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Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi Kritische Ausgabe Band 4: 1814–Juli 1817
Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi Kritische Ausgabe Band 4: 1814–Juli 1817
Herausgegeben von Rebekka Horlacher und Daniel Tröhler Unter Mitarbeit von Sandra Aebersold, Barbara Caluori, Alban Frei, Luca Godenzi, Norbert Grube und Claudia Mäder
Verlag Neue Zürcher Zeitung De Gruyter
Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung sowie der Commune d’Yverdon-les-Bains und dem Centre de documentation et de recherche Pestalozzi (Yverdon-les-Bains).
Vorwort zum vierten Band Der vierte Band der Sämtlichen Briefe an Pestalozzi enthält 504 Briefe von 267 Briefschreiberinnen und Briefschreibern und deckt den Zeitraum von Janaur 1814 bis Juli 1817 ab. Auf einer europäisch-politischen Ebene stehen in dieser Zeitspanne Napoleons Kapitulation im April 1814 sowie der Wiener Kongress (September 1814 bis Juni 1815) und die mit ihm verbundene Programmatik der Restauration im Vordergrund. Auf der wirtschaftlichen Ebene durchlebte Kontinentaleuropa in dieser Zeit aus zwei unterschiedlichen Gründen eine schwere Krise. Erstens setzte die 1814 erfolgte Aufhebung der seit 1806 gegen England gerichteten Kontinentalsperre die europäische Wirtschaft durch die Einfuhr maschinell erzeugter englischer Güter massiv unter Druck und führte zu hoher Arbeitslosigkeit. Zweitens hatten der sehr kalte Sommer und die heftigen Regenperioden 1816/17 Missernten zur Folge, was mit einem starken Anstieg der Lebensmittelpreise verbunden war. Gesellschaftlich setzte sich – ungeachtet der Restauration und der mit ihr verbundenen Präferenz der Aristokratie – mit dem handels- und wirtschaftsorientierten Bürgertum ein sozialer Stand immer stärker durch, der im 18. Jahrhundert noch nicht so dominant gewesen war und der zusehends Bildung als Voraussetzung seines Erfolges verstand. In dem Masse, wie sich die europäischen Staaten im Gegensatz zur ersten Dekade des 19. Jahrhunderts nach 1814/15 mit Ambitionen in Richtung nationalem Bildungswesen – mit Ausnahme Preussens, das bis zur restaurativen Wende 1819 diese Bestrebungen tatsächlich verfolgte – zurückhielten, entstand ein privater und weitgehend schwach reglementierter Bildungsmarkt, in welchem zusehends Angebot und Nachfrage wichtig wurden. Alle diese grossen politischen, ökonomischen und sozialen Themen kommen in den hier versammelten Briefen überaus deutlich zum Ausdruck und geben einen unmittelbaren Eindruck in eine Zeit, die trotz des Programms der Restauration nicht mehr Ancien Régime, aber durch die Niederlage Napoleons – wenigstens dem Prinzip nach – auch nicht länger modernen Staatsprinzipien verpflichtet war. Die Schweiz stand unmittelbar vor Ausbruch eines Bürgerkrieges zwischen restaurativen und progressiven Kräften, vor allem aber auch zwischen den Kantonen, die von der Helvetischen Revolution 1798 profitiert und jenen, die damals zu den Verlierern gezählt hatten. In dieser höchst spannungsvollen Zeit schrieb Pestalozzi sein (erstes) politisches Testament, An die Unschuld, den Edelmuth und den Ernst meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit
VI (Yverdon 1815), das in den Briefen an ihn wohlwollend kommentiert wurde. Allerdings standen nicht nur grosse Ereignisse im Fokus der Korrespondenz. Ein wichtiger Teil davon widmete sich den teils gehässigen Streitereien innerhalb der Lehrerschaft des Instituts, die schon 1808 begonnen und sich nach der negativen Evaluation 1810 durch die Tagsatzung massiv vergrössert hatten (vgl. SBaP III). Pestalozzi schien den meisten Zeitgenossen, internen Mitarbeitern und externen Freunden immer weniger in der Lage zu sein, das Institut zu leiten und es auf eine effiziente organisatorische und finanzielle Grundlage zu stellen. Reformpläne – so die vom französischen General und Politiker Marc Antoine Jullien angeregte Ökonomische Kommission des Instituts – scheinen zu wenig konsequent umgesetzt worden zu sein und insbesondere Pestalozzis unbedingtes Vertrauen zu einem seiner Mitarbeiter – Joseph Schmid – veranlasste 1816 zahlreiche langjährige Mitarbeiter, das Institut zu verlassen. Da einige von ihnen, unter anderem Johannes Niederer und Hermann Krüsi, in Yverdon eigene pädagogische Anstalten gründeten, blieben Begegnungen an der Tagesordnung und führten dazu, dass Kränkungen und Verletzungen sowie die Sehnsucht nach den Tagen des Aufbruchs nach 1800 lebendig blieben und in den Briefen bis fast zum Exzess thematisiert wurden. Trotz den in der ganzen Schweiz und sogar im Ausland bekannt gewordenen massiven innerorganisationalen Schwierigkeiten in Yverdon wurde das Interesse am Institut nicht kleiner. Zahlreiche Eltern, meist aus wohlhabenden Handels- oder oberen Handwerksberufen, interessierten sich für die in Yverdon angebotenen Bildungsgüter. Dabei zeigten sie sich über die Jahre hinweg immer selbstbewusster, verlangten für das Schulgeld ganz bestimmte Leistungen und formulierten detaillierte Anweisungen, die sie befolgt wissen wollten. Sie stellten dabei zwar nicht Pestalozzis Versprechen der «allgemeinen Menschenbildung» in Frage; ihr Interesse lag aber – nebst disziplinären Aspekten wie Wohlverhalten – unverkennbar bei den konkreten Leistungssteigerungen in den schulischen Fächern, von denen sie entweder Zugang zu höheren Bildungsanstalten oder – und das vor allem – zum Handelsgeschäft erwarteten; Erwartungen die sie auch ungeschminkt zum Ausdruck brachten. Pestalozzi stand in den Jahren 1815 stark unter Druck. Dass seine Frau Anna Schulthess, die zwar die letzten Jahre in Zürich und auf dem Neuhof bei Birr verbracht hatte, am 11. Dezember 1815 starb, half ihm bei der Bewältigung seiner Probleme sicher nicht,
VII und dass in dieser Zeit auch die pädagogische Methode des gegenseitigen Unterrichts, wie sie von Andrew Bell und Joseph Lancaster entwickelt worden war, vor allem im französischen und englischen Sprachraum Fuss zu fassen begann, auch nicht; zudem brach das Institut vor dem Hintergrund der steigenden Lebensmittelkosten finanziell fast zusammen und konnte nur durch staatliche Getreidelieferungen über die Runden gebracht werden. Dennoch gab es Lichtblicke, die nicht unterschätzt werden dürfen. Als nämlich die alliierten Kräfte am 9. Januar 1814 der Stadt Yverdon die Weisung zukommen liessen, ein Kriegslazarett einzurichten, hätte das auch das Schloss betroffen, in welchem das Institut untergebracht war. Diese Gefahr veranlasste Pestalozzi, eigens nach Basel zu reisen, um Zar Alexander I. von dieser Idee abzubringen. Das gelang ihm nicht nur, sondern er erhielt für seine Bemühungen um Volkserziehung sogar noch den Kaiserlichen Orden des Heiligen und Apostelgleichen Grossfürsten Wladimir, kurz den St.Wladimirs-Orden 4. Grades, der ihn mit grossem Stolz erfüllte und der in den Briefadressen oft Erwähnung fand. Der grösste Erfolg war aber mit Sicherheit die erfolgreiche Subskription der Ausgabe seiner gesammelten Werke, die Pestalozzi schon 1812 ins Auge gefasst hatte und die angesichts der schwierigen ökonomischen Lage ab 1815 Kapital versprach, das für den Fortbestand des Instituts verwendet werden sollte. Im Januar 1817 wurde der Vertrag für eine Gesamtausgabe beim Stuttgarter Verlag Cotta unterzeichnet und die Subskription im März 1817 ausgeschrieben. Bis Anfang 1818 brachte sie rund 1850 Subskriptionen ein – eine für die damalige Zeit und den hohen Preis beeindruckende Zahl. Damit zeigt sich deutlich – und wie es scheint, wurde dieser Sachverhalt in der historischen Bildungsgeschichte im Allgemeinen und in der Pestalozzi-Forschung im Speziellen eher zu wenig beachtet –, wie das allgemeine Bildungsinteresse des zumeist bürgerlichen Publikums trotz Restauration und Wirtschaftskrise ungebrochen hoch und wie tragfähig das ausgedehnte internationale Netzwerk war, das sich Pestalozzi im Verlauf der Jahre aufgebaut hatte. Dieses trug dann auch massgeblich dazu bei, dass in Zukunft politische, soziale und wirtschaftliche Probleme vor allem auch pädagogisch formuliert, das heisst in der Regel der Schule übertragen wurden. Wie die drei Bände zuvor wäre auch die Realisation dieses vierten Bandes der Kritischen Ausgabe der Briefe an Pestalozzi ohne die Mitarbeit und Mithilfe zahlreicher Personen nicht möglich gewesen.
VIII Erneut hat uns Andrea de Vincenti schwer entzifferbare Stellen in den Briefen dechiffriert und Ruth Villiger hat uns sowohl bei fremdsprachigen Stellen als auch bei der Erstellung des Registers mit grosser Sachkenntnis unterstützt. Ihnen gehört ebenso unser Dank wie den zahlreichen Archiven und Bibliotheken im In- und Ausland, die unzählige Anfragen beantwortet haben und uns halfen, Daten auch über scheinbar unwichtige Ereignisse und Personen in die Kommentierung der Briefe zu integrieren. Ganz besonders möchten wir uns beim Schweizerischen Nationalfonds bedanken, der die Arbeit an dieser Ausgabe nunmehr alleine finanziert, dem Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, die dem Projekt eine neue Heimat gegeben hat, und last but not least dem Centre de documentation et de recherche Pestalozzi in Yverdon und dessen Präsidenten Jean-Jacques Allisson, das zusammen mit der Stadt Yverdon und dem Schweizerischen Nationalfonds die Finanzierung der Druckkosten dieses Bandes übernommen hat. Daniel Tröhler/ Rebekka Horlacher Luxemburg / Zürich, Januar 2012
Editorische Hinweise Die Edition der Briefe an Pestalozzi hat den Anspruch, sämtliche überlieferten oder erschlossenen Briefe an Pestalozzi zum Abdruck zu bringen. Dabei wird nicht unterschieden, ob die Briefe Pestalozzi tatsächlich erreicht haben, auf dem Weg zu ihm verloren gingen oder gar nie abgeschickt wurden. Entscheidend für die Aufnahme ist die Absicht, einen Brief abzuschicken. Der Begriff «Brief» ist zudem weit gefasst; aufgenommen wurden sämtliche schriftliche Mitteilungen, von denen mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dass sie Pestalozzi zugekommen sind oder ihm hätten zukommen sollen. Briefe umfassen hier denn auch Rechnungen, Gedichte sowie kurze Mitteilungen und Notizen. Die Briefe wurden textgetreu transkribiert. Die Interpunktion wurde beibehalten, ebenso die Gross-/Kleinschreibung. Von den Herausgebern gesetzte Absätze sind mit ¬ markiert. Kommentarlos verändert wurde ÿ zu y, ß zu ss, die mit einem Strich bezeichnete Verdoppelung der Konsonanten wurde ausgeschrieben, ebenso Abkürzungen, wobei die Ergänzungen in eckige Klammern [ ] gesetzt sind. Jeder Brief wird nach einem identischen Muster zum Abdruck gebracht, die Sacherklärungen schliessen unmittelbar an. Die Edition orientiert sich an folgendem Schema: Brieftext 1. Zeile: Briefnummer. Die Briefe sind in chronologischer Reihenfolge nummeriert. 2. Zeile: Name des Absenders. Bei Briefschreiberinnen ist der Name zur Zeit des Briefdatums entscheidend. 3. Zeile: Datum des Briefes. Dieses wird von den Herausgebern gesetzt und verwendet moderne Bezeichnungen für Tag, Monat und Jahr. 4. Zeile: Originaladresse. Der Zeilenumbruch folgt dem Original. 5. Zeile: Originaldatum 6. Zeile: Brieftext. Beginnt mit der Anrede 7. Zeile: Unterschrift 8. Zeile: Nachschrift. Gleiche Gestaltung wie der Brieftext. Im Original unterstrichene Stellen werden g e s p e r r t gedruckt. Weitere Besonderheiten sind in der Textkritik erwähnt.
X Überlieferung 1 Bei handschriftlichen Zeugen erfolgt Siglierung sowie Angaben von Eigentümer, Ort der Aufbewahrung und Signatur. 2 Bei handschriftlichen Zeugen erfolgt Angabe zur Papierform (Blatt oder Bogen). Das Format wird in mm (Breite x Höhe) angegeben. Für die Bestimmung der Breite ist die Schreibrichtung massgebend. 3 Bei handschriftlichen Zeugen werden aussergewöhnliche Merkmale von Blatt und Schriftbild, Beschädigung sowie Unvollständigkeit verzeichnet. 4 Bei handschriftlichen Zeugen werden Angaben zur Adresse, zu Vermerken, zur Paginierung, zu Siegel(spuren) sowie zu Poststempeln gemacht. 5 Bei handschriftlichen Zeugen wird der Status der Handschrift angegeben. Unterschieden werden Original (in der vorliegenden Form zum Adressaten gelangt), Entwurf, Copia (zeitgenössische Abschrift), Abschrift, Protokolleintrag. 6 Probleme der Absender-Zuschreibung, Datierung und Bearbeitung werden hier aufgeführt, sofern sie textologischer Natur oder inhaltlich auf eine knappe Form eingrenzbar sind. Ist dies nicht möglich, werden sie in der Sacherklärung II. diskutiert. Textkritik H autorisierter handschriftlicher Zeuge mit Handschrift des Absenders (dazu gehören auch Zeugen, die bloss die Unterschrift des Absenders tragen sowie Zeugen mit gedruckten Bestandteilen) h autorisierter handschriftlicher Zeuge ohne Handschrift des Absenders [h] nicht autorisierter handschriftlicher Zeuge a autorisierter Druck [a] nicht autorisierter Druck Sacherklärung I. Biographie des Absenders. Diese versucht möglichst die ganze Lebensspanne abzudecken und verortet die Person im geistigen, politischen, ökonomischen und sozialen Kontext. Eine ausführliche Biographie findet sich jeweils beim ersten Brief eines Absenders. An allen anderen Stellen wird mit «⇒ Nr.» darauf verwiesen.
XI II. Kontext zum Brief. Erläutert den Anlass des Briefes, soweit dieser nicht aus dem Brief selbst ersichtlich wird, und verortet den Brief innerhalb einer längeren Korrespondenz oder im historischen Kontext. III. Einzelne Sacherklärungen. Hier werden sowohl Personen erläutert, die nicht als Absender in Erscheinung treten, als auch mundartliche Ausdrücke, Helvetismen, unklare Begriffe sowie Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse. Verwendete Zeichen im Brieftext: [ ] Ergänzung des Herausgebers ¬ nicht originaler Absatz — Auslassung im Text * unleserliche Stelle Verwendete Zeichen im Anhang: ∫ Einfügungszeichen in der Handschrift Streichung des Autors
Abkürzungsverzeichnis Morf I–IV
Heinrich Morf: Zur Biographie Pestalozzi’s. Ein Beitrag zur Geschichte der Volkserziehung. 4 Bände. Winterthur 1868–1889 NPS Neue Pestalozzi-Studien. Daniel Tröhler (Hrsg.). Bern 1993 ff. PSB I–XIV Johann Heinrich Pestalozzi: Sämtliche Briefe. Kritische Ausgabe. 14 Bände. Zürich 1946–1995 P.-Bl. Pestalozzi-Blätter. Otto Hunziker (Hrsg.). Zürich 1878–1906 P.-St. Pestalozzi-Studien. Ludwig Wilhelm Seyffarth (Hrsg.). Liegnitz 1896–1903 PSW I–XXIX Johann Heinrich Pestalozzi: Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe. 29 Bände. Berlin/Leipzig/Zürich 1927–1996 Schönebaum I–IV Herbert Schönebaum: Pestalozzi. 4 Bände. Leipzig/Erfurt/Langensalza 1927–1942 StA Staatsarchiv Stadler Peter Stadler: Pestalozzi. Geschichtliche Biographie. Band 1 und 2. Zürich 1988 und 1993 ZB Zürich Zentralbibliothek Zürich
Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi
3 1390. Hermann Krüsi um 1814? 5
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Theurer, ewig theurer Vater! Ich möchte dir heute unendlich lieber ein vollendetes Werk als Worte und Versprechungen überreichen; allein es war mir nicht möglich das Angefangene auf den Punkt zu bringen, dass ich es dir hätte anbieten dürfen. Es thut meinem Herzen unaussprechlich wohl dass meine Bearbeitung der Bibel dir einige Befriedigung gewährt. Ihr Innhalt zerfällt mir in 3 Theile, nemlich a) d i e ä u s s e r e N a t u r , b) d e r M e n s c h , c) G o t t . Der 2te Theil hat wieder 2 besondere Seiten nemlich 1stens A n s i c h t e n d e r m e n s c h l i c h e n N a t u r 2tens D a r s t e l l u n g e n d e s m e n s c h l i c h e n L e b e n s . Der 3te Theil stellt Gott in seinem gedoppelten Verhältniss zum W e l t a l l und zur M e n s c h h e i t dar, oder mit andern Worten, er enthält die Offenbarung seiner A l l m a c h t und W e i s h e i t durch die W e r k e d e r S c h ö p f u n g und diejenigen seiner L i e b e durch seinen S o h n . Ich möchte in dieser Arbeit einen vernünftigen, gemüthlichen und gläubigen Catechismus der Menschheit liefern; Aber mit Schmerzen fühle neben der Grösse dieser Aufgabe meine persönliche Schwäche und spreche dich heute ernst und dringend um deinen Beystand an. Deine und Niederers Ansichten werde ich dabey benutzen, so viel ich sie zu fassen vermag. Dass die Arbeit dem ohngeachtet den Stempel meiner beschränkten Individualität tragen wird, ist ein nothwendiges Ubel das ich nicht verhindern kann. Die m i n e r a l o g i s c h e n R e d e ü b u n g e n werde ich mit Herrn Breisig so viel möglich betreiben um bald damit deinen Wünschen entsprechen zu können. Die Kennzeichenlehre wird, abgesehen von dem eigentlichen Unterricht in der Mineralogie anziehend einfach und bildend seyn, und die Zöglinge für die Erlernung der Wissenschaft kräftig vorbereiten. Ausser diesen 2 Gegenständen ist es die A n s c h a u u n g s l e h r e d e r S p r a c h v e r h ä l t n i s s e , die in den freyen Augenblicken meinen Geist beschäftigt. Ich habe sie noch nicht so weit gebracht dass du sie als der Idee der Methode gemäss anerkennen kannst, aber ich hoffe, dieser Moment werde nicht mehr ferne seyn. Sie wird gewissermassen einen Gegensatz mit den Redeübungen bilden, die theils im Buch der Mütter, theils in Krügers Kaweraus Hagenauers Heften enthalten oder in dieser Hinsicht noch aufgestellt werden können. Allen diese Übungen entsprechen e i n e m
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Bedürfniss der Sprachentwicklung, ein a n d e r e s hingegen, das eben so wichtig ist, bleibt in denselben unbefriedigt. In der Anschauungslehre der Sprachverhaltnisse, wie ich mir dieselbe denke, ist nicht dieser oder jene Gegenstand der Natur oder der Kunst, noch irgend eine Sammlung solcher Gegenstande sondern die Sprache selbst die Quelle und zugleich das herrschende, Leitende, aus der ihre Ubungen hervorgehen. Diese ruhen nach der Natur der Sprache auf einer doppelten Grundlage nehmlich 1stens auf dem Ä u s s e r n , s i n n l i c h W a h r n e h m b a r e n derselben – dem T o n und ihrem Z e i c h e n – woraus das Buchstabieren, Lesen, Schreiben, und für die Grammatik die Bildung, Ableitung und Biegung der Wörter, einzeln und im Satze hervorgeht. 2tens auf dem I n n e r n , G e i s t i g e n der S p r a c h e d[as] h[eisst] dem Wort als einem unzertrennlichen Ganzen als Ausdruck einer Vorstellung oder eines Begriffs. Hieraus gehen alle Bildungsformen des Satzes hervor. Jeden Tag überzeuge ich mich mehr, dass in der Anschauungslehre der Sprachverhältnisse ein eben so nothwendiger Gang liegt, als in der Anschaungslehre der Zahlen- und Formenverhältnisse. Ich bin mir bewusst diessfalls etwas leisten zu können das ebenso allgemein in die Volksschulen eingreifen wird als die Zahlenlehre. Die Bedingungen dieser Arbeit sind nothwendig – die Ausführung öffnet einen unendlichen Spielraum und regt die Selbstthätigkeit des Kindes auf eine überraschende Weise an. Die Individualität eines jeden drückt sich in den zartesten Schattirungen aus. Ich darf es heilig versichern – es geht K r a f t daraus hervor und die Furcht vor Z e i t v e r l u r s t ist völlig unbegründet. Vater es war mir nöthig dir meine Überzeugung mitzutheilen, Zugleich aber verspreche ich dir, damit deinen n ä h e r n Absichten nicht in die Quere zu kommen, sondern dasjenige z u e r s t auszuführen was du als dem Ganzen dringender und deinen Zwecken entsprechender erkennest, insoweit die Hülfe zur Erreichung derselben in meinen Kräften steht. Diese 3 Gegenstände meiner Thätigkeit besonders der erste und der letzte werden auf lange meine Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 173/4 Bogen, 240 x 180 mm Schluss fehlt Original
5 Textkritik Zeuge H Z. 15 Z. 15 Z. 27 Z. 43 f. Z. 50 Z. 67 Z. 67
Theil stellt Gott ∫ eigentlich: ist ist ein das eben 1stens ∫ eigentlich: den den zartesten aus. Ich Sacherklärung I.
Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 II. Die Datierung dieses Briefes von Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) wird durch zwei Ereignisse bestimmt: 1813 wurde Krüsi in seiner alltäglichen Arbeit in Yverdon durch einen Buchhalter entlastet, so dass er wieder mehr Zeit fand, an eigenen Projekten zu arbeiten. Johannes/Johann/Jean Preisig (1775–1814, ⇒ Nr. 963) wiederum starb 1814, damit erscheint eine Datierung Anfang 1814 wahrscheinlich. Die hier ebenfalls erwähnte Bearbeitung der Bibel wurde erst 1816 veröffentlicht, sodass eine wesentlich frühere Datierung wohl ebenfalls eher ausgeschlossen werden kann. III. Z. 9 f.
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meine Bearbeitung der Bibel: Hermann Krüsi: Biblische Ansichten der Werke und Wege Gottes zu religiöser Belebung der Volksbildung in Haushaltungen und Schulen. Yverdon 1816 Niederers: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 m i n e r a l o g i s c h e n R e d e ü b u n g e n : Redeübungen bzw. Übungen in der Eloquenz waren in der zeitgenössischen (Hochschul-)Bildung üblich. Hier dürften wohl Übungen im Themenkreis der Mineralogie gemeint sein, möglicherweise auch «Krüsis mineralogische Unterhaltungen mit den Kindern», die Georg Franz/Franz Georg Hofmann (1765–1838, ⇒ Nr. 802) in einem Brief vom 5. März 1812 an Johannes/Jean Schneider (1792–1858, ⇒ Nr. 1317 f) und Fridolin Baumgartner (1791–1814, ⇒ Nr. 1317 f) erwähnte (vgl. Festgabe zur LX. Jahresversammlung der Allgemeinen Geschichtforschenden Gesellschaft. Bern 1905, S. 211). Breisig: Johannes/Johann/Jean Preisig (1775–1814) ⇒ Nr. 963 Kennzeichenlehre: Die Kennzeichenlehre geht auf Abraham Gottlob Werner (1749–1817) zurück, der die Mineralogie als ein von der Bergbaukunde getrenntes Fach etabliert hatte. Er kritisierte die zeitgenössischen Kategorisierungsversuche in der Mineralogie als unzureichend, da «kaum ein Fossile in der Mineralogie, welche es auch sey, so beschrieben [sei], dass man es daraus gleich kennen und von andern ihm ähnlichen völlig unterscheiden könnte» (Abraham Gottlob Werner: Von den äusserlichen Kennzeichen der Fossilien. Leipzig 1774, S. 31). Er verfolgte eine Standardisierung der äusseren Beschreibung von Fossilien in der Wissenschaft, die heute noch als «klassisch» gilt.
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Buch der Mütter: Johann Heinrich Pestalozzi: Buch der Mütter, oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Zürich 1803 (PSW XV, S. 341–424) Krügers: Johann Heinrich Krüger (1769–1848) ⇒ Nr. 1017 Kaweraus: Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844) ⇒ Nr. 1453 Hagenauers: Georg Andreas Hagnauer (1783–1848) ⇒ Nr. 1169 Heften: Damit dürften handschriftliche Unterlagen zur didaktischen Umsetzung der Methode gemeint sein.
1391. Marc Antoine Jullien Anfang Januar 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1392 und ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/7 Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
1391 a. Johann Caspar von Orelli Januar 1814 5
[Reg.] Orelli teilt Pestalozzi mit, dass Steiner aus Bergamo zwei seiner Söhne nach Yverdon habe schicken wollen, dies aber wegen des Gerüchts, dass das Institut aufgelöst worden sei, nicht getan habe.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 90.5 ff. Sacherklärung I.
Johann Caspar von Orelli (1787–1849) ⇒ Nr. 851 III. Z. 4
Steiner: Diethelm Steiner (1766–1852) wuchs in Winterthur als Sohn eines Bäckers und Gastwirts auf. 1798 lies er sich zusammen mit seiner Frau Maria Sara Rieter (1780–1859) in Bergamo als Seidenkaufmann
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nieder, wo er die eigene Firma Dietelmo Steiner aufbaute. 1810 wurde er in den örtlichen Gemeinderat gewählt und amtete ein Jahr später als Richter für kommerzielle Angelegenheiten. Im Jahre 1827 wurde Steiner paritätischer Teilhaber der in Winterthur domizilierten Firma Sulzer & Steiner, die 1833 allerdings liquidiert wurde. Söhne: Heinrich/Enrico Steiner (1804–1886) von Winterthur, geboren in Bergamo, stieg als Seidenkaufmann ins familieneigene Unternehmen Dietelmo Steiner ein, das er später auch übernahm. Er war Mitgründer der Società industriale bergamasca (1844) und widmete sich intensiv der Malerei, was ihm einen Preis (1821) und eine Ausstellung (1835) einbrachte. Steiner heiratete 1826 Rosa Zavaritt (1807–1832) und 1839 Amalie Hegner (1817–1869). Fritz/Federico Steiner (1802–1882) von Winterthur, geboren und aufgewachsen in Bergamo, wurde wie sein Bruder Seidenkaufmann.
1392. Marc Antoine Jullien 12. Januar 1814 5
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à Monsieur Pestalozzi directeur de l’institut d’éd[ucati]on d’Yverdun et, en son abesence, à Monsieur Niederer instituteur à Yverdun Canton de Vaud Suisse Mantoue, 12 janvier 1814
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Mon cher et respectable ami, Je vous ai écrit, ainsi qu’à mes enfans, dans les derniers jours de décembre, et de puis encore, au commencement de cette année. J’ignore si mes lettres auront pu vous parvenir. Les derniers événemens, qui ont placé si près de vos paisibles contrées le théatre des opérations militaires, nous ont causé beaucoup de vives inquiétudes à ma femme et à moi. Depuis longtems, nous sommes privés des nouvelles de votre intéressante famille, qui comprend la plus précieuse partie de la notre. Tâchez de me faire parvenir une réponse et quelques détails sur mes trois fils par la même voie par laquelle la présente lettre doit vous être envoyée. Je me repose sur vos soins obligeans et paternels et sur vos dignes Collaborateurs; mon estimable ami M[onsieur] Niederer, M[essieu]rs Krusi, Blochmann, Lehman, Weileman, Goldi, Ramsauer, pour veiller à mes fils et pour
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suivre toutes les parties de leur développement et de leur éducation. Attendez une occasion favorable et sûre pour m’envoyer leurs cahiers de nouvel an, qui me mettront au courant de leurs progrès dans toutes les branches de leurs études. J’espère bien aller les embrasser, ce printems. La bienfaisante paix, si nécessaire au monde entier, parait presque assurée. Recevez tous mes vœux pour votre santé et votre bonheur. Offrez mes hommages respectueux à Madame Pestalozzi, à M[ademoise]lle Kasthoffer, à M[ada]me de Guemps, à M[onsieur] Doxat, qui vous soldera par avance la pension de mes enfans, si nos communications sont interrompues, à M[esda]mes Dupeyron et Julie Doxat, et aux deux respectables veuves M[esda]mes Herman et Develey. J’embrasse mes fils bien aimés, et v[ou]s renouvelle, monsieur et cher ami, les sentimens de ma reconnaissance et de tout mon dévouement. Jullien P.S. Il m’est arrivé, depuis quelque tems un événement très facheux, qui, je l’espére, n’aura aucune suite. J’ai été l’objet d’une dénonciation cachée, d’après laquelle on a fait examiner mes papiers, qui se composent, en grande partie, de matériaux pour mon travail complet sur votre institut et votre méthode d’éd[ucati]on, sur lesquels je n’ai encore publié qu’une ébauche imparfaite, et d’autres matériaux pour mon ouvrage projetté sur la philosophie des sciences, dont je désire beaucoup m’occuper, aussitôt que la paix et un peu de santé me permettront quelques méditations suivies et de longe intervalles de loisir. Ne parlez à personne de cet incident, dont je v[ou]s donne avis, par suite de l’intérêt que v[ou]s me portez. Ma femme embrasse ses chers enfans et se joint à moi p[ou]r v[ou]s assurer de tout notre attachement. J’ai écrit à la famille des D[emoise]lles Siauve p[ou]r faire payer leur pension. Donnez-moi des n[ou]velles d’Elise, de Fortunée, de la petite Rosalie, des élèves amis de mes fils, Thouvenot et Pastol. Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/3 Bogen, 202 x 126 mm Stempel LUCERNE, Dorsualvermerk p[ar] adr[ess] B[ourgeois] Falcine à Lucerna Original Textkritik
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9 Sacherklärung I. Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Mantua war Teil des 1805 von Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) gegründeten Königreichs Italien und eng mit Frankreich verbunden. Die sich nach der Völkerschlacht von Leipzig (16.–19. Oktober 1813) abzuzeichnen beginnende Niederlage Napoleons führte denn auch in der Lombardei zu einer allgemeinen Unruhe, die sich unter anderem in einer Erschwerungen des Briefverkehrs ausdrückte. Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) beklagte sich auch in einem längeren Brief vom 17. März 1814 an seine drei Söhne Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239), er habe seit dem 28. Dezember 1813 keine Neuigkeiten von ihnen oder dem Institut mehr erhalten (ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/7). III. Z. 8 Z. 15 Z. 20 Z. 23 Z. 26 Z. 26 Z. 27
Z. 27 Z. 27 Z. 27 Z. 35 Z. 35 Z. 35 f. Z. 36
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Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 écrit: ⇒ Nr. 1389, ⇒ Nr. 1391 femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 trois fils: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Lehman: Julius/Julien Adolph Lehmann (auch Leeman) stammte vermutlich aus Nancy, war von Mai 1810 bis 1815 Lehrer für Französisch in Yverdon, wechselte anschliessend an eine Privatschule in Stuttgart (⇒ Nr. 1136) und publizierte pädagogische Schriften. 1839 eröffnete er zusammen mit seiner Frau Maria Lehmann-Berger in Basel ein Töchterinstitut, das 1854 vermutlich wegen sinkenden Schülerinnenzahlen aufgegeben wurde. Nach dem Wegzug von Basel verliert sich seine Spur. Weileman: Johann Jakob Weilenmann (1787–1827) ⇒ Nr. 1268 Goldi: Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Kasthoffer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 de Guemps: Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819) ⇒ Nr. 1368 Doxat: Jean François Gamaliel Doxat (1744–1833) aus Yverdon liess sich in Turin als Bankier nieder (daher der Namenszusatz «de Turin») und hatte mit seiner Ehefrau, der Genferin Marie-Antoinette Achard (*1739), eine Tochter, Jeanne-Marie (1779–1821, ⇒ Nr. 1430), sowie drei Söhne – Jacques François René (1776–1811), Louis Rodolphe (1777–1797) und Alexis Jacques (1783–1867), der sich als Bankier in London etablierte. 1785 in den Kanton Waadt zurückgekehrt, war Doxat de Turin später Mitglied der Ökonomischen Kommission (⇒ Nr. 1455) für Pestalozzis Institut. Dupeyron: Madame Dupeyron ⇒ Nr. 1304 Julie Doxat: Julie Doxat-Doxat (1778–1838) war die Tochter von Louis Rodolphe Doxat (1732–1819), dem Besitzer der Herrschaft Champvent
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und die Schwester von (Jean) Louis Doxat de Champvent (1773–1861), dem Bürgermeister von Yverdon (1806–1815). Julie war seit 1801 mit Jacques François René Doxat (1776–1811) verheiratet. Aus der Ehe gingen die Kinder Anne Louise (1801–1829) und Jacques Louis (1804–1865) hervor. Herman: Suzette Hermann-Develey (1754–1827) war die Tochter eines Händlers und Kaufmanns aus Yverdon und heiratete 1780 den Pfarrer Jean-François Hermann (1752–1813, ⇒ Nr. 774). Develey: Jeanne Henriette Develey-Mandrot (1765–1840) ⇒ Nr. 1189 dénonciation cachée: Ende 1813 wurde Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) aufgrund einer anonymen Denunziation in Mantua vom kaiserlichen Kommissar wegen Verdachts auf anti-napoleonische publizistische Tätigkeiten für einige Monate inhaftiert und seine Schriften konfisziert. Die Untersuchungen konnten jedoch keine komprimierenden Aussagen in Julliens Unterlagen nachweisen und das Verfahren wurde im März 1814 eingestellt. travail complet: Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) hatte 1812 eine zweibändige Abhandlung über Pestalozzis Institut und seine Methode veröffentlicht (Esprit de la méthode d’éducation de Pestalozzi, vgl. Israel III, S. 91 f.) und beschäftigte sich offenbar schon bald darauf mit einer Überarbeitung derselben, die dann allerdings erst 1842 erschien (Exposé de la méthode d’éducation de Pestalozzi). D[emoise]lles Siauve: Elise/Elize Siauve (*1796/97, ⇒ Nr. 1348 b) und Fortunée Niederer-d’Albepierre (1801–1876, ⇒ Nr. 1348 b) Rosalie: Rosalie Catherine Eugénie Françoise Paturel (*1808) ⇒ Nr. 1344 c Thouvenot: Charles/Télémache/Télémaque Thouvenot ⇒ Nr. 1312 b Pastol: Joseph Numa Pastol de Keramelin (1802–1862) ⇒ Nr. 1251
1392 a. Pierre Thouvenot Winter/Frühjahr 1814 [Reg.] Briefe mit unbekanntem Inhalt.
Überlieferung 1
Nr. 1416 a Sacherklärung I.
Pierre Thouvenot (1757–1817) ⇒ Nr. 1312 b
11 1393. Marc Antoine Jullien 15. Januar 1814 5
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à Monsieur Monsieur H[einrich] Pestalozzi fondateur et directeur de l’institut d’éducation établi à Yverdun Canton de Vaud Suisse en Son absence à Monsieur Niederer, instituteur. Mantoue, 15 janvier 1814
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Monsieur et bien respectable ami, Je vous ai écrit plusieurs fois, et par différentes voies, depuis quelque tems, étant fort inquiet sur votre compte et sur celui de mes enfans, à cause des circonstances actuelles, et désirant beaucoup avoir de vos nouvelles et vous donner des miennes. Répondez-moi par la même voie, par laquelle je vous écris, et bornez-vous à m’apprendre tout ce qui m’intéresse le plus: 1° Si votre santé, précieuse à tous les amis de l’humanité et à votre intéressante famille, se conserve bonne, et si votre digne compagne est rétablie. 2° Si mes enfans se portent bien; si leur développement physique, moral et intellectuel continue d’être satisfaisant, quels sont les objets de leurs études et dans quelles branches chacun d’eux réussit-il mieux? 3° Si votre vallée d’Yverdun est à peu près tranquille, malgré les grands passages de troupes, qui ont eu lieu, dans le voisinage. 4° Si votre institut poursuit le cours de ces études, et si vous avez toujours de bons professeurs pour toutes les branches d’enseignement, et en particulier M[essieu]rs Ramsauer, Krusi, Goldi, Lehman, Veileman, Blochmann. Si on continue l’enseignement du chant, de la gymnastique, de la géographie, de l’histoire, du latin, du dessin. 5° Si votre digne ami et Collaborateur M[onsieur] Niederer se porte bien et si vous avez de bonnes nouvelles de notre excellent ami, M[onsieur] Mieg, qui, je l’espére, pourra vous rejoindre bientôt, et dont la présence et les soins me paraissent essentiels à votre institut.
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6° Si M[ademoise]lle Kasthoffer et son institut des demoiselles sont toujours dans un état satisfaisant, et si les jeunes élèves Elisa, Fortunée et Rosalie se portent bien. Ma femme est toujours d’une santé languissante; je souffre beaucoup de la poitrine; j’ai eu, depuis trois mois, un redoublement d’occupations, d’embarras, de souffrances physiques, de peines morales, de contrariétés, de chagrins. Mes deux petits Alphonse et Stéphanie se portent bien. J’embrasse tendrement mes fils chéris, mon Auguste, mon Adolphe, mon Alfred. Je leur ai écrit, qu’ils soient sages et bien unis. J’espére que la paix, si désirée, me permettra d’aller, avec leur mére, les embrasser, ce printems. J’ai grand besoin de ce dédommagement, pour rétablir un peu ma santé et réjouir mon ame. Offrez nos respectueux hommages à Madame Pestalozzi – toutes nos civilités empressées à M[ademoise]lle Kasthoffer, à M[eda]mes Herman, Develay, Mandrot, Doxat, Deguemps, Bourgeois. Je vous recommande mes fils. Soyez leur père. Votre dévoué ami Jullien Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/4 Bogen, 211 x 126 mm Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. ⇒
Nr. 1392 III.
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Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 écrit: ⇒ Nr. 1389, ⇒ Nr. 1391, ⇒ Nr. 1392 circonstances actuelles: Nach der Niederlage Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) stand die Schweiz Anfang 1814 vor einem Bürgerkrieg. Bern hatte Ende 1813 das ehemalige Untertanengebiet der Waadt zurückverlangt, was zu beträchtlichen Spannungen zwischen den alten und den neuen Kantonen führte. Unter dem Druck der siegreichen Koalition der Grossmächte rückten die nur noch lose im Bundesverein
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Z. 32 Z. 32 Z. 32 Z. 33 Z. 33 Z. 33 Z. 38 Z. 41 Z. 41 Z. 42 Z. 43 Z. 43 Z. 44 Z. 47 Z. 48
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von 1813 organisierten souveränen Kantone im Sommer 1814 wieder enger zusammen und konstituierten sich mit dem Bundesvertrag vom 7. August 1815 mit den neu dazu stossenden Kantonen Genf, Wallis und Neuenburg als Staatenbund. enfans: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) grands passages de troupes: Im Winter 1813/14 bestand die Gefahr einer französischen Verteidigungslinie entlang dem Jura, was für Yverdon eine unmittelbare Verwicklung in die Kriegsgeschehnisse bedeutet hätte. Hinzu kam, dass geplant war, in Yverdon ein Militärlazarett einzurichten, womit Pestalozzis Anstalt ins Zentrum des Kriegsgeschehens gerückt worden wäre (Stalder II, S. 387 f.). Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Goldi: Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200 Lehman: Julius/Julien Adolph Lehmann ⇒ Nr. 1392 Veileman: Johann Jakob Weilenmann (1787–1827) ⇒ Nr. 1268 Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Kasthoffer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 institut: ⇒ Nr. 867 Elisa: Elise/Elize Siauve (*1796/97) ⇒ Nr. 1348 b Fortunée: Fortunée Niederer-d’Albepierre (1801–1876) ⇒ Nr. 1348 b Rosalie: Rosalie Catherine Eugénie Françoise Paturel (*1808) ⇒ Nr. 1344 c femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 Alphonse: Alphonse Jullien ⇒ Nr. 1239 Stéphanie: Antoinette-Stéphanie Jullien (*1812) heiratete den Librettisten und Schauspieler Joseph-Philippe Simon, genannt Lockroy (1803–1891); ihr Sohn, Édouard Simon Lockroy (1838–1913) wurde ein radikaler Politiker und einflussreicher Minister der Dritten Republik Frankreichs. écrit: Scheint nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der Nachlass von Marc Antoine Jullien (1775–1848 ⇒ Nr. 1200) im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht eingesehen werden. Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Herman: Suzette Hermann-Develey (1754–1827) ⇒ Nr. 1392 Develay: Jeanne Henriette Develey-Mandrot (1765–1840) ⇒ Nr. 1189 Mandrot: Louise Marianne Auberjonois (1742–1831), Tochter eines Kaufmanns aus Yverdon, heiratete dort den Import-Exportunternehmer und späteren Dragoner-Hauptmann Louis-Gamaliel Mandrot (1740–1795), mit dem sie eine Tochter, Jeanne Henriette Develey-Mandrot (1765–1840, ⇒ Nr. 1189) hatte. Doxat: Julie Doxat-Doxat (1778–1838) ⇒ Nr. 1392 Deguemps: Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819) ⇒ Nr. 1368 Bourgeois: Elisabeth Lidie Bourgeois-Burnand (*1769) ⇒ Nr. 1189
14 1394. Karl August von Wangenheim 16. Januar 1814 5
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An Herrn Heinrich Pestalozzi, Vorsteher der Erziehungsanstalt in Yverdon recommandirt frei Grenze Pr[ofessor] v[on] W[an]g[en]h[ei]m Tübingen d[en] 16ten Januar 1814.
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Erlauben Sie mir, mein verehrter Freund! Ihnen unmittelbar über eine Angelegenheit zu schreiben, welche seither blos durch den gutmüthigen Professor Michälis verhandelt worden ist. Dieser wurde durch die dringenden Empfehlungen, welche er für den Israeliten Gerber von Castel aus erhielt, verführt, zu glauben, dass er von dort aus, namentlich durch Jacobsohn auch eine reelle Unterstützung für jenen jungen Mann auswirken würde. Diese Hoffnung stieg bei ihm, weil er auch an andern Orten sich für ihn interessirte. Von München aus wurde dem Gerber auf den Fall eine kleine Unterstützung versprochen, wenn ich mich für die gute Verwendung verbürgte. Ich that dieses und erhielt hierauf beikommenden Wechsel. Der Betrag desselben ist also für die k ü n f t i g e Erhaltung Gerbers zunächst bestimmt. Inzwischen ist dieser abgereist, und ich glaube mich daher, streng genommen, verpflichtet, das Geld entweder für die Rückehr Gerbers zu Ihnen aufzuheben, oder es, falls diese nicht erfolgte, an den Geber nach München zurükzusenden, es aber den weitern Bemühungen des Prof[essors] Michälis zu überlassen, die Summe, die er Ihnen für Gerber schuldig geworden ist, anderweit herbeizuschaffen. Da aber der erstere Fall, nemlich die Rückehr Gerbers zu Ihnen, der wahrscheinlichere ist, u[nd] da Sie für den Augenblick des Geldes bedürftig sind, so glaube ich mich nicht zu verfehlen, wenn ich die ganze Summe bei Ihnen für Gerber deponire, damit Sie davon einstweilen, und bis Michälis andere Mittel schaffen wird, dasjenige, was Sie zu fordern haben, für Sich verwenden können. Dagegen bitte ich mir von Ihnen eine einfache Bescheinigung darüber aus, dass Sie von mir für Gerber den Betrag von 130 Gulden rheinisch
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durch Wechsel auf die Königl[ich] Württemberg[ische] Hofbanque richtig erhalten haben. Ich kann Ihnen, theuerster Freund! mit Worten nicht ausdrücken, wie mich die Sorge um die Erhaltung Ihrer Anstalt in den jetzigen Zeiten, wo sie vom Kriege und von den Reclamationen Berns gleich bedroht wurde, gefoltert hat. Es ist nichts peinlicher, als die Nothwendigkeit der Hülfe einsehen, und dafür keine Mittel zu haben. Doch war ich nie ohne Hoffnung, aber gewohnt, so selten meine Hoffnungen in Erfüllung gehen zu sehen, marterte es mich wieder, mich diesen Hoffnungen nicht ganz hingeben zu können, und ich bin dieser Marter noch nicht los, obgleich meine Aussicht, dass Etwas für Ihre Anstalt u[nd] deren Erhaltung von Aussen geschehen werde, einen lichtern Punkt erhalten hat. Zuvorderst glaube ich nemlich, ich denke mit gutem Grunde, dass die Ansprüche, welche Bern (gewiss Ihre gefährlichste Feindin) auf Waadt macht, für immer abgewiesen sind, u[nd] schon diess ist mir ein grosser Trost. Sodann aber habe ich von einer liebenswürdigen u[nd] geistreichen Frau, welche auf die grossen Angelegenheiten, welche jezt Europa beschäftigen, bedeutenden Einfluss hat, das Versprechen erhalten, dass sie sich für Ihre Anstalt verwenden will. Ich rede von der Grosfürstin Katharina Paulowna, Herzogin von Oldenburg. Ich hatte sie auf ihrer Reise n a c h Schafhausen kennen gelernt. Als ich nun die Vorfälle in der Schweiz erfuhr, u[nd] mich auch Freund Nägeli aufforderte, bei den verbündeten Mächten einen Schritt zu thun, schrieb ich unter andern auch an diese herrliche Frau. Sie war aber von Schafhausen abgereist, ohne meinen Brief, den ich an den Staatskanzler von Hardenberg eingeschlossen hatte, erhalten zu haben. Ich sprach also auf Ihrer Durchreise von Schafhausen nach Oldenburg mit ihr, so kurz auch die Zeit war, die mir vergönnt wurde, über Ihre Angelegenheit, u[nd] erhielt von ihr jenes Versprechen. Man hatte ihr in Schafhausen die Idee gegeben: Ihre Methode beschränke sich auf das – – Rechnen, u[nd] darin leiste sie Viel!!! Wie erstaunt war die Frau, als ich ihr den Irrthum benahm. Sie wollte nun sich so vollständig, als möglich, unterrichten. Ich konnte ihr nichts Besseres geben, als das Werk von Jullien, da sie doch leichter französisch, als deutsch, zu verstehen scheint. Sie sagte mir noch beim Abschiede, dass Sie meinen Brief, der ihr aus dem Hauptquartiere werde nachgesendet werden, mit Ungeduld erwarte. Unter diesen Umständen war es mir nun doppelt unangenehm, dass mich Mieg nicht besucht hatte, von dem ich wahrscheinlich über die dringendsten Bedürfnisse der Anstalt würde aufgeklärt
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worden seyn. Ich hätte dadurch das Mittel gefunden, bestimmtere Anträge zu machen. Vielleicht wäre es noch nicht zu spät. Grüssen Sie Freund Niederer u[nd] Krüsi herzlich von mir u[nd] bleiben Sie, trefflicher Mann! der Freund des Ihrigen Wangenheim Wo ist jezt wohl Dellbrück? Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 383/I,6 Bogen, 228 x 195 mm Stempel TÜBINGEN 17 JAN. 1814, Dorsualvermerk Tübingen den 16ten Januar 1814 Wangenheim R[épondu] den 22ten dit. Original Textkritik
Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 II. Casper/Gaspard Gerber (⇒ Nr. 1376 b) war im Sommer 1813 auf Empfehlung von Salomo Heinrich Karl August Michaelis (1768–1844, ⇒ Nr. 1320 a) und Karl August von Wangenheims (1773–1850, ⇒ Nr. 977) zur Ausbildung nach Yverdon gereist. Weshalb er allerdings im Winter 1813/14 schon wieder von dort wegging, ist unklar, hing aber möglicherweise mit der offenbar nicht ganz geklärten Finanzierung seines Aufenthalts zusammen. III. Z. 15 Z. 17 Z. 17 Z. 18
Michälis: Salomo Heinrich Karl August Michaelis (1768–1844) ⇒ Nr. 1320 a Gerber: Casper/Gaspard Gerber ⇒ Nr. 1376 b Castel: Kassel (Hessen) Jacobsohn: Israel Jacobson (1768–1828), Spross einer orthodoxen jüdischen Familie, war Inhaber eines Handelshauses und wurde 1795 Hofbankier in Braunschweig, wodurch er sich so viel Einfluss erarbeitete, dass er sich erfolgreich für eine Verbesserung der Lebenssituation seiner Glaubensgenossen einsetzen konnte: 1803 wurde in Braunschweig auf
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Jacobsons Betreiben hin der Leibzoll für Juden aufgehoben. Volksbildnerische Interessen führten ihn überdies dazu, 1801 eine bald auch für Christen zugängliche Internatsschule in Seesen (Niedersachsen) einzurichten. 1807, nach dem Zusammenbruch Braunschweigs, kam er als Finanzrat des westfälischen Königs Jérôme Bonaparte (1784–1860) nach Kassel und siedelte 1814 nach Berlin über, wo er, der heute als massgeblicher Reformer des jüdischen Ritus und Kultus gilt, eine deutsche Synagoge eröffnete, die den Widerstand der jüdischen Orthodoxie auf den Plan rief und schliesslich geschlossen werden musste. Bescheinigung: scheint nicht erhalten zu sein Reclamationen Berns: Am 23. Dezember 1813 hatte die Berner Kantonsregierung die Mediationsverfassung für aufgehoben erklärt und der patrizische Rat von 1798 kam wieder an die Macht. Dieser verlangte umgehend, die während der Helvetik verlorenen Gebiete (Waadt, Aargau) wieder zu Bern zu schlagen, was aber am Widerstand der betroffenen Kantone und der europäischen Grossmächte scheiterte. Frau: Königin Katharina Pawlowna von Württemberg (1788–1819) war die Tochter des russischen Zaren Paul (1754–1801, ⇒ Nr. 520) und dessen Frau Maria Feodorowna (1759–1828, ⇒ Nr. 1211), geborene Herzogin Sophia Dorothee von Württemberg. Katharina Pawlowna heiratete 1809 in erster Ehe den Herzog Peter Friedrich Georg von Oldenburg (1784–1812), der wenige Jahre später an Typhus verstarb. Durch die 1816 geschlossene Ehe mit dem württembergischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1781–1864, ⇒ Nr. 984), der im selben Jahr als König Wilhelm I. Friedrich Karl die Thronfolge antrat, wurde sie württembergische Königin und gründete als solche 1818 das Katharinen-Stift (⇒ Nr. 2170), eine Mädchen-Elite-Schule. Nägeli: Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 schrieb ich: scheint nicht erhalten zu sein Hardenberg: Karl August von Hardenberg (1750–1822), Offizierssohn aus einem kurhannoverschen Adelsgeschlecht, trat nach einem in Göttingen und Leipzig absolvierten Rechtsstudium 1770 als Auditor in den hannoverschen Staatsdienst ein, wechselte nach einer Europareise und einem durch einen Skandal beendeten längeren Aufenthalt in London 1782 nach Braunschweig, sah sich aber auch dort bald mit einer unrühmlichen Frauengeschichte konfrontiert und übersiedelte deshalb 1790 nach Ansbach-Bayreuth. Als diese Markgrafschaften 1792 an Preussen übergingen, leitete Hardenberg als Minister deren Eingliederung und Verwaltung, bevor er 1798 nach Berlin kam und dort 1804 zum preussischen Aussenminister ernannt wurde. Nachdem er diesen Posten bis 1806 und kurzzeitig nochmals 1807 bekleidet hatte, stieg Hardenberg 1810 zum preussischen Staatskanzler auf und lancierte in dieser Funktion Reformprogramme, die auf die Schaffung eines liberalen Verfassungsstaats abzielten und ihn zu einem der grossen Staatsreformer des 19. Jahrhunderts werden liessen. Werk von Jullien: Marc-Antoine Jullien: Esprit de la méthode d’éducation de Pestalozzi, suivie et pratiquée dans l’institut d’éducation d’Yverdun, en Suisse. 2 Bde. Mailand 1812 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588
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Dellbrück: Johann Friedrich Gottlieb Delbrück (1768–1830) ⇒ Nr. 1363 d
1394 a. Samuel De Bary Winter 1814 5
[Reg.] De Bary ist beunruhigt, da er schon seit längerer Zeit keine Nachricht mehr aus Yverdon erhalten hat.
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PSB IX, S. 108.9 ff. Sacherklärung I.
Samuel De Bary (1776–1853) ⇒ Nr. 1304 b II. Die Niederlage Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) in der Schlacht bei Leipzig (16.–19. Oktober 1813) zwang die Franzosen zum Rückzug, der in der Einnahme von Paris durch die Alliierten am 31. März 1814 gipfelte. Diese Ereignisse beeinträchtigten auch den internationalen Postverkehr massiv, und führten dazu, dass Briefe verzögert oder gar nicht transportiert wurden. Zudem war Pestalozzi damit beschäftigt, die in Yverdon geplante Einrichtung eines Militärlazaretts zu verhindern (⇒ Nr. 1393), was ebenfalls dazu geführt haben dürfte, dass die Korrespondenz mit den Eltern der Schüler vernachlässigt wurde.
1395. Johann Wilhelm Mathias Henning 18. Januar 1814 5
Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi in Iferten Canton Vaud. Breslau am 18ten Januar. 1814.
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Theuerster innigst verehrter Vater Pestalozzi! Kawerau, dem ich dieses Blättchen nach Berlin für Sie überschikke, wird also zu Ihnen reisen, wird so glücklich seyn, Sie, theürer Vater!
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und die gute ehrwürdige Mutter u[nd] all die vielgeliebten Ihrigen wieder zu sehen! – Sein Schicksal ist endlich entschieden worden, leider nicht, wie wir dachten u[nd] hofften; er wird von mir und Dreist getrennt; darüber bin ich sehr betrübt. Dreist hat sich von seinem Nervenfieber noch lange nicht erholt, wie Kawerau Ihnen wird am besten sagen können. Wer weiss, wo ich und Dreist noch unsern Wirkungskreis finden werden, u[nd] wie lange wir noch in unsrer interimistischen Anstellung werden aushalten müssen. Kawerau eilt auf Flügeln der Liebe; – sein Glück erleichtert mir den Schmerz der Trennung von ihm. Zum 24sten muss dieser Brief schon in Berlin seyn. Ich kann Ihnen nicht viel schreiben, theurer Vater! Beurtheilen Sie nicht meine Liebe zu Ihnen aus der Geringfügigkeit dieser Zeilen. Was ich Ihnen eigentlich zu sagen habe, ist bald gesagt. Ueberdiess beziehe ich mich auf meinen lezten Brief, der um die Zeit Ihres Geburtstages bei Ihnen angelangt seyn muss. O! wie mögen Sie ihn diess Jahr gefeiert haben? Vor einem halben Jahr sorgte Ihre Liebe für uns, jezt sorgen wir für Sie. Doch sind wir getrost u[nd] gewiss, dass der Gott, der Sie bisher auf seinen Wegen geführt u[nd] mit Ruhm u[nd] Liebe gekrönt hat, auch Ihr irdisches Leben herrlich vollenden, u[nd] Ihr Alter noch mit grösserm Ruhm, mit grössern Verdiensten um das Sie nicht mehr verkennende Vaterland, mit der höchsten reinsten Freude krönen werde. Das geschehe! Was ich Ihnen auf diesem Blättchen noch besonders zu sagen habe, ist dieses: Ich und meine geliebte Martha grüssen viel viel tausend Mal Sie geliebter Vater! die theure Mutter, Herrn u[nd] Frau Kuster, Niederer, Mieg, Krüsy, beide, J[un]gf[e]r Kasthofer u[nd] alle Mitglieder des Töchterninstituts, die uns noch kennen. Blochmann, Ramsauer, Güldy, Weilenmann, Heussy u[nd] a l l e , a l l e Glieder Ihres uns ewig theuren Hauses; das Gott erhalte u[nd] seegne. – Ich u[nd] Martha sind noch gesund, ruhig in Gott, u[nd] nur darüber betrübt, dass wir so wenig thun, woraus die Leute abnehmen könnten, dass wir Ihre Kinder sind. – Das sind wir aber dennoch, u[nd] werden’s stets bleiben hier u[nd] dort mit grosser Innigkeit, mit der dankbarsten Liebe u[nd] unwandelbarsten Treue. Ihr W[ilhelm] Henning. Mein Bube wird recht stark – ein gar lieber Junge, – eine unerschöpfliche Freudenquelle für mich – wird’s noch mehr werden durch Ihr Verdienst, lieber Vater! –
20 Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 123/5 Bogen, 210 x 129 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 14 f. Z. 40 Z. 40 f.
Ihrigen wieder beide ∫ u[nd] … kennen ∫ Sacherklärung I.
Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1838) ⇒ Nr. 1021 II. Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1838, ⇒ Nr. 1021) war zusammen mit Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844, ⇒ Nr. 1453) und Johann Wilhelm Preuss (1790–1867, ⇒ Nr. 1048) einer der ersten Zöglinge Pestalozzis, die als Eleven auf Kosten Preussens zur Ausbildung nach Yverdon geschickt worden waren. Am 7. August 1812 (⇒ Nr. 1332) wurden Henning zusammen mit Kawerau und Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836, ⇒ Nr. 1599) nach Berlin zurückgerufen, um dort Instruktionen über ihre weitere Verwendung zu erhalten. Während Henning ans Seminar nach Breslau geschickt wurde, waren Kawerau und Dreist am Plamann’schen Institut (⇒ Nr. 637) in Berlin tätig. III. Z. 7 Z. 12 Z. 14 Z. 17 Z. 22
Z. 27 Z. 38 Z. 39 f.
Z. 40 Z. 40 Z. 40 Z. 40 Z. 41 Z. 42 Z. 42 Z. 42
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Kawerau: Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844) ⇒ Nr. 1453 Mutter: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Dreist: Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 Glück: Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844, ⇒ Nr. 1453) heiratete am 10. März 1814 in Schaffhausen Maria Juliana/Marie Julie Jezler (*1793, ⇒ Nr. 1314). lezten Brief: ⇒ Nr. 1386 Martha: Martha Henning-Pfenninger (1784–nach 1868) ⇒ Nr. 1016 Herrn u[nd] Frau Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822, ⇒ Nr. 748) und Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814, ⇒ Nr. 547) Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Krüsy, beide: Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) und Katharina Krüsi-Egger (1790–1848) ⇒ Nr. 1319 Kasthofer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Güldy: Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200 Weilenmann: Johann Jakob Weilenmann (1787–1827) ⇒ Nr. 1268
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Heussy: Martin Heusi (1788–1841) ⇒ Nr. 1151 c Bube: Konnte nicht näher bestimmt werden. Möglicherweise ist der Knabe aber früh verstorben: In den Konfirmandenverzeichnissen von Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien), dem Wohnort der Familie, taucht Hennings Sohn nicht auf, Korrespondenz von ihm oder an ihn ist keine überliefert und in den Verzeichnissen der Niedergelassenen in Zürich, wo Henning vor seinem Tod lebte, ist zwar eine Tochter (sowie eine Adoptivtochter), nicht aber ein Sohn aufgeführt und die Kirchenbücher aus Darłowo (Rügenwalde, Westpommern), dem Geburtsort des Vaters, sind für die relevante Zeit verloren.
1396. Johannes Haas 20. Januar 1814 5
A Monsieur Monsieur Pestalozzi au Château Yverdon Burgdorf d[en] 20 Januar 1814
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Hochgeehrter Herr! Ich hatte schon vor etwas Zeit meinen Landsman Herrn Krüsi gebetten, mir zu sagen, ob ihme das Schiksal Ihres Zöglings und meines Freundes Georg Grieb von hier nicht bekannt wäre; entweder hat Herr Krüsi meinen B[rie]f nicht erhalten, oder er wollte mich nicht in den Fall setzen, des Griebs Eltern aus ihrem Kummer zu ziehen, verzeihen Sie daher Hochgeehrter Herr, dass ich mich mit meiner höflichen Bitte an Sie wende, ich lebe in der Hoffnung Sie würdigen mich einer Antwort, des Griebs Verhältnisse mögen nun seyn welche sie wollen, so ist Sicherheit besser als die seine Eltern folternde Ungewissheit; wir befinden uns seit Jahr und Tag ohne Briefe von ihme, seine lezten Nachrichten waren von Koenigsberg, seitdem sagte uns ein Reisender dieses Orts, er wäre von dort aus in Trenkfurt angestellt worden, alle unsere Briefe blieben unbeantwortet. Da Ihre Verbindungen mit Preussen, nie oder doch gewiss nur auf kurze Zeit unterbrochen waren, so hoffe ich Sie können mir, wenn nichts tröstliches, doch wenigstens was bestimmtes sagen lassen. Mit Achtungs-voller Ergebenheit und Verehrung zeichnet J[ohannes] Haas
22 Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 104/1 Bogen, 230 x 176 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Stempel Burgdorf, Dorsualvermerk Burgdorf den 20ten Jan[uar] 1814 J[ohannes] Haas mit R[épondu] le 2 2 e d i t Original Textkritik
Damit dürfte wohl Johannes Haas (1788–1842) aus Gais (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) gemeint sein. Dieser kommt 1800 im Rahmen der unter anderem von Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) mitorganisierten Transporte für arme Appenzeller Kinder nach Basel und vermutlich im Jahr darauf, als die Basler Hülfsgesellschaft, für welche Johann Georg Tobler (1769–1843, ⇒ Nr. 500) aktiv ist, die Kinder zurückschickt, nach Burgdorf, wo er als Zögling in Pestalozzis Anstalt Johann Georg Griebs (1787–1823, ⇒ Nr. 1015) Bekanntschaft machen dürfte. Haas heiratet Barbara Zellweger (1789–1856), die Ehe bleibt kinderlos. II. Johann Georg Grieb (1787–1823, ⇒ Nr. 1015) war 1809 von Karl August Zeller (1774–1846, ⇒ Nr. 656) als Mitarbeiter an sein Institut in Königsberg geholt worden und wechselte um 1820 als Schulrektor nach Puck (Putzig, Pommern). Weshalb er sich nicht mehr bei seinen Eltern und Freunden meldete, ist unklar, mit Pestalozzi sind Kontakte in den Jahren 1812 (⇒ Nr. 1312 d) und 1815 (⇒ Nr. 1456 b) nachgewiesen. III. Z. 10 Z. 12 Z. 14
Z. 21 f.
Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Grieb: Johann Georg Grieb (1787–1823) ⇒ Nr. 1015 Eltern: Samuel Grieb (um 1762–1847) war Metzgermeister in Burgdorf und heiratete 1786 Maria Blaser (um 1764–1814), die wenige Wochen nach diesem Brief verstarb. Samuel Grieb schien sich dann noch einmal verheiratet zu haben und zwar mit Anna Maria Eymann, verwitwete Aeberhard (1781–1857). Trenkfurt: Srokowo (Drengfurt, Ermland-Masuren)
23 1397. Marc Antoine Jullien 22. Januar 1814 5
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à Monsieur H[einrich] Pestalozzi fondateur et directeur de l’institut d’éducation, établi à Yverdun, en Son absence, à Monsieur Niederer, instituteur, à Yverdun Canton de Vaud Suisse Mantoue, 22 janvier 1814.
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Monsieur et respectable ami, J’ai reçu votre lettre, le billet de mon cher Lehman et les trois lettres de mes trois fils, en date des 23, 25 et 28 décembre dernier, ainsi qu’un billet de notre bonne Anette Roulet, qui était auprès de ma femme. Je vois, avec une vive satisfaction, que mes enfans se portent bien, se conduisent bien, et qu’en général on parait content d’eux. Je n’ai pas besoin de vous les recommander. Je vois aussi que votre bel établissement sera ménagé et respecté; ce qui est un grand sujet de tranquillité pour moi. Je vous ai écrit plusieurs lettres, depuis le 24 décembre dernier; j’ignore si elles vous seront exactement parvenues. J’ai employé la voie du commerce, qui m’a paru la plus sûre. Elles n’avaient d’autre objet que de vous entretenir de mes enfans, de leurs études et de votre institut. J’espère que l’excellent prince primat, grand-duc de Francfort, ami de l’humanité, des sciences et des arts, aussi éclairé que vertueux, ne quittera point la Suisse, sans avoir visité votre intéressante famille. Dans ce cas, présentez-lui mes fils, comme les enfans d’un des hommes qui honorent le plus son rare mérite et ses vertus, et qui prennent le plus de part aux chagrins que son ame sensible doit éprouver, dans les circonstances actuelles. Je ne conçois pas que mon cher Lehman ne m’ait pas établi un bulletin pour les fils, conforme au modéle que je lui avais adressé, présentant pour chacun d’eux les divers degrés de sa situation physique, morale et intellectuelle, et de ses progrès dans chacune des branches de ses études. Je vous prie de l’inviter à m’établir ce bulletin, au 1er janvier, et désormais de trois en trois mois. N’ayant pas le tems d’écrire à mon cher Lehman, je vous prie de lui faire compter chez m[onsieur] Doxat de Turin t r o i s l o u i s à
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mon compte, sur le vu du présent article de ma lettre, que vous ferez communiquer à M[onsieur] Doxat, en lui renouvellant toutes mes civilités et mes excuses de ce que je ne lui écris point directement. Présentez nos tendres hommages à Madame Pestalozzi, dont nous espérons que la Santé est meilleure. Faites toutes mes amitiés à M[essieu]rs Niederer, Krusi, Ramsauer, Goldi, et à tous vos estimables Collaborateurs. Votre dévoué ami Jullien Mantoue 24 janvier 1814 Mes chers fils et bien bons amis, Auguste, Adolphe et Alfred, je vous ai déjà écrit, au commencement de cette année. Je viens de recevoir vos trois lettres des 25 et 28 décembre, et je vous en remercie. Continuez à bien travailler, à vous aimer et à vivre unis, à mériter l’estime et l’attachement de vos instituteurs et de vos camarades, à remplir vos devoirs, à vous rendre capables de faire un jour le bonheu[r de] vos parens qui ne vivent que pour vous. Votre maman vous embrasse; votre frére Alphonse et la petite sœur Stéphanie, qui commence à marcher, vous embrassent aussi, et iront, je l’espére, vous voir, ce printems. Votre affectionné pére Jullien Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/5 Bogen, 244 x 187 mm Stempel LUCERNE, Siegelspuren, Dorsualvermerk p[ar] ad[resse] B[ourgeois] Falcine à Lucerna Original Textkritik
Zeuge H Z. 57 Z. 57
devoirs, à Siegelausriss Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Zu Beginn des Jahres 1814 hatte sich Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) in mehreren Briefen beklagt, dass er weder von seinen Söhnen noch von Pestalozzi oder seinen Mitarbeitern Nachrichten erhalten hätte (⇒ Nr. 1392, ⇒ Nr. 1393). Mit diesem Brief bestätigte er nun den Erhalt einiger Briefe.
25 III. Z. 9 Z. 15 Z. 15
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Z. 18 Z. 23 Z. 27
Z. 41 Z. 46 Z. 48 Z. 48 Z. 48 Z. 58 f. Z. 59
Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 lettre: PSB IX, Nr. 3577 billet: Scheint nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der Nachlass von Marc Antoine Jullien (1775–1848 ⇒ Nr. 1200) im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht eingesehen werden. Lehman: Julius/Julien Adolph Lehmann ⇒ Nr. 1392 lettres: Scheinen nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der Nachlass von Marc Antoine Jullien (1775–1848 ⇒ Nr. 1200) im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht eingesehen werden. fils: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) Roulet: Annette Roulet konnte nicht näher bestimmt werden. Möglicherweise handelt sich um ein Kindermädchen oder eine Verwandte im Hause Jullien, die Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832, ⇒ Nr. 1239) im Winter 1814 auf ihrer Reise nach Yverdon begleitet haben könnte und die danach in Yverdon geblieben ist, um für die Jullien-Kindern zu sorgen. Hinweise auf eine Person namens Annette im Hause Jullien finden sich im Briefwechsel der Eltern Jullien mit ihren Kindern, ihre Rolle bleibt aber unklar (Auguste Jullien: Lettres des Enfants Jullien 1812–1816. Henri Cornaz-Besson (Hrsg.). Yverdon-les-Bains 1985, S. 29; ZB Zürich Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/7). femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 plusieurs lettres: ⇒ Nr. 1389, ⇒ Nr. 1391, ⇒ Nr. 1392, ⇒ Nr. 1393 prince primat: Der Grossherzog von Frankfurt, Eugène de Beauharnais (1781–1824), war der 1807 adoptierte Stiefsohn Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580). Er stammte aus der ersten Ehe von dessen Frau Joséphine, geborene Tascher de la Pagérie (1763–1814) mit Alexandre de Beauharnais (1760–1794). Eugène wurde ab 1805 als Vizekönig von Italien eingesetzt. Doxat de Turin: Jean François Gamaliel Doxat (1744–1833) ⇒ Nr. 1392 Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Goldi: Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200 Alphonse: Alphonse Jullien ⇒ Nr. 1239 Stéphanie: Antoinette-Stephanie Jullien ⇒ Nr. 1393
1398. Karl August von Wangenheim 23. Januar 1814 Tübingen d[en] 23sten Januar 1814. 5
So eben erhalte ich die Nachricht, welche Forderung man von Seiten eines Oesterreichischen Offiziers an Pestalozzi gemacht hat.
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Nach den Versicherungen, die mir in dieser Hinsicht der Minister Graf von Stadion für Pestalozzi u[nd] seine Anstalt zu geben die Güte hatte, muss jene Forderung auf einem Misverständnisse beruhen. Ich habe sogleich ins Hauptquartier nach Basel geschrieben, u[nd] sehe schleunigster Remedur mit Sicherheit entgegen. Um jedoch bei etwaiger Wiederhohlung solcher Ansinnen etwas gegen den ersten Anlauf zu haben, sende ich Ihnen das Schreiben des Oesterreichischen Staats-Ministers im Originale, um es dem Fordernden vorzuzeigen. Wie gern schrieb u[nd] thäte ich mehr. Ich kann nicht; ich habe nur Wünsche für Euch u[nd] Sie insbesondere, aber die glühendsten. Leben Sie wohl! Ihr Freund Wangenheim. Überlieferung 1 2 5
Forschungsbibliothek Pestalozzianum Zürich, Johann Heinrich Pestalozzi, Manuskripte, Ms V, 39 Blatt, 194 x 229 mm Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Karl August von Wangenheim (1783–1838) ⇒ Nr. 1021 II. Ob dieser Brief von Karl August von Wangenheim (1783–1838, ⇒ Nr. 1021) an Pestalozzi persönlich adressiert war oder an Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507), mit welchem Wangenheim ebenfalls einen intensiven Briefwechsel pflegte, bleibt unklar. Während der Briefanfang eher Niederer als Adressaten vermuten lässt, weist die Formulierung Z. 18 – «Wünsche für Euch u[nd] Sie insbesondere» eher auf Pestalozzi hin. III. Z. 5
Forderung: Als Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den französischen und den alliierten Truppen sollte in Yverdon ein Militärspital mit 500 Betten eingerichtet werden. Im Schloss selber war die Einrichtung von 270 Betten vorgesehen, was den Fortbestand des Instituts unmittelbar gefährdet hätte. Es gelang Pestalozzi und einer Yverdo-
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ner Delegation jedoch, im Hauptquartier der antinapoleonischen Alliierten in Basel eine Audienz beim Zaren Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) zu erhalten, der in der Folge die Spitalpläne ad acta legte (vgl. Stadler II, S. 388). Offiziers: Der Befehl zur Errichtung des Militärspitals in Yverdon erging von General Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg (1771–1820). Er war nach langer Militärkarriere von August 1813 bis Mai 1814 der Oberbefehlshaber der alliierten Truppen, nachdem er zuvor diplomatische Posten in St. Petersburg und seit 1809 als österreichischer Botschafter in Paris bekleidet hatte. Der österreichische Kriegskommissar in Pontarlier, Leutnant von Erben (d’Erban), hatte am 9. Januar 1814 dem Stadtrat von Yverdon die briefliche Weisung zukommen lassen, ein Hospital in Yverdon einzurichten (Archives de ville Yverdon, Registre de la Municipalité, Ab. 7). Hierbei könnte es sich um den böhmischen Gubernialrat (Regierungsrat) und Staatsgüterverwalter Johann Josef Freiherr von Erben (†1816) handeln. Er wurde 1789 zum Ritter und 1815 zum kaiserlichen Hofrat ernannt. Erben könnte den Verbänden der österreichischen Offiziere General Georg von Scheither (1772–1816), Feldmarschall-Leutnant Fürst Moritz von Liechtenstein (1775–1819) und General und Feldzeugmeister Fürst Aloys von Liechtenstein (1780–1833) angehört haben, die österreichische Truppenteile in die Gegend von oder nach Pontarlier geführt hatten. Graf von Stadion: Johann Philipp Karl Joseph von Stadion, Graf von Warthausen (1763–1824) bekleidete nach seiner Tätigkeit als Kurmainzer Kämmerer und Regierungsrat verschiedene diplomatische Ämter als österreichischer Gesandter in europäischen Städten und amtierte von 1805 bis 1809 als österreichischer Aussenminister, bevor er von Graf Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859, ⇒ Z. 15) abgelöst wurde. Er war von 1813 bis 1815 an den politischen Verhandlungen während der Befreiungskriege beteiligt und amtierte ab 1815 als Finanzminister Österreichs. Schreiben: Das Briefkonzept von Graf Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859, ⇒ Z. 15) an General Fürst Karl Philipp zu Schwarzenberg (1771–1820) vom 17. Januar 1814, mit dem die Einrichtung eines Militärhospitals im Schloss Yverdon für hinfällig erklärt wurde, ist im Österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv überliefert (Kriegsakten 430, Konv. 1, fol. 33). Staats-Ministers: Graf Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859) war nach verschiedenen diplomatischen Tätigkeiten während der napoleonischen Kriege in Westfalen, ab 1801 in Dresden, ab 1803 in Berlin und ab 1806 in Paris unter Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) seit 1809 mächtiger Aussenminister im kaiserlichen Österreich. Er dominierte mit seinen auf dem monarchischen Prinzip beruhenden Nachkriegsvorstellungen den Wiener Kongress 1814/15 und das europäische Mächtegleichgewicht mit der Heiligen Allianz zwischen Russland, Österreich und Preussen als zentrales Ordnungsgefüge, das auch auf der Bekämpfung der nationalen und liberalen Bewegung beruhte.
28 1398 a. Heinrich/Henry Stünzi 27. Januar 1814 [Reg.] Stünzi findet die Pensionskostenrechnung seines Sohnes überraschend hoch.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 91.12 ff. Sacherklärung I.
Heinrich/Henry Stünzi ⇒ Nr. 1275 a III. Z. 4
Sohnes: Wilhelm/Guillaume Stünzi (*1798) ⇒ Nr. 1275 a
1398 b. Herdersche Buchhandlung 8. Februar 1814 [Reg.] Die Herdersche Buchhandlung bestellt 20 Exemplare von Hennings Leitfaden.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 98.27 ff. Sacherklärung I.
Die Herdersche Buchhandlung, eine katholische Buchhandlung und heute in sechster Generation in Familienbesitz, wird 1801 durch Bartholomäus Herder (1774–1839) in Meersburg eröffnet, nachdem ihm der Konstanzer Bischof Carl Theodor Anton Maria, Freiherr von Dalberg (1744–1817, ⇒ Nr. 565) die Bewilligung dazu erteilt hat. Sie verfolgt von Beginn an die Bildung der Geistlichen und Schulpädagogen. 1808 verlegt Herder den Verlagssitz infolge der Säkularisation nach Freiburg im Breisgau, wo bis heute das Stammhaus ist. Zweigniederlassungen entstehen in Strassburg, Wien, St. Louis und München. III. Z. 4
Leitfaden: Johann Wilhelm Mathias Henning: Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie. Besonders für Eltern und für Lehrer in Elementarschulen bearbeitet und herausgegeben. Yverdon 1812
29 1399. Marc Antoine Jullien Februar 1814 [Reg.] Mehrere Briefe mit unbekanntem Inhalt.
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/7 Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
1399 a. Kaspar Vögeli 24. Februar 1814 5
[Reg.] Vögeli teilt Pestalozzi mit, dass seine Tochter verstorben ist und bittet ihn, dies auch seinem Sohn mitzuteilen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 100.8 ff. Sacherklärung I.
Kaspar Vögeli (1774–1855) aus Zürich war Grossrat, Artillerie-Hauptmann und Architekt. 1834 erreichte er mit seinem Projekt bei der Ausschreibung zur Erbauung der Neumünsterkirche den zweiten Rang. II. Die Datierung des Briefes orientiert sich am Todestag (24. Februar 1814) von Elisabetha Vögeli (1807–1814, ⇒ Z. 4), wie er im Holzhalb-Register im Stadtarchiv Zürich notiert wurde. Im Kopierbuch des Instituts von Yverdon, welches als Grundlage für den vorliegenden Regest dient, ist allerdings zweifelsfrei von einem «Schreiben vom 21ten Februar» die Rede (ZB Zürich, Ms Pestal 1445, KB V, S. 283). Da dieser Eintrag als Text aus dem Kopierbuch des Instituts vorliegt, könnte es sich dabei aber auch um einen Abschreibefehler handeln. III. Z. 4
Tochter: Elisabetha Vögeli (1807–1814) war das viertälteste von zehn Kindern, die Kaspar Vögeli (1774–1855, ⇒ Sacherklärung I.) mit seiner Frau Catharina Vögeli-Weber (1779–1857) hatte.
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Sohn: Kaspar Vögeli (1801–1878), der älteste Sohn von Kaspar Vögeli (1774–1855, ⇒ Sacherklärung I.), besuchte von 1813 bis 1815 das Pestalozzi’sche Institut, wurde später wie sein Vater Baumeister in Zürich, war Pontonnier-Lieutenant (zuständig für militärische Brückenlegungen) und heiratete 1823 Anna Magdalena Vögeli (1802–1875), mit der er neun Kinder hatte.
1399 b. Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire Spätwinter 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1444 b Sacherklärung I.
Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire (*1784)
⇒
Nr. 1297
1400. Marc Antoine Jullien 1. März 1814 Milan 5
[Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/7 Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
31 1401. Marc Antoine Jullien 2. März 1814 Milan 5
[Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/7 Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
1402. August Friedrich Wilhelm von Crome März 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB XIV, S. 158.7 Sacherklärung I.
August Friedrich Wilhelm von Crome (1753–1833) aus Sengwarden (Niedersachsen) studiert zunächst in Halle, ab 1774 in Berlin Theologie und ist daneben bei verschiedenen Familien als Erzieher und Hauslehrer tätig. 1778 wechselt er als Lehrer für Geografie und Geschichte ans Philanthropin in Dessau (⇒ Nr. 568), unterrichtet dort bis 1787 und folgt schliesslich einem Ruf an die Universität Giessen, wo er bis 1831 als ordentlicher Professor der Statistik und Kameralwissenschaften angestellt ist. Bekanntheit erlangt von Crome insbesondere dank seiner bereits in Dessau erarbeiteten «Produkten-Karte», welche die in verschiedenen europäischen Regionen hergestellten Güter verzeichnet, sowie wegen seiner offenen Unterstützung für den Rheinbund, die ihm die Feindschaft verschiedener Intellektueller einträgt.
32 1403. Marc Antoine Jullien 8. März 1814 5
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à Monsieur Monsieur Pestalozzi fondateur et Directeur de l’institut d’éducation d’Yverdun, et, à son absence, à Monsieur Niederer, ou à Messieurs Ramsauer, Goldi, Lehman etc. instituteurs, à Yverdun Canton de Vaud, Suisse milan, 8 mars 1814
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Monsier et digne ami, Je vous ai écrit plusieurs lettres, toutes restées sans réponse. En dernier lieu, je vous ai envoyé une lettre par m[onsieur] Dyvernois de Neufchatel. Vous devez penser combien, dans les circonstances actuelles, votre silence prolongé nous inquiéte et nous afflige, ma femme et moi. Nos trois chers enfans, Auguste, Adolphe et Alfred, comment se portent-ils? que font-ils? leur santé, leur éducation morale, leurs progrès dans leurs études, sont les objets de mes pensées habituelles. Vous êtes leur pére d’adoption. Je les recommande aussi à votre estimable ami et collaborateur, M[onsieur] Niederer, à M[essieu]rs Krusi, Weileman, Goldi, Ramsauer, à mon cher Lehman. Présentez mes tendres et empressés hommages et ceux de ma femme à votre respectable compagne, M[ada]me Pestalozzi. Rappellez-nous au souvenir et à l’obligeance de M[onsieur] Doxat, de M[ada]me Julie Doxat, de M[esda]mes Herman, Develey, Mandrot, de M[onsieur] et M[ada]me de Guemps, de M[onsieur] et M[ada]me Huber. Adressez-moi votre réponse, et un bulletin détaillé de la situation physique, morale et intellectuelle de mes trois fils, conforme au modèle que j’ai envoyé à mon cher Lehman. Faites-moi parvenir votre réponse par l’intermédiaire de M[ada]me Chabox, de Gran[d]son, sœur de M[onsieur] Rémy, banquier à Milan, qui aura la complaisance de me l’envoyer et de jetter aussi un regard d’intérèt sur mes enfans. S’il arrivait des événemens malheureux, dont j’aime à espérer que la providence préservera votre famille, si intéressante aux yeux des amis de l’humanité, je vous prierai, dans ce cas-là seulement,
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d’envoyer mes fils avec beaucoup de précaution, par M[onsieur] Lehmann, ou par M[onsieur] Ramsauer ou M[onsieur] Tondu, à Romans, en Dauphiné, au delà de Grenoble, chez une de ses tantes, qui porte mon nom, et qui les recevrait au besoin, jusqu’à des tems plus heureux où ils pourraient retourner auprès de vous. Alors, mon cher Lehman, ou celui qui aurait été chargé de la conduite de mes fils, pourrait rester auprès d’eux et avec moi pour continuer leur éducation. Je vous recommande aussi les jeunes élèves Pastol et Thouvenot, et les jeunes demoiselles Elise et Fortunée Siauve et la petite Rosalie Paturel. Faites agréer tous mes hommages à Mad[emoise]lle Kasthoffer, à M[onsieur] et M[ada]me de Mimon, M[onsieur] Hangart. Ne m’oubliez pas auprès de M[onsieur] Beccadelli. Donnez-moi de vos chéres nouvelles et de celles de mes fils, et faites-moi connaître combien vous avez reçu de mes lettres, depuis le mois de janvier de cette année, et de quelle date, afin que je sache si toutes mes lettres vous sont arrivées. Parlez-moi de notre digne ami M[onsieur] Mieg. Si mes enfans étaient dans le cas de partir, M[onsieur] Doxat de Turin aurait la complaisance de faire les fonds nécessaires. Je suis à Milan pour quelque tems, et j’irai peut-être bientôt en France, d’où, à la paix, et dès que les circonstances le permettront, mon premier soin sera de voter auprès de mes trois fils que j’embrasse tendrement. Votre dévoué ami Jullien Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/6 Bogen, 221 x 126 mm Original Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Seit Anfang 1814 bestimmten Klagen über ausbleibende Briefe aus Yverdon die Korrespondenz Marc Antoine Julliens (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) mit Pestalozzi. Am 22. Januar 1814 bestätigte er den Erhalt von drei Briefen von Ende Dezember 1813 (⇒ Nr. 1397), seit dann blieb er aber offenbar ohne Nachrichten aus Yverdon.
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Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Goldi: Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200 Lehman: Julius/Julien Adolph Lehmann ⇒ Nr. 1392 plusieurs lettres: Damit dürften wohl die Briefe vom 22. Januar 1814 (⇒ Nr. 1397), Februar 1814 (⇒ Nr. 1399), 1. März 1814 (⇒ Nr. 1400) und 2. März 1814 (⇒ Nr. 1401) gemeint sein. Dyvernois: Durch welchen Abkömmling der im 16. Jahrhundert von Frankreich in die Schweiz eingewanderten und seit 1707 in Neuenburg eingebürgerten Familie D’Ivernois (Duvernois) Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) den Brief hatte senden lassen, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, sind für die relevante Zeit doch zahlreiche männliche D’Ivernois nachgewiesen. Möglich wären César (1771–1842), der Staatsrat, Poet und Bürgermeister von Colombier (Kt. Waadt) war, Charles-Guillaume (1732–1816), der ebenfalls als Staatsrat sowie als Generalschatzmeister amtete, oder dessen Söhne Guillaume-Auguste (1779–1856), der die Stellen seines Vaters übernahm, Louis-Théophile (1781–1830), der eine Firma in Le Havre gründete, und FrançoisFerdinand (1782–1872), der sich als Kaufmann ebenfalls in Le Havre niederliess. femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 Auguste: Auguste Jullien (1802–1833) ⇒ Nr. 1239 Adolphe: Adolphe Jullien (1805–1873) ⇒ Nr. 1239 Alfred: Alfred Jullien ⇒ Nr. 1239 Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Weileman: Johann Jakob Weilenmann (1787–1827) ⇒ Nr. 1268 M[ada]me Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Doxat: Jean Louis Doxat de Champvent (1773–1861) ⇒ Nr. 643 Julie Doxat: Julie Doxat-Doxat (1778–1838) ⇒ Nr. 1392 Herman: Suzette Hermann-Develey (1754–1827) ⇒ Nr. 1392 Develey: Jeanne Henriette Develey-Mandrot (1765–1840) ⇒ Nr. 1189 Mandrot: Louise Marianne Mandrot-Auberjonois (1742–1831) ⇒ Nr. 1393 de Guemps: Jean-Anne Cosson de Guimps (1753–1819, ⇒ Nr. 1368) und Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819, ⇒ Nr. 1368) M[onsieur] et M[ada]me Huber: Möglicherweise sind hier Pierre Huber (1777–1840) und seine Frau gemeint. Der aus Genf stammende Naturwissenschaftler – mit der Erforschung von Bienen, Ameisen und Schmetterlingen beschäftigte er sich ebenso wie mit Physik und Meteorologie – heiratete 1805 Louise-Henriette-Gabrielle Burnand (1778–1841) aus Yverdon, wo das Paar später auch lebte. Chabox: Jeanne-Susanne-Catherine-Gabrielle Rémy (1776–1853) heiratete den aus Grandson (Kt. Waadt) stammenden Kaufmann Georges-FrançoisLouis Chaboux (1770–1808) und führte später ein Mädchenpensionat in ihrer Vaterstadt Lausanne. Rémy: Jean-Guillaume-Henri-Scipion Rémy (1777–1858) ⇒ Nr. 1414 a Tondu: Jean Daniel Tonduz (1789–1833), geboren in Prilly (Kt. Waadt), war von 1807 bis 1810 als Lehrer bei Pestalozzi in Yverdon tätig und kehrte 1812 dorthin zurück, nachdem er sich zwischenzeitlich an Wilhelm Christian von Türks (1774–1846, ⇒ Nr. 653) Institut in Vevey (Kt. Waadt) aufgehalten hatte. 1814 schied Tonduz offenbar wenig einver-
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nehmlich von Pestalozzi (vgl. PSB IX, Nr. 3813), unterrichtete später wie Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) an Heinrich Dittmars (1792–1866, ⇒ Nr. 1497) Schule in Würzburg (⇒ Nr. 1525) und kehrte offenbar nach deren Auflösung in die Schweiz zurück, heiratete er doch 1824 in der Nähe von Lausanne und starb 1833 in Pully (Kt. Waadt). une de ses tantes: Virginie Jullien (1755–1851) pflegte engen Umgang mit der Familie ihres Bruders, Marc-Antoine Jullien (1744–1821, ⇒ Nr. 1200), und kümmerte sich während deren Abwesenheiten – die Familie lebte wechselweise in Paris und der Drôme – um die ländlichen Besitztümer in der Nähe von Bourg-de-Péage (Drôme). Pastol: Joseph Numa Pastol de Keramelin (1802–1862) ⇒ Nr. 1251 Thouvenot: Charles/Télémache/Télémaque Thouvenot ⇒ Nr. 1312 b Elise: Elise/Elize Siauve (*1796/97) ⇒ Nr. 1348 b Fortunée: Fortunée Niederer-d’Albepierre (1801–1876) ⇒ Nr. 1348 b Rosalie: Rosalie Catherine Eugénie Françoise Paturel (*1808) ⇒ Nr. 1344 c Kasthoffer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 M[onsieur] et M[ada]me de Mimon: Félix-Quentin de Gromard de Mimont (1774–1838) aus der französischen Gemeinde Longavesnes (Somme), in welcher er als Bürgermeister tätig gewesen war, vermählte sich 1808 mit der aus einem traditionsreichen Neuenburger Geschlecht stammenden Agathe-Sophie-Charlotte de Pury (1789–1826). Die gemeinsame Tochter des Paars, Agathe-Sophie-Charlotte (1808–1866), heiratete später Frédéric Constant de Rougemont (1808–1876, ⇒ Nr. 983). Hangart: Jean Baptiste Hangard (1774–1827), Anwalt aus dem französischen Péronne (Somme), war seit 1806 Bürger von Yverdon und nahm 1814 Einsitz in die Ökonomische Kommission (⇒ Nr. 1455) der Erziehungsanstalt. Beccadelli: Carlo Emanuele Beccadelli (1751–1821) ⇒ Nr. 2195 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Doxat de Turin: Jean François Gamaliel Doxat (1744–1833) ⇒ Nr. 1392
1403 a. Elia Bonorandi 8. März 1814 5
[Reg.] Bonorandi erkundigt sich nach dem Bericht über seinen Sohn und ist beunruhigt über die Auswirkungen, welche die gegenwärtige politische Lage auf das Institut in Yverdon haben könnte.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 113.6 ff. Sacherklärung I.
Elia Bonorandi (1786–1828) ⇒ Nr. 1381 c
36 III. Z. 4 Z. 5
Sohn: Nicola Bonorandi (1798–1867) ⇒ Nr. 1378 a politische Lage: Die Niederlage Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) in der Schlacht bei Leipzig (16.–19. Oktober 1813) zwang die Franzosen zum Rückzug, der in der Einnahme von Paris durch die Alliierten am 31. März 1814 gipfelte. Nach der Niederlage Napoleons stand die Schweiz Anfang 1814 vor einem Bürgerkrieg. Bern hatte Ende 1813 das ehemalige Untertanengebiet der Waadt zurückverlangt und der Zusammenhalt war durch beträchtliche Spannungen zwischen den alten und den neuen Kantonen bedroht. Unter dem Druck der siegreichen Koalition der Grossmächte rückten die nur noch lose im Bundesverein von 1813 organisierten souveränen Kantone im Sommer 1814 wieder enger zusammen und konstituierten sich mit dem Bundesvertrag vom 7. August 1815 mit den neu dazu stossenden Kantonen Genf, Wallis und Neuenburg als Staatenbund.
1404. Marc Antoine Jullien 9. März 1814 Milan 5
[Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/7 Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
1405. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 12. März 1814 [Reg.] Das Innenministerium schickt 125 Reichstaler.
Überlieferung 1
Nr. 1458
37 Sacherklärung I. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 II. Die 125 Reichstaler dürften für die Pensionskosten der Eleven bestimmt gewesen sein.
1406. David Vogel 14. März 1814 Zürich den 14. Merz 1814. 5
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Theürer Freünd! So eben erhalte ich den Brief, worin deine l[iebe] Gattin u[nd] du wünschen, dass ich eüch 50 L[ouis] d’or auf Abrechnung der Zinsen übersende, um dich aus einer Verlegenheit zu sezen; um dich nicht warten zu lassen und da das Geld sogleich auf die Post muss, sende ich dir was ich jetzt gerade entbehren kann, nämmlich f. 300 Zur[cher] Val[uta] welche ich seiner Zeit von den Zinsen welche H[err] Schirmschreiber bezieht wider zurük nehmen werde. Wechsel fände ich ohnehin nicht, da ich mir nicht getraue auf Neüchatel abzugeben. – Über manches was ich dir schreiben möchte nächstens mehr. – Herzliche Grüsse an die l[iebe] Fr[au] Pestaluz u[nd] Gottlieb dennen ich ebenfalls schreiben werde. dein tr[euer] Fr[eund] Vogel im Berg. Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 380/4 Blatt, 237 x 181 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 20
Sacherklärung I.
David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a
38 II. Seit Anfang 1813 hatten sich die finanziellen und personellen Probleme in Yverdon akzentuiert, was am 28. November 1814 zur Einsetzung einer Ökonomischen Kommission führte, die durch die Trennung der ökonomischen von der pädagogischen Leitung zur finanziellen Sanierung des Instituts beitragen sollte (⇒ Nr. 1455). Pestalozzi regelte zudem in einer Vereinbarung (⇒ Nr. 1360) mit David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) die finanziellen Angelegenheiten seiner Frau, deren Vermögen von Salomon Paur (1771–1850, ⇒ Nr. 823) verwaltet werden sollte, und setzte Vogel – im Fall seines Todes – als Vormund seines Enkels ein. III. Z. 6 Z. 6 Z. 7 Z. 10 Z. 12 Z. 15 f.
Brief: scheint nicht erhalten zu sein Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 L[ouis] d’or: frz. Goldmünze f.: Abkürzung für Gulden Schirmschreiber: Salomon Paur (1771–1850) ⇒ Nr. 823 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594
1406 a. Abraham Huguelet 15. März 1814 5
[Reg.] Huguelet erkundigt sich nach Büchern in französischer Sprache, die im Institut für die Ausbildung verwendet werden.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 140.25 ff. Sacherklärung I.
Abraham Huguelet kann nicht näher bestimmt werden. Möglicherweise stammt er aus Diesse (Kt. Bern), er ist in den entsprechenden Kirchenbüchern allerdings nicht nachgewiesen.
1406 b. Aloisia Segesser März 1814 5
[Reg.] Aloisia Segesser ist bestürzt über die Heirat von Johannes Niederer mit Rosette Kasthofer.
39 Überlieferung 1
PSB IX, S. 109.28 f. Sacherklärung I.
Aloisia Baur-Segesser (1791–1873) aus Luzern war zwischen 1810 und 1812 als Schülerin, später als Unterlehrerin am Töchterinstitut (⇒ Nr. 867) in Yverdon und heiratete 1822 den aargauischen Arzt und Politiker Johann Baptist Baur (1783–1851). II. Aloisia Baur-Segesser (1791–1873, ⇒ Sacherklärung I.) war in Yverdon mit Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) verlobt gewesen, weshalb sie jetzt wohl von der angekündigten Heirat überrascht wurde. III. Z. 4 Z. 5
Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Kasthofer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
Theurer Vater Pestalozzi. Es ist bereits so sehr sehr lange, dass wir keine Nachrichten mehr aus Iferten und unsern übrigen Freunden u[nd] Verwandten erhalten, dass wir nicht anders als glauben können, die erwarteten Briefe, seyen bey den jetzigen unsichern Posten verlohren gegangen. Wir sind desshalb sehr bekümmert, besonders da wir hören, dass an mehrern Orten der Schweiz grosse Sterblichkeit herrscht. Wir haben seit geraumer Zeit auch an niemanden geschrieben, weil die Briefe nicht leicht durchkommen. Wirkl[ich] haben wir seit H[errn] Niederers Brief kein Wort von Ihnen erfahren. Wir wissen nicht wer noch in Iferten ist, ob alle gesund sind und ob Ihr viel durch die kritischen Umstände, die ganz Europa drücken, gelitten habt. Was kann uns diese Lücke ausfüllen? Nichts nichts. Wir leben hier wie auf einer Insel im fernen Meere, wo nur zuweilen ein lieblicher Sonnenblik die vorübersegelnden Schiffer anzieht uns ein Wort von unsern theuren zu erzählen. Wie betrübt sind wir nicht oft uns so verlassen, ich will nicht sagen vergessen zu sehen. Mögen bessere Zeiten uns das in vollem Masse wiedergeben, an was wir jetzt so sehr Noth leiden. Ein schöner Morgen wird uns einmal wieder aufgehen, das Heil und die Wiedererneuerung der Schweiz werden die
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Freuden jenes Tages uns zu himmlischen Stunden machen. O wie sehr wünschten wir nicht in diesen unruhigen Zeiten in unserm Vaterlande zu seyn und an seinem Schicksale thätigen Antheil nehmen zu können. Aber auch noch jetzt, wo ein fürchterliches Ungewitter dasselbe in seinen Festen zu erschüttern droht, können wir es kaum ansehen, wie die Neapolitaner so ruhig am Stiefel kleben, ohne die mindeste Miene zu machen sich zu befreyen. Sie sind so unbekümmert u[nd] vertrauen so sehr auf das Glück der Deutschen, dass sie es für überflüssig finden auch Hand anzulegen. Erhielten wir nicht so ziemlich regelmässig die Augsburger Zeitung kaum wüssten wir dass, beynahe ganz Europa in Bewegung ist. Der Handel mit England u[nd] den Türken fängt an sich zu verbessern. Unsere Sache geht ordentlich. Alles klagt über Mangel an Geld und desshalb behalten viele ihre Kinder lieber zu Hause und verfressen das was sie haben. Die Anzahl der Zöglinge ist seit langem immer ohngefähr die Gleiche. Die Aussichten für die Ausbreitung der Grundsätze sind gering, solange nicht Menschen von mehr Sinn auf dem Throne sitzen, die uns Hand bieten. Der Fürst, der nicht weiss dass Erziehung allein seine Unterthanen zu seinen Kindern machen kann, oder der es nicht thun will, verdient nicht sein Beschützer genannt zu werden, nicht einmal den Thron zu berühren. O unglükliches Italien wie viel Hülfsquellen bötest du nicht einem weisen Regenten dar, dich aus deiner Niedrigkeit zu erheben; o wie müssen die schönen natürlichen Talente die beynahe allgemein sind, zu Grunde gehen. Das Schulwesen ist hier in einem erbärmlichen Zustand; es ist nichts als Formalismus; der Direktor der öffentl[ichen] Erziehung u.s.w. alles dient blos ums Geld. Ueberdiess ist man hier aus Unwissenheit so anmasslich, dass man alle Fächer der Wissenschaften aufs höchste getrieben zu haben glaubt u[nd] allein Besitzer sey. Nächstens verreist von hier ein junger Preusse aus Tilsit gebürtig, namens Wittich, der seit mehr als einem Jahre in Neapel und beynahe immer in unserm Hause lebte und Karten für uns zeichnete. Er wird wahrscheinlich durch Iferten kommen und alsdann weitläuftiger Berichte schriftlich u[nd] mündl[ich] Ihnen mittheilen. Er wird sich Ihnen von selbst empfehlen. Nimmt er auch seinen Weg nicht gerade dort durch so geben wir ihm doch Briefe mit, die er Ihnen zuschicken wird. Wahrscheinl[ich] geht er anfangs April ab. Nun bitte ich Sie uns durch irgend jemand einige Nachrichten von Ihnen u[nd] Ihrer Gemahlin u[nd] dem ganzen Hause theurer Vater, mitzutheilen.
Zeuge H Z. 8 Z. 9 Z. 10 Z. 12 f. Z. 14 Z. 17 Z. 19 Z. 21 Z. 21 Z. 22 Z. 22 Z. 24 Z. 27 Z. 28 f. Z. 29 Z. 30 Z. 34 Z. 38 f. Z. 41 Z. 41 Z. 42 Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 51 Z. 51 Z. 52 Z. 53 Z. 54 Z. 57 Z. 60 Z. 63 f. Z. 64
können, die Posten verlohren sind desshalb ∫ sehr ∫ weil die von Ihnen uns diese Lücke ausfüllen vorübersegelnden Schiffer anzieht uns verlassen, ich sagen vergessen das in an ∫ werden die Vaterlande zu Ungewitter dasselbe in es ∫ ruhig am Stiefel kleben wir ∫ verfressen das was Grundsätze sind nicht Menschen uns Hand allein ∫ nicht sein werden, nicht Formalismus; der öffentl[ichen] Erziehung hier aus man alle allein Besitzer zeichnete. Er empfehlen. Nimmt Ihnen u[nd] u[nd] dem ganzen Hause ∫ Sacherklärung I.
Johannes/Jean Schneider (1792–1858) ⇒ Nr. 1317 f
42 II. Der letzte überlieferte Brief von Johannes/Jean Schneider (1792–1858, ⇒ Nr. 1317 f) wurde am 13. Oktober 1812 in Neapel verfasst (⇒ Nr. 1338). Ob in der Zwischenzeit gar keine Briefe von Neapel nach Yverdon (und umgekehrt) geschickt wurden, oder ob diese nicht erhalten geblieben sind, ist unklar. III. Z. 7 Z. 14 Z. 14 Z. 35 f.
Z. 41 f. Z. 50 Z. 56
Z. 64
Iferten: dt. Name für Yverdon Niederers: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Handel mit England: Während der Kontinentalsperre war der Warenverkehr von und nach den britischen Inseln für die von Frankreich besetzten Länder verboten. auf dem Throne sitzen: Joachim Murat (1767–1815) ⇒ Nr. 784 hier: Neapel Wittich: Damit könnte der spätere preussische General Karl August Wittich (1789–1860) gemeint sein. Geboren in Jasnoje (Russland), besuchte er das Gymnasium in Tilsit und die Universität in Königsberg, bevor er 1809 als Kanonier in die ostpreussische Artilleriebrigade eintrat, um drei Jahre später aus der Armee auszuscheiden und die militärische Laufbahn erst 1815, nach einem Aufenthalt in Italien, definitiv fortzusetzen. 1830 zum Major ernannt, verheiratete sich Wittich 1832 in Koblenz mit Friederike Philippine Storch (1809–1864), wurde 1842, nunmehr im Grad eines Oberstleutnants, Direktor der vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule in Spandau und verblieb auf diesem Posten, bis er 1852 als Generalmajor aus der Armee verabschiedet wurde. Gemahlin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1408. Marc Antoine Jullien 25. März 1814 5
M[onsieur] H[einrich] Pestalozzi, fondateur et Directeur de l’institut d’éducation d’Yverdun. Milan, 25 mars 1814
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Monsieur et respectable ami, Je reçois enfin votre lettre du 16 de ce mois, qui me donne les premiéres et les seules nouvelles que j’aie eues de mes chers enfans, depuis votre lettre du 28 décembre dernier, dont je vous ai accusé réception. Autant nous étions inquiets et affligés, ma femme et moi, de votre long silence, autant nous avons été soulagés et heureux, en apprenant que nos trois fils bien aimés et leur excellent pére d’adoption continuent à se bien porter que vous êtes satisfait de leur conduite, de leur développement moral et intellectuel, de leur assiduité et de leurs progrès dans leurs études.
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Je suis faché que Lehman ait quitté l’institut; plus tard, son cœur et son expérience le raméneront au sein de votre famille. Je vous prie de lui faire faire mes amitiés par les personnes de l’institut qui sont en correspondance avec lui. Je recommande très particuliérement à M[essieu]rs Ramsauer et Goldi mes deux fils ainés, à M[essieu]rs Krusi et Weileman mon petit Alfred. Je désire avoir une lettre détaillée de mon digne ami, M[onsieur] Niederer, comme vous me la faites espérer; je le félicite bien sincérement de son union avec Mademoiselle Kasthoffer, qui me parait d’un bon augure pour les deux sections de l’institut. Avez-vous encore à l’institut M[essieu]rs Blochman, Tondu, Panhuis etc. Les exercices de chant, ceux de gymnastique, les exercices militaires se continuent-ils toujours? Je vous prie de me faire envoyer très incessamment un Bulletin détaillé, conforme au modéle que j’avais adressé à M[onsieur] Niederer et à M[onsieur] Lehman. Ce bulletin me permettra de voir, d’un coupd’œil, dans un seul tableau formé de quelques lignes, quels sont les cours qui suivent chacun de mes enfans, et le plus ou moins du progrès qu’ils font dans chaque branche. Faites-moi donner la satisfaction d’avoir enfin ce Bulletin, que j’ai demandé tant de fois inutilement, et qui est cependant le vrai moyen d’obliger les instituteurs à se rendre compte à eux-mêmes avec précision et uniformité des progrès comparés de leurs éléves. M[onsieur] Alexandre, qui a dû faire une longue tournée pour ses fonctions, m’avait écrit qu’il ne négligerait rien, à son retour à Paris, pour faire acquitter la pension des jeunes éléves Elisa et Fortunée. Je vous prie d’informer Mad[emoise]lle Kasthoffer ou Madame Niederer, en lui faisant agréer mes respectueux hommages, que j’écris de nouveau à M[onsieur] Alexandre pour le même objet. On conserve l’espérance que M[onsieur] Siauve est du nombre très considérable des prisonniers restés en Russie. Que ses chéres filles se mettent en état de le dédommager, par la satisfaction qu’elles lui donneront; des longs chagrins qu’il aura éprouvés loin d’elles. Je vous rappelle la chére petite Rosalie Paturel, dont les parens sont en correspondance suivie avec moi. Je félicite les jeunes Thouvenot et Pastol de leur bonne conduite, et les invite à continuer à bien travailler pour satisfaire leurs parens. J’ai écrit, il y a trois jours, à mes trois fils, qui, je l’espére, auront reçu ma lettre, dont je les prie de m’accuser de suite réception. Leur excellente maman et moi, nous avons depuis quelque tems une santé plus chancelante que jamais.
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Les fonds déposés à mon compte chez M[onsieur] Doxat lui permettront de payer, dans les 1ers jours d’avril, à l’insitut le montant de la pension de mes trois fils pour le second trimestre. Avez-vous eu des nouvelles du bon M[onsieur] Schacht, qui enseignait si bien l’histoire? Combien je serais heureux que notre cher M[onsieur] Mieg put revenir bientôt auprès de vous! J’ignore s’il a reçu deux ou trois longues lettres que je lui avais écrites, il y a 3 et 4 mois, concernant votre institut. Nous avons appris avec beaucoup de peine, ma femme et moi, la mort de M[ademoise]lle Develay. Faites agréer nos plus tendres civilités à Madame Pestalozzi, dont nous désirons vivement que la santé soit raffermie; puis à M[essieu]rs Niederer, Krusi, à M[esda]mes Herman, Develey, Mandrot, Julie Doxat, à M[onsieur] et M[ada]me Huber, M[onsieur] et M[ada]me de Guemps, M[onsieur] Doxat de Turin. Votre bien dévoué ami Jullien J’embrasse mes trois fils bien aimés; leur mére, leur petit frére Alphonse, leur petite sœur Stéphanie en font autant. Nous sommes heureux de sentir que votre famille est tranquille et livrée à ses utiles travaux. Accusez-moi de suite réception de cette lettre par la même voie par laquelle je vous écris. Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/8 Bogen, 242 x 184 mm Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. ⇒
Nr. 1403 III.
Z. 8 Z. 10
lettre: PSB IX, Nr. 3655 lettre: scheint nicht erhalten zu sein
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femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 fils: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) Lehman: Julius/Julien Adolph Lehmann ⇒ Nr. 1392 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Goldi: Andreas Göldi (1768–1840) ⇒ Nr. 1200 Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Weileman: Johann Jakob Weilenmann (1787–1827) ⇒ Nr. 1268 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Kasthoffer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Blochman: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Tondu: Jean Daniel Tonduz (1789–1833) ⇒ Nr. 1403 Panhuis: Georg Emile August van Panhuys (1796–1871) ⇒ Nr. 1299 Alexandre: Charles Alexis Alexandre (1759–1825) aus Paris war aktiver Revolutionär – 1792 wurde er Kontrolleur im Kriegskommissariat der Alpen-, danach der Italienarmee –, Mitglied des Tribunats (1799–1806) und später sukzessive Chef, Generalinspektor und Direktor in der Verwaltung der indirekten Steuern (Administration des droits réunis) (vgl. ZB Zürich, Ms Pestal 822, S. 42 ff.). écrit: Scheint nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der Nachlass von Marc Antoine Jullien (1775–1848 ⇒ Nr. 1200) im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht eingesehen werden. Elisa: Elise/Elize Siauve (*1796/97) ⇒ Nr. 1348 b Fortunée: Fortunée Niederer-d’Albepierre (1801–1876) ⇒ Nr. 1348 b Siauve: Etienne Marie Siauve (1758–1813), Pfarrer, Revolutionär und Kriegskommissär aus Saint-Etienne (Loire), heiratete 1793 in Lyon Eléonore Carret (*1773, ⇒ Nr. 1428 a), Tochter des Chirurgen und Politikers Michel Carret (1752–1818, ⇒ Nr. 1424). Er hatte 1798 kurze Zeit ein Parlamentsmandat im Rat der 500 inne und erlangte durch verschiedene Publikationen einige Bekanntheit als Archäologe, bevor er 1812 in Russland in Kriegsgefangenschaft geriet und 1813 bei Saratow starb. Rosalie: Rosalie Catherine Eugénie Françoise Paturel (*1808) ⇒ Nr. 1344 c parens: Joseph François Paturel (1774–nach 1833, ⇒ Nr. 1344 c) und Eugénie Paturel-Farinière (*1791) aus Nîmes hatten 1807 in Frassino (Piemont) geheiratet. Über das weitere Leben des Ehepaars konnte nichts in Erfahrung gebracht werden; weder die Sterberegister von Grenoble noch diejenigen von Nîmes verzeichnen die Eheleute, weshalb denkbar ist, dass sich die Familie ausserhalb Frankreichs etablierte hatte. Thouvenot: Charles/Télémache/Télémaque Thouvenot ⇒ Nr. 1312 b Pastol: Joseph Numa Pastol de Keramelin (1802–1862) ⇒ Nr. 1251 parens: Baron Yves Marie Pastol de Keramelin (1770–1813, ⇒ Nr. 1309 a) und Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire (*1784, ⇒ Nr. 1297) sowie Pierre Thouvenot (1757–1817, ⇒ Nr. 1312 b) und Marie Victoire Thouvenot-De la Croix. Über Marie Victoire konnte nichts Näheres in Erfahrung gebracht werden. écrit: Scheint nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der Nachlass von Marc Antoine Jullien (1775–1848 ⇒ Nr. 1200) im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht eingesehen werden. Doxat: Jean Louis Doxat de Champvent (1773–1861) ⇒ Nr. 643
46 Z. 60 Z. 62 Z. 63
Z. 66
Z. 67 Z. 69 Z. 69 Z. 69 Z. 69 Z. 69 Z. 70 Z. 71 Z. 74 f. Z. 75
Schacht: Theodor Schacht (1786–1870) ⇒ Nr. 1134 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 lettres: Scheinen nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der Nachlass von Marc Antoine Jullien (1775–1848 ⇒ Nr. 1200) im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht eingesehen werden. Develey: Elisabeth Develey (1751–1814) war die Tochter des Yverdoner Weinhändlers Gabriel Develey (1711–1773) und die Schwester des früheren Stadt- und Institutsarztes Louis Frédéric Develey (1766–1811). Sie starb am 13. März 1814 unverheiratet in Yverdon. Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Herman: Suzette Hermann-Develey (1754–1827) ⇒ Nr. 1392 Develey: Jeanne Henriette Develey-Mandrot (1765–1840) ⇒ Nr. 1189 Mandrot: Louise Marianne Mandrot-Auberjonois (1742–1831) ⇒ Nr. 1393 Julie Doxat: Julie Doxat-Doxat (1778–1838) ⇒ Nr. 1392 M[onsieur] et M[ada]me Huber: Pierre Huber (1777–1840, ⇒ Nr. 1403) und Louise-Henriette-Gabrielle Huber-Burnand (1778–1841, ⇒ Nr. 1403) de Guemps: Jean-Anne Cosson de Guimps (1753–1819, ⇒ Nr. 1368) und Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819, ⇒ Nr. 1368) Doxat de Turin: Jean François Gamaliel Doxat (1744–1833) ⇒ Nr. 1392 Alphonse: Alphonse Jullien ⇒ Nr. 1293 Stéphanie: Antoinette-Stéphanie Jullien ⇒ Nr. 1393
1409. David Vogel 27. März 1814 5
Herrn H[einrich] Pestalozzj in Yverdon. Zürich, den 27. Merz 1814.
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Mein th[eurer] Freünd! Du wirst wie ich nicht zweifle das Paquet mit 30. Louisd’or durch die Diligence erhalten haben, ich dachte, wenn euch das Porto etwas mehr kostet, dennoch die Absendung nicht zu verschieben, um deine Verlegenheit zu beseitigen. An Crome hast du mir eine intressante Bekanntschafft verschafft, wir sprachen oft von dir, und über manches hat er meine Ansichten berichtigt, was das Institut betrifft. Ich hoffe es wird ihm gelingen demselben Schüler zu finden; damit ist aber für das lauffende Jahr nicht geholfen, wenn du nicht eine bedeütende Zahl zu thätiger Hülfe bereitwillge Freünde findest; einzelne die im Fall hinlänglich zuzusezen wären kenne ich nicht, und kleinere Beyträge von einzelnen helfen nicht; ich begreiffe dass das von Miegg vorge-
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schlagne Circular drükend für dich seyn muss, und zudem der Erfolg bey dem ungüstigen Zeitpunkt ungewiss ist, dennoch sehe ich kein anderes Mittel und widerhole dir mein dir bereits gemachtes Anerbieten, falls sich eine hinlängliche Zahl Beyträge finden, welche die Gewährleistung geben dass damit solid geholfen werden kann, m[einen] Beytrag mit 100. N[eu]th[a]l[e]rn zu geben, ohne auf Rükerstattung zu zählen. – Crome wird könftigen Donnstag von hier abreisen, ich soll dich herzlich von ihm grüssen, und er werde dir von Carlsruhe aus schreiben; wir sehen uns offt, er liebt dich sehr. Mit dem Gerwer Hauser habe ich nun die Abrede getroffen, dass Gottlieb für einen Monat zur Probe zu ihm komme, ich zweifle aber keineswegs, dass es Gottlieb gefallen werde, und dass er durch s[ein] gutes Herz und guter Betrag sich die Liebe diser braven Leüte sich erwerbe; ich wüsste wenn Gottlieb m[ein] eigner Sohn wäre ihn nicht besser zu besorgen, ist es dir recht, so soll er auf Ostern hieher kommen, ich werde dann selbst mit ihm nach Wädenschweil gehen. Wegen dem Verhältnis mit dem Neüenhof hatte ich nun deshalben einige Besorgnis, weil ich nicht bestimmt wusste, ob im Canton Argau eben so wie im Canton Zürich in jedem Fall beym Tode des Manns die Frau ihr Vermögen vor allem nun zurükziehen könne, so bald dies ist, so ist durch den Eigenthümlichen Besiz der Güter, welcher laut dem Auszug der Canzley dem Gottlieb unbezweifelt ist nichts zu besorgen; wenn aber jezt noch die Summe welche H[err] Kuster darauf versichert wünscht zu den bereits darauf haftenden dazu kömmt; so ist freylich das Gut so weit verschuldet, dass es schweer halten würde diesen Preis zu erlösen ehe bessere Zeiten eintreffen, denn im Argau wie hier haben die Güter sint 20 Jahren sich um 1/3 im Wehrt vermindert, und finden sich keine Käuffer, so ist jährlicher Schade dabey. Ich wünschte desnahen dass entweder auf den Verkauff gedacht würde wenn sich ein annehmlicher Käuffer zeygen sollte, oder dass ein Rükkauff durch die Kanzley gemacht würde, damit einst Gottlieb nicht dadurch in Verlegenheit u[nd] Schaden gesezt werde. H[err] Paur sieht die Sache im nämmlichen Gesichtspunkt an, melde mir darüber deine Ansicht, denn erst wenn der Rükkauff auf dich geschehen ist, so kannst du dann H[errn] Kuster darauf versichern, oder es müsste j e z t im Namen des Gottliebs geschehn. Unsere inneren Angelegenheiten werden sich nächste Tagen entscheiden. Die drey Urkantone, Urj Schweiz u[nd] Unterwalden finden sich hier ein, und die Tagsazung wird die Foederal Verfassung auch ohne Bern Freyb[urg] u[nd] Solothurn zu Stand bringen. Die
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Allierten werden derselben Eingang auch bey dennen verschaffen die jezt keinen Antheil an den Verhandlungen haben wollen. Der Canton Zürich ist in der besten Stimmung gegenseitiges Zutrauen herscht allgemein, und dass gerade durch einige Intriganten an deren Spitze Escher v[on] Berg war, der Versuch gemacht und verfehlt wurde, die nämlichen Mittel wie in Bern hier in Anwendung zu bringen, hatte die gute Folge dass der respectable Theil der hiesigen Bürgerschafft sich bestimmt für den Grundsaz der Gleichheit politischer Rechte ausgesprochen hat, und das Zutrauen des Lands dadurch entschieden sich a l l g e m e i n erklärte. Lebe wohl l[ieber] Freund, grüsse mir die l[iebe] Grossmamma, H[errn] Niederer und alle die dich und mich lieb haben! dein tr[euer] Fr[eund] D[avid] Vogel im Berg. Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 380/5 Bogen, 234 x 187 mm Stempel ZUERICH 27. MARS 1814, Siegelspuren, Dorsualvermerk 1814 27. merz Zurich D[avid] Vogel Original Textkritik
Zeuge H Z. 9 Z. 13 Z. 15 Z. 27 Z. 43 Z. 61 Z. 66 Z. 69 Z. 70 f.
Paquet: lateinische Schrift Crome: lateinische Schrift betrifft. Ich Crome: lateinische Schrift dem Gottlieb ∫ Foederal: lateinische Schrift durch: lateinische Schrift respectable: lateinische Schrift politischer: lateinische Schrift Sacherklärung I.
David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a II. August Friedrich Wilhelm von Crome (1753–1833, ⇒ Nr. 1402) besuchte Anfang 1814 die Schweiz und hielt sich auch in Yverdon auf. Anschliessend reiste er über Zürich nach Hause, weshalb er von Pestalozzi mit Empfehlungsschreiben an seine Zürcher Freunde ausgestattet worden war (vgl. PSB XIV, Nr. 3647 a). David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) war von Pestalozzi mit der Vereinbarung vom 20. Febru-
49 ar 1813 (⇒ Nr. 1360) im Falle seines Todes zum Vormund Gottlieb Pestalozzis (1797–1863, ⇒ Nr. 594) bestimmt worden. In dieser Funktion kümmerte er sich nicht nur um eine Lehrstelle für Gottlieb, sondern auch um die Regelung der finanziellen Angelegenheiten. III. Z. 9 Z. 9 Z. 10 Z. 13 Z. 20 Z. 21 Z. 30 Z. 30 Z. 31 Z. 36 Z. 45 Z. 54 Z. 59 ff.
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Z. 73 Z. 74
Paquet: ⇒ Nr. 1406 Louisd’or: frz. Goldmünze Diligence: Postkutsche (frz.) Crome: August Friedrich Wilhelm von Crome (1753–1833) ⇒ Nr. 1402 Miegg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Circular: ⇒ Nr. 1383 Gerwer: Gerber Hauser: Johannes Hauser (1776–1841) ⇒ Nr. 1383 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Wädenschweil: Wädenswil (Kt. Zürich) Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Paur: Salomon Paur (1771–1850) ⇒ Nr. 823 inneren Angelegenheiten ... zu Stand bringen: Nach der Niederlage Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) in Russland zogen österreichische Truppen auf ihrem Marsch nach Paris unter Missachtung der Schweizer Neutralität im Dezember 1813 auch in Zürich ein. Die Schweiz zerfiel in einander bekämpfende interkantonale Parteien, in denen das ultrarestraurative Lager vor allem in Bern die Wiederherstellung der Zustände von vor 1798, also die Wiedereingliederung der ehemaligen Untertanengebiete und jetzt neuen Kantone Aargau und Waadt in den Kanton Bern, forderte. Zürich, das seit Ende 1813 Vorort (Vorsitz) der eidgenössischen Tagsatzung (⇒ Nr. 1534) war, vermittelte unter der Führung des Bürgermeisters und Tagsatzungspräsidenten Hans von Reinhard (1755–1835, ⇒ Nr. 1108) die Einigung auf einen neuen Bundesvertrag vom 7. August 1815 zwischen den nunmehr 22 Kantonen. Doch auch im Kanton Zürich gab es Verfassungskonflikte. Die vom Staatsrat ab Januar 1814 unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorbereitete Revision der Kantonsverfassung wurde im Juni dem Grossen Rat vorgelegt, der sie schliesslich billigte. Die moderat restaurative Kantonsverfassung sah zwar keine Erneuerung der Untertanenverhältnisse und die Restituierung von 1798 aufgelösten obrigkeitlichen Gerichtsherrschaften vor, stärkte jedoch die Position der Stadt Zürich im Grossen Rat, etwa auf Kosten Winterthurs, und rief den am Ende erfolglosen Protest von mehreren hundert Stadtbürgern hervor. Escher: Georg Escher von Berg (vom Luchs) (1756–1837) war bis 1798 Gerichtsherr zu Berg am Irchel (Kt. Zürich), wo er sich als landwirtschaftlicher Modernisierer exponierte, phasenweise Strohwaren produzierte und eine Branntweinbrennerei betrieb. Als Vertreter der zürcherischen Aristokratie versuchte er 1814 vergeblich mit verschiedenen reaktionären Aktivitäten, hier als «Intrigen» bezeichnet, die Machtverhältnisse von vor 1798 wiederherzustellen. Grossmamma: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
50 1409 a. François Marie Carret 1. April 1814 [Reg.] Carret erkundigt sich nach seiner Nichte.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 115.21 ff. Sacherklärung I.
François Marie Carret (*1777) aus Lyon, Sohn des Chirurgen und Politikers Michel Carret (1752–1818, ⇒ Nr. 1424), ist Handelsmann und Zahlmeister und heiratet 1805 die Lyonerin Françoise Bonnefoy (*1786). III. Z. 4
Nichte: Elise/Elize Siauve (*1796/97) ⇒ Nr. 1348 b
1410. Ruprecht Zollikofer April 1814 Murten 5
[Reg.] Zollikofer berichtet von der Abreise Johann Heinrich Kunklers nach Russland und ersucht um einen Lehrer für Arithmetik.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 118 Sacherklärung I.
Ruprecht Zollikofer (1787–1872) ⇒ Nr. 1309 II. Ruprecht Zollikofer (1787–1872, ⇒ Nr. 1309) pflegte während seiner Zeit als Pfarrer in Murten lockeren Briefkontakt mit Pestalozzi, der sich wie hier meist um Fragen der Personalrekrutierung für verschiedene Schulen drehte. III. Z. 5
Kunklers: Johann Heinrich Kunkler (1756–1839) aus St. Gallen war Maler und Zeichner. Er arbeitete um 1812 als Lehrer im Institut in Yverdon und
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wurde anschliessend von Johannes von Muralt (1780–1850, ⇒ Nr. 610) nach St. Petersburg empfohlen. Lehrer: Am 26. April 1814 (PSB IX, Nr. 3678) erteilte Pestalozzi Ruprecht Zollikofer (1787–1872, ⇒ Nr. 1309) in dieser Sache abschlägigen Bescheid: Weder könne er einen eigenen Arithmetiklehrer entbehren, noch kenne er einen andern, der verfügbar wäre.
1411. Rosette Kasthofer und Johannes Niederer April 1814 [Reg.] Briefe aus Bern und Burgdorf mit unbekanntem Inhalt.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 124.16 ff. Sacherklärung I.
Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, (1779–1843, ⇒ Nr. 507)
⇒
Nr. 842) und Johannes Niederer
II. Rosette Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) und Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) heirateten am 1. Mai 1814 und berichteten in verschiedenen Briefen von ihrer Reise durch die Schweiz, auf welcher sie auch Verwandte im Aargau und in der Ostschweiz besuchten.
1411 a. Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire Frühjahr 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1444 b Sacherklärung I.
Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire (*1784)
⇒
Nr. 1297
52 1412. Friedrich Kohlrausch 9. April 1814 Düsseldorf d[en] 9ten April [1814] 5
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Indem ich mir die Freiheit nehme, hochverehrter Mann, Ihnen hiebei ein Exemplar meiner Reden über Deutschlands Zukunft zuzusenden, so kann ich mich dabei weniger auf die Erinnerung einiger Tage persönlichen Zusammenseyns im Jahre 1808 berufen, – obgleich ich Ihrer gütigen Aufnahme, die Sie mir und dem jungen Grafen Baudissin aus Dänemark damals schenkten, noch stets mit Dank gedenke, – sondern ich stütze mich auf die Sache selbst und auf Ihren hohen Sinn für das, was das Wohl der Menschheit angeht. Wer auch nur den ernsten Willen für sich anführen kann, für dieses zu arbeiten, der findet in Ihnen den warmen Freund, und so glaube ich auch meine Reden dreist vor Ihre Augen bringen zu dürfen; denn jenen Willen fühle ich lebendig in meiner Brust. Auch habe ich zu viele Zeichen eines ergreifenden Eindruckes bei denen, zu welchen ich mündlich redete, gesehen, als dass ich nicht glauben dürfte, in der Hauptsache das Rechte getroffen und Vorschläge gethan zu haben, welche, wenn sie ausgeführt würden, uns auf einen glücklichen Weg leiteten. Mir hat die Entwerfung des ganzen Bildes einen sehr heiteren Muth für die Zukunft gegeben; und wenn ich denn auch nur dieses unmittelbar erreichte, dass ich einem Greise, den ich so hoch verehre, einige heitere Stunden verschaffte, so würde ich diese Zeilen nicht vergeblich geschrieben zu haben glauben. Allein, ich darf auf etwas Grösseres rechnen. Dem Greise ist, ungeachtet grosser Lebensstürme, und viel vereitelter Hofnungen, der Lebensmuth keineswegs gebrochen, ja, was noch mehr ist, den Glauben an ein Ideales, der sein eigentliches Lebensprizip ist, hat er ungeschwächt durch diese Stürme hindurch getragen u[n]d wird ihn bewahren bis zu seiner letzten Stunde. Dieser Greis wird ein Bild, in welchem jener Glaube der herrschende ist, verstehen und billigen, wie vielleicht nicht Tausende unter den Jünglingen, und dann hat es ihm nicht nur eine Stunde erheitert, sondern vielleicht in das Abendroth seines Lebens einen Strahl mehr geworfen; und ich würde mich sehr glücklich schätzen. Und bei seiner rastlosen Thätigkeit wird der Greis, falls er die ausgesprochenen Gedanken als wahr erkennt, nicht ruhen, bis er sie auch weiter verbreitet hat; so könnte ihre Saat von ihm in einem Lande ausgestreut werden, welches, von deutschen Stämmen bewohnt, und aus uralter Zeit gross und herrlich, in der Erschlaffung der letzten Jahrhunderte auch eingebüsst hat und
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gerade jetzt in Gefahr ist, seinen hohen Platz in der Achtung der Völker zu verscherzen. Was dem Deutschen Bunde einzig Noth thut, Einheit im Geist und in der Liebe, thut dem Schweizerischen wohl gleichfals Noth. Sind die von mir genannten Grundvesten für Deutschland wahr u[n]d die rechten, so sind sie es auch für die Schweiz; und wer weiss, ob nicht in Zukunft auch die Schweiz von einem Deutschen Bunde der Eintracht und Liebe, und durch das Mittel der Nationalfeste, zugleich umfasst werden könnte? – Ob solche Früchte aus dem Korne erwachsen können, welches ich jetzt aus streuen möchte, – wer mag es berechnen? – Aber wenn es auch nicht geschähe, so darf doch die Mühe des Pflanzens nicht gescheut werden. Wenigstens wird in dem Herzen der erwachsenden Jugend der Funke nicht verloren gehen, der mit treuer Sorge hineingeworfen wird; sie darf den Glauben an die Möglichkeit einer Vereinigung der Idee mit dem Leben nicht verlieren. Lassen Sie mich es bekennen, sehr verehrter Mann, dass ich durch meine Schrift zu diesem Zwecke etwas Wesentliches zu leisten hoffe. Eine Hülfe, wie die Ihrige, hiebei, würde meine Hofnung zur Zuversicht erheben. ergebenst Dr. F[riedrich] Kohlrausch. Professor am Gymnasium zu Düsseldorf. Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 168/1 Blatt, 252 x 208 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 10 Z. 17
Ausriss Baudissin: lateinische Schrift zu ∫ Sacherklärung I.
Friedrich Kohlrausch (1780–1867) durchläuft nach ausgedehntem Theologiestudium und Privatlehrertätigkeit beim Grafen Wolf Heinrich Friedrich Karl von Baudissin (1789–1878, ⇒ Z. 10) ab 1810 eine pädagogische Karriere als Lehrer in Barmen (heute Teil von Wuppertal, Nordrhein-Westfalen), ab 1814 in Düsseldorf, ab 1818 als Schulrat von Münster und vor allem ab 1830 als Oberschulrat, Generalinspektor des höheren Schulwesens und ab 1864 als Generalschuldirektor im Königreich Hannover. Neben der Vereinheitlichung und Reform des hannoverschen höheren Schulwesens verfasst Kohlrausch Schulbücher, vor allem für den Geschichtsunterricht.
54 II. Im Januar 1814 wechselte Friedrich Kohlrausch (1780–1867, ⇒ Sacherklärung I.) von Barmen nach Düsseldorf. Als «Abschiedsvorlesung» richtete er seinen «Blick auf die Zukunft Deutschlands, wie ich sie mir gestaltet dachte», die kurz darauf auch gedruckt wurde und welche er Pestalozzi mit diesem Brief übersandte (Friedrich Kohlrausch: Erinnerungen aus meinem Leben. Hannover 1863, S. 138 f.). III. Z. 6 Z. 10
Reden: Friedrich Kohlrausch: Deutschlands Zukunft in sechs Reden. Elberfeld 1814 Baudissin: Graf Wolf Heinrich Friedrich Karl von Baudissin (1789–1878) war nach seinem Jurastudium von 1810 bis 1814 Legationssekretär im dänischen Staatsdienst, schied nach seiner Inhaftierung 1813 wegen deutschnationaler Gesinnung aus dem diplomatischen Dienst aus und schloss sich nach ausgedehnten Reisen nach Italien, Frankreich, Griechenland und der Türkei 1827 der Familie Tieck in Dresden an, wo er zusammen mit Ludwig Tieck (1773–1853) an der deutschen Shakespeare-Übersetzung arbeitete.
1413. Ioannes Antonios Kapodistrias 18. April 1814 A Monsieur Pestalozzi à Zurich 5
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Zurich le 6/18 Avril 1814. Monsieur Je suis fort sensible à la confiance que vous avez bien voulu me temoigner par Votre lettre du 14 de ce mois. Vous ne devez pas douter Monsieur que l’invitation que je vous ai faite de vous expliquer librement envers moi, sur la situation de vos affaires, ne fut une suite d’un désir sincère de vous être utile, si cela dépend de moi. Persuadé que le public ne pourra rester indifférent à l’invitation, de concourir par les souscriptions au succès de vos établissemens pratiques, je serai charmé de vous donner une preuve de l’intérêt que j’y prends en mon particulier. Je me ferai un devoir de porter à la connoissance de l’Empéreur, avec l’ouvrage dont vous me parlez, le besoin qu’ont vos projets d’un appui éffectif. Il serait nécessaire que Vous me fassiez parvenir une lettre à S[a] M[ajesté] renfermant Votre vœu à cet égard –. Je m’empresserai de la faire parvenir à sa destination, et serai heureux d’avoir contribué au succès d’une entreprise aussi intéressante que la Votre –
55 Recevez Monsieur l’assurance de ma plus parfaite considération Le Comte Capodistria
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 49/2 Bogen, 249 x 206 mm Datum am Schluss, eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
Zeuge H Z. 19
fassiez Sacherklärung I.
Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831) ⇒ Nr. 1387 II. Pestalozzi dürfte Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831, ⇒ Nr. 1387) im nicht erhaltenen Brief vom 14. April 1814 (⇒ Z. 8) um Unterstützung beim Zaren Alexander I. von Russland (1777–1825, ⇒ Nr. 520) gebeten haben; ein Anliegen, welchem Kapodistrias Folge leisten wollte. III. Z. 8 Z. 17 Z. 19
lettre: scheint nicht erhalten zu sein l’Empéreur: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520 lettre: Im Antwortschreiben an Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831, ⇒ Nr. 1387) vom 6. Mai 1814 (PSB IX, Nr. 3692) drückte Pestalozzi seine Unfähigkeit aus, passende Worte für einen Brief an den russischen Zaren zu finden. Da bis zum Dezember 1814 (PSB IX, Nr. 3849) kein weiteres Schreiben Pestalozzis an Zar Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) erhalten ist, kann angenommen werden, dass es nicht zur Abfassung des hier vorgeschlagenen Briefes gekommen ist. Auch als Pestalozzi den Briefwechsel mit Alexander ins Morgenblatt (Nr. 10/1815) einrücken liess, druckte er nur die bereits bekannten Schreiben vom Herbst 1814 ab. Einzig in zwei Briefen an Louis Bonaparte, Graf von Saint-Leu (1778–1846) vom Juli 1814 (PSB IX, Nr. 3744, Nr. 3754) erwähnte Pestalozzi ein Schreiben an Alexander, das er Louis in Kopie zukommen lassen wollte – falls damit ein bisher nicht bekannter Brief gemeint sein sollte, so scheint dieser nicht erhalten zu sein.
56 1413 a. Giuseppe Giulio Cesare Estense Tassoni, Comte und Marquis von Castelvecchio 22. April 1814 5
[Reg.] Tassoni schickt einen Brief von Gambogi, in welchem er sich erkundigt, ob sein Sohn bei Pestalozzi zu einem reduzierten Pensionspreis aufgenommen werden könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 139.15 ff. Sacherklärung I.
Giuseppe Giulio Cesare Estense Tassoni (1759–1821), Comte und Marquis von Castelvecchio, entstammt der in Modena ansässigen Adelsfamilie der Estense. Als die Franzosen 1796 die Region um Bologna einnehmen, wird er Mitglied der Legislativen Kammer und Repräsentant der neu errichteten Republik Cispadana. Während des Königreichs Italien (1805–1814) amtet Tassoni als Minister des Königs von Etruria (Mittelitalien) sowie als Botschafter des Königreichs Neapel und der schweizerischen Eidgenossenschaft. Im Jahre 1809 wird er zum Ritter des Ordens der eisernen Krone ernannt. III. Z. 4
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Gambogi: Michele Gambogi (um 1763–1839), italienischer Militär, Literat und Notar, entstammte einer in Lucca niedergelassenen Familie aus Camaiore (Toskana). Seine militärische Karriere verbrachte er in verschiedenen Diensten. Als junger Mann kämpfte er für Spanien und war von 1781 bis 1796 Gardist des Herzogs von Modena. Während der Besetzung Italiens durch die napoleonischen Truppen diente er Frankreich, ab 1815 war er in einer Kontrollkommission des österreichischen Heeres tätig. Gambogi, der den Titel eines Conte trug, kehrte 1820 nach Mailand zurück, wo er zuvor schon viele Jahre gelebt hatte. Um diese Zeit herum begann er, mit Metallen und Quecksilber zu experimentieren. Der Versuch einer Fabrikgründung misslang. Erfolgreicher hingegen verlief seine literarische Tätigkeit, so insbesondere als Verfasser einiger Komödien. Sohn: Der Sohn von Michele Gambogi (um 1763–1839, ⇒ Z. 4) konnte nicht näher bestimmt werden. Da in den Verzeichnissen von Yverdon kein Schüler mit diesem Namen auftaucht, ist anzunehmen, dass er nicht nach Yverdon geschickt wurde.
57 1414. Johannes/Jean Schneider 24. April 1814 5
[Reg.] Auf der Abschrift des Briefes vom 23. März 1814 findet sich folgende Notiz: «Am 24. April an H[err]n Pestalozzi über unsere Anstalt.»
Überlieferung 1
Burgerbibliothek Bern, Mss. h.h. XII, 376/II (Nachlass Schneider) Sacherklärung I.
Johannes/Jean Schneider (1792–1858) ⇒ Nr. 1317 f II. Johannes/Jean Schneider (1792–1858, ⇒ Nr. 1317 f) hatte 1812 als Lehrer an die Anstalt (⇒ Nr. 1274) von Georg Franz/Franz Georg Hofmann (1765–1838, ⇒ Nr. 802) in Neapel gewechselt und schrieb von dort regelmässig Briefe nach Yverdon. Lit.: Gustav Tobler: Aus dem Leben eines Pestalozzianers (Johannes Schneider, 1792–1858). In: Historischer Verein des Kantons Bern (Hrsg.): Festgabe zur 60. Jahresversammlung (Bern 4./5. Sept. 1905) der Allgemeinen Geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz. Bern 1905, S. 159–238). III. Z. 4
Briefes: ⇒ Nr. 1407
1414 a. Jean-Guillaume-Henri-Scipion Rémy Frühjahr 1814 [Reg.] Herr Rémy schickt ein Bücherpaket.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 168.24 ff. Sacherklärung I.
Hier ist möglicherweise Jean-Guillaume-Henri-Scipion Rémy (1777–1858) aus Lausanne gemeint, der Bruder von Jeanne-Susanne-Catherine-Gabrielle Chaboux-Rémy (1776–1853, ⇒ Nr. 1403). Laut früheren Angaben Marc Antoine Julliens (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) ist Rémy Banquier in Mailand (⇒ Nr. 1403). Eine Firma Rémy & Chaboux ist in Mailand nachweisbar, ob aber Jean-Guillaume-Henri-Scipion oder ein anderer Vertreter der Familie dieses Geschäft führte, ist unklar.
58 1415. Anna Pestalozzi-Schulthess April/Mai 1814 [Reg.] Anna schickt Briefe nach Yverdon.
Überlieferung 1
Nr. 1417 Sacherklärung I.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1415 a. Raymond Mitton 3. Mai 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 137.12 f. Sacherklärung I.
Raymond Mitton ⇒ Nr. 1387 a
1416. Karl/Carl Ritter 6. Mai 1814 5
An Herrn H[einrich] P e s t a l o z z i in Yverdün (durch Güte) Göttingen d[en] 6. May 1814.
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Eine Freundin die so glücklich ist einen Sommer in Ihrer beseligenden Nähe zu erleben, wird Ihnen theuerster Vater Pestalozzi diese
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Zeilen zustellen, die Sie freundlich an einen Ihrer wärmsten Schüler erinnern mögen, den das Schicksal noch immer bald hier bald dahin führt, ohne dass ihm noch weder ein Plätzchen an Ihrer Seite, noch an einem eignen Heerde beschieden wäre. Seitdem ich Sie das letztemahl sahe, habe ich das südliche Frankreich, ganz Italien und einen Theil von Deutschland durchzogen, Natur und Menschen beobachtet; aber seit dem letzten Jahre habe ich mit Ihnen und mit allen Freunden der Menschheit Thaten voll Kraft und hoher Gesinnung erlebt, ja Wunder gesehen, so dass die alte schlechte Zeit zu versinken und eine gute, geheiligt durch Opfer und Hingebung der Völker, begnadigt durch Gottes Weisheit und Barmherzigkeit, voll Heil und Seegen, dem Moder zu entsteigen schien, der uns schon bey lebendigen Gliedern bedeckte. Wer kann lebendiger und mit mehr freudiger Rührung auf diese Gegenwart und in die Zukunft blicken als Sie, Verehrungswürdigster, da Sie mit dem Sinne und dem Muthe des edelsten Kriegers seit so lange kämpften, das Volk zu stählen, den Sinn zu reinigen, das Vertrauen auf Wahrheit und Recht und auf Gott zu erhöhen; da Sie nun sehen wie das Grösste erfolgt ist aus der Erhebung ganzer Völker wider das Böse und das Gottlose, und wie Ihr Vertrauen das Sie seit einem Halben Jahrhundert der Menschennatur auch auf der niedrigsten äussern Stufe zollten, gerechtfertigt worden ist! Sie wollen dass sich das Volk aus der Ohnmacht und dem Schmutz dem es erliegt, erhöbe und zum Bewusstseyn seiner ursprünglich hohen Natur, seiner Bestimmung gelange; was Sie in den letzten Jahren dafür im häuslichen Kreise, in der Familie, bey den Kindern thaten, dem kam die Weltgeschichte von aussen her durch die Lenkung der Staaten und der politischen Mächte entgegen und erzog selbst die Schwachen und Unmündigen durch Vaterlandsliebe und durch fromme Begeisterung zu Helden für Freyheit und Recht. Wahrlich es ist ein neuer schöner Tag für uns aufgegangen, die kalte thränenvolle Nacht ist verschwunden und Licht und Wärme giessen junges frisches Leben in Keim und Blüthen. Die Wahrheit kann wieder laut ertönen und das Recht wird wieder anerkannt; das sind die ersten Schritte zum Besserwerden; nur trete zu dem Wissen das überall sich erzeugt hat auch der Wille und der Glaube, dann müssen wir weiter voran rücken als wir seither gestanden und die Masse des Guten muss sich mehren, so wie die Schaale des Bösen sinkt. Viele Glieder der grossen Familie die sich zu den Ihrigen zählt, hat Theil an dieser grossen Umwälzung der Dinge genommen und wer hätte nicht mit zugegriffen, in dessen Gewalt es stand zu dem grossen Werke das Schwert oder jede andere Waffe zu ergreifen; ich selbst habe nur weniges thun können
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desto mehr haben die Meinigen gethan, und ohne die Opfer die ich durch diese dem Ganzen gebracht, würde ich untröstlich seyn über die äussere Ruhe und den Frieden den ich durchlebt. Im Innern haben wir wohl Alle im fortdauernden Kampfe gestanden und werden sobald noch an keine Ruhe des Gemüthes denken können, da nun erst die zweyte wichtige Hälfte der grossen Begebenheit, der Wiedergeburt von Europa sich zuträgt, welche eben so ausserordentlich in ihrem Erfolge wie gewaltig und ungeheuer in ihrem Ursprunge und den dazu verwandten Mitteln seyn wird. Ich habe mit hoher Freude in der Ferne gesehen wie Ihr Haus erhalten worden ist mitten im Andrang der Fluthen und der Stürme, ja wie Ihnen die verdiente Belohnung zu Theil geworden anerkannt zu werden von den Häuptern der Nationen und geschützt zu werden im Bürgerleben; ein seltnes nur wenigen zu Theil gewordnes Glück, denn die Gewalt des Völkergedränges überstieg fast das Mass des Menschenblicks, wenigstens in Augenblicken der Noth. Ja in diesen Tagen feyern Sie, wie wir alle, Feste des Sieges und des Friedens die noch erhöhet werden durch die Hochzeitfeyer des treflichen Niederer mit Dem[oiselle] Kastenhofer, wodurch auch Ihrem Hause und Ihren Kindern ein neuer Segen bereitet wird. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen wie sehr ich mich freue auch auf diese neue Art Ihr grosses schönes Werk befestigt zu sehen, das von nun an noch herrlicher gedeihen und wie ein edler Fruchtbaum seine blüthenreichen Äste weithin verbreiten und Labung allen reichen wird die sich in seinem Schatten versammeln. Jetzt ist die Zeit wo Ihre gewichtvollen Worte und Ihr Werk einen lockern Boden finden zum aufsprossen für junge Saat. Es ist überall Geist und Herz auf das gerichtet was Noth thut, aller Gemüth ist empfänglich geworden, denn jedes Individuum fühlt sich gehoben durch das Allgemeine. Wenn bisher die Stimmen der Propheten sich in der Wüste erhoben, so wird nun bald, so hoffe ich, der Retter hervortreten der die bewegte Kraft bändigt, einigt, adelt. Weder Menschenklugheit noch Menschenweisheit allein ist stark genug den grossen Knoten der Verrirrung zu lösen der labyrinthisch alle Völker Europas, alle Religiösen Gemeinden, alle Stände alle Industrie und Gewerbe verwickelt hat und vor dessen Entwirrung ein jeder zurückbebt. Nur ein höheres religioses und sittliches Element kann hier ausgleichen und jedem sein Recht und seine Stelle geben, kein politisches kein aus Menschlicher Wissenschaft entsprungenes kann hier ausreichen, und es müsste Willkühr und Eigenmacht selbst darüber zu schanden werden. Noch wissen wir nicht was aus uns werden wird in politischer Hinsicht und doch sind aller Augen darauf gerichtet und bis dahin jedes Un-
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ternehmen gehemmt: Wenn Ihre Schweitz eine Zeitlang im innern Kampfe begriffen war ehe sie zur Einigkeit zurückkehrte, so wird diese Verschiedenheit des Interesses in unserm lieben Deutschland sich leider bald noch lauter erheben wenn nicht ein höheres sie Alle gemeinsam umschlingt, wenn nicht die Einheit des Sinnes unter dem Volke und der Häupter den Sieg über die Vielheit desselben unter den Machthabern davonträgt. Könnte je eine Zeit wiederkehren die für Deutschland mehr als die jetzige aufforderte nur Eine Nationalkraft zu entwickeln, nur Einen Körper zu bilden mit Einem Kopf, Einem Herzen und mannichfaltigen Gliedern die Ein Nervensystem durchzöge, Ein Wille bewegte. Entweder jetzt oder Jahrhunderte nicht, werden wir uns politisch gestalten. Alles ist dazu rege und lebendig, überall rollt das Blut rascher in den Adern und hie und da sprühen Funken, indess im Stillen sich Gedanke an Gedanke reihet und vorbereitet zum Vortritt für das Allgemeine. Zumal durch die Preussen, unter denen der Geist lebendig geworden, ist ein Fortschritt für die Freyheit und das Wohl des Volkes zu erwarten; sie haben überhaupt die grosse Lehre gegeben zu welcher Höhe sich der Staat emporschwingt wenn Volk und Fürst zu Einer Familie gehören. Von den Preussen die son[st Ih]nen lebten weiss ich nur weniges, das einzige dass Dreist kürzlich in Nürnberg war; Schacht ist mit der Armee nach Frankreich gezogen; unser Mieg ist als Feldprediger der Frankfurter Freywilligen noch in Frankreich und wird in kurzem nach Paris gehen. Von Ihren Freunden habe ich in Frankfurth wo ich einige Tage auf Besuch war, Engelmann und D[okto]r Schlosser gesehen, sie sind wohl und für das Gute thätig. Durch Prof[essor] Crome haben wir die letzten sehr erfreulichen Nachrichten von Ihrem Hause erhalten; ich gebe es noch nicht auf ihm bald wieder einmahl näher zu kommen als es bisher die Pflichten meiner Verhältnisse erlaubten. Die Sache der Nationalerziehung soll der Hauptgegenstand meiner Thätigkeit bleiben, so viel sich mir auch in den Weg legt; die wunderbare Zeit verschlang alle Kraft und alle Aufmerksamkeit in sich, nach und nach werde ich wieder erwachen und zu meinen anfänglichen Beschäftigungen zurückkehren. Könnte ich doch recht bald Sie und Ihre Theuren einmal wiedersehen und hören! Berichte aus der Ferne genügen nicht. Auch mir ist es nicht möglich jetzt aus dem Allgemeinen in das Besondre alles dessen überzugehen was ich Ihnen gern sagen, was ich von Ihnen beantwortet haben möchte. Aber ich bin begierig auf Ihre Stimme die Sie öffentlich jetzt erheben werden; denn Sie sind ein Mann des Volks der dem Hohen und dem Niedern gleich stark ins Gewissen und an
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das Herz spricht, und die Gewichterschwangre Zeit fordert Sie auf über Alles was zur Richtung und Leitung der Volker und ihrer Führer gehört jetzt laut zu reden und die Resultate Ihrer Nachforschungen über Staatsverfassung, Bürgerwohl und Volksglück über alle Länder wo deutsch gelesen und gedacht wird zu verbreiten. Doch genug; ich umarme Sie mit kindlicher Verehrung und bitte um meine herzlichsten Grüsse an Ihre theure Gattin, an Niederer und die Seine und alle die Ihrigen. Mit inniger Anhänglichkeit und Hochachtung C[arl] Ritter (Addresse. an C[arl] R[itter] im Keilschen Hause in der Jüdenstrasse in Göttingen). Frau Doctor B e r c h e l m a n n ist Wittwe, aus der hochgeachteten Familie H u t in Frankfurt, ihre treflichen Schwestern sind Frau Bunsen in Frankf[urt] Vorsteherin einer Mädchenschule, eine überaus würdige Frau, und Frau Staatsrath v[on] U h d e n in Berlin. Sie selbst kommt zu Ihnen um ihren Sin und ihre Talente für Menschenbildung in Ihrer Anstalt zu entwickeln und sich an der warmen Sonne die Yverdon aufgeht zu erquicken. Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 350/4 und 350/5 Bogen, 213 x 128 mm Datum am Schluss, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 27 Z. 87 Z. 89 Z. 102 Z. 113 Z. 116
dem ∫ der labyrinthisch alle ein ∫ Könnte je zu ∫ Ausriss Sacherklärung I.
Karl/Carl Ritter (1779–1859) ⇒ Nr. 908 II. Am 31. März 1814 hatten die alliierten Truppen Paris eingenommen, Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) dankte am 6. April ab und wurde nach Elba
63 verbannt. Im ersten Pariser Frieden (30. Mai 1814) wurde festgehalten, mit allen am Krieg beteiligen Staaten in Wien einen Kongress zu veranstalten, um eine dauerhafte europäische Nachkriegsordnung auszuarbeiten. III. Z. 10
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Z. 117 Z. 117 Z. 118 Z. 121 Z. 122 Z. 123 Z. 144 Z. 151 f. Z. 153
Freundin: Marie Dorothea Friederike Berchelmann-Huth (1779–1823), Tochter des Fürstlich-Nassauisch-Weilburgischen Hofrats und Konsulenten des Frankfurter Bürgerausschusses Georg Adolph Huth (1732–1811), heiratete 1807 den Theologen und Juristen Gottlieb August Berchelmann (1773–1810), der Aktuar bei der Kuratelsektion des Stadt- und Landgerichts Frankfurt am Main war. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Georg Adolph (*1808) und Elise Auguste Marie Johanette Henriette (*1810). Berchelmann-Huth arbeitete zudem zeitweilig als Lehrerin bei ihrer Schwester Charlotte Auguste Christiana Bunsen-Huth (1766–1847, ⇒ Nr. 916), die ein Erziehungsinstitut für Mädchen leitete. zweyte wichtige Hälfte: Nach der Niederlage in der Schlacht bei Leipzig (16.–19. Oktober 1813) musste sich Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) aus Deutschland zurückziehen und im April 1814 auf Druck der Alliierten abdanken; er wurde auf die Insel Elba verbannt. Auf dem Wiener Kongress (1814/15) wurde anschliessend Europa neu geordnet, was Karl/Carl Ritter (1779–1859, ⇒ Nr. 908) hier wohl mit der «Wiedergeburt von Europa» angesprochen haben dürfte. Haus erhalten worden ist: Im Januar 1814 war Pestalozzi nach Basel zum russischen Zaren Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) gereist um zu verhindern, dass im Schloss Yverdon ein Lazarett eingerichtet wurde (⇒ Nr. 1398). Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Kastenhofer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 innern Kampfe: Am 29. Dezember 1813 hatte eine Versammlung von Vertretern von zehn Kantonen die Mediationsverfassung für aufgehoben erklärt. Die Kantone waren sich aber nicht darüber einig, wie die künftige territoriale und konstitutionelle Ordnung der Schweiz ausgestaltet werden sollte. Es standen sich zwei Parteien gegenüber, von denen die eine die Aufhebung der Untertanenverhältnisse beibehalten wollte, die andere die Wiederherstellung der aristokratischen Ordnung anstrebte. Der Konflikt drohte sich im März 1814 zu einem Bürgerkrieg auszuweiten, der im April auf Druck der Alliierten abgewendet werden konnte. Mit dem Bundesvertrag vom 7. August 1815 konstituierte sich die Schweiz als Staatenbund, allerdings in loserer Form als noch in der Mediationszeit (1803–1814). Dreist: Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 Schacht: Theodor Schacht (1786–1870) ⇒ Nr. 1134 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Engelmann: Julius Bernhard Engelmann (1773–1844) ⇒ Nr. 916 Schlosser: Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780–1851) ⇒ Nr. 1331 Crome: August Friedrich Wilhelm von Crome (1753–1833) ⇒ Nr. 1402 Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Frau Bunsen: Charlotte Augusta Christiana Bunsen-Huth (1766–1847) ⇒ Nr. 916 v[on] U h d e n : Susanna Elisabeth Huth (1772–vermutlich 1841) heiratete 1803 den königlich-preussischen Kriegs- und Domänenrat Johann Da-
64 niel Wilhelm Otto Uhden (1763–1835). Sie scheint Malerin gewesen zu sein, ohne jedoch öffentliche Bedeutung erlangt zu haben.
1416 a. Christian/Christen Leuenberger 10. Mai 1814 5
[Reg.] Leuenberger erkundigt sich, ob Steiner ins Institut aufgenommen werden könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 251.16 ff. Sacherklärung I.
Christian/Christen Leuenberger (*1789) ⇒ Nr. 971 III. Z. 4
Steiner: Jakob Steiner (1796–1863) von Utzenstorf (Kt. Bern), Sohn eines Landwirts, war von 1814 bis 1817 Schüler und Lehrer an der pestalozzischen Anstalt in Yverdon und studierte in den Jahren 1818 bis 1821 Mathematik in Heidelberg. Anschliessend ging er nach Berlin, wo er zuerst am Plamann’schen Institut (⇒ Nr. 637) und ab 1825 an der städtischen Gewerbeschule Mathematik unterrichtete. Während dieser Zeit veröffentlichte er einige Aufsätze, die ihm 1833 den Ehrendoktortitel der Universität Königsberg einbrachten. Ab 1834 war Steiner ausserordentlicher Professor für Geometrie in Berlin und Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Steiner gilt als einer der führenden Vertreter der synthetischen und projektiven Geometrie seiner Zeit. Allerdings wurde seine wissenschaftliche Redlichkeit gegen Ende seiner Karriere in Frage gestellt, da er häufig unbewiesene Behauptungen aufstellte.
1416 b. Pierre Thouvenot 16. Mai 1814 5
[Reg.] Thouvenot schickt einen Brief aus Castres und teilt Pestalozzi mit, dass er vorübergehend nach Carcassonne gehe und von da nach Rennes weiterziehe, wo er sich längerfristig niederlassen wolle. Er sei Teil der Armee von Marschall Soult und an der Schlacht von Toulouse beteiligt gewesen, glücklicherweise aber nicht verletzt worden. Trotzdem sei er gezwungen, sich zu erholen und seine Gesundheit wieder herzustellen.
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J’écris par ce même courier à Monsieur Massa que je crois toujours à Nervi, et je le prie de vouloir bien me faire procurer une occasion pour vous faire parvenir 600 Fl. que je tiens à votre disposition; si de votre côté vous aviez, Monsieur, quelques voies sûres pour remplir cet objet, cela m’obligeroit infiniment. Je vous ai adressé ainsi qu’à Monsieur Massa plusieurs lettres, toutes restées sans réponse, et cela sans doute par suite des grands évènements que la France vient d’éprouver, qui ont suspendu pour un temps le libre cours des correspondances. Überlieferung 1
PSB IX, S. 143.8 ff. Sacherklärung I.
Pierre Thouvenot (1757–1817) ⇒ Nr. 1312 b III. Z. 4 Z. 6
Z. 10 Z. 11 Z. 12 Z. 15
Castres: Gemeinde im Département Aisne (F) Soult: Nicolas Jean de Soult (1769–1851) war als Generalmarschall einer der ranghöchsten Offiziere Frankreichs unter Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) und dem König Louis-Philippe (1773–1850) und nahm an fast allen wichtigen napoleonischen Feldzügen teil. Zuletzt zog er am 19. April 1814 mit einer auf 20 000 Mann geschmolzenen Rumpfarmee in eine blutige und verlustreiche Schlacht bei Toulouse gegen die britischen Truppen des Generals Arthur Wellesley, first Duke of Wellington (1769–1852). Massa: Pierre Louis Massa (*1756) ⇒ Nr. 1313 m Nervi: In Nervi, heute Teil von Genua, lebte ein Teil der Familie Massa. Fl.: Abkürzung für Gulden lettres: ⇒ Nr. 1390 a
66 1417. Anna Pestalozzi-Schulthess 18. Mai 1814 5
Monsieur Monsieur Pestalozzi à Yverdon Zürich d[en] 18. May 1 8 1 4 .
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Beyde deiner lieben Briefe Lieber! habe ich erhalten, Lieber! Du auch die meinen, deinne Äusserung darüber dass du sie b r a v heisest ware mir sehr angenemm, wenigstens ware meine absicht dass du meine liebe u[nd] Sorge für dich u[nd] die lieben unsern dich überzeügten, in wie weit ich angenemmes oder wiedriges mich diesse Sprache nach meiner überzeügung führen liessen, ich kan nicht anders Lieber! obschon es oft angstvolle Stunden ver Ursache, du tröstest mich aber dass sie noch in heitere u[nd] frohe sich endigen können. Gott der alles leitet wolle es erfüllen; auch die Einrichtungen u[nd] Gründe die du für der Treuen weitsehenden Liesabeth äusserest; wollen wir erwarten was Gott in der Zukonft bestimme, diesse Hofnung beseeligt u[nd] giebt mir Trost, weiter kann u[nd] will nicht über diesse Sache reden, als dass ich gewünscht häte, man würde sie behandelt haben, wie sie es verdient, u[nd] nicht durch angebung falscher Gründe, da das Gegentheil sehr leicht könnte bewiessen werden, so wenig als die Gründe die man bey Custerss vorgabe, den beyde Theile haben vieles gethan zu deiner Erleichterung, dass man nicht von ihnen häte fodern dörfen, u[nd] i n i h r e m F a c h e zum Seegen gewessen sind, – nun Gott gebe dass alles immer besser gehe, dies ware ja was diesse lieben u[nd] ich immer für dich wünschten, u[nd] jezo noch, mir ist es sehr lieb, die liebe Liesabeth zu sehen, u[nd] in ihrer nähe u[nd] bey ihr zu seyn, ich erwarte sie mit sehnsucht, du weissest aber wol lieber! dass ich meine person nie zum Hauptgrund machte wen etwas mir noch so lieb gewessen wäre, Seegen für uns beyde u[nd] keine aufopferung für uns ware ihr zu schwer; Gott vergelte es ihr in Zeit u[nd] Ewigkeit. Ich glaube dir übrigens sehr gerne, lieber! dass deine Seele sehr oft unter diessen Umständen leidet. Tag u[nd] Nacht bin auch ich wen schon wie entfernt bey u[nd] um dich – u[nd] theile deine Laage, indessen ermuntern wir uns dass Gott alles leiten werde – u[nd] er uns nicht verlasse, er wird es aber nicht thun wen wir ihme vertrauen u[nd] die Absichten die du dabey hast für ihn geschehen, dies seye u[nd] bleibe in diessem Haus u[nd] wenn er eine
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armen anstalt dir noch vergönnt etwas dass das vornemste deines edlen Herzens seye u[nd] bleibe, alles anderes wird sich dann von selbst geben, wie es sich im anfangs deines Instituts gegeben, möge auch das Ende seyn, eine grosse Erleichterung ware es für mich dass du dein Versprechen wiederhollt, deine übergabe mit Rath u[nd] Hilfe des Edlen Miegs u[nd] Vogels u[nd] nicht ohne diese deine Einsichtsvolle getrüe Freunde! zu unternemmen, auch waren wir wirklich bey leztern da deine Brief ankamme, er freüete sich darüber u[nd] überhaupt deines Briefes, u[nd] grüsst dich vielmal. Rathest du wol lieber Maa! mit wem ich bey Fr[au] V[ogel] ware? Waarlich mit der lieben Hoze u[nd] Gottlieb, die am Samstag nachmittag bey lieb Gritlj in die Stube tratten unversehens, erstere dass ihre Mutter wieder bessere, u[nd] leztere weil sein Meister ihme diesse Freüde gar gerne erlaubt mir u[nd] Fr[au] Vogel zu sagen dass seine probe Zeit zu seiner grösten Zufriedenheit geendet, Gottlieb selbst mit munterm Sin u[nd] heiter gesagt wie gerne er mit Lust u[nd] Freüde fortfahren wolle, u[nd] l[iebe] Hoze u[nd] er selbst nicht genug sagen könne wie sehr sie alle u[nd] sonderbar der Werkmeister ihn lieb habe, u[nd] mit ihme zufrieden seye, du hätest sehen sollen wie ich ein herrlicher Tag hate, um den ich Gott gedankt u[nd] Gottlieb in Küssen u[nd] Thränen umarmmt, ich wollte du wärest zu gegen gewessen, Lieber! das meine liebe Getreüste! mit uns auch diese Freüde getheilt, so wie sie alle unsere Leiden theilt, weissest du, ach! von meinem aufenthalt kann ich dir nicht genug sagen, es ist mir leid dass die Zeit so schnell vorüber gehet, sie u[nd] ihre Marie behandlen mich so zart u[nd] lieb immer mehr wenn es müglich wäre mehr es zu seyn, sie grüssen dich Millionen mahl, Montags sind l[ieben] Hoz u[nd] Gottlieb wieder verreisst, u[nd] grüssen eüch alle herzlich, so auch Fr[au] V[ogel] pfarers, u[nd] noch viele Leute. Wegen dem Wetter gehe ich selten aus, in die Stadt gar n[icht;] aber meine Gesundheit ist gut denke ich fange an mehr zu speisen u[nd] sehne mich nach dem Essen, also dass du deine, bössen Frau noch nicht abkommst, in Gottsnamen, Gott erhalte auch dich wol lieber! Fr[au] Vogels versprachen mir eine partie nach W[äden]schweil – es wird jezt um einrichtungen von Gritli zu thun seyn, aber es freüet mich dass es auf solche Weise geschehen kann, dass man zufrieden mit ihme ist, liebe Liesabeth, liebe Custer du getreüe Mutter! Gället, es freüet eüch auch diese nachricht zu vernemmen, Babelj im N[eu]hoof hat mir Spars geschikt u[nd] geschrieben dass der Bau angefangen aber dass sie unglük mit 16. Schaafen gehabt die sie haben töden müssen, ach! das daurte mich sehr, wen
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es nur weiter jezt nichts giebt; Gottes Seegen über dich lieber! Grüsse mir alle herzlich, Gott segne eüch. Deine getreue Nanne –
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Viele Herzliche Grüse der lieben lieben Guimps, Sehr habe mich ihr Brief gefreüet ich Umarme sie davor bis ich Selbst antworte u[nd] freue mich mit ihnen über den ausgang Frankreichs. H[err] Vogel bittet dich ihme den versprochenen Schein zu senden von Kön[i]gsfelden, um dies in Ordnung zu bringen. – Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 54 a, Umschlag 281/12 Bogen, 219 x 168 mm Stempel ZURICH 18 MAY. 1814, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 8 Z. 9 Z. 21 Z. 25 Z. 40 Z. 44 Z. 72 Z. 86–88
18 deiner lieben dass ∫ vorgabe ∫ , den für ∫ ihn gegeben Siegelausriss lateinische Schrift Sacherklärung I.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 II. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) war im April 1814 nach Zürich gereist und hielt sich während eines Jahres in Zürich bzw. auf dem Neuhof auf. III. Z. 9 Z. 10 Z. 18 Z. 21
Briefe: PSB IX, Nr. 3697; der andere Brief scheint nicht erhalten zu sein. meinen: ⇒ Nr. 1415 Liesabeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 diesse Sache: Damit dürfte Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) wohl die Erbschaftsfragen angesprochen haben, die nach dem Tod von Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Fröhlich (1767–1814, ⇒ Nr. 547) auftraten (⇒ Nr. 1448).
69 Z. 25 Z. 47 Z. 47 Z. 51 Z. 52 Z. 52 Z. 53 Z. 54
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Z. 80 Z. 80 Z. 86 Z. 87
Custerss: Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814, ⇒ Nr. 547) und Laurenz Jakob Custer (1765–1822, ⇒ Nr. 748) Miegs: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Vogels: David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a Fr[au] V[ogel]: Anna Magdalena Vogel-Horner (1764–1841) ⇒ Nr. 1360 Hoze: Ursula Hotz (1774–1828) ⇒ Nr. 1317 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Gritlj: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Mutter: Anna Hotz-Hüni (1745–1816) aus Wädenswil (Kt. Zürich) war seit 1770 mit dem Arzt und Chirurgen Johannes Hotz (1740–1803) verheiratet und starb 1816 an einer Lungenentzündung. Das Paar hatte sechs Kinder: Johannes (1771–1799), Anna (*1773), Ursula (1774–1828, ⇒ Nr. 1317), Hans Konrad (1776–1851, ⇒ Nr. 1423), Heinrich (1779–1866, ⇒ Nr. 1873) und Johann Christian Gottlob (1781–1860, ⇒ Nr. 1423). Werkmeister: Damit dürfte Johann Jakob Heussi (1762–1848) aus Mühlehorn (Kt. Glarus) gemeint sein, der 1801 Elisabetha Sträuli (1757–1841, ⇒ Nr. 1423) heiratete und sich 1831 in seiner Wohngemeinde Wädenswil (Kt. Zürich) als Bürger einkaufte. Marie: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. pfarers: Johann Heinrich Vogel (1755–1815) aus Zürich arbeitete nach seiner Ordination 1775 drei Jahre als Hauslehrer in der Waadt, bevor er als Feldprediger des Schweizer Garderegiments nach Holland kam. Zurück in Zürich wurde er 1786 zum Pfarrer an der französischen Kirche gewählt und heiratete im gleichen Jahr die Zürcherin Anna Magdalena Huber (1768–1817), mit der er ab 1793 in Glattfelden (Kt. Zürich) lebte und der dortigen Pfarrei vorstand. Babelj: Barbara Frei-Gallmann (1784–1814) ⇒ Nr. 594 Spars: Spargeln (mdl.) Guimps: Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819) ⇒ Nr. 1368 Brief: scheint nicht erhalten zu sein
1418. Johann Wilhelm Mathias Henning 19. Mai 1814 19. Mai 1814. 5
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Die Mitglieder des hiesigen Volksschullehrervereins blicken mit mir sehnsuchtsvoll nach Iferten und gewiss würden die im Institut gedruckten Schriften von vielen begierig gekauft werden, wären sie hier zu haben; auch meine Geographie wollten mehrere kaufen, aber sie ist ja noch nicht in den Buchhandel gekommen. Warum nicht? Überlieferung 1
Israel III, S. 144
70 Textkritik Zeuge [a] Sacherklärung I. Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 II. Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021) hatte 1812 in der Buchdruckerei der Anstalt Yverdon einen Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie veröffentlicht. Der Vertrieb dieser Publikation schien aber schlecht organisiert worden zu sein, beklagten sich doch Buchhändler darüber, dass sie die Schrift nicht erhalten könnten (⇒ Nr. 1419). Henning selber monierte in einem Brief vom 7. April 1821 an Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712), dass er nie ein Belegexemplar erhalten habe, sondern sich mit den Revisionsbögen habe begnügen müssen (vgl. ZB Zürich, Ms Pestal 910.32). III. Z. 5
Z. 6 Z. 8
Volksschullehrerverein: Der Breslauer Volksschullehrerverein wurde im April 1814 unter der Leitung von Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864, ⇒ Nr. 1422) und unter der Geschäftsführung von Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021) als eine der ersten freien Lehrerorganisationen Deutschlands mit dem Ziel gegründet, das Volksschulwesen zu befördern und die Schulen von unten her zu verbessern. An den wöchentlichen Treffen des Vereins waren evangelische und katholische Lehrer zugelassen, weshalb sich die Einrichtung 1826, als parallel der Verein Breslauer Evangelischer Lehrer gegründet wurde, zur besseren Unterscheidung in Älterer Breslauer Lehrerverein umbenannte. Iferten: dt. Name für Yverdon Geographie: Johann Wilhelm Mathias Henning: Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie, besonders für Eltern und für Lehrer in den Elementarschulen. Yverdon 1812
1418 a. Pierre Louis Massa 21. Mai 1814 5
[Reg.] Massa ist besorgt über das Schicksal von Pierre Thouvenot. Beigelegt ist ein Brief aus dem Haushalt Massas, der Pestalozzi darüber informiert, dass keine Anweisung vorliege, weiterhin die Zahlungen für den jungen Thouvenot zu übernehmen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 143.5 ff.
71 Sacherklärung I. Pierre Louis Massa (*1756) ⇒ Nr. 1313 m III. Z. 4 Z. 6
Thouvenot: Pierre Thouvenot (1757–1817) ⇒ Nr. 1312 b Thouvenot: Charles/Télémache/Télémaque Thouvenot ⇒ Nr. 1312 b
1418 b. Anna Magdalena Steiner-Sulzer 28. Mai 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 152.27 f. Sacherklärung I.
Anna Magdalena Steiner-Sulzer (1754–1830) wächst in Winterthur als Tochter von Jakob Steiner (1714–1772), einem Fabrikanten und Grossrat (1761) und von Anna Elisabeth von Breitenladenberg (1717–1774) auf. 1775 heiratet sie Johannes Steiner (1771–1821) von Winterthur. Ihr Mann gründet spätestens im selben Jahr eine Textilhandelsfirma sowie 1780 eine Indiennedruckerei. Die Familie erwirbt 1795 die Villa Beau-Séjour in Lausanne, wo Steiner zuerst als Geschäftsmann und ab 1805 als Bankier tätig ist. 1813 wird er Rentier. Anna Magdalena Steiner-Sulzer stirbt in Zürich.
1419. Johann Wilhelm Mathias Henning 31. Mai 1814 31. Mai 1814. 5
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D r e i s t hat mir geschrieben, dass meine Geographie in Berlin Beifall finde und dass viele Exemplare verkauft werden könnten, wenn man sie hätte, oder irgend ein Buchhändler in Berlin. Auch sehnt man sich dort wie hier nach den grossen Wandcharten, und wenn Sie, bester Vater, die von Herrn Diezi gezeichneten Charten an Dreist senden wollen, so würde er den Holzschnitt derselben in Berlin besorgen.
72 Überlieferung 1
Israel III, S. 144 Textkritik
Zeuge [a] Sacherklärung I. Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 II. Nr. 1418. Die hier im Brief erwähnten Wandkarten (⇒ Z. 8) waren am 6. Juli 1812 als orographisch-hydrographische Planiglobium in der Nr. 188 der Allgemeinen Zeitung angezeigt worden. ⇒
III. Z. 5 Z. 5
Z. 9
D r e i s t : Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 Geographie: Johann Wilhelm Mathias Henning: Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie, besonders für Eltern und für Lehrer in den Elementarschulen. Yverdon 1812 Diezi: Joseph Anton Dietzi ⇒ Nr. 1251
1419 a. Christian De Bary Frühjahr/Sommer 1814 [Reg.] De Bary erkundigt sich nach der finanziellen Situation des Instituts.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 169.21 ff. Sacherklärung I.
Christian De Bary (1775–1857) ⇒ Nr. 1304 a II. Die ökonomische Lage des Instituts in Yverdon hatte sich seit einigen Jahren verschärft, was den Eltern nicht verborgen bleiben konnte, da Pestalozzi schon zu Beginn des Jahres 1812 wegen den allgemein steigenden Lebensmittelpreisen die Pensionskosten erhöht hatte (PSB VIII, Nr. 2867). Auf die Nachfrage von Christian De Bary (1775–1857, ⇒ Nr. 1304 a) antwortete Pestalozzi verhalten positiv, es gehe «fortdauernd besser. Aber die Hauptmassregeln verzögern sich» (PSB IX, S. 169).
73 1419 b. Frau Gruner Frühjahr/Sommer 1814 5
[Reg.] Frau Gruner schickt (zwei) Briefe, in welchen sie sich nach den Aufnahmebedingungen für das Töchterinstitut erkundigt und teilt Pestalozzi mit, dass ihr Bruder ihm einen Brief geschickt habe.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 175.10 ff. Sacherklärung I.
Frau Gruner, die sich zurzeit in Genf aufhält, konnte nicht näher bestimmt werden. Ob es sich dabei um eine Schwester oder eine weibliche Verwandte von Gottlieb Anton Gruner (1778–1844, ⇒ Nr. 611) handelt, ist unklar. III. Z. 5 Z. 5 Z. 6
Töchterinstitut: ⇒ Nr. 867 Bruder: Herr Gruner ⇒ Nr. 1419 c Brief: ⇒ Nr. 1419 c
1419 c. Herr Gruner Frühjahr/Sommer 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1419 b Sacherklärung I.
Herr Gruner konnte nicht näher bestimmt werden. Da Pestalozzi in seinem Antwortbrief an Frau Gruner (⇒ Nr. 1419 b) darauf hinweist, dass er «von Ihrem Herrn Bruder … überhaupt schon lange nicht mehr das Vergnügen gehabt [habe], etwas von ihm selbst zu vernehmen» (PSB IX, S. 175), macht die Bestimmung von Herrn Gruner als Gottlieb Anton Gruner (1778–1844, ⇒ Nr. 611) denkbar, datiert doch der letzte erhaltene Brief von Gruner vom 19. Juli 1805 (⇒ Nr. 768). Diese Zuordnung konnte aber nicht weiter erhärtet werden.
74 1419 d. Joseph François Paturel 3. Juni 1814 [Reg.] Paturel schickt 600 Francs für die Pensionskosten seiner Tochter.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 146.27 ff. Sacherklärung I.
Joseph François Paturel (1774–nach 1833) ⇒ Nr. 1344 c III. Z. 4
Tochter: Rosalie Catherine Eugénie Françoise Paturel (*1808) ⇒ Nr. 1344 c
1420. Johannes Niederer 5. Juni 1814 [Reg.] Niederer berichtet, dass er Herrn Imhof in Burgdorf kurz gesehen habe.
Überlieferung 1
Nr. 1421 Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und Rosette Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) hatten am 1. Mai 1814 geheiratet und reisten anschliessend durch die Schweiz, besuchten Verwandte und Bekannte und berichteten in regelmässigen Briefen von ihrer Reise. III. Z. 4
Imhof: David Imhof (1761–1823) war Deutschlehrmeister und später Provisor in Burgdorf, wo er zu den gemeinen Burgern (Einwohner mit Ortsbürgerrecht) zählte und 1790 die aus Brugg (Kt. Aargau) stammende Susanna Frölich (1764–1843, ⇒ Nr. 594) heiratete.
75 1420 a. Raymond Mitton 6. Juni 1814 5
[Reg.] Mitton teilt Pestalozzi mit, dass er seit sechs Monaten ohne Nachrichten von seinen Kindern sei.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 145.29 ff. Sacherklärung I.
Raymond Mitton ⇒ Nr. 1387 a III. Z. 5
Kindern: Raymond (⇒ Nr. 1710) und Louis Mitton (⇒ Nr. 1547 a)
1421. Johannes Niederer 6. Juni 1814 5
Monsieur Monsieur Henri Pestalozzi chef de son Institut à Yverdun Aarau den 6ten Jun[i] 1814.
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Lieber Vater! Glücklich in Aarau angelangt findet sich H[err] Kasthofer abwesend. Er ist mit den Standesdeputirten nach Rheinfelden gereist, um den deutschen Kayser zu beglückwünschen. Hier im Wilden Mann ist alles im Tumult. Die Herzogin Montebello, St. Aignan, Corvisart u[nd] Vuite sind von Wien zurück hier über Nacht. Morgen reisen wir bei Zeiten ab um in Zürich zu seyn, weil wir keine Gründe hier zu verweilen haben. Fr[au] Bertschinger (Hagenauer[)] ist seit Mitwoch, Kindbetterin. Marie Wagner ass mit uns zu Nacht. Sie ist immer das gleiche heitre, unbefangne Wesen, ganz so wie sie in Iferten war. Rosette ist in allem wohl, die Gesundheit ausgenommen, die doch besser ist als zu befürchten war, indem sie in Burgdorf krank zu werden besorgte. Diese Furcht ist ganz verschwunden. Ihre ganze Stimmung zeugt von Frohsinn Ruhe und Zuversicht, und bei meiner Mutter wird sie sich ganz erholen. –
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Von Solothurn ist alles stille und dort wie es scheint gestillet. Überal aber glimmt das Feuer unter der Asche. Das V o l k wartet mit Theilnahme auf die Entscheidung der alliirten Mächte und setzt seine Hofnung auf Alexander und Laharpe von dem man aber nicht glaubt, dass ihm ein besondrer Auftrag zu Theil werde – Übrigens sind allenthalben die Ansichten gemein! Keine Idee kann in der gegenwärtigen Stimmung herrschend werden, und wenn etwas Gutes geschieht, so geschieht es in Privatverhältnissen und durch sie. H[errn] Imhof in Burgdorf habe ich sehr kurz gesehen wie Sie aus meinem Brief von Gestern, den Sie Mittwochs empfangen werden wissen. Hopf und Buus sprach ich noch heute morgen, sehr kurz und ohne besonderes Resultat. Die Kinder halten sich fortdauernd gut. Leben Sie wohl. Ihr Sie kindlich liebender und nebst Rosette die jetz schläft herzlich grüssender Niederer. Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,17 Blatt, 235 x 193 mm Stempel ARAU, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 13 Z. 14
St. Aignan, Corvisart: lateinische Schrift Vuite: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1420 III.
Z. 10 Z. 12
Kasthofer: Gottlieb Rudolf Kasthofer (1767–1823) ⇒ Nr. 1426 Kayser: Franz Joseph Karl von Österreich (1768–1835) war als Franz II. von 1792 bis 1806 der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und dann von 1804 bis zu seinem Tod als Franz I. Kaiser von Österreich, um angesichts der napoleonischen Bedrohungen Ansprüche auf die habsburgische Kaiserkrone zu manifestieren. Die Regentschaft in Österreich stand nach dem Wiener Kongress unter dem Zeichen konservativer Restauration, für die nicht zuletzt der österreichi-
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sche Staatsmann Graf Klemens Wenzel von Metternich (1773–1859, ⇒ Nr. 1398) garantierte. beglückwünschen: Am 7. Juni 1814 begrüsste eine Deputation des Kantons Aargau Kaiser Franz I. von Österreich (1768–1835, ⇒ Z. 12) in Rheinfelden und versprach sich von dieser öffentlichen Gunstbezeugung, dass der Kaiser als ehemaliger Landesherr des Fricktals die Einheit und Unversehrtheit des Kantons Aargau garantieren helfe, da die Berner Kantonsregierung zur selben Zeit versuchte, seinen im Zuge der Helvetik verloren gegangenen Anteil am Aargau als Untertanengebiete wiederzuerlangen. In der Tat wurde der Fortbestand des Aargaus in Wien geregelt, wo auf dem dort 1814/15 stattfindenden europäischen Friedenskongress der Aargauer Sondergesandte Albrecht Rengger (1764–1835, ⇒ Nr. 646) verhandelte. Wilden Mann: Ehemaliges Gasthaus in der Vorderen Vorstadt in Aarau Montebello: Comtesse Louise Antoinette de Guéheneuc (1782–1856) heiratete 18-jährig den französischen General Herzog Jean Lannes von Montebello (1769–1809), einen der engsten Freunde Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580). Nach dem frühen Tod ihres Mannes, mit dem sie fünf Kinder hatte, wurde sie Kammerfrau von Napoleons zweiter Ehefrau Marie-Louise von Österreich (1791–1847, ⇒ Nr. 1358), mit der sie über den Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft hinaus eine enge Freundschaft verband. St. Aignan: Nicolas Auguste Marie Rousseau de Saint-Aignan (1770–1858) setzte seine Militärlaufbahn, die er 1784 als Artillerieoffizier begonnen hatte und 1792 nach seiner Inhaftierung unter dem Regime Maximilien Marie Isidore de Robespierres (1758–1794) unterbrechen musste, unter Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) fort und trat zudem als französischer bevollmächtigter Gesandter an den sächsischen Höfen in Weimar bzw. ab 1831 als bevollmächtigter Minister Frankreichs in der Schweiz in den diplomatischen Dienst, den er aber nach der Revolution 1848 quittieren musste. Corvisart: Baron Jean-Nicolas Corvisart des Marets (1755–1821) studierte gegen den elterlichen Willen Medizin und arbeitete sich über Tätigkeiten als Pflegehelfer im Hôpital-Dieu in Paris oder in einem Armenspital der Gemeinde Saint-Sulpice 1788 zum Chefarzt des Hospice de la Charité und 1795 auf den Lehrstuhl der neuen École de Santé empor. Als renommierter Kardiologe wurde er 1804 Leibarzt Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) und begleitete ihn 1805 und 1809 nach Italien und Österreich. Vuite: Comtesse Louise Antoinette de Guéheneuc (1782–1856, ⇒ Z. 13), Nicolas Auguste Marie Rousseau de Saint-Aignan (1770–1858, ⇒ Z. 13) und Baron Jean-Nicolas Corvisart des Marets (1755–1821, ⇒ Z. 13) gehörten zum Tross, der Marie-Louise von Frankreich (1791–1847, ⇒ Nr. 1358) im Frühling 1814 nach Wien begleitete. Mit dabei waren nebst den Genannten «le général Caffarelli, le secrétaire des commandements Méneval, le préfet du palais Bausset, Mme de Montesquiou, Soufflot, Brignole, Hurault, Rabusson, Aubert, Marchand et neuf domestiques qui se casent dans vint-quatre voitures» (Marie-Louise Bertaut: Femme de Napoléon. Paris 1940, S. 219 ff.). Die Rückreise (um die es in der Briefstelle gehen muss) traten dann Monebello, Corvisart, St-Aignan und Caffarelli gemeinsam an. Da Letzterer hier nicht gemeint sein kann und anzunehmen ist,
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dass auch einige der mitgebrachten Bediensteten wieder zurückreisten, wäre ein Verschrieb von «u[nd] Vuite» als «u[nd] Suite» im Sinne von «und Gefolgschaft» eine mögliche Interpretation dieser Textstelle. Bertschinger: Sophie Bertschinger-Hagnauer (1786/7–1873) ⇒ Nr. 1016 Marie Wagner: Marie Wagner ⇒ Nr. 1347 Iferten: dt. Name für Yverdon Rosette: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Mutter: Catharina Niederer-Jakob ⇒ Nr. 783 Solothurn: Solothurn hatte sich im Winter 1813/14 zu denjenigen Kantonen gesellt, die nach der Auflösung der Mediationsverfassung für eine Rückkehr zur alten, aristokratischen Ordnung plädierten. Der noch im März 1814 in der Schweiz drohende Bürgerkrieg konnte durch eine Intervention der Alliierten verhindert werden (⇒ Nr. 1425). Alexander: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520 Laharpe: Frédéric César de Laharpe (1754–1838) ⇒ Nr. 722 Imhof: David Imhof (1761–1823) ⇒ Nr. 1420 Hopf: Johann Samuel Hopf (1784–1830) ⇒ Nr. 1661 Buus: Johann Christoph Buss (1776–1855) ⇒ Nr. 582 Kinder: Da Johann Samuel Hopf (1784–1830, ⇒ Nr. 1661) und Johann Christoph Buss (1776–1855, ⇒ Nr. 582) beide als Lehrer in Burgdorf arbeiteten, als Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) sie getroffen hatte, ist denkbar, dass hier deren Schüler gemeint sind.
1422. Christian Wilhelm Harnisch 14. Juni 1814 Breslau d[en] 14t Juni 1814 5
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Lieber Vater Pestalozzi! Nent ein Kind seinen Erzeuger Vater, wenn es demselben auch oft weiter nichts verdankt als das körperliche Dasein, da das geistige oft vom Vater dem Winde des Schiksaals überlassen wird; so kann ich mich mit Recht Ihren Sohn nennen weil Sie mich im Geist u[n]d der Wahrheit erzeugt. Nicht als wenn ich deshalb schon würdig wäre als Ihr [Sohn] anerkant zu werden; aber weil ich mich bestrebe darnach, indem ich kindlich das zu thun suchte u[n]d suche, was Sie Vater thun. Als Student in Frankfurt a/M wurde ich durch den vortreflichen Prof[essor] Hüllmann, der jezt in Königsberg ist, auf Ihr Thun auffmerksam gemacht. Ich lebte einige Wochen in einer Anstalt, die von der Plamanschen ausgegangen war, fing als Hauslehrer an, selbst zu versuchen und es glückte. Den eigentlichen Gesichtspunkt, woraus Ihr Handeln zu beurtheilen war, hatte ich noch nicht, und ich sahe weiter noch nichts als eine leichtere Art dem Kinde Kentnisse bei zu bringen. Die ganze Sache war mir noch blosse Schulmeisterei. Fichtes Reden führten mich tiefer ein, und
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das Depart[ement] schikte mich zu Plamann, da ich darum anhielt zu Ihnen geschikt zu werden. Plammann habe ich 2½ Jahr als ein fleissiger Schulmeister gedient u[n]d gearbeitet; da meine Stellung dort so war, dass dadurch Plamann solte leiblich geholfen werden. Hier trat ich in die genaueste Verbindung mit den beiden grösten Vertheidigern und Werbern Ihrer Sache mit Jahn u[n]d Friesen, denen ich unendlich viel verdanke. Wahrscheinlich schlummern beide schon. Nach 2 glaubwürdigen Nachrichten ist Friesen von den Ardennen Bauern erschlagen, und Jahn soll in Frankfurt a/M an einer Krankheit gestorben sein. Deutschland hat in ihnen nicht bloss die thätigsten Schulmänner, sondern auch sehr einsichtsvolle Staatsmänner verlohren. Seit 2 Jahren arbeite ich jezt hier in Breslau an einer Anstalt, worin alle protestantischen Volksschullehrer Schlesiens gebildet werden. Mein Wirkungskreis ist unendlich gross; möchte ich ihn ganz ausfüllen können! Ich schreibe nichts über dise Anstalt, da ich bald hoffe Ihnen gedrukte Nachrichten darüber mittheilen zu können, und da unsrer lieber Hennig schon darüber geschrieben hat. Meine neuesten Schriften schikke ich Ihnen mit dem Wunsche, dass sie Ihren Einsichten nur theilweise entsprechen mögen. Ich habe mich der Einfachheit darin befleissigt, da alles zu künstliche Wesen wie das des Olivier eitel Tand ist und sich vorzüglich für den Deutschen nicht eignet. Unvollkommen bleibt immer Menschenwerk; aber der Urheber des Werks sieht am wenigsten die Unvollkommenheiten. Ihr und Niederers Urtheil wird mir wichtig sein, und mich glüklich machen wenn ich es erhielte, es mögte auch tadelnd sein. Ich führe zwar gegen Niederer den kleinen Krieg; er mag mich wieder bekriegen, wenn er nicht das Löwenspiel mit der Maus treiben will. In grossen Fehden denke ich stehen wir immer zusammen. Die kleinen Kriege sind gut, die besten Vorschulen zu grossen, die ja ebenfals nothwendig sind wie Winde u[n]d Ungewitter. Niederers Kriege haben Ihrer Anstalt nicht genüzt, wohl aber der Wahrheit. Der Niemeier schleicht sich allmälig auch unter Ihre Flügel. Er schreibt schon ganz in Ihrem Geiste gegen das Katechisieren. Der ganze Zeitgeist bringt es mit sich, dass die Erzieher u[n]d Lehrer ihren alten Karren zurükkziehen müssen, wenn sie nicht wollen bis am Halse im Sumpfe stekken bleiben. Das ist der stärkste Beweis für die Wahrheit Ihres Thuns und für den genauen Zusammenhang desselben mit der Zeit, dass allmälig die Gegner dasselbe wollen und sich zuletzt nur schämen es ganz auszusprechen. Sie haben einmal gesagt in einer Ihrer Abendandachten, dass wenn die Kinder des Lichts sich so um dasselbe bemüheten als die
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Kinder der Finsterniss um dieselbe, so würde das Licht sich schneller ausbreiten. Hennig hat mir dies vorgelesen und ich bin so frei eine Bitte darauff zu gründen. Die Kinder der Finsterniss suchen so weit, als möglich, ihre Verbindungen auszudehnen, und sich an einander anzuschliessen, um desto fester zu stehen. Was Gemeinschaftlichkeit u[n]d Verbundensein bewürkt, hat sich klar an den Jesuiten bewiesen. – Die Erzieher, welche Ihren Grundsätzen nachstreben, stehen aber in keiner Verbindung, und dadurch wird die Verbreitung des Guten erschwert. Es ist zu wünschen, dass Iferten sich in die genaueste Verbindung mit allen seinen Anhängern sezt. Hierzu wäre das beste Mittel eine Zeitschrift für das Schulwesen in Deutschland, regelmässig in Iferten herausgegeben. Ihre Sache ist jezt so weit vorbereitet, dass in allen Gegenden Deutschlands sich Anhänger derselben finden, die alle mitarbeiten müssen. In Iferten muss ein Mann sich ganz und gar diesem Geschäft widmen. So wird Iferten mit allen seine Anhängern in der genauesten Wechselwirkung stehen, und in der gelehrten Welt hätte Ihre Sache einen weit greifenden Sprecher. Da dem jezt noch nicht so ist, so habe ich einen ähnlichen Plan für Norddeutschland vorzüglich entworfen, und bei diesem Plan zumeist auf Schlesien mein Augenmerk gerichtet. Geht Iferten in die aufgestelte Idee ein, so will ich disen Plan auffgeben, indem das Werk von dort aus weit besser gelingen würde als von hier aus. Ich schikke einige Anzeigen zur Verbreitung mit, und wünsche nur, dass wenn Iferten nicht eine Zeitschrift für ganz Deutschland herausgeben will, es diesen beigefügten Plan begünstigen möge. Es finden sich dort auch wahrscheinlich Theilnehmer davon u[n]d Mitarbeiter. Vorzüglich bitte ich Sie aber recht dringend mir auff meine Kosten doch vierteljährige Berichte aus Iferten zukommen zu lassen. Beauftragen Sie gütigst Jemanden damit, ich werde demselben mit Vergnügen meine Dankbarkeit beweisen. Ich bemühe mich ja auch auf dise Weise, Ihrer Sache oder mindestens der Sache der Wahrheit zu dienen. Freilich ist unser Dafürhalten der Wahrheit nicht immer die wirkliche Wahrheit, da Jeder befangen ist in seinem eignen Wesen. Die Wahrheit ist daher weniger nach der Einsicht sondern nach einem kräftigen Wollen des Guten abzuwägen. Gott erhalte Sie und die Anstalt recht lange! Das ist der Wunsch, den ich diesem Briefe nur noch beifügen kann. Wilhelm Harnisch. Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 115/1
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Bogen, 228 x 188 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 10 Z. 22 Z. 63 Z. 75
als ∫ Depart[ement]: lateinische Schrift bemüheten als regelmässig in Sacherklärung I.
Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864) aus Wilsnack (Brandenburg) studiert ab 1806 in Halle, ab 1808 in Frankfurt an der Oder Theologie und erhält 1810, nachdem er zuvor bereits als Hauslehrer tätig gewesen ist und Interesse an pädagogischen Fragen gezeigt hat, Gelegenheit, sich auf Staatskosten am Plamann’schen Institut (⇒ Nr. 637) in Berlin mit Pestalozzis Methode auseinanderzusetzen. Als erster Lehrer kommt er sodann, unterdessen mit Ulrike Tusch (1788–1842) verheiratet, 1812 ans neu eingerichtete Schullehrerseminar in Breslau, wo er einen viel beachteten Schullehrerverein (⇒ Nr. 1418) gründet, rege schriftstellerische Tätigkeit entfaltet und sich insbesondere für die Entwicklung des Turnunterrichts einsetzt, was ihm behördliches Misstrauen einträgt und 1822 zu seinem Wechsel ans Schullehrerseminar in Weissenfels führt, welchem er fortan als Direktor vorsteht. 1834 mit der Neueinrichtung der Militär- und Waisenanstalt in Annaburg und 1838 mit der Neuordnung der Stolberg’schen Schulen betraut, entschliesst er sich 1842 eines Nervenleidens wegen aus dem Schulwesen auszuscheiden. Bis 1861, als sich seine Krankheit verschlimmert und die Übersiedlung in eine Berliner Heilanstalt nötig macht, führt Harnisch, weiterhin publizistisch tätig und an Schulfragen interessiert, das Pfarramt in Elbei (alle Sachsen-Anhalt). Lit.: Wilhelm Harnisch: Mein Lebensmorgen. Nachgelassene Schrift von Wilhelm Harnisch: Zur Geschichte der Jahre 1787–1827. Heinrich Eduard Schmieder (Hrsg.). Berlin 1865 III. Z. 14
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Hüllmann: Karl Dietrich Hüllmann (1765–1846) studierte Theologie, Philosophie und Pädagogik an der Universität Halle und kam 1795, nachdem er zuvor Schullehrerstellen in Bremen, Kloster Bergen und Berlin innegehabt hatte, als Privatdozent für Geschichte an die Universität Frankfurt an der Oder. Bis zum ordentlichen Professor aufgestiegen, wechselte er Ende 1808 an die Universität Königsberg, um dort Geschichte und Statistik zu lehren und zuletzt, 1817, nach Bonn überzusiedeln, wo er am Aufbau der neuen Rheinischen Universität beteiligt war und dieser nach Eröffnung als erster Rektor vorstand. Anstalt: Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864, ⇒ Sacherklärung I.) hatte sich auf Anregung Karl Dietrich Hüllmanns (1765–1846, ⇒ Z. 14) im Frühjahr 1808 für zwei Wochen ins nahe bei Frankfurt an der Oder gelegene Weissig begeben, wo der Pfarrer und Lehrer Christian Gottlieb Perschke (1756–1808) 1782 eine Erziehungsanstalt gegründet hatte, an der nach neuen pädagogischen Konzepten, so auch nach Pestalozzis Me-
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thode, unterrichtet wurde. Zwar genoss die Anstalt die Unterstützung des Schulpatrons Ernst Maximilian von Troschke (1780–1847) und erfreute sich einiger Beliebtheit, sie hatte aber nur wenige Jahre über den Tod ihres Gründers hinaus Bestand. Inwiefern diese Anstalt «von der Plamanschen ausgegangen war» ist nicht klar, gemäss Harnischs Autobiographie kommt diese Institution aber als einzige hier in Frage. Plamanschen: ⇒ Nr. 637 Fichtes Reden: Johann Gottlieb Fichte: Reden an die deutsche Nation. Berlin 1808 Depart[ement]: Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht (⇒ Nr. 1049) Plamann: Johann Ernst Plamann (1771–1834) ⇒ Nr. 616 Jahn: Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), Pfarrersohn aus Lanz (Brandenburg), studierte ab 1796 in Halle und Greifswald Theologie, arbeitete an verschiedenen Orten als Hauslehrer und zog einige Jahre wandernd durch Deutschland, bevor er 1810 nach Berlin kam, dort am Plamann’schen Institut (⇒ Nr. 637) als Lehrer arbeitete und 1811 den ersten deutschen Turnplatz gründete. Die Turnbewegung, welcher fortan sein Hauptaugenmerk galt, war bei Jahn verknüpft mit grossdeutschem Patriotismus und Nationalismus, was ihn unter der Restauration bald als «staatsgefährlich» erscheinen liess und 1819, im Zuge der Karlsbader Beschlüsse, zu seiner Verhaftung führte. Nach Ablauf der siebenjährigen Haft bis 1840 weiterhin unter Polizeiaufsicht stehend, kehrte Jahn erst 1848, als er in die deutsche Reichsversammlung gewählt wurde, nochmals für kurze Zeit ins öffentliche Leben zurück. Friesen: Friedrich Friesen (1785–1814) aus Magdeburg interessierte sich schon während seines Studiums an der Bauakademie in Berlin für Pädagogik; er kam 1808 als Lehrer ans Plamann’sche Institut (⇒ Nr. 637), setzte sich, unter anderem mit Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852, ⇒ Z. 27) befreundet, für die Verbreitung der Turnkunst sowie die Befreiung Deutschlands von Frankreich ein, und schloss sich 1813 als Adjutant dem Freicorps von Adolf Freiherr von Lützow (1782–1834) an. Mit selbigem im Zuge der Befreiungskriege in die Ardennen gelangt, wurde Friesen 1814 von lothringischen Truppen gefangen genommen und getötet. Anstalt: Seit 1767 bestehend und seit 1780 fest eingerichtet, wurde das in einem Franziskanerkloster untergebrachte evangelische Lehrerseminar in Breslau per 1812 umkonzipiert und der Betrieb im August mit zweijährigen Lehrerbildungskursen nach pestalozzischen Grundsätzen und mit Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864, ⇒ Sacherklärung I.) als erstem Lehrer neu aufgenommen. Hennig: Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 Schriften: Um 1813/14 hat Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864, ⇒ Sacherklärung I.) zwei Schriften publiziert, die er Pestalozzi geschickt haben könnte: Christian Wilhelm Harnisch: Fassliche Anweisung zum vollständigen ersten deutschen Sprachunterricht, enthaltend das Sprechen und Zeichnen, Lesen und Schreiben, Anschauen und Empfinden für Volksschullehrer. Breslau 1813 oder Christian Wilhelm Harnisch: Vollständiger Unterricht der Deutschen Sprache: wissenschaftlich begründet, unterrichtlich dargestellt und mit dazu gehörigen Uebungen versehen. Theil 1: Die Lautlehre. Breslau 1813. Olivier: Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759–1815) ⇒ Nr. 615
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Z. 62
Z. 72 Z. 87
Niederers: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Niemeier: August Hermann Niemeyer (1754–1828) ⇒ Nr. 933 schreibt: Seinen seit 1796 in mehreren Auflagen erschienen Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts für Eltern, Hauslehrer und Erzieher fügte August Hermann Niemeyer (1754–1828, ⇒ Nr. 933) erstmals 1805 und später 1810 als Separatdruck eine Beilage zur Beurteilung der pestalozzischen Grundsätze bei. Darin verteidigte er in fünf Punkten Pestalozzi, der sich «mit einer Lebhaftigkeit gegen das in neueren Zeiten so sehr empfohlene Katechisieren und Sokratisieren» erklärt habe, «dass selbst manche seiner Freunde damit unzufrieden» seien. Insbesondere in Wie Gertrud ihre Kinder lehrt habe Pestalozzi im Hinblick auf Katechetik und Sokratik viel Wahres gesagt, das sich ernstlich zu prüfen lohne (August Hermann Niemeyer: Ueber Pestalozzi’s Grundsätze und Methoden. Aus des Verfassers neuesten Ausgabe der Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts. Halle/Berlin 1810, S. 78–83). gesagt: Von den täglichen Morgen- und Abendandachten, die Pestalozzi im Institut frei sprechend abhielt, sind die wenigsten überliefert. Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021) hat zwar während seines Aufenthalts in Yverdon (1809–1812) Tagebuchaufzeichnungen gemacht, mittels derer einige dieser Ansprachen rekonstruiert werden konnten (PSW XXI, S. 293–303), die Stelle, auf die sich Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864, ⇒ Sacherklärung I.) hier bezieht, findet sich darin aber nicht. Indes hat Pestalozzi das Bild der widerstreitenden «Kinder des Lichts und der Finsternis» wohl öfters bemüht, wie eine Handschrift von 1804/05 nahe legt, in welcher es heisst: «die Kinder der Finsternis sind in ihren Vereinigungen kühner, schlauer und glücklicher als die Kinder des Lichts» (PSW XVII, S. 171). Iferten: dt. Name für Yverdon Anzeigen: Die Anzeigen scheinen nicht erhalten zu sein. Es dürfte sich bei dem skizzierten Projekt aber um die 1814 von Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864, ⇒ Sacherklärung I.) zusammen mit dem Direktor des katholischen Schullehrerseminars in Breslau, Daniel Krüger (1763–1833), gegründete und bis 1820 vierteljährlich herausgegebene Zeitschrift Der Schulrath an der Oder (ab 1815 Erziehungs- und Schulrath an der Oder) gehandelt haben, die im August 1814 erstmals erschien und für die später etwa auch Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844, ⇒ Nr. 1453) oder Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021) Beiträge verfassten.
84 1423. Anna Pestalozzi-Schulthess 19. Juni 1814 5
à Monsieur Monsieur Pestalozzj à Yverdun Zürich d[en] 19. Juin 1 8 1 4
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Nun schreibe ich schon wieder Lieber u[nd] Lieben alle! Villeicht dass ihr mit der heütigen Post die traurige Botschaft die ich eüch bringe auch selbst empfanget, dass unser liebes Babelj im N[eu]hoof heimgegangen, gestern Morgens um 3½ Uhr verwechslete es das Zeitliche mit dem ewigen, welches mich inig betrübet, für seine gute Mutter mehr aber für seinen Mann u[nd] Kinder ist es ein unersezlicher Verlurst, wie auch für uns mit seiner Treüe Sorgfalt u[nd] Liebe – à 11. Uhr gestern empfienge ich schon den Todes Bericht von Frau Pfarrer Hug, der Brief selbst schriebe mir H[err] Seiler von Lenzburg – Frau Oberh[errin] war just da, sie u[nd] meine lieben Freundin Hofmeister theilten mit mir meinen Schmerz, der sehr gros ist, nun ihr Lieben was wollen wir sagen als Gott hatte es so beschlosen, es mus noch unaussprechlich gelidten haben, weil sich ein Geschwür im Maagen geöfnet, das ihn’s erstikt; schreibt H[err] Seiler – ich habe ihnen so gleich geantwortet, wäre ich aber wie vor altem, so wäre selbst hin, sie zu trösten; Gott wolle sie stärken, der lieben Lisebeth ihre Gegenwart nahet zwar u[nd] das wird ihnen der beste Trost seyn, ach du Gute! wie so oft warest du es schon so vielen aus uns; Wol mus Freüde u[nd] Leid immer bey uns abwechslen, dann seit langem hate ich keine so grosse als Freytags da H[err] Rathsherr Vogel u[nd] Frau mit mir nach W[äden]schweil gefahren zu Lande zu H[errn] Haussers, ich musste den ganzen Tag nur Wonnethränen weinnen u[nd] Gott danken ob dem seeligen Genus, u[nd] mein Wunsch ware immer wenn es nur müglich gewessen dass l[ieb] Papa u[nd] ihr alle sonderbar die Mutter Lisbet du liebe Custer! mitgewessen, unser Gottlieb ist an Leib u[nd] Seel versorget, dann noch nie in meinem Leben habe ich eine solche Haushaltung von Fleis, Ordnung u[nd] Anstand zu einem solchen Beruf beysammen gesehen – doch ich will es eüch auch ein wenig weitläufig beschreiben; als wir ankammen kamme erst Gottlieb in seinem arbeit Gerrust, die Ermel aufgestutzt, u[nd] sein Fürtuch auf mich zu u[nd] umarmmte mich mit Thränen dann die Hausfrau die mich ebenso Freündschaftlich Umarmte als häten wir einander schon Jahre lange
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gekannt, u[nd] nante mich liebe Grosmutter dan der sanfte verständige Hausherr eben so warm, – dan Sieben Kinder von 14. bis 2. Jahren, alles reinlich aber häuslich angezogen, führten uns in eine schön meüblierte Stube freueten sich ohne Maas, die erste Minute aber dass sie mir über Gottlieb alles Gute sagten, u[nd] wie sie so sehr mit ihme zufrieden, wie er seine Sache so wohl zu ihrer Zufriedenheit thue, u[nd] wir sollen versichert seyn dass sie ihne als wie ihre eigene Kinder lieben denn er folge ihnen was sie ihme zu seinem Nuzen sagen, gehe sagte die Hausfrau zu Gottlieb ziehe dich jezt an, du must nicht mehr von ihnen weg bis sie verreisen, da war getischet u[nd] im Neben Zimmer für 20. andere vom Hause, das gienge alles wie wen nur 2. Personnen da waren, so still, die Frau legte ihnen ihr Essen vor u[nd] kamme dann ganz ruhig an unsern Tisch wo die l[iebe] Hoz auch bey uns, u[nd] nie von uns gienge, nach dem Essen besahen wir ihre Haüsser alle, die wie Palläste so gros u[nd] von unten bis oben mit Häuten u[nd] Rinden angefüllt alles so ordentlich, zum Nachtische kamm dann der Werkmeister Heüssi auch in seinem Gerwergewand, u[nd] bestätigte von Gottlieb das nämliche u[nd] wie er ihne so lieb habe, über alles namme mich Gottlieb allein u[nd] sagte, du glaubst nicht wie mir so wol, das arbeiten ist mir leicht, der Werkmeister wenn ich etwas nicht recht mache, fahrt mir mit dem arm über die achsel u[nd] sagt da hast du gefehlt, willst du auch mein Kasten sehen, Mey ich mus alles ordentlich ausputzen u[nd] zusammen legen, die Frau schaut alle Wochen 2. mal wie ich es halte, u[nd] tadelt u[nd] rühmt mich wo nötig, folgest du ihr, das glaub ich denke oft du habest recht gehabt sagte er einmal, sie kocht alles selber u[nd] die Töchter sie haben nur eine Magd lug wie so schön die Küche, ich gienge aber nicht in seine Kammer ich konnte nicht weil er im Neben Hause u[nd] 3. stegen auf u[nd] müde war. Ich gienge auch zur Mutter Hoz die wieder ganz wol ist, u[nd] zu Färber Hoz ins Pfarhaus da H[err] Pfarrer mir sagte dass sein Knab gestern nach Y[ver]don verreisst, zwar ohne Briefe an dich Lieber! du antwortest doch nicht gern; aber er gebe den Knaben mit vollem Vertrauen, er seye gut aber lebhaft, er beförchte man müsse ihn vor Heimweh im anfang beschüzen u[nd] ihm Liebe erzeigen das werde ohne sein Bitten geschehen, (ich versicherte ihne), auch hofe er von seinen Gaaben die er habe, was Geldsachen betreffe so solle man ihme darüber wie der Knab gehalten werden u[nd] was er bezahlen müsse schreiben u[nd] was er schuldig solle man in Zürich anweisen er wolle nicht baar senden, (es schike sich besser). Beth habe er auch Keines senden wollen auch diese Conditionen erwarte er, so
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auch an Kleidern ob er recht versehen, mich dünkt Lieber! man könnte diese Penssion für Gottlieb an H[errn] Hausser bezalen dann H[err] Vogel hat mit diesem über das Lehrgeld geredet, er hat ihme geantwortet er wolle ihm diese Woche einen Vertrag senden, ein Geschenk für die Frau u[nd] Werkmeisters Frau dünkte Fr[au] Vogel u[nd] mich auch recht, das aber will ich hier noch besorgen, auch der junge Blatman war zu Hausser gekommen u[nd] sagte seine Frau seye warscheinlich ohne Hofnung sonst häte er seinen Knaben mit Bruch gesandt, er wolle jezt noch abwarten was Gott über ihne bestimme (eine Weile), alle grüssen dich herzlich alle fragten ob du das jnstitut übergeben wollest, ich antwortete was ich wusste einmal so bald noch nicht, auch die Gontard von F[rank]furt hat wieder geschikt ob der Plan von der Methode noch nicht angekommen, ich bitte dich darum antworte auch über das u[nd] alles nothwendige, Freund Vogel Pfarrers u[nd] sonderbar die treuen Meinigen hier grüssen eüch alle u[nd] dich besonders lieber M a n n ! Gestern kammen Trineli u[nd] Minna zu mir so mich sehr freüte, sagten sie wollten in dem Gefährte wo lieb Liesabeth bringe wieder zurük u[nd] l[ieb] Grittli beweiset auch (ihr) viel Freündschaft. Ach ich kann nicht aussprechen wie viel sie u[nd] auch Marie thun! alle Tage mehr statt minder! Lieb Hoz grüsst eüch auch auch sie ist immer die gleiche gute Treüe, habe auch eine Haussteüer für N[iederer] u[nd] K[rüsi] parat, die sie freüen solle. Gott segne uns alle u[nd] lenke unser Schiksaal Ihr Lieben Eüre treüe eüch liebende Mutter Nanne – So eben kommt unser alter Freünd Rudli Ziegler u[nd] grüsst dich herzlich – auch ware diese Woche mit Frau Trümpler im Nydelbad sie ladte mich dahin ein. – Küsse u[nd] Grüsse an l[ieben] Custer u[nd] lieben Kinder – Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 281/13 Bogen, 229 x 192 mm Datum am Schluss, Stempel ZURICH 13. JUN. 1814, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–7 Z. 18
lateinische Schrift sie ∫
87 Z. 33 Z. 50 Z. 57 Z. 76 Z. 80 Z. 81 Z. 82 Z. 83 Z. 88 Z. 89 Z. 91
Papa: lateinische Schrift zu Gottlieb ∫ u[nd] Rinden ∫ ihn u[nd] was er bezahlen ∫ schuldig solle er wolle ∫ Conditionen: lateinische Schrift Frau ∫ hier noch er seinen Sacherklärung I.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 II. ⇒
Nr. 1417 III.
Z. 11 Z. 14
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Z. 17 Z. 17 Z. 18 Z. 19
Z. 25 Z. 29
Babelj: Barbara Frei-Gallmann (1784–1814) ⇒ Nr. 594 Mutter: Elsbeth Näf (1754–1829) aus Kappel am Albis (Kt. Zürich) heiratete 1784 in Zürich den aus Uerzlikon-Kappel stammenden Johannes Gallmann (1739–1794), dessen zweite Ehefrau sie war, und hatte mit diesem drei Kinder, darunter als Erstgeborene die hier als gestorben gemeldete Barbara Frei-Gallmann (1784–1814, ⇒ Nr. 594). Mann: Hier ist vermutlich Hans Jakob Frei (1782–1843) gemeint, der zwischen 1807 und 1822 Pächter des Neuhofs war. Frei heiratete 1807 Barbara Gallmann (1784–1814, ⇒ Nr. 594) und war ab 1815 in zweiter Ehe mit Anna Haberstich (1792–1847) verheiratet. Kinder: Hans Jakob Frei (1782–1843, ⇒ Z. 14) und Barbara Frei-Gallmann (1784–1814, ⇒ Nr. 594) hatten drei Töchter: Elisabeth (1808–1890) heiratete 1831 Hans Ulrich Gysi (*1801), während Anna (1810–1884), die Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) und Laurenz Jakob Custer (1765–1822, ⇒ Nr. 748) zu Taufpaten hatte, 1838 den damaligen Pächter des Neuhofs, Johannes Seeberger (*1812), ehelichte. Über Verena (*1809) ist nichts bekannt. Frau Pfarrer Hug: Anna Barbara Hug-Schulthess (1779–1820) ⇒ Nr. 823 Seiler: Der Mann von Frau Seiler (⇒ Nr. 837) aus Lenzburg konnte nicht näher bestimmt werden. Frau Oberh[errin]: Franziska Romana von Hallwil (1758–1836) ⇒ Nr. 744 Freundin Hofmeister: Vermutlich ist hier Anna Margaretha Hofmeister (1778–1852) gemeint, die Tochter von Quartierhauptmann, Kaufmann und Zwölfer der Zunft zum Weggen Hans Jakob Hofmeister (1745–1813) und Anna Elisabetha Hofmeister-Hirzel (1749–1809), in deren Familienwohnsitz beim «Weissen Kreuz» später das Evangelische Lehrerseminar untergebracht war. Lisebeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Vogel: David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a
88 Z. 29 Z. 29 Z. 30 Z. 34 Z. 34 Z. 39 Z. 39 Z. 39 Z. 43
Z. 55 Z. 59 Z. 59 Z. 72 Z. 73
Z. 73 Z. 73 Z. 82 Z. 88
Z. 90 Z. 91
Z. 91
Z. 95 Z. 98 Z. 100 Z. 100
Frau: Anna Magdalena Vogel-Horner (1764–1841) ⇒ Nr. 1360 W[äden]schweil: Wädenswil (Kt. Zürich) Haussers: Johannes Hauser (1776–1841) ⇒ Nr. 1383 Custer: Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814) ⇒ Nr. 547 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Gerrust: Kleidung (mdl.) Ermel: Ärmel (mdl.) Fürtuch: Schürze (mdl.) Sieben Kinder: Johannes Hauser (1776–1841, ⇒ Nr. 1383) hatte aus seinen ersten beiden Ehen insgesamt 12 Kinder. Bei den von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) 1814 im Haus angetroffenen dürfte es sich um Kleophea (*1799), Elisabetha (*1802), Johann Karl (1804–1867, ⇒ Nr. 1456), Jakob Arnold (1805–1875, ⇒ Nr. 1456), Heinrich Albrecht (1808–1827, ⇒ Nr. 1456), Robert (1811–1839) und Henriette (*1812) gehandelt haben. Hoz: Ursula Hotz (1774–1828) ⇒ Nr. 1317 Heüssi: Johann Jakob Heussi (1762–1848) ⇒ Nr. 1417 Gerwergewand: Gerbergewand (mdl.) Mutter Hoz: Anna Hotz-Hüni (1745–1816) ⇒ Nr. 1417 Färber Hoz: Mindestens zwei Söhne der traditionsreichen Wädenswiler Färberfamilie Hotz scheinen zur fraglichen Zeit aktiv im Geschäft gewesen zu sein; ob Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) hier auf Hans Konrad (1776–1851) oder Johann Christian Gottlob (1781–1860) verweist, ist unklar. Pfarrer: Paul Philipp Bruch (1767–1818) ⇒ Nr. 940 Knab: Johann Heinrich Bruch (1801–1855) ⇒ Nr. 2070 Beth: Bett Werkmeisters Frau: Damit ist wohl Elisabetha Heussi-Sträuli (1757–1841) aus Wädenswil (Kt. Zürich) gemeint, die 1801 den aus Mühlehorn (Kt. Glarus) stammenden Johann Jakob Heussi (1762–1848, ⇒ Nr. 1417) heiratete. Blatman: Johannes Blattmann (1771–1854) ⇒ Nr. 823 Frau: Anna Barbara Blattmann-Blattmann (1773–1814), die zweite Ehefrau von Johannes Blattmann (1771–1854, ⇒ Nr. 823), litt an einer Lungenkrankheit und starb rund zwei Monate nach dem Besuch von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) in Wädenswil. Knaben: Johannes Blattmann (1799–1835) trat nach dem Tod von Anna Barbara Blattmann-Blattmann (1773–1814, ⇒ Z. 91) ins Institut in Yverdon ein, wurde dort bis 1816 ausgebildet und lebte später als Kaufmann in Wädenswil (Kt. Zürich). Gontard: Margarete Gontard (1769–1814) ⇒ Nr. 1172 Vogel Pfarrers: Johann Heinrich Vogel (1755–1815, ⇒ Nr. 1417) und Anna Magdalena Vogel-Huber (1768–1817, ⇒ Nr. 1417) Trineli: Katharina Krüsi-Egger (1790–1848) ⇒ Nr. 1319 Minna: Damit könnte Wilhelmine Juliane Blochmann (1798–1829), genannt Minna, gemeint sein, die jüngste Schwester von Karl Justus Blochmann (1786–1855, ⇒ Nr. 1111). Nach dem Tod der Mutter Juliane Henriette Blochmann-Bucher im November 1813 hat Karl Justus seine zuvor schwer kranke Schwester Minna ans Töchterinstitut (⇒ Nr. 867) nach Yverdon geholt, wo sie als Schülerin lebte und später als Lehrerin
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arbeitete, bis sie 1825 zurück nach Dresden ging, um dort bis zu ihrem Tod im Kindbett am Institut ihres Bruders zu unterrichten. Grittli: Gritlj ⇒ Nr. 1417 Marie: Marie ⇒ Nr. 1417 N[iederer]: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 K[rüsi]: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Rudli Ziegler: Rudolf Ziegler (1747–1822), der Sohn des ehemaligen Obervogts der Herrschaft Hegi, Adrian Ziegler (1704–1781), war ein Schulkollege Pestalozzis. Nach einem abgebrochenen Theologiestudium absolvierte er eine Zimmermannslehre in Bern, kam um 1775 zurück nach Zürich, wurde dort in die Zunft zur Zimmerleuten aufgenommen und amtete ab 1793 als Zunftpfleger. Trümpler: Charlotte/Carolina Trümpler-Steiner (1779–1855) aus Winterthur war die Tochter von Jean Steiner (1751–1821), der sich als Bankier in Lausanne niedergelassen hatte. Sie heiratete dort 1799 den Unternehmer Hans Jakob Trümpler (1768–1845, ⇒ Nr. 1344 a), mit dem sie um 1810 nach Zürich zurückkehrte und 10 Kinder hatte, von denen die späteren Firmenführer Charles/Karl (1801–1879, ⇒ Nr. 1344 a) und Jules/ Julius (1805–1877, ⇒ Nr. 1344 a) Pestalozzis Institut in Yverdon besuchten. Nydelbad: Das Kurhaus Nidelbad in Rüschlikon (Kt. Zürich) wurde 1513 erstmals erwähnt. Es besass eine schwefelhaltige Quelle, die das Badewasser mit einem leicht gelblichen Film überzog, wovon der Name abgeleitet wurde (Nidel = Sahne). Die Quelle ist heute versiegt. Custer: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748
1423 a. Paul Louis Wilhelm, genannt Alexis Crousaz de Corsier 22. Juni 1814 [Reg.] Corsier bestellt Bücher zum Elementarrechnen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 153.30 ff. Sacherklärung I.
Beim Briefschreiber handelt es sich möglicherweise um Paul Louis Wilhelm genannt Alexis Crousaz de Corsier (1783–1852) aus Lutry (Kt. Waadt). Nähere Angaben konnten nicht recherchiert werden.
90 1423 b. Henri (David) Turtaz 24. Juni 1814 5
[Reg.] Turtaz erkundigt sich, ob Pestalozzi eine Person als Nachfolgerin für seine Nichte empfehlen könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 155.12 ff. Sacherklärung I.
Henri (David) Turtaz (1765–1828) ⇒ Nr. 566 III. Z. 4 Z. 5
Person: Pestalozzi beantwortete diese Anfrage negativ. Nichte: Julie Turtaz ⇒ Nr. 1252 a
1424. Marc Antoine Jullien 26. Juni 1814 5
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à Monsieur Monsieur Pestalozzi fondateur et directeur de l’institut d’éducation d’Yverdun et, en Son absence, à Monsieur Niederer instituteur, à Yverdun Canton de Vaud Suisse M[onsieur] Pestalozzi, à Yverdun
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Paris, 26 juin 1814 Monsieur et bien estimable ami, J’ai reçu votre derniére lettre et vous remercie beaucoup du logement que vous m’offrez, pour les premiers jours, pour ma femme et pour moi. J’arriverai malheureusement seul, ayant une inspection de troupes qui va m’appeller en Dauphiné, d’où j’irai, par Genève, à Yverdun. Combien je suis impatient de vous revoir et d’embrasser
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mes enfans! Je n’ai pas encore eu le bulletin, conforme au modéle simple et clair que j’avais envoyé! Je ne crois pas vous avoir écrit, depuis le 29 mai, parceque mes occupations multipliées m’ont à peine permis de respirer. Je ne partirai guère d’ici que le 15 juillet. Je souffre beaucoup de ces éternels retards, dont les circonstances m’imposent la loi. J’ai envoyé en votre nom et au mien, à L’Empereur de Russie, au magnanime Alexandre, un Exemplaire en velin, richement relié, de l’Esprit de la Méthode d’éducation de Pestalozzi. J’ai joint une lettre à cet envoi. Des obstacles, que je vous ferai connaître, m’ont empêché de présenter moi-même l’ouvrage, comme je l’aurais désiré. J’embrasse mes fils bien ainés. Leur correspondance avec moi pourrait être plus réguliére. Dans les dix premiers jours de chaque mois, ils devraient écrire une lettre à leur mère et à moi. Tous les trois mois, je devrais recevoir un bulletin détaillé de leur santé, de leur développement moral, des progrès de leur instruction. Je prie M[essieu]rs Niederer, Krusi, Ramsauer, auxquels je fais toutes mes amitiés, de bien s’entendre pour établir enfin dans l’institut l’esprit et les habitudes d’ordre qui lui manquent depuis si longtems, que je recommande en vain, et qui sont d’une si grande importance. J’espére bientôt m’entretenir directement avec vous de tout ce qui intéresse votre chére famille dont je fais toujours partie. Donnezmoi des nouvelles de M[onsieur] Mieg. Ecrivez-moi toujours à Paris, où ma femme recevra et lira vos lettres, si j’en suis parti. Nous embrassons nos fils bien aimés. Présentez nos tendres hommages à Madame Pestalozzi, à Madame Niederer. Je presse le payement de la pension des jeunes élèves Elisa et Fortunée. M[onsieur] Carret, beau père de M[onsieur] Siauve, a promis de solder incessamment tout ce qu’il vous doit. Votre bien affectionné ami Jullien S’il vous arrive des lettres pour moi, gardez-les moi, je vous prie, avec soin, jusqu’à ce que je sois au milieu de vous. Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/9 Bogen, 252 x 190 mm Stempel GENEVE, Siegelspuren, Dorsualvermerk Paris, 26e Juin 1814. Jullien, R[épondu] 7e Juillet Original
92 Textkritik Zeuge H Sacherklärung I. Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Nachdem sich Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) im Winter 1813/14 mehrmals über unzuverlässigen Briefverkehr beklagt hatte, löste sich dieses Problem mit der Ratifizierung des Ersten Pariser Friedens am 31. Mai 1814 und der damit verbundenen Beruhigung der politischen Lage in Europa. Jullien fühlte sich allerdings nach wie vor gerade auch von seinen Kindern zuwenig über ihre täglichen Fortschritte informiert. Dies dürfte allerdings nicht der alleinige Grund für den geplanten Besuch in Yverdon gewesen sein. Jullien hatte 1812 eine Schrift über die Methode und das Institut in Yverdon veröffentlicht, sich aktiv um die Verbreitung Pestalozzis und seiner Methode im französischsprachigen Raum gekümmert und war nach wie vor an den Entwicklungen im Institut sowie an einem inhaltlichen Austausch mit Pestalozzi über pädagogische Fragen interessiert (⇒ Nr. 1445). III. Z. 10 Z. 17 Z. 18 Z. 22 Z. 27 f. Z. 28
Z. 28 Z. 37 Z. 37 Z. 44 Z. 47 Z. 47 f. Z. 49 Z. 49 Z. 49
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Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 lettre: PSB IX, Nr. 3715 femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 enfans: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) L’Empereur: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520 Exemplaire: Marc-Antoine Jullien: Esprit de la méthode d’éducation de Pestalozzi, suivie et pratiquée dans l’institut d’éducation d’Yverdun, en Suisse, 2 vols. Mailand 1812 velin: Das Velinpapier ist ein gleichmässig strukturiertes, glattes, dem Pergament optisch ähnliches Papier. Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Madame Niederer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Elisa: Elise/Elize Siauve (*1796/97) ⇒ Nr. 1348 b Fortunée: Fortunée Niederer-d’Albepierre (1801–1876) ⇒ Nr. 1348 b Carret: Michel Carret (1752–1818), dessen Tochter Eléonore (*1773, ⇒ Nr. 1428 a) sich 1793 mit dem Kriegskommissär Etienne Marie Siauve (1758–1813, ⇒ Nr. 1408) vermählt hatte, war Chirurg in Lyon, wo er zu Beginn der Revolution lokale Ämter bekleidete, bevor er als Abgeordneter Einsitz im Nationalkonvent nahm, 1799 in den Rat der 500 gewählt und 1807 an den Rechnungshof berufen wurde. Unter der Restauration zog sich Carret aus dem politischen Leben zurück, er starb in Paris. Siauve: Etienne Marie Siauve (1758–1813) ⇒ Nr. 1408
93 1424 a. Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire Frühsommer 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1444 b Sacherklärung I.
Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire (*1784)
⇒
Nr. 1297
1424 b. Johann Elias Mieg Ende Juni/Anfang Juli 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1450 Sacherklärung I.
Johann Elias Mieg (1770–1842)
⇒
Nr. 1244 II.
Am 21. Oktober 1814 (⇒ Nr. 1450) rekapitulierte Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244), was seit seinem letzten Brief an Pestalozzi alles geschehen war. In seinem Brief an Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) vom 27. Juli (ZB Zürich, Ms Pestal 1550.3/Briefe an Anna Pestalozzi/III/6) berichtete er von denselben Ereignissen, allerdings genauer datiert: Das Korps sei am 8. Juli nach Deutschland gekommen, woraufhin er seinen Abschied genommen habe. Da er all dies im Résumé für Pestalozzi nochmals aufrollt, ist anzunehmen, dass er ihm zuletzt vor jenen Ereignissen, also gegen Ende Juni/Anfang Juli geschrieben hatte. Dazu passt auch, dass Mieg im Brief an Anna Pestalozzi am 27. Juli einen Brief von Pestalozzi erwähnt, den er vor einigen Tagen erhalten habe – das wäre dann eine Antwort auf Miegs vorangehendes Schreiben (⇒ Nr. 1424 b), gewesen.
Lieber Herr Pestalozzi! Was doch all der Übergang von Tiranney zur reinern Menschlichkeit auf eine Nation für namenlose Wirkung thut. Gestern war ich Zeuge des schönsten Völkerglüks – In Neuenburg ward königlich preussische Huldigung aufgenommen. Die Freude war allgemein, und unaussprechlich gross – Es herrschte nur eine Stimme, und diese war zum Lob des Fürsten, die Glükseligkeit aller. Nach dem die feierliche Handlung vollendet war, und sich das Volk ein wenig zerstreute erscholl von allen Seiten her: vive le roi! vive notre père, qui nous a rendu la liberté, la vie etc. – Das ganze Land war ein grosser Jubel, ausgenommen ein paar amtlich-spiessbürgerische Maulwurfsköpfe etwa, welche vom Schweiss des Volks, und vom dem der Nationalkasse ehemals ihren irdischen Glükseligkeitsgözzen knetteten, u[nd] welche, nun ein wenig in ihrem Segen verkürzt, die langen Goldritternasen rümpften usw. – Aber ich bin Arrestant. Pfeiffers Briefe über die Solothurnergeschichte, und einige Unzufriedenheit athmende Aufsäzze über den gegenwärtigen Konstitutionszustand vieler Kantone der Schweiz – geschrieben von meiner Hand – welches alles ich unvorsichtig in meiner Brieftasche trug und da es mir von der Polizeybeamtung an der Zielbank, wohlweislich abgenommen wurde, gegen mich den Verdacht von bürgerlicher Aufwiglerey zu revolutionären Unternehmungen u.s.w. erzeugte, und mir das jezige verdammte Wetter auf den Hals zog. – Ich habe oben gesagt ich sei A r r e s t a n t , d[as] h[eisst] ich war es, vermuthlich tief geborgen, wenn ich eben Zeit gehabt hätte mich mit Kerkerspinnen, und Gefangenschaftsmausen zu unterhalten – da mirs Aber gerade an dieser Musse gebrach, was war natürlicher, als dass ich gegen solche Beschäftigungen meine Vorkehrungen zu treffen suchte! Ich habe diese Vorkehrungen getroffen und – durch einen gewaltsamen Riss, mich aus den gnädigen Händen der vorsorg treffenden Polizey b e f r e i t . Die Vorbereitung und Ausführung des ganzen Spasses kostet mich 5–6 Louis d’or –. Ich habe dabei meine liebsten Sachen aufgeopfert, unter
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andern die schönen Zeugnisse von Ihnen u[nd] von Pfeiffer und den pompösen die ganze literarische Welt umfassende Attestat verstauten Theil, ferner paedagogische Erfahrungen und Gedanken, die ich fragmentarisch theils mit vieler Mühe niederschrieb u.s.w. Doch dieser Verlust hat sein Gutes auch darin, dass die Herrn Berner dadurch eben überzeugt werden: ein Bauernkalb könne auch wohl Hörner bekommen, wenn mans nur alt genug werden lässt – und was die gedachten Zeugnisse betrifft, so werden die frühern Aussteller im Nothfalle mir selbige mit andern zu ersezzen auch wohl nicht abgeneigt sein. Was sagen Sie, lieber Vater zu dieser Geschichte – Mir kömmt sie wahrhaft lächerlich vor und weit entfernt mich kleinmuthig zu machen erheb ich mich vielmehr selber im Gefühle und im Geist – denn ich habe mir diessfalls kein Verbrechen vorzuwerfen, ich bin kein Aufwigler des Volks; seine Meinungen aber niederschreiben zu dürfen muss in jedem freien Staate erlaubt sein. Die Sache wird vielleicht öffentlich; und dann mach ich mirs zur Ehre, vielleicht der einzige Berner zu sein der Tod und bürgerlicher Hölle ungeachtet, die Wahrheit wahr zu reden sich erkühnt, in Freiheit frei ein Mann zu sein. Ich bin mit wahrer Anhänglichkeit, und im Gefühl der reinsten Liebe Vater, Ihr gekreuzigter Schüler R[udolf] Schaer
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 319/1 Bogen, 238 x 195 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 46 Z. 54 Z. 56
wohl ∫ vorzuwerfen, ich in … sein ∫ Sacherklärung I.
Rudolf Schär (1786–ev. um 1822) ⇒ Nr. 1047
96 II. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 war Neuchâtel als Zugewandter Ort ein souveränes Fürstentum unter dem Schutz der Eidgenossenschaft. 1707 starb die bisher regierende Fürstenlinie Orléans-Longueville aus und unter den fünfzehn Bewerbern für die Nachfolge wurde der von Bern favorisierte preussische König Friedrich I. (1657–1713) ausgewählt. 1806 überliess der preussische König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840, ⇒ Nr. 568) das Fürstentum Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580), der seinen Feldmarschall Louis-Alexandre Berthier (1753–1815, ⇒ Nr. 937) als Fürsten einsetzte. Im auf die Niederlage Napoleons folgenden Friedensvertrag von Paris (3. Juni 1814) verzichtete Berthier zugunsten Preussens und gegen eine lebenslange Rente auf das Fürstentum. III. Z. 6 Z. 14 Z. 23 Z. 23
Z. 23 f.
Z. 24 Z. 39 f. Z. 41
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Fürsten: König Friedrich Wilhelm III. von Preussen und Fürst von Neuenburg (1770–1840) ⇒ Nr. 568 Pfeiffers: Michael Traugott Pfeiffer (1771–1849) ⇒ Nr. 917 Briefe: Um 1814 war das Abfangen von Personen und Briefen in Bern keine Seltenheit und 1815 erschien sogar anonym eine Zusammenstellung solcher beschlagnahmter, als «bernfeindlich» charakterisierter Stücke unter dem Titel Correspondance et autres pièces secrètes qui caractérisent l’esprit révolutionnaire de quelques Suisses. Darin finden sich zahlreiche Dokumente, die im Kontext des Solothurner Aufstands (⇒ Z. 23 f.) verfasst und abgefangen worden waren, nicht aber die hier erwähnten Briefe Michael Traugott Pfeiffers (1771–1849, ⇒ Nr. 917) an Rudolf Schär (1786–ev. um 1822, ⇒ Nr. 1047). Solothurnergeschichte: Damit dürften wohl die Auseinandersetzungen im Zuge der Berner Restaurationsversuche gemeint sein, die Waadt und den Aargau wieder in den Kanton Bern einzugliedern. In diesem Kontext schlossen sich Bern, Solothurn und später auch innerschweizerische Kantone im Frühjahr 1814 zu einer Sondertagsatzung zusammen und torpedierten damit Bemühungen des Landammanns und Zürcher Bürgermeisters Hans von Reinhard (1755–1835, ⇒ Nr. 1108), den eidgenössischen Bund mitsamt der aus der Helvetik entstandenen neuen Kantone wiederherzustellen. Gegen das ebenso wie Bern unter einer restituierten patrizischen Herrschaft stehende Solothurn zogen daher im Frühjahr 1814 aargauische Freischärler mit einer militärischen Aktion, die einigen Aufruhr verursachte und auf die Rudolf Schär (1786–ev. um 1822, ⇒ Nr. 1047) hier wohl verweist. Aufsäzze: scheinen nicht erhalten zu sein Louis d’or: frz. Goldmünze Zeugnisse: scheinen nicht erhalten zu sein
97 1426. Rudolf Kasthofer 6. Juli 1814 5
A Monsieur Monsieur Pestalozzi Yverdun. Aarau 6e Jul[i] 1814.
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Verehrungs würdiger Freünd. Meine Schwester u[nd] Niederer werden erschroken, vor der Gefahr die ihnen bey Ihrer Krankheit gedroht hat, ich freüe mich daher in jeder Rüksicht des Trostes den Ihr lieber Brief enthält. Den Einschluss habe an H[errn] Saxer übergeben, das App[ellations-]gericht ist gut für H[errn] Jersin gestimmt, es versammelt sich in künftiger Woche, u[nd] ich werde Ihnen das Resultat melden, Montags wurde unsere Verfassung mit 192. Stimmen gegen 14. angenommen. Sie kann sich neben die besten stellen, ich habe Ihnen noch für Ihre Empfel[ung]s-Briefe, für H[errn] Schmiel zu danken, die Ihm gute Dienste leisteten. Meine Schwester habe ich bei ihrer eiligen Durchreise nicht gesehen, u[nd] N[iederer] auch nicht auch seither kein Wörtchen v[on] Ihnen vernommen, so dass es scheint dass Sie an Uns arme Erdenkinder in Ihrer Entzükung nicht denken mögen. Leben Sie wohl verehrungswürdigster Freünd, u[nd] behalten lieb Ihren ergebensten Kasthofer
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 156/1 Bogen, 221 x 176 mm Datum am Schluss, Stempel ARAU, Siegelspuren, Dorsualvermerk Aarau le 6e Juillet 1814. Kasthoffer. R[épondu] 8 dit. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Gottlieb Rudolf Kasthofer (1767–1823), der älteste Bruder von Rosette NiedererKasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842), ist seit 1806 mit Rosina Louise Strauss (1786–1840, ⇒ Nr. 1014) verheiratet und Staatsschreiber in Aarau, wo er die kantonale Verwaltung
98 aufbaut. Daneben ist er als kantonaler Armenpfleger, Präsident einer Kulturgesellschaft und als Leiter zweier Landschulen tätig. II. Pestalozzi hatte am 5. Juli 1814 (PSB IX, Nr. 3735) in einem für Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) bestimmten Brief mitgeteilt, dass es ihm wieder besser gehe (⇒ Nr. 1430) und dass er aus Anlass des Besuches des preussischen Königs Friedrich Wilhelm III. (1770–1840, ⇒ Nr. 568) in Neuchâtel dorthin reisen werde. Konservative Kräfte setzten 1814 unter dem Eindruck der Restauration eine Revision der Kantonsverfassung durch, welche am 4. Juli angenommen wurde, eine Entwicklung, die von Gottlieb Rudolf Kasthofer (1767–1823, ⇒ Sacherklärung I.) befürwortet wurde. III. Z. 9 Z. 9 Z. 11 Z. 12
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Schwester: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Saxer: Samuel Saxer (1754–1828) aus Aarau, von 1808 bis 1822 Mitglied des Grossen Rates und daneben zwischen 1811 und 1821 auch Staatskassier, arbeitete von 1812 bis 1828 als Suppleant am Aargauer Appellationsgericht. Jersin: Wegen einer unbezahlten Weinlieferung klagten Herr Yersin und Herr Rossier vom Handelshaus Yersin & Rossier am 12. April 1814 gegen einen Herrn Schmid aus Aarburg; das Appellationsgericht entschied zugunsten von Schmid, Yersin & Rossier mussten die Gerichtskosten übernehmen. Ob der im Aargau klagende Yersin identisch ist mit Jonas Louis Yersin (1751–1834), der seit 1811 Mitglied des Yverdoner Gemeinderats war, (⇒ Nr. 1371), lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Schmiel: Johann Nepomuk von Schmiel (1774–1850) kam 1797 als österreichischer Offizier in die Schweiz und wurde 1803, nachdem er in Leibstadt (Kt. Aargau) eingebürgert worden war, zum Chef der aargauischen Standeskompagnie und zwei Jahre später zum Vorsteher der kantonalen Militärischen Instruktionsschule ernannt. 1813 erlangte von Schmiel, unterdessen Bürger von Aarau, den Grad eines eidgenössischen Obersts, reiste als solcher 1814 in Spezialmission nach Paris, stieg 1815 als Regierungsrat in die Politik ein und präsidierte kurzzeitig das Bezirksgericht, bevor er 1832 als Oberamtmann des Bezirks Aarau eingesetzt wurde.
1426 a. Johann Franz Ziegler 7. Juli 1814 5
[Reg.] Ziegler ist damit einverstanden, dass sich sein Mündel für eine Uhrmacherlehre entschieden hat. Er teilt Pestalozzi zudem mit, dass er gute Neuigkeiten aus Elbing habe.
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PSB IX, S. 162.5 ff. Sacherklärung I.
Johann Franz Ziegler (1762–1838) ⇒ Nr. 1333 b III. Z. 4
Z. 5
Mündel: Lukas Jezler (1798–1863), geboren in Caracas (Venezuela), absolvierte zunächst eine Uhrmacherausbildung in Le Locle (Kt. Neuchâtel) und gründete 1829 mit seinem Bruder Ferdinand (1799–wahrscheinlich 1881) und einem Glarner Trümpy das Handelshaus Gebrüder Jezler & Trümpy in Salvador da Bahia (Brasilien). In diesem Zusammenhang war er auch Sklavenhalter. Jezler war zweimal verheiratet und starb in Brasilien. Neuigkeiten aus Elbing: Damit dürfte Barbara Lucia Burkhart-Jezlers (1789–1864, ⇒ Nr. 1256) Entscheidung angesprochen sein, im Institut von Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844, ⇒ Nr. 1453) in Elblag (Elbing, Ermland-Masuren) zu unterrichten.
1426 b. Joseph Alex Kuenzer 16. Juli 1814 [Reg.] Kuenzer erkundigt sich bei Pestalozzi nach einem Hauslehrer.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 158.16 ff. Sacherklärung I.
Möglicherweise ist hier Joseph Alex Kuenzer (1780–1849) aus Herbolzheim (BadenWürttemberg) gemeint. Der Handelsmann und Ratsherr war Inhaber eines Handelshauses mit Niederlassungen in Genf und Vevey und hatte einen Sohn, Karl Joseph (1803–1875), der um 1814 einen Hauslehrer gebraucht haben könnte. Karl Joseph stieg ins Handelsgeschäft des Vaters ein und gründete später in Herbolzheim eine renommierte Leinenweberei. III. Z. 4
Hauslehrer: Pestalozzi konnte der Bitte nach einem Hauslehrer nicht entsprechen, weil niemand im Institut daran Interesse zeigte.
100 1427. Franz Joseph Stalder 17. Juli 1814 5
Herrn Herrn Pestalozzi wohlgeborn zu Iferten Escholzmatt im Entlebuch d[en] 17 Heum[onat] 1814
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Mein verehrtester Freund! Ein braver Jüngling, Anton Vogel von hier wird Ihnen dieses freundschaftliche Schreiben übergeben. Verflossenen Jahres war er zum ersten Mahle im Schullehrer-Seminarium zu Luzern, und heuer stuhnd er als Schullehrer-Candidat zum ersten Mahle auch einer Nebenschule von 100 Kindern in meiner Pfarrgemeinde vor. Nun möcht’ er noch für eine kurze Zeit, bis er wieder zum Schullehrer Seminarium nach Luzern gerufen werden soll, sich in Ihrem eigenen – so unübertrefflichen Institut zu seinem Berufe fortbilden, – und eben darum möcht’ ich Ihnen diesen wackern Jüngling bestens empfehlen, und umso mehr, weil ich ihn selbst seiner Sittsammkeit und seines moralischen Charakters wegen innigst liebe. Seine Kenntnisse sind freylich ziemlich schwach, aber er hat doch den besten Willen, sich zu vervollkommen, und eben damit verbindet er noch einen eisernen Fleiss. Wie glücklich schätze ich mich, dass mir die Gelegenheit zu Theil geworden, wieder einmal ein Wort der Freundschaft mit Ihnen, mein Verehrungswürdigster, zu sprechen, da mir bis dahin das Schicksal so unhold war, es persönlich zu thun! aber wills Gott! ich tröste mich mit der freudigen Hoffnung, Sie noch einmal zu sehen, und warm, wie Brüder es thun, an meine Brust zu drücken. O dass es bald, recht bald geschähe! Lassen Sie also Ihrer alten Freundschaft stäts empfohlen seyn den, der sich derselben auch stäts neu erfreut und mit der unbegränztesten Hochachtung ist ihr ergebenster Freund Franz Jos[eph] Stalder Chorherr und Dekan
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 355/2 Bogen, 258 x 308 mm Siegel Original Textkritik
Zeuge H Z. 24 Z. 31
eigentlich: verbindert bald ∫ Sacherklärung I.
Franz Joseph Stalder (1757–1833) ⇒ Nr. 1094 II. Pestalozzi hatte Franz Joseph Stalder (1757–1833, ⇒ Nr. 1094) 1809 als Mitglied der Kommission vorgeschlagen, die im Auftrag der Tagsatzung seine Anstalt prüfen sollte. Stalder hatte damals allerdings entschieden abgelehnt (⇒ Nr. 1094). III. Z. 7 Z. 11
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Anton Vogel: Johannes Joseph Anton Vogel (1792–1864) aus Escholzmatt (Kt. Luzern) besuchte 1813 und 1814 mehrmonatige Kurse am Lehrerseminar in Luzern; ob er im Sommer 1814, vor Antritt des zweiten Luzerner Kurses, tatsächlich in Yverdon war, lässt sich nicht belegen und auch der weitere Verlauf seiner Karriere ist ungewiss: Zwar ist in Beromünster (ab 1854) und später in Escholzmatt (ab 1859) ein Anton Vogel als Lehrer nachgewiesen, ob es sich dabei aber um den hier von Franz Joseph Stalder (1757–1833, ⇒ Nr. 1094) Empfohlenen handelte, bleibt aufgrund der Häufigkeit des Geschlechts in der Region offen.
1428. Karl Friedrich Cölestin Burkhart 17. Juli 1814 5
Herrn Heinrich Pestalozzi in Iferten. Naumburg d[en] 17ten Jul[i] 1814.
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Herrn Pestalozzi u[nd] Niederer. Indem ich einer nicht geringen Verlegenheit bin, dass ich seit dem Merz keine Nachrichten von Ihnen habe, lässt mir H[err] Pietsch
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sagen, dass er nach Yverdon reisen werde. Ich eilte gestern sogleich hieher u[n]d machte mit ihm die erste persönl[iche] Bekanntschaft. Früher schon erfuhr ich, dass er als ein sehr braver u[nd] geschickter Mann anerkannt ist, so viel ich jetzt urtheilen kann, glaube ich, d[a]ss er Ihnen erwünscht kommen wird, da doch wohl Blochmann nicht länger als ein ½ Jahr noch dableibt. So viel ich erfahre ist er, besonders durch den Feldzug, wo er doch stets einen Bedienten hatte, an mehrere Bequemlichkeiten gewohnt, so dass ihm das einfache Leben im Schlosse anfangs nicht ganz angenehm seyn dürfte. Vielleicht wäre es gut, wenn man ihm nicht Schachts Thurm od[e]r Ramsauers ehemah[lige]s Zimmer geben könnte, d[a]ss er unterd[e]ss[en] etwa einen Monat in der Stadt wohnte? Uberlege es, mein Niederer; mir scheint es, als stellte er sich auch äusserlich eine grössere Befriedigung vor, leicht aber wird er sich gewiss nach u[n]d nach an die einfachste Lebensart gewöhnen. Gott gebe, d[a]ss er Ihr Werk fordern hilft. Über meine Lage kann ich Ihnen jezt nichts Befriedigendes schreiben; als d[a]ss ich erkenne; es sey gut für mich in dieselbe gekommen zu seyn. Ich lebe fortdauernd befriedigt im Kreise mein[e]r Klasse, Gott segnet mein Wirken, mehr denn ichs verdiene. Die Liebe, mit der die Kräftigern die Schwächern unterrichten, die Unv[e]rdrossenheit mit welcher sie freundlich auch mein unfreundliches Anspornen u[n]d Verbessern ertragen u[n]d sich dadurch vervollkommnen lassen, erhebt mich, bessert mich, lässt mich heiliger, sicherer, wenn auch täglich einfacher hoffen. – Meine Hoffnungen für das Gelingen meines grössern Einflusses auf die Anstalt, sind so gut, als gescheitert. Ab[e]r nicht durch meine Schuld. Der Pastor liebt mich gleich. Die Kinder eben so. Die Lehrer achten mich u[n]d nehmen selbst freywillig von mir in einigen Fächern Unterricht u[nd] Belehrung an. Aber beyde sind für die Methode nicht brauchbar genug u[nd] denken sich das ganze als einzelne Flickübungen. Getäuscht aber hat mich der Commissarius des Hauses, v[on] Witzleben, der am begeistertsten über Sie u[nd] Methode hörte u[nd] sprach u[n]d schrieb. Ein gewisser Dinter, Verfasser einer ältern Schmähschrift gegen Sie, der auch den verewigten Reinhard dagegen einnahm, hat Witzleben ganz gleichgültig dagegen gemacht; so, d[a]ss erst vor 8–10 Tagen zum ersten mahle dieser Herr meine Schule, u[n]d da auch da nur eine gleichgültige Stunde besuchte. Der Anfang zu diesem Missverhältnisse gab das Osterexamen schon, wo Dinter von Witzleben aufgefordert ward, das Examen selbst in allen Classen zu halten. Er thats. Eine Menge Zuschauer versammlete sich. Es ward ein Paradefeuer. Ich dankte
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Gott erst dafür, dass es so d e u t l i c h schlecht abgelaufen war, u[n]d hielt es nicht für nöthig Witzlebens u[nd] Würkers edlern Sinn darauf aufmerksam zu machen. Diess war nicht so der Fall bey Witzleben. Durch eine schöne Anrede beym Examen hatte Dinter d[a]s zu weiche Gemüth des sonst sehr edlen Witzleben so gerührt, d[a]ss er ihm wie einem Gott v[e]rtraut. Und er hat nicht allein mir, sondern auch Witzleben, von diesem officiell aufgefordert, erklärt; in den Pestal[ozzischen] Schriften sey das Wahre nicht neu, u[n]d d[a]s Neue nicht wahr! Ich hielt Schweigen für die beste Antwort. – Ich wirke unt[e]rd[e]ss[en] frey in mein[e]r Elementar Classe. In Zukunft könnte ich mich sehr leicht mit Dreist und Hening verbinden. Noch andere Aussichten, mit einem edlen M[en]schen, einem tief gelehrt u[n]d philosophisch gebildeten, dennoch ganz einfachen, heiss begeisterten zu versuchen, ob man nicht im Vaterlande by einer günstiger zu hoffenden Regierung, ein Haus gründen könnte, das sich ein kühneres Ziel vorsteckte – Lehrer für den Elem[en]tarunterricht sowohl als für gelehrte Schulen zu bilden; ein Haus – d[a]s nur Versuch genannt werden sollte, aber fest gegründet, auf eine lange Reihe Jahre. Hennike hält sich mit inniger Liebe zu Ihnen u[nd] Ihrem Werke, wenn gleich seine Lage ihn gegen sich selbst misstrauisch macht. – Dises Jahr entscheidet Alles. Wie sich auch alles um mich her gestalte, so ist es mir gewiss, d[a]ss ich nimmer anders als für den heiligen Zweck Ihrer Sache zu leben mich entschliessen kann. Jetzt kann ich nicht anders, als so handeln. Yverdon ist mir d[e]r heiligen Hintergrund alles meines pädag[ogischen] Strebens; ich möchte mitziehen mit Pietsch u[n]d immer bey Ihnen seyn. Ab[e]r tausend andre Rücksichten verweigern es. Meine Schwester kann oft kaum die Sehnsucht heiter genug bekämpfen. Nun vielleicht will es Gott, d[a]ss einst sich mein Lauf zu Ihnen wendet, wenn mich die M[en]schen müde u[nd] matt geplagt haben. Dann komme ich, nimmer wied[e]r zu gehen. Vielleicht läutert sich unt[e]rdess eine Zahl erwählt[e]r Werkzeuge, treuer Freunde. Können Sie denn jezt mein Thun auch nicht billigen, so lieben Sie mich doch ferner, u[n]d schenken Sie mir zu weilen Worte Ihrer fortdauernden Freundschaft. Ewig in Liebe u[nd] V[e]reh[r]ung Ihr Karl Burkhart. Verzeihen Sie meine Eile, u[n]d zeigen Sie den Brief Niemand. Ich wünsche sehr Frau Pestalozzi u[n]d Frau Kuster herzlichst empfohlen zu seyn.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 45/1 Bogen, 237 x 194 mm Siegel, Dorsualvermerk beantwortet den 9ten August 1814. Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–6 Z. 8 Z. 10 Z. 11 Z. 18 Z. 20 Z. 21 f. Z. 22 Z. 23 Z. 25 Z. 31 Z. 35 Z. 36 Z. 37 Z. 38 f. Z. 42 Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 46 Z. 46 Z. 46 Z. 50 Z. 50 Z. 54 Z. 54 Z. 56 Z. 56 Z. 57 Z. 59 Z. 59 Z. 59 Z. 60 Z. 63 Z. 63 Z. 68 Z. 68 Z. 68 f.
lateinische Schrift lateinische Schrift Pietsch: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Bequemlickeiten gewohnt nicht Schachts unterd[e]ss[en] etwa wohnte? Uberlege Niederer: lateinische Schrift einfachste die Kräftigern auch täglich das Gelingen durch meine Lehrer achten Commissarius: lateinische Schrift Witzleben: lateinische Schrift schrieb. Ein ältern ∫ Reinhard: lateinische Schrift einnahm Witzleben: lateinische Schrift Dinter: lateinische Schrift Witzleben: lateinische Schrift Witzlebens: lateinische Schrift Würkers: lateinische Schrift Witzleben: lateinische Schrift Dinter: lateinische Schrift Witzleben: lateinische Schrift Witzleben: lateinische Schrift Witzleben, von diesem officiell: lateinische Schrift Schriften sey Dreist: lateinische Schrift Hening: lateinische Schrift ein – Lehrer eigentlich: Elem[en]tarunteruedricht
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Hennike: lateinische Schrift sich ∫ Yverdon: lateinische Schrift d[a]ss einst wenn mich Sacherklärung I.
Karl Friedrich Cölestin Burkhart (1785–1857) aus Schönborn (Sachsen) studiert Theologie, leitet eine Erziehungsanstalt in Annaberg-Buchholz (Sachsen), ist zwischen 1812 und 1813 Religionslehrer in Yverdon und später Lehrer am Waisenhaus in Weissenfels (Sachsen-Anhalt). 1814 wird er Helfer in Grosskorbetha (Sachsen-Anhalt), zwei Jahre später tritt er dort das Pfarramt an. Er ist verheiratet mit Barbara Lucia Jezler (1789–1864, ⇒ Nr. 1256). III. Z. 6 Z. 8 Z. 10
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Iferten: dt. Name für Yverdon Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Pietsch: Moritz August Ludwig Pietsch (1791–1816) kam in Freyburg, wo sein Vater Gottfried August Pietsch (1759–1840) als Diakon angestellt war, zur Welt und dürfte später in Naumburg (beide Sachsen-Anhalt) gelebt haben, leitete sein Vater doch dort ab 1800 eine Erziehungsanstalt. Nachdem er als Offizier an den Befreiungskriegen teilgenommen hatte, kam Pietsch im Frühling 1815 als Geschichts- und Deutschlehrer ans Institut in Yverdon, das er rund ein Jahr später verliess und ans Lehrerseminar in Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien; ⇒ Nr. 1453) wechselte, wo er im Sommer 1816 eine Stelle als Oberlehrer antrat und kurz darauf überraschend verstarb (⇒ Nr. 1599). Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Schachts: Theodor Schacht (1786–1870) ⇒ Nr. 1134 Ramsauers: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Pastor: Friedrich Siegismund Würker (1764–1824) aus Delitzsch (Sachsen) studierte von 1781 bis 1785 an der Universität in Leipzig und war danach einige Jahre als Hauslehrer in Meissen tätig, bevor er 1789 das Pfarramt in Rietdorf (Brandenburg) und 1799 dasjenige in Untergreisslau (Sachsen-Anhalt), zu welchem auch Langendorf gehörte, übernahm. Von Georg Hartmann von Witzleben (1766–1841, ⇒ Z. 43) 1810 als Leiter des Langendorfer Waisenhauses eingesetzt, verlegte Würker seinen Wohnsitz in diese Anstalt und etablierte sich in der nach ihrer Vereinigung mit dem Waisenhaus in Torgau (Sachsen) rund 150 Kinder zählenden Einrichtung als «Waisenvater». Witzleben: Georg Hartmann von Witzleben (1766–1841), Spross eines thüringischen Adelsgeschlechts, wuchs auf dem Familiengut in Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) auf, studierte ab 1785 in Jena, später in Leipzig Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaft und trat 1790 als Merseburger Stiftsregierungsrat in den Staatsdienst ein. Nachdem er 1793 zum Amtshauptmann in Thüringen und 1800 zum Geheimen Finanzrat in Dresden ernannt worden war, gelangte von Witzleben, unterdessen auch als Erbadministrator der von seiner Familie besorgten Klosterschule
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Z. 46 Z. 63 Z. 63 Z. 72
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Z. 93 Z. 93
in Rossleben (Thüringen) eingesetzt, 1801 als Adjunkt des Salinendirektors nach Weissenfels (Sachsen-Anhalt). Im nahe gelegenen Langendorf übernahm er bald die Kommission für das Waisenhaus und hielt diesen Posten noch nach seiner Versetzung als Salinendirektor nach Dürrenberg (Sachsen-Anhalt) inne. 1816 schliesslich wurde er als Geheimer OberBergrat nach Halle bestellt und 1819 als ausserordentlicher Regierungsbevollmächtigter an der Universität Halle eingesetzt; dort blieb er bis 1828, als er sich aus dem Staatsdienst zurückzog, um sich bis zu seinem Tod dem Schulwesen in Rossleben zu widmen. Dinter: Gustav Friedrich Dinter (1760–1831) studierte, einer sächsischen Juristenfamilie entstammend, Theologie, Philosophie und Philologie in Leipzig und arbeitete ab 1787 als Pfarrer in Kitzscher (Sachsen), von wo aus er 1797 dank Erfolgen in der Lehrerausbildung junger Männer als Direktor ans Lehrerseminar in Dresden berufen wurde. 1807 übernahm Dinter das Pfarramt in Görnitz (Sachsen), eröffnete gleichenorts ein Progymnasium und gelangte 1816 nach Königsberg, wo man auf seine pädagogischen Leistungen aufmerksam geworden war und ihn zum Konsistorial- und Schulrat ernannte. Schmähschrift: Gustav Friedrich Dinter: Wie Boreas seine Kinder lehrt. Ein Buch für Windmüller, enthaltend eine Vorrede und vier Fragmente. Abdera, im Jahre nach Erfindung der allein seligmachenden Methoden. o.O. um 1804 Reinhard: Franz Volkmar Reinhard (1753–1812) ⇒ Nr. 1143 Dreist: Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 Hening: Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 Hennike: Johann August Philipp Hennicke (1751–1828) aus Beichlingen (Thüringen) besuchte die Domschule in Naumburg (Sachsen-Anhalt), schloss 1778 in Leipzig ein Theologiestudium mit Promotion ab und wurde sodann zunächst als Rektor an die Klosterschule Donndorf (Thüringen), 1790 in gleicher Funktion ans Domgymnasium nach Merseburg (Sachsen-Anhalt) berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung 1822 verblieb. Schwester: Wilhelmine Amalie Burkhart heiratete 1815 Johann Karl Christian Golle (1765–1832), der Pfarrer in Leuna (1813–1822) und später in Allerstedt (beide Sachsen-Anhalt) war; das Paar hatte 8 Kinder. Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Kuster: Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814) ⇒ Nr. 547
1428 a. Marc Antoine Jullien 19. Juli 1814 5
[Reg.] Jullien und seine Frau sind beunruhigt über das lange Stillschweigen aus Yverdon. Er teilt Pestalozzi mit, dass die Eltern Siauve eine Möglichkeit gefunden haben, die Pensionskosten zu überweisen und erkundigt sich nach seinen Kindern, sowie nach Thouvenot, Pastol, Elisa und den übrigen Schülern.
107 Überlieferung 1
PSB IX, S. 158.26 ff. Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 III. Z. 4 Z. 5
Z. 6 Z. 7 Z. 7 Z. 7 Z. 7
Frau: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 Eltern Siauve: Etienne Marie Siauve (1758–1813, ⇒ Nr. 1408) und Eléonore Siauve-Carret (*1773). Eléonore Carret kam in Lyon als erstes Kind des Chirurgen und Politikers Michel Carret (1752–1818, ⇒ Nr. 1424) zur Welt und heiratete 1793 Etienne Marie Siauve; über ihr weiteres Leben ist nichts bekannt. Kindern: Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239), Alfred (⇒ Nr. 1239) und Auguste Jullien (1802–1833, ⇒ Nr. 1239) Touvenot: Charles/Télémache/Téléaque Thouvenot ⇒ Nr. 1312 b Pastol: Joseph Numa Pastol de Keramelin (1802–1862) ⇒ Nr. 1251 Elisa: Elise/Elize Siauve (*1796/97) ⇒ Nr. 1348 b übrigen Schülern: Da Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) in seinen Briefen in der Regel immer einen ähnlichen Personenkreis grüssen liess, kann davon ausgegangen werden, dass hier noch Fortunée Niederer-d’Albepierre (1801–1876, ⇒ Nr. 1348 b) und Rosalie Catherine Eugénie Françoise Paturel (*1808, ⇒ Nr. 1344 c) gemeint waren.
1428 b. Andreas Heussi 26. Juli 1814 5
[Reg.] Heussi bittet Pestalozzi, die Effekten von Georg mit der nächsten Post zurückzuschicken. Er ist der Meinung, dass es sinnvoll sei, Georg während den nächsten Jahren zu Hause aufwachsen zu lassen und akzeptiert die beiden Verfügungen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 170.16 ff. Sacherklärung I.
Andreas Heussi (1779–1821) ⇒ Nr. 1112 a III. Z. 4 Z. 6
Georg: Georg Heussi (1802–1835) ⇒ Nr. 1112 a Verfügungen: Es ist unklar, was damit gemeint sein könnte.
108 1429. Chrétien Jacques/Christian Jakob Schreiner 27. Juli 1814 5
A Monsieur Monsieur Pestalozzi Yverdon (Suisse) Reichenweyer den 27 July 1814.
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Hochgeehrtester Herr Seitdem ich die Ehre hatte Ihre Lehranstalt zu sehen, fühle ich deutlicher meine Bestimmung: mein ganzes Leben ist einer Laufbahn gewiedmet welche durch Sie so besonders ehrwürdig geworden, wenn Sie mich mit Wohlwollen in die Zahl Ihrer erkenntlich fleissigen Jünger aufzunehmen würdigen, wie Sie mich es bey meiner kürzlichen Durchreise durch Jverden bereits schon hoffen liessen. Darf ich Sie, hochgeehrtester Herr, um eine baldige geneigte Antwort bitten, damit ich nicht länger des Vergnügens beraubt werde Ihnen zu beweisen mit welcher Hochachtung ich bin Geehrtester Herr Ihr ergebenster Diener Christian Schreiner
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 338/1 Bogen, 252 x 190 mm Siegel, Datum am Schluss, Dorsualvermerk Reichenweyer le 27 Juillet 1814. Christian Schreiner R[eçu] 8 Aout beantwortet den 9ten August 1814. Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–6 Z. 20
lateinische Schrift Christian Schreiner: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Chrétien Jacques/Christian Jakob Schreiner (1788–1863), Arztsohn aus dem elsässischen Riquewihr, hält sich nach seiner Bitte um Aufnahme während rund zwei Jahren als Elementarlehrer am Institut in Yverdon auf. Nach seiner Rückkehr 1817 gründet er in seiner Vaterstadt eine Erziehungsanstalt, die sich bald so grosser Beliebtheit erfreut, dass die Gemeinde Schreiner auch die Leitung einer neuen öffentlichen Primarschule überträgt, und lebt ab spätestens 1826 – sein Institut in Riquewihr
109 scheint um 1824 aufgelöst worden zu sein – im benachbarten Ribeauvillé, wo er als Lehrer an der École supérieure arbeitet und wo auch stirbt. III. Z. 14
Jverden: Iferten, dt. Name für Yverdon
1430. Anna Pestalozzi-Schulthess Ende Juli 1814 Iferten den 23ten Juli 1814. 5
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Liebe Mutter! Graf Colloredo und andre Freunde sind hier. Papa kann Ihnen daher heute nicht schreiben. Ich kann Sie bestimmt versichern, dass er jetz ganz g e s u n d i s t . Als wir hier ankamen, war er zwar auf der Besserung, aber sehr schwach. Er war mager, blass und hatte sich ganz geändert, so dass mir angst wurde. Er stärkte sich jedoch von Tag zu Tage, so dass er jetz völlig ist wie immer, und so, als hätte er keinen Krankheitsanfall gehabt. Die Einwohner der Stadt nahmen ein ausserordentliches Interesse an ihm. Fr[au] v[on] Guemps, J[un]gf[er] Doxat der Friedensrichter Fatio alles war in Bewegung. Der Arzt versteht sich. J[un]gf[er] Ray thut alles Mögliche, so dass ich Sie gewissenhaft versichern kann, dass ihm an Abwarth und Pflege nichts mangelte. J[un]g[fer] Ray ist ihm überhaupt mit Leib und Seele ergeben, sie nimmt seinen Vortheil gegen alles was ihn umgibt in Schutz, und schliest sich so innig und herzlich an seine P e r s o n an, dass ich glaube, sie könnte sich ihm ganz aufopfern. Dieses Zeugniss muss Ihnen um so unverdächtiger seyn, da ich das Vertrauen der J[un]gf[er] Ray ganz und gar nicht, gewiss so wenig als von Fr[au] Krüsi habe. J[un[gf[er] Ray ist oekonomisch sehr streng, nach meinem Gefühl sogar in Einigem zu streng, aber wie ich Sie auf mein Gewissen versichern kann, ganz zu Papas Bestem. Sie würde seinem Vortheil gegen wenn es auch sey, keinen Heller vergeben. Die Anordnungen sind jetz so, dass ich, nach den gemachten Berechnungen, und wenn alles einander hilft, gewiss bin, dass Papa in ein paar Jahren ausser Schulden seyn wird, ohne ausserordentliche Hilfsmittel, die natürlich nicht verschmäht werden, wenn sich solche finden, und dass das Institut sich auf eine solche Stufe heben kan, durch welche nicht nur Ihre und Papa’s persönliche Ruhe gesichert sondern auch sein grosses Ziel erreicht wird. Nur ist dieses an eine Bedingung geknüpft, die ich Ihnen weder verbergen kan, noch will, nemlich an die, dass man öffentliches Zutrauen zur Anstalt und zu Vater Pestalozzis Umgebungen habe. Liebe, Edle, Sie begreifen es gewiss selbst, dass es mir unmöglich ist, etwas ich will nicht sagen Gutes zu stiften, sondern überhaupt nur etwas zu thun, wenn von Seiten der Famille Papas alles was ich thue nicht nur missverstanden wird, sondern, wenn man wie es bis jetz geschehen, Böses über mich sagt. Wenn ich so bin, wie man mich dafür ausschreit, so verdiene ich natürlich kein Zutrauen, und dann wäre es überhaupt nöthig, dass Papa mich von sich entfernte. Gott weiss, dass ich von ganzem Herzen wünschte, dass er jemand ihm und seiner Famille entsprechender fände und dass ich, in dieser Rücksicht, nur darum mich der
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Sache annehme, weil niemand anders da ist. Da aber wirklich niemand da ist, so sollte man es mir es auch nicht unmöglich machen, etwas für ihn thun zu können. Alles das geht mir vielleicht zu sehr zu Herzen. Indessen ist es mir unmöglich meine Empfindungen darüber zu unterdrücken, weil ich nicht nur fühle dass mir unrecht geschieht, sondern auch, dass meine Kräfte etwas für den Zweck, den wir alle gemeinschaftlich haben, nemlich den Vater zu unterstützen, dadurch gehemmt wird. Meine Frau dankt Ihnen mit mir für Ihr Geschenk aufs herzlichste. Nie haben wir, edle, gute Mutter, Ihren Willen und Ihren Werth verkannt. Aber es thut uns weh, dass Umstände und Verhältnisse, uns von Ihnen, von einem so reinen Herzen, entfernten, und es uns unmöglich machen, Ihnen unsre Gesinnungen zu beweisen. Doch das wird nicht immer währen, und Sie werden einst wissen, was Sie jetz nicht glauben, und nach meiner eigenen Überzeugung auch nicht glauben können. Hiemit empfangen Sie Miegs Brief. Mad[ame] Constant zu schreiben habe ich den Vater aufgefordert. Senden Sie uns mit Gelegenheit den Brief von Mieg zurück. Ihr kindlicher Verehrer Niederer.
Auf Herrn Niederers Brief könnte ich V i e l e s V i e l e s antworten – aber ein edles Weib mit reinem Herzen wie er mich darinnen nennt – Schweiget – – – des treüen Miegs Briefe sende einliegend mit Dank zu rük, Gott wolle dass er uns immer näher komme, da er wieder in F[rank]furt, ach! Lieber! wenn es dazu kommen würde u[nd] du dein Haupt an seine Schulter legen u[nd] sagen kontest Mieg! gehe du Hand in Hand mit uns! so glaube ich Gott wäre mit eüch u[nd] dein institut würde gerettet – noch ein Brief sende den lieb Lisabeth unter ihren Papieren gefunden –.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 601.60 Bogen, 166 x 221 mm (H1), Blatt, 106 x 108 mm (H2) Dorsualvermerk Jverdon, den 23ten Julii 1814. Niederer an Mad[ame] Pestalozzi. Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–57 Z. 6 Z. 14 Z. 14 Z. 15 Z. 16 Z. 21 Z. 22
111 Z. 32 Z. 42 Z. 54 Z. 54 Z. 55 Z. 58–66 Z. 60 f. Z. 64
Vater ∫ mir es Miegs: lateinische Schrift Constant: lateinische Schrift Mieg: lateinische Schrift H2 mit Dank ∫ gehe Sacherklärung I.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 II. Pestalozzi hatte Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) schon am 9. Februar 1813 (PSB VIII, Nr. 3263) gebeten, die Leitung des Instituts in Yverdon zu übernehmen, was Mieg allerdings mehrfach ablehnte (⇒ Nr. 1361). Wie der vorliegende Brief zeigt, hat zumindest Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) die Hoffnung immer noch nicht ganz aufgegeben, dass Mieg auf seinen Entscheid zurückkommen und das Angebot Pestalozzis trotz aller Einwände annehmen könnte. III. Z. 5
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Mutter: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3), die sich wahrscheinlich in Zürich oder auf dem Neuhof aufhielt, hatte diesen Brief von Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) aus Yverdon erhalten, ihre, an ihren Mann gerichteten Bemerkungen auf einem Beiblatt notiert und beides wieder an Pestalozzi zurückgeschickt. Colloredo: Ferdinand von Colloredo-Mannsfeld (1777–1848) ⇒ Nr. 1442 Freunde: Hier dürften wohl Johann von Blaskovics (1777–1855, ⇒ Nr. 1437) und Moritz von Fries (1804–1887) gemeint sein, die im Juli 1814 mit Ferdinand von Colloredo-Mannsfeld (1777–1848, ⇒ Nr. 1442) zwei Tage bei Pestalozzi in Yverdon zugebracht hatten (⇒ Nr. 1437). Moritz von Fries, Zögling von Blaskovics, absolvierte nach dem Konkurs des väterlichen Bankhauses 1826 eine diplomatische Karriere bis zum Legationsrat in der Staatskanzlei, trat 1848 zurück und widmete sich der Vermögensverwaltung seiner Frau Flora von Pereira-Arnstein (1814–1882). ankamen: Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hatte am 1. Mai 1814 Rosette Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) geheiratet. Sie reisten anschliessend durch die Schweiz und besuchten Freunde und Verwandte. Krankheitsanfall: Obwohl dieser Vorfall offenbar «ganz Yverdon» (⇒ Z. 13 f.) in Atem gehalten hatte, ist unklar, woran Pestalozzi genau erkrankt war (⇒ Nr. 1425). Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) berichtet darüber in seinen Lebenserinnerungen, er habe Pestalozzi trotz dieser Krankheit nach Neuchâtel begleiten müssen, da er den preussischen König habe treffen wollen. «Ja, seine Aufopferung hierin ging so weit, dass, wenn er auf dem Wege dahin von einer Ohnmacht in die andere fiel, … ich ihn mehrere Male halb todt in ein nahe liegendes Haus schleppen musste» (Johannes Ramsauer: Pestalozzische Blätter, Heft 1. Elberfeld 1846, S. 20 f.).
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Z. 14 Z. 15 Z. 15 Z. 21 Z. 48 Z. 54 Z. 54
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v[on] Guemps: Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819) ⇒ Nr. 1368 Doxat: Damit dürfte wohl Jeanne-Marie Doxat (1779–1821) gemeint sein, die in Turin geborene und später unverheiratet in Yverdon lebende Tochter des Bankiers Jean François Gamaliel Doxat (1744–1833, ⇒ Nr. 1392). Fatio: Jean Antoine Fatio (1769–1855) ⇒ Brief vom 22. August 1822 Arzt: Henri Georges Louis Olloz (1784–1850) ⇒ Nr. 1317 Ray: Jeanne Ray ⇒ Nr. 979 Fr[au] Krüsi: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Miegs: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Brief: Damit dürfte wohl der Brief von Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) an Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) vom 27. Juli 1814 gemeint sein (ZB Zürich, Ms Pestal 1550.3/Briefe an Anna Pestalozzi/III/6). Möglicherweise ist allerdings auch der nicht erhaltene Brief Miegs an Pestalozzi von Ende Juni/Anfang Juli 1814 (⇒ Nr. 1424 b) gemeint. Mad[ame] Constant: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Spekulativ liesse sich vermuten, dass es sich um Anna Feodorowna, «Grossfürstin Constantin» (1781–1860, ⇒ Nr. 1189) handeln könnte, mit der Pestalozzi schon im Januar 1814 wegen eines Empfehlungsschreibens in Verbindung gestanden hatte (vgl. PSB IX, Nr. 3604). Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Lisabeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594
1431. Johann Jakob Blendermann 30. Juli 1814 Bremen den 30ten July 1814. 5
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Bester Vater Pestalozzi! Es sind nun schon zwölf Jahr her, als Ihr mich so freundlich und milde aufnahmet; ach! ich war so schüchtern und angst, als ich zu Ihnen hin kam, und da fand ich Sie so ganz anders, als ich mir eingebildet hatte, wie Sie seyn mussten. Ich bekam gleich so viel Vertrauen zu Ihnen, das Herz ging mir auf und ich war recht kindlich froh bei Ihnen. Die Methode wurde mir sehr leicht, weil ich so nach und nach immer weiter hineingeführt wurde, und von andern Unterrichtsweisen noch gar nichts gehört hatte, also noch ganz unbefangen und für die Sache empfänglich war. Wie viel dieses macht, habe ich leider nur zu oft erfahren; ich habe mehrere junge Schullehrer unterrichtet, aber es ist mir nur mit wenigen vorurtheilsfreien Köpfen gelungen, sie zur Ausübung der Methode zu bringen. In den Frauenzimmer-Schulen geht es noch besser, als in den andern. Wir
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haben jetzt nur noch einige wenige alte Elementarschulen, in denen die Methode nicht ausgeübt wird, sonst ist sie allgemein. Ich habe mich recht gefreut, lieber Vater, dass Ihr noch immer so herzlichen Antheil an mir nehmet, ich will mich beeifern Eurer Liebe noch immer mehr würdig zu werden. Oft habe ich ein recht grosses Verlangen wieder hin nach der Schweiz zu Euch, und ich denke, dass ich es auch noch einmal ausführe. Euer wakker Niederer hat die Zürcher Gelehrten recht trefflich zur Ordnung verwiesen, ich hoffe dass man Euch nun endlich doch in Ruhe lässt, mich dünkt es ist die höchste Zeit für die vielen Arbeiten. E b e l schrieb in einem Briefe nach Bremen: «Niederer hat in dieser Schrift gezeigt w a s s e i n K o p f w e r t h i s t – er ist ein herrlicher Sachwalter». Ich errichte zu Michaeli eine Privatanstalt in welcher ich unabhängig von jeden fremden Zweck die Methode ausführe – ich lebe jetzt auf dem Lande, eine Stunde von der Stadt, und arbeite hier meine Unterrichtsmittel aus. In dieser freien, unabhängigen Thätigkeit, nachdem ich zehn Jahre lange meinen Zweck mit irgend einem fremden vereinigen oder oft gar demselben unterordnen musste, freue ich mich recht inigst. Wenn Sie nun auch nur noch recht lange gesund und so thätig bleiben wie bisher! – ich möchte so gerne, dass Sie recht bald die Ausgabe Ihrer sämmtl[ich]en Werke bei Cotta veranstalten könnten. – Wenn Ihr lieber, guter Vater Euerm Blendermännly mal ein Wörtlein schreiben könnet, so thuet es doch ja, es macht ihm ungeheuer Freude. Jette Rönneberg grüsset Sie recht herzlich. Leben Sie recht herzlich wohl Stets der Ihrige J[akob] Blendermann.
Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 27/1 Blatt, 207 x 162 mm Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johann Jakob Blendermann (1783–1862) ⇒ Nr. 627
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Z. 31 Z. 39 Z. 43
Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 E b e l : Johann Gottfried Ebel (1764–1830) ⇒ Nr. 954 Zürcher Gelehrten: In der Züricher Freitags-Zeitung vom 27. September, 4. und 11. Oktober 1811 hatte Johann Heinrich Bremi (1772–1837, ⇒ Nr. 784) insgesamt drei Dutzend kritische Fragen an das Pestalozzische Institut gestellt. Bremi mischte sich damit in einen in der breiten Presse ausgetragenen Streit zwischen Gegnern und Befürwortern der pestalozzischen Konzeption ein. Hintergrund des Disputs bildete der Bericht über die Pestalozzische Erziehungsanstalt vom Sommer 1810, den die von Père Grégoire Girard (1765–1850, ⇒ Nr. 1156) geleitete Kommission zuhanden der Tagsatzung erstellt hatte. Obwohl Pestalozzi einige Sachverhalte noch geklärt haben wollte, wurde der Bericht unverändert gedruckt. Dabei wurde vor allem den Gegnern Pestalozzis Vorschub geleistet, denn nebst Positivem war darin etliche Kritik enthalten wie etwa die Feststellung, dass eine Einführung der Methode in den allgemeinen Volksschulen abzulehnen sei (PSW XXIII, S. 404). Nachdem sich auch der Berner Strafrechtsprofessor Karl Ludwig von Haller (1768–1854, ⇒ Nr. 908) in einem Artikel in der Göttingischen Gelehrten Anzeigen vom 13. April 1811 nachteilig und teils auch abschätzig über Pestalozzis Unternehmung geäussert hatte, sah sich die Institutsleitung zur Verteidigung genötigt. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) verfasste die etwas polemische Schrift Das Pestalozzische Institut an das Publikum: eine Schutzrede gegen verläumderische Angriffe (1811), der Bremi seine Fragen entgegensetzte. In der Folge lieferten sich Niederer, Pestalozzi und Hans Georg Nägeli (1773–1836, ⇒ Nr. 998) eine literarische Fehde mit Bremi, die bis 1813 andauerte. Ein juristisches Vorgehen gegen Bremi wurde zwar immer wieder diskutiert, schliesslich sah man aber davon ab. Schrift: Johannes Niederer: Pestalozzis Erziehungsunternehmung im Verhältniss zur Zeitkultur. Ein historisch kritischer Beitrag zur Kenntniss und Berichtigung der öffentlichen Beurtheilung dieses Gegenstands. In zwei Abtheilungen. Yverdon 1812/13 Michaeli: 29. September Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Jette Rönneberg: Henriette Rönneberg (*1782) ⇒ Nr. 1266
1432. Francesco/François Strachan Sommer 1814 5
[Reg.] Strachan schickt einen Brief aus Amsterdam, in welchem er berichtet, dass sein Vater nach London geflohen sei.
Überlieferung 1
Nr. 1438
115 Sacherklärung I. Francesco/François Strachan (1799–1821) aus Malaga ist zwischen 1808 und 1814 als Schüler bei Pestalozzi in Yverdon, reist sodann im Sommer 1814 zu seinem nach London emigrierten Vater Guillermo/Guillaume Strachan (⇒ Nr. 1201 b) und plant laut diesem, in Edinburgh ein Medizinstudium aufzunehmen (⇒ Nr. 1438). Da François im Matrikelverzeichnis der Universität Edinburgh nicht nachgewiesen ist, lässt sich sein Ausbildungs- und Lebensweg nicht im Detail weiterverfolgen; spätestens 1818 ist er zurück in Spanien resp. auf einer Reise, 1819 hegt er wieder die Absicht, sich medizinisch zu bilden, stirbt aber bald darauf. III. Z. 5
Vater: Guillermo/Guillaume Strachan (⇒ Nr. 1201 b)
1433. Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire Sommer 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1444 b Sacherklärung I.
Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire (*1784)
⇒
Nr. 1297
1433 a. Giovanni Antonio Curti 6. August 1814 5
[Reg.] Curti erkundigt sich bei Pestalozzi, ob sein Sohn ins Institut in Yverdon aufgenommen werden könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 165.29 ff.
116 Sacherklärung I. Giovanni Antonio Curti († um 1823) immatrikuliert sich 1787 an der Universität der Drucker und Buchhändler von Venedig. Ein Jahr später gründet er ebenda eine Druckerei, die er kurzzeitig (1792) mit andern Teilhabern, ab 1793 dann aber wieder alleine führt. III. Z. 4
Sohn: Der Sohn von Giovanni Antonio Curti († um 1823, ⇒ Sacherklärung I.) konnte nicht näher bestimmt werden. Er scheint auch nicht nach Yverdon gekommen zu sein, zumindest ist kein Eintrag unter diesem Namen in den Schülerlisten nachweisbar.
1434. Jakob de L’Aspée 7. August 1814 5
An Herrn Pestalozzi in Yverdon. Wiesbaden den 7ten August 1814.
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Theuerster Vater! Geleitet durch ein Lebewohl, welches Sie mir bei meinem Abschiede von Ihnen mit gaben, kam ich glücklich am 2ten Juli hier an, desgleichen auch Strachan in Frankfurt. H[err] Niederer wird Ihnen das Nähere von ihm mittheilen. Lieber Vater! ich sage Ihnen nochmals herzlichen Dank für die Liebe und Sorgfalt, durch welche Sie mich die Zeit meines Aufenthalts bei Ihnen so väterlich leiteten. Ich fühle es jetzt am deutlichsten in meinem Wirkungskreis, wie wohlthätig Ihr Einfluss auf mich wirkte. In allem was ich thue, leitet mich jetzt Ihr Geist und Liebe, welche ich ehedem nicht einmal ahnete. Welch eine wohlthätige Empfindung für unser Streben! Diese allein sind es, welche mir zu meinen Unternehmungen Muth, und zur Ausführung derselben Kraft geben. Es ist mir unbeschreiblich wohl, wenn ich mich überzeugt sehe, dass mein Leben durch meinen Aufenthalt in Ihrem heiligen Kreise eine bestimmte und feste Richtung gewonnen hat. Mein Bruder, Muhl und ich, beglückt durch unsern Beruf, arbeiten in Eintracht und Liebe für die uns anvertrauten Kinder, und wir sehen von Tag zu Tag unsere Belohnung in dem guten Erfolg. Sie erhalten hierbei auch zugleich einen Brief von meinem Bruder. Auch
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werden wir sobald als möglich meine Schuld ans Bureau entrichten. Ich bitte Sie Frau Pestalozzi, die liebe Mutter, und alle Lieben des Instituts zu grüssen, und verbleibe Ihr treuer Sohn und Arbeiter im Pflanzgarten, so lang es Gott gefällt und mir mein Leben fristet. Jacob de Laspée
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 186/1 Bogen, 194 x 115 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 27 Z. 28 Z. 32
Y v e r d o n : lateinische Schrift auch ∫ Bureau: lateinische Schrift Jacob de Laspée: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Jakob de L’Aspée (1789/90–1817) aus Johannisberg (heute Teil von Geisenheim, Hessen) wird 1812 von seinem älteren Bruder Johannes de l’Aspée (1783–1825, ⇒ Nr. 959) für zwei Jahre zur Ausbildung nach Yverdon an Pestalozzis Institut geschickt. Danach unterrichtet er an der Knabenerziehungs- und Bildungsanstalt (⇒ Nr. 1438) seines Bruders in Wiesbaden. III. Z. 12 Z. 12 Z. 24 Z. 24
Strachan: Francesco/François Strachan (1799–1821) ⇒ Nr. 1432 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Bruder: Johannes de l’Aspée (1783–1825) ⇒ Nr. 959 Muhl: Servatius Muhl (1794–1862) aus Oberlahnstein (Rheinland-Pfalz) unterrichtete ab 1819 am Königlich-Preussischen Seminar in St. Matthias bei Trier, anfänglich als Hilfslehrer, seit 1824 bis 1841, dem Zeitpunkt der Auflösung des Seminars, als ordentlicher Seminarlehrer für die Elementarfächer Deutsche Sprache, Rechnen und Raumlehre, Geografie, Geschichte und Naturkunde. Vor allem während der zwanziger Jahre war er als pädagogischer Schriftsteller tätig und verfasste mehrere Schriften zu didaktischen und inhaltlichen Fragen einzelner Fächer, aber auch zwei programmatische Schriften, Der Volks-Unterricht in seiner Nothwendigkeit so wie in seiner Einwirkung auf die Gesammtbildung des Menschen (1824) und Ueber Erzeugung der Liebe für König, Volk und Vaterland (1828), worin er seine pädagogischen Ideen ausführte. 1843 übernahm er die Stelle als Bürgermeister in Leiwen an der Mosel (Rheinland-Pfalz), ab 1850 bis zu seinem Tod war er Sekretär der Bezirksregierung in Trier.
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Brief: ⇒ Nr. 1435 Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1434 a. Monsieur Meynadier 8. August 1814 5
[Reg.] Meynadier erkundigt sich nach den Aufnahmebedingungen in Yverdon und schlägt eine Zahlungsweise für die anfallenden Pensionskosten vor.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 166.20 ff. Sacherklärung I.
Monsieur Meynadier lebt um 1814 in Marseille. Zahlreiche Abkömmlinge der ursprünglich aus dem französischen Languedoc stammenden Familie Meynadier lassen sich in Genf nieder; ob auch der Briefschreiber in jenen Genfer Kontext gehört, ist aufgrund der spärlichen Angaben nicht zu ermitteln.
1435. Johannes de L’Aspée 9. August 1814 5
An Herrn Pestalozzi Yverdon. Wiesb[aden] d[en] 9. August [18]14
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Lieber Herr Pestalozzi! Mein Bruder ist gesund und wohl aus Ihrer Vaterhand zurückgekommen. Ich bin vollkommen mit ihm zufrieden; er ist das, was er weiss, auch geworden. Dafür, Vater von uns beyden, wie auch von meinen Eltern, ewigen Dank. Und da auch mein Muht fromm ist, so bin ich sicher, dass auch ich und mit mir meine übrigen Glieder des Hauses immer besser werden. Von Ihnen habe ich gelernt, dass auf alles Wissen und Treiben und die daraus erwachsene Kraft eines Menschen nur dann etwas zu halten sey, wenn er wahrhaftig gut ist; und ich will viel lieber, dass meine Kinder ihre Hände und Füsse
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nicht gebrauchen lernen, als dass es nicht zum Guten geschehen soll. Ich habe erfahren, dass Glaube und Liebe unendlich mehr vermag, als alles eitle Wissen ohne sie. Alle meine Unternehmungen sind mir im Glauben an Sie und die gute Sache und in der Liebe zu den Menschen, wenn auch mit grosser Anstrengung bis hierher gelungen. Darum habe ich meinen Bruder bis diese Stunde noch nicht gefragt, was er gelernt habe, sondern nur sorgfältig beobachtet, wie viel er von Ihrer Liebe habe. Zuerst die Liebe, dann kömmt das andere von selbst. Dass Sie wieder gesund sind, dafür danke ich dem Allmächtigen einen grossen Dank. Grüssen Sie die Liebe Frau Pestalozzi doch von allen meinen Hausgenossen herzinniglich. H[errn] Niederer habe ich manches Neues geschrieben. Lieber Herr Pestalozzi, den September hoffe ich die Hälfte meiner noch restirenden Geldschuld zu entrichten. Haben Sie ein wenig Nachsicht in der Zeit mit mir, ich bezahle so gern, und von allen Menschen Sie am liebsten, aber mein Geld folgt auch sehr schlecht. Ich hoffe, dass Sie die 70 f. von H[errn] S[amuel] de Bary erhalten haben. Das übrige werde ich ebenfals an ihn schicken. Wollen Sie uns gar nicht einmal mit H[errn] Niederer besuchen? Ach wie würden wir so selig seyn. Mit Achtung grüsst Sie meine Frau; und ich bin mit Liebe u[nd] ewiger Dankbarkeit Ihr getreuer und gehorsamer Sohn Joh[annes] de Laspée P.S. Schreiben Sie doch gefälligst, was Sie für Mineralien haben möchten. Goethe hat den 10 einige meiner Kinder mit Hermann und Dorothea beschenkt. Negelis Subscrip[tion] suche ich zu befördern. Setzen Sie mir doch auch die 6 Exem[plare] von N[iederers] Vertheidungsschrift in meine Rechnung. Auch rathe ich Ihnen mit Pökelsheim zu rechnen.
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 186/2 Bogen, 194 x 115 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 5
Pestalozzi: lateinische Schrift
120 Z. 6 Z. 8 Z. 12 f. Z. 27 Z. 28 Z. 30 Z. 30 Z. 30 Z. 34 Z. 34 Z. 38 Z. 41 Z. 42 Z. 43 Z. 43 Z. 43 Z. 44 Z. 44 Z. 44 f. Z. 45 Z. 46 Z. 47
Yverdon: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift eigentlich: so bin ich sicher so bin ich sicher Sie ∫ Pestalozzi: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift September: lateinische Schrift den September ∫ Sie ∫ S[amuel] de Bary: lateinische Schrift Siegelausriss Joh[annes] de Laspée: lateinische Schrift P.S.: lateinische Schrift Goethe: lateinische Schrift Kinder ∫ Hermann: lateinische Schrift Dorothea: lateinische Schrift Negelis Subscrip[tion]: lateinische Schrift befördern. Setzen Exem[plare]: lateinische Schrift Vertheidungsschrift in Pökelsheim: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes de l’Aspée (1783–1825) ⇒ Nr. 959 II. ⇒
Nr. 1434 III.
Z. 9 Z. 12
Z. 26 Z. 27 f. Z. 29 Z. 34 Z. 34 Z. 37
Z. 43 Z. 43 f. Z. 44
Bruder: Jakob de l’Aspée (1789/90–1817) ⇒ Nr. 1434 Eltern: Conrad Delaspé (1754–1833, ⇒ Nr. 959) war mit Katharina Lietz (1748–1818, ⇒ Nr. 959) aus Stephanshausen (heute Teil von Geisenheim, Hessen) verheiratet. wieder gesund: ⇒ Nr. 1430 Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 f.: Abkürzung für Gulden, eine weit verbreitete Gold- oder Silbermünze S[amuel] de Bary: Samuel De Bary (1776–1853) ⇒ Nr. 1304 b Frau: Therese de l’Aspée-Elsinger (1787–1870) war die Tochter eines Handelsmannes aus Kreuznach (Rheinland-Pfalz) und hatte fünf Söhne und drei Töchter. Goethe: Johann Wolfgang von Goethe (1749–1831) ⇒ Nr. 811 Hermann und Dorothea: Johann Wolfgang von Goethe: Hermann und Dorothea. Berlin 1797 Negelis: Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998
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Subscrip[tion]: Es ist nicht genau zu klären, welche Subskription hier gemeint ist, da Hans Georg Nägeli (1773–1836, ⇒ Nr. 998) im fraglichen Zeitraum drei verschiedene Subskriptionen veranstaltete. Im IntelligenzBlatt zum Morgenblatt (Nr. 9/1814) schaltete Nägeli im Juni 1814 eine Subskriptionsanzeige für den zweiten Hauptteil der Gesangsbildungslehre nach Pestalozzischen Grundsätzen für Männer-, Frauen- und Knabenchöre und für das zwölfte Heft der Teutonia. Eine gesonderte Subskriptionsanzeige in derselben Ausgabe ging über Lieder von Johann Jakob Hess. Im Intelligenz-Blatt zur Allgemeinen Musikalischen Zeitung (Nr. 7 vom November 1814) veröffentlichte Nägeli ausserdem eine Subskriptionsanzeige hinsichtlich der Lieder von Ignaz Heinrich Wessenberg. Dabei erwähnte Nägeli eine beträchtliche Subskribentenzahl der «Hessischen Sammlung», was auf den aus dem Herzogtum Nassau stammenden Johannes de l’Aspée (1783–1825, ⇒ Nr. 959) verweisen dürfte. Vertheidungsschrift: Johannes Niederer: Schliessliche Rechtfertigung des Pestalozzi’schen Instituts gegen seine Verleumder durch Beantwortung der Fragen und Beleuchtung der Schmähschrift des Herrn J. H. Bremi, Chorherrn von Zürich. Yverdon 1813 Pökelsheim: Johann/Jean Georg von Pöckelsheim (1764–1845) ⇒ Nr. 2122
1435 a. Marc Antoine Jullien 9. August 1814 5
[Reg.] Jullien schlägt einen Französischlehrer vor und macht Vorschläge zu dessen Unterbringung.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 167.26 ff. Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 III. Z. 4
Französischlehrer: Damit ist wohl Alexandre Antoine Boniface (1790–1841) gemeint. Boniface aus Paris war Schüler des Grammatikers FrançoisUrbain Domergue (1745–1810), Assistent des Pädagogen Aloisius Édouard Camille Gaultier (1746–1818) und trat mit einigen sprachwissenschaftlichen Publikationen hervor, bevor er 1815 als Französischlehrer nach Yverdon kam. Anfang 1816 schlug er sich im Lehrerstreit auf die Seite von Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) und war kurz darauf in einen Zwist mit Karl Justus Blochmann (1786–1855, ⇒ Nr. 1111) verwickelt, durch den sich die getrübte Stimmung am Institut weiter verschlechterte. Boniface kehrte 1817 nach Paris zurück und gründete dort
122 1822 eine Schule nach pestalozzischen Grundsätzen, der er bis zu seinem Tod vorstand.
1435 b. Johann Baptist/Joseph Johann Reisky 16. August 1814 5
[Reg.] Reisky teilt Pestalozzi mit, dass er seinen Sohn in ein Handlungshaus in Basel geben möchte und macht Vorschläge für die Reise dorthin.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 171.36 ff. Sacherklärung I.
Johann Baptist/Joseph Johann Reisky (um 1778–1835) ist Kaufmann und wird 1817 in Waldkirch (Baden-Württemberg) zum Bürgermeister gewählt. Er wird zweimal wiedergewählt und ist auch Mitglied der badischen Kammer. III. Z. 4 Z. 4
Sohn: Über Xaver Reisky (1799–1872) ist abgesehen von den Lebensdaten nichts weiter bekannt. Handlungshaus: Es ist unbekannt, in welchem Basler Handlungshaus Xaver Reisky (1799–1872, ⇒ Z. 4) seine Ausbildung fortsetzen sollte.
1436. David Vogel 18. August 1814 5
Herren Pestalozzi, in Yverdon. Zürich den 18. August 1814.
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Lieber Freünd! Die Sache wegen dem Wechsel von Bagnano hat sich leider zum Nachtheil aufgeklärt. Der Aussteller desselben, Torloria meldet, dass er denselben nicht ausgestellt mithin derselbe falsch ist; was ist nun anders zu thun, als die Generalin Pactol zur Zahlung anzuhalten, die ihn empfolen hat; ich bitte dich mir zu melden wie weit du in dei-
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nen Nachforschungen gekommen bist; wo ist wohl die Generalin? ist ihr Sohn noch bey dir? wer ist ihm Vatter und wo ist er? sind nicht etwa noch Effecten in Iverdon die ihm gehören? es ist mir alles daran gelegen, dem Sensal Pestalozz welcher in den Verhältnissen in welchen er mit dem Paur steth welcher den Wechsel dem Bagnano abnahm, zum Ersaz angehalten wird, wo immer möglich zum Ersaz behülflich zu seyn. Gottlieb in Wädenschweil ist wohl und brav, alle lieben ihn, die Abwesenheit H[errn] Hausers ist Ursache dass noch kein Tractat mit ihm gemacht wurde; es wird nun aber geschehen. Die Grossmamma in Neüenhof ist dort sehr zufrieden. – Wie geth es dir mit den neüen Einrichtungen? – ich bin so wie m[eine] Frau und Sohn gesund, alle grüssen dich mit inniger Liebe. dein D[avid] Vogel im Berg.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 380/7 Bogen, 235 x 189 mm Stempel ZURICH 18. AUG. 1814, Siegelspuren, Dorsualvermerk Zurich le 18en Aout 1814 Rathsherr Vogel R[eçu] 22. 24 pour M[onsieur] Pestalozzy Original Textkritik
Zeuge H Z. 6 Z. 9 Z. 10 Z. 12 Z. 15 Z. 16 Z. 16 Z. 17 Z. 18 Z. 18 Z. 22 Z. 25
Yverdon: lateinische Schrift Bagnano: lateinische Schrift Torloria: lateinische Schrift Pactol: lateinische Schrift dir? wer Effecten: lateinische Schrift Iverdon: lateinische Schrift Sensal Pestalozz: lateinische Schrift steth welcher Bagnano: lateinische Schrift Tractat: lateinische Schrift und Sohn Sacherklärung I.
David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a
124 II. Da der Brief Pestalozzis fehlt, den er David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) wegen dieses Wechsels geschrieben haben dürfte, ist unklar, worum es sich hier genau handelt. Pestalozzi dürfte Vogel wohl mit Nachforschungen über noch ausstehende Zahlungen beauftragt haben. III. Z. 9
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Z. 18 Z. 21 Z. 21 Z. 22 Z. 23 f. Z. 25 Z. 25
Bagnano: Giorgio/Georges Libri-Bagnano (1780–1836), der hier möglicherweise gemeint ist, stammte aus einem florentinischen Adelsgeschlecht. Er kämpfte als glühender Bonapartist während des Empires auf französischer Seite und lebte als Journalist und Verleger im belgischen Exil, nachdem er 1816 in Frankreich wegen Fälschung von und Handel mit Wechseln verurteilt und des Landes verwiesen worden war. Torloria: Giovanni Raimondo Torlonia (1754–1829), der hier vermutlich gemeint ist, war als Sohn eines französischen Einwanderers in Rom zunächst im Garnhandel tätig und verlegte sich nach raschen Erfolgen aufs Bankgeschäft, wobei er es innert kurzer Zeit schaffte, sein Haus zu einem der bedeutendsten und beziehungsreichsten in Rom zu machen. Pactol: Pierrette Jullienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire (*1784) ⇒ Nr. 1297 Sohn: Joseph Numa Pastol de Keramelin (1802–1862) ⇒ Nr. 1251 Sensal Pestalozz: Salomon Pestalozzi zum Wolkenstein (1781–1848) war wie sein Vater Hans Rudolph Pestalozzi (1752–1787) zum Kaufmann ausgebildet worden und übernahm 1803 bis zu seinem Tod hauptberuflich das Amt des Sensals, eine Art Vermittler und Makler von Interessen der Zürcher Kaufmannschaft. Zwischen 1824 und 1835 war er zudem Mitglied des Grossen Rats. Paur: Salomon Paur (1771–1850) ⇒ Nr. 823 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Wädenschweil: Wädenswil (Kt. Zürich) Hausers: Johannes Hauser (1776–1841) ⇒ Nr. 1383 Grossmama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Frau: Anna Magdalena Vogel-Horner (1764–1841) ⇒ Nr. 1360 Sohn: Georg Ludwig Vogel (1788–1879) ⇒ Nr. 1221
125 1437. Johann von Blaskovics 23. August 1814 5
A Monsieur Monsieur Pestalozy à Yverdon. Chabliere bey Lausanne d[en] 23 Aug[ust] 1814.
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Hochzuverehrender Herr und Freund. Nein, ich habe und werde nie vergessen der seligen Stunden, die ich bey Ihnen verlebte; mit Gefühlen des Dankes werde ich mich stets in Liebe und Freude der zwey Tage erinnern, die ich mit Graf Colloredo gemüthlich und lehrreich für mich bey Ihnen zubrachte. Gerne hätte ich schon lange meinen herzlichen Dank, für den vielfachen Genuss, den ich an Ihrer, des lieben Niederer und seiner würdigen Frau Seite hatte, dargebracht; allein die Reise, die ich mit Freund v[on] Türk machte hinderte mich daran. Vor zwey Tagen erst kam ich hieher und beeile mich vor allem Ihnen meinen herzlichen Dank abzustatten. Nun hab ich in der Schweitz keinen andern Wunsch mehr, als Sie noch ein Mahl besuchen zu können. Schwer kann ich es möglich machen. Sollte mir das nicht möglich werden, so werde ich stets in Liebe und Freundschaft Ihrer gedenken und mich dabey selig und wohl befinden. Mein gegebenes Wort – bey meiner Abreise, will ich auch gewiss halten; nur muss ich mehr zu Ruhe kommen und mit meinen Arbeiten wieder in Ordnung seyn. Mit Fr[eund] Türk habe ich mich ganz wohl befunden, und wir haben uns oft über Ihr liebevolles Wesen, über Ihr reines Gemüth, Ihre guten Absichten und über Ihre Beständigkeit im Verfolgen Ihrer Plane mit wahrem Vergnügen unterhalten. Der Himmel möge Sie Ihren edlen Zwecken und allen Ihren Freunden lange erhalten! Von Freund Schmidt habe ich zwey Briefe erhalten. Er will diesen Herbst nach Wien reisen. Ich freue mich herzlich ihn auf meiner Rückreise wieder sehen zu können. An Freund Niederer meinen herzlichen Gruss, an seine liebe Frau viele Empfehlungen. Sie würdiger Mann bitte ich herzlich mir gut zu bleiben und die Versicherung anzunehmen, dass ich mich überglücklich schätze, Sie persöhnlich zu kennen und von Ihnen die sprechenden Beweise der Freundschaft empfangen zu haben. Mit kindlicher Verehrung werde ich mich bestreben, dessen würdiger zu
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werden, was ich bey Ihnen genossen und erfahren habe. Der Himmel möge Sie lange erhalten zur Freude vieler, besonders auch Ihres Verehrers u[nd] Freundes Johann Blasko, Erzieher des jungen Grafen Moritz v[on] Fries.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 26/1 Bogen, 237 x 188 mm Stempel, Siegelspuren, Dorsualvermerk beantwortet den 31ten August 1814 Blasko Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–8 Z. 12 f. Z. 17 Z. 26 Z. 31 Z. 34 Z. 42 Z. 44
Johann von Blaskovics (1777–1855) studiert in Bratislava und Jena Theologie und Philosophie, unterrichtet August von Goethe (1789–1830), den Sohn von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1831, ⇒ Nr. 811) in Mineralogie und wird 1805 nach einem Besuch des Franckeschen Waisenhauses in Halle Lehrer der evangelischen Gemeinde in Wien. 1814 besucht er Pestalozzi in Yverdon und gründet in Bad Vöslau (Niederösterreich) auf dem Gut des Reichsgrafen Moritz Christian von Fries (1777–1826, ⇒ Nr. 1442) eine Privatschule (⇒ Nr. 1442) für den Sohn des Grafen, Moritz von Fries (1804–1887, ⇒ Z. 44), die er nach seiner Übersiedlung nach Bratislava verlegt, wo sie bis 1840 besteht. III. Z. 12 f. Z. 15 Z. 16 Z. 17 Z. 31 Z. 31 Z. 44
Colloredo: Ferdinand von Colloredo-Mannsfeld (1777–1848) ⇒ Nr. 1442 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Türk: Wilhelm Christian von Türk (1774–1846) ⇒ Nr. 653 Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Briefe: scheinen nicht erhalten zu sein Moritz v[on] Fries: Moritz von Fries (1804–1887) ⇒ Nr. 1430
127 1438. Guillaume Strachan und Francesco/François Strachan 26. August 1814 5
Mons[ieur] Pestalozzi, Dans son Institute Iverdun en Suisse Londres 26 Aout 1814
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M[onsieu]r Pestalozzi Vous vous etonerez Monsieur de recevoir cette Lettre daté de Londres, mais tel a été mon sort; vous sauriez sans doute les evenements desagreables qu’on eu lieu en Espagne; tous les deputes des Cortes, tous les amis de leur patrie, ont eté mis dans des Cachots affreux; et moi par un rare bonheur, Je peut m’echaper des mains des tyrans et des horreurs de l’Inquisition. J’y etoit alors a Madrid pour reclamer du Gouv[ernemen]t la plus part de ma fortune avec la quelle J’avois auxilie le Gouvernem[en]t dans le moment de la plus grande détresse; pendant la nuit du 10 de May ont arreté la plus part des deputes et differentes personnes connues par leur attachem[en]t a la Consitution; on vint me dire que Je toit dans la liste de ceux qu’on devoit arreter, par consequence J’etois obligé de me cacher dans la maison d’un de mes amis, ou Je restoit cinque Jours jusqu’a ce que deux de mes amis des angloises m’ont fait sortir avec eux dans une chaise de Poste. Je arrivai heusem[en]t a Seville d’ou J’ecrit a ma femme a Cadiz, de me venir voir au port de S[ain]t[e] Mary elle se trouva efectivem[en]t la, pour me dire de ne pas aller a Cadiz parce qu’on avoit deja arreté differents negot[ian]ts de mes amis, Je restoit allors caché dans une maison huit Jours et autant abord d’un Vaisseau dans la Bahie de Cadiz; pendant ce temps l’ordre est arrivé pour m’arreter, mais grace aux efforts de ma bonne femme et de mes amis, Je trouvai un batim[en]t pour me transporter a Lisbone, et de la en Angleterre, ou heuresem[en]t Je suis libre des mains des enemies de ma patrie et du bon sens. Ma famille a resté en Espagne, la plus part de mon bien dans les mains du roy, et me voila mon cher M[onsieu]r Pestalozzi apres six ans des miseres d’emigrations et des peines, expatrié, eloigné de ma famille la plus chere, et exposé a voir ma peu de fortune perdue et a commencer a travailler dans le monde de nouveau et a avoir une vieillesse penible. Mais parmi ces malheurs J’ai eu la consolation de voir dans mes bras mon cher enfant Francois. Cet enfant cy cheri, porte avec soi la
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marque de l’homme phylanthropique au coté du quel il a eté élevé – Quel bonheur pour un pere d’avoir un enfant si doux et si aimable, grace a vos soins humains et paternelles. Il surpase mes expectations et il rendra heureuses les Jours de ses parents. Agrees Mons[ieur] mes plus sinceres remerciments pour la bonté et soins que vous avez eu pour mon cher fils; vous avez accomplie les vœux d’un pere tendre, vous avez prepare ce Jeune homme a faire honeur a une patrie qu’il n’y a plus; En fin Monsieur vous qu’avez un Cœur si humain pourries imaginer aisement quelles seront les sensations que J’epreuve dans ces moments; La semaine prochaine nous partons pour l’Ecose ou nous avons des parents très prochaines et ou restera Francois pour etudier la medicine dans l’université d’Edinbourg; il montre beaucoup d’inclination a cette profesion, et tant que Je pourrai Je ferai suivre mes enfants leur penchant dans leur gendre de vie – J’etend ma famille ici d’ou je ferai partir pour votre insitut deux autres des mes enfans si les malheurs aux quelles Je suis reduit pour mon amour a ma patrie me le permetront. Je souffre et J’ai souffert beaucoup, mais Je suis fier de souffrir pour une si belle cause. J’espere que vous aurez bientot cinque ou six enfants de mes amis aux quelles J’ai recomende votre institut ils ont eté charmés de mon Francois; entre autres il est ici M[onsieu]r Gallardo le Bibliotecaire des Cortes, un homme, qu’a eté long temps employe en Espagne aux soins de l’Education publique; ce Mons[ieur] me felicite des progres, qu’a fait mon Enfant et me charge de vous faire ses complim[ent]s. Croyez moi Mons[ieu]r que Je ferai toujours mon devoir en parlant de vous et de votre institut a tout le monde. Mes Complim[en]ts tres respectueux a Mad[a]me votre epouse a M[ada]me Bourgeois et a tous les persones qu’ont montre tant de bonté pour mon enfant. Dans peu Je vous ecrirai de nouveau pour vous introduire q[uel]que de mes amis en att[en]d[ant] J’ai l’honneur d’ettre toujours Mon cher M[onsieu]r Pestalozzi Votre tres oblig[ean]t et ob[éissan]t Ser[viteur] Guillaume Strachan chez M[onsieu]r John Younger Londres. M[onsieu]r Pest[alozzi] Vous n’aurez pas pris de mauvaise part de se que je vous ai écrit une si cou[r]te [lettre] depuis Amsterdam, mais le tems me manquoit absolument. Je n’eus le tems que de faire ce que j’y avois à faire et de partir. Je suis déja une semaine a Londres après un
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voyage, fort heureux, car pendant mon voyage j’ai eu toujour une societé fort agréable. J’ai eu la Baronne de Lancy depuis Mayence jusqu’à Rotterdam elle vous conoissoit elle m’a dit que vous aviez eté a Nurenberg chez elle mais que vous ne laviez pas trouvé. Je suis resté 3 semaines a Francfort chez M[onsieu]r Kaysser j’ai logé chez lui et grace a vos soins, j’ai été regardé comme un enfant de la maison. Je vous dirois encore que pendant mon voyage j’ai eu le plaisir de voire à Tubinguen Streiff, Bauman et Sigerist. J’ai aussi été visité l’institut de M[onsieu]r Delasppée à Visbaden et j’ai eu le loisir de voire toutes les classes c’est le modèle du grand Institut d’Yverdun en petit il ne s’écarte pas dun cheveux de la marche que vous avez trassé dans linstitut à Yverdun. J’en ai vus un pareil a Mayence tenu par un des disciples de M[onsieu]r Délasppée il a jusqu’a 70 élèves et il reçu déja la permission sous Bonaparte de pouvoir le tenir mais quil nen aussoit point en avoir que celui a Mayence, mais maintenant il en a un à Coblenz mais que je n’ai pas été visiter; dejà a Stugardt M[onsieu]r Lepplé en tenoit un, mais on enseignoit en partie daprès votre methode et en partie daprès lancienne, mais nous avons eu quand même le contentement de savoir que dans plusieurs villages du royaume de Virtenberg on enseignoit plusieurs branches déducation daprès votre méthode. Partout on est plus ou moins porte pour votre méthode a Francfort on m’a beaucoup parlé de votre méthode mais jai entendu dire que M[adam]e de Hohlzhausen se pleignoit que ses enfant ont été gate mais en partie a cause de leur gouverneur, on m’a aussi dit que l’on n’étois point du tout élégant, comme si celà fesoit une partie essenciele de l’éducation. Mais enfin je vien a parler de mon bon papa; j’appris comme je vous l’ai dejà ecrit a Amsterdam que mon papa s’etoit refugié a Londres, mais pourquoi, pour avoir aidé sa patrie et pour avoir défendu sa liberté pour s’etre opposé au Tyran qui n’a point de reconnaissence envers un peuple qui sans son secours avoit recouvert sa liberté, le voilà dehors de sa patrie ayant perdu tous ce quil avoit amassé avec tant de peine. Mais je suis a côté de lui et Dieu v[a] me donner la force de pouvoir bientôt lui aider la volonté y est, e[t] celà y réside le reste se fait avec plus de facilité. J’ai aussi eu le plaisir de trouver dans cette ville M[onsieu]r Akermann et je vai le voir tous les deux jours, j’ai un passe-tems fort agréable chez lui, car c’est chez lui qu[’]est le répositoire des arts et sciences de toute l’Angletterre ou plutôt d’une de tout le monde, on peut y voir tous ce que l’Angletterre a produit de beau depuis l’anné 1808. Ce M[onsieu]r Akerman dont je vous parle est le maitre qui a
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été a l’institut il a reçu son congé, et il veut retourner a Yverdun dans 6 mois, mais le répositoire est chez son oncle, Il vous fait beaucoup de compliment et il vous écrira bientot. Monsieur, je vous remercie bien de tous les bons conseilles que vous mavez donné pendant mon séjour chez vous. Je serois toujours pret à les suivres sachant que v o u s ne voulez que mon bonheur et par consequence celui de mes parents. Vous ferez des compliments a tous les maitres et surtout a M[onsieu]r Niderer, vous noublierez pas Madame et Monsieur Bourgeois de même que la famille de Guimps. J’écrirois Depuis Edinbourg a toutes mes amis. Je ne le puis pas faire dans cette ville, car je profite du tems que Je reste a la regarder. Je n’ai pas eu le plaisir de voir mon ami Thompson ne sachant pas son adresse mais a mon retour a Londres je pourrai vraissenblablement le voir. Je m’informerois a Paris chez M[onsieu]r Macpherson quelle est son adresse. Adieu mon cher M[onsieu]r Pestalozzi je serois charmé de bientôt avoir de vos nouvelles vous noublierez pas de faire des compliments a votre épouse et a Madame Krusi, de même qu’à Mameselle Hoz et a Gottlieb. Je suis votre afectioné élève Francois Strachan
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 361/1 Bogen, 249 x 199 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 82 Z. 113 Z. 115 f. Z. 117 Z. 133 Z. 143
eu son Ausriss y réside Edinbourg a Strachan Sacherklärung I.
Guillaume (⇒ Nr. 1201 b) und Francesco/François Strachan (1799–1821, ⇒ Nr. 1432)
131 II. Nach der faktischen Gefangennahme der spanischen Königsfamilie durch Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) im Mai 1808 flammte an verschiedenen Orten immer wieder kriegerischer Widerstand gegen die französische Besatzung auf. Erst 1812/13 gelang es den britischen Truppen unter der Führung von Arthur Wellesley, first Duke of Wellington (1769–1852), die französischen Truppen aus Spanien zu vertreiben. In diesem Kontext dürfte auch Guillaume Strachans (⇒ Nr. 1201 b) Flucht aus Spanien begründet sein, allerdings bleibt unklar, welche Position er in diesen kriegerischen Auseinandersetzungen genau vertrat. Nach seiner erfolgreichen Flucht hatte er seinen Sohn Francesco/François Strachan (1799–1821, ⇒ Nr. 1432) zu sich nach London schicken lassen und bedankte sich hier bei Pestalozzi für die in seinen Augen gelungene Erziehung. III. Z. 25 Z. 56
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Z. 68 Z. 69 Z. 75 Z. 79 Z. 83
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femme: Madame Strachan konnte nicht näher bestimmt werden. deux autres: Edouard Strachan aus Malaga ging im Juli 1818 zu Pestalozzi nach Yverdon. Nach der Auflösung des Instituts Anfang März 1825 folgte er ihm auf den Neuhof. Edouards Tante Anna Maria Jauregui (⇒ Brief vom Juli 1824), die ihn betreute, schrieb am 16. Juli 1825 aus Malaga (vgl. SBaP VI), dass eine Heimkehr Edouards aus politischen Gründen zu gefährlich sei, weshalb Pestalozzi den Jungen irgendwo platzieren solle. Über sein weiteres Leben ist allerdings nichts bekannt. Ebenso unbekannt ist der hier angesprochene Bruder, der ebenfalls nach Yverdon geschickt werden sollte. Gallardo: Bartolomé José Gallardo y Blanco (1776–1852), spanischer Schriftsteller, Politiker und Bibliothekar, studierte zuerst Philosophie in Salamanca. 1808 schloss er sich den Patrioten an, um Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) zu bekämpfen und wurde anschliessend zum höfischen Bibliothekar am Oratorium San Felipe Neri in Cadiz ernannt. 1812 verfasste Gallardo den Diccionario crítico burlesco, eine politische Satire, die ihm die Verdammung nach Santa Catalina in Jaen (Andalusien) einbrachte. Die Jahre 1814 bis 1820 verbrachte er im Exil in London. Danach war er unter anderem (wieder) als Bibliothekar des spanischen Kongresses tätig. epouse: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Bourgeois: Elisabeth Lidie Bourgeois-Burnand (*1769) ⇒ Nr. 1189 John Younger: konnte nicht näher bestimmt werden [lettre]: ⇒ Nr. 1432 Lancy: Damit ist möglicherweise Stéphanie Félicité Du Crest de SaintAubin (1746–1830), Vicomtesse de Lancy gemeint. Sie war französische Hofdame und Schriftstellerin. 16-jährig vermählte sie sich mit CharlesAlexis Brûlart (1737–1793), Comte de Genlis. In den 1770er-Jahren war sie Erzieherin der Kinder des Herzog von Chartres. Später unterhielt sie einen exklusiven Salon in Orléans. Neben Dutzenden von Romanen und Lustspielen verfasste sie auch einige pädagogische und historische Werke. Kaysser: Johann Wilhelm Kayser (1774–1833) von Frankfurt entstammt einer Familie, die zahlreiche Maurermeister, Zimmermeister, städtische Werkmeister und Architekten hervorbrachte. Kayser selbst war Maurer. Seit 1799 war er mit Rebecca Dorothea Fester (1772–1845), Tochter eines Zinngiessmeisters, verheiratet.
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Z. 94 Z. 95 Z. 98 Z. 104 f. Z. 105
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Z. 131 Z. 132
Streiff: Konrad Streiff (1794–1825) ⇒ Nr. 876 Bauman: Christoph Baumann (1789–1863) ⇒ Nr. 675 Sigerist: Johann Jakob Sigerist (1792–1830) ⇒ Nr. 1151 c l’institut: 1809 gründete Johannes de l’Aspée (1783–1825, ⇒ Nr. 959) in Wiesbaden eine Elementarschule, an der nach pestalozzischer Methode unterrichtet wurde. 1814 wurde die Schule zu einem Erziehungsinstitut mit Internat erweitert, 1819 besuchten 81 Kinder zwischen vier und fünfzehn Jahren in mehreren Klassen den Unterricht. Angeboten wurden die Fächer Lesen, Schreiben, Rechnen, Deutsch, Französisch, Latein, Geometrie, Algebra, Zeichnen, Musik, Geografie, Naturgeschichte, Geschichte, Religion, Gymnastik und Griechisch. Alle zwei Jahre wurden öffentliche Prüfungen abgehalten, auch um für pestalozzis Methode zu werben. Nach Johannes de l’Aspées Tod im Jahr 1825 übernahm der erste Lehrer der Anstalt, Philipp Leyendecker (1801–1866) die Leitung. Delasppée: Johannes de L’Aspée (1783–1825) ⇒ Nr. 959 pareil: Das seit 1810 zuerst als «deutsche Schule nach Pestalozzi» und anschliessend als «Pestalozzische Erziehungs- und Lehranstalt» bestehende Privatinstitut von Matthias Klein (1782–1857, ⇒ Nr. 1749) nahm Knaben im Alter von fünf bis zehn Jahren auf, die in Lesen, Schreiben, Rechnen, Linearzeichnen, Deutsch, Französisch und ab 1815 auch in Religion, Naturgeschichte. Geografie, Geometrie und Gesang unterrichtet wurden. 1821 wurde dem Institut eine Erziehungsanstalt für rund 12 Pensionäre angehängt. 1827 richtete man eine Klasse für 13- bis 16-jährige Schüler ein, die durch Unterricht in Deutsch, Französisch, Schönschreiben, Geschäftsrechnen, Naturgeschichte, Geografie und Zeichnen auf kaufmännische, handwerkliche und künstlerische Berufe vorbereitet wurden. Die Anstalt erlebte Ende der 1830er- und anfangs der 1840er-Jahre mit 120 bis 160 Schülern ihre Blütezeit. Lit.: Wilhelm Fuchs: Die Verbreitung der Pestalozzischen Lehrart in Mainz 1927 disciples: Matthias Klein (1782–1857) ⇒ Nr. 1749 Bonaparte: Napoléon I. Bonaparte (1769–1821) ⇒ Nr. 580 Lepplé: Jakob Lepple (1784–1855) ⇒ Nr. 1136 M[adam]e de Hohlzhausen: Caroline Friederike Luise von Holzhausen-von Ziegesar (1775–1846) ⇒ Nr. 980 enfant: Carl (Anton Friedrich Wilhelm August Rudolf) (1794–1867, ⇒ Nr. 980), Friedrich (Ludwig Carl) (1797–1819, ⇒ Nr. 980) und (Johann) Adolph von Holzhausen (1799–1861, ⇒ Nr. 980) gouverneur: Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782–1852) ⇒ Nr. 980 Akermann: Wilhelm Heinrich Ackermann (1789–1848) ⇒ Brief vom 15. Juni 1826 oncle: Rudolf Ackermann (1764–1834) ergriff zunächst wie sein Vater den Beruf des Sattlers und Wagenbauers, zog durch verschiedene deutsche Städte, sowie Paris und London, wo er dann 1795 eine Druckerei und Zeichenschule eröffnete und zum bedeutenden Verleger und Lithograph für grossformatige, aufwendige Bildbände und Landschaftsdarstellungen wurde. Ausserdem eröffnete er eine chemische Fabrik in Chelsea. Niderer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Bourgeois: David François Frederic Bourgeois (1773–1856) wuchs in Yverdon auf und war Syndic Municipal von Mathod. Die Familie bewohnte das Schloss in Giez (beides Kt. Waadt).
133 Z. 132 f.
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Z. 138 Z. 140 f. Z. 141 Z. 141
famille de Guimps: Jean-Anne Cosson de Guimps (1753–1819, ⇒ Nr. 1368), Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819, ⇒ Nr. 1368) und Roger de Guimps (1802–1894, ⇒ Nr. 1368) Thompson: Es handelt sich wahrscheinlich um den Lithographen James Thompson (1790–1850), der in London seine Lehre absolvierte und verschiedene Veröffentlichungen illustrierte. Möglich ist aber auch der Kupferstecher und Holzschnitzer John Thompson/Thomson (1785–1866), wobei hier unklar bleibt, ob er sich auch in London aufhielt. Macpherson: Monsieur Macpherson konnte nicht näher bestimmt werden. Madame Krusi: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Hoz: Ursula Hotz (1774–1828) ⇒ Nr. 1317 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594
1438 a. Daniel Burckhardt 26. August 1814 [Reg.] Burckhardt bestellt Exemplare der kleinen und der grossen Bruchtabelle.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 184.25 ff. Sacherklärung I.
Daniel Burckhardt (1788–1833) ist von 1812 bis zu seinem Tod Pfarrer und Dekan in Sissach (Kt. Basel-Landschaft), gilt als strenger Pietist und forciert eine streng religiöse Lehrerbildung, die er in den Seminaren gefährdet sieht. Er engagiert sich für eine christlich fundierte Armenerziehung, steht seit 1831 im Zentrum von Attacken durch revolutionär gesonnene Anhänger des Liberalismus und stirbt kurz nach seiner Amtsenthebung. III. Z. 4 Z. 4
kleinen: Johann Heinrich Pestalozzi: Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Erstes Heft. Zürich/Bern 1803 grossen Bruchtabelle: Johann Heinrich Pestalozzi: Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Zweytes Heft. Zürich/Bern 1803
134 1439. Johannes Niederer 1. September 1814 Iferten den 1sten 7bris 1814. 5
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Auf Ihre Forderung Ihnen schriftlich zu sagen, was ich auf dem Herzen habe, lege ich Ihnen hiemit einige Hauptpunkte davon vor Augen. 1. Ich bin überzeugt, dass fast kein Lehrer sich wohl und glücklich fühlt, dass keiner beinahe der Anstalt ganz treu und innig anhängt, und jeder sie verlassen würde wenn es sich ihm schickte. 2. Dass das Gleiche fast bei allen Zöglingen, wenigstens bei denen statt findet, welche höhere Bedürfnisse des Unterrichts und der Bildung haben. 3. Dass niemand da ist der die Verhältnisse und Bedürfnisse der Anstalt übersieht, dass jeder Lehrer sie, ganz unvermeidlich nur von seinem Kreis aus ansieht, der bei allen, die das Wesen der Bildung nicht durchdrungen haben nothwendig beschränkt ist. Diess zeigt sich vorzüglich daraus, dass die schreienden Bedürfnisse der dritten Klasse nicht gefühlt werden, und Sie von denen die Sie umgeben niemand mit gehörigem Ernst darauf aufmerksam macht. 4. Sie kennen diese Bedürfnisse selbst nicht. Sie glauben die Elementarübungen reichen in vielem auch für die ältern Zöglinge hin, sie sorgen nicht für unentbehrliche Lehrer und wenn sie dasind, so lassen Sie sie wieder ohne weiteres weg, weil sie Ihrer individuellen Empfindung nicht entsprechen, z[um] B[eispiel] Pietsch. Sie halten die Ausführung von Vorschlägen und Maasregeln die zur Erhaltung der Anstalt unentbehrlich sind, für einen Eingriff in Ihre Rechte. Sie geben dem Geschwätz Gehör und hingegen keinem Grundsatz. Sie glauben denen Menschen die Sie verlassen und verlassen haben, gegen mich, der ich zehn Jahre, warlich nicht nur Ihren Frieden und die Vortheile der Sache theilte, und mein ganzes Leben ihr gewiedmet habe; der ich, wenn die Anstalt zu Grund geht nichts gewinne und nur alles verliehren kan. Sie lassen einen Lehrer um den andern weggehen, ohne dass für die Ausfüllung der Lüke die er lässt, gesorgt würde, so geht Morgen wieder Tondu weg; Sie wissen keinen Zusammenhang in die Gemüther zu bringen, die Lehrer nicht für die wesentlichsten Gesichtspunkte zu beleben, sondern nur zu klagen in den Versamlungen, und diese so wenig zu regieren, dass Ihnen oft kein anderes Mittel übrig bleibt als dieselben zu ver-
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nachlässigen; Sie huldigen und schmeichen einzeln der Persönlichkeit und Schwäche in den Lehrern, wenn einer das Glück hat, sie in etwas oft sehr Unbedeutendem zu befriedigen, vernachlässigen hingegen zuweilen die Wahre Kraft und die wahre Treue die sie haben und lassen ihren wirklich natürlichen und menschlichen Bedürfnissen nicht genug Befriedigung; so sind z[um] B[eispiel] Tondu und Heldenmayer für die vielen Stunden die sie geben und den Fleiss, den sie haben nicht genug bezahlt, zwei Menschen die zu weit von mir entfernt sind, als dass ich hierin partheiisch seyn könnte. Für alles und tausend andre Dinge ist die Stimmung in der Anstalt, die Lehrer, der unwidersprechlichste Beweis, eine Stimmung, von der ich hoffe, Sie werden sie mir doch nun nicht u n b e d i n g t zuschreiben, da ich drei volle Monathe ganz ausser allem Verhältniss mit den Lehrern war, und diejenigen von diesen Herren die Ihnen gesagt, sie wollten alles noch so gern recht machen, wenn nur ich nicht wäre, sich hoffentlich nicht länger beklagen können, dass ich sie daran gehindert habe. Es ist aber allerdings wahr, dass ich glaubte, dass Bedürfniss nicht meiner persönlichen Mitwirkung, aber doch die Festhaltung der Grundsätze, die ich nie müde wurde zu wiederholen, würde als nothwendiger gefühlt werden. Es ist nach meiner innigsten Überzeugung gar keine Rettung für die Anstalt als 1. Sie seyen und bleiben die Seele des Ganzen. 2. Sie haben im Oekonomischen und Pädagogischen, (in Letzterm so entschieden als in jenem) einen Stellvertreter, der unter Ihrer Leitung und mit bestimmter Verantwortlichkeit gegen Sie, das Einzelne leite und ordne. Der padagogische Leiter muss Sie mit allen Bedürfnissen der Anstalt, Lehrer Schüler, Methode, Correspondenz betreffend in beständiger Vertrautheit und Übersicht erhalten. Er muss im Einzelnen frey handeln können, die Lehrer in Bewegung setzen ihre Gesinnungen beleben. Ich muss Ihnen nun hier bestimmt sagen, dass ich bis Sie das Letztere bestimmt wollen und thun, an Ihrer Anstalt keinen weitern Antheil nehmen kan, weil ich die unwidersprechliche mit jedem Augenblick sich mir aufdringende, mich in aller Arbeit störende und lähmende Überzeügung habe, dass ohne sie die Anstalt schlechthin ohne Rettung ist. Ich kan die Ihnen nöthige Person nicht seyn, es ist mir oder vielleicht habe ich mirs selbst moralisch unmöglich gemacht. Aber genug diese Unmöglickeit ist entschieden.
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Bis das geschehen kan, bin ich allerdings kompromittirt, weil das was ich dem Publikum und den Eltern versprochen nicht erfüllt wird. Ihnen mit der Zerstörung meiner selbst zu dienen, o h n e I h n e n u n d I h r e m W e r k a u f h e l f e n z u k ö n n n e n , darzu glaube ich mich nicht verpflichtet. Ich hoffe auch Sie werden finden, dass ich meine persönliche Freiheit und Selbstständigkeit weder so verkauft noch verscherzt habe, um nicht auch von meiner Seite bestimmen zu können in welchem Verhältniss ich zu Ihnen stehen will. Sie sind frey alles zu machen was Sie wollen; die Sache ist Ihr Eigenthum; aber ich bin doch auch frey die Bedingungen zu bestimmen, unter denen ich es nach meiner Überzeugung und innersten Empfindung vermag Ihnen zu dienen. Sie werden mir nicht vorwerfen, ich habe Sie in eine Unternehmung gerissen, die Sie nicht haben wollen. Was Sie als Institutsvorsteher sind, sind Sie ohne mich. Es ist im Institut selbst, wenig genug von dem vorhanden was mir angehört, und woran ich theil gehabt hätte als Schulden – Was ich Ihnen schuldig bin ist also nur Gelt. Das Übrige sind Grundsätze und meine Person. Für erstre hat mein Herz genug geblutet, und sie haben von allen Ihren Umgebungen, so wenig Theilnahme und Achtung gefunden, dass ich mich diessfalls für quitt halte. Was Sie sonst noch fordern können ist allenfalls, dass ich einen andern Aufenthaltsort suche, wenn nicht die entschiedene Verhütung alles Einflusses und Umgangs mit Ihren Gehülfen Ihnen beweist, dass Sie mich diessfalls nicht zu scheuen haben und dass Sie mir die hundertmal gemachte Ausserung, ich verderbe durch meine Meinungen und mein Benehmen Ihre Lehrer nicht mehr zu widerholen brauchen. Wenn meine Grundsätze etwas gelten so geht das Institut ohne mich. Um eine Anstalt gehen zu machen, muss man sich, wenn auch jenes nicht der Fall ist, keiner Person bedienen, an der alle Theilhaber ohne Ausnahme soviel zu tadeln haben. – Wenn Sie das Wort Vatermörder noch einmal brauchten, so würden Sie auch nur für Sie erschreken – und wenn das Institut umkomt, so fällt es durch die Art wie es geleitet wird. Wäre es möglich gewesen sie zu ändern, hätte ich die Kraft und die Bestimmung etwas darzu beizutragen, es werde gewiss geschehen, es hätte den vergangnen Sommer geschehen müssen. – – Niederer
137 Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,19 und 18 Bogen, 221 x 168 mm Notiz auf der letzten Seite 1814. 1 7bre Niederer an Pestalozzi Erklärung über den Zustand des Instituts Beweis der Absichten in denen ich Schmid rief. Original Textkritik
Zeuge H Z. 23 Z. 85 Z. 102 Z. 104 Z. 108
vielem auch nicht erfüllt Ihnen schuldig sie haben ∫ Einflusses und Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Das Institut in Yverdon war stark auf die Person Pestalozzis fokussiert. Die damit verbundenen unklaren Organisationsstrukturen gaben immer wieder Anlass zu interner Kritik, später auch zu öffentlich geführten Auseinandersetzungen und dürften auch einer der Gründe für den erbittert geführten Streit zwischen Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und anderen auf der einen und Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) auf der anderen Seite gewesen sein. Während auftauchende Probleme in den ersten Jahren des Instituts vom immensen Erfolg und einer allgemeinen Euphorie aller Beteiligten überdeckt wurden, traten diese nach 1810 immer stärker zum Vorschein, was wohl auch mit Pestalozzis zunehmendem Alter zusammengehangen haben dürfte, das ihn die auftretenden Misserfolge wie den negativen Bericht der Tagsatzung 1810 schlecht verkraften und vermutlich sein ganzes Lebenswerk in Gefahr sehen liess. Entsprechend reagierte er auf diese Entwicklungen nicht mit einer umfassenden (Re-)Organisation des Instituts, wie ihm das etwa von Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) oder später auch von Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) zum Teil mit detaillierten Plänen nahe gelegt worden war (⇒ Nr. 1369, ⇒ Nr. 1644), sondern mit der Einforderung von weitgehenden Loyalitätsbezeugungen seiner Mitarbeiter. III. Z. 27 Z. 37 Z. 48
Pietsch: Moritz August Ludwig Pietsch (1791–1816) ⇒ Nr. 1428 Tondu: Jean Daniel Tonduz (1789–1833) ⇒ Nr. 1403 Heldenmayer: Beat Rudolf Friedrich Heldenmaier (1795–1873) vom Dezember 1822
⇒
Brief
138 1440. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 6. September 1814 5
An Herrn Heinrich Pestalozzi in Iferten in der Schweiz. Ehringhausen bey Düsseldorf d[en] 6. Sept[ember 18]14.
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Seit deinem Briefe vom April hätte ich dir schreiben sollen, u[n]d thue es erst heute. Wie man aber aus dem Gewühl der Welt nicht geradezu in den Tempel des Herrn geht, sondern durch eine Stunde der Ruhe und Sammlung sich vorher empfänglich für die Erhebung u[n]d den Frieden macht, die man dort empfangen will; so geht es mir, lieber alter ehrwürdiger Vater! wenn ich an dich schreiben u[n]d mich in deine Gegenwart versetzen will. Der Störungen u[n]d Zerstreuungen in Berlin kommen mir aber zu viele, um leicht die Stunde finden zu können, die mich dazu vorbereite. Hier bin ich nun auf vierzehn Tage bey meinen lieben Schlosserischen Verwandten, u[n]d wiedme auch dir einen Theil meiner seligen Ruhe. Dein Brief hat mir aufs neue deine reiche innere Welt aufgeschlossen mit allen ihren Freuden, Leiden, Hofnungen und ewig neuen Gestaltungen desselben unwandelbaren, nie dürrenden Keims. Ich danke Gott für dein Leben in Beziehung auf mich u[n]d dein Werk u[n]d alle, denen es wie mir Quelle der Erhebung u[n]d Begeisterung ist. Mögen alle deine Aufopferungen gelingen u[n]d du deine Anstalt u[n]d was du für Armenbildung noch gründen willst, unerschütterlich einst hinterlassen! Säume nicht mit der Herausgabe deiner Schriften. Sie sind vergriffen, schwer zu erhalten u[n]d daher sehr unbekannt geworden. Werden sie in einer neuen Ausgabe verbreitet, so gewinnen sie, das bin ich sicher, dir u[n]d deiner Sache viele Freunde. Denn den wahren Worten des Lebens, die sie vielfach enthalten, widersteht auch nicht der, der wenn er durch die zweyte, dritte Hand deinen Sinn überliefert erhält zum Widerspruche sich aufmacht. Die Nachwelt wird richten zwischen dir u[n]d deinen Widersachern; ja ich möchte sagen, zwischen dir u[n]d deinen Werken, so weit diese, bedingt durch die Hindernisse der bösen Zeit oder der irrdischen Unvollkommenheit dir selbst nicht dein Recht widerfahren lassen. Bist du mit dem Plan der Unterzeichnung zu Beyträgen
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für deine Zwecke im Reinen, so theile ihn mir mit, dass ich in meinen Kreisen ihn fördern könne. Es hat mir weh gethan, sehr weh, dass du den König gar nicht gesprochen hast. Diese Audienz war weniger als keine; sie hätte dich ganz irre machen können. Was du aber früher an Vertrauen und Beyfall gefühlt u[n]d geäussert hast, es ist das Richtige und Wahre, und dein Brief an mich, der vorzüglich deine Freude an unserm König enthielt, hat der seligen Königin in den Tagen des tiefsten Unglücks sehr wohl gethan. Jenem Glauben bleibe treu. Was du über Süvern sagst, ist nicht richtig. Von der tiefen Bedeutung deines Strebens, von deinen Ideen und Ansichten über Erziehung im Allgemeinen u[n]d auch über einzelne Unterrichtsfächer ist er wahrlich innigst ergriffen, u[n]d ich bin ihm das Zeugniss und Dank schuldig, dass er von der ersten Stunde an bis jezt deiner Sache unter uns herrlich geholfen hat. Wohl gebührt ihm das Prädicat des Gründlichen, das Niederer ihm ertheilt; u[n]d so kann es nicht fehlen, dass zwischen Dir u[nd] ihm Vieles u[n]d Wichtiges zu discutiren seyn möchte, wenn ihr euch sprächet. Seine Frage über Graff beweise dir nicht, als wüsste er nichts anderes zu fragen. Das wäre ihm Unrecht gethan. Du würdest gern ihm Rede stehen, weil er gern u[n]d Wichtiges zu fragen hätte, u[n]d du würdest ihn nicht entlassen, ohne ihn an dein Herz zu drücken. An Niederer lege ich ein Blatt bey. Lebe wohl u[n]d fühle täglich neue Kraft, u[n]d lass mich theilhaben an deinem Leben. Meine Flamme ist rein wie die deine, u[n]d ich freue mich innig des herrlichern Glanzes u[n]d der Macht der deinigen. dein N[icolovius]
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 261/8 Bogen, 227 x 187 mm Stempel EHRINGHAUSEN, Siegelspuren, Dorsualvermerk Nicolovius Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 54 Z. 64
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Iferten: lateinische Schrift Prädicat: lateinische Schrift innig des
140 Sacherklärung I. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 II. Pestalozzi hatte Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839, ⇒ Nr. 423) 1791 in Zürich kennen gelernt, als dieser zusammen mit Graf Friedrich Leopold zu Stolberg (1750–1819, ⇒ Nr. 428) auf Bildungsreise in der Schweiz war. Seit dieser Zeit standen die beiden in einem mehr oder weniger engen (Brief-)kontakt und Nicolovius war wesentlich an der Bekanntmachung der Methode Pestalozzis in Preussen sowie an der Entscheidung, preussische Eleven nach Yverdon zu schicken, beteiligt. Als Sektionschef für Kultus im preussischen Innenministerium konnte er seine Überzeugungen, wie das preussische Schulwesen reformiert und verbessert werden sollte, direkt bei den entscheidenden Stellen platzieren. III. Z. 7 Z. 10 Z. 19 f.
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Z. 42 Z. 43
Z. 47 Z. 49 Z. 49 Z. 55 Z. 57 Z. 62
Iferten: dt. Name für Yverdon Briefe: scheint nicht erhalten zu sein Schlosserischen Verwandten: Damit ist die Familie von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius’ (1767–1839, ⇒ Nr. 423) verstorbener Ehefrau, Luise Maria Anna Nicolovius-Schlosser (1774–1811, ⇒ Nr. 440) gemeint. Herausgabe deiner Schriften: Erste Überlegungen, Pestalozzis Schriften in einer Gesamtausgabe zu veröffentlichen, lassen sich zwar schon 1812 (⇒ Nr. 1329) nachweisen, das Projekt konkretisierte sich aber erst 1816. Im Oktober und November wurden Privilegien eingeworben und im März 1817 der Aufruf zur Subskription veröffentlicht (⇒ Nr. 1594). Der erste Band der auf 12 Bände geplanten Ausgabe (es erschienen schliesslich 15) wurde 1819 im Verlag Cotta in Stuttgart veröffentlicht (Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1826). König: Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (1770–1840) ⇒ Nr. 568 gesprochen hast: Pestalozzi hatte den König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840, ⇒ Nr. 568) zwar im Januar 1814 in Basel gesehen, ihn aber nicht persönlich sprechen können (PSB IX, Nr. 3826). seligen Königin: Königin Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Preussen (1776–1810) ⇒ Nr. 1160 Süvern: Johann Wilhelm von Süvern (1775–1829) ⇒ Nr. 1049 sagst: PSB IX, Nr. 3826 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Graff: Eberhard Gottlieb Graff (1780–1841) ⇒ Nr. 1357 Blatt: scheint nicht erhalten zu sein
1440 a. Monsieur Meynadier 10. September 1814 5
[Reg.] Meynadier gibt seinem Sohn einen Brief an Pestalozzi mit, in welchem er Erziehungsziele und pädagogische Anweisungen für seinen Sohn formuliert.
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PSB IX, S. 180.8 ff. Sacherklärung I.
Monsieur Meynadier ⇒ Nr. 1434 a III. Z. 4
Sohn: Auguste Meynadier kam 1814 aus Marseille als Schüler nach Yverdon und blieb bis 1817 am Institut. Über sein weiteres Leben konnte nichts in Erfahrung gebracht werden.
1440 b. Monsieur de Raoul 13. September 1814 [Reg.] Raoul erkundigt sich, ob eine Stelle als Musiklehrer in Yverdon frei sei.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 180.32 ff. Sacherklärung I.
Monsieur de Raoul ist möglicherweise Musiklehrer in Avignon.
1441. Anna Pestalozzi-Schulthess 15. September 1814 5
Monsieur Monsieur Pestalotzi à Yverdon N[eu]hoof 15. 7bre 1814.
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Teüre liebe liebe Seelen – Sie lernte uns bis in Tod welch teüres Kleinod ist uns entrissen – die Tochter! Meine Tochter meine liebe Tochter – Gott segne dich noch in der Ewigkeit –, O – wie gros ist auch mein Verlurst – wie viel liebe trägst du mit dir ins grab – lie-
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ber! Ich kann nur weinen – aber Gott ist mir nahe – er sendet Trost in meine Seele – so sehr ich klage, warum musste diese Edle Gottergebene vor mir h e i m ach! Wir sehen uns bald wieder – will’s Gott die Jahre sind da – – Gott vergelte dir alle Freüden so du mir hier gemacht u[nd] alles Leiden so du mit uns getragen, ja er thut’s, aber wir – klagen – u[nd] denken nicht wie sie uns bis in Tod gelernt. G o t t m a c h t a l l e s g u t . – Lieber lieber Kuster! mit eüch möchte ich Vieles zum Trost reden, es gebricht mir an Worten – Gott lasse seinen Trost in eüer Herz reden, bättet seine Führungen an – u[nd] ihr lieben Kinder – Eüere Mutter ware Gott auch wolgefällig, dieser Engel schon auf Erden! Weinnet, aber werdet Rein u[nd] Fromm, ahmet ihr nach – u[nd] Du lieber lieber Grosvatter! du leidest unaussprechlich ich weinne wen ich deinen Brief lesse u[nd] wieder lesse! Gott weis wir sind zu beklagen – mehr als auszusprechen – Sohn u[nd] Tochter giengen uns voran – u[nd] wir bleiben – u[nd] haben die Sühnpflicht Vatter u[nd] Mutterstelle zu vertretten an Gottlieb u[nd] ihren Kindern wie dein gebeügtes edles Herz in deinnem Brief sagt, Edler lieber! ich habe dies dein Herz nie verkannt, Gott verziehe uns die Verjrrungen die äussere Umstände verursachten!!! G o t t h a t a l l e s g u t g e m a c h t , u[nd] wird es ferner thun, sagte ja unsere wol seelige Herzenstochter. Der bis in den Tod getreüen Liesebeth! ware es auch nicht bestimmt, ihr das letste lebe Wol zu sagen, sie für mich noch an mein Herz zu drüken! ich weis was dein Herze leidet, schenke uns deine Liebe bis es heisst es ist vollbracht, du hast die unsrige, du Treue der Engel des Friedens redete auch bis in Tod zu deinem Herzen, u[nd] segnete dich – u[nd] ermannte uns alle! das wir reinen Herzens werden – u[nd] liebe für einander haben! Wir wollen ihr getreü seyn a u c h b i s i n d e n T o d – So weit schreibe ich grad oder bald nach empfang eüers Briefes, die Ersten Augenblike ja konnte ich in meiner Einsamkeit nichts thun als die Hände ringen, Gott aber ware mit mir, er giesst Trost u[nd] anbettung in mein Herz, also lieben habet nicht bange für mich, Ihr treuen lieben! lieben Hoze habe ich geschrieben u[nd] erwarte sie nächster Tage, schreibe auch wegen heüte Gottlieb ihr, wieder wenn das liebende Kind ein wenig zu mir kommen würde, dann wie wird – unaussprechlich sein Herz leiden – auch lieb Br[uder] Pfarrers, wen mir möglich, auch hat mir H[err] Imhoof heüte geschrieben, seine Frau habe dich lieb liese begleittet, ach! auch diese Gute! wolle Gott stärken, Mein Gott ich stelle mir euern Jaammer vor, dass ihr diese liebe unvergessliche! schon im Grabe angetrofen, – – – auch hierüber mus ich meine Seele stärken! u[nd] mich an Gott halten, ihr wiset hierin auch meine Schwachheit
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– – Lieber lieber Papa! lieb[er Kus]ter liebe alle! Gott wolle mit eüch u[nd] uns allen sey –, u[nd] er ist es auch, dieser einige Trost bleibe u[nd] eüere Liebe – Eüerer betrübten Nanne Kein Date war in eüern Briefen, ich merke aber Sontags seye unsere liebe unvergessliche von uns geschieden, seye ihr Todestag gewessen!!! u[nd] sie bey Gott, wo sie niemals mehr mit uns tauschen würde, so sehr ein Theil unserer Herzen ihr folget – die Seelige! im Herrn entschlafene – Ruhe sie sanft – meine Liebe bleibt ewig – ewig – ewig in Eyl, hofe bald auf eüere Briefe –
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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 281/14 Bogen, 209 x 169 mm Datum am Schluss, Stempel ZURICH 17 SEPT. 1814, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 13 Z. 16 Z. 30 Z. 32 Z. 33 Z. 38 Z. 41 Z. 47 Z. 47 Z. 48 Z. 54 Z. 55 Z. 59 Z. 59 Z. 62
weinen – aber die Jahre dein ∫ eigentlich: verrusachten ferner thun auch ∫ den ∫ heüte ∫ wieder ∫ dann wie auch ∫ Tintenfleck war in ich ∫ Herzen ihr Sacherklärung I.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
144 II. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) hatte sich seit dem Frühsommer 1814 in Zürich und auf dem Neuhof aufgehalten, wo sie auch der Brief mit der Nachricht aus Yverdon erreichte, ihre Schwiegertochter Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Fröhlich (1767–1814, ⇒ Nr. 547) sei nach kurzer Krankheit verstorben. III. Z. 10 Z. 19 Z. 22
Z. 25 Z. 27 Z. 29 Z. 34 Z. 45 Z. 49 Z. 50 Z. 50
Tochter: Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814) ⇒ Nr. 547 Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Kinder: Anna Franziska Theresia, genannt Therese (1805–1880, ⇒ Nr. 748), Elisabeth (1807–1865, ⇒ Nr. 958) und Marie/Maria Anna/Marianne Custer (1808–1876). Marie war die jüngste Tochter aus der zweiten Ehe von Pestalozzis Schwiegertochter Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Fröhlich (1767–1814, ⇒ Nr. 547). Nach dem Tod ihres Vaters, Laurenz Jakob Custer (1765–1822, ⇒ Nr. 748), kam sie wahrscheinlich zu Pfarrer Gottlieb Jakob Kuhn (1755–1849) nach Rüderswil (Kt. Bern). Marie heiratete 1829 Karl Samuel Jäger (1797–1879) aus Brugg (Kt. Aargau). Brief: PSB IX, Nr. 3790 Sohn: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801) ⇒ Nr. 296 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Lisebeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Hoze: Ursula Hotz (1774–1828) ⇒ Nr. 1317 Br[uder] Pfarrers: Johann Kaspar Schulthess (1744–1816) ⇒ Nr. 239 Imhoof: David Imhof (1761–1823) ⇒ Nr. 1420 Frau: Susanne Imhof-Frölich (1764–1843) ⇒ Nr. 594
1442. Ferdinand von Colloredo-Mannsfeld 15. September 1814 5
Herr Pestalozzi in I f f e r t e n Bern den 15t e n September 1814
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Ihre beiden Briefe Herr Pestalozzi habe ich richtig erhalten, und eben so auch die Bücher und Mineralien für mich und Herrn Blasko. Empfangen Sie unsern verbindlichsten Dank dafür und die Versicherung unserer beiderseitigen wärmsten Hochachtung. Herr Blasko ist mit seinem Zögling nach Wien abgereist, um in der Nähe dieser Hauptstadt auf einem Landgute des Grafen Fries den Grund zu einer Erziehungsanstalt zu legen von der ich hoffe, dass sie mit der Zeit von Nutzen sein soll. Er findet dort alle nöthigen Hilfsmittel und seine persönlichen Eigenschaften berechtigen sicher zu grossen
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Hofnungen. Sein Plan ist ganz im Stillen thätig zu sein um mit der Zeit durch die Wirkungen seines Fleisses erst sein Werk bekannt zu machen. Die Hofnung, die Sie mir machen Sie vielleicht bald hier zu sehen freut mich ungemein. Ich halte jeden Augenblik, den ich in Ihrer Nähe zubringen kann für einen Gewinn! Es wird mir wichtig sein Ihnen einen Plan vorlegen zu können an welchem ich seit mehreren Jahren arbeite und mit dessen Ausführung ein grosser Theil meiner Zufriedenheit verbunden ist. Meine Frau deren Gesundheit sich ziemlich erhält ist sehr geschmeichelt durch ihr Andenken sie will Ihre genannt sein, und bittet sie in dem Andenken ihrer Frau die Niederers zu erhalten. Empfehlen Sie mich gefälligst dieser vortreflichen Frau und ihrem würdigen Gemahl und bleiben Sie stets überzeugt, dass in der Zahl Ihrer wärmsten Verehrer eine Stelle gebührt Ihrem ergebenen Diener Ferdinand Colloredo Mannsfeld
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 54/1 Bogen, 223 x 170 mm Stempel BERN, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 28 Z. 30
P e s t a l o z z i : lateinische Schrift I f f e r t e n : lateinische Schrift bittet sie Sie ∫ Sacherklärung I.
Ferdinand von Colloredo-Mannsfeld (1777–1848) tritt nach Beendigung seines Jurastudiums in Würzburg und Göttingen in den diplomatischen Dienst ein, ab 1801 als kurböhmischer Gesandter am Reichstag in Regensburg und als österreichischer Gesandter in Neapel. Seine Beteiligung als Offizier an verschiedenen Kriegszügen zwischen 1809 und 1815 führt ihn auch in die Schweiz, bevor er 1822 Verordneter des Herrenstandes in Niederösterreich wird. Dort initiiert er 1819 die Errichtung der niederösterreichischen Sparkasse, 1825 die Brandschadens-Versicherungsgesellschaft und 1840 den niederösterreichischen Gewerbeverein, der ihn in Opposition zum konservativen Regierungssystem bringt.
146 II. Ferdinand von Colloredo-Mannsfeld (1777–1848, ⇒ Sacherklärung I.) hatte im Juni 1814 Yverdon besucht und teilte mit Pestalozzi offenbar nicht nur das Interesse an Erziehung und Bildung sondern auch für Steine. III. Z. 6 Z. 8 Z. 9 Z. 12 Z. 13
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I f f e r t e n : dt. Name für Yverdon Briefe: Es scheint nur der Brief vom 6. August 1814 erhalten zu sein (PSB IX, Nr. 3767). Blasko: Johann von Blaskovics (1777–1855) ⇒ Nr. 1437 Zögling: Moritz von Fries (1804–1887) ⇒ Nr. 1430 Grafen Fries: Reichsgraf Moritz Christian von Fries (1777–1826) aus Wien studierte Jurisprudenz und galt aufgrund des Besitzes der Schwadorfer und Neukirchner Spinnereien und als Chef des gleichnamigen Bank- und Grosshandelshauses um 1800 als einer der reichsten Männer Österreichs; 1826 gingen seine Unternehmungen aber in Konkurs. Graf von Fries war zudem als Kunstsammler, Besitzer einer Bibliothek mit 16 000 Bänden und Mäzen Ludwig van Beethovens (1770–1827) seit 1801 Ehrenmitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste. Erziehungsanstalt: Johann von Blaskovics (1777–1855, ⇒ Nr. 1437) gründete in Bad Vöslau auf dem Gut des Reichsgrafen Moritz Christian von Fries (1777–1826, ⇒ Z. 13) eine Privatschule für den Sohn des Grafen, Moritz von Fries (1804–1887, ⇒ Nr. 1430). Diese Schule verlegte Blaskovics nach Bratislava, wo sie bis 1840 existierte. Frau: Marie Margarethe von Ziegler (1779–1840) aus Zürich heiratete 1810 Ferdinand von Colloredo-Mannsfeld (1777–1848, ⇒ Sacherklärung I.). Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Gräfin Ida von ColloredoMannsfeld (1816–1857) und Fürst Joseph Franz Hieronymus von Colloredo-Mannsfeld (1813–1895), der schliesslich den Besitz des böhmischen Fideikommiss erhielt. Frau: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Niederers: Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842)
1442 a. Don Joseph de Bentura de Caamaño Gayoso Arias Varela et Mendoza Mitte September 1814 5
[Reg.] Caamaño erkundigt sich, ob Pestalozzi nicht unentgeltlich ein Kind in Yverdon aufnehmen könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 183.35 ff.
147 Sacherklärung I. Don Joseph de Bentura de Caamaño Gayoso Arias Varela et Mendoza (1735–1815) Nr. 852
⇒
II. Am 14. September 1814 war Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814, ⇒ Nr. 547) gestorben. Da Pestalozzi in seinem Antwortbrief darauf hinweist, dass wegen des Todes von Anna Magdalena die Beantwortung des Briefes liegen geblieben sei, wird dieser nicht erhaltene Brief auf Mitte September 1814 datiert. III. Z. 5
Kind: Da dieses Kind wahrscheinlich nicht nach Yverdon geschickt wurde, konnte es nicht näher bestimmt werden.
1443. Philipp Nabholz 17. September 1814 5
S[eine]r Wohlgebohrnen Herrn Heinrich P e s t a l o z z i in I f e r t e n im Canton Waadt. Waldkirch den 17ten/IX 1814
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Lieber theurer Vater u[nd] H[er]r Niederer! Ihre Liebe und Ihr Zutrauen zu mir ist zu gross – ich verdiene es nicht. Ich habe sogleich nach Empfang Ihres werthen Schreibens sowohl an die geistliche als Weltliche Behörde mich gewendet – u[nd] Ihren Brief beygeschlossen – um sie dadurch zur Gewährung meines Gesuches zu bewegen. Ich zweifle aber sehr – ob ich die Erlaubniss zur Abreise erhalten werde. Ich darf nicht weg – bis ein anderer an meiner Stelle ist – sonst würde ich mit Gewalt gefänglich zurückgezogen. Sobald ich Antwort habe, werde ich sie Ihnen sogleich zuschicken. Es ist wirklich Mangel an Geistlichen – u[nd] da H[er]r von Wessenberg nicht mehr die Leitung der Geistlichen Geschäfte in Konstanz unter sich hat – so werden mir von dorther, wenn vielleicht auch, die weltliche Behörde eher zu bewegen seyn sollte – wahrscheinlich am meisten Schwirigkeiten entgegengesezt werden. In der Hoffnung das ich Ihnen lieber theurer Vater – u[nd]
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sehr lieber Herr Niederer bald nach Wunsch antworten kann – empfehle ich mich Ihnen und all den Ihrigen und verbleibe ganz Ihr Nabholz M[agister]
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 253/1 Blatt, 240 x 194 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Waldkirch, 17e Novembre 1814. Nabholz, 25e Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 25
Canton Waadt: lateinische Schrift Ihnen und ∫ Sacherklärung I.
Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 II. Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) hatte sich während eines halben Jahres in Yverdon aufgehalten und wurde im August 1814 von seinen Vorgesetzten nach Waldkirch (heute Teil von Waldshut-Tiengen, Baden-Württemberg) berufen. Pestalozzi hätte ihn offenbar gerne in Yverdon behalten, was nicht nur aus dem vorliegenden Brief deutlich wird, sondern auch in der Neujahrsrede von 1815 zum Ausdruck kam (PSW XXIII, S. 315). Mit der Verpflichtung von Nabholz hätte Pestalozzi auch das Problem lösen können, dass seinem Institut ein katholischer Geistlicher fehlte, was nicht zuletzt an der Opposition des Bischofs von Lausanne scheiterte. Wie aus einem Bericht des päpstlichen Nuntius Fabricius Sceberas Testaferrata (1757–1843) an den Staatssekretär Kardinal Ercole Consalvi (1757–1824) vom 2. März 1816 deutlich wird, bestand ein grundsätzliches Misstrauen der katholischen Kirche gegenüber Pestalozzis Institut und seiner Methode. Diese wurde zwar als «neue Methode» für die Land- und Forstwirtschaft anerkannt – vergleichbar mit dem Institut von Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) in Hofwyl – sie sei aber zu eng mit dem deutschen Protestantismus verbunden und vernachlässige die katholischen Moral (vgl. Bundesarchiv Bern, P0 1000/1463 BD:808, Vatikan BAr Bd. 130). III. Z. 6 Z. 9 Z. 11
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Schreibens: Dieses Schreiben von Pestalozzi scheint nicht erhalten zu sein. Erhalten hat sich hingegen ein Schreiben von Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) an Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) vom 12. November 1814 (ZB Zürich, Ms Pestal 603a, S. 150 ff.), in dem Niederer sich auf ein zwei bis drei Wochen älteres Schreiben bezog. Möglich, dass es sich hierbei um das nicht erhaltene Schreiben handelt. Im
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Brief vom 12. November 1814 bittet Niederer Nabholz eindringlich um seine Rückkehr nach Yverdon und stellt die Tilgung sämtlicher Schulden sowie eine Gehaltserhöhung in Aussicht. Als Hauptargument führt er aber Werk und Wirken Pestalozzis an, zu welchem Nabholz entscheidend beitragen soll. Wessenberg: Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774–1860) ⇒ Nr. 683
1444. Marc Antoine Jullien 17. September 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1445 Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
1444 a. Monsieur Dufourd 19. September 1814 5
[Reg.] Dufourd erkundigt sich nach den Aufnahmebedingungen für das Institut in Yverdon, betont, dass sein Sohn vor allem auch in der französischen Sprache unterrichtet werden soll und beschreibt dessen Stärken und Schwächen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 181.11 ff. Sacherklärung I.
Monsieur Dufourd war Notar in Rumilly (Haute-Savoie). III. Z. 5
Sohn: konnte nicht näher bestimmt werden
150 1444 b. Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire 19. September 1814 5
[Reg.] Frau Pastol erkundigt sich nach dem Grund für das lange Stillschweigen Pestalozzis, da sieben ihrer Briefe ohne Antwort geblieben seien.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 213.30 ff. Sacherklärung I.
Pierrette Julienne Pastol de Keramelin-Basire/Bazire (*1784)
⇒
Nr. 1297
III. Z. 5
sieben ihrer Briefe: ⇒ Nr. 1373 a, ⇒ Nr. 1381 f, ⇒ Nr. 1388 b, ⇒ Nr. 1399 b, ⇒ Nr. 1411 a, ⇒ Nr. 1424 a, ⇒ Nr. 1432 a
1445. Marc Antoine Jullien 20. September 1814 M[onsieur] Pestalozzi, Directeur de l’institut d’éducation, à Yverdun. 5
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Valence, 20 Septembre 1814 Monsieur et bien respectable ami, Je vous ai écrit une lettre et un billet, il y a trois jours. Au moment où ma lettre venait d’être mise à la poste et de partir par le courier, je reçus les trois lettres que M[onsieur] Niederer, M[onsieur] Ramsauer et vous m’avez écrites, en date du 6 de ce mois, et j’appris que mes enfans chéris devaient arriver aujourd’hui 20, à Grenoble. Jugez de ma douleur, puisque je me trouve enchaîné par mes fonctions à Valence, au moment où mes trois fils bien-aimés devraient être dans mes bras. Je dois commencer encore ici, pour terminer la mission dont j’y suis chargé, cinq longues, mortelles, précieuses et irréparables journées. Je suis très contrarié et désolé de ne pas me trouver à Grenoble, pour y recevoir mes enfans. J’ai laissé une lettre instructive qui leur indique ce qu’ils ont à faire, les personnes qu’ils ont à voir. Mais je voudrais être avec eux, les saisir au premier moment, recevoir leurs premiéres paroles prononcées en France et
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hors de leur institut qu’ils n’ont point quitté depuis trois années. Je voudrais épier leurs premiéres impressions, les recueillir, m’en rendre compte, avoir mes trois fils auprès de moi, m’associer à tous leurs sentimens, à toutes leurs pensées, à leurs moindres observations, les interroger, les étudier, les bien connaître, juger leur situation, leurs progrès, leurs caractéres. J’écris une nouvelle lettre à Grenoble, pour qu’ils y restent deux jours à m’attendre, et qu’ils aillent ensuite m’attendre trois jours de plus chez une de mes tantes, à quelques lieues de Grenoble. Je brûle de partir d’ici pour aller embrasser ces chers enfans. Je serai encore très occupé pendant quinze jours à Grenoble. Puis, vers le 10 octobre, j’espére pouvoir vous reconduire trois éléves et m’arrêter environ trois semaines dans votre intéressante famille, dont je suis toujours un des membres bien tendres et bien dévoués. Enfin, je retournerai, par Besançon, à Paris, où ma femme, mes deux autres enfans, des affaires particulières et publiques, des travaux de plus d’un genre et de nouveaux voyages m’attendent. Du moins, j’aurai pu respirer tranquille auprès du respectable père d’adoption et de choix, que j’aime à regarder comme le mien, puisqu’il est celui de mes enfans. Aimer, faire le bien, autant qu’on le peut, dans la sphére où l’on vit, voilà, je crois, ce qui constitue la véritable vie intérieure, ou celle du cœur et de l’ame, du sentiment et de la pensée, et la vie extérieure ou active, celle du développement et de l’exercice des facultés humaines. Grace à mes tablettes d’ordre, à mon double mémorial, l’un portatif universel pour les six grandes divisions qu’embrasse l’existence, dans la société; l’autre, horaire, appellé aussi B i o m è t r e , instrument pour mesurer la vie, je double en effet la valeur de mes journées par leurs résultats fidélement recueillis et conservés. Ces deux mémoriaux, que je tiens exactement, et dont la tenue ne me prend que des instans inoccupés, et qui autrement auraient été perdus, et tout au plus un quart-d’heure chaque jour, sont à la fois pour moi, Un M i r o i r , ou une représentation fidéle de ma vie journalière, où je peux juger si elle est bien ou mal ordonnée, comme on peut voir devant une glace si la toilette est bien ou mal faite; un t h é r m o m é t r e , qui me permet de connaître les divers degrés de ma température physique, morale et intellectuelle, même dans ses rapports avec la température atmosphérique et avec la nature extérieure; une m o n t r e morale, puisque je vois mes différentes heures marquées par leurs divers emplois; une b o u s s o l e , puisque la ligne de chaque jour devient pour moi un régulateur et un guide pour la journée qui doit suivre;
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un l e v i e r , puisque mon livret, qui secoue la machine humaine, sujet à une sorte d’engourdissement, de torpeur et de paresse, et lui communique une impulsion continue et progressive, m’oblige de poursuivre ma marche dans la vie et de multiplier les actions dirigées vers un but ou les résultats que chaque intervalle de 24 heures doit me rapporter; une m e s u r e c o m p a r a t i v e des emplois, des produits et des résultats de la vie, qui sont rapprochés, comparés et presque précis dans les tablettes ou dans les balances destinées à les recevoir; un s u p p l é m e n t à l ’ é d u c a t i o n , ou un véritable mentor, un conseiller, un confident, un ami, qui m’avertit, m’éclaire, me corrige, m’avertit, me guide; une sorte de c o n f e s s i o n , intime et très salutaire, puisque la seule inscription d’une ou de quelques lignes par jour m’oblige de me replier sur moi-même et de prononcer, par une sorte d’instinct et de jugement de ma conscience, si je suis ou non satisfait de l’emploi de ma journée; une a p p l i c a t i o n p r a t i q u e d e s m é t h o d e s d ’ o r dre du commerce et de banque à la vie cour a n t e e t j o u r n a l i é r e , puisque j’ai autant de comptes ouverts que la vie embrasse de divisions générales et de rapports particuliérs, et puisque ces divisions et ces rapports deviennent tour à tour mes débiteurs ou mes créanciers, suivant qu’ils ont employé plus ou moins d’heures, et qu’ils doivent me rendre les heures qu’ils ont eues en trop, ou recevoir comme une restitution les heures que je leur ai données en moins; enfin, une véritable partie d’échecs, renouvellée chaque jour, pour laquelle mon mémorial horaire est un Echiquier, les Colonnes disposées dans les tablettes sont les cases où je dépose, au lieu de piéces et de pions, une quantité plus ou moins grande d’heures, dont la répartition bien ou mal entendue, suivant le but d’utilité que je dois me proposer, me fait perdre ou gagner ma partie; résultat qui est exprimé par le signe mystérieux, choisi par moi, placé dans la derniére colonne à la suite de la ligne de chaque jour. J’aime beaucoup ces petits instrumens d’emploi du tems, parce que j’en retire des avantages incalculables, et je me plais à vous en parler en détail, parceque vous êtes fait pour en apprécier l’utilité, et que vos jeunes instituteurs peuvent les appliquer avec fruit. L’homme qui contracte l’habitude salutaire de revenir souvent sur sa vie pour la juger et pour en perfectionner l’emploi, devient nécessairement meilleur et plus heureux. Il vit plus et mieux, il paye éga-
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lement son tribut aux faiblesses et aux passions humaines. Mais, aucun des torts qu’il peut avoir ne lui échappe, et il est, pour ainsi dire, conduit, en dépit de lui-même, à surveiller et à corriger ses défauts. Je prie mon digne et respectable ami M[onsieur] Niederer, que son noble caractére de ministre de la religion et ses études, méditations, observations et expériences philosophiques rendent beaucoup plus propre que moi à sonder les replis du cœur humain et à juger ce qui convient à l’utilité morale de l’homme, d’examiner si je me fais illusion, en ajoutant une grande importance aux résultats possibles de l’application, devenue générale pour une certaine classe d’hommes, de mes deux mémoriaux d’ordre et d’emploi du tems, le Mémorial Universel et le Mémorial Horaire. Je prie aussi M[onsieur] Niederer, en excusant quelques plaintes qui m’ont échappé dans ma derniére lettre, écrite à la hate, au moment où j’étais très inquiet de ne recevoir depuis un mois aucunes nouvelles de mes fils; je le prie d’avoir la bonté de me faire préparer pour l’époque de mon arrivée à Yverdon, quatre tableaux relatifs à l’institut: 1° Noms des instituteurs, age pays, tems qu’ils ont passé à Yverdun, nature des leçons qu’ils donnent. 2° Noms des élèves, âge, pays, tems depuis lequel ils sons entrés à l’institut, cours d’instruction qu’ils suivent; 3° Division actuelle des classes, ordre des cours, Emploi du tems à l’institut; 4° Situation Economique: Recettes, dépenses, par trimestre, et balance. Je ne serai, cette année, qu’une apparition fugitive à l’institut; je désire que cette apparition n’y soit pas inutile. Les renseignemens que je vous demande ont pour objet de m’aider à compléter mon ouvrage. Votre ami dévoué Jullien. Je saisis, pour vous écrire, l’occasion de M[onsieur] Maillefer, de Ballégue prés Yverdun, officier qui retourne dans sa famille. Je v[ou]s prie de faire parvenir la lettre ci-jointe.
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/10 Bogen, 228 x 194 mm Original
154 Textkritik Zeuge H Z. 32 Z. 35 Z. 35 Z. 65 f. Z. 67 Z. 86 Z. 86 Z. 126
reconduire trois à Paris, où ∫ où ma de poursuivre chaque intervalle mes débiteurs employé tems depuis Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) hatte schon am 26. Juni 1814 einen Besuch in Yverdon angekündigt (⇒ Nr. 1424). Julliens Söhne Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) waren deshalb nach Grenoble gereist (vgl. PSB IX, Nr. 3783), um dort ihren Vater zu treffen und anschliessend gemeinsam mit ihm nach Yverdon zurückzukehren. Da der Vater aber wegen Verpflichtungen in Valence festgehalten wurde, hatte er Virginie Jullien (1755–1851, ⇒ Nr. 1403), eine seiner Tanten, beauftragt, sich während einigen Tagen in Grenoble um die Kinder zu kümmern. III. Z. 7 Z. 9
Z. 11 Z. 28 f. Z. 35 Z. 35 Z. 44
lettre et un billet: ⇒ Nr. 1444 lettres: PSB IX, Nr. 3783. Die Briefe von Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) scheinen nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der Nachlass von Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht eingesehen werden. enfans: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) une de mes tantes: Virginie Jullien (1755–1851) ⇒ Nr. 1403 femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 enfans: Alphonse (⇒ Nr. 1393) und Antoinette Stéphanie Jullien (⇒ Nr. 1393) tablettes d’ordre: Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) hatte 1813 ein Mémorial horaire ou thermomètre d’emploi du tems veröffentlicht, das zum Ziel hatte, dem Benutzer eine Übersicht über den eigenen Tagesablauf zu verschaffen, um auf dieser Basis die eigene Lebenszeit besser im Sinne von weiser, glücklicher und nützlicher einsetzen zu können. «L’usage du MEMORIAL HORAIRE ou THERMOMETRE D’EMPLOI DU TEMS a pour objet de se rendre compte, sans embarras ni confusion, et sans aucune espèce de travail, d’une manière à la fois simple et facile, claire, analytique et complète des divers emplois qu’on a pu faire de chaque intervalle de vingt-quatre heures. Les résultats journaliers de l’emploi du tems, rendus, par ce moyen, pour ainsi dire, visibles à l’œil
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et à la pensée, dans le plus petit espace possible, permettent de juger les produits réels de la vie, à mesure qu’elle s’écoule, de mieux apprécier et diriger l’emploi des instans qui doivent suivre, et de faire servir l’expérience de la veille au profit du lendemain» (Marc Antoine Jullien: Mémorial horaire ou thermomètre d’emploi du tems. Mailand 1813, S. 5). ouvrage: Es ist unklar, ob hier an die Serie von drei Lettres sur la méthode d’éducation de M. Pestalozzi zu denken ist, welche Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) im Journal d’éducation 2(1816), 3(1816) und 4(1817) publizierte, oder ob mit «ouvrage» auf ein grösseres Werk verwiesen wird, das Jullien offenbar schon seit längerem plante (⇒ Nr. 1392), 1817 auch mit einer Vorstudie ankündigte (vgl. Marc Antoine Jullien: Esquisse et vues préliminaires d’un ouvrage sur l’éducation comparée. Paris 1817), letztlich aber nicht ausführte. Maillefer: Jean-David Maillefer (1786–um 1817), Spross eines Handwerker- und Bauerngeschlechts aus dem waadtländischen Ballaigues, trat 1807 in Spanien zunächst in den Dienst König Karls IV. (1748–1819), wechselte nach rund einem Jahr die Seiten und kämpfte fortan in der napoleonischen Armee. 1809 zum Leutnant befördert, geriet Maillefer in fast dreijährige spanische Gefangenschaft, übernahm nach gelungener Flucht verschiedene Posten im französischen Heer und kehrte 1814 kurz nach Ballaigues zurück, bevor er, kaisertreu bis zuletzt, anlässlich der hunderttägigen Rückkehr Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) 1815 nochmals zur Armee stiess, den Dienst im August quittierte, sich 1816 nach Übersee einschiffte und im Zuge des mexikanischen Unabhängigkeitskriegs unter nicht genauer bekannten Umständen starb.
1446. Ernst Moritz Nauen 22. September 1814 Königsberg Preussen 22 September 1814 – 5
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Ein ausgebreiteter Name und der Ruf eines wohlthätigen Wirkens, so wünschenswerthe Güter es sind, finden stets in ihrem Gefolge die oft beschwerlichen Annäherungen derjenigen, die sich dem natürlichen Zutrauen hingeben da Hülfe oder Rath zu finden, wo reiner Wille und Kraft zu allem Guten anerkannt sind. So, verehrter Mann, wird auch dieser Brief eines Ihnen völlig Unbekannten keine neue Erscheinung für Sie sein, und wenn das Ungewöhnliche darin eine Entschuldigung erfordert, so kann doch die Absicht meines Schreibens von Ihnen nicht verkannt werden, und ich darf hoffen, dass, nachdem Sie es gelesen haben werden, der Verstoss wider die gewöhnliche Sitte und die Länge desselben mir verziehen sein werden. – Ein junger Mann, jetzt 32 Jahre alt, wurde von seinem Vater einem Kaufmann zum Studium bestimmt, und zu diesem Ende auf einer Schule erzogen, die ihn bis zur Universität ausbildete. Der
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Vater, zu seiner Zeit als Jude vor seinen Glaubensgenossen ausgezeichnet, hatte sich mit dem Aberglauben seiner Religion, wie es schien, von allem Glauben losgemacht; Wenigstens erzog er seine Kinder in einer kalten vernünftelnden Ansicht des Lebens, ohne alles kräftige Einwirken auf ihr Gefühl. Dennoch war er in seinem Thun der strengste und redlichste Mann, aber so kalt und zurückhaltend, dass das eigentliche Prinzip seiner Handlungen seinen Kindern nie deutlich geworden ist. Der Sohn wurde noch ehe er die Universität bezog zum Kaufmannsstande zurückberufen, da der Vater, bei vermindertem Wohlstande die Kosten des Studirens scheute. Er lebte so einige Jahre im Hause seines Vaters, und sahe sich dann durch neue Unglücksfälle desselben gezwungen in fremden Handlungen als Commis zu arbeiten. Seine Erziehung, die in gewisser Rücksicht vorzüglich genannt werden könnte, der Geist, der auf einer sehr guten Schule ihm frühe eingeflösst worden war, und sein Karakter, dem Eigennutz stets fremd geblieben ist, verhinderten, dass er seinem Stande Geschmack abgewinnen konnte, die Strenge seines Vaters und Mangel an eignen Mitteln hielten ihn jedoch dabei fest. Jung, ohne Leitung von Aussen und ohne feste Stütze von Innen, überliess er sich so einige Jahre dem Leben, ohne den Zweck desselben zu bedenken. Er füllte seine Musse mit Erlernung einiger neuern Sprachen, Musik und mit eifrigem Lesen der besten Dichter aus, und vergass in jugendlichem Leichtsinn dabei das Unangenehme seiner Verhältnisse. Diese Beschäftigungen gaben jedoch seinem Gemüth nach und nach eine ernstere Richtung; Er fühlte das Bedürfniss der Religion und trat der Christlichen, in welcher er eigentlich erzogen worden war, nun öffentlich bei. Seine Neigung zur Literatur und zu wissenschaftlichem Lesen hatten keinen bestimmten Zweck bekommen, so waren auch seine Bemühungen bei weitem nicht hinlänglich geordnet, und er begnügte sich oft genug mit der Oberfläche des zufällig ergriffenen Gegenstandes; indessen bildete er sich doch selbst immer mehr dadurch aus, und gelangte endlich zu der Ueberzeugung, dass es dem Manne nicht mehr frei stehe auch selbst in edleren Vergnügungen auszuschweifen. Er fühlte die Pflicht thätiger als es einem blossen Handlungsgehülfen zusteht ins Leben einzugreifen; Sparsamkeit und eine kleine mütterliche Erbschaft hatten ihn in den Stand gesetzt sich als Kaufmann im Kleinen selbst zu versuchen, und, wiewohl mit einigem Widerwillen, unternahm er einige Geschäfte, weil er es für Pflicht hielt. Bei diesem Versuch wurde es ihm aber sehr bald deutlich, dass er ein Kaufmann, im rechten Sinne des Worts, nie sein werde, und er beschloss wo möglich einen Stand zu verlassen, in
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dem er nicht thätig sein konnte. Wenn sein bisheriges Leben seinem eignen Tadel dabei nicht entgieng, so konnte er sich doch, nach vielseitigem Ueberlegen und Verwerfen, nicht entschliessen durch eine Veränderung seines Standes an dem Orte wo er lebt dies Bekenntniss öffentlich abzulegen. Von seiner Vaterstadt weit entfernt, hatte er in einem grossen Handlungshause, den Verhältnissen angemessen, eine ehrenvolle Stelle gefunden, man schätzte seine Arbeiten, und es war ihm gelungen sich Freunde zu erwerben, deren Umgang ihn ehrte. Doch konnten die hier entwickelten Ursachen einer Standesveränderung selbst seinen Freunden immer nur theilweise eröfnet werden, dass er die allgemeine Meinung bei einem solchen Schritte wider sich haben werde, dessen war er gewiss, und er wollte den öffentlichen Tadel um so weniger auf sich ziehn, da sein Leben bisher vorwurfsfrei gewesen war. Alles dieses, mit der Neigung zu wissenschaftlicher Beschäftigung verbunden, veranlasste diesen Brief. Zuerst wollte er ohne irgend eine Vorbereitung die Reise zu Ihnen unternehmen, Ihnen mündlich das Obige mittheilen, und Sie dann bitten ihn durch thätige Theilnahme an Ihrem Institut zum Lehrer zu bilden. Wenn seine Kenntnisse auch hier und da nicht vollständig genug sein mögen, so ist er doch überzeugt, dass ausschliessliche Beschäftigung einiger Jahre für einen Endzweck dies ersetzen werden. Er hat bei diesem Schritt keine andre Absicht als sich einen Wirkungskreis zu erwerben, der alle seine Kräfte erfordert; Er verlässt ein ziemlich gesichertes und sehr reichliches Auskommen um einige Jahre hindurch sich auf eigene Kosten zu einem Stande auszubilden, dessen Thätigkeit edel und seinen Gesinnungen entsprechender als jede Andre ist, und erwartet dafür nur seine eigne Befriedigung und in Zukunft einen mässigen Unterhalt. – Dass ich bisher nur von mir selbst sprechen konnte, bedarf kaum der Erwähnung. Es kommt mir nicht zu durch alltägliche Lobsprüche der Bescheidenheit eines Mannes wie Sie zu nahe zu treten, und ich darf daher nicht auseinandersetzen warum ich mich so vertrauensvoll grade an Sie wende; das aber darf ich erwähnen, dass die Entfernung von meinem Vaterlande, und von allen denen, die mich kennen, wenigstens in den ersten Jahren, mir angenehm ist; sowie die Aussicht mich unter einer solchen Leitung schnell zu vervollkommnen, und so eines mässigen Broderwerbs versichert zu sein. Nach ruhiger Überlegung zog ich es vor Ihnen zu schreiben, und erst nach Ihrer erhaltnen Beistimmung die Reise zu Ihnen anzutreten, denn nur zu häufig wird ein edles Vertrauen gemissbraucht, und ich durfte daher von dem erfahrnen Manne erwarten, dass er
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den Fremden, der sich ihm so ganz unberufen aufdringen würde, lieber zurückgewiesen hätte. Sollten Sie es wünschen, so werde ich auch nicht ohne einige Empfehlungen vor Ihnen erscheinen, wiewohl derselben, bei der Absicht mein Vorhaben hier zu verschweigen, nur wenige sein können. Ich weiss, dass die Methode des Unterrichts auch in den ersten Anfangsgründen erlernt werden muss, dennoch halte ich es nicht für unnütz zu erwähnen, dass neben den gewöhnlichen Schulkenntnissen die französische und englische Sprache mir gut bekannt sind, die italiänische ist mir nicht fremd, und der lateinischen würde ich mich bald u[nd] leicht erinnern; Kaufmännischen Stil und praktisches Rechnen darf ich nicht erst anführen. Ich habe nichts mehr hinzuzufügen als die Bitte um Ihre gütige und unverzögerte Antwort, doch erlauben Sie mir noch die Versicherung, dass Sie es mit einem Manne zu thun haben, den zu diesem ungewöhnlichen Schritt keine leidenschaftliche Uebereilung führt, nur der Wunsch sein Leben einer edlen Thätigkeit zu widmen und eine fruchtbringende Spur seines Daseins zu hinterlassen. Schenken Sie mir dies Vertrauen, dessen ich mich werth fühle! – In Erwartung Ihrer baldigen Antwort verharre ich mit der grössten Hochachtung u[nd] Ergebenheit Ihr ganz gehorsamer Ernst Nauen Adresse Domplatz N° 10 –
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 257/1 Bogen, 241 x 197 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Beantwortet den 11ten 8brs 1814. Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 31 Z. 79 Z. 124
lateinische Schrift Commis: lateinische Schrift Institut: lateinische Schrift Ernst Nauen: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Ernst Moritz (vormals Mordechai) Nauen (*1782) aus Berlin zieht nach Anstellungen bei verschiedenen Berliner Handelshäusern nach Königsberg, von wo aus er sich mit Bitte um Aufnahme ins Yverdoner Institut an Pestalozzi wendet. Die laut Vermerk am
159 11. Oktober 1814 verfasste Antwort ist nicht erhalten, klar ist aber, dass Nauen nicht nach Yverdon gekommen ist – über sein weiteres Leben ist nichts bekannt. III. Z. 16
Vater: Zadok Nauen (1759–1829) aus Berlin arbeitete dort als Kaufmann und heiratete 1780 als konzessionierter, ordentlicher Schutzjude die aus Frankfurt an der Oder stammende Dwerel/Debora Mori (†1791), von der er sich später wieder scheiden liess.
1446 a. Antoine Henri Groslambert 1. Oktober 1814 5
[Reg.] Groslambert erkundigt sich nach den Aufnahmebedingungen und die Ausbildungsmöglichkeiten im Institut in Yverdon.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 185.6 ff. Sacherklärung I.
Antoine Henri Groslambert (1772–1832) aus Baume-les-Dames (Doubs) ist seit 1792 als Apotheker in verschiedenen Militärspitälern tätig und wird ab 1803, nachdem er zuvor auch als Chemie- und Physiklehrer gewirkt hat, Hauptpharmazeut in der französischen Italienarmee. Später ist Groslambert im Militärspital von Besançon angestellt und wird 1821 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt; 1832 stirbt er an der Cholera. II. Antoine Henri Groslambert (1772–1832, ⇒ Sacherklärung I.) hatte sich dann allerdings dagegen entschieden, seine Kinder nach Yverdon zu schicken, zumindest sind keine Schüler dieses Namens in den Schülerverzeichnissen aufgeführt, auch taucht der Name in der Korrespondenz Pestalozzis nicht mehr auf.
1446 b. Buchhandlung Orell Füssli 2. Oktober 1814 [Reg.] Bücherbestellung.
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PSB IX, S. 11 ff. Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b
1446 c. Musikhandlung Nägeli 3. Oktober 1814 [Reg.] Rechnungsangelegenheiten.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 189.13 ff. Sacherklärung I.
Musikhandlung Nägeli ⇒ Nr. 1301 a
1447. Anna (Maria) Salome Schulthess 8. Oktober 1814 5
[Reg.] Antwortvermerk «répondu le 8 octobre dit» auf dem Brief Pestalozzis vom 16. März 1814.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 358 Sacherklärung I.
Anna (Maria) Salome, genannt Nanette Halder-Schulthess (1773–1854) III. Z. 4
Brief: PSB IX, Nr. 3654
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Nr. 431
161 1447 a. Christian/Christen Leuenberger 12. Oktober 1814 [Reg.] Leuenberger erkundigt sich nach Maclure.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 186.5 ff. Sacherklärung I.
Christian/Christen Leuenberger (*1789) ⇒ Nr. 971 III. Z. 4
Maclure: William (James) Maclure (1763–1840) ⇒ Nr. 878
1448. David Vogel 16. Oktober 1814 5
Herren Pestalozzi in Yverdon. Zürich den 16. Oct[o]b[e]r 1814.
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Lieber Freünd! Wir haben uns auf dem Heimweg verlohren, ich wartete unterwegs und wartete wider in Othmarsingen; da es nacht ware so entschloss ich mich dort zu übernachten weil ich ohnehin nicht wusste wo du in Lenzburg logieren wollest, und hoffe du werdest es nicht übel nehmen, ich hatte noch zwey vergnügte Tage; in Murj blieb ich bis gestern Mittag und kam zwar müde aber wohl nach Hauss, wo ich von Grosmamma Briefe fand. Das Geschäfft die Erbsmache der sel[igen] Frau Kuster werde ich nun so gut möglich besorgen, bey näherem Nachdenken finde ich dass bey dem Tod der Frau Kuster sogleich ammtlich eine Vermögensbeschreibung hätte gemacht werden sollen, und früher schon bey der Verheürathung mit H[errn] Kuster der Erbsantheil Gottliebs hätte ausgemittelt werden sollen. Damals wäre es nach Züricher Rechten geschehen weil sie als deine Sohnsfrau als Züricherin angesehen werden muss, jezt aber dem St
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Gallischen Erbrecht H[err] Kuster die Theilung vermuthlich begehren kann, Ueberhaupt eignet sich der ganze Gegenstand zu einer freündlichen Ausgleichung. Herzliche Grüsse von m[einer] l[ieben] Frau u[nd] Ludwig. dein Vogel.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 380/8 Blatt, 235 x 190 mm Stempel ZURICH 1* OCTB. 1814, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 20
Erbsantheil Gottliebs Sacherklärung I.
David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a II. Pestalozzi hatte Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) während einiger Tage auf dem Neuhof besucht (⇒ Nr. 1449) und wollte einen Teil seiner Heimreise offenbar gemeinsam mit David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) unternehmen. Weshalb sich die beiden aus den Augen verloren, wird weder aus dem Brief Pestalozzis an seine Frau vom 18. Oktober 1814 (PSB IX, Nr. 3807) noch aus dem nachfolgenden Brief Annas (⇒ Nr. 1449) wirklich deutlich. III. Z. 10 Z. 12 Z. 13 Z. 15 Z. 15 Z. 16 Z. 20
Othmarsingen: Gemeinde im Kt. Aargau Lenzburg: Gemeinde im Kt. Aargau Murj: Gemeinde im Kt. Aargau Grossmamma: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Briefe: scheinen nicht erhalten zu sein Kuster: Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814) ⇒ Nr. 547 Erbsantheil Gottliebs: David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) war von Pestalozzi mit der Vereinbarung vom 20. Februar 1813 (⇒ Nr. 1360) im Falle seines Todes zum Vormund seines Enkels Gottlieb Pestalozzi (1797–1863, ⇒ Nr. 594) bestimmt worden. In dieser Funktion kümmerte sich Vogel auch darum, dass Gottlieb in der eher komplizierten Erbangelegenheit – Gottliebs Mutter Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814, ⇒ Nr. 547) hatte sich nach dem Tod ihres ersten
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Mannes und Vaters von Gottlieb, Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801, Nr. 296) erneut verheiratet – nicht um seinen Anteil gebracht wurde. Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Gottliebs: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Frau: Anna Magdalena Vogel-Horner (1764–1841) ⇒ Nr. 1360 Ludwig: Georg Ludwig Vogel (1788–1879) ⇒ Nr. 1221
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1449. Anna Pestalozzi-Schulthess 19. Oktober 1814 N[eu]hof den 19. 8b r e 1 8 1 4 5
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Die wenigen augenblike l i e b e r M a n n ! deines Hierseyns haben mich sehr gefreut – wenn du nur nicht immer so bald wieder davon eiltest, doch – was sage ich hievon – da dein ganzes Leben nicht rastlos seyn kann, Gottlob dass deine Gesundheit u[nd] Kräfte dir Gott noch immer schenket! auf eüerer Lenzb[urger]-reis ist es wunderbar gegangen, mir ware angst dein Freünd Vogel konnte es übel nemmen, dass du von ihme so g[e]eillt –, er schriebe aber er werde d i c h um Verzeihung bitten dass er nicht auf Lenzburg noch gekommen, dass du so geschwind wieder nach Hausse gekommen u[nd] so wol, freüet mich herzlich – meine Gesundheit ist immer abwechslend, so dass wir es in Gottsnammen bey der abrede werden müssen bestellt seyn lassen, auf längere u[nd] wärmmere Tage zu warten, indessen ich Gross u[nd] Kleinnen sehr danke u[nd] mich hat es sehr gefreüet dass man meine Gegenwart so lieb erwartet, versichere sie dessen u[nd] meiner liebe wer es sehnlich gewünschet hat – ich bin viel bey eüch, l[ieber] Kuster ist nach Zürich gestern verreisst – bevor dein Brief ankamme Gottlieb hat auch geschrieben, wie Leid es ihme thate, dich nicht zu sehen, dabey sehr vernügt, dass er mit Freüden wieder an seinen Beruf getretten, nur das die Fr[au] Hausser wieder stark ihren Anfaal von Husten habe, u[nd] sie sehr besorgt für den Winter für sie seyen, ach! es gienge da auch übel! Gott wolle es leiten – Gottlieb würd auch viel Liebe an ihr verlieren, da sie ihme zweyte Mutter ist – es ist ein Brief von H[errn] Niederer gekommen, denn du nun mündlich beantworten wirst, nur wunderte mich ob Nabholz den du so sehr gerne hattest überall fort? grüsse mir den Papa u[nd] Sohn Esslinger leztern gar herzlich, wenn der Vatter noch bey eüch, so wollte ihne bitten mein grosser Fusteppich den Sophie in deinem Kasten finden wird mit bis Lenzburg zu nemmen u[nd] ihne nur der guten Fr[au]
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Seiler im Steinbrüchli en passant zu übergeben, lieb Liesbeth grüsset dich herzlich u[nd] alle, Ewig deine Redliche Nanne
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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 281/15 Blatt, 208 x 169 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Frau Pest[alozzi] an ihren Gatten 1814 Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 11 Z. 17 Z. 17 Z. 21 Z. 21 Z. 29 Z. 29 Z. 34
Leben nicht dass du von ihme so g[e]eillt –, ∫ ich Gross Gross u[nd] Kleinnen ∫ verreisst – bevor Gottlieb hat mich ∫ mich ob en passant: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 II. Pestalozzi hatte seine Frau während einiger Tage auf dem Neuhof besucht. Offenbar hatten Pestalozzis Mitarbeiter die Rückkehr Anna Pestalozzi-Schulthess’ (1738–1815, ⇒ Nr. 3) nach Yverdon erwartet, da sie sich seit April 1814 in Zürich und auf dem Neuhof aufgehalten hatte. III. Z. 10 Z. 11
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Vogel: David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a schriebe: Brief von David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) an Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) vom 17. Oktober 1814 (ZB Zürich, Ms Pestal 1550.3/II/VII). Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Fr[au] Hausser: Elisabetha Hauser-Steffan (1776–1815) war die zweite Frau des Wädenswiler Gerbers Johannes Hauser (1776–1841, ⇒ Nr. 1383), mit welchem sie sieben Kinder hatte. Sie starb kurz nach der Geburt ihres jüngsten Kinds Rosalie (*/†1815). Brief: scheint nicht erhalten zu sein Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
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Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Papa: David Esslinger (1779–1828) ⇒ Nr. 1133 d Sohn Esslinger: Melchior Esslinger (1803–1855) aus Zürich lebte von 1823 bis 1834 als Kaufmann in Paris und heiratete 1837 Ottilia Hölder (1812–zw. 1885 und 1889) aus Stuttgart. Esslinger war zwischen 1834 und 1839 sowie zwischen 1845 und 1848 Mitglied des Grossen Rates, Mitglied des Erziehungsrates (1835–1839, 1846–1849), sowie zeitweise Mitglied des Regierungsrates. Sophie: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Der Antwortbrief Pestalozzis (PSB IX, Nr. 3824) lässt darauf schliessen, dass es sich bei Sophie um ein Mitglied aus dem familiären Kreis gehandelt hat, allenfalls auch um eine vertraute Magd oder ein Dienstmädchen. Fr[au] Seiler: Frau Seiler ⇒ Nr. 837 Liesbeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594
1449 a. Jean François/Franz Barraud Herbst 1814 ? [Reg.] Barraud kündigt die Rückzahlung seiner Schulden an.
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PSB IX, S. 207.12 ff. Sacherklärung I.
Jean François/Franz Barraud (1777–1830) ⇒ Nr. 987 II. Am 4. Dezember 1814 beklagte sich Pestalozzi in einem Brief (PSB IX, Nr. 3846) an Jean François/Franz Barraud (1777–1830, ⇒ Nr. 987), dass er entgegen seiner schriftlichen Ankündigung seine Schulden noch nicht beglichen habe. Da Barraud schon 1807 als Lehrer nach Bergerac (Dordogne) gewechselt hatte, ist es grundsätzlich auch möglich, dass diese Ankündigung Barrauds nicht im Herbst 1814 sondern schon sehr viel früher verfasst worden war, ohne dass allerdings Pestalozzi auf das Ausbleiben der Zahlung reagiert hätte.
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Es hat mich unendlich gefreut, theurer lieber Vater aus Ihrem letzten Brief, und dem von M[a]d[emoise]lle Rey zu ersehen, dass Sie in der beschwerlichen ökonomischen Leitung Ihres grossen Hauses, durch diese würdige Freündin so kräftig, u[nd] mit so gutem Erfolg unterstützt werden. Niemand freut sich herzlicher u[nd] inniger darüber als ich, da hierdurch der Abend Ihres Lebens erheitert, und Ihre Thätigkeit, der Leitung des pädagogischen Theils der Anstalt, und der Ausführung Ihrer wohlthätigen Ansichten über Erziehung vorzugsweise erhalten wird. Ohne Zweifel wird die glückl[iche] Umwälzung unserer politischen Lage, viele Ältern an die sorgfältige Erziehung ihrer Kinder mit mehr Nachdruck denken lassen, die Anzahl Ihrer Zöglinge wird sich mehren, ihre Hülfsquellen werden dadurch erweitert werden, so wie die Möglichkeit nun auch eintrit, von Ihren litterarischen Arbeiten allen Vortheil zu ziehen. Alles das zusammengenommen, mit der Hoffnung, dass in dem ruhigen Stand des Friedens, die Lebensmittel einen mässigen Preis nicht übersteigen werden, lässt eine völlige Ausgleichung Ihres Passiven und Activen Vermögenszustandes herbeyführen, der Ihnen, und den Lehrern Ihres Hauses eine ruhige heitere und segensreiche Thätigkeit gewähren wird. Mein Schicksal hat nun auch seitdem ich Ihnen das letzte mahl schrieb eine eigne Wendung genommen. So bald neml[ich] unser Corps zurückgekommen war, u[nd] aufgelöst werden sollte, bat ich um meine Entlassung da ich nicht weiter nutzen konnte, die mir auch von dem General Gouvernement, in sehr ehrenvollen Ausdrücken ertheilt wurde. Nach meinem Wunsch ganz in der Nähe meiner Familie zu leben, machte ich Anstalten in Heydelberg mich anzusiedeln, als der Comandeur eines unserer Batallione der trefl[iche] Graf von Ingelheim, mit dem ich während des Feldzugs in den intimsten Verhältnissen lebte, mir zuredete, die Vollendung der Erziehung der 2 Söhne des regierenden Fürsten von Ysenburg zu übernehmen, wovon der Erbprinz 17 Jahr alt ist, u[nd] bereits die letzte Campagne mitgemacht hat, der jüngste aber 12 Jahre zählt. Ich hatte gar keine Lust mich von neuem zu binden, und wies den Antrag ab, allein das Vertrauen das man mir, blos auf Ingelheims Wort bewiess, und das Zureden meiner Freunde, bewogen mich auf 6 Monathe mich verbindlich zu machen, u[nd] so lebe ich seit 2 Monathen hier
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auf einem fürstl[ichen] Schloss, im Vogelsberg, u[nd] habe meine neue Laufbahn begonnen. Meine beyden Zöglinge, sind in allem Wissen ganz ausserordentl[ich] für ihr Alter zurück, u[nd] an Selbstthätigkeit, und Ausdauer gar nicht gewöhnt, dass eine grenzenlose Geduld und Beharrlichkeit dazu gehört, etwas auszurichten. Indessen habe ich das Vergnügen, dass es doch vorwärts geht, und denke das Ziel das ich mir vorgesetzt habe nicht zu verfehlen. Da die Fürstin seitdem ich hier bin, abwesend u[nd] bey dem Congress in Wien ist, um das Interesse ihres Hauses wahrzunehmen, da der Fürst durch das Podagra fast ganz gelähmt ist, so kann ich über meine Lage, u[nd] ob ich über die versprochnen 6 Monathe, mich der Erziehung der Prinzen unterziehen werde, nicht entscheiden. Ich bin gar nicht Willens, mir ausser den häufigen Schwierigkeiten, der Erziehung von Kindern dieses Standes, auch noch Hindernisse von Seiten der Mutter in den Weg legen lassen, sollte diess der Fall seyn, so bin ich fest entschlossen nicht hier zu bleiben, worüber ich mich auch ganz freymüthig erkläre. Ich habe sehr viel Arbeit, theils mit dem Unterricht u[nd] der Erziehung meiner Zöglinge, theils durch die Hülfe die ich dem Fürsten in seinen Geschäften leiste, indem ich die Stelle eines Cabinetsecretärs, wenigstens in Sachen von Bedeutung nebenbey versehe. Ich thue diess gerne, da mir dergleichen Arbeiten nicht schwer fallen, u[nd] da es mir Gelegenheit verschafft, manches Gute zu bewirken, indem ich mit dem Fürsten auf dem allerfreundschaftlichsten Fuss lebe, wodurch mein Einfluss auf die Erziehung, unendl[ich] erleichtert wird, jedermann weiss, dass was ich will, durchgeht, und meine Zöglinge, wagen es nicht ihren Rang u[n]d ihren Eigensinn mir entgegen zu stellen, da ich als Freund ihres Vaters, und nicht als besoldeter Beamter da stehe. Als Zeichen der Zufriedenheit hat mich der Fürst, zu seinem Hofrath ernannt, mir die Decoration des fürstl[ichen] Hausordens ertheilt und ausserdem so ausgezeichnet dass mancher Beamter der Jahre lang angestellt ist, in der Stille eifersüchtig ist. Nichts desto weniger sehne ich mich nach Ruhe, Stille, u[nd] Zurückgezogenheit, und nur das Gefühl der Pflicht, u[nd] nicht Wohlgefallen an äusserem Glanz bequemerem Leben, u[nd] reichlicherem Einkommen bestimmt mich allenfalls diese Laufbahn über die 6 Monath fort zu betretten. Bleibe ich hier, so habe ich in etl[ichen] Jahren ganz gewiss die Freude Sie in der Schweiz zu besuchen, da man mir auf diesen Fall, sehr angenehme Reisen mit meinen Zöglingen versprochen hat. Und welche könnte mir angenehmer seyn, als Sie mein lieber theurer Vater gesund u[nd] wohl, im heitern Kreise der Ihrigen zu sehen, Gott gebe dass mir noch einmahl dieser Genuss zu Theil
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werde. Meine beyde Schüler werden für den Soldatenstand gebildet, der Erbprinz wird in Ostreichische der 2te in Bayrische Dienste treten, wo ihnen schon Stellen zugesagt sind. Es scheint also dass ich bestimmt bin nur Söhne des Mars zu bilden, da Brami sich auch ganz für den Soldatenstand bestimmt hat, u[nd] wirkl[ich] vom König von Preussen, als Oberlieutenant, in dem 2ten Brandenburger Infantrieregiment angestellt worden ist. Seit 6 Wochen befindet er sich in Luxenburg in Garnison. Er kann eine schöne Laufbahn machen, da der König ihn persönlich gesprochen hat, u[nd] sein Wohlwollen dadurch bezeugte dass er ihn sogleich zum Oberlieutnant ernannte, ein Grad den verdiente junge Männer, nach 8–10jahrigem Dienst erst erlangen. Nun leben Sie wohl mein theurer Vater, u[nd] empfehlen Sie mich allen meinen Freunden, die sich meiner erinnern, u[nd] geben Sie recht bald gute Nachrichten von Ihrem Befinden, u[nd] dem Fortgang Ihrer menschenfreundl[ichen] Unternehmung Ihrem Sie ewig verehrenden E[lias] Mieg PS. Den Brief adressiren Sie nach Offenbach, von wo die Boten die Briefe hieher 12 Stunden von Offenbach überbringen.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 225/5 Bogen, 250 x 205 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 6 Z. 31 Z. 87 Z. 93 Z. 101
Oct[ober]: lateinische Schrift M[a]d[emoise]lle Rey: lateinische Schrift in Heydelberg Brami: lateinische Schrift Wohlwollen E[lias] Mieg: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Elias Mieg (1770–1842)
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169 II. Pestalozzi hätte Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) gerne als ökonomischen Leiter seiner Anstalt verpflichtet, eine Aufgabe, welche dieser allerdings mehrmals ablehnte (⇒ Nr. 1361). Wie aus dem Brief deutlich wird, war er aber unterdessen zur Überzeugung gelangt, dass die ökonomischen Probleme gelöst werden könnten, nicht zuletzt dank der Stabilisierung der politischen Lage in Europa nach der Niederlage Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580), was auf eine Vergünstigung der allgemeinen Lebensmittelpreise sowie auf einen vermehrten Zustrom von Schülern hoffen liess. III. Z. 4 Z. 6 Z. 6 Z. 8 Z. 25 f. Z. 33 Z. 35
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Birstein: Gemeinde in Hessen Brief: scheint nicht erhalten zu sein M[a]d[emoise]lle Rey: Jeanne Ray ⇒ Nr. 979 Freündin: Damit dürfte wohl ebenfall Jeanne Ray (⇒ Nr. 979) gemeint sein. letzte mahl schrieb: ⇒ Nr. 1424 b von Ingelheim: Reichsgraf Friedrich Carl Josef von Ingelheim, genannt Echter zu Mespelbrunn (1777–1847) ⇒ Nr. 1154 2 Söhne: Wolfgang Ernst III. (1798–1866) und Viktor Alexander zu Ysenburg und Büdingen (1802–1843). Wolfgang Ernst wurde 1814 zur Erlernung militärischer Kenntnisse unter die Obhut seines Onkels gestellt, der Generalmajor an der Festung Mainz war. Von 1816 bis 1818 hielt er sich mit seinem Erzieher Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) und seinem Bruder Viktor Alexander in Lausanne auf, ab 1818 studierte er an der Universität Göttingen Staatswissenschaften und wurde nach dem Tod seines Vaters Carl Friedrich Ludwig Moritz zu Ysenburg und Büdingen (1766–1820, ⇒ Z. 35) dessen Nachfolger; er übernahm das Regierungsgeschäft aber erst 1823, beim Erreichen seiner Volljährigkeit. 1827 heiratete er die Gräfin Adelheid zu Erbach-Fürstenau (1795–1858), die Ehe blieb kinderlos. Viktor Alexander war mit seinem Bruder Wolfgang Ernst III. und ihrem gemeinsamen Erzieher Johann Elias Mieg von 1816 bis 1818 zu Bildungszwecken in Lausanne, ab 1818 studierte er, ebenfalls wie sein Bruder, an der Universität Göttingen, 1822 trat er in Königlich Bayerische Militärdienste, 1831 zog er sich ins Privatleben zurück. 1836 heiratete er die Prinzessin Maria zu Löwenstein-WertheimRosenberg (1813–1878), mit der er drei Kinder hatte. regierenden Fürsten: Fürst Carl Friedrich Ludwig Moritz zu Ysenburg und Büdingen (1766–1820) besuchte von 1781 bis 1873 die Colmarer Militärakademie von Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809, ⇒ Nr. 257), danach trat er ins österreichische Heer ein und war bis zu seinem dortigen Austritt als Oberstleutnant im Jahre 1794 an Feldzügen gegen die Türken und Frankreich beteiligt. 1795 heiratete er die Gräfin Charlotte Auguste zu Erbach-Erbach (1777–1846, ⇒ Z. 49), nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1803 die Regierung des Fürstentums Ysenburg. 1806 trat er dem Rheinbund bei, warb um ein Fremdenregiment für Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) und zog als dessen Offizier mit diesem Regiment zunächst gegen die Preussen, dann rückte er damit bis nach Spanien vor. Aus gesundheitlichen Gründen (⇒ Z. 51) verliess er 1809 den Kriegsdienst und begab sich nach Paris, kehrte 1811 in seine Heimat zurück, die er 1813 in Richtung Schweiz wieder verlassen muss-
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te, da der Rheinbund zusammenbrach und sein Land mediatisiert und dem Frankfurter Generalgouvernement unterstellt wurde. 1815 kam das Fürstentum unter österreichische Hoheit, 1816 wurde es zwischen Kurhessen und Hessen-Darmstadt geteilt; aus dem Fürsten Carl Friedrich Ludwig Moritz zu Ysenburg und Büdingen wurde ein Standesherr. Fürstin: Gräfin Charlotte Auguste zu Erbach-Erbach (1777–1846) heiratete 1795 Fürst Carl Friedrich Ludwig Moritz zu Ysenburg und Büdingen (1766–1820, ⇒ Z. 35), bekam sechs Kinder und übernahm während der Abwesenheit ihres Mannes die Regierung des Landes. Nach seinem Tod leitete sie bis 1823, bis zur Volljährigkeit dessen Nachfolgers, des ältesten Sohnes Wolfgang Ernst III. (1798–1866, ⇒ Z. 35), als Vormund die Geschäfte des Fürstentums, danach zog sie sich ins Privatleben zurück. Podagra: Gicht im Grosszehengrundgelenk Brami: Abraham (Brami) Ludwig Heinrich Jakob von Willemer (1794–1818) ⇒ Nr. 948 König: König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840) ⇒ Nr. 568
1450 a. François Meystre 26. Oktober 1814 5
[Reg.] Meystre bewirbt sich als Drucker, weil er gehört hat, dass Pestalozzi jemanden sucht.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 203.21 ff. Sacherklärung I.
François Meystre konnte nicht näher bestimmt werden.
1450 b. Jean Mathieu Lacoste Herbst 1814 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 215
171 Sacherklärung I. Jean Mathieu Lacoste konnte nicht näher bestimmt werden. Möglicherweise ist er Teil der Familie Lacoste, die aus Vielleségure-Bearn (Pyrénées-Atlantiques) stammt und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Spanien auswandert, vornehmlich in die andalusischen Städte Cadiz und Jerez de la Frontera. Dort erwerben sie häufig Grund und Boden und sind als Gross- oder Detailhändler und vor allem im Weinhandel tätig. Jean Lacoste wird später Teilhaber der in London ansässigen Firma Tastet, Lacoste & Co. (⇒ Nr. 1454 a). Mehrere Familienmitglieder, unter anderem Bernardo Lacosta (*um 1750), Mateo Lacosta (*um 1763), Juan Beltran Lacoste (*um 1762) oder Juan Lacoste y Laborde, erhalten in den 1790er-Jahren das Bürgerrecht oder werden als Hidalgo (niederer spanischer Adel) anerkannt. Gleichwohl verbleiben die Lacostes häufig im Kreis der französischen Einwanderer, zum Teil verheiraten sie sich mit anderen französischen Einwanderern. Ihr Aufstieg zur politischen Teilhabe, etwa als Mitglieder im Rat von Cadiz, bleibt lange Zeit umstritten.
1450 c. François Lacombe Herbst 1814 [Reg.] Lacombe interessiert sich für eine Anstellung als Lehrer.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 204.31 ff. Sacherklärung I.
Damit ist möglicherweise François Lacombe (1765–1832) gemeint, der um 1790 als Pfarrer nach Quingey (Franche-Comté) kommt und dort für einen Skandal sorgt, weil er 1793 als erster Priester heiratet. II. François Lacombe (1765–1832, ⇒ Sacherklärung I.) dürfte wahrscheinlich eher nicht nach Yverdon gekommen sein. Pestalozzi hatte nämlich in seinem Antwortschreiben darauf hingewiesen (PSB IX, Nr. 3839), dass sich die zukünftigen Lehrpersonen zuerst während einiger Monate mit der Methode vertraut machen müssten, um sie anschliessend anwenden zu können. Da diese Einarbeitungszeit als «Lehrzeit» angesehen wurde und deshalb nicht mit einer festen Anstellung verbunden war, schätzte er diese Ausbildung als nicht vereinbar mit Lacombes Rolle als Familienvater ein.
172 1450 d. Borel et Compagnie Herbst 1814 5
[Reg.] Borel et Compagnie erkundigt sich im Auftrag mehrerer englischer Familien nach den Aufnahmebedingungen des Instituts in Yverdon.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 207.26 ff. Sacherklärung I.
Die Firma Borel et Compagnie aus Neuchâtel ist im Leder- und Stoffhandel, der Metallindustrie, Giesserei und Uhrenindustrie tätig. Unter der Leitung von Erhard III. Borel (1714–1785) und seiner Schwester Judith (*1716) steigt die Firma Mitte des 18. Jahrhunderts auch in die Papierfabrikation ein und übernimmt die Papierfabrik von Serrières (Kt. Neuchâtel). Bis 1819 leitet Erhard IV. Borel (1757–1827) die Papierfabrik, 1819 übernehmen seine Söhne Erhard V. (1793–1861) und Jean Antoine Charles (1800–1873) diese Aufgabe. III. Z. 4
englischer Familien: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte.
1450 e. Claude-Julien Bredin 2. November 1814 5
[Reg.] Bredin erkundigt sich nach den Aufnahmebedingungen und dem pädagogischen Konzept der Anstalt in Yverdon.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 204.5 ff. Sacherklärung I.
Claude-Julien Bredin (1776–1854) aus Lyon erlangt bereits als 15-Jähriger sein Diplom als Tierarzt, schliesst sich danach kurzzeitig der französischen Revolutionsarmee an und erteilt ab 1795 Anatomieunterricht an der École Vétérinaire, die von seinem Vater Louis Bredin (1738–1813) geleitet wird. Nach dessen Tod zum Direktor der Schule aufgestiegen, wird Claude-Julien Bredin, der engen Kontakt zum Mathematiker
173 André-Marie Ampère (1775–1836) und zum Schriftsteller Pierre-Simon Ballanche (1776–1847) pflegt, zu einer bekannten Grösse in der gelehrten Gesellschaft Lyons. Er steht bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1835 der Tierarztschule vor und stirbt in Nizza.
1451. Ioannes Antonios Kapodistrias 18. November 1814 A Monsieur Pestalozzi à Lausanne. 5
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Vienne le 6/18 9ber 1814. Monsieur En vous transmettant ci-incluses les marques que Sa Majesté L’Empereur mon Auguste Maitre a desiré vous donner de Sa bienveillance, C’est à votre Patrie, à votre institut que je crois devoir adresser mes felicitations, plus qu’a vous même. Les dictinctions ne sauroient être par elles mêmes, le prix d’une entreprise telle que la vôtre, marquée du Sceau d’une philantropie éclairée et de la veritable grandeur. La passion du bien qui vous anime, doit nécessairement exclure toutes celles qui font agir le commun des hommes. Mais le temoignage de l’estime d’un Prince plus grand par ses vertus que par Sa puissance a pour but, d’honnorer une invention utile dans la Personne de son Auteur, de faire apprecier à tous ceux qui travaillent dans le même esprit, toute L’importance des services qu’il rend à L’humanité, et des resultats que l’on a droit d’en attendre. Sa Majesté L’Empereur ne se borne pas à manifester sa bienveillance; elle desire que par une coopération plus étendue et plus universelle vos découvertes dans la science de L’Education de L’homme soyent géneralement mises en pratique. En mon particulier, Monsieur je m’estimerai heureux, toutes les fois que je pourrai contribuer aux Succés d’une institution que j’ai été dans le cas d’admirer de prés, et dans toute la beauté de ses détails. Il me serait infiniment agréable de pouvoir vous prouver ainsi la Sincerité des sentimens d’estime et de consideration avec les quels j’ai L’honneur d’etre Monsieur Votre tres humble et tres obeissant Serviteur Le Comte Capodistria
174 à Monsieur Pestalozzi, de Lausanne. – Vienne le 4/16 Novembre 1814.
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Monsieur, La méthode d’enseignement, consignée dans Vos ouvrages, et mise en pratique dans l’institut d’éducation dont Vous êtes le fondateur, m’a constamment parue propre à répandre les véritables connoissances et à former des instituteurs éclairés. M’étant fait rendre compte des résultats que Vous obtenés journellement, j’ai été à même d’apprécier toute l’utilité de Vos occupations. Il m’est agréable de pouvoir Vous donner une marque signalée de l’interêt que m’inspire une vocation aussi respectable, en Vous créant Chevalier de l’ordre de S. Wladimir de la quatrième Classe, dont je Vous transmets la décoration, que j’accompagne de l’expréssion de ma Considération pour Vous. – Alexandre.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 49/3 (H1) und Ms Pestal 50, 49/3 a (H2) Bogen, 195 x 235 mm (H1) und 114 x 190 mm (H2) eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–33 Z. 7 f. Z. 8 Z. 8 Z. 16 Z. 20 Z. 34–47
H1 que Sa Majesté L’Empereur: grössere Schrift Auguste Maitre: grössere Schrift Sa: grössere Schrift Sa: grössere Schrift Sa Majesté L’Empereur: grössere Schrift H2 Sacherklärung I.
Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831) ⇒ Nr. 1387 II. Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831, ⇒ Nr. 1387) war 1809 in den Dienst des russischen Zaren getreten und wurde 1813 als Sondergesandter in die Schweiz geschickt. Pestalozzi hatte sich schon im Dezember 1813 mit der Bitte um Unterstützung an ihn gewandt, da Zar Alexander I. von Russland (1777–1825, ⇒ Nr. 520) ein Lazarett im Schloss Yverdon einrichten wollte, was wohl das Ende für Pestalozzis Institut bedeutet hätte. Die Intervention war erfolgreich und Pestalozzi wurde für
175 seine Verdienste mit dem St. Wladimir-Orden bedacht. Die offizielle Urkunde wurde allerdings erst am 24. September 1826 ausgestellt und Pestalozzi mit einem Brief von Johannes Herzog von Effingen (1773–1840, ⇒ Nr. 607) vom 9. Januar 1827 übermittelt. III. Z. 7 Z. 7
marques: ⇒ Z. 34–47 Sa Majesté: Alexander I., Zar von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520
1452. Heinrich Remigius Sauerländer 19. November 1814 [Reg.] Sauerländer bestellt 12 Exemplare von Hennings Geografie.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 208.5 f. Sacherklärung I.
Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847) ⇒ Nr. 1084 III. Z. 4
Hennings Geografie: Johann Wilhelm Mathias Henning: Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie, besonders für Eltern und für Lehrer in Elementarschulen. Yverdon 1812
1453. Peter Friedrich Theodor Kawerau 27. November 1814 An Herrn Pestalozzi. 5
Elbing, den 27sten Wintermonat 1814
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Schon recht lang wart ich auf Nachricht von Ihnen, lieber Vater, und den Ihrigen, und hätte gerne etwas nur von Ihnen gewusst, aber seit ich aus Schaffh[ausen] bin, hab’ ich nichts von da erfahren. B a r b a r a J e z l e r reiset jezt zu B u r k h a r d ab, drum muss sie den Brief mitnehmen. Burkhard wird Ihnen über seine Heirath und Stel-
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lu[n]g gewiss mehr schreiben, drum sag’ ich nichts, als dass ich mich dieser Veränder[un]g herzlich freue. – Kurz zur Sache, ich will Ihnen sogleich weiter über mein hiesiges Thun berichten. Bis so weit wissen Sie, dass ich in der hiesigen polnischen Kirche Schule hielt. Da gings nun recht gut, ich richtete alles ein und blieb bis Michael darinnen. Nun nahte sich der Herbst, wo ich in ein wärmeres Zimmer musste. Ich hatte deswegen schon mehrere male an den Rath geschrieben, aber der gewohnten Langsamkeit der Behörden zu Folge keine Antwort erhalten. Endlich zum 3ten Weinmonat, beschloss ich eine ganz unvorbereitete öffentliche Prüfu[n]g zu halten, und die Stunden für die Kirche aufzusagen, ohne zu wissen, wo ich hin sollte, weil ich hoffte, durch diesen Gewaltstreich desto eher ein Zimmer zu erhalten, indem ich alle Aeltern auf meiner Seite hatte, und sicher war, dass diese dem Rath würden getrieben haben sich zur Hergabe eines Zimmers zu bestimmen. Ich wollte die Prüfung wirklich als Prüfu[n]g halten, und dabei sie als Gelegenheit benutzen, der Bürgerschaft meine Ansichten über eine Elementarstadtschule und meine Zwecke darzulegen. Deswegen lud ich die Herrn Schulaufseher, und sämmtliche Aeltern der Schüler und sonstige Freunde des Unterrichts ein. Der Bürgermeister (der gute Oberbürgermeister war vor 3 Wochen schon begraben) den ich persönlich einlud und dabei um ein Zimmer für den Winter wiederholt bat, in dem ich sonst erklärte ich müsse die Schule aufgeben, sagte, ein Zimmer wisse man nicht zu finden, Geld wolle die Stadt vielleicht geben, ich solle aber dafür selbst für die Gelegenh[ei]t sorgen. Genug, am Montag fanden sich meine Zuhörer zahlreich ein, so dass die halbe Kirche voll war; das war mir erwünscht. Um die Leute zu belehren in Sachen, die sie nicht recht fassen, ist nun meiner Erfahrung nach Polemik das beste Mittel; nämlich man muss in seiner Belehru[n]g von den Meinu[n]gen der Menschen ausgehn, ihnen das Unstatthafte davon zeigen, durch Beispiel u[nd] d[er]gl[eichen] und sie so allmählig zu einem Grundsatz bringen; denn der Grundsatz, von dem man sonst in der Belehrung ausgehn könnte, fassen sie meistens Anfangs nicht. Zu dem Zweck nun, meine Leute so zu belehren hatte ich im Stillen die Einwürfe gegen meine Schule die hin und her verlauteten, gesammelt, ohne damals darüber zu reden, ich hatte ferner Einwürfe entworfen, die ich selbst nicht gehört hatte, die aber der durch das hiesige Gymnasium verbreiteten Denkungsart über den Unterricht angemessen waren, und ohne ausgesprochen zu seyn in vieler Gemüthe gelegen haben mögen. Die Beantwortu[n]g dieser Einwürfe war nun die Hauptsache meiner Prüfung. Ich sprach über ¾ Stunden lang
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ganz auswendig und aus dem Kopf mit ziemlicher Wärme und ziemlicher Würku[n]g, ein Paar Stellen aus der Lenzburger Rede las ich vor: ich blieb stets bestimmt fest beim Zweck meiner Schule stehen, bat jüngst, man solle meine Schule nicht danach beurtheilen, was sich jeder davon denke, sondern mich fragen, was mein Zweck sey, und dann diesen prüfen und sehen, ob ich Mittel anwende ihn zu erreichen, dabei berührte ich kurz das elende Wesen der meisten Elementarschulen um es recht deutlich zu machen. – Dann sagte ich: man werde am besten meinen Zweck beurtheilen können, wenn ich die gemachten Einwürfe beantwortete, weil diese ziemlich das Wesen der Schule betrafen. Die Einwürfe betrafen nun vorzüglich 1. den Rechenunterricht, dass die Kleinen nicht grosse Zifferrechnung machten, u[nd] d[e]rgl[eichen] 2. den Sprachunterricht, dass ich nicht so viel Zeit dem Lesen widme, dass ich nicht Declinationen u[nd] Conjugat[ionen] übe, u[nd] d[er]gl[eichen] 3. dass ich den Kleinen nicht viel schriftliche Arbeiten aufgäbe, 4. dass die Kinder nicht sogleich nach Noten sängen – und einges anderes der Art. Wie ich dieses nun beantwortete, können Sie sich ja leicht vorstellen; ich kam dabei tüchtig auf die Eitelkeit der Aeltern, auf das Prunken und Glänzen in Gesellschaften mit den Kindern zu reden und ward, da alles frei aus dem Kopf ging dabey recht schwitzig; ich nahm stets Rüksicht auf die Missbräuche des Gymnas[iums] ohne es zu erwähnen (der Director und ein Lehr[er] war zugegen), sprach von der Gewissenhaftigkeit des Lehrers im Unterricht, die daselbst sehr fehlt, von dem unatürlichen Abrichten u[nd] d[er]gl[eichen]. Nun zeigte ich weiter, wie ich nichts auf den Schein halte, also auch keine Probearbeiten zum Examen hätte machen lassen, wie ich die Kinder in ihrem Leben zeigen wollte, wie ich den Ehrgeiz nicht durch Rangstreiten befördern wolle, also die Sache und nicht der Rang das sei, was meine Kinder triebe, (und ich konnte dies mit Recht behaupten) wie ich nicht die Aufpasserei des einen über den andern befördern, sondern einen dem andern helfen lasse; dass aber dabei gar nicht blos auf das Besser können, sondern auf die moralische Kraft des Nachhelfers eben so sehr gesehn werde, dass ich keine stolzen Kinder zur Hülfe brauche, ferner, wie ichs im Religionsunterricht halte, dass ich die Kinder dieses Alters darin nicht im Wort prüfen könne, sondern dass diese Prüfung Sache der Aeltern im Betragen der Kinder sey, u[nd] d[er]gl[eichen]. Diese Rede wirkte tüchtig, sogar auf die Gesichtsfarbe vieler Menschen, die sich stark getroffen fühlten, als sie aus war, nahm ich eine 2stündige Prüf[un]g vor, im Buch der Mütter, Satzveränderung, Lesen im Chor, Rechnen, Zeichnen nach Dictiren und Singen, zur
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augenscheinlich grossen Zufriedenheit aller Zuhörer, die das freie offne Betragen der Kinder, die ganz unvorbereitet zur Prüfung kamen, frei und unbefangen, wie in den gewöhnlichen Schulstunden antworteten, so zutraulich mit mir waren, dass mich viele duzen sehr bewunderten. Nach Beendung der Prüfung zeigte ich nun öffentlich der Versammlung an, dass ich schon ein Paarmal den Rath um ein Zimmer gebeten, noch keinen Bescheid erhalten hätte, dass ich aber sicher darauf rechnete spätestens in 2 Tagen ein Zimer angewiesen zu erhalten und dann in etlichen Tagen meine Schule wieder anzufangen indem ich in der kalten Kirche nicht länger Schule halten wolle, um die Gesundh[ei]t der Kinder nicht aufs Spiel zu setzen. Die Schulherren dankten mir herzlich am Ende der Prüfung, so auch viele Bürger, und den Tag darauf wies mir der Bürgermeister sogleich Morgens ein Haus an, darin ich mir aus 4 Zimmern wählen durfte, und das nöthige Brennholz zum Heizen ward mir auch von der Stadt angefahren – So halt ich jezt Schule, dass es mir eine rechte Lust ist, die Aeltern beweisen mir auf alle Art ihre Liebe und Zuneigung und sind der neuen Methode recht zugethan worden. Die Kinder sind thätig u[nd] lustig, arbeiten zu Hause die Arbeiten ohne Aufgabe, g[e]nug die Methode zeigt auch hier ihre Wirkung. Alle Sonntage halte ich Gottesdienst mit meiner Schule, das freut die Bürger u[nd] die Kinder gleich stark. Ich steh nun im offenbarsten Gegensatz mit dem hiesigen Gymnas[ium] u[nd] seiner ganzen Art des Unterrichts, zu mal auch im religiösen, und die Humanisten thun ihr möglichstes mich ordentlich zu verklatschen, u[nd] thun dies, da es ihnen hier niemand glaubt, in andern Städten. Aber das kümmert mich nichts, die Aeltern u[nd] Kinder haben mich lieb, sie sehen, dass die Kinder gut werden, tüchtig lernen, u[nd] froh sind – Mit der Schule bin ich aber auch von Morgens um 7 – Abends um 7½ Uhr theils lehrend, theils arbeitend beschäftigt, viele Kleine, die im Somer zu schreiben anfingen, machen jezt schon zu Hause schriftliche Aufgaben; g[e]nug, alle Zweige des Unterrichts gehn ordentlich vorwärts. Die Sprachübungen nach dem Buch der Mütter sprechend und schreibend zu Hause, sprechen die Kinder sehr an, vorzüglich gern machen sie Satzveränderungen über bestimmte Sätze, wo der Inhalt gegeben ist und die Form verlangt wird. Die schri[f]tlichen Ausarbeitungen sind gleiches Inhalts, als die Sprechstunden; durch die Wahrnehmungen ihrer Sinne führe ich die Kinder in sich selbst und ihre Umgebungen ein. Dies spricht sie sehr an und geräth sehr gut. Da jezt die Schule erst eingearbeitet ist, geht alles viel schneller vorwärts, der Grund ist gelegt und nun baut man leicht weiter. Die religiöse Entwicklu[n]g meiner Kinder freut mich
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am meisten; brüderliche Liebe und Hülfe zu leisten findet sich unendlich viel Gelegenh[ei]t, die Gebete und Gesänge die ich halte wirken herrlich. Der kindliche Glaube zeigt sich in seiner schönsten Blüthe in vielen meiner Kinder; die Bibel ist der eigentliche Grund meines Unterrichts; ich finde so viel religiöse Anknüpf[un]gspunkte im Leben, und so viel Kindliches in der Bibel, als ich nicht geglaubt hätte, ehe ich damit anfing. Je mehr ich suche, desto mehr offenbart sich täglich. Die Führu[n]g Gottes in ihrer Uebereinstim[m]u[n]g mit dem väterlichen u[nd] mütterlichen Betragen der guten Aeltern in allen einzelnen Fällen des Lebens zeigt sich so deutlich auch den kleinen Kindern. Es sind meine glücklichsten Stunden wo ich mich über dieses mit den Kindern unterhalte, wo ihr liebliches Gemüth überall vorbricht – Das Buch der Mütter behält für die Kinder ihren fortwährenden Reiz – Ueber das Rechnen hab’ ich diesen Winter in Iferten manches gesagt. Zum Lesenlernen brauch ich jezt, so bald ich die Kinder mit den Buchstaben bekannt gemacht habe ihr Buchstabirbuch und dann den Tillich. Die Aeltern sind im Ganzen so vernüftig und muthen mir grösstentheils nicht zu, dass die Kinder schnell lesen lernen sollen. So treib ichs langsam um nicht den wichtigern Gegenständen Zeit zu entziehn, und verbinde es zu gleich mit dem Schreiben, so dass, wenn die Kinder lesen, sie auch alles sogleich ordentlich schreiben können, und eben so sogleich ziemlich nach dictiren. Dies macht den Aeltern vorzüglich recht grosse Freude; so wie das Zeichnen, wo sie am meisten die Kraft der Kinder, grosse Figuren nach dictiren zu zeichnen, bewundern; zu dieser Uebung, zugleich einigermassen mit den Maassverhältnissen und dabey zur Regelmässigkeit verbunden, hab’ ich wochentlich eine besondre Stunde bestimt. Es ist starke Uebu[n]g zugleich für die Redekraft. So verbind ich auch noch das Zeichnen meistens mit Auswendiglernen mit gutem Erfolge. Besuche von Zuhörern, obgleich sie selten sind, zerstreuen meine Kinder gar nicht und da es mir die Umstände nothig machten ein paar mal eine Stunde aus der Schule abwesend und auf dem Rathhause zu seyn, so hab’ ich gesehn, dass die Schule, ohne einen Aufseher zu haben, u[nd] ohne dass ein Knabe zum Aufpassen ernannt wäre, treu, fleissig und ruhig arbeiteten. Sie sagen dann: «wir wollen jeder auf uns selbst aufpassen», so gehts stets am Besten … Die Kleinen helfen einander im Reden- Lesen- und Rechenuntericht. Alle arbeiten zu Hause sehr gerne, ohne dass ich es ihnen aufgebe. – So stehts nun, und ich bin froh mit Aeltern und Kindern – das ist meine hiesige Schullage. Zeit habe ich wenig übrig. Zwei Rufe nach Memel habe ich ausgeschlagen.
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Hier am Armenhause ist jezt ein recht wackerer Lehrer angestellt, ein Freund der Methode, mit dem ich viel Umgang habe, auf den ich recht wirke, ein ordentlicher Mensch; aber mit der Direction des Hauses steh ich weiter nicht in viel Verhältnissen so brav die Bürger sind, so ist der erste Director des Hauses doch solcher Art, dass ich in ächt pädagogischer Rücksicht nicht viel mit ihm würde machen können. Der Untericht geht gut, die Aufsicht ist noch in den Händen von alten Unteroffiziren u[nd] vom Lehrer getrennt, da ist für mich nichts zu thun; sinnloser Ehrgeiz ist Hauptantrieb bei allem – Sonst wird viel Gutes gethan, so dass dies Haus jezt über 100 Kinder wenigstens zum Lernen und Arbeiten bringt, u[nd] für 200 Arme sorgt, so dass durchaus nicht ein Bettler hier zu treffen ist, das wahrhaft Menschliche wird bei den Kindern aber l e i d e r blos durch den Lehrer befordert – 3 merkwürdige Lehrer sind in Elbing: 1) ein Kandidat hält Privatschule, nachdem er wegen Onanirens mit den Gymnasiasten deren Lehrer er war, seines Amts entsetzt ist. 2) ein anderer Lehrer kam weil er seine 12jährigen Mädchen verführt hatte und gestohlen hatte, mit körperlicher Züchtigung ins Zuchthaus, u[nd] hat jezt wieder Schule mit 80 Kindern. 3. Ein junger verheiratheter Prediger in Ostpreussen schwängerte eine seiner Confirmanden, wurde also abgesezt, u[nd] ist jezt am hiesigen Gymnasium Lehrer der Kleinsten. – Ich begreife gar nicht, wie man das zulässt, u[nd] habe es alles nach Berlin gemeldet – die Erbärmlichkeit des Elementarunterrichts auf dem Gymnas[ium] ist erschrecklich; so wie auch in vielen Stücken die Sorglosigkeit der Lehrer. Aufgaben ohne Sinn, blosse Worte, sind an der Tagesordnung, Exercitien über Rinderbraten u[nd] Kalbfleisch mit Declination verbunden u[nd] d[er]gl[eichen]. – Ein Lehrer von einer höhern Klasse dictirt den Schülern im vollen Ernst. «D i e K i n d e r g e h n n i ch t g e rn e mi t d e n Vä te rn s p a t zi e re n » und erläutert ihnen noch ausdrücklich: warum? Was muss dieser Mensch für väterlichen Sinn haben! wie muss er mit den Schülern unväterlich umgehn, welche verkehrten Begriffe von den Bedürfnissen der kindlichen Natur muss dieser Mensch haben. Solcher Unsinn kommt oft vor. Die Herzensbildung ist gar nichts, alles geht in todten Formen zu Grunde, Herz u[nd] Gemüth. Will man mit den Lehrern von Pädagogik zu reden anfangen so brechen sie ab. – Alles geht nur handwerksmässig fort, auf Gelderwerb. Weil nun meine Schule dem Gymnas[ium] Kinder entzieht, so ist sie den Lehrern verhasst, u[nd] es ärgert sie, dass die Aeltern mir die Kinder lassen und nicht nach dem Gymnas[ium] schicken. Die Elementarbürgerlehrer sind zu besezt, können sich wenig ums Fortstudiren kümmern.
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Ein Paar Prediger sind aber recht wacker, und fördern das Werk der Elementarbildung, so viel sie können. Aber, ob ich gleich hoffte, hier eine kleine Schullehrergesellschaft zu Stande zu bringen, so glaube ich doch, dass dieses wegen Mangel an Zeit und Lust bei den Lehrern nichts werden wird. P r e d i g e r H ä b l e r in Marienburg hält jährlich dem Willen der Westpreussi[sch]en Regierung gemäss einen Kurs für die zusammenberufnen Schullehrer des Landes und der Städte auf 4 Wochen; seine Musterschule ist viel besser, wie die meisten andern Schulen, mancher Z e l l e r s c h e Formalismus ist darin, die Schullehrer lernen gut, sie benutzen die Lehrmittel, die sie lernen, aber es ist schade, dass dies nicht die besten sind. Der Mann selbst arbeitet fleissig und wenigstens viel besser als in den meisten andern Schulen gehts in den Schulen der Lehrer, die ein paarmal diesen Kurs besucht haben. – Vom Königsberg Institut hab ich wenig Nachricht, bin auch nicht da gewesen. B r a u n hat sich diesen Sommer in Berlin verheirathet, um wieder nach Köngisberg zu gehen, noch hab ich weiter keine Nachricht davon. So viel weiss ich wohl, dass dies Frühjahr die Uneinigkeit zwischen B r a u n und H a g n a u e r so stark war, dass selbst Zöglinge der andern Anstalten, die dort zum Besuch waren, sie bemerkten. Es scheinen sich sehr viel Persönlichkeiten in alle diese herrlichen Stiftungen zu mischen, also das rein Christlich häusliche Band zu stören, obgleich die Geistesbildu[n]g gut fortgieng. P r e u s s ist da gewesen; es hat ihm der Ton gar nicht gefallen. – Von R e n d s c h m i d t hiess es seit Winter, (N i c o l o v i u s sagte es mir) dass er als Lehrer an die Braunsberger Anstalt sollte, aber noch ist er nicht da; der dortige Commissarius der Anstalt ist Kaufmann u[nd] setzt einen rechten Ruhm ins Sparen; so wird nicht viel; die Lehrer selbst sind nicht recht für die Sache, sie sind zu weltlich – Aber in Karalene, im lieben Karalene beym guten P r e u s s war ich diesen Sommer. Da gehts gut. P r e u s s wirkt trefflich auf die Kinder. Der Director ist das Passivum in den meisten Stücken, sonst gut, aber eben deswegen ein Fehler, weil ein Director im Activum stehn soll – P a t z i g ist nicht ganz einig mit P r e u s s . Er ist ein sehr fleissiger Arbeiter, aber stimmt nicht ganz mit dem Geist der Anstalt. Meine Ansicht ist: dass P a t z i g weniger durch sich selbst, als durch andere und durch ausdauernden Fleiss ist, dass er deswegen auch stets etwas peinlich ängstlich, förmlich bleiben wird, bis etwa der rechte Geist durchbricht. So ist er förmlich tödtend das freie Selbstwesen in den Kindern; selbst aber peinlich gewissenhaft; im Lehren sehr fertig, aber seine Lieblingsfächer mit Uebergewicht
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treibend, in seinen Behauptungen (d[as] h[eisst] in den von andern aufgenommenen) oft recht paradox und unnatürlich, nicht consequent, eben, weils nicht eignes Erzeugniss ist. – Ausserdem scheint ihm Karalene nicht ganz zu gefallen. Nun bitte ich Sie, diese Mittheilu[n]g so zu benutzen, dass nicht etwa Missverständnisse dadurch entstehen. P r e u s s ist die rechte Mutter der Kinder. Ich nahm einen meiner Vetter von 14 Jahren dort hin mit mir, und beobachtete den Eindruck den jenes methodische Leben auf den verbildeten Gymnasiasten machte, u[nd] das Resultat war, dass er gerne, gerne da geblieben wäre. – Man hätte mich gerne zum Director in Karalene, da der jezige im August abgeht, P r e u s s wünschts sehr, der Director u[nd] ich bins auch sehr zufrieden; doch da jezt, wie Ihnen wohl D r e i s t oder H e n i g geschrieben hat, die Anstalt in Bunzlau zu Stande kommt, und man mich dort gern wieder hin will, und ich sehr sehr gerne dort hin will zu den Freunden, damit das alte Iferten Dreiblatt nicht zerrissen werde, so hab ich es D r e i s t geschrieben. N i c o l o v [ i u s ] u[nd] S ü v e r n wollen dazu helfen, u[nd] ich zweifle gar nicht an der Wiedervereinigung, die ich selbst recht wünsche, zum Sommer könnt’ es wohl werden; wenn mich die Regie[r]u[n]g nicht nach Karalene schickt, wo ich auch sehr gern hinziehe, denn ohne das wird Karalene wohl nichts werden, weil P r e u s s durchaus weg will, wenn ich nicht auch hinziehe. N i c o l o v [ i u s ] auch S ü v e r n haben mir sehr herrliche Briefe geschrieben, zumal N i c o l o v i u s , S ü v e r n nimmt sehr thätig Antheil. Ich bin auf alles gefasst, man sende mich hin, wo es nöthig ist, meine Pflicht hab’ ich gethan, ich muss Gott entscheiden lassen. Dass ich hier bleiben werde, daran zweifle ich, denn blos Elementarschule ohne Fortsetzu[n]g mag ich nicht halten, weil mit der Zeit das Gymnas[ium] alles verschlingt. Brächte ich eine Bürgerschule zu Stande, so ginge es gut. Gott muss alles machen, ich thue hier, was ich kann, und erwarte ruhig die Zukunft. Aber das ist wahr, die Wiederherstellu[n]g des 3blatts wäre mir sehr lieb. – D r e i s t wird Ihnen gewis viel über Berlin geschrieben haben, drum schweige ich davon und schreibe nur von hier. – Von K s i o n z e c k habe ich gar nichts gehört. – Sonst ist im Allgemeinen die Stimung in Rücksicht d[e]r Methode noch sehr verwirrt. Man hält noch imer Z e l l e r u[nd] P e s t a l o z z i für etwas Gleiches, oder nahe verwandtes, alle methodisirten Lehrer haben die erste tolle Ausgabe von Z e l l e r s Lehrmitteln in Händen, und dies bringt viel tolles Zeug hervor; aber manches gute geht auch fort. Indessen bei weitem die Mehrzahl der Lehrer u[nd] Pfarrer denkt nicht an Verbesseru[n]g in den Schulen, sind verwirrt in den Begriffen und recht faul. Die Memeler wollten
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mit Macht eine grosse Mädchenschule anlegen, sezten recht viel Geld daran, B r a u n und ich sollten hin, ich schlugs ab, weil ich glaubte dass die Kaufleute für i h r G e l d auch i h r e n Unterricht würden verlangen wollen; B r a u n wollte allein auch nicht hin. Nun ist nichts geworden, denn es findet sich kein Lehrer. – Hier sind einige Bürger recht für eine gute Bürgerschule, aber das Gymnas[ium] das hier ist, wird es stets hindern, weil solche Schule demselben viel Einnahmen entzöge u[nd] Geld die Losung dieser Pädagogen ist. So fehlts auch ganz an Fonds zu einer Bürgerschule. Die Behandlu[n]g der Kinder in den sogenannten grossen Familien ist traurig. Sie wenden sehr viel Geld an die Kinder, dafür aber kleiden sie alle Kinder staatsmässig, als grosse Leute, und lassen ihnen die grösste Menge Privatstunden geben. So hat auch die Westpreussische Regieru[n]g schriftliche Verordnungen gegeben in Rücksicht des Schulwesens, so stehen alle Schulen unter Aufsicht der Schuldeputationen in den Städten, aber «Z e i c h e n - N ä h s c h u l e n u[nd] d[er]gl[eichen] wie die Regie[run]g sich a u s d r ü c k t , s t e h e n b l o s s u n t e r d e r P o l i z e i .» Diese Verord[n]u[n]g öffnet allem pädagogischen Unfug das Thor, denn das d e r g l e i c h e n bedeutet gar viel, und wie unrichtig und traurig es in solchen Winkelschulen hergeht kann man sich denken. Jeder verlaufener Handlungsdiener der zeichnen u[nd] schreiben kann, giebt Unterricht darin, so auch wer auf der Geige kratzen kann, giebt allerlei Musikuntericht. Verlaufne Unteroffiziere unterrichten Mädchen im Französischen, und auf dem Gymans[ium] soll jezt, wie schon in einigen Städten, so auch hier der Elementarunterricht für jeden 6–7 jährigen Handwerkersohn, der gewis nicht weit gehn wird, mit dem G r i e c h i s c h e n angefangen werden; und wenn man von Methode mit den Humanisten redet, so hört das Gespräch sogleich auf – Ich habe Ihnen nun allerley schöne Sachen gemeldet, ich schreibe nicht oft, aber ich mag Ihnen gern meine Beobachtungen mittheilen. Lieber Vater, gerne gerne hätte ich nun einige Nachricht von Ihnen seit ¾ Jahren gehabt, ich bitte Sie, antworten Sie mir bald, machen Sie mir diese Freude. Ich denke mit meiner Frau so oft und soviel an Sie und die Ihrigen; alles ist mir so lebhaft gegenwärtig. Grüssen Sie doch alle die Ihrigen, Ihr ganzes Haus herzlich, herzlich von mir! Meine Frau denkt viel an Sie und grüsst Sie von Herzen. Mir ists recht lieb, dass B u r k h a r d t nun noch so mein Bruder wird. Vielleicht führt ihn Gott noch zu D r e i s t , H e n i g und mir. – Namentlich grüss ich Keinen von Ihnen, es wissen doch a l l e , dass sie mir stets im Herzen leben werden. N i e d e r e r , K r ü s i ,
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R a m s a u e r , B l o c h m a n n , G ö l d i , nenne ich doch noch, namentlich – – Leben Sie alle, alle herzlich wohl, aber lassen Sie mich nicht ganz ohne Nachricht – Theurer Vater, Gott erhalte Sie uns noch lange gesund und stark, und Ihr Werk Ewig Ihr treuer Kawerau.
Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 970 c Bogen, 226 x 192 mm Abschrift Textkritik
Zeuge [h] Z. 21 Z. 29 f. Z. 42 Z. 47 Z. 53 Z. 108 Z. 114 Z. 114 Z. 139 Z. 142 Z. 144 Z. 202 Z. 351
Stunden für Aeltern der d[er]gl[eichen] und Einwürfe mit ziemlicher darin g[e]nug die Methode zeigt wirken Bibel, als täglich. Die Elementarunterrichts auf Werk Sacherklärung I./II.
Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844) aus Elblag (Elbing, Ermland-Masuren) wird nach seinen Studien in Königsberg von 1809 bis 1812 als preussischer Eleve zur Ausbildung nach Yverdon geschickt. 1814 heiratet er Maria Juliana Jezler (*1793, ⇒ Nr. 1314), nach seiner Rückkehr ist er zunächst in Berlin am Plamann’schen Institut (⇒ Nr. 637) als Lehrer tätig, dann in Elblag als Vorsteher einer neu gegründeten Schule, die nach «Pestalozzischen Grundsätzen» geführt wird. 1815 verlässt er diese Schule und wird Oberlehrer an der Waisenanstalt in Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien, ⇒ Nr. 1453). 1819 übernimmt er die Leitung der Conradischen Erziehungsanstalt in Jankowo bei Danzig, ab 1825 ist er als Direktor des Waisenhauses in Königsberg tätig. 1828 kehrt er als Seminardirektor nach Bolesławiec zurück und wird 1837 Regierungs- und Schulrat in Koszalin (Köslin, Westpommern).
185 III. Z. 5 Z. 9 Z. 9 Z. 16 Z. 20 Z. 20 f. Z. 30 f. Z. 54
Z. 75
Z. 75 Z. 93
Z. 151 Z. 153 Z. 153 Z. 177 Z. 177 Z. 179 Z. 192 Z. 225
Elbing: Elblag (Ermland-Masuren, Polen) J e z l e r : Barbara Lucia Burkhart-Jezler (1789–1864) ⇒ Nr. 1256 B u r k h a r d : Karl Friedrich Celestin Burkhart (1785–1857) ⇒ Nr. 1428 Michael: 29. September Weinmonat: Oktober öffentliche Prüfu[n]g: Es ist unklar, ob Akten zu diesen Prüfungen erhalten geblieben sind. Bürgermeister: Der Bürgermeister von Elblag (Ermland-Masuren, Polen) konnte nicht näher bestimmt werden. Lenzburger Rede: Johann Heinrich Pestalozzi: Über die Idee der Elementarbildung. Eine Rede, gehalten vor der Gesellschaft der schweizerischen Erziehungsfreunde im Jahre 1809 (PSW XXII, S. 1–324) Director: Johann Georg Mund (1773–1852) aus Torun (Thorn, KujawienPommern), studierte ab 1791 in Leipzig, ab 1794 in Halle Jura, Philologie und Mathematik. 1794 wurde er Lehrer am Pädagogium in Halle und unterrichtete ab 1801 als erster Lehrer, ab 1802 als Oberlehrer. Anschliessend wurde er Professor an der Erziehungsanstalt in Jankowo bei Danzig und übernahm 1807 den Posten als Direktor und Professor am Gymnasium in Elblag, den er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1844 innehatte. Lehr[er]: Konnte nicht näher bestimmt werden. Buch der Mütter: Johann Heinrich Pestalozzi: Buch der Mütter, oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Zürich 1803 (PSW XV, S. 341–424) Iferten: dt. Name für Yverdon Buchstabirbuch: Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren von Pestalozzi. Bern 1801 (PSW XIII, S. 137–179) Tillich: Ernst Tillich: Erstes Lesebuch für Kinder. Leipzig 1809 2 Rufe: Es ist unklar, ob Akten zu diesen beiden Rufen erhalten geblieben sind. Memel: Klaipéda (Litauen) Lehrer: Konnte nicht näher bestimmt werden. Lehrer: Konnten nicht näher bestimmt werden. P r e d i g e r H ä b l e r : Wilhelm Ludwig Häbler (1768–1841) studierte von 1785 bis 1788 in Königsberg und war anschliessend in Kwidzyn (Marienwerder, Pommern) als Hauslehrer tätig. 1794 übernahm er an der Gelehrtenschule in Malbork (Marienburg, Pommern) die Stelle als Konrektor, dann von 1801 bis 1810 jene als Rektor. Ab 1810 begann er zur Vermittlung der pestalozzischen Methode Sommerkurse für Lehrer aus der Umgebung Marienburgs zu halten, 1811 wurde er Direktor der Normalschule, die von der Schulbehörde als eine Art Vorzeigeschule zur Unterstützung der Lehrerkurse gegründet wurde. 1812 wurde er der erste Direktor des 1812 ebenfalls in Marienburg neu gegründeten Schullehrerseminars (⇒ Z. 228) für Westpreussen, das er bis zu seinem Tod führte. 1813 folgte seine Ernennung zum Kreis-Schulinspektor des Grossen und des Kleinen Marienburger Werders, 1833 übernahm er zudem das Direktorat der neu gegründeten Taubstummenanstalt, die dem Lehrerseminar angegliedert wurde. Nebst seinem Engagement im Schulwesen war Häbler auch als Pfarrer an der St. Georgskirche tätig, ab 1798 als dritter Prediger, ab 1802 als zweiter Prediger, ab 1813 als erster Predi-
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Z. 225 Z. 228
Z. 235
Z. 236 Z. 239 Z. 244 Z. 245 Z. 245 Z. 250
Z. 255 Z. 269 Z. 273
ger. 1828 wurde er von der Stadt zum Ehrenbürger ernannt und erhielt 1830 die philosophische Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg. Marienburg: Malbork (Pommern, Polen) Musterschule: Damit ist das 1812 gegründete, aber erst 1813 in Malbork (Marienburg, Pommern) eröffnete und mit der Normalschule verbundene Königliche Schullehrerseminar für Westpreussen angesprochen, dessen erster Direktor Wilhelm Ludwig Häbler (1768–1841, ⇒ Z. 225) war. Schon vor der Gründung des Lehrerseminars hatte Häbler 1810 begonnen, jährliche Schulmeisterkurse durchzuführen. Sie fanden ab 1811 an der dazu neu geschaffenen «Provinzial-Normalschule» statt, dauerten bis 1821 an und dienten der Fortbildung von bereits praktizierenden Lehrpersonen sowie deren Einführung in die pestalozzischen Methode. Das Lehrerseminar existierte bis 1923. Lit.: Fritz Naunheim: Das Schullehrerseminar in Marienburg in Westpreussen 1812–1923. Die Zeit von 1812–1833. In: Altpreussische Geschlechterkunde: Blätter des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreussen, Band 18(1988), S. 8–11 Institut: 1809 wurde von Karl August Zeller (1774–1846, ⇒ Nr. 656) in Königsberg ein Normalinstitut eingerichtet, welches dem Zwecke der Lehreraus- und -fortbildung diente und dem Königlichen Waisenhaus angegliedert war. Nach der Abberufung Zellers Ende 1811 wurde das Königsberger Institut wieder wie vor 1809 nur noch als Waisenhaus geführt. B r a u n : Friedrich Wilhelm Braun (1778–1860) ⇒ Nr. 1259 H a g n a u e r : Georg Andreas Hagnauer (1783–1848) ⇒ Nr. 1169 P r e u s s : Johann Wilhelm Preuss (1790–1867) ⇒ Nr. 1048 R e n d s c h m i d t : Felix Rendschmidt (1787–1853) ⇒ Nr. 1265 N i c o l o v i u s : Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 Karalene: Das Lehrerseminar Karalene ging aus der 1811 auf dem Gut Kummetschen in der Nähe von Tschernjachowsk (Insterburg, Kaliningrad) errichteten Erziehungsanstalt hervor und war nach der preussischen Königin Luise Auguste Wilhelmine Amalie von MecklenburgStrelitz (1776–1810, ⇒ Nr. 1160) benannt worden. Es entstand im Zusammenhang mit dem angestrebten Ziel Johann Wilhelm von Süverns (1775–1829, ⇒ Nr. 1049), für die Lehrerfortbildung in jeder Provinz Preussens ein Zentralinstitut (Erziehungsanstalt mit angegliedertem Lehrerseminar, auch Normalinstitut genannt) zu gründen. Deshalb entsandte man die in Yverdon ausgebildeten Eleven nach Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien), Koszalin (Köslin, Westpommern), Breslau (Niederschlesien), Braniewo (Braunsberg, Ermland-Masuren), Jankowo (Jenkau, KujawienPommern) und eben auch nach Karalene, wo sie an solchen Instituten lehren und die pestalozzische Methode verbreiten sollten. Lit.: Renate Hinz: Pestalozzi und Preussen. Frankfurt am Main 1991, S. 232 f. P a t z i g : Friedrich Patzig (1788–1877) ⇒ Nr. 1369 b Vetter: Aufgrund fehlender präzisierender Angaben, konnte dieser Vetter nicht näher bestimmt werden. jezige: Ende 1812 gab Karl August Zeller (1774–1846, ⇒ Nr. 656) die Leitung des Normalinstituts in Karalene (⇒ Z. 250) ab und Pfarrer Christian Friedrich Unverdorben (1772–1850) wurde zum neuen Direktor ernannt. Unverdorben hatte in Königsberg studiert, war als Theologe und Hauslehrer in Ostpreussen tätig, wurde 1803 ordiniert, heiratete im sel-
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Z. 275 Z. 275 Z. 275
Z. 275 Z. 278 Z. 279 z. 285 Z. 294
Z. 296 Z. 298 Z. 300 Z. 341 Z. 346 Z. 346 Z. 347 Z. 347 Z. 347
ben Jahr Auguste Beate Hasford (1786–1865) und wirkte bis 1808 als Diakonus und Rektor in Nesterow (Stallupönen, Kaliningrad). 1808 übernahm er die Stelle als Pfarrer in Zabin Graniczny (Szabienen, ErmlandMasuren) von 1812 bis 1817 war er Direktor der Königlichen Erziehungsanstalt (Normalinstitut) in Karalene, danach ging er als Pfarrer nach Osjorsk (Darkehmen, Kaliningrad), wo er auch zum Superintendenten ernannt wurde. Anschliessend zog er nach Gussew (Gumbinnen, Kaliningrad) und wurde dort Konsistorialrat. D r e i s t : Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 H e n i g : Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 Anstalt: Mit der geplanten Anstalt in Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien) ist wohl die Schaffung eines weiteren Normalinstituts für die Ausbildung von Lehrern gemeint (⇒ Z. 250). 1816 wurde dann die Waisenund Schulanstalt mit einem dem Waisenhaus angegliederten, evangelischen Lehrerseminar erweitert und damit zu einem Normalinstitut umfunktioniert. Lit.: Rede des Waisenhaus- und Seminardirektors bei der Feier des 50jährigen Bestandes des evang. Schullehrerseminars zu Bunzlau im Okt. 1866. In: Allgemeine Schulzeitung 44(1867)10, S. 73–75 Bunzlau: Bolesławiec (Niederschlesien, Polen) geschrieben: scheint nicht erhalten zu sein S ü v e r n : Johann Wilhelm von Süvern (1775–1829) ⇒ Nr. 1049 Briefe: scheinen nicht erhalten zu sein 3blatts: Abkürzung für «Dreiblatt», als das Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844, ⇒ Sacherklärung I.) sich selbst sowie seine beiden Freunde Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836, ⇒ Nr. 1599) und Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021) bezeichnete, mit denen er als Eleve in Yverdon gewesen war (⇒ Z. 278). K s i o n z e c k : Michael Ksionzek ⇒ Nr. 1069 Z e l l e r : Karl August Zeller (1774–1846) ⇒ Nr. 656 Ausgabe: Karl August Zeller: Die Elemente der Sprachlehre. Berlin 1814 Frau: Maria Juliana/Marie Julie Kawerau-Jezler (*1793) ⇒ Nr. 1314 N i e d e r e r : Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 K r ü s i : Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 R a m s a u e r : Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 B l o c h m a n n : Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 G ö l d i : Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200
1454. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 29. November 1814 Auszug aus einem Schreiben des Lehrers Patzig an der Erziehungsanstalt in Karalene. 5
Indem ich von Yverdon Nachricht erhalte, erfahre ich zugleich, dass vom 1. Maerz bis 15 May v[origen] J[ahres] die Pension für mich noch ausgeblieben ist, die sonst von E[uerm] Hochpr[eislichen] Departement halbjährig pflegte eingesandt zu werden, u[n]d wovon ich glaubte, dass es schon längst geschehen wäre. Da ich diesen Rest bald berichtigt zu sehn wünsche, erbitte ich mir Ihren gütigen Rath, ob ich bey Einem
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Hochpreisl[ichen] Dep[ar]t[ement] darüber einkommen soll, oder ob dieses von Yverdon geschehen müsse. N[icoloviu]s 26. Nov[ember] 1814
1. Der St[aats] R[at] Schröder ist aufgetragen eine Anweisung auf den Werth von 87 r[eichs]th[aler] 12 g[ro]sch[en] auf Fr[an]kf[urt] a/0 oder Basel zu besorgen, diese der geh[eimen] Kanzlei zur Beförderung an H[er]rn Pestalozzi zu übergeben, u[nd] die oben angegebene Summe nebst den Spesen für die Anweisung bei dem E[hren]w[erten] allg[emeinen] Er[ziehungs]***.fonds in Ausgabe zu verrechnen. 2. He[rr]n Pestalozzi in Yverdon ist da man obige Anzeige erhalten und dieselbe richtig befunden obgedachte Anweisung zur Tilgung des Rückstandes zuzufertigen. Süvern 29.
Überlieferung 1 5
Geheimes Preussisches StA Berlin-Dahlem, Rep. 76, VII Sekt. 1aa, Nr. 4, Bd. 4, S. 163 Copia Textkritik
Zeuge h Z. 4 Z. 5 Z. 16 Z. 17 Z. 17 Z. 18
Patzig: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift oben ∫ Anweisung dem Er[ziehungs]***.fonds in Sacherklärung I.
Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 III. Z. 4 Z. 4 Z. 12 Z. 13 Z. 14 Z. 21 Z. 22
Patzig: Gotthilf Friedrich Patzig (1788–1877) ⇒ Nr. 1369 b Karalene: ⇒ Nr. 1454 N[icoloviu]s: Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 Datum der Unterschrift Schröder: Friedrich Leopold von Schrötter (1743–1815) ⇒ Nr. 992 Süvern: Johann Wilhelm von Süvern (1775–1829) ⇒ Nr. 1049 29: Datum der Unterschrift
189 1454 a. Tastet, Lacoste et Co. 30. November 1814 5
[Reg.] Tastet, Lacoste et Co. künden einen Brief von Herrn Lacoste aus Cadix an und teilen Pestalozzi mit, in welchen Unterrichtsfächern die beiden Brüder Lacoste besonders gefördert werden sollen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 215.7 ff. Sacherklärung I.
Die in London ansässige Firma Tastet, Lacoste & Co. wird um 1814 von Firmin de Tastet sen. (1748–1832) und später wohl von Firmin de Tastet jun. (1793–1863) sowie John/Jean Lacoste (⇒ Nr. 1639) und Alexander Barque betrieben und ist in Transportgeschäften in Europa und Übersee tätig. Während der napoleonischen Kontinentalsperre kooperieren sie mit dem Londoner Textilunternehmer und Bankier Nathan Mayer Rothschild (1777–1836), der den Kriegszug von Arthur Wellesley, first Duke of Wellington (1769–1852) gegen Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) auf der iberischen Halbinsel finanziert und am Goldschmuggel beteiligt ist. III. Z. 4 Z. 4 Z. 5
Brief: ⇒ Nr. 1450 b Lacoste: Jean Mathieu Lacoste ⇒ Nr. 1450 b Brüder: Bernard Mathieu und Jean Joachim Lacoste hielten sich in den Jahren 1815 bis 1818 als Schüler in Yverdon auf. Sie stammten aus der weit verzweigten Familie Lacoste aus Cadiz (⇒ Nr. 1450 b), deren Mitglieder aber nicht näher bestimmt werden konnten.
1454 b. Matthias Nüscheler November/Dezember 1814 [Reg.] Nüscheler erinnert Pestalozzi an eine noch ausstehende Rechnung.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 213.18 ff.
190 Sacherklärung I. Matthias Nüscheler (1775–1853) von Zürich ist Kaufmann im Grünenhof und wird 1794 Mitglied der Zunft zur Waag. 1805 heiratet er Anna Hofmeister (1786–1871) aus Zürich und wird im selben Jahr zum Frey- und Artilleriehauptmann, später zum Major der Artillerie befördert. 1825 erwirbt Nüscheler das Landgut «Zum Sonnenberg» bei Engstringen, einem Vorort von Zürich.
1454 c. Ambrogio Zavaritt 4. Dezember 1814 5
[Reg.] Zavaritt erkundigt sich nach dem einen seiner Söhne und nach der Gesundheit seines anderen Sohnes.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 234.5 ff. Sacherklärung I.
Ambrogio Zavaritt (1766–1832), Sohn eines Seidenfabrikanten, stammt aus S-chanf im Engadin. Im Jahre 1796 gründet er mit weiteren Partnern ein Seidenhandelsunternehmen in Bergamo, das ab 1801 unter dem Namen Zavaritt e fratelli Moeli geführt wird und alsdann zu florieren beginnt. Parallel dazu etabliert sich Zavaritt auch in verschiedenen Gremien vor Ort. Er ist Mitglied der Handelskammer, Richter für kommerzielle Angelegenheiten (1813) und gehört zum Kreis derjenigen Familien, die sich aktiv am Leben der schweizerischen evangelischen Gemeinde von Bergamo beteiligen. III. Z. 4
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einen seiner Söhne: Pietro Luigi Zavaritt (1800–1876) von S-chanf (Kt. Graubünden) wurde in Bergamo geboren. Von 1814 bis 1817 besuchte er das Institut in Yverdon. Später dürfte er Kaufmann geworden sein. Zavaritt war Mitgründer der Società industriale bergamasca (1844). Er war verheiratet mit Amalia Steiner (1841–1905) und hatte fünf Kinder. anderen Sohnes: Giovanni Zaccaria Zavaritt (1803–1840) von S-chanf (Kt. Graubünden) war von 1814 bis 1817 Schüler in Yverdon. Anschliessend studierte er Recht an der Universität Pavia. Nach der Rückkehr in seine Geburtsstadt Bergamo wurde er Assessor am Handelgericht (1830), Mitglied der Handelskammer (1838–1840) und Deputierter der Bergamasker Provinzversammlung (1839–1840).
191 1455. Marc Antoine Jullien 14. Dezember 1814 5
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à Monsieur Monsieur Pestalozzi Fondateur et directeur de l’institut d’education d’Yverdun à Yverdun Canton de Vaud Suisse Paris 14 décembre 1814
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Monsieur et excellent ami, Je suis arrivé, le 9 de ce mois, à Paris. J’ai été si accablé d’affaires, que je n’ai pu finir et faire partir que ce matin une lettre que je vous avais commencée, avant de quitter Genêve. Cette lettre a pour objet la nouvelle organisation intérieure dont je vous supplie instamment de vous occuper avec M[essieu]rs Niederer, Ramsauer etc. et de m’envoyer le plan, dês que vous l’aurez arrêté. Faites toutes mes amitiés à m[onsieur] Niederer, à mes[sieurs] Ramsauer, Krusi, Göldi … Je vous prie de me faire envoyer, au 1er janvier [votre] état, en trois ou quatre lignes, nombre des institute[urs], nombre des élèves existant à l’institut et payant pension, nombre des autres personnes attachées à l’établissement etc. Je vous prie, quand il y aura quelqu’occasion pour Paris, de me faire envoyer deux cent exemplaires du prospectus dont cinquante en allemand, et cent bulletins imprimés. J’ai distribué une partie de ceux que j’avais, et m’occuperai beaucoup de votre institut, cet hyver. J’embrasse mes chers enfans, n’ayant pas le tems de leur écrire. J’attends de leurs lettres au 1er janvier. Leur maman, leur petit frére Alphonse et leur petite sœur Stéphanie les embrassent. Je viens d’avoir une longue lettre de m[onsieur] Mieg. Présentez mes hommages à Madame Niederer, à Madame de Bopcheim, dont j’ai remis les deux lettres en main propre, à Madame de Guemps. Priez M[onsieur] Cordey d’offrir mes hommages à S[on] A[ltesse] le Duc de Holstein Eutin (l’ex. Roi de Suéde) et de le prévenir que je vais m’acquitter de Ses commissions avec soin, et
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que je lui écrirai incessamment. Présentez mes civilités à M[essieu]rs les membres de la commission d’économie. Votre dévoué ami Jullien
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/11 Blatt, 256 x 203 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Paris le 14e Décembre 1814. M[arc] A[ntoine] Jullien R— Original Textkritik
Zeuge H Z. 21–22
Siegelausriss Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) hatte sich im Herbst 1814 mit seinen Kindern in Grenoble getroffen (⇒ Nr. 1445) und sie anschliessend wieder nach Yverdon begleitet. Dort hatte sich Pestalozzi mit ihm darüber beraten, wie das Institut auf eine gesunde ökonomische und organisatorische Basis gestellt werden könnte und Jullien hatte die Gründung einer Ökonomischen Kommission vorgeschlagen (⇒ Z. 40). III. Z. 18 Z. 18 Z. 20 Z. 20 Z. 26
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Z. 30 Z. 31 Z. 32 Z. 32 Z. 33 Z. 34
Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Göldi: Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200 prospectus: Prospectus de l’Institut d’éducation d’Yverdun (Canton de Vaud, en Suisse) fondé et dirigé par Mr. Pestalozzi, Yverdun, le 1 Décembre 1814 (PSW XXIII, S. 303–308); Plan der Pestalozzischen Erziehungs-Anstalt in Yverdon (PSW XXIV B, S. 87–89) bulletins: Es ist unklar, was damit gemeint sein könnte, möglicherweise ein Neudruck der Wochenschrift für Menschenbildung, die 1815 im Verlag Sauerländer in Aarau erschien. enfans: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (Nr. 1239) maman: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 Alphonse: Alphonse Jullien ⇒ Nr. 1393 Stéphanie: Antoinette-Stéphanie Jullien ⇒ Nr. 1393 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Madame Niederer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
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Madame de Bopcheim: Sophie von Pobeheim (1767–1857) ⇒ Nr. 1260 lettres: Die Briefe scheinen nicht erhalten zu sein. Möglicherweise befinden sie sich im Jullien-Nachlass des Russischen Staatsarchivs für Politik und Sozialgeschichte in Moskau (Fonds 317), der jedoch nicht eingesehen werden konnte. de Guemps: Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819) ⇒ Nr. 1368 Cordey: Damit dürfte wohl Henri-Louis Cordey (*1782) gemeint sein, ehemaliger Militär in Diensten des sardischen Königs, der zu den Honorablen Yverdons gehörte. Duc de Holstein Eutin: Nach seiner Scheidung 1812 nannte sich König Gustav IV. Adolf von Schweden (1778–1837, ⇒ Nr. 864) auch Herzog von Holstein-Eutin oder Oberst G. A. Gustafsson. commission d’économie: Die Commission d’économie wurde am 28. November 1814 auf Marc Antoine Julliens’ (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) Vorschlag hin gegründet. Durch die Trennung der ökonomischen von der pädagogischen Leitung sollte die finanzielle Sanierung des Institutes erreicht werden. Präsident der Commission war der aus Yverdon stammende François-Adam Auberjonois (1744–1823), von 1811 bis 1815 Präsident des Distriktgerichts. Die weiteren Mitglieder waren Jean Antoine Fatio (1769–1855, ⇒ Nr. 1546), Jean Louis Doxat de Champvent (1773–1861, ⇒ Nr. 643), Jean François Gamaliel Doxat (1744–1833, ⇒ Nr. 1392), Jean Baptiste Hangard (1774–1827, ⇒ Nr. 1403), Henri Georges Louis Olloz (1784–1850, ⇒ Nr. 1317), François Antoine Bourgeois (*1779), Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200), Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507), Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) und Andreas Göldi (1786–1840, ⇒ Nr. 1200) sowie Pestalozzi selbst. Die Kommission beschloss ein Reglement zur ökonomischen Verwaltung, aus dem heraus Jullien am 15. Januar 1815 eine Instruktion erliess (vgl. Schönebaum IV, S. 98). Allerdings ist nicht ganz klar, ob wirklich zwei Doxats Mitglied der Kommission waren. Im Brief von Johannes Niederer an Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) vom 29. November 1814, der als Gründungsbeleg der Kommission gilt, ist nur von «Syndic Doxat» die Rede, womit dann Jean-Louis Doxat gemeint wäre. In einem Brief an David Esslinger (1779–1828, ⇒ Nr. 1133 d) vom Dezember 1814 allerdings schreibt Niederer von «Syndic und Banquier Doxat», was darauf schliessen lässt, das neben Jean-Louis Doxat auch Jean François Gamaliel Doxat Teil der Kommission war. Dies würde insofern auch Sinn machen, da Jullien als treibende Kraft hinter der Kommission mit Jean François Gamaliel Doxat gut bekannt war (ZB Zürich, Ms Pestal 604, S. 90 und 111).
1455 a. Elia Bonorandi 22. Dezember 1814 [Reg.] Bonorandi schickt 1000 Livres italiennes für die Pensionskosten von Nicola.
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PSB IX, S. 230.31 ff. Sacherklärung I.
Elia Bonorandi (1786–1828) ⇒ Nr. 1381 c III. Z. 4
Nicola: Nicola Bonorandi (1798–1867) ⇒ Nr. 1378 a
1455 b. J. G. Cottasche Buchhandlung Anfang 1815 [Reg.] Die Cottasche Buchhandlung schickt die Bücherrechnung für das Jahr 1814.
Überlieferung 1
PSB X, S. 115.22 f. Sacherklärung I.
Die J. G. Cottasche Buchhandlung wird 1659 in Tübingen von Johann Georg Cotta (1631–1692) gegründet und publiziert zunächst in enger Verbindung zur Universität Tübingen rechtswissenschaftliche, theologische und philosophische Bücher. Mit der Übernahme durch Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) wandelt sich der Verlag zum bedeutendsten Literaturverlag der Zeit, indem hier Schillers Zeitschrift Die Horen (1795–1797) verlegt werden, 1806 die erste Gesamtausgabe von Goethes Werken erscheint und von 1807 bis 1865 das Morgenblatt für gebildete Stände publiziert wird. 1810 verlegt der Verlag seinen Sitz nach Stuttgart, wo er heute nach der Übernahme durch Ernst Klett 1977 unter dem Namen KlettCotta firmiert.
1455 c. François Vanel 9. Januar 1815 5
[Reg.] Vanel erkundigt sich, ob er seinen Sohn nach Yverdon schicken könne, auch wenn er schon etwas älter als üblich sei.
195 Überlieferung 1
PSB IX, S. 233.9 ff. Sacherklärung I.
Beim Briefschreiber könnte es sich möglicherweise um François Vanel handeln, Winzer und Tagelöhner aus Montbrison (Rhône-Alpes). Allerdings ist der Name Vanel in der Loire-Gegend sehr verbreitet. III. Z. 4
Sohn: Möglicherweise Damien Vanel (*1800)
1455 d. Isaak Cox Barnet Januar 1815 5
[Reg.] Barnet ist beunruhigt, dass er von Pestalozzi keine Neuigkeiten wegen des Gesundheitszustands seines Sohnes erhalten hat.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 229.17 Sacherklärung I.
Isaak Cox Barnet (1773–1833) ⇒ Nr. 1267 b III. Z. 5
Sohnes: Es ist unklar, ob damit William Armand (*1795, oder Charles Barnet (⇒ Nr. 1028) gemeint war.
⇒
Nr. 1028)
1456. David Vogel 18. Januar 1815 Z[ürich] d[en] 18. Jan[uar] 1815. 5
Mein th[eurer] Freünd! Wie sehr mich die guten und zwekmässigen Einrichtungen für die Oeconomie des Instituts freüten, die ich von der l[ieben] Grosmamma vernahm kann ich dir nicht genug sagen. Ich halte die Fortdauer
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des Inst[ituts] nun für möglich, ohne welche ich solche für verlohren hielt, denn nur mit kauffmännischer Ordnung über Einnahmen und Ausgab[en] kann es bestehen, dieser bisherige Mangel musste dem Credit schaden. Dieser wird sogleich vorhanden seyn, so bald man der Aufsicht Zutrauen schenken kann. Herr Hauser wird auch seinen Knaben dahin geben, und wenn ich andere kann dazu vermögen so glaube mir ich werde mein möglichstes thun. Dass du l[ieber] Freünd die Sache in d e i n e n H ä n d e n behältst ist eben so nothwendig für den Fortgang desselben. – Deine erhaltene Ehrenbezeigung vom Keyser Alexander hatt hier nicht wenig Aufsehen erregt, je weniger die einten daraus machen wollten, desto mehr wurde von andrer Seite diese Auszeichnung herausgehoben. Zufällig hatte ich die Zeichnung von demselben die ich von Frau Pestalozzj erhielt bey mir, da in einer Gesellschaft ein Professor behauptete der Orden 4ter Class sey nur ein Bändelj und kein Kreüz. Ich widerlegte durch vorlegen desselben disen Heren, so wie boshafte Bemerkung, es scheine dass Alexander die Verdienste Eschers zu beurtheilen wisse, indem er fand dass man einem solchen Mann nicht mit einem Bändelj belohnen dürfte; die meisten fanden denn doch, und Escher selbst würde es nicht in Abrede seyn, dass ein Orden, mehr bedeüte als eine Tabakdose. Bey alle dem hätte ich freylich eine Unterstützung für dein Institut oder die Armenschule vorgezogen, obgleich ich nichts als etwas ähnliches erwartet habe. Gottlieb ist durchaus ein braver froher arbeitsamer und von allen sehr geliebter Mensch. Das Tractat mit H[errn] Hauser ist geschlossen, ich glaubte ihm sagen zu müssen dass es dir nicht darauf ankomme mehr als das gewöhnliche Lohngeld zu zahlen, in so ferne er übernehme ihn mit mehr als dem gewöhnlichen mechanischen der Profession bekannt zu machen, du wünschtest dass wenn er diss kenne, er denn mit dem Einkauff, Verkauff und der Führung der Bücher u[nd] Correspondenz ihn bekannt mache auf Reisen und Messen mitnehme u.s.w. Diss versprach er mir unter Aüsserungen seiner besten Zufriedenheit mit ihm, er soll von jezt an drey Jahre bey ihm bleiben, das lezte halbe Jahr aber nicht mehr als Lehrbueb sondern als Gesell, und er bestimmt für Lohn und Kost f. 500. Die erste Hälfte soll jezt bezahlt werden, H[err] Pfarrer Bruch wird was er dir schuldig ist an H[errn] Hauser auf Abrechnung bezahlen, auch habe ich gestern von Herrn Doctor Hylti von Werdenberg Namens dessen Bruder nebst der Zulage f. 71.49. hiesig Valied[ation] F. 79 Reisegeld erhalten, welche ich an H[errn] Hauser ebenfalls bezahlen werde. – Ich wünschte dass du an H[errn] Hauser ein paar Zeilen schreiben möchtest, auch an Gottlieb, der gute Mensch sehnt sich
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nach ein paar Zeilen von dir, du habest ihm noch gar nie geschrieben, sagte er mir mit einiger Wehmut, doch auch mit dem Beysatz du werdest viel mit den neuen Einrichtungen zu thun haben, dass du nicht Zeit habest. – Mir scheint dass Grosmamme in Bir ruhig und zufrieden lebt, und mir scheint dass es gut ist, wenn Sie Ihren Aufenthalt daselbst so lange fortsezt als sie es mag, denn ich befürchte dass Sie u[nd] Lisab[eth] schweerlich mit in die neüe Ordnung passen würden. Ruhe ist ihr erster Bedürfnis, und sie ist gar nicht ungern da, im Sommer würde es ihr noch erträglicher seyn müssen. Lass mich l[ieber] Fr[eünd] bald etwas von dir wissen. Herzlich grüssen dich die meinigen mit mir dein aufrichtiger Freünd D[avid] Vogel.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 380/9 Bogen, 235 x 188 mm Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 12 Z. 18 Z. 25 Z. 38
Oeconomie: lateinische Schrift seyn ∫ Alexander: lateinische Schrift Alexander: lateinische Schrift er ∫ Sacherklärung I.
David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a II. Am 28. November 1814 war in Yverdon die Ökonomische Kommission (⇒ Nr. 1455) gegründet worden, die für die organisatorische und finanzielle Sanierung des Instituts zuständig war. David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) war offenbar von der getroffenen Lösung überzeugt und wollte durch die Anwerbung von weiteren Zöglingen mithelfen, dem Institut eine gesicherte Zukunft zu garantieren. Zudem berichtete er von den Zürcher Reaktionen auf die Ordensverleihung durch den russischen Zaren Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520).
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Grosmamma: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Hauser: Johannes Hauser (1776–1841) ⇒ Nr. 1383 Knaben: Da entgegen der hier gemachten Ankündigung keiner der Söhne der Familie Hauser das Institut in Yverdon besuchte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, um welchen Knaben es sich hier handelt. Am ehesten in Frage kämen aufgrund des Alters Johann Karl (1804–1867), Jakob Arnold (1805–1875) oder Heinrich Albrecht Hauser (1808–1827). Ehrenbezeigung: Pestalozzi hatte am 16. November 1814 (⇒ Nr. 1451) vom Zar Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) den St. Wladimir-Orden vierter Klasse erhalten. Bändelj: kleines Band (mdl.) Eschers: Hans Konrad Escher (von der Linth) (1767–1823) ⇒ Nr. 1094 Tabakdose: Als Annerkennung für die Leitung beim Bau der Linthkorrektur erhielt Hans Konrad Escher (von der Linth) (1767–1823, ⇒ Nr. 1094) von Zar Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520), der das Werk während der Bauzeit besucht hatte, eine Tabakdose samt einem Betrag von 100 000 Rubel geschenkt. Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 f.: Abkürzung für Gulden Bruch: Paul Philipp Bruch (1767–1818) ⇒ Nr. 940 Hylti: Johann Hilty (1760–1836) von Grabs war Bezirksarzt in Werdenberg (beide Kt. St. Gallen). Bruder: (Karl) David Hilty (*1771) war Arzt in Buchs (Kt. St. Gallen). Er war seit 1792 mit Agathe Ammann (1771–1839) verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Fridolin (1796–1863, ⇒ Nr. 1239 b) hielt sich von 1806 bis 1811 in Yverdon auf. Lisab[eth]: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594
1456 a. Johann Nepomuk Sauter 18. Januar 1815 [Reg.] Geldsendung.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 239.34 ff. Sacherklärung I.
Johann Nepomuk Sauter (1766–1840) ist Sohn eines Schulmeisters und stammt von der Insel Reichenau. 1788 wird er Landchirurg zu Allensbach bei Konstanz, amtiert seit 1805 als kurfürstlich badischer Physikus für die Ämter Reichenau und Bohlingen, 1809, nunmehr als promovierter Mediziner, als Stadt- und Bezirksphysikus in Konstanz und schliesslich 1815 als Medizinalreferent beim Seekreis-Direktorium auch in
199 Kreuzlingen. Er veröffentlicht eine Vielzahl von Aufsätzen zur «Hundswuth» (Tollwut), zur Bekämpfung von Seuchen und zur Behandlung von Knochenbrüchen (1812) und zur Entfernung von Gebärmüttern bei Krebserkrankungen. II. Wie aus dem Antwortbrief Pestalozzis (PSB IX, Nr. 3913) deutlich wird, hatte Johann Nepomuk Sauter (1766–1840, ⇒ Sacherklärung I.) drei Goldstücke geschickt, die Pestalozzi nicht annehmen konnte, da sie «ausser Kurs stehen» (ebd., S. 239). Sie dürften für die Begleichung der Pensionskosten seines Sohnes Fidelis Sauter (*1799) bestimmt gewesen sein, der sich von 1814 bis 1816 zur Ausbildung in Yverdon aufgehalten hatte.
1456 b. Johann Georg Grieb 24. Januar 1815 5
[Reg.] Grieb teilt Pestalozzi mit, dass er für ihn die Nägelischen Gesangslehren verkauft habe.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 294.24 ff. Sacherklärung I.
Johann Georg Grieb (1787–1823) ⇒ Nr. 1015 III. Z. 4
Gesangslehren: Michael Traugott Pfeiffer/Hans Georg Nägeli: Gesangsbildungslehre nach pestalozzischen Grundsätzen. Erste Hauptabteilung der vollständigen und ausführlichen Gesangsschule, mit 3 Beilagen ein-, zweiund dreistimmiger Gesänge. Zürich 1810
1456 c. Jean-Marie Bochaton 25. Januar 1815 5
[Reg.] Bochaton erkundigt sich, ob er seinen Sohn zum 1. April nach Yverdon schicken könne.
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PSB IX, S. 230.11 ff. Sacherklärung I.
Jean-Marie Bochaton (1771–1830) aus Evian (Savoyen) durchläuft während den Koalitionskriege eine militärische Karriere in der französischen Armee, 1813 wird er zum Oberst der Ehrenlegion ernannt, 1814 erhält er den Titel eines Barons. 1796 heiratet er Jeanne Baptiste Mon(t)masson (*1776). III. Z. 4
Sohn: Jean Marie Bochaton (1800–1823) aus Evian (Savoyen) war von 1815 bis 1817 Schüler am pestalozzischen Institut in Yverdon. 1819 trat er in die École polytechnique in Paris ein und studierte ab 1821 an der École des Mines, einer Bergbau-Akademie.
1457. Marc Antoine Jullien 1. Februar 1815 M[onsieur] H[einrich] Pestalozzi, Fondateur et directeur de l’institut 5
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Paris, 1er fevrier 1815 Monsieur et bien respectable ami, J’ai recu votre réponse du 22 janvier dernier, dont j’ai de suite fait part à m[onsieur] Boniface, qui se dispose à vous aller joindre, et qui sera, pour votre institut, et sous le rapport de l’enseignement de la langue et de la grammaire françaises, une excellente et nécessaire acquisition. Il se fait un vrai plaisir d’entrer dans votre famille, et deviendra d’affection et de cœur un de vos élèves, un de vos instituteurs et un de vos enfans. Comme on ne pouvait raisonnablement exiger qu’il renonçat à une très belle et bonne position qu’il a maintenant à Paris, pour n’avoir qu’une existence précaire et garantie seulement pendant six mois, je suis convenu que l’engagement réciproque serait d’une année, sauf à être ensuite renouvellé ou rompu, au gré des parties contractantes, ce qui convient à la fois à l’institut et à lui. La petite chambre, qu’il aura en ville, et à proximité du chateau, et dont le loy[er ne] devra pas être considérable, lui permettra de trava[iller] beaucoup la nuit, comme il en a l’habitude, po[ur] préparer ses leçons de la journée. Il sera beaucoup pl[us] qu’un professeur externe et un simple donneur de leçons. Il veut se pénétrer de l’esprit de votre méthode, et la bien appliquer à l’ensei-
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gnement des langues française et anglaise. Je vous demanderai de lui accorder un peu d’amitié, et d’encouragement. Comme il fera transporter environ deux males de livres, dont plusieurs seront utiles à l’institut, et que son déménagement lui occasionnera beaucoup de dépenses, l’indemnité de remboursement de ses fraix de voyage, que vous lui assurez, sera d’environ cent vingt francs de France, (cinq louisd’ors). Son traitement annuel sera, comme vous l’indiquez par votre lettre, de huit cent francs de Suisse (ou 1200 fr[ancs] de France) avec la table de l’institut. Je rappelle ici les conditions, pour lui éviter à lui-même de traiter aucune question d’intérêt, et pour qu’il n’ait, en arrivant à Yverdun, que [les] rapports de vénération et d’attachement qui déjà l’unissent à vous. Je vois avec plaisir la prochaîne arrivée du professeur des langues latine et grecque, qui était bien nécessaire. Il faut que le cours d’études, [dans] votre institut, soit aussi complet que possible, [et] que vous conserviez longtems les mêmes maîtres; sans quoi il n’y aurait ni suite, ni méthode dans la direction donnée aux différentes branches d’enseignement, et la confiance des parens serait trompée. Je désire beaucoup que m[onsieur] Weileman vous reste, que vous conserviez longtems m[onsieur] Blochmann, qui enseigne parfaitement la géographie, que vous encouragiez un peu les jeunes Heldenmayer et Comte, Senn etc. Quant à M[essieu]rs Ramsauer et Göldi, je les regarde comme liés indissolublement à votre institut, et comme devant en former, avec M[onsieur] Niederer, trois principales colonnes. Je désire que m[onsieur] Krusi reprenne ses leçons suivies de minéralogie, et je présume qu’il gagnera beaucoup, pour la langue française, avec m[onsieur] Boniface, qui, de son côté, apprendra de lui plusieurs parties essentielles et pratiques de la méthode. J’ai dû vous faire part, ainsi qu’à Monsieur N[iederer,] des observations que j’avais recueillies au [sujet] des leçons de religion. Je ne puis m’en fo[rmer] aucune idée, ne sachant point l’allemand. Je crois de mon devoir, comme ami de votre f[amille] et de votre institut, de vous exposer franche[ment] tout ce qui est manifesté au déhors, en [vue] de la méthode, ou contre les applications qui en sont faites. Nous retirons toujours plus d’avantages, pour nous perfectionner, des objections de nos adversaires, et de leurs critiques même mal fondées, que de l’admiration stérile de nos partisans.
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J’attends impatiemment les trois bulletins de mes trois fils, pour connaître l’état actuel et réel de leurs progrès dans les différens objets qu’embrasse leur enseignement. Ces bulletins serviront de texte à mes observations. M[onsieur] Boniface vous conduira probablement deux jeunes éléves, dont l’un est le fils d’un général anglais, qui va le faire venir de L[ond]res pour l’envoyer à Yverdun. [Je] suis heureux de vous savoir en bonne [san]té. Ma femme est toujours languissante. [Je] me soutiens, malgré mes travaux. J’espère vous voir, au mois de mai prochain, [pour] vous conduire mon quatrième fils, Alphonse. [Tous] mes amitiés à M[onsieur] Niederer. Votre dévoué ami Jullien
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/12 Bogen, 223 x 190 mm eingerissener Rand Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Pestalozzi zeigte sich in seinem Brief (PSB IX, Nr. 3869) an Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200), der die am 28. November 1814 eingesetzte Ökonomische Kommission (⇒ Nr. 1455) initiierte hatte, sehr zufrieden über die Entwicklung des Institut. Die von Jullien vorgeschlagene Lehrperson für Französisch und Englisch stiess bei Pestalozzi auf Zustimmung, weshalb Jullien Pestalozzis Brief umgehend an Alexandre Antoine Boniface (1790–1841, ⇒ Nr. 1435 a) weiterleitete. III. Z. 7 Z. 8 Z. 46 Z. 47 Z. 49
réponse: PSB IX, Nr. 3869 Boniface: Alexandre Antoine Boniface (1790–1841) ⇒ Nr. 1435 a Weileman: Johann Jakob Weilenmann (1787–1827) ⇒ Nr. 1268 Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Heldenmayer: Beat Rudolf Friedrich Heldenmaier (1795–1873) vom Dezember 1822
⇒
Brief
203 Z. 49 Z. 49 Z. 49 Z. 50 Z. 51 Z. 52 Z. 66 Z. 70 f.
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Comte: Samuel Beat Comte (1798–1853) ⇒ Nr. 823 Senn: Niklaus/Nikolaus Senn (1798–1867) ⇒ Nr. 1239 b Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Göldi: Andreas Göldi (1786–1840) ⇒ Nr. 1200 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 fils: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) deux jeunes éléves: Von zwei Zöglingen, die im Frühjahr 1815 mit Alexandre Antoine Boniface (1790–1841, ⇒ Nr. 1435 a) hätten ankommen sollen, ist in Pestalozzis Korrespondenz später nicht mehr die Rede, und die vorhandenen Schülerverzeichnisse geben ebenfalls keinen Aufschluss über allfällige Begleiter von Boniface. Spekulieren liesse sich darüber, ob es sich beim einen Kind um den aus Paris stammenden Guillaume Louis Léa (⇒ Nr. 1457 e) handelte, der wie Boniface im März 1815 ins Institut eintrat und 1817 gemeinsam mit diesem in die Heimat zurückreiste. Noch spekulativer ist eine Annahme zum angekündigten englischen Zögling: Im April 1815 erscheint im Geschäftsbuch des Instituts ein William Wolseley (ev. 1806–1870). Zwar ist über ihn nichts Weiteres bekannt, da das englischstämmige, in Irland niedergelassene Geschlecht der Wolseleys aber über eine lange militärische Tradition verfügte, ist nicht ausgeschlossen, dass Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) hier auf ihn verwies. général: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte (⇒ Z. 70 f.). Allenfalls ist hier William Wolseley (1771–1846) gemeint, der zwar Sohn eines Kapitäns und Bruder eines Majors war, selber aber, zumindest in den 1820er-Jahren, nur als Pfarrer amtete. femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 Alphonse: Alphonse Jullien ⇒ Nr. 1393
1457 a. Andreas Herder 10. Februar 1815 5
[Reg.] Herder erkundigt sich, ob Pestalozzi auch eine erwachsene Person im Institut aufnehme.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 232.5 ff. Sacherklärung I.
Andreas Herder (1781–1836) aus Rottweil/Neckar ist Buchhändler und der Bruder von Bartholomäus Herder (1774–1839), dem Begründer des heutigen Herder Verlags. Von diesem übernimmt er 1801 die drei Jahre zuvor in Rottweil gegründete Schul-
204 buchhandlung (⇒ Nr. 1398 b), welche er bis zu ihrem Verkauf 1829 führt. 1835 zieht Andreas Herder nach Frankreich. III. Z. 4
Person: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte.
1457 b. Hans Kaspar Schweizer 10. Februar 1815 5
[Reg.] Schweizer erkundigt sich, ob sein Sohn in Yverdon aufgenommen werden könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 232.22 ff. Sacherklärung I.
Hans Kaspar Schweizer (1773–1851) von Zürich ist ebenda Müller und KavallerieHauptmann der Reserve. 1793 heiratet er Anna Rollenbutz (1772–1823). III. Z. 4
Sohn: Hans Kaspar Schweizer (1801–1835) von Zürich besuchte von März 1815 bis Juli 1817 das pestalozzische Institut in Yverdon. Danach wurde er wie sein Vater (⇒ Sacherklärung I.) Müller.
1457 c. Laurenz XIII. Isaacs Lynen 10. Februar 1815 [Reg.] Lynen erkundigt sich, ob er seinen Sohn nach Yverdon schicken könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 235.27 ff.
205 Sacherklärung I. Laurenz XIII. Isaacs Lynen stammt aus einer in Stolberg (Nordrhein-Westfalen) lebenden, weit verzweigten Kupfermeisterfamilie, die durch die napoleonische Aufhebung des Messing-Herstellungsmonopols in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. 1780 heiratet er Sibylla Prym (1743–1817), Tochter des Messingfabrikanten Christian Prym (1714–1782). III. Z. 4
Sohn: Christian Isaac Lynen (1783–1862) übernahm als Kaufmann und Messingfabrikant die väterliche Fabrik und heiratete Sibylla Catharina Lynen (1792–1875) aus einem nah verwandten Familienzweig. Er scheint nicht nach Yverdon geschickt worden zu sein, zumindest taucht sein Name in den Schülerverzeichnissen nicht auf.
1457 d. Daniel Janvrin 10. Februar 1815 [Reg.] Janvrin möchte seine beiden Söhne nach Yverdon schicken.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 238.28 ff. Sacherklärung I.
Daniel Janvrin (um 1780–um 1851) ist entsprechend der Familientradition Kaufmann in Jersey und um 1840 wohl auch Finanzdirektor der Jersey Savings Bank. In den 1830er-Jahren ist er Mitglied der Chamber of Commerce von Guernsey und Jersey. 1802 heiratet er Marie Elizabeth Mallet (um 1782–1857), Tochter eines Kaufmanns von Jersey. Das Paar hat zwei Söhne, Henry Edward (nach 1801–1837, ⇒ Z. 4) und William Janvrin (nach 1801–vor 1874, ⇒ Z. 4), sowie eine Tochter, Jane. II. Die Janvrins zählen zu den alteingesessenen Familien auf Jersey, die besonders als Kaufleute, Schiffseigner und -bauer sowie als Reeder reüssierten. Ein Zweig der Familie um John Janvrin (1762–1835) wanderte nach Kanada aus, wo die Familie im kanadischen Neufundland besonders durch die Kabeljaufischerei zu Wohlstand gelangte. Daniel Janvrin (um 1780–um 1851, ⇒ Sacherklärung I.) machte Pestalozzi im März 1816 (PSB X, Nr. 4307) Vorschläge zur Einstellung neuer Fremdsprachenlehrer, die Pestalozzi mit Hinweis auf sein gutes Lehrpersonal zurückwies. Dieser Hinweis und die doch beträchtliche Korrespondenz Janvrins mit Pestalozzi lassen den Eindruck entstehen, dass Janvrin eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Schülern aus Frankreich und England spielte.
206 III. Z. 4
Söhne: Henry Edward (nach 1801–1837) und William Janvrin (nach 1801–vor 1874) besuchten von 1815 bis 1819 Pestalozzis Institut in Yverdon. Henry Edward wanderte nach Buenos Aires aus, heiratete dort 1829 Enriqueta Francisca Madero Viaña (1813–1892) und starb in Montevideo. William diente (wie möglicherweise auch sein Bruder) in der Britischen Armee und blieb ledig.
1457 e. Guillaume Léa 12. Februar 1815 [Reg.] Léa erkundigt sich, ob er seinen Sohn nach Yverdon schicken könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 234.25 ff. Sacherklärung I.
Guillaume Léa war Lehrer oder Professor in Paris. Weitere biographische Angaben konnten nicht ermittelt werden. III. Z. 4
Sohn: Guillaume Louis Léa weilte von 1815 bis 1817 zur Ausbildung in Yverdon. Weitere biographische Angaben konnten nicht ermittelt werden.
207 1458. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 17. Februar 1815 5
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An den Herrn Heinrich Pestalozzi Wohlgeb[or]en zu Yverdun in der Schweiz im Kanton Waadt Berlin den 17tn Februar 1815 Ew[er] Wohlgeb[or]en Schreiben vom 4ten Nov[em]b[e]r v[origen] J[ahres] habe ich wegen der verspäteten Ankunft des Herrn Grafen von Brühl erst unterm 15tn d[ieses] M[onats] erhalten. Zwar ist von des Königs Majestät wegen des von Ihnen Allerhöchst denenselben vorgetragenen Gesuchs in Ansehung eines Privilegii für die neue Ausgabe Ihrer Schriften noch nichts an mich veranlasst worden. Sie dürfen jedoch deshalb keine Besorgniss hegen, da der Büchernachdruck und der öffentliche Verkauf nachgedruckter Bücher im Allgemeinen durch das Gesetz im Preussischen Staate verboten ist. Wenn daher die neue Ausgabe Ihrer Schriften erschienen ist, so wird es nur nöthig seyn, dass Sie dies mir anzeigen und den rechtmässigen Verleger namhaft machen, um völlig sicher gestellt zu werden. Ich werde alsdann auch Gelegenheit haben, Ihnen thätig zu beweisen, einen wie hohen Werth ich dem Unternehmen, welches das Ziel Ihres ganzen Strebens ist, beilege, und wie sehr ich das Verdienst anerkenne, welches Sie sich um die Ihnen zugesandten jungen Männer, die jetzt, an mehrere Punkte des Staats passend vertheilt, schon sichtbaren Nutzen stiften, erworben haben. Bei dieser Veranlassung bemerke ich, dass die Kasse des Ministerii zu ihrer Legitimation über die Ihnen in den Jahren 1812. 1813. u[n]d 1814. übersandten in folgendem näher bezeichneten Summen, als: 1) über 625 r[eichs]t[haler] laut Schreiben vom 7tn August 1812. 2) " 175 " " " " 29tn Xbr __ für den Heren Dreist 3) " 150 " " " " 21tn Januar 1813 für den Reg[ierungs] R[at] Graff 4) " 150 " " " " 9tn July 1813. für den Herrn Rendschmidt 5) " 120 " " desselben Schreibens für den etc. Graff
208 laut Schreiben vom 12tn März 1814. Empfangscheine bedarf. Da diese nun entweder nicht vollständig oder nicht in gehöriger Form vorhanden sind, der Eingang obiger Summen aber ohne Zweifel in ihren Rechnungsbüchern angemerkt ist, so ersuche ich Sie eine Bescheinigung dass dieselben bei Ihnen eingegangen, und an die in den jedesmaligen Begleitungsschreiben nahmhaft gemachten Empfänger abgeliefert worden, anhero einzusenden. Namens S[eine]r Exzellenz Sch[uckman]n N[icoloviu]s 21. 6) "
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Überlieferung 1 5
Geheimes Preussisches StA Berlin-Dahlem, Rep 76 VII, Sekt. 1 aa, Nr. 4, Bd. 5, S. 6–7, Entwurf S. 4–5 Copia Textkritik
Zeuge h Z. 8 Z. 21 Z. 35 Z. 37 Z. 39 Z. 41
Yverdun: lateinische Schrift mir ∫ Dreist: lateinische Schrift Graff: lateinische Schrift Rendschmidt: lateinische Schrift Graff: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 II. Pestalozzi veröffentlichte seine Schrift An die Unschuld erst im Sommer 1815, geplant war offenbar, dass sie schon Ende 1814 publiziert werden sollte. III. Z. 11 Z. 13 Z. 14 Z. 35 Z. 37 Z. 39 Z. 52
Schreiben: PSB IX, Nr. 3828 Brühl: Graf Karl Friedrich Moritz Paul von Brühl (1772–1837) ⇒ Nr. 1757 Königs Majestät: König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1779–1840) ⇒ Nr. 568 Dreist: Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 Graff: Eberhard Gottlieb Graff (1780–1841) ⇒ Nr. 1357 Rendschmidt: Felix Rendschmidt (1787–1853) ⇒ Nr. 1265 Sch[uckman]n: Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) ⇒ Nr. 1210
209 Z. 53 Z. 54
N[icoloviu]s: Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 21.: Datum der Unterschrift
1458 a. Monsieur Perroset Februar 1815 5
[Reg.] Perroset erkundigt sich, ob Guinchard Nachrichten von seinen Eltern, Verwandten oder Bekannten erhalten habe.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 239.5 ff. Sacherklärung I.
Monsieur Perroset ist Oberlehrer in Le Landeron (Kt. Neuchâtel) und Betreuer des Zöglings Jean Joseph Guinchard (1802–1878, ⇒ Z. 4). Weitere biographische Daten sind nicht bekannt. III. Z. 4
Guinchard: Jean Joseph Guinchard (1802–1878) aus Cressier (Kt. Neuchâtel) besuchte von 1814 bis 1819 das pestalozzische Institut in Yverdon. Anschliessend war er als Lehrer in Grenoble, Ratzeburg (SchleswigHolstein) und England tätig, zwischen 1835 und 1839 lebte er in Stockholm und unterrichtete, wahrscheinlich als Sprachlehrer, an der 1830 errichteten Hillska Schule. Um 1842 wanderte er nach Turku (Finnland) aus, wo er vermutlich am Gymnasium Französisch lehrte, 1850 kehrte er nach Stockholm zurück. 1853 zog er erneut nach Finnland und übernahm eine Stelle als Lehrer an der Kadettenanstalt in Hamina, bevor er 1869 endgültig nach Stockholm zurückkehrte. Guinchard verfasste mehrere schwedische Lehrbücher für den Französischunterricht.
1458 b. Samuel De Bary Februar/März 1815 [Reg.] De Bary fordert einen Bericht über seine Kinder.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 242.37 ff.
210 Sacherklärung I. Samuel De Bary (1776–1853) ⇒ Nr. 1304 b III. Z. 4
Kinder: Johann Heinrich (1803–1872, ⇒ Nr. 1251) und Karl Ludwig De Bary (1807–1873). Karl Ludwig war von 1813 bis 1819 Schüler am pestalozzischen Institut in Yverdon, erhielt 1830 in der neu gegründeten Firma Ziegler-de Bary seines Schwagers Johann Karl Ziegler (1798–1847) die Prokura und wurde 1832 Teilhaber der Firma. Er war seit 1831 mit Maria Theresa Passavant (1807–1852) verheiratet; das Paar hatte sechs Kinder.
1459. Anna Pestalozzi-Schulthess Anfang März 1815 5
[Reg.] Frau Pestalozzi schreibt, dass es ihr wieder besser gehe und dass keine Gefahr mit ihren Schmerzen verbunden sei.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 237.27 ff. Sacherklärung I.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 II. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) fühlte sich schon seit längerer Zeit nicht gesund, weshalb sie auch seit April 1814 in Zürich und auf dem Neuhof weilte. Eigentlich war geplant, dass sie im Oktober 1814 mit Pestalozzi nach Yverdon zurückkehren würde, sie verschob damals die Rückreise aber «auf längere u[nd] wärmere Tage» (⇒ Nr. 1449).
1459 a. Johann Nepomuk Sauter 5. März 1815 5
[Reg.] Sauter teilt Pestalozzi mit, dass er ihm die drei Goldstücke zurückschicken soll, die nicht mehr gültig seien.
211 Überlieferung 1
PSB IX, S. 239.25 ff. Sacherklärung I.
Johann Nepomuk Sauter (1766–1840) ⇒ Nr. 1456 a II. ⇒
Nr. 1456 a
1459 b. Marc Antoine Jullien 6. März 1815 5
[Reg.] Jullien macht Vorschläge, wie die Situation des Instituts verbessert werden könnte.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 241.18 ff. Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) setzte sich schon seit längerer Zeit für die Konsolidierung der ökonomischen und personellen Situation des Instituts in Yverdon ein, so auch mit der am 28. November 1814 erfolgten Einsetzung einer Ökonomischen Kommission (⇒ Nr. 1455). Er sah seine Aufgabe damit aber noch nicht abgeschlossen, sondern bemühte sich auch um die Rekrutierung von neuen Lehrpersonen (⇒ Nr. 1457) und formulierte weitere Optimierungsmöglichkeiten.
1459 c. Karl/Charles Weber 8. März 1815 5
[Reg.] Weber erkundigt sich im Auftrag seiner Mutter, ob Pestalozzi auch einen vierten Sohn in Yverdon aufnehmen würde.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 240.25 ff.
212 Sacherklärung I. Karl/Charles Weber (1797–1886) besucht von 1807 bis 1812 Pestalozzis Institut in Yverdon und kehrt nach dem Tod seines Vaters Laurent (1763–1812, ⇒ Nr. 479) in seine Heimatstadt Mulhouse zurück. Dort wirkt er als Kaufmann und tritt in die Textilfabrik seines Vaters ein, die 1859 schliesst. III. Z. 4
Z. 5
Mutter: Anne-Catherine Risler (1776–1813) heiratete 1794 den Seidenfabrikanten Laurent Weber (1763–1812, ⇒ Nr. 479) in Mulhouse und hatte sechs Kinder. Sohn: Zu Lorenz/Laurent Weber (*1801) konnten keine weiteren biographischen Angaben ermittelt werden.
1459 d. Anna Barbara Gross-Pestalozzi Frühjahr 1815 5
[Reg.] Anna Barbara Gross erkundigt sich, ob Pestalozzi etwas für Jungfer Vogel unternehmen könne. Zudem klagt sie über die Beschwerlichkeiten des Alters.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 246.27 ff. Sacherklärung I.
Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832) ⇒ Nr. 2 III. Z. 4
Vogel: Esther Vogel (1768–1822) aus Zürich war die Tochter des Architekten David Vogel (1744–1808), der den Neuhof erbaut hatte und 1798 zum Chef des Baudepartements der Helvetischen Regierung ernannt wurde; sie starb unverheiratet.
1460. Joseph Schmid April 1815 [Reg.] Inhalt unbekannt.
213 Überlieferung 1
PSB IX, S. 245.17 Sacherklärung I.
Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1461. Joseph Schmid April 1815 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 245.17 Sacherklärung I.
Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1461 a. Niklaus/Nikolaus Senn Frühjahr/Sommer 1815 [Reg.] Senn teilt Pestalozzi mit, dass er gut zu Hause angekommen sei.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 274.27 ff. Sacherklärung I.
Niklaus/Nikolaus Senn (1798–1867) ⇒ Nr. 1239 b
214 1462. Marc Antoine Jullien 12. April 1815 5
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A Monsieur Monsieur H[einrich] Pestalozzi Fondateur et Directeur de l’institut d’éducation établi à Yverdun Canton de Vaud Suisse Recommandé à l’obligeance de m[onsieur] Pick. à remettre à M[onsieur] Baudouin chez m[onsieur] Jullien rue du cherche midi n° 4. M[onsieur] H[einrich] Pestalozzi, à Yverdun Paris, 12 avril 1815
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Monsieur et bien respectable ami, Je vous adresse et vous recommande le jeune hollandais m[onsieur] Stich, qui se rend auprès de vous, pour se fixer dans votre institut, avec deux jeunes éléves allemands, au sujet desquels je vous ai déjà écrit. M[onsieur] Stich se propose d’étudier à fond votre méthode d’éducation, et de se perfectionner dans la connaissance des langues anciennes. Je désire beaucoup que mes deux fils aînés s’occupent sérieusement du latin, et ensuite du grec, deux branches d’enseignement, qui ont été jusqu’à présent trop négligées à Yverdun, comme plusieurs parens s’en sont plaints à moi, et comme je vous l’ai observé souvent à vous-même. Il importe que vous conserviez longtems un bon maître de langues grecque et latine, et un bon professeur de langue française. Sous ce dernier rapport, j’espére que M[onsieur] Boniface pourra satisfaire pleinement aux besoins de votre institut, remplir vos intentions et le voeu des parens, devenir membre de votre famille, mériter votre estime et votre amitié. Je vous renouvelle ma prière de le bien accueillir, de l’encourager par votre confiance, et de l’aider de vos conseils. J’espérais vous aller voir avec ma femme et embrasser nos chers enfans, dans le courant de ce mois, ou dans les premiers jours du mois de mai. Les circonstances extraordinaires, qui sont survenues, m’obligent à différer ce voyage tant désire jusqu’au mois de juillet. D’ici-là, faites-moi, je vous prie, donner très réguliérement des nou-
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velles de mes enfans. Je dois recevoir incessamment, et j’attends leur bulletin du 1er trimestre, arrêté au 1er avril, et accompagné de notes détaillées des instituteurs, inscrites au dos du bulletin imprimé. M[onsieur] l’économe doit veiller à ce que ces bulletins soient faits et envoyés exactement, dans les dix premiers jours de chaque trimestre, comme cela a lieu, en France, dans la plupart des établissemens d’éducation. Mon ami le Colonel Thouvenot s’est plaint vivement à moi de n’avoir pas eu le bulletin de son fils et de n’en point recevoir de nouvelles réguliéres et détaillées. Faites, je vous prie, réparer cette négligence. Un jeune Grec, de mes amis, qui a du mérite et de l’instruction, doit aller vous joindre, d’ici à quelques mois, et passer une année ou deux dans votre institut. Je vous prie d’offrir mes hommages respectueux à Madame Pestalozzi, à Mesdames de Guemps, Huber, Bopcheim, Herman, Niederer, Develay, Rey, mes civilités empressées à M[essieu]rs Auberjonois, Doxat, Hangard, Olloz et à tous leurs estimables collégues, membres de la commission d’économie, de faire toutes mes amitiés à M[essieu]rs Niederer, Krusi, Blochmann, Boniface, et de recevoir vous-même les nouvelles assurances de tous mes sentimens d’estime et d’attachement Jullien Je suis très affligé que v[ou]s n’ayez point conservé M[onsieu]r Weileman, qui était précieux pour les enfans. Je vous prie d’encourager les jeunes comte, Heldenmayer, qui pou[rront] devenir bons. Je v[ou]s demande de la bienveillance pour m[onsieur] Lanjuinais. Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/13 Bogen, 199 x 160 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 55 f.
Niederer ∫ Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
216 II. ⇒
Nr. 1459 b III.
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Z. 24 Z. 31 Z. 36 Z. 37 Z. 47 Z. 48 Z. 51 Z. 54 f. Z. 55 Z. 55 Z. 55 Z. 55 Z. 55 f. Z. 56 Z. 56 Z. 56 f. Z. 57 Z. 57 Z. 57 Z. 59 Z. 59 Z. 59
Pick: Simon Pick hielt sich vom 16. April 1815 bis zum 16. Juli 1815 zu Weiterbildungszwecken in Yverdon auf, wohin er die beiden von Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) vermittelten deutschen Schüler (⇒ Z. 21) begleitet hatte. Baudouin: Damit könnte möglicherweise der Pariser Drucker FrancoisJean Baudouin (1759–1838) oder einen seiner Verwandten gemeint sein. Bei Baudouin frères erschien 1819 Marc Antoine Julliens (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) Werk Esquisse d’un essai sur la philosophie des sciences. deux jeunes éléves: Damit dürften wohl Georg und Ludwig Zeimer/Zeymer gemeint sein, die in den Jahren 1815 bis 1817 in Yverdon weilten. Über die beiden Brüder sind aber keine weiteren biographischen Angaben bekannt. deux fils aînés: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239) und Adolphe Jullien (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) Boniface: Alexandre Antoine Boniface (1790–1841) ⇒ Nr. 1435 a femme: Sophie Jouvence Jullien-Nioche (†1832) ⇒ Nr. 1239 enfans: Neben den beiden in Z. 24 erwähnten Söhnen war auch Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) Schüler bei Pestalozzi. Thouvenot: Pierre Thouvenot (1757–1817) ⇒ Nr. 1312 b fils: Charles/Télémache/Télémaque Thouvenot ⇒ Nr. 1312 b Grec: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1739–1815) ⇒ Nr. 3 de Guemps: Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819) ⇒ Nr. 1368 Huber: Louise-Henriette-Gabrielle Huber-Burnand (1778–1841) ⇒ Nr. 1403 Bopcheim: Sophie von Pobeheim (1767–1857) ⇒ Nr. 1260 Herman: Suzette Hermann-Develey (1754–1827) ⇒ Nr. 1392 Niederer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Develay: Jeanne Henriette Develey-Mandrot (1765–1840) ⇒ Nr. 1189 Rey: Jeanne Ray ⇒ Nr. 979 Auberjonois: François-Adam Auberjonois (1744–1823) ⇒ Nr. 1455 Doxat: Jean Louis Doxat de Champvent (1773–1861) ⇒ Nr. 643 Hangard: Jean Baptiste Hangard (1774–1827) ⇒ Nr. 1403 Olloz: Henri Georges Louis Olloz (1784–1850) ⇒ Nr. 1317 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111
1462 a. August Franz Joseph Carl Mayer Mai 1815 [Reg.] Mayer wünscht, dass sein Bruder in Yverdon als Lehrer angestellt werde.
217 Überlieferung 1
PSB IX, S. 253.7 ff. Sacherklärung I.
August Franz Joseph Carl Mayer (1787–1865) aus Schwäbisch-Gmünd (Baden-Württemberg) studiert in Tübingen Medizin, promoviert 1812 zum Doktor der Medizin, wird 1813 als Prosektor an der medizinischen Akademie der Universität Bern angestellt und 1815 zum Professor der Anatomie und Physiologie ernannt. 1819 wechselt er an die Bonner Universität, wo er Direktor des Anatomischen Instituts wird und bis 1855 eine Professur innehat. II. Da in Yverdon keine Lehrerstelle frei war, beantwortete Pestalozzi diese Anfrage abschlägig (PSB IX, Nr. 3943). III. Z. 4
Bruder: Es ist unklar, welcher der drei Brüder von August Franz Joseph Carl Mayer (1787–1865, ⇒ Sacherklärung I.) als Lehrer nach Yverdon hätte gehen sollen: Franz Xaver (1775–1821), der in Lüttich verstarb, Augustin (1785–1822), der bei Wien ertrank oder Franz (1792–1817), der Dreher war.
1462 b. David Hess 31. Mai 1815 [Reg.] Hess erkundigt sich, ob Herr Wehner schon in Yverdon eingetroffen sei.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 254.5 ff. Sacherklärung I.
David Hess (1770–1843) aus Zürich ist Hauptmann der holländischen Garde. Er schlägt zunächst eine Militärlaufbahn ein, ehe er sich einen Namen als Schriftsteller (unter dem Pseudonym Daniel Hildebrandt), Karikaturist und Politiker macht. 1799 heiratet er Anna Hirzel (1778–1802), welche bei der Geburt des zweiten Kindes stirbt. 1805 heiratet er in zweiter Ehe die Baslerin Salomea Vischer (1782–1840). Aus der ersten Verbindung hat er zwei Kinder, Ludwig Adolf (1800–1826) und Henriette Elisabetha Cäcilia (1802–1882), aus der zweiten Maria (1806–1856). III. Z. 4
Wehner: Ob es sich bei Karl Gottfried Wehner um den nicht näher bestimmbaren deutscher Musikdidaktiker handelt, dessen Aufsatz Über den
218 Standpunkt unseres jetzigen Musikunterrichts und unserer Methoden unter anderem in der Eutonia (1829, Heft 1) veröffentlicht wurde, einem Blatt, das unter der Leitung des ehemaligen Yverdoner Musiklehrers Johann/ Friedrich Gottfried Hientzsch (1787–1856, ⇒ Nr. 1300) stand, muss offen bleiben.
1462 c. Johann Caspar Jacobi 11. Juni 1815 [Reg.] Jacobi teilt Pestalozzi mit, dass sein Sohn nach Hause zurückkehren solle.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 266.22 ff. Sacherklärung I.
Johann Caspar Jacobi (1774–1819) ist Fassbinder-, Küfermeister und Weinwirt in Frankfurt am Main und betreibt zudem eine Weinessigfabrik. Er ist mit Anna Barbara Reiffenstein (1782–1830) verheiratet, der Tochter eines Frankfurter Bierbrauers, und hat vier Kinder. III. Z. 4
Sohn: Georg Christian Jacobi (1801–1848), der älteste Sohn von Johann Caspar Jacobi (1774–1819, ⇒ Sacherklärung I.), besuchte von 1809 bis 1815 das Institut in Yverdon und wurde später Handels- und Kaufmann in Frankfurt am Main.
1462 d. Buchhandlung Orell Füssli 17. Juni 1815 5
[Reg.] Orell Füssli bestellt zwei Prospekte des Instituts und erkundigt sich, ob das Planiglobium zu Hennings Leitfaden schon erschienen sei.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 265.5 f. Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b
219 III. Z. 4 Z. 5 Z. 5
Prospekte: Prospectus de l’institut d’éducation d’Yverdon fondé et dirigé par Mr. Pestalozzi. Yverdon 1814 Planiglobium: Darstellung einer Halbkugel (des Himmels oder der Erbe) auf einer ebenen Fläche Leitfaden: Johann Wilhelm Mathias Henning: Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie, besonders für Eltern und für Lehrer in Elementarschulen. Yverdon 1812
1462 e. Johann Jakob Frey 26. Juni 1815 [Reg.] Frey erkundigt sich, ob Pestalozzi seine Steindruckerei kaufen möchte.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 257.26 Sacherklärung I./II.
Johann Jakob Frey (1783–1849) nimmt als Ingenieur des Amts Knonau die Triangulation, die topographische Vermessung des Oberamts Bern vor, wird jedoch wegen des Vorwurfs der Ungenauigkeit vom Kanton Bern entlassen und wirkt ab 1824/25 in Basel an der Vermessung verschiedener Gemeinden mit. Ob die Entlassung mit dem Kaufangebot seiner lithographischen Anstalt im Zusammenhang steht, ist unklar. Pestalozzi lehnt Verhandlungen darüber jedoch brüsk ab (PSB IX, Nr. 3953).
1462 f. Ziegler und Comp. 28. Juni 1815 [Reg.] Rechnungsangelegenheiten.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 257.11 Sacherklärung I.
Hier dürfte die Papierfabrik gemeint sein, die Benedikt Ziegler (1755–1832) 1798 in der alten Pfannenschmiede in Kriegstetten (Kt. Solothurn) einrichtete. Bis zum Einbau der ersten Maschinen 1836 wurde in der Zieglerschen Papierfabrik das Papier von Hand hergestellt. Die Papierfabrik musste nach dem Tod des Enkels des Firmen-
220 gründers 1881 aus finanziellen Gründen verkauft werden. Daraufhin baute der spätere BBC-Mitgründer Charles Eugen Lancelot Brown (1863–1924) in den Räumlichkeiten Generatoren zur Stromproduktion ein.
1462 g. Joachim Schneider 28. Juni 1815 5
[Reg.] Schneider teilt Pestalozzi mit, dass er als Lehrer erfolgreich sei und erkundigt sich, ob er die Pensionskosten für seinen Bruder «nicht in bestimmten Termin entrichten» könne.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 270.9 ff. Sacherklärung I.
Joachim Schneider (1787–1847) aus Götighofen bei Sulgen (Kt. Thurgau) ist von 1812 bis 1813 zur Ausbildung am pestalozzischen Institut in Yverdon. Anschliessend wird er Lehrer in Diessenhofen (Kt. Thurgau) und wechselt 1817 gemeinsam mit Rudolf Hanhart (1780–1856, ⇒ Nr. 610) ans Gymnasium der Stadt Basel. Schneider tritt 1823 wegen «Gemütskrankheit» von seiner Stelle zurück. III. Z. 5
Bruder: Johannes Schneider (*1793) aus Götighofen (Kt. Thurgau) kam im Oktober 1814 ans Institut in Yverdon. Im Oktober 1815 verliess er überraschend das Institut, um Kaufmann zu werden.
1463. Gottlieb Pestalozzi 30. Juni 1815 [Reg.] Antwortvermerk «le 30e dit» auf dem Brief Pestalozzis vom 16. Juni 1815.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 368 Sacherklärung I.
Gottlieb Pestalozzi (1797–1863)
⇒
Nr. 594
221 III. Z. 4
Brief: PSB IX, Nr. 3949
1463 a. Elisabeth Schmid-Collet Juni/Juli 1815 5
[Reg.] Frau Schmid erkundigt sich, ob sie ihren Sohn nach Yverdon schicken könne und fragt nach einer «Gelegenheit nach Amerika».
Überlieferung 1
PSB IX, S. 265.12 ff. Sacherklärung I.
Elisabeth Schmid-Collet konnte nicht näher bestimmt werden III. Z. 4 Z. 5
Sohn: Da der Sohn von Elisabeth Schmid-Collet (⇒ Sacherklärung I.) nicht nach Yverdon geschickt wurde, konnte er nicht näher bestimmt werden. Gelegenheit nach Amerika: Es ist unklar, was damit gemeint sein könnte. Möglicherweise erkundigte sich Elisabeth Schmid-Collet (⇒ Sacherklärung I.) bei Pestalozzi nach einer Möglichkeit, einen Brief oder ein Paket kostengünstig nach Amerika zu schicken, möglicherweise war sie auch auf der Suche nach persönlichen Kontakten, weil sie und / oder jemand aus ihrer Familie auswandern wollten.
1463 b. Johann Jakob Holdenecker 2. Juli 1815 5
[Reg.] Holdenecker teilt Pestalozzi mit, dass die Unschuld noch nicht angekommen sei.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 302.5 ff. Sacherklärung I.
Johann Jakob Holdenecker (1758–1839) ⇒ Nr. 1267 a
222 III. Z. 4
Unschuld: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815
1464. Johann Elias Mieg 16. Juli 1815 Birstein den 16 Juli 1815 5
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Lieber guter Vater! Es ist schon sehr lange dass ich Ihren Brief erhalten habe, ohne darauf zu antworten, so dass Sie von meiner ehemaligen Liebe u[nd] Anhänglichkeit zu Ihnen und was Sie angeht eine üble Meinung bekommen müssten, wenn Sie nicht überzeugt wären, dass nichts in der Welt eine Anderung in meinen Gesinnungen, in meiner Verehrung und Liebe die ich Ihnen gewidmet habe, verursachen kann. Es hat mich daher sehr gefreut von H[erren] v[on] den Velden und Debary mündl[ich] zu hören dass es mit dem Institut wohl stehe, dass Sie durch Schmidts Rückkehr in Ihren Kreis, in Ihren Geschäften erleichtert werden, ich aber fügte in meinem Innern hinzu, dass Ihr Herz durch diese Rückkehr in dem Glauben an die Menschheit aufs neue bestärkt wurde, der zu Ihrem ganzen Wesen, so notwendig ist, u[nd] ich für meine Person liebe und achte Sie noch mehr, weil ich wieder einen neuen sprechenden Beweis dadurch erhalten habe, dass Sie durch Ihre unendl[iche] Liebe Nachsicht, und Vertrauen zu der Menschheit, das bewirken, was auf keinem anderen Weg durch raisoniren, u[nd] demonstriren so bewirkt und erhalten werden kann. – Wie sehr wünschte ich auch nur auf etl[iche] Tage mich wieder einmahl zu Ihnen versetzen zu können, u[nd] mit Ihnen über alles recht ausführl[ich] mich besprechen zu können, da auch das Kleinste, was Sie angeht mir wichtig ist. Vor der Hand darf ich aber der Erfüllung eines solchen Wunsches nicht entgegensehen, ich bin noch auf 2 Jahre wenigstens hier festgebunden, dann aber werden wir, freyl[ich] zuerst eine Universität besuchen, und darauf verschiedene Reisen machen, worunter die in die Schweiz, nach meinen Wünschen den 1ten Platz einnimmt. Mein Bemühen bey meinen beyden Zöglingen ist nicht vergebens, sie waren beyde über alle Beschreibung in ihrer intellectuellen wie in gemüthlicher Bildung vernachlässigt oder vielmehr verbildet, besonders war der älteste der nun 17 Jahre alt ist, und von der Natur nicht freygebig bedacht worden, wegen seines überaus liebenswürdigen jüngern Bruders hintangesetzt, u[nd] es mangelte ihm die
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Liebe u[nd] Anhänglichkeit zu dem Lehrer, ohne welche nach meiner Uberzeugung durchaus keine wohlthätige Wirkung auf ein jugendliches Gemüth hervorgebracht werden kann. Diess hat sich nun sehr geändert, und er ist mir ausserordentl[ich] zugethan, und gibt sich Mühe sein kleines Capital gut anzulegen, so dass ich alle Hoffnung habe, dass durch fortgesetzte Bemühung, und Mässigung der Foderungen die nach seiner Individualität an ihn gemacht werden können, ein Mann aus ihm werden wird, der gewiss niemand unrecht thun, oder durch andere zufügen lassen wird. Eine ganz besondere Trägheit u[nd] Abneigung gegen das Selbstdenken war mir von Anfang sehr im Weg, aber auch diese ist überwunden, und sie freuen sich schon der Klarheit in dem was sie durch eignes Nachdenken gefunden haben, und weisen oft meine Hülfe zurück, wenn sie durch eigne Kräfte auszukommen hoffen. Da ich nur 2 Schüler u[nd] diese von so ungleichem Alter, 12 u[nd] 17 Jahren habe, so kann ich den Gang einer genauen Stufenfolge, des materiellen Unterrichts nicht befolgen, der in Classen von Schülern auf gleichen Stufen des Alters u[nd] der Kenntnisse mögl[ich] ist. In dessen befolge ich ganz Ihre Grundideen u[nd] reducire auf dieselben, so wohl meinen Unterricht, als mein Benehmen in allen Verhältnissen worinn ich mit meinen Schülern stehe. Da es mir übrigens nicht mögl[ich] ist in irgend einem Verhältniss mich auf das zu beschränken wozu ich mich bürgerlich anheischig gemacht habe, so stehe ich auch hier in vielerley Verhältnissen, die mit meinen pädagogischen Verpflichtungen nichts zu schaffen haben, meine Arbeiten sehr vermehren, aber auch den Einfluss gewähren dass niemand meinem Erziehergeschäft in den Weg zu treten wagt. Die Willmerische Familie sehe ich von Zeit zu Zeit, denn unser Aufenthalt ist 12 Stunden von Frankfurt, in einer hügeligen Waldgegend, von Brami haben wir seit dem 19ten Juni keine Nachricht weiter erhalten, er war Adjutant bei der 1ten Brigade, des 1ten preuss[ischen] Armeecorps, das am 16ten bey Charleroi so hart mitgenommen wurde, 8 Stunden war dieses Corps einer Canonade von 100 Canonen ausgesetzt, u[nd] der Verlust ausserordentl[ich], so dass es am 17tn keinen Theil an dem Gefecht nehmen konnte, am 18ten Abends half es den siegreichen Ausschlag geben. Brami schrieb dass er in Charleroi wohin er nach seiner Aüsserung auf einem Wagen gebracht worden, eines Schwären wegen am Schenkel, habe müssen zurückgelassen werden, was aber nicht wohl glaubl[ich], da seit dem gar keine Briefe von ihm angekommen; sein Vater u[nd] wir alle sind sehr besorgt, da es wahrscheinl[ich] ist dass er blessirt worden. Es wäre sehr schade, wenn er in seiner
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Laufbahn durch eine bedeutende Verwundung gehindert würde, da der König der ihn persönlich kennt vor kürzem als Hauptmann zu einem neuen Regiment befördert hat, so dass er als Hauptmann im 20ten Jahr, von dem Glück so sehr begünstigt im 50ten wohl als General erscheinen dürfte. Sie würden Sich über Ihren Schüler freuen, wenn Sie ihn sähen, denn er ist ausserordentlich ernsthaft u[nd] gesetzt geworden, u[nd] gar nichts von dem alten windbeutlichen Brami mehr übrig, u[nd] dabey sehr moralisch, ausserdem dass er ein guter, tapferer Soldat ist, wie sein General, noch am Abend des 18tn Juni an seinen Vater geschrieben hat. Über die jetzigen politischen Neuigkeiten dürfen Sie von mir nicht mehr erwarten als Sie wohl wissen, indem näher bey Ihnen, als uns noch gekämpft wird. Die Vortheile die für den deutschen Unterthanen aus den bisherigen Anstrengungen hervorgegangen sind blos auf dem Papier, wenn die Zukunft nicht etwas anderes in der Realität zeigt, so fürchte ich sehr dass die allgemeine Noth, u[nd] der allgemeine Druck, am Ende aus uns e i n e Nation macht, die sich selbst zu helfen versucht, da sie vergebens von oben herab Hülfe erwartet, was Deutschland leidet, davon kann ein Schweizer sich keine Vorstellung machen, so dass es anders werden m u s s . Leben Sie wohl lieber guter Vater, grüssen Sie die liebe Mutter, die Lehrer meine alten Freunde u[nd] alle die so sich meiner in Liebe erinnern. Sie aber seyen versichert dass im Geiste Sie tägl[ich] umschwebt Ihr Sie verehrender E[lias] Mieg Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 225/6 Bogen, 250 x 207 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 11 f. Z. 12 Z. 16 Z. 45 Z. 67 Z. 68 Z. 70 Z. 72 Z. 73
den Velden: lateinische Schrift Debary: lateinische Schrift wurde thun,
wegen ∫ angekommen; sein Brami: lateinische Schrift E[lias] Mieg: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Elias Mieg (1770–1842)
⇒
Nr. 1244 II.
Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) hatte sich bis im September 1810 als Hauslehrer von Abraham (Brami) Ludwig Heinrich Jakob von Willemer (1794–1818, ⇒ Nr. 948) in Yverdon aufgehalten und diesen anschliessend auf der Grand Tour begleitet. Der Kontakt zu Pestalozzi blieb bestehen, Pestalozzi hätte ihn gerne im Februar 1813 mit der Leitung des Instituts beauftragt (PSB VIII, Nr. 3262), was dieser aber ablehnte. Mieg zeigte sich aber weiterhin an den Ereignissen in Yverdon interessiert. III. Z. 4 Z. 5 Z. 12 Z. 12 Z. 13 Z. 13
Z. 31 Z. 64 Z. 66 Z. 68 Z. 80 Z. 87
Z. 89
Birstein: Gemeinde in Hessen Brief: scheint nicht erhalten zu sein Velden: Reinhard von den Velden (1768–1829) ⇒ Nr. 1163 Debary: Samuel De Bary (1776–1853) ⇒ Nr. 1304 b Schmidts: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Rückkehr: Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) hatte das Institut 1810 verlassen und war nach Bregenz zurückgekehrt. 1815 wurde er von Pestalozzi und seinen Mitarbeitern nach Yverdon zurückgeholt, um das Institut finanziell und organisatorisch auf eine solide Basis zu stellen. Der Konflikt mit Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507), der schon Anlass für die erste Trennung gewesen war, flammte bald wieder auf, wurde ab 1816 auch öffentlich ausgetragen und beschäftige in den 1820erJahren sogar die Yverdoner Gerichte. Zöglingen: Wolfgang Ernst III. (1798–1866, ⇒ Nr. 1450) und Viktor Alexander zu Ysenburg und Büdingen (1802–1843, ⇒ Nr. 1450) Willmerische Familie: Damit ist die Familie von Johann Jakob von Willemer (1760–1838, ⇒ Nr. 875) gemeint. Brami: Abraham (Brami) Ludwig Heinrich Jakob von Willemer (1794–1818) ⇒ Nr. 948 Charleroi: Stadt in Wallonien (Belgien) König: König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840) ⇒ Nr. 568 General: Die erste Brigade des ersten preussischen Armeekorps wurde von Generalmajor Karl Friedrich Franciscus von Steinmetz (1768–1837) befehligt. Von Steinmetz zog sich 1817 aus gesundheitlichen Gründen aus der Armee zurück und bewirtschaftete danach ein Gut bei Srebrna Góra (Silberberg, Niederschlesien). 1821 zog er nach Potsdam, wo er auch verstarb. politischen Neuigkeiten: Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) war am 1. März 1815 von seinem Exil in Elba nach Frankreich zurückgekehrt und der französische König Louis XVIII. (1755–1824) floh aus den Tuilerien. Aufgeschreckt von den Ereignissen in Frankreich erneuerten
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Österreich, Russland, Grossbritannien und Preussen ihre Allianz und entschieden sich zu einem militärischen Eingreifen. In der Schlacht von Charleroi (Wallonien), gelang es Napoleon, die britische von der preussischen Armee zu trennen und besiegte sie am 16. Juni 1815. Nur zwei Tage später, am 18. Juni, wurde er allerdings von den Alliierten bei Waterloo entscheidend geschlagen und trat am 22. Juni in Paris zurück. Auf Beschluss der Alliierten wurde Napoleon nach St. Helena verbannt. Mutter: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1464 a. Tobias Dominikus Stapf Juli 1815 5
[Reg.] Stapf wünscht, dass sein Sohn hauptsächlich in der französischen Sprache, im Rechnen und in der Buchhaltung unterrichtet werde.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 267.20 ff. Sacherklärung I.
Tobias Dominikus Stapf (1773–1847) stammt aus einer angesehenen Bürgermeisterund Beamtenfamilie. Sein Vater Josef Ignaz Anton Stapf (1706–1780) ist Bürgermeister und Kanzleiverwalter in Buchhorn (heute Friedrichshafen). Er selbst wird nach seiner Heirat mit der Ravensburger Senatorentochter Maria Anna Regina Bell(i) Kaufmann und 1812 und 1815 im königlich-württembergischen Staatshandbuch als Kameralverwalter Wangens im Allgäu geführt. Anschliessend amtiert er wohl bis zu seiner Pensionierung 1825 als bayrischer Rentbeamter in Ravensburg, wo er Haus und Güter besitzt. III. Z. 4
Sohn: Jacob Anton Stapf (*1799) war der älteste Sohn von Tobias Dominikus Stapf (1773–1847, ⇒ Sacherklärung I.) und besuchte zwischen 1814 und 1815 das Institut in Yverdon. Sein Bruder Max Joseph Stapf (1801–1869) war Inhaber einer Papierfabrik.
1465. Georges de Rougemont Sommer 1815 [Reg.] Inhalt unbekannt.
227 Überlieferung 1
Nr. 1470 Sacherklärung I.
Georges de Rougemont (1758–1824) ⇒ Nr. 956
1465 a. Johannes/Hans Kneubühler Ende Juli/Anfang August 1815 5
[Reg.] Kneubühler erkundigt sich, was Pestalozzi von den Plänen seines Mündels Leibundgut halte, Lehrer zu werden.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 272.5 ff. Sacherklärung I.
Johannes/Hans Kneubühler wohnt in Affoltern (Kt. Bern). Da der Name in dieser Gemeinde sehr verbreitet ist, konnte er nicht näher bestimmt werden. II. ⇒
Nr. 1465 c III.
Z. 5
Leibundgut: Peter Leibundgut aus Affoltern (Kt. Bern) besuchte das Institut in Yverdon von 1814 bis 1816. Weitere biographische Angaben konnten nicht ermittelt werden.
1465 b. (Monsieur) Ballet 1. August 1815 [Reg.] Ballet erkundigt sich, ob er seine drei Kinder nach Yverdon schicken kann.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 273.17 ff.
228 Sacherklärung I. Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Aufgrund der Adresse des Antwortbriefes Pestalozzis (PSB IX, Nr. 3979) kann davon ausgegangen werden, dass die Familie Ballet in Mantua lebt. III. Z. 4
Kinder: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte (⇒ Sacherklärung I.), da keine Schüler Ballet in Yverdon nachweisbar sind.
1465 c. Johann Christoph Buss 3. August 1815 5
[Reg.] Buss erkundigt sich, ob Leibundgut bei Pestalozzi zum Lehrer ausgebildet werden kann.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 272.25 ff. Sacherklärung I.
Johann Christoph Buss (1776–1855) ⇒ Nr. 582 III. Z. 4
Leibundgut: Peter Leibundgut ⇒ Nr. 1465 a
1465 d. E. Rentzsch 8. August 1815 [Reg.] Rentzsch erkundigt sich, ob eine Stelle als Lehrer frei ist.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 279.26 ff. Sacherklärung I.
Der sich 1815 als Predigerkandidat an Pestalozzi wendende Rentzsch kann nicht eindeutig bestimmt werden. Die Antwort Pestalozzis, die allerdings nur als Abschrift erhalten ist, war an «E. Rentzsch, Candidat des Predigtamts Bauzen» adressiert. Laut
229 Cameralistischer Zeitung für die Königlich-Preussischen Staaten, Nr. 48, vom 26. November 1836 wird ein Kandidat Rentzsch zu Luckau im Herbst 1836 zum evangelischen Prediger in Drahnsdorf (Brandenburg) ernannt. Ausserdem wird laut Neuem Lausitzer Magazin 1823 ein weiterer Prediger Rentzsch von Ogrosen nach Papitz und Krieschow versetzt. Hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um Johann August Wilhelm Rentzsch (1783–1843), der in Papitz verstirbt. Ob einer dieser beiden Prediger Rentzsch und wenn ja welcher sich 1815 bei Pestalozzi bewirbt, ist unklar.
1465 e. Ambrogio Zavaritt August 1815 5
[Reg.] Zavaritt äussert Wünsche für den Unterricht seiner Söhne und schlägt Behandlungsmöglichkeiten für seinen Sohn Jean vor.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 281.6 ff. Sacherklärung I.
Ambrogio Zavaritt (1766–1832) ⇒ Nr. 1454 c III. Z. 4 Z. 5
Söhne: Pietro Luigi (1800–1876, ⇒ Nr. 1454 c) und Giovanni Zaccaria Zavaritt (1803–1840, ⇒ Nr. 1454 c) Jean: Giovanni Zaccaria Zavaritt (1803–1840) ⇒ Nr. 1454 c
1465 f. Rémi Renard 30. August 1815 5
[Reg.] Renard erkundigt sich nach den Berichten über seine Kinder und möchte sie gerne für einen Monat nach Hause nehmen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 287.32 ff.
230 Sacherklärung I. Rémi Renard (1772–1820) aus Monthermé (Ardennes) ist Zahlmeister des Departements Isère und Ritter der französischen Ehrenlegion. Er ist mit Marie Josephine Caullier (1769–1832, ⇒ Nr. 1471) verheiratet und stirbt in Grenoble. III. Z. 4
Kinder: Drei Söhne von Rémi Renard (1772–1820, ⇒ Sacherklärung I.) und Marie Josephine Renard-Caullier (1769–1832, ⇒ Nr. 1471) besuchten von 1814 bis 1817 Pestalozzis Institut: Félix-Eméric (1802–1883), Eugène und Jean-Soulange (1805–1879). Nur zwei dieser drei Knaben liessen sich indes genauer bestimmen. Félix-Eméric Renard gründete 1826 gemeinsam mit seinen Brüdern Rémy-Auguste (1795–1870) und JeanSoulange eine Bank in Paris, die, von Erben weitergeführt, bis 1904 bestand; er starb 81-jährig in Marseille. Jean-Soulange Renard war 1826 Mitgründer der erwähnten Bank und starb, verheiratet mit AntoinetteJoséphine-Lucie Ladan-Bockairy (1805–1895), in Paris. Ob es sich bei Eugène um einen weiteren Sohn der Familie, einen Neffen oder einen weiteren Verwandten handelt, der im Haushalt der Familie Renard lebte, ist unklar.
1466. Felix Rendschmidt Sommer/Herbst 1815 [Reg.] Rendschmidt berichtet über seine Arbeit in Breslau.
Überlieferung 1
Nr. 1470 Sacherklärung I.
Felix Rendschmidt (1787–1853) ⇒ Nr. 1265 II. Felix Rendschmidt (1787–1853, ⇒ Nr. 1265) hatte sich von 1811 bis 1814 als preussischer Eleve in Yverdon aufgehalten und war 1815 als Seminarlehrer nach Breslau berufen worden.
231 1466 a. Lotte/Charlotte Schütz Sommer/Herbst 1815 5
[Reg.] Lotte Schütz verfasst mehrere Briefe an Pestalozzi, die sie Dreist zur Weiterleitung übergibt und in welchen sie ihren Wunsch formuliert, nach Yverdon zu reisen.
Überlieferung 1
Nr. 1747 Sacherklärung I.
Lotte/Charlotte Schütz (1789–1817) ist die Tochter des königlich preussischen Justizamtsmanns Friedrich August Schütz aus Halle und wächst zwischen ihrem achten und dem vierzehnten Lebensjahr bei der Kirchenrätin Friederike Juliane Griesbach (1755–1831) in Jena auf, ihrer Tante väterlicherseits. Zur Konfirmation kehrt sie zu ihrer Mutter nach Halle zurück, wo sie bei Gerhard Kügelgen (1772–1820) Malunterricht nimmt, der aber durch ihre Kurzsichtigkeit behindert wird und sie zum Abbruch zwingt. Darauf nimmt sie eine Stelle als Erzieherin an, der eine weitere zwischen 1813 und 1815 bei einer Familie Oertzen in Hinterpommern folgen sollte. Nach einer Reise nach Rügen und Leipzig kehrt sie 1816 wegen gesundheitlicher Probleme zu ihrer Tante zurück, um sich von deren Familienarzt pflegen zu lassen. Ihre Verlobung mit einem nicht näher bekannten Engländer löst sie angesichts ihres schlechten Gesundheitszustands auf. Sie stirbt am 26. Dezember 1817 an «Lungensucht». Charlotte Schütz publiziert anonym in diversen Zeitschriften Beiträge; als bemerkenswertester gilt die pädagogische und autobiographisch geprägte Schrift Vierzehn Jahre aus Lydiens Leben. Ein Beitrag zur Erziehungskunde von Maria Desdemona (Halle 1818). Der zweite Band blieb Fragment. III. Z. 4
Dreist: Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836)
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Nr. 1599
1466 b. Salomon Wirz 6. September 1815 5
[Reg.] Wirz erkundigt sich, ob Pestalozzi die Pensionskosten für seinen Sohn senken und die Nebenkosten ganz übernehmen kann.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 289.28 ff.
232 Sacherklärung I. Salomon Wirz (1776–1839), Sohn eines Zinngiessers und Zunftschreibers, studiert in Zürich Theologie und heiratet 1801 Regula Schweizer (1763–1844). Im selben Jahr übernimmt er eine Pfarrstelle im bayrischen Grönenbach. Wegen den politischen Verhältnissen bittet er einige Jahre später allerdings um seine Versetzung. Nach der Rückkehr in den Kanton Zürich amtet er als Pfarrer in Sternenberg (1806–1814) und in Volketswil (1814–1839). Wirz ist seit 1817 Mitglied der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft. III. Z. 4
Sohn: Karl Ludwig Wirz (1802–1874) besuchte von 1815 bis 1817 das Institut in Yverdon. Später wurde er Mechaniker in Winterthur und trat 1861 als Mitbesitzer der Fabrik Äberli und Wirz zur Treu in Erscheinung.
1466 c. Heinrich/Henry Stünzi September 1815 5
[Reg.] Stünzi erinnert Pestalozzi, dass sie überein gekommen sind, seinem Sohn keine Vorschüsse mehr zu geben. Zudem erkundigt er sich, ob Pestalozzi zwei Knaben aufnehmen kann.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 300.5 ff. Sacherklärung I.
Heinrich/Henry Stünzi ⇒ Nr. 1275 a III. Z. 4 Z. 5 f.
Sohn: Wilhelm/Guillaume Stünzi (*1798) ⇒ Nr. 1275 a Knaben: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte.
1467. Georges de Rougemont Herbst 1815 [Reg.] Inhalt unbekannt.
233 Überlieferung 1
Nr. 1470 Sacherklärung I.
Georges de Rougemont (1758–1824) ⇒ Nr. 956
1467 a. John Godfrey Oktober 1815 [Reg.] Godfrey möchte zwei Schüler nach Yverdon schicken.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 307.25 ff. Sacherklärung I.
John Godfrey konnte nicht näher bestimmt werden. III. Z. 4
Schüler: Ein Schüler dieses Namens ist im Geschäftsbuch des Instituts nicht verzeichnet, Godfreys Söhne dürfte also nicht nach Yverdon gekommen sein.
1468. Johann Elias Mieg Oktober 1815 1815 5
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Mein lieber Vater. Dass ich mit immer neüem Vergnügen höre, dass Sie gesund u[nd] wohl sind, und dass es in Ihrem Hause wohl stehe bedarf keiner Versicherung, u[nd] es ist für mich immer ein hoher Genuss, wenn ich aus meiner jetzigen Abgeschiedenheit einmahl nach Frankfurt komme, u[nd] dort etwas von Y[verdon] höre, was mich freylich nie befriedigen kann, da mich alles, auch das Kleinste, was Sie angeht interessirt, dass ich es lebendig vor meinem Geist, wie in der Wirk-
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lichkeit erkennen möchte. – Durch die Uberschickung Ihres neuesten Geistesprodukts «An die Unschuld und den Ernst u[nd] den Edelmuth meines Zeitalters u[nd] meines Vaterlandes[»], haben Sie mir eine doppelte Freude gemacht, durch neue Anregung der wichtigsten Ideen, u[nd] zwar in einem wie e s s c h i e n günstigen Zeitpunkt, um wirkl[ich] den ersten Zweck der Menschheit zu erreichen, und dann zweytens als neuen Beweis ihrer fortdaurenden Geistesthätigkeit, und Ihres Strebens das Loos der gesammten Menschheit, bleibend zu verbessern. – Die schönen Aussichten verschwinden indessen mehr u[nd] mehr, die schönen religiösen Aufwallungen, der Oberhäupter der Völker nach der Schlacht von Leipzig, waren mehr der Ausbruch des Gefühls wieder freyer athmen zu können da der gemeinschaftl[iche] Treiber gedemüthigt war, u[nd] wenn in diesem Augenblick für die Völker die mit ihrem Blut diesen Sieg erkauft hatten, durch einen Zauberschlag u[nd] ohne Mühe etwas hätte geschehen können, so wäre es wohl z u g e l a s s e n worden, aber seitdem hat eine egoistische Juristerey, u[nd] machiavellistische Regierungskunst, sich der dirigirenden Menschen bemächtigt, u[nd] mit Trauern bemerken wir Deutsche, dass für uns, aus allen Anstrengungen u[nd] Aufopferungen, nichts Wohlthatiges hervorgehen wird. Mit Wehmuth bemerkt man, dass der ganze Zuschnitt von obenher so gemacht ist, dass die Gährung die durch die Zeitumstände nun ein mahl in den Köpfen des Volks hervorgebracht worden, nur durch Umstürzung des jetzt Bestehenden früher oder später sich enden wird, anstatt eine den Umständen angemessene Reformation, mit Berücksichtigung der Rechte aller Theile, zu bewirken. – Preussen allein scheint sich noch auszuzeichnen, indessen kann das was jetzo noch scheint nur durch eine liberale Constitution als Wirklichkeit betrachtet werden, und man ist ausserordentlich begierig was in dieser Hinsicht geschehen wird. Gewiss ist es dass in dem westl[ichen] Deutschland seine Anhänger sehr zahlreich sind, aller Augen sind auf seine Maassregeln gerichtet, u[nd] es herrscht in seinem Cabinet eine ausserordentl[iche] Thätigkeit, bis Ende dieses Jahrs, sollen die neuerworbenen Provinzen, schon ganz organisirt seyn, während die übrigen, welche andren Staaten zugefallen, noch unter einem provisorischen Zustand, s c h m a c h t e n . Die zurückkehrenden pr[eussischen] Truppen, beweisen auch in ihrem Betragen einen ganz andren Geist, der Schonung des Bürgers, u[nd] der Beschränkung ihrer Bedürfnisse, als andere deutsche Truppen. Von den Russen will ich gar nicht sprechen, denn ihre Foderungen an den verarmten Bürger, würden kaum im Feindes Land zu entschuldigen gewesen seyn, wie viel weniger in Freundes Land. – Von
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unserem Bundestag in Frankf[urt] werden Sie in den Zeitungen schon vieles gelesen haben, wir Deutsche erwarten davon nichts, denn es wird höchstens der schlechtere 2te Theil des Congresses in Wien werden, u[nd] ob er je wird eröffnet werden, das ist eine Frage die noch gar nicht zu verbürgen ist. Jetzo makelt man einsweilen um die Austauschungen, wobey man es an Thätigkeit nicht wird fehlen lassen, und dann wird man allenfalls, mit Zolltarifen, Weggeldern, Ackerbaugesellschaften etc. sich befassen, und wegen den, dem eigenthümlichen Charakter der verschiednen deutschen Stämme, anzupassenden Constitutionen wird man sich noch vertagen müssen, bis man die nöthigen Erkundigungen eingezogen hat. Sie sehen mein lieber Vater, dass ich bitter ja sehr bitter bin, denn mich jammert des Elendes des Volks, das namenlos ist, und wogegen ich keine Hülfe sehe. Ich als einzelner Mann, der keinem Staat angehört, den keine Last drückt, kleine Geldabgaben abgerechnet, spreche durchaus nicht aus Eigennutz, aber was die Menschheit jetzo so hart drückt u[nd] entwürdigt, das macht mich traurig, und so lang das so ist, dürfen wir nichts erwarten. Tag u[nd] Nacht muss jetzo der Landmann arbeiten, um nur seine Abgaben zu bestreiten, und am Munde muss er sich abdarben, um den Soldaten zu ernähren. Was ist davon die Folge, Betrug, Raub, u[nd] Gewaltthat, u[nd] es ist im eigentl[ichen] Sinn des Worts unser jetziger Zustand ein Krieg aller gegen alle. Die Abgaben vom Grundeigenthum, u[nd] den Lasten die darauf fallen, nimt dermahlen die Hälfte des Ertrags weg, so dass neul[ich] von der preuss[ischen] Regierung im Canton Boppard 105 Morgen Landes, nebst 5 Häusern, zu 11000 franz[ösischen] Liv[res] feilgeboten wurden, dazu kommt dass unsere Produkte sehr niedrig stehen, u[nd] dass wir im Frieden bey den niedrigen Preisen kaum Baulohn u[nd] Abgaben aufbringen. In unserer Gegend, hat man Grundeigenthum von Pupillen, blos gegen Tragung der Abgaben u[nd] Lasten verpachtet, daraus kann man schliessen, wie die Lage ist. Je mehr aber diese eiserne Zeit auf uns lastet, desto mehr muss auf den Geist, u[nd] das Herz durch Erziehung gewirkt werden, damit die Menschen nicht zur Bestialität herabsinken, wodurch freyl[ich] eher etwas zu erhalten wäre, wenn nur die Rückkehr zur Menschlichkeit nicht so gefährl[ich] u[nd] schwer wäre. Die rohe Gewalt ist furchtbar, u[nd] wenn diese losbricht so beugt sich alle egoistische Klugheit unter das Gesetz der Nothwendigkeit, was aber der traurigste Beweis unserer Verderbtheit ist. Aber wie ist es auch möglich dass unsere Grossen zu der Einsicht kommen, dass die Kultur eines Volkes auf der reinen frommen Anerkennung der göttlichen Würde der Menschennatur beruhe, u[nd]
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dass für eine rechtliche Stellung des Volks müsse gesorgt werden, wenn das häusliche Leben, u[nd] der Staat, ein festes dauerhaftes Fundament haben sollen, da die niedrigsten gemeinsten Schmeichler sie umstricken? Diese machen sie vor dem Namen einer gesicherten constitutionellen Verfassung zurückbeben, vollends seitdem die Würtemberger klar u[nd] trocken ausgesprochen haben, eine Constitution müsse das Resultat wechselseitiger Ubereinkunft u[nd] Verträge seyn, u[nd] nicht als einseitige Gnadensbezeugung betrachtet werden. So wahr diess ist, so wenig passt es, zu den verschrobenen Ansichten, die man bis jetzo den Fürsten beybrachte, u[nd] man wird gewiss alles thun, die Aufstellung der Constitution zu umgehen. Nun erlauben Sie mir aber auch einige Bemerkungen über Ihr neuestes Werk, die Stellen betreffen, die ich entweder nicht richtig verstanden habe, od[er] nach meiner Uberzeugung eine nähere Bestimmung erfodern: P[a]g[e] 16. «das Eigenthümliche Wesen des Menschen erfodere das Stillstellen seiner thierischen Kraft, damit das Menschliche seines Seyns, sich von dieser ungestört entfalte.» Mir kommt es vor dass es untergeordnet, aber nicht Stillgestellt werden sollte – mit diesem Stillstehen ist Lähmung u[nd] Tod verbunden, u[nd] wie unsere Voreltern derb drein schlugen, wenn man ihnen nehmen wollte, was ihnen von Gott u[nd] Rechts wegen gebührte; da stand es besser. Ich weiss dass diese Anwendung einseitig ist, aber sie lässt sich vielseitig durchführen. Die p. 28 bemerkte sansculotische Völkerempörung scheint mir nicht eine Folge der Nationalabschwächung zu seyn, so fern diess auf Abschwächung der Individuen geht welche die Nation ausmachen, sondern sie ist die Folge der Aufhebung, des gesetzlichen Verhältnisses, der Individuen welche den Staat bilden, dabey trit Willkühr ein, die Wünsche u[nd] Begierden gehen so weit als die Kräfte reichen, der grosse rohe Haufen merkt am Ende seine thierische Stärke, u[nd] nun benutzt er auf seine Weise das Ubergewicht was er erlangt hat. Was Sie übrigens im Fortgang dieses Satzes sagen, über raffinirte Kunsttirranney, u[nd] das Civilisationsverderben ist vortreffl[ich] möchten doch unsere Könige in diesen treuen Spiegel sehen, u[nd] sich von der Wahrheit berathen lassen. Ganz vortreffl[ich] u[nd] wahr ist ubrigens die Bemerkung «dass es das schwierigste Problem sey, grössere od[er] kleinere Menschenhaufen im Civilisationsverkehr unter sich zu haben, u[nd] eingreifend in ihre Verhältnisse neben ihnen zu leben, ohne die höhere Kraft wahrhaft, u[nd] rein auf die Menschenbildung, auf die Menschencultur zu wirken, in sich selber zu schwächen, wo nicht zu ver-
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lieren». Das ist die grosse Entschuldigung für unsere Fürsten, u[nd] nur eine ganz vorzügl[iche] Natur, od[er] eigentl[iche] Göttersöhne werden vor dieser Klippe bewahrt. – Doch ich sehe dass schon mein drittes Blatt beschrieben ist, ohne dass ich auch nur einen kleinen Theil von dem gesagt habe, was ich alles Ihnen schreiben wollte, indessen war es mir ein grosser Genuss mich lebhaft an Ihre Seite geträumt zu haben, u[nd] der Gedanke dass diese Zeilen mein Andenken bei Ihnen erneuern, erhöht denselben nicht wenig. Leben Sie wohl mein lieber guter Vater, verlassen Sie gesund u[nd] wohl das alte Jahr u[nd] treten Sie das neue ebenso an, u[nd] schenken Sie mir nebst allen den Ihrigen fortdauernd Ihre Liebe u[nd] Freundschaft, so wie Sie alle mit Liebe in meiner Seele umschlungen mir lieb u[nd] theuer sind, u[nd] bleiben werden so lange leben wird Ihr M[ie]g.
Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 225/7 Bogen, 247 x 202 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 24 Z. 42 Z. 59 f. Z. 63 f. Z. 81 Z. 104 Z. 121
Ausbruch dass in einsweilen um Stämme, anzupassenden Liv[res]: lateinische Schrift seyn, ∫ Folge der Sacherklärung I.
Johann Elias Mieg (1770–1842)
⇒
Nr. 1244 II.
Im August 1815 hatte Pestalozzi seine Schrift An die Unschuld veröffentlicht, sodass Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) diesen Brief wohl im Herbst 1815 geschrieben haben dürfte. Da der Bundestag am 5. November 1816 zum ersten Mal zusammentrat und Mieg noch nicht wusste, ob er überhaupt stattfinden würde, wird hier Oktober als Briefdatum gesetzt, obwohl die Formulierung «verlassen Sie gesund u[nd] wohl das alte Jahr u[nd] treten Sie das neue ebenso an» (Z. 147 f.) eher an Ende Jahr denken lässt.
238 III. Z. 14
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Geistesprodukts: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815 Schlacht von Leipzig: Die «Völkerschlacht von Leipzig» vom 16. bis 19. Oktober 1813 gilt als Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege gegen Frankreich. Sie zwang Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) zum Rückzug und legte damit den Grundstein für die Neuordnung Europas am Wiener Kongress (18. September 1814 bis 9. Juni 1815). Constitution: Am 8. Juni 1815 wurde während des Wiener Kongresses die Verfassung des Deutschen Bundes verabschiedet. Der Artikel 13 sah vor, dass jeder Mitgliedstaat über eine eigene Verfassung verfügen müsse, so auch das Königreich Preussen. Die Ausarbeitung verzögerte sich allerdings aufgrund der ablehnenden Haltung des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840, ⇒ Nr. 568). Bundestag: Der Bundestag mit Sitz in Frankfurt am Main war das oberste Organ des Deutschen Bundes. Als ständiger Gesandtenkongress aller Mitgliedstaaten bildete er zwischen 1815 und 1848 sowie von 1850 bis 1866 die einzige Institution, die für ganz Deutschland zuständig war. Er tagte wöchentlich seit dem 5. November 1815. Boppard: Gemeinde in Rheinland-Pfalz neuestes Werk: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815 P[a]g[e]: Das Zitat lautet korrekt: «Das Eigentliche seines sich von allen andern Geschöpfen unterscheidenden Wesens fordert das Stillstellen seiner thierischen Kraft, damit das Menschliche seines Seyns sich von dieser ungestört entfalte» (PSW XXIV A, S. 26). p. 28: PSW XXIVA, S. 35 Bemerkung: Das Zitat lautet korrekt: «Es ist vielleicht auch das schwierigste Problem der Welt, grössere oder kleinere Menschenhaufen im Civilisationsverkehr unter sich zu haben, und eingreifend in ihre Verhältnisse neben ihnen zu leben, ohne die höhere Kraft wahrhaft und rein auf die Menschenbildung, auf die Menschenkultur zu wirken, in sich selber zu schwächen, wo nicht zu verlieren» (PSW XXIV A, S. 47).
1468 a. Johannes von Muralt Herbst 1815 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 1
239 Sacherklärung I. Johannes von Muralt (1780–1850) ⇒ Nr. 610
1468 b. Anna Barbara Gross-Pestalozzi Herbst 1815 5
[Reg.] Anna Barbara Gross zweifelt an Pestalozzis Liebe, weil er schon so lange nicht mehr geschrieben hat.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 319.5 ff. Sacherklärung I.
Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832) ⇒ Nr. 2
1468 c. Walthardsche Buchhandlung Herbst 1815 [Reg.] Die Walthardsche Buchhandlung bestellt Exemplare der Unschuld.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 321.16 ff. Sacherklärung I.
Dabei dürfte es sich um die Buchhandlung von Ludwig Rudolf Walthard (1765–1832, ⇒ Nr. 1139 a) handeln. III. Z. 4
Unschuld: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815
240 1468 d. Jean Jacques Paschoud 20. Oktober 1815 [Reg.] Paschoud schickt drei Bände der Histoire des républiques italiennes.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 303.19 ff. Sacherklärung I.
Jean Jacques Paschoud (1768–1826) ⇒ Nr. 1216 a III. Z. 4
Histoire: Jean-Charles Léonard Simonde de Sismondi: Histoire des Républiques italiennes du moyen âge, 16 vols. Paris 1809–1818
1469. Johannes Niederer 28. Oktober 1815 5
S[ine] T[itulo] Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi Ritter des St. Wladimirordens gegenwärtig bei H[errn] David Esslinger in Hottingen Z u r i c h Iferten den 28ten 8brs 1815.
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Lieber Vater! Dank für Ihre Zeilen aus Bern. Das Verlangte werde mit nächster Post an H[errn] v[on] Stackelberg nach Zürich senden und H[errn] Wehrmann so gut möglich empfangen. Neues ist hier gar nichts, ausser einem von Stern gekannten vorzüglichen Lehrer Marx Prof[essor] in Heidelberg der sich anträgt, und an das im Frühjahr abgehenden Pietzsch Stelle wesentlich wäre. Auch ich habe nichts als einen Brief von Rossel, worinn er mir sagt, Goerres könne Ihr Buch nicht anzeigen bis er es g a n z habe, und man solle es ihm, Rossel, doch durch Gelegenheit zuschicken. Da Sie vermuthlich nach Frankfurt gesandt haben so wäre es am Besten von dort aus.
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Die gestrige Lehrerversamlung war sehr interessant. Es wurde über die Neujahrshefte gesprochen, und es scheint die Stimmung sey nicht mehr für solche, sondern für besondre Arbeiten der Zöglinge. Doch davon, bey Ihrer Wiederkunft. Fremde habe ich seit Ihrer Abwesenheit keine gesehen. Reisen Sie recht glücklich. Grüsse an Stackelberg und alle Freunde von meiner Frau und Ihrem Niederer Im Haus geht es gut. Das Zimmer hatte noch vor Ihrer Rückkunft zu leeren. Ich bin mit aller Strenge am Einrichten. J[un]gf[e]r Uttinger wünscht ausserordentlich Sie zu sehen. Können Sie nicht nach Zug, so lassen Sie ihr doch Ihre Nähe in Zürich oder Aarau wissen.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/II,3 Bogen, 222 x 167 mm Stempel YVERDON, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Pestalozzi hielt sich Ende Oktober/Anfang November während einiger Tage in Zürich auf, weshalb Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) ihn schriftlich über die Geschehnisse in Yverdon informierte. III. Z. 7 Z. 9 Z. 11 Z. 12 Z. 13
Esslinger: David Esslinger (1779–1828) ⇒ Nr. 1133 d Iferten: dt. Name für Yverdon Zeilen: scheint nicht erhalten zu sein Stackelberg: Christoph Adam von Stackelberg (1777–1841) ⇒ Nr. 1007 Wehrmann: Damit dürfte wohl Johann Ernst Wehrmann (1791–1860) gemeint sein, der im Juni 1814 die Erlaubnis zu einem Auslandaufenthalt erhielt, der bis 1816 dauerte. Wehrmann hatte Medizin studiert, war von 1812 bis 1822 Inspekteur und anschliessend bis 1834 Direktor der Domschule in Tallinn (Reval, Estland), bevor er als Privatlehrer nach St. Petersburg wechselte. In der Domschulleitung folgte er seinem Onkel Jo-
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hann Conrad Wehrmann (1748–1811) nach, der dieses Leitungsamt von 1807 bis 1811 wahrnahm. Wie sein Onkel studierte auch Johann Ernsts Vater Daniel Ernst Wehrmann (1746–1799) in Göttingen, bevor er in Tallinn Gymnasialprofessor für Poesie und griechische Sprache wurde. Stern: Wilhelm Stern (1792–1873) wechselte auf Empfehlung des Kurators der Tübinger Universität, Karl August von Wangenheim (1773–1850, ⇒ Nr. 977), nach seinem Theologiestudium 1815 an Pestalozzis Institut nach Yverdon, wo er alte Sprachen unterrichtete. Nach seiner Rückkehr nach Baden 1817, zunächst als Pädagoge am Karlsruher Lyzeum, dann als Diakon in Gernsbach, amtierte er ab 1824 über 40 Jahre als Professor und erster Lehrer am evangelischen Lehrerseminar in Karlsruhe, betätigte sich als Schulbuchautor und Verfasser pädagogischer Fachwerke und übte in dieser Zeit unbeschadet seines politischen Wandels vom Liberalen zum religiös fundierten Konservativen grossen Einfluss auf das badische Schulwesen im 19. Jahrhundert aus. Marx: Carl Michael Marx (1794–1864) ⇒ Nr. 1724 Pietzsch: Moritz August Ludwig Pietsch (1791–1816) ⇒ Nr. 1428 Rossel: Johann Philipp Rossel (1791–1831) ⇒ Nr. 1313 c Goerres: Johann Joseph von Görres (1776–1848) wurde 1827 an die Universität München berufen und galt als Hauptvertreter des antipreussisch ausgerichteten politischen und publizistischen Katholizismus, nachdem er sich nach den Erfahrungen der napoleonischen Herrschaft von einem Unterstützer der Französischen Revolution zum Anhänger der Romantik und der deutschen Nationalbewegung gewandelt hatte. Buch: Damit dürfte Pestalozzis Schrift An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort zur Zeit gemeint sein, die im August 1815 erschienen war. Johann Joseph von Görres (1776–1848, ⇒ Z. 18) hatte offenbar aber noch kein Exemplar erhalten, um es in der von ihm 1814 bis 1816 herausgegeben Zeitschrift Rheinischer Merkur anzuzeigen. Der Rheinische Merkur bestimmte bis zu seinem Verbot im Januar 1816 durch die preussische Regierung massgeblich die liberale und anti-napoleonische politische Willensbildung. Neujahrshefte: Die von den Zöglingen angefertigten Neujahrshefte dienten als jährlicher Leistungsnachweis und als Dokument der Selbstkontrolle des abgelaufenen Schuljahres. Sie enthielten Aufsätze, Zeichnungen, Mathematikaufgaben, Landkarten oder naturgeschichtliche Beiträge, dienten somit teilweise als Ersatz für das Examen und wurden mit viel Zeitaufwand, mitunter zwei Wochen lang, gestaltet. Die Neujahrshefte wurden von den Zöglingen zum Jahresende häufig zusammen mit einem Begleitbrief, in dem die Kinder Dankbarkeit, Besserung und weitere Lernfortschritte gelobten, an die Eltern versandt. Lit.: Luca Godenzi/Norbert Grube: Schüler mit Verhaltensauffälligkeiten in Pestalozzis Erziehungsinstituten um 1800? In: Paedagogica Historica 45 (2009), S. 67–81 Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 J[un]gf[e]r Uttinger: Elise Ruepp-Uttinger (1790–1873) aus Zug war von 1812 bis 1815 Schülerin am Töchterinstitut (⇒ Nr. 867) in Yverdon, wo sie den jungen Arzt Alois Ruepp (1785–1832) kennen lernte. Nach der Heirat 1816 zog sie mit ihrem Mann nach Sarmenstorf (Kt. Aargau), war in der privaten Armenfürsorge tätig und betrieb nach dem frühen Tod ihres Gatten von 1835 bis 1853 ein überregional angesehenes Mädchenin-
243 stitut, an dem ab 1838 auch die ersten Lehrerinnen für die Volksschule ausgebildet wurden. Sie leitete die Ausbildung gemeinsam mit ihren Töchtern.
1470. Johannes Niederer 31. Oktober 1815 5
Herrn Herrn Pestalozzi [If]erten den 31ten 8brs 1815.
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Lieber Vater. H[err] v[on] Rougemont hat 2mal geschrieben. Weniger tröstlich als wichtig und im höchsten Stande interessant sind seine Nachrichten. Er selbst ist unübertreflich herrlich, fühlt denkt und handelt mit der verehrungswürdigsten Achtung und Liebe für Sie. Schmid war schon auf dem Wege nach Paris, allein die Schwierigkeiten mit dem Passe hielten ihn zurück. Wir schreiben indessen H[errn] v[on] Rougemont, und glauben, dass der Frankfurter Congress für Ihre Wünsche und Aussichten entscheidend seyn werde. Von Rennschmid sind ebenfalls Briefe aus Breslau da. Er gibt Ihnen Rechenschaft von seinem Thun, und wünscht in Verbindung mit Ihnen zu bleiben. Seine Lage ist befriedigend. Da Ihnen Andre schreiben, so verlasse ich mich des Ausführlichen wegen auf Sie, wer Ihnen mitgetheilt hätte wenn Schmid nicht zurückgekommen wäre. Er hat in Lausanne den Kronprinzen von Oesterreich gesprochen. Im Hause hat sich nichts Neues ereignet. Herrn Wehrmann habe ich noch nicht gesprochen, weil ich nicht sah, obgleich er schon am Samstag hier ankam. H[err] Blattmann mit s[einer] Frau war gestern den ganzen Tag hier. Er bedauerte sehr Ihre Abwesenheit. H[err] Küenzli v[on] Winterthur wünschte seinen Sohn auf Weihnacht konfirmirt, was eine völlige Unmöglichkeit ist. In Hofnung Sie bald hier zu sehen Ihr Niederer
Überlieferung 1 2
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,20 Blatt, 255 x 199 mm
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Siegelspuren, Dorsualvermerk Iferten, 31 October 1815. Niederer Original Textkritik
[If]erten: dt. Name für Yverdon Rougemont: Georges de Rougemont (1758–1824) ⇒ Nr. 956 2mal: ⇒ Nr. 1465 und ⇒ Nr. 1467 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Frankfurter Congress: Damit dürfte wohl die Eröffnung der Frankfurter Bundesversammlung gemeint sein, die im Wiener Kongress auf den 1. November 1815 anberaumt worden war. Die Bundesversammlung trat dann allerdings erst am 5. November 1816 zusammen, weil Preussen die Zusammensetzung verzögerte und Territorialfragen (wer zum Bund gehörte und wer nicht) lange ungeklärt waren. Einzelne Staaten, so auch die süddeutschen, hatten aber schon 1815 Gesandte nach Frankfurt entsandt. Rennschmid: Felix Rendschmidt (1787–1853) ⇒ Nr. 1265 Briefe: ⇒ Nr. 1466 Kronprinzen: Ferdinand I. Karl Leopold Joseph Franz Marcellin von Österreich (1793–1875) wurde 1835 nach dem Tod seines Vaters Franz I. (1768–1835, ⇒ Nr. 1421) österreichischer Kaiser, nachdem er 1830 zum König von Ungarn gekrönt worden war, dankte jedoch bereits 1848 zugunsten seines Neffens Franz Joseph I. (1830–1916) ab und zog sich nach Mähren und Prag zurück. Politisch als führungsschwach geltend war er zugleich hoch gebildet und wissenschaftlich interessiert. Wehrmann: Johann Ernst Wehrmann (1791–1860) ⇒ Nr. 1469 Blattmann: Johannes Blattmann (1771–1854) ⇒ Nr. 823 Frau: Anna Barbara Blattmann-Blattmann (1773–1814) ⇒ Nr. 1423 Küenzli: Anton Künzli (1771–1852) ⇒ Nr. 1520 b Sohn: Friedrich K./Fritz Künzli (1801–1833) ⇒ Nr. 1352
245 1470 a. David Fäsi 3. November 1815 5
[Reg.] Fäsi erkundigt sich, ob der junge Weber nicht als Kostgänger bei Pestalozzi aufgenommen werden kann.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 308.29 ff. Sacherklärung I.
David Fäsi (1784–1849) wird in Scherzingen (Kt. Thurgau) als Sohn des Pfarrers Johann Heinrich Fäsi (1755–1830, ⇒ Nr. 491) geboren. Fäsi studiert Philosophie- und Theologie in Zürich, wird Vikar in Schönholzersweilen (Kt. Thurgau) und zieht 1805 als Hauslehrer nach La Sarraz (Kt. Waadt). Nach einem Kurzaufenthalt bei Pestalozzi in Yverdon tritt er 1806 in Sirnach (Kt. Thurgau) seine erste Pfarrstelle an. 1809 wechselt er nach Schöfflisdorf (Kt. Aargau), 1829 bis 1849 ist er Pfarrer in Richterswil (Kt. Zürich). III. Z. 4
Weber: konnte nicht näher bestimmt werden
1471. Johannes Niederer 6. November 1815 5
An Herrn Pestalozzi, durch Herrn Kuster Iferten den 6ten 9brs 1815
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Lieber Vater Über alles wird und muss Sie Bonstettens Urtheil über Ihr Buch interessiren. Er spricht einen unbedingten Tadel darüber aus, und auf eine ganz eigenthümliche Weise. H[err] Perdonnet hat schöne Geschenke geschickt, Ihnen Schmid und mir. Das Paket für Sie ligt bei mir. Wer ü b e r der Zeit ist, ist darum nicht a u s s e r der Zeit, und wenn die Hindernisse und nicht Beachtung der Sache und Ihrer Person das Innere nur höher heben und beleben, so thut die Welt ihre Schuldigkeit auch an Ihnen. Warum so nichts von Stackelberg? Frau Renard ist hier – sie soll sich Schmid unzufrieden über die
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Fortschritte ihrer Söhne geäussert haben. – Alles hängt von der Achtung und Liebe ab, die im Innern gegenseitig gegeben und empfangen werden. Das Band davon sind Sie. Wenn Sie froh und zuversichtsvoll, a l l e inspiriren, unter allen das G l e i c h g e w i c h t halten, so wird es nicht fehlen. Ich habe durchaus nichts Neues. Meine Frau grüsst herzlich. Ihr Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,21 Blatt, 255 x 199 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 10 Z. 16 Z. 18
Perdonnet: lateinische Schrift Renard: lateinische Schrift im Innern ∫ Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1469 III.
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Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Iferten: dt. Name für Yverdon Bonstettens: Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832) ⇒ Nr. 265 Urtheil: Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832, ⇒ Nr. 265) könnte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) diese Einschätzung in einem Brief mitgeteilt haben, der allerdings nicht erhalten geblieben zu sein scheint (vgl. Charles Victor de Bonstetten: Briefkorrespondenzen, Band 11/2. Göttingen 2007, S. 652). Buch: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815 Perdonnet: Vincent Perdonnet (1768–1850) gründete nach einer Banklehre in Genf und einer Tätigkeit als Makler in Paris 1792 ein Handelshaus in Marseille und durchlief ab 1799 eine politische Karriere als Konsul Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) und Kommissar für die Handelsbeziehungen der Helvetischen Republik, war aber auch Mitglied der Verwaltungskammer des Kantons Léman 1798/99, nachdem er zu-
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vor zusammen mit Frédéric César de Laharpe (1754–1838, ⇒ Nr. 722) von Paris aus die Revolution in der Waadt unterstützt hatte. Erst 1828 kehrte Perdonnet in die Schweiz zurück und setzte sich von 1829 bis 1831 als liberaler Waadtländer Grossrat für den industriellen Aufschwung und Verfassungsreformen des Kantons ein. Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Stackelberg: Christoph Adam von Stackelberg (1777–1841) ⇒ Nr. 1007 Frau Renard: Marie Joséphine Renard-Caullier (*1769) aus Versailles war mit dem aus Monthermé (Ardennes) stammenden Ehrenlegionsritter und Zahlmeister Rémi Renard (1772–1820, ⇒ Nr. 1465 f) verheiratet und lebte bis zu dessen Tod in Grenoble, später in Paris. Söhne: Eugène (⇒ Nr. 1465 f), Félix-Eméric (1802–1883, ⇒ Nr. 1465 f) und Jean-Soulange Renard (1805–1879, ⇒ Nr. 1465 f) Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
1472. Hans Willem Cornelis Anne Visser 7. November 1815 Ysbrechtum, bij Sneek, (Provincie Vriesland) am 7. November 1815. 5
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Vergeef het mij, achtingwaardige en edele man! Dat ik mij de vrijheid geve, hoe geheel onbekend dan ook, U dezen te Schrijven. De man, wiens verdiensten ik, in het nevens gaande werkje heb trachten regt te doen, wilde eenmaal voor Vriesland en voor geheel mijn Vaderland dat gene zijn, het geen Gij voor Zwitserland en geheel Europa zijt. Door eene teedere en godvruchtige moeder opgevoed; van zijne jeugd af gewoon aan miskenning en mishandeling; met reine immer blakende liefde voor God en menschen, door zijne maeder in hem geplant, door de omstandigheden zelve en de ellende des Volks in hem versterkt; door de verbetering van den landbouw eerst nuttig voor zijnen medemensch; vervolgens, sedert meer dan dertig jaren, tot aan zijnen dood, werkzaam in de verbetering van het onderwijs en de opvoeding des Volks, onder velerlei Spot en hoon, opoffering van goederen eer-en levensgevaar, mogt het hem slechts gelukken den slagboom der vooroordeelen aanvankelijk te verbreken, en de hardnekkigste pogingen van het Aristocratisme, tot bevestiging van de domheid en ellende des volks te snuiken. Hij Stierf toen hij eerst de verwachting kon beginnen te koerteren, dat volgende jaren, zijnen arbeid het gewenschte gevolg zouden leverren. Na zijnen dood zijn zijne denkbeelden zijn onderwijs verder voortgegaan, en is en wordt hij dagelijks, in een Steeds toenemend getal van Onderwijzers, geregtvaardigd. Met hem Schoolopziener zijnde, was ik tevens zijn vriend en leerling en drong
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mij mijn hart, om zoo wel hem in het nevensgaand werkje mijne hulde te bewijzen, als om zijn voetspoor te volgen, en het goede door hem gesticht, verder te bevestigen en uittebreiden. Door hem kreeg ik de eerste kennis aan U, Uwe werken en Uwe pogingen, en de eerbied, welke hij aan U bewees, werd de mijne. Het geen hij had willen doen, door de mededeeling van Uwe denkbeelden en Methode, zoek ik, naar de omstandigheden en de personen dit gehengen, onder de Onderwijzers van mijn District (wier getal bykans hondend is) te doen: en, terwijl allen iets van dezelve weten, sommigen daar voor ongeschikt zijn, zijn er anderen, welke dezelve, bij gedeelten en met gelukkig gevolg, in beoefening brengen, en wier yver, om dieper in dezelve door te dringen onverzadelijk is. Sedert twintig jaren mij aan het onderwijs en de opvoeding toegewijd hebbende, uit innig medelijden met den ellendigen en verwrikten zedelijken en verstandigen toestand van vooral de lagere volksklasse, had ik als Predikant en Schoolopziener, hierom vooral van het Aristocratisme, veel leeds te verduren. – De geest des tijds, de ontwikkeling der grootste wereldgebeurtenissen het daardoor versterkt vertrouwen op het bestuur en de leiding van den hemelschen Opvoeder der menschen, gevoegd bij de onwrikbaar gevestigde overtuiging van den besten der Koningen, dien God ons gaf, dat alleen in de verbetering der Zedelijke en Godsdienstige beschaving des Volks het wezenlijk maatschappelijk heil te vinden zj, beuren mijne hoop op, en doen mij, als zag ik zulks reeds aanwezig, ontwijtelbaar zeker verwachten, dat geene magt der helle de vrúchten zal verijdelen van de weldadige pogingen, door U, door Nieuwald en door elken menschenvriend aangewend. God zegene U edele man! Hij doe Uwen arbeid verder gelukken. Hij geve U in elken Vorst van Europa eenen bewonderaar, en in elken bewonderaar eenen yverigen voorstander en bevorderaar, en brenge den hemel op aarde en in het menschelijk hart weder terúg, dien doling en wreedheid daarúit verbannen hebben. Ik ben met reinen eerbied Uw U innig hoogachtende Dienaar H[ans] W[illem] C[ornelis] A[nne] Visser. Ongewoon in de hoogdúitsche of Fransche Taal te Schrijven, heb ik mij gevoegelijkst gemeend van de Hollandsche taal te bedienen.
249 Überlieferung 1 2 5 6
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 378/1 Bogen, 253 x 205 mm Original Die Übersetzung des Brieftextes lautet: Vergeben Sie mir, ehrwürdiger und edler Mann, dass ich mir die Freiheit nehme, unbekannterweise Ihnen dies zu schreiben. Der Mann, dessen Verdiensten ich im beiliegenden Werk probierte gerecht zu werden, wollte einmal für Vriesland und für mein ganzes Vaterland das sein, was Sie für die Schweiz und für ganz Europa sind. Von einer zarten und gottesfürchtigen Mutter erzogen, von seiner Jugend an an Verkennung und Misshandlung gewohnt, mit reiner, stets brennender Liebe für Gott und die Menschen, durch seine Mutter in ihn gepflanzt, durch die Umstände selbst und das Elend des Volkes in ihm bestärkt, durch die Verbesserung der Landwirtschaft erst nützlich für seine Mitmenschen, sodann seit mehr als dreissig Jahren bis zu seinem Tode thätig für die Verbesserung des Unterrichts und die Erziehung des Volkes, unter viel Spott und Hohn, Opfern von Gut, Ehrund Lebensgefahr, durfte es ihm anfänglich kaum gelingen, den Schlagbaum der Vorurteile zu durchbrechen und den hartnäckigsten Versuchen der Aristokratie zur Bestätigung der Dummheit und des Elends des Volkes zu trotzen. Er starb, als er erst beginnen konnte, die Erwartung zu hegen, dass kommende Jahre seiner Arbeit den gewünschten Erfolg bringen würden. Nach seinem Tod sind seine Vorstellungen und sein Unterricht weiter fortgeschritten und werden täglich, in einer stets zunehmenden Zahl von Lehrern, gerechtfertigt. Da ich mit ihm Schulinspektor war, war ich zugleich sein Freund und Lehrling und so drängte mich mein Herz, um ihm in diesem Werk sowohl meine Huldigung zu erweisen, wie seinen Fussstapfen zu folgen und das Gute, von ihm gegründet, weiter zu festigen und zu verbreiten. Durch ihn machte ich die erste Bekanntschaft mit Ihnen, Ihrem Werk und Ihren Versuchen und die Ehrfurcht, die er Ihnen erwies, wurde die Meine. Das was er tun wollte durch die Mitteilung Ihrer Ideen und Methode, versuche ich, den Umständen und den Personen entsprechend, den Lehrern meines Distrikts (deren Zahl manchmal hundert ist) weiter zu geben und, während alle etwas davon wissen, einige dafür ungeschickt sind, gibt es andere, welche dasselbe, teils mit glücklichem Erfolg, in Übung bringen, und deren Eifer, um tiefer in dieselben einzudringen, unersättlich ist. Mich seit zwanzig Jahren dem Unterricht und der Erziehung gewidmet zu haben, aus innigem Mitleid mit den Elenden und den verwilderten Sittlichen und der vernünftigen Lage vor allem der niederen Volksklasse, hatte ich als Prediger und Schulinspektor, vor allem von der Aristokratie, viel Leides zu ertragen. – Der Zeitgeist, die Entwicklung der grössten Weltgeschehnisse, das dadurch verstärkte Vertrauen in die Verwaltung und die Führung des himmlischen Erziehers der Menschen, gepaart mit der unerschütterlichen, gefestigten Überzeugung des besten der Könige, den Gott uns gab, dass allein in der Verbesserung der sittlichen und gottesfürchtigen Bildung des Volkes das wesentliche, gesellschaftliche Heil zu finden sei, heitert meine Hoffnung auf, und lassen mich, als sähe ich solches bereits vorfindbar, unzweifelhaft sicher erwarten, dass keine Macht der Hölle die Früchte der wohltätigen Versuche vereiteln kann, die durch Sie, durch Nieuwald und durch jeden Menschenfreund angewandt wurde. Gott segne Sie, edler Mann! Er möge Ihre Arbeit weiter gelingen lassen. Er gebe Ihnen in jedem Fürst von Europa einen Bewunderer, in jedem Bewunderer einen eifrigen Freund und Förderer, und bringe den Himmel auf die Erde und
250 wieder zurück ins menschliche Herz, welche Irrung und Grausamkeit daraus verbannt haben. Ich bin mit reiner Ehrfurcht Ihr Sie innig hochachtender Diener H[ans] W[illem] C[ornelis] A[nne] Visser
Ungewohnt in hochdeutscher oder französischer Sprache zu schreiben, habe ich mir geziemend erlaubt, mich der holländischen Sprache zu bedienen.
Textkritik Zeuge H Z. 24 Z. 64
denkbeelden zijn van de Sacherklärung I.
Hans Willem Cornelis Anne Visser (1773–1826) aus dem holländischen St. Annaparochie studiert ab 1789 Theologie in Franeker, wird 1795 Priester in Warns, später in Ijsbrechtum (alle Friesland) und engagiert sich intensiv für die Verbesserung des Schulwesens, was ihm 1815 den Posten des Sekretärs in der Unterrichtskommission der Provinz Friesland einträgt. II. Hans Willem Cornelis Anne Visser (1773–1826, ⇒ Sacherklärung I.) hatte in der 1814 erschienenen Publikation Herinnering aan J. H. Nieuwold die Gemeinsamkeiten zwischen Pestalozzi und Johannes Henricus Nieuwold (1737–1812, ⇒ Z. 7) in Bezug auf Erziehung und Unterricht hervorgehoben. III. Z. 7
Z. 7 Z. 10
man: Johannes Henricus Nieuwold (1737–1812) aus dem friesländischen Gerkesklooster amtierte nach einem in Groningen und Utrecht absolvierten Theologiestudium als Priester in Heumen, Oldeboorn und ab 1772 in Wartena (Friesland), wo er sich so aktiv für das Unterrichtswesen einzusetzen begann, dass ihm 1799 der Posten des Erziehungsministers angetragen wurde. Zwar lehnte er dieses Amt ab, aufgrund seines Engagements – unter anderem als Schulinspektor und Verfasser zahlreicher Lehrbücher – galt er aber dennoch als ein Pionier der holländischen Schulreform und bisweilen auch als «friesischer Pestalozzi». werkje: Hans Willem Cornelis Anne Visser: Herinnering aan J. H. Nieuwold. Sneek 1814 moeder: Titia Nieuwold-Jansonius (1706–1782) aus Siddeburen (Groningen), Tochter des Predigers Johannes Jansonius (1672–1707), heiratete 1730 in Zuidlaren (Drenthe) den Pfarrer Johannes Henricus Nieuwold (1700–1757), mit dem sie sieben Kinder – darunter als drittjüngstes Johannes Henricus (1737–1812, ⇒ Z. 7) – hatte.
251 1472 a. Franz Alban Schraut Herbst/Winter 1815 5
[Reg.] Der österreichische Minister teilt Pestalozzi mit, dass er glaubt, dass kein Ausfuhrverbot besteht.
Überlieferung 1
PSB X, S. 17.26 Sacherklärung I.
Franz Alban Schraut (1746–1825) tritt 1784 als Hof- und Legationssekretär in die Dienste von Kaiser Franz I. (1768–1835, ⇒ Nr. 1421), macht sich in der Folge im diplomatischen Dienst verdient und wird 1800 zum Reichshofrat ernannt. Nur kurze Zeit in Wien ansässig, wird Schraut schon ab 1801 wieder als Diplomat eingesetzt; er nimmt an den Friedensverhandlungen in Lunéville teil und amtet ab 1804 als Gesandter Österreichs am württembergischen Hof in Stuttgart, bevor er 1807 als ausserordentlicher österreichischer Gesandter und bevollmächtigter Minister bei der Eidgenossenschaft in die Schweiz kommt, wo sich seine bis 1825 dauernde Amtszeit durch eine reaktionäre diplomatische Tätigkeit und auf die Verdrängung des französischen Einflusses geprägte Politik charakterisiert. II. Pestalozzi bedankte sich am 11. Januar 1816 bei Christoph Maximilian Jury (⇒ Nr. 706) für die Bereicherung seiner Naturaliensammlung (PSB X, Nr. 4158). Im nächsten Satz verwies er auf die schriftlich zugesagte Unterstützung durch den österreichischen Minister sowie auf seine Information, dass kein Ausfuhrverbot besteht, weshalb angenommen werden kann, dass dieses nicht existierende Ausfuhrverbot mit Pestalozzis Vorliebe für Naturalien zusammenhängen könnte. Dass Jury zudem aus Kärnten stammte, unterstützt diese These zusätzlich.
1472 b. Jean Pierre Sabon November 1815 [Reg.] Sabon empfiehlt einen Französisch- und Zeichenlehrer.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 316.31 ff.
252 Sacherklärung I. Möglicherweise ist hier Jean Pierre Sabon (1749–1816) gemeint, der als Graveur in Genf lebt. Die ursprünglich aus der französischen Dauphiné stammende Familie Sabon ist seit 1716 in Genf nachgewiesen und etabliert sich dort hauptsächlich im Indienne- und Goldschmiedegewerbe. III. Z. 4
Französisch- und Zeichenlehrer: Da Pestalozzi Sabons Anfrage negativ beantwortete (PSB IX, Nr. 4095), lässt sich nicht ermitteln, wer hier empfohlen wurde.
1472 c. Monsieur Monney November 1815 [Reg.] Monney bietet sich bei Pestalozzi als katholischer Priester an.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 323.10 ff. Sacherklärung I.
Monsieur Monney konnte nicht näher bestimmt werden. Ob es sich bei diesem Priester Monney, der möglicherweise aus Paris stammt, um dieselbe Person handelt, die sich am 10. Juni 1816 (⇒ Nr. 1524 b) bei Pestalozzi um eine Anstellung als katholischer Priester bemüht – diesmal allerdings unter eine Adresse in Fribourg – ist unklar, da Pestalozzi das Angebot am 7. Dezember 1815 mit der Begründung ablehnte, er sei gerade daran, einen Vertrag mit einem anderen katholischen Priester abzuschliessen (PSB IX, Nr. 4116).
1472 d. DuBois & Fils 18. November 1815 [Reg.] DuBois teilt Pestalozzi mit, dass er die beiden bestellten Uhren liefern kann.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 317.5 ff.
253 Sacherklärung I. 1785 gründet Philippe DuBois (1738–1808), der als Tuchhändler weit reichende Geschäftsbeziehungen in Europa und Amerika aufgebaut hat, im Stammhaus der Familie in Le Locle (Kt. Neuchâtel) das noch heute existierende Uhrenunternehmen DuBois & Fils, das er zusammen mit seinen Söhnen Philipp-Henri (1766–1825), Charles (1772–1850) und Jules-Henri (1779–1837) führt. Das Unternehmen befindet sich immer noch in Familienbesitz.
1472 e. Jean Jacques Paschoud 22. November 1815 5
[Reg.] Paschoud erkundigt sich, wohin er den Ergänzungsband von Candolles Flore schicken soll und ist interessiert, das Buch der Mütter zu übersetzen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 318.17 ff. Sacherklärung I.
Jean Jacques Paschoud (1768–1826) ⇒ Nr. 1216 a III. Z. 4
Z. 5
Ergänzungsband: Jean Baptiste Antoine Pierre de Monet de Lamarck: Flore française, ou, Descriptions succinctes de toutes les plantes qui croissent naturellement en France. Disposées selon une nouvelle méthode d’analyse, et précédées par un exposé des principes élémentaires de la Botanique, 5 volumes. Volume 6: Contenant 1300 espèces non décrites dans le cinq premiers Volumes. Par M. De Candolle. Paris 1815 Buch der Mütter: Johann Heinrich Pestalozzi: Buch der Mütter, oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Zürich 1803 (PSW XV, S. 341–424)
1472 f. Rudolf Tschudi 29. November 1815 [Reg.] Rechnung für Schiefertafeln.
254 Überlieferung 1
PSB IX, S. 333.5 ff. Sacherklärung I.
Rudolf Tschudi (1787–1866) aus Schwanden (Kt. Glarus) ist ebenda Handelsmann und Schulvogt und insgesamt viermal verheiratet.
1473. Johann Caspar von Orelli Dezember 1815 [Reg.] Von Orelli äussert sich erfreut über das Buch An die Unschuld.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 327.23 ff. Sacherklärung I.
Johann Caspar von Orelli (1787–1849) ⇒ Nr. 851 II. Pestalozzis Schrift An die Unschuld war im August 1815 erschienen. III. Z. 4
An die Unschuld: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815
1473 a. Jean-François Luquiens 8. Dezember 1815 [Reg.] Bücherlieferung.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 330.20 f.
255 Sacherklärung I. Jean-François Luquiens (1768–1836) ⇒ Nr. 1348 f
1474. Heinrich Remigius Sauerländer 12. Dezember 1815 [Reg.] Sauerländer schickt ein Bücherpaket.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 329.5 Sacherklärung I.
Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847) ⇒ Nr. 1084
1474 a. Ambrogio Zavaritt 14. Dezember 1815 [Reg.] Zavaritt lässt Pestalozzi 1500 L[ouis d’or] zukommen.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 333.32 ff. Sacherklärung I.
Ambrogio Zavaritt (1766–1832) ⇒ Nr. 1454 c II. Das Geld dürfte für die Pensionskosten der beiden Söhne, Pietro Luigi (1800–1876, ⇒ Nr. 1454 c) und Giovanni Zaccaria Zavaritt (1803–1840, ⇒ Nr. 1454 c) bestimmt gewesen sein. III. Z. 4
L[ouis d’or]: französische Goldmünze
256 1474 b. Anton Bucher 15. Dezember 1815 [Reg.] Bucher erkundigt sich, ob sein Sohn nach Yverdon gehen kann.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 331.29 ff. Sacherklärung I.
Anton Bucher (1779–1838), der Wirt des «Löwen» in Escholzmatt, war in erster Ehe mit Anna Wobmann (1774–1807) von Schüpfheim (beide Kt. Luzern) verheiratet, mit der er einen Sohn hatte. Aus seiner zweiten Ehe mit Anna Barbara Krummenacher (*1783/84) von Escholzmatt stammen weitere fünf Söhne und vier Töchter. III. Z. 4
Sohn: Die Anfrage galt möglicherweise Sebastian Josef Anton Bucher (*1809). Im Yverdoner Geschäftsbuch ist allerdings kein Bucher verzeichnet, sodass vermutet werden kann, dass der Vater seinen Plan fallen liess, nachdem Pestalozzi ihm in seinem Antwortschreiben vom 22. Dezember 1815 (PSB IX, Nr. 4132) die Konditionen mitgeteilt hatte.
1475. Franziska Romana von Hallwil Mitte Dezember 1815 5
[Reg.] Franziska Romana von Hallwil drückt ihr Beileid über den Tod von Anna Pestalozzi aus.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 337.37 ff. Sacherklärung I.
Franziska Romana von Hallwil (1758–1836) ⇒ Nr. 744
257 II. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) war im Frühjahr 1815 wieder nach Yverdon zurückgekehrt, nachdem sie aus gesundheitlichen Gründen während eines Jahres in Zürich und auf dem Neuhof gelebt hatte. Sie starb am 11. Dezember 1815 an Fieber, Brustschmerzen und einer allgemeinen Schwäche. III. Z. 4 f.
Anna Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1476. Karl Justus Blochmann 16. Dezember 1815 5
An Heinrich Pestalozzi am Grabe seiner Gattin Yverdün, den 16. December 1815.
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Will es Dich nachziehn, wankender Greis, in die offene Erde, Möchtest Du ruhen mit ihr, müde des ewigen Sturms? Will das grosse Herz, das vielfach zermalmte, gedrückte, Nicht mehr dauern im Staub, dürstend nach endlicher Ruh? Ha, wie zerreisst es die Brust, wie presst es feurige Thränen, Vater, Dich also zu sehn, also versunken in Schmerz. Trockner, starrender Blick, und ihr nachstürzende Thränen, Stummer, bebender Mund, laut ist die Sprache von euch: «Hier versinkt mir zur Erde ein halb Jahrhundert voll Liebe Und ein Himmel von Treu, dauernd in jeglichem Sturm. Seit ihr Herz sich, ihr Geist in Liebe dem meinen verbunden, Durch der Drangsale Nacht, durch der Verkennungen Schmach Rettet’ die Treue den Glauben, in stillen Thaten der Liebe Half sie fördern das Werk, das mir der Himmel beschied.» Vater, was jetzt am Grabe Dein stummer, bebender Mund spricht, Sprach Dein entflammter zu uns, jüngst da die Sel’ge entschlief, Da Du uns fasstest im Sturm der tiefen Seelenerschütt’rung Und uns führtest zu ihr, deren verklärtes Gesicht Wunderbar zeugte und laut von des Geistes eigner Verklärung. Da, die erstarrete Hand fassend, in wachsender Glut Sprachst Du, als ob noch ihr Ohr die gewohnte Stimme vernehme, Welcherlei Thaten der Treu’ liebend im Leben sie that. «Aber Du hörst mich nicht mehr, Dein Mund hat sich ewig geschlossen, Kinder, tretet ihr nah, schauet die Selige an!»
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Und es griff uns der Schmerz, der bittre, tief in die Seele Und wir starreten stumm, glühenden, thränenden Blicks. Aber verklärend den Schmerz zu lichten Flammen der Thatkraft, Sprachst Du in Ruhe darauf dieses begeisternde Wort: «Also zerreissen die Bande, die lieb uns machen das Leben, Und es verwaiset das Herz und es verödet die Brust; Aber es bleibet uns treu bis zum letzten Zuge des Athems, Was wir als göttliches Bild trugen durchs Leben im Geist. Also bleibst du auch mir, du Gotteswerk meines Lebens, Und eine neue Zeit nahet, die letzte dir nun! Darum werde mir Schmerz ein entzündendes Feuer vom Himmel, Dass, wenn die Stunde mir naht, fertig sie finde mein Werk. ——————————— Dumpfer, zermalmender Klang, du Schreckton grauser Verwesung, Rollen der sinkenden Erd’ auf das versenkte Gebein, Theile nicht blutig die Brust, lass ab in die Seele zu donnern. Armes, zerrissenes Herz, halte, o halte noch fest! Vater, so sank auch die Hülle, so schwand der Schatten vorüber, Den seit der Stunde des Tods fest noch umfasste Dein Schmerz, Und Du wendest den Tritt, den Stachel der Wehmuth im Busen, In das öde Gemach langsam und wankend zurück. Vater, nein! wend’ ihn noch nicht, es erfassen uns heilige Gluten Und es drängt sich das Herz, Vater, am Grabe zu Dir. Mächtig zieht uns und fest in immer engere Kreise Deiner Liebe Gewalt heute im Schmerze zu Dir, Und wir umringen Dich hier am Grabe der seligen Mutter, Laut verkündend das Wort, das in uns redet der Geist: Einen Funken vom Himmel hast Du geschlagen, an dem sich Durch die kommende Zeit zündet ein göttliches Licht; Einen Funken, der tief in viele Geister gefallen, Vieler Herzen entflammt mit einer himmlischen Glut; Einen Funken, entströmt dem Lichtmeer ewiger Wahrheit, Und in die göttliche Flamm’ heiliger Liebe getaucht. Aus den lauteren Tiefen der Religion des Erlösers, Und aus der heiligen Kraft ewiger Menschennatur Brachtest Du ihn zum Heile der irrenden duldenden Menschheit Durch Deiner Forschungen Drang freudig und siegend ans Licht. Vater, wir glauben mit Dir an die ewigen Kräfte im Menschen, An sein heiliges Recht und an der Liebe Gewalt, Glauben, dass in der Kraft und Lauterkeit häuslicher Weisheit Und in der Mutter Treu einzig erstarke der Mensch,
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Dass ihm das Leben hinfort sich nicht mehr scheide vom Wissen, Dass er erwachse zur Höh’ reicher, vollendeter Kraft. Vater, wir wissen und schaun in des Geistes innerster Tiefe, Dass in dem Werke von Dir ruh’ ein unendlicher Keim, Dass in die grosse Zeit Dein Werk, ein entflammender Funke, Rettung bringend und Heil, falle, und zünde und glüh’. Vater, wir wissen, dass Du der Menschheit gehörest, nicht uns nur, Dass Deinem Worte der Geist würd’gere Diener erweckt; Dass die Stunde einst kommt – und sei sie jetzt auch noch ferne – Wo Du von Allen erkannt, Alle durchglühst und entflammst; Wo sich klarer enthüllt und in immer reicherer Fülle Das erhabne Gesetz jeglicher Bildung und Kraft. Vater, so sei Dir ein heitrer, ein stärkender Trost unser Glaube, Doch unsers Willens Kraft werde noch tröstlicher Dir. Ja, wir wollen – so ruft Dir das Herz und gelobt es am Grabe, Treu und fest an dem Werk halten, des Schöpfer Du bist, Treu an der heiligen Kunst, der Menschenweih’ und Entfaltung, Fest an der ewigen Bahn, die die Natur uns enthüllt. Vater, wir wollen nicht lassen, ob feindliche Mächt’ es auch wehrten, Von des Geistes Gebot, den Du entflammtest in uns, Wollen, erforschend die Macht der Gesetze jeglicher Bildung, Weiter fördern die Bahn jeglicher Lehre und Kunst, Streben mit opferndem Muth, dass der Bildung himmlischer Segen Steig’ in die Hütten herab, läutre die Kräfte des Volks. Vater, das wollen wir all’. So verschieden auch jedem die Gab’ ist, Fühlt von der heiligen Glut jeder doch gleich sich beseelt. Wär’s auch, von Dir zu gehen dann immer des Einen Bestimmung, In Dir bleiben wir all’, wirken auch ferne in Dir; Und es will ja Dein Werk der frischen Keime so viele, Dass es in jeglicher Flur segnend und freudig gedeih’. Also redet zu Dir in des Herzens tiefer Bewegung Bei der Entschlummerten Grab, Vater, der Deinigen Geist. Sei er ein tröstender Dir, ein wehmuthlindernder, sanfter, Flöss er ins wunde Herz freudiger Hoffnungen Kraft. Selig die Todten! sie ruhn, sie feiern von Drangsal und Mühen, Selig die Todten! sie ruhn, feiern im Jubel des Lichts.
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Karl Justus Blochmann: Heinrich Pestalozzi. Züge aus dem Bilde seines Lebens und Wirkens nach Selbstzeugnissen, Anschauungen und Mittheilungen. Dresden 1846, S. 88–91 Textkritik
Zeuge a Sacherklärung I. Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 II. ⇒
Nr. 1475 III.
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Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1476 a. Johann Balthasar Schiegg 16. Dezember 1815 5
[Reg.] Schiegg möchte Publikationen von Pestalozzi und seinen Mitarbeitern in Kommission nehmen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 18.20 und S. 19.13 ff. Sacherklärung I.
Johann Balthasar Schiegg (1754–1830) ⇒ Nr. 1363 a
1476 b. Salomon Wirz Dezember 1815 [Reg.] Wirz nimmt Anteil am Tod von Anna Pestalozzi.
261 Überlieferung 1
PSB IX, S. 334.16 ff. Sacherklärung I.
Salomon Wirz (1776–1839) ⇒ Nr. 1466 b III. Z. 4
Anna Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1477. Philipp Nabholz 19. Dezember 1815 Waldkirch d[en] 19ten Dezember 1815 5
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Lieber, lieber Vater Pestalozzi! Ich schreibe Ihnen zwar selten desto mehr aber beschäftige ich mich in meinen gegenwärtigen Umgebungen mit Ihnen, mit ihrem Unternehmen, mit ihrer Idee. In dem Beyschlusse habe ich den geistlichen Herrn in hiesiger Gegend meine Ansichten über Ihr Erziehungsunternehmen mitgetheilt. Ich schike Ihnen nur diejenigen Bogen davon, die unmittelbar Bezug auf Sie und ihre Idee haben. Ich habe zwar Ähnliches in meiner Eintrittsrede in ihrer Anstalt ausgesprochen. Ich glaube aber dass es hier deutlicher und bestimmter geschehen ist als dort. Desswegen und dass Sie mir, wenn auch noch so kurz erklären, ob das darinn Angegebne wirklich ihr Willen sey – darum bitte ich Sie. Ich bin hierinn wie ein Kind das nicht zufrieden ist bis ihm sein Vater sagt so ist’s recht. – Noch mehr je mehr ich ihrem Unternehmen nachdenke; je mehr die Zukunft als Erfolg desselben mich begeistert; destomehr wird es mir klar dasselbe kann nur zur Vollendung gelangen und dadurch ihre Idee in Wirklichkeit übergehen, wenn ihre Anstalt als Anfangs- und Mittelpunkt ihres Unternehmens sich lebendig organisiert, Armm Kopf, Brust, Unterleib u[nd] Glieder darinn vorhanden sind, alle einen lebendigen Leib bildend. Ich wünschte daher eben so sehr dass alle jene Lehrer, welche die Ausführung ihres Unternehmens entweder im Ganzen oder in einzelnen Theilen sich zum Lebensgeschäfte zu machen entschlossen sind, Ihnen und einander selbst genau erklären in was sie das Wesen ihres Unternehmens u[nd] ihrer Idee setzen, damit sie in der Hauptsache verständigt und vereinigt sich wechselseitig einander Kraft und Leben zur Gründung des
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grossen Werkes geloben. Solang dieses Einverständniss nicht vorhanden ist, so lang ist die Fortdauer ihres Unternehmens – und ihrer Anstalt nicht gesichert. Ohne hin zerstreut der Tod ihrer Persohn ihre Freunde und Lehrer nothwendig ruhmlos an abgelegne Orte und das Werk der Menschenbildung durch Erziehung wird auf ein anderes Jahrhundert verschoben. Lieber Vater Pestalozzi ich bitte Sie, wie ein Kind seinen sterbenden Vater um seinen lezten Segen flehet, dass Sie diese innere Vereinigung ihrer Freunde und Lehrer vor ihrem Hintritte noch gründen wollen. Ich glaube dass der Blick auf den Grabeshügel ihrer im Herrn entschlafnen, itzt gottseligen Frau, und auf die neuen politischen Verhältnisse der europäischen Staaten Sie zu dieser ihrer lezten und höchsten Handlung mächtig hindrängen muss. Wäre ich bey der Trauerfeyer ihres Hauses persöhnlich zugegen laut würde ich Ihnen zuruffen – wie früher Klopfstock dem englischen Dichter – stirb prophetischer Geist und werde mein Zierde unser Genius. Immer mehr werfen die Ereignisse der Zeit die Einzeln sowohl als ganze Staaten auf ihr Inneres zurück. Immer mehr entsteht selbst bis zum Fürsten hinauf das Ueberzeugungsgleiche Gefühl, der Mensch habe für das Äussere Leben nur soviel werth als er innere Kraft und Stärke besitze. Sicher wenn Iferten, die geforderte innere Haltung gewinnt, es wird der Lebensborn fürs künftige Geschlecht. Die Völker und Fürsten suchen ihr Heil und sie können es nirgends finden als in der Idee der Menschenbildung. Daher ist es hohe Zeit und es ruht die Verantwortung bey dem Weltgerichte darauf, dass du Vater Pestalozzi deine Freunde um dich sammelst und nicht ruhest bis sie mit einem Munde und Herzen das Wesen deines Willens bekennen; und sich noch während deinem Leben in ihrer Eigenthümlichkeit sowohl als Uebereinstimmung kennen – achten und lieben lernen – und sich’s wechselseitig und dir geloben ihr gesamtes Leben nur deiner Anstalt, wie deinem Werk zu weihen. Vater! Vater! deine Freunde sind das Fundament deines Hauses. Sind sie nicht vereinigt, sind sie nicht durch freyes – williges Bekenntniss des Wesens deiner Ideen vereinigt, so stürzt dein Haus ob deinem Hügel zusammen ehe deine Gebeine vermodert sind. Vater! dann würdest du selbst im Grabe – – doch nein diese Schmach werden deine Freunde nicht erleben. Schmid ist wieder bey dir, dies freut mich unendlich. Er ist eine wesentliche Stütze deines Hauses. Es hat sich zwar deine Idee noch nirgens vollkommen klar – aber bisher durch Schmid im mathematischen Fache am bestimmtesten geoffenbart. Allein Mathematik ist nicht Erziehung. Ist nur Unterricht und zwar nur in einem einzelnen Fache. Freylich kann und soll
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sie wie jeder Unterrichtszweig erziehend und bildend wirken. Dieses Bildende hat denn auch Schmid in ihr besonders herausgehoben. Daher bedarf dein Haus solcher Männer wie Schmid ist – für jedes Fach des Wissens und Könnens. Allein Schmid hat sich durch die Mathematik verirrt. Sie hat ihm seinen Blick verengt – daher hat er die übrigen Fächer falsch oder gar nicht kennen gering oder gar verachtet. So geht es leicht jedem Urheber einer Wissenschaft und Kunst. Verachtet er die andern auch nicht so ist er doch nur Meister in seinem Fache und alle übrigen versteht und achtet er nur, in so fern er sein Fach in ihnen findet. Daher bedarf dein Haus eines Mannes der den Einheits und Zusammenhangspunkt alles Wissens und Könnens lebendig in sich trägt; der das Verhältniss der einzelnen Fächer in ihrer Folge und in ihrer Verbindung genau durchschaut. Der eben weil er in keinem einzelnen Fache vorzüglich und ausschlieslich arbeitet im Stande ist das Ganze zu tragen und zu bewegen. Dieser Mann ist Niederer. Keiner in Europa steht über – wenige, sehr wenige neben ihm. Vater! Schmid und Niederer müssen sich die Hände geben, dann ist dein Haus geborgen. Deine Feinde werden es nicht überwältigen – Dastehen wird es unerschüttlich und fest wie die Gebürge deines Vaterlandes, wenn die Beyde sich wechselseitig in dir erkennen, achten und lieben lernen. Vater diesen Bund zwischen Schmid und Niederer bist deinen Freunden, bist deiner Ehre, Bist deinem Unternehmen, bist der Menschheit schuldig. Dann werden sich alle
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 253/2 Bogen, 294 x 190 mm Dorsualvermerk Nabholz Original Der Schluss des Briefes, der sich auf einem weiteren Bogen befunden haben muss, fehlt. Textkritik
Zeuge H Z. 15 Z. 32 Z. 46
noch ∫ die Fortdauer Zierde: unsichere Lesart
264 Sacherklärung I. Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 II. Nach einem sechs Monate dauernden Aufenthalt in Yverdon 1814 war Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) im August 1814 nach Waldkirch (heute Teil von Waldshut-Tiengen, Baden-Württemberg) berufen worden; Pestalozzi hätte ihn zur gleichen Zeit auch gerne als Lateinlehrer angestellt. Wie aus diesem Schreiben deutlich wird, war für Nabholz klar, dass nur ein geeint auftretendes Institut über Pestalozzis Tod hinaus Bestand haben würde, was für ihn deswegen so entscheidend war, weil Pestalozzis Schriften bzw. seine Pädagogik für ihn das Potenzial zur «Rettung» der Welt hatten. III. Z. 4 Z. 8 Z. 41 Z. 45 Z. 45
Z. 51 Z. 67 Z. 88
Waldkirch: Gemeinde in Baden-Württemberg Beyschlusse: scheint nicht überliefert zu sein Frau: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Klopfstock: Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) ⇒ Nr. 427 englischen Dichter: Edward Young (1683–1765) war Pfarrer in Hertfordshire und Autor der Complaint; or Night-Thoughts on Life, Death, and Immortality (1742–1745), das als eines der bedeutendsten Werke der englischen Literatur des 18. Jahrhunderts gilt und 1751 bzw. zwischen 1760 bis 1771 von Johann Arnold Ebert (1723–1795) ins Deutsche übersetzt wurde. Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803, ⇒ Nr. 427) war mit Ebert befreundet, zählte zu den vielen kontinentaleuropäischen Lesern von Youngs Nachtgedanken im 18. Jahrhundert und widmete dem englischen Dichter eine Ode: An Young, die mit dem Vers «Stirb, prophetischer Geist, stirb!» beginnt. Iferten: dt. Name für Yverdon Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
1477 a. Andreas Heussi Dezember 1815 [Reg.] Heussi drückt sein Beileid über den Tod Anna Pestalozzis aus.
Überlieferung 1
PSB X, S. 6.6
265 Sacherklärung I. Andreas Heussi (1779–1821) ⇒ Nr. 1112 a III. Z. 4
Anna Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3
1477 b. Ludwig Rudolf Walthard Dezember 1815 [Reg.] Bücherlieferung.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 335.14 f. Sacherklärung I.
Ludwig Rudolf Walthard (1765–1832) ⇒ Nr. 1139 a
1477 c. Anna Katharina Hirzel-Hess Dezember 1815 5
[Reg.] Frau Hirzel teilt Pestalozzi mit, dass sie von Anna Pestalozzis Tod aus der Zeitung erfahren hat und gratuliert zur Unschuld.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 336.34 ff. Sacherklärung I.
Anna Katharina Hirzel-Hess (1761–1848) stammt aus einer angesehenen Offiziersfamilie und heiratet 1781 Hans Conrad Hirzel (1747–1824), der 1780 Stadtschreiber von Zürich, 1787 Zunftmeister von Männedorf, 1792 Statthalter von Zürich ist und zu den Befürwortern des Ancien Régime zählt. Anna Katharina Hirzel-Hess ist mit Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) befreundet.
266 III. Z. 4 Z. 5
Anna Pestalozzis: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Unschuld: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815
1478. Christoph Adam von Stackelberg 21. Dezember 1815 Basel den 21ten December 1815. 5
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Es wird dir auffallen, Vater Pestalozzi, jezt noch von mir einen Brief aus Basel zu erhalten. Aber was ist der Mensch dass er über sich zu bestimmen wagt für die Zukunft. Der Herr hat mich geleitet und hat mich nach vielen Vorbereitungen wunderbar höher geführt um das wahre Licht mir scheinen zu lassen. Wie ich herkam las ich einen Bericht über die Verbreitung der Bibelgesellschaft. Diese Erscheinug schien mir zu wichtig als dass ich nicht länger hier verweilen sollte. Der Secretär der hiesigen Gesellschaft, Pf[arre]r Spitler, lud mich ein in seinem Hause zu wohnen. Bei einer ganz im Glauben lebenden Familie wohnend, ging mir erst recht auf das innere Christenthum, und wie schön es sich im Leben der Menschen darstellt. Spittler u[nd] ein Schüler meines Sailer’s begleiteten mich ins Steinthal zu Pfarrer Oberlin. Was ich da sah, Freund, geht über alle Schilderung! Hochgebildete Bauren, ohne ein Buch ausser der heiligen Schrift gelesen zu haben, die einfach u[nd] klar die höchsten menschlichen Gefühle aussprechen, dabei aber in der grössten Armuth in ihren Filtzschuhen herumgehen, weil sie das Erzeugnis ihrer angestrengten Arbeit zu Liebeswerken verwenden, Schüler wo bei einem ruhigen, heiteren, liebenden u[nd] aufmerksamen Sinn Arbeit u[nd] Unterricht in bedeutender Vollkommenheit verbunden sind, der Geist der Arbeit der Liebe u[nd] des Wohlthuns ein herrschender Geist, Familien wo ich die Mütter mit 8 bis 9 Kindern wovon die jüngsten erst 4 Jahr alt waren, alle in gemeinschaftlicher unausgesezter Arbeit vereinigt fand. Dabei eröffnete der Stifter von diesem allem, ein 84jähriger heitrer Greis mir sein ganzes Innres, Seine Tagebücher, seine Briefe, alles konnte ich einsehen, nichts von dem was er thut gethan hat u[nd] thun wird blieb mir verborgen. So auch der Sohn, auch er verbirgt nichts von dem was er gethan hat u[nd] thun wird, denn er hat von Kindheit an mit unschuldigem, redlichem und gottesfürchtigem Sinn gelebt. Der Vater, zur Heiligkeit gelangt, wirft
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auch den kleinsten unbedeutendsten Fehler sich vor, u[nd] bereut ihn, daher einen an die Wahrheit dessen was er sagt kein Zweifel befallen kann. Dieser nun stellt sich dar als in unmittelbarer Verbindung mit Gott u[nd] mit dem Geisterreich. Da sah ich erst wohin der feste Glauben, wohin das Gebet führen kann. Der Geist eines Moses, eines Sturm erschien mir in ihm. Ohne Vorträge, ohne politische Macht, hat er in seinem von der Welt abgesonderten unfruchtbaren Thal, die kostbarsten Verbesserungen u[nd] Institute ohne Zahl ausgeführt, die alle in eigenthümlichem Geist ganz aus dem Christenthum hervorgehen. Er hat vier Schulhäuser gebaut, die Schulmeister in Deutschland Methoden lernen lassen, Leute zu Ärzten u[nd] Hebammen ausbilden lassen selbst mitgeholfen Strassen aus den Felsen zu sprengen, Kleinjogs Landwirtschaft zum Muster aufgestellt in einer Musterwirtschaft, jedem Kinde seiner zahlreichen Gemeinde eine kleine Schulbibliothek von Büchern gegeben die er selbst aus dem Deutschen ins Französische hat übersetzen lassen; er theilt den Bauern vollkommene Garten- und Ackerwerkzeuge mit, von denen er immer einen Vorrath bei sich liegen hat, er hat eine ganz originelle und [ins] kleinste Detail gehende Anwendung eingeführt, eine Leihcasse, landwirtschaftliche Gesellschaft unter den Bauern eingerichtet etc. etc. An sich selbst stellt er dabei auf ein vollendetes Beispiel aller christlichen Tugenden, grösste Arbeitsamkeit, grösste auch das Geringste benutzende und als Gabe des Schöpfers ansehende Sparsamkeit, vollkommene Demuth, alles, was er ist u[nd] thut als Gotteswerk, als Folge erhörter Gebete ansehend. Auch das Moralgesetz im alten Testament befolgt er, u[nd] fordert von seiner Gemeinde das gleiche. Zu dem Ende hat er einzelne Sprüche auf eigenen Blättern drucken lassen, die er an Thüren u[nd] Wänden zum Gedächtnis anhaften lässt. Ich könnte nicht aufhören dir alles Merkwürdige zu erzählen, was ich während meines dreiwöchentlichen Aufenthalts bei ihm sah. – Am Fuss seines Thals nun ist wieder eine der merkwürdigsten Anstalten im Bewusstseyn ihrer Grösse verborgen, so dass selbst Oberlin, der nächste Nachbar, nichts von ihr wusste. Es hat sich nämlich im Elsass eine Gesellschaft religiöser Mädchen gebildet, jezt schon 120 an der Zahl, die zu zwei u[nd] drei in den Dörfern wohnen, und die Kinder in denselben im Christenthum, in den Elementarfächern u[nd] in den nothwenigsten Arbeiten unentgeldlich unterrichten. Sie stehen unter der Aufsicht eines Seminars in Schlettstadt, das sie dazu in eine Methode practisch und theoretisch einführt. Erst nach einjähriger Prüfung, und mehrmaligem Zurückkehren ins Seminar, bekommen sie ein schwarzes Kreuz zum Zeichen ihrer Aufnahme. Findet man sie aber aus irgend einer
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Ursache zum Beruf der Erziehung nicht geeignet, so werden sie ausgeschlossen, weil dieses Geschäft ein zu heiliges ist um es ohne die grösste Gewissenhaftigkeit jemand anzuvertrauen. Diese Töchter nennen sich Schwestern der Vorsehung, weil sie für ihren Unterricht keine Bezahlung annehmen sondern warten auf das was die Eltern ihnen durch Leitung der Vorsehung freiwillig zutragen, Speise, Kleidungsstücke, jeder nach seinem Vermögen, u[nd] weil sie bei allem Irdischen ganz auf die Vorsehung vertrauen, die ja die Lilien so schön kleidet. Ich habe dergleichen Schwestern in den Dörfern gesehen, oft sehr jung mit hoher christlicher Bildung, voll Würde und Anstand. Der Stifter nun dieser Anstalt lebt auch noch, wieder ein 82jähriger Greis, der aus Kränklichkeit stets sein Zimmer hüten muss, aber voll Heiterkeit, mit lachendem Munde, denn ihm ist sein Werk gelungen, mir die sehr merkwürdige Geschichte seines unbedeutenden Anfangs und seines providentiellen Wachsthums erzählte. Freund! ich komme jezt dahin immer mehr zu erfahren dass eine sehr bedeutende unsichtbare Kirche von jeher existirt hat, verkannt u[nd] ganz übersehen von den Lärmmachern in der Welt, die jezt durch die Schulgesellschaften in Verbindung kommt, und bedeutende Missionsinstitute selbst für die sogenannten Christen zu stiften anfängt. Auch schon in China ist eine Gesellschaft von Schwestern der Vorsehung von einem Missionar gestiftet, die chinesische Briefe an ihre Mitschwestern in Lothringen geschrieben haben. – In allen nun im innern Christenthum lebenden Männern fand ich, zu meiner grössten Betrübnis, dass du als Freigeist erschienen bist, u[nd] dass deine Methode ganz verkannt wird. Stelle mir aber meine Freude vor, da es mir gelang ihnen den tiefen Sinn derselben aufzuschliessen, u[nd] zu zeigen dass sie ganz aus dem Geist des Christenthums hervorgeht, so dass manche sich Vorwürfe machten sie misskannt zu haben, u[nd] sie in die Missionsinstitute aufnehmen wollen. Ich lege einen Brief hier bei den der junge Oberlin, nach vielen Disputen mit mir, endlich aus voller Ueberzeugung der Frau von Krüdener geschrieben hat. Kann ich es machen dass die christlichen Gesellschaften diese Methode annehmen, so kommt sie in die einzigen Hände die sie in ihrem wahren Geist ausüben können u[nd] wird schnell auf dem ganzen Erdboden Fuss fassen, aber auch den Heiland in alle Geschäfte des irdischen Lebens einführen. Ohnmöglich dass ich dir ganz meine Freude schildere, dass ich die Ehre theile das Werkzeug dazu gebrauchen zu wollen! dein dich aufrichtig liebender und verehrender Freund Stackelberg.
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Abschrift des Briefes von O b e r l i n an Frau von Krüdener. Chere Madame la Baronne, Je ne puis me dispenser de vous faire part de la belle perspective qui voiçi quelques jours s’est ouverte à nous, et qui s’est ouverte à moi en particulier, dans le voyage que je viens de faire avec Monsieur le Baron de Stackelberg depuis le Steinthal jusqu’ici. – J’ai bien des raisons pour croire que M[onsieur] Pestalozzi est et a été un des principaux instruments pour preparer une nouvelle Methode d’enseignement dans le monde, la Methode qui devra être en vogue dans sa perfection sous le regne du Seigneur, puisque c’est la Methode qui j’adopte par son essence à l’esprit évangélique, et à la methode d’enseignement employée du Seigneur, qui consiste essentiellement en ces deux choses, 1) de devenir pauvre en esprit, ou de se depouiller de toute presomption, à devenir enfant, ingeneux, docile, aimant. 2) à se mettre sous la dependance du S[ain]t Esprit, à se laisser inspirer par l’esprit de la vérité. – J’ai cru de mon devoir, très chère Dame, de vous faire part de ceçi, un point de vue qui échappe à des milliers qui pensent juger les dessins et la Methode de Pestalozzi. Il a dit lui-même de ne vouloir être que le valet du vrai Christianisme. J’étudierai ses ouvrages et me propose de Vous en écrire encore. Je pense qu’en favorisant la veritable Methode de Pestalozzi on favorise la venue du Seigneur.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 353/2 Bogen, 251 x 210 mm Dorsualvermerk Stackelberg 1815 Original Textkritik
Zeuge H Z. 33 Z. 43 Z. 83
mit unschuldigem in ∫ eigenthümlichem bei ∫ Sacherklärung I.
Christoph Adam von Stackelberg (1777–1841) ⇒ Nr. 1007
270 II. Christoph Adam von Stackelberg (1777–1841, ⇒ Nr. 1007) hatte Pestalozzi 1804 in Yverdon besucht und bemühte sich seither um die Verbreitung der pestalozzischen Methode in Estland. 1815 war er erneut für einen längeren Besuch nach Yverdon gereist. III. Z. 12
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Gesellschaft: Die Basler Bibelgesellschaft wurde am 31. Oktober 1804 von Christian Gottlieb Blumhardt (1779–1838) und Christian Friedrich Spittler (1782–1867, ⇒ Z. 12) nach angelsächsischen Vorbild und mit der Unterstützung zahlreicher Patrizierfamilien gegründet. Der Zweck der Gesellschaft bestand in der Herstellung und Verbreitung kostengünstiger Bibelausgaben. Bis zum Jahre 1896 wurden denn auch ungefähr eine halbe Million Bibeln gedruckt und in Umlauf gebracht. Spitler: Christian Friedrich Spittler (1782–1867), geboren in Wimsheim bei Stuttgart, schloss sich, ausgelöst durch ein Krankheitserlebnis, in jungen Jahren dem Pietismus an. 1801 kam er nach Basel und trat in die Christentumsgesellschaft ein, einer losen Vereinigung von deutschsprachigen Protestanten mit dem Zweck, die Aufklärungstheologie zu bekämpfen. 1808 wurde Spittler deren leitender Sekretär auf Lebenszeit. Er war 1804 Mitgründer der Basler Bibelgesellschaft (⇒ Z. 12), des Waisenhauses und der Anstalt für Armenlehrer in Beuggen (1820) und der Pilgermission St. Chrischona (1840) oberhalb von Bettingen bei Basel. Schüler: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte. Sailer’s: Johann Michael Sailer (1751–1832) aus Bayern war Professor für Theologie an der Akademie in Dillingen (1784–1794), Professor für Pastoraltheologie und Pädagogik an der Universität Landshut (1800–1821) und Bischof von Regensburg (ab 1829). Steinthal: Ban-de-la-Roche (Elsass) Oberlin: Johann Friedrich Oberlin (1740–1826) ⇒ Nr. 542 Sohn: Henri Gottfried Oberlin (1778–1817), der jüngste Sohn von Johann Friedrich Oberlin (1740–1826, ⇒ Nr. 542), war Lehrer an dessen Kleinkinderschulen in Waldersbach im Elsass und Vikar. Spätestens ab 1808 half er tatkräftig bei der Verbreitung der Bibel mit. Kleinjogs: Jakob Gujer (1716–1785), Musterbauer in Wermatswil (Kt. Zürich), wurde durch die literarische Beschreibung seiner innovativen Bewirtschaftungsmethoden in Hans Caspar Hirzels Wirtschaft eines philosophischen Bauern (1761) berühmt. Anstalten: Damit ist ein Ableger der 1783 vom Molsheimer Pfarrer Louis Kremp (1749–1817) gegründeten elsässischen Korporation der Sœurs de Providence gemeint. Diese Korporation war Teil der Filles de Providence, einer christlichen Bewegung, die 1762 von Jean-Martin Moye (1730–1793, ⇒ Z. 98) initiiert wurde und sich europaweit verbreitete. Der Hauptzweck der Korporation bzw. der Bewegung bestand darin, junge Menschen in rückständigen, ländlichen Gebieten zu unterrichten und Kranke und Bedürftige zu pflegen. In der Regel lebten die Frauen ohne strenge Bestimmungen; sie bildeten keine festen Gemeinschaften, sondern waren allein oder zu zweit in den Dörfern und in den Dorfschulen tätig, hatten keinen fixen Lohn, trugen kein Ordenskleid und legten keine religiösen Gelübde ab. Welche Anstalt am Fusse des Steintals hier konkret gemeint war, ist unklar. Falls es sich es aber um legal tätige Schwestern handelt, kommen
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Z. 68 f.
Z. 73
Z. 73 Z. 87 Z. 98
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die Anstalten in den Kommunen Wettolsheim, Blotsheim, Alle, Miécourt, Orschwiller, Roderen oder St. Hippolyte in Frage. Gesellschaft religiöser Mädchen: Die Association Sœurs de Providence de Strasbourg war die Vereinigung der im Elsass wirkenden Schwestern. Die Gesellschaft konstituierte sich per Dekret vom 10. März 1807. Die Leitung setzte sich aus dem Bischof der Diözese Strassburg (Präsident), zwei Generaldirektoren und einem Adjunkten zusammen. Im Jahre 1817 zählte die Vereinigung 110 Schwestern, 8 Novizinnen und 13 Aspirantinnen. Seminars: Jede Korporation hatte ein Mutterhaus, worin die Frauen auf ihre Aufgaben vorbereitet wurden. Das Krempsche Mutterhaus zog 1812 von Strassburg nach Sélestat (Elsass). Schlettstadt: Sélestat (Elsass) Stifter: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Missionar: Jean-Martin Moye (1730–1793), Missionar und Gründer der Vereinigung der Filles de Providence, absolvierte die Jesuitenschule in Strassburg und anschliessend das Priesterseminar in Metz, wo er 1754 zum Pfarrer ernannt wurde. Nach dem Besuch des Séminaire des Missions Etrangères in Paris (ab 1769) war er in den Jahren 1772 bis 1784 als Missionar in China tätig. Nach Frankreich zurückgekehrt, widmete er sich wieder der Verbreitung seiner Vereinigung. Moye wurde 1954 selig gesprochen. Frau von Krüdener: Freifrau Barbara Juliane von Krüdener-von Vietinghoff (1764–1824), in Riga geborene Tochter einer baltischen Adelsfamilie, heiratete 1782 den russischen Diplomaten Baron Burchard Alexis Constantin von Krüdener (1744–1802). Nach ihrer Bekehrung zum Herrnhuter Pietismus (um 1803) entwickelte sie sich zu einer bedeutenden Figur der Erweckungsbewegungen Süddeutschlands und der Schweiz. lm Hungerjahr 1816 verschenkte sie ihr gesamtes Vermögen an die Armen. Frau von Krüdener starb auf einer Badereise in Bilohirsk auf der Krim.
1478 a. Jean Jacques Paschoud 22. Dezember 1815 [Reg.] Paschoud schickt vier Exemplare des Robinson.
Überlieferung 1
PSB X, S. 3.31 Sacherklärung I.
Jean Jacques Paschoud (1768–1826) ⇒ Nr. 1216 a
272 III. Z. 4
Robinson: Damit dürfte wohl Daniel Defoes Robinson Crusoe gemeint sein, der 1719 erstmals erschien.
1478 b. Johann Heinrich Hegnauer 24. Dezember 1815 5
[Reg.] Hegnauer erkundigt sich, ob er einen Knaben nach Yverdon schicken kann, der schon einige Vorkenntnisse in einer anderen Schule erworben hat.
Überlieferung 1
PSB IX, S. 335.27 ff. Sacherklärung I.
Johann Heinrich Hegnauer (1767–1835) von Elgg (Kt. Zürich) amtet von 1792 bis 1798 als Gerichtsschreiber in Elgg. 1798 wird er in den Grossen Rat und in den obersten Gerichtshof der provisorischen Regierung der Helvetischen Republik gewählt. Darüber hinaus arbeitet er als Deputierter in der Landeskommission mit, die den Auftrag hat, eine neue Staatsverfassung zu entwerfen und fungiert als Wahlmann und Suppleant des Helvetischen Senats. Nach dem Ende der Helvetik erwirbt er in Elgg das vornehme Gasthaus «Meise» und wird Gastwirt. 1828 wird Hegnauer erneut Grossrat. III. Z. 4
Knaben: konnte nicht näher bestimmt werden
1479. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius Ende 1815/Anfang 1816 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 20.11 f.
273 Sacherklärung I. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423
1480. Frau Hohl Anfang 1816 [Reg.] Frau Hohl erkundigt sich, ob sie nach Yverdon kommen kann.
Überlieferung 1
PSB X, S. 71.27 Sacherklärung I.
Es ist unklar, welche Frau Hohl aus Zürich diesen nicht erhaltenen Brief verfasst hat. Möglicherweise ist es dieselbe Frau Hohl (⇒ Nr. 823), die am 12. Mai 1806 in einem Brief von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) erwähnt wird.
1481. Philipp Nabholz Anfang Januar 1816 5
[Reg.] Nabholz teilt Pestalozzi mit, dass er nicht vor Ende Mai 1816 nach Yverdon kommen kann.
Überlieferung 1
Nr. 1489 Sacherklärung I.
Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 II. Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) war im August 1815 nach Waldkirch (heute Teil von Waldshut-Tiengen, Baden-Württemberg) berufen worden, gleichzeitig hatte Pestalozzi ihm eine Stelle als Lateinlehrer angeboten. Ein Gesuch Nabholz’ um Frei-
274 stellung war von seinen Vorgesetzen im Bistum Konstanz abgelehnt worden und auch die hier geäusserte Hoffnung konnte nicht realisiert werden.
1481 a. Buchhandlung Orell Füssli Anfang 1816 [Reg.] Orell Füssli liefert Klügels mathematisches Wörterbuch.
Überlieferungstext 1
PSB X, S. 202. 24 f. Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b III. Z. 4
Wörterbuch: Georg Simon Klügel: Mathematisches Wörterbuch oder Erklärung der Begriffe, Lehrsätze, Aufgaben und Methoden der Mathematik; mit den nöthigen Beweisen und literarischen Nachrichten begleitet in alphabetischer Ordnung. Leipzig 1803–1836. Bis 1816 lagen drei der neun Bände vor.
1482. Johannes Niederer 5. Januar 1816 Iferten den 5ten Jenner 1816. 5
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Vater! Ich schreibe Ihnen mit zerrissnem aber kindlichem Herzen, weil es mir fast unmöglich wäre, mich mündlich auszudrücken. Ich sah den höchsten Augenblick Ihres Lebens und Ihrer Anstalt kommen – durch die Gesinnungen, den lebendigen Willen und die auffallend sichtbare geistige Entwicklung Ihrer vorzüglichsten Gehülfen, zu denen die letzte Zeit und Sie besonders dieselben erhoben hatten – als durch das täglich sichtbarere Herabsinken des Mannes zum Corporalsgeist, der General hätte seyn sollen, und an den sich anfangs auch alles anschloss, weil er im Anfang wirklich seiner Stellung
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durch geistige und sittliche Klarheit und Höhe gewachsen zu seyn schien, diese Hofnung fast gänzlich vernichtet wurde. Die Rettung der Anstalt konnte nicht a u s s c h l i e s s e n d durch oekonomische Thätigkeit und eine äusserlich antreibende Kraft, sie musste durch ein Anschliessen an Sie und Ihre Idee im Geist und in der Wahrheit geschehen, so dass wir durch Ihre Gedanken und Ihr Gemüth alle Eins würden in Ihnen. Dass war von jeher mein einziges Ziel, und wird es immer seyn. Was diesem feindselig entgegen steht, kann ich nie, und gälte es das Leben, aufhören zu bekämpfen. Wie sehr in der letzten Zeit mehr oder weniger alle Lehrer darauf eingiengen, das bewies der allgemeine Eifer und die wieder erwachte auffallende Empfänglichkeit für die wahren Ansichten den Umfang und die hohe Bedeütung Ihrer Unternehmung. Jeder schloss sich an Sie in Ihrer pädagogischen Grösse an, jeder fühlte das Wahre des Geistes im Ganzen. Was dieses und die Persönlichkeiten des Werkes, Thaten und Erscheinungen ausdrückte, wurde anerkannt, und mit Achtung aufgenommen. Nach dieser Weite des Sinnes beurtheilte man auch Schmid und sein Benehmen. Sein niedriger pädagogischer Standpunkt, sein Anschliessen an das verhaste, gemeinste und ungebildeteste, sein Eingreifen in Sphären die seinem ganzen Wesen fremd sind und von derer Natur er keine Ahnung hat fielen so unwiderstehlich auf, dass sie von selbst im Gange der Anstalt und in den Verhandlungen zur Sprache kommen mussten.
Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,22 Bogen, 221 x 169 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 16 Z. 26 f. Z. 27 Z. 28
diese … wurde ∫ den Umfang ∫ Unternehmung. Jeder fühlte das Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
276 II. In der Lehrerversammlung vom 3. Januar 1816 war es zum Eklat gekommen. Als Folge davon zog sich Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) am nächsten Tag von all seinen Funktionen zurück. Er teilte der Lehrerversammlung in einem Brief vom 4. Januar schriftlich mit, dass «Pestalozzi zum thätigen Antheil nehmen der jetzigen Versammlung nicht geschaffen» sei und «dass folglich in unserm Institut keine pestalozzische Versammlungen statt finden». Er werde deshalb auch nicht mehr in denselben erscheinen. Da seine Arbeit zudem vom Lehrerkollegium nicht geschätzt werde, erfülle er seine Verpflichtungen nur noch «als Freund an der Seite von Herr Pestalozzi». Er werde sich «aber keine Aufsicht, Leitung und keiner Unterrichtsstunde als solcher unterziehen, die irgend von einem andern Lehrer der Anstalt besorgt werden könnte» (ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 333/3). Da der hier von Niederer verfasste Brief keine Unterschrift trägt, ist davon auszugehen, dass erst die Version vom 7. Januar 1816 (⇒ Nr. 1483) abgeschickt wurde. III. Z. 4 Z. 12
Iferten: dt. Name für Yverdon Mannes: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
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Herrn Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 7ten Januar 1816.
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Vater Pestalozi! Es war Boniface nicht genug, gegen die Lehrer und vor ihnen (als eine würdige Vertheidigung des Schmidischen Benehmens, und als Beweis, welche Menschen und Kräfte Letzteres anzieht,) eine Infamie zu begehen und diese unter die Zöglinge zu bringen, denn so eben erfahre ich, dass die ganze Stadt davon voll ist. Man lacht, man spottet, man tadelt, man urtheilt. Die Ehre Ihres Hauses ist Ihre Ehre. Boniface hat in den zehn bis zwölf Beschuldigungen, die er gegen Ihre alten, vertrauten, Gehülfen, und gegen die Masse Ihrer Mitarbeiter wagte, S i e S i e s e l b s t , auf die empörendste Weise angegriffen, und eigentlich Ihnen, Ihnen unmittelbar den Dolch ins Herz gestossen, im Falle Sie nicht selbst alle diese [Beschuldigungen] Ihrer unwürdig erklären. Es bleibt Ihnen nichts übrig als entweder das Letztere, oder eine bestimmte, entschiedne Genugthuung. Die Ehre oder Entehrung Ihrer Gehülfen fordert einen schnellen
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Schritt. Der Vortrag von Boniface in der Versammlung vom 5ten konnte zwar durch die erbärmliche Unwissenheit und die oberflächlichste Eitelkeit des armen Tropfes vom Menschen entschuldigt werden, an dem die Natur so wenig Antheil hat, allein sie hängt mit Höherm, sie hängt durch Schmids Einfluss auf Sie mit dem Höchsten das ich kenne, zusammen. Sind wir, bin ich was Boniface ausspricht, so verdienen Ihre Umgebungen so wenig unter Ihrem Dach zu bleiben, als ich in dasselbe zu gehen. Ist das nicht der Falle, so gehört dem B u b e n d i e R u t h e , der in Rücksicht auf die Zöglinge und als Mensch und Lehrer n i e d e r t r ä c h t i g g e h a n d e l t , rücksichtlich der Sache g e l o g e n , und rücksichtlich Ihrer Umgebungen v e r l ä u m d e t hat. Ich stehe zu jedem Einzelnen und zum Ganzen dieser Worte. Wollen Sie sich persönlich der Sache entschlagen, so bitte ich Sie, blos Ihrer Überzeügung zu folgen, was aber mich betrift, so kan ich, besonders als Religionslehrer, ein Haus nimmermehr betreten, in welchem solche Misshandlungen statt finden. Daher erkläre ich Ihnen, dass ich keinen Schritt mehr ins Schloss thun werde, bis Boniface entweder seine Erklärung vom 5ten als l ü g n e r i s c h und v e r l ä u m d e r i s c h w i d e r r u f t , oder von Ihnen aus Ihrer Anstalt ausgeschlossen wird. Sind Sie zu keinem von beiden entschlossen, so bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass meine Unterrichtsstunden in der Religion, von Morgen an besetzt, und Anstalt getroffen werde, meine Stelle überhaupt zu versehen. Bis dahin werd ich auch den Confirmationsunterricht auf keine Weise übernehmen. Glauben Sie mich dieser Genugthuung unwürdig, so halte ich Stern für ganz fähig, meine diesfällige Stellung zu übernehmen. J[ohannes] Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,1 Bogen, 222 x 169 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Jverdon, 7 Januar 1816. Niederer. Original Von diesem Brief ist auch eine Abschrift überliefert (ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,23) Textkritik
Boniface: lateinische Schrift Boniface: lateinische Schrift Boniface: lateinische Schrift Boniface: lateinische Schrift Sie, dafür Confirmations: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. In der Lehrerversammlung vom 3. Januar 1816 war es zum Eklat gekommen und Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) zog sich am nächsten Tag von all seinen Funktionen zurück. Die Entstehungsgeschichte dieses Eklats und der zwei Tage später stattfindenden Versammlung, in welcher Pestalozzi bzw. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) von Alexandre Antoine Boniface (1790–1841, ⇒ Nr. 1435 a) angegriffen wurde (⇒ Z. 16), erzählt auch ein Bericht vom 9. Januar 1816 von Johann Konrad Maurer (1798–1842, ⇒ Nr. 1269 d), der in einer Abschrift von Schmids Hand vorliegt (vgl. ZB Zürich, Ms Pestal 230/1). III. Z. 8 Z. 10 Z. 11 Z. 16
Z. 49
Iferten: dt. Name für Yverdon Boniface: Alexandre Antoine Boniface (1790–1841) ⇒ Nr. 1435 a Schmidischen Benehmens: ⇒ Nr. 1482 Beschuldigungen: Alexandre Antoine Boniface (1790–1841, ⇒ Nr. 1435 a) hatte an der Lehrerversammlung vom 5. Januar einen anklagenden Vortrag gehalten, der später auch unter den Schülern sowie in der Stadt verbreitet wurde (⇒ Nr. 1493). Stern: Wilhelm Stern (1792–1873) ⇒ Nr. 1469
1484. Tadeusz Andrzej Bonawentura Kosciuszko 10. Januar 1816 Soleure 10. Janvier 1816. 5
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Monsieur J’ai l’honneur de vous Prier Monsieur d’avoir la bonté de m’indiquer l’ouvrage fait par Vous même ou on puisse puiser Votre maniere d’enseigner la jeunesse. c[’est-]a d[ire] Comment le Professeur dans l’Ecole selon votre maniere votre methode et Votre Principe doit agir avec la Jeunesse, pour leur faire comprendre, et les aprendre ce qu’il souhaite. Faut’il avoir absolument en Pension la Jeunesse, pour
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mieux veuiller à leur Phisique, Moral, et Sciences, ou peut’on sans passer si on veux seulement les aprendre. agréez Monsieur l’assurance de mon Estime et de ma plus haute Consideration T[adeusz] Kosciuszko
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Vilniaus Universiteto Biblioteka, Vilnius Blatt, 230 x 190 mm Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Tadeusz Andrzej Bonawentura Kosciuszko (1746–1817) ⇒ Nr. 427 II. Tadeusz Andrzej Bonawentura Kosciuszko (1746–1817, ⇒ Nr. 427) war im August 1792 wie auch Pestalozzi von der Assemblée Nationale (⇒ Nr. 427) zum Ehrenbürger der französischen Republik ernannt worden, persönlich getroffen hatten sie sich allerdings erst 1802 während der Pariser Consulta. Kosciuszko lebte seit 1798 in Paris, das er allerdings 1815 verlassen musste; er zog darauf nach Solothurn. Von dort besuchte er Pestalozzi am 27. und 28. Mai 1816 in Yverdon.
1485. Laurenz Jakob Custer Januar 1816 5
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Herr Pestalozzi! Verdenken Sie mir es nicht, wenn ich Ihrer gütigen Einladung zum Nachtessen nicht entsprach. Ich bin leider zu wenig Herr meiner selbst, um in Augenblicken gemüthlicher Missstimmung und körperlicher Unbehaglichkeit, wie die welche mich vorgestern vereint, wie selten drückten, in Gesellschaften gehen zu können, wo Unbefangenheit und Frohlichkeit herrschen sollen, und den Schein davon zu erzwingen ist nicht meine Sache. Diese Missstimmung war auch Ursache dass ich bei der vorhergehenden Versammlung nicht ge-
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genwärtig war. Blos um des Anstandes willen beiwohnen wollte ich nicht, ohne es auf ein dem Andenken Ihrer seligen Gattin würdige Weise thun zu können, obschon ich mir das Zeügniss geben darf, dass ich sie in ihrem Leben bei aller zuweilen vorkommenden Verschiedenheit der Meynungen und Ansichten in meinem Herzen doch ehrte und achtete wenigstens so gut als jeder der ihrer Todtenfeyer beiwohnte. Hätten Sie mich indessen nur zu einer freündschaftlichen Unterredung eingeladen unter vier Augen, meinetwegen auch in Beyseyn der Frau Krüsi oder eines Ihrer Lehrer, dem Sie selbst am wenigsten Partheilichkeit beimessen, so wäre ich auf der Stelle erschienen. – Es wäre allerdings sehr zu wünschen dass der unglüklichen Entzweyung der Gemuther Inhalt gethan werden könnte. Dazu bedarf es aber einerseits einer Untersuchung und Abwägung, die nicht in die eine Waagschale alles Recht, in die andere nur Unrecht, d[as] h[eisst] Schwäche, Unverstand und Leidenschaftlichkeit lege; anderer Seits bedarf es einer offenen aufrichtigen Denk[-] und Handlungsweise fern von selbstsüchtigen Absichten und Anwendung hinterlistiger Mittel zur Erreichung derselben. Ich weiss gar wohl dass ich durch Heftigkeit die niemand mehr als mir selbst, meiner Gesundheit und Gemüthsruhe, schadet, durch die daraus entstandene Schwächung meiner Besonnenheit zu Vermeidung von Fehlern und durch den Widerwillen mit dem ich besonders in den lezten Monaten das Bureau betrat, und der mich bei meiner sonstigen Reizbarkeit oft hinderte mit der nöthigen Gemüthsruhe zu arbeiten, Blössen gab, die man denn zu benuzen wusste. Unter anderm musste es mir auffallen, dass Sie wegen der bewussten Anweisung, die Ihnen aus der Stadt zugeschickt worden sey, um sich wegen der Ächtheit der Unterschrift zu erkundigen, auf meine Frage w e r Ihnen denn dieselbe zugestellt habe, keinen Bescheid geben wollten. Ich hatte entweder denselben Tag oder am Tag vorher eine Anweisung zu Gunsten des Apothekers Perceret auf der Frau Krüsi Stube ligen lassen (was wohl schwerlich geschehen wäre wenn ich wie man Ihnen vielleicht weis machen wollte eine Verfälschung Ihrer Unterschrift beabsichtiget hätte). Frau Krüsi übergab dieselbe dem Landry und dieser ich weiss nicht wem. Ich wollte sie von Ihnen selbst unterschreiben lassen fand Sie aber nicht, und unterschrieb sie somit ohne Arg in Ihrem Namen, weil ich in meiner Stellung einen eigentlichen Widerwillen empfand den meinigen zu gebrauchen. Solange uns also die Leute aus der Stadt nicht genannt werden, welche Ihnen jenen Wechsel zugestellt haben sollen, so muss ich die Angabe für eine boshafte Erdichtung halten, mit der man mich in Ihren Augen verdächtig machen wollte.
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Was denn den Wahn anbetrifft, ich sey nur eine Kreatur von andern und lasse mich blindlings von ihnen einnehmen so mögen dieselben wohl am bessten wissen, wie sehr ich ihnen geschmeichelt, und selbst Frau Krüsi wenn sie ihr Gedächtniss zu Hülfe nehmen wollte, würde sich dessen erinnern. Da ich nur ein Nachbeter von jenen andern und ein Kundschafter für sie seyn soll, so wäre es doch eine ganz neue originelle Manier mit den Leüten, die man ausspioniren sollte, beinahe in keinem Umgang zu stehen, worüber Sie selbst, oder diese Marxen, Leutzinger Stern etc. die besten Auskünfte geben können, es sey denn dass Sie diese leztern auch zu den Komplotirern zählen. Ich musste als ganz mässiger Nachbeter nicht der einzige seyn, der die wiederholte Aufforderung abwies, einer Subscription beizutreten, welche vorgeblich blos um Ihnen Vergnügen zu machen, mit einer Zudringlichkeit betrieben wurde, die mehr die handgreifliche Sucht sich hervor zu drängen und allein geltend zu machen, verrieth. – Vater Pestalozzi! War es mir je darum zu thun mich zu jemandes Kreatur herab zu würdigen, so habe ich mein Interesse verzweifelt schlecht besorgt, mich nicht an die jedesmal herrschende Parthey, anzuschliessen. Sie wissen dass ich dieses früher nicht gethan und iezt später nicht blindlings thun wollte. Man hätte sich dann nicht in Angelegenheiten die zwischen Ihnen und mir ausgemacht werden sollten gemischt, oder man hätte vielmehr, meine wie ich glaube nicht so ganz unvernünftigen und unrechtmässigen Ausbrüche begünstiget (über die, wie ich von Ihrer Rechtlichkeit und Billigkeitsliebe überzeugt bin wir uns wenn Sie mich anhören wollen, leicht werden verständigen können). Aber eben weil ich keine Kreatur werden wollte, und offenherzig gestanden meine Eigenliebe sich beleidigt fühlte, dass man mich entweder für dumm genug hielt, durch das scheinheilige Gewebe des Eifers das sich für das Haus verzehrt, mich täuschen zu lassen, oder für schlecht genug als feiler Diener rasenden Stolzes und Herrschsucht da zu stehn, so erklärte ich mich offen als Feind solcher Anmassungen und zwar weit mehr und stärker gegen diejenigen welche solche hegten, oder verblendeter Weise billigten und unterstüzten als gegen diejenigen selbst welchen Sie verhasst sind. – Vater Pestalozzi! e i n e Bemerkung erlauben Sie mir noch. Jeder auch der bräfste Mann hat zwar seine Feinde, wenn aber e i n e r beinah jeden mit dem er in einiger Berührung steht zu Feinden hat, wenn das Urtheil so verschiedner Menschen, die zum Theil mit einander in weniger oder gar keiner Communication stehen, über diesen e i n e n das gleiche ist, ist es denn auch noch erwiesen dass derselbe das ganz sey was er scheinen will blos jene Widersacher
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unrecht und leidenschaftlich handlen und urtheilen? – Ich habe lange genug in Ihrem Hause und um diejenigen gelebt die über andere hervorragten und entweder mit der stillen Anerkennung ihrer Verdienste bescheiden zufrieden waren, oder dieses Hervorragen auf eine unbescheidene Weise zu missbrauchen sich herausnahmen. Ich glaube, ihre gute und schlechte Seite nicht übel zu kennen. Frau Krüsi und J[un]gf[e]r Hotz wenn sie hier wären, könnten mir das Zeugniss geben dass mein Urtheil über gewisse Menschen vor Jahren, lang vor dem Hochpunkt ihres Credits und Einflusses gerade das war was izt das allgemeine ist zu einer Zeit wo sie vielleicht zu ihrem eignen Verderben von jedermann gepriesen und als ein Wunder zur Schau ausgestellt wurden. Seither ist der alte Adam nichts weniger als abgestorben, er hat nur in dem Medium verfeinerter Haupt[-] und Residenzstädte, auch eine etwas verfeinertere Gestalt angenohmen. Welche nun besser sey die alte oder die neüe, das kommt auf den Geschmak an, die einen lieben mehr das natürliche, andere das künstliche. Übrigens glauben Sie ja nicht, dass ich mich im Hader oder bitterer und feindseliger Stimmung glüklich fühle. Ich will mein Toben und Aufbrausen worinn ich mich selbst vergass, gar nicht rechtfertigen. Wenn ich länger als ich um meiner eignen und anderer Ruhe hätte thun sollen, mich mehr oder weniger mit Ökonomie Geschäften abgab, so geschah es eben, weil ich in Momenten von milderer Stimmung jeden, wo nicht mit Liebe, doch ohne Groll nur aufrichtig versöhnt, anzusehen mich fähig fühlte. In diesen Momenten fasste ich dann den Vorsatz länger auszuharren, zu versuchen ob ich nicht meine Eigenliebe anderer unterordnen und meine Reizbarkeit bezwingen könne. Aber ich sahe je länger je mehr ein dass es nicht gehen wollte, und dass das einzige Mittel, einer gänzlichen Vernichtung meiner Gesunndheit u[nd] meiner Gemüthsruhe vorzubeugen, dasjenige sey Verhältnisse abzubrechen, die mir und andren gleich widrig geworden waren. So nur kann ich hoffen, zu mehrerer Besonnenheit, Gleichmuth, und Uberwindung meiner selbst zu gelangen, wenigstens das Übel nicht noch ärger zu machen. Ich hätte noch mehr zu sagen aber ich fürchte schon weit mehr geschrieben zu haben, als Sie zu lesen geneigt seyn mögen. Bloss muss ich noch beifügen dass wenn die Revision der Rechnung so ganz grundfalsch ausfallt wie man vorgibt, und hingegen so ganz richtig und unvortheilhaft für das Haus, wie man Ihnen wie es scheint vorgibt, ich dann der erste seyn werde der sein Unrecht anerkennt. Dazu bedarf es aber unpartheyischer Untersuchung die ich zu reclamiren mich berechtigt glaube; so allein kann der Sache,
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nebst Verfertigung einer Bilanz wenigstens so approximativ als möglich ausgemacht werden. Ihr ganz ergebener Custer
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 59/2 Bogen, 377 x 235 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 43 Z. 47 Z. 59 Z. 61 Z. 67 Z. 70 Z. 73 Z. 77 Z. 83 Z. 89 Z. 90 Z. 93 f. Z. 94 Z. 96 Z. 103 Z. 105 Z. 108 Z. 117 Z. 120 Z. 126
Perceret: lateinische Schrift Landry: lateinische Schrift dessen ∫ Leüten , die Subscription Vater Pestalozzi: lateinische Schrift anzuschliessen. Sie glaube ∫ nicht durch ∫ selbst ∫ Pestalozzi: lateinische Schrift zum Theil ∫ Communication: lateinische Schrift Widersacher ∫ Hotz: lateinische Schrift Credits: lateinische Schrift Adam: lateinische Schrift ich um Stimmung jeden vorzubeugen ∫ Sacherklärung I.
Laurenz Jakob Custer (1765–1822)
⇒
Nr. 748 II.
An der Lehrerversammlung vom 3. Januar 1816 war der unter den Lehrern schon lange schwelende Streit zum Ausbruch gekommen und fand auch in der Stadt Yverdon Nachhall (⇒ Nr. 1483). Der Streit und die damit verbundenen gegenseitigen Anschuldigungen schlugen sich aber auch in einem allgemeinen Misstrauen gegenüber den Personen nieder, die mit Pestalozzi und seinem Institut in Verbindung
284 standen und hatten zu den hier von Laurenz Jakob Custer (1765–1822, ⇒ Nr. 748) beschriebenen, in seinen Augen ungerechtfertigten Vorwürfen an ihn geführt. III. Z. 14 Z. 21 Z. 43 Z. 47
Z. 63 Z. 63 Z. 63 Z. 103
Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Frau Krüsi: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Perceret: François Louis Perceret (1750–1823) ⇒ Nr. 1386 a Landry: François Louis Landry (1791–1858), Sohn eines sich in Yverdon niedergelassenen Maurers aus Verrières (Kt. Neuenburg), war von 1812 bis 1822 Schüler, Lehrer und stellvertretender Sekretär an Pestalozzis Institut in Yverdon. Um diese Zeit herum dürfte er auch schon das Baugeschäft seines Vaters übernommen haben. Er realisierte unter anderem das Tor von Gleyre (1817), den Umbau des Schlosses Les Clées (1831) und den Glockenturm der Kirche von Cronay (1835). Landry erhielt 1827 das Bürgerrecht von Yverdon und wurde 1836 Stadtrat. Marxen: Carl Michael Marx (1794–1864) ⇒ Nr. 1724 Leutzinger: Fridolin Leuzinger (1786–1856) ⇒ Nr. 1773 Stern: Wilhelm Stern (1792–1873) ⇒ Nr. 1469 J[un]gf[e]r Hotz: Ursula Hotz (1774–1828) ⇒ Nr. 1317
1485 a. Samuel De Bary 13. Januar 1816 5
[Reg.] De Bary bietet den jüngeren Lehrern seiner Kinder eine Gratifikation an und schickt eine Beilage für Schmid.
Überlieferung 1
PSB X, S. 74.29 ff. Sacherklärung I.
Samuel De Bary (1776–1853) ⇒ Nr. 1304 b III. Z. 4 Z. 4
Z. 5
Lehrern: Welche Lehrer im Detail von dieser finanziellen Zusatzentschädigung profitierten, ist unklar. Kinder: Damit sind wohl Johann/Jean (1802–1852, ⇒ Nr. 1251), Johann Heinrich (1803–1872, ⇒ Nr. 1251) und Adolf/Adolph De Bary (1804–1853, ⇒ Nr. 1251) gemeint. Sie waren allerdings nicht die Söhne, sondern die Neffen von Samuel De Bary (1776–1853, ⇒ Nr. 1304 b). Sein Sohn Christian De Bary (1775–1857, ⇒ Nr. 1304 a), der sich ebenfalls in Yverdon aufgehalten hatte, war 1815 aus dem Institut ausgetreten. Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
285 1486. Philipp Emanuel von Fellenberg Mitte Januar 1816 5
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S[eine]r Wohlgebohrn Herrn Pestalozzi Ritter des Kaiserlich Russi[sc]hen St. Wladimir Ordens in Iferten Verehrtester Herr Pestalozzi! Ihr Schreiben vom 10ten dieses Monats hat durch mehrere Beziehungen mein Gemüth ungemein angesprochen, in manchen anderen, hätte ich vieles dagegen einzuwenden, aber ich gleite über die leztern weg, um nur dessen zu erwähnen, worin ich Ihren Ansichten und Wünschen entsprechen kan. Vor allem aus muss ich Ihnen wiederholen dass ich in meiner Umgebung kein Wort vernommen habe, das gegen die hohe Achtung u[nd] Liebe die uns Ihr menschenfreundliches Bestreben einflösst, verstiesse; ich kan nicht begreifen, wie es zugeht, dass Ihnen so oft etwas anderes hinterbracht wird. Aus der Quelle blos, aus der Sie solche Nachrichten schöpfen, liessen sie sich wohl erklären. Ihren Wünschen werde ich bei dem Schritt, den Sie vorhaben entsprechen, so weit dies von mir abhangen mag – ich habe die Fürstin von Thurn u[nd] Taxis die gerade bei mir war wie ich Ihren Brief las bereits darauf vorbereitet und sie sehr geneigt gefunden. Auf Nabholz verzichte ich vollkommen nach dem was Sie mir auf meine ihn betreffende Bitte geantwortet haben, obschon ich überzeugt bin dass es Ihnen vortheilhaft gewesen sein würde, wenn er sich vor seiner Zurükkunft zu Ihnen etwas bei uns aufgehalten hätte. Sie hätten uns dann auch durch ihn kennen lernen können. Es empfiehlt sich Ihnen mit der hochachtungsvollsten u[nd] herzlichsten Ergebenheit Ihr Fellenberg
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 82/9 Bogen, 229 x 182 mm Stempel BERN, Siegelspuren Original
Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) ⇒ Nr. 426 II. Pestalozzi hatte schon 1804 auf Anraten seiner Mitarbeiter in Münchenbuchse ein gemeinsames Institut mit Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) geführt (⇒ Nr. 644), das allerdings nur ein knappes Jahr Bestand hatte und von verschiedenen Streitigkeiten begleitet war. Angesichts seines Alters und dem offen ausgebrochenen Konflikt zwischen seinen Mitarbeitern sah Pestalozzi in einer erneuten Zusammenarbeit mit Fellenberg eine mögliche Lösung der Krise. Allerdings vermutete er Kritiker seiner Person in dessen Umfeld, eine Vermutung, die Fellenberg vehement verneinte. III. Z. 9 Z. 11 Z. 24 Z. 26 Z. 27
Iferten: dt. Name für Yverdon Schreiben: PSB X, Nr. 4157 Fürstin von Thurn u[nd] Taxis: Fürstin Therese Mathilde von Thurn und Taxis (1773–1839) ⇒ Brief vom 10. Juni 1826 Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 geantwortet haben: Pestalozzi hatte im Winter 1815/16 geplant, Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) als Religionslehrer nach Yverdon zurückzuholen (vgl. PSB X, Nr. 4176), wo er zudem die wegen der Lehrerstreitigkeiten entstandenen Unruhen im Institut hätte beheben sollen. Nabholz war diesem Angebot nicht abgeneigt (⇒ Nr. 1477, ⇒ Nr. 1489), nachdem er schon 1814 in Yverdon unterrichtet hatte, doch blieb er als Pfarrverweser in Waldkirch bei Waldshut, da er von seinen Vorgesetzten des Bistums Konstanz keinen Dispens erhielt (⇒ Nr. 1481). Die Korrespondenz Pestalozzis mit Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426), die das beiderseitige Interesse an Nabholz für ihre jeweiligen Institute belegt, ist nicht überliefert.
1486 a. Johann Georg Blum 20. Januar 1816 5
[Reg.] Blum berichtet von seinem Sohn und Georg Daller, die beide als Zöglinge in Yverdon gewesen waren. Zudem erkundigt er sich für einen Freund, der zwei Knaben nach Yverdon schicken möchte, nach dem aktuellen Pensionspreis und nach den Möglichkeiten, katholische Kinder in Yverdon zu unterrichten.
287 Überlieferung 1
PSB X, S. 23.36 Sacherklärung I.
Johann Georg Blum (1768–1824) ⇒ Nr. 1024 II. Das Fehlen eines katholischen Geistlichen im Institut in Yverdon bot immer wieder Anlass für katholische Eltern, sich explizit danach zu erkundigen, ob in Yverdon auch katholische Schüler aufgenommen würden. Pestalozzi hätte deshalb gerne Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) als Religionslehrer nach Yverdon geholt, ein Gesuch um Versetzung wurde jedoch vom Bistum Konstanz abgelehnt (⇒ Nr. 1481). III. Z. 4 Z. 4 Z. 5 Z. 5 f.
Sohn: (Johann) Heinrich Blum (1796–1861) ⇒ Nr. 1024 Daller: Georg Daller ⇒ Nr. 1024 Freund: konnte nicht näher bestimmt werden zwei Knaben: konnten nicht näher bestimmt werden
1486 b. Charles-Joseph Bernard 20. Januar 1816 5
[Reg.] Bernard teilt Pestalozzi mit, dass ein Kaufmann aus Nantes ein Kind zu Pestalozzi schicken möchte.
Überlieferung 1
PSB X, S. 25.15 f. Sacherklärung I.
Charles-Joseph Bernard (1756–1832) aus Grenoble erhält nach einem Rechtsstudium 1778 die Zulassung als Anwalt, wird 1816 Staatsanwalt in Nîmes und später – unterdessen vom König in den Adelsstand erhoben – Gerichtspräsident in Limoges, bevor er 1822 in gleicher Position nach Poitiers wechselt und schliesslich als Ehrenpräsident des Gerichts in Grenoble stirbt. Seit 1783 mit Marthe Pison de la Courbassière (1761–1829) verheiratet, ist Bernard Vater dreier Kinder: Amédée (1785–1809), Zoé (1788–1869) und Alexis (1794–1863). II. Es ist unklar, ob und wenn ja wie Charles-Joseph Bernard (1756–1832, ⇒ Sacherklärung I.) mit Pestalozzi bekannt war. Möglicherweise kannte Bernard Pestalozzi auch
288 durch den Kontakt mit oder durch die Schriften von Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200), da eine Tante Julliens, Virginie Jullien (1755–1851, ⇒ Nr. 1403) in Grenoble wohnte, wo Bernard geboren worden war. III. Z. 4 Z. 4
Kaufmann: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte. Kind: Gemäss dem Schülerverzeichnis hielt sich kein Kind aus Nantes in Yverdon auf. Es ist deshalb unklar, ob dieses Kind überhaupt nach Yverdon gekommen war.
1487. Philipp Albert Stapfer 23. Januar 1816 Paris 23 Jenners 1816. 5
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Herzlich Lieber, Trefflicher! Ungeachet meiner anhaltenden körperlichen Leiden, die mir den Gebrauch der Hand immer zur Pein und manchmal zum Gift machen, kann ich doch Ihren und der Menschheit seltenen Freund, dessen Bekanntschaft ich unter die reinsten Genüsse meines Lebens zähle, nicht abreisen lassen, ohne ihm einige, mit kranker Krüppelhand infam gekrizelten, Zeilen der Liebe, der Verehrung und des Dankes für die gütige Uebersendung Ihrer lezten herrlichen Mittheilung an die bessern unter Ihren Zeitgenossen an Sie mitzugeben. Wenn Sie ihn sprechen, so wird er Ihnen sagen, wie viel wir zur Verwirklichung seines edlen, so einfachen und leicht ausführbaren Plans (wenn die Gewalthaber unter dem Drange der Forderungen eigener Lüsternheit und der Begehrnisse ihrer parasitischen Umgebung etwas für einfach und leicht ausführbar halten könnten, was nicht physische Zerstörung oder politische Vergrösserung beabsichtigt) hin und her gedacht haben. Laharpe hat treulich gewirkt, wo er konnte. Allein der eiserne Arm der Sinnenwelt hält auch ihn gefangen; oder neutralisirt vielmehr seine Wirksamkeit für eine bessere Ordnung. Doch ringt er nach Kräften mit den Mächten der Finsternis. Was wir sehr wünschten, ist eine Verbrüderung Ihrer psychologischen Methode mit den militärisch-hierarchischen Exercitien der Engländer Lancaster u[nd] Bell. Die letztern, als Hülle oder Vehickel Ihrer so viel tiefer für die vollständige und sichere Entwickelung der Menschenkräfte ausgedachten u[nd] berechneten Erziehungsart, würden der Verbreitung und Popularisirung der Methode trefflichen Vorschub thun. Haben Sie, Bester, hat Ihr verehrenswürdiger Niede-
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rer, den ich herzlichst und achtungsvoll grüsse, Laborde’s Schrift über Bell’s u[nd] Lancasters Bemühungen gesehen? Der Schmerz schlägt mir die Feder aus der Hand. – Welch fürchterlicher Schlag hat Sie getroffen! Möge diese momentane Trennung nicht Ihren Abschied aus einer Welt beschleunigen, die Ihres guten Genius noch so sehr bedarf! Ich umarme Sie mit inniger Zärtlichkeit u[nd] Hochachtung P[hilipp] A[lbert] Stapfer
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 357/3 Blatt, 248 x 202 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 16 Z. 23 f. Z. 32 Z. 35
Plans (wenn mit den Mächten der Finsternis ∫ Laborde: lateinische Schrift hat ∫ Sacherklärung I.
Philipp Albert Stapfer (1768–1840) ⇒ Nr. 899 II. Es ist unklar, um was für einen Plan es sich hier gehandelt haben könnte. Möglicherweise ging es dabei um die Absicht Philipp Albert Stapfers (1768–1840, ⇒ Nr. 899) und Frédéric César de Laharpes (1754–1838, ⇒ Nr. 722), eine Musterschule nach dem Vorbild von Joseph Lancaster (1778–1838) in Lausanne zu gründen; Laharpe berichtete in einem Schreiben vom 13. September 1816 von seiner Schweiz-Reise, die ersten Schritte zur Schulgründung seien gemacht (Rudolf Luginbühl: Aus Philipp Albert Stapfer’s Briefwechsel, Band II. Basel 1891, S. 207–211). III. Z. 8
Freund: Der Überbringer des Briefes lässt sich nicht zweifelsfrei bestimmen. Möglicherweise war hier Frédéric César de Laharpe (1754–1838, ⇒ Nr. 722) gemeint, von dem im Brief ebenfalls die Rede ist (⇒ Z. 20) und den Pestalozzi in früheren Briefen auch mit «Teurer, edler Freund» anredete (PSB IX, S. 288). Laharpe hatte in den Jahren 1815 und 1816 Yverdon besucht und schrieb am 13. September 1816 an Philipp Albert Stapfer (1768–1840, ⇒ Nr. 899), er habe Pestalozzi und seine «Aposteln» getroffen, sie hätten sich über die «écoles lancastriennes» unterhalten (PSB X, S. 575 f.).
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Mittheilung: Möglicherweise hatte Pestalozzi im Herbst 1815 Philipp Albert Stapfer (1768–1840, ⇒ Nr. 899) seine eben publizierte Schrift An die Unschuld den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit geschickt. Laharpe: Frédéric César de Laharpe (1754–1838) ⇒ Nr. 722 Lancaster: Joseph Lancaster (1778–1838), geboren in London, war Quäker. In seiner Free Elementary School – der Name markierte den Abstand zur englischen Hochkirche – in der Borough Road in Southwark (London) entwickelte er zeitlich parallel zu Andrew Bell (1753–1832, ⇒ Z. 27) das Tutorensystem: 1803 publizierte Lancaster sein Werk Improvement in Education. 1816 emigrierte er nach Amerika, wo er an der Errichtung einer Modellschule für angehende Lehrer in Philadelphia mitarbeitete, um die Implementierung seiner Methode voranzutreiben. Durch die British Foreign School Society (1814), den direkten Nachfolger der 1808 zur Unterstützung Lancasters gegründeten Society for Promoting the Royal British or Lancasterian System for the Education of the Poor erfuhr das System Lancaster weltweite Propagierung und schliesslich Verbreitung. Lancaster selbst ruinierte sich allerdings und verstarb mittellos. Bell: Andrew Bell (1753–1832), geboren in St. Andrews (Schottland), studierte Mathematik und Naturphilosophie und wurde 1781 Pfarrer in Leith ehe er als Kaplan nach Indien reiste, wo er Superintendent eines von der East India Company gegründeten Waisenhauses für Knaben in Madras wurde. Dort experimentierte er mit der Mutual Instruction, dem wechselseitigen Unterricht beziehungsweise mit dem Einsatz von Schülern als Hilfslehrer. 1796 kehrte er nach England zurück und publizierte 1797 seine Methode in An Experiment in Education. Von der Kirche unterstützt und mittels der von ihm gegründeten National Society for Promoting the Education of the Poor in the Principles of the Established Church (1811) wurden in Grossbritannien bis zu seinem Tod etwa 12 000 Schulen nach seinem Ansatz eingerichtet. Erziehungsart: Da Andrew Bell (1753–1832, ⇒ Z. 27) und Joseph Lancaster (1778–1838, ⇒ Z. 27) ihre zwar unabhängigen, aber ähnlichen Ansätze etwa zeitgleich entwickelten, wurde und wird bis heute oft von der Bell-Lancaster-Methode gesprochen. Die Methode beschränkte sich auf die Beschulung von Knaben. Kernidee war ein kostengünstiger Unterricht der Massen dank eines Tutorensystems, in welchem fortgeschrittene Schüler unter Anleitung eines Lehrers als Wissensvermittler, bzw. als Hilfslehrer fungierten. Aus der strengen Sitzanordnung der Schüler in Reihen und ihrer Überwachung durch die Tutore, welche das Geschehen vom Rande aus kommandierten, erwuchs der Vergleich mit den «militärisch-hierarchischen Exercitien». Der pädagogische Clou der Methode ist die Annahme eines Lernzuwachses auf Seiten beider Schüler, ein learning by teaching, wobei Schüler wie Tutore einem Bonus-Malus-System unterworfen wurden. Ihre Erfolge wurden mit Preisen und Aufstieg honoriert, ihr Versagen mit Rangverlust und öffentlicher Bestrafung sanktioniert. Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Schrift: Alexandre de Laborde: Plan d’éducation pour les enfants pauvres d’après les deux méthodes combinées du Docteur Bell et de M. Lancaster. Paris/London 1815
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Schlag: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, Dezember 1815 verstorben.
⇒
Nr. 3) war am 11.
1488/1. Johannes Niederer 26. Januar 1816 Iferten den 26ten Jenner 1816. 5
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Vater Pestalozzi! Bei allen Schwachheiten glaubte und wollte ich bis auf den gegenwärtigen Augenblick, Gott ist mein Zeüge, nichts anders, als in Ihnen und für Sie, für Ihr Werk als solches leben. Endlich muss ich die Augen über mich selbst öffnen da Sie nicht mehr Sie selbst sind, da so w i e S i e s i c h m i r d a r s t e l l e n , nicht nur Geist nicht nur über Sie und s i c h erhabnes Wesen, sondern eine blosse Persönlichkeit Ihnen A l l e s ist. Gebe Gott, dass ich mich täusche. Ich wünsche nichts sehnlicher. Ich hoffe es sogar, denn eine Person, die sich Ihrer ganz bemächtigt, kan unmöglich das H ö c h s t e , das im Innersten Menschliche Ihrer Aufgabe, verkennen! Der Geist d e r Z e i t l i c h k e i t welchen Sie überwinden wollten, ist ganz f ü r diese Person, und sie weisst alle Kräfte desselben auch in I h n e n in Anspruch zu nehmen. Sie ist dadurch der Mensch ohne seines Gleichen. Mir bleibt nichts übrig, als Ihnen das höchste Guth meines Lebens, die u m i t t e l b a r e Theilnahme an Ihnen und Ihrem Werk z u o p f e r n , weil dieser Mensch das uns Heiligste als etwas Gemeines zu behandeln wagt und durch Ihre Billigung, ohne das Persönliche vom Menschlichen, ohne das Wesentliche das Ewige vom Sinnlichen zu unterscheiden, als solches behandeln darf. Da er durch seine Natur ganz ausser Verhältniss zu dem ist, was ich durch mein Innerstes suche, so klage ich ihn in seinen Missgriffen gegen mich, nicht einmal an. Er folgt seiner Natur wie ich der meinigen. Aber ich fühle mit unaussprechlichem Schmerz Ihr zerrissenes Herz, das Herz eines Mannes, der bestimmt war, wie ein höherer Geist, über der Menschheit zu schweben, und das durch die Mängel der menschlichen Natur Getrennte zu vereinigen. Was ich in Ihnen geistig erkannte, können Sie ich weiss es, so wenig als ich vergessen. Dass ich in Ihnen und durch Sie, Schmid als den Mittelpunkt desselben wünschte, dafür ist nicht nur mein Gewissen, sondern jede Äusserung über ihn Bürge, dass er zum zweitenmal meine Erwartung noch weit härter als das erste täuschte ist nicht meine Schuld. Ich beklage in allem diesem nur Sie, weil Sie innerlich bekämpft und
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äusserlich nothgedrungen in der That keinen andern Ausweg haben, als sich dem P e r s ö n l i c h Kräftigen in die Arme zu werfen. Auch wird dieses für Ihr irdisches Leben gewiss ausreichen, sondern
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,24 Bogen, 219 x 169 mm Dorsualvermerk 1816, 26 Jener Nied[erer] an Pestalozzi Original Textkritik
Zeuge H Z. 8 Z. 10 Z. 20 f. Z. 21 Z. 26 f. Z. 29 Z. 31 Z. 31 Z. 32 Z. 34 Z. 37 f. Z. 39
solches leben mir ∫ Werk z u Heiligste als in seinen Missgriffen gegen mich ∫ das Herz ∫ Getrennte zu vereinigen, . Was Sie ich sondern jede und äusserlich nothgedrungen in werfen. Auch Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hatte wohl keinen der beiden am 26. Januar 1816 geschriebenen Briefe Pestalozzi zukommen lassen. Da die eine Version einen Abschnitt enthält, der in der anderen Version fehlt, werden hier beide Fassungen aufgenommen. III. Z. 4 Z. 11 f.
Iferten: dt. Name für Yverdon Persönlichkeit: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
293 1488/2. Johannes Niederer 26. Januar 1816 Iferten den 26ten Jenner 1816. 5
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Vater Pestalozzi! Bei allen meinen Schwächen glaubte und wollte ich bis auf den gegenwärtigen Augenblick, Gott ist mein Zeüge, nichts anders, als in Ihnen und für Sie, für Ihr Werk als solches leben. Endlich muss ich die Augen über mich selbst öffnen, da Sie mir nicht mehr Sie selbst scheinen, da Sie, so wie Sie sich mir darstellen, nicht vom Geist, nicht von einem über s i c h und Sie erhabenen Wesen geleitet werden, sondern eine blosse Persönlichkeit Ihnen Alles scheint. Gebe Gott, dass ich mich täusche. Ich wünsche, nichts sehnlicher, ja ich hoffe es; denn eine Person die sich Ihrer ganz bemächtigt, kan unmöglich das Höchste, das imm innersten Menschliche, Ihrer Aufgabe verkennen. Der Geist der Zeitlichkeit, welchen Sie überwunden, und die Menschen überwinden lehren wollten, ist ganz f ü r diese Person, und sie weisst alle Kräfte der Zeitlichkeit, auch in Ihnen, in Anspruch zu nehmen. Sie ist diessfalls der Mensch ohne ihresgleichen. Mein höchster Wunsch wär, mich mit ihr f ü r S i e und Ihr Werk zu vereinigen. Allein, diese Person hat sich nicht nur, wie ich mich bis auf diesen Augenblick tröstete, aus Irrthum, sondern, aus Grundsatz, durch ihre eigenthümliche Natur, zwischen Sie und das im höchsten Sinn Menschliche und Heilige Ihres Werks gestellt. Sie fühlt sich im Widerspruch gegen das was Ihnen diessfalls angehörte, und es ist ausser ihrer Möglichkeit, sich an das rein und herzlich anzuschliessen, was sich ihr unbedingt unterworffen hätte, wenn sie nur fähig gewesen wäre, den von Ihnen geweckten Geist, das von Ihnen angeregte Streben zu fassen. Dass ich ihr persönlich huldigte, und nichts Innigeres gewünscht hätte, als mich mit ihr um Sie und für Ihr Werk zu vereinigen, wissen Sie. Da sie nun aber offenbar einen entschiedenen Wiederspruch gegen mein Verhältniss zu Ihnen bildet, da ich den, der Ihnen am meisten dient als meinen grössten Feind in einem Hause zu dem ich Sie als Vater und mich als Kind zu betrachten gewohnt war; ansehen muss, so bleibt mir, um Ihres eignen Friedens willen nichts übrig, als Ihnen, das höchste Guth meines Lebens, die unmittelbare Theilnahme an Ihrem und meinem Werk zu opfern, weil dieser Mensch das mir in Ihrem Werk selbst Heiligste gemein zu behandeln wagt, und durch Ihre Billigung ohne das Persönliche vom Wesentlichen, ohne das Ewige vom Zeitlichen zu unterscheiden, als solches behandeln darf. Da er
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durch seine Natur ganz ausser dem ist, was ich durch mein Innerstes suche, so klage ich ihn in seinen Missgriffen gegen mich, nicht einmal an. Er folgt seiner Natur, ich der Meinigen. Aber ich fühle mit unaussprechlichem Schmerz den Schmerz eines Mannes der bestimmt war, wie ein höherer Geist über der Menschheit zu schweben, und das durch die Mängel der menschlichen Natur Getrennte zu vereinigen. Ich sehe zerrissen, was als Ihr Werk das Höchste menschlicher Vereinigungen hätte darstellen können, und einen Zusammenhang, den Sie selbst geschaffen hatten, durch Ihre Hand zertrümmert.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,25 Bogen, 219 x 169 mm Dorsualvermerk 1816 Jenner 26. Niederer an Pestalozzi Bruchstück des n[icht] abgegangnen Briefs Original Textkritik
Zeuge H Z. 14 Z. 22 Z. 45
die sich tröstete den Schmerz Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1488/1 III.
Z. 4 Z. 12
Iferten: dt. Name für Yverdon Persönlichkeit: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1488 a. Daniel Janvrin 27. Januar 1816 [Reg.] Inhalt unbekannt.
295 Überlieferung 1
PSB X, S. 122.15 Sacherklärung I.
Daniel Janvrin (um 1780–um 1851) ⇒ Nr. 1457 d
1489. Philipp Nabholz 2. Februar 1816 5
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S[eine]r Wohlgebohren Herrn Heinrich Pestalozzi Ritter des St. Wladimirordens und Vorsteher der Institute in Iferten C[anton] Waadt Waldkirch d[en] 2t e n Hornung 1 8 1 6 . Lieber Lieber Vater! Sie müssen meine Antwort – auf ihre Einladung – als katholischer Religionslehrer wieder zu Ihnen zu kommen – entweder gar nicht, oder erst nach ihrem lezten Schreiben erhalten haben. – Vor Ende des Maymonaths kann ich von hier nicht wegkommen. Ich habe die bürgerlichen Standesbücher einzurichten und bin noch nicht zur Hälfte zu End. Diese Arbeit kann ich keinem andern übertragen, weil die Vorarbeiten Niemand ausser mir verstehen u[nd] lesen könnte. Könnte ich aber auch in diesem Augenblick abkommen, so wünschte ich nicht mehr in der Eigenschaft eines kathol[ischen] Religionslehrers eintretten zu müssen. Ich glaube das ich als solcher sehr in meiner Wirksamkeit gehemmt – oder wenigstens beschränkt wäre. Ich könnte mich für keinen Fall für immer als katholischer Religionsl[ehr]er mit dem Institute vereinigen. Ich würde dadurch dem Institute mehr schaden als nützen – weil ich in ewiger Entzweyung mit mir selbst leben müsste. Wohl aber wünsche ich sehr dass Sie mich als Religionslehrer in ihr Haus aufnehmen, d[as] h[eisst] das Sie mir die Besorgung des innern Lebens der Knaben – unter ihrer Aufsicht u[nd] Leitung anvertrauen. Ich bin ganz ihrer Ueberzeugung es ist keine Vereinigung der Lehrer möglich als durch Selbstkenntniss, u[nd] Selbstüberwindung – aber bis dieses Werk gedeiht mags noch manche Stürme geben – mögen noch manche
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Lehrer das Institut verlassen. Die Knaben sind bey diesen Kämpfen verlassen – die Kämpfe selbst – waren bisher meistens ihrer wissenschaftlichen Bildung sowohl als ihrer sittlichen nachtheilig. Ich habe während meiner Anwesenheit in ihrem Hause nicht gesehen – dass weder ein einzelner noch alle Lehrer sich um die innre Bildung der Knaben bekümmerten; nur bey auffallenden Fehlern und Unordnungen hat man schnell und oft gewalthätig helfen wollen – aber nicht gründlich nicht in der Liebe u[nd] Willen erzeugend. Vater solang die Knaben nicht von dieser Seite besorgt werden – kann das Institut keine innere Haltung erlangen. Es wird ein besonderer Lehrer erfordert dem dieses sein einziges und sein Hauptgeschäft ist – der alle Kinder wie seine eignen liebt u[nd] besorgt – der mit ihnen – lebt u[nd] wohnt – und wie ihr Schutzgeist sie zu allen Arbeiten innerlich u[nd] äusserlich vorbereitet – anleitet. Dass Schmid äussere Ordnung schaffen könne – davon habe ich mich in Bregenz überzeugt – aber auch dessen dass er sich zu dieser innern Ordnung nicht gedrungen fühlt. Vater! ich achte u[nd] fast liebe ich Schmid – ich bin der Ueberzeugung, er ist eine wes[entliche] Grundsäule ihrer Anstalt – Es ist alles anzuwenden dass die Anstalt sich ihm gewogen zeigt – dass er Spielraum für seine Thätigkeit habe – aber auch dass Niederer bleibt – dass beyde sich selbsterkennen und in ihren Anmassungen bekämpfen und einander lieb gewinnen. Finden Sie mich geeignet diese innere Leitung ihrer Anstalt unter ihrer Anweisung zu übernehmen – so glaube ich in ihrer Anstalt jene Reife der Seele erlangen zu können – die nothwendig ist wenn der Mensch für die Ewigkeit wirken soll. Wegen einem kathol[ischen] Religionslehrer für ihre Anstalt habe ich mich umgesehen. Sobald ich etwas Genaueres weiss will ich Ihnen berichten. Ganz Ihr Nabholz M[agister]
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 253/3 Bogen, 242 x 200 mm leicht defekt Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Waldkirch den 2ten Februar 1816. Nabholz. P [ r o ] n [ o t i t i a ] Original Textkritik
Zeuge H
297 Z. 36 Z. 50 f.
meiner Anwesenheit Siegelausriss Sacherklärung I.
Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 II. Pestalozzi hatte Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) im August 1814 gebeten, als Religionslehrer nach Yverdon zu kommen, eine Bitte, die er am 26. Januar 1816 wiederholte, weil er von Nabholz bis dahin noch keine Antwort erhalten hatte. Während Nabholz im Sommer 1815 mit diesem Plan noch einverstanden gewesen war, von seinen Vorgesetzten aber die Erlaubnis dazu nicht erhalten hatte, beurteilt er diesen Plan nun kritischer und ist nur bereit nach Yverdon zu kommen, wenn er gleichzeitig Teil der Leitung des Instituts werden kann. III. Z. 8 Z. 12 Z. 14 Z. 47 Z. 53
Iferten: dt. Name für Yverdon Antwort: ⇒ Nr. 1481 Schreiben: PSB X, Nr. 4176 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
1490. Jean Jacques Paschoud 2. Februar 1816 5
[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le 2 février» auf dem Brief Pestalozzis vom 30. Januar 1816.
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PSB X, S. 436 Sacherklärung I.
Jean Jacques Paschoud (1768–1826) ⇒ Nr. 1216 a III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4180
298 1491. Johannes Niederer 3. Februar 1816 5
An Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 3ten Hornung 1816.
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Boniface fordert für das Wort Polisson Genugthuung bei Ihnen. Sie nehmen sich seiner an, als wären S i e d a d u r c h beleidigt. Sie haben u n b e d i n g t r e c h t , wenn Sie das Gleiche gegen alle Lehrer Ihres Hauses beobachten, unter denen a l s s o l c h e n kein Unterschied wie ich glaube statt finden kann. Da Sie aber von einer, a u c h u n t e r I h r e Z ö g l i n g e g e b r a c h t e n eine b ü r g e r l i c h e I n j u r i e n a n k l a g e begründenden Verleümdung Boniface’s schwiegen, ja sich erklärten, sie nicht lesen, keine Notitz davon nehmen zu wollen obgleich sie alle Ihre ältern Gehülfen betraf und nun diesen nemlichen Menschen so in Schutz nehmen, als sey jede Zurechtweisung gegen ihn eine Beleidigung gegen Sie, so appellire ich diessfalls über Ihre Anklage der Rachsucht, so wie über das, was Sie sich selbst schuldig sind, an Ihr Herz und Ihre Gerechtigkeit. Niederer.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,28 Blatt, 223 x 170 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk 1816. 3 febr[uar] Niederer an Pestalozzi Boniface betreffend. Original Textkritik
Zeuge H Z. 8 Z. 8 Z. 13 Z. 13 Z. 15 Z. 17 f.
Boniface: lateinische Schrift Polisson: lateinische Schrift a u c h : doppelt unterstrichen g e b r a c h t e n eine Boniface’s: lateinische Schrift und … Sie, ∫
299 Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Karl Justus Blochmann (1786–1855) hatte Alexandre Antoine Boniface (1790–1841, ⇒ Nr. 1435 a) als «méprisable polisson» (verachtenswerter Bengel, Spitzbube) bezeichnet, was Boniface nicht auf sich sitzen lassen wollte und bei Pestalozzi eine Entschuldigung Blochmanns forderte (⇒ Nr. 1493). In diese Auseinandersetzung mischte sich auch Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) ein, da er in der Reaktion Pestalozzis – dieser unterstützte offenbar die Forderung Bonifaces – die Gleichbehandlung aller Lehrer verletzt sah, weil, so Niederer, Boniface früher selber Mitarbeiter verleumdet hatte, was von Pestalozzi offenbar nicht sanktioniert worden war. III. Z. 7 Z. 8 Z. 8
Iferten: dt. Name für Yverdon Boniface: Alexandre Antoine Boniface (1790–1841) ⇒ Nr. 1435 a Polisson: Lausbub, Lüstling, Schlingel (frz.)
1492. Johannes Niederer 3. Februar 1816 Herrn Pestalozzi. 5
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Iferten, Abends den 3. Febr[uar] 1816 Ihre mir u n e n d l i c h w e r t h e n Zeilen geben mir auch Anlas, mich zu rechtfertigen, obgleich Letzteres nicht d a s ist, was mich an Ihrem Briefe freüt und erhebt. Eben d a s , dass die unschuldigen Zöglinge Ihres Hauses zum Opfer der Fehler ihrer Lehrer d a m a l s gemacht worden sind, hat mich e m p ö r t . Dass sie es heüte noch werden, e m p ö r t m i c h n o c h h e ü t e . Mit Ihren damaligen Äusserungen war ich, in so ferne Sie als Vater a l l e r Ihrer Kinder in Ihrer Würde dastanden, unbedingt zufrieden, und bin es nicht nur jetz, sondern erkläre aufs Neüe, dass ich keine höhere Seligkeit kenne, und dass es mein einziger Wunsch ist, dass Sie, S i e s e l b s t in Ihrem Kreise alles a n S i e anschliessen, alles in allem seyen. Eben so sehr verwerfe ich aber I h r e A n s c h l i e s s u n g a n d a s w a s u n t e r I h n e n i s t , und wiederhole hiemit, was ich Ihnen heute Abend vor acht Tagen auf dem Kinderball gesagt habe. Mit allem, was Sie ums Neujahr gegen uns, die um Sie p e r s ö n l i c h Versammelten thaten; war ich ganz zufrieden. Zugleich aber, ich bitte Sie, sich dessen wohl zu erinnern, erklärte ich Ihnen im ganzen
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Gefühl der Heiligkeit des damaligen Augenblicks (und ich rufe alle Personen, die Sie damals umgaben, zu Zeugen auf) dass das Feuer nicht mit Asche zugedeckt, sondern a u s g e l ö s c h t werden müsse; und e r i n n e r t e S i e , alle damals Gegenwärtigen auffordernd, ausdrücklich an den Schritt von Boniface, a l s a n e i n V e r g e h e n g e g e n S i e s e l b s t , das eine von Ihnen ausgehende, öffentliche und eklatante Zurechtweisung fordre, u n d w o b e i S i e sich selbst wie uns schlechthin schuldig seyen, G e n u g t h u u n g z u v e r s c h a f f e n . Ich sagte w ö r t l i c h , eine Vernachlässigung dieses Punktes werde die unglücklichsten Reibungen veranlasen. Sie haben mich damals nicht angehört, und erndten nun die Früchte. Ich habe mich überwunden, und gegen B o n i f a c e u m I h r e t w i l l e n eine Schonung bewiesen, die, pädagogisch betrachtet, vielleicht ein Vergehen gegen ihn selbst ist. Allein alles dieses geschah um Ihretwillen. O h n e S i e hätte ich ihn, bei dem Aktenstück, das ich von ihm in Händen habe, und das er in I h r e r L e h r e r v e r s a m m l u n g verlas, als L ü g n e r und V e r l e ü m d e r beim Friedensrichter angeklagt. A u s S c h o n u n g g e g e n S i e v e r g a b i c h i h m w ü r k l i c h , und zwar so, dass ich mir Vorwürffe zuzog. Allein ich hofte dabej, Sie würden wenigstens künftig erkennen, was Sie sich selbst und Ihren Gehülfen, ja noch mehr, dieser armseligen Creatur zu ihrer Bildung schuldig sind. Da dieses aber nicht der Fall ist, da Sie sich selber der niedrigsten, einer Gemeinheit preisgeben, die Sie, ich bin es im Innersten überzeügt, selbst verachten, so kan ich nicht anders als mich I h n e n dagegen erklären. Was Ihre Hingebung an mich betrift, so weiss ich ja, ich war Ihr Sohn; ich bin es noch, in so fern Sie sich selbst in Ihrem Werk erkennen. Dass Sie etwas für meine Persönlichkeit hingäben, wollte ich nie, u n d v e r a c h t e t e s o l c h e O p f e r , nicht nur um meiner, sondern vorzüglich um I h r e r willen. Ja, erlauben Sie mir das stolzeste Wort meines Lebens; ich glaube, dass S i e , indem Sie auf mein Sohnes Verhältniss gegen S i e verzichteten, zugleich auf einen Theil Ihres Werks Verzicht gethan haben, durch welches ich Ihnen allein angehörte. Indessen ist das nicht m e i n e Sache, selbst nicht die Ihrige, und ich verehre die Vorsehung, die mich s o d u r c h S i e , des Höchsten das ich wollte, unwürdig erklärt. Was aber mein religiöses Verhältniss betrift, so muss ich Ihnen entschieden erklären, dass ich den Geist Ihres Hauses als irreligiös ansehe, in so fern die Einfluss habenden Personen desselben, mich a l s R e l i g i o n s l e h r e r v e r ä c h t l i c h z u m a c h e n s i c h b e m ü h e n , und w i r k l i c h e i n e ganz gemeine, thierische Ansicht der Dinge um
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s i c h h e r v e r b r e i t e n . Alles, was ich in Ihnen zu erregen suche, ist eine höhere, I h n e n s e l b s t würdige Ansicht der Dinge. Wollen Sie sich aber der Gemeinheit Preis geben, so habe ich auch dagegen nicht das Geringste nur werde ich daran, werden Sie es auch m i t V e r z w e i f l u n g von mir fordern, keinen Antheil nehmen. Was ich heute von Ihnen forderte, betraf weder Blochmann noch Boniface als Personen, sondern Gerechtigkeit gegen beide – Behandlung gegen jeden wie es jeder v e r d i e n t . Was mich aber wahrhaft zur Verzweiflung bringen könnte, wäre, an Ihnen, und Ihrer Gerechtigkeit, an Ihrem besseren Seyn verzweifeln zu müssen. Gott bewahre mich davor, und warlich auch Sie. Ich bitte Sie um die Zurücksendung dieses Briefes – wie des Vorigen. Ihr Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,26 Bogen, 219 x 169 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 8 Z. 9 Z. 20 Z. 27 Z. 27 Z. 46 Z. 52 Z. 61 Z. 62 Z. 68 Z. 71
Febr[uar]: lateinische Schrift Briefe ∫ Fehler ihrer ums Neujahr ∫ ausdrücklich an Boniface: lateinische Schrift preisgeben, die Sie vorzüglich um Hauses als mich a l s daran, werden Boniface: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1483 III.
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Iferten: dt. Name für Yverdon
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Zeilen: scheint nicht erhalten zu sein Boniface: Alexandre Antoine Boniface (1790–1841) ⇒ Nr. 1435 a Aktenstück: ⇒ Nr. 1482 Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Vorigen: ⇒ Nr. 1491
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Herr Pestalozzi! Nach zwey Monathen gedenke ich Iferten zu verlassen. Sie haben mich gestern noch früher Ihr Haus verlassen h e i s s e n . Ich gebe also hiemit meine Stunden ab, und bitte um meine Schlussrechnung. Doch fühle ich mich gedrungen, folgende Erklärungen bey Ihnen s c h r i f t l i c h niederzulegen: Als vor einigen Wochen Bonifaz, ohne von irgend Einem unter uns persönlich beleidigt zu seyn, die niederträchtigste, schmäligste Injurienschrift gegen Niederer, Krüsi, Ramsauer, mich und mehrere andre Lehrer in der Versammlung vorgelesen und niedergelegt, als er seiner Niederträchtigkeit dadurch die Krone aufgesetzt, dass er dieses infame, gegen die altesten Lehrer des Hauses gerichtetes Libell Knaben der 3ten Klasse vorlas und ihre Gemüther gegen ihre Lehrer, wovon mehrere Religionslehrer sind, zu empören sich bemühte, da behandelten Sie diesen Schritt als etwas so Unbedeutendes und Unwesentliches, dass Sie, weit entfernt, uns Genugthuung zu verschaffen, sogar unsre Klagen von sich wiesen und Bonifaz mit den ausdrücklichen Worten: «er hat es gut mit mir gemeynt» in Schutz nahmen. Als ich gestern, durch eine Grobheit und Impertinenz persönlich beleidigt, diesen Menschen bey seinem w a h r e n Nahmen nenne: verächtlicher Bube (m é p r i s a b l e p o l i s s o n ) so suchen Sie plötzlich mich auf, tragen mir ein leidenschaftlich eingenommenes Gemüth entgegen und nehmen in gleicher Sprache diesen Menschen in den eifrigsten Schutz. Sie verlangen von mir, dass ich hätte zu Ihnen kommen und klagen sollen, da dieser Franzose u n g e s t r a f t und o h n e b e y I h n e n v o r h e r g e k l a g t z u h a b e n , die schändlichsten Beleidigungen aussprechen und schriflich niederlegen durfte. Sie sprechen Hausrechte, Vaterrechte und Familienverhältnisse in Ihrem Hause an. Wer weigert sich, sie anzuerkennen, wer schlagt
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nicht vielmehr in seinem Innersten den sehnsuchtsvollsten, wärmsten Wunsch, dass sie da seyn, dass sie in all’ ihrer Kraft zu gegenseitiger Befriedigung, Ruhe und Seegen geübt und gefördert werden möchten. Aber dann müssen Sie auch V a t e r g e r e c h t i g k e i t üben und g l e i c h e V a t e r l i e b e . Wo aber der Vater Partie nimmt unter seinen Kindern, wo er g e w i s s e vorzieht, wo er Lieblings- und Schooskinder hat, da weicht der Seegen der Einigkeit und des Friedens, da zerreissen die Bande des Vertrauens und des Familienglücks, da schwinden die Gefühle der k i n d l i c h e n Liebe und des kindlichen Glaubens aus den Herzen der verkannten, vernachlässigten, ungerecht und leidenschaftlich behandelten Kinder. Jede Kindschaft setzt w a h r e V a t e r s c h a f t voraus, dies ligt im Wesen der Natur und nie drehen die Verhältnisse sich um. In wie fern Sie nun diese Gerechtigkeit nicht über und zum einzig leitenden Grundsatz in der Behandlung der Glieder Ihres Hauses machen, in wiefern Sie fortfahren, anstatt mit Vaterliebe, Vaterruhe, Vatergerechtigkeit jeden Vorfall zu prüfen, Klage und Gegenklage, Gründe und Gegengründe ruhig anzuhören, zu untersuchen und darnach mit der Liebe und Gerechtigkeit des Vaterherzens zu entscheiden, mit eingenommenem Gemüth leidenschaftlich und blind nur die eine Partie zu ergreifen und in Schutz zu nehmen, in sofern kann ich mich weder als Kind zu Ihnen fühlen, noch Ihren Forderungen, mich in jeder Angelegenheit an Sie persönlich zu wenden, Folge zu leisten, versprechen; ich erkenne dann kein Familienverhältniss, sondern nur ein bürgerliches an, wo niemand gehindert werden kann, einen verächtlichen Buben oder einen Schurken auch mit diesem Nahmen zu benennen, wenn er anders den Beweis dafür zu führen, über sich nimmt. Sie haben jezt ein Schooskind, das Ihnen alles ist und ob welchem Sie alle andern mit Hintansetzung, Verkennung, Ungerechtigkeit und Undank zu behandeln im Stand sind. Das Traurigste, Verderblichste dabey ist, dass dieses Schooskind ein unwürdiges, und Ihr Herz missbrauchendes und missleitendes ist. Dieses Lieblingskind, Schmidt, wäre gross und aller Achtung und Liebe, ich möchte sagen Bewundrungswürdig, wenn er rein und gut wäre und nicht, anstatt eines menschlichen, gefühlvollen Herzens, eine ausgebrannte, leere Stätte in sich trüge; wenn er der Liebe fähig wäre und der kleinlichsten Eitelkeit und der grenzenlosesten Selbstsucht sich begeben könnte. Aber w i e er ist, ist er und wirkt er zum Verderben des Hauses, und mich jammert Ihre Täuschung, dass Sie den Retter desselben in ihm wähnen. Er ist in seinem w a h r s t e n Wesen Ihr wahrhafter Antipode, Ihr ärgster Feind; denn wie Sie alles auf das
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Gute, Göttliche und Ewige in der Menschennatur gründen, so baut er auf das Schlechte und Verderbliche derselben. Er ist fein, voll Intrigen, reich begabt mit Weltverstand, Welttakt, Gewandtheit und Schlauheit, zu einem geheimen Polizeyinspektor vortrefflich geeignet, aber nimmermehr zu einem Erzieher; denn wahrlich ich möchte seiner Erziehung kein Bettelkind anvertrauen; er würde es vielleicht zu einem reichen Mann emporbilden, gewandt, geschickt und der Umstände Meister, aber n i e zu einem M e n s c h e n . Dies alles sage ich so wenig in einer leidenschaftlichen Aufwallung, sondern mit der besonnensten Überlegung, dass ich bestimmt erkläre, jezt noch und vor Ihnen und vor ihm; ich werde mich zu dieser Ansicht bekennen, wo ich immer in Deutschland mich dazu veranlasst fühlen werde. Von der Verkennung Niederers, des gleich geistvollen, edeln, hochherzigen, des um Sie so hochverdienten Mannes, von der schändlichen empörenden Art, wie von ihm, dem Würdigen, im Schlosse von gemeinen Zungen gesprochen wird, und solche Reden geduldet werden, von der Hintansezung des redlichen, kindlichen Krüsi, der, mit Vertrauen und gerechter Anerkennung behandelt, als väterlicher Leiter der Kleinen dastehen könnte, welche bey ihrer jezigen Führung verwildern und allen kindlichen Karacter verlieren, von dem allem schweige ich; diese Männer sind gross genug, das alles mit Würde, bey dem Triumph ihres innersten Bewusstseyns zu tragen. Nur noch ein Wort meines Herzens an Sie. Ich werde durch mein ganzes Leben die grösste Verehrung und Hochachtung, so wie die aufrichtigste und wärmste Liebe für Sie bewahren. Sie werden dieser Versicherung vielleicht nicht glauben; aber das ändert nichts; mir genügt das Bekenntniss und innere Bewusstseyn. Ich habe Sie in vielen hundert guten Stunden und grossen unvergesslichen Momenten des Lebens gesehen, in der Glorie Ihrer reinen, hohen, unsterblichen Natur; ich habe Sie in dem erhabenen Wollen Ihres Lebens geschaut und erkannt. Das Bild dieses Pestalozzi bleibt bis zum Grabe mit Flammenzügen in meiner Seele, und ich werde es verehren und lieben, und ihm huldigen in künftigen Thaten. Die Schattenseite gehört dem M e n s c h e n Pestalozzi an und ist irrdische Beymischung. Aber der Lichtglanz überstrahlt die Schatten, und hat sich das Gemüth erst aus dem Konflikt gerettet, so ist der kältende Niederschlag des Schattens vergessen und die Seele fühlt nur ungemischte und ungetrübte Liebe und Verehrung. unterz[eichnet] K a r l B l o c h m a n n .
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 28/1 Bogen, 251 x 195 mm Dorsualvermerk Jverdon, 4. Februar 1816. Blochmann. Copia Textkritik
Zeuge H Z. 11 Z. 21 Z. 21 Z. 25 Z. 41 Z. 78
Bonifaz: lateinische Schrift sich wiesen Bonifaz: lateinische Schrift m é p r i s a b l e p o l i s s o n : lateinische Schrift hat, da Verderbliche derselben Sacherklärung I.
Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 II. Nachdem Pestalozzi die Forderung von Alexandre Antoine Boniface (1790–1841, ⇒ Nr. 1435 a) unterstützt hatte, Karl Justus Blochmann (1786–1855, ⇒ Nr. 1111) solle sich für die Verwendung des Ausdrucks «méprisable polission» (verachtenswerter Bengel oder Spitzbube) entschuldigen, entschloss sich Blochmann, Yverdon zu verlassen, allerdings nicht ohne Pestalozzi zuerst noch seine Sicht der Dinge darzulegen, wobei er zwischen «der Glorie Ihrer reinen, hohen, unsterblichen Natur» und dem «Menschen Pestalozzi» unterschied. Die organisatorischen und kommunikativen Defizite Pestalozzis ordnete er dabei dem «Menschen Pestalozzi» zu, während er dem anderen Pestalozzi seine «aufrichtigste und wärmste Liebe» versicherte, den er «verehren und lieben, und ihm huldigen [werde] in künftigen Thaten». III. Z. 4 Z. 11 Z. 13 Z. 13 Z. 13 Z. 13 Z. 17 Z. 63
Iferten: dt. Name für Yverdon Bonifaz: Alexandre Antoine Boniface (1790–1841) ⇒ Nr. 1435 a Injurienschrift: ⇒ Nr. 1482 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Libell: Streit- oder Schmähschrift Schooskind: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
306 1494. Johannes Niederer 4. Februar 1816 Iferten den 4ten Februar 1816. 5
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An Herrn Pestalozzi! Hie mit sende Ihnen die Inlage zurück, die nur einer nöthigen Erweiterung wegen erst heüte erfolgt. Ich kan sie nicht annehmen, da ich weder für die Worte noch Handlungen H[errn] Blochmanns verantwortlich war. Dass Sie mir diese Verantwortlichkeit aufbürden wollen, gehört allerdings zu der seit langem gegen mich stattfindenden Beurtheilungsweise. Indessen finde ich sie aber so tief unter Ihrer Würde, als ich meine Pflicht gegen jeden im bürgerlichen und sittlichen Rechtszustande sich befindenden Menschen verletzt hielt, wie ich glaubte, ich müsste seine selbstbewussten Meinungen und Schritte auf mich nehmen. Jeder von Natur nicht ganz vernachlässigte Mensch hat ein Vermögen und ein Recht, seine Verhältnisse und seine Umgebungen aus seinem Gesichtskreis und nach seinem natürlichen Gefühl zu beurtheilen. Wie d e r Mann, der die innere Selbstständigkeit der menschlichen Natur und damit die aus eigener Kraft hervorgehende Selbstständigkeit des Urtheils so sehr in Anspruch nahm, diese nemliche menschliche Natur so sehr verkennen kan, dass er in allem, was gegen seine Neigung ist nur Einflüsterungen sieht, und für nichts als von Complotten und Ränkeschmieden ausser bei denen träumt, mit denen er, leider, Parthei gegen sich selbst macht, wäre ausser einer psychologischen Kenntniss seines Karakters und seiner Lebensverhältnisse völlig unbegreiflich. Sie fragen mich, ob Blochmanns Brief meines Sohnes Kleid – sey? Ich könnte antworten, dass ich weder einen Sohn habe der mehr seyn will als seine Brüder, noch verbrecherische Brüder, die den Vater verrathen, indem sie den Sohn verkaufen, und dass wenn eine Analogie statt fände, das Verhältniss hier wesentlich umgekehrt wäre: ich könnte Ihnen ferner sagen dass mir ein Kleid gerecht seyn könnte, ohne dass ich desswegen der Tuchmacher und Schneider davon zu seyn brauchte. Ich will aber nur sagen, dass die Sucht, indem, was jedem sein eignes Gefühl eingibt, Einfluss Anderer zu sehen, mir als die niedrigste Stufe der thierischen Gemeinheit erscheint, der Sie auch in Ihrer Letzten Schrift an die Unschuld etc. – so mächtig entgegen arbeiten. Sie ist, nach meiner festen Überzeügung, e i n e der furchtbaren Quellen des Unfriedens Ihres Alters, und des Unsegens Ihres Hauses.
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Sie haben den Greuel der V e r s c h r e i u n g s m a a s r e g e l n , etc. wie kein Andrer aufgedeckt. Gibt es keinen Brennpunkt davon in Ihrem Hause? Und welche Folgen müsste es haben, welche Übel liessen sich nicht daraus erklären, wenn Sie unglücklich genug wären, selbst unwillkürlich, oft das Sprachrohr davon zu seyn? – Sie glauben sich von mir mit Füssen getreten, indem Sie die Forderung Ihres Heils mit Füssen treten und mit Gewalt von sich stossen, was ich bisher nicht aufhören konnte, Ihnen zu wiederholen, nemlich, dass Sie gegen a l l e Glieder Ihres Hauses gleich gerecht seyen, und jedem sein Recht wiederfahren lasssen! Muss es immer so seyn, ist es nie anders möglich, als dass Ihre Gerechtigkeit gegen die Einen selbst wieder Quelle der Ungerechtigkeit gegen die andern wird? – Ist es nicht in seinem Widerspruch unbegreiflich, in seinen Folgen verdenklich, in den Klagen, die Sie darauf gründen, bedauernswürdig, dass Sie, indem Sie zum Theil mit Recht fordern, dass alles, auch die persönlichen Verhältnisse der Lehrer, und was öffentlich zur Sprache zu kommen, seiner Natur nach geeignet ist, privatim an Sie gelange, Mittheilungen und Ansichten, die gewissen Lieblingen entgegen sind, als Partheisache, als Leidenschaftswirkung, als Beleidigung gegen Sie selbst erklären, und ihnen Ihr Ohr verschliessen? – Doch nein, S i e sind nicht! ungerecht; Sie wollen es nicht seyn. Sie sehen w i r k l i c h auf e i n e r Seite alles Recht, auf der andern alles Unrecht, bei den Einen in allem Stärke, bei den Andern in allem Schwäche. Könnten Sie nun auch die Folgen dieses Irrthums auf diejenigen der Sie umgebenden Menschen berechnen, die, ihrem innern Zustand nach, noch Gassenjungen, sich in kindischer Thorheit den Felsen wähnen, auf den Ihr Werk gebaut sey, weil sie Ihnen im Einzelnen nützen, und daher, schmeichelnd und geschmeichelt, vielleicht auf immer, für höhere Zwecke der Menschennatur verdorben werden! Ihnen selbst kan das mit Recht niemand zurechnen. Aber jedes bessere Herz ist zerrissen, und blutet über Ihr diessfälliges, dennoch von I h r e m Irrthum ausgehendes Schicksal. Es ist der Fluch, der auf Ihrem Hause ruht. Er wirkt und kann nicht anders als Böses zu wirken. Seit dem Augenblick, in welchem mir das ob Ihnen waltende Gestirn aufging, betrachtete ich es als meine höchste Aufgabe, Sie darüber wach zu erhalten. Von der Überzeügung furchtbar ergriffen, dass h i e r I h r b ö s e r G e n i u s s e y , kannte ich, vor Gott, keine dringendere Pflicht und keine höhere Aufgabe für mich, als zu verhüten dass er seinen Samen nicht ausstreuen könne.
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Jung, unerfahren, beschränkt, ohne Welt, ohne Menschen, ohne Ihre, ohne Selbstkenntniss, kan ich mich in den Mitteln darzu getäuscht haben, und habe es gewiss. Wie wäre es auch anders möglich gewesen? Täuschten ja auch Sie sich selbst! War doch Ihnen Ihr eignes Werk ein in vielem unbegriffnes, vom Himmel geschenktes Wunderkind, wie der entzückten Mutter ihr Erstgebohrnes. Aber mein Wille war rein, und ich trete diessfalls, im gegenwärtigen Augenblicke noch, mit allem Stolze des unbeflecktesten Selbstbewusstseyns vor Sie hin – vor alle Menschen, vor den inneren Richter zwischen Ihnen und mir. – Sie über Ihre persönlichen Schranken zum lebendigen Bewusstseyn Ihrer selbst, zum Festhalten Ihres unvergänglichen Daseyns und Wirkens zu erheben darzu begann ich, nicht nur mit dem, was ausser Ihnen war, sondern m i t I h n e n und g e g e n S i e den Kampf. Ich vergass dabei meine anderweitigen Bestimmung und oft meine gegenwärtigen Pflichten, vernachlässigte meine Ausbildung im Einzelnen, setzte Ihre Liebe mit dem h ö c h s t e n Vertrauen aufs Spiel; (obgleich deren Besitz der Stolz meines Herzens, die Quelle einer anhaltenden und seltenen Begeisterung, und mir über jede andere Freüde des Lebens war, worüber ich Sie selbst zum Zeügen aufrufe,) und that Ihrer P e r s o n wehe, um Ihrem W e s e n , that Ihren Gefühlen wehe, um Ihrem wahren Leben und Wirken wohlzuthun. Ich hoffte, wenn ich nicht ermüdete, wenn ich diesem höchsten Ziel mein Glück, meine Ehre, die Ruhe und den Frieden meines Herzens, meinen Werth in Ihren eigenen Augen preis gäbe, und doch nicht von Ihnen liesse, so würden, so müssten Sie einmal dahin kommen, einzusehen, und unerschütterlich festzuhalten, was zu Ihrem und Ihres Hauses Frieden dienet, was die Kraft ausmacht, wodurch es gegründet, und den Segen, womit es erhalten wurde. Die Tausende von Erfahrungen, dachte ich, die immer auf das Gleiche hinwiesen, würden am Ende durchbrechen und einen Nebel zerstreuen, der Ihren Geist umhüllte. Ein mal doch, glaubte ich, würde es Ihnen gelingen, sich selbst als fester Mittelpunkt Ihres Werks zu fühlen, und nicht mehr durch unwürdiges Anschliessen an Fremdes und Einzelnes aus ihm herauszutreten, sondern in der Macht seines Bewusstseyns und Besitzes alles, was Sie umgibt, mit sich selbst zu vereinigen, das Fremde I h n e n anzueignen, das Einzelne im Ganzen aufzulösen. Ich erwartete zuversichtlich von Ihnen, alle Ihre Aufopferungen und Hingebungen an Einzelne würden Sie aus dem nach meiner tiefsten Überzeügung allein wahren Gesichtspunkt betrachten, diese
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Einzelne dadurch in den Stand zu setzen Ihnen und Ihrem Werk desto besser zu dienen, und durch eine so neue Hingebung an etwas Höheres, sie selbst veredelnd, eine ewige Dankbarkeit in ihnen hervorzubringen – Es sollte nach meiner Erwartung ein Augenblick kommen, wo kein Gedanke an Hingebung und Aufopferung gegen Ihren Geist und Zweck, aus blosser Gefälligkeit gegen Personen, und folglich auch kein Anspruch mehr auf irgend eine Art von Dankbarkeit statt finden würde, der Sie in Ihren eignen Augen erniedrigen muss, wenn Sie Ihre Aufgabe fühlen, wie er Sie in den Augen der Welt, erniedrigt. Konnte nichts Äusseres, kein Schicksal, keine Erfahrung, kein Grundsatz Sie dafür erheben, so hofte ich es von Ihrem Innern, von der steigenden Reinigung und Verklärung Ihres Alters. – Als ich es kaum mehr von Ihnen selbst hoffen durfte, setzte ich, Thor, mein ganzes Vertrauen noch auf die Rückkehr und die gereiftere Einsicht dessen, d e n S i e I h r e n e i n z i g e n R e t t e r nennen. Gegen allen anfänglichen Anschein, ist diese Hofnung, schneller und entschiedener als irgend eine andre meines Lebens aufs Neüe zu Schanden worden. Anstatt Sie gegen sich selbst und gegen die Täuschungen von Augenblickseindrücken zu schützen, anstatt Ihr wahres Leben fest zuhalten, es in Ihnen zu stärken und für alle Ihre Umgebungen segensreich zu machen, anstatt Ihnen durch seine Kraft den Himmel zu verschaffen, den Sie bereitet hatten, verwandelt sich dieser Mensch selbst in Ihren bösen Genius, schmeichelt Ihrer Persönlichkeit, macht Ihre und Ihrer Umgebungen S c h w ä c h e n stark, um Ihre wahre Kraft verschwinden zu machen, zeigt Ihnen die Welt und Ihre Herrlichkeit, und reisst Sie, selbst vom Himmel ausgeschlossen, mit sich in den Abgrund. – Sie sollten ihn heben – Sie sollten das Höhere in ihm entwickeln, wie Sie das Irdische in ihm zu hoher Kraft entfaltet haben. Sie sollten ihn der Menschheit retten, und gaben statt dessen, sich ihm, dem zeitlichen Sinn in ihm selbst gefangen. Bedauernswürdiger, was thun Sie!!! – Sie glauben, man wolle, indem man ihn in die Schranken seiner Natur zurückweist, ihn von Ihnen trennen. Die Verirrung Ihres Benehmens nach dem Neüjahr floss aus dieser Quelle. Das ist eben der Glaube der Schwäche, die sich selbst verliert. Ihn zu nähren, darinn besteht die Kunst der Bethörung und des Verführens.
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Allein, was will ich mit diesem allem? Nichts als Ihnen mein letztes Wort jetz geben, wie Sie mirs als Antwort auf meinen gestrigen Brief, heute, nach Ihrem Tode versprochen haben. Mein Glaube, dass Sie aus dem Labyrinthe zu kommen, den Faden finden, oder ihn in die Hand nehmen wollen, ist durchaus zerstört. Sie wollen es, Sie fordern es m i t V e r z w e i f l u n g , man m u s s Sie Ihrem Irrthum Preis geben.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,29 Bogen, 219 x 168 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 20 Z. 35 f. Z. 51 Z. 57 Z. 58 Z. 58 Z. 64 Z. 81 Z. 85 Z. 128 Z. 130 Z. 131 Z. 132 Z. 143 Z. 151 Z. 152 Z. 159 Z. 167
Februar: lateinische Schrift eigener Kraft ∫ Sucht, indem jedem sein zum Theil ∫ die persönlichen was öffentlich w i r k l i c h : doppelt unterstrichen G e n i u s : lateinische Schrift Ihre, ohne veredelnd, eine kommen, wo kein Gedanke an Hingebung Ihren ∫ irgend ∫ Anschein, ist Genius: lateinische Schrift Ihre und dem zeitlichen Sinn in ihm ∫ jetz ∫ Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1483, ⇒ Nr. 1492
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Z. 141 Z. 162 f. Z. 167 Z. 168
Iferten: dt. Name für Yverdon Inlage: Wahrscheinlich ist damit eine Kopie von Karl Justus Blochmanns (1786–1855, ⇒ Nr. 1111) Brief (⇒ Nr. 1493) gemeint, den Pestalozzi am 4. Februar 1816 gemeinsam mit einem kurzen Begleitschreiben (PSB X, Nr. 4186) an Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) gesandt hatte, um seine Vermutung auszudrücken, dass Niederer der eigentliche Urheber des von zahlreichen Lehrern unterzeichneten Blochmann’schen Dokuments gewesen sei. Worte noch Handlungen: Damit dürfte wohl das Schreiben von Karl Justus Blochmann (1786–1855, ⇒ Nr. 1111) gemeint sein (⇒ Nr. 1493), das dieser am selben Tag verfasste und in welchem er seinen Rücktritt ankündigte und seine Einschätzung des Streits darlegte. Blochmanns: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Schrift: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815 R e t t e r : Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Verirrung Ihres Benehmens: ⇒ Nr. 1482 Antwort: Diese Antwort dürfte wohl mündlich erfolgt sein, zumindest ist kein Brief mit diesem Inhalt erhalten. Brief: ⇒ Nr. 1492
1495. Johannes Niederer 5. Februar 1816 Iferten den 5ten Feb[ruar] 1816. 5
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An Herrn Pestalozzi! Meine vorgestrige Unterredung mit Ihnen war der letzte Versuch, Sie auf die inneren, sittlichen Fundamente Ihres Hauses und der Lehrerverhältnisse aufmerksam zu machen. Der Glaube an die Möglichkeit daran, war schon lange die Quelle eines irrigen Benehmens gegen Sie, und hat mich auch diesmal wieder dahin getrieben, Sie auf einen Zusammenhang hinzuweisen ohne dessen Beachtung ich bei Ihnen und in Ihrem Hause weder Frieden noch Segen mehr hoffen kann. Wenn Sie diesen Gesichtspunkt verwerffen, so bin ich allerdings zu weit gegangen, und schäme mich, Sie an eine Sache erinnert zu haben, die nur die tiefste Verachtung verdient, und die mich nun als eine der höchsten Erscheinungen einer Ansicht und eines Benehmens von Ihnen, in denen ich die Quelle so vielen Unheils erblicke, so tief schmerzen könnte.
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Sie sind nicht ungerecht den Sie wollen es nicht seyn. Sie sehen w ü r k l i c h auf einer Seite a l l e s Recht, a u f der andern alles U n r e c h t ; auf einer n u r S t ä r k e a u f der andern n u r S c h w ä c h e . Diese V e r b l e n d u n g , so wenig sie Ihnen persönlich zugerechnet werden kann, ist nichts – desto weniger der F l u c h , der auf Ihrem Hause ruhet. So lange ich noch hoffen konnte, diesen Ihren bösen Genius zu überwinden, durfte ich, in Gewissheit des Erfolgs der Sache, alles an alles; mich der Welt, und dem Irrthum in Ihnen entgegensetzen. Diese Hofnung ist nun ganz v e r n i c h t e t . Sie wollen es, Sie fordern es m i t V e r z w e i f l u n g , man m u s s Sie Ihrem I r r t h u m preisgeben. Wider meinen Willen, Sie wissen es selbst, haben Sie mich in Blochmanns Angelegenheit hineingezogen. Ich floh, ich wollte wegbleiben. Sie der Sie sonst so nachdrücklich darauf bestehen, Mensch gegen Mensch alles Persönliche und Moralische allein auszumachen, riefen mich mit Gewalt herbei. Sie wissen, dass ich Ihrem aufgestellten Grundsatz ganz huldigte, unter der Bedingung allein, dass man g l e i c h e s Recht b e i I h n e n finde, eine Bedingung ohne die der Grundsatz selbst Unsinn wäre. Wo der Mensch d i e L i e b e u n d d e n S c h u t z e i n e s V a t e r s n i c h t f i n d e t , da muss er Rechte ansprechen. Wo der Vater selber den Stoff gibt, zu unsittlichen Anklagen, oder vielmehr den Stoff, den unsittliche Menschen zu niedrigen A n s c h w ä r z u n g e n und L ä s t e r u n g e n unaufhörlich missbrauchen, da muss der Mensch, frey, dem L ä s t e r e r gegenüber treten. Vor allem aber muss er, wenn er nicht in sich selbst tiefer versinken und sich bald unauflöslich verstricken soll, Berührungen und Verhältnisse vermeiden, die nur zu einem Abgrund führen. Für mich kann ich gegen Sie nichts ansprechen. Ich will mich allem nicht nur unbedingt unterwerffen, sondern laut und offen mich ganz im Irrthum und im Unrecht erklären, wenn Sie einen unpartheischen Dritten, der den Geist Ihrer Person und Ihres Werks aus dem Gesichtspunkt der menschlichen Bestimmung überschaut, z[um] B[eispiel] Nabholz, überzeugen können, Ihre Gang und Ihre Behandlung der sittlichen Fundamente Ihres Hauses, der Ansichten die darin aufgestellt werden, des Lehrerverhältnisse u.s.w. seyen wahr und richtig. Wäre das wirklich wahr, dass Sie a l s V a t e r so weit getrieben würden, als Sie klagen, so wäre ich ein verruchter Mensch. Ich ehre den Vater und trete dem feindseligen Dæmon in Ihnen, der Ihr Vaterherz verwirrt, entgegen. Aber was nicht seyn kan, soll auch nicht
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seyn. Zwar nicht von dem zu schweren Stein im Wege sich erdrücken zu lassen, aber ihm auszuweichen kan als Pflicht gefordert werden. Ich werde daher a l l e s thun, was Sie mir in meiner Stellung als Lehrer des Religionsunterrichts auftragen, obgleich in der traurigen Überzeügung, dass der in Ihrem Hause herrschende Geist, den schönsten Segen desselben, von dem Sie einst selbst zeügten vereitelt. In die inneren Verhältnisse des Hauses und der einzelnen Lehrer zu einander mische ich mich durchaus nicht weiter – wo der Glaube an Wahrheit und Liebe, wo die Unschuld der Ansicht verlohren ist, wird kein sittliches kein religiöses Band gestiftet. Ich bitte Sie, nie mehr mit mir darüber zu sprechen, denn ich könnte es nur nach meiner Ü b e r z e ü g u n g , d[as] h[eisst] auf eine Ihnen widrige, Sie kränkende Weise thun. Lassen Sie, was Nabholz über den Geist und das Bedüfniss Ihres Hauses und Ihres Herzens ausspricht, als m e i n letztes Wort an Sie in dieser Hinsicht gesagt seyn. Ich habe nur zu lange in einer Sphäre der Thätigkeit nach Aussen gelebt, in der ich das Beste in mir aufopferte, und nichts dafür gewann, als den Lohn der Beschimpfung und gerecht scheinender Vorwürfe. – E s i s t Z e i t , d a s s i c h d e r E r k e n n u n g des Besseren in mir selbst, dass ich es in meinem häuslichen Kreise der Liebe thue, wo ich Mittel habe, den feindseligen Dæmon von Aussen, wenn er Zwietracht säen will, abzuwehren. Die Billette u[nd] Copie von Blochmanns Briefen schicke Ihnen zurück. Es war schon lange Ihr und Ihrer Umgebungen Urtheil über mich, dass ich den Leüten, die selbst sehen hören und empfinden, einblase was ihr Inneres, gegen die niedrige und erniedrigende Ansicht in einem Hause bewegt, das ein Tempel wohlwollender H i n g e b u n g , ein Wohnplatz unschuldsvoller Beurtheilung des Unschuldigen, und der Erhebung zur Anerkennung der höhern Triebfedern der menschlichen Natur, insonderheit a b e r d e r Gesetze und des Stufengangs der Bildung und d a d u r c h der Schonung seyn sollte, und es in manchem auch war. Diese Schonung musste von oben kommen, und im Wesen darauf beruhen, zu r e i n i g e n , statt a n z u s c h w ä r z e n . Sie musste, wollte sie wirken und Glaube und Gehorsam finden, s i c h a l s «Wahrheit in Liebe» durch die That bewähren. Wenn andre mit mir das Gleiche finden, so ist es nicht meine Schuld. Wer ein Kleid von Schnitt und Farbe des Meinigen trägt, ist darum so wenig mein Sohn, als er den Stof nur entwendet hat, und ich sein Tuchlieferant oder Schneider bin. –
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Ihr letztes Wort nach Ihrem Tode erwarte ich mit der Ruhe eines Herzens das in langen Jahren von keiner andern Unruhe als von der Ihrigen gequält wurde, eines Herzens, das Sie, wenn auch gefühlt und zu weilen anerkannt, doch nie verstanden haben. So Vieles es Ihnen noch zu sagen hätte – Sie würden es doch dadurch nicht besser verstehen, und so bleibt mir würklich nichts übrig als Geduld, Unterwerfung unter eine Macht, die auch den Sie Missleitenden nur zum Werkzeug dienen, und Selbstüberwindung. Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,30 Bogen und Blatt, 219 x 168 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 26 Z. 50 f. Z. 53 f. Z. 54 Z. 60 Z. 72 Z. 79 Z. 84 Z. 86 Z. 94 Z. 98 Z. 107
Feb[ruar]: lateinische Schrift Genius: lateinische Schrift mich ganz überschaut, z[um] z[um] B[eispiel] Nabholz, überzeugen können ∫ Dæmon: lateinische Schrift sittliches kein nach Aussen ∫ Dæmon: lateinische Schrift Billette: lateinische Schrift der Bildung wirken und Vieles es Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Mit diesem Brief knüpfte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) an die Überlegungen an, die er am vorherigen Tag im Brief vom 4. Februar 1816 (⇒ Nr. 1494) formuliert hatte. Pestalozzi sollte darauf mit einem der längsten Briefe reagieren, die er je geschrieben hat (PSB X, Nr. 4188). III. Z. 4 Z. 33
Iferten: dt. Name für Yverdon Blochmanns: Karl Justus Blochmann (1786–1855)
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Angelegenheiten: ⇒ Nr. 1494 Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Billette: Am 5. Februar hat Pestalozzi Kopien von gleichentags «zwüschen Herren Blochmann und Schmidt gewechselten Billiets» an Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) weitergeleitet (PSB X, Nr. 4187). Copie: ⇒ Nr. 1494
1496. Hermann Krüsi 7. Februar 1816 Iferten den 7ten Hornung 1816. 5
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Vater! Meine Zeit, deine Nähe zu geniessen ist vorüber. Ich m u s s dich verlassen, wenn ich meinen Muth und meine Kraft, dir und deinem Werke zu leben nicht immer mehr verlieren soll. Mit Ende künftigen Monats wünschte meine Pflichtverhältnisse gegen das Institut geschlossen zu sehen. Es wird mir Bedürfniss, freye Zeit zu gewinnen, theils um Versäumtes nachzuholen, theils um Erworbenes in mir selbst zu ordnen, und mich durch Beydes für eine neue Laufbahn vorzubereiten. Für Alles was du mir warst, und was ich dir seyn konnte, danke ich Gott; für Alles, worin ich dir fehlte, bitte ich Gott und dich um Verzeihung. Krüsi
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Forschungsbibliothek Pestalozzianum Zürich, Nachlass Krüsi 1/8 Blatt, 188 x 240 mm Datum am Schluss Original Textkritik
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nicht ∫ Sacherklärung I.
Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588
316 II. Die Anfang Januar 1816 zum Ausbruch gekommenen Streitigkeiten zwischen den Lehrern und die damit verbundene – in den Augen einiger Mitarbeiter einseitige und ungerechte – Parteinahme Pestalozzis veranlasste auch Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588), den ältesten Mitarbeiter Pestalozzis, das Institut zu verlassen. 1818 gründete er in Yverdon eine eigene Anstalt (⇒ Nr. 1775). III. Z. 4
Iferten: dt. Name für Yverdon
1496 a. Johann Georg Zeimer/Zeymer 7. Februar 1816 5
[Reg.] Zeimer erkundigt sich nach seinen beiden Söhnen und gibt Anweisungen für die Verwendung des Neujahrsgeschenks. Zudem teilt er seine Teilnahme an einem «schmerzhaften persönlichen und Familienereignis» mit.
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PSB X, S. 66.11 ff. Sacherklärung I.
Johan Georg Zeimer/Zeymer, Sohn eines Kattunfabrikanten, stammt ursprünglich aus der Umgebung von Augsburg, lässt sich Anfang der 1780er-Jahre als Kaufmann in Hamburg nieder, erwirbt dort das Bürgerrecht und heiratet 1798 Dorothea Margaretha Elisabeth Schneyder. Später lebt er scheinbar abwechselnd in Paris und Hamburg und lässt zwischen 1815 und 1817 drei Kinder – Therese, Georg (⇒ Nr. 1462) und Ludwig (⇒ Nr. 1462) – in Yverdon ausbilden. III. Z. 4 Z. 6
Söhne: Georg (⇒ Nr. 1462) und Ludwig Zeimer/Zeymer (⇒ Nr. 1462) persönlichen und Familienereignis: Pestalozzi verdankte am 20. Februar Zeymers «Theilnahme» an dem schmerzhaften Ereignis (PSB X, Nr. 4197). Johann Georg Zeimer/Zeymer (⇒ Sacherklärung I.) dürfte damit wohl den Tod von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) bedauert haben.
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Ehrwürdiger Greis! Das Schiksal hat gewollt, dass wir beyde, des Zusammentreffens in der andern Welt sicher, uns noch in dieser begegnen sollten, was für mich, der ich noch tiefer im Leben stehe als Sie, keine geringe Erheiterung ist. Meine Freunde haben dieses Begegnen vermittelt, indem sie uns beyden die richtige Idee von unserm beiderseitigen Streben gegeben haben; denn ich läugne nicht, dass ich ehmals, wo ich Ihr Thun blos von aussen und in der Ferne etwas kennen gelernt hatte, es unter den oberflächlichen Bestrebungen der Zeit als eine blos consequente Dressur mitbegriff. Der erste, der mich zu einer Änderung meiner Ansicht von Ihrer Sache veranlasste, war mein Freund, Freyherr von Andrian, der bey seinem Besuche des Instituts zu Wiesbaden den Geist Ihres Werks mehr als nur ahndete, und mich bewog, Sie selbst in Ihren Schriften näher kennen zu lernen. Ich fand sogleich den Sinn Ihres Thuns, nämlich den getheilten Richtungen des Zeitalters in Ihren Zöglingen eine gesunde unzerrissene Menschheit gegenüber zu stellen, und wenn ich auch erkannte, dass Ihre Schüler vorerst noch des Gesetzes nicht mächtig waren, welches alle Differenzen nicht nur der Menschheit sondern der Welt selbst in die gesunde und vollständige Einheit versammelt; so erfreut mich doch höchlich die Kraft, mit der manche Ihrer Schüler die Zeitform einzelner wissenschaftlicher Gebiete zerschlugen, und dem eignen gesunden Sinne vertrauend eine edlere Form suchten. In Ihnen selbst, ehrwürdiger Greis! ehrte ich die noch unentwikelte Fülle der Formen, die einst wissenschaftlich klar dargestellt das Leben durchdringen und die Menschheit gesund machen werden, und wenn mein eigenes Streben zum Ziel hatte, jene Formen zur freyen Disposition des Geistes zu stellen, so musste es mir höchst erfreulich seyn zu bemerken, dass ich blos in der universellen Form des Geistes aussprach; was Sie individuell leibend und lebend in Sich trugen. In diesem Sinne von mir und sich selber gesendet kamen meine drey Freunde zu Ihnen, und ich vernehme aus ihren Briefen, dass sowohl unsere beiderseitigen Sachen als Personen sich gegenseitig anzuschliesen geeignet sind. Darum mochte es Sie interessiren, so etwas wie ein Portrait von mir zu sehen, gleichsam als Natur-Brief und Siegel unseres Verhältnisses, und ich schike Ihnen deshalb,
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Aehnliches von Ihnen erbittend, beyliegende ziemlich ähnliche Silhouette von mir. Sie haben kürzlich Ihre Gattinn verlohren. Ich besitze die meinige noch; da sie aber, wie es bey Ihnen der Fall war, meines Lebens, Wirkens und Schiksals innige Hälfte ist, so kann ich mir Ihren Verlust denken, und begreife ganz, wie Sie eigentlich nur aus Ihrer Sache noch Lebensblut ziehen. Eine Kinderfreude wäre es für mich, wenn ich den edelen Greis Pestalozzi in dieser Welt noch sehen und umarmen könnte; aber das Schiksal vergönnt mir nicht, auch nur die Hälfte der weiten Reise zu unternehmen. Daher beschränke ich mich auf Andenken und Anerkennen im Geist, wünschte aber doch nebst Ihrem Portrait oder Schattenrisse einige Zeilen von Ihrer Hand zur Erwiederung dieses Briefs zu erhalten. Nun leben Sie wohl, edler Greis, und gedenken Sie mit I h r e r Liebe stets an Ihren herzlichen Freund J[ohann] J[akob] Wagner.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 381/1 Bogen 232 x 197 mm Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 16 Z. 28 Z. 44 Z. 57
Ehrwürdiger Greis: lateinische Schrift Andrian: lateinische Schrift ich ∫ da sie J[ohann] J[akob] Wagner: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Jakob Wagner (1757–1841) stammt aus Ulm und promoviert nach angefangenem Jura-Studium 1797 an der Universität in Göttingen in Philosophie. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Privatgelehrter und Journalist bei der Nürnberger Allgemeinen Handelszeitung, während der er 1802 die Philosophie der Erziehungskunst veröffentlicht, wird er 1803 als ausserordentlicher Professor für Philosophie an die Universität Würzburg berufen, jedoch 1809 im Zuge der Übertragung Würzburgs an den Grossherzog der Toskana zeitweise pensioniert, dann 1815 wieder bis zu seiner endgültigen Pensionierung 1834 zurückgerufen.
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Z. 36
Z. 43 Z. 43 f.
Freunde: Damit dürften wohl der Freiherr Ferdinand von AndrianWerburg (1776–1851) und Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866) oder Maximilian von Lerchenfeld (1778–1843) gemeint sein. Von Andrian-Werburg durchlief nach seinem Jurastudium in Ingolstadt eine juristisch-administrative Karriere als Landrichter, Polizeidirektor, ab 1832 als Generalkommissar des Rheinkreises der bayerischen Pfalz und des Obermainkreises und schliesslich ab 1837 als fränkischer Regierungspräsident mit verschiedenen Dienstorten. Kapp gründete als promovierter und habilitierter Philosoph und Theologe zusammen mit Heinrich Dittmar (1792–1866, ⇒ Z. 36) eine 1816/17 nur kurzzeitig existierende Erziehungsanstalt (⇒ Nr. 1525) in Würzburg, trat 1821 – nach kurzer Universitätslaufbahn als Privatdozent in Erlangen und 1819 in Bonn – als Oberlehrer in das Gymnasium in Hamm (Westfalen) ein, dessen Direktor er 1824 wurde. Aufgrund seines Engagements für Schulreformen und der Gründung des allgemeinen Lehrervereins Westfalen während der Revolution von 1848/49 wurde er drei Jahre später vorzeitig pensioniert. Von Lerchenfeld übernahm als königlich bayerischer Hofkommissar zwischen 1814 und 1817 die Verwaltung des Grossherzogtums Würzburg, um dessen reibungslose Eingliederung in das Königreich vorzubereiten. Anschliessend war er von 1817 bis 1825 und 1833/34 bayerischer Finanzminister, Staatsrat und 1818 Mitglied der bayerischen Verfassungskommission sowie Bundestagsgesandter in Frankfurt am Main. drey Freunde: Gemeint sind hier wahrscheinlich Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866, ⇒ Z. 9), Heinrich Dittmar (1792–1866) und Wilhelm Hartung. Dittmar trat nach absolviertem Jurastudium in Erlangen in den Freimaurer-Kreis um Theodor Conrad von Kretschmann (1762–1820, ⇒ Nr. 1239 a) ein, bevor er durch die Vermittlung von Wilhelm Hartung mit Johann Jakob Wagner (1757–1841, ⇒ Sacherklärung I.) in Würzburg bekannt wurde, dort promovierte und nach kurzem Aufenthalt in Yverdon bei Pestalozzi zusammen mit Kapp und Hartung eine nur kurzzeitig 1816/17 existierende Erziehungsanstalt (⇒ Nr. 1525) in Würzburg errichtete. Er wurde nach einer vergleichbaren Institutsgründung in Nürnberg 1824 Subrektor in Grünstadt und 1852 Gymnasialrektor in Zweibrücken (beide Rheinland-Pfalz). Zudem verfasste er Geschichtslehrmittel. Hartung war Schüler des Philosophen Wagner und besuchte zusammen mit ihm und Kapp Pestalozzis Institut in Yverdon, bevor er die oben genannte Erziehungsanstalt in Würzburg mitgründete, wo er entgegen ursprünglichen Überlegungen allerdings nicht als Hausvater des Schülerinternats angestellt wurde. Hartung galt nach Aussagen Johannes Ramsauers (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) als faul und spielsüchtig und vernachlässigte seine Privatschüler, so dass die Eltern ihm den Lohn kürzten (vgl. Peter Ramsauer: Zieh aus deines Vaters Hause. Die Lebenswanderung des Pädagogen Johannes Ramsauer im Bannkreis Pestalozzis. Oldenburg: 2005, S. 149). Möglicherweise ist mit einem der Freunde allerdings auch Johann Heinrich Ernst Keck (1790–1838, ⇒ Nr. 1525) gemeint, der ebenfalls an der privaten Erziehungsanstalt in Würzburg arbeitete. Gattinn: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 meinige: Justina Philippina Vetter (1773–1850) aus Ulm war seit 1795 mit Johann Jakob Wagner (1757–1841, ⇒ Sacherklärung I.) verlobt, den sie 1801 heiratete. Die Ehe blieb kinderlos.
320 1498. Johannes Niederer 15. Februar 1816 den 15ten Feb[ruar] 1816. 5
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Lieber Herr Pestalozzi! Sie haben mich mit dem Zeitungsartikel ganz unrecht verstanden. Ich wollte dar mit sagen, dass es nun unmöglich sey etwas bloss Allgemeines vielleicht schon hundertmal Gesagtes zu sagen, dass ich aber um über den Gegenstand Licht zu verbreiten, anhaltendes Studium bedürfe, was mir eben meine jetzigen Arbeiten gewähren, die f ü r m i c h s c h l e c h t e r d i n g s u n e n t b e h r l i c h e Vorarbeiten sind, um etwas Ihrer und der Sache nicht Unwürdiges zu Stande zu bringen. Drückte ich mich, was wohl seyn kan missverstehbar aus, so bitte Sie herzlich um Verzeihung als Ihr Niederer
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,31 Blatt, 219 x 169 mm Dorsualvermerk 15. Februar 1816. Niederer Original Textkritik
Zeuge H Z. 4
Feb[ruar]: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Da der Brief, auf welchen Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hier antwortet, nicht erhalten ist, ist unklar, von welchem Zeitungsartikel hier die Rede sein könnte, bzw. was der Anlass dieses Briefes war. III. Z. 6
Zeitungsartikel: Es ist unklar, welcher Zeitungsartikel damit gemeint sein könnte.
321 1499. Johann August von Sack 16. Februar 1816 5
An den Herrn Professor Pestalozzi, Ritter des St. Wladimir Ordens und Director der Erziehungs Anstalt in Wohlgeboren! Iferten in der Schweitz. Aachen, den 16t e n Februar. 1816.
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Das ernste, gehaltvolle Wort, welches Sie, ehrwürdiger Greis, an die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth Ihres Zeitalters und Ihres Vaterlandes gesprochen haben, ist mir eine eben so erfreuliche Erinnerung, als dringende Aufforderung gewesen. Jenes, weil derselbe kräftige deutsche Sinn, – ich darf ja den Schweizersinn mit diesem Namen belegen – durch welchen schon vor vielen Jahren der Verfasser von Lienhard und Gertrud mich ergriff, und später in seine Ansichten und seine Wirksamkeit mich verflocht, auch hier noch mit einem fast jugendlichen Feuer mich ansprach und in die Jahre mich zurückversezte, wo ich zur Gründung des von ihm beabsichtigten Gebäudes in meinem Wirkungskreise nicht ohne Erfolg arbeitete. Dieses, weil das Bild der gegenwärtigen Zeit mir um so klarer vor die Seele getreten ist, und meine ganze Thätigkeit wiederholt in Anspruch genommen hat, um das Eine, was Noth ist, in meinem jetzigen weitern Wirkungskreise zu erstreben, und nicht zu ermüden auf dem Wege, den ich muthig betreten habe. Dank Ihnen, edler Greis, für das ermunternde Wort, welches ich aus Ihrer freundlichen Gabe mir genommen habe. Auch mir hat es von jeher klar vor Augen gestanden, dass für den sittlich, geistig und bürgerlich gesunkenen Welttheil keine Rettung möglich sei, als durch Erziehung, als durch Bildung zur Menschlichkeit, als durch Menschenbildung. Und diesem Grundsatze treu, habe ich stets, wo nur meine Stimme galt, auf Verbesserung der Schulen gedrungen, habe namentlich im J[ahre] 1808 zuerst darauf gedrungen, in Pestalozzi’s Pflanzschule Preussische Jünglinge für das Fach der Erziehung vorbereiten zu lassen, habe es auch hier am Nieder- und Mittelrhein mir zur ersten und unerlässlichsten Pflicht gemacht, dem im Schlamm französischer Gemeinheit und Ungründlichkeit tief versunkenen Schulwesen wieder aufzuhelfen, und werde, wo auch der Ruf des Vaterlandes und meines Königs künftig, und bis zum lezten Lebenshauche meine
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Wirksamkeit erheischen wird, diesen Grundsatz nie aus den Augen verlieren. Viele Stellen Ihrer schätzbarn Schrift sind mir aus der Seele geschrieben. Es ist hier nicht der Ort, mich darüber ausführlicher zu erklären, so wenig als gegen einzelne Ausserungen, die vielleicht nicht jeder Leser unbedingt unterschreiben möchte. Genug, das Ganze ist des Mannes würdig, der durch sein ganzes Leben hindurch mit der uneigennützigsten Liebe zur Selbstverläugnung dahin gestrebt und für die grosse Idee gearbeitet und geduldet hat, dass nur auf dem Wege der Erziehung die Selbstständigkeit des deutschen Volkes wiedergewonnen und für Jahrhunderte gesichert werden könne. Die Idee selbst steht so wahr und schön in voller Klarheit da; Fürsten und Staatsmänner haben sie anerkannt; doch fehlt noch Vieles, um ihr den vollen, unbeschränkten Eingang in unsere Schulen und Erziehungsanstalten zu eröffnen, und noch dient sie nur zu oft als Aushängeschild, ohne dass es der Ausführung gelungen wäre, in den Kern des Lebens tief und kräftig einzugreifen, und alle Momente zu umfassen, deren vereinigter Kraft es nur möglich ist, bald und sicher zum Ziele zu gelangen. Möge der Himmel Sie noch lange dem Kreise Ihrer Thätigkeit erhalten! Ungeschwächt, wie die Kraft Ihres Geistes und das Wort Ihrer Rede, sei noch auf viele Jahre Ihre ganze Wirksamkeit! Erfreuen Sie mich, würdiger Greis, bald einmal mit Ihrer schätzbaren Zuschrift, und haben Sie einen wackern jungen Mann aus Ihrer Schule, haben Sie namentlich für die hiesigen Gegenden einen wackern Katholiken mir zu empfehlen: so rechnen Sie auf meine Bereitwilligkeit, Ihren Wünschen zu entsprechen, die durch die hohe Achtung, welche kein Biedermann Ihrem Verdienst und Ihrer Person versagen kann, tief begründet ist. Der Geheime Staats Rath und Ober-Präsident der K[öni]glich Pr[eussischen] Provinzen am Rhein Sack
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 315/1 Bogen, 250 x 203 mm Datum am Schluss, eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
Zeuge H Z. 5
Pestalozzi: lateinische Schrift
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Wladimir: lateinische Schrift Iferten: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann August von Sack (1764–1831), Sohn eines Kriminalrats aus Kleve am Niederrhein, besucht das örtliche Gymnasium und das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. Nach dem Studium der Rechts- und Kameralwissenschaften in Halle und Göttingen schlägt er eine steile Verwaltungskarriere in Preussens Regierung ein: 1788 wird er Bergrichter und Bergrat in Wetter, vier Jahre später Justiziar der Klevner Kriegs- und Domänenkammer. 1794 wechselt er als Geheimer Oberfinanzrat ins Generaldirektorium nach Berlin, wo er 1806 zum Zivilgouverneur ernannt wird. Nach dem Frieden von Tilsit im Jahre 1807 amtet er zunächst als Vorsitzender der Immediatskommission, dann als Verwalter der von den fremden Mächten geräumten Provinzen. 1814 wird von Sack Gouverneur im Generalgouvernement Niederrhein, 1815 Oberpräsident der Rheinprovinz. Zerwürfnisse mit der königlichen Regierung ziehen aber eine Versetzung als Oberpräsident der Provinz Pommern und als Regierungspräsidenten von Stettin nach sich. Von Sack, der sich fortan auch stark für die Förderung der regionalen Wirtschaft einsetzt, erhält auf Grund seiner Verdienste 1821 als erster überhaupt die Stettiner Ehrenbürgerschaft sowie den Ehrendoktortitel in Jura der Universität Halle. Lit.: Johann F. Weise: August von Sack (1764–1831) – Preussischer Oberpräsident am Rhein und in Pommern. In: Thomas Stamm-Kuhlmann (Hrsg.): Pommern im 19. Jahrhundert. Köln 2007, S. 77–90 II. Johann August von Sack (1764–1831, ⇒ Sacherklärung I.) war in der preussischen Regierung in Berlin tätig gewesen, bevor er 1814 als Gouverneur in die Rheinprovinz wechselte. Gemäss seinen eigenen Aussagen (⇒ Z. 32 ff.) war er da spätestens 1808 in Kontakt mit Pestalozzis Schriften und seinen praktischen Tätigkeiten gekommen. III. Z. 8 Z. 11
Z. 16 Z. 39 Z. 63
Iferten: dt. Name für Yverdon Unschuld: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815 Lienhard und Gertrud: Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud. Ein Buch für das Volk, 4 Bände. Berlin 1781–1787 Königs: König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840) ⇒ Nr. 568 Mann: Pestalozzi dürfte diesen Brief nach seiner Rückkehr aus Zürich im April 1816 beantwortet haben (PSB X, Nr. 4275). Falls es sich bei diesem, von dem Herausgeber der Kritischen Ausgabe als «An Unbekannt» edierten Brief tatsächlich um die Antwort an Johann August von Sack (1764–1831, ⇒ Sacherklärung I.) handelt, konnte Pestalozzi keinen Lehrer empfehlen, sondern bat vielmehr darum, «dass mir aus Ihren Gegenden einer oder mehrere solcher Zöglinge zugesandt würden, die ich auf Kosten Ihres Landes, denn ich vermag es nicht auf die meinigen, für Ihre Zwecke bilden könnte» (PSB X, S. 107).
324 1500. John Synge 20. Februar 1816 N° 8 Ely Place Dublin. F e b [ r u a r y ] 2 0 1 8 1 6 5
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Mon Cher Cher Pestalozzi. Ce n’etoit que avant hier que j’ai reussi en trouvant un homme capable de traduire Votre lettre et en consequence de savoir les nouvelles differentes tenus la dedans; Ne croyez pas je vous prie par mon silence que je vous ai oublié, Au contraire assurez vous que je travaille jour et Nuit pour « L a C h o s e » . En effet Voila une Ecole d’un Vingtaine d e s p a u v r e s que j’ai etabli chez mon pere et dans l’instruction duquel j’ai reussi mieux que j’ai cru possible. On sait apresent (c’est a dire au but de quatre mois) l’entier du premiere Table des Unites. La moitié du la premiere des Forms, on peut epeler par son les mots de la langue Anglois, et nous commençons Un cours de Grammaire raisonnée et enseigné par les choses et l’Experience et non par des Regles seches. Mais plus que tout des Etres qui auparavant n’ont reconnu le Nom du Dieu que pour l’user dans des jurements profanes, l’adorent apresent chaque Matin et ont lu (quoique de le plus grand nombre d’eux sont des R[omaines] Catholiques) deux fois les quatres Evangiles, – et tout ce ci n’est que l’ouvrage de trois heures et demi par jour. Le reste, on travaillent les terres, font des souliers des bas, et des Chapeaux de paille; par lesquels ils ont gagnés aujourd’hui des habits nouveaux completement de leur propre industrie. Mon père m’a donnè un Maison d’ecole nouveau qui soit en ordre en peu de jours et alors je ferai le possible d’avoir trente garçons et trente filles. Voila donc ce que fait La Systeme de Pestalozzi en Ireland. Et toutes le monde sont en etonnement de voir les resultats deja gagnès, que seront ils au but de trois ans? Nous parlons aussi de former un Societè pour traduire les ouvrages de Pestalozzi, et lui faire des remercimens pour aider ces vœux nobles et on commencent a payer brusqument des souscriptions, que j’espère deviendrons quelque somme considerable pendant l’etè. Tels sont les affaires terrestres. Mais il faut apresent monter un peu plus haut en parlant de la morte de votre femme, quoique je ne l’ai jamais vu croyez vous cher ami combien j’ai souffri pour vous depuis que je l’ai connu, mais l’impuissance humaine n’est qu’une consolation miserables dans la douleur. Il faut (comme dit Fenelon) avoir recours a Dieu! C’est a lui donc, que je m’adresse, je le prie, non de vous ôter votre douleur, mais qu’il fasse qu’elle vous profite, qu’il vous donne des forces pour la soutenir, qu’il ne
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permette pas qu’elle vous accable. Le souverain remède aux maux extremes de notre nature, ce sont les grandes et vives douleurs, c’est parmi les Douleurs, que s’accomplit le grand mystere de Christianisme, c’est à dire le crucissement interieur de l’homme. C’est là que se devellope toute la vertu de la grace et que se fait son operation la plus intense que est celle qui nous apprend a nous arracher a nous memes sans cela l’amour de Dieu n’est point en nous – Il faut sortir de nous memes, pour etre capables de nous donner a Dieu – Afin que nous soyons contraints de sortir de nous memes il faut qu’un plaie profonde de notre cœur fasse, que tout le crèe se tourne pour nous en amertume – Ainsi notre cœur blessè dans la partie la plus intime troublè dans ces attachemens les plus douces les plus honnêtes les plus innocentes, sent bien qu’il ne peut se tenir en soi meme et s’echappe de soi meme pour aller à Dieu. – Voila cher ami le grand remede aux grands maux dont la peche nous accable – Le reméde est violent mais aussi le mal est profond – C’est la le veritable soutien des Chretiens dans les afflictions. Dieu frappe sur deux personnes saintement unies, il leur fait un grand bien a toute deux, il en met l’une dans la gloire et de sa perte il fait un remede a celle qui reste au monde – C’est Cher ami ce que Dieu a fait pour vous puisse-t-il par son Saint Esprit reveillez toute votre foi pour vous penetrez de ces verites. Je l’en prierai sans cesse; et comme j’ai beaucoup de confiance aux prieres des gens bien affligès, je vous conjure de prier pour m o i au milieu de vos douleurs – et quoique j’ai uséè les mots d’un autre c’est m o n c œ u r qui te parle. A Cher Yverdun je vœu bien y etre de me profiter de vos reflections interieurs a cet tems d’afliction – et en effet j’espere d’y etre au Mois de juin, avec un ami bien intéressant pour son interieur et pour son ame spirituel il a saisi Votre Systeme dans son entier et m’assiste beaucoup dans mes travailles. Mais s’il va il cherchera l’institut au fonde et s’il ne trouve, pas tout que je lui ai promis il me grondera beaucoup, – particulairement dans la manière de passer le — — et d’attachement le plus sincere de Votre ami le plus fidele John Synge
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 365/1 Bogen, 227 x 187 mm Original
326 Textkritik Zeuge H Z. 8 Z. 14 Z. 33 Z. 36 Z. 66 Z. 72 Z. 73
differentes tenus moitié du ∫ quelque l’ ∫ c œ u r : doppelt unterstrichen pas ∫ abgeschnittene Stelle, Text fehlt Sacherklärung I.
John Synge (1788–1845), Sohn des wohlhabenden irischen Gutsbesitzers Francis Synge (1761–1831, ⇒ Z. 11), reist nach seiner Ausbildung am Trinity College in Dublin und am Magdalen College in Oxford 1812 nach Portugal und Spanien und kommt auf der Heimreise 1814 über Italien nach Yverdon, wo er sich drei Monate lang an Pestalozzis Institut aufhält. Begeistert von der Methode, kehrt er 1815 nach Irland zurück, um auf dem väterlichen Gut in Roundwood (Wicklow) eine Schule für arme Dorfkinder einzurichten. Nicht nur über diese Schule, die er nach pestalozzischen Grundsätzen führt (⇒ Z. 10), sondern auch durch zahlreiche Übersetzungen und Eigenverfassungen sowie Weiterempfehlungen – auf Synges Anraten reisen neben John de Vesci (1771–1855, ⇒ Z. 69) später etwa auch James Pierrepoint Greaves (1777–1842, ⇒ Nr. 1925), Charles Mayo (1792–1846, ⇒ Brief vom 1. Mai 1822) und Charles Edward Orpen (1791–1856, ⇒ Nr. 1925) nach Yverdon – wirkt er als erster Vorkämpfer für die Verbreitung von Pestalozzis Methode in Grossbritannien. Lit.: William J. McCormack: The silence of Barbara Synge. Manchester: Manchester University Press 2003 III. Z. 7 Z. 10
Z. 11
lettre: scheint nicht erhalten zu sein Ecole: Wie viele Gutsherren in Irland zeigten sich auch die Synges um Erziehungsfragen bemüht. Bereits 1807 hatte ein Onkel von Francis Synge (1761–1831, ⇒ Z. 11) in der Nähe von Glanmore Castle ein Schulgebäude errichtet, das ab 1815 von John Synge (1788–1845, ⇒ Sacherklärung I.) zur Unterrichtung von armen Dorfkindern benutzt und 1817 um einen Anbau ergänzt wurde. Die Schule war mit einer Druckpresse ausgestattet, welche Synge dazu diente, eigenes, nach pestalozzischen Grundsätzen erarbeitetes Unterrichtsmaterial zu produzieren. Die Schule hatte während dreissig Jahren Bestand, und noch in den 1830er-Jahren setzte Synge mit William Graeme Rhind (1794–1863) einen Gehilfen zur weiteren Verbreitung der Erziehung auf seinen Gütern ein. pere: Francis Synge (1761–1831), ein Sohn des Archidiakons Edward Synge (1726–1792), war gewähltes Mitglied des irischen Unterhauses und kümmerte sich ab 1801, als sich das Parlament anlässlich der Vereinigung Irlands mit Grossbritannien selbst auflöste, um den Ausbau des Familiensitzes in Wicklow, der sich über 10 Meilen erstreckte und nebst dem ursprünglichen Gut Roundwood Park auch das um 1807 in Auftrag gegebene neogotische Glanmore Castle sowie ein Stadthaus in Dublin umfasste.
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Table des Unites: Dabei dürfte es sich um die Tabelle handeln, die am Schluss des zweiten Heftes der Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse 1803 im Druck erschienen ist. Societè: Die Existenz einer solchen Gesellschaft konnte nicht nachgewiesen werden, John Synge (1788–1845, ⇒ Sacherklärung I.) hat aber einige Werke Pestalozzis übersetzt oder übersetzen lassen. femme: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Fenelon: François de Salignac de la Mothe Fénélon (1651–1715), Theologe, wurde 1678 zum Direktor des Institut des Nouvelles Catholiques ernannt, einer Pariser Internatsschule für Mädchen, deren Eltern auf Druck des Staates zum Katholizismus konvertiert waren. Diese Erfahrungen verarbeitete er in der 1681 erschienenen Abhandlung Traité de l’éducation des filles. Im Sommer 1689 wurde er zum Erzieher von Louis de Bourbon, Duc de Bourgogne (1682–1712) berufen, einem Enkel von Louis XIV. (1638–1715). Für ihn verfasste er auch Les Aventures de Télémaque, fils d’Ulysse (1799). Dieser Roman wurde als Kritik am autoritären Regierungsstil verstanden und Fénélon verlor seine Erzieherstelle am Hof. Er zog sich auf sein Bistum Cambrai (Nord-Pas-de-Calais) zurück und verfasste theologische und politische Schriften. ami: Damit ist vermutlich John de Vesci (1771–1855) gemeint, Lord Lieutenant der Grafschaft Queen’s, der im Sommer 1816 auf Empfehlung seines Freundes und Nachbarn John Synge (1788–1845, ⇒ Sacherklärung I.) vier Wochen in Yverdon weilte und ab 1817 während einiger Jahre auf seinem Gut in Abbeyleix (Leinster, Irland) eine Schule für wohlhabende Kinder führte (⇒ Nr. 1955). An dieser unterrichteten auch die beiden Pestalozzi-Schüler Jean Laager (1791–1843, ⇒ Nr. 1734) und Louis Albert Dupuget (1796–1860, ⇒ Nr. 1189) nach der Methode.
1500 a. Daniel Janvrin 22. Februar 1816 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 122.15 Sacherklärung I.
Daniel Janvrin (um 1780 – um 1851) ⇒ Nr. 1457 d
328 1501. Johannes von Muralt Frühjahr 1816 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1555 Sacherklärung I.
Johannes von Muralt (1780–1850) ⇒ Nr. 610
1502. Johannes Niederer 1. März 1816 Iferten den 1 5
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März 1816.
Lieber Herr Pestalozzi. Die dringendsten Beweggründe, die ich Ihnen wenn Sie es verlangen, vor Augen zu legen bereit bin, machen mirs zur Pflicht, mit meinem Verhältnisse zu Ihrer Anstalt aufs Reine zu kommen. Ich bin im Begriffe die Töchteranstalt anzukündigen. Sie begreifen dass ich darinn über meine Stellung zu Ihnen nothwendig sprechen muss. Und wäre es auch nicht dieses, wäre es meinem Herzen nicht Bedürfniss, so ist es um Ihrer eignen, auch künftigen Ruhe willen nöthig genau zu wissen, woran man ist. Um alle unnützen Weitläufigkeiten zu vermeiden, ersuche ich Sie um eine s c h r i f t l i c h e , b e s t i m m t e Erklärung, oder vielmehr einen V o r s c h l a g , wie und unter welchen Bedingungen Sie mich fortan als Gehülfen Ihrer Anstalt angesehen wissen wollen – im Fall Sie mich wirklich als solchen forthin wünschen. Auch wünschte ich zu wissen, wie Sie sich zum Töchterinstitut überhaupt ansehen, und ob Sie sich als das geistige Haupt und den Vater desselben fortdauernd betrachten, oder sich davon zurück ziehen wollen. Nehmen Sie dabei keine Rücksicht auf mich, ich unterwerfe mich ganz allem; entscheiden Sie, ich bitte Sie, sich für nichts, worzu Sie nicht rein Ihr Herz treibt, aber entscheiden Sie sich auch mit Klarheit und Entschiedenheit. Erlauben Sie mir nämlich meinen ganzen Gedanken auszusprechen. Es ist die Frage davon, ob Sie als das vermittelnde Band, als die Seele beider Anstalten, und also rücksichtlich der Erziehung, als
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Mittelpunkt der männlichen und weiblichen angesehen seyn, folglich auch das bisherige Verhältniss entwickelt wissen wollen, oder nicht? – Bis jetz betrachtete ich Sie und handelte als wollten Sie es; ich möchte über alles gern die es ferner können; aber wie ich nun vollkomen einsehe, hatte mein diessfälliges Glauben und Thun einen so unglücklichen Erfolg, dass man sich über diesen Gesichtspunkt entweder ganz verständigen oder davon abstehen muss. Ich hatte meine schönsten Hofnungen und einen Himmel voll seliger Erfolge für Sie darauf gebaut, es soll aber nichts vollkomnes auf der Welt seyn, und auch ich will gewiss nicht mehr als was Sie wollen und die Vorsehung gestattet. Auf jeden Fall aber bestimmt Ihre Entscheidung darüber mein künftiges Thun und meinen Plan von Anfang an bis zum Ende. Darum darf aber auch Ihr Entschluss nicht mehr zögern. Wenn Sie mich Ihrer Vorschläge würdigen, so werde ich Ihnen Gegenbedingungen machen, oder dieselben unmittelbar annehmen. Würden Sie mir aber diese Bitte versagen, so betrachte ich den Abschlag davon als eine Aufhebung unsers bürgerlichen Verhältnisses, wobei ich dann nur einen Wunsch habe, nämlich den, Ihnen alles weitere Unangenehme zu vermeiden, und von Ihnen eine genaue Anzeige zu erhalten, was mir noch bis zum völligen Abschluss zu thun übrig bleibt. Einen Gesichtspunkt kann ich nicht unterdrücken, nämlich den, dass ich mich gedrungen sehe, von nun an eine rechtlich und bürgerlich selbstständige Stellung zu behaupten, um nicht das Opfer einer Ansicht von Ihnen und Ihrem Ziel zu werden, deren Wahrheit, wie mich die Erfahrung lehrt, nunmehr nur noch in meinem Herzen existirt. Nehmen Sie diese Zeilen mit Ihrer ersten väterlichen Liebe auf. Gott erhalt Sie Ihr J[ohannes] Niederer Noch muss ich Sie um etwas dringend fragen. Der Gebrauch, den Schmid von meinen Briefen etc. macht, die willkührliche Auslegung, die er ihnen gibt, macht mirs unumgänglich nöthig, mich für die Zukunft gegen ihn zu verwahren; und gegründet, auf die vorhandenen Thatsachen eine Erklärung darüber niederzulegen. Ich will aber keinen Streit – obgleich mein moralisches Vertrauen völlig dahin ist. Was wollen, was erlauben Sie mir – wie soll ich meine Zukunft führen ohne Ihre Ruhe zu stören? – Noch Eins: Ich verachte und verwerffe alle S c h o n u n g gegen mich. Ich stehe zu jedem Wort und jeder Thatsache frey und offen, welche Sie oder Schmid von mir in Händen haben, auch vor dem Publikum. Bei dem Licht, das eine anscheinende Grossmuth und dabei Äusserungen und Winke, die
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mich entehren auf mich fallen lassen, fordert mein ganzer Lebensplan vollen und hellen Tag. Noch einmal glauben Sie ja nicht dass ich Schonung e r z w i n g e n wolle. Der Obige Überlieferung 1 2 4 5 6
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,34 (H1) Blatt, 219 x 169 mm Dorsualvermerk Iverdon, 1. März 1816. Niederer. Original eigenhändiger Entwurf ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV, 32 (H2) Textkritik
Zeuge H; Transkription folgt H1 Z. 4–55 fremde Hand Z. 18 wünschen. Auch (H2) Z. 29 seyn , folglich (H2) Z. 29 f. Verhältniss entwickelt (H2) Z. 30 f. Sie und (H2) Z. 31 gern die ∫ es Z. 32 diessfälliges Glauben (H2) Z. 34 muss. Ich (H2) Z. 38 aber bestimmt (H2) Z. 39 darüber mein künftiges (H2) Z. 41 zögern . Wenn (H2) Z. 44 unsers bürgerlichen (H2) Z. 60 gegen ihn ∫ Z. 69 entehren auf Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Pestalozzi hatte 1809 Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) zur Leiterin des Mädcheninstituts (⇒ Nr. 867) berufen, das 1813 ganz in ihren Besitz überging. Durch ihre Heirat mit Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) im Mai 1814 war Niederer Mitbesitzer des Instituts geworden und kündigte am 5. Februar 1816 in einem Brief an Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) an, dass er sich nun der Töchteranstalt zuwenden werde, um «die Idee der Menschenbildung in ihr zu begründen» (ZB Zürich, Ms Pestal 601.48). III. Z. 4
Iferten: dt. Name für Yverdon
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anzukündigen: Im März 1816 verfasste Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) eine vierseitige Werbeschrift für das Töchterinstitut (⇒ Nr. 867) mit dem Titel Nachricht an die Freunde und Gönner der Menschenbildung von der Pestalozzi’schen Mädchenerziehungsanstalt in Iferten (ZB Zürich, Ms Pestal 774/4). Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1503. Johannes Niederer 1. März 1816 Iferten den 1sten März 1816. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Sie haben mir heute Abend gesagt, meine Idee von Ihrer Methode sey zu hoch, als dass Sie sie selbst verstehen und ausführen könnten. Da dieser Ausdruck für mein geistiges Verhältniss zu Ihnen entscheidend ist, weil er beweisst, dass ich von meinem Vorhaben, Sie im wahren Lichte zur Menschheit und ihrer Entwicklung darzustellen, abstehen muss, wenn Sie ihn wörtlich nehmen, so bitte ich Sie dankbar um Ihre wörtliche Entscheidung. Ich bin im Begriff, Ihre Methode und die Grundsätze derselben in Beziehung auf das weibl[iche] Geschlecht darzustellen, und muss daher, ehe ich dieses unternehme, wissen, ob ich mich auf das, was ich in meinem Theil der Lenzburgerrede und in der Erziehungsunternehmung aufgestellt, berufen darf, als auf Ihre Grundsätze, oder ob Sie es zurück nehmen. Ich bitte Sie darüber aufzuklären, oder aufklären zu lassen. Ihren Niederer. Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,33 Blatt, 219 x 169 mm Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Wie schon aus dem ersten Brief deutlich wurde, den Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) am selben Tag verfasst hatte, dachte er darüber nach, wie die Elementar-
332 bildung auf das Mädcheninstitut (⇒ Nr. 867) angewandt werden könne. Für die geplante Verschriftlichung dieser Überlegungen (⇒ Z. 13), die allerdings nicht zustande kam, scheint er sich bei Pestalozzi hinsichtlich seiner Interpretation absichern zu wollen. III. Z. 4 Z. 13
Z. 15
Iferten: dt. Name für Yverdon darzustellen: Diese Arbeit wurde nicht veröffentlicht. Hingegen publizierte seine Frau, Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842), 1828 Blicke in das Wesen weiblicher Erziehung. Für gebildete Mütter und Töchter. Lenzburgerrede: Johann Heinrich Pestalozzi: Über die Idee der Elementarbildung (1810/11). In: PSW XXII, S. 1–324. Zur Frage der Verfasserschaft vgl. Guido Schmidlin: Zur Frage der Verfasserschaft der Lenzburgerrede. In: NPS 2, S. 47–82
1504. Johannes Niederer 3. März 1816 Iferten den 3ten März 1816. 5
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Lieber Vater Pestalozzi. Der Wisch den mir Schmid so eben geben wollte, hat mich indignirt, nach allem was vorgegangen ist. Ich bedarf seiner Zeügnisse nicht, aber ich wollte wissen, wie weit er mir gegenüber gehen könnte. Nun bin ich darüber völlig im Reinen. I c h w e r f f e m i c h I h n e n g a n z i n d i e A r m e , aber mit diesem Menschen und seinem Anhang, will ich ganz ausser aller Berührung stehen. Können Sie mir das nicht gewähren, so ist auch kein äusseres Verhältniss zwischen uns möglich. Ich meine nicht dass Sie ihn von sich entfernen sollen. Ihre Person bedarf seiner, aber ich will unabhängig und ohne die mindeste Einmischung von ihm unter Ihnen leben und wirken, w e n n e s s e y n k a n . Ihre Person ist gerettet, aber n u r s i e . Sorgen Sie nun auch für Ihr Werk. Dieses bedurfte nie wie jetz der Rettung. Ich sehe die Zeit schon kommen, wo Ihre Anstalt, die erste und einzige ihrer Art bis jetz, durch beschränkende, entgeistigende Ansichten eine der letzten ihrer Art werden dürfte. Sie wissen dass F e l l e n b e r g Nabholz will, und dass Letzterer ihm versprochen hat, wenn Sie ihn nicht anstellen. I h n e n i m V e r t r a u e n g e s a g t , hat der gleiche Fellenberg bei freyer Kost und Logie Blochmann 50 Louisdor jährlich nebst anderer Unterstützung versprochen. Heute schreiben Kawerau und Henning an Blochmann, dass er mit jährlich 600 Thaler Gehalt und freyer Wohnung eine Anstellung bei Ihnen finden könne, und dass
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Süvern, wenn Blochmann es von dem Minister begehre, dieses versprochen haben. Die Würzburger haben einen wirklich grossen Plan, und gehen wahrscheinlich auch darauf aus, Krüsi an sich zu ziehen. Mein ganzes Herz wallt, wenn ich denke, was hier geleistet werden könnte und sollte, und nichts sehe als Zerrüttung vom Innen, Verschreiung von Aussen, und einen Menschen an der Spitze Ihres Hauses der keines moralischen Vertrauens werth ist, weil er keines zu geben vermag, und wenigstens mir gegenüber, nicht nur gemeiner als ein Schuhflicker, sondern auch noch kopflos sich äussert, weil er keine Ahnung von der Idee und ihrem Leben hat und sich desswegen auch über mich in jedem Gedanken verrechnet. Ich brauchte nur die Geschäfte unsrer Unterredungen, wie ich Sie ihnen gestern erzählte bekant zu machen, um ihn in seiner ganzen Blösse darzustellen. Das thue ich aber nicht nur um Ihrer, sondern auch um meiner selbst willen nicht. Einer Niedrigkeit solcher Art, werde ich nie fähig seyn, des Volkes wegen das sich nur ans Persönliche hält, ferner, weil ich nichts andres wünsche als dass Schmid seinen Zustand einsehen lerne und zu sich selbst komme, wo ich dann ihm nicht schaden möchte, und endlich, weil er sich selbst, ohne fremdes Zuthun, wenn er auf seinem betretenen Wege, fortfährt, sicherlich den Hals bricht, wie er das innigste höchste Vertrauen das ich ihm schenkte, eben auch zerstört hat. Das muss ich Ihnen sagen: auch Ihres Werkes Retter kan ich so wenig seyn, als ich der Ihrer Person werden konnte. Täuschen Sie sich nicht über mich. Es ist gerade des tiefen Misstrauens gegen Schmid wegen unmöglich, und jene Rettung kan in der That nur aus einem höhern Mittelpunkt und aus der Kraft einer alle Widersprüche lösenden Einheit, d[as] h[eisst] aus Ihnen selbst hervorgehen. Es ist möglich und wäre sogar wahrscheinlich, dass Sie jetz in Ihrem Haus nicht nur alle Mittel dieser Einheit, sondern auch die Männer besitzen, die höhere Bedeütung Ihrer Anstalt zu be[fördern]. Als Werkzeüg kan ich Ihnen dienen, theils in einem oder ein paar grundwesentlichen Fächern, nemlich im Religionsunterricht und in der Theorie, ferner als Organ Ihres Verhältnisses zum wissenschaftlich gebildeten Publikums. Wobei ich jedoch wünschen muss dass Ihr Ausspruch: Schmids Kampf sey der Kampf des Naturmenschen mit den Zeitmenschen einige Modifikation erleide und dass auch Sie das Werkzeug ehren, d[as] h[eisst] n[icht] äusserlich, sondern innerlich, welches Ihnen Ehre bringen soll. Noch muss ich auf mich persönlich kommen. Meine Pflicht als Hausvater fordert nun erste oekonomische Rücksicht. Meine und meiner Frau Kränklichkeit macht sie dringender. Wenn ich allein stehe, so habe ich bestimmte Aussicht auf einen grünen Zweig zu
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kommen. Schliesse ich mich aber fortdauernd an Sie an, so müsste ich auf 3 Punkte verharren können 1. auf Ihre freundschaftliche Verwendung Zöglinge zu erhalten. Es versteht sich dass ich diessfalls keine positiven Schritte, sondern nur gelegentliche Empfehlungen erwartete, wie Sie sie früher freundschaftlich benützten. 2. Unterstützung durch die Lehrer Ihres Hauses, die uns Schmid fast alle entzogen hat, und zwar so, dass ich seit mehrern Monaten mit weit grosserm Vortheil Lehrer die ganz zu meiner Disposition wären anstellen könnte. 3. Eine erhöhte Besoldung für mich, was Sie hoffentlich um so weniger missbilligen können, da seit zwei Jahren Ihnen meine Nahrung gar nicht mehr zur Last fällt. D a f ü r h a ben Sie dann aber auch das Recht eine bestimmte Anzahl von Stunden des Tags zu fordern, die ich Ihnen ausschlieslich zu wiedmen h a b e , und deren Angabe ich von Ihnen erwarte. Man hat gesagt: ich und meine Frau haben Sie oekonomisch ausgesogen und missbraucht. Meine Armuth bei 10 Jähriger Arbeit und doch nicht ganz Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,35 Bogen, 219 x 169 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 9 f. Z. 13 Z. 24 Z. 24 Z. 28 Z. 28 Z. 28 Z. 43 Z. 50 Z. 55 ff. Z. 64 Z. 77
I c h … A r m e : doppelt unterstrichen Sie ihn Logie: lateinische Schrift Louisdor: lateinische Schrift Süvern, wenn es ∫ begehre, ∫ seyn, des als ich Es … be[fördern]. ∫ ehren, das Disposition: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
335 II. Da der Schluss dieses Briefes fehlt, ist davon auszugehen, dass er nicht abgeschickt, bzw. nicht fertig geschrieben worden war. Zumindest ein Teil der Auseinandersetzung wurde aber auch mündlich geführt (⇒ Nr. 1505), was allerdings eine Rekonstruktion der Chronologie der Vorwürfe und Gegenargumente erschwert. III. Z. 4 Z. 6
Z. 6 Z. 21 Z. 21 Z. 24 Z. 24 Z. 25 Z. 25 Z. 26 Z. 28 Z. 28 Z. 29
Z. 30 Z. 68
Iferten: dt. Name für Yverdon Wisch: Mit Schreiben vom 1. März hatte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) Pestalozzi um schriftliche Erklärungen zu mehreren Fragen gebeten (⇒ Nr. 1502), woraufhin Pestalozzi gleichentags eine Bescheinigung verfasst und mit dem Nachsatz, Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) werde ihm ebenfalls ein Zeugnis zustellen, an Niederer gesandt hatte (vgl. PSB X, Nr. 4209). Die Bezeichnung «Wisch» dürfte sich folglich auf jenes (nicht erhaltene) Dokument von Schmid beziehen. Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 F e l l e n b e r g : Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) ⇒ Nr. 426 Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Blochmann: Karl Justus Blochmann (1786–1855) ⇒ Nr. 1111 Louisdor: französische Goldmünze schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Kawerau: Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844) ⇒ Nr. 1453 Henning: Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 Süvern: Johann Wilhelm Süvern (1775–1829) ⇒ Nr. 1049 Minister: Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) ⇒ Nr. 1210 Würzburger: Damit ist die Gründung des Erziehungsinstituts (⇒ Nr. 1525) in Würzburg um Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866, ⇒ Nr. 1497), Heinrich Dittmar (1792–1866, ⇒ Nr. 1497) und Wilhelm Hartung (⇒ Nr. 1497) gemeint. Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) ging im Frühjahr 1816 ebenfalls dorthin. Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
1505. Johannes Niederer 5. März 1816 Iferten den 5. März [18]16. 5
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Lieber Herr Pestalozzi So lange Sie von dem Gesichtspunkte der heütigen Unterredung ausgehen, kann sich mein Herz nicht gegen Sie öffnen. Ich kenne meinen Zustand gewiss so genau Sie ihn kennen, und bin in meinem Urtheil über mich nicht partheiisch. Das aber muss ich Ihnen sagen, dass dasjenige, was mich in meinem Verhältniss zu Ihnen stört, nicht Krankheit ist, sondern mich krank macht. Es ligt über Ihre und meine Persönlichkeit hinaus – es ist in einem Wort das
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Wesen und Gesetz Ihrer Unternehmung selber, und dass Sie mich darüber entweder nicht verstehen wollen, oder nicht können, das ists, was mir allen Muth und allen Glauben raubt. Persönlich ist es mir gar nicht darum zu thun wer recht oder unrecht habe, ja ich will diessfalls Ihnen gegenüber gar kein Recht haben, und nehme willig alles Unrecht auf mich. Aber dass Sie gar nicht zu unterscheiden vermögen, was ich um Ihrer selbst willen fordre, und überall nur Persönlichkeit und Leidenschaft von mir im Spiel sehen, das beweist mir, dass Sie gar nichts von meinem Wesen ahnen und zwingt mich, wenn es denn gar nicht möglich ist, Sie zu einer andern Ansicht zu bringen, mich von Ihnen zu entfernen, weil ich in diesem Falle, ohne Ihnen im Geringsten zu nützen, nur mich zu Grund richten könnte. Ich sehe Gottlob auch aus Julliens Brief, dass Sie meiner je länger je weniger bedürfen. Auch haben Sie es selbst ausgesprochen und meiner Frau schon vor 20 Tagen zu verstehen gegeben, Sie haben meiner eben nicht besonders nöthig – diese Äusserung ist mir der Maasstab, wie Sie Ihre Sache ansehen, und ich bitte Sie wohl zu bedenken, dass die e i n z i g e Bedingung einer unbedingten Hingebung und eines unzerstörbaren Friedens, einer ewigen Liebe und Verbindung nur i n d e r Ü b e r e i n s t i m m u n g d e r G r u n d a n s i c h t v o n I h r e r S a c h e l i e g e n k a n n . Kan ich überzeügt seyn, ich sehe sie mit Ihnen auf gleiche Weise an, so bin ich zu allem fähig – Aber der erste, der entscheidende Beweis eines Grundwiderspruchs darinn ist der, wenn Sie die Ursachen meines diessfälligen Benehmens in meiner Persönlichkeit und Leidenschaftlichkeit sehen. Ihr Niederer Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,91 Bogen, 219 x 169 mm Dorsualvermerk Jverdon 5. März 1816. Niederer. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
337 II. Kernpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Pestalozzi und seinen Mitarbeitern war die Frage nach der Nachfolge bzw. nach dem Kronprinzen, der das Recht hätte, das Institut in Yverdon im Namen Pestalozzis zu leiten. III. Z. 4 Z. 25 Z. 25
Z. 27
Iferten: dt. Name für Yverdon Julliens: Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 Brief: Es ist unklar, ob dieser Brief an Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) oder an Pestalozzi gerichtet war; er scheint aber nicht erhalten zu sein. Der Jullien-Nachlass im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) konnte allerdings nicht konsultiert werden. Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
1506. Johannes Niederer um den 5. März 1816 5
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Herrn Herrn Pestalozzi bei Hause Lieber Herr Pestalozzi! Mein Wort ist ganz deütlich. Es sagt mit klaren Ausdrücken, dass so lange Sie in meinem Benehmen und selbst in meinen Widersprüchen gegen Sie nur Pflichtlosigkeit, Leidenschaft, Krankheit, erkennen, und sich nicht davon überzeügen können, dass die Liebe selbst daran Theil hatte, ja dass sich eben die L i e b e in meiner Lage und nach meiner Individualitat oft nicht anders als eben im Widerspruch gegen Sie äussern konnte, so lange findet eben sie d i e L i e b e m e i n e Liebe, die ich nicht weniger mit Ernst suche und bedarf als Sie selber, keinen Platz, weil sie keine Anerkennung findet. Dass meine Liebe nicht erkannt wird, das ist meine Klage und mein Unglück, und mein Wunsch ist, Sie mögen Werkzeuge finden, deren Liebe Sie auch wahrhaft fühlen und schauen. Ihr kindlich gesinnter Niederer Überlieferung 1 2 4
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,36 Blatt, 219 x 169 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Niederer.
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 16 Z. 16
meine Liebe ∫ mit ∫ Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) dürfte diesen Brief wohl ihm Kontext der beiden vorangegangen Briefe vom 3. (⇒ Nr. 1504) und 5. März 1816 (⇒ Nr. 1505) verfasst haben. Allerdings ist die genaue Reihenfolge nicht mehr zu bestimmen, weshalb der Datierung in der Kritischen Ausgabe (PSB X; S. 507) gefolgt wird.
1507. Hans Georg Nägeli 6. März 1816 5
Mons[ieu]r Pestalozzi à Yverdun Zürich, d[en] 6 Merz 1816
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Wie ich seit einiger Zeit und neulich wieder zu meinem Bedauren vernommen habe, befinden Sie sich, mein theuerster Pestalozzi! mit Ihrem Institute in einer ungeheuren Verlegenheit und Verwirrung. Weil nun in der Verwirrung, je grösser sie ist, der Verlegene selbst am wenigsten das einfache Rettungsmittel herauszufinden vermag, so glaube ich jetzt eine Freundespflicht zu erfüllen, indem ich Ihnen meine Ansicht und meinen Rath mittheile. Der Geist des Republikanismus ist von Ihnen gewichen. Diesen haben Sie zu beschwören, ja herbeyzurufen durch W o r t u n d V e r t r a g . Geben Sie Ihrem Institute die republikanische Einrichtung, die Sie ihm schuldig sind: Constituiren Sie alle Oberlehrer zusammen mit gleichen Rechten zur Instituts-Behörde, die unter Ihrem persönlichen Vorsitz nach Regel und Gesetz alle Angelegenheiten des Instituts zu berathen, zu leiten und auszuführen hat. So leisten Sie, was zunächst das Lehrer-Personal was das Vaterland, was die Menschheit von Ihnen zu fordern hat, und was auch schon
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Ihr eigener guter Name erheischt, den ich ohne Flecken auf die Nachwelt gebracht zu wissen wünsche. Salvavi aminam meam! Mit Hochacht[ung] und Freundschaft H[an]s Georg Nägeli Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 254/2 Blatt, 238 x 204 mm Stempel ZURICH 6 MARS. 1816, Siegelspuren, Dorsualvermerk Zürich, 6 Märtz 1816. Nägeli. Original Textkritik
Zeuge H Z. 10 f. Z. 23 Z. 26 Z. 27
mit Ihrem Lehrer-Personal was Salvavi aminam meam: lateinische Schrift Siegelausriss Sacherklärung I.
Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 II. Der Lehrerstreit in Yverdon war nicht nur in Yverdon selber öffentlich geworden, sondern wurde auch in Zürich wahrgenommen (⇒ Nr. 1485), weshalb sich Hans Georg Nägeli (1773–1836, ⇒ Nr. 998) veranlasst sah, Pestalozzi beratend zur Seite zu stehen. Nägeli hatte schon in der Auseinandersetzung zwischen Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und Johann Heinrich Bremi (1772–1837, ⇒ Nr. 784) öffentlich Stellung genommen, bzw. Pestalozzi in der öffentlichen Stellungnahme unterstützt (⇒ Nr. 1275). III. Z. 26
Salvavi aminam meam: Ich habe meine Seele gerettet (lat.)
1508. Johannes Niederer 6. März 1816 5
An Pestalozzi! Ich wollte Ihr Kind seyn, darzu haben Sie mich weder p e r s ö n l i c h , noch g e i s t i g noch g e m ü t h l i c h in sich aufgenommen. Darauf wollte ich Ihnen d i e n e n . Sie haben, weil meine Dienste nicht das Ganze umfassten, mir die Fehler des Ganzen aufgebürdet;
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und in dem ich mich für die e i n e Seite Ihres Werkes und Bedürfnisses ausbildete, von mir gefordert, was ich weder konnte, noch bezweckte. Ich strebte endlich, der Vermittler zwischen Ihnen und den widerstrebenden Elementen zu seyn, die Sie in Ihr Haus aufnahmen, aber nicht zu beherrschen vermögen. Auch das machen Sie mir unmöglich, indem Sie gerade den Stoff der Ihnen sich unterwerfen soll, der Kraft entgegensetzen, womit ich ihn Ihnen unterthänig zu machen suche. Überlieferung 1 2 4
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,76 Blatt, 222 x 169 mm Dorsualvermerk Niederers Entlassungsbegehren. Notiz Rel[igion] gibt Erfahrung – wie – wodurch Mit der Erhebung – muss Stärkung verbunden seyn – Kraft gewinnt man nur durch Lernen – Üben, Nachdenken. Der Rel[igions] U[nterrricht] s[oll] und s[oll] also mit der grössten Geistsanstrengung und Fleiss betrieben w[erden] d[er] alle Fähigkeiten in Anspruch nimmt. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Seit Anfang März 1816 hatte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) versucht, seine Position gegenüber Pestalozzi zu klären. Das versuchte er auch in diesem Brief, bei dem es sich wohl um einen ersten Versuch eines Entlassungsschreibens handelte, das er dann noch am selben Tag, allerdings in anderer sprachlicher Form auch abschickte (⇒ Nr. 1509).
341 1509. Johannes Niederer 6. März 1816 5
Herrn Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 6ten März 1816.
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An Herrn Pestalozzi. Lieber Herr Pestalozzi. Da Sie, die Rükkehr, wie Sie sich ausdrücken, meiner Liebe, auf Vorwürfe gründen, deren Einseitigkeit mich seit vielen Jahren gedrückt hat, so muss ich Ihnen hiemit sagen, dass dieser Ihr Gang mir den Weg zur Linken anweist, wo Sie zur Rechten gehen. Ich habe, sey es auch durch meine Schuld, zu viel dadurch gelitten, um solchen Druck länger zu ertragen. Menschen die sich nicht verstehen, müssen einander ausweichen. Und dass Ihnen nicht nur meine Gefühle sondern auch meine Aüsserungen völlig undeutlich sind, beweisen mir Ihre zwey letzten Billets. Dem unaufhörlichen und unwürdigen Vorwurf, ich störe den Frieden Ihres Hauses kan mit einemmal dadurch ein Ende gemacht werden, dass ich es nicht mehr betrete, ausser den Unterrichtsstunden, die ich darin noch bis Ostern zu geben habe. – Rein gesonndert von Ihnen, werden Sie auch völlige Ruhe vor mir haben. Sie zu Stande zu bringen, erwarte ich Ihre Befehle. Gegen Sie werde ich mich nicht weiter rechtfertigen. Dieses Wort ist mein Letztes. Ich will schweigend thun, was Ihre Forderungen, gegründet auf diese Entscheidung, gebieten. Dabei können Sie gewiss sagen, dass kein froherer Zeuge Ihres Erfolgs seyn kann als Ihr gehorsamster Diener u[nd] Verehrer Niederer Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,37 Bogen, 240 x 180 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk 1816 6. März Niederer an Pestalozzi Original Textkritik
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als
342 Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Seit Anfang März 1816 hatte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) in mehreren Briefen versucht, Pestalozzi seinen Standpunkt darzulegen, bzw. seine Position innerhalb der Mitarbeiter Pestalozzis zu klären. Diese Versuche waren offenbar nicht zu seiner Zufriedenheit verlaufen, weshalb Niederer Pestalozzi hier mitteilt, dass er in Zukunft das Institut nur noch für seine eigenen Unterrichtsstunden betreten werde. III. Z. 7 Z. 19
Iferten: dt. Name für Yverdon Billets: PSB X, Nr. 4220, Nr. 4221
1509 a. Jean Antoine de Rostaing 7. März 1816 5
[Reg.] Rostaing erkundigt sich, weshalb der Lateinunterricht nicht im Pensionspreis enthalten ist.
Überlieferung 1
PSB X, S. 80.17 ff. Sacherklärung I.
Jean Antoine de Rostaing (1764–1846), Chevalier de Saint-Louis und Baron (1817), entstammt einer Adelsfamilie, die ihren Sitz in Viennois hat und die zahlreiche Landgüter in Doissin, Chevrieres und La Rivoire (alle Rhône-Alpes) besitzt. Im Jahre 1792 wird er zum französischen Kriegskommissär ernannt. Ab 1801 ist er als Unterinspektor, ab 1812 als Inspektor für die Kontrolle des Personal- und Besoldungswesens der Grande Armée tätig. Später wird er Militärintendant und Direktor im Kriegsministerium. De Rostaing ist seit 1801 mit Cécile-Marie-Victoire Mortier du Parc (†1863) verheiratet.
1510. Johann Heinrich Bremi März 1816 [Reg.] Inhalt unbekannt.
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Nr. 1514 Sacherklärung I.
Johann Heinrich Bremi (1772–1837)
⇒
Nr. 784
1510 a. Rémi Renard 8. März 1816 [Reg.] Renard erkundigt sich über einen Vorfall, in welchen sein Sohn involviert ist.
Überlieferung 1
PSB X, S. 82.15 ff. Sacherklärung I.
Rémi Renard (1772–1820)
⇒
Nr. 1465 f III.
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Vorfall: Während die Lehrer beim Essen und die Zöglinge ohne Aufsicht waren, hatte Eugène Renard (⇒ Nr. 1465 f) einen Streit mit einem Mitschüler ausgetragen. Worum es dabei ging, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Da Pestalozzi in seinem Antwortschreiben (PSB X, Nr. 4232) von einem «malheureux accident» spricht, hatte sich möglicherweise einer der beiden Knaben bei dem Zwist verletzt. Sohn: Eugène Renard ⇒ Nr. 1465 f
1511. Marie Susanne Lozeron März 1816 5
[Reg.] Marie Susanne Lozeron teilt Pestalozzi mit, dass sich ein Preusse über Hofwyl auf dem Weg nach Yverdon befindet.
Überlieferung 1
Nr. 1514
344 Sacherklärung I. Marie Susanne Lozeron (*1791) aus Yverdon ist Hauslehrerin in Sachsen-Meiningen. Von da reist sie im Juli 1810 nach Frankfurt ab. III. Z. 4
Preusse: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte. Wegen des Hinweises, dass die Anreise über Hofwyl erfolgte, ist denkbar, dass es sich hier um einen preussischen Eleven handelte, da im Frühjahr 1816 neue preussische Eleven nach Yverdon gesandt wurden (⇒ Nr. 1513). In Frage käme dann Johann Friedrich Haenel (1788–1837, ⇒ Nr. 1635). Allerdings sind diese Überlegungen rein spekulativ.
1511 a. Samuel Flick März 1816 [Reg.] Flick bestellt mehrere Publikationen von Pestalozzi und seinen Mitarbeitern.
Überlieferung 1
PSB X, S. 81.35 Sacherklärung I.
Samuel Flick (1772–1833) ⇒ Nr. 460
1511 b. Daniel Janvrin 11. März 1816 [Reg.] Janvrin macht Vorschläge bezüglich Lehrpersonen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 123.1 ff. Sacherklärung I.
Daniel Janvrin (um 1780–um 1785) ⇒ Nr. 1457 d
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Lieber Herr Pestalozzi! Sie wissen dass H[err] Schmid der Stein des Anstosses zwischen mir und Ihnen ist. Wollen Sie, dass dieser aus dem Weg geräumt werde, so bitte ich Sie um eine einzige Gunst, um die, sich zu erklären, wie Sie H[errn] Schmid im Verhältniss zu sich selbst und zu Ihrem Werk betrachten. Diese Erklärung entscheidet in jeder Hinsicht über das ganze Benehmen Ihres kindlichen Verehrers Joh[annes] Niederer Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,38 Blatt, 219 x 169 mm Dorsualvermerk 1816. 20. März. Niederer an Pestalozzi Anfrage Schmid betreffend. Original Textkritik
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zu erklären Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Obwohl Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) eigentlich schon mit dem Brief vom 6. März 1816 (⇒ Nr. 1509) seine Stellung zu Pestalozzi geklärt hatte, wünschte er sich hier von Pestalozzi eine erneute Klärung der Verhältnisse. III. Z. 4 Z. 6
Iferten: dt. Name für Yverdon Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
346 1513. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 22. März 1816 5
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An Herrn Heinrich Pestalozzi Wohlgeb[or]en zu Yverdon in der Schweiz Postfrei. Berlin den 22tn März 1816.
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Die Rückkehr des Friedens erlaubt nunmehr dem unterzeichneten Ministerio, die frühere Verbindung mit Ew[er] Wohlgeb[or]en und Ihrer Anstalt zu erneuern, und die Absicht, junge Männer Ihnen wieder zuzusenden, auszuführen. Schon in diesem Frühjahr werden zwei junge Schlesier, die bereits als Lehrer gearbeitet haben, Namens Haenel, welcher evangelischer, und Tietz, welcher katholischer Konfession ist, in Yverdun eintreffen. Bald nach ihnen wird sich der Lehrer Steeger vom Waisenhause zu Königsberg in Pr[euss]en einfinden und wahrscheinlich noch ein paar andere junge Männer, welche das Ministerium noch nicht namhaft machen kann. Ausserdem werden der Schulinspektor Bernhardt aus Potsdam und sein Bruder, der Lehrer Bernhardt am Waisenhause in Halle auf der pädagogischen Reise, welche sie im nächsten Sommer zu machen bestimmt sind, sich eine Zeitlang in Yverdun aufhalten. Alle diese mit Liebe für das Geschäft der Jugenderziehung erfüllte Männer empfiehlt das Ministerium Ihnen aufs beste, und ersucht Sie, ihnen das zu seyn, was Sie ihren Vorgängern, welche nun mit Nutzen und Beifall für ihren grossen Zweck wirken, gewesen sind, auch sie Ihren Mitarbeitern zu freundschaftlicher Aufnahme zu empfehlen. Des herzlichen Dankes des Ministerii können Sie im voraus sich versichert halten. Ministerium etc. Sch[uckmann] Überlieferung 1 4 5
Geheimes Preussisches StA Berlin-Dahlem, Rep. 76 VII, Sekt. 1 aa, Nr. 4, Bd. 5, S. 39a–40a Datum am Schluss Copia
347 Textkritik Zeuge H Z. 5 Z. 8 Z. 15 Z. 16 Z. 17 Z. 17 Z. 18 Z. 19 Z. 22 Z. 23 Z. 25
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift zuzusenden die bereits Haenel: lateinische Schrift Tietz: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Steeger: lateinische Schrift Bernhardt: lateinische Schrift Bernhardt: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 II. Nachdem sich durch die endgültige Niederlage Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) bei Waterloo und der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress die politische und ökonomische Situation in Europa stabilisiert hatte, nahm auch die preussische Regierung (⇒ Nr. 1049) die Entsendung von Eleven nach Yverdon wieder auf. Insgesamt sollten siebzehn Eleven nach Yverdon geschickt werden. III. Z. 17 Z. 17 Z. 19 Z. 22
Z. 23
Haenel: Johann Friedrich Haenel (1788–1837) ⇒ Nr. 1635 Tietz: Anton Titz (1788–1867) ⇒ Brief vom 13. Februar 1823 Steeger: Johannes Abraham Steeger (1789–1858) ⇒ Nr. 1054 Bernhardt: Ernst Bernhardt (1782–1831) besuchte ab 1796 das Lyzeum in Saalfeld (Thüringen), begann 1802 an der Universität Halle Theologie und Pädagogik zu studieren, wurde 1804 an der deutschen Schule von Halle als Lehrer und zugleich an der Waisenanstalt der Franckeschen Stiftungen als Erzieher angestellt und bald danach zum Inspektor befördert. 1811 zog er als Inspektor sämtlicher Volksschulen nach Potsdam, erhielt 1815 die Doktorwürde an der dortigen Universität und unternahm 1816 auf Veranlassung des preussischen Ministeriums für Unterrichtsangelegenheiten (⇒ Nr. 1049) eine pädagogische Reise durch Deutschland und die Schweiz, wobei er auch das pestalozzische Institut in Yverdon besuchte. Nach der Rückkehr amtete er zuerst als Konsistorialassessor in Stettin (Westpommern) und wurde zum königlich preussischen Regierungs- und Schulrat sowie zum Mitglied des königlichen Konsistoriums und Schulkollegiums für die Provinz Pommern ernannt. Bruder: Wilhelm Bernhardt (†1846), der jüngere Bruder von Ernst Bernhardt (1782–1831, ⇒ Z. 22), war am Waisenhaus der Franckeschen Stiftung in Halle tätig, zuerst als Lehrer und später auch als Inspektor, bzw. Oberinspektor der vereinigten Deutschen Schulen des Waisenhauses. 1833 legte er sein Amt nieder und zog wahrscheinlich nach Pössneck
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Z. 34
(Thüringen), wo er starb. 1815 erhielt er von der philosophischen Fakultät der Universität Halle die Doktorwürde verliehen. Sch[uckmann]: Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) ⇒ Nr. 1210
1513 a. Buchhandlung Haude & Spener 23. März 1816 5
[Reg.] Haude & Spener möchten gerne die erste Auflage von Pestalozzis «meisten Schriften» übernehmen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 95.23 f. Sacherklärung I.
Ambrosius Haude (1690–1748) führt seit 1723 eine bereits 1614 von Kurfürst Johann Sigismund (1572–1619) gegründete Berliner Buchhandlung und baut sie zu einem der bedeutendsten deutschen Verlage aus, indem er diverse Zeitungen und Zeitschriften, etwa die Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, oder die Veröffentlichungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften seit 1744 regelmässig verlegt und sich vor allem auch auf Textausgaben klassischer Schriftsteller spezialisiert. Nach seinem Tod führt seine Ehefrau Susanne Eleonore Haude (1699–1762) die Verlagsgeschäfte weiter und nimmt ihren Bruder Johann Carl Spener (1710–1756) und ihren Neffen Johann Carl Philipp Spener (1749–1827) in die Verlagsleitung auf. III. Z. 4 f.
meisten Schriften: Konkret ging die Korrespondenz Pestalozzis mit Haude & Spener (⇒ Sacherklärung I.) im Frühjahr 1816 lediglich über die Publikation der zweiten, möglicherweise überarbeiteten Auflage von An die Unschuld (vgl. PSB X, S. 126). Ob es darüber hinaus Überlegungen zur Verlegung weiterer Schriften gab, ist unklar. Der Berliner Verlag hatte jedoch einen gewissen Bezug zu Pestalozzi, erschien doch hier bereits 1804 der Beytrag zur nähern Einverständigung über die Pestalozzi’sche Methode von Johann Friedrich Wilhelm Himly (1769–1831, ⇒ Nr. 637).
349 1514. Johannes Niederer 31. März 1816 Iferten den 31ten März 1816 5
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Lieber Vater! Von Frau Berchelmann kommt heüte mit Sämereyen, mit mitfolgender Kappe, die Ihnen auf der Reise dienen kann, und einem Briefchen von Susette Lanzeron an Sie – Ihr Brief enthält, es sey ein Preusse auf dem Wege hieher über Hofwyl der dort einige Zeit weilen werde. Die Gerüchte in Deutschland halten, eine Gesellschaft andrer ab hieher zu kommen bis sie wissen wie die Sachen stehen. – – Ich bitte Sie zu bedenken, dass Schmid die Sache allein kaum wird g e i s t i g in Beziehung auf Teutschland halten können. Originelle und grosse Kräfte hat sonst Ihre Anstalt jetz wenig. – Sie bedürfen nothwendig noch eines oder ein paar Lehrer, die zu i n s p i c i r e n fähig sind – oder es wird von Seiten Teutschlands gar nichts. Welch ein unersetzlicher Verlust ist die – Behandlung und Vernachlässigung N a b h o l z e n s – Auch Tobler hat eine Ankündigung seiner Geographie geschickt. Bremis Brief an Sie lege ebenfalls bei. Prospekte wünsche dass Sie müssen den Addressirten abgeben an: 1. H[errn] Obmann Füessli. 2. Esslinger. 3. Dr. Ebel 4. Fr[au] Dr. Rapputtinger 5. Emilie Stephani in Schinznacht. 6. H[errn] Pfyffer Lenzburg. 7. – Pfarr[er] Decan Hünerwadel 8. – Nägeli. 9. Fr[au] Waser-Kunz wen Sie glauben, dass die Sache interessire. Leben Sie wohl. Gott leite Sie und segne all Ihr Thun. – Ihr treüer Niederer Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,39 Bogen, 219 x 169 mm Dorsualvermerk Jverdon, den 31ten März 1816. Niederer. Original
350 Textkritik Zeuge H Z. 26 Z. 29 Z. 30
Rapputtinger: lateinische Schrift Decan: lateinische Schrift – Nägeli. Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Pestalozzi hielt sich von Ende März bis Mitte April 1816 in Baden und Zürich auf, weshalb Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) Pestalozzi die eingehenden Briefe nachschickte und ihn über die neusten Ereignisse in Yverdon informierte. Dabei versäumte er es nicht, nochmals darauf hinzuweisen, dass er nach seinem Ausscheiden aus dem Institut keinen Nachfolger sieht, der fähig wäre, für Pestalozzi weiterhin den Kontakt zur «gebildeten Öffentlichkeit» in Deutschland zu pflegen, eine Aufgabe, für welche sich Niederer explizit zuständig sah. III. Z. 4 Z. 6 Z. 7 f. Z. 8 Z. 8 f. Z. 10
Z. 12 Z. 18 Z. 19 Z. 19
Z. 19 Z. 20 Z. 20
Iferten: dt. Name für Yverdon Berchelmann: Marie Dorothea Friederike Berchelmann-Huth (1779–1835) ⇒ Nr. 1416 Briefchen: ⇒ Nr. 1511 Susette Lanzeron: Marie Susanne Lozeron (*1791) ⇒ Nr. 1511 Preusse: ⇒ Nr. 1511 Gerüchte in Deutschland: Möglicherweise handelte es sich bei diesen offenbar rufschädigenden Gerüchten über Pestalozzis Institut um erste Folgen des zu Jahresbeginn 1816 eskalierten Lehrerstreits. So drohte etwa der von Pestalozzi aus dem Institut gewiesene Karl Justus Blochmann (1786–1855, ⇒ Nr. 1111) damit, seine Ansichten über Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) in Deutschland zu verbreiten (⇒ Nr. 1493). Pestalozzi selbst hat sich retrospektiv in seinen Lebensschicksalen darüber beklagt, von gewissen Lehrern in Yverdon unter Druck gesetzt worden zu sein, sich von Schmid zu trennen, da andernfalls Schmid in Deutschland «verschrien» werde (PSW XXVII, S. 271.5 ff.). Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 N a b h o l z e n s : Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Tobler: Johann Georg Tobler (1769–1843) ⇒ Nr. 500 Ankündigung: Scheint nicht erhalten zu sein. Johann Georg Toblers (1769–1843, ⇒ Nr. 500) erste Aufsätze zu seiner Geographie sind erst 1840 unter den Titeln Darstellung eines bildenden geographischen Unterrichts und Allgemeine Grundsätze des geographischen Unterrichts veröffentlicht worden (in: Pädagogische Revue: Centralorgan für Wissenschaft, Geschichte und Kunst der Haus-, Schul- und Gesamterziehung 1 (1840), Heft 2, S. 113–122, S. 123–136). Geographie: ⇒ Nr. 706 Bremis: Johann Heinrich Bremi (1772–1837) ⇒ Nr. 784 Brief: ⇒ Nr. 1510
351 Z. 23 Z. 24 Z. 25 Z. 26 Z. 27
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Füessli: Johann Heinrich Füssli (1745–1832) ⇒ Nr. 1 Esslinger: David Esslinger (1779–1828) ⇒ Nr. 1133 d Ebel: Johann Gottfried Ebel (1764–1830) ⇒ Nr. 954 Rapputtinger: Elise Ruepp-Uttinger (1790–1873) ⇒ Nr. 1469 Emilie Stephani: Emilie Schacht-Stephani (1796–vor 1868), Tochter eines Pfarrers und Lateinschullehrers aus Aarau (Kt. Aargau), besuchte das Töchterinstitut in Yverdon (⇒ Nr. 867), wo sie auch Theodor Schacht (1786–1870, ⇒ Nr. 1134) kennen gelernt haben dürfte, den sie 1818 in Mainz heiratete. Ab 1835 lebte das Paar in Darmstadt. Aus dem Testament ihres Mannes vom 25. Januar 1868 geht hervor, dass Emilie Schacht-Stephani vor ihrem Mann verstorben sein muss. Pfyffer: Michael Traugott Pfeiffer (1771–1849) ⇒ Nr. 917 Hünerwadel: Johann Heinrich Hünerwadel (1771–1831) ⇒ Nr. 923 Nägeli: Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 Fr[au] Waser-Kunz: Frau Waser-Kunz konnte nicht näher bestimmt werden.
1515. Johannes Niederer 31. März 1816 Sonntags den 31ten März 1816. 5
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Lieber Vater! Heute Morgen kam H[err] S t e r n zu mir, mit der Anzeige, «Er wolle den Religionsunterricht der 2ten Klasse abgeben, und fordre mich auf, anzuzeigen ob ich ihn übernehmen wolle, damit die Stunden geordnet werden können. Ich beschied ihn zur Antwort auf den Nachmittag, und jetz sagt er mir so eben, es sey Gestern Abend Lehrerversammlung gewesen, wo darüber gesprochen worden, auch habe er Ihnen, Gestern, vor Ihrer Abreise seinen Entschluss angezeigt. «Ich habe ihm hierauf erklärt,» dass ich in der «gegenwärtigen Lage mich als wesentlich blos mit Ihnen im Verhältniss fühle, und mich ganz nach Ihrem diessfälligen Willen aber auch e i n z i g u n d a l l e i n n u r n a c h d i e s e m richte. Sie haben mir bei Ihrer Abreise nichts gesagt, mich auch zu keiner Theilnahme an den Versammlungen aufgefordert, ich werde mich also bloss nach I h r e m Willen richten» – Dieses Benehmen halte ich für desto nöthiger, da Sie durchaus nicht wollen, dass in den Versammlungen irgend etwas vorkomme, was den Frieden stören könnte. Widerspruch von irgend einer Art würde – Als stummer Fisch zu paradiren ist mir hingegen nicht gegeben, und so glaube ich Ihren Willen zu erfüllen, indem ich mich bis zu Ihrer Rückkunft oder auf Ihre Aufträge, von den Versamm-
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lungen entfernt halte, jeder äussern Berührung ausweiche, und mich in nichts mische, was den Gang Ihres Hauses im Geringsten betrift. Eine solche Nothwendigkeit thut mir freilich wehe. – Ich fühle tief alle Folgen derselben. – Meine höchste Ansicht, die einer neuern Vereinigung für menschliche Zwecke ist dadurch vernichtet – Aber man hat es so wollen. Religionslehrer in einer Anstalt zu seyn, wo aller Einfluss sich blos auf die Lehre beschränken muss, wo der Lehrer nicht nur nicht religiös sondern sittlich verkannt wird, und kaum geistig und bürgerlich sich behaupten kann, hat in meinen Augen etwas Entsetzliches, nicht nur den Menschen sondern die Anstalt durchaus Erniedrigendes, und ich muss Ihnen gestehen, ich komme mir in solchem Zustande, und so betrachtet, indem ich Religion lehre fast als ein Schänder des Heiligen vor – und doch sollte ein Lehrer der Religion sein Amt mit Freüden thun können und nicht mit Seufzen – Warlich das ist für die Kinder nicht gut. – Können Sie einen Geistlichen finden, der Ihren Bedürfnissen und Wünschen entspricht, so bitte ich Sie darum. Ich will lieber unter jedem Andren Tittel bei Ihnen bleiben, denn als Religionslehrer. Ihr persönliches, religiöses Thun achte ich unendlich. Es ligt darin das Ergreiffen des Gemüths, der Seele selber, mit unwiderstehlicher Kraft. Aber es ist nicht Sie, es ist noch viel weniger Ihr Geist, der Ihr Haus regiert. Wer religiös auf dasselbe wirken will, muss in der innersten Tiefe des Herzens mit seiner Führung d[as] h[eisst] seinem Führer vereinigt seyn. Ich aber bin von diesem Führer, von Schmid, denn nicht in Ihnen, sondern in ihm ligt, wie die Sachen jetz stehen, diese Führung, in der tiefsten Tiefe der Seele getrennt. Jeder Tag jede Erscheinung zerreisst mich stärker und schmerzhafter. Ich kan nur wünschen, nur hoffen, und bäten, dass es anders werde – aber das Ändern ligt nicht in meiner Macht, und Sie – Sie – haben es aus Ihrer Hand gelassen. Rette Gott Sie! Er wird Sie retten – Er hat Sie gerettet. – Von mir aber, fordern Sie doch um Gotteswillen nichts weiter als – l e i d e n d e n G e h o r s a m . – Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,40 Bogen, 219 x 169 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 17
d i e s e m : doppelt unterstrichen
353 Z. 24 Z. 27 Z. 37 Z. 46 Z. 49
würde – Als äussern Berührung Anstalt durchaus religiöses ∫ Haus regiert Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Pestalozzi hielt sich von Ende März bis Mitte April 1816 in Zürich auf, weshalb Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) ihm die wichtigen Ereignisse aus Yverdon schriftlich mitteilte. Ob der vorliegende Brief allerdings in dieser Form zu Pestalozzi gelangte, oder ob es davon noch eine vollständige, das heisst mit Unterschrift versehene Version gibt, die dann Pestalozzi zugekommen wäre, bleibt offen. III. Z. 6 Z. 51
S t e r n : Wilhelm Stern (1792–1873) ⇒ Nr. 1469 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1515 a. Baronin Helene Wilhelmine Luise von Mutius-Kracker von Schwartzenfeldt Frühjahr 1816 5
[Reg.] Die Baronin von Mutius möchte ihren Sohn nach Yverdon schicken.
Überlieferung 1
PSB X, S. 101.19 Sacherklärung I.
Baronin Helene Wilhelmine Luise Kracker von Schwartzenfeldt (1773–1829) stammt aus einer preussischen Adelsfamilie und heiratet 1789 Franz Joseph Carl von Mutius (1765–1849), Landschaftsdirektor und späterer preussischer Kammerherr. Das Paar hat drei Kinder, einen Sohn (⇒ Z. 5) und zwei Töchter. III. Z. 5
Sohn: Bernhard Karl Wilhelm Franz von Mutius (1798–1853) war königlicher Kammerherr und Gutsherr auf Mikołajów (Niklasdorf), Przylegow (Preilsdorf) und Bukówka (Buchwald, alle Niederschlesien), wo er unverheiratet starb.
354 1515 b. Abraham John Mouchet Frühjahr 1816 [Reg.] Mouchet teilt Pestalozzi seine Ausbildungswünsche für den Sohn mit.
Überlieferung 1
PSB X, S. 103.23 Sacherklärung I.
Beim Briefschreiber dürfte es sich vermutlich um den Weinhändler Abraham John Mouchet (1760–1846) aus London handeln, der mit Mary Stedman (1763–1848) verheiratet ist. III. Z. 4
Sohn: Über George Mouchet (um 1807/08–1879), der in der City of Westminster (London) starb, sind keine weiteren Angaben bekannt.
1515 c. Antonie von Fischer-von Mützschefahl Frühjahr 1816 [Reg.] Frau von Fischer berichtet über ihr Leben in Breslau.
Überlieferung 1
PSB X, S. 112.25 ff. Sacherklärung I.
Antonie von Fischer-von Mützschefahl (*um 1784), wahrscheinlich eine Tochter des Regierungsrates Karl Friedrich Christian von Mützschefahl (1733–1803), pflegt um 1810 bis zu seinem Tod den kranken Dichter und Schriftsteller Johann Ernst Wagner (1769–1812) und ist um 1812 möglicherweise als Erzieherin einer Karoline tätig. Aus ihrer Ehe mit Maximilian David Benjamin von Fischer (1763–1824, ⇒ Nr. 1654), stammen vier Kinder (vgl. auch Antoinette von Fischer-Mutschefal ⇒ Nr. 1314 a).
355 1516. Johannes Niederer 3. April 1816 5
S[alvo] T[itulo] Herrn Herrn Ritter Heinrich Pestalozzi, abzugeben bei Herrn Rathsherrn Vogel in Z u r i c h Iferten den 3ten Aprill 1816.
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Lieber Vater Pestalozzi. Die Nachricht von Ramsauer, dass Sie gefallen, hat uns sehr erschreckt. Sorgen Sie doch dafür sich so viel möglich überal, besonders Nachts von jemand begleiten und leuchten zu lassen. Ihre Würde und Ihr Alter müssen Sie diessfalls über Rücksichten der Höflichkeit hinwegsetzen. Man hat mich vom Schloss aus über die Übernahme des Religionsunterrichts der 2ten Klasse fragen lassen. Stern will sie abgeben. Ich habe keine Erklärung darüber gegeben, weil ich Ihren Entschluss nicht kenne. Die Lehrerversammlungen besuche ich nicht, um keine Widersprüche zu veranlassen und der Streitsucht nicht beschuldigt zu werden. Mein Verhaltniss zur Lehrerversammlung ist eine von den Gegenständen, über die ich besonders von Ihnen unterrichtet seyn möchte. Nägeli schickte mir heute intressante Briefe von Hientzsch aus München. Fragen Sie ihn doch darüber. Ramsauer geht erst übermorgen fort. Ich hoffe dass Sie vor dem 13ten zurück sind, weil Ihre Abwesenheit bei der Confirmation der Zöglinge höchst unangenehm wäre. Diese Tage sind eine schwere Zeit für mich und ich bitte Sie mich daher zu entschuldigen, dass ich Ihnen so w e n i g schreibe. Leben Sie wohl. Gott leite und erhalte Sie. Herzliche Grüsse von Allen. Ihr Niederer Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,41 Bogen, 219 x 169 mm Stempel YVERDON, Siegelspuren Original
356 Textkritik Zeuge H Z. 8 Z. 9 Z. 19 Z. 21 Z. 30
Vogel: lateinische Schrift Z u r i c h : lateinische Schrift Ich nicht ∫ so w e n i g Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Pestalozzi hielt sich von Ende März bis Mitte April 1816 in Zürich auf, weshalb Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) ihm die wichtigen Ereignisse aus Yverdon schriftlich mitteilte. III. Z. 8 Z. 10 Z. 12 Z. 12 Z. 17 f. Z. 18 Z. 25 Z. 25 Z. 25
Vogel: David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a Iferten: dt. Name für Yverdon Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 gefallen: gestürzt (mdl.) Übernahme des Religionsunterrichts: ⇒ Nr. 1515 Stern: Wilhelm Stern (1792–1873) ⇒ Nr. 1469 Nägeli: Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 Briefe: scheinen nicht erhalten zu sein Hientzsch: Johann/Friedrich Gottfried Hientzsch (1787–1856) ⇒ Nr. 1300
1517. Johann Balthasar Schiegg 3. April 1816 5
[Reg.] Schiegg informiert Pestalozzi über den Preis von Hennings Geographie und von Pestalozzis Unschuld und bekundet die Bereitschaft, weitere Publikationen zu übernehmen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 90.21 Sacherklärung I.
Johann Balthasar Schiegg (1754–1830) ⇒ Nr. 1363 a
357 III. Z. 4
Z. 5
Geographie: Johann Wilhelm Mathias Henning: Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie. Besonders für Eltern und für Lehrer in Elementarschulen. Yverdon 1812 Unschuld: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815
1518. Joseph Schmid 5. April 1816 5
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S[eine]r Herrn Wohlgeboren Heinrich Pestalozzi Ritter des K[aiserlich] R[ussischen] Waldenir Ordens in Arau. post r e s t a n t Freytag den 5ten April 1816.
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Gestern Abend gaben wir Ramsauer ein kleines Abschiedsmal, ich habe alle Freunde von ihm dazu eingeladen, etwa 30 an der Zahl, ich mangelte nicht ein mal Frau Näf, Frau Krüsy geborne Egger, Jungfer Furer u[nd] natürlich Frau Niedrer einzuladen es gieng in der schönsten Ordnung vorüber. Niedrer hielt eine Rede, in der einige wahre Verhältnisse ausgesprochen wurden, das Gemüth sprach er aber nicht besonders an –. Die Rede [vo]n Ramsauer befriedigte sehr –. Auch seine [Kl]asse machte ihm etwas sehr geeignetes u[nd] das einfach war –. Heute hat ihn das ganze Schloss bis nach Grandson begleitet er schied mit Wehmuth, er zeigte sich wirklich viel gefühlvoller als ich glaubte, wir verliessen einander in Freundschaft u[nd] Liebe, doch er wird sie selbst noch sehen u[nd] dann werden Sie alles von ihm mündlich besser hören, als ich jetzt in Eil schreiben kann, der H[err] Pfarrer Zolikofer von St. Gallen ist hier, er reist nach St. Gallen u[nd] will H[errn] Gonzenbach von seinen Söhnen Auskunft geben –. Die 3 Engländer sind angekommen, herrliche Knaben, aus denen alles gemacht werden kann. Sie haben die versprochen Steine von London etc. mitgebracht –. Der Kutschner sagte er fahre wieder nach London u[nd] werde noch mehrere bringen –. Hier geht alles gut, nicht die geringste Unannehmlichkeit ist vorgefallen, Niederer
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halt sich still u[nd] ich das Maul –. Wir suchen einan[der] auch jetzt nicht, weichen aber einander auch nicht aus –. Briefe haben wir ausser einen von H[errn] Zeimmer keinen wichtigen. Er ist mit den Kindern im Ganzen zufrieden. Herzlich grüsst Sie das ganze Hause besonders Lisabeth, Stern, Moltke –. Von ihrem innig liebenden Sohn Jos[eph] Schmidt PP Mit H[errn] Rank müssen Sie viel sprechen. Er ist ein intressanter Mann, wir haben uns gegenseitig einander gefunden –. Ich habe ihm Ihre letzte Schrift gegeben, er wünscht dass Sie ihm ihren Namen in dieselbe schreiben möchten –. Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 333/4 Bogen, 230 x 175 mm Stempel YVERDON, Siegelspuren, Dorsualvermerk Schmid bei Ramsauers Abschied 1816. Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 10 Z. 11 Z. 19–20 Z. 28 Z. 33 Z. 42
Waldenir Ordens: lateinische Schrift post r e s t a n t : lateinische Schrift April Siegelausriss herrliche Knaben Siegelausriss ihm ihren Sacherklärung I.
Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 II. ⇒
Nr. 1516 III.
Z. 7 Z. 9 Z. 12 Z. 14 Z. 14
Waldenir Ordens: Wladimir-Orden A r a u : Aarau (Kt. Aargau) Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Näf: Charlotte Frédérique Catherine Françoise Näf-Scherer (1791–1848) ⇒ Nr. 1347 Frau Krüsy: Katharina Krüsi-Egger (1790–1848) ⇒ Nr. 1319
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Z. 15 Z. 16 Z. 21 Z. 25 Z. 26 Z. 27 Z. 28
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Jungfer Furer: Möglicherweise ist hier Henrika «Henriette» Elisabetha Furrer (1801–1873) gemeint. Sie wuchs in Winterthur als Tochter eines Buchbinders auf und besuchte dann das Mädcheninstitut in Yverdon (⇒ Nr. 867). 1821 bis 1847 unterrichtete sie an der Primarschule in Winterthur. Kurz danach eröffnete Henriette ebenda das «Töchterinstitut zum Adlergarten», ein Pensionat für Mädchen ab 15 Jahre. Frau Niedrer: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Niedrer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Grandson: Gemeinde im Kt. Waadt Zolikofer: Ruprecht Zollikofer (1787–1872) ⇒ Nr. 1309 Gonzenbach: Johann David/Jakob von Gonzenbach (1777–1842) ⇒ Nr. 1316 a Söhnen: David Hermann (1805–1872, ⇒ Nr. 1316 a) und Carl Arnold von Gonzenbach (1806–1858, ⇒ Nr. 1316 a) 3 Engländer: Damit dürften Henry Gostling, Edward Knight und George Mouchet (um 1807/08–1879, ⇒ Nr. 1515 b) gemeint sein. Alle drei kamen Anfang April 1816 vermittelt durch Wilhelm Heinrich Ackermann (1789–1848, ⇒ Brief vom 15. Juni 1826) von London nach Yverdon. Gostling besuchte das Institut in Yverdon von April 1816 bis Februar 1818. Wie lange sich Knight, Sohn eines Londoner Kaufmanns, in Yverdon aufhielt, ist unklar. Zeimmer: Johann Georg Zeimer/Zeymer ⇒ Nr. 1496 a Lisabeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Stern: Wilhelm Stern (1792–1873) ⇒ Nr. 1469 Moltke: Ein Lehrer oder Schüler Moltke konnte nicht näher bestimmt werden. Dass Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) hier Grüsse von Graf Frederik von Moltke (1754–1836, ⇒ Nr. 636) ausrichtete, scheint eher unwahrscheinlich. Rank: Andreas Rank (1786–1855) ⇒ Nr. 1840 Schrift: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes; ein Wort der Zeit. Yverdon 1815
1518 a. Johann David/Jakob von Gonzenbach 6. April 1816 [Reg.] Gonzenbach teilt die Meinung Pestalozzis über die «Schonung junger Kinder».
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PSB X, S. 104.37 Sacherklärung I.
Johann David/Jakob von Gonzenbach (1777–1842)
⇒
Nr. 1316 a
360 1519. Joseph Schmid 9. April 1816 5
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S[eine]r Wohlgeboren Herrn Herrn H[einrich] Pestalozzi, Ritter des Russ[ischen] Kais[erlichen] Wladimirordens in Aarau. Poste restante Iferten den 9ten Ap[ril] 1816
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Lieber Vater! Alles geht gut noch hab ich keinem Menschen ein böses Wort gegeben u[nd] auch bin noch ungeschlagen durchgekommen. Sonnabend u[nd] Sonntag sind 2 Spanier (Patrioten von der Cortes äusserst intressante Männer) hier gewesen –. Sonntag von 9 Uhr Morgens bis Abends 6 Uhr sind sie immerwährend in dem Schloss gewesen, u[nd] haben sich über alles Auskunft geben lassen. Ein paar Worte die Sie am Ende sprachen mag Ihnen beweisen welche Achtung sie verdienen: «Ich sehe Pestalozzi ist arm, ich war reich bin aber jetzt arm, hab aber was ich bedarf, meine Söhne müssen aber arm erzogen werden um frey zu bleiben. Pestalozzi ist ein wahrer freyer Mann, sage ihm dass ihm ein freyer Spanier die Erziehung eines oder vielleicht 2 freyer Spanier übertragen werde. Es sind meine 2 Söhne die sich in London befinden. Ich bin nur dem Galgen entronnen in dem ich mein Vaterland reten half –. Wäre die Schweiz ein in Wahrheit freyes Land ich würde mich in demselben, statt in England niederlassen.» Gestern Abend kam ein Mann der mit allen Hofmanieren bekannt war u[nd] begehrte auf eine ganz eigenthümliche Art zu wissen wie die Katholiken in dem Institut gehalten seyen, u[nd] erklärte am End dass 3 junge Menschen von der h ö c h s t e n G e b u r t h in das Institut kommen werden, die einen eignen Geistlichen u[nd] Gouwerneur haben werden –. Das Geld seye das Letzte nach dem man sehe –. Man verweigerte den Namen anzugeben. Ich erkundigte mich desswegen in dem rothen Hause –. Den Namen des Manns konnte ich nicht herausbringen –. in der Gesellschaft befand sich eine russische Gräfin Preuss –. Ich vermuthe es seyen die katholisch gewordnen Russen etwa die Fürstin Gallizin etc. –. Auf jeden Fall befindet sich hier ein ganz besonderes Verhältniss –. Ich wollte ihm hernach manches zeigen, er
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wiess aber alles ab u[nd] erklärte dass er mit allem andern im Reinen seye, es müsste noch ganz etwas besonderes dazu kommen, sonst kommen Sie gewiss –. Die Eltern seyen ganz entschieden –. Der Brief von Leipzig kann Ihnen vielleicht in Arau bey Sauerländer dienen. Wir haben an H[errn] Pfiffer geschrieben er möchte die noch etwa 50 übrigen Ex[em]p[lare] so gleich nach Leipzig schicken, wir haben ihm 50 noch von hier aus zum Beypacken überschickt. Ich hoffe Sie haben keine andere Verfügung über die Ex[em]p[lare] bey H[errn] Pfiffer getroffen –; im entgegengesetzten Fall müssten Sie diesem gemässe Aufträge auf der Stelle geben –. H[err] Esslinger ist hier, u[nd] natürlich beynahe den ganzen Tag bey H[errn] Niederer, er sagt nichts zu mir u[nd] natürlich ich nicht viel zu ihm – ich will nicht zudringlich seyn –. Er will wie ich hörte ziemlich lang hier seyn, er logiert bey Frau Begre –! Mit herzlicher Empfehlung von dem ganzen Hause besonders Stern Leuzinger, Marks, Lisabeth. Von ihrem liebenden Sohn Jos[eph] Schmidt Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 333/5 Bogen, 230 x 176 mm Datum am Schluss, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 6 Z. 9 Z. 15 f. Z. 24
Pestalozzi: lateinische Schrift A a r a u : lateinische Schrift Cortes: lateinische Schrift eines oder Sacherklärung I.
Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 II. Seit 1807 in Madrid die pestalozzische Militärschule (⇒ Nr. 882) eingerichtet worden war, die allerdings wegen den politischen Veränderungen nicht sehr lange Bestand hatte, hatte Pestalozzi immer wieder Besucher und Schüler aus Spanien. Dabei handelte es sich um Vertreter der Oberschicht, die emigriert waren und sich meist in oder um London niedergelassen hatten. III. Z. 11
Iferten: dt. Name für Yverdon
362 Z. 15
Z. 21
Z. 28 Z. 31
Z. 33 Z. 33 Z. 35 f.
Z. 37 Z. 39
Z. 44 Z. 44 f. Z. 45 Z. 46
Z. 51 Z. 52 Z. 54
Z. 55 Z. 55 Z. 56 Z. 56
2 Spanier: Bei dem einen Besucher dürfte es sich wahrscheinlich um Álvaro Flórez Estrada (1769–1853, ⇒ Nr. 1929) gehandelt haben. Wer mit der zweiten Person gemeint war, ist offen. Söhne: Álvaro Flórez Estrada besuchte das Institut in Yverdon vom Juli 1816 bis März 1820. Über den zweiten Sohn, Carlos, sind keine weiteren Angaben bekannt. Mann: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. 3 junge Menschen: Damit sind möglicherweise die Kinder des 1809 entthronten Königs Gustav IV. Adolph von Schweden (1778–1837, ⇒ Nr. 864) und von Friederike (1781–1826, ⇒ Nr. 1724), geborene Prinzessin von Baden und Schwägerin von Zar Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) gemeint. Seit der Scheidung des Königspaars im Jahre 1812 lebten die Kinder Gustav (1799–1877), Sophie-Wilhelmine (1801–1865), Amalia Marie (1805–1853) und Cécilie (1807–1844) bei der Mutter in Karlsruhe. 1816 begab sich die Königin mit ihren Kindern in die Schweiz, da ihr Sohn Gustav in Lausanne einen Kurs absolvieren sollte. Gustav, ab 1829 Prinz von Wasa, zog um 1825 nach Wien, wo er bis 1848 beim Österreichischen Heer eine Karriere vom Oberstleutnant bis zum Divisionskommandanten machte. Sophie Wilhelmine, Grossherzogin von Baden (1830), heiratete 1819 den Grafen Leopold von Hochberg (1790–1852) von Baden. Über Amalia Marie ist nichts Näheres bekannt; Cäcilie war Komponistin und Trägerin des russischen Katharinenordens sowie des königlich bayrischen Theresienordens und heiratete 1831 den Grossherzog Paul Friedrich August von Oldenburg (1783–1853). Geistlichen: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Gouwerneur: Jean Noé Godefroy Polier (1782–1833) ⇒ Nr. 569 rothen Hause: Das Rote Haus (Maison-Rouge) war ein angesehenes Hotel in Yverdon, das in unmittelbarer Nähe von Pestalozzis Institut gelegen war. Gräfin Preuss: konnte nicht näher bestimmt werden Gallizin: Maria Anna Dorothea Gallitzin (1769–1823) war die Tochter des russischen Fürsten Dimitrij Aleksejewitsch Gallitzin (1738–1803) und dessen Frau Amalia von Gallitzin (1748–1806). Maria Anna heiratete 1818 den Reichsfürsten Franz Wilhelm zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim (1772–1831). Brief von Leipzig: ⇒ Nr. 1517 Sauerländer: Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847) ⇒ Nr. 1084 Pfiffer: Michael Traugott Pfeiffer (1771–1849, ⇒ Nr. 917) Ex[em]p[lare]: Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes. Ein Wort der Zeit. Yverdon 1815 Esslinger: David Esslinger (1779–1828) ⇒ Nr. 1133 d Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Frau Begre: Marianne Bégré-Biéry (1756–1825) war die Frau des Yverdoner Metzgermeisters Jacob Bégré (1751–1822). Sie trat mehrmals als Quartiergeberin für Lehrer auf. Stern: Wilhelm Stern (1792–1873) ⇒ Nr. 1469 Leuzinger: Fridolin Leuzinger (1786–1856) ⇒ Nr. 1773 Marks: Carl Michael Marx (1794–1864) ⇒ Nr. 1724 Lisabeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594
363 1519 a. Robert Hollingsworth 25. April 1816 [Reg.] Hollingsworth will seinen Sohn zu Pestalozzi ins Institut schicken.
Überlieferung 1
PSB X, S. 108.5 ff. Sacherklärung I.
Robert Hollingsworth lebt um 1816 in Paris, stammt aber vermutlich aus dem amerikanischen Georgia. Details zu seinem Leben konnten nicht ermittelt werden. III. Z. 4
Sohn: Jean Hollingsworth (*1811) kam in Paris zur Welt und sollte nach dem Wunsch des Vaters Robert Hollingsworth (⇒ Sacherklärung I.) in Pestalozzis Institut – das er letztlich aber nicht besuchte – auf eine spätere Handelskarriere vorbereitet werden.
1519 b. Christian De Bary 26. April 1816 [Reg.] De Bary teilt Pestalozzi mit, dass er einen Besuch in Yverdon machen werde.
Überlieferung 1
PSB X, S. 111.22 ff. Sacherklärung I.
Christian De Bary (1775–1857) ⇒ Nr. 1304 a
364 1520. Johannes Niederer 27. April 1816 Iferten den 27ten Aprill 1816. 5
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Lieber Herr Pestalozzi! Hiemit werden Sie die Bücher und Broschüren erhalten die von Ihnen bisher in Händen hatte. Es ist möglich, dass sich noch Einiges findet, besonders unter den Flugschriften das Ihnen gehört. Da ich jetz aber am Aufstellen meiner Bücher begriffen bin, so werde ich mirs zur Pflicht machen Ihnen alles zuzustellen, wovon ich nicht gewissenhaft weiss, dass es mein Eigenthum ist. Indessen muss ich mir auch von Ihrer Seite die Bücher welche mein gehören, ausbitten. Sie wissen, dass H[err] Mieg auf alles, was von mir im Schlosse damals war, Ihren Stempel drückte. Unter anderm vermuthe ich ein paar lateinische Klassiker, auch griechische, ferner einiges von J[ohannes] Müller. Jedoch würde ich alles dieses nur kennen, wenn ich es sähe, und bin weit entfernt irgend etwas anzusprechen, was ich nicht Ihnen selbst als das Meinige beweisen kann. – Von H[errn] Joseph Schmid Überlieferung 1 2 4
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,42 Bogen, 219 x 169 mm Dorsualvermerk 1816 27 Aprill. Niederer an Pestalozzi Notizen Die Töchter soll einkaufen lernen – z[um] B[eispiel] Fortunée Butter, Eyer etc. Lindner Patzig Berchelmann Lutger. Delbrück Nicolovius Plamann. Weiss. Henning Dreist Kawerau. Rossel. Burkard. Mieg. – Nüsselin – (Mannheim) – – Original
365 Textkritik Zeuge H Z. 14
mir im Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Der Entscheid Johannes Niederers (1779–1843, ⇒ Nr. 507), Pestalozzis Institut zu verlassen, führte auch dazu, dass der jeweilige Besitz getrennt werden musste, was aber nicht immer so diskussionslos ablaufen sollte, wie sich das hier für die Bücher zeigte. III. Z. 4 Z. 13 Z. 16 Z. 20
Iferten: dt. Name für Yverdon Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Müller: Johannes von Müller (1752–1809) ⇒ Nr. 1003 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1520 a. J. G. Cottasche Buchhandlung April 1816 [Reg.] Die Cottasche Buchhandlung fordert ausstehende Rechungen seit 1812 ein.
Überlieferung 1
PSB X, S. 115.22 ff. Sacherklärung I.
J. G. Cottasche Buchhandlung ⇒ Nr. 1455 a
1520 b. Anton Künzli Mai 1816 [Reg.] Künzli beanstandet die Pensionsabrechnung für seinen Sohn.
Überlieferung 1
PSB X, S. 119.24 ff.
366 Sacherklärung I. Anton Künzli (1771–1852) ist Apotheker, Stadtpräsident und Quartierhauptmann in Winterthur (Kt. Zürich). II. Wie aus dem Brief Pestalozzis an Anton Künzli (1771–1852, ⇒ Sacherklärung I.) vom 17. Mai 1816 (PSB X, Nr. 4297) deutlich wird, war der Vater mit der Rechnungsstellung aus Yverdon unzufrieden, weil die in Rechnung gestellten Kleider ohne sein Wissen angefertigt worden seien. Pestalozzi schildert in seiner Antwort deshalb ausführlich, wie diese Rechnung zustande gekommen ist und formuliert auch deutlich, dass er mit dem Verhalten des Sohns, Friedrich K./Fritz Künzli (1801–1833, ⇒ Nr. 1352) nicht zufrieden sei. III. Z. 4
Sohn: Friedrich K./Fritz Künzli (1801–1833) ⇒ Nr. 1352
1520 c. Monsieur Meynadier 5. Mai 1816 5
[Reg.] Meynadier äussert seine Wünsche bezüglich der beruflichen Zukunft seines Sohnes.
Überlieferung 1
PSB X, S. 125.15 ff. Sacherklärung I.
Monsieur Meynadier ⇒ Nr. 1434 a III. Z. 5
Sohnes: Auguste Meynadier ⇒ Nr. 1440 a
1520 d. Christian Rufener 10. Mai 1816 [Reg.] Rufener fragt an, ob sein Sohn ins Institut aufgenommen werden kann.
367 Überlieferung 1
PSB X, S. 116.24 f. Sacherklärung I.
Christian Rufener (1780–1864) von Blumenstein bei Thun (Kt. Bern) ist Arzt in Bibern (Kt. Solothurn). Von 1833 bis 1844 sitzt er für Laupen (Kt. Bern) im Grossen Rat, 1837 bis 1844 steht er der Gemeinde als Gerichtspräsident vor. III. Z. 4
Sohn: Benedikt Rufener (1808–1890) war Notar, von 1839 bis 1846 Mitglied des Berner Grossrats und von 1846 bis 1862 Statthalter. Er scheint aber nicht nach Yverdon geschickt worden zu sein, zumindest taucht sein Name in den Schülerlisten nicht auf.
1520 e. Franz Anton Muheim 10. Mai 1816 5
[Reg.] Muheim teilt Pestalozzi mit, dass er seine beiden jüngeren Söhne nach Yverdon schicken will.
Überlieferung 1
PSB X, S. 128.20 ff. Sacherklärung I.
Franz Anton Muheim (1765–1830) stammt aus dem Kanton Uri, betreibt Geldverleihgeschäfte und wird 1825 Direktor der Urner Geldlotterie. Politisch engagiert er sich ab 1788 als Landesfürsprech. 1810 ist er Mitbegründer der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und besitzt eine grosse private Bücher- und Gemäldesammlung. Er ist mit Maria Anna Amantia Rosa Fidelis Good von Gräpplang (1775–1862) verheiratet und hat sieben Kinder. III. Z. 4
Söhne: Entgegen der hier angekündigten Pläne wurden die beiden jüngsten Söhne Caspar Josef Anton (1806–1854) und Werner Josef Anton Franz Xaver Georg Ludwig Alexander Desiderius Muheim (1809–1867) dann doch nicht nach Yverdon geschickt. Caspar heiratete 1833 Maria Anna Schmid (1799–1872) von Bellikon (Kt. Aargau) und war Vater dreier Kinder. Werner wurde Handelsmann, Gutsbesitzer, Kirchen-, Landund Schulrat, sowie Landammann und Nationalrat (1859–1866). Er heiratete 1832 Crescentia Franziska Magdalena Epp (1813–1870) von Uri und hatte neun Kinder.
368 1520 f. Jean Baptiste Flandin 12. Mai 1816 [Reg.] Flandin beabsichtigt, seinen Sohn nach Yverdon zu schicken.
Überlieferung 1
PSB X, S. 123.26 Sacherklärung I.
Jean Baptiste Flandin (1777–1853), Kriegskommissär und Mitglied der Ehrenlegion, ist mit Clara (Marie)-Agnès Durand (*1792) verheiratet und Vater von vier Kindern, darunter der bekannt gewordene Maler (Jean-Baptiste) Eugène Napoléon (1809–1889). Von 1807 bis 1811 dient Flandin unter Joachim Murat (1767–1815, ⇒ Nr. 784) in Neapel, während des Russland-Feldzuges steht er unter dem Befehl von Comte Pierre Bruno Daru (1767–1829). Nach 1815 ist er weiterhin in verschiedenen militärischen und administrativen Positionen tätig, vor allem in Algerien. 1835 quittiert Flandin wegen «Unregelmässigkeiten» den Dienst. III. Z. 4
Sohn: Jean Baptiste Flandin (1777–1853, ⇒ Sacherklärung I.) hatte vier Kinder; Namen und Lebensdaten sind aber lediglich von seinem berühmten Sohn, dem späteren Maler Eugène Napoléon Flandin (1809–1889) überliefert. Dieser kam in Neapel zur Welt und verstarb in Cerelles (Indre-et-Loire), wo er von 1849 bis 1865 Bürgermeister war. Er war verheiratet mit Elisabeth Genéviève Marie Léopoldine Leblanc und hatte einen Sohn. Ob die Anfrage ihm oder einem seiner Geschwister galt, ist unklar. Der Schuleintritt des Sohnes kann aber ausgeschlossen werden, da das Yverdoner Geschäftsbuch keinen Flandin verzeichnet.
1520 g. Monsieur Meynadier 12. Mai 1816 5
[Reg.] Meynadier äussert erneut seine Wünsche bezüglich der beruflichen Zukunft seines Sohnes.
Überlieferung 1
PSB X, S. 125.15 ff.
369 Sacherklärung I. Monsieur Meinadier ⇒ Nr. 1434 a III. Z. 5
Sohnes: Auguste Meynadier ⇒ Nr. 1440 a
1520 h. Niklaus Lang Mai 1816 5
[Reg.] Lang erkundigt sich nach einer Anzeige im Schwäbischen Merkur. In dieser soll eine Liste mit den beruflichen Karrieren der ehemaligen Schüler abgedruckt gewesen sein.
Überlieferung 1
PSB X, S. 128.5 ff. Sacherklärung I.
Niklaus Lang (1794–1822) von Erlenbach (Kt. Zürich) wächst in Basel auf. In den Jahren 1808 und 1809 besucht er die pestalozzische Anstalt in Yverdon und lässt sich dann zum Indiennedrucker ausbilden. Niklaus hielt sich 1816 zeitweilig in Altdorf (Kt. Uri) auf. II. Wie aus der Antwort Pestalozzis deutlich wird (PSB X, Nr. 4313), wurde eine solche Anzeige weder von ihm noch von einer anderen Person aus dem Institut in Auftrag gegeben. Das sei gar nicht möglich, da ihm nur «von den wenigsten meiner ehemaligen Zöglinge zuverlässig bekannt ist, was später aus ihnen geworden» (PSB X, S. 128). In Yverdon sei vor einigen Jahren nur ein Kalender mit der Namensliste und dem Geburtsort der Zöglinge gedruckt worden.
1520 i. Betty Gleim 16. Mai 1816 [Reg.] Mehrere Briefe mit unbekanntem Inhalt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 391.23 und Nr. 1801
370 Sacherklärung I. Betty Gleim (1781–1827) aus Bremen, ursprünglich auf den Namen Adelheid getauft, ist die Tochter aus dem angesehenen, wenn auch mässig begüterten Haushalt des Weinhändlers Johann Christian Gottlieb Gleim (1744–1801) aus Halberstadt und der Adelheid Tidemann (1760–1801) aus Bremen. Nach der Auflösung ihrer Verlobung mit einem Geistlichen gründet sie verschiedene höhere Schuleinrichtungen für Töchter, aus deren Leitung sie sich aber immer über kurz oder lang wieder zurückzieht: Die ersten zwei Projekte – 1806 bis 1815, erst am Spitzenkiel, dann später an der Ansgaritorstrasse in Bremen sowie, 1816 für kurze Zeit in Elberfeld (NordrheinWestfalen) – beendet sie wegen Querelen mit Lehrerinnen. Ihre lithographische Anstalt für Mädchen an der Bornstrasse wiederum in Bremen (ab Mai 1819) übergibt sie im Herbst 1820 mangels Nachfrage. Aus ihrem neuerlichen Versuch in den Räumen ihrer früheren Töchterschule an der Ansgaritorstrasse (ab Oktober 1819) muss sie sich in den folgenden Jahren wegen verschiedener nervöser Leiden sowie Kopfund Hüftschmerzen immer stärker zurückziehen, ehe sich ab Herbst 1826 ihr Zustand verschlechtert und sie ans Bett fesselt. Sie stirbt im folgenden Jahr. Neben ihrer Arbeit als Pädagogin und Schulgründerin hat sie sich mit ihren zahlreichen Werken auch einen Namen als Schriftstellerin gemacht.
1520 k. Johann Jakob Mayer 17. Mai 1816 5
[Reg.] Mayer erkundigt sich nach dem Ergehen seines Pflegekindes und seiner Neffen, kündigt seine Heirat an, verlangt einen Rechnungsauszug und fragt, welches Geschenk die Kinder wohl am meisten freuen würde.
Überlieferung 1
PSB X, S. 128.31 ff. und S. 140.8 ff. Sacherklärung I.
Johann Jakob Mayer (1790–1855) aus St. Gallen ist als Kaufmann und Bankier tätig und heiratet 1816 Maria Elisabeth Gonzenbach (1797–1897), die Stieftochter seines Schwagers Johann David/Jakob von Gonzenbach (1777–1842, ⇒ Nr. 1316 a). II. Seit 1813 verhandelte Pestalozzi mit Johann Jakob Mayer (1790–1855, ⇒ Sacherklärung I.) über geschäftlichen Angelegenheiten betreffend der J. G. Cottaschen Buchhandlung (⇒ Nr. 1455 b) in Tübingen. III. Z. 4
Pflegekindes: Jean Joseph Guinchard (1802–1878) ⇒ Nr. 1458 a
371 Z. 4 f.
Neffen: David Hermann (1805–1872, ⇒ Nr. 1316 a) und Carl Arnold von Gonzenbach (1806–1885, ⇒ Nr. 1316 a).
1521. Ioannes Antonios Kapodistrias 20. Mai 1816 a M[onsieu]r Pestalozzi St. Petersbourg le 8/20 Mai 1816.
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Monsieur. Le souvenir ineffaçable que je conserve de vos grandes et utiles occupations, me fait desirer de Vous en offrir un à mon tour qui puisse Vous être agréable sous plus d’un rapport. Je crois avoir bien choisi en Vous envoyant le portrait gravé de l’Empereur Alexandre. Il me seroit bien doux de pouvoir profiter d’une occasion telle que celle-ci pour Vous interroger sur ce qu’il y a de nouveau dans la sphère active et paisible que Vous remplissez de Vos méditations, d’autant plus que je suis devenu étranger depuis un certain tems au monde philosophique et litteraire. Mais la personne que je charge de mes lettres etant à la veille de partir je n’ai à peu près que le tems qu’il me faut pour Vous assurer des sentimens d’estime que je vous ai voués. Capo d’Istria Überlieferung 1 2 3 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 49/4 Bogen, 234 x 185 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831) ⇒ Nr. 1387 II. Iannes Antonios Kapodistrias (1776–1831, ⇒ Nr. 1387) war 1809 in den diplomatischen Dienst des russischen Zaren Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) eingetreten
372 und 1813 in die Schweiz entsandt worden, wo er nicht nur mit Pestalozzi korrespondierte, sondern ihn im Juni 1814 auch in Yverdon besucht hatte. III. Z. 10
Alexandre: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520
1522. Johannes von Muralt Frühsommer 1816 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
Nr. 1555 Sacherklärung I.
Johannes von Muralt (1780–1850) ⇒ Nr. 610
1522 a. Hans Caspar Notz 1. Juni 1816 [Reg.] Betrifft den Versand von Pestalozzis Büchern an Schiegg in Leipzig.
Überlieferung 1
PSB X, S. 131.30 ff. Sacherklärung I.
Hans Caspar Notz (1752–1827) ⇒ Nr. 463 III. Z. 5
Schiegg: Johann Balthasar Schiegg (1754–1830) ⇒ Nr. 1363 a
373 1522 b. Buchhandlung Orell Füssli 2. Juni 1816 [Reg.] Orell Füssli kündigt eine Bücherlieferung an.
Überlieferung 1
PSB X, S. 131.14 f. Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b III. Z. 4
Bücherlieferung: ⇒ Nr. 1524 a
1522 c. François Janvrin 2. Juni 1816 5
[Reg.] Janvrin teilt Pestalozzi mit, dass er seinen Sohn zu Pestalozzi ins Institut schicken will.
Überlieferung 1
PSB X, S. 135.9 ff. Sacherklärung I.
François Janvrin (um 1779–1837), der ältere Bruder von Daniel Janvrin (um 1780–um 1851, ⇒ Nr. 1457 d), ist erfolgreich im Bankgeschäft tätig. Mit seiner Frau Harriet Dumaresq (1776–1804) hat er zwei Töchter und einen Sohn (⇒ Z. 4). III. Z. 4
Sohn: Frédéric Janvrin (1802–1865) war von 1816 bis 1819 Schüler in Yverdon und lebte 1861 wie ein Grossteil der Familie Janvrin in Walcot (Somerset).
374 1523. Philipp Nabholz 3. Juni 1816 Waldkirch den 3 t e n J u n i 1 8 1 6 5
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Lieber Lieber Vater! Diesen Brief übergiebt Ihnen der junge Föhrenbach, dem Sie die Aufnahme in ihr Haus durch H[errn] Niederer zugesagt haben. Sein Vater schickt denselben Ihnen unter Vielen Schwirigkeiten und ohne dass er schon die Staatserlaubniss erhalten hat – zu indem er unbedingtes Vertrauen in ihre Persohn u[nd] Anstalt sieht. Ich glaube und hoffe dass er sich ihre Liebe erwerben wird. Lieber Vater! Mit Ihrer Ansicht über das was ihrer Anstalt Haltung und Dauer zusichern kann, bin ich nicht ganz einverstanden. Es liegen in ihrer Idee innre Kräfte und sie haben schon so sehr in der Welt gewirkt, dass ihr Haus nicht zu befürchten hat, so lange es der Mittelpunkt der Entwicklung der Idee der Menschenbildung durch Unterricht bleibt. Dieses ist meine inigste Ueberzeugung auf Erfahrung gegründet. – Meinem Wunsche mich mit Ihnen zu vereinigen liegt keine andere Absicht zu grund, als die, mit Ihnen und mit ihren Freunden daran zu arbeiten dass ihre Idee des Unterrichtes Leben u[nd] Daseyn gewinne – namentlich im Sprachunterricht. Vater! ich möchte Ihnen das Leben, das mir ihr Unternehmen und die Idee desselben gab, dankbar zum Opfer bringen! Ich möchte ganz besonders – von Ihnen geleitet – wozu Sie mich so oft aufgefordert – in den Kindern ihres Hauses, den Glauben – als Fundament alles Lernens und Lebens u[nd] aller Entwilderung – erwecken und erhalten! Vater! – Doch des Menschen Schicksal ruht in Gottes Hand – Allein mein Leben hat ausser ihrer Idee so gar keinen Werth – dass ich nicht ruhen kann – bis ich mit Menschen vereinigt bin, die direkt daran arbeiten das ihre Idee Wirklichkeit gewinne. Mit aller Ehrfurcht – Hochachtung u[nd] Liebe ewig ihr dankbarer Nabholz Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 253/4 Blatt, 238 x 193 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 20
Freunden daran
375 Z. 30
direkt daran Sacherklärung I.
Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 II. Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) war im August 1814 gegen seinen Wunsch von den kirchlichen Behörde nach Waldkirch (heute Teil von Waldshut-Tiengen, Baden-Württemberg) berufen worden, obwohl er eigentlich lieber in Yverdon geblieben wäre. Wie aus dem vorliegenden Brief deutlich wird, hatte er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, beurlaubt zu werden. III. Z. 6
Z. 7 Z. 8
Föhrenbach: Joseph Anton Föhrenbach (1798–1871), der ältester Sohn von Mathias Föhrenbach (1766–1841, ⇒ Z. 8), war von 1816 bis 1817 Schüler am pestalozzischen Institut in Yverdon, besuchte anschliessend bis 1823 die Ingenieurschule in Karlsruhe, studierte von 1823 bis 1825 am polytechnischen Institut in Wien, erhielt 1829 eine Stelle als Sekretär für Wasser- und Strassenbau in Karlsruhe, war ab 1833 als Bezirksingenieur in Waldshut tätig und von 1839 bis 1861 als Bezirksinspektor in Offenburg (beide Baden-Württemberg). Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Vater: Mathias Föhrenbach (1766–1841) aus Siegelau bei Waldkirch (Baden-Württemberg) studierte Rechtswissenschaft in Freiburg, war von 1794 bis 1803 Syndikus in der damals zu Österreich gehörenden Stadt Waldshut und wurde, als Waldshut zu Baden überging, badischer Oberamtmann. Von 1819 bis 1835 war er Oberhofgerichtsrat in Mannheim, seit 1819 zudem Abgeordneter und mehrfach Präsident im badischen Landtag.
1523 a. Joseph Grellet du Peyrat 4. Juni 1816 [Reg.] Grellet erkundigt sich nach den Ausbildungsmöglichkeiten im Institut.
Überlieferung 1
PSB X, S. 132.30 ff. Sacherklärung I.
Joseph Grellet du Peyrat (1764–1849) wird in Limoges (Limousin) geboren und absolviert eine Laufbahn in der Steuerverwaltung, zunächst als Prüfer und Inspektor, später als Direktor der Domänenverwaltung der Departemente Loire (1814–1815),
376 Haute-Marne (1816–1826), Hérault (1827–1831) und Charente inférieure (ab 1831). 1826 bekommt er den Titel eines Ritters der Ehrenlegion verliehen.
1524. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 6. Juni 1816 5
An den Heinrich Pestalozzi Wohlgeboren zu Yverdun in der Schweiz. Berlin den 6sten Juni 1816.
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Das unterzeichnete Ministerium ermangelt nicht Euer Wohlgeboren auf das Schreiben vom 23sten April d[ieses] J[ahes] zu benachrichtigen, dass des Königs Majestät Ihnen das erbetene Privilegium exclusivum für die Ausgabe Ihrer sämmtlichen Schriften auf den Grund der Bestimmungen des Preuss[isch]en allgemeinen Landrechts über den Büchernachdruck zu bewilligen, und zu genehmigen geruht haben, dass mit einer Summe von Vierhundert Thaler wofür eine verhält[nis]mässige Anzahl von Exemplaren einzuliefern sind, auf diese Werke pränumerirt werde. Das unterzeichnete Ministerium freut sich, Ihnen diesen Beweis der Allerhöchsten Anerkennung Ihrer Verdienste geben zu können, und erwartet nur die Ankündigung der Ausgabe Ihrer Schriften, um dem Befehle Seiner Majestät des Königs gemäss das Weitere hierüber zu verfügen. Ministerium des Innern. Zweite Abtheilung Nicolovius Überlieferung 1 2 3 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390, 14/3 Blatt, 197 x 241 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss, Siegel, Stempel A.V.D, Dorsualvermerk Berlin 6t Juny 1816. Ministerium des Innern 23e Original Textkritik
Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 II. 1816 konkretisierten sich die Bemühungen Pestalozzis und seiner Mitarbeiter, bei Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) in Stuttgart eine Gesamtausgabe von Pestalozzis Schriften zu veranstalten, mit deren Erlös unter anderem das Institut in Yverdon subventioniert werden sollte. Erste diesbezügliche Kontakte hatten wahrscheinlich schon im Sommer 1812 stattgefunden (⇒ Nr. 1329), die breite Einwerbung von Privilegien fand aber erst im Oktober und November 1816 statt, die Subskribenten wurden sogar erst 1817 geworben (⇒ Nr. 1594). III. Z. 12 Z. 13 Z. 25
Schreiben: PSB X, Nr. 4267 Königs Majestät: König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840) ⇒ Nr. 568 Nicolovius: Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423
1524 a. Buchhandlung Orell Füssli 8. Juni 1816 [Reg.] Orell Füssli schickt Bücher im Wert von 22.18 Franken.
Überlieferung 1
PSB X, S. 136.9 Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b
1524 b. Monsieur Monney 10. Juni 1816 5
[Reg.] Monney erkundigt sich, ob er als katholischer Priester und als Lehrer für Latein und Griechisch angestellt werden könne.
378 Überlieferung 1
PSB X, S. 134.6 ff. Sacherklärung I.
Möglicherweise handelt es sich hier um denselben Monsieur Monney (⇒ Nr. 1472 c), der sich schon im November 1815 als Priester bei Pestalozzi beworben hat.
1525. Johannes Ramsauer 16. Juni 1816 Wurzburg den 16 Juny 1816. 5
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Lieber Vater! Nun lebe und würke ich wieder wie ich sollte und wie ich am liebsten lebe, darf Ihnen also auch schreiben und sagen dass ich mich in meinem neuen Würkungskreis recht wohl und glücklich fühle. Das hiesige Institut hat nun den 1ten May seinen Anfang genommen, ich aber bin erst den 31ten angekommen, habe 22 Zöglinge u[nd] thätige Lehrer angetroffen die mich mit Jubel empfingen. Dittmar, Kapp und Keck glaubten ich werde unzufrieden seyn die Sache nicht vorgerückter zu finden, u[nd] sagten es sey wohl ein anders sich eine Sache in der Idee zu bilden, als praktisch auszuführen, ich sagte ihnen, ich habe das schon lange gewusst, u[nd] daher auch gar nie geglaubt dass die Sache so schnell und leicht vorrücken werde als wie sie es mir in Iferten vorgemacht hätten, und dass es besser sey im Kleinen anzufangen u[nd] da alles fest zu begründen etc. und sie freuten sich meiner Ansicht sehr. Sowohl die Eltern der Zöglinge, als Professor Wagner, H[err] von Andrian u[nd] Lerchenfeld, der Gouverneur, besuchten mich in den ersten Tagen u[nd] ich musste ihnen wieder Besuche abstatten u[nd] ihnen viel von Ihnen erzählen. Die Leute haben gar grosses Zutrauen zu mir u[nd] alle Achtung vor allem was von Ihnen her kommt. Auch die Zögl[inge] erwarteten mich u[nd] meinen Unterricht mit Sehnsucht, u[nd] beweisen im Unterricht dass es Ihnen ernst und wahres Bedürfniss war naturgemäss unterrichtet u[nd] behandelt zu werden, sie sind sehr thätig u[nd] heiter in meinem Unterricht, u[nd] dieses Leben geht auf alle andern Lehrstunden über, welches die übrigen Lehrer freymüthig u[nd] einstimmig sagen u[nd] bekennen.
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[Aber] auch ich bin heiterer als in Iferten, und im Unterrichten so frey, zugleich ernst und lustig dass ich mich oft selbst darüber verwundern muss, dieses kommt aber, glaube ich, nur daher, [weil] ich in Iferten weit mehr zu denken u[nd] zu fühlen und [wegen] fast immerwährendem Kampf unter den Lehrern viel Verdruss u[nd] Unruh hatte. Ich gebe nun wöchentlich 6 Stunden im Zeichnen, 6 in der Elementargeometrie, jetzt Formenlehre, u[nd] 9 im Rechnen. Ich werde aber täglich von Leuten bestürmt die mich ersuchen Privatstunden ausser dem Institut zu geben, werfe aber alle diese kleinen Beschäftigungen ab um mein Hauptzweck nicht zu verfehlen, u[nd] gebe nur täglich eine Privatstunde im Palast, den Kindern von Lerchenfeld u[nd] eine andere der Tochter vom Generalen Du Roy, mehr um mich u[nd] die Methode zu empfehlen als um Geld zu verdienen. Auch hat mich Baron von Staufenberg, Procurator der Universität etc. gebetten eine öffentliche Stelle als Lehrer des Elementarzeichnens u[nd] der Elem[entar] Mathematik im Gymnasium anzunehmen, welche ich aber für einmal abgeschlagen. Nun höre ich täglich 2 Coll[egien] bey Wagner, Morgens von 6–7 die N a t u r I d e a l - P h i l o s o p h i e , die er sehr schön vorträgt und mir einfacher vorkommt als ihr Nahme, u[nd] Abends von 5–6 die P h i los[ophie] der Geschichte? Wagner ist viel einfacher u[nd] natürlicher als ich mir ihn vorgestellt. Beym ersten Besuch sagte er mir: «Willkommen H[err] Rams[auer,] es freut mich herzlich Sie hier zu wissen, ich kenne Sie und habe Sie schon gesehen» und beym Weggehen sagte er: «Adio lieber Schweizer, ich habe mich in Ihnen nicht getäuscht, Sie gefallen mir, Sie sind heiter, können recht lustig, folglich auch im wahren Sinn ernst seyn. Aber Apropos, Sie haben in Iferten gesagt, da Sie meine Sylhuette die ich Pest[alozzi] schickte, sahen, ich gleiche einem Murmelthierli, finden Sie es noch?» Da sah ich ihn langsam vom Kopf bis zu den Füssen an u[nd] sagte: Wirklich sehen Sie ganz so aus wie ich Sie mir vorgestellt – – etc. Ich gehe fast alle Tage mit Wagner spatzieren, er hat mich sehr gerne u[nd] liebt meinen heitern Sinn u[nd] ist dann selbst heiterer als er sonst ist, er spricht mit der höchsten Achtung von Ihnen u[nd] der Methode u[nd] nimmt sich sehr ernstlich des neuen Instituts an, geht selber den Sachen nach, besucht gerne meinen Unterricht – so wie auch Andrian u[nd] Lerchenfeld. Dieser letztere wird Ihnen schreiben, sobald er das Buch ganz ausgelesen das Sie ihm geschickt, grüsst Sie, so wie die 2 andern mit aller Hochachtung.
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Wie sehr es hier Bedürfniss ist eine gute Schule od[er] ein Institut zu errichten ist kaum zu glauben, täglich werden uns Zögl[inge] angetragen, wiewohl bis jetzt noch nichts öffentlich von diesem Institut bekannt gemacht worden, was aber in den nächsten Tagen geschieht. Auf mein Anrathen hin nimmt man aber für einmal nur wenige Zögl[inge] an. Eine Töchterschule wäre noch grösseres Bedürfniss, weil für diese auch gar nichts geschieht als was Nonnen od[er] alte Weiber an ihnen verderben. H a r t u n g war u[nd] ist theils noch gesonnen eine Töchterschule zu errichten, jeder vernünftige Mensch, der ihn u[nd] seine Schwächen kennt, muss aber dagegen protestiren. – Dittmar, Keck, und Kapp, welcher letztere in Iferten den Narren machte, zeigen sich brav u[nd] uneigennützig. Wagner usw. haben Kapp den Kopf tüchtig gewaschen als er von Iferten zurück kam, denn sie hatten vernohmen dass er sich in Iferten sowohl als Mensch an u[nd] für sich, wie besonders auch gegen S i e , unedel benommen; er hat sich wirklich zum besten verändert und man thäte ihm unrecht wenn man das was er in Iferten that, nicht vergessen wollte. Keck, der recht brav ist – ist im Leben selbst u[nd] im Unterricht unerträglich s t e i f u[nd] p e d a n t i s c h , u[nd] deklamirt zu viel. Alle haben aber die höchste Achtung vor mir u[nd] meinen in Iferten gemachten Erfahrungen, die ihnen aber fast ganz abgehen, sie schätzen sich glücklich mich zu besitzen u[nd] sehen mich in pädagogischer Hinsicht als ihren Leiter u[nd] Führer an u[nd] behandlen mich auch darnach. Ihr erster Plan war nun, das Institut ö f f e n t l i c h bekannt zu machen u[nd] die R e g i e r u n g u m U n t e r s t ü t z u n g zu beten, bes[onders] auch um ein g r o s s e s ö f f e n t l i c h e s Gebäude, bevor sie es angefangen, da rieth man ihnen aber zuerst im Stillen zu wirken, nach einigen Monaten ein Examen zu halten u[nd] so die Leute und die Regierung auf die Sache a u f m e r k s [ a m ] zu machen, u[nd] wenn dann die Regierung an die Hand gehen wolle und könne, dann die Sache im Grössern zu betreiben; u[nd] hiebey bleibts nun, so dass wir jetzt die Sache nur als erster Versuch ansehen, für einmal auch nur in einem bürgerlichen Haus wohnen und ökonomisch u[nd] in jeder Hinsicht gemein leben u[nd] würken; da es uns aber ernst ist, u[nd] aus den vornehmsten Famillien Kinder haben, so zweifeln wir nicht an einem guten Erfolg. Auch werden wir erst einiges von Wagners Ideen anzuwenden suchen wenn wir einmal mit uns selber im Reinen sind. Über diesen Artikel werde ich ein andermal ausführlicher schreiben, es lohnt sich. Jetzt zu etwas anderm.
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Herr Nieder schrieb mir, als ich noch in Zürich war, ob es wahr dass mir Schmid Briefe von ihm vorgelesen die er, Nied[erer] H[errn] Schmid nach Bregenz geschrieben, u[nd] wenn es wahr sey, soll ich es schriftlich bezeugen. Das that u[nd] konnte ich, glaube auch dass es besser sey Schmid gebe ihm eine Copie davon, so kann man sich endlich ausgleichen u[nd] wenn es nöthig, sich rechtfertigen. So hat das ewige Streiten einmal ein Ende, wenigstens von einer Seite, denn ganz ruhig wirds n i e werden können. Dieses ewige Streiten u[nd] Kämpfen ist allenthalben bekannt, u[nd] schadet der Sache sehr. Gewiss gäben hundert Eltern ihre Kinder nach Iferten; wäre das Institut nicht verschrien als immer im Streit lebend. [Auc]h hätte die Sache ausser den Eltern wohl zehn mal mehr Freunde wenn im Institut selber mehr Ruh wäre, das hörte ich schon 100 und 100mal von Leuten sagen, von denen ich glaubte dass sie gar nichts davon wüssten. Gott gebe dass es einmal Friede im Institut gebe, damit Sie, lieber Vater! so ruhig die letzten Tage verleben u[nd] so ruhig sterben können, als Sie beydes so sehr verdienen! Aber wer ist an allem Streiten die Schuld?! In welchen Theilen und Sachen rückt man in Iferten am meisten vor, was geschieht im Zeichnen u[nd] in der Sprache. Es würde mich ausserordentlich freuen die Ubersicht der botanischen Ubungen die mir Schneider einmal vorlas zu bekommen, ich werde gerne auch von Zeit zu Zeit einiges über dieses od[er] jenes Fach u[nd] Auszüge aus Vorlesungen von Wagner schicken die ich für das Institut von einigem Werth halte. Wenn ich glauben darf auch in der Ferne so von Ihnen als Sohn geachtet u[nd] geliebt zu seyn, wie ich Sie als m e i n e n V a t e r liebe u[nd] verehre, so bin ich glücklich, u[nd] werde mit desto mehr Muth wirken u[nd] arbeiten können, u[nd] so bleibe ich auch ganz Ihr Sohn Joh[annes] Ramsauer. Warum in der Ankündigung d e s H a r t u n g s nicht erwähnt ist, will ich ein andermal erklären. Er ist n i c h t s . Überlieferung 1 2
ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 300/1 Bogen und Blatt, 208 x 128 mm
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 12 Z. 12 Z. 16 Z. 19 Z. 20 Z. 21 Z. 28 Z. 32–36 Z. 43 f. Z. 44 Z. 46 Z. 48 Z. 50 Z. 50 Z. 54 Z. 60 Z. 65 Z. 84 Z. 84 Z. 85 Z. 86 Z. 103 Z. 111 Z. 119 Z. 120 Z. 127 Z. 127 Z. 140 Z. 142 Z. 144 Z. 145 Z. 146
Dittmar, Kapp: lateinische Schrift Keck: lateinische Schrift nie ∫ etc. ∫ Wagner: lateinische Schrift Gouverneur: lateinische Schrift heiter in ausgerissener Blattrand Lerchenfeld Du Roy: lateinische Schrift Procurator: lateinische Schrift Elem[entar] Mathematik Coll[egien]: lateinische Schrift Wagner: lateinische Schrift Wagner: lateinische Schrift Apropos: lateinische Schrift Wagner: lateinische Schrift Dittmar, Keck: lateinische Schrift Kapp: lateinische Schrift Wagner: lateinische Schrift Kapp: lateinische Schrift Leute und Wagners: lateinische Schrift Copie: lateinische Schrift wenn es ausgerissener Blattrand ausser Wagner: lateinische Schrift Ferne so werde mit so bleibe ganz Sacherklärung I.
Johannes Ramsauer (1790–1848) aus Herisau (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) kommt 1800, nach dem Tod seines Vaters, eines Besitzers einer kleinen Fabrik, zusammen mit den von Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) nach Burgdorf gebrachten Kindern zu Pestalozzi. Als einer der ersten Zöglinge in Burgdorf gehört er fast sechzehn Jahre lang Pestalozzis Institut an und steigt vom Schüler zum Tischdecker, dann zum Unter- und Oberlehrer auf und agiert zeitweise als eine Art Privatsekretär Pestalozzis. Im Frühjahr 1816 verlässt Ramsauer nach erneuten Auseinandersetzungen mit Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) Yverdon und tritt eine Stelle an der von
383 Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866, ⇒ Nr. 1497) in Würzburg gegründeten Erziehungsanstalt (⇒ Z. 9) an. Nur wenig später, im Jahr 1817, wechselt er nach der Heirat mit Wilhelmine von Schulthess (1795–1874, ⇒ Nr. 1792) nach Stuttgart, wo er die Söhne aus der ersten Ehe der württembergischen Königin Katharina Pawlowna (1788–1819, ⇒ Nr. 1394), Prinz Peter Georg Paul Alexander (1810–1829, ⇒ Nr. 1561) und Prinz Konstantin Friedrich Peter von Oldenburg (1812–1881, ⇒ Nr. 1561), unterrichtet und Leiter einer Elementarschule (⇒ Nr. 1136) wird. Nach dem Tod Katharinas zieht Ramsauer als Lehrer der beiden Prinzen, die zu ihrem Grossvater Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755–1829, ⇒ Nr. 850) gebracht werden, nach Oldenburg. Hier errichtet Ramsauer ein Privatinstitut für die Bildung von Mädchen aus wohlhabenden Familien, wechselt aber 1836 an die von Prinz Peter gegründete Cäcilienschule, ebenfalls eine höhere Mädchenschule, wo er bis zu seinem Tod unterrichtet. Ramsauer tritt zudem als Verfasser von Lehrbüchern zum Zeichenund Geographieunterricht hervor und verfasst 1838 die Kurze Skizze meines pädagogischen Lebens. Mit besonderer Rücksicht auf Pestalozzi und seine Anstalten. II. Anfang April 1816 hatte Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) Yverdon verlassen (⇒ Nr. 1518) und berichtete hier von seinen ersten Erfahrungen an der neuen Arbeitsstelle. III. Z. 9
Z. 12 Z. 12 Z. 12
Institut: Das Privatinstitut wurde am 1. Mai 1816 von Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866, ⇒ Nr. 1497) und Heinrich Dittmar (1792–1866, ⇒ Nr. 1497) in Würzburg auf Betreiben Johann Jakob Wagners (1757–1841, ⇒ Nr. 1497) gegründet und sollte die Wagnersche Philosophie mit Pestalozzi verbinden. Zu diesem Zweck wurden Kapp, Dittmar und Wilhelm Hartung (⇒ Nr. 1497) in den Jahren 1815/16 zur Ausbildung nach Yverdon geschickt. Kapp unterrichtete im Würzburger Privatinstitut Latein, Griechisch, Naturgeschichte, Erdbeschreibung und Gymnastik, Dittmar Deutsch Geschichte, Deklamation, der Theologe Johann Heinrich Ernst Keck (1790–1838, ⇒ Z. 12) Französisch, Englisch, Italienisch, Ramsauer Zeichnen, Mathematik, Gymnastik, während der ebenfalls bei Pestalozzi in Yverdon geschulte Joseph Gersbach (1787–1830, ⇒ Nr. 1694) Musik lehrte. Hartung war als Hausvater des Schulinternats vorgesehen, es wurde jedoch wegen der zweifelhaften Lebensführung Hartungs nicht eingerichtet. Der überdehnte Fächerkanon, Anmassungen vor allem Kapps, ein neues, besseres Institut als Yverdon zu gründen, und vor allem die falsch kalkulierte Kostenlast nach dem Umzug in ein Würzburger Augustinerkloster führten schon im April 1817 zum Bankrott des Instituts, das im August 1817 endgültig liquidiert wurde. Dittmar: Heinrich Dittmar (1792–1866) ⇒ Nr. 1497 Kapp: Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866) ⇒ Nr. 1497 Keck: Damit dürfte sehr wahrscheinlich der promovierte Philosoph und Theologe Johann Heinrich Ernst Keck (1790–1838) gemeint sein, der nach seinem 1808 begonnenen Studium in Erlangen zuerst als Privatlehrer in Livorno (ab 1811) und dann für Englisch, Französisch und Italienisch sowie Altsprachen in Würzburg wirkte. Nach der erfolglosen Institutsgründung mit seinem Verwandten Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866, ⇒ Nr. 1497) geriet er in den Umkreis des Dichters August von Platen (1796–1835), bevor er nach seiner Genesung von schizo-
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Z. 17 Z. 20 Z. 21 Z. 21 Z. 43
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Z. 61 Z. 71 Z. 72 Z. 80 Z. 115 Z. 115 Z. 116 Z. 138
phrenen Anfällen 1819 Vikar in Neudrossenfeld wurde, wo sein Vater Pfarrer war. 1821 übernahm er das Amt des Pfarrers der im sächsischen Vogtland unter bayerischem Patronat stehenden Gemeinde Wiedersberg, das er 1830 niederlegte. Iferten: dt. Name für Yverdon Wagner: Johann Jakob Wagner (1757–1841) ⇒ Nr. 1497 Andrian: Freiherr Ferdinand von Andrian-Werburg (1776–1851) ⇒ Nr. 1497 Lerchenfeld: Maximilian von Lerchenfeld (1778–1843) ⇒ Nr. 1497 Kindern: Gustav (1806–1866), Amalie (1808–1888) und Ludwig Hermann von Lerchenfeld (1810–1848). Gustav studierte ab 1824 in Würzburg, Heidelberg und München, trat 1830 als Richter in den bayrischen Staatsdienst ein und sass ab 1845 bis zu seinem Tod als Erbe des väterlichen Gutsbesitzes als Vertreter der liberalen, grossdeutschen Partei und als Finanzexperte im bayrischen Landtag. Amalie heiratete 1841 den französischen Diplomaten Karl Friedrich Albert Reinhard (1802–1873), der unter anderem als Gesandter in Stuttgart, Bern und am Deutschen Bundestag in Frankfurt am Main akkreditiert war. Ludwig Hermann heiratete 1841 Julie Emilie Christine Henriette Schweitzer (1811–1847), mit der er einen Sohn hatte. Er scheint auf dem väterlichen Besitz im Fränkischen gelebt zu haben. Tochter: Damit ist entweder Gräfin Friederike Antoinette (1801–1894) oder ihre Schwester Antonie Marie Anna von Deroy (*1804), verheiratet mit dem bayerischen Regierungsvizepräsidenten Franz Freiherr von Tautphoeus (1775–1856), gemeint. Beide waren die Töchter aus zweiter Ehe des 1812 in Russland gefallenen bayrischen Generals Bernhard Erasmus von Deroy (1742–1812, ⇒ Z. 44) mit der Freiin Franziska von Hertling (1765–1842). Möglicherweise ist auch Gräfin Louise Franziska Josepha Gabriela von Deroy (1803–1842) gemeint, die Tochter von Graf Franz Xaver Ferdinand von Deroy (1778–1829, ⇒ Z. 44), der wiederum der Sohn aus Bernhard Erasmus von Deroys erster Ehe mit der Freiin Anna Katharina von Weiler (1756–1798) war. Du Roy: Damit ist entweder der bayrischen General Bernhard Erasmus von Deroy (1742–1812) gemeint, der um 1804 zusammen mit dem Generalfeldmarschall Karl Philipp von Wrede (1767–1838) das bayrische Heerwesen reformierte und 1812 in Russland fiel, oder aber sein Sohn, Generalmajor Graf Franz Xaver Ferdinand von Deroy (1778–1829). Beide standen im Dienst des 9. Infanterieregiments «Wrede», dessen Standort Würzburg war. Staufenberg: Freiherr Philipp Karl Schenk von Stauffenberg (1773–1839) war Wirklicher Geheimer Rat in Würzburg, Schulkommissionsdirektor und zweiter Kurator der Universität Würzburg. schickte: ⇒ Nr. 1497 Buch: Es ist unklar, welches Buch damit gemeint sein könnte. 2 andern: Damit dürften wohl Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) gemeint sein. H a r t u n g : Wilhelm Hartung ⇒ Nr. 1497 Nieder: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 schrieb mir: scheint nicht erhalten zu sein Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Schneider: Johannes/Jean Schneider (1792–1858) ⇒ Nr. 1317 f
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Ankündigung: Damit könnte möglicherweise der handschriftliche Erziehungsplan des Privatinstituts (⇒ Z. 9) in Würzburg gemeint sein, der neben den Bildungsgrundsätzen auch eine Übersicht über den Lehr- und Stundenplan enthielt (vgl. Friedrich Butters: Eine kurze Lebensbeschreibung Dr. Heinrich Dittmar’s als Programm des königlichen Gymnasiums zu Zweibrücken zum Schlusse des Schuljahres 1866/67. Zweibrücken 1867, S. 14). Er ist allerdings weder im Diözesan- noch im Stadtarchiv Würzburg erhalten.
1525 a. Joseph Grellet du Peyrat 18. Juni 1816 [Reg.] Grellet verlangt weitere Auskünfte über die Organisation des Instituts.
Überlieferung 1
PSB X, S. 141.19 Sacherklärung I.
Joseph Grellet du Peyrat (1764–1849) ⇒ Nr. 1523 a
1525 b. Karl Vogelsang Sommer 1816 5
[Reg.] Vogelsang erkundigt sich, ob Felix Geissmann in Yverdon auf die Akademie vorbereitet werden kann.
Überlieferung 1
PSB X, S. 155.35 ff. Sacherklärung I.
Karl Vogelsang (1789–1861) ist zwischen 1815 und 1820 Solothurner Spitalkaplan. Darauf wechselt er in rascher Folge seine Wirkungsstätten: Von Marburg (1821) zieht er nach Darmstadt (1822), Frankfurt (1823), Mendt (1824) und Villmar (1826), ehe er 1829 Pfarrer in Sindlingen (heute Teil von Frankfurt) wird. 1849 übernimmt er die Pfarrei in Assmannshausen (heute Teil von Rüdeshehim, Hessen) und stirbt 1861 in Trimbach (Kt. Solothurn).
386 III. Z. 4
Geissmann: Felix Geissmann (1798–1841) aus Wohlenschwil (Kt. Aargau), Sohn des Gemeindeammanns und Bezirkrichters, hielt sich von November 1816 bis April 1817 in Yverdon auf. Im November 1817 immatrikulierte er sich zunächst an der Ludwigs-Maximilians Universität in Landshut, schrieb sich aber ein knappes Jahr später (Oktober 1818) in Heidelberg für ein Medizinstudium ein, wo er mindestens bis 1823 blieb. Er war praktizierender Arzt und seit 1832 Grossrat des Kantons Aargau.
1526. Johannes von Muralt Sommer 1816 5
[Reg.] Muralt erkundigt sich bei Pestalozzi bzw. beim Institut nach einer Mademoiselle Urech, die zwecks Erlernung der Methode in Yverdon gewesen war, da sie sich bei ihm um eine Stelle beworben hat.
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 826 b (Brief von Muralt an Rosette Niederer vom 5. November 1816) Sacherklärung I.
Johannes von Muralt (1780–1850) ⇒ Nr. 610 III. Z. 5
Urech: Damit dürfte wohl Elise Urech aus Aarau gemeint sein, die in einem Brief von Johannes von Muralt (1780–1850, ⇒ Nr. 610) an Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) vom 18./30. August 1820 erwähnt wird (ZB Zürich, Ms Pestal 826b). Sie war während drei Jahren als Kindererzieherin bzw. Gouvernante bei der Familie Oppenheimer – vermutlich die Familie von Mendel Oppenheim (1753–1820) – in Königsberg angestellt gewesen und hatte sich anschliessend wegen einer neuen Anstellung an von Muralt in St. Petersburg gewandt, der sie kurzzeitig bei einer russischen Familie unterbringen konnte. Rosette Niederer-Kasthofer und von Muralt schilderten sie als unansehnlich und unfähig zur Kindererziehung. Im Schülerinnenverzeichnis des Töchterinstituts (⇒ Nr. 867) taucht dieser Name allerdings nicht auf.
387 1526 a. Ferdinand von Horváth von Palotsay Sommer 1816 5
[Reg.] Ferdinand von Horváth erkundigt sich, ob er seinen Sohn nach Yverdon schicken kann.
Überlieferung 1
PSB X, S. 157.13 ff. Sacherklärung I.
Ferdinand von Horváth von Palotsay (1787–1843) stammt aus Plaveč (Slowakei) und hat gemeinsam mit seiner Frau Aloizia Nagy zwei Söhne, von deinen einer, Aemilus Ferdinandus Joachimus Vendelinus Iulius Napoleon (*/†1811) kurz nach der Geburt stirbt, während der zweite, Teodor/Tivadar (*1809, ⇒ Z. 4) um 1816 nach Yverdon kommen soll. III. Z. 4
Sohn: Theodorus Ignatius Thomas Utranus, genannt Teodor/Tivadar (*1809) kam in Prešov (Slowakei) zur Welt und hätte um 1816 als Schüler nach Yverdon gehen sollen. Das Projekt scheiterte aber, weil die ungarische Regierung Ausbildungen im Ausland untersagte.
1526 b. Henry Frédéric Louis de Crousaz-Crétet 5. Juli 1816 5
[Reg.] Crousaz-Crétet möchte nicht, dass Emanuel de Résicourt sich während einiger Zeit bei seiner Grossmutter aufhält.
Überlieferung 1
PSB X, S. 147.5 ff. Sacherklärung I.
Henry Frédéric Louis de Crousaz-Crétet (1773–1861) aus Pont-de-Beauvoisin (RhôneAlpes) wird nach dem frühen Tod seiner Eltern von seinem Onkel Emmanuel Crétet de Champol (1747–1809), dem ersten Gouverneur der Banque de France und späteren französischen Innenminister, adoptiert. Er tritt 1800 als Commis in die Banque de
388 France ein, wird dort später Buchhaltungsdirektor, Kontrolleur und schliesslich von 1818 bis 1857 Hauptkassier; 1814 wird er überdies zum Baron de l’Empire ernannt. 1811 heiratet er Emilie Alexandrine Beheret de Courcilly (1791–1873), das Paar hat vier Kinder: Mathilde (1813–1876), Jean Charles Emmanuel (1814–1906), Cécile (1815–1912) und Séraphie Valérie (1818–1890). De Crousaz-Crétet tritt hier als Versorger von Emanuel de Résicourt (⇒ Z. 4) auf, allerdings ist unklar, ob und wenn ja in welchem Verwandtschaftsverhältnis die beiden zueinander stehen. III. Z. 4
Z. 5
Emanuel de Résicourt: Emanuel de Résicourt aus Grenoble hielt sich von 1815 bis 1817 als Schüler in Yverdon auf. Weitere biographische Daten sind nicht bekannt. Grossmutter: Gabrielle Teisseire-Crétet (1735–1829) ⇒ Nr. 1527 a
1526 c. Joseph Grellet du Peyrat 6. Juli 1816 [Reg.] Grellet verlangt weitere Auskünfte über die Organisation des Instituts.
Überlieferung 1
PSB X, S. 141.19 Sacherklärung I.
Joseph Grellet du Peyrat (1764–1849) ⇒ Nr. 1523 a
1527. Georges de Rougemont 10. Juli 1816 Neufchâtel 10 Juillet 1816 5
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Par votre Lettre du 23 Juin, mon respectable ami, Vous m’annoncés la Copie d’une dépêche du Ministre du Culte à Berlin, que je n’ai pas reçue – Importante en elle même, elle vous tranquillise sur l’avenir – ne tardés donc pas à me la communiquer, vous comprenés tout l’intérêt que j’y prends. Je n’ai pas répondu à la Lettre du 18 may de M[onsieu]r Niederer parce que tout mon temps a été absorbé par les misêres administra-
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tives, parce que je n’ai pris aucun parti rélativement à mes filles, et que j’avois l’intention d’aller vous voir. La même intention m’a décidé à ne pas repondre à la Lettre que M[onsieu]r Jullien avoit remise au G[énéra]l Kossiosko le 29 May et qui m’a procuré le grand plaisir de passer une heure avec cet homme remarquable et selon l’impréssion qu’il m’a faite digne du rolle qu’il a joué en résistant aux Armes russes et aux instigations de Napoleon. Je suis très impatient de visiter l’Institut. Mais il est possible que j’aille à Francfort, avant peut être. M[onsieu]r de Humbolt y est-il encore. Je désire de pouvoir vous y être utile. Adieu mon respectable Ami et tous ses dignes émules Niederer Schmid Krousy et autres. Conserves toujours de l’attachement pour un homme qui met son bonheur à contribuer à celui de ses Cohumains et conséquemment au succès de Votre noble entreprise de Rougemont
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 310/3 Blatt, 245 x 194 mm Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Georges de Rougemont (1758–1824) ⇒ Nr. 956 II. Möglicherweise handelte es sich bei dieser angesprochenen Depesche aus Berlin um den Brief vom 6. Juni 1816 (⇒ Nr. 1524), mit welchem das Preussische Innenministerium (⇒ Nr. 1049) Pestalozzi das verlangte Privileg für die Ausgabe seiner gesammelten Schriften gewährte. III. Z. 5 Z. 6
Lettre: scheint nicht erhalten zu sein dépêche: Da der Brief Pestalozzis nicht mehr erhalten ist, ist unklar, welcher Brief aus Berlin hier gemeint sein könnte. Möglicherweise handelt es sich um die Zusicherung des Privilegs zum Druck und Vertrieb der Gesamtausgabe (⇒ Nr. 1524).
390 Z. 6 Z. 10 Z. 10 Z. 12
Z. 14
Z. 15 Z. 15 Z. 19 Z. 21 Z. 24 Z. 24
Ministre du Culte: Preussisches Innenministeriums, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 Lettre: scheint nicht erhalten zu sein Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 filles: Damit dürften Rose-Henriette de Rougemont (*1798, ⇒ Nr. 1062), Rose Frédérique Marval-de Rougemont (1800–1880, ⇒ Nr. 1062) und Marie-Françoise-Henriette de Rougemont (1801–1830, ⇒ Nr. 1062) gemeint sein. Lettre: scheint nicht erhalten zu sein. Allerdings konnte der JullienNachlass im Russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) nicht konsultiert werden. Jullien: Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 Kossiosko: Tadeusz Andrzej Bonawentura Kosciuszko (1746–1817) ⇒ Nr. 427 Napoleon: Napoleon I., Bonaparte (1769–1821) ⇒ Nr. 580 Humbolt: Wilhelm von Humboldt (1767–1835) ⇒ Nr. 1643 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Krousy: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588
1527 a. Gabrielle Teisseire-Crétet 10. Juli 1816 [Reg.] Frau Teisseire möchte ihren Enkel für einige Zeit zu sich nehmen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 146.10 f. Sacherklärung I.
Gabrielle Crétet (1735–1829) aus Pont de Beauvoisin (Rhône-Alpes), Schwester des französischen Innenministers Emmanuel Crétet de Champol (1747–1809), heiratet 1758 in Grenoble den Sekretär des Königs Mathieu Teisseire (1725–1781), mit dem sie einen gemeinsamen Sohn, den späteren Politiker und Industriellen Camille Teisseire (1764–1842), sowie drei Töchter, Marine (1759–1839), Virginie (1761–1836) und Zoé (*1771) hat. Allerdings scheint keine dieser drei Töchter als Mutter von Emanuel de Résicourt (⇒ Z. 4) in Frage zu kommen, zumindest ist dieser Name in den genealogischen Verzeichnissen nicht als Sohn nachgewiesen. Indes ist zweifelhaft, ob es sich bei Résicourt überhaupt um einen Enkel (oder allenfalls Ur-Enkel) handelt, denn am 5. Oktober 1817 wird Résicourt von Pestalozzi als «neveu» bezeichnet, womit wohl Grossneffe gemeint ist (PSB X, S. 368.28). III. Z. 4
Enkel: Emanuel de Résicourt ⇒ Nr. 1526 b
391 1528. Charlotte Morel-Favre 10. Juli 1816 5
Madame Madame Pestalozzi, Yverdon Mezieres le 10 juillet 1 8 1 6 .
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Madame Depuis si longtemps je suis privée du grand plaisir de vous voir et de cultiver votre chère amitié, dont vous mavez toujours témoigné et à laquelle jai été des plus sensibles permettez ma chère madame que par ma plume je vienne vous prier un signe de vie en m’apprenant vôtre bien être et celui de Monsieur votre cher époux pour le quel je prend le plus vif intéret. Oserais je vous prier d’un grand plaisir qui est de faire écrire une lettre à Charles mon petit fils à l’adresse de son pauvre papa et qu’il écrive comme son cœur lui dictera ce pauvre infortuné père sera charmé d’avoir des nouvelles de ces enfans simplement sur une demi feuille que jaurai soin de faire parvenir à mon cher fils si vous m’accordé la marque d’amitié je vous prie de mettre la demi feuille dans la lettre que vous m’adresserés enchantée d’apprendre vôtre bien être en m’apprenant s’il vous plait si mon petit fils remplit bien ses devoirs ce que je désire de tout mon cœur¬
en vous priant Madame et Monsieur de lui conserver vos chères amitiés je l’embrasse de tout mon cœur en lui recommendant l’obéissance à tous égards! Recevez Ma chère Madame et Monsieur mes honneurs empressés. Je finis en vous assurant de la parfaite estime et considération avec la quelle j’ai l’honneur d’etre Votre très humble et très affectionnée servant La Ministre Morel: née Favres … Je ne sais si Madame Gounau et Mademoiselle Baraud sont hors de ville je n’en ai aucune nouvelles je les salue de tout mon cœur.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 233/1 Bogen, 229 x 186 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 6
Y v e r d o n : lateinische Schrift
392 Sacherklärung I. Charlotte Favre (*1730) ist mit dem Pfarrer Jean-Pierre Morel (1728–1765) verheiratet, der von 1761 bis 1764 der Pfarrei in Onnens vorsteht und ab 1764 Diakon in Echallens (beide Kt. Waadt) ist. Favre und Morel heiraten 1761, das Paar hat vier Kinder. II. Charlotte Morel-Favre (*1730, ⇒ Sacherklärung I.) scheint nicht zu wissen, dass Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) seit einem halben Jahr verstorben war, weshalb sie ihren Brief an sie adressierte und erst gegen Ende auch Pestalozzi persönlich ansprach. III. Z. 5 Z. 14
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Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Charles: Charles François Morel (1800–1853) hielt sich von 1804 bis um 1818 im Institut in Yverdon auf. Er betrieb später möglicherweise eine Tuchmanufaktur an der Venoge (Kt. Waadt), dann in Lausanne und blieb unverheiratet. papa: Charles Antoine Morel (*1763) von Concise (Kt. Waadt) war Besitzer einer Spinnerei und zweier Häuser, die er 1812 verkaufte. Er war mit Louise Catherine Bertrand (1771–1847) aus Yverdon verheiratet und muss vor ihr verstorben sein. Gounau: Madame Gounau war die Schwester von Jean François/Franz Barraud (1777–1830, ⇒ Nr. 987). Laut Taufregister im Staatsarchiv Waadt muss es sich dabei um Jeanne Marie Barraud (*1774) handeln, die allerdings 1802 in Yverdon Charles Frédéric Adort geheiratet hat. Da sie 1813 bei ihrem Bruder in Bergerac wohnte (PSB VIII, S. 339), ist denkbar, dass ihr erster Mann inzwischen verstorben war und sie sich mit einem Monsieur Gounau verheiratet hat, der aber nicht näher zu bestimmen ist, aber wahrscheinlich nicht aus dem Kanton Waadt stammte. Baraud: Suzanne/Suzette Barraud (*1779) ⇒ Nr. 823
1528 a. Gottfried Schweikhardt & Comp. 17. Juli 1816 5
[Reg.] Schweikhardt schickt eine «Sendung Faden» und erkundigt sich für den Sohn eines Freundes nach den Pensionskosten und den Aufnahmeregeln in Yverdon.
Überlieferung 1
PSB X, S. 156.23 ff.
393 Sacherklärung I./II. Die zunächst in Freiburg im Breisgau, dann im württembergischen Wildberg ansässige Schreibfedern- und Papierfabrik des Federkielfabrikanten Gottfried Schweikhardt (1784–1846) tritt mehrfach auf Zürcher Messen auf, so auch 1811 und 1813. Auf diesem Wege könnte auch der Kontakt zu Pestalozzi zu Stande gekommen sein. III. Z. 4 f.
Sohn eines Freundes: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte.
1528 b. Johann Balthasar Schiegg 3. August 1816 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferungstext 1
PSB X, S. 172.32 Sacherklärung I.
Johann Balthasar Schiegg (1754–1830) ⇒ Nr. 1363 a
1528 c. Ambrogio Zavaritt 6. August 1816 [Reg.] Zavaritt kündigt die Rückkehr seiner Frau an.
Überlieferung 1
PSB X, S. 164.28 f. Sacherklärung I.
Ambrogio Zavaritt (1766–1835) ⇒ Nr. 1454 c
394 III. Z. 4
Frau: Annetta/Anna Zavaritt-Andreossi (1777–1818), Tochter eines Amtmanns, wurde in St. Moritz geboren und lebte spätestens ab 1797 mit ihrem Mann Ambrogio Zavaritt (1766–1832, ⇒ Nr. 1454 c) in Bergamo, wo sie auch verstarb. Aus der Ehe gingen 7 Kinder hervor.
1528 d. Ambrogio Zavaritt 18. August 1816 [Reg.] Zavaritt schickt 2000 L[ouis d’or] für die Pensionskosten seiner Söhne.
Überlieferung 1
PSB X, S. 164.27 ff. Sacherklärung I.
Ambrogio Zavaritt (1766–1832) ⇒ Nr. 1454 c III. Z. 4 Z. 4
L[ouis d’or]: frz. Goldmünze Söhne: Pietro Luigi (1800–1876, (1803–1840, ⇒ Nr. 1454 c)
⇒
Nr. 1454 c) und Giovanni Zavaritt
1528 e. Henry Frédéric Louis de Crousaz-Crétet 20. August 1816 5
[Reg.] Herr Crousaz teilt Pestalozzi mit, dass sich Frau Teisseire immer noch um die Gesundheit ihres Enkels sorgt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 167.5 ff. und S. 172.8 Sacherklärung I.
Henry Frédéric Louis de Crousaz-Crétet (1773–1861) ⇒ Nr. 1526 b
395 II. Gabrielle Teisseire-Crétet (1735–1829, ⇒ Nr. 1527 a) befürchtete, dass ihr Enkel krank sei. Diese Befürchtung wurde dadurch geschürt, dass Pestalozzi ihr auf Bitten des Versorgers Hénry Frédéric Louis de Crousaz-Crétet (1773–1861, ⇒ Nr. 1526 b) mitgeteilt hatte (PSB X, Nr. 4361), ihr Enkel könne sie in seinen Ferien nicht besuchen. Gabrielle Teisseire-Crétet wiederum konnte aufgrund ihres hohen Alters nicht nach Yverdon reisen um sich selber von der Gesundheit ihres Enkels überzeugen, weshalb Pestalozzi in mehreren Briefen versuchte, sie diesbezüglich zu beruhigen. III. Z. 4 Z. 5
Teisseire: Gabrielle Teisseire-Crétet (1735–1829) ⇒ Nr. 1527 a Enkels: Emanuel de Résicourt ⇒ Nr. 1526 b
1528 f. Buchhandlung Orell Füssli 27. August 1816 [Reg.] Die Buchhandlung Orell und Füssli schickt Bücher.
Überlieferung 1
PSB X, S. 168.18 Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b
1529. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 29. August 1816 5
10
An den Herrn Heinrich Pestalozzi Wohlgeb[or]en zu Yverdun in der Schweiz Berlin den 29tn August 1816. Dem Lehrer Steeger, welcher sich gegenwärtig in Yverdun befindet, ist zwar schon ein längerer Urlaub, als die ihm zunächst vorgesetzte
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Behörde nachgereicht hat, ertheilt worden. Auf Ew[er] Wohlgeb[or]en Wunsch und Empfehlung will aber das Ministerium diesen Urlaub noch auf sechs Monate verlängern, und legt hieneben für den etc. Steeger eine Anweisung auf zweihundert Th[a]l[e]r Preuss[isch]er Kour[ant] zu seiner Unterhaltung während dieser Zeit bei, worüber derselbe seinem nächsten Schreiben die Quittung beizufügen hat.
Überlieferung 1 4 5
Geheimes Preussisches StA Berlin-Dahlem, Rep. 76 VII, Sekt. 1 aa, Nr. 4, Bd. 5, S. 88 Datum am Schluss Copia Textkritik
Zeuge h Z. 5 Z. 8 Z. 11 Z. 11 Z. 12 Z. 14 Z. 14 f. Z. 16
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Steeger: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift zunächst ∫ Ministerium diesen diesen Urlaub ∫ Steeger: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 II. Johannes Abraham Steeger (1789–1858, ⇒ Nr. 1054) war im Juli 1816 zur Ausbildung nach Yverdon gekommen und sollte offenbar schon bald wieder abreisen. In einem Brief an Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839, ⇒ Nr. 423), der um den 13. August 1816 verfasst wurde, bat Pestalozzi allerdings die preussische Behörde, den Aufenthalt Steegers in Yverdon zu verlängern; eine Bitte, welcher die Behörde nun nachkam. III. Z. 11
Steeger: Johannes Abraham Steeger (1789–1858) ⇒ Nr. 1054
397 1529 a. Pierre Théophile Alric August/September 1816 [Reg.] Alric erkundigt sich nach den Fortschritten seines Sohnes.
Überlieferung 1
PSB X, S. 171.32 ff. Sacherklärung I.
Pierre Théophile Alric (1780–1840) ist vermutlich verheiratet mit Henriette-Sophie Bertrand (1783–1844). Beide starben in Yverdon. III. Z. 4
Sohnes: Frédéric Alric besuchte von 1816 bis 1817 das pestalozzische Institut in Yverdon.
1529 b. Gabrielle Teisseire-Crétet Anfang September 1816 5
[Reg.] Frau Teisseire drückt ihr Unverständnis darüber aus, dass sie ihren Enkel im Herbst nicht sehen kann.
Überlieferung 1
PSB X, S. 172.9 ff. Sacherklärung I.
Gabrielle Teisseire-Crétet (1735–1829) ⇒ Nr. 1527 a II. ⇒
Nr. 1528 e III.
Z. 4
Enkel: Emanuel de Résicourt ⇒ Nr. 1526 b
398 1530. König Friedrich I. von Württemberg 3. September 1816 Ludwigsburg, den 3ten Sept[ember] 1816. 5
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Euer Wohlgebohren An S[ein]e Königliche Majestät von Württemberg erlassenes Schreiben vom 4t v[origen] M[onats], die Ertheilung eines ausschliessenden Privilegiums für den Druk und Verkauf Ihrer sämtlichen neu aufzulegenden Schriften betreffend, haben Allerhöchst-Dieselben erhalten, und mir den Auftrag ertheilt, Sie davon zu benachrichtigen. Da S[ein]e königliche Majestät Ihren Verdiensten um die Verbesserung des Unterrichts ebensosehr, als den Beweggründen zu dem vorgebrachten Gesuch Gerechtigkeit wiederfahren lassen: So haben Allerhöchst-Dieselben Ihnen das gewünschte Privilegium für Allerhöchst-Dero Staaten Taxfrey bewilligt – und dissfalls die nöthige Befehle an das Königliche Staats-Ministerium ergehen lassen. Indem ich Sie hievon in Kenntniss zu setzen das Vergnügen habe, bitte ich Euer Wohlgebohren die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung anzunehmen. Minister Staats-Secretaire Vellnagel
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390, 14/29 Blatt, 194 x 235 mm Datum am Schluss, eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 4 Z. 5 Z. 6 Z. 9 Z. 14 Z. 14 Z. 14 f. Z. 18 Z. 20
399 Sacherklärung I. König Friedrich I. von Württemberg (1754–1816) ⇒ Nr. 939 II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 6 f. Z. 21
Schreiben: Brief von Pestalozzi an den König von Württemberg, 4. August 1816 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart E2Bü27) Vellnagel: Freiherr Christian Ludwig August von Vellnagel (1764–1853) ⇒ Nr. 984
1530 a. Anna (Maria) Salome, genannt Nanette Schulthess September 1816 5
[Reg.] Nanette Schulthess berichtet über ihr Befinden und teilt Pestalozzi mit, dass sich ihr Aufenthalt positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 168.33 ff. Sacherklärung I.
Anna (Maria) Salome, genannt Nanette Halder-Schulthess (1773–1854)
⇒
Nr. 431
II. Anna (Maria) Salome, genannt Nanette Halder-Schulthess (1773–1854, ⇒ Nr. 431) war um 1816 aus Russland, wo sie während fast zehn Jahren als Hauslehrerin gearbeitet hatte, in die Schweiz zurückgekehrt. Gesundheitlich offenbar angeschlagen hatte sie sich nach Couvet im Val-de-Travers (Kt. Neuchâtel) zurückgezogen, wo sie auch aufgewachsen war.
400 1531. Wilhelm Christian von Türk 12. September 1816 Frankfurth a/O, den 12 Sept[em]b[e]r 1816. 5
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Einziger! oft Misskannter, doch hoch Bewunderter Vieler; Schneller Versucher dessen, was vor Dir Niemand versucht; Schenk Gelingen Dir Gott, Und kröne Dein Alter mit Ruhe! Dem ehrwürdigen Vater Pestalozzi bezeugen die hier im Hause eines seiner Schüler und Freunde Versammleten ihre aufrichtige Hochachtung und Liebe. M[agister] Joh[ann] Wilhelm Prall Ober-Prediger zu Woldenberg Friedrich Wilhelm Segnitz, Schulinspector und Prediger zu Wusterhausen a[n] d[er] Dosse in der Mark Brandenburg. Joh[ann] Gottl[ob] Tetz, Prediger in Jacobsdorf bey Frankfurth a/O Carl Ferd[inand] Grünenthal, Prediger zu Reitwein bey Cüstrin in der Mark Brandenburg. Otto Scharlau Ober-Prediger und Schulinspector zu Gransee in der Grafschaft Ruppin Georg Heinrich Schwiening Schulinspektor zu Zehdenick in der Uckermark Joh[ann] Gottl[ieb] Noack Superintendent und Oberprediger in Müncheberg. Fr[iedrich] Moritz, Candidat aus Zehdenick in der Uckermark. Carl Leberecht Messner Schulinspector zu Biederitz bey Magdeburg Christian Wilhelm Spieker, Prof[essor] der Theol[ogie], Archidiaconus u[nd] Schulinspector zu Frankfurth a/Oder. Carl Ludwig Victor Schramm Superintendent und Schul Inspector in Drossen bey Frankfurth Heinrich Wilhelm Ule, Prediger zu Libbenichen bey Frankfurt a/O Johann Gottlob August Koch, Schulinspector u[n]d Prediger zu Plau bei Crossen in der Neumark. Johann Christian Zimmermann, Diaconus zu Peitz in der Neumark. Ferdinand Wilhelmi, Prediger zu Beeskow in der Neumark. Carl Gottlob Korn, Prediger zu Klein Döbbern bey Cottbus Gustav Friedrich Döllen, Superintendent zu Königswusterhausen bey Berlin. Gottlieb Erdmann Reichenbach Prediger zu Sorau in d[er] Nieder Lausitz. Keck von Schwartzbach, Landrath Sorauer Kreises.
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Friedr[ich] Wilhelm Wasserführer Prediger zu Schaumburg bei Cüstrin Joh[ann] Friedr[ich] Ludw[ig] Eccius Schulinspector zu Letschin bei Cüstrin Carl Friedr[ich] Schulz Lehrer am Königl[ichen] Schullehrer-Seminar zu Züllichau. Carl Wilhelm Burdach, Oberlehrer zu Sorau in der Nieder Lausitz. Joh[ann] Carl Pape, Prediger zu Zinndorff in der Strausbergschen Superintendantur. M[agister] Carl Gottfried Weber Diakon in Jüterbog. Balthasar August Petri, Diaconus zu Ruhland in der Oberlausitz Franz Heinrich Steinmeyer, Rector in Lebus. Emil Glokke, Lehrer in Frankfurth a/O. J. Christian Hilpert Seminarist u[nd] Elementarl[ehrer] a[n] d[er] Seminarsch[ule] zu Weissenfels im Kr[ei]z Sarkow. Ernst Adolph John, Lehrer am Königl[ich] Preuss[isch]en Waisenhausse Langendorf b[ei] Weissenfels. David Traugott Kopf, Schullehrer und Vorsänger an der Klosterkirche in Cottbus. Jeremias Gottlob Kopf, Schullehrer und Cantor zu Leuthen bey Cottbus. Friedr[ich] Wilh[elm] Böttner, Seminarist zu Weissenfels. Carl Vogt, Auditor in Luckau in der Niederlausitz. Samuel Benjamin Kuhn, Schullehrer und Kantor zu Kay bei Züllichau in der Neumark. Ferdinand Ewald, Rector der Bürgerschule zu Rathenow in der Kurmark Friedrich Benjamin Meyer, Superintendent zu Marggrafpieske bei Storkov Theodor Boehmer, Pfarrer zu Neuhardenberg, sonst Quilitz genannt in der Kurmark Brandenburg. Karl Heinrich Krause, Pfarrer zu Zorndorf bei Küstrin in der Neumark Brandenburg. Johann Gottlob Kossmag, Küster und Schullehrer zu Trebatsch bey Beesnow in der Neumark. Johann Heinrich Singer Seminarist u[nd] 2ter Elementar L[ehrer] an der Seminar-Schule zu Weissenfels im Herzogth[um] Sachsen. Friedrich August Hesse, Schullehrer in Reinswalde bey Sorau in der N[ieder] Lausitz. Johann Gottlieb Engelmann, Schullehrer in Billendorf b[ei] Sorau in der N[ieder] Lausitz. Wilhelm Klette Schulinspector in Weissig bei Cressau
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Wilhelm Gottlob Korn Diaconus an der Oberkirche in Cottbus etc. Ernst Friedrich Erasmus Bronisch, Pfarrer aus Briesen im Cottbusser Kreyse der Niederlausitz. M[agister] August Christian Stauss, Prediger zu Fünf Eichen im Stifte Neuenzelle in der Nieder Lausitz. Friedr[ich] Betge, Kaplan zu Fehrbellin. Gotthelf Tinzmann Cantor zu Ober-Lindow am Friedrich WilhelmCanal. J. G. Lehmann Schullehrer zu Weissenspring bey Francfurth a/O. Justus Ferdinand Schulze, Superintendent zu Fürstenwalde. Leberecht Spendelin, Schul-Inspector zu Seedorf bei Lenzen in der Priegnitz. J[ohann] C[hristoph] Menzel Cantor in Lossow bey Frankfurth a/O . J. H. Gnadendorf Cantor in Dolgelin bey Frankfurth a/O . Johann Albrecht Nachtigal Schulinspector zu Sadenbeck bei Pritzwalk. August Wilhelm Graefe Schulinspector zu Wittstock. M[agister] Ernst Adolf Starcke, Pfarrer zu Ogrosen in der N[ieder] Lausitz. J[ohann] Martin Pielchen, Prediger zu Luckan. Friedrich Wilhelm Ulrich, Prediger zu Teupitz in der Mark Brandenburg. Joh[ann] Gottlob Ehrlich Prediger in Gusow bey Müncheberg Johann Ludwig Wilhelm Mertz Schulinspektor zu Carwe bey Ruppin. Friedrich Reich, Lehrer im Hause des H[errn] Reg[ierungs]- u[n]d Schul-Raths W[ilhelm] von Türk — Friedrich Mann, Brigade-Prediger der Garden zu Berlin. Johannes Wilhelm Köthe, Pfarrer zu Altdöbern in der N[ieder] Lausitz. Friedrich Ludwig Jahn Friedrich Ludwig Krause Schulinspector und Prediger zu Hohenlübbichow beyi Koenigsberg i/N Albrecht Ludewig Richter, Schulinspector und Prediger zu Lechow.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 200/2,4 Bogen, 391 x 251 mm eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Zeuge H
403 Z. 9 Z. 12 Z. 12 Z. 13 Z. 15 Z. 15 Z. 15 Z. 16 Z. 16 Z. 18 Z. 18 Z. 19 Z. 20 Z. 20 Z. 24 Z. 24 Z. 25 Z. 25 Z. 26 Z. 28 Z. 29 Z. 30 Z. 30 Z. 30 Z. 31 Z. 31 Z. 33 Z. 33 Z. 35 Z. 36 Z. 36 Z. 37 Z. 40 Z. 41 Z. 41 Z. 42 Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 46 Z. 47 Z. 48 Z. 48 Z. 48 Z. 51 Z. 51
Pestalozzi: lateinische Schrift M[agister] Joh[ann] Wilhelm Prall: lateinische Schrift Woldenberg: lateinische Schrift Friedrich Wilhelm Segnitz: lateinische Schrift Joh[ann] Gottl[ob] Tetz: lateinische Schrift Jacobsdorf: lateinische Schrift Frankfurth: lateinische Schrift Carl Ferd[inand] Grünenthal: lateinische Schrift Reitwein: lateinische Schrift Otto Scharlau: lateinische Schrift Gransee: lateinische Schrift Ruppin: lateinische Schrift Georg Heinrich Schwiening: lateinische Schrift Zehdenick: lateinische Schrift Fr[iedrich] Moritz, Candidat: lateinische Schrift Zehdenick: lateinische Schrift Carl Leberecht: lateinische Schrift Magdeburg: lateinische Schrift Christian Wilhelm Spieker: lateinische Schrift Carl Ludwig Victor Schramm: lateinische Schrift Drossen: lateinische Schrift Heinrich Wilhelm Ule: lateinische Schrift Libbenichen: lateinische Schrift Frankfurt: lateinische Schrift Johann Gottlob August Koch: lateinische Schrift Plau: lateinische Schrift Johann Christian Zimmermann, Diaconus: lateinische Schrift Peitz: lateinische Schrift Cottbus: lateinische Schrift Gustav Friedrich Döllen: lateinische Schrift Königswusterhausen: lateinische Schrift Berlin: lateinische Schrift Keck von Schwartzbach: lateinische Schrift Friedr[ich] Wilhelm Wasserführer: lateinische Schrift Schaumburg: lateinische Schrift Cüstrin: lateinische Schrift Joh[ann] Friedr[ich] Ludw[ig] Eccius: lateinische Schrift Cüstrin: lateinische Schrift Carl Friedr[ich] Schulz: lateinische Schrift Züllichau: lateinische Schrift Sorau: lateinische Schrift Joh[ann] Carl Pape: lateinische Schrift Zinndorff: lateinische Schrift Strausberg: lateinische Schrift Balthasar August Petri, Diaconus: lateinische Schrift Ruhland: lateinische Schrift
404 Z. 52 Z. 52 Z. 54 Z. 55 Z. 55 Z. 56 Z. 58 Z. 59 Z. 62 Z. 63 Z. 63 Z. 64 Z. 64 Z. 66 Z. 66 Z. 70 Z. 70 Z. 70 Z. 74 Z. 75 Z. 76 Z. 77 Z. 77 Z. 77 Z. 78 Z. 80 Z. 83 Z. 88 Z. 88 Z. 89 Z. 91 Z. 91 Z. 91 Z. 93 Z. 93 Z. 93 Z. 95 Z. 95 Z. 96 Z. 96 Z. 97 Z. 97 Z. 99 Z. 99 Z. 103 Z. 103
Franz Heinrich Steinmeyer, Rector: lateinische Schrift Lebus: lateinische Schrift J. Christian Hilpert Seminarist: lateinische Schrift Weissenfels: lateinische Schrift Sarkow: lateinische Schrift Ernst Adolph John: lateinische Schrift David Traugott Kopf: lateinische Schrift Cottbus: lateinische Schrift Friedr[ich] Wilh[elm] Böttner: lateinische Schrift Carl Vogt, Auditor: lateinische Schrift Luckau: lateinische Schrift Samuel Benjamin Kuhn: lateinische Schrift Kay: lateinische Schrift Ferdinand Ewald: lateinische Schrift Rathenow: lateinische Schrift Theodor Boehmer: lateinische Schrift Neuhardenberg: lateinische Schrift Quilitz: lateinische Schrift Trebatsch: lateinische Schrift Beesnow: lateinische Schrift Singer Seminarist: lateinische Schrift Seminar: lateinische Schrift Weissenfels: lateinische Schrift Weissenfels im Sorau: lateinische Schrift Sorau: lateinische Schrift Korn: lateinische Schrift Friedr[ich] Betge: lateinische Schrift Fehrbellin: lateinische Schrift Gotthelf Tinzmann Cantor zu Ober-Lindow: lateinische Schrift J. G. Lehmann: lateinische Schrift Weissenspring: lateinische Schrift Francfurth: lateinische Schrift Leberecht Spendelin: lateinische Schrift Seedorf: lateinische Schrift Lenzen: lateinische Schrift J[ohann] C[hristoph] Menzel Cantor: lateinische Schrift Frankfurth: lateinische Schrift J. H. Gnadendorf Cantor: lateinische Schrift Dolgelin: lateinische Schrift Johann Albrecht Nachtigal: lateinische Schrift Sadenbeck: lateinische Schrift August Wilhelm Graefe: lateinische Schrift Wittstock: lateinische Schrift Friedrich Wilhelm Ulrich: lateinische Schrift Teupitz: lateinische Schrift
405 Z. 105 Z. 105 Z. 106 Z. 106 Z. 107 Z. 108 Z. 113 Z. 114 Z. 115 Z. 115
Joh[ann] Gottlob Ehrlich: lateinische Schrift Müncheberg: lateinische Schrift Johann Ludwig Wilhelm Mertz: lateinische Schrift Ruppin: lateinische Schrift Friedrich Reich: lateinische Schrift W[ilhelm] von Türk: lateinische Schrift Friedrich Ludwig Krause: lateinische Schrift Koenigsberg: lateinische Schrift Albrecht Ludewig Richter: lateinische Schrift Lechow: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Wilhelm Christian von Türk (1774–1846)
⇒
Nr. 653
II. Wilhelm Christian von Türk (1774–1846, ⇒ Nr. 653) war der Initiator eines zweiwöchigen Weiterbildungskurses «über die zweckmässige Behandlung des ElementarUnterrichts in den Volkschulen, hauptsächlich mit Rücksicht auf Pestalozzi’s Methode» (Wilhelm von Türk: Leben und Wirken des Regierungs- und Schulraths Wilhelm von Türk. Potsdam 1859, S. 73). Im Rahmen dieses Kurses wurde auch dieser Brief an Pestalozzi verfasst, weshalb von Türk hier als «Verfasser» bzw. «Initiator» dieses Briefes geführt wird, obwohl seine Urheberschaft quellenmässig nicht gesichert ist. Lit.: Norbert Grube: Pestalozzis preussische Pastoren. Die historische Kontextanalyse von geistigen Vater- und Kindschaften anhand eines Huldigungsbriefes vom September 1816. In: Bildungsgeschichte. International Journal for the Historiography of Education 1(2011), Heft 1, S. 40–56 III. Z. 12
Z. 13
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Prall: Joachim Wilhelm Rall (1763–1819) studierte an der Universität Königsberg und wurde 1787 Pfarrer in Nowe Siodło (Neudorf, Niederschlesien). 1794 heiratete er Charlotte Weite und übernahm 1804 die Pfarrerstelle in Pełkinica (Rahnwerder, Westpommern). Von 1811 bis 1814 war er Hilfsprediger in Königsberg, danach wechselte er als Oberpfarrer nach Dobiegniew (Woldenberg, Lebus), wo er von 1816 bis 1819 zugleich das Amt des Superintendenten übernahm. Segnitz: Johann Friedrich Wilhelm Segnitz (†1830) aus Wusterhausen war 1805 als Feldprediger tätig, wurde 1808 Archidiakon und Schulinspektor in Wusterhausen und war von 1820 bis zu seinem Tod Pfarrer in Dreetz (beide Brandenburg). Tetz: Johann Gottlob Tetz (1776–1836) besuchte das Gymnasium in Sulechów (Züllichau, Lebus), studierte in Halle und wurde 1805 ordiniert. Nach einer Tätigkeit als Feldprediger übernahm er 1815 die Pfarrerstelle in Jakobsdorf, von 1817 bis 1836 war er Pfarrer in Müllrose (beide Brandenburg). Grünenthal: Carl Gotthilf Ferdinand Grünenthal (1788–1874) aus Frankfurt an der Oder besuchte ebenda Gymnasium und Universität, wurde 1815 ordiniert und war anschliessend Pfarrer, zuerst in Reitwein (Bran-
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denburg) und von 1820 bis 1865 an der St. Gertraudkirche in Frankfurt an der Oder. Scharlau: Otto Johann Adolph Scharlau (1784–1838), geboren in Pritzwalk (Brandenburg), besuchte das Gymnasium in Prenzlau (Brandenburg), anschliessend studierte er in Halle und erhielt 1810 in Wittstock (Brandenburg) die Stelle als Diakon. 1814 erfolgte seine Berufung als Oberprediger und Schulinspektor nach Gransee in der Grafschaft Ruppin (Brandenburg), ab 1817 übernahm er die Superintendentur der Diözesen Gransee und Lindow und publizierte 1820 einen Katechismus für den Schul- und Konfirmanden-Unterricht. Schwiening: Georg Heinrich Schwiening (1781–1863) wurde nach dem Studium in Göttingen 1810 ordiniert, war anschliessend Diakon in Zehdenick (Brandenburg), wurde 1824 im gleichen Ort zum Oberpfarrer und Superintendent ernannt und 1858 emeritiert. Noack: Johann Gottlieb Noack (1775–1830) studierte in Leipzig und Wittenberg und war nach seiner Ordination 1803 zunächst als Feldprediger tätig, bevor er von 1804 bis 1830 Superintendent in Müncheberg (Brandenburg) war. Moritz: Friedrich Moritz konnte nicht näher bestimmt werden. Messner: Carl Leberecht Messow/Messner (1759–1825) studierte Theologie in Halle, war von 1783 bis 1794 als Feldprediger tätig und übernahm 1794 die Pfarrstelle in Biederitz bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt). 1811 wurde er zum Superintendenten und Schulinspektor mehrerer Schulen um Magdeburg ernannt. Spieker: Christian Wilhelm Spieker (1780–1858) studierte in Halle Theologie, wo er anschliessend als Lehrer an der lateinischen Schule und dem Pädagogium der Franckeschen Stiftungen unterrichtete und ab 1805 als Feldprediger tätig war. 1807 zog er nach Dessau, verfasste die Jugendschriften Die glücklichen Kinder und Vater Hellwig, gab 1809 das Westfälische Taschenbuch heraus und wurde im gleichen Jahr in Frankfurt an der Oder Diakon und ausserordentlicher Professor der Theologie an der dortigen Universität. Während der Napoleonischen Kriege begleitete Spieker 1813 und 1814 die kurmärkische Landwehr als Prediger, 1818 wurde er Superintendent und Oberpfarrer in Frankfurt an der Oder. Zudem war er immer wieder literarisch aktiv, er schrieb zahlreiche Erbauungsbücher, ebenso Werke über die Kirchen- und Reformationsgeschichte und veröffentlichte 1853 eine Stadtgeschichte über Frankfurt an der Oder. Schramm: Carl Ludwig Victor Schramm (1773–1849) war nach seinem Studium in Halle und seiner Ordination 1798 als Feldprediger tätig. 1800 übernahm er die Kaplanstelle seines Vaters Johann Victor Schramm (1732–1807) in Ośno Luburskie (Drossen, Lebus) und wurde 1808 ebenda zum Oberpfarrer und Superintendenten ernannt. Ule: Heinrich Wilhelm Ule (1783–1861) aus Frankfurt an der Oder studierte in seiner Heimatstadt Theologie, wurde 1808 ordiniert und übernahm eine Pfarrstelle in Jakobsdorf. 1815 wurde er Pfarrer in Libbenichen, 1817 in Lossow (alle Brandenburg), 1827 folgten Ernennungen zum Konsistorial- und Schulrat in Frankfurt, wo er 1832 zudem zum ersten Pfarrer der dortigen reformierten Kirche gewählt wurde. 1860 wurde er emeritiert. Koch: Johann Gottlob August Koch (1780–1849) war ab 1803 zunächst Lehrer am Gymnasium in Sulechów (Züllichau, Lebus), wurde 1808 Pfar-
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rer in Thiemendorf (heute Teil von Waldhufen, Sachsen) und amtierte von 1815 bis zu seinem Tod als Pfarrer in Plau (Mecklenburg-Vorpommern). Zimmermann. Johann Christian Zimmermann (*um 1781) war von 1808 bis 1852 Diakon in Peitz (Brandenburg), zuvor Quintus (Unterlehrer) in Cottbus. Wilhelmi: Ferdinand Wilhelmi (1789–1866) war Diakon, Pfarrer und Schulinspektor in Beeskow (Brandenburg). Korn: Carl Gottlob Korn (1777–1850), Pfarrersohn aus Greifenhain (Sachsen), studierte Theologie an der Universität in Halle, wurde 1803 ordiniert und war anschliessend bis zu seinem Tod als Pfarrer in Klein Döbbern (Brandenburg) tätig. Döllen: Gustav Friedrich Döllen (1773–1841) aus Königswusterhausen (Brandenburg) war 1798 Feldprediger im Jägerregiment und von 1802 bis zu seinem Tod wie zuvor sein Vater, Daniel Friedrich Döllen (†1801), Superintendent in Königswusterhausen. Reichenbach: Gottlieb Erdmann Reichenbach (1772–1856) aus Gross Särchen (Sachsen) studierte als Sohn eines Lehrers an der Universität Leipzig, wurde 1797 ordiniert und amtete ab 1808 als Diakon, später als Archidiakon und von 1825 bis 1851 als Oberpfarrer und Superintendent in Zary (Sorau, Lebus). Schwartzbach: Karl Keck von Schwartzbach (1767–1846) stammte aus einer ursprünglich böhmischen Adelsfamilie, war königlicher Landrat, Hauptmann und Ritter des Johanniterordens. Er starb 1846 in Jawor (Niederschlesien). Wasserführer: Friedrich Wilhelm Wasserführer (1770–1826) war ab 1794 Konrektor in Myslibórz (Soldin, Westpommern), wurde ein Jahr später Diakon in Barwice (Bärwalde, Westpommern) und führte schliesslich ab 1806 bis zu seinem Tod das Pastorat in Szumilowo (Schaumburg, Lebus), wo er auch Bekanntschaft mit Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg (1790–1866) schloss. Eccius: Johann Friedrich Ludwig Eccius (1770–1843) studierte Theologie an der Universität in Frankfurt an der Oder, war ab 1793 Adjunkt in Rybocice (Reipzig, Polen) und später daselbst auch Pfarrer, kam 1804 als zweiter Diakon nach Frankfurt an der Oder und übersiedelte schliesslich 1809 nach Letschin (Brandenburg), wo er fortan als Pastor und Schulinspektor wirkte. Schulz: Carl Friedrich Schulz (1784–1850) aus Wittmannsdorf (Brandenburg) wirkte um 1810 als Gesangslehrer am Seminar in Sulechów (Züllichau, Polen), war später Konrektor in Fürstenwalde und machte sich einen Namen als Komponist, der insbesondere auch um die Entwicklung des schulischen Gesangsunterrichts bemüht war. Burdach: Carl Wilhelm Burdach (1781–1842) aus Trzebiel (Triebel, Lebus) arbeitete nach einem Studium in Leipzig ab 1809 als Oberlehrer an der Bürger- und Waisenhausschule in Zary (Sorau, Lebus) bevor er 1819 nach Zittau (Sachsen) kam, um dort der Freischule, dem Schullehrerseminar, einem Töchterinstitut und zeitweilig auch einer Gewerbeschule vorzustehen. Pape: Johann Carl Pape (1760–1827) besuchte zunächst das Joachimsthaler Gymnasium, dann die Universität in Frankfurt an der Oder, bevor er nach einigen Jahren der Hauslehrertätigkeit 1795 zunächst Adjunkt, dann
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1798 Pfarrer in Zinndorf (Brandenburg) wurde. Dort blieb er bis zu seinem Tod und engagierte sich für Schulverbesserungen und vor allem für die Verbesserung der Kirchenmusik. Weber: Carl Gottfried Weber (1760–1827) verbrachte seine klerikale Karriere in Jüterborg (Brandenburg), zunächst als Konrektor ab 1795, dann ab 1800 als Rektor und Diakon, ab 1809 als Diakon an der Nikolaikirche, wo er schliesslich 1816 zum Oberpfarrer aufstieg und als solcher bis zu seinem Tod amtierte. Petri: Balthasar August Petri (1775–1840) war nach dem Gymnasialbesuch in seiner Heimatstadt Bautzen und dem anschliessenden Theologiestudium in Leipzig ab 1810 Waisenhauslehrer in Bautzen, wurde dann 1814 Subdiakon in Ruhland und übernahm 1817 die Pfarrstelle in Dürrhennersdorf, bevor er schliesslich 1824 nach Putzkau – wie die drei übrigen Orte in der Oberlausitz (Sachsen) gelegen – wechselte. Steinmeyer: Franz Heinrich Steinmeyer war Lehrer und Organist in Beeskow und ab 1815 Rektor in Lebus (beides Brandenburg). Glokke: Emil Glokke (1792–nach 1859) aus Ringenwalde (Brandenburg) besuchte von 1809 bis 1811 das Seminar in Züllichau und war Kantor und Lehrer in Mallnow (Brandenburg), bevor er 1813 nach Frankfurt an der Oder kam, wo er zunächst an der Schule in der Dammvorstadt und sodann, von 1821 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1859, an der höheren Bürgerschule unterrichtete. Hilpert: J. Christian Hilpert konnte nicht näher bestimmt werden. Es ist jedoch möglich, dass es sich hierbei um den Lehrer Hilpert handelt, der um 1833 am Gymnasium in Stendal (Sachsen-Anhalt) unterrichtete. John: Ernst Adolph John war seit 1811 zweiter Lehrer am Waisenhaus Langendorf (heute Teil von Weissenfels, Sachsen-Anhalt), davor unterrichtete er im Torgauer Waisenhaus (Sachsen). Kopf: David Traugott Kopf (1788–1865) aus Schwarzkollm (heute Teil von Hoyerswerda, Sachsen) war nacheinander in Kakrow, Fehrow und Papitz (alle Brandenburg) als Dorfschullehrer tätig, verfasste und publizierte Kirchenlieder und Gedichte in wendischer Sprache, übernahm 1815 eine Stelle als Lehrer in Cottbus und gründete 1816 dort zusammen mit anderen Schulmännern einen Schullehrer-Verein. 1819 wurde er an das Königliche Schullehrer-Seminar und Waisenhaus in Neuzelle berufen. 1824 zog Kopf ein letztes Mal um und liess sich in Berlin nieder, wo ihm 1825 die Leitung einer Anstalt für sittlich verwahrloste Kinder übertragen wurde, zudem war er als Schulinspektor tätig. 1830 erschien sein Buch Das Leben der sorbischen Lehrer Christian und David Wowanus oder: Der Sieg des Glaubens. Kopf: Jeremias Gottlob Kopf, geboren in Schwarzkollm (heute Teil von Hoyerswerda, Sachsen), war ein älterer Bruder von David Traugott Kopf (1788–1865, ⇒ Z. 58) und übernahm 1803 eine Stelle als Lehrer in Leuthen (heute Teil von Drebkau, Brandenburg). Böttner: Friedrich Wilhelm Böttner (1796–1874) aus Essleben bei Eckartsberga besuchte seit 1814 das Volksschullehrerseminar in Weissenfels, wurde 1816 als Hilfslehrer an der Seminarschule in Zeitz angestellt und war von 1819 bis 1865 Lehrer an der Bürgerknabenschule in Naumburg (alle Sachsen-Anhalt), wo er auch starb. Vogt: Wahrscheinlich ist hier Johann Carl Vogt aus Luckau (Brandenburg) gemeint, der Schullehrer in Sellendorf (heute Teil von Steinreich, Bran-
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denburg) war und 1814 als Auditor (fünfter Lehrer) am Luckauer Gymnasium angestellt wurde. Kuhn: Samuel Benjamin Kuhn (1773–1827) besuchte Lehrerbildungsanstalten in Breslau und Zielona Góra (Grünberg, Lebus) und amtierte ab 1796 bis zu seinem Tod als Lehrer, Küster und Kantor in Kay bei Sulechów (Züllichau, Lebus), wo er später auch Schreiber des Patrimonialgerichts wurde. Ewald: Ferdinand Ewald war 1816 Rektor der Bürgerschule von Rathenow (Brandenburg). Meyer: Friedrich Benjamin Meyer (1762–1842) aus Drawsko Pomorskie (Dramburg, Westpommern) studierte an der Universität Frankfurt an der Oder, wo er 1790 ordiniert wurde und arbeitete als Pfarrer in Mildenberg und Markgrafpieske (heute Teil von Spreenhagen), bevor er 1820 Superintendent in Storkow (alle Brandenburg) wurde. Boehmer: Johann Tobias Theodor Boehmer (1779–1853) studierte nach dem Besuch des Gymnasiums «Graues Kloster» in Berlin in Halle an der Saale Theologie und wurde wohl auch an der Franckeschen Stiftung ausgebildet. 1807 übernahm er das Pfarramt in Neuhardenberg (Quilitz, Brandenburg) und richtete 1811 zusammen mit dem Gutsherrn und Kirchenpatron, dem Geheimrat Friedrich Wilhelm Bernhard von Prittwitz (1764–1843), regelmässige Schullehrerkonferenzen zur Aus- und Weiterbildung der Landschullehrer ein, die auch nach der Einrichtung der Lehrerseminare fortbestanden. Zur Zeit der Befreiungskriege 1812/13 war Boehmer stark an der Vorbereitung der Landwehrtruppen beteiligt. 1830 baute er den ersten Schullehrerverein in Frankfurt an der Oder auf. Krause: Karl Heinrich Krause (1772–1841) wurde nach seinem Theologiestudium in Halle und seiner Tätigkeit als Konrektor an der Stadtschule von Wriezen (Brandenburg) 1796 Feldprediger in Wesel und nach Auflösung des dortigen Regiments 1806 Prorektor am Gymnasium in Detmold (beides Nordrhein-Westfalen). 1808 übernahm er die Predigerstelle in Sarbinowo (Zorndorf, Westpommern) bevor er schliesslich 1823 bis zu seinem Tod als Superintendent in Gorzów Wielkopolski (Landberg, Lebus) wirkte. Krause veröffentlichte zahlreiche Schulbücher, unter anderem 1813 der dann bis 1844 in sieben Auflagen erscheinende Versuch planmässiger und naturgemässer unmittelbarer Denkübungen für Elementarschulen und Versuch eines methodischen Lehrbuchs der deutschen Sprache (1817). Kossmag: Johann Gottlob Kossmag (1784–1866) war Küster und Schullehrer in Trebatsch (Brandenburg), bevor er 1824 als erster Kantor und Lehrer nach Bobrowice (Bobersberg, Lebus) berufen wurde, wo er bis zu seiner Pensionierung 1850 blieb und 1866 auch starb. Singer: Johann Heinrich Singer konnte nicht näher bestimmt werden. Hesse: Friedrich August Hesse (†1852) war von 1810 bis zu seinem Tod Lehrer an der Schule in Złotnik (Reinswalde, Lebus), wo er zudem als Küster arbeitete und ab 1820 auch als Kantor amtierte. Engelmann: Johann Gottlieb Engelmann konnte nicht näher bestimmt werden. Klette: Wilhelm Klette (1780–1850), Pfarrersohn aus Cossar (Lebus), studierte an den Universitäten Halle und Leipzig, wurde 1809 ordiniert, war dann Pfarrer und Schulinspektor in Weissig (Sachsen) und wechselte
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1823 nach Maszewo (Messow, Lebus) wo er bis zu seinem Tod der Pfarrei vorstand. Korn: Wilhelm Gottlob Korn (1778–1835), Pfarrersohn aus Greifenhain (Sachsen), besuchte das Gymnasium in Bautzen studierte ab 1799 Theologie in Halle und Leipzig und wurde, nachdem er zuvor als Hauslehrer gearbeitet hatte, bald darauf zur Verwaltung des Diakonats in Spremberg berufen. Nach einem Wechsel nach Missen, wo er kurze Zeit das Pastorat leitete, kam Korn als Diakon nach Cottbus (alle Brandenburg), wo er 1835, unterdessen zum Archidiakon aufgestiegen, unerwartet an einem Schlaganfall starb. Bronisch: Ernst Friedrich Erasmus Bronisch (1786–1844) wirkte nach seinem 1808 beendeten Theologiestudium in Halle an der Saale und Leipzig zunächst als Privatlehrer und als Rektor und Subdiakon in Betschau, bevor er als Pastor von 1813 bis 1822 in Grossbriesen bei Cottbus (beide Brandenburg), anschliessend in Steinitz und Welze/Welzau (beide Sachsen) amtierte. Stauss: August Christian Stauss (1773–1849) absolvierte die Fürstenschule in Meissen und die Hochschule in Wittenberg und leitete von 1824 bis zu seinem Tod die Oberpfarrstelle in Trzebiel (Triebel, Lebus), nachdem er zuvor von 1798 bis 1815 Pfarrer in Waldow und anschliessend bis 1824 in Fünfeichen/Neuenzelle (beide Brandenburg) war. Betge: Joachim Erdmann Friedrich Betge (1781–1861) war zunächst Rektor an der Stadtschule von Fehrbellin und wurde 1833 Pastor in Brunne (beide Brandenburg). Tinzmann: Gotthelf Tinzmann war bis 1814 interimistischer Schullehrer in Weissenspring und wurde dann zum Lehrer und Kantor in Ober-Lindow (beides Brandenburg) bestellt. Lehmann: J. G. Lehmann wurde 1814 zum Lehrer in Weissenspring (heute Teil von Gross Lindow, Brandenburg) ernannt. Schulze: Justus Ferdinand Schul(t)ze (1768–1845) studierte in Frankfurt an der Oder und Halle Theologie. 1792 wurde er Archidiakon (zweiter Pfarrer einer Stadtkirche) in Fürstenwalde (Brandenburg), von 1798 bis 1840 war er im selben Ort als Oberpfarrer und Superintendent tätig. Spendelin: Leberecht Spendelin (1781–1847) studierte in Halle, wurde 1810 ordiniert und übernahm anschliessend Pfarrstellen in Möckern bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt), 1813 in Seedorf bei Lenzen in der Priegnitz und von 1831 bis 1847 in Köritz (beide Brandenburg). Menzel: Johann Christoph Menzel (1786–1857) wurde in Sulechów (Züllichau, Lebus) zum Lehrer ausgebildet und engagierte sich als Kantor in Lossow (heute Teil von Frankfurt am der Oder) zusammen mit dem Prediger und Superintendenten Karl Heinrich Neumann (1778–1819) für die Lehrerbildung, indem beide mit Bezug auf Pestalozzi und Friedrich Eberhard von Rochow (1734–1805) ab 1810 Schullehrerkonferenzen einführten. Auch der Rechen- und Zeichenunterricht sollte nach den Vorschlägen Pestalozzis ausgerichtet werden, doch wurde er von Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg (1790–1866) als sehr mechanisch beschrieben. Von 1816 bis 1857 wirkte Menzel als Seminarmusiklehrer in Koszalin (Köslin, Westpommern). Gnadendorf: J. H. Gnadendorf konnte nicht näher bestimmt werden. Nachtigal: Johann Albrecht Nachtigal (1773–1835), Bauernsohn aus Zedau (Sachsen-Anhalt), war nach einem Studium an der Universität Hal-
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le, das er 1810 mit Ordination abschloss, bis zu seinem Tod als Pfarrer in Sadenbeck (Brandenburg) angestellt. Graefe: August Wilhelm Graefe (1778–1846) studierte an der Universität Halle, wurde 1808 ordiniert und arbeitete sodann als Diakon, ab 1811 als Archidiakon und von 1835 bis 1844 als Oberpfarrer und Superintendent in Wittstock (Brandenburg), seiner Vaterstadt. Starcke: Ernst Adolf Starcke (1786–1821) wechselte 1817 von seiner Pfarrstelle in Ogrosen (Brandenburg) als Pastor in die sächsischen Gemeinden Medingen und Dittmannsdorf bei Dresden, wo er vier Jahre später starb. 1818 veröffentliche er eine Festschrift zur 50-jährigen Regentschaft des sächsischen Königs Friedrich August (1750–1827) und nahm damit eine preussenkritische Haltung ein. Pielchen: Johann Martin Pielchen (1775–1853) war Hauslehrer und zweiter Lehrer am Seminar in Luckau, wo er auch die Predigerstelle übernahm. In dem 1817 gegründeten preussischen Schullehrerseminar in Neuzelle (beide Brandenburg) übernahm Pielchen kurzzeitig die Leitung, bevor er 1821 Pfarrer in Nowogroódek Pomorski (Neuenburg, Westpommern) wurde, wo er auch starb. Ulrich: Friedrich Wilhelm Ulrich (1766–1838), geboren in Berlin, studierte Theologie an der Universität in Halle. 1795 wurde er Garnisons- und Gefängnisprediger in Spandau, 1808 bis 1838 war er Prediger in Teupitz in der Mark Brandenburg. Ehrlich: Johann Gottlob Ehrlich (1765–1840) wurde 1797 ordiniert und arbeitete als Prediger in Buckow (Brandenburg). Ein Jahr später übernahm er das Pfarramt in Nagodzice (Herzogswalde, Niederschlesien), bevor er bis zu seiner Emeritierung Prediger in Gusow (Brandenburg) wurde. Mertz: Johann Ludwig Wilhelm Mertz (1774–1834), Arztsohn aus Neuruppin, besuchte die Universität Halle und wurde 1798 ordiniert, war daraufhin während eines Jahres Feldprediger im Regiment des preussischen Prinzen Ferdinand (1730–1813, ⇒ Nr. 891), arbeitete ab 1799 als Pfarrer und Schulinspektor in Karwe, wurde 1823 Superintendent in Trebbin und stand zuletzt von 1826 bis 1834 der Pfarrei in Berge (alle Brandenburg) vor. Reich: Bei Friedrich Reich dürfte es sich um den von Wilhelm Christian von Türk (1774–1846, ⇒ Nr. 653) in seinen Erinnerungen (Leben und Wirken des Regierungs- und Schulraths Wilhelm von Türk. Potsdam 1859, S. 67 f.) erwähnten Hauslehrer handeln, den er aus der Schweiz mitnahm. Er konnte aber nicht näher bestimmt werden. Mann: Karl Friedrich Theodor Mann (1780–1853) war 1804 zunächst Lehrer am Grauen Kloster, ab 1808 Prediger in Stralau (heute Teil von Berlin), 1811 Brigade-Prediger, 1816 Garde-Brigadier in Berlin, 1817 bis 1825 Superintendent und Oberpfarrer an der Marienkirche von Strausberg (Brandenburg) und wurde anschliessend Oberprediger in BerlinCharlottenburg. Köthe: Johannes Wilhelm Köthe (1783–1867) aus Lübben wurde nach absolviertem Theologiestudium an der Universität Leipzig 1805 Lehrer an der Leipziger Bürgerschule und übernahm nach dreijähriger Hauslehrertätigkeit in seiner Heimatstadt Lübben 1810 die Pfarrstelle in GrossMehssow im Kirchenkreis Calau, wo er Superintendent war. 1815 wechselte er als Pfarrer nach Altdöbern (alle Brandenburg), gründete dort 1819 ein Schullehrerseminar, dem er als Direktor vorstand und initiierte
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zahlreiche lokale Schulverbesserungen, etwa die 1826 gegründete, jedoch nur fünf Jahre bestehende Realschule. Jahn: Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) ⇒ Nr. 1422 Krause: Friedrich Ludwig Krause (1776–nach 1837) wurde 1803 ordiniert und arbeitete als Prorektor und Hilfsprediger in Kostrzyn nad Odrą (Küstrin, Lebus), bevor er 1806 Pfarrer in Lubiechów Górny (Hohenlübbichow, Lebus) wurde, wo er sein Amt bis 1837 versah. Richter: Albrecht Ludewig Richter (†1825) wurde 1794 ordiniert, arbeitete sodann als Diakon in Putlitz (Brandenburg), wurde 1799 Pfarrer in Kuhsdorf (Mecklenburg-Vorpommern), 1804 in Techow und schliesslich 1819 Superintendent in Kyritz (beide Brandenburg), wo er auch starb.
1531 a. Buchhandlung Orell Füssli Mitte September 1816 [Reg.] Büchersendung.
Überlieferung 1
PSB X, S. 170.17 Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b
1531 b. Gessnersche Buchhandlung September 1816 5
[Reg.] Die Gessnersche Buchhandlung schickt ein Paket mit 60 Exemplaren von Lienhard und Gertrud.
Überlieferung 1
PSB X, S. 176.34 Sacherklärung I.
Gessnersche Buchhandlung ⇒ Nr. 1323 b
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Lienhard und Gertrud: Am 5. April hatte Pestalozzi dem Leipziger Buchhändler Johann Balthasar Schiegg (1754–1830, ⇒ Nr. 1363 a) mitgeteilt, dass sowohl die ältere als auch die neuere Auflage von Lienhard und Gertrud beinahe vergriffen sei, möglicherweise aber noch etwas in Zürich lagere (PSB X, Nr. 4247). Welche Exemplare welcher Auflage nun hier verschickt wurden, bleibt unklar.
1531 c. Johann David/Jakob von Gonzenbach September 1816 5
[Reg.] Gonzenbach teilt Pestalozzi mit, dass sein Schwiegersohn ihn nicht besuchen werde.
Überlieferung 1
PSB X, S. 178.12 f. Sacherklärung I.
Johann David/Jakob von Gonzenbach (1777–1842)
⇒
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Schwiegersohn: Johann Jakob Meyer (1790–1855) war Kaufmann und Bankier in St. Gallen, wo er auch das Amt des Unterbürgermeisters bekleidete. Von 1853 bis zu seinem Tod war er Mitglied der Kommission der St. Gallisch-Appenzellischen Eisenbahn.
1532. Joseph Schmid 29. September 1816 Iferten 29 7bres 1816 5
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Lieber Pestalozzi! Sie sagten, Niederer erklärte: «Ich spotte über die Bibel und er habe hiefür Zeugen.» Würde H[err] Niederer dieses sagen, so wäre natürlich nichts dagegen einzuwenden; nachdem er sich aber auf Zeugen beruft, so bitte ich, lassen Sie sich von diesen Zeugen Auskunft hierüber geben. Es ist mir um Ihrentwillen wichtig, dass Sie sich auch über das Entscheidenste überzeugen, dass man mir Unrecht thut.
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Ich kann Ihnen zum voraus sagen, dass weder mein Mund und noch viel weniger mein Herz Antheil oder Anlass zu dieser Verläumdung gab, aber ich wünsche, dass Sie sich selber überzeugen, mit welcher Kunst man diejenigen zu suchen weisst, die man glaubt, aus Pflicht zu misshandeln und zu verläumden. Ich erinnere mich nie ein Wort über die Bibel gesprochen zu haben, ausser bey dem Anlass, als über das Verboth, dass die Katholiken die Bibel nicht lesen dürfen, die Rede war. Ich bemerkte, dass wir hier folgen müssen, und dass in der Bibel gewiss auch etwas vorkommen müsse, an dem man Anstand nahm, sie den Kindern und dem Volk unbedingt in die Hände zu geben. Auch ich habe Stellen in der Bibel getroffen, die mir zu der Zeit als ich sie las, sehr auffielen. Wie sehr ich die Bibel achte, für dieselbe thue was in meinen Kräften steht, mag unser Pfarrer in Chevres am Ende noch bezeugen, mit dem ich schon ein paar mal deswegen in Opposition kam, und noch die einzige Schwierigkeit bin, dass er unsern Katholiken nicht geradezu verbothen hat, den Religionsunterricht bey den Protestanten, denen die Bibel in die Hände gegeben wird, zu besuchen. Er hat sich deshalb bisher begnügt, ihnen das Verboth gegen die Bibel in Erinnerung gebracht zu haben. Was von mir persönlich abhing, die katholischen Zöglinge dahin zu vermögen, dass sie den Religionsunterricht dessen ungeachtet mit den Protestanten besuchen möchten, ist geschehen. Bey der fortgesetzten Abweisung der kath[olischen] Zöglinge aber, wird dieses wenig fruchten. Jos[eph] Schmidt
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 333/6a Blatt, 219 x 174 mm Datum am Schluss, Datum und Unterschrift eigenhändig Original Textkritik
Zeuge H Z. 25 Z. 26
Chevres: lateinische Schrift Opposition: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
415 II. Der Streit zwischen den beiden Protagonisten Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) beschränkte sich nicht nur auf die Stellung als «engster Mitarbeiter» oder «Nachfolger» Pestalozzis, sondern wurde auch indirekt ausgetragen, wie der vorliegende Brief deutlich macht. Für den reformierten Pfarrer Niederer war die selbstständige Lektüre in der Bibel nicht nur eine theologische, sondern ebenso eine moralische oder pädagogische Notwendigkeit, die wesentlich mit Pestalozzis Methode verbunden war. Der Katholik Schmid hingegen verband mit der Bibellektüre nicht dieselben moralischen Orientierungsmöglichkeiten. III. Z. 4 Z. 6
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Iferten: dt. Name für Yverdon Sie sagten: Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hatte seinen Zweifeln an Joseph Schmids (1785–1851, ⇒ Nr. 712) Religiosität in mehreren früheren Briefen an Pestalozzi Ausdruck verliehen (⇒ Nr. 1488, ⇒ Nr. 1492, ⇒ Nr. 1494, oder auch ⇒ Nr. 1515), den hier erwähnten konkreten Vorwurf des Bibelspottes scheint er aber nicht in schriftlicher Form vorgebracht zu haben. Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Pfarrer: Jean Michel Delamadeleine (1790–1862) aus Poliez-Pittet (Kt. Waadt) war 1814 ordiniert worden und amtierte seit dem Frühjahr 1816 als Pfarrer in Cheyres, wo er verblieb, bis er 1853 die Pfarrei von Montbrelloz (beide Kt. Fribourg) übernahm.
1533. David Vogel 5. Oktober 1816 5
Herrn Herren Pestalozzi in Yverdon. Zürich den 5° Oct[o]b[e]r 1816.
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Mein th[eurer] Freünd! Gottlieb wird nun nächstens seine Lehrzeit beendigt haben, H[err] Hauser ist mit ihm zufrieden; sein Aufenthalt in diesem Hause war ihm von grossem Nuzen, er lernte die Profession gut, sah dieselbe im grossen, und ward gewöhnt an Arbeit und Gehorsam, was der der einst befehlen soll vor allem aus lernen soll; ein Meister ist er aber noch nicht. Hausers Gerwerey ist hauptsächlich auf das Sohlleder eingerichtet, darum schien mir wohl gethan, ihn noch einige Zeit in die grosse Meyersche Gerwerey in Isny in Arbeit zu senden. H[err] Hauser kennt dies Haus genau, dort lernt er die Behandlung
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der Dünen oder Überledner, siehet es im grossen behandlen und wenn er dort einige Zeit gearbeitet hat, so schien mir zwekmässig ihn einige Zeit zu seiner Ausbildung nach Leipzig zu deiner Frau Schwester zu schiken, wo er mit Liebe aufgenohmen, mit gebildeten Menschen Umgang haben würde, nachher noch eine Reise mit Rüksicht seines künftigen Berufs nach Frankreich und Italien machen könnte; in Italien sollte er für künftigen Absaz von Leder, wohin viel aus der Schweiz, besonders von Hauser geschikt wird, Bekantschaft mit dortigen Kauffleüthen suchen, nach Verfluss einiger auf solche Weise wohlangewandter Jahre denn in Zürich als ein gebildeter Mann und tüchtiger Meister in seinem Fach sich etablieren, und eine Gerwerey zwar nicht im grossen anfangen, aber sich so einrichten und ein Local übernehmen, das geeignet ist, sein Etablissement nach und nach vergrössern zu können. – Er sehnt sich wie mich dünkt zu sehr aus der Lehrzeit und aus dem Hauserschen Haus zu kommen, wichtige Gründe hat er dafür keine, Hauser ist kränklich und etwas herrisch, allein es schadet nichts, wenn er auch einige Unannehmlichkeiten zu ertragen lernt, nur kein müssiges Leben bis zum Frühjahr, dis wäre für Gottlieb wie ich ihn kenne höchst verderblich, über die Neüjahrzeit für 4–6. Wochen kann er immerhin nach Yverdon, aber die übrige Zeit bis Aprill oder May schien mir wohl gethan ihn noch bey Hauser zu lassen. Ich bitte dich m[ein] Fr[eund] mir über alles dis deine Ansicht mittzutheilen und mit unserem Freünd Schmidt, der mir sehr lieb geworden ist, zu sprechen. Ein zweyter Gegenstand, worüber ich deinen Willen zu vernehmen wünsche betrift den Neüenhof, Schmid überzeügte sich wie mir schienn dass ein Verkauff thunlich sey; weil Gottlieb nie dort sich etablieren wird, das Gut bey dem jezigen Lehenmann, weil er noch andere Güter hat, in Abnahm komt und dringliche Bauten bevorstehen, die späther beym Verkauff sich schwerlich bezahlen würden. Falls du dich zum Verkauff entschliessen könntest, so frägt sich auf was Art die Sache behandelt werden soll, ob nicht eine, nach vorgegangener Ausschreibung in einigen öffentlichen Blättern, vorzunehmende Gant, theils für Stükweise, theils fürs Ganze zu verkauffen, am rathsamsten seyn möchte, oder ein Handverkauff. Zu lezterem zeigt sich jezt eine Gelegenheit. Ein Baur von Lupfig der ein schönes Heimwesen aber 6. Buben dazu hat, und gern ein ganzes Gut für dise kauffen möchte, zeigte sich bey mir, er äuserte sich dass er 13.000 F[ranken] dafür bezahlen und ⅓ baar erlegen würde, ich sagte ihm, dass noch nicht entschieden sey ob das Gut verkauft werden solle, und in jedem Fall müsse es mehrere tausend mehr gelten, er bat mich dir zu schreiben und uns den Preis zu sagen,
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was ich ihm versprach und dich hiemit ersuche, mir zu melden, was ich ihm antworten soll. Für die Herausgabe deiner Werke scheint jezt ein günstiger Zeitpunkt zu seyn, nur befürchte ich, dass durch die Begehren des Privilegiums zu viel Zeit vergeht. Könnte nicht die Subscription z u g l e i c h e r Z e i t vorgenohmen werden? Doch das ist nur eine Idee, du kennst das besser. Allein jedes Jahr das vorbej geth entzieht dir eine wichtige Resource für deine Zweke, und du bist kein Jüngling am Alter, wenn schon noch an Lebenslust und Regsamkeit. Lass mich, m[ein] th[eurer] Fr[eund] bald etwas von dir, und über meine Anfragen vernehmen. – Ich bin wohl und heiter wie lange nicht. Gott erhalte dich gesund. Sey von m[einer] l[ieben] Fr[au] meinem Sohn u[nd] mir herzlich und innigst gegrüsst, grüsse mir Schmidt, Lisabeth, Custer. dein Vogel.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55 a/56, Umschlag 380/10 Bogen, 234 x 187 mm Siegelspuren, Datum am Schluss, Stempel ZURICH 5 OCTB 16 Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 13 Z. 21 Z. 24 Z. 31 Z. 39 Z. 41 Z. 48 Z. 65 Z. 67 Z. 68
Y v e r d o n : lateinische Schrift was der zu seiner Ausbildung ∫ nach Frankreich Local: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift über ∫ sich schwerlich Subscription: lateinische Schrift Idee: lateinische Schrift Resource: lateinische Schrift Sacherklärung I.
David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a
418 II. Gottlieb Pestalozzi (1797–1863, ⇒ Nr. 594) hatte im Frühjahr 1814 eine Gerberlehre in Wädenswil (Kt. Zürich) angetreten, die David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) organisiert hatte. Vogel war von Pestalozzi auch beauftragt worden, die finanzielle Absicherung seiner Frau Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) und seines Enkels zu regeln, weshalb sich Vogel jetzt auch um einen allfälligen Verkauf des Neuhofs kümmerte, der dann allerdings nicht zustande kam. III. Z. 10 Z. 11 Z. 17
Z. 19 Z. 22 Z. 42 Z. 46 Z. 72 Z. 73 Z. 74 Z. 74
Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Hauser: Johannes Hauser (1776–1841) ⇒ Nr. 1383 Meyersche Gerwerey in Isny: Der Bezeichnung lässt sich nicht eindeutig ein Betrieb zuordnen, da zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Isny (BadenWürttemberg) laut Gewerbesteuerkatastern unter dem Namen Meyer mehrere Gerbereien, Webereien und Handelshäuser bestanden, wovon das mit rund 40 bis 50 Mitarbeitern grösste Unternehmen dasjenige der «Gebrüder Maier» war, das auf Baumwollweberei spezialisiert war und hier folglich eher nicht gemeint ist. Dünen oder Überledner: Damit dürfte wohl dünnes und Oberleder gemeint sein. Schwester: Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832) ⇒ Nr. 2 Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Lehenmann: Jakob Frei (1761–1829) ⇒ Nr. 1423 Fr[au]: Anna Magdalena Vogel-Horner (1764–1841) ⇒ Nr. 1360 Sohn: Georg Ludwig Vogel (1788–1879) ⇒ Nr. 1221 Lisabeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Custer: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748
1533 a. Gottlieb Pestalozzi Anfang Oktober 1816 [Reg.] Gottlieb teilt Pestalozzi mit, dass er seine Lehrzeit bei Hauser beendet hat.
Überlieferung 1
PSB X, S. 181.31 f. Sacherklärung I.
Gottlieb Pestalozzi (1797–1863)
⇒
Nr. 594 III.
Z. 4
Hauser: Johannes Hauser (1776–1841) ⇒ Nr. 1383
419 1534. Regierung des Kantons Zürich 5. Oktober 1816 5
Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi zu Yverdon Canton Waadt Eidgen[össischer] Vorort
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Herrn Heinrich Pestalozzi zu Yverdon im Canton Waadt Herr Heinrich Pestalozzi! Die Zuschrift, welche Sie unter’m 4t August d[ieses] J[ahres] an die Schweizerische Tagsatzung gerichtet haben, um ein ausschliessliches Privilegium für den Druck und Verkauf Ihrer Erziehungs-Schriften zu begehren, ist der Bundes-Behörde in Ihrer Sitzung vom 19t gleichen Monats vor Augen gelegt worden. Da aber die Ertheilung solcher Privilegien nicht in der Competenz der Tagsatzung liegt, sondern dem Willen der hohen Stände zustehet, so konnten die Gesandtschaften über Ihr Ansuchen keinen Entscheid fassen; Sie zweifelten jedoch nicht, es werden die Löbl[ichen] Kantons Regierungen, sey es unter dem Tittel des Rechts und der Beschützung des Eigenthums, sey es aus Achtung für Ihre grossen Verdienste um die Menschheit und edle Hingebung zu gemeinnützigen Zwecken, Ihnen, Herr Pestalozzi, das nachgesuchte Privilegium gerne bewilligen; zu welchem Ende Ihre Zuschrift dem Vorort zu angemessener Empfehlung an die Stände überwiesen wurde. Diesem Auftrag gemäss, haben wir es uns zur angenehmen Pflicht gemacht, bey sämtlichen hohen Cantons Regierungen darauf anzutragen: dass Sie, durch besondere Beschlüsse, dieses Privilegium für eine hinreichende Anzahl von Jahren zu ertheilen geruhen möchten. Wir wollten nicht ermangeln, Ihnen hievon vorläufige Kenntniss zu geben, u[nd] ergreifen gerne diesen Anlass, Sie Herr Pestalozzi unserer vorzüglichen Hochachtung und bestgeneigten Willens zu versichern. Im Namen von Burgermeister u[nd] Staats Rath des Eidgenössischen Vororts Zurich Der Amts Burgermeister Reinhard Der Eidgenössische Kanzler. Mousson
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/4 Blatt, 218 x 329 mm eigenhändige Unterschriften, Dorsualvermerk angek[ommen] 5. 8ber 1816. Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 7 Z. 9 Z. 10 Z. 10 Z. 13 Z. 16 Z. 16 f. Z. 23 f. Z. 28 f. Z. 32
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Canton Waadt: lateinische Schrift Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Canton Waadt: lateinische Schrift Privilegium: lateinische Schrift Privilegien: lateinische Schrift Competenz: lateinische Schrift Privilegium: lateinische Schrift Privilegium: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Im Zusammenhang mit der Mediationsakte von 1803 wird der verhältnismässig moderne Kanton Zürich geschaffen mit einer kantonalen Exekutive, dem Kleinen Rat, der sich aus 25 Mitgliedern zusammensetzt, die vom Grossen Rat aus dessen Mitte gewählt werden und unter dem Vorsitz zweier Bürgermeister stehen, die wiederum aus den Mitgliedern des Kleinen Rates gewählt sind und abwechselnd je ein Jahr lang nebst dem Grossen auch den Kleinen Rat führen. Zu den innerpolitischen Aufgaben und Befugnissen des Kleinen Rats gehört die Leitung und Aufsicht der Kantonsverwaltung, die Wahl der Beamten, des Staatsanwaltes und der Rechtsanwälte. Weitere Aufgaben sind der Vollzug der vom Grossen Rat erlassenen Gesetze, Verordnungen und Beschlüsse sowie die Vertretung des Kantons gegen aussen, zum Beispiel an den Tagsatzungen. Organisiert ist der Kleine Rat nach dem Kollegialsystem, die Verwaltung ist in mehrere Zweige, so genannte Kollegien/Kommissionen mit je mehreren Untersektionen unterteilt: der Justiz- und Polizeikommission, der Finanzkommission, der Militärkommission, der Kommission der «Innern Geschäfte» und der Kommission der «Äussern Verhältnisse», bzw. Diplomatische Kommission. Letztere wird 1814 (⇒ Z. 33) umbenannt und umfunktioniert zum siebenköpfigen Staatsrat, dem nun unter dem Vorsitz des Amtsbürgermeisters (⇒ Z. 35), demjenigen der zwei Bürgermeister, der gerade im Amt ist, die Aufgabe zukommt, die diplomatischen Geschäfte auf Stände- und Bundesebene zu erledigen, die sich aus der Stellung des Kantons Zürich als Vorort der Eidgenossenschaft ergeben (⇒ Nr. 1535). In der Regenerationszeit, anlässlich der Schaffung einer neuen Kantonsverfassung im Jahre 1831, werden in Sachen Kantonsregierung einigen Dinge verändert: Die Kompetenzen werden neu bestimmt, sie erhält einen anderen Namen (Regierungsrat statt Kleiner Rat) und die Mitgliederzahl wird auf neunzehn reduziert.
421 II. ⇒
Nr. 1524 III.
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Zuschrift: Eine Erwähnung der besagten Zuschrift Pestalozzis findet man im Schweizerischen Bundesarchiv im Archiv der Tagsatzungsperiode 1814–1848 (Signatur D0), die Zuschrift selber scheint jedoch nicht erhalten zu sein. Tagsatzung: Die Tagsatzung als Versammlung der Abgeordneten der einzelnen Orte, respektive Kantone, war das zentrale politische Gremium der Eidgenossenschaft und repräsentierte somit faktisch und symbolisch, sowohl gegen Innen wie gegen Aussen die Eidgenossenschaft. Mit dem Einsetzen der modernen Bundesverfassung von 1848 wurde die Tagsatzung durch den Ständerat, der zusammen mit dem Nationalrat die zweikammerige Legislative der Schweiz bildet, abgelöst. Reinhard: Hans von Reinhard (1755–1835) ⇒ Nr. 1108 Mousson: Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861) ⇒ Nr. 495
1535. Basler Regierung 5. Oktober 1816 5
Bürgermeister und Rath des Kantons Basel an den Herrn Pestalozzi in Iferten. Basel den 5ten Octobris 1816.
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Wohlgebohrner Hochgeachter Herr! Wir haben das Vergnügen Euer Wohlgebohren hirmit anzuzeigen, dass Wir Ihrem, durch das hohe Vorort Uns mitgetheilte Gesuch, um ein ausschliessliches Privilegium für den Druck und Verkauf Ihrer Schriften, in Hinsicht des Zwecks und Nutzen derselben, entsprochen, und Ihnen Unsrer seits, das gewünschte ausschliessliche Privilegium für 20 Jahre ertheilt haben; welchem Wir die Versicherung Unserer Hochachtung beyfügen. Der Amts Bürgermeister. Ehinger Der Staatsschreiber. Braun
422 Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/6 Blatt, 219 x 356 mm eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 7 Z. 7 Z. 12 Z. 14 f. Z. 15
Bürgermeister … Basel: vorgedruckt Octobris: lateinische Schrift 18: vorgedruckt Privilegium: lateinische Schrift Privilegium: lateinische Schrift für 20 Jahre ∫ Sacherklärung I.
Die Regierung des Kantons Basel (der Kanton wurde erst 1833 in die heutigen beiden Halbkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft aufgeteilt), der Kleine Rat, besteht aus 25 Mitgliedern. Mindestens vier davon müssen aus den Landbezirken stammen. Zwei Bürgermeister führen jährlich alternierend den Vorsitz im Kleinen und Grossen Rat. Die Kleinräte wie auch die Bürgermeister werden aus der Mitte des Grossen Rats durch geheimes absolutes Mehr gewählt. Zu den wichtigsten Aufgaben des Kleinen Rats zählen der Vollzug der Gesetze, die Verordnungen und Beschlüsse, die Leitung und Aufsicht der untern Behörden und die Rechnungsablegung der Verwaltungen. Er besitzt das Initiativrecht zur Gesetzgebung und ist letzte Entscheidungsinstanz bei administrativen Streitigkeiten. II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 6 Z. 11
Z. 11 Z. 18
Iferten: dt. Name für Yverdon Vorort: Vorort war der Name der Institution, die innerhalb der Eidgenossenschaft den Vorsitz der jährlich stattfindenden Tagsatzung (⇒ Nr. 1534) führte und die Eidgenossenschaft repräsentierte. Anfänglich wurde diese Funktion einem Ort übertragen, seit der Mediationsakte von 1803 wurde ein ganzer Kanton, der «Direktorialkanton» zum Vorort, wobei in einem Rotationssystem zwischen den Kantonen Fribourg, Bern, Solothurn, Basel, Zürich und Luzern abgewechselt wurde. Ab 1815 wurde der Rotationszyklus auf zwei Jahre erhöht und nur noch auf die Kantone Zürich, Bern und Luzern angewendet. Der jeweilige Amtbürgermeister oder Schultheiss des Vororts führte dann die jährliche Tagsatzung und stellte zugleich als Landammann der Schweiz die Vertretung der Schweiz nach aussen dar. Gesuch: ⇒ Nr. 1534 Ehinger: Christoph Ehinger (1755–1833) von Basel war von 1806 bis 1817 Mitglied des Grossen und Kleinen Rats von Basel und zwischen
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1815 und 1817 gegen seinen Willen Bürgermeister. Ehinger lebte vor seiner politischen Tätigkeit lange Zeit als Kaufmann in den Niederlanden und gründete 1810 die Basler Privatbank Ehinger & Cie. Braun: Samuel Braun (1777–1836) von Basel war von 1811 bis 1836 Staatsschreiber und in dieser Funktion auch Mitglied der Notariatskommission. 1822 vertrat er den Stand Basel an der Tagsatzung (⇒ Nr. 1534).
1536. König Friedrich I. von Württemberg 8. Oktober 1816 5
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Gegeben, Stuttgart im Königlich Württembergische ObercensurColegium den 8t e n Oct[o]b[e]r 1816. S[ein]e Königliche Majesteet, der allerdurchlauchtigste, grossmächtigste König und Herr, Herr Friderich König von Württemberg etc. haben vermöge Allerhöchster Entschliessung vom 3t e n Sept[em-] b[e]r d[ieses] J[ahres] dem Vorsteher des pädagogischen Instituts zu Yverdün Heinrich Pestalozzi für seine sämmtliche Schriften, so wohl die bis jezt von ihm im Druk herausgegebenen, als die welche er etwa in Zukunft neu herausgeben wird oder neu wird auflegen lassen, ein Privilegium gegen den Nachdruk zu ertheilen geruht, wonach ohne seine Einwilligung von Niemand irgend eine seiner Schriften in dem Königreich Württemberg nachgedrukt auch nicht darinn ein auswärtiger Nachdruk derselben debitirt werden darf, diejenigen aber welche diesem zuwider handeln würden, mit den in der Königlichen General-Verordnung, die Privilegien gegen den Bücher Nachdruk betr[effend] d[e] d[ato] 25t e n Febr[uar] 1815, den Uebertrettern solcher Privilegien angedrohten Strafen ohnnachsichtlich belegt werden sollen. Zu dessen Bekräftigung ist gegenwärtige Urkunde ausgefertigt und mit den gehörigen Unterschriften versehen auch derselben das Sigile des Königlichen Obercensur Collegiums beigedrukt worden. Ad Mandatum Sacra regia Majestatis proprium. Gehh[eim]r[at] u[nd] Staats Rath Director des Kön[i]gl[ich] Obercenser Collegiums v[on] Menoth. Jager
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/7 Blatt, 194 x 322 mm Siegel, Wappen, Datum am Schluss, eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Zeuge H Z. 6 Z. 7 f. Z. 8 Z. 11 Z. 11 Z. 20 Z. 26
Oct[o]b[e]r: lateinische Schrift S[ein]e … König ∫ Herr … Württemberg ∫ Yverdün: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Febr[uar]: lateinische Schrift Ad … proprium: lateinische Schrift Sacherklärung I.
König Friedrich I. von Württemberg (1754–1816) ⇒ Nr. 939 II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 9 Z. 26 Z. 30 Z. 31
Entschliessung: ⇒ Nr. 1530 Ad Mandatum Sacra regia Majestatis proprium: auf persönlichen Befehl der heiligen königlichen Majestät (lat.) Menoth: Johann Heinrich von Menoth (1753–1835) war Geheimer Rat, seit 1811 Staatsrat und Direktor des Zensurwesens in Württemberg. Jager: Chris. Frid. Jäger war Sekretär und Kassierer bei der Kommission für das Staats- und Regierungsblatt und wurde 1810/11 zum Sekretär des Oberzensurkollegiums ernannt. Eventuell handelt es sich hierbei um den aus Waiblingen stammenden württembergischen Beamten Christian Friedrich Jäger (1775–1839).
1537. Württembergischer Staatsrat 8. Oktober 1816 Stuttgart den 8t e n Oct[o]b[e]r 1816. 5
Wohlgebohrner Insonders hochzuehrender Herr! Euer Wohlgeborn sind bereits von der Allerhöchsten Entschliessung S[eine]r Königlichen Majestät von Württemberg Ihnen für Ihre
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sämmtliche Schriften ein Privilegium gegen den Nachdruk taxfrei zu verwilligen vorläufig in Kenntniss gesezt. Das Königliche Ober Censur Kollegium hat den Auftrag erhalten zu Vollziehung dieser Allerhöchsten Entschliessung das Weitere zu besorgen. In dieser Gemässheit ist über diese Privilegiums-Verwilligung die anliegende Urkunde ausgefertigt worden, welche ich die Ehre habe Euer Wohlgebohrn im Nahmen des gesagten Collegiums zum nöthigen Gebrauch und insbesondere zu dem Ende zu übersenden, um solche denjenigen Schriften welche dieselbe neu herausgeben oder neu auflegen lassen werden vordruken lassen zu können. Da übrigens nach der Allerhöchsten Intention das Euer Wohlgebohrn ertheilte Privilegium auch in Ansehung Ihrer noch vor der Verwilligung desselben gedrukten Schriften Wirkung haben, und der Nachdruk und der Verkauf von Nachdrüken davon eben so wohl verboten seyn soll, als von denen, welche man hoffen dürfte noch in Zukunft von einem so allgemein verehrten Verfasser zu erhalten, so sind die nöthigen Verfügungen zur diesfallsigen allgemeinen Bekanntmachung getroffen worden. In der obgedachten Urkunde wird sich zugleich auf die Königliche General-Verordnung betr[effend] die Privilegien gegen den Bücher Nachdruk d[e] d[ato] 25t e n Febr[uar] 1815. bezogen, da ich nicht weiss, ob Euer Wohlgebohrn diese Verordnung näher bekannt ist, so glaube ich nicht unzwekmässig zu thun, wann ich Ihnen einen Abdruk derselben in der Anlage mittheile. Da es gewöhnlich ist, dass von denjenigen Schriften, welche unter Königlich Württembergischen Privilegium gedrukt werden zwei Exemplarien für die Königliche Bibliotheken abgegeben werden: so habe ich die Ehre Euer Wohlgebohrn hievon mit der Bemerkung in Kenntniss zu setzen, dass die Einsendung unter der Adresse der Registratur des Königlichen Ober Censur Collegiums geschehen könne. Mit vollkommenster Hochachtung Euer Wohlgebohrn gehorsamster Diener Geh[eim] u[nd] Staats Rath Director des Königl[ichen] Obercensur Collegiums v[on] Menoth.
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/8 Bogen, 206 x 324 mm eigenhändige Unterschrift
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 7 Z. 8 Z. 8 Z. 14 f. Z. 19 Z. 29 Z. 35 Z. 36 Z. 39
Der in zehn Fachsektionen unterteilte württembergische Staatsrat wird am 1. Juli 1811 nach französischem Vorbild geschaffen und soll über allgemeine Staatsangelegenheiten beratschlagen. Die entscheidende Staatsbehörde ist jedoch das 1806 geschaffene Staatsministerium, dem die Chefs der sechs Fachdepartments und vom König zusätzlich ernannte Mitglieder angehören. Das Staatsministerium lenkt die württembergische Regierung, während der Staatsrat, bestehend aus den sechs Ministern und anderen königlich ernannten Mitgliedern, selten vom König einberufen und – ebenso wie das Staatsministerium – 1816 zugunsten des schon bis 1805 bestehenden, nun restituierten Geheimen Rats aufgelöst werden, der die sechs Departments des Staatsministeriums übernimmt. II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 8 Z. 13 f. Z. 44
Majestät: König Friedrich I. von Württemberg (1754–1816) Urkunde: ⇒ Nr. 1536 Menoth: Johann Heinrich Menoth (1753–1835) ⇒ Nr. 1536
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Nr. 939
1538. Glarner Regierung 8. Oktober 1816 Glarus den 8ten 8bris 1816 5
Wir Landamann u[n]d Rath des Eidgenössischen Standes Glarus! Urkunden hiermit:
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Dass wir auf das an uns gemachte Ansuchen dem Herrn Heinrich Pestallozzi, Bürger des hohen Cantons Zürich, dermal zu Jverdon, aus besonderer Achtung gegen diesen würdigen Eidsgenoss, und in Rücksicht seiner für das Erziehungs Wesen erworbenen ausgezeichneten Verdiensten, das ausschliessliche Privilegium gegen jeden Nachdruck, so wie gegen den Verkauf auswärts gemachter Nachdrüke seiner sämmtlichen Werke, im ganzen Umfange unsers Cantons, auf die nächsten 20 Jahre hin ertheilt haben. Zur Bekräftigung dessen haben wir diesere Urkunde, mit unserm Standes-Siegel verwahret, mit den gehörigen Unterschriften versehen, ausfertigen und solche durch das hohe Vorort Zürich dem Herrn Heinrich Pestallozzi zustellen lassen. Gegeben in unsrer Rathssitzung. der regierende Landamann. Karl Burger J[akob] Trümpy, L[an]dschr[ei]b[e]r.
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/9 Blatt, 218 x 353 mm Datum am Schluss, eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 5 Z. 5 Z. 5 Z. 6 Z. 7 f. Z. 8 Z. 8 Z. 11 Z. 13 Z. 17 Z. 18 Z. 20
428 Sacherklärung I. Glarner Regierung ⇒ Nr. 619 II. ⇒
Nr. 1524 III.
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Z. 22
Burger: Karl Franz Burger (1756–1824) von Näfels (Kt. Glarus) schloss das Studium in Innsbruck mit dem Magister der Freien Künste und der Philosophie ab (1772). Als Glarner Ratsherr war er unter anderem als stellvertretender Landvogt im Gaster (1786–1788), Landesstatthalter (1811–1813, 1816–1818), Landammann (1821–1823) und Tagsatzungsgesandter (1811–1823). Burger gilt als konservativer Gegner der Helvetischen Republik. Trümpy: Jakob Trümpy (1793–1846) war Landschreiber in Glarus.
1539. Solothurner Regierung 9. Oktober 1816 5
An Herrn Heinrich Pestalozzi in Jverdun. Solothurn den 9ten Octobris 1816.
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Der Unterzeichnete giebt sich anmit die Ehre, zufolge hohen Auftrags dem Hochgeachten Herrn Heinrich Pestalozzi in Anschluss – jene Verordnung der hohen Regierung der Republik Solothurn mitzutheilen, die dieselbige auf Einladung des hohen Vororts und in Berüksichtigung der Verdienste desselben, so wie auch aus Gefühlen der Gerechtigkeit zu Beschützung des Eigenthums gefasst hat. Dieses angenehmen Auftrags mit Beförderung sich erledigend, ergreift der Unterzeichnete den Anlass den Hochgeachten Herrn Pestalozzi zu ersuchen, die Versicherung seiner ausgezeichneten Hochschäzung genehm zu halten. Für den Staats Kanzler Der Rathsschreiber Gerber.
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Wir Schultheiss und Rath der Republik Solothurn Auf den Antrag des Eidgenössischen Vororts vom 27ten d[ieses Jahres] dass Herrn Heinrich Pestalozzi in Jverdun, zu der vorhabenden neuen Auflage seiner Schriften über das Erziehungs Fache ein ausschliessliches Privilegium möchte ertheilt werden. In gerechter Würdigung der ausgezeichneten Verdienste des Verlegers für das Erziehungs Fach und aus Gefühlen der Gerechtigkeit zu Beschützung des Eigenthums Verordnen: 1° Der Nachdruk oder Verkauf eines Nachdrucks der benanten neuen Auflage der Schriften des H[er]rn Pestalozzi solle unter Straffe von 100 Fr[anken] auf 10 Jahre in Unserm Kanton unb[e]st[immt] Confiscation der vergriffenen Exemplaren zu handen des Verlegers verbotten seyn. 2° Während diesem bestimten Zeitraum ist jedem Unserer Angehörigen bey Confiscations Straffe untersagt, irgendein im In- oder Ausland nachgedrucktes Exemplar bemeldter Schriften im Kanton anzukaufen oder zu besitzen. 3° Unsere Polizey Direction und sämtliche Oberamtmänner werden auf genaue Befolgung dieses Beschlusses wachen. 4° Gegenwärtiger Beschluss solle dem Amtsblatt beygerückt, und öffentlich bekant gemacht werden. Der Alt Schultheiss Hermenegild von Arregger Für den Staats Schreiber der Rathsschreiber. C[arl] Gerber.
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/11 (H1) und 14/10 (H2) Blatt, 239 x 360 mm (H1), 239 x 361 mm (H2) Datum am Schluss, eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
1814 wurde die seit 1803 in Solothurn geltende Mediationsverfassung durch die patrizische Oberschicht handstreichartig ersetzt. Die neue, seit dem 8. Juli 1814 geltende und im August 1814 abgeänderte Restaurationsverfassung sicherte dem solothurnischen Patriziat durch ein ausgeklügeltes Zensus-Wahlsystem die politische Macht zu. Souveräne Staatsgewalt war der Grosse Rat mit 101 auf Lebzeiten gewählten Mitgliedern, wovon 44 auf Empfehlung der städtischen Zünfte und 22 auf Vorschlag der Amteien des Kantons und der Stadt Olten gewählt wurden. Die restlichen 35 Grossräte wurden durch Selbstergänzung festgelegt. Die 21-köpfige Exekutive, der Kleine Rat, sowie die Mitglieder des Appellations- und Kantonsgerichts wurden aus den Reihen des Grossen Rates gewählt. Die eigentliche Regierungsarbeit nahm der Kleine Rat wahr, ihm unterstand Militär und Polizei, ebenso ernannte der Kleine Rat die Kantonsbeamten. Die Stadt Solothurn war gegenüber der 14-fach grösseren Landbevölkerung mit rund ⅔ sämtlicher Grossratssitze und 17 von 21 Kleinratssitzen stark übervertreten. II. ⇒
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Z. 21
Z. 24 Z. 46
Gerber: Karl Gerber (1796–1862) aus Dornach war Solothurner Ratschreiber (1816–1826), Grossrat (1821–1830), Oberamtmann von Balsthal (1826–1830) sowie Grossrat und Appellationsrichter (1831). Er starb in Solothurn. Antrag: ⇒ Nr. 1534 Hermenegild von Arregger: Josef Hermenegild von Arregger (1746–1834), Katholik und überzeugter Anhänger der alten Ordnung, war das Haupt der patrizischen Reaktion während und nach dem Umsturz von 1814 in Solothurn. Nach zahlreichen andern politischen Ämtern bekleidete er bis 1831 alternierend jene des Statthalters und des Amtschultheissen.
431 1539 a. Marie Emilie Bohnenblust-Perrin 9. Oktober 1816 5
[Reg.] Emilie Bohnenblust beschreibt die physischen und moralischen Eigenheiten ihres Sohnes und erkundigt sich, ob in Yverdon auch Mädchen aufgenommen werden.
Überlieferung 1
PSB X, S. 181.5 f. Sacherklärung I.
Marie Emilie Bohnenblust-Perrin (1778–1857) aus Tramelan (Kt. Bern) heiratet 1800 in Aarburg (Kt. Aargau) Rudolf Bohnenblust (1770–1845). Das Paar hat sechs Kinder: Rudolf Jakob (1802–1859, ⇒ Z. 5), Emilie (1803–1824), Louise (1806–1874), Marianne Sophie (1811–1848), Jakob Friederich (*1813) und Karolina (1815–1854). III. Z. 5
Sohnes: Rudolf Jakob Bohnenblust (1802–1859) besuchte von 1817 bis 1818 Pestalozzis Institut in Yverdon und scheint später unverheiratet in Aarburg (Kt. Aargau) gelebt zu haben.
1539 b. Jean Jacques Paschoud Oktober 1816 [Reg.] Rechnung.
Überlieferung 1
PSB X, S. 182.22 Sacherklärung I.
Jean Jacques Paschoud (1768–1826) ⇒ Nr. 1216 a
432 1539 c. Guillaume Léa Oktober 1816 [Reg.] Léa teilt Pestalozzi mit, dass er ihn in Yverdon besuchen möchte.
Überlieferung 1
PSB X, S. 193.22 f. Sacherklärung I.
Guillaume Léa ⇒ Nr. 1457 e
1540. Aargauer Regierung 16. Oktober 1816 5
Bürgermeister und Rath des Kantons Aargau an Heinrich Pestalozzi in Jverdon. Aarau den 16t October 1816.
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Hochgeehrter Herr! Durch ein Kreisschreiben des löbl[ichen] Vororts vom 27t September lezthin sind Wir in Kenntniss gesezt worden, dass Sie hochgeehrter Herr! ein ausschliessliches Privilegium von der Eidgenossenschaft für den Druk und Verkauf Ihrer Schriften zu erhalten wünschen, welche Sie neu auflegen zu lassen gedenken. Wir haben Ihrem Wunsche, so viel an Uns liegt, mit der grössten Bereitwilligkeit entsprochen, und senden Ihnen den diesfalls genommenen Beschluss beygebogen zu: Auch ergreiffen Wir diesen erwünschten Anlass Ihnen die Achtung auszudrüken, die Wir für Ihre grossen Verdienste um die Menschheit, und für Ihre edle Hingebung zu gemeinnüzigen Zweken hegen.
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Wir versichern Sie Hochgeehrter Herr! Unserer vollkommenen Hochachtung. Der Amts-Bürgermeister; Fetzerr Für den Staatsschreiber: Schnell, Reg[ierungs] S[e]k[re[tä]r Gegeben in Aarau den 11ten Weinmonat 1816.
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Wir Bürgermeister und Rath des Kantons Aargau thun kund hiermit: Dass Wir auf das an Uns gelangte Ansuchen des Herrn Heinrich Pestalozzi in Jferten, um die Ertheilung eines ausschliesslichen Privilegiums für den Druk und Verkauf seiner neuaufzulegenden Schriften, in der Absicht, das Eigenthum zu schützen, und zugleich diesem verdienten Mitbürger einen öffentlichen Beweis Unserer Achtung zu geben, beschlossen haben und verordnen: § 1. Dem Herrn Heinrich Pestalozzi ist bewilliget, seine neuaufzulegenden Schriften im Kanton Aargau ausschliesslich zu verkaufen, und verkaufen zu lassen. § 2. Allen Buchhändlern und Buchdrukern im Kanton ist hiermit bey Strafe der Konfiskation und einer Busse von zwey bis vierhundert Franken verboten, gedachte Schriften des Herrn Pestalozzi entweder selbst nachzudruken, oder auswärts gemachte Nachdrüke derselben zu verkaufen. § 3. Diese Verordnung solle in das Kantonsblatt eingerükt werden. Der Amts Bürgermeister, Fetzerr Für den Staatsschreiber, Schnell, Reg[ierungs] S[e]k[re]t[ä]r
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/13 (H1) und 14/12 (H2) Blatt, 230 x 361 mm (H1), 230 x 354 mm (H2) Datum am Schluss (H2), Wappen (H2), eigenhändige Unterschriften Original
434 Textkritik Zeuge H Z. 4–26 Z. 4–5 Z. 8 Z. 8 Z. 9 Z. 27–52 Z. 28
Die Organisation der Regierung des Kantons Aargau basiert auf der Verfassung vom 4. Juli 1814, die zunächst auf Eis gelegt wird und erst am 23. Januar 1815 definitiv eingeführt wird. Zu den wichtigste Befugnissen des Grossen Rats zählen die Wahl des Kleinen Rats, des Appellationsgerichts und der Tagherren, die Annahme oder Verwerfung der vom Kleinen Rat vorgelegten Gesetzesvorschläge, die Festlegung der Beamtenbesoldungen und der Entwurf von Gesandtschaftsinstruktionen. Der Grosse Rat besteht aus 150 Mitgliedern. Deren 50 werden von ihm selbst, 52 von einem Wahlkollegium und 48 vom Volk gewählt. Der Kleine Rat (Exekutive) ist für den Vollzug der Gesetze und die Ernennung und Kontrolle der Beamten zuständig. Er besitzt das alleinige Gesetzesinitiativrecht und verfügt über das Militär. Der Kleine Rat setzt sich aus 13 Mitgliedern zusammen, die längstens 12 Jahre amtieren dürfen. Alle Behörden müssen jeweils zur Hälfte aus Katholiken und Reformierten bestehen. II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 24 Z. 26
Z. 31
Fetzerr: Johann Karl Fetzer (1768–1847) ⇒ Nr. 868 Schnell: Karl Schnell (1786–1844) von Burgdorf und Sohn von Johannes Schnell (1751–1824, ⇒ Nr. 504) studierte nach einem kurzzeitigen Aufenthalt bei Pestalozzi in Yverdon in den Jahren 1806 bis 1809 Rechtswissenschaft in Heidelberg mit Doktoratsabschluss. Anschliessend arbeitete er als Notar. Nach der Rückkehr von einer Reise nach Paris wurde er 1816 Regierungssekretär in Aarau. Ab 1817 führte er eine Anwaltskanzlei in Burgdorf. Schnell, der zu einem vehementen Verfechter der liberalen Bewegung wurde, war 1831 Grossrat und zwischen 1833 und 1835 und 1837 bis 1838 Regierungsrat des Kantons Bern. Jferten: dt. Name für Yverdon
435 1541. Ioannes Antonios Kapodistrias 16. Oktober 1816 a M[onsieu]r Pestalozzi etc. Varsovie le 4/16 Octobre 1816.
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Monsieur, L’empereur a reçu avec beaucoup de satisfaction la lettre que Vous Lui avez adressée en dâte du 4. Août. En accordant un intérêt bienveillant aux progrés de Votre institut et aux soins par lesquels Vous Vous proposez d’en assurer la permanence, Sa Majesté m’ordonne de Vous annoncer que la vente de Vos œuvres jouira, tant dans L’Empire de Russie que dans le royaume de Pologne, du privilége que Vous sollicitez. Elle daigne en même tems prendre part à leur édition, en faisant souscrire pour un nombre d’exemplaires de la valeur de 5000 Roubles. Pour Vous remettre cette somme, comme pour faire donner les ordres relatifs à la mise en exécution du privilège que Vous demandez, j’attendrai que Vous m’indiquiez présicément le titre de ces ouvrages, les signalemens qui les Caractérisent, pour ceux dont Vous voulez soigner l’édition, et l’épôque à laquelle il faut remplir les engagemens des Souscripteurs. Il m’est trés-agréable dans mon particulier de Vous réitérer ici l’expression de tous mes vœux pour le succés de Votre entreprise. Agreez en même tems l’assurance de mon estime et de ma Considération distinguée. Capo dIstria
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 49/5 Bogen, 333 x 207 mm Datum am Schluss, eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831) ⇒ Nr. 1387
436 II. Die Gewährung des Privilegs durch den russischen Zaren Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) wurde auch in der Zürcher Zeitung vom 15. November 1816, Nr. 92 angezeigt. III. Z. 7 Z. 7
L’empereur: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520 lettre: scheint nicht erhalten zu sein
1542. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 17. Oktober 1816 5
An Herrn Pestalozzi zu Yverdun Berlin den 17tn 8br 1816.
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Das Ministerium hat beschlossen, den Herrn Baltrusch noch bis zum Frühjahr in Yverdun zu lassen, es übersendet Ihnen in der Anlage die halbjährigen Unterhaltungs Kosten für denselben in einer Anweisung auf Frankfurt a/m und erwartet bis dahin noch weitere Nachricht über denselben. Ministerium etc. S[ch]u[ckmann]
Überlieferung 1 4 5
Geheimes Preussisches StA Berlin-Dahlem, Rep. 76 VII, Sekt 1 aa, N. 4, Bd. 5, S. 116 a Datum am Schluss Copia Textkritik
Zeuge h Z. 5 Z. 5 Z. 7 Z. 8
Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Baltrusch: lateinische Schrift lassen, es Sacherklärung I.
Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049
437 III. Z. 7 Z. 13
Baltrusch: Eduard Baltrusch ⇒ Nr. 1054 S[ch]u[ckmann]: Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) Nr. 1210
⇒
1543. Anna (Maria) Salome Schulthess 17. Oktober 1816 5
[Reg.] Antwortvermerk «répondu le 17 8bre dit» auf dem Brief Pestalozzis von Mitte September 1816.
Überlieferung 1
PSB X, S. 447, Nr. 4400 Sacherklärung I.
Anna (Maria) Salome, genannte Nanette Halder-Schulthess (1773–1854) ⇒ Nr. 431 III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4400
1544. Luzerner Regierung 18. Oktober 1816 5
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Luzern den Achtzehnten Weinmonat im Jahre Tausend Achthundert und Sechszehen. Wir, Schultheiss und Tägliche Räthe der Stadt und Republik Luzern; In Folge Kreisschreibens des hohen Eidgenössischen Standes und Vorortes Zürich vom 27t e n vorigen Monats, worinn derselbe den Löblichen Mitständen Kenntniss giebt von dem unterm 4t e n August laufenden Jahres von Herrn Heinrich Pestalozzi von Zürich an die damals versammelte Eidgenössische Tagsatzung gestellten, von Hochdieser aber wieder an die Löblichen Stände gewiesenen Ansuchen, zu Ertheilung eines ausschliesslichen Privilegium gegen den Nachdruk und Verkauf einer neuen Auflage seiner im Buchhandel bereits allgemein vergriffenen, sämmtlichen Schriften; Mit Rüksicht auf seine daherigen Verdienste und Bemühungen;
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beschliessen: 1° Dem Herrn Heinrich Pestalozzi sey auf zehn Jahre hin ein ausschliessliches Privilegium sowohl gegen den Nachdruk seiner sammtlich von ihm neu heraus gegeben werdenden Schriften als gegen den Verkauf allfälliger auswärts gemachter Nachdrüke derselben im Kanton Luzern ertheilt. 2° Dem Zufolge sollen alle hierinfalls Dawiderhandelnden nebst Confiscation ihres unrechtmässigen Verlages und Entschädigung des Benachtheiligten, noch von dem betreffenden Richter zur Strafe gezogen werden. 3° Von gegenwärtigem Beschlusse soll eine Urausfertigung dem hohen Vororte, zu Handen des Herrn Heinrichs Pestalozzi, zugeschikt und derselbe sodann noch, zur allgemeinen Kenntniss und Hochachtung, Unserm Amts-Blatte beygerükt werden. Also beschlossen in Unserer Rathssitzung, Der Amtsschultheiss; Vincenz Rüttimann Nahmens des Täglichen Raths, Der Staatsschreiber; X[aver] Mohr
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/14 Blatt, 233 x 365 mm Datum am Schluss, eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Mit dem Sturz der Regierung durch Patrizier und Stadtbürger am 16. Februar 1814 setzt in Luzern die Restauration ein. Neben einem Grossen Rat, dem je 50 Vertreter von Stadt und Landschaft angehören, die mehrheitlich nicht durch Wahl sondern nach dem Selbstergänzungsprinzip gestellt werden, führt ein 36-köpfiger Täglicher Rat als eigentliches Machtzentrum die laufenden Regierungsgeschäfte. Die Mitglieder des Täglichen Rates rekrutieren sich überwiegend aus dem Patriziat, gehören gleich-
439 zeitig auch dem Grossen Rat an und sind, wie auch die Mitglieder dieses letzteren, auf Lebenszeit in ihr Amt eingesetzt. II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 33 Z. 36
Rüttimann: Georg Vincenz Rüttimann (1769–1844) ⇒ Nr. 513 Mohr: Xaver Mohr (1767–1839) wurde 1814 zum Staatsschreiber gewählt und versah dieses Amt bis 1820, als er Mitglied des Kleinen Rates wurde, dem er bis 1830 angehörte.
1544 a. Johannes Hauser 22. Oktober 1816 [Reg.] Abrechnung für Gottlieb Pestalozzi.
Überlieferung 1
PSB X, S. 190.27 Sacherklärung I.
Johannes Hauser (1776–1841)
⇒
Nr. 1383 II.
Gottlieb Pestalozzi (1797–1863, ⇒ Nr. 594) beendete im Oktober 1816 seine Lehrzeit bei Johannes Hauser (1776–1841, ⇒ Nr. 1383) als Gerber. III. Z. 4
Gottlieb Pestalozzi: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594
1545. Zürcher Regierung 24. Oktober 1816 Zürich den 24t e n Octobris 1 8 1 6 . 5
Herr Heinrich Pestalozzi! Über das von Ihnen bey der letztversammelten Tagsatzung nachgesuchte ausschliessliche Privilegium für den Druck und Verkauf Ihrer Erziehungs-Schriften, welches Begeh-
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ren, von dem Vorort den Eidgenössischen Ständen mitgetheilt worden ist, haben sich schon die meisten Cantons-Regierungen auf eine entsprechende Weise erklärt, und es gereicht uns daher zum wahren Vergnügen, Ihnen, Herr Pestalozzi, die diesfallsigen Entschliessungen der Stände mit gegenwärtigem eröffnen zu können. Es haben nämlich nachbenannte Stände das verlangte Privilegium bewilliget: Z ü r i c h auf 20. Jahre, B e r n , L u z e r n und U r y auf 10. Jahre; S c h w y t z auf 25. Jahre; N i e d w a l d e n ohne Zeit Bestimmung; G l a r u s auf 20. Jahre; Z u g auf 30. Jahre; F r y b u r g auf 10. Jahre; S o l o t h u r n ohne Zeitbestimmung; B a s e l auf 20. Jahre; S c h a f f h a u s e n auf 12. Jahre; A p p e n z e l l a u s s e r R h o d e n auf 6. Jahre; G r a u b ü n d e n auf 10. Jahre; A r g a u und T h u r g a u ohne Zeit Bestimmung; W a a d t auf 10. Jahre. Die Regierungen von Luzern und Glarus haben uns hierüber eigene Urkunden zugesandt, die wir hier in originali beylegen. Indem wir nicht zweifeln dass auch die übrigen Stände, die sich bis dahin noch nicht erklärt haben, einen günstigen Entscheid in dieser Angelegenheit fassen werden, erneuern wir Ihnen Herr Pestalozzi inzwischen die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung und bestgeneigten Willens. Im Namen von Burgermeister und Staats-Rath, des Eidgenössischen Standes und Vororts Zürich –. Der Amts-Burgermeister. Reinhard Der Kanzler der Eidgenossenschaft Mousson
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/15 Blatt, 221 x 355 mm eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
441 Sacherklärung I. Zürcher Regierung ⇒ Nr. 1534 II. Nr. 1524. Die Zürcher Regierung bewilligte das Privileg in ihrer Sitzung vom 10. Oktober 1816 (StA Zürich, Protokoll des Kleinen Rats, MM 1.60, S. 293 f.) ⇒
III. Z. 6 Z. 8 f. Z. 22 Z. 31 Z. 33
Tagsatzung: Schweizerische Tagsatzung ⇒ Nr. 1534 mitgetheilt worden ist: ⇒ Nr.1535 beylegen: ⇒ Nr. 1538, ⇒ Nr. 1544 Reinhard: Hans von Reinhard (1755–1835) ⇒ Nr. 1108 Mousson: Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861) ⇒ Nr. 495
1546. Friedensrichter Yverdon 25. Oktober 1816 5
LE JUGE DE PAIX DU CERCLE D’YVERDON à Monsieur Pestalozzi Yverdon, le 25 octobre 1816.
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Monsieur! Vous vous êtes adressé à la Haute Diéte à l’effet d’obtenir un privilège pour l’impression et la Vente en Suisse de vos écrits, cet objet à été renvoyé par la Diéte aux Gouvernemens Cantonaux, Comme étant dans leur compétence. En Conséquence, Le Conseil d’Etat de ce Canton, m’a chargé de Vous faire connoitre que, s’étant empressé de délibérer sur votre demande, et apprécion Vos services ainsi que votre dévouement, et particulièrement l’utilité de vos écrits, il a décidé de défendre, pendant dix ans, l’impression et la vente dans ce Canton de toute contrefaçon de vos ouvrages. Je me félicite, Monsieur d’Etre l’organe du Gouvernement pour vous transmettre sa décision qui j’éspére vous fera agréable, et je faisis avec empressement cette occasion pour vous assurer de ma Considération très distinguée. Le Juge de Paix J[ean] Fatio.
442 Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/16 Blatt, 201 x 320 mm Wappen, eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 6 Z. 6
LE … D’YVERDON: vorgedruckt Yverdon, le: lateinische Schrift 18: vorgedruckt Sacherklärung I.
Dem Amt des Friedensrichters liegt die Idee zu Grunde, dass bei Interessenskonflikten «friedbietend», das heisst, vermittelnd und ausgleichend einzugreifen sei. Als besonderes Organ des Gerichtswesens wird es in der Schweiz erst im Jahre 1800 formell eingeführt. In der Mediation wird das Friedensrichteramt nur von den neuen Kantonen Aargau, Thurgau, St. Gallen, Tessin und Waadt beibehalten. Die Kantone Zürich, Freiburg und Solothurn haben es indes sehr rasch wieder eingeführt. II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 23
Fatio: Jean Antoine Fatio (1769–1855) von Bonvillars (Kt. Waadt) studierte in Genf Geistes- und Rechtswissenschaften und stand anschliessend für die Kantone Bern und Waadt in militärischen Diensten. 1801 liess er sich in Yverdon nieder, wo er als Friedensrichter und später als Statthalter amtete. Fatio war Mitglied der Ökonomischen Kommission (⇒ Nr. 1455), die am 28. November 1814 zur finanziellen Gesundung von Pestalozzis Institut eingesetzt wurde.
1546 a. Friedrich Schmid Herbst/Winter 1816 [Reg.] Schmid schickt Pestalozzi einen Laib Emmentaler.
Überlieferung 1
PSB X, S. 227.21 ff.
443 Sacherklärung I. Friedrich Schmid (1776–1832) aus Eriswil (Kt. Bern) steigt ins Handels- und Fabrikationsgeschäft seines Vaters ein, führt nach dessen Tod 1800 zusammen mit zwei seiner Brüder ein auf Tuch und Flachs spezialisiertes Unternehmen und amtet daneben während der Helvetischen Republik als Distriktskommissar. Gemeinsam mit seiner Frau, Verena Schmid-Oberli (†1817) hat er eine Tochter, Verena (1808–1864) und einen Sohn, Friedrich (1801–1851), der in den Jahren 1816 und 1817 bei Pestalozzi in Yverdon weilt.
1547. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 3. November 1816 Berlin. d[en] 3. Nov[ember 18]16. 5
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Lieber, ehrwürdiger alter Vater! Seit kurzem sind mir Nachrichten von dir durch unsern Heimkehrenden, durch andere Reisende, und durch zwey liebe Briefe von dir (einer sogar ganz von deiner Hand) so viele zugekommen, dass mir ist, wie dem frommen Träumer, der auf einer Leiter Boten des Himmels zu ihm hinabsteigen sah. Kräfte einer bessern Welt werden mir immer zu Theil, wenn ich, auch nur durch solche Vermittelung, deine Stimme höre, u[nd] das ist mir ein Zeugniss, dass ich Theil und Erbe an dir habe und deinem Geiste verwandt sey. Segne Gott den Mann, der dir Abendroth u[nd] Abendbrot bewirkt, wie du es nicht gehoft hast! Möge dein Geist nicht nur auf ihm ruhen, sondern Tausenden zu Theil werden ohne Maass! Ich sage es mit Dank u[nd] Stolz, dass wir Preussen ihn unter uns haben u[nd] in immer weitern Kreisen durch deine Zöglinge seinen Segen spüren. So verschiedenartig sie auch seyn, sie haben von dir eine Weyhe bekommen, und dein Andenken wirkt in ihnen wie ein Gewissen. Auf deine Wünsche für Steeger u[nd] Baltrusch ist geachtet, u[nd] ihr Aufenthalt verlängert. Geh doch nur frisch an die Herausgabe deiner Schriften u[nd] sende uns bald den Plan, damit wir in diesen Gegenden thätig für dich seyn können. Die Nachfrage ist gross; stillest du aber den Hunger nicht bald, so könnte beym Ueberhungern der Appetit leiden. – Hast du etwas Mittheilbares über die Anwendung der Methode auf Erlernung der alten Sprachen, wovon du in deinem lezten schreibest, so gedenke mein. Tausend Fragen sind auf dem Herzen, müssen aber auch da bleiben, weil sie ohne lebendige Stimme nicht zu thun u[nd] nicht zu beantworten sind.
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Stärke dich Gott, wunderbarer Greis! u[nd] lasse uns noch lange die Kräfte deines Lebens fühlen! Mit Ehrfurcht u[nd] Liebe in kindlicher Seele dein Nicolovius Die Einlage an dich kommt von H[er]rn v[on] Türk.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 261/9 Bogen, 221 x 189 mm Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 III. Z. 6 f.
Z. 7 Z. 21 Z. 21 Z. 28 Z. 36 Z. 36
Heimkehrenden: Damit dürfte wohl Anton Titz (1788–1867, ⇒ Brief vom 13. Februar 1823) oder Johann Friedrich Haenel (1788–1837, ⇒ Nr. 1635) gemeint sein. Beide zählten zu den preussischen Eleven, die nach der kriegsbedingten Unterbrechung von 1813 bis 1815, ab 1816 wieder vom Preussischen Kultusministerium (⇒ Nr. 1049) nach Yverdon geschickt worden waren. Sie hielten sich dort von Juli bis Mitte Oktober 1816 auf und verfassten zum Abschied mehrseitige wohlwollende Berichte über Pestalozzis Institut (P.-St. VII, S. 65 ff.). Briefe: Von den beiden hier erwähnten Briefen scheint nur einer erhalten zu sein (PSB X, Nr. 4372). Steeger: Johannes Abraham Steeger (1789–1858) ⇒ Nr. 1054 Baltrusch: Eduard Baltrusch ⇒ Nr. 1054 lezten: scheint nicht erhalten zu sein Einlage: scheint nicht erhalten zu sein Türk: Wilhelm Christian von Türk (1774–1846) ⇒ Nr. 653
1547 a. Raymond Mitton 12. November 1816 [Reg.] Mitton teilt Pestalozzi mit, dass sein Sohn nach Hause geschickt werden soll.
445 Überlieferung 1
PSB X, S. 252.9 ff. Sacherklärung I.
Raymond Mitton ⇒ Nr. 1387 a III. Z. 4
Sohn: Louis Mitton besuchte vom Januar 1813 bis ungefähr im März 1817 das Institut in Yverdon.
1547 b. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 13. November 1816 5
[Reg.] Cotta erkundigt sich bei Pestalozzi über den Fortgang der Gesamtausgabe und bietet sich erneut als Verleger an.
Überlieferung 1
PSB X, S. 196. 21 ff. Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. Pestalozzi hatte schon im Sommer 1812 mit Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) über die Publikation einer Gesamtausgabe diskutiert – offenbar ohne durchschlagenden Erfolg. Wie aus dem Antwortbrief Pestalozzis vom 26. November 1816 (PSB X, Nr. 4471) deutlich wird, fühlte sich Pestalozzi von Cotta nicht genug unterstützt und warb deshalb bei verschiedenen deutschen Fürsten und Schweizer Regierungen Privilegien ein, die ihm erlauben würden, die Gesamtausgabe auch ohne verlegerische Unterstützung anzugehen.
1547 c. Marc Antoine Jullien November 1816 5
[Reg.] Jullien schickt einen Brief aus Bern, mit welchem er noch bestehende Illusionen zerstören will.
446 Überlieferung 1
Nr. 1644 Sacherklärung I.
Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) verweist in seinem Brief vom 6. Juni 1817 (⇒ Nr. 1644) auf einen Brief, den er im November 1816 verfasst und auf welchen er keine Antwort erhalten hatte. Jullien, der Pestalozzi schon seit längerer Zeit bei Fragen der Organisation und der Ausrichtung des Instituts beraten hatte, wollte ihn hier offenbar davon überzeugen, wie die organisatorischen Probleme, die in Yverdon eng mit persönlichen Animositäten verknüpft waren, gelöst werden könnten.
1548. Zürcher Regierung 15. November 1816 5
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An Herrn Heinrich Pestalozzi, Ritter des kaiserlich Russischen St. Wladimir-Ordens in Ifferten Kanton Waadt. Eidg[enössisch]er Vorort etc. Zürich den 15t e n Wintermonat 1 8 1 6 .
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Herr Heinrich Pestalozzi! Auf die Aüsserung, welche Sie unserm würdigen Praesidio unter dem 8t e n dieses [Monats] haben zugehen lassen, «dass Sie den Ausdruck E r z i e h u n g s S c h r i f t e n nicht als eine Beschränkung des Priviliegiums ansehen, sondern dieses auf die Herausgabe Ihrer sämtlichen Schriften ausgedehnt annehmen» stehen Wir nicht an zu erwiedern, dass obschon sich obiger Ausdruck in der Ausfertigung des, an die löblichen Stände erlassenen Kreisschreibens vorfindet, wir dennoch keinen Zweifel hegen, dass die Sache selbst von allen andern Ständen, wie von dem hiesigen, ohne Anstand, ganz in dem Sinn wie Sie es wünschen, wurde betrachtet, und gehandhabt worden.
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Mit dieser Rückäusserung verbinden wir die Versicherung unserer ausgezeichneten Hochachtung und unseres geneigtesten Willens. Im Namen von Burgermeister u[nd] Staatsrath des Eidgenössischen Standes u[nd] Vororts Zürich der Amts-Burgermeister. Reinhard der Eidgenössische Kanzler. Mousson.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/18 Blatt, 220 x 354 mm eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Zeuge H Z. 9 Z. 12 Z. 13
Kanton Waadt: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Praesidio: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Zürcher Regierung ⇒ Nr. 1534 II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 8 Z. 12 Z. 28 Z. 30
Ifferten: dt. Name für Yverdon Aüsserung: scheint nicht erhalten zu sein Reinhard: Hans von Reinhard (1755–1835) ⇒ Nr. 1108 Mousson: Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861) ⇒ Nr. 495
1549. Samuel De Bary 16. November 1816 5
[Reg.] Antwortvermerk «b[eantworte]t 16. Nov[em]b[er] 1816» auf dem Brief Pestalozzis vom November 1816.
448 Überlieferung 1
PSB X, S. 448 Sacherklärung I.
Samuel De Bary (1776–1853) ⇒ Nr. 1304 b III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4445
1549 a. Samuel Flick 18. November 1816 5
[Reg.] Flick macht Pestalozzi ein Angebot in Bezug auf den Druck und/oder Vertrieb seiner Gesammelten Schriften.
Überlieferungstext 1
PSB X, S. 201.24 ff. Sacherklärung I.
Samuel Flick (1772–1833) ⇒ Nr. 460 II. Da Pestalozzi mit der Unterstützung unzufrieden war, die ihm der Verleger Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) bei der Herausgabe seiner Schriften bot, hatte er bei deutschen Fürsten und Schweizer Regierungen Druckprivilegien erbeten, die ihm auch gewährt wurden. Wie aus der Antwort Pestalozzis auf diesen nicht erhaltenen Brief deutlich wird, hatte Samuel Flick (1772–1833, ⇒ Nr. 460), mit dem Pestalozzi schon seit 1797 in geschäftlicher Beziehung stand, ein Angebot gemacht, das ihm hilfreich erschien, falls er die Gesamtausgabe auf eigene Kosten organisieren sollte. Allerdings kam dann doch noch ein Vertrag mit Cotta zustande und Pestalozzis Sämmtliche Schriften erschienen ab 1819 im Verlag Cotta in Stuttgart (⇒ Nr. 1580). III. Z. 5
Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
449 1550. Genfer Regierung 19. November 1816 Zürich den 19t e n November 1816. 5
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Herr Heinrich Pestalozzi! Da das von Ihnen nachgesuchte Privilegium für den Druck und Verkauf ihrer Werke auch von dem löblichen Stand Genf für einen Zeitraum von 10. Jahren bewilliget worden ist, so wollen wir nicht ermangeln, Sie davon in Kenntniss zu setzen, und legen zu dem Ende das diesfallsige Schreiben der Regierung dieses Standes abschriftlich hier bey; Womit wir Ihnen zugleich die Versicherung unserer wohlgeneigten Gesinnung erneuern. Im Namen von Burgermeister und Staats Rath des Eidgenössischen Standes und Vororts Zürich. der Amts-Burgermeister. Reinhard der Eidgenössische Kanzler. Mousson Aux Très Honorés Seigneurs les Bourgmestres et Conseil d’Etat du Louable Canton de Zurich, Directoire fédéral. Genève le 15. novembre 1816.
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Très Honorés Seigneurs! Fidéles Chers Alliés et Confédérés! En conséquence de la circulaire que vous nous avez fait l’honneur de nous adresser le 17e Sept[embr]e dernier, par laquelle vous nous proposez d’accorder à Monsieur Pestalozzi pendant un tems suffisant un privilége exclusif pour la vente de ses ouvrages dans le Canton de Genève. En Considération du mérite éminent de Monsieur Pestalozzi, et de la Nature de ses ouvrages qui traitent d’un des objets les plus importans de la Société, savoir l’éducation publique; le Conseil Représentatif et Souverain de notre Etat a accordé par son arrêté en date du 13. Courant au dit M[onsieu]r Pestalozzi un privilége exclusif dans le Canton de Genève pour l’impression et la vente de ses ouvrages pendant l’espace de 10. ans.
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En vous priant, Très Honorés Seigneurs Fidéles Chers Alliés et Confédérés d’agréer l’assurance de notre haute considération nous vous recommandons avec nous à la protection du Tout Puissant. Les Syndics et Conseil d’Etat de la République et Canton de Genève. Signé Falquet Sécrétaire d’Etat Pour copie con forme Le Chancelier de la Confédération. Mousson
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390,14/19 (H1) und 14/17 (H2) Blatt, 223 x 354 mm (H1), 223 x 354 mm (H2) eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
Nach der Niederlage Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) und der Befreiung Genfs durch die österreichischen Truppen übernimmt 1814 eine provisorische Regierung die Macht in Genf. Die Exekutive wird durch den Staatsrat verkörpert, der aus 28 Mitgliedern besteht. Diese können nicht abgesetzt werden und gehören zugleich dem grossen Repräsentierenden Rat, der Legislative, an. II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 7 Z. 9 Z. 16 Z. 18 Z. 24
bewilliget: Zumindest in Genf wurde diese Bewilligung auch gedruckt (Forschungsbibliothek Pestalozzianum Zürich, Pestalozzi, Drucke D II 28). Schreiben: Z. 19–43 Reinhard: Hans von Reinhard (1755–1835) ⇒ Nr. 1108 Mousson: Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861) ⇒ Nr. 495 circulaire: Das Circulaire wurde im Namen des Amtbürgermeisters Hans von Reinhard (1755–1835, ⇒ Nr. 1108) vom Eidgenössischen Kanzler Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861, ⇒ Nr. 495) verfasst und an sämtliche eidgenössischen Stände weitergeleitet. Die Genfer Regierung erhielt sowohl die deutsche Version als auch die französische Über-
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setzung des Rundschreibens zugesandt (Archives d’Etat de Genève, annexes des RC, 1816, 2éme semestre, AF 114). Falquet: Jean-Louis Falquet (1768–1842) übernahm 1813 den Posten als Genfer Staatsschreiber, von 1814 bis 1831 war er ausserdem Mitglied des Genfer Staatsrats. 1817 und 1819 hatte er das Amt des Syndic der Milizen und 1823 dasjenige als Erster Syndic inne, 1820 war er Tagsatzungsgesandter und von 1832 bis 1840 Repräsentierender Rat.
1550 a. François Grasset & Cie. 21. November 1816 [Reg.] Rechnungsangelegenheiten mit Monsieur Becadelli.
Überlieferung 1
PSB X, S. 196.1 und 196.14 f. Sacherklärung I.
François Grasset (1723–1789) aus Genf erhält 1767 eine Konzession als Drucker in Lausanne, wo er unter anderem Albrecht von Haller (1708–1777) und Voltaire (1694–1778) verlegt und mit seinem gemeinsam mit wechselnden Teilhabern unter dem Namen François Grasset & Cie. geführten und bald florierenden Verlagshaus zu einer wichtigen Figur in der Westschweizer Verlegerlandschaft wird. Nach seinem Tod wird das Geschäft unter sporadischer Weiterverwendung des Firmennamens Grasset von Gabriel Dufournet (1748–1810), Grassets Schwiegersohn, geleitet. Der Verlag besteht bis 1816 weiter, allerdings ist unklar, wer ihn nach 1810 führt. II. Carlo Emanuele Beccadelli (1751–1821, ⇒ Nr. 2195) war seit 1810 bei Pestalozzi tätigt und scheint hier seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen zu sein, obwohl er das Pestalozzi versprochen hatte (PSB X, Nr. 4470). III. Z. 4
Becadelli: Carlo Emanuele Beccadelli (1751–1821) ⇒ Nr. 2195
452 1551. Karl Johann Jakob Schulthess 26. November 1816 An Oheim Pestalozzi Zürich den 26 Winterm[onat] 1816.
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Mein lieber Herr Oncle! Mein Vater trägt mir auf, Ihnen zu melden dass er zwar immer noch nicht von seiner Krankheit befreit sey, jedoch sich nun in der Hoffnung befinde bald besser zu seyn. Er dankt Ihnen sehr für Ihre freundschaftliche Theilnahme. Ich finde ihn auch heute viel besser als gestern, allein vielleicht ist er morgen wieder schlechter, denn seit einiger Zeit hat es mit ihm immer gewechselt. Seine Krankheit ist Colick, und eine anhaltende Diarrhée die ihn sehr schwächen muss. Der Barometer ist gestern und heute viel gestiegen, ich hoffe dieser soll einen guten Einfluss auf seinen Zustand haben. Sollte diese Krankheit ein schlimmeres Ansehn bekommen, werde ich Ihnen wieder schreiben. Wir empfehlen uns alle Ihrer gutigen Freundschaft. Ihr ergebnester Vetter Karl Schulthess.
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ZB Zürich, Ms Pestal 3b.128e Blatt, 187 x 226 mm Original Textkritik
Karl Johann Jakob Schulthess (1775–1854), der Sohn von Johann Kaspar Schulthess (1744–1816, ⇒ Nr. 239), ist von 1793 bis 1796 Lehrer am Institut Droz in Neuchâtel und unterrichtet Mathematik, Geschichte, Geografie und Zeichnen. 1797 übernimmt er eine Hofmeisterstelle in Dresden, beschäftigt sich am Theater mit Dekorationsmalerei und erwirbt den Titel eines Hofmalers. 1801 zieht er nach Paris, von wo er 1807 nach Zürich zurückkehrt und 1811 Lehrer an der Bürgerschule wird. Von ihm
453 ist zudem eine 1825 erstellte Zeichnung von Pestalozzi überliefert (Forschungsbibliothek Pestalozzianum Zürich). II. Johann Kaspar Schulthess (1744–1816, ⇒ Nr. 239) starb im Dezember 1816. III. Z. 7
Vater: Johann Kaspar Schulthess (1744–1816) ⇒ Nr. 239
1552. Johanna von Vay-von Adelsheim 28. November 1816 Pest den 28e Nov[em]b[e]r 1816. 5
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Ich lud würklich einen grossen Schein von Undankbarkeit auf mich, dass ich Ihnen, verehrter Herr Pestalozzi, nicht eher den Empfang der schönen Mineralien anzeigte, die Sie die Güte hatten meinen Kindern zu schicken und die nicht nur diesen, sondern auch uns Elltern viele Freude machten. Durch einen Zusammenfluss von Umständen erhielten wir sie sehr späth, so dass wir sie schon beinahe verlohren wähnten und dann hofften wir Ihnen auch thätig unsere Dankbarkeit bezeigen zu können, in dem wir aus den nördlichen Gegenden des Landes einige Natur-Produkte für Sie erwarteten, die aber leider erst im Frühjahr kommen können. Anstatt Steinen, kann ich Ihnen indessen eine Nachricht geben, die Ihrem Herzen, das sich des Guten, zu dem Sie den Saamen ausstreuten, freut, wenn es auch noch so weit von Ihnen aufkeimt, nicht gleichgültig sein wird. Durch die Vereinigung mehrerer brafer Lehrer hier in Pest, die vor zwei Jahren mit Szabó und Egger bekannt wurden, ist nun Ihre Methode in der Schule der hiesigen evangelischen Gemeinde eingeführt, und die erste öffentliche Prüfung die im September statt hatte, soll sehr gut ausgefallen sein und manchen bekehrt haben, der gegen die Sache war. Dieses und was in meinem Hause geschieht, verbunden mit dem Gefühl der Unhienlänglichkeit der gewöhnlichen Lehrart, erregte allgemein den Wunsch nach einer nähern Bekanntschaft mit Ihrer Methode. Diess war die Stimmung die Szabó bei seinen Landsleuten erwartete und nun will er ein schon vorbereitetes Werk darüber in ungarischer Sprache herausgeben. So wie er damit fertig ist wird er Ihnen selbst darüber und über die hiesige Unternehmung schreiben. Meine Kinder wuchsen bis jezt auf dem Lande auf, weil wir dieses, in der ersten Jugend, für Leib und Seele zuträglicher fanden, vor
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einem Monath kam ich nun aber mit ihnen hieher da jezt mehr eigentlich wissenschaftlicher Unterricht nöthig wird und Herr Szabó für die Zukunft nicht alles allein bestreiten kann. Bei Herrn Egger sind sie auch schon über die Elemente des Zeichnens hinweg und haben das Gebiet der Kunst betreten; er selbst hat hier mehr Gelegenheit sich zu vervollkommnen und will nun in Öhl malen lernen. Wir lasen mit Vergnügen in öffentlichen Blättern, dass Sie von S[eine]r M[ajestät] dem Kaiser von Russland, als König von Pohlen, ein Privilegium für Ihre Werke erhielten, diess lässt uns hoffen dass Sie eine neue Auflage veranstaldten werden. Sollte es statt haben, so bittet H[err] Szabó ihn davon benachrichten zu lassen, weil sie auch hier, hien und wieder, sehr gewünscht werden. Mein Mann ist in diesem Augenblick abwesend; die H[erren] Szabó, Egger und meine Söhne grüssen Sie mit dankbarer Liebe und ich bin mit derjenigen Hochachtung die mir nur Mütter nachempfinden können Ihre ergebenste Dienerin J[ohanna] Vay g[e]b[ore]ne Adelsheim.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 376/1 Bogen, 240 x 185 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 6 Z. 19 Z. 19 Z. 26 Z. 34 Z. 35 Z. 41 Z. 43 Z. 45 f.
Vereinigung: Diese Vereinigung kann nicht näher bestimmt werden, da sie publizistisch nicht tätig gewesen zu sein scheint und sich auf den engsten Zirkel der Lehrer an der Schule der evangelischen Gemeinde beschränkt haben dürfte. Hierbei könnte es sich unter anderem um Péter Hoffmann (⇒ Nr. 1862) und Jakob Willerding (⇒ Nr. 1862) gehandelt haben. Szabó: Jánoshoz/János/Johann von Szabó (1783–1864) ⇒ Nr. 1215 Egger: Wilhelm/Guillaume Egger (1792–1830) ⇒ Nr. 1234 a Werk: János Váradi Szabó: Jelentés a két Magyar Hazához. In: Hazai s Külföldi Tudósítások 1816, Heft 45. Mit diesem Aufsatz entfachte Jánoshoz/János/Johann von Szabó (1783–1864, ⇒ Nr. 1215) eine grosse Kontroverse über die Rezeption Pestalozzis in Ungarn. Darüberhinaus kündigte Szabó stets Übersetzungen von Pestalozzis Anschauungs-Lehren an, die jedoch nie erschienen (vgl. Katalin Fehér: Pestalozzi’s reception in Hungary. In: Studia Unversitatis Babes-Bolyai (2002), vol. 1, p. 107–113). Kinder: Freiherr Nikolaus (Miklas) (1802–1894) und Lajos von Vay (1803–1888). Nikolaus war nach seinem Studium an der Universität und am Polytechnikum Wien ein konservativer ungarischer Staatsmann, der als königlicher Kommissar 1831 und 1846/48 während den grossen Bauernaufständen in Galizien und im Nordosten Ungarns 1848 für Ordnung sorgen sollte. Nach seinem Dienst als Kommissar in Siebenbürgen wies er 1850 den ihm von der Wiener Regierung angebotenen Gouverneursposten von Ungarn zurück, wurde 1852 zum Tod und zum Verlust seiner Güter verurteilt, jedoch bald begnadigt und in seinem Besitz restituiert. 1860 wurde er zum königlich-ungarischen Hofkanzler und 1884 zum Präsidenten des ungarischen Magnatenhauses ernannt. Lajos war langjähriger Abgesandter des Komitats (Kantons) Borsod, Grafschaftsvorsitzender von Borsod im Jahre 1848 und von 1860 bis 1872. Kaiser: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520 Mann: Baron Johann Nikolaus von Vay (1756–1824) ⇒ Nr. 1374 a
1553. Johannes Niederer 29. November 1816 Iferten den 29e Novembre 1816. 5
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Lieber Vater! Aus Friedensliebe habe ich Sie seit langer Zeit mit nichts behelligen wollen, was von Ihrer Person und Ihrem Werk unabhängige Privatansichten betrift. Ihnen zulieb, wie Sie wissen, und auf Ihre unbedingte Forderung, schob ich meinen Vorsatz auf, Joseph Schmid über seinen Missbrauch meiner Briefe an ihn, und über eben so sittlich niederträchtige als gesellschaftlich unrechtliche Verweigerung einer Abschrift derselben zur öffentlichen Rechenschaft zu ziehen. Seither ist er weder besonnener noch besser geworden, und
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hat Dienstags den 26ten in seinem öffentlichen Vortrage nicht nur Ihre Gehülfen in ein durchaus falsches Licht zu Ihnen, zur Methode und zum Publikum gestellt, sondern Sie selbst, auf eine für mein Gefühl empörende Weise herabgewürdigt. Ich trat gegen seine Darstellungsweise Ihres Gangs in Entwicklung der Methode und seiner Entwicklung als damaliger Augen und Ohrenzeuge erinnernd auf, mit der Erklärung: ich und andre Zeugen davon wissen noch um etwas anders als was er aufstelle, und unser Zeugniss sey für ein unpartheiisches Urtheil so unentbehrlich als das Seinige. H[err] Lautzens Partheynahme gegen mich konnte mich um so weniger bekümmern da er über den damaligen Stand der Dinge nicht nur unwissend ist, sondern auch auf eine, nur ihm nachtheilige Weise, statt in die von mir aufgestellten Thatsachen einzutreten, dieselben gleich von vorne herein rhetorische Floskeln nannte, ja mir das, wenn es wahr wäre, höchste Unrecht beimass: ich wolle mich an Ihre Stelle und über Sie erheben, und gegen Sie selbst recht haben, d[as] h[eisst] nicht sowohl das was ich damals sah, empfand und erfuhr, als persönliches Zeugniss gegen ein anderes persönliches Zeugniss aufstellen, sondern als Wahrheit an sich geltend machen. Auf seine Formel ich solle ihm das nicht übel nehmen, erklärte ich ihm, dass ich eine solche Zumuthung allerdings übel nehme. Und heute noch bin ich überzeugt, Sie würden mich mit Recht verachten, wenn ich sie nicht als verächtlich von mir gewiesen hätte. Schmids darauf folgenden Brief an mich kennen Sie. Ich hatte ihm nur öffentlich darauf zu antworten, und würde es gestern nach Vorlesung desselben vor seinen Zuhörern gethan haben, wenn er nicht in seinem Vortrag wörtlich mit der Phrase angefangen hätte: «Ich habe das letzte mal etwas Fremdartiges gehabt, das nicht hieher gehört, und werde es für einmal vermeiden.» Diese Worte konnten eine Genugthuung von einer, eine Anbahnung zum Frieden von der andern Seite seyn, hatte er nicht im Verfolg mit einer Selbstsucht ohne Gleichen gesprochen, und aufs Wörtlichste und bestimmteste [sich] geäussert: I. Er wolle jetz, was er sonst hätte sagen wollen, aus Gründen und nicht aus persönlichen Ursachen, als der er dabei wenig zu verlieren und nichts zu gewinnen habe, nicht öffentlich mittheilen – lade aber alle die daran theilnehmen, privatim zu sich ein, um ihnen darüber genügenden Aufschluss zu geben. II. Pestalozzi verlange Ruhe und Frieden, und nichts als das, er respektire das, und opfre ihm seine Wahrheit und sein Recht auf. III. Man werde auf seine Verhältnisse Rücksicht und ihm nicht übel nehmen, nicht glauben dass er etwa aus Überzeugung nachgebe, oder aus Einsicht sich
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zurückziehe. Wenn er sich nicht weiter ausspreche, so viel er auch sagen könnte; er thue es nur seiner Lage willen, weil er b e e n g t sey, und was er wisse und glaube, obgleich er über alles gar wichtige Aufschlüsse geben könnte, um dieser hemmenden Umstände willen nicht offenbar machen möge. Ich bitte Sie, lieber Vater, prüfen Sie diese Äusserungen. Ich frage nicht ob das Ihres Sohnes Rock sey sondern ob diese Äusserungen aus Ihrem Geist und Herzen geflossen seyen, und ob Sie darzu stehen. Thun Sie das, so bin ich weit entfernt Ihnen zu widersprechen. Ich w i l l es so wenig als ich es darf. Es bleibt mir dann nichts übrig als zu schweigen und mich zu entfernen und auf ein anders Heil hoffen. Folgendes aber muss ich Sie aus meinem Gewissen fragen. Wenn das, was wirklich wahr und recht ist, und was Sie in der That gewollt haben um Ihretwillen nicht gesagt werden darf, wenn Sie Friede ohne Wahrheit und Gerechtigkeit wollen, wer sind Sie? Wenn das was in Ihrem Verfahren und Ihrer Erfahrung Thatsache ist, nicht wie es sich ereignet hat aufgestellt werden darf, wenn Schmid der sich an der Spitze Ihrer Unternehmung glaubt, für die Wahrheit die er in sich trägt sein Zeugniss unterdrückt, wer ist Er? Wenn er allzubeengt ist, um das was öffentlich vor vielen Zeugen, sowohl vor seinen Augen als seit einer Reihe von Jahren geschah, öffentlich auszusprechen wer sind die, die ihn also verengen? Wer sind wir? – Vater Pestalozzi, ich habe in Ihnen den Geist erkannt, der eine Wahrheit an sich, ein Unvergängliches, unendlicher Entwicklung fähiges ans Licht brachte. Mit dieser Äusserung will ich Sie nicht für mich gewinnen. Nicht an dem was Sie mir, sondern was Sie der Wahrheit und der Menschheit sind liegt alles. D a r a n habe ich mich erlabt und erbaut. Weil ich Sie aber als für die Wahrheit schöpferisch und für die Menschheit Heil bringend erkenne, so bin ich gleich entschiedner Gegner dessen, was Ihre Person als Werkzeug der Wahrheit und des Heils herabwürdigt und die von Ihnen entdeckte Wahrheit verfälscht. Ich werde mir den Mund diessfalls nicht stopfen lassen, und nie aufhören gegen die Verbrecher zu zeugen, die Ihre Person entehren und Ihre geistige Schöpfung zerstören.
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ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 410/7 Bogen, 263 x 199 mm Ausriss am unteren Rand, fehlende Stellen von Niederers Hand ergänzt
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Copia Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 43 Z. 43 Z. 43 Z. 61
Novembre: lateinische Schrift eine Anbahnung Anbahnung zum Frieden ∫ Frieden von Äusserungen . Ich Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Der Streit zwischen den Mitarbeitern Pestalozzis war Anfang Januar 1816 eskaliert und wurde auch öffentlich ausgetragen. Vor allem Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) versuchte zudem in unzähligen Briefen an Pestalozzi, seine Sicht darzulegen und seine Handlungen zu rechtfertigen. III. Z. 4 Z. 9 Z. 9 Z. 23 Z. 37
Iferten: dt. Name für Yverdon Vorsatz: ⇒ Nr. 1502, ⇒ Nr. 1504 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Lautzens: Joseph Moses Lautz ⇒ Nr. 1637 Brief: scheint nicht erhalten zu sein
1554. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf Dezember 1816 5
[Reg.] Cotta beklagt sich, dass er auf sein Schreiben vom 13. November noch keine Antwort erhalten hat.
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PSB X, S. 214.6 ff. Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617
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Schreiben: ⇒ Nr. 1547 b
1555. Johannes von Muralt Dezember 1816 5
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Theüerster u[nd] verehrtester Vater Pestalozzi. Die väterlich freündlichen Worte, die Sie mir durch Dupujet geschrieben u[nd] durch Develey haben sagen lassen, haben mich unaussprechlich erfreüt. Dank u[nd] Anbetung dem Vater im Himmel, dass Sie immer noch so gesund u[nd] kraftvoll sind u[nd] durch Ihre ununterbrochne, standhafte Thätigkeit durch Ihr hohes Vertrauen allen Ihren entfernten Verehrern u[nd] Freünden Muth u[nd] Zuversicht einflössen. Ich und meine Gehülfen erwärmen u[nd] stärken uns an Ihren Briefen als an einer Lebenssonne. Es ist mir zwar wol bekannt, welchen Kampf Sie fortdauernd zu bestehen haben, wie unendlich mühseelig Sie selbst in Ihrem hohen Alter noch die Ausführung Ihrer menschenbeglückenden Zwecke fortsetzen müssen, allein Wind und Wetter mögen nothwendige Reinigungs- u[nd] Läuterungsmittel seyn nüzlich zur Lehre u[nd] Rührigkeit befördernd, sie sind vorübergehend sind Folgen menschlicher Schwächen u[nd] zeitlicher Beschränkungen, diesen gegen über steht, allen zur Erbauung da, Ihr himmlisch Gemüth, Ihre heiligen Menschenzwecke. Die sind ewig, können nicht auf lange verdunkelt, nicht verdrängt werden, immer werden sie siegen, über alle Leidenschaften, Beschränkungen und Hindernisse; sie werden bleiben zum erwecklichen Anschauen u[nd] zum stärkenden Zuspruch denen, die nach Ihnen kommen u[nd] Ihnen angehören. Dank der göttlichen Vorsehung, die uns Sie gegeben hat. Möge denn Ihr irdisches Daseyn wenigstens noch am späten Abend einen befriedigenden Lohn finden für seine belebende u[nd] veredelnde Wirksamkeit! Dass Sie den in Ihren letzten Schicksalen u[nd] in der zunehmenden Anerkennung finden, erfreüt mich. Was können, was müssen wir inniger wünschen, als Ihre eigne Zufriedenheit und dass Ihnen gerade das noch zu Theil werde, was Ihrer Seele wohl thut. Seit einem Jahre habe ich weit mehr von Ihnen, väterlicher Freünd, durch mündliche Berichte vernommen, als durch schriftliche Mittheilungen, die mir sonst vor einigen Jahren so reich u[nd] inhaltsschwer von Ihnen u[nd] den Angehörigen Ihres Hauses zuflossen. Von allen, die das Glück Ihrer Bekanntschaft genossen u[nd] die mir darüber berichteten, hörte ich nicht einen Einzigen anders sprechen als mit der auf-
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richtigsten Achtung u[nd] tiefsten Verehrung sowohl von Ihrer Person als Ihren Erziehungszwecken sogar Dupujet, dem ich es am wenigsten zugetraut hätte, ist ganz von Ihnen eingenommen u[nd] lobt unbedingt Alles, was er gesehen hat. Aus Ihrem letzten Briefe musste ich aber mit besonderm Befremden wahrnehmen, dass meine Nachrichten u[nd] Bemerkungen von wenigstens drei nach Yverdon adressirten Briefen entweder nicht zu Ihren Ohren gekommen oder unbeachtet geblieben sind. Ich werde daher einiges von dem bereits Geschriebenen wiederholen. In einem Briefe machte ich auch eine ausführliche Schilderung meiner Anstalt, die in Verbindung stand mit den durch D[octo]r Attenhofer übersandten Zeichnungen u[nd] Schriften; gerne u[nd] mit gebührendem Danke hätte ich von irgend jemand aus Ihrem Hause Urtheile u[nd] Bemerkungen darüber vernommen, die nicht anders als lehrreich u[nd] ermunternd für mich u[nd] meine braven Gehülfen hätten seyn können. Ich kann gewiss Wahrheit ertragen; je freimüthiger u[nd] freündschaftlicher diese Aüsserungen der Beachtung meines Thuns von Ihrer Seite gewesen wären, um so willkommner hätten sie mir seyn müssen. Freilich können Sie sich die lokalen u[nd] temporellen Verhältnisse, unter denen ich wirke, nicht denken u[nd] daher die Modifikationen, in denen mein Erziehungsgeschäft erscheint, auch nicht beurtheilen, aber Theilnahme von höher Stehenden Freünden ist einem Bedürfniss, thut der Seele so wohl, u[nd] ein belehrendes, erinnerndes, ein ermuthigendes u[nd] erhebendes Wort aus Ihrer Mitte, von welcher Ihrer Parteien es mir auch zugeflossen wäre, hätte mich höchlich erfreüt, darum habe ich es auch immer erwartet, aber bis heüte immer umsonst. Ich denke doch, dass das Schicksal u[nd] Wirken, die Nachrichten u[nd] Urtheile der entfernten Freünde immer noch wie ehedem beherzigt u[nd] diskutirt werden wenn Eüer drei od[er] vier, wärens auch nur zwei od[er] drei beisammen sind. Diess war sonst so bildend und erfreülich. Die Resultate solcher Unterhaltungen, mich und andere betreffend, wären mir so sehr erwünscht, u[nd] sollte nicht einer der Ihrigen es gerne thun, wenn er meine Sehnsucht sieht? – Seitdem haben Sie Miville gesprochen, es thut mir so leid, dass er nicht länger geblieben ist, die Anstalt nicht in Thätigkeit gesehen hat. Wie gefiel er Ihnen? Sie haben ihn ganz bezaubert. Wahrlich hätten Sie Gelegenheit gehabt, ihn näher kennen zu lernen, ihn in seiner hinreissenden Begeisterung reden zu hören, Sie wären von ihm eingenommen worden; auch hätte er Ihnen über s[eine] Erfahrungen und Arbeiten im Zeichnungs-Unterricht gewiss Manches mittheilen können, das Sie nicht verschmäht haben würden. Es ist mir zwar auffallend, dass er
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mir schreibt. «Auf den Zeichnungs Unterricht scheinen sie in Yverdon keinen grossen Werth zu legen u[nd] ich finde, dass Sie recht haben.» Wie soll ich beides verstehen? – Leider sagt mir ein ehmaliger Kamerad von Miville, ein Gysendörfer aus Basel, erzogen in Toblers Anstalt (von der er nur Gutes spricht) dass Miville wieder anfange in äussern Dingen, Haar, Kleidung etc. eine Auszeichnung zu suchen u[nd] menschenscheü sey; diess wären schlimme Anzeichen. Habt Ihr etwas davon bemerkt? Er wird wieder zu Eüch kommen u[nd] wahrscheinlich länger dort verweilen. Was macht nur Tobler, und wo ist er? Wie geht es Hopf und Buss? hat jener seine Grammatik ausgearbeitet u[nd] wie ist sie aufgenommen worden? Haben Sie, theürer H[er]r Pestalozzi, noch nicht an den ehemaligen, alten Freünd, den Herrn Statsrath von Berg geschrieben, der es, was ich Ihnen wiederholt gemeldet, so sehr gewünscht hätte. Seither ist der Mann unglücklich gewesen, hat das Bein gebrochen, das zwar wieder eingerichtet ist, aber nachtheilige Folgen sind geblieben; er hat sich nun zum Theil als Ritterschafts Hauptmann in Ehstland zurückgezogen. Von den dort vorzunehmenden, grossen, vom Kaiser angeordneten, allmählig in Zeit von 14 Jahren auszuführenden Veränderungen des Bauernzustandes habe ich Ihnen Nachricht gegeben. Die ganze Ausführung ist dem H[err]n v[on] Üxküll, Civilgouverneür in Ehstland, der 2 Söhne bei mir hat, einem der reichsten Güterbesitzer übergeben. Die successive Freiwerdung ist nach den 3 Sektionen, Pächter, Dienstbothen u[nd] Hofsleüten verschieden. Das erste Jahr heisst Einführungsjahr, das 2te Gewöhnungsjahr, das 3te das ökonomische; denn im 3ten Jahr nach Ausgabe der Verordnung kann der Bauernwirth schon bei s[ein]em Herrn od[er] bei einem andern ein Gut in Pacht nehmen u[nd] sich bewegliches u[nd] unbewegliches Eigenthum erwerben, nach 6 Jahren tritt er in alle Rechte eines freien Bauern nach dem guten Bauerngesetzbuch, nur mit dem Unterschied, dass der ehstländische Bauer nicht ausserhalb des Landes sich ansiedeln kann, wegen der zu geringen Bevölkerung desselben. Im freien Zustande ist er unter dem Gemeinde- Kreis u[nd] Oberlandgerichte, der letzten Instanz neben dem Kaiser. Die Mitglieder der Gerichte bestehen grösstentheils aus Bauern von ihnen selbst gewählt. Von nun an auch während des transitorischen Zustandes kann kein Bauer weder getrennt noch im Zusammenhange mit dem bearbeitenden Gute verkauft od[er] veräussert werden. – Über Erziehung ist noch nichts bestimmt; darüber kommt wahrscheinlich nachher eine besondere Verordnung heraus, muss aber natürlich die Grundlage werden zur allmähligen Befähigung der Leibeignen als freien Mannes. Von der Ausführung hängt
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nun Alles ab und diese wird bedingt durch den guten Willen u[nd] die Aufklärung der vorzüglichsten Güterbesitzer; es bedarf gewiss eines hohen Grads von Aufklärung, wenn der Inhaber von Privilegien u[nd] Immunitäten frei – u[nd] gutwillig denselben entsagen soll. Dass indessen die Idee schon soweit in der Ausführung gelangt ist, erweckt hoffnungsreiche Erwartungen. Ich habe mehrere junge Adelige aus Ehstland in meiner Pension, die wirklich anspruchslos, einfach u[nd] kraftvoll erzogen sind; sie gehören zu meinen bessten Zöglingen. – H[er]r v[on] Stackelberg, dessen Sie in Ihrem Briefe erwähnen, wird nun bald zurück erwartet; man versichert, er beschäftige sich mit weit führenden Erziehungsplanen und bringe auch deütsche Lehrer mit sich. Er hat viele Verwandte in Ehstland, auch einige Brüder, wovon einer (in Rom) ein ganz ausgezeichneter Künstler ist. Er selbst war öfter bei mir hier in Petersburg, wo er auch schon viele Bekannte u[nd] wenn er’s haben will, auch Fürsprecher hat. Ich gestehe aber aufrichtig dass mich seine Individualität nicht anspricht; auch traue ich ihm nicht die feste, beharrliche Kraft zu, welche wol erfordert werden möchte, um eigentliche Volks u[nd] National Bildung zu gründen. Indessen kann u[nd] wird er immer sehr viel Gutes leisten, sollte er auch nur ein Institut zur Bildung der adeligen Jugend zu Stande bringen. Ungemein thätig u[nd] wohldenkend ist General – Sievers, den Sie kennen; er kommt sehr oft zu uns u[nd] glüht von Streben nach edler Wirksamkeit. Er wünscht alle Methoden u[nd] Zwecke, für die er auf seinen Reisen eingenommen worden, zu verschmelzen u[nd] in Einen Guss zu bringen Pestalozzi, Lancaster Bell Fellenberg, Herbart etc. Fellenberg ist ihm das höchste Ideal; Von diesem erzählt u[nd] schreibt man denn auch wirkliche Wunderdinge; das Begreiflichste aber immer Erstaunenswürdige erfuhr ich durch unsern Nägeli, der mir weitläufig über ihn geschrieben hat. Es scheint wohl, dass die Regierung Fellenberger Zöglinge senden werde, wie bereits deren 4, sehr brave junge Leüte, nach London abgegangen sind, um Lankasters Mechanismus kennen zu lernen; ja man behauptet schon, es sey bereits beschlossen, auf dem Gute von Hofwyl eine Russischgriechische Kirche für Rechnung der Krone zu erbauen u[nd] dort für alle in der Schweiz lebenden Russen einen Popen anzustellen. F[ellenberg] hat hier die mächtigsten Fürsprecher Capo d’Istria, Graf Bray, (der Baiersche Gesandte) Klinger etc. Ein Lehrer od[er] Kavalier des Fürsten von Thurn u[nd] Taxis hat eine Lob Rede auf F[ellen]b[erg] geschrieben, in der dieser als ein wahrer Gott dargestellt wird. In jedem Fall scheint F[ellen]b[erg] eine erstaunend ausgebreitete u[nd] im Ganzen wohlthätige Wirksamkeit zu haben und eine
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Fülle von Kraft u[nd] Consequenz in der Ausführung in sich zu vereinigen, wie man sie kaum möglich glauben sollte. Gerne würde ich von Ihnen od[er] von jemandem aus Ihrem Hause Ihre gegenwärtige Ansicht von Hofwyl vernehmen. Auch Bell scheint ja ebenfalls im Pay de Vaud, in Frybourg etc. gross Aufsehen erregt u[nd] vielen Beifall gefunden zu haben? Das Urtheil, welches er über die Freyburger Schulen ausgesprochen, war mir sehr auffallend. Gewiss ist er auch bei Ihnen gewesen. Ich bitte Sie dringend, theüerster H[err] Pestalozzi, mir etwas Näheres u[nd] Bestimmtes von dem Treiben u[nd] den Zwecken der H[erren] Bell u[nd] Lancaster zu sagen od[er] sagen zu lassen u[nd] ob wirklich Ihrem Thun eine eigne, zur Humanität führende Idee zum Grunde liegt; aus den verschiednen Schriften, die ich über diesen Gegenstand durchgesehen habe, kann ich nichts Anders erkennen als eine raffinirte Disciplinirung des alten Schul-Schlendrians, der als Grundlage der Volks u[nd] Nationalbildung unheilbringend seyn muss, sobald er Geist u[nd] herzlosen Scholarchen oder gar herrschsüchtigen Rektoren in die Hände fällt. Hingegen scheint mir eine Übertragung der wesentlichsten Disciplin- und Mechanisirungsformen von Lankaster auf die allgemeine Ausführung der entwickelnden Bildungsmethode leicht u[nd] vortheilhaft; auch möchte ich wol wissen, ob nicht bereits bei Ihnen od[er] sonst irgendwo dieser Versuch gemacht worden. Ich möchte um Alles in der Welt gern vollkommen über diesen Punkt unterrichtet seyn, da hier alle Sprecher im Erziehungsfach, besonders aber die grossen Herren, die in Engelland waren, von Enthusiasmus für die Lank[asterschen] Schulen überströhmen, darin alles künftige Heil fürs Volk erkennen, von deren Einführung in Russland sprechen u[nd] darauf hin arbeiten etc. sodass, wenn man zur Zeit dem zur Einseitigkeit führenden Vorurtheil entgegen arbeiten könnte, d a m i t etwas Wohlthätiges gethan wäre. Doch auf Sievers zurück zu kommen, so ist wirklich von diesem braven Manne viel Gutes zu erwarten; Jtzt ist er Chef der Ingenieur Schulen u[nd] arbeitet ernstlich auf die Verbesserung derselben hin. Es wäre mir nun leicht durch Ihn u[nd] andere Mächtige Beschützer einen ausgedehntern, öffentlichen Wirkungskreis zu erhalten, wenn ich darauf ausginge. Allein ich habe dazu nicht nur keine Lust, sondern gänzliche Abneigung, nicht, weil ich die Mühe scheue od[er] kalt geworden bin für gemeinnützige Zwecke, sondern weil ich glaube, dass ein Fremder hier das Opfer seines reinen Bestrebens wird u[nd] dass die eigentlichen Elemente zur Volksbildung, wenn sie gedeihen soll, fehlen, Freiheit u[nd] Gerechtigkeit. Darum bleibe ich in meiner angefangnen Privatwirksamkeit u[nd] befinde mich darin befriedigt, obschon auch
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unendlich beengt u[nd] bedrängt, indem man neben den Persönlichkeiten der Lehrer u[nd] Eltern alle Übel einer nordischen Hauptu[nd] Residenzstadt zu bekämpfen hat. Ich wünschte nun, meine Anstalt ganz klein erhalten zu haben, um mit 2 od[er] 3 Freünden Alles besorgen z[u] können, aber nun lässt sich nicht mehr zurück gehen; ich muss schon das Ganze auf dem erweiterten u[nd] grossen Fuss erhalten, auf den es eingerichtet ist. Ich habe sogar angefangen auch Russische Zöglinge aus den ersten Häusern anzunehmen, unter andern die 2 Söhne des Fürsten Peter Wolkonski, Chefs des ganzen Militärwesens, bei dem die ehemalige Cécile Wildermeth jetzt M[adam]e Raupach Gouvernante ist; diese 2 Knaben scheinen ebenfalls in der Folge Fellenberg bestimmt. Ein besonderes Vergnügen empfand ich schon mehrere Zöglinge aus Ihrem Institute hier zu sprechen Charriere von Cossonay, Mégro u[nd] Bidot von Cully, Develey von Lausanne; sie kamen hieher um Gouverneurstellen anzunehmen, die sie auch leicht gefunden haben. Wir sprechen oft u[nd] viel von ihrem frühern Aufenthalt im Institute, den sie stets noch für eine glückliche Zeit ihrer Jugend erkennen, auch sind sie alle 4 anhänglich u[nd] dankbar geblieben, Mégro ist freilich, wie er schon als Knabe war, kein gutes Subjekt. Charriere u[nd] Develey sind brav u[nd] haben recht vortheilhafte Stellen; wir musterten ihre frühern Kameraden in der Anstalt durch u[nd] fanden, dass die meisten gut gerathen sind, u[nd] grössthentheils ihren Eltern grosse Befriedigung geben – da kommen vor: Jayet, Pradez, 3 Collomb, 2 Francillon Mercier, 2 Gauthier, 2 Bridel, Chossat, Deblonnay, Christian Dapples, Ed[uard] Marty etc, etc. Diese Nachrichten machten mir grosse Freude. Develey erzählt denn auch mit viel Jovialität die vielen Prügel, die er von mir erhalten. Tanner wünscht ebenfalls hier eine Stelle z[u] finden, die ich ihm gerne verschaffen will; nur möchte ich, dass es ihm möglich wäre, noch vorher etwa ½ Jahr bei Ihnen sich aufhalten zu können, um sich in der Mathematik u[nd] im Perspektiv[ischen] Zeichnen mehr auszubilden u[nd] mit den Mitteln bekannt zu werden, die in Ihrem Institute seit meiner Abreise in Ausübung gebracht worden. Wenn Sie theuerster H[err] Pestalozzi, wieder einmal an Capod’Istria schreiben sollten, u[nd] etwa mit einem Wort der theilnehmenden Freündschaft meiner erwähnen wollten, so würde ich Ihnen sehr dafür danken, weil es doch jederzeit gut ist, so einflussreichen Männern vortheilhaft bekannt z[u] seyn. Ich kenne ihn zwar, war mehrere mal bei Ihm ohne aber besondere Aufmerksamkeit od[er] Theilnahme in ihm erweckt zu haben. Ich hätte wieder einige gute u[nd] schöne Steine Ihnen z[u] schicken, wenn es nur Gelegenheit gäbe,
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aber niemand beschwert sich gern mit Steinen. Develey rühmt Ihr grosses Mineralienkabinet als ausgezeichnet. Wir Schweizer in Petersburg bekommen nun auch den St. Galler Wegweiser u[nd] das Schweizerische Museum nebst dem St. Galler Erzähler, wodurch wir uns in unserer Bekanntschaft mit dem Vaterlande erhalten wollen. H[err] Duval in Genf, (François) ist zu unserm Consul ernannt; ich wünschte Sie hätten Gelegenheit diesen braven u[nd] kenntnisvollen Mann zu sehen; er ist jetzt in Italien. General Jomini ist mit seiner ganzen Familie hier; er hat nichts Einnehmendes. Von den Engelländern werden Sie Besuche genug erhalten; ich wünsche, dass Ihnen diese Besuche auch ökonomisch vortheilhaft werden mögen. Die Broschüre v[on] Corevon gegen Bern habe ich auch, nicht mit Missfallen, gelesen. Die [An]zahl der in Russland Lebenden Schweizer mehrt sich mit jedem Monath u[nd] unser Schweizerverein hat festen Bestand u[nd] guten Fortgang. Für Nägelis [Lieder]kranz[sammlung] habe ich bereits 160 Subscribenten, was ihm Freüde machen wird. Dieser Mann ist doch eine wahre Zierde in dem Kreise Ihrer Verehrer. – Die Mengden lebt nun in Dorpat bei Ihrer Familie häuslich wohlthätig wirksam. Die Kinder von Transeh gehen in Dorpat bei Tittler in die Schule, der sehr beliebt ist; ich habe schon mehrere seiner Schüler bekommen. Von Asmus höre ich nichts mehr. Mit den Universitäten in Russland steht es übel. Wegen Mangel an Mitteln, Unterstützung von Seite der Regierung u[nd] der geringen Anzahl Studenten die sich einfinden geht eine nach der andern so im Stillen schlafen. Die Professoren müssen ihren Abschied nehmen, weil weder für sie noch ihre Familie Versorgung sich zeigt. Wir leben hier nun ganz mit Schnee u[nd] Eis umgeben; seit 2 Tagen ist die Neva zugefroren u[nd] alles hüllt sich in Pelze. Immer wohnt in meiner Kirchenwohnung, wo ich mich ebenfalls wöchentlich ein Paar Tage aufhalte diesseits der Neva, (da meine Pension jenseits ist), der Bruder von Madame Tiriot, ein guter Mensch u[nd] vortrefflicher Musikus; durch ihn erhielt ich neülich auch recht gute Nachrichten von Tiriot. [Sonst] lebe ich nun viel zurückgezogner als früher, gehe selten [in Gesell]schaft. Wenn jemand in Yverdon sich meiner noch in Freündschaft erinnern sollte, als die Bourgeois, Decopet, Jayet, Duthon im Fall sie noch zu Ihn[en] kommen so grüssen Sie dieselben von mir nebst [allen im] Schloss, die mich kennen mögen. Gedenken Sie, theürster H[err] Pestalozzi, stets in Liebe Ihres [stets d]ankbaren u[nd] Ihnen ergebnen Muralt
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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 250/17 Bogen, 248 x 202 mm Dorsualvermerk Muralt an Pest[alozzi] Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 6 Z. 40 Z. 45 Z. 49 Z. 72 Z. 81 f. Z. 84 Z. 84 Z. 85 Z. 85 Z. 90 Z. 90 Z. 90 Z. 92 Z. 93 Z. 98 Z. 101 Z. 111 Z. 131 Z. 136 Z. 144 Z. 148 Z. 148 f. Z. 151 Z. 153 Z. 154 Z. 154 Z. 156 Z. 159 Z. 160 Z. 161 Z. 161 Z. 168 Z. 168 Z. 169 Z. 169
467 Z. 170 Z. 173 Z. 174 Z. 174 Z. 182 f. Z. 183 Z. 188 Z. 189 Z. 190 Z. 193 Z. 194 Z. 196 Z. 197 Z. 204 Z. 215 f. Z. 216 f. Z. 217 Z. 218 Z. 220 Z. 220 Z. 220 Z. 221 Z. 221 Z. 221 Z. 221 Z. 221 f. Z. 226 Z. 227 Z. 230–232 Z. 233 Z. 235 Z. 241 Z. 241 Z. 242 Z. 249 Z. 250 Z. 254 Z. 254 Z. 254 Z. 254 Z. 256 Z. 256 Z. 260 Z. 260 Z. 261–264 Z. 263
Johannes von Muralt (1780–1850) ⇒ Nr. 610 II. Die Datierung des Briefes ist dem Inhalt entnommen: Ab dem 21. November werden die Brücken der Newa nicht mehr hochgeklappt, weil sie dann langsam zufriert. Johannes von Muralt (1780–1850, ⇒ Nr. 610) berichtete in seinen Briefen jeweils ausführlich von seiner Tätigkeit in St. Petersburg, wo er auch als Vermittler ehemaliger und zukünftiger Zöglinge und Lehrpersonen diente. Hier wird allerdings auch deutlich, dass er in seiner Tätigkeit auch auf die Unterstützung aus Yverdon angewiesen war, wenn es darum ging, mit einflussreichen Personen in Russland in nähere Verbindung zu treten. III. Z. 5 Z. 5 Z. 6 Z. 45 Z. 49
Z. 72 Z. 84
Z. 85 Z. 90 Z. 90
Worte: PSB X, Nr. 4369 Dupujet: David Louis Dupuget (1763–1838) ⇒ Nr. 1189 Develey: Charles Gabriel Frédéric Carl Develey (1799–1866) ⇒ Nr. 1005 Briefen: ⇒ Nr. 1501, ⇒ Nr. 1522, ⇒ Nr. 1526 Attenhofer: Heinrich Ludwig Attenhofer (1783–1856) aus Sursee (Kt. Luzern) arbeitete nach in Freiburg im Breisgau absolviertem Medizinstudium als Militärarzt in österreichischen Diensten und anschliessend als Spital- und Armenarzt in St. Petersburg, wo er 1812 zum russischen Hofrat ernannt wurde. Zurück in der Heimat führte Attenhofer ab 1815 eine Arztpraxis in Sursee, amtete daselbst als Stadtrat und war von 1820 bis 1833 Grossrat des Kantons Luzern. Miville: Johann Friedrich Miville (1754–1820) ⇒ Nr. 1829 Gysendörfer: Damit dürfte wohl Johannes Gysendörfer (†1824) gemeint sein, Kaufmann aus Basel, der in St. Petersburg lebte und dort auch verstarb. Toblers: Johann Georg Tobler (1769–1843) ⇒ Nr. 500 Hopf: Johann Samuel Hopf (1784–1830) ⇒ Nr. 1661 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855) ⇒ Nr. 582
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Z. 99 Z. 101
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Z. 131 Z. 135
Z. 144 Z. 148 Z. 148 Z. 148 Z. 148 Z. 151 Z. 152 Z. 152 f.
Z. 154
Grammatik: scheint nicht erschienen zu sein Berg: Jakob Georg von Berg (1760–1844), Sohn des estnischen Regierungsrats Kaspar Anton von Berg (1729–1793), machte nach dem gesundheitsbedingten Abbruch seines Jurastudiums in Göttingen 1781 eine ausgedehnte Reise durch Deutschland und die Schweiz, bei der er auch Pestalozzi kennen lernte, bevor er 1784 nach seiner Rückkehr in die Dienste der estnischen Ritterschaft trat und als Staatsrat und Ritterschaftshauptmann 1819 die Leibeigenschaft in Estland aufhob. Kaiser: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520 Üxküll: Johann Berend von Uexküll (1767–1827) war Hauptmann der estnischen Ritterschaft von 1806 bis 1809, zugleich Chef der Landmiliz ab 1806 und Zivilgouverneur von Estland ab 1808 sowie Geheimer Rat und Senator. Söhne: Johann Berend von Uexküll (1767–1827, ⇒ Z. 101) hatte sechs Söhne, es dürften hier angesichts des fortgeschrittenen Alters der vier erstgeborenen Söhne nur die beiden letztgeborenen in Frage kommen: Karl Eduard von Uexküll (1804–1871) und Friedrich August Uexküll (1807–1877). Über beide ist nichts weiter bekannt. Stackelberg: Christoph Adam von Stackelberg (1777–1841) ⇒ Nr. 1007 einer: Otto Magnus von Stackelberg (1787–1837), Spross einer im Herzogtum Estland ansässigen deutschen Adelsfamilie, war für eine Diplomatenlaufbahn vorgesehen, entwickelte aber, unter anderem dank einer Italienreise im Jahr 1804, ein ausgeprägtes Interesse an Kunst und Archäologie und gab sich diesen Gegenständen bald ausschliesslich hin. Anlässlich einer zweiten Reise nach Rom in Kontakt mit namhaften Archäologen gekommen, begleitete Stackelberg zwischen 1810 und 1814 eine Expedition nach Griechenland und dokumentierte diese mit Zeichnungen, kehrte danach für kurze Zeit ins Baltikum zurück, hielt sich zwischen 1816 und 1828 in Rom auf, wo er ein archäologisches Institut gründete, und lebte kurz vor seinem Tod nach einer längeren Deutschlandreise in Riga. Sievers: Graf Georg von Sievers (1778–1827) ⇒ Nr. 1007 Lancaster: Joseph Lancaster (1778–1838) ⇒ Nr. 1487 Bell: Andrew Bell (1753–1832) ⇒ Nr. 1487 Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) ⇒ Nr. 426 Herbart: Johann Friedrich Herbart (1776–1841) ⇒ Nr. 584 Nägeli: Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 geschrieben: scheint nicht erhalten zu sein Regierung: Zar Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) stand unter anderem durch die Vermittlung von Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831, ⇒ Nr. 1387) und Frédéric César de Laharpe (1754–1838, ⇒ Nr. 722) schon seit 1813 in Verbindung mit Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426), der 1814 den russischen Vladimirorden erhalten hatte. Zum jetzigen Zeitpunkt war ausgemacht, dass aus Russland Söhne hochrangiger Persönlichkeiten nach Hofwyl kommen sollten, um Fellenbergs Erziehungssystem zu studieren und im Zarenreich zu installieren (⇒ Z. 154). Leüte: Friedrich J. Busse (1799–1859), Alexander Grigoriewitsch Obodovskij (1795–1852), Karl Svenske (1796–1871) und Matvej Maximowitsch Timajev (1798–1858) wurden vom Zar Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) auf eine Bildungsreise geschickt, die sie nach London führte, um die Bell-Lancastersche Methode (⇒ Nr. 1487) kennenzulernen. 1816
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reisten sie zu Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) nach Hofwyl sowie zu Père Grégoire Girard (1765–1850, ⇒ Nr. 1156) nach Fribourg und kamen anschliessend im August 1818 für zehn Monate nach Yverdon zu Pestalozzi. Die beiden Mathematiker Busse und Obodovskij wurden anschliessend Professoren am pädagogischen Hauptinstitut und Gymnasialdirektoren in St. Petersburg, der Geograf Svenske wurde Seminarlehrer in Russland und der Philosoph und Psychologe Timajev arbeitete ab 1823 als Lehrer am russischen Smolna-Institut, einer Eliteschule für adelige Mädchen, und wurde dort 1839 Klasseninspektor. Capo d’Istria: Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831) ⇒ Nr. 1387 Bray: François Gabriel von Bray (1765–1832) war zunächst französischer Legationssekretär am Reichstag von Regensburg und trat dann in bayerische Diplomatiedienste ein, zunächst als bayerischer Gesandter in Berlin, dann ab 1808 in St. Petersburg, ab 1820 in Paris und ab 1827 in Wien. 1817 trat er in den bayerischen Staatsrat ein. Neben seiner diplomatischen Karriere tat er sich als Autor historischer Bücher über Holland und Lettland hervor und verfasste eine Autobiographie. Klinger: Friedrich Maximilian von Klinger (1752–1831) ⇒ Nr. 721 Lehrer: Viktor Bernhard Theodor Müller (1790–1857) stammte aus Mecklenburg, studierte Theologie, Philosophie und Geschichte in Jena und trat 1815 in den Dienst von Philipp Emanuel von Fellenbergs (1771–1844, ⇒ Nr. 426) Institut in Hofwyl ein, wo er bis zur Aufhebung des Instituts 1848 blieb, daraufhin an ein Berner Progymnasium wechselte und schliesslich als Sekundarschulinspektor in Bern wirkte. Er galt als Fellenbergs vertrautester, engster Mitarbeiter, fiel jedoch auch durch Alkoholexzesse und nationalchauvinistische Reden auf. Fürsten: Friedrich Wilhelm von Thurn und Taxis (1805–1825) und sein älterer Bruder Maximilian Karl von Thurn und Taxis (1802–1871), der nach dem Tod seines Vaters Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis (1770–1827) die ausgedehnten Ländereien und die nach dem Verlust des Postmonopols private Postunternehmung verwaltete, besuchten beide die Anstalt von Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) in Hofwyl. Vermutlich wurden sie wie viele adelige Söhne am Landwirtschaftlichen Institut (⇒ Nr. 908) auf die Verwaltung landwirtschaftlicher Betriebe vorbereitet. Friedrich Wilhelm, der früh durch einen Jagdunfall starb, wurde vom Hofwyler Lehrer Viktor Bernhard Theodor Müller (1790–1857, ⇒ Z. 160) kritisch beurteilt, da er Wissenschaft und Künste nicht nur nach dem Nutzen seines persönlichen Ehrgeizes beurteilen sollte (Kurt Guggisberg: Philipp Emanuel von Fellenberg, Band 2. Bern 1953, S. 293). Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass hier Müller als Lehrer und Friedrich als dessen Zögling gemeint ist. Lob Rede: Scheint nicht erhalten zu sein. Möglicherweise hatte Viktor Bernhard Theodor Müller (1790–1857, ⇒ Z. 160) zu Dienstbeginn eine Lobrede auf Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) und seine von Müller missverstandene Idee der Nationalerziehung gehalten. Pay de Vaud: Waadtland Aufsehen erregt: Der schottische Pädagoge Andrew Bell (1753–1832, ⇒ Nr. 1487) besuchte auf seiner Europa-Reise im Sommer 1816 auch mehrere Erziehungsanstalten in der Schweiz um seine Erziehungsmethode zu propagieren. Neben Yverdon und Hofwyl besuchte Bell auch Fribourg,
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wo er im Leiter der dort ansässigen Knabenschule Père Grégoire Girard (1765–1850, ⇒ Nr. 1156) einen begeisterten Zuhörer fand. Bells tutoriales Lehrsystem wurde zusammen mit ähnlichen Ansätzen von Joseph Lancaster (1778–1838, ⇒ Nr. 1487) in den pädagogischen Kreisen einiger junger Nationalstaaten intensiv diskutiert, versprach es doch eine relativ effiziente Massenschulung. Auffallend ist, dass die deutschsprachigen Länder gegenüber dieser Lehrmethode eher reserviert blieben, während andere sie intensiv propagierten. In Pestalozzis Umfeld sympathisierten viele Eliten aus der Westschweiz, das heisst aus dem näheren geografischen Umfeld Yverdons, mit der neuen Methode. In Frankreich setzte sich die gemässigte liberale Commission de l'instruction publique vehement für die flächendeckende Einführung des Systems im nationalen Schulwesen ein, was sie in wüste Streitereien mit Kirchenvertretern brachte, die als Première Guerre Scolaire (1815–1820) in die Geschichte eingingen und die im Verlaufe des 19. Jahrhunderts immer wieder aufflammten. Urtheil: Andrew Bell (1753–1832, ⇒ Nr. 1487) war offenbar von der Knabenschule in Fribourg beeindruckt, wohl auch deshalb, weil deren Leiter Père Grégoire Girard (1765–1850, ⇒ Nr. 1156) Bells Methode übernehmen wollte (Philipp Haselbach: Erziehung zu Menschenwürde. Das pädagogisch Denken und Handeln bei Gregor Girard. Fribourg 2007, S. 63). Johannes von Muralt (1780–1850, ⇒ Nr. 610) und Girard pflegten direkte Korrespondenzen (ebd., S. 196), möglich ist aber auch, dass von Muralt von Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848, ⇒ Nr. 561) über den Besuch Bells in Freiburg und dessen Urteil über Girards Schule informiert worden war. 2 Söhne: Gregor (1808–1882) und Dimitri Wolkonski (1805–1859, ⇒ Nr. 1189). Gregor war Staatsrat und Hofmeister beim Zaren. Peter Wolkonski: Pjotr Michailowitsch Wolkonski (1776–1852) ⇒ Nr. 1189 Wildermeth: Sophie Cécile/Cäcilie Raupach-Wildermeth (1786–1817) ⇒ Nr. 1189 Charriere: (Pierre Marc) Louis Charrière (1795–1874) ⇒ Nr. 862 Mégro: Die Schülerverzeichnisse führen für die Burgdorfer Zeit einen Zögling «Maigrot», wobei es sich vermutlich um einen Abkömmling des in Cully (Kt. Waadt) überaus weit verbreiteten Geschlechts «Mégroz» handelte. Mangels weiterer Angaben, konnte die hier bezeichnete Person allerdings nicht genauer bestimmt werden. Bidot: Im Schülerverzeichnis figuriert ab dem Jahr 1804 ein Knabe «Pidaux», wahrscheinlich ist damit ein Sohn der in Cully (Kt. Waadt) ansässigen Familie «Bidaux» gemeint. In Frage käme altersmässig Henri Frédéric Antoine Bidaux (1795–1838), über dessen Leben aber nichts Weiteres bekannt ist. Die Angabe bleibt aber spekulativ, war der Name «Bidaux» doch zu weit verbreitet, als dass man mit den spärlichen vorliegenden Angaben zu einer sicheren Zuordnung kommen könnte. Jayet: Georges Louis Jayet (1794–1876) von Moudon (Kt. Waadt), evangelischer Theologe, besuchte von 1807 bis 1810 das pestalozzische Institut in Yverdon, 1823 bis 1825 war er ebenda Pasteur Catéchiste. 1826 zog er nach Lausanne, wo er während langer Zeit die 1826 gegründete Feuille religieuse du Canton Vaud redigierte. Ab 1847 gehörte Jayet der vom Staat freien Volks- und Bekenntniskirche Église libre du Canton de Vaud an.
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Pradez: François Louis Albert Pradez (1795–1823), Spross einer ursprünglich aus dem Languedoc stammenden und seit 1700 in Vevey (Kt. Waadt) eingebürgerten Familie, war zwischen 1804 und 1809 Schüler Pestalozzis in Yverdon. 3 Collomb: Die drei Söhne des Kaufmanns Jean Etienne/Georges Collomb (1767–1826, ⇒ Nr. 797) und der aus Vevey (Kt. Waadt) stammenden Anne Esther Roulet (1770–1841), Léman (1795–1873), Eugène (*1797), welcher später als Kaufmann in Nantes lebte, und Félix (1798–1870), hatten Pestalozzis Anstalten in Münchenbuchsee und Yverdon besucht. 2 Francillon Mercier: Charles (1798–1827) und Albert Louis Francillon (1802–1840, ⇒ Nr. 1144 a). Charles war von März 1805 bis Mai 1810 Schüler und 1813/14 Eleve in Yverdon. 1810 hielt er sich zusammen mit seinem Bruder Albert Louis in Leuk (Kt. Wallis) zu einer Kur auf, wo anscheinend Ernährungsprobleme wegen zu hohem Fleischkonsum diagnostiziert wurden, was Pestalozzi wiederum dementierte. Über das weitere Leben ist nichts bekannt. Der Namenszusatz «Mercier» stammt von der Mutter der beiden, Marie Susanne Gabrielle Mercier (1769–1828). 2 Gauthier: Jean Georges (1797–1830) und Charles Samuel Gautier (*1799) aus Lausanne besuchten von 1805 bis 1810 resp. von 1808 bis 1810 das pestalozzische Institut in Yverdon. George wurde Kaufmann in Lausanne, sein Bruder Charles scheint das Waadtland verlassen zu haben, taucht er doch in den dortigen Sterberegistern nicht mehr auf. 2 Bridel: Jean André Louis (1794–1849) und François Emmanuel Bridel (1796–1836), Söhne des Bieler Kaufmanns und Offiziers Philipp Louis Bridel (1760–1820, ⇒ Nr. 482) waren seit 1805 für rund zwei Jahre in Pestalozzis Institut in Yverdon. Sie wurden Teilhaber einer Indiennefabrik in Biel. Chossat: Charles Chossat (1796–1875), Sohn des Genfer Arztes JeanÉtienne-César Chossat (1753–1831, ⇒ Nr. 1091), war von 1806 bis 1810 Schüler Pestalozzis in Yverdon, absolvierte später ein Medizinstudium in Paris und hielt sich anschliessend als Privatarzt im Ausland auf, bevor er 1828 zurück nach Genf kam und sich dort als Wissenschaftler – Chossat veröffentlichte mehrere bedeutende physiologische Werke – und Politiker – ab 1842 war er Mitglied des Genfer Grossrates – etablierte. Deblonnay: Frédéric Louis de Blonay (1798–1868) besuchte zwischen 1807 und 1809 das Institut in Yverdon, war später Offizier in holländischen Diensten, heiratete 1825 Anne Louise Doxat (1804–1870) und war schliesslich auch Abgeordneter im Grossen Rat der Waadt. Dapples: Christian Dapples (1797–1864) ⇒ Nr. 758 Marty: David Eduard Marti (1797–1827) ⇒ Nr. 626 Tanner: Damit dürfte wohl Johann Heinrich Tanner (1790–1848) aus Herisau (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) gemeint sein, der sich von 1805 bis 1812 in Yverdon aufhielt. 1817 zog er nach St. Petersburg, um an der Schule von Johannes von Muralt (1780–1850, ⇒ Nr. 610) zu unterrichten, scheint aber bald zurückgekehrt zu sein. Von 1821 bis 1832 war er trotz fehlender Ausbildung Pfarrer in Graubünden, wechselte dann an Pfarrstellen im Baselland und nach Rougemont (Kt. Waadt), wo er starb. Duval: François-David Duval (1776–1854) war zunächst Leiter der Juwelierwerkstätte des Zaren und dann Schweizer Konsul in St. Petersburg, bevor er 1817 nach Genf zurückkehrte, dort bis 1841 Mitglied des Repräsentierenden Rats war und die Genfer Kunstgesellschaft präsidierte. Als
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Z. 260 Z. 263 Z. 266 Z. 266 Z. 267
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Z. 279 Z. 281 Z. 283 Z. 283 f.
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Kunstsammler trug er in Russland und auf seinen europäischen Reisen eine bedeutende Gemäldesammlung zusammen, die er 1845 verkaufte. Jomini: Antoine Henri Jomini (1779–1869) aus Payerne (Kt. Waadt) schlug nach einer Ausbildung zum Handelskaufmann eine sehr erfolgreiche Militärlaufbahn ein. 1798 wurde er Chefsekretär im Kriegsministerium der Helvetischen Republik und veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen zur Kriegstaktik. Ab 1805 diente er in verschiedenen hochrangigen Funktionen bei Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580), zunächst als Adjudant, ab 1810 als Brigadegeneral und ab 1812 als Gouverneur von Vilnius, bevor er sich 1813 als Generalleutnant dem Generalstab des russischen Zaren Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) anschloss, auf dem Wiener Kongress 1815 bis zum Krimkrieg 1854 den Zaren diplomatisch und militärisch beriet, unter anderem als Oberbefehlshaber (1826) und Prinzenerzieher (1837). Broschüre: Es kommen hier inhaltlich und zeitlich zwei Publikationen von Pierre François Correvon (1768–1840, ⇒ Brief vom 13. September 1824) in Frage. Entweder: Pierre François Correvon-Demartines: Du Canton de Vaud et de la Ville de Berne, de leurs rapports entr’eux et avec la Suisse en 1814. Lausanne 1814 oder: Pierre François Correvon-Demartines/César Soulier: Coup-d’œil sur le Compte présenté par Berne contre le Canton de Vaud. Lausanne 1814. Corevon: Pierre François Correvon (1768–1840) ⇒ Brief vom 13. September 1824 [Lieder]kranz[sammlung]: Hans Georg Nägeli: Liederkranz für eine Singstimme und Klavier. Zürich [1816] Mengden: Wilhelmine Helene Mengden-Sivers (1781–1836) ⇒ Nr. 1304 Dorpat: Tartu (Estland) Kinder: Damit dürften wohl Karl Friedrich Erich (1802–1868, ⇒ Nr. 1314), Alexander Theodor Otto (1804–1820, ⇒ Nr. 1314), August Ernst Konstantin (1805–1875, ⇒ Nr. 1314) und Eugen von Transehe (1806–1882, ⇒ Nr. 1314) gemeint sein. Transeh: Karl Otto von Transehe (1761–1837) ⇒ Nr. 1255 Tittler: Tittler war Primarlehrer in Dorpat (ZB Zürich, Ms Pestal 826 b). Weitere biographische Daten konnten nicht bestimmt werden. Asmus: Martin Asmuss (1784–1844) ⇒ Nr. 1222 Bruder: Martin Jakob Hoffmann (1784–1819) war der älteste Sohn des Mainzer Bürgers Lorenz Hoffmann (1752–1836), der 1819 in St. Petersburg starb. Die Mainzer Kirchenbücher verzeichnen in derselben Familie zwar auch eine Tochter «Eva» (*1788), weil diese den weiteren Angaben zufolge aber ledig geblieben und erst 1864 gestorben ist, ist nicht klar, ob Martin Jakob wirklich der Bruder von Eva Thiriot-Hoffmann (†1826, ⇒ Nr. 1300) war. Tiriot: Eva Thiriot-Hoffmann (†1826) ⇒ Nr. 1300 Tiriot: Paul Emil Thiriot (1780–1831) ⇒ Nr. 984 Bourgeois: Elisabeth Lidie Bourgeois-Burnand (*1769) ⇒ Nr. 1189 Decopet: Anne Françoise Decoppet-Perceret (1767–1832) von Yverdon war die Tochter des Apothekers und Politikers Jean Jacques Perceret (1739–1811, ⇒ Nr. 731) und seit 1788 mit Casimir Decoppet (1758–1831, ⇒ Nr. 1125) verheiratet. Jayet: Anne Marie Jayet-Pacotton (1752–1818) ⇒ Nr. 1189
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Duthon: Damit dürfte Adèle Charlotte-Aimée des Vignes-Duthon/Du Thon (1792–1828) gemeint sein. Sie war die Tochter des Yverdoner Gemeindepolitikers und Militärs Charles François Duthon (*1757) und war mit Charles-Pierre des Vignes (1776–nach 1818) verheiratet. Als Autorin mehrerer kleiner Schriften verfasste sie auch einen Nachruf auf Pestalozzi, der 1827 unter dem Titel Notice sur Pestalozzi in Genf erschien.
1556. Jean Baptiste Thorn Dezember 1816 [Reg.] Thorn plant, seine Kinder zu Pestalozzi zu schicken.
Überlieferung 1
PSB X, S. 233.21 f. Sacherklärung I.
Jean Baptiste Thorn (1783–1841), geboren in Remich (Luxemburg), ist Anwalt und Politiker und tritt in der letzten Funktion zur Zeit der belgischen Revolution prominent hervor: 1830 Mitglied der verfassunggebenden Nationalversammlung Belgiens, das sich mit luxemburgischer Unterstützung von den Niederlanden losgesagt hat, amtet er später als Gouverneur der belgischen Provinzen Luxemburg (bis 1836) und Hainaut (1836–1841). Seit 1807 ist er mit der Arzttochter Marie Marguerite Elisabeth Suttor (1788–1854) verheiratet und Vater dreier Kinder (⇒ Z. 4). III. Z. 4
Kinder: Jean Baptiste Thorn (1783–1841, ⇒ Sacherklärung I.) und Marie Marguerite Elisabeth Thorn-Suttor (1788–1854) hatten drei Kinder, JeanPierre (1808–1867), Marie Césaire Eponine (1810–1873) und Vincent Thraséos Scipion (1814–1854), von denen aber keines nach Yverdon geschickt wurde.
1557. Herzogin Anna Charlotte Dorothea von Kurland und Sagan Dezember 1816 5
[Reg.] Die Herzog von Kurland versichert Pestalozzi ihre Unterstützung und kündigt die Entsendung von zwei Schülern an.
475 Überlieferung 1
PSB X, S. 241.18 f. Sacherklärung I.
Herzogin Anna Charlotte Dorothea von Kurland und Sagan (1761–1821) entstammt einem kurländischen Adelsgeschlecht und wird durch die Heirat mit Peter von Biron (1724–1800), der sich 1779 in dritter Ehe mit ihr vermählt, Herzogin von Kurland. Als das Herzogtum 1795 an Russland übergeht, lässt sich Peter in seiner Besitzung im schlesischen Sagan (Zagan, Lebus) nieder, während Dorothea die Gutsherrschaft Löbichau im Altenburger Land (Thüringen) erwirbt und diese zum «Musenhof» ausbaut, der von hochrangigen Dichtern, Künstlern, Philosophen und Gelehrten frequentiert wird. Dazwischen hält sie sich immer wieder in Paris auf – unter dem Einfluss ihres engen Freundes Charles Maurice de Talleyrand (1754–1838, ⇒ Nr. 580) entwickelt sie sich von der Anhängerin zur entschiedenen Gegnerin Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) – und setzt sich in der Heimat für die Verbesserung des Schulwesens ein. III. Z. 5
zwei Schülern: Da diese beiden Schüler wahrscheinlich nicht nach Yverdon geschickt wurden, konnten sie nicht näher bestimmt werden.
1559. Anna (Maria) Salome Schulthess 9. Dezember 1816 5
[Reg.] Antwortvermerk «répondu le 9 décembre de Zurich» auf dem Brief Pestalozzis vom 29. November 1816.
476 Überlieferung 1
PSB X, S. 449 Sacherklärung I.
Anna (Maria) Salome, genannt Nanette Halder-Schulthess (1773–1854)
⇒
Nr. 431
III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4472
1560. Jean Jacques Paschoud 10. Dezember 1816 [Reg.] Betrifft Bücherbestellungen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 207.21ff. Sacherklärung I.
Jean Jacques Paschoud (1768–1826) ⇒ Nr. 1216 a
1561. Gerhard von Buschmann 12. Dezember 1816 Stuttgart, den 12 Dec[ember] 1816 5
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P[raemissis] P[raemittendis] Verzeihen Sie, ehrwürdiger Vater, dass ich Ihren geschätzten Brief vom 14t e n Sept[ember] d[ieses] J[ahres] nicht früher beantwortet habe. Der Tod des Herrn Öhlschläger, der dem ehemals von dem Herrn v[on] Wangenheim nach Ihrer Lehrmethode hier gestifteten Institute seit einigen Jahren vorgestanden, brachte den Wunsch hervor, einen tüchtigen von Ihnen gebildeten Mann zu bekommen, der dieses Institut vervollkommnen könnte. Die Wahl fiel endlich auf Herrn Ramsauer, und da dieser in Würzburg engagiert war, so entstand eine Korrespondenz, die erst jetzt ein gewünschtes Resul-
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tat herbeygeführt hat. Da Ihre Majestät, die Königin, sich für das Institut interessiren, und Herr Ramsauer ganz der Mann ist, der den jungen Prinzen ihren Söhnen, den Unterricht im Zeichnen und in der Mathematik ertheilen kann: so hat die Königin demselben als Lehrer der Prinzen in diesen Wissenschaften einen jährlichen Gehalt von 1000 Fl[orinen] bestimmt, und ausserdem noch dem Institut jährlich 750 Fl[orinen] zur Miethe des Locals bewilligt. Ramsauer wird gegen den 1t e n März k[ommenden] J[ahres] hier eintreffen, und wir hoffen, dass das Institut unter seiner Direction herrlich aufblühen werde. Bey solchen Umständen werden Sie, verehrungswürdiger Vater, selbst ermessen, dass der Ihnen gewordene Auftrag, für die Prinzen, Söhne Ihrer Majestät der Königin einen Lehrer zu bilden, der den Unterricht im Zeichnen und Rechnen ertheilen sollte, überflüssig geworden ist. Um Sie aber für die Kosten zu entschädigen, die Sie vielleicht auf die Bildung eines jungen Menschen schon verwandt haben, sende ich Ihnen hiebey einen Wechsel, auf Vierhundert Gulden lautend. Sollten jene Kosten sich so hoch nicht belaufen, so ist es Ihnen überlassen, den Rest auf jede Ihnen beliebige Weise zu verwenden. Indem ich mich Ihrem fernern gütigen Andenken empfehle, beharre ich mit der ausgezeichnetsten Hochachtung Ihr gehorsamster Diener G[erhard] v[on] Buschmann. N.S. Ich bitte mir den Empfang des Wechsels gütigst anzeigen zu lassen.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 46/1 Bogen, 252 x 208 mm Datum am Schluss Original Textkritik
Gerhard von Buschmann (1780–1856), Sohn eines Kleinbauern aus der Wesermarsch, ist Privatsekretär des Oldenburger Prinzen Peter Friedrich Georg (1784–1812), anschliessend von dessen Witwe Katharina Pawlowna, Königin von Württemberg (1788–1819, ⇒ Nr. 1394) und zieht mit ihnen nach Russland. Dort legt er ein juristisches Staatsexamen ab, durchläuft eine Verwaltungskarriere vom Kollegien- bis zum Staatsrat und wird 1821 in den Erbadel erhoben. 1816 schickt ihn die neue württembergische Königin Katharina Pawlowna zu Pestalozzi, um Anregungen für eine Mädchenschulgründung zu holen, die schliesslich 1818 in der massgeblich von Buschmann beeinflussten Gründung des Stuttgarter Katharinen-Stiftes (⇒ Nr. 2170) realisiert wird. III. Z. 5 Z. 6 Z. 8 Z. 9 Z. 10 Z. 13 Z. 15 Z. 17
Z. 20 Z. 27
P[raemissis] P[raemittendis]: nach Vorausschickung des Vorauszuschickenden (lat.), Teil der Grussformel Brief: PSB XIV, Nr. 4399 a Öhlschläger: Gottfried Friedrich Oelschläger (1786–1816) ⇒ Nr. 1243 Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 Institute: ⇒ Nr. 1136 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Königin: Königin Katharina Pawlowna von Württemberg (1788–1819) ⇒ Nr. 1394 Prinzen: Peter Georg Paul Alexander (1810–1829) und Konstantin Friedrich Peter von Oldenburg (1812–1881). Die Brüder lebten bis 1819 in Stuttgart und nach dem Tod ihrer Mutter, Königin Katharina Pawlowna von Württemberg (1788–1819, ⇒ Nr. 1394) in Oldenburg. Konstantin trat anschliessend in russische Staatsdienste ein und stieg beim Militär bis zum General auf. Er gründete 1835 die Kaiserliche Rechtsschule in St. Petersburg und ein Jahr später eine höhere Mädchenschule in Oldenburg. Fl[orinen]: Goldmünze, Gulden Lehrer zu bilden: Der hier erwähnte Auftrag an Pestalozzi, einen Prinzenerzieher für die Söhne von Königin Katharina Pawlowna von Württemberg (1788–1819, ⇒ Nr. 1394) auszubilden, lässt sich brieflich nicht nachweisen. Allerdings reiste Gerhard von Buschmann (1780–1856, ⇒ Sacherklärung I.) im Auftrag der Königin im Lauf des Jahres 1816 in die Schweiz und speziell zu Pestalozzi, um einen geeigneten Lehrer zu suchen (⇒ Nr. 1567; Karin de la Roi-Frey: Schulidee: Weiblichkeit. Höhere Mädchenschulen im Königreich Württemberg 1806 bis 1918. Tübingen 2003, S. 51).
479 1562. Buchhandlung Orell Füssli 23. Dezember 1816 [Reg.] Orell Füssli schickt ein Bücherpaket.
Überlieferung 1
PSB X, S. 228.19 Sacherklärung I.
Buchhandlung Orell Füssli ⇒ Nr. 1317 b
1563. Josef/Joseph Karl Xaver Aloys Leopold Leodegar Amrhyn 2. Januar 1817 5
[Reg.] Antwortvermerk «1817, 2ten Jänner» auf dem Brief Pestalozzis von Ende Dezember 1816.
Überlieferung 1
StA Luzern FAA 3926 Sacherklärung I.
Josef/Joseph Karl Xaver Aloys Leopold Leodegar Amrhyn (1777–1848)
⇒
Nr. 1120
III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4505
1564. Johann Ludwig Renner 2. Januar 1817 5
[Reg.] Renner schickt Pestalozzi einen Louis d’or und erkundigt sich, ob Pestalozzi ihm einen Teil der noch ausstehenden Kosten erlassen kann.
480 Überlieferung 1
PSB XIII, S. 141.26 ff. Sacherklärung I.
Johann Ludwig Renner (1784–nach 1853) ⇒ Nr. 1187 c II. Johann Ludwig Renner (1784–nach 1853, ⇒ Nr. 1187 c) war in den Jahren 1809 und 1810 in Yverdon als Lehrer tätig gewesen. Offenbar war ein Teil seiner Schulden noch ausstehend und wurden erst 1824 vollständig beglichen (PSB XIII, Nr. 6010). III. Z. 4
Louis d’or: frz. Goldmünze
1565. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 5. Januar 1817 5
E[uer] Wo[h]lg[e]b[ohr]en habe ich auf Ihr Werthes v[om] 14. v[origen] M[onats] die Ehre zu erwidern, dass ich gerne in Ihre Vorschläge eingehe und den Verlag Ihrer Werke nach den Bedingungen wie Sie Ihr geehrtes v[om] 14 v[origen] M[onats] angibt überneme, – ich würde auch gleich den Contractentwurf Ihnen zusenden, wenn ich bei N[ummer] 7 nicht einen Anstand hätte, den ich mir zu verdeutlichen bitte, weil ich vielleicht dann diesen Punkt abermahl erwöge – I[m] Wesentlichen: 7, Will d[er] Verleger die obenbenannte Herausgabe als sein Eigenthum, so bezahlt derselbe dem H[errn] Verf[asser] 6 neue Louisd’or statt 3 und macht sich zu Allem, was die Subscription etc. betrifft auf die in den vorhergehenden §§, verbindlichen Punkten anheischig. Soll diess nun heissen: dass wenn ich 6 Louisd[’or] bezahle, ich für jezt und immer und für jede beliebige Auflage Eigenthümer seye – oder soll es heissen, dass ich für 6 L[ouisd’or] in so
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weit Eigenthümer werde, dass ich aber für diese runde Summe die Subscriptionsgelder einbringe, ohne einen bis 3 Louisd[’or], die Hälfte davon an den H[errn] Verfasser abgeben zu müssen? Ich bitte, mir diess zu erklären, übrigens dieses Schreiben als volle Einstimmung in das Weitere des Vertrags zu betrachten. Mit ergeb[ener] Hoch[achtung] Ihr J[ohann] F[riedrich] Cotta
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/1 Bogen, 221 x 186 mm Stempel STUTTGART 5 JAN 1817, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7
Pestalozzi: lateinische Schrift B e r n : lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. Seit Sommer 1813 verhandelte Pestalozzi mehr oder weniger intensiv mit Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) über die Publikation einer Gesamtausgabe. 1816 hatten sich diese Gespräche konkretisiert, Pestalozzi fühlte sich allerdings von Cotta zu wenig unterstützt, weshalb er bei verschiedenen schweizerischen und europäischen Regierungen um ein Druckprivileg nachsuchte, das ihm ermöglicht hätte, eine Gesamtausgabe auch ohne verlegerische Unterstützung zu veranstalten. Entgegen Pestalozzis Befürchtungen kam eine Einigung mit Cotta allerdings zustande und der definitive Vertrag wurde Pestalozzi am 5. Februar 1817 zugeschickt (⇒ Nr. 1580). III. Z. 11 Z. 19 f.
Werthes: scheint nicht erhalten zu sein Louisd’or: frz. Goldmünze
482 1566. Georges Alexandre Perregaux 8. Januar 1817 5
[Reg.] Perregaux bietet an, Louis Mitton auf seiner Rückreise nach Warschau zu begleiten.
Überlieferung 1
PSB X, S. 247.19 f. und S. 252.15 Sacherklärung I.
Georges Alexandre Perregaux (1783–1859) aus Lausanne war Kaufmann. In den Jahren 1814 und 1815 arbeitet er im Auftrag der Waadtländer Regierung (⇒ Nr. 667) als Geheimdienstler in Bern, Zürich und im Wallis. Perregeaux lebt spätestens ab 1817 in Paris, wo er auch stirbt. II. Es ist unklar, weshalb Georges Alexandre Perregaux (1783–1859, ⇒ Sacherklärung I.) Pestalozzi dieses Angebot machte. Gemäss dem Brief von Pestalozzi an Raymond Mitton (⇒ Nr. 1387 a) vom 12. März 1817 (PSB X, Nr. 4581) ging Pestalozzi davon aus, dass sich die beiden nicht kannten. Da allerdings beide kaufmännisch tätig waren, unterhielten sie möglicherweise geschäftliche Beziehungen, die Pestalozzi nicht bekannt gewesen waren oder der Kontakt kam über eine (unbekannte) Drittperson zustande. III. Z. 4
Louis Mitton: Louis Mitton ⇒ Nr. 1547 a
1567. Gerhard von Buschmann 13. Januar 1817 5
An Herrn Pestalozzi in Yverdon Stuttgart den 13 Jan[uar] 1817.
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Ehrwürdiger Freund! Ich habe Ihr Schreiben vom 4ten d[ieses] M[onats] so wie das an die Königin erhalten und mich beeifert, letzteres Ihrer Majestät zu überreichen. Es macht mir viel Vergnügen, dass Sie auch unter den schwierigsten Umständen Ihre für das Wohl der Menschheit so
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wohlthätigen Absichten durchzusetzen und zu erreichen wissen. Sie werden durch Ihre edlen Bemühungen nicht nur den schönsten Lohn in sich selbst finden, sondern auch den bisher erlangten Beifall der Gutgesinnten noch reichlicher einernten. Ihre Majestät die Königin ist sehr erfreut, dass Sie Ihr von Zeit zu Zeit von dem Fortgange Ihrer Unternehmungen durch mich Nachricht geben wollen, u[nd] ich meinerseits schätze mich glücklich, zum Organ dieser Mittheilung gewählt zu seyn. Mit ausgezeichnetster Achtung bin ich Ihr ergebenster Diener und Verehrer G[erhard] v[on] Buschmann
Überlieferung 1 2 3 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 46/2 Bogen, 251 x 208 mm leicht defekt Siegelspuren, Stempel STUTTGART 15 JAN 1817 CHARGÉ, Dorsualvermerk Buschmann an Pest. 1817 Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 5
Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Gerhard von Buschmann (1780–1856) ⇒ Nr. 1561 II. Die Königin Katharina Pawlowna von Württemberg (1788–1819, ⇒ Nr. 1394) hatte eigentlich geplant, ihre beiden Söhne, Prinz Peter Georg Paul Alexander (1810–1829, ⇒ Nr. 1561) und Prinz Konstantin Friedrich Peter von Oldenburg (1812–1881, ⇒ Nr. 1561) von einem Lehrer erziehen zu lassen, der bei Pestalozzi ausgebildet worden war. Da in der Zwischenzeit allerdings Gottfried Friedrich Oelschläger (1786–1816, ⇒ Nr. 1243), der Leiter der Stuttgarter Privatschule (⇒ Nr. 1136) verstorben war und als neuer Leiter Johannes Raumsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) gewonnen werden konnte, der bei Pestalozzi ausgebildet worden war, erübrigte sich die Anstellung eines Lehrers für die Prinzen, wie Gerhard von Buschmann (1780–1856, ⇒ Nr. 1561) Pestalozzi in einem Brief vom 12. Dezember 1816 (⇒ Nr.1561) mitteilte. Allerdings war die Königin weiterhin an einem Austausch mit Yverdon interessiert, welchen von Buschmann zu besorgen hatte.
484 III. Z. 8 Z. 9
Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Königin: Königin Katharina Pawlowna von Württemberg (1788–1819) Nr. 1394
⇒
1568. Buchhandlung Januar 1817 5
[Reg.] Eine Buchhandlung bietet sich bei Pestalozzi als Herausgeberin seiner Schriften an.
Überlieferung 1
PSB X, S. 233.5 f. Sacherklärung I.
Es ist unklar, welche Buchhandlung sich hier bei Pestalozzi um die Herausgabe seiner Schriften beworben haben könnte. II. Im Herbst 1816 konkretisierten sich die Pläne Pestalozzis, im Verlag Cotta eine Gesamtausgabe seiner Werke drucken zu lassen. Allerdings beklagte er sich über das seiner Ansicht nach zu langsame Tempo, in welchem Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) die Herausgabe vorantrieb (PSB X, Nr. 4537). Das Angebot von anderen Buchhandlungen, seine Gesamtausgabe übernehmen zu wollen, gab ihm deshalb ein gutes Druckmittel in die Hand, um den Verhandlungsprozess bei Cotta zu beschleunigen.
1569. François Louis Bezencenet Januar 1817 [Reg.] Bezencenet mahnt noch ausstehende Zahlungen bei Pestalozzi an.
Überlieferung 1
PSB X, S. 237.10
485 Sacherklärung I. François Louis Bezencenet (1754–1826) war Major und Notar in Yverdon und stand mit Pestalozzi auch in geschäftlichen Beziehungen. Er war mit Marie Gabrielle Hutter (1754–1831, ⇒ Nr. 1925) verheiratet und hatte mehrere Söhne. Einer davon, JeanJacques Bezencenet (1776–1812, ⇒ Nr. 1139 b), hatte im Jahre 1810 Jean Charles Jules Félix Prosper Fraissinet (*1796, ⇒ Nr. 1135 a), einen Schüler Pestalozzis, nach Neapel begleitet.
1570. John Synge Januar 1817 [Reg.] Synge berichtet detailliert über die Fortschritte bei der Etablierung der pestalozzischen Methode in Irland.
Überlieferung 1
Nr. 1734 Sacherklärung I.
John Synge (1788–1845) ⇒ Nr. 1500 II. John Synge (1788–1845, ⇒ Nr. 1500) hatte sich 1814 während dreier Monate in Yverdon aufgehalten und nach seiner Rückkehr nach Irland in Roundwood (Wicklow), dem Sitz der Familie, eine Schule (⇒ Nr. 1500) eingerichtet.
1571. Johannes Niederer 22. Januar 1817 Iferten den 22ten Jenner 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi! Erlauben Sie mir, dass ich, was ich Ihnen vorgestern rücksichtlich des Religionsunterrichts in Ihrer Anstalt mündlich gesagt habe, nun noch bestimmter schriftlich erkläre. Ein Religionslehrer Ihres Hauses kan und darf nicht vom Leben in demselben getrennt seyn. Dieses Letztre aber ist bei mir, (ich rede von Ihrem Hause, nicht von Ihrer
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Person) nicht nur äusserlich, sondern auch geistig und gemüthlich, wie Sie wissen, der Fall. Pflicht und Gewissen zwingen mich daher, meine Stelle als Religionslehrer Ihrer Anstalt niederzulegen, und Sie zu bitten, mich diessfalls durch einen Würdigern zu ersetzen. – Wenn ich mir über diese Erklärung einen Vorwurf zu machen habe, so ist es blos der, sie nicht früher gemacht zu haben. Der Augenblick für sie ist nun aber desto entschiedner gekommen, da die Anstalt mit frischen Lehrern besetzt werden nicht nur soll, sondern kan, und es das höchste, von mir herzlich gewünschte Hülfsmittel ist, dass Ein Herz, Ein Geist unter allen Lehrern sey. Ich erkläre mich daher, vom vergangenen Neüjahr 1817 an, keinen Sold mehr beziehen zu wollen und mein Verhältniss zur Anstalt als solches für entschieden aufgelöst zu betrachten. Den Confirmationsunterricht hingegen, wollen Sie mir ihn, nach dieser Erklärung noch anvertrauen, werde ich unter den bisherigen Bedingungen fortsetzen, nemlich dieses mal, und wenn Sie es künftig noch zweckmässig finden sollten. Von Ihrer Person wünsche ich mich dadurch nicht nur nicht zu trennen, sondern, in so weit ich dessen fähig bin, kindlicher mit Ihnen zu vereinigen, ja ich glaube, oder gründe vielmehr die Hofnung einer innigern Vereinigung mit Ihnen im Geist und in der Wahrheit eben auf diese Reinigung unsers Verhältnisses, durch die ich allein mit Würde auch dann zu Ihnen stehen kan, wenn Sie es, wie bei Stackelbergs Abreise, bedenklich finden, mit mir in Gesellschaft zu seyn. Dass die weiblichen Zöglinge in Ihnen den Vater ihres höhern Lebens erkennen und verehren, wird immer meine Sorgfalt bleiben, darum bitte ich Sie, dieselben fortdauernd an Ihrem Geiste, Ihrer Liebe, Ihren Gebeten und Ihrem Gottesdienste theilnehmen zu lassen. Sie thun das gewiss gerne, nicht blos um meinet, sondern um der Menschheit willen für deren Bildung Sie leben, und um des Guten willen, das Sie, als der Einzige auch einzig in dieser Hinsicht leisten können. Was ich sonst für Ihre Zwecke, seye es im Allgemeinen, oder besondern, thun kan, dafür bitte ich Sie, mich in Anspruch zu nehmen, aber nur Sie selbst und durch Sie, ohne Zwischenhändler von denen ich ohne Ausnahme jeden von mir weisen würde. Durch diese Bestimmtheit meiner Lage zu Ihnen, ohne Ansprüche an Sie, und nur dann befugt mitzuwirken, wo, wie und so weit Sie es jedesmal im Einzelnen verlangen, kan auch ich dadurch sehen, selbstständig und fröhlich meine Strasse wandeln, ohne Verantwortlichkeit für ein Ziel, zu dessen Erreichung mir jeden Augenblick Hindernisse in den Weg gelegt werden.
487 Diese Erklärung bedarf keiner Antwort. Wollen Sie mir eine schenken, so wird es doppelt freuen, Ihren Sie als den Schöpfer und Gestalter seines geistigen Lebens verehrenden Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,44 Bogen, 262 x 199 mm Dorsualvermerk Jverdon, den 22ten Januar 1817. Niederer. N° IV. Original Von diesem Brief existieren zwei Kopien. Die eine Abschrift (Copia, Umschlag 262/IV,44a) ist mit eigenhändiger Unterschrift versehen, der zweiten Abschrift (Copia, Umschlag 262/IV,44b) ist eine Nachschrift angefügt: «Das diese abschrift dem Original gleich lautet bezeügt in Iferten den 20t 9ber 1824 Jacob Ellenberger.» Textkritik
Zeuge H Z. 23 Z. 47
Confirmations: lateinische Schrift jedesmal im Einzelnen ∫ Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hatte sich wegen des Streits unter den Lehrern im Frühjahr 1816 entschlossen, sich von Pestalozzis Institut zu trennen und nur noch als externer Religionslehrer zur Verfügung zu stehen (⇒ Nr. 1502). Mit diesem Brief kam er nun auf diesen Entscheid zurück, weil er den Religionsunterricht eng mit der moralischen Erziehung der Schüler verbunden sah und diese Verbindung mit einer räumlichen Distanzierung nicht mehr zu realisieren war. III. Z. 4 Z. 33
Iferten: dt. Name für Yverdon Stackelbergs: Christoph Adam von Stackelberg (1777–1841) ⇒ Nr. 1007
1572. Adrian Frick 23. Januar 1817 5
[Reg.] Frick schreibt wegen Rechnungsangelegenheiten seiner beiden Söhne und bittet Pestalozzi, die Anweisung erst im Mai auszustellen.
488 Überlieferung 1
PSB X, S. 260.32 ff. Sacherklärung I.
Adrian Frick war mit Cathrin Wohlwend verheiratet. Weitere biographische Angaben konnten nicht ermittelt werden. II. Adrian (*1787, ⇒ Nr. 1218) und Johann(es) Frick (1792–1814, ⇒ Z. 4) waren 1805 bzw. 1809 in Pestalozzis Institut eingetreten und hatten es 1811 wieder verlassen. Offenbar war damals die Schlussrechnung ausgeblieben, was jetzt nachgeholt werden sollte. III. Z. 4
Söhne: Adrian (*1787, ⇒ Nr. 1218) und Johann(es) Frick (1792–1814). Johann(es) war von 1809 bis 1811 Schüler in Yverdon. Danach unterrichtete er in Thusis (Kt. Graubünden), wo er auch verstarb.
1573. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 25. Januar 1817 5
Meiner obliegenden Geschäfte sind so viele, dass ich unmöglich sogleich den Contract (den ich nun nach Ihrem Werthen v[om] 10 – auf eins mehr die andre Art entwerfe, da wir über die Hauptsache im Reinen sind) absenden kan, um Sie indessen wegen des dabei geäusserten Unmuthes eines Geldvorschusses nicht länger aufzuhalten, habe ich die Ehre Ihnen hiedurch meine Bereitwilligkeit hiezu zu erklären. Sie können also sogleich nach Eingang diess [Briefs] auf mich das zunächst Nothigste ziehen und mir bis zum Avis hievon gefälligst angeben, wann und wie viel Sie sonst noch zu beziehen wünschen. Eiligst mit bester Empfehlung J[ohann] F[riedrich] Cotta
489 Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/2 Bogen, 220 x 191 mm Stempel STUTTGART 26 JAN 1817, Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 7
Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift B e r n : lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. ⇒
Nr. 1565 III.
Z. 10 Z. 16
Werthen: PSB X, Nr. 4523 Avis: Geld- oder Warenankündigung
1574. Johannes Niederer 26. Januar 1817 5
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Geschrieben Donnerstags den 26ten Jenner 1817 auf innliegendes Billet Mögen Sie alles verkehrt ansehen, in noch so wilde Aussprüche, noch so entsetzliche Verirrungen gerathen, mögen Sie wider sich selbst handeln, und mich noch so arg misshandeln, mögen Sie das öffentlich, wie in der Neujahrspredigt, thun und Ihren Dank gegen die Vorsehung dadurch äussern, dass Sie gegen die Menschen ungerecht sind, oder mögen Sie im Stillen die Thorheit und den Unverstand Ihrer Schüler oder andrer Menschen durch Klagen über mich und durch Schmeicheley und Kriecherey über sich nähren, mögen Sie es Ihnen selbst wie mir dadurch völlig unmöglich machen den Zweck und das Glück Ihres Hauses zu gründen und zu befördern, mögen Sie vor jedem Buben auf die Knie fallen und ihn zum Retter Ihres Hauses ausschreyen und dann wenn er den Kopf verloren und für das wahre Ziel, Wesen und Band unsers gemein-
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schaftlichen Lebens unsinnig geworden, mir die Schuld geben, dass ich ihn verführt und verdorben, mögen Ihre Stimmungen und Maasregeln einem Menschen um den Andern das Leben in Ihrem Hause verleiden, und Sie dann sagen, Sie haben sie mir aufgeopfert, mögen Sie, wenn ich um Ihres Bedürfnisses und meiner Treue für Sie und Ihre Sache willen, für das Auffinden von Menschen besorgt bin, die nach meiner Überzeugung Ihnen nützlich seyn könnten, mir ihre Anstellung als ein Opfer anrechnen, das Sie mir gebracht, mögen Sie nicht nur wie bisher immer an meinen Gesinnungen, meiner Liebe und Treue zweifeln und füglich unwidersprechlicher zeigen, dass alles was Sie mir von einem v ä t e r l i c h e n Verhältnis gesagt, aufs gelindeste gesprochen, Selbsttäuschung war, sondern mögen Sie auch an meinem Glauben, meinem Gewissen, meiner Religion verzweifeln, mögen Sie, der einen durchgreifenden Einfluss z u r O r g a n i s a t i o n d e r A n s t a l t , durch den allein der Anstalt aufgeholfen werden könnte, von mir nie ertrug, immer weniger ertragen mag und wo er sich nur zeigen möchte aus allen Kräften entgegenarbeitet, der ausser mir sich jedem Knaben und jeder eiteln Hofnung sich in die Arme wirft, aber auch wirklich Hunderte von Menschen zur Hand hat und folglich von mir so bald er nur will, völlig unabhängig ist, sich i n T i g e r s p r a c h e als das Lamm schildert, das in meinem Löwenrachen zerblutet, mögen Sie den Fluch Ihres finstern Schicksals das Sie, weil Sie es nicht zum reinen und heitern Licht über sich selbst, über die Menschen, und über die Grundquellen Ihrer Stimmung bringen wollen, unaufhörlich antreibt, nach wenigen Augenblicken von Ruhe gegen Sie selbst oder gegen andre zu wüten, ganz auf mich und mir zur Last legen – I c h ä n d re darum meine Gefühle und Gesinnungen gegen Sie nicht. Ich weiss zu Gut, was sie waren, w e r S i e a n s i c h s i n d , und welche Ursachen Sie in Ihren unglückseligen Zustand bringen. Ich habe den w a h r e n Pestalozzi erkannt und i h m ewig mich ergeben. Wie der Bethörte und sich selbst Bethörende handle, er kan auch jenen nicht untreu machen, und noch vielweniger werden es andre können die er bethört. – Ich fürchte die Verwünschungen nicht die d i e s e r über mich ausspricht. Allerdings habe ich gesündigt, sonst wüsste ich nicht woher mir das Unglück käme eines solchen Schicksals und eines solchen Jammers von ihm und durch ihn. Was selbst die grösste S t r a f e ist, die den Menschen treffen, und ich kenne keine grössere als Sie so zu wissen und zu sehen, wird nicht selbst wieder gestraft werden, das sagt mir meine Religion und mein Glaube. Und wie ich an den wahren Pestalozzi glaube und ihn kindlich verehre, so glaube
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ich vom leidenschaftlichen, der Zeitlichkeit erlegenen, er könne keinen glücklichen Menschen kein selbstständiges Wohl irgend eines an ihn angeschlossenen Menschen dulden, und es gebe keinen Schutz gegen ihn, als vor ihm zu fliehen, und jedes Verhältniss mit ihm zu vermeiden.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV, 45 Bogen, 255 x 199 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Pestal[ozzi] an Niederer und Niederers Antwort. 1817. den 26ten Jenner. Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 23 Z. 32 f. Z. 60
1817 ∫ und meiner zur Organisation der Anstalt ∫ so glaube Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
1575. Ioannes Antonios Kapodistrias 31. Januar 1817 a M[onsieu]r de Pestalozzi etc. 5
St Petersbourg ce 31 Janvier 1817.
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Monsieur, L’Empereur en prenant connoissance de la lettre que Vous Lui avez adressée dernièrement et de celle, par la quelle Vous m’avez commis le soin de la remettre à Sa Majesté Impériale, a retrouvé dans le motif qui les a dictées, les sentimens qui Vous animent pour la propagation des préceptes de Votre système d’éducation, et conséquemment pour le bien de l’humanité. S’il existe des obstacles qui s’opposent à l’exécution positive et immédiate de Votre demande, Vous aurez déjà trouvé, Monsieur,
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dans les Journaux, l’annonce d’une mesure adoptée récemment par Sa Majesté, et qui dans son développement est destinée à répondre en partie, aux vœux que Vous venez de nous manifester. Je crois devoir néanmoins Vous transmettre ci-près une copie de cet article, et je suis autorisé à Vous donner l’assurance, que si les jeunes gens qui se trouvent actuellement en Angleterre, réalisent nos espérances, ils achèveront leurs études pédagogiques, en visitant Votre Institut. Il se pénétreront sous Vos yeux, Monsieur, des avantages de Votre système, et rapporteront dans leur pays des connoissances, que Votre direction ne manquera pas de rendre aussi profondes que salutaires. Vous saurez apprécier l’importance des intentions que j’ai l’honneur de Vous communiquer aujourd’hui; et je Vous prie de croire, qu’en mon particulier je ne cesserai d’apprendre les succès de Vos travaux avec un intérêt analogue aux sentimens d’estime et de considération, avec les quels j’ai l’honneur d’être, Monsieur, Votre très humble et très obéissant serviteur Le Comte Capodistria
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 49/6 Bogen, 243 x 201 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831) ⇒ Nr. 1387 II. ⇒
Nr. 1608 III.
Z. 7 Z. 7 Z. 8
L’Empereur: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825, ⇒ Nr. 520) lettre: PSB XIV, Nr. 4468 a celle: scheint nicht erhalten zu sein
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Z. 20
l’annonce: Die Anzeige konnte nicht näher bestimmt werden. Wie aus einem Brief Pestalozzis vom November 1816 an Zar Alexander I. von Russland (1777–1825, ⇒ Nr. 520) hervorgeht (vgl. PSB XIV, Nr. 4468 a), warb Pestalozzi für die Entsendung russischer Studenten nach Yverdon, um sie vor Ort in seiner Unterrichts- und Erziehungsmethode auszubilden. Die Anzeige könnte demnach in Verbindung stehen mit der Entsendung von vier Studenten des Seminars von St. Petersburg nach England, mit der Absicht, sie in die Lancaster-Methode (⇒ Nr. 1487) einzuführen. Möglicherweise sollte mit der Anzeige Pestalozzi signalisiert werden, dass Russland grundsätzlich bereit sei, Lehrer auch ausserhalb der Landesgrenzen fortbilden zu lassen und sein dahingehender Wunsch allenfalls später berücksichtigt werden könnte. jeunes gens: Um die Bevölkerung besser beschulen zu können, strebte Zar Alexander I. von Russland (1777–1825, ⇒ Nr. 520) den Ausbau des Schulwesen sowie Reformen innerhalb desselben an. Als eine mögliche Unterrichtsmethode galt die Lancaster-Methode (⇒ Nr. 1487). Die Einrichtung einer Lancasterschule für die in Frankreich stationierten russischen Truppen in Maubeuge (Nord-Pas-de-Calais) im Jahre 1815 hatte den Bekanntheitsgrad dieser Unterrichtsform in Russland weiter erhöht und im Herbst 1816 schickte die russische Regierung vier Studenten des Seminars von St. Petersburg nach England, um sich mit dieser Methode vertraut zu machen. 1818 reisten diese Studenten auf einem Umweg über Frankreich, der Schweiz und Deutschland nach Hause, um noch andere Erziehungs- und Unterrichtmethoden kennen zu lernen, die allenfalls ergänzend zur Lancaster-Methode eingesetzt werden könnten. Bei den vier Studenten handelte es sich somit mit grosser Wahrscheinlichkeit um Friedrich J. Busse (1799–1859, ⇒ Nr. 1555), Alexander Grigoriewitsch Obodovskij (1795–1852, ⇒ Nr. 1555), Karl Svenske (1796–1871, ⇒ Nr. 1555) und Matvej Maximowitsch Timajev (1798–1858, ⇒ Nr. 1555).
1576. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 31. Januar 1817 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 242.24 Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617
494 II. In diesem nicht erhaltenen Brief dürfte Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) Pestalozzi wohl den Vertrag zur Gesamtausgabe geschickt haben.
1577. Gottlieb Pestalozzi Winter/Frühjahr 1816/1817 [Reg.] Gottlieb schreibt Briefe aus Ingolstadt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 262.21 Sacherklärung I.
Gottlieb Pestalozzi (1797–1863)
⇒
Nr. 594 II.
Gottlieb Pestalozzi (1797–1863, ⇒ Nr. 594) hatte im Oktober 1816 seine Lehre als Gerber bei Johannes Hauser (1776–1841, ⇒ Nr. 1383) in Wädenswil (Kt. Zürich) beendet und begab sich anschliessend zur Weiterbildung nach Deutschland.
1578. Eidgenössische Kanzlei 3. Februar 1817 Bern den 3ten Hornung 1817. 5
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Hochgeachteter Herr! Die Unterzeichnete Staats Kanzley hat von dem geheimen Rath des eidgenössischen Vororts den Auftrag erhalten, Ihnen abschriftlich die Bewilligung des nachgesuchten Privilegiums zum Druk und Verkauf Ihrer Schriften, welche von Seiten der hohen Stände Thurgau und Wallis neüerlich eingegangen sind, mitzutheilen; indem sich die Unterzeichnete eidsgenössische Kanzley dieses Auftrags entledigt, versichert sie Euer Wohlgebohren ihrer ausgezeichneten Hochachtung. Kanzley der Eidgenossenschaft. Mousson.
495 Frauenfeld den 30ten Jenner 1817.
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Excellenz! Hochwohlgebohrne Hochgeachtete Herren, Getreüe, liebe Eids und Bundsgenossen! Mit Bezugnahme auf die unterm 4ten Weinmonath des verflossenen Jahrs an das abgetrettene Eidsgenössische Vorort erlassene Antwort, geben Wir Uns die Ehre, E u r e r E x c e l l e n z und H o c h w o h l g e b o h r n hiermit die Anzeige zu machen, dass der Grosse Rath unsres Kantons bey seiner jüngst statt gehabten Versammlung dem von Uns dem Herrn Heinrich Pestalozzi zu Yverdon unter obigem Dato ertheilten Privilegium für den Druk und Verkauf seiner Schriften die vorbehaltene Ratifikation wirklich ertheilt hat. Genehmigen E ü e r E x c e l l e n z und H o c h w o h l g e b o h r n , anbey die Bezeügung der ausgezeichnetsten Hochachtung und die angelegenste Empfehlung in die heilige Obhut Gottes! Landammann und Kleiner Rath des Kantons Thurgau. Der regierende Landammann sign. Morell. Für den Kleinen Rath der Staatsschreiber In dessen Nahmen Sign. Illert R[egieruns]st[atthalt]er Mousson Sitten den 20. Jenner 1817. Excellenz, Hoch Edelgebohrne Herrn! Getreüe liebe, Eids und Bundsgenossen! Seit einer geraumen Zeit hatte schon der Vorort allen Bundsgenössischen Ständen geschrieben, um selbe zu berichten, dass Herr Pestalozzi von seinen Mitbürgern das ausschliessliche Vorrecht zu erhalten wünsche, seine über Erziehung der Jugend herausgegebenen Werke verkaufen zu können. Da Wir seine Wünsche nur insoweit gewähren konnten, als selbe von unserm Kantons Land Rath genehmiget würden, so mussten Wir, so gross auch übrigens Unser Gunst Eifer in dieser Rüksicht seyn möchte, seine gewöhnliche Sitzungen vom Dezember abwarten, um von ihm die Einwilligung zu diesem Vorschlage zu erhalten, und die überhäufende Geschäfte des Staats Rathes nach dem Schlusse gedachten Sitzungen erlaubten ihm nicht das Resultat davon dem Hochlöblichen Vororte ehnder mitzutheilen.
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Wir entledigen Uns heüte dieser Pflicht mit dem Wohlgefallen, Euch Excellenz, und hochedelgebohrne Herrn melden zu können, dass der Land Rath, indem Er mit unsern Mitständen die sowohl den Geistesfähigkeiten als eifrigen Arbeiten des Herrn Pestalozzi schuldige Schäzung theilet, keinen Anstand gefunden hat, einen Abschluss zu geben, worin Er diesem berühmten Jugend Erzieher das ausschliessliche Vor Recht zugesagt, während des Laufes von zehen Jahren seine Werke über Erziehung der Jugend druken und zu verkaufen. Der zweite Christmonath war es, wo derselbe diesen Abschluss ausfertigen liess, worüber Wir dem Herrn Pestalozzy Kenntniss geben zu müssen glauben, und zwar vermittelst des nemlichen Weges, wodurch uns diess Verlangen mitgetheilt wurde. Möchten Eure Excellenz und hochedelgebohren Herrn, Getreüe, liebe, Eids und Bundsgenossen mit der Versicherung unserer ausgezeichnetesten Hochachtung die aufrichtigsten Wünsche genehmigen, wodurch Wir Euch mit Uns dem Machtschuz des Allerhöchsten empfehlen. Im Nahmen des Staats Rathes der Republik und Cantons Wallis und in Abwesenheit des Landshauptmanns der Landshauptmanns Statthalter. Sign. de Rivaz. Für getreüe Abschrift der Eidgenössische Kanzler. Mousson
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390, 14/22 (H1), 14/21 (H2), 14/20 (H3) Blatt, 222 x 354 mm (H1), 222 x 354 mm (H2), 222 x 355 mm (H3) eigenhändige Unterschriften Original Textkritik
Zeuge H Z. 25 Z. 27
Yverdon: lateinische Schrift Ratifikation: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Die 1803 geschaffene Eidgenössische Kanzlei ist die älteste und bis zur Gründung des Bundesstaates 1848 auch die einzige ständige Behörde der Schweiz. Zu deren Aufgaben gehört die Protokollführung der Tagsatzung (⇒ Nr. 1534), das Führen der eidgenössischen Korrespondenz mit den Kantonen und dem Ausland, die Drucklegung der
497 Abschiede und der offiziellen Sammlung der eidgenössischen Gesetze, Beschlüsse, Verordnungen, Staatsverträge etc. sowie die Betreuung des eidgenössischen Archivs. Bis 1848 ist der aktuelle Vorort (⇒ Nr. 1535), der Kanton, welcher der eidgenössischen Tagsatzung vorsteht, zugleich der Sitz der Eidgenössischen Kanzlei. II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 6
Z. 7 Z. 8 Z. 9 Z. 15 Z. 21 Z. 34
Z. 64 f.
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geheimen Rath: Der Geheime Rat war eine Institution innerhalb der kantonalen Organisation und Verwaltung, die für die diplomatischen Angelegenheiten sowie für die innere und äussere Sicherheit des Kantons zuständig war. Der Geheime Rat des jeweiligen eidgenössischen Vorortes (⇒ Nr. 1535) amtierte zugleich auch als eidgenössische Behörde und hielt zur Behandlung der vorörtlichen Geschäfte besondere Sitzungen ab. Er war aus einem engeren Ausschuss der Räte zusammengesetzt, konkret für den hier gemeinten Berner Geheimen Rat aus dem regierenden Schultheiss als Präsidenten, dem Altschultheiss, dem Säckelmeister und vier Beisitzern, die dem Kleinen oder Grossen Rat angehörten. Vororts: Vorort: ⇒ Nr. 1535 Bewilligung: Z. 16–79 Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Mousson: Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861) ⇒ Nr. 495 Antwort: StA Thurgau, Missive Kleiner Rat 1816, Sig. 3’21’27, Nr. 1325 Morell: Johannes Morell (1759–1835) absolvierte eine Lehre beim Landschreiber in Wangen an der Aare (Kt. Bern). Anschliessend war er von 1778 bis 1790 Substitut, danach bis 1798 Verwalter der Landkanzlei Andelfingen (Kt. Zürich), wurde 1798 vom thurgauischen Landeskomitee zum zweiten Sekretär berufen, war von 1798 bis 1800 Obersekretär und bis 1803 Präsident der thurgauischen Verwaltungskammer. Morell war zudem Mitglied der helvetischen Tagsatzung (⇒ Nr. 1534) und von 1802 bis 1803 des helvetischen Senats. Es folgten Mitgliedschaften in der thurgauischen Regierungskommission (1803), im Kleinen Rat (1803–1835) und im Grossen Rat (1803–1831), 1814 war Morell Mitglied der Verfassungskommission und von 1815 bis 1831, im Wechsel mit Joseph Anderwerth (1767–1841, ⇒ Nr. 495), Landammann. Abschluss: Das vom Walliser Landrat ausgestellte Dekret vom 2. Dezember 1816 betreffend der Druck- und Verkaufsrechte der Schriften Pestalozzis liegt im StA Wallis unter der Signatur, 1 DIP 1.9, Nr. 3. Für das deutsche und französische Protokoll der betreffenden Landratssitzung vgl. StA Wallis, 1003, Nr. 1, S. 102 und Abschiede, Band 39, S. 85–86. Rivaz: Charles Emmanuel de Rivaz (1753–1830) studierte Recht, Latein und Naturwissenschaften in Turin. Nach einer juristischen Tätigkeit beim savoyischen Senat und ab 1791 als Kastlan von Saint-Gingolph (Kt. Wallis) war er von 1798 bis 1802 als helvetischer Regierungsstatthalter tätig. 1801, 1805 und 1814 nahm er als Gesandter an der eidgenössischen Tagsatzung (⇒ Nr. 1534) teil, von 1802 bis 1805 amtierte de Rivaz als Walliser Staatsrat, wurde 1806 Präsident des Walliser Obergerichts und reiste 1810 als Mitglied der Walliser Deputation zu Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) nach Paris. 1812 bis 1813, als das Wallis ein
498 französisches Departement war, gehörte er dem corps législatif an, 1815, nach dem Beitritt des Wallis zur Eidgenossenschaft, erfolgte seine Ernennung zum Vizelandeshauptmann, von 1817 bis 1819 und von 1825 bis 1827 hatte er das Amt des Landeshauptmann inne. Dazwischen bzw. danach war de Rivaz erneut als Staatsrat tätig (1823–1825, 1829–1830) und Gesandter an der eidgenössischen Tagsatzung (1821–1822). Er verfasste mehrere literarische und historische Schriften und erhielt verschiedene Auszeichnungen, so 1805 den Ritter des Ordens Karls III. von Spanien (1716–1788), 1811 eine Auszeichnung der Ehrenlegion, 1812 den Orden La Réunion sowie 1823 einen erblichen Grafentitel vom sardischen König Karl Felix Josef Maria (1765–1831).
1579. Johannes Niederer 4. Februar 1817 Iferten den 4ten Hornung 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Obgleich Ihre den 24sten Jenner erhaltne Antwort auf meine Erklärung vom 22ten in den heftigsten Ausdrücken abgefasst ist, so betrachte ich sie blos als die Frucht des Kampfs Ihrer, mit Unwillen gepaarten, eben so unauslöschlichen als väterlichen Liebe. Allein, sie zwingt mich zu einer Darlegung der Beweggründe jener Erklärung, die ich durch den ganzen Ton und Inhalt derselben vermeiden wollte. Da diese Darlegung Ihnen schmerzhaft seyn muss, so wollte ich sie Ihnen ersparen, und schob auch darum so lange die Antwort auf Ihre Forderung, den Religionsunterricht im Schlosse, bis zur Anstellung eines neuen Lehrers fortzusetzen, auf. – Länger darf es aber nicht geschehen. Indem ich mir daher so wohl die Rechtfertigung der Niederlegung meiner Stelle als Religionslehrer Ihrer Anstalt, als die ausführliche Erwiederung Ihrer am 24ten Jenner erhaltenen Zuschrift und zwar von Anfang bis zum Ende hiemit ausdrücklich vorbehalte, rufe ich meinen Brief an Sie unterm 5ten Febr[uar] 1816 zurück, der urkundlich beweist, dass ich meine Stelle als Religionslehrer Ihrer Anstalt schon vor genanntem Datum entsagt, 2. das was seither begegnet ist, und was besonders seit dem neüen Jahr sich ereignet hat, zum voraus verkündet, 3. den Probeversuch, zu dem Sie [mich] auffordern, ein halbes Jahr zu beobachten und dann zu entscheiden auf ein ganzes Jahr ausgedehnt habe. Die Zeit von Schmid’s Eintritt an war für mich eine Prüfungszeit. Ich habe, auf alle thätige Einwirkung, wie Sie wissen, Verzicht leistend, Ihre Richtung, Schmid’s Charakter und Beneh-
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men, Ihre Anstalt, die aufgestellten Grundsätze ihre Wirkungen und Folgen, eigentlich aufnehmend, leidend, ich darf es vor Gott bekennen, unpartheiisch, d[as] h[eisst] unabhängig von den Meinungen, Neigungen und Zwecken meiner Persönlichkeit beobachtet, und, ich betheure es eben so frei und gewissenhaft vor Gott und der Welt, allen meinen Kräften aufgeboten, das Gewünschte zu finden, nemlich den Frieden Ihres Hauses, eine Übereinstimmung Ihrer Anstalt mit Ihrem Werke, Ihrer Freünde mit Ihnen, und Ihres persönlichen Verfahrens mit Ihren Grundsätzen. Ich muss es sagen, ich habe es nicht, immer weniger und zuletzt am wenigsten gefunden, ja finde den jetzigen Zustand der Anstalt, und nicht nur ihn, sondern die Grundsätze nach denen sie geleitet wird, im unmittelbarsten, entgegengesetztesten Widerspruch, gegen alles was sie seyn sollte. Dabei will ich mich nicht auf Ihre eigne, obgleich höchst merkwürdige Aüsserung beruffen: «Sie wollen neüe Lehrer und neüe Zöglinge» – Ein Ausspruch der freilich das Ganze über den Haufen wirft, aber den ich weit entfernt bin wegen seiner unermesslichen Folgen, Ihnen zuzuschreiben oder auf Ihre Rechnung zu setzen. Das Gesagte soll nur beweisen, dass das verflossne Jahr ein E n t s c h e i d u n g s j a h r für mich war, und dass ich Gelegenheit genug hatte zur Klarheit über das Verhältniss zu Ihrer Anstalt zu gelangen.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,46 Bogen, 263 x 199 mm Notiz 1817. Febr[uar] 4. Erklärung an Pestal[ozzi] über das Verhältnis als Religionslehrer nicht vollendet, aber Thatsachen enthaltend. N[iederers] Persönliches Verhältnis zu P[estalozzi] betreffend. Original Textkritik
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was ∫ Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Dieser Brief ist der erste in einer Reihe mehrerer Versuche Johannes Niederers (1779–1843, ⇒ Nr. 507), sich Pestalozzi in Sachen Religionsunterricht zu erklären.
500 Diese Briefe sind jeweils datiert, jedoch meist nicht unterschrieben und dürften wohl auch nicht abgeschickt worden sein. Erst am 17. Februar (⇒ Nr. 1585) scheint Niederer eine Formulierung gefunden zu haben, die er Pestalozzi dann auch zukommen liess, zumindest endet damit die Serie inhaltlich sehr ähnlicher Briefe. III. Z. 6 Z. 6 f. Z. 20 Z. 27
Antwort: PSB X, Nr. 4540 Erklärung: ⇒ Nr. 1571 Brief: ⇒ Nr. 1495 Schmid’s Eintritt: Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) hatte 1810 die Anstalt verlassen und wurde 1815 im Zuge der finanziellen Reorganisation von Pestalozzi und seinen Mitarbeitern zurückgeholt. Dies führte schon bald zum Ausbruch der bestehenden Spannungen zwischen den Mitarbeitern.
1580. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 5. Februar 1817 5
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S[eine]r Wohlgeborn Herrn Heinrich Pestalozzi Yverdun bei Bern In der Anlage erhalten E[uer] Wohl[geboh]ren den Contract von mir unterzeichnet, wobei ich mich in Hinsicht des gewünschten Abschnittes auf mein Leztes beziehe. Unwandelbar Ihr J[ohann] F[riedrich] Cotta
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ZB Zürich, Ms Pestal 56/3 Blatt, 218 x 190 mm Siegelspuren, Stempel STUTTGART 5 FEB 1817 Original Textkritik
501 Sacherklärung I. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. Am 25. Januar 1817 (⇒ Nr. 1573) hatte Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) angekündigt, dass er den von Pestalozzi gewünschten Kontrakt nicht sofort aufsetzen könne, da er zu beschäftigt sei. Mit dem vorliegenden Brief übersandte Cotta nun den Vertrag, der auf den 31. Januar 1817 datiert ist. III. Z. 8 Z. 10
Contract: PSB XIV, Nr. 4539 a Leztes: ⇒ Nr. 1573
1581. Joseph Schmid Februar 1817 [Reg.] Schmid schickt die Ankündigung für die Gesamtausgabe zurück.
Überlieferungstext 1
PSB X, S. 244.20 f. Sacherklärung I.
Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 II. Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) war im Februar 1817 (vgl. PSB X, Nr. 4541), ausgestatten mit den Vollmachten Pestalozzis, nach Stuttgart zu Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) gereist, um mit ihm die Details der geplanten Ausgabe der Sämmtlichen Schriften Pestalozzis zu besprechen. III. Z. 4
Ankündigung: PSW XXV, S. 23–38
502 1582. Benjamin Klimrath 8. Februar 1817 5
[Reg.] Klimrath erkundigt sich – wahrscheinlich im Auftrag von Herrn Soulage – nach den Unterrichtsarten und den Aufnahmebedingungen in Yverdon.
Überlieferung 1
PSB X, S. 250.31 ff. Sacherklärung I.
Benjamin Klimrath aus Logelbach (heute Teil von Wintzenheim, Elsass), der als Züchter und Händler von Färberkrapp tätig ist, ist mit Catherine Barbe d’Edighoffen verheiratet. Das Paar hat mindestens zwei Söhne, Jean (*1793) und Benjamin (*1796). Letzterer ist von 1808 bis 1811 als Schüler am pestalozzischen Institut in Yverdon. III. Z. 4
Soulage: Herr Soulage konnte nicht näher bestimmt werden.
1583. Raymond Mitton 10. Februar 1817 5
[Reg.] Mitton schickt ein Empfehlungsschreiben und eine Anweisung auf Herrn Platzmann in Leipzig.
Überlieferung 1
PSB X, S. 252.10 und S. 252.27 ff. Sacherklärung I.
Raymond Mitton ⇒ Nr. 1387 a II. Der Sohn von Raymond Mitton (⇒ Nr. 1387 a), Louis Mitton (⇒ Nr. 1547 a) sollte nach Warschau reisen, wofür hier die letzten Anordnungen getroffen wurden.
503 III. Z. 4 f.
Platzmann: Möglicherweise handelt es sich um Johann Peter Platzmann (1757–1831). Er wurde in Berlin als Sohn eines Seidenfabrikanten geboren und lebte später in Leipzig, wo er gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich Karl (1760–1843) ein Kaufhandelsgeschäft führte. Platzmann war mit Jeanne Henriette Dufour (1765–1832) verheiratet und hatte drei Kinder.
1584/1. Johannes Niederer 16. Februar 1817 Iferten den 16ten Februar 1817 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Seit 3 Wochen lag mir die Beantwortung Ihrer Erwiederung auf meine Erklärung vom 23ten Jenner auf dem Herzen. Unsre heütige Unterredung machte mir den Stand des Verhältnisses zu Ihnen, und die völlige Unmöglichkeit, mich Ihnen verständlich zu machen, deütlich, da Sie jedes Eintreten in die Natur der Sache, jede freie Mittheilung von Wahrheit und Recht die von mir kömmt, als ein Plaidoyer erklären. Es bleibt mir also nichts übrig, als Ihre und meine Angelegenheit, der Zeit und Vorsehung anzuvertrauen, wie ich in der letzten Zeit gethan, meine Überzeügungen und Gefühle Ihnen gegenüber zu unterdrücken; Sie aber dabei mit meinen Entschlüssen bekannt zu machen welche Gefühl, Nachdenken, Gewissen und Lage mir abzwingen. Nur der Spott, (der auf meinen Brief vom 23ten an Sie von Menschen fiel, denen Sie selbst, da dieselben ohne Sinn für mein Verhältniss zu Ihnen und ohne Scheu vor Ihrem Schicksal, sich eben so eitel als thöricht in dasselbe mischen, hätten zurufen sollen: «rühre nicht Pech, denn es brennt») veranlasst mich, nebenbei noch einige Bemerkungen als Antwort auf die Ihrigen einzumischen. Sie nennen mich «S t e i n . » Erinnern Sie sich, dass ich als weicher Ton zu Ihnen kam, der, wenn er wirklich hart geworden, nur im glühenden Ofen Ihres Ganges und Schicksals darzu gebrannt werden konnte. Eckstein Ihres H a u s e s , konnte und wollte ich nie werden. Nicht das Endliche und Zeitliche oder Oertliche, sondern das Unendliche, Geistige und Ewige Ihres Wesens zog mich an Sie, und beschäftigte mich. Ich habe Ihnen das seit 16 Jahren eben so deütlich gesagt, als durch mein Betragen anhaltend bewiesen. Wollten Sie
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etwas aus mir machen, was ich weder suchte noch vermochte so ist es nicht meine Schuld. «E r z ä h l e n » Sie aber jetz von mir als Stein, «der auf vielfache Weise an Ihr Haus anstosst» so gebe ich Ihnen zu bedenken was Sie damit sagen. Nichts Aüsseres hat bis jetz Ihr Haus zu Grund gerichtet. Ist es in Gott gebauet so werden auch die Pforten der Hölle es nicht stürzen. Ist es das nicht, so ist es schon in sich selbst nichtig und zerfallen.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,48 Blatt, 260 x 201 mm Original Zu diesem Entwurf existiert auch ein Vorentwurf, der inhaltlich identisch aber kürzer ist (ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,47) Textkritik
Zeuge H Z. 11 Z. 18 Z. 31
Plaidoyer: lateinische Schrift da dieselben so deütlich Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1579 III.
Z. 4 Z. 6 Z. 7
Iferten: dt. Name für Yverdon Erwiederung: PSB X, Nr. 4540 Erklärung: ⇒ Nr. 1571. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hatte die Erklärung allerdings am 22. Januar 1817 verfasst. In einer Version dieses Briefes (⇒ Nr. 1584/2) datiert Niederer dann die nicht datierte Antwort Pestalozzis auf den 23. Januar, in der anderen wird allerdings der Brief Niederers wieder auf den 23. Januar datiert (⇒ Nr. 1585).
505 1584/2. Johannes Niederer 16. Februar 1817 Iferten den 16ten Februar 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Unsre gestrige Unterredung thut mir sehr weh. Ich hatte unrecht nicht zu schweigen und bitte Sie desswegen herzlich um Verzeihung. Ihre Erwiederung vom 23ten Jänner habe ich so ernst und gewissenhaft als möglich zu Herzen gefasst, und seit ihrem Empfang mich täglich darüber geprüft. Jeder Augenblick hat mich mehr von der Kluft zwischen mir und meiner Stellung als Religionslehrer Ihres Hauses überzeügt. Im Fall Sie es noch verlangen, und so weit es meine Gesundheit verträgt, die, seit einiger Zeit wieder schlechter, mich fast alle Morgen mit Eckel und Errbrechen quält, will ich gerne bei Ihnen Stunden geben, zu Lernendes den Zöglingen anweisen, und predigen. Aber dem Namen eines Religionslehrers Ihres Hauses und seiner Besoldung muss ich vom laufenden Jahr an entsagen, und f o r d r e , davon losgezählt zu werden. Was ich in den, wie die Sachen jetz stehen, möglichst glücklichen Verhältnissen dieser Stellung leisten könnte, entspricht der Aufgabe, wie ich sie mir denke, und früher zum Theil in ihr lebte, auf keine Weise. Nach meiner stärksten Überzeugung muss ein Religionslehrer Ihrer Anstalt diese Aufgabe nicht nur zu erfüllen fähig seyn, sondern auch äusserlich sie erfüllen k ö n n e n , wenn sein Name nicht eine Entehrung für ihn, eine Schande für die Anstalt und ein Betrug für die Welt seyn soll, die gerade in diesem Punkt eine Belebung und Hilfsmittel von Ihnen erwartet. Die religiöse Bildung in Ihrer Anstalt kan nichts Untergeordnetes und Einzelnes, sie muss durchgreiffend seyn. Alles muss von ihr fingirt werden. Durch sie, in ihr und von ihr aus müssen alle Glieder Ihres Hauses: Kinder E i n e s Vaters, Werkzeüge E i n e s Geistes, Hüllen E i n e s Herzens seyn. Was nicht aus dem E i n e n , in Ihrem Kreise schaffenden, waltenden und herrschenden Geist hervorgeht, muss entweder ausgestossen werden oder sich trennen. Dass ich die Kraft und die Einheit, die jetz Ihr Haus regieren, nicht für eine religiöse, ja für keine sittliche, noch geistige überhaupt erkennen kan, ist nicht meine Schuld, obgleich es eben so wenig die Ihrige ist. Genug, diese Kraft und Einheit sind da, und ich weiche ihnen. Aber es ist warlich weder Härte noch Leidenschaft, weder Bosheit
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noch unchristliche Zanksucht und Unversöhnlichkeit, wenn ich erkläre zwei wie Sichtbares und Unsichtbares, wie Wasser und Feüer sich entgegengesetzte Elemente seyen unvereinbar und versehren einander ohne ein Höheres, Vermittelndes, und ohne dieses Höhere, Vermittelnde, müsse Eins dem Andern weichen, weil es sich nicht unterordnen kann, ohne vernichtet zu werden. Jenes Höhere wäre i n d e m F a l l v o n d e m i c h r e d e , hätte es sich selbst erkannt und dadurch erkennen gemacht, freilich d a g e w e s e n . Nun aber ist es, (weil es sich selbst unterordnete und wegwarf, wo es das Herrschende hätte seyn sollen,) auch für die Wirklichkeit nicht vorhanden. Um Ihnen nicht weh zu thun, übergehe ich mit Stillschweigen alles, wozu mich Ihre Erwiederung so wohl in Betref des Vergangnen als Gegenwärtigen Ihres Gangs und Ihrer Lage veranlasen könte. Verlangen Sie jedoch darüber Rechenschaft so bin ich bereit, sie Ihnen zu geben, und aus dem was war, zu zeugen, wie alles gekommen ist. Das Positive Ihres Briefes will ich nun berühren. Sie nennen mich einen «harten Stein». Wissen Sie denn nicht, dass ich als weichen, jeder Form empfänglichen Thon zu Ihnen kam, den, wenn es wirklich der Fall ist, nur der glühende Ofen Ihres Gangs und Schicksals härtete? Für kein H a u s , sondern für S i e , um keiner Anstalt sondern um reines Gedenkens, einer ins Unendliche sich erstreckenden, die Menschheit göttlich umfassenden Wahrheit willen bin ich zu Ihnen gekommen; kurz darum, weil ich Sie für den Zweiten höhern Keppler, den Entdecker der Gesetze des G e i s t i g e n U n i v e r s u m s und zwar nicht blos der Erlangung und Thätigkeit, sondern der Entwicklung der Geister, nemlich der Menschennatur als Geist hielt, und noch halte. Weder Stein noch Eckstein Ihres Hauses wollte, konnte ich seyn, sondern Förderer Ihres Werks durch Ihren Gedanken. Stossen Sie als Stein an mich, so ist es Ihre Schuld, weil Sie mich darzu machen. Was Sie um Ihres Hauses willen, verlassen hätten, geht mich daher nichts an. Dennoch kannte ich Ihren Vater und Ihre Muter nicht, um deren willen Sie es gethan hätten, wohl aber solche Ihrer Freünde, die aus Liebe zu Ihnen, ihren Vater und Muter wirklich verlassen, und irdische Bande um höherer willen zerrissen haben. Ihr Haus half ich Ihnen wirklich bauen, wenn es auch zu meiner Zeit, doch während meiner innigsten Vereinigung mit Ihnen wieder einzustürzen gefahrete. Von ihm wollte ich Sie nie trennen, nur warnen, wenn ich glaubte, Sie stürzen wieder, was schon gebaut war, nur Sie zurückreissen vor dem Herostrat, in dessen Hand ich
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die Brandfakel sah, das hölzerne Gerüste zur Vollendung des Hauses einzuäschern. Doch ich verlasse das Bild und kehre zur einfachen Thatsache zurück. Eben weil Ihr Leib vermodert, und wenn er vermodert ist, werden die Menschen das Unsterbliche in Ihnen, der ewigen Wahrheiten und Bildungsgesetze, welche Sie ans Licht brachten, meist allein gedenken. S i e werden unsterblich seyn n u r durch Ihren unsterblichen Geist; und wenn die Nachwelt an dem elenden Koth der Maurer Ihres Hauses Antheil nehmen sollte, so wird sie in dieser Hinsicht nur mitleidend, ein Beispiel der Verirrung an Ihnen aufstellen, und des Bedauerns, dass das Endliche einen unendlichen Geist so tief darniederdrückte, und dass er statt das Irdische mit dem Geistigen zu durchdringen, seine Rettung dadurch zu finden glaubte, dass er sich jemand in die Arme warf. Gedächte je die Nachwelt meiner, so soll sie es wenigstens nicht als Ihres Verräthers, als dessen der den Beütel trug, und der das selbständige, von allen äussern Erscheinung und Wirksamkeit unabhängige, über sie erhabene Göttliche leügnete oder als blosses Wortwesen lästerte. Wäre meine Härte, wie Sie sich auszudrücken beliebten, noch so hart, nie habe ich die unschuldigen Kinder Ihres Hauses durch unbesonnene Mittheilung den bedauernswürdigen Folgen, wenn nicht moralischer Schlechtigkeit, noch einer pädagogischen Taktlosigkeit ausgesetzt, wie es in der letzten Zeit der Fall war; eine Taktlosigkeit die vor allem nur Ihr Herz hätte zerreissen sollen. Ausser allem sittlichen Zusammenhang mit [«]Ihrem Haus», wie Sie sagen, und «zugleich mit Ihnen, im besten Vernehmen zu stehen» fiel mir nie ein. Ich glaubte aber, es sey sehr einfach und natürlich, mit Ihnen auch nach Aufkünden meiner Stelle in persönlich wohlwollender Berührung stehen zu können, wie hundert und tausend andre Menschen, die Ihrem Hause gar nichts sind, es nicht berühren und sich um kein Haar darum bekümmern, z[um] B[eispiel] H[err] Rathsh[err] Vogel, Fr[au] v[on] Hallwyl etc. Den m e i s t e n Ihrer Kinder habe ich nie Religionsunterricht gegeben. Hingegen glaubte ich, es sey I h n e n bequem, wenn ich den ältesten derselben den Vorbereitungsunterricht zur Communion gebe, was ich für die Protestanten ebenso wohl zu leisten im Stand sey, besonders für die Deutschen, als ein hiesiger Stadtpfarrer, oder als der Geistliche von Schürn für die Katholischen, von dessen Einfluss auf die m e i s t e n Ihrer Kinder mir wenigstens nichts zu Ohren gekommen. Ist der Vorschlag widersinnig an sich, so fiel mirs nicht ein, dass ers in Beziehung auf das gegenwärtig in Ihrem Haus
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eingeführte Regierungssystem sey, das soviel mir bekannt, wesentlich darauf beruht, auch dem Religionslehrer und damit der Religion selbst ihr Gebiet förmlich abzuwerben, ihnen so wohl von Zöglingen als von Zeit und Unterricht einen bestimmten Teil anzuweisen, um den Religionslehrer der Anstalt, wie jeden andern zum Stundengeber zu machen – Ich habe nicht nur die Schmidische Einrichtung so begriffen, sondern neuere Thatsachen von Ihnen selbst, z[um] B[eispiel] dass Sie wieder den Verwandten und natürlichen Leiter Willen sagen, den jungen Hertenstein auf alle Weise von der Theilnahme an meinem Religionsunterricht zu entfernen suchten. Dieses durch Schmid eingeführte Abwerbungssystem, das eben unwidersprechlich beweist, dass er die Religion blos als Abrichtung aber nicht als Geist und Leben begreift, ist der G r u n d warum ich nicht länger Religionslehrer Ihres Hauses seyn kan. Der Skandal der Unversöhnlichkeit mit der ersten Stütze Ihres Hauses wird sich geben, so bald diese erste Stütze weder in Ihrem Hause noch ausser demselben keine Skandale mehr veranlast, und so bald d a s Skandal aufhört, dass Sie nicht nur alle Ihre Freünde dem einzigen Schoosskind, sondern auch Ihre eignen Grundsätze, und die Meinungen und Einsichten der Weisesten und Besten, der Willkühr und hochmüthigen Einbildung desselben, oder thörichten Schmeichlern aufopfern. Die Bitte, die Töchtern an Ihren Gebeten Antheil nehmen zu lassen, hielt ich f ü r S i e p e r s ö n l i c h a n g e n e h m , weil es Ihrem Herzen wohl thut, auf so viel Menschen als möglich zu wirken. Auch glaubte ich, dieselben können durch ihre sittsame Gegenwart, ihren Gesang u.s.w. etwas zu gemeinschaftlicher Erbauung beitragen. Ich that diese Bitte warlich nicht der erfahrnen Roheiten und Ungezogenheiten von den Knaben, kurz der Unahnnehmlichkeiten willen, denen sie zuweilen ausgesetzt sind, und eben so wenig aus Mangel an Möglichkeit, zweckmässige Andachtsübungen in meinem Hause einzurichen. – Gewiss reichen diese Bemühungen hin, Sie zu überzeugen, dass mein Vorschlag, nach der Lage der Sache von meinem Gefühl und Standpunkt aus, eine herzliche, kindliche Huldigung gegen Sie war. Es braucht zur Würdigung davon nicht ein mal christlichen Sinn; blosse Humanität reicht darzu hin. Ihr reines, gesundes, hohes Herz mag entscheiden, ob Sie gut von denen berathen waren, die diesen Inhalt meiner Erklärung Ihnen als lauter Inkonsequenz und Folge eines krankhaften Zustands ins Aug fallen machten. Zum Schönen und Rührenden Ihrer Äusserungen über Christus und seine Aufopferung gehört noch das Einzige, dass er sich nicht
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für das Zeitliche nicht um den Zenthaur zu etabliren, oder zu sanktioniren, nicht etwa um des Judäismus, des Pharisäismus, des Heidenthums, oder irgend eines persönlichen Zwecks, sondern um des Wahren und Ewigen willen aufgeopfert hat. Weder sein Beispiel noch seine Lehre fordern Anschliessung und Freundschaft mit Pilatus und Herodes und dem bösen Prinzip oder irgend einem seiner Repräsentanten. Eben so wenig bedeutet sein Versöhnungstod Versöhnung mit diesen, Gemeinschaft mit ihnen. Im Gegentheil auf ewige Freündschaft dagegen gegründet, wurde die Versöhnung aber durch ihre Vernichtung, und besteht in alle Ewigkeit nur in so fern als sie überwunden und vertilgt worden. Ich lege diesen Gesichtspunkt an Ihr Gewissen und appellire laut und frey an dasselbe. Ist es bewiesen, können Sie darthun, dass das von Schmid befolgte System auch das der höhern Wahrheit, Güte und Gerechtigkeit sey, so muss ich ihm mich anschliessen, und es ist zugleich bewiesen, dass ich durch Widerspruch dagegen ein schlechter Mensch bin. Findet aber das Gegentheil statt, ruht seine Ansicht blos auf dem Endlichen, so ist es aufs gelindeste gesprochen Thorheit, Höheres ihm unterzuordnen, oder auch nur an das Seine reihen zu wollen, und es wäre Verbrechen, mit belauscht seyn als solches Erkanntes ihm auf zu opfern. Berufen aber nicht Sie selbst überal, wo Sie sein System behaupten und durchsetzen wollen, sich auf das Endliche, auf menschliche Schlechtigkeit und Gebrechlichkeit? Ich will nicht fragen, wie stimmt das mit dem Ewigen der Menschennatur überein, das zu erstreben Sie laut bekannten, sondern nur mit welcher Consequenz Sie sich hier auf christliche Liebe und Versöhnung berufen können? – Die bürgerliche Pflicht der halbjährigen Aufkündung habe ich schon ein ganzes Jahr erfüllt und seit länger Ihre Anstalt und mein mögliches Verhältniss zu ihr beobachtet. Ruffen Sie sich dabei meinen Brief vom 5ten Februar 1816 zurück. Ferner Ihre vielfachen Aufforderungen, Versprechungen, und meine Nachgiebigkeit in Erwartung einer oft von Ihnen versprochnen Genugthuung, namentlich auch für das Unrecht, das mir von Schmid durch den selbst bürgerlich sträflichen Missbrauch meiner Briefe, dessen Schandthat freilich für keine Schande geachtet wird wie ich merke, geschah. Ihnen selbst stelle ich nun die Entscheidung ganz anheim, ob Sie nach dieser gegebnen Erklärung, eine förmliche öffentliche Trennung verlangen. Verlangen Sie Letztre, wollen Sie dass die Töchtern vom Gebett zurückbleiben (andere Vortheile von Ihnen sonst freilich unausprechlich wohlthätig seyn können dem Einflusse haben sie sich wenig jetz zu nehmen) so braucht es nur das Wort von Ihnen,
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so wie ich mich ohne alle Rücksicht und auf jeden Fall hin erkläre, dass ich nie mehr mit Schmid in irgend eine pädagogische Gemeinschaft treten will. Wer als Ihr eigenster Zögling, als der Sohn Ihres Hausens, das erstemal von Ihnen abgefallen ist, und das zweitemal Sie zum Abfall von Ihnen selbst verführte, kan nie mehr mein Gesellschafter seyn. Einer der Ersten, der aus freyer geistiger Bewegung sich an Sie anschloss, bin ich der Letzte von denen, die Ihr Werk gründen halfen, welche Sie äusserlich verlassen. (Innerlich that es keiner von allen, der je der Ihrige war). Nicht Selbstsucht hat mich zu Ihnen geführt, sondern warme, wenn auch kindische Begeisterung. Nicht Selbstsucht trennt mich von Ihnen. Ich weiss was ich mir äusserlich schade, und bin stolz im Gegensatz gegen die, die nur gekommen sind, um das Schild des Pestalozzianismus anhängen zu können. Nie habe ich der Persönlichkeit geschmeichelt. In der Reiffe meines Tages will ich nicht damit anfangen. Indem ich bei und mit Ihnen war, habe ich mich nach keinem äussern, günstigen Winde gedreht, und werde eben so wenig anfangen, mich bei Ihnen und um Ihrentwillen darnach zu drehen. Ich kan es nicht tadeln, dass Sie sich in dem beifälligen Kopfnicken der eitelsten Selbstsucht gefallen, die Sie umgibt, und die dennoch nur sich selbst räuchert, indem sie Ihnen schmeichelt, ohne Sie glücklicher zu machen. Darum verachte ich eben nicht minder im innersten Herzen eine Frechheit, die den Ernst Ihres gewaltigen Schicksals nicht scheut, und wo «der Bock rührt» ohne zu merken, dass «es kommt». Ihr Schicksal wie mein Verhältnis zu Ihnen werde ich vielleicht über Ihr Grab hinaus, ja so lang ich lebe, zu beweinen Ursach finden. Bei aller Güte Ihres grossen Herzens ligt es nach den Schritten die Sie gethan, und nach den Händen, denen Sie Ihr Niederstes wie Ihr Höchstes anvertraut, selbst in Ihrer Macht nicht mehr, die Dornen auszureissen die Sie mir zum voraus auf Ihr Grab gepflanzt haben. Aber ich bin gewiss, der Himmel wird Ihnen vor Ihrem Hingang noch einen Augenblick, heitere verklärter Anschauung schenken, in welcher Sie Ihr Leben, sich selbst, nämlich Ihr wahres, ewiges Seyn, Ihre treüen Freünde und das Verhältniss jedes derselben zu Ihrem unsterblichen Werk erkennen werden wie es ist. Später wird eine Zeit kommen, ich bin Ihrer nicht minder gewiss, wo die für mich gesäeten Dornen ausgerissen und über m e i n e m Grabe brennen werden. Unglücklich nennen Sie sich freilich mit recht; ja Sie sind beim höchsten Glück einer der Unglücklichsten, die je gelebt haben, durch den fortdauernden, unseligsten aller Kämpfe, der Ihrer Persönlichkeit mit Ihrer Bestimmung. Keinem Sterblichen wur-
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de je eine grössere zu theil, aber auch keiner hat seine Krone, nachdem er sie schon errungen und sich aufs Haupt gesetzt hatte wieder so gewaltsam herabgerissen, unter seine Füsse getreten, und dann wieder einzelne Blätter derselben mit solcher Wonne aus dem Koth gehoben und bewundert. Für die Menschheit ist Ihre Aufgabe erreicht. Sie hat sie schon aus Ihrer Hand genommen und geht dadurch erleichtert ihren Gang. Ihr Werk ist gelungen, aber nicht zum Segen Ihrer Person, weil Sie, Ihr Verhältniss zu ihm misskennend, zwar nicht im Einzelnen, aber doch im Allgemeinen, sich von den Trieben und Läuften der höhern Menschennatur, die Sie selbst weckten, getrennt haben. Hielten Sie das zuletzt Gesagte für eine Anspielung auf mich und meine Freünde, so wäre das uns ein doppelter Beweis von Schwäche und Misskennung. Ich weiss wie wenig ich bin, und wie unendlich ich hinter allem zurückblieb, was ich in Ihnen sah, und für Sie leisten wollte. Vermöchte ich je etwas, so wird es nur durch den Geist und die Kraft geschehen, die sich in Ihnen verankerten und die kein Mensch auf Erden grössern Drang hat und hatte, um sie mit Ihrer Person als Eins zu denken, denn Ihr Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,49 Bogen, 262 x 201 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 23 Z. 26 Z. 48 Z. 50 Z. 69 Z. 71 Z. 84 Z. 87 Z. 99 Z. 107 Z. 112 Z. 119 Z. 122 Z. 150 Z. 168
Weise. sie ∫ r e d e , hätte es, ( weil Geister, nemlich Ihres Hauses ∫ das hölzerne er vermodert der ∫ war; eine Stelle in Communion: lateinische Schrift von ∫ möglich zu oder zu
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Februar: lateinische Schrift freyer ∫ stolz im sie mit Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1579 III.
Z. 4 Z. 9 Z. 66 f. Z. 75
Z. 75 Z. 83 Z. 116 Z. 116 Z. 122 Z. 131
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Iferten: dt. Name für Yverdon Erwiederung: PSB X, Nr. 4540 Keppler: Johannes Kepler (1571–1630) ⇒ Nr. 514 Vater: Johann Baptist Pestalozzi (1718–1751) stammte aus einer Pfarrersfamilie, bestand 1741 das Examen zur Aufnahme in die Gesellschaft zum Schwarzen Garten, der Gesellschaft der Zürcher Ärzte und Wundärzte und war als Chirurg tätig. Nebenbei handelte er gelegentlich mit Wein und versuchte sich auch im Seidenhandel. 1742 heiratete er Susanna Hotz (1720–1796, ⇒ Nr. 44) und erhielt 1751 zusammen mit zwei Mitbürgern das Amt als «Statt-Unterschreiber». Mutter: Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796) ⇒ Nr. 44 Herostrat: Bezeichnung für einen Menschen, der eine Untat begeht, um berühmt zu werden. Vogel: David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a Hallwyl: Franziska Romana von Hallwil (1758–1836) ⇒ Nr. 744 Schürn: Schüren ist der dt. Name für Granges-Paccot (Kt. Fribourg) Schmidische Einrichtung: Bald nach seiner Rückkehr nach Yverdon 1815 ging Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) daran, einen Teil der Lehrer des Instituts zu entlassen und das Gehalt der verbleibenden um bis auf die Hälfte zu kürzen. Hielten Lehrer ihre Stunden nicht pünktlich («Stundengeber»), mussten sie Gehaltseinbussen befürchten (Stadler II, S. 502). Mit seinem Angebot, nicht als offizieller Religionslehrer, sondern gleichsam stundenweise nach Bedarf zu arbeiten, ging Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) auf diese neue Regelung ein. Hertenstein: Adolf von Hertenstein (1802–1853) war von 1816 bis 1817 Schüler in Pestalozzis Anstalt in Yverdon. Anschliessend studierte er in Würzburg, Göttingen und Wien Rechtswissenschaften, war Luzerner Kantonsfürsprecher (1827–1829), Bezirksrichter und Vizeverhörrichter (1827–1830), Appellationsrichter (1831–1836) und Kriminalrichter (1836–1841, 1847–1853). Er gehörte dem Komitee für die Verfassungsrevision an, wurde 1831 Verfassungsrat und startete im selben Jahr seine politische Laufbahn: von 1831 bis 1841 wie auch von 1847 bis 1853 amtete er als liberaler Grossrat, von 1832 bis 1835 als Grosser Stadtrat von Luzern, von 1836 bis 1841 als Erziehungsrat, war 1832 Tagsatzungsgesandter und 1838 eidgenössischer Repräsentant in Schwyz. Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
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Skandal der Unversöhnlichkeit: Damit dürfte wohl kein konkreter Anlass gemeint sein, es sei denn, man halte Pestalozzis einen Tag zuvor erteilte Vollmacht für Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) in Sachen Werkausgabe bei Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) für den Tropfen, der das Fass zum Überlauf brachte (vgl. PSB X, Nr. 4569). Viel eher ist davon auszugehen, dass Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) mit diesen Worten das unrevidierbare Zerwürfnis zwischen ihm, zahlreichen Lehrern und Schmid beschrieb. Dieser Skandal nahm seinen Anfang im Jahr 1815, als Schmid die dem Institut angeschlossene Druckerei schliessen liess (Stalder II, S. 502) und Niederer zur pünktlichen Einhaltung seiner Unterrichtsstunden ermahnte. Er setzte sich anfangs 1816 mit von Schmid lancierten Vorwürfen über die unzuverlässige, faule Lehrerschaft in Yverdon fort, so dass im Sommer 1816 siebzehn Lehrer Yverdon verliessen. Niederer kritisierte nun offen in mehreren Briefen die aus seiner Sicht oberflächliche, geistlose, selbstgerechte und lediglich auf organisatorische Effizienz setzende Institutsleitung durch Schmid (⇒ Nr. 1553). Stütze: Damit ist Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) gemeint, der nach seiner Rückkehr nach Yverdon 1815 das Institut nach Kriterien der wirtschaftlichen Effizienz reformierte und dadurch zum engsten Vertrauten, eben zur «Stütze» Pestalozzis und zugleich zum Gegner Johannes Niederers (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und anderer Lehrer wurde. Pilatus: Pontius Pilatus war von 26 bis 36 Statthalter des römischen Kaisers in der Provinz Judäa (südliches Westjordanland) und ist im Neuen Testament für die Kreuzigung Jesu verantwortlich. Herodes: Herodes I. (um 73–4 v.Chr.) war König über Judäa, Galiläa, Samarien und weiteren Gebieten. In der christlichen Geschichtsschreibung gilt er wegen des befohlenen Kindermordes als Inkarnation des Bösen, aus historischer Sicht gilt er als eine Schlüsselfigur des römischen Reiches in einer Zeit des Umbruchs und erreichte eine weitgehende Autonomie von der Zentralverwaltung in Rom. Brief: ⇒ Nr. 1495
1585. Johannes Niederer 17. Februar 1817 Iferten den 17. Februar 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Unsre gestrige Unterredung thut mir sehr weh. Ich hatte unrecht, nicht zu schweigen, und bitte Sie desswegen herzlich um Verzeihung. Ihre Erwiederung auf meine Erklärung vom 23ten Jenner habe ich so ernst und gewissenhaft wie möglich zu Herzen gefasst, und seit ihrem Empfang mich täglich darüber geprüft. Jeder Augenblick hat mich mehr von der Kluft zwischen mir und meiner Stellung als Religionslehrer Ihres Hauses überzeügt. Hertenstein
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Gerne will ich bei Ihnen, falls Sie es noch verlangten, und so weit es sich mit meiner Gesundheit (die seit einiger Zeit wieder schlechter mich fast alle Morgen mit Eckel und Erbrechen quält) verträgt, Stunden geben, zu Lernendes den Zöglingen anweisen und predigen. Aber den Namen und der Besoldung eines Religionslehrers Ihres Hauses muss ich vom Neujahr 1817 an entsagen, und fordre davon losgezählt zu werden. Was ich in den, so wie die Sachen jetz stehen, möglichst glücklichen Verhältnissen darin leisten könnte, entspricht auf keine Weise der Aufgabe, die ein solcher nach meiner Überzeugung erfüllen muss, wenn dieser Name nicht nur Entehrung für ihn, eine Schande für die Anstalt und ein Betrug für die Welt, die gerade in diesem Fache eine Belebung und Hilfsmittel von Ihnen aus erwartet, seyn soll. Die religiöse Bildung in Ihrer Anstalt kan nicht untergeordnet, sie muss durchgreiffend seyn –, alles muss von ihr tingirt werden –; von ihr aus durch sie und in ihr müssen alle Glieder derselben Kinder eines Vaters, Werkzeuge E u r s Geistes und Herzens seyn. Was nicht aus diesem E i n e n , dem in Ihrem gestimmten Kreise schaffenden, waltenden und herrschenden Geist hervorgeht muss entweder ausgestossen werden oder sich – trennen. Dass ich die Kraft und die Einheit die jetz Ihr Haus regiert, nicht für eine religiöse, ja nicht einmal für eine sittliche, noch geistige überhaupt anerkennen kan, ist nicht meine Schuld, obgleich es eben so wenig die Ihrige ist. Genug sie ist da und ich weiche ihr. Aber es ist warlich weder Härte noch Leidenschaft, weder Bosheit, noch unchristliche Zanksucht und Unversöhnlichkeit wenn zwey sich entgegengesäzte, sich wie Sichtbares und Unsichtbares, wie Wasser und Feüer widersprechende und verzehrende Elemente, für an sich unvereinbar, und nur von einem Höhern sich zu vereinigen füle fähig halten, ein Höheres, das erkannt und sich erkennend, i n d e m F a l l v o n d e m i c h r e d e , freilich dagewesen wäre, das nun aber verkannt, und sich selbst unterordnend und wegwerfend, wo es das Herrschende seyn sollte, in der Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Um Ihnen nicht weh zu thun, übergehe ich mit Stillschweigen alles, worzu Ihre Erwiederung so wohl in betref des Vergangenen als des Gegenwärtigen des Persönlichen und Sachlichen mich veranlassen könnte. Dennoch bin ich bereit, wenn Sie darüber Rechenschaft fordern, sie Ihnen zu geben. Ausser allem sittlichen Zusammenhang mit Ihrem Haus, und zugleich mit Ihnen in bestem Vernehmen stehen zu wollen fiel mir nie ein. Ich glaubte aber so wie hundert und tausend andre, die Ihrem Haus gar nichts sind es nicht berühren, und sich um kein
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Haar darum bekümmern, wie z[um] B[eispiel] H[err] Ratsherr Vogel oder Frau v[on] Hallwyl, in persönlich wohlwollender Berührung mit Ihnen bleiben zu können. Den meisten Ihrer Kinder habe ich nie Religionsunterricht gegeben. Die Ältesten derselben aber zur Communion vorzubereiten, glaubte ich z[um] B[eispiel] so gut zu können, nemlich die Protestanten, als ein hiesiger Stadtpfarrer oder als es der Pfarrer von Schürn den Katholischen thut. Wenn der Vorschlag widersinnig an sich ist, so konnte mirs nicht einfallen, dass er es in Beziehung auf das in Ihrem Haus gegenwärtig eingeführte Regierungssystem seyn würde, das wesentlich darauf beruht auch dem Religionslehrer einen förmlich abgesonderten Theil, so wohl von Zöglingen als von Zeit und Unterricht anzuweisen und ihm keinen durchgreiffenden Einfluss aufs Ganze zu gestatten, mit einem Wort ihn zum Stundengeber für bestimmte Zöglinge und ein bestimmtes Fach zu machen. Diese Einrichtung ist seit Schmids Ankunft und durch ihn, als Thatsache vorhanden und durchgesetzt worden, und eben der Grund warum ich nicht länger Religionslehrer Ihres Hauses seyn k a n n . Der Skandal der Unversöhnlichkeit mit der ersten Stütze Ihres Hauses wird sich geben, so bald diese erste Stütze weder in Ihrem Hause noch ausser demselben keine Skandale mehr veranlasst, und so bald das Skandal aufhört, dass Sie selbst die Einsichten der Weisesten und Besten, der Willkühr und hochmüthigen Einbildung, des einzigen Schosskindes, so wie alle Ihre Freünde demselben aufopfern. Dass die Töchtern an Ihren Gebeten Antheil nehmen hielt ich für Sie persönlich angenehm, weil es Ihrem Herzen wohl thut, auf so viel Menschen als möglich zu wirken. Auch glaubte ich, sie können durch ihre sittsame Gegenwart, ihren Gesang u.s.w. etwas zur gemeinschaftlichen Erbauung beitragen. Ich that es warlich so wenig der erfahrnen Roheiten, der Ungezogenheiten und Unannehmlichkeiten der Knaben wegen, denen sie zuweilen ausgesetzt sind, als aus Mangel an Möglichkeit, selbst zweckmässige Andachtsübungen in meinem Hause einzurichten. Gewiss reichen diese Bemerkungen hin, Sie zu überzeugen, dass mein Vorschlag, nach meinem Gefühl und der Lage der Sache von meinem Standpunkt aus, eine herzliche kindliche Huldigung war. Es braucht zur Würdigung davon nicht einmal christlichen Sinn, sondern die blosse Humanität reicht darzu hin. Ihr reines, gesundes, hohes Herz mag entscheiden, ob Sie gut berathen waren, als man Ihnen diesen Inhalt meiner Erklärung als lauter Inkonsequenz und Folge eines krankhaften Zustands ins Aug fallen machte.
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Zum Schönen, und Rührenden, was Sie uns von Christus und seiner Aufopferung sagen, gehört nur noch das Einzige dass er sich nicht für das Zeitliche, nicht um den Zenthaur zu sanktionieren, nicht etwa um des Judaismus, des Pharisäismus oder des Heidenthums willen, sondern um des Wahren und Ewigen willen aufgeopfert hat. So wenig sein Beispiel und seine Lehre Freundschaft mit Pilatus und Herodes und dem bösen Prinzip fordern, so wenig bedeutet sein Versöhnungstod Versöhnung mit diesen und Gemeinschaft mit ihnen. Diesen Gesichtspunkt lege ich an Ihr Gewissen und appellire laut und frey an dasselbe. Ist bewiesen, können Sie darthun, dass das von Schmid befolgte System, das der höhern Wahrheit, Güte und Gerechtigkeit seye? Berufen Sie sich selbst nicht überal wo Sie es behaupten und durchsetzen wollen, auf das Endliche, auf die menschliche Schlechtheit und Gebrechlichkeit? Ich will nicht fragen, wie stimmt das mit dem Ewigen der Menschennatur überein, das zu erstreben Sie laut bekannten, sondern nur mit welcher Consequenz Sie sich hier auf christliche Liebe und Versöhnung berufen können? – Meine bürgerliche Pflicht der Aufkündigung habe ich schon früher erfüllt, und Ihrer Forderung zu prüffen, seit einem ganzen Jahr anhaltendes Genüge geleistet. Ich rufe Ihnen hiemit nun meinen Brief vom 5ten Februar 1816 ins Gedechtniss zurück. Ferner Ihre vielfachen Aufforderungen, Versprechungen und meine Gedult in Betref der von Schmid handlich und bürgerlich niederträchtig missbrauchten Brieffe. Ihnen bleibt nun die Entscheidung ganz anheim gestellt. Wollen Sie dass die Töchtern von Gebett zurückbleiben und ein förmliche öffentliche Trennung dieser Anstalten geschehe, so bin ich bereit darzu, so wie ich bestimmt erkläre, dass ich auf keinen Fall hin und nie mehr mit Schmid in irgend eine pädagogische Gemeinschaft treten will. Wer als Ihr eigner Zögling, als der Sohn Ihres Herzens das erstemal von Ihnen abgefallen, und das zweitemal Sie zu nun völlig ausgebrochenem Abfall von Ihnen selbst verführt hat, der kan nie mehr mein Gesellschafter seyn. Einer der ersten von denen die Sie geistig begriffen haben, bin ich der Letzte von den ersten, die Ihr Werk gründen halfen, welche Sie verlassen. Nicht Selbstsucht hat mich zu Ihnen geführt, nicht Selbstsucht trennt mich von Ihnen; ich weiss was ich mir schade. Nie habe ich der Persönlichkeit geschmeichelt. In der Reiffe meines Tages will ich nicht damit anfangen. Indem ich bei Ihnen mit Ihnen war habe ich mich nach keinem äussern günstigen Winde gedreht, und werde ebenso wenig anfangen mich in Rachsucht auf Sie dar-
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nach zu drehen. Ich kann es nicht tadeln dass Sie sich in dem beifälligen Kopfnicken der eitelsten Selbstsucht gefallen die Sie umgibt, und die dennoch nur sich selbst räuchert indem sie Ihnen schmeichelt, ohne Sie glücklicher zu machen. Verachte eben darum nicht minder im innersten Herzen eine Frechheit, die den Ernst Ihres gewaltigen Schicksals nicht erkennt, und «wo der Bock rührt», ohne zu merken, dass es kommt. Ihr Schicksal und Ihren Gang werde ich lange über Ihr Grab hinaus, ja so lang ich lebe zu beweinen Ursach finden. Bei aller Güte Ihres grossen Herzens, liegt es, nach den Schritten die Sie gethan, und nach den unreinen Händen denen Sie Ihr Höchstes wie Ihr Niederstes anvertraut haben, selbst in Ihrer Macht nicht mehr, die Dornen auszureissen, die Sie mir zum voraus auf dasselbe pflanzten. Aber es wird eine Zeit kommen, wo sie ausgerissen und über m e i n e m Grabe brennen werden. Unglücklich sind Sie, beim höchsten Glück einer der Unglücklichsten die je gelebt haben, durch den fortdaurnden, unseligsten aller Kämpfe, der Ihrer Persönlichkeit mit Ihrer Bestimmung. Keinem Sterblichen wurde eine grössere zu Theil, aber auch keiner hat seine Krone nachdem er sie schon errungen, und sich aufs Haupt gesetzt hatte wieder so verschmäht unter seine Füsse getreten, und dann wieder das einzelne Blatt derselben mit solchem Entzücken aus dem Koth aufgehoben und bewundert. Ihre Aufgabe für die Menschheit ist erreicht, sie nimmt sie aus Ihrer Hand und geht ihren Gang. Ihr Werk ist gelungen, aber nicht für den Segen Ihrer Person, weil Sie Ihr Verhältniss zu ihm misskennend, sich von den Trieben und Läuften der höhern Menschennatur, die Sie weckten getrennt haben. Wenn Sie glaubten als ziele ich diessfalls schon auf mich meine Freunde und Umgebungen an, so wäre das uns ein doppelter Beweis von Schwäche und Misskennung. Ich weiss wie wenig ich bin, wie unendlich weit ich hinter allem zurückblieb, was ich in Ihnen sah und für Sie wollte. Und sollte ich je etwas vermögen, so wird es nur durch den Geist und die Kraft geschehen die sich in Ihnen offenbarten, und die kein Mensch auf Erde grössern Drang hatte mit Ihrer Person als Eins zu denken als Ihr Niederer.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,50 Bogen, 262 x 201 mm Dorsualvermerk 1817. 17 Febr[uar] Niederer an Pestalozzi Bedeutend
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 10 Z. 27 Z. 27 Z. 31 Z. 36 Z. 37 Z. 38 Z. 40 Z. 40 Z. 65 f. Z. 73 Z. 97 Z. 115 Z. 120 Z. 127 Z. 128 f. Z. 137 Z. 141 Z. 142 Z. 143 Z. 143 Z. 144 Z. 149 Z. 157 Z. 159 f. Z. 164
Februar: lateinische Schrift darüber ∫ seyn ∫ werden ∫ hervorgeht ∫ es ∫ weder ∫ Bosheit wenn zwey Elemente ∫ , für ∫ von ∫ einen förmlich Der Zum Schönen, Meine bürgerliche Betref der Wer als zu nun günstigen ∫ räuchert indem ohne Sie glücklicher zu machen ∫ Herzen eine den Ernst und «wo unreinen Händen hat seine ∫ Krone ∫ derselben ∫ den Trieben Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Es ist unklar, welcher von diesen beiden, fast gleich lautenden Briefen (⇒ Nr. 1584/2, ⇒ Nr. 1585) Pestalozzi wirklich zugekommen war. Möglicherweise wurde auch keiner abgeschickt. III. Z. 4 Z. 8 Z. 8 Z. 12
Iferten: dt. Name für Yverdon Erwiederung: PSB X, Nr. 4540 Erklärung: ⇒ Nr. 1571 Hertenstein: Adolf von Hertenstein (1802–1853) ⇒ Nr. 1584/2
519 Z. 27 Z. 55 Z. 56 Z. 62 Z. 70 Z. 98 Z. 103 Z. 103 Z. 118
tingirt: färben, eintauchen Vogel: David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a Hallwyl: Franziska Romana von Hallwil (1758–1836) ⇒ Nr. 744 Schürn: Schüren ist der dt. Name für Granges-Paccot (Kt. Fribourg) Schmids: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 sagen: PSW XXV, S. 16 Pilatus: Pontius Pilatus ⇒ Nr. 1584/2 Herodes: Herodes I. (um 73–4 v.Chr.) ⇒ Nr. 1585/2 Brief: ⇒ Nr. 1495
1586. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 19. Februar 1817 5
Herrn Heinrich Pestalozzi in Iferten. Berlin, d[en] 19. Febr[uar 18]17.
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Es ist mir grosse Freude, du lieber alter Vater! dich so warm für die jungen Preussen reden u[nd] handeln zu sehen. Sie werden durch Schwierigkeiten, die bey so grossem Unternehmen in der Regel sind, sich nicht abschrecken lassen, und mit vereinter Kraft, allenfalls auch ohne Hülfe, beginnen u[nd] fortführen, bis das Werk die Meister lobt und die Hand des Staats bereitwillig macht. Ihre beste Hülfe muss vom Finanzminister ausgehen, der ihnen ein Stück Land und die Gebäude mit Rücksicht auf ihren Zweck unter billigen Bedingungen überlassen soll. Der Minister des Innern könnte nur ihm das Vorhaben empfehlen. Und wenn er nicht besondere Geneigtheit hat, kann er mit dem grössten Recht sagen, wie er sagt: Die Männer sind mir unbekannt, u[nd] ich kann mich für ihre Unternehmung nicht verbürgen. Ich will sie gern einzeln für den Staat brauchen, kann aber nicht versichern, dass sie zusammen ein grosses Werk auszuführen in allen nothwendigen Bedingungen geeignet sind. So ungefähr steht die Sache, u[nd] ich wollte dass du sie so erfährst u[nd] mit Billigkeit die hier vorhandenen Schwierigkeiten beurtheiltest. Allerdings kann es förderlich seyn, wenn du an den Fürsten Hardenberg schriebest. Du müsstest ihm sagen, dass die Männer sich hier zu zeigen nicht Gelegenheit gehabt, daher es leicht bedenklich gefunden werden könne, ihr Unternehmen zu unterstützen. Bey dir aber arbeiteten sie nun, du kannetest sie, und könntest
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Zeugniss für sie ablegen. Du bätest, dieses gelten zu lassen, und ihnen die Bitte zu gewähren, von der die Ausführung ihres Plans abhänge nämlich ihnen eine Domainen Grundstück unter vortheilhaften Bedingungen für ihren Zweck zu überlassen. Dies wäre das Einzige, was der Staat dabey wage, u[nd] du dürfest ihm grossen Gewinn dafür zusagen u.s.w., – der Staatskanzler ist für alles Grosse u[nd] Gute sehr empfänglich, und wird gern auf deine Stimme hören. Dies, lieber alter Vater! ist mein ehrlicher Rath. Habe Dank für alle Briefe, die du in Leid u[nd] Freude mir geschrieben. Die Herausgabe deiner Schriften, nun durch den Kaiser von Russland so gesichert, wird gewiss Fortgang haben, wenn du nicht säumest. Ich hoffe, dass auch hier bey uns, ausser dem was die Regierung dir zugesichert, erfreuliche Theilnahme sich zeigen werde. Cotta wird ja wohl den Plan klug anzulegen wissen, dass er die Kräfte der Theilnehmer schone. Wegen Leuzingers wollte man gern deinen Wunsch erfüllen, aber die Noth am Rhein ist zu gross. Und da leidige Umstände so vieles dort hemmen, so liegt uns doppelt daran, dass im Schul- u[nd] Erziehungswesen unser guter u[nd] ernster Wille bald durch That sichtbar werde u[nd] sich Glauben verschaffe. Schilt daher nicht, dass du ein Nein zur Antwort bekommst. Und nun lebe wohl, ehrwürdiges liebes Haupt! Werde niemals irre an mir, sondern glaube, dass ich fest halte an dir u[nd] allem Guten, u[nd] derselbe sey, der an deiner Seite in Neuhof ging, und dem die Welt weder Rost noch Krebsschaden hat anthun können. Der Gedanke an dich giebt mir oft neuen Muth, und Muth soll mich deiner immer werth erhalten. Bleibe bey mir mit deiner Liebe. dein alter getreuer N[icolovius]
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 261/10 Bogen, 222 x 189 mm Siegelspuren Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 44
Pestalozzi: lateinische Schrift I f e r t e n : lateinische Schrift Cotta: lateinische Schrift
521 Sacherklärung I. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 II. 1814 wird in Berlin von (jüdischen) Studenten und Anhängern Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814, ⇒ Nr. 1039) ein privater Verein mit dem Ziel gegründet, in Preussen eine Nationalerziehung im Sinne Fichtes zu verwirklichen. Im Herbst 1816 reisten unter der Leitung von Joseph Moses Lautz (⇒ Nr. 1637) sechs Mitglieder dieses Vereins nach Yverdon, um sich dort auf eigene Kosten ausbilden zu lassen. Die führende Person war Ludwig Cauer (1792–1834), der um 1817 mit der preussischen Regierung wegen der Gründung einer Erziehungsanstalt verhandelte. Als das Projekt letztlich doch scheiterte, errichtetet er 1818 mit seinen Freunden zusammen ein Privatinstitut in Berlin, das seinen Namen trug – das Cauersche Institut. Lit.: Hans-Joachim Becker: Fichtes Idee der Nation und das Judentum. Amsterdam 2000 III. Z. 7 Z. 10
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I f e r t e n : dt. Name für Yverdon jungen Preussen: Damit dürften Joseph Moses Lautz (⇒ Nr. 1637), Elia Heinersdorf(f), Ernst Wilhelm Kalisch (1793–nach 1864), Jakob Itzig (1789–1844), Levin Salomon (1789–1836) und Jacob Cauer (1794–1869) gemeint sein. Heinersdorf(f), Sohn eines Kaufmanns, studierte zuerst in Breslau Medizin, anschliessend Philosophie bei Johann Gottlieb Fichte (1762–1814, ⇒ Nr. 1039) in Berlin und hielt sich von 1816 bis 1817 zu Ausbildungszwecken am pestalozzischen Institut in Yverdon auf. Kalisch aus Brandenburg an der Havel studierte von 1812 bis 1816 in Berlin und Jena Deutsch, Geschichte und Geografie. Nach seinem Yverdon-Aufenthalt unterrichtete er bis 1834 am Cauerschen Erziehungsinstitut und wurde 1840 Professor an der Königlichen Realschule in Berlin. Itzig war jüdischer Herkunft und absolvierte nach dem Besuch der Bauakademie in Berlin ein Architekturstudium in Karlsruhe. Um 1810 immatrikulierte er sich an der neu gegründeten Universität Berlin, wo er ebenfalls bei Fichte studierte. Da er aufgrund seiner Religion im erlernten Beruf nicht arbeiten konnte und Juden seit dem Emanzipationsedikt von 1812 der Lehrerberuf offen stand, besuchte er das pestalozzische Institut in Yverdon, wo er bis zum August 1817 blieb. Zurück in Berlin half er Ludwig Cauer (1792–1834), das Cauersche Institut zu gründen und arbeitete dort bis 1822 als Lehrer, bevor er zum Christentum konvertierte und als Architekt tätig wurde. Levin Salomon (1789–1836) aus Złotów (Flatow, Grosspolen) studierte Theologie in Berlin, hielt sich bis Herbst 1817 für ein Jahr am Institut in Yverdon auf und unterrichtete dann Griechisch und Französisch am Cauerschen Privatinstitut in Berlin. Möglicherweise unter dem Namen Ferdinand Heinrich Salomon unterrichtete er ab 1828 als Oberlehrer und ab 1832 als Professor am Joachimsthaler Gymnasium in Berlin. Cauer, Arztsohn aus Dresden, studierte ebenfalls bei Fichte in Berlin und war nach seinem Aufenthalt in Yverdon als Lehrer am Cauerschen Erziehungsinstitut tätig, welches sein älterer Bruder Ludwig 1818 als Privatanstalt in Berlin gegründet hatte (⇒ Sacherklärung II.). reden u[nd] handeln: PSB X, Nr. 4519
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Z. 44 Z. 46 Z. 46
Finanzminister: Graf Ludwig Friedrich Victor Hans von Bülow (1774–1825) trat nach einem in Göttingen absolvierten Studium 1794 in den preussischen Staatsdienst ein, wo er rasch zum Assessor respektive Kriegs- und Domänenrat aufstieg. Von 1808 bis 1811 amtierte er als Finanzminister im Königreich Westphalen und kehrte später in gleicher Funktion nach Preussen zurück, wo ihm nach dem Finanzministerium, dem er von 1813 bis 1817 vorstand, das Ministerium für Handel und Gewerbe übertragen wurde. Minister des Innern: Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) ⇒ Nr. 1210 Herausgabe deiner Schriften: Am 6. Februar 1817 (⇒ Nr. 1580) hatte Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) den unterschriebenen Vertrag zur Gesamtausgabe nach Yverdon geschickt. Kaiser: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) ⇒ Nr. 520 gesichert: Zar Alexander I. von Russland (1777–1825, ⇒ Nr. 520) hatte Pestalozzi nicht nur das Druckprivileg für Russland und Polen zugesichert, sondern mit 5000 Rubel auch auf die Gesamtausgabe subskribiert (PSB X, S. 186 f.). Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Leuzingers: Fridolin Leuzinger (1786–1856) ⇒ Nr. 1773 Wunsch: Fridolin Leuzinger (1786–1856, ⇒ Nr. 1773), der zuerst Schüler und später dann auch Lehrer am Institut in Yverdon war, erhielt drei Monate später, im Mai 1817, eine Stelle als Professor am Gymnasium in Koblenz. Diese Anstellung soll er Pestalozzis Fürsprache bei Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839, ⇒ Nr. 423) zu verdanken haben (vgl. PSB VIII, S. 382). Es ist deshalb denkbar, dass der hier angesprochene Wunsch Pestalozzis im Zusammenhang mit diesem Stellenwechsel stand, den er offensichtlich unterstützte.
1587. St. Galler Regierung 20. Februar 1817 5
Landammann und Kleiner Rath des Kantons St. Gallen, An Herrn Heinrich Pestalozzi, in Yverdün. St. Gallen den 20ten Februar 1817
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Hochgeehrtester Herr! Das hohe Vorort hat uns seinerzeit eine Abschrift von Ihrem, unter dem 4ten August vorigen Jahres bey der obersten Landesbehörde gemachten Begehrens, um Ertheilung eines ausschliesslichen Privilegiums für den Druk und Verkauf Ihrer Schriften, zugesendet, und
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unser Grosser Rath hat – bey Betrachtung Ihrer grossen Verdienste um das Erziehungswesen und Ihrer edeln Hingebung zu gemeinnützigen Zwecken, – auf unsern gemachten Vorschlag, keinen Anstand gefunden, dem Begehren zu entsprechen. Wir übermachen Ihnen in der Beilage eine Abschrift von dem diesfallsigen Dekret, und benützen diesen Anlas, Sie unserer Hochachtung zu versichern. Der Landammann Zollikofer. Im Namen des Kleinen Raths der erste Staatsschreiber: Zollikofer Gegeben in unserer Versammlung St. Gallen, den 11ten Hornung 1817.
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Wir Landammann, Klein und Grosse Räthe des Kantons St. Gallen, verordnen, als Dekret: Dem Herrn Heinrich Pestalozzi von Zürich, Unternehmer einer Erziehungs-Anstalt in Yverdün, ist ein ausschliessliches Privilegium für den Druk und Verkauf seiner Schriften, welche Er neü aufzulegen Willens ist, für zwanzig Jahre ertheilt, und der Nachdruk so wie der Verkauf anderswo nachgedrukter Exemplare für die gleiche Zeit, bey Confiscation und einer Geldstrafe von 200. Franken, verboten. Der Landammann Sig. Zollikofer. Im Namen des Grossen Rathes der Sekretär desselben (Sig.) Xaver Gmür. St. Gallen, den 11ten Hornung 1817.
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Wir Landammann und Kleiner Rath des Kantons St. Gallen beschliessen: Dass vorstehendes Dekret mit dem grossen Sigill des Kantons verwahrt, gedrukt, dem Kantonsblatt einverleibt und seinem Innhalt nach vollzogen werden soll. Der Landammann (L.S.) (Sig.) Zollikofer Im Namen des Kleinen Rathes
524 der erste Staatsschreiber (Sig.) Zollikofer Dem Original [gleich]lautend St. Gallen, den 20ten Febr[uar] 1817. Der Erste Staatsschreiber Zollikofer
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ZB Zürich, Ms Pestal 1390, 14/24 (H1), 14/23 (H2) Blatt, 346 x 215 mm (H1), 350 x 215 mm und 352 x 215 mm (H2) eigenhändige Unterschrift (H1) Original (H1), Abschrift (H2) Textkritik
Zeuge H Z. 4–25 Z. 4–5 Z. 6–7 Z. 8 Z. 26–55 Z. 28 Z. 31 Z. 31 Z. 34 Z. 41 Z. 42–43 Z. 45 Z. 52 Z. 55
H1 Landammann … St. Gallen,: vorgedruckt An … Yverdün: lateinische Schrift St. Gallen den: vorgedruckt H2 Wir … St. Gallen: lateinische Schrift Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Zürich: lateinische Schrift zwanzig Jahre: lateinische Schrift Xaver Gmür: lateinische Schrift St. Gallen … St. Gallen: lateinische Schrift Dekret: lateinische Schrift (Sig.) Zollikofer: lateinische Schrift Zollikofer: eigenhändige Unterschrift Sacherklärung I.
Nach der Aufhebung der Mediationsakte wird im August 1814 die erste Verfassung des 1803 gegründeten Kantons St. Gallen durch eine neue ersetzt. Für die Exekutive, den Kleinen Rat, gilt: Er setzt sich wie bisher aus neun Mitgliedern zusammen und wird für eine Amtsdauer von neun Jahren, mit Partial-Erneuerungen zu einem Drittel von drei zu drei Jahren gewählt, wobei der Grosse Rat, die Legislative, als Wahlgremium fungiert. Den Vorsitz im Kleinen als auch im Grossen Rat übernimmt der Landammann. II. ⇒
Nr. 1524
525 III. Z. 10 Z. 10 Z. 11 Z. 18 Z. 22
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Vorort: ⇒ Nr. 1535 Abschrift: StA St. Gallen, KA R. 132–4 Druckprivilegien, Nachdruck (1807–) Landesbehörde: Tagsatzung ⇒ Nr. 1534 Abschrift: Z. 26–55 Zollikofer: Julius Hieronymus Zollikofer (1766–1829) von Altenklingen (Kt. Thurgau) studierte ab 1786 in Erlangen Rechtswissenschaften, trat 1790 in die Stadtkanzlei St. Gallen ein und begann eine politische Laufbahn. Von 1799 bis 1803 war er in der Verwaltungskammer des Kantons Säntis tätig, zuerst als Suppleant, dann als Mitglied und ab 1801 als Präsident, 1803 folgte seine Wahl in den Grossen Rat und im selben Jahr in den Kleinen Rat des neu gegründeten Kantons St. Gallen, wo er bis 1828 als Regierungsmitglied amtierte und auch Landammann war. 1803 war Zollikofer Mitglied des evangelischen Kirchenrates, von 1809 bis 1816 präsidierte er das evangelische Ehegericht und wurde 1815 Präsident der obersten Behörde der evangelischen Kirche St. Gallen. Zollikofer: Johann Jakob Zollikofer (1775–1854) war von 1803 bis 1822 Staatssekretär des Kantons St. Gallens. Danach war er als Stadtammann und Kantonsrat tätig. Gmür: Xaver Gmür (1770–1825) von Schänis (Kt. St. Gallen) war zunächst Landmajor und führte 1798 den Landsturm gegen Rapperswil an. 1798 bis 1802 war er Kantonsrichter im Kanton Linth, 1802 Landeshauptmann im Bezirk Gaster und von 1803 bis 1825 Distriktsgerichtspräsident von Uznach sowie Grossrat des Kantons St. Gallen.
1588. Andreas Riel 22. Februar 1817 München den 22ten Februar 1817. 5
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Ehrwürdiger Greis! Beckers Noth- u[nd] Hülfsbüchlein dient dem äussern Menschen in seinen äussern Verhältnissen. Ein Hülfsbüchlein für den innern Menschen des Volkes glaubt das k[öniglich] b[ayrische] General Commissariat des Isar Kreises in Ihren vortrefflichen Schriften, Lienhard und Gertrud, (die 2ten Auflage in einem Bande) zu finden, und hat desshalb an seine Majestät d[en] König den allerehrbiethigsten Antrag gestellt, das genannte Buch nach dem katholischen Ritus, und den baierischen Eigenheiten umgearbeitet in dem hiesigen Schuhlbücher-Verlage, um höchstens 24Xr das Exemplar, allergnächigst auflegen zu lassen. Dieser wohlfeile Preis soll seine Verbreitung in den Sonntagsschulen, und durch diese unterm dem Volke erleichtern; damit der Geist der häuslichen Zucht und Frömmigkeit die Anstrengungen der Schule unterstütze, vielmehr dieser Fundament und Empfänglichkeit
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für ihre absichtlichen Einflüsse gebe, und so der beklagenswerthe Zustand gehoben werde; durch welchen gewöhnlich auch das kräftigste und wärmste Wort der Schule in seinen Wirkungen vernichtet, weil ihm das Leben im häuslichen Kreise und der Umgebung nicht zusaget. Aber ohne Ihre Bewilligung, verehrungswürdiger Greis, weil das k[öniglich] b[airische] General Commissariat des Isar Kreises diese Veränderung mit Ihrem Eigenthum nicht vernehmen und hat mich daher beauftraget, Sie um die Erlaubniss hiezu angelegenst zu ersuchen. Das Bewusstseyn an wen ich schreibe, für welche Sache und in welcher Absicht, lässt mich mit Zuversicht erwarten, dass ich keine Scheltte wage. Bey dieser Gelegenheit erneuere ich die Versicherung meiner innigsten in mehrern Schriften öffentlich ausgesprochene Versicherung Ihr ergebenster Sig. Andreas Riel k[öniglich] b[ayrischer] Kreisschulrath. P.S. Sie werden höflichst ersucht, Ihr Antwort an mich, an das k[öniglich] b[ayrische] General Commissariat des Isar Kreises zu München gefälligst zu addressieren.
Überlieferung 1
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Eine Fotokopie dieses Briefes liegt im Literaturarchiv Marbach, Cotta-Archiv, Cotta: Briefe Pestalozzi. Das Original, das in der Zentralbibliothek Zürich sein sollte, ist dort nicht auffindbar oder nicht vorhanden. Copia Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 4 Z. 5 Z. 6 Z. 8 f. Z. 9 Z. 10 Z. 11 Z. 26 Z. 30
München: lateinische Schrift Februar: lateinische Schrift Ehrwürdiger Greis: lateinische Schrift Beckers: lateinische Schrift General Commissariat: lateinische Schrift Lienhard: lateinische Schrift Gertrud: lateinische Schrift Majestät: lateinische Schrift General Commissariat: lateinische Schrift und in
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General Commissariat: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Andreas Riel (1774–1829) übernimmt nach seinem Jura-, Philosophie-, Altsprachenund Pädagogikstudium 1799 in seiner Heimatstadt Würzburg die Rektorenstelle an der Karlsstädter Lateinschule, von der er jedoch wegen seines Reformeifers zwangsenthoben wird. Abgestellt als Kanzlist des Würzburger Universitätsrektors verfasst er 1803 die Revision des Würzburgischen Schulwesens und wird 1804 zunächst zum Unterschulkommissar in Franken, dann zum Schulrat des Isarkreises befördert. Er bleibt in Würzburg als Kreisschulrat des Untermainkreises und entwickelt eine starke praktische Reformpolitik mit zahlreichen Schulneu- und -umbauten, Gehaltserhöhungen für Lehrer und der Gründung der Schullehrerwitwenpension 1820. 1808 verfasst er die Würdigung der Pestalozzischen Methode. III. Z. 6
Z. 8 f.
Z. 9 f. Z. 11 Z. 14
Hülfsbüchlein: Rudolf Zacharias Becker: Noth- und Hülfsbüchlein für Bauersleute, oder lehrreiche Freuden- und Trauer-Geschichte des Dorfs Mildheim. Gotha 1789 General Commissariat: Das Königreich Bayern wurde mit königlicher Verordnung vom 20. Februar 1817 in acht Kreise eingeteilt, wobei der Isarkreis der erste Kreis war. Die Generalkommissariate und Kreisfinanzdirektionen wurden zu einer «Kreisregierung» unter der Leitung des General-Commissärs, des späteren Regierungspräsidenten, vereinigt. Sie war abgesehen von Gerichts- und Armeeangelegenheiten grundsätzlich für alle Verwaltungsaufgaben auf der Mittelstufe der Verwaltung zuständig. Lienhard und Gertrud: Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud (1790–1792; PSW IV) König: König Maximilian I. Joseph von Bayern (1756–1825) ⇒ Nr. 985 Xr : Abkürzung für Kreuzer, gebräuchlich in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz
1589. Johannes Niederer 28. Februar 1817 5
Herrn Pestalozzi im Schloss den 28ten Februar 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi! Sie erinnern sich, dass ich von meiner Verlegenheit sprach, gewissen Personen zu antworten, die Ihrer Anstalt Zöglinge anvertrauen
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möchten, und mich darüber um Rath fragten. Sie kennen meine Überzeügung von dem jetzigen Zustand der Anstalt, die Sie selbst theilen, ja lauter als ich aussprechen. Allein ich habe auch für die Zukunft keine Beruhigung, und doch thut es mir weh, denen die an Ihnen für ihre Kinder hangen nichts davon versprechen zu können. Indessen darf ich die Antworten nicht länger aufschieben, und eben so wenig hinter Ihnen, als gegen mein Gewissen zeügen. Könnnen Sie mich beruhigen, oder geben Sie mir meine Ansicht und mein Zeugniss ganz frei? Auf alle Fälle bleibt meine Meinung immer Privatmeinung, ich gebe ihr so wenig Gewicht, als sie immer haben mag. Keines Menschen Meinung, sondern innere Gehaltlosigkeit kan Ihre Anstalt allein stürzen. Möge Gott diese durch Sie verhüten und Ihnen den rechten Weg zeigen. Sie um eine bestimmte schriftliche Erklärung für obige Anfrage bittend, Ihr Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,51 Blatt, 262 x 201 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Den 28ten Februar 1817. Niederer. Original Textkritik
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Pestalozzi: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Die Auseinandersetzungen unter den Lehrern in Yverdon wurden natürlich auch von den Eltern aufmerksam beobachtet, die um die Qualität der Ausbildung ihrer Kinder fürchteten.
529 1590. Johann Elias Mieg 2. März 1817 Lausanne den 2ten März 1817. 5
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Geliebter theurer Vater! Ich habe nach Ihrem Wunsch seit Ihrer Abreise den Gegenstand unserer neulichen Unterhaltung, mit aller Aufmerksamkeit u[nd] Theilnahme durchdacht, der die Verehrung und Liebe für Ihre Person, und Ihr Streben mir gebot, und dabey gewiss alles berücksichtigt was die Lage ihres Hauses in okonomischer, u[nd] pädagogischer Hinsicht u[nd] Ihr Charakter u[nd] Ihr Alter, so wie Ihre übrigen Verhältnisse erfodern. Die Ökonomie ist dermahlen in einem solchen Zustande, dass Sie alle Hoffnung haben, Ihre unter so vielen Sorgen gegründete Anstalt, auch nach Ihrem Tode fortdauern zu wissen, und Sie können Sorgenfreyer u[nd] heiterer der Zukunft entgegen sehen. Hierin möchte also wohl keine Änderung vortheilhaft seyn, u[nd] Schmid hievon entfernen, dürfte bey der Schwierigkeit die Ihr Hauswesen in der Mannigfaltigkeit seiner Beziehungen mit sich führt nicht rathsam seyn. Man muss es selbst versucht haben dasselbe zu leiten, um davon eine klare Ansicht zu haben, u[nd] richtig darüber urtheilen zu können, denn ausserdem, dass ein geübter einsichtsvoller thätiger Geschäftsmann dazu erfordert wird, muss er damit die grösste Redlichkeit, u[nd] Sinn für Erziehung u[nd] für Unterricht verbinden, Eigenschaften, die wie Sie wissen sich selten zusammen finden. Schmid würde aber gewiss für Ihr Haus verloren werden, wenn ich anders die Vorschläge von Herrn Lauz richtig aufgefasst habe, indem dieser nur alsdann sich u[nd] seine Freunde der Anstalt widmen will, wenn ein Mann die Leitung der Ökonomie über nimt, der Ihnen noch zur Seite stehend Sch[mids] übergrossen Einfluss beschränkt, u[nd] gewissermassen das Ganze nach Ihrem Willen ordnen soll. Da dieser Mann nicht da ist so fällt H[errn] Lauz Anerbieten selbst weg, od[er] er müsste einen solchen Mann kennen, dem Sie so völlig sich hingeben könnten, in welchem Fall nach meinem Erachten, doch eine Art bürgerlicher Sicherstellung nöthig wäre, was nicht übersehen werden dürfte. Was die pädagogische Rücksicht Ihres Hauses fodert, ist nicht weniger schwer zu befriedigen, als die ökonomischen Bedürfnisse, bey dem grossen Hang der Menschen sich geltend zu machen, und bey ihrer Vorliebe für ihre Ansichten, habe ich nur zu oft Gelegenheit gehabt in Ihrer Anstalt zu bemerken, wie viele neue Lehrer ihre
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oft noch sehr unreifen Ansichten und Versuche, als dem Geiste Ihrer Methode allein entsprechend, ausgaben, u[nd] in einem entgegengesetzten Sinn u[nd] Weise handelten, als bis dahin angenommen war, wodurch so oft Widerspüche ja Rückschritte entstanden. Wenn daher jetzo die Rede von Anstellung von so vielen neuen Lehrern ist, wovon manchem ihre Schriften kaum bekannt sind, und die selbst Mühe haben werden, durch mündliche Mittheilung von Ihnen belehrt zu werden, wenn ich mir dabey Ihr Alter denke, was kaum uns die Hoffnung lässt dass durch ein viele Jahre langes Zusammenleben, Sie solche Lehrer noch ganz zu Ihren Schülern bilden können, so sollte ich fast denken das Gerathenste sey, Schmid, Niederer, Krüsi, vergässen ihre Eigenthümlichkeiten, alle sähen wie brave tüchtige Männer nur auf das, was Ihren Ansichten entspräche, arbeiteten gemeinschaftlich mit Eifer an dem Flor der Anstalt, und an der weiteren Ausführung Ihrer Ideen, so dass ich hoffen zu können glaube, dass Sie dereinst ihren Händen das Werk überlassen können, was Sie so mühsam gegründet haben, dass Sie ihm billig eine längere Dauer wünschen. Ich fühle mein theurer Vater, dass dieser Rath zum Theil eine Folge meines Charakters u[nd] meiner Grundsätze u[nd] Erfahrungen ist, u[nd] dass er einseitig seyn mag, allein da ich bis jetzo gefunden, dass es sehr schwer ist bey fortgerückten Jahren sich an Menschen anzuschliesen, die man bis dahin nicht kannte, und diese d a u e r h a f t , und ohne Nebenzwecke für sich zu gewinnen, so suche i c h lieber meine alten Bekannten u[nd] Freunde, deren Fehler ich kenne u[nd] welche die Meinigen tragen beyzubehalten, u[nd] mich so durch das Leben durchzuarbeiten, indem wir nie etwas vollkommnes finden, noch selbst leisten werden. Denke ich mich vollends in Ihren Charakter, in Ihr Alter, umgeben von Menschen, die Ihr früheres Leben u[nd] Verhältnisse gar nicht kennen, u[nd] dass Ihr früheres Wirken gewissermassen nur in Ihr Andenken eingeschlossen wird, so kommt es mir vor Sie leben unter Menschen die eine fremde Sprache reden, u[nd] Sie müssen alles in sich verschliessen, u[nd] dabey verlieren. Man muss Schweizer seyn, um zu wissen u[nd] zu fühlen wie Sie den Punkt erklimt haben worauf Sie stehen, u[nd] in die Geschichte dieses Landes sich hineingelebt haben, um mit Ihnen so ganz zu fühlen. Was ich Ihnen sage mein geliebter Vater komt aus meinem Herzen, u[nd] ist reiflich von meiner Vernunft geprüft, u[nd] ist vielleicht um so richtiger, je weniger es irgend einem Theil genügt, u[nd] je mehr ich mir die Freyheit der Beurtheilung, von Niederer, Schmid, Krüsi, noch vorbehalte. Ich glaube dass keiner allein Ihnen genügt, aber
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diese 3 zusammen, könnten vieles thun, sie würden das Vertrauen der Eltern, das Vertrauen der Zöglinge, u[nd] die Achtung des Publikums gewiss erwerben, u[nd] durch ihre Vereinigung, würde wieder der Geist in die Anstalt zurückgeführt, der so viele Menschen so unwiderstehlich an sich zog. Wollen Sie einen andern Weg einschlagen, so kann es kein anderer seyn als entweder Schmid sich zu associren, u[nd] ihn zu Ihrem Nachfolger bestimmen, gegen welches Erstere Sie Sich erklärt haben, od[er] Sie müssen ihn entfernen, u[nd] wagen was Ihnen das Glück zuführt, da H[err] Lauz nur unter dieser Bedingung Männer, die sich mit ihm verbunden haben, u[nd] sich selbst Ihrer Anstalt widmen will, da er nicht wohl Plane aufgeben mag, zu denen so vieles vorbereitet ist, wenn nicht eine Sicherstellung von Ihnen geleistet wird, was Sie so wie die Sache steht unmöglich thun können, ohne sich selbst gar sehr die Hände zu binden, wogegen Ihre Erfahrungen Sie abgeneigt machen sollten. Ubrigens darf ich als einen Grund für meinen Rath noch anführen dass die Eltern Ihrer Zöglinge die ich kenne, nichts mehr wünschen, als dass der Vorschlag den ich gemacht habe, in Erfüllung gehe, u[nd] ich darf sogar auf den allgemeinen Beyfall aller Ihrer Freunde hierin rechnen. Ganz gewiss glaube ich aber würde diess der Fall nicht seyn, wenn ich zu einer noch grösseren Entfernung der Menschen rathen würde, welche das Publikum, u[nd] die Eltern Ihrer Zöglinge, mit Ihnen als eins zusammen zu denken gewohnt sind. Das Vertrauen übrigens mein theurer Vater das Sie mir in so hohem Grad geschenkt haben, u[nd] was ich so sehr schätze, fodert mich zu einer strengen Geradheit auf, die übrigens auch zu sehr mit einem Charakter verbunden ist, der eine unwandelbare Geradheit sich vorgesetzt hat, u[nd] wenn mein Urteil auch einseitig u[nd] beschränkt ist, so hat es doch darin einen Werth, dass es auf einer genauen Kenntniss Ihres Charakters, auf einer grossen Hochschätzung Ihrer Zwecke, auf der Einsicht Ihrer ökonomischen Lage, auf vieler Menschen Kenntniss, u[nd] einer unbedingten Uneigennützigkeit beruht, was nicht bey vielen Menschen zusammentrift. Aus eigner Erfahrung weiss ich, wie leicht man tadeln, aber wie schwer es besser zu machen ist, aus vieler Beobachtung ist mir bekannt, wie wenige Menschen zu uns u[nd] unsern Zwecken passen, darum Schonung, darum Vorsicht, darum weise Zögerung in allem, was ein Werk von der Wichtigkeit betrift u[nd] angeht, in so fern von Entfernung von alten geprüften Lehrern die Rede ist, aber eben so entschieden so bestimt, u[nd] so zeitig werde die Vorkehrung für eine gute Besetzung der Stellen gesorgt, die erledigt werden. Anständig sey das Gehalt, das einem guten Lehrer geboten werde, genau be-
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stimmt der Kreis seiner Pflichten, anhaltend u[nd] unpartheyisch die Aufsicht über deren Erfüllung, u[nd] als Muster vorleuchtend das Betragen Ihrer ältern Freunde, die in der That u[nd] der Wahrheit sich hierin als Ihre würdige Schüler beurkunden. Gienge also mein Wunsch meine Bitte in Erfüllung, so liessen Sie ganz einfach Schmid Niederer Krüsi zu sich kommen, u[nd] läsen denselben meinen Brief vor, u[nd] besprächen sich über die darnach zu ergreifenden Maassregeln, würde der eine unzufrieden ob der Theilung des Reichs, der andere stolz in dem Wahn dass man nun seiner bedürfe, u[nd] der dritte sicher in der Erwartung der schönen Aussichten in der Ferne Ihren Vorschlägen nicht freudig die Hand bieten, od[er] in klugen Advokatengriffen sich ein Privilegium exclusivum erringen, dann freilich kann u[nd] muss man geschehen lassen, dass das was eine so schöne Wirkung verhiess, u[nd] so grosse Theilnahme erregte, durch die Leichtigkeit seiner Umwandlungen den Glauben u[nd] Vertrauen des Publikums untergräbt, dann aber mögen auch die, welche daran Schuld sind, die Verantwortung deshalb auf sich nehmen. So mit mein geliebter Vater schliesse ich meinen schon zu lang gewordnen Brief, meine eingegangnen Verbindlichkeiten erlauben mir nicht etwas weiteres zu thun, so wenig wie das Bewusstseyn was ich zu leisten im Stande bin, mich über das irre führen würde, was ich zu leisten vermag, worin ein grosser Theil meines Werths besteht, indem ich nicht den Dünkel hege, der leider so allgemein verbreitet ist, dass man so sicher besser machen könne, woran andere Kräfte vergebl[ich] sich versucht haben. Mögen Sie theurer Vater in meinen Äusserungen u[nd] Rathschlägen, denselben Mann wieder erkennen der nie aufhören wird Sie zu verehren u[nd] zu lieben u[nd] der von ganzem Herzen ist Ihr Freund E[lias] Mieg
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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 225/8 Bogen, 236 x 190 mm Datum am Schluss Original Textkritik
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Hinsicht u[nd] Schmid: lateinische Schrift Hauswesen in
533 Z. 27 Z. 28 Z. 30 Z. 32 Z. 49 Z. 92 Z. 95 Z. 131 Z. 137 Z. 138 Z. 146 f. Z. 147
Lauz: lateinische Schrift seine Freunde Sch[mids] ∫ Lauz: lateinische Schrift zu ∫ Lauz: lateinische Schrift mag ∫ , zu läsen denselben Privilegium exclusivum: lateinische Schrift was ∫ würde was vermag, worin Sacherklärung I.
Johann Elias Mieg (1770–1842)
⇒
Nr. 1244 II.
Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) hatte sich schon im Juni 1813 an Pestalozzi und seine Mitarbeiter gewandt, um ihnen aus seiner Sicht darzulegen, was die Probleme des Instituts seien und wie sie gelöst werden könnten (⇒ Nr. 1369; P.-Bl. 23(1902), Heft 1, S. 42–48). Auf den mehrmalig von Pestalozzi geäusserten Wunsch, Mieg möge die ökonomische Leitung übernehmen (⇒ Nr. 1361), trat er allerdings nicht ein, stand jedoch immer wieder als Berater zur Verfügung. III. Z. 17 Z. 27 Z. 52 Z. 53
Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Lauz: Joseph Moses Lautz ⇒ Nr. 1637 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588
1591. Abel Dantour/d’Antour 8. März 1817 5
[Reg.] Dantour drückt sein Vertrauen in die Erziehungsmethode Pestalozzis aus und schickt zwei Zöglinge nach Yverdon.
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PSB X, S. 256.6 ff.
534 Sacherklärung I. Abel Dantour/d’Antour (*1760) aus Saint-Marcellin (Rhône-Alpes) ist der letzte männliche Vertreter der Familie Dantour. Er heiratet eine Mademoiselle de la Tour-du-Pin und ist von 1781 bis 1790 Ratsmitglied im Parlament der Dauphiné in Grenoble. III. Z. 5
Zöglinge: Jean und Louis de Moidan, möglicherweise aus Grenoble, waren von 1816 bis 1819 Schüler am pestalozzischen Institut in Yverdon. Sie konnten allerdings nicht näher bestimmt werden.
1592. Gaetano Reina 9. März 1817 5
[Reg.] Reina erkundigt sich nach einem Prospekt des Instituts und legt einen Brief für Herrn Angiolini bei.
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PSB X, S. 250.19 ff. Sacherklärung I.
Gaetano Reina (um 1752–1823) ist Kaufmann und stammt möglicherweise aus Mailand oder Genua. 1814 kommt er nach Bern, wo er bis zu seinem Tod als Italienischlehrer tätig ist. III. Z. 4 Z. 5
Brief: scheint nicht erhalten zu sein Angiolini: Herr Angiolini war seit 1815 in Yverdon als Musik- und Zeichenlehrer tätig. Weitere biographische Angaben konnten nicht ermittelt werden.
535 1593. Johannes Niederer 16. März 1817 Iferten den 16ten März 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi! Ich wollte Ihnen ausführlich schreiben. Statt des Vielen das doch nicht alles in sich fasste, bietet sich mir ein Einfaches dar, in welchem das Ganze enthalten ist. Güte, Wahrheit, Gerechtigkeit sind die Grundlage Ihrer Anstalt, bezogen nemlich auf Menschenbildung und in ihr vereinigt. Ich verstehe unter Güte eine Liebe die Wahrheit und Gerechtigkeit zugleich in ihrem innersten Wesen ist, und ebenso eine Wahrheit die mit Güte und Gerechtigkeit Eins, und zugleich eine Gerechtigkeit, die in sich Liebe und Wahrheit, das Rechte, das Sittliche, das Gottgefällige selbst ist. Ihr ganzes Seyn und Thun als wirkender, für die Welt wohlthätiger Mensch beruht einzig darauf. Ihre Liebe hat Sie zur Erzeugung der Methode begeistert, die das Wahre, und in diesem das Rechte hervorgebracht. Das in Liebe und Wahrheit erzeugte Rechte der Menschenbildung hat Ihre Anstalt gegründet und erhalten. Sie wurden und waren dadurch Vater Ihres Hauses, Bildner Ihrer Gehülfen. Es machte die Zöglinge zu Ihren Kindern, und war das Band aller Ihrer Genossen in Glaube, Treue und Hofnung. Aller Segen Ihres Hauses ist davon ausgegangen. Alle Verwirrung und aller Unfriede desselben ligt im Gegentheil. Die Erhaltung Ihrer Anstalt ist einzig und allein durch Güte Wahrheit und Gerechtigkeit in Beziehung auf Menschenbildung möglich. Der Widerspruch damit hat sie an den Rand des Abgrunds gebracht. Sie ist jetz an diesem Rande, weil Güte, Wahrheit und Gerechtigkeit in ihr, im Einzelnen und Ganzen, als Prinzip ihrer Leitung fehlen. Es gibt keine Rettung für sie, und bei ihrer Herstellung keine Sicherheit weder der Dauer noch der Vervollkommnung, wenn dieses Prinzip nicht in seiner Kraft und Fülle hergestellt wird. Wollen Sie dieses Prinzip herstellen, so gehöre ich wieder Ihrer Anstalt. Aber da es in ihr, als Anstalt, untergegangen ist, so kan ich auch nicht eintreten bis sich durch Thatbeweise dieses Willens von Ihrer Seite gewiss bin. Diese Thatbeweise liegen – in den Grundsätzen die Sie für die Führung Ihrer Anstalt aufstellen.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,53 Blatt, 262 x 201 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 11
verstehe unter Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Obwohl Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) Pestalozzi eigentlich schon vor längerer Zeit mitgeteilt hatte, dass er das Institut nur noch für die Erteilung seiner Unterrichtsstunden betreten werde (⇒ Nr. 1509), versuchte er immer wieder, Pestalozzi seine Sicht des Streites sowie Möglichkeiten zur zukünftigen Organisation des Instituts aufzuzeigen. III. Z. 4
Iferten: dt. Name von Yverdon
1594. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 26. März 1817 5
Ihre beiden Werthen v[om] 14 und 17 sind zu meiner Freude eingegangen der nächste Postwagen bringt die 2000 Ankündigungen, worauf Sie mein Verehrter sich verlassen können es ist, da eben d[er] 1. Theil abgeht, was Sie, mein Verehrtester, in Hinsicht des Münchner Antrags mir melden und nach Möglichkeit befriediget werden – aber aus der Hand dürfen wir die Sache nicht lassen, und das nur, wenn der Druck bei der Schulanstalt statt hätte – ich würde daher rathen, dass Sie schreiben 1) das restl[iche] Ihres für den künftigen Band 3 eingerichtete zu senden,
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2) dann würden Sie für einen wohlfeilen Abdruck durch mich besorgt seyn 3) zwar im Preiss à 24 L[ouis d’or] per Ex[em]p[lar], sobald mehr als 3000 bestellt würden – 4) Würde die Bestellung bis auf 10,000 gehen, so würden Sie möglichst noch wohlfeilere Preise machen – aber sicher wäre die Bestellung und wo möglich die Hälfte der Zahlung als Vorschuss nöthig – Ich rechne Lienhard und Gertrud eng gehalten auf 24 Bogen zu bringen und für eine Auflage von Auslagen Ertrag Gewinn 3000 – Fr. 960 – 1200 – Fr. 240 4000 – 1200 – 1600 – 400 5000 – 1440 – 2000 – 560 10000 – 2640 – 4000 – 1360 Von disem Gewinne fiele mir ⅔ Ihnen ⅓ mir zu. Nach diesen in Eile niedergeschriebenen Daten bitte ich nun die Sache zu beurtheilen und zu entscheiden – Mit fr[eun]dlicher Em[pfeh]lung v[on] Wangenheim und mir an Sie und H[errn] Schmid und mit aller Hoch[achtung] J[ohann] F[riedrich] Cotta
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/7 Bogen, 226 x 193 mm Siegelspuren, Stempel STUTTGART 26 MART 1817 Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6
Pestalozzi: lateinische Schrift I f e r t e n : lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. Nachdem Pestalozzi den Vertrag mit Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) am 5. Februar 1817 erhalten hatte (⇒ Nr. 1580) und Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) im Februar auch nach Stuttgart gereist war, um noch offene Fragen in Bezug auf die Ausgabe der Sämmtlichen Schriften zu klären, schickte
538 Cotta nun die Ankündigungen, damit mit der Einwerbung der Subskribenten begonnen werden konnte. III. Z. 6 Z. 8 Z. 9 Z. 12 Z. 14
Z. 20 Z. 26 Z. 36 Z. 37
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon beiden Werthen: PSB X, Nr. 4590, Nr. 4592 Ankündigungen: PSW XXV, S. 23–38 (⇒ Nr. 1581) Münchner Antrags: ⇒ Nr. 1588 Schulanstalt: Damit ist der Vorschlag des bayrischen Kreisschulrats Andreas Riel (1774–1829, ⇒ Nr. 1588) gemeint, eine für Schüler aus einfachen Bevölkerungsschichten umgearbeitete, preisgünstige Fassung von Lienhard und Gertrud im bayrischen Schulbuchverlag (⇒ Nr. 1783) zu drucken. L[ouis d’or]: frz. Goldmünze Lienhard und Gertrud: Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud (1819–1820; PSW V + VI) Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1595. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 29. März 1817 5
S[einer] Wohlgebohren Herrn Heinrich Pestalozzi Yverdun Stuttgart
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Euer Wohlgebohrn Geehrte v[om] 11. Febr[uar] 15. u[nd] 25. n[euen] M[onats] habe ich erhalten, Müllers Werke und Mozin Dictionaire wird Ihnen meine Handlung durch erste Fuhrgelegenheit senden. Die Anzeige lasse ich einrücken: in das Morgenblatt Zürcher Zeitung Allgemeine Zeitung Arauer – Polizeyfuma Berliner – Europ[äische] Annalen Breslauer – Zeitschrift für Astronomie Wiener – Schwäbischer Merkur Bremer – Hofzeitung in Stuttgart Fr[ank]f[u]rter – Hamburger – Nürnberger – Mit vollkommener Hochachtung Euer Wohlgebohrn J[ohann] F[riedrich] Cotta
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 65/4 Blatt, 226 x 191 mm Siegelspuren, Stempel STUTTGART 29 MART 1817, Dorsualvermerk Stuttgardt le Mars 1817 Cotta R[épondu] – 4 avril Original Textkritik
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Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Zeitschrift: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. Um die geplante Ausgabe der Sämmtlichen Schriften Pestalozzis bekannt zu machen, verfasste Pestalozzi eine entsprechende Anzeige (PSW XXV, S. 39–45), die in verschiedene deutschsprachige Zeitungen eingerückt wurde. III. Z. 9 Z. 10
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Geehrte: PSB X, Nr. 4562, Nr. 4570, Nr. 4573 Müllers Werke: Johannes von Müller: Vier und zwanzig Bücher Allgemeiner Geschichten, besonders der Europäischen Menschheit, 3 Bände. Johann Georg Müller (Hrsg.). Tübingen/Stuttgart 1817 Mozin Dictionaire: Dominique Joseph Mozin/J. Th. Biber/M. Hölder: Nouveau dictionnaire complet à l’usage des Allemands et des Français, 4 Bände. Stuttgart 1811–1813 Morgenblatt: Der Artikel ist im Intelligenzblatt (Nr. 10, S. 37–38) erschienen, der Beilage zum Morgenblatt für gebildete Stände vom 28. März 1817 (Nr. 75). Zürcher Zeitung: Pestalozzi ans Publikum. In: Zürcher Zeitung vom Freitag, den 2. Mai 1817, Nr. 35 Allgemeine Zeitung: Notizen: Pestalozzi an’s Publikum. In: Allgemeine Zeitung für Deutschlands Volksschullehrer, Band 1, Heft 39, S. 409–412 Arauer: Aarauer Zeitung vom 26. April 1817, Nr. 50 Polizeyfuma: Allgemeine Justiz-, Cameral- und Polizey-Fama. Theodor Hartleben (Hrsg.). Freiburg im Breisgau, 1817–1827 Berliner: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Berlin 1785–1911 Europ[äische] Annalen: Europäische Annalen. Tübingen 1795–1820. 1817 ist allerdings keine entsprechende Anzeige erschienen. Möglicherweise war sie der Zeitschrift beigelegt. Breslauer: Schlesische privilegirte Zeitung. Breslau 1766–1819 Zeitschrift für Astronomie: Zeitschrift für Astronomie und verwandte Wissenschaften. Tübingen 1816–1818. Im redaktionellen Teil war aller-
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dings keine Anzeige abgedruckt worden. Möglicherweise war sie der Zeitschrift beigelegt worden. Wiener: Damit dürfte die Österreichisch-kaiserliche privilegierte Wiener Zeitung (1807–1848) gemeint sein. Schwäbischer Merkur: Schwäbischer Merkur. Stuttgart 1785–1941 Bremer: Bremer Wöchentliche Nachrichten. Bremen 1743–1853 Hofzeitung in Stuttgart: Königlich Privilegirte Stuttgarter Hofzeitung. Stuttgart 1806–1831 Fr[ank]f[u]rter: Vermutlich handelt es sich um die Frankfurter Ober-PostAmts-Zeitung. Frankfurt am Main 1806–1852 Hamburger: Staats und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Hamburg 1795–1826 Nürnberger: Der Korrespondent von und für Deutschland. Nürnberg 1806–1889
1596. Rémi Renard 30. März 1817 [Reg.] Inhalt unbekannt.
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PSB X, S. 271.12 Sacherklärung I.
Rémi Renard (1772–1820)
⇒
Nr. 1465 f
1597. Johannes Ramsauer Frühjahr 1817 [Reg.] Ramsauer teilt Pestalozzi seine Verlobung mit.
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541 Sacherklärung I. Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 II. Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) hatte sich im Februar 1817 mit Wilhelmine Schulthess (1795–1874, ⇒ Nr. 1792) verlobt.
1598. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 1. April 1817 Stuttgart, 1. April 1817 5
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Ihnen mein Verehrtester danke ich recht herzlich dass Sie mich durch Ihr freundschaftliches Schreiben erfreuen wollten. Das darinnen angezeigte Werk als 2t Theils ist zu meiner Freude eingegangen und ist ein sprechender Belege Ihrer stets fortgesezten Bemühung Gutes zu wirken – Nun können wir bis Michaelis mit 4 Theilen das Publikum erfreuen – Welches Vergnügen würde es mir gewähren wenn ich noch einmal das Vergnügen haben sollte; Sie zu sehen – vor 20–24 Jahren war ich so glüklich bei Pfarrer Balber in Dättlikon ein paar Stunden in Ihrer Gesellschaft zuzubringen. Der Himmel stärke ferner Ihre Gesundheit! Unwandelbare Verehrung Cotta
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/5 Bogen, 199 x 120 mm Dorsualvermerk Stuttgart. Cotta. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617
542 II. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) war hier noch optimistisch davon ausgegangen, dass die ersten vier Bände der Sämmtlichen Schriften Pestalozzis schon in diesem Herbst erscheinen würden. Sie erschienen dann erst 1819 und 1820. III. Z. 6 Z. 7
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Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Werk: Damit dürfte wohl der zweite Teil von Lienhard und Gertrud gemeint sein, den Pestalozzi für die Sämmtlichen Schriften nochmals überarbeitet hatte (Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, Band 1–4. Stuttgart 1819–1820; PSW V+VI) Michaelis: 29. September Balber: Melchior Balber (1736–1819) war 1784 bis 1809 Pfarrer in Dättlikon (Kt. Zürich) und Mitglied der Zürcherischen Hülfsgesellschaft (1810). Nach seinem Rücktritt siedelte er nach Zürich über. Dättlikon: Gemeinde im Kt. Zürich
1599. Karl August Gottlieb Dreist 3. April 1817 Bunzlau d[en] 3ten Abr[il] 1817. 5
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H[err] Pestalozzi. Wenn so selten Nachrichten von uns nach Iferten kommen, so liegt das an einer grossen Last täglicher Arbeiten, welche durch besondre Umstände noch oft vermehrt wird. Unser Personale besteht jezt aus 90 Knaben von 10–16 und 52 Seminaristen von 17–24 Jahr. – Dazu sind angestellt 1 Director, 5 ältere u[nd] 2 jüngere Lehrer. Doch ist diese Lehrerzahl noch niemals voll gewesen; und eben jezt da sie voll war hat uns der Tod den lieben Pietzsch, der kaum angefangen hatte, zu unterrichten, am 4 9br. v[origen] J[ahres] geraubt. – Die baldige Wiederbesetzung dieser Stelle ist unser dringendstes Bedürfniss. Wir wünschen Gerspach, da musikalische Bildung vorzüglich berücksichtigt werden muss. – Da uns sein jetziger Aufenthaltsort aber unbekannt ist, so bitten wir Euch, die Einlage so b a l d u[nd] s i c h e r als möglich zu besorgen, voraussetzend, dass Ihr Gerspach noch bei, oder nicht weit von Euch lebt. Lasst Euch den Brief recht empfohlen seyn, und säumet nicht. – Von Eurer Anstalt lesen wir in den öffentl[ichen] Blättern mit wirklicher Theilnahme bald dies, bald das. Die vorletzte Berliner Zeitung meldete, dass das Institut sich aufgelöset, die letzte, dass es eine Verbindung mit Fellenberg angeknüpft habe – Wie dem auch
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sei, wir wünschen, dass Gott alles zum Besten kehre, und dass die Förderung seines Reiches stets Euer leztes Ziel bleibe. Ist dies der Fall, so hat man alles Weitere, auch die schlechten Stützen verächtlicher, weltlicher Klugheit nicht nöthig, welche jezt überall, auch bei uns, sich wieder wichtig machen wollen, nachdem doch so eben das grosse Unthier von St. Helena gezeigt hat, welches Schicksal den von ihnen, in ihrer höchsten Energie gestützten Bau am Ende trifft. – Die scharfe Ruthe hat unsre Welt u[nd] Zeit noch nicht zur Besinnung gebracht; eitel, und ruhmredig, u[nd] falsch, u[nd] hart sind sie noch nach wie vor, mit Dienst vor Augen, und mit Herzen die s i c h nur suchen, und wollen, die Wahrheit aber als einen guten Schild überall vorschimmern lassen, u[nd] vorhalten – so glatt u[nd] polirt, dass er die meisten auch blendete. – Einige aber sind nüchtern geworden, reiben sich die Augen, und – sehen, und bleiben stehen, um den eben erst angefangenen Kampf auszukämpfen. Wohl Ihnen, wenn sie nicht blos auf sich sehen! – Von Pestalozzi’s Schriften wird Henning, glaube ich schon ein Exemplar für unsre Bibliothek bestellt haben; wo nicht – so thue ichs hiemit heute. Ein zweites Exemplar bestelle ich für den P a s t o r H e i n r i c h i n S p i l l e r b e i H i r s c h b e r g . – Die Einlage von K r ü g e r wird noch einige Bestellungen enthalten. – Unsre Anstalt hat hier einen hartnäckigen, hässlichen Kampf zu kämpfen, der uns noch mehr Müh machen würde, wenn nicht Ministerium u[nd] Regierung ganz auf unsrer Seite wären. Das blinde, und befangene, halbgebildete Volk hier ist böse, dass die sonstige g e l e h r t e (nomen reverendum!! sonderlich in Schlesien) nun eine Volks- oder, quod idem est, A.B.C. Schule geworden ist. Freilich sind lauter Leute angestellt, die auch Latein u[nd] Griechisch können – aber sind sie nicht um so mehr verrückt, dass sies nicht lehren? – Doch können sie uns nichts anhaben, diese Maulhelden – u[nd] die Anstalt kann u[nd] muss je länger, je mehr ein Centralpunkt für das Volks-Schulwesen werden. In aufrichtiger Liebe u[nd] Achtung Euer Freund u[nd] Schüler K[arl] Dreist Henning, Kawerau u[nd] Krüger grüssen viel Mal alle Freunde in Iferten.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 64/2 Blatt, 242 x 95 mm
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Dorsualvermerk K[arl] Dreist Original Textkritik
Zeuge H Z. 12 Z. 15 Z. 18 f. Z. 19 Z. 41 Z. 47 f. Z. 49 Z. 50 Z. 51 Z. 58 Z. 58
Pietzsch: lateinische Schrift Gerspach: lateinische Schrift Ihr Gerspach Gerspach: lateinische Schrift Henning: lateinische Schrift Ministerium: lateinische Schrift und befangene nomen reverendum: lateinische Schrift quod idem est: lateinische Schrift Henning, Kawerau: lateinische Schrift Krüger: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) aus Darłowo (Rügenwalde, Westpommern), besucht das Gymnasium in Stettin und studiert ab 1804 Theologie an der Universität in Halle. 1809 wird er von der preussischen Regierung zusammen mit Johann Wilhelm Matthias Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021) und Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1814, ⇒ Nr. 1453) zur Ausbildung ans pestalozzische Institut nach Yverdon geschickt. 1812 werden sie zurückgerufen, Dreist und Kawerau erhalten Anstellungen am Plamann’schen Institut (⇒ Nr. 637) in Berlin. 1815 werden die drei ehemaligen Eleven gemeinsam als Lehrer an das Zahn’sche Waisenhaus (⇒ Nr. 1453) nach Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien) berufen, wo Dreist bis 1827 unterrichtet. Anschliessend wird er Mitarbeiter für Seminar- und Volksschulangelegenheiten im preussischen Ministerium. Von 1834 bis zu seinem Tod wirkt er als Regierungs- und Schulrat in Stettin. III. Z. 4 Z. 6 Z. 10
Z. 10
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Bunzlau: Bolesławiec (Niederschlesien) Iferten: dt. Name für Yverdon Director: Carl Friedrich Hoffmann (1763–1843) war bis 1815 zweiter Prediger in Kovářská (Schmiedeberg, Tschechien) danach übernahm er bis 1828 die Stelle als Direktor des Waisenhauses und des damit verbundenen Seminars in Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien) (⇒ Nr. 1453). 5 ältere: Damit dürften wohl Karl August Dreist (1784–1836, ⇒ Sacherklärung I.), Johann Wilhelm Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021), Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844, ⇒ Nr. 1453), Johann Heinrich Krüger (1769–1848, ⇒ Nr. 1017) und Moritz August Ludwig Pietsch (1791–1816, ⇒ Nr. 1428) gemeint sein. 2 jüngere: Möglicherweise sind mit den jüngeren Lehrern die Hilfslehrer gemeint. Von den 30 Hilfslehrern, die zwischen den Jahren 1815 und 1825 am Waisenhaus arbeiteten, sind allerdings nur die Nachnamen be-
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Z. 12 Z. 15 Z. 17 Z. 22
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Z. 24 Z. 30 Z. 41 Z. 41 Z. 44
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Z. 45 Z. 46 Z. 46
Z. 50 Z. 51
kannt (Wilhelm Albert Heinrich Stolzenburg (Hrsg.): Geschichte des Bunzlauer Waisenhauses. Breslau 1854, S. 325). Pietzsch: Moritz August Ludwig Pietsch (1791–1816) ⇒ Nr. 1428 Gerspach: Joseph Gersbach (1787–1830) ⇒ Nr. 1694 Einlage: scheint nicht erhalten zu sein vorletzte: Die erwähnte Meldung wurde möglicherweise in der Königlich Privilegirten Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen gedruckt, dies konnte allerdings an den Quellen nicht überprüft werden. letzte: Möglicherweise wurde die erwähnte Meldung in der Königlich Privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen gedruckt, dies konnte allerdings an den Quellen nicht überprüft werden. Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) ⇒ Nr. 426 Unthier: Napoleon I. Bonaparte (1769–1821) ⇒ Nr. 580 Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Henning: Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 H e i n r i c h : Damit könnte Karl Erdmann Gottlob Heinrich gemeint sein, der 1809 Pfarrer in Pasiecznik (Spiller, Niederschlesien) und Mitglied des 1808 gegründeten und ein Jahr später auf Veranlassung Napoleon I. Bonapartes (1769–1821, ⇒ Nr. 580) wieder aufgelösten Tugendbundes war. Ein Pfarrer Carl Heinrich in Pasiecznik heiratete im August 1797 Julie Amalie Langenmayr aus Kowary (Schmiedeberg, Niederschlesien); ob diese beiden Personen identisch sind, kann allerdings nicht gesichert gesagt werden. Eher unwahrscheinlich handelt es sich um den in der Kritischen Ausgabe erwähnten Christian Gottlob Heinrich (um 1778–1845), der später als Pfarrer in Auerswalde bei Chemnitz (Sachsen) tätig war. S p i l l e r : Pasiecznik (Niederschlesien) H i r s c h b e r g : Jelenia Góra (Niederschlesien) Einlage: Eine Einlage von Johann Heinrich Krüger (1769–1848, ⇒ Nr. 1017) scheint nicht mehr erhalten zu sein. Am 3. Dezember 1817 schickte er einen Brief mit der Bemerkung an Pestalozzi, dass seine Bemühungen zur Einwerbung von Subskribenten wenig fruchtbar gewesen seien und zeichnete auf drei Exemplare (⇒ Nr. 1834). K r ü g e r : Johann Heinrich Krüger (1769–1848) ⇒ Nr. 1017 Anstalt: ⇒ Nr. 1453 Kampf: Die Bevölkerung wehrte sich gegen den 1814 mittels Kabinettsorder neu festgelegten Bildungsauftrag der Königlichen Waisen- und Schulanstalt von Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien). Die Kabinettsorder hatte zur Folge, dass das Gymnasium aufgelöst wurde, da kein Bedürfnis dafür mehr vorhanden sei. Stattdessen wurde das Institut zu einer höheren Bürgerschule umgewandelt sowie wieder stärker zu seinem ursprünglichen Zweck als Waisenhaus und Lehr- und Erziehungsanstalt zurückgeführt (⇒ Nr. 1453). nomen reverendum: ehrwürdiger Namen (lat.) quod idem est: was dasselbe ist (lat.)
546 1600. Johann Jakob Bär 7. April 1817 [Reg.] Inhalt unbekannt.
Überlieferung 1
PSB X, S. 273.35 Sacherklärung I.
Johann Jakob Bär aus Aarburg (Kt. Aargau) ist Handelsmann und Besitzer einer Geschütz- und Glockengiesserei in Aarau. Zugleich bekleidet er das Amt des Gemeindeammanns und war 1822 Friedensrichter. Bär vermittelt bei ungeklärten finanziellen Angelegenheiten Pestalozzis.
1601. Regierung des Kantons Waadt 11. April 1817 11. April 1817. 5
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La municipalité d’Yverdon met sous les yeux du Conseil une pétition de M[onsieu]r Pestalozzy, tendante à ce qu’on lui fasse délivrer pour son Institut du grain du dépôt d’Yverdon, comme on en livre à tout autre Chef de famille. Le Conseil accorde cette demande, dans ce sens qu’on livrera à M[onsieu]r Pestalozzy tant de grain par tête; comme pour les autres familles. Le Département des Finances est chargé de l’exécution: On renvoye au Département de l’Intérieur
Überlieferung 1 5
Archives cantonale vaudois, RM I III 10/72, S. 122 Protokoll Textkritik
Zeuge h Sacherklärung I. Regierung des Kantons Waadt ⇒ Nr. 667
547 II. Die mit der grossen wirtschaftliche Krise 1816/17 verbundene massive Teuerung der Lebensmittel stellte das Institut in Yverdon vor grosse Probleme. Pestalozzi stellte der Waadtländer Regierung deshalb ein Gesuch um Zuteilung von Getreide und bat gleichzeitig den Stadtrat von Yverdon, sich bei der kantonalen Regierung in Lausanne für das Gesuch zu verwenden. Unter dem Vorsitz von Augustin Roguin (†1827), Syndic seit 1815, wurde beschlossen: «La Municipalité, d’après le désir de M[onsieu]r Pestalozzi, a décidé d’apostiller son mémoire favorablement à ses vues et de l’acheminer à sa destination» (Archives de ville Yverdon; Protokoll, Vol 108, S. 295). Die Regierung in Lausanne bewilligte das Gesuch und lieferte das gewünschte Getreide (vgl. PSB X, S. 558 f.). III. Z. 5
pétition: PSB X, Nr. 4609
1602. Johannes Niederer 12. April 1817 5
An Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 12ten Aprill 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi. Man versichert mich bestimmt, es sey Ihnen von H[errn] Steffen eine Schrift übergeben worden, worin nicht nur Äusserungen über mich, sondern v o n m i r vorkommen. Auf Letztres gegründet, bin ich so frey, Sie um gütige Mittheilung entweder der Schrift selbst zur Einsicht, oder um eine Copie derselben zu bitten. Ihr ergebenster Joh[annes] Niederer
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,54 Blatt, 262 x 201 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Iferten den 12ten April 1817. Niederer. Original Textkritik
Zeuge H Z. 12 f.
zur Einsicht ∫
548 Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1603 III.
Z. 9 Z. 10
Steffen: Johann Jakob Steffan (1790–1859) ⇒ Nr. 1603 Schrift: Möglicherweise ist damit der Brief von Johann Jakob Steffan (1790–1859, ⇒ Nr. 1603) vom 12. April 1817 gemeint (⇒ Nr. 1603).
1603. Johann Jakob Steffan 12. April 1817 Iferten, den 12. Aprill 1817. 5
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Reden und Gespräche die Herr Lautz zum Theil in Gegenwart des jungen Herrn Stünzi u[nd] Bruch u[nd] des jungen Wiki an den Unterzeichneten am Ostertag Abends 1817 im Gasthof zum wilden Mann in Iferten gehalten hat. (Sich beim Essen an den Tisch mir gegenübersetzend und die Hand bietend: guten Abend liebster Herr. –) «Ei ei sind Sie auch hier, mein allerbester Stünzi; komen Sie, setzen Sie sich an meine Seite ich habe mit Ihnen zu reden! Sagen Sie mir doch liebster: nicht wahr Ihre Hauptsach war immer die Mathematik? Ja u[nd] Zeichnen! Was haben Sie denn gezeichnet? Meistens Köpfe; So. Aber jetz hören Sie, mein Allerliebster Stünzi ich wünschte gerne Ihre mathematischen Hefte zu besitzen, die nach Leuzinger seyn werden. Ich muss sie haben. – St[ünzi]: Ja das würde keinen Anstand haben und von mir mit Vergnügen geschehen, aber ich bleibe nur noch 3 Wochen hier. Herr L[au]z: Ja! wohin gehen Sie dann? Nach Hause. Wo ist dann das Haus? Am Zürchersee. – So! Hier lachte Bruch überlaut, Stünzi wehrte sich kaum u[nd] ich hatte noch Mühe nicht mit einzustimmen. Herr Lauz fragte etwas entrüstet: warum lacht denn d e r , was soll das Lachen bedeuten – S t e f f a n . Sehen Sie Herr! Bruch lachte über die Frage, w o i s t d e n n d a s H a u s . Das ist alles. –»
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Folgende Reden wurden nun ganz allein von Herrn Lauz an Steffan gerichtet; u[nd] hin u[nd] wieder von Stünzi u[nd] Bruch bejahet. Herr Lauz an Steffann. Sehen Sie mein lieber Herr, ich bin kein Kind mehr ich weiss das Gute vom Bösen, das Edle vom Unedlen, das Gemeine vom Erhabenen zu unterscheiden u[nd] auszuscheiden. Ich kam mit meinen Freunden von Berlin ins Pestalozzische Institut, um zu sehen u[nd] zu prüfen, genau zu prüfen, was an der Sache sey. Bei solchen Fällen ist es meine Übung zuerst als wäre ich ein Balottenbeutel mit mir spielen zu lassen. – Dann verstärke ich meine Aufmerksamkeit – u[nd] prüfe schärfer. Im dritten Termin, den ich als Ultimatum zum Entschluss fassen noch zugebe, mache ich meine Notizen, um nach denselben dann zu reden und zu handeln. So, verfuhr ich in Ifferten. Die Geduld des lang müthigsten Menschen wird hier erschöpft u[nd] rein ausgepumpt. – . S c h m i d hat alle Moralität u[nd] jedes Gefühl aus dem Institut weggetrieben u[nd] weggejagt. Geist u[nd] Moralität sind ganz daraus entflohen; statt Geist, Herz u[nd] Seele, die in der Pestalozzischen Schule zu finden waren, ist die Form eingetretten, dass man jetzt am Charfreytag kein Fleisch mehr isst. Noch weniger als Nichts habe ich gefunden: ein Chaos. Hier kann kein ehrlicher Mensch mehr bleiben, u[nd] so muss ich auch einen vortrefflichen Mann den ich mit vielen Kosten von Berlin auf Einladung Pestalozzis habe kommen lassen, wieder zurückschicken, u[nd] die Abreise von vielen Zöglingen unterbleibt auch, muss nothwenig unterbleiben; ich selbst aber bin gezwungen öffentlich zu reden u[nd] zu richten. – Ihre Aussage dass Herr Niederer schon im Jahr 1809 dem Pater Girard, schweizerischer Untersucher des Instituts, zugemuthet habe, auf Pestalozi gar nichts zu hören u[nd] Acht zu geben, (ungeachtet die Deputierten allgemein versicherten, sie hätten nur beym Vater allein etwas schöpfen können) weil er radotiere u[nd] halb kindisch sey – kann nicht wahr seyn, denn sonst würde Niederer nicht meine Achtung besitzen die er verdient. Zwar kann es keinem vernünftigen Menschen zugemuthet werden Niederers Buch bis ans Ende zu lesen. Aber ich habe demselben auf seine Bemerkung: er wisse wohl, ich belächle sein Buch, geantwortet: ja wohl und ich werde villeicht noch öffentlich es thun, denn ich muss laut zu reden anfan-
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gen – aber Sie Herr Niederer sind ja gar viel besser als Ihr Buch, darum achte u[nd] lieb’ ich Sie. – Auf Ihre Behauptung Herr Steffan, dass erfahrne Männer behaupten: wäre Herr Niederer den noch ein Jahr lang an der Spitze der Anstalt gestanden, so wäre mit dem Ruin der Okonomie wahrscheinlich das Ganze gleich einem philosophischen Rausch zum Teufel gefahren, erwidere ich blos: Herr Niederer gesteht allerdings ein, dass Schmid einen Vorzug vor ihm habe, d e n : besserer Verwaltungsgabe u[nd] Einziehungskunst des Metalls. Ganz Recht antworten Sie Herr Steffan dass dieses eigentlich keine Eigenschaft u[nd] nicht die Würde u[nd] der Ruhm eines Erziehers seyn können; aber das ist doch das Einzige was Niederer Schmid zugestehen kann. Ich will zwar von Schmid noch nicht so schlecht urtheilen als er wirklich ist, u[nd] es verdient, denn binnen sehr kurzer Zeit kann sich sehr vieles u[nd] alles ändern. Etc. etc. etc. etc. Nachdem Unterzeichneter zum 2ten Mal den Tisch hatte verlassen müssen fand er Herrn Lauz nicht mehr. Dass obige Reden aber, im Auszug, wörtlich, nur nicht so kräftig, oft auch nicht so derb abgeschrieben, wie solche mündlich gehalten worden, bezeugt Steffan im Hause Duc in Freyburg. – Dass dieser Rapport durch Lügen entstellt ist, bezeugt Wilhelm Stünzi Heinrich Bruch Yverdon den 12ten April 1817.
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Dieses schmutzige Ding, entstanden durch pöbelhafte Dienstfertigkeit, ist wegen Mangels an Gedächtniss aus der Lüge erwachsen. Auch gefällt es mir u[nd] ist mir lieb, gerade von Freyburg her mich wenn auch nicht wie die Herren Niederer und Nabholz verläumdet, doch verlästert zu sehen. M[oses] J[oseph] Lautz –
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 358/4a
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Bogen, 342 x 216 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Ostertag 1817 Steffan Copia Textkritik
Zeuge H Z. 18 Z. 48 Z. 60 Z. 78
muss sie Moralität: lateinische Schrift Girard: lateinische Schrift Schmid: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Jakob Steffan (1790–1859) aus Wädenswil (Kt. Zürich) ist spätestens ab 1817 als kaufmännischer Angestellter in Fribourg tätig. Anschliessend arbeitet er in einer Leitungsposition in der Spinnereifabrik von Heinrich Kunz (1793–1859) in Uster. Danach wird er selbstständiger Kaufmann in Wädenswil. Am 22. November 1830, dem sogenannten Ustertag, protestiert Steffan an vorderster Front gegen die Bevormundung des Landvolks durch die zürcherische Regierung und fordert eine freiheitlichere Verfassung ein. Nach dem darauf folgenden politischen Umsturz wird er 1831 zum Wädenswiler Gemeindeschreiber und zum Grossrat des Kantons Zürich gewählt. 1845 zieht sich Steffan aus der Politik zurück und wird Wirt. II. Dass diese Aufzeichnung der Diskussionen im Gasthof «zum wilden Mann» auch Pestalozzi zugekommen sind, wird aus einem Brief deutlich, den Johann Jakob Steffan (1790–1859, ⇒ Sacherklärung I.) am 10. April 1817 an Unbekannt geschrieben hatte. Er berichtet darin von seiner Rückkehr nach Fribourg und teilt dem Adressaten mit, dass er folgendes an Lenz schreiben werde, womit wohl Joseph Moses Lautz (⇒ Nr. 1637) gemeint sein dürfte: «Hochgeehrter Herr. Ihr Zartgefühl, ist mir Bürge, dass Sie es als ein Zug von Biederkeit ansehen werden, wenn ich Ihnen hiemit anzuzeigen die Ehre habe, dass ich, wie es mir natürlich schien, unser Gespräch von Ostersonntag Abend im Wilden Mann daselbst, dem ehrwürdigen Pestalozzi und seinem Freunde Schmid, unumwunden erzählte, und denselben Ihre Reden im Auszug, zu Ihrer gefälligen Einsicht und Berichtigung, schriftlich übergab» (ZB Zürich, Ms Pestal 982,66). III. Z. 4 Z. 5 Z. 6 Z. 6 Z. 6
Z. 7 Z. 7
Iferten: dt. Name für Yverdon Lautz: Joseph Moses Lautz ⇒ Nr. 1637 Stünzi: Wilhelm/Guillaume Stünzi (*1798) ⇒ Nr. 1275 a Bruch: Johann Heinrich Bruch (1801–1855) ⇒ Nr. 2070 Wiki: François Xavier Joseph Michel Wicky (*1801), der Sohn von Joseph Prothais Wicky (1755–1817), Notar, Präsident des Kantonsgerichts (1798–1803) und des deutschen Gerichts (1808–1814) sowie Friedensrichter, konnte nicht näher bestimmt werden. Ostertag: 6. April Gasthof: Der Gasthof zum wilden Mann konnte nicht näher lokalisiert werden.
552 Z. 17 Z. 39 f. Z. 47 Z. 59 Z. 60 Z. 60
Z. 63 Z. 66
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Leuzinger: Fridolin Leuzinger (1786–1856) ⇒ Nr. 1773 Balottenbeutel: Sack mit den Kügelchen, die bei Regimentswahlen verwendet wurden S c h m i d : Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Girard: Père Grégoire Girard (1765–1850) ⇒ Nr. 1156 Untersucher: Im November 1809 hatte eine Kommission, bestehend aus Abel Merian (1771–1842, ⇒ Nr. 1104), Friedrich Trechsel (1776–1849, ⇒ Nr. 1184) und Père Grégoire Girard (1765–1850, ⇒ Nr. 1156), während fünf Tagen und im Auftrag der Schweizerischen Tagsatzung (⇒ Nr. 1534) das Institut besucht und einen Bericht verfasst, der in zwei Sprachen gedruckt wurde (Abel Merian/Jean-Baptiste Girard/Friedrich Trechsel: Bericht über die Pestalozzische Erziehungs-Anstalt zu Yverdon. Bern 1810; Rapport sur l’institut de Mr. Pestalozzi à Yverdon, présenté à S.E. Mr. le Landamman et à la haute Diète des dix-neuf cantons de la Suisse. Fribourg 1810). Pestalozzi hatte diese Evaluation beantragt in der Hoffnung, die Methode würde als für alle öffentlichen Schulen verbindlich erklärt werden; eine Hoffnung, die sich nicht bewahrheitete und die grosse, intern und extern geführte Debatten zur Folge hatte. radotiere: albern reden, faseln Buch: Johannes Niederer: Schliessliche Rechtfertigung des Pestalozzi’schen Instituts gegen seine Verleumder durch Beantwortung der Fragen und Beleuchtung der Schmähschrift des Herrn J.H. Bremi, Chorherrn von Zürich. Yverdon 1813 Hause Duc: Damit ist möglicherweise das Haus des Kaufmanns François Duc (1770–1831) in Fribourg gemeint. Duc war ein überzeugter Anhänger der französischen Revolution und trug 1798 zur Einnahme Fribourgs durch Frankreich bei. Er war während der Helvetik und der Mediation Heereslieferant der französischen Armee und kam so zu grossem Reichtum. Als dezidierter Gegner der Wiederherstellung der Macht der Patrizier wurde er im Dezember 1814 zu zwei Jahren Haft verurteilt. Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967
1604/1. Johannes Niederer 12. April 1817 Iferten den 12ten Aprill 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Indem ich Ihnen hiemit die Handschrift von Steffan mit Dank für Ihre bereitwillige Mittheilung zurückschicke, kan ich die Bemerkung nicht unterdrücken, dass ich es für unter Ihrer Würde halte, dieselbe anzunehmen und zu behalten. Der Verfasser verdient von Ihnen, und gerade v o n I h n e n a l l e i n , eine ernste Zurechtweisung, so wie seine Schrift der Form und dem Inhalt nach Verachtung. H[errn] Lautz können Sie weder besser noch schlechter daraus kennen ler-
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nen, als Sie ihn sonst schon kennen, gesetzt auch er hätte alles wirklich so gesagt, da er, wie ich wenigstens vermuthe, seine gegenwärtige Überzeügung so wenig als seine frühere, v o r I h n e n verhehlt hat. Überdiess wollen Sie doch mit Recht der Mann nicht seyn, der andre von andern, und nach andern, sondern der sie aus sich selbst, nach dem, was sie ihm gegenüber sind, beurtheilt. In diesem Sinn hat sich glaube ich, Steffan grob gegen Sie vergangen, in dem er voraussetzte, Sie seyen schwach genug eine Klatscherey anzunehmen ja er könne sich mit einer solchen bei Ihnen einschmeicheln, die nicht nur jeder sittlich gesunde Mann, sondern auch jedes richtig fühlende Weib mit der tiefsten Verachtung zurückweisen würde. Es soll übrigens mit dieser Bemerkung in Betreff des Inhalts der Urtheile über Sie, die Anstalt, mich, u.s.w. gar nichts gesagt seyn, als dass Steffan, (ein Mensch, der gesetzt er wäre noch tausendmal mehr, als er seyn mag, auf alle Fälle ausser Verhältniss mit Ihrem Werk ist,) Ihnen, Sie fühlen es gewiss selbst, nicht zum Wegweiser in Ihren Urtheilen dienen kann. Dass ich mir diese Mittheilung darüber erlaube, geschieht lediglich aus dem Grunde, weil alles, was Sie innerlich und wesentlich herabsetzt, d[as] h[eisst] der s i t t l i c h e n Achtung gegen Sie entgegen ist, mich im Innersten verwundet. Ich kan alle äussern Verhältnisse mit Ihnen aufgeben ja ich habe Sie aufgegeben, bin folglich ohne alle Ansprüche, aber Ihren Karakter achten zu können, ist mir ein Bedürfniss, und ich werde darum so lange ich kan, nie aufhören, gegen alles zu protestiren, was
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,56 Blatt, 242 x 200 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 6 Z. 12 Z. 15 Z. 28 f. Z. 29
Steffan Lautz: lateinische Schrift vor ∫ in Ihren Urtheilen ∫ kann. Dass Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
554 II. Nr. 1602, ⇒ Nr. 1603. Bei diesem Brief handelt es sich um einen Entwurf bzw. um eine erste Fassung des Briefes, den Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) noch am selben Tag an Pestalozzi abschickte (⇒ Nr. 1604/2). Da sich die beiden Fassungen sprachlich aber deutlich voneinander unterscheiden, gelangen hier beide Versionen zum Abdruck, allerdings unter derselben Nummer. ⇒
III. Z. 4 Z. 6 Z. 6 Z. 12
Iferten: dt. Name für Yverdon Handschrift: ⇒ Nr. 1603 Steffan: Johann Jakob Steffan (1790–1859) ⇒ Nr. 1603 Lautz: Joseph Moses Lautz ⇒ Nr. 1637
1604/2. Johannes Niederer 12. April 1817 Herrn Pestalozzi 5
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Iferten den 12ten Aprill 1817. Lieber Herr Pestalozzi. Indem ich Ihnen hiemit die Handschrift von Steffan mit Dank für Ihre bereitwillige Mittheilung derselben, zurückschicke, darf ich Ihnen nicht verbergen, dass ich es für unter Ihrer Würde achte, dieselbe anzunehmen und zu behalten. Der Verfasser verdient von Ihnen, g e r a d e v o n I h n e n a l l e i n , eine strenge, züchtigende, Zurechtweisung. Er hat sich grob, er hat sich m o r a l i s c h und p e r s ö n l i c h an Ihnen vergangen. M o r a l i s c h . Er setzte voraus: Sie seyen schwach genug, eine Klatscherey anzunehmen und zu billigen, die nicht nur jeder sittlich gesunde Mann, sondern auch jedes richtig fühlende Weib mit der tiefsten Verachtung zurückweisen muss. Ja er erklärte Sie dadurch für seines Gleichen, indem er hofte, sich damit bei Ihnen einzuschmeicheln. P e r s ö n l i c h . Denn er, ein jugendlich unreifer, bürgerlich abhängiger, geistig kaum halbausgewachsener, sittlich unmündiger, unbescheidner, vorlauter Naseweis, der wenigstens durch seine vorhergegangne Verrücktheit hätte Demuth lernen, und vor Ihnen, dem Greisen, beweisen sollen, nimmt sich frech heraus, Sie mit einer der Form nach eben so abgeschmackten, als dem Inhalt nach verächtlichen Schrift zu behelligen. Er mischt sich geradezu, in Ihre allernächsten, vertrautesten Verhältnisse, nicht nur ohne äussern Beruf, sondern auch ohne jede Rücksicht als die der Schmeicheley und Frechheit, die selber ohne weiteres beurtheilen, und I h n e n , I h n e n darüber zum Wegwei-
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ser dienen zu können. S o haben Sie es freilich nicht gemeint, als Sie sagten: Der Mensch sey für das Nahe geschaffen; als Sie als einen Hauptgrundsatz für die Erziehung aufstellten: Der Mensch müsse langsam zum Urtheilen reifen, und von vielseitigen Anschauungen genährt und gesättigt seyn, ehe er ein Urtheil aussprechen dürfe, und insonderheit müsse er sich auf d a s b e s c h r ä n k e n , w a s e r k e n n e u n d k ö n n e . Er, Steffan, behandelt Sie als einen Mann, der Andre nicht aus sich selbst, nicht nach dem, was dieselben Ihnen gegenüber sind beurtheilt, sondern der sich beschwatzen lässt, Andre von Andern und nach ihnen zu beurtheilen. Nein, dieser Mann wollen Sie nicht seyn. Ich weiss es, Ihr ganzes Gefühl empört sich dagegen, und Sie fühlen die Unwürdigkeit die Ihnen hier begegnet ist, die niedrige, ich möchte sagen, niederträchtige Stufe, auf welcher Sie Steffan genommen hat. Damit will ich mich in den Inhalt der Sache selbst, d[as] h[eisst] der Urtheile über Sie, die Anstalt, Lautz, mich etc. gar nicht gemischt haben. Sie haben darüber Ihre Überzeügung, ich die meinige, die ich Ihnen auf keine Weise aufdrängen will, sondern diessfalls gänzlich alles dahin gestellt lasse. Sie selbst kennen meine Widersprüche mit H[errn] Lautz besser als jemand. Recht aber bleibt immer recht, für und gegen wen es auch sey. Und so glaube ich fest, dass Sie auch ihn, H[errn] Lautz nicht aus dem kennen lernen was Andre über ihn sagen, dass Sie ihn am wenigsten aus dem kennen lernen können, was Steffan von ihm aussagt, sondern aus dem, was er Ihnen selbst sagt, und wie er Ihnen unmittelbar gegenüber steht, um so mehr, da er, wenn mich nicht alles täuscht, Ihnen selbst, persönlich, mündlich, alles gesagt hat, was er H[errn] Steffan gesagt haben mag. Übrigens soll dieses nicht auf die geringste Weise eine Vertheidigung für H[errn] Lautz seyn. Ich mische mich in seine Sachen so wenig als ich ihm erlauben würde sich in die meinigen zu mischen und will schlechthin hier nichts für ihn geäussert haben. Diess Geschriebne ist um Ihrer, oder vielmehr um meiner willen geschrieben, nemlich, nicht zu irgend einer Rechtfertigung für mich, als worzu ich so wenig Lust, als zu der eines andern Beruf habe, sondern, weil jede Handlung sey sie gegen, oder scheinbar für Sie, die Sie, wie die von Steffan, innerlich und wesentlich herabsetzt, d[as] h[eisst] der sittlichen Achtung gegen Sie entgegen ist, mich im Innersten verwundet. Dieser Achtung gegen Ihre Gesinnung und Ihren Karakter kan ich nicht entsagen, ohne mich gewissermassen selbst aufzugeben, und darum auch, wenn alle unsre äussern Verhältnisse aufgehört haben, nicht aufhören, gegen alles zu reden, zu schreiben und zu handeln, was Sie nach meinem Gewissen und dem Urtheil der Wahrheit und
556 Sittlichkeit, in so weit ich es zu erkennen vermag, herabwürdigen könte, als zu seyn Ihr kindlicher Verehrer Joh[annes] Niederer 75
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N.S. Ich habe mir die Freiheit genommen, über den mich betreffenden Artickel in Steffans Handschrift eine Anmerkung zu machen, welche ich Sie zu lesen bitte. Sie werden bemerken, dass Steffan kein Gegenstand für mich ist, und dass ich über seine Aüsserung als solche hinweggehe. In so fern sie aber von Girard ausgehen sollte, ist sie mir um Ihrentwillen keineswegs gleichgültig, und ich habe nichts dagegen, dass meine Anmerkung dem Pater Girard zu Gesicht komme, ja, ich beabsichtige es um so mehr, damit ein noch niederträchtigerer Mensch, den ich nicht zu nennen brauche, nicht glaube, ich müsse mir solche Aüsserungen gefallen lassen. –
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,52 Blatt, 242 x 200 mm Dorsualvermerk Yverdon, 12. April 1817. Niederer. Original Textkritik
Zeuge H Z. 17 Z. 18 Z. 31 Z. 48 Z. 50 Z. 50 Z. 57 Z. 79 Z. 81
für seines Gleichen damit ∫ einen ∫ Lautz: lateinische Schrift Lautz: lateinische Schrift lernen was Lautz: lateinische Schrift Girard: lateinische Schrift Pater Girard: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1602, ⇒ Nr. 1603
557 III. Z. 5 Z. 7 Z. 7 Z. 44 Z. 79 Z. 83
Iferten: dt. Name für Yverdon Handschrift: ⇒ Nr. 1603 Steffan: Johann Jakob Steffan (1790–1859) ⇒ Nr. 1603 Lautz: Joseph Moses Lautz ⇒ Nr. 1637 Girard: Père Grégoire Girard (1765–1850) ⇒ Nr. 1156 Mensch: Damit dürfte wohl Joseph Schmid (1785–1851, gemeint sein.
⇒
Nr. 712)
1605. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 12. April 1817 5
S[einer] Wohlgeborn Herrn Heinrich Pestalozzi Yverdun Stuttgart 12. April 1817
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Auf Ihr Werthes v[om] 8. melde ich Ihnen im Nachstehenden, dass die Anzeigen in die erwähnten Zeitungen damals gleich abgegangen sind. Mit fr[eun]dl[ich]er Empfehlung an Sie und H[err]n Schmid von Wangenheim und Ihrem Cotta
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/6 Bogen, 226 x 191 mm Stempel SCHAFHAUSEN, Siegelspuren, Dorsualvermerk Stuttgardt 12 Avril 1817 Cotta. Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617
558 II. Am 29. März 1817 (⇒ Nr. 1595) hatte Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) Pestalozzi mitgeteilt, in welche Zeitungen er die Anzeige für die Sämmtliche Schriften einrücken lassen werde. In seiner Antwort vom 8. April 1817 (PSB X, Nr. 4607) hatte Pestalozzi darum gebeten, informiert zu werden, wenn die Ankündigungen verschickt worden seien, was Cotta mit diesem Brief auch tat. III. Z. 8 Z. 11 Z. 12
Werthes: PSB X, Nr. 4607 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977
1606. Johann Elias Mieg 12. April 1817 5
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Als wesentliche Punkte der Vereinigung zwischen Pestalozzi und seinen ältern Freunden sind folgende Grundsätze anerkannt worden: 1. Das Institut hat nicht zum Zweck, b l o s s als irgend eine lukrative Erziehungsanstalt nach Zöglingen zu haschen und a l l e i n eine zeitliche Existenz des Geldnutzens wegen zu wünschen, sondern es ist als die Darstellung der Unterrichts- und Erziehungsideen von Pestalozzi in der Wirklichkeit zu betrachten, und bietet Mittel und Gelegenheit dar, diese Ideen weiter auszubilden, um dadurch auf das Wohl des menschlichen Geschlechts durch eine wirkliche Erziehungsverbesserung zu wirken. 2. Alle Glieder, die daran als Lehrer teilnehmen, müssen diesen Zweck der Vollendung der Methode in konsequenter Tätigkeit und Entwicklung ihres übernommenen Fachs zu erreichen suchen. 3. Da die Anstalt nur durch die Gelder besteht, welche die Zöglinge einbringen, und also wichtig ist, dass ihre Zahl hinlänglich sei, so müssen alle Vorkehrungen getroffen werden, die Forderungen der Eltern zu befriedigen, d i e Zöglinge aber lieber abgewiesen werden, für welche von seiten der Eltern Forderungen gemacht werden, die mit dem Grundzweck der Anstalt nicht vereinbar sind. 4. Insofern jedem neuen Gang und Versuch Schwierigkeiten von aussen vielfältig entgegengestellt werden, müssen aus doppelten Gründen in der Anstalt durch einen mehr als gewöhnlichen Fleiss, Ordnung, Pünktlichkeit und frommen Sinn und Eintracht die Schwierigkeiten von aussen und von innen besiegt werden, damit das aufgefundene Gute anerkannt und zur allgemeinen Wirksamkeit gebracht werde.
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Diese Grundsätze sind der moralische Vereinigungs- und der unwandelbare Gesichtspunkt, aus welchem die Anstalt betrachtet werden muss. In Hinsicht des Unterrichtes hat 1. Pestalozzi mit seinen Freunden Niederer, Krüsi, Schmid in gemeinschaftlicher Beratung festzusetzen: 1. Was gelehrt werden soll in den verschiedenen Klassen und in welcher Reihenfolge, damit, wenn ein Zögling in eine höhere Klasse eintritt, er da fortfahre, wo er in der vorigen stehen blieb. 2. Die Grundsätze von Pestalozzi liegen jedem Unterricht zum Grund, weil sonst weder eine Pestalozzische Anstalt noch Methode möglich wäre. 3. Jedem der Hauptlehrer aber bleibt überlassen, diese Grundsätze nach seiner Überzeugung anzuwenden, wodurch er für seine Geistestätigkeit einen genügenden Spielraum hat und von mechanischer Anwendung von Formen, die gegen seine Überzeugung wäre, frei bleibt. 4. Bei jüngern Lehrern müssen die ältern die nötige Aufsicht in dieser Hinsicht führen, um Verirrungen vorzubeugen. 5. Jeder der ältern Lehrer übernimmt das Fach oder die Fächer, denen er am meisten seine Studien gewidmet hat und die ihn vorzüglich ansprechen. 6. Jeder berichtet in zu bestimmenden Zeitfristen über den Fortgang der Zöglinge in seinem Fach, wozu auch die jüngern Lehrer als Hörer gezogen werden können, wo jedoch keine Diskussionen vorkommen, sondern bloss historische Referate. In Hinsicht des Einflusses auf das Institut als Erziehungshaus, in welchem die moralischen und religiösen Anlagen des Kindes auf das beste und gewissenhafteste ausgebildet werden sollen, leuchtet 1. jeder Lehrer durch Wort und Tat als Muster zur Nachahmung vor. 2. Es werden nicht nur alle Hindernisse beseitigt, welche den echten Geist der Sittlichkeit und Religiosität stören und hindern, sondern positiv noch alle pädagogischen Hilfsmittel angewendet, um die Entwicklung des kindlichen Gemüts auf alle Weise zu fördern. 3. Alle frühern Missverhältnisse sind vergessen und selbst ihr Andenken vertilgt, indem davon nicht weiter die Rede ist, damit jeder Lehrer in den Augen seiner Schüler in dem wahren Lichte eines würdigen Freundes und Ratgebers erscheine, der einem edlen Zweck sein Leben gewidmet und nur das wahre Wohl der Zöglinge will.
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4. Der Einfluss auf Sittlichkeit und Religiosität wird durch Versammlungen allen Lehrern gesichert, und dazu auf alle Weise die Hand geboten, auf dass eine Erhebung des Herzens mit den intellektuellen Fortschritten der Lehrer und Zöglinge stattfinde. Ökonomische Stellung.
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Pestalozzi ist das Haupt der Anstalt in jeder Hinsicht und Eigentümer; denn er trägt allein den Verlust, also ihm gebührt auch der Gewinn jedoch 1. will er nicht durch seine Anstalt einen irdischen Schatz sammeln, sondern von dem, was erübrigt wird bei anständiger Führung des Hauses und billiger Belohnung der Lehrer, a) seine Schulden abzahlen, b) suchen, einen Fonds aus dem Ersparten zu bilden, damit man bei dem Besitz von etlichen 1000 Fr[anken] in Anschaffung der Bedürfnisse von dem jedesmaligen Preis weniger abhängig ist, wodurch die Anstalt in eine äussere angenehmere Lage kommt, c) die Lehrmittel des Instituts dadurch erweitern. 2. Die ältern Freunde bekommen eine anständige Besoldung vorzugsweise und ausserdem eine Zulage nach der Anzahl der Zöglinge proportionirt, welche die Zahl der letztern überschreitet, die notwendig sind, um das Haus ökonomisch zu sichern. Diese notwendige Zahl wird bestimmt und nach den Preisen der Lebensmittel modifizirt. 3. Jeder der Hauptlehrer macht sich zu einer Anzahl Stunden verbindlich, die seiner Stellung als erster Lehrer entspricht, um durch seine Tätigkeit den Haupteinfluss auch zu erhalten, der nötig ist. 4. Als Lehrstunden muss auch die Besorgung von Geschäften angesehen werden, die zum Besten der Anstalt besorgt werden. 5. Es muss Rücksicht auf die Natur der Unterrichtsfächer genommen werden, die auch ausser den Lehrstunden die Zeit des Lehrers in Anspruch nehmen, damit eine billige Bestimmung stattfinde. 6. Im Fall sich die Zahl der Zöglinge mindert, werden allenfalls jüngere Lehrer entlassen, die ältern bleiben und teilen sich in die Arbeiten der Entlassenen; ihr ökonomisches Einkommen bleibt also gesichert, insofern die Anstalt besteht. 7. Pestalozzi übergibt keinem allein seine Anstalt weder zur Führung während seines Lebens noch nach demselben, sondern sei-
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ne drei Freunde sind gemeinschaftlich, so lange er lebt, seine Gehilfen und Ratgeber und nach seinem Tod seine Stellvertreter. 8. Findet einer oder der andere eine Versorgung, die ihm annehmlicher ist, so steht es ihm frei, anzunehmen, nur zeigt er es 6 Monate vorher an.
Überlieferung 1
P.Bl. 1903, S. 37–39 Textkritik
Zeuge [a] Sacherklärung I. Johann Elias Mieg (1770–1842)
⇒
Nr. 1244 II.
Die Grundzüge dieses Lösungsvorschlages entsprechen denjenigen Überlegungen, die Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) schon in seinem Brief vom 2. März 1817 (⇒ Nr. 1590) an Pestalozzi formuliert hatte. Unklar ist allerdings, woher das Datum stammt, welches offenbar nachträglich auf der Abschrift notiert wurde, die sich im Nachlass Niederer befunden haben muss, zur Zeit aber nicht mehr aufzufinden ist (P.Bl. 1903, S. 37). III. Z. 35 Z. 35 Z. 35
Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1607. Samuel Flick 26. April 1817 5
Monsieur Pestalozzi à Yverdon Basel d[en] 26. April 1817.
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Werthester Herr Pestalozzi! Sie haben keinen Fehlschluss gewagt wenn Sie meine Handlung unter diejenigen gerechnet haben, welche sich ein Vergnügen da-
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raus machen wird, Ihr Unternehmen durch alle ihr zu Gebothe stehenden Mittel zu befördern, deshalb ersuche ich Sie auch mir circa 1500 Ankündigungen zu übermachen, auf welche Sie unten hin die in mitfolgendem Exemplar angemeldeten Worte beydrucken lassen sollten. Ich lasse davon 1000. Exempl[are] mit dem hiesigen Wochenblatt, die übrigen 500 Exempl[are] allen in meiner Handl[ung] zu expedierenden fremden Journale u[nd] Zeit[ungen] beilegen, so wie ich sonst noch an Kunden jede Büchersendung welche beifügen werde. Aber nun eine Frage! Warum musste es gerade einer fremde Buchhandlung vorbehalten seyn die Ehre zu geniessen Ihrem Landsmann in seiner Unternehmung beförderlich zu seyn? Haben Sie so sehr an der Rechtlichkeit Ihrer Mitbürger gezweifelt, dass es gerade ein Fremder seyn musste, der sich da zu eignete? Ist das nicht eine Schande für die Matadors unserer schweizerischen Buchhandl[ung]en wie Orells, Steiners, Sauerländer u[nd] a[ndere]? Wirft es nicht ein nachtheiliges Licht auf die Handlungsweise dieser Männer? Und wie wird sich Cotta dieser Sache unterziehen, anders als durch schlechten Druck u[nd] elendes Papier –? Verzeihen Sie meine Freimüthigkeit, die aus warmem Interesse für Ihr Wohl entsprungen ist und rechnen Sie auf die aufrichtige Ergebenheit Ihres Flick
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 85/1 Blatt, 236 x 196 mm Dorsualvermerk Basel 26 Avril 1817 Flick Original Textkritik
563 Sacherklärung I. Samuel Flick (1772–1833) ⇒ Nr. 460 II. Samuel Flick (1772–1833, ⇒ Nr. 460) hatte schon 1797 Pestalozzis Figuren zu meinem ABC Buch verlegt und stand seit da in regelmässigem geschäftlichen Kontakt zu Pestalozzi. Zudem bot er Pestalozzi am 18. November 1816 an (⇒ Nr. 1549 a), den Druck bzw. den Vertrieb von der geplanten Gesamtausgabe zu übernehmen. III. Z. 13 Z. 15 f. Z. 26 Z. 26
Z. 26 Z. 28
Ankündigungen: PSW XXV, S. 23–38 Wochenblatt: Wöchentliche Nachrichten aus dem Berichthaus zu Basel. Basel 1750–1840 Orells: Buchhandlung Orell Füssli (⇒ Nr. 1317 b) Steiners: Johann Heinrich Steiner (1747–1827) aus Winterthur gründete 1772 in seiner Heimatstadt die Verlagsbuchhandlung Heinrich Steiner und Companie und verlegte unter anderem Werke von Johann Caspar Lavater (1741–1801, ⇒ Nr. 29). Ende 1790, Anfang 1791 verkaufte er den Verlag an Johann Ziegler (1768–1830), der ihn unter dem Namen Steinersche Buchhandlung, Ziegler weiterführte; Steiner setzte seine politische Karriere als Lokal- und Kantonalpolitiker fort. Sauerländer: Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847) ⇒ Nr. 1084 Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617
1608. Johann Elias Mieg 30. April 1817 Lausanne den 30 Ap[ril] 1817. 5
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Theurer geliebter Vater! Unter meinen Papiren fand ich neul[ich] den beykommenden Brief von Capo d’Istria an Sie, u[nd] das Zeitungsblatt dessen in dem Brief erwähnt ist, da beyde Ihnen wichtig sind so schicke ich sie Ihnen mit dem Wunsche zurück, dass der Saame des Guten den Sie ausstreuen in dem weiten Reiche, zur erfreul[ichen] Reife bald gedeihen möge, damit Sie davon noch Zeuge sind. Die Anzeige von der neuen Ausgabe Ihrer Werke habe ich von Schmid erhalten, u[nd] bitte meinen Namen unter die Subscribenten aufzunehmen, ausserdem werde ich gewiss keine Gelegenheit versäumen, wo ich noch andere Subscribenten verschaffen kann. Die Nachricht von bereits angekommenen Lehrern, so wie von der herrschenden Einigkeit unter dem Lehrerpersonale freut mich
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sehr u[nd] ich sehe den weitern erfreulichen Nachrichten von dem Fortgang des Instituts mit vieler Sehnsucht entgegen. Leben Sie wohl verehrter theurer Vater u[nd] glauben Sie an die unwandelbare Anhänglichkeit Ihres Verehrers E[lias] Mieg
Überlieferung1575 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 225/12 Bogen, 211 x 128 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Lausanne 30 Avril 1817 E[lias] Mieg Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 7
Lausanne: lateinische Schrift Capo d’Istria: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Elias Mieg (1770–1842)
⇒
Nr. 1244 II.
⇒
Nr. 1606 III.
Z. 6 Z. 7 Z. 7 Z. 12 Z. 13
Brief: ⇒ Nr. 1575 Capo d’Istria: Ioannes Antonios Kapodistrias (1776–1831) ⇒ Nr. 1387 Zeitungsblatt: ⇒ Nr. 1575 Anzeige: PSW XXV, S. 23–38 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1609. Rémi Renard Frühjahr 1817 5
[Reg.] Renard teilt Pestalozzi mit, dass Frau Bonnardon ihren Sohn nach Yverdon schicken möchte.
565 Überlieferung 1
PSB X, S. 307.6 ff. Sacherklärung I.
Rémi Renard (1772–1820)
⇒
Nr. 1465 f III.
Z. 4
Z. 4
Bonnardon: Jeanne Françoise Dubois (*1780) von Genf heiratete 1803 in Vizille (Rhône-Alpes) Jacques Bonnardon (*1783), mit dem sie einen Sohn, François Léonce (*1805, ⇒ Z. 4), hatte. Sohn: François Léonce Bonnardon (*1805) aus Vizille (Rhône-Alpes) scheint nicht nach Yverdon gekommen zu sein. Er heiratete 1832 Césarine Elisabeth Boisset (1811–1835) und 1839 Julie Antoinette Adèle Robert (*1817). Um 1832 war er Bürgermeister von Vizille.
1610. Gottlieb Samuel Funk 3. Mai 1817 5
Tit[ulo] Herrn Herrn Pestalozzi in Iferten. C[an]t[on] de Vaud. frey. Bern d[en] 3t May 1 8 1 7 .
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Edler, bester Menschenfreund, Mit innigem Vergnügen las ich lezthin die Ankündigung der auf dem Weg der Subscription eröffneten neuen Auflage Ihrer gesammten Werke. Jeder Vater, der seinem nahen Entschwinden aus dem geliebten Wirkungskreis ahnungsvoll, doch ruhig, entgegensieht, bereitet sein Haus und weist den Kindern sein Vermögen, – fehlt dies, – Tugenden, die ihnen mehr noch, als jenes, – Bahn sind zu Allem Schönen und Guten. Wie gerührt empfangen sie des Vaters trefliche Gabe, wie heilig ist sie ihnen! – So ist Ihr Kind, Bester der Väter, die Menschheit; ihr haben Sie sich geweiht, geopfert, – ihr geben Sie, ahnend des Obersten Lenkers baldigen Ruf, was Bestes Sie haben, – Ihren Geist, dessen Früchte bereits Decennien hindurch die Welt staunend ehrt; der
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wird nicht erlöschen, wird segensreich fortwirken. – Ihr Nachruhm unvergänglich seyn! – Vielleicht erinnern Sie sich noch von Ihrem lezten Aufenthalt in Bern her eines jungen Mannes, den Sie so gütig besuchten, ohne mehr von ihm zu wissen, als dass er an der Spitze einer Erziehungsanstalt stehe. Glauben Sie mir, er fand sich unendlich geehrt und wünschte innigst, von Ihnen als Theilhaber Ihrer lezten väterlichen Gabe angenommen zu werden. Wohl hätte er auch hier in Bern seinen Namen der Reihe der Abonnenten anschliessen können, ohne Ihnen damit beschwerlich zu fallen; allein es drängte ihn zu sehr, persönlich dem edeln Freunde der Menschheit seinen Dank zu bringen, es ihm eigen zu sagen, wie sehr sein Herz von inniger Verehrung überströme! – Auf Ein Exemplar Ihrer sämtlichen Schriften wünschte also, in Erwartung einer Anzeige der zu leistenden Pranumeration, zu subscribieren, der mit vollkommenster Hochachtung zu seyn, die Ehre hat, dero ganz Ergebenster Theoph[il] Sam[uel] Funk, S[ancti]S[simi] M[inisterii] C[andidatus] 1ter Lehrer am Knaben-Waysenhaus.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 89/1 Bogen, 220 x 179 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Berme 3 May 1817 Funk Original Textkritik
Zeuge H Z. 40
hat, Sacherklärung I.
Gottlieb Samuel Funk (1793–1857), Pfarrerssohn aus Nidau, wird 17-jährig Lehrer am Knabenwaisenhaus in Bern und bleibt dort tätig, bis er 1822 zum zweiten Prediger und Lehrer in Burgdorf gewählt wird und schliesslich 1842 als Pfarrer nach Bleienbach (alle Kt. Bern) kommt. Funk ist mit Susanna Catharina Suter (1803–1868) verheiratet und Vater dreier Kinder.
567 III. Z. 4 Z. 11 Z. 13 Z. 28 f.
Z. 44
Tit[ulo]: Titel (lat.) Ankündigung: PSW XXV, S. 23–38 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Erziehungsanstalt: Die frühesten Einrichtungen zur Betreuung von Waisen in Bern gehen ins 17. Jahrhundert zurück. Zur Gründung des Knaben-Waisenhauses kam es schliesslich 1757 auf Initiative von Albrecht von Haller (1708–1777). Bereits ein Jahr später musste die Institution aus Platzgründen verlegt werden, bis 1786 ein Neubau am heutigen Waisenhausplatz bezogen werden konnte, der bis 1938 als Waisenhaus diente. Die Institution bot Platz für rund 40, später für 60 Knaben; neben den Waisen wurden in geringer Anzahl auch Kostgänger beherbergt. Die Knaben wurden in Latein, Französisch, Religion, Geschichte, Rechnen und Schreiben unterrichtet. Ebenso gab es körperliche Übungen, Werken und Musikunterricht. Neben dem Waisenvater und einem Vorsteher, waren vier bis sechs Lehrer mit dem Unterricht und der Aufsicht betraut. Einzelne Fächer wurden auch von externen Lehrkräften unterrichtet. S[ancti]S[simi] M[inisterii] C[andidatus]: Kandidat des hochwürdigsten (=geistlichen) Ministeriums (lat.)
1611. Samuel De Bary 3. Mai 1817 5
[Reg.] Antwortvermerk «Bt. 3. May 1817» auf dem Brief Pestalozzis vom 11. März 1817.
Überlieferung 1
PSB X, S. 453, Nr. 4577 Sacherklärung I.
Samuel De Bary (1776–1853) ⇒ Nr. 1304 b III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4577
568 1612. Ruprecht Zollikofer 7. Mai 1817 St. Gallen 5
[Reg.] Zollikofer empfiehlt einen jungen Herrn Saalenbach zur Ausbildung am Institut.
Überlieferung 1
PSB X, S. 298.26 f. Sacherklärung I.
Ruprecht Zollikofer (1787–1872) ⇒ Nr. 1309 II. Ruprecht Zollikofer (1787–1872, ⇒ Nr. 1309) hatte immer wieder angehende Lehrpersonen und Schüler nach Yverdon empfohlen, so hier auch einen Herrn Saalenbach (⇒ Z. 5), der von Pestalozzi allerdings als zu alt für einen Aufenthalt im Institut angesehen wurde. Er bot ihm nur den Besuch des Unterrichts als Externer an. III. Z. 5
Saalenbach: Herr Saalenbach konnte nicht näher bestimmt werden. Da der Name nicht in den Schüler- oder Lehrerverzeichnissen von Yverdon auftaucht, dürften sich die Ausbildungspläne wohl zerschlagen haben.
1613. Philipp Emanuel von Fellenberg 8. Mai 1817 5
Herrn Herrn Pestalozzi Wohlgebohrn in Iferten Hofwyl d[en] 8ten May 1 8 1 7 .
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Lieber Herr Pestalozzi! Ich danke Ihnen für den Beweis von Zutrauen den Sie mir am 29ten April durch Ihr Schreiben gegeben haben. Wir werden in Hofwyl
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und in unseren weitern Verhältnissen alles thun, was von uns abhangen mag, wie Sie es bereits von der Fürstin v[on] T a x i s , erfahren haben, um Ihre Unternehmung im Endzweke zu fürdern. Nur muss ich Sie bitten biss nach der nächsten Erndte, Zeit zu gewähren. Das lezte Heft des Schulraths von Harnisch macht mich besorgt, ich werde mich über meinen Gang im Jahr 1804 u[nd] folgende u[nd] über unsere Verhältnisse aussprechen müssen, wie ich sehr gewünscht hätte, nicht dazu genöthiget zu werden. Sie könnten dies jezt noch verhindern, ohne sich etwas zu vergeben: wenn es Ihnen, wie ich’s glaube, blos um unsere gemeinschaftlichen höchsten Zwecke, immerfort recht ernstlich zu thun ist, so werden Sie es nicht zu unangenehmen öffentlichen Erklärungen zwischen uns kommen lassen. Für mich habe ich nichts zu scheuen, aber für unsere gemeinschaftliche Angelegenheit ist es nicht gut wenn wir gegen einander auftretten u[nd] unsern Wiedersachern Spielraum gewähren, ihr Wesen gegen uns fortzutreiben. Wir vereinigen uns in’s gesamt in Hofwyl und wünschen Sie hochachtungsvoll u[nd] auf’s herzlichste zu grüssen. Dero gehorsamer Diener u[nd] Freund Fellenberg v[on] Hofwyl
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 82/4 Bogen, 232 x 181 mm Datum am Schluss, Stempel BERN, Siegelspuren, Dorsualvermerk Hoffwyll 8. Mai 1817 Fellenberg Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 8 Z. 28 Z. 29
Pestalozzi: lateinische Schrift Wohlgebohrn: lateinische Schrift Iferten: lateinische Schrift u[nd] ∫ gegen uns ∫ Sacherklärung I.
Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) ⇒ Nr. 426
570 II. Pestalozzi hatte am 20. bzw. am 29. April 1817 die Aufforderung zur Subskription an seine Freunde verschickt (PSB X, Nr. 4616), so auch an Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426). In dieser Zeit wurden auch die Beziehungen zwischen den beiden wieder enger. Sie hatten 1804/05 in Münchenbuchsee gemeinsam ein Institut geführt, das allerdings nicht lange Bestand hatte und dessen Auflösung von langen und heftigen Auseinandersetzungen begleitet gewesen war. Im Herbst 1817 wurde erneut eine nähere Zusammenarbeit ins Auge gefasst, die allerdings nicht realisiert wurde, obwohl ein entsprechender Vertrag vorlag, der auch unterschrieben wurde (PSB X, Nr. 4795). III. Z. 8 Z. 12 Z. 14 Z. 18
Z. 18 Z. 19
Iferten: dt. Name für Yverdon Schreiben: PSB X, Nr. 4626 T a x i s : Fürstin Therese Mathilde von Thurn und Taxis (1773–1839) ⇒ Brief vom 10. Juni 1826 Heft: Es ist unklar, welcher Beitrag hier das Missfallen Philipp Emanuel von Fellenbergs (1771–1844, ⇒ Nr. 426) erregte. Möglicherweise war der Artikel Die Armen-Erziehungs-Anstalt in Hofwil in der Schweiz gemeint, der im Band 2 des Schulrahts an der Oder erschienen war (1816, S. 147–160). Harnisch: Christian Wilhelm Harnisch (1787–1864) ⇒ Nr. 1422 Gang: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) dürfte sich hier auf die Vorgänge rund um die misslungene Zusammenarbeit mit Pestalozzi in Münchenbuchsee 1804/05 bezogen haben. Die von beiden Seiten angestrebte und vertraglich geregelte Zusammenarbeit scheiterte aus unterschiedlichen Gründen, Fellenberg hatte finanzielle Einbussen zu verkraften und gelangte 1805 an ein Schiedsgericht. Schwerer als die finanziellen Schäden war aber der Reputationsverlust Fellenbergs in den Kreisen der Pestalozzi-Anhänger, da er als gewinnorientierter und herrschsüchtiger Gegenpart Pestalozzis wahrgenommen wurde.
1614. Johann Jakob Steffan 11. Mai 1817 Herrn Pestalozzi. 5
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Freyburg, 11 May 1817. Hochwürdigster Herr! Theuerster Vater Pestalozzi! Ihre schätzbarste Zuschrift vom 18 v[origen] M[onats] habe ich s[einer] Z[eit] mit den 4 Ankündigungen Ihrer Schriften erhalten, und letztere sogleich an d[ie] H[err]en Chorh[errn] Fontaine, P[ère] Girard, Richter Raedlé und dem jungen Gelehrten Fontanna, einem Schüler Sailers, abgegeben. Alle diese Herren subscribiren mit Freuden und aus Pflicht. – Ich glaube es werde ein leichtes seyn im
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Schwarzmäntler Städtchen noch ein Duzend Subscribenten zu sammeln. Ich bitte daher um die Gefälligkeit mich mit einer hinlänglichen Anzahl Ankündigungen zu versehen. Jeder wünscht die Einsicht davon. – Vor 2 Tagen kam ich von einer kl[einen] Reise in die deutsche Schweiz zurück, wo ich den Anlass hatte Ihre Angelegenheiten in den verschiedensten Cirkeln besprechen zu hören, wovon ich mir eine Pflicht machen werde, Ihnen getreulich zu berichten, wenn mir die Freude und das Vergnügen gestattet wird, Sie auf Pfingsten zu sehen, wie ich es von Herzen wünsche. – Ich habe Arau, Zurich, St. Gallen und das Philanthropen Nest am See besucht. Ich sah und sprach d[ie] H[err]en Zschokke, Vok, Troxler, Korthum, Feer, Heldmann, dann die H[err]en D[okto]r Esslinger, D[okto]r Hirzel und Pf[arre]r Brunner; – wieder d[en] H[errn] Prof[essor] Kaufmann, und am See, Bruch den Vater mit der ganzen Mostgesellschaft, und dabey am liebsten den Gerber Gottlieb. – Gottlob! Im Vaterstädtchen und Vaterdörfchen war mir der Ruf eines Schmidianers vorangegangen. Ihrem väterlichen Wohlwollen empfiehlt sich mit Hochachtung und Liebe Ihr bereitwillig ergebenster Steffan.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 358/1 Bogen, 224 x 182 mm Dorsualvermerk Fribourg 11 May 1817 Steffan Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 10 f. Z. 11 Z. 11 Z. 12 Z. 14 Z. 23 Z. 24 f. Z. 26 Z. 26 Z. 28 Z. 30
Johann Jakob Steffan (1790–1859) ⇒ Nr. 1603 III. Z. 8 Z. 9 Z. 10
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Zuschrift: PSB X, Nr. 4614 Ankündigungen: PSW XXV, S. 23–38 Fontaine: Charles Aloys Fontaine (1754–1834) aus Fribourg gehörte von 1769 bis 1773 dem Jesuitenorden in Landsberg (Bayern) an. Zurück in Fribourg unterrichtete er von 1773 bis 1779 die Grammatikklassen am Kollegium St. Michael, studierte gleichzeitig Theologie und erhielt 1777 die Priesterweihe. Nach einem etwa einjährigen Aufenthalt in Frankreich kehrte er 1781 erneut nach Fribourg zurück und wurde Chorherr von St. Niklas. Fontaine setzte sich wie auch sein Cousin Père Grégoire Girard (1765–1850, ⇒ Nr. 1156) beim Erziehungsrat für Schulreformen und die Förderung des Unterrichtswesens ein, verfasste Abhandlungen zu pädagogischen und theologischen Themen, aber auch Gedichte und mehrere Bände zur Geschichte Fribourgs. Zudem legte er eine Münz- und Porträtsammlung sowie eine mineralische und botanische Sammlung an, die den Grundstock des Museums für Kunst und Geschichte, bzw. des Naturhistorischen Museums von Fribourg bildeten. Girard: Père Grégoire Girard (1765–1850) ⇒ Nr. 1156 Raedlé: Joseph Nicolas Raedlé/Rädle (1777–1850) aus Fribourg trat 1789 als Novize in das Zisterzienserkloster Hauterive (Kt. Fribourg) ein, verliess es jedoch vor dem Ablegen der Gelübde. Während der Helvetik war er als Übersetzer am Obersten Gerichtshof und von 1799 bis 1802 ausserdem in verschiedenen Ämtern in Altdorf (Kt. Uri), Zug und Glarus tätig. Ab 1802 war er Notar in Fribourg und ebendort von 1831 bis 1850 Mitglied des Appellationsgerichts. Raedlé setzte sich für den Taubstummenunterricht ein und gilt als Pionier desselben in Fribourg und Luzern. Fontanna: Jacques Xavier/Jakob Xaver Fontana (1795–1874) war nach dem Theologiestudium von 1822 bis 1824 Koadjutor (Beistand) der katholischen Kirchgemeinde von Bern und von 1822 bis 1827 Prediger des diplomatischen Korps in Bern. Danach übernahm er die Stelle als Direktor des Grand Séminaire (Priesterseminar) von Fribourg. 1829 wurde er Sekretär des Nuntius in Luzern, 1833 Erzdiakon und bischöflicher Kanzler in Fribourg und 1841 Pfarrer von Épendes (Kt. Waadt). Von 1843 bis 1864 war er Dekan von St. Maire (Kt. Waadt) und danach bis 1874 als Seelsorger von Bourguillon (Kt. Fribourg) tätig. Fontana verfasste zahlreiche Schriften und mehrere Biographien. Sailers: Johann Michael Sailer (1751–1832) ⇒ Nr. 1478 Schwarzmäntler Städtchen: Damit dürfte Fribourg gemeint sein, wohl weil die Stadt ein Zentrum des Katholizismus in der Schweiz war, eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Kirchen und Klöster aufwies und zudem Bischofsitz war. Philanthropen Nest: Damit dürfte wohl Wädenswil (Kt. Zürich) gemeint sein. Die 1790 gegründete Wädenswiler Lesegesellschaft (⇒ Nr. 1849) versammelte die reformorientierte Elite der Zürcher Landschaft.
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Zschokke: Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848) ⇒ Nr. 561 Vok: Johann Josef Alois Vock (1785–1857) studierte in Konstanz und Landshut Theologie, Kirchenrecht und Kirchengeschichte und wurde 1807 in Luzern zum katholischen Priester geweiht. 1808 übernahm er eine Pfarrerstelle in Bern, von 1809 bis 1812 leitete er das katholische Gymnasium in St. Gallen, wo er auch unterrichtete. Zurück in Bern trat er als Hofmeister und Erzieher in den Dienst des französischen Gesandten Auguste de Talleyrand (1770–1832), bis er 1814 eine Stelle als Pfarrer in Aarau übernahm. Im selben Jahr folgte seine Berufung in den kantonalen Schulrat und in die Kantonsschuldirektion. 1819 wurde Vock zudem Mitglied des neu gegründeten katholischen Kirchenrats des Kantons Aargau und amtete 1827 als Präsident der Helvetischen Gesellschaft (⇒ Nr. 971). Nachdem er 1830 zum Residentialkanonikus des Standes Aargau in Solothurn ernannt wurde und 1832 zum Domdekan erhoben wurde, zog er nach Solothurn. Vock veröffentlichte diverse wissenschaftliche Arbeiten und Aufsätze zu religiösen, politischen und historischen Themen und war Redaktor der von 1828 bis 1858 erscheinenden Aargauer Zeitung. Troxler: Paul Ignaz Vital Troxler (1780–1866), geboren in Beromünster (Kt. Luzern), Verfasser philosophischer und politischer Werke, besuchte das Gymnasium Solothurn und das Lyzeum Luzern, von 1798 bis 1800 war er als Privatsekretär des helvetischen Regierungsstatthalters Georg Vinzenz Rüttimann (1769–1844, ⇒ Nr. 513) tätig. Anschliessend studierte er Medizin und Philosophie in Jena, promovierte 1803 und ging zur medizinischen Weiterbildung nach Göttingen und Wien, von wo er 1805 nach Beromünster zurückkehrte und eine Arztpraxis führte. Weil er das Luzerner Medizinalwesen scharf kritisierte und ihm behördliche Massnahmen drohten, floh Troxler 1806 nach Wien, heiratete und widmete sich medizinischen und philosophischen Studien. 1819 übernahm er den Lehrstuhl für Philosophie und Geschichte am Lyzeum Luzern, wurde jedoch 1821 aus politischen Gründen abgesetzt und übersiedelte nach Aarau, wo er unter anderem zusammen mit Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848, ⇒ Nr. 561) in der Bildungsinstitution Lehrverein tätig war, bis 1830 die Berufung auf den Lehrstuhl der Philosophie an der Universität Basel und kurz darauf die Wahl zum Rektor derselben erfolgten. Seine Sympathien zur demokratischen Bewegung kosteten ihn bald darauf seine Stelle, er kehrte nach Aarau zurück, war von 1832 bis 1834 Mitglied des Grossen Rates, bevor er als Professor der Philosophie an die neu gegründete Hochschule Bern berufen wurde. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand, 1853, war er mit der Ausarbeitung einer philosophischen Anthropologie beschäftigt, die er bis zum Tod jedoch nicht vollenden konnte. Lit.: Daniel Furrer: Ignaz Paul Vital Troxler (1780–1866). Der Mann mit Eigenschaften. Zürich 2010 Korthum: Johann Friedrich Christoph Kortüm (1788–1854) ⇒ Nr. 1377 Feer: Johann Jakob Emanuel Feer (1754–1833) aus Brugg (Kt. Aargau) studierte an der Berner Akademie Theologie, wurde 1777 ordiniert und war bis 1780 als Hofmeister junger Berner Patrizier tätig, bevor er anschliessend fünf Jahre als Pfarrer in Nidau (Kt. Bern) und dann bis 1798 als Stadtpfarrer in Brugg tätig war. 1798 demissionierte er und hatte von 1798 bis 1801 das Amt des Regierungsstatthalters des helvetischen Kantons Aargau inne, unterrichtete von 1805 bis 1826 an der aargauischen
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Kantonsschule und war von 1804 bis 1820 Präsident der Aarauer Schulpflege, von 1807 bis 1830 Mitglied des Erziehungsrats des Kantons Aargaus sowie von 1815 bis 1831 aargauisches Grossratsmitglied und von 1826 bis 1831 Appellationsrichter. Heldmann: Friedrich Heldmann (1776–1838) aus Margetshöchheim (Bayern) wurde 1803 Professor an der Universität Würzburg und übernahm ein Jahr später zudem eine Stelle als Lehrer am dortigen Gymnasium. Von 1807 bis 1817 hatte er eine Professur an der Kantonsschule in Aarau inne und war daneben ab 1815 als Auslandredaktor der Aarauer Zeitung tätig. Von 1817 bis zur Entlassung aus politischen Gründen 1819 war er Professor an der Akademie in Bern, später lebte er in Mainz und Darmstadt. Esslinger: David Esslinger (1779–1828) ⇒ Nr. 1133 d Hirzel: Hans Kaspar/Caspar Hirzel (1751–1817) ⇒ Nr. 1322 Brunner: Johannes Brunner (1755–1820) ⇒ Nr. 784 Kaufmann: Fridolin Kaufmann (1778–nach 1830) ⇒ Nr. 599 Bruch: Paul Philipp Bruch (1767–1818) ⇒ Nr. 940 Mostgesellschaft: Über die Bedeutung dieses Begriffes kann nur spekuliert werden. Möglicherweise steht er im Zusammenhang mit dem Obstbau und der Mostproduktion, die im 19. Jahrhundert erfolgreiche Produktionszweige der Wädenswiler Landwirtschaft waren. Vielleicht wurden die Wädenswiler deshalb im Volksmund auch als Mostgesellschaft bezeichnet. Gerber Gottlieb: Es ist unklar, wer damit gemeint ist. Denkbar ist Gottlieb Pestalozzi (1797–1863, ⇒ Nr. 594), der in Wädenswil (Kt. Zürich) seine Gerberlehre absolviert hatte, sich im Frühjahr 1817 aber in Ingolstadt an der Donau aufgehalten hatte und im Herbst 1817 nach Frankfurt am Main reiste. Es ist jedoch nicht auszuschliessen, dass Gottlieb seine Reise für einen Aufenthalt in Wädenswil unterbrochen oder gar erst nach dem 11. Mai angetreten hatte. Vaterstädchen: Zürich Vaterdörfchen: Wädenswil (Kt. Zürich) Schmidianers: Anhänger von Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) im Lehrerstreit in Yverdon
1615. Jakob Friedrich Theodor Zahndt und Johann Michael Holtzmann 14. Mai 1817 d[en] 14 Mai 1817 5
Die Herren Kirchenrath Zandt und Professor Holzman zu Karlsruhe, subskribiren, jeder auf ein Exemplar von Pestalozzis Schriften. Sie lassen den verehrungswürdigen Greisen, dessen Subskr[iptions-]Anzeige sie mit Rührung in dem Weimarer Oppositionsblatt gelesen, auf das herzlichste grüssen.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 395/1 Blatt, 112 x 233 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Carsruhe 14 May 1817 Zandt. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Jakob Friedrich Theodor Zahndt (1760–1843) schlägt nach seinem Theologie- und Geschichtsstudium in Halle von 1779 bis 1782 die pädagogische Laufbahn ein, wirkt ab 1782 sieben Jahre an einer Erziehungsanstalt in Aarau, wechselt ans Pädagogium in Pforzheim, wo er 1789 zum Prorektor ernannt wird und avanciert 1807 schliesslich zum Professor am Lyzeum in Karlsruhe, wo er 1813 auch zum grossherzoglichbadischen Kirchenrat und zwei Jahre später zum Mitglied der evangelischen Kirchensektion im badischen Innenministerium berufen und 1834 mit der Doktorwürde der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg ausgezeichnet wird. Johann Michael Holtzmann (1774–1820), gebürtig aus Speyer, übernimmt nach seinem Theologiestudium zunächst das Amt des Vikars bzw. Diakons in Durlach (Baden-Württemberg) und tritt 1803 als Professor in das Lyzeum von Karlsruhe ein, wo er Mathematik und Philosophie unterrichtet. III. Z. 6 Z. 7 f.
Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Anzeige: Pestalozzi an’s Publicum (Subscription für die Werke des würdigen Pestalozzi). In: Beilage zum Oppositions-Blatte, Nr. 31, 5. Mai 1817, S. 244–247
1616. Johann Elias Mieg 14. Mai 1817 5
[Reg.] Hoffentl[ich] ist mein Brief vom 14ten v[origen Monats] Pestalozzi zugekommen u[nd] Sie haben ihn gelesen, worin ich ihn bat in seinen schriftl[ichen] und mündl[ichen] Äusserungen seine Bescheidenheit, u[nd] seine ängstl[ichen] Äusserungen über seine ökonomischen Verhältnisse nicht die Schranken überschreiten zu lassen, welche uns die Menschenkenntniss gebietet, da Pestalozzi ohne diess Feinde genug hat, die alle seinen Verhältnisse in dem nachtheiligsten Lichte darstellen.
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 911,54
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Original Der Hinweis auf den Brief von Johann Elias Mieg (1770–1842, ⇒ Nr. 1244) an Pestalozzi entstammt dem Brief von Mieg vom 14. Juni 1817 an Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712). Textkritik
Z. 5
ihn Sacherklärung I.
Johann Elias Mieg (1770–1842)
⇒
Nr. 1244 II.
Der Aufruf zur Subskription hatte bei Vielen den Eindruck hinterlassen, nicht das Institut in Yverdon sondern Pestalozzi persönlich stecke in finanziellen Engpässen, die nun mit der Subskription gedeckt werden sollten (⇒ Nr. 1619).
1617. Karl August Gottlieb Dreist 15. Mai 1817 5
Hern Heinrich Pestalozzi Yverdon Bunzlau den 15 Mai. 1817.
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Ueberbringer dieses, der D[oktor] medic[us] Schmid aus Hirschberg, will sich bei Ihnen, l[ieber] Vater Pestalozzi, auf seiner Reise durch die Schweiz und Italien, gerne etwas aufhalten, und umsehen. Er war bei uns, freilich einige Stunden nur, kann aber doch von unserer Provinz, und unserem Hause einiges erzählen. Nehmt ihn mit Liebe auf, und gebet ihm guten Rath auf der Reise. – Unser Haus zählt jezt 4 Zeitgenossen aus der Periode von Yverdon. Krüger ist nemlich noch [zu] uns gekommen – Wir haben jezt 85 Kinder, und 58 [Se]minaristen im Hause, und geben uns Mühe, diese zu tüchtigen Handwerkern und Schulmeistern zu bilden. Unser Hauptziel geht dahin, die uns Anvertrauten wegab von dem grossen Verderben der Zeit zu führen; ihnen ein strenges, arbeitsames Leben zur Gewohnheit zu machen, und sie Gott über alle Dinge fürchten u[nd] lieben zu lehren. Wie unvollkommen dies auch, bei der Grösse des Werks und dem geringen Maass unsrer Kraft geschehe – so haben wir doch bis hieher nicht ohne Frucht gearbeitet.
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Es ist auch etwas Ackerbau hier bei dem Hause – zur Zeit freilich noch, aber nicht für immer, für sich bestehend. – Gott helfe uns Gott helfe Euch! – Der Ernte ist viel; der Arbeiter sind wenig. Wenig Hirten, die nicht sich selbst sondern die Heerde weiden wollen. – Kawerau’s Mutter u[nd] Schwester ziehen diesen Sommer zu ihm hieher – Lieber Vater P[estalozzi], wollen Sie nicht auch kommen, und Ihren Garten hier besehen, und den Gärtnern Muth zusprechen? – Kommen Sie, kommen Sie, wenn Sie auch mehr Freude machen, als finden. Liebevoll Ihr K[arl] Dreist Henning, Kawerau, Krüger grüssen auf’s herzlichste.
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Damit keine Verwirrung entstehe, so finde ich für gut, noch diesen eignen Bestellungszettel beizulegen: Pestalozzi’s sämtl[iche] Werke 1 Ex[em]pl[ar] Königl[iche] Waisen- Schul- u[nd] Seminarien-Anstalt 1 Ex[em]pl[ar], Henning, Oberlehrer 1 Ex[em]pl[ar], Dreist, Oberl[ehrer] 1 Ex[em]pl[ar], Kawerau, Oberl[ehrer] (dieser aber hat sein Geld schon nach Breslau an Max et Comp. geschickt, erhält es also auch von dort.) 1 Ex[em]pl[ar] H[errn] Heinrich, Pastor in Spiller bei Hirschberg Krüger bestellt seine Exemplare in einem eigenen Briefe Bestimmet nun, an wen wir das Geld schicken sollen. An Max wollen wir es nicht schicken, weil er bei uns nicht im bestem Rufe steht. Saget uns ferner, wie wir die Lieferungen erhalten sollen.
Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 64/3 und 64/3a Blatt, 195 x 131 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 10 f. Z. 13 f. Z. 14–15 Z. 19
medic[us]: lateinische Schrift unserer Yverdon: lateinische Schrift Ausriss sie ∫
578 Z. 38 Z. 39 Z. 40 Z. 41 Z. 41 Z. 43 Z. 44 Z. 45
Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 II. Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836, ⇒ Nr. 1599) war 1809 von der preussischen Regierung als Eleve nach Yverdon geschickt und 1812 an das Plamann’sche Institut (⇒ Nr. 637) in Berlin versetzt worden, bevor er drei Jahre später nach Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien) versetzt wurde. Der Briefwechsel zwischen Dreist und Pestalozzi war schon seit längerer Zeit abgebrochen, die Ankündigung der Subskription bot eine gute Möglichkeit, den Kontakt wieder aufzunehmen und sich gleichzeitig für das lange Stillschweigen zu entschuldigen (⇒ Nr. 1599). III. Z. 6 Z. 7
Z. 13
Z. 27 Z. 27
Z. 36 Z. 37 Z. 41
Bunzlau: Bolesławiec (Niederschlesien, Polen) Schmid: Damit dürfte wohl Wilhelm Ludwig Schmidt (1787–1855) gemeint sein, der in Halle studierte, ab 1811 als Arzt in Jelenia Góra (Hirschberg, Niederschlesien) praktizierte und von 1813 bis 1815 Vorsteher eines Kriegslazaretts war. Ab 1819 war er ebenda Badearzt, wurde 1831 Kreisarzt in Sulęcin (Zilenzig, Lebus) und erhielt 1842 den Titel Sanitätsrat. Schmidt verfasste unter anderem Das Riesengebirge, ein Taschenbuch für Reisende und Badegäste (1817), Warmbrunn und seine Heilquellen (1821) sowie das sechsbändige Schlesisches Taschenbuch (1824–1829). 4 Zeitgenossen: Damit waren Karl August Dreist (1784–1836, ⇒ Nr. 1599), Johann Wilhelm Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021), Peter Friedrich Kawerau (1789–1844, ⇒ Nr. 1453) und Johann Heinrich Krüger (1769–1848, ⇒ Nr. 1017) gemeint. Mutter: Dorothea Elisabeth Tolkemit heiratete 1786 Peter Kawerau (1756–1801) und wurde Mutter zweier Söhne und zweier Töchter. Schwester: Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844, ⇒ Nr. 1453) hatte zwei Schwestern. Von der älteren, Dorothea Florentina Beata Kawerau (1794–1864), ist bekannt, dass sie 1815 heiratete und drei Söhne und zwei Töchter bekam. Von der jüngeren Johanna Friederike Elisabeth (*1796) konnten keine weiteren biografischen Angaben gefunden werden. Welche der Schwestern im Sommer 1817 nach Bolesławiec (Bunzlau, Niederschlesien) zog, konnte nicht geklärt werden. Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Anstalt: ⇒ Nr. 1453 Max et Comp.: Buchhandlung Josef Max und Comp. ⇒ Nr. 1835
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Heinrich: Karl Erdmann Gottlob Heinrich ⇒ Nr. 1599 Spiller: Pasiecznik (Niederschlesien) Briefe: ⇒ Nr. 1834
1618. Hans von Reinhard 16. Mai 1817 5
[Reg.] Empfangsvermerk auf dem Brief Pestalozzis vom 20. April 1817: «Empfangen den 14. mai 1817, erwiedert den 16. May 1817, mit Unterzeichnung auf ein Exemplar».
Überlieferung 1
PSB X, S. 454, Nr. 4615 Sacherklärung I.
Hans von Reinhard (1755–1835) ⇒ Nr. 1108 III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4615
1619. David Esslinger 17. Mai 1817 5
S[alvo] T[itulo] Herrn Herrn H[einrich] P e s t a l o z z i in Iferten. Canton Vaud f[ran]co.
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Hottingen den 17. May 1 8 1 7 . Lieber, theürer Pestalozzi! Als ich jüngsthin 1 Subscriptsplan von H[errn] Kuster erhielt, der mich zufälligerweise besuchte, glaubte ich Ihnen wenigstens m[eine] Theilnahme beweisen zu können, wenn ich sogleich (an Niede-
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rer, demme ich sonst etwas zu beantworten hatte) schrieb, mir mehrere solche Ankündigungsblätter zu senden, um solche an eint und andere Freünde u[nd] Nichtfreünde mitzutheilen: ich ware u[nd] bin mir der redlichsten Absicht bewusst geblieben; – Allein gleich nach Erhalt derselben, u[nd] Ihres Circul[a]rschreibens, fiel es mir a l l e n t h a l b e n auf, was für eine fatale zum Theil günstige, – aber aus einem schiefen Gesichtspunkte, – grösstentheils aber ungünstige Ansicht sich aus dem nemmlichen Aufsaze im M o r g e n b l a t t , was mir bis dahin gänzlich u[nd] durchaus unbekannt geblieben war, – bereits entwickelt hatte. Ich beschränkte mich also darauf, die g e d r u k t e n Subscriptspl[äne] mehrern Bekannten mitzutheilen, u[nd] hielt es für P f l i c h t , Ihr Circul[a]rschreiben einstweilen zurükzuhalten, das, – ich machet mich für die Beweise anheischig, – von vielen n i c h t verstanden, von den meisten noch mehr m i s s v e r s t a n d e n worden wäre, – als es Ihre Subscriptionsplan bereits zu seyn scheint; dessen ungeachtet habe ich zum theil gegründete Hoffnung, – dass Ihre Wünsche, – gleichviel aus welchem Gesichtspunkt u[nd] troz der klemmen Zeiten, – noch über Erwarten erfüllt werden dürften, – wozu denn auch das nicht wenig beytragen mag, dass mann: – s o i s t d i e a l l g e m e i n e S t i m m e d e s P u b l i k u m s , – den Innhalt Ihres Subscriptsplans Ihnen nur t h e i l s w e i s e zuzuschreiben geneigt ist! – Nehmen Sie inzwischen auch mich in die Zahl der Subscrib[en]ten auf, u[nd] glauben Sie, dass ich herzlichen Antheil an dem Gelingen Ihres Unternehmens nehmen werde, so wenig ich auch u n m i t t e l b a r solche zu befördern fähig seyn mag. – Und nun leben Sie wohl, theürer, väterlicher Freünd, behalten Sie immer ein wenig lieb –. Ihren treüen, S i e innig liebenden D[avid] Esslinger
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 76/1 Bogen, 246 x 203 mm Datum am Schluss, Stempel ZURICH, Siegelspuren, Dorsualvermerk Zurich 17 May 1817 Esslinger Original Textkritik
David Esslinger (1779–1828) ⇒ Nr. 1133 d II. David Esslinger (1779–1828, ⇒ Nr. 1133 d) befürchtete, Pestalozzis SubskriptionsAnkündigung könnte den Eindruck hinterlassen, dass nicht nur das Institut in Yverdon, sondern auch Pestalozzi persönlich in finanziellen Engpässen stecken würde. Zudem waren einige Personen aus Pestalozzis Umfeld, darunter auch Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507), mit den Bestimmungen des Subskriptionsplans und der Ankündigung nicht einverstanden (⇒ Nr. 1621). Pestalozzis pathetischer Aufruf Pestalozzi ans Publikum (PSW XXV, S. 41–45) sorgte denn auch tatsächlich für einige Missverständnisse, so dass sich Pestalozzi gezwungen sah, einige Aspekte öffentlich klarzustellen (PSW XXV, S. 71–80). Wie ernst es Pestalozzi mit einer Klärung seiner Motive für die Subskription war, zeigte auch ein Brief an Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1762–1832, ⇒ Nr. 617), in dem Pestalozzi den Verleger bat, die zweite Schrift in seiner literarischen Zeitung Morgenblatt für gebildete Stände und in «noch ein paar bedeutenden Zeitungen in Deutschland» zu veröffentlichen (PSB X, S. 303). III. Z. 4 Z. 7 Z. 10 Z. 12 Z. 14 f. Z. 16 Z. 19 Z. 22
S[alvo] T[itulo]: mit Vorbehalt des Titels (lat.) Iferten: dt. Name für Yverdon Hottingen: heute Teil der Stadt Zürich Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Ankündigungsblätter: PSW XXV, S. 39–45 Circul[a]rschreibens: PSB X, Nr. 4614 Aufsaze: Johann Heinrich Pestalozzi: Pestalozzi ans Publikum. In: Intelligenz-Blatt zum Morgenblatt für gebildete Stände 28. März 1817, S. 37–38 (PSW XXV, S. 41–45)
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Wie ich heute erfuhr, übergab Joseph Schmid beiliegendes Paket Ankündigungen meinem Neffen, mit der Aufforderung, dieselben zu verbreiten. Da S i e nie, weder vor noch nach der Bekantmachung dieser Ankündigungen mit mir darüber gesprochen haben, da dieselben ferner dem Inhalt und der Form nach, nach meiner innigsten Überzeugung eben so sehr unter Ihrer persönlichen Würde, als unter d e m stehen was Sie Ihrem Werk, Ihren Freunden, dem Publikum, besonders aber Ihrem schweizerischen Vaterlande schuldig, ja da sie wider Ihr eigenes Geldinteresse sind, so kann ich sie für nichts anders, als für ein elendes schmidisches Machwerk erkennen, an welchem Sie keinen persönlichen Antheil haben. Da diese Meinung durch Ihr eigenes unbedingtes Stillschweigen gegen mich über diesen Punkt, mir zur Gewissheit wird, und ich nie der Agent eines Menschen wie Schmid, der l ü g t , b e t r ü g t , v e r f ä l s c h t u n d v e r l ä u m d e t , weder seyn kann noch will, so schicke diese Ankündigungen hiemit an Sie, zu Handen Schmids zurück. Joh[annes] Niederer
Überlieferung 1 5
ZB Zürich, Ms Pestal 604, S. 333 Copia Textkritik
Zeuge h Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Die Ankündigung der Subskription hatte bei vielen Interessierten zu Missverständnissen geführt (⇒ Nr. 1619) und fand auch bei Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) keine Zustimmung. Er war sowohl mit der Formulierung des Textes, als auch mit der ganzen Organisation nicht einverstanden, weshalb er sich weigerte, bei der Sammlung von Subskribenten aktiv behilflich zu sein.
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Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Ankündigungen: PSW XXV, S. 39–45 Neffen: Johann Jakob Niederer (1789–1849) ⇒ Nr. 1716
1621. Johannes Niederer 19. Mai 1817 5
Herrn Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 19ten May 1817
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An Herrn Pestalozzi. Ihre Zurücksendung meiner Zeilen an Sie unter heutigem Datum verpflichtet mich zur Erklärung, dass ich keinen Anstand nehmen werde, sey es privatim an Freünde, oder öffentlich, sie mitzutheilen. Joh[annes] Niederer Jferten, den 18ten Julii 1817 Was heisst das, Briefe zurücksenden? Herr Niederer erklärt sich also: Jos[eph] Schmidt
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Antwort an Joseph Schmid Herrn Pf[arre]r Niederer an H[errn] Schmid vürgend zu Hause, den 18 Jul[i] 1817, morgens 20
Mit dem zurückgesendeten Briefen hat jeder volle Freiheit zu thun, was er rechtlicher weise will. Wer aber widerrechtlich in Copie geforderte Briefe zurückhielt, kan keinen andern, als einen s c h u r k i s c h e n Gebrauch davon machen, er mag davon machen, welchen er will. Joh[annes] Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,57 (H1), Umschlag 262/IV,63 (H2) Blatt, 262 x 201 mm (H1), Bogen 243 x 184 mm (H2) Siegelausriss (H1) Dorsualvermerk Jverdon, 19. Mai 1817. Joh[annes] Niederer (H1), Jverdon, den 11ten Juli 1817. Jos[eph] Schmid, Joh[annes] Niederer. (H2) Original
584 Textkritik Zeuge H Z. 4–11 Z. 8 Z. 10 Z. 12–23
H1 an Sie ∫ privatim an H2 Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1620 III.
Z. 6 Z. 8 Z. 15
Iferten: dt. Name für Yverdon Zeilen: ⇒ Nr. 1620 Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1622. Johann Ernst Plamann 19. Mai 1817 5
An Herrn Heinrich Pestalozzi zu Iferten. Berlin d[en] 19. Mai 1817.
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Theurer, Edler Pestalozzi! Mit diesen Zeilen wünschte ich Ihnen mein Andenken zu erneurn und den Herrn Kotschy, einen Östreicher, der an hiesiger Universität seine Studien beendigt, zu empfehlen. Ihre Geistes-Nähe wird für ihn begeisternd seyn, wie allen Ihnen Nahen. Er freut sich ungemein auf dieses Glück und er verdient es. Ich habe vor kurzem die Anzeige gelesen, dass Sie Ihre Werke herauszugeben beabsichtigen. Schon lange habe ich den Besitz derselben gewünscht; ich eile, mich dafür zu unterzeichnen, indem ich den Betrag einlege. Gott wird Ihr Vorhaben segnen; die Zahl Ihrer Verehrer ist ja gross. Mir geht es jetzt erwünscht, meine Anstalt erhält sich in ihrer Blüthe; das Vertrauen des Publikums wächst, auch der Staat gewährt mir doch einige Anerkennung, indem er mich zur Mitwirkung für
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das zu verbessernde Erziehungswesen gezogen und mir gegen ein jährliches Gehalt von 800 r[eichsta]ler die Verpflichtung auferlegt hat, halbjährlich eine Anzahl hier Studierender, so wie auswärtiger Lehrer und Geistlicher zur Belehrung und Übung in die Anstalt aufzunehmen. Ich weiss, dass Sie gern meine Freude theilen. Mein Muth ist wieder aufgefrischt, mit neuer Lust u[nd] Kraft in dem Pflanzgarten der Menschheit zu arbeiten, den ja Ihre Sonne beleuchtet und belebt. Was Gott mir gedeihen lässt, thut er durch Sie und um Ihretwillen. Ihnen auch, wie ihm, mein wärmster Herzensdank! Er schütze Ihre Tage ferner und gewähre Ihnen alles, was Ihr Herz erfreut. Mit diesem Wunsche noch ein herzliches Lebewohl! Von Ihrem Sie ewig liebenden Plamann
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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 295/2 Bogen, 250 x 205 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Berlin, den 19. May 1817. Plamann. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johann Ernst Plamann (1771–1834) ⇒ Nr. 616 III. Z. 6 Z. 10
Z. 14 Z. 19
Iferten: dt. Name für Yverdon Kotschy: Friedrich Traugott Kotschy (1795–1856), der Bruder von Heinrich Julius Kotschy (1785–1834, ⇒ Nr. 1141) und Carl Friedrich Kotschy (1789–1856, ⇒ Nr. 1141), war 1813 Lehrer der ersten und zweiten Gymnasialklasse der Jesusschule im schlesischen Teschen (Cieszyn), das zum Kaiserreich Österreich gehörte. In den Jahren 1816 und 1817 war er als Theologiestudent an der Universität in Berlin eingeschrieben und amtierte von Juni 1818 bis zu seinem Tod als evangelischer Pastor in Eferding (Oberösterreich), wobei er ein neues Bethaus, Pfarr- und Schulhaus erbaute und Bibelübersetzungen verfertigte. Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Anstalt: ⇒ Nr. 637
586 1623. Renward Göldlin 20. Mai 1817 5
[Reg.] Antwortvermerk «Den 20ten May beantw.» auf dem Brief Pestalozzis vom 16. Mai 1817.
Überlieferung 1
PSB X, S. 456, Nr. 4644 Sacherklärung I.
Renward Göldlin (1770–1846) aus Luzern ist Berufsoffizier in französischen Diensten und später im Luzerner Militär sowie als Kriegskommissär tätig. III. Z. 4
Brief: PSB X, Nr. 4644
1624. Jean Jacques Frédéric Du Pasquier 21. Mai 1817 5
Monsieur Monsieur Pestalozzi Yverdun Franco. Neuchatel le 21 May 1817
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Monsieur. Ayant lu dans la gazette d’Aarau, l’annonce d’une édition complette de vos œuvres, par souscription, je prends la liberté de vous prier de vouloir bien me comprendre dans la liste des souscripteurs, pour un exemplaire de cet intéressant ouvrage. J’ignore Monsieur, quand et comment doit s’effectuer le payement qui je présume [se] fait d’avance au moins en partie. [Il] me seroit agréable de savoir ce que vous [avez] décidé à cet égard afin de m’y confor[mer].
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Permettez moi, Monsieur, de vous offrir l’expression de la considération particulière en inspirant vos talents et votre caractère, et croyez que c’est tout sincèrement que j’ai l’honneur être Monsieur Votre très humble et très obéissant serviteur Du Pasquier-Roulet. Nég[ocian]t.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 66/1 Bogen, 239 x 190 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Neuchâtel 21 Mai 1817. Du Pasquier-Roulet Original Textkritik
Zeuge H Z. 15–17
Siegelausriss Sacherklärung I.
Jean Jacques Frédéric Du Pasquier (1783–1838) aus Cortaillod (Kt. Neuchâtel) ist Indienne-Fabrikant ebenda und königlicher Deputierter der gesetzgebenden Kammer. 1813 heiratet er Rose-Olympe-Adéline de Roulet Mézerac (1795–1852), sie haben fünf Kinder: Olympe (1814–1873), Jean Frédéric «Henri» (1815–1875), Anna Sophie Charlotte (1818–1896), Frédéric (1823–1893) und Lina (1831–1882). III. Z. 10
édition: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1625. Anna Maria Preiswerk-Iselin 24. Mai 1817 5
An Herrn Heinrich Pestalozi. in Yverdon. frei Basel d[en] 24. Mai 1817
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Verehrtester Freund! Recht in der Seele hat mich Ihr zutraulicher Brief vom 7 Mai erfreut: sicher irren Sie sich nicht wenn Sie glauben dass ich den innigsten
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Antheil an Ihren menschenfreündlichen Unternehmungen nehme; wäre ich 20 Jahre jünger, hätte eine bessere Gesundheit u[nd] hielten mich engre Pflichten nicht ab, so würde ich mich mit dem lebhaftesten Vergnügen zu Ihrer Beihilfe anbieten. Wie sehr würde das den Bedürfnissen meines Geistes u[nd] Herzens entsprechen! Doch so wie ich bin kränkelnd, u[nd] dadurch in einen sehr engen gesellschaftlichen Kreis eingeschlossen, ist mir nur sehr wenig zu wirken vergönnt, auch habe mit Hilfe von Pf[arrer] Stählin u[nd] den Meinigen, nicht mehr als nachstehende 12 Unterschriften erhalten können; bin ich in der Folge so glücklich noch Mehrere zu erhalten so melde ichs Ihnen. Nun bitte ich Sie mir gelegentlich zu sagen ob der Betrag gleich an Herr Cotta soll übermacht werden? Wie herzlich ich wünsche dass Gott Ihr edles Be[gin]nen seegnen möchte, kann ich Ihnen nicht ausdrücken! Unter harten Verhältnissen, nur durch ausserordentlichen Muth, eine Folge des edlen Bewusstseyns der Güte Ihrer Absichten, haben Sie unendlich vieles für die Menschheit gethan, das kann nicht zerstört werden; es wird, vieleich ohne Glanz, aber unvertilgbar auf die spätesten Zeiten fortwirken. Sie können allso auf die Hilfe der Vorsehung sich ruhig verlassen! auch des Seegens u[nd] der Hochachtung aller gut denkenden Menschen versichert seyn. Besonders Ihrer aufs innigste ergebnen Preiswerkh-Iselin Jungfrau Stählin die gewiss eine dankbare u[nd] würdige Zöglingin von Ihnen ist, freut sich herzlich Ihres gütigen Andenkens u[nd] versichert Sie Ihrer Vollkomensten Hochachtung. Herr Rudolph Forkard, Weiss, Ka[ufm]ann. — Dietrich Forkard Merian. " — Rudolph Forkard Iselin. " — Vischer, Forkard. " — Dietrich Preiswerkh Bischoff. " — Lucas Preiswerkh Forkard. " — Rudolph Paravizini, Preiswerkh. " — Rathsherr, Hans Jacob Vischer. " — Benedict Vischer Preiswerkh. " — Johann Rudolph Gemuseus. " Jungfrau Marianne Stähli. Erzieherin. H[er]r Preiswerkh Iselin. Kaufmann.
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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 297/1 Bogen, 243 x 192 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basle 24 Mai 181 Preiswerk Iselin Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 12 Z. 23 Z. 36
Yverdon: lateinische Schrift jünger, hätte Siegelausriss Siegelausriss Sacherklärung I.
Anna Maria Preiswerk-Iselin (1758–1840), die Tochter Isaak Iselins (1728–1782, ⇒ Nr. 260), heiratet 1776 auf Drängen ihres Vaters einen der reichsten Männer Basels, den Grossspediteur und Bandfabrikanten Niklaus Preiswerk (1755–1815, ⇒ Z. 47). Doch die Ehe ist unglücklich, die Eheleute leben faktisch getrennt in verschiedenen Wohnsitzen. Anna Maria Preiswerk-Iselin konzentriert sich in Abgrenzung zu ihrem Mann ganz auf Bildung und Belesenheit. Sie bezieht das Landgut St. Apollinaire im Burgund und versucht nach dem Tod ihres Mannes mehrfach, ein Mädcheninstitut zu gründen. III. Z. 9 Z. 18
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Brief: scheint nicht erhalten zu sein Stählin: Johann Heinrich Stähelin (1788–1824) arbeitete nach seinem 1810 abgeschlossenen Theologiestudium in Basel als Lehrer an der Mädchenschule zu Barfüssern und behielt dieses Amt inne, als er 1813 die Basler Pfarrei St. Jakob übernahm. 1821 wechselte er als Pfarrer nach Kleinhüningen (heute Teil von Basel), wo er auch starb. Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Stählin: Marianne Stählin war um 1815 Schülerin in Yverdon. Eine Jungfer Stählin aus Aarau subskribierte die Cotta-Ausgabe und besuchte Pestalozzi 1822 in Yverdon. Ob diese beiden Personen identisch sind, ist unklar. Forkard, Weiss: Johann Rudolf Forcart (1749–1834) aus Basel stieg nach einer Kaufmannslehre in Lyon und einem mehrjährigen Frankreichaufenthalt 1773 in die Seidenfabrik von Achilles Weiss (1725–1792) ein und heiratete 1774 dessen Tochter Esther (1757–1789). 1792 übernahm er die Firma und baute sie zu einem weltumspannenden Vertrieb von Seidenbändern aus. Daneben war er von 1816 bis 1824 Mitglied des Basler Grossen Rats und machte sich als Mitbegründer der Helvetischen Gesellschaft (⇒ Nr. 971) und Initiator einer Freimaurerloge einen Namen als aufgeklärter Unternehmer. Forkard Merian: Dietrich Forcart (1776–1860) war der älteste Sohn von Johann Rudolf Forcart (1749–1834, ⇒ Z. 36) und stieg nach der vermutlich im Ausland absolvierten Ausbildung zum Seidenfabrikanten 1797 ins
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väterliche Unternehmen ein. 1800 wurde er gemeinsam mit seinen Brüdern Achilles (1777–1844, ⇒ Z. 38) und Johann Rudolf (1778–1858) Teilhaber der nunmehr unter dem Namen «Johann Rudolf Forcart-Weiss & Söhne» firmierenden Seidenfirma. 1795 heiratete er Gertrud Merian (1776–1838), mit der er 12 Kinder hatte. Forkard Iselin: Achilles Forcart (1777–1844), der zweitälteste Sohn von Johann Rudolf Forcart (1749–1834, ⇒ Z. 36), bildete sich in Nyon, Leipzig und Lyon zum Kaufmann aus und wurde nach 1800 zum praktisch führenden Mann im familieneigenen Seidengeschäft, das 1844 mit seinem Tod dann auch ein Ende fand. Achilles hatte verschiedene öffentliche Ämter (Grossrat, Waisenrichter) inne und war, seit 1804 mit Margaretha Iselin (1780–1844) verheiratet, Vater von sechs Kindern. Vischer: Johann Jakob Vischer (1780–1823) war Handelsherr und amtierte ab 1820 als Richter am Zivilgericht in Basel, bis er sich 1823 das Leben nahm. Er war verheiratet mit Margareta Forcart (1786–1851), die Ehe blieb kinderlos. Preiswerkh Bischoff: Dietrich Preiswerk (1780–1819) wurde nach Lehrjahren in Stuttgart und Hamburg 1802 Teilhaber der väterlichen Bandfirma «Lucas Preiswerk», die er faktisch führte, da der Vater, Niklaus Preiswerk (1755–1815, ⇒ Z. 47), häufig abwesend war. 1803 heiratete er Susanna Bischoff (1786–1830) und wurde 1815 in den Basler Grossen Rat gewählt. Preiswerkh Forkard: Lukas Preiswerk (1788–1848) erlernte in Basel und Italien das Handelsmetier und trat nach seiner Rückkehr in die preiswerksche Bandfabrik ein, die von seinem Bruder Dietrich Preiswerk (1780–1819, ⇒ Z. 40) geleitet wurde. 1810 zum Teilhaber geworden, machte sich Lukas 1818 selbstständig, vereinigte die eigene Firma aber nach dem Tod des Bruders wieder mit dessen Handel und stand der Bandfirma «Lucas Preiswerckh» vor, bis er 1848 in einer Anstalt für Geisteskranke starb. Zuvor war der Artillerie-Oberstleutnant in Basel auch als Kantons- und Stadtrat sowie als Präsident des Appellationsgerichts tätig gewesen. 1816 hatte er Anna Maria Forcart (1796–1856) geheiratet, eine Tochter von Dietrich Forcart (1776–1860, ⇒ Z. 37). Die Ehe, aus der drei Kinder hervorgegangen waren, wurde aber 1838 geschieden. Paravizini, Preiswerkh: Rudolf Paravicini (1780–1843) war Eisenhändler und Ratsherr und seit 1815 mit Susanna Preiswerk (1783–1843) verheiratet, einer Schwester von Dietrich (1780–1819, ⇒ Z. 40) und Lukas Preiswerk (1788–1848, ⇒ Z. 41 ). Vischer: Johann Jakob Vischer (1750–1825) etablierte sich nach einer Kaufmannsausbildung als Handelsmann und Bankier in Basel, wo er auch verschiedene politische Ämter innehatte, so im Direktorium der Kaufmannschaft (1792–1798) und im Kleinen Rat (1814–1824). Er war mit Margaretha Stähelin (1751–1832) verheiratet und Vater von neun Kindern. Vischer Preiswerkh: Benedikt Vischer (1779–1856) war Handelsmann sowie Oberst im eidgenössischen Artilleriestab, Mitglied des eidgenössischen Kriegsrates und Chef der Artillerie in Basel, wo er während der Restauration als Führer der liberalen Opposition in Erscheinung trat und von 1814 bis 1856 auch im Grossen Rat sass. 1823 wurde er ins Erziehungskollegium gewählt, später auch in die Kuratel von Universität und Pädagogium. Er war in zweiter Ehe mit Sophia Preiswerk (1787–1859)
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verheiratet, einer Schwester von Dietrich (1780–1819, ⇒ Z. 40 ) und Lukas Preiswerk (1788–1848, ⇒ Z. 41 ). Gemuseus: Johann Rudolf/Rodolphe Gemuseus (1764–1836) ⇒ Nr. 520 Stählin: ⇒ Z. 31 Preiswerkh Iselin: Niklaus Preiswerk (1755–1815), verheiratet mit Anna Maria Iselin (1758–1840, ⇒ Sacherklärung I.), zählte als Grossspediteur, Kommissionär und später als Bandfabrikant zur ökonomischen und gesellschaftlichen Oberschicht Basels. Er war Mitglied des Grossen Rats in Basel und vermittelte 1814 das Treffen von Pestalozzi mit dem russischen Zaren Alexander I. (1777–1825, ⇒ Nr. 520) in der Nähe von Basel (⇒ Nr. 1398). Da Nicolaus schon seit über zwei Jahren verstorben war, dürfte wohl seine Frau in seinem Namen subskribiert haben.
1626. Johann Philipp Rossel 24. Mai 1817 Koblenz am 24ten Mai 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Ihren lieben Brief mit der Schriftenanzeige erhielt ich heüte. – Wer bei Ihnen lebte, und nicht ganz gemeine Natur ist, wird Sie ewig lieben – im Herzen haben – und Ihre Sache als seine ansehen. Ich konnte u[nd] mochte nun nicht warten, bis eine besondre Auffodrung von Ihnen käme, die ich vermuthete. Die Anzeige kam mir einigemal durch die Zeitungen hierher, und es war mir leid, sie nicht viel mehr als andre dergleichen Zeitungsartikel wirken zu sehen. – Ich dachte: Pestalozzis Sache ist Volkssache; er kann dem Volk helfen, und das Volk kann ihm helfen, aber die Schriftgelehrten mit ihrem wenigen Schwätz- u[nd] Schreibverdienst können es nicht. Da lies ich die Anzeige aus der allgemeinen Zeitung 1500 mal mit einem Zusatz von Görres – wozu sich der willig finden liess – abdrucken, und verschickte sie – mit hoher Erlaubniss – – und s[einer] Postfreiheit – – an 7 Rh[einisch] Preussische Regierungen, viele Landräthe, Beamten, Geistliche, Lehrer, u[nd] in die umliegenden Badeörter. Obwohl die Unterschriften nicht nach meinem Wunsch einkommen werden, so ist doch einige Regsamkeit nicht zu verkennen. Ich habe schon vielerlei Briefe wegen dieser Sache, u[nd] auch einige Unterschriften bekommen, und morgen und übermorgen als den 2 Pfingsttägen, verreise ich nach Neüwied und einige andre Rheinstädchen, und ohne 10 Unterschriften gehe ich nicht zurück. Die Gelehrten-Buchhandlung hat die Mühe wegen den Unterschriften und der spätern Versendung der Bücher unentgeldlich über-
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nommen. und wird Ihnen bald eine Anzahl Unterschriften einsenden. – – – Hier herscht grose Armuth – eine starke Trennung zwischen dem armen Volk und der reichen Regierung – besonders aber seit die Preüsen im Rheinland sind – eine innre Anfeindung der Lutheraner u[n]d Katholiken gegen einander. – Woher das kommt, wissen Sie, für meine Person aber versichre ich, dass es meine angenehme Pflicht ist, mit mir selber aufs Reine zu kommen, ein einfaches thätiges Leben zu führen. Ihr Verehrer Ph[ilipp] Rossel.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 309/1 Blatt, 192 x 118 mm Dorsualvermerk Coblence 24 Mai 1817 Rossel Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Johann Philipp Rossel (1791–1831) ⇒ Nr. 1313 c III. Z. 6 Z. 6 Z. 16 Z. 17 Z. 17 Z. 25 Z. 27
Brief: scheint nicht erhalten zu sein Schriftenanzeige: PSB X, Nr. 4614 Anzeiger: Pestalozzi an’s Publikum. In: Allgemeine Zeitung für Deutschlands Volksschullehrer, Band 1, Heft 39, S. 409–412 Zusatz: ⇒ Nr. 1628 Görres: Johann Joseph von Görres (1776–1848) ⇒ Nr. 1469 Neüwied: Neuwied (Rheinland-Pfalz) Gelehrten-Buchhandlung: Neue Gelehrten-Buchhandlung ⇒ Nr. 1671
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S[alvo] T[itulo] An den Hochgeehrten, Hochzuverehrenden Herrn Herrn H e i n r i c h P e s t a l o z z i Erziehungs-Lehrer in Yverdon Bern & Freyburg. Franco. Zurich Altstädten Kant[on] St. Gallen den 26 May 1 8 1 7
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Hochgeehrter, Hochzuverehrender Herr! Schon lange gieng ich mit dem Gedanken um mich einmal schriftlich an Sie zu wenden, aber immer hielt mich eine Schüchternheit zurük, die ich nicht sagen kann – doch heüte fasste ich den Entschluss u[nd] sezte ihn auch ins Werk, deshalb bitte ich Sie meine Frechheit nicht in übel zu nehmen – ich weiss u[nd] bin überzeügt das Sie die Männer nicht verstossen, die ihre Zuflucht zu Ihnen nehmen, u[nd] durch Ihre Anleitung die Jugend erziehen, weil ich aber selbsten noch Jung bin, so ist mir ein Führer umso nothwendig, u[nd] gern will ich mich von Ihnen lieben u[nd] führen lassen – ich bin willens meiner hohen Regierung anzuzeigen, dass ich mich ganz dem Erziehungsfach widmen wolle, wenn sie mich in Ihre verdienstvolle Lehranstalt schiken u[nd] dort einige Jahre mich bilden lassen, damit ich andere bilden könne – bereits liegt es vor mir die Bittschrift u[nd] wird noch diese Woche an die hohe Stelle abgehen – herzlich wilkommen wäre es mir, ehrwürdiger Vater! wenn die Geschäfte u[nd] die Zeit Ihnen zu lassen würde in einen Briefwechsel zu tretten u[n]d mich so schon zu lehren – das Sie mir meine gehorsamste Bitte nicht verweigern bin ich in der sichersten Hoffnung – Ihr grosser u[nd] erhabener Beruf als Beserer der Menschheit u[nd] das heilige Geschäft, das ich von Ihrem edlen Herzen lehrnen möchte ist mir Bürge dafür – zugleich zeige ich Ihnen an, dass ich auf Ihre sämtlichen Schriften Subskribire u[nd] solte ich
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einige Subskribenten in dieser Nähe finden, so lege ich Sie Ihnen dankbar dar – u[nd] bin mit aller Hochachtung Hochgeehrter, Hochzuverehrender Herr ganz geho[rsam]ster D[ien]er Joh[ann] Ant[on] Widmer Pfarr-Vikar
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 388/1 Bogen, 247 x 204 mm Datum am Schluss, Stempel St. GALL.MAHY. Siegelspuren, Dorsualvermerk Allstäten 26 May 1817 Widmer Original Textkritik
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würde in Sacherklärung I.
Joseph Anton Widmer (1792–1842) aus Lütisburg (Kt. St. Gallen) wird 1815 ordiniert. Danach arbeitet er als Kaplan in verschiedenen St. Galler Gemeinden: Altstätten (1816–1818), Alt St. Johann (1818–1822), Kappel (1823), Eggersriet (1827), Oberbüren (1830), Häggenschwil (1834–1836) und Steinach (1836–1842). Widmer ist Verfasser von heimatkundlichen und religiös-pädagogischen Schriften, zum Beispiel Über Erziehung (1817) oder Christkatholischer Religions-Unterricht für die untere Klasse der lieben Schuljugend in Alt St. Johann (1821). III. Z. 25 Z. 29
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Regierung: St. Galler Regierung ⇒ Nr. 1587 Bittschrift: Das Schreiben ist weder in den Protokollen des Kleinen Rats noch in denjenigen des evangelischen und des katholischen Erziehungsrats nachgewiesen. Da ein solches Begehren normalerweise Eingang ins Protokoll hätte finden müssen, ist unklar, ob Joseph Anton Widmer (1792–1842, ⇒ Sacherklärung I.) die Bittschrift überhaupt abschickte. Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
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S[einer] Hochwohlgebohren Herrn H[einrich] Pestalozzi Ritter des Wladimirordens etc. Yverdon Schweitz franco
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Kreutznach 27 May 1817. Mein lieber Vater Pestalozzi! Wie freue ich mich Ihnen sagen zu können, dass Ihr Aufruf an Ihre Mitmenschen allgemein die Theilnahme erregt hat, welche der gute Vater Pestalozzi durch seine gänzliche liebevolle Hingebung an das menschliche Geschlecht verdient hat; wie wohl thut es jenen, welche Sie, verehrungswürdigster Mann! durch besondere glückliche Verhältnisse begünstigt, Ihrer väterlichen Leitung anvertraut, ausschliesslich Vater nennen! Wohl dir, du gutes Vaterland! dass du deiner grossen Männer Verdienst zu schützen weisst –. Alle öffentliche Blätter haben sich unaufgefordert zur Annahme der Subscribtionen erbothen, u[nd] sie werden, Gottlob! nicht fehlen – Görres der hochherzige Verfasser des einst so bekannten als geachteten Rheinischen Merkurs liess eine besondre Auffoderung an alle seine Freunde austheilen, sie folgt beiliegend, damit sich Ihr Herz derselben erfreuen möge. So klein auch mein Wirkungskreis ist, so habe ich es doch versucht, mein weniges zu dem grossen Zweck beyzutragen – möge auch mein Scherflein willkommen seyn, u[nd] der gute Wille die That ersetzen. So klein die That, so gut ist auch gewiss der Wille – Es ist freilich nur ein schwacher Beweiss der aufrichtigen Verehrung u[nd] kindlichen Liebe, welche ich für Sie, guter alter Vater! hege – ich weiss aber auch, dass nur solche Gefühle Sie belohnen können. Tausende werde[n] sich vereinen, der eine mehr der andre weniger wirken, je nachdem er gestellt ist, u[nd] so wird doch der grössere Zweck erzielt werden. Es bedarf wohl keiner Versicherung, dass ich die Zeiten in Yverdon noch immer zu den angenehmsten meines Lebens zähle? Meine Geschäfte haben mich seitdem an manche Orte geführt, die politischen Verhältnisse in manche angenehme u[nd] unangenehme verfehlte Laage versetzt, in dessen stand immer jenes Leben im hellsten Lichte – die Gefühle welche ich da einathmete begleiteten,
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unterstützten mich allenthalben. Glücklich in einer schönen Ehe, Vater von zwey Kindern, danke ich täglich meinem verewigten Vater, mir den Genuss Ihrer Lehren verschafft zu haben, wodurch ich jenes Glück ruhig u[nd] erkenntlich schätzen u[nd] dankbar gegen den Himmel geniessen lernte; aber der Mensch ist nicht zum steten Glücke gebohren, so wenig, wie ich glaube, dass nur Unglück sein Loos seyn soll; kann nicht dieses eine Wohlthat seyn, damit jenes nicht gleichgültig werde –? Auch ich habe Stürme erlebt! – der Tod eines innig geliebten Vaters, der sich so ganz seinen Kindern opferte, ihnen Freund – alles war – das vor einigen Tagen erfolgte Verscheiden einer guten Schwester, welche der Himmel durch lange Leiden geprüft hatte, sind harte Schläge für fühlende Menschen. Gott sey Dank! dass ich sie aushalten u[nd] ihre Last fühlen konnte – u[nd] dass ich das Glück zu schätzen weiss – dank Ihnen, verehrter Mann! dass Sie jene Gefühle in dem Menschen genährt, und ausgebildet haben – Möge der Himmel es Ihnen einst lohnen – In unsrer Gegend sind z w e y j u n g e T a u b s t u m m e n welche den Unterricht Ihrer Anstalt geniessen sollen. Dürfte ich Sie daher bitten, mir zu sagen unter welchen Bedingungen dieselben aufgenommen werden können? – Die Eltern der Knaben wünschten das zu wissen. Schliesslich soll ich den verehrungwürdigen Herrn Niederer u[nd] dessen Gattin von Seiten meiner Mutter und Schwester freundlichst grüssen. Ich füge meine herzliche Empfehlung u[nd] die Versicherung meiner steten Liebe [und] Hochachtung bey. Dem guten, lieben Herrn Schmid m[einen] herzlichsten Händedruck u[nd] die wärmste Dankversicherung. Vieleicht habe ich das Glück alle Lieben in Yverdon noch einmal zusammen zu sehen – dahin geht mein stetes Wünschen. Möge der Himmel, Sie, verehrter Vater! noch lange zum Wohle der Menschheit erhalten, u[nd] Ihnen durch die Liebe der Menschen, die denselben gebrachten Opfer lohnen. Mit der kindlichsten Liebe u[nd] herzlichsten Verehrung verharre ich, meines guten Vaters Pestalozzi treu eigner Christ[ian] Herf Auf die Herausgabe der sämmtlichen Werke des Herrn Pestalozzi haben sich unterzeichnet Herren Heussner Bezirksdirektor " Dick, Kreisgerichtspresident " Rettig, Bezirksforstmeister
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Jacob, Kauffmann in R[ichard] Böcking desgl[eichen] KaisersMeuth, Einnehmer lautern Balbier Schuldirector Wahl Giessling Professoren Reichhold reform[ierter] Pfarrer in Erpolsheim W[ilhel]m Brünings ref[ormierter] id[em] in St. Lambrecht Wagner ref[ormierter] id[em] zu Dörrenmoschel Ebertz, consistorial President Bechtel, Professor in Penserot v[on] Lausanne, Kreutznach Herf, Kaufleute Coblenz im Mai 1817
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Der Greis, der hier sein Anliegen, seine Noth und Hoffnung der Welt ausgelegt, ist nicht einer von denen, die mit grossen Redensarten windige Plagiate darbieten, die das Publikum auf seine Umkösten sich anschafen soll; es ist ein wohlbekanter braver, wakerer alter Mann, der sein Leben an seine Liebe gesetzt, und nun nahe am Ziele seiner Laufbahn sich gegen seine Zeitgenossen umwendet, und sie zu Hülfe ruft, damit er nicht vergehen sehe was er mit Mühe gepflanzt. Die Geruffenen sind wohl verbunden ihm hülfreiche hand zu leisten, und der Rufende hat wohl verdient, dass durch gemeinschaftliche Anstrengung die Sorge von seinen Schultern genommen werde. So mancher würde willig zu einem Denkmal des geehrten Mannes seinen Beytrag geben. Diese werden umso lieber hier die Hände bieten, damit er durch Vollendung seines Tagewerks sich selbst ein solches gründen köne. So viele die Pestalozzis Schriften nur vom Hörensagen kennen, erhalten hier Gelegenheit, indem sie durch frühzeitige Theilnahme an der neuen Ausgabe sein wohlthätiges Bestreben fördern, sich mit seinem Geiste bekannt zu machen. So drangvoll die Zeiten sind, und so gross die Ansprüche leiblicher Noth, so hat doch auch die geistige ihr Recht, und das ist das nöthigste dass wir noch Vermögen nichts Grosses, Gemeinnütziges untergehen lassen. Darum hat der Unterzeichnete wohlwissend, wie leicht in jetziger Zeit auch das dringlichste Wort verhallt, so wie es vom Munde weggeredet ist, durch Aufforderung Pestalozzis durch seinen Zuspruch nach Möglichkeit verbreiten und seinen Landsleuten am Niederrhein insbesondere näher ans Herz legen wollen. Es wird wohl in jedem grössern Orte dieser Gegenden jemand sich finden, der die Unterschriften sammelt, und sie der hiesigen Gelehrten-Buchhandlung frey einsendet, und dann wird sich’s wohl am Ende zeigen, dass der Rhein in allem, was zum Tüchtigen und Rechten leitet, hinter keiner Provinz Deutschlands zurückbleiben will. unterz[eichnet] S. Görres
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 125/1 (H1), Umschlag 125/1a (H2). Eine Fotokopie der Empfehlung von Görres (H3) liegt Literaturarchiv Marbach, CottaArchiv, Cotta: Briefe Pestalozzi. Das Original, das sich in der Zentralbibliothek Zürich befinden sollte, ist zurzeit nicht auffindbar.
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Bogen, 241 x 207 mm (H1) und Blatt 225 x 191 mm (H2) Datum am Schluss, Stempel CREUZNACH 27. MAI, Siegelspuren, Dorsualvermerk Kreuznach 27 May 1817 Herf Original (H1, H2), Abschrift (H3) Textkritik
Zeuge H (H1, H2), [h] (H3) Z. 4–76 H1 Z. 5 Pestalozzi: lateinische Schrift Z. 7 Yverdon: lateinische Schrift Z. 20 Blätter: lateinische Schrift Z. 20 f. Subscribtionen: lateinische Schrift Z. 58 geniessen sollen Z. 65–66 Siegelausriss Z. 77–94 H2 Z. 79 Heussner: lateinische Schrift Z. 80 Dick: lateinische Schrift Z. 80 president: lateinische Schrift Z. 81 Rettig: lateinische Schrift Z. 82 Jacob: lateinische Schrift Z. 83 R[ichard] Böcking: lateinische Schrift Z. 84 Meuth: lateinische Schrift Z. 85 Balbier: lateinische Schrift Z. 85 director: lateinische Schrift Z. 86 Wahl: lateinische Schrift Z. 88 Reichhold: lateinische Schrift Z. 89 Brünings: lateinische Schrift Z. 89 Lambrecht: lateinische Schrift Z. 90 Wagner: lateinische Schrift Z. 91 Ebertz, consistorial: lateinische Schrift Z. 92 Bechtel: lateinische Schrift Z. 93 Lausanne: lateinische Schrift Z. 94 Herf: lateinische Schrift Z. 95–120 H3 Z. 110 f. eigentlich: Recht, so hat doch auch die geistige ihr Recht, und Sacherklärung I. Christian Jakob Herf (1793–1824), Kaufmannssohn aus Bad Kreuznach (RheinlandPfalz), weilt von 1808 bis 1810 als Zögling in Yverdon und führt nach dem Tod seines Vaters Johann Daniel Herf (1752–1816, ⇒ Z. 49) das von diesem unter dem Namen Daniel & Carl Herf mitgegründete Speditions-, Kommissions- und Bankunternehmen. III. Z. 10 Z. 21
Kreutznach: Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) Görres: Johann Joseph von Görres (1776–1848) ⇒ Nr. 1469
599 Z. 22 f.
Z. 24 Z. 42
Z. 49
Z. 51 Z. 57
Z. 60 Z. 62 Z. 63 Z. 63
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Z. 66 Z. 77 Z. 79 Z. 80
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Rheinischen Merkurs: Der Rheinische Merkur erschien zwischen 1814 und 1816 in Koblenz und war die bedeutendste politische Zeitung ihrer Zeit in Deutschland. beiliegend: Z. 95–120 Kindern: Christian Jakob Herf (1793–1824, ⇒ Sacherklärung I.) und seine Frau Catharina Herf-Rettig (1796–1886) hatten insgesamt sechs Kinder, zum fraglichen Zeitpunkt waren Henriette Louise (1815–1884) und Franz Carl (1817–1882) schon auf der Welt. Vaters: Johann Daniel Herf (1752–1816) aus Bad Kreuznach (RheinlandPfalz) zog einen Handel mit Landesprodukten auf, erhielt 1786 ein Privileg für den Handel mit rohen Häuten und führte später gemeinsam mit seinem Stiefbruder Johann Carl Ludwig Herf (1763–1805) ein Handelshaus. 1780 heiratete er die aus Heidelberg stammende Louise Rittmann (1756–1825, ⇒ Z. 63), mit der er acht Kinder hatte. Schwester: Philippine Elisabeth Sofie Pfähler-Herf (1784–1817), Mutter dreier Töchter, war am 22. Mai in Kreuznach gestorben. T a u b s t u m m e n : Es ist unklar, ob dieser Plan umgesetzt wurde, zumindest sind in den nächsten Jahren keine Knaben aus Kreuznach in Yverdon eingetreten. Dies hing möglicherweise auch damit zusammen, dass Johann Konrad Näf (1789–1832, ⇒ Brief vom 16. Oktober 1822), der sich bei Pestalozzi um die taubstummen Zöglinge gekümmert hatte, 1817 das Institut verlassen und ein eigenes Institut (⇒ Nr. 1911) gegründet hatte und somit kein Taubstummen-Experte mehr zur Verfügung stand. Eltern: konnten nicht näher bestimmt werden Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Gattin: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Mutter: Louise Rittmann (1756–1825) stammte ursprünglich aus Heidelberg und heiratete 1780 Johann Daniel Herf (1752–1816, ⇒ Z. 49), mit dem sie acht Kinder hatte. Schwester: Von den drei zum fraglichen Zeitpunkt noch lebenden HerfSchwestern dürfte hier am ehesten Friedericke Henriette (1789–1832) gemeint sein, die seit 1812 mit dem aus Lausanne stammenden Louis Baptiste Benjamin Jean Penserot (1790–1860, ⇒ Z. 93) verheiratet und Mutter von vier Kindern war. Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Heussner: Leopold Philipp Heusner (1772–1840) aus Dhronecken (Rheinland-Pfalz) war von 1816 bis 1840 Landkommissär in Kaiserslautern. Dick: Caspar Dick (1768–1841) aus Mainz war Friedensrichter und später Richter am Berufungsgericht seiner Vaterstadt. 1816 wurde er Gerichtspräsident in Kaiserslautern und wechselte 1825 in gleicher Funktion nach Frankenthal (Rheinland-Pfalz), wo er 1831 in den Ruhestand trat. Rettig: Franz Daniel Rettig (1767–1837) war Forstmeister, später Kreisforstinspektor in Kaiserslautern und wurde 1819 in den Bayerischen Landtag gewählt. Jacob: Johann Nikolaus Jakob (1774–1856) aus Schmalenberg (RheinlandPfalz) war Handelsmann sowie Stadtrat und Landtagsabgeordneter in Kaiserslautern.
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Böcking: Richard Böcking (1794–1858) aus Trarbach (Rheinland-Pfalz) etablierte sich als Kaufmann in Kaiserslautern, wo er 1813 Henriette Franziska Karcher (1797–1855) heiratete, mit der er sechs Kinder hatte. Meuth: Johann Dominik Meuth (1768–1839) studierte in seiner Vaterstadt Mainz Jura und trat dort als Mitgründer des Jakobinerclubs hervor. 1811 wurde er Steuereinnehmer und Mitglied des Bezirksrates in Kaiserslautern und sass von 1825 bis 1831 in der Bayerischen Abgeordnetenkammer. Balbier: Friedrich Wilhelm Balbier (1778–1832) aus Wöllstein (RheinlandPfalz) war Gymnasiallehrer in Worms, wo er Mathematikunterricht «nach Pestalozzis Methode» erteilte. 1811 wurde er nach Kaiserslautern berufen, um die Leitung des Progymnasiums zu übernehmen. 1818 wurde ihm ebenda die Leitung des neu gegründeten überkonfessionellen Lehrerseminars für den ganzen Rheinkreis übertragen; auf diesem Posten blieb er bis zu seinem Tod. Wahl: Friedrich Ludwig Wahl (1784–1862) aus Zweibrücken (RheinlandPfalz) erwarb 1811 das Bürgerrecht von Kaiserslautern, wo er zunächst unter Friedrich Wilhelm Balbier (1778–1832, ⇒ Z. 85) am Progymnasium unterrichtete und später als Lehrer an der Landwirtschafts- und Gewerbeschule arbeitete. Giessling: Georg David Gyssling (1790–1852) studierte in Heidelberg und Utrecht Theologie und amtierte nach einem Vikariat in Weinheim ab 1814 als Lehrer in Kaiserslautern, bevor er 1831 die Pfarrei von Mauchenheim und anschliessend, 1837, jene von Albisheim (beide Rheinland-Pfalz) übernahm. Reichhold: Friedrich Wilhelm Reichhold (1779–1836) aus Alsenborn (Rheinland-Pfalz) studierte Theologie in Heidelberg, wurde 1798 ordiniert und arbeitete danach als Pfarrer in den pfälzischen Gemeinden Rohrbach (1798–1800), Otterberg (1800–1807), Erpolzheim (1807–1819) und Frankenthal (1820–1836). Erpolsheim: Erpolzheim (Rheinland-Pfalz) Brünings: Johann Wilhelm Brünings (1768–1832) aus Lambrecht (Rheinland-Pfalz) amtierte nach einem in Heidelberg und Marburg absolvierten Theologiestudium als Pfarrer in Lambrecht (1793–1826), wo er eine Konsensunion zwischen Lutheranern und Reformierten zu schaffen vermochte. Seit 1826 war er Pfarrer in Oberotterbach (Rheinland-Pfalz). Wagner: Johann Philipp Wagner (1793–1844) aus Oberotterbach (Rheinland-Pfalz) war nach dem Theologiestudium als Pfarrer in verschiedenen Rheinland-Pfälzischen Gemeinden (Dörrmoschel 1814–1818, Gönnheim 1818–1827) Dielkirchen 1827–1835) tätig. Später wurde er Dekan in Speyer (1835–1841) respektive Bergzabern (1841–1844). Dörrenmoschel: Dörrmoschel (Rheinland-Pfalz) Ebertz: Carl Eberts (1768–1831) aus Kreuznach (Rheinland-Pfalz) studierte in Heidelberg und Marburg Theologie und amtierte nach der 1788 erfolgten Ordination als Pfarrer in Kreuznach, wo er 1808 zum Präsidenten des Lokal-Konsistoriums und 1817 zum Superintendenten ernannt wurde. Bechtel: Heinrich Christoph Wilhelm Bechtel (1793–1844) arbeitete nach einem Theologiestudium in Heidelberg als Lehrer am Gymnasium in Kreuznach und übernahm um 1820 die Pfarrei Roxheim (beide Rheinland-Pfalz), der er bis zu seinem Lebensende vorstand.
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Penserot: Louis Baptiste Benjamin Jean Penserot (1790–1860) stammte aus Lausanne, heiratete 1812 in Bad Kreuznach Friedericke Henriette Herf (1789–1832, ⇒ Z. 63), war später Mühlenbesitzer auf Gutleuthof bei Kreuznach und hatte vier Kinder: Auguste Louis Daniel (1815–1866), Charles François Jakob (1817–1852), François Louis Samuel (1822–1879) und Auguste (1824–1901). Gelehrten-Buchhandlung: Neue Gelehrten-Buchhandlung (⇒ Nr. 1671) S. Görres: Absender dieser Empfehlung war Johann Joseph von Görres (1776–1848, ⇒ Nr. 1469). Bei der Abkürzung «S.» des Vornamens muss es sich um einen Abschreibefehler handeln.
1629. Johann Konrad Zuberbühler 27. Mai 1817 5
Herrn Herrn Pestalozzi in Iferten Mühlhausen den 27tn Mai 1817.
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Bester Vater Pestalozzi! Ich fühlte mich schon durch die öffentliche Aufforderung welche Sie durch die Allgemeine Zeitung an Ihre Freunde haben ergehen lassen, beruffen, zu meiner Subscription in meinen Umgebungen noch andere zu sammeln, um so mein Möglichstes zur Erreichung dessen beyzutragen, was so rührend von Ihnen ist ausgesprochen worden. Ihre Worte haben mich und mehrere Ihrer Zöglinge, denen ich sie vorgezeigt habe, so wie auch Personen, die Sie weniger kennen, tief durchdrungen; sie werden auf viele viele Menschen eben so gewirkt haben und der Erfolg davon kann nicht anders als Ihren Erwartungen entsprechen. Ich habe schon sechzehn Subscript[ionen] in Händen und obschon ich schon bey den meisten Personen war, von denen sich hoffen liess, mit Theilnahme angehört zu werden, so hoffe ich doch die Zahl davon noch zu erhöhen. Einige Personen die bedeutende Ausgaben scheuen, hingegen auf kleinere, wenn sie denn schon öfteren eintreten, weniger achten, haben mir ihre Beytretung zugesagt, wenn ich sie werde versichern können, dass nicht zum Voraus, sondern erst nach Empfange einer jeden Lieferung der Betrag davon werde eingezogen werden. Auch ist mir öfter die Besorgniss geäussert worden, man werde Mühe haben, die Bücher nach Frankreich zu bringen. Ich glaubte hierauf erwiedern zu dürfen dass H[err] Cotta schon die nöthigen Schritte thun werde, um die Erlaubniss dazu zu erhalten. Wünschte aber doch auch hie-
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rüber ein Wort von Ihnen zu vernehmen. – Es freut mich ungemein Ihnen bey dieser Gelegenheit einen geringen Beweiss von Dankbarkeit und ewiger Ergebenheit geben zu können. Die Versicherung Ihrer Freundschaft und Gewogenheit, die Sie mir in Ihrem werthen Briefe bezeugten, that meinem Herzen sehr wohl. Mit dem festen Vorsatz mich derselben immer würdiger zu machen empfehle ich mich Ihnen bestens, und verbleibe in tiefer Ehrfurcht Ihr ergebenster Verehrer Zuberbühler.
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ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 404/1 Blatt, 247 x 194 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Stempel BERN, Dorsualvermerk Mulhouse 27 Mai 1817 Zuberbühler R_ Original Textkritik
Johann Konrad Zuberbühler (1787–1858) ⇒ Nr. 1116 III. Z. 6 Z. 10 Z. 29
Iferten: dt. Name für Yverdon Allgemeine Zeitung: Pestalozzi an’s Publikum. In: Allgemeine Zeitung für Deutschlands Volksschullehrer, Band 1, Heft 39, S. 409–412 Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617
603 1630. Johann Jakob Friedrich Ladomus 27. Mai 1817 5
A Monsieur Monsieur P e s t a l o z z i à Yverdon Carlsruhe den 27tn May 1817. In Eile.
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Lieber Vater Pestalozzi! Mit doppelter inniger Freude ergreife ich die Feder. Einmal meinen Dank anzudeuten – denn ganz auszusprechen vermögen keine Worte – für Ihren lieben Vertrauen erzeigenden gestern erhaltenen Brief, der mir ewig ein heiliges Andenken an Sie, den ich so innig liebe u[nd] verehre, seyn wird u[nd] dann, um Ihnen zu melden, dass mir mein Plan wegen Ihrer Subscription so gut gelungen ist, den ich mir ersonnen und die Kentniss von seinem Gelingen 4 Tage vor Ankunft Ihres Schreibens erhalten hatte. – Da ich aus Ihrer Auffordrung zu meinem Schreck nur ein halbes Jahr für Sie zur Subscription offen fand, so dachte ich: hier können einzelne Privatverwendung den beabsichtigten Zweck nicht gehörig erreichen. Ich will versuchen die Regierung zu intressiren u[nd] dadurch für andre in andern Ländern ein kleines Muster der eigentlichen Wirksamkeit aufstellen. Zu dem Ende richtete ich an das Ministerium des Innern einen Vortrag, dessen Endabsicht war 1ts die Anschaffung Ihrer Werke für sämtliche Lehranstalten des Grosssherzogthums zu beschliessen 2ts ermunternde Aufforderungen zur Subscribenten Sammlung an die höhern Erziehungsbeamten zu erlassen. – Der Referent sowohl Herr Oberkirchen Rath Ewald, (der sich Ihnen bestens empfehlen lässt), so wie auch das ganze Collegium entsprach meinen Wünschen. Ad 1t wurden die Ermächtigungen zur Anschaffung Ihrer Werke an die Vorsteher der Hauptlehranstalten erlassen u[nd] ad II den Lesezirkeln, die die Schullehrer u[nd] Geistlichen unter sich haben, theils befohlen theils sehr empfohlen die Anschaffung Ihrer Werke. – So wie ich die Ausfertigung vom Ministerium erhalte, sende ich Sie Ihnen im Original zu, um den geeigneten Gebrauch davon zu machen. Mir konnte ich aber jetzt die Freude nicht versagen, um Ihnen einstweilen davon Nachricht zu geben u[nd] dadurch factisch zu beweisen dass ich, obgleich ein schlechter, saumseliger Correspondent, doch immer mit der gleichen alten Liebe Ihnen zugethan bin
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und zugethan bleiben werde ewiglich. Nie werde ich vergessen, was ich Ihnen u[nd] Ihrem 2 Jahr lang genossenen Umgange schuldig bin u[nd] durch die bey Ihnen erhaltenen Kraft bisher zu wirken vermochte. – – Aus der Nachschrift Ihres Briefs zu schliessen, sollte ich schon einen, H[errn] Kirchen Rath Zandt gehörenden Brief erhalten haben, was aber nicht der Fall ist. – Nun leben Sie wohl. Nächstens ein Mehrers. Grüssen Sie mir Schmidt u[nd] die Übrigen, die mir gut sind bestens. Ewig Ihr Sie innigst vereherender Diener u[nd] F[re]u[n]d J[ohann] F[riedrich] Ladomus
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 180/3 Bogen, 246 x 202 mm Datum am Schluss, Siegel, Stempel KARLSRUHE 28 Mai 1817, Dorsualvermerk Carsruhe 27 May 1817 Ladomus R_ Original Textkritik
Zeuge H Z. 8 Z. 10 Z. 13 Z. 16 Z. 19 Z. 20 Z. 27 Z. 28 Z. 29 Z. 30 Z. 32 Z. 32 Z. 36 Z. 37 Z. 46 Z. 51
Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854) ⇒ Nr. 689
605 II. Pestalozzi liess diesen Brief am 30. Juni 1817 durch Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) beantworten. In seiner Antwort vom 9. Juli 1817 zeigte sich Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854, ⇒ Nr. 689) erfreut, dass Pestalozzi auf seine Vorschläge positiv reagiert hatte (ZB Zürich, Ms Pestal 911.42, Nr. 1). III. Z. 13 Z. 24
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Brief: PSB X, Nr. 4652 Ministerium des Innern: Das badische Innenministerium war eines der fünf auf Betreiben des Kabinettsdirektors Herzog Emmerich Joseph von Dalberg (1773–1833) und Freiherr Sigismund Karl Johann von Reitzenstein (1766–1847) 1808/09 initiierten und ausgestalteten Fachministerien, die den Geheimen Rat des Ancien Régime ablösten. Geleitet wurde es von 1813 bis 1817 und dann wieder von 1821 bis 1830 von dem als eher konservativ geltenden Staatsrat Freiherr Karl Christian von Berckheim (1774–1849). Das Innenministerium war in fünf Departemente gegliedert, die sehr heterogene Angelegenheiten (Landeshoheit, Landespolizei, Landesökonomie) wahrnahmen. Die Kirchen- und Schulverwaltung unterstand den Departements der evangelischen und katholischen Kirchendeputation. Vortrag: Professor Ladomus gehorsamste Bitte, die Auffodrung Pestalozzis zur Subscription für die neue Herausgabe seiner Werke betreffend – an das Ministerium des Innern, Evangelisches Kirchen-Departement, 18. May 1817 (Generallandesarchiv Karlsruhe, 234; Die Subskription auf die Werke Pestalozzis, Nr. 747 Laufzeit der Akte: 1817, 1821, 1823) Referent: konnte nicht näher bestimmt werden Ewald: Johann Ludwig Ewald (1748–1822) ⇒ Nr. 529 Ausfertigung: Ministerium des Innern, Evangelische Sektion, Beschluss vom 24. May 1817 zur Subskriptionserlaubnis für die Werke Pestalozzis (Generallandesarchiv Karlsruhe, 234, Nr. 747) Zandt: Jakob Friedrich Theodor Zahndt (1760–1843) ⇒ Nr. 1614 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Mehrers: Dieses Versprechen hatte er wohl mit dem an Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) gerichteten Brief vom 9. Juli 1817 eingelöst (ZB Zürich, Ms Pestal 911.42, Nr. 1). Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
606 1631. Theodor Otto 28. Mai 1817 5
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S[eine]r Wohlgebohren dem Herrn P e s t a l o z z i zu Iferten im Canton Waadt in der Schweitz franco Francfurt a /M den 28tn May. 1817.
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Edler Menschenbilder! Mein Bruder, der Pfarrer Otto in Bendorf am Rhein hat mir den Auftrag gegeben, in seinem Nahmen auf I h r e s ä m m t l i c h e n W e r k e , die bei Cotta erscheinen sollen, zu subscribiren. Ich entledige mich hiermit dieses Auftrags und bitte Sie, die nach und nach erscheinenden Bände a n m i c h in untengenannte Buchhandlung, in der ich mich befinde, besorgen zu lassen. – Ich unterzeichne mich mit grösster Hochachtung Ihren gehorsamer Diener Theodor Otto Addr[esse] H[einrich] L[udwig] Brönnersche Buchhandlung in Francfurt.
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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 174/1 Blatt, 249 x 202 mm Stempel FRANCFORT RON 1 28. MAI. 1817, Dorsualvermerk Frankfurt, 28. May 1817. Theodor Otto. Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 8 Z. 9
P e s t a l o z z i : lateinische Schrift Iferten: lateinische Schrift Canton Waadt: lateinische Schrift Schweitz: lateinische Schrift
607 Z. 13 Z. 13 Z. 15 Z. 17 Z. 22
Otto: lateinische Schrift Bendorf: lateinische Schrift Cotta: lateinische Schrift Bände a n Theodor Otto: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Theodor Otto konnte nicht näher bestimmt werden. III. Z. 7 Z. 13
Z. 13 Z. 15 Z. 15 Z. 23
Iferten: dt. Name für Yverdon Bruder: Heinrich Theodor Ferdinand Otto (1790–1828) war von 1812 bis 1821 Pfarrer in Bendorf und wurde danach zum Rektor und ersten Lehrer der neu errichteten Stadtschule in Sobernheim (beide RheinlandPfalz) ernannt. Bendorf: Gemeinde in Rheinland-Pfalz W e r k e : Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Brönnersche Buchhandlung: Buchhandlung Heinrich Ludwig Brönner ⇒ Nr. 1817
1632. Johann Caspar von Orelli 30. Mai 1817 5
Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi in Yverdun Chur den 30 Mai 1817.
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Väterlicher Freund und Lehrer! So eben, am Pfingsttage, erhalte ich die freundliche Gabe Ihrer Zuschrift vom 18. Mai und benutze eine freie Abendstunde, um sie mit einigen Zeilen zu beantworten. Zuerst, dass ich für mich auf Ihre Werke subscribire, und dann suchen will auch andre dafür zu gewinnen. Nur ist mein Ansehen, meine Suada nicht so gross, dass Sie sich von hier aus einen bedeutenden Erfolg versprechen dürfen.
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Ich sehne mich auf die Erscheinung dieser Werke, ob ich sie gleich zum Theile schon einzeln besitze. Lienhard u[nd] Gertrud war schon in der Jugend eins meiner Lieblingsbücher, und nie werde ich vergessen so lange ich athme, was ich Ihnen Danke, was Sie mir während meines Aufenthaltes in Yverdon wurden! Ein Schwung ist mir seither geblieben, der mir nie gestatten wird, zum Wort u[nd] Brodmenschen herabzusinken, wenn auch keine neue Idee von mir ausgehen wird. Ein Ziel dem ich fest entschlossen bin meine Persönlichkeit, und alle Vortheile aufzuopfern, schwebt mir vor: in dieser Schule dazu beizutragen soviel in meinen Kräften steht, dass ächter Freiheitssinn, vaterländische Tüchtigkeit hier allgemeiner, hier hervorgebracht, erhalten werde. Weiter ist Ihr Kreis, unendlich grösser ihre Kraft, tiefer aus Ihrem Innersten hervorgegangen die Idee, die Sie seit einem fünfzigjährigen Kampfe mit Verkehrtheit u[nd] Beschränktheit in jugendlicher Begeisterung erhält; bei mir ist ein nicht ganz unähnliches Streben mehr eingelernt, aber durch Beispiel und eigenes Nachdenken über die Hauptsache in diesem Leben, doch einigermassen natürlich geworden, von Nachäffung entfernt. Weit steh’ ich unter Ihnen, aber wir wanderten doch nicht entgegengesetzte Wege. Am Vaterlande ist nicht zu verzweifeln, und für dieses müssen w i r Gold, ich, noch einige wichtige Gehülfen, zunächst würken. Kraft, Empfänglichkeit, Ernst, Liebe fürs Vater[land] regt sich immer [lebha]fter in diesen kindlich unbefangenen von allem Eigendünkel entfernten Gemüthern, die einsichtsvollsten Staatsmänner unterstützen uns kräftig, und wir dürfen hoffen, dass nach einigen Jahrzehenden auch sichtbar hier etwas erzielt werde. Diess zum Troste auch für Sie, edler Greis, damit Sie nicht gänzlich die schon oft getäuschte Hoffnung, auch in der Schweiz sey noch etwas zu Stande zu bringen, aufgeben. Auf welche Weise es geschehe, daran kann Ihnen bei weitem nicht so viel liegen, als dass es geschehe. Mehr Wille u[nd] vielleicht Tact ist dabei, als bestimmte Methode: Freilich! wir sollten uns näher seyn. Wir vernehmen so gar nichts, wie Sie es jetzt treiben, auf welchem Puncte Sie stehn! Ob sich auch Ihre Methode immer fester in sich selbst begründet, intensiv, welches ihre Ausdehnung geworden ist? So viel ich weiss hat sich das Institut hierüber seit langem nicht mehr geäussert: und vielleicht ist es besser, aber mehr als Neugierde, mein wahres Interesse an der Sache lässt es mich oft bedauern, dass ich so weit entfernt vom Meisterthum, nicht von Zeit zu Zeit Ihr Schüler seyn kann. In Augenblicken der Enthlastung, oder wenn ich mich ins Bücherwesen verirre, wären Sie mein Begeisterer! Doch so viel in meinen
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Kräften steht, bestrebe ich mich allem, was ich treibe, eine Seite fürs vaterländische Leben abzugewinnen. Noch ein Wunsch, vergeben Sie, wenn es zu vorlaut ist – dass Sie an Ihren Werken so wenig als möglich ändern! Bei allem ist nicht die Form die Hauptsache, sondern der Inhalt: dieser Inhalt sind lebendige Ideen, die Gewicht haben, u[nd] wirken werden, so lange es Menschen gibt, die noch nicht alle Empfänglichkeit für das Reinmenschliche verloren haben. Noch einmal aus Ihrem Innersten sind sie hervorgegangen: wollten Sie, oder andre daran glätten, kräuseln, deutscher machen, oder eine Sprache hineinbringen, die Ihnen nicht natürlich wäre, so würde diess ein Aussenwerk, das dem Wesentlichen gewiss mehr Nachtheil als Gewinn brächte. Sie sind original, Sie haben sich selbst gebildet, was wollen Sie sich nach der M a n i e r eines oder zweier Jahrzehende richten, im Ausdruke z[um] B[eispiel] – einer Manier, die wohl eher veralten wird, als Ihre Ihrer Natur gemässe Weise, die stets wahr, bider erscheinen wird! Nicht so fast als Kunstwerke wird man Ihre Schriften achten: auch Sokrates, Paulus, Johannes stellten keine auf: aber Männer dieser Art wirken eben so gut, stärker oft noch auf Reihen von Geschlechtern, als z[um] B[eispiel[ ein Platon, Xenophon, die Künstler zugleich und Weise waren. Viele glaube ich, werden also mit mir wünschen, dass Sie in der Sammlung Ihrer Werke sich der Nachwelt zeigen als der, welcher Sie waren, der keines Flitterglanzes bedarf! – Während der seit Pfingsten verflossenen Tage habe ich mich nach Subscribenten umgesehen, aber nur Einen gefunden, H[err] O t t o D e c a r i s c h vom Heinzenberg. Das ihm bestimmte Exemplar würden Sie dem meinigen beilegen, und dieselben uns, zur Ersparung des vielleicht sehr bedeutenden Porto’s von Yverdon aus, lieber von Zürich oder Aarau her zukommen lassen. Stets Ihr innig ergebener J[ohann] C[aspar] Orelli P.S. Noch will ich eine Ankündigung in das hiesige Intelligenzblatt einrücken lassen, u[nd] Ihnen nachher den allfälligen Erfolg, der aber in diesem Jahre besonders, nicht gross seyn wird, berichten.
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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 270/1 Bogen, 256 x 200 mm Datum am Schluss, Siegel, Dorsualvermerk Coire 30 Mai 1817 Orelli.
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–8 Z. 15 Z. 71 Z. 84 Z. 86 Z. 86 Z. 87
lateinische Schrift Suada: lateinische Schrift original: lateinische Schrift O t t o D e c a r i s c h : lateinische Schrift Porto’s: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Aarau: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Caspar von Orelli (1787–1849) ⇒ Nr. 851 III. Z. 11 Z. 11 f. Z. 14 Z. 15 Z. 18 Z. 76 Z. 76
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Z. 78 Z. 78 Z. 84
Pfingsttage: 25. Mai Zuschrift: PSB X, Nr. 4649 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Suada: Name der römischen Göttin der sanften Überredung Lienhard u[nd] Gertrud: Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud. Berlin 1781–1787 Sokrates: Sokrates (469–399 v.Chr.) ⇒ Nr. 1143 Paulus: Damit dürfte wohl der Apostel Paulus von Tarsus (†nach 60) gemeint sein. Er war Missionar und gilt seit der Aufklärung als Gründer des Christentums. Die Paulusbriefe sind die ältesten erhaltenen Schriften des Neuen Testaments. Johannes: Damit dürfte der Apostel Johannes gemeint sein, der in der christlichen-religiösen Tradition als «Lieblingsjünger» Jesu gilt und das vierte Evangelium, das Johannesevangelium verfasste. In der historischkritischen Exegese werden diese beiden Personen allerdings getrennt. Platon: Platon von Athen (427–347 v.Chr.) ⇒ Nr. 511 Xenophon: Xenophon (430–354 v.Chr.) ⇒ Nr. 511 D e c a r i s c h : Otto Carisch (1789–1858) von Sarn (Kt. Graubünden) besuchte von 1806 bis 1811 die evangelische Kantonsschule Chur, anschliessend studierte er bis 1813 Theologie an der Akademie von Bern, von 1814 bis 1819 übernahm er eine Hauslehrerstelle in Bergamo und hielt sich von 1818 bis 1819 für einen Studienaufenthalt in Berlin auf, wo er unter anderem bei Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768–1834, ⇒ Nr. 1089) Vorlesungen hörte. In den Jahren 1819 bis 1825 und 1837 bis 1850 war er an der Bündner Kantonsschule als Lehrer für Italienisch, Deutsch, Geschichte und Religion tätig und leitete ab 1820 zudem die dort angegliederte Ausbildungsabteilung für Primarlehrer. Er unterrichtete allgemeine Pädagogik und Didaktik und übernahm zwischen 1825 und 1837 eine Stelle als Pfarrer in Poschiavo (Kt. Graubünden). Carisch verfasste deutsch-italienisch-rätoromanische Wörterbücher und übersetzte das Neue Testament in das Surselvische, ein rätoromanisches Idiom.
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Heinzenberg: Gegend im Hinterrheintal (Kt. Graubünden) Ankündigung: «Besondere Nachrichten: Der ehrwürdige Pestalozzi in Yverdun ist gesonnen, seinen sämtlichen, nicht nur für Volks- und Jugendlehrer, sondern jedem Vaterlandsfreunde so wichtigen Schriften herauszugeben, und den Ertrag der bis Ende Oktobers 1817 offenstehenden Subscription zur Erzielung seiner wohlthätigen Lebenszwecke zu verwenden. Diese Sammlung wird 12 oder 13 Bände betragen, und jeder den Subscribenten 2½ Schweizerfranken (fl. 2: 9 Kr[euzer] BW) zu stehen kommen. Wer sich geneigt fühlt, dem edlen Greisen den lesten Wunsch seines Lebens zu erfüllen, beliebe sich an Herrn Professor Orelli in Chur zu wenden» (Intelligenz-Blatt, 24. Woche, Chur den 13. Juni 1817).
1633. Jean Georges/Johann Georg Schmerber 30. Mai 1817 5
Herrn Herrn Pestalozy in Iferten in der Schweiz [Mülhausen] den 30tn May 1817.
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Hochzuverehrender Freund und Vater Pestalozy! Mit einer unaussprechlichen Freude erhalte ich so eben Ihr werthes Schreiben vom 24 C[ouran]t. Das Andenken an Sie und meinen Aufenthalt bey Ihnen bleibt mir stets eine süsse Erinnerung und war mir bis jetzt die schönste Zeit meines Lebens – desswegen eile ich Ihnen sogleich Auskunft über mein jeziges Schiksal mitzutheilen. Ihr Schreiben ist an meinen seeligen Vater adressiert – schon beynahe 3 Monathe ruht er im Schoosse des Allmächtigen! – Vor 3 Jahren als ich bey Ihnen war begab ich mich nach Genf nach Verlauf von 9 Monathen unternahm ich meine Reise nach Lyon, Marseille, Bordeaux und Paris, wo ich mich 1 Jahr aufhielt. Von dort begab ich mich in die Niederlande und kam auf die letzte Francforter Herbstmesse wo ich dann den Krankheitszustand meines geliebten Vaters erfuhr; alsbald kam ich wieder nach Hause, hatte unser Geschäft zu besorgen und jetzt die Satisfaction meinen seeligen Vater biss in sein Ende gepflegt zu haben. – Nun übernehme ich die Gerberey und werde wahrscheinlich, da es die Haushaltung erfordert mich bald in den Ehestand begeben müssen. – Schon vor einigen Tagen kam H[err] Zuberbühler zu mir mit einer Sammlung Unterschriften für Ihre sämmtlichen Werke, da habe
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ich sogleich unterschrieben und bin unendlich vergnügt Ihnen hiedurch meinen Bei[trag] zu bringen, ich freue mich sehr diese Sammlung so nützlicher Bücher zu erhalten, da mir die Gründe dersselben, bey Ihrem häuslichen Leben täglich sind beygebracht worden, und viele mir noch unbekannt sind – O! mein bester Menschenfreund, der liebe Gott möge Ihre Unternehmung segnen, und gebe dass Ihre Lehre immer tiefer in das menschliche Herz eingeprägt werde damit Sie, Ihre Nachkömmlinge und alle die werthen Männer so biss dahin Sie umgaben, einst, die erhabenen Früchte, dem Allgemeinen Wohl geopfert zu haben, reichlich einerndten, und das Bewusstseyn der höhern Cultur der Menschen beygetragen zu haben, Ihnen jeden Augenblick Ihres Lebens verherrlichen möchte. Ich wünschte wieder einmal ein paar Tage in Ihrer Mitte zu leben, Ihren väterlichen Versammlungen Morgens und Abends beyzuwohnen, und die fröhlichen Zerstreuung einer so guten Famille zu geniessen. Ich empfehle mich und begrüsse hiedurch alle die H[erre]n Lehrer so ich gekannt, insbesondere H[errn] Niederer der mir den Religionsunterricht gab. – Wie auch H[errn] Schmid welcher mich damahls in meinem Lieblingsstudium beschäftigte und mich also besonders an Ihn attachirte. Seit den verflossenen Rumpel Jahren hat meine Vaterstadt, wie auch das schöne Frankreich viel gelitten – noch jetzt befürchtet man die Natur möchte sehr sparsam ihre Schäze [hervor]bringen. Die Reben sind ganz zurük, die kalte regnerische Wittrung hindert das Wachsthum. Der Boden enthält eine Menge Ungeziefer welche die Gemüse abfressen, und o Gott. Welch ein Elend unter den Armen, wie mancher ist brodlos. Väter, Mütter u[nd] Kinder. auf den Dörfern ist es unbeschreiblich, hier in der Stadt wird mächtig geholfen indem täglich bey 3000 Portionen Suppen ausgetheilt werden – Genug über diesen Punkt den Ihr empfindsames Herz würde weinen wenn ich einzelne Ereignisse schildern wollte. Ich rede im Genuss der Freude bey oben erwähnter Gelegenheit Nachricht von Ihnen erhalten zu haben, und hiedurch von der Meinigen mitzutheilen. ich wünsche Ihnen fröhliche Tage empfehle mich in Ihrer Freundschaft und verharre Zeitlebens als ein ergebenster Zögling und Freund. J[ean] G[eorges] Schmerber Rothgerber Ich werde trachten, noch einige Souscribenten zu sammeln und H[errn] Zuberbühler zustellen. Wir sind jetzt schon ein Duzend –
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 332/1 Bogen, 242 x 209 mm Stempel MULHAUSEN, Dorsualvermerk Mulhouse 30 May 1817 Schmerber. Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 9 Z. 19 f. Z. 20 Z. 21 f. Z. 24 Z. 40 Z. 44 Z. 49 Z. 52 Z. 68 Z. 69 Z. 69
Pestalozy: lateinische Schrift I f e r t e n : lateinische Schrift Siegelausriss Lyon, Marseille, Bordeaux: lateinische Schrift Paris: lateinische Schrift Francforter: lateinische Schrift Satisfaction: lateinische Schrift Cultur: lateinische Schrift Famille: lateinische Schrift attachirte: lateinische Schrift Siegelausriss Souscribenten: lateinische Schrift Zuberbühler: lateinische Schrift Duzend: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Jean Georges/Johann Georg Schmerber (1793–1854) aus Mulhouse weilt von 1807 bis 1810 in Yverdon und hält sich anschliessend einige Zeit im Ausland auf, bevor er sich in seiner Vaterstadt als Gerber etabliert. Er heiratet 1821 ebenda Climène/Cléofé Benner (1799–1889). II. 1816 war in weiten Teilen Europas ein «Jahr ohne Sommer», das 1817 eine Hungerkrise zur Folge hatte, die gerade auch das Elsass heftig in Mitleidenschaft zog. III. Z. 7 Z. 12 Z. 16 Z. 22 Z. 28 Z. 29 Z. 46 Z. 47
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Vater: Jean/Johann Schmerber (1757–1817) war Gerbermeister in Mulhouse. Herbstmesse: Die Herbstmesse in Frankfurt fand jeweils im Oktober statt. Zuberbühler: Johann Konrad Zuberbühler (1787–1858) ⇒ Nr. 1116 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Werke, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
614 1634. Guillaume Strachan 30. Mai 1817 [Reg.] Strachan drückt Pestalozzi seine Dankbarkeit aus.
Überlieferung 1
PSB X, S. 304.31 f. und S. 327.26 f. Sacherklärung I.
Guillaume Strachan
⇒
Nr. 1201 b II.
Francesco/François Strachan (1799–1821, ⇒ Nr. 1432), Sohn von Guillaume Strachan (⇒ Nr. 1201 b), hatte Yverdon Anfang Juni 1817 verlassen um nach London zu reisen. In diesem nicht erhaltenen Brief dürfte sich der Vater wohl bei Pestalozzi für die Ausbildung bedankt haben.
1635. Johann Friedrich Haenel 31. Mai 1817 5
An Herrn Pestalozzi Wohlgeboren zu Yverdun. d[urch] g[ütigen] E[inschluss]
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Breslau den 31ten May 1817.
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Verehrter väterlicher Greis! Zwar werden Sie kaum noch meiner unbedeutenden Person eingedenk seyn, da ich nur wenige Monate bey Ihnen war und seit meiner Abreise es vernachlässigte die Erinnerung an mich aufzufrischen; aber was liegt auch daran, ob Sie noch wissen wer ich bin, wenn ich nur von meiner Seite zeige, dass ich I h r e r Liebe noch denke und gern Ihnen danken möchte für den Genuss an Geist u[n]d Herz, den mir der Aufenthalt in Ihrer Nähe vorigen Sommer gewährte. Gern rufe ich mir oft diese schönen Tage zurück, und ihre
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Vergegenwärtigung erfreut mich nicht nur und giebt mir Ersatz für manche Entbehrungen die mein gegenwärtiger Geschäftskreis erheischt, sondern stärkt auch meine Kraft und ermuntert mich, in Ihrem Sinne, vom Geiste der Liebe und an der Hand der Natur geleitet, zu wirken für die Entfaltung und selbstkräftige Bildung der Jugend. – Ich verliess mit Freund Titz, nach dem Willen unseres Ministeriums, gegen Ende Octobers in vorigen Jahre das geliebte Iferten; seitdem reiste ich den ganzen Winter hindurch in Deutschland umher, und es wird Ihnen angenehm seyn, wenn ich Ihnen versichere, dass ich eine Menge recht guter Anstalten gefunden habe, die schon nach dem Muster der Ihrigen errichtet und in schönem Gange sind. Eine nenne ich vor allen, das ist die des guten Delaspée in Wisbaden. Auch viele Männer sprach ich auf meiner Reise, die dankbar und mit hoher Freude an Sie dachten und mit Ehrfurcht von Ihnen redeten. – Darum seyn Sie unbesorgt um Ihr Werk, es wird bleiben. Was in Demuth und als Gottes Sache und in seinem Namen begonnen und betrieben wird, das geht nie unter; was aber der schwache Mensch als aus seiner Kraft und zu eigner Ehre unternimmt, um seiner Selbstsucht einen Tempel zu bauen, das vergeht und zerstreut sich wie Spreu. Es ist ein herrliches Gefühl, wenn man sich bewusst wird dass man nichts kann und doch so viel, dass man aber alles kann nur durch die Kraft von oben und als Werkzeug der Vaterliebe Gottes. Freilich, der Gefahr missverstanden verkannt oder wohl gar verfolgt zu werden, kann man auf diesem Wege vor der selbstsüchtigen Welt nicht entgehen; aber wollte man nicht auch um dessen Willen, zu dessen Ehre man arbeitet, auch wohl etwas dulden? Wer ist mehr verkannt u[n]d mehr verfolgt worden als unser Heiland selbst, und was sind wir gegen ihn! Also nur ruhig weiter! Er hilft wirken, hilft ausharren, dulden u[n]d vollenden, wo man nur wirklich sein Reich und nichts anders bauen will, und wo man nur nicht sich selbst sondern ihn als den Meister erkennt, in dessen Dienst man ist. So will auch ich meinen Beruf ansehen und hoffe Kraft u[n]d Freudigkeit. Die Ankündigung der neuen Ausgabe Ihrer Schriften ist hier bey uns mit lebhafter Theilnahme aufgenommen worden, und es wird gewiss eine ansehnliche Zahl von Subscribenten zusammenkommen; möchte nur mit dem Drucke recht rasch vorgeschritten werden, das Verlangen ist gross. Mein Reisegefährte, H[err] Titz, wird Ihnen schon geschrieben haben; auch ich hätte es schon längst gethan, wenn die Zerstreuungen der Reise und die Menge von Geschäften, die mir in Breslau
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entgegenkamen, mich nicht immer gehindert hätten. Nehmen Sie die gegenwärtigen Zeilen als einen schwachen Beweis meiner Dankbarkeit mit Liebe u[n]d Nachsicht auf, und erlauben Sie mir mich hochachtungsvoll nennen zu dürfen Ihren ergebensten Diener Joh[ann] Friedr[ich] Hänel. Lehrer am Gymnasium zu St. Elisabet u[n]d am Schullehrer-Seminar zu Breslau. Grüssen Sie H[err]n J o s [ e p h ] S c h m i d recht angelegentlich von mir, so wie alle Freunde u[n]d Lehrer der Anstalt, die sich noch gern meiner erinnern.
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Es freute mich diesen Brief noch offen zu haben, als die Frau Präsidentin v[on] Fischer von Ihnen ein Schreiben erhielt. Sie haben an dieser edlen Frau eine sehr treffliche Freundin, die nun allen ihren Einfluss benutzen wird, die Subscription auf Ihre Werke zu fördern. Alles was in meinen Kräften steht, werde ich ebenfalls thun, so wie ich selbst unter den Unterzeichnenden nicht fehlen werde. – Fr[au] v[on] Fischer spricht oft von Ihnen, und ich glaube dass wenig M ä n n e r seyn mögen, die Ihren Sinn so begriffen u[n]d verstanden haben u[n]d mit solcher Liebe für Sie u[n]d Ihr Werk erfüllt sind, als eben diese geist- u[n]d herzvolle Frau, deren Freundschaft auch mir, dem Lehrer ihrer Kinder, sehr wohlthätig ist. – Auch K r ä t z grüsst Sie herzlich. –
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 106/1 Bogen, 232 x 190 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Breslau 31 May 1817 Hänel Original Textkritik
617 Sacherklärung I. Johann Friedrich Haenel (1788–1837) aus Breslau besucht die Bürgerschule in Neustadt, anschliessend in seiner Heimatstadt das Gymnasium zu St. Elisabeth. Er studiert von 1808 bis 1811 Theologie sowie klassische und orientalische Philologie an der Universität Leipzig. Nach kurzzeitigen Anstellungen als Lehrer in Familien und bei Privatanstalten in Breslau, tritt er 1813 ins Lehrerkollegium des Gymnasiums zu St. Elisabeth ein, wo er fortan bleiben sollte; 1827 wird er zum Professor, 1832 zum Prorektor ernannt. Haenel erhält vom Breslauer Ministerium den Auftrag, nähere Kenntnisse über auswärtige Schulen einzuholen mit dem Ziel, das eigene Schulwesen zu verbessern. Zu diesem Zweck reist er 1816 und 1817 mit Anton Titz (1788–1867, ⇒ Brief vom 13. Februar 1823) durch Deutschland und in die Schweiz und besucht sowohl Pestalozzi in Yverdon als auch Phillip Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) in Hofwyl. Neben dem Unterricht am Gymnasium lehrt Haenel 1817 bis 1826 Religion am evangelischen Schullehrerseminar in Breslau. III. Z. 25 Z. 25 f. Z. 27 Z. 31 Z. 32 Z. 54 Z. 71 Z. 75 Z. 75 Z. 85
Titz: Anton Titz (1788–1867) ⇒ Brief vom 13. Februar 1823 Ministeriums: Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 Iferten: dt. Name für Yverdon Eine: ⇒ Nr. 1438 Delaspée: Johannes de L’Aspée (1783–1825) ⇒ Nr. 959 Ausgabe: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 S c h m i d : Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Fischer: Antonie von Fischer-von Mützschefahl (*um 1784) ⇒ Nr. 1515 c Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein K r ä t z : August Kraetz (†1821) ⇒ Nr. 1197
1636. Peter Ochs 31. Mai 1817 5
Herrn Herrn Pestalozzi in Yverdun. franco Basel den 31ten May 1817.
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Insonders hochzuverehrender Herr In Antwort auf dero wertheste Zuschrift vom 17ten dieses, habe ich der Schweighauserschen Buchhandlung aufgetragen, Subscriptionen
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auf Ihre allgemein-nützliche und vortreffliche Werke einzusammeln, und mich sogleich als Subscribent einschreiben lassen. Ich wünsche Ihnen den besten Erfolg, und werde, so viel an mir liegt, dazu beytragen helfen. Leider, sind die Zeiten nicht günstig. Die weit grossere Zahl gehet nach physischem und nicht nach geistigem Brode; und die übrigen verwenden auf Wohlthaten was sie ersparen können. Herzlichen Dank für Ihr schätzbares Andenken. Mit besonderer Hochschätzung habe ich die Ehre mich zu nennen Ihr gehorsamster Diener Peter Ochs
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 267/21 Blatt, 238 x 200 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Basle 31 May 1817 Ochs. Original Textkritik
Zeuge H Z. 7
Yverdun: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Peter Ochs (1752–1821) ⇒ Nr. 1077 II. Wie einige andere potenzielle Subskribenten wies auch Peter Ochs (1752–1821, ⇒ Nr. 1077) Pestalozzi darauf hin, dass die Wirtschaftslage im Moment nicht besonders günstig sei (⇒ Nr. 1633). Nachdem 1816 ein «Jahr ohne Sommer» war, suchte 1817 eine Hungerkrise Europa heim. III. Z. 11 Z. 12
Zuschrift: scheint nicht erhalten zu sein Schweighauserschen Buchhandlung: Die Buchhandlung und Druckerei Schweighauser in Basel entstand 1766, als der Basler Gross- und Kleinrat Johann Schweighauser (1738–1806) die Thurneysen’sche Druckerei und Buchhandlung übernahm. Aus der Ehe mit Maria Magdalena Preiswerk (1739–1797) ging nur die Tochter Sara Schweighauser (1766–1823) hervor, die den Basler Bürgermeister Johann Heinrich Wieland (1758–1838, ⇒ Nr. 526) heiratete. Ihr Sohn August Heinrich Wieland (1795–1833) führte die Buchhandlung weiter, bevor sie 1868 von Benno Schwabe (1841–1907) übernommen und in den Schwabe-Verlag in Basel eingegliedert wurde.
619 1637. Joseph Moses Lautz Mai/Juni 1817 5
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Lieber Vater, durch die Art der Verhandlungen mit dem Herrn Napholz und durch die Art seiner Abreise ist meinen Freunden und mir die letzte Hoffnung der, von Ihnen selbst gesuchten, sittlichen, religiösen Feststellung Ihrer Anstalt geschwunden: – so sehr mir also auch durch herzliche Zuneigung zu Ihrer Person, Ihnen dienstlich und gefällig zu seyn uns hingezogen fühlen, sehen wir uns doch, durch die Pflicht gezwungen – selbst den Schein der Billigung der jetzigen Lage Ihres Hauses zu vermeiden; daher sie noch heute eine Privatwohnung beziehen werden. Ihr Sie ehrender und liebender M[oses] J[oseph] Lautz
Überlieferung 1 2 3 5
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 185/1 Blatt, 234 x 189 mm eigenhändige Unterschrift Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Joseph Moses Levi, in Danzig geboren, wechselt mit dem Erhalt der preussischen Staatsbürgerschaft 1812 den Nachnamen in Lautz, studiert bei Johann Gottlieb Fichte (1762–1814, ⇒ Nr. 1039) Philosophie, avanciert dort zu dessen Famulus und promoviert 1816. Gemeinsam mit einer Gruppe von Kommilitonen will Lautz Fichtes Programm der Nationalerziehung gemäss den Reden an die deutsche Nation praktisch umsetzen und tritt der zu diesem Zweck von Ludwig Cauer (1792–1834) 1818 gegründeten und bis 1834 bestehenden Privatanstalt als Lehrer bei, wird aber wegen sittlicher Verfehlungen bald entlassen. Vor dem Eintritt in die Cauersche Anstalt zieht Lautz an der Spitze von sechs preussischen Eleven nach Yverdon, um sich bei Pestalozzi weiterbilden zu lassen, gerät jedoch zwischen die Fronten des Lehrerstreits und quittiert im Mai 1817 seinen Dienst. Später soll er als Professor am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin tätig gewesen sein. III. Z. 5
Napholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967
620 1638. Francesco/François Strachan Juni 1817 [Reg.] Strachan bittet Pestalozzi, seinen Bruder ins Institut aufzunehmen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 327.28 f. Sacherklärung I.
Francesco/François Strachan (1799–1821) ⇒ Nr. 1432 III. Z. 4
Bruder: Damit dürfte wohl Edouard Strachan (⇒ Nr. 1438) gemeint sein, der im Juli 1818 nach Yverdon kam und nicht sein unbekannt gebliebener Bruder (⇒ Nr. 1432), von dem in einem Brief seines Vaters Guillaume Strachan (⇒ Nr. 1201 b) an Pestalozzi vom 26. August 1814 (⇒ Nr. 1438) die Rede war. Der Vater plante damals, nach Francesco/François Strachan (1799–1821, ⇒ Nr. 1432), mit dessen Ausbildung er sehr zufrieden war, zwei weitere Kinder nach Yverdon zu schicken.
1639. John/Jean Lacoste 2. Juni 1817 [Reg.] Jean Lacoste kündigt die Ankunft von drei Schülern an.
Überlieferung 1
PSB X, S. 304.22 ff. Sacherklärung I.
John/Jean Lacoste betrieb zusammen mit Firmin de Tastet sen. (1748–1832) und Alexander Barque die Firma Tastet, Lacoste & Co. (⇒ Nr. 1454 a), die im Transportgeschäft tätig war, und dürfte aus der in Cadiz und Jerez de la Frontera ansässigen Familie Lacoste (⇒ Nr. 1450 b) stammen.
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drei Schülern: Dabei dürfte es sich um Louis Lacoste, Dominique und Louis Joseph Blanco handeln. Lacoste, der Bruder von Bernard Mathieu (⇒ Nr. 1450 b) und Jean Joachim Lacoste (⇒ Nr. 1450 b), die sich von 1815 bis 1818 ebenfalls in Yverdon aufgehalten hatten, war bis Ende 1817 Schüler in Yverdon. Die Brüder Blanco stammten aus Kuba und waren Adoptivsöhne von Señor Rodondo (⇒ Nr. 1713), der wiederum in der Firma von Tastet, Lacoste et Co. (⇒ Nr. 1454 a) tätig war. Eine mögliche Verbindung der Blancos zu den Lacostes ergibt sich dadurch, dass die weit verzweigte Familie Blanco ebenso wie die Lacostes als Einwanderer in Spanien naturalisiert wurde, allerdings schon zwischen 1720 und 1750. Die Blancos erwarben vor allem auf Teneriffa, in Sevilla und in Cartagena de Indias Land und handelten unter anderem mit Wein.
1640. Karl Viktor von Bonstetten 3. Juni 1817 5
A Monsieur Monsieur Pestalozzi Yverdun Genève 3. Juin
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Lieber Pestalozzi Ich bin wohl 6. Wochen im Bett gelegen und hinke noch. Ich habe Ihren Brief empfangen als ich noch litt. Ich gestehe: Ich hatte Müh Ihre Schrift zu lesen. Ich unterschreibe gern für Ihre Werke: aber Sie hier an den Mann zu bringen ist mir ganz unmöglich. Die deutschen Bücher sind so gut als chinesische; erst lezlich hat man angefangen sich an deütsche Gramatik zu wagen. Zudem sind die Zeiten so dass niemand mehr als das Nothige kauft. Alle Schulbücher sind nun auf die neüen Lankaster Schulen eingerichtet. Ich will thun was möglich ist. Aber Ich habe gar keine Hoffnung auch einen einzigen Genfer zu bekehren. Gottlob dass Ihr Ruhm auf ewig gesichert ist, und Ihre Anstalt Sie an Nichts mangeln lässt, und immerwährenden Genuss für Ihr Herz ist. Empfangen Sie meinen besten Wunsch für Ihr Wolsein von Ihrem Verehrer von Bonstetten
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 30/1 Bogen, 241 x 198 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Genève 3 Juin 1817 de Bonstetten
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 4–6 Z. 18
A … Y v e r d u n : lateinische Schrift lässt ∫ Sacherklärung I.
Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832) ⇒ Nr. 265 III. Z. 9
Z. 11 Z. 15
Brief: Ein eigentlicher Brief an Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832, ⇒ Nr. 265) ist nicht erhalten. Wahrscheinlich wurde der zur Subskription verfasste Standardbrief (PSB X, Nr. 4616) aber auch an Bonstetten geschickt. Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Lankaster: ⇒ Nr. 1487
1641. Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht 5. Juni 1817 5
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An den Herrn Heinrich Pestalozzi Wohlgebohren, zu Yverdun in der Schweitz Hierin eine Anweisung über ÷ 400 Th[a]ler Pr[eussischer] C[ou]r[an]t franco Berlin den 5ten Juny 1817.
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Da die Ankündigung der Herausgabe Euer Wohlgebohren sämmtlicher Schriften nunmehr erschienen; so eilt das Ministerium, Ihnen die Pränumeration von Vier Hundert Thalern mit Bezug auf das vorläufige Schreiben vom 6ten Juny v[origen] J[ahres], in der beiliegenden Anweisung zu übersenden, mit dem Ersuchen, dem Ministerio über den richtigen Empfang dieser Summe eine Quitung zum Rechnungs-Belag für den Rendanten zukommen zu lassen.
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Die für diese Summe abzuliefernden Exemplare Ihrer Schriften, wollen Sie gefälligst zu seiner Zeit in Leipzig auf der Messe an einen hiesigen Buchhändler für das Ministerium abgeben zu lassen, und in dem Pränumeranten-Verzeichniss, das königliche Preussische Ministerium des Innern, als Pränumerant mit obiger Summe auf unmittelbare Genehmigung S[eine]r Majestät des Königs, aufzuführen belieben. Ministerium des Innern. Schuckmann
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ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 422/2 Bogen, 256 x 208 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss, Stempel BERLIN 10. JUNI, Siegel, Dorsualvermerk Berlin 5 Juin 1817 Ministère Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 8 Z. 22
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Leipzig: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 II. ⇒
Nr. 1524 III.
Z. 11 Z. 15 Z. 17 Z. 26
÷: Zeichen für minus, weniger Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Schreiben: ⇒ Nr. 1524 Königs: König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840) ⇒ Nr. 568
624 1642. Abt Jacoby 5. Juni 1817 5
A Monsieur Pestalozi Directeur du célèbre Institut En Ivertun. par B e r n . Kreüzlingen den 5ten Jun[i] 1817.
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Monsieur très honnoré! Mit Vergnügen seze ich mich in die Zahl der Subscribenten für 1 Exemplare ihrer sämmtlichen Schriften, um zu ihrem edlen Zweke etwas beyzutragen, der ich inzwischen mit der vorzüglichsten Hochachtung bin Dero bereitwilliger Diener Jacoby, Abt
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 311/1 Bogen, 262 x 198 mm Datum am Schluss, Stempel R.2 CONSTANZ 5 JUNI, Siegel, Dorsualvermerk Kreuzlingen 5 Juin 1817 Jacobi. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Philipp Jakob Rueff, Abt Jacoby (1743–1831) ⇒ Nr. 905 II. Das Kloster Kreuzlingen gehörte bis 1814 zum Bistum Konstanz. Einen schweren Einschnitt in die Tradition des Klosters brachte 1798 die Helvetische Revolution, bis 1815 wurden keine neue Chorherren aufgenommen. Unter der Leitung des Abts Philipp Jakob Rueff (1743–1831, ⇒ Nr. 905) wurden deshalb neue Aufgaben gesucht und in der Gründung eines Lehrerseminars (⇒ Nr. 938), einer erweiterten Stiftsschule (⇒ Nr. 949) sowie in einer Ackerbauschule auch gefunden.
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Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1643. Wilhelm von Humboldt 6. Juni 1817 5
An Den Herrn Pestalozzi Wohlgeboren in Yverdun. frei Berlin, den 6. Junius, 1817.
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E[ue]r Wohlgebohrenen setzen mit allem Rechte voraus, dass ich an Ihren so wohlthätigen Bemühungen und der Zufriedenheit, die Ihnen selbst daraus erwachsen sollte, den lebhaftesten Antheil nehme. Ich subscribire daher mit Vergnügen auf ein Exemplar der neuen Ausgabe Ihrer Schriften, u[nd] bitte Sie zu besorgen, dass dasselbe bei seinem Erscheinen dem Banquier M[oses] Friedländer & Comp. allhier zugestellt werde, der den Preis jedesmal sogleich bezahlen wird. Selbst Subscriptionen dafür zu sammeln, hindert mich schon meine noch bevorstehende Abreise, da ich auf Xanden als Gesandter bestimmt bin. Allein E[ue]r Wohlgeb[ohr]en können überzeugt seyn, dass ich überall, wo ich irgend Erfolg für Ihren Zweck hoffen kann, mich dergestalt aussprechen werde, dass er Ihren Absichten sicherlich beschieden wird. Ich thue dies mit herzlichem Vergnügen bei einer Sache, wo ich so aus voller Ueberzeugung reden kann. Empfangen Sie die Versicherung meiner innigen Verehrung Humboldt
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ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 144/1 Bogen, 248 x 209 mm eigenhändige Unterschrift Siegel, Dorsualvermerk Berlin 6 Juin 1817 Humbolt Original
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Wilhelm von Humboldt (1767–1835) entstammt einer adeligen Offiziersfamilie aus Potsdam und gilt als führender Vertreter des preussischen Idealismus mit dem Ideal der individuellen Selbstvollendung unter Berücksichtigung humanistischer Universalität nach dem Vorbild des klassischen Altertums. Humboldt studiert nach der Unterweisung von Privatlehrern, wie Joachim Heinrich Campe (1746–1818, ⇒ Nr. 427), in Frankfurt an der Oder und ab 1788 in Göttingen Naturwissenschaften, Jura, Sprachen und Philosophie mit besonderer Konzentration auf die Schriften von Gottfried Wilhelm von Leibnitz (1646–1716) und Immanuel Kant (1724–1804, ⇒ Nr. 442). Im Sommer 1789 reist er mit Campe ins revolutionäre Paris, um schon im Januar 1790 als Legationsrat und Referendar in den preussischen Staatsdienst zu treten. Nach 15 Monaten quittiert er den Dienst, zieht nach Thüringen und Jena, wo er Berater und Mitarbeiter von Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759–1805, ⇒ Nr. 427) und später auch von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832, ⇒ Nr. 811) wird und selbst zahlreiche natur- und kulturwissenschaftliche Schriften publiziert. Ab 1803 tritt er wieder in den preussischen Staatsdienst, zunächst bis 1808 als Resident beim Vatikan, dann bis 1811 in Preussen als Geheimer Rat und Direktor der Sektion für Kultus und Unterricht im Preussischen Innenministerium (⇒ Nr. 1049). In diese Zeit fallen die von ihm betriebene Gründung der Berliner Universität (1810) und sein Reformplan eines gegliederten Schulwesens. Als preussischer Gesandter in Wien ab 1811 bewirkt er den Beitritt Österreichs zur antinapoleonischen Koalition 1813, nimmt am Wiener Kongress teil, scheitert jedoch zwischen 1815 und 1819 als preussischer Bevollmächtigter beim Deutschen Bund und als Vorsitzender einer Steuerreform-Kommission mit seinen Plänen zur Realisierung einer auf ständischen Prinzipien beruhenden Verfassung für den Deutschen Bund, wie auch für Preussen. Wegen seines Widerstands gegen die restaurativen Karlsbader Beschlüsse wird er 1819 seiner Ämter enthoben, so dass Humboldt sich in der Folge bis zu seinem Tod vor allem sprachwissenschaftlichen Studien widmet. III. Z. 15 Z. 16
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Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 M[oses] Friedländer & Comp.: Moses Friedländer (1774–1840), Sohn des Berliner Aufklärers David Friedländer (1750–1834), betrieb seit 1799 gemeinsam mit Joseph Mendelssohn (1770–1848) das vier Jahre zuvor gegründete Bankhaus Mendelssohn & Co. Später war er Inhaber einer Tuch- und Seidenhandlung. Xanden: Xanten (Nordrhein-Westfalen)
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Monsieur et Respectable ami! Vous m’avez imposé un devoir, dont j’apprecie toute l’importance, par votre lettre du 13 May dernier, qui m’invite à vous exposer sans déguisement mon opinion sur votre Institut et sur les moyens de le Consolider, ou plutôt de le relever de son état de décadence actuelle. Je ne serais pas digne de votre Confiance et de votre amitié, si je ne remplissais pas ce devoir, quelque pénible qu’il soit. Car, je serai obligé de vous présenter des vérités affligeantes. Si vous savez les entendre et les appliquer, elles deviendront salutaires. Si elles ne sont point écoutées, j’aurai du moins satisfait à ma Conscience. Je ne me flatte pas, et je l’avoue, que ma réponse à votre lettre, quoique prévoquée par vous même, ait plus de succès que mes lettres précédentes, adressées soit à vous, soit à M[onsieur] Niederer, alors votre collaborateur et votre ami, soit à M[onsieur] Mieg, lesquelles vous ont présenté, à plusieurs reprises, et lorsqu’il était temps d’arrêter le mal, depuis 1811 jusqu’en 1816, tous les symptômes de la dégénération, de la désorganisation et de la dessolution de votre institut, qui n’ont fait que de se développer depuis deux ans avec rapidité, et qui ont produit tous les éffets que j’avais trop inutilement signalés, prévus et prédit. Je joins à cette lettre la Copie de la lettre de M[onsieur] Schmidt, que vous m’avez prié d’examiner avec une attention sérieuse et réfléchie, et dont j’ai accompagné les différens paragraphes d’observations détaillées que j’ai écrites avec mon cœur et avec ma consience, pour répondre à l’appel de M[onsieur] Schmidt et au votre, et pour déclarer tout ce qui me paraît être la Vérité. J’ai beaucoup observé votre institut, depuis l’an 1810, époque où je vins le visiter pour la premiere fois. J’avais recueilli alors, avec attendrissement, les preuves multipliées de l’esprit de famille qui unissait vos instituteurs, des sentiments Communs de l’amour du bien, de la vénération pour votre personne et pour vos principes, du besoin de coopérer à votre noble entreprise qui les animaient tous: les plus touchant spectacle avait frappé mes regards et porté une vive impression à mon cœur. Néanmoins, je remarquai dès lors et surtout en 1811, à l’époque de mon second voyage, un Vice Judicial intérieur, un défaut absolu
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d’ordre et d’économie, qui devrait nécessairement ronger et ruiner votre institut, s’il n’y était apporté un prompt remède. Je vous proposai des moyens conservateurs, dont vous ne sentîtes point assez la nécessité. J’inscrivis sur mes tablettes d’observations, ce que j’ai souvent vérifié depuis: Le Vénérable patriarche de l’éducation, génie original qui a puisé dans lui-même et dans l’exacte observation de la nature humaine des vues Créatrices et féconde, est éminemment u n h o m m e d ’ i n s p i r a t i o n , mais, trop supérieur aux interêts économiques, aux passions des hommes ordinaires, aux Vices purement pratiques; trop entraîné et dominé par son imagination et par ses illusions; trop étranger, faut-il le dire aux conseils de la raison et de la sagesse, les qualités propres à l’éxécution lui manquent. Il est, comme vous l’avez écrit vous même depuis peu, un enfant par la pureté des sentiments qui passe sa vie à aimer, à réver, à chercher, à croire, mais qui ne réalise point par une action persévérante, continue, bien Combinée, les vues que son génie instinctif lui a révélées. Aussi, son excellente méthode ne sera point établie d’une manière durable, ne sera point, pour ainsi dire, personnifiée et rendue vivante dans son institut, à moins qu’il ne se combine avec un homme d’exécution et de direction, (tels qu’auraient pu être M[onsieur] de Muralt ou M[onsieur] Mieg) doué d’un caractère à la fois ferme et conciliant, d’un esprit d’ordre et d’administration, propre à diriger et à conserver un grand établissement. Tout en appreciant le rare mérite et les précieuses qualités, que vous avez trop méconnues depuis, de vos estimables Collaborateurs, M[essieurs] Niederer et Krusy, – je n’eus pas de peine à reconnaître que le premier, h o m m e d e m é d i t a t i o n , – excellent pour recueillir, pour creuser, pour développer et pour faire valoir vos inspirations et les Créations de votre nature instinctive, de votre génie animé par votre Cœur; et le second, h o m m e d ’ o b s e r v a t i o n , doué d’une sagacité exquise pour appliquer votre méthode avec les enfants et pour suivre et seconder, sans aucune précipitation, leur développement progressif, n’avaient point, ni l’un ni l’autre, les qualités nécéssaires pour donner à l’organisation de votre famille un principe de vie de durée et de stabilité. Par ces motifs; je réitérai souvent mes instances auprès de M[onsieur] Mieg, pour qu’il voulut se consacrer tout entier à vous et devenir auprès de vous, sur votre influence bienfaisante et paternelle, une sorte de lien entre vous, vos Collaborateurs et vos enfants, en se chargeant de la direction de toute la partie matérielle et économique, du soin d’introduire et de Conserver une parfaite harmonie dans les différentes branches d’enseignement, trop souvent isolées,
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et des relations de Correspondance avec les parents ou des rapports avec les étrangers. Si M[onsieur] Mieg avait pu se rendre à mes prières, vous auriez joui d’une existence douce, heureuse et tranquille. Entièrement dégagé des soucis et des embaras attachés à la direction d’une grande maison, vous auriez été d’autant plus libre et d’autant plus maître chez vous, que vous auriez été environné de Collaborateurs et de disciples tendres et respectueux, satisfaits de leur sort, délivrés eux même de toute inquiétude sur l’avenir, maintenus dans cette pureté de l’existence des enfans qui ne connaissent, pour ainsi dire, que l’idéal, et non le matériel de la vie. C’est à vous, comme à leur père commun, qu’ils auraient rapporté tout leur bonheur, toutes leurs affections, en se nourissant des émanations de votre ame tendre et de votre esprit élevé, et en appliquant Votre doctrine. Malheuresement, plusieurs Circonstances empêchèrent M[onsieur] Mieg de remplir la noble tâché à laquele il semblait appelé. Le désordre intérieur de l’institut s’augmennte d’année en année: mes prèdicitions et mes avis, toujours Confirmés par l’évènement, n’eurent aucun succès jusqu’au mois Novembre de 1814, ou je fis mons quatrième voyage à Yverdon, je calculai avec éffroi les progrès du mal; je vous proposai une mesure, la formation de la Commission d’économie, Composée des principaux magistrats et habitants de la Ville, mesure que les Circonstances avaient rendue indispensable, qui obtint votre entière approbation, au sujet de laquelle vous écrivîtes à Madame Pestalozzi, alors absente que votre institut était sauvé. Mais, cette mesure ne reçut pas une sanction assez forte et assez positive pour être durable et pleinement réparatrice: elle fut insuffisante et momentanée. J’ai du réproduire ces détails, pour déclarer ici, comme je l’ai déjà fait, dans mes entretiens avec M[onsieur] Schmidt, qui m’a prié de Consigner par écrit ma déclaration, que les premières Causes de la dissolution de l’institut sont très antérieures à son retour. M[onsieur] Schmidt a aussi déclaré, dans sa lettre, qu’il reconnait que la Commission d’économie a sauvé l’institut, dans le moment de Crise où elle a consenti à se Constituer, et que son organisation était devenue absolument nécéssaire par les Circonstance. On n’a point assez apprécié tous les services qu’elle avait commencé à rendre. Je dois abandonner ce sujet, traité fort au long dans mes observations sur la lettre de M[onsieur] Schmidt. Quand je vis, l’année dernière, pendant six mois de suite (en May, Juin, Juillet, Août, Septembre, et Octobre 1816) la plupart des instituteurs et des sous-maîtres dégoûtés, n’aspirent qu’à s’éloigner
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des mêmes lieux qui avaient eu pour eux, dans un autre temps, une si puissante force d’attraction; quand je vis les dissentions intérieures et les passions personnelles à la place de l’union, du zèle ardent pour observer et cultiver les enfants, pour épier avec sollicitude les developpemens de leur intelligence et de leur caractère; quand les plus anciens élèves, ceux qui étaient le plus attachés à votre personne et à votre maison, m’exprimèrent le désir de la quitter, afin de n’être plus témoins des desordres et des scènes scandaleuses dont ils calculaient la fâcheuse influence sur votre tranquillité et sur l’état moral des enfants; je fus profondement affligé. Je vous écrivis de Bèrne, au mois de Novembre 1816, une lettre restée sans réponse, parceque j’avais voulu dissiper les illusions dont vous aimiez encore à vous nourrir. J’écrivis de Paris, dans les premiers jours de Janvier de cette année, à mon estimable Compatriote, M[onsieur] l’avocat Hangard une lettre détaillée que je le priai de vous communiquer, et dont il jugea que la Communication serait inutile, d’après ses conversations avec vous. Il faut chercher de bonne foi la Vérité, pour en profiter. Celui qui aime son erreur, n’est point capable d’en sortir. Revenu à Yverdon, à la fin du mois d’Avril dernier, je me suis convaincu moi même que le mal est d’autant plus invétéré et dificile à guérir, qu’il échappe entièrement à vos yeux, et que vous n’en saisissez point les véritables causes. L’ombre de l’institut existe encore, mais, votre méthode, vos sentimens, vos principes ne l’animent plus, et je vois avec douleur un fantôme, là ou j’avais observé avec tant de joie un corps plein d’ame et de vie. Quel a été mon embaras cet hyver, lorsque j’ai eu l’occasion de vous faire envoyer des différents points de la France plus de trente élèves dont les parents me demandaient mon avis, en m’exprimant leur désir de procurer à leurs enfants les avantages de l’éducation annoncée et developpée, avec votre aveu, d’après, vos principes, dans mon ouvrage sur l’esprit de la méthode: j’aurais pu appliquer ce vers d’un de nos grands poëtes. Comment en un plomb vil, l’or pur s’est-il changé? Je n’ai point voulu nuire à votre institut, en exposant au grand jour les plaies intérieures qui le déchiraient, je n’ai pu non plus inspirer aux parents une confiance que je n’avais pas moi-même. J’aurais trahi ma conscience et les devoirs d’un honnête homme. Je me suis borné à conseiller d’attendre, et à dire qu’il devait y avoir plusieurs Changemens de Maîtres, qu’à mon retour à Yverdon, je ferais connaître la nouvelle organisation et je donnerais une réponse définitive.
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Depuis mon retour, qu’aurais-je pu répondre de satisfaisant quand la désorganisation continuait à vue d’œil, et quand rien de positif ne faisait espérer un rétablissement de la Vie intérieure et morale? J’ai gardé à regret un triste silence qui n’est que trop compries. Une vérité doit m’échapper encore. Je ne veux accuser personne du mal qui existe, et qui s’accroit par le départ successif de vos meilleurs maîtres, et par le dégout préfond de plusieurs de ceux que vous conservez. Je me plains seulement qu’il ne se soit pas trouvé auprès de vous un homme qui sut unir la douceur à la fermeté, qui sût vous faire aimer autant que respecter, et qui vous aidât à réorganiser votre famille. Mais, ce qui m’afflige le plus, c’est-que vous même, en démêlant, à travers des nuages obscurs, que l’institut ne reprend point de consistance, vous cherchez des moyens extérieurs de salut et de prospérité dans les resources pécuniaires, qui ne sont nullement suffissantes pour guérir le mal. Je me félicite sincèrement avec vous des nombreuses souscriptions à la nouvelle édition de vos ouvrages, qui attestent combien vous avez d’amis honorables et dévoués en Allemagne et en Europe. Je conçois que votre ame pure et généreuse voit d’avance dans les fonds provenants de ces souscriptions, une source de bienfaits pour l’humanité, par le noble usage auquel vous les destinéz. Mais, ces tributs payés à votre philantrophie, qui serviront en partie à combler un ancien déficit, résultat d’un long désordre dans l’administration, et de la bienfaisance inépuisable avec laquelle vous avez accueilli et conservé beaucoup d’enfants qui ne payaient aucune pension, n’auront et ne sauraient avoir aucune influence directe sur votre institution actuelle. Car, elle doit puiser ses moyens de restauration en elle-même. Si l’union y rassemble autour de vous les vrais disciples de votre méthode, si l’ordre succède au cahos, si des garanties solides, offertes pour l’avenir, éloignent toute crainte de la reproduction des anciens abus et de la Continuation des vices intérieurs qui ont existé jusqu’ici; alors seulement, avec de bons instituteurs, capables de vivre en harmonie entr’eux et de diriger les enfants d’après des vues d’ensemble, vous aurez un nombre suffissant d’élèves: avec ce nombre d’élèves et le montant de leurs pensions, vous assurez à vos collaborateurs une existence convenable et tranquille, qui les attachera solidement à votre famille. Sans l’union, l’ordre, la bonne administration et l’économie, la régularité dans les relations de Correspondances au dehors, comme dans les études et dans la vie intérieure, toutes les richesses du
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monde seraient insuffissante pour faire renaître et prospérér votre institut. Tant que vous accueillerez avec complaisance l’idée absolument fausse que des moyens extérieurs peuvent supplier à cette force intérieure, que vous avez déclaré vous-même être le seul principe de vie, dans une institution comme dans chaque individu je ne puis m’empêcher de vous comparer à cet astronome, qui, marchant au hazard, pendant que ses regards et son esprit sont absorbés par la contemplation du Ciel, va se jeter dans un gouffre et n’écoute point les avis des hommes qui sont auprès de lui et qui veulent prevenir sa Chute. Vous me pardonnerez, en faveur de la pureté des motifs qui me les inspirent. Si j’avais moins d’estime, de vénération et d’affection pour vous, je garderais le silence et je m’éloignerais. Mais, vous et M[onsieur] Schmidt m’avez formellement pressé de m’expliquer. J’ai dû présenter toute l’étendue du mal. Je pourrais vous faire parcourir tous les degrés par lesquels il s’est developpé, en plaçant sous vos yeux les bulletins successifs que j’en ai dressés, environ de trois en trois mois, depuis Sept années, d’après mes propres observations, ou d’après les lettres de plusieurs de vos instituteurs, et ma correspondance suivie depuis 1811, avec M[essieu]rs Mieg et Niederer. C’est après avoir longtemps et murement observé, que je consens à reproduire, une dernière fois, des conseils souvent offerts et toujours rejettés ou dédaignés. Voici, dans l’état actuel des Choses, ce qui me paraît pouvoir sauver et ranimer Votre institut. A votre âge et avec votre étonnante activité d’imagination et de pensée, vous avez besoin d’une entière liberté d’esprit. Vous devez être libre tranquille maître chez vous, centre et point d’union. Alors, votre influence redeviendra ce quelle aurait pu toujours être, paternelle, vivifiante. Pour que vous soyez libre, il faut que tout soit bien ordonné dans la grande famille dont vous êtes le père. Il faut qu’il y ait un seul maître chargé de l’inspection des enfants, pour mettre dans cette partie essentielle de l’unité et de l’harmonie. M[onsieur] Lange paraît réunir les qualités essentielles pour cet emploi. Il aime les enfants, s’en fait aimer vit au milieu d’eux, parait bien pénétré de vos sentiments et de vos principes. Il faut que toute la discipline se rattache à lui, qu’il en soit seul responsable envers vous et vous en rende compte. Vous serez libre et tranquille, sous ce rapport. La Véritable liberté consiste à faire le bien dans la sphère où l’on est placé, à se garantir du mal, des erreurs, des illusions, à connaître
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et à suivre la vérité, à mettre sa volonté en harmonie avec la saine raison et avec sa conscience. Alors, on est puissant sur les autres par l’empire de la justice, dont on fait la règle de ses relations avec eux. Mais, si vous avez une prédilection marquée, exclusive pour un ou deux de vos Collaborateurs, pendant que vous traiterez les autres avec indifférence ou avec dédain, vous ne rétablirez jamais l’union autour de vous, et vous ne serez point libre, parceque vous ne serez point juste, Comme votre caractère de chef de famille exige que vous le soyez. Vos entretiens, vos rapports journaliers avec tous vos collaborateurs ne doivent tendre qu’à nourrir en eux les sentiments d’attachement et de respect que vous aviez si bien su leur inspirer. M[onsieur] Lange doit aussi, de concert avec les autres instituteurs, et en se ménageant toujours leur confiance et leur affection par une justice impartiale, et par les égards et les ménagements qui attachent plus fortement les hommes que l’argent, surveiller l’ensemble des études, et s’occuper à mettre de l’harmonie dans toutes les branches de l’enseignement, en sorte que votre methode se reproduise également dans chacune d’elles et soit bien appliquée, et qu’on remarque de la liaison et de la suite dans l’instruction; ce qui manque entièrement depuis longtemps. Ce défaut de liaison dans les études et les changements continuels de maîtres et de méthodes ont beaucoup retardé le développement des enfants et ont fait succéder chez plusieurs d’entr’eux le découragement et le dégout à l’amour du travail, principe essentiel de moralité. Il est à désirer que vous puissiez avoir un homme ferme, professeur habile, fixé pour plusieurs années auprès de vous, qui soit spécialement chargé de cette, direction de l’enseignement. Des réunions de famille sont nécessaires, au moins une fois par semaine, afin que les instituteurs se communiquent librement leurs observations sur les enfants, sur la discipline, sur l’instruction, sur l’application de la méthode. Il faut les encourager à dire la vérité dans ces réunions, au lieu de négliger les conseils utiles et de rebuter ceux qui s’expriment avec franchise sur les abus à reformer. M[onsieur] Schmidt, dont j’aime à reconnaître ici les deux qualités dominantes, l’énérgie et l’activité, mais qui, je dois le dire, ne peut pas aujourd’hui, dans les Circonstances où il est placé, et d’après une expérience de deux années, être l’interprête et l’organe de vos sentiments et de vos volontés auprès des maîtres et des enfants, et servir de lien entr’eux et vous, peut se rendre éminemment utile sous d’autres rapports. Il aura une tâche proportionnée aux forces d’un seul homme, quelque laborieux qu’il soit, en se chargeant de surveiller, avec un Contrôle bien établi, désirable pour lui
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même autant que pour la maison, tous les détails de l’administration et de l’economie. De plus, il devra surveiller la correspondance avec les parents, les envois régulièrs, si longtemps et si complétement négligés, des rapports sur les enfants, les relations de l’institut avec les étrangers qui viennent le visiter. Ces différentes fonctions, jointes à ses leçons ordinaires, suffiront pour réclamer et occuper ses instants. Il doit désirer lui-même, pour ses intérêts comme pour les votres, l’adoption de la mesure que je propose, et partager volontairement le poids de la direction, afin que chaque partie soit conduite avec plus d’ordre et de succès. Alors vous serez libre et tranquille, quand vous aurez auprès de vous deux Collaborateurs de confiance, pour assurer le bien être de votre famille, l’un au dedans, l’autre au déhors. Quand chacun sa tâche bien distincte, l’ordre ne tardera pas à renaître, et avec l’ordre, l’union. Car la Confusion des pouvoirs produit les malentendus, les mécontentements, les divisions et tour-à-tour les deux excès Contraire de despotisme et de l’anarchie. Vous ne devez pas vous borner à une simple organisation, momentanée, peu solide, qui ne vous procurerait pas une tranquillité durable. Mais, il convient que vous déterminiez par un acte positif, l’association de vos principaux Collaborateurs à votre utile entreprise, afin que l’institut soit rendu indépendant, même de votre existence, et que les parents qui vous confieront leurs enfants voyent auprès de vous des hommes jeunes et actifs, destinés à vous succéder. Autrement, l’âge avancé du Chef d’une institution, qui rattache tout à lui seul, sans qu’on voya un avenir positif et réglé d’avance après lui, occasionne des inquiétudes involontaires et légitimes, et nuit à la prospérité de l’établissement. Si vous adoptez cette mesure, publiez en même temps un nouveau p r o s p e c t u s de l’institut, pour déterminer à la fois les conditions que vous imposez aux parents, et les engagemens que vous prenez avec eux, et pour leur offrir, par la connaissance de la nouvelle organisation, des garanties que les Circonstances, survenues depuis deux années, rendent nécessaires. Il vaut mieux augmenter le prix de la pension et déterminer une somme suffissante, exigée pour toutes les dépenses prévues, que d’indiquer un prix médiocre, souvent doublé par les fraix extraordinaires et imprévus; ce qui blesse les familles, altéré la confiance, et peut donner lieu à des abus, dans l’économie. Le p r o s p e c t u s fera un bon effet au dehors, moyennant que toutes les promesses données seront exactement remplies. Il faut promettre peu, mais tenir religieusement ce qu’on a promis. On
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s’est plaint souvent à moi que les Conditions, annoncées dans l’ancien prospectus, étaient voilées; il en est résulté que plusieurs parents, qui avaient eu l’intention de vous envoyer des élèves, ont renoncé à ce projet, en apprenant qu’ils ne recevraient point des rapports réguliers sur le compte de leurs enfants, et que les menus fraix, ajoutés au prix de la pension, étaient arbitraires, et quelque fois Considerable, au lieu d’être réglés par une sage économie. Pour l’intérieur, M[onsieur] Lange devra vous proposer, de concert avec M[onsieur] Schmidt et avec les principaux instituteurs, un R é g l e m e n t simple, clair, précis, dont toutes les dispositions soient justes et raisonnables, et qui soit exécuté. Le R é g l e m e n t sera la l o i intérieure, qui commandera en votre nom, et vous aurez enfin de la liberté et de la tranquilité, au lieu des tracasseries journalières qui, dans l’état actuel, ne peuvent manquer de vous assieger et de troubler votre repos. Vos Collaborateurs devront être les premièrs à donner l’exemple de la soumission à la loi Commune. Le p r o s p e c t u s , fait avec simplicité et bonne-foi, sera le c o n t r a t passé entre l’institut et les parents. Ceux-ci sauront à quoi s’en tenir; et la confiance, très ébranlée depuis quelque, temps pourra renaître. Il faut n’avoir que le nombre d’instituteurs et de sous-maîtres absolument nécessaire pour le nombre des élèves; mais, il faut garder longtemps les mêmes, au lieu d’en changer sans sesse, et pour cela assurer des traitement Convenables, répartis avec justice, payés avec exactitude, et une vie douce et agréable au sein de la famille, il faut que Chacun fasse exactement son devoir et double ses moyens d’action par un bon emploi du temps. Ainsi, quand votre institut sera réorganisé sur des bases approuvées par la justice et la raison; quand les instituteurs, payés en proportion de leurs peines et de leurs soins, s’attachent à une maison dans laquelle ils pourront vivre satisfait et heureux; quand la réputation de votre institution, entièrement rétablie, vous attirera de nouveaux et de nombreux élèves: libre d’embarras et de soins, vous pourrez jouir de votre i n d i v i d u a l i t é pour faire le bien dont vous éprouvez le besoin par instinct. Vous pourrez, après avoir consacré une partie du produit des souscriptions à solder entièrement les anciennes dettes de l’institut, employer l’autre partie à fonder une école d’industrie pour des enfants pauvres, nécessairement distincte et séparée de votre institut actuel, qui est dirigée vers un but différent et qui doit suivre une autre route. Vous devrez surtout réunir dans la sphère de votre institut, qui doit avoir le double
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Caractère d ’ i n s t i t u t é l é m e n t a i r e et d ’ i n s t i t u t n o r m a l , une classe ou division normale spécial pour former de jeunes instituteurs, digne de recevoir vos inspirations et vos leçons, et capable de les appliquer. C’est par ce moyens que vous répandrez le plus promptement et le plus généralement les bienfaits de votre méthode. Vos dernières années vous dédomageront de vos longues traverses, de vos généreux sacrifices, et vous réaliserez les nobles et philantropiques idées dont vous m’avez entretenu plusieurs fois, et qui sont si dignes de votre ame. En même, vous donnerez en liberté tous vos soins à la nouvelle édition de vos ouvrages, pour répondre aux experences qu’ont placées en vous les amis de l’éducation et de l’humanité. Il serait d’une grande importance de rappeler auprès de vous, pour donner au moins une ou deux leçons par jour, votre plus ancien Collaborateur M[onsieur] Krusy, qui est excellent pour diriger les plus petits enfants, et pour exposer aux jeunes élèves-instituteurs la marche graduelle qu’il convient de suivre dans les premières exercices d’observation et de language. – Le concours de M[onsieur] Niederer vous serait aussi précieux pour vous aider à développer les vrais principes de votre Methode aux étrangers qui viennent avec l’intention de s’en former une idée précise, et pour vous seconder dans la préparation de la nouvelle éditions de vos ouvrages. Vous êtes lié l’un à l’autre, dans l’Opinion, par l’identité de vos vues, par la communauté de vos travaux. Une séparation publique et prolongée aurait des conséquences fâcheuses pour le succès de la noble cause, à laquelle vous êtes voués: Votre rapprochement, utile et honnorable pour tous les deux, sera le résultat naturel de la réorganisation de votre maison. Plus vous pourrez vous entourer des hommes qui ont été constamment nourris de vos sentiments et de vos idées, plus vous réussirez à faire appliquer votre methode dans sa pureté et dans toute son étendue, les nouveaux maîtres ne pouvant eux-mêmes la bien connaître que par leur combinaison avec vos premiers Collaborateurs. Voilà, Monsieur et respectable ami tout ce qu’il me paraît essentiel de vous dire. Vous pouvez soumettre mes vues à votre ami M[onsieur] Mieg, à M[onsieur] Hangard, à tous ceux que vous jugerez dignes de votre Confiance. Mais, ne repoussez, pas les avis d’un véritable ami, que vous lui avez demandé vous même, qui vous a donné des preuves d’un attachement invariable, qui a tout observé dans votre institut d’un œil impartial et désintéressé, qui souffre, autant et peut être plus que vous, de la décadence et de la dissolution de votre maison, parcequ’il voit le mal sans pouvoir y remédier.
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Membre de votre famille pour sentir vivement toutes ses douleurs, ne serait-il qu’un étranger, lorsqu’il propose les moyens d’y ramener l’ordre, l’union et la félicité? Cette longue lettre, Monsieur et respectable ami, qui est peut être la dernière que je vous écris, Vous sera ainsi qu’à tous vos fidèles amis, un témoignage et un monument de mon devouement à la Vérité et à votre personne vénérable, de mon zéle pour votre institut, dans lequel j’ai à la fois mes trois fils ainés, et les enfants de quelques-uns de mes amis et d’un grand nombre de mes compatriotes, qui me sont spécialement recommandés; enfin, de mon attachement à vos principes et à votre méthode, qui sera conservé ailleurs pour le bonheur de l’humanité et pour votre gloire, si elle doit cesser d’être appliquée et vérifiée sous vos yeux. Votre ancien et affectionné ami signé M[arc] A[ntoine] Jullien pour copie conforme M[arc] A[ntoine] Jullien de Paris Copie d’une lettre de M[onsieu]r Schmidt à M[onsieur] Jullien, en date du 13 May 1817 suiviet des Observations par les quelles M[onsieur] Jullien répond aux divers articles qu’elle rinferme. Monsieur et Ami, Suivant mon entretien d’aujourd’hui, il resulte, que l’on a mis quelque méfiance sur mon tableau de la décadence économique de l’institut Pestalozzi, à l’époque de ma dernière entrée dans l’Institut. Fondé sur cette méfiance, plusieurs mesures que j’ai considérées comme tres nécessaires, non seulement furent de s’approuvées, mais, on les a considérées comme très dangereux et l’on a dit «Que l’on aurait put faire d’avantage pour rendre plus agréable et plus certain le sejour des instituteurs.» Qu’on aurait pu faire davantage pour les élèves et s’intéresser plus pour leur bien être qu’e le cas n’a été (1) «On dit d’avantage: Que j’aimasse de l’argent pour M[onsieur] Pestalozzi, ou plutôt sans des semulation, pour moi même.» Pour bases de ces Observations, on s’est fondé sur le Bilan et le rapport de M[onsieur] Doxat de Turin, au nom de la Comission économique: «Que l’état de l’institut sous le rapport économique n’est nullement alarmant. etc. (2)[»] On a même cherché, par ce moyen, à mettre en doute ma tendance morale et à faire croire, que je défigure ce rapport pour suivre plus facilement mes vues égoistes et naturellement tâcher de procurer de l’argent à M[onsieur] Pestalozzi etc. On est allé plus loin; on a dit et repandu, que j’ai tâché de dissoudre la Comission économique par force, pour pouvoir arriver à mes vues intéréssées plus à mon aise. Que j’avais abaisé de toute manière la digneté de la Comission pour les grands services qu’elle a rendus à l’institut; et qu’en général je m’ai mênagé aucun moyen, pour parvenir au but (3). C’est par devoir envers Monsieur Pestalozzi, c’est par devoir pour l’importance et le but de son entreprise, de mettre un terme à cet état de choses, autant qu’il dépend de moi. Je demande donc aux amis de Monsieurs Pestalozzi qu’ils examinent la
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chose dans toute l’étendue de cette acousation. (4); mais je le demande aux amis qui sont en état et en droit de le faire parmi les quels je compte «de préférence, la Comission et particulièrement vous Monsieur et ami à qui je n’hésitérais pas un instant de comuniquer notre position dans toute son étendue. (5) Mais avant de faire ce pas, je crois que quelques déclarations de ma part ne seront pas ici déplacées. La Comission a pas pu faite un Bilan et un rapport passablement juste, dûs au travail soigneux de Monsieur Doxat de Turin, et aux renseignements sur plusieurs dettes qui lui furent donnés; ce Bilan, augmenté de quelques articles supplementaires, s’est trouvé exact. (6); mais, cependant, je dois dire qu’a peu près à cette époque, l’institut avait un déficit de L[ivres] 15’000 à 18’000 fr[ancs] et si l’on eut fait une liquidation générale, il se serait peut être agrandi plutôt que diminué. La comission n’a présenté que L[ivres] 7000 à 8000 de déficit, à qui l’on avait à opposer la valeur des Meubles, qui, excepté le Cabinet de Minéralogie, n’équivalent pas la somme de L[ivres] 4000 de suisse (7). La Comission n’a pas pu faire le Bilan dans toute son étendue. Une partie considérable de dettes ne figure pas sur les livres de l’institut, surquoi je m’offre de donner les renseignements qu’on voudra demander aux personnes propres à s’enquérir de la chose. Je n’ai pas voulu augmenter les dettes par aucun motif. Je n’ai pas trouvé convenable de nous servir de l’argent d’autrui pour nous aider, ne voulant pas laisser courir d’avantage à Monsieur Pestalozzi le risque de ne pas pouvoir pas acquitter une fois ses dettes. J ’ e s p è r e q u e m e s c r a i n t e s s o u s c e r a p p o r t é t a i e n t f o n d é e s , et quelles s’excusent d’elles mêmes, en considerant cette masse de dettes et le point ou se trouvait alors l’établissement sous le rapport économique, d’autant plus encore me le pardonnerat-on si l’on réfléchit, qu’elle consommation et qu’elles dépenses journalières existaient à l’époque de mon entrée et dans un temps où le nombre des élèves, n’étaint pas considérables, et qu’ensuite vint une année où la cherté des premières n’existés de la vie fut extraodinaire. Et peut-on, d’après une telle perspective, acouser un homme d’égoisme, quand il donne son propre argent pour faciliter l’établissement dans des momens aussi critique et le servir pendant tout ce temps sans en rien tirer (8) Je crois qu’une maison particulière, une maison d’éducation de même qu’un état bien organisé, doivent pouvoir et savoir s’administrer par eux mêmes, et sans laisser influer le dehors sur leur administration (9): Quand au contraire, on est au point de devoir prendre recours au dehors, il doit y regner une grande désorganisation qui justifie alors cette mesure. L’institut se trouva véritablement dans cette Circonstances alors. Il était mortellement malade et je sais que dans pareils cas, il faut recourir aux remèdes les plus amers et les hommes raisonnables les prennent volontiers. L’institut dans ces momens les a non seulement pris, mais ardemment desirés. On les lui a donné avec tant d’amitié, d’empressement et de désinteressement, que tous ceux qui y ont pris part se sont acquis un grand mérite dans l’entreprise de Monsieur Pestalozzi. Je suis le premier à avouer et a reconnaître que l’institut était sur sont lit de mort et que la Comission à certainement fait ce qui lui était possible pour le sauver. Qui, j’ose le dire. «La Comission à sauvé l’établissement. Elle lui a rédonné du Crédit et par là les moyens de s’aider soi-même. J’ai remercié la comission de ce qu’elle a fait et Monsieur Pestalozzi en a fait de même: Nous la remercions encore aujourd’hui: mais la juste reconnaissance ne devait pas nous empêcher de nous retirer avec notre convalescence et de nous conduire et nous gouverner par nous mêmes (10)
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Nous en avons fait un petit essai, il y a près de deux ans. La comission l’a trouvé bon et nécéssaire, elle a approuvé notre démarche, et ce Protocol en rendra témoignage. Nous avons prié la Comission dans le même moment de pas nous abandonner ayant encore besoin d’assistance, d’avoir un œil attentif s u r nous, et de voir elle même de temps en temps si nous nous agissons bien. Le moment actuel nous paraît propre de réitérer ce vous et cette privé. Les personnes qui se sont si généreusement pénétrés pour nous preserver de notre Chûtte, en nous refuserons certainement pas de vouloir examiner maintenant l’état ou s’est trouvé la maison et les mésures que nous avons cru prendre pour la sauver (11). Monsieur et ami. Vous avez pris la part la plus active et la plus désinteressée à l’établissement dans des temps malheureux et urgents, soyez de sechef le premier à chercher la vérité et a l’assister dans des temps de salmonie. Ce qui est un nouveau mal. Que la vérité soit pour moi ou contre moi, cela n’est indifférent. Vous le devez à vous même, vous le devez à vos amis. Le verité est le seul moyen par la quelle on peut établir la tranquilité et la justice dans un établissement, qui a été conduit au bord de sa Chûte, par le manque de ces deux qualités nécissaires. (12) J’ai l’honneur d’etre Monsieur et ami avec la plus parfaite estime et Considération Votre devoué Serviteur signe J[oseph] Schmidt
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/14 gebundene Blätter, 350 x 220 mm Vermerk Jullien de Paris à la Lettre precendente de M[onsieu]r Pestalozzi Copia Textkritik
Zeuge H Z. 49 Z. 177 Z. 214 Z. 272 Z. 360 Z. 366 Z. 371 Z. 413 Z. 416 Z. 458 Z. 468 Z. 470 Z. 598 Z. 520
d ’ i n s p i r a t i o n douceur à déclaré les études traitems à une vous éprouvez à Monsieur invariable, qui par force son étendue Comission a pas pu faite un Bilan est au vous et
640 Sacherklärung I. Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200 II. Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) unternahm mit diesem Brief einen letzten Versuch, dem von ihm verehrten Pestalozzi zu helfen, beziehungsweise den aus seiner Sicht ökonomischen und moralischen Zerfall des Instituts in Yverdon aufzuhalten. Auslöser für diese ausführliche Reflexion dürfte wohl der Brief von Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) an Jullien vom 13. Mai 1817 (Z. 439–536) gewesen sein, Jullien hatte allerdings schon länger Bedenken bezüglich des organisatorischen und ökonomischen Funktionierens des Instituts. Wie Pestalozzi auf die teilweise heftige Kritik und die konkreten Empfehlungen Julliens reagiert hatte, ist nicht überliefert, da kein Antwortschreiben oder eine Reaktion anderer Beteiligter erhalten ist. Julliens Vorschläge schienen grösstenteils nicht umgesetzt worden zu sein. Zur erhofften Versöhnung der zerstrittenen Parteien am Institut kam es nicht, Johann Friedrich Wilhelm Lange (1786–1858, ⇒ Nr. 1058) wurde nicht als operativer Schulleiter eingesetzt, es wurde kein Instituts-Reglement und kein neuer «Prospectus» als Vertragswerk mit den Eltern erarbeitet und die Lehrkräfte erhielten keine Lohnerhöhung. Hingegen kam es im Spätsommer zu einem weiteren Zusammenlegungsversuch mit dem Erziehungsinstitut von Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426), der jedoch trotz einem von Pestalozzi und Fellenberg am 17. Oktober 1817 unterzeichneten Vertrag scheiterte. Die Rolle Julliens bei der geplanten Zusammenarbeit der beiden Institute ist nicht genau zu rekonstruieren, sicher ist allerdings, dass er im September 1817 in regem Briefkontakt mit Fellenberg stand (Kurt Guggisberg: Philipp Emanuel von Fellenberg und sein Erziehungsstaat. Band 2: Das Werk. Bern 1953, S. 69 ff.). Die Anregung von Jullien, eine allfällige Armenerziehungsanstalt organisatorisch vom Yverdoner Institut zu trennen, wurde von Pestalozzi bei der Gründung der Erziehungsanstalt in Clindy im September 1818 berücksichtigt, allerdings nicht, wie von Jullien empfohlen, erst nach erfolgter ökonomischen und organisatorischen Sanierung des Instituts. 1817 kam es zu einer Distanzierung zwischen Jullien und Pestalozzi. Ende des Jahres verliessen seine Söhne das Institut und direkte Kontakte zwischen Jullien und Pestalozzi sind (nur) noch am 23. August 1817 (⇒ Nr. 1739), am 26. Mai 1818 (PSB X, Nr. 4986) und am 1./14. März 1819 ( PSB XI, Nr. 5220) nachzuweisen. III. Z. 7 Z. 18 f. Z. 19 Z. 26
Z. 26 Z. 62 Z. 67 Z. 135
lettre: PSB X, Nr. 4642 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Copie: Z. 437–534. Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) fügte dem Schreiben von Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) auch noch umfangreiche «Observations» hinzu, die hier allerdings nicht zum Abdruck gelangen (ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 154/14). Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 Muralt: Johannes von Muralt (1780–1850) ⇒ Nr. 610 Krusy: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 écrivis: Scheint nicht erhalten zu sein. Der Nachlass Jullien im russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) konnte allerdings nicht konsultiert werden.
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Z. 140 Z. 158 Z. 186 Z. 244 Z. 322 Z. 337
Z. 374 Z. 427 Z. 452 Z. 452
écrivis: Scheint nicht erhalten zu sein. Der Nachlass Jullien im russischen Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte in Moskau (Fonds 317) konnte allerdings nicht konsultiert werden. Hangard: Jean Baptiste Hangard (1774–1827) ⇒ Nr. 1403 poëtes: Die von Marc Antoine Julllien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) zitierte Stelle stammt aus Jean Baptiste Racines (1639–1699) Athalie (1691). édition: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Lange: Johann Friedrich Wilhelm Lange (1786–1858) ⇒ Nr. 1058 p r o s p e c t u s : Eine überarbeitete Version des in französischer Sprache abgefassten Prospectus scheint nicht erschienen zu sein. prospectus: Damit dürfte wohl der Prospectus de l’Institut d’éducation d’Yverdun (Canton de Vaud, en Suisse) fondé et dirigé par Mr. Pestalozzi, Yverdun, le 1 Décembre 1814 gemeint sein (PSW XXIII, S. 303–308). école d’industrie: ⇒ Nr. 1369 fils: Auguste (1802–1833, ⇒ Nr. 1239), Adolphe (1805–1873, ⇒ Nr. 1239) und Alfred Jullien (⇒ Nr. 1239) Doxat de Turin: Jean François Gamaliel Doxat (1744–1833) ⇒ Nr. 1392 Comission économique: ⇒ Nr. 1455
1645. Carl Philipp von Kaufmann 7. Juni 1817 5
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A Monsieur Monsieur Pestalozz, Fondateur et Chef d’un Institut d’éducation, Chevalier de l’ordre russe de St. Wladimir à Yverdun franc. Bern den 7. Juny. 1817.
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Hochgeachteter Herr Pestalozzi. Bey meiner Rückkehr von einer in die interessantern Theile des Berner Oberlandes gemachten Tour habe ich die sehr schätzbare Zuschrift, womit Sie mich unterm 30.sten vorigen Monaths beehrten, mit den Einschlüssen an die Herrn v[on] Wangenheim, Buschmann und Ramsauer, erhalten. Leztern werde ich bey meiner auf übermorgen festgesezten Abreysse ins Vatterland bestens besorgen. Sehr erfreuend war mir, Ihr institut kennen gelernt, und dabey das Vergnügen der persönlichen Bekanntschaft mit einem allgemein so hochgeachteten Mann erneuert zu haben. Mit Zuversicht bitte ich überzeugt zu seyn, dass ich mir zum wahren und auffrichtigen An-
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liegen machen werde, zur Erfüllung der mir anvertrauten Wünsche nach Kräften mitzuwirken. Empfangen Sie, hochgeachteter Herr Pestalozzi, mit dieser Zusicherung den erneuerten Ausdruck der Hochachtungsvollsten Gesinnungen, womit ich bin, und bey allen Gelegenheiten mich betäthigen werde als Ihr aufrichtiger Verehrer von Kaufmann, K[öniglich] Württemb[ergischer] Staatsrath und Gesandter. N.S. Den H[err] v[on] St. Julien bitte ich unter Empfehlung zu benachrichtigen, dass die drey mir mitgegebnen paquete an H[errn] v[on] Fellenberg eingehändiget sind.
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 157/1 Bogen, 250 x 201 mm Datum am Schluss, Siegel, Dorsualvermerk Berne 7 Juin 1817 Kauffmann Original Textkritik
Zeuge H Z. 33
Julien: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Carl Philipp von Kaufmann (1766–1835) steht zunächst bis 1809 als Legationssekretär und -rat in preussischen Diensten, wechselt dann als Legationsrat in das königlichwürttembergische Department für auswärtige Angelegenheiten, agiert zwischen 1814 und 1817 als bevollmächtigter Minister Württembergs in der Schweiz und übernimmt anschliessend bis zu seinem Tod die Archivdirektion in Stuttgart. II. Es ist unklar, wo und wann Carl Philipp von Kaufmann (1766–1835, ⇒ Sacherklärung I.) Pestalozzi erstmals getroffen hatte. Als württembergischer Minister in der Schweiz mit Wohnsitz Bern dürften sich aber mehrere Gelegenheiten dazu geboten haben, zumal nicht nur Pestalozzi sondern auch Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) schon seit 1808 mit Karl August von Wangenheim (1773–1850, ⇒ Nr. 977) in intensivem Briefkontakt standen, der auch von persönlichen Besuchen unterstützt wurde. III. Z. 15
Zuschrift: scheint nicht erhalten zu sein
643 Z. 16 Z. 16 f. Z. 17 Z. 33
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Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 Buschmann: Gerhard von Buschmann (1780–1856) ⇒ Nr. 1561 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Julien: Marc Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) hielt sich ebenfalls in Yverdon auf (⇒ Nr. 1644). Welche Pakete er Carl Philipp von Kaufmann (1766–1835, ⇒ Sacherklärung I.) allerdings anvertraut hatte, bleibt unklar. Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) ⇒ Nr. 426
1646. Freiherr Johann Lorenz von Schaezler 8. Juni 1817 5
Herrn Herrn Pestalozzi in Yverdon in der Schweitz. f r a n c o Grenze
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Augsburg den 8 Juny 1817. Verehrungswürdiger Freund! Geehrt mit dero werthen Schreiben vom 22t May, so mir jedoch sehr verspätet erst dieser Tagen zugekommen ist, wird es mir zum grossen Vergnügen gereichen, wenn ich im Stande bin Ihren billigen Wunsch einiger massen zu unterstüzen. Ich habe zu dem Ende Ihre Aufforderung, wie Sie aus der Inlage zu ersehen gelieben, mit einem Beysag von mir drucken lassen, lege solche meinen Correspondenten in Bayern, Sachsen, Norden, Osterreich u[nd] Italien bey; lasse solche auch bey einigen hiesigen und Münchner Behörden, so wie bey andern hiesigen wohlwollenden Menschen Freunden circuliren, und recht herzlich soll es mich freuen, wenn ich Ihnen dereinst eine recht ergiebige Bestellung übertragen kan. Sehr würde solche erleichtert worden seyn, wenn in gedachter Aufforderung näher bestimmt wäre, in welchen Bänden Ihre Zahlen und Formen-Verhältnisse, welche, manche noch am meisten entsprechen möchten, enthalten sind. Genehmigen Sie noch die Versicherung, dass ich aufrichtigen Antheil daran nehme, wenn es Ihnen recht wohl geht, so wie diejenige meiner Aufrichtigsten Hochachtung. Joh[ann] Lorenz Schäzler kön[iglicher] Fin[anz] Rath u[nd] Banq[uie]r.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 320/1 Bogen, 245 x 205 mm Datum am Schluss, Stempel AUGSBURG, Siegelspuren, Dorsualvermerk Auguste 8 Juin 1817 Schäzler. Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7
Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Freiherr Johann Lorenz von Schaezler (1762–1826) aus Ansbach (Bayern) besucht das dortige Gymnasium und zieht 1777 nach Frankfurt am Main, wo er eine Kaufmannslehre absolviert und im Bankwesen tätig ist. Nach der Anstellung in einer Aachener Tuchfabrik (ab 1785) und (ab 1789) der Beteiligung an einem Bergwerksunternehmen in Trarbach (Rheinland-Pfalz), tritt er 1791 als Handlungsgehilfe in das Augsburger Bankhaus des Freiherrn Benedikt Adam von Liebert (1731–1810) ein. 1793 heiratet er dessen Tochter Marianne Barbara von Liebert (1768–1838) und wird 1795 in die Unternehmungsleitung aufgenommen. 1800 gründet Schaezler sein eigenes, sehr erfolgreiches Bankhaus, wird 1805 Mitglied einer reichsständischen Deputation, die mit Napoleon I. Bonaparte (1769–1821, ⇒ Nr. 580) verhandelt und zählt ab 1807 zu den wichtigsten Finanziers des Königreichs Bayern. Er wird zum königlichen Finanzrat ernannt, erbt 1810 die Bank seines Schweigervaters, wird 1818 in den Vorstand des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten gewählt und 1819 als Abgeordneter der Stadt Augsburg in der bayerischen Ständeversammlung, wobei er sich als Befürworter der konstitutionellen Monarchie stark macht. 1821 wird er in den Freiherrenstand erhoben und zählt 1822 zu den Initiatoren der Augsburgischen Ersparniss-Kasse. Schaezler ist Gründer mehrerer Stiftungen, unterhält zum Beispiel von 1814 bis 1825 eine Armenschule und unterstützt 1822 das evangelische Waisenhaus mit einer hohen Spende. II. Freiherr Johann Lorenz von Schaezler (1762–1826, ⇒ Sacherklärung I.) unterstützte wie etwa Johann Caspar von Orelli (1787–1849, ⇒ Nr. 851) die Subskription nicht nur durch das Sammeln von Zusagen bei Bekannten in der näheren Umgebung, sondern liess auf eigene Kosten auch eine Anzeige drucken, mit welcher nochmals nachdrücklich auf die Subskription hingewiesen werden sollte. III. Z. 12
Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein
645 1647. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 9. Juni 1817 5
S[einer] Wohlgebohrn Herrn Heinrich Pestalozzi Yverdun Stuttgart 9. Jun[i] 1817
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Euer Wohlgebohrn habe ich die Ehre auf Ihr Verehrtes v[om] 21t m[ese] p[assato] zu erwiedern, dass mir zum lesen der Zeitungen keine Zeit übrig bleibt, und ich daher auch nicht weiss ob oder was über die Ankündigung und Herausgabe Ihrer Werke etwa geschrieben worden ist; sollte ich durch Zufall etwas erfahren, so werde ich es Ihnen anzeigen lassen. Das Morgenblatt kann Ihnen von hier aus nicht posttäglich gesandt werden, Sie müssten sich dessfalls an das Ihnen nächts gelegene Postamt wenden. So eben erhalte ich Ihr Geehrtes v[om] 5t h[eutigen] M[onats] mit der näheren Erklärung Ihres Subscriptions Plan, ich werde denselben abdruken lassen. Wangenheim grüsst Sie und Fr[eund] Schmid u[nd] empfiehlt sich mit mir – wir haben bisher in Sturm und Kampf gelebt. Gottlob dass die Sache für das Volk bei uns gerettet ist und die Demagogen abziehen mussten – Ihre Erklärung und Ihre Ankündigung gebe ich sogleich ans M[orgen]blatt, auch v[on] Eurer Antwort – so wird sie in der ganzen Leserwelt verbreitet. Hochachtend J[ohann] F[riedrich] Cotta
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/8 Bogen, 222 x 187 mm Stempel STUTTGART 11 JUN 1817, Siegelspuren, Dorsualvermerk Stuttgardt 9 Juin 1817 Cotta Original Textkritik
Zeuge H Z. 20–27
eigenhändig
646 Sacherklärung I. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. Pestalozzi hatte sich am 21. Mai 1817 (PSB X, Nr. 4663) erkundigt, wie die deutsche Presse auf die Ankündigung seiner Subskription reagiert habe, worauf Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) offenbar keine Auskunft geben konnte. Nach dem Tod des Königs Friedrich I. von Württemberg (1754–1816, ⇒ Nr. 939) am 30. Oktober 1816 hatte sein Sohn Friedrich Wilhelm Carl als Wilhelm I. (1781–1864, ⇒ Nr. 984) den Thron übernommen und damit auch einen Politikwechsel vorgenommen, dem die meisten Minister zum Opfer fielen, der aber auch eine längerfristige ökonomische Besserstellung der Bevölkerung zum Ziel hatte, indem die Landwirtschaft unterstützt und das Armenwesen verbessert wurde; eine Entwicklung, die Cotta offenbar grundsätzlich begrüsste. III. Z. 9 Z. 12 Z. 14
Z. 17 Z. 20 Z. 20
Verehrtes: PSB X, Nr. 4663 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Morgenblatt: Das Morgenblatt für gebildete Stände erschien zwischen 1807 und 1865 täglich ausser Sonntags in der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart und Tübingen. Geehrtes: PSB X, Nr. 4677 Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1648. Johann Wilhelm Mathias Henning 10. Juni 1817 5
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An Herrn H e i n r i c h P e s t a l o z z i Ritter u[nd] Vorsteher der Erziehungs-Anstalt zu Iferten Canton Waadt Bunzlau am 10ten Juni. 1817.
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Theurer Vater Pestalozzi! Herzlichen Dank für Ihr treues Andenken u[nd] Ihr leztes Schreiben. Es freut Kawerau, Dreist u[nd] mich u[nd] Krüger, dass Sie noch so rüstig u[nd] thätig sind. Gern wollen wir die Herausgabe Ihrer Werke
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unsrer Seits fördern. – Das h i e s i g e k ö n i g l [ i c h e ] Waisenhaus subscribirt auf 1 Exemplar; K a w e r a u desgleichen auch auf 1 Exemplar. Krüger, Dreist u[nd] ich besitzen ihre Schriften schon, – ich habe viele Ausgaben; meine Frau u[nd] mein Kind sind kränklich. Wir werden Ihre Ankündigung in die schlesischen Provinzialblätter einrücken lassen u[nd] uns zum Sammeln von Subscribenten anbieten. Krüger h o f f t Ihnen in Meklemburg 6 u[nd] Kawerau in Elbing 3 Subscribenten zu verschaffen. Davon das Nähere künftig. – Wir bilden die uns anvertraute Jugend hier, so viel wir wissen, nach Jesu Lehre mit Hülfe der von Ihnen gegebenen u[nd] veranlassten Unterrichtsmittel. Die Methode ist uns viel; – aber nicht A l l e s – nicht unser A b g o t t ; – denn Einer ist Euer Meister u[nd] Herr – C h r i s t u s , d e m sollt ihr dienen in stiller Demuth u[nd] nach Herzensreinigkeit streben. – Lieber Vater! wir haben manches von Ihrem Hause gehört, das uns nicht freuen kann. Wir wissen auch die Quelle des Elends. – Gott schenke Ihnen u[nd] Ihrem Hause s e i n e n Frieden! – Wir gedenken Ihrer oft! Gott lasse Ihnen Alles wohl gelingen! – Ich bin stets, so wie auch meine Martha, die Sie kindlich grüsst, mit dankbarer Verehrung Ihr M[athias] Henning.
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ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 123/6 Blatt, 246 x 194 mm Stempel ZÜRICH 23 JUNI 1718, Siegelspuren, Dorsualvermerk Bunzlau 11 Juin 1817 Henning Original Textkritik
Zeuge H Z. 16 Z. 22 Z. 27
unsrerSeits anbieten u[nd] Herr ∫ Sacherklärung I.
Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 II. Nachdem Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868, ⇒ Nr. 1021) im Mai 1814 (⇒ Nr. 1418) letztmalig an Pestalozzi geschrieben hatte, bot die Aufforderung zur Subskription eine gute Gelegenheit, den Kontakt wieder aufzufrischen und Pestalozzi der Unterstützung zu versichern. Auch wenn seit längerer Zeit kein direkter Kontakt
648 zwischen Pestalozzi und seinem ehemaligen Mitarbeiter nachweisbar ist, muss davon ausgegangen werden, dass Neuigkeiten aus Yverdon trotzdem Verbreitung fanden, da sich der Briefwechsel mit Yverdon in der Regel nicht ausschliesslich auf die Person Pestalozzi beschränkte. III. Z. 9 Z. 11 Z. 13 Z. 14 Z. 14 Z. 14 Z. 15 Z. 16 Z. 19 Z. 19
Z. 23
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Bunzlau: Bolesławiec (Niederschlesien) Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Kawerau: Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844) ⇒ Nr. 1453 Dreist: Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 Krüger: Johann Heinrich Krüger (1769–1848) ⇒ Nr. 1017 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Waisenhaus: ⇒ Nr. 1453 Frau: Martha Henning-Pfenninger (1784–nach 1868) ⇒ Nr. 1016 Kind: Es ist unklar, ob hier der nicht namentlich bekannte Sohn (⇒ Nr. 1395) oder seine Tochter Auguste Marie (1815–nach 1868) gemeint war. Auguste Marie war mit einem nicht näher zu bestimmenden Kreisrichter Martin aus Cöslin (Westpommern) verheiratet. Elbing: Elbląg (Ermland-Masuren)
1649. Johann Jakob Fäsch 11. Juni 1817 5
Herrn Herrn Pestalozy in Yverdun. Canton Léman. Basel. den 11t e n Junii. 1817.
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Mein guter, alter, ehrwürdiger, lieber Freund! Mit innigem Vergnügen habe ich ihren Brief vom 20t May erhalten; weit entfernt den ertheilten Auftrag übel zu nehmen, danke ich Ihnen recht sehr dafür und sehe denselben als einen Beweis Ihrer mir höchst schätzbahren Freundschaft an; ich habe immer an ihrem Werke den wärmsten Antheil genommen, weil ich von dem edlen Zwecke desselben, Warheit und Menschenwohl zu befördern, vollkommen überzeugt war und so wurden auch Sie meinem Herzen theuer, weil Sie so eifrig, so uneigennützig, so grossmüthig der Erreichung dieses Zweckes ihre Gaben, Kräfte, ja ihr Leben selbst zum Opfer brachten; den süssesten Trost und die grösste Belohnung muss Ihnen ohnstreitig die Versicherung gewähren, dass sie nicht
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fruchtlos gearbeitet, dass Sie für Bildung, für Aufklärung, Veredlung, Beglückung des Menschengeschlechtes vieles, überaus vieles beygetragen haben und dass Ihnen dises Tausende und Tausende vor dem Throne des ewigen vergeltend verdanken werden; freylich wäre zu wünschen, dass dieser Dank sich jezt schon wirksam äusserte und dass durch zahlreiche Unterschriften auch ihre gesammelten Schriften die wohlverdiente Ruhe Ihnen zugesichert und ihr höheres Alter von jeder Lebenssorge befreyt würde; gern werde ich in meinen Umgebungen dazu beytragen; um Sie davon zu überzeugen erhalten Sie innliegendes Blatt; Gott erhalte und segne Sie! Zählen Sie auf die Hochachtung und Freundschaft; womit die Ehre habe zu seyn Ganz der Ihrige Faesch. Pf[arre]r.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 78/1 Bogen, 237 x 196 mm Stempel BASEL 11 JUNI, Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel 11 Juin 1817. Faesch R[épondu] Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 7
Pestalozy: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Canton Léman: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Jakob Fäsch (1752–1832) besucht ab 1760 das städtische Gymnasium in Basel und studiert ab 1770 Theologie in Basel, Lausanne und Genf. Nach einer Hauslehrertätigkeit und einem Einsatz als Feldprediger in französischen Diensten war er in den Jahren 1777 bis 1793 Pfarrer in Gelterkinden und von 1791 bis 1793 Dekan des Farnsburger Kapitels (Kt. Basel-Landschaft). 1793 wird er zum Helfer an der evangelischen Basler Kirche St. Theodor ernannt, wo er von 1802 bis zu seinem Tod als Pfarrer amtet. 1816 wird er Mitglied der Universitätskommission und 1818 Beisitzer des Erziehungsrats in Basel. Fäsch ist seit 1778 mit Maria Catharina Schnell (1757–1814) verheiratet. II. Johann Jakob Fäsch (1752–1832, ⇒ Sacherklärung I.) und Pestalozzi kannten sich schon seit den 1780er-Jahren (⇒ Nr. 406), da beide Mitglied der Helvetischen Gesellschaft (⇒ Nr. 971) waren.
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Brief: scheint nicht erhalten zu sein Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1650. Johann Friedrich und Georg Walther von Halder 12. Juni 1817 5
Herrn Pestalozzi Yverdon Augsburg d[en] 12ten Juny 1817
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Herrn Pestalozzi in Yverdun Wir sind im Besitze Ihres Geehrten vom 4ten dis, und werden die uns damit avisirte Tratte de Fl. 100.– Ord[re] Amiet & Perceret zu Lasten des Herrn J[ohann] F[riedrich] Cotta in Stuttgart einloesen. Wenn sie im Stand sind zur Befoerderung des Unternehmens wovon Sie uns den Plan einsandten, mitzuwirken, so geschiet es mit groestem Vergnügen, indessen subscribiren wir für uns auf ein Exemplar Ihrer Werke, und ersuchen Sie uns solche s[einer] Z[eit] zugehen zu lassen. Wir sind mit aller Hochachtung Joh[ann] und G[eorg] W[alther] v[on] Halder
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 111/1 Bogen, 294 x 205 mm eigenhändige Unterschrift Siegelausriss, Stempel R.4. AUGSBURG 12 JUN 1817, Dorsualvermerk Auguste 12 Juin 1817 J[ohann] de J[ohann] G[eorg] de Halder. Original Textkritik
Stuttgart: lateinische Schrift subscribiren: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Friedrich von Halder (1773–1856) und sein Bruder Georg Walther von Halder (1772–um 1842/43) erben von ihrem Vater Georg Walther von Halder (1735–1810) das zusammen mit dessen Bruder Johannes von Halder (1736–1799) geleitete Augsburger Bankhauses Halder. Die Familie Halder stammt ursprünglich aus dem Lindauer Patriziat und wurde 1787 in Augsburg ratsfähig. Das Bankhaus Halder zählt zur finanzpolitischen Oligarchie der Stadt, nicht zuletzt wegen des Wechsels von britischen Subsidiengeldern in Höhe von fast 190 000 Gulden für den Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth (1736–1806) und dessen nach Nordamerika vermieteten Truppen in den Jahren 1777/84. Die Privatbank Halder-von Stetten wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Dresdner Bank übernommen. Die Gebrüder Halder sind in Augsburg auch als Wissenschaftsmäzene aktiv, so bei der Förderung zur Entwicklung des Blitzableiters. Johann Friedrich von Halder errichtet zahlreiche Stiftungen und vermacht der Stadt eine wertvolle Privatbibliothek. III. Z. 9 Z. 10 Z. 10 Z. 10
Z. 11 Z. 15
Geehrten: scheint nicht erhalten zu sein Tratte: Wechsel, der vom Schuldner noch nicht unterschrieben ist Fl.: Abkürzung für Gulden, eine weit verbreitete Gold- oder Silbermünze Amiet & Perceret: Die Firma Amiet & Perceret mit Sitz in Yverdon war in Handelsgeschäften tätig und wurde vermutlich von Jean Pierre Amiet (*1763) und François Louis Perceret (1750–1823, ⇒ Nr. 1386 a) betrieben. Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1651. Karl Friedrich Cölestin Burkhart 12. Juni 1817 Herrn Heinrich Pestalozzi 5
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Grosskorbetha bey Weissenfels den 12ten Jun[i] 1817 Theurer Vater, Dass ich mit inniger Theilnahme Ihrer und Ihres Wirkens gedachte, davon sind Sie gewiss fest überzeugt, wenn ich auch längere Zeit keine schriftliche Versicherung Ihnen davon füglich geben konnte. Denn Sie kennen mich, mein Vater, und wissen, dass ich bey der geringen Kraft, die ich erhielt, dennoch nur dann mich befriedigt
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fühle, wenn ich Ihrem Werke treu bin. Ich scheute mich bisher zu schreiben; denn die Lage, in der ich mich befinde, ist so abweichend von meinen frühern Wünschen und Vorsäzen, dass ich als ein Unthätiger erscheinen muss. Allein es ist mir unmöglich sie zu verlassen. In Langendorf hatte ich mich beynahe aufgerieben und bekam vom Arzt nur erst die Mittel, als ich für eine ruhigere Lage bestimmt war. In den 2½ Jahren, seit ich hier bin, hat sich mein Körper wohl ziemlich wieder erhohlt, doch muss ich die Lage, in die ich, um pädagogisch thätig zu seyn, trete, überaus prüfen, ob sie von meinem Körper nicht zu grosse Anstrengungen fordert. Nun habe ich zwar schon bey unserm Ministerio Vorschläge u[n]d Wünsche meinen Rückschritt ins Pädagogische Leben betr[effe]nd, eingegeben, allein da ich mich nicht so leicht wieder, wie in Langendorf, täuschen lassen mag, so muss ich mich von der Lag, in die ich treten soll, Ansprüche machen. Die Zeit wird lehren, ob der Herr mich zu seinem Werkzeug so oder anders brauchen will, er ist an das Werkzeug nicht gebunden. – Meine Sorge um das Gelingen Ihres Werkes ist verschwunden. Es steht nun ausgesprochen, weniger noch durch Schriften, die erst ein reifres Zeit Alter voraussehen, eher durch Thatsachen. Ich wünschte Sie wären nur 1 Monat Zeuge des Wirkens in Bunzlau. Eine Woche lebte ich im Herbst vorigen Jahres dort. Wie reicher Seegen spriesst da hervor. Die Freunde dort leben und wirken ganz in Ihrem Sinne. Ihre Frömmigkeit u[n]d Demuth ist in den Thaten milder u[n]d höher noch als in den Worten. Dreist ist durch seine letzten Leidenstage in einem hohen Sinne verklärt und im Wesen stiller inniger Begeisterung, welche sich ihrer Ewigkeit gewiss ist. Henning wirkt treu u[n]d fromm, so entschieden seine Neigung für den Stand des Predigers zu seyn scheint. Und Kawerau ist rüstig u[n]d thätig wie in Yverdon. Gewiss seine Sprach Klassen hatten wir in Yverdon, so lang ich dort war noch nie. Bey ihm u[n]d auch in Dreists höhern Sprachübungen herrscht ein Leben u[n]d eine Freude, wie ich es noch nirgends sah. Keinen grössern Wunsch kennte ich, als dorthin zu ziehen. Doch reichten meine Kräfte nicht hin, als ordentlicher Lehrer angestellt zu werden. Ich bat um eine weniger geschäftsvolle Stelle in Bunzlau, erhielt sie aber nicht. So wirke ich hier für die Kinder meines Dorfes u[n]d meiner Gegend nach Kräften, so lange Gott will. Doch – ich komme zu der Sache, welche die äussere Veranlassung meines Schreibens diessmahl wird. Mit Freude las ich die Ankündigung der Herausgabe Ihrer Werke. Der Entschluss war sogleich gefasst zu thun, was ich dafür nur könnte. Ich gieng deshalb zum Regierungs[-] und Schulrath Weiss in Merseburg, einem Mann, der
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für die Verbreitung derselben das Mehrste thun kann. Er machte mir die Hoffnung, so gegen 50 complette u[nd] wenigstens ebenso viele einzelne Exemplare von Seiten der Regierung würden bestellt werden können. Doch könne er erst zu Ende des Monats August die Zahl bestimmen. Er beauftragte mich Ihnen desshalb zu schreiben, ohne jedoch jezt schon gewiss zu subscribiren, u[n]d über folgende Punkte von Ihnen gefällige Nachricht zu erbitten, 1) Ob man bey einer grössern Bestellung auch einzelne Theile des Werks erhalten kann? 2) Ob der Preis sogleich bey der Bestellung oder erst bey Erhalt der Bücher gezahlt wird? Ob es dennoch möglich ist, dass die Regierung zu Merseburg für die bestellten Exemplare erst nach Erhalt derselben zahlt? Versendet Herr Cotta die Bücher u[n]d ist bey ihm noch besondre Bestellung zu machen? 4) Wird das Geld in Wechsel Ihnen zugestellt oder einem Handelshause in Leipzig oder Herrn Cotta? 5) Welches würde der Preis seyn; für welchen Sie unsere Regierung, die diese Exemplare an Schulmeister vertheilen wird, complette Exempl[are] u[nd] einzelne Theile ablassen könnten? Beantworten Sie mir diese Fragen auf einem besondern Blatte, welches ich unsrer Regierung vorzeigen kann. Ist es Ihnen aber möglich, so antworten Sie mir einige Zeilen besonders. So lang habe ich eines freundlichen Zurufs von Ihnen entbehrt, u[n]d fast dürfte ich glauben, dass ich u[nd] meine Frau, die Sie innig grüsst, Ihnen weniger lieb worden sey, wenn ich mich nicht Ihrer Liebe so fest versichert hielte. Vor wenigen Tagen kam ein Brief aus Ihrem Bureau an, welcher einen weiten Umweg genommen u[n]d mich in Annaberg gesucht hatte. Es freute mich, dass ich von selbst das gethan hatte, woran er mich erinnerte. Der Abgang dieses Briefes hat sich um etwas verspätet. Ich bitte daher recht sehr, das mir Ihre Antwort recht bald zu Theil werde. Meine Schwester, die glücklich in meiner Nachbarschaft, ähnlich der Antonie Segesser, verheyrathet ist, grüsst Sie innig. Eben so meine Frau u[nd] Vater. Mit ewiger Liebe und Treu der Ihrige Karl Burkhart Prediger.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 45/2 Blatt, 233 x 192 mm Dorsualvermerk Karl Burkhart, Prediger
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 13 f. Z. 16 Z. 19 Z. 20 Z. 22 Z. 24 f. Z. 28 Z. 30 Z. 32 Z. 33 f. Z. 40 Z. 40 f. Z. 45 Z. 50 f. Z. 65 Z. 65 Z. 66 Z. 68 Z. 76
abweichend von Langendorf: lateinische Schrift doch muss um pädagogisch
thätig Ministerio: lateinische Schrift Langendorf: lateinische Schrift Sorge um die erst in Bunzlau spriesst da hervor. Die Freunde dort leben und Yverdon: lateinische Schrift Sprach ∫ Klassen hatten Lehrer angestellt Ankündigung der zahlt? Versendet Cotta: lateinische Schrift u[n]d ist Cotta: lateinische Schrift Ihnen ∫ Sacherklärung I.
Karl Friedrich Cölestin Burkhart (1785–1857) ⇒ Nr. 1428 II. Karl Friedrich Cölestin Burkhart (1785–1857, ⇒ Nr. 1428) hatte sich im Juli 1814 (⇒ Nr. 1428) letztmals in Yverdon gemeldet und erklärte hier sein langes Stillschweigen mit den hohen Ansprüchen, denen er sich in seiner Tätigkeit als Pfarrer ausgesetzt sah und die gemeinsamen mit seinen eigenen pädagogischen Ansprüchen zu einer Situation der Überforderung geführt hätten. III. Z. 5 Z. 16 Z. 22 Z. 32 Z. 32 Z. 36 Z. 36
Grosskorbetha: heute Teil von Weissenfels (Sachsen-Anhalt) Langendorf: heute Teil von Weissenfels (Sachsen-Anhalt) Ministerio: Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 Wirkens: ⇒ Nr. 1453 Bunzlau: Bolesławiec (Niederschlesien) Dreist: Karl August Gottlieb Dreist (1784–1836) ⇒ Nr. 1599 Leidenstage: Über den Grund des Leidens kann nur spekuliert werden. Möglicherweise ist hier die Geschichte angesprochen, die Karl Augst Gottlieb Dreist (1784–1836, ⇒ Nr. 1599) in seinem Brief vom 3. April 1817 (⇒ Nr. 1599) erzählt hatte und als «hässlichen Kampf» der Anstalt gegen
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Z. 38 Z. 40 Z. 51 Z. 53
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Z. 65 Z. 76 Z. 79 Z. 80 Z. 84 Z. 85 Z. 86
den Widerstands des Volkes bezeichnete, da letzterem der 1814 neu festgelegte Bildungsauftrag für die Königliche Waisen- und Schulanstalt von Bunzlau missfiel. Henning: Johann Wilhelm Mathias Henning (1783–1868) ⇒ Nr. 1021 Kawerau: Peter Friedrich Theodor Kawerau (1789–1844) ⇒ Nr. 1453 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Weiss: Christian Weiss (1774–1853), geboren in Taucha bei Leipzig als Sohn des dortigen Pfarrers, studierte Philosophie, Philologie, Theologie und Naturwissenschaften und promovierte 1795. Weiss verfolgte eine akademische Karriere mit verschiedenen Tätigkeiten in Leipzig und Fulda, übernahm 1808 das Direktorium der Bürgerschule in Naumburg an der Saale (Sachsen-Anhalt) und wurde 1816 zum Regierungs- und Schulrat in Merseburg gewählt, was er bis zu seinem Tod 1853 blieb. Weiss veröffentlichte einige philosophische Schriften und interessierte sich auch für pädagogische Fragen. Merseburg: Stadt in Sachsen-Anhalt Regierung: Das Königreich Sachsen verlor nach dem Wiener Kongress (1814/15) mehr als die Hälfte seines Territoriums an Preussen, darunter auch das ehemalige Herzogtum Sachsen-Merseburg. Merseburg bildete ab 1816 einen von drei Regierungsbezirken der preussischen Provinz Sachsen und war somit Teil des preussischen Verwaltungsapparats. Der Regierungsbezirk Merseburg verwaltete regionale Angelegenheiten – darunter auch das Schulwesen – autonom. Ab 1825 tagte das Parlament der Provinz Sachsen, der Provinzialständerat, in Merseburg. Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Frau: Barbara Lucia Burkhart-Jezler (1789–1864) ⇒ Nr. 1256 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Annaberg: Annaberg-Buchholz (Sachsen) Schwester: Wilhelmine Amalie Golle-Burkhart ⇒ Nr. 1428 Segesser: Maria Antonia Amrhyn-Segesser (1789–1866) ⇒ Nr. 1333 Vater: Gottlieb Burkhart (1744–1817) aus Daspig (Sachsen-Anhalt) studierte in Leipzig Theologie und war danach als Rektor in Liebenwerda (Brandenburg) sowie von 1791 bis 1797 als Pfarrer in Schönborn (Sachsen) und 1799 bis 1817 in Grosskorbetha (Sachsen-Anhalt) tätig.
656 1652. Johann Bernhard Gottlieb Denzel 14. Juni 1817 5
Herrn Heinrich Pestalozzi, Vorsteher der Erziehung-Anstalt Yverdun. ganz frei. Esslingen, d[en] 14. Jun[i] 1817.
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Sie haben mir, theurer, so innig verehrter Mann, einen recht frohen Tag bereitet, theils durch Ihren werthen Brief, theils durch den Auftrag, dessen Sie mich gewürdigt haben. Zwar war ich schon einmal in Burgdorf im Jahr 1803 in Ihrer Nähe auf ein paar Stunden, aber in einer Gesellschaft, die mich verbarg. Und wie konnte ich damals wissen, dass noch ein pädagogischer Wirkungskreis auf mich warte? Hatte ich doch damals selbst keine Ahnung davon; dass ich innerlich dazu berufen sey, und hatte ja erst späterhin das Bedürfniss der Dorfschule, der ich als Prediger vorstand, den schlummernden kleinen Funken gewekt. Aber dann fand ich Sie auch immer mehr, und – ich darf das wohl sagen – auf m e i n e m Wege fortgehend, traf ich Sie immer, und wenn ich etwas gefunden zu haben glaubte, da hatten Sie, lieber Vater, es immer schon längst weit tiefer, umfassender, kindlicher dargestellt. So kamm ich zu Ihnen im Geiste nicht sowohl aus Ihren Schriften, als im Fortgehen aus mir selbst, und diesen Weg habe ich noch nie bereut, denn wenn sich auch in mir die Sache etwas anders gestaltet, wenn ich auch mit Rüksicht auf den Standpunkt unserer Volksschulen manches auf dem materiellen Wege suchen musste, was ich gerne auf dem psychologischen gefunden hätte, so gewann ich bey der Übereinstimmung mit allem, was Sie thaten, nur immer mehr Festigkeit und Überzeugung von der Wahrheit der von Ihnen aufgestellten Methode. Recht herzlich gerne werde ich zur Verbreitung Ihrer Schriften alles beitragen, was mir möglich ist. Das würde ich aber auch gethan haben, wenn Sie mich nicht dazu aufgefordert hätten. Nur bin ich durch Ihren Auftrag in den Stand gesetzt, es öffentlich zu thun. In meinem Kreise habe ich bereits den Anfang gemacht, und werde meine Legitimation zur Subscribenten-Sammlung in die öffentlichen Blätter druken lassen. Glükt es mir, bald eine etwas bedeutende Anzahl von Subscribenten zu erhalten, so gebe ich Ihnen gleich davon Nachricht. Vielleicht wäre es gut, wenn Sie mit Gelegenheit
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eine Zahl von vollständigen gedrukten Anzeigen heraus sendeten, um sie da oder dort noch zu weiterer Verbreitung abgeben zu können. – Wir alle wünschen, dass Sie noch recht lange unter uns wirken mögen, und ich zähle immer noch auf die Freude, Sie persönlich in Ihrem Kreise wirken zu sehen, und so manches noch aus Ihrem Munde zu hören, was auch meinen Muth unter schweren amtlichen Verhältnissen erheben und stärken kann. Mein Freund, H[err] Consistorialrath Bernhardt in Stettin, der bey seiner Rükreise mich in Idstein im Herzogthum Nassau traf, hat mich durch seine Erzählung von Ihnen recht sehr erquikt, und den innigen Wunsch, eine pädagogische Reise nach Yverdun machen zu können, aufs neue sehr stark belebt. Gott segne Ihr Alter mit allem, was Sie erfreuen kann, und gebe Ihnen seinen Segen auch zu dem Unternehmen, das das Institut für die Zukunft ökonomisch begründen wird. Ich bin mit der innigsten Verehrung Ihr aufrichtig gehorsamst[er] M[agister] Denzel Seminar-Inspektor und W[ürttemberger] Oberschulrath.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 61/1 Bogen, 205 x 164 mm Datum am Schluss, Stempel STUTTGART 10 JUN 1817, Siegel, Dorsualvermerk Esslingen 14 Juin 1817 Denzel Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 17 Z. 19 Z. 24 Z. 30 Z. 55 Z. 58 Z. 60
Y v e r d u n : lateinische Schrift ja ∫ Sie auch sowohl ∫ immer mehr ökonomisch Siegelausriss Siegelausriss
658 Sacherklärung I. Johann Bernhard Gottlieb Denzel (1773–1838) gilt als einer der bedeutendsten Schulreformer im Königreich Württemberg im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Nach dem Besuch des Seminars der Klosterschulen in Denkendorf und Maulbronn studiert Denzel ab 1792 Theologie in Tübingen und wirkt anschliessend als Hauslehrer in Frankfurt am Main. 1802 übernimmt er die Pfarrvikarstelle in Neunkirch bei Schaffhausen, vier Jahre später wird er Pfarrer in Pleidelsheim bei Marbach und tritt 1811, nach der Teilnahme an Karl August Zellers (1774–1846, ⇒ Nr. 656) Lehrkurs in Heilbronn (1809), das Diakonat und Inspektorat des neuen Schullehrerseminars in Esslingen an. Bei der Reorganisation des dortigen Schulunterrichts beruft er sich auf Pestalozzi, erhält 1816 den Auftrag von der Regierung des Herzogtums Nassau zu einer ähnlichen Schulreform, übernimmt jedoch nach der Einrichtung eines Lehrkurses im nassauischen Idstein die Direktion des Esslinger Seminars. Von der nassauischen Regierung zum Oberschulrat ernannt, avanciert er in Württemberg zum Professor und 1832 zum Prälaten. Wiederholt stellt er Forderungen zur Verbesserung der allgemeinen Volksbildung auf und widmet sich konkret der Verbesserung der Lehrerbildung, wofür er 1817 die weit verbreitete Einleitung in die Erziehungs- und Unterrichtslehre für Volksschullehrer verfasst. II. Der vorliegende Brief von Johann Bernhard Gottlieb Denzel (1773–1838, ⇒ Sacherklärung I.) zeigt, dass Pestalozzi zur Einwerbung von Subskriptionen nicht nur sein eigentliches Netzwerk einsetzte, sondern die Aufforderung zur Subskription auch an Personen verschickte, mit denen er nicht persönlich bekannt war, von denen er aber wusste oder zumindest annahm, dass sie Interesse an diesem Projekt haben könnten und deshalb potenzielle Geldgeber wären. Lit.: Barbara Caluori/Rebekka Horlacher/Daniel Tröhler: Publizieren als Netzwerkstrategie. Die Gesamtausgabe der Werke Pestalozzis bei Cotta. In: Zeitschrift für Pädagogik 58(2012), Heft 6 III. Z. 9 Z. 11 Z. 32 Z. 48 Z. 49
Esslingen: Esslingen am Neckar (Baden-Württemberg) Brief: scheint nicht erhalten zu sein Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Bernhardt: Ernst Bernhardt (1782–1831) ⇒ Nr. 1513 Idstein: Stadt in Hessen
659 1653. Antonie von Fischer-von Mützschefahl 15. Juni 1817 Breslau den 15t e n Junius 1817. 5
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Lieber Vater! Die lang entbehrten Züge Deiner lieben Hand gaben mir unbeschreibliche Freude! Wie gerne würde ich Deinen kleinsten Kummer theilen, wollten es Deine anderweitigen Anforderungen gestatten dass mir Kunde davon würde. O läge nicht ein so grosser Raum zwischen uns und könnte ich Dir die trüben Augenblicke durch freudigere verschleiern! – Eine Ahnung Deines Ergehens habe ich immer und begreiffe, wie unzulänglich Deinem innern Drange die äusseren Gestaltungen bleiben, wie unverstanden, Dein, von Liebe und Wohlwollen überfliessendes, Herz umherwandelt. Wenn nun diese Ueberzeugung, den höchsten Grad erreichend heisse Thränen auspresst und mein wehmüthiges Mitgefühl mit der Ferne zürnt, die meiner kindlich tröstenden Annäherung den Zutrit verspert dann erscheint gewöhnlich freundliche Nachricht von Dir, und neue Lichtmomente Deines Schicksahls geben freundlichen Hoffnungen Raum. So auch das letztemal, bey allem Schmerz den ich über Dein Ergehen empfand segnete ich aufs freudigste Dein Vorhaben in Absicht der neuen Ausgabe Deiner sämmtlichen Werke. Ich achte dieses Vorhaben und dessen Ausführung als das würdigste Denkmahl Deines innern herrlichen Berufes und bin überzeugt dass es Deinen reinen Zwecken am ungetrübtesten, umfassendsten und folgerichtigsten entsprechen wird. Bey meiner Unbedeutenheit würde ich Dir wenig im Suscribenten sammeln nützen allein mein Mann der Dir gleich mir aufs kindlichste ergeben hilft meiner Unbekanntheit aus. Es ist auch wirklich damit ein erfreulicher Anfang gemacht. Gegen 12 Suscribenten sind unter uns beisammen und sobald wir im Kreise unserer Bekannten herum sind schicken wir Dir das Verzeichniss. Einstweilen siegele ich einen Brief von Herrn Hähnele bey der Dir sagt was hier im Allgemeinen geschieht. O lass mich nicht umsonst um baldige Nachrichten von Dir bitten! Du schenkst ja so gern Freuden! Gewähre mir eine der liebsten, und entziehe Dich bisweilen dem Dich umfluthenten Gewühl um mich mit einigen Worten Deines Andenkens zu beglücken. Mir geht es, Gott sey Dank! sehr gut; die grosse Kränklichkeit meines Daseyns wird durch ein unbeschreiblich seeliges Gefühl von Gesundheit oft unterbrochen. Dazu machen 3 Pflege und 2 eigne Kinder
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mir, durch die reichste Erwiederung der zärtlichsten Liebe, das Leben gar süss. Mein Mann, der seine Zeit dem Recht geweiht erhohlt sich von seinen Anstrengungen am liebsten im Anblick der Kinder. Jemehr ich dann beysammen habe, je wohler ist ihm. Von dem Leben und Treiben der grossen Welt bin ich ganz ausgeschieden. O könnten wir Dich einmal bey uns sehen! – – – Lebe wohl und gedenke in Liebe Deiner treüen Tochter Antonia v[on] Fisher
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 83/1 Blatt, 246 x 195 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Breslau 15 Juin 1817 Fischer Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 4 Z. 24 Z. 27 f. Z. 30 Z. 30 f. Z. 42 Z. 43 Z. 50
Breslau: lateinische Schrift Junius: lateinische Schrift Denkmahl ∫ Suscribenten: lateinische Schrift Suscribenten: lateinische Schrift Gegen 12 Subscribenten sind unter uns beisammen ∫ mir, durch Mann ∫ Fisher: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Antonie von Fischer-von Mützschefahl (*um 1784) ⇒ Nr. 1515 c II. Antonie von Fischer-von Mützschefahl (*um 1784, lozzi und seine Anstalt in Yverdon besucht.
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Nr. 1515 c) hatte 1809 Pesta-
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Ausgabe: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Mann: Maximilian David Benjamin von Fischer (1763–1824) stammt aus einem preussischen Adelsgeschlecht und war Vizepräsident des königlich preussischen Oberlandesgericht, Präsident des königlichen Pupillenkollegiums (Vormundschaftskommission), Direktor der königlichen Revisionskommission von Schlesien sowie Bankkommissar in Breslau.
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Brief: ⇒ Nr. 1636 Hähnele: Johann Friedrich Haenel (1788–1837) ⇒ Nr. 1635 Pflege: Die Pflegekinder konnten nicht näher bestimmt werden. Kinder: Antonie von Fischer-von Mützschefahl (*um 1784, ⇒ Nr. 1515 c) und Maximilian David Benjamin von Fischer (1763–1824, ⇒ Z. 28) hatten vier Kinder, die allerdings nicht näher bestimmt werden konnten.
1654. Johann Philipp Rossel 15. Juni 1817 Koblenz am 15ten Juni 1817 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Für Ihren lieben Brief danke ich Ihnen recht herzlich. Görres lässt Sie grüssen und seiner innigen Liebe u[nd] Achtung versichern, die er in That und nächstens auch schriftlich darlegen wird. – An ihm haben Sie einen Mann, wie Sie gewiss wenige zählen, und wenn er auch durch Verhältnisse u[nd] Eigenthümlichkeit seines Lebens, Ihre Schriften u[n]d Schule nicht genau kennt, so hat er doch m i t Ihnen in der Natur gelesen und für Sie gethan, was viele nicht konnten u[nd] wollten. – Er achtet Niederer und lässt ihn grüssen. – Die Unterschrift Sammlung geht langsam – weil die Noth schnell geht. Viele Männer suchen Ihr Werk zu befördern, aber es ist kaum glaublich wie Nothbefangen hier die Menschen sind. Doch werd ich Ihnen innerhalb 14 Tagen eine nicht ganz unbedeütende Anzahl Unterschriften schicken. – Der Zweck dieses Briefs scheint mir wichtig, u[n]d besteht darin, Sie auf die Verlängerung der Subscriptions Zeit aufmerksam zu machen, falls diese äuserst wichtige Sache noch nicht in Anregung gekommen. Früher dachte ich schon daran, und auch, dass Cotta bei dieser Sache wieder den grössten Schnitt machen wird, aber Görres brachte diese Sache deütlich zur Sprache. Er kennt Cotta, aber wohl nicht sehr vortheilhaft und es wird ihn wundern, Sie zufrieden zu sehen. In der auserordentlich harten Zeit vorzüglich des südlichen Teütschlands liegt nun der Grund Cotta so bald als möglich Ihrerseits bitten zu können, die Subscriptions Zeit bis Ende 1817 zu verlängern. Will er, dann ists gut und die Zeit hat ihr Recht – will er nicht dann wird ihn Görres – wie ich wünsche u[nd] glaube – schriftlich und durch Freünde – vielleicht auch durch H[errn] M[inister] v[on] Wangenheim – auffordern – will er aber auch dann nicht, dann mag er auch sehen, wie die öffentliche Stimme die diesen Nachlass allgemein von ihm fodert, mit ihm verfährt. Aber Cotta wird sich hüten, damit nicht der letzte Verlust
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grösser als der erste werde. Doch muss alles dies mit Ihrer Einwilligung geschehen, und für Görres u[nd] mich wäre es mir lieb, das Nähere Ihrer Übereinkunft mit Cotta zu wissen. Es möchte wohl gut sein, bei Cotta anzufragen, ehe die bemerkte Darstellung Ihrer Lage erscheint, um darinn vielleicht Rücksicht nehmen zu können. Sollten Sie diese Zumuthung aber aus uns unbekannten Gründen irrig finden, so sind Sie doch gewiss überzeügt dass diese Sache nach u n s r e r A n s i c h t vollkommen rechtlich sein muss. – – – – Herr Leützinger war etwas unpässlich ist aber jetzt wieder wohl. – Ich schreibe Ihnen dies in Eile u[nd] verspreche einandermal besser u[nd] mehr zu schreiben. Ihr Rossel.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 309/2 Bogen, 192 x 119 mm Dorsualvermerk Coblenz 15 Juin 1817 Rossel R_ Original Textkritik
Zeuge H Z. 22 Z. 24 Z. 26 Z. 33 Z. 34 Z. 37 Z. 37 ff. Z. 38 Z. 40
Cotta: lateinische Schrift Cotta: lateinische Schrift Cotta: lateinische Schrift Stimme ∫ Cotta: lateinische Schrift Cotta: lateinische Schrift Es … können .∫ Cotta: lateinische Schrift diese Zumuthung Sacherklärung I.
Johann Philipp Rossel (1791–1831) ⇒ Nr. 1313 c II. Johann Philipp Rossel (1791–1831, ⇒ Nr. 1313 c) hatte schon in seinem Schreiben vom 24. Mai 1817 (⇒ Nr. 1626) darauf hingewiesen, dass die Einwerbung von Subskribenten nur schleppend erfolge. Europa hatte 1816 ein «Jahr ohne Sommer» erlebt mit starken Niederschlägen und tiefen Temperaturen. Als Folge davon kam es in weiten Teilen Europas zu Missernten, was den Getreidepreis im folgenden Jahr massiv ansteigen liess. Von den Unwettern besonders betroffen war das Gebiet nördlich der Alpen, konkret das Elsass, die Deutschschweiz, Baden, Württemberg, Bayern und das österreichische Vorarlberg.
663 III. Z. 6 Z. 6 Z. 13 Z. 22 Z. 31 Z. 43
Brief: scheint nicht erhalten zu sein Görres: Johann Joseph von Görres (1776–1848) ⇒ Nr. 1469 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) Nr. 617 Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 Leützinger: Fridolin Leuzinger (1786–1856) ⇒ Nr. 1773
⇒
1655. Johannes Heinrich Daniel Zschokke 15. Juni 1817 5
Herrn H e i n r [ i c h ] P e s t a l o z z i Director d e s I n s t i t u t e s Iferten. fr[an]co Aarau 15. Junis 1817
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Lieber Pestalozzi, Verzeih mir, dass ich dir nicht früher auf deinen lieben Brief antwortete. Ich erlag theils unter der Menge von Geschäften, theils machte mich der Ton deines Subscriptionsplans etwas verlegen. Lezterm hast du durch die spätere Erklärung abgeholfen. Verlass dich darauf, ich werde für dich arbeiten. Ich reise morgen über acht Tage nach Baiern und will auch in München für deine heilige Sache reden. Eben so wirst du in einem nächsten Heft meiner neuen Zeitschrift: Ü b e r l i e f e r u n g e n , mein Glaubensbekenntnis über dich und dein Wirken finden. Vorläufig reihe mich selbst i n d e i n S u b s c r i b e n t e n - V e r z e i c h n i s ein. Vergis es nicht. Möge dir, theürer Pestalozzi, Gott noch manches heitre Jahr gewähren, damit du würdig vollenden mögest, was du so würdig begonnen, und so lang und mühseelig getragen hast! Wenn du einst nicht mehr bist, trägt und vollendet Gott deine Sache. Viel Nützliches und Unnützliches ging unter in der Welt sammt dem Irrdischen, aus dem es und für das es hervorgegangen war. Aber ich habe noch nie etwas Göttliches aussterben gesehen, und die Rükkehr Astreens zum Himmel scheint mir die unphilosophischste von den Mythen alter Dichter zu sein. Leb wohl, lieber Pestalozzi, und zähle auf die unwandelbare Liebe und Verehrung Deines Heinr[ich] Zschokke
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ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 403/1 Bogen, 238 x 191 mm am Rand leicht beschädigt Siegelspuren, Dorsualvermerk Arau 15 Juin 1817 Zschokke Original Textkritik
Zeuge H Z. 6
Iferten: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848) ⇒ Nr. 561 III. Z. 6 Z. 10 Z. 12
Z. 17
Z. 27
Iferten: dt. Name für Yverdon Brief: scheint nicht erhalten zu sein Ton deines Subscriptionsplans: Die Veröffentlichung der Subskriptionsankündigung im März 1817 (PSW XXV, S. 41–45) hatte einige Irritationen ausgelöst, weshalb sich Pestalozzi genötigt sah, ergänzende Erklärungen zum Subskriptionsplan zu veröffentlichen (ebd., S. 71–80). Ü b e r l i e f e r u n g e n : Heinrich Zschokke: Über Heinrich Pestalozzi und die Ausgabe seiner Werke. In: Überlieferungen zur Geschichte unserer Zeit. Aarau 1817, S. 359–366 Astreens: Astraea/Astraia ist eine Figur der griechischen und römischen Mythologie, die in verschiedenen Formen im Zusammenhang mit der Vorstellung auftaucht, die Geschichte sei eine Abfolge von verschiedenen Zeitaltern. Dieser Mythos wird im 16. Jahrhundert in England wieder aufgegriffen und steht für Gerechtigkeit und Rückkehr zur ursprünglichen Religion.
1656. Heinrich Remigius Sauerländer 19. Juni 1817 Arau den 19. Juny 1817 5
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Verehrungswürdiger Freund! Ich habe das Vergnügen, Ihnen mit heutiger Post 100 Exempl[are] beifolgend zu übermachen. Gestern sind mit unserer Zeitung alle Exemplare in 4to versandt worden. – Ich habe nun 2000 Ex[em]pl[are] in 8oo wie die beyfolgenden abdrucken lassen, damit Sie solche in diesem Format besser mit Ihrem Subscriptionsplane vertheilen können. – Ich sende Ihnen
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die ganze Parthie Exemplare am nächsten Dienstag per Fourgon zur Ersparung des Portos. – Bis jetzt haben sich bey uns 4 Subscribenten gemeldet, aber die Erfahrung hat mich schon oft belehrt, dass man heutiges Tages den Personen das Bessere in die Hände und vor Augen legen muss, wenn man sie dafür empfänglich machen will, ausserdem kommen die wenigsten aus eigenem Antriebe. Darum werde ich nun für die gute Sache einen andern Operationsplan einschlagen, und in einem besondern Circular-Schreiben mich an alle unsere Handlungsfreunde in der Schweitz wenden, welche sich gerne auf die Zahl von 800 bis 900 belaufen, und dann wollen wir sehen, welches Resultat sich zeigen wird. – Sie sehen hier die ersten Abdrücke der letzten Bogen vom 13n Hefte der Ueberlieferungen, welche herrliche Sprache Zschokke darin führt, und diesen Aufsatz werde ich besonders abdrucken lassen, und meinem Circular beyfügen. Ich würde mich schämen, im gleichen Zeitpunkte gelebt, und nichts für dies Unternehmen gethan zu haben. – Ich thue es mit Freuden, und entfernt von allem merkantilischen Interesse. Gott erhalte Sie froh und gesund, und schenke Ihnen einen heitern Abend Ihres seegenvollen Lebens. Mit aufrichtiger und inniger Verehrung Ihr ergebener Freund H[einrich] R[emigius] Sauerländer
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 316/2 Blatt, 227 x 190 mm Dorsualvermerk Arau 15 Juin 1817 Sauerländer Original Textkritik
Zeuge H Z. 12 Z. 13 Z. 17 Z. 20 Z. 27
Fourgon: lateinische Schrift Portos: lateinische Schrift ausserdem kommen Circular: lateinische Schrift Circular: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847) ⇒ Nr. 1084
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Z. 12 Z. 24 f.
Z. 25
Exempl[are]: Hier war wahrscheinlich der Druck der ergänzenden Erklärungen zum Subskriptionsplan Pestalozzi gegen ein Missverständnis in seinem Subscriptionsplan gemeint (PSW XXV, S. 71–80). Pestalozzi sah sich nach einigen kritischen Äusserungen und Missverständnissen zur ersten Subskriptionsankündigung (PSW XXV, S. 41–45) genötigt, einige Punkte über Motivation und Verfahren der Subskription klarzustellen. Bezüglich dieser Ergänzungen schrieb Pestalozzi Anfang Juni an seinen Verleger Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617), er werde deren Druck und Vertrieb in der Schweiz bei Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847, ⇒ Nr. 1084) vornehmen lassen (PSB X, Nr. 4977). Fourgon: Gepäckwagen (frz.) Ueberlieferungen: Heinrich Zschokke (Hrsg.): Über Heinrich Pestalozzi und die Ausgabe seiner Werke. In: Überlieferungen zur Geschichte unserer Zeit. Aarau 1817, S. 359–366 Zschokke: Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848) ⇒ Nr. 561
1657. Johann Martin Anich 20. Juni 1817 5
Dem Wohlgebohrenen Herrn Herrn Pesalozzi Hochgelehrter Iferten L u z e r n 20. Juni [1]817.
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Herrn Pestalozzi – Iferten S[alvo] T[itulo] Auf die neue Ausgabe Ihrer Werke, Subscribire ich auf 1 Exempl[ar] und wollen Sie gern 2–3 a Condition geben, so werde ich mich bestreben in meinem kleinen Wirkungskreis selbe zu verbreiten, ich empfehle mich Ihnen freundschaftlich und Ergebenst Joh[ann] Mart[in] Anich Buchhändler
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 10/1 Blatt, 244 x 206 mm Stempel LUCERNE, Siegelspuren, Dorsualvermerk Lucerne 24 Juin 1817 Anisch Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 8 Z. 9 Z. 10 Z. 14
Herrn Pesalozzi: lateinische Schrift I f e r t e n : lateinische Schrift L u z e r n : lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Iferten: lateinische Schrift Condition: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Martin Anich (1767–1838), geboren in Unterammergau (Bayern), kommt um 1781 nach Luzern – 1805 erwirbt er das Bürgerrecht von Horw –, wo er zunächst als Ladendiener im Geschäft des Buchdruckers und Verlegers Joseph Alois Salzmann (1751–1811) arbeitet und später eine eigene Druckerei und Buchhandlung eröffnet, die nach seinem Tod von zwei langjährigen Mitarbeitern (Druckerei) respektive seinem Sohn Niklaus (1799–1845) (Buchhandlung) weitergeführt wird. III. Z. 7 Z. 11 Z. 12
I f e r t e n : dt. Name für Yverdon S[alvo] T[itulo]: mit Wahrung des Titel, wenn man den Titel dessen, an den man schreibt, nicht verwendet (lat.) Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1658. J. G. Cottasche Buchhandlung 20. Juni 1817 5
S[einer] Wohlgebohrn Herrn Heinrich Pestalozzi Yverdun Stuttgart 20. Juni 1817
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Euer Wohlgebohrn haben wir die Ehre Ihnen anliegend 2 Briefe die bei uns eingegangen sind zu übersenden, mit Bitte Sie wollen die beiden Herrn notiren.
668 Mit vollkommener Hochachtung Euer Wohlgebohrne gehorsame J. G. Cottas c h e Buchh[an]dl[un]g
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Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/10 Bogen, 225 x 195 mm Stempel STUTTGART 20 JUN 1817, Siegelspuren, Dorsualvermerk Stuttgardt 20 Juin 1817 Cotta Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 7 Z. 7
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Stuttgart: lateinische Schrift Juni: lateinische Schrift Sacherklärung I.
J. G. Cottasche Buchhandlung ⇒ Nr. 1455 b III. Z. 9
Briefe: Da die entsprechenden Briefe nicht mehr erhalten sind, ist unklar, wer bei der J. G. Cottaschen Buchhandlung (⇒ Nr. 1455 b) subskribiert hatte.
1659. Karl Justus von Gruner 20. Juni 1817 Bern 20/6 1817 5
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Hochverehrter Herr! Ich habe das Vergnügen Ihnen beiliegend ein Schreiben des Herrn Staats-Ministers Freiherrn von Humboldt zu übersenden, von welchem ich wünsche, dass es Ihnen Freude machen möge, wie mir durch die von Herrn Lautz empfangene Nachricht Ihrer ungeschwächten Gesundheit und frohen Thätigkeit, geworden ist. Ihre jüngste Erklärung vom 6. d[ieses] M[onat]s ist Ihnen würdig, verehrter Mann! und wird gewiss einen tiefen Eindruk für Sie und
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Ihre gute Sache erzeugen. Möge der Fortgang und Erfolg derselben so gross seyn, als ich aufrichtig und herzlich wünsche. Mit warhafter inniger Hochschätzung habe ich die Ehre zu verharren Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster Diener Justus v[on] Gruner.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 103/1 Bogen, 249 x 208 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Berne 20 Juin 1817 Justus Gruner Original Textkritik
Zeuge H Z. 9 Z. 19
Lautz: lateinische Schrift Gruner: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Karl Justus von Gruner (1777–1820) aus Osnabrück studiert Rechts- und Staatswissenschaften in Halle und Göttingen, anschliessend begibt er sich auf Reisen und wird zunächst schriftstellerisch tätig; 1802 erscheint sein zweiteiliges Werk Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung. Im selben Jahr tritt er als Kammerrat in den preussischen Staatsdienst ein, 1804 erfolgt seine Berufung nach Berlin in die Hauptverwaltung der neuen polnischen Erwerbungen. 1806 wird er zum Kammerdirektor der Kriegs- und Domänenkammer in Posen (Grosspolen) ernannt, 1809 übernimmt er den Posten als Berliner Polizeipräsident und wird 1811 Leiter der politischen Polizei. Das französisch-preussische Bündnis von 1812 bewegt den Franzosenfeind von Gruner zum Exil nach Prag, während der Befreiungskriege wird er 1813 als kaiserlich russischer Staatsrat mit der Leitung des Generalgouvernements Berg (rechtes Rheinufer und westliches Westfalen) sowie 1814 mit der Verwaltung des Gouvernements Mittelrhein betraut. 1816 wird er wegen seinen unitarischen Neigungen als preussischer Gesandter bei der Eidgenossenschaft nach Bern geschickt, wo er bis 1819 bleibt und grossen Einfluss auf die Innen- und Aussenpolitik der Eidgenossenschaft ausübt, das schweizerische Militärsystem zu reorganisieren hilft und als Verfechter der bewaffneten Neutralität auftritt. III. Z. 6 Z. 7 Z. 9 Z. 11
Schreiben: ⇒ Nr. 1643 Humboldt: Wilhelm von Humboldt (1767–1835) ⇒ Nr. 1643 Lautz: Joseph Moses Lautz ⇒ Nr. 1637 Erklärung: Johann Heinrich Pestalozzi: Pestalozzi gegen ein Missverständnis in seinem Subscriptionsplan (PSW XXV, S. 71–80; ⇒ Nr. 1658).
670 1660. Hermann Krüsi 20. Juni 1817 Iferten den 20tn Juni 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi! Wenn Sie in frühern Jahren, mich Fremden vorstellend, sagten: «Das ist Krüsi, mein rechter Arm, ohne ihn wäre ich nicht, wo ich bin»; – wenn Sie, Ihren ältern Freunden dankend, hinzusetzten: «durch mein ganzes Leben scheiterten alle meine Unternehmungen, bis ich euch gefunden, ihr habt mich gerettet, ihr habt bewiesen, dass es mir nur an Menschen mangelte, die verstanden, was ich wollte, und mit mir wollten, was ich so lange misskannt und verlassen mit namenloser Anstrengung suchte» –; wenn Sie mir in den Augenblicken Ihrer väterlichen Stimmung erklärten: «Krüsi, du musst meinen Gottlieb erziehen, ich übergebe ihn dir, und wenn ich sterbe, so sey ihm Vater, wie du mir Sohn warst[»] –; wenn ich Äusserungen dieser Art von Ihnen hörte, so fühlte ich mich eben so sehr gedemüthigt, als in meinem Innern erhoben; ich sagte dann mir selbst: «du bist noch nicht was dieses Vertrauen fordert, aber du musst mit Gottes Hülfe es zu werden trachten.[»] Wenn Sie nun nach einem sechszehnjahrigen Leben an Ihrer Seite und einer ununterbrochenen Theilnahme an Ihren Schicksalen in Freude und Leid sich dazu herleihen, das früher Begonnene und Geleistete herabwürdigen zu helfen; wenn Sie grundlosem Geschwätze über Menschen, die ohne Falsch vor Ihren Augen wandelten Gehör geben und in den Ton seiner Erbärmlichkeit einstimmen –; wenn der einfältige Fugger sogar Ihnen gut genug ist, Stoff zu Anektodten zu liefern, die an sich selbst weder kalt noch warm sind aber im unreinen Topf der Deutung siedend werden können –, so muss ich Sie bedauern und mich fragen: Ist d a s der Mann, den du unter den Menschen, die du kennst, als den Ersten, den Einzigen ehrtest, dessen Werk du, wenn auch in Schwäche, doch mit redlichem Herzen gründen und fördern halfst, dessen Idee der Menschenbildung du deine noch übrigen Tage wiedmen willst? Wenn Sie noch weiter gehen und sich Äusserungen über mich erlauben, die mich sittlich in ein nachtheiliges Licht stellen, mir den Gang meines Lebens erschweren, meinen Wirkungskreis hemmen, und das Vertrauen der Menschen untergraben von denen es abhangen könnte, mich in den Stand zu setzen einen bedeutenden Einfluss auf Volks- und Armenbildung zu gewinnen, so muss ich Ihnen ernst und feyerlich erklären, dass Sie mich nicht davon abbringen
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werden, für Sie zu leben, ihr Thun, so weit ich es als aus dem Heiligthum der Menschennatur hervorgehend, in ihrem ewigen Wesen gegründet, auf ihre Entwicklung und Veredlung hinzielend zu fassen und in mir selbst zu beleben vermochte, vor den Menschen zu bekennen, und durch dasselbe in Ihrem Namen für die Armen im Lande zu suchen, was Sie immer noch zu wollen vorgeben, was Sie aber in der That und Wahrheit verloren zu haben scheinen, indem Sie die i n n e r n Mittel dazu wegwerfen, und im Kampfe nach ä u s s e r n Ihre Kräfte und Ihre Tage verlieren. Unter diesen Umständen wird mir ein Z e u g n i s s von Ihrer Hand über mein Leben in Ihrer Anstalt unentbehrlich. Ich erbitte mir hirmit ein solches und fordre Sie auf, es mit väterlichem Ernst und Strenge, aber mit der Wahrheit abzufassen, die Sie Ihnen selbst und dem Heiligthum Ihrer Sache schuldig sind. In unserm frühern Verhältniss hätte ich jedes Zeugniss Ihres enthusiastisch liebenden, hoffenden und lobenden Herzens abgelehnt, indem ich nicht durch irgend jemanden höher gestellt sein möchte, als ich mich selbst zu stellen vermag. Jetzt aber, da das Gegenverhältniss eingetreten ist, werden Sie selbst mein Ansuchen natürlich und dringend finden. Der neuste Beweggrund hiezu ist in einem Briefe enthalten, den gestern einer meiner Freunde erhielt, aus welchem ich Ihnen einen wörtlichen Auszug beylege, Sie bittend, in der Sprache meiner Offenheit den Beweis einer Liebe und Treue zu erkennen, die keine Zeit zu schwächen und kein Ereignis zu erlöschen vermag. Krüsi Abschrift. «Erst vorige Woche erzählte mir Pfeiffer in Lenzburg mit dem grössten Leidwesen wie Pestalozzi dem edlen Krüsi durch seine Unvorsichtigkeit schadete. Pfeiffer hatte es nehmlich in Aarau dahin gebracht, dass in Lenzburg auf dem dasigen Schlosse eine Armenschule errichtet, und dass Krüsi Vorsteher derselben werden sollte. Ein Mitglied der Schulpflege zu Aarau wurde nach Iferten geschickt, um unvermerkt sich nach Krüsi zu erkundigen. Pestalozzi, der um Krüsi befragt wurde, schimpfte auf Krüsi und beschuldigte denselben der Faulheit und Unwissenheit. Die Folge davon war, dass Krüsi nicht angestellt, und dass das Institut nicht zu Stande gebracht wurde. Noch jetzt bedauert Pfeiffer die Unbesonnenheit und den Undank Pestalozzis: er setzte hinzu, man findet zehn Individuen, die zeichnen, rechnen u[nd] lehren können, bis man einen Kindervater findet, wie Krüsi ist und bleiben wird. Die Vorsehung vertheilte die
672 Talente verschieden, wovon jedes an seinem Platze herrliche Früchte bringt.»
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 173/5 Bogen, 233 x 189 mm Datum am Schluss Original Von diesem Brief ist auch ein Entwurf erhalten (ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 173/5a) Textkritik
Zeuge H Z. 13 Z. 41
Sie mir nicht davon Sacherklärung I.
Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 II. Pestalozzis langjähriger Mitarbeiter Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) hatte 1816 das Yverdoner Institut verlassen (⇒ Nr. 1496) und gründete 1818 eine eigene Erziehungsanstalt, ebenfalls in Yverdon. Die Pläne, in Lenzburg eine Armenerziehungsanstalt zu leiten, scheiterten gemäss diesem Brief an einem schlechten Zeugnis, das sich auf mündliche Äusserungen Pestalozzis stützte, so dass Krüsi nun bei Pestalozzi um ein schriftliches Zeugnis nachsuchte. Da Pestalozzi auf dieses Schreiben nicht antwortete, erinnerte Krüsi ihn am 6. Juli an sein Anliegen (⇒ Nr. 1680), worauf Pestalozzi dann ausweichend reagieren sollte. III. Z. 4 Z. 14 f. Z. 27
Z. 51
Iferten: dt. Name für Yverdon Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594 Fugger: Maximilian von Fugger (1801–1840) war von 1813 bis 1819 Schüler in Yverdon und erhielt als Sohn des bayerischen Oberst und Reichsgraf Joseph Hugo von Fugger (1763–1840) den Status als königlich-bayerischer Reichsrat vererbt. 1840 war er während weniger Monate Herr zu Kirchheim im bayerischen Teil Schwabens. Z e u g n i s s : In seinem Antwortbrief vom 6. Juli 1817 (PSB X, Nr. 4700) an Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) schrieb Pestalozzi, dass er dessen Wirken zu früheren Zeiten öffentlich gelobt habe und sich aufgrund des Zerwürfnisses nicht in der Lage sehe, ein neues Zeugnis zu verfassen. Pestalozzi könnte damit seine öffentliche Würdigung Krüsis in Wie Gertrud ihre Kinder lehrt (PSW XIII, S. 212–233, S. 329) gemeint haben.
673 Z. 61 Z. 62 Z. 68 Z. 71
Z. 73
Briefe: ⇒ Z. 67–83 Freunde: Es ist unklar, wer hier gemeint sein könnte. Pfeiffer: Michael Traugott Pfeiffer (1771–1849) ⇒ Nr. 917 Armenschule: Das Schloss Lenzburg befand sich von 1804 bis 1860 im Besitz des Kantons Aargau und wurde zwischen 1822 und 1853 von Johann Karl Christian Lippe (1779–1853, ⇒ Nr. 1138) für eine Erziehungsanstalt gepachtet. Hinweise auf den Versuch, schon 1817 eine Armenschule auf Schloss Lenzburg einzurichten, lassen sich in den offiziellen Quellen nicht nachweisen. Mitglied: Es ist unklar, welche Behörde bzw. welches Mitglied hier gemeint sein könnte. Möglicherweise war ein Mitglied des Erziehungsrates, der nach der Kantonsgründung 1803 «Schulrat» genannt wurde, in Yverdon. 1817 bestand der Erziehungsrat aus Karl Friedrich Zimmermann (1765–1823), Franz Josef Venerand Friedrich (1771–1847), Johann Jakob Emanuel Feer (1754–1833, ⇒ Nr. 1614), Johann Heinrich Hünerwadel (1771–1831, ⇒ Nr. 923), Josef Anton Xaver Balthasar (1761–1837), Karl von Reding (1779–1853), Albrecht Rengger (1764–1835, ⇒ Nr. 646) und Johann Josef Alois Vock (1785–1857, ⇒ Nr. 1614). Der Lenzburger Pfarrer und Dekan Hünerwadel liess sich im Frühjahr 1816 Unterlagen über Pestalozzis Institut zuschicken und war zudem Mitglied der in Lenzburg ansässigen Gesellschaft der Schweizerischen Erziehungsfreunde, bei der Pestalozzi ebenfalls Mitglied war. Möglicherweise war Hünerwadel in Yverdon, um sich über Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) zu erkundigen, das bleibt jedoch reine Spekulation.
1661. Johann Samuel Hopf 22. Juni 1817 5
Monsieur Henri Pestalozzi à Yverdun. Burgdorf den 22t Brachm[onat] 1817
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Innig verehrter Herr Pestalozzi! Auch ohne eine besondre Aufforderung von Ihnen hätte ich mir angelegen sein lassen, Unterschriften für Ihre Werke zu sammeln. Diese Unternehmung trifft aber in eine Zeit, wo der Mittelstand allgemein für die ersten täglichen Lebensbedürfnisse zu kämpfen hat und sich eine Menge Entbehrungen auflegen muss. Auch die Reichen sind in ihren Ausgaben viel bedenklicher geworden. Was werden Sie aus dieser Einleitung schliessen, als dass meine Käuferliste mager ausfällt. Leider müssen Sie’s errathen haben. Ich kann Ihnen bloss Herrn Joh[annes] Schnell, der Rechte Doktor und Herrn
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Fromm, Handelsmann nennen. Möge zu Ihrer Entschädigung das Wort eines hiesigen reichen Mannes in Erfüllung gehn «Pestalozzi hat Könige und Fürsten an der Hand, die werden ihm schon helfen.» Ein Jüngling aus unsrer Schule möchte sich dem Lehrerstande wiedmen und wünschte mit seiner Mutter, dass er in Ihrem Hause seine Berufsbildung erhalten könnte; allein da er arm ist und auf Kosten der Stadt erzogen wird, so hängt es nicht von seinen Leuten oder ihm ab wohin er kommen werde. Doch hoffen sie, dass wenn die Bedingungen von Ihrer Seite so könnten gemacht werden dass es die Stadt nicht mehr kostete als an einem andern Orte, man ihrem Wunsch nicht zuwider sein dürfte. Sie haben mich daher ersucht Sie deshalb zu befragen. Er würde gerne einen bedeutenden Theil seines Lehrgeldes späterhin als Unterlehrer wieder abverdienen u[nd] zu diesem Behuf eine vieljährige Lehrzeit eingehn. Der junge Mensch, (etwa 15–16 Jahre alt), ist sehr gutmüthig, sittlich, verständig, leichtfassend, hat aber bis dahin nicht eben selbständige Kraftfülle entwickelt. Da es nun einmal beschlossen ist dass Er diese Laufbahn mache, so wünschte ich sehr, dass Sie ihn aufnehmen könnten. Ich bitte Sie [mir] so bald möglich Ihre Willensmeinu[ng] darüber mitzutheilen, und mich zu glauben Ihren dankbaren Zögling S[amu]el Hopf.
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ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 138/1 Bogen, 243 x 182 mm Datum am Schluss, Stempel Burgdorf., Dorsualvermerk Berthoud 22 Juin 1817 Hopf Original Textkritik
Zeuge H Z. 13 Z. 19 Z. 35 Z. 38
die ∫ Möge Er Siegelausriss Sacherklärung I.
Johann Samuel Hopf (1784–1830), Sohn eines Eisenhändlers, wird im Waisenhaus seines Geburts- und Heimatorts Thun erzogen und unterrichtet. 1800 bis 1801 arbei-
675 tet er als Co-Redaktor der ersten Thuner Zeitung Der Oberländerbot, bevor er 1803 Hilfslehrer an Pestalozzis Anstalt in Burgdorf wird. Nach deren Aufhebung 1804 lässt er sich in Basel nieder. Vom Frühjahr 1805 bis Anfang 1808 unterrichtet er Sprache, Mathematik und Naturwissenschaften am mittlerweile nach Yverdon verlegten pestalozzischen Institut und übernimmt 1806 zusammen mit Hermann Krüsi (1775–1845, ⇒ Nr. 588) die Leitung des neu gegründeten Töchterinstitut (⇒ Nr. 867). 1809 eröffnet Hopf in Basel eine eigene private Lehranstalt für Knaben (⇒ Nr. 1077), die bis 1813 besteht und veröffentlicht 1812 zudem ein Lehrmittel (Französische Ton-Lehre oder erste Übungen des Lesens und Rechtschreibens, hrsg. von der Lehr-Anstalt nach Pestalozzischen Grundsätzen in Basel). 1813 wechselt er an die auf Handel und Handwerk vorbereitende Artistenschule (⇒ Z. 22) in Burgdorf. Dort tritt er auch als Geometer, Notar und Bibliothekar sowie als Initiant der 1821 entstandenen Gemeinnützigen Gesellschaft der Stadt Burgdorf in Erscheinung. Hopf ist seit 1804 mit Marie Luise/Maria Kupferschmid (1782–1850) von Burgdorf verheiratet. III. Z. 11 Z. 18 Z. 19
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Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Schnell: Johannes Schnell (1751–1824) ⇒ Nr. 504 Fromm: Ludwig Fromm (1787–1846) aus Onstmettingen (Baden-Württemberg) kam als Handelsmann 1807 nach Burgdorf, heiratete Charlotte Schnell (1782–1850) und erwarb 1814 das Bürgerrecht von Aarau (Kt. Aargau). In Burgdorf betrieb er erfolgreich eine Bierbrauerei, wurde 1826 Bürger von Burgdorf und 1827 in den Stadtrat und 1833 als Regierungsstatthalter gewählt. Jüngling: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte. Schule: Die Artistenschule in Burgdorf diente der Vorbereitung junger Männer auf Handel und Handwerksberufe. Mutter: konnte nicht näher bestimmt werden
1662. Johann Ernst Plamann 22. Juni 1817 Berlin d[en] 22tn Juny [18]17 5
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Innig verehrter Freund! Seit dem Schreiben, worin Sie mir den Tod Ihrer seligen Frau gemeldet, habe ich nichts von Ihrer Hand erhalten. Die Anzeige von der Herausgabe Ihrer Werke las ich in öffentlichen Blättern, auch habe ich bereits die Namen einiger Subscribenten, und gebe mir Mühe, ihre Zahl zu vermehren; ihr Verzeichniss nebst den Geldern werde ich zu Michälis Herrn Cotta übersenden. Gross ist meine Bekanntschaft nicht, weil ich hier sehr zurückgezogen lebe, und mein Beitrag zur Beförderung Ihres Unternehmens wird nur gering seyn; die Zahl Ihrer Verehrer aber, die sich dazu vereinigen, ist gross und
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ich freue mich herzlich der gewissen Erfüllung Ihrer Wünsche, so wie ich in der Stille immer den wärmsten Antheil an Allem nehme, was Ihre Heil bringende Wirksamkeit erhöht. Niederer, an den ich mich wegen eines tüchtigen Gehülfen im Rechnungsfache wandte, hat mir Heldenmeyer vorgeschlagen, diese hätte aber erst meine Zusage abwarten müssen, die nicht erfolgt wäre; denn es sey fern von mir, Ihnen auch nur die kleinste Hülfe zu entziehen. Was ich Niederer in dieser Angelegenheit geschrieben, sollte nicht auf angestellte Lehrer bezogen werden, sondern auf junge Leute, welche, in Ihrer Anstalt gebildet, dort oder anderswo auf eine Beförderung warten. Bei so vielen, die sich im Lauf der Jahre um Sie sammelen und den empfangenen Samen auszusäen wünschen, dachte ich, würde Niederer leicht eine gute Wahl treffen können, das aber erwartete ich nicht, dass sie auf einen Zögling und Gehülfen Ihres Instituts fallen würde, an dem Sie Vaterrecht haben. Ich habe Heldenmeyer mit dieser Post geschrieben, dass ich ihm entsage und nichts mehr wünsche, als dass er seiner Verpflichtung gegen Sie noch lange treu bleiben möchte. Ich kann mir auch noch füglich mit den Lehrern behelfen, die für das Rechnungsfach angestellt sind; unter ihnen ist nur einer, der mit seinen Pflichten für die Anstalt eine Hauslehrerstelle bei dem Fürsten Radzivil verbindet. Dieses Missverhältniss hätte ich gern bald aufgelöst, denn niemand kann zweien Herren dienen, und seine häufigen und langen Entfernungen von Berlin sind meiner Anstalt sehr nachtheilig; indess kann ich diesem Übelstand gar wohl auf andere Art abhelfen, bis seine Stelle sich einmal besetzen lässt, und wenn Heldenmeyer Ihnen bleibt, bietet sich Ihnen wohl selber Gelegenheit, mir einen andern Vorschlag zu thun. Gegen Ende des künftigen Monaths wird ein junger Theologe aus Oestrreich, Namens Kotschy, Ihnen ein Schreiben mit 4 Louis d’or von mir überbringen, womit ich für meine Person auf Ihre Werke pränumerire. Gott erhalte und segne Sie, theurer Freund! Herzlich bin ich der Ihrige Plamann.
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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 195/3 Bogen, 250 x 205 mm Dorsualvermerk Berlin 22 Juin 1817 Plamann.
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 11 Z. 44
Cotta: lateinische Schrift Louis d’or: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Ernst Plamann (1771–1834) ⇒ Nr. 616 III. Z. 6 Z. 6 Z. 8 Z. 11 Z. 11 Z. 18 Z. 19 Z. 30 Z. 34
Z. 35
Z. 38 Z. 44 Z. 44
Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Frau: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Michälis: 29. September Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Heldenmeyer: Beat Rudolf Friedrich Heldenmaier (1795–1873) ⇒ Brief vom Dezember 1822 geschrieben: scheint nicht erhalten zu sein einer: C[arl] Friedrich Kupsch (1777–1834) unterrichtete an der Plamann’schen Schule (⇒ Nr. 637) Mathematik und war daneben als Hauslehrer bei Fürst Anton Heinrich Radziwill (1775–1833, ⇒ Z. 35) tätig. Er wurde 1826 Kantor und später Vorsteher am Friedrich Werder Gymnasium und war Mitglied der Pädagogischen Gesellschaft in Berlin. Radzivil: Fürst Anton Heinrich Radziwill (1775–1833) entstammte einem polnischen Adelsgeschlecht und war durch die 1796 geschlossene Heirat mit Prinzessin Luise von Preussen (1770–1836) mit dem preussischen Königshaus verwandt. Das Paar hatte sieben Kinder, wobei die zweite Tochter Elisa (1803–1834) als Jugendliebe des Kronprinzen und späteren Kaisers Wilhelm I. (1797–1888) galt, deren Heirat aber aus Standesgründen scheiterte. Radziwill amtete seit 1815 als preussischer Statthalter im Grossherzogtum Posen und war Mitglied des preussischen Staatsrates. Er galt als Förderer der Künste – unter anderem widmeten Ludwig van Beethoven (1770–1827) wie auch Frédéric Chopin (1810–1849) Radziwill Musikstücke – und komponierte selbst eine mehrfach aufgeführte Vertonung von Goethes Faust. Anstalt: ⇒ Nr. 637 Kotschy: Friedrich Traugott Kotschy (1795–1856) ⇒ Nr. 1622 Louis d’or: frz. Goldmünze
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S[alvo] T[itulo] Herrn Herrn Pestalozzi Iferten Iferten den 23ten Juni 1817.
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Herrn Pestalozzi Iferten. Laut erhaltener Rechnung unterm 28ten May 1817 kommen mir persönlich 233 Franken 15 Sols zu gut. Meine Lage zwingt mich Sie darum anzugehen und von Ihnen die Bezahlung derselben zu erbitten. In Betreff Ihrer Rechnung und Gegenrechnung mit meiner Frau liegt es mir eben so sehr am Herzen dass dieselbe mit ihr so bald möglich abgeschlossen werde. Da dieselbe aber ausser dem Kreis meines persönlichen Verhältnisses zu Ihnen liegt, da ferner eine klare Auseinandersetzung derselben meiner Anforderung auf keine Weise nachtheilig seyn kann, so hoffe meine Bitte werde keinen Anstand finden. Ihr gehorsamster Diener Dr. Joh[annes] Niederer
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,58 Blatt, 262 x 202 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Jverdon, 23 Junii 1817. Niederer. N° I. Original Von diesem Brief ist auch eine bezeugte Kopie vom 20. November 1824 erhalten (ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,59) Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 10 Z. 11 f.
Pestalozzi: lateinische Schrift I f e r t e n : lateinische Schrift Sols: lateinische Schrift erbitten. In Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
679 III. Z. 4 Z. 6 Z. 9 Z. 12
S[alvo] T[itulo]: mit Wahrung des Titels (lat.). Diese Formel wird eingefügt, wenn der Titel dessen, an den man schreibt, nicht verwendet wird. I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Rechnung: scheint nicht erhalten zu sein Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
1664. Johann Jakob Friedrich Ladomus 24. Juni 1817 Carlsruhe d[en] 24tn Juny 1817. 5
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Lieber guter Vater Pestalozzi! Nicht wahr, ich habe Ihnen wohl die Zeit lang gemacht, bis ich die Inlage schicken konnte; allein einmal geht es mit Expeditionen nicht schnell, zumal diese so viele vorhergehende Ausfertigungen bedurfte u[nd] ich die letzte der Reihe nach erhielt u[nd] dann wollte ich auch den Beschluss der Katholischen Section abwarten um auch das ganze Resultat angeben zu können. Weil aber die Ausfertigung auch noch einige Zeit dauern könnte, so melde ich Ihnen, dass die Katholische Section gleichfalls für alle Lyceen, Gymnasien u[nd] lateinische Schulen in meinen Vorschlag willigte. – So wie ich auch diese Ausfertigung habe, lasse ich mir auch von ihr, wie von der erstern eine beglaubigte Abschrift fertigen u[nd] sende sie nach München durch einen Freund, damit dort auf ähnliche Weise gesorgt werde. An H[errn] v[on] Wangenheim ist bereits von Ewald das hiesige Verfahren gemeldet. Ich hoffe zu Gott, der redlichen Strebungen seinen Segen ja gerne schenkt, dass diese Bemühungen für Sie, mein Theuerster nicht ohne gute Folgen sind. Auf mich regnet es jetzt von allen Gegenden des Landes mit Briefen u[nd] ich hoffe, ich werde eine ziemlich zahlreiche Liste übersenden können. So viele Schreibereyen etc. mir dass Geschäft auch veranlasst, so unterziehe ich mich Ihnen gern für Sie, um dadurch zu beweisen, dass ich nie aufhörte u[nd] nie aufhören werde, Ihr dankbarer Verehrer zu seyn. – Jetzt aber entsteht die Frage über die bestmöglichste Einrichtung den H[erren] Subscribenten die Exemplare zu übermachen. Ich dächte, H[err] Cotta als Verleger, da er doch an alle Buchhandlungen Exemplare schickt, könnte dass am besten bewerkstelligen, oder wissen Sie einen kürzern Weg? Ich erbitte mir desshalb baldige Auskunft, damit ich den H[erren] Subscribenten bestimmte Nachricht geben kann, von wem sie die verlangten Exemplare zu empfangen u[nd] an wen die Zahlung zu leisten haben; denn mit dieser
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Besorgung wünsche ich um so mehr befreyt zu seyn, als es mich in meinem Wirkungskreise stören würde u[nd] es überhaupt mehr das Geschäfft für Buchhändler ist. – Also gütigst baldige Rückantwort darauf. – Geraume Zeit nach Ihrem ersten Briefe erhielt ich vom Kellner aus dem Gasthaus zum goldnen Kreuz 2 Briefe, einen von H[errn] Brugner, dem ich mich zu empfehlen bitte, u[nd] nach welchem ich sie von H[errn] Petri erhalten sollte, ferner einen von Ihnen geschrieben, der aber, obgleich an mich addressiert, doch nicht für mich bestimmt war, aber auch nach seinem Inhalt nicht für H[errn] Kirchen R[a]th Zandt. Einige Zeit nachher fand ich, dass er für H[errn] Prof[essor] Holzmann geschrieben war, dem ich ihn auch zustellte, u[nd] der auch fleissig Subscribenten sammelte. – So wie ich die Resolution des Katholischen Kirchen Departement habe, sende ich sie gleichfalls im Original zu. Beyde muss ich mir aber g e l e g e n t l i c h jedoch h i e h e r , wieder zurückerbitten, weil ich wegen Zahlungsfodrungen sie früher oder später nöthig haben könnte. Leben Sie so wohl, als es wünscht Ihr Sie ewig liebender dankbare Verehrer J[ohann] F[riedrich] Ladomus NB: Grüsse an Alle, die sich meiner erinnern
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 180/4 Bogen, 255 x 210 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Carsruhe 24 Juin 1817 Ladomus Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 4 Z. 5 Z. 7 Z. 10 Z. 13 Z. 13 Z. 18 Z. 18 Z. 28 Z. 29
Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854) ⇒ Nr. 689 II. Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854, ⇒ Nr. 689) hatte Pestalozzi in einem Brief vom 27. Mai 1817 (⇒ Nr. 1630) mitgeteilt, wie und über welche Beziehungen er die Subskription unterstützen wollte. Zur Erreichung dieses Zieles hatte er sich auch der Unterstützung der badischen Regierung versichert. III. Z. 7
Z. 10
Z. 17 Z. 18 Z. 18 Z. 29 Z. 38 Z. 39 Z. 39
Z. 39
Z. 40 Z. 41
Inlage: Damit dürfte wohl die Anfrage zur Subskription gemeint sein, die Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854, ⇒ Nr. 689) beim evangelischen Kirchendepartment angefordert hatte (⇒ Nr. 1630). Katholischen Section: Das katholische Kirchen-Department war eine nachgeordnete Behörde im Badischen Innenministerium (⇒ Nr. 1630), dem die Kirchen- und Schulverwaltung oblag. Freund: konnte nicht näher bestimmt werden Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 Ewald: Johann Ludwig Ewald (1748–1822) ⇒ Nr. 529 Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 Briefe: scheint nicht erhalten zu sein Kellner: konnte nicht näher bestimmt werden Gasthaus zum goldnen Kreuz: Vermutlich handelt es sich hierbei um das 1815 erbaute und eröffnete Gasthaus in Baden-Baden, das noch heute besteht und am zentralen Augusta-Platz liegt. Briefe: Der Brief von Herr Brugner (⇒ Z. 40) ist in den Akten zu Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854, ⇒ Nr. 689) im Generallandesarchiv Karlsruhe nicht erhalten. Die hier ebenfalls angesprochenen Briefe Pestalozzis an Johann Michael Holtzmann (1774–1820, ⇒ Nr. 1614) und Ladomus sind ediert in PSB X, Nr. 4651 und Nr. 4652. Brugner: Herr Brugner konnte nicht näher bestimmt werden. Petri: Johann Philipp Petri (1787–1841) war bis 1816 Lehrer in Hadamar, besuchte anschliessend den Lehrerfortbildungskurs von Johann Bernhard Gottlieb von Denzel (1773–1838, ⇒ Nr. 1652) in Idstein und hielt sich kurz in Yverdon auf, bevor er von 1818 bis zu ihrer Schliessung 1846 als Lehrer und Leiter an der Realschule in Usingen (alle Hessen) amtierte.
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Z. 42 Z. 44 Z. 45
Danach wechselte er noch für ein Jahr an die Realschule in Diez (Rheinland-Pfalz). geschrieben: PSB X, Nr. 4652 Zandt: Jakob Friedrich Theodor Zahndt (1760–1843) ⇒ Nr. 1614 Holzmann: Johann Michael Holtzmann (1774–1820) ⇒ Nr. 1614
1665. Philipp Albert Stapfer 24. Juni 1817 5
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A Monsieur Monsieur H[einrich] P e s t a l o z z i Chef d’un Institut d’Education, Chevalier de l’Ordre de Wolodimir à Yverdun Rue Poissonniere No. 21. 24tn Junii Edler, Vortrefflicher Freund, Herzlich gerne will ich in meinem kleinen Verhältnisskreise die gute Sache verfechten, und der Verbreitung der Werke eines der besten Freunde und Aerzte, die unser mühseliges Geschlecht auf seiner Wanderschaft durch ein Geschenk der Vorsehung erhielt, zum Besten des Reichs der Warheit und Tugend, so viel an mir liegen mag, zu befördern suchen. Allein von Tag zu Tag ziehn Kränklichkeit, Zurückgezogenheit und mit dem Anwachsen meiner Söhne sich mehrende Geschäfte u[nd] Sorgen den Kreis dieser Verhältnisse enger an. Unter meinen, für die moralischen Menschenbedürfnisse Sinn habenden, Bekannten unter den Einwohnern dieser ungeheuern Menschengruft, glauben die Besten durch Theilnahme an der Gründung u[nd] Erweiterung Lancasterscher Schulen ihre Pflichten als Menschenfreunde und Beförderer der heiligsten Angelegenheit unsers Geschlechts supererogatorisch erfüllt zu haben, und ich schmeichle mir daher mit keiner reichlichen Erndte auf diesen dürren, durch Unkrautt aller Art ohnehin erschöpften Sandboden. Wenigstens mir werde ich die Freude nicht versagen, auf Ihrer Subscriptionsliste zu stehn, und bitte deswegen meinen Schwager Schnell dafür zu sorgen, dass die dadurch eingegangnen Verpflichtungen durch seine Gefälligkeit berichtiget werden. Unsre hiesige Erziehungsgesellschaft werde ich zur Suscription, gewiss nicht ohne Erfolg auffordern, und durch einen jungen Deutschen, der in Schnepfenthal erzogen worden und jüngst nach Bor-
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deaux abgereist ist, hoffe ich dort auch einige Beförderer des Unternehmens zusammenzubringen. Allein leider! ist die Sprache eine schwer zu überfliegende Kluft zwischen den Freunden des Guten in beiden Nationen. Es ist in der unsrigen etwas tiefes, gemüthliches, häusliches, still um- u[nd] selbstschauendes, wenn ich so reden darf, das der französischen durchaus fremd geblieben und auch die bessern, für das Reine u[nd] Hohe im Menschen empfänglichen Franzosen, nicht bloss nicht anzieht, sondern wirklich zurückstösst und gegen unsre moralisch-philosophische Literatur besonders in hohem Grade abgeneigt macht. Unter allen deutschen Schriftstellern besitzt vielleicht keiner jene Vorzüge so entschieden und in solchem Umfange wie Sie, Theurer, und es ist daher unendlich schwer, dass die Franzosen Ihren ganzen Werth zu schätzen lernen. Meine Nervenschwäche erlaubt mir nicht diesen Brief zu verlängern. Ich danke Ihnen, mein sehr verehrter Freund, für Ihr höchst schäzbares Andenken, und bitte Sie meiner Gattinn und meine herzlichen Grüsse nebst dem Ausdruck zärtlicher Liebe und aufrichtiger Hochachtung zu genehmigen P[hilipp] A[lbert] Stapfer Diesen Brief schicke ich an meinen Schwager durch Ihren Mitbürger H[errn] Pestaluz (des H[errn] Rathsh[errn] Sohn) einen hoffnungsvollen, so edlen als geschickten jungen Mann, dem hier die Namensverwandschaft mit Ihnen verdoppelte Aufmerksamkeit und Achtungsbezeugung von Menschen jedes Standes u[nd] jedes Rangs zusicherte. Vergessen Sie mich nicht bey Ihrem verdienstvollen Mitarbeiter und Freunde Herrn Niederer.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 357/4 Bogen, 198 x 150 mm Datum am Schluss, Stempel BERN, Siegelspuren, Dorsualvermerk Paris 24 Juin 1817 Stapfer R_ Original Textkritik
Zeuge H Z. 53
P[hilipp] A[lbert] Stapfer: lateinische Schrift
684 Sacherklärung I. Philipp Albert Stapfer (1766–1840) ⇒ Nr. 899 II. Philipp Albert Stapfer (1766–1840, ⇒ Nr. 899) hatte 1800 dafür gesorgt, dass Pestalozzi die Nachfolge von Johann Rudolf Fischer (1772–1800, ⇒ Nr. 571) als Leiter der Lehrerbildungsanstalt im Schloss Burgdorf übernehmen konnte. Auch nach seinem Rücktritt als helvetischer Bildungsminister (1800) blieb er mit Pestalozzi in brieflichem Kontakt und versuchte, Pestalozzi und seine Methode im französischen Sprachraum bekannt zu machen, so beispielsweise auch bei François Pierre Gauthier, Maine de Biran (1766–1824, ⇒ Nr. 873). III. Z. 13 Z. 18 Z. 23 Z. 25 Z. 30 Z. 32
Z. 33 f.
Z. 34 Z. 50 Z. 55
Z. 55 Z. 61
Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Söhne: Charles-Louis (1799–1880, ⇒ Nr. 1081) und Frédéric-AlbertAlexandre Stapfer (1802–1892, ⇒ Nr. 1081) Lancasterscher Schulen: ⇒ Nr. 1487 supererogatorisch: ausserhalb der moralischen Pflicht Schnell: Samuel Ludwig/Ludwig Samuel Schnell (1775–1849) ⇒ Nr. 946 Erziehungsgesellschaft: Hier handelt es sich wahrscheinlich um die 1815 in Paris aus einer Vorgängerorganisation entstandene Société pour l’instruction élémentaire. Die Gesellschaft mit dem Ziel der Förderung der Elementarschulbildung, der Lehrerbildung und der Verbreitung des Gedankengutes der Aufklärung wurde in den ersten Jahren von Marie Joseph de Gérando (1772–1842, ⇒ Nr. 900) präsidiert, mit welchem Philipp Albert Stapfer (1766–1840, ⇒ Nr. 899) in Kontakt stand. Zudem waren auch Marc-Antoine Jullien (1775–1848, ⇒ Nr. 1200) und Pestalozzi Mitglied. Ob die Société auf die Pestalozzi-Werke subskribierte, ist unklar. Deutschen: Möglicherweise handelte es sich hier um Jean-Daniel Bentzien (*1795), der von 1806 bis 1813 im Philanthropin in Schnepfenthal (⇒ Nr. 640) erzogen wurde und später als Handelsmann in Bordeaux tätig war. Jean-Daniel Bentzien, möglicherweise auch der Vater des hier gesuchten, engagierte sich für Erziehungsfragen und korrespondierte mit Marc-Antoine Jullien (1775–1848 ⇒ Nr. 1200). Eine Subskriptionsliste von Bordeaux ist allerdings nicht überliefert. Schnepfenthal: Philanthropin ⇒ Nr. 640 Gattinn: Marie Madeleine Pierrette Stapfer-Vincent (1778–1854) ⇒ Nr. 946 Pestaluz: Damit dürfte entweder Heinrich Pestalozzi (1790–1857) oder sein Bruder Johannes Pestalozzi (1793–1856) gemeint sein, die beiden jüngsten Söhnen von Hans Jakob Pestalozzi (1749–1831, ⇒ Nr. 286). Heinrich war Ingenieur und Kartograph, amtete ab 1823 in Zürich als Grossrat sowie als Inspektor der Stadtbefestigung, Wasser- und Strassenbauten und war ab 1853 Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nordostbahn. Johannes war Diakon an der Predigerkirche in Zürich und in erster Ehe mit Anna Barbara Römer (1799–1837) verheiratet, in zweiter Ehe mit Susanna Spöndli (1809–1897). Rathsh[errn]: Hans Jakob Pestalozzi (1749–1831) ⇒ Nr. 286 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
685 1666. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 25. Juni 1817 5
Euer Wohlgebohrn habe ich die Ehre auf Ihr Geehrtes v[om] 13. h[ujus] m[ensis] zu erwiedern dass ich den Aufsatz «Pestalozzi gegen ein Missverständniss», sogleich in einer Beilage des Morgenblatts habe abdrucken lassen. Die beiden Anzeigen von Coblenz und Basel eignen sich nicht wohl für das Morgenblatt. Beiträge von H[errn] Jullien für das Morgenblatt werden mir angenehm seyn, und werden wenn sie sich dazu eignen möglich bald aufgenommen werden. Mit vorzüglicher Hochachtung Euer Wohlgebohrn ergeb[ener] J[ohann] F[riedrich] Cotta
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/9 Bogen, 222 x 187 mm eigenhändige Unterschrift Stempel STUTTGART 25 JUN 1817, Siegelspuren, Dorsualvermerk Stuttgardt 25 Juin 1817 Cotta Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 15
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Jullien: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617
686 II. Die Aussage in Pestalozzis Subskriptionsplan, dass die Veröffentlichung seiner Werke «endlich einmal auch diejenigen ökonomischen Hülfsmittel für meine Zwecke» bieten werden, «die ich [Pestalozzi] ihrer Natur nach schon lange darin hätte finden sollen» (PSW XXV, S. 41), hatte offenbar einige Leser zum (falschen) Schluss bewogen, Pestalozzi brauche das Geld zur Bestreitung seines eigenen Lebensunterhalts. Um dieser Fehlmeinung entgegenzutreten und die potenziellen Subskribenten nicht zu täuschen, veröffentlichte Pestalozzi das auf den 6. Juni 1817 datierte Flugblatt Pestalozzi gegen ein Missverständnis in seinem Subscriptionsplan (PSW XXV, S. 69–80). III. Z. 10 Z. 11 Z. 12 Z. 13
Z. 16
Geehrtes: PSB X, Nr. 4679 Aufsatz: PSW XXV, S. 69–80 Morgenblatts: Intelligenz-Blatt zum Morgenblatt 15(1817), S. 57–60, Beilage zum Morgenblatt für gebildete Stände 143, 16. Juni 1817. Anzeigen: In seinem Schreiben vom 13. Juni 1817 (PSB X, Nr. 4679) bat Pestalozzi seinen Verleger Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617), neben seinem Flugblatt Pestalozzi gegen ein Missverständnis in seinem Subscriptionsplan (PSW XXV, S. 69–80) auch die in Koblenz und Basel gedruckten Empfehlungen für seinen Subskriptionsplan drucken zu lassen. In Koblenz liess Johann Joseph von Görres (1776–1848, ⇒ Nr. 1469) im Mai 1817 die Subskriptionsanzeige abdrucken (⇒ Nr. 1628) und versah sie mit einer selbst verfassten Empfehlung (ZB Zürich, Ms Pestal 1390.15/7). In Basel wurde die Subskriptionsanzeige, unterzeichnet von Johann Friedrich Miville (1754–1820, ⇒ Nr. 1829) und Johann Jakob Fäsch (1752–1832, ⇒ Nr. 1649), am 3. Juni 1817 gedruckt, ebenfalls mit einer persönlichen Empfehlung ergänzt (ebd., Ms Pestal 1390.15/6). Jullien: Marc Antoine Jullien (1775–1848) ⇒ Nr. 1200
1667. Hans Georg Nägeli 25. Juni 1817 5
Mons[ieu]r Pestalozzi à Yverdun Zürich, den 25 Juni 1817
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Theuerster Pestalozzi! Ihre 3 Ankündigungen, die 2 gedruckten und die geschriebene, sind eine 3fache Selbstherabwürdigung. Sie sehen, ich lobe in dem ich tadle, und werden sich so einen freündlichen «Abenbuzer» um so eher gefallen lassen.
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Warum denn müssen Sie ins Teufels Namen der Welt Ihre Person stückweise vorkauen, indem Sie eben im Begriff sind, sich ihr in Ihren Werken als g a n z , g r o s s und s e l b s t s t ä n d i g zu zeigen?! Warum wollen Sie lieber, statt Verehrung im deutschen Sinn, Verehrungen im Zürcher Sinn des Wortes haben, warum, wenn einmal, verkehrterweise, das Subjektive dem Objektiven hat vorgezogen werden sollen, mit «s’Teufels Gewalt» die eitle Welt nöthigen, die Sache nicht zunächst als Ehrensache, sondern als Barmherzigkeitssache anzusehen? Warum endlich, geben Sie sich neuerdings dem Gespött Preis, indem Sie die Welt versichern, nicht Ihre Person sondern Ihr Haus darbe – was, wörtlich genommen, wenn es die Spötter herausnehmen, nicht einmal wahr ist. Doch – es sind geschehene Dinge, u[nd] ich möchte nur auch verhüten, dass Sie nicht noch etwa eine 4te Ankündigung schreiben. Sie sind übrigens damit bloss einem allgemein menschlichen Irtum, non omnia possumus omnes, unter legen. Sie haben nur einen Theil Ihres öconomischen Glücks verscherzt. Sie werden mit dieser Unternehmung, u[nd] mir betreiben Sie hier innig[stem] Erfolg, immer noch ein wohlhabender Mann, und das ist genug. Sie haben sich ja selber immer am liebsten zum goldenen Mittelstand gezählt; und so bleiben Sie ihm, was ganz recht ist, um so sicherer zugezählt und zugethan. – Von Herzen Ihr H[an]s Georg Nägeli
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 254/1 Bogen, 242 x 193 mm Stempel ZURICH 26. JUN 1817, Siegelspuren, Dorsualvermerk Zurich 25 Juin 1817 J[ohann] G[eorg] Nägeli Original Textkritik
Zeuge H Z. 13 Z. 19 Z. 20 Z. 21 Z. 28 Z. 29 Z. 29
eher ∫ gefallen einmal, verkehrterweise die eitle die Sache ∫ damit bloss non omnia possumus omnes: lateinische Schrift haben nur
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u[nd] … Erfolg ∫ Siegelausriss Sacherklärung I.
Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 II. Hans Georg Nägeli (1773–1836, ⇒ Nr. 998) hatte Pestalozzi schon Ende 1811 im öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Gegnern und Befürwortern der pestalozzischen Methode publizistisch beraten (⇒ Nr. 1275) und war auch hier mit den Formulierungen der Subskriptionsankündigungen unzufrieden, weil sie nach seiner Einschätzung zu defensiv ausgefallen waren. III. Z. 10
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Ankündigungen: PSW XXV, S. 39–45 und S. 69–80. Was Hans Georg Nägeli (1773–1836, ⇒ Nr. 998) mit der «geschriebenen» Ankündigung meinte, lässt sich nicht mit Sicherheit klären. Möglicherweise handelte es sich um eine frühe Version der Ankündigung von Pestalozzis Sämmtlichen Werken, die nicht gedruckt, aber möglicherweise an einige Personen des engeren Kreises versandt wurde (PSW XXV, S. 23–38). Abenbuzer: runterputzen, massregeln, in den Senkel stellen (mdl.) non omnia possumus omnes: wir können nicht alle alles (lat.)
1668/1. Johannes Niederer 25. Juni 1817 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Beiliegend sende Ihnen die Abschrift einer unmittelbar an Sie gerichteten Stelle eines Briefs von Nabholz an Krüsi und mich. Nabholz spricht sich in dieser Stelle in Betreff seiner Ansichten von Ihrer Anstalt und seines Verhältniss zu Ihnen so ganz und so selbstständig aus, dass diessfalls keine Bemerkung weiter übrig bleibt. Was ich wage, ist, Sie zu bitten, Sie möchten das edle Wort eines edeln Mannes in Sinn, Geist und Zusammenhang womit es geschrieben worden, aufnehmen; und d a d u r c h , mit der reinen Kunst der Wahrheit und Liebe, welche Sie in den Augenblicken Ihres wahren Daseyns so ausgezeichnet erfüllen. Erlauben Sie mir aber auch bei diesem Anlas die Grundsätze und Gefühle von Nabholz in Hinsicht Ihrer Person, Ihrer Anstalt und unsere Theilnahme an beiden, welche Krüsi und ich durchaus theilen, auf eben so kurze als einfache, durch aus durch bestimmte Gesichtspunkte zurückzuführen. Ihre Aufforderung durch Frau Koch,
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mich wieder an Sie anzuschliessen verpflichtet, Ihre gestrige Unterredung mit Krüsi mich darzu. Unerschütterlich fest in unserm Entschluss, der von Ihnen aufgestellten Idee der Menschenbildung, und damit Ihrem Werk und Ihrer That zu leben, unveränderlich treu dem Wesen der durch Sie in uns gemachten, und in vieljähriger Hingebung an Ihre Person und Anstalt von uns bewiesenen und dargestellten Überzeugungen davon,
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/I,2 Blatt, 262 x 201 mm Dorsualvermerk Niederer an Pestalozzi im Jahr 1817 in Betreff Nabholzens, Notizen Ich bin durch Ich bin ward ich bin wie wodurch von wann woher wo. Ich bin Verminderung des P. Erholung des Subjects im Objekt. Verminderung des – den Preis auch – des Modification auch. Kann seyn muss seyn will seyn. Dann Subjekt behoben zum Objekt. Original Textkritik
Zeuge H Z. 16 Z. 17 Z. 21 Z. 26
Nabholz in an beiden Krüsi mich uns bewiesenen Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Eine Abschrift dieses Briefes von Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) an Pestalozzi schickte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) auch nochmals am 21. Juli 1817 (⇒ Nr. 1704). Von diesem Brief sind zwei weitere Fassungen überliefert. Da unklar ist, welche Version als «endgültig» angesehen muss bzw. weil sich die einzelnen Fassungen teilweise deutlich voneinander unterscheiden, werden hier alle drei Briefe abgedruckt (⇒ Nr. 1668/1, ⇒ Nr. 1668/2, ⇒ Nr. 1668/3). III. Z. 5 Z. 6 Z. 6 Z. 19
Abschrift: ⇒ Nr. 1669 Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Koch: Susanna Maria/Marie Koch-Crommelin (1780–1820) war mit dem Lehrer Egbert Johannes Koch (*1784) aus Amsterdam verheiratet und weilte im Sommer 1817 und vom August 1818 bis zu ihrem Tod 1820
690 bei Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) in Yverdon. Niederer verwies Susanne Koch an einen befreundeten Arzt wegen Herzleiden und Melancholie. Nach dem Tod Susanna Maria Kochs hielt Niederer eine Gedächtnispredigt auf Maria Crommelin, verm. Egbert Johannes Koch (ZB Zürich, Ms Pestal 694/13).
1668/2. Johannes Niederer 25. Juni 1817 Iferten den 25ten Junii 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Beiliegend übermache ich Ihnen die Abschrift einer unmittelbar an Sie gerichteten Stelle eines Briefes von Nabholz an mich. Nabholz spricht sich für sich so ganz aus, und zugleich so selbstständig, dass ich mir in Zukunft seinen nicht die geringste weitre Bemerkung erlaube. Nur wage ich es, Sie zu bitten, dass Sie dieses Wort seines Geistes und Herzens an Sie in Zusammenhange, in d e m Geist und d e r Wahrheit, womit es aus ihm hervorgieng, und zugleich mit der Reinheit und Kunst der Wahrheit und Liebe uns kurz fassen, wovon Sie in den höhern Augenblicken Ihres Daseyns erfüllt sind. Erlauben Sie mir indessen Ihnen in Krüsis und meinem, und indem ich Nabholzens Ansicht auf einfache, durchaus klare und bestimmte Gesichtspunkte zurückführe, in unser aller drei gemeinschaftlichem Namen mich über das Verhältniss, in welchem wir thatsächlich zu Ihnen stehen und unveränderlich stehen werden, so wie über das worinn wir äusserlich zu stehen wünschen, zu erklären. Sie haben sich vertraut und öffentlich, mündlich und gedruckt, seit meinem Abschied über uns, namentlich über mich, und mittelbarer Weise über sich auf eine Weise geäussert, die den Abschied nicht nur rechtfertigt, sondern ihn zur Pflicht machte, weil er noch nicht genommen; ja die ihn Ihnen selbst erwünscht, zu Ihnen persönliches Bedürfniss, und zur nothwendigen Forderung an mich machen müsste. Ich will Sie nur an das laute Wort erinnern, womit Sie sich durch meinen Austritt f r e i nannten, ferner an Ihre vielfältig ausgesprochne Meinung –
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,60
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Blatt, 262 x 201 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 19 Z. 19 Z. 22 Z. 23
thätsächlich zu unveränderlich stehen öffentlich, mündlich mich, und Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1668/1 III.
Z. 6 Z. 7 Z. 15
Abschrift: ⇒ Nr. 1669 Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Krüsis: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588
1668/3. Johannes Niederer 25. Juni 1817 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Beiliegend sende Ihnen die Abschrift der an Sie gerichteten Stelle eines Briefs von Nabholz an Krüsi und mich. Nabholz spricht darinn seine Ansichten von Ihrer Anstalt, von Ihrem Verhältniss zur Menschheit und von dem seinigen und unsrigen zu Ihnen so selbstständig und ganz aus, dass diessfalls mir keine Bemerkung übrig bleibt. Allein diese Stelle enthält zugleich eine mittelbare, der Brief eine unmittelbare Aufforderung an uns, Ihnen noch einmal eine treüe und innige Vereinigung mit Ihrer Anstalt herzlich anzutragen. Da wir unerschütterlich fest in unserm Entschluss sind, Ihrer Idee der Menschenbildung und damit Ihrem Wort und Ihrer That zu leben, wie wir seit so vielen Jahren in treüer Hingebung an Ihre Person und Ihre Anstalt gelebt haben, so entsprechen wir dieser Aufforderung mit der grössten Bereitwilligkeit, und bieten Ihnen aufs Neue unsere Kräfte an, so wie wir Sie Ihnen seit Burgdorf her, durch alle Zeiten in denen Sie uns durch Ihr Vertrauen beglückten, bewiesen, und wie
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wir sie Ihnen seit der letzten Trennung zum öftern, ja unaufhörlich, besonders aber bei Miegs, und zuletzt bei Nabholzens Gegenwart, ohne Erfolg leider, angebotten haben. Wir werden immer die nemlichen seyn, und nie ein höheres Glück kennen, als an Ihrer Seite zu leben, so lange und in so weit unsre Mitwirkung zu Ihrer Befriedigung beitragen kan. Nur die schmerzhafte Überzeügung, unsre letzten Anstrengungen für diesen Zweck seyen erschöpft, verursachte unsre völlige äussere Trennung von Ihnen und erhält sie jetz noch. Ihre Äusserungen des Wunsches einer fortdauernden und herzustellenden Mit –
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,61 Blatt, 262 x 201 mm Dorsualvermerk 1817 23. Juni Niederer an Pestalozzi nach Nabholzens Brief Original Textkritik
Zeuge H Z. 22 Z. 28 Z. 29
Miegs: lateinische Schrift äussere ∫ Wunsches einer Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. ⇒
Nr. 1668/1 III.
Z. 5 Z. 6 Z. 6 Z. 22
Abschrift: ⇒ Nr. 1669 Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 Miegs: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244
693 1669. Philipp Nabholz 25. Juni 1817 5
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Pestalozzi ist es sich selbst – ist es seinem Hause, seiner Idee – ist es der Menschheit schuldig, dass er sich über den ihm gemachten Vorwurf rechtfertige: er lasse sich von Schmid als ein blindes Werkzeug zu dessen selbstsüchtigsten Zwecken gebrauchen. Vater! diese Beschuldigung schmerzet deine Freunde in ihrem Innersten. Vater! wie kannst du in deinem 72. Jahre dein Haus auf seine Spitze stellen! Vater! wie kannst du öffentlich sagen, dass der Erlös aus deinen Schriften das letzte und vielleicht das einzige Mittel sey, wodurch du in Stand gesetzt werden könnest, dich und deine noch übrige Zeit den Endzwecken deines Lebens noch mit einiger Hoffnung eines guten Erfolgs wiedmen zu können! Vater! ist der Glaube an die Gottlichkeit der Idee der Menschenbildung, welche Idee der Herr uns in der Wahrheit und Wirklichkeit, durch dich geoffenbaret hat, so ganz aus dir verschwunden, dass es scheint, du hoffest, dich, durch phisische Mittel, in Besitz der zur Erreichung deines Zweckes, nothwendigen geistigen setzen zu können. Wie ganz anders dachte, handelte u[nd] sprach Christus, dessen Haus jetz nach 1800 Jahren noch und zwar auf der ganzen Erde blühete! Vater! auch du dachtest anders – wie oft hast du nicht gesagt: mit wie wenigen Hilfsmitteln du dein Haus angefangen, und wie der Herr es in Umständen, wo es schien es müsse untergehen, erhalten, und zu immer grösserm Flor gebracht habe. Vater! hat dein Haus nicht, so lange es mit reinem Herzen die Ausartung deiner Idee bezweckte, alles Nothwendige gehabt? Vater! es gibt nur einen Weg auf dem dein Haus sich erhalten und vervollkommnen kann. Es ist die Vereinigung deiner Freunde in und mit dir, zur Ausarbeitung deiner Idee in allen Unterrichtsfächern. Dabei aber muss jeder an seine Stelle gesetzt werden. Von Keinem muss gefordert werden, dass er in Dingen etwas leiste, wozu er seiner ganzen Natur nach nicht taugt. Keiner muss über den andern herrschen wollen, alle müssen dir sich unterziehen und deinen Willen, insofern er Offenbarung deiner Idee ist, unbedingt befolgen. Wesentlich wird es wohl dabei seyn, dass einer deiner Freunde die Leitung des Wissenschaftlichen, ein andrer die moralisch religiöse, und ein dritter, die oekonomische übernimmt – wie du es selbst gefordert. – Zur wissenschaftlichen Leitung taugt in jeder Hinsicht Niederer wie keiner, zur moralischen Krüsi – wenigstens vorzüglich in der ersten Klasse. Das Oekonomische mag Schmid ferner besorgen,
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weil er hierinn deine Zufriedenheit hat. Ist er wirklich mit dem Interesse für dich und dein Haus beselt, wie er es vorgibt, so wird er sich an Niederer u[nd] Krüsi innigst anschliessend nur deinen Willen vollziehen. Um die erforderlich wechselseitige Freundschaft unter ihnen zu erhalten ist nothwendig, dass jeder in vollkommne Kenntnisse dessen gesetzt ist was die andern thun, und dass bei gegründeten Einwendungen des einen oder andern nicht fortgehandelt werden darf bis allseitige Uebereinstimmung vorhanden ist. Vater, ich bin überzeugt dass Krüsi und Niederer sich zu allem verstehen werden was dein Haus erhalten und befördern kann. Auch wollen sie sich von Schmid nicht trennen – nur seiner Willkühr wollen sie sich nicht unterziehen, sondern ihr Leben der freyen Entwicklung deiner Idee hingeben. Dieses müssen sie, dazu sind sie innerlich, durch ihre Natur gezwungen. Ihre Bestimmung hiezu haben sie beide – jeder in einem besondern eigenthümlichen Kreise, durch Werke beurkundet, die für die Menschheit einen unvergänglichen Werth haben. Dieses thaten sie vereinigt mit Dir. Du hast es durch sie gethan. Was sie sind, sind sie nur durch dich, durch deine Idee, daher können und werden sie sich innerlich von dir nie trennen. Sie werden – wenn du sie auch aus deinem Hause ausschliessen solltest, in der nämlichen Liebe und Ehrfurcht gegen dich vereinigt dein Werk fortsetzen, und alle deine ältern Freunde und Mittarbeiter, und alle Freunde der Menschheit werden sich an sie anschliessen. In Ihnen, in ihrem Unternehmen wirst du fortleben, wird deine Idee sich entwickeln. Welche Folgen daraus für dein wirkliches Haus entstehen werden, ist augenscheinlich. Vater – ich bitte dich – Doch was immer geschehen wird – Sollten auch deine Freünde äusserlich getrennt von dir, ihre Lage der Bildung u[nd] Erziehung zu wiedmen genöthigt werden, so ist das, was sie auf diese Weise thun, nur dein Werk, und sie bereiten dir nur eine neue Wohnung, die du, wenn deine alte verlassen seyn wird, mit Freuden und mit Anerkennung als dein Werk und Eigenthum beziehen wirst. Vater! seit dem ich mich von dir getrennt, habe ich über dein Haus und seine gegenwärtige Lage nachgedacht. Ich habe den Herrn gebethen, dass ich die Ursache der Trennung, die in deinem Hause vorhanden ist, und den Weg, wodurch sie wieder aufgehoben werden kann, erkennen und einsehen möge, die Liebe zu dir hat mich stark gemacht, dass ich dir meine innersten Gedanken offenbaren könnte, auch diejenigen die dich schmerzen werden. Vater! wenn was Gutes in mir ist, so gehört es dir an, dir habe ich alles zu verdanken – Befiehl – und ich folge – Mit innigster Liebe und Ehrfurcht ewig dein Nabholz.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 253/5 Bogen, 261 x 202 mm Dorsualvermerk Sommer 1817 Nabholz an Pestalozzi. Original Textkritik
Zeuge H Z. 26
deiner Idee Sacherklärung I.
Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 II. Im vorherigen Brief (⇒ Nr. 1668) von Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) an Pestalozzi wird dieser Brief von Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) als an Niederer und Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) adressiert bezeichnet. Da der Brief von Nabholz allerdings als direkte Anrede an Pestalozzi formuliert ist, wird er hier als eigenständiger Brief an Pestalozzi ediert. III. Z. 6 Z. 10 Z. 11 Z. 40 Z. 41
Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712 öffentlich sagen: PSW XXV, S. 39–45 Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588
1670. König Maximilian I. Joseph von Bayern 25. Juni 1817 5
An Herrn Heinrich Pestalozzi Director des Erziehungs Instituts in Yverdon. München den 25n Juny 1817.
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Herr Director Pestalozzi. Ich habe Ihr Schreiben erhalten in welchem Sie zu einer neuen Ausgabe Ihrer Schriften ein Privilegium exclusivum nachsuchen. Da der Nachdruck in Meinen Staaten g e s e t z l i c h verboten ist, so finden Sie hierin zu Ihrer Beruhigung den beabsichtigten Schutz, und es bedarf keiner besonderen Ausfertigung. Es ist Mir übrigens sehr angenehm Ihnen bei dieser Gele-
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genheit Meinen vollkommenen Beifall über die unermüdete Fortsetzung Ihrer pädagogischen Versuche zu erkennen zu geben und Sie von den wohlwollenden Gesinnungen zu versichern womit Ich bin Ihr Ihnen wohlgewogener Max[imilian] Joseph
Überlieferung 1 2 3 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 1390, Umschlag 14/26 Blatt, 250 x 202 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 6 Z. 8 Z. 9 f.
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Privilegium exclusivum: lateinische Schrift Sacherklärung I.
König Maximilian I. Joseph von Bayern (1756–1825) ⇒ Nr. 985 III. Z. 8 Z. 9
Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1671. Neue Gelehrten-Buchhandlung und Johann Philipp Rossel 27. Juni 1817 Coblenz den 26. Juni 1817 5
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Herrn Pestalozzi, Wohlgeb[oren]. Auf Antrag des Herrn Rossel, Vorsteher des hiesigen Pestalozzischen Instituts, übernahm ich auf Ihre Werke die Subscribenten zu sammeln. Ich versprach dieses Herrn Rossel, ohne den geringsten Vortheil für mich zu thun, da aber Porto-Kosten und meine sonstige Auslagen mir erstattet werden müssen, so bin ich so frei bei Ihnen
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mich zu erkundigen, ob ich diese Unkosten den Subscribenten berechnen soll? Nachstehende Subscribenten sind mir bis jezt eingegangen: 1) G[eorg] J[osef] Dillmann, von Arzheim. 2) Joh[ann] Dillmann, Schullehrer in Horchheim 3) Jos[eph] Meiler, Schullehrer in Rens. 4) Ad[olf] Klasmann, Schullehrer in Grosmeischeid 5) Hasselbach, Schullehrer in Winningen 6) Dr. Arnoldi, in Winningen. 7) Professor Görres, in Koblenz 8) Pfarrer Weinrich, in Rechtenbach 9) Konsistorialrath Follenius in Wetzlar 10) Hub[ert] Schaafhausen, in Coblenz 11) Herm[ann] Dietz, in Coblenz 12) Simon, Cantons-Pfarrer in Prümm 13) Hepp, Professor in Prümm für welche Sie mir gefälligst nach beendigtem Druck die Exemplare zugehen lassen wollen. Nach Empfang der Gelder werde ich sie Ihnen gleich auf dem, von Ihnen mir angezeigten Weg übersenden. Eu[er] Wohlgeboren mich ergebenst empfehlend zeichne ich pr[eussische] Neue Gelehrten-Buchhandlung Koblenz den 27ten Juni 1817.
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Der anfang ist klein, u[nd] ganz gegen meine Erwartung klein, aber ich hoffe doch noch auf eine bedeütende Anzahl, vorzüglich bei einigen kleinen Reisen, die ich von Zeit u[nd] Geschäfts wegen noch immer verschob. Die vorbemerkte Buchhandlung thut was sie kann, wofür ich aber auch die Bitte für sie einlege, dass hier für Koblenz u[n]d die nächste Umgegend kein Kommissär mehr angenommen werden möchte, weil sonst diese Handlung, da sie von Ihnen u[nd] den Subscribenten nicht meint, ihren Zweck durch dieses Unternehmen wichtiger zu werden, nicht erreicht. Mitt dieser genehmigung wird sie aber alles Mögliche thun Ihnen Vortheil zu verschaffen. Ihr *** Ph[ilipp] Rossel
Überlieferung 1
ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 309/3
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Blatt, 260 x 181 mm Zweites Datum am Schluss, Dorsualvermerk Coblenz 26. Juin 1817 Rossel R_ Original Textkritik
Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 6 Z. 8 Z. 9 Z. 14 Z. 15 Z. 15 Z. 16 Z. 16 Z. 17 Z. 17 Z. 18 Z. 18 Z. 19 Z. 19 Z. 20 Z. 21 Z. 21 Z. 22 Z. 22 Z. 23 Z. 23 Z. 24 Z. 24 Z. 25 Z. 25 Z. 26 Z. 26
Die Neue Gelehrten-Buchhandlung zu Koblenz wird 1815 von Rudolph Friedrich Hergt (1790–1862) gegründet. Sie ist an die Hergt’sche Buchdruckerei angegliedert, die aus der Vereinigung der Druckereien von Huber, Grebel und Heriot hervorgeht, welche Hergt allesamt im Laufe der Zeit erworben hat. Dass die Buchhandlung bei ihrer Gründung und noch einige Jahre länger den Namen Neue Gelehrten-Buchhandlung trägt, hängt damit zusammen, dass sie der Neuen Gelehrten-Buchhandlung von Hadamar (Hessen) untersteht, die seit Ende des 18. Jahrhunderts existiert und von Franz Christian Nikolaus Hergt (1760–1838), dem Vater von Rudolph Friedrich und naussauischer Medicinal-Assessor, Verleger und Buchdrucker, gegründet wurde.
699 Johann Philipp Rossel (1791–1831) ⇒ Nr. 1313 c III. Z. 7
Z. 7 Z. 14
Z. 14 Z. 15
Z. 15 Z. 16 Z. 16 Z. 17
Z. 17 Z. 18
Z. 18 Z. 19
Z. 20 Z. 21
Instituts: 1815 eröffnete der ehemalige Pestalozzi-Schüler Johann Philipp Rossel (1791–1831, ⇒ Nr. 1313 c) in Koblenz eine Privatschule nach pestalozzischer Methode. Dabei wurde er von Johann Joseph von Görres (1776–1848, ⇒ Nr. 1469) unterstützt, der von 1814 bis 1816 Direktor des öffentlichen Unterrichts im Gouvernement Mittelrhein war. Unterrichtet wurden in der Anstalt mehrheitlich Kinder der unteren Volksschulstufen, es gab jedoch auch ältere Schüler. Nachdem anfänglich nur Knaben aufgenommen wurden, übernahm Rossel nach einigen Monaten auch eine Mädchenschule. Besondere Bedeutung erhielt die pestalozzische Anstalt dadurch, dass sie den Turnunterricht einführte, zu dem bald auch die Koblenzer Gymnasiasten sowie die Kandidaten der Koblenzer Normalschule (Lehrerseminar) zugezogen wurden. 1817 wurde die Schule geschlossen und Rossel ging als Gymnasiallehrer nach Aachen. Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Dillmann: Georg Josef Dillmann (1795–1857), Lehrersohn aus Arzheim (Rheinland-Pfalz), arbeitete dort, später an der Schule der Pfarrei Liebfrauen in Koblenz (1822–1833) und dann an der Allgemeinen Oberschule in Koblenz als Lehrer. Arzheim: heute Teil von Koblenz (Rheinland-Pfalz) Dillmann: Johann Dillmann (1792–1868), der Bruder von Georg Josef Dillmann (1795–1857, ⇒ Z. 14), war von 1813 bis 1857 Lehrer In Horchheim (heute Teil von Koblenz). Horchheim: heute Teil von Koblenz (Rheinland-Pfalz) Meiler: Joseph Meiler (†1824) war seit 1814 Schullehrer in Rhens (Rheinland-Pfalz). Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt. Rens: Rhens (Reinland-Pfalz) Klasmann: Johann Adam Klasmann, Lehrersohn aus Helferskirchen, war spätestens ab 1815 als Schullehrer in Grossmaischeid (beide RheinlandPfalz) tätig. Grosmeischeid: Grossmaischeid (Rheinland-Pfalz) Hasselbach: Johann Peter Hasselbach (1790–1861) übernahm 1817 die Stelle als Lehrer in Winningen (heute Teil von Untermosel, RheinlandPfalz), die mit der Pflicht zum Kirchendienst verbunden war. Nach organisatorischen und personellen Problemen gab Hasselbach die Stelle aber bereits 1818 wieder auf und zog weiter nach Jülich (Nordrhein-Westfalen) um dort an der Stadtschule zu unterrichten. Hasselbach war auch Autor verschiedener Lehr- und Sachbücher. Winningen: Gemeinde in Rheinland-Pfalz Arnoldi: Carl Wilhelm Arnoldi (*1777) war Arzt in Winningen (RheinlandPfalz) und heiratete 1801 Johanna Catharina von Ey. Das Paar hatte fünf Kinder, darunter auch Carl Wilhelm (1809–1876), der in vierter Generation in Winningen als Arzt praktizierte. Görres: Johann Joseph von Görres (1776–1848) ⇒ Nr. 1469 Weinrich: Ludwig Alexander Theodor Weinrich (1762–1830) aus Weilberg (Rheinland-Pfalz) war Hauslehrer, Lehrer am Gymnasium in Weilburg (Hessen) und Pfarrer in Rechtenbach (Bayern), bevor er 1818 als Superintendent nach Wetzlar (Hessen) berufen wurde.
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Rechtenbach: heute Teil der Gemeinde Schweigen-Rechtenbach (Rheinland-Pfalz) Follenius: Ernst Ludwig Follenius (1769–1826) aus Darmstadt war seit 1793 Pfarrer und ab 1820 Oberpfarrer und Konsistorialrat in Wetzlar (Hessen), wo er von 1808 bis 1813 auch als ordentlicher Professor für Statistik und europäische Staatenkunde an der Rechtsschule lehrte. Wetzlar: Stadt in Hessen Schaafhausen: Hubert Josef Schaaffhausen (1780–1868) stammte aus Köln und betrieb in Koblenz einen Tabak- und Kolonialwarenhandel, bevor er ebenda gemeinsam mit Hermann Joseph/Josef Dietz (1782–1862, ⇒ Z. 24) eine Fabrik zur Herstellung lackierter Eisenwaren gründete. Dietz: Hermann Joseph/Josef Dietz (1782–1862), Fabrikant, war von 1817 bis 1847 Stadtrat in Koblenz. Dietz engagierte sich karitativ bei zwei städtischen Waisenhäusern und dem Bürgerspital. Neben sozialen Anliegen war Dietz als Vertreter eines ultramontanen Katholizismus vor allem in kirchlichen Belangen aktiv und stand im Mittelpunkt des Koblenzer Katholischen Kreises. Simon: Johann Peter Simon (1782–1867) aus Weinsheim (RheinlandPfalz) wurde 1807 in Trier zum Priester geweiht und amtierte danach von 1809 bis 1812 als Pfarrer in Uchtelfangen (heute Teil von Illingen, Saarland), bis 1825 in Prüm (Rheinland-Pfalz) und bis 1863 in Butzweiler (heute Teil von Newel, Rheinland-Pfalz). Prümm: Prüm (Rheinland-Pfalz) Hepp: G. Ph. Hepp war Lehrer an der Bürgerschule in Prüm (RheinlandPfalz), die von 1815 bis 1841 bestand und später zum Gymnasium wurde.
1672. Johann Georg Tschanz 30. Juni 1817 5
Monsieur Monsieur Pestalotzi Yverdun franco Kirchberg den 19/30 Juny 1 8 1 7 .
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Verehrungs würdiger Freund. – Endlich komme ich Ihr schäzbares Schreiben vom 20t p[assa]to zu beantworten. Sie wissen mein theurer Freund! wie sehr ich mich von je her für alles interessierte, was auf ihr edles Bestreben die in der Dunkelheit schmachtende Menschheit ans Liecht zu bringen, einigen Bezug hatte, niemand weiss besser als ich, wie mit vielen Unannehmlichkeiten Sie zu kämpfen hatten um das Ziehl zu erreichen, dessen Zwek so mancher misskannte, der nicht gewohnt ist
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so wie Sie, sein Leben dem Wohl der Menschheit zu widmen, niemand kann allso sehnlicher wünschen dass Ihr Vorhaben in Erfüllung gehe, als ich, nur bedaure ich dass meine Lage mir nicht erlaubt Ihnen thätigere Beweise von meiner warmen unumaenderlichen Freundschaft zu geben, ich werde mich bemühen Ihnen bey meinen Freunden u[nd] Bekannten Prénummeranten auf Ihre so nüzlichen Werke zu verschaffen, ich kann nur für ein Exemplar Ihrer sämtlichen Werke prénummerieren, zeigen Sie mir gelegentlich an wie, u[nd] wenn ich Ihnen den Betrag dafür einsenden soll. Meine Söhne Rudolf u[nd] Georg, nach denen Sie sich so gütig erkundigen, sind beyde bey mir, der Aeltere beschäfftigt sich mit Farben machen u[nd] der Jüngere erlernt die Handlung, ich hoffe dass einst beyde die Stütze meines Alters seyn werden, sie sind hoffnungsvolle Jünglinge. Auch ich mein theurer Herr Pestalozzi habe in diesen Zeiten mit vielem Ungemach zu kämpfen, die allgemeine Stokung des Handels, hat nachtheilige Folgen für mein Etablissement ich muss allen Kräften aufbieten um bey der grossen Theurung meinen armen Arbeytern genugsame Beschäftigung zu verschaffen, und um sie nicht aus Mangel an Verdienst in Verzweiflung zu bringen. Wir beyde haben schon viel Bitteres gehabt, u[nd] dennoch sind wir glücklicher als mancher reiche Prasser, denn in unserm Innern haben wir die Ueberzeugung, zum Guten beygetragen zu haben was uns möglich war. Möge Ihr Alter so ruhig u[nd] genussreich seyn, wie Sie es durch Ihr thätiges Leben verdienen, dies ist der Wunsch Ihres Sie ewig hochschäzenden Freund. J[ohann] G[eorg] Tschantz 30. Juny
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 371/2 Bogen, 202 x 260 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss, Siegelspuren, Stempel Kirchberg, Dorsualvermerk Kirchberg 19 Juin 1817 Tschanz Original
702 Textkritik Zeuge H Z. 8 Z. 12 Z. 22 Z. 24 Z. 31 Z. 33
Johann Georg Tschanz (1758–1832) ⇒ Nr. 767 II. Pestalozzi hatte während seiner ersten Jahre in Burgdorf engen Kontakt zu Johann Georg Tschanz (1758–1832, ⇒ Nr. 767) gepflegt, der in Kirchdorf (Kt. Bern) eine Druckerei betrieb und eine Schule für Fabrikkinder von Pestalozzi einrichten liess. Zudem waren die beiden Söhne Rodolph (*1796, ⇒ Z. 26) und Johann Georg Tschanz (*1799, ⇒ Z. 26) Schüler bei Pestalozzi in Yverdon gewesen. III. Z. 8 Z. 10 Z. 23 Z. 26
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Kirchberg: Gemeinde im Kt. Bern Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Rudolf: Über Rodolph Tschanz (*1796) ist nichts weiter bekannt. Die Textildruckerei Tschanz existierte unter diesem Namen noch bis weit ins 19. Jahrhundert, sie wurde aber ab 1840 von Johann Georg Tschanz’ (1758–1832, ⇒ Nr. 767) Schwiegersohn Henri Cuenin geleitet. Georg: Über Johann Georg Tschanz (*1799) ist nichts weiter bekannt.
1673. Johann Ernst Plamann Ende Juni / Anfang Juli 1817 5
[Reg.] Kotschy überbringt ein Schreiben von Plamann, in welchem er mit 4 Louis d’or auf die Cotta-Ausgabe subskribiert.
Überlieferung 1
Nr. 1662
703 Sacherklärung I. Johann Ernst Plamann (1771–1834) ⇒ Nr. 616 II. Johann Ernst Plamann (1771–1834, ⇒ Nr. 616) hatte dieses Schreiben sowie die Übersendung von 4 Louis d’or in seinem Brief vom 22. Juni 1817 (⇒ Nr. 1662) angekündigt. Ob dieser Brief und das Geld Yverdon allerdings wirklich erreicht hatte, ist unklar. III. Z. 4
Kotschy: Friedrich Traugott Kotschy (1795–1856) ⇒ Nr. 1622
1674. Ignaz Heinrich von Wessenberg um Mitte 1817 5
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Verehrtester! Was ich bisher für Sie thun konnte, ist sehr wenig. Daran ist freilich mein Wille nicht Schuld, sondern die mannigfache Beschränkung meiner Wirksamkeit. Leider! ist jezt auch der Druck der Regierung u[nd] Noth der Ausführung jeder grössern Unternehmung sehr hinderlich. Indessen will ich thun, was ich kann, u[nd] Ihr Unternehmen im hiesigen Land empfehlen, wo ich einigen Erfolg hoffen kann. Zu Rastadt ist ein grosses Schullehrer-Seminar, in welchem Ihre Lehrmittel fleissig benutzt werden. Die Anstalt hat wahres Verdienst. Dem Direktor desselben H[errn] Stadtpfarrer D e m e t e r wird es gewiss sehr schmeicheln, wenn Sie ihm die Ankündigung Ihrer Werke mit einigen verbindlichen Worten zusenden. Im katholischen Deutschland wird das weitere Gedeihen u[nd] Fortschreiten des Volksschulwesens vorzüglich davon abhängen, wie die kirchlichen Einrichtungen ausfallen. Unsterblich sind Ihre Verdienste! Der Saamen, den Sie ausgestreut haben, geht nicht verloren. Nach Jahrhunderten noch wird er Früchte bringen. Möge diese Aussicht am Abend Ihres thätigen Lebens durch keine Sorgen für die Gegenwart getrübt werden! Innig u[nd] lebhaft interressire ich mich dafür, dass dies nicht geschehen könne. Genehmigen Sie den Ausdruck meiner nie erlöschenden Verehrung! J[gnaz] H[einrich] Wessenberg
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 386/3 Bogen, 196 x 120 mm Dorsualvermerk Constance Baron de Wessenberg Original Textkritik
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J[gnaz] H[einrich] Wessenberg: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774–1860)
⇒
Nr. 683
II. Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774–1860, ⇒ Nr. 683) hatte Pestalozzi 1801 in Burgdorf besucht und stand seit dieser Zeit in lockerem Briefkontakt mit ihm. 1802 hatte er in Meersburg (Baden-Württemberg) ein Priesterseminar nach den Grundsätzen Pestalozzis eingerichtet und unterstützte auch das Lehrerseminar in Kreuzlingen (⇒ Nr. 938), das in seinem Bistum lag. III. Z. 11
Z. 13
Schullehrer-Seminar: Das 1809 in Rastatt gegründete Seminar wurde primär für angehende katholische Lehrer gegründet, stand jedoch auch protestantischen Bewerbern offen, sofern sie eine kirchliche Genehmigung nachweisen konnten. Es löste alte oder zunehmend bedeutungslos gewordene Einrichtungen ab, etwa das Institut für Lehrerfortbildung in Baden-Baden, die katholische Normalschule in Freiburg oder das evangelische Seminar in Karlsruhe, das nach dem Rastatter Vorbild 1823 neu gegründet und vor allem durch den bei Pestalozzi in Yverdon ausgebildeten Professor und Direktor Wilhelm Stern (1792–1873, ⇒ Nr. 1469) während vier Jahrzehnten geprägt wurde. Das Seminar in Rastatt galt als Modell über die badischen Landesgrenzen hinaus und zog auch Kandidaten aus dem Elsass an. Der auf Vorschlag des Generalvikars Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774–1860, ⇒ Nr. 683) zum Direktor ernannte Ignaz Anton Demeter (1773–1842, ⇒ Z. 13) führte unter der Maxime der Anwendbarkeit, Nützlichkeit und Praxisnähe die Lehrerausbildung in Rastatt bis 1818. 1834/35 sorgte Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) für eine abschliessende Reorganisation der badischen Lehrerbildung, indem er das Seminar in Rastatt vom Lyceum abtrennte, nach Ettlingen verlegte und zugleich ein neues Seminar im südbadischen Meersburg am Bodensee gründete, dem er seit 1839 auch vorstand. D e m e t e r : Ignaz Anton Demeter (1773–1842) stammte aus einer Augsburger Bäckerfamilie und wurde nach dem Theologiestudium in Dillingen (Bayern) 1796 zum katholischen Priester geweiht. Er stand der Erweckungsbewegung nahe und übernahm von 1808 bis zu seiner Versetzung in die Pfarrei Sasbach (Baden-Württemberg) 1818 die Leitung des Lehrerseminars in Rastatt (⇒ Z. 11) und amtierte zugleich als Professor für Pädagogik am Gymnasium, Stadtpfarrer und Dekan sowie Schul-
705 visitator in Rastatt. 1826 wurde er zum Ministerialrat in der katholischen Kirchensektion in Karlsruhe berufen, 1833 Domkapitular und Pfarrer am Freiburger Münster und 1839 auf Druck der badischen Regierung gegenüber dem Freiburger Metropolitankapitel Erzbischof von Freiburg, wobei er am Ende Kritik aus den Reihen des Klerus und der staatlichen Verwaltung auf sich zog.
1675. Johannes/Jean Schneider Juli 1817 5
[Reg.] Schneider schickt Pestalozzi einen Brief mit der Bitte, diesen an ein Uhrengeschäft weiterzuleiten.
Überlieferung 1
PSB X, S. 331.5 f. Sacherklärung I.
Johannes/Jean Schneider (1792–1858) ⇒ Nr. 1317 f III. Z. 4 Z. 4 f.
Brief: scheint nicht erhalten zu sein Uhrengeschäft: DuBois & Fils ⇒ Nr. 1472 d
1676. Johannes Niederer 2. Juli 1817 5
S[alvo] T[itulo] Herrn Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 2ten Juli 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi. Ich erhalte so eben innliegenden Brief von Herrn Lemare, worinn er über den lateinischen Sprachunterricht in Ihrer Anstalt bestimmte Fragen aufstellt und sie beantwortet wünscht. Sie scheinen durch Herrn Stern, etwa durch Hilfe Dupugets, leicht beantwortet werden
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zu können. Auch scheint mir die Sache für Ihre Methode und Anstalt nicht gleichgültig. Sollte der Brief nicht gelesen werden können, (Heldenmeyer ist vermuthlich darzu fähig) so bitte Sie um Zurückschickung um Ihnen eine Copie besorgen zu lassen. Haben Sie die Güte sich der Sache anzunehmen, und bald. – Für Eduardo habe ich einen Auftrag erhalten, und sollte mit ihm sprechen. Wollten Sie mir die Erlaubniss darzu geben und ihn Morgen, etwa zwischen 11 und 12 oder nach 12 Uhr zu mir schicken, so wäre es mir wichtig. Der Auftrag betrift seine Berufswahl und seine künftige Versorgung. Leben Sie wohl und glauben Sie an die wahre, und in der Wahrheit unzerstörbare Liebe Ihres Niederer
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,62 Blatt, 262 x 201 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk 2ten Juli 1817 Original Textkritik
Zeuge H Z. 10 Z. 24
Lemare: lateinische Schrift die wahre, Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Obwohl Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) sich schon am 23. Mai 1817 öffentlich von Pestalozzi und seinem Institut getrennt hatte und diese Trennung durchaus auch breiteren Kreisen bekannt war, erhielt er immer noch Briefe, die an ihn als Teil des pestalozzischen Instituts gerichtet waren. III. Z. 8 Z. 10 Z. 10
Iferten: dt. Name für Yverdon Brief: scheint nicht erhalten zu sein Lemare: Pierre Alexandre Lemare (1766–1835), geboren in Faivre en Grandvaux im französischen Jura, war Linguist, Philologe, Mediziner und Politiker. Neben einer aktiven politischen Karriere, die ihn unter anderem als Anhänger der Jakobiner 1795 zur Emigration in die Schweiz zwang, trat Lemare als Verfasser mehrerer Sprachlehrbücher hervor, die Pestalozzi anschaffen liess.
707 Z. 13 Z. 13 Z. 16 Z. 19
Stern: Wilhelm Stern (1792–1873) ⇒ Nr. 1469 Dupugets: Louis Albert Dupuget (1796–1860) ⇒ Nr. 1189 Heldenmeyer: Beat Rudolf Friedrich Heldenmaier (1795–1873) ⇒ Brief vom Dezember 1822 Eduardo: Edoardo Mentz wurde von seinem Vormund Luigi Torre (*um 1758, ⇒ Nr. 1164 c) im Frühjahr 1813 nach Yverdon geschickt. Im Herbst 1816 wechselte Mentz auf Wunsch von Torre und mit Unterstützung von Sebastian Wick (1772–1833, ⇒ Nr. 1719) zu Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844, ⇒ Nr. 426) nach Hofwil (⇒ Nr. 1719). Von April 1820 bis im Mai 1824 hielt sich Mentz wieder in Yverdon auf.
1677. Louis Marie Guerrero 3. Juli 1817 5
[Reg.] Guerrero möchte seinen Sohn nach Yverdon schicken und erkundigt sich nach den erzieherischen Grundsätzen.
Überlieferung 1
PSB X, S. 328.13 ff. Sacherklärung I.
Louis Marie Guerrero (1777–1858), geboren in Tarifa (Spanien) und in Granada und Sevilla als Jurist tätig, liess sich 1817 als Kaufmann in Marseille nieder und besass in zentraler Lage an der Rue Venture ein stattliches Anwesen. Guerrero war verheiratet mit Jeanine Thérèse Martinez und liess seinen Sohn Diego Thomas Antoine André Pascal Marie Cécile (*1806, ⇒ Z. 4) in Yverdon erziehen. Guererro, der ab 1832 oder 1836 als spanischer Konsul in Marseille amtete, vermittelte einige spanische Schüler nach Yverdon. III. Z. 4
Sohn: Diego Thomas Antoine André Pascal Marie Cécile Guerrero (*1806), geboren in Granada, war zwischen 1817 und 1820 Schüler in Pestalozzis Institut in Yverdon und wurde dort mehrmals von seiner Mutter Jeanine Thérèse Guerrero-Martinez (⇒ Nr. 2086) besucht. Diego heiratete 1836 Françoise/Fanny Oxnard (1818–1869) und trat 1841 als Teilhaber in das väterliche Handelsunternehmen ein, das mindestens bis 1868 in Marseille existierte. Das kinderlose Paar zog später nach Spanien und liess sich in Adra (Andalusien) nieder.
708 1678. Graf Eduard Ignaz Berghe de Trip(p)s 3. Juli 1817 5
Den Herrn Pestalozzi, Hochwohlgeboren in Yverdon. am N e u c h a t e l e r -See. Franco. Dusseldorf den 3n July 1817
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In den öffentlichen Blättern habe ich die Ankündigung Eürer Hochwohlgeboren über die Herausgabe Ihrer sämmtlichen Schriften gelesen. Ich gebe mir demnach die Ehre Sie um drey Exemplare zu bitten. Hierdurch wünsche ich Ihnen einen Beweis der Verehrung zu geben, die ich immer für Sie gehegt, besonders aber im vorigen Monath July, (26.) durch die persönliche Bekanntschaft welche ich damals von Ihnen in Iferten selbst machte, auf das höchste gestiegen ist. Mit dem Ausdruck dieser Verehrung empfehle ich mich Ihrem geneigten Andenken und Wohlwollen. Eduard Graf von Trips.
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N.S. Die beyden Damen die mit mir bey Ihnen waren tragen mir ebenfalls auf, sie Ihrem Andenken zu empfehlen. Diesen Brief werden Sie durch Pestaluz in Zürich erhalten, aber von Neuchâtel her, da ich denselben nicht bis zu Ihnen frey machen kann.
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Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 370/1 Bogen, 203 x 120 mm Stempel ZURICH, Siegelspuren, Dorsualvermerk Dusseldorf 3 Juillet 1817 Comte de Trips R[épondu] Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7
Pestalozzi: lateinische Schrift Y v e r d o n : lateinische Schrift
709 Z. 8 Z. 9 Z. 23 Z. 23 Z. 24
N e u c h a t e l e r -See: lateinische Schrift F r a n c o : lateinische Schrift Pestaluz: lateinische Schrift Zürich: lateinische Schrift Neuchâtel: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Graf Eduard Ignaz Berghe de Trip(p)s (1771/72–1842), seit 1802 mit der Freiin Maria Elisabeth von Lemmen (1771–1854) verheiratet, ist zunächst im Herzogtum Berg sowie im darauf folgenden napoleonischen Grossherzogtum Berg als Oberstjägermeister und General-Forstinspektor tätig. Um 1812 wird er zum Staatsrat des Grossherzogtums Berg ernannt, von 1826 bis 1841 ist er Mitglied des Rheinischen Provinziallandtags. III. Z. 11 Z. 12 Z. 17 Z. 21
Z. 23
Blättern: ⇒ Nr. 1595 Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Iferten: dt. Name für Yverdon Damen: Möglicherweise reiste der Graf Eduard Ignaz Berghe de Trip(p)s (1771/72–1842, ⇒ Sacherklärung I.) mit seiner Ehefrau Maria Elisabeth de Trip(p)s, geborene Freiin von Lemmen (1771–1854), das bleibt allerdings eine Vermutung. Um wen es sich bei der zweiten Dame handelte, bleibt ebenfalls unklar. Pestaluz: Möglicherweise ist hier Mathias Pestaluz/Pestalozzi (1777–1829, ⇒ Nr. 871) gemeint, allerdings konnten keine Verbindungen zwischen Pestaluz/Pestalozzi und dem Grafen Eduard Ignaz Berghe de Trip(p)s (1771/72–1842, ⇒ Sacherklärung I.) nachgewiesen werden. Grundsätzlich könnte deshalb auch jedes andere Mitglied der weit verzeigten Zürcher Familie Pestaluz/Pestalozzi gemeint sein.
1679. Johann Ulrich Lüthi/Lüthy 3. Juli 1817 5
Monsieur Pestalozzi à Yverdon Arburg d[en] 3 n July 1 8 1 7 .
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S[alvo] Tit[ulo] Lieber Freund! Die mir mit ihrer verehrten Zuschrift vom 30ten Juny übermachten Endrechnung für meinen Grosssohn Baur, haben durchgangen und
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in Erwägung der Zeitumstände, im ganzen gebilliget; nur muss Ihnen ihre Aufstellung darum zurückweissen weil die zur Berichtigung dieses Gegenstandes nöthigen Gelder schon lang in Lausanne bereit gelegen und sogar dortiger Freünd, früher schon, meldete dass bey vorkommender Anweissung – richtige Einlössung erfolgen werde. Hingegen wird Freünd Sommer gehörige Einlössung machen. Nichts hätten Sie meinem älterndem Herz angenehmeres mittheillen können, als das Zufriedenheitszeügniss welches Sie über meinen, unter Ihrer Vaterpflege gestandenen Grosssohn ausstellten; auch er, mein Grosssohn, nenet Sie seinen zweyten Grosvater und sagt in seinem lezten, wohlgestelten Brief von Nyon aus = er habe an dortigen Herr Pfarrer Gaudin den dritten gefunden; nun ist diese Benennung wohl nach der Blutsverwantschaft aber nicht nach dem Grad der Gelehrtheit ausgesprochen – genug dass er für uns alle herzliche Zufriedenheit u[nd] tiefe Erkentniss seiner Pflichten äussert. Mit der Sprache, sagt er, gehe es zimlich gut vonstatten, freylich sind seine Sprachorgane, durch einen bösen Zufall, vieleicht um etwas geschwächt worden, er nahm einmal in jastigkeit concent[riert]e Schwefelsäure in den Mund, die ihm grosse Stüke von der Zunge etc. wegrisse etc. Dieses Zufalls wegen, hiese er mich auch oft seinen Lebensretter – zumal jhn, ohne weitere ärztliche Beyhülfe, herstelte; wo in sgemein sein Leben als verlohren geachtet wurde. Im nächsten Augustj soll er wieder nach Hause kommen und dan anleitung zur Profession erhalten. Auch haben seine lieben brafen ältern keinen anstand genommen, theils aus hohem Respect den Sie für Sie tragen, theils auch um Ihren Sohn zu erfreüen, für Eüre sämmtlichen Werke, nicht blos zu Souscribiren, sondern den Betrag mit L[ivres] 31.7 S[ols] dem Saldo der Endrechnung beyzuschliesen, mit Bite Sie möchten davon gehörige Notiz nehmen. Dem Zufolg – erhalten Sie hier angebogen, zu Dilgung oberw[ähnt]en Gegenstandes, eine Anweisung von L[ivres] 220– auf Herrn Louis Ogiz in Lausanne, welcher dieselbe geflissenlich einlösen wird – nach dessen Erfolg, wünschte ich auch Ihre desfallsige Anzeige. Ubrigens verbinde ich mit dem herzlichsten Dank für Ihre väterliche Sorge die Sie für meinen Grosssohn hatten, auch die treüste Versicherung dass bey jedem Anlass – zu Beförderung Ihres ruhmvollen, aber nicht genug erkannten Zweks, sowie sonst zu Ihrem Besten mich verwenden werde daher ich auch stets mit Hochachtung verharre als Ihr wahrer Freünd sig. Joh[ann] Ulrich Lüthy.
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 196a/1 Bogen, 273 x 202 mm eigenhändige Unterschrift Stempel ARBURG, Dorsualvermerk Arbourg 3 Juillet 1817 Luthy R[épondu] 5 Julliet Original Textkritik
Zeuge H Z. 7 Z. 13 Z. 14 Z. 15 Z. 21 Z. 22 Z. 23 Z. 24 Z. 29 f. Z. 39 Z. 41 f. Z. 42 Z. 43 Z. 44
Arburg d[en] 3n July: lateinische Schrift weil die Lausanne: lateinische Schrift dass bey Grosvater: lateinische Schrift Nyon: lateinische Schrift Gaudin: lateinische Schrift wohl ∫ concent[riert]e: lateinische Schrift Souscribiren: lateinische Schrift Zufolg – erhalten Sie ∫ Louis Ogiz: lateinische Schrift Lausanne: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Ulrich Lüthi/Lüthy (1746–1828) aus Langnau im Emmental ist ebenda Handelsmann und Gemeindeschreiber. 1798 wird er für den Kanton Bern in den helvetischen Senat gewählt. 1803 zieht er nach Aarburg (Kt. Aargau), wo er als Kaufmann tätig wird. III. Z. 8 Z. 10 Z. 11
Z. 15 Z. 17
Z. 22 Z. 23 Z. 29
S[alvo] Tit[ulo]: mit Wahrung des Titels (lat.) Zuschrift: PSB X, Nr. 4690 Baur: Johann (Ulrich) Baur (1804–1873) von Romanshorn (Kt. Thurgau) wuchs in Aarburg (Kt. Aargau) auf. 1815 bis 1817 besuchte er mit Unterstützung seines Grossvaters Johann Ulrich Lüthi/Lüthy (1746–1828, ⇒ Sacherklärung I.), der die Pensionskosten übernahm, das pestalozzische Institut in Yverdon. Danach kehrte er wieder nach Aarburg zurück, wo er als Färber tätig wurde. Freünd: konnte nicht näher bestimmt werden Sommer: Jakob Sommer besuchte von 1815 bis 1817 das Institut in Yverdon. Ob er ebenfalls aus Aarburg (Kt. Aargau) stammte ist unklar, zumindest findet sich in den Kirchenbüchern kein entsprechender Eintrag. Brief: scheint nicht erhalten zu sein Gaudin: Jean François Aimé Gaudin (1766–1833) ⇒ Nr. 663 jastigkeit: Hitzigkeit, Übereiltheit, Zorn (mdl.)
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Z. 38 Z. 39 Z. 39
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ältern: Samuel Baur (1769–1834) war mit der ebenfalls aus Romanshorn (Kt. Thurgau) stammenden Catharina Lüthi/Lüthy (1771–1857) verheiratet. Sie lebten in Aarburg, wo Samuel als Färber arbeitete. Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 L[ivres]: Silberwährungseinheit S[ols]: Der sou wurde 1795 als offizielle Währung aufgehoben, blieb aber bis ins 20. Jahrhundert als Synonym für ein 5-Centime-Stück im Sprachgebrauch präsent. Ogiz: (David François) Louis Ogiz (1765–vor 1840) von Eclépens bei Morges (Kt. Waadt) kam 1790 oder 1793 nach Lausanne, wo er sich als «Toiliers et marchand de moussel en gros» betätigte. Zwischen 1821 und 1830 verliess die Familie die Stadt in unbekannte Richtung. Seine Frau Jeanne Anna Ogiz-Reinhard (†1854) kehrte 1840 als Witwe wieder nach Lausanne zurück.
1680. Hermann Krüsi 3. Juli 1817 Iferten den 3ten Juli 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi! Da Sie meine Bitte um ein Z e u g n i s s ü b e r m e i n L e b e n u n d W i r k e n i n I h r e r A n s t a l t aus den Augen verloren zu haben scheinen, so wiederhole ich dieselbe, hoffend, dass ich in einer so einfachen und natürlichen, für mich aber wichtigen und dringenden Sache keine fernere Fehlbitte thun werde. Wenn Sie unser früheres Verhältniss als ein h ä u s l i c h e s in’s Auge fassen, so wird Ihr Vaterherz Ihnen sagen, was Sie von mir zeugen können und sollen; ist es aber Ihrer jetzigen Stimmung angemessener, die Lebensverhältnisse, welcher Art sie seyn mögen, r e c h t l i c h u n d b ü r g e r l i c h zu behandeln – so gebührt jedem, der einen Dienst verwaltet hat, – sein Abschied. Ohngeachtet der Kluft, die uns äusserlich von einander trennt, glaube ich an das ewige Wesen der Wahrheit und Liebe, die ich in Ihnen erkannt habe, und werde, in diesem Glauben lebend und sterbend verbleiben Ihr kindlich treuer Krüsi
Überlieferung 1 2
ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 173/6 Blatt, 225 x 189 mm
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Datum am Schluss, Dorsualvermerk Krüsi an Pest[alozzi] Original Textkritik
Zeuge H Z. 10 Z. 10
dringenden Sache keine ∫ Sacherklärung I.
Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 II. Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) hatte sich erstmals am 20. Juni 1817 mit der Bitte nach einem Zeugnis an Pestalozzi gewandt (⇒ Nr. 1660). Erst auf diesen zweiten Brief reagierte Pestalozzi mit dem Hinweis, dass das Zeugnis über das ehemalige Verhältnis gedruckt sei (PSB X, Nr. 4700), womit er die Passagen in Wie Gertrud ihre Kinder lehrt von 1801 gemeint haben dürfte (vgl. PSW XIII, S. 212 ff.). III. Z. 4 Z. 6
Iferten: dt. Name für Yverdon Bitte: ⇒ Nr. 1660
1681. Johann Jakob von Willemer 5. Juli 1817 5
An Herr Pestalozzi Wohl[geb]ohren Yverdun in der Schweiz franco Schaffh[ausen]
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Francf[ort] d[en] 5 July 1817 Höchst verEhrter Herr Inigst verehrter Freund Ihr freundliches Andenken vom 18. May war meinem Herzen theuer, aber schon früher samelte ich Subscrib[ent]en. Sie malen das Guthe so aufrichtig und uneigenützig wie wenige Menschen, aber das bewegt die Herzen der Reichen nicht, und an liegende Liste nent wenig mir bekante Nahmen. Doch übersende ich wenig da ich
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nicht mehr senden kann und finde mich in den Geist der Zeit, der nicht viel Guthes hoffen lässt. Die Erstern bedürfen der Zeit nur im Vorübergehn, so gehen auch Sie vorüber, aber nicht ohne Guthes gestieftet zu haben, und darum wird Ihr Andenken unvergesslich seyn. Geben Sie mir nur mit 2 Zeihlen N[achricht] ob Sie meine Liste erhalten haben und schenken mir ferner Ihre Liebe und Zuneigung die meinige ist unabänderlich. Willemer Frankfurt a/M[ain]
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Herr Doctor Hiepe " — Hinckel " Theodor Mülhens " J[ohann] Noe Gogel " J[ohann] C[arl] Sinn junior " Fellner " J[ohann] J[akob] Ettling " J[ohann] D[aniel] Schmid " Gesander v[on] Hendrich " J[ohann] C[hristian] Knoblauch " Gesandte v[on] Gries " Sindicus Schmid " Ch[arles] Sues " Jean Andrae " Lutzkirchen Mahler " Geh[eimer] Rath Willemer Frau Staedel Willemer " von Loewenich Herr G[eorg] W[olfgang] Fischer auf dem Römerberg N 128 " f[ideiussor] Geisenheimer H. N 53 " Doctor J[ohann] Amselm Feuerbach " — Kestner " — Engelmann " Doctor Feist " Professor Matthia " Doctor Neuburger Frau Doroth[ea] Luise Bükel Herr Kraft " Klotz
" Bunsen " Massel " Mack Wiegel " de Neufville Passavant " Pfarer Stein " Professor Wiltenberg " Werner Frau Ziegler Gogel Herr Candi[da]te Wolk " Doct[o]r Seel " G. Sachs
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Überlieferung 1 2 3 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 389/1 (H1), Umschlag 389/1a+b (H2) Bogen, 242 x 199 mm (H1), 159 x 98 mm (H2) leicht beschädigt Datum am Schluss, Stempel FRANCFORT 5 JULI, Siegelspuren, Dorsualvermerk Francfort 5 Juillet 1817 Willemer Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 9 Z. 13 Z. 14 Z. 18 f. Z. 23 Z. 28 Z. 29 Z. 30 Z. 31 Z. 32 Z. 33 Z. 34 Z. 35 Z. 36 Z. 37 Z. 38 Z. 39 Z. 40 Z. 41
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Johann Jakob von Willemer (1760–1838) ⇒ Nr. 875 III. Z. 13 Z. 28
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Andenken: scheint nicht erhalten zu sein Hiepe: Paul Sigmund Hiepe (1770–1845) aus Wetzlar wurde 1792 an der Universität Göttingen zum Juristen promoviert, amtete ab 1798 als Reichskammeradvokat in Wetzlar und liess sich später als Advokat in Frankfurt am Main nieder. Dort war er Richter am Appellationsgericht, Mitglied der Freimaurer-Loge zur Einigkeit und wurde 1825 in den Senat und 1834 zum Vizebürgermeister gewählt. Hinckel: (Johann) David Hinkel (1767–1839) war Kaufmann, Weinhändler und Politiker in Frankfurt am Main. Der vermögende Hinkel engagierte sich für die Demokratie-Bewegung der Frankfurter Liberalen und setzte sich insbesondere für die Pressefreiheit ein. Mülhens: Johann Theodor Mülhens (1760–1837) war zusammen mit seinem Bruder Heinrich Mülhens (1758–1838) Bankier und Kommissionshändler in Koblenz und Frankfurt am Main. Ein weiterer Bruder, Wil-
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helm Mülhens (1762–1841), war ab 1800 in Köln Fabrikant von «Kölnisch Wasser». Nach der Flucht aus dem französisch besetzten Koblenz erlangten die Gebrüder Mülhens 1802 das Frankfurter Bürgerrecht und liessen das Mülhens’sche Palais in der Grossen Eschenheimer Strasse/ Ecke Stiftstrasse errichten. Dieser Palais diente Freiherr Heinrich Friedrich Karl vom Stein (1757–1831) zwischen 1816 und 1824 während seiner Aufenthalte in Frankfurt als Unterkunft und auch als Ort für die Gründung der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, die mit der Herausgabe der von den Gebrüdern Mülhens geförderten Monumenta Germaniae Historica begann. Als Mitglied der Ständigen Bürgerrepräsentation (1817–1824) und der Gesetzgebenden Versammlung (1817–1825) zählte Mülhens zu den einflussreichsten Vertretern der Frankfurter Katholiken. Gogel: Hier ist entweder Johann Noë Gogel (1758–1825), verheiratet mit Margareta Sybilla Koch (1762–1828) und Bruder der Marie Elise/Elisabetha Ziegler-Stern, geborene Gogel (1759–1830, ⇒ Z. 65) gemeint, oder sein Neffe Johann Noë Gogel (1788–1865), der bei seinem Onkel aufwuchs und später Teilhaber der Handelsfirma und Erbe der stattlichen Immobilien- und Landbesitze wurde. Die 1754 vom Vater Gogel-Kochs gegründete Firma «Johann Noë und Johann Peter Gogel» in Frankfurt handelte mit deutschen Weinen und war im Geldwesen tätig. Gogel-Koch war seit 1794 Handelsagent Schwedens, 1805 akkreditierter Konsul Schwedens in Frankfurt und wurde 1806 zum Senator ernannt. Sein gleichnamiger Neffe, der bei ihm aufwuchs und 1797/1800 vom Hauslehrer Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) erzogen wurde, trat 1816 in die Firma ein und war nach dem Tod des Onkels das Familienoberhaupt der Gogels in Frankfurt. Der Neffe Gogel (1788–1865) heiratete mit Marie Sophie Elisabeth von Loewenich (1791–1862) eine Angehörige des kurkölnischen Adels und hatte sechs Kinder. Er war Mitglied der Ständigen Bürger-Repräsentation und der Handelskammer Frankfurt. Sinn: Johann Karl Sinn (1788–1856) war Kaufmann in Frankfurt am Main und später in Mainz, wo er auch verstarb. Fellner: Damit ist wahrscheinlich Constantin Fellner (1761–1841) oder sein Bruder Johann Christian Fellner (1764–1836) gemeint, die gemeinsam Inhaber des Kreditunternehmens Michael Fellner in Frankfurt am Main waren. Beide Brüder waren Mitglieder der Freimaurerloge zur Einigkeit, der ältere engagierte sich zudem in philanthropischen Stiftungen. Ettling: Johann Jakob Ettling (1768–1831) war Apotheker und Handelsmann in Frankfurt am Main, Neffe und Erbe des Kaufmanns Johann Friedrich Ettling (1712–1786). Seit 1793 besass er die Einhorn-Apotheke an der Schnurrgasse und war seit 1802 Geschäftsinhaber eines Speditionsunternehmens sowie der Firma «Johann Jakob Ettling junior». Schmid: Johann Daniel Schmid (1759–1832), der jüngste Sohn des Bankiers und preussischen Hofrates Johann Friedrich Schmid (1703–1767), war von 1787 bis 1793 Teilhaber der väterlichen Bank und verstarb ledig. Hendrich: Freiherr Franz Josias Hendrich (1752–1819) aus Coburg, studierte in Jena Jurisprudenz, wurde 1775 Mitglied des Geheimrates in Meiningen, ebenda 1802 Wirklicher Geheimrat und amtete dann ab 1815 als Bundestagsabgeordneter für die sächsischen Höfe, Weimar, Coburg, Go-
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tha, Meiningen und Hildburghausen in Frankfurt am Main. Hendrich trat auch als politischer Publizist in Erscheinung und hatte zwei Töchter. Knoblauch: Johann Christian Karl Knoblauch (1789–1878) war Kaufmann, Mitglied der ständigen Bürgerrepräsentation und Direktor der Gasanstalt in Frankfurt am Main. Knoblauch heiratete 1815 Elise Luise Fresenius (1792–1854) und gehörte zu den reichsten Handelsleuten Frankfurts. Gries: Johann Michael Gries (1772–1827) war Jurist und Abgeordneter. Er schloss 1795 sein Jura-Studium an der Universität Göttingen ab, wirkte zunächst als Advokat in seiner Heimatstadt Hamburg, wurde 1797 ans Hamburger Niedergericht gewählt und 1800 zum Stadtsyndikus ernannt. Gries vertrat als Diplomat seine Heimatstadt bei Verhandlungen in Paris (1814) und am Wiener Kongress, bevor er sich 1815 als Bundestagsabgeordneter Hamburgs in Frankfurt am Main niederliess. Schmid: Karl Friedrich Wilhelm Schmid (1761–1821) aus Schorndorf (Baden-Württemberg) war Jurist und Senator und wirkte als Hofgerichtsassessor und Professor der Rechte in Tübingen bis er 1795 zum Syndikus in Frankfurt am Main ernannt wurde. 1816 wurde Schmid in den Senat gewählt und führte zudem das Amt eines Schöffen (ehrenamtliche Richtertätigkeit) aus. Sues: Damit ist wahrscheinlich Carl/Karl Philipp Sues (1752–1839) gemeint, ein auf Textilien spezialisierter Handelsmann, der in Frankfurt am Main finanzpolitisch aktiv war, 1818 Mitglied der Handelskammer und der Einkommenssteuer- und Schuldentilgungs-Kommission und 1820 in das gesetzgebende Komitee der Stadt Frankfurt gewählt wurde. Er heiratete 1782 Anna Catharina Schell und hatte drei Kinder, von denen das älteste, Johann Philipp Sues (1789–1862), das väterliche Geschäft nach dessen Tod übernahm. Andrae: Jean/Johannes Andreae (1780–1850) war Grosskaufmann und Bankier in Frankfurt. Er entstammte einer im 17. Jahrhundert aus dem Elsass eingewanderten Buchdruckerfamilie und war verheiratet mit Caroline Maximiliane von Willemer (1792–1871). Andreae war Eigentümer des von seinem Vater Christoph Andreae (1736–1789) gegründeten, auf Farben und Lebensmittel spezialisierten Handelsunternehmens und stieg mit Hilfe der Kontakte seines Schwiegervaters erfolgreich in das Bankgeschäft ein. Andreae engagierte sich auch sozial und beteiligte sich an der Gründung einer Suppenstube und einer Kleinkinderschule in Frankfurt. Lutzkirchen: Peter Joseph Lützenkirchen (1795–1820) aus Köln absolvierte eine Ausbildung zum Kunstmaler an der Akademie Düsseldorf. Anschliessend war er zunächst in seiner Heimatstadt Köln tätig, bevor er 1810 nach Frankfurt am Main übersiedelte. Lützenkirchen spezialisierte sich auf Porträts und Personenbildnisse, malte in Öl- und Wasserfarben und fertigte Kupferstiche an. Willemer: Johann Jakob von Willemer (1760–1838) ⇒ Nr. 875 Staedel Willemer: Anna Rosina Magdalena/Rosette Staedel-Willemer (1782–1845) war die älteste Tochter des Bankiers Johann Jakob von Willemer (1760–1838, ⇒ Nr. 875). Sie heiratete 1799 Johann Martin Staedel (1772–1802) aus Frankfurt am Main. Nach dem frühen Tod ihres Mannes kehrte sie in das Elternhaus zurück und heiratete 1819 Johann Gerhard Christian Thomas (1785–1838), einen Rechtshistoriker und Politiker aus Frankfurt.
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Loewenich: Bartholomäus von Loewenich (1780–1834) übernahm 1806 das väterliche Tuch- und Seidenhandelsgeschäft an der Mainzergasse in Frankfurt am Main. Fischer: Georg Wolfgang Fischer (1758–1838) aus einer ursprünglich aus dem Elsass eingewanderten Familie, war Händler und Ladenbesitzer in Frankfurt am Main. Sein Geschäft für Kleidungsgegenstände, Hüte, Perücken und Schuhe auf dem Römerberg befand sich an zentraler Lage in der Frankfurter Altstadt. f[ideiussor]: Bürge, Donator (lat.) Geisenheimer: Sigmund Geisenheimer (1775–1828) war in leitender Position in der Niederlassung der Bank M. A. Rothschild & Söhne tätig. Geisenheimer war 1804 massgeblich an der Gründung der Israelitischen Bürger- und Realschule, auch bekannt als israelitisches Philanthropin, in Frankfurt am Main beteiligt und präsidierte bis 1823 deren Schulrat. Die Israelitische Bürger- und Realschule bot besonders auch mittellosen jüdischen Kindern eine schulische Ausbildung und orientierte sich an Pestalozzis Grundsätzen. Geisenheimer, Gründungsmitglied der Freimaurerloge Zur aufgehenden Morgenröte, war zudem Verwaltungsmitglied der Israelitischen Krankenkassen und initiierte den Neubau des erst nach seinem Tod fertig gestellten Israelitischen Krankenhauses. Feuerbach: Johann Anselm Feuerbach (1755–1827), Jurist und Beamter, studierte Jura in Giessen, promovierte 1778 und liess sich darauf als Anwalt in Frankfurt am Main nieder. Später wurde er zum Comes Palatinus ernannt, was dem Rang eines höheren Beamten entsprach. Feuerbach war zudem Mitbesitzer des Frankfurter Journals. Aus der 1777 geschlossenen Ehe mit Sophie Sibylle Christine Krause (1751–1797) aus Jena gingen fünf Kinder hervor, darunter der einflussreiche Jurist und Rechtsgelehrte Paul Johann Anselm Feuerbach (1775–1833). Kestner: Theodor Friedrich Arnold Kestner (1779–1847), Mediziner und Pharmazeut, Sohn von Charlotte Sophie Henriette Kestner (1753–1828), der Jugendfreundin von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832, ⇒ Nr. 811), wurde auf dessen Vermittlung 1804 in Frankfurt am Main als Arzt zugelassen. Kestner wurde 1812 Dozent für Chemie und Pharmakologie in Frankfurt. Er war Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und Gründungsmitglied des Physikalischen (1824) und des Ärztlichen Vereins (1845). Engelmann: Julius Bernhard Engelmann (1773–1844) ⇒ Nr. 916 Feist: Möglicherweise handelt es sich hier um Löb Josef Feist, genannt Schuppach (1770–1832). Dieser erhielt 1795 als erster Jude die Bewilligung in Frankfurt am Main mit Wein zu handeln. Im selben Jahr heiratete Feist Edel Cahn, geborene Schuster, die Witwe eines vermögenden Handelsmanns. Das Paar hatte fünf Kinder. Matthia: Friedrich Christian Matthiae (1763–1822) ⇒ Nr. 2163 Neuburger: Johann Georg Neuburg (1757–1830), der bis zu seiner Konvertierung zum christlichen Glauben 1791 Simon Neuburg hiess, studierte Medizin in Göttingen, wurde 1783 promoviert und erhielt als einer der ersten Juden in Frankfurt am Main eine Anstellung als Arzt. Neuburg war sowohl an der Gründung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft als auch der Wetterauischen Gesellschaft beteiligt. Sein Sohn Johann Georg Neuburg (1795–1866) verfolgte eine politischen Karriere und ver-
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sah insgesamt fünfmal das Amt des Bürgermeisters in der freien Stadt Frankfurt. Bükel: Dorothea Luise Bückel konnte nicht näher bestimmt werden. Kraft: Peter Philipp Kraft (1763–1848) war Handelsmann und Bürger von Frankfurt am Main und seit 1802 mit Marianne Geiler, geborene Bechtheim (1774–1844), verheiratet. Klotz: Johann Karl Klotz (1782–1848), dessen Vater ursprünglich aus Sachsenhausen nach Frankfurt am Main emigrierte, war in Frankfurt im Textilhandel tätig. Bunsen: Georg Karl Adolf Bunsen (1794–1872) war der Sohn von Charlotte Augusta Christiana Bunsen-Huth (1766–1847, ⇒ Nr. 916). Er studierte Philosophie in Berlin, wurde Lehrer in Charlottenburg und Wiesbaden, gründete 1820 eine Knabenerziehungsanstalt in Frankfurt am Main und wanderte 1834 in die USA aus, wo er in Belleville (Illinois) eine Lehrerbildungsanstalt errichtete. Massel: Möglicherweise ist hier Johann Christoph Missel (1787–1872) gemeint, Lehrer und Kantor an der Freischule der deutschen reformierten Gemeinde in Frankfurt am Main, später Oberlehrer an der Allerheiligenschule, wo er bis 1859 tätig war. Missel war verheiratet mit Margaretha Johanetta Pancke (*1784) und beantragte 1816 das Bürgerrecht in Frankfurt. Mack Wiegel: Johann David Mack (1767–1826) war Kaufmann in Frankfurt am Main und handelte mit Gold- und Silberwaren. Der Teilhaber der Holzhandlung Mack & Meier heiratete 1794 Marie Katharina Wiegel, die Tochter des Knopfmachereimeisters und Fabrikanten von Gold- und Silbergespinsten Johann David Wiegel (1729–1813) und trat im gleichen Jahr in dessen Unternehmen ein. 1817 trat die Produktion zugunsten des Seidenhandels in den Hintergrund. de Neufville Passavant: Jacob de Neufville-Passavant (1769–1845), Handelsmann und Bankier, war von 1808 bis 1824 Mitglied der ständigen Bürgerrepräsentation und zwischen 1818 und 1820 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung von Frankfurt am Main. Der Vetter des Bankiers Jakob de Neufville (1759–1821) stand zudem ab 1808 der französischreformierten Gemeinde vor und engagierte sich in verschiedenen Funktionen für die Frankfurter Musterschule. Stein: Alexander Stein (1789–1833) wurde 1812 nach dem Theologiestudium in Heidelberg, Tübingen und Göttingen Pfarrvikar und 1815 Pfarrer im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen. 1823 wurde Stein zum Pfarrer an der Frankfurter Heiliggeistkirche ernannt. Neben seinen seelsorgerischen Tätigkeiten war Stein vor allem sozial engagiert und gründete unter anderem zwei Kleinkinderschulen und die Frauenvereinsschule in Frankfurt am Main. Wiltenberg: Wilhelm Adolph Miltenberg (1776–1824) von Darmstadt war Professor an der Musterschule, einem 1803 gegründeten Gymnasium in Frankfurt am Main, an welchem nach pestalozzischen Grundsätzen unterrichtet wurde. Miltenberg war zudem Sekretär der Frankfurter Gesellschaft zur Beförderung der nützlichen Künste. Werner: Damit dürfte wohl Johann Friedrich Wenner (1772–1835) gemeint sein, der 1811 die Druckerei und einen Teil des Verlages der Firma «Varrentrapp Sohn & Wenner» übernahm. Neben seiner Tätigkeit als Verleger trat Wenner als Förderer der Künste in Erscheinung, so verkehrte
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etwa der Kunstmaler Peter von Cornelius (1783–1867) in Wenners Haus an der Buchgasse in Frankfurt. Ziegler Gogel: Marie Elise/Elisabetha Ziegler-Stern, geborene Gogel (1759– 1830), die älteste Tochter aus Johann Noë Gogels (1715–1781) zweiter Ehe, heiratete 1782 Johannes Stern (1756–1800) und ging nach dessen Tod 1804 eine zweite Ehe mit Johannes Ziegler (1745–1809) ein. Marie Elise Gogel-Ziegler vermachte 1826 die von ihrem Vater geerbte Naturaliensammlung der Senckenbergische Naturforschenden Gesellschaft. Wolk: Wolk konnte nicht näher bestimmt werden. Seel: Wilhelm Heinrich Seel (1776-1821), geboren in Dillenburg (Hessen), war zunächst Lehrer in Heidelberg und Prediger in seiner Heimatstadt, bis er nach Frankfurt am Main an die Musterschule kam, einem an Pestalozzi orientierten Gymnasium, dem er ab 1810 als Oberlehrer und Direktor vorstand. Seel trat als Autor verschiedener Schriften in Erscheinung, neben pädagogischen Texten veröffentlichte er auch zu ökonomischen und kosmologischen Themen. Sachs: G. Sachs konnte nicht näher bestimmt werden. Eventuell wurde allerdings der Vorname mit «G.» falsch notiert und es handelt sich hier um Jacob Sachs (1769/73–1843), Lehrer in jüdischen Elitekreisen Frankfurt am Mains. Sachs gründete die «Jacob Sachsische Bildungs- und Erziehungs-Anstalt für die israelitische Jugend». Die Schule, die 1823 wegen eines Behördenstreites aufgelöst wurde, war wegen des hohen Schulgeldes im Gegensatz zum Philanthropin Kindern aus vermögenden Kreisen vorbehalten.
1682. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 5. Juli 1817 5
S[einer] Wo[h]lg[e]b[or]en Hern Pestalozzi in Yferten bei Bern Baden 5. July 1817
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In hiesiges Bad auf einige Woche für meine Gesundheit genöthiget ist mir der Wunsch mehrerer zugekommen, den Subscriptions Termin auf Ihr Werke zu verlängern und ich beeile mich daher, Ihnen, mein Verehrtester zu melden dass ich hirauf gerne eingehe, und dass ich Sie ein für alemal bitte in dieser ganzen Angelegenheit mich oder mein Intresse nie im Auge zu haben sondern nur die gute Sache und also alles ohne weitere Rüksprache mit mir zu veranstalten was dafür förderlich seyn kan – denn ich genehmige im Voraus alles was Sie für gut finden – H[err] Schmid, dem ich mich herzl[ich]
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empfehle kann aus unsrer mündl[ich]en Verhandlung mehr noch als aus einer schriftl[ich]en Absprachen bestätigen, dass mich bei diser ganzen Unternemung nichts leitet als von meiner Seite ein kleines Scherflein beyzutragen diese wichtigen Schriften aufs leichteste zu Tage zu fördern. Mit der inn[ig]sten Verehrung Cotta
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/11 Bogen, 223 x 188 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Baden 5 Juin 1817 Cotta Original Copia dieses Briefes ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/12 Textkritik
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 II. Wegen der allgemein schwierigen Wirtschaftslage, die Folge der napoleonischen Kriege und der schlechten Ernte 1816 waren, klagten viele Korrespondenten Pestalozzis über Schwierigkeiten bei der Einwerbung von Subskribenten und erkundigten sich, ob nicht eine Verlängerung der Subskriptionsfrist möglich wäre. Der Verleger Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) unterstützte dieses Anliegen augenscheinlich. III. Z. 7 Z. 10 Z. 12 Z. 18
Yferten: dt. Name für Yverdon Bad: Damit dürfte wohl Baden-Baden gemeint sein, wo um das Jahr 80 von den Römern die ersten Bäder eingerichtet worden waren. Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
723 1683. Georges Frédéric Bauer 8. Juli 1817 5
An Herrn Herrn Pestalozzi in Iferten. Mühlhausen, 8 Juli 1817.
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Verehrungswürdiger Freund, Ihren geehrtesten Brief, mit der beigelegenen Ankündigung Ihrer Schriften habe ich erhalten und werde die Anzahl Ihrer Subscribenten nach Möglichkeit zu vermehren suchen. Herr Zuberbieler, der von hier abgereisst ist, wird Ihnen die Zahl derselben bereits gemeldet haben. Um wie viel sich dieselbe bis jetzt vergrössert habe, kann ich nicht genau bestimmen, da mehrere Männer, wie Herr Simmler, Herr Pfarrer Joseph und andere bemüht sind, Unterschriften einzusammeln. So viel weiss ich, dass die S u m m e derselben grösser ist als wir anfangs erwarteten. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen Glück und Gedeihen zu Ihrem Unternehmen, wodurch Ihre so gehaltreichen und nützlichen Schriften mehr ausgebreitet werden, welches mich besonders für mein liebes deutsches Vaterland freuet. Dort werden Sie ohne Zweifel bis zum October eine sehr grosse Anzahl Unterschriften bekommen. – Ueberbringer dieses ist auch einer Ihrer Zöglinge in dessen Brust das Andenken an den ehrwürdigen Vater und das Institut zu Iferten rege fortlebt und er erzählt von nichts lieber und öffter, als von dem Orte seines ersten Ausfluges wo es ihm so wohl war. Er kommt seine Schwester abzuholen, da es mir selbst unmöglich ist, abzukommen. – Wie sehr ich mich Ihnen, Ehrwürdigster Freund, für alles was Sie mittelbar und unmittelbar für meine Kinder gethan haben, verbunden fühle, vermag ich Ihnen nicht auszudrücken. Gott schenke Ihnen Gesundheit in glücklichem Alter und erhalte Sie Ihren Freunden noch lange. Ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen und bin mit Dank und Verehrung Ihr Ehrerbietigst gehorsamster Bauer.
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ZB Zürich, Ms Pestal 51, Umschlag 19/1 Bogen, 246 x 201 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Mulhouse 8 Juilllet 1817 Docteur Baur
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 6 Z. 9
Iferten: lateinische Schrift Brief, mit Sacherklärung I.
Georges Frédéric Bauer (†1818) ist Arzt in Mulhouse und mit Rosine Meyer verheiratet. Zwischen 1811 und 1814 schickt er seinen Sohn Frédéric (1802–1860, ⇒ Z. 22) und anschliessend auch seine Tochter Louise (1801–1818, ⇒ Z. 26) nach Yverdon zur Ausbildung. III. Z. 6 Z. 9 Z. 10 Z. 11 Z. 12 f. Z. 14 Z. 15
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Z. 26
Iferten: dt. Name für Yverdon Brief: scheint nicht erhalten zu sein Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Zuberbieler: Johann Konrad Zuberbühler (1787–1858) ⇒ Nr. 1116 gemeldet haben: ⇒ Nr. 1629 Simmler: Damit ist möglicherweise Johann Georg Simmler (1787–1867, ⇒ Nr. 788) gemeint. Joseph: François-Chrétien Joseph (1786–1860) aus Hanau (Hessen) studierte in Marburg, wo er 1809 seine Studien abschloss. Von 1813 bis 1860 war er reformierter Pfarrer der deutschen Gemeinde in Mulhouse und Präsident des Konsistoriums. Ueberbringer: Frédéric Bauer (1802–1860) war von 1811 bis 1814 Schüler am pestalozzischen Institut in Yverdon. Später war er als Arzt in Mulhouse tätig. Schwester: Louise Bauer (1801–1818) aus Mulhouse trat 1814 ins Töchterinstitut (⇒ Nr. 867) in Yverdon ein und starb vier Jahre später in Mulhouse.
1684. Henry Frédéric Louis de Crousaz-Crétet 8. Juli 1817 [Reg.] Crousaz-Crétet bitte Pestalozzi, die Abreise von Emanuel vorzubereiten.
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PSB X, S. 332.26 f. und S. 368.22
725 Sacherklärung I. Henry Frédéric Louis de Crousaz-Crétet (1773–1861) ⇒ Nr. 1526 b III. Z. 4
Emanuel: Emanuel de Résicourt ⇒ Nr. 1526 b
1685. Johannes Niederer 8. Juli 1817 5
Herrn Herrn Pestalozzi im S c h l o s s Iferten den 8ten Julii 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi! Meine Frau wünscht sehnlich, Ihre Rechnung zu berichtigen. Sollte es Ihnen irgend gelegen seyn, so bitte Sie, so bald möglich den Augenblick zu bestimmen. Empfangen Sie indessen die Versicherung w a h r e r Liebe Ihres Niederer
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,64 Blatt, 262 x 201 mm Dorsualvermerk Jverdon, 8ten Juli 1817. a) Joh[annes] Niederer. Original Textkritik
Zeuge H Z. 5
Pestalozzi: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hatte sich schon am 23. Juni 1817 mit der Bitte an Pestalozzi gewandt, ihm seine noch zustehende Entschädigung auszuzah-
726 len. Im selben Brief wies er Pestalozzi auch darauf hin, dass die Endabrechnung mit seiner Frau ebenfalls noch ausstehend sei (⇒ Nr. 1663). III. Z. 7 Z. 9
Iferten: dt. Name für Yverdon Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
1686. Johannes Niederer 8. Juli 1817 5
S[alvo] T[itulo] Herrn Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 8ten Julii 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi. Liebe thut und s p r i c h t was r e c h t ist, d[as] h[eisst] was Pflicht und Gewissen fordert. Sie weisen durch keine parteische Sprüche und Sprünge von sich, was einmal nach der Natur der Dinge geschehen muss. Ich habe Sie, lieber Herr Pestalozzi für meine Frau ihres [Wunsches we]gen, ihre Rechnung mit Ihnen in Richtigkeit zu bringen, und um eine Zeitbestimmung gebeten die sie von Ih[nen] erwartet. Ihr Niederer
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,65 Blatt, 262 x 201 mm Dorsualvermerk Jverdon, 8 Juli 1817. Joh[annes] Niederer, Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 14 f.
Pestalozzi: lateinische Schrift Ausriss Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
727 II. ⇒
Nr. 1685 III.
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Z. 13
S[alvo] T[itulo]: mit Wahrung des Titels (lat.) Iferten: dt. Name für Yverdon Liebe … ist: Damit reagierte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) auf die kurze Notiz Pestalozzis «Niederer, Liebe hilft und schweigt» vom selben Tag (PSB X, S. 318), die Pestalozzi Niederer auf seinen vorangegangenen Brief (⇒ Nr. 1685) hatte zukommen lassen. Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842
1687. Johannes Niederer 1817 5
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In der vollsten, beweisbaren Überzeugung Ihres Unrechts gegen mehrere Ihrer alten Gehülfen, wie gegen meine Frau und mich; in der unwiederleglichsten Gewissheit der Einseitigkeit und zum Theil Verkehrtheit Ihrer Richtung und Ihres Werkzeugs, glaubte ich, Ihrer Persönlichkeit wenigstens noch dadurch meine Achtung bezeugen zu können, indem ich Ihre Wohlthätigkeit anerkannt, und von Ihrer wahrhaftgen Güte überzeugt war, Sie würden mich als diessfälliges Werkzeug, um des Guten willen nicht verwerfen, übersandte ich Ihnen Bauers Brief. Es thut mir leid um den armen Jungen dass ich mich auch darin täuschte und er Ihre Missstimmung gegen mich entgelten muss. Indessen will ich ihm helfen. Zugleich erkläre ich Ihnen, dass ich von nun an, da Sie alles was selbst blos durch meine Hände geht, s o aufnehmen, als nie mehr die Bitte eines noch so sehr Sie Liebenden, und Ihnen vertrauenden Hülfsbedürftigen, an Sie richten werde.
Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,77 Blatt, 243 x 200 mm Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 10 Z. 12 f.
gegen meine würden mich ich mich auch darin täuschte und ∫
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helfen. Zugleich Sie alles was selbst ∫ blos Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Der Streit zwischen den ehemaligen Mitarbeitern Pestalozzis wurde nicht nur in der Öffentlichkeit ausgetragen, sondern zog manchmal auch eigentlich unbeteiligte Personen in Mitleidenschaft, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren und als Stellvertreter dienen mussten. Da der im Brief erwähnte Georges Frédéric Bauer (†1818, ⇒ Nr. 842) am 8. Juli 1817 einen Brief an Pestalozzi schickte (⇒ Nr. 1683), in welchem er ihm mitteilte, dass er sich in Mulhouse um Subskribenten bemühe, dürfte dieser nicht datierte Brief von Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) wohl ebenfalls im Juli 1817 verfasst worden sein. III. Z. 5 Z. 12 Z. 12 Z. 12
Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Bauers: Georges Frédéric Bauer (†1818, ⇒ Nr. 1683) Brief: ⇒ Nr. 1683 Jungen: Frédéric Bauer (1802–1860, ⇒ Nr. 1683)
1688. Karl August Zeller 10. Juli 1817 Münsterwalde bey Marienwerder in Westpreussen den 10 Jul[i] 1817. 5
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Ja wohl hat es mich herzlich gefreut; Sie, mein ehrwürdiger Freund! wiederzusehen Ihren Geist in Ihren Zeilen und Ihr liebendes Gemüth, der Unsterblichkeit würdig und gewiss, indess der Rest unter der Last der Jahre einbricht. Aber auch Sie wird es freuen, wenn ich Ihnen sage, das Ihr Schreiben in einer Zeit mir zukam, in welcher ich unter mir ganz neuen Sorgen und Geschäften meine Lebensbestimmung aus den Augen zu verlieren in Gefahr war; gewiss und mehr wird Sie das freuen, als die anliegende Anweisung, die nicht der Ober Schul Rath, sondern der Landwirth Zeller, nur noch in einem sehr kleinen Kreise wirkend, Ihnen einsendet, ein Scherflein, das er als Zeitgenosse dem Manne schuldig ist, der nie sich selbst, sondern den Zeitgenossen und der Nachwelt gelebt hat. «– – ein schöner Abend sey ihm Ersatz für seines Mittags Schwüle!»
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Was ich in der Berliner Zeitung über Ihre Zuschrift an das Publikum gesagt, schien mir für Leser nöthig, die, wenn man plattdeutsch mit Ihnen spricht, nothdürftig verstehen, was Sie eigentlich wolen, und Sie dann nicht mehr, wie viele in meiner Umgebung, für einen bankrutten Kaufmann halten, der seinen Gläubigern einen Vergleich anbietet und sich einen Gnadenthaler ausbittet. – – – – Lieber Herre Gott! Die Afterweisheit mach zu Spott Und lass uns Narren bleiben! Wohl habe ich vom Neuenburger See bis an die Weichsel viel erfahren. Sonnenblicke der Fürstengunst wechselten mit Stürmen aufgeregter Leidenschaften, die Wärme edler, liebevoller Herzen mit Eisschollen des Hasses und Kaltsinnes, unter welchen ich beinahe eingefroren. Dumme Streiche hab ich auch mitunter gemacht, bin namentl[ich] mit zu viel schwäbischer Offenherzigkeit diesem und jenem pfiffigen Schelm entgegengekommen, vergessend, dass so viele nur mit dem Hofwinde forttrieben. Dass aber des Sämanns Same nicht schlecht war, hat das Gedeihen bewiesen, das Gott dazu gegeben und das ansehnliche Taglohn, das er ihm nachher ausgezahlt. Ich bin Gatte eines guten Weibes, Vater von 4 gesunden, hoffnungsvollen Kindern und Besitzer eines Landgutes, das, wenn ich nicht versetzt werde, mit Gottes und eines tüchtigen Schulmeisters Hülfe dereinst noch ein Bonnal werden soll; werden, denn Franzosen und Pohlen, Folgen des Krieges und schrecklicher Sittenverderbens der Einwohner haben mein Ziel in weite Ferne gestellt und nur auf weiten Umwegen kann der angehende Landmann ihm nahen, wenn anders Wangenheim und sein König, der an mich als Zögling württembergischer Lehranstalten Rechtsansprüche hat, mich hier lassen wollen. Von meinen Zöglingen liegt Einer vor Leipzig begraben. Einer ist ein treuer, trefflicher Arbeiter an der Lehrschule zu Marienburg, andere sind meiner Lieblingstochter Caralene bestimmt. Ihr Kindersinn, ihr Fleiss freut mich. Keiner schwört in verba magistri. Der Geist und die Liebe sinds, die da lebendig machen. Diese Liebe ist auch unseres Wiedersehens Bürge. Ihm vertrauend, wie immer Ihr ewig dankbarer und treuer Zeller. Abschrift. Pestalozzis Zuschrift an das Publikum
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wird verstanden und – missverstanden. Beides geht natürlich zu. Leser, die ihn selbst oder seine Schriften und an seinen Früchten ihn erkennen, opfern Gold oder Scherflein, in Schätze sie umsetzend, denen keine Diebe nachgraben. Andere, die ihn nicht kennen, namentlich Leser des Erwerbstandes, was müssen sie von dem Manne denken, der ihnen bekennt: «ich berechnete in allem meinem Thun nie genugsam meine Kräfte, … war meiner Lage nie genug gewachsen, u[nd] stehe fast imer ohne Vermögen an der Spitze dieses Hauses etc. etc. etc. Nun fallirt er, sagen sie, und beut seinen Gläubigern einen Vergleich an. Sein Werk ist Menschenwerk und dem Untergang nahe, der Erfolg richtet ihn. Wohl, erwiedere ich, doch nur ehrenvoll ihn frey sprechend. Wie, ein Mann, der so reich ist, wie Pestalozzi, sollte es aus Armuth aufgeben? Nimmermehr! Pestalozzis Gold liegt weder in der Hamburger Bank welche die Franzosen wegführten, noch in der Londner, die auch vor keinerley Mottenfrass sicher ist, sondern in euch selbst, ihr Reichen Europens! die, den Gesezzen des menschlichen Gefühlsvermögens gehorchend, den Mann achten und lieben müssen, der ein Halbjahrhundert hindurch mit derselben Thätigkeit, womit ihr eure häusliche Selbständigkeit gegründet, die Selbstständigkeit der Verlassenen im Volke zum Ziele seiner Kraft gemacht hat. Er zieht ohne weiters auf euch selbst, und welcher unter euch, dem kein metallen Herz den Busen beschwert, möchte seine Wechsel mit Protest zurückschicken? In der That mag es in wenig Ländern Europens an Männern fehlen, die seine seltene Uneigennützigkeit nicht erfahren und bewundert hätten. Pestalozzi, der Unternehmer einer Anstalt, die als Erwerbanstalt ein ansehnliches Saldo in Cassa haben könnte, würde gewiss auch kaufmännisch-reich seyn, wenn Pestalozzi, der Mensch, mit dem Unternehmen hätte in Einverständniss bleiben wollen und können; denn wer kann Gott dienen und dem Mammon? Auch Er musste den Einen lieben und den Andern verachten, er musste dem talentvollen, aber armen Zögling das schuldige Kostgeld erlassen; er musste den herzupilgernden Spanier, Russen, Franzosen, Pohlen – und in it welcherley Zunge sie reden mochten – liebevoll aufnehmen und gastfrey bewirthen und «ich kann nicht anders» erwiedern dem rechnenden Freunde, [«]Gott helfe mir, amen!» Und gewiss, er hilft ihm! Was will er denn Sonderliches? Den Männern, die um seinet- und seiner Hoffnungen wegen, ehrenvolle Rufe ablehnten, Mittel schaffen, ihrem schönen Vereine treu, auch nach seinem Tode einer Anstalt zu leben, die nicht von freywilligen Beiträgen abhinge, vor der Ebbe der Pensionsgelder gesichert wäre, und aus eigenen Mitteln dem talentvollen Kinde des Armen eine Erziehung geben könnte, die es fähig machte, ihres Stifters würdig – unter allem Volke einer Sache zu leben, die sich längst als rein-menschlich bewährt hat. Darum hat die Steuer, die Er ausgeschrieben, kein Veto zu fürchten. Wer gibt nicht gern dem Trinitarier, der zur Erlösung armer Sclaven aus der Barbarey Beiträge sammelt? Ach, die Sclaverey der Noth aus Unwissenheit, Ungeschicklichkeit, Trägheit und Schlechtheit, die Sclaverey in sittlicher und geistiger Barbarey bedarf vor allem des edlen Trinitariers. Noch ist es Tag in ihm. Es kommt die Nacht, da auch Er nicht mehr wirken wird. Münsterwalde. C[arl] A[ugust] Zeller
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 398/10 Bogen, 249 x 199 mm Dorsualvermerk Münsterwalde C[arl] A[ugust] Zeller.
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Original Textkritik
Zeuge H Z. 13 Z. 13 Z. 17 f. Z. 25–27 Z. 41 Z. 50 Z. 51 Z. 62 Z. 74 Z. 80 Z. 82 Z. 82 Z. 85 Z. 91 Z. 95 Z. 96 Z. 99
Ober Schul Rath: lateinische Schrift Landwirth: lateinische Schrift ein … Schwüle: lateinische Schrift Lieber … bleiben: lateinische Schrift werden: lateinische Schrift Caralene: lateinische Schrift verba magistri: lateinische Schrift Erwerbstandes: lateinische Schrift ge∫gründet Saldo: lateinische Schrift kann: lateinische Schrift und: lateinische Schrift it ∫ eigenen Mitteln: lateinische Schrift Veto: lateinische Schrift Trinitarier: lateinische Schrift Trinitariers: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Karl August Zeller (1774–1846)
⇒
Nr. 656 II.
Karl August Zeller (1774–1846, ⇒ Nr. 656) war von Württemberg her kommend über Kreuzlingen, Zürich nach Yverdon und Hofwyl gezogen und von da wieder nach Württemberg und anschliessend nach Königsberg berufen worden. Seine verschiedenen pädagogischen Projekte starteten meist mit grossen Hoffnungen und Versprechen und mussten sich dann den Realitäten unterwerfen. So scheint auch seine Berufung nach Königsberg als Leiter des Waisenhauses nicht den gewünschten Erfolg gebracht zu haben. Zeller dürfte mit diesem Brief auf Pestalozzis Einladung zur Subskription reagiert haben, die nicht nur in verschiedenen Zeitungen publiziert wurde, sondern auch in persönlich adressierten Schreiben an seine Korrespondenzpartner verschickt worden war. III. Z. 4 Z. 4 Z. 9 Z. 19 Z. 20
Münsterwalde: Opalenie (Pommern) Marienwerder: Kwidzyn (Pommern) Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Berliner Zeitung: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (1785–1911) gesagt: Damit dürfte wohl die beigelegte Abschrift (Z. 58–102) gemeint sein.
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Z. 41 Z. 45 Z. 45 Z. 48 Z. 48
Z. 49 Z. 49 Z. 50 Z. 51
Weibes: Charlotte (Friederike Elisabeth) Zeller-Rottmann (1793–1833) wurde in Tczew (Dirschau, Pommern) als Tochter eines Steuerbeamten geboren. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurde sie von Verwandten und in Pensionen erzogen. Im April 1811 heiratete sie in Alūksne (Marienburg, Letttland) Karl August Zeller (1774–1846, ⇒ Nr. 656). Sie starb in Poppelsdorf bei Bonn an einem Lungenleiden. Kinder: Paul (Ernst Ludwig) Zeller (1812–1867) wurde 1842 Prediger in der evangelischen Gemeinde in Bergamo, 1847 Pfarrer in Kochstetten und ab 1858 in Mühlhausen an der Enz (heute Teil von Mühlacker, beide Baden-Württemberg). Die drei Töchter Irene (1814–1898), Elise Rosalie (*1815) und Emma (1816–1893) besuchten das Katharinen-Stift (⇒ Nr. 2170) in Stuttgart. Irene war mit Fritz Kieser (1789–1858) verheiratet, Rektor der Stuttgarter Oberrealschule und ab 1834 Professor für Mathematik. Die Ehe blieb kinderlos. Elise Rosalie heiratete 1839 den Lehrer Oskar Keller. Emma heiratete den in Stuttgart tätigen Verleger und Buchhändler Karl Emil Göpel (1814–1891). Aus deren Ehe gingen neun Kinder hervor. Bonnal: Name der Gemeinde, in welcher Pestalozzis Roman Lienhard und Gertrud (1781–1787) spielt. Wangenheim: Karl August von Wangenheim (1773–1850) ⇒ Nr. 977 König: König Wilhelm I., Friedrich Karl von Württemberg (1781–1864) ⇒ Nr. 984 Einer vor: konnte nicht näher bestimmt werden Einer ist: August Ferdinand Sommer (1796–1852), Sohn eines Tischlermeisters, besuchte in seiner Geburtsstadt Königsberg das altstädtische Gymnasium. Nach dem Tod des Vaters wechselte er an das königliche Waisenhaus, wo er von Karl August Zeller (1774–1846, ⇒ Nr. 656) gefördert wurde. Ende 1813 wurde Sommer Lehrer an der Normalschule in Malbork (⇒ Nr. 1453), der er von 1842 bis 1849 schliesslich als Direktor vorstand. Lehrschule: Musterschule Malbork ⇒ Nr. 1453 Marienburg: Malbork (Pommern) Caralene: Seminar Karalene ⇒ Nr. 1454 verba magistri: Worte des Meisters (lat.)
1689. Rosette Niederer-Kasthofer 11. Juli 1817 5
An Herren Pestalozzi zu Hause. Iferten den 11ten July 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi! Ich glaubte die Berichtigung unsrer Rechnung werde Ihnen Erleichterung verschaffen wie mir u[n]d Sie hätten mit mir gleiche Ursa-
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chen die Beylegung dieses Geschäftes zu wünschen, u[n]d nicht über die Zeit hinaus zu schieben in der Sie ohnehin Ihr Haus bestellen. Da es aber Ihre Ruhe stört so will ich gerne warten bis Sie, wills Gott gesund u[nd] gestärkt, von Leück zurückkehren. Dann aber hoffe ich Sie werden meiner Bitte willfahren, Ihnen bleibt es dann gänzlich überlassen ob die Sache die Sie u[n]d mich allein angeht auch allein unter uns abgemacht werden soll, od[er] anders wenn Sie es wünschen. In allen Fällen hoffe ich Sie werden Erleichtrung u[n]d keine schmerzlichen Eindrücke dabey empfangen. Ihre ganz ergebene R[osette] Niederer geb[orne] Kasthofer.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 264/V,12 Blatt, 262 x 199 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Jverdon, 11. Julii 1817. R[osette] Niederer-Kasthofer, Original Textkritik
Zeuge H Z. 10 Z. 11
mit mir ∫ Geschäftes zu Sacherklärung I.
Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 II. Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) hatte Pestalozzi am 8. Juli 1817 darauf hingewiesen, dass die Abrechnung seiner Frau noch offen stehe (⇒ Nr. 1686). Am 10. Juli 1817 bat Pestalozzi Niederer, ihn zuerst zur Erholung nach Leuk fahren zu lassen, bevor diese Angelegenheit in Ordnung gebracht werden sollte (PSB X, Nr. 4703). III. Z. 7 Z. 14
Iferten: dt. Name für Yverdon Leück: Leuk (Kt. Wallis)
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Um das Gute durch Gutes zu befördern habe ich Ihnen, Verehrungswürdiger! einen Antrag zu machen, dessen Annahme ich zuversichtlich schon von Ihrem edeln gefühlvollen H e r z e n erwarten dürfte, wenn auch Ihr K o p f solches nicht unterstützen würde. Zum Besten einer unglücklichen Wittwe und Mutter habe ich hier die Vollendung eines ihr höchstwichtigen Geschæftes übernommen, dem ich eine literarische Grundlage gab, (wie Sie aus den Beilagen ersehen) vermöge deren ich dem Publicum die unerhörtesten Vortheile einräumen konnte. Davon also offerire ich Ihnen beikommende zweyhundert Prænum[erations]scheine, f. 1050. an Werth, als Vorauszahlung auf sechzig vollstændige Exemplare der neuen Ausgabe Ihrer sæmtlichen Werke. Natürlich kann und darf meine Absicht hiebey nicht seyn, dass Sie solche für sich behalten sollten; diess wære vielmehr dem Vortheile des Geschæftes selbst schnurstracks zuwider, das nur dann gedeihen kann, wenn die Prænum[erations]scheine in möglichst viele Hænde verbreitet werden. Da ich nun in der ganzen Schweiz aus Mangel an Verbindungen bis jetzt noch gar keine verbreiten konte, so wäre mein Wunsch, dass Sie damit folgenden Weeg einschlagen möchten, um solche zu verwerthen. Ich habe hiezu alles in sechzehn Partien geordnet, jede von 12. Præn[umerations]scheinen mit 1 Bogen Ankündigungen, 1 Bogen Plan-Auszug, 1 grossen Plan und 1 Abbildung. Wenn Sie nun hievon 1 Partie nebst den acht überzæhligen behielten um solche in Ifferten unter Ihren persönlichen Umgebungen zu verwerthen, die übrigen 15 Partien aber an 15 Ihrer Freunde und Verehrer in zehn bis fünfzehn verschiedenen Stædten, aber b l o s s in der Schweiz, versenden und solchen dabey ungefehr folgendes schreiben liessen: Um Ihrerseits auch etwas für das ausserordentliche Unternehmen zum Besten einer sehr unglücklichen Frau zu thun hätten Sie eine bedeutende Anzahl solcher Pränum[erations]scheine eigenthümlich als Vorauszahlung auf die neue Ausgabe Ihrer Werke angenommen, in der Absicht, solche zu verwerthen, und dadurch jenen Zweck zu befördern etc. so würden Sie sicher in wenigen Tagen die volle Zahlung dafür in Hænden haben, indem Ihre Freunde hiedurch einen doppelten Antrieb erhielten sich der Sache mit Wærme anzunehmen. In Stædten wie Bern, Basel, Zürich etc. wo
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viel Wohlhabenheit ist, könten Sie auch zwey solcher Partien abgehen lassen, aber auch da an zwey v e r s c h i e d e n e Freunde, (der grössern Verbreitung wegen) und mit der ausdrücklichen Bedingung, dass Niemand mehr als höchstens zwey kaufe. Binnen 8–14 Tagen wären dann sicher die tausend Gulden dafür in Ihren Hænden. Ich habe wohl nicht zu fürchten, dass ein Mann von so reinem geraden Sinne mich missverstehen möchte, als wollte ich ihn bloss zum Prænumeranten-Sammler benutzen, oder gar zum Lotterie Collecteur erniedrigen. Finden Sie das Unternehmen nicht löblich a n s i c h s e l b s t so sollen Sie keinen Finger dafür bewegen; finden Sie hingegen, dass es hiebey wahrhaft darum zu thun ist, Gutes und zwar vielfælthig Gutes zu wirken, so werden Sie solches fördern wenn auch kein Heller davon Ihnen zukæme. Darum entschuldige ich weder die Freiheit die ich mir nehme etc. noch füge ich weitlæufe Bitten um Ihre Verwendung bey, sondern überlasse es ruhig der Sache selbst, m i c h zu entschuldigen, und s i c h Ihnen zu empfehlen. Nur das bitte ich, dass Sie e i g e n h æ n d i g durch ein Paar Zeilen – (die ich als heilige Reliquie selbst dann noch hoch schætzen würde, wenn sie auch wider alles Hoffen eine abschlægige Antwort enthielten) – mich mit erster Post von Ihrem Entschlusse benachrichten, in keinem Falle aber irgend etwas von Beikommendem zurücksenden sondern bloss, um etwanigen Misbrauch zu verhüten, die Prænumerationsscheine, falls Sie keinen Gebrauch davon machen wollten verbrennen möchten da solche, gegen die Gewohnheit, unterschrieben sind, weil die gute alte Frau sich diese Freude nicht nehmen lassen wollte, sobald sie hörte wohin ich diese zwey Hunderte versenden wollte. – Die Bilderchen aber können Sie Ihren Kleinen zum Spielwerke geben, und ihnen dabey das harte Geschick einer so verwaiseten Mutter erzæhlen als Beispiel der Hinfælligkeit menschlicher Hoffnungen. – Können und wollen Sie hingegen von meinem Antrage Gebrauch machen, so senden Sie mir gefælligst mit der Erklærung hierüber zugleich einen besondern Schein, dass (nicht i c h , sondern) d i e L e l o n g s c h e E x p e d i t i o n an Sie den Werth von sechzig vollst[ändigen] Ex[em]pl[aren] der neuen Ausgabe Ihrer Werke vorausbezahlte, und Sie daher den Verleger anweisen würden, nach Erscheinung jeder Lieferung solche unter der Addresse dieser Expedition mit seinen übrigen Sendungen frey bis Leipzig zu liefern an unsern Commissionair daselbst, E[rnst] Kleins Kunstcomtoir. Die 200 Præ[numerations]scheine (=1050 f.) betragen zwar nur den vollen Preiss von 50 Exemplaren allein a) da Sie selbst in Ihrer An-
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kündigung erklærten, dass wer die Verwendung zu einem guten Zwecke nachweisen könne, zu Rabat berechtiget seyn solle, dieser gute Zweck aber Ihnen hierin vor Augen liegt; 2) wir statt der blossen U n t e r z e i c h n u n g die Sie verlangten wirkliche V o r a u s z a h l u n g leisten, und 3) die Stærke der Bestellung wohl auch einige Rücksicht verdient: so glaubte ich schon etwas mehr erwarten zu dürfen, besonders da diese 10. Ex[emplare] auf 60. noch nicht die Hælfte von dem sind was jeder Buchhændler auf eine solche Anzahl freiwillig und gern einræumen würde. Wollten Sie aus diesen Gründen, besonders dem ersten statt 60. etwa nach Buchhändlerischem Fusse 75. Ex[e]mpl[are] bewilligen, so würden wir es mit umso lebhafterem Danke erkennen. – Einer fatalen Collision wegen muss unsere nächste Ziehung bis zum 18 August verlegt werden; (ohne dass jedoch diess auf die letzte Ziehung den mindesten Einfluss hatte). Bis daher die Ziehungsliste geordnet und gedruckt ist und in der Schweiz anlangen kann, vergehen auch wieder 3 Wochen; folglich hætten Sie bis in die ersten Tage Septembers Zeit um die Præ[numerations] Scheine zu verwerthen, was jedoch auf obige Weise binnen 8–14 Tagen schon geschehen seyn wird. Bei der verdienten grossen Theilnahme, die Ihr Unternehmen schon gefunden hat, kann I h n e n vielleicht dieser Beitrag von tausend Gulden gleichgültig seyn, Sie werden aber bedenken, dass f ü r d i e a r m e F r a u die Mitwirkung eines Mannes wie Sie, von hoher Wichtigkeit seyn würde. – Inniger Verehrung voll grüsset Sie herzlichst Fischer. Damit ich Sie für die fernern Ausfertigungen in dieser Sache gänzlich aller Mühe überheben könte, wünschte ich, dass Sie durch denjenigen, dem Sie der Versendung der sechzehn Partien auftragen, hier unten gleich beisetzen liessen, a n w e n solche verschickt worden, und dass Sie mir dann dieses Blatt zusendeten. Ich würde dadurch in den Stand gesetzt, die künftigen Notizen über das Geschæft jedem unmittelbar zu übersenden, ohne Sie im Mindesten weiter zu bemühen. Partie 1) N° 4901 – 12. hat bekommen und bezahlt. – 2) – 4913 – 24 – – – – – 3) – 4925 – 36 – – – – – 4) – 4937 – 48 – 5) – 4951 – 62 – 6) – 4963 – 74 – 7) – 4975 – 86
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 81/1 Bogen, 246 x 189 mm ganzer Brief lateinische Schrift Dorsualvermerk Cassel, 14. July 1817 Fischer. Original Copia: ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 81/2 Textkritik
Zeuge H Z. 35 f. Z. 54 f. Z. 63 Z. 75 Z. 80 Z. 92 f. Z. 95 Z. 114
eigenthümlich als solches fördern aber ∫ i c h : doppelt unterstrichen zu ∫ diesen Gründen erkennen. – Einer worden, und Sacherklärung I.
Der Buchhändler Fischer konnte nicht näher bestimmt werden, weil die meisten Bestände des Stadtarchivs Kassel aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. II. Buchhändler Fischer (⇒ Sacherklärung) bot Pestalozzi als Gegengeschäft für die Subskription auf die Gesamtausgabe eine Pränumeration an, bei der im Gegensatz zur Subskription die Bücher schon im Voraus bezahlt werden mussten. Um welche Publikation es sich aber hier handelte und ob diese Publikation überhaupt je erschienen ist, bleibt wegen des fehlenden Verlagsarchivs unklar.
738 III. Z. 9 Z. 11 Z. 14 Z. 16 Z. 28 Z. 77
Z. 82
Wittwe: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte. Beilagen: scheint nicht erhalten zu sein f.: Abkürzung für Gulden, eine weit verbreitete Gold- und Silbermünze Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Ifferten: dt. Name für Yverdon L e l o n g e s c h E x p e d i t i o n : Damit scheint ein Verlag in Kassel gemeint zu sein. Möglicherweise handelte es sich um Nachfahren der Textilmanufaktur von Karl Ludwig Lelong (†1763) aus Aachen. Zusammen mit Nic. Stein (†1757) begründete er eine Feintuchmanufaktur, die unter anderem die hessischen Regimenter mit Textilien belieferte. Diese Fabrik war häufig vom Konkurs bedroht, es gab verschiedene Besitzerwechsel, 1789 wurde sie geschlossen. Kleins: Ernst Christian Klein (1793–1885) war Buch- und Kunsthändler, Drucker und Verleger in Leipzig und führte seine diversen Unternehmungen unter Namen wie Ernst Kleins literarisches, geographisches Kunst- und Commissionscomptoir. Ab 1822 machte er sich einen Namen als Verleger und Herausgeber philhellenischer Literatur und Zeitschrift. Die Publikation des antisemitischen Romans Truthähnchen (1819) von Hartwig von Hundt-Radowsky (1780–1835) in seinem Verlag brachte Klein heftige Gegenwehr von Ludwig Börne (1786–1837) ein. 1830 geriet Klein auch mit Verlegern aus Leipzig in Konflikt, da er Schriften Jean Pauls (1763–1825, ⇒ Nr. 917) verbotenerweise nachdruckte.
1691. Johannes Niederer 15. Juli 1817 Iferten den 15ten Juli 1817. 5
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Lieber Herr Pestalozzi. Da Sie in dem Begleitschreiben Ihrer sogenannten Generalquittung an meine Frau, statt einer väterlichen eine eben so unsittliche als widerrechtliche Ansicht aufstellen, indem Sie, nach dem beweisbaren Inhalt Ihrer Worte, eine Handlung der Grossmuth durch genannte Quittung ausüben, die gegen Recht und Pflicht, und auf eine solche Art geleistet wird, dass wenn meine Frau sie annähme, nicht nur wir beide in den Augen jedes tugendhaften Menschen verächtlich wären, sondern auch in unsern eignen Augen als nichtswürdig erscheinen müssten, so werden wir beide Aktenstücke, nemlich die Quittung und das Begleitschreiben beim Friedensrichter hinterlegen. War unser Verhältniss bisher verwirrt, weil es auf gegenseitiges Vertrauen gegründet war, kann es von Ihrer Seite nicht mehr väterlich, von der unsern nicht mehr kindlich fortgesetzt werden, so s o l l es w e n i g s t e n s I h r e r u n d u n s r e r w ü r d i g ,
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d[as] h[eisst] klar und wahr, sittlich und r e c h t l i c h e n d e n . Herr Pestalozzi, seyen Sie sicher, keine Furcht und keine Hofnung, keine Schuldigkeit gegen Ihre Erben, und kein Einfluss d e r a l l f ä l l i g e n F o r t s e t z e r I h r e s I n s t i t u t s wird uns darzu bringen, uns, und wäre es auch von Ihnen, durch eine s o l c h e Grossmuth sittlich morden zu lassen, am wenigsten durch Annahme derselben einen sittlichen Selbstmord an uns zu begehen. Machen Sie Ihre Rechnung an meine Frau, so strenge dieselbe in Ihren Büchern enthalten ist. Ist sie unvollständig oder verfälscht, so ist das nicht unsre Schuld. – Meine Frau wird die ihrige machen. Glauben Sie nicht, Grossmuth ausüben zu können, ehe das Recht und die Pflicht ausgeübt ist, die hier wahrlich nicht papieren, sondern lebendig in Geist und Herz geschrieben sind. Sind Wir Ihnen wirklich schuldig, so mag unsre Schuld sich noch so hoch belaufen, wir werden sie gegen Sie, Ihre Erben und die a l l f ä l l i g e n F o r t s e t z e r I h r e s I n s t i t u t s erkennen, und denselben abbezahlen, so wie es unsre Mittel gestatten, Sie verpflichten uns um so mehr zu diesem Ernst, da Sie sogar zu verstehen zu geben scheinen, als könnte d e r Umstand, dass Ihnen der Vertrag der Übernahme des Instituts entwendet worden, in unserm Interesse liegen, da doch meine Frau, gleich nachdem Sie diesen Diebstahl wahrnahmen, Ihnen, auf Ihr Verlangen, ihr eigenes Original zur Abschrift zugestellt hat, ohne es zurückzuerhalten. Hierbei will ich Sie im Vorbeigehen nur erinnern, dass Sie wirklich Menschen in Ihrem Hause haben, die Briefe, wo nicht stahlen, doch mir selbst bekannten, dass sie gestohlene, ihnen zugeworfene Papiere, welche mir gehörten zurückbehalten. Meine Frau glaubt aus letzterer Ursache, dass Sie aus Mangel an Gedächtniss sich dessen was zwischen Ihnen und ihr vorgefallen ist nicht mehr erinnern; dass Ihre gestrige Darstellung aus dieser Nichterinnerung geflossen ist, und dass Sie v i e l l e i c h t eine persönliche Unterredung mit ihr, aus diesem Grunde, einer rechtlich bürgerlichen Entscheidung d i e s e s Verhältnisses durch den Friedensrichter vorziehen. Darum theile ich Ihnen dieses Auskunftsmittel mit, und erwarte binen hier und ein paar Tagen, ehe ich Ihre obigen Aufsätze hinter den Friedensrichter lege, hierüber Antwort. Meine gegenwart soll Ihre Unterredung mit meiner Frau, falls Sie dieselbe genehmigen, nicht stören. Meiner Frau Gesundheit ist zwar wirklich, durch Ihre Handlungsweise angegriffen, weil die Zerstörung des Bildes eines Mannes von erhabener Sittlichkeit und Würde, das sie von Ihnen in sich trug, sie desto mehr erschüttern muss, je mehr sie an Sie glaubte und in Ihnen lebte. Doch will und kann sie ihr physisches Leben nicht gegen ihre
740 Gewissensruh schonen noch auf Kosten ihrer unsterblichen Seele bewahren. Joh[annes] Niederer. 65
Ich liess diese Zeilen abschreiben um Sie Ihnen lesbarer zu machen. Das Original steht Ihnen zu Diensten. Der Obige
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,66 Bogen, 262 x 201 mm eigenhändige Nachschrift und Unterschrift Dorsualvermerk N° 3, Produit en Tribunal du District d’Jverdon, le 1ier Octob[re] 1823 G r e f f e Original frz. Entwurf: ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,66 Textkritik
Zeuge H Z. 21
e n d e n : doppelt unterstrichen Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) hatte Pestalozzi am 11. Juli 1817 (⇒ Nr. 1689) um die Gesamtabrechnung gebeten, die Pestalozzi am 14. Juli 1817 (PSB X, Nr. 4704) ausstellte, mit der sie aber offensichtlich nicht einverstanden war. Wegen ihrer angegriffenen Gesundheit antwortete Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) an ihrer Stelle auf den Brief Pestalozzis. III. Z. 6 Z. 7 Z. 15 Z. 38
Begleitschreiben: PSB X, Nr. 4704 Frau: Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 Friedensrichter: Jean Antoine Fatio (1769–1855) ⇒ Nr. 1546 Vertrag: Der Vertrag zwischen Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) und Pestalozzi vom 15. November 1813 regelte die Übernahme des Töchterinstituts (⇒ Nr. 867) in Yverdon (PSB XIV, Nr. 3556 a). Da die beiden Parteien sich nicht einigen konnten, wurde Ende 1823 ein Schiedsgericht eingesetzt (ebd., Nr. 6073 a), das im November 1824 zum Schluss kam, dass die Schuld von Niederer-Kasthofer um ein Weniges grösser sei als diejenige von Pestalozzi (vgl. Stadler II, S. 498 ff.).
741 1692. Hermann Krüsi 16. Juli 1817 5
An Herrn Pestalozzi im Schloss Iferten den 16ten Juli 1817
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Lieber Herr Pestalozzi! Arm bin ich zu Ihnen gekommen, arm bin ich von Ihnen weggegangen, und das ist recht. Ihnen hingegen eröffnet sich in dem Augenblick wo Sie mir eine General-Quittanz über das was in Ihren Büchern mir zur Last fallen könnte, ausfertigen, die Aussicht ein begüterter Mann zu werden – und das ist auch recht, ich freue mich dessen aufrichtig. Aber eben so wenig als ich von der Anweisung auf Sie Gebrauch machte, die Sie mir am Neujahrsmorgen 1802 unter Bezeugung Ihrer väterlichen Zufriedenheit übergaben, eben so wenig kann ich jetzt von Ihrer General-Quittanz ohne Schlussrechnung Gebrauch machen. Mein ökonomisches Verhältniss zu Ihnen ist klar; es kann so bestimmt in’s Reine gebracht werden, dass auch der böswilligsten Zunge der Spielraum benommen wird, diessfalls mir nahe treten zu können. Lieber Herr Pestalozzi! Ehe Sie Ihr Haus mit F r e m d e n bestellen, werden Sie doch denen ihr Recht widerfahren lassen, d i e e s I h n e n g r ü n d e n u n d b a u e n h a l f e n . Zu dieser rechtlichen Lösung der äussern Verhältnisse gehört in Bezug auf mich als das Geringste, was Sie unter keinerley Vorwand verweigern können – meine S c h l u s s r e c h n u n g und mein A b s c h i e d . In Erwartung beyder verbleibe mit aufrichtiger, wenn auch noch so verkannter kindlicher Liebe Ihr Krüsi
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 173/7 Bogen, 232 x 188 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Krüsi an Pest[alozzi] 16ten Juli 1817. Original Textkritik
Zeuge H
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könnte, widerfahren Sacherklärung I.
Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 II. Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) hatte Pestalozzi am 20. Juni (⇒ Nr. 1660) und am 3. Juli 1817 (⇒ Nr. 1680) um eine Zeugnis gebeten, worauf Pestalozzi ihm am 6. Juli 1817 auf ein bereits gedrucktes Zeugnis – Stellen in Wie Gertrud ihre Kinder lehrt aus dem Jahre 1801 – verwies und am 14. Juli 1817 eine Generalquittung ausstellte (PSB X, Nr. 4705 und 4706), die Krüsi so aber nicht akzeptieren wollte. III. Z. 7 Z. 11 Z. 14
Iferten: dt. Name für Yverdon General-Quittanz: PSB X, Nr. 4706 Anweisung: scheint nicht erhalten zu sein
1693. Robert Dickinson 16. Juli 1817 [Reg.] Dickinson möchte seinen Sohn nach Yverdon schicken.
Überlieferung 1
PSB X, S. 330.11 ff. Sacherklärung I.
Robert Dickinson lebt als scheinbar quasi-professioneller Erfinder im Grossraum von London: zwischen 1801 und 1826 lässt er insgesamt 23 Kreationen aus dem Bereich des zivilen Ingenieurwesens patentieren und ab 1808 arbeitet er zusammen mit dem Maschinenbauer Richard Trevithick (1771–1833); die gemeinsame Firma geht 1811 bankrott und über Dickinsons weitere Karriere ist abgesehen von den ihm ausgestellten Patenten nichts bekannt. III. Z. 4
Sohn: Stanhope Dickinson ist möglicherweise um 1811 in der Grafschaft Surrey zur Welt gekommen und weilte jedenfalls von 1817 bis 1820 zur Ausbildung in Yverdon.
743 1694. Joseph Gersbach 17. Juli 1817 Iferten am 17 Julius 1817. 5
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Unter nachstehenden Bedingungen übernimmt J[oseph] Gerspach mit Anfang des Monaths August dieses Jahres die Gesanglehrerstelle im Pestalozzischen Knabeninstitut in Iferten. 1. Er widmet der Anstalt wöchentlich sechszehn Stunden 2. Er bezieht dafür einen jährlichen Gehalt von sechszig Carolin 3. Er hat frei zu bestimmen a. über Annahme Ausschliessung u[nd] Klasseneinrichtung der Singschüler b. über Zeit, Ort u[nd] Ertheilung der Singstunden c. über Anschaffung des nöthigen Singstoffs u[nd] der zum Unterricht gehörigen Materialien und Geräthe 4. Unter seiner Aufsicht, u[nd], wenn er es zweckmässig findet, auch unmittelbar unter seiner Leitung, steht der musikalische Privatunterricht aller Zöglinge. 5. So lang es ihm im Schlosse zu wohnen gefällt, lasset er sich fünf u[nd] zwanzig Carol[ins] von seinem Gehalte abziehen. 6. Zur Aufhebung dieses Vertrages ist gegenseitig eine vierteljährliche Aufkündigung erforderlich.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 93/1 Blatt, 226 x 180 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jverdon, 17. Juli 1817. Gerspach’s Bedingnisse. Original Textkritik
Zeuge H Z. 9 Z. 20
Carolin: lateinische Schrift Carol[ins]: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Joseph Gersbach (1787–1830) studiert nach dem Besuch des Gymnasiums in Bad Säckingen (Baden-Württemberg), wo er zudem die Leitung des Kirchgesangs und des Orgelspiels im dortigen Kloster übernimmt, in Freiburg im Breisgau Philologie, Philosophie und Mathematik. Anschliessend unterrichtet er ab 1809 als privater Musiklehrer in Gottstatt (heute Teil von Orpund) bei Biel (Kt. Bern) und in Zürich. 1816/17
744 wird er zusammen mit Johannes Ramsauer (1790–1848, ⇒ Nr. 1525) Lehrer am Institut von Friedrich Christian Georg Kapp (1792–1866, ⇒ Nr. 1497) in Würzburg, bevor er 1818/19 am Schullehrerseminar in Rastatt (⇒ Nr. 1674) und danach am Institut von Karl Ludwig Georg von Raumer (1783–1865, ⇒ Nr. 1314 a) in Nürnberg arbeitet sowie schliesslich 1823 als Lehrer für Musik, Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaft an das Schullehrerseminar in Karlsruhe berufen wird. Gersbach komponiert zudem zahlreiche volkstümliche Lieder. III. Z. 4 Z. 9
Iferten: dt. Name für Yverdon Carolin: bayrische Goldmünze
1695. Modest Häufele 17. Juli 1817 Ehingen den 17. J u l y 1817 5
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P[raemissis] P[raemittendis] Eurer Wohlgebohren! Ich habe von der Königl[ichen] Ober Studiendirection in Stuttgart den Auftrag bekommen, auf Pestalozzis sämmtliche Werke, von denen eine neue Auflage erscheint; zu Subscribieren. Da ich nun vernohmen dass Euer [Wohlgeboren] Subscription auf dieses Werk annehmen, so ersuche ich Sie, auch für mich auf 1 E x e m p l a r dieser sämtlichen Werke gefälligst zu subscribieren, der ich indessen mit aller Hochachtung geharre Dero ergebenster Diener Studien Præfect Häufele
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 107/1 Blatt, 210 x 170 mm Datum am Schluss Original Textkritik
Zeuge H Z. 9 Z. 10 Z. 11 Z. 12
Subscribieren: lateinische Schrift Subscription: lateinische Schrift E x e m p l a r : lateinische Schrift subscribieren: lateinische Schrift
745 Sacherklärung I. Modest Häufele (1773–1821) ist Mitglied im Benediktinerkloster Wiblingen (bei Ulm) und wird nach der Säkularisierung im Jahr 1806 im württembergischen Staatskalender als Lehrer der Rhetorik- und Poetikklasse am königlich-württembergischen Gymnasium bzw. Lyzeums zu Ehingen und Studien-Präfekt geführt. Mitunter wird er auch als Professor der Physik und Mathematik bezeichnet. III. Z. 5 Z. 7
Z. 8
P[raemissis] P[raemittendis]: Unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden (lat.); Abkürzung für die zu ergänzenden Titel oder Anreden Studiendirection: Die paritätisch besetzte Oberstudiendirektion übernahm ab 1806 als nachgeordnete Behörde im Geistlichen Department, dem ab 1816 so bezeichneten Ministerium für das Kirchen- und Schulwesen die Aufsicht über das höhere Schulwesen im Königreich Württemberg, die Gymnasien, Lyzeen und Klosterschulen. Ab 1812 wurde sie von Friedrich Gottlieb Süskind (1767–1829, ⇒ Nr. 1038) geleitet und um 1816 in Studienrat umbenannt. Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1696. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 17. Juli 1817 5
An den Herrn Heinrich Pestalozzi Wohlgeboren zu Yverdun in der Schweitz fr[an]co Grenze.
v[on] Berlin Berlin den 17ten July 1817.
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Das Ministerium des Innern bezeugt Euer Wohlgeboren hierdurch den richtigen Empfang der an dasselbe unterm 5ten d[ieses] M[onats] eingesandten Quitung über die Pränumerations-Gelder, mit der Bemerkung, dass die Ankündigung der Herausgabe sämmtlicher Schriften grosse Aufmerksamkeit im preussischen Staate erregt, und beinah alle Regierungen in ihren Amtsblättern sie verbreitet und Subscription eröfnet haben. Hierdurch ist Alles den Umständen nach Mögliche geschehen, und der beste Erfolg, so wie er mit grosser Theilnahme gewünscht wird, zu erwarten. Ministerium des Innern. Zweite Abtheilung. Nicolovius
746 Überlieferung 1 2 3 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 422/3 Bogen, 250 x 206 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss, Siegel, Stempel BERN 22 JULI., Dorsualvermerk Berlin 17 Juillet 1817. Ministere Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 6
Heinrich Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 III. Z. 10 Z. 12 Z. 14
Ministerium: Preussisches Innenministerium, Sektion Unterricht ⇒ Nr. 1049 Quitung: PSB X, Nr. 4697 Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
1697. Rosette Niederer-Kasthofer 18. Juli 1817 5
An Herren Pestalozzi bey H a u s e Iferten den 18ten Juli 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi. Aus dem zu schliessen, was Fr[au] von Guemps mir mittheilte, waren Sie in Rücksicht meiner Rechnung mit Ihnen im Irrthum. Ich habe von dieser Seite nichts unklares u[n]d muss Sie also noch einmal bitten, mit mir darüber einzutreten, um noch vor meiner Abreise die auf Dienstag gesezt ist, damit in Richtigkeit zu kommen. Die Verschiedenheit der Ansichten die über unser bisheriges Verhältniss statt gefunden hatt u[n]d noch stattfindet, macht diese Auseinandersetzung nothwenig. Ich wünsche, dass jemand von den Ihrigen beywohnen möchte; es würde mir lieb seyn wenn es Herr Kuster seyn könnte. Seyen Sie so gut mir den Tag u[n]d die Stunde zu bestimmen in der Sie zu diesem Endzweck zu mir kommen wollen,
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ich bin jeden Augenblick bereit u[nd] werde froh seyn wenn alles in Ordnung ist mit erleichtertem Herzen zu meinen Brüdern zu reisen. Ihre ergebene R[osette] Niederer.
Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 264/V,13 Blatt, 260 x 201 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Jverdon, 18 Julii 1817. Ros[ette] Niederer Original Textkritik
Zeuge H Z. 14 Z. 18
gefunden hatt Endzweck zu Sacherklärung I.
Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 II. Nachdem sich Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) am 15. Juli 1817 wegen der Schlussabrechnung seiner Frau an Pestalozzi gewandt hatte (⇒ Nr. 1691), forderte hier auch Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) Pestalozzi auf, die Angelegenheit zu klären. III. Z. 6 Z. 8 Z. 16 Z. 20
Iferten: dt. Name für Yverdon Guemps: Caroline-Elisabeth-Marie de Guimps-Burnand (1774–1819) ⇒ Nr. 1368 Kuster: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Brüdern: Damit dürften wohl Gottlieb Rudolf (1767–1823, ⇒ Nr. 1426) und Karl Kasthofer (1777–1853, ⇒ Nr. 1161) gemeint sein.
1698. David Vogel 18. Juli 1817 Yverdon den 18. July. 1817. 5
Copia der N a c h s c h r i f f t v o n F r a u P e s t a l o z z i g e b [ o r e n e ] S c h u l t h e s s s e [ l i g ] zu dem Auszug des in dem Insti-
748 tut guthabenden Saldo von L[ivres] 1649.14. welchen H[err] Custer endsunterzeichnetem den 29. Jen[ne]r 1813. übergeben hat. 10
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1813. Augstm[onat] 30., gabe ich zum Behelf des Instituts m[eines] l[ieben] Gatten den Capitalbrief von H[errn] Daniel Frey von Arau, den ich 1810 bey diesem D[aniel] Frey aus den Zinsen von diesem Erb abgelöst, weil m[ein] l[ieber] Gatte nothgedrungen denselben an H[err]n Hunziker in Arau wider angeliehen, also dass mir zu Obigem L[ivres] 1649.14 diese Gulden f. 2000. (Fr.: 3200.) das Institut schuldig bleibt, sage Zürichgulden zwey tausend. Pestalozzi Schulthess Dass obiger Auszug des Guthabens der sel[igen] Fr[au] Pestalozzi vom 29. Jenner 1813. mit dieser wörtlichen Nachschrift in meinen Handen sich befindet, bescheint, Iverdon den 18. July 1817. David Vogel, Rathsh[er]r als Vormünders des Gottlieb Pestalozzi.
Überlieferung 1 2 5
ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 380/11 Blatt, 242 x 184 mm Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. David Vogel (1760–1849) ⇒ Nr. 1187 a II. Pestalozzi hatte David Vogel (1760–1849, ⇒ Nr. 1187 a) am 9. Februar 1813 (PSB VIII, Nr. 3262) mit der allfälligen finanziellen Vormundschaft für seine Frau Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815, ⇒ Nr. 3) und den Enkel Gottlieb Pestalozzi (1797–1863, ⇒ Nr. 594) sowie der Wahrung ihrer finanziellen Interessen beauftragt. Die hier ausgefertigte Abschrift der damals erfolgten finanziellen Absicherung dürfte wohl im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Schlussabrechnung von Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) gestanden haben.
749 III. Z. 5 Z. 7 Z. 8 Z. 11
Z. 14
Z. 15 Z. 23
P e s t a l o z z i : Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) ⇒ Nr. 3 L[ivres]: Einheit der Silberwährung Custer: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Frey: Daniel Frey (1778–1856) war Speditions- und Handelskaufmann aus Lindau mit Doppelwohnsitz in Aarau, wohin er 1810 endgültig übersiedelte. Dort gründete er eine chemische Fabrik, war Mitglied im Grossen Rat und wurde 1831 Stadtammann. Zugleich war er Präsident der Aargauer Kulturgesellschaft. Hunziker: Johann Georg Hunziker (1774–1850) war verheiratet mit Elise Frey (1780–1846) und baute seit 1813 das Textilhandelsgeschäft seines Onkels zu einer internationalen Baumwollexportfirma aus. Ab 1824 war er während vier Jahren Aarauer Stadtrat, ab 1828 drei Jahre lang Stadtammann und von 1827 bis 1837 Mitglied im Grossen Rat. Hunziker trat öfter als Geldgeber der Stadt auf, beispielsweise für die 1848 gebaute Hängebrücke über die Aare. f.: Abkürzung für Gulden, eine weit verbreitete Gold- oder Silbermünze Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1797–1863) ⇒ Nr. 594
1699. Joseph Gersbach 19. Juli 1817 Iferten, am 19. Juli 1817. 5
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Lieber, verehrungswürdiger Pestalozzi! – Ich habe Ihr vergangenes seegensvolles Leben vor Augen, u[nd] kann Sie nicht anders anreden, als: lieber verehrungswürdiger Pestalozzi! – Es ist mir wahrhaft. schmerzlich, dass ich Ihnen weh thun muss, noch eh’ ich Gelegenheit hatte, Sie in der That auf irgend eine Weise zu erfreuen. Ich komme von Salomon, u[nd] hörte mit an, was er von der Unterredung erzählte, die er heute vormittag in ihrem Hause mit Ihnen gehabt hat, u[nd] ich schämte mich tief in der Seele, dass ich bis jezt blind genug sein konnte, nicht einzusehn, es sei meiner unwürdig, eine Anstalt als Lehrer zu betreten, von der ein Mensch wie Schmid nun sagen kann: «Sie ist auch die meinige.» – Weil Sie diesen unnüzen Knecht für das grosse Werk ihres Lebens, wie ein Unheil bringendes Gespenst zur Seite haben, hält jeder Bessere es für seine Pflicht, Ihr Institut so bald möglich zu verlassen. Ich könte keinem von diesen, ohne zu erröthen je wieder in’s Angesicht schauen, wenn ich mich unter Schmid wollte anstellen lassen, da mir andre Wege des Lebens u[nd] Wirkens offen stehen. J[oseph] Gerspach.
750 Überlieferung 1 2 4 5
ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 93/2 Blatt, 232 x 189 mm Dorsualvermerk Jverdon 19 Juli 1817. Gerspach. Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Joseph Gersbach (1787–1830) ⇒ Nr. 1694 II. Zwei Tage zuvor, am 17. Juli 1817, hatte Joseph Gersbach (1787–1830, ⇒ Nr. 1694) Pestalozzi mitgeteilt, unter welchen Bedingungen er die Stelle als Gesanglehrer übernehmen werde. Mit diesem Brief machte er allerdings deutlich, dass er seine Zusage zurückzieht und er trat dann seine Stelle wirklich auch nicht an (PSB X, Nr. 4734). III. Z. 4 Z. 10 Z. 15
Iferten: dt. Name für Yverdon Salomon: Levin Salomon (1789–1836) ⇒ Nr. 1586 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1700. Rosette Niederer-Kasthofer 20. Juli 1817 S[eine]r T[oto] T[itulo] Herrn Pestalozzi in Yverdon. Yverdon den 20tn Juli 1817
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Belieben an Frau Niederer geb[orene] Kasthofer wie folgt. 1. Den Gehalt für Fr[au] Niederer von 1ten April als Tag ihrer Eintritt als Lehrerin zu H[errn] Pestalozzi ins Töchterinstitut, à 24 Louis d’or jährlich L[ouis d’or] 384. 1811 April 1. Den Jahrgehalt seit dem 1t e n April 1810 384. 1812 April 1. Den Jahrgehalt seit dem 1t e n April 1811 384. 1813 April 1. Den Jahrgehalt seit dem 1t e n April 1812 384. 1813 Novemb[er] 14. Den Gehalt vom ersten April bis 14. Nov[ember] 7½ Monath 240. L[ouis d’or] 1776. 1810 April
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751 Haben Hat Frau Niederer von H[errn] Pestalozzi baar erhalten L[ouis d’or] Juni idem September bei ihrer Reise nach Vivis " in Vivis selbst 1812 im Jannuar von H[errn] Pestalozzi erhalten im März idem im Juli idem Ende September zu ihrer Reise nach Montreux in Decembre 1 erhalten 1813 im Februar idem im May idem August zu ihrer Reise nach Arau mit den Kindern Heussi u[nd] Näf anfangs November erhalten 1811 im April 20
Kommen Frau Niederer führ ihre persönliche R[e]ch[nun]g gut
L[ouis d’or] 1332.
Folgendes ist seine seitherige Rechnung 1815 Jenner 19. Hat He[rr]n Pestalozzi von Fr[au] Niederer entlehnt L[ouis d’or] 18. April 1. hat Fr[au] Niederer für seine Rechnung bezahlt 63/8 Pf[und] Zuker à 39 Kr[euzer] 10. " 3 Pf[und] Kaffe à 46 Kr[euzer] 3.9. 18 hat Frau Niederer in seine Schreibstube geliefert 36 Schiefertafeln für 13.4. April 30 für Rechnung des H[errn] Pestalozzi an H[errn] Moser von Freiburg Klavierreparation bezahlt 19. Mai 27 die Tratta vom 16 Mai ordre Tobler von H[errn] Nägeli in Zürich auf H[errn] Pestalozzi, die Frau Niederer für ihn und auf sein Ansuchen eingelöst hat 80. Eine andere Tratta von H[errn] Nägeli auf H[errn] Pestalozzi von 24 Mai ordre Agassiz, eingelöst für H[errn] Pestalozzi 33.12. August 15. 18 Exemplare von der Predigt, Ruf Gottes etc. 9. 30. 6 Schiefertafeln à 4 B[at]zen und
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100 Griffel um 13 B[at]zen 3.14 24. 2 hunder Griffel, 100 übergeben an H[errn] Steinmann u[nd] 100 an H[errn] Landry 2.12. Novembre 8 100 Griffel und 6 Schiffertafeln 2.10. " 20 200 Griffel dem H[errn] Steinmann übergeben 2.12. 1816 April 1 Für seine Rechnung 2 Billets auf die Lotterie des H[errn] Martin bezahlt 1. Für J[ung]f[e]r Rosine Kinkelin soll H[err] Pestalozzi laut überinkommniss jährlich 6 Louis d’or als Zusatz auf ihre Pension, seit dem 10t e n Juli 1814 bis den 1t e n April 1816, 202/3 Monath 165.6. Octobre
1815 Juli
L[ouis d’or] 363.19. Haben 18. Für Rechnung des H[errn] Pestalozzi von H[errn] Burnand Miethe von einem Klavier 3 Monath lang bezogen 12. H[errn] Pestalozzi bleibt also für diese Rechnung schuldig 351.19. Summe des Guthabens der Fr[au] Niederer bei H[errn] Pestalozzi L[ouis d’or] 1683.19 Wenn die 2 Louisd’or die H[err] Pestalozzi unterm 30 Octobre 1816 H[errn] Niederer gegeben hat, nicht auf seinem aus dem Schlosse erhaltenen Rechnung stehen, so sind sie an gegenwärtiger Rechnung abzuziehen. H[err] Pestalozzi ist dem nach gebethen, deswegen in seiner Schreibstube nachsehen zu lassen.
Was Fr[au] Niederer an Betten von H[errn] Pestalozzi in Handen hat, ist auf beigebogenem, nach einem von fr[au] Custer seligen, eigenhändiger Verzeichniss, wörtlich kopirt angegeben. Fr[au] Krüsi kennt die Taxe davon, nach welcher ich sie behalten will, und deren Betrag dann von nebenstehender Rechnung abzuziehen ist.
753 Überlieferung 1 2 4
ZB Zürich, Ms Pestal 231a XXV. Abt. XIII Bogen, 200 x 260 mm Dorsualvermerk Compte N ° 4 Niederer Produit en Tribunal du District d’Jverdon, le 1e Octobre 1823. Greffe Original
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Textkritik Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 9 Z. 14 Z. 15 Z. 18 Z. 19 Z. 21 Z. 26 Z. 26 Z. 27 Z. 28 Z. 34 Z. 48 Z. 54 Z. 60 Z. 62 Z. 63 Z. 66 Z. 67 Z. 67 Z. 70 Z. 70 Z. 83 Z. 84
Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 II. ⇒
Nr. 1697 III.
Z. 4 Z. 9 Z. 9
T[oto] T[itulo]: Mit ganzem Titel (lat.) Töchterinsitut: ⇒ Nr. 867 Louis d’or: frz. Goldmünze
754 Z. 21 Z. 26 Z. 31
Z. 31
Z. 41 Z. 46
Z. 48 Z. 48 Z. 49 Z. 54
Z. 56
Z. 61 Z. 62 Z. 67 Z. 68 Z. 76
Z. 92 Z. 93
Vivis: dt. Name für Vevey (Kt. Waadt) Montreux: Gemeinde im Kt. Waadt Kindern Heussi: Georg (1802–1835, ⇒ Nr. 1112 a) und Elsbeth Carolina Heussi (1801–1829). Elsbeth Carolina war zwischen 1810 und 1814 Schülerin am Töchterinstitut in Yverdon (⇒ Nr. 867) und leitete später eine Privatschule für Töchter in Glarus; dort starb sie unverheiratet an einem Schlaganfall. Näf: Welches oder welche Kinder von Georg Näf (1769–1828, ⇒ Nr. 1378) im Sommer 1813 gemeinsam mit den Heussi-Kindern bzw. Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) nach Aarau gereist waren, ist unklar. Kr[euzer]: weit verbreitete Münzeinheit in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz Moser: Joseph Mo(o)ser (1796–1876) stammte aus einer Klavier- und Orgelbauerfamilie aus Fribourg. Er lebte spätestens ab 1821 als Organist, Pianist und Orgelbauer in Genf. Tratta: Tratte (gezogener, noch nicht angenommener Wechsel) Tobler: Johann Georg Tobler (1769–1843) ⇒ Nr. 500 Nägeli: Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 Agassiz: Möglicherweise handelte es sich hier um Louis Rodolphe Benjamin Agassiz (1776–1837), der ab 1802 Pfarrer und Lehrer in St-Imier (Kt. Bern), ab 1806 in Môtiers (Kt. Neuchâtel), ab 1821 in Orbe und seit 1830 in Concise (beide Kt. Waadt) war. Predigt: Johannes Niederer: Das Begeisternde des Rufs Gottes an die Vertheidiger des schweizerischen Vaterlandes: eine Feldpredigt über Jesaja K. 49, V. 8. Aarau 1815 Steinmann: Albrecht/Albert Steinmann (1791–1829) ⇒ Nr. 1369 Landry: François Louis Landry (1791–1858) ⇒ Nr. 1485 Martin: Friedensrichter Martin ⇒ Nr. 1235 a Kinkelin: Rosina Barbara Kinkelin (1798–1872) ⇒ Nr. 1366 b Burnand: Möglicherweise handelt es sich hier um François Jayet-Burnand (1786–1874) aus Yverdon, der von 1825 bis 1831 Richter am Distriktsgericht und später am Friedensgericht von Yverdon war. Dieser soll sich um 1816 als begabter Musiker hervorgetan haben und hatte um 1814 auch mit Hans Georg Nägeli (1773–1836, ⇒ Nr. 998) korrespondiert. «Burnand» ist dabei nicht der Name seiner Frau, sondern jener seiner Mutter, den er scheinbar der Berühmtheit wegen (sie war die Tochter eines Leutnants) ebenfalls führte. Custer: Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814) ⇒ Nr. 547 Krüsi: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594
755 1701. Hermann Krüsi 21. Juli 1817 An Vater Pestalozzi 5
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Iferten d[en] 21t[e]n Juli 1817 Lieber Herr Pestalozzi Ihr gestriges Wort: Sie seyen am Rande der Verzweiflung, und was Sie jetzt thun seyen Schritte der Verzweiflung – geht mir als Ausdruck Ihres Zustandes erschütternd nahe, obschon es mich als Drohung auf keine Weise berührt. Ich konnte auf Ihre Frage: ob ich Ihnen keinen Trost wisse, nicht antworten, eben weil Ihr Zustand mich fühlen machte, dass Sie für d i e Art des Trostes, die i c h Ihnen geben könnte, nicht empfänglich waren. Ja, Sie sind unglücklich! Ja, Ihr Werk leidet, Ihre Anstalt gefahret noch vor Ihren Augen in sich selbst zu zerfallen, weil in ihr das Fundament der Wahrheit, der Liebe, des häuslichen Sinnes und der innern Entwicklung zertrümmert ist. Kehren Sie zurück zu diesem ewigen Fundamente Ihres Thuns – und Gott wird Ihr Alter segnen, und Ihrem Herzen Ruhe gewähren. Ihr Zustand der Verzweiflung hat in der Unnatur Ihrer Stellung zu Ihrem Werke seinen Grund und seinen Haltungspunkt. Ihr besseres Wesen sträubt sich gegen das Schlechte, das aus dieser Unnatur hervorgegangen, aber vergängliche Rücksichten benehmen Ihnen den Muth, das Netz zu zerreissen, mit dem Sie sich umstrickt fühlen. Das Vater, ist der Kampf, den du Dir selber bereitet hast, wills Gott, ein g u t e r Kampf, der dich auf immer dem Nichtigen deiner Persönlichkeit entreissen und dich dem Ewigen deiner Bestimmung wiedergeben wird. Vater! du verkennst die Gesinnungen der Kinder und Freunde, die du selber erzogen, weil du dein eigenes Werk und Streben misskennst. Du k a n n s t nicht w o l l e n , was du jetzt thust. Wir kennen dich anders. Du verdienst ein besseres Loos, und wollte Gott, wir könnten dazu beytragen, die Lasten von dir zu nehmen, die jetzt dich zu Boden drücken. Niederer Nabholz und ich – wir anerbiethen uns dir feyerlich vor Gott, durch dich und dein Werk mit allen unsern Kräften sein Reich zu fördern. Wir stehen jeden Augenblick zu einem herzlichen und innigen Verein mit dir bereit, aber entschieden und unabänderlich
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auf keine andere Grundlage als auf diejenige der Wahrheit, der Liebe, des häuslichen Sinnes und einer steten Entwicklung und Verwirklichung deiner der Menschheit geweihten Idee. Wofür anders sollten wir unsre Jahre verlieren? Das Ziel muss doch des Kampfes werth seyn – oder der Kampf selbst ist Unsinn und Thorheit. Vater, entscheide! Du hast durch unsre Entfernung Friede gewollt – es ist dir Unruhe geworden. Gott stärke dich, das Rechte ganz und entschlossen zu wollen. Halbe Maassregeln führen nur neue Verwirrungen herbey und streuen Unkraut unter den Weizen aus. Wenn dein Herz dich treibt, dich mir zu eröffnen, so komm zu mir oder zeige mir an wo ich dich finden könne, ohne von Menschen gestört zu werden, die nicht zur Sache gehören. Wie es auch gehe, ich bin mit unveränderlicher Liebe und Treue dein Krüsi
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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 173/8 Bogen, 225 x 189 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Krüsi an Pest[alozzi] 1817 21ten Juli 1817. Original Textkritik
Zeuge H Z. 24 Z. 43
Rücksichten benehmen Menschheit geweihten Sacherklärung I.
Hermann Krüsi (1775–1844) ⇒ Nr. 588 II. Obwohl Hermann Krüsi (1775–1844, ⇒ Nr. 588) das Institut schon 1816 verlassen hatten und andere Mitarbeiter dies kurz danach ebenfalls taten, versuchten sie Pestalozzi immer wieder davon zu überzeugen, dass er sich falsch habe beraten lassen, womit vor allem Joseph Schmid (1785–1851, ⇒ Nr. 712) gemeint war. Wie auch hier Krüsi gingen sie davon aus, dass ein Neuanfang unter alten Bedingungen möglich und wünschbar sei. III. Z. 5 Z. 37
Iferten: dt. Name für Yverdon Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507
757 Z. 37
Nabholz: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967
1702. Gerhard von Buschmann 21. Juli 1817 Stuttgart den 21ten Juli 1817. 5
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Höchstverehrungswürdiger Herr und Freund! Ihr verehrliches Schreiben vom 31ten May d[ieses] J[ahres] erhielt ich kurz vor der Abreise der Königl[ichen] Majestäten nach Baden. Ich ermangelte nicht die Königin von dem Inhalte desselben sogleich zu benachrichtigen und Höchstdenselben Ihre Sache auf das angelegentlichste zu empfehlen. Ihre Majestät bezeugten Ihr Wohlgefallen über den Eifer, mit welchem Sie die Befestigung Ihres schönen Planes zu erreichen sich bemühen, und gaben mir gerne die Versicherung, Ihre Angelegenheit so viel möglich zu empfehlen und zu unterstützen. Höchstdieselben haben auch schon mit des Königs Majestät desswegen gesprochen. Bald darauf hat das hiesige Oberconsistorium Ihr Unternehmen den ihm untergeordneten Behörden öffentlich empfohlen. Ich will es nicht wagen, zu behaupten, dass diese Empfehlung eine Folge jener Unterredung zwischen beyden Majestäten gewesen sey, ob ich es schon glaube. Da Ihr Unternehmen so viele Beförderer findet, so zweifle ich an dem Gelingen desselben keineswegs; ob ich Ihnen schon an dem Erfolge, welchen die vielseitigen Empfehlungen desselben haben mögen, noch nichts Bestimmtes sagen kann. Zu bedauern ist es übrigens, dass die Pränumeration gerade in einem Zeitpunkte geleistet werden soll, wo noch ein grosser Theil der Menschheit in Dürftigkeit schmachtet, etwas später möchte die Sache wohl noch schnellern Fortgang haben. Mögen Ihre Wünsche vollkommen befriedigt werden! Es wird mir immer zum grössten Vergnügen gereichen, wenn ich zur Beförderung eines so schönen und edlen Zweckes auch etwas beyzutragen im Stande bin. Indem ich Ihnen diese aufrichtige Versicherung gebe, beharre ich mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr gehorsamst-ergebener Diener u[nd] Freund Buschmann.
758 N.S. Die Königin hat mir befohlen auf zwölf Exemplare Ihrer Werke zu pränumeriren.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 46/3 Bogen, 229 x 193 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Stuttgardt 21 Juillet 1817 Buschmann Original Textkritik
Zeuge H Sacherklärung I. Gerhard von Buschmann (1780–1856) ⇒ Nr. 1561 III. Z. 6 Z. 7
Z. 7 Z. 15 f.
Z. 38
Schreiben: scheint nicht erhalten zu sein Majestäten: Königin Katharina Pawlowna von Württemberg (1788–1819, ⇒ Nr. 1394) und König Wilhelm I., Friedrich Karl von Württemberg (1781–1864, ⇒ Nr. 984) Baden: Baden-Baden (Baden-Württemberg) Oberconsistorium: Bis 1806 war das württembergische Oberkonsistorium die zentrale Behörde für die Oberaufsicht über die evangelischen Schulen gewesen. Mit der dann erfolgten Bildung des Geistlichen Departments, das 1816 in Ministerium für das Kirchen- und Schulwesen umbenannt und 1817 mit dem Innenministerium vereinigt wurde, wurden das evangelische Oberkonsistorium und sein katholisches Pendant, der Kirchenrat, nachgeordnete Ministerialbehörden, behielten aber unter dem Fachberichterstatter für das Volksschulwesen August Heinrich d’Autel (1779–1835, ⇒ Nr. 1038) und Konsistorialpräsident Christoph Friedrich von Schmidlin (1780–1830, ⇒ Nr. 1038) die Aufsicht über das niedere Schulwesen, so auch die letzte Entscheidung bei der Lehrerwahl. Die Aufsicht über das höhere Schulwesen übernahm allerdings 1806 die Oberstudiendirektion (⇒ Nr. 1695). Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824
759 1703. Karl Alexander Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus 21. Juli 1817 5
S[eine]r Wohlgeborn Herrn Pestalozzi, zu Yverdun Ludwigsburg den 21. July 1817.
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Verehrungswürdiger Freund! Es hat mich sehr gefreut Briefe von Ihnen zu erhalten da es mir ein schäzbarer Beweis ist, dass Sie noch zuweilen an uns denken. Recht oft sprechen wir von unserer kleinen Schweitzer Reise, da uns die Erinnerung daran noch immer recht viel Vergnügen gewährt, so wie auch der vergnügten Stunden die wir bei Ihnen in Yverdün verlebt haben. Besonders aber Verehrungswürdiger Mann bin ich Ihnen dankbar und werde es gewis ewig seyn wegen der guten Lehren und Ermahnungen, die mein Sohn von Ihnen erhalten während er in Ihrem Institute gewesen: er selbst spricht oft davon, aber Gottlob kann ich sagen nie ohne Rührung, und versichert uns oft, dass sein erster Ausflug den ihm seine œconomische Verhältnisse erlauben, gewis eine Reise in die Schweitz seyn würde um seinen verehrten Lehrer wieder zu sehen. In unsern kleinen häuslichen Zirkel hat sich seit einiger Zeit manche Veränderung zugetragen. Meine Tochter ist seit einem Jahr verheirathet an einen Hauptmann v[on] Miller Offizier im General Staab und lebt mit ihrem Gatten bei uns sehr glüklich. Meine Frau ist dadurch seit 3. Monnathen Gros Mutter das ihr recht viel Freude gewährt. Mein Sohn ist seit 2. Jahren Offizier 1½ Jahr hat er in der Kavallerie gedient nun ist er aber in die Artillerie versezt worden und zeichnet sich durch Kenntnis und gute Aufführung aus: er ist seit er dem Militär Stand sich gewidmet hat hier in Garnison, welches mir wie Sie wohl denken können sehr angenehm ist, da es für einen iungen Menschen in dem Alter noch gut ist, wenn der Vater hie und da mit Rath an die Hand gehen kann. – Auf Ihre bald zu erscheinenden Schriften verehrungswürdiger Freund bin ich freylich leider nur im Stand gewesen 6. Abonnenten zu finden, und ich werde Herrn Ramsauer in Stuttgardt das Verzeichnis der Abonenten zusenden, doch freut es mich wie ich höre dass Ihr Unternehmen einen guten Fortgang gewinnt.
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Ich hoffe und wünsche mein Achtungswerther Freund dass Sie sich in Ihrem Alter sowohl befinden mögen, als es nur immer seyn kann und dass Sie noch lange zum Wohl der Menschheit mitwürken können. Nehmen Sie die Versicherung der vollkommensten Achtung und Verehrung von ihrem Grundherr
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ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 101/1 Bogen, 231 x 196 mm Datum am Schluss, Siegel, Dorsualvermerk Ludwigsburg, 21. Juli 1817. Grundherr. Original Textkritik
Zeuge H Z. 12 Z. 26 Z. 45
Reise ∫ bei uns ∫ eigentlich: mirem Grundherr Sacherklärung I.
Karl Alexander Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus (1768–1837) stammt aus einem alten Nürnberger Patriziergeschlecht, das im 16. Jahrhundert in den Reichsadelsstand gehoben wird: Er ergreift die militärische Offizierslaufbahn in württembergischen Diensten, wird 1795 als Hauptmann erwähnt und heiratet ein Jahr später Anna Maria Scheibler (1768–1833, ⇒ Z. 26) aus Ludwigsburg, mit der er einen Sohn hat, Eduard Carl Alexander von Grundherr (1797–1827, ⇒ Nr. 1264). III. Z. 10 Z. 17 Z. 24 Z. 25
Z. 26
Briefe: scheinen nicht erhalten zu sein Sohn: Eduard Carl Alexander von Grundherr (1797–1827) ⇒ Nr. 1264 Tochter: Paulina Maria Louisa von Grundherr (*1795) heiratete 1816 den Offizier Moriz von Miller (1792–1866, ⇒ Z. 25). Miller: Moritz von Miller (1792–1866) schlug eine Offizierskarriere im württembergischen Generalstab ein und nahm am napoleonischen Feldzug nach Russland 1813/14 teil, über dessen Militärstrategie er ab 1822 vielfach publizierte. Nach Vorlesungen zwischen 1829 bis 1831 als Lehrer an einer Offiziersbildungsanstalt leitete er von 1838 bis 1847 den württembergischen Generalstab, beendete nach der von ihm abgelehnten Ernennung zum deutschen Reichsgeneral 1848 mit militärischem Zwang das Rumpfparlament in Stuttgart und wurde 1850 württembergischer Kriegsminister und 1865 General des 4. Württembergischen Infanterieregiments. Frau: Über Anna Maria von Grundherr-Scheibler (1768–1833) sind neben den Lebensdaten keine weiteren biographischen Daten bekannt.
761 Z. 35 Z. 37 Z. 37 f.
Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Ramsauer: Johannes Ramsauer (1790–1848) ⇒ Nr. 1525 Verzeichnis: ⇒ Nr. 1792
1704. Johannes Niederer 21. Juli 1817 5
An Herrn Pestalozzi eigenhändig zu eröffnen Iferten den 21ten Julii 1817.
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Lieber Herr Pestalozzi! Ich sende Ihnen hiemit die Stelle aus einem Briefe Nabholzens an mich, die unmittelbar an Sie gerichtet ist, in treüer Abschrift. Man sagt mir, Sie seyen seit mehrern Tagen wieder nicht wohl. Darum verspare ich die Antwort auf Ihren Brief vom 15ten dieses, der Punkt für Punkt einer Erläuterung bedarf, der aber auch eben so sehr Punkt für Punkt einer schlagenden Widerlegung fähig, als er entscheidend charakteristisch ist, auf eine künftige Zeit. Ihre völlige Widerherstellung wünscht von Herzen Joh[annes] Niederer.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,67 Blatt, 262 x 201 mm Dorsualvermerk Jverdon, 21. Julii 1817. Joh[annes] Niederer. Original Textkritik
Zeuge H Z. 10
wieder ∫ Sacherklärung I.
Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 II. Diesen Brief an Philipp Nabholz (1782–1842, ⇒ Nr. 967) erwähnte Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) schon in seinen Briefen vom 25. Juni 1817 (⇒ Nr. 1668/1–3).
762 Es ist allerdings unklar, ob diese damals abgeschickt wurden oder ob erst der vorliegende Brief Pestalozzi erreichte. III. Z. 6 Z. 8 Z. 8 Z. 11
Iferten: dt. Name für Yverdon Briefe: ⇒ Nr. 1669 Nabholzens: Philipp Nabholz (1782–1842) ⇒ Nr. 967 Brief: PSB X, Nr. 4708
1705. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 22. Juli 1817 5
Herrn Heinrich Pestalozzi in Iferten d[urch] E[inschluss] Berlin, d[en] 22. Jul[i 18]17.
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Lieber ehrwürdiger Vater! Ich kann das amtliche Schreiben nicht aus meiner Hand lassen, ohne dir zu sagen, dass ich deiner gedenke u[n]d deiner Liebe nicht unwerth lebe. Mit der Subscription geht es gewiss gut, u[n]d Preussen wird, wie ich fest hoffe, sich dabey Ehre machen. – Deine Leiden beugen mich. Gott hat dir Muth u[n]d Kraft gegeben, aber die Last, die dir auferlegt ist, scheint doch schier zu schwer. Sehe ich auf dein Leben zurück seit jenen ersten Jahren in Neuhof so sehe ich freylich herkulische Kraft, aber vergebens suche ich die Sieges- u[n]d Friedenspalme in deiner Hand. Bey dieser gewaltigen Liebe im Herzen, u[n]d dieser, lass es mich sagen, wohl übermenschlichen Reinheit von Selbstsucht u[n]d Eigennutz, musst du dennoch verwickelt bleiben in Streit u[n]d Zank u[n]d wildem Getreibe, u[n]d kannst deines innern Heiligthums nicht froh seyn. Wie wird, wenn du einst in das Reich des ewigen Friedens u[n]d den Glanz himmmlischer Liebe versezt wirst, denen zu Muth seyn, die hier deinen Frieden störten u[n]d deine Liebe verwirrten! Möge endlich sich in deinem Kreise alles in Harmonie auflösen, u[n]d Alle erkennen, dass dein Geist nicht bey ihnen ist, wenn sie nicht lieben wie du, u[n]d nicht sich selbst preisgeben wie du. Das Leben, das so viel Herrliches u[n]d Gutes über alles Verdienst u[n]d Wünschen mir [verlie]hen, lässt doch mit mancher Sehnsucht in mir, auch die Un-
763 befrie[digtheit, dich], wieder zu sehen, u[nd] mich neu an deiner Flamme zu entzünden. Aber de[nno]ch bin ich ganz dein mit Dankbarkeit u[nd] Liebe. Nicolovius
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 261/12a Blatt, 243 x 200 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Berlin 22 Juillet 1817 Nicolovius Original Textkritik
Zeuge H Z. 12 Z. 30–32
unwerth lebe Siegelausriss Sacherklärung I.
Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839) ⇒ Nr. 423 II. Dieses Schreiben erwähnte auch Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) in seinem Brief vom 2. August 1817 an Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842). «An Pestalozzi hat das Preussische Ministerium geschrieben, es lasse amtlich in den Zeitungen eine Aufforderung zur Subskription auf seine Werke einrücken – Nicolovius fügte einige Worte an den wunderbaren Greisen bei, der jetzt noch kämpfe und im Kampf so aufrecht stehe» (ZB Zürich, Ms Pestal 602 b/37). III. Z. 7 Z. 10
Iferten: dt. Name für Yverdon Schreiben: ⇒ Nr. 1696
764 1706. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 23. Juli 1817 5
Wohlg[e]b[or]en Herrn Pestalozzi Yverdun bei Bern Baden 23. Juli 1817
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Ihr Werthes trift mich in dem Augenblick meiner Abreis von hier an und ich freue mich ungemein dass Sie, mein Verehrtester, meine Äusserung so freundlich aufnamen – – sie kam von Herzen. Die Anzeigen lasse ich zugleich in deutschen Zeitungen bekannt machen und thue das Gleiche für die Schweizer. Mit inniger Verehrung J[ohann] F[riedrich] Cotta H[errn] Schmidt meine herzl[iche] Empf[ehlu]ng.
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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/13 Bogen, 222 x 187 mm Siegelspuren, Stempel 23. JULI, Dorsualvermerk Baden 23 Juillet 1817 Cotta R[épondu] Original Textkritik
Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) ⇒ Nr. 617 III. Z. 8 Z. 9
Baden: Baden-Baden (Baden-Württemberg) Werthes: PSB X, Nr. 4714
765 Z. 12
Z. 16
Anzeigen: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832, ⇒ Nr. 617) hatte Pestalozzi am 5. Juli 1817 (⇒ Nr. 1682) mitgeteilt, dass er von mehreren Seiten den Wunsch vernommen habe, den Subskriptionstermin zu verlängern. Pestalozzi stimmte diesem Vorschlag in einem undatierten Brief zu (⇒ Z. 9). Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
1707. Johann Gottlieb Bächli(n) 23. Juli 1817 5
Monsieur Pestalozzi à Yverdon. Arau, den 23. July. 1817.
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Was mögen Sie, mein achtungswürdiger Freünd, doch wohl von meinem langen Stillschweigen denken? Doch, so sehr auch der Schein gegen mich ist, entschuldigt mich Ihre Güte, dessen bin ich gewis, – Nun hören Sie, in der nehmlichen Stunde, da ich Ihren Brief vom 29. Aprill erhielt, und den ich als eine Aufforderung betrachtete, mich in Ihrem Nahmen an unsre gemeinschaftliche[n] Freünde zu wenden, bildete ich eine Circulationsliste, der ich Ihren Plan [vom] Xber beylegte, nichts anderes erwartend, als dass sich jeder Ihrer Freünde beeifern werde, seinen Nahmen zu unterzeichnen – bald darauf nahm ich Gelegenheit bey diesem und jenem die Sache mündlich zu empfehlen; ich fand, was ich nicht vermuthet hatte, eigne Zuschriften von Ihnen, und erhielt die ganz natürliche Antwort, dass man sich das Vergnügen vorbehalte, Ihnen selbst zu antworten, und am Ende kame die bereitete Subscriptionsliste – – ganz leer zurük – das mich dann nicht wenig ärgerte, obschon ich seither weis, dass hier und da einer seinen Nahmen bereits anderwerts eingeschrieben hatte. – – Ich wandte mich auch an den Cantons Schulrath, in der Hoffnung zum Behuf der Schulen etwas zu thun, man schien die Sache von der rechten Seite aufzufassen, allein noch immer warte ich vergeblich auf Entscheid. – – Sie wissen dass bey uns das Schulwesen vom Armenwesen ganz getrennt ist, und dass daher im letzteren Ihr Wunsch nicht erreicht werden kann – jenes habe ich bey der Veränderung meines Wohnortes, dieses allbereits seit zwey Jahren verlassen, weil eine allzu grelle Hintansezung nicht meiner (denn Sie denken wohl, dass ich noch nie etwas verlangt habe, noch verlangen werde) sondern eines meiner nächsten Verwandten es mir zur Pflicht machte, mich nicht länger ver-
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höhnen zu lassen. – Daraus sollen Sie nun ersehen, dass ich in keiner B e h ö r d e mitzusprechen habe, und die Unterstüzung Ihres Plans nur mittelbar befördern kan. – Bis jez also habe ich nicht einmahl den Trost, Ihnen eine andere als meine eigne Unterschrift für ein Exemplar Ihrer Schriften anzubieten; das ich Sie bitte gefälligst aufzunehmen als das Schärflein der Wittwe. – Da aber Ihre leztere Ankündigung, wie ich bemerke, sehr guten Eindruck gemacht hat, so bin ich nicht ohne Hoffnung, einen Nachtrag zu liefern. – Der Himmel erhalte Sie noch lange bey Ihren jugendlichen Kräften, und verschaffe mir bald Gelegenheit Sie zu besprechen, über manches, das die Feder ungern schreibt – Empfangen Sie mein verehrtester Herr Freünd den Ausdruck achtungsvoller Ergebenheit und inniger Freündschaft Bächlin
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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 14/1 Bogen, 239 x 196 mm Siegelspuren, Stempel ARAU, Dorsualvermerk Arau 23 Juillet 1817 Bächlin Original Textkritik
Zeuge H Z. 27 Z. 29 Z. 48
Schulwesen vom ich bey der Veränderung meines Bächlin: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Johann Gottlieb Bächli(n) (1766–1829), Sohn eines Lehrers aus Brugg (Kt. Aargau), war nach dem Theologiestudium an der Berner Akademie Pfarrer in den aargauischen Gemeinden Rein (1791–1817) und Schöftland (1817–1827). II. Johann Gottlieb Bächli(n) (1766–1829, ⇒ Sacherklärung I.) war ein Jugendfreund von Philipp Albert Stapfer (1766–1840, ⇒ Nr. 899). Möglicherweise hatte Bächli(n) Pestalozzi in diesem Kontext kennen gelernt. III. Z. 11 Z. 14
Brief: scheint nicht erhalten zu sein Plan: Damit dürfte wohl der Plan der Pestalozzischen Anstalt (PSW XXIV B, S. 85–89) gemeint sein.
767 Z. 23 f. Z. 33 Z. 38 Z. 40
Cantons Schulrath: ⇒ Nr. 868 Verwandten: konnte nicht näher bestimmt werden Schriften: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Ankündigung: Damit dürfte die Verlängerung der Subskription gemeint sein (PSW XXV, S. 87–93).
1708. Neue Gelehrten-Buchhandlung und Johann Philipp Rossel 24. Juli 1817 5
S[eine]r Wohlgeboren Herrn Pestalozzi in Iferten. Coblenz d[en] 24. Juli 1817.
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Herrn Pestalozzi Wohlgeboren in Iferten. Ihren geehrten Brief mit der Erläuterung habe ich erhalten und daraus ersehen dass Sie mein Verzeichniss der Subscribenten auch richtig empfangen haben, diesem Verzeichniss folgt nun noch ein 2tes unten angebogen. Es wird mich sehr freuen, wenn ich die Versicherung Ihrer Zufriedenheit wegen den kleinen Einsendungen der Subscribenten, erfahren werde. E[ue]r Wohlgeboren ergebenste Neue Gelehrten-Buchhandlung Herrn " " " " " " " " " " " " "
Burret Landrath in Coblenz. Staehler Geheimrath in Engers. Linz, Amtsschreiber in — — Lieber Regierungs Advokat — — Wigand Rentmeister in Rommersdorf Scheidweiler Burgermeister in Engers. Reuter Landdechant und Pfarrer in Vallendar. D’Ester Lederfabrikant. — — in — — Staik Einnehmer. — — in — — Weigand Knabenschullehrer. — — in — — Heigmer Mädchenschullehrer. — — in — — Frank Bürgermeister. — — in — — Remmy, Hoffmann & Comp. Hütte Herren in Bendorf. Gebrüder Thilemann — — in — —
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" Kunz Cantor. — — in — — " Mittag Ober Postdirector in Coblenz. Für diesmal wollen wir noch eine kleine Zusendung von Unterschriften machen, dann aber sammlen bis gegen das End der Subscriptionszeit, um das Postgeld zu sparen. – Verschiedene kleine Auffodrungen sind u[n]d werden durch Briefe u[n]d den Druck immer ausgesendet, um den möglichst guten Erfolg zu sichern. Ihr Verehrer Rossel.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 258/1 Blatt, 247 x 197 mm Siegelspuren, Stempel COBLENZ 25. JULI., Dorsualvermerk Coblenz 24 Juillet 1817 nouvelle Librairie Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 9 Z. 9 Z. 18 Z. 18 Z. 19 Z. 19 Z. 20 Z. 21 Z. 22 Z. 22 Z. 23 Z. 23 Z. 24 Z. 24 Z. 25 Z. 26 Z. 27 Z. 28 Z. 29 Z. 30 Z. 30 Z. 31
Neue Gelehrten-Buchhandlung (⇒ Nr. 1671) und Johann Philipp Rossel (1791–1831, ⇒ Nr. 1313 c) II. Die Neue Gelehrten-Buchhandlung (⇒ Nr. 1671) hatte am 27. Juni 1817 (⇒ Nr. 1671) eine Liste mit dreizehn Subskribenten geschickt und sich erkundigt, ob Porto-Kosten sowie weitere Auslagen von Pestalozzi übernommen werden können. III. Z. 7 Z. 10 Z. 11 Z. 18
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Iferten: dt. Name für Yverdon Brief: scheint nicht erhalten zu sein Verzeichniss: ⇒ Nr. 1671 Burret: Karl Joseph Burret (1761–1828) studierte Kameralwissenschaften in Trier, Heidelberg und Kaiserslautern und schlug darauf eine Beamtenlaufbahn ein, die ihn zuerst nach Ellwangen (Baden-Württemberg), Salzburg und dann nach Koblenz führte, wo er 1797 zum Regierungsrat gewählt wurde. Nach einigen Jahren als Bürgermeister in Kreuznach und Unterpräfekt in Simmern (Rheinland-Pfalz), kehrte Burret 1815 nach Koblenz zurück und wirkte zuerst als Kreisdirektor und später als Landrat in seiner Heimatstadt. Staehler: Johann Jakob Staehler (*vor 1763) war um 1817 Geheimer Rat und Regierungsrat in Engers (Rheinland-Pfalz). Engers: heute Stadtteil von Neuwied (Rheinland-Pfalz) Linz: Franz Xaver Linz war 1813 Amtsschreiber des Amtes Hammerstein in Engers (Rheinland-Pfalz). Lieber: Moritz Joseph Josia Lieber (1790–1860) war als promovierter Jurist zunächst Mitarbeiter für Regierungsrat Johann Jakob Staehler (*vor 1763, ⇒ Z. 19) und von 1812 bis 1821 Regierungsadvokat in Ehrenbreitstein bei Koblenz, bevor er 1821 beim dortigen Landgericht als Rechtsanwalt zugelassen wurde. Nach seinem Umzug ins nassauische Camberg, wo er Legationsrat wurde, engagierte er sich stark für den publizistischen und politischen Katholizismus, initiierte die Gründung des Bistums Limburg und organisierte Deutsche Katholikentage. Wigand: Johann Carl Valentin Wiegand war Ober-Ökonomieverwalter und spätestens seit 1812 Rentmeister der Rentei Vallendar zu Rommersdorf. Rommersdorf: heute Teil von Neuwied (Rheinland-Pfalz) Scheidweiler: Carl Scheidweiler (1777–1861) war Bürgermeister in Engers (Rheinland-Pfalz) und verstarb ebenda als Wittwer an Altersschwäche. Reuter: Johann Wilhelm Reuter (1778–1831), geboren in Koblenz, wurde 1791 Pfarrer der katholischen Pfarrei Marzellinus und Petrus in Vallendar (Rheinland-Pfalz) und 1807 Dechant des Landkapitels Engers, bevor er 1817 zum Assessor des Generalvikariats Ehrenbreitenstein und 1824
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zum Ehrendomherr der Kathedralkirche des neu errichteten Bistums Trier ernannt wurde. Vallendar: Stadt in Rheinland-Pfalz D’Ester: Theodor Johann von Nepomuk d’Ester (1766-1827) war ein wohlhabender und angesehener Lederfabrikant und Kaufmann in Vallendar (Rheinland-Pfalz). Staik: Karl Stach (1785–1846) war Unternehmer und für die Erhebung von Steuern und Abgaben in Vallendar (Rheinland-Pfalz) verantwortlich. 1821 war Stach in einen Unterschlagungsskandal von Schulgeldern verwickelt (⇒ Z. 29), er verstarb unverheiratet und kinderlos. Weigand: Heinrich Joseph Weigand (†nach 1834) war Elementarlehrer an der Knabenschule in Vallendar (Rheinland-Pfalz) und trat als Verfasser einiger pädagogischer Bücher und Lehrmittel sowie eines Geschichtswerkes in Erscheinung. Weigand heiratete 1816 Gertraud Maria Josepha Britzius, das Paar hatte vier Kinder. Heigmer: Johann Heigner war bis 1817 Lehrer an der Mädchenschule in Vallendar (Rheinland-Pfalz) und wurde anschliessend Küster in der katholischen Gemeinde in Vallendar. Heigner war 1821 in einen Unterschlagungsskandal von Schulgeldern involviert (⇒ Z. 29). Frank: Johann Josef Frank (*1771) war zwischen 1808 und 1817 Gemeindeschöffe und Bürgermeister in Vallendar. 1821 Frank geriet in den Verdacht, Gemeinde- und Schulgelder veruntreut und unterschlagen zu haben und trat deswegen 1822 als Bürgermeister zurück. In den gleichen Skandal waren auch Karl Stach (1785–1846, ⇒ Z. 26) und Johann Heigner (⇒ Z. 28) verwickelt. Im nachfolgenden Prozess wurde Frank als Schuldner der Gemeinde zu acht Jahren Haft verurteilt, die er bis 1831 verbüsste. Frank war seit 1802 mit Maria Schlad aus Sayn (RheinlandPfalz) verheiratet und hatte fünf Kinder. Remmy, Hoffmann & Comp.: Die Firma Remy, Hoffmann & Consorten, die Mitte des 18. Jahrhunderts von Wilhelm Remy (1702–1761) gegründet und unter anderem von Johannes Remy (1713–1778), Albrecht Wilhelm Hoffmann (1731–1806), Carl Wilhelm Remy (1747–1817) und dessen Sohn Christian (1783–1861) fortgeführt wurde, zählt zur frühen Eisen- und Stahlindustrie. In Bendorf, nördlich von Koblenz am Rhein gelegen, wurde die Fabrik in den weiteren Jahrzehnten durch Gründung und Erwerb verschiedener Eisenhütten und Gruben zum Blei-, Silber- und Kupferabbau ausgebaut und behielt aufgrund technischer Innovationen, etwa des ersten deutschen Puddelofens 1824 nach englischem Vorbild, seine Marktführerschaft, bis sie 1865 an die Essener Stahlfirma Krupp überging. Bendorf: Stadt in Rheinland-Pfalz Thilemann: Die Familie Tilemann zählte zu den führenden Grosskaufleuten in Bendorf (Rheinland-Pfalz), war im Zichorienhandel tätig und stand mit den Familien Remy und Hoffmann (⇒ Z. 30) in engem Verhältnis. Bei den hier erwähnten Brüdern handelt es sich vermutlich um Carl Wilhelm Tilemann (1772–1847) und Johann Friedrich Christian Tilemann (1773–1854). Kunz: Anton Heinrich Wilhelm Kunz (1771–1824) war Kantor und Schullehrer der evangelischen Schule seines Heimatortes Bendorf (RheinlandPfalz). Mittag: Friedrich Mittag (1775–1838) war Oberpostdirektor in Koblenz.
771 1709. Rudolf Zehender 24. Juli 1817 5
An Herrn H[einrich] Pestalozzi zu Iferten. franco. Bern den 24. Jul[i] 1817.
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Unterzeichneter ist beauftragt für die Bibliothek zu Oldenburg fünf Exemplare von Ihren Werken anzuschaffen. In Folge dieses Auftrags nehme ich mir die Freyheit Sie zu bitten zu veranstalten, dass gedachte fünf Exemplare an die Buchhandlung Perthes & Besser in Hamburg befördert werden, welche sie dann der O[ldenburger] Bibliothek wird zukommen lassen. Sollte Ihnen, würdiger Herr Landsmann, dieses Arrangement nicht anstehn, so bitte ich solches wissen zu lassen Ihrem ergebensten Zehender Legationsrath.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 397/1 Bogen, 238 x 193 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Berne 24 Juillet 1817 Zehender R[épondu] Original Textkritik
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Perthes & Besser: lateinische Schrift Zehender: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Rudolf Zehender (1768–1831) ist Kunstmaler und steht seit 1798 als Kabinettsekretär und Legationsrat im Dienst des Oldenburger Grossherzogs Peter Friedrich Ludwig (1755–1829, ⇒ Nr. 850).
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I f e r t e n : dt. Name für Yverdon Werken: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Perthes & Besser: Die Buchhandlung Perthes & Besser wurde 1796 als Sortimentsbuchhandlung von Friedrich Christoph Perthes (1772–1843, ⇒ Nr. 1771) in Hamburg gegründet. Bald kamen Verlagstätigkeiten dazu, um 1799 trat Johann Heinrich Besser (1775–1826) als Teilhaber in die Firma ein, etwas später folgte die Umbenennung in Perthes & Besser. Als Perthes 1822 nach Gotha umsiedelte blieb er stiller Teilhaber und Johann Wilhelm Mauke (1791–1859), der spätere Schwiegersohn von Besser, wurde als neuer Teilhaber aufgenommen. 1836 trat Perthes endgültig aus der Firma aus, dafür traten die Söhne des inzwischen verstorbenen Johann Heinrich Besser, Wilhelm (1808–1848) und Rudolf (1811–1883), als Teilhaber ein. Der Firmenname wurde in Perthes, Besser & Mauke geändert. 1854 ging das Geschäft ganz in den Besitz der Familie Mauke über, seit 1865 firmierte es unter W. Mauke Söhne, heute existiert es noch als Tochterfirma der Fachbuchkette Schweitzer Fachinformationen.
1710. Raymond Mitton 24. Juli 1817 5
[Reg.] Raymond Mitton teilt Pestalozzi seine Wünsche bezüglich der Heimreise seines Sohnes mit und schickt drei Empfehlungsschreiben für die Reise.
Übersicht 1
PSB X, S. 348.23 Sacherklärung I.
Raymond Mitton ⇒ Nr. 1387 a II. Raymond Mitton (⇒ Nr. 1387 a) hatte nicht nur seinen Sohn Raymond (⇒ Z. 5) zur Ausbildung nach Yverdon geschickt, sondern auch seinen Sohn Louis (⇒ Nr. 1547 a). Dieser scheint aber schon etwas früher zu seinem Vater nach Warschau gereist zu sein, zumindest bietet Georges Alexandre Perregaux (1783–1859, ⇒ Nr. 1566) Pestalozzi in einem Brief vom 8. Januar 1817 an (⇒ Nr. 1566), Louis ebendahin zu begleiten. Allerdings scheint er dann erst im Frühjahr 1817 wirklich aufgebrochen zu sein (PSB X, Nr. 4581).
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Sohnes: Raymond Mitton hielt sich von Februar 1813 bis gegen Ende September 1817 am Institut in Yverdon auf.
1711. Jean Jacques Paschoud 29. Juli 1817 [Reg.] Paschoud schickt ein Bücherpaket.
Überlieferung 1
PSB X, S. 336.5 Sacherklärung I.
Jean Jacques Paschoud (1768–1826) ⇒ Nr. 1216 a
1712. John/Jean Lacoste 29. Juli 1817 5
[Reg.] Lacoste kündigt die Abreise von Louis Lacoste, Dominique und Joseph Blanco an, teilt Pestalozzi mit, wie Lacoste erzogen werden soll und wünscht regelmässige Auskunft über sein Benehmen und seine Fortschritte. Zudem teilt er Pestalozzi mit, dass Herr Rodondo, ein Freund von ihm, sich um die beiden Blancos gekümmert und an ihnen die Vaterstelle vertreten hat.
Überlieferung 1
PSB X, S. 396.4 ff. Sacherklärung I.
John/Jean Lacoste ⇒ Nr. 1639 III. Z. 4 Z. 4 Z. 4
Louis Lacoste: Louis Lacoste ⇒ Nr. 1639 Dominique: Dominique Blanco ⇒ Nr. 1639 Joseph Blanco: Louis Joseph Blanco ⇒ Nr. 1639
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Rodondo: Señor Rodondo ⇒ Nr. 1713
1713. Señor Rodondo 29. Juli 1817 [Reg.] Anweisungen zur Erziehung von Dominique und Joseph Blanco.
Überlieferung 1
PSB X, S. 396.33 f. Sacherklärung I.
Señor Rodondo ist wohl in der Firma von Tastet, Lacoste et Co. (⇒ Nr. 1454 a) in London tätig und der Adoptivvater von Dominique (⇒ Nr. 1639) und Joseph Blanco (⇒ Nr. 1639). III. Z. 4 Z. 4
Dominique: Dominique Blanco ⇒ Nr. 1639 Joseph Blanco: Louis Joseph Blanco ⇒ Nr. 1639
1714. Rosette Niederer-Kasthofer 29. Juli 1817 Iferten den 29ten Julj 1817 5
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Da Sie eine mündliche Unterredung mit mir, zum endlichen Abschluss unsrer Rechnungsangelegenheit, nicht wollen, so will ich denn schriftlich Ihnen in Erinnerung bringen, was seit dem Anfang unsers diessfälligen Verhältnisses zwischen Ihnen und mir, mit Vorwissen meiner Verwandten ausgemacht worden, was Sie aber jetz vergessen zu haben, oder als beseitigt anzusehen scheinen, und worüber die Ihrigen, ungeachtet meiner dringenden Bitten, dass Sie selbige über unser damaliges Verhältniss ins Klare setzen, immer in Ungewissheit blieben, was ich wenigstens aus ihrer Verfahrungsweise gegen mich seit der Übernahme des Instituts schliessen muss. Da es aber mir und den Meinigen nun am Herzen liegt, dass das, was mir in unserm ökonomischen Verhältniss zu jeder Zeit klar war, nun von Ihrer Seite und von den Ihrigen auch nicht mehr verworren
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betrachtet und behandelt werde, so will ich den suchen, durch die nothwendigen Erläuterungen, vom Augenblick an meiner Ankunft in Grandson und nachher in Yverdon, Ihr Gedächtniss zu erfrischen. Ich kam im Jahr 1808 Ends 7bre aus Frankreich in Grandson an, mit dem Endschluss unabhängig für mich meiner weitern Ausbildung in Yverdon unter Ihrer Leitung zu leben. Sie wollten mir gleich die Töchteranstalt übergeben und machten mir in Gegenwart und mit Vorwissen meiner Freunde hierüber Vorschläge die ich für die Gegenwart ablehnte, weil ich meinem Plan getreu erst zur Erzieherinn und Vorsteherinn einer Anstalt reifen wollte. Es blieb in dessen da ich Ihre weitern Verhältnisse diessfalls weder kannte noch kennen konnte, unter uns ausgemacht, dass diese Übergabe Ihr entschiedener Wunsch und Wille sey. Die Übernahme sollte nach Ihrer ausdrücklichen Aufforderung und Bestimmung also von mir und dem Gefühl meiner Reifung dafür allein abhangen. Den 9t e n Novembre desselben Jahrs kam ich nach Iferten. Nach den Neujahrs[-] und Geburtsfesten fing ich an meinen Unterricht zu ordnen und Stunden zu nehmen. Drei Monath nach meinem Hierseyn verliess M[ademoise]lle Hartmann, damalige Lehrerinn der Töchteranstalt, Yverdon, und Sie drangen in mich, meine Unabhängigkeit aufzugeben und an ihre Stelle zu treten. Ich that es, und Sie bestimmten mir den jährlichen Gehalt von 24 Louisd’or mit Begehren, es meinen Brüdern mitzutheilen, auf welchen Fuss ich bei Ihnen eintrete. Sie schrieben auch diessfalls an meinen Bruder in Arau. Zwei volle Jahre lebte ich nun als Lehrerinn in Ihrer Töchteranstalt den Pflichten meiner Stellung gemäss, von früh bis spät. Meine Zeit und Kräfte gehörten Ihnen, ich konnte nur noch lehrend mehr lernen und dem Unterricht nur beiwohnen insoweit es die Bedürfnisse der Anstalt zuliessen. Ich wohnte für mich, nährte mich auf meine Kosten und erhielt diese zwei Jahre nichts von Ihnen auf Rechnung. Gegen das Ende des Jahr 1810 fieng ich an, meine Nahrung in Ihrem Hause zu geniessen, und nach einer Krankheit die bald darauf erfolgt war, übernahmen Sie die Bezahlung des Arztes und der Apothekerrechnung. Ich habe dieselben nie in Händen gehabt und überlasse es Ihnen, ob selbige mir zur Entschädigung meines zweijährigen Nahrungsunterhalts zugerechnet oder von meinem jährlichen Gehalt abgezogen werden sollen. Alles was ich sonst von Ihnen bezogen, werden Sie pünktlich in beiliegender Rechnung eingetragen finden, nur müssen Sie sich erinnern dass ich aus Ihrer eigenen Hand alles erhalten und mehrtheils zur Ergänzung einer Summe von e i n oder mehrern Louisd’or eine oder mehrere Wochen erforder-
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lich waren, so dass ich nicht den Tag, sondern nur den Monath der Einnahme bestimmen konnte. Dass ich 4½ Jahr als Lehrerinn in Ihrer Anstalt Sie an Ihr Versprechen, die Übergabe derselben betreffend, aus Liebe zu Frau Custer und Achtung zu ihrem Verhältniss zu Ihnen, nie erinnert habe, wissen Sie, Herr Pestalozzi; dass aber die Meinigen und ich selbst nach Verlauf dieser Zeit gefunden haben es sey Pflicht für mich an eine Bestimmung für die Zukunft zu denken ist um so natürlicher, da Sie selbst nicht weiter daran zu denken schienen. Ich musste also eine Stelle suchen und wollte mich deswegen anders wohin wenden. Sie antworteten mir über meinen ersten Äusserungen hierüber dass Sie entschlossen seyen mir nächstens die Anstalt zu übergeben, um so mehr entschlossen, weil es eine Last für Sie sey, die Sie niederdrücke. Sie baten mich hier so wie in jeder Übereinkunft dieser Art, ein gänzliches Stillschweigen gegen die Ihrigen zu beobachten. Ich ehrte Ihre mir unbekannten Gründe, ich schwieg und ward in der Folge in meinem Thun sehr missverstanden. Ich bat Sie dringend, offen mit Ihrer Familie über unser Verhältniss zu sprechen. Ich sagte Ihnen dass ich lieber mit dieser Übernahme noch Jahre lang warten wolle, als jemand von den Ihrigen zu kränken, Sie entgegneten mir dass es eine wünschenswerthe Erleichterung für Sie sey, dass diese Haushaltung Sie ruinire, dass Sie fühlen, welche Last Sie mir auflegten, dass Sie Ihr ganzes Leben hindurch es mir danken werden, dass ich diese Last auf mich nehme, dass Sie alles thun werden um mich dabei zu erleichtern, und dass Sie so entschlossen seyen sie abzuwälzen, dass wenn ich sie nicht auf mich nähme, Sie selbige an fremde Menschen übergäben. Auf die Äusserung meiner Besorgnisse wegen Herr und Frau Custer entgegneten Sie, dass es ihnen nicht unwillkommen seyn könne, indem Herr Custer sich ohne hin um seiner schwachen Gesundheit willen entschlossen in den stillen häuslichen Privatstand zurück zu treten. Und so übernahm ich, wenn nicht sorgenfrey, doch wenigstens Vorwurfsfrey, und im Gefühl meiner innigen Liebe und meines Vertrauens zu Ihnen, ein Haus, dessen ökonomische Lage so beschaffen war, dass es sich ohne die grössten Opfer nicht halten konnte. Dass diese Übernahme nicht allein in rechtlicher Gesinnung sondern auch nach allen rechtlichen Formen geschehen, davon können Sie u[nd] Herr Mieg, der selbst thätig und leitend dabei einwirkte, davon können meine an Sie bezahlten und von Ihnen unterzeichneten Rechnungen, wie auch der unter uns geschlossene Vertrag zeugen.
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Bei Verfertigung dieses Vertrags haben Sie mich gebeten mich wie eine Fremde darinn behandeln zu lassen, damit die Ihrigen einsehen lernen, wie vortheilhaft die Übergabe des Instituts an mich für Sie sey. Dabei deuteten Sie mir, wohlverstanden, dass dieser Vertrag zwischen uns als Null und nichtig anzusehen sey, insofern er mir nur irgend zur Last fallen könnte. Sie wollten mir, so drückten Sie sich aus, persönlich alles ersetzen. Ich könnte mich auf Sie verlassen, ganz an Sie halten und Ihnen, selbst gegen alles Geschriebene und Besprochene, vertrauen. Wohl mir dass ich davon nicht nur nie Gebrauch gemacht, mich auch auf keine Weise darauf gestützt sondern darinn blos der Achtung und Unterwürfigkeit gegen Sie nachgegeben habe, welche Sie immer als den Beweis der Anerkennung, der Liebe und des kindlichen Vertrauens gegen Sie unbedingt forderten. Ich that daher was Sie wünschten. Unfähig auch nur den geringsten Vortheil auf Kosten Ihrer oder der Ihrigen zu begehren nahm ich mir auch vor alles heilig zu achten und genau zu erfüllen was man mir darinn gleich einer Fremden auferlegte. Da es niemals zur Unterschrift desselben kam, so bat ich Sie vor ungefähr einem Jahr, mit mir so wohl die Unterschrift als unsre gegenseitige Rechnung zu berichtigen. Es fand sich dass Ihr Exemplar verloren, ich gab Ihnen auf Ihr Ansuchen das Meinige, und nun ist wie es scheint auch dieses verloren. Doch diess thut nichts zur Sache da ich mehrere Abschriften in den Händen meiner Verwandten wusste, konnte ich mit leichter Mühe eines derselben, das ich hier beifüge erhalten. Ihre Gegenrechnung bitte ich Sie nicht nur so genau als möglich zu machen, sondern auch alles in Anschlag zu bringen was gegen meine Ansprüche mit Recht geltend gemacht werden kann. Ich verlange nichts was mir nicht mit Recht zu kommt. Um Weitläufigkeiten dabei zu vermeiden muss ich Sie noch erinnern, dass Sie mit mir überein kammen den Unterricht den Ihre Lehrer geben sollten als Entschädigung für Kost und Unterhalt den mein Mann nicht mehr bei Ihnen genossen anzusehen; ferner dass er es sich gefallen liess seinen Gehalt von 50 Louisd’or auf 25 herunter zu setzen; endlich dass der Unterricht dieser Lehrer beschränkt, den Bedürfnissen der Anstalt nicht, wie es im Accord lag, genügend war, und schon vor längerer Zeit ganz aufhörte. Was seit Ende des Jahrs 1815 geschah, geschah erklärtermassen grösstentheils auf Privatwohlwollen gegen mich und meinen Mann, anderes auf Bezahlung an die Lehrer selbst, welche in meinem Hause Unterricht ertheilten. Was die 3 Klaviere anbetrift, die ich von Ihnen hatte, bleibt zu bemerken, dass dasjenige welches Sie von Herrn Hofmann gekauft,
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mir die ganze Zeit, so ich es im Hause hatte, gedient, und dass ich Ihnen den Zins desselben schuldig bin. Das zweite derselben, baten Sie mich an sicherm Ort zu halten, bis sie es mir abfordern werden welches denn also geschehen. Das dritte davon habe ich auf Ansuchen von Ihnen und von der ehmaligen J[ung]f[e]r Uttinger, jetz Frau Ruepp, Winterszeit aus einem kalten Zimmer, in dem es mit Steinen und Hölzern beladen stand, in Sicherheit gezogen – Keine Taste hatte mehr Ton u[nd] tannerne Latten waren mit grossen Nägeln darauf geschlagen. Ich liess es für Sie, und zwar mit Ihrem Gutheissen, von dem jungen Moser aus Freiburg in Stand setzen, wofür in meiner Rechnung Meldung geschieht. Gebraucht habe ich es nie. Von Mobilien habe ich keine die Ihnen gehören, indem ich selbige bei ihrer Übernahme bezahlt habe. Und was die Bette betrift, habe ich Ihnen schon längst erklärt, dass ich sie behalten und bei Abrechnung bezahlen werde. Ich habe das Verzeichniss derselben von Frau Custer sel[ig] eigner Hand geschrieben in Händen, und Frau Krüsi besitzt wenn ich mich nicht irre ein solches Exemplar, mit Schatzung derselben nach welcher sie mir auf Rechnung gebracht werden können. Ein Ihnen angehöriges Fass von 1224 Maass ligt in unserm Keller. Ich habe es wie die meinigen jährlich viermal untersuchen und die nöthigen Besorgungen daran trefen lassen. Ich habe 1815 bis März 1816 neuen Wein darein legen lassen um seiner Erhaltung willen. Miethlohn kann freylich keiner von mir davon gefordert werden, weil ich es nicht gemiethet und deswegen keinen Gebrauch davon gemacht habe. Wünschen Sie es zu verkaufen, ohne es auseinander machen zu lassen, so biete ich Ihnen so viel darauf, als es von Sachverständigen geschätzt werden kann. Noch muss ich Sie erinnern, dass als ich das Institut übernommen, und der Pensionspreis auf 32 Louisd’or festgesetzt war, Sie mit H[errn] Kinkelin, dem Vater der Rosine, übereingekommen dieselbe für 14 Louisd’or zu behalten und mir eine jäh[r]liche Zulage von 6 Louisd’or zu machen, indess ich mir den Abzug von 12 derselben gefallen liess. Diesen Zusatz von 6 Louisd’or jährlich für J[ung]f[e]r Kinkelin habe ich Ihnen auf die heutige Rechnung bringen lassen. Auch ein anderes Kind, Fortunée d’Albepière, darf ich nicht vergessen, bei dessen Aufnahme in Ihr Haus die so nothwendige Vorsicht die erforderlichen Papiere als Tauf[-] und Heymathschein etc. zu fordern versäumt wurde. Diess Versäumniss zog uns viele Verdriesslichkeiten zu und erschwert die Lage der armen Wayse die nun von niemand anerkannt, von denen die sich ihrer annehmen sollten verläugnet, keinen Menschen hat, der sich ihrer annimmt, als wir, die wir die Verpflichtung fühlen, an ihr zu thun nach unsern
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Kräften. Es sind bereits 5 Jahre, dass sie in Ihre Anstalt aufgenommen wurde. Lieber Herr Pestalozzi, Sie waren arm und gedrückt von ökonomischen Sorgen, in der Zeit wo ich bei Ihnen war, mit treuem Herzen hieng ich an Ihnen, und jede Entbehrung war mir leicht. Mit Erhebung und Dank werde ich an das denken was Sie im höhern Sinne mir waren. Ihre Liebe und was aus ihr in Ihrem Thun hervor gieng, entschädigt mich für manches. Ich wollte Sie immer lieben und ehren, ich wollte nicht rechnen mit Ihnen, selbst da nicht, wo die Ihrigen sprachen und thaten gegen mich als hätt’ ich eignen Vortheil suchend gehandelt, wie es tief, tief unter mir wäre es zu thun. Aber Sie sind reich geworden, während ich an der übernommenen Last schwer getragen, durch zwei Kriegsunruhige Jahre und die letzten Hungerzeiten ohne die gehoffte und versprochene Erleichterung in Ihnen zu finden. Die Umstände sind so, dass die vielen väterlichen Versprechungen die Sie mir einst machten nicht väterlich anerkannt noch erfüllt werden können. – Die Reise nach Italien, auf die Sie mich so oft und so lange vertrösteten, gleicht heute dem Mann im Monde; darum lassen Sie uns ganz einfach rechtlich beschliessen, was ich selbst beim höchsten Vertrauen zu Ihnen nicht blind behandelte, weil frühe Erfahrungen mir sagten, dass Zeiten und Menschen sich ändern. Ich habe alle nöthigen Papiere, um da Licht zu geben, wo Sie Dunkel vermuthen; darum begehren Sie nur Erläuterungen, wo Sie solche noch über beiliegende Rechnung bedürfen u[nd] endigen Sie gütigst eine Sache die nur als beendigt wohlthun kann. Rosette Niederer.
Überlieferung 1 2 3 4 5 6
ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 264/V,14 Bogen und Blatt, 261 x 201 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss Original Von diesem Brief sind auch zwei deutsche Entwürfe (Ms Pestal 53/54, Umschlag 264/I,3 und 264/II,2), zwei französische Entwürfe (Umschlag 264/IV,2 und 264/IV,3) sowie eine beglaubigte französische Abschrift (Umschlag 264/III,1) erhalten. Textkritik
Zeuge H Z. 20
Grandson: lateinische Schrift
780 Z. 20 Z. 21 Z. 23 Z. 28 Z. 32 f. Z. 37 Z. 39 Z. 45 Z. 52 Z. 58 Z. 132 Z. 134 Z. 170 Z. 172 Z. 173 Z. 174 Z. 176
Yverdon: lateinische Schrift Grandson: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift da ich ∫ Ihre Novembre: lateinische Schrift Yverdon: lateinische Schrift Louisd’or: lateinische Schrift nur beiwohnen mir ∫ Louisd’or: lateinische Schrift Louisd’or: lateinische Schrift Accord: lateinische Schrift Louisd’or: lateinische Schrift Louisd’or: lateinische Schrift Louisd’or: lateinische Schrift Louisd’or: lateinische Schrift Fortunée d’Albepière: lateinische Schrift Sacherklärung I.
Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857) ⇒ Nr. 842 II. Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) hatte Pestalozzi am 11. Juli 1817 (⇒ Nr. 1689) um eine Gesamtabrechnung gebeten, die Pestalozzi am 14. Juli 1817 (PSB X, Nr. 4704) auch ausstellte. Sie war damit aber nicht einverstanden, weshalb Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) einen Tag später an Pestalozzi schrieb (⇒ Nr. 1691) und ihm mitteilte, seine Frau könne diese Quittung nicht annehmen. In diesem Brief legte nun auch Rosette Niederer ausführlich ihre Sicht der finanziell relevanten Ereignisse seit ihrem Eintritt ins Institut dar. III. Z. 4 Z. 20 Z. 24 Z. 36 Z. 39 Z. 40 Z. 41 Z. 63 Z. 86 Z. 96 Z. 131 Z. 141 Z. 146 Z. 151
Iferten: dt. Name für Yverdon Grandson: Gemeinde im Kt. Waadt Töchteranstalt: ⇒ Nr. 867 Hartmann: Klara/Claire von Hartmann (*1774) ⇒ Nr. 984 Louisd’or: frz. Goldmünze Brüdern: Damit dürften wohl Gottlieb Rudolf (1767–1853, ⇒ Nr. 1426) und Karl Kasthofer (1777–1853, ⇒ Nr. 1161) gemeint sein. Bruder: Gottlieb Rudolf Kasthofer (1767–1823) ⇒ Nr. 1426 Custer: Anna Magdalena Custer-Pestalozzi, geborene Frölich (1767–1814) ⇒ Nr. 547 Herr: Laurenz Jakob Custer (1765–1822) ⇒ Nr. 748 Mieg: Johann Elias Mieg (1770–1842) ⇒ Nr. 1244 Mann: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Hofmann: Georg Franz/Franz Georg Hofmann (1765–1838) ⇒ Nr. 802 Uttinger: Elise Ruepp-Uttinger (1790–1873) ⇒ Nr. 1469 Moser: Joseph Mo(o)ser (1796–1876) ⇒ Nr. 1700
781 Z. 158 Z. 171 Z. 171 Z. 176
Krüsi: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) ⇒ Nr. 594 Kinkelin: Matthäus Kinkelin (1772–1846) ⇒ Nr. 1366 b Rosine: Rosina Barbara Kinkelin (1798–1872) ⇒ Nr. 1366 b Fortunée: Fortunée Niederer-d’Albepierre (1801–1876) ⇒ Nr. 1348 b
1715. Gustav Wilhelm Runge 31. Juli 1817 5
An den Herrn Pestalozzi in Yverdun. Potsdam 31. Jul[i] 1817.
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Ehrwürdiger Greis, Mit inniger Bewegung ergreife ich die Feder, um aus weiter Entfernung und nach langer Zeit einmal wieder zu dir zu reden. Dein Bild tritt jezt lebendig vor meine Seele, ich erkenne dass ich es in aller Klarheit noch so sehe wie ich es in Iferten gesehen, wo es unter all den wechselnden, dunklen u[n]d verwirrenden Gestalten seiner Umgebungen dennoch immer das nehmliche, reine jedem treuen Auge unverdunkelt erscheint. Was soll ich dir eher sagen, Vater, als dass ich dir danke mit recht innigem Danke für alle Liebe die du mir während meines Aufenthalts in Iferten erwiesen, ich fühle es tief, welche Gabe ich von dir empfangen für mein ganzes Leben, welche Winke u[n]d Aufschlüsse über die heilige Aufgabe deines Lebens, über die edelste die der Mensch sich setzen kann, als unauslöschliche Eindrükke in meinem Herzen stehen. Der Himmel gebe meinem Willen die Kraft, u[n]d meinen Gedanken die Klarheit, wo ich auch bin, treu in deinem Geiste zu wirken, um dir durch redliche Handbietung zu dem Fortbau deines grossen Werkes wahrhaft danken zu können. Glaube mir, Vater Pestalozzi, schon in Iferten habe ich in stiller Abgezogenheit mit Ernst an deiner Aufgabe gearbeitet, du hast diese Liebe u[n]d diese Sorge nicht gesehen, aber sie sind darum nur um so grösser gewesen. Nur durch solches Thun meinte ich dich würdiger zu lieben, als wenn ich mit Schmeichelreden um dich lebte, und immer u[n]d immer nur in Sorge wäre, dass du meine Liebe nicht sehen möchtest, wenn ich sie dir nicht durch Handküsse an den Tag legte. Die Zeit wird jede reine u[n]d unreine Gesinnung offenbar machen. Ruhig u[n]d heiter in meinem Innern sehe ich dieser Zeit entgegen.
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Deine Subscriptions-Anzeige ist in allen Gegenden Deutschlands die ich durchreist bin, so missverstanden worden, wie sie H[err] von Willmer in Frankfurt missverstanden hat. Was ich an jedem Orte konnte habe ich dazu beigetragen dies Missverständniss zu zerstreuen. Es lag besonders darin dass man nicht klar genug gelesen hatte, du wollest endlich den höchsten u[n]d eigentlich einzigen Wunsch deines Herzens befriedigen und eine Armenanstalt anlegen. Ungeachtet des Missverständnisses aber, wird in allen den nehmlichen Gegenden Deutschlands, die Subscription mit ungemeiner Freudigkeit und mit seltenem Eifer betrieben. Du hast ja auch Schüler genug Vater, die immer mit der höchsten Liebe an dich hängen; in wie weite Fernen sie auch verschlagen seyn mögen, wie sollten sie nicht diese Gelegenheit dir zu helfen zur Ausführung deines Wunsches, mit offnen Armen ergreifen, und in ihren Umgebungen dieselbe Liebe gegen dich zu erwekken streben. Wahrlich es hätte nicht deiner Bitte u[n]d dringenden Aufforderung bedurft, die Subscription auf deine Werke zu fördern, du bist nicht mehr so verborgen u[n]d misskannt vor den Augen der Welt, als dass man nicht von allen Seiten willig u[n]d gerne dazu zusammen getreten wäre. Seit meiner Rükkehr in die Heimath lebe ich in Potsdam als Lehrer an einem Schullehrer-Seminar. Ich stehe durch dieses Verhältniss in steter u[n]d sehr enger Berührung mit dem H[errn] v[on] Türk, der mit unermüdetem Eifer für die Verbesserung des Schulwesens in unsrer Provinz Sorge trägt. In wem ein so guter reiner Wille lebendig ist, der wird gewiss überall wohlthätig einwirken. Nun leb wohl, leb wohl, Vater Pestalozzi, empfiehl mich dem thätigen nie ermüdenden Arbeiter in deinem Weinberge, Joseph Schmidt, dem ich niemals meine Achtung versagen konnte, und dem ich für seine mannigfaltigen Gefälligkeiten, die er mir noch bei meiner Abreise erwiesen, sehr dankbar bin! Leb wohl Vater, der Himmel erhalte deinen Geist in der Kraft, mit der er so vielen Kummer um sich her ruhig u[n]d getrost ertragen kann, wie ich an dir täglich gesehen. Möge aber auch deine irdische Hülle noch gesund u[n]d kräftig bleiben, dass du die Last deines Alters u[nd] das Hinfliessen der Zeit nicht leidend fühlest. Möge sie dich noch lange zurückhalten unter den sterblichen Menschen, damit du ihnen durch deine Gegenwart noch lange wohl thun könnest. Leb wohl Vater, u[nd] überzeuge dich immer fester dass dich innig liebt dein dankbarer Schüler Gustav Runge.
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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 312/1 Bogen, 231 x 197 mm Siegel, Dorsualvermerk Potsdam, 31. July 1817. Gustav Runge. Original Textkritik
Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 25 Z. 37 f. Z. 57 f. Z. 64 Z. 70
Pestalozzi: lateinische Schrift Yverdun: lateinische Schrift Werkes wahrhaft von Willmer: lateinische Schrift v[on] Türk: lateinische Schrift ich für fühlest. Möge Sacherklärung I.
Gustav Wilhelm Runge (1789–1885) lässt sich nach seiner Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen die napoleonischen Truppen 1813/14 in den Jahren 1816 und 1817 bei Pestalozzi in Yverdon zum Lehrer ausbilden. Daraufhin wechselt er an das von Wilhelm Christian von Türk (1774–1846, ⇒ Nr. 653) 1817 in Potsdam errichtete Schullehrerseminar, wo er Oberlehrer wird. 1824 übernimmt er die Leitung des Seminars in Koszalin (Köslin, Westpommern), bevor er von 1827 bis zu seiner Pensionierung 1865 als Regierungs- und Schulrat in Bydgoszcz (Bromberg, Kujawien-Pommern) amtiert. II. Die Aufforderung zur Subskription führte offenbar bei einigen potenziellen Subskribenten zu Missverständnissen. Dabei realisierten die meisten nicht, dass das Geld der Subskription für die Einrichtung einer Armenanstalt eingesetzt werden sollte und nicht zur persönlichen Unterstützung Pestalozzis (⇒ Nr. 1666). III. Z. 13 Z. 37
Z. 38 Z. 42 Z. 52 Z. 58 Z. 63
Iferten: dt. Name für Yverdon missverstanden worden: Die von Pestalozzi verfasste Ankündigung zur Subskription (PSW XXV, S. 41–45) war von einigen Interessenten missverstanden worden, weshalb er sich genötigt sah, ergänzende Erklärungen zu veröffentlichen (PSW XXV, S. 71–80). Willemer: Johann Jakob von Willemer (1760–1838) ⇒ Nr. 875 Armenanstalt: ⇒ Nr. 1369 Werke: Johann Heinrich Pestalozzi: Sämmtliche Schriften, 12 Bände. Stuttgart 1819–1824 Türk: Wilhelm Christian von Türk (1774–1846) ⇒ Nr. 653 Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851) ⇒ Nr. 712
784 1716. Johann Jakob Niederer Ende Juli 1817 5
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S[eine]r Wohlgeboren Herrn Pestalozzi im Schlosse. Hochgeehrtester Herr Pestalozzi. Auf Ihren Befehl, habe die Ehre Ihnen beiliegenden Auszug zu Handen zu stellen, den Sie wie ich hoffe richtig finden werden. Die darin vorkommenden für Sie eingelösten Anweisungen von Herrn Nägeli betreffend erlauben Sie mir Ihnen zu sagen, dass selbige Ihnen seiner Zeit vorgewiesen und auf Ihr Begehren von H[er]r Niederer bezahlt worden sind, wie auch H[err] Nägeli Sie, ohne Zweifel dafür kreditirt haben wird. – Der Artikel von J[ung]f[e]r Kinkelin ist Ihnen bekannt, indem Sie den Pensionspreis für dieselbe mit H[errn] Kinkelin unterm 10t e n April 1814 im hiesigen rothen Hause à 14 Louisd’or jährlich festsetzten, und darauf für H[er]r Niederer einen Zuschuss von jährlich sechs Louisd’or zugesichert haben. Den ganzen Auszug bitte ich bei einem freyen Augenblicke durchzusehen, und mir darüber gütigst Ihre Antwort zu ertheilen, der ich mit tiefster Hochachtung bin Euer Wohlgeboren gehorsamster Diener J[ohann] J[ako]b Niederer, Neffe *.
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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 263/1 Blatt, 251 x 201 mm Dorsualvermerk Jverdon Joh[ann] Jakob Niederer, Neffe. Original Textkritik
Zeuge H Z. 17 f. Z. 19 Z. 24
Louisd’or: lateinische Schrift Louisd’or: lateinische Schrift *: nicht auflösbare Abkürzung
785 Sacherklärung I. Johann Jakob Niederer (1789–1849) aus Wolfhalde (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) ist ein Neffe von Johannes Niederer (1779–1843, ⇒ Nr. 507) und hält sich von 1807 bis 1814 zu Ausbildungszwecken am pestalozzischen Institut in Yverdon auf, wo er anschliessend als Attaché, das heisst als Verwalter und Sekretär, angestellt ist. Mit der Trennung seines Onkels von Pestalozzi 1817 wechselt er an das Töchterinstitut (⇒ Nr. 876). II. Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857, ⇒ Nr. 842) hatte Pestalozzi am 29. Juli 1817 (⇒ Nr. 1714) in einem ausführlichen Brief ihre Sicht bezüglich Gesamtabrechnung mitgeteilt. Darauf hin hatte Pestalozzi offenbar zu einigen Punkten noch weitere Informationen erbeten, die Johann Jakob Niederer (1789–1849, ⇒ Sacherklärung I.), Buchhalter in der Niederer’schen Anstalt ihm jetzt mitteilte. III. Z. 9 Z. 11 Z. 13 Z. 15 Z. 16 f. Z. 17
Z. 17 f.
Auszug: scheint nicht erhalten zu sein Nägeli: Hans Georg Nägeli (1773–1836) ⇒ Nr. 998 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843) ⇒ Nr. 507 Kinkelin: Rosina Barbara Kinkelin (1798–1872) ⇒ Nr. 1366 b Kinkelin: Matthäus Kinkelin (1772–1846) ⇒ Nr. 1366 b rothen Hause: Das Rote Haus (Maison-Rouge) war ein angesehenes Hotel, das in unmittelbarer Nähe von Pestalozzis Institut in Yverdon gelegen war. Louisd’or: frz. Goldmünze
Register der Briefabsender Aargau. Regierung 432 Alric, Pierre Théophile (1780–1840) 397 Amrhyn, Josef/Joseph Karl Xaver Aloys Leopold Leodegar (1777–1848) 479 Anich, Johann Martin (1767–1838) 666 Anna Charlotte Dorothea, Herzogin von Kurland und Sagan (1761–1821) 474 Bächli(n), Johann Gottlieb (1766–1829) 765 Bär, Johann Jakob 546 Ballet (Monsieur) 227 Barnet, Isaak Cox (1773–1833) 195 Barraud, Jean François/Franz (1777–1830) 165 Bary, Christian De (1775–1857) 72, 363 Bary, Samuel De (1776–1853) 18, 209, 284, 447, 567 Basel (Kanton). Regierung 421 Bauer, Georges Frédéric (†1818) 723 Baur-Segesser, Aloisia (1791–1873) 38 Berghe de Trip(p)s, Graf Eduard Ignaz (1771/72–1842) 708 Bernard, Charles-Joseph (1756–1832) 287 Bezencenet, François Louis (1754–1826) 484 Blaskovics, Johann von (1777–1855) 125 Blendermann, Johann Jakob (1783–1862) 112 Blochmann, Karl Justus (1786–1855) 257, 302 Blum, Johann Georg (1768–1824) 286 Bochaton, Jean-Marie (1771–1830) 199 Bohnenblust-Perrin, Marie Emilie (1778–1857) 431 Bonorandi, Elia (1786–1828) 35, 193 Bonstetten, Karl Vikor von (1745–1832) 621
Borel et Compagnie 172 Bredin, Claude-Julien (1776–1854) 172 Bremi, Johann Heinrich (1772–1837) 342 Bucher, Anton (1779–1838) 256 Buchhandlung 484 Burckhardt, Daniel (1788–1833) 133 Burkhart, Karl Friedrich Cölestin (1785–1857) 101, 651 Buschmann, Gerhard von (1780–1856) 476, 482, 757 Buss, Johann Christoph (1776–1855) 228 Caamaño Gayoso Arias Varela et Mendoza, Don Joseph Bentura de (1735–1815) 146 Carret, François Marie (*1777) 50 Colloredo-Mannsfeld, Ferdinand von (1777–1848) 144 Cotta, Johann Friedrich, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) 445, 458, 480, 488, 493, 500, 536, 538, 541, 557, 645, 685, 721, 764 Crome, August Friedrich Wilhelm von (1753–1833) 31 Crousaz-Crétet, Henry Frédéric Louis de (1773–1861) 387, 394, 724 Crousaz de Corsier, Paul Louis Wilhelm, genannt Alexis 89 Curti, Giovanni Antonio (†um 1823) 115 Custer, Laurenz Jakob (1765–1822) 279 Dantour/d’Antour, Abel (*1760) 533 Denzel, Johann Bernhard Gottlieb (1773–1838) 656 Dickinson, Robert 742 Dreist, Karl August Gottlieb (1784–1836) 542, 576 DuBois & Fils 252 Dufourd (Monsieur) 149 Du Pasquier, Jean Jacques Frédéric (1783–1838) 586
788 Esslinger, David (1779–1828) 579 Fäsch, Johann Jakob (1752–1832) 648 Fäsi, David (1784–1849) 245 Fellenberg, Philipp Emanuel von (1771–1844) 285, 568 Fischer (Buchhändler) 734 Fischer-von Mützschefahl, Antonie von (*um 1784) 354, 659 Flandin, Jean Baptiste (1777–1853) 368 Flick, Samuel (1772–1833) 344, 448, 561 François Grasset & Cie. (Firma) 451 Frey, Johann Jakob (1783–1849) 219 Frick, Adrian 487 Friedrich I., König von Württemberg (1754–1816) 398, 423 Funk, Gottlieb Samuel (1793–1857) 565 Genf (Kanton). Regierung 449 Gersbach, Joseph (1787–1830) 743, 749 Gessnersche Buchhandlung 412 Glarus (Kanton). Regierung 426 Gleim, Betty (1781–1827) 369 Godfrey, John 233 Göldlin, Renward (1770–1846) 586 Gonzenbach, Johann David/Jakob von (1777–1842) 359, 413 Gottfried Schweikhardt & Comp. (Firma) 392 Grellet du Peyrat, Joseph (1764–1849) 375, 385, 388 Grieb, Johann Georg (1787–1823) 199 Groslambert, Antoine Henri (1772–1832) 159 Gross-Pestalozzi, Anna Barbara (1751–1832) 212, 239 Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus, Karl Alexander (1768–1837) 759 Gruner (Frau) 73 Gruner (Herr) 73 Gruner, Karl Justus von (1777–1820) 668 Guerrero, Louis Marie (1777–1858) 707
Haas, Johannes (1788–1842) 21 Haenel, Johann Friedrich (1788–1837) 614 Häufele, Modest (1773–1821) 744 Halder, Georg Walther (1772–um 1842/43) 650 Halder, Johann Friedrich von (1773–1856) 650 Halder-Schulthess, Anna (Maria) Salome, genannt Nanette (1773–1854) 160, 399, 437, 475 Hallwil, Franziska Romana von (1758–1836) 256 Harnisch, Christian Wilhelm (1787–1864) 78 Haude & Spener (Buchhandlung) 348 Hauser, Johannes (1776–1841) 439 Hegnauer, Johann Heinrich (1767–1835) 272 Henning, Johann Wilhelm Mathias (1783–1838) 18, 69, 71, 646 Herder, Andreas (1781–1836) 203 Herdersche Buchhandlung 28 Herf, Christian Jakob (1793–1824) 595 Hess, David (1779–1843) 217 Heussi, Andreas (1779–1821) 107, 264 Hirzel-Hess, Anna Katharina (1761–1848) 265 Hohl (Frau) 273 Holdenecker, Johann Jakob (1758–1839) 221 Hollingsworth, Robert 363 Holtzmann, Johann Michael (1774–1820) 574 Hopf, Johann Samuel (1784–1830) 673 Horváth von Palotsay, Ferdinand (1787–1843) 387 Huguelet, Abraham 38 Humboldt, Wilhelm von (1767–1835) 625 Jacobi, Johann Caspar (1774–1819) 218 Jacoby (Abt) 624 Janvrin, Daniel (um 1780–um 1851) 205, 294, 327, 344 Janvrin, François (um 1779–1837) 373
789 J. G. Cottasche Buchhandlung 194, 365, 667 Jullien, Marc Antoine (1775–1848) 6–7, 11, 23, 29–32, 36, 42, 90, 106, 121, 149, 150, 191, 200, 211, 214, 445, 627 Kapodistrias, Ioannes Antonios (1776–1831) 54, 173, 371, 435, 491 Kasthofer, Rudolf (1767–1823) 97 Kaufmann, Carl Philipp von (1766–1835) 641 Kawerau, Peter Friedrich Theodor (1789–1844) 175 Klimrath, Benjamin 502 Kneubühler, Johannes/Hans 227 Kohlrausch, Friedrich (1780–1867) 52 Kosciuszko, Tadeusz Andrzej Bonawentura (1746–1817) 278 Krüsi, Hermann (1775–1844) 3, 315, 670, 712, 741, 755 Kuenzer, Joseph Alex (1780–1849) 99 Künzli, Anton (1771–1852) 365 L’Aspée, Jakob de (1789/99–1817) 116 L’Aspée, Johannes de (1783–1825) 118 Lacombe, François (1765–1832) 171 Lacoste, Jean Mathieu 170 Lacoste, John/Jean 620, 773 Ladomus, Johann Jakob Friedrich (1782–1854) 603, 679 Lang, Niklaus (1794–1822) 369 Lautz, Joseph Moses 619 Léa, Guillaume 206, 432 Leuenberger, Christian/Christen (*1789) 64 Lozeron, Marie Susanne (*1791) 343 Lüthi/Lüthy, Johann Ulrich (1746–1828) 709 Luquiens, Jean-François (1768–1836) 254 Luzern (Kanton). Regierung 437 Lynen, Laurenz XIII. Isaacs 204 Massa, Pierre Louis (*1756) 70
Maximilian I. Joseph, König von Bayern (1756–1825) 695 Mayer, August Franz Joseph Carl (1787–1865) 216 Mayer, Johann Jakob (1790–1855) 370 Meynadier (Monsieur) 118, 140, 366, 368 Meystre, François 170 Mieg, Johann Elias (1770–1842) 93, 166, 222, 233, 529, 558, 563, 575 Mitton, Raymond 58, 75, 444, 502, 772 Monney (Monsieur) 252, 377 Morel-Favre, Charlotte 391 Mouchet, Abraham John (1760–1846) 354 Muheim, Franz Anton (1765–1830) 367 Muralt, Johannes von (1780–1850) 238, 328, 372, 386, 459 Mutius-Kracker von Schwartzenfeldt, Helene Wilhelmine Luise, Baronin (1773–1829) 353 Nabholz, Philipp (1782–1842) 147, 261, 273, 295, 374, 693 Nägeli (Musikhandlung) 160 Nägeli, Hans Georg (1773–1836) 338, 686 Nauen, Ernst Moritz (*1782) 155 Neue Gelehrten-Buchhandlung 696, 767 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig (1767–1839) 138, 272, 443, 519, 745, 762 Niederer, Johann Jakob (1789–1849) 784 Niederer, Johannes (1779–1843) 51, 74–75, 134, 240, 243, 245, 274, 276, 291, 293, 298–299, 306, 311, 320, 328, 331–332, 335, 337, 339, 341, 345, 349, 351, 355, 364, 455, 485, 489, 498, 503–505, 513, 527, 535, 547, 552, 554, 582–583, 678, 688, 690–691, 705, 725–727, 738, 761
790 Niederer-Kasthofer, Rosette (1779–1857) 51, 732, 746, 750, 774 Notz, Hans Caspar (1752–1827) 372 Nüscheler, Matthias (1775–1853) 189 Ochs, Peter (1752–1821) 617 Orell Füssli (Buchhandlung) 159, 218, 274, 373, 377, 395, 412, 475, 479 Orelli, Johann Caspar von (1787–1849) 6, 254, 607 Otto, Theodor 606 Paschoud, Jean Jacques (1768–1826) 240, 253, 271, 297, 431, 476, 773 Pastol de Keramelin-Basire/Bazire, Pierrette Julienne (*1784) 30, 51, 93, 115, 150 Paturel, Joseph François (1774–nach 1833) 74 Perregaux, Georges Alexandre (1783–1859) 482 Perroset (Monsieur) 209 Pestalozzi, Gottlieb (1797–1863) 220, 418, 494 Pestalozzi-Schulthess, Anna (1738–1815) 58, 66, 84, 109, 141, 163, 210 Plamann, Johann Ernst (1771–1834) 584, 675, 702 Preiswerk-Iselin, Anna Maria (1758–1840) 587 Preussen. Innenministerium. Sektion Unterricht 36, 187, 207, 346, 376, 395, 436, 622 Ramsauer, Johannes (1790–1848) 378, 540 Raoul (Monsieur) de 141 Reina, Gaetano (um 1752–1823) 534 Reinhard, Hans von (1755–1835) 579 Reisky, Johann Baptist/Joseph Johann (um 1778–1835) 122 Rémy, Jean-Guillaume-Henri-Scipion (1777–1858) 57 Renard, Rémi (1772–1820) 229, 343, 540, 564
Rendschmidt, Felix (1787–1853) 230 Renner, Johann Ludwig (1784–nach 1853) 479 Rentzsch, E. 228 Riel, Andreas (1774–1829) 525 Ritter, Karl/Carl (1779–1859) 58 Rodondo (Señor) 774 Rossel, Johann Philipp (1791–1831) 591, 661, 696, 767 Rostaing, Jean Antoine de (1764–1846) 342 Rougemont, Georges de (1758–1824) 226, 232, 388 Rufener, Christian (1780–1864) 366 Runge, Gustav Wilhelm (1789–1885) 781 Sabon, Jean Pierre (1749–1816) 251 Sack, Johann August von (1764–1831) 321 Sauerländer, Heinrich Remigius (1776–1847) 175, 255, 664 Sauter, Johann Nepomuk (1766–1840) 198, 210 Schär, Rudolf (1786–ev. um 1822) 94 Schaezler, Johann Lorenz, Freiherr von (1762–1826) 643 Schiegg, Johann Balthasar (1754–1830) 260, 356, 393 Schmerber, Jean Georges/Johann Georg (1793–1854) 611 Schmid, Friedrich (1776–1832) 442 Schmid, Joseph (1785–1851) 212–213, 357, 360, 413, 501 Schmid-Collet, Elisabeth 221 Schneider, Joachim (1787–1847) 220 Schneider, Johannes/Jean (1792–1858) 39, 57, 705 Schraut, Franz Alban (1746–1825) 251 Schreiner, Chrétien Jacques/Christian Jakob (1788–1863) 108 Schütz, Lotte/Charlotte (1789–1817) 231 Schulthess, Anna (Maria) Salome, genannt Nanette siehe: HalderSchulthess, Anna (Maria) Salome, genannt Nanette (1773–1854) Schulthess, Karl Johann Jakob (1775–1854) 452
791 Schweizer, Hans Kaspar (1773–1851) 204 Schweizerische Eidgenossenschaft. Kanzlei 494 Segesser, Aloisia siehe: BaurSegesser, Aloisia (1791–1873) Senn, Niklaus/Nikolaus (1798–1867) 213 Solothurn (Kanton). Regierung 428 Stackelberg, Christoph Adam von (1777–1841) 266 St. Gallen (Kanton). Regierung 522 Stalder, Franz Joseph (1757–1833) 100 Stapf, Tobias Dominikus (1773–1847) 226 Stapfer, Philipp Albert (1768–1840) 288, 682 Steffan, Johann Jakob (1790–1859) 548, 570 Steiner-Sulzer, Anna Magdalena (1754–1830) 71 Strachan, Francesco/François (1799–1821) 114, 127, 620 Strachan, Guillaume 127, 614 Stünzi, Heinrich/Henry 28, 232 Synge, John (1788–1845) 324, 485 Tassoni, Giuseppe Giulio Cesare Estense, Comte und Marquis von Castelvecchio (1759–1821) 56 Tastet, Lacoste et Comp. 189 Teisseire-Crétet, Gabrielle (1735–1829) 390, 397 Thorn, Jean Baptiste (1783–1841) 474 Thouvenot, Pierre (1757–1817) 10, 64 Türk, Wilhelm Christian von (1774–1846) 400 Tschanz, Johann Georg (1758–1832) 700 Tschudi, Rudolf (1787–1866) 253 Turtaz, Henri (David) (1765–1828) 90 Vanel, François 194 Vay-von Adelsheim, Johanna von (1776–1862) 453
Visser, Hans Willem Cornelis Anne (1773–1826) 247 Vögeli, Kaspar (1774–1855) 29 Vogel, David (1760–1849) 37, 46, 122, 161, 195, 415, 747 Vogelsang, Karl (1789–1861) 385 Waadt. Regierung 546 Wagner, Johann Jakob (1757–1841) 317 Walthard, Ludwig Rudolf (1765–1832) 265 Walthardsche Buchhandlung 239 Wangenheim, Karl August von (1773–1850) 14, 25 Weber, Karl/Charles (1797–1886) 211 Wessenberg, Ignaz Heinrich von (1774–1860) 703 Widmer, Johann Anton (1792–1842) 593 Willemer, Johann Jakob von (1760–1838) 713 Wirz, Salomon (1776–1839) 231, 260 Württemberg. Staatsrat 424 Yverdon. Friedensrichter 441 Zahndt, Jakob Friedrich Theodor (1760–1843) 574 Zavaritt, Ambrogio (1766–1832) 190, 229, 255, 393–394 Zehender, Rudolf (1768–1831) 771 Zeimer/Zeymer, Johann Georg 316 Zeller, Karl August (1774–1846) 728 Ziegler und Comp. 219 Ziegler, Johann Franz (1762–1838) 98 Zollikofer, Ruprecht (1787–1872) 50, 568 Zschokke, Johannes Heinrich Daniel (1771–1848) 663 Zuberbühler, Johann Konrad (1787–1858) 601 Zürich (Kanton). Regierung 419, 439, 446
Register der Namen und Körperschaften Aargau – Regierung 434 – Schulrat 767 Achard, Marie-Antoinette siehe: Doxat-Achard, Marie-Antoinette (*1739) Ackermann, Rudolf (1764–1834) 132 Ackermann, Wilhelm Heinrich (1789–1848) 132, 359 Adelsheim, Johanna von siehe: Vayvon Adelsheim, Johanna von (1776–1862) Adort, Charles Frédéric 392 Adort-Barraud, Jeanne Marie siehe: Gounau-Adort, geborene Barraud, Jeanne Marie (*1774) Aeberhard-Eymann, Anna Maria siehe: Grieb-Aeberhard, geborene Eymann, Anna Maria (1781–1857) Agassiz, Louis Rodolphe Benjamin (1776–1837) 754 Albepierre, Fortunée d’ siehe: Niederer-d’Albepierre, Fortunée (1801–1876) Alexander I., Zar von Russland (1777–1825) 27, 55, 63, 78, 92, 174–175, 197–198, 362, 371–372, 436, 455, 469, 473, 492–493, 522, 591 Alexandre, Charles Alexis (1759–1825) 45 Alric, Frédéric 397 Alric, Pierre Théophile (1780–1840) 397 Alric-Bertrand, Henriette-Sophie (1783–1844) 397 Amalia Marie, Prinzessin von Schweden (1805–1853) 362 Amiet & Perceret (Firma) 651 Amiet, Jean Pierre (*1763) 651 Ammann, Agathe siehe: HiltyAmmann, Agathe (1771–1839) Ampère, André-Marie (1775–1836) 173 Amrhyn, Josef/Joseph Karl Xaver Aloys Leopold Leodegar (1777–1848) 479
Amrhyn-Segesser, Maria Antonia (1789–1866) 655 Anderwerth, Joseph (1767–1841) 497 Andreae, Christoph (1736–1789) 718 Andreae, Jean/Johannes (1780–1850) 718 Andreae-von Willemer, Caroline Maximiliane (1792–1871) 718 Andreossi, Annetta/Anna siehe: Zavaritt-Andreossi, Annetta/Anna (1777–1818) Andrian-Werburg, Ferdinand, Freiherr von (1776–1851) 319, 384 Angiolini (Herr) 534 Anich, Johann Martin (1767–1838) 667 Anich, Niklaus (1799–1845) 667 Anna Feodorowna, Grossfürstin Constantin (1781–1860) 112 Anna Charlotte Dorothea, Herzogin von Kurland und Sagan (1761–1821) 475 Arnoldi, Carl Wilhelm (*1777) 699 Arnoldi, Carl Wilhelm (1809–1876) 699 Arnoldi-von Ey, Johanna Catharina 699 Arregger, Josef Hermenegild von (1746–1834) 430 Asmuss, Martin (1784–1844) 473 Assemblée Nationale siehe: Frankreich. Assemblée Nationale Association Sœurs de Providence de Strasbourg 271 Attenhofer, Heinrich Ludwig (1783–1856) 468 Auberjonois, François-Adam (1744–1823) 193, 216 Auberjonois, Louise Marianne siehe: Mandrot-Auberjonois, Louise Marianne (1742–1831) August Ferdinand, Prinz von Preussen (1730–1813) 411 Autel, August Heinrich d’ (1779–1835) 758
794 Baden – Friederike, Prinzessin von siehe: Friederike, Königin von Schweden (1781–1826) – Innenministerium 605, 681 – Kirchen-Departement 681 – Leopold, Graf von siehe: Leopold, Graf von Hochberg von Baden (1790–1852) – Sophie Wilhelmine, Grossherzogin von siehe: Sophie Wilhelmine, Grossherzogin von Baden (1801–1865) Bächli(n), Johann Gottlieb (1766–1829) 766 Bär, Johann Jakob 546 Balber, Melchior (1736–1819) 542 Balbier, Friedrich Wilhelm (1778–1832) 600 Ballanche, Pierre-Simon (1776–1847) 173 Ballet (Kinder) 228 Ballet (Monsieur) 228 Balthasar, Josef Anton Xaver (1761–1837) 673 Baltrusch, Eduard 437, 444 Barnet, Charles 195 Barnet, Isaac Cox (1773–1833) 195 Barnet, William Armand (*1795) 195 Barque, Alexander 189 Barraud, Jean François/Franz (1777–1830) 165, 392 Barraud, Jeanne Marie siehe: GounauAdort, geborene Barraud, Jeanne Marie (*1774) Barraud, Suzanne/Suzette (*1779) 392 Bary, Adolf/Adolph De (1804–1853) 284 Bary, Christian De (1775–1857) 72, 284, 363 Bary, Johann Heinrich De (1803–1872) 210, 284 Bary, Johann/Jean De (1802–1852) 284 Bary, Karl Ludwig De (1807–1873) 210 Bary, Samuel De (1776–1853) 18, 120, 210, 225, 284, 448, 567 Bary-Passavant, Maria Theresa De (1807–1852) 210
Basel (Kanton). Regierung 422 Basire/Bazire, Pierrette Julienne siehe: Pastol de KeramelinBasire/Bazire, Pierrette Julienne (*1784) Basler Bibelgesellschaft 270 Basler Christentumsgesellschaft 270 Basler Hülfsgesellschaft 22 Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Karl, Graf von (1789–1878) 53–54 Baudouin, François-Jean (1759–1838) 216 Bauer, Frédéric (1802–1860) 724, 728 Bauer, Georges Frédéric (†1818) 724, 728 Bauer, Louise (1801–1818) 724 Bauer-Meyer, Rosine 724 Baumann, Christoph (1789–1863) 132 Baumgartner, Fridolin (1791–1814) 5 Baur, Johann Baptist (1783–1851) 39 Baur, Johann (Ulrich) (1804–1873) 711 Baur, Samuel (1769–1834) 712 Baur-Lüthi/Lüthy, Catharina (1771–1857) 712 Baur-Segesser, Aloisia (1791–1873) 39 Bayern – General Commmissariat 527 – Maximilian IV., Kurfürst von siehe: Maximilian I., Joseph, König von Bayern (1756–1825) – Maximilian I. Joseph, König von siehe: Maximilian I. Joseph, König von Bayern (1756–1825) – Schulanstalt 538 Beauharnais, Alexandre de (1760–1794) 25 Beauharnais, Eugène de siehe: Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien (1781–1824) Beauharnais-Tascher de la Pagérie, Joséphine de siehe: Bonaparte-de Beauharnais, Joséphine, geborene Tascher de la Pagérie (1763–1814)
795 Beccadelli, Carlo Emanuele (1751–1821) 35, 451 Bechtel, Heinrich Christoph Wilhelm (1793–1844) 600 Bechtheim, Marianne siehe: KraftGeiler, geborene Bechtheim, Marianne (1774–1844) Beethoven, Ludwig van (1770–1827) 146, 677 Bégré, Jacob (1751–1822) 362 Bégré-Biéry, Marianne (1756–1825) 362 Beheret de Courcilly, Emilie Alexandrine siehe: Crousaz-CrétetBeheret de Courcilly, Emilie Alexandrine de (1791–1873) Bell, Andrew (1753–1832) 290, 469–471 Bell-Lancaster-Methode 290, 469, 493, 622, 684 Bell(i), Maria Anna Regina siehe: Stapf-Bell(i), Maria Anna Regina Benner, Climène siehe: SchmerberBenner, Climène (1799–1889) Bentzien, Jean-Daniel (*1795) 684 Berchelmann, Elise Auguste Marie Johanette Henriette (*1810) 63 Berchelmann, Georg Adolph (*1808) 63 Berchelmann, Gottlieb August (1773–1810) 63 Berchelmann-Huth, Marie Dorothea Friederike (1779–1823) 63, 350 Berckheim, Karl Christian, Freiherr von (1774–1849) 605 Berg, Jakob Georg von (1760–1844) 469 Berg, Kaspar Anton von (1729–1793) 469 Berger, Maria siehe: LehmannBerger, Maria Berghe de Trip(p)s, Eduard Ignaz, Graf (1771/72–1842) 709 Berghe de Trip(p)s, geborene Freiin von Lemmen, Maria Elisabeth (1771–1854) 709 Bern. Waisenhaus 567 Bernard, Alexis (1794–1863) 287 Bernard, Amédée (1785–1809) 287 Bernard, Charles-Joseph (1756–1832) 287
Bernard, Zoé (1788–1869) 287 Bernard-Pison de la Courbassière, Marthe (1761–1829) 287 Bernhardt, Ernst (1782–1831) 347, 658 Bernhardt, Wilhelm 347 Berthier, Louis-Alexandre (1753–1815) 96 Bertrand, Henriette-Sophie siehe: Alric-Bertrand, Henriette-Sophie (1783–1844) Bertrand, Louise Catherine siehe: Morel-Bertrand, Louise Catherine (1771–1847) Bertschinger-Hagnauer, Sophie (1786/7–1873) 78 Besser, Johann Heinrich (1775–1826) 772 Besser, Rudolf (1811–1883) 772 Besser, Wilhelm (1808–1848) 772 Betge, Joachim Erdmann Friedrich (1781–1861) 410 Bezencenet, François Louis (1754–1826) 485 Bezencenet, Jean-Jacques (1776–1812) 485 Bezencenet-Hutter, Marie Gabrielle (1754–1831) 485 Bidaux, Henri Frédéric Antoine (1795–1838) 471 Biéry, Marianne siehe: Bégré-Biéry, Marianne (1756–1825) Biron, Peter von (1724–1800) 475 Bischoff, Susanna siehe: PreiswerkBischoff, Susanna (1786–1830) Blanco, Dominique 621, 773–774 Blanco, Louis Joseph 621, 773–774 Blaser, Maria siehe: Grieb-Blaser, Maria (um 1764–1814) Blaskovics. Privatschule (Bad Vöslau) 126, 146 Blaskovics, Johann von (1777–1855) 111, 126, 146 Blattmann, Anna Barbara siehe: Blattmann-Blattmann, Anna Barbara (1773–1814) Blattmann, Johannes (1771–1854) 88, 244 Blattmann, Johannes (1799–1835) 88 Blattmann-Blattmann, Anna Barbara (1773–1814) 88, 244
796 Blendermann, Johann Jakob (1783–1862) 113 Blochmann, Karl Justus (1786–1855) 9, 13, 20, 45, 88, 105, 121, 187, 202, 216, 260, 299, 302, 305, 311, 314, 335, 350 Blochmann, Wilhelmine Juliane, genannt Minna (1798–1829) 88 Blochmann-Bucher, Juliane Henriette (†1813) 88 Blonay, Frédéric Louis de (1798–1868) 472 Blonay-Doxat, Anne Louise (1804–1870) 472 Blum, Johann Georg (1768–1824) 287 Blum, (Johann) Heinrich (1796–1861) 287 Blumhardt, Christian Gottlieb (1779–1838) 270 Bochaton, Jean-Marie (1771–1830) 200 Bochaton, Jean Marie (1800–1823) 200 Bochaton-Mon(t)masson, Jeanne Baptiste (*1776) 200 Böcking, Richard (1794–1858) 600 Böcking-Karcher, Henriette Franziska (1797–1855) 600 Boehmer, Johann Tobias Theodor (1779–1853) 409 Börne, Ludwig (1786–1837) 738 Böttner, Friedrich Wilhelm (1796–1874) 408 Bohnenblust, Emilie (1803–1824) 431 Bohnenblust, Jakob Friederich (*1813) 431 Bohnenblust, Karolina (1815–1854) 431 Bohnenblust, Louise (1806–1874) 431 Bohnenblust, Marianne Sophie (1811–1848) 431 Bohnenblust, Rudolf (1770–1845) 431 Bohnenblust, Rudolf Jakob (1802–1859) 431 Bohnenblust-Perrin, Marie Emilie (1778–1857) 431
Boisset, Césarine Elisabeth siehe: Bonnardon-Boisset, Césarine Elisabeth (1811–1835) Bolesławiec. Lehrerseminar 105, 184, 186–187, 544–545, 648 Bonaparte, Jérôme (1784–1860) Bonaparte, Louis, Graf von Saint-Leu (1778–1846) 55 Bonaparte, Napoleon I. (1769–1821) 9, 12, 18, 25, 27, 36, 49, 62–63, 65, 77, 96, 131–132, 155, 169, 189, 225, 238, 246, 347, 390, 450, 473, 475, 497, 545, 644 Bonaparte-de Beauharnais, Joséphine, geborene Tascher de la Pagérie (1763–1814) 25 Boniface, Alexandre Antoine (1790–1841) 121, 202–203, 216, 278, 299, 302, 305 Bonnardon, François Léonce (*1805) 565 Bonnardon, Jacques (*1783) 565 Bonnardon-Boisset, Césarine Elisabeth (1811–1835) 565 Bonnardon-Dubois, Jeanne Françoise (*1780) 565 Bonnardon-Robert, Julie Antoinette Adèle (*1817) 565 Bonorandi, Elia (1786–1828) 35, 194 Bonorandi, Nicola (1798–1867) 36, 194 Bonstetten, Karl Viktor von (1745–1832) 246, 622 Borel et Compagnie (Firma) 172 Borel, Erhard III. (1714–1785) 172 Borel, Erhard IV. (1757–1827) 172 Borel, Erhard V. (1793–1861) 172 Borel, Jean Antoine Charles (1800–1873) 172 Borel, Judith (*1716) 172 Bourgeois, David François Frédéric (1773–1856) 132 Bourgeois, François Antoine (*1779) 193 Bourgeois-Burnand, Elisabeth Lidie (*1769) 13, 131, 473 Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, Karl Alexander, Markgraf von siehe: Karl Alexander, Markgraf von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth (1736–1806)
797 Braun, Friedrich Wilhelm (1778–1860) 186 Braun, Samuel (1777–1836) 423 Bray, François Gabriel (1765–1832) 470 Bredin, Claude-Julien (1776–1854) 172 Bredin, Louis (1738–1813) 172 Breitenladenberg, Anna Elisabeth von siehe: Steiner-von Breitenladenberg, Anna Elisabeth (1717–1774) Bremi, Johann Heinrich (1772–1837) 114, 339, 343, 350 Breslau – Älterer Breslauer Lehrerverein 70 – Lehrerverein 70, 81 – Seminar 81–82 – Verein Breslauer Evangelischer Lehrer 70 Bridel, François Emmanuel (1796–1836) 472 Bridel, Jean André Louis (1794–1849) 472 Bridel, Philipp Louis (1760–1820) 472 Britzius, Gertraud Maria Josepha siehe: Weigand-Britzius, Gertraud Maria Josepha Brönner, Heinrich Ludwig (Buchhandlung) 607 Bronisch, Ernst Friedrich Erasmus (1786–1844) 410 Brown, Charles Eugen Lancelot (1863–1924) 220 Bruch, Johann Heinrich (1801–1855) 88, 551 Bruch, Paul Philipp (1767–1818) 88, 198, 574 Brühl, Karl Friedrich Moritz Paul, Graf von (1772–1837) 208 Brünings, Johann Wilhelm (1768–1832) 600 Brugner (Herr) 681 Brûlart, Charles-Alexis, Comte de Genlis (1737–1793) 131 Brunner, Johannes (1755–1820) 574 Bucher, Anton (1779–1838) 256 Bucher, Josef Anton (*1809) 256
Bucher, Juliane Henriette siehe: Blochmann-Bucher, Juliane Henriette (†1813) Bucher-Krummenacher, Anna Barbara (*1783/84) 256 Bucher-Wobmann, Anna (1774–1807) 256 Bückel, Dorothea Luise 720 Bülow, Ludwig Friedrich Victor Hans, Graf von (1774–1825) 522 Bunsen, Georg Karl Adolf (1794–1872) 720 Bunsen-Huth, Charlotte Augusta Christiana (1766–1847) 63, 720 Bunzlau. Lehrerseminar siehe: Bolesławiec. Lehrerseminar Burckhardt, Daniel (1788–1833) 133 Burdach, Carl Wilhelm (1781–1842) 407 Burgdorf. Artistenschule 675 Burger, Karl Franz (1756–1824) 428 Burgund. Louis de Bourbon, Herzog von siehe: Louis de Bourbon, Duc de Bourgogne (1682–1712) Burkhart, Gottlieb (1744–1817) 655 Burkhart, Karl Friedrich Cölestin (1785–1857) 105, 185, 654 Burkhart, Wilhelmine Amalie siehe: Golle-Burkhart, Wilhelmine Amalie (1765–1832) Burkhart-Jezler, Barbara Lucia (1789–1864) 99, 105, 185, 655 Burnand, Caroline-Elisabeth-Marie de siehe: Guimps-Burnand, CarolineElisabeth-Marie de (1774–1819) Burnand, Elisabeth Lidie siehe: Bourgeois-Burnand, Elisabeth Lidie (*1769) Burnand, Louise-Henriette-Gabrielle, siehe: Huber-Burnand, LouiseHenriette-Gabrielle (1778–1841) Burret, Karl Joseph (1761–1828) 769 Buschmann, Gerhard von (1780–1856) 478, 483, 643, 758 Buss, Johann Christoph (1776–1855) 78, 228, 468 Busse, Friedrich J. (1799–1859) 469, 493
798 Caamaño Gayoso Arias Varela et Mendoza, Don Joseph Bentura de (1735–1815) 147 Cahn-Schuster, Edel siehe: FeistCahn, geborene Schuster, Edel Campe, Joachim Heinrich (1746–1818) 626 Capo d’Istria, Johannes siehe: Kapodistrias, Ioannes Antonios (1776–1831) Carisch, Otto (1789–1858) 610 Carret, Eléonore siehe: Siauve-Carret, Eléonore (*1773) Carret, François Marie (*1777) 50 Carret, Michel (1752–1818) 45, 50, 92, 107 Carret-Bonnefoy, Françoise (*1786) 50 Cauer, Jacob (1794–1869) 521 Cauer, Ludwig (1792–1834) 521, 619 Caullier, Marie Joséphine siehe: Renard-Caullier, Marie Joséphine (1769–1832) Cécilie, Prinzessin von Schweden (1807–1844) 362 Chaboux, Georges-François-Louis (1770–1808) 34 Chaboux-Rémy, Jeanne-SusanneCatherine-Gabrielle (1776–1853) 34, 57 Charrière, (Pierre Marc) Louis (1795–1874) 471 Chopin, Frédéric (1810–1849) 677 Chossat, Charles (1796–1875) 472 Chossat, Jean-Étienne-César (1753–1831) 472 Collomb, Eugène (*1797) 472 Collomb, Felix (1798–1870) 472 Collomb, Jean Etienne/Georges (1767–1826) 472 Collomb, Léman (1795–1873) 472 Collomb-Roulet, Anne Esther (1770–1841) 472 Colloredo-Mannsfeld, Ferdinand von (1777–1848) 111, 126, 145–146 Colloredo-Mannsfeld, Ida, Gräfin von (1816–1857) 146 Colloredo-Mannsfeld, Joseph Franz Hieronymus, Fürst von (1813–1895) 146
Colloredo-Mannsfeld-von Ziegler, Marie Margarethe (1779–1840) 146 Comte, Samuel Beat (1798–1853) 203 Consalvi, Ercole, Kardinal (1757–1824) 148 Constant (Madame) 112 Cordey, Henri-Louis (*1782) 193 Cornelius, Peter von (1783–1867) 721 Correvon, Pierre François (1768–1840) 473 Corvisart des Marets, Jean-Nicolas, Baron (1755–1821) 77 Cotta, Johann Friedrich, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) 114, 194, 377, 445, 448, 458, 481, 484, 489, 493–494, 501, 513, 522, 537, 539, 541–542, 557–558, 563, 581, 589, 602, 607, 646, 651, 655, 663, 666, 677, 681, 685–686, 722, 764–765 Cotta, Johann Georg (1631–1692) 194 Crétet, Gabrielle siehe: TeisseireCrétet, Gabrielle (1735–1829) Crétet de Champol, Emmanuel (1747–1809) 387, 390 Crome, August Friedrich Wilhelm von (1753–1833) 31, 48–49, 63 Crommelin, Susanna Maria/Marie siehe: Koch-Crommelin, Susanna Maria/Marie (1780–1820) Crousaz-Crétet, Cécile de (1815–1912) 388 Crousaz-Crétet, Henry Frédéric Louis de (1773–1861) 387, 394–395, 725 Crousaz-Crétet, Jean Charles Emmanuel de (1814–1906) 388 Crousaz-Crétet, Mathilde de (1813–1876) 388 Crousaz-Crétet, Séraphie Valérie de (1818–1890) 388 Crousaz-Crétet-Beheret de Courcilly, Emilie Alexandrine de (1791–1873) 388
799 Crousaz de Corsier, Paul Louis Wilhelm, genannt Alexis (1783–1852) 89 Cuenin, Henri 702 Curti (Sohn) 116 Curti, Giovanni Antonio († um 1823) 116 Custer, Anna Franziska Theresia, genannt Therese siehe: KraftCuster, Anna Franziska Theresia, genannt Therese (1805–1880) Custer, Elisabeth (1807–1865) 144 Custer, Laurenz Jakob (1765–1822) 20, 49, 69, 87, 89, 144, 163–164, 246, 283–284, 418, 581, 747, 749, 780 Custer, Marie/Maria Anna/Marianne siehe: Jäger-Custer, Marie/Maria Anna/Marianne (1808–1876) Custer-Pestalozzi, geborene Frölich, Anna Magdalena (1767–1814) 20, 68–69, 88, 106, 144, 147, 162, 754, 780 D’Ivernois siehe: Ivernois, D’ Dalberg, Carl Theodor Anton Maria, Freiherr von (1744–1817) 28 Dalberg, Emmerich Joseph, Herzog von (1773–1833) 605 Daller, Georg 287 Dantour/d’Antour, Abel (*1760) 534 Dantour-de la Tour-du-Pin (Madame) 534 Dapples, Christian (1797–1864) 472 Daru, Pierre Bruno, Comte (1767–1829) 368 Decarisch siehe: Carisch Decoppet, Casimir (1758–1831) 473 Decoppet-Perceret, Anne Françoise (1767–1832) 473 De la Croix, Marie Victoire siehe: Thouvenot-De la Croix, Marie Victoire Delamadeleine, Jean Michel (1790–1862) 415 Delaspé siehe auch: L’Aspée Delaspé, Conrad (1754–1833) 120 Delaspé-Lietz, Katharina (1748–1818) 120 Delbrück, Johann Friedrich Gottlieb (1768–1830) 18
Demeter, Ignaz Anton (1773–1842) 704 Denzel, Johann Bernhard Gottlieb (1773–1838) 658, 681 Deroy, Antonie Marie Anna von siehe: Tautphoeus-Deroy, Antonie Marie Anna von (*1804) Deroy, Bernhard Erasmus (1742–1812) 384 Deroy, Franz Xaver Ferdinand, Graf von (1778–1829) 384 Deroy, Friederike Antoinette, Gräfin von (1801–1894) 384 Deroy, Louise Franziska Josepha Gabriela, Gräfin von (1803–1842) 384 Deroy-von Hertling, Franziska, Freiin von (1765–1842) 384 Deroy-von Weiler, Anna Katharina, Freiin von (1756–1798) 384 Dessau. Philanthropin 31 Develey, Charles Gabriel Frédéric Carl (1799–1866) 468 Develey, Elisabeth (1751–1814) 46 Develey, Gabriel (1711–1773) 46 Develey, Louis Frédéric 46 Develey, Suzette siehe: HermannDeveley, Suzette (1754–1827) Develey-Mandrot, Jeanne Henriette (1765–1840) 10, 13, 34, 46, 216 Dick, Caspar (1768–1841) 599 Dickinson, Robert 742 Dickinson, Stanhope (*ev. um 1811) 742 Diesterweg, Friedrich Adolph Wilhelm (1790–1866) 407 Dietz, Hermann Joseph/Josef (1782–1862) 700 Dietzi, Joseph Anton 72 Dillmann, Georg Josef (1795–1857) 699 Dillmann, Johann (1792–1868) 699 Dinter, Gustav Friedrich (1760–1831) 106 Dittmar, Heinrich (1792–1866) 35, 319, 335, 383 Döllen, Daniel Friedrich (†1801) 407 Döllen, Gustav Friedrich (1773–1841) 407 Domergue, François-Urbain (1745–1810) 121
800 Doxat, Alexis Jacques (1783–1867) 9 Doxat, Anne Louise (1801–1829) 10 Doxat, Anne Louise siehe: BlonayDoxat, Anne Louise (1804–1870) Doxat, Jacques François René (1776–1811) 9–10 Doxat, Jacques Louis (1804–1865) 10 Doxat, Jean François Gamaliel (1744–1833) 9, 25, 35, 46, 112, 193, 641 Doxat, Jeanne-Marie (1779–1821) 9, 112 Doxat, Julie siehe: Doxat-Doxat, Julie (1778–1838) Doxat, Louis Rodolphe (1732–1819) 9 Doxat, Louis Rodolphe (1777–1797) 9 Doxat-Achard, Marie-Antoinette (*1739) 9 Doxat-Doxat, Julie (1778–1838) 9, 13, 34, 46 Doxat de Champvent, Jean Louis (1773–1861) 10, 34, 45, 193, 216 Dreist, Karl August Gottlieb (1784–1836) 20, 63, 72, 106, 187, 208, 231, 544, 578, 648, 654 Du Crest de Saint-Aubin, Stéphanie Félicité, Vicomtesse de Lancy (1746–1830) 131 Du Pasquier, Anna Sophie Charlotte (1818–1896) 587 Du Pasquier, Frédéric (1823–1893) 587 Du Pasquier, Jean Frédéric «Henri» (1815–1875) 587 Du Pasquier, Jean Jacques Frédéric (1783–1838) 587 Du Pasquier, Lina (1831–1882) 587 Du Pasquier, Olympe (1814–1873) 587 Du Pasquier-de Roulet Mézerac, Rose-Olympe-Adéline (1795–1852) 587 Dubois, Charles (1772–1850) 253 Dubois, Jeanne Françoise siehe: Bonnardon-Dubois, Jeanne Françoise (*1780) Dubois, Jules-Henri (1779–1837) 253
Dubois, Philipp-Henri (1766–1825) 253 Dubois, Philippe (1738–1808) 253 DuBois & Fils (Firma) 253, 705 Duc, François (1770–1831) 552 Dufour, Jeanne Henriette siehe: Platzmann-Dufour, Jeanne Henriette (1765–1832) Dufourd (Monsieur) 149 Dufourd (Sohn) 149 Dufournet, Gabriel (1748–1810) 451 Dumaresq, Harriet siehe: JanvrinDumaresq, Harriet (1776–1804) Dupeyron (Madame) 9 Dupuget, David Louis (1763–1838) 468 Dupuget, Louis Albert (1796–1860) 327, 707 Durand, Clara (Maire)-Agnès siehe: Flandin-Durand, Clara (Marie)Agnès (*1792) Duthon, Charles François (*1757) 474 Duthon/Du Thon, Adèle CharlotteAimée siehe: Vignes-Duthon/Du Thon, Adèle Charlotte-Aimée des (1792–1828) Duval, François-David (1776–1854) 472 Ebel, Johann Gottfried (1764–1830) 114, 351 Ebert, Johann Arnold (1723–1795) 264 Eberts, Carl (1768–1831) 600 Eccius, Friedrich Wilhelm (1770–1843) 407 Edighoffen, Catherine Barbe d’ siehe: Klimrath-d’Edighoffen, Catherine Barbe Egger, Katharina siehe: Krüsi-Egger, Katharina (1790–1848) Egger, Wilhelm/Guillaume (1792–1830) 455 Ehinger, Christoph (1755–1833) 422 Ehrlich, Johann Gottlob (1765–1840) 411 Eidgenössische Kanzlei siehe: Schweiz. Kanzlei Elsinger, Therese siehe: L’AspéeElsinger, Therese (1787–1870)
801 Engelmann, Johann Gottlieb 409 Engelmann, Julius Bernhard (1773–1844) 63, 719 Epp, Crescentia Franziska Magdalena siehe: Muheim-Epp, Crescentia Franziska Magdalena (1813–1870) Erbach-Erbach, Charlotte Auguste, Gräfin zu (1777–1846) 169–170 Erbach-Fürstenau, Adelheid, Gräfin zu (1795–1858) 169 Erben, Johann Josef, Freiherr von (†1816) 27 Escher (von der Linth), Hans Konrad (1767–1823) 198 Escher von Berg (vom Luchs), Georg (1756–1837) 49 Esslinger, David (1779–1828) 165, 193, 241, 351, 362, 574, 581 Esslinger, Melchior (1803–1855) 165 Esslinger-Hölder, Ottilia (1812–zwischen 1885 und 1889) 165 Ettling, Johann Friedrich (1712–1786) 717 Ettling, Johann Jakob (1768–1831) 717 Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien (1781–1824) 25 Ewald, Ferdinand 409 Ewald, Johann Ludwig (1748–1822) 605, 681 Ey, Johanna Catharina von siehe: Arnoldi-von Ey, Johanna Catharina Eymann, Anna Maria siehe: GriebAeberhard, geborene Eymann, Anna Maria (1781–1857) Fäsch, Johann Jakob (1752–1832) 649, 686 Fäsch-Schnell, Maria Catharina (1757–1814) 649 Fäsi, David (1784–1849) 245 Fäsi, Johann Heinrich (1755–1830) 245 Falquet, Jean-Louis (1768–1842) 451 Farinière, Eugénie siehe: PaturelFarinière, Eugénie (*1791) Fatio, Jean Antoine (1769–1855) 112, 193, 442, 740
Favre, Charlotte siehe: Morel-Favre, Charlotte (*1730) Feer, Johann Jakob Emanuel (1754–1833) 573, 673 Feist genannt Schuppach, Löb Josef (1770–1832) 719 Feist-Cahn, geborene Schuster, Edel 719 Fellenberg, Philipp Emanuel von (1771–1844) 148, 286, 335, 469, 470, 545, 569–570, 617, 640, 643, 707 Fellner, Constantin (1761–1841) 717 Fellner, Johann Christian (1764–1836) 717 Fénélon, François de Salignac de la Mothe (1651–1715) 327 Ferdinand I. Karl Leopold Joseph Franz Marcellin, Kaiser von Österreich (1793–1875) 244 Fester, Rebecca Dorothea siehe: Kayser-Fester, Rebecca Dorothea (1772–1845) Fetzer, Johann Karl (1768–1847) 434 Feuerbach, Johann Anselm (1755–1827) 719 Feuerbach, Paul Johann Anselm (1775–1833) 719 Feuerbach-Krause, Sophie Sibylle Christine (1751–1797) 719 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814) 521, 619 Filles de Providence 270 Fischer (Buchhändler) 737 Fischer (Kinder) 661 Fischer, Georg Wolfgang (1757–1838) 719 Fischer, Johann Rudolf (1772–1800) 684 Fischer, Maximilian David Benjamin von (1763–1824) 354, 660–661 Fischer-von Mützschefahl, Antonie von (*um 1784) 354, 617, 660–661 Flandin, Jean Baptiste (1777–1853) 368 Flandin, (Jean-Baptiste) Eugène Napoléon (1809–1889) 368 Flandin-Durand, Clara (Marie)-Agnès (*1792) 368
802 Flandin-Leblanc, Elisabeth Genéviève Marie Léopoldine 368 Flick, Samuel (1772–1833) 344, 448, 563 Flórez Estrada, Alvaro 362 Flórez Estrada, Alvaro (1769–1853) 362 Flórez Estrada, Carlos 362 Föhrenbach, Joseph Anton (1798–1871) 375 Föhrenbach, Mathias (1766–1841) 375 Follenius, Ernst Ludwig (1769–1826) 700 Fontaine, Charles Aloys (1754–1834) 572 Fontana, Jacques Xavier/Jakob Xaver (1795–1874) 572 Forcart, Achilles (1777–1844) 590 Forcart, Anna Maria siehe: PreiswerkForcart, Anna Maria (1796–1856) Forcart, Dietrich (1776–1860) 589–590 Forcart, Johann Rudolf (1749–1834) 589–590 Forcart, Johann Rudolf (1778–1858) 590 Forcart, Margareta siehe: VischerForcart, Margareta (1786–1851) Forcart-Iselin, Margaretha (1780–1844) 590 Forcart-Merian, Gertrud (1776–1838) 590 Forcart-Weiss, Esther (1757–1789) 589 Fraissinet, Jean Charles Jules Félix Prosper (*1796) 485 Francillon, Albert Louis (1802–1840) 472 Francillon, Charles (1798–1827) 472 Francillon-Mercier, Marie Susanne Gabrielle (1769–1828) 472 François Grasset & Cie. (Verlag) 451 Frank, Johann Josef (*1771) 770 Frank-Schlad, Maria 770 Frankfurt, Eugène de Beauharnais, Grossherzog von siehe: Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien (1781–1824) Frankreich – Assemblée Nationale 279
– Louis, Herzog von Burgund, Dauphin von siehe: Louis de Bourbon, Duc de Bourgogne (1682–1712) – Louis XIV., König von siehe: Louis XIV., König von Frankreich (1638–1715) – Louis XVIII., König von siehe: Louis XVIII., König von Frankreich (1755–1824) – Louis-Philippe, König von siehe: Louis-Philippe, König von Frankreich (1773–1850) Franz Joseph I., Kaiser von Österreich (1830–1916) 244 Franz Joseph Karl, Franz I., Kaiser von Österreich (1768–1835) 76–77, 244, 251 Frei, Anna siehe: Seeberger-Frei, Anna (1810–1884) Frei, Elisabeth siehe: Gysi-Frei, Elisabeth (1808–1890) Frei, Hans Jakob (1782–1843) 87 Frei, Jakob (1761–1829) 418 Frei-Gallmann, Barbara (1784–1814) 69, 87 Frei-Haberstich, Anna (1792–1847) 87 Fresenius, Elise Luise siehe: Knoblauch-Fresenius, Elise Luise (1792–1854) Frey, Daniel (1778–1856) 749 Frey, Elise siehe: Hunziker-Frey, Elise (1780–1846) Frey, Johann Jakob (1783–1849) 219 Frick, Adrian 488 Frick, Adrian (*1787) 488 Frick, Johann(es) (1792–1814) 488 Frick-Wohlwend, Cathrin 488 Friederike, Königin von Schweden (1781–1826) 362 Friedländer, David (1750–1834) 626 Friedländer, Moses (1774–1840) 626 Friedrich, Franz Josef Venerand (1771–1847) 673 Friedrich I., Herzog/König von Württemberg (1754–1816) 399, 424, 426, 646 Friedrich I., König von Preussen (1657–1713) 96
803 Friedrich August I., König von Sachsen (1750–1827) 411 Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (1770–1840) 96, 98, 140, 170, 208, 225, 238, 323, 377, 623 Fries, Moritz von (1804–1887) 111, 126, 146 Fries, Moritz Christian, Reichsgraf von (1777–1826) 126, 146 Fries-von Pereira-Arnstein, Flora (1814–1882) 111 Friesen, Friedrich (1785–1814) 82 Fröbel, Friedrich Wilhelm August (1782–1852) 132 Frölich, Anna Magdalena siehe: Custer-Pestalozzi, geborene Frölich, Anna Magdalena (1767–1814) Frölich, Susanne siehe: Imhof-Frölich, Susanne (1764–1843) Fromm, Ludwig (1787–1846) 675 Fromm-Schnell, Charlotte (1782–1850) 675 Füssli, Johann Heinrich (1745–1832) 351 Fugger, Joseph Hugo, Reichsgraf von (1763–1840) 672 Fugger, Maximilian von (1801–1840) 672 Funk, Gottlieb Samuel (1793–1857) 566 Funk-Suter, Susanna Catharina (1803–1868) 566 Furrer, Henrika «Henriette» Elisabetha (1801–1873) 359 Gallardo y Blanco, Bartolomé José (1776–1852) 131 Gallitzin, Amalia von (1748–1806) 362 Gallitzin, Dimitrij Aleksejewitsch, Fürst (1738–1803) 362 Gallitzin, Maria Anna Dorothea (1769–1823) 362 Gallmann, Barbara siehe: FreiGallmann, Barbara (1784–1814) Gallmann, Johannes (1739–1794) 87 Gallmann-Näf, Elsbeth (1754–1829) 87 Gambogi (Sohn) 56
Gambogi, Michele (um 1763–1839) 56 Gaudin, Jean François Aimé (1766–1833) 711 Gaultier, Aloisius Édouard Camille (1746–1818) 121 Gautier, Charles Samuel (*1799) 472 Gautier, Jean Georges (1797–1830) 472 Geiler-Bechtheim, Marianne siehe: Kraft-Geiler, geborene Bechtheim, Marianne (1774–1844) Geisenheimer, Sigmund (1775–1828) 719 Geissmann, Felix (1798–1841) 386 Gemuseus, Johann Rudolf/Rodolphe (1764–1836) 591 Genf (Kanton). Regierung 450 Gérando, Marie Joseph de (1772–1842) 684 Gerber, Casper/Gaspard 16 Gerber, Karl (1796–1862) 430 Gersbach, Joseph (1787–1830) 383, 545, 743, 750 Gesellschaft, Helvetische 573, 589, 649 Gesellschaft, Schweizerische Gemeinnützige 232, 367 Gessnersche Buchhandlung 412 Girard, Père Grégoire (1765–1850) 114, 470–471, 552, 557, 572 Glarus (Kanton). Regierung 428 Gleim, Betty (1781–1827) 370 Gleim, Johann Christian Gottlieb (1744–1801) 370 Gleim-Tidemann, Adelheid (1760–1801) 370 Glokke, Emil (1792–nach 1859) 408 Gmür, Xaver (1770–1825) 525 Gnadendorf, J. H. 410 Godfrey, John 233 Göldi, Andreas (1786–1840) 9, 13, 20, 25, 34, 45, 187, 192–193, 203 Göldlin, Renward (1770–1846) 586 Göpel, Karl Emil (1814–1891) 732 Göpel-Zeller, Emma (1816–1893) 732 Görres, Johann Joseph von (1776–1848) 242, 592, 598, 601, 663, 686, 699
804 Goethe, August von (1789–1830) 126 Goethe, Johann Wolfgang von (1749–1831) 120, 126, 626, 719 Gogel, Johann Noë (1715–1781) 721 Gogel, Johann Noë (1758–1825) 717 Gogel, Johann Noë (1788–1865) 717 Gogel, Marie Elise/Elisabetha siehe: Ziegler-Stern, geborene Gogel, Marie Elise/Elisabetha (1759–1830) Gogel-Koch, Margareta Sybilla (1762–1828) 717 Gogel-von Loewenich, Marie Sophie Elisabeth (1791–1862) 717 Golle, Johann Karl Christian (1765–1832) 106 Golle-Burkhart, Wilhelmine Amalie (1765–1832) 106, 655 Gontard, Margarete (1769–1814) 88 Gonzenbach, Carl Arnold von (1806–1885) 359, 371 Gonzenbach, David Hermann von (1805–1872) 359, 371 Gonzenbach, Johann David/Jakob von (1777–1842) 359, 370, 413 Gonzenbach, Maria Elisabeth siehe: Mayer-Gonzenbach, Maria Elisabeth (1797–1897) Good von Gräpplang, Maria Anna Amantia Rosa Fiedelis siehe: Muheim-Good von Gräpplang, Maria Anna Amantia Rosa Fidelis (1775–1862) Gostling, Henry 359 Gottfried Schweikhardt & Comp. (Firma) 393 Gounau (Monsieur) 392 Gounau-Adort, geborene Barraud, Jeanne Marie (*1774) 392 Graefe, August Wilhelm (1778–1846) 411 Graff, Eberhard Gottlieb (1780–1841) 140, 208 Grasset, François (1723–1789) 451 Greaves, James Pierrepoint (1777–1842) 326 Grellet du Peyrat, Joseph (1764–1849) 375, 385, 388 Grieb, Johann Georg (1787–1823) 22, 199 Grieb, Samuel (um 1762–1847) 22
Grieb-Aeberhard, geborene Eymann, Anna Maria (1781–1857) 22 Grieb-Blaser, Maria (um 1764–1814) 22 Gries, Johann Michael (1772–1827) 718 Griesbach, Friederike Juliane (1755–1831) 231 Gritlj 69, 89 Gromard de Mimont, Agathe-SophieCharlotte de siehe: Rougemontde Gromard de Mimont, AgatheSophie-Charlotte (1808–1866) Gromard de Mimont, Félix-Quentin de (1774–1838) 35 Gromard de Mimont-de Pury, AgatheSophie-Charlotte (1789–1826) 35 Groslambert, Antoine Henri (1772–1832) 159 Gross-Pestalozzi, Anna Barbara (1751–1832) 212, 239, 418 Grünenthal, Carl Gotthilf Ferdinand (1788–1874) 405 Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus, Eduard Carl Alexander von (1797–1827) 760 Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus, Paulina Maria Louisa von siehe: Miller-von Grundherr, Paulina Maria Louisa (*1795) Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus, Karl Alexander (1768–1837) 760 Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus-Scheibler, Anna Maria von (1768–1833) 760 Gruner (Frau) 73 Gruner (Herr) 73 Gruner, Gottlieb Anton (1778–1844) 73 Gruner, Karl Justus von (1777–1820) 669 Guéheneuc, Louise-Antoinette, Comtesse de siehe: Montebello, Louise-Antoinette, Herzogin von, geborene Comtesse de Guéheneuc (1782–1856) Guerrero, Diego Thomas Antoine André Pascal Marie Cécile 707 Guerrero, Louis Marie (1777–1858) 707
805 Guerrero-Martinez, Jeanine Thérèse 707 Guerrero-Oxnard, Françoise/Fanny (1818–1869) 707 Guimps, Jean-Anne Cosson de (1753–1819) 34, 46, 133 Guimps, Roger de (1802–1894) 133 Guimps-Burnand, Caroline-ElisabethMarie de (1774–1819) 9, 13, 34, 46, 69, 112, 133, 193, 216, 747 Guinchard, Jean Joseph (1802–1878) 209, 370 Gujer, Jakob (1716–1785) 270 Gustafsson, Oberst G. A. siehe: Gustav IV. Adolf, König von Schweden (1778–1837) Gustav, Prinz von Wasa (1799–1877) 362 Gustav IV. Adolf, König von Schweden (1778–1837) 193, 362 Gysendörfer, Johannes (†1824) 468 Gysi, Hans Ulrich (*1801) 87 Gysi-Frei, Elisabeth (1808–1890) 87 Gyssling, Georg David (1790–1852) 600 Haas, Johannes (1788–1842) 22 Haas-Zellweger, Barbara (1789–1856) 22 Haberstich, Anna siehe: Frei-Haberstich, Anna (1792–1847) Häbler, Wilhelm Ludwig (1768–1841) 185–186 Haenel, Johann Friedrich (1788–1837) 344, 347, 444, 617, 661 Häufele, Modest (1773–1821) 745 Hagnauer, Georg Andreas (1783–1848) 6, 186 Hagnauer, Sophie siehe: Bertschinger-Hagnauer, Sophie (1786/7–1873) Halder, Georg Walther von (1735–1810) 651 Halder, Georg Walther von (1772–um 1842/43) 651 Halder, Johann Friedrich von (1773–1856) 651 Halder, Johannes von (1736–1799) 651
Halder-Schulthess, Anna (Maria) Salome, genannt Nanette (1773–1854) 160, 399, 437, 476 Haller, Albrecht von (1708–1777) 451, 567 Haller, Karl Ludwig von (1768–1854) 114 Hallwil, Franziska Romana von (1758–1836) 87, 256, 512, 519 Hangard, Jean Baptiste (1774–1827) 35, 193, 216, 641 Hanhart, Rudolf (1780–1856) 220 Hardenberg, Karl August von (1750–1822) 17 Harnisch, Christian Wilhelm (1787–1864) 70, 81–83, 570 Harnisch-Tusch, Ulrike (1788–1842) 81 Hartmann, Klara/Claire von (*1774) 780 Hartung, Wilhelm 335, 383, 384 Hasford, Beate siehe: UnverdorbenHasford, Beate (1786–1865) Hasselbach, Johann Peter (1790–1861) 699 Haude, Ambrosius (1690–1748) 348 Haude, Susanne Eleonore (1699–1762) 348 Haude & Spener Buchhandlung 348 Hauser, Elisabetha (*1802) 88 Hauser, Heinrich Albrecht (1808–1827) 88, 198 Hauser, Henriette (*1812) 88 Hauser, Jakob Arnold (1805–1875) 88, 198 Hauser, Johann Karl (1804–1867) 88, 198 Hauser, Johannes (1776–1841) 49, 88, 124, 164, 198, 418, 439, 494 Hauser, Kleophea (*1799) 88 Hauser, Robert (1811–1839) 88 Hauser, Rosalie (*/†1815) 164 Hauser-Steffan, Elisabetha (1776–1815) 164 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831) 717 Hegnauer, Johann Heinrich (1767–1835) 272 Hegner, Amalie siehe: SteinerHegner, Amalie (1817–1869) Heigner, Johann 770
806 Heinrich, Carl 545 Heinrich, Christian Gottlob (um 1778–1845) 545 Heinrich, Karl Erdmann Gottlob 545, 579 Heinrich-Langenmayr, Julie Amalie 545 Heldenmaier, Beat Rudolf Friedrich (1795–1873) 137, 202, 677, 707 Heldmann, Friedrich (1776–1838) 574 Hendrich, Franz Josias, Freiherr (1752–1819) 717 Hennicke, Johann August Philipp (1751–1828) 106 Henning (Sohn) 21, 648 Henning, Auguste Marie siehe: Martin-Henning, Auguste Marie (1815–nach 1868) Henning, Johann Wilhelm Mathias (1783–1868) 20, 70, 72, 82–83, 106, 187, 335, 544–545, 578, 647, 655 Henning-Pfenninger, Martha (1784–nach 1868) 20, 648 Hepp, G. Ph. 700 Herbart, Johann Friedrich (1776–1841) 469 Herder, Andreas (1781–1836) 203 Herder, Bartholomäus (1774–1839) 28 Herdersche Buchhandlung 28, 204 Herf, Christian Jakob (1793–1824) 598–599 Herf, Franz Carl (1817–1882) 599 Herf, Friedericke Henriette siehe: Penserot-Herf, Friedericke Henriette (1789–1832) Herf, Henriette Louise (1815–1884) 599 Herf, Johann Carl Ludwig (1763–1805) 599 Herf, Johann Daniel (1752–1816) 598–599 Herf, Philippine Elisabeth Sofie siehe: Pfähler-Herf, Philippine Elisabeth Sofie (1784–1817) Herf-Rettig, Catharina (1796–1886) 599 Herf-Rittmann, Louise (1756–1825) 599
Hergt, Franz Christian Nikolaus (1760–1838) 698 Hergt, Rudolph Friedrich (1790–1862) 698 Hermann, Jean François (1752–1813) 10 Hermann-Develey, Suzette (1754–1827) 10, 13, 34, 46, 216 Herodes I. (73 v.Chr.–4 v.Chr.) 513, 519 Hertenstein, Adolf von (1802–1853) 512, 518 Hertling, Franziska, Freiin von siehe: Deroy-von Hertling, Franziska, Freiin von (1765–1842) Herzog von Effingen, Johannes (1773–1840) 175 Hess, Anna Katharina siehe: HirzelHess, Anna Katharina (1761–1848) Hess, David (1770–1843) 217 Hess, Henriette Elisabetha Cäcilia (1802–1882) 217 Hess, Ludwig Adolf (1800–1826) 217 Hess, Maria (1806–1856) 217 Hess-Hirzel, Anna (1778–1802) 217 Hess-Vischer, Salomea (1782–1840) 217 Hesse, Friedrich August (†1852) 409 Heusi, Martin (1788–1841) 21 Heusner, Leopold Philipp (1772–1840) 599 Heussi, Andreas (1779–1821) 107, 265 Heussi, Elsbeth Carolina (1801–1829) 754 Heussi, Georg (1802–1835) 107, 754 Heussi, Johann Jakob (1762–1848) 69, 88 Heussi-Sträuli, Elisabetha (1757–1841) 69, 88 Hientzsch, Johann/Friedrich Gottfried (1787–1856) 218, 356 Hiepe, Paul Sigmund (1770–1845) 716 Hildebrandt, Daniel siehe: Hess, David (1770–1843) Hilpert, J. Christian 408 Hilty, Fridolin (1796–1863) 198 Hilty, Johann (1760–1836) 198 Hilty, (Karl) David (*1771) 198
807 Hilty-Ammann, Agathe (1771–1839) 198 Himly, Johann Friedrich Wilhelm (1769–1831) 348 Hinkel, (Johann) David (1767–1839) 716 Hirzel, Anna siehe: Hess-Hirzel, Anna (1778–1802) Hirzel, Anna Elisabetha siehe: Hofmeister-Hirzel, Anna Elisabetha (1749–1809) Hirzel, Hans Conrad (1747–1824) 265 Hirzel, Hans Kaspar/Caspar (1751–1817) 574 Hirzel-Hess, Anna Katharina (1761–1848) 265 Hölder, Ottilia siehe: EsslingerHölder, Ottilia (1812–zwischen 1885 und 1889) Hoffmann, Albrecht Wilhelm (1731–1806) 770 Hoffmann, Carl Friedrich (1763–1843) 544 Hoffmann, Eva (*1788) 473 Hoffmann, Lorenz (1752–1836) 473 Hoffmann, Martin Jakob (1784–1819) 473 Hoffmann, Péter 455 Hofmann. Privatschule (Neapel) 57 Hofmann, Georg Franz/Franz Georg (1765–1838) 5, 57, 780 Hofmeister, Anna siehe: NüschelerHofmeister, Anna (1786–1871) Hofmeister, Anna Margaretha (1778–1852) 87 Hofmeister, Hans Jakob (1745–1813) 87 Hofmeister-Hirzel, Anna Elisabetha (1749–1809) 87 Hofwyl. Landwirtschaftliche Schule (Fellenberg) 470 Hohl (Frau) 273 Holdenecker, Johann Jakob (1758–1839) 221 Hollingsworth, Jean (*1811) 363 Hollingsworth, Robert 363 Holstein-Eutin, Herzog von siehe: Gustav IV. Adolf, König von Schweden (1778–1837)
Holtzmann, Johann Michael (1774–1820) 575, 681–682 Holzhausen, Carl (Anton Friedrich Wilhelm August Rudolf) von (1794–1867) 132 Holzhausen, Friedrich (Ludwig Carl) von (1797–1819) 132 Holzhausen, (Johann) Adolph von (1799–1861) 132 Holzhausen-von Ziegesar, Caroline Friederike Luise von (1775–1846) 132 Hopf – Artistenschule (Basel) 675 – Institut (Basel) 675 Hopf, Johann Samuel (1784–1830) 78, 468, 674 Hopf-Kupferschmid, Marie Luise/ Maria (1782–1850) 675 Horner, Anna Magdalena siehe: Vogel-Horner, Anna Magdalena (1764–1841) Horváth von Palotsay, Aemilius Ferdinandus Joachimus Vendelinus Julius Napoleon von (*/†1811) 387 Horváth von Palotsay, Ferdinand von (1787–1843) 387 Horváth von Palotsay, Theodorus Ignatius Thomas Utranus, genannt Teodor/Tivadar von (*1809) 387 Horváth von Palotsay-Nagy, Aloizia von 387 Hotz, Anna (*1773) 69 Hotz, Hans Konrad (1776–1851) 69, 88 Hotz, Heinrich (1779–1866) 69 Hotz, Johann Christian Gottlob (1781–1860) 69, 88 Hotz, Johannes (1740–1803) 69 Hotz, Johannes (1771–1799) 69 Hotz, Susanna siehe: Pestalozzi-Hotz, Susanna (1720–1796) Hotz, Ursula (1774–1828) 69, 88, 133, 144, 284 Hotz-Hüni, Anna (1745–1816) 69, 88 Huber, Anna Magdalena siehe: VogelHuber, Anna Magdalena (1768–1817) Huber, Pierre (1777–1840) 34, 46
808 Huber-Burnand, Louise-HenrietteGabrielle (1778–1841) 34, 46, 216 Hüllmann, Karl Dietrich (1765–1846) 81 Hünerwadel, Johann Heinrich (1771–1831) 351, 673 Hüni, Anna siehe: Hotz-Hüni, Anna (1745–1816) Hug-Schulthess, Anna Barbara (1779–1820) 87 Huguelet, Abraham 38 Humboldt, Wilhelm von (1767–1835) 390, 626, 669 Hundt-Radowsky, Hartwig von (1780–1835) 738 Hunziker, Johann Georg (1774–1850) 749 Hunziker-Frey, Elise (1780–1846) 749 Huth, Charlotte Augusta Christiana siehe: Bunsen-Huth, Charlotte Augusta Christiana (1766–1847) Huth, Georg Adolph (1732–1811) 63 Huth, Marie Dorothea Friederike siehe: Berchelmann-Huth, Marie Dorothea Friederike (1779–1823) Huth, Susanna Elisabeth siehe: Uhden-Huth, Susanna Elisabeth (1772–vermutlich 1841) Hutter, Marie Gabrielle siehe: Bezencenet-Hutter, Marie Gabrielle (1754–1831) Imhof, David (1761–1823) 74, 78, 144 Imhof-Frölich, Susanne (1764–1843) 74, 144 Ingelheim, genannt Echter zu Mespelbrunn, Friedrich Carl Josef, Reichsgraf von (1777–1847) 169 Iselin, Anna Maria siehe: PreiswerkIselin, Anna Maria (1758–1840) Iselin, Isaak (1728–1782) 589 Iselin, Margaretha siehe: ForcartIselin, Margaretha (1780–1844) Italien, Eugène de Beauharnais, Vizekönig von siehe: Eugène de Beauharnais, Vizekönig von Italien (1781–1824)
Itzig, Jakob (1789–1844) 521 Ivernois, César D’ (1771–1842) 34 Ivernois, Charles-Guillaume D’ (1732–1816) 34 Ivernois, François-Ferdinand D’ (1782–1872) 34 Ivernois, Guillaume-Auguste D’ (1779–1856) 34 Ivernois, Louis-Théophile D’ (1781–1830) 34 J. G. Cottasche Buchhandlung 194, 365, 370, 668 Jacobi, Georg Christian (1801–1848) 218 Jacobi, Johann Caspar (1774–1819) 218 Jacobi-Reiffenstein, Anna Barbara (1782–1830) 218 Jacobson, Israel (1768–1828) 16 Jacoby (Abt) (1743–1831) 624 Jäger, Chris. Frid. 424 Jäger, Christian Friedrich (1775–1839) 424 Jäger, Karl Samuel (1797–1879) 144 Jäger-Custer, Marie/Maria Anna/Marianne (1808–1876) 144 Jahn, Friedrich Ludwig (1778–1852) 82, 412 Jakob, Johann Nikolaus (1774–1856) 599 Jansonius, Johannes (1672–1707) 250 Jansonius, Titia siehe: NieuwoldJansonius, Titia (1706–1782) Janvrin, Daniel (um 1780–um 1851) 205, 295, 327, 344, 373 Janvrin, François (um 1779–1837) 373 Janvrin, Frédéric (1802–1865) 373 Janvrin, Henry Edward (nach 1801–1837) 205–206 Janvrin, Jane 205 Janvrin, John (1762–1835) 205 Janvrin, William (nach 1801–vor 1874) 205–206 Janvrin-Dumaresq, Harriet (1776–1804) 373 Janvrin-Madero Viaña, Enriqueta Francisca (1813–1892) 206
809 Janvrin-Mallet, Marie Elizabeth (um 1782–1857) 205 Jauregui, Anna Maria 131 Jayet, Georges Louis (1794–1876) 471 Jayet-Burnand, François (1786–1874) 754 Jayet-Pacotton, Anne Marie (1752–1818) 473 Jezler, Barbara Lucia siehe: BurkhartJezler, Barbara Lucia (1789–1864) Jezler, Ferdinand (1799–wahrscheinlich 1881) 99 Jezler, Lukas (1798–1863) 99 Jezler, Maria Juliana/Marie Julie siehe: Kawerau-Jezler, Maria Juliana/ Marie Julie (*1793) Johann Sigismund, Kurfürst (1572–1619) 348 Johannes (Apostel) 610 John, Ernst Adolph 408 Jomini, Antoine Henri (1779–1869) 473 Josef Max und Comp. (Buchhandlung) 578 Joseph, François-Chrétien (1786–1860) 724 Jullien, Adolphe (1805–1873) 9, 13, 25, 34, 45, 92, 107, 154, 192, 203, 216, 641 Jullien, Alfred 9, 13, 25, 34, 45, 92, 107, 154, 192, 203, 216, 641 Jullien, Alphonse 13, 25, 46, 154, 192, 203 Jullien, Antoinette-Stéphanie siehe: Simon-Jullien, AntoinetteStéphanie (*1812) Jullien, Auguste (1802–1833) 9, 13, 25, 34, 45, 92, 107, 154, 192, 203, 216, 641 Jullien, Marc Antoine (1775–1848) 6, 9–10, 12–13, 24–25, 29–31, 33, 35–36, 44–46, 57, 92, 107, 121, 137, 149, 154–155, 192–193, 202–203, 211, 215–216, 288, 337, 390, 446, 640–641, 643, 684, 686 Jullien, Virginie (1755–1851) 35, 154, 288
Jullien-Nioche, Sophie Jouvence (†1832) 9, 13, 25, 34, 45, 92, 107, 154, 192, 203, 216 Jury, Christoph Maximilian 251 Kalisch, Ernst Wilhelm (1793–nach 1864) 521 Kant, Immanuel (1724–1804) 626 Kapodistrias, Ioannes Antonios (1776–1831) 55, 174, 371, 435, 469–470, 492, 564 Kapp, Friedrich Christian Georg (1792–1866) 319, 335, 383, 744 Karalene. Lehrerseminar 186, 188, 732 Karcher, Henriette Franziska siehe: Böcking-Karcher, Henriette Franziska (1797–1855) Karl III., König von Spanien (1716–1788) 498 Karl IV., König von Spanien (1748–1819) 155 Karl Alexander, Markgraf von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth (1736–1806) 651 Karl Felix Josef Maria, König von Sardinien (1765–1831) 498 Karoline 354 Kasthofer, Gottlieb Rudolf (1767–1823) 76, 97–98, 747, 780 Kasthofer, Karl (1777–1853) 747, 780 Kasthofer, Rosette siehe: NiedererKasthofer, Rosette (1779–1857) Kasthofer-Strauss, Rosina Louisa (1786–1840) 97 Katharina Pawlowna, Königin von Württemberg (1788–1819) 17, 383, 478, 483–484, 758 Kaufmann (aus Nantes) 288 Kaufmann, Carl Philipp von (1766–1835) 642–643 Kaufmann, Fridolin (1778–nach 1830) 574 Kawerau, Dorothea Florentina Beata (1794–1864) 578 Kawerau, Johanna Friederike Elisabeth (*1796) 578 Kawerau, Peter (1756–1801) 578
810 Kawerau, Peter Friedrich Theodor (1789–1844) 6, 20, 83, 99, 184, 187, 335, 544, 578, 648, 655 Kawerau-Jezler, Maria Juliana/Marie Julie (*1793) 20, 184, 187 Kawerau-Tolkemit, Dorothea Elisabeth 578 Kayser, Johann Wilhelm (1774–1833) 131 Kayser-Fester, Rebecca Dorothea (1772–1845) 131 Keck, Johann Heinrich Ernst (1790–1838) 319, 383 Keck von Schwartzbach, Karl (1767–1846) 407 Keller, Oskar 732 Keller-Zeller, Elise Rosalie (*1815) 732 Kepler, Johannes (1571–1830) 512 Kestner, Charlotte Sophie Henriette (1753–1828) 719 Kestner, Theodor Friedrich Arnold (1779–1847) 719 Kieser, Fritz (1789–1858) 732 Kieser-Zeller, Irene (1814–1898) 732 Kinkelin, Matthäus (1772–1846) 781, 785 Kinkelin, Rosina Barbara (1798–1872) 754, 781, 785 Klasmann, Johann Adam 699 Klein. Schule (Mainz) 132 Klein, Ernst Christian (1793–1885) 738 Klein, Matthias (1782–1857) 132 Kleinjogg siehe: Gujer, Jakob (1716–1785) Klette, Wilhelm (1780–1850) 409 Klimrath, Benjamin 502 Klimrath, Benjamin (*1796) 502 Klimrath, Jean (*1793) 502 Klimrath-d’Edighoffen, Catherine Barbe 502 Klinger, Friedrich Maximilian von (1752–1831) 470 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1803) 264 Klotz, Johann Karl (1782–1848) 720 Kneubühler, Johannes/Hans 227 Knight, Edward 359 Knoblauch, Johann Christian Karl (1789–1878) 718
Knoblauch-Fresenius, Elise Luise (1792–1854) 718 Koch, Egbert Johannes (*1784) 689 Koch, Johann Gottlob August (1780–1849) 406 Koch, Margareta Sybilla siehe: GogelKoch, Margareta Sybilla (1762–1828) Koch-Crommelin, Susanna Maria/ Marie (1780–1820) 689 Köthe, Johannes Wilhelm (1783–1867) 411 Kohlrausch, Friedrich (1780–1867) 53–54 Konstantin Friedrich Peter, Prinz von Oldenburg (1812–1881) 383, 478, 483 Kopf, David Traugott (1788–1865) 408 Kopf, Jeremias Gottlob 408 Korn, Carl Gottlob (1777–1850) 407 Korn, Wilhelm Gottlob (1778–1835) 410 Kortüm, Johann Friedrich Christoph (1788–1854) 573 Kosciuszko, Tadeusz Andrzej Bonawentura (1746–1817) 279, 390 Kossmag, Johann Gottlob (1784–1866) 409 Kotschy, Carl Friedrich (1789–1856) 585 Kotschy, Friedrich Traugott (1795–1856) 585, 677, 703 Kotschy, Heinrich Julius (1785–1834) 585 Kracker von Schwartzenfeldt, Helene Wilhelmine Luise, Baronin von siehe: Mutius-Kracker von Schwartzenfeldt, Helene Wilhelmine Luise, Baronin von (1773–1829) Kraetz, August (†1821) 617 Kraft, Peter Philipp (1763–1848) 720 Kraft-Custer, Anna Franziska Theresia, genannt Therese (1805–1880) 144 Kraft-Geiler, geborene Bechtheim, Marianne (1774–1844) 720 Krause, Friedrich Ludwig (1776–nach 1837) 412
811 Krause, Karl Heinrich (1772–1841) 409 Krause, Sophie Sibylle Christine siehe: Feuerbach-Krause, Sophie Sibylle Christine (1751–1797) Kremp, Louis (1749–1817) 270 Kretschmann, Theodor Conrad von (1762–1820) 319 Kreuzlingen – Lehrerseminar 624 – Stiftschule 624 Krüdener, Burchard Alexis Constantin, Baron von (1764–1824) 271 Krüdener-von Vietinghoff, Barbara Juliane, Freifrau von (1764–1824) 271 Krüger, Daniel (1763–1833) 83 Krüger, Johann Heinrich (1769–1848) 6, 544, 545, 578, 648 Krüsi, Hermann (1775–1844) 5, 9, 13, 17, 20, 22, 25, 34, 45, 89, 92, 187, 192, 203, 216, 305, 315–316, 335, 382, 390, 533, 561, 640, 672–673, 675, 689, 691–692, 695, 713, 742, 756 Krüsi-Egger, Katharina (1790–1848) 20, 88, 358 Krüsi-Näf, Elisabeth (1762–1836) 68, 87, 112, 133, 144, 165, 198, 284, 359, 362, 418, 754, 781 Krummenacher, Anna Barbara siehe: Bucher-Krummenacher, Anna Barbara (*1783/84) Ksionzek, Michael 187 Kügelgen, Gerhard (1772–1820) 231 Kuenzer, Joseph Alex (1789–1849) 99 Kuenzer, Karl Joseph (1803–1875) 99 Künzli, Anton (1771–1852) 244, 366 Künzli, Friedrich K./Fritz (1801–1833) 244, 466 Kuhn, Gottlieb Jakob (1775–1849) 144 Kuhn, Samuel Benjamin (1773–1827) 409 Kunkler, Johann Heinrich (1756–1836) 50 Kunz, Anton Heinrich Wilhelm (1771–1824) 770 Kunz, Heinrich (1793–1859) 551
Kupferschmid, Marie Luise/Maria siehe: Hopf-Kupferschmid, Marie Luise/Maria (1782–1850) Kupsch, C[arl] Friedrich (1777–1834) 677 Kurland und Sagan, Anna Charlotte Dorothea, Herzogin von siehe: Anna Charlotte Dorothea, Herzogin von Kurland und Sagan (1761–1821) L’Aspée siehe auch: Delaspé L’Aspée. Schule (Wiesbaden) 117, 132 L’Aspée, Jakob de (1789/90–1817) 117, 120 L’Aspée, Johannes de (1783–1825) 117, 120–121, 132, 617 L’Aspée-Elsinger, Therese (1787–1870) 120 Laager, Jean (1791–1843) 327 Lacombe, François (1765–1832) 171 Lacosta, Bernardo (*um 1750) 171 Lacosta, Mateo (*um 1763) 171 Lacoste (Familie) 171, 189, 620 Lacoste, Bernard Mathieu 189, 621 Lacoste, Jean Joachim 189, 621 Lacoste, Jean Mathieu 171, 189 Lacoste, John/Jean 189, 620, 773 Lacoste, Juan Beltran (*um 1762) 171 Lacoste, Louis 621, 773 Lacoste y Laborde, Juan (*um 1750) 171 Ladan-Bockairy, AntoinetteJoséphine-Lucie siehe: RenardLadan-Bockairy, AntoinetteJoséphine-Lucie (1805–1895) Ladomus, Johann Jakob Friedrich (1782–1854) 604–605, 681 Laharpe, Frédéric César de (1754–1838) 78, 247, 289–290, 469 Lancaster, Joseph (1778–1838) 289–290, 469, 471 Lancaster, Methode siehe: BellLancaster-Methode Landry, François Louis (1791–1858) 284, 754 Lang, Niklaus (1794–1822) 369
812 Lange, Johann Friedrich Wilhelm (1786–1858) 640–641 Langenmayr, Julie Amalie siehe: Heinrich-Langenmayr, Julie Amalie Lautz, Joseph Moses 521, 533, 551, 554, 557, 619 Lavater, Johann Caspar (1741–1801) 563 Léa, Guillaume 206, 432 Léa, Guillaume Louis 203, 206 Leblanc, Elisabeth Genéviève Marie Léopoldine siehe: FlandinLeblanc, Elisabeth Genéviève Marie Léopoldine Leemann, Julius/Julien Adolph siehe: Lehmann, Julius/Julien Adolph Lehmann, J. G. 410 Lehmann, Julius/Julien Adolph 9, 13, 25, 34, 45 Lehmann-Berger, Maria 9 Leibnitz, Gottfried Wilhelm von (1646–1716) 626 Leibundgut, Peter 227–228 Lelong, Karl Ludwig (†1763) 738 Lelongsche Expedition (Firma) 738 Lemare, Pierre Alexandre (1766–1835) 706 Lemmen, Maria Elisabeth, Freiin von siehe: Trip(p)s, geborene Freiin von Lemmen, Maria Elisabeth de (1771–1854) Lenzburg. Armenschule 673 Leopold, Graf von Hochberg von Baden (1790–1852) 362 Lepple, Jakob (1784–1855) 132 Lerchenfeld, Amalie siehe: Reinhardvon Lerchenfeld, Amalie (1808–1888) Lerchenfeld, Gustav von (1806–1866) 384 Lerchenfeld, Ludwig Hermann von (1810–1848) 384 Lerchenfeld, Maximilian von (1778–1843) 319, 384 Lerchenfeld-Schweitzer, Julie Emilie Christine Henriette von (1811–1848) 384 Lesegesellschaft (Wädenswil) 572 Leuenberger, Christian/Christen (*1789) 64, 161
Leuzinger, Fridolin (1786–1856) 284, 362, 522, 552, 663 Levi, Joseph Moses siehe: Lautz, Joseph Moses Leyendecker, Philipp (1801–1866) 132 Libri-Bagnano, Giorgio/Georges (1780–1836) 124 Lieber, Moritz Joseph Josia (1790–1860) 769 Liebert, Benedikt Adam, Freiherr von (1731–1810) 644 Liebert, Marianne Barbara von siehe: Schaezler-von Liebert, Marianne Barbara von (1768–1838) Liechtenstein, Aloys, Fürst von (1780–1833) 27 Liechtenstein, Moritz, Fürst von (1775–1819) 27 Lietz, Katharina siehe: Delaspé-Lietz, Katharina (1748–1818) Linz, Franz Xaver 769 Lippe, Johann Karl Christian (1779–1853) 673 Loewenich, Bartholomäus von (1780–1834) 719 Loewenich, Marie Sophie Elisabeth von siehe: Gogel-von Loewenich, Marie Sophie Elisabeth (1791–1862) Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Maria, Prinzessin zu (1813–1878) 169 Louis XVIII., König von Frankreich (1755–1824) 225 Louis de Bourbon, Duc de Bourgogne (1682–1712) 327 Louis-Philippe, König von Frankreich (1773–1850) 65 Lozeron, Marie Susanne (*1791) 344, 350 Lüthi/Lüthy, Catharina siehe: BaurLüthi/Lüthy, Catharina (1771–1857) Lüthi/Lüthy, Johann Ulrich (1746–1828) 711 Lützenkirchen, Peter Joseph (1795–1820) 718 Lützow, Adolf, Freiherr von (1782–1834) 82
813 Luise, Prinzessin von Preussen (1770–1836) 677 Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Königin von Preussen (1776–1810) 140, 186 Luquiens, Jean-François (1768–1836) 255 Luzern (Kanton). Regierung 438 Lynen, Christian Isaac (1783–1862) 205 Lynen, Laurenz XIII. Isaacs (1750–1829) 205 Lynen, Sibylla Catharina siehe: Lynen-Lynen, Sibylla Catharina (1792–1875) Lynen-Lynen, Sibylla Catharina (1792–1875) 205 Lynen-Prym, Sibylla (1743–1817) 205 Mack, Johann David (1767–1826) 720 Mack-Wiegel, Marie Katharina 720 Maclure, William (James) (1763–1840) 161 Macpherson (Monsieur) 133 Madero Viaña, Enriqueta Francisca siehe: Janvrin-Madero Viaña, Enriqueta Francisca (1813–1892) Madrid. Pestalozzische Militärschule 361 Maillefer, Jean-David (1786–um 1817) 155 Maine de Biran, François Pierre Gauthier (1766–1824) 684 Mainz. Schule siehe: Klein. Schule (Mainz) Malbork. Musterschule 185–186, 732 Mallet, Marie Elizabeth siehe: JanvrinMallet, Marie Elizabeth (um 1782–1857) Mandrot, Jeanne Henriette siehe: Develey-Mandrot, Jeanne Henriette (1765–1840) Mandrot, Louis-Gamaliel (1740–1795) 13 Mandrot-Auberjonois, Louise Marianne (1742–1831) 13, 34, 46 Mann, Karl Friedrich Theodor (1780–1853) 411
Marie 69, 89 Marienburg. Musterschule siehe: Malbork. Musterschule Maria Feodorowna, Zarin von Russland (1759–1828) 17 Marie-Louise, Kaiserin von Frankreich (1791–1847) 77 Marti, David Eduard (1797–1827) 472 Martin (Friedensrichter) 754 Martin (Kreisrichter) 648 Martin-Henning, Auguste Marie (1815–nach 1868) 648 Martinez, Jeanine Thérèse siehe: Guerrero-Martinez, Jeanine Thérèse Marval-de Rougemont, Rose Frédérique (1800–1880) 390 Marx, Carl Michael (1794–1864) 242, 284, 362 Massa, Pierre Louis (*1756) 65, 71 Matthiae, Friedrich Christian (1763–1822) 719 Mauke, Johann Wilhelm (1791–1859) 772 Maurer, Johann Konrad (1798–1842) 278 Maximilian I. Joseph, König von Bayern (1756–1825) 527, 696 Mayer, August Franz Joseph Carl (1787–1865) 217 Mayer, Augustin (1785–1822) 217 Mayer, Franz (1792–1817) 217 Mayer, Franz Xaver (1775–1821) 217 Mayer, Johann Jakob (1790–1855) 370 Mayer-Gonzenbach, Maria Elisabeth (1797–1897) 370 Mayo, Charles (1792–1846) 326 Mégroz (Schüler) 471 Meiler, Joseph (†1824) 699 Mendelssohn, Joseph (1770–1848) 626 Mengden-Sivers, Wilhelmine Helene (1781–1836) 473 Menoth, Johann Heinrich von (1753–1835) 424, 426 Mentz, Edoardo 707 Menzel, Johann Christoph (1786–1857) 410
814 Mercier, Maria Susanne Gabrielle siehe: Francillon-Mercier, Marie Susanne Gabrielle (1769–1828) Merian, Abel (1771–1842) 552 Merian, Gertrud siehe: ForcartMerian, Gertrud (1776–1838) Merseburg. Bezirksregierung 655 Mertz, Johann Ludwig Wilhelm (1774–1834) 411 Messow/Messner, Carl Leberecht (1759–1825) 406 Metternich, Klemens Wenzel Lothar, Graf von (1773–1859) 27, 77 Meuth, Johann Dominik (1768–1839) 600 Meyer (Gerberei in Isny) 418 Meyer, Friedrich Benjamin (1762–1842) 409 Meyer, Johann Jakob (1790–1855) 413 Meynadier (Monsieur) 118, 141, 366, 369 Meynadier, Auguste 141, 366, 369 Meystre, François 170 Michaelis, Salomo Heinrich Karl August (1768–1844) 16 Mieg, Johann Elias (1770–1842) 13, 17, 20, 35, 46, 49, 63, 69, 92–93, 111–112, 137, 168–169, 192, 225, 237, 365, 533, 561, 564, 576, 640, 692, 780 Miller, Moritz von (1792–1866) 760 Miller-von Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus, Paulina Maria Louisa (*1795) 760 Miltenberg, Wilhelm Adolph (1776–1824) 720 Mimont de siehe: Gromard de Mimont Missel, Johann Christoph (1787–1872) 720 Missel-Pancke, Margaretha Johanetta (*1784) 720 Mittag, Friedrich (1775–1838) 770 Mitton, Louis 75, 445, 482, 502, 772 Mitton, Raymond (Sohn) 75, 772–773 Mitton, Raymond (Vater) 58, 75, 445, 482, 502, 772 Miville, Johann Friedrich (1754–1820) 468, 686
Mohr, Xaver (1767–1839) 439 Moidan, Jean de 534 Moidan, Louis de 534 Molte, Frederik, Graf von (1754–1836) 359 Moltke (Herr) 359 Monney (Monsieur) 252, 378 Montebello, Jean Lannes, Herzog von (1769–1809) 77 Montebello, Louise-Antoinette, Herzogin von, geborene Comtesse de Guéheneuc (1782–1856) 77 Mon(t)masson, Jeanne Baptiste siehe: Bochaton-Mon(t)masson, Jeanne Baptiste (*1776) Mo(o)ser, Joseph (1796–1876) 754, 780 Morel, Charles Antoine (*1763) 392 Morel, Charles François (1800–1853) 392 Morel, Jean-Pierre (1728–1765) 392 Morel-Bertrand, Louise Catherine (1771–1847) 392 Morel-Favre, Charlotte (*1730) 392 Morell, Johannes (1759–1835) 497 Mori, Dwerel/Debora siehe: NauenMori, Dwerel/Debora (†1791) Moritz, Friedrich 406 Mortier du Parc, Cécile-Marie-Victoire siehe: Rostaing-Mortier du Parc, Cécile-Marie-Victoire (†1863) Moses Friedländer & Comp. 626 Mouchet, Abraham John (1760–1846) 354 Mouchet, George (um 1807/08–1879) 354 Mouchet-Stedman, Mary (1763–1848) 354 Mousson, Johann Markus/Jean Marc (1776–1861) 421, 441, 447, 450, 497 Moye, Jean-Martin (1730–1793) 270–271 Mülhens, Heinrich (1758–1838) 716 Mülhens, Johann Theodor (1760–1837) 716 Mülhens, Wilhelm (1762–1841) 717 Müller, Johannes von (1752–1809) 365 Müller, Viktor Bernhard Theodor (1790–1857) 470
815 Mützschefahl, Antonie von siehe: Fischer-von Mützschefahl, Antonie von (*um 1784) Mützschefahl, Karl Friedrich Christian von (1733–1803) 354 Muheim, Caspar Josef Anton (1806–1854) 367 Muheim, Franz Anton (1765–1830) 367 Muheim, Werner Josef Anton Franz Xaver Georg Ludwig Alexander Desiderius (1809–1867) 367 Muheim-Epp, Crescentia Franziska Magdalena (1813–1870) 367 Muheim-Good von Gräpplang, Maria Anna Amantia Rosa Fidelis (1775–1862) 367 Muheim-Schmid, Maria Anna (1799–1872) 367 Muhl, Servatius (1794–1862) 117 Mund, Johann Georg (1773–1852) 185 Muralt, Johannes von (1780–1850) 51, 239, 328, 372, 386, 468, 471–472, 640 Murat, Joachim (1767–1815) 42, 368 Mutius, Bernhard Karl Wilhelm Franz (1798–1853) 353 Mutius, Franz Joseph Carl von (1765–1849) 353 Mutius-Kracker von Schwartzenfeldt, Helene Wilhelmine Luise, Baronin von (1773–1829) 353 Mutschefal, Antoinette siehe: Fischervon Mützschefahl, Antonie von (*um 1784) Mutzepfal, Antoinette siehe: Fischervon Mützschefahl, Antonie von (*um 1784) Nabholz, Philipp (1782–1842) 148, 165, 193, 264, 273, 286–287, 297, 315, 330, 335, 350, 375, 552, 619, 689, 691–692, 695, 704, 757, 761–762 Nachtigal, Johann Albrecht (1773–1835) 410 Näf. Institut (Yverdon) 599 Näf, Elsbeth siehe: Gallmann-Näf, Elsbeth (1754–1829) Näf, Georg (1769–1828) 754
Näf, Johann Konrad (1789–1832) 599 Näf-Scherer, Charlotte Frédérique Catherine Françoise (1791–1848) 358 Nägeli (Musikhandlung) 160 Nägeli, Hans Georg (1773–1836) 17, 114, 120–121, 339, 351, 356, 469, 688, 754, 785 Nagy, Aloizia siehe: Horváth von Palotsay-Nagy, Aloizia von Nauen, Ernst Moritz (*1782) 158 Nauen, Zadok (1759–1829) 159 Nauen-Mori, Dwerel/Debora (†1791) 159 Neapel. Privatschule siehe: Hofmann. Privatschule (Neapel) Nepomuk d’Ester, Theodor Johann von (1766–1827) 770 Neuburg, Johann Georg (1757–1830) 719 Neuburg, Johann Georg (1795–1866) 719 Neuburg, Simon siehe: Neuburg, Johann Georg (1757–1830) Neue Gelehrten-Buchhandlung 592, 601, 698, 769 Neufville, Jacob de (1759–1821) 720 Neufville-Passavant, Jacob de (1769–1845) 720 Neumann, Karl Heinrich (1778–1819) 410 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig (1767–1839) 140, 186, 188, 209, 273, 377, 396, 444, 521–522, 746, 763 Nicolovius-Schlosser, Luise Maria Anna (1774–1811) 140 Niederer, Johann Jakob (1789–1849) 583, 785 Niederer, Johannes (1779–1843) 5, 9, 12, 17, 20, 25–26, 34, 39, 42, 45, 49, 51, 63, 74, 76, 78, 83, 89, 92, 98, 105, 111–112, 114, 117, 120, 126, 132, 137, 140, 146, 148, 154, 164, 187, 192–193, 203, 216, 225, 241, 244, 246, 264, 275, 278, 290, 292, 294, 297, 299, 301, 305, 310–311, 314–315, 320, 330–331, 334–340, 342, 345,
816 350, 353, 356, 359, 362, 365, 375, 384, 390, 415, 458, 487, 491, 499, 504, 512–513, 518, 528, 533, 536, 548, 552–554, 556, 561, 581–582, 584, 599, 613, 640, 642, 663, 677–678, 684, 689–690–692, 695, 706, 725–728, 733, 740, 747, 756, 761, 763, 780, 785 Niederer-d’Albepierre, Fortunée (1801–1876) 10, 13, 35, 45, 92, 107, 781 Niederer-Jakob, Catharina 78 Niederer-Kasthofer, Rosette (1779–1857) 9, 13, 20, 35, 39, 45, 51, 63, 74, 78, 92, 97–98, 111–112, 126, 146, 192, 216, 242, 247, 330, 332, 335, 337, 359, 386, 599, 679, 726–728, 733, 740, 747–748, 753–754, 763, 780, 785 Niemeyer, August Hermann (1754–1828) 83 Nieuwold, Johannes Henricus (1700–1757) 250 Nieuwold, Johannes Henricus (1737–1812) 250 Nieuwold-Jansonius, Titia (1706–1782) 250 Nioche, Sophie Jouvence siehe: Jullien-Nioche, Sophie Jouvence (†1832) Noack, Johann Gottlieb (1775–1830) 406 Notz, Hans Caspar (1752–1827) 372 Nüscheler, Matthias (1775–1853) 190 Nüscheler-Hofmeister, Anna (1786–1871) 190 Oberli, Verena siehe: Schmid-Oberli, Verena (†1817) Oberlin, Henri Gottfried (1778–1817) 270 Oberlin, Johann Friedrich (1740–1826) 270 Obodovskij, Alexander Grigoriewitsch (1795–1852) 469, 493 Ochs, Peter (1752–1821) 618 Ökonomische Kommission (Yverdon) 9, 35, 192–193, 197, 202, 211, 442, 641
Oelschläger, Gottfried Friedrich (1786–1816) 478, 483 Oertzen (Familie) 231 Österreich – Ferdinand I. Karl Leopold Joseph Franz Marcellin, Kaiser von siehe: Ferdinand I. Karl Leopold Joseph Franz Marcellin, Kaiser von Österreich (1793–1875) – Franz Joseph I., Kaiser von siehe: Franz Joseph I., Kaiser von Österreich (1830–1916) – Franz Joseph Karl, Franz I., Kaiser von siehe: Franz Joseph Karl, Franz I., Kaiser von Österreich (1768–1835) – Marie-Louise von siehe: MarieLouise, Kaiserin von Frankreich (1791–1847) Ogiz, (David François) Louis (1765–vor 1840) 712 Ogiz-Reinhard, Jeanne Anna (†1854) 712 Oldenburg – Konstantin Friedrich Peter, Prinz von siehe: Konstantin Friedrich Peter, Prinz von Oldenburg (1812–1881) – Paul Friedrich August, Grossherzog von siehe: Paul Friedrich August, Grossherzog von Oldenburg (1783–1853) – Peter Friedrich Georg, Herzog von siehe: Peter Friedrich Georg, Herzog von Oldenburg (1784–1812) – Peter Friedrich Ludwig, Herzog von siehe: Peter Friedrich Ludwig, Herzog von Oldenburg (1755–1829) – Peter Georg Paul Alexander, Prinz von siehe: Peter Georg Paul Alexander, Prinz von Oldenburg (1810–1829) Olivier, Ludwig Heinrich Ferdinand (1759–1815) 82 Olloz, Henri Georges Louis (1784–1850) 112, 193, 216 Oppenheim, Mendel (1753–1820) 386 Oppenheimer (Familie) 386
817 Orell Füssli (Buchhandlung) 160, 218, 274, 373, 377, 395, 412, 475, 479, 563 Orelli, Johann Caspar von (1787–1849) 6, 254, 610, 644 Orpen, Charles Edward (1791–1856) 326 Otto, Heinrich Theodor Ferdinand (1790–1828) 607 Otto, Theodor 607 Oxnard, Françoise/Fanny siehe: Guerrero-Oxnard, Françoise/ Fanny (1818–1869) Pacotton, Anne Marie siehe: JayetPacotton, Anne Marie (1752–1818) Pancke, Margaretha Johanetta siehe: Missel-Pancke, Margaretha Johanetta (*1784) Panhuys, Georg Emile August van (1796–1871) 45 Pape, Johann Carl (1760–1827) 407 Paravicini, Rudolf (1780–1843) 590 Paravicini-Preiswerk, Susanna (1783–1843) 590 Paschoud, Jean Jacques (1768–1826) 240, 253, 271, 297, 431, 476, 773 Pasquier siehe: Du Pasquier Passavant, Maria Theresa siehe: BaryPassavant, Maria Theresa De (1807–1852) Pastol de Keramelin, Joseph Numa (1802–1862) 10, 35, 45, 107, 124 Pastol de Keramelin, Yves Marie, Baron (1770–1813) 45 Pastol de Keramelin-Basire/Bazire, Pierrette Julienne (*1784) 30, 45, 51, 93, 115, 124, 150 Paturel, Joseph François (1774–nach 1833) 45, 74 Paturel, Rosalie Catherine Eugénie Françoise (*1808) 10, 13, 35, 45, 74, 107 Paturel-Farinière, Eugénie (*1791) 45 Patzig, Gotthilf Friedrich (1788–1877) 186, 188 Paul I., Zar von Russland (1754–1801) 17
Paul Friedrich August, Grossherzog von Oldenburg (1783–1853) 362 Paul, Jean (1763–1825) 738 Paulus von Tarsus (†60) 610 Paur, Salomon (1771–1850) 38, 49, 124 Penserot, Auguste (1824–1901) 601 Penserot, Auguste Louis Daniel (1815–1866) 601 Penserot, Charles François Jakob (1817–1852) 601 Penserot, François Louis Samuel (1822–1879) 601 Penserot, Louis Baptiste Benjamin Jean (1790–1860) 599, 601 Penserot-Herf, Friedericke Henriette (1789–1832) 599, 601 Perceret, Anne Françoise siehe: Decoppet-Perceret, Anne Françoise (1767–1832) Perceret, François Louis (1750–1823) 284, 651 Perceret, Jean Jacques (1739–1811) 473 Perdonnet, Vincent (1768–1850) 246 Pereira-Arnstein, Flora von siehe: Fries-von Pereira-Arnstein, Flora (1814–1882) Perregaux, Georges Alexandre (1783–1859) 482, 772 Perrin, Marie Emilie siehe: Bohnenblust-Perrin, Marie Emilie (1778–1857) Perroset (Monsieur) 209 Perschke, Christian Gottlieb (1756–1808) 81 Perthes, Friedrich Christoph (1772–1843) 772 Perthes & Besser (Buchhandlung) 772 Pestalozzi, Anna Barbara siehe: Gross-Pestalozzi, Anna Barbara (1751–1832) Pestalozzi, Gottlieb (1797–1863) 38, 49, 69, 88, 124, 133, 144, 162–164, 198, 220, 418, 439, 494, 574, 672, 748 Pestalozzi, Hans Jacob (1770–1801) 144, 163 Pestalozzi, Hans Jakob (1749–1831) 684 Pestalozzi, Heinrich (1790–1857) 684
818 Pestalozzi, Johann Baptist (1718–1751) 512 Pestalozzi, Johannes (1793–1856) 684 Pestalozzi-Frölich, Anna Magdalena siehe: Custer-Pestalozzi, geborene Frölich, Anna Magdalena (1767–1814) Pestalozzi-Hotz, Susanna (1720–1796) 512 Pestalozzi-Römer, Anna Barbara (1799–1837) 684 Pestalozzi-Schulthess, Anna (1738–1815) 9, 13, 20, 25, 34, 38, 42, 46, 49, 58, 63, 68, 87–88, 92–93, 106, 111–112, 118, 120, 124, 131, 143–144, 146, 162, 164, 198, 210, 216, 226, 257, 260–261, 264–266, 273, 284, 291, 316, 319, 327, 392, 418, 677, 748–749 Pestalozzi-Spöndli, Susanna (1809–1897) 684 Pestalozzi zum Wolkenstein, Hans Rudolph (1752–1787) 124 Pestalozzi zum Wolkenstein, Salomon (1781–1848) 124 Pestaluz/Pestalozzi, Mathias (1777–1829) 709 Peter Friedrich Georg, Herzog von Oldenburg (1784–1812) 17, 478 Peter Friedrich Ludwig, Herzog von Oldenburg (1755–1829) 383, 771 Peter Georg Paul Alexander, Prinz von Oldenburg (1810–1829) 383, 478, 483 Petri, Balthasar August (1775–1840) 408 Petri, Johann Philipp (1787–1841) 681 Pfähler-Herf, Philippine Elisabeth Sofie (1784–1817) 599 Pfeffel, Gottlieb Konrad (1736–1809) 169 Pfeiffer, Michael Traugott (1771–1849) 96, 351, 362, 673 Pfenninger, Martha siehe: HenningPfenninger, Martha (1784–nach 1868)
Philanthropin – (Dessau) siehe: Dessau. Philanthropin – (Schnepfenthal) siehe: Schnepfenthal. Philantropin Pick, Simon 216 Pielchen, Johann Martin (1775–1853) 411 Pietsch, Gottfried August (1759–1840) 105 Pietsch, Moritz August Ludwig (1791–1816) 105, 137, 242, 544–545 Pison de la Courbassière, Marthe siehe: Bernard-Pison de la Courbassière, Marthe (1761–1829) Plamann. Schule 20, 64, 81–82, 184, 544, 578, 585, 677 Plamann, Johann Ernst (1771–1834) 82, 585, 677, 703 Platen, August von (1796–1835) 383 Platon von Athen (427–347 v.Chr.) 610 Platzmann, Heinrich Karl (1760–1843) 503 Platzmann, Johann Peter (1757–1831) 503 Platzmann-Dufour, Jeanne Henriette (1765–1832) 503 Pobeheim, Sophie von (1767–1857) 193, 216 Pöckelsheim, Johann/Jean Georg von (1764–1845) 121 Polier, Jean Noé Godefroy (1782–1833) 362 Pontius Pilatus 513, 519 Pradez, François Louis Albert (1795–1823) 472 Preisig, Johannes/Johann/Jean (1775–1814) 5 Preiswerk, Dietrich (1780–1819) 590–591 Preiswerk, Lukas (1788–1848) 590–591 Preiswerk, Maria Magdalena siehe: Schweighauser-Preiswerk, Maria Magdalena (1739–1797) Preiswerk, Niklaus (1755–1815) 589–591 Preiswerk, Sophia siehe: VischerPreiswerk, Sophia (1787–1859)
819 Preiswerk, Susanna siehe: ParaviciniPreiswerk, Susanna (1783–1843) Preiswerk-Bischoff, Susanna (1786–1830) 590 Preiswerk-Forcart, Anna Maria (1796–1856) 590 Preiswerk-Iselin, Anna Maria (1758–1840) 589, 591 Preuss (Gräfin) 362 Preuss, Johann Wilhelm (1790–1867) 20, 186 Preussen – August Ferdinand, Prinz von siehe: August Ferdinand, Prinz von Preussen (1730–1813) – Friedrich I., König von siehe: Friedrich I., König von Preussen (1657–1713) – Friedrich Wilhelm III., König von siehe: Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (1770–1840) – Innenministerium. Sektion Unterricht 37, 82, 188, 208, 347, 377, 389–390, 396, 436, 444, 617, 623, 626, 654, 746 – Luise, Prinzessin von siehe: Luise, Prinzessin von Preussen (1770–1836) – Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Königin von siehe: Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Königin von Preussen (1776–1810) – Regierung 347 – Wilhelm I., König von siehe: Wilhelm I., König von Preussen (1797–1888) Prittwitz, Friedrich Wilhelm Bernhard von (1764–1843) 409 Prym, Christian (1714–1782) 205 Prym, Sibylla siehe: Lynen-Prym, Sibylla (1743–1817) Pury, Agathe-Sophie-Charlotte de siehe: Gromard de Mimont-de Pury, Agathe-Sophie-Charlotte (1789–1826) Radziwil, Anton Heinrich, Fürst (1775–1833) 677 Radziwill, Elisa (1803–1834) 677 Racine, Jean Baptiste (1639–1699) 641
Raedlé/Rädle, Joseph Nicolas (1777–1850) 572 Rall, Joachim Wilhelm (1763–1819) 405 Rall-Weite, Charlotte 405 Ramsauer, Johannes (1790–1848) 9, 13, 20, 25, 34–35, 45, 92, 105, 111, 154, 187, 192–193, 203, 305, 319, 335, 356, 358, 382–383, 478, 483, 541, 643, 744, 761 Ramsauer-Schulthess, Wilhelmine (1795–1874) 383, 541 Rank, Andreas (1786–1855) 359 Raoul (Monsieur) de 141 Rastatt. Seminar 704, 744 Raumer, Karl Ludwig Georg von (1783–1865) 744 Raupach-Wildermeth, Sophie Cécile/ Cäcilie (1786–1817) 471 Ray, Jeanne 112, 169, 216 Reding, Karl von (1779–1853) 673 Reich, Friedrich 411 Reichenbach, Gottlieb Erdmann (1772–1856) 407 Reichhold, Friedrich Wilhelm (1779–1836) 600 Reiffenstein, Anna Barbara siehe: Jacobi-Reiffenstein, Anna Barbara (1782–1830) Reina, Gaetano (um 1752–1823) 534 Reinhard, Franz Volkmar (1753–1812) 106 Reinhard, Hans von (1755–1835) 49, 96, 421, 441, 447, 450, 579 Reinhard, Jeanne Anna siehe: OgizReinhard, Jeanne Anna (†1854) Reinhard, Karl Friedrich Albert (1802–1873) 384 Reinhard-von Lerchenfeld, Amalie (1808–1888) 384 Reisky, Johann Baptist/Joseph Johann (um 1778–1835) 122 Reisky, Xaver (1799–1872) 122 Reitzenstein, Sigismund Karl Johann, Freiherr von (1766–1847) 605 Remy, Carl Wilhelm (1747–1817) 770 Remy, Christian (1783–1861) 770 Rémy, Jean-Guillaume-Henri-Scipion (1777–1858) 34, 57
820 Rémy, Jeanne-Susanne-CatherineGabrielle siehe: Chaboux-Rémy, Jeanne-Susanne-CatherineGabrielle (1776–1853) Remy, Johannes (1713–1778) 770 Remy, Wilhelm (1702–1761) 770 Remy, Hoffman & Consorten (Firma) 770 Renard, Eugène 230, 247, 343 Renard, Félix-Eméric (1802–1883) 230, 247 Renard, Jean-Soulange (1805–1879) 230, 247 Renard, Rémi (1772–1820) 230, 247, 343, 540, 565 Renard, Rémy-Auguste (1795–1807) 230 Renard-Caullier, Marie Joséphine (1769–1832) 230, 247 Renard-Ladan-Bockairy, AntoinetteJoséphine-Lucie (1805–1895) 230 Rendschmidt, Felix (1787–1853) 186, 208, 230, 244 Rengger, Albrecht (1764–1835) 77, 673 Renner, Johann Ludwig (1784–nach 1853) 480 Rentzsch, E. 228 Rentzsch, Johann August Wilhelm (1783–1843) 229 Résicourt, Emanuel de 388, 390, 395, 397, 725 Rettig, Catharina siehe: Herf-Rettig, Catharina (1796–1886) Rettig, Franz Daniel (1767–1837) 599 Reuter, Johann Wilhelm (1778–1831) 769 Rhind, William Graeme (1794–1863) 326 Richter, Albrecht Ludewig (†1825) 412 Richter, Jean Paul Friedrich siehe: Paul, Jean (1763–1825) Riel, Andreas (1774–1829) 527, 538 Rieter, Maria Sara siehe: SteinerRieter, Maria Sara (1780–1859) Risler, Anne Catherine siehe: WeberRisler, Anne Catherine (1776–1813) Ritter, Karl/Carl (1779–1859) 62–63
Rittmann, Louise siehe: HerfRittmann, Louise (1756–1825) Rivaz, Charles Emmanuel de (1753–1830) 497 Robert, Julie Antoinette Adèle siehe: Bonnardon-Robert, Julie Antoinette Adèle (*1817) Robespierre, Maximilien Marie Isidore de (1758–1794) 77 Rochow, Friedrich Eberhard von (1734–1805) 410 Rodondo (Señor) 621, 774 Römer, Anna Barbara siehe: Pestalozzi-Römer, Anna Barbara (1799–1837) Rönneberg, Henriette (*1782) 114 Roguin, Augustin (†1827) 547 Rollenbutz, Anna siehe: SchweizerRollenbutz, Anna (1772–1823) Rossel. Schule (Koblenz) 699 Rossel, Johann Philipp (1791–1831) 242, 592, 662, 699, 769 Rostaing, Jean Antoine de (1764–1846) 342 Rostaing-Mortier du Parc, CécileMarie-Victoire (†1863) 342 Rothschild, Nathan Mayer (1777–1836) 189 Rottmann, Charlotte (Friederike Elisabeth) siehe: ZellerRottmann, Charlotte (Friederike Elisabeth) (1793–1833) Rougemont, Frédéric-Constant de (1808–1876) 35 Rougemont, Georges de (1758–1824) 227, 233, 244, 389 Rougemont, Marie-FrançoiseHenriette de (1801–1830) 390 Rougemont, Rose Frédérique de siehe: Marval-de Rougemont, Rose Frédérique (1800–1880) Rougemont, Rose-Henriette de (*1798) 390 Rougemont-de Gromard de Mimont, Agathe-Sophie-Charlotte de (1808–1866) 35 Roulet, Anne Esther siehe: CollombRoulet, Anne Esther (1770–1841) Roulet, Annette 25 Roulet Mézerac, Rose-OlympeAdéline de siehe: Du Pasquier-de
821 Roulet Mézerac, Rose-OlympeAdéline (1795–1852) Rueff, Philipp Jakob siehe: Jacoby (Abt) (1743–1831) Ruepp, Alois (1785–1832) 242 Ruepp-Uttinger, Elise (1790–1873) 242, 351, 780 Rüttimann, Georg Vincenz (1769–1844) 439, 573 Rufener, Benedikt (1808–1890) 367 Rufener, Christian (1780–1864) 367 Runge, Gustav Wilhelm (1789–1885) 783 Russland – Alexander I., Zar von siehe: Alexander I., Zar von Russland (1777–1825) – Anna Feodorowna, Grossfürstin Constantin siehe: Anna Feodorowna, Grossfürstin Constantin (1781–1860) – Maria Feodorowna, Zarin von siehe: Maria Feodorowna, Zarin von Russland (1759–1828) – Paul I., Zar von siehe: Paul I., Zar von Russland (1754–1801) Saalenbach (Herr) 568 Sabon, Jean Pierre (1749–1816) 252 Sachs, G. 721 Sachs, Jacob (1769/73–1843) 721 Sachsen – Friedrich August I., König von siehe: Friedrich August I., König von Sachsen (1750–1827) – Regierung 655 Sack, Johann August von (1764–1831) 323 Sailer, Johann Michael (1751–1832) 270, 572 Saint-Aignan, Nicolas Auguste Marie Rousseau de (1770–1858) 77 Saint-Leu, Louis Bonaparte, Graf von siehe: Bonaparte, Louis Graf von Saint-Leu (1778–1846) Salm-Reifferscheidt-Krautheim, Franz Wilhelm, Reichsfürst zu (1772–1831) 362 Salomon, Levin (1789–1836) 521, 750
Salzmann. Institut siehe: Schnepfental. Philantropin Salzmann, Joseph Alois (1751–1811) 667 Sardinien, Karl Felix Josef Maria, König von siehe: Karl Felix Josef Maria, König von Sardinien (1765–1831) Sauerländer, Heinrich Remigius (1776–1847) 175, 255, 362, 563, 665–666 Sauter, Johann Nepomuk (1766–1840) 198–199, 211 Saxer, Samuel (1754–1828) 98 Sceberas Testaferrata, Nuntius Fabricius (1757–1843) 148 Schaaffhausen, Hubert Josef (1780–1868) 700 Schacht, Theodor (1786–1870) 46, 63, 105, 351 Schacht-Stephani, Emilie (*1796) 351 Schär, Rudolf (1786–ev. um 1822) 95–96 Schaezler, Johann Lorenz, Freiherr von (1762–1826) 644 Schaezler-von Liebert, Marianne Barbara von (1768–1838) 644 Scharlau, Otto Johann Adolph (1784–1838) 406 Scheibler, Anna Maria siehe: Grundherr zu Altenthann und Weyerhaus-Scheibler, Anna Maria von (1768–1833) Scheidweiler, Carl (1777–1861) 769 Scheither, Georg von (1772–1816) 27 Schell, Anna Catharina siehe: SuesSchell, Anna Catharina Schenk von Stauffenberg, Philipp Karl, Freiherr (1773–1839) 384 Scherer, Charlotte Frédérique Catherine Françoise siehe: NäfScherer, Charlotte Frédérique Catherine Françoise (1791–1848) Schiegg, Johann Balthasar (1754–1830) 260, 356, 372, 393, 413 Schiller, Johann Christoph Friedrich von (1759–1805) 626 Schlad, Maria siehe: Frank-Schlad, Maria
822 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768–1834) 610 Schlosser (Familie) 140 Schlosser, Johann Friedrich Heinrich (1780–1851) 63 Schlosser, Luise Maria Anna siehe: Nicolovius-Schlosser, Luise Maria Anna (1774–1811) Schmerber, Jean/Johann (1757–1817) 613 Schmerber, Jean Georges/Johann Georg (1793–1854) 613 Schmerber-Benner, Climène (1799–1889) 613 Schmid (Herr) 98 Schmid, Friedrich (1776–1832) 443 Schmid, Friedrich (1801–1851) 443 Schmid, Johann Daniel (1759–1832) 717 Schmid, Johann Friedrich (1703–1767) 717 Schmid, Joseph (1785–1851) 70, 121, 126, 137, 213, 225, 244, 247, 264, 276, 278, 284, 292, 294, 297, 305, 311, 331, 335, 345, 350, 353, 358–359, 361, 365, 382, 384, 390, 414–415, 418, 458, 500–501, 512–513, 519, 533, 537–538, 552, 557–558, 561, 564, 574, 583–584, 599, 605, 613, 617, 640, 646, 695, 722, 750, 756, 765, 783 Schmid, Karl Friedrich Wilhelm (1761–1821) 718 Schmid, Maria Anna siehe: MuheimSchmid, Maria Anna (1799–1872) Schmid, Verena (1808–1864) 443 Schmid-Collet (Sohn) 221 Schmid-Collet, Elisabeth 221 Schmid-Oberli, Verena (†1817) 443 Schmidlin, Christoph Friedrich von (1780–1830) 758 Schmidt, Wilhelm Ludwig (1787–1855) 578 Schmiel, Johann Nepomuk von (1774–1850) 98 Schneider, Joachim (1787–1847) 220 Schneider, Johannes (*1793) 220
Schneider, Johannes/Jean (1792–1858) 5, 41–42, 57, 384, 705 Schnell, Charlotte siehe: FrommSchnell, Charlotte (1782–1850) Schnell, Johannes (1751–1824) 434, 675 Schnell, Karl (1786–1844) 434 Schnell, Maria Catharina siehe: Fäsch-Schnell, Maria Catharina (1757–1814) Schnell, Samuel Ludwig/Ludwig Samuel (1775–1849) 684 Schnepfenthal. Philantropin 684 Schneyder, Dorothea Margaretha Elisabeth siehe: Zeimer/ZeymerSchneyder, Dorothea Margaretha Elisabeth Schramm, Carl Ludwig Victor (1773–1849) 406 Schramm, Johann Victor (1732–1807) 406 Schraut, Franz Alban (1746–1825) 251 Schreiner, Chrétien Jacques/Christian Jakob (1788–1863) 108 Schrötter, Friedrich Leopold von (1743–1815) 188 Schuckmann, Kaspar Friedrich von (1755–1834) 208, 335, 348, 437, 522 Schütz, Friedrich August 231 Schütz, Lotte/Charlotte (1789–1817) 231 Schul(t)ze, Justus Ferdinand (1768–1845) 410 Schulthess, Anna (Maria) Salome, genannt Nanette siehe: HalderSchulthess, Anna (Maria) Salome, genannt Nanette (1773–1854) Schulthess, Johann Kaspar (1744–1816) 144, 452–453 Schulthess, Karl Johann Jakob (1775–1854) 452 Schulthess, Wilhelmine siehe: Ramsauer-Schulthess, Wilhelmine (1795–1874) Schulz, Carl Friedrich (1784–1850) 407 Schuster, Edel siehe: Feist-Cahn, geborene Schuster, Edel
823 Schwabe, Benno (1841–1907) 618 Schwarzenberg, Karl Philipp, Fürst zu (1771–1820) 27 Schweden – Amalia Marie, Prinzessin von siehe: Amalia Marie, Prinzessin von Schweden (1805–1853) – Cécilie, Prinzessin von siehe: Cécilie, Prinzessin von Schweden (1807–1844) – Friederike, Königin von siehe: Friederike, Königin von Schweden (1781–1826) – Gustav, Prinz von siehe: Gustav, Prinz von Wasa (1799–1877) – Gustav IV. Adolf, König von siehe: Gustav IV. Adolf, König von Schweden (1778–1837) – Sophie-Wilhelmine, Prinzessin von siehe: Sophie-Wilhelmine, Grossherzogin von Baden (1801–1865) Schweighauser, Johann (1738–1806) 618 Schweighauser, Sara siehe: WielandSchweighauser, Sara (1766–1823) Schweighauser-Preiswerk, Maria Magdalena (1739–1797) 618 Schweighausersche Buchhandlung 618 Schweikhardt, Gottfried (1784–1846) 393 Schweitzer, Julie Emilie Christine Henriette siehe: LerchenfeldSchweitzer, Julie Emilie Christine Henriette von (1811–1848) Schweiz – Geheimer Rat 497 – Kanzlei 496 – Tagsatzung 49, 421–422, 441, 496–497, 525, 552 – Vorort 422, 497 Schweizer, Hans Kaspar (1773–1851) 204 Schweizer, Hans Kaspar (1801–1835) 204 Schweizer, Regula siehe: WirzSchweizer, Regula (1763–1844) Schweizer-Rollenbutz, Anna (1772–1823) 204
Schwiening, Georg Heinrich (1781–1863) 406 Seeberger, Johannes (*1812) 87 Seeberger-Frei, Anna (1810–1884) 87 Seel, Wilhelm Heinrich (1776–1821) 721 Segesser, Aloisia siehe: BaurSegesser, Aloisia (1791–1873) Segesser, Maria Antonia siehe: Amrhyn-Segesser, Maria Antonia (1789–1866) Segnitz, Johann Friedrich Wilhelm (†1830) 405 Seiler (Frau) 87, 165 Seiler (Herr) 87 Senn, Niklaus/Nikolaus (1798–1867) 203, 213 Siauve, Elise/Elize (*1796/97) 10, 13, 35, 45, 50, 92, 107 Siauve, Etienne Marie (1758–1813) 45, 92, 107 Siauve-Carret, Eléonore (*1773) 45, 92, 107 Sievers, Georg, Graf von (1778–1827) 469 Sigerist, Johann Jakob (1792–1830) 132 Simmler, Johann Georg (1787–1867) 724 Simon, Johann Peter (1782–1867) 700 Simon, Joseph-Philippe, genannt Lockroy (1803–1891) 13 Simon-Jullien, Antoinette-Stéphanie (*1812) 13, 25, 46, 154, 192 Simon Lockroy, Édouard (1838–1913) 13 Singer, Johann Heinrich 409 Sinn, Johann Karl (1788–1856) 717 Sivers, Wilhelmine Helene siehe: Mengden-Sivers, Wilhelmine Helene (1781–1836) Société pour l’Instruction élémentaire 684 Sokrates (469–399 v.Chr.) 610 Solothurn (Kanton). Regierung 430 Sommer, August Ferdinand (1796–1852) 732 Sommer, Jakob 711 Sophia Dorothee, Herzogin von Württemberg siehe: Maria Feo-
824 dorowna, Zarin von Russland (1759–1828) Sophie-Wilhelmine, Grossherzogin von Baden (1801–1865) 362 Soulage (Herr) 502 Soult, Nicolas Jean de (1769–1851) 65 Spanien – Karl III., König von siehe: Karl III., König von Spanien (1716–1788) – Karl IV., König von siehe: Karl IV., König von Spanien (1748–1819) Spendelin, Leberecht (1781–1847) 410 Spener, Johann Carl (1710–1756) 348 Spener, Johann Carl Philipp (1749–1827) 348 Spieker, Christian Wilhelm (1780–1858) 406 Spittler, Christian Friedrich (1782–1867) 270 Spöndli, Susanna siehe: PestalozziSpöndli, Susanna (1809–1897) St. Gallen (Kanton). Regierung 524, 594 Stach, Karl (1785–1846) 770 Stackelberg, Christoph Adam von (1777–1841) 241, 247, 269–270, 469, 487 Stackelberg, Otto Magnus von (1787–1837) 469 Stadion, Johann Philipp Karl Joseph von, Graf von Warthausen (1763–1824) 27 Staedel, Johann Martin (1772–1802) 718 Staedel-von Willemer, Anna Rosina Magdalena/Rosette (1782–1845) 718 Stähelin, Johann Heinrich (1788–1824) 589 Stähelin, Margaretha siehe: VischerStähelin, Margaretha (1751–1832) Stählin (Jungfer) 589 Stählin, Marianne 589 Staehler, Johann Jakob (*vor 1763) 769
Stalder, Franz Joseph (1757–1833) 101 Stapf, Jacob Anton (*1799) 226 Stapf, Josef Ignaz Anton (1706–1780) 226 Stapf, Max Joseph (1801–1869) 226 Stapf, Tobias Dominikus (1773–1847) 226 Stapf-Bell(i), Maria Anna Regina 226 Stapfer, Charles-Louis (1799–1880) 684 Stapfer, Frédéric-Albert-Alexandre (1802–1892) 684 Stapfer, Philipp Albert (1766–1840) 289–290, 684, 766 Stapfer-Vincent, Marie Madeleine Pierrette (1778–1854) 684 Starcke, Ernst Adolf (1786–1821) 411 Stauss, August Christian (1773–1849) 410 Stedman, Mary siehe: MouchetStedman, Mary (1763–1848) Steeger, Johannes Abraham (1789–1858) 347, 396, 444 Steffan, Elisabetha siehe: HauserSteffan, Elisabetha (1776–1815) Steffan, Johann Jakob (1790–1859) 548, 551, 554, 557, 572 Stein, Alexander (1789–1833) 720 Stein, Heinrich Friedrich Karl, Freiherr vom (1757–1831) 717 Stein, Nic. (†1757) 738 Steiner, Amalia siehe: ZavarittSteiner, Amalia (1841–1905) Steiner, Charlotte/Carolina siehe: Trümpler-Steiner, Charlotte/Carolina (1779–1855) Steiner, Diethelm (1766–1852) 6 Steiner, Fritz/Federico (1802–1882) 7 Steiner, Heinrich/Enrico (1804–1886) 7 Steiner, Jakob (1714–1772) 71 Steiner, Jakob (1796–1863) 64 Steiner, Johann Heinrich (1747–1827) 563 Steiner, Johannes (1771–1821) 71 Steiner-Hegner, Amalie (1817–1869) 7 Steiner-Rieter, Maria Sara (1780–1852) 6
825 Steiner-Sulzer, Anna Magdalena (1754–1830) 71 Steiner, Jean (1751–1821) 89 Steiner-von Breitenladenberg, Anna Elisabeth (1717–1774) 71 Steiner-Zavaritt, Rosa (1807–1832) 7 Steinmann, Albrecht/Albert (1791–1829) 754 Steinmetz, Karl Friedrich Franciscus von (1768–1837) 225 Steinmeyer, Franz Heinrich 408 Stephani, Emilie siehe: SchachtStephani, Emilie (*1796) Stern, Johannes (1756–1800) 721 Stern, Wilhelm (1792–1873) 242, 278, 284, 353, 356, 359, 362, 704, 707 Stern-Gogel, Marie Elise/Elisabetha, siehe: Ziegler-Stern, geborene Gogel, Marie Elise/Elisabetha (1759–1830) Stolberg, Friedrich Leopold, Graf zu (1750–1819) 140 Storch, Friederike Philippine siehe: Wittich-Storch, Friederike Philippine (1809–1864) Strachan (Bruder) 131, 620 Strachan (Madame) 131 Strachan, Edouard 131, 620 Strachan, Francesco/François (1799–1821) 115, 117, 130–131, 614, 620 Strachan, Guillermo/Guillaume 115, 130–131, 614, 620 Sträuli, Elisabetha siehe: HeussiSträuli, Elisabetha (1757–1841) Strauss, Rosina Louise siehe: Kasthofer-Strauss, Rosina Louisa (1786–1840) Streiff, Konrad (1794–1825) 132 Stünzi, Heinrich/Henry 28, 232 Stünzi, Wilhelm/Guillaume (*1798) 28, 232, 551 Stuttgart – Katharinen-Stift 17, 478, 732 – Privatschule (Wangenheim, Rösler, Oelschläger, Ramsauer) 9, 383, 483 Sues, Carl/Karl Philipp (1752–1839) 718
Sues, Johann Philipp (1789–1862) 718 Sues-Schell, Anna Catharina 718 Süskind, Friedrich Gottlieb von (1767–1829) 745 Süvern, Johann Wilhelm von (1775–1829) 140, 186–188, 335 Sulzer, Anna Magdalena siehe: Steiner-Sulzer, Anna Magdalena (1754–1830) Suter, Susanna Catharina siehe: Funk-Suter, Susanna Catharina (1803–1868) Suttor, Marie Marguerite Elisabeth siehe: Thorn-Suttor, Marie Marguerite Elisabeth (1788–1854) Svenske, Karl (1796–1871) 469, 493 Synge. Schule (Roundwood, Wicklow) 326, 485 Synge, Edward (1726–1792) 326 Synge, Francis (1761–1831) 326 Synge, John (1788–1845) 326–327, 485 Szabó, Jánoshoz/János/Johann von (1783–1864) 455 Talleyrand, Auguste de (1770–1832) 573 Talleyrand, Charles Maurice de (1754–1838) 475 Tanner, Johann Heinrich (1790–1848) 472 Tascher de la Pagérie, Joséphine siehe: Bonaparte-de Beauharnais, Joséphine, geborene Tascher de la Pagérie (1763–1814) Tassoni, Giuseppe Giulio Cesare Estense, Comte und Marquis von Castelvecchio (1759–1821) 56 Tastet, Firmin de (1748–1832) 189, 620 Tastet, Firmin de (1793–1863) 189 Tastet, Lacoste et Comp. (Firma) 171, 189, 620–621, 774 Tautphoeus, Franz, Freiherr von (1775–1856) 384 Tautphoeus-Deroy, Antonie Marie Anna von (*1804) 384 Teisseire, Camille (1764–1842) 390 Teisseire, Marine (1759–1839) 390 Teisseire, Mathieu (1725–1781) 390
826 Teisseire, Virginie (1761–1836) 390 Teisseire, Zoé (*1771) 390 Teisseire-Crétet, Gabrielle (1735–1829) 388, 390, 395, 397 Tetz, Johann Gottlob (1776–1836) 405 Thiriot, Paul Emil (1780–1831) 473 Thiriot-Hoffmann, Eva (†1826) 473 Thomas, Johann Gerhard Christian (1785–1838) 718 Thomas-Staedel, geborene von Willemer, Anna Rosina Magdalena/ Rosette siehe: Staedel-von Willemer, Anna Rosina Magdalena/ Rosette (1782–1845) Thompson, James (1790–1850) 133 Thompson/Thomson, John (1785–1866) 133 Thorn, Jean Baptiste (1783–1841) 474 Thorn, Jean-Pierre (1808–1867) 474 Thorn, Marie Césaire Eponine (1810–1873) 474 Thorn, Vincent Thraséos Scipion (1814–1854) 474 Thorn-Suttor, Marie Marguerite Elisabeth (1788–1854) 474 Thouvenot, Charles/Télémache/Télémaque 10, 35, 45, 71, 107, 216 Thouvenot, Pierre (1757–1817) 10, 45, 65, 71, 216 Thouvenot-De la Croix, Marie Victoire 45 Thurn und Taxis, Friedrich Wilhelm von (1805–1825) 470 Thurn und Taxis, Karl Alexander, Fürst von (1770–1827) 470 Thurn und Taxis, Maximilian Karl von (1802–1871) 470 Thurn und Taxis, Therese Mathilde, Fürstin von (1773–1839) 286, 570 Thurneysen’sche Druckerei und Buchhandlung 618 Tidemann, Adelheid siehe: GleimTidemann, Adelheid (1760–1801) Tieck, Ludwig (1773–1853) 54 Tilemann, Carl Wilhelm (1772–1847) 770
Tilemann, Johann Friedrich Christian (1773–1854) 770 Timajev, Matvej Maximowitsch (1798–1858) 469, 493 Tinzmann, Gotthelf 410 Tittler (Lehrer) 473 Titz, Anton (1788–1867) 347, 444, 617 Tobler, Johann Georg (1769–1843) 22, 350, 468, 754 Tolkemit, Dorothea Elisabeth siehe: Kawerau-Tolkemit, Dorothea Elisabeth Tonduz, Jean Daniel (1789–1833) 34, 45, 138 Torlonia, Giovanni Raimondo (1754–1829) 124 Torre, Luigi (*um 1758) 707 Tour-du-Pin (Mademoiselle) de la siehe: Dantour-de la Tour-du-Pin (Madame) Transehe, Alexander Theodor Otto von (1804–1820) 473 Transehe, August Ernst Konstantin von (1805–1875) 473 Transehe, Eugen von (1806–1882) 473 Transehe, Karl Friedrich Erich von (1802–1868) 473 Transehe, Karl Otto von (1761–1837) 473 Trechsel, Friedrich (1776–1849) 552 Trevithick, Richard (1771–1833) 742 Troschke, Ernst Maximilian von (1780–1847) 82 Troxler, Paul Ignaz Vital (1780–1866) 573 Trümpler, Charles/Karl (1801–1879) 89 Trümpler, Hans Jakob (1768–1845) 89 Trümpler, Jules/Julius (1805–1877) 89 Trümpler-Steiner, Charlotte/Carolina (1779–1855) 89 Trümpy (Herr) 99 Trümpy, Jakob (1793–1846) 428 Tschanz, Johann Georg (1758–1832) 702 Tschanz, Johann Georg (*1799) 702 Tschanz, Rodolph (*1796) 702
827 Tschudi, Rudolf (1787–1866) 254 Türk, Wilhelm Christian von (1774–1846) 34, 126, 405, 411, 444, 783 Turtaz, Henri (David) (1765–1828) 90 Turtaz, Julie 90 Tusch, Ulrike siehe: Harnisch-Tusch, Ulrike (1788–1842) Uexküll, Friedrich August von (1807–1877) 469 Uexküll, Johann Berend von (1767–1827) 469 Uexküll, Karl Eudard von (1804–1871) 469 Uhden, Johann Daniel Wilhelm Otto (†1835) 63–64 Uhden-Huth, Susanna Elisabeth (1772–vermutlich 1841) 63 Ule, Heinrich Wilhelm (1783–1861) 406 Ulrich, Friedrich Wilhelm (1766–1838) 411 Unverdorben, Christian Friedrich (1772–1850) 186 Unverdorben-Hasford, Beate (1786–1865) 187 Urech, Elise 386 Uttinger, Elise siehe: Ruepp-Uttinger, Elise (1790–1873) Vanel, Damien (*1800) 195 Vanel, François 195 Vay, Johann Nikolaus, Baron von (1756–1824) 455 Vay, Lajos von (1803–1888) 455 Vay, Nikolaus (Miklas), Freiherr von (1802–1894) 455 Vay-von Adelsheim, Johanna von (1776–1862) 454 Velden, Reinhard von den (1768–1829) 225 Vellnagel, Christian Ludwig August, Freiherr von (1764–1853) 399 Vesci. Schule (Abbeyleix, Leinster) 327 Vesci, John de (1771–1855) 326–327 Vetter, Justina Philippina siehe: Wagner-Vetter, Justina Philippina (1773–1850)
Vietinghoff, Barbara Juliane, Freifrau von siehe: Krüdener-von Vietinghoff, Barbara Juliane, Freifrau von (1764–1824) Vignes, Charles-Pierre des (1776–nach 1818) 474 Vignes-Duthon/Du Thon, Adèle Charlotte-Aimée des (1792–1828) 474 Vincent, Marie Madeleine Pierrette siehe: Stapfer-Vincent, Marie Madeleine Pierrette (1778–1854) Vischer, Benedikt (1779–1856) 590 Vischer, Johann Jakob (1750–1825) 590 Vischer, Johann Jakob (1780–1823) 590 Vischer, Salomea siehe: Hess-Vischer, Salomea (1782–1840) Vischer-Forcart, Margareta (1786–1851) 590 Vischer-Preiswerk, Sophia (1787–1859) 590 Vischer-Stähelin, Margaretha (1751–1832) 590 Visser, Hans Willem Cornelis Anne (1773–1826) 250 Vock, Johann Josef Alois (1785–1857) 573, 673 Vögeli, Anna Magdalena siehe: Vögeli-Vögeli, Anna Magdalena (1802–1875) Vögeli, Elisabetha (1807–1814) 29 Vögeli, Kaspar (1774–1855) 29–30 Vögeli, Kaspar (1801–1878) 30 Vögeli-Vögeli, Anna Magdalena (1802–1875) 30 Vögeli-Weber, Catharina (1779–1857) 29 Vogel, David (1744–1808) 212 Vogel, David (1760–1849) 37–38, 48, 69, 87, 123–124, 162, 164, 197, 356, 417–418, 512, 519, 748 Vogel, Esther (1768–1822) 212 Vogel, Georg Ludwig (1788–1879) 124, 163, 418 Vogel, Johann Heinrich (1755–1815) 69, 88 Vogel, Johannes Joseph Anton (1792–1864) 101
828 Vogel-Horner, Anna Magdalena (1764–1841) 69, 88, 124, 163, 418 Vogel-Huber, Anna Magdalena (1768–1817) 69, 88 Vogelsang, Karl (1789–1861) 385 Vogt, Johann Carl 408 Voltaire (1694–1778) 451 Waadt. Regierung 482, 546–547 Wagner, Johann Ernst (1769–1812) 354 Wagner, Johann Jakob (1757–1841) 318–319, 383–384 Wagner, Johann Philipp (1793–1844) 600 Wagner, Marie 78 Wagner-Vetter, Justina Philippina (1773–1850) 319 Wahl, Friedrich Ludwig (1784–1862) 600 Walthard, Ludwig Rudolf (1765–1832) 239, 265 Walthardsche Buchhandlung 239 Wangenheim, Karl August von (1773–1850) 16, 26, 242, 478, 538, 558, 642–643, 646, 663, 681, 732 Waser-Kunz (Frau) 351 Wasserführer, Friedrich Wilhelm (1770–1826) 407 Weber (Herr) 245 Weber, Carl Gottfried (1760–1827) 408 Weber, Catharina siehe: VögeliWeber, Catharina (1779–1857) Weber, Karl/Charles (1797–1886) 212 Weber, Laurent (1763–1812) 212 Weber, Lorenz/Laurent (*1801) 212 Weber-Risler, Anne Catherine (1776–1813) 212 Wehner, Karl Gottfried 217 Wehrmann, Daniel Ernst (1746–1799) 242 Wehrmann, Johann Conrad (1748–1811) 242 Wehrmann, Johann Ernst (1791–1860) 241, 244 Weigand, Heinrich Joseph (†nach 1834) 770
Weigand-Britzius, Gertraud Maria Josepha 770 Weilenmann, Johann Jakob (1787–1827) 9, 13, 20, 34, 45, 202 Weiler, Anna Katharina, Freiin von siehe: Deroy-von Weiler, Anna Katharina, Freiin von (1756–1798) Weinrich, Ludwig Alexander Theodor (1762–1830) 699 Weiss, Achilles (1725–1792) 589 Weiss, Christian (1774–1853) 655 Weiss, Esther siehe: Forcart-Weiss, Esther (1757–1789) Weite, Charlotte siehe: Rall-Weite, Charlotte Wellesley, Arthur, first Duke of Wellington (1769–1852) 65, 131, 189 Wellington, Arthur Wellesley, first Duke of siehe: Wellesley, Arthur, first Duke of Wellington (1769–1852) Wenner, Johann Friedrich (1772–1835) 720 Werner, Abraham Gottlob (1749–1817) 5 Wessenberg, Ignaz Heinrich von (1774–1860) 149, 704 Wick, Sebastian (1772–1833) 707 Wicky, François Xavier Joseph Michel (*1801) 551 Wicky, Joseph Prothais (1755–1817) 551 Widmer, Joseph Anton (1792–1842) 594 Wiegand, Johann Carl Valentin 769 Wiegel, Johann David (1729–1813) 720 Wiegel, Marie Katharina siehe: MackWiegel, Marie Katharina Wieland, August Heinrich (1795–1833) 618 Wieland, Johann Heinrich (1758–1838) 618 Wieland-Schweighauser, Sara (1766–1823) 618 Wildermeth, Sophie Cécile/Cäcilie siehe: Raupach-Wildermeth, Sophie Cécile/Cäcilie (1786–1817)
829 Wilhelm I., König von Preussen (1797–1888) 677 Wilhelm I., Friedrich Karl König von Württemberg (1781–1864) 17, 646, 732, 758 Wilhelmi, Ferdinand (1789–1866) 407 Willemer, Abraham (Brami) Ludwig Heinrich Jakob von (1794–1818) 170, 225 Willemer, Anna Rosina Magdalena/ Rosette von siehe: Staedel-von Willemer, Anna Rosina Magdalena/Rosette (1782–1845) Willemer, Caroline Maximiliane von siehe: Andreae-von Willemer, Caroline Maximiliane (1792–1871) Willemer, Johann Jakob von (1760–1838) 225, 716, 718, 783 Willerding, Jakob 455 Wirz, Karl Ludwig (1802–1874) 232 Wirz, Salomon (1776–1839) 232, 261 Wirz-Schweizer, Regula (1763–1844) 232 Wittich, Karl August (1789–1860) 42 Wittich-Storch, Friederike Philippine (1809–1864) 42 Witzleben, Georg Hartmann von (1766–1841) 105 Wobmann, Anna siehe: BucherWobmann, Anna (1774–1807) Wohlwend, Cathrin siehe: FrickWohlwend, Cathrin Wolk (Kandidat) 721 Wolkonski, Dimitri (1805–1859) 471 Wolkonski, Gregor (1808–1882) 471 Wolkonski, Pjotr Michailowitsch (1776–1852) 471 Wolseley, William (1771–1846) 203 Wolseley, William (ev. 1806–1870) 203 Wrede, Karl Philipp von (1767–1838) 384 Würker, Friedrich Siegismund (1764–1824) 105 Württemberg – Friedrich I., Herzog/König von siehe: Friedrich I., Herzog/König von Württemberg (1754–1816) – Katharina Pawlowna, Königin
von siehe: Katharina Pawlowna, Königin von Württemberg (1788–1819) – Oberkonsistorium 758 – Oberstudiendirektion 745, 758 – Sophia Dorothee, Herzogin von siehe: Maria Feodorowna, Zarin von Russland (1759–1828) – Staatsrat 426 – Wilhelm I., Friedrich Karl König von siehe: Wilhelm I., Friedrich Karl König von Württemberg (1781–1864) Würzburg. Schule 35, 319, 335, 383, 385, 744 Xenophon (430–354 v.Chr.) 610 Yersin, Jonas Louis (1751–1834) 98 Yersin & Rossier (Firma) 98 Young, Edward (1683–1765) 264 Younger, John 131 Ysenburg und Büdingen, Carl Friedrich Ludwig Moritz zu (1766–1820) 169–170 Ysenburg und Büdingen, Viktor Alexander zu (1802–1843) 169, 225 Ysenburg und Büdingen, Wolfgang Ernst III. zu (1798–1866) 169–170, 225 Yverdon – Armenanstalt 641, 783 – Friedensrichter 442 – Töchterinstitut 13, 39, 73, 88, 242, 330–332, 351, 359, 386, 675, 724, 740, 753–754, 780, 785 Zahndt, Jakob Friedrich Theodor (1760–1843) 575, 605, 682 Zavaritt, Ambrogio (1766–1832) 190, 229, 255, 393–394 Zavaritt, Giovanni Zaccaria (1803–1840) 190, 229, 255, 394 Zavaritt, Pietro Luigi (1800–1876) 190, 229, 255, 394 Zavaritt, Rosa siehe: Steiner-Zavaritt, Rosa (1807–1832)
830 Zavaritt-Andreossi, Annetta/Anna (1777–1818) 394 Zavaritt-Steiner, Amalia (1841–1905) 190 Zehender, Rudolf (1768–1831) 771 Zeimer/Zeymer, Georg 216, 316 Zeimer/Zeymer, Johann Georg 316, 359 Zeimer/Zeymer, Ludwig 216, 316 Zeimer/Zeymer, Therese 316 Zeimer/Zeymer-Schneyder, Dorothea Margaretha Elisabeth 316 Zeller, Elise Rosalie siehe: KellerZeller, Elise Rosalie (*1815) Zeller, Emma siehe: Göpel-Zeller, Emma (1816–1893) Zeller, Irene siehe: Kieser-Zeller, Irene (1814–1898) Zeller, Karl August (1774–1846) 22, 186–187, 658, 731–732 Zeller, Paul (Ernst Ludwig) (1812–1867) 732 Zeller-Rottmann, Charlotte (Friederike Elisabeth) (1793–1833) 732 Zellweger, Barbara siehe: HaasZellweger, Barbara (1789–1856) Ziegesar, Caroline Friederike Luise von siehe: Holzhausen-von Ziegesar, Caroline Friederike Luise von (1775–1846) Ziegler und Comp. 219 Ziegler, Adrian (1704–1781) 89 Ziegler, Benedikt (1755–1832) 219 Ziegler, Johann (1768–1830) 563 Ziegler, Johann Franz (1762–1838) 99 Ziegler, Johann Karl (1798–1847) 210 Ziegler, Johannes (1745–1809) 721 Ziegler, Marie Margarethe von siehe: Colloredo-Mannsfeld-von Ziegler, Marie Margarethe (1779–1840) Ziegler, Rudolf (1747–1822) 89 Ziegler-de Bary (Firma) 210 Ziegler-Stern, geborene Gogel, Marie Elise/Elisabetha (1759–1830) 717, 721 Zimmermann, Johann Christian (*um 1781) 407 Zimmermann, Karl Friedrich (1765–1823) 673
Zollikofer, Johann Jakob (1775–1854) 525 Zollikofer, Julius Hieronymus (1766–1829) 525 Zollikofer, Ruprecht (1787–1872) 50–51, 359, 568 Zschokke, Johannes Heinrich Daniel (1771–1848) 471, 573, 664, 666 Zuberbühler, Johann Konrad (1787–1858) 602, 613, 724 Zürich. Regierung 441, 447