Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi: Band 1 1764-1804 9783110215625, 9783110215168

The first volume of letters written to Pestalozzi contains 713 letters written between 1764 and 1804 by illustrious corr

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German Pages 846 [870] Year 2009

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Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi: Band 1 1764-1804
 9783110215625, 9783110215168

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Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi Kritische Ausgabe Band 1:1764–1804

Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi Kritische Ausgabe Band 1: 1764–1804 Herausgegeben von Rebekka Horlacher und Daniel Tröhler Unter Mitarbeit von Sandra Aebersold, Carla Aubry, Luca Godenzi, Norbert Grube und Eva Schaffner

Verlag Neue Zürcher Zeitung Verlag Walter de Gruyter

Gedruckt mit der Unterstützung des Pädagogischen Instituts der Universität Zürich.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2009 Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich Gestaltung Umschlag: Atelier Mühlberg. Basel Gestaltung und Satz: Rebekka Horlacher, Zürich Druck, Einband: Druckerei Kösel GmbH, Altusried-Krugzell Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf andern Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ISBN 978-3-03823-511-8 www.nzz-libro.ch NZZ Libro ist ein Imprint der Neuen Zürcher Zeitung Vertrieb ausserhalb der Schweiz und E-Book: Verlag Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin Print: ISBN 978-3-11-021516-8 E-Book: ISBN 978-3-11-021562-5 http://www.reference-global.com

Briefe an Pestalozzi Vorwort zur dritten Reihe der Gesamtausgabe der Werke und Korrespondenz Pestalozzis

Die Arbeit an der Kritischen Gesamtausgabe der Werke und Korrespondenz Pestalozzis wurde 1924 begonnen. Der erste Band der Werkreihe (PSW) erschien 1927, der erste Band der Briefe Pestalozzis (PSB) 1946. Mittlerweile sind die beiden ersten Reihen der Kritischen Gesamtausgabe in 43 Bänden erschienen. Was bislang fehlte ist die dritte Reihe, das heisst die Reihe mit den sämtlichen Briefen an Pestalozzi (SBaP), die auf sechs Bände veranschlagt ist. Eine Edition der Briefe an Pestalozzi war zu Beginn der Arbeit an der Gesamtausgabe gar nicht vorgesehen, was eng mit den wissenschaftlichen Prämissen der damaligen Herausgeber zusammenhängt. Als bedeutsam wurde angesehen, was kanonisierte Figuren gesagt oder geschrieben, nicht aber welche Meinungen als unbedeutend eingestufte Zeitgenossen vertreten hatten. Diese personenzentrierte Sichtweise war immer noch vorherrschend, als beschlossen wurde, Pestalozzis sämtliche Briefe herauszugeben. Es wurde explizit die Absicht verfolgt, Pestalozzis eigene Intentionen besser verständlich zu machen. Die Edition der Briefe an Pestalozzi vervollständigt nicht nur das gesamte, vor über achtzig Jahren gestartete Editionsvorhaben, sondern verändert es auch. Die Vervollständigung liegt darin, dass die Briefe Pestalozzis oft nur dann verständlich werden, wenn ein Partnerbrief, sei es als Anlass für Pestalozzis Schreiben oder als Antwort darauf, bekannt ist. Allerdings reicht die Bedeutung der vorliegenden Edition sehr viel weiter, da sie das Diskursumfeld Pestalozzis zugänglich macht und damit einen Einblick in die vielfältige Reformdiskussion, aber auch in die Alltagsgeschichte der Erziehung um 1800 ermöglicht. Dadurch verändert sich das historische Bild, das die Gesamtausgabe zeichnet. Der Begriff des Kontexts bzw. der Kontextualisierung bezeichnet methodisch diese partielle Veränderung des ursprünglichen Editionsvorhabens. Dieser Begriff hat in den letzten Jahren auch in der Erziehungswissenschaft eine grosse Bedeutung erhalten. In dem vorliegenden Zusammenhang sind damit drei Ebenen angesprochen: Erstens repräsentieren die Briefpartnerinnen und Briefpartner einen wichtigen Ausschnitt aus dem realen Kontext Pestalozzis. Sie diskutieren mit ihm persönliche und zeitgenössische

VI Probleme pädagogischer, sozialer, politischer, theologischer und ökonomischer Art. Sie reflektieren Pestalozzis Ansichten und bestätigen ihn oder sie bringen ihre eigenen Meinungen oder die Dritter ins Spiel. Pestalozzi wird auf diese Weise mit der zeitgenössischen Diskussion (oder einem Teil davon) konfrontiert. Für die Pestalozzi-Forschung ist dabei von Interesse, was er von diesen «fremden» Diskursen auf welche Art und Weise in sein Denken integriert hat (oder eben auch nicht). Pestalozzi erscheint so als ein Exponent neben anderen, was das traditionelle biographisch, und zum Teil gar hagiographisch verengte Pestalozzi-Bild revidiert. Zweitens sind die Briefpartner nicht ausschliesslich Briefpartner Pestalozzis, sondern jeweils selbst in ihre lokalen, sozialen und nationalen Kulturen eingebunden. Ihre in der gebotenen Kürze erarbeiteten persönlichen und intellektuellen Biographien zeigen, wie erstaunlich differenziert die umfassenden Reformbewegungen um 1800 waren. Es wird deutlich, dass das traditionelle Bild jener Zeit, das allzu oft mit der einfachen Unterscheidung von «Aufklärern» und «Konservativen» operiert, zu undifferenziert ist. Vielmehr zeigt die angemessene Aufarbeitung, dass die Briefpartner auch nur ihre jeweiligen «Interessen» verfolgten, selbst wenn es sich «nur» um besorgte Väter von Söhnen handelte, die in Pestalozzis Anstalt waren, oder aber um Regierungen, die sich von Pestalozzis Methode nationalpolitischen Nutzen versprachen. Drittens hat sich die vor allem in der angloamerikanischen Welt entstandene Kontextualisierungsforschung der Wiederentdeckung historisch wirksamer, von der Geschichtsschreibung aber verschütteter Denkströmungen bzw. «Sprachen» verschrieben, vor allem der Rekonstruktion republikanischen Denkens seit der Zeit der italienischen Renaissance. Der Republikanismus ist für den schweizerischen Kontext von grösster Bedeutung, weil er ein Tugendkonzept enthält, das eine hohe pädagogische Attraktivität aufweist. Die Rekonstruktion des Umfeldes Pestalozzis macht verständlich, warum Pestalozzis «Pädagogik» bzw. «Methode» (ab 1800) nicht in einem frühliberalen, sondern in einem republikanischen Schuldiskurs zu verorten ist. Die Wiederentdeckung des pädagogisch relevanten Republikanismus entschärft zudem den bisher in der schweizerischen Schulgeschichtsschreibung dominanten Dualismus von «Liberalen» und «Konservativen» und vermag Phänomene wie die demokratische Bewegung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts besser zu erklären. Die kontextorientierte Edition dient noch verschiedenen weiteren gegenwärtig aktuellen Forschungszweigen. Die zahlreich erhal-

VII tenen Familienbriefe bereichern die gerade in den letzten Jahren wieder populär gewordene Familienforschung. Die Briefe, die Pestalozzi während seiner Abwesenheit aus seinen Instituten erhielt, geben Auskunft über das Anstaltsleben in Burgdorf, Münchenbuchsee und Yverdon, wobei hier besonders die zur Kommentierung der Briefe herangezogenen Tagebücher von Mitarbeitern und Besuchern Einblick in das Alltagsleben pädagogischer Institutionen bieten und damit wichtige Erkenntnisse sowohl für einen kulturgeschichtlichen Zugang zur Pädagogik als auch für die historische Organisationsforschung liefern. Und nicht zuletzt verweisen die Briefe auf das in jüngster Zeit verstärkt diskutierte Thema der Traveling Ideas und damit auf die Frage, wie Ideen und Konzepte «um die Welt wandern» bzw. wie Ideen in «fremden» Kontexten rezipiert werden. Insgesamt bietet die Edition der über 2500 Briefe an Pestalozzi ein ungemein reiches, differenziertes Bild einer Gesellschaft im Umbruch, in der es aber ebenso «Alltag» gab wie in ruhigeren Zeiten der Geschichte. Nicht nur das traditionelle Bild Pestalozzis wird durch die Quellen revidiert, sondern es werden multiple Kulturen (Familien, Organisationen, Reformgesellschaften, Ideen, Nationen) sichtbar, die in der traditionellen Geschichtsschreibung zu Pestalozzi bisher eher vernachlässigt wurden. Die Briefe machen insbesondere sichtbar, wie Reformideen und ihre Umsetzungsversuche stets von kollektiv geteilten Erwartungshaltungen gleichzeitig getragen und beschnitten werden. Sie zeigen, wie Propaganda und Alltag von Erziehungsinstituten und wie partikulare «Interessen» und «Sprachen» von Einzelpersonen, Organisationen oder dem Nationalstaat die Rezeption von Konzepten prägen. Die Edition der sämtlichen Briefe an Pestalozzi hat eine lange Vorgeschichte, die bis in die Zeiten des langjährigen Redaktors der Kritischen Gesamtausgabe, Emanuel Dejung (1900–1990), zurückgeht. Viele Institutionen und Menschen haben das Projekt getragen und unterstützt bzw. daran mitgearbeitet. Von den Institutionen haben sich insbesondere das damalige Pestalozzianum, die Pädagogische Hochschule Zürich, die Universität Zürich sowie der Schweizerische Nationalfonds als wertvolle Stützen des Projektes erwiesen. Sie finanzierten die Stellen und garantieren zum Teil noch immer die finanzielle Absicherung. Von den zahlreichen Menschen, die zum Gelingen des gesamten Vorhabens beitrugen, seien an dieser Stelle nur vier Personen explizit verdankt. Es sind dies die beiden letzten Direktoren des 2002 in die Pädagogische Hochschule Zürich überführten Pestalozzianums, Hans Gehrig und

VIII Roger Vaissière, sodann Jürgen Oelkers, Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Zürich, der die dritte Reihe der Kritischen Gesamtedition Pestalozzis immer intellektuell, ideell und materiell unterstützt hat, sowie Ernst Martin, der in den 1990erJahren die transkribierten Briefe an Pestalozzi akribisch genau kontrolliert und damit eine wertvolle Grundlage für unsere Arbeit geleistet hat. Danken möchten wir aber auch dem Verlag NZZ, der sich bereit erklärt hat, auch die dritte Reihe der Gesamtausgabe Pestalozzis in sein Verlagsprogramm aufzunehmen. Daniel Tröhler / Rebekka Horlacher Luxemburg / Zürich, Oktober 2008

Vorwort zum ersten Band

Der erste Band der Edition der sämtlichen Briefe an Pestalozzi umfasst die 41 Jahre zwischen dem Erhalt des ersten Briefes im Dezember 1764 und den Briefen am Ende des Jahres 1804. Der erste Brief stammt aus der Feder des späteren Geschichtsprofessors Johann Heinrich Füssli, den er einer sorgsam zusammengestellten Auswahl radikaler republikanischer Jugendlicher sandte, die gegen die vermeintliche Korruption im Stadtstaat Zürich, wenn nötig mit Gewalt, kämpfen wollten. Den letzten hier gedruckten Brief erhielt Pestalozzi, als er bereits berühmter Institutsdirektor in Yverdon war. Verfasst wurde er von seinem jungen Mitarbeiter Johannes von Muralt, der Pestalozzi mit den besten Wünschen für das kommende Jahr 1805 schriftlich versicherte, seine «Methode» habe ihn moralisch geläutert. Ungemein viele persönliche, soziale, ökonomische und politische Ereignisse liegen zwischen diesen beiden Briefen, die den ersten Band der Briefe an Pestalozzi zeitlich begrenzen, und dennoch ist es kein Zufall, dass sie eine Veränderung in den Mitteln einer grossen Ambition bezeugen, nämlich jene von der politischen zur pädagogischen Erneuerung der Welt. Pestalozzi gehörte um 1764 zum radikalen Kreis junger «Patrioten», die sich über Geschichtsstudium und asketisches Leben der Erneuerung bzw. «Wiederherstellung» alteidgenössischer Tugendideale verpflichtet hatten. Sie eiferten hierin dem etwas älteren republikanischen Helden Johann Caspar Lavater und dem späteren Maler Johann Heinrich Füssli nach, die im berühmten «Grebel-Handel» (1762) deutlich gemacht hatten, wie man unerschrocken mit korrupten Amtsträgern umzugehen hatte. Diese radikale Gesinnung war es, die Pestalozzi veranlasste, eine landwirtschaftliche Lehre im Kanton Bern in Angriff zu nehmen. Dabei führte die räumliche Trennung von Anna Schulthess zu einem Briefwechsel, der die heute vielleicht erstaunliche Verschränkung privater und politischer Ambitionen eindrücklich dokumentiert. Es war auch diese Lehrzeit, die Pestalozzis politische Ideologie etwas änderte, worüber sich nicht wenige Zürcher Freunde und auch Anna Schulthess ärgerten, während die Zürcher Nomenklatura, wie etwa der Stadtarzt Johann Caspar Hirzel, sich darüber offensichtlich freute. Pestalozzis landwirtschaftliches Unternehmen war ein Desaster, aber es gelang ihm, mit der Aufnahme von armen Kindern auf dem Neuhof und dem protoindustriellen Unternehmen die Auf-

X merksamkeit philanthropischer Zeitgenossen auf sich zu lenken. Auch der Basler Ratsschreiber Isaak Iselin wurde auf Pestalozzi aufmerksam, der ihm letztlich den Weg zum Schriftsteller und damit zur Teilnahme an der vielgestaltigen europäischen Reformbewegung ebnete. Der österreichische Staatsmann Graf von Zinzendorf korrespondierte mit Pestalozzi über die verschiedenen Fassungen von Lienhard und Gertrud ebenso wie Vertreter der deutschen Aufklärungskritik, so etwa Friedrich Heinrich Jacobi. Gleichzeitig warb der unglückliche Sohn Hans Jacob in zahlreichen Briefen an seinen Vater um Anerkennung und Zuwendung. Mit Ausbruch der Französischen Revolution wurde Pestalozzi zu einem wichtigen politischen Gesprächspartner von Philipp Emanuel von Fellenberg. Die Auswirkungen der Ereignisse in Frankreich nach 1789 auf das Zürcher Untertanengebiet brachten Pestalozzi wieder näher zu Johann Caspar Lavater, der seinen alten Jugendfreund mehrfach um Vermittlung auf der Landschaft bat, und mit dem Beginn der Helvetischen Revolution wurde der Finanzminister der Helvetischen Republik, Franz Bernhard Meyer von Schauensee, regelmässiger Briefpartner Pestalozzis. Die hier abgedruckten Briefe zeigen in der Folge, wie das pädagogische Engagement Pestalozzis in Stans und Burgdorf im Spiegel der Zeitzeugen wahrgenommen wurde und wie gross die Begeisterung für die «Methode» war. Neue Korrespondenzpartner tauchten auf, engagierte Politiker, euphorische Pädagogen wie Johann Georg Tobler oder Johannes Niederer, die alle mit der Zeit Mitarbeiter Pestalozzis wurden. Sie trugen dazu bei, die öffentliche Anerkennung Pestalozzis so wachsen zu lassen, dass selbst das Ende der Helvetik 1803 und die damit verbundene teilweise Restauration der Eidgenossenschaft nicht zum Ende von Pestalozzis pädagogischen Unternehmen führte. Zum einen organisierte er mit Philipp Emanuel von Fellenberg ein neues Institut in Münchenbuchsee, zum anderen nahm er ein Angebot aus Yverdon wahr, im dortigen Schloss am Ufer des Neuenburgersee sein Burgdorfer Institut fortzusetzen. Als er im Dezember 1804 den letzten in diesem ersten Band edierten Briefe seines Mitarbeiters Johannes von Muralt erhielt, war er an seiner (fast) letzten Lebensstation angekommen. Die weiteren Bände werden zeigen, wie diese ihn zu grossem Ruhm führte, ihm aber auch sehr viel persönlichen Verdruss bereiten sollte. Obwohl Pestalozzi in diesen 41 Jahren, die der erste Band zeitlich umfasst, zu einer öffentlichen Person mit internationaler Ausstrahlung wurde, haben viele der abgedruckten 713 Briefe nur

XI wenig mit seiner Rolle als Schriftsteller, politischer Kommentator oder Pädagoge zu tun. Die Briefe von Anna Schulthess, Hans Jacob Pestalozzi und der Firma Laué, de Luze & Co. machen fast die Hälfte der hier edierten Briefe aus. Bekannte Persönlichkeiten, denen in den Biographien Pestalozzis oft ein grosser Stellenwert beigemessen wird, wie etwa Johann Georg Tobler, Philipp Emanuel von Fellenberg, Isaak Iselin, Johann Caspar Lavater, Johannes Niederer oder Franz Bernhard Meyer von Schauensee sind hingegen nur für einen Siebtel der Korrespondenzen verantwortlich. Sehr viele der Korrespondenzpartner sind von der Geschichte also vergessen worden. Die Quantität sagt selbstverständlich wenig über die Qualität der ausgetauschten Gedanken aus, aber sie ist ein sicheres Indiz dafür, wie Biographien in ihren je eigenen, sich wandelnden Kontexten jener Zeit verliefen. Das Bild, das sich daraus ergibt, ist in jedem Fall um ein Wesentliches vielfältiger und spannender, als dasjenige, das bislang die meisten Forschenden gezeichnet haben und bietet damit mehr Möglichkeiten, der historischen Situation gerecht zu werden. Die Edition des ersten Bandes der Briefe an Pestalozzi wäre ohne die Mitarbeit und Unterstützung zahlreicher Personen nicht möglich gewesen. Bedanken möchten wir uns namentlich bei Adrian Kobelt und Verena Messerli, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass maschinengeschriebene Typoskripte den Sprung ins elektronische Zeitalter geschafft haben. Marco Bianchi und Andrea De Vincenti entzifferten einige unleserliche Briefstellen, Esther Berner, Anne Bosche und Bettina Diethelm unterstützten uns bei der Recherche und arbeiteten an den Sacherklärungen mit, Ruth Villiger beschaffte die entlegensten Publikationen und Michael Geiss verdanken wir die Beseitigung grammatikalischer Holprigkeiten. Daneben konnten wir auf eine überwältigende Unterstützung von Archiven, Bibliotheken und Forschenden aus dem In- und Ausland zählen, die unsere zahlreichen Anfragen immer kompetent und zügig beantwortet haben, auch wenn unser Anspruch an Genauigkeit wohl nicht immer leicht zu befriedigen war. Daniel Tröhler / Rebekka Horlacher Luxemburg / Zürich, Oktober 2008

Editorische Hinweise

Die Edition der Briefe an Pestalozzi hat den Anspruch, die sämtlichen erschlossenen und überlieferten Briefe an Pestalozzi zum Abdruck zu bringen. Dabei wird nicht unterschieden, ob die Briefe Pestalozzi tatsächlich erreicht haben, auf dem Weg zu ihm verloren gingen oder gar nie abgeschickt wurden. Entscheidend für die Aufnahme war die Absicht, einen Brief abzuschicken. Der Begriff «Brief» ist hier weit gefasst; aufgenommen wurden sämtliche schriftliche Mitteilungen, von denen mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, dass sie Pestalozzi zugekommen sind oder ihm hätten zukommen sollen. Briefe umfassen hier denn auch Rechnungen, Gedichte sowie kurze Mitteilungen und Notizen. Die Briefe wurden textgetreu transkribiert. Die Interpunktion wurde beibehalten, ebenso die Gross- und Kleinschreibung. Von den Herausgebern gesetzte Absätze sind mit ¬ markiert. Kommentarlos verändert wurde ÿ zu y, die mit einem Strich bezeichnete Verdoppelung der Konsonanten wurde ausgeschrieben, ebenso Abkürzungen, wobei die Ergänzungen in eckige Klammern [ ] gesetzt sind. Jeder Brief wird nach einem identischen Muster zum Abdruck gebracht, die Sacherklärungen schliessen unmittelbar an. Die Edition orientiert sich an folgendem Schema: Brieftext 1. Zeile Briefnummer. Die Briefe sind in chronologischer Reihenfolge nummeriert. 2. Zeile Name des Absenders. Bei weiblichen Briefschreibern ist der Name zur Zeit des Briefdatums entscheidend. 3. Zeile Datum des Briefes. Dieses wird von den Herausgebern gesetzt und verwendet moderne Bezeichnungen für Tag, Monat und Jahr. 4. Zeile Originaladresse. Der Zeilenumbruch folgt dem Original. 5. Zeile Originaldatum 6. Zeile Brieftext 7. Zeile Unterschrift 8. Zeile Nachschrift Im Original unterstrichene Stellen werden g e s p e r r t gedruckt. Weitere Besonderheiten werden in der Textkritik beschrieben.

XIV Überlieferung 1 Bei handschriftlichen Zeugen erfolgt Siglierung sowie Angaben von Eigentümer, Ort der Aufbewahrung und Signatur. 2 Bei handschriftlichen Zeugen erfolgt Angabe zur Papierform (Blatt oder Bogen). Das Format wird in mm (Breite x Höhe) angegeben. Für die Bestimmung der Breite ist die Schreibrichtung massgebend. 3 Bei handschriftlichen Zeugen werden aussergewöhnliche Merkmale von Blatt und Schriftbild, Beschädigung sowie Unvollständigkeit verzeichnet. 4 Bei handschriftlichen Zeugen werden Angaben zur Adresse, zu Vermerken, zur Paginierung, zu Siegel(spuren) sowie zu Poststempeln gemacht. 5 Bei handschriftlichen Zeugen wird der Status der Handschrift angegeben: Unterschieden werden Original (d.h. in der vorliegenden Form zum Adressaten gelangt), Entwurf, Copia (zeitgenössische Abschrift), Abschrift, Protokolleintrag. 6 Probleme der Absender-Zuschreibung, Datierung und Bearbeitung werden hier aufgeführt, sofern sie textologischer Natur oder inhaltlich auf eine knappe Form eingrenzbar sind. Ist dies nicht möglich, werden sie in der Sacherklärung II. diskutiert. Textkritik H autorisierter handschriftlicher Zeuge mit Handschrift des Absenders (dazu gehören auch Zeugen, die bloss die Unterschrift des Absenders tragen sowie Zeugen mit gedruckten Bestandteilen). h autorisierter handschriftlicher Zeuge ohne Handschrift des Absenders. [h] nicht autorisierter handschriftlicher Zeuge, sofern relevant für Textkonstituierung. a autorisierter Druck. [a] nicht autorisierter Druck, sofern relevant für die Textkonstituierung. Sacherklärung I. Biographie des Absenders. Diese versucht möglichst die ganze Lebensspanne abzudecken und verortet die Person im geistigen, politischen, ökonomischen und sozialen Kontext. Eine ausführliche Biographie findet sich immer beim ersten Brief eines Absenders.

XV An allen anderen Stellen wird mit verwiesen.



Nr. (Briefnummer) darauf

II. Kontext zum Brief. Erläutert den Anlass des Briefes, soweit dieser nicht aus dem Brief selbst ersichtlich wird, und verortet den Brief innerhalb einer längeren Korrespondenz oder im historischen Kontext. III. Einzelne Sacherklärungen. Hier werden sowohl Personen erläutert, die nicht als Absender in Erscheinung treten, als auch mundartliche Ausdrücke und Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse. Verwendete Zeichen im Brieftext: [ ] Ergänzung des Herausgebers ¬ nicht originaler Absatz — Auslassung im Text * unleserliche Stelle Verwendete Zeichen im Anhang:  Einfügungszeichen in der Handschrift Streichung des Autors

Abkürzungsverzeichnis

Erne

Emil Erne: Die schweizerischen Sozietäten. Lexikalische Darstellung der Reformgesellschaften des 18. Jahrhunderts in der Schweiz. Zürich 1988 HG Ulrich Im Hof/François de Capitani: Die Helvetische Gesellschaft. Band 1 und 2. Frauenfeld 1983 IHBF Institut für Historische Bildungsforschung Pestalozzianum Israel I–III August Israel: Pestalozzi-Bibliographie. 3 Bände. Berlin 1903–1904 Morf I–IV Heinrich Morf: Zur Biographie Pestalozzi’s. Ein Beitrag zur Geschichte der Volkserziehung. 4 Bände. Winterthur 1868–1889 NPS Neue Pestalozzi-Studien. Daniel Tröhler (Hrsg.). Bern 1993ff. P.-Bl. Pestalozzi-Blätter. Otto Hunziker (Hrsg.). Zürich 1878–1906 PSB I–XIV Johann Heinrich Pestalozzi: Sämtliche Briefe. Kritische Ausgabe. 14 Bände. Zürich 1946– 1995 P.-St. Pestalozzi-Studien. Ludwig Wilhelm Seyffarth (Hrsg.). Liegnitz 1896–1903 PSW I–XXIX Johann Heinrich Pestalozzi: Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe. 29 Bände. Berlin/Leipzig/ Zürich 1927–1996 Schönebaum I–IV Herbert Schönebaum: Pestalozzi. 4 Bände. Leipzig/Erfurt/Langensalza 1927–1942 StA Staatsarchiv Stadler Peter Stadler: Pestalozzi. Geschichtliche Biographie. Band 1 und 2. Zürich 1988 und 1993 Strickler Johannes Strickler: Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik (1798–1803). 16 Bände. Bern 1886–1966 VHG Verhandlungen der Helvetischen Gesellschaft. Basel 1763–1859 ZB Zentralbibliothek

Inhaltsverzeichnis

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Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi

3 1. Johann Heinrich Füssli 24. Dezember 1764 5

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Videant. Herr Heinrich Lavater. z[um] Wildenmann – Heinrich Weiss z[um] Entlj – Bluntschlj beym gewundenen Schwert – Pestaluz beym Rothen Gatter – Hirtzel beym Napf – Schulthess beym Pflug – Schulthess auf Dorff – Caspar Escher im Lux Am Montag vor Wienachten des lauffenden Jahres.

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Meine lieben Freünde! Denn das seyt ihr wirklich weil ihr Freünde der Wahrheit seyt, ich grüsse Eüch von ganzem Hertzen. Ich habe der Trennung der so geheissnen historisch-politischen Gesellschafft zuerst mit Betrübniss, hernach mit Gleichgültigkeit und entlich mit Freüden zu gesehen – Eine Gesellschafft, sey sie gross oder klein, kan nicht bestehen, wenn die Gesetze mehr als die Denkungsart, ihre Mitglieder vereinigen müssen – die unsrige konnte also nicht bestehen. Aber da eüre Versammlungen getrennt sind sollten es auch eüre Absichten seyn? Diese Absichten bey der Erichtung eürer vorigen Gesellschafft, waren gut und redlich, aber die Mittel zu denselben zu gelangen nicht einfach genung – sollte diese nicht durch eine weniger zusammengesetztere aber desto festere Verbindung weniger, auserlesener Freünde erhalten werden? sollte nicht aus der Asche der ersten Gesellschafft eine neüe emporsteigen? Zu dieser Absicht lade ich eüch meine Freünde, von denen ich einige näherer; und andre mittelbahr kenne mit der zärtlichsten Fründschafft auf den ersten Sammstag des könfftigen Jahres um 5 Uhr zu mir ein. – Eüre mir bekannten Grundsäze die ihr in diese und alle könfftige Versammlungen bringen werdet sollen den Codex unsrer Verbindung grösstentheils ausmachen, und denselben gemäss, werdet ihr folgende kurze, mehr negative Gesetze, die aus diesen Grundsäzen folgen, billigen. Es sollen alle Mitglieder einander völlig gleich geachtet seyn, und die Gesellschafft mit keiner, auch nicht der geringsten Ehrenstelle verbrämt und entehrt werden.

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Es sollen keine neüen Mitglieder erwehlt werden wenn sie nicht von allen alten Mitgliedern gebilliget werden. Abhandlungen, oder Gespräche sollen uns gleichgültig seyn, wenn nur unsre Absicht erreicht wird, und ein jedes Mitglied zu seinem gantzen Pensum den guten Willen mit sich bringt sie zu erfüllen. Wir werden die könfftige Versammlung jedesmal wie es uns am gelegentlichsten ist bestimmen, und ich anerbiethe Ihnen darzu fast immer mein Haus; oder wie sie es selber für gut befinden, nur dass es kein öffentliches sey. Ich bin eüer eigenster Freünd Joh. Heinrich Füsslj. P.S. Meine Freünde sind gebeten dieses Circular verpitschirt herumgehen zu lassen. Wer mir die Freündschaft zu kommen gönnen will der lösche seinen Nahmen aus.

Überlieferung 1 2 4 5 6

ZB Zürich, Ms Bodmer 37.3, Umschlag 25, S. 145–146 Blatt, 236 x 388 mm Siegelspuren und -ausriss Original Datierung: der Montag vor Weihnachten 1764 war der 24. Dezember Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 7 Z. 8 Z. 9 Z. 10 Z. 11 Z. 11 Z. 20 Z. 31f. Z. 35 Z. 46 Z. 52

spätere Ergänzung mit fremder Hand: (starb zu Paris anno 66) spätere Ergänzung mit fremder Hand: nachher Chorherr spätere Ergänzung mit fremder Hand: starb frühzeitig aus übertriebenem Eifer für Rousseaus System spätere Ergänzung mit fremder Hand: (nachher zu Birr, Bern, Buchsee, etc. etc.) spätere Ergänzung mit fremder Hand, unsichere Lesart: Vogt im Bleiherweg spätere Ergänzung mit fremder Hand: (französischer Pfarrer) Schulthess auf Dorff spätere Ergänzung mit fremder Hand: Pfarrer zu Winterthur wenn die Gesetze um 5 Uhr  werdet ihr  folgende kurze, mehr  könfftige dieses Circular verpitschirt

5 Sacherklärung I. Johann/Hans Heinrich Füssli (1745–1832), Historiker und Politiker, stammt aus Zürich und studiert an der Akademie. Wie andere Altersgenossen ist er von einigen seiner Lehrer beeindruckt, so vom Altphilologen Johann Jakob Steinbrüchel (1729–1796) sowie vor allem vom Geschichtsprofessor Johann Jakob Bodmer (1698–1783), der durch seine normative Geschichtsschreibung viel zum zeitgenössischen Kult um die Alten Eidgenossen und deren Freiheitskampf und dadurch zur Renaissance des klassischen Republikanismus in der Schweiz beigetragen hat. Im Sommer 1762 wird Füssli zum radikalen Mitglied der von Bodmers Studenten im selben Jahr gegründeten MoralischPolitischen und Historischen Gesellschaft, auf dem Bach bzw. Historisch-politischen Gesellschaft zu Schumachern, die sich die Verbreitung patriotischer Tugenden und die praktische Bildung von Staatsbürgern und künftigen Regenten zum Ziel gesetzt hat. 1765, nach einem Aufenthalt in Genf und in Rom, auf dem er Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) trifft, gründet Füssli zusammen mit Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29) die moralische Wochenzeitschrift Der Erinnerer und lernt dabei Pestalozzi näher kennen. Im gleichen Jahr wird Füssli Mitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und vermählt sich mit Maria Barbara Schulthess (†1782). 1771 wird er Stellvertreter und 1775 Nachfolger Bodmers auf der Professur für vaterländische Geschichte, 1777 Grossrat und 1783, nach dem Tode Bodmers, gründet er die Zeitschrift Schweizerisches Museum. 1785 wird Füssli Kleinrat, 1785–1790 Obervogt von Erlenbach und 1790–1796 von Horgen. Er ist massgeblich an der Untersuchungskommission im Stäfner Handel (1795) beteiligt. 1793 wird er Geheimer Rat und 1794 Rechenrat und erreicht 1795 seinen politischen Höhepunkt, indem er zum Obmann der Klöstergüter gewählt wird. Während der Helvetik ist Füssli Minister des Innern (1802), 1803–1829 Grossrat in Zürich, 1805–1821 Redaktor der Zürcher Zeitung. Lit.: Alfred König: Johann Heinrich Füssli – Weltanschauung eines Zürcher Politikers im 18. Jahrhundert, Zürich 1959; Daniel Tröhler: Republikanismus und Pädagogik. Pestalozzi im historischen Kontext. Bad Heilbrunn 2006, S. 39–120. II. Am 19. Dezember 1764 löste sich die Moralisch-Politische und Historische Gesellschaft, auf dem Bach bzw. Historisch-politische Gesellschaft zu Schumachern auf, offenbar weil der Lebenswandel etlicher Mitglieder nicht der gewünschten Strenge des harten Kerns entsprach. Es ist anzunehmen, dass Füssli diesen «harten Kern» der «Patrioten» erneut sammeln wollte, obgleich er bereits auch in einer anderen, von Bodmer 1762 gegründeten Sozietät, der Helvetisch-vaterländischen Gesellschaft zur Gerwi, die eher historisch als politisch ausgerichtet und mit älteren Mitgliedern bestückt war, eine gewichtige Rolle übernommen hatte. Lit.: Daniel Tröhler: Konzipieren und Organisieren von Bildung: Die kurze Geschichte der Moralisch-politischen und Historischen Gesellschaft in Zürich (1762–1764). In: Michael Göhlich/Caroline Hopf/Daniel Tröhler (Hrsg.): Persistenz und Verschwinden. Pädagogische Organisation im historischen Kontext. Wiesbaden 2008, S. 83–98 III. Z. 5

Heinrich Lavater (1744–1766) zum Wildenmann studierte Theologie. Er hatte nach Johann Kaspar Eschers (1744–1829,  Z. 12) Beschreibung eine gewisse Distanz zu den ernsthaften «Patrioten», «musste mit den Wölfen mitheulen», ohne wirklich daran zu glauben. Bei seinem Pariser Aufenthalt starb er an einer Krankheit, «die ihm vielleicht sein lustiges Wesen

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Z. 12

wenigstens zum Theil zugezogen hatte» (ZB Zürich, Ms Bodmer 37.3, Umschlag 25a, S. 161). Heinrich Weiss: Heinrich Weiss (1745–1808,  Nr. 46) Bluntschlj: Johann Kaspar Bluntschli, genannt Menalk (1743–1767) studierte Theologie in Zürich und wird als einflussreicher Jugendfreund von Pestalozzi, Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239) und Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815  Nr. 3) beschrieben. In seiner asketischen Gesinnung scheint er Vorbild Pestalozzis gewesen zu sein. Er starb früh an einem Lungenleiden. Dass Menalk und Bluntschli identisch sind, wird nur an einer einzigen Stelle belegt: im Brief Anna Pestalozzis an Johannes Niederer vom Dezember 1805 (Heinrich Morf: Erholungsreise eines Pädagogen aus Pestalozzi’s Schule. In: Neujahrs-Blatt der Hülfsgesellschaft von Winterthur, herausgegeben zum Besten der hiesigen Waisenanstalt. Winterthur 1885, S. 31–33). Pestaluz: Johann Heinrich Pestalozzi lebte zu jener Zeit mit seiner Mutter Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44), seiner Schwester Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2) und seinem Bruder Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen],  Nr. 70) im Haus «Zum Rothen Gatter» an der heutigen Münstergasse 23. Hirtzel: Johann Kaspar Hirzel (1746–1827) wurde 1775 in den Grossen Rat und 1781 in den Kleinen Rat gewählt, war 1778 Landvogt in Baden, 1782 Obervogt in Erlenbach und 1785 in Horgen, 1793 Geheimer Rat, 1794 Zürcher Seckelmeister, Gesandter Zürichs an der eidgenössischen Tagsatzung in Aarau im Januar 1798 und wurde 1802 zusammen mit Johann/Hans Heinrich Füssli (1745–1832,  Sacherklärung I.) (und anderen) in den Kleinen Rat der Helvetik gewählt, wo er für das Jahr 1803 zum Statthalter ernannt wurde. Schulthess: Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239) Schulthess: Falls die von fremder Hand später verfasste Notiz (vgl. Textkritik) stimmt, so handelt es sich um Hans Georg (Jörli) Schulthess (1747– 1799). Hans Georg Schulthess «zum Grauen Wind», ein Cousin von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3), im Briefwechsel zwischen Anna Schulthess und Johann Heinrich Pestalozzi «Jörli» genannt, war am 30. September 1769 Anna und Heinrichs Traupfarrer in Gebenstorf. Die lange Trauungsrede, Ausdruck geistlicher Redeblüten im Stile der Zeit, ist abgedruckt in P.Bl. 1883, S. 51–64, allerdings unter dem falschen Datum 2. Oktober. Seine Braut Regula Locher (1746–1780,  Nr. 233) lebte seit dem März 1770 auf dem Pestalozzischen Neuhof in der Nähe von Birr; sie heirateten 1771. 1774 wurde Schulthess Pfarrer in Wipkingen und ab 1785 Pfarrer in Winterthur, ab 1792 als erster Pfarrer. Mit Schulthess könnte aber auch das aktive Mitglied der aufgelösten Schumachern, Johann Martin Schulthess (1745–1800) «zum Rothen Thurm», ebenfalls ein Cousin Annas, späterer Seidenfabrikant und Bankier, gemeint sein. Auf Dorff verweist auf einen Aufenhalt des jungen Schulthess’ ausserhalb der Stadt Zürich. Es könnte sich um die Gemeinde Dorf bei Andelfingen (Kt. Zürich) handeln. Caspar Escher: Johann Kaspar Escher (1744–1829) stammte aus der Familie «Escher vom Glas» und bewohnte das Haus «Im Luchs» an der Schipfe 51 in Zürich. Er beendete sein Theologie-Studium 1765, quittierte aber den geistlichen Stand 1766, wurde 1768 Ratssubstitut (untergeordneter Ratsschreiber), 1774 Unterschreiber (Zweiter Stadtschreiber) und 1783 Amtmann zu

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Küsnacht. Er war in der Zeit der ersten finanziellen Krise Pestalozzis im Mai 1770 ( Nr. 236) als Berater mitbeteiligt und verschaffte Pestalozzi als Stadtschreiber für die Abfassung von Gesetzgebung und Kindermord Einsicht in die gewünschten Kriminalakten. Trennung der so geheissnen historisch-politischen Gesellschafft: Die offizielle Auflösung der Moralisch-Politischen und Historischen Gesellschaft, auf dem Bach bzw. Historisch-politischen Gesellschaft zu Schumachern erfolgte am 19. Dezember 1764 ( Sacherklärung II.). ersten Sammstag: Wer sich möglicherweise am Samstag, den 5. Januar 1765 versammelte, kann angesichts des geheimen Charakters dieser geplanten Sozietät kaum mehr eruiert werden. verpitschirt: versiegelt

2. Anna Barbara Pestalozzi ca. Mai 1767 5

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Ich kann nicht, ich kann dich nicht weggehn lassen theürester one dir die unaussprechliche gnade, die gott uns bewiesen, zu sagen, mein mein Bruder gott hat mir durch diese F r [ e u ] d e eine ruhe geschenkt, die durch keine verdrüslichkeit mehr unterbrochen wird. Ich besiege meine ängstlichkeit und furchtsamkeit g a n z by dem gebethe, und zuversichtlich glaube ich, dass ich sie by deinem umgang auch noch verliehren werde. – – D e r s t i e f m u t t e r b r i e f , wird glaube ich gedrukt. Pfeninger hat ihn schon, und seine Geliebte glaubt dass er nüzlich sein werde. Flehe du den seegen für i h n von dem allmächtigen herab. – – Aber mein Bruder mein Freund Es ligt mir etwas schwer auf dem Herzen. Mein Freund du wirst es mir verziehen wen ich dirs sage – deine aüsserliche Kaltsinigkeit gegen mamma zerschneidt mir fast mein Herz. Ich weiss es ist nur äusserlich, aber du machst doch mamma thränen vergiessen über die Kaltsinigkeit und wenige liebe ihrer Kinder. Ach theürer über Kaltsinigkeit, zu klagen eine mutter die so viel für ihre Kinder gethan Verziehe mir mein theürester, aber Gott weiss es, wie lange es mir schon auf meinem Herzen lage. Allein ich hate nie das Herz es dir zu sagen. Ach verzieh mir heüte, ich konte nicht mehr langer schweigen. – sie sieht dich wenig onne eine heimmliche thrane weggehen – wenn du um augenblicke komst, und wenn Du ausgelassen wieder wegeillest – ach ich weiss theürer du bist beschäfftigt, aber du wirst doch auch bejm Pflug augenblike gleichgültigem Gespräche wiedmen, o du theürer wiedme deiner Mutter – um gottes willen verziehe deiner schwester, mamma dauert mich.

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Küsnacht. Er war in der Zeit der ersten finanziellen Krise Pestalozzis im Mai 1770 ( Nr. 236) als Berater mitbeteiligt und verschaffte Pestalozzi als Stadtschreiber für die Abfassung von Gesetzgebung und Kindermord Einsicht in die gewünschten Kriminalakten. Trennung der so geheissnen historisch-politischen Gesellschafft: Die offizielle Auflösung der Moralisch-Politischen und Historischen Gesellschaft, auf dem Bach bzw. Historisch-politischen Gesellschaft zu Schumachern erfolgte am 19. Dezember 1764 ( Sacherklärung II.). ersten Sammstag: Wer sich möglicherweise am Samstag, den 5. Januar 1765 versammelte, kann angesichts des geheimen Charakters dieser geplanten Sozietät kaum mehr eruiert werden. verpitschirt: versiegelt

2. Anna Barbara Pestalozzi ca. Mai 1767 5

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Ich kann nicht, ich kann dich nicht weggehn lassen theürester one dir die unaussprechliche gnade, die gott uns bewiesen, zu sagen, mein mein Bruder gott hat mir durch diese F r [ e u ] d e eine ruhe geschenkt, die durch keine verdrüslichkeit mehr unterbrochen wird. Ich besiege meine ängstlichkeit und furchtsamkeit g a n z by dem gebethe, und zuversichtlich glaube ich, dass ich sie by deinem umgang auch noch verliehren werde. – – D e r s t i e f m u t t e r b r i e f , wird glaube ich gedrukt. Pfeninger hat ihn schon, und seine Geliebte glaubt dass er nüzlich sein werde. Flehe du den seegen für i h n von dem allmächtigen herab. – – Aber mein Bruder mein Freund Es ligt mir etwas schwer auf dem Herzen. Mein Freund du wirst es mir verziehen wen ich dirs sage – deine aüsserliche Kaltsinigkeit gegen mamma zerschneidt mir fast mein Herz. Ich weiss es ist nur äusserlich, aber du machst doch mamma thränen vergiessen über die Kaltsinigkeit und wenige liebe ihrer Kinder. Ach theürer über Kaltsinigkeit, zu klagen eine mutter die so viel für ihre Kinder gethan Verziehe mir mein theürester, aber Gott weiss es, wie lange es mir schon auf meinem Herzen lage. Allein ich hate nie das Herz es dir zu sagen. Ach verzieh mir heüte, ich konte nicht mehr langer schweigen. – sie sieht dich wenig onne eine heimmliche thrane weggehen – wenn du um augenblicke komst, und wenn Du ausgelassen wieder wegeillest – ach ich weiss theürer du bist beschäfftigt, aber du wirst doch auch bejm Pflug augenblike gleichgültigem Gespräche wiedmen, o du theürer wiedme deiner Mutter – um gottes willen verziehe deiner schwester, mamma dauert mich.

8 Überlieferung 1 2 3 5 6

ZB Zürich, Ms Pestal 1550.3/1 Nr. 10 Blatt, 182x106 mm Schreibübungen auf der Rückseite Entwurf Zur Absender-Zuschreibung und zur Datierung siehe Sacherklärung I. und II. Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 5 Z. 8 Z. 23

dir die uns bewiesen Ich besiege schweigen. – sie Sacherklärung I.

Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832), die Schwester Heinrichs, genannt Bäbe/ Babeli, übersiedelt nach dem Tod des Onkels Heinrich Weber (1707–1775) zu ihrer Tante Anna Barbara Weber-Hotz (1714–1791,  Nr. 470) nach Leipzig. 1777 vermählt sie sich mit dem Leipziger Kaufmann Christian Gottlob Gross/Grosse (1739–1807,  Nr. 470), mit dem sie drei Kinder hat: Johann Karl (1778–1866,  Nr. 858), Johann Wilhelm (1779–1852,  Nr. 858) und Christine Charlotte/Lotte (*1781,  Nr. 858). Erst 1792, anlässlich von Pestalozzis Reise nach Leipzig, treffen sich die Geschwister wieder, und dann erneut 1812 in Yverdon, als Anna Barbara in Begleitung ihrer Tochter Lotte ihren Bruder in seiner berühmten Anstalt besucht. II. Die Absenderin dieses Brief-Entwurfs ist nicht sicher zu identifizieren. Der OriginalEntwurf liegt in einer Archiv-Mappe mit der Aufschrift: «Anna Schulthess an Kaspar Schulthess». Die Abschrift Zehnder-Stadlins (ZB Zürich, Ms Pestal 283) hat als Kopfzeile: «Anna Barbara an ihren Bruder Heinrich Pestalozzi». Der Inhalt gibt keinen sicheren Hinweis, welche der beiden späteren Schwägerinnen den Brief verfasst hat. Die Aussage über die gleichgültigen Gespräche im Pflug könnten von beiden – mit unterschiedlichem Wertakzent – geschrieben worden sein. Da das warme Eintreten der Verfasserin für ihre Mutter in jener Zeit von Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751– 1832) wahrscheinlicher ist als von Anna Schulthess (1738–1815  Nr. 3), wird dieser Brief als an Pestalozzi gerichtet aufgefasst. Die Datierung begründet sich in den intensiven Erlebnissen Pestalozzis gerade im Monat Mai 1767 (Tod Johann Kaspar Bluntschlis (1743–1767,  Nr. 1) und Beginn der Liebesbeziehung zu Anna Schulthess). III. Z. 10f. Z. 11 Z. 12

s t i e f m u t t e r b r i e f : Es ist unklar, was damit gemeint ist. Pfeninger: Wahrscheinlich Johann Konrad Pfenninger (1747–1792)  Nr. 245 seine Geliebte: Die Stadtzürcher Bürgerstochter Katharina Ziegler (1744– 1796) heiratete am 24. September 1771 Johann/Hans Konrad Pfenninger (1747–1792,  Nr. 245).

9 3. Anna Schulthess 2. Hälfte Mai 1767 5

[Reg.] Anna schreibt Pestalozzi, dass ihr gemeinsames Andenken an Menalk von niemand anderem eingesehen werden soll und fragt ihn, ob sie seine Schrift behalten dürfe.

Überlieferung 1 7

PSB I, S. 1.26, S. 2.3, S. 3.20 und S. 17.40ff. Zur Datierung siehe Sacherklärung II. Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) stammt aus einer angesehenen Zürcher Familie und absolviert die damals für Frauen übliche Schullaufbahn. Durch ihre Mitarbeit im väterlichen Geschäft erarbeitet sie sich zudem Kenntnisse in Buchhaltung und Fremdsprachen. 1769 heiratet sie gegen den Willen ihrer Eltern Johann Heinrich Pestalozzi, der 1770 geborene Sohn Hans Jacob (1770–1801  Nr. 296) ist ihr einziges Kind. Anna unterstützt Pestalozzis landwirtschaftliche Pläne und finanziert mit ihrem Geld zu einem grossen Teil den Neuhof. Zwischen 1769 und 1770 führen Anna und Heinrich ein gemeinsames Tagebuch (PSW I, S. 33–97), welches Einblick in ihr Alltags- und Eheleben gibt. Zudem ist auch ihr persönliches Tagebuch erhalten, welches sie zwischen 1794 und 1812 in unterschiedlicher Intensität geführt hat (NPS 1, S. 5–72) und das unter anderem auch die tiefe Religiosität Annas zum Ausdruck bringt. Auf dem Neuhof pflegt sie eine enge Freundschaft mit Franziska Romana von Hallwil (1758– 1836,  Nr. 744), die auch nach dem Umzug nach Burgdorf und Yverdon nicht abbricht. Für viele Mitarbeiter Pestalozzis und auswärtige Besucher ist Anna Pestalozzi der ruhende Pol der Institute und sie wird als «Mutter Pestalozzi» verehrt. Anna Pestalozzi ist in Yverdon begraben, wo sie im Dezember 1815 verstarb. Lit.: Käte Silber: Anna Pestalozzi und der Frauenkreis um Pestalozzi. In: NPS 1, S. 73–242 II. Da die meisten frühen Briefe zwischen Anna Schulthess und Heinrich Pestalozzi weder datiert sind noch konkrete inhaltliche Datierungshinweise enthalten, ist auch dieser Brief schwierig zu datieren. Der Reverenzbrief dieses erschlossenen Briefes (PSB I, Nr. 2) ist ohne Datum. Nachweislich hat Pestalozzi in der Zeit der Krankheit und des Todes von Johann Kaspar Bluntschlis (1743–1767,  Nr. 1) an Anna zwei «Andenken» geschrieben (vgl. PSB I, S. 246.30ff.). Da Bluntschli am 24. Mai 1767 starb, lässt sich dieser erschlossene Brief auf die zweite Hälfte Mai 1767 datieren. III. Z. 4

gemeinsames Andenken: Nach Käte Silber ist dieses «Denkmahl Menalks» oder «Angedenken Menalks», das zu einem wichtigen Anlass des frühen Briefwechsels zwischen Anna Schulthess und Pestalozzi wird (vgl. PSB I)

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«aller Wahrscheinlichkeit nach eine Totenklage oder Trauerode etwa im Stile Albrecht von Hallers» (vgl. NPS 1, S. 103, Anm. 6). Es gilt als verloren (vgl. PSB I, S. 438 zu S. 246.31). Menalk: Johann Kaspar Bluntschli, genannt Menalk (1743–1767)  Nr. 1

4. Anna Schulthess Mai/Juni 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 6.

5. Anna Schulthess Juni 1767? [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 9.

6.–7. Anna Schulthess Ende Juni 1767? [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 12 und Nr. 14.

8. Anna Schulthess Juli 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 16.

9. Anna Schulthess Juli/August 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 20.

11 10. Anna Schulthess 19. August 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 26.

11. Anna Schulthess Mitte/Ende August 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 30.

12. Anna Schulthess Ende August 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 32.

13. Anna Schulthess 9./14. September 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 36.

14. Anna Schulthess 15. September 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 38.

15. Anna Schulthess 16. September 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 37.

12 16. Anna Schulthess 22. September 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 41.

17.–18. Anna Schulthess 23. September 1767 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 44 und Nr. 45.

19. Anna Schulthess 3. Oktober 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 48.

20. Anna Schulthess 10. Oktober 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 50.

21. Anna Schulthess 14. Oktober 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 52.

22. Anna Schulthess 16. Oktober 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 53.

13 23. Anna Schulthess 25. Oktober 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 56.

24. Anna Schulthess 31. Oktober 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 58.

25. Anna Schulthess 7. November 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 61.

26. Anna Schulthess 10. November 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 63.

27. Anna Schulthess 14. November 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 65.

28. Anna Schulthess 21. November 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 68.

14 29. Johann Caspar Lavater 26. November 1767 5

[Reg.] Lavater schreibt Pestalozzi nach Kirchberg und bittet ihn, seinem Bruder, der sich in der Stadt Biel aufhält und in Not geraten ist, zu helfen.

Überlieferung 1 6

PSB I, S. 194.1ff.; vgl. PSB III, S. 1.13ff. Pestalozzi spricht im Brief an Anna Schulthess vom 26. November 1767 davon, dass er «heüt» den Brief Lavaters erhalten habe (vgl. PSB I, S. 194.2). Sacherklärung I.

Johann Caspar/Kaspar Lavater (1741–1801), einflussreicher theologischer Schriftsteller und Prediger, tritt 1762 als anonymer Verfasser (zusammen mit dem späteren Maler Johann Heinrich Füssli, 1741–1825) der Anklageschrift Der ungerechte Landvogt oder Klagen eines Patrioten (Lindau) an die Öffentlichkeit, was einen veritablen Politskandal, den Grebel-Handel, zur Folge hatte. 1765 gründet er zusammen mit dem späteren Politiker und Historiker Johann Heinrich Füssli (1745–1832,  Nr. 1) die moralische Wochenschrift Der Erinnerer, die zur Zusammenarbeit mit Pestalozzi führt. 1765 tritt Lavater zusammen mit Füssli der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) bei und vermählt sich 1766 mit Anna Schinz (1742–1815). 1767 wird Lavater mit der patriotischen Liedersammlung Schweizerlieder berühmt, die an der Versammlung der Helvetischen Gesellschaft 1766 vom Bündner Pietisten und Erzieher Martin Planta (1727–1772) zum Zwecke der Volkserziehung gefordert worden war. Seinem daraus entstehenden Ansehen ist es zu verdanken, dass Pestalozzi im Herbst 1767 bei Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195) seine landwirtschaftliche Lehre beginnen kann. 1768 wird für Lavater zu einem wichtigen Umbruchsjahr, da sein engster Freund Felix Hess (1742– 1768) stirbt. Lavater kann diesen Tod nicht akzeptieren und beginnt zu glauben, dass die Wunderkraft der Apostel noch wirksam sei. Er hofft, mit dieser seinen Freund wieder auferstehen zu lassen. Einen Grossteil seiner Energie widmet Lavater fortan diesem Wunderglauben, womit er sich endgültig von der Aufklärungstheologie abwendet – was indes seine kirchliche Karriere nicht beeinträchtigt. 1769 wird er Diakon und 1775 Pfarrer an der Waisenhauskirche in Zürich, 1786 Pfarrer zu St. Peter, eine Stelle, die er bis zu seinem Tode 1801 nicht mehr verlässt. Aufgrund seiner rhetorischen Kraft wird Lavater zum beliebtesten Geistlichen der Stadt, dem aber innerhalb der Kirche mit viel Skepsis begegnet wird. Als publizistischer Verwerter seiner Erfahrungen als Medium im Zusammenhang mit seinen Wunderforschungen – die primär den Beweis für die Erhabenheit des Christentums erbringen sollen – leistet er fortan einen wichtigen Beitrag zum Irrationalismus und zum Sturm und Drang. Während des Stäfner Handels und vor allem während der Helvetik äussert sich Lavater dezidiert zu politischen Themen. Quellen: Der Erinnerer, 3 Bände. Zürich 1765–1767; Schweizerlieder. Zürich 1767; Physiognomische Fragmente, 4 Bände. Leipzig/Winterthur 1775–1778; Aussichten in die Ewigkeit, 3 Teile. Zürich 1768–1773/78

15 Lit.: Horst Weigelt: Johann Kaspar Lavater. In: Geschichte des Pietismus, Band 2. Göttingen 1993, S. 720–726 II. 

Z. 4) war in Biel aufgrund undurchsichtiger Lavaters Bruder Heinrich (1747–1808, Geschäfte in Schwierigkeiten geraten, so dass Lavater seinen Freund Pestalozzi, der seit dem 8. September 1767 bei Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195) als landwirtschaftlicher Lehrling in Kirchberg bei Burgdorf weilt, bittet, sich in Biel, das relativ nahe bei Kirchberg liegt, für den Bruder einzusetzen. Wie der Briefwechsel mit Anna Schulthess zeigt, hat sich Pestalozzi dieser Aufgabe angenommen und wurde dabei von Anna unterstützt (vgl. PSB I, S. 194.1ff.). III. Z. 4

Bruder: Heinrich Lavater (1747–1808) war Goldschmied in Biel und der jüngste Bruder von Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29).

30. Anna Schulthess 28. November 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 70.

31. Anna Schulthess 2. Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 72.

32. Anna Schulthess Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 74.

33. Anna Schulthess Anfang/Mitte Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 76.

16 34. Anna Schulthess Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 78.

35. Anna Schulthess 21. Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 82.

36. Anna Schulthess Ende Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 84.

37. Anna Schulthess 26. Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 87.

38. Anna Schulthess 27. Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 88.

39. Anna Schulthess 31. Dezember 1767 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 91.

17 40. Anna Schulthess 1. Januar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 93.

41. Anna Schulthess 24. Januar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 95.

42. Anna Schulthess Ende Januar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 96.

43. Anna Schulthess 29. Januar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 99.

44. Susanna Pestalozzi-Hotz Ende Januar 1768 5

[Reg.] Pestalozzi hat von seiner Mutter einen Brief erhalten, der ihn «unendlich erquikt».

Überlieferung 1

PSB I, S. 240.3

18 Sacherklärung I. Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796), die Mutter Pestalozzis, ist das dritte Kind der dritten Ehe ihres Vaters Hans Jakob Hotz (1653–1732), Chirurg in Wädenswil. Ihre beiden älteren Geschwister sind Johannes Hotz (1705–1776), Arzt in Richterswil und Anna Barbara Hotz (1714–1791), welche den Kaufmann Heinrich Weber (1707–1775) in Leipzig heiratet und nach dessen Tod 1775 die Schwester von Johann Heinrich Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2) bei sich aufnimmt. Pestalozzis Vater Johann Baptist Pestalozzi (1718–1751), ein eher erfolgloser Chirurg in Zürich, heiratet am 11. Dezember 1742 Susanna Hotz, wobei er damit gegen die Sitte verstösst, wonach Zürcher Stadtbürger sich üblicherweise mit Stadtbürgerinnen und nicht mit Frauen aus dem Untertanengebiet verbinden. Freilich war die Familie Hotz eine in der Landschaft sehr angesehene Familie, welche mit anderen führenden Familien die wirtschaftliche und politische Emanzipation der Landschaft gegenüber der Stadt vorbereitete, die in den Stäfner Unruhen 1794/95 virulent und 1798 mit der Helvetischen Revolution realisiert wurde. Neben Barbara und Johann Heinrich erreicht von den Kindern nur Baptist (*1745–1780[verschollen],  Nr. 70) das Erwachsenenalter. Lit.: Volker Kraft: Pestalozzi oder: Das pädagogische Selbst. Bad Heilbrunn 1995; zur Bedeutung der Mutter für Pestalozzi in seinem eigenen Urteil vgl. seinen Schwanengesang von 1826 (PSW XXVIII, S. 211ff.); vgl. auch den Stammbaum der Familie Hotz in PSB I, S. 416

45. Anna Schulthess Anfang Februar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 102.

46. Heinrich Weiss Anfang Februar 1768 5

[Reg.] Weiss verlangt von Pestalozzi entweder über die Berufswahl oder über die Beziehung zu Anna Auskunft, die Pestalozzi aber nicht zu geben wagt.

Überlieferung 1

PSB I, S. 245.37f. Sacherklärung I.

Heinrich Weiss (Wyss) zum Entli (1745–1808) gehört, wie etliche Alterskollegen Pestalozzis, zum «Patriotenkreis» ( Nr. 1) im Umfeld Johann Jakob Bodmers (1698–1783).

19 Weiss scheint schwermütiger Natur gewesen zu sein, «dessen Schwärmerei sich später fast bis zum religiösen Wahnsinn steigerte» (NPS 1, S. 96). 1766 wird er ordiniert, wirkt als Vikar in Neftenbach (Kt. Zürich), wird 1778 Lateinlehrer in Zürich, später Chorherr. Interessant ist, dass er in jener Zeit offensichtlich eine Neigung zu Anna Schulthess verspürt, was die Verlegenheit Pestalozzis erklären könnte. Anna hat diesen Brief von Wyss an Pestalozzi noch in Zürich gelesen, wie sie Pestalozzi gesteht (vgl. PSB I, S. 248.10ff.).

47. Salomon Klauser Anfang Februar 1768 5

Wagt es etwann eine bernerische Schöne, Dich ein wenig zu metamorphisieren? Oder was für eine ist es? Will Dich etwann eine solche zu einem Landedelmann haben?

Überlieferung 1

PSB I, S. 245f. Sacherklärung I.

Salomon Klauser (1745–1796) gehört wie Heinrich Weiss (1745–1808,  Nr. 46) zum weiteren Freundeskreis des jungen Pestalozzi. 1768 wird er zum Geistlichen ordiniert, 1784 Diakon am Grossmünster in Zürich, 1786 Pfarrer im Zürcher Stadtgefängnis Oetenbach und gilt allgemein als beliebter Kanzelredner. II. Einerseits war Klauser mit Pestalozzis Berufswahl nicht einverstanden, wie Pestalozzi Anna schreibt (PSB I, S. 245f.), andererseits scheint eine Briefstelle von Pestalozzi an eine (unbekannte) Verwandte die Ursache gewesen zu sein, dass Klauser glaubte, Pestalozzi habe Ambitionen auf den Berner «Landadel». In der besagten Stelle schreibt Pestalozzi, er habe Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195) sein ganzes Glück zu verdanken. Diese Stelle wurde in Zürich so interpretiert, Tschiffeli unterweise Pestalozzi deswegen in Landwirtschaft, damit er in den «Landadel» einheiraten könne. So jedenfalls erklärt Anna Schulthess Pestalozzi das Missverständnis zwischen ihm und Klauser im Brief vom 12. Februar 1768 (vgl. PSB I, S. 248.15ff., vgl. auch  Nr. 53).

48. Gebrüder Schulthess Anfang Februar 1768 [Reg.] Inhalt unbekannt.

20 Überlieferung 1

PSB I, S. 248.1f. Sacherklärung I.

Der eine Schreiber ist Annas ältester Bruder Hans Jakob (Jacques) Schulthess (1739– 1806), der nach Annas Urteil eher grob und nicht sehr geistreich gewesen sei und den kalkulierenden Charakter der Mutter geerbt habe. Freilich bezeichnet sie ihn auch als gutmütig, was sich für Pestalozzi später positiv auswirkt: Hans Jakob wird in finanzieller Hinsicht zum Mentor für Pestalozzis Neuhof-Unternehmen. Der zweite Briefschreiber, den man vermuten muss, könnte – wegen der Abwesenheit von Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239) – der zweitjüngste, offenbar sensiblere Bruder, Hans Heinrich (Henry) Schulthess (1746–1812) sein, mit dem Pestalozzi 1769 ein Projekt zu einem gemeinsamen Haushalt auf dem Land plant. II. Obgleich der Inhalt des Briefes nicht zuverlässig erschliessbar ist, kann davon ausgegangen werden, dass darin eine schon früher begonnene Diskussion über die berufliche und familiäre Zukunft Pestalozzis weitergeführt wird.

49. Anna Schulthess 12. Februar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 105.

50. Anna Schulthess nach dem 15. Februar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 107.

51. Anna Schulthess gegen Ende Februar 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 109.

21 52. Johann Caspar Lavater gegen Ende Februar 1768 5

[Reg.] Lavater berichtet Pestalozzi von der Stimmung in Zürich in Bezug auf Pestalozzis und Annas Heiratsabsichten, welche zwar zum Stadtgespräch geworden seien, jedoch nicht mehr mit Befremden zur Kenntnis genommen würden.

Überlieferung 1

PSB I, S. 261.9ff. Sacherklärung I.

Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 II. Bereits die vorangegangenen Briefe machen deutlich, dass die Heiratspläne der Bürgerstochter aus angesehenem Haus mit dem beruflich und sozial angeschlagenen Pestalozzi allgemeines Befremden ausgelöst hatten. Der Widerstand in der Familie Annas liess aber trotz der zunehmenden öffentlichen Akzeptanz Pestalozzis nicht nach, wie die nachfolgenden Briefe zeigen.

53. Salomon Klauser Ende Februar1768 [Reg.] Klauser scheint sich mit Pestalozzi versöhnt zu haben.

Überlieferung 1

PSB I, S. 266.35ff. Sacherklärung I.

Salomon Klauser

(1745–1796)  Nr.

47 II.

Ganz offensichtlich hat Pestalozzi mit Hilfe von Anna Schulthess’ (1738–1815,  Nr. 3) Erklärungen die Missverständnisse mit Salomon Klauser (1745–1796,  Nr. 47) aufklären können. Weder der Brief Pestalozzis an Klauser noch dessen Antwort sind überliefert (vgl. auch PSB I, S. 245f. und S. 248.16ff.).

22 54. Anna Schulthess Anfang März 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 114.

55. Susanna Pestalozzi-Hotz Anfang März 1768 5

[Reg.] Die Mutter teilt Pestalozzi mit, dass Andreas Pestalozzi, der Grossvater in Höngg, gesundheitlich sehr schwach sei.

Überlieferung 1

PSB I, S. 274.9ff. Sacherklärung I.

Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 III. Z. 4

Grossvater: Andreas Pestalozzi (1692–1769), der Grossvater väterlicherseits, war offenbar eine für Pestalozzis Entwicklung wichtige Person. Er war innerhalb der Ahnenlinie der Pestalozzis insofern ein gewisser Aussenseiter, als er, aus einer traditionellen Kaufmanns- und Seidenhändlerfamilie stammend, Pfarrer wurde. Nach dem Tod seines Sohnes Johann Baptist Pestalozzi (1718–1751) am 30. Juli 1751 (Johann Heinrich war etwas mehr als fünf Jahre alt) im Alter von nur 33 Jahren übernahm er die «väterliche Autorität» (Stadler I, S. 35) und damit Einfluss auf Pestalozzis Werdegang. Andreas Pestalozzi war Pfarrer in Höngg, das zum Untertanengebiet der Stadt Zürich gehörte. Sein Enkel hat ihn dort oft besucht, wobei ihm, nach seinen eigenen Zeugnissen, die grosse Armut der Bevölkerung tiefen Eindruck machte. 1757 wurde Andreas Pestalozzi – dem eine Wahl zum Chorherr und Professor nicht gelang – zum Dekan des Kapitels Regensberg (Kt. Zürich) gewählt.

56. Susanna Pestalozzi-Hotz Mitte März 1768 5

[Reg.] Die Mutter dankt Pestalozzi für eine Schnupftabakdose, die sie als Geschenk erhalten hat. Sie äussert die Befürchtung, Pestalozzi beeile sich mit der Rückkehr nach

23 Zürich nur deswegen, um sich so bald als möglich verheiraten zu können und bittet ihn deshalb, sich so lange zu gedulden, bis seine «Einrichtung in Ordnung» ist.

Überlieferung 1

PSB I, S. 278.10ff. Sacherklärung I.

Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 III. Z. 7

Einrichtung: Es ist nicht ganz klar, was die Mutter Pestalozzis damit meint. Denkbar und wahrscheinlich ist, dass sie Pestalozzi dazu anhalten will, seine landwirtschaftliche Lehre noch solange fortzuführen, bis seine Kenntnisse für den Betrieb eines eigenen Hofs ausreichend sind.

57. Anna Barbara Pestalozzi Mitte März 1768 5

[Reg.] Die Schwester bedankt sich bei Pestalozzi für einen geschenkten Ring, den Pestalozzi zuvor von Anna erhalten hatte.

Überlieferung 1

PSB I, S. 278.13ff. Sacherklärung I.

Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832)  Nr. 2 III. Z. 5

Anna: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

58. Anna Schulthess Mitte März 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 116.

24 59. Anna Schulthess 18. März 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 118.

60. Ökonomische Kommission Zürich vor dem 24. März 1768 5

[Reg.] Im Auftrag der Ökonomischen Kommission danken Leonhard Usteri und Hans Caspar Hirzel für Pestalozzis Berichte über die Landwirtschaft im Kanton Bern und für seine Reisebegleitung zweier junger Zürcher Bauern im Bernbiet. Sie fordern ihn auf, weiterhin Informationen zu senden und stellen ihm in Aussicht, später selber Mitglied der ökonomischen Kommission zu werden.

Überlieferung 1

StA Zürich, B IX, Nr. 58, S. 131–133; PSB III, S. 7ff., S. 420; PSB I, S. 286.3ff. Sacherklärung I.

Die Ökonomische Kommission entsteht innerhalb der 1746 gegründeten Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1759 und folgt damit dem Beispiel der Ökonomischen Gesellschaft ( Nr. 253) in Bern, die kurz zuvor von Johann Rudolf Tschiffeli (1716– 1780,  Nr. 195) gegründet worden ist. Bei ihm befindet sich Pestalozzi in diesen Monaten in der Lehre. Ihr Ziel ist es, dem europäischen Trend der landwirtschaftlichen Reformen (Agronomie, Physiokratie) folgend, den Bauern vertiefte Kenntnisse über ihren Beruf zur Verfügung zu stellen. In der Gründerzeit sind insbesondere Grossrat Jakob Ott (1715–1769), Stadtarzt Hans Caspar Hirzel (1725–1803,  Nr. 65) und Professor Leonhard Usteri (1741–1789,  Nr. 60) federführend. Ott präsidiert die Kommission vom Tag ihrer Gründung bis zu seinem Tod 1769. Sein Nachfolger ist Hirzel, der zum berühmtesten Mitglied wurde: 1761 verfasst er das berühmte Buch Die Wirtschaft eines philosophischen Bauern, welches die landwirtschaftliche Tätigkeit von Jakob Gujer (1716–1785), genannt Kleinjogg, aus Wermatswil (Kt. Zürich) darstellt. Hirzel hat sich als einer der ersten mit der Verbesserung der Wiesen und Äcker durch Düngung beschäftigt. Bereits 1762 erscheint das Werk unter dem Titel Le socrate rustique in Lausanne in französischer Sprache und wurde später auch ins Italienische und Englische übersetzt. II. Der Neffe Kleinjoggs und ein benachbarter Bauernsohn aus Uster besuchen Ende Februar/Anfang März 1768 das Bernbiet zu Weiterbildungszwecken. Pestalozzi, bei Rudolf Tschiffeli (1716–1680,  Nr. 195) in Kirchberg wohnend, nimmt sich ihrer an und begleitet sie. Am 1. März berichtet Pestalozzi von Signau (Kt. Bern) und am 2.

25 März von Sumiswald (Kt. Bern) an die Ökonomischen Kommission von dieser Reise (vgl. PSB III, S. 4ff.), worüber im Protokollbuch der Ökonomischen Kommission vom 12. März 1768 ausführlich berichtet wird (vgl. StA Zürich B IX, Nr. 58, S. 131–133). Pestalozzis Bericht veranlasst die Ökonomische Kommission, Pestalozzi in Form dieses Briefes von Hans Caspar Hirzel (1725–1803,  Nr. 65) und Leonhard Usteri (1741–1789,  Z. 4) zu danken, wobei sich Pestalozzi daraufhin bei den beiden Schreibenden am 24. März 1768 bedankt (vgl. PSB III, S. 7ff.). Gleichentags schreibt er Anna Schulthess (1738– 1815,  Nr. 3), dass er froh sei, die beiden für sich gewonnen zu haben: «Ich habe ihnen beiden ausnehmend höfflich geantwortet» (PSB I, S. 286.5ff.). III. Z. 4

Z. 5 Z. 6

Usteri: Leonhard Usteri (1741–1789), Theologe, Professor für Hebräisch und ab 1788 Chorherr, war ein Freund Jean-Jacques Rousseaus (1712–1778,  Nr. 416) und Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) und ab 1770 Ehrenmitglied der Berner Ökonomischen Gesellschaft ( Nr. 253). Zudem war er Leiter der Stadtbibliothek in Zürich und gründete 1774 die Töchterschule, die als Weiterführung der Hausschule gedacht war und jungen Frauen, zunächst nur den Bürgerstöchtern, bald aber auch Nicht-Bürgerstöchtern, eine weitere Schulbildung ermöglichen sollte, ohne auf die teure Variante des Privatunterrichts angewiesen zu sein. Als Ziel des Unterrichts nennt Usteri, dass die angehenden erwachsenen Frauen «als Hausmütter ihrer Haushaltung wohl vorstehen, als Eheweiber die Angelegenheiten ihrer Männer, soweit es ihnen zukömmt, verständig besorgen, und als wohl unterrichtete Mütter sich eine vernünftige und christliche Erziehung ihrer Kinder selbst angelegen sein lassen und zum Unterricht derselben das Ihrige beitragen könnten» (Leonhard Usteri: Vorschlag zu einem öffentlichen Unterricht für Töchter. Zürich 1773, S. 3f.). Der Ort des Unterrichts war – hier ist sich die Forschung nicht ganz einig – entweder im Haus zum Grabenhof an der Bahnhofstrasse oder an der Zähringerstrasse 32 (1953 abgerissen) in Zürich. Die Schule finanzierte sich durch private Unterstützung, war aber von der Regierung genehmigt. Hirzel: Hans Caspar Hirzel (1725–1803)  Nr. 65 zweier junger Zürcher Bauern: Laut dem Protokollbuch der Ökonomischen Kommission ( Sacherklärung I.) handelt es sich bei den beiden jungen Bauern um einen Neffen Jakob Gujers (1716–1785), genannt Kleinjogg, und um einen «benachbarten Bauernsohn». Von den sieben Neffen Gujers kommen aufgrund des Alters vier in Frage: Heinrich Gujer (1746–1822), Jakob Gujer (1748–1802), Hans/Johannes Gujer (1750–1822) oder Johannes Gujer (*1752). Um wen es sich aber konkret handelt, bleibt unklar. Ebenso unklar bleibt, wer der benachbarte Bauernsohn war.

61. Anna Schulthess vor dem 24. März 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 119.

26 62.–63. Anna Schulthess 2. April 1768 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 121 und Nr. 123.

64. Anna Schulthess 2./3. April 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 124.

65. Hans Caspar Hirzel Anfang April 1768 5

[Reg.] Hirzel bittet Pestalozzi, Fellenberg oder Tschiffeli anzufragen, ob ein gewisser Usteri in Lausanne in Pension genommen werden könnte.

Überlieferung 1

PSB I, S. 289.37; PSB III, S. 11.9ff. Sacherklärung I.

Hans Caspar Hirzel (1725–1803) aus Zürich studiert Medizin in Leyden (Holland), wo er 1746 auch promoviert. Nach Reisen nach Berlin und Potsdam arbeitet er ab 1751 als zweiter Stadtarzt und ab 1761 als erster Stadtarzt in Zürich. Zudem engagiert er sich in der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich; ab 1747 als Sekretär und 1790 als Präsident derselben und ist Gründungsmitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971). 1761 publiziert er Die Wirthschaft eines philosophischen Bauers, die vor allem in der französischen Übersetzung (Le socrate rustique, 1762) europaweit erfolgreich ist, aber auch in den Britischen Kolonien Amerikas vertrieben wird. 1788 publiziert er erneut einen Aufsatz im wirtschaftlich-politischen Bereich (Über Vortheil und Schaden der Handelschaft für Feldbau und Sitten des Volkes), in dem er die Folgen der Frühindustrialisierung thematisiert. 1778 ist er Mitglied des Kleinen Rates, 1785 Hardherr (Aufseher über eine städtische Allmend) und 1788 Obervogt. 1803 stirbt Hans Caspar Hirzel in Zürich. II. Offensichtlich war die Ökonomische Kommission ( Nr. 60) in Zürich bestrebt, durch Pestalozzi den Kontakt zu den Exponenten der Bernischen Ökonomischen Gesellschaft ( Nr. 253) zu pflegen, und Pestalozzi war bemüht, seine Dienste anzubieten (vgl. PSB I, 286.3ff.). Der Anlass zu diesem Brief scheint der Versuch zu sein, einen gewissen

27 Usteri in die Hauptstadt der damals bernisch regierten Waadt zu schicken. Auf Anraten Fellenbergs empfahl Pestalozzi Béat Philippe Vicat (1715–1770), den Lausanner Professor für Jurisprudenz, dessen Frau Catherine Elisabeth, geborene Curtat, biologische Studien verfasste und im brieflichen Kontakt mit der Ökonomischen Gesellschaft in Bern stand, weiter (vgl. PSB III, Nr. 476). III. Z. 4 Z. 4 Z. 5

Fellenberg: Daniel von Fellenberg (1736–1801)  Nr. 411 Tschiffeli: Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780)  Nr. 195 Usteri: Damit ist möglicherweise Heinrich Usteri (1752–1802) gemeint (vgl. PSB III, S. 422). Usteri war Kaufmann, Landwirt und Landschaftszeichner.

66. Gebrüder Schulthess Anfang April 1768 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB I, S. 294.8f., vgl. auch S. 296.2f. und 303.36f. Sacherklärung I.

Zur möglichen Identität der Gebrüder Schulthess  Nr. 48

67. Hans Caspar Hirzel Mitte April 1768 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 16.29ff. Sacherklärung I.

Hans Caspar Hirzel (1725–1803)  Nr. 65

28 68. Anna Schulthess ca. Mitte April 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 127.

69. Anna Schulthess Mitte/Ende April 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 128.

70. Baptist Pestalozzi Mitte April 1768 5

Ich habe Herrn Schulthess vom Pflug [gesehen, er] hat mir von Dir geredet, er liebet Dich und spricht mit grosser Hochachtung von Dir.

Überlieferung 1

PSB I, S. 304.8ff. Sacherklärung I.

Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen]), der ältere Bruder Heinrichs, besucht dieselben Schulen wie sein Bruder, verlässt aber 1762 das Collegium Humanitatis, um Kaufmann zu werden. Nach einer entsprechenden Lehre in Zürich arbeitet er ab 1768 in Frankfurt am Main und in Leipzig, wo er bei seiner Tante Anna Barbara WeberHotz (1714–1791,  Nr. 470) wohnt. Sein offenbar ausschweifender Lebensstil erfordert Geldsendungen von der Mutter Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44) aus Zürich. 1769 kehrt Baptist in seine Heimatstadt zurück. Bald darauf kann er bei seinem Bruder auf dem Neuhof unterkommen, wo er für den Einkauf der Baumwolle zuständig ist und die Spinnerei leitet. Entweder ist Johann Heinrich Pestalozzi mit seinem Bruder nicht sehr zufrieden, oder Baptist selber hat sich ein anderes Leben vorgestellt. Jedenfalls fragt Pestalozzi am 16. November 1775 seinen ehemaligen Patriotenfreund Johann Heinrich Füssli (1745–1832,  Nr. 1), ob er nicht für seinen Bruder eine Stelle als Kopierer habe, weil er «hier nicht genugsam beschefftiget ist» (PSB III, S. 42.10ff.). Baptist selber plant vom Neuhof wegzugehen, wie sein Brief an seine «Von ganzem Herzen … theuerste Schwester» Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2) vom 15. April 1777, den er ihr zu ihrer Hochzeit nach Leipzig schickt, bezeugt (P.Bl.

29 1882, S. 12–13). Er gibt sich dabei als «Liebhaber der Feldöconomie» aus, der gerne in Sachsen einen Pachthof haben möchte. Er bittet diesbezüglich seine Schwester um Hilfe und versichert ihr, dass Heinrich Pestalozzi und Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) mit seinen Plänen einverstanden seien. Ob dieser Plan ernst gemeint ist oder eher als Strategie gegen den Druck aus der Familie seines Bruders interpretiert werden muss, kann nicht endgültig entschieden werden. Auf jeden Fall bleibt Baptist weiter auf dem Neuhof, was den Bruder noch in arge Schwierigkeiten bringen wird: Als die Finanzkrise 1779 offenkundig wird, «verkauft» Pestalozzi seinem Bruder die Hälfte seines Landes, wobei es sich nach Stadler (Stadler I, S. 175) um einen Scheinverkauf handelt, da sich der Bruder bei Pestalozzi schon verschuldet hatte. Als Zweck dieses Kaufgeschäfts vermutet Stadler, dass Baptist von Pestalozzis Schwager Hans Jakob (Jacques) Schulthess (1739–1806,  Nr. 48) noch Geld erwarten konnte, Pestalozzi selber aber nicht, weil er gegenüber der Familie Schulthess schon überverpflichtet gewesen sei. Wie auch immer – Baptist verschwindet im Jahre 1780 mit dem Geld für den Kauf. Am 17. Februar schickt er einen Entschuldigungs- und Abschiedsbrief (PSZB, Tafel 138), der das letzte erhaltene Lebenszeichen ist. II. Möglicherweise befand sich Baptist zu diesem Zeitpunkt bereits in Frankfurt, wo er Annas Vater Hans Jakob Schulthess (1711–1789,  Nr. 232) an der Messe hätte treffen können (vgl. Hinweis in PSB I, S. 184.28ff.). III. Z. 4

Schulthess vom Pflug: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232

71. Anna Schulthess 12. Mai 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 131.

72. Anna Schulthess zwischen 15. und 18. Mai 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 133.

73.–76. Anna Schulthess um den 20. Mai 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 134, Nr. 136, Nr. 138 und Nr. 139.

30 77. Anna Schulthess Ende Mai 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 142.

78. Anna Schulthess Juni 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 144.

79. Anna Schulthess zwischen 2. und 5. Juni 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 145.

80. Gottlieb Rudolf Tschiffeli Juni 1768 5

Si mi fosse licito, avrei avuto l’ardire di molto tempo si scrivere a la prima delle grazie cio è M. Sch. ma temo dessergli di disturbe prego di presentar gli miei homagii.

Überlieferung 1

PSB I, S. 332.20ff. Sacherklärung I.

Gottlieb Rudolf Tschiffeli (1746–1795) ist nebst seinem Rang als Offizier im Piemont wie sein Vater Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195) Rechtsanwalt und wird 1772 Prokurator und 1775 Fürsprecher. 1788 übernimmt er das Amt des Salzdirektors in Roche (Kt. Waadt, von 1536–1798 von Bern besetzt) von seinem Vater, das er bis 1793 innehält. 1794 wird er eidgenössischer Kommissär im Maggiatal (Kt. Tessin). Er stirbt in Cevio (Kt. Tessin) am 23. Juli 1795.

31 II. Anlässlich eines Besuches bei seinem Vater im Oktober 1767 hatte Tschiffeli Pestalozzi kennengelernt und wurde bald in dessen Geheimnis – die Verbindung mit Anna Schulthess (1738–1815  Nr. 3) – eingeweiht. Ende Januar 1768 traf er Anna Schulthess in Bern, wo sie sich nach ihrem mehrwöchigen Aufenthalt auf dem Landgut La Prise (Val de Travers, Kt. Neuenburg) der Familie Motta aufhielt. Deren Tochter Susette Judith (1744–1818,  Nr. 323) sollte Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239), den Bruder von Anna, heiraten. Offenbar bestand zwischen den Dreien eine freundschaftliche Beziehung, denn in einer heiklen Situation hat sich Tschiffeli, um Pestalozzis und Annas Geheimnis zu wahren, als Geliebter Annas ausgegeben, wie Pestalozzi seiner Braut am 9. Februar 1768 berichtet (vgl. PSB I, S. 247.1ff.). III. Z. 5

M. Sch.: Mademoiselle Schulthess, also Anna Pestalozzi-Schulthess (1738– 1815)  Nr. 3

81.–82. Anna Schulthess Juni 1768 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 150 und Nr. 153.

83. Anna Schulthess Juni/Juli 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 156.

84.–88. Anna Schulthess Sommer 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 158, Nr. 160, Nr. 162, Nr. 164 und Nr. 166.

89. Gottlieb Rudolf Tschiffeli Sommer 1768 [Reg.] Inhalt unbekannt.

32 Überlieferung 1

PSB I, S. 353.5ff. Sacherklärung I.

Gottlieb Rudolf Tschiffeli (1746–1795)  Nr. 80

90.–95. Anna Schulthess Sommer 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB I, Nr. 169, Nr. 171, Nr. 174, Nr. 180, Nr. 182 und Nr. 185.

96. Anna Schulthess August 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 188.

97.–99. Anna Schulthess Sommer 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 191, Nr. 193 und Nr. 197.

100. Anna Schulthess 13. September 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 199.

101.–102. Anna Schulthess September 1768 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 200 und Nr. 202.

33 103. Hans Jakob Schulthess September 1768 5

[Reg.] Schulthess teilt Pestalozzi mit, dass er ihn zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sehen kann oder will.

Überlieferung 1

PSB II, S. 19.10ff. Sacherklärung I.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt es sich beim Absender um den ältesten Bruder Anna Pestalozzi-Schulthess’ (1738–1815,  Nr. 3), Hans Jakob (Jacques) Schulthess (1739–1806,  Nr. 48). II. Im September 1768 weilte Hans Jakob Schulthess (1739–1806,  Nr. 48) an der Frankfurter Messe. In dieser Zeit versuchte Pestalozzi mit dem Zürcher Seidenfabrikanten und Bankier Hans Konrad Schulthess (1714–1791,  Nr. 235), einem entfernten Verwandten Anna Pestalozzi-Schulthess’ (1738–1815,  Nr. 3), die Verhandlungen über die Finanzierung seiner landwirtschaftlichen Pläne zu Ende zu bringen. Diese Verhandlungen zogen sich aber, nicht zuletzt wegen Pestalozzis Unerfahrenheit, in die Länge. Jacques half zwar Pestalozzi in diesen Verhandlungen, griff aber auch in sie ein, was wiederum den empfindsamen Pestalozzi, der zumindest in ökonomischer Hinsicht nicht ernst genommen wurde und deswegen oft überreagierte, anlässlich einer Intervention von Jacques veranlasste, diesen als «äusserst indiscret, vast hete ich gesagt impertinent» (PSB II, S. 37.28f.) zu titulieren. Weiter beschwert sich Pestalozzi bei Anna über ihren Bruder: «Il nous traite come un père fou ses faibles enfens» (PSB II, S. 37.29f.). Dass auch Jacques nicht immer über den Verlauf der Verhandlungen erfreut war, zeigt sich daran, dass er offenbar Pestalozzi nicht treffen wollte, bis gewisse Fortschritte erzielt worden waren. Stadler sieht in Pestalozzis Urteil über Jacques keine sachliche Rechtfertigung, da «der künftige Schwager einen ungünstigen Passus des Vertragsentwurfes, der Pestalozzi das alleinige Risiko für den Fall von Missernten und Naturkatastrophen überbunden hätte», (Stadler I, S. 122) änderte. Im Oktober 1768 war der Kontrakt mit dem Hause Schulthess zum Gewundenen Schwert perfekt.

104. Anna Schulthess September 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 205.

34 105.–111. Anna Schulthess September/Oktober 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 207, Nr. 209, Nr. 211, Nr. 213, Nr. 215, Nr. 217 und Nr. 219.

112. Anna Schulthess 4./5. Oktober 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 221.

113.–114. Anna Schulthess Oktober 1768 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 223 und Nr. 225.

115. Johannes Hotz Oktober 1768 5

[Reg.] Hotz äussert sich zum Kontrakt Pestalozzis mit dem Hause Schulthess zum Gewundenen Schwert.

Überlieferung 1

PSB II, S. 42.34f. Sacherklärung I.

Johannes Hotz (Hotze) (1734–1801) aus Richterswil ist Pestalozzis Cousin «Doktor Hoz». Er studiert in Leipzig und Frankfurt Medizin und promoviert am 23. Januar 1758 an der Universität Tübingen. Nach dem Studium kehrt er in das Haus seines Vaters, des Landarztes und Bruders von Pestalozzis Mutter Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44) Johannes Hotz (1705–1776) zurück, um ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Dem Vater gehorsam ergeben, heiratet er auf dessen Wunsch 1760 die aus Stäfa stammende Elisabetha Pfenninger (1742–1804), zu der er indes keine sonderlich tiefe Neigung zu verspüren scheint. In den späten 60er-Jahren lernt er Johann Caspar Lavater (1741–

35 1801,  Nr. 29) kennen – womöglich im gemeinsamen Bemühen, die Eltern von Anna Schulthess, Hans Jakob Schulthess (1711–1789,  Nr. 232) und Anna Schulthess-Holzhalb (1711–1780,  Nr. 232) zu bewegen, die Heirat ihrer Tochter mit Pestalozzi zu erlauben. Die Freundschaft zu Lavater verläuft innig, aber auch einseitig, weil Hotz, vielleicht aufgrund seiner unglücklichen familiären Lage und seiner oft beklagten beruflichen Überlastung, Trost und Hilfe sucht, so dass die Beziehung letztlich in eine Verehrung Lavaters mündet. Durch Lavater vermittelt, gehört auch der Arzt Johann Georg Zimmermann (1728–1795) zum Freundeskreis von Hotz; später kommt die Bekanntschaft mit Johann Wolfgang von Goethe (1749–1831,  Nr. 811) hinzu. Der Kontakt zwischen den Cousins bricht genau in jener Zeit ab (1768/69), in der es auch zur (ersten) Entfremdung zwischen Lavater und Pestalozzi kommt. Hotz reist sehr viel und nimmt regen Anteil an der Reformbewegung des späten 18. Jahrhunderts – wobei er eher zur konservativen Seite um Lavater oder Zimmermann zu zählen ist und nach anfänglicher Sympathie ein entschiedener Gegner der Französischen Revolution wird (s.u.). Der 1791 erfolgende Tod der gemeinsamen Tante, der in Leipzig lebenden Anna Barbara Weber-Hotz (1714–1791,  Nr. 470), bringt die beiden Cousins nach zwanzigjähriger Distanz wieder zusammen, was dazu führt, dass Pestalozzi im Winter 1793/94 als Verwalter von Hotzens Haus in Richterswil weilt, während Hotz auf Reisen ist. Pestalozzi berichtet ihm in dieser Zeit von politischen Vorgängen in Richterswil. Hotz, der im Grunde genommen eine freiheitliche Einstellung hat, wird auf seiner Reise entweder im Waadtland oder von Berner Seite über Greueltaten der französischen Soldaten unterrichtet, weshalb er letztlich gegen die Revolution Stellung bezieht und kritisch auf Pestalozzis Interpretation der Vorgänge reagiert (vgl. PSB III, S. 532f.). Daraus resultiert eine Spannung, die sich nie mehr abbaut. Vielleicht mögen auch gewisse Probleme in der Verwaltungstätigkeit Pestalozzis im Hause Hotz eine Rolle gespielt haben. Am Ende seines Lebens unternimmt Hotz weitere Reisen und stirbt am 4. Juli 1801 in Frankfurt, gut drei Monate nach Lavaters Tod (2. Januar 1801). II. Johannes Hotz spielt schon in der ersten Zeit von Pestalozzis Bekanntschaft mit Anna Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) eine wichtige Rolle und findet dementsprechend im frühen Briefwechsel häufig Erwähnung. Pestalozzi bezeichnet ihn Anna gegenüber als «Freund», auf den er sich «villicht» verlassen könne (PSB I, S. 149.30). Jedenfalls schreiben sich die Cousins in der Zeit von Pestalozzis landwirtschaftlicher Lehre in Kirchberg (vgl. PSB I, S. 286.17). Kurz nach seiner Rückkehr nach Zürich, im Mai 1768, verrät Pestalozzi Hotz seine «Liaison» (PSB I, S. 320.27f.). Wie wichtig und nahe Hotz seinem jüngeren Cousin gewesen ist, zeigt die Tatsache, dass er sich zusammen mit seiner Tante, Pestalozzis Mutter Susanna (1720–1796,  Nr. 44), dafür einsetzt, Pestalozzi zu bewegen, sich um eine freigewordene Stelle als Verwalter der auf zürcherischem Gebiet gelegenen Güter der Deutschordenskomturei Bubikon im Zürcher Oberland zu bewerben (vgl. PSB I, S. 357ff.). Als Pestalozzi jedoch an seinen landwirtschaftlichen Plänen festhält, und es zur Unterzeichnung des Kontrakts mit dem Hause Schulthess zum Gewundenen Schwert kommt, scheint Hotz offensichtlich geneigt gewesen zu sein, Pestalozzis Neuhof-Unternehmen zu unterstützen. Jedenfalls rechnet Anna bereits die Kosten für die Zinsen aus, die sich aus dem Darlehen von Hotz ergeben würden (PSB II, S. 49f.). Dieser Brief von Hotz muss im Zusammenhang mit dem Vertragsabschluss und dem Darlehen gesehen werden.

36 116.–126. Anna Schulthess Oktober 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 230, Nr. 232, Nr. 234, Nr. 236, Nr. 240, Nr. 242, Nr. 246, Nr. 248, Nr. 249, Nr. 252 und Nr. 253.

127. Anna Schulthess Oktober/November 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 256.

128.–141. Anna Schulthess November 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 258, Nr. 261, Nr. 263, Nr. 264, Nr. 268, Nr. 271, Nr. 272, Nr. 274, Nr. 276, Nr. 278, Nr. 280, Nr. 283, Nr. 287 und Nr. 289.

142. Baptist Pestalozzi November/Dezember 1768 5

[Reg.] Pestalozzi schreibt Anna, dass er «die Brieffe von Bruder und Jacob … empfangen» habe.

Überlieferung 1

PSB II, S. 94.10ff. Sacherklärung I.

Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen])  Nr. 70 III. Z. 4 Z. 4

Anna: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Jacob: Hans Jakob (Jacques) Schulthess (1739–1806)  Nr. 48

37 143. Hans Jakob Schulthess November/Dezember 1768 5

[Reg.] Pestalozzi schreibt Anna, dass er «die Brieffe von Bruder und Jacob … empfangen» habe.

Überlieferung 1

PSB II, S. 94.10ff. Sacherklärung I.

Obgleich Hans Jakob Schulthess (1739–1806,  Nr. 48) meist «Jacques» genannt wird, lässt sich keine andere Person unter «Jacob» denken, als der älteste Bruder Annas. III. Z. 4 Z. 4

Anna: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Bruder: Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen])  Nr. 70

144.–147. Anna Schulthess November/Dezember 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 292, Nr. 294, Nr. 296 und Nr. 298.

148. Anna Schulthess November 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 299.

149.–156. Anna Schulthess November/Dezember 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 302, Nr. 306, Nr. 308, Nr. 309, Nr. 312, Nr. 315, Nr. 316 und Nr. 319.

38 157. Hans Heinrich Schulthess und Hans Jakob Schulthess November/Dezember 1768 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB II, S. 113.1ff. Sacherklärung I.

Hans Heinrich Schulthess (1746–1812)  Nr. 48 Hans Jakob Schulthess (1739–1806)  Nr. 48

158. Anna Schulthess November/Dezember 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 320.

159. Anna Schulthess Dezember 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 323.

160. Anna Schulthess Winter 1768 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 324.

39 161.–166. Anna Schulthess Dezember 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 325, Nr. 327, Nr. 329, Nr. 331, Nr. 334 und Nr. 336.

167.–168. Anna Schulthess Ende Dezember 1768 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 337 und Nr. 339.

169.–176. Anna Schulthess Januar 1769 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 343, Nr. 345, Nr. 348, Nr. 349, Nr. 352, Nr. 353, Nr. 354 und Nr. 357.

177. Anna Schulthess 7. Januar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 360.

178. Anna Schulthess Anfang Februar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 364.

179.–183. Anna Schulthess Februar 1769 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 371, Nr. 374, Nr. 377, Nr. 378 und Nr. 381.

39 161.–166. Anna Schulthess Dezember 1768 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 325, Nr. 327, Nr. 329, Nr. 331, Nr. 334 und Nr. 336.

167.–168. Anna Schulthess Ende Dezember 1768 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 337 und Nr. 339.

169.–176. Anna Schulthess Januar 1769 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 343, Nr. 345, Nr. 348, Nr. 349, Nr. 352, Nr. 353, Nr. 354 und Nr. 357.

177. Anna Schulthess 7. Januar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 360.

178. Anna Schulthess Anfang Februar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 364.

179.–183. Anna Schulthess Februar 1769 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 371, Nr. 374, Nr. 377, Nr. 378 und Nr. 381.

40 184. Anna Schulthess 10. Februar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 384.

185. Anna Schulthess 17. Februar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 386.

186.–187. Anna Schulthess Februar 1769 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 387 und Nr. 388.

188. Anna Schulthess 24. Februar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 390.

189. Anna Schulthess Ende Februar 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 393.

190. Anna Schulthess 5. März 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 394.

41 191. Anna Schulthess 16. März 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 399.

192. Anna Schulthess 17. März 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 400.

193. Anna Schulthess März 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 401.

194. Gottlieb Rudolf Tschiffeli März 1769 5

[Reg.] Tschiffeli teilt Pestalozzi mit, dass er in der nächsten Zeit wegen «Mademoiselle Müller» aus Jegensdorf an Hans Jakob Schulthess schreiben werde und sich Anna Schulthess empfehle.

Überlieferung 1

PSB II, S. 199.19ff. Sacherklärung I.

Gottlieb Rudolf Tschiffeli

(1746–1795)  Nr. 80 III.

Z. 4f. Z. 5 Z. 5f.

Mademoiselle Müller: konnte nicht ausfindig gemacht werden Hans Jakob Schulthess: Hans Jakob (Jacques) Schulthess (1739–1806)  Nr. 48 Anna Schulthess: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

42 195. Johann Rudolf Tschiffeli März 1769 [Reg.] Über den Inhalt ist nichts als eine Empfehlung an Anna Schulthess bekannt.

Überlieferung 1

PSB II, S. 199.24ff. Sacherklärung I.

Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780), der Vater Gottlieb Rudolf Tschiffelis (1746–1795, Nr. 80), ist Pestalozzis väterlicher Mentor und Lehrmeister während Pestalozzis Zeit der landwirtschaftlichen Lehre (vgl. PSB I+II). Tschiffeli wächst in Rheineck (Kt. St. Gallen) auf, muss sich aufgrund fehlender schulischer Institutionen sein Wissen autodidaktisch aneignen und tritt mit 18 Jahren in den bernischen Staatsdienst ein. 1745 heiratet er Margaretha Steck, mit welcher er fünf Söhne und drei Töchter hat. Aufgrund seiner breiten Rechtskenntnisse, welche er sich an der Berner Akademie erworben hat, und als Spross einer regimentsfähigen Berner Familie, wird er 1755 Sekretär am obersten Ehegericht. Zudem arbeitet er an der Neufassung der bernischen Zivilgesetze, bemüht sich um die Verbesserung der Konsistorialgesetze und um die Abfassung einer neuen Ehegerichtssatzung. Er setzt sich für die Heimatlosen im Kanton Bern ein und erreicht, dass sie als «Landsassen» eine feste bürgerliche Existenz gewinnen können. 1762 gehört Tschiffeli zu den Gründervätern der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und lernt Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29) anlässlich einer Tagung in Bad Schinznach kennen. Die damit beginnende Freundschaft zwischen beiden ist die Grundlage, auf welcher es zu Pestalozzis landwirtschaftlicher Lehre bei Tschiffeli kommen kann, die über Lavater vermittelt wird. Berühmt geworden ist Tschiffeli durch die Gründung der Ökonomischen Gesellschaft 1759 ( Nr. 253) in Bern und durch seine praktischen Versuche auf seinen beiden Mustergütern in Kirchberg und Moosseedorf, wo er, den internationalen Trends der agronomischen und physiokratischen Bewegung folgend, Erdarten mischt, Versuche über verbesserte Bodenpflügung anstellt, Flachs, Kartoffeln und verschiedene Getreidearten anbaut, Gips als Dünger verwendet, die Wiesen bewässert und Sümpfe austrocknet. Überdies verfasst er in den Jahren 1760–1772 zahlreiche Abhandlungen und Beobachtungen zum Themenkreis der Intensivierung, Optimierung und Kapitalisierung der Landwirtschaft. 1770 erhält er durch eine ausländische Lotterie eine jährliche Leibrente von 1000 Louisd’or, mit welcher er die defizitären Mustergüter finanziert. 

III. Z. 4

Anna Schulthess: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

43 196. Anna Schulthess 25. März 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 403.

197. Anna Schulthess Ende März/Anfang April 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 405.

198. Anna Schulthess Anfang April 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 406.

199.–200. Anna Schulthess 7. April 1769 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 408 und Nr. 410.

201. Anna Schulthess April 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 414.

202. Anna Schulthess 14. April 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 415.

44 203.–207. Anna Schulthess Mai 1769 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 418, Nr. 420, Nr. 422, Nr. 423 und Nr. 425.

208. Anna Schulthess ca. 20. Mai 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 416.

Sacherklärung II. Da Anna Schulthess den Tag vor der Rückkehr der «Schinznacher» nach Zürich als Datum nennt, muss dieser Brief schätzungsweise am letzten Tag des Treffens der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) geschrieben worden sein, was zu einer etwas späteren Datierung führt als die Editoren von PSB II angenommen haben. Das Treffen dauerte 1769 vom 18.–20. Mai (HG). Zu Annas Angaben vgl. PSB II, S. 224.24ff.

209.–211. Anna Schulthess gegen Ende Mai 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 427, Nr. 428 und Nr. 429.

212. Anna Schulthess 31. Mai 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 433.

45 213. Anna Schulthess Anfang Juni 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 434.

214.–216. Anna Schulthess Juni 1769 5

[Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 435, Nr. 438 und Nr. 440.

217. Anna Schulthess 4. Juli 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 442.

218.–219. Anna Schulthess Juli 1769 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 444 und Nr. 446.

220. Anna Schulthess 12. Juli 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 448.

221. Anna Schulthess Mitte Juli 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 449.

46 222.–223. Anna Schulthess Juli 1769 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 451 und Nr. 452.

224. Anna Schulthess Ende Juli 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 454.

225. Anna Schulthess August 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 457.

226. Anna Schulthess 7. August 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 459.

227.–228. Anna Schulthess August 1769 [Reg.] Diese Briefe sind bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 462 und Nr. 464.

229. Anna Schulthess ca. 20. September 1769 [Reg.] Dieser Brief ist bereits textkritisch ediert in PSB II, Nr. 467.

47 230. Anna Pestalozzi-Schulthess 1770–1775 5

10

15

20

Ich danke dir vor dein herzlicher brieff Mein teürer! ich bin Gottlob dise ganze Wochen heiter gewessen obwol ich gewünscht häte von Gästen die mich ein andermal gefreüt häten frey zu seyn – Kome so bald dir möglich wider zu rük – Wann es Gott gefält so solst du auch an mir Ruhe und Trost finden – du teürer lieber Papa – älj, älj – Du kanst nicht glauben wie dein Trüklein so apropo gewessen – ich wil Dirs dan erzelen – aber gäl du bringst noch mehr heim –? ist in Gottsnamen vast leer – ware heüt Lenzburger Markt. Man fürt Mist in die Löcher – und Kaht auss dem güllenloch zum hauss und dass übrige liss im pflug brieff – und grüss mir die Liebe mama und bäbe und batist – Wan heirj und Regelj kämen so könte letsterer noch wol in Zürich bleiben – oder wie du meinst – gott segne dich – wie sehr freüe ich mich zu seyn deine ergebene Nane – Wenn du über mellingen komst so gehe zu H[errn] Schultis müller und frage ihn aber recht höfflich um den Brieff so [ich] ihme geschrieben wegen Stadtbott. Hoffe du werdest mich nicht balgen – sonder es seye recht – gewessen.

Überlieferung 1 2 3 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 281/5 Blatt, 177x227 mm Ausriss a.u.l.R. wahrscheinlich Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 II. Die Datierung dieses Briefes ist ausserordentlich schwierig. Die Bezeichnung «lieber Papa» (Z. 8) lässt vermuten, dass Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296) schon

48 geboren oder Anna Pestalozzi-Schulthess mindestens schwanger war, und die Grüsse an Pestalozzis Schwester Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2) führen zum Schluss, dass der Brief vor ihrer Abreise nach Leipzig 1775 geschrieben worden ist. Falls der Brief tatsächlich auf dem Neuhof verfasst worden ist, wie das eine fremde (spätere) Handschrift auf dem Brief suggeriert, dann ist das früheste Datum das Frühjahr 1771. Von diesen drei, auf dem Dokument von späterer Hand verfassten Daten, können daher zwei nicht stimmen: Sowohl der «Neuhof 1770» ist unmöglich, als auch Grüsse an Barbara 1777. Ob die erste Datierung, die von fremder Hand geschrieben wurde, «Neuhof 1775», allerdings richtig ist, ist nicht zu eruieren. Der Inhalt der Nachrichten und die Art des Schreibens sowie die Tatsache, dass der Sohn nicht (aber der «Papa») erwähnt wird, könnten Indizien sein, dass dieser Brief bereits im Frühjahr 1770 verfasst wurde – dann allerdings von Mülligen und nicht vom Neuhof aus. III. Z. 9 Z. 10

Z. 10 Z. 14

Z. 14 Z. 15 Z. 15 Z. 15 Z. 15

Z. 19

Z. 21

älj, älj: mdal. für über die Wange streicheln Pestalozzi muss seiner Frau ein Trüklein geschickt haben, was darauf hinweist, dass er längere Zeit abwesend war. Es könnte sich dabei um eine Schachtel Süssigkeiten handeln, war doch im Haus Schulthess zum Pflug, das Annas Familie gehörte, eine Zuckerbäckerei. apropo: mdal. für beachtenswerter Umstand / entscheidender Augenblick pflug brieff: Auch diese Stelle deutet auf eine längere Abwesenheit Pestalozzis hin. Sie lässt vermuten, dass Anna ihrer Familie, die im Haus Zum Pflug wohnte, Auskunft über die Ereignisse auf dem Neuhof erteilte, und sie diese offensichtlich nicht zweimal schreiben wollte. mama: Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 bäbe: Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832)  Nr. 2 batist: Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen])  Nr. 70 heirj: sehr wahrscheinlich Hans Heinrich Schulthess (1746–1812)  Nr. 48 Regelj: wahrscheinlich Regula Schulthess-Hirzel (1741–1776). Sie heiratete am 25. September 1771 Hans Heinrich Schulthess (1746–1812,  Nr. 48). Regula Schulthess-Hirzel starb im Kindbett am 3. März 1776. Schultis müller: Der Schulthess Karl Josef Müller (1737–1795) war Vertreter der Zürcher Stadtregierung in Mellingen, einer Gemeinde in der Gemeinen Herrschaft Freiamt. Er bekleidete dieses Amt seit 1761, das gemäss Inhalt des Briefes offenbar etwas mit dem Postverkehr zu tun hatte. balgen: mdal. für schelten / necken

231. Unbekannt ca. 2. Februar 1770 5

[Reg.] Aus Zürich kommen Briefe mit der Nachricht, dass möglicherweise eine «Haushaltung in Stadelhoffen» «zerteilt» (aufgelöst) werden könnte, wobei der «Veter David und Frau» diese Aufteilung vortrefflich organisierten.

49 Überlieferung 1

PSW I, S. 49.1 Sacherklärung I./II.

Wer diese Briefe verfasst hat, kann nicht mehr eruiert werden; am ehesten kommt dafür Annas Vater Hans Jakob Schulthess (1711–1789,  Nr. 232) in Frage, da sie seine Verwandtschaft betreffen und Anna ihm kurz zuvor über dieses Problem geschrieben hat (PSW I, S. 33–49, S. 377–383). III. Z. 5

Z. 5f.

Z. 6

Mit der Haushaltung in Stadelhoffen ist diejenige von Annas Tante Anna Katharina Locher-Schulthess (1717–1783) gemeint, der Schwester von Annas Vater Hans Jakob Schulthess (1711–1789,  Nr. 232). Diese hatte sich mit dem Hauptmann Hans Heinrich Locher (1709–1768) verheiratet. Nach dessen Tod musste die Witwe im Frühjahr 1769 mit ihren vier jüngsten Kindern die Amtswohnung im Rathaus verlassen und in die Vorstadt Stadelhofen ziehen, wo sie von Anna und Heinrich während deren Aufenthalt im Dezember 1769 in Zürich besucht wurde (vgl. PSW I, S. 35f.). In dieser Zeit scheint in dem Haus aber etwas vorgefallen zu sein, das die Auflösung des Haushaltes, und das bedeutete auch die Verteilung der Kinder, notwendig machte. Anna setzte sich in einem «Geheimbrief» (PSW I, S. 46) am 23. Januar 1770 bei ihrem Vater Hans Jakob Schulthess (1711– 1789,  Nr. 232) dafür ein, dass er sich um seine Nichten und Neffen kümmert (vgl.  Nr. 233). Veter David: David Schulthess (1729–1778), Seidenfabrikant, war verheiratet mit Barbara Schulthess-Wolf (1743–1818,  Z. 6) und ein Cousin Hans Jakob Schulthess’ (1711–1789,  Nr. 232). Frau: Barbara Schulthess-Wolf (1743–1818), wurde in der Literatur bekannt als Johann Wolfgang von Goethes (1749–1831,  Nr. 811) «Bäbe Schulthess». Sie war seit 1763 mit David Schulthess (1729–1787,  Z. 5f.) verheiratet und stammte aus einer wohlhabenden Seidenfabrikantenfamilie aus Zürich. Sie pflegte engen Kontakt mit Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29) und bewegte sich in den Literatur-, Malerei und Musik-Kreisen Zürichs.

232. Anna und Hans Jakob Schulthess-Holzhalb ca. 11. Februar 1770 5

[Reg.] Von den Eltern Schulthess kommen Briefe, die Anna als «freündschafftlich» bezeichnet.

Überlieferung 1

PSW I, S. 51.7

50 Sacherklärung I. Hans Jakob Schulthess (1711–1789) stammt aus einer angesehenen Stadtzürcher Handwerker- und Zuckerbäckerfamilie. Er ist ein Grossneffe des mit Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf und Pottendorf (1700–1760) bekannten Wegbereiters des Zürcher Pietismus Hans Heinrich Schulthess (1665–1739) und wird vermutlich von diesem in seiner religiösen Haltung beeinflusst. Diese religiöse Richtung wird auf seinen ausgedehnten Bildungs- und (späteren) Geschäftsreisen weiter ausgeprägt, so vor allem im Hause des Bankiers Huber in Lyon, wo es zur wichtigen Begegnung mit der Genfer «Métaphysicienne» Marie Huber (1695–1753) kommt, die auch weiterhin seine Beraterin bleiben wird. Ein weiterer Stützpunkt seines Glaubens findet sich in Frankfurt im Kreis um Susanne von Klettenberg (1723–1774). Seine religiöse Haltung drückt sich auch im ansonsten stark ökonomisch geprägten Haushaltungsbuch aus, in dem Schulthess für Morgen- und Abendandachten eine Art religiöses Wochenprogramm aus biblischen Kirchenliedern notiert (IHBF, Depot Griot 6, S. 12). Beruflich gesehen erweitert Schulthess das vom Vater übernommene Geschäft durch den Handel mit Gewürzen und medizinischen Rohstoffen. In der Zunft zur Saffran ist er Zunftpfleger (Finanzchef). Vater Schulthess scheint eine wesentlich liberalere, ausgeglichenere und geselligere Persönlichkeit gewesen zu sein als seine Frau, was sich beispielsweise im Streit um Annas und Heinrichs Heiratspläne zeigt. Auch er ist nicht sonderlich von Annas Wahl begeistert, versucht aber stets die Wogen zu glätten, wobei er nach Annas Zeugnis nur dann besonders hart auftritt, wenn er seiner Gattin einen Gefallen tun will. Ihm hat es Pestalozzi zu verdanken, dass der Neuhof nach der Liquidation der Armenanstalt 1780 nicht ganz verloren geht. Nach dem Tod seiner Frau 1780 siedelt Vater Schulthess auf den Neuhof über, verkehrt in religiösen Zirkeln der Gegend und stirbt 1789. Die Biografie von Annas Mutter, Anna Schulthess-Holzhalb (1711–1780), die aus einer der vornehmsten und dominierenden Stadtzürcher Familien stammt, ist quellenmässig vor allem durch ihren Widerstand gegen die Ehe ihrer Tochter mit Pestalozzi erschliessbar. Das führt zu einem recht negativen Bild ihres Charakters. Das Haushaltungsbuch der Familie Schulthess gibt neue und genauere Daten: Am 16. Oktober 1731 heiratet sie Hans Jakob Schulthess, und am 5. März 1734 gebärt sie das erste Kind, Anna Barbara, das indes schon zwei Monate später stirbt. Kurz darauf, am 3. August 1734 verlässt Anna Schulthess-Holzhalb die Wohnung und versucht, sich auf gerichtlichem Weg von ihrem Gatten scheiden zu lassen. Erst am Osterdienstag 1737, nach langen und offenbar peinlichen Verhandlungen, versöhnen sich die beiden wieder – daraufhin kommt Anna am 8. August 1738 zur Welt. Nach Annas Beschreibung scheint ihre Mutter eine sehr kluge und energische Frau gewesen zu sein, die die Leitung des Geschäftes innehält und eine ausgeprägte ökonomische Gesinnung hat, wenig Verständnis für die pietistische Haltung ihres Gatten aufbringt und sowohl mit Verwandten als auch mit Angestellten in einem spannungsvollen Verhältnis lebt. Insbesondere ihr gegenüber den Kindern herrschsüchtiges, keinen Widerspruch duldendes Wesen wird übermittelt. Ansonsten ist über die Mutter Annas wenig bekannt. Sie stirbt 1780. II. Es ist davon auszugehen, dass die Schwangerschaft Annas ihren Eltern bekannt gewesen war. Dies führte zu einer wesentlichen Entspannung des Verhältnisses.

51 233. Unbekannt ca. 16. Februar 1770 5

[Reg.] In einem Brief aus Zürich wird Anna und Heinrich Pestalozzi mitgeteilt, dass die Haushaltung in Stadelhofen jetzt aufgelöst und die Kinder wie folgt zugeteilt werden: Käpj den Eltern Schulthess, Meyen zu Mery, Nändlj zu Weber, Regelj bis auf weiteres in den «Grauen Wind».

Überlieferung 1

PSW I, S. 52.15ff. Sacherklärung I.

Wer der Absender ist, kann nicht mehr eruiert werden. Wahrscheinlich handelt es sich um denselben wie im Brief Nr. 231, das heisst um die Eltern von Anna, Hans Jakob Schulthess (1711–1789,  Nr. 232) und Anna Schulthess-Holzhalb (1711–1780,  Nr. 232). II. 

Nr. 231 III.

Z. 4 Z. 5 Z. 5

Z. 6

Z. 6 Z. 6

Z. 6

Z. 6 Z. 6

Anna: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Haushaltung in Stadelhofen:  Nr. 231 zugeteilt: Offenbar geht es um die Verteilung der Kinder der Witwe Katharina Locher-Schulthess (1717–1783,  Nr. 231) auf verschiedene Familien. Käpj: Kaspar Locher (1754–1806) aus Zürich war Steinmetz und der Sohn von Hans Heinrich Locher (1709–1768) und Anna Katharina LocherSchulthess (1717–1783,  Nr. 231). Eltern Schulthess: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 und Anna Schulthess-Holzhalb (1711–1780)  Nr. 232 Meyen: Anna Maria Locher (*1744) ist die Schwester von Kaspar Locher (1754–1806,  Z. 6) und eine Cousine von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1817,  Nr. 3). Mery: Maria Elisabetha Albertin (1743–1815) ist die Tochter des Ingenieurs Hans Heinrich Albertin (1713–1790) aus Zürich, welcher 1740 für seine Observations Carte auf dem gefrorenen Zürichsee die Distanz zwischen Küsnacht und Rüschlikon ausmass. Die Familie verarmte und musste 1765 Zürich verlassen. Nändlj: Anna Locher (1758–1805) arbeitete als Dienstmädchen im Hause des Chorherrn Hans Rudolf Weber (1719–1780,  Z. 6). Weber: Hans Rudolf Weber (1719–1780) ist der Vater von Pestalozzis Jugendfreund Konrad Weber (1747–1820). Er stammt aus Zürich und war Chorherr.

52 Z. 6

Z. 7

Regelj: Regula Schulthess-Locher (1746–1780), wurde von der Familie des Rittmeisters Hans Jakob Schulthess (1718–1791) aufgenommen, den Eltern von Hans Georg (Jörli) Schulthess (1747–1799,  Nr. 1), bis sie im März 1770 zu den Pestalozzis auf den Neuhof zog. Hier blieb sie bis zu ihrer Heirat mit Hans Georg 1771, der die Pestalozzis im September 1769 in Gebenstorf getraut hatte. Grauen Wind: Das Haus der Familie Schulthess, in welches Regula ( Z. 6) zog (heute: Oberdorfstrasse 22).

234. Heinrich Steinfels ca. 1. April 1770 [Reg.] Steinfels kündigt seine baldige Ankunft aus Zürich an.

Überlieferung 1

PSW I, S. 62.6f. Sacherklärung I./II.

Heinrich Steinfels (1746–1804) gehört während Pestalozzis Jugendzeit zum engeren Freundeskreis. Er wird 1769 ordiniert, hält sich nach seinem Besuch bei den Pestalozzis im April 1770 bis Dezember desselben Jahres zur Erlernung der französischen Sprache in Vevey am Genfersee auf, wird 1771 in Altstetten, einer damaligen Vorortgemeinde Zürichs, Pfarrvikar und 1788 ebenda Pfarrer.

235. Hans Konrad Schulthess ca. 2. Mai 1770 [Reg.] Schulthess beurteilt Pestalozzis Neuhof-Unternehmen als gescheitert.

Überlieferung 1

PSW I, S. 66, Z. 38f. Sacherklärung I.

Hans Konrad Schulthess (1714–1791) zum Gewundenen Schwert ist ein entfernter Verwandter Annas. Als Seidenfabrikant und Bankier partizipiert er gesellschaftlich an

53 verschiedenen literarischen Sozietäten, während er im Militär Hauptmann und Rittmeister ist. II. Im Anschluss an seine Rückkehr aus Kirchberg im Mai 1768 hatte Pestalozzi mit Hilfe von Annas Pestalozzis (1738–1815,  Nr. 3) Bruder Hans Jakob (Jacques) Schulthess (1739–1806,  Nr. 48) mit Hans Konrad Schulthess über einen Kredit für seine landwirtschaftliche Unternehmung verhandelt. Der Vertrag wurde im Oktober 1768 abgeschlossen, so dass Pestalozzi geeigneten Boden suchen konnte, den er im Frühjahr 1769 in der Nähe von Birr fand. Ein Jahr später, am 25. April – die Pestalozzis wohnten noch immer in Mülligen, weil das Wohnhaus in Birr (der Neuhof) erst im Bau war – stattete Hans Konrad Schulthess mit zwei Söhnen dem Neuhof einen kurzfristig angekündigten Besuch ab, bei dem zwei «boshaffte Bediente unvorsichtig von meinem Geliebten redeten», wie Anna ins gemeinsame Tagebuch schrieb (PSW I, S. 65.14f.). Obgleich Anna diesen Vorfall vor ihrem Gatten verheimlichen wollte, bemerkte dieser die ablehnende Stimmung von Schulthess. Darauf schrieb er ihm am 1. Mai 1770 einen Brief, wohl in der Absicht, sich zu erklären. Dieser nicht mehr erhaltene Brief nützte aber wenig. Am 3. Mai erhielten die Pestalozzis das negative Urteil von Schulthess über die Finanzierung ihrer landwirtschaftlichen Unternehmung. Das war gleichbedeutend mit dem Rückzug des Kredites und führte zur ersten finanziellen Katastrophe. Stadler vermutet indes, dass der Grund für das negative Urteil von Schulthess weniger in den Bemerkungen der Angestellten lag, als vielmehr in der Tatsache, dass «der Bankier vorinformiert war, seine Entscheidung bereits getroffen hatte und dem Besuch lediglich der Charakter eines kurzen Augenscheins zukam» (Stadler I, S. 138).

236. Unbekannt ca. 10. Mai 1770 [Reg.] Ankündigung eines Besuchs von «Jean Junker Meiss» und «Herrn Schintz».

Überlieferung 1

PSW I, S. 68.16ff. Sacherklärung I./III.

Wer diesen Brief geschrieben hat, ist nicht mit Sicherheit zu eruieren. Am wahrscheinlichsten ist, dass es einer der Besucher selber war, also Hans Ludwig von Meiss, Johann Rudolf Schinz oder allenfalls auch Johannes Schulthess. Hans Ludwig von Meiss (1745–1795) stammt aus einer adligen, altzürcherischen Familie (deshalb «Junker») mit bedeutenden Aussichten auf attraktive Staatsstellen. Er interessiert sich für die Landwirtschaft und versucht, diese zu fördern. Bis 1770 wohnt er auf seinem Landgut in Erlenbach am Zürichsee und geht dann als Landvogt nach Locarno (Kt. Tessin). 1783 wird er Landvogt zu Kiburg (Kt. Zürich), 1789 Schultheiss des Zürcher Stadtgerichts und 1790 Constaffelherr (Constaffel bezeichnet die Vereinigung

54 von Adeligen, während die nicht-adligen Stadtbürger in den Zünften organisiert waren). Johann Rudolf Schinz (1745–1790) schliesst sein Theologiestudium 1765 ab. 1770 begleitet er seinen Freund Meiss für zwei Jahre nach Locarno und unternimmt dann eine längere Reise nach Frankreich und Italien. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz sammelt er in Zürich Geld für Pestalozzis Anstalt. 1778 wird er Pfarrer in Uitikon (Kt. Zürich) und im selben Jahr Sekretär der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, eine Stelle, die er bis zu seinem Tod innehält. Schinz kann als erster Biograf Pestalozzis bezeichnet werden, weil ein (unbekannter) Freund Näheres über den Herausgeber des 1782 erschienenen Schweizerblattes (PSW VIII) erfahren wollte. Am 12. April 1783 schreibt Schinz einen Brief an seinen Freund mit biografischen Angaben über Pestalozzi. Dieser Brief ist der Präsidialrede des Dekans Volck der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) in Schinznach 1827 beigelegt worden und findet sich in den Verhandlungen dieses Jahres auf S. 23–31. Abgedruckt ist der Brief in P.Bl. 1881, S. 42–47. Möglicherweise deutet das «Jean» vor «Junker Meiss» auf einen dritten Besucher hin, nämlich auf Johannes Schulthess (1744–1830), den ältesten Sohn von Pestalozzis Geldgeber Hans Konrad Schulthess (1714–1791,  Nr. 235). Er war schon beim ominösen Besuch seines Vaters auf dem landwirtschaftlichen Gut Pestalozzis am 25. April ( Nr. 235) mit dabei. Offensichtlich bemühte er sich um eine Lösung (vgl. PSW I, S. 385f.). Jedenfalls steht im Tagebuch von Schinz, Jean Schulthess sei für die Reise zu Pestalozzi abgeholt worden (vgl. PSW I, S. 386). II. Die beiden Freunde Schinz und von Meiss hatten vereinbart, dass Schinz den als Landvogt nach Locarno berufenen von Meiss für zwei Jahre begleiten sollte. Vor dieser Reise, im August 1770, wollten sie noch ihrem alten, in finanziellen Nöten steckenden Jugendfreund helfen und statteten ihm zu diesem Zweck einen Besuch ab. Eben dieser Besuch wurde den Pestalozzis schriftlich angekündigt. Aus dem Tagebuch, das Schinz führte, wird der tiefere Sinn des Besuchs deutlich: Prüfung der ökonomischen Lage und der möglichen Zukunft von Pestalozzis landwirtschaftlichem Unternehmen. Die dazu relevanten Auszüge sind ediert in PSW I, S. 386f.

237. Hans Konrad Schulthess 16. Mai 1770 [Reg.] Schulthess teilt Pestalozzi die «gänzliche Aufkündung der Societeet» mit.

Überlieferung 1

PSW I, S. 70.20ff. Sacherklärung I.

Hans Konrad Schulthess (1714–1791)  Nr. 235

55 II. Die gemeinsamen Anstrengungen von Johannes Schulthess (1744–1830,  Nr. 236), dem ältesten Sohn von Hans Konrad Schulthess (1714–1791,  Nr. 235), von Hans Ludwig von Meiss (1745–1795,  Nr. 236) und von Hans Rudolf Schinz (1745–1790,  Nr. 236), für Pestalozzis Unternehmen eine neue Finanzierungsbasis zu erarbeiten, scheinen durch diesen Kündigungsbrief nichtig geworden zu sein.

238. Hans Konrad Schulthess 17. Mai 1770 [Reg.] Brief mit demselben Inhalt wie im Brief vom 16. Mai 1770.

Überlieferung 1

PSW I, S. 71.11ff. Sacherklärung I.

Hans Konrad Schulthess (1714–1791)  Nr. 235

239. Johann Kaspar Schulthess ca. 20. Mai 1770 5

[Reg.] Johann Kaspar Schulthess schreibt von Wurmberg aus, dass er sich entschlossen habe, nach Neuenburg zu gehen.

Überlieferung 1

PSW I, S. 73.11f. Sacherklärung I./II.

Von allen fünf Brüdern Annas steht der mittlere, Johann Kaspar Schulthess (1744– 1816), Pestalozzi in der Jugendzeit am nächsten. Er hat, wie Pestalozzi, zu den Exponenten der Patrioten gehört, was seinem Ansehen wohl derart geschadet hat, dass er wenig Chancen sah, als Pfarrer im Kanton Zürich Fuss fassen zu können. Nach seinem Studium heiratet er im Januar 1768 die aus dem neuenburgischen Val de Travers stammende Susette Judith Motta (1744–1818,  Nr. 323). Dieses Hochzeitsfest gibt Anna und Heinrich Gelegenheit, sich wiederzusehen (vgl. PSB I, S. 201ff.,  Nr. 80).

56 Kaspar und Susette siedeln daraufhin nach Wurmberg in Württemberg über, wo Hans Kaspar als Pfarrer tätig ist. Von 1770–1778 arbeitet er in Neuenburg, wirkt später als Lehrer und Pfarrer in Zürich, Tegerfelden (Kt. Aargau) und Rheineck (St. Gallen). Er scheint zusehends einem luxuriöseren Lebenswandel zugeneigt gewesen zu sein.

240. Hans Konrad Schulthess Ende Mai 1770 5

[Reg.] Erneut ein Brief «voller Misstrauen» in Bezug auf Pestalozzis Unternehmen, der Pestalozzi «sehr verlegen» macht.

Überlieferung 1

PSW I, S. 73.21f. Sacherklärung I.

Hans Konrad Schulthess (1714–1791)  Nr. 235 II. Der komplette Rückzug aus dem Kreditvertrag zwischen Schulthess und Pestalozzi scheint in mehreren Schritten vollzogen worden zu sein. Erst am 14. Oktober konnte Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) im gemeinsamen Tagebuch das Ende der Verhandlungen notieren (vgl. PSW I, S. 87.7ff.). Zum Kontext  Nr. 235–240.

241. Anna Pestalozzi-Schulthess um den 14. August 1770 5

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Du hast auch noch gerne zwey Worte von mir Mein zärtlicher getreüer Gate! Wann es unserm allmächtigen Vater und Ewigem Erbarmer gefallen hat – mich zu ihme zu fodern – du weisest was mein herz noch in dem Sarge Reden würde gegen dir – wenn es noch fülen konte – betrachte offt meine hülle – ehe sie von dir wegnemen wird – und werde durch meine Versicherung beruhiget dass ich dich noch in der Ewigkeit Lieben werde – und mein liebstes geschäfft daselbst dis seyn wird – vor dem throne des höchsten vor dich zu bätten – dass du über kurz oder lang deine Wonung nahe bey mir habest – dann trennet uns kein Schiksaal – keine drohende gefaare Ich habe gerne mit dir gelebt – du bestes

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redliches Herze – es waren die glüklichsten tage meines Lebens – Gott seegne dich – Ewiglich vor deine mir Erwisene treüe – dise Versicherung ist auch meinen geliebten Eltern und geschwisterten genug – dass sie dir imer mit ihrer Liebe und Hilffe beystehen – Sage Du ihnen offt dann du weisest es am besten – wie sehr ich ihnen allen vor ihre treü und güte dankbar seye – Sage ihnen dass du mich so offt zu diser angenemen pflicht noch aufgemuntert – sage es deiner getreüen Mutter – wie sehr ich ihr vor alles danke – ach! unserm Lieben gespilin dass einige Zeit mit uns gelebt. Wolle Gott seine treüe Sorge belonnen und ihns und seinen Gatten und alle Freünde die uns im Weege der Tugend und unsers heils nüzlich waren segnen – deine geschwisterte waren mir lieb – ich sahe auch deren Güte. – Nun Mein geliebter! ich sehe dich in deiner Verwirrung – in deinem Schmerz – über meinen Hinscheid – Es hat Gott so gefallen – lige vor ihne und danke ihme – und beruhige Dich – ich weiss Du w i rst was sei ne Weege wa ren bald bald er faren. Du hast ein redliches Herz – ach! Redlicher als dass meine Ware – du weisest wie manchen Kampf ich in Ruhigen augenbliken da ich mit dir gelebt – desswegen hate – dises herz übergibe Gott gantz und gar – und seinem Sohn – unserm Erlösser – werde von der gewisheit der Evangelischen verheisungen überzeüget – du bist nicht vor dise Welt geschaffen – Mein teürer! lasse sie – wann du ferner noch beunruhiget werden soltest – oder alzustark darin verwiklet und s o r g e s o r g e vor Deinen Unsterblichen Geist – Gott wird dich stärken – du teürer Freünd! Meines Herzens lasse es zu deiner haubtsache werden – du hast ville Vorteile – du bedarffst wenig – dein Kind dass pfand unserer Liebe wann es nicht jz in meinen Armen ligt – und es dir zum trost leben solle bedarff Eben so wenig wann du sorgsam vor ihns bist – u[nd] du bist es gewiss – danke Gott dass er uns gewürdiget ihme auss unsern Lenden eine Kreatur eine Unsterbliche Seele entspringen zu lassen – würdest du dich zu Schwach glauben ihme die nötige Vorteile der Erziehung zu erteilen – so nime es in Deine Arme – u[nd] befele es dem allmächtigen – bätte vor dich u[nd] ihns – u[nd] du wirst die Kräffte darzu Erhalten – ich beschwöre dich im Namen Gottes – dass dise zwey Stüke deine H a u b t g e s c h ä f f t e aussmachen – der gedanken muntert dich auf, dass eüch beyde eine getreüe zärtliche Mutter in der Ewigkeit Erwartet – die bereits hoffet Erbarmung u[nd] gnade vor Gott u[nd] ihrem heilland gefunden zu haben – Umarme u[nd] segne noch meine leblose Hülle – u[nd]

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seye Ruhig – u[nd] gedenke dass meiner Unsterblichen Seele wol bey ihrem Gott seye u[nd] dass ich dich Ewig liebe – u[nd] dir derEinst verklärt entgegen eyle auch dich dort zu Empfangen. deine nane.

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ZB Ms Pestal 54a, Umschlag 281/4 Bogen, 113x183 mm von fremder Hand o.r. steht * Gattin — August 17 70 Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 II. Die Datierung dieses Briefes kann mit grosser Wahrscheinlichkeit in die Zeit vor oder kurz nach der Geburt des Sohnes Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296) am 14. August 1770 festgesetzt werden (vgl. NPS I, S. 136). Diese Datierung kann durch den Umstand abgesichert werden, dass in jener Zeit eine Geburt stets ein Lebensrisiko beinhaltete. Die Erleichterung Annas zwei Wochen nach der Geburt deutet dies an: «Gott im Himmel, unserm himlischen Vatter seye es gedanket! Er hat mich erhalten und ein liebes, hoffnungsvolles Kind mir geschenkt» (PSW I, S. 83.13ff.). III. Z. 17 Z. 17

Z. 22 Z. 23 Z. 24

Eltern: Anna Schulthess-Holzhalb (1711–1780)  Nr. 232 und Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 geschwisterten: Hans Jakob (Jacques) Schulthess (1739–1806,  Nr. 48), Salomon Schulthess (1740–1801), Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 240), Hans Heinrich (Henry) Schulthess (1746–1812,  Nr. 48) und Leonhard Schulthess (1747–1805). Salomon Schulthess (1740–1801) war Arzt in Zürich und verheiratet mit Anna Sulzer (1745–1816,  Nr. 323) von Winterthur. Leonhard Schulthess (1747–1805) war der jüngste Bruder von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3). Er amtierte 1775 als Stadtrichter, 1782 als Quartierhauptmann sowie als Amtman und übernahm zusammen mit seinem Bruder Hans Heinrich von den Eltern das Haus zum Pflug und die Zuckerbäckerei. Mutter: Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 gespilin: Damit ist wahrscheinlich Regula Schulthess-Locher (1746–1780,  Nr. 233) gemeint, die seit dem Frühjahr 1770 auf dem Neuhof lebte. Gatten: Damit dürfte ( Z. 23) Hans Georg (Jörli) Schulthess (1747–1799,  Nr. 1) gemeint sein.

59 Z. 26 Z. 37

geschwisterte: Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2) und Johann Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen],  Nr. 70). gewisheit der Evangelischen verheisungen: Die neutestamentarische Verheissung bedeutet Sündenvergebung, womit die Heilung des Bruchs zwischen Gott und den Menschen, die Aussendung des Heiligen Geistes mitsamt seiner lebensspendenden Kraft und die Bekräftigung der Gottesherrschaft gemeint ist.

242. Johann Rudolf Schinz 12. August 1770 5

[Reg.] Schinz schreibt unter diesem Datum in sein Tagebuch: «Nachmittags schrieb Brief an Pestaloz nach Mülligen, sandte ihm den Traktat zurück und endigte mit ihm sein Geschäft».

Überlieferung 1

PSW I, S. 390 Sacherklärung I.

Johann Rudolf Schinz (1745–1790)  Nr. 236 II./III. Pestalozzi hatte für den Bankier Hans Konrad Schulthess (1714–1791,  Nr. 235) kurz zuvor einen neuen Vertragsentwurf aufgesetzt und diesen durch seine Freunde begutachten lassen. Diesen Entwurf sandte Schinz mit dem Brief zurück – ganz offensichtlich, um sich der Sache zu entledigen. Schinz wollte sich nach seinem grossen Einsatz für Pestalozzi aus den Verhandlungen, die noch bis zum 14. Oktober dauern sollten (vgl. PSW I, S. 87.7ff.), zurückziehen, da er sich auf seine Reise nach Locarno (Kt. Tessin) vorbereiten wollte, wohin er am 28. August seinem Freund Hans Ludwig von Meiss (1745–1795,  Nr. 236) folgte. Am 22. August dankte Pestalozzi Schinz für dessen Einsatz (PSB III, Nr. 484), wobei eine leise Verstimmung, die Schinz gegenüber Pestalozzi in seinem Brief vom 12. August offenbar zum Ausdruck gebracht hat, deutlich spürbar ist.

243. Anna Pestalozzi-Schulthess Ende September 1770 5

[Reg.] Anna schreibt ihrem Gatten, dass sie etliche Male den Tod ihres Kindes Hans Jacob erwartet habe.

60 Überlieferung PSW I, S. 85.19ff. Sacherklärung I. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 II. Der sich abzeichnende wirtschaftliche Ruin und die Sorgen um die Gesundheit des Sohnes Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296) zehrten an den Kräften Annas. Während der Abwesenheit Pestalozzis, der wiederum in Zürich weilte, um die Angelegenheiten mit dem Bankier Hans Konrad Schulthess (1714–1791,  Nr. 235) ein letztes Mal zu klären, fühlte sich Anna an der Krankheit des Sohnes mitschuldig. Ihre pietistisch geprägte Religiosität dürfte eine wesentliche Ursache dieser Interpretation gewesen sein. III. Z. 4f.

Hans Jacob: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

244. Albrecht Niklaus von Effinger ca. 10. November 1770 [Reg.] Effinger teilt Pestalozzi mit, dass er eine Geldsendung aus Zürich erwartet.

Überlieferung 1

PSW I, S. 89.10ff. Sacherklärung I.

Niklaus Albrecht von Effinger (1735–1803), der aus dem Berner Patriziat stammt, ist von 1770–1794 Oberherr der Herrschaft Wildegg, deren Gebiet an die Gemeinde Birr grenzt, in welcher der Neuhof steht. Wie viele aus der Berner Oberschicht interessiert auch er sich für neue landwirtschaftliche Anbaumethoden, in denen Pestalozzi bei Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195) unterrichtet worden ist. Effinger selber ist Mitglied des 1761 gegründeten Aargauer Zweigvereins der Ökonomischen Gesellschaft in Bern ( Nr. 253). Als erster im Aargau hat er Esparsetten angebaut. Dieses gemeinsame Interesse an neuen Anbaumethoden führt zu einem regen Kontakt der beiden Nachbarn, der sich später auch auf die Armenerziehung ausdehnt, zu deren Gönner Effinger wird. Pestalozzi kann auch Effingers Bibliothek benutzen – eine nicht unwesentliche Quelle für seine Forschungen in den 80er-Jahren (nach dem Bankrott des Neuhofs). 1784 wird Effinger Oberstleutnant im Berner Dragonerregiment, ein Jahr später Mitglied des Grossen Rates.

61 II. Das Geld, um das es sich hier handelt, wurde nicht von Pestalozzi gefordert. Es ging wohl um eine Anleihe, welche die von Effinger zusammen mit Jean Henri Rothpletz (1739–1790) gegründete Handelssocietät Jean Henri Rothpletz & Comp. bei Annas Vater Hans Jakob Schulthess (1711–1789,  Nr. 232) aufnehmen wollte. Gemäss einem gelöschten Schuldbrief vom 24. Dezember der Firma von Vater Schulthess scheint das Unterfangen tatsächlich realisiert worden zu sein. Pestalozzis offensichtlich engagierte Vermittlerarbeit brachte ihn vorübergehend in Schwierigkeiten mit seiner Frau.

245. Johann Konrad Pfenninger im Namen einer Jugendvereinigung Dezember 1770 Zürich den — Xstm. 1770. 5

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Mein theurer Freund! Mit Freüde übernahm ich den Auftrag unsrer Gesellschaft, Dir zu schreiben; und will ihn jezt in ein paar stillen ernsten Abendstunden verrichten. Wisse dann, unser theuer Freund! dass wir nach Beherzigung der Lauigkeit, die in unsrer der Tugend geweyhten Gesellschaft ansezte und über Hand nehmen wollte, auf nichts so ernstlich bedacht waren, als wie man d u r c h f e s t z u s e z e n d e g u t e V e r o r d n u n g e n die Erhaltung unsres gesellschaftlichen Hauptzwekes möglicher machen, und der aus dem Mangel m o r a l i s c h e r Instituten entspringenden Vernachlässigung dieser unsrer grossen Hauptabsicht schleunig abhelfen mögte; und dass wir nun nebst andern Einrichtung und Anstalten zu eben dem Zwek auch verordnet haben, dass nach Ausfertigung der Lustrationsacten an jedes besondre auswärtige Mitglied ein eigener angemessener Brief abgelassen werden soll. Du bist nun an m i c h gekommen, mein theurer! du weisst es selbst, wie sehr u[nd] warum ich mich besonders freuen müsse D i r , als ein Mitglied der tugendsuchenden Gesellschaft zu schreiben. Ich müsste der leichtsinnigste Mensch auf Gottes Erde seyn, wenn ich vergessen sollte, dass Du ehemal in der Hande der Fürsehung – ach! der tiefangebeteten gnädigsten Fürsehung ein hauptsächliches Werkzeug warest, mich zur Erkenntniss meiner Bestimmung, zur Rükkehr zu bessern Gesinnungen zu vermögen. – Sint jenen Stunden der Belehrung, der Erwekung, der Anfeurung zur Tugend und Vaterlandesliebe, die ich in deinem Umgang so glüklich verlebte; sint jenen Stunden mein theurer! was ist mit Dir und mir vorgefallen? – welche Wege leitete uns der Herr unsrer Schiksalen? – ich umarme Dich bey diesem empfindlichen Ge-

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danken! – Mich führte Gott – wie kan ich anders denken – ununterbrochen immer näher und näher zur W a h r h e i t ! o wär ich Ihr nur treu! – Dich führte Er andre Wege; zwar hast Du mir noch nie Deine Geschichte ganz erzählt; aber es scheint mir, du bist durch ungekanntere Wege – oft vom Irrwege zurük, und wider vom entgegenstehenden zurüke geführt worden; Er f ü h r t e dich immer; und so wirst du noch, folgst Du seiner Leitung, die Pfade der Wahrheit betretten. Ach so sind es dann, theurster! Leitungen der Fürsehung, dass i c h nun D i c h , der D u m i r ehemal nach deinem besten Vermögen den Weg zum V o r h o f e der Tugend zeigtest, und mich hinein zu gehen nöthigtest, ermuntre in das Heilige dieses Gottestempels hinein zu gehen; – dass i c h nun D i c h , der D u m i r ehemal mit treuem Freundesernst die Sophismen meines Herzens widerlegtest, auf Gefahren Deiner Tugend aufmerksam mache, und Dich vor den Blendungen eines tükischen Herzens warne. Wäre dieses Geschäfte nicht auch zugleich mir selbst eine kräftige und beschämende Auffoderung, der Wahrheit treu zu seyn, ich würde es fürwahr bey dem tief demüthigenden Bewusstseyn m[einer] eigenen vielen Fehler und Unbeständigkeiten in der Tugend nicht wagen dörfen dein Warner und Erinnerer zu seyn. Ich küsse Dich, mein theurer! auf dein redliches Angesicht, ich nehme deine zärtliche Hand in die meinige und heisse dich mir zu hören! nicht wahr? ich darf mich nicht lange um die Einkleidung bekümmern? – Du foderst von mir die geräde Wahrheit? – Wir Freunde mussten deinen K a l t s i n n und U n t h ä t i g k e i t , die du gegen unsre Gesellschaft beweisest, bemerken und tadeln. N i e keinen Brief von Dir! Keine Klage, keinen Verweiss, dass wir Dich mit den Angelegenheiten der Gesellschaft nicht genug bekannt machen! Keine Nachrichten von Dir – deinen Gesinnungen – deiner Lebensart – deinen Schiksalen! Du bist, der erste aus dem Kreise unsrer Freundschaft Ehegatte worden, der erste Vater, der erste Hausvater –! wie viel Verbindungen, Auftritte, Begegnisse etc. die für deine Freunde in mancher Absicht so viel intressantes haben; und dennoch sind wir mit Dir in einer bloss 5stündigen Entfernung beynahe ebenso unbekannt geblieben, als z[um] e[xempel] mit C[aspar] Schulthess, der vielleicht jzt die Eingeweide Frankreichs durchwühlet. So gewiss nun als wir alle versichert waren, dass du jeden deiner zur Tugend mitverschworenen Freunden – dass du die ganze nach Rechtschaff[en]h[eit] strebende Gesellschaft herzlich liebest; mussten wir nothwendig die Q u e l l e deiner Nachlässigkeit in etwas andrem, als in d[er] Lieb-

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losigkeit gegen uns, oder in einer Verachtung oder Abneigung gegen di Gesellschaft, suchen; und worinne? – worinne anderst als in einer besorglichen L a u h e i t d e i n e r T u g e n d ü b e r h a u p t . Wenn ich lau in der Tug[en]d bin, so bin ich es auch in der Freundschaft, und in dem Eifer u[nd] d[er] Theilnehmung an den Angelegenheiten unsr[er] G[e]s[e]llsch[aft] – warmet – erbrennt mein Herz wider zur Tugend, so flammet auch die Freundschaft, und der Eifer für die Wolfart unsr[er] G[e]s[e]llsch[aft] in demselben wider. Schwerlich werden wir uns betrogen haben, da wir die dir Vorgeworfene fehlerhafte Aufführung aus demselben Grunde erklärt haben. Aber w o h e r k ö m m t d i e s e P e r i o d e v o n L a u h e i t i n d e i n e r T u g e n d ? «Die Dunkelheiten, sagst Du, und Unsicherheiten – die Labyrinthen ähnliche Krümmungen auf dem Wege nach d[er] Wahrheit machen das Herz muthlos, sie scheinen es von der mühseligen Arbeitsamkeit im Geschäfte d[er] Tugend zum Theil ledig zu sprechen.» Und dann: «die etablierung in meinem Beruf, die aber v o r ü b e r g e h e n wird, foderte meine ganze Seele, und meine ganze Zeit.» Das sind die zwey erheblichen Gründe deiner Kaltsinnigkeit in der Tugend: Aber mit unerbittlicher Strenge verwirf ich Dir beyde, u[nd] erkenne sie für baare Sophistereyen eines argen Herzens – und ich berufe mich dabey auf – dein Gewissen. 1. In den Anfällen der Trägheit, der Sinnlichkeit, in den Reizungen eines mannichfaltig anmuthig zerstreüten Lebens legt der Jüngling so gerne die Hände in den Schooss; weil er sich s o g e r n e e r m ü d e t vom Suchen d[er] Wahrheit, und schon o f t g e n u g von Ihrem Scheine betrogen glaübt; In jenen Versuchungen sieht er s o g e r n e lästigere Verbindlichkeiten für ungegründet, oder wenigstens noch unausgemacht an. aber es ist nur unredliche Herzensschwäche; «dies ist die wahre Stärke, dass wir Dich ewige Wahrheit! auf welche Art du auch zu den Armen Sterblichen gesandt seyest, lebendig erkennen! nicht von Dir weichen! es ist Stärke und Pflicht, Dich aufsuchen! Dir des Nachts auf den Strassen nachgehn! jeden fragen: ‹Habt ihr die nicht gesehen, die meine Seele liebt?› und es nicht achten, wenn man darüber wund geschlagen wird; ja lieber im finstern nach Dir herumfühlen, als einer verdächtigen Leuchte bey diesem Suchen trauen! Und Stärke ist es sein Herz d[er] Tugend erhalten, wenn schon die Aussicht des Verstandes durch Nebel gehemmt wird. So ungefähr würde man den treuen Knecht bewundern, der wenn jedermann schon an der Widerkunft seines Heren verzweifelt hätte, doch jeden Tag seine Arbeit unverdrossen thäte; ob er schon nicht mehr hofen

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darf, dass es sein Herr erfahren, und ihm dafür mit Beyfall und Wolthun lohnen werde.» Diese Stelle mein Freund g e h ö r t Dir; ich entsanne mich noch derselben, und nahm mir vor, sie Dir zu suchen, und wenn ich auch eine Stunde so würde suchen müssen; und siehe! ich schlage sie im ersten mal auf, und erblike mit dem ersten Blike den Anfang derselben. – Sie ist aus Abbts Buch vom Verdienste. 2. Noch scheinbarer entschuldigt Dich die Menge und Last d e i n e r G e s c h ä f t e , die dein Beruf u[nd] die Ausführung deines Planes mit sich brachte. Dennoch nur s c h e i n b a r ist auch diese Entschuldigung. oder sage mir Geliebter! fandest Du nicht immer noch Stunden oder halbe, zum geruhigen Sättigen Deines Hungers und Durstes? aber braucht dann die Seele nicht ebenso wol Ihre Nahrung? Serbt nicht die Tugend, die nicht täglich gespiesen wird? wie? konntest Du dann keine Zeiten ergreifen d e i n e S e e l e zu nähren? Du gonnetest doch immer Deinem Körper die nächtliche Stunden d[er] Ruhe und hattest Zeit zur Erholung seiner Kräfte den Schlaf zu geniessen. Und die S e e l e ? Brachest Du so ungerne ab von den Stunden Ihrer Erholung, so ungerne als von jenen Stunden des Schlafes? Das G e b ä u d e D e i n e r G l ü k s e l i g k e i t – schien es Dir weniger mühe zu fodern? oder derselben weniger wehrt zu seyn, als jenes hinfällige zum Gebrauch eines noch hinfälligern Bewohners? – Sage mir die Einwendungen, Einschrankungen, Milderungen etc. unsrer Vorwürfe nicht lange, mein Freund! ich weiss sie wahrhaftig alle – und ich ziehe sie ab; dem ungeachtet ist der Rest noch immer so, dass Dir die angemessenste, willkommenste Warnung aus dem Munde deiner Freunde dennoch diese ist und seyn muss: V e r g iss n i e , dass de i n e r Seele Glük i n a llen Um s t ä n d e n e b e n s o v i e l ( i c h s o l l t e sagen: unendlich mehr) m ü h e w e r t h i s t , a l s d e i n E r d e g l ü k ; u n d dass de r Mensc h erst dann si c her ist, er wende d ie mögli c he Zeit zur Bew i rkung d esselben an, wenn er fühlt, dass seine Sorgen für jenes wen igstens ebenso stark, so tiefge hen d, un d so wi rksam si n d , als für d ieses. Noch will ich Dir einen Rath gäben, den ich so gerne (und bey meinen vermehrten Erfahrungen von d[er] menschlichen Unbeständigk[eit] und Flüchtigkeit immer gerner) jedem Menschen geben mögte – und den du mir nicht verachten darfst: S c h r e i be alle ei n mal für wa h r a n ge nomme n e Regeln dei nes Denkens und T huns, und d ie Beweg-

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g r ü n d e d a z u (wie viel od[er] wie wenig und von welcher Art sie nach deiner jezigen Einsicht u[nd] Überzeugung sie immer seyn mögen) z u s a m m e n i n e i n B ü c h e l g e n m i t g r o s sen, klaren Buc hsta ben, un d gieb si e dei ner Gatti n , un d besc h wöre Si e , d i eselbe n Di r alle W o c h e u n f e h l b a r e i n m a l l a u t v o r z u l e s e n . Du wirst die Macht der Wahrheit, wenn sie oft k l a r vorgehalten, l a u t ausgesprochen wird, so erfahren, dass es Dir immer schwehrer und endlich unmöglich wird, G r u n d s ä z e v o n d [ e r ] h ö c h s t e n E v i d e n z u [ n d ] S i m p l i c i t ä t h a b e n und doch nicht ü b e n , B e w e g g r ü n d e v o n u n e n d l i c h e r K r a f t w i s s e n und doch nicht w i r k e n l a s s e n . Mein Herz hüpft mir, wenn ich an die Folgen denke, die diese erneuerte Treu an d[er] Wahrheit für unsern Pestaluz haben wird – diese reine practische Wahrheitsliebe, diese Treue jedesmal s e i n e m Lichte zu folgen, ohne welche Gott so g a r n i c h t s , – und mit welcher Er a l l e s aus dem Menschen machen kan!¬ Alsdann mein Theurer! bist du auch auf dem Wege den Segen zu empfangen, den Dir, deiner Gattin, deinem Kinde, deinem Hause mit zärtlicher Seele wünschen und erflehen helfen Deine treuen Freunde, die in Zürich sich aufhalt[en]de[n] Mitglieder der nach Rechtschaffenh[eit] strebenden Gesellsch[aft]: Caspar Scheuchzer, Georg Schulthess, Jacob Lavater, Heinrich Weiss, Caspar Füssli, Heinrich Usteri und Conrad Pfenninger, der Dir diesen Brief schrieb.

Überlieferung 1 2 5

ZB Ms Pestal 54a, Umschlag 290/1 Bogen, 176x229 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 12 Z. 178 Z. 21 Z. 41 Z. 44 Z. 44 Z. 68f.

V e r o r d n u n g e n : lateinische Schrift Lustrationsacten an wie sehr u[nd]  Du m i < c h > r Heilige: lateinische Schrift Gottestempels: lateinische Schrift als z[um] e[xempel]

66 Z. 69 Z. 103 Z. 104–118 Z. 112f. Z. 120 Z. 122f. Z. 129 Z. 130 Z. 135f. Z. 143 Z. 149 Z. 149 Z. 150f. Z. 152 Z. 157 Z. 158f. Z. 163f. Z. 164 Z. 168 Z. 168 Z. 169 Z. 170 Z. 170 Z. 171f. Z. 173 Z. 173 Z. 173 Z. 174 Z. 179f. Z. 180 Z. 181–185

izt die unausgemacht Zitat durch Randstrich besonders hervorgehoben die Aussicht des Verstandes durch Nebel: lateinische Schrift Stunde würde Abbts Buch vom Verdienste: lateinische Schrift die Seele nicht Nahrung? Serbt so ungerne als willkommenste, angemessenste m ö g l i c h e Z e i t : doppelt unterstrichen Zeit zur Be wirkung j e n e s und e b e n s o doppelt unterstrichen d i e s e s : doppelt unterstrichen R e g e l n : doppelt unterstrichen B e w e g g r ü n d e : doppelt unterstrichen a l l e W o c h e : doppelt unterstrichen e i n m a l l a u t : doppelt unterstrichen Evidenz u [nd ] h a b e n : doppelt unterstrichen ü b e n : doppelt unterstrichen w i s s e n : doppelt unterstrichen w i r k e n l a s s e n : doppelt unterstrichen Treu an d[er] Wahrheit: lateinische Schrift practische Wahrheitsliebe: lateinische Schrift Treue: lateinische Schrift Lichte: lateinische Schrift Gott: lateinische Schrift Mitglieder der: lateinische Schrift Rechtschaffenh[eit] strebenden Gesellsch[aft]: lateinische Schrift Alle Unterschriften von Pfenningers Hand Sacherklärung I.

Johann Konrad Pfenninger (1747–1792) studiert, wie viele von Pestalozzis Jugendfreunden, Theologie und kann zum weiteren Umfeld der Patrioten gezählt werden. 1778 wird er Pfarrer im Zürcher Stadtgefängnis Oetenbach, wo ihm 1786 Salomon Klauser (1745–1796,  Nr. 47), ein weiterer gemeinsamer Freund Pestalozzis, nachfolgt. 1779 ist er Herausgeber der religiösen Zeitschrift Christliches Magazin und wird 1787 Diakon an der St. Peter-Kirche, wo sein engster Freund, Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29), seit einem Jahr Pfarrer ist. Die beiden prägen bis zu ihrem Tod das religiöse und publizistische Leben Zürichs. II. In der Zeit von Pestalozzis Aufenthalt in Kirchberg, im Frühjahr 1768, wurde in Zürich die Asketische Gesellschaft gegründet, die gelegentlich mit einer «Tugendsuchenden Gesellschaft» oder «Nach Rechtschaffenheit strebenden Gesellschaft» identifiziert

67 wurde. Deren Zweck war vordergründig die Vorbereitung der Pfarrer auf die Begleitung von zum Tode verurteilter Straftäter. Im Zentrum stand aber die umfassendere Ausbildung der Pfarrer in sittlich-moralischer und nicht in intellektueller Hinsicht. Die entsprechend ausgebildeten Pfarrer sollten auf die Versittlichung der Menschen hinwirken. Die Identität der «Nach Rechtschaffenheit strebenden Gesellschaft» mit der Asketischen Gesellschaft kann zwar durch die nachweisbare Mitgliedschaft Pfenningers gestützt, aber genauso gut in Frage gestellt werden, da weitere Unterzeichner dieses Briefes nicht als Mitglieder der Asketischen Gesellschaft nachgewiesen werden können und Pestalozzi und insbesondere Heinrich Usteri (1752–1802,  Nr. 65) keine Theologen waren. Gegen diese Identifikation spricht auch die Tatsache, dass Pfenninger von abnehmender Disziplin der Mitglieder spricht, gegen die jetzt vorgegangen werde, während die 1768 gegründete Asketische Gesellschaft in voller Blüte war. Man könnte sich darunter durchaus auch eine eher moralisch-politische Gesellschaft vorstellen, zumal Pfenninger die Pestalozzis im August 1770 in Mülligen besucht hatte. Dabei wurden gemäss Pestalozzis Eintrag im Tagebuch «zwey Gespreche wegen den Zum[f]twahlen» projektiert (PSW I, S. 81), die wahrscheinlich zur Abfassung von Criton und Thyrsis (PSW I, S. 99–113) und der Freiheitsrede geführt haben (PSW I, S. 203–244). III. Z. 18

Lustrationsacten: Verzeichnis, in dem das (sühnende) Verhalten der Mitglieder notiert worden ist. Z. 27 zur Rückkehr zu bessern Gesinnungen: Was genau damit gemeint ist, ist unklar. Z. 64 Ehegatte: Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239 Z. 69 C[aspar] Schulthess: Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239 Z. 104–118 Das speziell hervorgehobene Zitat (vgl. Textkritik) stammt aus dem Buch des deutschen Popularphilosophen Thomas Abbt: Vom Verdienste (1763, hier zitiert nach der Ausgabe Goslar 1768, S. 106f.). Es scheint für die «Patrioten» von einigem Wert gewesen zu sein, wie die ausführliche Behandlung der Schrift im Erinnerer (November 1765) zeigt. Das Zitat ist recht präzise; es gibt nur eine, sehr bezeichnende, inhaltliche Änderung bzw. Verstärkung: Z. 107 steht im Original: «Es ist aber auch Stärke, dich aufsuchen!» (Der Begriff der Pflicht fehlt). Lit.: Bettina Volz-Tobler: Rebellion im Namen der Tugend. «Der Erinnerer» – eine Moralische Wochenschrift 1765–1767. Zürich 1997 Z. 124ff. Hier erscheint der Gegensatz zwischen dem durch die berufliche Lehre und Praxis geprägten Pestalozzi und den in der beschaulichen Übersichtlichkeit Zürichs lebenden jungen Intellektuellen mitsamt ihren Idealen und ihren zu erwartenden beruflichen Karrieren deutlich. Dieser «Konflikt» hatte sich schon in der Beurteilung des Luxus gezeigt (vgl. PSB I, S. 302ff.). Z. 162f. deiner Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Z. 177 deinem Kinde: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 Z. 181 Caspar Scheuchzer: Kaspar Scheuchzer konnte nicht identifiziert werden. Z. 181 Georg Schulthess: Hans Georg (Jörli) Schulthess (1747–1799)  Nr. 1 Z. 182 Jacob Lavater: Bei Jakob Lavater (1750–1807) könnte es sich um den späteren Ehemann von Regula Schinz (1755–1829) handeln, die 1772 heirateten. Jener machte in Zürich als Kaufmann und Zünfter Karriere, wurde 1779 Stadtrichter, 1785 Spitalpfleger (Finanzverwalter), 1788 Quartierhauptmann und 1794 Finanzverwalter seiner Zunft zu Schuhmachern. Z. 182 Heinrich Weiss: Heinrich Weiss (1745–1808)  Nr. 46

68 Z. 182f.

Z. 183

Caspar Füssli: Johann Kaspar Füssli (1743–1783) war der Bruder des Malers Johann Heinrich Füssli (1741–1825) und zusammen mit Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29) und Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239) der engste Freund Pestalozzis in der Patriotenzeit. Bereits im Sommer 1767 wird er zusammen mit Lavater als einziger von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) und Pestalozzi über ihre gemeinsame Beziehung ins Vertrauen gezogen. Das führt dazu, dass er in der Folge als ein wichtiger (geheimer) Briefbote zwischen Anna und Pestalozzi agiert. Füssli wird ein bekannter Pflanzen- und Insektenmaler, Insektenkundler und Buchhändler. Heinrich Usteri: Heinrich Usteri (1752–1802)  Nr. 65

246. Baptist Pestalozzi und Susanna Pestalozzi-Hotz 4. Oktober 1771 Zürich, den 4. Octobr 1771 5

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Liebste Geschwister! Heute wenn es gut Wetter bleibt, nehme ich mein Herz ganz fest in die Hande und gehe nach Staufen, und werde in Gottes nahmen den v[on] Birchs meine Absichten zu verstehen geben und Ihne fragen, ob er mir erlaube mit seiner J[un]gfr[au] Tochter Bekantschafft zu machen, mein Mamma und ich wissen keine besseres Mittel, mit allen Ehren mich zu engarien als dieses. Lebet wohl erwartet mich so bald als möglich mit einer guten oder schlechten Nachricht und erlaubet mir dass ich euch alle Von Herzen ummarme. Ich bin ewig Euer Jh B P Meine liebsten kinder! ich habe Eür brief wohl erhalten es ist mir leid das der kleine wider mit dem Zähnen geplagt Gott besere es u[nd] erhalte ihn zu Eürer Freüd – der batist wird bald komen u[nd] Eüch sagen wie seine sachen gehe Gott leite ales zum besten dem ich ales Enpfehle u[nd] mit gedult annähmen wil wie er es mit unss alen führe[n] wird. Gott sei gedank[t] vor Eüer geseegnete Erdapfel Erend Gott wole Eüer Erden je mehr u[nd] mehr mit Reichen Früchten erfüllen u[nd] Eüch seegnen das wünsche ich hertzlich. Von Leipzig sind bis jetz noch keine brief komen ich erwarte sie ale post Tag in Gottes nammen komen Sie wan Sie wolen So bin ich zufrieden Sie haben unss bis jetz viel getahn u[nd] ich bin vor ales dankbar. – das hier ales tühr ist ist eine Züchtigung von der hand Gottes er

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weisst jmmer zu helffen u[nd] mir habend es mit unsseren Sünden wol verdinet wan mir unss ale beseren so wird sich Gott widerum erbarmen u[nd] unss mit wolfeillen Zeiten erfreüen. Gott schänke unss nur Gnad zur Besserung So ist dem übel bald geholfen ich weiss jetz nicht mehr als ich grüsse Eüch Rächt hertzlich u[nd] befehle Eüch dem Schutz Gottes u[nd] verbleibe Eür getreüeste Mutter Sussanna Pestalutz gebohrne Hotzin

Überlieferung 1 2 5

ZB Ms Pestal 1550.3/2. Abt. V Blatt, 186x263 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 6 Z. 11 Z. 12f.

nehme ich mein Herz engarien: wahrscheinlich Verschrieb für engagieren so bald als möglich … Nachricht  Sacherklärung I.

Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen])  Nr. 70 Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 III. Z. 7 Z. 8 Z. 9 Z. 17 Z. 17 Z. 22 Z. 25

Staufen: unsichere Lesart. Möglicherweise ist damit Staufen in der Nähe von Lenzburg gemeint. v[on] Birchs: Es ist unklar, wer oder welche Familie damit gemeint ist. J[un]gfr[au] Tochter: konnte nicht ausfindig gemacht werden Eür brief: scheint nicht erhalten zu sein der kleine: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 Erend: Ernte brief: Als Absender dieser Briefe kommen sowohl die Schwester Pestalozzis Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2), als auch Anna Barbara Weber-Hotz (1714–1791,  Nr. 470) in Frage.

247. Anna Pestalozzi-Schulthess 1771/1773 [Reg.] Anna berichtet Pestalozzi von ihrem Aufenthalt in Zürich.

70 Überlieferung 1

PSB III, S. 30.20 Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 II. Aus dem erhaltenen Antwortschreiben Pestalozzis geht hervor, dass sich seine Frau für längere Zeit zu Hause bei ihren Eltern in Zürich aufhielt. Vermutlich hatte ihr Aufenthalt unter anderem mit der schwierigen finanziellen Situation auf dem Neuhof zu tun. Wenn Pestalozzi von einem «angenehmen Schreiben» spricht, darf das wohl nicht als günstige Nachricht für seine bedrohliche finanzielle Lage ausgelegt werden. Zweimal betont er, er habe kein Geld und Anna solle seiner Armut gedenken (vgl. PSB III, S. 30f.).

248. Hans Caspar Hirzel nach dem 25. Januar 1772 5

[Reg.] Hirzel stellt Pestalozzi einige Fragen, verlangt gewisse Erläuterungen zu Pestalozzis Brief vom 19. Dezember 1771 und bittet um Musterproben von einem bestimmten Gipsstein.

Überlieferung 1

StA Zürich, B IX, Nr. 59, S. 183; PSB III, S. 31.19ff.; PSB III, S. 429f. Sacherklärung I.

Hans Caspar Hirzel

(1725–1803)  Nr. 65 II.

Nach den enormen Schwierigkeiten, die sich aus dem Rückzug des wichtigsten Geldgebers ergeben hatten, versuchte Pestalozzi, bei der Ökonomischen Kommission ( Nr. 60) in Zürich finanzielle Unterstützung zu finden. Zu diesem Zweck hatte er bereits am 19. Dezember 1771 dem damaligen Präsidenten Hans Caspar Hirzel ausführlich von seinen Erfahrungen auf dem Neuhof (PSB III, Nr. 485) berichtet. Dieser Brief wurde in der Kommission am 25. Januar 1772 diskutiert: «Stadtarzt verliest einen Brieff von Herrn Pestaluz zu Neüen Hof bey Biren im Berngebiet (…). Er enthalt verschiedene wichtige Nachrichten über seine daselbst erkaufft und bepflanzte Güter. (…) Es übernimt unser H[och]GE[ac]H[tet] Präsident gütigst, diesen Brieff zu beantworten und nach seiner Klugheit die eint und andren nöthig befindenden Fraagen zu machen und Erläuterungen zu begehren; auch von dasigern Gipsstein Muster zu verlangen» (StA Zürich B IX, Nr. 59, S. 183).

71 Pestalozzis Bemühen kommt in seiner Antwort auf die Anfrage zu Ausdruck, die wiederum sehr ausführlich (PSB III, Nr. 487) ausfällt. Er schickt der Kommission sechs verschiedene Gipsproben, das heisst Calciumsulfat, das in der Gegend bei Birr häufig vorkommt. Dieser Brief wird dann am 9. Mai 1772 diskutiert (StA Zürich, B IX, Nr. 59, S. 195). Hirzel besuchte Pestalozzi im Mai 1773 anlässlich seiner Teilnahme am Treffen der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und berichtete in recht optimistischer Weise über Pestalozzis Aussichten: «Herr Pestaluzen Landoeconomie wird von allen Kenneren gerühmt, und glaubt man, dass er seinen Zweck unfehlbar erreichen werde». So wird Hirzels Bericht im Tagebuch der Kommission rapportiert (vgl. PSB III, S. 432). III. Z. 4f.

Pestalozzis Brief: PSB III, Nr. 485

249. Zürcher Regierung 1. Juli 1773 5

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Wir Burgermeister und Rath der Stadt Zürich urkunden hiermit öffentlich, demmenach unser getreüe Liebe Burger Johann Heinrich Pestaluz, welcher dermahlen auf seinem Landgut Neüenhoffen bey Birr Ammts Königsfelden in dem Berner Gebieth sich aufhaltet; um ein oberkeitliches Gezeügnus seines allhier habenden Burgerrechts Ehrerbiethigste ansuchung gethan, dass wir gar kein Bedenken getragen haben, Ihme hierunter mit gnädiger Willfahr zu entsprechen, und gegenwärtigen Schein mitzutheilen, durch welchen wir gedachten Johann Heinrich Pestaluz für unseren Verburgerten erkennen und erklähren, dass derselbe nicht nur, so lange Er sich hinter uns aufgehalten, einen ruhmlichen und Tugendsammen Wandel geführet, sondern auch sein Burgerrecht stets beybehalten, und unserer Ordnung gemäss Einer unserer Lobl[ichen] Zünfften einverleibet seye, also und dergestalten, dass wann derselbe über kurz oder lang in unsere Stadt zurukkommen, und daselbst seinen auffenthalt haben wolte, Ihme solcher jederzeit freystehen und ganz unbenohmen seyn wird. dessen zu Urkundtlicher Beglaubigung haben wir dieseren Burger Rechts Schein mit unserer Stadt Zürich Secret Innsiegel offentlich verwahren und bekräfftigen lassen, der Geben ist donstags den Ersten Tag Heümonats nach Christi unsers Erlösers Gnadenreicher Geburt gezellt Eintausend, Siebenhundert Siebenzig und drey Jahre.

72 Überlieferung 1 4 5

StA Zürich, Ratsurkunden B V 145, S. 666–667 am Schluss von fremder Hand Unterschrieben den 20en Febr. 1782 Abschrift Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 15 Z. 22 Z. 24 Z. 25

Wir Burgermeister und Rath der Stadt Zürich: lateinische Schrift eigentlich: gefürhret Secret: lateinische Schrift Christi: lateinische Schrift Siebenhundert Siebenzig Sacherklärung I.

Die Zürcher Regierung ist der Kleine Rat, der sich aus den beiden Bürgermeistern, den 24 Zunftmeistern, vier Constaffelherren (Constaffel bezeichnet die Vereinigung von Adligen), 14 Zunftratsherren und sechs Ratsherren freier Wahl zusammensetzt. Die Aufgaben der Regierung sind die Leitung der Staats- und Stadtverwaltung, die Vorbereitung der Geschäfte für den Grossen Rat (Parlament) und die oberste Gerichtsbarkeit. Die Mitglieder des Kleinen Rats mussten sich jährlich einer Wiederwahl, entweder durch den Grossen Rat oder durch ihre jeweilige Zunftversammlung, stellen. Der Kleine Rat war in zwei Hälften geteilt, so dass sich die beiden Hälften im Juni und im Dezember halbjährlich ablösten. Es war üblich, dass der jeweils neue Rat den alten zur Beratung beizog. Deshalb wurde der Kleine Rat vereinzelt auch «beide Räte» genannt. II./III. Z. 8

Z. 14f.

Z. 17

Gezeügnus: Diese Stelle zeigt, dass sich Pestalozzi selber um dieses Zeugnis bemüht hat, was wohl im Zusammenhang mit den Bemühungen um die Rettung des Neuhofs verstanden werden kann. In der ersten Jahreshälfte 1773 hatte sich Pestalozzi verschiedentlich um die finanzielle Absicherung seines Gutes bemüht – vergeblich. Erhalten sind zwei Bittbriefe vom 28. Januar und 6. Mai 1773 (denen aber ein verschollener Brief vorangegangen sein muss) an seinen Jugendfreund Johann Heinrich Füssli (1745–1832,  Nr. 1, vgl. PSB III, Nr. 488 und 489), die offenbar ebenfalls erfolglos geblieben sind. ruhmlichen und Tugendsammen Wandel: Pestalozzis «Jugendsünden» (vgl. Stadler I, S. 77ff.) werden hier nicht mehr erwähnt – und daran musste Pestalozzi viel gelegen gewesen sein, da er in ihnen die Ursache für den Skeptizismus und die Zurückhaltung in Zürich gegenüber seinen landwirtschaftlichen Plänen sah. Generell lag ihm daran, seine Reputation gegenüber neuen potenziellen Geldgebern abzusichern. Darin liegt wohl der tiefere Grund für Pestalozzis Bemühungen um ein Leumundszeugnis. Zünfften: Pestalozzi war anfangs 1769 der Zunft zur Schmiden beigetreten, wie sich aus den Briefen an seine Braut schliessen lässt (vgl. PSB II, S. 134, S. 138 und den Kommentar S. 350f.). In den Zunftprotokollen scheinen zwar keine entsprechenden Hinweise zu finden zu sein (vgl. Stadler I, S. 471), eine Mitgliedschaft Pestalozzis gilt aber als gesichert (vgl. S. 122). Das vorliegende Zeugnis bekräftigt diese Annahme. Diese Mitgliedschaft

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Z. 22 Z. 22

war darum bedeutsam, weil das politische System Zürichs vorsah, dass nur Mitglieder der Zünfte stimm- und wahlfähige Bürger sein konnten. Secret: Geheimsiegel Innsiegel: Siegelabruck

250. Hans Kaspar Schulthess u. Comp. 24. Oktober 1775 5

[Reg.] Schulthess teilt Pestalozzi in einem «Billet» mit, dass er Rechenschaft über die finanziellen Verhältnisse auf dem Neuhof erwarte.

Überlieferung 1 6

Nr. 251 Die Datierung ergibt sich aus dem nächsten Brief vom 31. Oktober, der besagt, dass dieser Brief «vor acht Tagen», das heisst eine Woche früher, abgeschickt worden sei. Sacherklärung I.

Hans Kaspar Schulthess (1709–1804) zum Rechberg ist ein Bruder des früheren Geldgebers Pestalozzis, Hans Konrad Schulthess zum Gewundenen Schwert (1714–1791,  Nr. 235). Er war verheiratet mit Regula Hirzel (1704–1770,  Nr. 230), Zunftmeister zur Saffran und gründete 1771 das Bankhaus Hans Kaspar Schulthess & Co zum Rechberg am Neumarkt in Zürich. II. Nach dem Rückzug des bisherigen Geldgebers ging Pestalozzi möglicherweise dessen Bruder, der zu jener Zeit ein Bankhaus gegründet hatte, um finanzielle Unterstützung an. Da er seine Verpflichtungen aufgrund des nicht erhaltenen Vertrages nicht einhalten konnte, wurde er gemahnt ( Nr. 251).

74 251. Hans Kaspar Schulthess u. Comp. 31. Oktober 1775 5

Herrn Herrn Joh[ann] Heinrich Pestaluz – Bey Hauss d[en] 31 8bre 1775

10

15

HochGeEhrter Herr Wir haben auf das vor 8 Tagen an H[ochgeehrten] abgelassenes Billet eine vergnügliche Antwort erwartet, da aber solches nicht beschehen, u[nd] wir uns nicht länger wollen aufziehen lassen, [möchten] wir Sie nachmahlen freündschafftlich Avertieren, [dass, wenn] uns diesern Wochen, keine Satisfaction geschafft wird, wir uns gezwungen sehen, andere unbeliebige Mesures zu nehmen, Sie könen Also sich darnach richten, im übrigen aber beglaubt seyn dass nach freündlichem Gruss verbleiben. Caspar Schulthess u. Comp.

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Ms Pestal 55, Umschlag 341/1 Blatt, 197x246 mm Ausriss in der Mitte Siegelspuren, eigenhändige Unterschrift Original Textkritik

Zeuge h Z. 10 Z. 12 Z. 13 Z. 14 Z. 15

Billet: lateinische Schrift Avertieren: lateinische Schrift Satisfaction: lateinische Schrift Mesures: lateinische Schrift Sie: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Kaspar Schulthess (1709–1804)  Nr. 250 II. Bereits am 24. Oktober hatte Schulthess Pestalozzi gemahnt. Pestalozzi scheint dieser Aufforderung nicht nachgekommen zu sein. Die Adresse verrät, dass sich Pestalozzi in dieser Zeit wahrscheinlich in Zürich aufgehalten hat. Da keine weitere Korrespondenz

75 zu diesem Thema überliefert ist, kann angenommen werden, dass die Angelegenheit mündlich besprochen wurde.

252. Johann Rudolf Schinz 1. Hälfte Februar 1776 5

[Reg.] Schinz schickt Pestalozzi weitere 35 Gulden zur Unterstützung der Armenanstalt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 43.5ff. Sacherklärung I.

Johann Rudolf Schinz (1745–1790)  Nr. 236 II. Nach seiner Rückkehr von einer längeren Reise nach Italien und Frankreich organisierte Schinz in Zürich Sammelaktionen, so dass er Pestalozzi – nachdem er ihm schon einmal 25 Gulden hatte zusenden können (vgl. PSB III, S. 43.8) – erneut Geld für die Armenanstalt spenden konnte. Erfahren hatte Schinz von Pestalozzis Notlage entweder durch einen direkten Briefwechsel, der aber nicht erhalten ist, durch die Freunde in Zürich, oder aber durch Pestalozzis Schrift Eine Bitte an Menschenfreunde und Gönner, zu gütiger Unterstützung einer Anstalt, armen Kindern auf einem Landhause Auferziehung und Arbeit zu geben vom 9. Dezember 1775, erneut abgedruckt im 3. Stück von Isaak Iselins Ephemeriden der Menschheit von 1777, wo in einem redaktionellen Anhang vom Erfolg dieses Aufrufs berichtet wird.

253. Ökonomische Gesellschaft Bern nach dem 1. April 1776 5

[Reg.] Die Ökonomische Gesellschaft Bern verpflichtet sich, Pestalozzis Armenanstalt auf dem Neuhof während sechs Jahren mit jährlich sechs Gulden zu unterstützen.

Überlieferung 1

BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol.2.2., Seite 133

75 zu diesem Thema überliefert ist, kann angenommen werden, dass die Angelegenheit mündlich besprochen wurde.

252. Johann Rudolf Schinz 1. Hälfte Februar 1776 5

[Reg.] Schinz schickt Pestalozzi weitere 35 Gulden zur Unterstützung der Armenanstalt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 43.5ff. Sacherklärung I.

Johann Rudolf Schinz (1745–1790)  Nr. 236 II. Nach seiner Rückkehr von einer längeren Reise nach Italien und Frankreich organisierte Schinz in Zürich Sammelaktionen, so dass er Pestalozzi – nachdem er ihm schon einmal 25 Gulden hatte zusenden können (vgl. PSB III, S. 43.8) – erneut Geld für die Armenanstalt spenden konnte. Erfahren hatte Schinz von Pestalozzis Notlage entweder durch einen direkten Briefwechsel, der aber nicht erhalten ist, durch die Freunde in Zürich, oder aber durch Pestalozzis Schrift Eine Bitte an Menschenfreunde und Gönner, zu gütiger Unterstützung einer Anstalt, armen Kindern auf einem Landhause Auferziehung und Arbeit zu geben vom 9. Dezember 1775, erneut abgedruckt im 3. Stück von Isaak Iselins Ephemeriden der Menschheit von 1777, wo in einem redaktionellen Anhang vom Erfolg dieses Aufrufs berichtet wird.

253. Ökonomische Gesellschaft Bern nach dem 1. April 1776 5

[Reg.] Die Ökonomische Gesellschaft Bern verpflichtet sich, Pestalozzis Armenanstalt auf dem Neuhof während sechs Jahren mit jährlich sechs Gulden zu unterstützen.

Überlieferung 1

BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol.2.2., Seite 133

76 Sacherklärung I. Eine der wichtigsten Sozietäten der Schweiz im 18. Jahrhundert ist die 1759 gegründete Ökonomische Gesellschaft Bern. Ihr Entstehen fusst ideell auf der Überzeugung der grundsätzlichen Reformbedürftigkeit der Alten Eidgenossenschaft, die konzise in Franz Urs Balthasars’ Patriotischen Träumen eines Eydgnossen, von einem Mittel, die veraltete Eydgnossschafft wieder zu verjüngeren (geschrieben 1744, herausgegeben im fiktiven Ort Freystadt [Lörrach] 1758 durch Balthasars Sohn Josef Anton Felix von Balthasar (1737–1810) und Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260) beschrieben worden war. Diese Schrift machte die Reformkräfte auf mehrere Aspekte aufmerksam: Materiell auf die Wirtschaftskrise im Kanton Bern, eine Folge der schlechten Witterung in den Jahren 1757 und 1758, theoretisch auf den Einfluss der landwirtschaftlichen Reformen in Frankreich und England mit gewissen Anlehnungen an die Agronomie und Physiokratie und organisatorisch auf die sozietären Vorbilder in England. Die Ökonomische Gesellschaft verfolgte einen gemeinnützigen, vornehmlich (land)wirtschaftlich orientierten Zweck, dessen Verwirklichung politisch konservativ war, weil die Mitglieder sowohl der politischen und sozialen Oberschicht angehörten als auch – im traditionell landwirtschaftlichen Kanton Bern – selber Adressaten der landwirtschaftlichen Reformen waren. Nebst vielen Zweiggesellschaften wurden selbstständige Sozietäten nach dem Berner Vorbild gegründet, so auch die Ökonomische Kommission Zürich ( Nr. 60). Der Beginn der Gesellschaft gründet sich auf einem im Dezember 1758 erfolgten Aufruf, verbunden mit einer Preisfrage des (späteren) landwirtschaftlichen Lehrmeisters Pestalozzis Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195), deren enorme Resonanz ein tiefes Bedürfnis in der politischen und sozialen Elite des Kantons Bern für eine verbreitete und vertiefte landwirtschaftliche Reform anzeigte. 1759 konnte die Gesellschaft mit prominenten Personen des Berner Patriziats gegründet werden. Die Argumentation zur Gründung, wie sie Niklaus Emanuel Tscharner (1727–1794) in einer Zuschrift an die Regierung deutlich zum Ausdruck bringt, war populäraufklärerisch: «In keinem Staate sind die Mittel, die zu dessen Glück und Wohlstand beitragen, überflüssig. (…) Wer will leugnen, dass die Seltenheit der Arbeiter, die Teuerung der Lebensmittel, die Niedergeschlagenheit der Handwerker und noch mehr eine allgemeine Mattigkeit nicht wirkliche und offenbare Mängel und Gebrechen eines Landes sind? (…) Der Ekel zum Guten, die Lust zum Schädlichen zeiget einen verderbten Geschmack an, dieser einen verdorbenen Magen, der einen abkräftigen Körper» (zit. in: Conrad Bäschlin: Die Blütezeit der Ökonomischen Gesellschaft in Bern 1759–1766. Laupen 1913, S. 77f.). Diesem Gesamtzustand wollte die Gesellschaft entgegenarbeiten, wobei «ökonomisch» – wie im 18. Jahrhundert üblich – in einem sehr breiten Sinne verstanden wurde. Der Begriff schloss sowohl das materielle als auch das sittliche Wohl des Individuums und verschiedenste wirtschaftliche und pädagogisch-moralische Fragen mit ein, «wobei allerdings die Landwirtschaft im Zentrum stand» (Erne, S. 189). Wichtigstes Mittel zur Verwirklichung waren zahlreiche Abhandlungen und alljährliche Preisfragen, die freilich tendenziell auf immer weniger Interesse stiessen. 1889 schloss sich die Ökonomische Gesellschaft mit der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern zusammen. II. Bekanntlich lag Pestalozzis Neuhof auf Berner Gebiet (im Amt Schenkenberg), so dass er mit seinem Werk schon aus geographischen Gründen bei der Ökonomischen Gesellschaft auf Interesse stossen musste. Zudem war Pestalozzi der ehemalige Lehrling

77 (1767–68) Johann Rudolf Tschiffelis (1716–1780,  Nr. 195), des geistigen Vaters der Ökonomischen Gesellschaft. Ferner war zur Zeit der Gründung des Neuhofs (und seiner ersten Misserfolge) Niklaus Emanuel Tscharner (1727–1794), eines der ersten und aktiveren Mitglieder der Ökonomischen Gesellschaft, Landvogt des Amtes Schenkenberg (auf dem Schloss Wildenstein, 1767–1773). Tscharner hatte selber grosses Interesse an der Armenwohlfahrt – allerdings im Stile des aufgeklärten Absolutismus. Er veröffentlichte seine Ansichten in Isaak Iselins Ephemeriden 1776/77 in siebzehn Briefen über Armenanstalten. Einerseits führten diese Bekanntschaften dazu, dass Pestalozzis Tätigkeit bei der Ökonomischen Gesellschaft zumindest zu Beginn auf viel Wohlwollen stiess und dadurch finanzielle Unterstützung erhielt; andererseits führten sie zur Publikation seiner Ansichten über Armenerziehung auf dem Land in Iselins Ephemeriden 1777 unter dem Titel Herrn Pestalotz Briefe an N.E.T. Lit.: Daniel Tröhler: Pestalozzis Sozialpädagogik, Wirtschafts- und Sozialpolitik im Kontext der patriotischen Reformdiskussionen (1775–1779). In: Johann Heinrich Pestalozzi: Sozialpädagogische Schriften I. Die Neuhof Schriften 1775–1779. Zürich 2004, S. 17–38 Pestalozzis öffentliche Bitte um finanzielle Unterstützung seiner Armenanstalt vom 9. Dezember 1775 hatte nicht nur in seiner Vaterstadt zu Erfolgen geführt, sondern auch in Bern. Dem ökonomisch-philanthropischen Interesse der Mitglieder der Ökonomischen Kommission entsprechend beschlossen sie: «Der von Herrn Pestalutz in Birr vorgelegte Plan einer Auferziehung armer Kinder auf dem Land hat der Gesellschaft so gemeinnützig und löblich geschienen, dass sie mit Vergnügen sechs Jahre lang einen Beyschluss von 6 Gulden ohne Zins dazu zu verwenden erkennet hat» (BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol.2.2., S. 133).

254. Jakob Sarasin Juli 1776 5

[Reg.] Sarasin schickt Pestalozzi durch einen «Herrn Pfarer Schulthess» eine beträchtliche finanzielle Unterstützung, die er bei seinen Freunden für die Armenanstalt gesammelt, und an der er sich massgeblich beteiligt hat.

Überlieferung 1

PSB III, S. 45.15ff. Sacherklärung I.

Jakob Sarasin (1742–1802), Seidenband-Fabrikant, ist einer der Mitbegründer und eines der aktivsten Mitglieder der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen und engagiert sich sein Leben lang stark für sozialpolitische und -pädagogische Fragen. Die Aktivitäten der populäraufklärerischen Bemühungen innerhalb der Gesellschaft zur Erhöhung der Glückseligkeit der Bürger und Menschen und zur Bekämpfung der Armut zielen auf die Unterstützung bestehender Armeninstitutionen oder Landschulen und auf die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten ab und richten sich gegen das Almosen-

78 wesen. Die Gesellschaft schreibt auch Preisfragen aus und regt die Gründung neuer Institutionen an, was von einigen Mitgliedern als Kritik an Kirche und Staat betrachtet und mit dem Austritt aus der an sich sehr erfolgreichen und repräsentativen Gesellschaft beantwortet wird. Bereits im Gründungsjahr 1777 verfasst Sarasin unter dem Titel Die moralische Aussteuer. Ein frommer Wunsch einen Plan für eine höhere Mädchenbildung nach dem Zürcher Vorbild von 1774 ( Nr. 60). Dieser Plan wird zweimal in die Praxis umgesetzt, 1780–1782 und 1787–1788; allein, er scheitert an der Skepsis der Eltern höherer Stände, die ihre Töchter nicht mit Mädchen niedrigerer Stände in dieselbe Schule schicken wollen. Durch eine schwere Krankheit seiner Frau Gertrud (1752–1791,  Nr. 275), geborene Battier, findet Sarasin 1781 durch Johann Caspar Lavaters (1741–1801,  Nr. 29) Vermittlung in Strassburg Kontakt zum Wunderheiler Alessandro di Cagliostro (1743– 1795), der seine Frau angeblich heilt. Diese Leistung beeindruckt Sarasin so tief, dass er in die von Cagliostro in Strassburg gegründete Loge Ägyptische Maurerei eintritt und nach seiner Rückkehr aus Strassburg in Basel eine eigene Loge nach Cagliostros Plänen gründet. Sarasin pflegt als polyglotter Mensch mit führenden literarischen und reformerischen Grössen seiner Zeit engen Kontakt, so neben den erwähnten Iselin, Lavater und Cagliostro vor allem mit Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809,  Nr. 257), Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817,  Nr. 572), Friedrich Heinrich Jacobi (1743– 1819,  Nr. 439), Sophie de LaRoche (1730–1807) und Johann Georg Lenz (1745–1832,  Nr. 811). 1786 wird er Präsident der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, 1794 Vorsitzender der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971), in welcher er ebenfalls überaus aktiv ist. 1788 wird er in den Basler Grossen Rat gewählt und arbeitet nebenbei als Gerichtsherr. In der Helvetik wirkt er als Vertrauensmann der Landbevölkerung in der Basler Nationalversammlung. II. Die ersten Kontakte zwischen Pestalozzi und Sarasin haben sich wohl anlässlich der Tagungen der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) ergeben. Beide waren 1774 als Gast beim alljährlichen Treffen. Ein Jahr später wurden sie als Mitglieder aufgenommen. Es muss angenommen werden, dass Pestalozzis öffentlicher Aufruf zur Unterstützung seiner Armenanstalt auch in Sarasins Hände gelangt ist – wahrscheinlich direkt durch Pestalozzi selber – der daraufhin in Basel Geld sammelte und es anfangs Juli an Pestalozzi sandte. Damit war Basel nach Zürich und Bern die dritte Stadt, die 1776 Pestalozzis Bemühungen unterstützte. III. Z. 4

Pfarer Schulthess: Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239

255. Ökonomische Gesellschaft Bern nach dem 14. Dezember 1776 5

[Reg.] Die Ökonomische Gesellschaft Bern erhöht die Unterstützung für Pestalozzis Armenanstalt auf dem Neuhof während sechs Jahren auf jährlich 2 Louisdor.

79 Überlieferung 1

BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol. 2.2., Seite 139 Sacherklärung I.

Ökonomische Gesellschaft Bern  Nr. 253 II. Bereits im April hatte Pestalozzi einen Unterstützungsbeitrag der Ökonomischen Gesellschaft Bern erhalten und offenbar im Verlauf des Jahres ein weiteres Gesuch gestellt. In der Sitzung vom 14. Dezember 1776 wurde jedenfalls folgender Beschluss gefasst: «3 – Zu gunsten des von H. Pestalotz angelegten Erziehungshauses sechs Jahr hintereinander jährlich für 2 Louis d’Or zu subscribieren» (BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol. 2.2., S. 139). Man kann davon ausgehen, dass diese relativ grosszügige Unterstützung durch den Einfluss von Pestalozzis Förderern zustande gekommen ist: Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195), als Gründer der Gesellschaft, war Pestalozzis landwirtschaftlicher Lehrmeister gewesen. Das aktive Gründungsmitglied Niklaus Emanuel Tscharner (1727–1794), Landvogt des Amtes Schenkenberg, in welchem der Neuhof lag, kannte Pestalozzi aufgrund seiner Tätigkeit. Diese zwei Louisdor jährlich entsprechen ungefähr einer Verdreifachung der im April beschlossenen sechs Gulden. Mit Sicherheit wurde dieser Beschluss Pestalozzi mitgeteilt. Der editorische Kommentar von PSB III, S. 438, nach welchem der Dezemberbeschluss der Ökonomischen Gesellschaft Bern eine blosse Bestätigung des AprilBeschlusses sei, ist daher zu korrigieren – abgesehen davon, dass dieser Kommentar nicht diskutiert, weshalb ein solcher Bestätigungsbeschluss überhaupt nötig gewesen wäre.

256. Hans Jakob Schulthess 1. Mai 1777 Zürich d[en] 1. May 1777 5

10

dass ich die Gulden tausend fünf hundert fünfzig und vier für welche ich im 9ber, Xber 1776 u[nd] J[a]nuar 1777 dem H[errn] Joh. Baptist Pestalutz, Gelt und baumwoll laut ihme zugestellter rechnung, gegeben habe, mit seinem Bruder H[errn] Joh. Heinrich Pestaluz meinem schwager verrechnet habe, Bescheine Hans Jacob Schulthess Sohn zum Pflug

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 1550.2/II

79 Überlieferung 1

BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol. 2.2., Seite 139 Sacherklärung I.

Ökonomische Gesellschaft Bern  Nr. 253 II. Bereits im April hatte Pestalozzi einen Unterstützungsbeitrag der Ökonomischen Gesellschaft Bern erhalten und offenbar im Verlauf des Jahres ein weiteres Gesuch gestellt. In der Sitzung vom 14. Dezember 1776 wurde jedenfalls folgender Beschluss gefasst: «3 – Zu gunsten des von H. Pestalotz angelegten Erziehungshauses sechs Jahr hintereinander jährlich für 2 Louis d’Or zu subscribieren» (BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol. 2.2., S. 139). Man kann davon ausgehen, dass diese relativ grosszügige Unterstützung durch den Einfluss von Pestalozzis Förderern zustande gekommen ist: Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195), als Gründer der Gesellschaft, war Pestalozzis landwirtschaftlicher Lehrmeister gewesen. Das aktive Gründungsmitglied Niklaus Emanuel Tscharner (1727–1794), Landvogt des Amtes Schenkenberg, in welchem der Neuhof lag, kannte Pestalozzi aufgrund seiner Tätigkeit. Diese zwei Louisdor jährlich entsprechen ungefähr einer Verdreifachung der im April beschlossenen sechs Gulden. Mit Sicherheit wurde dieser Beschluss Pestalozzi mitgeteilt. Der editorische Kommentar von PSB III, S. 438, nach welchem der Dezemberbeschluss der Ökonomischen Gesellschaft Bern eine blosse Bestätigung des AprilBeschlusses sei, ist daher zu korrigieren – abgesehen davon, dass dieser Kommentar nicht diskutiert, weshalb ein solcher Bestätigungsbeschluss überhaupt nötig gewesen wäre.

256. Hans Jakob Schulthess 1. Mai 1777 Zürich d[en] 1. May 1777 5

10

dass ich die Gulden tausend fünf hundert fünfzig und vier für welche ich im 9ber, Xber 1776 u[nd] J[a]nuar 1777 dem H[errn] Joh. Baptist Pestalutz, Gelt und baumwoll laut ihme zugestellter rechnung, gegeben habe, mit seinem Bruder H[errn] Joh. Heinrich Pestaluz meinem schwager verrechnet habe, Bescheine Hans Jacob Schulthess Sohn zum Pflug

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 1550.2/II

80 2 4

5

Blatt, 194x246 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk 1777, 1. May Zürich Quittung von Jakob Schulthess, Bruder von Fr[au] Pestalozzi, an diesen, der hier H a n s Heinrich heisst zu Gunsten von seinem Bruder Joh. Baptist Pestalozzi. Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Hans Jakob Schulthess (1739–1806)  Nr. 48 II. Im Jahre 1777 erschienen diverse öffentliche Aufrufe Pestalozzis, seine Armenanstalt finanziell zu unterstützen. Bekanntlich versprach er darin, dass diese Anstalt nur in den ersten Jahren defizitär sein, sich später aber durch die Mitarbeit der in der Zwischenzeit ausgebildeten Jugendlichen rentieren werde. Sowohl die Ökonomische Gesellschaft in Bern ( Nr. 253), als auch Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260) mit seinen Ephemeriden halfen Pestalozzi, seine Aufrufe zu veröffentlichen (PSW I, S. 135–190). Die Ökonomische Gesellschaft subskribierte gar zu Gunsten der Anstalt auf sechs Jahre ( Nr. 261). Der Briefwechsel zeigt, dass diese Aufrufe durchaus Erfolg gehabt hatten und Pestalozzi somit in der Lage war, die aufgelaufenen Schulden bei seinem Schwager Hans Jakob Schulthess (1739–1806,  Nr. 48) zurückzubezahlen. III. Z. 6f.

Joh. Baptist Pestalutz: Johann Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen]) Nr. 70



257. Gottlieb Konrad Pfeffel 26. September 1777 5

[Reg.] Pfeffel will sich um die Rekrutierung von Zöglingen aus dem Elsass für die Pestalozzische Armenanstalt bemühen und verlangt von Pestalozzi detaillierte Auskünfte.

Überlieferung 1

PSB III, S. 51.30ff.

81 Sacherklärung I. Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809) aus Colmar studiert ab 1751 in Halle Staatsrecht, um sich für eine diplomatische Karriere vorzubereiten und begeistert sich für den Aufklärungsphilosophen Christian Freiherr von Wolff (1679–1754). Eines ab 1753 einsetzenden Augenleidens wegen muss Pfeffel die Universität verlassen und beginnt im Stile der moralisierenden Aufklärungsliteratur zu dichten; eine Tätigkeit, die ihm den nachhaltigsten Ruhm – auch posthum – einbringen wird. 1758 erblindet er nach einer Augenoperation vollständig, heiratet ein Jahr später seine Verwandte und Sekretärin Margarete Divoux (1738–1809), mit der zusammen er acht Kinder hat. Als Anerkennung für seine dichterischen Arbeiten erhält er 1763 vom Darmstädter Hof den Hofratstitel. Doch wendet er sich, einerseits durch die erwartete grössere finanzielle Sicherheit und andererseits durch den Tod seines eigenen Sohnes angeregt, vermehrt konkreten pädagogischen Plänen zu. 1773 errichtet Pfeffel mit der Erlaubnis des französischen Königs Louis XV. (1710–1774) eine «Militärschule» für protestantische Kinder in Colmar – ein Novum für Frankreich, wo die Militärschulen nur Katholiken offen stehen. Freilich ist in dieser Schule nicht nur die Konfession der Kinder anders als in den gleichnamigen Schwesterschulen. Weil Pfeffel sich an der deutschen Aufklärungsphilosophie und ihrem pädagogischen Impetus orientiert – er ist auch Mitarbeiter an Campes Allgemeinem Revisionswerk – reduziert er das Militärische auf Äusseres wie Ordnung, Disziplin und Körperschulung, während die inneren Ziele der Anstalt – wie sie schon aus dem Lehrplan ersichtlich sind – wesentlich der deutschen pädagogischen Aufklärung entlehnt sind und sich an den Arbeiten von Johann Bernhard Basedow (1724–1790,  Nr. 610), Joachim Heinrich Campe (1746–1818,  Nr. 427) und Ulysses von Salis-Marschlins (1728–1800) orientieren. Insofern will Pfeffel nicht primär Soldaten oder Offiziere ausbilden, sondern moralisch gebildete, patriotische (Welt-)Bürger (er ist auch Mitglied der Illuminaten): «Unser Institut ist weder eine Gelehrten-, Soldaten-, noch Kaufmannsschule, sondern ein Pflanzgarten für alle nicht gemeine Stände» (Ausstellungskatalog, S. 166), schreibt Pfeffel an seinen Freund Jakob Sarasin (1742–1802,  Nr. 254) in Basel. Der Ausschluss der Kinder der Unterschichten aus dem Bildungsprogramm in seinem eigenen Institut ist wohl mit ein Grund, dass Pfeffel sich für Pestalozzi einsetzt ( Sacherklärung II.). Das «Philanthropin mit militärischem Charakter» (Braeuner 1994, S. 53) verfolgt primär eine mit der Vernunftentwicklung koordinierte und ihr sogar noch übergeordnete moralisch-religiöse Bildung: «La raison doit être épaulée par la foi, l’esprit corrigé par le cœur» (ebd., S. 93). 1782 wird Pfeffel Bürger der Stadt Biel, weil er mit seiner Schule in Colmar zusehends Schwierigkeiten bekommt und eine Rückzugsmöglichkeit sucht. 1792 muss er die Anstalt infolge der Französischen Revolution, zu der er sich anfänglich hingezogen gefühlt hat, dann aber aufgrund des Terreur zum Gegner wird (er versteckt sogar Revolutions-Gegner), schliessen. Ab 1796 erteilt er wissenschaftlichen Unterricht an der École Centrale du HautRhin in Colmar, 1806 erhält er vom französischen Kaiser Napoléon I. Bonaparte (1769– 1821,  Nr. 580) eine Pension. Quellen: Poetische Versuche, Frankfurt am Main (1761, 1789–1791, 1802–1810); Historisches Magazin für den Verstand und das Herz, Frankfurt 1764 (wurde in Paris an der école militaire als Lehrbuch benutzt); Principes du droit naturel, Colmar 1781; Fabeln, Basel 1783; Briefe über Religion an Bettina (1807, ed. Basel 1824) Lit.: Badische Landesbibliothek (in Zusammenarbeit mit der Stadt Colmar) (Hrsg.): Gottlieb Konrad Pfeffel: 1736–1809; Satiriker und Philanthrop; eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe; Ausstellungskatalog. Karlsruhe 1986; Gabriel Braeuner: Pfeffel l’européen. Strasbourg 1994

82

II. Zu Beginn der Siebzigerjahre wurde Pfeffel durch Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260) in die Schweiz eingeführt. 1777 war er der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) beigetreten, nachdem er ein Jahr zuvor noch Gast gewesen war (vgl. VHG 1776, S. 6; 1777, S. 5; 1785 war er deren Präsident). An dem Treffen 1777 nahm auch Pestalozzi, nach einem Jahr Unterbruch, wieder teil (VHG 1777, S. 36), so dass sie sich wahrscheinlich an dieser wichtigen Sitzung (Verabschiedung der nach langer Diskussion verfassten Gesetze der Helvetischen Gesellschaft) kennenlernten. Vermutlich haben sie da auch miteinander über ihre Anstalten gesprochen, da Pestalozzis pädagogische Bemühungen durch die Veröffentlichungen in Iselins Ephemeriden genügend bekannt gewesen sind. Offenbar spielte in diesen Gesprächen auch Geld eine wichtige Rolle, so dass sich Pfeffel anerboten zu haben scheint, im Elsass weitere potenzielle Zöglinge zu suchen. Zu diesem Zweck hat er sich nach der Heimkehr aus Schinznach weitere Informationen geholt und speziell die Frage nach dem Transport der Kinder aufgeworfen. Daraufhin bittet Pestalozzi Jakob Sarasin (1742–1802,  Nr. 254), die Kinder von Basel nach Brugg zu transportieren (vgl. PSB III, Nr. 505). Wie aus dem letzten Bericht über seine Anstalt Zuverlässige Nachricht von der Erziehungs-Anstalt armer Kinder des Herrn Pestalozze im Neuenhof bey Birr vom 26. Februar 1778 (PSW I, S. 182–190) zu entnehmen ist, können vier Kinder und eine Angestellte aus dem Elsass auf dem Neuhof nachgewiesen werden, die im vorangehenden Rechenschaftsbericht Bruchstücke aus der Geschichte der nidrigsten Menschheit (PSW I, S. 176–182) vom 18. September 1777 nicht verzeichnet sind: Die beiden Geschwisterpaare Louis (*ca. 1763) und Babette Schröter (*ca. 1764) und Nanette (*ca. 1769) und Gatton Henry (*ca. 1770) als Zöglinge sowie die als Anstaltsleiterin angestellte Madlon Spindler aus Strassburg (vgl. PSW I, S. 189f.). Ob nun alle fünf Elsässer oder nur ein Teil davon auf Vermittlung von Pfeffel zu Pestalozzi gekommen sind, ist nicht sicher. Indes kann die Vermittlung zumindest einiger Kinder mit einem Schreiben Pestalozzis vom 6. April 1778 belegt werden. «Ich kan mir die Nachlessigkeit vast gar nicht verziehen, Sie so lange ohne einige Berichte von ihren mir anvertrauten Kinderen gelassen zu haben, und freue mich, Ihnen melden zu könen» (PSB XIV, S. 5). Später schreibt Pestalozzi dreimal an Pfeffel von seinen Sorgen mit den Geschwister Schröter (28. Januar 1783, 11. Februar 1783, 17. Juli 1783; vgl. PSW III, Nr. 573, Nr. 575, Nr. 582). Ausser dem Briefwechsel bleiben beide auch in direktem Kontakt (bei Sarasin in Basel und bei den Treffen der Helvetischen Gesellschaft in Schinznach und ab 1780 in Olten). Pfeffel sandte Pestalozzi seine 1782 erschienenen Fabeln, die bei Pestalozzi offenbar einen nicht geringen Eindruck hinterliessen (vgl. PSB III, Nr. 590). Pestalozzi begann in jener Zeit ebenfalls Fabeln zu schreiben, die er 1797 unter dem Titel Figuren zu meinem ABC-Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens herausgab (ediert in PSW XI, S. 87–331).

258. Jakob Sarasin Ende September 1777 5

[Reg.] Sarasin verspricht Pestalozzi, den Transport der Kinder aus dem Elsass nach Brugg zu organisieren.

83 Überlieferung 1

PSB III, S. 52.27f. Sacherklärung I.

Jakob Sarasin (1742–1802)  Nr. 254 II. Pestalozzi und Sarasin hatten sich mehrfach auf den Tagungen der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) in Schinznach getroffen, so auch 1777, als Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809,  Nr. 257) ebenfalls anwesend war, und wo wahrscheinlich der Plan geschmiedet wurde, ärmere Kinder aus dem Elsass zu Pestalozzi zu schicken. Kurz nach dem Treffen in Schinznach besuchte Sarasin mit seiner Gattin Gertrud Sarasin-Battier (1752–1791,  Nr. 275) am 11. August 1777 die Familie Pestalozzi auf dem Neuhof, wo er sich über die Anstalt orientierte und wo wahrscheinlich über die Aufnahme elsässischer Kinder gesprochen wurde. Nach dem Brief Pfeffels an Pestalozzi vom 26. September 1777 hatte Pestalozzi Sarasin angefragt, ob er die Verantwortung für den Transport der Kinder von Basel nach Brugg übernehmen würde (vgl. PSB III, Nr. 505), was Sarasin offenbar bejahte. Die Übersiedlung scheint erfolgreich verlaufen zu sein. Im Brief vom 13. November 1777 an Sarasin – also rund sechs Wochen später – bittet Pestalozzi diesen um weitere finanzielle Unterstützung und verweist auf seine nunmehr 40 Kinder, die er zu versorgen habe (vgl. PSB III, Nr. 506).

259. Johann Rudolf Schinz Ende November 1777 5

[Reg.] Schinz wünscht Quittungen für die Beiträge an die Armenanstalt, die er von verschiedenen Leuten in Zürich gesammelt hat.

Überlieferung 1

PSB III, S. 55.12 Sacherklärung I.

Johann Rudolf Schinz (1745–1790)  Nr. 236 II. Schinz hatte sich in Zürich schon seit 1775 als einer der engagiertesten Geldsammler für Pestalozzis Neuhof eingesetzt ( Nr. 252). Seiner dauernden Geldsorgen wegen bat Pestalozzi am 16. November 1777 (vgl. PSB III, Nr. 507) Schinz abermals um eine Sammelaktion bei früheren Geldgebern. Für das gesammelte Geld scheint Schinz auch Quittungen gewünscht zu haben. Dies hat er Pestalozzi anlässlich von dessen Besuch

84 in Zürich bei seinem Schwager, wahrscheinlich Hans Jakob Schulthess (1739–1806,  Nr. 48) oder Hans Heinrich Schulthess (1746–1812,  Nr. 48), schriftlich mitgeteilt; Pestalozzi war bereits wieder auf den Neuhof zurückgekehrt, ohne Schinz in Zürich besucht zu haben. Es können nicht mehr alle Personen, die Ende 1777 Geld gespendet haben, eruiert werden. Aufgrund des erwähnten Bittschreibens vom 16. November 1777 sind indes einige frühere Förderer bekannt (vgl. PSB III, Nr. 507).

260. Isaak Iselin Anfang 1779 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 72.5ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782), aus einer angesehenen Basler Bürgerfamilie stammend, hat nach dem Erwerb des Magister Artium an der Universität seiner Heimatstadt das Studium der Jurisprudenz gewählt, das er 1747/48 an der aufstrebenden Universität Göttingen weiterführt und dann in Basel abschliesst (1751). Diese Studienjahre bis zum Doktorat bringen ihm anregende Kontakte zu vielen führenden Köpfen seiner Zeit, so zum Beispiel mit Albrecht von Haller (1708–1777), Ulysses von Salis-Marschlins (1728– 1800), Johann Jakob Schmauss (1690–1757) und Johann Georg Zimmermann (1728– 1795). Nach seinem Studium reist er nach Paris, wo er Bernard Le Bovier de Fontenelle (1657–1757), Georges Louis Leclerc, Comte de Buffon (1707–1788) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778,  Nr. 416) kennenlernt. Nachdem Iselin zwei Professuren in Ethik und Geschichte nicht zugesprochen werden konnten, weil ihm die damals in Basel übliche Wahl durch das Los kein Glück brachte, wird er 1756 zum staatspolitisch wichtigen Ratsschreiber gewählt. Dieses Amt führt ihn mitten in die praktische Politik hinein und ergänzt seine ohnehin breite Palette an Interessen. Schon früh hat sich Iselin der Schweizer Reformbewegung angeschlossen. Bereits im Alter von 18 Jahren gründet er nach dem Vorbild der Zürcher Wachsenden Gesellschaft und der Berner Vergnügten Gesellschaft die Freie Gesellschaft Basel, eine Sozietät der Freunde der Poesie und Rhetorik. In ihr verfolgt er zwei seiner wichtigsten Absichten, die ihn immer, auch in ihrer gegenseitigen Spannung, prägen: die Nähe zur reformerischen Aufklärungsbewegung einerseits und die Nähe zur christlichen Religion andererseits. Diese beiden Elemente tauchen in den erstmals 1755 (anonym) erschienenen Filosophischen und Patriotischen Träumen eines Menschenfreundes wieder auf – ein Werk, das sechs Auflagen erlebt und zusammen mit Johann Georg Zimmermanns Nationalstolz und den von Franz Urs Balthasar 1744 verfassten Patriotischen Träumen eines Eydgnossen von einem Mittel, die veraltete Eydgnossschaft wieder zu verjüngeren die geistig-literarische und vaterländisch-republikanisch-ethische Grundlage zur Gründung der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) legt. Sie ist die übergreifende Sozietät in

84 in Zürich bei seinem Schwager, wahrscheinlich Hans Jakob Schulthess (1739–1806,  Nr. 48) oder Hans Heinrich Schulthess (1746–1812,  Nr. 48), schriftlich mitgeteilt; Pestalozzi war bereits wieder auf den Neuhof zurückgekehrt, ohne Schinz in Zürich besucht zu haben. Es können nicht mehr alle Personen, die Ende 1777 Geld gespendet haben, eruiert werden. Aufgrund des erwähnten Bittschreibens vom 16. November 1777 sind indes einige frühere Förderer bekannt (vgl. PSB III, Nr. 507).

260. Isaak Iselin Anfang 1779 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 72.5ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782), aus einer angesehenen Basler Bürgerfamilie stammend, hat nach dem Erwerb des Magister Artium an der Universität seiner Heimatstadt das Studium der Jurisprudenz gewählt, das er 1747/48 an der aufstrebenden Universität Göttingen weiterführt und dann in Basel abschliesst (1751). Diese Studienjahre bis zum Doktorat bringen ihm anregende Kontakte zu vielen führenden Köpfen seiner Zeit, so zum Beispiel mit Albrecht von Haller (1708–1777), Ulysses von Salis-Marschlins (1728– 1800), Johann Jakob Schmauss (1690–1757) und Johann Georg Zimmermann (1728– 1795). Nach seinem Studium reist er nach Paris, wo er Bernard Le Bovier de Fontenelle (1657–1757), Georges Louis Leclerc, Comte de Buffon (1707–1788) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778,  Nr. 416) kennenlernt. Nachdem Iselin zwei Professuren in Ethik und Geschichte nicht zugesprochen werden konnten, weil ihm die damals in Basel übliche Wahl durch das Los kein Glück brachte, wird er 1756 zum staatspolitisch wichtigen Ratsschreiber gewählt. Dieses Amt führt ihn mitten in die praktische Politik hinein und ergänzt seine ohnehin breite Palette an Interessen. Schon früh hat sich Iselin der Schweizer Reformbewegung angeschlossen. Bereits im Alter von 18 Jahren gründet er nach dem Vorbild der Zürcher Wachsenden Gesellschaft und der Berner Vergnügten Gesellschaft die Freie Gesellschaft Basel, eine Sozietät der Freunde der Poesie und Rhetorik. In ihr verfolgt er zwei seiner wichtigsten Absichten, die ihn immer, auch in ihrer gegenseitigen Spannung, prägen: die Nähe zur reformerischen Aufklärungsbewegung einerseits und die Nähe zur christlichen Religion andererseits. Diese beiden Elemente tauchen in den erstmals 1755 (anonym) erschienenen Filosophischen und Patriotischen Träumen eines Menschenfreundes wieder auf – ein Werk, das sechs Auflagen erlebt und zusammen mit Johann Georg Zimmermanns Nationalstolz und den von Franz Urs Balthasar 1744 verfassten Patriotischen Träumen eines Eydgnossen von einem Mittel, die veraltete Eydgnossschaft wieder zu verjüngeren die geistig-literarische und vaterländisch-republikanisch-ethische Grundlage zur Gründung der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) legt. Sie ist die übergreifende Sozietät in

85 der Schweizer Reformbewegung, bei deren Gründung 1761/62 Iselin im Anschluss an die 300-Jahr-Feier der Universität Basel (1760) massgeblich beteiligt ist. Während zunächst die schweizergeschichtliche Forschung Zweck der alljährlichen Treffen ist, wird 1766 in den Statuten die eidgenössische Freundschaft und Liebe als Zweck der Sozietät festgelegt (vgl. VHG 1766, S. 15). Schon nach einigen Jahren erlöscht das Interesse an dieser Gesellschaft, so dass der Präsident Ulysses von Salis-Marschlins (1728–1800) 1772 die junge Generation zur Teilnahme motivieren muss. Im Fortgang ist die Gesellschaft an ihren Versammlungen eher zu spektakulären nationalromantischen Anlässen denn zur Pflege «uneigennütziger helvetischer Freundschaft» geneigt (Im Hof 1967, S. 37). Iselin beginnt daraufhin, sich mehr und mehr von der Praxis dieser Treffen zu distanzieren. Er diskutiert in Kommissionen mit seinen Freunden weitere Projekte, wie die Publikation der Ephemeriden der Menschheit, einer Zeitschrift, die vorwiegend Themen aus der Ökonomie und des Bildungswesens erörtert. Diese Verhandlungen im Geist des Physiokratismus und Philanthropismus sind motiviert durch Anne Robert Jacques Turgots, Baron de l’Aulne (1727–1781) Reformen in Frankreich seit 1774 und angeregt durch Ulysses von Salis-Marschlins (1728–1800) Bildungsanstalt nach dem Vorbild Johann Bernhard Basedows (1724–1790,  Nr. 610). Innert kurzer Zeit werden die im März 1776 erstmals erscheinenden Ephemeriden zu einer der führenden Zeitschriften im deutschsprachigen Gebiet. Ein Jahr später (1777) gründet Iselin die sozialpolitische Gesellschaft zur Aufmunterung und Beförderung des Guten und Gemeinnützigen in Basel, die er einst als Lokalgesellschaft der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) mit führenden Mitgliedern der Basler Bürgerschaft, in welcher sich Jakob Sarasin (1742–1802,  Nr. 254) besonders hervortut, hat gründen wollen. Iselin verbringt seine letzten fünf Jahre bis zu seinem Tod 1782 mit dem Eingreifen in die Basler Schulreform, mit Editionstätigkeiten und mit dem zeitweiligen Präsidium der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen. Dies alles bewältigt er neben seinem hauptamtlichen, ihn jedoch immer weniger befriedigenden Amt als Ratsschreiber. In diese letzte Zeit seines Lebens fällt die nähere Bekanntschaft mit Pestalozzi. Lit.: Ulrich Im Hof: Isaak Iselin, 2 Bände. Basel 1947; Ulrich Im Hof: Isaak Iselin und die Spätaufklärung. Bern 1967 II. Iselin ist nach dem Bodmer-Kreis in Zürich und der Ökonomischen Gesellschaft in Bern ( Nr. 253) die dritte fördernde, bildende und moralische Instanz für Pestalozzi geworden und hat in einem gewissen Sinne die beiden ersten ersetzt. Höchstwahrscheinlich hat Pestalozzi Iselin 1773 in der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971), anlässlich des oben erwähnten Treffens der verjüngten Teilnehmergruppe, kennengelernt. An ihm war Pestalozzi erstmals im Alter von 27 Jahren als Gast anwesend. (Ob er bereits 1769 als Gast teilgenommen hat, ist möglich, aber nicht gesichert, vgl. PSB II, S. 220; HG II, S. 134). Zwischen 1773 und 1777 war Pestalozzi, mit Ausnahme von 1776, immer anwesend. Auch Iselin fehlte in dieser Zeitspanne nie. Es können daher kaum Zweifel bestehen, dass Pestalozzi durch seine landwirtschaftlichen und sozialpädagogischen Versuche dem Gründer und Präsidenten der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen bekannt gewesen sein musste. Der erste überlieferte Kontakt findet in diesen Jahren statt, wobei das in PSB XIV, S. 4 angegebene Datum «zweite Jahreshälfte 1777» vermutlich um etwa ein Jahr zu spät datiert ist. Der etwas später überlieferte, fruchtbarere Kontakt kommt über Niklaus Emanuel Tscharner (1727–1794) zustande. Er führt wiederum dazu, dass Pestalozzi in den Ephemeriden verschiedene Artikel publizieren kann: Erstens seine im Dezember 1775 schon veröffentlichte Bittschrift zur Unterstützung seiner Anstalt 1777 (3. Stück), zweitens seine Ansichten zur Armenerziehung auf dem Land als Gegenposition zu Tscharners Vorschlägen 1777

86 (4. Stück), und schliesslich die Veröffentlichung der Abendstunde im Mai 1780 (5. Stück). Um die Edition einer weiteren Schrift Pestalozzis muss es im Briefwechsel um 1778/1779 gegangen sein (vgl. PSB III, Nr. 517 und Nr. 518). Aber es ist nicht mehr zu eruieren, um welche Schrift es sich handelt, möglicherweise um eine Frühfassung von Pestalozzis politischer Schrift Von der Freyheit meiner Vaterstatt! (PSW I, S. 203–244).

261. Ökonomische Gesellschaft Bern nach dem 2. Januar 1779 5

[Reg.] Die Ökonomische Gesellschaft verweigert Pestalozzi eine weitere Unterstützung für die Armenanstalt.

Überlieferung 1

BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol.2.3, S. 14 Sacherklärung I.

Ökonomische Gesellschaft Bern  Nr. 253 II. Nachdem Pestalozzi bereits in der Sitzung der Ökonomischen Gesellschaft Bern vom 1. April 1776 eine sich auf sechs Jahre erstreckende Hilfe von je sechs Gulden gewährt worden war ( Nr. 253) und diese an der Sitzung vom 14. Dezember 1776 auf 2 Louisdor jährlich erhöht wurde ( Nr. 255), schien Pestalozzi Ende 1778 erneut ein Gesuch um Erhöhung der Kredite gestellt zu haben. Im Protokoll vom 2. Januar steht: «Schreiben von Herr Pestalutz über den gegenwärtigen Zustand seiner Armenschule, begehrt: dass die Gesellschaft sich für ihn bey MnGGHH. um einen Holzvorstand [Holzdarlehen], wie auch um das Darlehen einer beträchtlichen Summ auf die Hypothek seiner Güter [verwende]. Dieses Begehren ist abgeschlagen worden» (BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol. 2.3, S. 14). Pestalozzi hoffte bei diesem neuerlichen Gesuch wohl wiederum auf seine Gönner. Er wusste wahrscheinlich nicht, dass insbesondere das Urteil Niklaus Emanuel Tscharners (1727–1794) über sein ökonomisches und organisatorisches Geschick zusehends ungünstiger ausgefallen war. Schon am 31. Mai 1776 hatte Tscharner an Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260) ein kritisches Urteil über Pestalozzis Anstalt gefällt: «Hr. Pestalozzes Armenanstalt im Neuhof bei Birr hat mir gleich in ihrem Anfang ungemein gefallen, ich sahe aber das Schicksal derselben, wie das der Pflanzschule von Marschlins, vorher. Der Plan ware zu gross und den Kräften des Unternehmens nicht angemessen. Sein Enthusiasmus hat ihn verführt, und beinahe zu Grunde gerichtet. (…) Jetzt ist der gute Mann zu eingeschränkt, um seinen Plan im Ganzen auszuführen, er braucht Unterstützung, auch nur zum Teil seine Absicht zu erreichen. Diese hat er bey uns gesucht und in Bern eine ziemliche Anzahl Subskriptionen gefunden» (Tscharner, zit. in: Stadler I, S. 163). Im selben Monat hatte eine Delegation des Berner Kommerzienrates Pestalozzis Neuhof besucht und einen Bericht verfasst, der zwar die

87 ungenügenden finanziellen Ressourcen hervorhob, aber sonst ein gutes Urteil fällte. Dies trug Pestalozzi abermals finanzielle Unterstützung ein, so von der Berner Regierung, der Petite Société, einer Sozietät junger Berner Patrizier und der Ökonomischen Gesellschaft ( Nr. 253). Pestalozzi hatte diesen Bericht und die Subvention seines Unternehmens in seinem neuerlichen Rechtfertigungs- und Bittschreiben vom 18. September 1777 publizistisch verwendet und im 5. Stück der Ephemeriden 1778 abdrucken lassen (vgl. PSW I, S. 181), allerdings erfolglos, wie der Beschluss vom 2. Januar 1779 zeigt. Dass Tscharner an dieser Entscheidung wahrscheinlich massgeblich beteiligt war, zeigen seine inzwischen definitiv negativen Urteile über Pestalozzis Unternehmen, die er Iselin übermittelt hat (vgl. Briefe vom 13. Juni und 19. Dezember 1778, transkribiert und ediert von Jakob W. Keller in seinem Artikel: Jsaak Iselin und Heinrich Pestalozzi [38 ungedruckte Briefe Pestalozzis]. In: C. Kehr [Hrsg.]: Pädagogische Blätter für Lehrerbildung und Lehrerbildungsanstalten, Band XIII. Gotha 1884, S. 79).

262. Ökonomische Gesellschaft Bern nach dem 30. Januar 1779 5

[Reg.] Die Ökonomische Gesellschaft verweigert Pestalozzi abermals eine weitere Unterstützung seiner Armenanstalt.

Überlieferung BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol.2.3, S. 15 Sacherklärung I. Ökonomische Gesellschaft Bern  Nr. 253 II. Nachdem zu Beginn des Jahres 1779 ein neuerliches Gesuch Pestalozzis abgelehnt worden war (vgl.  Nr. 261), scheint Pestalozzi in einem als verloren geltenden Brief mit weit höheren Forderungen nachgehakt zu haben. Die Gesellschaft blieb indes in ihrer Sitzung vom 30. Januar 1779 bei ihrem negativen Entscheid vom 2. Januar. Das Protokoll vermerkt: «Schreiben von Herrn Pestaluz. Neue Vorschläge zu Erhaltung seiner Armenschule. Darlehn von 10’000 G[ulden], oder eine Lodterie von 4000 Louis d’or. Erkent, keineswegs in diese Projekte einzutredten» (BB Bern, Mss. Oek.Ges. Fol.2.3, S. 15). Diese nunmehr schroffe Haltung gegenüber Pestalozzi wird in einem neuerlichen Urteil Niklaus Emanuel Tscharners (1727–1794) an Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260) deutlich (Brief vom 4. April 1779): «Pestalozze ist auf dem äussersten, er war hier und bey mir; er wolte sein Gut, darauf sein Weybergut hafftet, und das nach dem mit seinem Schwager getroffenen Vertrag mehr als doppelt versetzt ist, Geld aufnemmen; ich zeigte ihm, dass dadurch Weyb, Schwager, Gläubiger hintergangen, alles Betrug sey, er konnte es nicht leugnen, und zog ab. Der Mann hat sich überstiegen, ist unglücklich und bedauernswerth, jedoch ist er an seinem Unglück allein Schuld. Er wusste durch seinen Enthusiasmus hingerissen, keine Schranken zu halten» (transkri-

88 biert und ediert von Jakob W. Keller in seinem Artikel: Jsaak Iselin und Heinrich Pestalozzi [38 ungedruckte Briefe Pestalozzis]. In: C. Kehr [Hrsg.]: Pädagogische Blätter für Lehrerbildung und Lehrerbildungsanstalten, Band XIII. Gotha 1884, S. 83).

263. Hans Heinrich Rahn Februar 1779 [Reg.] Rahn lädt Pestalozzi und Hans Kaspar Escher für den Sonntagabend ein.

Überlieferung 1

PSB XIV, S. 6.7ff. Sacherklärung I.

Hans Heinrich Rahn (1734–1796) aus Erlenbach (Kt. Zürich) studiert in Genf und Berlin Jura. Zurück in Zürich arbeitet er zunächst als Unterschreiber, 1759 als Stiftsschreiber am Grossmünster und wirkt daneben am Zürcher Stadtgericht mit. 1767 wird er in den Grossen Rat gewählt. Ab 1772 ist er in verschiedenen Gemeinden des Kantons Zürich als Land- oder Obervogt (Herrschaftsvertreter mit umfassenden Kompetenzen in Verwaltung, Militär und Gerichtswesen) tätig. II. Es ist unklar, was der Anlass dieser Einladung war. Denkbar sind grundsätzlich sowohl eine Einladung aus privaten wie auch aus beruflichen Gründen. Pestalozzis Neuhof steht zu dieser Zeit kurz vor dem ökonomischen Ruin, da der Berner Kommerzienrat 1779 seine finanziellen Zuwendungen einstellte. III. Z. 4

Hans Kaspar Escher: Hans Kaspar Escher (im Kratz) (1755–1831) aus Zürich war verheiratet mit Anna Keller (vom Steinbock) (1756–1836). Er war Kaufmann, später Stetrichter (Richter, der dauerhaft im Amt ist) und Rittmeister und wanderte 1789 nach Russland aus. Dort wurde er kaiserlicher russischer Oberrittmeister der Kavallerie und starb 1831 in St. Petersburg.

264. Isaak Iselin Ende Mai/Anfang Juni 1779 5

[Reg.] Iselin hat durch mehrere Briefe Pestalozzi veranlasst, die Schrift Von der Freyheit meiner Vaterstatt! umzuarbeiten.

89

Überlieferung 1

PSB III, S. 77.14ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)



Nr. 260 II.

Im Zusammenhang mit diesen Editionsprojekten in den angesehenen, von Iselin herausgegebenen Ephemeriden, muss auch die erste grössere Abhandlung Pestalozzis gedeutet werden, nämlich die erst in diesem Jahrhundert edierte Schrift mit dem Titel Von der Freyheit meiner Vaterstatt! (PSW I, S. 203–244). Wahrscheinlich hatte Pestalozzi die Absicht, nach dem Abdruck der Schriften über die Armenbildung eine weitere Abhandlung zu veröffentlichen. Jedenfalls schickte er am 12. Mai 1779 (PSB III, Nr. 520) einen Entwurf zu diesem Thema an Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260), auf den dieser Ende Mai/Anfang Juni offensichtlich mit einiger Kritik reagierte, wie aus dem Antwortbrief Pestalozzis vom 9. Juni 1777 zu schliessen ist (PSB III, Nr. 521): «Ihre Brieffe haben mich veranlasset, meine Rede von der Fryheit vast ganz umzuarbeiten, denn ich wollte alles thun, was ich konte, über den Lieblingsgegenstand meines Herzens für Zürich deutlich und bestimt zu reden». Wesentlich ist, dass Pestalozzi in diesem Brief, wohl auf Anregung Iselins, seine politischen Ideen mit den religiösen verbindet und damit eine religiös-ethisch-politische Haltung einnimmt, die jener Iselins nahe kommt und die Liebe nach dem Vorbild von Jesus Christus in das Zentrum von Ethik, Politik und Volksaufklärung stellt. Ein Denkmuster, das für Iselin nach der Lektüre der Schriften des Naturrechtlers Johann Gottlieb Heineccius (1681– 1741) seit 1754 feststand und die Verschmelzung persönlicher und politischer Moral im patriarchalischen Staat vorsah (vgl. Ulrich Im Hof: Isaak Iselin und die Spätaufklärung. Bern 1967, S. 385ff.). Es ist dabei auffallend, dass Iselin Pestalozzi die Edition dieses in «meinem Herzen der wichtigst Brief, den ich in meinem Leben jemand geschrieben» habe (PSB III, S. 79), vorgeschlagen zu haben scheint, wobei sich Pestalozzi offenbar zierte (PSB III, Nr. 523). Diese, den ganzen Sommer und Herbst 1779 hindurch geführte Korrespondenz über die Schrift veranlasste Pestalozzi einerseits zu weiteren Überarbeitungen. Die erste wurde Iselin am 11. September 1779 zur Beurteilung zugeschickt. Iselin war inzwischen zur wichtigsten geistigen Bezugsperson Pestalozzis geworden («ich ruhe auf Ihrem Urteil», ebd., S. 82; «Lassen Sie mich diese Hoffnung nehren, dass Sie gern mein Führer und Leiter syn wollen» ebd., S. 84). Andererseits arbeitete Pestalozzi an der durch Iselin motivierten religiösen Grundlegung persönlicher und staatlicher Lebensgestaltung mit dem Titel Abendstunde eines Einsiedlers weiter. Während der Entwurf derselben noch die politische Motivation der Freiheitsrede erkennen lässt (PSW I, S. 245–262), ist der Abdruck in den Ephemeriden im Mai 1780 bedeutend religiöser und unpolitischer. Dies ist mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Einfluss Iselins zurückzuführen (PSW I, S. 263–281). Lit.: Daniel Tröhler: Der Paradigmenwechsel in Pestalozzis Sozialphilosophie im Umfeld der Französischen Revolution. In: NPS IV, S. 205–230

90 265. Karl Viktor von Bonstetten vor dem 9. Juni 1779 5

[Reg.] Bonstetten beschreibt Pestalozzi seine eigene Armenanstalt, die finanziell fast ausschliesslich durch die Arbeit der Kinder getragen werde.

Überlieferung 1

Pensées sur Divers Objets de Bien Publique, Genève 1815, S. 174, Anmerkung 1. Sacherklärung I.

Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832), Schriftsteller, stammt aus einer der einflussreichsten Familien Berns. Sein Vater, Karl Emanuel (1706–1773), Landvogt, studierte bei Christian Freiherr von Wolff (1679–1754) in dessen Marburger Exil. Beide Kontexte, einerseits das deutsche Geistesleben, anderseits die in der Berner Aristokratie gelebte französische Kultur, sind für Karl Viktor prägend. Während seines Studiums in Genf 1763–1766 lernt er einflussreiche Vertreter des französischen Kulturraums kennen: Voltaire (1694–1778), Horace-Bénédict de Saussure (1740–1799) und, nachdem er in Yverdon schon Jean Jacques Rousseau (1712–1778,  Nr. 416) getroffen hat, auch den für ihn besonders wichtigen Charles Bonnet (1720–1793). Überdies macht er in dieser Zeit auch Bekanntschaft mit dem Zürcher Johann Heinrich Füssli (1741–1825,  Nr. 1), der in seiner Genfer Zeit zu einem der grossen Zürcher Rousseau-Verehrer wird. Mit ihm verbindet ihn eine lange Freundschaft. Auf ausgedehnten Bildungsreisen durch Europa 1767–1770 wird er in Holland für den König von Dänemark gehalten und in England dem englischen König vorgestellt. Er lernt dort durch den Historiker Thomas Gray (1716–1771) die englischen Klassiker kennen, während er später auf der Reise in Paris Bekanntschaft mit den führenden Enzyklopädisten Jean Baptiste le Rond, genannt d’Alembert (1717–1783), Denis Diderot (1713–1784) und Gabriel Bonnot de Mably (1709–1783) macht. Ab 1773 besucht er, nach längerem Unterbruch, die Versammlung der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) in Schinznach, wo er ausser Pestalozzi den Schaffhauser Historiker Johannes von Müller (1752–1809,  Nr. 1003) – mit dem sich eine tiefe Freundschaft anbahnt – näher kennenlernt. Nach einer fast einjährigen Italienreise wird Bonstetten 1775 in den Grossen Rat von Bern gewählt. Kurz darauf heiratet er Maria-Salomé von Wattenwyl (1758–1805). 1778 eröffne t Bonstetten auf dem Familiengut in Valeyres bei Orbe (Kt. Waadt) eine Klöppelschule für arme Kinder, die aber kurze Zeit später wieder geschlossen werden muss. 1779 stirbt sein Schwiegervater. Bonstetten nimmt dessen Stelle als Landvogt im durch Bern besetzten Waadtland in der Gemeinde Rougemont ein. Am 30. April 1781 wird Bonstetten in den Schulrat Berns und am 3. Mai zum Mitglied der Schulkommission gewählt. In dieser Funktion versucht er, diverse Schulreformen durchzuführen, wozu er auch selber einige schulhistorische Studien unternimmt und 1786 eine Preisfrage innerhalb der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) anregt mit dem Titel Für die beste und vollständigste Nachricht von dem ganzen Erziehungswesen in dem eint- oder andern unserer schweitzerschen Freystaaten, und die brauchbarsten Vorschläge der möglichen Mittel zu Verbesserung derselben (VHG 1786, S. 7f.). Letztlich ebenso erfolglos bleibt Bonstetten mit der von ihm enthusiastisch vorangetriebenen Gründung eines Politi-

91 schen Instituts zur Bildung des Berner patrizischen Nachwuchses. Während Bonstetten an seinen Plänen und deren Verwirklichung arbeitet und 1786 die Schrift Über die Erziehung der patricischen Familien von Bern veröffentlicht, erscheint anonym zu Beginn des Jahres 1786 eine Broschüre unter dem Titel Entwurf einer Erziehungsanstalt für die politische Jugend von Bern, vom 14ten bis zum 18ten Jahr, von drei arrivierten Professoren der Hohen Schule verfasst, der in der Folge mehr oder weniger übernommen und 1787 verwirklicht wird. 1787–1793 amtet Bonstetten als Landvogt in Nyon, wo er sich neben diversen Amtstätigkeiten mit den Schwerpunkten Erziehungswesen, Viehversicherung, Melioration, Grenzsicherung, Betreuung der Emigranten, aber auch mit Horace-Bénédict de Saussure und dann mit der deutsch-dänischen Schriftstellerin Friederike Brun-Münter (1765–1835,  Nr. 531) und zuletzt mit Anne Louise Germaine de Staël-Necker (1766–1817,  Nr. 997) auseinandersetzt. Nachdem er 1795 im Dienste der Alten Eidgenossenschaft die Aufsicht über die Gemeine Herrschaft im Tessin ausgeübt hat, erhält er 1798 zusammen mit dem späteren Restaurator Karl Ludwig Haller (1768–1854,  Nr. 908) vom Grossen Rat in Bern den Auftrag, für den Kanton eine neue Verfassung zu schreiben. Dieser Reformversuch kommt zu spät. Bonstetten muss sich im Frühjahr 1798 vor den einmarschierenden Franzosen verstecken. Er setzt sich mit dem älteren Sohn Karl David von Bonstetten (1783–1851) nach Kopenhagen in das Haus von Friederike Brun ab, während seine Frau mit dem jüngeren Sohn Johann Viktor Eduard (1787–1810) in Valeyres bleibt, um die Konfiskation der Güter zu verhindern. Nach gut zweijährigen Reisen durch Skandinavien und Deutschland kehrt Bonstetten 1801 in die Schweiz zurück, wo er zunächst Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848  Nr. 561) trifft, mit dem er für den Rest seines Lebens freundschaftlich verbunden bleibt. Im November desselben Jahres besucht er Pestalozzi in Burgdorf und berichtet darüber in einem längeren Brief an Friederike Brun, wobei er sowohl die Stärken als auch die Schwächen der «Methode» beschreibt (Karl Viktor von Bonstetten: Neue Schriften, Erster Teilband. Bern 2000, S. 461–470). Im Anschluss an das Treffen in Burgdorf beginnt erneut die Korrespondenz zwischen den beiden, wobei die pädagogischen Differenzen deutlicher werden (vgl. PSB IV, S. 82). 1802 folgt die zweite Italienreise. Ab 1803 lässt sich Bonstetten an seinem früheren Studienort Genf nieder und beginnt vorwiegend in französischer Sprache zu schreiben, wobei insbesondere die Freundschaften zu Germaine de Staël und zu Johannes von Müller für ihn als geistige Anreger wichtig sind. Seine Gattin stirbt 1805. Die geographische Nähe Genfs zu Yverdon und Bonstettens ausgeprägtes soziales und pädagogisches Interesse lässt den Kontakt zu Pestalozzi in der Folgezeit nicht mehr abbrechen, wenngleich er Pestalozzis Bemühungen lediglich als «admirable à l’instruction très élémentaire du pauvre» anerkennt, die nicht «applicable à l’instruction scientifique» sei und in der Praxis Yverdons nicht mehr die Qualität aus der Burgdorfer Zeit habe (Karl Viktor von Bonstetten: Pensées sur divers objets de bien public. Genf 1815, S. 175). Lit.: Doris und Peter Walser-Wilhelm: Bonstettiana. Bern 1997ff.; Stefan Howald: Aufbruch nach Europa. Karl Viktor von Bonstetten 1745–1832. Leben und Werk. Basel/Frankfurt am Main 1997 II. 1773 und 1775 hatten sich Pestalozzi und Karl Viktor von Bonstetten anlässlich ihrer Besuche der Versammlungen der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) kennengelernt. Pestalozzi hatte durch seine 1774 gegründete, in der Helvetischen Gesellschaft und in Isaak Iselins Ephemeriden diskutierte Anstalt auf dem Neuhof eine gewisse Bekanntheit in den philanthropischen Kreisen erreicht, so dass auch seine finanziellen Schwierigkeiten bekannt waren. Bonstettens Frau, Maria-Salomé Bonstetten-von Wattenwyl (1758–1805) hatte in Valeyres 1778 unter der Leitung der Lehrerin Marguerite Cheval-

92 lier eine École de dentelle (Klöppelschule) für arme Mädchen gegründet, (nicht, wie gelegentlich transkribiert worden ist, eine École de deutsch, also eine Deutschschule) (StB Schaffhausen, Msc. Müll. 63/115). Wie aus dem Briefwechsel mit Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260) aus dem Jahre 1781 deutlich wird, glaubte Bonstetten «qu’un enfant dès sept ans peut gagner sa vie» (16. Dezember 1781, StA Basel, PA 98, 39, S. 306–316). Diese Grundansicht teilte auch Pestalozzi, wie seine Veröffentlichungen in Iselins Ephemeriden beweisen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurden diese auch von Bonstetten gelesen. Weil sich die Schule durch die Arbeit der Kinder selbst finanzieren sollte, zahlte Bonstetten den Mädchen nur niedrige Löhne. Dies brachte ihn in Schwierigkeiten: «Les mères se révoltent aux sujet des prix, on cassa les vitres, on vouloit batte la maîtresse d’école, ce qui fit que je congédiois mes enfans», schreibt Bonstetten am 7. Dezember 1781 an Iselin (ebd., S. 306–310). Vielleicht in der Hoffnung, seine Schwierigkeiten irgendwie lösen oder die Lehrerin entlasten zu können, hat sich Bonstetten an Pestalozzi gewandt, den er selber in finanziellen Nöten wusste. Ob Pestalozzi tatsächlich, wie das Bonstettens autobiographische Passage erzählt, innert kurzer Zeit zu Bonstetten gereist war, und weshalb es zu keiner Zusammenarbeit kam, konnte nicht eruiert werden.

266. Isaak Iselin Januar 1780 5

[Reg.] Iselin beanstandet die «Dunkelheit» von Pestalozzis Schreibstil im Entwurf der Abendstunde eines Einsiedlers und hinterfragt eine Stelle, die Goethe betrifft.

Überlieferung 1

PSB III, S. 87 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Der Briefwechsel Isaak Iselins mit Pestalozzi im Sommer und Herbst 1779 befasste sich zunächst mit Pestalozzis Versuch der politischen Schrift Von der Freyheit meiner Vaterstatt! (vgl. PSW I, S. 203–244), der aber dann zu einem Entwurf der Abendstunde ausgestaltet wurde ( Nr. 264). Pestalozzi sandte diesen gegen Ende 1779 seinem Basler Mentor zur Begutachtung. Noch Ende 1779 erkundigte er sich nach dem Urteil Iselins (vgl. PSB III, Nr. 525). Im Januar 1780 scheint Iselin geantwortet zu haben, wobei er offensichtlich sowohl die «Dunkelheit» von Pestalozzis Stil beanstandet, als auch eine Stelle des Manuskripts kritisiert, an welcher Pestalozzi sich über Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832,  Nr. 811) äussert. Der Interpretation in PSW I, S. 398f., wonach Iselin «die Stelle über Goethe in einer Fassung, die durch einen Druckfehler entstellt» war, beanstande, ist insofern keine Folge zu leisten, als Iselin selber für die Veröffentlichung (im 5. Stück seiner Ephemeriden, Mai 1780) verantwortlich war.

92 lier eine École de dentelle (Klöppelschule) für arme Mädchen gegründet, (nicht, wie gelegentlich transkribiert worden ist, eine École de deutsch, also eine Deutschschule) (StB Schaffhausen, Msc. Müll. 63/115). Wie aus dem Briefwechsel mit Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260) aus dem Jahre 1781 deutlich wird, glaubte Bonstetten «qu’un enfant dès sept ans peut gagner sa vie» (16. Dezember 1781, StA Basel, PA 98, 39, S. 306–316). Diese Grundansicht teilte auch Pestalozzi, wie seine Veröffentlichungen in Iselins Ephemeriden beweisen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurden diese auch von Bonstetten gelesen. Weil sich die Schule durch die Arbeit der Kinder selbst finanzieren sollte, zahlte Bonstetten den Mädchen nur niedrige Löhne. Dies brachte ihn in Schwierigkeiten: «Les mères se révoltent aux sujet des prix, on cassa les vitres, on vouloit batte la maîtresse d’école, ce qui fit que je congédiois mes enfans», schreibt Bonstetten am 7. Dezember 1781 an Iselin (ebd., S. 306–310). Vielleicht in der Hoffnung, seine Schwierigkeiten irgendwie lösen oder die Lehrerin entlasten zu können, hat sich Bonstetten an Pestalozzi gewandt, den er selber in finanziellen Nöten wusste. Ob Pestalozzi tatsächlich, wie das Bonstettens autobiographische Passage erzählt, innert kurzer Zeit zu Bonstetten gereist war, und weshalb es zu keiner Zusammenarbeit kam, konnte nicht eruiert werden.

266. Isaak Iselin Januar 1780 5

[Reg.] Iselin beanstandet die «Dunkelheit» von Pestalozzis Schreibstil im Entwurf der Abendstunde eines Einsiedlers und hinterfragt eine Stelle, die Goethe betrifft.

Überlieferung 1

PSB III, S. 87 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Der Briefwechsel Isaak Iselins mit Pestalozzi im Sommer und Herbst 1779 befasste sich zunächst mit Pestalozzis Versuch der politischen Schrift Von der Freyheit meiner Vaterstatt! (vgl. PSW I, S. 203–244), der aber dann zu einem Entwurf der Abendstunde ausgestaltet wurde ( Nr. 264). Pestalozzi sandte diesen gegen Ende 1779 seinem Basler Mentor zur Begutachtung. Noch Ende 1779 erkundigte er sich nach dem Urteil Iselins (vgl. PSB III, Nr. 525). Im Januar 1780 scheint Iselin geantwortet zu haben, wobei er offensichtlich sowohl die «Dunkelheit» von Pestalozzis Stil beanstandet, als auch eine Stelle des Manuskripts kritisiert, an welcher Pestalozzi sich über Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832,  Nr. 811) äussert. Der Interpretation in PSW I, S. 398f., wonach Iselin «die Stelle über Goethe in einer Fassung, die durch einen Druckfehler entstellt» war, beanstande, ist insofern keine Folge zu leisten, als Iselin selber für die Veröffentlichung (im 5. Stück seiner Ephemeriden, Mai 1780) verantwortlich war.

93 Aufgrund von Pestalozzis Antwortbrief (vgl. PSB III, Nr. 526) sind zwei Varianten denkbar, warum Iselin bei Pestalozzi nachfragte: Die erste geht von der Annahme aus, dass Iselin sich über Pestalozzis Kritik an dem so gefeierten Mann in Deutschland gewundert hat. Pestalozzi erörtert daraufhin seine Kritik an Goethe im Stile des politisch-religiösen Bekenntnisses, das er Iselin im Verlaufe der Umarbeitungen der Freiheitsrede gemacht hat (vgl. PSB III, Nr. 521). Auf Goethe bezogen heisst das, dass ein so grosser und gefeierter Mann, der auch politische bzw. öffentliche Macht haben musste, im Sinne des christlichen Paternalismus Vorbild sein sollte, also durch «Vattersin, Vatteropfer» charakterisiert sein müsse. Goethe aber verkenne, ähnlich Voltaire (1694– 1778), die religiöse Grundlage des Staatswesens. Diese Argumentation müsste Iselin überzeugt haben, sind doch Pestalozzis politisch-ethische Konzepte von Iselin mitbeeinflusst; zumal diese Stellen später im Druck Iselins tatsächlich erscheinen. Die zweite Variante der Nachfrage Iselins wegen Goethe betrifft eine Stelle im Manuskript, die in dieser Formulierung ziemlich unklar bleibt (was wiederum zur «Dunkelheit» im Stil passen würde); und zwar betrifft sie den Schluss der Ausführungen über Goethe, wo Pestalozzi versucht, ein ästhetisches Argument für seine religiös-politische Ethik zu finden (vgl. PSW I, S. 253.11–16). Diese Stelle fehlt in der Druckfassung und ist dort durch ein anderes Argument, ohne Bezug auf Goethe, ersetzt (vgl. PSW I, S. 280.29ff.). Pestalozzis Antwort an Iselin müsste dann so interpretiert werden, dass er Iselin nicht zu überzeugen braucht, sondern bloss sein Hauptargument wiederholt und die unklare Stelle, die weiter keinen originären Wert besitzt, streichen lässt; was dann auch geschehen ist.

267. Isaak Iselin 28. Februar 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Monntags den 28. Horn[ung] 1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Ein Brieflein an H. Pestalutz geschrieben.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 200 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Iselin hatte nach einem Jahr Unterbrechung 1780 wieder begonnen, seine Ephemeriden herauszugeben. Bekannt ist, dass Pestalozzi mindestens die März-Nummer dieses Jahrgangs erhalten und verdankt hat (vgl. PSB III, Nr. 527) – möglicherweise bereits Ende Februar mit diesem Brief. Jedenfalls bietet sich Pestalozzi im erwähnten Dankesschreiben an, für die Ephemeriden Rezensionen zu schreiben und kündet überdies die Zusendung eines «Bändchen Volksunterricht» (Entwurf von Lienhard und Gertrud) an.

94 268. Isaak Iselin 6. Mai 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Sonnabends den 6. Mayens 1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Kleine Briefe geschrieben (…) – H. Pestalutz –.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 229 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260

269. Isaak Iselin 30. Mai 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Freytags den 26. Mayens 1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Ein Brief an H. Pestalozze angefangen» und unter dem Datum «Dienstags den 30ten Mayens 1780» diesen: «Einen Brief an H. Pestaloze in Neuenhof beendigt.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 236 und S. 239 Sacherklärung I.

Isaak Iselin

(1728–1782)  Nr. 260 II./III.

Möglicherweise schickte Iselin die Mai-Nummer der Ephemeriden, in welcher die Abendstunde abgedruckt ist (S. 513–543). Denkbar ist allenfalls auch, dass diese MaiNummer bereits am 6. Mai verschickt wurde ( Nr. 268).

95 270. Isaak Iselin 29. Juni 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Donnerstags den 29. Brachm[onat] 1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Einen Brief an H. Pestaluzz geschrieben»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 252 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Am 14. Juli 1780 bedankte sich Pestalozzi bei Iselin für zwei Sendungen, die er von ihm erhalten hatte (PSB III, Nr. 529). In der einen Sendung befand sich ein Buch von Friedrich Eberhard von Rochow (1734–1805), in der andern die neue Ausgabe der Ephemeriden, vermutlich die vom Monat Juni. Der Sachkommentar in PSB III, S. 454, gemäss dem das Buch Rochows Pestalozzi zur Rezension zugeschickt worden war, ist nicht richtig. Erstens bedankt sich Pestalozzi für ein Geschenk und zweitens war der 1779 erschienene 2. Teil von Rochows Kinderfreund bereits in der Januar-Nummer der Ephemeriden (1780, S. 63–68), vermutlich von Iselin selber, besprochen worden. Das andere, 1799 von Rochow erschienene Werk, das im Sachanhang PSB III, S. 454 ebenfalls erwähnt wird, die Abhandlung Vom Nationalcharakter durch Volksschulen, war der Sendung mit Sicherheit nicht beigegeben, weil Pestalozzis Beschreibung über den Inhalt des Rochow-Geschenks keinen Hinweis auf die Abhandlung enthält, und ausserdem gesichert ist, dass Rochow sein Buch erst am 29. August von Reckan aus an Iselin geschickt hatte (vgl. Jakob W. Keller: Jsaak Iselin und Heinrich Pestalozzi. [38 ungedruckte Briefe Pestalozzis]. In: C. Kehr [Hrsg.]: Pädagogische Blätter für Lehrerbildung und Lehrerbildungsanstalten, Band XIII. Gotha 1884, S. 98, Anm. 6). Lit.: Friedrich Eberhard von Rochow: Der Kinderfreund. Ein Lesebuch. Zweyter Theil. Brandenburg/Leipzig 1779 (216 Seiten). Eine weitere, inhaltlich identische Ausgabe erschien im selben Jahr in Frankfurt (162 Seiten). Iselin hatte für seine Besprechung die Ausgabe zur Verfügung, die in Brandenburg und Leipzig erschienen ist. Man kann deshalb annehmen, Pestalozzi habe diese Ausgabe ebenfalls erhalten. Daniel Tröhler: Pädagogische Volksaufklärung, Ernst und Propaganda: Rochow, Iselin, Pestalozzi. In: NPS 10, S. 58–75

96 271. Isaak Iselin 3. August 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Donnerstags den 3 Augst 1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Einen Brief an H. Pestaluzz … geschrieben.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 272 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Da Pestalozzi am 28. August die Familie Iselin in Basel besuchte, könnte es sich bei diesem Brief um eine Einladung gehandelt haben – möglicherweise nebst Bemerkungen zu Lienhard und Gertrud, die Pestalozzi Iselin im Sommer 1780 hatte zukommen lassen. Im Tagebuch Iselins wird der Besuch erwähnt mit dem Vermerk, dass Pestalozzi «uns nachher aus einem Buch für das Landvolk – das er will drucken lassen», vorgelesen habe (vgl. StA Basel, PA 98, 15, S. 284).

272. Isaak Iselin 4. September 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Montags den 4. Herbstm[onat]1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Einen Brief an H. Pestalutz geschrieben – um ihm die 6 neuen Louis d’or von Herrn Decker zu übermachen.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 287 Sacherklärung I.

Isaak Iselin

(1728–1782)  Nr. 260 II.

Bereits im Frühjahr 1780 hatte Pestalozzi Iselin angekündigt (vgl. PSB III, Nr. 90), dass er ihm «ein Bändchen Volksunterricht» (Lienhard und Gertrud oder einen Auszug da-

97 von) zur Beurteilung senden möchte, was offenbar erfolgt sein muss ( Nr. 271). Iselin hatte daraufhin einen Verleger finden können und schien bereits im September 1780 (vgl. StA Basel, PA 98, 15, S. 286) in der Lage gewesen zu sein, Pestalozzi einen Vorschuss zu geben. Möglich ist, dass Iselin Pestalozzi ausser Geld auch Rochows Schrift Vom Nationalcharakter durch Volksschulen (1779) für eine Besprechung in den Ephemeriden sandte. Sie war Iselin von Friedrich Eberhard von Rochow (1734–1805) am 29. August zugesandt worden. Am 29. September jedenfalls macht Pestalozzi gegenüber Iselin einige sehr positive Bemerkungen über Rochows Schrift (vgl. PSB III, Nr. 530). Die recht ausführliche Besprechung, die dann bereits in der November-Nummer der Ephemeriden 1780 erschien, lässt indes kaum auf Pestalozzi schliessen; vielmehr kann man Iselin selbst als Autor vermuten. III. Z. 6

Herrn Decker: Georg Jakob Decker (1732–1799) aus Basel war der Berliner Verleger von Lienhard und Gertrud. Er führte in Basel eine Zweigstelle seines Unternehmens, die von Emanuel Salathe ( Nr. 278) geleitet wurde.

273. Isaak Iselin 25. Oktober 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Sonnabends den 25. Weinm[onat] 1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «einen Brief an H. Pestalutz auf Neuenhof und einen an H. Prof. Meister geschrieben.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 321 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II. Der Tagebucheintrag Iselins macht deutlich, dass Pestalozzi und Leonhard Meister (1741–1811,  Z. 6) aus Zürich mitgeteilt wird, dass sie ex aequo den ersten Preis für ihren Beitrag zur Preisfrage In wie fern es schicklich sey, in einem Staate, dessen Wohlstand auf Handelschaft gegründet ist, den Aufwand der Bürger einzuschränken gewonnen haben. Die Frage war von der Basler Gesellschaft zur Aufmunterung, das heisst der von Isaak Iselin 1777 gegründeten Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, 1779 ausgeschrieben worden. Iselin, der selber im Preisgericht sass, hatte sich gegen Pestalozzi entschieden. Aber am 4. März 1781 bekannte er in einem Brief an seinen Freund Salomon Hirzel (1727–1818) in Zürich: «Bey näherer Einsicht deucht es mir nun, Herr Pestalozze hätte den ersten Preis allein verdient – und Herr Meister den zweyten» (zit. in: Jakob W. Keller: Jsaak Iselin und Heinrich Pestalozzi [38 ungedruckte Briefe Pestalozzis]. In: C. Kehr [Hrsg.]: Pädagogische Blätter für Lehrerbildung

98 bildung und Lehrerbildungsanstalten, Band XIII, Gotha 1884. S. 183f., Anm. 2). Die dortige Datierung dieses Briefes auf den 25. November muss um einen Monat korrigiert werden: der in Iselins Tagebuch gemachte Eintrag «Weinmonat» bezeichnet den Monat Oktober. Dementsprechend müssen auch die Datierungen in den Sacherklärungen zur Kritischen Edition von Pestalozzis Schrift um einen Monat vorverlegt werden (vgl. PSW I, S. 399). III. Z. 6

Meister: Leonhard Meister (1741–1811) aus Zürich, war seit 1773 als Professor für Sittenlehre, Geographie und Geschichte an der Kunstschule in Zürich tätig. Zudem arbeitete er von 1791–1799 als Pfarrer in der Stadt Zürich, sowie von 1801–1806 in Langnau am Albis (Kt. Zürich) und seit 1807 in Kappel (Kt. Zürich). 1799 war er Redaktionssekretär des Helvetischen Direktoriums in Luzern und Bern.

274. Isaak Iselin 16. Dezember 1780 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Sonnabend den 16. Christm[onat] 1780» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Briefe geschrieben an H. Pestalozze auf Neuenhof und an Herrn Prof. Meister, ihnen ihre Preise zu übersenden –.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 328 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II. Iselin schickt mit dieser Sendung das Preisgeld, den halbierten ersten Preis an die beiden Gewinner der Preisschrift. Unmittelbar nach Erhalt dankt Pestalozzi für die 41/2 Neuen Louisdor (vgl. PSB III, Nr. 99). III. Z. 6

Meister: Leonhard Meister (1741–1811)  Nr. 273

99 275. Jakob Sarasin Ende Dezember 1780/Anfang Januar 1781 5

[Reg.] Sarasin schreibt von seiner kranken Frau und antwortet auf eine Anfrage Pestalozzis, er habe in der Gegend von Wetterau keine Bekannten.

Überlieferung 1

PSB III, S. 105.10ff. Sacherklärung I.

Jakob Sarasin (1742–1802)  Nr. 254 II. Im Herbst 1780 war Pestalozzis Armenanstalt mit der Hilfe der Familie Schulthess liquidiert worden, wobei ein Grossteil des Landes von Annas Bruder Hans Heinrich (1746–1812,  Nr. 48) aufgekauft worden war. In der Folge konzentrierte Pestalozzi sein finanzielles Interesse verstärkt auf die Textilwirtschaft. Da er von einem Weber gehört hatte, in der Gegend von Wetterau in der Grafschaft Solms (nördlich von Frankfurt am Main) seien Leinen- und Flachsgarn besonders günstig einzukaufen, erkundigte er sich im Brief vom 18. Dezember 1780 beim Seidenbandfabrikanten Jakob Sarasin (1742–1802,  Nr. 254), ob er in dieser Gegend einen Mittelsmann kenne (vgl. PSB III, Nr. 535). Die Antwort muss negativ ausgefallen sein, wie aus Pestalozzis nächstem Brief vom 6. Januar 1781 hervorgeht (vgl. PSB III, Nr. 539). III. Z. 4

Frau: Gertrud Sarasin-Battier (1752–1791) stammt aus Basel und litt seit 1779 an einem schweren Nervenleiden ( Nr. 254), von dem sie 1781 nach eigenen Angaben durch den Wunderheiler Alessandro di Cagliostro (1743– 1795) geheilt wurde.

276. Barbara Brunner 1780–1781 5

[Reg.] Barbara Brunner hat seit der Auflösung von Pestalozzis Armenanstalt mehrere Briefe an Pestalozzi und seine Frau geschrieben, deren Inhalt unbekannt ist.

Überlieferung 1

PSB III, S. 123.8ff.

100 Sacherklärung I. Barbara Brunner (*ca. 1761) aus Aesch (Kt. Zürich), hält sich ungefähr 1775–1778 in Pestalozzis Armenanstalt auf und arbeitet nach deren Liquidation bis 1781 als Seidenweberin beim Seidenweber Rinderknecht in Basel (vgl. PSB III, S. 117.1ff.). Nachher verliert sich ihre Spur.

277. Isaak Iselin 5. Januar 1781 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Freytags den 5. Jäners 1781» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «E[inen] Brief an (…) beendigt – Einen an H. Pestalutz.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 338 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Möglicherweise handelt es sich um die Sendung zweier Exemplare der Ephemeriden, eines davon für Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Nr. 411), der in jener Zeit auf Wildenstein residierte, für die Pestalozzi am 15. Januar 1781 dankt (PSB III, Nr. 540). Vermutlich handelt es sich um die Dezember-Nummer des Jahrgangs 1780. Es könnte aber auch eine Sammelsendung gewesen sein, diskutiert Pestalozzi doch in diesem Dankesbrief einen Artikel Iselins über die «Feigheit der Schriftsteller», der in der September-Nummer abgedruckt ist und durch Pestalozzis Brief an Iselin vom Frühjahr 1780 motiviert worden war (vgl. PSB III, Nr. 527). Pestalozzis Dankesschreiben lässt es auch für möglich halten, Iselin habe mit seinem Brief eine weitere Vorauszahlung für Lienhard und Gertrud auf den Neuhof gesandt.

278. Emanuel Salathe Januar 1781 [Reg.] Salathe fragt an, ob er «die Bögen» nicht schicken soll.

100 Sacherklärung I. Barbara Brunner (*ca. 1761) aus Aesch (Kt. Zürich), hält sich ungefähr 1775–1778 in Pestalozzis Armenanstalt auf und arbeitet nach deren Liquidation bis 1781 als Seidenweberin beim Seidenweber Rinderknecht in Basel (vgl. PSB III, S. 117.1ff.). Nachher verliert sich ihre Spur.

277. Isaak Iselin 5. Januar 1781 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Freytags den 5. Jäners 1781» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «E[inen] Brief an (…) beendigt – Einen an H. Pestalutz.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 338 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Möglicherweise handelt es sich um die Sendung zweier Exemplare der Ephemeriden, eines davon für Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Nr. 411), der in jener Zeit auf Wildenstein residierte, für die Pestalozzi am 15. Januar 1781 dankt (PSB III, Nr. 540). Vermutlich handelt es sich um die Dezember-Nummer des Jahrgangs 1780. Es könnte aber auch eine Sammelsendung gewesen sein, diskutiert Pestalozzi doch in diesem Dankesbrief einen Artikel Iselins über die «Feigheit der Schriftsteller», der in der September-Nummer abgedruckt ist und durch Pestalozzis Brief an Iselin vom Frühjahr 1780 motiviert worden war (vgl. PSB III, Nr. 527). Pestalozzis Dankesschreiben lässt es auch für möglich halten, Iselin habe mit seinem Brief eine weitere Vorauszahlung für Lienhard und Gertrud auf den Neuhof gesandt.

278. Emanuel Salathe Januar 1781 [Reg.] Salathe fragt an, ob er «die Bögen» nicht schicken soll.

101 Überlieferung 1

PSB III, S. 107.39f. Sacherklärung I./II./III.

Der Kaufmann Emanuel Salathe ist technischer Leiter der Basler Niederlassung des Verlags Decker in Berlin, der Lienhard und Gertrud druckt. Vermutlich geht es im nicht erhaltenen Brief Salathes um die Korrektur von Druckbögen, wobei es so scheint, als ob Pestalozzi Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260) für die Korrektur gewinnt und deshalb auf die Zusendung weiterer Bögen verzichtet (vgl. auch PSB III, Nr. 541).

279. Isaak Iselin 24. Februar 1781 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, Nr. 543, S. 111.3ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260

280. Emanuel Salathe April 1781 5

[Reg.] Salathe sendet Pestalozzi ein Exemplar von Lienhard und Gertrud und teilt ihm mit, dass er in «drei à vier Wuchen von Herrn Deker Nachricht haben» werde, wie viele Exemplare er Pestalozzi zustellen müsse.

Überlieferung 1

PSB III, S. 114.15ff. Sacherklärung I.

Emanuel Salathe  Nr. 278

102 III. Z. 4 Z. 5

Lienhard und Gertrud: Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud (1781). In: PSW II, S. 1–221 Deker: Georg Jakob Decker (1732–1799)  Nr. 272

281. Isaak Iselin 4. April 1781 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Mittewochens den 4. April» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Briefe geschrieben an … H. Pestaloz».

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 373 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Entweder mit der Sendung vom 4. April oder kurz darauf schickt Iselin Pestalozzi zwei Exemplare der Ephemeriden (wie immer auch ein Exemplar für Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Nr. 411), der auf Wildenstein residierte). Pestalozzis Bemerkungen zu Isaak Iselins Artikel Betrachtungen über die Wirthschaftslehre, insbesondere des Handwerksmannes, lassen annehmen, dass es sich um die Februar-Nummer der Zeitschrift handelte (vgl. PSB III, Nr. 545).

282. Isaak Iselin zwischen 4. und 15. April 1781 5

[Reg.] Ein weiterer Brief unbekannten Inhalts wird Pestalozzi zugesandt, eventuell mit zwei Exemplaren der Ephemeriden.

Überlieferung 1

PSB III, S. 113.15

103 Sacherklärung I. Isaak Iselin

(1728–1782)  Nr. 260 II./III.



Nr. 281

283. Isaak Iselin 25. April 1781 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Mittewochens den 25. Aprill aus 1781» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Im Rathe – da ein Brieflein an H. Pestalotz geschrieben.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 382 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Mit diesem Schreiben sandte Isaak Iselin Pestalozzi die neue Nummer der Ephemeriden, wie immer in zwei Exemplaren; eines auch für Daniel von Fellenberg (1736– 1801,  Nr. 406), der auf Schloss Wildenstein residierte. Wie Pestalozzis Korrespondenz mit Iselin Ende 1780/Anfang 1781 zeigt, war er mit der Arbeit des Verlages Decker für Lienhard und Gertrud in mancherlei Hinsicht unzufrieden (vgl. PSB III, S. 98ff., S. 117.11ff., und deren Sachanmerkungen in PSB III, S. 456ff.; vgl. auch Textkritik in PSW II, S. 425ff.). Daher suchte er für neue Projekte geeignetere Verlage, sicher auch, um mehr Geld verdienen zu können. Iselin, der von Pestalozzis Absichten gewusst haben muss, sandte Pestalozzi wahrscheinlich mit dieser Sendung eine Anzeige über ein neues Verlagskonzept – eine Art Autorenverlag – aus Dessau zu (vgl. PSB III, Nr. 546). Dieser war vom Lehrer am Dessauer Philanthropinum, Karl Christoph Reiche (1742–1794), in der Absicht gegründet worden, den Autoren gegenüber den als Schmarozern empfundenen Verlegern grössere Sicherheit, mehr Gewinn, mehr Transparenz und weniger Zensur anzubieten – auch Pestalozzi beklagte sich gegenüber Iselin bitter über die Buchhändler, die die Gelehrten «zu Grund» richteten (PSB III, Nr. 547). Aus diesem Grund hatte Reiche ein auf den 1. Februar 1781 datiertes Grundkonzept ausgearbeitet, das er bekannten Autoren in eine Art Vernehmlassung schickte. Im März erschien die Nachricht und Fundations-Gesetze von der Buchhandlung der Gelehrten, die in der Fürstl[ichen] Anhalt[inischen] Residenzstadt Dessau errichtet ist. Pestalozzi scheint mit der Sendung vom 25. April nur einen kurzen Werbeträger (Das Dessauische Blatt, PSB III, Nr. 546) erhalten zu haben, dessen

104 Inhalt sich ihm aber nicht erschloss. Noch bevor seine Nachfrage Iselin erreichte, sandte dieser ihm am 6. Mai eine ausführlichere Information zu – wahrscheinlich die Nachricht und Fundations-Gesetze ( Nr. 284).

284. Isaak Iselin 6. Mai 1781 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Sonntags den 6. Mayens 1781» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Brieflein geschrieben an H. Pestaloz».

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 388 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Wahrscheinlich sandte Iselin Pestalozzi die Nachricht und Fundations-Gesetze von der Buchhandlung der Gelehrten, die in der Fürstl[ichen] Anhalt[inischen] Residenzstadt Dessau errichtet ist ( Nr. 283), um dem mit Georg Jakob Decker (1732–1799,  Nr. 272) unzufriedenen Pestalozzi eine lukrativere Alternative zu geben. Pestalozzi nahm den Vorschlag gerne auf, wie der Dank an Iselin zeigt (vgl. PSB III, Nr. 547). Bald darauf stand Pestalozzi in einem nicht überlieferten brieflichen Kontakt mit dem Dessauer Verlagsunternehmer Karl Christoph Reiche (1742–1794), was den Druck der beiden Schriften Christoph und Else (1782) und Über Gesezgebung und Kindermord (1783) zur Folge hatte. Dagegen scheint einwandfrei erwiesen, dass Pestalozzis Wochenzeitschrift von 1782 Ein Schweizerblatt nicht, wie oft vermutet wurde, in Dessau, sondern in Baden gedruckt worden ist (vgl. PSW VIII, S. 403ff.). Ob Pestalozzi allenfalls von der Möglichkeit mittelloser Schriftsteller Gebrauch machte und seine Schriften durch die der Allgemeinen Buchhandlung assoziierte Verlagskasse der Gelehrten finanzieren liess, kann nicht mehr eruiert werden – ist aber sehr gut möglich. Aufgrund von Pestalozzis Äusserung zu einem vom Basler Buchhändler Emanuel Thurneisen (1749–1806) geplanten Projekt einer Wochenschrift (vgl. PSB III, Nr. 547) kann bezüglich des Inhalts noch eine weitere Vermutung gemacht werden: Pestalozzi hatte Iselin bereits am 13. Februar 1781 über ein geplantes Wochenblatt orientiert und sich vermutlich mit dem Basler Buchbinder Johann Jakob Flick (1745–1818) getroffen (vgl. PSB III, Nr. 542). Möglicherweise hat Iselin von Thurneisens Plänen gewusst und den Kontakt zwischen den beiden hergestellt (vielleicht auch anlässlich von Pestalozzis Besuch bei Iselin in Basel am 11. Mai), der aber offensichtlich nicht zu einer Zusammenarbeit geführt hat, wie die Stelle eindeutig belegt. 1782 gab Pestalozzi in Baden seine eigene Wochenschrift Das Schweizerblatt heraus.

105 285. Emanuel Salathe 1. Hälfte Mai 1781 5

[Reg.] Salathe schreibt, dass er seine Exemplare von Lienhard und Gertrud nicht verkaufen könne.

Überlieferung 1

PSB III, S. 117.11f. Sacherklärung I.

Emanuel Salathe  Nr. 278 II./III. Der mangelnde Verkaufserfolg von Lienhard und Gertrud durch den Verlag selbst ist einer der Klagepunkte Pestalozzis, die er Iselin gegenüber äussert.

286. Ein Cousin Pestalozzis 11. Juli 1781 5

[Reg.] Von Seiten der Familie werden Pestalozzi für den Roman Lienhard und Gertrud «wohlthätige Aufmerksamkeit» und Glückwünsche gesandt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 121.31ff. Sacherklärung I.

Möglicherweise handelt es sich hier um den Zürcher Kaufmann und Politiker Johann Jakob Pestalozzi (1749–1831), der sich 1781 mit einigem Erfolg um eine finanzielle Unterstützung Pestalozzis aus dem Familienfonds bemüht (vgl. PSB III, S. 464ff.). Johann Jakob Pestalozzi «zur Froschau», stammt aus Zürich, ist Politiker und Kaufmann und fern mit Johann Heinrich Pestalozzi verwandt. Er ist 1788 Ratsherr in Zürich sowie Repräsentant Zürichs in Genf und Basel. Um 1800 kehrt Pestalozzi nach Zürich zurück und wird kurz darauf Präsident der Zürcher Stadtverwaltung. Zudem ist er Mitglied der provisorischen Regierung des Kantons Zürich (1802), Präsident der kantonalen Verwaltungskommission, Mitglied des Kleinen Rats und der diplomatischen Kommission sowie 1814 Staatsrat.

106 287. Isaak Iselin Mitte Juli 1781 [Reg.] Brief unbekannten Inhalts mit beigelegtem Schreiben an Iselin.

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Herrn Herrn Doctor Rathschreiber Iselin Basel franco. zu Basel. Bubendorf, d[en] 4ten Julli 1781

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HochGeehrter Herr Doctor Rathschreiber! Dero Geehrtes vom 20esten passati samt den 2 Bücheren habe richtig erhalten und sage allervorderst Gehorsamst schuldigen Dank dafür. Ich habe nebst ein par guten Freünden, Lienhart und Gertrut gelesen und solches ser passend auf gegenwärtigen verderbten Sitten gefunden. das als lasterhafft und ahndungs würdig Vorgestelte könte man alhier gröstentheils im Original sehen (a) und wolte Gott! das man von dem so als gut und nachahmungs würdig vorgestelt, nur schlechte Copien sehen könte. ich wird solches auch mit gelegenheit noch mit mehr guten Freünden lesen allein ich glaubte Es wäre nützlich wan solches denen, wo Ihr Lebens Wandel so wohl darin geschiltert ist vorzulesen gelegenheit häte, aber es würde schwär sein solche an einem Sontag dahin zu vermögen, das sie so etwas Ihre Aufmerksamkeit würdigen solten, dan die meisten dergleichen Leüte glaubten: die Festund Sontagen wären nicht recht gefeirt wan sie nicht an denselben 2/3tel der Zeit im Wirthshauss zubringen däten. Könte man nicht die Verfügung trefen, das alle Sontag an den Gemeinden nach geendigten Geschäfften den Samtlichen gemeinds Genossen durch den Schulmeister oder ein anderen des lesens Erfahrnen Mann Etwas aus Einem Moralischen (b) physicalischen oder öconomischen Buch vorgelesen wurde? Solche Leüte wurden dadurch zu einer beseren Moral; zu einer beseren Erkantniss in Natürlichen Dingen; und zu einer beseren oeconomie gelangen. Freylich sorgen die Herren Geistlichen für die Moral (c) allein die Lesung guter Moralischer Bücher wurde dennoch nicht überflüsig sein. Von der Natur lehr verstehen die Landleüte gar nichts, welches wie ich glaube die Uhrsach des grosen täglich mehr überhandnemmenden Aberglaubens ist; und von den Neuen und Nützlichen Entdekungen in der oeconomie wissen Sie auch nichts, sonderen Ihr Akerbau wird nach den alten hergebrachten gewohnheiten getriben, so das die Ausgab oder Kösten mehrmahlen gröser sind als die Einnahmen. Kan solches Vorlesen nicht geschehen so wäre es der nächste Weg: wan man dasjenige so dem Landman zu wissen nöthig und Nützlich ist (anstat der astrologischen abhandlungen welche alle schlechten Grund haben und in der oeconomie und Medicin nur Aberglauben stifften und den grund von villen schädlichen Vorurtheillen sind dergleichen wohl einige Bögen vol melden könte) auszugsweis in Callender setzen däte, weillen alle Landleute gewohnt sind solchen jährlich zu kaufen und zu lesen. Den Kleebau anbelangent so habe die Ehre und das Vergnügen Ihnen zu melden: das solcher den 22ten April 10 Zoll hoch gewesen und bis den 25ten May alle Wochen über 5 Zoll gewachsen so das solcher wo Ihne hab Mähen lasen volkomen 3 Schu hoch gewessen; heute wo Ihne zum 2ten mahl Etwas Ehnder als gern gewolt (weillen Waid-

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pferde über den Hag gesprungen um solchen abzuetzen) hab Mähen lasen ist solcher widerum über 2 Schu hoch gewessen. Den ferneren Erfolg und die Berechnung des Reinen Ertrages will Ihnen melden wan der Versuch zu end ist. Ich sehe auch schon mit frohem Hertzen dem allgemeinen und besonderen Wohl Entgegen welches aus der Anpflanzung dises so Nützlichen Klees entstehen wird; und dan wird ich mich wan der Kleebau allgemein Eingeführt ist erst recht freüen wan ich sehe das ich etwas zum Wohl des unvernünftigen Viehes bejgetragen habe, welches öfteres durch harte Arbeit und schlechte Füterung vil leiden muss. 1780. habe auch schon Ein Versuch mit Burgunder Rüben (Turnips) gemacht welcher auch gut ausgefallen. glaube auch solche Beyspill werden das beste mitel sein den Feldbau under meinen Mitburgeren in Aufnahm zu bringen (dato habe schon nachahmer mit Klee und Burgunder Rüben) dan es ist gewis das blose theoretische Vorstelungen sie seyen auch mit den besten Gründen begleitet, gar selten die Bauren bewegen in Ihrem Thun anders zu verfahren, als Sie es von Ihren Elteren her gewohnt sind. Sinliche Vorstellungen und exempel aber finden bey Ihnen besseren Eintruk. Wan man den Nutzen der Moral und Naturlehr so begreiflich machen könte als den Nutzen des Kleebaues; und alle Menschen in Ihrem habenden schädlichen Aberglauben so schön widerlegt und überzeugt wurden als wie die Gemeind Bonal durch den Herren Arner ist überzeugt worden: das nicht der Teüfel sonderen der Hünertrager und das böss gewissen den Vogt gejagt haben; so wurde es bald besser gehen. Allein Man muss gedult haben! nebst höfl[icher] Empfehlung habe die Ehr mit viller Hochachtunng mich zu nennen Meines hochGeehrten Herrn Doctor Rathschreibers verpflichtest gehorsamster Diener, J. Furler, Chir[urgus] m[anu] p[ropria]

p.S. Weillen mir bekant das Sie gute Kentniss vo[n] oeconomischen Bücheren haben so wolte Sie höflich Ersucht haben mir ein Par Autoren zu melden welche am besten und volständigsten von der oeconomie und insonderheit vom Wiesenbau und der Viehzucht geschriben. Nachfolgende Bücher besize schon: Mayers Pragmatische Geschichte des Amt Kupferzell 8. 1774. —. Catechismus des Feldbaues, 8. 1770. —. Mein Garten 8. 1778. Sprengers Landwirthschaffts Callender 4. 12 Jahrgäng, 1770–81. —. Praxis des Weinbaues 8. 1778. Riems landwirthschafftlicher Unterricht, 8. 1777. Betrants, Kunst Wiessen zu Wässeren 8 1774. Heins Grundsätze der Landwirthschafft, 8. 1770. Bekmans Grundsätze der teütschen Landwirtschafft 8. 1769. Leo Reizendes Beyspil zur Abschafung der Brache, 8. 1777. Akerbaues Vorzüge Mängel und Verbesserungen 8. 1775. Knechts Abhandlung von Futerkräuteren 8. 1780. Wirthschafftliches Lehrbuch für die Jugend 8. 1778. Gauppens Weinbau 8. 1776. Die Wohl unterrichete Landwirthin 8 1774. Zinkens oeconomisches Lexicon gr. 8. 1764. Anweisung zum Futerkräuterbau 8. 1778. Was für Bücher sind für Kinder von 10 oder 12 Jahren (ausert Ihrer Samlung zum Nut-

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zen und Vergnügen; Rochows Kinderfreund; Weissens a.b.c. Buch; Seylers Relligion der Unmündigen; Millers biblische Historien und Campens Robinson welchen besitze) doch ohne denselben Ergernuss zu geben am Besten Nützlichsten und Lustigsten zu lesen? ich habe ein Knab welchem gern Eine Begierde zum lesen verschafen wolte. Auf obige Werke ist Er dato nicht recht Begierig und Eyferig ohngeacht mir solche alle aussnehmend wohl gefallen. ich weiss nicht komts Etwan besser wan Er Ein Jahr oder Etliche älter ist? Er ist 10 Jahr alt.

(a) mir selbsten ist ein Fahl begegnet wie des Hübelrudis Vatter (just nicht ein Werth von 2000 fl. betrefent), welches mit Schrifften beweisen kann. (b) Lienhart und Gertrut aber wurde wunderliche gesichter veruhrsachen. (c) wan alle Prediger zu Ihren Zuhöreren so Redeten wie Joachims (in seinen Predigten der Landleüte, 8. 1774) wurde nicht nur die Moral sondern die Physik und oeconomie ein andere gestalt gewinen und der Aberglauben Endlichen wohl ausgerotet werden.

Überlieferung 1

UB Basel, Nachlass Isaak Iselin III E 4 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II. Bereits beim Einsenden des Manuskripts von Lienhard und Gertrud am 22. Oktober 1780 hatte Pestalozzi Iselin gegenüber seinem Wunsch Ausdruck verliehen, «die Urteile redlicher Landleuten» über den Roman zu erfahren (vgl. PSB III, S. 7ff.). Schon am 4. Juli 1781 scheint Iselin eine solche Reaktion erhalten zu haben, allerdings von einem Chirurgen, Kirchenmeier und späteren Präsidenten (1799) der Municipalität Bubendorf, nämlich von Johann Furler (1747–1800). Iselin veröffentlichte diese Reaktion, allerdings mit etlichen Transkriptionsfehlern, in der Dezember-Nummer seiner Ephemeriden (1781) unter dem Titel Schreiben eines Bauersmannes aus dem Kanton Basel, über Lienhard und Gertrud. Lit.: Gustav Meyer: Johann Furler an Isaak Iselin. In: Baselbieter Heimatbuch, Band IV, Liestal 1948, S. 242–254; Ernst Martin: Johann Heinrich Pestalozzi und die alte Landschaft Basel. Liestal 1986, S. 74ff. III. Z. 13 Z. 15

Dero Geehrtes: Welchen Inhalt der Brief Iselins hatte und welche Bücher er Furler geschickt hat, konnte nicht mehr eruiert werden. Lienhart und Gertrut gelesen: Lienhard und Gertrud kam Mitte April 1781 (vgl. PSW II, S. 425) auf den Markt, und bereits 10 Wochen später hatte Furler das Buch mit «ein paar guten Freünden» gelesen. Das zeigt einerseits die Dynamik der Lesekultur auf dem Land innerhalb der gehobenen Schichten und andererseits den Einfluss der Ephemeriden Iselins, die bereits in der November-Nummer 1780 die §§ 16–17, 46, 49–52 zum Abdruck

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Z. 37ff.

Z. 47 Z. 55 Z. 78 Z. 79 Z. 80 Z. 81 Z. 82

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brachten und ganz offensichtlich das Interesse des Publikums zu wecken vermochten. Kan solches Vorlesen: Furler thematisiert in diesen Zeilen eines der Hauptprobleme der Volksaufklärung, nämlich die Frage nach der Art der Vermittlung der (neuen) Kenntnisse. Nebst dem Vorlesen in Lesezirkeln schlägt er hier den Rückgriff auf ein in jener Zeit bewährtes Mittel vor, den Kalender, der als weltlich ausgerichtetes Druckmedium (im Gegensatz zur Bibel und zum Gesangsbuch), ausser Informationen zu liefern, auch und vor allem praktische Lebenshilfe bieten wollte. Als solches «Gebrauchsmedium» setzte sich der Kalender seit dem späten 17. Jahrhundert wirkungsmächtig durch und wurde im 18. Jahrhundert zu einem wichtigen Faktor der (Volks-)Aufklärung. Lit.: Gerhardt Petrat: Einem besseren Dasein zu Diensten. Die Spur der Aufklärung im Medium Kalender zwischen 1700 und 1919. München 1991 abzuetzen: abweiden (mdl.) Turnips: Runkelrübe, mdl. Turlips oder Durlips, das noch der englischen Originalform (turnips) nahesteht. Mayers: Johann Friedrich Mayer: Pragmatische Geschichte d. Land- und Hauswirthschaft des Amtes Kupferzell. Schwäbisch Hall 1773 Catechismus: Johann Friedrich Mayer: Katechismus des Feldbaues. Frankfurt am Main 1770 Mein Garten: Johann Friedrich Mayer: Mein Garten, Frankfurt am Main 1778 Sprengers: Balthasar Sprenger: Landwirthschaftlicher Kalender auf das Jahr 1769ff. Stuttgart. Nach 1780: Ökonomische Beyträge Praxis des Weinbaues: Praxis des Weinbaus überhaupt etc. (3. Band der Sammlung: Vollständige Abhandlung des gesamten Weinbaus). Frankfurt/ Leipzig/Stuttgart 1778 Riems: Johann Riem: Landwirthschaftlicher Unterricht; Briefe eines Vaters an seinen Sohn zur Verbesserung des Wohlstandes der Mittelgattung von Landleuten. Berlin 1777 Betrants, Kunst: Jean Bertrand: Kunst zur Bewässerung der Wiesen, aus dem Französischen. Nürnberg 1765 Heins Grundsätze: Autor und Titel konnten nicht näher bestimmt werden Bekmans: Johann Beckmann: Grundsätze der deutschen Landwirthschaft (1769). Göttingen 1775 Leo reizendes: Joseph C. Otto Leo: Reizendes Beispiel der Nützlichkeit und Möglichkeit zur Abschaffung der Brache. Frankfurt am Main 1777 Akerbaues Vorzüge: Autor und Titel konnten nicht näher bestimmt werden. Knechts Abhandlung: Franz Ignaz Knecht: Vollständige Abhandlung von der zuverlässigen Vermehrung der Futterkräuter zur Verbesserung der Landwirthschaft. Stuttgart 1780 Wirthschafftliches Lehrbuch: Wirthschaftliches Lehrbuch für die Landjugend (1778). Berlin 1779 Gauppens Weinbau: Georg Friedrich Gaupp: Der verbesserte Weinbau. Stuttgart 1776 Die Wohl unterrichtete: Die wohlunterrichtete Landwirthin, oder AnfangsGründe zur Erlernung einer klugen und vernünftigen Haus- und Landwirthschaft. Aus dem Französischen des Hn. L.R. v. B. in das Deutsche

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übersetzt. – Neue um die Helfte vermehrte und mit vielen Zustäzen verbesserte Auflage. Nürnberg 1774 Zinkens: Georg Heinrich Zinken: Allgemeines oekonomisches Lexicon (1731). Leipzig 1780 Anweisung: Anweisung zum Futterkräuterbau, nebst einigen Mitteln gegen das Aufblähen des Viehes. Frankfurt 1778 Ihrer Samlung: Isaak Iselin: Sammlung dem Nutzen und Vergnügen der Jugend geheiligt (1768). Basel 1773/76 Rochows Kinderfreund: Friedrich Eberhard von Rochow: Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch für Landschulen. Berlin/Leipzig 1776 Weissens a.b.c. Buch: Carl Wilhelm Weisse: Erstes Buch für Kinder, oder ABC-Buchstabier- und Lesebuch. Nürnberg o.J. Seylers Relligion: Georg Friedrich Seiler: Religion der Unmündigen. Erlangen 1772 Millers biblische Historien: Johann Peter Miller: Erbauliche Erzählungen der vornehmsten biblischen Geschichten (1759). Leipzig 1769 Campens Robinson: Joachim Heinrich Campe: Robinson der Jüngere, ein Lesebuch für Kinder. Hamburg 1779 Joachims: Jacob Jochims: Predigten dem Zweck gemäss, nach der Fähigkeit und zur Erbauung der Zuhörer und insbesondere der Landleute gehalten (1774). Altona 1784

288. Isaak Iselin 29. Oktober 1781 5

[Reg.] Iselin macht unter dem Datum «Montags den 29. Weinm[onat] 1781» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Einen Brieflein an Herrn Pestalutz geschrieben.»

Überlieferung 1

StA Basel, PA 98, 15, S. 475 Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Iselin hatte 1780 den Verleger Georg Jakob Decker (1732–1799,  Nr. 272) in Basel/ Berlin gewonnen, Pestalozzis Lienhard und Gertrud zu verlegen, was in der Folge zu zahlreichen Problemen führte. Decker scheint sich brieflich bei Iselin beschwert zu haben, der nun diesen Klagebrief Pestalozzi zusandte. Pestalozzi war aber zu diesem Zeitpunkt schon längst entschlossen, den Druckauftrag der Buchhandlung der Gelehrten zu erteilen ( Nr. 283, Nr. 284 und PSB III, Nr. 547). Im Oktober scheint er sich bereits mit dem Gründer dieser Buchhandlung, Karl Christoph Reiche (1742–1794), geeinigt zu haben, Christoph und Else zu veröffentlichen (vgl. PSB III, Nr. 557).

111 289. Isaak Iselin Ende 1781 5

[Reg.] Iselin äussert sich in mehreren Briefen negativ über den «trokene[n] Lehrton» von Christoph und Else und ist skeptisch, was den Erfolg betrifft.

Überlieferung 1

PSW VIII, S. 248.4ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 III. Z. 5

Christoph und Else: Johann Heinrich Pestalozzi: Christoph und Else. Mein zweytes Volks Buch (1782). In: PSW VII, S. 119–450

290. Peter Petersen Ende 1781/Anfang 1782 5

[Reg.] Petersen plädiert dafür, dass in der Erziehung alle Sinne des Kindes «verfeinert» werden.

Überlieferung 1

PSB III, Nr. 559, S. 129ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820) ist ein Sohn des 1764 ins Basler Bürgerrecht aufgenommenen Dänen Niklaus Petersen von Allsen und Charlotte Verdenberg aus Basel. Er studiert ab 1778 an der Universität Basel Theologie und wird im Sommer 1783 Kandidat des Ministeriums. Im August 1783 erhält er vom Basler Grossen Rat die Ämterfähigkeit. Ab 1782 arbeitet Petersen als Hauslehrer bei der Basler Kaufmannsfamilie BattierThurneysen, wo er sich um die beiden älteren Kinder Gertrud (1776–1838,  Nr. 292) und Felix (1777–1829,  Nr. 292) kümmert sowie ab Spätherbst 1782 auch um Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296). Im Dezember 1785 bewirbt er sich erfolglos um den Lehrstuhl für Geschichte und wird 1788 Mitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971). 1789 zieht er nach Strassburg, wo er als Pfarrhelfer und Physiklehrer am Gymnasium arbeitet. 1805 wird er erster Pfarrer in Strassburg, eine Stelle, die er bis zu

111 289. Isaak Iselin Ende 1781 5

[Reg.] Iselin äussert sich in mehreren Briefen negativ über den «trokene[n] Lehrton» von Christoph und Else und ist skeptisch, was den Erfolg betrifft.

Überlieferung 1

PSW VIII, S. 248.4ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 III. Z. 5

Christoph und Else: Johann Heinrich Pestalozzi: Christoph und Else. Mein zweytes Volks Buch (1782). In: PSW VII, S. 119–450

290. Peter Petersen Ende 1781/Anfang 1782 5

[Reg.] Petersen plädiert dafür, dass in der Erziehung alle Sinne des Kindes «verfeinert» werden.

Überlieferung 1

PSB III, Nr. 559, S. 129ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820) ist ein Sohn des 1764 ins Basler Bürgerrecht aufgenommenen Dänen Niklaus Petersen von Allsen und Charlotte Verdenberg aus Basel. Er studiert ab 1778 an der Universität Basel Theologie und wird im Sommer 1783 Kandidat des Ministeriums. Im August 1783 erhält er vom Basler Grossen Rat die Ämterfähigkeit. Ab 1782 arbeitet Petersen als Hauslehrer bei der Basler Kaufmannsfamilie BattierThurneysen, wo er sich um die beiden älteren Kinder Gertrud (1776–1838,  Nr. 292) und Felix (1777–1829,  Nr. 292) kümmert sowie ab Spätherbst 1782 auch um Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296). Im Dezember 1785 bewirbt er sich erfolglos um den Lehrstuhl für Geschichte und wird 1788 Mitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971). 1789 zieht er nach Strassburg, wo er als Pfarrhelfer und Physiklehrer am Gymnasium arbeitet. 1805 wird er erster Pfarrer in Strassburg, eine Stelle, die er bis zu

112 seinem Tod 1820 behält. Er heiratet 1804 Marguerite Müller [†1807] und 1809 Dorothea Sophie Roederer. II. Mit der Familie Battier-Thurneysen, in welcher Peter Petersen arbeitete, war Pestalozzi schon seit geraumer Zeit bekannt. Die Familie gehörte zum Freundeskreis Isaak Iselins (1728–1782,  Nr. 260) und der mit ihm verwandten Familie Sarasin: Gertrud Sarasin-Battier (1752–1791,  Nr. 275) war die Schwester von Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310). Anlässlich eines Besuches in Basel, wahrscheinlich Ende 1781, scheint Pestalozzi auch Petersen kennen gelernt zu haben. Mit ihm entstand eine Korrespondenz über Erziehungsfragen, die bis 1784 andauert. Da die Briefe Petersens an Pestalozzi fehlen und offensichtlich auch einige Briefe Pestalozzis nicht mehr vorhanden sind, ist nicht nachvollziehbar, wer aus welchem Grund die Korrespondenz begonnen hat. III. Z. 4

Sinne des Kindes: Ganz offensichtlich wird hier der Stellenwert des Sensualismus in der Pädagogik diskutiert, wobei die Antwort Pestalozzis den Eindruck erweckt, dass Petersen konsequenter auf eine sensualistische Pädagogik zielt als Pestalozzi, der «die höhern Seelenkräffte nicht erniedern» will (vgl. PSB III, Nr. 559, Zitat S. 129.20).

291. Isaak Iselin Mitte April 1782 [Reg.] Iselin versucht Pestalozzi zu motivieren, Theaterstücke zu schreiben.

Überlieferung 1

PSB III, S. 136.29ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II./III. Pestalozzi hatte in seiner Wochenschrift Ein Schweizerblatt (1782) schon mehrere dramatische Dialoge und Dramoletten veröffentlicht, so dass ihn Iselin aufgemuntert zu haben scheint, dieses Talent weiter zu fördern und allenfalls zu professionalisieren.

113 292. Peter Petersen vor dem 24. April 1782 5

[Reg.] Petersen teilt Pestalozzi mit, dass er ihm in Zukunft detaillierte Beobachtungen seiner zwei Kinder senden werde.

Überlieferung 1

PSB III, S. 135.14 Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II. Anlässlich eines Besuches in Basel haben Peter Petersen und Pestalozzi offenbar vereinbart, den schon im Winter 1781/1782 begonnenen Austausch pädagogischer Ideen weiterzuführen ( Nr. 290), wobei jetzt die exakte Beobachtung des Verhaltens der Kinder im Vordergrund stehen soll. III. Z. 5

seiner zwei Kinder: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838) war die Tochter von Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) und Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833,  Nr. 339). Als Kind wurde sie und ihr Bruder Felix vom Privatlehrer Peter Petersen (1762–1820,  Nr. 290) unterrichtet. Sie heiratete den Eisenhändler Emanuel Paravicini (1779–1854), mit dem sie vier Kinder hatte: Johann Jakob Paravicini (1802–1867,  Nr. 1078), Emanuel Paravicini (1803–1851,  Nr. 1078), Rosina Paravicini (1804–1835,  Nr. 1078) und Eduard Rudolf Paravicini (1808–1870,  Nr. 1078). Felix Battier (1777–1829) war der Sohn von Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) und Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833,  Nr. 339). Er wurde Kaufmann, später Postmeister und war verheiratet mit Sybilla Heitz (1780–1848), mit welcher er acht Kinder hatte.

293. Isaak Iselin April/Mai 1782 [Reg.] Iselin übermittelt Pestalozzi einen Brief von Pajon de Moncets.

Überlieferung 1

PSB III, S. 140.4ff.

114 Sacherklärung I. Isaak Iselin

(1728–1782)  Nr. 260 II.

Am 13. Oktober 1781 hatte Pestalozzis Verleger Georg Jakob Decker (1732–1799,  Nr. 272) an Iselin geschrieben: «Übrigens kann ich nicht leugnen, dass dieses Volksbuch bei allen Kennern allen Beifall gefunden, sogar hat ein französischer Geistlicher in Berlin den Einfall, dasselbe ins Französische zu übersetzen, und Herr Chodowiecki will 12 allegorische Kupfer dazu stechen. Viel Ehre für den Herrn Verfasser» (PSB III, S. 456). Offensichtlich schrieb auch der interessierte Übersetzer Louis-Esaü Pajon de Moncets (1725–1796) an Iselin, welcher den Brief an Pestalozzi weiterleitete; es könnte sich um Sach- oder Verständnisfragen gehandelt haben. Pestalozzi wiederum antwortete dem Geistlichen nicht direkt, sondern über Iselin (PSB III, S. 140.5ff.). Der Inhalt des Schreibens ist nicht bekannt. 1783 erschien das Buch unter dem Titel Léonard et Gertrude ou les mœurs villageoises … Histoire morale, de Henri Pestalozzi, traduit de l’Allemand par P.d.M. Dieser ersten französischen Ausgabe folgten im selben Jahr noch weitere, jeweils durch den 2. Teil des Romans ergänzt. III. Z. 4

Pajon de Moncets: Louis-Esaü Pajon de Moncets (1725–1796) aus Paris studierte protestantische Theologie in Bernau (bei Berlin) und in Leipzig. 1763 siedelte er nach Berlin über, wo er als Konsistorialrat und Pfarrer der französischen Kirche arbeitete. Neben einigen Veröffentlichungen seiner Predigten wurde Pajon de Moncets durch Übersetzungen bekannt: Gellerts Moralische Vorlesungen (1772), Basedows Elementarbuch (1774) und Pestalozzis Lienhard und Gertrud.

294. Gottlieb Emanuel Haller 3. Mai 1782 5

[Reg.] Haller teilt im Namen der Ökonomischen Gesellschaft Bern Pestalozzi mit, er werde für Lienhard und Gertrud eine «Praemie» erhalten, die von einem «Menschenfreund» um einen Betrag von 30 Dukaten ergänzt worden sei.

Überlieferung 1

PSB III, S. 139.6ff. Sacherklärung I.

Gottlieb Emanuel von Haller (1735–1786) ist der älteste Sohn von Albrecht von Haller (1708–1777), dem bedeutenden Arzt, Physiologen und Schriftsteller sowie Vater des im 19. Jahrhundert als «Restaurator» bekannt gewordenen Karl Ludwig (1768–1854,  Nr. 908). 1761 heiratet er die aus Zürich stammende Anna Margaretha Schulthess (1734–

115 1810). 1763 wird er Vize-Bibliothekar in Bern, 1765 Kriegsratsschreiber, 1775 Mitglied des Grossen Rates und Grossweibel (der als Statthalter des regierenden Schultheissen das Stadtgericht präsidiert und kleinere Fälle selber erledigt), 1780 Gerichtsschreiber, 1785 Landvogt in Nyon. 1763 tritt er in die Ökonomische Gesellschaft Bern ( Nr. 253) ein, wo er später das Sekretariat übernimmt. Erstmals bekannt wird Haller durch die (anonyme) Veröffentlichung einer kritischen Abhandlung über Wilhelm Tell, die er selber überarbeitet hat: Guillaume Tell, fable Danoise und, etwas später: Der Wilhelm Tell. Ein dänisches Mährgen. Aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt (beide o.O., 1760). Die Beschäftigung mit dem Tell-Mythos steht im Zusammenhang mit Hallers historischen Interessen für die Schweiz. Dieses Interesse an Quellen führt ab 1759 zu diversen Veröffentlichungen von Quellenverzeichnissen in Bezug auf die Schweiz. 1780 und 1781 erscheint in zwei Bänden ein Überblick über Schweizer Münzen und ab 1785 Hallers siebenbändige Bibliothek der Schweizergeschichte, in welcher gedruckte und ungedruckte Quellen zur Topographie, Natur und Geschichte der Schweiz veröffentlicht sind. Die letzten Bände dieser umfassenden Schweizer Bibliographie wurden nach dem Tod Hallers von Johann Jakob Stapfer (1747–1805), 1788–1805 Pfarrer an der Berner Nydeggkirche und entfernter Verwandter des späteren Ministers für Wissenschaften und Künste zu Beginn der Helvetik, Philipp Albert Stapfer (1767–1840,  Nr. 899), herausgegeben. Lit.: Hans Häberli: Gottlieb Emanuel von Haller. Ein Berner Historiker und Staatsmann im Zeitalter der Aufklärung, 1735–1786. Bern 1952 II. Pestalozzi hatte schon seit seiner landwirtschaftlichen Lehrzeit bei Johann Rudolf Tschiffeli (1716–1780,  Nr. 195) in Kirchberg bei Burgdorf 1767/68 Kontakt zu einzelnen Exponenten der Ökonomischen Gesellschaft Bern ( Nr. 253), welche Pestalozzis Armenanstalt später (teilweise) unterstützte ( Nr. 255, Nr. 261, Nr. 262). Lienhard und Gertrud scheint den ökonomischen Bestrebungen der Gesellschaft derart entgegengekommen zu sein, dass sie das Buch prämierte (vgl. Sacherklärung III.). III. Z. 5

Z. 5f. Z. 6

Praemie: Diese Prämie bestand aus einer Medaille, die vom Berner Münzmeister Johann Samuel Wagner (1740–1789) angefertigt worden war und einem Wert von 20 Dukaten entsprach. Menschenfreund: Wer zusätzlich zur «Praemie» noch einen Geldbetrag stiftete, konnte nicht ausfindig gemacht werden. Dukaten: in Europa weitverbreitete Goldmünze

295. Isaak Iselin Mai 1782 5

ich habe Ihr 2tes Volksbuch mit einer Art von widrigem Vorurtheil angefangen zu lesen, aber je mehr ich fortfahre, destomehr gefallt es mir […] es wird freylich weniger gelesen werden als Lienhard und Gertrud, aber es ist im Grund nach nüzlicher und besser.

116 Überlieferung 1

PSW VIII, S. 248.9ff. Sacherklärung I.

Isaak Iselin (1728–1782)  Nr. 260 II. Nachdem sich Isaak Iselin Ende 1781 aufgrund des Manuskripts kritisch über Christoph und Else geäussert hatte ( Nr. 289), scheint ihm die Druckfassung, die Pestalozzi am 5. Mai geschickt hatte, besser gefallen zu haben. Allerdings konnte er Pestalozzis Wunsch, einige ausgewählte Stellen aus dem Roman in den Ephemeriden abzudrucken, nicht mehr nachkommen; er starb am 20. Juli. So weit feststellbar, handelt es sich bei diesem Lob Iselins um den letzten Kontakt mit Pestalozzi. III. Z. 4

2tes Volksbuch: Johann Heinrich Pestalozzi: Christoph und Else. Mein zweytes Volks Buch (1782). In: PSW VII, S. 119–450

296. Hans Jacob Pestalozzi 15. Juli 1782 5

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Ich wünsche meinem lieben Papa heut am Namenstag Ich wünsche, dass du viel mehr erlebest Und ich danke dir hundert tausendmal – Für deine Gutthaten, die du mir gethan – Ich danke dir, dass du mich so lieb und lustig auferzogen hast, Ich danke dir noch tausendmal für deine Gutthaten, Die du mir all die Zeit meines Lebens gethan hast – Tausend und aber tausend weiss ich nicht, Wie vielmal möcht ich dir danken. Jez will ich dir sagen, wie’s mir aus dem Herzen geht. Es freut mich, es freut mich erschrökenlich Wenn du kannst sagen, Ich habe meinen Sohn zur Freud auferzogen, Dann freut es mich, Dann freut es mich im Herzen – Wenn ich kann sagen, Ich bin seine Lust und seine Freude Dann will ich erst danken Für das, was du mir in meinem Leben gethan hast – Es wird dich und mich freuen

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An dem Tag, wo ich es sagen kann. Dann wollen wir zusammen lustig seyn, Und Freud haben in unserm ganzen Leben Dann wollen wir Gott anruffen zusammen, Und meine liebe Mamma wird dann auch mit uns bäten, Dann wollen wir zusammen arbeiten wie Schäflein Dass wir unser Leben mit Gott und Ehren können durchbringen, Und zufrieden seyn mit dem, was uns Gott giebt – – Izt komm mein lieber Papa! Izt wollen wir einander lieben und küssen, Und die Mamma Ich will mit beyden Armen Alle drey unsere Köpf zusamen nemmen.

Überlieferung 1 6

PSW VIII, S. 252f. Da Pestalozzi im Familienkreis Heinrich genannt wurde, wird hier der 15. Juli (Namenstag Heinrichs) als Absendedatum gesetzt. Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801) ist das einzige Kind der Familie Pestalozzi. Vermutlich wegen ihrer Begeisterung für Jean Jacques Rousseau (1712–1778,  Nr. 416) schicken ihn seine Eltern nicht in die Dorfschule von Birr ( Sacherklärung II.). Aufgrund eines Tagebuches wird sichtbar, dass – zumindest der Vater – versucht, den Sohn nach den Prinzipien von Rousseaus Émile zu erziehen, was wegen der konzeptionellen Paradoxien zu grotesken Erziehungserfahrungen führt. Mitbedingt durch die problematischen Erziehungsresultate wird Jacob Ende 1782 – als zwölfjähriger Junge – zur befreundeten Familie Battier nach Basel geschickt, in welcher der Theologiestudent Peter Petersen (1762–1820,  Nr. 290) als Hauslehrer arbeitet. Mit ihm steht Pestalozzi schon seit dem Jahreswechsel 1781/82 in Briefkontakt. Aufgrund gesundheitlicher (erste Anzeichen einer Epilepsie) und erzieherischer Schwierigkeiten wird Jacob ein gutes Jahr später an eine Handelsschule in Mülhausen (Académie préparatoire de commerce) geschickt. Im Januar 1785 kehrt er nach Basel zurück, wo er während mehr als zwei Jahren eine Lehre in der Firma der Familie Battier absolviert. Diese Rückkehr nach Basel scheint erneut mit gesundheitlichen Beschwerden Jacobs, die periodisch auftreten, im Zusammenhang zu stehen. In einem Brief Pestalozzis an seinen Sohn vom Frühjahr 1787 (PSB III, Nr. 662) erinnert Pestalozzi ihn an den Magnetismus und an die intensiven Gebete, welche ein Jahr zuvor geholfen haben. Im April 1787 kehrt Jacob auf den Neuhof zurück, wobei unklar ist, ob eher die mangelnden Fortschritte Jacobs in seinem Beruf oder der schlechte Geschäftsgang der Firma Battier – sie ging 1789 Konkurs – der ausschlaggebende Grund gewesen ist. Um 1788 weilt Jacob bei seiner Grossmutter Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44) in Zürich und konsultiert wegen seiner Krankheit Pestalozzis Jugendfreund Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29). 1791 überschreibt Pestalozzi seinem Sohn den «Neuhof» und im

118 selben Jahr heiratet Jacob das Patenkind seiner Mutter, die aus Brugg stammende Anna Magdalena Frölich (1767–1814,  Nr. 547). 1792 kommt es zu einer Totgeburt, 1793 wird ein Zwillingspaar geboren, das aber nur wenige Tage lebt, 1795 die Tochter Marianne (1795–1802,  Nr. 555). Die Krankheit Jacobs verschlimmert sich zusehends; er ist kaum arbeitsfähig und kann nur gelegentlich Botengänge nach Zürich übernehmen. 1797 wird der Sohn Gottlieb geboren, der als einziges der Kinder nicht früh stirbt und bis 1863 lebt ( Nr. 594). Ab 1797 verschlimmert sich Jacobs Zustand nochmals, und am 15. August 1801 stirbt er in Abwesenheit seiner Eltern auf dem Neuhof, gepflegt von seiner Frau und der Magd Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836,  Nr. 594). Lit.: Werner Keil: «Wie Johann Heinrich seine Kinder lehrt …». Lebensgeschichte und Erziehung des Hans Jacob Pestalozzi. Band 1 und 2 (=Dokumentationsband). Regensburg 1995 II. Der Brief Jacobs an seinen Vater steht in einem etwas komplexen Zusammenhang. Überliefert ist er einzig als Teil von Pestalozzis Gedenkreden auf Isaak Iselin (1728– 1782,  Nr. 260), die in seiner Wochenzeitschrift Ein Schweizerblatt veröffentlicht wurden (Nr. 30, 32–34, vgl. PSW VIII, S. 221ff. und 235ff.). Pestalozzi konzipiert sein Angedenken des edeln Menschenfreundes[,] Herrn Rathschreiber Iselin von Basel so, dass zunächst die praktische philanthropische Rolle Iselins während Pestalozzis Berufs- und Lebenskrise (ab 1777) thematisiert und gefühlsreich verdankt wird. Iselin erscheint dabei in der Rolle eines von Gott gesandten Erlösers, der Pestalozzi über zentrale religiöse, moralische und pädagogische Themen aufgeklärt hat (PSW VIII, S. 225ff.). An diesen Dank knüpft Pestalozzi eine kurze Autobiographie an, die mit Rechtfertigungen seiner gescheiterten Armenanstalt (PSW VIII, S. 235ff.) beginnt und in der Folge die Genese und Absicht von Lienhard und Gertrud erläutert (PSW VIII, S. 242ff). In diesem Zusammenhang gelangt Pestalozzi zu einer theoretischen Reflexion, welche plausibel machen soll, weswegen seine Kenntnis des Landvolks besonders gut sei. Der Kern dieser Überlegungen enthält eine Art unambitiösen Sensualismus: «die Wahrheit und die Erfahrungen mehr zu sich kommen zu lassen, als ihnen nachzulauffen» sei «die wahre Lehrmanier des Menschen» (PSW VIII, S. 244.31ff.). Pestalozzi fügt darauf einen (ersten) Exkurs über die Erziehung ein. Dieser beginnt mit der Anwendung der erkenntnistheoretischen Prämisse auf die Erziehung seines Sohnes (PSW VIII, S. 244f.), der ihn zu den beiden Prinzipien der Nähe und der Vollkommenheit führt. Die Grundaussage ist die, dass das Kind zunächst «nur sehen und hören» soll (PSW VIII, S. 245.18) und keine Übungen im «Schliessen und Urtheilen» machen soll, weil diese «von selbst kommen und nachfolgen» (PSW VIII, S. 245.20f.). Folgerichtig wendet er sich gegen Erziehungskonzeptionen seines Jahrhunderts, die «das frühe Lesen und Schreiben der Kinder» propagierten (PSW VIII, S. 245.25). Ohne es auszusprechen, folgt Pestalozzi damit Rousseaus Überlegungen aus dem Émile – und steht Iselins Bildungskonzeption diametral entgegen. Das wird besonders deutlich, als er stolz berichtet, sein Sohn sei mittlerweile bald 12 Jahre alt und könne weder lesen noch schreiben – dafür könne er «ungekränkt» leben (PSW VIII, S. 245.35). Wie stark die Anlehnung an Rousseau ist, belegt an etwas späterer Stelle Pestalozzis Bericht, wie er zum Brief seines Sohnes gekommen sei. Die Mutter Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) erinnerte Jacob daran, dass morgen der Namenstag des Vaters sei und fragte ihn, ob er «nicht auch etwas darauf machen» wolle. Jacob «in allen Lehr- und Büchersachen noch so unwissend» (PSW VIII, S. 252.4), hätte dem Vater gerne etwas geschrieben. Im Unterschied zu Émile (vgl. ŒC IV, S. 358) lernt Jacob zwar nicht von einem Tag auf den anderen schreiben, ist aber gemäss Bericht des Vaters in der Lage, der Mutter den hier abgedruckten Brief zu diktieren: «er gab es ihr wie singend an, und sagte, es müssen

119 Verse seyn» (PSW VIII, S. 252.20f.). Triumphierend über das Resultat des «unverwirrten Naturgefühls» stellt Pestalozzi die rhetorische Frage: «Bringt die beste Schul- und Kunstführung in diesem Zeitspunkt das Kind in dem wesentlichsten, was es als Kind seyn soll, weiter, oder bringt sie ihns in der Vorbereitung zu dem, was ihm als erwachsenen Menschen am wesentlichsten nuzlich seyn wird, höher?» (PSW VIII, S. 253.21ff.).

297. Johann Heinrich Füssli 14. August 1782 Zürich, am 14ten Augst 1782. 5

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Des Doktor Aepli von Diessenhofen I n o c u l a t i o n s -K a t e c h i s m u s für das Landvolk, welcher dem 1ten und 2ten Stük des Rhanischen gemeinnüzigen medicinischen Magazin beygerükt ist, und zumal desselben Vorbericht sehe ich als eine der schönsten Urkunden der Uneigennüzigkeit eines Mannes in seinem Berufe, und die beyden Diaria der zwey Schwestern Frau Amtmänninn Wehrlin von Stammhein, und Frau Sulzerinn zu Winterthur, über die von ihnen selbst nach P a s t o r E i s e n s Methode unternommene Einimpfung ihrer Kinder als zwey andre rührende Aktenstükke von ächter Mutterliebe und erhaben einfältiger weiblicher Weisheit, so wie überhaupt das ganze Rhanische Magazin als eine der wichtigsten neuern Erscheinungen im Reich der Arzneykunde an, weil darinn unzweydeutig und unveränderlich durch alle darinn enthaltene Aufsäzze wider die Charlatanerie der Aerzte ohne Charlatanerie und Debitieren eiteler Grundsäzze, wobey man im Grunde nichts zu verlieren hoft, geeifert wird. Hr. Rhan verdient darum vor sein unternemmen den herzlichsten Dank aller derer, denen im Ernst nichts was menschlich heisst, frömde ist, und der innere Lohn seiner Arbeit kann nicht anderst als gross seyn. Dürft ich ein einiges, was ich hie und da, doch nur selten zu vermissen glaube, erinnern, so wäre es dieses: doch so viel möglich die Auszüge aus fremden Schriften immer vorzüglich anwendbar auf seinen nächsten Leserkrais zu machen, oder wenigstens sorgfältig auszulassen, was für sie nicht anwendbar, oder überflüssig ist, u. bisweilen gar zu Irrthum und Schaden verleiten könnte. Aber noch einmal auf den Aplischen Inocculations-Katechismus zurük zu kommen. O wie recht hat der Mann, wenn er in dem angezogenen Vorbericht mit der würdigsten, aber für so viele andre seiner Facultät schädeltreffenden Bitterkeit sagt: «So viel auch schon über die Einprofung geschrieben, gelesen, und geschwäzt worden ist, so siehet man

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doch, dass die Dummheit und die Vorurtheile unter dem Volk noch mächtig genug sind, das allgemein werden der Einprofung zu hindern; dass der Eigennuz der Propfärzte sich noch immer die Einpropfung als ein Eigenthum zueignet, welches ohne die schlimmsten Folgen für die menschliche Gesellschaft ihrer Kunst nicht dörfe entzogen werden, und dass sie um der Sache einen Schein von Wichtigkeit zu geben, die unschuldige natürliche Einpropfung mit tändelnden Künsteleyen und Charlatanerien befleken, und erschweren. Folglich kann man auch izt noch eine Schrift nicht für überflüssig halten, worinn dem Volk, dem Landmann, und den Müttern gezeigt wird, wie sie ihre Kinder selbst einpropfen können, wie jene Tändeleyen dabey ganz unnüz seyen, und endlich, dass dieses Geschäft nicht den Aerzten, sondern ihnen den Müttern zukomme». Wie werth sie aber dieser Ehre, und wie geschikt sie zu dieser Verrichtung seyen, zeigen uns die zwey documentirten Beyspiele. – Welcher Contrast zwischen diesen beyden Schweizerinnen, und dem saubern Volkslehrer, der in der nämlichen Zeit zu Leipzig schreibt: «Man macht die Kinder an den Blattern krank, wenn es sich schikt, nicht wenn es die Vorsehung haben will». Ich denke doch, die göttliche Vorsehung sey zufrieden genug mit dem Menschen, wenn er mir jedes Geschäft seiner Pilgrimschaft sorgfältig thut, eben wenn es sich recht schikt. «Doch wer seinem Kind die Blattern will einimpfen lassen, mag es thun, meinetwegen!» Nun das wollen wir hoffen Herr Doktor! – «Nur» – (ein a b e r nimmt solchen Herren ein entronnen vernünftig Wort immer wieder aus dem Mund weg) «Nur bedenke immer ein jeder wohl, ehe ers thut, ob er sich würde zufrieden geben können, wenn ihm sein Kind stürbe». Warum nicht? wie doch unsre sogenannten Rechtglaubigen im Grund immer die wahren Unglaubigen sind! In der vortrefflichen Stadtschule zu Neu Rippin in der Mark Brandenburg werden die Zöglinge zum fleissigen Baden angehalten – vor etlichen Jahren ertrank einer derselben durch einen sonderbaren Zufall; diess erwekte ein Murmeln unter dem geringen Manne. Um es sofort in der Geburt zu erstikken, badete den Tag nach dem Unglük der erste Bürgermeister in dem See bey dieser Stadt. Von grossen und grössern Herren kenn’ ich dato keinen, der im Nothfall einen ähnlichen Glauben an der Wahrheit bescheinen würde, als Kaiser Joseph II. «Und dann, ob er g e w i s s ist, dass sein Kind hernach nicht kränklich wird?» – Welche Impertinenz! – Aber man zähle, man zähle doch einmal, auch nur in dem engen Einimpfungskraise unsers Zürichs, die bald nach überstandener Incocculation, und hinwider, die bald

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nach den natürlichen Pokken an irgend einem aussern oder innern Gebrechen neuerdings erkrankende Kinder, und ziehe die Summe, und höre nicht immer nur die unendlich geringere Zahl bloss der einten Partey an – und man wird erstaunen, wie entschieden der Vortheil auf Seite der Einimpfung fällt. Man frage endlich (man muss dem gelehrtern Vorurtheil besonders auch diesen Schlupfwinkel verstopfen) in Engelland, wo die Inocculation mit allen ihren Folgen, denk ich doch, geprüft werden kann, weil sie dort ein volles Menschenalter erreicht hat, ob die so zu reden ganz eingeimpfte brittische Nation an Gesundheit und Stärke abgenommen, oder ihr Leben minder hoch bringt. Auch Herr Rhan in der Einleitung zu der Aeplischen Schrift redt mir aus dem Herzen, wenn er, zumal bey einfallenden Epidemien, die Vortheile des Einimpfens auch vor die jüngsten und vor kränklichte Kinder immer in der Proportion gegen die Gefahr, solche Subjekte den Folgen der natürlichen Seuche zu überlassen, ganz entschieden findet, einer- und anderseits, wenn er gleich dem rechtschaffnen D r . S c h e r b für das einig sichre Mittel der Einpropfung den allgemeinen Schwung zu geben, dies hält: dass der gemeine Mann, der damit verbundnen Unkosten überhoben würde, und darum theils die Obrigkeiten erinnert den Landmann und Handwerker durch Vorzüge oder kleine Preise, (es wäre allenfalls grosser Werth) dahin aufzumuntern, theils die Lehrer der Religion überzeugen möchte, dass es ihre Pflicht sey, solche allgemeine Hilfsmittel zur Bevölkerung bey allen schiklichen Anlässen zu empfehlen. Ich schliesse, werthester Freund. Ein andermal ein mehrers über diesen und dahin einschlagende Gegenstände. H.H. Füssli

Überlieferung 1

PSW VIII, S. 256–258 Sacherklärung I.

Johann Heinrich Füssli (1745–1832)  Nr. 1 II. Die Pockenkrankheit, die in Mittel- und Westeuropa seit dem 15. Jahrhundert Fuss gefasst hatte, forderte pro Jahr mehrere 10’000 Opfer. Die Bekämpfung dieser Krankheit war ein wesentliches Anliegen der Medizin des 18. Jahrhunderts. Zu Beginn desselben wurden zuerst in England – im Rückgriff auf Erfahrungen in Asien und Griechenland – Schutzimpfungen eingeführt. Unter Inokkulation verstand man eine

122 Methode, bei welcher mit dem Serum von Pockenkranken geimpft wurde. Aufgrund einer Entdeckung des britischen Arztes Eduard Jenner (1749–1823) wurde diese Methode am Ende des 18. Jahrhunderts durch die Vakzination abgelöst, in welcher nicht Menschen-, sondern Tierpockenserum übertragen wurde. Diese neue Methode war weit weniger gefährlich als die Inokkulation. In Kontinentaleuropa scheint Genf der erste Ort gewesen zu sein, an dem Impfungen durchgeführt wurden – d’Alembert rühmt in der Encyclopédie im Artikel Genève 1757 die dortige Impfpraxis. Die ersten Versuche wurden 1749 vom Genfer Arzt Théodore Tronchin (1709–1781) durchgeführt, und ab 1750 nahm der Chirurg Daniel Guyot (1704–1780) regelmässige Impfungen vor. Kurze Zeit später setzte sich der Lausanner Arzt Auguste Tissot (1728–1797) für die sehr umstrittenen Impfungen ein. Über Bern (1753) gelangte diese Praxis nach Zürich, wo sie von vier Ärzten massgeblich gefördert wurde: Den Zürchern Salomon Schinz (1734–1784), Johann Heinrich Rahn (1749–1812), Johann Konrad Rahn (1737–1787) und dem Bischofszeller Jakob Christoph Scherb (1736– 1811,  Z. 92). Allem Anschein nach wurden in Zürich am 4. Februar 1760 die ersten Kinder geimpft, was aber, wie auch andernorts, Ängste und damit Diskussionen auslöste. Um die Impfung populär zu machen, veröffentlichte die Naturforschende Gesellschaft Zürich 1766 unter dem Titel Vom Erfolg der Einpfropfung der Pocken an einigen Orten in unserer Schweiz eine Abhandlung von 154 Seiten, die im Wesentlichen einen Briefwechsel der Beteiligten umfasst, der von ihren Erfahrungen und Erfolgen Zeugnis abgibt. Pestalozzi war ganz offensichtlich der auch in religiösen Kreisen sehr umstrittenen Inokkulation zugetan, meldete er doch Johann Heinrich Füssli (1745–1832,  Nr. 1) am 6. Mai 1773, dass er seinen noch nicht dreijährigen Sohn «ohne Vorwüssen meiner ganzen Famillen zu inoculiren» gedenke. Weil der Birrer Dorfarzt keine «frische sichere Fäden» habe – eine Methode der Impfung bestand darin, dass man Fäden durch die Blasen der Erkrankten zog und das so gewonnene Serum dem zu Impfenden in eine Wunde strich –, fragte er Füssli nach einer geeigneten Adresse (PSB III, Nr. 489). Eine Antwort Füsslis ist nicht überliefert. Dass Pestalozzi mit seinem Anliegen an Füssli gelangte, muss überraschen; war doch bisher über Füsslis Engagement in medizinischen Angelegenheiten nichts bekannt. Dennoch scheint sich dieser für die Impfung eingesetzt zu haben. Nachdem in Zürich verschiedene wissenschaftliche Publikationen zur Inokkulation veröffentlicht wurden, verfasste der Diessenhofener Arzt Johann Melchior Aepli (1744–1813,  Z. 5) einen Inoculations-Catechismus für das Landvolk, der im ersten Jahrgang von Johann Heinrich Rahns Gazette de Santé oder gemeinnütziges medicinisches Magazin veröffentlicht wurde (1782). Johann Heinrich Füssli scheint das Magazin im Allgemeinen wie auch den Katechismus im Besonderen für derart wichtig gehalten zu haben, dass er Pestalozzi diesen langen Brief in der Absicht schrieb, für beide Propaganda zu betreiben. Quellen: Johann Heinrich Rahn (Hrsg.): Gazette de Santé: Oder gemeinnütziges medicinisches Magazin für Leser aus allen Ständen und zum Besten einer PrivatAnstalt für Arme Kranke. Zürich 1782–1786 Lit.: Salomon Schinz/Conrad Rahn/Jacob Christoph Scherb: Von dem Erfolg der Einpfropfung der Pocken an einigen Orten in unserer Schweiz, Zürich 1766. In: Abhandlung der Naturforschenden Gesellschaft, Band 3. Zürich 1766, S. 23–176; Hans Hindemann: Geschichte der Pockenprophylaxe im Kanton Zürich. Zürich 1925; Ursula von Schulthess: Medicin-Doctor und Chorherr Johann Heinrich Rahn 1749–1812. Winterthur 1959

123 III. Z. 5

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Doktor Aepli von Diessenhofen: Der aus dem thurgauischen Diessenhofen stammende Arzt Johann Melchior Aepli (1744–1813), studierte in Zürich und Tübingen Medizin (Promotion 1765). Er verfasste zahlreiche medizinische Schriften, in erster Linie zur Geburtshilfe und Seuchenbekämpfung. Ab 1774 war er Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, ab 1789 Mitglied der Helvetischen Gesellschaft korrespondierender Ärzte und Wundärzte. 1798–1809 war er Distriktsstatthalter bzw. -präsident, 1798–1804 Ehrenmitglied der thurgauischen Sanitätskommission, 1805– 1809 Vizepräsident des Sanitätsrats und Mitglied des Erziehungsrats. Zudem war er 1803–1813 als Kantonsrat tätig und 1804–1809 evangelischer Kirchenrat. Die Wahl in die Regierung lehnte er 1804 ab. 1810 errichtete er mit 10’000 Gulden ein Schullegat. I n o c u l a t i o n s - K a t e c h i s m u s: Inoculations-Catechismus für das Landvolk. In: Gazette de Santé: Oder gemeinnütziges medicinisches Magazin für Leser aus allen Ständen und zum Besten einer Privat-Anstalt für Arme Kranke. Herausgegeben von Joh. Heinrich Rahn, M.D. Zürich 1782, S. 129–144, mit Erläuterungen und Praxisberichten S. 144–152. Diaria der zwey Schwestern: Im Anschluss an den Katechismus kommen, nach eigenen Beobachtungen Rahns, Auszüge aus Tagebüchern zweier Schwestern zum Abdruck, welche ihre Erfahrungen mit der Inokkulation ihrer Kinder beschreiben (S. 148–152). Frau Amtmänninn Wehrlin von Stammhein: Damit ist Elisabeta WehrliSteiner gemeint, über welche ausser dem Namen nichts weiter bekannt ist. Frau Sulzerinn zu Winterthur: Catharina Sulzer-Steiner (1749–1803) P a s t o r E i s e n s Methode: Der ursprünglich aus dem nordbayrischen Landkreis Ansbach stammende Pfarrer Johann Georg Eisen (1717–1779) hatte sich im Baltikum dafür eingesetzt, dass die Impfungen gegen die Pocken von den Müttern selbst durchgeführt werden. Zu diesem Zweck stellte er sein Haus zur Verfügung, in der Hoffnung, die ersten Mütter würden das Impfen bei ihm lernen, dann ihre Kenntnisse auf das Land tragen und dort verbreiten. 1773 gab er in Riga seine «Methode» mitsamt Erfolgsmeldungen in der kleinen Schrift Die Blatterimpfung erleichtert und hiemit den Müttern selbst übertragen heraus. Darin wird die Methode mit der «Nehnadel» (S. 10) propagiert, die in die entzündete «Blatter» eingestochen werden sollte, um sie dann zwischen «Daumen und Zeigefinger» (S. 11) des zu impfenden Kindes zu stossen. Als Pflegeregeln für die folgende Zeit empfiehlt er den Müttern (S. 12ff.), den Kindern nur kalte Getränke und Speisen zu geben und die Impfstelle sowie die Stirn immer wieder mit kaltem Wasser abzuwischen. Dagegen wendet er sich gegen weitere Arzneien (S. 17). Rhanische Magazin: Gazette de Santé,  Z. 5f. Debitieren: vermutlich abgeleitet von «débiter»: Haarspalterei Dieses Zitat steht im «Vorbericht» Aeplis auf S. 130. Der Auszug ist gegenüber dem Original an zwei Stellen leicht und unwesentlich gekürzt. Volkslehrer: Zeitschrift, die von 1781–1783 in Leipzig erschien. In einem anonymen Beitrag unter dem Titel 2. Geschichte vom frühen Begraben der Todten geht der Autor kurz und eher zufällig auf die Impfung von Kinder ein, mit dem Ziel, Ängste vor unerwarteten Folgen zu schüren. Die Stelle lautet: «Man macht die Kinder an den Blattern krank, wenn es sich nur

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schickt, nicht, wenn es die Vorsehung haben will; doch davon will ich nun nicht sagen. Wer seinem Kinde die Blattern will einimpfen lassen, der kans thun, meinetwegen! nur bedenk immer ein jeder wohl, ehe ers thut, ob er sich würde zufrieden geben können, wenn ihm sein Kind an den eingeimpften Blattern stürbe? – und dann, ob er gewiss ist, dass sein Kind hernach nicht kränklich wird? Doch davon wollte ich ja nicht reden, ich weiss gar nicht, wie ich dran komme» (Der Volkslehrer, Leipzig 1782, 2. Jg., S. 102). Kaiser Joseph II.: Franz Joseph II., Kaiser von Österreich (1741–1790), vertrat in klassischer Weise den aufgeklärten Absolutismus, schaffte 1781 die Leibeigenschaft ab und gründete zahlreiche Schulen, Kranken- und Blindenhäuser und galt vielerorts als Vorbild eines Reformfürsten. Engelland: In England gab es die Pockenimpfung seit 1718 ( Sacherklärung II.). D r . S c h e r b : Jakob Christoph Scherb (1736–1811) aus Bischoffszell studierte in Leiden, Berlin und Tübingen Medizin und promovierte 1759 in Montbéliard (Elsass). In den 1760er-Jahren gründete er die Gemeinnützige Gesellschaft Bischoffszell, die die Akklimatisierung fremder Gewächse, die Einführung der Seidenzucht und die Verbesserung des Schulwesens zum Auftrag hatte. Seine gemeinnützigen Tätigkeiten baute er weiter aus, indem er 1783 einige Bücher zur Vorbeugung vor Krankheiten veröffentlichte und die Landbevölkerung gegen Pocken impfte. 1789 war er Mitbegründer der Gesellschaft für korrespondierende Ärzte und Wundärzte, 1794 zog er sich aus der Medizin zurück und behandelte ab 1798 überhaupt keine Kranken mehr. Nach seiner medizinischen Berufslaufbahn engagierte er sich in der Regierung und war Unterstatthalter und Regierungsrat in Bischoffszell, wobei er vor allem in den Bereichen Sanität, Justiz und Polizei arbeitete. 1807 zog er sich auch hier zurück und verstarb 1811.

298. Unbekannt 2. Hälfte August 1782 5

[Reg.] Eine unbekannte Frau aus Zürich gratuliert Pestalozzi zu Lienhard und Gertrud und teilt ihm ihr Bemühen mit, «einen Bauren zu suchen, der würdig wäre», diesen Roman geschenkt zu erhalten. Zudem scheint sie den Wunsch zu äussern, Pestalozzis Sohn Hans Jacob kennenzulernen.

Überlieferung 1

PSB XIV, S. 9.5ff. Sacherklärung I.

Wer diese Frau aus Zürich ist, kann nicht eruiert werden. Der Brief, den sie Pestalozzi schreibt (vgl. PSB XIV, Nr. 565a), lässt vermuten, dass es sich um eine ältere Tochter

125 einer wohlhabenden und angesehenen Familie handelt, weil Pestalozzi von «Freülin» und «Ihre lieben Kleinen» und «Dero Herr Papa» spricht. Angesehen scheint diese Familie auch zu sein, weil Pestalozzi sie mit «Madam» anschreibt, und wohlhabend, weil sie willens ist, ein Buch zu verschenken. II./III. Dieser Brief scheint nicht nur aufgrund von Lienhard und Gertrud geschrieben worden zu sein, sondern vermutlich auch wegen Pestalozzis Charakterisierung seines Sohnes Hans Jacob (1770–1801,  Nr. 296) in seiner Wochenzeitschrift Schweizerblatt vom 15. und 22. August 1782 (PSW VIII, S. 245ff., S. 252ff.).

299. Johann Friedrich Mieg 5. Dezember 1782 Utica d. 5. dec. 1782. 5

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Alfredo s.d.p. Epictetus. ich habe dero Schreiben vom 20 ten Nov[ember] richtig erhalten, so eben erst muhe gehabt dero memoire mit der nöthigen Aufmerksamkeit zu lesen, und werde als ein redlicher Freünd meine gedanken darüber gerade und freymütig eröffnen. ich finde ihre vorschläge, bemerkungen und Erinnerungen gesund, richtig, den psychologischen Beobachtungen angemessen, des menschenfreünds würdig, in Josephs plane hinein passend, allein, was theorie u. regeln-reihe betrifft für Wien und Josephsthron nicht u n i i , nicht a n z i e h e n d , nicht d e t a i l l i r t , und nicht in denen dortigen Localbeziehungen und bedürfnissen eingedrungen genug; ich sehe gar wohl ein, dass Ihnen, u[nd] jedem, der nicht wenigstens einige iahre im Lande gewesen, diese Art von schriftlicher Ausführung der Materie schlechterdings unmöglich sey; ich sehe wohl ein, dass bey dem allem Sie praktische Einsichten u[nd] Fertigkeiten in diesem Fache sich erworben, und so ganz eigen gemacht, dass Sie indem einen vorfallenden Fall das Gesez der Behandlung bald finden, u[nd] leicht abstrahiren würden, aber troz dem allen, weil eben hofrath von Sonnenfels in diesem Fache als Schriftsteller doch ganz teütschland bekannt, beim Keiser u[nd] dem Ministerium von der Seite ganz gewiss in credit ist, und schon ohnehin dorten das vorurtheil gleich iedem einfallen würde: entw[eder] kan über den Stof nichts neües gesagt werden, was nicht Sonnenfels schon bündig u[nd] nett gesagt hat, oder wenn er darüber etwas aufsetzen müste, wenigstens schreiben könnte, so gehet mein unmasgeblicher rath dahin n u r d e n

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z we iten theil i h res memoi res zu b enutzen, und durch eine kleine Erwe iterung denselben ganz z wekmässig für i h re absi c hten ei nzuri c h ten. und zwar könnte dies am besten u[nd] geradesten auf folgende art geschehen: 1. Sie setzen in einem kurzen u[nd] rein geschriebenen memoire ihren wunsch, ihre bewegungsgründe, u[nd] die art u[nd] weise vor, nach welcher Sie zu Erzielung ihrer Endzwecke fortzuschreiten wünschten. 2. mit dem verbinden Sie ein Schreiben an Herrn hofrath von Sonnenfels in wien, worin Sie ihm melden, dass seine verdienste um die Staatswissenschaft um die polizey und um die aufklärung, sein bekannter Edler Menschenfreündlicher Charakter, sein u[nd] ihr Lieblingsstudium, und ihr glück durch den illuminaten Orden auch mit einem so edlen manne wie Er sey, in Verbindung zu stehen, ihnen den muth eingeflösset hätte mit ihren wünschen u[nd] memoire sich gerade an ihn zu wenden, u[nd] von ihm denienigen Gebrauch bei ihro Maiestät davon zu erwarten, wofür ihnen sein braver Charakter stünde; auch können Sie einfliessen lassen, dass ihre O[rdens]obern ihnen diesen geraden weg empfohlen u[nd] würden Sie ihm schon vorläufig u[nd] auf’s nachdrücklichste empfohlen haben. wollten Sie diesem Schreiben eine kurze geschichte i h r e s L e b e n s , i h r e r S c h r i f t e n , u[nd] B ü c h e r beilegen, würden diese versuche für Sie weit stärker reden, als ihr memoire, u[nd] Er könnte wenigstens daraus ersehen, wo Er weiter nachrichten von ihnen finden könnte. Sie nennen in ihrem Schreiben an ihn keinen Oberen mit nahmen, weil diesses unnöthig ist, Es ihm gar nichts nützet, von woher oder wie Sie mit dem O[rden] zusammen hangen. fragen Sie mich, warum aber muss und soll ich mich gerade an den Sonnenfels wenden Rep[etition] damit wenn der keiser ihn fragt: durch wen hat Pestalozzi sich an ihn gewandt, Sonnenfels mit gutem gewissen u[nd] heiter antworten kann: Er hat sich gerade an mich gewandt. endlich 3. wenn Sie diesen plan genehmigen und einschlagen, bitte ich mich wenigstens 14 täge zum voraus davon zu avertiren, damit ich gleich an denen oberen schreibe, u[nd] das Empfelungsschreiben an Sonnenfels ausfertigen lasse. welchen O[rdens] nahmen Sonnenfels hat, weiss ich nicht mehr, sonst würde ich ihnen denselben gerne eröffnen. ich habe denselben nur etliche mal nennen gehört, u[nd] unter der menge vergessen.

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anbei schicke ich Ihnen 1) zurück das memoire. 2) endlich einmal das 2te Hefft, u[nd] dies ziemlich elend abgeschrieben. wenn Sie es abgeschrieben, bitte mir’s durch den postwagen, oder buchhändler Serini in Basel zuruckzuschicken. 3) Machiavells auszüge aus Haneway. das übrige im Ganzen werk ist l o c a l , auf L o n d o n passend, sehr vortreflich gedacht u[nd] gesagt, aber nicht zum ausziehen. leben Sie wohl, vortreflicher, lieber mann! aufrichtig geschätzt u[nd] geliebt von ihrem ergebensten Epictet.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 226/4 Bogen, 211x170 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 7 Z. 13 Z. 14 Z. 14 Z. 23 Z. 25 Z. 27 Z. 36 Z. 40f. Z. 41 Z. 42 Z. 44 Z. 47 Z. 48 Z. 55 Z. 61 Z. 62 Z. 68 Z. 69 Z. 72 Z. 75 Z. 75 Z. 76

Utica d. 5. dec. 1782.: lateinische Schrift Alfredo s.d.p. Epictetus.: lateinische Schrift memoire: lateinische Schrift Wien: lateinische Schrift u n i i : lateinische Schrift d e t a i l l i r t : lateinische Schrift hofrath von Sonnenfels: lateinische Schrift in credit: lateinische Schrift Sonnenfels: lateinische Schrift memoire: lateinische Schrift hofrath von Sonnenfels: lateinische Schrift wien: lateinische Schrift Staats: lateinische Schrift illuminaten: lateinische Schrift memoire: lateinische Schrift Maiestät: lateinische Schrift memoire: lateinische Schrift Sonnenfels: lateinische Schrift Sonnenfels: lateinische Schrift Sonnenfels: lateinische Schrift Sonnenfels: lateinische Schrift memoire: lateinische Schrift Serini: lateinische Schrift Basel: lateinische Schrift Machiavells: lateinische Schrift

128 Z. 76 Z. 77 Z. 77 Z. 81

Haneway: lateinische Schrift l o c a l : lateinische Schrift L o n d o n : lateinische Schrift Epictet: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Friedrich Mieg (1744–1819) studiert in Deutschland Theologie und ist in den Jahren 1770–1776 holländischer Gesandtschaftsprediger in Wien, wo er 1773 Mitglied der Loge Zu den drei Adlern wird. Später wird er kurpfälzischer Kirchenrat und Prediger der Heiliggeistkirche in Heidelberg. 1782 «Provinzial», das heisst Vorsteher der rheinpfälzischen Niederlassung der Illuminaten. Mieg verfasst zahlreiche Schriften meist religiös-moralischen Inhalts. II. Es ist im Detail nicht mehr zu rekonstruieren, was konkret der Anlass für die Korrespondenz zwischen Mieg und Pestalozzi war. Fest steht, dass die Gründung des Illuminatenzweiges in Zürich, die offiziell erst 1783 erfolgte, in Zusammenarbeit mit der Provinzialdirektion in Heidelberg, das heisst mit Johann Friedrich Mieg erfolgte und Pestalozzi Mitglied in Zürich war. Provinzial und damit wohl auch Initiant des Zürcher Ablegers war der Arzt Johann Heinrich Rahn (1749–1812), mit welchem Pestalozzi spätestens wegen der publizistischen Kampagne für die Inokkulation bekannt gewesen sein muss ( Nr. 297). Pestalozzis Kontaktaufnahme könnte aber auch über Basel erfolgt sein, waren doch die meisten Basler Freunde Pestalozzis im Orden: Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260), Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310), Jakob Sarasin (1742–1802,  Nr. 254) – allerdings wurde die Basler Sektion von Zürich aus geleitet. Pestalozzi muss erfahren haben, dass Mieg aufgrund seiner früheren Tätigkeit ausgezeichnete Beziehungen zu Wien hatte, zumal auch führende Reformer am Hof, Joseph von Sonnenfels (1732–1817,  Z. 23) oder Karl Johann Christian von Zinzendorf (1739– 1813,  Nr. 320), Mitglied des Illuminatenordens waren – Sonnenfels war gar Provinzial Österreichs. Zudem scheint auch Kaiser Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297) Mitglied des Ordens gewesen zu sein (Weis 1987, S. 7, Anm. 8b). Während die Rekonstruktion des Korrespondenzbeginns mit Mieg im Dunkeln liegt, kann der Zweck derselben aufgrund verschiedener Faktoren relativ einfach erschlossen werden, wobei sich diese Faktoren in private und historisch-politische teilen lassen. Die privaten betreffen Pestalozzis weitgehende Arbeitslosigkeit seit der Liquidation des Neuhofs 1780. Diese Situation steht dem Faktum gegenüber, dass sich Pestalozzi trotz der Neuhof-Katastrophe berufen und befähigt fühlte, dem Wohl der Menschheit dienen zu müssen und zu können. Erschwerend kam für Pestalozzi hinzu, dass sein wichtigster Mentor Isaak Iselin gestorben war und sein eigenes Projekt einer moralischen Wochenschrift, das Schweizerblatt, wegen mangelndem Erfolg auf Ende 1782 eingestellt werden musste. Die historisch-politischen Faktoren können anhand eines Ereignisses symbolisiert werden: Der Hinrichtung des Zürcher Pfarrers Heinrich Waser 1780 (*1742), die europaweit Empörung hervorrief, aber auch als Ende der radikalen Aufklärung in Zürich gelesen werden kann. Pestalozzi selber kommentierte die Hinrichtung etwas später mit folgenden Worten: «Das Straffen aus Rachgirrigkeit ist Mord und Tirranny gleich wie Strassenraubrey: Waser» (PSW IX, S. 374). Für Pestalozzi war es evident geworden, dass die Schweiz – als Republik – für seine reformerischen Absichten kein Ort mehr sei. Die Resignation wird im Brief an Zinzendorf 1787 deutlich: «Die erlauchtesten Regenten, selber Fellenberg schreibt mir: ‹Von unseren

129 verdorbenen Republiquen hoffe ich keinen Vorschritt für das Volk›. Es ist demütigend für uns, aber wahr: der Vorschritt der ächten Volksführung muss in den Cabinetern weiser Fürsten vorbereitet werden; von uns her komt dieser Vorschritt gewüss nicht mehr – w i r s i n d g e w e s e n » (PSB III, S. 246.4ff.). Damit wird ersichtlich, weshalb sich Pestalozzi dafür interessierte, in die damals reformfreudigste Nation zu gelangen und hoffte, durch einen Kenner der Wiener Verhältnisse in Kontakt zum Hof zu gelangen. Als «Ausweis» konnte er den ersten Teil von Lienhard und Gertrud beilegen und, über das Belletristische hinaus, Studien zum Zusammenhang von Gesetzgebung (Politik), Verbrechen und Erziehung. Zu diesem umfassenden Thema hatte sich Pestalozzi bereits ab Mai 1782 in mehreren Ausgaben im Schweizerblatt geäussert, bezeichnenderweise als (fiktiver) Auftrag des Toskanischen Herzogs Leopold I. (1747–1792,  Nr. 417) an den Romanhelden aus Lienhard und Gertrud, «Arner». Dieser sollte sich zur Justiz und zum Strafrechtswesen bzw. Strafvollzug hinsichtlich der «Volkssittlichkeit» äussern. Es muss nun angenommen werden, dass Pestalozzi Mieg am 20. November 1782 ein «Memoire» geschickt hat, das in diesem Themenumfeld anzusiedeln ist. Möglicherweise lag eines der heute überlieferten Fragmente, das Memorial ad ‹Über Verbrechen und Straffen› (PSW IX, S. 183–192) oder das Memoire über Eigentum und Verbrechen (PSW IX, S. 193–204), der Mieg zugeschickten Studie zu Grunde. Den Vorwurf Miegs, das Mémoire sei theoretisch zu wenig fundiert, beantwortet Pestalozzi Ende Dezember 1782 (PSB III, Nr. 570). Vermutlich beinhaltet diese Replik auch den Inhalt des folgenden Briefes vom 12. Dezember 1782, der teilweise verloren gegangen ist. Lit.: Jan Rachold: Die Illuminaten. Quellen und Texte zur Aufklärungsideologie des Illuminatenordens (1776–1785). Berlin 1984; Eberhard Weis: Der Illuminatenorden (1776–1786). Unter besonderer Berücksichtigung der Fragen seiner sozialen Zusammensetzung, seiner politischen Ziele und seiner Fortexistenz nach 1786. München 1987; Hermann Schüttler: Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776–1787/93. München 1991 III. Z. 4 Z. 5 Z. 5 Z. 5 Z. 6 Z. 7

Z. 12 Z. 23

Utica: Ordensname für Heidelberg Alfredo: italienisierter Ordensname Pestalozzis (Alfred) s.d.p.: Verschrieb für s.p.d.=salutem plurimam dicit (sagt schönsten Gruss, lateinische Begrüssungsformel) Epictetus: latinisierter Ordensname Miegs (Epictet) dero Schreiben: PSB XIV, Nr. 569a dero memoire: Welche Abhandlung Pestalozzi Mieg geschickt hat, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Aus den Entgegnungen Miegs und «Machiavels» ( Nr. 300) und den Rechtfertigungen Pestalozzis von Ende Dezember 1782 (PSB III, Nr. 570) kann geschlossen werden, dass das Mémoire den Zusammenhang von Politik, Ökonomie, Eigentum, Verbrechen und Gesetzgebung erläutert und auf entsprechende pädagogische Desiderate eingeht, für deren Lösung Pestalozzi sich selber anzupreisen scheint. Von den heute überlieferten Mémoires ist dabei am ehesten an das Mémoire über Eigentum und Verbrechen und allenfalls an das Mémorial ad ‹Über Verbrechen und Straffen› zu denken (PSW IX). Josephs plane: Mieg spricht die Reformen des Kaisers von Österreich, Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297), an. hofrath von Sonnenfels: Joseph von Sonnenfels (1732–1817) war nach dem Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften ab 1763 Professor für politische Wissenschaften in Wien, ab 1777 Redaktor der Wiener Real-

130

Z. 24 Z. 30 Z. 52ff.

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Z. 75

Z. 76 Z. 76

zeitung und ab 1780 Hofrat. Er hatte sich bereits 1764 mit seinem in Wien erschienenen Werk Lehrsätze aus der Polizey-Handlungs- und Finanzwissenschaft als Kameralist einen Namen gemacht und wurde mit weiteren einschlägigen Büchern zu einem Exponenten des Josephinismus. Er war einer der führenden Illuminaten Österreichs, wurde 1797 in den Freiherrnstand erhoben und 1810 Präsident der Akademie der Bildenden Künste in Wien. In der Pestalozzi-Literatur gilt er als Feind Pestalozzis, dem der Schweizer im 4. Teil von Lienhard und Gertrud (1787) in der Figur des «Helidor» ein zweifelhaftes Denkmal setzte. Lit.: Karl-Heinz Osterloh: Joseph von Sonnenfels und die österreichische Reformbewegung im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus. Eine Studie zum Zusammenhang von Kameralwissenschaft und Verwaltungspraxis, Lübeck 1970 Keiser:  Z. 12 z w e i t e n t h e i l i h r e s m e m o i r e s :  Z. 7 wollten Sie diesem Schreiben: Der Vorschlag Miegs, dass die «Bewerbung» Pestalozzis mit seiner Lebensgeschichte mehr Gewicht haben würde als durch das «Mémoire», zeigt deutlich, dass er eher Pestalozzis guten Willen und sein literarisches Werk als dessen theoretische Ambitionen respektierte. Im Illuminatenorden war das allerdings positiv konnotiert und deswegen auch nicht beleidigend gemeint. das 2te Hefft: Was genau mit diesem Heft gemeint ist, kann nicht eruiert werden. Überliefert ist, dass ausgewählte Ordensobere sich den unteren Mitgliedern bzw. den Anwärtern anzunehmen und sie zu instruieren hatten. Dafür benutzten sie eigene Kopien von Originalbefehlen oder -instruktionen, weil die Originale immer an die Zentrale zurückgeschickt werden mussten (vgl. [Johann Heinrich Faber]: Der ächte Illuminat oder die wahren, unverbesserlichen Rituale der Illuminaten. Edessa [Frankfurt] 1788, S. 21–24). buchhändler Serini: Carl August Serini (1733–1791) war Buchhändler an der Schifflände in Basel. Eine Mitgliedschaft Serinis bei den Illuminaten konnte nicht nachgewiesen werden. Machiavells: «Machiavel» war der Ordensname von Nikolaus Karl Molitor (1754–1826,  Nr. 300). Haneway: Jonas Hanway (1712–1786), unternahm durch seinen Beruf als Kaufmann Reisen nach Russland und Persien, die er literarisch verarbeitete (1753). Danach hielt er sich in England auf, wo er sich vorwiegend für Armenkinder sozial engagierte. Insbesondere setzte er ein Gesetz durch, wonach Kinder armengenössiger Familien in Bezirken mit hoher Sterblichkeitsraten bis zum Alter von sechs Jahren auf dem Land aufwachsen sollten, um sie von den staatlichen «workhouses» fernzuhalten. Zudem setzte er sich für die jugendlichen Kaminfeger und Strafgefangenen ein und propagierte die Einrichtung von Sonntagsschulen. Nebst seinen praktischen Tätigkeiten war Hanway ein Vielschreiber; die Bibliographie zählt 74, zum Teil mehrbändige Bücher. Das Buch, von dem ein Exzerpt verfasst worden war und Pestalozzi zugeschickt wurde, lautet in der deutschen Übersetzung: Tugend im niedrigen Leben oder Betrachtungen über die gegenseitigen Pflichten der Reichen und Armen, der Herren und Diener; Gedanken über die mancherley Zustände, Leidenschaften, Vorurtheile und Tugenden der Menschen ... nebst hieher gehörigen Fabeln und Anecdoten ... in Gesprächen zwischen einem Vater und seiner Tochter.

131 Leipzig 1775–1776 [Engl. Original: Virtue in humble life: containing reflections on relative duties, particularly those of masters and servants: thoughts on the passions, prejudices, and tempers of mankind, drawn from real characters, fables applicable to the subjects, various anecdotes of the living and the dead: in two hundred and nine conversations, between a father and his daughter, amidst rural scenes: with a manual of devotion, comprehending extracts from the scriptures, prayers, hymns, religious poems. London 1774].

300. Johann Friedrich Mieg 12. Dezember 1782 [Reg.] Dem Brief von Mieg an Pestalozzi ist folgendes Schreiben beigelegt:

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Das Memoire scheint mir bei weitem nicht Ordnung, Vollständigkeit, Deutlichkeit und Nachdruck genug zu haben, als dass man hoffen könnte, den gewünschten Eindruk damit zu machen. Der Kaiser ist zu sehr an wolzusammenhängenden Vortrag gewönt, wie man aus den neuern k[aiserlichen] Verordnungen siehet. Überall kann über diese Gegenstände im allgemeinen nichts bessres gesagt werden, als was Sonnenfels und Pfeiffer in der lichtvollsten Ordnung und mit dem rürendsten Nachdruke gesagt haben. Meiner unmassgebl[ichen] Meinung nach würde H[err] P[estalozzi] am besten thun, wenn er in Sonnenfels Grundsäzen der Polizei- u[nd] Handelswissenschaft diejenigen Stellen, welche die Gegenstände des Memoire betreffen, durchlesen und überdenken wolte, und sodann durch eine umständliche Beschreibung zeigte, wie er die in jenen allgemeinen betrachtungen angezeigte Wege u[nd] Ziele gehen und erreichen zu können glaubte; denn dass H[err] P[estalozzi] Sonnenfels Gedanken gutheissen werde, daran lässt mich sein Eifer fürs Wol der Nebenmenschen nicht zweifeln. Wenn H[err] P[estalozzi] wie mir der Vortrag zu beweisen scheint, im französ[ischen] geübter ist, als im deutschen, so wärs fast besser, er sezte seine Gedanken französ[isch] auf, und liess sie durch einen Sach- u[nd] Sprachkundigen ins deutsche übersezen. Machiavel

Überlieferung 1 2 5

PSB III, S. 152.6f.; ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 407/1 Blatt, 169x210 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 8 Z. 23

Überall kann Machiavel: lateinische Schrift

132 Sacherklärung I. Johann Friedrich Mieg

(1744–1819) 

Nr. 299 II.

Anscheinend hat Mieg das von Pestalozzi am 10. November eingeschickte Mémoire nicht nur selbst kommentiert ( Nr. 299), sondern auch Nikolaus Karl Molitor (1754– 1826,  Z. 23) zum Lesen gegeben, der sich in Wien ebenfalls bestens auskannte. III. Z. 7 Z. 8

Z. 10

Z. 12ff.

Z. 23

Kaiser: Franz Joseph II., Kaiser von Östereich (1741–1790)  Nr. 297 k[aiserlichen] Verordnungen: Welche Verordnungen Josephs II. Nikolaus Klaus Molitor (1754–1826,  Z. 23) konkret meint, ist nicht eruierbar, handeln doch im Jahr 1782 fast alle von religiösen bzw. klösterlichen Angelegenheiten. Pfeiffer: Johann Friedrich von Pfeiffer (1718–1787) war einer der führenden Kameralisten Deutschlands, der nach einem bewegten Leben erst spät in die kameralistische Diskussion eintrat. Dabei wandte er sich sowohl gegen den Physiokratismus als auch gegen andere, das heisst philosophischere Staatslehren seiner Zeit. Sein Hauptwerk ist der vierbändige Lehrbegriff sämmtlicher öconomischer und Cameralwissenschaften (1764– 1778). Bei dem vorliegenden Literaturhinweis ist am ehesten an die 1779 erschienene Natürliche aus dem Endzweck der Gesellschaft entsthende Allgemeine Polizeywissenschaft zu denken oder an das ab 1781 erscheinende sechsbändige Werk Berichtigungen berühmter Staats-, Finanz-, Policei-, Cameral-, Commerz- und ökonomischer Schriften dieses Jahrhunderts, von dem bis 1782 drei Bände vorlagen. Sonnenfels Grundsäzen: Joseph von Sonnenfels: Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanzwissenschaft. Wien 1769–1776. Bis 1782 erschienen zahlreiche Auflagen. Machiavel: Nikolaus Karl Molitor (1754–1826) studierte in Mainz Philosophie und zog 1774 nach Wien, wo er als Hauslehrer arbeitete. Parallel dazu studierte er Medizin, was sein weiteres Berufsleben bestimmte. Nach einer 1783 auf Kosten der Mainzer Universität unternommenen wissenschaftlichen Reise zu den ungarischen Bergwerken wurde er 1784 Professor der Chemie, Pharmazie und Heilmittellehre an der Universität in Mainz und nach deren Aufhebung Chemieprofessor an der neu gegründeten Realschule, später an der ebenfalls neu gegründeten medizinischen Schule. Noch später wurde er Mitglied der Jury medical im Departement Donnersberg und zuletzt des Medicinalcollegiums in Mainz. Molitor setzte sich 1799 für den Anschluss des Rheinlandes an Frankreich ein. Das genaue Eintrittsdatum in den Illuminaten-Orden ist nicht eruierbar; 1804 wurde Molitor Freimaurer, Mitglied der Loge Des Amis réunis in Mainz und half 1808 in Frankfurt am Main die Loge Zur aufgehenden Morgenröte zu gründen. Lit.: Hermann Schüttler: Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776– 1787/93. München 1991

133 301. Peter Petersen Januar 1783 [Reg.] Petersen erstattet Pestalozzi Bericht über Hans Jacob.

Überlieferung 1

PSB III, S. 162.30f. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II. Pestalozzi hatte Petersen im Brief vom 18. Januar 1783 (PSB III, Nr. 572) vorgeschlagen, das Verhalten der Kinder mittels eines ausgeklügelten Systems festzuhalten, um allfällige Fort- bzw. Rückschritte feststellen und darauf reagieren zu können. Ob Petersen schon in diesem Brief von dem System Gebrauch gemacht hat, ist unbekannt aber aufgrund der kurzen Zeitdauer eher unwahrscheinlich. III. Z. 4

Hans Jacob: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

302. Johann Rudolf Schinz März 1783 5

[Reg.] Schinz erkundigt sich bei Pestalozzi nach dem Grund seiner Distanzierung von ihm und äussert die Vermutung, eine «Abrechnung» sei die Ursache dafür. Zusätzlich fragt er nach einem landwirtschaftlichen Produkt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 167.31ff. Sacherklärung I.

Johann Rudolf Schinz

(1745–1790)  Nr. 236

134 II./III. Pestalozzi scheint eine geraume Zeit zuvor von Schinz eine «Rechnung» bzw. «Abrechnung» verlangt und nach Erhalt derselben den Kontakt zu seinem Jugendfreund abgebrochen zu haben. Es kann vermutet werden, dass es sich um Gelder handelte, die Schinz noch vor der Liquidation in das Unternehmen Pestalozzis investiert oder zumindest dafür gebürgt hatte. Doch scheint es bei der neuerlichen Kontaktaufnahme gar nicht um Geld gegangen zu sein, sondern um die Biografie, die Schinz auf Anfrage eines Freundes zu schreiben gedachte. Am 12. April 1783 jedenfalls war Schinz in der Lage, dem Freund in einem Brief die biografischen Angaben zu Pestalozzi mitzuteilen. Dieser Brief ist der Präsidialrede des Dekans Volck der Helvetischen Gesellschaft in Schinznach 1827 beigelegt worden und findet sich in den Verhandlungen dieses Jahres auf S. 23–31. Abgedruckt ist der Brief auch in P.Bl. 1881, S. 42–47. Nach welchem landwirtschaftlichen Produkt Schinz fragte, ist nicht klar.

303. Peter Petersen März 1783 [Reg.] Petersen schickt seine Tabellen und das Tagebuch an Pestalozzi.

Überlieferung 1

PSB III, S. 164.4ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II./III. Anfang März scheint Peter Petersen Pestalozzi die Beobachtungen ( Nr. 301) in Form von Tabellen und Tagebüchern ein erstes Mal gesandt zu haben, was er im Folgenden mehr oder weniger regelmässig wiederholte.

304. Peter Petersen April 1783 5

[Reg.] Petersen schickt das März-Journal über die Erziehung der Battier-Kinder an Pestalozzi.

135 Überlieferung 1

PSB III, S. 169.10ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II. 

Nr. 303 III. Battier-Kinder: Felix Battier (1777–1829,  Nr. 292) und Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838,  Nr. 292)

Z. 4

305. Peter Petersen Juli 1783 5

[Reg.] Petersen schickt das Mai- und Juni-Journal über die Erziehung der Battier-Kinder an Pestalozzi.

Überlieferung 1

PSB III, S. 177.8ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen

(1762–1820)  Nr. 290 II.



Nr. 303 III.

Z. 4

Battier-Kinder: Felix Battier (1777–1829,  Nr. 292) und Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838,  Nr. 292)

306. Johann Friedrich Mieg 2. Hälfte 1783 5

[Reg.] Mieg teilt Pestalozzi mit, dass Sal[omon] Escher ebenfalls Mitglied der Zürcher Illuminaten sei.

136 Überlieferung 1

PSB III, S. 182.26ff. und S. 377, Nr. 586 Sacherklärung I.

Johann Friedrich Mieg (1744–1819)  Nr. 299 III. Z. 4

Sal[omon] Escher: Salomon Escher (vom Glas) (1743–1806) war Seidenfabrikant in Zürich. Er gründete die Firma Salomon Escher, beschäftigte über 500 Hausweber und eröffnete zusammen mit den Firmen Christoph Bodmer und Pestalozzi im Talhof ein Haus für Seidenfabrikation in New York. Zudem war er Landschreiber in Baden, Zunftmeister, Klein- und Grossrat sowie Obervogt in Wettswil und Bonstetten (beide Kt. Zürich). 1798 wurde er auch Mitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971).

307. Johann Friedrich Mieg 2. Hälfte 1783 [Reg.] Mieg gibt Pestalozzi Auskunft über Theosophen und Rosenkreuzer.

Überlieferung 1

PSB III, S. 182.26ff. und S. 377, Nr. 586 Sacherklärung I.

Johann Friedrich Mieg

(1744–1819) 

Nr. 299 III.

Z. 4 Z. 4

Theosophen: Die Theosophie versteht die Welt in pantheistischem Sinn als Entwicklung Gottes. Rosenkreuzer: Theosophische Strömung, welche auf anonyme Schriften zurückgeht, die dem Tübinger Freundeskreis des Theologen Johann Valentin Andreae (1586–1654) zugeordnet werden. Die erste, als bekannt überlieferte Schrift erschien 1614 unter dem Titel Allgemeine und General Reformation, der gantzen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternatis, Dess Löblichen Ordens des Rosencreutzes, an alle Gelehrte und Häupter Europae geschrieben. Die darin enthaltene Fama Fraternatis berichtet vom «legendären Lebenslauf des Ritters Christianus Rosencreutz, des 1378 geborenen Gründers der Bruderschaft». Die Freimaurerei stellt sich teilweise in die Tradition der Rosenkreuzer.

137 308. Hans Jacob Pestalozzi 6. September 1783 Mulhausen den 6. Se[ptemb]er 5

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Liebe Elteren Ich bin Gott lob Gesund und noch allezeit vergnügt, dein Brief hat mich sehr viel Vergnügen gemacht, und die Frau schwizer hab ich mehr als eine Stund an geschaut die Mama soll dir recht thun in allem was dir sagte. der Herr Köchli nemlich der Herr dirktör, das ist ein erz schwarbli das lezte mahl da er hier so riss er mich allezeit bein Haren er trägt ein schw[a]rzes Kleid da mache ich ihm es alle mahl vol buder. (hier hast du etwas von ihm er hat mirs musen geben) ich hab mussen laufen da kam mir dieser Dintenfleken. denk auch an den *** Ram wo du dem mann in *** Gelihen hast. Ich denk Taglich was ich mehr gelernt hab und ich ich fal nie hernider das freüt mich doch ein wenigs die Zeit schweint wohl aber ich gewinne gewiss an der Zeit die ortengrafie. da lernt man schreiben und man lert auch alle Tag die Weltgschichte ja in Kopf komt ich kan einmahl schon mehr als zu erst. – Ja ich hab das Wort Ortographie geschriben O der freünd im Basel hat gewis gemacht dass ich jez da bin. Jacob Liebe Mama Ich bin Gott lob Gesund, ja denk du ich hab einst mahl einen Grosen Zopf bekommen aber er ist falsch ich habe ihn der Komedi gegeben. O mama fladiren lass ich mir nicht mein er leben besser hart als ein Müssigän[ge]r. Ja aber auf die Sachen heran die lustig sind muss man auch mit Vorgetach. dein lieber Jacob Pestalozi

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/3 Blatt, 188x241 mm Ausriss an der unteren rechten Ecke Dorsualvermerk Jaque Original Textkritik

Zeuge H Z. 7

viel Vergnügen

138 Z. 8 Z. 9 Z. 11 Z. 12 Z. 13f. Z. 14 Z. 15 Z. 16 Z. 17 Z. 18 Z. 21 Z. 21 Z. 22 Z. 25 Z. 26

recht thun sagte. der schw[a]rzes Kleid ihm er Dintenfleken denk Ausriss hast. Ausriss und ich ich das freüt ich gewinne gewiss Wort ortographie geschriben Ortographie: lateinische Schrift dass ich jez da bin Zopf bekommen habe Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Im August 1783 wurde der 13-jährige Hans Jacob Pestalozzi von seinem Vater nach Mühlhausen in die Académie préparatoire de Commerce gebracht (vgl. PSB III, Nr. 590). Der Grund dafür liegt einerseits in den zunehmenden Problemen des Hauserziehers Peter Petersen (1762–1820,  Nr. 290) mit dem Sohn der Pestalozzis und andererseits darin, dass die Zeit für die Berufswahl erreicht war (an eine akademische Karriere war aufgrund der eher limitierten intellektuellen Fähigkeiten Hans Jacobs nicht zu denken). Es scheint, als sei dieser Brief die erste schriftliche Nachricht, die Hans Jacob seinen Eltern vom neuen Ort schickte. III. Z. 6

Z. 7 Z. 8 Z. 9f. Z. 10 Z. 12 Z. 13f. Z. 16f. Z. 17 Z. 21f.

dein Brief: Dieser Brief, der nicht mehr erhalten ist, scheint von Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814,  Nr. 359) überreicht worden zu sein. Frau schwizer: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Herr Köchli nemlich der Herr dirktör: Jean Köchlin (1746–1836) war einer der beiden Leiter und Lehrer der Académie. erz schwarbli: Steht vermutlich für «Erzschwabe»; pejorativer Ausdruck für einen Pedanten. buder: mdal. für Puder Dintenfleken: Tintenflecken und ich ich fal nie hernider: Hinweis auf die Epilepsie Hans Jacobs, die wegen der Symptome Fallsucht hiess. schweint: schwindet freünd im Basel: Folgt man dem nicht ganz klaren Zusammenhang, so kann vermutet werden, dass es sich entweder um den Hauslehrer bei der Familie Battier handelte, Peter Petersen (1762–1820,  Nr. 290), oder um

139

Z. 26 Z. 26 Z. 28

den Familienvater und Freund Pestalozzis selbst, Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310). Komedi: Theater (mdl.) fladiren: flattieren, mdal. für schmeicheln Vorgetach: Vorbedacht

309. Hans Jacob Pestalozzi Herbst 1783 5

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An Herren Herren Pestalozzi in Neuenhof bey B r u g g Lieber Papa dein lester Brief hat mich geandert denn ich sehe ein wenn man betriegt so ist man Unglücklich es ist mir aber leid dafür und wils gewiss nicht mer thun und will Gott b[it]ten das er mir meine Augen alle Zeit davon abwendet. Aber der Mama vergiss nicht zu sagen das ich es ser reue und es mir sehr leid ist und das ich mich gewiss bessern wil. der Herr Meier dem Herr Köchlin sein Bruder hat mir gesagt du solest doch so gut sein und mir sagen oder schreiben, wenn das Schinznachterbad angeht er wolle mit seinem kleinen in das bad komen er hat auch ein Palong oder ein luft Vogel gemach[t] welche etwan zwei mal so hoch gewessen wie der Kirchen thurn in Birr Lieber ich habe dein Vogt jez gel[e]sen und er ist schön aber das es steht zu viel aus dem alten darinen. der Her Berlunli ist auch wieder in Basel und ich bin jez an seiner Stel und schlaf in seinem Zimer lieber Vergiss micht mir alle zu grüsen und ihnen sagen ich wolte bald alen schreiben. J. Pestalozzi

Überlieferung 1 2 3

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/1 (Adresse) und Umschlag 284/33 (Brief) 2 Blätter, 191x240 mm, Umschlagblatt und Briefblatt Siegelausriss auf Blatt 284/1

140 4

5

Siegelspuren, Stempel Habsheim, Dorsualvermerk Jaque P. Müllhausen Von Pestalozzis Hand folgender Vers auf der Innenseite des Umschlagblattes: Auch Höfe fallen mit Vernügen in Elisens Schattenreich dass sein Baron wollte fliegen den mutigen Franzosen gleich Original Textkritik

Zeuge H Z. 10 Z. 11 Z. 19 Z. 20

Unglücklich es mer thun Palong: lateinische Schrift Kirchen: eigentlich Kichren Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Dieser Brief bietet zwei editorische Schwierigkeiten. Die erste besteht darin, zwei im Nachlass getrennte Dokumente zusammenzuführen und die zweite in der Datierung. Zum ersten Problem: Umschlag 284/1 ist ein Umschlagblatt zu einem Brief mit Adresse, geschrieben (vermutlich) von Hans Jacob, aber ohne Brief, der auf ein separates Blatt geschrieben worden ist. Umschlag 284/33 ist ein Brief ohne Umschlag, von derselben Papiersorte wie 284/1 und mit einer Falzung, die exakt in jene des Umschlags passt. Weil diese Papiersorte sonst nur noch ein einziges Mal vorkommt, dort aber keine Falz-Identität vorzufinden ist, drängt sich die Zusammenführung dieser beiden Dokumente auf. In jedem Fall stammen beide Dokumente aus Hans Jacobs Mühlhausener-Zeit; das wird auf 284/1 durch den Dorsualvermerk bestätigt und durch den Inhalt von 284/33, wo der Bezug zu Mühlhausen evident ist. Damit muss der Brief zwischen September 1783 und Spätherbst 1784 geschrieben worden sein. Das andere erwähnte Dokument derselben Papiersorte stellt ein Indiz zur präziseren Datierung des hier vorliegenden Briefes dar. Es handelt sich um den ersten Brief (Nr. 308) Hans Jacobs aus Mülhausen an seinen Vater, so dass der Schluss naheliegt, der vorliegende Brief sei als nächster gefolgt. Gestützt wird diese textologisch fundierte These durch die Interpretation des Inhalts. Erstens muss gemäss dem Anfangssatz diesem Brief ein eindringliches Schreiben Pestalozzis vorangegangen sein, das durchaus auf Hans Jacobs Berichte Bezug nehmen könnte, die im Brief Nr. 308 stehen. Zweitens verweist die Äusserung Hans Jacobs, er habe «Dein Vogt jez gel[e]sen» auf den zweiten Teil von Lienhard und Gertrud, der 1783 erschienen ist und die psychologische Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Untervogtes Hummel im Zentrum hat. III. Z. 9

Z. 12

lester Brief: Dieser Brief ist nicht erhalten, könnte aber eine Reaktion Pestalozzis auf das Verhalten sein, das Hans Jacob in Brief Nr. 308 beschreibt. Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

141 Z. 15 Z. 15 Z. 17 Z. 17 Z. 19 Z. 21 Z. 23

Herr Meier: Möglicherweise handelt es sich um Isaac Meyer (1745–1830), den Vater von Abraham Meyer (1774–1832,  Nr. 1047). Herr Köchlin: Jean Köchlin (1746–1836)  Nr. 308 angeht: eröffnet (mdl.) kleinen: Abraham Meyer (1774–1832)  Nr. 1047 Palong: Ballon dein Vogt: Damit ist die Figur Hummel in Lienhard und Gertrud gemeint ( Sacherklärung II.). Her Berlunli: Nicolaus Bernoulli (1770–1839) war der erstgeborene und einzig überlebende Sohn von Hieronymus de Nicolaus Bernoulli (1745– 1829,  Nr. 375) und Chrischona Respinger (1744–1815). Er besuchte von 1783 bis 1785 das Erziehungsinstitut von Jean Köchlin (1746–1836,  Nr. 308) und Nicolas Thierry (1750–1820,  Nr. 310) in Mühlhausen, erlernte ab August 1785 während zwei Jahren das Apothekerhandwerk in Tübingen, wo er sein Studium der Botanik, Chemie und Physik wegen diversen Ausschweifungen verkürzte, und übernahm nach seiner Heirat mit Anna Elisabeth Obermeyer (1771–1831) 1791 mit deren Bruder Samuel Obermeyer (1770–1838) die väterliche Drogerie und Apotheke, in die er bereits 1794 als Teilhaber aufgenommen wurde. Ab 1821 führte Samuel Obermeyer die Apotheke allein weiter, während Angehörige der Familie Respinger die Drogistenhandlung betrieben.

310. Hans Jacob Pestalozzi 23. Oktober 1783 5

A Herren Herren Heinrich Pestalozzi – zwischen Brug u[nd] Lenzburg In Birr Mühlhausen den 23ten 8br

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Lieber Papa Ich danke dir für dein Brief, ich hab dem Herr Battier schon 2 Briefe geschriben und Dir 2 und der Mama 3 mit dem u[nd] dir auch mit dem, der Herr Battier hat mir geantwortet mit einem Grosen Brief und freut mich sehr er schreibt mir wenn ich recht thue so köne ich auf sein kontor und da arbeiten. Und dein brief hat [mich] ser in bewägung gebracht. Aber am dem erst morgen hat es mich doch zu den Trennen gebracht das ich dich nicht mer gesehen habe und es sind mir aller hand gedanken vor gekommen, du fragst was ich im liebsten mache und im un gernsten mache. ich mache im liebesten Orthographie wen man franzö-

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sisch lernt, und das ist dass bösest da auswendig lernen ich lerene es alle mahl ordendlich – der Herr Köchli last dich Grüsen und der Herr dockter Köchli auch und der He[rr] Thiery auch – ich habe dir da etwas zu senden und über riecht es mit einem brief, – heüt ist dornstag da wil ich dir allemahl schreiben und Mama auch oft – jez adieö Lieber Mit fillen Küsen Jacob Pestalozzi i m J[ahr] 1.7.8.3.

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/2 Blatt, 193x241 mm Siegelausriss Stempel Habsheim, Dorsualvermerk Oct. 84 Original Textkritik

Zeuge H Z. 11 Z. 13 Z. 14 Z. 19 Z. 20 Z. 20f.

hab geantwortet freut mache Orthographie: lateinische Schrift französisch Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi

(1770–1801) 

Nr. 296 III.

Z. 12 Z. 13

Z. 15 Z. 15 Z. 23

Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Herr Battier: Felix Battier (1748–1799) war der Gastvater Hans Jacob Pestalozzis ab Spätherbst 1782 gewesen, von wo der Sohn Pestalozzis im August 1783 nach Mühlhausen zog. Felix Battier war Kaufmann von Beruf, 1784 Grossrat, 1788 Gerichtsherr in Basel und in der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) engagiert. Kurze Zeit später musste er Konkurs anmelden und verlor damit das Basler Bürgerrecht, weshalb er nach Biel umzog. kontor: Geschäftsraum eines Kaufmanns dein brief: Dieser Brief ist nicht erhalten. Herr Köchli: Jean Köchlin (1746–1836)  Nr. 308

143 Z. 23

Z. 24

Herr dockter Köchli: Jean-Jacques Köchlin (1754–1814) promovierte 1775 in Medizin an der Universität Basel, war als Arzt in Mulhouse zugleich Mitglied der 1775 gegründeten Société pour la propagation du bon goût et des belles-lettres et sciences, ab 1780 Société Patriotique, und vertrat mit seinem Bruder Hartmann Koechlin (1755–1813) 1793 in Paris die Republik Mulhouse bei Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit Frankreich. He[rr] Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820) war Mitbegründer, Lehrer und zusammen mit Jean Köchlin (1746–1836,  Nr. 308) Co-Leiter der Académie préparatoire de commerce, einer Anstalt zur Ausbildung in Kaufmannsberufen, die 1781 gegründet und 1788 wieder geschlossen wurde.

311. Peter Petersen Anfang November 1783 5

[Reg.] Petersen schickt Pestalozzi die Fortsetzung des Tagebuches und meldet, dass die Kinder und er selber sich wieder wohl befinden.

Überlieferung 1

PSB III, S. 180.4ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II. 

Nr. 303 III.

Z. 5

Kinder: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838,  Nr. 292) und Felix Battier (1777–1829,  Nr. 292)

312. Peter Petersen 30. November 1783 [Reg.] Petersen schickt Pestalozzi die Fortsetzung des Tagebuches.

144 Überlieferung 1

PSW IX, S. 225.10ff.; PSB III, S. 183.24ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II. Es ist zu vermuten, dass Petersen die Erziehungs-Aufzeichnungen vom Monat November geschickt hat ( Nr. 303). Aus Pestalozzis Aufzeichnungen im Fragment über den Stand der Natur und der Gesellschaft (PSW IX, S. 205ff.) und seinem langen Antwortbrief vom 19. Dezember 1783 (PSB III, Nr. 587) geht hervor, dass die Aufzeichnungen soweit gediehen waren, dass nach Relationen kognitiver und moralischer Entwicklung bzw. Erziehung gesucht werden konnte. Die These, die vor allem von Peter Petersen zunächst gegen Pestalozzis Einwände aus den gesammelten Daten und der Korrespondenz entwickelt wurde, lautete, dass insbesondere das Rechnen als Inbegriff einer geordneten kognitiven Entwicklung positive Wirkung auf die moralische Kraft des Kindes («Überwindungssterke») habe.

313. Gottlieb Konrad Pfeffel 10. Dezember 1783 5

[Reg.] Pfeffel teilt Pestalozzi unter anderem mit, dass er sein neues Fabelbuch erhalten werde.

Überlieferung 1

PSB III, S. 190.18f. Sacherklärung I.

Gottlieb Konrad Pfeffel

(1736–1809)  Nr.

257 III.

Z. 4

neues Fabelbuch: Gottlieb Konrad Pfeffel: Fabeln, der helvetischen Gesellschaft gewidmet. Basel 1783

145 314. Peter Petersen Januar 1784 [Reg.] Petersen berichtet über die Charaktere der Kinder.

Überlieferungstext PSB III, S. 191.17ff. Sacherklärung I. Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II. 

Nr. 303 III.

Z. 4

Kinder: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838,  Nr. 292) und Felix Battier (1777–1829,  Nr. 292)

315. Hans Jacob Pestalozzi Neujahr 1784 5

[Reg.] Jacob wünscht dem Vater ein freudiges, glückliches und das beste Jahr, das er je in seinem Leben gehabt habe.

Überlieferungstext PSB III, S. 203.11–13 Sacherklärung I. Hans Jacob Pestalozzi

(1770–1801) 

Nr. 296

146 316. Hans Jacob Pestalozzi 3. Januar 1784 5

An Herren Herren Pestalozi in Neüenhof bei Brrugg Mülhausen den 3 J 1 7 8 4

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Lieber Vater Vierzieh du mir das ich dir din Brief so lang nicht geschickt habe aber die Zeit hat es mir nicht zugelasen ehrer zu schreiben. Bis du so gut und über gib es wen aber einer [nicht] recht ist so schick mir Ihn wider ich will in ändern! deine Brief habe ich alle vor den Neüjahr bekom und sie haben mich gefreüt Grüs mir die Lieb mama. schick mir nach ein par Ringen von geler Kombensitzion wenn dir Lieb ich hab sie neüthig. adieu Lieber ich bin dein Lieber Jacob Pestalozzi

Überlieferungstext 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/4 Blatt, 186x228 mm Siegelausriss Siegelspuren, Stempel Habsheim, Dorsualvermerk Jaque P. 3 Jenner 84 Original Textkritik

Zeuge H Z. 17 Z. 19

nach ein  par Ringen adieu: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi

(1770–1801) 

Nr. 296 II.

Geht man davon aus, dass Hans Jacob seinem Vater zum Neujahr 1784 tatsächlich Wünsche geschickt hat ( Nr. 315), kann der nicht ganz klare Inhalt nur bedeuten,

147 dass der Sohn versucht hat, Briefe seines Vaters ins Reine zu schreiben, die er ihm nun zuschickt. III. Z. 12 Z. 15 Z. 17 Z. 17f.



din Brief: Sacherklärung II. deine Brief: scheinen nicht erhalten zu sein Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 ein par Ringen von geler Kombensitzion: Was genau damit gemeint ist, ist unklar. Mit «Ringen» könnte eine beliebte und weit verbreitete Form von Eiergebäck gemeint sein, die man in jedem Wirtshaus bekam und die in einer etwas edleren Variante zu Festtagen oder besonderen Anlässen auch zu Hause gebacken wurden. «Geler» (gelb) würde damit auf die Farbe hinweisen, ebenso wie «Kombensitzion» (Komposition = Zusammensetzung).

317. Hans Jacob Pestalozzi 4. Januar 1784 5

An Herren Herren Heinrich Pestalozi in Neuenhof ben Brugg Mülhausen den 4ten Jener 1784

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Lieber Papa Ich danke dier für dem Brief er hat mich nicht wenig gefreüt, Ich dank dir noch ein mahl für deinen Segen, Lieber, es freüt mich das dir d meine Buchstaben besser gefalen. dieser Brief habe ich keinem Menschen geben zu lesen noch dem Herr Köchlin noch etwan andern. ich wil dir nur ein mahl schreiben was man aussgeben muss. ich muss die Federn Babir Sigel wachs die Strafe für die Komedi halt für ein nieder bisen was ich haben wil, muss ich kaufen. Lieber wen du wilt so gut sein und mir ein wenig gelt schiken den ich brauchs es gewis und bin es von nöten. ich bite dich sag keinem Menschen Nichts davon Verzieh mir das es ist wüst geschrieben; ich am ist d ich hab streng müsen schreiben. JP

148 Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/5 Blatt, 187x229 mm Dorsualvermerk Jaque P. 4 Jenner 84, Rechennotizen Original Textkritik

Zeuge H Z. 15

noch etwan Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Durch verschiedene alltägliche Ausgaben und eine Geldstrafe ist Hans Jacob offensichtlich in Geldnöte geraten, weshalb er – geheim – bei seinem Vater um Geld nachsucht. III. Z. 11 Z. 17 Z. 17f. Z. 18 Z. 21

dem Brief: scheint nicht erhalten zu sein Federn Babir Sigel wachs: Schreibfeder, Papier, Siegelwachs Komedi: Theater; wird im Dialekt aber auch als Synonym für Unsinn verwendet. nieder bisen: jedes bisschen (mdl.) sag keinem Menschen Nichts davon: Diese doppelte Verneinung ist typisch mundartlicher Sprachgebrauch und in der Standardsprache als einfache Verneinung zu lesen.

318. Hans Jacob Pestalozzi 19. Januar 1784 Base den 19. January 1784 5

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Lieber Papa! Es ist mir leid dass ich dir die druchen nicht ehr geschickt habe ich hab nicht gewusst dass die Post an demselben Tag abgegan[g]en ist Man hat mir es erst vor einbar Minuten gesagt ich habe da geschwind alles gemacht um es dem Führman Erstelin [zu] über geben weill es zu viel hatte gekostet auf der Land Guchen. Hier hast du was von meinem Schurnal ich mache in so ich gieb dir ihn nur um dir zu zeigen ob er recht ist Wen du ihn anderst haben wilst so schicke mir ein Orignal dar von ich will es

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noch deinem Belieben machen, und weill in der Zeit so fort fahren bis ich es von dir habe. Grüss mir meine Mama und sage Ihr ich haben den Gruss von dem Felix bekomen. Lebe wohl ich verbleibe dein gestrüster Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/6 Blatt, 198x244 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 19. Jenner 85, Ein anfang Journal Original Textkritik

Zeuge H Z. 9 Z. 13 Z. 14

Minuten ob er Orignal: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi

(1770–1801) 

Nr. 296 II.

Der Anlass dieses Briefes ist unklar. Bemerkenswert ist, dass er aus Basel geschrieben wurde, und nicht aus Mühlhausen, wo sich Hans Jacob aufhielt. III. Z. 6 Z. 10 Z. 11 Z. 12

Z. 16 Z. 17 Z. 18

druchen: Vermutlich mdal. für Schachtel. Welche Bewandtnis es mit dieser Schachtel hat, ist unklar. Führman Erstelin: konnte nicht eruiert werden Land Guchen: Landkutsche Schurnal: Journal. Es ist möglich, dass Hans Jacob aufgefordert wurde, seinem Vater gegenüber über seine Fortschritte Rechenschaft abzulegen, ähnlich wie dies Peter Petersen (1762–1820,  Nr. 290) mit den BattierKindern tat ( Nr. 303). Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Felix: Felix Battier (1777–1829)  Nr. 292 gestrüster: getreuster

150 319. Peter Petersen März 1784 [Reg.] Petersen schickt das Februar-Journal.

Überlieferung 1

PSB III, S. 196.28ff. Sacherklärung I.

Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 II. 

Nr. 303

320. Karl Johann Christian von Zinzendorf 26. April 1784 Wien den 26ten April 1784. 5

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Hochedelgeborner Herr Der zweyte Theil Ihres Volks-Romans Lienhart und Gertrud, welchen mir Euer Hochedelgeb[oren]er nebst einem Schreiben vom 30sten Decembr. 1783. zugesendet haben, ist in dem nemlichen Geiste geschrieben wie der erste; und hat daher nicht ermangeln können mir ein wahres Vergnügen zu machen. Die Lagen und die Bedürfnisse der niedern Klassen der Menschheit den höhern Klassen bekannt zu machen, ist ein heilsames Vorhaben, und es wird ein unleugbarer Beweis der verbesserten allgemeinen Erziehung seyn, wenn in künftigen MenschenAltern die verschiedenen hohen und mittleren Klassen der Menschen mit der Klasse des Landmanns in einer innigen Verbindung stehen werden. Gegenwärtig haben die erstern die leztern so sehr von sich entfernt und isolirt, dass man darüber beynahe ganz vergessen, welcher Klasse der Einwoner alle übrige[n] ihren Unterhalt zu danken haben. Ich zweifle nicht, dass Sie, wo nicht an ihrem Wohnort, doch in der Nachbarschaft Freunde haben, mit welchen Sie sich über Ihre menschenfreundliche Betrachtungen und Versuche angenehm unterhalten können und solchergestalt zum Aushar-

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ren auf ihrer nüzlichen Bahn aufgemuntert werden. In diesem Fall sind Sie ohne Zweifel glücklicher als manche in einer scheinenderen Sphaere sich befindende Freunde der Menschheit. Euer Hochedelgeb[or]en Gedanken und Aufsätze über die Auferziehung armer Kinder, über die Behandlung der Verbrecher, über den Unterricht des Volks und dergleichen in die Gesezgebung einschlagende wichtige Materien, werde ich jederzeit mit dem grössten Vergnügen lesen, und verharre mit wahrer Hochachtung Euer Hoched[e]lgeborn ergebenster Diener Zinzendorf

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 400a/1 Bogen, 185x228 mm eigenhändige Unterschrift Datum am Schluss, Dorsualvermerk Graff v. Zinzendorff apprill 84 Original Textkritik

Zeuge H Z. 8 Z. 18

Decembr: lateinische Schrift isolirt: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Karl Johann Christian Graf von Zinzendorf (1739–1813), ist der Enkel des Stifters der Herrnhuter Gemeinde Niklaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760). Nach einem Studium der Jurisprudenz macht er am Österreichischen Hof Karriere als Berater in Finanz- und Handelsfragen. Am 14. März 1764 konvertiert Zinzendorf zum katholischen Glauben. Seine Laufbahn ist begleitet von zahlreichen und ausgedehnten Studienreisen durch ganz Europa und breite kameralistische Studien. Noch unter der Herrschaft von Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (1717–1780) wird er 1776 zum Gouverneur und Kommandanten von Triest ernannt. In der Folge der Besteigung des Throns 1780 durch Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297) wird Zinzendorf 1782 Präsident der Hofrechnungskammer in Wien. Zehn Jahre später, nach dem Tod des Kaisers Leopold II. (1747–1792,  Nr. 417), wird er unter Kaiser Franz II. (1768–1835) Staatsminister des Innern, 1800 Landmarschall von Niederösterreich und 1808/09 dirigierender Staats- und Konferenzminister. Zinzendorfs Kenntnisse über die Schweiz stammen aus seiner ersten grossen Europareise 1764/65, wo er unter anderem der Ökonomischen Gesellschaft Bern ( Nr. 253) beitritt. Der Kontakt zu Isaak Iselin (1728–1782,  Nr. 260), der letztlich zum Grund für die Korrespondenz Pestalozzi-Zinzendorf wurde, kommt über sein Interesse am letzten Werk des französischen Physiokraten Guillaume François Le Trosne (De l'administration provinciale et de la réforme le l'impôt) zustande, das Iselin 1779 anonym in Basel herausgegeben hat. Aus diesem Kontakt ergibt sich in den folgenden Jahren

152 insofern eine Zusammenarbeit, als Zinzendorf in Iselins Ephemeriden zwei wirtschaftspolitische Beiträge veröffentlicht (1781). Wie genau Pestalozzi mit Zinzendorf in Kontakt kommt, ist nicht eruierbar. Mit Sicherheit helfen sowohl Iselin als auch der in unmittelbarer Nachbarschaft amtende Landvogt Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Nr. 411), selber aktives Mitglied der Ökonomischen Gesellschaft in Bern, vielleicht aber auch der Illuminaten-Orden, von dem sich Pestalozzi bessere Beziehungen nach Wien verspricht ( Nr. 299). Nachweisbar ist ein – wenn vielleicht zunächst auch nur vermittelter – Kontakt der beiden ab Frühjahr 1783. II. Im Juni 1783 hatte Pestalozzi Zinzendorf Über Gesezgebung und Kindermord (PSB III, Nr. 581) geschickt und Ende 1783 den zweiten Teil seines Romans Lienhard und Gertrud (PSB III, Nr. 588) – nicht ohne die Hoffnung, sich durch diese Arbeiten in Wien für eine Stelle als politisch-pädagogischer Reformer zu empfehlen. III. Z. 6

Z. 7 Z. 27

zweyte Theil Ihres Volks-Romans Lienhart und Gertrud: 1783 erschien der zweite Teil von Pestalozzis Roman Lienhard und Gertrud, der «Dem Schatten Iselins» (1728–1782,  Nr. 260) gewidmet war. Schreiben: PSB III, Nr. 588 Euer Hochedelgeb[or]en Gedanken und Aufsätze: Pestalozzi hatte im Brief vom 30. Dezember 1783 weitere sozial- und kriminalpädagogische Arbeiten in Aussicht gestellt (PSB III, Nr. 588). Am ehesten zu denken ist diesbezüglich an das Fragment gebliebene Memoire über Eigentum und Verbrechen und das ebenfalls nicht fertiggestellte Fragment über den Stand der Natur und der Gesellschaft (PSW IX, S. 193–237).

321. Hans Jacob Pestalozzi 3. Juni 1784 Mülhausen den 3 Brachmonat 1784 5

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Lieber Papa! Ich habe keinen Brief von dir bekomen, bey der Zurukunft des Herren Thiere und ich habe dir schon 3 geschriben mit demjenigen dem ich den Herren Thiere übergab. Ich will dir auch etwas von meinen Arbeiten schreiben Nemlich hier hast du diess reglen die ich in dem rechnen weiss zu machen! die erst ist die, wo der Carl gemacht hat in der Vorlauben wo du gesehen hast mit der Tanten, diese sind aber anderst du wirst den Nahmen dabey finden. die lezte kan man machen wie man will mit viel Zahlen und mit einer dividire die Multiplication ist auch dabey

153 da hast du auch meine Buchstaben französisch und teu[t]sch. Grüss mir meine Liebe Freünde und Freündinen J. Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/7 Blatt, 190x230 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk [J]aque 6. Müllhausen, brachm 84 Original Textkritik

Zeuge H Z. 16 Z. 19

Multiplication: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Hans Jacob beklagt sich – erneut – über die fehlenden Briefe seines Vaters. Offensichtlich hat er seinem Lehrer und Institutsleiter Nicolas Thierry (1750–1820,  Nr. 310) einen Brief an seinen Vater mitgegeben, so dass zu vermuten ist, dieser habe Pestalozzi auf dem Neuhof besucht. Der Anlass dieses Besuches bleibt im Dunkeln wie auch der Inhalt der drei verloren gegangenen Briefe – sofern es sich nicht um jene von anfangs Jahr handelt, die hier ediert sind. III. Z. 7 Z. 10 Z. 12

Herren Thiere: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 reglen: Damit sind vermutlich mathematische Formeln gemeint. Carl: Hans Jacob spricht ein Erlebnis an, das zwischen Pestalozzi, einem Carl und «Tanten» in einer «Vorlauben» (=Veranda?) stattgefunden hat und offensichtlich aus einer Demonstration von mathematischen Formeln durch Carl bestand. Möglicherweise hat diese Begegnung im August 1783 stattgefunden, als Pestalozzi seinen Sohn nach Mühlhausen brachte. Wer «Carl» oder die «Tanten» sind, muss offen gelassen werden; bei «Carl» könnte es sich um einen Schüler der Académie handeln, der zu Demonstrationszwecken eingesetzt wurde.

154 322. Laué, de Luze & Co. 27. Juli 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 27. Juli 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.12 Sacherklärung I.

Johann Rudolf Dolder (1753–1807,  Nr. 410) aus Meilen (Kt. Zürich) hatte 1777 in Wildegg (Kt. Aargau) eine Zeugdruckerei (Baumwolldruckerei) gegründet, die 1782 von Christian Friedrich Laué (1741–1813) aus Yverdon (ursprünglich aus Frankfurt) und Karl Heinrich De Luze (1760–1824) aus Neuenburg gekauft und vergrössert wurde. Die Zeugdruckerei ist eine Arbeit, in welcher mit Stempeln (Modeln) unbedruckte Baumwolltücher in den Grundfarben weiss, rot oder blau bedruckt, oft aber auch bemalt und weiterverarbeitet wurden. Entsprechend dem protoindustriellen Zeitalter wurde sie nicht ausschliesslich zentral in der Manufaktur, sondern im Auftragsverhältnis durch Kleinunternehmer (Verlagswesen) ausgeführt, wobei üblicherweise die Werkzeuge und Rohstoffe von den Auftraggebern zur Verfügung gestellt wurden. Der Geschäftsgang war so gut, dass bereits 1783 in Lenzburg eine Filiale eröffnet wurde. II. Pestalozzi wurde einer der im Verlagswesen organisierten Kleinunternehmer der Firma Laué, de Luze & Co. Neben einem Malermeister bzw. einer Malermeisterin, einem Farbträger und einem Stückträger stellte er vor allem Kinder an, wobei eine spezifisch pädagogische Komponente – im Gegensatz zur Zeit der Armenanstalt in den 70er-Jahren – nicht auszumachen ist. Für die Zeit vom August 1784 bis Mai 1790 sind 56 Briefe an die Firma Laué, de Luze & Co erhalten, umgekehrt 45 Antwortvermerke. Auch nach 1800 ist eine Korrespondenz zwischen Laué, de Luze & Co und Pestalozzi erhalten geblieben, wobei es sich hier mehr um private als um geschäftliche Inhalte handelt.

155 323. Hans Jacob Pestalozzi 20. August 1784 5

An Herren Herren Heinrich Pestalozi in Neüenhof bey Brugg Mülhausen den 20 Augst 1784

10

15

20

Lieber Papa! Ich schreibe dir mit freuden den ich werde hofentlich dir auch etwas schreiben, dass dich freüen wird. der Herr Thyrj hat mir gesagt dass er Hofnung habe dass ich was lernnen werde das hat mich gefreüt und der se[l]ben stund will ich nichts mehr machen dass denen Herren Verdrus macht. Ich will nicht viele Worte machen besser ist halten, und der Meinung bist du gewiss auch. Grüss mir meine Liebe Mama mein Gross Papa meine Gross Mama meine 5 Onglen, meine Tanten und meine Fründ und Frundinen und in sonderheit die Frau Schweizerin den ich werde Ihr schreibe[n] so bald ich kan. heüte weiss ich dir nichts mehr zu schreiben we*. Lebe wohl ich bin Gottlob gesund und wohl und weiss niemand der gestorben ist alls der Herr Turnisen das mir sehr weh gethan hat. jez adieu Lieber Pap* ich bin dein Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/8 Bogen, 190x284 mm 2 Risse im Bogen Datum am Schluss, Stempel Habsheim, Siegelspuren, Dorsualvermerk Jaque 20 augst 85 Original Textkritik

Zeuge H Z. 20 Z. 22 Z. 22

we*: Tintenklecks adieu: lateinische Schrift Pap*: Tintenklecks

156 Sacherklärung I. Hans Jacob Pestalozzi

(1770–1801) 

Nr. 296 III.

Z. 11 Z. 16 Z. 16 Z. 16 Z. 16f.

Z. 17

Z. 18 Z. 21

Herr Thyrj: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 mein Gross Papa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 meine Gross Mama: Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 meine 5 Onglen: Es kann sich hier nur um die fünf Brüder Annas handeln (Hans Jakob 1739–1806,  Nr. 48, Salomon 1740–1801,  Nr. 241, Johann Kaspar 1744–1816,  Nr. 239, Hans Heinrich 1746–1812,  Nr. 48 und Leonhard Schulthess 1747–1805,  Nr. 241), die allerdings zu diesem Zeitpunkt kaum alle gemeinsam auf dem Neuhof waren. Die Grüsse sollten wohl nach Zürich weitergereicht werden. meine Tanten: Damit dürften die Ehefrauen der fünf Brüder Annas gemeint sein, wobei einer der Brüder, Leonhard Schulthess (1747–1805,  Nr. 241), nicht verheiratet war. Dorothea Schulthess-Ulrich, verheiratet mit Hans Jakob Schulthess (1739– 1706,  Nr. 48). Die Ehe blieb kinderlos. Anna Schulthess-Sulzer (1745–1816), verheiratet mit Salomon Schulthess (1740–1801,  Nr. 241). Susette Judith Schulthess-Motta (1744–1818), verheiratet mit Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239). Anna Barbara Schulthess-Locher (1754–1812) war die zweite Frau des Zuckerbäckers Hans Heinrich Schulthess (1746–1812,  Nr. 48). Sie hatten 1778 geheiratet. die Frau Schweizerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Herr Turnisen: Johann Jakob Thurneysen (1728–1784) war Bandfabrikant in Basel. Er stammte aus einer Basler Buchhändler-Dynastie und war seit 1755 Inhaber der Druckerei Johann Rudolf Thurneysens sel. Sohn. Nach der Übernahme der Firma nannte er sie um in Johann Jakob de Johann Rudolf Thurneysen und führte sie bis 1762 weiter. 1762 verkaufte er die Firma an Johann Heinrich Harscher (1733–1771), der sie 1766 an Johann Schweighauser (1738–1806), Schwager von Johann Jakob Thurneysen, weiterverkaufte.

324. Laué, de Luze & Co. 6. September 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 6. September 1784.

157 Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69&a Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

325. Laué, de Luze & Co. 16. September 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[ato]» auf dem Brief Pestalozzis vom 16. September 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.3/5 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

326. Laué, de Luze & Co. 25. September 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 25. September 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.3/6 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

158 327. Hans Jacob Pestalozzi September 1784 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

Nr. 328 Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Im Brief vom 7. Oktober 1784 ( Nr. 328) beklagt sich Hans Jacob Pestalozzi bei seinem Vater, dass er noch keine Antwort auf seine Fragen im «lesten Brief» erhalten habe. Da sich im Brief vom 20. August 1784 ( Nr. 323), keine Hinweise auf derartige Fragen finden lassen, muss davon ausgegangen werden, dass Hans Jacob Pestalozzi in der Zwischenzeit noch einen weiteren, nicht erhaltenen Brief geschrieben hat.

328. Hans Jacob Pestalozzi 7. Oktober 1784 5

An Herren Herren Heinrich Pestalozi in Nüenhof bey Brugg Mulhausen den 7 8ber 1784.

10

15

Lieber Papa! Ich schike dir diesen Brief durch den Herr Pfenninger, der in Mülhausen gekommen ist; und er hat mich sehr fründlich enpfangen, wie du dir einbilden kanst! wenn man so lang kein Freünd sieht. Aber Lieber schreibe mir auf meinen lesten Brief, dann ich weiss nicht wass ich machen soll. du schickst mir ein Brief ohne eine Aufschrift; und es ist nach keine Frau gekomen das ich kenne. Wir sind in dem Herbst machen nichts weder mir gehen in die Reben und machen uns braf lustig aber darnach heisst es wieder Arbeiten da ich mit Freüden anfangen werde. ich werde mich auch besser halten. Meine Mama grüss du mir von Herzen und sag

159 20

ihr ich blange Sie wieder zu sehen. Ich bin wohl es hat mir nichts gefehlt seiddem ich hier bin. Jez Adieu Lieber Papa Lebe wohl und schreibe mir bald ich bin dien Tröster Sohn Jacob Pestalozzi Mulhausen den 11ten 8ber 1784

25

30

Lieber Papa! Ich habe den Herr Pfenninger nicht gesehen Verreisen ich schicke dir diesen Brief also durch die Post. Lebe wohl und grüsse meine Mama noch ein mahl, ich bin dein Underdänigster Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/9 Bogen, 190x232 mm Datum jeweils am Schluss, Stempel Habsheim, Dorsualvermerk Jaque P. 8bre 8 4 Müllhausen Original Textkritik

Zeuge H Z. 14 Z. 16 Z. 18 Z. 21 Z. 21 Z. 25

wass ich machen in werde. ich seiddem Adieu: lateinische Schrift Mulhausen Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Hans Jacob schreibt diesen Brief aus äusserem Anlass, weil er dachte, er könnte ihn dem Besucher mit auf den Weg geben, und aus innerem, weil er offenbar im letzten Brief den Vater um Hilfe gebeten hatte. Da der letzte erhaltene Brief vom 20. August 1784 ( Nr. 323) datiert und dort keine Bitte um Rat enthalten ist, ist anzunehmen, Hans Jacob habe seinem Vater Ende August einen weiteren, nicht mehr erhaltenen Brief geschrieben ( Nr. 327).

160 III. Z. 10

Z. 14 Z. 15

Z. 19 Z. 23

Herr Pfenninger: Es könnte sich um Pestalozzis Jugendfreund Johann Konrad Pfenninger (1747–1792,  Nr. 245) handeln, dessen Kontakt zu den Pestalozzis nach Dezember 1770 aber nicht mehr nachgewiesen werden kann. ein Brief: scheint nicht erhalten zu sein es ist nach keine Frau gekomen: In dem verloren gegangenen Brief ( Z. 14) scheint Pestalozzi die Ankunft einer nicht näher identifizierbaren Bekannten angekündigt zu haben. Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Tröster Sohn: Offensichtlich reagiert Hans Jacob auf die zahlreichen verzweifelten Äusserungen Pestalozzis, die sich auf seine finanzielle Lage bezogen (vgl. etwa PSB III, Nr. 594; vgl. auch S. 481f.).

329. Laué, de Luze & Co. 8. Oktober 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[ato]» auf dem Brief Pestalozzis vom 8. Oktober 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.3/8 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

330. Laué, de Luze & Co. 14. Oktober 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 14. Oktober 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.3/7

161 Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.

 Nr. 322

331. Laué, de Luze & Co. 20. Oktober 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[ato]» auf dem Brief Pestalozzis vom 20. Oktober 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.3/9 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

332. Hans Jacob Pestalozzi 8. November 1784 5

An Herren Heren Heinrich Pestalozzi in Neühenhof bey Brugg Mülhausen den 8 Nofenber 1784

10

15

Lieber Papa! Ich bitte dich mir doch wider ein mahl zu schreiben, du kanst glauben dass ich denweg sehr betrubt sein muss, und keine freüdige stund kan haben; noch weniger frölich Leben zu könen. doch Liebester Papa sag was ich machen soll, das ich wider eine Antwort von dir zu bekomen; ich will es thun wen es mir jmer möglich ist, aber so zu Leben verleitet mir. Nun sind wir wieder in der Arbeit, ich mache eine franzosische Stund, mit dem H[err]n Kochlin, und eine mit dem Herr Thiery.

162

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30

35

Auch bin ich über ein Jahr hier und ohnne ein Bericht zu bekomen dass ich länger hier bleiben soll, ich bin desenwegen gern hier. Eines Tages sagte mir der Kochlin ich ware nichts zu der Handlung man solte mich ein Handwerk lernen [lassen], du kanst mit mir machen was du wilst mir ist es alles eins ein Handelsman wolte ich aber doch gern werden. Grüss mir meine Liebest Mama, auch alle Freünd und Freündinnen, Sage der Mama ich habe Ihr liebester Kopf durch den Herr Meyer bekomen und dass [sey] mir sehr angenehm gewesen. Vierzieh mir dass ich dir es nicht eher geschriben, habe, es ist ein mit Namen Herr Johanes Heilman in das Instudt gekumen mit welchen ich gleich freünschaftlich bege[g]net bin wie man es mit allen macht wen Sie neü sind er hat aber gelich mit mir geret und gestilt das dass so weit gekomen ist dass ich zu sein Herr Vater habe müssen zu Mittagessen der mir recht freünlich bege[g]net ist, er hat auch ein Handel mit dienem Pestalozi ich weiss aber nicht mit welchem namlich von Zürich. Er heisst Gottfrid Heilmann, er geht fast alle Jahr nach Zürich. jez Lebe wohl ich bin dein gehorsamster Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/10 Bogen, 190x231 mm Datum am Schluss, Stempel Habsheim, Dorsualvermerk Jaque Müllhausen novembre 84 Original Textkritik

Zeuge H Z. 12 Z. 14 Z. 19 Z. 22 Z. 23 Z. 29 Z. 30 Z. 32 Z. 32

glauben dass das ich hier du kanst mit mit Namen bin gestilt: wahrscheinlich Verschrieb für gespilt dass ich zu

163 Sacherklärung I. Hans Jacob Pestalozzi

(1770–1801) 

Nr. 296 II.

Dies ist der letzte Brief, den Hans Jacob von seiner Ausbildungsstätte aus seinem Vater schickt. Offensichtlich schien er den Anforderungen einer Handelsausbildung nicht zu genügen, so dass er bald darauf wieder zur Familie von Felix (1748–1799,  Nr. 310) und Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833,  Nr. 339) zurückkehrte und dort in deren Betrieb versuchte, den Beruf des Kaufmanns zu erlernen. III. Z. 17f. Z. 18 Z. 25 Z. 26f. Z. 27 Z. 29

Z. 32 Z. 34

H[err]n Kochlin: Jean Köchlin (1746–1836)  Nr. 308 Herr Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Ihr liebester Kopf: Hans Jacob hat vermutlich ein Bild oder ein Schattenriss seiner Mutter erhalten. Herr Meyer: Ob hier Isaac Meyer (1745–1830,  Nr. 309) gemeint ist, ist unklar. Herr Johanes Heilman: Es handelt sich um Jean bzw. Johann Heilmann (1771–1834), der im November in die Académie aufgenommen wurde. Er wurde später Indienne-Fabrikant in Mühlhausen und sandte seine beiden Kinder Ferdinand (1797–1837) und Josua (1796–1848) nach Yverdon. Die Aufzeichnungen des Letzteren wurden 1891 unter dem Titel Aus Pestalozzi's Schule zu Ifferten im Elsass-Lothringischen Schulblatt (Nr. 2–4) und 1902 von Otto Hunziker aufgrund einer anderen Quellenauswahl unter dem Titel Aus dem Leben und den Papieren eines Pestalozzi-Schülers in Iferten herausgegeben (P.-Bl. 1902, S. 57–72). sein Herr Vater: Gottfried Heilmann (1743–1807) war Fabrikant in Mulhouse. mit dienem Pestalozi: Ein Grossteil der relativ weitverzweigten Familie Pestalozzi war vor allem im Handel tätig, weshalb es schwierig ist zu bestimmen, wer gemeint sein könnte. Es ist davon auszugehen, dass es sich nicht um einen nahen Verwandten handelt.

333. Unbekannt ca. 17. Dezember 1784 5

[Reg.] In einem Brief an Laué, de Luze & Co. schreibt Pestalozzi von einem eben erhaltenen Brief, der ihn zwingt, am nächsten Tag nach Zürich zu reisen.

Überlieferung 1

PSB XIV, S. 12.14

164 Sacherklärung II. Es ist zu vermuten, dass es sich um finanzielle Probleme handelte, die sich im Jahre 1784 gehäuft zu haben scheinen (PSB III, Nr. 594; vgl. auch S. 481f.).

334. Laué, de Luze & Co. 22. Dezember 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 22. Dezember 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.3/10 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

335. Maria Renouard-Ott um 1785 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1



Nr. 355 Sacherklärung I.

Mit «des Herr Corherr Otten Tochter» ( Nr. 355) ist sehr wahrscheinlich Maria Renouard-Ott (1732–1796) gemeint. Sie ist die einzige Tochter von Heinrich Ott (1693– 1743) und Enkelin des Zürcher Chorherren Johann Baptist Ott (1661–1742,  Nr. 355), dem Urgrossvater Pestalozzis. Heinrich Ott lebt seit 1715 bis zu seinem Tod in England, wird dort ein Jahr später vom Parlament naturalisiert. Zunächst Bibliothekar und Kaplan des Erzbischofs von Canterbury übernimmt er 1722 die Pfarrei in Peterborough. Maria Ott heiratet 1751 den Landjunker (esquire) und Kavallerieoffizier Peter

164 Sacherklärung II. Es ist zu vermuten, dass es sich um finanzielle Probleme handelte, die sich im Jahre 1784 gehäuft zu haben scheinen (PSB III, Nr. 594; vgl. auch S. 481f.).

334. Laué, de Luze & Co. 22. Dezember 1784 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 22. Dezember 1784.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.3/10 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

335. Maria Renouard-Ott um 1785 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1



Nr. 355 Sacherklärung I.

Mit «des Herr Corherr Otten Tochter» ( Nr. 355) ist sehr wahrscheinlich Maria Renouard-Ott (1732–1796) gemeint. Sie ist die einzige Tochter von Heinrich Ott (1693– 1743) und Enkelin des Zürcher Chorherren Johann Baptist Ott (1661–1742,  Nr. 355), dem Urgrossvater Pestalozzis. Heinrich Ott lebt seit 1715 bis zu seinem Tod in England, wird dort ein Jahr später vom Parlament naturalisiert. Zunächst Bibliothekar und Kaplan des Erzbischofs von Canterbury übernimmt er 1722 die Pfarrei in Peterborough. Maria Ott heiratet 1751 den Landjunker (esquire) und Kavallerieoffizier Peter

165 Renouard (1728–1801,  Nr. 355) aus Stamford (Lincolnshire), 20 Kilometer nordnordwestlich von Peterborough gelegen. II. Der Grund für den brieflichen Kontakt zwischen Pestalozzi und der Tochter seines Grossonkels ist nicht bekannt. Wie aber die Bemerkung von Pestalozzis Mutter Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44) im Brief Nr. 355 zeigt, haben die Pestalozzis regelmässigen brieflichen Kontakt mit der Familie Renouard gepflegt.

336. Johann Kaspar Schulthess 1785 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 213.19 Sacherklärung I.

Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239

337. Laué, de Luze & Co. 16. Januar 1785 5

10

[Reg.] Die Firma Laué, de Luze & Co. schickt 25 Stück wahrscheinlich ungefärbte Baumwolltücher zur Weiterverarbeitung. Vermutlich stand im Begleitschreiben, dass die Tücher rot bedruckt bzw. mit einem Stempel gefärbt werden sollten, denn am 18. Januar 1785 bestätigt Pestalozzi den Erhalt der Tücher, bittet noch um «etlich roth boden» und «weiss Boden» und am 28. Januar schickt er zehn Tücher zurück und bitte t um weitere «Roth-Böden», die er «unumgenglich nötig» habe, das heisst um eine Art «Stempelkissen», von welchen die Farbe für den Druck der Tücher stammte (PSB III, Nr. 607; PSB XIV, Nr. 607a, S. 12).

Überlieferung 1

PSB III, S. 210.30

166 Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.

 Nr. 322

338. Laué, de Luze & Co. 19. Januar 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] 19d[ato]» auf dem Brief Pestalozzis vom 18. Januar 1785. Möglicherweise standen in dieser Antwort weitere Instruktionen zum Druck der am 16. Januar gesandten Baumwolltücher.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.4 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

339. Hans Jacob Pestalozzi 1. Februar 1785 Basel den 1. Febr. 1785 5

10

15

Lieber Papa! Ich habe Dein Lieber Brief sehr wohl erhalten und nicht Eher kann ich Glücklich werden bis ich deinem Raht folge, doch muss ich sagen dass ich schon viell freüdiger und Munter bin seyt dem ich von Mülhausen bin. Ich will dir gleich über die Geschicht von dem H[errn] Dolfus schreiben, er war in meinem Zimer und sagt wollen wir was machen ich fragte Ihn was dann, er sagte mir ich will ein Brief schreiben und der Jungfrau in das Haus werfen, ich sagt ja aber ich gehe nicht oder vill mehr darf ich nicht aus gehen, da gab er mir zur Antwort ich will es schon machen ich sagte Ihm man kenne seine Handschrift er gab mir zur Antwort es ist nur ein Spass da that ers und Sie hat den Brief bekomen und Sie hat ihn mit dem Schnufptuch heraus gezogen und da habe es Ihr H[err] Vatter bekomen und seye Eingespert worden das hat er mir so

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40

45

geschriben ich glaube es aber nicht ich will dir aber so bald der Herr Fehr von St. Gallen hier durch Reisst richtigen bericht geben es wäre mir leid wen es geschen wäre du wirst die geschichte wohl wissen das ich desendwegen gehabt habe. Ich habe schon ein Brief von dem jungen H[errn] [He]illmann bekomen welcher mir ville Freüden gemacht hat un[d] den ich zeigen darf wem ich will. Neües kann ich dir nicht schreiben weder das der Liebe Herr und Frau Battier glücklich angekomen er hat mir so viell Brief über geben welche mir alle Freüde gemacht. jetz habe ich schon von allen meinen Lieben Freünden ein Brief bekomen welches du glauben kanst das es mir Freude gemacht Sie von einemm Lieben Herren wie der Herr Battier ist zu bekomen, ich will dir es nenen von wen sie sind Von dem Lieben Papa einer der mir am besten dienen kan wenn ich Ihme folg. Von der Lieben Mama 2 einer Lieber weder andre Von dere Lieben Frau Schwizerin einer besonders hoch zu Ehrend[en Frau]. Von dem Lieben Grosspapa einer. Von dem Lieben Onclle einer, und auch noch ein Presendt sage Ihm ich lasse Ihm recht sehr danken und ich wolle Ihm Nächste Post schreiben. Von dem Lieben Freund Heillmann einer den habe ich durch die Mulhauser Post bekomen. Von dem Lieben Freund Felenberg von Wildestein einer. nun habe ich seyt 5 Tagen 8 Brief erhalten. Sie freüen mich recht sehr Lebe wohl ich verbleibe dein getreuer Sohn J. Pestalozzi

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/11 Blatt, 197x243 mm leicht beschädigt Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 1. Horn. 8 5 Original Textkritik

Zeuge H Z. 10 Z. 12 Z. 20

Dolfus: lateinische Schrift Brief Fehr: lateinische Schrift

168 Z. 20 Z. 23 Z. 27 Z. 32 Z. 37 Z. 41 Z. 43

Gallen: lateinische Schrift [He]illmann: Ausriss Battier: lateinische Schrift mir am besten Onclle: lateinische Schrift Heillmann: lateinische Schrift Freund Felenberg Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Durch die Rückkehr seiner Gastgeber, der Familie Battier-Thurneysen, vom Besuch bei den Pestalozzis auf dem Neuhof erhielt Hans Jacob eine Reihe von Briefen, unter anderem auch von seinem Vater, auf den er hier antwortet. Der Brief Pestalozzis ist allerdings nicht mehr erhalten. III. Z. 6 Z. 9f.

Z. 12 Z. 17f. Z. 20

Z. 23 Z. 26 Z. 26f.

Z. 32 Z. 34

Z. 35

Dein Lieber Brief: scheint nicht erhalten zu sein Geschicht von dem H[errn] Dolfus: Wer genau hier gemeint ist, ist unklar. Denkbar sind: Daniel Dollfus (1769–1818), Jean-Henry Dollfus (1774–1846) und Jean-Jacques Dollfus (1773–1858), die allerdings nicht in Mühlhausen, sondern in Gottlieb Konrad Pfeffels (1736–1809,  Nr. 257) Institut in Colmar waren. Die nacherzählte Geschichte ist ziemlich undurchsichtig. Offensichtlich handelt es sich um einen Streich der beiden jungen Männern gegenüber einer jungen Frau, der insofern von Erfolg gekrönt war, als die Frau von ihrem Vater bestraft worden ist. Jungfrau: konnte nicht eruiert werden H[err] Vatter: konnte nicht eruiert werden Herr Fehr von St. Gallen: Möglicherweise handelt es sich um einen St. Galler Kaufmann, der die Strecke St. Gallen–Brugg/Lenzburg–Basel regelmässig bereiste und dabei Postdienste verrichtete (Keil I, S. 207, Anm. 19). H[errn] [He]illmann: Jean/Johann Heilmann (1771–1834)  Nr. 332 weder das: mdl. für: nur dass Herr und Frau Battier: Felix Battier (1748–1799  Nr. 310) und Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833). Sie ist die Tochter von Johann Jakob Thurneysen (1728–1784,  Nr. 323) und Rosina Thurneysen-Schweighauser (1736– 1801,  Nr. 345) und heiratete 1776 Felix Battier. Der Ehe entsprangen vier Kinder: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838,  Nr. 292), Felix Battier (1777–1829,  Nr. 292), Rosina Battier (1779–1783) und Johann Jakob (1780–1781). Von dem Lieben Papa einer:  Z. 6 Mama 2: Auf die beiden nicht überlieferten Briefe seiner Mutter Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) hatte Hans-Jacob am selben Tag geantwortet (ZBZ Ms Pestal 1550.4, Brief A–3). Frau Schwizerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814,  Nr. 359). Der Brief ist nicht überliefert.

169 Z. 37

Z. 38

Z. 38 Z. 41 Z. 43

Grosspapa: Der Vater von Anna Pestalozzi Hans Jakob Schulthess (1711– 1789,  Nr. 232) lebte nach dem Tode seiner Frau Anna SchulthessHolzhalb (1711–1780,  Nr. 232) bis zu seinem Tod auf dem Neuhof. Der Brief ist nicht überliefert. Onclle: Welcher Onkel gemeint ist, ist nicht klar. Am ehesten ist an Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239) zu denken, mit dem die Pestalozzis auch in diesem Jahr von allen Brüdern Annas am meisten Kontakt hatten ( Nr. 336). Presendt: Welches Geschenk Hans Jacob erhalten hat, ist nicht zu eruieren. Freund Heillmann:  Z. 22 Freund Felenberg von Wildestein: Vermutlich Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426), dessen Vater Daniel (1736–1801,  Nr. 411) in jener Zeit auf Schloss Wildenstein als Landvogt amtete. Der Brief ist nicht überliefert.

340. Hans Jacob Pestalozzi 2. Februar 1785 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1



Nr. 343 Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

341. Laué, de Luze & Co. 9. Februar 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «rep[ondu le] dit» auf dem Brief Pestalozzis vom 9. Februar 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.5

170 Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.

 Nr. 322

II. Pestalozzi hatte am 9. Februar 1785 die Firma Laué, de Luze & Co. gebeten, trotz seiner Produktionsschwierigkeiten die Aufträge nicht anderweitig zu vergeben, damit er seine Kinder «nicht forschikken müsse» (PSB III, Nr. 608). Wie die Antwort ausfiel, ist nicht bekannt, doch kann aufgrund von Pestalozzis Brief vom 12. April 1785 geschlossen werden (PSB XIV, Nr. 611a), dass die Firma Pestalozzis Wunsch nicht nachgekommen ist und auf dem Neuhof Kinder entlassen werden mussten.

342. Susanna Pestalozzi-Hotz 11. Februar 1785 5

Herren Herren Johan Heinrich Pestaluz im Neühoff franco In Birr den 11. Horung 8 5

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Meine Lieben Kinder Das ihr wider gesund u[nd] wol bey Hauss ankommen u[nd] den Herr Pfleger besser angetrofen freüt mich ich lasse mich ihme höflich Enpfehlen u[nd] gute gesundheit anwünschen. Vor den guten Wunsch danke ich gott mache ales nach seinem wilen zu meinem Besten u[nd] schänke Eüch gute gesundheit u[nd] Sein heiligen Seegen zu dem was ihr habt u[nd] vornehmen – der Brief von Eurem Sohn hat mich gefreüt ich lasse ihn herzlich grüssen u[nd] gute gesundheit anwünschen. Sein Herr von Basel ist bey mir gewässen er ist ein gütiger Herr schauet nur das er Eüch seine güte schänken möge u[nd] ihr Eüch dank bar gägen ihne seigen damit er jmmer Freüd mit Eüch haben köne – dass meine Tochter ins land kommt weiss ich wan ihms nicht an gesundheit oder an anderen Sachen hindert. Das babeli lasse Eüch grüssen – ich grüsse Eüch ale herzlich u[nd] befehle Eüch dem Schutz Gottes u[nd] verbleibe Eüer getreüer Mutter! Susanna Pestaluz geb[orne] Hotzin

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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 286/1 Blatt, 178x220 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Mama P. 11. Hornung 8 5 , Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 II. Zu Beginn des Februars scheinen die Pestalozzis Johann Heinrichs Mutter in Zürich besucht zu haben. Möglicherweise hatten sie nach der Rückkehr der Mutter gedankt und ihr gute Wünsche gesandt ( Z. 14). Dieser Brief wäre allerdings nicht überliefert. III. Z. 12 Z. 17 Z. 18 Z. 21

Z. 24

Herr Pfleger: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 Brief von Eurem Sohn: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296. Der erwähnte Brief scheint nicht überliefert zu sein. Herr von Basel: Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) meine Tochter: Die in Leipzig wohnende Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2), scheint im Frühjahr geplant zu haben, ihre Heimat zu besuchen. Offenbar hatte sie sowohl ihren Bruder als auch ihre Mutter benachrichtigt. Ob der Besuch erfolgt ist, kann nicht nachgewiesen werden. babeli: Barbara Schmid (1720–1788) stammte aus Buchs (Kt. Zürich), und arbeitete seit 1747 bis zu ihrem Tod als Dienstmagd bei der Familie Pestalozzi. Gemäss Pestalozzis Beschreibung im Schwanengesang (1827) soll sie am Sterbebett seines Vaters Johann Baptist Pestalozzi (1718–1751) versprochen haben, die Familie nie zu verlassen (PSW XXVIII, S. 213f.). Der Respekt gegenüber Barbara Schmid ist dabei keine «Erfindung» des Alters, sondern lässt sich schon in der Zeit der Liebesbriefe aus der Feder von Anna Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) 1768 nachweisen (PSB I, Nr. 118).

343. Hans Jacob Pestalozzi 26. Februar 1785 Basel den 26. February 1785 5

Herzgeliebter Papa! – Ich habe noch kein Brief von dem ersten und zweiten Beantwortet bekomen, das erste dass ich dir schreibe ist wie ich mich gehalten. ich habe diese Tage kann ich frölich her aus sagen beser ko-

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be[riert] und meine Sachen beser gemacht als andere Tage, nur dass ich heüte mein Haar nicht in die Ordnung machte, musste aber gleich vom Morgenessen und es zu recht machen darnach bin ich wider herauf gegane und brachte dem Lieben Herrn Battier was und er machte allezeit Späz mit mir und gab mir von seinem Morgen essen und war den ganzen Tag lustig mit mir. ich sagte den gleichen Tag auch ich wolte mich doch jetz recht befleissen und meine Sachen recht machen er gab mir zur antwort ja in Gottes Namen Ich will es hoffen du kanst nicht erglauben was ich diesen Tag freüdig gewesen bin, – heüte könte ich nach meinen gewissen nichts sagen das ich unartig oder sonsten was gemacht habe das denen Herren zu wider gewessen ich war auf den Abend auch wo ich mit meinen Sachen ferdig war bey dem H[errn] Petersen, er fragte mich ob ich dir geschrieben, ich sagte ja weill ich dir alle Tage etwas schreibe. darauf liess mir die liebe Frau Battier sagen ich soll zu [ihr kommen. Sie fragte mich auch], wie es jetz gehe ich gab Ihr zur an[twort, es gehe immer] ein wenig beser – Sie sagte mir auch ob [ich a]uch [gern f]eine gefärbte Strümf hate ich sagte nein weder die wollene welche ich aber nicht mehr tragen kan, sie hat mir auch gesagt ich solte meine Mama bit[ten] wann Sie wolle die Gütigkeit haben wann es Ihr die Zeit zu lässt mir etliche paar starcke Raun Gefärbte Strümpf zu stricken. – Hier hast du den 2ten Brie[f] von meinen Lieben Freünd, ich blange sehr den von Fellenberg zu erhalten dann ich mochte Ihne nicht so lang warten lassen –. der Lieben Frau und Schweizerin will ich schreiben so bald du den 1ten Brief von mir haben wirst. – Küse meine herzgeliebte Mama 1000 mahl für [alles] und sag Ihr ich wolle Ihr mit der Frau und Schweizerin schreiben –. Wohl Lebe – Lebe wohl wohl wohl mein Lieber Papa – Grüse mir alle wo ich kene. ich verbley[b]e dein will sich gewiss besern[der] Sohn man wird es sehn. Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/12 Blatt, 196x284 mm am oberen Rand teilweise weggerissener Text Datum am Schluss, Dorsualvermerk (teilweise ausgerissen) *** Horn 85 Original

173 Textkritik Zeuge H Z. 4 Z. 6 Z. 12 Z. 16f. Z. 18 Z. 23 Z. 24–26 Z. 33

February: lateinische Schrift Beantwortet dem ja in Gottes Namen Ich will es hoffen: lateinische Schrift gewesen die Ausriss Fellenberg: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Es scheint, als ob Hans Jacob von seinem Vater auf seine beiden Briefe vom 1. und 2. Februar keine Antwort erhalten hatte. Das könnte mit auswärtigen Besuchen zusammenhängen. Landwirte konnten diese gerade in den Wintermonaten machen. Nach einem Besuch ( Nr. 342) bei Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44) scheint zumindest Pestalozzi selber noch länger in Zürich geblieben zu sein; jedenfalls muss geschlossen werde, er habe sich aufgrund seines längeren Aufenthaltes von den Brüdern Annas Kleider und Schuhe ausleihen müssen. Der Aufenthalt Pestalozzis auf dem Neuhof lässt sich erst wieder durch einen Brief vom 10. März 1785 an seinen Schwager Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239) nach Zürich nachweisen, in welchem er sich für die genossene Gastfreundschaft und die ausgeliehenen Kleider und Schuhe bedankt (PSB III, Nr. 609). III. Z. 6 Z. 12f. Z. 22 Z. 23

Z. 24 Z. 28f. Z. 30 Z. 32

Z. 33 Z. 34 Z. 37

von dem ersten und zweiten:  Nr. 339 und 340 Herrn Battier: Felix Battier (1748–1799),  Nr. 310 H[errn] Petersen: Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 ich dir alle Tage etwas schreibe: Vermutlich handelt es sich um das in Nr. 345, Z. 25f. erwähnte Tagebuch, das er im Auftrag seines Vaters verfasste. Insofern ist Hans Jacobs Antwort nur teilweise eine Lüge. Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 meine Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Raun: Verschrieb für braun 2ten Brie[f] von meinen Lieben Freünd: Gemäss Brief Nr. 345, Z. 19 muss dieser Brief von Nicolas Thierry (1750–1820,  Nr. 310) stammen. Er schickt ihn seinem Vater zur Einsicht und bittet ihn alsbald wieder zurück. Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 der Lieben Frau und Schweizerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751– 1814)  Nr. 359 Frau und Schweizerin:  Z. 34

174 344. Jeremias Lorsa März 1785 5

[Reg.] Lorsa erkundigt sich nach den Anstellungsbedingungen für eine Hauslehrerstelle bei Franziska Romana von Hallwil.

Überlieferung 1

NPS 5, Nr. 610a, S. 163.7ff. Sacherklärung I.

Jeremias Lorsa (1757–1837) stammt aus einer Engadiner Herrnhuter-Familie und verbringt seine frühe Jugend in Silvaplana (Kt. Graubünden). Danach besucht er die Privatschule des Pfarrers Luzius Bansi (1729–1792) in Chamues-ch (Engadin), der ebenfalls der Herrnhuter Brüdergemeine angehört. Dort wird er auf den Beruf des Geistlichen vorbereitet. Um 1774 tritt Lorsa eine Stelle als Hauslehrer bei der Patrizierfamilie von Salis im Bothmar in Malans (Bündner Herrschaft) an, die der Herrnhuter Brüdergemeine nahesteht. Drei Jahre später wird er von der Bündner Kirche ins Ministerium aufgenommen, das heisst als Prediger zugelassen. In seiner Zeit als Hauslehrer nimmt er entschieden für die Herzensreligiosität und innige Christusliebe der Herrnhuter, im Kampf gegen die Orthodoxie, Stellung. Durch seinen Schwager Heinrich Bansi (1754–1835,  Nr. 421), dem Sohn seines ehemaligen Lehrers, der im nahe gelegenen Fläsch Pfarrer ist, kommt er in Kontakt mit dem Rationalismus der Aufklärung, zu dem sich dieser, sich vom Elternhaus lösend, hingewendet hat. Vermutlich unter dem Einfluss seines Schwagers entscheidet sich Lorsa 1780 für ein Studium an der damaligen Reformuniversität Halle, wo er zwei Jahre bleibt und insbesondere bei den beiden rationalistischen Theologen Johann August Nösselt (1734–1807) und dem Urenkel Franckes, August Hermann Niemeyer (1754–1828,  Nr. 933) studiert. Obgleich der in Halle gelehrte Rationalismus Lorsa zu Beginn beschäftigt hat, wendet er sich seit den 90er-Jahren wieder vermehrt der Herzensreligion und Christusliebe zu, wie seine Briefe und die posthum erschienene Predigtsammlung zeigen. Wichtiger als die Begegnung mit dem Rationalismus ist Lorsas Begegnung mit den pädagogischen Aktivitäten des nur drei Jahre älteren Niemeyers, dem nachmaligen Direktor der Franckeschen Stiftungen, bei welchem Lorsa den «Mittagstisch» hat. Das genuin pädagogische Interesse, das in Halle geweckt wird, führt Lorsa im Herbst 1782 auf seinem Heimweg in die Schweiz nach Colmar, wo er die Erziehungsanstalt Gottlieb Konrad Pfeffels (1736–1809,  Nr. 257) besucht. Zurück in Graubünden plant Lorsa zusammen mit seinem Freund, dem Pfarrer und Naturforscher Luzius Pol (1754–1828), eine Erziehungsanstalt zu gründen. Zu diesem Zweck wollen sie sich den Rat Christian Gotthilf Salzmanns (1744–1811,  Nr. 933) einholen, der seit 1781 im Dessauischen Philanthropin als Religionslehrer und Liturg arbeitet und einige stark beachtete religiös-moralische Erziehungsbücher geschrieben hat. Doch der Plan gelingt nicht. Indes wird durch die bis heute kaum bekannte Vermittlung Pestalozzis Lorsa im Sommer 1785 Hofmeister bei der seit 1779 verwitweten Franziska Romana von Hallwil (1758–1836,  Nr. 744). Bis 1796 verbleibt Lorsa an dieser Stelle, wobei er sich 1791 und 1792 zur Erlernung der französischen Sprache

175 mit seinen Zöglingen im damals preussischen Neuenburg aufhält. Bereits 1785 wird Lorsa (vermutlich) Mitglied der Zürcher Illuminaten und deren Nachfolgeorganisation, der Gesellschaft zur Aufnahme des Guten (später: Gesellschaft zur Beförderung sittlicher und häuslicher Glückseligkeit). Um 1790 greift Lorsa im Bündnerland – zusammen mit Pestalozzi – in den Kampf zwischen Aristokratie und reformerischen Patrioten ein. 1798, nach der Helvetischen Revolution und der Vertreibung des Anführers der Aristokraten Ulysses von Salis-Marschlins (1728–1800) geht Lorsa als Pfarrer nach Seewis im bündnerischen Prättigau. In jener Zeit erlebt das Bündnerland heftige Unruhen und Kämpfe zwischen Österreich und Frankreich. 1801 wird Lorsa Pfarrer an der Nydeggkirche in Bern, wo er bis 1832 bleibt. In den letzten fünf Lebensjahren bis zu seinem Tod 1837 ist er Pfarrer im bernischen Bätterkinden. Quellen: Jeremias L’Orsa: Sammlung ausgewählter Predigten vermischten Inhaltes. Thun und Aarau 1839 Lit.: Christian Roedel: Pestalozzi und Graubünden. Ein Beitrag zur Pestalozziforschung und zur bündnerischen Schulgeschichte. Winterthur 1960 II. Der Kontakt Pestalozzis zu Lorsa muss aus diversen Einzelfakten und Vermutungen rekonstruiert werden. Zentrale Personen waren Heinrich Bansi, der Sohn von Lorsas Lehrer und spätere Schwager Lorsas, sowie der «schwärmerische» Zürcher Unternehmer Johann Kaspar Schweizer (1754–1811,  Nr. 1041), Ehemann der engen Freundin Anna Pestalozzis Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814,  Nr. 359). Bansi und Schweizer hatten sich 1778 in St. Moritz während einer Bade- und Trinkkur kennen und schätzen gelernt. Seither war der Bündner oft im Hause seines Zürcher Freundes «am Berg». Vermutlich haben die Kinderlosigkeit der Familie Schweizer und die Armut Bansis dazu geführt, dass dieser seine Tochter Barbara (1777– 1863) den Schweizers zur Erziehung übergeben hat (seine Frau Ursina Lorsa, die Schwester Lorsas, war 1783 gestorben). Diese Übergabe erfolgte nicht zuletzt deshalb, weil Bansi sich mehr und mehr der Aufklärung zuwandte, was zu häufigen Differenzen – gerade in Erziehungsfragen – mit seinem eigenen Vater führte, in dessen Haus er wohnte. Bansi integrierte sich durch seine zahlreichen Aufenthalte in Zürich in die reformerischen Kreise, so insbesondere durch die Kontakte zum späteren Geschichtsprofessor und Obmann der Kirchengüter Johann Heinrich Füssli (1745–1832,  Nr. 1) und zum führenden Theologen der Stadt, zu Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29). Schweizer war es auch, der Bansi in den Zürcher Illuminatenorden einführte, wo auch Pestalozzi Mitglied war. Während Schweizer mit Frau und Adoptivkind 1785 nach Paris zog, bahnt sich der Kontakt von Pestalozzi zu Lorsa an. Zum Bekanntenkreis der Familie Schweizer gehörte auch Franziska Romana von Hallwil (1758–1836,  Nr. 744), die ihren Mann 1779 verloren hatte. Ihren drei Söhnen wurde von der Berner Regierung ein Vormund gesucht, der in der Person von Niklaus Friedrich von Steiger (1729–1799), einem im Pädagogium Halle erzogenen Patriziersohn und späteren letzten Schultheissen von Berns Ancien Régime, gefunden wurde. Steiger riet Franziska Romana, nachdem diese ihre Kinder zunächst der Rahnschen Erziehungsanstalt in Aarau anvertraute, einen Hauslehrer in ihr Schloss zu nehmen, der sich um die Erziehung und Bildung ihrer drei Kinder kümmern sollte. Pestalozzi muss von diesem Wunsch aufgrund seiner Nachbarschaft und seinen freundschaftlichen Beziehungen zu Hallwil Kenntnis gehabt haben. Möglich ist nun, dass er im Herbst 1784 in Zürich mit Schweizer und allenfalls Bansi verschiedene Kandidaten diskutiert hat. Bei diesem Anlass muss der Name Lorsa gefallen sein, von dessen Erziehungsplänen im Bündnerland man Kenntnis hatte ( Sacherklärung I.). Wie auch immer die Diskussionen verliefen – Pestalozzi scheint im

176 November 1784 einen nicht mehr erhaltenen ersten Brief an Lorsa geschickt zu haben, der offenbar nicht beantwortet wurde. Das veranlasste Pestalozzi zu einem weiteren Brief vom 17. Dezember 1784 (NPS V, Nr. 603b). Im März (eventuell schon im Februar) muss Lorsa über Details der Anstellungsbedingungen nachgefragt haben, die Pestalozzi am 23. März beantwortet (NPS V, Nr. 610a).

Z. 5

III. Franziska Romana: Franziska Romana von Hallwil (1758–1836)  Nr. 744

345. Hans Jacob Pestalozzi 3. März 1785 5

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Herrn Herrn Heinrich Pestalozzy im Neüenhof bey B r u g g im Canton Bern Herzgeliebter Papa! Die 1te Frage wo du mir wen ich Munthlich mit dir reden thate wie ich mich seyt dem lesten Brief gehalten habe –, ich habe mich recht gehalten war aber an dem Sontag in der Kirch und wusste den Text nicht mehr dies ist alles der Liebe Herr Battier war alle Zeit mit mir lustig. – Es freüt mich wen du dich wohl befinden thust und wen du freüdig bist ich einmahl bin sehr freudig und kan dir mit gutem gewissen schreiben. darum schreibe ich dir das, dass du auch freudig werden solst. du wirst den Brief von 26ten Februar erhalten haben und daraus gesehen das dass gewiss ein artiger junger Mensch ist, ich bitte den Brief von dem H[errn] Thiery zurück, weill ich gern antworten will mit denen schriften weis ich nichts du wirst also die Gutigkeit haben und es Ihm schicken oder mir eine antwort geben ob ich es thun solle wenn die schriften etwan hier wären. Ich habe noch kein Brief von dir erhalten welches mir leid ist ich bitte, mir zu schreiben wegen dem Tagbuch und wegen meinen Briefen dan ich möchte mit dem Tagbuch fortfaren, und auch zu vernehmen ob es dir wohl ist und ob du allezeit freüdig und lustig bist wie ich den der Herr Lieber Herr Battier ist so gut und Liebreich gegen mich er könte es nicht beser seyn – wen ich mich recht halte. Ich habe mich diese Zeit rech[t] gehalten es ist nicht[s] basiert weder das der Tisch nicht sauber abgebutzt worden ich habe Ihn ab-

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gewüscht ist aber wider wüst worden weill ich den Schwum nicht aus trochnet hate. – die Liebe Frau Battier thut an mir so viel als möglich ich habe heüte den 2 Ma[r]z auch meine Wüschten Sachen in der Frau Turneisen Ihre Wösche gegeben. Halt mit einem Wort Sie thu[t] an mir so viel Sie kann. Sie hat mich schonn oft gefragt wie es mir gehe und ob ich mich besere, und auch darum häte ich mein Ordre gern wie ich das Tagbuch machen solte. (Ich erwarte eine Antwort). Den 2 Merz habe ich meine Sachen auf gerumt und habe es ein mahl nicht schlecht gemacht und habe den Tag recht zu gebracht. ich bin den ganzen Tag lustig und freudig gewesen –. Der Liebe Herr Battier hat mir aus deinem Brief wo du ihm geschriben wo du über den Berg Bist wo du am 2 anstat am 4 geweckt worden wo du die Stifel fast nicht mehr abgebracht – und wo dir es wie wohl gewessen wo du dich gewärmet hast – und entlich nach hangen und Verlangen zu der Frau Schweizerin gekomen welcher ich auch schreiben werde –. Ich habe heüte den 3ten Mertz recht gehalten am Morgen machte ich für mich Sachen schreibte las in einem Rechnu[ng]s buch und nachmit Tag habe ich kobiert zimlich gut, der Liebe Herr Battier ist den ganzen Tag lustig mit mir ge wessen und wo er mir aus deinem Brief vorlass so gab er mir die Hand –. Neües kan ich dir nicht viel schreiben weder das der Liebe Herr Battier 2 Pf[e]rd gekauft, und das unserem Baurren in Gonndeltingen Seine Söhne einer fast Tod geschlagen. Sie sind im Gefangniss gewessen und man hat ge sagt Sie müssen für 3 und 4 Jahr in den Krig es ist aber geänderet worden. Sie bleiben hier. Ich kan dir nicht mehr schreiben weil die Post fort gehet adieu mein Lieber Papa – Lebe wohl. Ich verbleibe dein getreuer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/13 Bogen, 197x242 mm Adresse von fremder Hand, Dorsualvermerk Jaque P. o. Datum, Siegel F.B.Sn. Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 7

Heinrich Pestalozzy: lateinische Schrift B r u g g : lateinische Schrift

178 Z. 13 Z. 18 Z. 29 Z. 32 Z. 33 Z. 38 Z. 38 Z. 53 Z. 55f. Z. 59

Battier: lateinische Schrift 26ten Februar halte weill ich hate Ordre: lateinische Schrift gern gab Gonndeltingen: lateinische Schrift adieu: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 13 Z. 18 Z. 20

Z. 21

Z. 25

Z. 30 Z. 30f. Z. 34 Z. 35f.

Z. 43

Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 den Brief von 26ten Februar:  Nr. 343 H[errn] Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820,  Nr. 310) hatte Hans Jacob einen Brief geschickt, den der Junge am 26. Februar seinem Vater sandte ( Nr. 343). mit denen schriften weis ich nichts: Offenbar hatte Nicolas Thierry Hans Jacob um Schriften gebeten. Es könnte sich um eine Auswahl der Romane von Pestalozzi handeln, wobei der dritte Teil von Lienhard und Gertrud erst zur Ostermesse erschienen sein dürfte; erst am 1. Juni schickte Pestalozzi diesen dritten Teil Karl Johann Christian von Zinzendorf (1739– 1813,  Nr. 320) nach Wien (vgl. PSB III, Nr. 618). Tagbuch: Im Brief Nr. 343, Z. 22 erwähnte Hans Jacob seinem Vater gegenüber, dass «ich Dir alle Tage etwas schreibe». Vermutlich handelt es sich um das hier erwähnte Tagebuch. Die Idee und die Führung eines Tagebuches der Erziehung – allerdings eines für den Erzieher – hatte Pestalozzi bereits in seiner Korrespondenz mit dem Erzieher Hans Jacobs in Basel Peter Petersen (1762–1820,  Nr. 290) ab Januar 1783 über ein Jahr lang diskutiert (PSB III, Nr. 572; Nr. 576; Nr. 578; Nr. 583; Nr. 585; Nr. 587). In jedem Fall scheint Hans Jacob seinem Vater ein solches Tagebuch vermutlich am 26. Februar 1785 geschickt zu haben ( Nr. 343), das er nun zur Fortsetzung zurückverlangt. basiert: passiert, vorgefallen weder das: nur dass (mdl.) Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Frau Turneisen: Rosina Thurneysen-Schweighauser (1737–1801), die Mutter von Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833,  Nr. 339), war verheiratet mit Johann Jakob Thurneysen (1728–1784,  Nr. 323). Sie hatten sechs Kinder. Herr Battier hat mir aus deinem Brief: Der nicht korrekt formulierte Satz verweist auf einen nicht mehr erhaltenen Brief Pestalozzis an Felix Battier von Ende Februar 1785, in welchem er vom Besuch bei Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814,  Nr. 359) berichtete, die während des ersten Paris-Besuches ihres Gatten Johann Kaspar Schweizer-Hess

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Z. 55f.

(1754–1811,  Nr. 1041) in Paris vom Frühjahr bis Herbst 1785 offenbar in der Region Lenzburg weilte. Zwischen dem Neuhof und Lenzburg liegt ein Bergzug mit dem Schloss Brunegg. unserem Baurren in Gonndeltingen Seine Söhne einer fast Tod geschlagen: Offenbar besass Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) in Gundeldingen, heute Stadtteil von Basel, Land, das er verpachtete. Die Söhne des Pächters scheinen gegenüber einem unbekannten Dritten Gewalt angewendet zu haben.

346. Hans Jacob Pestalozzi 11. März 1785 Basel den 11 Merz 1785 5

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Herz Lieber Papa Es ist mir leid, kein Brief von dir zu bekomen ich hofe aber einr von dir zu erhalten. Ich habe mich von dem lesten Brief bis auf diesen zimlich gut gehalten ist ein mahl nichts geschen dass ich dir ein mahl schlechts oder unordenlichs dir schreiben kan und dass macht mir freude. Der Liebe Herr Battier ist alezeit lustig mit mir aber ernsthaft und leidet nichts Unordenliches –. Wo mir am Sontag ferdig waren mit unseren Sachen so bin ich ganz allein ausgegann und habe sehr viell Vergnügen dabey gehabt bin aber doch zu gewissen Zeiten traurig gewesen weill ich kein bericht und kein Brief von dir hate –. Alle Tage freut es mich mehr hier an meinem Lieben P[l]azgen zu arbeiten ich bin so froh und freüdig bey mir selbsten dass du es nicht glauben kanst den der Liebe Herr Battier macht mich lustig wen ich etwas schreibe und Ihn anschau so macht er mir ein Maul dass ich über laut anfangen muss zu lachen. Ich bitte dich diesen Brief der Lieben Frau Schw[eizerin] zu ubergeben, wenn er [r]echt ist. Grüss mir me[ine] Liebe Mamam und alle wo ich kenne und sag meiner Mama es sey mir leid dass ich Ihr wegen dem lesten Brief vom Herr Thiery letz gemacht. Ich habe geschwin[d] mussen machen wegen der Post sie hat wollen fort –. Lebe du wohl und gesund ich verbleybe dein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

180 Sag der Lieben Mama der Brief von der Lieben Frau Battier sey versaümt worden. Sie haten schon 8 Tag vor[her] haben sollen und es sey Ihr leid dass sie Ihn so spat erhalten habe.

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Ich habe dein Brief von dem Lieben Herrn Battier den 11 sehr wohl und mit freüden erhalten. diese Tage ist nichts geschehen weder der heütige ist ein wenig schlimer. ich habe ein felher auf ein Wechsel Brief gemacht. es ist mir sehr leid gewesen und will ein ander mahl beser achtung geben. ich will das Tagbuch machen wie mir geschriben und künftigen Maitag anfang[en]. die andern Tag will ich dir noch durch Brief melden wie ich Sie zu gebracht. dem Lieben Herrn Battier ist es nicht moglich zu schreiben weill er überaus viell zu thun hat. Er hat mir so gesagt er habe das Pack richtig erhalten und wolle alle Zeit anwenden um dir zu schreiben und es seye ihm eine Freüde es zu thun. Lebe wohl ich danke dir für dein Lieben Brief. ich verbleibe dein getreüer Sohn Jac[ob] Pestalozzi Grüss mir meine herz geliebte Mama, wie auch den Grosspapa.

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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/14 Blatt, 194x236 mm beschädigt Datum vor der Nachschrift, Dorsualvermerk Jaque 11. Marz 85 Original Textkritik

Zeuge H Z. 7 Z. 9 Z. 21–23 Z. 25 Z. 41 Z. 41 Z. 43

Ich habe schlechts oder Ausriss letz gemacht es nicht überaus viell es seye Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

181 III. Z. 10 Z. 21 Z. 23 Z. 24f.

Z. 25 Z. 31

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Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Frau Schw[eizerin]: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Liebe Mamam: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1816)  Nr. 3 wegen dem lesten Brief vom Herr Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310. Der Zusammenhang mit dem Brief konnte nicht eruiert werden. Möglicherweise war der Brief aufgrund des Zeitdrucks mit noch mehr Fehlern behaftet als die anderen, bekannten Briefe Hans Jacobs. letz gemacht: falsch gemacht (mdl.) Brief von der Lieben Frau Battier: Offenbar erhielt Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833,  Nr. 339) einen an sie gerichteten Brief von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) mit einer Verspätung von gut einer Woche. Dieser Brief ist nicht überliefert. dein Brief: Anfang März scheint Pestalozzi seinem Sohn nach längerem Unterbruch wieder geschrieben zu haben. Der Brief ist nicht überliefert. Vermutlich enthielt er Anweisungen, wie Hans Jacob sein Tagebuch zu führen hatte ( Z. 38f.). Tagbuch:  Nr. 345, Z. 26. Offenbar hatte Hans Jacob im nicht mehr erhaltenen Brief seines Vaters ( Z. 35) neue Anweisungen zur Abfassung des Tagebuches erhalten, die er ab Mai umsetzen wollte. das Pack: Anscheinend hatte Pestalozzi Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) ein Paket geschickt, dessen Inhalt unbekannt ist. Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232

347. Hans Jacob Pestalozzi 19. März 1785 5

Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi in Neüenhof bey Brugg Basel den 19 Mertz 1785

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Herzgliebter Papa! das erste ist dass ich dir schreibe, wie ich mich gehalden, welches aber nicht so gut ist, wegen dass ich sehr Unordentlich gewesen, und mich sehr Unartig gegen die H[erren] aufgeführt, wenn ich etwas geschrieben habe und ich es wüst gemacht und es einer von den Herren gesehen und mir gesagt ich sollte es besser machen so habe ich zur Antwort geben es ist gut so, und machte fort, der Gütige Herr Battier fragte die Herrn wie ich mich gehalden habe, Sie haben Ihm das obrige gesagt, er hat mir es vorigen Montag gesagt

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er seye unzufriden mit mir, und wenn ich nicht könne die Handlung lernene so solle ich ein Handwerck wehlen was ich für eines wolle ich besann mich, da fragte er mich was ich denke. ich sagte Ihm ich gieng nicht gern hier fort. Er sagte mir das ist nicht wahr sondern ich habe nachgedacht was für ein Handwerck ich lernen wollte, es ist wahr, ich habe mehr auf das Handwerck gedacht weder an das fort gehen, darnach sagte ich Ihm ich wollte Lieber die Handlung lernene bey welchem er mir die Hand gab und sagte, will[s]t du die Handlung lernen so must du fleissig und Achtsam seyn, sonst kannst du Sie deiner Leben Tag nicht lernen. Ich habe dir gestern dienstag einen Brief geschrieben habe dem Lieben Herr Battier gezeigt war aber so wüst geschrieben dass er mir Ihn verriss und für den an den Felenberg hat er mir eine auf dass Maul gegeben. es hätte mir nicht beser gehört er ist noch gut mit mir verfahren. die Herrn sind allezeit gut mit mir zeigen mir so viell als Ihnen möglich, sind aber unzufrieden mit mir um dess gleichen willen weil ich meine Sachen so schlecht gemacht habe und ich so wie geschrieben geantwortet habe es ist gut so, Es ist mir gewiss von Herzen leid, ich will aber kein wort versprechen, es ist ein mahl Gott sey gedankt nichts vorgefallen dass jemand Verdruss gemacht und ich habe meine Sachen gemacht, ich will Sie nicht rühmen doch hat der Herr Thiery der es durch gegangen hat, mir gesagt dass es ordentlich geschrieben, nehmlich in dieser Woche ist es gegangen. So eben bekam ich diene Briefe von dem Lieben Herrn Battier empfangen habe ich Sie sehr wohl aber ich kann Sie nicht beantworten, wie ich gern möchte du wirst es an dem Brief sehen ich will dir künftigen Postag besser Antworten heüte kann ich nicht mehr, bis so gut und über gib den Brief von Felenberg der Mama ich lasse Sie von Herzen Grüssen und danke Ihr für die Lieder. Lebe wohl ich verbleibe dein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 3 4

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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/15 Bogen, 193x236 mm beschädigt Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque P. 11. Merz 85, Siegelspuren und -ausriss. Auf der dritten Seite eine vielleicht nicht zugehörige Adresse: A Madame Schweizer-Hess, à la Fossée. Original

183 Textkritik Zeuge H Z. 29 Z. 40

einen Brief hat Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Wie aus dem nächsten Brief von Hans Jacob Pestalozzi ersichtlich wird ( Nr. 348) sind diesem Brief «Fragen und Antworten» beigelegt. Wahrscheinlich wurden darin Hans Jacob Pestalozzis Verhalten sowie seine Fortschritte in der Lehre diskutiert. III. Z. 13 Z. 17 Z. 31 Z. 39f. Z. 46

die H[erren]: Um wen es sich bei diesen Herren handelt, konnte nicht eruiert werden. Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Felenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Herr Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

348. Hans Jacob Pestalozzi 5. April 1785 an mein Lieber Papa 5

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Basel d[en] 5 April 1785. Herzgeliebter Papa Verziehe mir dass lezter Brief so lang hier geblieben ich habe schon früher einer dem Lieben Herr Battier gez[e]iget weil aber zimlich viel fehler darinen waren hat er mir i[h]n nicht abgehen lassen da habe ich Ihn wieder abschre[i]ben müssen und hernach nicht mehr zeigen könen weil er überaus viell zu thun gehabt hat und wolte Ihn nicht abgehen lassen bis dass der Liebe Herr Battier i[h]n gesehen hat und weill ich an Abschreiben von den fragen und Antworten war so habe ich dir selbigen auch noch ferdiggemacht du wirst Sie mit dem Brief richtig erhalten haben. Meine Aufführung wirst du richtig in meinem Tagbuch finden welches ich dir wen ich etliche Monat zusamen habe auch schicken du wirst alles darinnen sehen ob ich mich Ordentlich oder Gestrutlet habe und es gemacht wie es gegangen. Ich habe auch gehort das der H[err] Köchlin hier war habe Ihn

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aber nicht gesehen habe aber folgendes an Heilmann geschrieben, Er solle mir meine empfehlung an H[errn] Köchlin und Thiery machen und dem Herrn Köchlin sagen ich habe durch Loudwig Burcard gehört das er hier gewessen und es häte mich gefreut wen ich Ihn gesehen hätte. Meine Auf[f]ührung war zimlich nur wegen dem Brief dass er zu lagn hier geblieben. Ich habe der Lieben Frau Battier gesagt dass du mir geschrieben hast ich solle dir den Conto von mir schicken. Sie sagte mir Sie wolle dir i[h]n geben wann du hier komen wirst. Grüsse mir mein Liebe Mama wie auch meine Lieber Grosspapa und alle woh ich kene Lebe wohl und Gesund ich Küsse dich und verbleibe dein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/16 Bogen, 188x230 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 5. Apprill 8 5 Original Textkritik

Zeuge H Z. 23 Z. 27 Z. 29 Z. 29

Loudwig Burcard: lateinische Schrift Conto: lateinische Schrift Liebe Mama Grosspapa Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. 

Nr. 347 III.

Z. 7 Z. 8 Z. 13 Z. 16 Z. 19 Z. 20 Z. 21 Z. 22

lezter Brief:  Nr. 347 Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 fragen und Antworten:  Nr. 347 Tagbuch:  Nr. 345 Köchlin: Jean Köchlin (1746–1836)  Nr. 308 Heilmann: Jean/Johann Heilmann (1771–1834)  Nr. 332 Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 Loudwig Burcard: Johann Ludwig Burckhardt (1770–1839), jüngster Sohn des Basler Indiennenfabrikanten Leonhard Burckhardt (1729–1817) und Carolina Christiane von Schwencksfeld (1728–1820), war wie sein Vater

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Z. 25 Z. 26 Z. 28 Z. 29

Handelsherr, übernahm von 1809 bis 1814 die Prokura in der Firma seines ältesten Bruders Carl Christian Burckhardt (1767–1846) und war anschliessend bis 1817 Teilhaber der Firma Burckhardt & Vondermuehll. Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Conto: Abrechnung der Pensionskosten Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232

349. Hans Jacob Pestalozzi 12. April 1785 5

Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi im Neüenhof bey Brugg Basel den 12 April 1785

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Herzgeliebter Papa! Mit Freüden habe ich dein Lieben Brief von dem Lieben Herr Battier bekommen. Es freüt mich ebenfals dass dir meine Brief an fangen zu gefallen, wenn habe ich dass aber zu verdanken dem Gütigen Herr Battier könte ich solches wen er nicht die gross Gutigkeit genomen hätte und mich es lehrnen lassen. Ja Lieber Papa ich will meine Sachen mit Freuden machen und jetz Gottlob, kann ich es der Liebe Her Battier ist zimlich zufrieden mit mir, ich wolte nur du thätest einmahl sehen wenn er mir so kurjose Mäuler macht oder sonst etwas sagt dass ich als anfangen muss überlaut lachen. diess gescheht aber nie weder wen er sieht das ich mich befleisen thue. Ich hofe nicht das ich ein Handwerk lehrnen muss dan da zu habe ich gar keine Lust der Herr Battier hat mir aber gesagt dass wenn ich mich nicht besser halten werde doch eines von den selben lehrnen müsse, wie ich dir es schon geschrieben habe. Es ist mir wohl und bin lesten Sontag früh in den Garten ich sang dass Morgenlied O wie jauchtz das Herz in mir. dar nach kam der Liebe Herr Battier fragte mich was ich gemacht habe ich sagte es Ihm ich habe gesungen, da wolte ich auf das Contoir da sagte er mir gang nur wieder du Hanswurst es war ein schöner Tag ich war den ganzen Morgen in dem Garten und las und spazierte mit meinen andern 2 Kamaraden ich bin eimahl diesen Tag nicht traurig gewesen und alle Zeit heiter, heüte eben so viel wo noch mehr jetz bin ich es bey meiner Arbeit

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so viel als bey einem Vergüngen, und an meisten wenn ich dir schreibe. Mein Glük ist das ich bey meinem Gutthäter bin weill er überaus schaut aus mir etwas zu machen zweytens wo hatte ich dass gelernet wo ich jetz kan ich ein mahl glaube bey uns das nicht lehrnen haben zu könen weillen unsere Umstände es nicht zu gelassen haten 3tens und dass schäze ich für da[s] gröste das mein Guthäter überaus schaut ein glüchlicher Mensch aus mir zu machen, ich habe nicht geschrieben das ich bey dir fölig Unglüklich geworden wäre ich habe nur geschrieben dass ich es villeicht häte werden könen diese Antwort ist mir sehr leicht zu sagen ich wäre kann seyn noch mehr weder ein Jahr bey dir geblieben dass häte mir zu meinem grösten schaden könen seyn oder hätte durch meine Wildheit die ich gehabt habe ein mahl in Unvorsichtigkeit meines Herumstrumen Todt fallen oder sonst was bege[g]nen konen. Aber ab dem Stuhl herunder falle ich gewiss nicht noch weniger schaffte ich mit der Federn ein Gelid vom Leibe. Ich habe dir die Empfehlung an den H[errn] auf dem Contior und besonder dem H[errn] Thiery ausgerichtet. Lebe du auch wohl und gesund und schreibe mir auch wie du lebest, ob du allezeit wohl auf bist der Liebe Herr Battier ist Zimlich wohl auf hat aber alle Zeit ein Husten. Sage meiner Herz geliebten Mama auch wiederum Tausend mahl Küsse und Ihr danke [ich] vor den mir gemeldeten Gruss von dem Lieben Grosspapa. und auch das die Strumf mir recht sehr gut sind und Ihr Tausend mahl dafür danke. Ich habe die vorige Woche ein sehr angenehmer Tag gehabt, namlich der Herr Fehlenber[g] ist hier durch gereisst mit seinem Sohn Wir haben uns mit Frohlochen und Küssen und mit viellen Armungen freündschaftlich enpfaagen und noch einem langen stilschweigen habe ich mich aufgeräumt und so viel Fragen an Ihn gethan das er hat müssen reden darnach sind mir miteinander in die Stadt um dieselbe zu beschauen, Morgens um die 6 ist er verreisst. Lebe jetz recht wohl und Gesund und Kusse meine Liebe Mama für dein Sohn Ich lasse den Grosspapa 1000 mahl grüssen Jacob Pestalozzi Hier schicke ich dir ein Brief von der Lieben Frau Battier. –

Überlieferung 1 2

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/17 Bogen, 187x230 mm

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leicht beschädigt Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque P. 12 apprill 8 5 , Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 11 Z. 12 Z. 26 Z. 28 Z. 29 Z. 37 Z. 46f. Z. 49

Herr mich nach Contoir: lateinische Schrift es war ein schöner Tag haben zu könen Aber ab dem Contior: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)



Nr. 296 III.

Z. 11 Z. 11 Z. 18 Z. 30 Z. 49 Z. 49 Z. 53 Z. 54 Z. 57 Z. 58 Z. 67

dein Lieben Brief: scheint nicht erhalten zu sein Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 kurjose Mäuler macht: Grimassen schneiden 2 Kamaraden: Johann Ludwig Burckhardt (1770–1839,  Nr. 348) und Nicolaus Bernoulli (1770–1839,  Nr. 309) H[errn] auf dem Contior: Da von Battier kein Firmen- oder Personennachlass überliefert ist, bleibt unklar, um wen es sich hier handelt. H[errn] Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 Herr Fehlenber[g]: Daniel von Fellenberg (1736–1801)  Nr. 411 Sohn: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339

350. Hans Jacob Pestalozzi 22. April 1785 Basel den 22. April 1785 5

Herzgeliebter Papa. Ich habe deinen Brief wohl erhalten und ist mir sehr leid gewessen zu vernehmen dass so viel Kinder in unserm Dorf gestorben sind, und das meine Tante gestorben habe ich schon vor 5 Tagen gewusst den die Liebe Mama hat mir einen Brief aus Zürich geschrieben und

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es mir gemeldet. Ich hoffe das werde noch nicht geschehen dass der Tod Eüch überfalen werde den das thäte mir sehr weh und es tähte mich auf der Welt nichts mehr erfreüen aber das geschiehet nicht und wenn es geschiehet so ist es Gotts Willen wer kontes es änderen. Lieber Papa ich bitte mir auch zu schreiben was der Lieben Mama Ihre Beine machen, und ob Sie auch allezeit wohlauf ist. Und wie es auch bey uns ist in Basel haben wir Gottlob einige Zeit recht schones Wetter und der Garten fangt auch an zu grünen und schön zu werden. Meine Auffuhrung ist so halb und halb doch ist der H[err] Battier zimlich mit mir zu frieden. [Doch] könnte es besser seyn. grüsse mir meinen Lieben Grosspapa und alle wo ich kenne, es ist Gottlob alles gesund weder die Liebe Frau Battier hat ein wenig Halsweh gehabt es ist aber schon wieder ein wenig beser worden –. Lebe wohl und gesund ich verbleibe dein getreüer Sohn, Jacob Pestalozzi ich bitte dich diesen Brief meiner Mama zu ubergeben

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/18 Blatt, 180x225 mm Flecken unten Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 22 Aprill 85 Original Textkritik

Zeuge H Z. 20 Z. 24

durch Tintenflecken unlesbar Lebe wohl Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Da der Brief von Pestalozzi nicht überliefert ist, bleibt unklar, was die Ursachen für die vielen Todesfälle in Birr waren. III. Z. 6

deinen Brief: scheint nicht erhalten zu sein

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Z. 9 Z. 9 Z. 20 Z. 21 Z. 22

meine Tante: Anna Barbara Reutlinger-Schulthess (1712–1785) war die Schwester von Hans Jakob Schulthess (1711–1789,  Nr. 233), dem Vater von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3), die ihre Tante früher häufig besuchte. Sie lebte seit 1739 in kinderloser Ehe mit dem reputierten Kaufmann Hans Kaspar Reutlinger (1716–1788,  Nr. 386). Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Brief aus Zürich: scheint nicht erhalten zu sein H[err] Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339

351. Hans Jacob Pestalozzi 29. April 1785 5

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Herrn Herrn Heinrich Pestalozzy Brugg. im Neuenhof bey Brugg Basel d[en] 29 April 1785 Herzgeliebter Papa! Sehr wohl habe ich dein mir sehr guther Brief von Herr Battier wo ich in dem Magazin [war] mit Freuden bekomen. Ich bleibe und beziehe mich auf mein 2 lesten Brief (dann Samstag habe ich einer abgehen lassen) und sage noch mahlen das ich gewiss hatte ein Bein oder Arm brechen könen wie oft bin ich nicht auf ein Baum gestigen alweil du bey mir warst oder nicht. da ich es doch thate, weilen du mir nichts darüber gesagt oder vielmehr mir geheissen hast herunter zu bleiben hätte es also gewiss noch nie getrieben wen ich bey dir geblieben wäre, es ist wie dieses Sprichwort der Fuchs ist listig und zu letzt wird er doch gefangen – nicht mehreres ich danke Gott und meinem Gutähter dass ich hier bin und du must selber sagen dass es mir beser seye, ich bin jetz mit Freüden hier und hofe Zu Gott nie kein Arm oder ein Gelied an meinem Leibe zu brechen. – Nun mochte ich auch gerne wussen was für Weter bey Euch ist ob es schön seye wie bey uns dan wir haben einige Tage recht schones Wetter gehabt. Lebe jetz recht wohl. lesten Samstag habe ich ein Brief an dich wie meiner Mama abgehen lassen grüsse Sie mir viel Tausend mahl wie auch mein Lieber Grosspapa. Heüte

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habe auch ein Brief von meinem Freünd Fellenberg erhalten er lasst dich auch freündlich grüssen. Lebe wohl und gesund ich bleibe dein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi der Liebe Herr Battier ist zimlich mit mir zufriden. Er hat mich auch gefragt wie er ein Maul mache wen ich mich recht halte, es ist mir nicht möglich es abzu mahlen doch will ich dir ein guter rath geben kom selbsten es zu schauen. Heüte war auch ein Pestalozzi hier aus dem Seiden Hauss wo ich mit dir war und habe alda das Seiden rad getrieben er ist zimlich freündlich gewessen und hat mich daran gemant sonsten hate ich es nicht mehr gewusst. Ich bin würcklich an den Fragen und antworten vom Herrn v[on] Fel[lenberg], und will dir es schicken, so bald ich kan und ferdig bin den 28 donerstag haben wir wieder sehr ungestuhm Weter gehabt und haben auch wieder lassen einfeüren – der Liebe Herr Battier hat mir gesagt das du eine Matten gekauft hast ich kan mir ungefehr einbilden welche es ist. namlich Sie hat zu erst dem alten gewesen[en] H[errn] Pfarer in Birr gehört. – Es freüt mich das dir meine Brief anfangen zu gefallen und zu freuen werde schauen das Sie es immer beser werden. Lebe wohl. J. P.

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ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/19 Bogen, 180x224 mm Datum nach dem ersten Teil, Dorsualvermerk Jaque P. 29 apprill 85, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 8 Z. 10 Z. 13 Z. 28

Heinrich Pestalozzy: lateinische Schrift N e u e n h o f : lateinische Schrift April: lateinische Schrift Magazin: lateinische Schrift Mama abgehen Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

191 II. Hans Jacob Pestalozzi knüpft mit diesem Brief an seine Überlegungen im Brief Nr. 349 an, in welchem er betont, wie gut es doch sei, dass er jetzt bei der Familie Battier und nicht mehr zu Hause bei seinem Vater wohne. Den Vorteil sieht Hans Jacob Pestalozzi in der Förderung, die er von der Familie Battier erhält, im Zuwachs an Wissen und Fertigkeiten sowie darin, dass Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) sich bemühe, einen glücklichen Menschen aus ihm zu machen. III. Z. 12 Z. 12 Z. 28 Z. 29 Z. 30 Z. 37

Z. 41 Z. 46f.

dein mir sehr guther Brief: Der Brief scheint nicht erhalten zu sein. Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 meiner Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 ein Pestalozzi: Ein Pestalozzi aus dem «Seiden Haus» ist schwierig zu ermitteln, da zahlreiche entfernte Verwandte in Zürich als Seidenhändler in der Tradition ihrer norditalienischen Vorfahren agierten. Möglicherweise ist mit dem «Seiden Haus» die Linie «Zum Weissen Turm» gemeint, dann kommt Rudolf Pestalozzi (1736–1816) in Frage. Aus der Linie «Zum Weissen Turm» stammten auch Johann Heinrich Pestalozzis Vorfahren. Herrn v[on] Fel[lenberg]: Daniel von Fellenberg (1736–1801)  Nr. 411 H[errn] Pfarer in Birr: Johannes Frölich (1714–1784) von Brugg amtierte nach seiner siebenjährigen Ausbildung als Kandidat in Rued (Kt. Aargau) von 1752 an nahezu dreissig Jahre als Pfarrer in Birr, bevor er 1782 nach Sutz (Kt. Bern) wechselte, wo er zwei Jahre später verstarb.

352. Laué, de Luze & Co. 7. Mai 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 7. Mai 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.6/14 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.



Nr. 322

192 353. Laué, de Luze & Co. 14. Mai 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 14. Mai 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.6/13 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

354. Hans Jacob Pestalozzi 17. Mai 1785 5

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An Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi b[ey] Brugg in Neüenhof bey Brugg Basel d[en] 17 Mey 1785 Lieber Papa! Freittags habe ich dir wollen schreiben der Brief ist würcklig fertig gewessen. Weill aber der Liebe Herr Battier veill zu thun hatte und ich in dem Gewolb auch sehr viell zu machen hahte habe ich Ihn nicht könen abgehen lassen. Nunn aber schicke ich dir diesen durch den Lieben H[err]n Battier der am Monttag hier verreisst ist. Dein Brief wo du mir geschickt will ich dir doch beantworten. – Neues habe ich dass der H[err] Thyery u[nd] H[err] Meyer hier waren und haben mir gesagst du seyst nicht in Olten gewessen. Sie lassen dich freundlich grüssen und es sey Ihnen leid dass Sie dich nicht gesehen haben, ich bin von 1/21 bis 3 bei Ihnen gewessen der H[err] Thierry ist mir recht freündschaftlich bege[g]net und der Herr Meyer eben fals. Ich habe auch vernomen dass der Herr Petersen bey dir gewessen und das Ihm die anstaltung von der Malerey recht artig und in

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einer rechten Ordnung seye. Ich freüe mich auf dein Brief zu beantworten der ist auch geschrieben dass ich Ihn lessen kan das heist recht lessen, ich freue mich gewiss recht wen ich dir schreibe den es ist mir gewiss Lieb wenn ich von dir höre und mit dir reden kann. Ich glaube gar nicht dass das, dass unglucklichste ist wenn mann ein Fuss oder Arm bricht, du schre[i]bst mir ob ich Lieber ein Fuss an der Herzen brechen wolle weder am Leibe dan ich kann nicht glauben dass ich an dem Herz Füsse und Hände habe doch verstehe ich dich gut und wolte Lieber 2 Gelide an dem Leibe weder nur eins an dem Herzen breechen. die Frau Schweizerin hat der Lieben Frau Battier geschrieben das [sie] diesen Monat werde hieher komen auf welchen Tag da es geschehen wird schon freüe. Wie der Liebe Herr Battier mit mir zu frieden ist wird Er wohl so gut seyn und es dir selber sagen doch glaube Er wird nicht so gar bos uber mich seyn dan vor etlichen Wochen hate er mir gesagt er wolle mir, wenn ich mich recht halte ein Kleid machen lassen und jetz mir es wurklich machen lasst. Fürs andere hat Er mir auch erlaubt in einiger Zeit rechnen zu lehrnen, an welche[m] ich glaube das Er nicht so bös mit mir seyn wird. Bey diesem anlass sage doch mir, wo der Herr Frölich von Brug hingezogen seye dan ich mochte Ihm auch ein mahl schreiben? Lieber Papa was macht dann auch mein Junger Nussbaum und meine Pfersig Baum wo du mir als ein verdorender Baum [ge]geben und hat doch alezeitt schöne Früchten darnach gegeben? Ich bitte dich mir einen Todten Kopf (oder wie mann sie nent zu schiken) Sie wachsen an dem Schlossburgerberg oben wir haben dir oft heim gebracht und weillein wir keine in unserem Garten haben so bitte ich etliche soke in einer druchen hier zu schicken dan Sie werden dem Lieben Herr Battier und der Frau Battier gewiss gefallen und der Liebe Herr Battier hat den Weiss und mich über den Garten gesezt wann wir Zeit haben so sollen wir den Garten in ordnung haben welches mir den auch mit Freüden thun. Lebe wohl und grüsse mir alle wo ich kene –. Der Felix und Gerdrut grüssen dich auch –. Nun sah der Liebe Herr Battier dass ich dir schreibe und hat mir gesagt das du nicht nach Zurzach komst und sagt mir er habe deine Briefe wollen beantworten aber es ist hafig zu thun weill der Herr Gürtler nicht da und die Zurzacher Mess angeht dass es Ihm umöglich ist dir zu schreiben. Von Zurzach aus will er dir aber schreiben wegen dem Untervogt von Bonischwil und wen es i[h]m gelegen ist dass du zu Ihm komen solst Auf welches [ich] mich sehr freüe. Lebe recht wohl und gesund ich verbleibe dein Getreuer Sohn Jacob Pestalozzi

194 Hier schreibe ich dir die Antvorten und Fragen – 1785

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/20 Bogen, 182x225 mm leicht beschädigt Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 17 May 8 5 , Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 8 Z. 15 Z. 16 Z. 20 Z. 32 Z. 36 Z. 46 Z. 53 Z. 53f. Z. 54 Z. 59 Z. 60 Z. 67

N e ü e n h o f : lateinische Schrift diesen durch den dich Herz Füsse wird Baum, wo du hat den und mich über den Garten gesezt eigentlich: Graten wollen beantworten nicht da eigentlich: Fargen Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 13 Z. 16f. Z. 18 Z. 18 Z. 19 Z. 23 Z. 34 Z. 34f. Z. 43f.

Herr Battier: Felix Battier (1478–1799)  Nr. 310 Dein Brief: scheint nicht erhalten zu sein H[err] Thyery: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 H[err] Meyer: Damit ist möglicherweise Isaac Meyer (1745–1830,  Nr. 309) gemeint. Olten: In Olten fand am 11. Mai 1785 die Versammlung der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) statt. Herr Petersen: Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 Frau Schweizerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Herr Frölich: Abraham Frölich (1734–1803) aus Brugg war Kaufmann und Fabrikant in Entfelden, was ihm die Bezeichnung «Entfelder» einbrachte. Frölich und die Pestalozzis waren einander familiär verbunden: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) übernahm 1766 die Pa-

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tenschaft seines Sohnes Samuel Abraham, der nur zwei Monate alt werden sollte und 1767 jene von Anna Magdalena (1767–1814,  Nr. 547), welche sich 1791 mit Hans Jacob Pestalozzi vermählte. Pfersig: Pfirsich Todten Kopf: spinnentragende Fliegenblume soke: solche druchen: Schachtel (mdl.) den Weiss: Damit dürfte Hans Kaspar Weiss (1771–1820) aus Zürich gemeint sein. Er arbeitete von 1790 bis 1798 als Kaufmann im Goldschmiedgewerbe, sehr wahrscheinlich im väterlichen Geschäft. 1799 siedelte er unter der Berufsbezeichnung «Sekretär» nach Luzern und 1801 in gleicher Tätigkeit nach Bern über. Während einigen Monaten (mindestens von Dezember 1801 bis Mitte 1802) hielt er sich bei Pestalozzi in Burgdorf auf, wo er hauptsächlich mit Verwaltungsaufgaben und etwas Mathematikunterricht betraut war. Diese kaufmännische Ausbildung könnte Weiss bei Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) erhalten haben. Danach übte Weiss – abgesehen vom geleisteten Kriegsdienst unter Frankreich (1811–1815) – wieder seinen ursprünglichen Beruf als Kaufmann aus. Felix: Felix Battier (1777–1829)  Nr. 292 Gerdrut: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838)  Nr. 292 Zurzach: In Zurzach fand jeweils im September und zu Pfingsten eine Warenmesse statt, auf der vor allem Textilien, Leder und Pferde gehandelt wurden. Herr Gürtler: konnte nicht eruiert werden Untervogt von Bonischwil: Hans Jakob Holliger (1747–1798) war 1774– 1798 Untervogt des Gerichts Trostburg (Kt. Aargau), zuvor von 1765 bis 1774 Statthalter in Boniswil (Kt. Aargau) und von 1771 bis 1773 Kirchmeier. Er wurde in den Berner Adressbüchern 1795/96 als absatzstarker Baumwoll- und Tuchhändler geführt und von Pestalozzi in seinem 1789 an Albrecht Niklaus von Effinger (1735–1803,  Nr. 244) adressierten Memorial über das Baumwollgewerbe (PSW X, S. 45) als Vorbild für das protoindustrielle ländliche Textilgewerbe erwähnt. Antvorten und Fragen:  Nr. 347

355. Susanna Pestalozzi-Hotz 20. Mai 1785 5

Herren Herren Johan Heinrich Pestaluz im Neü Hof franco Bey Birr den 20 May 1 7 8 5

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Meine Liebsten Kinder!

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Wan Her Pfleger u[nd] ihr gesund seind so freüt es mich gott erhalte u[nd] seegne Eüch mit guter gesundheit u[nd] mit alem guten Eurem Sohn wünsche das ihn gott gesund u[nd] in der Jugend wole erhalten damit er gott u[nd] Menschen möge lieb u[nd] angenehm we[r]den ich lasse ihn herzlich grüssen. Von Leipzig komen Sie diss Jahr nicht, bis auf [ein] Jahr haben Sie die schweizer Reiss aufgeschoben. So hat es mir die Bäben geschrieben. Herr Hauptmann Ott an der Kirchgass, Herr Zunftm[eister] Otten sein Sohn wo die Eschery auf dem Seiden Hof hat ist bey mir gewässen u[nd] hat mich gefraget ob ich nichts wüsse von des Herr Corherr Otten Tochter in Engeland da sagte ich, ihr haben Brief mit ihren gewächslet u[nd] ihr wüsset veilicht mehr als ich er hat mich gebätten Es Eüch zu schreiben. Wan ihr noch Brief von ihren haten u[nd] nichts geheimes darin wehre So würd es ihn freüen wan ihr es ihm schicket u[nd] was ihr besser von ihren wüssen wie ihr Herr heisse u[nd] wie viel Kinder Sie habe u[nd] wie ihren die Überschrift müsse gemacht sein er möchte ihren selbsten schreiben u[nd] ob man ihren Englisch oder französisch schreiben sole ich habe ihm Versprochen Eüch ales zu schreiben ich bite schreibend ihm ales was ihr wüssend unständlich u[nd] schickt mir den Brief er hat ein Stambaum u[nd] macht das Volk Von seinem geschlächt darin setzen. ich muss Enden das Schreiben macht mir ein gelegenheit – sonsten bin ich Gottlob frey u[nd] das babeli auch es lasse Eüch grüssen. ich grüsse Herr Pfleger u[nd] Eüch Herzlich u[nd] befehle Eüch dem Schuz gottes u[nd] Verbleibe Eür getreüeste Mutter. Susanna Pestaluz geb[orene] Hozin

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 286/2 Bogen, 188x227 mm beschnittener Bogen Datum am Schluss, Dorsualvermerk Mama P. 20 May 85, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 31

ich muss Sacherklärung I.

Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44

197 III. Z. 11 Z. 12f. Z. 15 Z. 17

Z. 18

Z. 18f. Z. 20

Z. 20 Z. 25 Z. 26

Z. 33

Her Pfleger: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 Eurem Sohn: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 Von Leipzig: Damit sind Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2) und Christian Gottlob Gross (1739–1807,  Nr. 470) gemeint. Herr Hauptmann Ott: Hans Kaspar Ott (1764–1820), Sohn von Hans Kasper Ott (1740–1799,  Z. 18) und durch die Urgrosseltern mit Pestalozzi verwandt, diente von 1782–1792 als Major in der französischen Armee und bekleidete anschliessend verschiedene politische Ämter, 1803 als Mitglied im Kleinen Rat Zürichs, 1808 als Tagsatzungsgesandter und 1814 als Gesandter bei Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg (1771– 1820) in Lörrach. Herr Zunftm[eister] Otten: Hans Kaspar Ott (1740–1799), Vater von Hans Kaspar Ott (1764–1820,  Z. 17), war Kaufmann und 1790 Obervogt zu Birmensdorf und 1792 Mitglied des Rechenrats, ein Gremium zur Kontrollrevision der Rechnungen von Amtleuten, Vogteien, des Waisenhauses und anderer öffentlicher Einrichtungen. Eschery: Mit Asche und Kalk gefüllte Beizgrube zur Bereitung von Lauge, die zum Waschen verwendet wurde. Herr Corherr Otten: Johann Baptist Ott (1661–1742) war der Urgrossvater Pestalozzis. Er wurde 1684 Zürcher Stadtbibliothekar, 1690 Diakon in Stein am Rhein, ein Jahr darauf Pfarrer in Zollikon. 1702 avancierte er zum Professor für hebräische Sprache am Zürcher Carolinum, verfasste zahlreiche theologische und althistorische Werke und wirkte ab 1715 als Archidiakon und Chorherr am Zürcher Grossmünster. Tochter: Maria Renouard-Ott (1732–1796)  Nr. 335 ihr Herr: Der Landjunker (esquire) Peter Renouard (1728–1801) aus Stamford war zwischen 1764 und 1780 Offizier (Captain) der Kavallerie. Kinder: Insgesamt gab es mindestens elf Kinder, fünf Söhne und sechs Töchter: Mary (*1756), John Henry (1758–1830), Peter (1765–1766), Catharine (*1768), Rachel Elizabeth (*1769), Annabella (*1774), David Thomas (*1775), George Cecil (1780–1867). Drei Kinder lebten nur einige Tage: Thomas Peter (*1754), Elizabeth (*1762), Elizabeth (*1763). John Henry war Rektor in dem kleinen Dorf Orwell bei Cambridge und der Historiker und Orientalist Cecil George lehrte als Professor für Arabistik an der University of Cambridge. babeli: Barbara Schmid (1720–1788)  Nr. 342

356. Laué, de Luze & Co. 26. Mai 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 26. Mai 1785.

198 Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.6/15 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

357. Laué, de Luze & Co. 27. Mai 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le dit._» auf dem Brief Pestalozzis vom 27. Mai 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.6/16 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

358. Laué, de Luze & Co. 31. Mai 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 31. Mai 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.6/17 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

199 359. Anna Magdalena Schweizer-Hess Anfang Juni 1785 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1



Nr. 366 und Nr. 368 Sacherklärung I.

Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814) heiratet 1775 den umtriebigen und erfolglosen Geschäftsmann Johann Kaspar Schweizer (1754–1811,  Nr. 1041) und macht ihr Haus in Zürich («Zum Streit») zu einem geistigen Zentrum, in dem auch die Pestalozzis während ihren Besuchen in Zürich verkehren. Sie scheint so beliebt gewesen zu sein, dass Johann Wolfgang von Goethe (1749–1831,  Nr. 811) anlässlich eines Besuchs die Gastgeberin vom Maler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) malen lässt. Die Ehe bleibt kinderlos, so dass die Ehepartner ein Kind von Heinrich Bansi (1754–1835,  Nr. 421) – einem Bündner, der dem Zürcher Illuminatenkreis nahe steht – adoptieren und «die Schweizerin» zum Sohn der Pestalozzis eine enge Beziehung aufbaut. Sie scheint Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296) an seinem neuen Ort Ende August/Anfang September besucht und einen Brief des Vaters mitgebracht zu haben. Lit.: David Hess: Johann Caspar Schweizer. Berlin 1884

360. Laué, de Luze & Co. 3. Juni 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 3. Juni 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.8 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

200 361. Laué, de Luze & Co. 11. Juni 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 11. Juni 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.7 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

362. Hans Jacob Pestalozzi 13. Juni 1785 Basel den 13 Juny 1785. 5

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Lieber Papa! Schon lang habe ich kein Brief von dir bekomen und habe auch gesehen dass du dem Lieben Herr Battier der 3 Theil deines Buchs geschickt welches mich freüen wird wenn du mir es auch schicken thust. Herr und Frau Schweitzer sind Sontags abends glücklich hier angelangt der Herr Schweitzer ist aber Montags Morgen um 4 Uhr schon wieder verreisst, ich habe Ihm würcklich ein schon fertig gehabten Brief wollen mit an dich geben habe Ihn aber nicht mehr gesehen weill Er von Godeldingen verreisst ist und nicht in der Stadt. Meine Aufführung ist so zimlich doch gibts dan und wan etwas doch nicht mehr wie vor altem, ich schreibe gern und kann doch nicht so viell schreiben wegen meiner Handschrift, es komt aber noch und noch ich kan einmahl um etwas geschwinder und besser schreiben seit ich bey dem gütigen Herr Battier bin. Grüss mir meine Liebe Mama und alle so bey uns sind wie auch mein Lieber Grosspapa der Herr und Frau Battier sind wohl auf und bleiben jetz allezeit auf dem Lande. – Lebe wohl und gesund ich verbleibe dein

201 getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

25

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/21 Blatt, 182x226 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque – 13. July 85 Original Textkritik

Zeuge H Z. 8

auch Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)



Nr. 296 III.

Z. 7 Z. 7 Z. 10 Z. 14 Z. 20 Z. 21 Z. 21

Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 3 Theil deines Buchs: Damit ist der dritte Teil von Lienhard und Gertrud (1785) gemeint (PSW III, S. 1–236). Herr und Frau Schweitzer: Johann Kaspar Schweizer (1754–1811,  Nr. 1041) und Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814,  Nr. 359) Godeldingen: Gundeldingen, heute Teil der Stadt Basel Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339

363. Laué, de Luze & Co. 14. Juni 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 14. Juni 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.9

202 Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

364. Hans Jacob Pestalozzi 21. Juni 1785 5

Herrn Herrn Pestalozzi Bin Neüenhof bey Brugg Bassel den 21 Juny 1785.

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Lieber Papa! Sehr wohl und mit Frëuden habe ich dein Lieben Brief erhalten, und wegen der Aufuhrung die ich haben solle alleweil die Frau Schweizerin hier ist werde ich dankbarlichst mir Sie zu Nuzen machen. Ich bin sehr freudig allezeit dann es gehet mir Gott Lob zimlich gut und mit dem schreiben auch ich habe schon viel mehr schreiben gelernt und durch mein geschwindschreibe[n] verderbe ich meine Hand nicht sonderen ich glaube dass Sie immer besser werden solle welches mir Muth macht zu schreiben. In denen Stunden wo ich nichts zu thun habe will ich mich nun in dem französischen üben und immer franzosische Bücher lessen – aber ich bitte dich noch ein mahl, Lieber Papa habe doch die Gutigkeit und schick mir den 3 Theil deines Buch’s. – Neues kan ich dir nicht viell schreiben weder dass der Gouverneur Names H[err] Mäder von Mühlhausen hier gewessen und mir gesagt dass er nicht mehr in dem Institut seye ich habe i[h]n gefragt warum dass er nicht mehr darinen seye er hat mir nicht recht antwort oder hat nicht gewusst was er sagen will dass weyss ich dass es ein mahl mit Ihm und H[err] Köchlin beg[eg]net ist und da man [ihn] hat wollen hinunter stossen so hat das Institut gemacht dass er hat müssen bleiben dann es war kein einziger unter uns der Ihn nicht recht Lieb hatte.– So eben gab mir der Liebe Herr Battier ein Lieber Brief von dir. – Ich fange nun auch an zu hofen ein brafer Mensch zu werden dann es gehet mir so gut in meinen unternehmungen dass ich es nicht mehr anderest schreiben kann, und es thut mir so weh wenn ich dir ein Fehler schreiben muss du kanst es nicht glauben hofe aber dass

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werde niemahls mehr geschehen. Ich bin Gott sey gedankt gesund und hat mir noch nicht dass geringste gefehlt wie mir gesagt stark und essen mag ich wie du es wohl wiessen wirst und an dem an wirst du wohl sehen dass ich keine bose Sachen mache oder denk zu thun. die Frau Schweizerin ist wohl auf die Frau und Herr Battier auch. – Wie ich ve[r]nomen hatt der Liebe Herr Battier [gesagt] dass er folgenden Monat wieder auf Paris vereissen wolle aber nur 14 Tag dort auf halten wolle. Hier schicke ich dir ein Brief von der Frau Schweizerin an meine Mama welcher ich auch danke für Ihr Brief und Grüsse Sie für mich. Lebe wohl und Gesund ich verbleibe dein getreuer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/22 Bogen, 182x227 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque Juny 83, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 17f. Z. 19 Z. 23 Z. 24 Z. 29 Z. 29 Z. 39

welches mir Muth macht zu schreiben ich mich nun in Gouverneur: lateinische Schrift Institut: lateinische Schrift Institut: lateinische Schrift dass er hat Sachen mache oder Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 11 Z. 12f. Z. 21f. Z. 23 Z. 27 Z. 31 Z. 40 Z. 43 Z. 44

dein Lieben Brief: scheint nicht erhalten zu sein Frau Schweizerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 den 3 Theil deines Buch’s: 3. Teil von Lienhard und Gertrud ( Nr. 362) H[err] Mäder: Abel Théodore Mäder (1765–1834)  Nr. 910 H[err] Köchlin: Jean Köchlin (1746–1836)  Nr. 308 Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Frau … Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

204 365. Laué, de Luze & Co. 22. Juni 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 22. Juni 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.10 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

366. Hans Jacob Pestalozzi 25. Juni 1785 5

Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi Br[u]g Neüenhof bey Brugg – Basel d[en] 25 Juny 1 7 8 5

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Lieber Papa! Weil ich nun schon lange ein Brief von der Lieben Frau Schweizerin habe ablaufen lassen und du kein Wort schreibst dass du Ihn erhalten oder dass er dir nicht zu gekomen wundert mich sehr –. Ich will nur den Fall setzen er seye gelegen bis dienst Tag so hätst du Ihn doch gesteren bekomen könen. Ich bitte dir mir zu antworten und der Frau Schweizerin auch weill Sie sehr darauf blangt –. Sie ist zimlich wohl hier angekomen und ist G[ott] L[ob] jetz so zimlich gesund –. Mehrers kann ich dir nicht schreiben biss ich wieder mit einem deiner Lieben Brief von dir habe. Fellenber[g] lasst sein hoflichs Com[p]liment an Dich vermelden. Lebe recht woh[l] und gesund ich verbleibe den Getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

205 Hier ist nun der 2te Brif von der Frau Schweitzerin.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/23 Bogen, 182x227 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 25 Juni 85, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 13 Z. 20 Z. 20

dass er dir Com[p]liment: lateinische Schrift an Dich Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)



Nr. 296 III.

Z. 11 Z. 16 Z. 19

Frau Schweizerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 blangt: ungeduldig warten (mdl.) Fellenber[g]: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426

367. Laué, de Luze & Co. 28. Juni 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 28. Juni 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.11/627 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

206 368. Hans Jacob Pestalozzi 1. Juli 1785 Basel d[en] 1mo July 1785 5

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Lieber Papa! Sehr wohl habe ich dein Lieber Brief von dem Güttigen Herr Battier erhalten, und freüt mich daraus zu hören dass du der Lieben Frau Schweizerins Brief erhalten und dass ich der Frau Schweizerin kann sagen dass du Ihn erhalten hast, dan ich weiss dass es Ihr Freüde macht –. Ich bedanke mich für dass an mich durch den Lieben Herr Schweitzer zu wir komenden Buch –, aber dass er komt und die Liebe Frau Schweizerin hollen wir[d] bedanke ich mich gar nicht –, oder viel mehr wen Er dass thun will so bitte ich Ihn nur noch 5 kleine Wochen zu behalten, Ich lasse Ihn herzlich grüssen –. die Liebe Frau Schweizerin ist G[ott] L[ob] gesund und Lustig nicht minder als in Zürich –. Ich habe auch ein Brief von meinem Lieben Freünd Fellenberg bekomen welcher an dich sein hofliches Compliment vermelden lasst er schreibt mir recht freündschaftlich und wie es Ihm in Colmar gefalt welches ich aber glaube nicht am besten dann er hat mir geschrieben es war Ihm doch wöhler ben Hauss. Meiner Lieben Mama danke ich für den mir gemeldeten Grüss und ich lasse dem Herr Fellen Berg wie auch der Frau ein ein höfliches Compliment vermelden und Sie werden es nicht ubel nehmen das ich Ihrem H[err] Sohn oft schreibe. Grüsse meine Liebe Mama 1000 mahl und auch mein Lieber Grosspapa –. Lebe gesund [und] wohl ich verbleibe dein getreuer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/24 Blatt, 198x240 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 1 July 85 Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 7f. Z. 18 Z. 19

July: lateinische Schrift dass du der Lieben Frau Schweizerins Brief erhalten Compliment: lateinische Schrift Colmar: lateinische Schrift

207 Z. 24 Z. 25

Compliment: lateinische Schrift ich Ihrem H[err] Sohn oft Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 6 Z. 6 Z. 7f. Z. 8 Z. 10 Z. 11 Z. 16 Z. 17 Z. 22 Z. 23 Z. 23

Z. 26

Brief: scheint nicht erhalten zu sein Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Frau Schweizerins: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Brief:  Nr. 359 Herr Schweitzer: Johann Kaspar Schweizer (1754–1811)  Nr. 1041 Buch: Damit dürfte Pestalozzis Lienhard und Gertrud, Teil 3 gemeint sein. Brief: scheint nicht erhalten zu sein Freünd Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Herr Fellen Berg: Daniel von Fellenberg (1736–1801)  Nr. 411 Frau: Maria Philippine von Fellenberg-de Suarz (1748–1805) von Chur stammte aus einer in holländischen Diensten stehenden Seefahrerfamilie. 1769 erfolgte die Heirat mit Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Nr. 411). Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, wovon vier sehr früh verstarben. Bei den zwei überlebenden Kindern handelt es sich um Philipp Emanuel (1771–1844,  Nr. 426) und Rosina Elisabeth (1779–1877,  Nr. 386). Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232

369. Hans Jacob Pestalozzi 5. Juli 1785 5

Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi im Neuenhof – bey Brug – Basel d[en] 5 July 1785

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Lieber Papa! Gesteren bekame ich durch den Mesggeir ein an mich addresiertes paquet wo ich es aber auf gethan habe war es an die Liebe Frau Schweitzerin ich habe Ihr es über lieffert da habe ich de[i]n Liebes

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Buch bekommen für welches ich dir recht danke und einen Lieben Brief von meiner Lieben Mama –. der Liebe Herr Battier lasst dich freündlich grüssen und er wolle dir Morgen schreiben –. Inligend ist ein Brief von der Frau Schweizerin an meine Liebe Mama und ich wolle Ihr nächstens Ihren Lieben Brief Beantworten Lebe wohl und gesund ich verbleibe dein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/25 Bogen, 198x239 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque P. 5 July 85, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 11 Z. 11f. Z. 17f.

Pestalozzi: lateinische Schrift Neuenhof: lateinische Schrift Mesggeir: lateinische Schrift addresiertes paquet: lateinische Schrift ich wolle Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 11 Z. 12 Z. 12f. Z. 14 Z. 15 Z. 15 Z. 15 Z. 17

Mesggeir: Damit dürfte das französische Wort «messagerie» (postalische Gütereilzustellung) gemeint sein. paquet: Paket Frau Schweitzerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Buch: Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud. Ein Buch für’s Volk. Dritter Theil. Frankfurt/Leipzig 1785 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Brief: scheint nicht erhalten zu sein

209 370. Laué, de Luze & Co. 5. Juli 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 5. Juli 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.11/628 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

371. Laué, de Luze & Co. 7. Juli 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 7. Juli 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.11/629 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.



Nr. 322

372. Laué, de Luze & Co. 8. Juli 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le d[it]» auf dem Brief Pestalozzis vom 8. Juli 1785.

210 Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.11/630 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

373. Laué, de Luze & Co. 12. Juli 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le d[it]» auf dem Brief Pestalozzis vom 12. Juli 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.11/631 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

374. Laué, de Luze & Co. 18. Juli 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 18. Juli 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.11/632 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

211 375. Hans Jacob Pestalozzi 22. Juli 1785 Basel d[en] 22 Julii 1785. 5

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Lieber Papa! Weillen ich doch kein Brief von dir habe so will ich dir auch schreiben was ich Lebe und was auch neües for falt –. Fürs erstere ist gesteren der Liebe Herr Battier nach Arau vereisst und hat dort zu Mittag geessen ist aber freitags Morgen schon wieder hier gewessen –. Heüte sagte mir die Liebe Frau Battier dass Sie schon 6 Brief von dir habe und keinen beantwortet es sey Ihr leyd und Sie wolle es nächstens thun –. dein Buch gefalt mir auserordentlich und sage dem Lieben Grospapa dass ich Ihm recht danke für dass er mir in dass Buch geschrieben hat –. Meine Auführung ist so zimlich noch imer zu willd wird aber mit der Zeit doch besser komen ich will mich [be]währen –. dem Herr Bernoly seyn Sohn ist ein fatales Unglük geschehen welches aber G[ott] L[ob] wieder besser gehet er hat wollen auf denn Boch von ein Kuschen sitzen und wo es so geschwindt fährt so hat dass Rad an ein Stein geschlagen dass er her unter gefallen und den Arm gebrochen es geht aber recht gut mit Ihm er ist Lustig und freüdig dabey In der erste aber hat Er grossen Schmerzen geliten –. Herr Huber in der Apotec lasst dich freündlich grüssen und es werde Ihn freuen wen Du hier komen wirst – und mich auch dass kanst du dir ein bilden –. aber dass du doch den Herr Schweitzer geschickt die Liebe Frau Schweizerin zu hollen ist gar nicht recht gewessen. vor welche ich diesen Brief schicke und dich bitte Ihn Ihren zu übergeben – Grüsse mir meine herz Liebe Mama und schick Sie mir bald geh Bassel wie auch mein Lieber Grospapa und Grosmama und alle Ihn unserem Hauss. Lebe wohl und gesund ich verbleibe dein getreüer Sohn –. Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/26 Bogen, 194x250 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque P. 22 July 85 Original Textkritik

Zeuge H

212 Z. 4 Z. 8 Z. 10 Z. 22 Z. 22 Z. 23

Julii: lateinische Schrift Arau: lateinische Schrift Sie schon Huber: lateinische Schrift Apotec: lateinische Schrift hier Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 8 Z. 10 Z. 10 Z. 12 Z. 13 Z. 14 Z. 16

Z. 16 Z. 17

Z. 18 Z. 22

Z. 25 Z. 25 Z. 28 Z. 29

Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 6 Brief: scheinen nicht erhalten zu sein dein Buch: Lienhard und Gertrud, Teil 3 ( Nr. 369) Grospapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 Buch:  Nr. 368 Herr Bernoly: Hieronymus de Nicolaus Bernoulli (1745–1829) stammte aus einer alteingesessenen Basler Apothekerfamilie, die zugleich eine Materialwarenhandlung betrieb. Er trat 1767 in die väterliche Apotheke «Zum schönen Eck» ein und übernahm sie später als «Drogerie N. de H. Bernulli zum Kaufhaus». Zugleich engagierte sich der leidenschaftliche Naturalien- und Mineraliensammler in der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen und bekleidete hohe Stadtämter: 1801 wurde er zum städtischen Administrator gewählt, 1803 zum Kantonsrat und Statthalter am Kriminalgericht und 1821 zum Präsidenten des Stadtrats. seyn Sohn: Nicolaus Bernoulli (1770–1839)  Nr. 309 fatales Unglük: Eine detaillierte Beschreibung dieses Unfalls findet sich im Tagebuch des Vaters (StA Basel, PA 644 Hieronymus de Nicol[aus] Bernoulli: Lebenslauff und andere Häusliche Notizen. Basel o.J.). Boch: (Kutsch-)bock Herr Huber: Johann Wernhard Huber (1753–1818) war Apotheker, Dichter und Mitgründer der Lesegesellschaft in Basel. Als Anhänger der Helvetik war er 1798 Präsident des Grossen Rates und lebte nach dem Ende der Helvetischen Republik als Privatgelehrter in Bern. Herr Schweitzer: Johann Kaspar Schweizer (1754–1811)  Nr. 1041 Frau Schweizerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosmama: Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44

213 376. Hans Jacob Pestalozzi 26. Juli 1785 Basel d[en] 26 July 1785 5

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Herzgeliebter Papa! Sehr wohl habe ich von dem Lieben Herrn Battier dein Lieber Brief erhalten – und vernehme daraus dass ich dir die vorige Wochen nicht solle geschrieben haben – welches ich nicht glaube sonderen werde hofen dass du Seit dem ein Brief erhalten worinen auch einer an die Frau Schweitzerin war –. Ich bitte dich um Verzeihung wegen dem Statbub wen ich dir ein wenig zu grob geschrieben habe ich sag dir aber noch mahl mit Freüden einer zu seyn und danke dem Lieben Herrn Battier dafür dass Er ein rechter aus mir macht den es geth mir G[ott] L[ob] zimlich gut aber dass ich wenn ich die Woche durch recht geschafft und ich dan auf das Land kome so mache ich mich noch Herzens Lust Lustig dass hat der Liebe Herr Battier in Gundeldingen gsehen den dass Land ist mir noch jmer Hertzlich Lieb. – Liebster Papa wie du mir schreibst wen du Totd seyest so müsse ich dir Blumen in den Sarg legen – ach –, denselben Augenblich zu erl[e]ben ist mir schwer daran zu denken – gern – gern will ich Tag und Nacht auf deinem Grab bleiben biss ich wider durch die Natur getrostet den kein Mensch wird die Kraften haben solches zu thun hofe aber doch noch lange nicht zu erleben – An meinem Names Tag habe ich so viel Freude gehabt als mann mir geben konte viel mehr als dass ich erwartet habe den ganzen Tag habe ich gearbeitet bis auf den Abend da hat mir der Liebe Herr Battier rufen lassen und da bin ich gegangen wie ganz natührlich da fragte Er mir was ich Neües bekomen habe da sagte ich Ihm ich hate kein Brief von dir bekomen (das Gertdruly hat mir I[h]n verg[e]sen zu geben) da lagen Sie auf der Komoden neben Ihm Er gab mir es gleich und ich Ihm wieder da lass Er nur I c h h a b e v o r i g e W o c h e k e i n B r i e f v o n d i r b e k o m e n da gab Er mir es wieder und sagte mir ob ich dir dann vorige Woche nicht geschrieben ich sagte Ihm ja und lass fort – bald darauf sagte mir die Liebe Frau Battier hier schickt dir die Liebe Fründin Frau Schweitzerin die 6 Nastucher u[nd] 6 Hempter ich dankte der Lieben Frau Battier für dass Sie mir es geben und der Frau Schweitzerin werde ich es auch nachstens thuen in dieser Zeit lass der Liebe Herr Battier meinen Brief und fand dass Heüte mein Names Tag war Er hat mich gekusst und mir

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glück gewunschen und dass hat mich inliglichst gefreüt dass Er es hat thun mögen und habe Ihm mit frohem Herzen gedankt. Neuigkeiten weiss ich gar nicht viell weder dass wir sehr schlecht Weter gehabt es will aber nach dem anschein beser werden! – Ich danke dir auch dass du mir glück gewunschen zu meinen erlebten Names Tag. ich wünsche dir ebenfals auch viel freüdige dass du In gesundheit erleben mögest –. Lebe wohl und gesund ich will der Lieben Mama auch noch antworten und Ihr auch auf Ihrigen Namestag gluck wünschen –. Ich verbleibe dein getreüer und gehorsamer Sohn Jacob Pestalozzi

Basel d[en] 26. Julii 1 7 8 5 55

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Herzgeliebte Mama! Ich habe dein Lieben Brief von dem Lieben Herrn Battier mit meinerm Papa seinem bekomen und danke dir für die Liebe so du mir da durch er wiessen hast –. Ich danke dir für dein Seegen so du mir gegeben und wünsche dir ebenfals auch alle gesundheit allen Seegen und dass du noch In deinem Alter viel vergnügte Tag erleben mögest – und auch noch vielle schöne Namestäg – Ich besinne mich noch gar wohl wie ich eine Freüde hatte zu sagen heute ist meiner und morgen der Lieben Mama Ihren wie mir als uns so vergnüten in unserem kleinen Garten vor der Lauben und dass waren meine 2 Besten und freüdigsten Tage meines Lebens und wünsche nur dass wir noch viele erleben –. Ich will gern allen schreiben, aber bis du nur so gut und mache mir den Anfang zu dem ich den fort fahren will. den will ich Ihnen so lang nicht geschrieben habe weiss ich kein anfang zu machen ich werde noch und noch allen schreiben – Grüsse mir meine Liebe Frau Schweitzerin 1000 mahl – und alle wo ich kene – Ich werde hofen es werde nicht mehr so lang gehen bis ich dich sehen kan den dass ware mir eine grosse Freüde und ich blange schmertzlich darauf und bitte dich es zu thun, so bald du kanst – und moglich ist Neües kan ich dir nicht schreiben weder das der Liebe Herrr und Frau Battier wieder in die Stadt gezogen Lebe wohl und gesund ich verbleibe dein getreuer und gehorsamer Sohn Jacob Pestallozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/27 Bogen, 198x240 mm Datum jeweils am Schluss, Dorsualvermerk Jaque P. 26 July 85 Original Textkritik

Zeuge H Z. 9 Z. 13

du Er

215 Z. 21 Z. 30 Z. 41 Z. 55 Z. 58 Z. 58 Z. 67

ich Tag I[h]n verg[e]sen dass Er seinem gesundheit Tag ich dich Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 6 Z. 6 Z. 10 Z. 11

Z. 17 Z. 24f. Z. 30 Z. 35 Z. 48 Z. 49 Z. 55

Herrn Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Brief: scheint nicht erhalten zu sein Frau Schweitzerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Statbub: Hier dürfte es sich um eine Selbstbezeichnung von Hans Jacob aufgrund des längeren Aufenthalts in Basel handeln. Dahinter stehen wohl Vorbehalte gegenüber der Stadt als Ort der Lasterhaftigkeit und Verführbarkeit. Gundeldingen: heute Stadtteil von Basel Namens Tag: 25. Juli Gertdruly: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838)  Nr. 292 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Namenstag: 26. Juli Brief: scheint nicht erhalten zu sein

377. Hans Jacob Pestalozzi 5. August 1785 5

Herrn Herrn Heinrich Pestalozzy Bey Nuenhof bey Brug Basel d[en] 5 Augstmonat 1 7 8 5

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Lieber Papa –! Ich habe sehr lang kein Brief von dir bekomen ich werde doch nicht hofen dass du etwann böss über mich sein werdest dann es gehet

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mir jetz G[ott] L[ob] zimlich gut und der Liebe Herr Battier ist auch zimlich mit mir zufrieden –. Ich bitte mir auch zu schreiben ob der Brief an die Liebe Frau Schweitzerin recht gewessen und ob Sie Ihn erhalten habe – Und hier schicke ich dir noch einer Sie hat mir lesten [Sams]tag Sechs Hempter und Sechs Nastücher geschicht. [Ich] bitte dich also auch zu Examinieren ob es recht [war und] mir es dan in Rückantwort zu melden. die Liebe Frau Battier ist etliche Tage ser unpaslich und ist schon etwas Zeit in dem Bette gelegen es gethet aber wieder beser und Sie ist gesteren wider an den Tisch gekomen – Sage mir auch was meine Liebe Mama Lebe und der Grosspapa welchen ich auf künftigen Postag ein schoner Brief schreiben werde – ich erwarte ein Lieber Brief von meinem Lieben Papa welchen ich mit Freüden Umarme – und verbleibe sein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/28 Blatt, 193x242 mm leicht beschädigtes und fleckiges Blatt Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque P. 5. Augst 85, Siegelspuren und -ausriss Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 17–19

Pestalozzy: lateinische Schrift Nuenhof: lateinische Schrift Siegelausriss Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)



Nr. 296 III.

Z. 13 Z. 15f. Z. 18 Z. 21 Z. 24 Z. 24

Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Frau Schweitzerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814) 359 Hempter: Hemden (mdl.) Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232



Nr.

217 378. Hans Jacob Pestalozzi 9. August 1785 5

Herrn Herrn Heinrich Pestalozzy Bey Neuenhoff bey Brugg Basel d[en] 9 aug. 1 7 8 5

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Herzgeliebter Papa! Mit Freüden habe ich Dein Brief gesteren von dem Lieben Herrn Battier erhalten – Lieber Papa ich will Herzlich gern glauben dass du wenn keine bösen Nachrichten an dich kamen, dass du mich sehr lieb hast du thust mir alles zu gefallen was du kanst, es hat gewiess kein Kind bessere Elteren alls ich. aber ich danke dir auch 1000mahl dafür –. Lieber Papa ich pressiere niemahls auf ein Brief lest ich will es gest[e]hen habe ich geglaubt, du seyst boss auf mich darum habe ich dir geschrieben du solst mir doch wieder ein mahl schreiben wenn es dich aber etwas gehindert hat so bitte ich um Verzeihung –. Wegen Herr oder Frau Battier werde es mir gesagt seyn lassen wegen der Lieben Frau Battier werde ich antworten nämlich von gesteren Sontags hat Sie wieder mit uns an dem Tisch zu Mittag geessen Heüte aber Montags ist Sie wieder in dem Bett gel[eg]en – auf nächstens werde ich beseren Bericht bringen wen es Gott's Will ist –. du wünscht dass ich mehr sagen konte weder es gehet zimlich gut – ich kann sagen es gehet mir G[ott] L[ob] recht gut – und in was es mir gut geht will ich dir auch sagen in dem schreiben geth es auch gut weill ich auch eine festere Hand bekomen habe und weiss auch ein wenig mehr was for fält und dass hilft mir auch, mein Französisch behalt ich zimlich ich hatte als Forcht zu reden aber jetz geht es auch ich rede französisch mit wenn ich weiss der mir hilft und manchmahl ist mann gezwungen. Z[um] B[eispiel] lest[hin] bin ich die Freyenstrass herunter und da stund der Alte Herr Bernoly vor dem Hauss da hat er so lang geglaubt ich seye ein St. Galler biss Er mich fragt wär ich seye ich habe es Ihm dann gesagt und wir haben lang mit einander geredt biss er gesagt ich rede gut französisch und da habe ich gesagt ich kan mich nicht langer aufhalten und bin mit Freüden nach Hauss – der jüngste Bernoly macht mit seyn arm wider was Er will und vereist künftigen

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Mi[t]wochen dass will sagen der erste Morgen auf Tubingen, um dort 3 Jahr zu lehrnen –. Lieber Papa du wirst doch noch nicht so übel seyn ich bitte dich um alles schreibe mir imer wie du Lebest und ob du allezeit gesund bist – ich wünsche dir von Herzen gute besserung ich will machen was mir moglich dass du alle Post Tag ein besserer Brief von mir zu bekomen [hast] – der Liebe Herr Battier ist so gütig – so gutig dass ich dir es nicht schreiben kann ich will dir aber davon schreiben es war Comedy hier er gab einem jeden Geld dass wir darein durften die Herren auf dem Comptoir waren in einem Baad am Samstag sind Sie vereisst und Sontags Abends wieder gekomen. Er war imer so Lustig mit uns erlaubte uns wan es schön Wet[ter] seyn das mir Baaden durften mir sollten nur die Herrn fragen und noch viel anderes –. Wenn deine Krankheit nur nichts boses ist wenn nur Gotts Wille dass du bald wider gesund bist wenn du mir nicht kanst schrreben wie dir gang so bitte ich meine Herzgeliebte Mama zu schreiben wie es dir geht ich Bethe [zu] Gott dass die Krankheit dich bald verlasst. – Grüsse meine Liebe Mama tausend und noch einmahl Tausend mahl wie auch mein Lieber Grosspapa und meine Liebe * Fra[u] Schweitzerin –. Ich wünsche dir noch ein mahl g[ute] Gesundheit und dass [Du] bald wieder gesund wirst. [Lebe] wohl Lebe wohl ich verbleibe dein getreüer Sohn. Ein freündlicher Gruss von der Frau Huberin Jacob Pestalozzi Ich bitte mir alle freundlich zu Grüssen, wo ich in unserem Hause kene – und mir auch zu melden ob die Liebe Frau Schweitzerin Ihren Brief erhalten von deinem Liebenden Jaques Hüte bekam ich ein Brief von der Frau Schweitzerin.

70

Ich bitte wenn es moglich ist mir Ch[r]istof u[nd] Elsen und die Wochenblater zu schicken ich bitte verbindlichst dafür. Ende

Überlieferung 1 2

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/29 Bogen, 193x241 mm

219 4 5

Datum vor der Nachschrift, Dorsualvermerk Jaque Basel 9 Augst 1785, Siegelspuren und -ausriss Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 15 Z. 16 Z. 19 Z. 19 Z. 22 Z. 32 Z. 35 Z. 37 Z. 40 Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 48 Z. 49 Z. 51 Z. 56 Z. 59–61 Z. 67 Z. 70 Z. 70

Heinrich Pestalozzy: lateinische Schrift Neuenhoff: lateinische Schrift ich danke pressiere: lateinische Schrift etwas ich um von manchmahl St. Galler: lateinische Schrift rede Tubingen: lateinische Schrift allezeit will dass du Comedy: lateinische Schrift Comptoir: lateinische Schrift Ausriss Mama Ausriss von Ch[r]istof: lateinische Schrift Elsen: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 11 Z. 11f. Z. 20 Z. 34

Z. 38f. Z. 49 Z. 54 Z. 56 Z. 59

Dein Brief: scheint nicht erhalten zu sein Herrn Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Herr Bernoly: Nicolaus Bernoulli (1704–1786) war von 1734 bis 1744 an der Drogerie zum Dolder beteiligt und anschliessend Teilhaber an der Apotheke «Zum Schöneneck» seines Vaters Hieronymus Bernoulli (1669– 1760), die dann sein Sohn Hieronymus de Nicolaus Bernoulli (1745– 1829,  Nr. 375) übernahm. jüngste Bernoly: Nicolaus Bernoulli (1770–1839)  Nr. 309 die Herren auf dem Comptoir: Es ist unklar, wer damit gemeint ist. deine Krankheit: Worum es sich hier genau handelt, ist unklar. Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232

220 Z. 59f. Z. 62f.

Z. 67 Z. 69 Z. 70 Z. 70f.

Fra[u] Schweitzerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 Frau Huberin: Marie-Judith Streckeisen (um 1750–1823), war seit 1776 mit Johann Wernhard Huber (1753–1818,  Nr. 375) verheiratet und hatte mit ihm vier Kinder. Brief: scheint nicht erhalten zu sein Brief: scheint nicht erhalten zu sein Ch[r]istof u[nd] Elsen: Johann Heinrich Pestalozzi: Christoph und Else. Mein zweytes Volks Buch. Zürich/Dessau 1782 Wochenblater: Damit dürfte das Schweizer-Blatt (1782) gemeint sein.

379. Laué, de Luze & Co. 11. August 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 11. August 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.13/635 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

380. Laué, de Luze & Co. 11. August 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 11. August 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.13/636

221

Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

381. Laué, de Luze & Co. 17. August 1785 [Reg.] Laué bestätigt den Erhalt einer Sendung von 20 Stück.

Überlieferung 1

ZB Zürich Ms Pestal 120.20 Nr. 20 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322 III. Z. 5

einer Sendung: Es könnte sich um die zwanzig Tücher handeln, welche Pestalozzi am 11. August 1785 geschickt hatte (PSB III, Nr. 636).

382. Laué, de Luze & Co. 23. August 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le d[it]» auf dem Brief Pestalozzis vom 23. August 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.13/637 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.



Nr. 322

222 383. Laué, de Luze & Co. 31. August 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le d[i]t» auf dem Brief Pestalozzis vom 31. August 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.14 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

384. Laué, de Luze & Co. 19. September 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] le d[i]t» auf dem Brief Pestalozzis vom 19. September 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.15/640 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.



Nr. 322

385. Laué, de Luze & Co. 21. September 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 21. September 1785.

223 Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.15/641 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

386. Hans Jacob Pestalozzi 29. September 1785 Basel d[en] 29. 7br 1 7 8 5 5

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Lieber Papa! Da ich keiner von deinen Briefen bekomen habe so habe ich dir nur wollen anzeigen dass wir alle wohlauf sind und dem Felix seyn Beyn ist wieder ganz in der Ordnung –. Jetz erwarthe ich alle Tage die Frau Schweitzerin und du thust mir ein gefallen wen du mir schreibst wan Sie komt ich wolt Ihr gern schreiben wenn ich wüsste ob Sie den Brief noch bey Hauss über kome –. H[err] u[nd] Fammiel Felenberg ist hier durch gereisst auf Colmar Weil Sie zu abend spaht angekomen und Morgen fruh for[t] sind so habe ich Sie nicht konen sehen dehme ich in die 3 Konigen gegangen um zu fragen wen Sie verreisten, und weiss nicht wen Sie zu rück komen –. In ligend bitte den Brief meinem Onclle zu ubergeben –. Grüss meine Mama Tausendmahl – und glaube das ich seye dein Lieber Sohn – – – – – – – – – Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/31 Blatt, 193x242 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Jaque 7brs 85, Rechennotizen Original Textkritik

Zeuge H Z. 7 Z. 12 Z. 16

Felix: lateinische Schrift Colmar: lateinische Schrift Onclle: lateinische Schrift

224 Sacherklärung I. Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 7 Z. 7 Z. 9 Z. 11f.

Z. 14 Z. 16

Z. 17

Felix: Felix Battier (1777–1829)  Nr. 292 Beyn: Es ist unklar, um was es sich hier handelt. Frau Schweitzerin: Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814)  Nr. 359 H[err] u[nd] Fammiel Felenberg: Damit dürften Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Nr. 411), seine Frau Maria Philippine von Fellenberg-de Suarz (1748–1805,  Nr. 368) sowie die Kinder Philipp Emanuel (1771– 1844,  Nr. 426) und Rosina Elisabeth (1779–1877) gemeint sein. Rosina Elisabeth Fellenberg besuchte das private Töchterinstitut in Aarau, welches 1786 von Anna Katharina Hunziker-Zollikofer (1709–1794) zusammen mit ihren Kindern Johann Heinrich Hunziker (1734–1796) und Elisabeth Effinger-Hunziker (1733–1813) sowie der Unterstützung des Stadtpfarrers Franz Ludwig Stephani (1749–1813) für Mädchen aus der Oberschicht eingerichtet wurde. Sie heiratete 1796 Alexander Albrecht Tscharner (1765–1831). Die Ehe blieb kinderlos. 3 Konigen: Hotel in Basel Onclle: Welcher Onkel damit gemeint ist, ist unklar. Möglich sind einer der fünf Brüder von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3): Hans Jakob Schulthess (1739–1806,  Nr. 48), Salomon Schulthess (1740–1801,  Nr. 241), Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239), Hans Heinrich Schulthess (1746–1812,  Nr. 48) und Leonhard Schulthess (1747–1805,  Nr. 241), wobei der Kontakt der Familie Pestalozzi zu Johann Kaspar am engsten war. Möglich ist aber auch der Patenonkel von Hans Jacob Pestalozzi, Hans Georg Schulthess (1747–1799,  Nr. 1), der den zwei Jahre früher verstorbenen Johann Heinrich Schulthess (1731–1783) in seiner Funktion ersetzte. Denkbar ist aber auch Hans Kaspar Reutlinger (1716–1788), der Ehemann einer Tante von Anna ( Nr. 350). Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

387. Laué, de Luze & Co. 29. September 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 29. September 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.15/642

225 Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

388. Laué, de Luze & Co. 30. September 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 30. September 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.15/643 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.



Nr. 322

389. Laué, de Luze & Co. 5. Oktober 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 5. Oktober 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.16 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

226 390. Laué, de Luze & Co. 6. Oktober 1785 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 6. Oktober 1785.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.16a Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

391. Karl Johann Christian von Zinzendorf 25. November 1785 5

[Reg.] Zinzendorf macht unter dem Datum «25 Novembre» folgenden Eintrag in sein Tagebuch: «Dichté m a r e p o n s e a ce Pestalozzi.»

Überlieferung 1

Haus-, Hof und Staatsarchiv Wien, Nachlässe der Kabinettskanzlei, Tagebuch Zinzendorf, Band 30, fol. 210r Sacherklärung I.

Karl Johann Christian von Zinzendorf (1739–1813)  Nr. 320 II. Pestalozzi schickt am 1. Juni 1785 den dritten Teil von Lienhard und Gertrud an Karl Johann Christian von Zinzendorf (1739–1813,  Nr. 320) und kündigt gleichzeitig den vierten Teil an (PSB III, Nr. 618). Beim vorliegenden, nicht erhaltenen Brief von Zinzendorf dürfte es sich um den Antwortbrief handeln, bedankt sich Pestalozzi doch am 10. Dezember für einen Brief Zinzendorfs, in welchem die Frage gestellt wurde «ob mein Buch hiesigen Orths häufig gelesen werde und würklich den Eindruk mache, den es zu machen bestimt sey» (PSB III, S. 227).

227 392. Johann Kaspar Schulthess 16. Dezember 1785 16. XB. 1785 5

[Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 383, Nr. 649 Sacherklärung I.

Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239

393. Hans Jacob Pestalozzi 21. Dezember 1785 5

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Franco Herrn Herrn Heinrich Pestalozzy bey Neüenhoff bey Brugg Basel d[en] 21 Xbris 1 7 8 5 Lieber Papa! Ich bitte dich mir zu Verziehen dass ich dir so lang nicht geschrieben habe die Ursache ist das dem Schneider ein Kamarad von uns letzten Sontag gefallen und den Arm aus ein ander hat und wir nun viel zu thun haben weil es zimlich grosse Geschafte sind – der Doctor sagt aber dass Zeit 4 Wochen wieder in seiner Ordnung seyn werde. Herr Battier ist noch nicht wieder hier Heüt erwarten wir aber seyn ankunft. Gertdrut habe schon eine Brief an seine Grossmama geschrieben und H[err] Petersen sagte dass er recht gut seye. Weis grüsst dich freundlich – just bekom ich etwas zu thun Leb wohl und

228 Grüss meine Mama wie auch mein Grosspapa ubrigens verbleibe ich dein getreuer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/34 Bogen, 195x243 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Xbrs 85. Jaque –, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 4–9 Z. 18 Z. 20

lateinische Schrift noch Weis: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 13

Z. 13 Z. 15f. Z. 18 Z. 19 Z. 19 Z. 20 Z. 20 Z. 22 Z. 22

Schneider: Möglicherweise ist hier Felix Schneider (1768–1845) aus Basel gemeint. Er wurde 1780 nach dem Tod seiner Eltern zum Vollwaisen und trat anschliessend «in die Dienste einer angesehenen Basler Familie», um zur Subsistenz für sich und seine Geschwister beizutragen. Zu Beginn der 80er-Jahre trat er eine Buchdruckerlehre an und wurde Mitglied der Deutschen Christentumsgesellschaft. 1800 gründete er eine eigene Buchdruckerei und druckte dort die in 58 Auflagen und einer halben Million Exemplaren erschienene Basler Bibel. Es lassen sich aber in den Quellen keine Hinweise auf einen Kontakt zwischen Schneider und Felix Battier (1748–1799,  Nr. 331) finden. Kamarad: Es ist unklar, wer damit gemeint ist. Doctor: Es ist unklar, wer damit gemeint ist. Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Gertdrut: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838)  Nr. 292 Grossmama: Rosina Thurneysen-Schweighauser (1736–1801)  Nr. 345 H[err] Petersen: Peter Petersen (1762–1820)  Nr. 290 Weis: Heinrich Weiss (1745–1808)  Nr. 46 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232

229 394. Hans Jacob Pestalozzi 27. Dezember 1785 5

franco Herrn Herrn Heinrich Pestalozzy im Neüenhoff bey Brug Basel d[en] 27 Decembris 1 7 8 5

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Lieber Papa! Ich habe kein Brief von dir bekomen habe aber dank dass du mich durch die Liebe Mama die mir schreibte und ein Buch schickte Grüssen lassest. und sag meiner Lieben Mama dass ich nachstens recht auf Ihr Brief antworten werde und gieb Ihr Tausend Küss für mich. Herr Battier ist wieder von seiner Reiss zu rück und sagt das dass Grertdrutly sich fast zu Tod geweint und sie haben es verlassen ohne von Ihm abscheid zu nehmen – Herr Battier ist wohlauf und ist zimlich freündlich mit mir, Frau Battier ist nicht so gar wohl und lesten Sontag ist Sie im Bet gelegen. Herr Köchlin war auch an gedachten Tag hier und ich war bey Ihm er ist aber nicht zu uns gekomen der hatte ein guter Freünd aus dem Institut bey sich der sagte mir dass sich der Herr Thiery wohl befinde –. Herr Battier vereisst wie er sagt den 10 oder 11 künftigen Monaths auf Paris. – dem Schneider geht es recht gut und hofft zeit 3 Wochen alles wieder gut zu haben. Herr Battier Sagte mir auch dass du Ihm ein schoner Brief geschrieben habest. Lebe Indessen wohl und grüsse meine Mama nach mahlen für dein stets Getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/35 Bogen, 193x242 mm Datum am Schluss, Siegelspuren, Zahlenreihe Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 6

franco: lateinische Schrift Heinrich Pestalozzy: lateinische Schrift

230 Z. 7 Z. 9 Z. 14 Z. 21 Z. 23

Neüenhoff: lateinische Schrift Decembris: lateinische Schrift Ihr Institut: lateinische Schrift Paris: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)



Nr. 296 III.

Z. 12 Z. 12 Z. 15 Z. 16 Z. 18 Z. 19 Z. 21 Z. 22 Z. 24 Z. 26

Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 mir schreibte und ein Buch: Der Brief ist nicht erhalten, deshalb bleibt auch unklar, welches Buch damit gemeint ist. Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Grertdrutly: Gertrud Paravicini-Battier (1776–1838)  Nr. 292 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Herr Köchlin: Jean Köchlin (1746–1836)  Nr. 308 guter Freünd: Es ist unklar, wer damit gemeint sein könnte. Herr Thiery: Nicolas Thierry (1750–1820)  Nr. 310 Schneider: möglicherweise Felix Schneider (1768–1845)  Nr. 393 Brief: scheint nicht erhalten zu sein

395. Rosina Elisabeth von Effinger-Bonstetten Ende 1785 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 208.4ff., S. 209.40f. Sacherklärung I.

Rosina Elisabeth von Effinger-Bonstetten (1737–1798), eine Cousine von Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832,  Nr. 265), heiratet 1778 Albrecht Niklaus von Effinger (1735–1803,  Nr. 244), Besitzer der nahe dem Neuhof gelegenen Herrschaft Wildegg. Das Leben auf Wildegg langweilt Rosina, umgekehrt wird sie in den Mémoires inédits (1955, S. 188) ihrer Stieftochter Sophie von Effinger (1766–1840) als eine «femme d’une nullité plus absolue» bezeichnet.

231 II. Der Hauslehrer der Familie von Effinger Joseph Friedrich Grammot (1759–1819,  Nr. 1136) wurde im Januar 1786 durch eine nicht näher bezeichnete Krise zur Aufgabe der Hauslehrerstelle gezwungen. Was der Auslöser für die Krise war, ist unklar. Grammot war aber schon 1771, nach dem Tod seines Vaters, von einem «Nervenleiden» befallen worden. Pestalozzi pflegte einen engen inhaltlichen Austausch mit Grammot während seiner Zeit als Hauslehrer bei der Familie von Effinger (Sommer 1785–Januar 1786) und scheint sich bei Rosina Elisabeth von Effinger-Bonstetten (1737–1798,  Sacherklärung I.) für ihn verwandt zu haben.

396. Hans Jacob Pestalozi 1785/1786 5

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Lieber Papa Schon lange ist es das ich ein Brief von dir habe ich wolte gerne wieder einer von dir mogen kan dir ja auch auf nichts antworten –. Meine Auffuhrung ist so zimlich doch könte Sie besser seyn. Es wird hoffenlich auch geschehen der Liebe Herr Battier ist so zimlich zu frieden mit mir –. Sage meiner Lieben Mama ich habe die Strumpfe richtig erhalten und lasse Ihr Tausend mahl dafür danken. mehreres kann ich dir nicht schreiben weder Lebe recht wohl und grüsse mir alle wo ich kene. Ich verbleibe Dein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/32 Blatt, 182x227 mm Dorsualvermerk Jaque P. Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 8 Z. 9

Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

232 397. Laué, de Luze & Co. 8. Januar 1786 [Reg.] Antwortvermerk «8t R[épondu]» auf dem Brief Pestalozzis vom 2. Januar 1786.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.17 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

398. Laué, de Luze & Co. 9. Februar 1786 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 9. Februar 1786.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.18/25 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

399. Laué, de Luze & Co. 10. Februar 1786 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 10. Februar 1786.

233 Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.18/26 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

400. Laué, de Luze & Co. 6. Mai 1786 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 6. Mai 1786.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.18/27 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

401. Laué, de Luze & Co. 16. Mai 1786 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 16. Mai 1786.

Überlieferung 1

PSB III, S. 384, Nr. 657 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

234 402. Hans Jacob Pestalozzi 10. Juni 1786 5

Herrn Herrn Pestalozzj im Neüenhoff bey Brugg Basel d[en] 10 Juny Nachts um 11 Uhr A[nno] 1786

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Lieber Papa! Herr Battier ist wieder von Zurzach zu rück u[nd] auch glucklich hier angekomen –. Es gehet mir mit der Arbeit wie ich kan sagen imer gleich doch ein wenig besser seith dem ich bey Euch gewessen bin – Frau Battier ist gottlob recht ordentlich und hat zum 2ten mahl zum Fenster ausgeschaut – die andern Herrn so in Zurzach sind komen erst am Sontag. Ich hoffe Ihr werdet künftigen Montag oder Dienstag ein Laden bekomen so ich Eüch für ein kleines present allen zu samen schike und hoffe dass man davon noch nichts gehabt haben wird. Vieleicht kans auch länger gehen – Chris sind hier sehr theür weil nicht wohl feil gegen andere Orten schicken mir geldt so werde kaufen was Eüch gefehlt –. und ich thäte es meinem Grosspapa gern zu gefallen ein zimlich artiges zu schiken – mein Geldt erstrekt sich aber nur noch auf 1 und 1/2 N[eu]th[a]l[e]r welches sehr wenig ist um *** Sachen zu kauffen – Zur beliebigen nachricht ***ann mann mir es nur mit meinen Kleidern schicken ich werde dann das Verlangende durch geschwindesten Courier schicken. also habt Ihr die Wahl zu machen was Eüch beliebt und ich hätte meine Sachen sehr nohtig wen du mir aber nicht gern geldt schickst so kanst du nur das Paquet an H[errn] Huber Adr[e]ssieren so gieng es wieder in ordnung und so dass niemand nichts davon aus unserm Hauss wüsste mach du was du wilt ich mein das dass keine Sünd sye wenn mann mir geldt schickt um meinem Grosspapa zu kauffen was er begehrt Grüsse mir i[h]n freundlich wie auch die liebe mama und ich recomandiere Ihr die Spedierung meiner Kleider schlünigst. Herr Weber der Mahler – ist wieder Verreisst wohin dass weiss ich nicht ich hätte dem Hern Battier gern proponiert dass Er da wäre es ist aber überhaupt sehr viel zu thun gewessen und der Herr Battier hat sich auch einmahl verdrüsslich gegen den Weiss gestelt als er sich von H[errn] Freüdweiler mahlen liess dies hielt mich ab. Er wolte Es thun für die güte und Liebe so Ihr Ihm erwiesen haben wo Er bey

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Eüch war uberigens bitte ich dich mir Ve***n das ich dir so wüst schreibe es *** geschehen, weil ich häte auf dem Co*** moglich konte. Lebe recht wohl und ***ss mir nicht bald zu melden wie dir es gef[un]den es wundert sehr dein Ergebener und E[uch] liebender Sohn Pestalozzi oben erwahntes Pakgen werde bald möglich senden. Heüte ist es nicht mehr möglich und folglich kann ich nicht versprechen wen es an komt. Le dit

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/36 Bogen, 195x242 mm leicht beschädigt und geflickt Datum vor der Nachschrift, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 9 Z. 15 Z. 17 Z. 24 Z. 26 Z. 29 Z. 33 Z. 33f. Z. 36 Z. 39 Z. 41–43 Z. 50

A[nno]: lateinische Schrift Zurzach: lateinische Schrift present: lateinische Schrift Ausriss Courier: lateinische Schrift Paquet: lateinische Schrift mama: lateinische Schrift recomandiere: teilweise lateinische Schrift proponiert: teilweise lateinische Schrift ab. Er Ausriss Le dit: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 11 Z. 14 Z. 15

Herr Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 die andern Herrn: Damit sind vermutlich Angestellte oder Geschäftsfreunde von Felix Battier (1748–1799,  Nr. 310) gemeint. Weil das Firmen-

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Z. 19 Z. 21 Z. 29 Z. 33 Z. 34

Z. 38 Z. 39

archiv bzw. der Nachlass Battier nicht überliefert ist, lässt sich dies nicht definitiv klären. Chris: Kirschen (mdl.) Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232 H[errn] Huber: Johann Wernhard Huber (1753–1818)  Nr. 375 mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Herr Weber: Damit ist vermutlich Johann Wäber (John Webber) (1751– 1793) gemeint, der in London geborene Maler und Schüler des Berner Landschaftsmalers Johann Ludwig Aberli (1723–1786). Nach seiner Ausbildung in der Schweiz und in Paris lebte Wäber in England, seit 1785 als Mitglied der Königlichen Akademie, und hielt seine karibischen und amerikanischen Reiseeindrücke als Begleiter James Cooks (1728–1779) auf dessen dritter Südsee-Expedition 1776–1780 in Landschaftsbildern und Porträts der Indianer und «Wilden» fest. Weiss: Hans Kaspar Weiss (1771–1820)  Nr. 354 H[errn] Freüdweiler: Heinrich Freudweiler (1755–1795) aus Zürich schuf als Historien-, Landschafts- und Bildnismaler in Zürich mit der bildlichen Darstellung von Trauer die sogenannten Trostbilder als neue Bildgattung und hielt sich ausser in seiner Heimatstadt 1777–1778 in Düsseldorf, 1784 in Dresden beim gebürtigen Winterthurer Porträtisten Anton Graff (1736–1813) und in Berlin auf, wo er Freundschaft mit dem bekannten Kupferstecher und Illustrator Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726–1801) aus Danzig schloss.

403. Karl Johann Christian von Zinzendorf 1. August 1786 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 245.5f. Sacherklärung I.

Karl Johann Christian von Zinzendorf (1739–1813)  Nr. 320

404. Hans Jacob Pestalozzi Anfang August 1786 [Reg.] Inhalt unbekannt.

237 Überlieferung 1

Nr. 406 Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

405. Hans Jacob Pestalozzi Anfang August 1786 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

Nr. 406 Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)



Nr. 296

406. Hans Jacob Pestalozzi 11. August 1786 5

Franco Herrn Herrn Pestalozzi in Neüenhoff. bey Brugg Basel d[en] 11 Augst 1786.

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Lieber Papa! Schon lang ists das ich ein Brief von dir habe und es machte mir eine Freüde wieder ein mahl ein Brief von dir zu bekomen. Ich bitt dich also mir auch wieder ein mahl zu schreiben. Lesten Montag wie ge wöndlich war ich bey Herrn Pfarer Miville der sagte mir du seyest sehr betrübt wegen der Lesten Fatalitaet so ich mit Herrn Battier gehabt – Er sagte mir dabey ich solte mich nun befleissen mein

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Fehler auszubesseren und mich in allem was ich thue mit einer Achtsam Keit thun dass ich mich in gleis schwinge dass alles mit mir zu frieden könne sein ich solle auch nach dem Nacht essen aus einem Buch so er mir gab abschreiben und dan wieder 6 oder 4 Linien so schön mir moglich ich habe den Auftrag mit Freüden und dank an genohmen auch schon angefang[en] zu schreiben auf eine Schrift recht schön auf die andere so geschwind als ich ins Copier Buch schreibe ich, werde es Ihm künftigen Montag bringen und schauen was Er dazu sagt so bald die Schrift ein Ende hat so schicke ich Sie dir –. Herr Fäsch habe ich auch für sein gruss gedankt aber mich wunderet das du ihm gesagt du habest schon lan[g] kein Bericht von mir. den ich versichere dich dass ich dir Vorige Wochen Zwey mal geschrieben. du wirst nicht ein Aeriligen Mann gesehen als der angemerkte Herr Fäsch ist. er lasst dich hofflich grüssen. Herr und Frau Battier befinden sich wohl Sie sind gesint künftigen donerstag alhier anzu langen von Blombieren. Grüsse mir alle herzlich in sonderheit meine Liebe Mama und Grosspapa ich wolle Ihnen künftigen Dienstag auch schreiben. Lebe du auch wohl und ich bitte dich mir auch bald wieder zu schreiben – jetz will ich gehen weinen weill ich muss nahmlich Saffran aus ein ander zupfen wie Baumwolle das macht eine so starke Wirkung wens ein recht hatt fast nicht mehr weisst wo mann ist – in fünf Minuten hat der schmerz schon wieder ruhe ich muss gehen Lebe wohl ich schreib dir am Dienstag wieder und bin Ewig Dein getreüer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/30 Bogen, 197x272 mm Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 6 Z. 8 Z. 9 Z. 14 Z. 15 Z. 21 Z. 23

Pestalozzi: lateinische Schrift Brugg: lateinische Schrift Augst: lateinische Schrift Miville: lateinische Schrift Fatalitaet: lateinische Schrift schön mir ich ins Copier

239 Z. 23 Z. 32 Z. 36f. Z. 39

Copier: teilweise lateinische Schrift Blombieren: lateinische Schrift Saffran: lateinische Schrift ruhe: eigentlich rhue Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 14 Z. 15 Z. 15 Z. 26 Z. 29 Z. 31 Z. 32 Z. 33 Z. 33

Pfarer Miville: Johann Friedrich Miville (1754–1820)  Brief vom 1. Oktober 1817 Fatalitaet: Missgeschick, peinliche Lage Herrn Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Herr Fäsch: Johann Jakob Fäsch (1752–1832)  Brief vom 11. Juni 1817 Aeriligen: Erlig (mdl.) bedeutet redlich, anständig, angesehen, ansehnlich, stattlich Frau Battier: Sarah Battier-Thurneysen (1758–1833)  Nr. 339 Blombieren: Damit dürfte die Gemeinde Plombière Les Bains in den Vogesen gemeint sein. Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Grosspapa: Hans Jakob Schulthess (1711–1789)  Nr. 232

407. Laué, de Luze & Co. 18. September 1786 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 18. September 1786.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.20/659 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

240 408. Laué, de Luze & Co. 26. September 1786 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 26. September 1786.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.20/660 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

409. Laué, de Luze & Co. 27. September 1786 5

[Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] den d[a]t[o]» auf dem Brief Pestalozzis vom 27. September 1786.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.20/661 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.



Nr. 322

241 410. Hans Jacob Pestalozzi 31. Oktober 1786 5

Herrn Herrn Pestalozzi Neüenhoff bey Brugg Basel d[en] 31. 8bre 1786.

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Lieber Papa Ich bin schon lang ohne einer deiner werthen Briefen welches mir sehr unangenehm ist und dich also bitte mir wieder ein mahl zu schreiben das ich deine Vätterliche Ermahnungen wieder aüf das neüe köne lessen und meine Fehler dadurch verschwächeren kan. In dem es jezo so zimlich gehet doch noch lang nicht wie es solte – Ich hofe du wirst mir ebenfals gewähren was ich meiner Mama schreibte die Ursache worum ich es dir nicht geschrieben habe ist dass ich dir den Kopf mit solchen Sachen nicht noch voll machen wollte in dem du genug anderes zu denken hast. Herr Dolder ist hier gewessen (der diess übergeben wird wenn ich am Fuss diess nichts Wiederiges melde) Er liess mir sagen dass ich zu ihm komen solle allein es wurde mir von dem Herren Battier abgeschlagen mit der Antwort wen es etwas für mich von dir habe er den weg wohl nach unserm Hauss wiesse allein wen ich kann werde ich doch mit Ihm Herr Battier ist heüt sonst nicht im Humor gewessen – ich hätte wohl die Erlaubtniss von ihm bekomen wen dass nicht gewessen wäre – Herr u[nd] Frau Schweitzer komen Morgen hier durch um auf Paris zu verreissen übrigens gehet es im alten fort ich bin würklich zum copieren gerufen – Leb Wohl und gesund ich bin Dein getreuer Sohn Jacob Pestalozzi

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 284/37 Bogen, 193x240 mm Dorsualvermerk Basel Jaque 8bre 86, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 7

Brugg: lateinische Schrift

242 Z. 17 Z. 27 Z. 28

nicht Paris zu: lateinische Schrift copieren: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 15 Z. 18

Z. 21 Z. 26

Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Herr Dolder: Johann Rudolf Dolder (1753–1807) wurde in Meilen (Kt. Zürich) geboren und war als Fabrikant in der Textilindustrie tätig. 1798 wurde er in den helvetischen Senat, 1799 in das helvetische Direktorium gewählt, im Juli 1802 wurde er Landammann der helvetischen Republik. Als erster Aargauer Grossratspräsident und gleichzeitiger Präsident des Kleinen Rates (1803) stand er bis zu seinem Tode in Diensten der Aargauer Regierung. Herren Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Herr u[nd] Frau Schweitzer: Johann Kaspar Schweizer (1754–1811,  Nr. 1041) und Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814,  Nr. 359)

411. Daniel von Fellenberg Frühjahr 1787 5

[Auszug] Von unseren verdorbenen Republiquen hoffe ich keinen Vorschritt für das Volk. Überlieferung 1

PSB III, S. 246.5f. Sacherklärung I.

Daniel von Fellenberg (1736–1801) aus Bern studiert 1756 in Göttingen Recht. Zurück in Bern amtet er 1756–1760 zunächst als Vizebibliothekar, ab 1759 als Sekretär der Deutschen Appellationskammer. Fellenberg wird 1763 an den Lehrstuhl für Recht an der Berner Akademie berufen, den er bis 1777 innehat. Auf politischer Ebene betätigt er sich ab 1777 im Grossen Rat des Kantons Bern und ab 1786 im Kleinen Rat. Von 1779–1785 verwaltet er die Landvogtei Schenkenberg auf Schloss Wildenstein (Kt. Aargau). Fellenberg engagiert sich in wissenschaftlichen, politischen und literarischen Zirkeln; dazu gehören Mitgliedschaften in der Ökonomischen ( Nr. 253) und in der Patriotischen Gesellschaft Bern, in der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und im politischen Institut. Die 1787–1799 bestehende Lehranstalt diente besonders der Vorbereitung der patrizischen Jugend für den Staatsdienst. 1799 erwirbt Fellen-

242 Z. 17 Z. 27 Z. 28

nicht Paris zu: lateinische Schrift copieren: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 III. Z. 15 Z. 18

Z. 21 Z. 26

Mama: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Herr Dolder: Johann Rudolf Dolder (1753–1807) wurde in Meilen (Kt. Zürich) geboren und war als Fabrikant in der Textilindustrie tätig. 1798 wurde er in den helvetischen Senat, 1799 in das helvetische Direktorium gewählt, im Juli 1802 wurde er Landammann der helvetischen Republik. Als erster Aargauer Grossratspräsident und gleichzeitiger Präsident des Kleinen Rates (1803) stand er bis zu seinem Tode in Diensten der Aargauer Regierung. Herren Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 Herr u[nd] Frau Schweitzer: Johann Kaspar Schweizer (1754–1811,  Nr. 1041) und Anna Magdalena Schweizer-Hess (1751–1814,  Nr. 359)

411. Daniel von Fellenberg Frühjahr 1787 5

[Auszug] Von unseren verdorbenen Republiquen hoffe ich keinen Vorschritt für das Volk. Überlieferung 1

PSB III, S. 246.5f. Sacherklärung I.

Daniel von Fellenberg (1736–1801) aus Bern studiert 1756 in Göttingen Recht. Zurück in Bern amtet er 1756–1760 zunächst als Vizebibliothekar, ab 1759 als Sekretär der Deutschen Appellationskammer. Fellenberg wird 1763 an den Lehrstuhl für Recht an der Berner Akademie berufen, den er bis 1777 innehat. Auf politischer Ebene betätigt er sich ab 1777 im Grossen Rat des Kantons Bern und ab 1786 im Kleinen Rat. Von 1779–1785 verwaltet er die Landvogtei Schenkenberg auf Schloss Wildenstein (Kt. Aargau). Fellenberg engagiert sich in wissenschaftlichen, politischen und literarischen Zirkeln; dazu gehören Mitgliedschaften in der Ökonomischen ( Nr. 253) und in der Patriotischen Gesellschaft Bern, in der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und im politischen Institut. Die 1787–1799 bestehende Lehranstalt diente besonders der Vorbereitung der patrizischen Jugend für den Staatsdienst. 1799 erwirbt Fellen-

243 berg den Wilhof bei Münchenbuchsee, der später unter seinem Sohn Philipp Emanuel (1771–1844,  Nr. 426) als Hofwil bekannt wurde. II. Am 26. Mai 1787 schickt Pestalozzi den vierten Teil von Lienhard und Gertrud an Karl Johann Christian von Zinzendorf (1739–1813,  Nr. 320). In den aufgeklärten Aristokratien Europas sieht Pestalozzi im Moment mehr Möglichkeiten, seine sozialreformerischen Pläne umzusetzen, als in seiner näheren Umgebung. Diese Einschätzung unterstreicht er in seinem Brief an Zinzendorf mit Zitaten aus Briefen von Bekannten, unter anderem mit diesem von Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Sacherklärung I.).

412. Unbekannte aus Bern 10. ?. 1787 [Reg.] Fragt nach der 1786 erfolgten Subskription für einen jungen Mann.

Überlieferung 1

PSB III, S. 244.5ff. Sacherklärung I.

Um wen es sich hier handelt, ist unklar. II. 1786 war die Familie Haas aus Aarau in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Pestalozzi setzte sich wahrscheinlich im März 1787, auf Veranlassung von Hans Jakob Rahn (1728–1802), bei Johann Heinrich Rahn (1749–1812), dem Präsidenten der Gesellschaft zur Beförderung sittlicher und häuslicher Glückseligkeit für sie ein. III. Z. 4

jungen Mann: Es dürfte sich hier um den Sohn der Familie Haas handeln, der nicht näher bestimmt werden konnte.

413. Friedrich Christian Karl Heinrich Münter 19. April 1787 [Reg.] Inhalt unbekannt.

244 Überlieferung 1

PSB III, S. 241.23f. Sacherklärung I.

Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter (1761–1830) aus Gotha studiert an der Universität Kopenhagen Theologie mit Abschluss 1781. Er setzt seine Studien in Göttingen und Fulda fort, wo er 1784 als erster Protestant überhaupt doktoriert. Nach einem Aufenthalt in Italien wird Münter 1787 ausserordentlicher und 1790 ordentlicher Professor für Theologie an der Universität Kopenhagen. 1808 erfolgt seine Ernennung zum Bischof von Seeland (DK). In diesem Amt setzt er sich vor allem für die Verbesserung des Schulwesens und der Pastoralausbildung ein. 1780 wird er Freimaurer, 1783 tritt er in den Illuminatenorden ein und wird 1798 in die königliche Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seine Arbeiten in Kirchengeschichte, christlicher Archäologie, orientalischen Sprachen und Kirchenrecht nehmen im kulturellen Leben Dänemarks an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert eine bedeutende Stellung ein. II. Münter bereiste in den Jahren 1785–1787 Italien und die Schweiz. Im März 1787 besuchte er Johann Georg Zimmermann (1728–1795) in Brugg, der ihn mit Pestalozzi bekannt machte. Anschliessend begleitete Pestalozzi Münter auf seiner Weiterreise nach Zürich. Lit.: Øjvind Andreasen (Hrsg.): Aus den Tagebüchern Friedrich Münters. Wanderund Lehrjahre eines dänischen Gelehrten. Zweiter Teil 1785–87. Kopenhagen/Leipzig 1937, S. 328–352

414. Laué, de Luze & Co. ca. 9. Mai 1787 [Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] *_» auf dem Brief Pestalozzis vom 9. Mai 1787.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.21 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

245 415. Laué, de Luze & Co. ca. 16. Mai 1787 [Reg.] Antwortvermerk «R[épondu] *_» auf dem Brief Pestalozzis vom 16. Mai 1787.

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 2.69.22 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

416. David von Wyss 16. Juli 1787 Zürich den 16. den Julii 1787. 5

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Mein theürer Herr und Freünd! Sie gehören unter die kleine Anzahl von Schriftstelleren, welche bey ihren gelehrter Arbeiten Verbreitung häuslicher sowol als gesellschaftlicher Glükseligkeit zu ihrem Hauptzwek genommen haben, und aus rühmlicher Liebe zur Wahrheit Einwürfe nicht nur mit Gedult anhören sondern sogar suchen. Nur aus diesem Grund, und weil Sie wirklich unsere gemeinschaftlichen Freünde zur Beurtheilung des mir gütigst zugesandten 4ten Theils Ihres Lienhards und Gertrude aufgefordert haben, wage ich es Ihnen einige unzusammenhängende Einwendungen zumachen. Sie selbst wollen Ihre Geschichte nicht als Lesebuch betrachtet wissen, obgleich sie auch in dieser Rüksicht nicht nur das Publikum ergezen sondern auch bey Alltagsmenschen Nuzen stiften kan. Meine Bemerkungen werden sich also nur auf diejennigen Vorschläge einschränken, die Sie dem Regenten und Lehrer an die Hand geben, um das physische und moralische Wol des Volkes so viel als möglich zu befördern. Dieses gedoppelte Wol sollte billig der Zwek jedes Fürsten so wie jeder republikanischen Regierung; oder vielmehr sein einziges Augenmerk seyn, und in dieser Hinsicht scheint mir wirklich der rechtschafne Minister Bilifsky, während seinem Aufenthalt zu Bonnal im

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36.sten §, eine seinem Charakter nicht angemessene Sprache zu führen, wenn er z.B. sagt: «das innere Triebrad aller wirklichen Gesezgebungen ist kein anderes, als jeden Staat für seinen Fürsten so hoch hinaufzutreiben als möglich» u.s.f. Ungeachtet freylich die meisten Fürsten zu gemeinnüzigen Anstalten nur in so fern Hand bieten als sie in ihr Finanz-System passen, so hätten Sie doch besser gethan jenne eigennüzigen Äusserungen in einen andern Mund zulegen als in Bilifskys, oder wenigstens den Minister nur sagen zu lassen, der Gesichtspunkt der Dienstfähigkeit könne Arners Volksführung auch bey Regenten Eingang verschaffen, die keinen Sinn für ihre wahren Pflichten oder für die Bestimmung und Rechte der Menschen haben. Denn im Grunde befindet sich der Mensch keineswegs in gesellschaftlichem Zustande um dienstfähig, sondern um glüklich zu seyn und sein Glük in demjennigen seiner Mitmenschen zu finden. Doch dies nur beylaüfig. In dem 41 § scheint das Bild, welches der Lieütenant von dem wild aufwachsenden Menschen entwirft mit etwas zu starken Farben aufgetragen. Seine Grundtriebe sind wol nicht durchgängig so böse, wenigstens giebt es unter ganz wilden Nationen viele Beyspiele von Grossmuth, Menschenliebe, Enthaltsamkeit, und Selbstbeherrschung. Hieraus lässt sich villeicht folgern dass die bürgerliche Ordnung überhaupt dem Menschen keine Ketten anlege, gegen welche seine Naturtriebe sich so heftig empören sollten. Wol aber können die gesellschaftlichen Einrichtungen, wenn dabey gar keine oder eine schlechte moralische Bildung des Volkes statt hat, die Menschen lasterhafter machen als sie ausser aller Verbindung mit einander wären, wie Rousseau schwärmerischer Weise von allen polizierten Nationen behauptet. Überhaupt scheint es heüt zu Tage in den meisten Staaten und Gesezgebungen weniger daran zu fehlen dass man die Menschen werden lässt was sie von sich selbst werden, als daran dass man verkehrte Wege und Mittel ergreift um sie besser und für den Staat nüzlicher zumachen als sie es ohne dem wären. Daher kömt es dass die vielen Reformen grosser Monarchen nicht nur im Finanz- sondern auch im Justiz- und Armen-Wesen so oft ihren Zwek verfehlen und dass die untern VolksClassen dadurch immer mehr gedrükt, zugleich aber moralisch schlechter werden. – Aus diesen Gründen sind die Laster, in welche Untervögte, Weibel, Schulze u.a.m. (l[au]t der 171sten Seite) verfallen können, Kunststüke nicht des Natur- oder Wald- sondern des verdorbenen Civil-Lebens. Die arnerische Gesezgebung, die mit dem 51 § ihren Anfang nihmt, könte meines schwachen Bedünkens noch mehr vereinfa-

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chet und dadurch anwendbarer werden, so vortreflich auch der Grundsaz ist worauf sie beruhet, dass nemlich die Glükseligkeit eines Volkes auf seine Indüstrie und gute Wirtschaft gegründet werden müsse. Ich will nicht fragen wo man die Arners finden würde, welche Menschenliebe und Unverdrossenheit genug besässen, um in jedem Dorfe R e a l E x a m e n , S o r g f a l t s und T a g e d e r B e s t e n zu halten. Solche Leüte aufzuweken ist gerade ein Hauptzwek Ihres Buches, und es versteht sich dass alle Ihre Vorschläge nach Maassgab der Grösse und Regierungsform desjennigen Landes, in welchem man sie ausführen wollte, auch anders modificiert werden müssten. Aber können Sie glauben dass in irgend einem Dorf sich mit den lästigen Handarbeiten des Bauers Geistes-Cultur genug vereinigen lasse, um die verständigen Dorfräthe und Gehülfen aufzustellen, von welchen Sie eine so grosse Anzahl verlangen, und denen Sie so viele Pflichten vorschreiben? Entweder müssten diese Leüte ihre eigne Wirthschaft vernachlässigen und nach und nach ihrem Beruf entsagen, oder sie würden nicht mit der nöthigen Genauigkeit die vorgeschlagnen Dorfrathsbücher führen, worin bis auf den kleinsten neügesezten Baum alle Veränderungen in der Wirthschaft jedes Dorfsgenossen bemerkt werden müssten. Und gesezt dieses leztere könte geschehen ohne dass darum der so unentbehrlichen Feldarbeit fleissige Hände entzogen würden, so wären doch wenigstens Wiedersprüche in den Urtheilen der Dorfräthe unvermeidlich, und zwar nicht bloss weil menschliche Leidenschaften sich aller Orten in’s Spiel mischen, sondern auch weil sich nicht alle Stüke in den vorgeschlagenen Tabellen, z.B. die Beschaffenheit jedes Stük Landes, die darin gemachten Verbesserungen u.s.f., vermittelst des Eins mal Eins bestimmen, oder unfehlbare Resultate daraus ziehen lassen. Hieraus aber und villeicht auch aus den Real Examen wobey man jeden Hausvater über Nachlässigkeiten zur Verantwortung ziehen könte, würde vermuthlich mancher schädliche Streit entstehen. Überdies ist zubesorgen es möchten, so wirksam auch das helle Licht des Eins mal Eins ist, die guten Folgen des neüen Wirthschafts-Spiegels alle Jahre aus dem sehr natürlichen Grund sich vermindern, weil jeder Eindrük auf das menschliche Herz durch Wiederholung seine Lebhaftigkeit verliert; und so könte villeicht die ganze Anstalt allgemach in einen lästigen Gebrauch ausarten, der weder heilsame Schaam noch nüzlichen Wetteifer hervorzubringen länger im Stande wäre. Ein gleiches kan man gegen die vorgeschlagnen Weiber-Bücher mit desto mehr Grund einwenden, weil die weibliche Eitelkeit noch heftiger als der männliche Stolz sich wieder jenne Aufseherinnen sträuben und eine Menge

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nachtheiliger Klatschereyen veranlassen würde. Auch ist sehr wahrscheinlich die guten Aufseherinnen selbst würden zu schreib und lesesüchtig werden; denn um jenne Bücher zu führen braucht es wol mehr Cultur des Geistes, als sich mit den wirthschaftlichen Beschäftigungen einer Baürin verträgt. Überhaupt genommen scheinen Sie Mein Theürer Freünd! in diesem § nicht den sichersten Weg zur Verbesserung des Ökonomie-Wesens eines Dorfes oder Landes vorgeschlagen zu haben. Villeicht würde man dazu ebenso geschwinde und auf einen dauerhaftern Fuss durch blosse Aufmunterung fleissiger Landwirthe, Unterstüzung Hilfsbedürftiger, zwekmässige Erziehung der Jugend, hauptsächlich aber dadurch gelangen, dass man bey jeder Gelegenheit das Landvolk an den Nuzen einer pünktlichen Ordnung in allen Wirthschafts-Angelegenheiten, und Aufzeichnung aller Ausgaben und Einnahmen, so viel möglich mit Beyspielen errinnerte. Auch würden die Mittel, welche Sie selbst im 52sten Abschnitt vorschlagen, um den Dorfsstreitigkeiten über das Eigenthum vorzubeügen, und die mit Ausnahme der Haus- Rechnungs- und Eigenthums Bücher hin und wieder wirklich in Ausübung gebracht werden, einen heilsamen Einfluss auf die Ökonomie haben: denn ein Land wo man die Verschwender zeitig bevogtet, jede Schuld bald abtragen, und alle Theilungen mit der grösten Genauigkeit berichtigen muss, hat schon manche Quelle verderblicher Ausgaben weniger. Was hingegen die im 53sten § beschriebene Processform betrift, so dünkt mich solche auch für Bonnal etwas weitlaüftig; für jedes andere Dorf würde sie gar nicht passen. Die vielen gütlichen Instanzen bald im Haus des Beklagten, bald im Pfarrhaus, mit und ohne Dorfräthe, so wie rechtliche Freündlichkeit selbst mit ihren Feyerlichkeiten würden zwar für Gutgesinnte ermüdend, für den händelsüchtigen Tröler aber vermuthlich gerade Heü auf seinen Esel seyn. Die Erfahrung zeigt dass je steifer, je lan[g]samer der Process-Gang in einem Land ist, an je mehr Instanzen, gütliche oder rechtliche, appelliert werden kan, desto gieriger und unermüdeter auch die Chikane wird. Gesezt auch jenne feyerliche Freündlichkeits-Handlung würde eine Zeit lang alle Dorfsgenossen vom Processieren abschreken, so müsste doch wenn dieser neüe Damm einmal durchbrochen wäre, das Übel ärger werden als zuvor. Religiose Ceremonien von jenner für ein protestantisches Land villeicht zu nahe an abergläubische Tändeley grenzenden Art rühren nur so lange als sie ungewöhnlich sind, und verhärten böse Gemüther, so bald keine Überraschung mehr dabey statt hat. Daher werden, wie man sagt,

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mehr falsche Eide in Ländern geschworen, wo der Schwörende seine Finger auf die schwarz eingebundene Bibel legt, als wo man ohne dies zufordern, aber seltner den Eid zuerkennt. Wie viele Zeit endlich würden nicht die vorgeschlagnen gütlichen Instanzen dem Schuldlosen sowol als dem Schuldigen rauben; und doch macht dieser Umstand hauptsächlich beynahe in ganz Eüropa den Rechtsgang am lästigsten! Die in dem 54sten und 55sten § vorgetragenen Maassregeln um dem Diebstahl und den Unordnungen des Geschlechtstriebs zu steüren, deren Ursachen Sie vortreflich entwikeln, sind unstreitig sehr zwekmässig. Doch könte man gegen die Grundsäze, dass derjennige, welcher durch ein unordentliches Leben einen Diebstahl möglich gemacht habe als Mitursächer desselben zu einem Antheil an der Schande des Dieben verurtheilt werden müsse, und dass überhaupt die Dieben nach dem Grad ihrer Liederlichkeit, nicht nach dem Werth des gestolnen zubestrafen seyen, wiederum einwenden, so etwas sey nur in einer einzelnen Famillie, höchstens in einem Dorf wie Bonnal, unter einem Arner anwendbar, würde hingegen an jedem andern Ort, vorzüglich in einem weitlaüftigen Gebiet, höchst gefährlich seyn, weil der blossen Willkühr des Richters gar zu vieles überlassen bliebe. Was im 58sten § über den Geist der Pfafheit gesagt wird ist in Ansehung der catolischen Geistlichkeit und des Jesuiter-Ordens vorzüglich, nur allzuwahr. Für den protestantischen Clerus hingegen scheinen einige Äusserungen in dem 46sten §, wo von Pfarrern die Rede ist welche an der Verstandspest krank liegen, und die folgenden 2 §, der 59ste und 60ste, etwas zu ungünstig. Immer bleibt es gewiss dass eine dauerhafte Verbesserung in der Denkungs- und Lebens-Art des Volkes am leichtesten und villeicht nur allein durch die Geistlichkeit bewirkt werden könnte, welche in dieser Hinsicht ein verehrungswürdiges obgleich an vielen Orten ausgeartetes Institut ist. Allein Sie haben hier Ihre Gedanken zu sehr in poetische Bilder gehüllt um ganz deütlich zu seyn, und deswegen wünschte ich sehr von Ihnen zuwissen wie Sie denn glauben dass das Volk, dessen Kopfbildung von dem Religions-Unterricht gänzlich zu trennen Ihnen so nothwendig scheint, die Bibel, vorzüglich das Alte Testament, lesen müsse, – und ob Sie nicht zugeben, dass der historische Theil der Bibel so gut als der moralische der Jugend beygebracht werden müsse, um diesem leztern mehr Licht und Wärme zu geben? Die von der Erfahrung so haüfig bestätigte Unentbehrlichkeit sinlicher Eindrüke auf das menschliche Herz, selbst bey den höhern Ständen, wenn es gerührt und erbaut werden soll, scheint

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auch den historischen Theil der heiligen Bücher vorzüglich wichtig zumachen. Und eben diese Unentbehrlichkeit lässt mich besorgen, dass Sie im 60sten § den öffentlichen Handlungen des Predigers zu vieles von ihrer Feyerlichkeit nemmen wollen, und bey Ihren freylich aufgeklärten Bauern einen Grad von wissenschaftlicher Aufklärung voraussezen, der für die menschliche Gesellschaft, wenn nicht die grössten Unordnungen darin entstehen müssen, unerreichbar und mit Handarbeiten schlechterdings unverträglich ist. Auch Menschen die schon längst überzeügt sind dass Weisheit des Lebens der wahre Gottesdienst sey, würden es kaum unanstössig finden wenn ihr Prediger in der Kirche über die Behandlung einer Ziege Betrachtungen anstellen wollte, und gesezt dies wäre bloss eine Folge von Erziehung und Vorurtheilen, so giebt es doch villeicht Vorurtheile derren gänzliche Zerstörung ein schlechter Dienst für die Menscheit wäre. Von der beliebten Kunstlosigkeit in den sontäglichen Predigten scheint hingegen die im 61sten § beschriebene Festform merklich abzuweichen. So wol die Fragen an die zu prüfenden Dorfsgenossen als ihre Antworten sind eher ein schöner Traum der Einbildungskraft als ein Kirchengebrauch der ohne die grösten Revolutionen in irgend einem Land eingeführt werden könte. Endlich lässt sich leicht absehen, dass wenn man den historischen Theil der christlichen Religion ganz bey Seite sezen würde, der praktische, nicht bloss der theoretische, Unglauben bey einer grossen Anzahl von Menschen einreissen, und die schädlichsten Folgen, villeicht eine Rükkehr zu dem blindesten Aberglauben, veranlassen müsste. In den folgenden Abschnitten beschreiben Sie die herlichen Früchte der neüen Einrichtung in Bonal, und eröfnen dem Menschenfreünd eine entzükende Aussicht, aber, wie ich fürchte, in eine für die schwache Menschheit zu vollkomne Welt. Möchte es viele in Rüksicht auf ihren Privat-Nuzen so edel denkende Grundherren geben als Arner! Viele Dörfer wo Galgen und Rad ohne Gefahr in einen Spithal verwandelt werden könten! Viele einer so schnellen Verbesserung fähige Zünft- und Waisen-Haüser als Sklavenheim! Und möchten endlich ein Lehrstuhl der Volksführung und eine Gesez-Commission hinreichen um zu diesem Glük die Menschen vorzubereiten! Dass ich aber Ihrem Lieütenant so viele Einwürfe gemacht habe, die ich mit Nachsicht zu beurtheilen und mich eines bessern zubelehren bitte, berechtigt mich wenigstens Ihnen itzt zu sagen, was das Publikum schon bey Erscheinung der ersten Theile Ihres Buches fand, – dass namlich niemand lehrreichere Aufschlüsse über die Denkungsart des Volkes und bessere Winke wie sie zu verbessern

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sey in einer angenehmern Einkleidung vorgetragen hat als Sie; ein Lob welches Ihre liebenswürdige Bescheidenheit in dem Munde eines Tadlers nicht verdächtig finden kan. Leben Sie wol und beehren Sie mich immer mit Ihrer Freündschaft! Ich verbleibe mit der aufrichtigsten Achtung Ihr ergebner Diener D. Wyss.

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ZB Zürich, FA von Wyss, VI 154b 3 Bogen, 178x222 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 159f. Z. 174 Z. 224

Maassregeln um dem Diebstahl catolischen: teilweise lateinische Schrift ihren Sacherklärung I.

David von Wyss (1763–1839) ist einer der wichtigsten konservativen Politiker Zürichs und der Eidgenossenschaft während der Restauration. Der Sohn des gleichnamigen Säckelmeisters und späteren Bürgermeisters von Zürich David von Wyss (1737–1815) studiert in Halle Jurisprudenz. Während seiner ersten, 1785 geschlossenen Ehe mit Anna Magdalena Werdmüller (1767–1809) bekleidet er zunächst bis 1794 das Amt eines Ratssubstitutes (Stellvertreter von Stadt- und Ratsschreiber), in den darauf folgenden vier Jahren jenes des Unterschreibers, ehe er 1801/02 eidgenössischer Senator (Erziehungsrat) und ab 1803 Gross- und Kleinrat in Zürich wird. In den Lebensabschnitt der zweiten Ehe (1809) mit Anna Barbara Bürkli (1785–1816) fällt seine Wahl ins Bürgermeisteramt, welches er bis 1832 bekleidet. 1815 ist er Vorsitzender der Langen Tagsatzung und trägt massgeblich zur Entstehung des Bundesvertrags bei. 1817 geht von Wyss eine letzte, dritte Ehe ein, diesmal mit Johanna Sophia von Mülinen (1763–1839), der Tochter des Berner Schultheissen Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833,  Nr. 580). Schliesslich fungiert von Wyss zwischen 1821 und 1827 als Bundespräsident. II. Pestalozzi beantwortet diesen Brief mit einem undatierten Brief, der von den Herausgebern der Sämtlichen Briefe auf 1791/95 datiert wurde (PSB III, Nr. 724). III. Z. 12f. Z. 52

4ten Theils Ihres Lienhards und Gertrude: PSW III, S. 235–504 Rousseau: Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) aus Genf, Philosoph, Pädagoge, Komponist und Schriftsteller war einer der einflussreichsten Autoren des 18. Jahrhunderts.

252 Z. 140

Tröler: prozesssüchtiger Mensch

417. Sigismund Anton von Hohenwart 31. Juli 1787 5

Monsieur Monsieur Pestolazzi a Zürich en Suisse Florenz den 31 Julius 1787.

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Wohl Gebohrner Herr! S[ein]e K[önigliche] Hoheit, unser Gross Herzog hat mir jüngst aufgetragen, Eürer Wohl Gebohren in seinem Namen zu melden: dass er mit ausnehmenden Wohlgefallen Ihren Volksroman empfangen, und vielem Vergnügen gelesen habe; dass er wünsche Gelegenheit zu finden, Ihnen seine Zuneigung, und die Achtung für Ihre Einsichten zu beweisen. Ich meines Orts, werde mir eine Freüde machen, dem Gross Herzog jene Umständen zu eröffnen, bey welchen Ihnen seine Gunst je nuzlich seyn könnte, wenn Sie mir dieselben werden wollen wissen lassen. Dr. Münter, Ihr und mein Freünd, hat mir so viel Vortheilhaftes von Ihnen gemeldt, und Ihr L i e n h a r d mit seiner G e r t r u d hat mir so manche süsse Thränen erpresst, dass ich Ihnen bey eben dieser angenehmen Gelegenheit meine aufrichtige Hochachtung und Verehrung inbesondere betheüre, mit welcher ich die Ehre habe zu seyn Eüer Wohl Gebohrn Ergebenster Diener Sigis. Graf von Hohenwart

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ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 135/1 Bogen, 184x234 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Florenz graf S. Hohen Wart July 87., Siegel Original

253 Textkritik Zeuge H Z. 21

Münter: latenische Buchstaben Sacherklärung I.

Sigismund Anton, Graf von Hohenwart (1730–1820) aus Kolovec (Krain, Slowenien) studierte zunächst Theologie in Graz (1749–1751), unterrichtete dann ab 1752 Grammatik in Triest, ab 1754 Poesie und Rhetorik in Ljubljana, ehe er 1758 sein Studium abschliessen konnte. Im darauf folgenden Jahr erhielt er die Priesterweihe. Es folgten eine Stelle als Seelsorger im Herzogtum Steiermark (1760), ab 1761 die Lehrtätigkeit an der theresianischen Akademie und ab 1768 das Rektorat des nordischen Stiftes des Ordens der Gesellschaft Jesu in Linz, der er bereits 1746 beigetreten war. Durch Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (1717–1780) zum Religions- und Geschichtslehrer ihrer vier ältesten Enkelsöhne, darunter der spätere Franz II., Kaiser von Österreich (1768–1835), ernannt, verbrachte Hohenwart die Jahre zwischen 1777 und 1790 in Florenz, ehe er mit seinen Schülern nach Wien zurückkehrte. Bevor ihn Franz II. zum Erzbischof von Wien ernannte (1806), war er Bischof von Triest (ab 1791) und von St. Pölten (ab 1794). Ab 1806 bekleidete er das Amt des Vorsitzenden der Hofkommission in deutschen Schulangelegenheiten. II. Pestalozzi hatte im vierten Teil von Lienhard und Gertrud beschrieben, wie aufgeklärte Monarchien für das Wohlergehen ihrer Bevölkerung sorgen könnten. Den Grossherzog Leopold I. von Florenz (1747–1792,  Z. 11) schätzte er als an solchen Reformen interessierten Monarchen ein ( Nr. 418). III. Z. 11

Z. 13 Z. 21

Gross Herzog: Leopold I., Grossherzog von Florenz (1747–1792) stammte aus Wien und war ein Sohn Maria Theresias (1717–1780) und Kaiser Franz I. (1708–1765). Unmittelbar nach seiner Vermählung mit der spanischen Infantin Maria Louisa (1745–1792) im Jahre 1765 wurde Leopold I. Grossherzog der Toskana, wo sich unter seiner ein Vierteljahrhundert dauernden Regierungszeit zahlreiche aufgeklärte Reformen in Verwaltung, Handel und Gewerbe, im Straf-, Polizei- und Sanitätswesen vollzogen. Nach dem Tod seines Bruders, des Kaisers Franz Joseph II. (1741– 1790,  Nr. 297), trat er dessen Nachfolge unter dem Namen Leopold II. an und hob teilweise dessen Reformen (Steuer- und Urbarialregulierung) wieder auf, um ständischen, nationalen und kirchlichen Interessen entgegenzukommen und die aussen- wie innenpolitische Bedrohung Habsburgs abzuwenden. Kirchenpolitisch vorsichtiger war Leopold ein Anhänger des «aufgeklärten ‹spätjansenistischen› Reformkatholizismus», zog sich aber nach 1787 aus der kirchenpolitischen Reformtätigkeit zurück. Volksroman: Lienhard und Gertrud, 4 Teile (1781–1787) Münter: Friedrich (Frederik) Christian Karl Heinrich Münter (1761–1830)  Nr. 413

254 418. Karl Johann Christian von Zinzendorf 19. Dezember 1787 Wien den 19ten Decembr. 1787 5

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Hochedelgeborner Herr! Wenn ich so spät Dero merkwürdiges Schreiben vom 26sten May beantworte, so ist die Ursach keine andere, als dass ich mir Zeit und zwar recht viel Zeit genommen; d e n l e z t e n Theil I h r e s B u c h s f ü r s V o l k mit aller möglichen Aufmerksamkeit zweymal durchzulesen. Ich leugne nicht, dass mich derselbe von pag. 164. an ganz besonders interessirt hat und bin Ihnen für die gehabte Absicht, mir die Bögen, welche die Volksgesezgebung betreffen, zu widmen, ganz besonders verbunden. Von Ihrem Freund Felix Battier, dem jüngern giebt ihre Zuschrift einen sehr vortheilhaften Begrif. Ist es der nämliche, den ich vor 23. Jahren a[nn]o 1764. zu Basel gesehen, der einen H[errn] Weiss zum Schwieger-Vater hatte? Ich bin begierig von Ihnen zu erfahren, wie dieser vierte Theil unter Ihren Mitbürgern aufgenommen worden. Sie haben wohl Recht, dass man die Menschen nicht besser, als durch ihren Nuzen leiten kann; deswegen ist das Staatshaushaltungs-System der sogenannten Physiokraten so vernünftig, weil es überall die Menschen auf ihr eigenes Interesse aufmerksam zu machen sucht. Und wenn man die Führer der Menschheit einmal zu der Uberzeugung bringen könnte, dass die Verbesserung der Umstände des Menschengeschlechts ihr eigner Nuzen sey, so wäre alles gewonnen. Euer Hochedelgeb[oren] haben in ihrem Buch, sonderlich aber in diesem vierten Theil ganz nach diesem Zwek, und zwar, wie es seyn soll, von unten auf, in der Peripherie, für den grössten Haufen gearbeitet, und sich dadurch um alle künftige Menschen-Geschlechter verdient gemacht. Sollte dieses practisch ausgeführt werden, so müssten dennoch vor allem erst einige unserer Edelleute und Güterbesizer zu A r n e r n erzogen werden, um Neigung und Muth zu haben, neben ihren eignen Kindern, die Kinder der Landleute in ihren Dörfern zu vergnügten, glüklichen und nuzbaren Menschen zu erziehen. Ja in einigen unserer Provinzen müsste sogar die Verfassung gänzlich verändert werden, um das Band zwischen Herren und Unterthanen, welches man dem Geist dieses Jahrzehends zufolge ganz zu zerstören sucht, näher zusammen zu knüpfen. In unsern Böhmischen Provinzen giebt es geschlossene Dörfer, wo alle Bauern-Häuser dem Ortsherrn zugehören, in den Oesterreichischen aber gar keine. Z.B. eine Herrschaft in Nieder-Oesterreich hat in vier zusammenhängen-

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den Gemeinden 158. Bauern, von diesen sind nur 53. Unterthanen der Ortsherrschaft, die übrigen gehören unter meist andre zum Theil ziemlich entfernte – Herrschaften. In den Oester[rei]ch[isch]en Landen nehmen die Herrschaften die Landesfürstliche Kontribuzion oder Grundsteuer ein, und stehen für solche gut. Da ist nun z.B. ein Bauer in einem Dorf, der sich von 34. Grundstüken mit zwölf Dominien über die Kontribuzion verrechnen muss. So zerstreut sind die Unterthanen in diesen Landen. Ohne Zweifel rührt diese Verfügung von dem Lehns-System noch her, wo die mächtigsten vom Adel vermuthlich die Zahl ihrer Vasallen und Knechte möglichst zu vermehren und im ganzen Land herum zu streuen gesucht. Diese erstaunliche Zerstreuung der Unterthanen lässt sich nicht anders als schwer und langsam abändern. So lange sie noch dauert, so lang ist der Familiensinn, welcher bey Ihrer Volksgesezgebung nothwendig zum Grunde liegen muss, zwischen Herren und Unterthanen nicht herzustellen. Die Väterlichen Absichten des Ortsherrn würde nur einen Theil der Bauern im Dorfe angehen können, und eben deswegen schwerlich gelingen. Führt ihre Reise durch Deutschland Sie auch durch Wien, so wird es mir zu einem wahren Vergnügen gereichen, mit Ihnen persönlich bekannt zu werden, und von dem Obrist-Kämmerer Grafen von Rosenberg kan ich Ihnen das nämliche versichern. Des Grossherzogs von Toskana, Königl[ich]en Hoheit wird Ihr Buch zuverlässig angenehm gewesen seyn. Von Lavatern habe nichts gelesen, als seine Aussichten in die Ewigkeit. Wer seine Mitmenschen in dieser Zeit wahrhaft und dauerhaft glüklich zu machen sucht der versichert sich weit grösseres Recht auf ihre Dankbarkeit, als wer ihnen von den unbekannten Gefilden jenseit des Grabes viel vormahlt. Wer vergnügt fort zu existiren hoft, der muss schon in der gegenwärtigen Existenz wahre Freude mittheilend genossen haben. Ich bin mit wahrer Hochachtung Euer Hochedelgeborn ergebenster Diener Karl Grafen von Zinzendorf

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 400/2 2 Bogen, 189x232 mm Datum am Schluss eigenhändige Unterschrift

256 Textkritik Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 7 Z. 11 Z. 11 Z. 13f. Z. 15 Z. 22 Z. 25f. Z. 28 Z. 30 Z. 47f. Z. 59

Z. 61 Z. 62 Z. 69 Z. 69f. Z. 70 Z. 70 Z. 73

Decembr: lateinische Schrift Hochedelgeborner Herr: lateinische Schrift Zeit interessirt: lateinische Schrift Ihnen: lateinische Schrift Felix Battier: lateinische Schrift a[nn]o: lateinische Schrift Interesse: lateinische Schrift Hochedelgeb[oren]: teilweise lateinische Schrift Peripherie: lateinische Schrift practisch: lateinische Schrift Dominien: lateinische Schrift gelingen. Führt Ihnen: lateinische Schrift Ihnen: lateinische Schrift viel: lateinische Schrift existiren: lateinische Schrift in der gegenwärtigen Existenz: lateinische Schrift Hochedelgeborn: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Karl Johann Christian von Zinzendorf (1739–1813)  Nr. 320 III. Z. 6 Z. 8f. Z. 13f. Z. 16 Z. 20

Z. 47f.

Schreiben: PSB III, Nr. 669 I h r e s B u c h s : 4. Teil von Lienhard und Gertrud Felix Battier: Felix Battier (1748–1799)  Nr. 310 H[errn] Weiss: Hier könnte Hans Kaspar Weiss (1771–1820,  Nr. 354) gemeint sein. Staatshaushaltungs-System: Der Physiokratismus baute auf dem Prinzip eines «ordre naturel», auf welchem sowohl die (Land-)Wirtschaft als auch die Politik (aufgeklärte Monarchie) aufbauen sollten. Die erstmals formulierte Vorstellung eines wirtschaftlichen Kreislaufes von Produktion, Verteilung und Konsumation, den es nicht zu stören gelte, führte zur Forderung der Aufhebung der Zünfte und Neudefinition der Steuern, was in Frankreich selbst unter Anne Robert Jacques Turgot, Baron de l’Aulne (1721–1781) nicht durchgesetzt werden konnten. Der österreichische Kaiser Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297) dagegen reformierte sein Steuersystem nach physiokratischer Vorlage und erhob eine Grundsteuer für den Adel. Dominien: Herrschaften

257 Z. 48 Z. 62

Z. 63 Z. 65 Z. 65f.

Kontribuzion: Wahrscheinlich abgeleitet vom französischen Begriff contribution (Steuern). Grafen von Rosenberg: Franz Xaver Wolf, Graf von Rosenberg-Orsini (1723–1796) war Diplomat und Staatsmann. Erst Gesandter in Kopenhagen und Madrid, war er von 1766 bis 1772 Oberhofmeister von Leopold I. (1747–1792,  Nr. 417) in Florenz. 1777 wurde er zum Oberstkämmerer und Konferenzminister am kaiserlichen Hof in Wien ernannt. 1790 bestätigte ihn dessen Bruder und Thronnachfolger Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297) in seinen Ämtern und erhob ihn in den Reichsfürstenstand. Auch Franz II. (1768–1835) behielt ihn weiter im Amt. Grossherzogs von Toskana: Leopold I. (1747–1792)  Nr. 417 Lavatern: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 Aussichten in die Ewigkeit: Johann Caspar Lavater: Aussichten in die Ewigkeit. In Briefen an Herrn Joh. Georg Zimmermann, Koenigl. Grossbritannischen Leibarzt in Hannover. 4 Teile. Zürich 1768–1778

419. Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter 22. Februar 1788 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung Olaf Carlsen: Heinrich Pestalozzi og Frederik Münter. Band 1. Aarhus 1955, S. 94–95 Sacherklärung I. Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter (1761–1830)  Nr. 413 II. Münter schrieb den Brief wahrscheinlich aus Kopenhagen, kurz nachdem er von einer Italienreise (1786/87) zurückgekehrt war. In Florenz hatte Münter den Kontakt zwischen Pestalozzi und dem Grossherzog von Florenz, Leopold I. (1747–1792,  Nr. 417) hergestellt ( Nr. 417). Der Schriftverkehr wurde in der Folge über Leopolds Minister Sigismund Anton, Graf von Hohenwart (1730–1820,  Nr. 417) geführt.

420. Johann Martin Usteri Oktober 1789 [Reg.] Usteri schickt Bilder zur zweiten Fassung von Lienhard und Gertrud.

257 Z. 48 Z. 62

Z. 63 Z. 65 Z. 65f.

Kontribuzion: Wahrscheinlich abgeleitet vom französischen Begriff contribution (Steuern). Grafen von Rosenberg: Franz Xaver Wolf, Graf von Rosenberg-Orsini (1723–1796) war Diplomat und Staatsmann. Erst Gesandter in Kopenhagen und Madrid, war er von 1766 bis 1772 Oberhofmeister von Leopold I. (1747–1792,  Nr. 417) in Florenz. 1777 wurde er zum Oberstkämmerer und Konferenzminister am kaiserlichen Hof in Wien ernannt. 1790 bestätigte ihn dessen Bruder und Thronnachfolger Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297) in seinen Ämtern und erhob ihn in den Reichsfürstenstand. Auch Franz II. (1768–1835) behielt ihn weiter im Amt. Grossherzogs von Toskana: Leopold I. (1747–1792)  Nr. 417 Lavatern: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 Aussichten in die Ewigkeit: Johann Caspar Lavater: Aussichten in die Ewigkeit. In Briefen an Herrn Joh. Georg Zimmermann, Koenigl. Grossbritannischen Leibarzt in Hannover. 4 Teile. Zürich 1768–1778

419. Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter 22. Februar 1788 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung Olaf Carlsen: Heinrich Pestalozzi og Frederik Münter. Band 1. Aarhus 1955, S. 94–95 Sacherklärung I. Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter (1761–1830)  Nr. 413 II. Münter schrieb den Brief wahrscheinlich aus Kopenhagen, kurz nachdem er von einer Italienreise (1786/87) zurückgekehrt war. In Florenz hatte Münter den Kontakt zwischen Pestalozzi und dem Grossherzog von Florenz, Leopold I. (1747–1792,  Nr. 417) hergestellt ( Nr. 417). Der Schriftverkehr wurde in der Folge über Leopolds Minister Sigismund Anton, Graf von Hohenwart (1730–1820,  Nr. 417) geführt.

420. Johann Martin Usteri Oktober 1789 [Reg.] Usteri schickt Bilder zur zweiten Fassung von Lienhard und Gertrud.

257 Z. 48 Z. 62

Z. 63 Z. 65 Z. 65f.

Kontribuzion: Wahrscheinlich abgeleitet vom französischen Begriff contribution (Steuern). Grafen von Rosenberg: Franz Xaver Wolf, Graf von Rosenberg-Orsini (1723–1796) war Diplomat und Staatsmann. Erst Gesandter in Kopenhagen und Madrid, war er von 1766 bis 1772 Oberhofmeister von Leopold I. (1747–1792,  Nr. 417) in Florenz. 1777 wurde er zum Oberstkämmerer und Konferenzminister am kaiserlichen Hof in Wien ernannt. 1790 bestätigte ihn dessen Bruder und Thronnachfolger Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297) in seinen Ämtern und erhob ihn in den Reichsfürstenstand. Auch Franz II. (1768–1835) behielt ihn weiter im Amt. Grossherzogs von Toskana: Leopold I. (1747–1792)  Nr. 417 Lavatern: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 Aussichten in die Ewigkeit: Johann Caspar Lavater: Aussichten in die Ewigkeit. In Briefen an Herrn Joh. Georg Zimmermann, Koenigl. Grossbritannischen Leibarzt in Hannover. 4 Teile. Zürich 1768–1778

419. Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter 22. Februar 1788 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung Olaf Carlsen: Heinrich Pestalozzi og Frederik Münter. Band 1. Aarhus 1955, S. 94–95 Sacherklärung I. Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter (1761–1830)  Nr. 413 II. Münter schrieb den Brief wahrscheinlich aus Kopenhagen, kurz nachdem er von einer Italienreise (1786/87) zurückgekehrt war. In Florenz hatte Münter den Kontakt zwischen Pestalozzi und dem Grossherzog von Florenz, Leopold I. (1747–1792,  Nr. 417) hergestellt ( Nr. 417). Der Schriftverkehr wurde in der Folge über Leopolds Minister Sigismund Anton, Graf von Hohenwart (1730–1820,  Nr. 417) geführt.

420. Johann Martin Usteri Oktober 1789 [Reg.] Usteri schickt Bilder zur zweiten Fassung von Lienhard und Gertrud.

258 Überlieferung 1

PSB III, S. 253.13ff. Sacherklärung I./II.

Johann Martin Usteri (1763–1827) aus Zürich absolviert eine Lehre als Kaufmann im väterlichen Porzellanbetrieb Schooren bei Kilchberg (Kt. Zürich). Bereits in der Jugendzeit erwirbt er sich einen guten Ruf als Zeichner, nach einer Bildungsreise 1783, die von Deutschland nach Holland und Frankreich führt, zusehends auch als Mundart-Dichter. Nach dem Tod des Vaters Johann Martin (1738–1790) steigt er aus dem kaufmännischen Beruf aus und startet eine (verwaltungs-)politische Laufbahn. Zu Beginn der Helvetik ist Usteri für die kantonalen Einnahmen zuständig, 1803 wird er in den Grossen Rat, 1815 in den Kleinen Rat gewählt. Usteri gründet 1806 die Schweizerische Künstlergesellschaft mit, deren Präsident er bis 1827 ist. III. Z. 4

Z. 4

Bilder: Die 2. Ausgabe von Lienhard und Gertrud enthält zwei Bilder von Usteri: 1) Lienhards Heimkehr und 2) Gertrud, Arner und Vogt Hummel auf dem Friedhof vor der Kirche zu Bonnal. Die Entstehungsdaten sind unklar. Ebenso bleibt offen, wie viele Bilder Pestalozzi erhalten hatte und ob es sich hier auch tatsächlich um diese handelte. Lienhard und Gertrud: Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud. 3 Teile. Zürich/Leipzig 1790–1792

421. Heinrich Bansi 1789 5

[Reg.] Bansi berichtet in einem undatierten Brief an Johann Baptist von Tscharner von vier Briefen, die an «Füsslin, L’orsa, Pestalozzi und v[on] Mutachs abgegangen,» seien «mit Ersuchen, ob es nicht möglich seye durch die Censur oder Regierung von Bern, nichts durch Lehmann über unsere Landesgeschichte auskommen zu lassen».

Überlieferung 1

Chur FA Tscharner 156, S. 1001 Sacherklärung I.

Heinrich Bansi (1754–1835) von Ardez im Engadin wächst im nahe gelegenen La Punt-Chamues-ch in einer reformierten Pfarrfamilie auf, wo er auch seine Ausbildung erhält. 1776–1784 wirkt er als Pfarrhelfer in Fläsch (Kt. Graubünden). In dieser Zeit entwickelt Bansi eine rege Betätigung in aufklärerisch motivierten Kreisen. Er partizipiert unter anderem in der Gesellschaft landwirtschaftlicher Freunde in Bünden und in

259 der Lesegesellschaft in Bünden, verfasst erste Arbeiten zu landwirtschaftlichen Themen und engagiert sich in der für eine gemässigte Demokratisierung des Freistaats der drei Bünde einstehenden Vereinigung der bündnerischen Patrioten. Seiner Parteiaktivitäten wegen wird er 1786 von der erst zwei Jahre zuvor angetretenen Pfarrstelle in Haldenstein verdrängt. Alsbald aus der evangelisch-rätischen Synode ausgeschlossen versucht er sich in Landwirtschaft und Politik. Obwohl er 1796 rehabilitiert wird, übernimmt er kein Pfarramt mehr. Nach der Besetzung Bündens durch österreichische Truppen 1798 wird Bansi für die französische Armee tätig. Im Rang eines Soldaten, später eines Hauptmanns ist er um die Beschaffung und Verwaltung von Nachrichten besorgt. Nach der Mediation 1803 zieht er sich nach Silvaplana (Kt. Graubünden) zurück. In den Jahren bis zu seinem Tod widmet er sich heimatgeschichtlichen, naturwissenschaftlichen und ökonomischen Studien. II. Wahrscheinlich ist die von Heinrich Ludwig Lehmann (1754–1828,  Z. 7) verfasste Schrift Etwas über das Veltlin und die Streitigkeiten dieses Thales mit seinem Landesfürsten der Republik Graubünden (1788–1789) Anlass des vorliegenden Briefwechsels. Darin soll Lehmann die Veltliner als Rebellen bezeichnet, die bündnerischen Behörden verteidigt, die in den Disput um das Veltlin involvierte Familie Salis positiv dargestellt sowie alle getadelt haben, die sich vor der Übermacht der Salis sorgten. Dies war ein Angriff gegen die von Johann Baptista von Tscharner (1751–1835,  Nr. 654) geführte politische Vereinigung der «Patrioten», zu deren Sympathisanten auch Heinrich Bansi, Jeremias Lorsa (1757–1837,  Nr. 344), Pestalozzi und wohl auch Gabriel von Mutach (1732–1808,  Z. 5) gehörten, zumal die «Patrioten» gerade gegen die Familie Salis opponierten. Brisant war die Angelegenheit aber auch deshalb, weil Tscharner zur selben Zeit versucht hatte, Lehmann für seine Zwecke einzuspannen: Er sollte eine, seinem Sinn entsprechende Geschichte über Bünden schreiben. Lehmann hatte jedoch abgesagt. Offensichtlich spielte Lehmann aber in verschiedenen politischen Lagern gleichzeitig. Nach dem Erscheinen der genannten Schrift führte Lehmann als Entschuldigung unter anderem an, seine Schrift über das Veltlin selbst sei zensuriert worden. Indessen gab er jedoch auch zu, er habe negative Äusserungen über die Salis aus Klugheit verschweigen müssen, da die Salis in Bern Kredit hätten (Rufer 1963, S. 189). Möglicherweise ging es hier um das Verhindern des Erscheinens des zweiten, 1789 veröffentlichten Bandes über das Veltlin, nachdem der erste 1788 erschienen war. Jedenfalls wurde versucht, den zur Persona non grata gewordenen Lehmann an der Veröffentlichung weiterer Artikel zu hindern. Lit.: Alfred Rufer: Johann Baptista von Tscharner 1751–1835. Chur 1963 III. Z. 4 Z. 5 Z. 5 Z. 5

von Tscharner: Johann Baptist von Tscharner (1751–1835)  Nr. 654 Füsslin: Johann Heinrich Füssli (1745–1832)  Nr. 1 L’orsa: Jeremias Lorsa (1757–1837)  Nr. 344 v[on] Mutachs: Gabriel von Mutach (1732–1808), Berner Patrizier und Gutsherr war ab 1764 Ratsherr in Bern, 1772–1783 Landvogt von Lenzburg und 1786–1798 Mitglied des Berner Kommerzienrats. Der 1687 entstandene und aus Mitgliedern des Grossen und Kleinen Rats bestehende Kommerzienrat war ein Instrument der bernischen Wirtschaftsförderung. Über Zählungen in verschiedensten Bereichen wie Ein- und Ausfuhr von Gütern, Viehbestand, Getreideproduktion wurden Daten erhoben, die als Grundlage für volkswirtschaftliche Entscheidungen dienen sollten.

260 Z. 7

Lehmann: Heinrich Ludwig Lehmann (1754-1828) aus Detershagen bei Magdeburg kam 1773 als Hauslehrer ins bündnerische Rodels, 1783 wurde er Lehrer an der Stadtschule Büren (Kt. Bern). Infolge einer anonym verfassten, von der Berner Herrschaft abgelehnten Schrift floh Lehmann 1792 nach Paris. 1795 liess er sich in Magdeburg nieder, wo er als Lehrer, Redaktor, Publizist und Schriftsteller arbeitete. Lehmann, der als politisch unzuverlässige Person galt, verfasste vor allem populäre Romane und zahlreiche Abhandlungen über die Schweizer Geschichte.

422. David von Wyss Januar 1790 [Reg.] Wyss schickt Pestalozzi ein Buch.

Überlieferung 1

PSB III, S. 255.13ff. Sacherklärung I.

David von Wyss (1763–1839)  Nr. 416 II. Wie auch der frühere Briefwechsel zeigt ( Nr. 416), lassen David von Wyss und Pestalozzi sich jeweils ihre neusten Publikationen zukommen. III. Z. 4

Buch: David von Wyss: Lebensgeschichte Johann Caspar Eschers, Bürgermeister der Republik Zürich. Zürich 1790

423. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 19. Januar 1792 5

[Reg.] Antwortvermerk «beantw[ortet] den 19ten» auf dem Brief Pestalozzis an Nicolovius vom 12. Dezember 1791.

Überlieferung 1

PSB III, S. 512

260 Z. 7

Lehmann: Heinrich Ludwig Lehmann (1754-1828) aus Detershagen bei Magdeburg kam 1773 als Hauslehrer ins bündnerische Rodels, 1783 wurde er Lehrer an der Stadtschule Büren (Kt. Bern). Infolge einer anonym verfassten, von der Berner Herrschaft abgelehnten Schrift floh Lehmann 1792 nach Paris. 1795 liess er sich in Magdeburg nieder, wo er als Lehrer, Redaktor, Publizist und Schriftsteller arbeitete. Lehmann, der als politisch unzuverlässige Person galt, verfasste vor allem populäre Romane und zahlreiche Abhandlungen über die Schweizer Geschichte.

422. David von Wyss Januar 1790 [Reg.] Wyss schickt Pestalozzi ein Buch.

Überlieferung 1

PSB III, S. 255.13ff. Sacherklärung I.

David von Wyss (1763–1839)  Nr. 416 II. Wie auch der frühere Briefwechsel zeigt ( Nr. 416), lassen David von Wyss und Pestalozzi sich jeweils ihre neusten Publikationen zukommen. III. Z. 4

Buch: David von Wyss: Lebensgeschichte Johann Caspar Eschers, Bürgermeister der Republik Zürich. Zürich 1790

423. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 19. Januar 1792 5

[Reg.] Antwortvermerk «beantw[ortet] den 19ten» auf dem Brief Pestalozzis an Nicolovius vom 12. Dezember 1791.

Überlieferung 1

PSB III, S. 512

260 Z. 7

Lehmann: Heinrich Ludwig Lehmann (1754-1828) aus Detershagen bei Magdeburg kam 1773 als Hauslehrer ins bündnerische Rodels, 1783 wurde er Lehrer an der Stadtschule Büren (Kt. Bern). Infolge einer anonym verfassten, von der Berner Herrschaft abgelehnten Schrift floh Lehmann 1792 nach Paris. 1795 liess er sich in Magdeburg nieder, wo er als Lehrer, Redaktor, Publizist und Schriftsteller arbeitete. Lehmann, der als politisch unzuverlässige Person galt, verfasste vor allem populäre Romane und zahlreiche Abhandlungen über die Schweizer Geschichte.

422. David von Wyss Januar 1790 [Reg.] Wyss schickt Pestalozzi ein Buch.

Überlieferung 1

PSB III, S. 255.13ff. Sacherklärung I.

David von Wyss (1763–1839)  Nr. 416 II. Wie auch der frühere Briefwechsel zeigt ( Nr. 416), lassen David von Wyss und Pestalozzi sich jeweils ihre neusten Publikationen zukommen. III. Z. 4

Buch: David von Wyss: Lebensgeschichte Johann Caspar Eschers, Bürgermeister der Republik Zürich. Zürich 1790

423. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 19. Januar 1792 5

[Reg.] Antwortvermerk «beantw[ortet] den 19ten» auf dem Brief Pestalozzis an Nicolovius vom 12. Dezember 1791.

Überlieferung 1

PSB III, S. 512

261 Sacherklärung I. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839), in Königsberg geboren, wird bereits in seinem 11. Lebensjahr Vollwaise. Nach dem Besuch des Collegium Fridericianum tritt er im Herbst 1782 in die dortige Hochschule ein, wo er Immanuel Kants (1724– 1804,  Nr. 442) Vorlesungen folgt und neben alten und neuen Sprachen sowie Jurisprudenz schliesslich Theologie studiert. Nach seinem theologischen Examen im Jahre 1789 begibt er sich auf Bildungsreise nach England und Holland, in deren Verlauf er die Bekanntschaft mit Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819,  Nr. 439) macht. Über diesen lernt er auch den Grafen Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750–1819,  Nr. 428) kennen, mit welchem er sich im Juli 1791 auf eine gemeinsame Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Sizilien begibt und in deren Verlauf er auch die Bekanntschaft mit Pestalozzi macht. Nach der Rückkehr im Frühjahr 1793 trifft Nicolovius Luise Maria Anna Schlosser (1774–1811,  Nr. 440), Nichte von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1831,  Nr. 811), welche er im Juni 1795 heiraten sollte. Im Februar 1795 wird Nicolovius erster Sekretär der bischöflichen Kammer in Eutin (Schleswig-Holstein) und bleibt es bis zu seiner Beförderung zum Assessor nach zehnjähriger Tätigkeit. Im April 1805 verlässt Nicolovius Eutin zugunsten einer Anstellung als Kammerassessor (Mitglied des Consistoriums) in Berlin, der noch im Herbst desselben Jahres ein Amtswechsel folgen sollte: Fortan ist Nicolovius weltlicher Konsistorialrat. Betreut mit den Fragen des Schulwesens und ab 1806 auch Kurator der Universität und vortragender Rat in Universitätsfragen nimmt seine Karriere ihren Fortgang: 1807 bis 1809 amtet er als Oberbibliothekar, 1808 als Mitglied des interimistisch tätigen Departements für das geistliche Schul- und Armenwesen und im Dezember des gleichen Jahres wird er Leiter der Sektion Cultus und öffentlicher Unterricht (Staatsrat im Ministerium des Innern), ein Amt, dem er bis zu seinem Entlassungsgesuch im Mai 1839 vorsteht. Er stirbt, knapp sechs Monate später, im November, nach einem Schlaganfall.

424. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius Frühjahr 1792 [Reg.] Brief aus Neapel, Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

Nr. 428, Z. 42 Sacherklärung I.

Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839)  Nr. 423

262 425. Unbekannt aus Zürich Mai 1792 5

[Reg.] Briefe aus Zürich, die Erbschaftsangelegenheit betreffend, haben Pestalozzi in Deutschland erreicht und ihn von seiner geplanten Reiseroute über Dresden abgehalten.

Überlieferung 1

PSB III, S. 279.8ff. Sacherklärung I./II./III.

Im Juli 1791 war Anna Barbara Weber-Hotz (1714–1791,  Nr. 470), eine Tante Pestalozzis, in Leipzig verstorben. Da sie keine direkten Nachkommen hinterliess, wurde die Erbschaft zwischen den Familien Weber und Hotz geteilt. Pestalozzi reiste im Frühjahr 1792 als Bevollmächtigter der Familie Hotz nach Leipzig, um die Angelegenheit zu regeln. Da sich die Erbschaftsverhandlungen in die Länge zogen, blieb genügend Zeit für weitere Erkundungstouren in Sachsen. Wer den Brief aus Zürich verfasst hat, ist unklar. Denkbar ist jemand aus der Familie, der sich über den Fortgang der Angelegenheit informieren wollte, ebenso denkbar ist aber auch das Schreiben einer Verwaltungsstelle, da Pestalozzi in Leipzig offizielle Dokumente aus Zürich nachreichen musste.

426. Philipp Emanuel von Fellenberg Sommer 1792 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 282.10f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844) von Bern, Sohn des Daniel von Fellenberg (1736–1801,  Nr. 411) und der Philippine Maria von Fellenberg-de Suarz (1748–1805,  Nr. 368), wächst ab 1779 auf Schloss Wildenstein auf. Dem ersten Unterricht durch Hauslehrer folgen ein zweijähriger Aufenthalt in dem von Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809,  Nr. 257) geführten Erziehungsinstitut in Colmar und

263 Bildungsaufenthalte in Limpach (Kt. Bern), Genf und Veltheim (Kt. Aargau). Fellenberg studiert 1790–1791 in Tübingen Recht und Philosophie. Danach tritt er mehrere Reisen an, die ihn durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich und das Tirol führen. 1796 erfolgt die Heirat mit Margaretha von Tscharner (1778–1839,  Nr. 451). Nach kurzzeitiger Tätigkeit als Sekretär des helvetischen Gesandten in Paris im Jahre 1799 bezieht Fellenberg das Schloss Wilhof bei Münchenbuchsee, das in «Hofwyl» umbenannt wird. Unter Mitwirkung seiner Familie gründete er verschiedene Schulen zur Erziehung Angehöriger aller Stände: die landwirtschaftliche Industrieschule (Armenschule,  Nr. 680), das landwirtschaftliche Institut (1807–1848), das wissenschaftliche Institut (1808–1848), die Erziehungsanstalt für Söhne höherer Stände (1808– 1848), die Mädchenerziehungsanstalt (1824–1839), die Realschule (1830–1846), die Kleinkinderschule (1841–1844) sowie die landwirtschaftlichen Schulen von Rütti (1844) und die Meikirch-Kolonie (1826–1835). In den Jahren 1808, 1809, 1831 und 1836 führt Fellenberg, ab 1825 Mitglied des Grossen Rats des Kanton Bern, Aus- und Weiterbildungskurse für Landschullehrer durch. Als Erziehungsrat wirkt er unter anderem an der Ausgestaltung von Seminar-, Hochschul- und Primarschulgesetz mit. 1838 entschied sich der Staat Bern gegen die Übernahme der Schulen von Hofwyl. Fellenbergs Nachkommen lösten das Unternehmen 1848 auf. Lit.: Kurt von Guggisberg: Philipp Emanuel von Fellenberg und sein Erziehungsstaat. Bern 1953; Denise Wittwer Hesse: Die Familie von Fellenberg und die Schulen von Hofwyl. Bern 2002

427. Assemblée Nationale 26. August 1792 5

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25

M[onsieur] Guadet propose, au nom de la Commission extraordinaire, et l’Assemblée adopte unanimement le décret suivant: L’Assemblée nationale considérant que les hommes qui, par leurs écrits et par leur courage, ont servi la cause de la liberté et préparé l’affranchissement des peuples, ne peuvent être regardés comme étrangers par une nation que ses lumieres et son courage ont rendue libre; Considérant que si cinq ans de domicile en France suffisent pour obtenir à un étranger le titre de citoyen français; ce titre est bien plus justement dû à ceux qui, quel que soit le sol qu’ils habitent, ont consacré leurs bras et leurs veilles à défendre la cause des peuples contre le despotisme des rois, à bannir les préjugés de la terre, et à reculer les bornes des connaissances humaines; Considérant que s’il n’est pas permis d’espérer que les hommes ne forment un jour devant la loi comme devant la nature, qu’une seule famille, une seule association, les amis de la liberté, de la fraternité universelle n’en doivent pas être moins chers à une nation qui a proclamé sa renonciation à toute conquête, et son desir de fraterniser avec tous les peuples; Considérant enfin qu’au moment où une Convention nationale va fixer les destinées de la France, et préparer peut-être celles du genre humain, il appartient à un peuple généreux et libre d’appeler toutes les lumieres, et de déférer le droit de concourir à ce grand acte de raison à des hommes qui, par leurs sentiments, leurs écrits et leur courage, s’en sont montrés si éminemment dignes; Déclare déférer le titre de citoyen français à Priestley, Payne, Benthoon, Wilberforce, Clarkson, Makinslosh, David Villiams, Gorani, Anacharsis Clootz, Compre,

264 Corneille Paw, Pestalozzi, Washington, Hamilton, Maddison, Klopstoc, Kociusko, Gilleers.

Überlieferung 1

Moniteur universel du 28 aout 1792, pages 1020–1021 Sacherklärung I.

Die Assemblée Nationale wird am 17. Juni 1789 durch die Abgeordneten des Dritten Standes gegründet, welche behaupteten, mindestens 96% der Nation zu vertreten. Sie beschliesst eine Verfassung, welche die Rechte des Königs Louis XVI. (1754– 1793) beschränkt und die 1791 in Kraft tritt. Diese überträgt der Assemblée Législative, die für ein Jahr gewählt wurde und nicht aufgelöst werden konnte, die Aufgabe, Gesetze zu beschliessen, Steuern und öffentliche Ausgaben festzulegen, Verträge zu ratifizieren und den Krieg zu erklären. Der König erhält zunächst ein suspensives Vetorecht, ehe er am 10. August 1792 abgesetzt wird. Daraufhin wird in allgemeinen Wahlen eine neue Versammlung konstituiert, die sich am amerikanischen Vorbild der Convention orientiert und die Ausarbeitung einer republikanischen Verfassung in Angriff genommen, welche 1793 zwar angenommen wird, aber nie in Kraft tritt. Aus der Verfassung von 1795 resultieren zwei Kammern, welche für drei Jahre gewählt werden. Die Assemblée Nationale wird in der Folge wiederholt umgestaltet und umbenannt (Chambre des Représentants, Corps Législatif, Chambre des Députés) ehe sie ab 1946 wieder unter ihrem ursprünglichen Namen geführt wird. II. In der Abendsitzung der Assemblée Législative vom 24. August erschienen einige Pariser Bürger und forderten für ausländische Bürger, die sich um die Anliegen der Französischen Revolution besonders verdient gemacht hatten, das französische Bürgerrecht. Dieses wurde zwei Tage später 17 Personen verliehen (vgl. Stadler I, S. 360ff.). III. Z. 4

Z. 4

Z. 25

M[onsieur] Guadet: Marguerite Elie Guadet (1757–1794) war Anwalt, Freimaurer und Abgeordneter der Gironde, der politischen Gruppierung, welche für Frankreich eine föderale Republik nach amerikanischem bzw. schweizerischem Vorbild anstrebte. 1793 wurden sie von ihren radikalen Gegnern, den Montagnards, ausgeschaltet; zahlreiche Abgeordnete wurden verhaftet. Guadet floh, wurde aber in St. Emilion aufgegriffen und schliesslich 1794 guillotiniert. Commission extraordinaire: Die commission extraordinaire des douzes war eine Kommission der Assemblée Nationale und hatte die Aufgabe, Verschwörer aufzuspüren. Die Einsetzung dieser Kommission zog den Aufstand im Juni 1793, den Fall der Girondisten und der Beginn des Terreur nach sich. Priestley: Joseph Priestley (1733–1804) aus England war Theologe, Philosoph und Naturwissenschaftler. Als Prediger in verschiedenen Dissenter-

265

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gemeinden sympathisierte er mit der Französischen Revolution und wanderte 1794 in die USA aus. Payne: Thomas Paine (1737–1809) aus England war politischer Schriftsteller und Verfasser von common sense (1776), einem Pamphlet, das für die Unabhängigkeit der USA argumentierte und die Britische Verfassung kritisierte. Benthoon: Jeremy Bentham (1748–1832) war Jurist und wandte sich nach einiger Zeit als Anwalt der Verbesserung des Rechtssytems zu. Auf der Basis der Prinzipien der schottischen Moralphilosophie entwickelte er die Ethik des Utilitarismus und machte sich als politischer und sozialer Reformer der englischen Gesellschaft einen Namen. Wilberforce: William Wilberforce (1759–1833), britischer Philantrop und Politiker, war ab 1780 Mitglied des Unterhauses. Er setzte sich gegen den Sklavenhandel und für die Religionsfreiheit der Dissenters und Katholiken ein. Seine politischen Vorstellungen wurden nach der Französischen Revolution zunehmend konservativer. Clarkson: Thomas Clarkson (1760–1846) war ein englischer Abolitionist. Der Kampf gegen die Sklaverei liess ihn im August 1789 nach Paris reisen, wo er die Assemblée Nationale für sein Anliegen zu gewinnen suchte. Makinslosh: James Mackintosh (1765–1832) aus Schottland studierte Medizin, widmete sich aber vorwiegend der Geschichte, Philosophie und Politik. Er verfasste Vindiciae gallicae, or defence of the French revolution (1791). David Villiams: David Williams (1754–1831) war Offizier in der Continental Army, welche sich aus den 13 Kolonien formiert hatte, die gegen Grossbritannien für die Unabhängigkeit Amerikas kämpften. Gorani: Giuseppe Gorani (1740–1819), Italiener adeliger Abstammung, war Publizist und Memoirenschreiber. Begeistert von der Französischen Revolution zog er 1790 nach Paris, distanzierte sich aber später wieder davon. Anacharsis Clootz: Anacharsis Cloots (1755–1794), mit richtigem Namen Johannes Baptist Cloots, Baron du Val-de-Grâce, war Jakobiner, Publizist und homme politique. Der Sohn eines emigrierten überzeugten katholischen Niederländers begeisterte sich für die Französische Revolution und unterstützte die Girondisten. Nach Erhalt des französischen Bürgerrechts war er Mitglied des Nationalkonvents (1792–1793), wurde dann aber ausgeschlossen, verhaftet und 1794 guillotiniert. Compre: Joachim Heinrich Campe (1746–1818) studierte Theologie und Philosophie und war anschliessend als Hauslehrer der Brüder Alexander (1769–1859,  Nr. 933) und Wilhelm von Humboldt (1767–1835,  Brief vom 6. Juni 1817), als (pädagogischer) Schriftsteller, Verleger und Sprachwissenschaftler tätig. 1789, bei Ausbruch der Französischen Revolution, befand er sich mit Wilhelm von Humboldt in Paris. Corneille Paw: Cornelius Franciscus de Pauw (1739–1799) aus Amsterdam war Kanonikus in Xanten (Nordrhein-Westfalen), Philosoph und Schriftsteller. Washington: George Washington (1732–1799), Sohn eines Pflanzers in Virginia, arbeitete zuerst als Landvermesser, kämpfte als Oberbefehlshaber im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) und war der erste Präsident (1789–1797) der Vereinigten Staaten.

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Hamilton: Alexander Hamilton (1757–1804) war amerikanischer Staatsmann (Mitglied des Konvents 1786, Mitglied des Verfassungskonvents 1787, erster Schatzsekretär 1789–1795) und Anwalt in New York. Er sympathisierte mit Grossbritannien gegen das revolutionäre Frankreich. Maddison: James Madison (1751–1836) war der vierte Präsident der Vereinigten Staaten (1809–1817) und gilt als «father of the Constitution». Klopstoc: Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) studierte Theologie in Jena und Leipzig. Er gilt als Dichter der Empfindsamkeit und des Sturm und Drangs. Kociusko: Tadeusz Andrzej Bonawentura Kosciuszko (1746–1817) aus Polen war General und Maler. Kosciuszko emigrierte mangels Karrieremöglichkeiten und wegen einer unglücklichen Liebe 1776 nach Philadelphia und kehrte nach erfolgter Militärkarriere 1784 nach Polen zurück, wo er 1789 zum Major General der polnischen Armee ernannt wurde und bis 1794 erfolgreich für die polnische Unabhängigkeit kämpfte. Nach der militärischen Niederlage gegen Russland-Preussen geriet er erst in Kriegsgefangenschaft, emigrierte 1797 über England nach Philadelphia und liess sich 1798 in Paris nieder. Gilleers: Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759–1805) war Dichter und gilt als Vertreter der Deutschen Klassik.

428. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 1. Oktober 1792 5

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A Monsieur Monsieur Pestalozzi à Neuenhoff p. Wildegg – Canton de Berne Rom. d. 1ten Oct. 1792. Umsonst, lieber ehrwürdiger Freund, habe ich eine Antwort von Ihnen erwartet. Ich weiss nun nicht, ob Sie zu Hause sind oder wo Sie sind. Indessen laufe dieser Brief nach Ihrem Neuenhof, u[nd] suche Sie weiter, wenn er Sie dort nicht findet. Möchte er Sie aber dort finden! Ihr Schicksal hat Ihnen einmal arg mitgespielt, so dass ich ihm nicht weiter traue. Ich würde unruhig seyn, wenn Sie rasch etwas unternähmen. Lieber sollten Sie, ohne Ihren Plan ausgeführt zu haben, von der Welt gehn. Dennoch hätten Sie nicht umsonst gelebt. Sie haben mit Kraft u[nd] Wahrheit gepredigt wider den bösen Geist der Zeit, der das Heilige gemein machen, die Scheu in Leichtsinn u[nd] Allwisserey umwandeln, und

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alles Familienglück, aus dem einzig wahres Heil der Menschheit aufsprosst, in vage Weltbürgerey ausdehnen will, die überall geträumt wird, nirgends wohnt. Haben Sie gleich in einer Wüste gepredigt, so wirds dennoch in menschliche Herzen schallen u[nd] den Keim stiller ächter Weisheit pflanzen. Und Ihren Leiden danken wir die Wahrheit u[nd] Kraft, die Ihr Theil ist. Mir ist neulich eine neue Schrift in die Hände gekommen: Rehbergs Prüfung der Erziehungs Kunst. Mich hats sehr gefreut, zu sehn, wie von mehreren Seiten das Gute wieder hervorgezogen und der zudringliche altkluge Neuerungsgeist, der die bessere Weisheit der Väter verhöhnt, zurückgetrieben wird. Freund, es wird, hoffe ich, die Zeit kommen, u[nd] bald, dass Schwindelgeist die Menschheit zum Abgrund bringt, an dem ihr plözlich die Augen aufgethan werden wird, u[nd] von dem sie zurückfliehn wird zur verlassenen Stäte der Ruhe. Erwacht aus dem Wahnsinn wird sie dann an die säugende Brust ächter Religion sich schmiegen, und sich selig fühlen im Schooss weiser Ordnung. Wacker haben Sie gethan, was Sie konnten, uns dieser Zeit nahe zu bringen. Fahren Sie muthig fort, u[nd] stärken Sie durch Liebe den Jüngling, der auch der Tyranney einer bösen Zeit zu trotzen Kühnheit fühlt. Sollte mein Brief aus Neapel auch verloren gegangen seyn? Schreiben Sie mir doch nur gleich. Vergessen Sie nicht, dass auch Liebe binden kann, u[nd] fester als Intresse mancher Art. Stolberg hat seinen Wunsch, noch einen Winter in Italien zuzubringen, aufgeben müssen. Wir sind nun auf dem Rückwege, u[nd] gehn über Venedig, Wien, Prag u[nd] Dresden nach Hause. Sollte, nach meiner Abreise von Rom, noch ein Brief von Ihnen ankommen, so wird er mir nachgeschickt. Schreiben Sie mir aber doch gleich, à Hambourg au bureau des postes danoises. Und so immer, bis ichs Ihnen anders schreibe. Aus Deutschland gebe ich Ihnen Nachricht von mir. Aber schreiben Sie gleich. Mich verlangt herzlich nach Briefen von Ihnen. Empfehlen Sie mich Ihrer Familie, aber behalten Sie selbst mich im Herzen der Liebe. Ich schreibe in grosser Eile. Entschuldigen Sies u[nd] Gott befohlen! GHL Nicolovius Ende November denken wir in Holstein zu seyn.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 261/1

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Bogen, 181x223 mm Dorsualvermerk Nicolovius 1 8br 92, Siegel Original Textkritik

Zeuge H Z. 4–9 Z. 16 Z. 17 Z. 18 Z. 21 Z. 32 Z. 37f. Z. 47 Z. 50

lateinische Schrift ich ihm Sie rasch haben, von Scheu in verhöhnt, fühlen im Schooss weiser Sollte, Hambourg au bureau des postes danoises: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839)  Nr. 423 II. Nicolovius hatte Pestalozzi 1791 auf einer Reise mit Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg (1750–1819,  Z. 45), in die Schweiz und nach Italien kennen gelernt. Diese Bekanntschaft wurde weiterhin durch regelmässigen Briefwechsel gepflegt. III. Z. 28f. Z. 45

Rehbergs Prüfung der Erziehungs Kunst: August Wilhlem Rehberg: Prüfung der Erziehungskunst. Leipzig 1792 Stolberg: Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg (1750–1819), Jurist, Dichter und Schriftsteller, Vater von 18 Kindern, stammte aus einem lutherischpietistischen Elternhaus und wuchs, weil sein Vater in Diensten der dänischen Krone stand, teilweise in Kopenhagen auf.1770 nahm er in Halle an der Saale juristische Studien auf, wechselte zwei Jahre später aber nach Göttingen, wo er ausserdem Literaturveranstaltungen folgte. 1781 liess sich Stolberg in Eutin (Oldenburg) nieder, heiratete im darauf folgenden Jahr Agnes von Witzleben (1761–1788) und vermählte sich ein Jahr nach deren Tod mit Sophie von Redern (1765–1842). Zwischen 1793 und 1800 war er Kammerpräsident in Eutin, musste seine öffentlichen Ämter aber niederlegen, weil er am 1. Juni 1800 in Münster zum Katholizismus konvertierte. Stolberg zog sich daraufhin ins Privatleben zurück und übersiedelte erst nach Münster, dann 1812 nach Tatenhausen bei Bielefeld und zuletzt auf sein Gut Sondermühlen bei Osnabrück, wo er im Dezember 1819 starb.

269 429. Philipp Emanuel von Fellenberg 21. Oktober 1792 [Reg.] Erörtert das aktuelle Verhältnis zwischen Frankreich und der Schweiz.

Überlieferung 1

PSB III, S. 283.25ff. und S. 285.30f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 II. Beim Sturm auf die Tuilerien im August 1792 starben viele Schweizer Gardisten beim Versuch, die aufgebrachte Menge am Eindringen in den Palast zu hindern. Das Massaker löste in der Schweiz grosse Bestürzung aus. Fellenberg dürfte in seinem Brief darüber nachgedacht haben, welche Folgen sich daraus für die Anliegen der Revolution ergeben.

430. Philipp Emanuel von Fellenberg Ende Oktober 1792 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 285.6f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426

270 431. Anna (Maria) Salome Schulthess 1793 5

[Reg.] Anna Salome Schulthess hat von Pestalozzis Plänen erfahren, nach Frankreich zu reisen und will ihm davon abraten.

Überlieferung 1

PSB III, S. 294.7f. Sacherklärung I.

Anna (Maria) Salome Halder-Schulthess (1773–1854) wächst im Val de Travers (Kt. Neuenburg) auf, wo ihr Vater Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239), der Bruder von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3), Pfarrer war. Die Zeit zwischen 1807 und etwa 1816 verbrachte sie in Russland als Hauslehrerin. 1822 erfolgte die Heirat mit Heinrich Halder (1786–1864), einem Lenzburger Bankier.

432. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 2. April 1793 [Reg.] Nicolovius schreibt aus Eutin.

Überlieferung 1

PSB III, S. 396, Nr. 702 Sacherklärung I.

Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839)  Nr. 423

433. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius September 1793 5

[Reg.] Nicolovius bittet Pestalozzi um Klärung seiner religiösen Haltung, das heisst über seine persönliche Auffassung über das Christentum.

271 Überlieferung 1

PSB III, S. 299.7ff. Sacherklärung I.

Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839)  Nr. 423

434. Anna Pestalozzi-Schulthess 9. November 1793 5

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à Monsieur Monsieur Pestalozzi – chez M[onsieu]r le Docteur Hoze a Richteschveil auf der Gerwe Zunft abzulegen – Hallw[il]. 9. 9bre 93. Damit du, Lieber! recht wol mit mir zu frieden seyest, schreibe ich dir noch von hier aus, wo ich morgen wieder abreisen werde, von dem Ort da ich abermal viel zufriedene Tage genosen; ich fahre gehe mit Fr[au] Oberherrin u[nd] J[un]gfr[au] Usterj bis L[en]zburg, u[nd] die leztem dinstag nach Zürich, es hat sich geändert, dann ist Lorsa u[nd] Carl durch das Togenburg, sind aber noch nicht angekomen, da sie schon etliche Tage erwartet werden. Von heimen habe ich immer gute Berichte gehabt, gott gebe es ferner, auch mit meiner Wunden hofe ich dass ich nicht so gar dem Offen nachschlüpfen müsse, doch ist sie noch nicht heil, in gotts nammen, trage mich in gedult, Lieber Mann! ich will thun was ich kann, noch meiner Schwäche das ich niemand zur Last falle in meinem alter, wird gott mich schüzen ich ihn bäte täglich dafür; denk sie haben die Wasche gemacht, weil ich fort war; sie werden dir auch Linge geschikt haben; Ich freüe mich wen wir wieder bey einander in Ruhe u[nd] Stille u[nd] Frieden häuslich wohnen, arbeite nur brav vor u[nd] a u s , will gern dan abschreiben dass Lav[ater] fortreisst, hat die Usterj schon von Zürich aus geschrieben; es solle mir doch dem alten u[nd] Jungen weeh thun; gieb einmal die richtige Rechnung von deiner Haushaltung, das wen der Herr des Hauses kommt, er zu frieden seye, ich will dir so bald ich wider heim komme, bewusstes schiken. sage mir nur ||||

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nichts oder so viel du wilt, unten im Brief, damit niemand nichts merke daheim wenn ich den Brief zu lesen gebe, kann nicht genug sagen, wie freündschaftlich Fr[au] Oberherrin u[nd] Usterj sind gewessen, die leztere veredlet alle Tage ihren Lavater mehr, du must gewis recht aus dem Grund einst mit Fr[au] O[ber]h[errin] u[nd] Lorsa oder eher mit Jsar der Jeano jezt unter Händen am meisten hat, unterreden; er muss gewis besonders sorgfältig behandlet werden, dir gesagt, es mahnt mich in gotts namen auf u[nd] nieder wie Jaq[ues] gewessen, da er heim kamm, was ich nach meiner Schwäche rathen könte habe ich gethan; er mus gewis mit liebe geleitet werden aber warte, bis du mündlich über dies reden kanst, sage nicht dass ich dir darüber geschrieben; es dauren mich herzlich M[utter] u[nd] Sohn; gott schenke Nachsicht u[nd] Kraft der ersten, sie hat es nöthig; so ist aller orten etwas – – dass man sein Bürdelj gern wieder auf sich nimt; es hat ein jedes das Seine. Krieg neües wirst du so wol wisen als wir; dan wir wissen nichts als aus den Zeitungen, das alle Frembde aus genf kommen, so gar dass man die Hünde todschlage, wegen der Theüre ist aus Brieffen an Schmid in Lenzb[urg] so auch [aus] Marseille, Bourdeau, Lion; Schmid weist nicht wo sein Bruder hin gekommen, der in Bourdeau war; wird george Schulthess denk auch zu uns kommen? so gern ich da bin, gehe gern wieder heim, ich empfinde meine anhänglichkeit immer wen ich anders wo bin, u[nd] das freüt mich für mein Herz; Unmuth machen freylich die Umstände, u[nd] bisweilen das nicht wol seyn, aber opfern könte ich mich doch für jedes von uns, Ihr Schalkskezern, was jezt das lise für ein Einfall hate, denk es schrieb mir hier hinauf, ich soll machen dass mich Fr[au] Oberh[errin] mit nach Bern nemme sie wollen mir geld u[nd] Kleider schiken, ich häte doch allenthalben warme Stuben, u[nd] daheim kalte; das Gute war, ich habe den Brief hinder alle Mauren verstekt, gehest du in die Stadt, so sage heiris Frau sie solle doch fort fahren lissmen, M hat geschrieben u[nd] pressiert; nun walte gott über dich lieber über uns alle, alles hier g[rüsst ***] mahl deine Nane

Überlieferung 1 2 3 4

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 281/6 Bogen, 147x196 mm leicht beschädigt Siegelspuren

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Original Textkritik

Zeuge H Z. 4–8 Z. 12f. Z. 13 Z. 23 Z. 26 Z. 30 Z. 33 Z. 38 Z. 38f. Z. 51f. Z. 53 Z. 53 Z. 56 Z. 62

lateinische Schrift von dem Ort da fahre ihn Frieden häuslich richtige nichts (2x) Jeano: lateinische Schrift am meisten hat Marseille, Bourdeau, Lion: lateinische Schrift Bourdeau: lateinische Schrift george: lateinische Schrift Herz; Unmuth Gute Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 III. Z. 6 Z. 8 Z. 9 Z. 14 Z. 14

Z. 16 Z. 16

le Docteur Hoze: Johannes Hotz (1734–1801)  Nr. 115 R i c h t e s c h v e i l : Richterswil (Kt. Zürich) Gerwe Zunft: Pestalozzi war Mitglied der Helvetisch-vaterländischen Gesellschaft zur Gerwi, die im Haus der Gerberzunft tagte. Fr[au] Oberherrin: Franziska Romana von Hallwil (1758–1836)  Nr. 744 J[un]gfr[au] Usterj: Dorothea Usteri (1765–1804) war die Schwester des Malers und Dichters Martin Usteri (1763–1827). Sie war eng befreundet mit Franziska Romana von Hallwil (1758–1836,  Nr. 744), lebte 18 Jahre als Hausgenossin bei dieser und verstarb auch auf Hallwil. Aufgrund ihrer Verbundenheit liess Franziska Romana von Hallwil ihr nach ihrem Tod ein gemeinsames Grabmal mit dem rund ein Jahr zuvor verstorbenen Sohn Johann/Jeannot/Janot von Hallwil (1776–1802,  Nr. 455) errichten. Dieses wird in der Literatur oft fälschlicherweise als Zeichen einer Verlobung interpretiert. Lorsa: Jeremias Lorsa (1757–1837)  Nr. 344 Carl: Karl von Hallwil (1778–1827) konnte 1796 dank Franziska Romanas Verbindung zu Karl August von Hardenberg (1750–1822) in die Berliner Militär-Akademie eintreten, die eigentlich nur dem höchsten Adel offen stand. In der Folge trat er als Fähnrich dem Laurenzischen Regiment (General Laurenz) bei, wurde Ende 1801 auf Gesuch seiner Mutter aus dem Dienst entlassen – sein eigener Antrag war abschlägig entschieden worden – und kehrte nach Hallwil zurück, wo er die wirtschaftliche Leitung des Schlosses übernahm. Von 1806 bis 1808 hielt sich Karl im Kanton Waadt auf, besuchte unter anderem Pestalozzi in Yverdon und war Gast

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Z. 38 Z. 41 Z. 48 Z. 51 Z. 51f. Z. 53 Z. 58 Z. 64 Z. 64 Z. 64

auf Schloss Goumoëns. 1808 heiratete er Wilhelmine Goumoëns (1783– 1845). Anschliessend übersiedelte er nach Aarau und übernahm das Kommando des Aargauischen Landjägerkorps, das aber nicht genügend einbrachte, so dass er nebenher durch den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten sein Auskommen zu verbessern suchte. Aufgrund seiner ökonomischen Erfolglosigkeit trat er 1815 in holländische Kriegsdienste ein und siedelte mit seiner Familie nach Holland über. meiner Wunden: Um welche Wunden es sich handelt, ist unklar. Linge: Leibwäsche (frz. lingerie) Lav[ater]: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 ||||: Es ist unklar, was mit diesem Zeichen gemeint sein könnte. Jsar: Der französische Flüchtling François Joseph d’Ysarne aus Fraissinet (F) weilte im November 1793 auf Hallwil und war offenbar neben Jeremias Lorsa (1757–1837,  Nr. 344) mit der Erziehung der drei Söhne betraut. Ob es sich bei dem Flüchtling um Joseph d’Izarn (1766–1847), Chemie- und Physikprofessor und späteren «inspecteur général de l’instruction publique» (1811) in Paris handelt, ist unklar. Jeano: Johann/Jeannot/Janot von Hallwil (1776–1802)  Nr. 455 Jaq[ues]: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 Krieg neues: Neuigkeiten über den Krieg Schmid: konnte nicht eruiert werden Bourdeau: Bordeaux george Schulthess: Georg Kaspar Schulthess (1770–1800)  Nr. 453 lise: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836)  Nr. 594 heiris Frau: Anna Barbara Schulthess-Locher (1754–1812)  Nr. 323 lissmen: stricken (mdl.) M: Wer mit M. gemeint ist, ist unklar. Möglicherweise handelt es sich um Christoph Heinrich Müller (1740–1807,  Nr. 784), welcher nach der Veröffentlichung seiner obrigkeitskritischen Schrift Bauerngespräch (1767) aus Zürich ausgewiesen worden war.

435. Philipp Emanuel von Fellenberg vor dem 15. November 1793 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 303.4f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426

275 436. Philipp Emanuel von Fellenberg Ende 1793 [Reg.] Fellenberg verfasst in einem Brief an Pestalozzi eine Lobrede auf Fichte.

Überlieferung 1

PSB III, S. 306.33f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 III. Z. 4

Fichte: Johann Gottlieb Fichte (1762–1814)  Nr. 1039

437. Philipp Emanuel von Fellenberg Dezember 1793 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 311.5f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426

438. Johann Caspar Lavater Januar 1794 5

[Reg.] Lavater hat den Entwurf zu Ja oder Nein? gelesen und gibt sein Urteil darüber ab.

275 436. Philipp Emanuel von Fellenberg Ende 1793 [Reg.] Fellenberg verfasst in einem Brief an Pestalozzi eine Lobrede auf Fichte.

Überlieferung 1

PSB III, S. 306.33f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 III. Z. 4

Fichte: Johann Gottlieb Fichte (1762–1814)  Nr. 1039

437. Philipp Emanuel von Fellenberg Dezember 1793 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 311.5f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426

438. Johann Caspar Lavater Januar 1794 5

[Reg.] Lavater hat den Entwurf zu Ja oder Nein? gelesen und gibt sein Urteil darüber ab.

276 Überlieferung 1

PSB III, S. 312.4ff. Sacherklärung I.

Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 III. Z. 4

Ja oder Nein?: Ja oder Nein? Aüsserungen über die bürgerliche Stimmung der europeischen Menschheit in den oberen und unteren Stenden, von einem freyen Man (1793) (PSW X, S. 75–170).

439. Friedrich Heinrich Jacobi 24. März 1794 Pempelfort, d[en] 24. Merz 1794. 5

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Schon vor Jahren habe ich dem Verfasser von Lienhard und Gertrud meine grosse Achtung öffentlich bezeugt; mit dem Menschen Pestalozzi wurde ich durch Nicolovius bekannt, und durch eben diesen Nicolovius weiss ich auch, dass Pestalozzi mir gut ist. Ich sollte Ihnen, lieber vortrefflicher Mann, über die neue Ausgabe von Lienhard und Gertrud, so bald sie ganz erschienen wäre, schreiben. Es dauerte lange, bis ich die drey Bände zusammen hatte. Darauf hinderte mich am ruhigen Lesen die Ausarbeitung von Allwills Briefsammlung; und kaum war der erste Theil gedruckt, als mich eine traurige Augenkrankheit überfiel. Dieser Zufall veranlasste mich zu reisen. Ich war den ganzen Sommer und Herbst von zu Hause weg, kam zurück im Kriegsgetümmel, und erlebte einen traurigen, kummervollen, höchst unruhigen Winter. In diesem Winter, noch vor Ausgang des Jahres 1792 las ich, mit herzlichem Wohlgefallen, Ihr neues Buch, und es fehlte mir, da ich es geendigt hatte, gewiss nicht an gutem Willen Ihnen meines Herzens Gedanken darüber zu schreiben. Aber was ich Ihnen zu sagen hatte, liess ich nicht so leicht auf das Papier werfen: meine äussere Lage war drückend, niederschlagend, mein körperliches Befinden schlecht: so unterblieb das Schreiben. Ich könnte, was ich an Ihrem Buche noch immer auszusetzen habe ziemlich laut mit Einem Worte ausdrücken, wenn dieses Wort nicht einem so argen Missverstande ausgesetzt wäre; ich möchte nehmlich sagen, dass es mir, seinem inneren Gesichte nach, noch immer zu materialistisch vorkäme. Zwar trifft dieser

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Vorwurf die zweyte Ausgabe weniger, als die erste, aber auch in jener bleibt doch am Ende und alles zusammengenommen, physisches Wohlseyn erstes Princip und letzter Zweck, innere Sittlichkeit und Religion kommen nur, theils als Mittel, theils als Zugabe in Betrachtung; sie sind in Ihrem System, seinem innersten Begriffe nach, untergeordnete Dinge, und darum ist auch alle Mühe, die Sie sich gegeben haben, sie zuweilen mehr heraufzubringen, nach meinem Gefühl, ohne wahre Frucht geblieben. Ich entdeckte dieses mein Urtheil vorigen Herbst unserem Freunde Nicolovius, und er versicherte mir, eben so geurtheilt und Ihnen geschrieben zu haben. Sie kehrten den Spruch: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, so wird Euch das andre alles zufallen – um. Bey dieser Gelegenheit zeigte er mir einen herrlichen Brief von Ihnen, der, wenn ich recht behalten habe, eine Antwort auf seinen Ihnen gemachten Vorwurf war. Mit allem, was in diesem Briefe stand, konnte ich vollkommen sympathisiren; und weil ich dieses konnte, so werden Sie begreifen in welchem Sinne ich tadle und desideriere, nehmlich ohne angeben zu können, wie Sie, was ich wünschte, hätten zu Stande bringen sollen. Allgemein bekannt ist die Antwort auf die Frage: was das erste Bedürfniss zum Kriegführen sey? – Geld! – Und das zweyte? – wieder Geld? und das dritte? Noch einmal Geld! – Ebenso, glaube ich, könnte man auf die Frage: was das erste Bedürfniss geselliger Ordnung häuslicher und öffentlicher Wohlfahrt sey? antworten: Eine positive Religion, eine historische Offenbarung. Und das zweyte? Eben so! – Und das dritte? Wieder! Denn alles unter Menschen beruht auf Wort und Treue; darauf, dass Ja, Ja, und Nein, Nein bleibe über alles eigene Urtheil hinaus und auf jede Gefahr. Ein solches unverbrüchliches Ja und Nein ist aber ohne den festesten Glauben an eine göttliche Vorsehung und Regierung nicht möglich: ich muss überzeugt seyn, dass ich nur meine Pflicht zu beobachten habe, und ein höheres Wesen alles Übrige alsdann ohne mich zum Besten lenken werde. Wie gelangen wir zu einer solchen Überzeugung? Weder die alltägliche Erfahrung, noch ihre Geschichte, kann uns, denke ich, dazu verhelfen; sondern wir bedürfen vielmehr ein Gegenmittel, in dieser Absicht, wider die alltägliche Erfahrung, wider ihre Geschichte, und eine daraus entspringende Philosophie. Dazu hat unter uns bisher die Bibel gedient, und ich sehe nicht, wenn diese ihr Ansehen als ein göttliches G e s c h i c h t b u c h verliert, was wir an die Stelle setzen wollen. Diese Betrachtung macht mich äusserst schwermüthig, verbittert mir das Leben; ich sehe schon seit geraumer Zeit, der

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Menschheit keinen Rath mehr, und votire für den jüngsten Tag. Können Sie mir hierüber etwas tröstliches sagen a u s I h r e s H e r z e n s G e i s t u n d E m p f i n d u n g (wie Vater Homer sich auszudrücken pflegt) so unterlassen Sie es nicht. Hier ein neues Buch von mir, welches ich mit Vertrauen in Ihre Hände gebe, da ich weiss, dass Sie Allwills Briefsammlung. mit Interesse gelesen haben. Ich reiche Ihnen die Hand als meinem Freunde, und bin gewiss von ganzem Herzen Der Ihrige.

Überlieferung 1

Rudolf Zoeppritz: Aus F.H. Jacobi’s Nachlass. Ungedruckte Briefe von und an Jacobi und andere … Leipzig 1869, Band 1, S. 175–178 Textkritik

Zeuge [a] Sacherklärung I. Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) aus Düsseldorf absolviert in Frankfurt eine Kaufmannslehre, woran er eine weitere Ausbildung in Genf (1759–1762) anschliesst. 1764 übernimmt er die Leitung der väterlichen Zuckerfabrik. Als er 1772 zum Hofkammerrat des Herzogtums Jülich-Berg (Rheinland) ernannt wird, zieht er sich aus dem Handelsgeschäft zurück und intensiviert die schriftstellerische Tätigkeit. Auf seinem Landgut Pempelfort bei Düsseldorf unterhält er für viele Jahre einen Treffpunkt literarisch und politisch Interessierter. 1775 veröffentlicht er sein erstes grösseres Werk Aus Eduard Allwills Papieren, welches ein Jahr später in einer erweiterten Fassung auch im Teutschen Merkur erscheint. 1779 wird Jacobi als Geheimrat und Referent für das Zollwesen nach München berufen, scheitert aber mit seiner liberalen Freihandelslehre schon nach kurzer Zeit. Es folgen zahlreiche Schriften, in denen er ausgehend von der subjektiven Lebenserfahrung eine Philosophie des Gefühls entwickelt. 1794 flieht Jacobi vor den napoleonischen Truppen über Holstein nach Eutin (Schleswig-Holstein), wo er sich 1795 niederlässt. Ab 1804 lehrt er als Philosophieprofessor in München. 1805 wird er Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, die er zwischen 1807 und 1812 präsidiert. Nach heftigen Kontroversen um die 1811 erschienene Schrift Von göttlichen Dingen sowie dem Bekanntwerden seiner Kontakte zu Illuminaten und Freimaurern wird Jacobi im September 1812 frühzeitig in den Ruhestand versetzt. III. Z. 6

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Achtung öffentlich bezeugt: Damit ist möglicherweise Jacobis Schrift David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus (1787) gemeint. Am Ende dieser in Gesprächsform verfassten Auseinandersetzung über den Glaubensbegriff wird das Buch Lienhard und Gertrud explizit zum Gesprächgegenstand gemacht. Nicolovius: Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839)  Nr. 423

279 Z. 9 Z. 13 Z. 30 Z. 42f.

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neue Ausgabe: Damit ist die zweite Fassung von Lienhard und Gertrud in drei Teilen gemeint (1790–1792). Allwills Briefsammlung: Friedrich Heinrich Jacobi (Hrsg.): Eduard Allwills Briefsammlung, mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg 1792 erste: Damit ist die erste Fassung von Lienhard und Gertrud in vier Teilen gemeint (1781–1787). herrlichen Brief: Damit ist wohl der Brief Pestalozzis an Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839,  Nr. 423) vom 1. Oktober 1793 gemeint (PSB III, Nr. 712). Darin äussert Pestalozzi seine Auffassung über das Christentum, veranlasst durch Nicolovius’ briefliche Anfrage vom September 1793 ( Nr. 433). Homer: Homer gilt als der älteste namentlich bekannte griechische Dichter und lebte vermutlich im 8. Jahrhundert v. Chr. (oder auch später) in Kleinasien. Bis heute ist nicht ganz geklärt, ob eine historische Person «Homer» überhaupt existiert hat. neues Buch: Dabei dürfte es sich um Woldemar (Königsberg, 1794) handeln.

440. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius 14. November 1794 Münster. d[en] 14ten Nov[ember 1]794. 5

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Meine Unruhe treibt mich. Ich kann dir nicht länger schweigen. Du wirst mich für treulos halten, und doch bin ich dir treu wie immer. Spät bekam ich in Königsberg deinen Brief vom Februar. Du bezogst dich darin ganz auf einen vorigen Brief von dir. Ich hatte diesen gar nicht bekommen, erwartete ihn noch von Woche zu Woche, ob er vielleicht auf Umwegen endlich zu mir kommen würde. Er kam aber gar nicht. Was du mir von Frankreich in deinem Februars-Briefe schriebst u[nd] dass du mich auch hierüber auf Deinen vorigen verwiesest, liess mich fürchten, dieser hätte etwas enthalten, dass man, falls er in Berlin geöfnet wäre, des Unterdrückens werth gehalten hätte. So trug ich Bedenken, dir frey zu schreiben. Geschäfte auf meinem Landgut nahmen mir überhaupt Musse u[nd] Ruhe. Zu diesen kamen Anstalten zu einer nahen Reise. Ich verliess mitten im Sommer Königsberg, u[nd] nach einem Aufenthalt in Holstein ging ich nach Düsseldorf. – Ich bin verlobt mit der Tochter des Geheimrath Schlosser. Die Kriegsunruhe, die ihn traf, traf mich mit durch Theilnehmung der Liebe und durch Einfluss auf mein eignes Schicksal. Sein Fortzug von Carlsruh machte mein weiteres Reisen ungewiss. Alles dies beschäftigte mich so ganz u[nd] gar, dass ich keinem meiner Freunde leben oder schreiben konnte. Düsseldorfs Unglück kam unerwartet u[nd]

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überrumpelte mich. Ich erlebte das schreckliche Bombardement der Stadt, lebte einige Wochen nachher in der Nähe Düsseldorfs in der Gesellschaft geflüchteter Freunde. Jezt bin ich hier und in der nächsten Woche gehe ich nach Hamburg, harrend auf den Ausgang des Krieges, der vieles auch über mich entscheiden sollte. Du hattest mich in deinem Briefe um nähere Auskunft über das gebeten, was Baggesen dir von einem Graf Reventlow gesagt hatte. Ich wusste, dass dies nur der Graf R[eventolow] von Trolleburg in Fünen seyn konnte, erkundigte mich deshalb u[nd] erhielt erst nach langer Zeit die Antwort, dass Baggesen keinen Auftrag an dich gehabt, u[nd] Graf R[eventlow] keinen Gedanken der Art hätte. Auch um dir eine Antwort deshalb mittheilen zu können, schob ich mein Schreiben an dich auf. So viel zur Geschichte meines langen Schweigens u[nd] zu meiner Rechtfertigung. Dass ich mitten in all dieser Unruhe u[nd] dieser mannigfaltigen Füllung u[nd] Zerreissung meines Herzens manche ruhige Stunde fand, versteht sich. Aber immer wartete ich eine ruhigere ab. Diese kam nicht, u[nd] ist noch nicht kommen. Und jezt schreibe ich dir nur, um von dir zu hören, mich aufs neue an dich zu knüpfen, und mir in meinem Schweigen nicht ganz unausstehlich zu werden. Gieb mir die Hand, u[nd] lies in meiner Seele, u[nd] sprich bald zu mir! Dein Brief vom Februar bezieht sich fast in Allem auf einen vorhergehenden, u[nd] da mir dieser fehlt, so kann ich auf Nichts dir befriedigend antworten. Schreibe mir aufs neue, u[nd] ich will bald u[nd] ganz dir sagen, was ich weiss u[nd] kann. Mach mich bekannt mit deiner jetzigen Lage, mit deinem Schriftsteller-Vorhaben; u[nd] was mein Bruder thun soll, schreibe mir bestimmt. Schreib mir von deinem Sohn u[nd] von allen deinen Hofnungen wegen Frankreich. Fass Herz zu mir u[nd] du sollst nicht wanken. Schreibe mir nach E u t i n , recommandirt ans d ä n i s c h e Postamt in Hamburg. Lebe wohl, grüsse die deinen, u[nd] schreibe mir ohne Verzug, wenn auch vorläufig nur kurz. Ich antworte dir ohne Säumen. Verkenn mich nicht u[nd] glaub an meine Liebe. Dein immer gleich GHL Nicolovius Jacobi ist von Düsseldorf nach Holstein geflüchtet, und bleibt, wenigstens bis zum Frühjahr dort.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 261/2 Bogen, 189x230 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 26 Z. 27 Z. 54 Z. 57 Z. 57 Z. 57f.

Ich erlebte Düsseldorfs allen E u t i n : lateinische Schrift recommandirt: lateinische Schrift Hamburg: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839)  Nr. 423 III. Z. 7 Z. 20

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deinen Brief: scheint nicht erhalten zu sein Tochter: Luise Maria Anna Nicolovius-Schlosser (1774–1811) war die älteste Tochter von Johann Georg Schlosser (1739–1801,  Z. 20) und Cornelia Schlosser-Goethe (1750–1777), der Schwester Johann Wolfgang von Goethes (1749–1832,  Nr. 811). Mit 13 Jahren zog sie mit der Familie nach Karlsruhe. Luise heiratete 1795 in Ansbach (Franken) Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839,  Nr. 423). Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor. Schlosser: Johann Georg Schlosser (1739–1799) aus Frankfurt war Jurist, politischer und philosophischer Schriftsteller, Übersetzer griechischer Schriften und Staatsmann. Nach dem Jurastudium in Jena und Altdorf (bei Nürnberg) (1758–1762) und einer kurzen Rechtsanwaltstätigkeit wirkte er ab 1774 in Emmendingen (Baden) als Oberamtmann, ab 1787 als Geheimer Hofrat in Karlsruhe und 1790–1794 ebenda als Direktor des Hofgerichts. Die letzten Jahre verbrachte er in Ansbach (Franken), Eutin (Schleswig-Holstein) und wiederum in Frankfurt, wo er 1798 zum Syndikus ernannt wurde. Im 1. Stück der Ephemeriden von 1776 äusserte er sich skeptisch über die Erwartungen, die in der Öffentlichkeit mit dem Philanthropin in Dessau verbunden wurden. Freunde: Bei den Freunden handelt es sich wahrscheinlich um Jacobis Schwester Anna Katharina Charlotte Jacobi (1752–1832) und um «Mitglieder der Jacobischen Familie» allerdings ohne Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819,  Nr. 439) selber – jener war bereits Ende September nach Holstein gereist. Zuvor war Christian Wilhelm von Dohm (1751–1820) mit seiner Familie zu Besuch. Baggesen: Jens (Imanuel) Baggesen (1764–1826)  Nr. 442 Graf Reventlow: Johann Ludwig, Graf von Reventlow (1751–1801) aus Kopenhagen, trat nach Ende des Studiums (1764–1767) an der Akademie von Sorø (Seeland, DK) in den Staatsdienst ein, wo er Ämter als Kammerjunker (1766), Beisitzer (1773) und Abgeordneter (1781) der Rentenkam-

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mer, Kammerherr (1774) sowie Abgeordneter des Wirtschaftskollegiats (1784) besetzte. 1788 liess er sich auf dem Gut Brahetrolleborg auf Fünen (DK) nieder. Reventlow beteiligte sich durch die Mitbegründung von drei Schulen in Godset und mit der 1794 erfolgten Errichtung des Lehrerseminars in Trolleborg (Seeland, DK) aktiv an den dänischen Schulreformen Ende des 18. Jahrhunderts. mein Bruder: Gemeint ist einer der jüngeren Zwillinge, Theodor Balthasar (1768–1831) oder Mathias Friedrich Nicolovius (1768–1836); allerdings sind nur Verbindungen zwischen Pestalozzi und letzterem bekannt, weshalb davon auszugehen ist, dass Mathias Friedrich gemeint ist. Dieser war ab 1790 Buchhändler und Verleger in Königsberg, verkaufte 1818 sein Geschäft (an die Brüder Bornträger) und wurde Kassierer bei der preussischen Staatsbank. deinem Sohn: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 Hofnungen wegen Frankreich: Die politischen Ereignisse in Frankreich hatten Pestalozzi stark beschäftigt und auch ihre Spuren in verschiedenen Schriften hinterlassen (Ja oder Nein, 1793; Ueber Sansculottismus und Christentum, 1794, beide abgedruckt in PSW X). Ende Juli 1794 war zudem Maximilien Marie Isidore de Robespierre (1758–1794) verhaftet und hingerichtet worden, womit die Terrorherrschaft der Jakobiner ein Ende gefunden hatte. Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767–1839,  Nr. 423) wollte wohl von Pestalozzi erfahren, wie er die neue politische Situation einschätzte. Jacobi: Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819)  Nr. 439

441. Comité d’Instruction Publique Paris 23. November 1794 Au C[itoyen] Pestalozzy rue Helvetius n° 559 ch. 42 5

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7. Frimaire an 3 C[itoyen] Le Comité d’instruction publique nous a renvoyé une pétition que tu lui avais adressée, et dans la quelle, en lui demandant son autorisation pour travailler à trois ouvrages relatifs à l’Helvétie, tu réclamais en même tems des secours qui te procurrassent les moyens de les entreprendre. Nous regarderons toujours comme le premier de nos devoirs de contribuer, autant qu’il sera en nous, à la haine de la tyrannie et à la propagation des principes républicains. Mais pour être en etat d’apprécier les ecrits que tu annonces, et pour mettre le Comité à portée de prononcer sur leur mérite et leur utilité, nous désirerions en avoir une notice abrégée qui nous en fit connaître la nature et le plan. Nous t’invitons, Citoyen, à nous la faire passer, et à y joindre une note sur le genre de secours que tu sollicites. Tu dois sentir que sans ces renseignemens

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il ne nous est pas possible de fournir au Comité ceux qu’il nous demande. Salut et fraternité signé Ginguené

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Paris, Archives nationales, Sign. F 17/1214 A, doss.12, pièce 342 Blatt, 290 mm x305 mm Entwurf Textkritik

Zeuge H Z. 9 Z. 13

tu réclamais etat d’apprécier Sacherklärung I.

Das Comité d’Instruction Publique wird im Oktober 1792 gegründet und ist Teil der Convention Nationale (20. September 1792 – 26. Oktober 1795), des offiziellen Nachfolgegremiums der Assemblée Législative. Das Comité betreut dreizehn Teilbereiche rund um das öffentliche Bildungs- und Erziehungswesen und ist per Dekret vom 24. August 1794 (7 fructidor an II) auch befugt, in den zu kontrollierenden Teilbereichen Massnahmen zu ergreifen. Ab August 1794 umfasst es 16 Mitglieder – zuvor waren es 24. II. Obwohl die Adresse dies vermuten lässt, ist unsicher, ob sich Pestalozzi im November 1794 in Paris aufgehalten hat. Dies legt einerseits der Briefwechsel zwischen Johann (Hans) Konrad Escher (1776–1835,  Nr. 589) und Albrecht Rengger (1764–1835,  Nr. 646) nahe ( Nr. 442), andererseits ist der Brief von Pestalozzi an das Comité d’instruction publique vom 16. November 1794 (PSB III, Nr. 722) nicht eigenhändig unterschrieben. Falls Pestalozzi nach Paris gereist ist, hat er sich nur einige wenige Tage dort aufgehalten. Lit.: Alfred Rufer: Pestalozzi sucht in Frankreich eine Stelle. In: Pestalozzianum 1966, S. 13–16; Stadler I, S. 502, Anm. 81 III. Z. 6f. Z. 8



une pétition: PSB III, Nr. 722 trois ouvrages: Pestalozzi bietet dem Comité d’Instruction Publique in seinem Brief vom 16. November 1793 (PSB III, Nr. 722) die Übersetzung dreier Werke an: Im ersten geht es um die wichtigsten Kriege Helvetiens gegen die Despoten, das zweite sollte ein Werk sein, das die Vorzüge des helvetischen Staates, unter anderem die Demokratie, die Bildung und Moral beleuchtet, und als drittes schlug er eine verkürzte Darstellung der helvetischen Geschichte bzw. die Lebensgeschichte des Zürcher Bürgermeisters Hans Waldmann (ca. 1435–1489) vor. Als Vorlage sollten möglicherweise dienen: Johannes von Müller: Geschichten Schweizerischer Eidge-

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nossenschaft (1780), Hans Rudolf Maurer: Kurze Geschichte der Schweiz (1779) und Carl Grosse: Geschichte der Schweiz, Band 1 (1791) (vgl. PSB III, S. 538). Ginguené: Pierre-Louis Ginguené (1748–1816) aus Rennes war Schriftsteller und Commissaire de l’Instruction Publique im Innenministerium.

442. Jens (Imanuel) Baggesen 24. November 1794 Worb, d[en] 24. Nov[ember] 1794. 5

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Mein innigstgeschäzter, inniglieber, theurer Freund! Dank herzlichen Dank für deine Erscheinung in meinen kleinen Berner Cirkel; du brauchst dich jenen, die du so herzlich grüsst, nicht zu empfehlen – du hast dich Ihnen, besonders meiner r e i n h e r z i g e n F r a u und meiner i n n i g g u t e n S c h w i e g e r m u t t e r , Selbst unmittelbar durch dein reines Herz, deine innige Güte, und deinen lehrreichen, unterhaltenden, Kopf und Herz bessernden Umgang über alle Empfehlung empfohlen. Wir wären elende Menschen, H u m m e l s oder J a c o b l i - t h u m i r n i c h t s , wenn wir für dich, du Heller und Warmer! keinen Sinn hätten. Wenn ich nicht meine Diogenes-Kerze mit Recht bey deinem Anblick ausblasen darf, so lösche ich sie für keinen Sterblichen! Du bist kein Freund von vielen Worten; ich auch nicht. Du bist mir d u von ganzer Seele – dies sey g e n u g . ___________

Ich freue mich, dass du in Richterswyl bey deinem – wie gerne möchte ich sagen dürfen: unserm H o z e bist. Er ist d e m G e d a n k e n nicht gut, dass er allein sey. Du denkst noch lebendiger und besser mit einem andern Denker. Gern, gern möchte ich J ü n g e r zu Euren Gamaliels Füssen sitzen – allein ich bin hier vor der Hand fest angenagelt – vielleicht dass ich, fruh des künftigen Monaths bey Euch seyn kann. Du zweifelst doch nicht an mein Wollen. Ich habe dir gesagt, dass kein menschliches Antlitz mir in so kurzer Zeit Achtung und Liebe einflösste, wie Hozens – ich wiederhohle es. Ich freue mich der Ruhe und des Ernstes, womit du deinen Geist den 2 lezten Arbeiten deines Lebens widmest. ___________

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Ich sprach seit dem alle Tage mit Oelsner hauptsachlich von dir. Er ist warm für deinen Auftrag geworden – hat schon an Gregoire

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Der junge Fellenberg geht in einigen Tagen nach Paris. Er wird dir dies gemeldet haben. ___________

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Ich schicke dir hier einen Brief, den ich so eben von Lavater erhalten, und sogleich beantwortet habe. Ich kann daraus nicht klug werden. Je länger ich darüber nachdenke, je wahrscheinlicher wird es mir indess, dass d u das Räthsel lösen kannst. Du weisst vermuthlich wo S t ä f a liegt, und vielleicht kannst du in Richterswil von einer Geschichte unterrichtet seyn, die, wie es scheint, in Zürich Aufsehen macht. Ich muss bekennen, der Brief kommt mir verdächtig vor. Es ist mir eine mir unerträgliche Dunkelheits affectation darin. Lies ihn selber, unterm Siegel der Verschwiegenheit, und sage mir deine Meinung! Eine sonderbare Ablegung seiner U b e r z e u g u n g in einer Sache, w o r i n e r n i c h t i m m i n d e s t e n e i n t r e t e n k a n n , von einem Memorial, d a s e r n i c h t g e l e s e n h a t ! O! Geheimnisvollheit! o Nirgends und überall seyn! o Nichts und Allwissenheit! Wie bedaure ich einen Menschen der mit dieser Krankheit behaftet ist! einen Menschen, dem Gott die Stirne hell und rein schuf, und der um göttlich zu strahlen den ursprünglichen Glanz durch Flitterschimmer verdrängte! Lavater! Lavater! Schicke mir ihn und die Abschrift meiner Antwort mit deinem Bedenken darüber sogleich zurück. Ich möchte gern dahinter kommen, ob etwas, oder was hinter dieser wunderbaren Warnung steckt. Ich habe an Oelsner gerathet – aber hat Er Oelsner nach Coppen[hagen] empfohlen? Kennt Er ihn auch nur? Steckt gar nichts dahinter – ist es ein blinder Lerm – hat es im Grunde am meisten zu Bedeuten. Du verstehst mich. Hat er es geschrieben, um zu sehen, wie ich auf so was antworte? Meinetwegen! Er kann, wenn er will, meine Antwort nach Cop[enhagen] an B[onstetten] schicken. ___________

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Ich bleibe 4 Wochen hier, mit meiner Frau, meinem Kind und unsrer Freundin Wieland – meine Bücher sind K a n t s und R e i n h o l d s Werke – P l u t a r k – C l a r i s s e H a r l o w e – und L i e n h a r d u n d G e r t r u d – wovon ich mir beyde Editionen, die alte und die neue, verschafft habe. O! mein Vater! mein

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Freund! Weinender Dank dir für d a s S t e r b e b e t t e im ersten Theil! Seegen des Himmels für den Seegen dieses ganzen einzigen unnachahmlichen Volksbuchs! du solltest mich dabey sehen, jezt, da ich es studire, es mit ganzer Seele ruhig lese! Wie ich die Blätter hin und wieder so mit meinen Thränen verderbe, dass ich Fellenberg ein andres Exemplar werde kauffen müssen! Du hast dich Selbst in dem Pfarrer geschildert – zum Theil wenigstens – rathe ich recht? O! schreibe mir! theile mir unmittelbar von dem Seegen deines Geistes, deiner Erfahrung, und deines Herzens mit! Kann ich dir nicht hier, so werde ich dir dort danken Ganz dein Baggesen

Zürich d[en] 22. XI. 1794.

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Lieber Baggessen Nur ein freundschaftlicher Wink – Heren Landmänner von Stäfa sitzen auf dem Rathaus. So viel ich weiss, wegen eines Memorials, das man für aufwieglerisch hält. Ich kenne Keinen und habe das Memorial nicht gelesen. Es ist aber äusserst wahrscheinlich, dass der Mann, den ich einmal nach Kopenhagen empfahl – Verfasser – und dass Er fernerlaufender Aufwiegler sey. Ich mögte Ihn warnen wenn ich ihn zu Gesicht bekommen könnte. Ich mögte ihn warnen lassen, da ich es nicht kann. Ohne im mindsten in die Sache einzutretten, leg ich nur meine Überzeugung dar – «Er handelt weder klug noch zwekmässig. Philosophische Theorien Landleuthen diktiert, – ein neuer Lappe auf ein neues Kleid – und überspannte Forderungen führen zu keinem Gewinn weder für das Vaterland noch für die Landleuthe noch für Ihn. Er zündet ein Feuer der Aufklärung an, das wohl einen Wald verbrennen – aber keinen erwärmenden Genuss verschaffen kann. Und, E r selbst wird das O p f e r der Unaufklärung oder Aufklärung werden – und keinen Vaterlandliebenden Freund finden können, der sich seiner annehmen kann, weil Er Schleichwege zu gehen scheint die nur bitterer Sansculotismus sich erlaubt, und die kein biederer Mann vertheidigen kann.» Denk an mich – wenn Er nicht s c h n e l l und k r ä f t i g gewarnt wird, und k ü h l e n Rath höhrt, so sitzt Er in wenigen Wochen fest oder die Bürgerhize fällt Ihm über den Kopf. Lavater.

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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 15/1 und ZB Zürich, Nachlass Johann Kaspar Lavater, LAV-1, 551.79 (Brief von Lavater) Bogen, 121x191 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 4

Worb: lateinische Schrift

287 Z. 13 Z. 21 Z. 22 Z. 25 Z. 35 Z. 41 Z. 41 Z. 44 Z. 48f. Z. 61 Z. 66 Z. 75 Z. 75 Z. 76 Z. 76 Z. 77 Z. 83f. Z. 90

J a c o b l i : lateinische Schrift Richterswyl: lateinische Schrift H o z e : lateinische Schrift Gamaliels: lateinische Schrift Gregoire: lateinische Schrift Fellenberg: lateinische Schrift Paris: lateinische Schrift Lavater: lateinische Schrift Richterswil: lateinische Schrift Lavater! Lavater: lateinische Schrift Oelsner: lateinische Schrift (2x) Wieland: lateinische Schrift Kants: lateinische Schrift Reinholds: lateinische Schrift Plutark, Clarisse Harlowe: lateinische Schrift L i e n h a r d u n d G e r t r u d : lateinische Schrift Fellenberg: lateinische Schrift Baggesen: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Jens (Imanuel) Baggesen (1764–1826) aus Korsør (Seeland, DK) studiert nach dem Besuch der Schule in Slagelse (Seeland) ab 1785 in Kopenhagen und Göttingen Theologie. Zeitgleich werden seine ersten komischen Erzählungen im Stile Christoph Martin Wielands (1733–1813,  Nr. 637) veröffentlicht, die ihm den Ruf des «dänischen Wielands» eintragen und denen später Epen, humoristische und polemische Schriften und zahlreiche Reiseberichte folgen. 1789 tritt Baggesen eine Bildungsreise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz an, wo er 1790 in Köniz bei Bern (Charlotte) Sophie von Haller von Schenkenberg (1767–1797,  Z. 9) heiratet. Nach Aufenthalten in Kopenhagen, Rom, Florenz, Paris und Bern wird Baggesen 1798 Direktionsmitglied des Königlichen Theaters in Kopenhagen. Kurz nach Sophies Tod kehrt er jedoch nach Paris zurück, wo er in zweiter Ehe mit Françoise Madeleine (Fanny) Reybaz (ca. 1775–1820) lebt. 1811 folgt Baggesen dem Ruf als Professor für dänische Sprache und Literatur an die Universität Kiel. Durch weitere Reisen stetig unterbrochen lebt er ab 1813 in Kopenhagen und ab 1823 in Bern. Den Namen «Immanuel » hat sich Baggesen in Verehrung für Immanuel Kant (1724–1804,  Nr. 442) selbst gegeben. III. Z. 9

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F r a u : (Charlotte) Sophie von Haller (1767–1797) von Schenkenberg heiratete 1790 in Köniz (Kt. Bern) Jens Baggesen (1764–1826). Die Familie zog 1795 ins dänische Gravenstein. Da Sophie dort schwer erkrankte und auf ärztlichen Rat hin ein wärmeres Klima aufsuchen sollte, entschlossen sich die Baggesens, in die Schweiz zurückzukehren. Sophie verstarb auf der Rückreise in Kiel. S c h w i e g e r m u t t e r : Friederike Amalia Katharina von Haller (1742– 1825), genannt Emilie, von Bern, war die älteste Tochter Albrecht von Hallers (1708–1777) und Sophia Amalia Christina Teichmeyer (1722–1795), seiner dritten Gattin. 1757 erfolgte die Heirat mit Samuel Haller (1721–

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1794), dem Obervogt von Schenkenberg (1761) und Amtsstatthalter von Kastelen. H u m m e l s : Hummel ist der Untervogt in Bonnal in Pestalozzis Roman Lienhard und Gertrud. J a c o b l i - t h u m i r n i c h t s : Jacob ist Lienhards Maurergeselle in Pestalozzis Roman Lienhard und Gertrud. Diogenes-Kerze: Über den griechischen Philosophen Diogenes wird die Geschichte erzählt, dass er am helllichten Tag mit einer Kerze auf der Suche nach dem (wahren) Menschen gewesen sei. Auf diese Legende dürfte Baggesen hier anspielen. H o z e : Johannes Hotz (1734–1801)  Nr. 115 Gamaliels: Rabban Gamaliel ist ein Führer des pharisäischen Judentums in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts und eine Schlüsselfigur für die Neuordnung des Judentums. den 2 lezten Arbeiten: Dabei dürfte es sich um Ja oder Nein? (1793) und um die Dazwischenkunft des Menschengefühls im Streit einiger Meinungen (1794) handeln (PSW X, S. 75–170; S. 249–252). Oelsner: Konrad Engelbert Oelsner (1764–1828) aus Złotoryja (Goldberg, Polen) lebte nach dem Studium in Frankfurt an der Oder und in Göttingen als Publizist in Paris, wo er als Zeitzeuge der Französischen Revolution vor allem geschichtliche und staatswissenschaftliche Texte verfasste und als Geschäftsträger der Stadt Frankfurt am Main fungierte. Oelsner wurde 1817 Legationsrat von Berlin und Frankfurt am Main. 1818 kehrte er wiederum nach Paris zurück, wo er bis 1825 als Gesandter amtete. Gregoire: Henri-Baptiste Grégoire (1750–1831), französischer Theologe und seit 1791 Bischof von Blois, war Mitglied der konstituierenden Versammlung und des Konvents. noch einen andern: Wer damit gemeint ist, konnte nicht eruiert werden. Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 einen Brief:  Z. 91–111 Lavater: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 Geschichte: Jens (Imanuel) Baggesen (1764–1826,  Sacherklärung I.) dürfte hier Bezug nehmen auf die am 15. November 1794 in Zürich einsetzende geheime Untersuchung gegen die Urheber des Memorials und den daraus folgenden Konsequenzen. So kam die Obrigkeit am 19. November in den Besitz einer Abschrift des Memorials. Am selben Tag wurde Johann Kaspar Pfenninger (1760–1838) verhört und inhaftiert sowie die Lesegesellschaft in Stäfa als politische Geheimgesellschaft verurteilt. Memorial: Das Memorial wurde an Pfingsten 1794 unter dem Titel Ein Wort zur Beherzigung an unsere theuersten Landesväter abgeschlossen. Es waren mehrere Abschriften im Umlauf. Eine gedruckte Fassung findet sich in der anonymen Schrift Brief eines Deutschen über die politischen Bewegungen im Kanton Zürich an H*****: mitgetheilt dem Helvetischen Publikum zu näherer Prüfung und Beurtheilung. 1795, S. 5–34. B[onstetten]: Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832)  Nr. 265 meinem Kind: Karl Albrecht Baggesen (1793–1873) von Bern war nach dem in seiner Heimatstadt und in Göttingen absolvierten Theologiestudium ab 1825 Helfer und ab 1860 Pfarrer am Berner Münster. Als Prediger, Kirchenratsmitglied und Autor vertrat er, im Gegensatz zu seinen jungen Jahren, eine gemässigt konservative Position. Baggesen präsidierte 1840 die Schweizerische Predigergesellschaft.

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Z. 77 Z. 83f. Z. 96

Wieland: Charlotte Wilhelmine Wieland (1776–1816), eine Tochter von Christoph Martin Wieland (1733–1813,  Nr. 637), bereiste in Begleitung der Familie Baggesen 1793–1795 die Schweiz, wobei sie zunächst in Bern, dann in Zürich weilte. 1795 vermählt sich Charlotte mit dem Zürcher Buchhändler und Buchdrucker Heinrich Gessner (1768–1813,  Nr. 607), der unter anderem Schriften ihres Vaters verlegte. K a n t s : Immanuel Kant (1724–1804) aus Königsberg gilt als Begründer der Tanszendentalphilosophie. Mit seinen (zuerst naturwissenschaftlichen) Schriften stellt er einerseits die Verbindung zur Aufklärungsphilosophie her, entwickelt sie aber mit seinen drei Kritiken auch weiter. R e i n h o l d s : Karl Leonhard Reinhold (1757–1823) aus Wien besuchte ebenda das Jesuiten- und Barnabitenkollegium, wo er 1778 Philosophielehrer wurde. Über Leipzig (1783), Weimar (1784–1791) und Jena (1791–1794) gelangte er als Philosophieprofessor nach Kiel. Seine Arbeiten beschäftigten sich insbesondere mit Immanuel Kant (1724–1804,  Z. 75), Johann Gottlieb Fichte (1762–1814,  Nr. 1039) und Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819,  Nr. 439). P l u t a r k : Plutarch (ca. 46–ca. 120), griechischer Schriftsteller, setzte sich mit der Akademie, der Stoa und Peripatos auseinander. Im 18. Jahrhundert wurden seine Beispielbiographien (Exempellehre) stark rezipiert, sie galten als Vorbild sittlicher Lebensführung. C l a r i s s e H a r l o w : Samuel Richardson: Clarissa: or, the history of a young lady; comprehending the most important concerns of private life, and particularly shewing the distresses that may attend the misconduct, both of parents and children, in relation to marriage. 8 vol. London/Bath 1748 L i e n h a r d u n d G e r t r u d : Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud (1781–1787 = 1. Fassung), (1790–1792 = 2. Fassung) Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Mann: Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Hans Heinrich Nehracher (1764–1797), geboren in Ötikon und aufgewachsen in Stäfa (Kt. Zürich), wo er als Hafner arbeitete. Eine Verbindung nach oder ein Aufenthalt in Dänemark konnte nicht nachgewiesen werden. Nehracher schrieb zwischen 1789 und 1791 zahlreiche Aufsätze, Betrachtungen und Gedichte. Als hauptverantwortlicher Verfasser des Stäfner Memorials (1794) wurde er für sechs Jahre des Landes verwiesen. Er verstarb 1797 im Exil im Elsass an Lungentuberkulose.

443. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 1795 oder früher 5

ch sagen geführt wer[den] – Dy für Ihre viele Briefe Sie gehabt selbige mit

an selbiges nicht ausiesslich danke vielmahls in, die Aussgaben, die eren. Ich werde Ihnen Dank restituiren. –

289 Z. 75

Z. 75

Z. 76

Z. 76

Z. 76

Z. 77 Z. 83f. Z. 96

Wieland: Charlotte Wilhelmine Wieland (1776–1816), eine Tochter von Christoph Martin Wieland (1733–1813,  Nr. 637), bereiste in Begleitung der Familie Baggesen 1793–1795 die Schweiz, wobei sie zunächst in Bern, dann in Zürich weilte. 1795 vermählt sich Charlotte mit dem Zürcher Buchhändler und Buchdrucker Heinrich Gessner (1768–1813,  Nr. 607), der unter anderem Schriften ihres Vaters verlegte. K a n t s : Immanuel Kant (1724–1804) aus Königsberg gilt als Begründer der Tanszendentalphilosophie. Mit seinen (zuerst naturwissenschaftlichen) Schriften stellt er einerseits die Verbindung zur Aufklärungsphilosophie her, entwickelt sie aber mit seinen drei Kritiken auch weiter. R e i n h o l d s : Karl Leonhard Reinhold (1757–1823) aus Wien besuchte ebenda das Jesuiten- und Barnabitenkollegium, wo er 1778 Philosophielehrer wurde. Über Leipzig (1783), Weimar (1784–1791) und Jena (1791–1794) gelangte er als Philosophieprofessor nach Kiel. Seine Arbeiten beschäftigten sich insbesondere mit Immanuel Kant (1724–1804,  Z. 75), Johann Gottlieb Fichte (1762–1814,  Nr. 1039) und Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819,  Nr. 439). P l u t a r k : Plutarch (ca. 46–ca. 120), griechischer Schriftsteller, setzte sich mit der Akademie, der Stoa und Peripatos auseinander. Im 18. Jahrhundert wurden seine Beispielbiographien (Exempellehre) stark rezipiert, sie galten als Vorbild sittlicher Lebensführung. C l a r i s s e H a r l o w : Samuel Richardson: Clarissa: or, the history of a young lady; comprehending the most important concerns of private life, and particularly shewing the distresses that may attend the misconduct, both of parents and children, in relation to marriage. 8 vol. London/Bath 1748 L i e n h a r d u n d G e r t r u d : Johann Heinrich Pestalozzi: Lienhard und Gertrud (1781–1787 = 1. Fassung), (1790–1792 = 2. Fassung) Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Mann: Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Hans Heinrich Nehracher (1764–1797), geboren in Ötikon und aufgewachsen in Stäfa (Kt. Zürich), wo er als Hafner arbeitete. Eine Verbindung nach oder ein Aufenthalt in Dänemark konnte nicht nachgewiesen werden. Nehracher schrieb zwischen 1789 und 1791 zahlreiche Aufsätze, Betrachtungen und Gedichte. Als hauptverantwortlicher Verfasser des Stäfner Memorials (1794) wurde er für sechs Jahre des Landes verwiesen. Er verstarb 1797 im Exil im Elsass an Lungentuberkulose.

443. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 1795 oder früher 5

ch sagen geführt wer[den] – Dy für Ihre viele Briefe Sie gehabt selbige mit

an selbiges nicht ausiesslich danke vielmahls in, die Aussgaben, die eren. Ich werde Ihnen Dank restituiren. –

290 Ich emp

[I]hre werthe Freündschafft ich zu [n]ennen ter Freünd ums Meyer lung von mir, meiner an Ihr ganzes Hauss.

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Überlieferung 1 3 5

ZB Zürich, Ms Pestal 361 II, 10 und 11 zerschnittene Zettel, die Rückseite wurde als Korrekturzettel für die Nachforschungen gebraucht Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Möglicherweise ist der Absender dieses Briefes Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848). Er besucht in Luzern das Jesuitenkollegium und wechselt 1779 ans Kollegium in Porrentruy (Kt. Jura). 1780 bis 1782 lebt Meyer von Schauensee als Leutnant der Schweizergarde in Paris. Nach seiner Rückkehr gehört er seit 1782 dem Grossen Rat in Luzern an und bekleidet verschiedene Landvogtstellen. Seit 1786 ist er Mitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und 1796 deren Präsident. Durch seine Aufenthalte in Frankreich ist er bei vielen städtischen Patriziern schon vor der Helvetischen Revolution als Franzosenfreund verschrien; während der Republik amtet er vom April 1798 bis zum dritten Staatsstreich im Oktober 1801 als Justizminister. Nach dem Sturz der Helvetik zieht er sich vorübergehend ins Privatleben zurück. 1814 kehrt er als Vertreter der Restaurationsbewegung in die Luzerner Regierung zurück und amtet in der Folge, als eine der Hauptstützen der Luzerner Regierung, als Staatssäckelmeister bis 1831. II. Da von diesem Brief nur noch Zettelreste übrig geblieben sind, können gesicherte Aussagen weder über den Inhalt noch über den Absender gemacht werden. Aufgrund des vollständig erhaltenen Namens «Meyer» könnte es sich beim Absender um Meyer von Schauensee handeln, mit welchem Pestalozzi in der fraglichen Zeit in Briefkontakt stand.

291 444. Johann Caspar Lavater 1794/1795 [Reg.] Betrifft die Stäfner Unruhen.

Überlieferung 1

PSB III, S. 319.16ff. Sacherklärung I.

Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 III. Z. 4

Stäfner Unruhen: Die Zürcher Landbevölkerung verlangte mit dem Stäfner Memorial die Wiederherstellung alter Rechte nach Urkunden von 1489 und 1532, die während der Jahrhunderte von der Stadt nach und nach beschnitten worden waren. Der Rat der Stadt Zürich wählte eine polizeistaatlich-militärische Lösung des Konflikts und setzte sich kurzfristig durch (1795).

445. Johannes Elsner Mitte Februar 1795 [Reg.] Elsner schickt über seinen Sohn einen Brief an Pestalozzi.

Überlieferung 1

PSB III, S. 320.24ff. Sacherklärung I.

Abweichend zur Annahme in PSB III, S. 320 ist hier nicht der 1813 in Danzig verstorbene Strumpffabrikant Johann Jakob Elsner gemeint, da dieser zum fraglichen Zeitpunkt keinen Sohn hat, der vom Alter her als Briefbote in Frage käme. Zwar bewohnt Johann Jakob Elsner in der Gerbergasse 27 ein Haus, das er 1798 verkauft. Der hier in Frage kommende Koch Johannes Elsner (1748–1839) ist zugleich Stubenverwalter zu Gartnern. Diese Zunft ist ebenfalls in der Gerbergasse, Nr. 38 untergebracht. Johannes Elsner ist mit Maria Merian (1761–1814) verheiratet ist und hat elf Kinder.

292 II. Was der Inhalt dieses Briefes war, ist unklar. Aus der Antwort Pestalozzis (PSB III, Nr. 728) wird aber deutlich, dass er sich mit der Bitte um Unterstützung für seine sozialreformerischen Pläne an die französische Regierung gewandt hat. Elsner scheint bei dieser Kontaktaufnahme, mit oder über den französischen Gesandten in Basel Michel Ignace François Xavier de La Quiante (ca. 1760–ca. 1825), eine vermittelnde Position eingenommen zu haben. III. Z. 4

seinen Sohn: In Frage kommen fast nur die beiden erstgeborenen Söhne von Johannes Elsner (1748–1839,  Sacherklärung I.), Johannes (*1788) und Johann Jacob (*1790).

446. Johannes Elsner Ende Februar 1795 [Reg.] Elsner schickt über seinen Sohn einen Brief an Pestalozzi.

Überlieferung 1

PSB III, S. 320.24ff. Sacherklärung I.

Johannes Elsner (1748–1839)  Nr. 445 II. 

Nr. 445 III.

Z. 4

seinen Sohn: Johannes Elsner (*1788,  Nr. 445) oder Johann Jacob Elsner (*1790,  Nr. 445)

293 447. Urs Viktor Schwaller 12. September 1795 Solothurn den 12 ten 7br 1795 5

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Monsieur! Dass man ohne Complimente mit Ihnen umgehen muss weiss ich sehr wohl, desswegen mein lieber gehe ich gerade wegs zur Sache. Die Freündschaft, die Sie in Arau mir erzeigten, ist mir ein Beweis, dass ich bey Ihnen keine Fehlbitte thue. Das Ansuchen einiger H[erren] der Regierung von hier und hauptsächlich das äusserste Elend und die Armuth meiner Landesleüthen muntern mich auf einen Plan zu entwerfen, wie diesen unglüklichen Mittmenschen zu helfen seye. In wenig Worten will ich Ihnen die Lage unserer Armen schildern: sie seynd nach unsern Einrichtungen ausser Stand hinlänglich ihren Unterhalt zu verdienen. In einem unfruchtbaren Ländchen unsers Cantons ist die Population äusserst stark, und also die Armuth sehr gross. Den Verdienst den diese Leüte haben, müssen sie meistens durch Strümpfe striken von den Baslern beziehen, der sehr klein ist, indem er sich bey einer erwachsenen Person, die vom frühen Morgen bis in die Nacht arbeitet, auf 6 Krützer des Tags höchstens belaüft, welches ausser aller Proportion bey den heütigen theüren Lebensmitteln ist. Die Hülfe die unsre Obrigkeit in diesem Sache leistet, ist im Ganzen sehr gross, mag aber im einzelnen nichts oder doch sehr wenig betragen. Bey diesem einzigen und doch sehr schlechten Verdienst, und bey immer zu nehmender Theüerung müssen die armen Leüthe in das grösste Elend verfallen, welches nothwendig schlechte Staatsbürger aus Ihnen machen muss; dass diesem Übel schleünigst abgeholfen werde, glaube ich sey aüsserst nöthig, und das beste Mittel dazu ist nach meiner Einsicht die Errichtung einer Fabrike zum Behuf und Nutzen der Armen, in der ein jeder dürftige, der arbeiten will und kann, hinlänglichen Unterhalt findet. Ich vernahm dass ein solches Institut in Zürich wirklich vorhanden sey. Meine Bitte ist also dass Sie die Güte haben möchten mir die ganze Einrichtung dieses so nützlichen Instituts zu beschreiben, damit auch mein Plan darnach könnte eingerichtet werden. Ich würde förchten Sie mit dieser Bitte zu belästigen wenn mir Ihre so thätige Menschenliebe nicht bekannt wäre. Versagen Sie mir Ihren Rath nicht in diesem wichtigen Geschäfte, unterstützen Sie meinen Eifer meinem Vatterlande, und besonders dem ärmern

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Theil meiner Landesleüthe nützlich zu seyn; o wie froh würde ich einst am grossen Rechnungs Tage seyn, wenn ich sagen könnte: Ich war kein unützer Knecht im Weinberge des Herren. Leben Sie indessen wohl würdiger Mann, und vergessen Sie nie ganz Ihren ergebenen helvetischen Mittbruder Schwaller C[h]orherr

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 346/1 Bogen, 166x216 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 16 Z. 17 Z. 22 Z. 26 Z. 33 Z. 35f. Z. 44

Monsieur: lateinische Schrift Complimente: lateinische Schrift Cantons: lateinische Schrift Population: lateinische Schrift Proportion: lateinische Schrift Verdienst , und Institut: lateinische Schrift Instituts: lateinische Schrift Ich war Sacherklärung I.

Urs Viktor Schwaller (1771–1816) von Ammannsegg (Kt. Solothurn) wird 1785 Chorherr im St. Ursenstift in Solothurn, studiert Theologie in Dillingen (Schwaben) und erhält 1794 die Priesterweihe. 1795 tritt Schwaller in die Helvetische Gesellschaft ( Nr. 971) ein, ein Jahr darauf in die Ökonomische Gesellschaft Solothurn, wo er das Amt des korrespondierenden Sekretärs erhält. Gemeinsam mit Major Ludwig von Roll (1771–1839) setzt er sich für Versuche im solothurnischen Bergbau ein, die allerdings erfolglos verlaufen und die Gesellschaftsgelder aufzehren. Im Februar 1798 ruft Schwaller als « Patriot» zum Sturz des patrizischen Regimes auf. Im Mai desselben Jahres wird er öffentlicher Ankläger (Vorläuferamt des Staatsanwaltes) des helvetischen Kantons Solothurn und gibt im Oktober seine Stiftspfründe auf. Im Sommer 1799 verlässt Schwaller verschuldet die Schweiz und wird Offizier eines französischen Regiments. Er stirbt 1816 in einem Mailänder Spital. III. Z. 10

Ansuchen einiger H[erren] der Regierung: In den Solothurner Ratsmanualen (Regierungsprotokollen) der Jahre 1795–1797 finden sich keine Einträ-

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Z. 36

ge, die auf einen offiziellen Antrag hindeuten. Es dürfte sich hier wohl eher um informelle Gespräche gehandelt haben. unfruchtbaren Ländchen: Wahrscheinlich sind damit die Gemeinden des Solothurner Schwarzbubenlandes gemeint. Sie hatten schlechtere natürliche Bedingungen und Absatzverhältnisse als andere Teile Solothurns, da sie nördlich des Juras liegen und damit vom Hauptort Solothurn durch eine Bergkette getrennt sind. Wirtschaftlich ist die Region eher nach Basel hin orientiert. Institut: Urs Viktor Schwaller (1771–1816,  Sacherklärung I.) bezieht sich möglicherweise auf die 1786 durch die Zürcher Gesellschaft zur Aufnahme des Guten (1784–1798) gegründete Armenschule. Pestalozzi gehörte zum Mitgliederkreis der Gesellschaft. mein Plan: Dieser Plan ist offenbar nicht zustande gekommen, zumindest kann in den Akten (Missiven-Bücher der Regierung Solothurn) kein solcher nachgewiesen werden.

448. Franz Bernhard Meyer von Schauensee September/Oktober 1795 [Reg.] Meyer von Schauensee versichert Pestalozzi seine «Gewogenheit».

Überlieferung 1

PSB III, S. 322f. Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443

296 449. Anna Pestalozzi-Schulthess um 1796 5

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samt e i n S c h l ü s s e l j Herren Herren Pestalozz von Neühof – auf der Bla[tte] bey [Z]ürich on prie Monsieur le Directeur de Poste po[ur] prompte Spedition de c[ette] lettre – Ich wünsche dir einen herzlichen guten Tag – wenn du mich schon ohne abschied verlassen – Lieber Mann so habe ich doch die gnade dir dagegen einen herrlich schönen lieben Tag zu wünschen, dabey zu vermelden, dass wen man so auf dem Esel davon reitet, man das vornemste vergisst, unter anderm auch dein[en] Schlüssel, in Eyl sende ich deine wakre Frau selben dir nach. – Jaque hat bey Zeiten ins beth müssen, u[nd] vor Schmerzen wegen seinem Bein überlaut geschreyen, da siehest du dass mir armmen auch diesfahls manchmal Unrecht geschehen, wen man geglaubt ich klage Umsonst jezt lebe wol! grüsse im[mer, wer] meine grüsse annimt – lebe wol deine Nane

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 281/1 Blatt, 182x228 mm, auf den leeren Stellen sind zwei Entwürfe (a+b) notiert stark beschädigt und repariert Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 7–11 Z. 17 Z. 21 Entwurf a:

Ausriss selben  Ausriss Bym lebendigen Got, in diesem Kleid kan es kein Menschen wohl syn! Also sprach Jost, da er Hansen im neuen Kleid sah, darinn er wie in einem Korb stekkte. Schwig doch schon, erwied[erte] er d[em] Jost; unter allen mogl[ichen] Formen d[er] Kleid[er] ist d[iese] die einzige, die mir anpast.

297 J[ost]. Das ist nicht mogl[ich]! Dein Kleid past auf kei[ne] Mensch[en]form, und Du wirst doch ein Mensch [sein]? H[an]s. Ich muss dir ab[er] mein Geheimnis Ich darf von m[einem] gantzen Wesen nichts hervorgukken das alles Alles Übrige an mir ist glei[ch] und kaum* Entwurf b): Was thut Die böse Oberkeit lauert und fang[et]. Was braucht diese Oberkeit? Freilich*, was haben w[ir]? D[er] gute Herr kan lieben und trauen. D[er] böse Herr mus lauren und fangen. d[er] erste  das Recht und friedliche Weisheit. cht der andre Derbheit und  Arglist. quer am rechten Rand: Die gute Oberkeit. quer am linken Rand: lauren und fangen Sacherklärung I. Anna

Pestalozzi-Schulthess (1738–1815) 

Nr. 3 II.

Pestalozzi hielt sich ab 1796 aus geschäftlichen Gründen häufiger in Zürich auf. Da es vor der Helvetischen Revolution nur den Stadtzürcher Bürgern erlaubt war, ein Unternehmen zu gründen, war es üblich, dass Unternehmer, welche das Stadtzürcher Bürgerrecht nicht besassen, mit einem Bürger eine wirtschaftliche Partnerschaft eingingen. So auch Hans Caspar Notz (1752–1827,  Nr. 463), der ein Gut in Fluntern, einem Vorort von Zürich, «auf der Platte», geerbt hatte und dort eine Seidenweberei einrichtete. III. Z. 18

Jaque: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

450. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 24. Februar 1796 5

[Reg.] Meyer von Schauensee meldet Pestalozzi seine Verlobung mit Maria Josepha Rüttimann.

Überlieferung 1

PSB III, S. 325.17ff.

298 Sacherklärung I. Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 III. Z. 4f.

Maria Josepha Rüttimann: Maria Josepha Meyer von Schauensee-Rüttimann (1772–1812) war die Schwester des bekannten Luzerner Politikers Georg Vinzenz Rüttimann (1769–1844,  Nr. 513).

451. Philipp Emanuel von Fellenberg Frühjahr 1796 [Reg.] Fellenberg meldet seine Heirat mit Margaretha von Tscharner.

Überlieferung 1

PSB III, S. 327.26ff. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 III. Z. 4

Margaretha von Tscharner: Margaretha von Fellenberg-von Tscharner (1778–1839) entstammt einer in Bern ansässigen Patrizierfamilie. Ihre Jugendzeit verbrachte sie in Aigle (Kt. Waadt), das bis 1798 unter der Herrschaft Berns war. 1796 erfolgte die Heirat mit Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426). Mit dem Umzug im Jahre 1799 ins Schloss Wilhof bei Münchenbuchsee und mit der Eröffnung bzw. dem fortschreitenden Ausbau der Erziehungs- und Bildungsinstitutionen von «Hofwyl» wurde Margaretha in das Familienunternehmen integriert; so war sie insbesondere für die Aufsicht der Dienstboten, die Betreuung der jüngeren Schüler und für Verwaltungstätigkeiten zuständig.

452. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 17. April 1796 [Reg.] Betrifft die Stäfner Unruhen.

299 Überlieferung 1

PSB III, S. 331.29ff. Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 III. Z. 4

Stäfner Unruhen:  Nr. 444

453. Georg Kaspar Schulthess 1. Juni 1796 5

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M[onsieu]r Pestalozzy im Neühoff prés Brugg en Suisse Pontarlier acheminée par Lahure Dorey et Emault, nég[ocian]ts au Havre Newport in Rhode Island. den 1ten Juny 1796.

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Liebster Herr Oncle! Lange habe ich verzogen Ihnen so wie ich es versprochen habe zu schreiben. Doch ware es nicht vergesslichkeit; wir waren ja überein gekomen, es mit Gelegenheit zu thun, der Gegenstand erfordert Kentnisse die ich im anfange gar nicht und jezt noch sehr wenig besize. Indessen will ich nicht mehr verziehen, sie zweiflen vielleicht schon jezt dass ich Worth halten werde, dieser Brief kan meiner ungeduld nicht geschwind genug reisen um Sie aus diesem Irrthum zu ziehen. Sie werden durch meine Elteren vernohmen haben dass ich in Newyork angelangt, einige Monahte in Philad[elphi]a zugebracht, von da nach den West Indischen Inslen gefahren und nach 4. Monathen glüklich und gesund zurükgekomen, nun habe ich eine kleine reise über Land in die nördlichen Provincen unternohmen: diese waren die ersten Colonien welche durch holländische, Englische und andere eyfrige Reformirte, Presbitarianer Quaker etc. bevölkert worden. Die Städte sind elter, dass Land besser bebaut und mehr bevölkert als in den südlichen Provincen; nichts weniger als ein hartnäkiger religioser Eyfer er-

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fordete es um diese Pflanzstädte zustande zu bringen; dann das Land das ich gesehen ist nicht besser als in Europa und besonders steinicht ungeachtet der menge Wiederwertigkeiten die diese Colonien von den Indianer und dem mangel alles nöthigen erfahren haben, so ist doch die Bevölkerung ungemein angewachsen; so dass der nehmliche Wanderungs Geist der die Vätter herüber brachte nun die Söhne weit ferner nach Westen führt; es ist unbegreiflich was für eine Auswanderung von diesen provincen nach dem Ohio gemacht wird; so dass die Province Kentuky, die vor 3 oder 4 Jahren kaum gekandt war und einige thausend einwohner hatte, nun zu 150’000 geschäzt wird. – Diss ligt ungefehr 600 Englische meilen wovon 60. zu einem grad gerechnet werden, von dem See Ufer, an dem Ohio der sich in den Mississipi ergiesst und also die ganze comunication mit der See dieser und etlicher anderen Provincen anstatt nach Osten wie bis dahin nun nach Süden gehen wird, welcher diesen Staaten ein so ausgedentes ansehen gibt dass mancher befürchten muss dass sie nicht vereinigt bleiben werden, so bald die bevölkerung mehr anwachst. Eine division war schon befürchtet, zwischen den Westlichen und Östlichen Provincen bey Anlaas des mundes des Mississipi den Spanien in Besizung hat, und den amerikaneren nicht öfnen wollte, hatten die Spanischen bey leztem tractat diss nicht aufgegeben, so würden wahrscheinlich die Westerlichen provincen sich von den anderen getrennt die spanischen Besitzungen sogleich angegriffen und genohmen haben, und vielleicht bis nach mexico gedrungen seyn. Es ist erstaunend was Vortheil dieser Krieg diesem Lande gebracht hat, america ist mit einemmahl wie aus einem Schlummer erwacht, und hat sich zu einer der ersten nationen im Handel erhoben; obgleich frey, die amerikaner hatten keinen Begriff von anderen nationen und führten ihren kleinen Handel mit England aus alter Bekandschaft allein forth; sobald der Krieg angefangen, sind viele Fremde mit Capitalien hieher gekommen, um in Friede und ruhe Geschäfte zu treiben, und diese haben eigentlich die ersten schritte nach bisher hier kaum geographisch gekandten Gegenden gewagt, nachher hat der amerikaner dem es nicht an ambition aber Kentnissen fehlte solche nachgeamt und nun ist bald kein Flek auf unserem kleinen Erdball dass die amerikaner nicht besuchen; kein Seehafen in Frankreich ist in seinen blühenden Zeiten; Philadelphia zu vergleichen. unstreitig wird der Friede diese geschäfte verminderen indessen sind reichtümer gesamelt worden, und unternehmende Leüthe werden solche immer anzuwenden wissen. Man ist hier so frey als der civilisirte mensch seyn

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kan, und niemand beklagt sich über das Government, es sind verschiedene partheyen, die aber eher nutzen als schaden, indessen wird sich in diesem wie in allem anderen Regierungen missbrauch einschleichen und dann wird reform nöthig seyn. Ich lese z.E. ungerne in den Zeitungen dass ofter diese oder jene durch deren Freünde für vacante size im Congress oder anderen Versamlungen besonders anempfohlen werden. das Gerücht verbreited sich dass G[eorge] Washington bey nächster election gewehlt zu seyn sich verbitted, man vermuthet dass H[err] Adams der sich ebenfalls in der revolution verdient gemacht die Stelle des Presidents bekleiden wird. Da die meisten Abgaben indirecte und nur sehr wenige Landtagen sind so kömt es sehr viel auf die richtige Einnahm derselben an. In den meisten Europaischen Staaten hat man Beamte ohne End und dennoch wird viel contrebande getrieben. Hier ist das gegentheil, es ist ein Weteyfer wer? der Collector oder die Kaufleuthe gewissenhafter seye worden und die amerikaner die überall contrebande treiben, sind zu Hause in diesem punkt sehr scrupuleus. Die Quaker sind sehr häufig in diesen Staaten, so viel ich von deren principlen weiss, so sind solche sehr gut die Gleichheit scheint ein besonderer Zwek der Freünde zu seyn, und im ganzen sehe ich diese ehrwürdige Gesellschaft für den Staat sehr nützlich an. Deren Gottesdienst ist äusserst einfach, kein Gebeth nach gesang oder Pfarrer. Jeder ist in der Versammlung in tiefer Überlegung versunken wärend welcher eine ausserordentliche stille beobachtet wird glaubt sich einer (Mann oder Frau) von dem H[eiligen] Geist dessen Einfluss und Wirkung in deren Grundsätzen ist, besessen, so steht er auf und sagt was er fühlt. Letzthin hatten sie eine jährliche Versamlung deren ich beywohnte, Eine ältliche Frau predigte eine Stunde aus dem Stegreiff mit besonderer natürlicher Beredsamkeit so dass alle Zuhörer getroffen waren. Diese Rede würde unseren gelehrten Kantzlen nicht unwürdig seyn. H[err] Schweizer der mich oft von Ihnen unterhält ist imer in Philadelphia, und wird wahrscheinlich nicht so bald abgehen. Ich empfehle mich Ihnen der lieben Tante und Jaques besonders und verbleibe mit wahrer liebe Ihr ergebener neveu Georges

Überlieferung 1 2

ZB Zürich, Ms Pestal 60/1 Bogen, 185x225 mm

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Stempel Le Havre, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 12 Z. 13 Z. 21 Z. 22 Z. 22f. Z. 26 Z. 26 Z. 30 Z. 33f. Z. 38 Z. 39 Z. 39 Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 50 Z. 50 Z. 52 Z. 53 Z. 55 Z. 57 Z. 62 Z. 66 Z. 69 Z. 76 Z. 78 Z. 78 Z. 80 Z. 80 Z. 81 Z. 82 Z. 82f. Z. 83 Z. 86 Z. 87f. Z. 89 Z. 90 Z. 92 Z. 98 Z. 106 Z. 107

Newport in Rhode Island: lateinische Schrift Oncle: lateinische Schrift Irrthum Newyork: lateinische Schrift Philad[elphi]a: lateinische Schrift Provincen: lateinische Schrift Colonien: lateinische Schrift Provincen: lateinische Schrift Colonien: lateinische Schrift provincen: lateinische Schrift Ohio: lateinische Schrift Province Kentuky: lateinische Schrift Ohio: lateinische Schrift comunication: lateinische Schrift Provincen: lateinische Schrift Provincen: lateinische Schrift Mississipi: lateinische Schrift tractat: lateinische Schrift provincen: lateinische Schrift mexico: lateinische Schrift america: lateinische Schrift Capitalien: lateinische Schrift ambition: lateinische Schrift Philadelphia: lateinische Schrift reform: lateinische Schrift vacante: lateinische Schrift Congress: lateinische Schrift G[eorge] Washington: lateinische Schrift election: lateinische Schrift Adams: lateinische Schrift revolution: lateinische Schrift Presidents: lateinische Schrift indirecte: lateinische Schrift contrebande: lateinische Schrift Collector: lateinische Schrift contrebande: lateinische Schrift scupuleus: lateinische Schrift principlen: lateinische Schrift Frau) von Philadelphia: lateinische Schrift Tante: lateinische Schrift

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Jaques: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Georg Kaspar (auch Caspar oder Gaspard) Schulthess (1770–1800), ein Neffe von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) begibt sich nach einigen Unglücksfällen und Misserfolgen im kaufmännischen Beruf im Herbst 1794 über Frankfurt und London nach Philadelphia. Am 28. November 1798 tritt er der dortigen Freimaurerloge bei. Er stirbt im Frühling 1800 auf Kuba (NPS 1, S. 39). II. Offenbar hatte Pestalozzi Georg Kaspar Schulthess (1770–1800,  Sacherklärung I.) vor seiner Abreise gebeten, ihn über die Lebensbedingungen in den Kolonien ausführlich zu informieren. Ob dem ein allgemeines Interesse an der Neuen Welt zugrunde lag, oder ob sich Pestalozzi selber mit Auswanderungsplänen beschäftigte, lässt sich mangels Quellen nicht rekonstruieren. III. Z. 9–10 Z. 21 Z. 23 Z. 52

Z. 80 Z. 80f.

Z. 81 Z. 86 Z. 105 Z. 107 Z. 107

Lahure Dorey et Emault: Diese Händler aus Le Havre konnten nicht näher bestimmt werden. meine Elteren: Johann Kaspar Schulthess (1744–1816,  Nr. 239) und Susette Judith Schulthess-Motta (1744–1818,  Nr. 323) West Indischen Inslen: Damit sind die Karibischen Inseln gemeint, sie umfassen die Bahamas, die Grossen sowie die Kleinen Antillen. leztem tractat: Der am 27. Oktober 1795 unterzeichnete Vertrag von SanLorenzo besiegelte die Freundschaft zwischen den USA und Spanien, regelte den südlichen Grenzverlauf der USA zu den spanischen Kolonien Ost- und Westflorida und garantierte den Vereinigten Staaten die zuvor umstrittenen Schifffahrtsrechte auf dem Mississippi. Damit war ein Konflikt zwischen den USA und Grossbritannien einerseits und Spanien andererseits um die zuvor umstrittene Grenzziehung, die in der Mitte des Mississippi verlief, abgewendet. Als amerikanischer Unterhändler agierte Thomas Pinckney (1750–1828), weshalb der Vertrag auch Pinckney-Vertrag genannt wird, während auf spanischer Seite Don Manuel de Godoy (1767–1851,  Nr. 854) verhandelte. G[eorge] Washington: George Washington (1732–1799)  Nr. 427 gewehlt zu seyn sich verbitted: George Washington (1732–1799,  Nr. 427) verzichtete 1797 nach acht Jahren im Amt auf eine Wiederwahl als Präsident. H[err] Adams: John Adams (1735–1836) war Diplomat, Jurist und der zweite Präsident (1798–1801) der USA. contrebande: Schleichhandel, Schmuggel H[err] Schweizer: Johann Kaspar Schweizer (1754–1811)  Nr. 1041 Tante: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Jaques: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

304 454. Johann Caspar Lavater 13. Juni 1796 An Freund P. Basel, den 13. Juni 1796

5

10

15

20

25

Lieber P.! Sie kennen mich nicht, wie ich Sie kenne; Sie können nicht ahnen, welche Gelegenheit ich hatte, Sie, ohne dass Sie es bemerken konnten, zu bemerken. Sie haben treffliche Eigenschaften! Nicht ins Gesicht sage ich es Ihnen, aber aller Welt hinterrücks Ihnen, und doch vor Ihnen! Welche schlichte männliche, unverführbare Vernunft! welch’ ein nie schief sehender Geradsinn! welche feine Beobachtungsgabe! welch’ ein delikater Witz! welche Gabe zu erzählen und darzustellen! welche Kenntnisse! welche Beredsamkeit! welche Freimüthigkeit! welch’ ein Muth, die Wahrheit zu sagen! welch’ ein Sinn für das, was schief angesehen, scharf beurtheilt, um einiger Flecken willen verworfen und verlästert wird! welch’ ein Takt für Alles, was gut, unschuldig, naiv, harmlos, bescheiden ist! welch’ eine Stärke, unbekannte Leiden mit heiterm Gesichte zu tragen! welche Verwendungstreue für Nothleidende! welche Liebe zu edlen, auch nicht gekannten, misskannten, gering geachteten Seelen! Wer da hat, dem wird gegeben werden! Sie werden weiter kommen, und es nicht als hartes, stolzes, unbrüderliches Urtheil, sondern als einen Beweis meiner grossen Meinung von Ihnen ansehen, wenn ich hinzu thue: «Sie sind nicht fern von dem, was ich Reich Gottes nenne!»

Überlieferung 1 4

Johann Kaspar Lavater: Ausgewählte Schriften. Band 4 (1842). Johann Kaspar Orelli (Hrsg.). Zürich 1860, S. 205 Datum am Schluss Textkritik

Zeuge [a] Sacherklärung I. Johann Caspar Lavater

(1741–1801)  Nr. 29

305 455. Franz Bernhard Meyer von Schauensee Juli 1796 5

[Reg.] Meyer von Schauensee erstattet Pestalozzi auf dessen Wunsch hin Bericht über die Vorfälle während des Jahrestreffens der Helvetischen Gesellschaft in Olten, bei denen sich Johann von Hallwil laut verschiedenen Zeugenaussagen unangemessen betragen habe.

Überlieferung 1

PSB III, S. 333.1ff. und S. 336.37 Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 III. Z. 5

Z. 6

Vorfälle: Bei den «Vorfällen» handelt es sich um «Vorfälle in Aarau» anlässlich der Jahresversammlung der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) vom 10. und 11. Mai. Die Zuschreibung «Olten» stammt in diesem Fall von Pestalozzi (vgl. PSB III, S. 333) und ist wohl der Tradition des Versammlungsortes geschuldet; die Versammlungen waren bis 1794 durchgängig in Olten abgehalten worden und erst ab 1795 in Aarau anberaumt. Johann von Hallwil (1776–1802,  Z. 5) hatte an der Versammlung der Helvetischen Gesellschaft 1796 Aufsehen erregt, weil er angetrunken die anwesenden Musikanten zu weiterem Spiel bewegen wollte, worauf Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848,  Nr. 443), der amtierende Präsident, und Pierre Frédéric Touchon (1751–1814) intervenierten (vgl. Ulrich Im Hof: Die Helvetische Gesellschaft. Frauenfeld/Stuttgart 1983, Band I, Anm. 41. S. 315 und Band II, S. 176). Sowohl Johannes als auch sein Freund Frédéric Auguste de Montmollin (1776–1836,  Nr. 941) bestritten aber eine ungehörige Handlung Johannes’ (vgl. Alois Koch: Franziska Romana von Hallwil. Seengen 1967, S. 102). Johann von Hallwil: Johann/Jeannot/Janot von Hallwil (1776–1802), der älteste der Söhne von Franziska Romana von Hallwil (1758–1836,  Nr. 744), war schulisch offenbar eher schwach, oft krank und litt unter einem Ohrenleiden, das ihn zeitweise nahezu taub werden liess. Er ging wiederholt «unstandesgemässe Beziehungen» ein und strebte Eheschliessungen an, welche nie klappten. Johann führte den Betrieb auf Hallwil und starb während eines Parisaufenthaltes nach erneuter Krankheit am 30. Dezember 1802.

306 456. Anna Pestalozzi-Schulthess und Hans Jacob Pestalozzi ca. 13. Juli 1796 [Reg.] Gratulationen zu Pestalozzis Namenstag.

Überlieferung 1

PSB III, S. 334.26f. Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 II. Die Datierung des Briefes ergibt sich aus Pestalozzis Namenstag, dem 13. Juli.

457. Unbekannt aus Basel Juli 1796 [Reg.] Briefe aus Basel berichten von den neuesten politischen Entwicklungen.

Überlieferung 1

PSB III, S. 336.25 Sacherklärung I.

Es ist unklar, von wem diese Briefe aus Basel stammen. Es dürfte sich dabei aber um jemanden aus Pestalozzis Bekanntenkreis in Basel handeln. II./III. Z. 4

neuesten politischen Entwicklungen: Damit dürfte die Besetzung des rechten Rheinufers bis nach Hüningen und der Waldstädte Rheinfelden, Säckingen, Laufenburg und Waldshut durch die Franzosen im Juli 1796 gemeint sein.

307 458. Franz Bernhard Meyer von Schauensee November 1796 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 342.1ff. Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443

459. Schieffner & Brix 21. März 1797 Zürich d[en] 21 Mars 97. 5

Herr Heinrich Pestaluz auf der Blaten Belieben: an Schieffner & Brix um verkaufte 2. gebund Spinal à 14 fl 15 x. fl 28. x 30 Louis d’or à 11. richtig bezahlt Schieffner & Brix

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Ms Pestal 4.189/80,14 Blatt, 175x208 mm Dorsualvermerk Conte d. Schiefner u. Brix f 28.30 notté Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 10

Pestaluz: lateinische Schrift Spinal: lateinische Schrift

307 458. Franz Bernhard Meyer von Schauensee November 1796 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB III, S. 342.1ff. Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443

459. Schieffner & Brix 21. März 1797 Zürich d[en] 21 Mars 97. 5

Herr Heinrich Pestaluz auf der Blaten Belieben: an Schieffner & Brix um verkaufte 2. gebund Spinal à 14 fl 15 x. fl 28. x 30 Louis d’or à 11. richtig bezahlt Schieffner & Brix

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Ms Pestal 4.189/80,14 Blatt, 175x208 mm Dorsualvermerk Conte d. Schiefner u. Brix f 28.30 notté Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 10

Pestaluz: lateinische Schrift Spinal: lateinische Schrift

308 Sacherklärung I./II. Um welche Firma es sich bei Schieffner & Brix handelt, ist unklar. Der Name deutet nicht auf einen Zürcher Ursprung hin, es lässt sich auch keine Firma oder Person dieses Namens in den Zürcher Bürgerverzeichnissen oder den Ragionenbüchern und -protokollen finden. Da andere Ortsangaben zur Ermittlung dieser Fabrik fehlen, kann der Absender nicht ermittelt werden. III. Z. 6 Z. 6 Z. 6 Z. 7

Spinal: Feines gebleichtes Flachsgarn, vorwiegend aus Krefeld oder Elberfeld (Nordrhein-Westfalen). fl: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze x.: Abkürzung für Kreuzer, gebräuchliche Münze in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz Louis d’or: französische Goldmünze

460. Samuel Flick 9. April 1797 5

Herrn Pestalozz Verfasser Von L i e n h a r d und G e r t r u d . Basel d[en] 9 April 1797. Abgeg[eben] d[en] 14 ten

10

15

20

Gestern mein lieber Herr Pestalozze habe ich den mir übersandten Theil des Manuskriptes erhalten. Den ersten Bogen davon muss ich Ihnen nothwendig wieder zurücksenden weil weder Setzer noch Corrector es deutlich lesen konnten. Haben Sie also die Gefälligkeit und lassen Sie diesen Bogen leserlich abschreiben. Nun muss ich Ihnen aber auch noch bemerken dass die angenommene Ortographie sehr vielen Veränderungen unterworfen ist. Ich muss das Manuscript gantz durchgehen und durch einen sachkundigen Mann von Ortographischen Fehlern und Provinzialismen säubern lassen. Ihnen zu lieb möchte ich alles vermeiden was Anlass zum Tadel geben könnte. Wenn Sie diesem Vorschlag zu frieden sind so sagen Sie mir es oder befehlen Sie ob Sie es unter Ihrer Aufsicht geschehen lassen wollen. Das was mir der Gelehrte dem ich es zu übertragen willens bin, allenfalls würde, kann nicht beträchtlich seyn – doch werden Sie mir es nicht verargen wenn ich Ihnen die dadurch verursachte Ausgabe in Rechnung bringe –

309 Gantz der Ihrige Samuel Flick

25

Da Sie mir ihre Adresse, noch nicht gemeldet und mich H[err] Huber bey 3 Tagen damit herumziehet so ist dadurch eine Verzögerung entstanden die uns beyden unangenehm seyn muss

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Ms Pestal 60/2 Bogen, 208x167 mm Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 6 Z. 8 Z. 12 Z. 16 Z. 16 Z. 27–29

G e r t r u d : lateinische Schrift Abgeg[eben] d[en] 14ten: fremde Hand Corrector: lateinische Schrift muss das Manuscript: lateinische Schrift fremde Hand Sacherklärung I.

Samuel Flick (1772–1833) ist, wie bereits sein Vater Johann Jakob Flick (1745–1818), Buchhändler und Verleger in Basel. Beide sind jakobinisch gesinnte Drucker, deren Erzeugnisse nicht nur in Basel, sondern auch im Elsass und in Süddeutschland eine wachsende Rolle spielen. 1796 heiratet Samuel Flick A. Margaretha Fäsch (1776–1841). 1800 und 1801 vertrieb er politische Flugblätter, die Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848,  Nr. 561) als Polizeichef unterdrücken musste. Gleichwohl verlegte er 1801 und 1803 zwei Erzählbände von Zschokke, ebenso 1804 die Wochenzeitung Der Schweizer-Bote. 1804 gründete Flick eine Filiale in Aarau unter der Leitung von Heinrich Remigius Sauerländer (1776–1847,  Nr. 1084), von dem er sich aber 1807 trennte. Nach dieser Trennung war Flick als Verleger nicht mehr erfolgreich. Über den weiteren Lebensverlauf ist nichts bekannt. III. Z. 10 Z. 27f.

Manuskriptes: Johann Heinrich Pestalozzi: Figuren zu meinem ABC Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens. Basel 1797 H[err] Huber: Vermutlich Johann Wernhard Huber (1753–1818)  Nr. 375

310 461. Schieffner & Brix 11. April 1797 Zürich d[en] 11. april 97. 5

10

HochgeEhreter Herr Nachdem Verlangen über franz[ösische] D[aler] zum Märtz 1 Bund Spinal gebleichten à 14 fl 40 x 1 Bund dito ungebleichten à 12 – – Suma fl 26 fl Louisd’or à 11 richtig bezahlt. Schieffner & Brix

Überlieferung 1 2 3

5

ZB Ms Pestal 4.189/80,2 Blatt, 176x113mm Auf der Rückseite der Rechnung steht folgender Sinnspruch, der wahrscheinlich erst später hier notiert wurde. Sey nicht stolz gegen Arme und Elende höre sie an, und sey mitleidig gegen sie, nur der Hochmüthige ist aufgeblasen gegen den Armen, aber das Herz des Weisen ist barmherzig True dich Jünglin und sey gutes Muths in deiner Jugend, aber erinere dich auch in deinen Freüden, dass ein Allwissender Got sey der alles sieht was du thust, der dich belohnen wird, wenn du fromm bist, aber auch bestrafen, wen du böses thust Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 7

april: lateinische Schrift Spinal: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Schieffner & Brix  Nr. 459 III. Z. 6 Z. 7 Z. 7 Z. 7 Z. 10

D[aler]: Taler, Grosssilbermünze Spinal: Feines gebleichtes Flachsgarn, vorwiegend aus Krefeld oder Elberfeld (Nordrhein-Westfalen). fl: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze x: Abkürzung für Kreuzer, gebräuchliche Münze in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz Louis d’or: französische Goldmünze

311 462. Schieffner & Brix 12. April 1797 5

Herrn Pestaluz auf der Blaten Zürich d[en] 12. April 97.

10

15

20

HochgeEhrter Herr Mit diesem geben wir Zur antwort. dass wir Ihnen das Bund von den übersandten gebleichten Spienal unmöglich wohlfeiler erlasen konnen alss fl 14 x 40. weilen jetz diese Waare so Starck in aufschlag ist das sie bald nicht mehr zu bekomen ist, ungeachtet dessen ist das Extra gute waare. Das sie Preiss würdiger ist, nach der Art alss vorher, ob Sie schon etwas theuer ist, so ist sie auch um das besser. wir haben die Ehre zu sein Schieffner & Brix Hierbey folgt 2. B[allen] gebleichten à fl 14 x 40 macht fl 29. x 20 richtig bezahlt.

Überlieferung 1 2 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80.7 Blatt, 174x207 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 7 Z. 9 Z. 10 Z. 13

Pestaluz: lateinische Schrift April: lateinische Schrift wir Zur Spienal: lateinische Schrift Extra: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Schieffner und Brix

 Nr. 459

312 III. Z. 10 Z. 11 Z. 11

Spienal: Feines gebleichtes Flachsgarn, vorwiegend aus Krefeld oder Elberfeld (Nordrhein-Westfalen). fl: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze x: Abkürzung für Kreuzer, gebräuchliche Münze in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz

463. Schieffner & Brix 21. April 1797 Zurich 21 April 97_ 5

10

Herr Pestaluz & Notz. b e l i e b e n an / Schieffner & Brix um verkaufte 6 Bünd weisen Spinal à fl 14. x 40 fl 90 2 ___ dito rohen à 12 " fl 24 "_ Suma fl 114. _ N[euer] Louis à 11.– Hier folgen fl 114 in N[eu]th[a]l[e]r richtig bezahlt. Schieffner & Brix

Überlieferung 1 2 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80.13 Blatt, 171x194 mm Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 4 Z. 5 Z. 7

Zurich: lateinische Schrift April: lateinische Schrift Pestaluz & Notz: lateinische Schrift Spinal: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Schieffner & Brix  Nr. 459 III. Z. 5

Notz: Hans Caspar Notz (1752–1827), entfernt mit Pestalozzi verwandt und sich daher als Vetter bezeichnend, wurde in Lyon zum Seidenkaufmann ausgebildet. Sein Versuch, in der Wiener Neustadt eine Seidenma-

313

Z. 7 Z. 7 Z. 7 Z. 10 Z. 11

nufaktur aufzubauen, endete mit Konkurs und hoher Verschuldung. Da er aufgrund von Gläubigerforderungen nicht mehr geschäftsfähig war, gewann Notz Pestalozzi pro forma als Fabrikinhaber einer Seidenweberei in Fluntern. Eine Untersuchung des Kleinen Rates gegen dieses rechtswidrige Scheingeschäft wurde allerdings eingestellt. Nach der Einführung der Handels- und Gewerbefreiheit in der Helvetischen Republik führte Hans Caspar Notz die Seidenweberei bis 1824 mit seinem Sohn Heinrich (1775– 1826,  Nr. 803) als Teilhaber weiter. Spinal: Feines gebleichtes Flachsgarn, vorwiegend aus Krefeld oder Elberfeld (Nordrhein-Westfalen). fl: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze x: Akürzung für Kreuzer, gebräuchliche Münze in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz Louis: französische Silbermünze N[eu]th[a]l[e]r: französische Grosssilbermünze

464. Hans Kaspar Schulthess 11. Mai 1797 5

Herrn Heinrich Pestaluz auf der Blatten d[en] 11. May 97.

10

Anbei übersende Ihnen Fact[ur]a über das erkauffte b[un]t Org[ansin] nach welcher mir fl 902.54. gut zu schr[eib]en – ich ersuche Sie aber zugleich mir laut abrede den Cautionssch[ein] und Fatt[ur]a von ihrem H[err] Sohn zu übersenden – u[nd] sich darin als Burg u[nd] Zahler auszugeben. Ich habe die Ehre zu sein. H[an]s C. Schulth[ess]

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80.11 Blatt, 173x102 mm Siegelspuren, Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 7

Pestaluz: lateinische Schrift B l a t t e n : lateinische Schrift

314 Z. 9 Z. 11 Z. 11f.

Fact[ur]a: lateinische Schrift Cautionssch[ein]: lateinische Schrift Fatt[ur]a: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Kaspar Schulthess (1709–1804)  Nr. 250 III. Z. 9 Z. 9f. Z. 10 Z. 12

b[un]t: Garn- und Flachsmaass Org[ansin]: Organsin [Organzin] ist ein Seidenzwirn (Kettseide), der aus mindestens zwei verdrehten Rohseide-Fäden gefertigt ist. fl: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze H[err] Sohn: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

465. Johann Ulrich Schiess 24. Mai 1797 Herisau d[en] 24. May – 1 7 9 7 5

10

Endsunterschriebener Bescheinet hiermit von Herrn Laurenz ex Laurenz Tanner laut Verkauf Rechnung von H[err] Heinrich Pestaluz in Zurich Empfangen zu haben die Summa von Dreyhundert, Zehen, Sieben Gulden Zwanzig Sechs Kreüzer in N[eu]t[haler] d’or à fl. 11 Joh. Ullrich Scheüss älter = fl 317 x 26. N[eu]t[haler] d’or à fl 11.–

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80.10 Blatt, 221x85 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 5f. Z. 6f. Z. 7f.

Endsunterschriebener … Tanner: lateinische Schrift Pestaluz: lateinische Schrift Zurich … Sieben: lateinische Schrift

315 Z. 8 Z. 10

Zwanzig Sechs Kreüzer: lateinische Schrift quer und eingerahmt Sacherklärung I.

Johann Ulrich Schiess (1775–1849) gründet 1797 mit seinem jüngeren Bruder Johannes Schiess (1780–1859) die Textilhandelsfabrik «Gebr. Schiess & Co» in Herisau (Kt. Appenzell-Ausserrhoden). Johann Ulrich Schiess wird damit zu einem vermögenden und politisch einflussreichen Mann im Kanton. 1803 wird er Ratsherr, 1816 Gemeindehauptmann, 1822 Landesfähnrich, vier Jahre später Landeshauptmann und schliesslich 1831 Landessäckelmeister. Er engagiert sich in der Landesschulkommission und zählt 1824 zu den Mitbegründern der Ersparniskasse Herisau. III. Z. 5f.

Z. 8 Z. 8 Z. 8 Z. 9

Laurenz ex Laurenz Tanner: Der Firmeninhaber Laurenz, ehemals mit seinem Teilhaber Tanner verbunden, könnte nach Angaben des Hamburger Adressbuchs von 1816 identisch sein mit den Kaufleuten Johann David oder Ludwig Franz Lorent. Sie leiteten in Hamburg die Firma Lorent et Comp., mit der Pestalozzi am 14. November 1809 korrespondierte (vgl. PSB VI, S. 261f.). Gulden: weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Kreüzer: gebräuchliche Münze in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz N[eu]t[haler]: französische Grossmünze f.l: Abkürzung für Gulden

466. Hottinger & Brunner zwischen 3. und 12. Juni 1797 5

Nota. Z[ur]zacher Pf[ingst]m[e]ss 1797. 4% Sconto 41/2 D[ut]z[en]d Dam[ast] Extr[a] à fl 18.8 4 " Mouch[oir]s Engl[isch] 6/4 à fl 122/3 6 10 " detti /4 à fl 10.56

fl 81.36 – fl 49.20 – fl 109.20 – fl 240.16 – Hottinger & Brunner Zürich

10

retour 1 /2 D[ut]z[en]d Dam[ast] à fl 18.8 1 /2 " Mouch[oir] 6/4 à fl 10.56 15

p[ar] acquit Obiger

316 Überlieferung 1 2 4 5 6

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80,1 Blatt, 195x241 mm Dorsualvermerk 1797 Facture d[e] Hottinger & Brunner fl 240.16 acquittée notté Original Die Zurzacher Pfingstmesse dauerte von Pfingstmontag bis zum darauf folgenden Montag. Zwischen 1785 und 1798 begann sie jeweils schon am Pfingstsamstag. Textkritik

Zeuge H Z. 5–16

lateinische Schrift Sacherklärung I.

Im Zürcher Ragionenbuch wird am 25. Mai 1795 die neue Handlung Hottinger & Brunner bekannt gegeben. Teilhaber sind vermutlich Johann (Hans) Jacob Hottinger (1775–1834), Kaufmann und Sensal (Makler) aus Stadelhofen (heute Teil der Stadt Zürich), und Hans Caspar Brunner (1776–1854). Hottinger, Sohn des gleichnamigen Vaters (1747–1830), dessen Geschäft 1793 Konkurs geht, wird im Bürgerbuch als vorbestraft geführt, während Brunner, Sohn des Strumpffabrikanten Johann Heinrich Brunner (1749–1834  Nr. 478), ebenso wie sein Vater Konkurs anmelden muss, nach München auswandert und dort als Königlich-Bayerischer General-Zoll-AdministrationsBuchhalter tätig ist. III. Z. 6 Z. 7 Z. 8

fl: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Mouch[oir]s: Taschentuch (frz.) detti: Möglicherweise der Plural von ital. detto (besagt, oben genannt).

467. Sommerhaus zwischen 3. und 12. Juni 1797 5

Herrn Heinrich Pestaluz Nota. 1 Kiste N° 26. 21/2% für Fracht von Z[ur]zach, dort u[nd] hiesige Spesen à f 1.12x … f 3

10

p[er] acquit Sommerhaus Z[ur]z[a]che[r] Pf[ingst]m[e]ss 97. Herr Heinrich Pestaluz.

317 Überlieferung 1 2 4 5 6

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80,8 Bogen, 196x118 mm Datum am Schluss Original Die Zurzacher Pfingstmesse dauerte von Pfingstmontag bis zum darauf folgenden Montag. Zwischen 1785 und 1798 begann sie jeweils schon am Pfingstsamstag. Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Wer oder was mit dem Firmen- oder Personennamen Sommerhaus gemeint ist, bleibt unklar. In den Zürcher Ragionenbüchern sind keine Unternehmen mit diesem Namen aufgeführt, ebenso sind in den Zürcher Bürgerbüchern keine Angaben zu diesem Namen enthalten. III. Z. 9 Z. 10

f: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze p[er] acquit: den Empfang bescheinigt (frz.)

468. Hans Heinrich Schulthess 14. Juni 1797 Zürich den 14 Juny 1797 5

10

15

20

Herr Heinrich Pestaluz auf der Blaten bey hier an Hans Heinrich Schulthess zur Limatburg Um verkauffte demselben in Z[ur]zach und lieferte Ihme auf Sechs Monath Zeit Option sconto à 1/2% al Mese in N[eu]th[a]ler à fl. 21/2 zahlbar. Soll 1 Ballot Organsin Th[aler] 11 Th[aler] 124.9 Kr[euzer] Th[aler] 1.15 Th[aler] 122.30 Kr[euzer] augmento 15.8 Muster – 5. Th[aler] 138.11 Kr[euzer] à fl. 113/4 fl. 1625.33 Kr[euzer] p[e]r acquit den 17. Juny 1797. p[e]r Hans Heinrich Schulthess zur Limatburg Knechtlin

318 Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80.4 Blatt, 191x242 mm Dorsualvermerkt Facture 1797 Hans Heinrich Schulthess zur Limatburg fl. 1625.33 acquittèe Blatten Original Textkritik

Zeuge H Z. 9

Soll: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hans Heinrich Schulthess (1707–1782) baut als Rohseidenhändler eines der ältesten privaten Bankhäuser in Zürich an der Limmatburg auf. Es wird von seinen Söhnen Hans Heinrich (1744–1789), Diethelm (1756–1834) und Kaspar (1763–1827) fortgeführt, so dass der Name des Bank- und Handelshauses fortbesteht. III. Z. 8 Z. 8 Z. 10 Z. 10 Z. 10 Z. 10 Z. 13 Z. 17 Z. 20

N[eu]th[a]ler: französische Grosssilbermünze fl.: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Ballot: mdl. für Warenballen Organsin: Organsin [Organzin] ist ein Seidenzwirn (Kettseide), der aus mindestens zwei verdrehten Rohseide-Fäden gefertigt ist. Th[aler]: Grosssilbermünze Kr[euzer]: gebräuchliche Münze in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz augmento: vermehren, fördern (lat.) p[e]r acquit: den Empfang bescheinigt (frz.) Knechtlin: Knechtlin als Unterzeichner des Briefs dürfte ein Angestellter sein. Nähere Angaben konnten nicht eruiert werden.

469. Ludwig Albrecht Otth 17. Juni 1797 5

An Herrn Herrn Pestaloz, bey Herrn Noz auf der Platten. Zürich. Bern den 17 ten Juny 97.

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Geschäztester Herr Patron! Das ganz besondere Interesse, das Sie mir, als ich das unnennbare Vergnügen ihres Umgangs und Gesellschafft auf der Helvetischen

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Zusammenkunft genoss, für unsern Stand; und seine Angelegenheiten an Tag legten, versichert mich dass Ihnen vielleicht eine kleine Gefälligkeit zu erweisen, Gelegenheit hab durch Mittheilung des Uhrteils über unsern unglüklichen Hoofmeister Gross zu Königsfelden. Vielleicht ist Ihnen die Erinnerung der Hauptbeschuldigungen nicht unangenehm, Sie wissen, dass in leztem Jahr verschiedene Verordnungen an die Amtleüte ergangen, gewisse bestimmte quanta, auf bestimmten Märkten, zu Erleichterung der Armmen, während der Theürung, 2 Baz[en] unter dem Mittelpreis das getreide zu kleinen Käuffen, hingegeben werden sollte. Von Königsfelden hatten aber die Armen keinen Trost; die Müller und Händler erhielten die Concurrenz, Prefferenz; zu starke, ja exorbitante quanta, erhielten das Getreide im Kornhaus, nebstdem die Handlungen verdekt – die Rechnungen darüber falsch, die Markt-Standgelder unrichtig angesezt wurden, indem ja das Getreid nicht zu Markte Stand. Den Preis sollte er vom vorhergehenden Markte nehmen, nahm ihn aber vom Müller der ihm das Getreide abkaufte, so dass der Preis steigen m u s s t e . Das Gutachten der Vennerkammer stand in 2. Meinungen; mit 1er 100 Louisd[or] die 2 te 200 Louisd’ors, beyde kammen überein dass H[err] Gross diese zu Handen des hiesigen Kranken-Insul entrichten, und alle Kosten noch bestreiten müsse. Mitwoch d[en] 14 ten ward aber nach späther Sizung mit 78 Stimmen gegen, 71. erkennt H[err] Hoffm[eister] solle der Insul Tausend Louisd’ors entrichten; und alle, ziemlich beträchtlichen Kosten bestreiten! Ich bin versichert mein Theurer Herr Patron, dass obschon das Uhrtheil nicht auf den Receveur gefallen; und obschon es äusserst strenge an sich ist; Sie doch ihre Approbation dazu nicht geben können noch werden. Denn, erlauben Sie mir; der Amtmann hat sich durch offenbare Gleichgültigkeit, und Schlaff, oder aber durch Bereicherung ob den Armen, wieder Gewissen, und oberkeitlichen Befehl, seines Amts unwürdig gemacht, und das Zutrauen seines Amts verloren, in Hass verwandelt, also sollte er an Ehr bestraft, er am Amt eingestellt, oder abgesezt werden. Einen Praser strafft man, nebenbey, vergeblich an Geld; er wird sein Verschwenden nicht schmählern, um das eingebüste den Kindern wieder geben zu können, also sind nur die unschuldigen Kinder bestrafft! Übrigens kan nie, so scheint mir, das quantum der Geldbusse, den Grad der Straffwürdigkeit bestimmen; es ist die Straffe an sich, die strafft.

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Doch, ich missbrauche ihre Gefälligkeit, ich schweige, nur das noch: den Armen des Amts wollte man das Geld aus 2 Gründen nicht zukommen lassen. Erstens weil dies die Straffe verfielfacht hätte, u[nd] 2 tens die Armen in Königsfelden durch ordinaria reichl[ich] unterstüzt, und in der Insul endl[ich] auch ihre Vortheile haben. Ich reiche Ihnen einen schönen Kranz von Grüssen der deütschen Freunde; deren Geselschafft mir hier von so viel Werth als Vernügen ist. Erlauben sie mir bey dieser Gelegenheit nochmahls die dankbarlichsten Versicherungen, warmmer Erinnerung an die freündschafftliche Aufnahme, Begegung, und herrlichen Lehren, mit denen Sie mich so gütig erfreüten und beehrten, der beglükenden Eindrüke, die Ihre auf Erfahrung und Nachdenken gegründeten mitgetheilten Gesinnungen, auf mich gemacht, und des tiefsten estime mit der ich mich nenne, ihr ergebenster, dienstwilligster Diener L. Otth so P.S. Durch eine Proclamation haben Mess[ieu]rs gestern allen Aufrührern etc. des Pays de Vaud, von [17]91. u[nd] 92. gänzliche Amnestie ertheilt; diejenigen ausgenommen wo sich seither durch libelle etc. schuldig gemacht, der Friede leihte die Gelegenheit, aber, melior esse, prevenire quam preveniri, mag auch beygetragen haben. Stek wird nun noch apart beuhrtheilt werden; ich vernehme, dass er hier überal jezt hintennach aussagt, dass er nicht auf seinen Gewissen die Beschuldigungen erliegen lassen könne, die man i h m zur last lege, und die er zu Verschonung des H[errn] Gross auf sich genommen; und erweise nun dass er zu allem gethanen, ausdrücklichen Befehl hatte. Ach das wird eine traurige Geschichte absetzen!

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 60/3 Bogen, 188x228 mm Siegel Original Textkritik

Zeuge H Z. 12

genoss 

321 Z. 19f. Z. 24 Z. 25 Z. 26 Z. 40 Z. 41 Z. 57 Z. 63f. Z. 69 Z. 71 Z. 72 Z. 73 Z. 74 Z. 75 Z. 75 Z. 77

quanta: lateinische Schrift Concurrenz, Prefferenz: lateinische Schrift exorbitante quanta: lateinische Schrift darüber  Receveur: lateinische Schrift Approbation: lateinische Schrift ordinaria: lateinische Schrift dankbarlichsten Versicherungen estime: lateinische Schrift Proclamation: lateinische Schrift Pays de Vaud: lateinische Schrift Amnestie: lateinische Schrift libelle: lateinische Schrift melior: lateinische Schrift prevenire quam preveniri: lateinische Schrift apart: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Ludwig Albrecht Otth (1775–1852) aus Bern studiert 1798–1800 in Jena. Politisch ist er als Grossrat (1816), Oberamtmann (Büren 1829–1831), Regierungsrat (1831–1833) und Regierungsstatthalter (Fraubrunnen 1836–1846) tätig. Dazwischen und daneben amte t Otth als Verwalter des Burgerspitals, gründet 1821 die Taubstummenanstalt Bächtelen (Wabern, Kt. Bern), begründet und präsidiert den Berner Griechenverein (Philhellenen) und ist 1822 Präsident der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971). II. Ludwig Albrecht Otth (1775–1852) war 1797 Gast an der Jahresversammlung der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und traf dort auf den ebenfalls anwesenden Pestalozzi. III. Z. 9 Z. 11f. Z. 15 Z. 21 Z. 31 Z. 33

Z. 40 Z. 42 Z. 60f. Z. 70

Patron: Betriebsinhaber, Dienstherr (schweiz.) Helvetischen Zusammenkunft: Das Treffen der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) fand vom 30.–31. Mai 1797 in Aarau statt. Hoofmeister Gross: Wahrscheinlich Carl Gross (1745–1808), der seit 1793 Hofmeister in Königsfelden war. Baz[en]: in der Schweiz weitverbreitete Münze Vennerkammer: Finanz- und Kontrollorgan der Berner Politik Kranken-Insul: Damit ist eine Vorgänger-Institution des heutigen Inselspitals (Universitätsklinik) in Bern gemeint, die sich im ehemaligen Dominikanerinnen-Kloster St. Michaels Insel befand. Receveur: Steuerbeamte im Ancien Régime Amtmann: Carl Gross (1745–1808)  Z. 15 deütschen Freunde: Es ist unklar, um wen es sich bei diesen deutschen Freunden handelt. so : Abkürzung für «Servus Observantissimus» (höchst aufmerksamer Diener)

322 Z. 71f.

Z. 74 Z. 75 Z. 77

Aufrührern etc. des Pays de Vaud: Gemeint sind wahrscheinlich die Teilnehmer des Lausanner Banquet des Jordils. Diese hatten als Zeichen des politischen Protestes gegen die Berner Herrschaft anlässlich des 2. Jahrestages des Sturmes der Bastille am 14. Juli 1791 ein Festbankett veranstaltet, worauf sie verhaftet und inhaftiert wurden; anwesend waren unter anderem der Arzt François Verdeil (1747–1832,  Nr. 664), PierreMaurice Glayre (1743–1819), Pierre Louis de Roguin (1756–1840) und François Correvon (1768–1840). libelle: Schmähschrift (frz.) melior esse, prevenire quam preveniri: Es ist besser, voranzugehen, als vorangegangen zu sein (lat.) Stek: Damit dürfte Johann Rudolf Steck (1772–1805) aus Bern gemeint sein, der zunächst als Schreiber, dann als Ratssubstitut (1795) und Sekretär des Helvetischen Direktoriums (1798) tätig war, ehe er 1803 zum Kantonsrichter ernannt wurde.

470. Christian Gottlob Gross 20. Juni 1797 5

Herrn Heinrich Pestalutz von Neuenhof Eigenhändig Leipzig den 20ten Juny 97.

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Lieber Herr Bruder! Gantz unerwartet war es mir aus ihrem letzt erhaltenen zu ersehen dass H[er]r Seckel Meister Hirzel trotz aller dagegen angeführten Gründe immer noch fortfährt auf seiner Foderung wegen pretendirten Abzugs Geld zu bestehen – Hiesige Obrigkeit wird sich so leicht von ihren Rechten eben so wenig vergeben, doch muss ich ihr nachrühmen dass sobald der se[li]g[en] Mamma Erklärung beygebracht hatte dass Sie den an dem Nachlass der se[li]g[en] Tante ihr zukommenden Antheil mir überliessen sogleich von dem vorher verlangten Abzug abgestanden wurde; der jetzige Fall macht überdies einen gewaltigen Unterschied gegen jenen aus, dort war es würklich ererbtes Gut und wird von dem Abzug frey gesprochen, hier wird von mir nichts verlangt und nichts empfangen – sage mich von aller Theilnahme an der Erb Masse loss und soll bezahlen, räume dass mit der Billigkeit zusammen, was da kome, schon bleibt es eine sehr harte Pretention war der Abzug auch nicht von mir selbst, sondern aus dem Erbe verlangt worden solten und können Sie es nicht durchsetzen so werde darüber selbst bey

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der Obrigkeit einkommen und um Abstehung von dieser Foderung bitten. Lieber H[er]r Bruder, wie können Sie doch auf den Verdacht kommen als ob ich Ihnen etwas dass Ihnen gehört entziehen wolte – und ich kan nicht läugnen dass mir einige Äusserungen von der Art sehr ausfallendt und kränkendt gewesen sind, Sie solten mich nun schon als den Mann kennen der nicht nach anderer Leute Geld und Gut trachtet, und wen Sie es nicht schon jetzt sind, so werden und sollen Sie doch binnen kurtzem davon überzeugt werden – Wenn Ihnen etwas, es sey so wenig oder so viel als es wolle von mir zu komt so sollen u[nd] werden Sie es bis auf den letzten Kreutzer ehe wir 1798. zu schreiben anfangen, von mir erhalten, gedulten Sie sich allso nun indessen noch, mehrere Geschäffte erfodern ohnediess eine Reisse nach ihrem Vaterland und werde will es Gott (doch vor meiner Person allein) mit bey Ihnen kommen, ich schreite zwar bereits darauf zu, kan aber gegenwärtig noch nicht bestimmen ob es noch kurtz vor Michaeli oder erst nach Ende dieser Messe wird möglich zu machen seyn – jetzt wäre zwar die beste u[n]d zur Reise angenehmste Jahres Zeit, allein ich befinde mich in Bauerey und habe täglich 11. Maurer und Zimmerleute im Hauss und wenn nicht alles drunter und trüber und verkehrt gehen soll, so darff so zu sagen nicht den Rücken kehren, bin ich damit fertig so muss nachher gleich noch ein kleines Reissgen in unser Gebirge machen usw. Leben Sie indessen mit alle den lieben Ihrigen, welche hertzlich grüssen, gesund und wohl – Ich verharre stets als Ihr aufrichtiger u[nd] treu erinnerter Bruder C.G. Gross

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 60/5 Bogen, 186x234 mm Adresse von fremder Hand, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 4–5 Z. 11f. Z. 23

lateinische Schrift pretendirten: lateinische Schrift Pretention: lateinische Schrift

324 Sacherklärung I. Christian Gottlob Gross (1739–1807) ist ein Angestellter des Zürcher Kaufmanns Heinrich Weber (1707–1775) in Leipzig, einem angeheirateten Onkel Pestalozzis. Nach dem Tod des einzigen Sohnes, Hans Konrad Weber (1739–1769), wird er Geschäftspartner des Kaufmannes. 1777 vermählt er sich mit Pestalozzis Schwester Anna Barbara Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2), welche nach dem Tod Heinrich Webers zu ihrer verwitweten Tante Anna Barbara Weber-Hotz (1714–1791,  Z. 15) gezogen ist. II. Im März 1796 starb Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44), die Mutter Pestalozzis. Sie hatte 1791 ihre in Leipzig wohnende Schwester Anna Barbara WeberHotz (1714–1791,  Z. 15) beerbt, wobei sie das Erbe direkt der in Leipzig wohnenden Tochter Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832,  Nr. 2) zukommen liess. Mit den Behörden Zürichs wurde vereinbart, dass die dabei fälligen 10% Abzugsgebühr, die Zürich auf alle Vermögenswerte erhob, beim Tod der Mutter fällig würden. Die Regelung der Erbschaft war kompliziert, da Baptist Pestalozzi (1745–1780[verschollen],  Nr. 70) verschollen war und Johann Heinrich Pestalozzi das mütterliche Erbe verpfändet hatte (vgl. PSB III, S. 553f.). III. Z. 9 Z. 10 Z. 14 Z. 15

Z. 42

letzt erhaltenen: scheint nicht erhalten zu sein H[er]r Seckel Meister Hirzel: Johann Kaspar Hirzel (1746–1827)  Nr. 1 Mamma: Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796)  Nr. 44 Tante: Anna Barbara Weber-Hotz (1714–1791) war die Schwester von Pestalozzis Mutter Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44) und die Ehefrau des Zürcher Kaufmannes Heinrich Weber (1707–1775), der sich 1754 in Leipzig niedergelassen hatte. Die Umstände ihres Kennenlernens sind nicht bekannt, dem Geburtsjahr des gemeinsamen und früh verstorbenen Sohnes Hans Konrad Weber (1739–1769) nach zu schliessen, waren sie bereits in Zürich ein Ehepaar und hatten sich wahrscheinlich auch dort kennengelernt. Michaeli: 29. September

471. Johann Peter Zwicky Ende Juni 1797 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

Nr. 472

325 Sacherklärung I. Johann Peter Zwicky (1762–1820) aus Mollis (Kt. Glarus) besucht das Institut von Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809,  Nr. 257) in Colmar. Nach dem Jurastudium in Göttingen lässt er sich in Glarus nieder. Zwicky wird 1781 Kriegsrat, ab 1785 amtet er als Landessäckelmeister, 1797 wird er zum Vize-Pannerherr ernannt. Die in der Helvetik erfolgreich angegangene Laufbahn als Kantonsrichter (1798), Kantonsgerichtspräsident (1799–1802) und Regierungsstatthalter (September-Oktober 1799) endet im April 1802, als die Familie infolge der Napoléonischen Kriege in Schulden gerät. Zwicky bemüht sich im Ausland mehrmals vergebens um eine Stelle. Die missliche Lage verbessert sich anlässlich einer Reise nach St. Petersburg auf unerwartete Weise; statt des erhofften Postens unter russischer Herrschaft, wird ihm eine jährliche Pension von 600 Rubel für die Dienste gewährt, die er 1799 an den ins Glarnerland einmarschierten russischen Truppen leistete. 1805 kehrt Zwicky nach Glarus zurück. II. Wie der Kontakt zwischen Zwicky und Pestalozzi zustande kam, ist unklar. Denkbar ist eine Bekanntschaft über gemeinsame Freunde in Basel oder auch aufgrund gemeinsamer politischer Interessen.

472. Johann Peter Zwicky 15. Juli 1797 5

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AN Herrn Herrn Pestalozzi, von Neüenhoof, auf der Blatten, gegen Zürich. frey. Stäfa, den 15. July 97. Lieber! Edler! Wie ein Kind, nach seinnem engern K r e i s g e f ü h l , sich auf das theüre Christgeschenke freüt, so freüte ich mich, nach dem höhern Freünds und Wahrheitsgefühl auf deinen Brief dessen Beylaage, mich vollends – befriedigte; gerne hätte ich, noch dabej vernohmen, dass Dir, mein kleines Briefchen, einen Tag nach deiner Abreise, von hier, richtig, eingegangen seye. – Ungeachtet, meines Zutrauens, wurde, ich von Freünd Heer, der wie Du, selbst, weisst, für Herrn, F l i c k meine Bestellung übenahm verdriesslich, angeführt, da Er mir jene E x e m p l a r e , nicht lieferte, und solche, nun, wenn Sie noch, eingehen, meiner Absicht nach p o s t

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f e s t u m kommen; Deine mir, eingesandte sollen ohnverzüglich, Ihren Lauff haben. Schade, dass sie nicht schon broschiert, waren. Ich lase, was ich so lesen konnte; fand Wahrheit, darinn, und reiche Dir, die Hand wie bieder; ein H u n d s f o t t nur sezt sich darwieder. Nur wünsche ich, diesem guten, herrlichen S a a m e n k o r n , – würdige Erde; dass es gedeihe, und so glücklich, wie es könnte dann H e r z , und S e e l e , nähre. Bis Samstag, Lieber! verweille ich noch h i e r , wo ich aussert Stande bin dir diplommatisch so zu, entsprechen, wie, es – einst bey Hause möglich ist; Es bereittet sich zwar vieles; zu; und ich wünsche mit, dir denen H u n d s f ö t t e r n ewige Ruhe; uns, und redlich gleich gut würcken- und denckenden, aber ewige Freuden und Lohn; jedem Seins, mit Hand und Herz ganz Dein Zwicky, P[anner]herr

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 60/4 Bogen, 184x228 mm Siegel Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 8 Z. 19 Z. 20 Z. 21f. Z. 23 Z. 25 Z. 26f. Z. 29f.

AN: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Z ü r i c h : lateinische Schrift F l i c k : lateinische Schrift E x e m p l a r e : lateinische Schrift p o s t f e s t u m : lateinische Schrift broschiert: lateinische Schrift Hand S a a m e n k o r n : lateinische Schrift diplommatisch: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Peter Zwicky (1762–1820)  Nr. 471 II. Zwicky fuhr jährlich nach Stäfa (Kt. Zürich) zur Kur, wo im Gasthaus Krone Schwefelbäder angeboten wurden.

327 III. Z. 14 Z. 18

Z. 19 Z. 20 Z. 25 Z. 35

deinen Brief: Da dieser Brief und die Beilage nicht überliefert sind, ist unklar, worüber sich Zwicky freut. Freünd Heer: Möglicherweise meint Johann Peter Zwicky (1762–1820,  Nr. 471) Niklaus Heer (1755–1822) aus Glarus. Er wirkte nach seiner kaufmännischen Ausbildung in Basel und war während der Helvetik in verschiedenen politischen Ämtern im Kanton Linth tätig. Zu Beginn war Heer Oberschreiber der Verwaltungskammer, 1798–1802 Regierungsstatthalter und 1802 Mitglied der Kantonssatzung und Kantonsverfassungskommission. An der Consulta 1802–1803 in Paris vertrat Heer die Kantone Glarus und St. Gallen und war Mitunterzeichner der Mediationsakte. Nach Wiedereinführung der alten Verfassung war Heer 1803–1806, 1808– 1811, 1813–1816 und 1818–1821 Landammann und 1803–1820 Tagsatzungsgesandter. Herrn, F l i c k : Samuel Flick (1772–1833)  Nr. 460 E x e m p l a r e : Johann Heinrich Pestalozzi: Figuren zu meinem ABC Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens. Basel 1797 H u n d s f o t t : Hundfott oder Hundsfutt ist ein Schimpfwort für einen verächtlichen, ausgesprochen feigen Menschen. P[anner]herr: Johann Peter Zwicky (1762–1820,  Nr. 471) trug offiziell den Titel Vize-Pannerherr. Die Unterzeichung Pannerherr ist jedoch rechtens, da die damit betraute Person ihr Amt nicht verwaltete.

473. Kaspar Hirt 26. Juli 1797 5

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Herren N[omen] N[escio] Pestalutz auf der Blaten Bel[ieb]en d[en] 26ten July A[nn]o 1797 vor Ausruffung 43 St[ü]kh Mousselines de 16 aunes à 4 B[atzen] fl. 4.12 B[atzen] 22 St[ü]kh Mouchoir de Mousslines à 2 B[atzen] fl. 1.4 B[atzen] Summa fl. 5.16 B[atzen] d[em] H[err]n Bew[o]g[en]st[e]r Caspar Hirt Presser. Ist zu fehrneren höflichsten Empfehlung mit danck bezahlt

Überlieferung 1 2 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80,5 Blatt, 206x125 mm Original

328 Textkritik Zeuge H Z. 4 Z. 8

Herren N[omen] N[escio] Pestalutz: lateinische Schrift Summa: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Kaspar Hirt (1733–1814) ist seit 1756 als Tuchschärer in der Schneiderzunft in Zürich. Tuchschärer bearbeiteten das gewobene Tuch durch Waschen, Walken, Pressen oder Glätten. III. Z. 4 Z. 6 Z. 6

Z. 6 Z. 6 Z. 7

N[omen] N[escio]: ich kenne den Namen nicht (lat.) Mousselines: Leichter, weicher und feinfädiger Blusen- und Sommerkleiderstoff, meist aus Baumwolle, Wolle oder Seide. aunes: Aune (frz.) = Elle. Die präzise Länge des verwendeten Ellenmasses ist nicht bekannt. Es variierte je nach Zeit und Ort und wurde in der Schweiz erst im 19. Jahrhundert für alle Kantone verbindlich auf 60 cm festgelegt. B[atzen]: in der Schweiz weitverbreitete Münze fl.: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Mouchoir: Taschentuch (frz.)

474. Hottinger & Brunner zwischen 2. und 9. September 1797 Z[ur]zacher Ver[ena]mess 1797 5

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Herrn Heinrich Pestaluz Soll und verkaufen ihm gegen baar in N[eu]th[a]l[e]r à fl. 21/4 zalbar. 6 St[ü]kh Prussienes au 213/4. 20. 201/4. 143/4 20. 193/4 au 1161/2 à 52 fl. 100.58 4 " Tafet broché au 20. 20. 191/2. 193/4 au 791/4 à 53 fl. 70.– 2 " Royal au 20. 191/4 au 391/4 à 42 fl. 27.28 fl. 198.26 p[er] acquit Obige Hottinger und Brunner

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ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80.9 Blatt, 195x240 mm Dorsualvermerk 1797 Conto v. Hottinger et Brunner f 198.26 acquitté notté Original Die Datierung ergibt sich aus dem Datum der Zurzacher Verenamesse, die jeweils im Anschluss an den St. Verena-Tag (1. September) stattfand. Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Hottinger & Brunner



Nr. 466 III.

Z. 6 Z. 6 Z. 7

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Z. 11

Z. 14

N[eu]th[a]l[e]r: französische Grosssilbermünze fl.: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Prussienes: Hier scheint es sich nicht um eine offizielle Textilbezeichnung zu handeln. Nahe liegend sind drei Interpretationen: 1) Als Prussienes wurden Stoffe in der Färbung preussischblau bezeichnet, 2) gemeint sind die Stoffe, welche für die preussischen Uniformen verwendet wurden oder welche 3) aus preussischen Webereien stammten. Tafet broché: Als Taft oder taffet (frz. Taffetas) wird ein Gewebe aus Naturseide (heute auch Halbseide oder Chemiefäden) in Leinwandverbindung bezeichnet, das je nach Qualität für Kleider und Blusen oder zur Abfütterung oder Putzzwecken Verwendung findet. Der Taffetas-Broché meint eine bedruckte Variante. Royal: Bezeichnet einen Kleiderstoff aus Kammgarn oder Seide (heute auch aus Chemiefasern), der durch eine spezielle Webetechnik eine würfelartige Struktur erhält. p[er] acquit: den Empfang bescheinigt (frz.)

475. Hottinger & Brunner 6. September 1797 Herrn Hotinger & Brunner Zürich am 6 7bris 1797.

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Herr Heinrich Pestaluz an Hottinger & Brunner um verkaufen ihnen p[er] Compt za[h]lb[a]r in L[ouis]d’[o]r à f 11. 28. Gilet à f 31 / 2

Soll

f. 98.–

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St[ü]kh Tafeta broché " Pruss[ie]n " " gebl[eichte] Droguet

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au 413/4 à 53 " 36.52 " 33 " 52 " 28.36 " 193/4 " 57 " 18.45 à 11* f. 182.13 p[er] acquit den 14 7bris 1797 an* Hottinger & Brunner

über die Mouch[oir]s geben 1ste facture wann Sie mehr nehmen

Überlieferung 1 4

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80 Nr. 16 Dorsualvermerk 1797 Facture d[e] Hottinger & Brunner f 182.13 acquittée notte Textkritik

Z. 4 Z. 10 Z. 11 Z. 13 Z. 17

Brunner: lateinische Schrift Gilet: lateinische Schrift Tafeta broché au: lateinische Schrift Droguet: lateinische Schrift Sie  Sacherklärung I.

Hottinger & Brunner  Nr. 466 III. Z. 8 Z. 9 Z. 10 Z. 10 Z. 11

Z. 12

Z. 13

Z. 15 Z. 17

Compt: Rechnung (frz.) L[ouis]d’[o]r: französische Goldmüze Gilet: Weste f: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Tafeta broché: Als Taft oder taffet (frz. Taffetas) wird ein Gewebe aus Naturseide (heute auch Halbseide oder Chemiefäden) in Leinwandverbindung bezeichnet, das je nach Qualität für Kleider und Blusen oder zur Abfütterung oder Putzzwecken Verwendung findet. Der Taffetas-Broché meint eine bedruckte Variante. Pruss[ie]n: Hier scheint es sich nicht um eine offizielle Textilbezeichnung zu handeln. Nahe liegend sind drei Interpretationen: 1) Als Prussienes wurden Stoffe in der Färbung preussischblau bezeichnet, 2) gemeint sind die Stoffe, welche für die preussischen Uniformen verwendet wurden oder welche 3) aus preussischen Webereien stammten. gebl[eichte] Droguet: Als Droguet oder Velours de la Reine wurde ein Samt bezeichnet, der einfarbig oder mit buntem Blumenmuster versehen sein konnte. p[er] acquit: den Empfang bescheinigt (frz.) Mouch[oir]s: Taschentücher (frz.)

331 476. Stadelhoff 7. September 1797 5

Herr Heinr[ich] Pestaluzz Blatten 7/9/97 – 3

P[er] Fracht von D[aler] 16 /4 Seidenwaar frey bis Augsburg à 9 fl. 2–30– ist zalt Stadelhoff

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Die Fracht p[er] Reise p[er] Augsburg sind so hoch als die über Lindau – bis Salzburg – indesen ist es Verfügung Herr Auers –

Überlieferung 1 2 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80,6 Blatt, 131x108 mm Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Wer oder was mit Stadelhoff gemeint ist, ist unklar. Es könnte sich sowohl um eine Firma handeln, die ihre Geschäftsräume in Stadelhofen (heute Teil der Stadt Zürich) hatte, aber auch um ein Händler oder Kaufmann mit diesem Namen. Beide Annahmen können aber in den Archiven nicht erhärtet werden. III. Z. 7 Z. 7 Z. 11

D[aler]: Taler, Grosssilbermünze fl.: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Herr Auers: konnte nicht eruiert werden

332 477. Caspar Gessner 9. September 1797 den 9.IX.97. 5

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M[eine] H[och]geE[hrten] Herrn Pestaloz u[nd] Noz belieben p[e]r appretierte arbeit vom 24. Julli 1797. bis d[en] 27 dito. p[e]r 53. ganze Stük a 4 B[atzen] f 5.12. B[atzen] 43. halbe – a 2. 2.6. 21. D[ut]z[en]t gaze a 3. 1.23. zu bestem Vergnügen entrichtet. f 9.01. an M[on]s[ieur] H[och]geE[hr]t[er] H[err] gehorsamen Diener Casp. Gessner Tuchschärrer

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80,6a Bogen, 136x111 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 10/11

Sacherklärung I.

Caspar Gessner (1748–1828) aus Stadelhofen ist seit 1775 Zunftmitglied. In den Zürcher Bürgerverzeichnissen wird er wechselnd als Presser oder als Tuchschärer bezeichnet. Tuchschärer bearbeiteten das gewobene Tuch durch Waschen, Walken, Pressen oder Glätten. III. Z. 5 Z. 6 Z. 8 Z. 8 Z. 10

Noz: Hans Caspar Notz (1752–1827)  Nr. 463 appretierte: veredeln von textilem Material B[atzen]: in der Schweiz verbreitete Münze f: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze gaze: leichtes, halbdurchsichtiges Gewebe

333 478. Johann Heinrich Brunner 15. September 1797 B[e]zahlt weg d[en] 15. 7b[er] 1797. 5

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25

Herr Heinrich Pestaluz um verkaufte Ihnen p[er] Cont: in N[eu]th[a]l[e]r a f 23/4 zahlbarn 214/8 ann Grün Samet 217/8 212/8 643/8 a f 31/2

fl.

203/4 ann 19 393/4 ann a 53

fl. 35. 6.1

193/4 Preussienes 181/4 201/2 201/2 79 ann a 52

68.28

203/4 213/4 421/2 ann Persienes a 45

31.52

221/4 201/2 423/4 ann Grogramon faiene à 45

32.3

30

in N[eu]th[a]l[e]r a f 21/2 Du[ka]ten*

35

an Brunner an Juny zurük p[ar] aquit Brunner

241.24.3

n[eu]th[ale]r a f 23/4

167.28.4 ab Pressen von 3. St[o]ff[en] a 9 apretour 85 anff

Belieben

fl 27 2.8 2.35

161.21 402.45.3

2.35 fl. 400.10.3 F[rei]h[au]btm[ann] Brunner

334 Überlieferung 1 4

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80 Nr. 3 Datum am Schluss, Dorsualvermerk 1797 Factura Frey Hauptman Brunner f 974 acquité notte Erreno f 16.42 fw f 167.28 à lnth * 11 p[er] 10, Rechnungsnotizen auf der Vorder- und Rückseite, Siegelausriss Textkritik

Z. 5 Z. 8 Z. 11 Z. 12 Z. 14 Z. 15 Z. 19 Z. 22 Z. 25 Z. 28 Z. 30 Z. 35

Herr Henrich Pestaluz Belieben: lateinische Schrift ann: lateinische Schrift 3< 3/ 4 > 1/ 2 ann: lateinische Schrift 35.6.1 Preussienes: lateinische Schrift ann: lateinische Schrift ann Persienes: lateinische Schrift ann Grogramon faiene: lateinische Schrift a b : lateinische Schrift apretour: lateinische Schrift p[ar] aquit: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Heinrich Brunner (1749–1834) ist der Vater von Hans Caspar Brunner (1776– 1854  Nr. 466). Brunner kauft 1791 den «Vorderen Meyershof» in Zürich und geht dort seinem Gewerbe als Strumpffabrikant bis zum Konkurs 1806 nach. Der Titel «Freihauptmann» bezeichnet entweder einen militärischen Offiziersrang einer nach freier Auswahl aus Soldaten gebildeten Freikompanie oder aber eine Art Ehrentitel für langjährige und angesehene Zürcher Zunftmitglieder. III. Z. 7 Z. 7 Z. 8

Z. 11 Z. 15

Z. 22

N[eu]th[a]l[e]r: französische Grosssilbermünze f: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze ann: Was mit ann gemeint ist, ist unklar. Denkbar sind zwei Interpretationen: Es handelt sich um eine durchgängig falsche Schreibweise des franz. aune und gemeint sind Ellen oder es handelt sich bei ann um einen Helvetismus oder einen Einfluss aus dem Französischen und 21 ann grün sammet meint 21 de/vom grünen Samt. Die erste Variante erscheint plausibler. fl.: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Preussienes: Hier scheint es sich nicht um eine offizielle Textilbezeichnung zu handeln. Nahe liegend sind drei Interpretationen: 1) Als Prussienes wurden Stoffe in der Färbung preussischblau bezeichnet, 2) gemeint sind die Stoffe, welche für die preussischen Uniformen verwendet wurden oder welche 3) aus preussischen Webereien stammten. Persiennes: Als Persienne wurde ein dunkelblauer (Möbel-)Stoff bezeichnet, dessen Farbstoff ursprünglich aus Persien stammte und dem Textil seinen Namen verlieh.

335 Z. 25

Z. 30 Z. 32

Grogramon faiene: Möglicherweise steht Grosgramon für Gros (als Mengenbezeichnung) Gramont. Gramont war der Spitzname der mittelthüringischen Stadt Apolda, welche berühmt für ihre Strick- und Wirkwarenherstellung war. Was mit «faiene» gemeint sein könnte, ist unklar. anff: Es ist unklar, wofür diese Abkürzung steht. Du[ka]ten: europäische Goldmünze

479. Johann Friedrich Mieg 27. September 1797 Heidelberg 27. sept. 1797. 5

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Edler Mann und Freünd! Sie haben mir durch ihren zwar kurzen, aber freündschaftlichen Brief sehr viele Freüde gemacht, und wir haben uns mit reiner theilnahme ihrer, und ihres hiesigen besuches wiederum erinnert. aber noch weit mehrere u[nd] lebhaftere Freüde als dieses alles, machte mir die Lectüre ihres neüesten Werks, das über viele wichtige Aufgaben treffende Auflösung gibt, und indem Sie bider und kraftvoll Ihre Nachforschungen über den Gang der Natur darstellen zugleich den Gang ihrer eigenen Ausbildung, und der Entwicklung ihrer Moral u[nd] politischen Denkungsart meisterhaft mittheilet. Mehrere meiner Freünde u[nd] Bekannten studiern ietzo dieses Buch mit Interesse und ich danke ihnen dass Sie mich auf dessen Erscheinung aufmerksam gemacht haben. Hier war es noch nicht bekannt geworden. Die Figuren zu Ihrem ABC Buch sind mir noch nicht zu Gesicht gekommen, und ich hoffe, dieselbe nächstens im Buchladen zu Manheim aufzutreiben. H[err] Weber hatte zu meinem Leidwesen dieselbe nicht mitgebracht, und doch hätte ich auch diese gerne verschlungen. Uns Teutschen fehlen noch kernige, kraft- und geistvolle politische Fabeln; ich wünschte, dass Sie im Verhältniss zu ih[re]n Nachforschungen ein Bändchen derselben lieferten. Die Grundideen dazu liegen schon im Buche, aber die lehrreiche Einkleidung im Gewand der Fabeln, der Unterredungen zwischen thiere fehlet noch, u[nd] fehlet für dem Denker, wenn Sie wollen, auch nicht. Wie wäre es, wenn Sie Musse und Lust hätten, und machten sich daran; ich bin des Glaubens, Sie könnten sich dadurch um unsren Litteratur und um die Menschheit verdient machen. Man hat zwar vom Herrn von Moser politische Fabeln, aber Sie sind zu wässerig, sind ihm misrathen. Pfeffel hat in seinen Gedichten hier und da treffendes aber ich wünschte eine Samm-

336 35

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45

lung von Fabeln, die ein ganzes ausmachten und gl[eich]sam im gewande der Fabel den gang der Natur in Bildung und Entwicklung des menschl[ich]en geistes, und des menschl[ich]en geschlechtes darstellten. Ein Werk von dieser Art fehlet nicht blos uns deutschen, sondern allen Nationen. Vielleicht dass Ihre Figuren zu einem ABCbuch etwas ähnliches enthielten, u[nd] dieses sollte mir sehr erfreülich seyn. Meine herzliche Empfelung an ihrer Lieben Gattin, und lassen Sie einmal bald etwas Näheres von Sich hören. Was sagten denn die Herrn Zürcher zu ihren Nachforschungen? sollten ihnen manche Wahrheiten nicht etwas stark auf die Nerven gefallen seyn? ich beharre mit Warheit u[nd] Freüde ihr alter, treuer und ergebenster Freünd Jo F Mieg.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 226/1 Bogen, 100x165 mm Datum am Schluss, Brief in lateinischen Buchstaben Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Johann Friedrich Mieg (1744–1819)  Nr. 299 III. Z. 7 Z. 8

Z. 10

Z. 19 Z. 21

Z. 32

Brief: scheint nicht erhalten zu sein hiesigen besuches: Da der Briefwechsel zwischen Johann Friedrich Mieg und Pestalozzi sehr lückenhaft überliefert ist, lässt sich das Datum dieses Besuches nicht näher bestimmen. neüesten Werks: Johann Heinrich Pestalozzi: Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwiklung des Menschengeschlechts. Zürich 1797 Figuren: Johann Heinrich Pestalozzi: Figuren zu meinem ABC-Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens. Basel 1797 H[err] Weber: Damit ist vermutlich der Fabrikant Laurent Weber (1763– 1812) aus Mulhouse gemeint, dessen Söhne Charles (1797–1886) und Philippe Henri (1795–1870) zwischen 1807 und 1812 Pestalozzis Erziehungsanstalt besuchten. Herrn von Moser: Friedrich Carl Freiherr von Moser (1723–1798) wurde an der Klosterschule Bergen (bei Magdeburg) und in der Brüdergemeine von Ebersdorf (Thüringen) erzogen. Anschliessend studierte er in Jena Recht und war in verschiedenen öffentlichen und diplomatischen Arbeitsfeldern

337

Z. 32

Z. 33 Z. 42

tätig. Daneben entfaltete er eine rege publizistische Tätigkeit, die von der Veröffentlichung von Rechtsquellensammlungen, der Abfassung religiöser und zeitkritischer Schriften, bis hin zu historischen Werken in der Tradition der Exempellehre reichte. politische Fabeln: Dabei dürften folgende Schriften von Friedrich Carl von Moser gemeint sein: Der Hof in Fabeln (1762), Die Fabeln (1786) und Neue Fabeln (1789). Pfeffel: Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809)  Nr. 257 Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

480. Johann Matthäus Baumann Anfang Oktober 1797 Fr[ank]f[u]rt[e]r HerbstMess 1797 5

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d[em] Herrn Heinr[ich] Pestaluz in Zürich p[e]r J[ohann] M[atthäus] Baumann April 16 sandte mir Dav[id] Ries in Berlin über Leipzig 1 Kistl[ein] No 4 Etr. 11/2 Fracht a R[eichstaler] 9 f 6.45 Spinder C. & Ein rhl " .30 Repr. und Wag geldt " .30 Lager geldt " .30 Porto " 1. Provision " .45 " 28 übergeben Sie mir durch d[en] Herrn Tanner zu Jhrer Verfügung 5 Kisten No 1. 18. 25. 28. 30 Etr. 14 in mein Magazin bringen f .48 aufladen und Waggeldt " .41 Porto " .40 Provision a Xr. 45 " 3.45 ferner wie oben " " 1 Kiste No 26 Etr. 23/4 in mein Magazin bringen f .16 aufladen und Waggeldt " .9 Porto " .36 Provision " .45 ferner sandten Sie mir um an verschiednen Jhrer Freunde auszuliefern " " 1 Kiste No 38 lb 112 Fracht a f 9% f 10.5

Soll

f. 10

5. 54

1.46

338 Spinder C. & Ein rhl Lagergeldt Porto Provision

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" " " "

.30 .30 .48 .45

Vortrag von neben sandten Sie mir ferner mit dem Post Wag[en] 1 Paquet mit meiner Addr[esse] Porto f 2.16 Einschr[eiben]b Geldt und hiesige Spesen .12 Provision " .30 sandten mir ferner Tanner & Comp[anie] in Hamburg mit dem Post Wagen 1 Kistl[ein] für Porto f 19.20 " Hiesige Spesen " .24 " Brief Porto " .20 " Provision " .30

40

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Überlieferung 1 4

ZB Zürich, Ms Pestal 4.189/80 Nr. 15 Dorsualvermerk 1797 Cont Coud. J.M. Bouman d[e] F. Fourt Textkritik

Z. 5 Z. 5 Z. 6 Z. 7 Z. 7 Z. 7 Z. 11 Z. 13 Z. 14 Z. 15 Z. 17 Z. 18 Z. 20 Z. 21 Z. 24 Z. 26 Z. 27

Heinr[ich] Pestaluz: lateinische Schrift Zürich: lateinische Schrift J[ohann] M[atthäus] Baumann: lateinische Schrift Dav[id] Ries: lateinische Schrift Berlin: lateinische Schrift Leipzig: lateinische Schrift Repr.: lateinische Schrift Porto: lateinische Schrift Provision: lateinische Schrift Tanner: lateinische Schrift 5 Kisten Magazin: lateinische Schrift Porto: lateinische Schrift Provision: lateinische Schrift Magazin: lateinische Schrift Porto: lateinische Schrift Provision: lateinische Schrift

12.38 f 30.18 f 30.18

2. 58

20.34 f 53.50

339 Z. 34 Z. 35 Z. 39 Z. 39 Z. 40 Z. 42 Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 47 Z. 48 Z. 49 Z. 50

Porto: lateinische Schrift Provision: lateinische Schrift Paquet: lateinische Schrift Addr[esse]: lateinische Schrift Porto: lateinische Schrift Spesen: lateinische Schrift Provision: lateinische Schrift Tanner & Comp[anie]: lateinische Schrift Hamburg: lateinische Schrift Porto: lateinische Schrift Spesen: lateinische Schrift Porto: lateinische Schrift Provision: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Hier ist vermutlich Johann Matthäus Baumann (1730–1796) aus Worms gemeint. Er betreibt eine 1772 auf dem Frankfurter Römerberg gegründete Wechsel-, Commissions- und Speditionsunternehmung, die nach seinem Tod seine zweite Ehefrau Maria Louise Baumann-Hoppe (1738–1801) unter dem Namen ihres verstorbenen Mannes weiterführt. III. Z. 7

Z. 8 Z. 9 Z. 9 Z. 10

Z. 11

Z. 15 Z. 21 Z. 30 Z. 44

Dav[id] Ries: David Jacob Riess (1768–1849) war ein international, unter anderem mit russischen Kaufleuten, Geschäfte treibender jüdischer Fabrikant, Kaufmann und Juwelenhändler aus Berlin und als solcher Mitglied der Börsenkorporation und der Korporation der Kaufmannschaft. Etr.: Es ist unklar, was mit dieser Abkürzung gemeint ist. R[eichstaler]: preussische Grossbilbermünze f: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Spinder C. & Ein rhl: Spint war ein altes Hohlmass für Getreide: Ein Spint betrug je nach Region 2–7 Liter. Als Spinder/Spünder wurde vor allem im Thüringischen jemand bezeichnet, der volle Fässer verschliesst und fortschafft. «C» könnte die Abkürzung für Zentner sein, rhl könnte Reichsthaler bedeuten. Repr.: Es ist unklar, wofür diese Abkürzung steht. Möglicherweise sind damit die Repräsentationskosten gemeint, im Sinne von Spesen für die Präsentation der Ware. Herrn Tanner: Damit könnte ein Teilhaber der Hamburger Firma Laurenz Tanner ( Nr. 465) gemeint sein. Xr.: Abkürzung für Kreuzer, eine gebräuchliche Münze in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz lb: Abkürzung für Pfund Tanner & Comp[anie]: Damit dürfte die Hamburger Firma von Laurenz Tanner ( Nr. 465) gemeint sein.

340 481. Georg Heussi 27. Oktober 1797 5

Herrn Herrn H. Pestaluz bey H[er]rn Nuz auf d[er] Blatten ausser Z ü r i c h Wädenschweil d[en] 27ten 8br 97.

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Schon zwey Abend erwarteten dich, mein Theürer! deine Freünde vergebens in hier, und in der Ungewissheit, ob du auch diesen Abend wieder ausbleiben mögest, nehme ich meine Zuflucht zur Schriftl[ichen] Unterredung, um wenigstens zu vernehmen, was dich von Erfüllung deines Versprechens abhielte. Unser Freund, H[err] Professor Fäsj schreibt mir, dass d i e v o r g e h a b t e B i t t s c h r i f t nicht dienlich gefunden werde; und er hofe, dass diese Angelegenheit, durch die Bemühungen Gutdenkender Bürger, besser und sicherer zu einem erwünschten Zille kommen werde. Mit dank nihmet man natürlicher Weise diese Hofnung hier auf; aber, da man sich schon so oft getäuscht sahe, u[nd] weiss wie schwer eine Sinnesänderung der Regierung ist, so erlässt man an dich und andern rechtschafne Männer das dringende Ansuchen, doch nichts zu versäummen, was z u r G e rechtigkeit, zu Aufhebung od[e]r Milderung der lezten Strafurtheilen, zu Ertheilung u[nd] Festsezung der wessentlic hsten Rechte und F r e y h e i t e n d e s L a n d m a n n s , beytragen mag. Von meiner Freunden dank, und thätiger Mitwirkung zu allem, was sich mit Menschen u[nd] Schweizerwürde verträgt, darf ich dich zum voraus versichern; so wie ich hingegen dir anmerken muss, dass Ihnen, so wenig als der ganzen Landmannschaft m i t E r k r i e c h u n g e i n e s b o d e n l o s e n G n a d e n w i r b e l s , geholfen ist –. In der Hofnung, dass du doch Morgen abends mich u[nd] andere Freünde noch mit einem Besuch erfreüest, will ich nun einmahl jezt nicht weiter eintretten, und um den hiesigen Jahrmarkt, od[e]r vielmehr eine Gesellschaft von Freünden nicht zu versäumen, mit der Bitte schliessen, dass du Morgen abend wo möglich selbst kommest oder doch mir deine Hinterniss etc. schreibest; denn Sontags gedenke ich wieder von hier abzureisen. Gruss u[nd] Umarmung

341 v[on] d[einem] ganz dank erg[ebenen] Freünd Georg Heüssi bey H[errn] Gebrüderen Haab.

45

Wenn du mir mit dem Preiss, Conto, ein halb duzend Exemplar von deinen F i g u r e n e t c . mitbringen od[e]r schiken kannst, so wird es mir lieb seyn.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 60/6 Bogen, 186x232 mm Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 5

Pestaluz: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Georg Heussi (1776–1833) von Mühlehorn (Kt. Glarus) amtet 1799 als Sekretär von Statthalter Johann Kaspar Pfenninger (1760–1838) in Baden (Kt. Aargau) und ab 1800 als Unterstatthalter des Distrikts Glarus im helvetischen Kanton Linth. Im Herbst 1802 wird Heussi, der als Befürworter des Einheitsstaates gilt, in Folge des erfolgreichen Aufstands der Glarner Föderalisten entmachtet. Er verlässt das Glarnerland Richtung Rapperswil (Kt. St. Gallen). Dort erwirbt er 1804 das Gasthaus Zum Pfauen und damit auch die Poststelle, da der Gasthof zugleich Pferdewechselstation der Churer Post war. II. Im Herbst 1797 waren Bestrebungen im Gange, für die im Anschluss an den Stäfner Handel verurteilten Personen um eine Amnestie zu bitten. Dieses Vorhaben wurde auch in Wädenswil (Kt. Zürich) diskutiert; ob es sich dabei um Mitglieder der Lesegesellschaft Wädenswil handelt, ist offen. Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29) war in diese Bemühungen involviert (PSB III, S. 345). Da Heussi und Lavater sich persönlich kannten, erklärt sich möglicherweise daraus das Engagement Heussis in Wädenswil. III. Z. 6 Z. 14

Nuz: Hans Caspar Notz (1752–1827)  Nr. 463 Professor Fäsj: Johann Kaspar Fäsi (1769–1849) aus Zürich wurde 1791 Professor für Geschichte und Geographie an der Zürcher Kunstschule. Zu Beginn der Helvetik verliess er den Schuldienst. Fäsi amtete 1798–1803 als

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Z. 15

Z. 45f.

Sekretär am Kantonsgericht und 1803–1849 als Oberschreiber am Obergericht, dessen Nachfolgeinstitution. B i t t s c h r i f t : Der weitere Inhalt des Briefes lässt ein geplantes Schreiben an die Regierung des Kantons Zürich vermuten, das auf die Aufhebung des Verbannungsurteils und auf den Hafterlass der 1795 im Stäfnerhandel verurteilten Personen drängte. Johann Kaspar Fäsi (1769–1849,  Z. 14), der der Bewegung der Amnestiebefürworter angehörte, riet von einem Ersuchen wohl deswegen ab, weil die Regierung etliche Vorstösse in dieser Frage schon abgewiesen hatte. Durch zunehmenden Druck gezwungen, wurde die Amnestie am 29. Januar 1798 doch noch erlassen. H[errn] Gebrüderen Haab: Zur fraglichen Zeit lebten in Wädenswil zahlreiche Familien Haab. Um welche es sich hier handelt, konnte nicht eruiert werden.

482. Charles Herbert Pury ca. 25. November 1797 5

[Reg.] Es dürfte sich um einen Mahnbrief handeln, den Pury im Zusammenhang der Geschäfte mit Laué, de Luze & Co. an Pestalozzi geschickt hat. Im vorliegenden Fall geht es um ein Geschäft mit Herrn Bridel.

Überlieferung 1

PSB III, S. 346.21 Sacherklärung I.

Möglicherweise handelt es sich hier um Charles Herbert Pury aus Neuchâtel. Im Nachlass der Firma Laué (StA Aargau) ist Korrespondenz mit Charles Herbert Pury überliefert, dort wird er als Vertreter bezeichnet. III. Z. 5 Z. 6

Laué, de Luze & Co.: Laué, de Luze & Co.  Nr. 322 Herrn Bridel: Damit ist möglicherweise Philippe Louis Bridel (1766–1820) gemeint, dessen Söhne Jean André Louis (*1794) und François Emmanuel (*1796) 1809 als Schüler in Yverdon erwähnt sind.

343 483. Johann Caspar Lavater 4. Februar 1798 An Pestaluz. Sontags nachts späte, 4.II.1798.

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Lieber! Ich verschmachte vor Wehmuth über das unsinnige Betragen der bezauberten Landesleüthe – um Gotteswillen, warum den nun neü angewiesenen Weg nicht betretten? Sie rufen dem Fluche des ganzen Landes über sich. Thun Sie doch, was möglich ist, das Vaterland vor unabsehbarem Elende zu retten. Alle Redlichen seüfzen über dem Starrsinn der Unbelehrbaren – Thun Sie, was Sie können, und sagen Sie, was i c h thun könne, löschen Sie den Brand noch, ehe er alles verzehrt. Erbarmen Sie sich des Vaterlandes und – meiner. Die Bitterkeit und der Argwohn gegen einige, wie ich überzeügt bin, gutdenkende Bürger, hat sich noch nicht gelegt. Je starrsinniger die Landleüthe jeden friedlichen Vereinigungs Weg aushöhnen, desto giftiger werden die Bürger gegen die, die sie als Urheber dieser Starrsinnigkeit ansehen. Auch die Besten können kein Wort mehr zur Entschuldigung sagen, wenn sich die unsinnigen Gesinnungen der starrsinnigen Verwerfer aller gütlichen Wege nicht ändern. Ach, nennet mir doch das Mittel der Rettung – aber ein populares, schnellwirkendes – Ich erflehe Eüch. L.

Überlieferung 1 4 5

ZB Zürich, FA Lav. Ms 577 Brief 79 Datum am Schluss Copia Textkritik

Zeuge h Sacherklärung I. Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29

344 II. Die ersten Monate des Jahres 1798 waren geprägt durch revolutionäre Auseinandersetzungen in weiten Teilen der Schweiz, so auch in Zürich. Lavater versuchte (möglicherweise mit weiteren Zürcher Persönlichkeiten), einer gewaltsamen Revolution auf der Landschaft zuvorzukommen und engagierte dafür Pestalozzi, der ihm wegen seiner Herkunft mütterlicherseits – Susanna Pestalozzi-Hotz (1720–1796,  Nr. 44) stammte aus Wädenswil – und seiner Erfolge als Autor von Lienhard und Gertrud dazu besonders geeignet schien ( Nr. 484–486). Lit.: Diethelm Fretz: Pestalozzi in Wädenswil. [Neujahrsblatt der Lesegesellschaft Wädenswil für 1946]. Wädenswil 1946, S. 99–152 III. Z. 6f.

Z. 16

das unsinnige Betragen der bezauberten Landesleüthe: Seit 1797 hatten sich in den schweizerischen Untertanengebieten Bewegungen entwickelt, welche nach dem Vorbild der Französischen Revolution Gleichheit anstrebten. Erfolgreich waren im Winter 1797/98 die Bewegungen im Unterwallis, Schaffhausen, Basel sowie in der bernisch besetzten Waadt. Die Erfolge motivierten auch Untertanen in anderen Gebieten der Alten Eidgenossenschaft, so auch die Landleute in Zürich, die der Stadt mit militärischem Umsturz drohten. Bürger: Als Bürger galten nur jene Einwohner der Stadt Zürich, die in einer Zunft organisiert waren. Alle anderen Einwohner des Kantons hatten keine vergleichbaren politischen Rechte. Nach der französischen Revolution waren immer wieder Stimmen auf der Landschaft laut geworden, wonach diese einseitigen Privilegien nicht legitimierbar seien. Gegen diese richteten sich die zornigen Proteste zu Beginn des Jahres 1798.

484. Johann Caspar Lavater 12. Februar 1798 12.II.1798. 5

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Was soll ich sagen, lieber Pestaluz. Wie manches Billet, das ich heüte schrieb, verwarf ich wieder, weil das kränkende Misstrauen alles lächerlich missversteht. Alles verleidet mir über dem engherzigen rohen, bald feigen, bald trutzigen, immer äusserst indelikaten, sich selbst prostituierenden, weitläuftigen, schwerfälligen – ich hätte bald gesagt – hintergräblihaften, tausendseelengässlihaften Kleingeist, der tausend Mann – wahrlich – lasst es mich heraussagen, pitoyabel und schiltbürgerisch zur Sicherheit verlangt. Kann was Ridiküleres, Feigeres, Abgeschmackteres, Reizenderes, Unruherregenderes, als dies gedacht werden? Lieber, weiser, edler, gefühlvoller M a n n – vergaumen Sie solche kleingeistige Erbärmlichkeiten. L.

345 Überlieferung 1 4 5

ZB Zürich, FA Lav. Ms 577 Brief 80 Datum am Schluss Copia Textkritik

Zeuge h Sacherklärung I. Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 III. Z. 10 Z. 10f. Z. 12 Z. 15

hintergräblihaften: hinterwäldlerisch, engstirnig, sachfremd tausendseelengässlihaften: Tusig-sele-gässli: enge, aber stark bevölkerte Gasse der Stadt Zürich; hier im Sinne von: kleinbürgerlich, kleinkariert pitoyabel: erbärmlich, kläglich vergaumen: hüten, verhindern

485. Johann Caspar Lavater 15. Februar 1798 15.II.98. 5

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I c h kann in m e i n e r Lage, lieber, guter, vielleidender, braver Pestaluz, für einmahl nichts thun, als mit duldsamer Klugheit zur Sanftmuth gegen die Opposition arbeiten. Ein schweres Werk. Der Bürger ist der Oppositionen müde – doch hat Bruder Rathsherr es unternommen, ihn auf bessere Gesichtspunkte zu setzen. Der Bürger ist an dem Ziele seiner Geduld, und wol zu merken, der grösste Theil des Landvolkes ist es auch. – Ich erwarte alles von der Organisation der Landes Kommission, die einen guten, offnen, freyen, aber sehr humanen Ton angenommen hat. Etwas sehr Wohlthätiges wär’ ein Promemoria von lüminosen, universellen und popularen Grundsäzen und spezialen, lokalen Maximen, die einigen Männern von Gewicht in die Hände gelegt werden könnten. Sie müssten aber äusserst popular seyn. Ich wüsste gerad itzt kein Regierungsglied, das mit Schiklichkeit wegkommen könnte, ohne Aufsehen zu erregen. Doch will ich mich umsehen.

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Die Amnestie von Seite des Landes ist ein sehr wichtiger Punkt. Diese Nichtamnestie zeigt, wie unreif zum wahren Patriotismus noch gewisse Amnestierte sind. Könnte doch den Rohesten d e r Gedanke klar genug gemacht werden, dass das L a n d v o l k , dass G l a r u s , S c h w e i z – und die S t a d t – jedes Unternehmen von R a c h e , mit vereinter Kraft – züchtigen würden. Die ganz p o s i t i f e n , u n l ä u g b a r e n Insolenzen (von den verläumderschen sprech ich nicht) gegen die durchziehenden Glarner reizten fürchterlich. Solche Dinge, die vielleicht Kleinigkeiten scheinen – akkumulieren sich in der Imagination schwacher, leidenschaftlicher und guter Menschen zu ungeheüren Massen. Solche sind z.E. die in Erlenbach errichtete T r ü l l e für jeden, der sage, dass der Kongress mit Frankreich im Bunde stehe – das n[ota]b[ene] n o c h n i c h t aufgehobne V e r s i e g e l n ! der Kasten im Pfarrhaus T a l l w e i l – das B e s t e c h e n zur Gewinnung einiger Landleüthe, das D r o h e n , das bis an wenige Tage noch fortdaurte – und der unleidliche Geist des Terrorismus. Lieber Pestaluz, es muss auf e i n i g e a l l e i n vorerst entschieden und mit fester Vernunft gearbeitet werden. D i e s e müssen einen Sanskülot nach dem andern in die Kur, das heisst, in ihre P r i v a t k u r nehmen – und die Zwecklosigkeit und Zwekwiedrigkeit alles rohen Benehmens demonstrieren. Lasset uns, Lieber, nicht müde werden, Gutes zu thun und Böses zu dulden, um des Guten willen, bis wir zur möglichsten Eintracht uns zusammengearbeitet haben. Wenige, die g a n z wollen – und nichts für s i c h wollen – vermögen sehr viel. Vale.

Überlieferung 1 3 4 5

ZB Zürich, FA Lav. Ms 577 Brief 81 Ausser beim fünften Absatz sind alle Absätze durch ein Absatzzeichen zusätzlich markiert. Datum am Schluss Copia Textkritik

Zeuge h Z. 46 Z. 47

zusammengearbeiet Vale: lateinische Schrift

347 Sacherklärung I. Johann Caspar Lavater

(1741–1801)  Nr. 29 II.

Am 29. Januar 1798 verkündete der Bürgermeister eine Amnestie für die Zürcher Landschaft. «Nicht nur gänzliche Amnestie müssen wir geben, sondern zu gleicher Zeit auch Freiheit des Handels, der Handwerke und Studierfreiheit» (David von Wyss, zit. in: Böning 1998, S. 122). Es zeigte sich aber schon bald, dass die Landbevölkerung gegenüber der Regierung skeptisch blieb. Es herrschte die Meinung vor, dass die Sache der Landschaft nur unter dem Schutze Frankreichs verwirklicht werden könne. In der Folge demissionierte die Regierung (5. Februar 1798) und es bildeten sich Ausschüsse der Landgemeinden, die sich zum Stäfner Convent zusammenschlossen. Die Zusammenarbeit mit der Stadtregierung erwies sich als schwierig, am 21. Februar waren aber alle Hindernisse beseitigt und die Landeskommission konnte einberufen werden. Doch der Bürgerkrieg war dadurch noch nicht verhindert und es kam in der Folge zu mehreren kritischen Situationen zwischen den Abgeordneten der Landschaft und jenen der Stadt. Am 13. März dankte die provisorische Regierung ab, auf dem Münsterplatz in Zürich wurde ein Freiheitsbaum errichtet. Die Landeskommission erhielt zwei Tage später die Regierungsgewalt, die Truppen zogen sich in ihre Gemeinden zurück. Die Krise war überstanden. Lit.: Holger Böning: Der Traum von Freiheit und Gleichheit. Zürich 1998 III. Z. 8

Z. 12

Z. 14 Z. 14 Z. 21 Z. 28 Z. 29

Bruder Rathsherr: Diethelm Lavater (1743–1828), der Bruder von Johann Caspar Lavater (1714–1801,  Nr. 29), war Arzt und Apotheker. 1792 war er Ratsherr und wurde 1794 Geheimer Rat. Von diesem Amt trat er 1798 zurück und wurde 1799 Mitglied der Interimsregierung. 1803 wurde er als Grossrat und Kleinrat gewählt und übernahm zudem das Amt als Sanitätsrat. 1814–1820 war er auch dessen Vorstand. Lavater war zudem Leiter der Freimaurerloge in Zürich und Verfasser medizinischer Literatur. Landes Kommission: Diese hatte den Auftrag, eine Verfassung auszuarbeiten, womit in Zürich das Ende des Ancien Régime eigentlich beschlossen war. Promemoria: Zur Erinnerung (lat.), gemeint ist hier eine Denkschrift. Ob eine solche entstanden ist, konnte nicht eruiert werden. lüminosen: lichtvoll, leuchtend, vortrefflich Amnestie: Amnestie für die aufständische Landbevölkerung Insolenzen: Anmassung, Unverschämtheit durchziehenden Glarner: Am 30. Januar 1798 erfährt der Glarner Rat durch seine Tagsatzungsgesandten vom Einmarsch der Franzosen in Lausanne (Kt. Waadt). Unverzüglich kontaktierte der Rat den urnerischen Nachbarn, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Uri drängte auf militärische Hilfeleistung, um die Bern als Obrigkeit der Waadt bereits am 28. Januar förmlich nachgesucht hatte. Glarus beschloss an der am 8. Februar einberufenen Landsgemeinde, ein erstes Pikett von 400 Mann unter Befehlshaber Oberst Fridolin Paravicini (1742–1802) in Marsch zu setzen. Der Auszug der Truppen erfolgte am 10. Februar. Zwei Tage später hatten sie Zürich hinter sich gelassen. Am 15. Februar bezog das Pikett ihr Quartier in Herzogenbuchsee (Kt. Bern).

348 Z. 33

Z. 35

Z. 36 Z. 41 Z. 47

T r ü l l e : hölzerner Käfig, auf offenen Plätzen stehend, in den zur Bestrafung von Vergehen wie Holzfrevel, (Obst-)Diebstahl, Ruhestörung, Verstösse gegen die Sittlichkeit die Delinquenten eingesperrt, zur Schau gestellt und auch herumgedreht wurden. V e r s i e g e l n ! der Kasten: Versiegeln kann in der Bedeutung von «beschliessen» oder «verschliessen» gebraucht werden; «Kasten» wird hier möglicherweise für «Kastenmeister» (Geldbewahrer) oder «Kastenpfründe» (Pfarrpfründe, die von der Obrigkeit bezahlt wird) verwendet. Das legt die Erklärung nahe, dass für das Pfarrhaus in Thalwil ein Beschluss erfolgt sein muss, der den Zugriff auf die von der Obrigkeit gestifteten Gelder – sehr wahrscheinlich die oben genannten Kastenpfründe – verhinderte. Tallweil: Thalwil (Kt. Zürich) Sanskülot: Anhänger der Französischen Revolution Vale: lebe wohl (lat.)

486. Johann Caspar Lavater 29. Februar 1798 29.II.1798. 5

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Der eigentliche Streitpunkt ist mir nicht klar genug – aber klar genug, dass alles gethan werden sollte, den starken Schein von verräther[i]scher Verbindung mit Frankreich zu vernichten. Die redlichsten Bürger und unzählige Landleüthe sind todtmüde des Schohnens gegen die, welche als Feinde der Ruhe und als Freünde Frankreichs angesehen werden müssen und wollen. L Ist’s dem Landvolk Ernst, allen Verdacht von sich abzulehnen, das ist, ist es rein von aller Lust nach fremd[er] Influenz, so findet es leicht u n z w e y d e ü t i g e Ausdrücke.

Überlieferung 1 2 3 5

ZB Zürich, FA Lav. Ms 523/149 Blatt, 190x240 mm Auf der Vorderseite steht der Brief Pestalozzis an Lavater vom 25. Februar 1798 (PSB VI, Nr. 773) Original Textkritik

Zeuge H

349 Sacherklärung I. Johann Caspar Lavater

(1741–1801)  Nr. 29 II. (

Die Landeskommission Nr. 485) war am 12. Februar erstmals zusammengetreten, wobei nur von den stadttreuen Landbezirken Abgeordnete erschienen. Am 18. Februar fand die Wahl der Deputierten statt, die am 21. erstmals zusammentraten und damit die neue Nationalversammlung in Zürich eröffneten. Damit waren die Spannungen aber noch nicht beseitigt. Das revolutionäre Comité forderte den Rücktritt der Regierung, da sie sich gegen die Neuorganisation der politischen Ordnung gewehrt habe, während die Stadt sich uneinsichtig zeigte. Ein Aufmarsch von 10’000 Mann brachte die Stadt aber zum Einlenken. Im Abkommen von Küsnacht vom 10. März dankte die alte Regierung ab, der Stadt wurde eine Landgarnison zugesprochen und die übrigen Truppen entlassen. Lit.: PSW XII, S. 261–267

487. Johann Hermann Weissenfeller 21. April 1798 Franchfurt um den 21. April 1798 5

Dass von Herrn Pestaluz aus Zürich den Ladenzinz für die Oster Messe 1798 mit Stüch Dreyzehn Carolins laut Contracht richtig erhalten habe bescheinige hiermit Johann Herm. Weissenfeller p[e]r Stück 13 Carolins

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal, 4.189/80.12 Blatt, 226x140 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 5 Z. 5 Z. 5 Z. 6

lateinische Schrift Pestaluz: lateinische Schrift Zürich: lateinische Schrift Oster: lateinische Schrift Dreyzehn Carolins: lateinische Schrift

350 Z. 6 Z. 8 Z. 9

Contracht: lateinische Schrift Johann Herm. Weissenfeller: lateinische Schrift Carolins: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Hermann Weissenfeller (1756–1812) kommt 1756 in Hattingen (NordrheinWestfalen) als Sohn des Hattinger Ratsverwandten und Kämmerers Georg Bertram Weissenfeller und der Katharina Elisabeth, geborene Rittershausen, zur Welt. Er arbeitet als Handelsdiener in Augsburg und siedelt vermutlich um 1789 nach Frankfurt am Main über. Dort steht er der Handlung seines Vetters Johann Bertram Rittershausen vor und erhält 1793 auch das Frankfurter Bürgerrecht. Am 3. Juni 1794 heiratet er Anna Maria Vogelhuber, geborene Hoffmann aus Wiesbaden. II. Die genauen Umstände des Kontaktes zwischen Pestalozzi und Weissenfeller sind unklar. Vermutlich hängt die hier vorliegende Zahlungsbestätigung mit Pestalozzis Aktivitäten im Seidenhandel der Firma Notz zusammen, wobei die genaue Funktion Pestalozzis in dieser Firma in der Forschung umstritten ist (vgl. Stadler I, S. 349–353). III. Z. 5f. Z. 6

Oster Messe: Warenmesse im Frühjahr. Seit 1330 findet in Frankfurt neben der Herbstmesse (seit 1240) eine zweite Messe zur Fastenzeit statt. Carolins: Carolin auch Karolin, Karoliner, Karldor oder Karl d’or genannt, sind bayrische Goldgulden, die im 18. Jahrhundert in Deutschland eine beliebte Goldmünze darstellten.

488. Direktorium der Helvetischen Republik 7. Mai 1798 An den Bürger Pestalozzi 5

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7. May Das Directorium, welchem Ihr schon mehrere Beweise Euerer Kentnisse gegeben, und Euers Eifers der Sache der Freyheit und Gleichheit zu dienen und besonders das vorschwebende Ziel einer baldigen allgemeinen Verbrüderung unter allen ehemaligen einzelnen Regierungen zu erreichen, ladet Euch wiedermalen ein, in seinem Nahmen eine Proclamation an diejenigen Cantone, welche die Constitution noch nicht angenommen, zu entwerfen. Ihr werdet besonders dabey trachten, diese irregeleiteten, doch biedern Bergbewohner von ihren vorgefassten, den neuen Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit abgeneigten Gesinnungen zurückzubrin-

351

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gen: – ihnen das von fanatischen und eigennützigen Priestern beygebrachte Vorurtheil, als ob bey der Annahme derselben die Religion ihrer Väter gefährdet werde, zu benehmen suchen, – kurz durch alle Euch bekannten Gründe und nach Eurer eigenen Klugheit diesem Volke einleuchtend zu machen, dass die neüe Constitution, die auf Gleichheit der Rechte gegründete Freyheit geschützt, durch Einheit und Untheilbarkeit der Republik Ihr und unser Glük auf immer befestiget werde. Rep[ublikanischer] Gruss

Überlieferung 1 4 5

Bundesarchiv Bern, Band B 868, P. 475–476 Dorsualvermerk An Bürger Pestalozzi. N. 14. Einladung eine Proclamation an die noch nicht vereinigten Cantone ergehen zu lassen. Copia Textkritik

Zeuge h Z. 4 Z. 6 Z. 6f. Z. 8 Z. 11 Z. 11 Z. 12 Z. 20f.

Pestalozzi: lateinische Schrift Directorium: lateinische Schrift BeweiseEuerer Kentnisse gegeben Gleichheit zu dienen Proclamation: lateinische Schrift diejenigen Constitution: lateinische Schrift Constitution: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Das Direktorium ist die Exekutive der neuen Helvetischen Republik, die offiziell am 12. April 1798 in Aarau ausgerufen worden war und damit dem Ancien Régime der Eidgenossenschaft ein Ende setzte. Es setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen, die ihrerseits vier Minister ernennen. Das Direktorium leitet die Aussenpolitik, verfügt über die bewaffnete Macht und übt die unbeschränkte Kontrolle der gesamten Verwaltung aus. Es ernennt die Regierungsstatthalter der Kantone, die ihrerseits in den Distrikten die Unterstatthalter und diese die Agenten in den Gemeinden bestimmen. Die Einführung der helvetischen Verfassung in der Schweiz, die in wesentlichen Teilen auf dem Verfassungsentwurf von Peter Ochs (1752–1821) beruht (Ochsenbüchlein), bringt als grosse Neuerung die Gewaltentrennung, wobei sie nicht wie üblich drei, sondern vier Gewalten kennt: Legislative (Grosser Rat), Exekutive (Direktorium), Jurisdiktion (Oberster Gerichtshof) und Administration (Minister). Nach dem ersten Staatsstreich (8. Januar 1800) heisst die Exekutive «Vollziehungsausschuss», nach dem zweiten (5. Juli 1800) «Vollziehungsrat».

352 II./III. Die neue Verfassung, die am 12. April von zehn Kantonen (Aargau, Basel, Bern, Freiburg, Léman, Luzern, Oberland, Schaffhausen, Solothurn, Zürich) verkündet wurde, sieht die Beseitigung der kantonalen Souveränität zugunsten vollständiger Zentralisation vor. Die 23 Kantone (13 alte Orte und 10 neue) sind reine Verwaltungs-, Gerichts- und Wahlbezirke ohne politisches Eigenleben. Die Landsgemeindekantone der Innerschweiz widersetzen sich der Einführung der neuen Verfassung, sie werden aber militärisch unterworfen. In der Folge nehmen auch St. Gallen, Appenzell, Toggenburg, Rheintal und Sargans die neue Verfassung an. Pestalozzi verfasste die vom Direktorium gewünschte Schrift (PSW XII, S. 275–282), die aber nicht veröffentlicht wurde.

489. Finanzminister der Helvetischen Republik 23. Mai 1798 Freiheit 5

Gleichheit

Der Minister der Justiz und Polizey der helvetischen einen und untheilbaren Republik, an den Bürger Pestalozzi Arau, den 23. May 1798

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Ich habe, Bürger, mit Vergnügen vom helvetischen Vollziehungsdirektorium den Auftrag erhalten, Eüch seinen Beyfall für die Bemühung zu bezeügen, die Ihr zur Aufklärung des Volkes verwendet. Es hat Eüeren Zuruf an die Bewohner der vormals demokratischen Kantone genehmigt, den Druk und die Verbreitung einer seiner Absichten so vollkommen entsprechenden Schrift beschlossen. Dieser Beyfall wird Eüch beweisen, dass das Vollziehungsdirektorium verdienstvolle Männer zu schäzen weiss, und er wird Eüch aufmuntern, Eüre Kenntnisse der Beförderung der Freyheit, der Moralität, und der gesellschaftlichen Glükseligkeit mit erneüertem Eifer zu wiedmen. Gruss und Bruderliebe der Minister der Justiz und Polizey Fr. Bern. Meyer

Überlieferung 1 2 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 218a/1 Bogen, 329x208 mm, vorgedruckter Briefkopf, eigenhändige Unterschrift Original

353 Textkritik Zeuge H Sacherklärung I. Finanzminister der Helvetischen Republik ist Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 II. 

Nr. 488 III.

Z. 11

Zuruf: Entgegen der ersten Anfrage vom 7. Mai soll die Schrift nun nicht als Proklamation verwendet, sondern auf Staatskosten gedruckt und in der Innerschweiz verbreitet werden. Offenbar ging aber die Handschrift verloren, und als sie wieder auftauchte, war es für eine Veröffentlichung zu spät.

490. Johann Kaspar Schulthess [Februar 1799] [Reg.] Der Schwager schreibt Pestalozzi einen Brief mit einer unbekannten Anfrage.

Überlieferung PSB IV, S. 22.16 Sacherklärung I. Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239 II. Wie sich aus dem Antwortbrief rekonstruieren lässt (PSB IV, Nr. 782), steht Pestalozzi der Anfrage Johann Kaspar Schulthess’, der sich gerade in Luzern aufhält, grundsätzlich positiv gegenüber. Er will sie aber mit seinem Schwager persönlich besprechen.

353 Textkritik Zeuge H Sacherklärung I. Finanzminister der Helvetischen Republik ist Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 II. 

Nr. 488 III.

Z. 11

Zuruf: Entgegen der ersten Anfrage vom 7. Mai soll die Schrift nun nicht als Proklamation verwendet, sondern auf Staatskosten gedruckt und in der Innerschweiz verbreitet werden. Offenbar ging aber die Handschrift verloren, und als sie wieder auftauchte, war es für eine Veröffentlichung zu spät.

490. Johann Kaspar Schulthess [Februar 1799] [Reg.] Der Schwager schreibt Pestalozzi einen Brief mit einer unbekannten Anfrage.

Überlieferung PSB IV, S. 22.16 Sacherklärung I. Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239 II. Wie sich aus dem Antwortbrief rekonstruieren lässt (PSB IV, Nr. 782), steht Pestalozzi der Anfrage Johann Kaspar Schulthess’, der sich gerade in Luzern aufhält, grundsätzlich positiv gegenüber. Er will sie aber mit seinem Schwager persönlich besprechen.

354 491. Johann Heinrich Fäsi 7. April 1799 7. April 1799 5

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Lieber Heinrich! Meinem Geiste gemäss bemühe ich mich mit aller Kraft meines Herzens seit zwei Jahren, in den verzweifelten Kindern das Gefühl der Menschenliebe und Sittlichkeit zu wecken und anzufachen. Ich bin bestrebt, dass die Kinder schon zur Zeit ihrer ersten Geistesentwicklung sich gegenseitig als Geschwister betrachten, und mein Haus zu einem einfachen Haushalt zu verschmelzen. Dies ist der Grund, dass ich den Religionsunterschied ausser acht lasse. Ich will in die Seele der bei mir sich befindenden wenigen Judenkinder, dieser lieben armen Waisen, für den Glauben ihrer Eltern Liebe träufeln und durch die Befriedigung ihrer alltäglichen Bedürfnisse und [durch] Angewöhnung der Wohltätigkeit ihre Herzen zur Betätigung der Liebe und Sittlichkeit empfänglich machen. Ist dies doch meiner Ansicht nach die reinste Religion. Ach, lieber Heinrich! Vor kurzem fiel mir ein kleiner Judenknabe – der in Krakkau geboren [war] und seine Eltern verloren hatte – um den Hals und rief: Mein lieber Vater! Mein Heinrich, wenn Du so unedel sein kannst, von mir zu verlangen, dass ich diese armen Waisen zum Christentum zwinge, dann gebricht es Dir an der nötigen Einsicht. Die Meinungen sinken zur Gemeinheit und Schmach herab, und das Sinnen der Menschen verliert an Hoheit und Reinheit, an Kraft und Menschenliebe, wenn der Judenhass nicht unterdrückt wird. Religionshass entsittet und verwildert den Menschen. Mein einziges Bestreben ist dahin gerichtet, die wahre, vollkommene Menschenliebe zu betätigen. Wenn Du mir hierin behilflich sein willst, stelle mir keine widrigen Bedingungen und ersticke in Dir dieses verabscheuungswürdige Gefühl, den Judenhass. Heinrich, mein sanftmütiger, edler Freund, folge mir. Ich verbleibe Dein treuer, willfähriger Freund Fäsi

Überlieferung 1

Pestalozzianum 1924, Nr. 1/2, S. 5–6

355 Textkritik Zeuge [a]

Z. 10–12

Z. 23–28

Z. 31–34

Im handschriftlichen Kommentar Dejungs (Anhang II) zu diesem Brief erwähnt er eine «Abschrift des Pestalozzianum Zürichs» (vgl. Sacherklärung II.). Diese weiche an gewissen Stellen von dem Abdruck im Pestalozzianum ab. Diese Abweichungen werden hier gemäss Dejung wiedergegeben, da die Abschrift nicht auffindbar ist. Auch ist gemäss Dejung unklar, ob die Abschrift oder der Druck im Pestalozzianum älter sind (IHBF Zürich, Nachlass Dejung). mein Haus in dem einfachen Geist einer grossen Haushaltung zusammenzuschmelzen. Hierbei bringe ich es fertig, über die Verschiedenheit der Religion still zu sein die nöthige Einsicht. In Glaubenssachen muss weder Zwang noch Gewalt herrschen. Seit Jahrhunderten lehrt man das Christentum. Welche Grundsätze bringt es, sobald es sich um Juden handelt, zur Geltung! Es sinkt herab zur Niedrigkeit, zur Schmach, verliert die Hoheit, die Reinheit, die Stärke der Nächstenliebe, wenn es sich nicht von der Judenfeindschaft abwenden kann. Glaubensfeindschaft entsittlicht und verwildert so stelle keine Bedingungen, und beseitige das schlechteste der Gefühle, die Judenfeindschaft! Heinrich, sanfter, edler Freund, gehorsame! Ich bin Dein treuer und ergebener Freund Sacherklärung I.

Johann Heinrich Fäsi (1755–1830) wird am 28. Januar in Thalwil am Zürichsee geboren und wächst auch dort auf. Sein Vater Johannes Fäsi (1718–1775) ist Pfarrer, seine Mutter Dorothea Fäsi-Pestalozzi (1722–1759) eine Schwester von Pestalozzis Vater Johann Baptist Pestalozzi (1718–1751). 1775 wird er ordiniert und vikarisiert in der Folge in verschiedenen Zürcher Gemeinden, 1780 übernimmt er in Scherzingen (Kt. Thurgau) eine eigene Gemeinde und heiratet 1781 Anna Hofmeister (*1756). Schon ein Jahr nach seiner Amtseinsetzung gerät er in eine theologische Auseinandersetzung, in deren Kontext er sich am 22. Juli öffentlich von der Kanzel zur natürlichen Theologie bekennt. 1789 wird er wegen seinen Gewaltausbrüchen von seinem Amt suspendiert und lässt sich im gleichen Jahr scheiden. Ein Jahr später übernimmt er in Korosnyzja (Josephsberg) und im benachbarten Vypucki (Ugartsberg, Ukraine) eine Pfarrei, wo er 1793 erneut heiratet. Seine Frau, Louise Amalie Passavant (1771–1832) aus Basel, hat er in Wien kennengelernt, wo sie als Erzieherin arbeitete. Acht Jahre später übernimmt Fäsi eine Stelle in Ungarn (Balmaz-Ujváros), die er bis zur Rückkehr in die Schweiz 1807 innehat. Hier amtet er wiederum als Pfarrer, zuerst in Azmoos, später in St. Margrethen (beide Kt. St. Gallen). 1823 verlässt er diese Stelle, seine Familie lässt sich in Rheineck (Kt. St. Gallen) nieder, während Fäsi nach Augsburg auswandert, wo er auch stirbt. Lit.: Walter Imhoof: Johann Heinrich Fäsi, ein Vetter Pestalozzis (1755–1830). In: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1971, S. 88–120 II. In der ältesten im Moment bekannten Quelle dieses Briefes, dem Abdruck im Pestalozzianum, wird dieser Brief von Samuel Zsengeri aus Budapest als ein Brief von Pestalozzi an Heinrich Zschokke ediert. Der Herausgeber der PSB Emanuel Dejung verneint diese Annahme zu Recht, da sich Zschokke und Pestalozzi zu dieser Zeit noch nicht duzen, auch ist die Zuschreibung vom Briefinhalt her wenig einleuchtend. In der Folge

356 hat Dejung diesen Brief auch nicht in die PSB aufgenommen. Ob der Brief nun aber tatsächlich von Fäsi an Pestalozzi gerichtet ist, wie Dejung meint, kann heute ohne Vorlage kaum mehr sicher eruiert werden. Für die Ansicht Dejungs spricht nicht nur die Tatsache, dass die Anrede ein Vorname ist, sondern auch, dass Pestalozzi sich nur zwei Jahre vorher, in seinen beiden grossen Publikationen von 1797, den Nachforschungen und den Fabeln, abschätzig gegenüber Juden geäussert hat (vgl. PSW XII, S. 24; PSW XI, S. 181; vgl. aber Erstausgabe 1797, S. 122f.), was eine Entgegnung Fäsis rechtfertigen würde. Abgeschwächt wird diese Annahme dadurch, dass der Absender schreibt, der Adressat verlange von ihm, die Juden zu bekehren. Diese Aussage ist in keiner der Stellen aus den oben angegebenen Werken zu lesen, sondern lässt auf einen Brief des Adressaten schliessen. Ein Brief Pestalozzis an Fäsi ist aber nicht erhalten. Ebenso verneint der Biograph Fäsis Walter Imhoof in einem Briefwechsel mit Dejung vom Mai 1987 die Urheberschaft Fäsis an diesem Brief (IHBF Zürich, Nachlass Dejung). Laut diesem Briefwechsel muss Zsengeri seine Abschrift des (Original-)Briefes dem Pestalozzianum überlassen haben, dies ist aber aus den erhaltenen Beständen nicht mehr rekonstruierbar. Über Kontakte zwischen Pestalozzi und Fäsi ist nichts bekannt. Die einzige sicher nachweisbare Verbindung ist der Aufenthalt von Fäsis Sohn David (1784–1849) als Lehrer in Yverdon (Mai–Juli 1806) und eine Empfehlung eines jungen Webers als freien Kostgänger in Yverdon 1815, der aber aus finanziellen Gründen nicht gefolgt wurde. III. Z. 13ff.

Z. 27

Falls die Datierung und Absenderzuschreibung korrekt sind, sind damit Fäsis Bemühungen um die Verbesserung der Schule in seiner galizischen Gemeinde gemeint. Judenhass: vgl. Sacherklärung II.

492. Finanzminister der Helvetischen Republik 29. Dezember 1799 5

Der Finanz-Minister, an den Bürger Pestaluz in B u r g d o r f . Bern, den 29 ten Xbre 1799

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Da bereits auf das National Guth Braunegg 5400 Bern Pfund in 3 Terminen zahlbar, also 2/3 nach Verfluss eines Viertel Jahr vom Tag der Ratification an, 1/3 mit Neüjahr 1801, und 1/3 mit Neü Jahr 1802 gebotten worden sind, und man dieses Gebott einigermassen annehmbahr findet, so ermangle ich nicht Ihnen anzuzeigen, dass wenn Sie Lust haben mehreres zu bieten Sie mir Ihre diessfälligen Gesinnungen mit Beförterung einzusenden eingeladen sind, damit das weiter nöthige verfügt werden könne.

357 Überlieferung 1 5

Bundesarchiv Bern, Band B 2443, P. 119 Copia Textkritik

Zeuge h Z. 7 Z. 7 Z. 8 Z. 9

auf National: lateinische Schrift also 2/3 Ratification: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848, Helvetischen Republik.



Nr. 443) ist Finanzminister der

II. Mit diesem Brief endet die lange Lücke der überlieferten Briefe an Pestalozzi. Aus der Zeit zwischen Mai und November 1799 sind kaum Briefe überliefert (sowohl an als auch von Pestalozzi). In diese Zeit fallen sowohl sein Erholungsaufenthalt auf dem Gurnigel als auch die ersten Versuche als Lehrer in Burgdorf. Offenbar war Pestalozzi mit seiner Position an der Schule in Burgdorf nicht ganz zufrieden, so dass er sich nach dem Kauf einer Liegenschaft umsah, die es ihm ermöglichen sollte, eine eigene Schule zu gründen. Er bewarb sich um das Schloss Brunegg (Kt. Aargau), unweit des Neuhofs gelegen. Brunegg gehörte der helvetischen Regierung, die es verkaufen wollte, da es zu wenig rentabel war. Neben Pestalozzi bewarb sich auch noch Augustin Effinger (es ist unklar, wer das ist, er scheint aber nicht zum Schweizer Zweig der Effinger zu gehören) um den Kauf des Schlosses und gemeinsam trieben sie den Preis in die Höhe, sodass die Regierung beschloss, im Juli 1800 eine Versteigerung abzuhalten. Der Tod Johann Rudolf Fischers (1772–1800,  Nr. 571) am 4. Mai veränderte die Situation in Burgdorf entscheidend. In der Folge wurde Pestalozzi die Leitung des Instituts auf dem Schloss Burgdorf angeboten und der Kauf des Schlosses Brunegg war nicht mehr von Interesse. III. Z. 7

National Guth Braunegg: vgl. Sacherklärung II.

493. Unbekannt 1800–1804 5

Herrn Pestalozzi, berühmten Lehrer in Burgtorf.

357 Überlieferung 1 5

Bundesarchiv Bern, Band B 2443, P. 119 Copia Textkritik

Zeuge h Z. 7 Z. 7 Z. 8 Z. 9

auf National: lateinische Schrift also 2/3 Ratification: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848, Helvetischen Republik.



Nr. 443) ist Finanzminister der

II. Mit diesem Brief endet die lange Lücke der überlieferten Briefe an Pestalozzi. Aus der Zeit zwischen Mai und November 1799 sind kaum Briefe überliefert (sowohl an als auch von Pestalozzi). In diese Zeit fallen sowohl sein Erholungsaufenthalt auf dem Gurnigel als auch die ersten Versuche als Lehrer in Burgdorf. Offenbar war Pestalozzi mit seiner Position an der Schule in Burgdorf nicht ganz zufrieden, so dass er sich nach dem Kauf einer Liegenschaft umsah, die es ihm ermöglichen sollte, eine eigene Schule zu gründen. Er bewarb sich um das Schloss Brunegg (Kt. Aargau), unweit des Neuhofs gelegen. Brunegg gehörte der helvetischen Regierung, die es verkaufen wollte, da es zu wenig rentabel war. Neben Pestalozzi bewarb sich auch noch Augustin Effinger (es ist unklar, wer das ist, er scheint aber nicht zum Schweizer Zweig der Effinger zu gehören) um den Kauf des Schlosses und gemeinsam trieben sie den Preis in die Höhe, sodass die Regierung beschloss, im Juli 1800 eine Versteigerung abzuhalten. Der Tod Johann Rudolf Fischers (1772–1800,  Nr. 571) am 4. Mai veränderte die Situation in Burgdorf entscheidend. In der Folge wurde Pestalozzi die Leitung des Instituts auf dem Schloss Burgdorf angeboten und der Kauf des Schlosses Brunegg war nicht mehr von Interesse. III. Z. 7

National Guth Braunegg: vgl. Sacherklärung II.

493. Unbekannt 1800–1804 5

Herrn Pestalozzi, berühmten Lehrer in Burgtorf.

358 in der Schweitz. franco bis Basel

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 189/1 Blatt, 243x200 mm Stempel P. 6. Z. Strassbourg Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I./II./III. Von diesem Brief ist nur das Adressblatt erhalten, das keinem der vorhandenen Briefe sinnvollerweise zugeordnet werden kann. Die Adresse (Burgdorf) lässt auf die Datierung 1800–1804 schliessen, möglicherweise stammt der (fehlende) Brief von Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809,  Nr. 257). Pestalozzi pflegte mit ihm in den 70er- und 80er-Jahren engeren Briefkontakt. Genauso ist aber auch jemand auf der Durchreise in Strassbourg denkbar.

494. Johann Caspar Lavater 2. Januar 1800 An Heinrich Pestalozzi 5

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Donnerstagsabends, den 2.1.1800. Mein lieber Pestaluz, 1. Dem Wortwesen im Kultus entgegen sind bey Jesaias die stärksten Stellen – besonders im ersten und acht und fünfzigsten Kapitel. Ganz entscheidend, aber selten recht verstanden, ist das Wort Jesu – (Joh. IV.) Gott ist ein Geist, und die Ihn anbethen müssen Ihn anbethen im Geist und in der Wahrheit. 2. Die zweyte Frage: «Aus welchen Schriftstellen erhellet, dass die christliche Religion nicht als Fundament der Vernunftsübung, sondern als psychologisches Mittel der Gemüthsstimmung, die die Sicherheit der Vernunfts-Kraft zu ihrer Folge hat, muss angesehen werden» – ist mir nicht völlig klar. So viel ich sie aber verstehen kann, wüsst’ ich keine beleüchtende Schriftstelle.

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Das Christenthum (objektive,) oder C h r i s t u s in allen seinen Verhältnissen ist mir nichts, als ein K o m m e n t a r über die m e n s c h l i c h e N a t u r – eine Darstellung der Menschenbestimmung und der Menschen-Kräfte – das Evangelium zeigt mir die Menschheit in ihrem Krankheits- Genesung- und Gesundheitszustand – die Bibel ist mir – Eine Geschichte des MenschenVerfalls, der Menschen-Wiederherstellung – ein Diplom von dem Adel der Menschheit, ihren Königsrechten, die sie verlohr – und ihrer Rehabilitierung. Sie konnte sich also nie auf psychologische Beleüchtungen einlassen – Sie spricht so viel als nie von V e r n u n f t , T u g e n d , im gewöhnlichen Sinne – so gar das Wort R e l i g i o n gebraucht sie nie. Sie ist historische Darstellung in lebenden Charakteren und notorischen Schiksalen, nicht so fast einzelne Stellen – als ihre G e s c h i c h t e , stellen ihren grossen Zwek dar. 3. Sie müssen jemand suchen, der meine Schriften kennt, der besser als i c h weiss, wo die bessten Erziehungs[-] und praktische Sentenzen sind. Ich glaube – es liesse sich manches benuzen – geben Sie es jemand auf, für einmal meine tausend u n p h y s i o g n o m i s c h e Regeln, und den A n a c h a r s i s in dieser Absicht durchzugehen – besonders aber die R e g e l n an Louise Lavater. Ich habe nicht Zeit. 4. Was Sie unter artistischer Kunstbildung verstehen, ist mir nicht ganz klar – doch wüsst’ ich keine Schrift, welche Fundamente, Prinzipien – welche bey der Erziehung gebraucht werden könnten, enthielten; es ist alles unglaublich fundamentlos. 5. Einen ziemlich schönen Umriss von einer Maria – aber keinen von einem Christus, könnt ich Ihnen verschaffen. So bald meine, Kälte nicht vertragende Umstände mich in die kalte Kammer lassen, will ich was brauchbares suchen. Kann ich sonst was dienen, so bin ich, so lang’ ich lebe, zu allem Möglichen bereit. Lavater.

Überlieferung 1 2 4 5

Goethe Museum, Anton und Katharina Koppenberg-Stiftung Düsseldorf Bogen, 191x118 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H

360 Sacherklärung I. Johann Caspar Lavater

(1741–1801)  Nr. 29 II.

Dieser Brief Lavaters ist eine Antwort auf Pestalozzis Fragen im Brief vom 1. Januar 1800, die er im Zusammenhang mit der «Verfassung einiger Erziehungsschriften nothwendig wüssen» muss (PSB IV, S. 28). III. Z. 36f.

Z. 37 Z. 38

u n p h y s i o g n o m i s c h e Regeln: Johann Caspar Lavater: Vermischte unphysiognomische Regeln zur Selbst- und Menschenkenntnis. 2 Bde. [Zürich] 1787 und [s.l.] 1788 A n a c h a r s i s : Johann Caspar Lavater: Anacharsis oder vermischte Gedanken und freundschaftliche Räte. 2 Bde. [s.l.] 1795 R e g e l n an Louise Lavater: Johann Caspar Lavater: Vermischte Lehren an seine Tochter Anna Luisa. [Zürich] 1796

495. Vollziehungsausschuss der Helvetischen Republik 6. März 1800 5

Freyheit. Im Namen der einen und untheilbaren helvetischen Republik. Dekre t.

Gleichheit.

Bern den 3te n März 1800.

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Auf die Botschaft des Vollziehungs-Ausschusses vom 25ten Hornung 1800. In Erwägung, dass es die erste Pflicht des Staates ist, jeden Bürger bey seinem Eigenthum zu schützen; In Erwägung, dass die Geistes-Produkte eines Schriftstellers ebenfalls als ein Eigenthum anzusehen sind; In Erwägung, dass noch kein allgemeines Gesetz gegen den Nachdruk vorhanden ist; In Erwägung endlich, dass Bürger Pestalozzi sich um das Vaterland durch seine schriftstellerischen Arbeiten sowohl, als durch seinen Eifer mit welchem er sich auch gegenwärtig noch durch ein Erziehungs-Institut dem Unterricht der Jugend widmet, verdient gemacht hat, und daher des besondern Schutzes der Regierung würdig ist. Hat der grosse Rath nach erklärter Dringlichkeit beschlossen: Dem Bürger Pestalozzi für die Zeit seines Lebens und zehen Jahre nach seinem Tod, zu Gunsten seiner Erben, ein ausschliessliches Recht für den Druk seiner Werke die er heraus zu geben gedenkt, zu bewilligen. Der Präsident des Grossen Raht: sig.: Anderwerth Secretaire: Bessler Carmintran

361 Der S e n a t an den V o l l z i e h u n g s - A u s s c h u s s Bern den 5te n Merz 1800.

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Der Senat der einen und untheilbaren Republik Helvetiens hat den hievor enthaltenen Beschluss des grossen Raths in Erwägung gezogen und genehmigt. Der Präsident des Senats: sig.: Bay Secretaire: Carlen Nötzli

Der V o l l z i e h u n g s - A u s s c h u s s beschliesst:

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Geben in Bern am 6 te n Merz 1800.

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Dass obstehendes Dekret mit dem Siegel der Republik verwahrt und dem Minister der Künste und Wissenschaften zur Ratifikation und Vollziehung seinem Inhalt nach mitgetheilt werden solle. Der Präsident des vollziehenden Ausschusses: sig. Dolder. Im Namen des vollziehenden Ausschusses der General-Secretair: sig. Mousson

Dem Original gleichlautend – Bern, den 6ten März 1800.

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Der General-Secretair: sig. Mousson

Überlieferung 1 4 5

Bundesarchiv Bern, Band B 1433a, fol. 77–78 Datum jeweils am Schluss Copia Textkritik

Zeuge h Z. 43

und Vollziehung Sacherklärung I.

Der siebenköpfige Vollziehungsausschuss ist die Exekutive der helvetischen Regierung ( Nr. 488).

362 II. Ein zentrales Thema sowohl für Verlage als auch für Autoren war im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert der möglichst grosse Schutz ihrer Werke vor unerwünschten Raubdrucken. Dazu diente das «Privilegienwesen»: Der Landesherr gewährte Monopole zur Ausübung des Drucks oder Vertriebs von Büchern in Gestalt von Privilegien. Der Schutz des Privilegs erstreckte sich folglich nur auf das Territorium des schutzgewährenden Staates. Den später entstandenen «Autorenprivilegien» lag schon der Gedanke einer Belohnung des Autors für die von ihm geschaffenen geistigen Schöpfungen zugrunde. Die Privileg-Erteilung war auch in der Schweiz trotz Helvetik Sache der Kantone geblieben, wie der Brief von Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) an den Préfet national du Canton du Léman vom 16. März 1800 zeigt (Archives de la ville Payerne). III. Z. 8

Die Botschaft des Vollziehungs-Rates lautet im Wortlaut folgendermassen (Bundesarchiv Bern, Band B 297, p. 539–541): 25e Fevrier 1800 L e M i n i s t r e d e s A r t s e t S c i e n c e s fait un raport sur le Citoyen P e s t a l o z z i auteur paedagogique celebre, employé précedement par le Gouvernement à la maison des Orphelins de Stanz et à l’école de Berthoud. Il expose que ce Citoyen dont la vie entiere a été employée à la recherche des methodes les plus simples, les plus courtes et les plus faciles à suivre dans l’instruction de l’enfance et de la jeunesse, à imaginé en effet un procedé particulier pour enseigner la lecture et l’écriture et joindre à celle instruction des exercices corporels. – Il a écrit plusieurs manuscrites sur cette partie, e t desirerait les rendre publics, mais le manque de fortune ne lui permet pas d’essayer une entreprise à ses fraix. Il demande dabord et le Ministre demande pour lui, un privilège qui protège contre toute réimpression et contrefaction de ses ouvrages – une avance de cent louis qui aurait lieu successivement, dix louis chaque mois, pour commencer les fraix d’entreprise. L a C o m m i s s i o n E x é c u t i v e sur ce premier objet prend la decision qu’expriment le message et la lettre suivans: Citoyens Représen tants! Le Citoyen Pestalozzi un des Ecrivains les plus célébres parmi ceux que l ’ H e l v é t i e compte encore, a consacré sa vie entiere à la recherche des methodes les plus faciles à suivre dans l’enseignement de l’enfance et de l’adolescence. M e t h o d e s , qui doivent atteindre le but si utile et si vainement recherché jusques à ce jour de developper dans une proportion égale les facultés intellectuelles et physiques. Il est tems que P e s t a l o z z i retire quelque fruit de tant d’années de travaux et sa P a t r i e pour la quelle il se devouë encore dans un âge avancé, ne meritera point le reproche d’ingratitude enver un homme que des Gouvernemens etrangers ont comblé de marques d’estime et de reconnaissance. C i t o y e n s L é g i s l a t e u r s ! la C o m m i s s i o n E x é c u t i v e éprouve une satisfaction bien vive en vous annonçant que non seulement le moyen de remplir une partie de ce devoir ne sera aucunement onéreux à l’Etat mais qu’en l’adoptant vous donnerez une preuve de votre respect pour la propriété et ouvrirez à l’enseignement public une nouvelle source d’encouragement et de lumiéres. C e m o y e n C i t o y e n s R e p r é s e n t a n s serait une protection speciale à accorder au C i t o y e n

363 P e s t a l o z z i contre toute reimpression ou contrefaçon des ouvrages qu’il se propose de publier. L a C o m m i s s i o n E x é c u t i v e vous invite à accorder au C i t o y e n P e s t a l o z z i ce privilège par un Décret exprès, et laisse à votre sagesse d’en determiner la durée.

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Z. 35

Bürger, Gesezgeber! Der Bürger Pestalozzi, einer der berühmtesten noch lebenden Schriftsteller Helvetiens, wiedmete sein ganzes Leben der Erforschung der leichtesten Methoden, die bei dem Unterrichte der Jugend zu befolgen seyen; solcher Methoden die den eben so nüzlichen als bisher umsonst gesuchten Zweck erreichen, nach welchem in gleicher Proportion sowol die geistigen als die psychischen Kräfte entfaltet werden. Es ist Zeit, dass Pestalozzi von so vieljährigem Arbeiten einige Frucht ärndte, und sein Vaterland, dem er ganz auch sein späteres Lebensalter noch wiedmet, wird sich nicht den Vorwurf des Undankes gegen einen Mann zuziehen den auch auswärtige Regierungen mit so ausgezeichneten Beweisen der Erkenntlichkeit und Achtung beehrt haben. B ü r g e r G e s e z g e b e r unter dem Gefühle lebhafter Zufriedenheit eröffnet Ihnen der Vollziehungs Rath nicht nur das M i t t e l und den W e g , einen Theil dieser Schuldigkeit auf eine für den Staat nicht im geringsten lästige Art zu erfüllen, sondern er meldet Ihnen zugleich, dass Sie durch Ergreiffung dieses M i t t e l s einen B e w e i s s von I h r e m Respekt für das Eigenthum geben und überdiess für den öffentlichen Unterricht eine neue Quelle der Ermunterung und der Aufklärung eröffnen. Das M i t t e l , B ü r g e r , G e s e z g e b e r wäre die B e w i l l i g u n g eines besondern Schutzes zu Gunsten des Bürger Pestalozzi gegen jeden Nachdruk der Werke, die er durch den Druk herauszugeben gesinnet ist. Der V o l l z i e h u n g s R a t h ladet Sie ein, durch ein ausdrükliches Dekret dem Bürger Pestalozzi dieses Privilegium zu b e w i l l i g e n ; und Ihrer Weisheit überlässt er, die Dauer desselben zu bestimmen. Anderwerth: Joseph Anderwerth (1767–1841) studierte Jus und verfasste mehrere, dem christlich-humanistischen Ideal der Aufklärung verpflichtete Abhandlungen. Er bemühte sich um eine einheitliche Prozessordnung und ein gesamtthurgauisches Gesetzbuch, war Mitglied verschiedener helvetischer Räte und bis 1841 Teil der Thurgauer Regierung. Bessler: Damit ist wahrscheinlich Karl Josef Bessinger (1774–1834) gemeint. Bessinger besuchte das Gymnasium in Bellinzona (Kt. Tessin). Der Gutsbesitzer und Teilhaber einer Weinhandlung war seit 1798 sowohl auf kantonaler als auch auf eidgenössischer Ebene politisch aktiv. Carmintran: Tobie Grégoire Carmintran (1753–1842), Notar und Advokat, wurde 1798 Mitglied der provisorischen Regierung von Freiburg und sass als Abgeordneter Freiburgs von 1798–1800 im helvetischen Grossen Rat. Von 1806–1815 waltete Carmintran als Friedensrichter und Gerichtspräsident von Freiburg. Bay: David Rudolf Bay (1762–1820), aus einer regimentsfähigen Burgerfamilie stammend, wurde in Bern geboren. 1788 heiratete er Susanna Dupan, war Inhaber eines Tuchgeschäfts und sowohl militärisch als auch politisch tätig. Er war Präsident der Berner Verwaltungskammer (1798), Regierungsstatthalter (1800/01), 1803–1820 Mitglied des bernischen Kleinen Rates, bis 1808 Mitglied des Staatsrats, langjähriger Direktionspräsident des Berner Inselspitals sowie zwischen 1816 und 1818 Präsident des Zentralhülfskomitees.

364 Z. 37 Z. 38 Z. 46 Z. 49

Carlen: Vermutlich handelt es sich um Johannes Karlen (1751–1829) aus Erlenbach (Kt. Zürich), der von 1798–1800 helvetischer Senator war. Nötzli: konnte nicht näher bestimmt werden Dolder: Johann Rudolf Dolder (1753–1807)  Nr. 410 Mousson: Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861), promovierter Jurist, war Protokollführer und Politiker der provisorischen Landesversammlung des Kantons Waadt, bevor er verschiedene Funktionen in den helvetischen Räten übernahm: Generalsekretär des Direktoriums 1798, des Vollziehungsausschusses 1800 und der helvetischen Zentralbehörde bis 1802. Von 1803–1830 amtete Mousson als eidgenössischer Kanzler.

496. Schulkommission Burgdorf 31. März 1800 Burgdorf, am 31 sten Märtz 1800. 5

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Bürger! Indem Sie uns an dem leztgehaltenen halbjährlichen Prüfungs-Tage unserer Schuljugend auch die Kinder, welchen Sie seit 8. Monaten Ihren Unterricht mitgetheilt, zu Ablegung der Proben vorgestellt haben, haben Sie uns ein wahres Vergnügen gemacht. Wir machen es uns zur Pflicht, nicht Ihnen, würdiger Bürger! sondern der Sache zu lieb, unser Befinden darüber schriftlich auszustellen. Was Sie sich von Ihrer Lehrmethode versprochen haben, hat sich, so weit wir sie zu beurtheilen im Stande sind, bewähret. Sie haben bewiesen, welche Kräfte schon in den zärtesten Kindern liegen, und auf welchem Wege diese Kräfte entwikelt, jedes Talent aufgesucht, beschäftiget, und seinem Zweke zugeführt werden muss. – Der bewunderungswerthe Fortgang Ihrer jungen Schüler von so verschiedenen Anlagen lasst deütlich einsehen, dass jeder zu etwas taugt, wenn der Lehrer seine Fähigkeiten aufzufinden, und mit psychologischer Kenntniss zu leiten weiss. Es liegt durch Ihre Lehrart zu Tage, wie die Fundamente des Unterrichts zu legen seyen, wenn in der Folge mit wirklichem Nuzen fortgebauen werden soll. – Wie frühe und in welcher kurzen Zeit man ihm eine unbegreifliche Universalität zu geben vermag, die nicht nur auf die gewöhnlichsten Unterricht-Jahre, sondern auf das ganze Leben sich erstrekt und hinwirkt. In dem Alter von 5. bis 8. Jahren, in welchem nach der bisher bekannten marternden Methode, die Kinder die Buchstaben kennen, sillabiren, und lesen gelernt, haben Ihre Schüler nicht nur diese Pensen in einem bissher ungewohnten Grade der Vollkom-

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menheit zu Ende gebracht, sondern die Fähigsten unter ihnen zeichnen sich bereits, als Schönschreiber, Zeichner und Rechner aus. Bey allen, haben Sie die Neigung zur Geschichte, Naturgeschichte, Messkunst, Erdbeschreibung usw. so zu erweken und zu beleben gewusst, dass ihre künftigen Lehrer, wenn sie von diesen Vorbereitungen vernünftigen Gebrauch zu machen wissen, ihre Arbeit ungemein erleichtert finden müssen. Aus Ihren Händen, oder den Händen eines nach Ihrer Methode zu Werke gehenden Lehrers, werden künftig die obern Schulen nicht mehr mit Kindern besezt werden, an welchen Jahre lang gearbeitet werden muss, nur an jenen ersten Elementen nachzupflastern, sondern Kinder, die von dieser Seite nichts vermissen lassen, und deren Köpfe schon mit reellen Kenntnissen angefüllt sind. Aber was hat Ihre Lehrart noch für Vorzüge vor andern, die man biss dahin betrieben hat? Neben den schnellen Fortschritten, die darinn gethan werden, dem zarten Alter, wo jeder Unterricht schon seine Stelle findet, ist sie hauptsächlich dazu geeignet, dass sie im haüslichen Zirkel von jeder Muter, von jedem ältern Kinde, ja von jeder verständigen Magd, unter der haüslichen Arbeit angewendet werden kan. Welcher Gewinnst für die Gemeinden, für die Eltern und für die Kinder! Wir glauben unser Lob nicht zu übertrieben, wenn wir diesem Befinden das offentliche Zeügniss beyfügen, dass Sie sich, achtungswürdiger Mann! bereits bleibende Verdienste um unsere Jugend, und unsere Erziehungs-Anstalten erworben haben, – dass es uns schmeichle, dass Sie uns im Stande und bereit genug geglaubt haben, Ihnen zu Ausführung des edelsten Vorhabens nüzlich zu seyn, eines Vorhabens, das Ihrem Herzen eben so grosse Ehre macht, als grosse Erleichterung es dem künftigen Erzieher verspricht. Möchte Ihr glühender Eifer für die praktische Anwendung Ihrer treflich ausgedachten, und auf die menschlichen Bedürfnisse so genau berechneten Theorie, nicht etwa wieder in bedrängten Lagen unseres Vaterlandes, in Eifersucht und anderen Leidenschaften, oder in Mangel an offentlichen Hülfsmitteln Hindernisse antreffen – möchten Sie durch keinerley Umstände von Ihrem Lieblings-Geschäft der Bildung und der Veredlung der Kinderwelt, abgezogen werden! Möchten wir nicht zu klein seyn, um etwas zu diesem grossen Zweke beyzutragen! Republikanischer Gruss und wahre Achtung! Nahmens der Schul-Kommission, der

366 Präsident: Eml. Kupferschmid.

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Überzeügt von der Wahrheit der Sache, und zum Beweis meiner Achtung, habe ich dies[e]m Akt mein amtliches Siegel aufgedrückt. [Der Distrik-St]athalter von Burgdorf: J. Schnell

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 413/1 Bogen, 203x347 mm, zwei Unterschriften und Siegel am Schluss Dorsualvermerk Schulkommission Burgdorf 1 8 0 0 i m M ä r z Schnell Original Textkritik

Zeuge H Z. 44 Z. 66 Z. 75–76

Vorzüge vor Geschäft Siegelausriss Sacherklärung I.

Für die Burgdorfer Schulbehörden, in den Quellen erstmals 1567 erwähnt, werden die Bezeichnungen «Schulrat», «Schulherren» und «Schulkommission» verwendet. Diesem Gremium gehören der Schultheiss, der Bürgermeister, der Kirchherr (Kirchenvorsteher) und der Stadtschreiber an, wobei die Schultheissen häufig auf dieses Amt verzichten. Die Behörde versammelt sich zweimal pro Jahr, jeweils zum Frühlings- und zum Herbstexamen und ist zuständig für die Beurteilung des Examens, das heisst der Leistungen der Schüler und Schülerinnen und des Lehrers, für die Promotionen und Zensuren, für die Vergabe von Prämien und Stipendien, die Festlegung der Ferienbestimmungen und ähnlichem. Die Ernennung von Lehrkräften jedoch steht allein dem Rat in Bern zu. Im Jahr 1779 wird die Zusammensetzung der Behörde neu geregelt, künftig nehmen vier Mitglieder des Kleinen Rates inklusive Venner (Fähnrich, Bannerträger) und zwei Angehörige des Grossen Rates Einsitz in die Schulkommission. Der Stadtschreiber fungiert lediglich als Protokollführer, ausser er wird ausdrücklich zum Mitglied ernannt. Die Aufgaben bleiben die gleichen. Obwohl das Vollziehungsdirektorium der Helvetischen Republik eine umfassende Strukturreform der Schulbehörden anordnet und folglich um 1800 eigentlich gar keine städtische Schulkommission mehr hätte existieren dürfen, überlebt sie in Burgdorf die Helvetik offenbar ohne grosse Veränderungen. II. Pestalozzi war seit Ende Juli 1799 an der «Hintersässenschule» von Samuel Dysli (†1801) in Burgdorf als Lehrer tätig. Die Zusammenarbeit war nicht problemlos, auch befürchteten die Eltern, ihre Kinder würden zu pädagogischen Experimenten miss-

367 braucht. So kam es bald zu einem Wechsel an die «Buchstabier- und Leseschule» von Margareta/Margaritha Stähli (1754–1802), an der die Zusammenarbeit offenbar besser funktionierte. Der hier vorliegende Bericht ist denn auch an dieser Schule entstanden. III. Z. 73

Z. 77

Eml. Kupferschmid: Emanuel Kupferschmied (1732–1813) war Chirurg in Burgdorf, Mitinhaber der Handelsgemeinschaft Kupferschmied, Wydler und Bösch und zur Zeit der Prüfung der Lehrmethode Pestalozzis Vorsitzender der Schulkommission. J. Schnell: Johann(es) Schnell (1751–1824)  Nr. 504

497. Finanzminister der Helvetischen Republik 4. April 1800 Dem Bürger Pestaloz von Birr, dermahlen in B u r g d o r f 5

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4. Division. Domainen-Bureau. Holzbegehren zum Pestalozzischen Institut. Freyheit. Gleichheit Der Finanz-Minister der einen und untheilbaren helvetischen Republik an den Bürger Pestaluz von Birr, dermahlen in Burgdorf. Bern, den 4 ten Aprill 1800

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Bürger! Der Vollziehungs-Ausschuss macht mir in einem Schreiben vom 31ten Merz bekannt, dass so geneigt er zu Ihrer, und des von Ihnen entworfenen Schul-Instituts Unterstüzung wäre, es ihm doch wegen des traurigen Zustandes der National-Waldungen im untern Aargaü unmöglich seye, Ihnen das verlangte Holz zukomen zu lassen. Indessen aber wen Ihnen Unterstüzung aus den Waldungen anderer Kantonne, angemessen seyn sollte, so scheine der Vollziehungs-Ausschuss sehr geneigt Ihnen in möglichen Fällen zu entsprechen. Republikanischer Gruss. Der Finanz-Minister: C. Rothpletz. Der Chef der Division der Domainen: Müller-Friedberg.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 418/1

368 2 3 4 5

Bogen, 219x354 mm Die Kopfzeile umrahmt ein Bild einer Statue von Wilhelm Tell mit Sohn Stempel, Siegelspuren, Dorsualvermerk 4 Aprill 1800. Abschlag von Holzunterstützung; Finanz-Minister Original, eigenhändige Unterschriften Textkritik

Zeuge H Z. 15 Z. 16 Z. 24 Z. 24

Instituts: lateinische Schrift National: lateinische Schrift Chef: lateinische Schrift Division: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Heinrich Rothpletz (1766–1833) stammt aus einer eingesessenen Aarauer Schultheissenfamilie. Vor dem Umsturz 1798, den er massgeblich mit Daniel Pfleger (1751–1829) herbeiführte, diente er im Range eines Aidemajors (Gehilfe des Majors). Als Präsident der Verwaltungskammer gehörte er von Amtes wegen dem Aargauer Erziehungsrat an. 1800 trat er vom Präsidentenamt zurück und wurde helvetischer Finanzminister, 1803–1831 aargauischer Regierungsrat. Lit.: Sebastian Brändli/Pius Landolt/Peter Wertli: Die Bildung des wahren republikanischen Bürgers. Aarau 1998 II. Am 2. Februar 1800 richtet Pestalozzi ein Gesuch an den Minister der Künste und Wissenschaften Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899), in dem er um die Gewährung eines Privilegs ( Nr. 492) und um das Recht nachsucht, Bauholz aus der Nähe des Neuhofs für seine eigenen Zwecke zu nutzen. III. Z. 25

Müller-Friedberg: Karl Müller-Friedberg (1755–1836) war Politiker aus Näfels (Kt. Glarus). Schon im Ancien Régime war er als Obervogt tätig, 1798 bis 1800 Prorektor des adeligen Damenstiftes in Schänis (Kt. St. Gallen). 1800 bis 1802 war er helvetischer Finanzrat, 1801 Tagsatzungsgesandter und 1802 Provisorischer Staatssekretär der Helvetischen Republik. 1802/03 nahm er an der Consulta teil und trat in die föderalistische Partei über. 1803–1831 war er Kleinrat, Präsident der Regierungskommission zur Neuorganisation des Kt. St. Gallen und Hauptverantwortlicher für die Kantonsverfassung von 1804. Er gründete 1809 das katholische Kantonsgymnasium und wurde im selben Jahr von Pestalozzi für die Kommission zur Prüfung der Anstalt in Yverdon empfohlen, jedoch nicht berufen. 1831 zog er sich aus der Politik zurück und verfasste einige dramatische, politische und philosophische Schriften.

369 498. Laué, de Luze & Co.

23. April 1800 [Reg.] Laué/de Luze & Co wünschen eine Hypothek von Pestalozzi.

Überlieferung PSB IV, S. 34.17f. Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.

 Nr. 322

II. Pestalozzi stand schon seit der Neuhofzeit in geschäftlicher Verbindung mit der Firma Laué, de Luze & Co. Da Pestalozzi durch die Unterstützung der Regierung finanziell abgesichert war und auch daran dachte, das Schloss Brunegg zu kaufen ( Nr. 492), wollte die Firma die noch ausstehenden Schulden mit einer Hypothek in der Höhe von 3192.7 Livres absichern.

499. Anna Pestalozzi-Schulthess Mai 1800 [Reg.] Anna berichtet über den schlechten Gesundheitszustand von Hans Jacob.

Überlieferung 1 7

PSB IV, S. 37, vgl. S. 528 Zur Datierung siehe Sacherklärung II. Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 II. Im April 1800 verschlechterte sich der Gesundheitszustand Hans Jacob Pestalozzis (1770–1801,  Nr. 296). Sowohl die Mutter (in Hallwil) als auch der Vater (in Burgdorf) erhielten Briefe mit der Bitte, auf den Neuhof zurückzukommen. Anna PestalozziSchulthess (1738–1815,  Nr. 3) war vor Pestalozzi auf den Neuhof zurückgekehrt und

370 bestätigt mit diesem nicht erhaltenen Brief den vorangegangen Bericht. Hans Jacob Pestalozzi starb ein Jahr später. Lit.: NPS I, S. 39 III. Z. 4

Hans Jacob: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296

500. Johann Georg Tobler 23. Mai 1800 [Reg.] Tobler möchte Mitarbeiter von Pestalozzi in Burgdorf werden.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 36.21 Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843) verliert früh seine Eltern und wächst in verschiedenen Kosthäusern auf. Er beginnt zuerst eine Lehre als Bäcker in Thal, dann als Mousselinarbeiter in Gais (beide Kt. Appenzell-Ausserrhoden), hilft dem örtlichen Pfarrer Sebastian Schiess (1753–1829) beim Religionsunterricht und bildet sich autodidaktisch weiter. Vermutlich durch dessen Vermittlung und Unterstützung immatrikuliert sich Tobler am 30. August 1792 an der Theologischen Fakultät in Basel. Im «Alumneum», das mittellosen Studenten Unterkunft bietet, trifft er Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507), der ein enger Freund werden wird. 1795 bis 1800 verdient Tobler seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer bei Hans Balthasar Burckhardt (1762–1824,  Nr. 501), ohne jedoch sein Studium zu beenden. Nach Niederers Weggang aus Basel führen beide einen intensiven Briefwechsel über Erziehung und Unterrichtsmethodik (ZB Zürich, Ms Pestal. 602a). Als Folge der politischen Wirren, des Krieges und der wirtschaftlichen Not in der Zeit der Helvetik nimmt Basel unter der Leitung der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen (GGG) eine Anzahl Kinder, hauptsächlich Mädchen, aus der Ostschweiz auf. Tobler wird an der eigens für diesen Zweck eingerichteten Schule an der «Zunft zu Gartner» Lehrer. In diesem Zusammenhang wendet sich Tobler an Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588), um methodische Unterstützung für den Unterricht zu erhalten. Mit dem Wunsch, mehr über die Methode Pestalozzis zu erfahren, reist Tobler Ende Juni 1800 ( Nr. 501) zusammen mit dem Buchbinder Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582) nach Burgdorf, um dort einerseits Pestalozzi in seiner schriftstellerischen Tätigkeit zu unterstützen und andererseits auch Geografie und Religion zu unterrichten. Bereits im Mai 1801 kehrt Tobler wieder nach Basel zurück, wo er weiterhin in der «Schule zu Gartnern» tätig ist und zusätzlich eine Knabenschule im Haus «zum Sessel» am Totengässlein eröffnet, die er ein Jahr später im «Markgräflerhof» zum Institut mit einigen Pensionatsschülern erweitert. 1801 heiratet er Magdalena Gengenbach (1779–1854,  Nr. 543); ihre beiden Söhne Gustav Adolf

371 (1802–1876,  Nr. 706) und Heinrich Eduard (1805–1873) sind später ebenfalls als Lehrer tätig. Polemische Kritik in Basel, wirtschaftliche Schwierigkeiten und Arbeitsüberlastung gefährden den Fortbestand der Schule Toblers zusehends, sodass sie 1803 geschlossen werden muss. Tobler reist mit seiner Familie wieder nach Burgdorf, leitet mit Johannes von Muralt (1780–1850,  Nr. 610) die Pestalozzische Anstalt in Münchenbuchsee und geht 1805 nach Yverdon. 1808/09 kehrt er für kurze Zeit mit Johann Samuel Hopf (1784–1830,  Brief vom 22. Juni 1817) an dessen Privatschule nach Basel zurück und übernimmt die Vorsteherrolle einer zu errichtenden Armenschule für Fabrikkinder in Mulhouse (1809–1811). Zusammen mit Karl/Carl Ritter (1779–1859,  Nr. 908) verhandelt er mit dem Verlag Cotta über die Herausgabe eines Erdkundebuches. 1812 siedelt Tobler nach Glarus um und unterrichtet an der dortigen Kantonsschule (1812–1816) und am Institut der Gebrüder Heer (1817–1819). Nach der Schliessung des Instituts gründet er 1820 ein Knabeninstitut in Arbon (Kt. Thurgau) und zieht 1821 nach St. Gallen an das Institut von Johann Jakob Weilenmann (1787–1827,  Brief vom 17. Oktober 1811). 1822 gründet er eine weitere Knabenanstalt in St. Gallen, die bis 1835 Bestand hat. Nach der Schliessung kehrt er für kurze Zeit nach Basel zurück, wo sein Sohn Heinrich Eduard eine Privatschule betreibt, und siedelt kurz darauf mit seiner Frau zum anderen Sohn Gustav Adolf über, der in Nyon ein Institut betreibt, wo Tobler 1843 stirbt. Lit.: Erich Tobler: Instituts-Erziehung. Ein Beitrag zur Geschichte der praktischen Erziehung in der deutschen Schweiz von der Zeit Pestalozzis bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Aarau 1944, S 22–46; Ernst Martin: Johann Georg Gustav Tobler im Spiegel seiner Briefe an Pestalozzi. Zürich 2000 II. Der Kontakt zwischen Pestalozzi und Tobler kommt über Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588) zustande. Tobler und Krüsi sind aus der gemeinsamen Zeit in Gais befreundet. In seinen Erinnerungen beschreibt Krüsi, der mit Pestalozzi am Aufbau des Instituts in Burgdorf beschäftig war, dies folgendermassen: «Da eben Ferien eintraten, drängte es mich, meine Lage und meine Schicksale irgend einem Freunde zu offenbaren, und da ich keinen nähern wusste, als den treuen T o b l e r , der damals in Basel Theologie studirte und in einer dortigen Familie Hauslehrer war, so entschloss ich mich zu einer Reise dahin» (Krüsi 1840, S. 14). Tobler kennt Pestalozzi aus seinen Schriften und ist an einem Besuch oder an einer Lehrzeit in Burgdorf interessiert, die er Pestalozzi im Brief vom 23. Mai anerboten haben muss. Pestalozzis Antwort vom 29. Mai (PSB IV, S. 36) spricht dann die Einladung nach Burgdorf aus. Lit.: Hermann Krüsi: Erinnerungen aus meinem pädagogischen Leben und Wirken vor meiner Vereinigung mit Pestalozzi, während derselben und seither. Stuttgart 1840

372 501. Johann Georg Tobler 25. Juni 1800 Bürger Pestalozzi in B u r g d o r f , Canton Bern Basel den 25. Juni 1800.

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Würdigster Freünd! Meine liebe Trinette wandelt nicht mehr unter den Sterblichen; Ihr Engel hat sie in die bessere Anstalt der Gottheit, zu ihrer schönern Vollendung hinüber geholt. Wohl ihr, sie hat viel gewonnen, und wir, die wir das gute Kind liebten, werden ein wenig trauern, und bald ihr auch nachfolgen! Gestern ist Herr und Frau Burkhardt wieder hier angekommen, und ich werde, womöglich Morgen Nachmittig, spätestens am Freitag Morgen von hier verreisen. Welchen Weg ich nehmen werde, ist mir unmöglich zu bestimmen. Nur ist gewiss dass ich über Solothurn gehe. Bald werde ich Sie also sehen und Ihnen mündlich sagen, was Zeit und Papier nicht erlauben. Leben Sie bis dahin wohl und seyen Sie der dankbarsten Freündschaft versichert von Ihrem Tobler Grüssen Sie mir herzlich Buss und Krüsi.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/5 Blatt, 167x217 mm Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 14 Z. 15

ist mir gehe. Bald Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500

373 III. Z. 7 Z. 11

Z. 23 Z. 23

Trinette: konnte nicht näher bestimmt werden Herr und Frau Burkhardt: Hans Balthasar Burckhardt (1762–1824) und seine Frau Anna Elisabeth Burckhardt-Debary (1766–1816) heirateten am 31. März 1783. Hans Balthasar Burckhardt war Seidenbandfabrikant in Basel und wurde dreimal in den Grossen Rat gewählt. Zudem war er 1787 Mitglied des Gerichts und des Preisgerichts der Basler Aufmunterungsgesellschaft. Die Gesellschaft widmete vor allem in den ersten Jahrzehnten ihre Aufmerksamkeit dem Schulwesen und der Berufsbildung (div. Schulgründungen), wobei sie früh für eine allgemeine Schulpflicht plädierte. Ausserdem setzte sich die Gesellschaft im Armen- und Krankenwesen ein. Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588

502. Laué, de Luze & Co. 25. Juni 1800 [Reg.] Antwortvermerk «le 25 juin» auf dem Brief Pestalozzis ohne Datum 1800.

Überlieferung 1

ZB Zürich Ms Pestal 2.69.26 Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

503. Hans Jacob Pestalozzi Sommer 1800 [Reg.] Hans Jacob Pestalozzi schildert in einem Brief dem Vater seine «Leiden».

Überlieferung 1

PSB IV, S. 38.4 Sacherklärung I.

Hans Jacob Pestalozzi

(1770–1801) 

Nr. 296

374 II. Wie aus dem Antwortbrief von Pestalozzi an Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) ersichtlich wird (PSB IV, Nr. 804), sind Hans Jacobs «Leiden» für Pestalozzi die Zeichen einer Melancholie und er bittet seine Verwandtschaft auf dem Neuhof, Hans Jakob diese Melancholie auszureden.

504. Johannes Schnell 2. Hälfte 1800 5

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Der Mensch reflektiert weit früher über das was er sieht und mit Händen greift, als er über Gefühle reflektirt, die unentwickelt im Innersten seiner Seele liegen, und nur zuweilen, wie gestaltlose Schatten, am Hintergrund seines Bewusstseyns vorübergleiten; er muss daher nothwendiger Weise die physische Welt kennen lernen, ehe er zur Kenntniss der intellektuellen Welt gelangen kann. Sein Nachdenken wurde, sobald er zum Selbstbewusstseyn kam, durch ungewohnte Naturerscheinungen, wie Erderschütterungen, Wassergüsse, Donner u.s.f. erwekt, und sein H a n g , a l l e s e r g r ü n d e n z u w o l l e n , machte ihn über die U r s a c h e n dieser Erscheinungen reflektieren, ehe er ihr W e s e n kannte; aber diese Reflexion führte ihn nicht weiter als – zur P e r s o n i f i k a t i o n dieser Ursachen – es blizte, weil es Zeus so haben wollte etc. Auf diese Weise erhielt nun jede Art von Erscheinung ihren besondern Urheber, Vorsteher oder Gott, die, bald friedlich, bald durch Gewalt das Reich der Ursachen unter sich theilten. Allein, der menschliche Geist, der seiner Natur nach das Mannichfaltige unter die Einheit zu bringen sucht, fand nicht langes Gefallen an diesem Götzenhaufen, er fing an denselben als einen Tross untergeordneter Arbeiter in der grossen Werkstatt – Natur zu betrachten, und fragte izt nach dem M e i s t e r . So wie ihn die Einbildungskraft bis dahin geführt hatte, führte sie ihn auch zu diesem; sie zeigte ihm ein Gebilde, das diesen Meister vorstellen sollte, und nannte es S c h i k s a l , ein Begrif, der weder mehr noch weniger bezeichnet, als einen v e r s t a n d l o s e n o b e r s t e n W i l l e n , den personifizirten Eigensinn, der seinen Beschlüssen keinen andern Erwägungsgrund vorzusetzen weiss, als den seiner eigenen Autorität: diess ist M e i n ernstlicher Wille und Befehl. – Und dieses ist die o b e r s t e Ursache, der e i n z i g e Gott auf den der m e n s c h l i c h e Verstand hinweiset, und da wo der Verstand sein Ziel findet, da muss auch die Einbildungskraft ihre

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Flügel niedersenken; weil sie kein Bild ausmahlen kann, ohne die Farben zu demselben von der Palette der Erfahrung zu borgen: denn eine Farbenmischung auszudrücken, die aus andern Farben zusammengesezt seyn soll, als aus jenen die diese Palette darbietet, geht über ihre Kunst. Auf dieser Stufe der Ausbildung musste der Mensch so lange stehen bleiben, bis anhaltendes Spähen und Forschen entdekte, dass die gesammten Naturveränderungen in näherm oder entfernterm Verhältnisse zu einander stehen, und dass eben deswegen die einen mehr oder weniger von den anderen abhängen müssen: er sah ein Gewicht sinken, wenn das andere stieg und fing nun an da Ordnung und Harmonie zu finden, wo er bisher nichts als Unordnung und Verwirrung sah: von d i e s e m Zeitpunkt an beurtheilte er die Erscheinungen und die Veränderungen um ihn her, nicht mehr als ein Spiel des Zufalls, oder als Wirkungen der launenhaften Beschlüsse eines gewaltthätigen Wesens; sondern als gleichmässige Bewegungen einer Maschine, d i e n a c h b e stimmten Regeln, und zu einem besti mmten , i h m a b e r n o c h u n b e k a n n t e n , Z w e c k e vor sich giengen. Jezt kannte er die ganze Uhr bis an – Feder und Zifferblatt – die Ursache und den Zweck der Bewegung. Der Begrif, R e g e l , G e s e t z , auf den ihn sein Verstand bey der Untersuchung bringen musste, schien ihm auch auf ein dunkeles inneres Gefühl zu passen, das ihn schon oftmals beunruhiget hatte, das er aber, weil ihm das Wort dazu fehlte, noch nicht ausdrücken konnte. Jezt hatte er sich dieses Gefühl an einem Gegenstande der sinnlichen Welt verdeutlichet, das Symbol hatte ihn auf die Sache selbst geführt, und er wagte nun das, was er in der b e k a n n t e n Welt aufgefunden hatte, auf eine bloss g e a h n e t e u n b e k a n n t e Welt anzuwenden. Wollte er nämlich handeln oder hatte er gehandelt, so fühlte er fast jedes Mal, dass ein unübertäubbares Urtheil in seinem Innersten über seine Handlungen ausgesprochen worden sey, welches nicht immer mit demjenigen Urtheile übereinstimmte, das sein Verstand, über die Erreichung oder Nichterreichung des Zweckes, den er sich bey seiner Handlung vorgesezt hatte, ausfällte. Er war sich freylich bewusst, dass dieses Gefühl unvermögend sey, ihn, wider seinen Willen, für oder wider die Begehung einer Handlung zu bestimmen; dem ungeachtet aber fiel es ihm auch auf, dass der Ungehorsam gegen das Wort dieser innern Stimme, ihm an seinem eignen Herzen einen Feind erwecke, den die Freundschaft einer ganzen Welt nicht aufzuwiegen vermöge. Er wandte nun den eben aufgefundenen Begrif,

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einer Regel, eines Gesetzes, auf dieses unbekannte Etwas an, und er sah, dass ihn diese Muthmassung nicht getäuscht hatte; denn er fand die Gebote dieser innern Stimme eben so unbedingte Gebote, als er jene Gesetze unbedingt gefunden hatte, nach deren Wort der Wechsel der Jahreszeiten sich richtet: er fand aber auch, dass seine Gelüste diesen Geboten nicht so unbedingt untergeben seyen, wie die Natur ihren Gesetzen untergeben ist. Er sagte daher zu sich selbst: Die Natur m u s s ihren Gesetzen gehorchen, sie hat keinen Willen. I c h aber muss dem Gesetz in meiner Brust nicht gehorchen, wenn ich nicht w i l l : ich bin hiemit mein eigener Richter und eben deswegen ein e d l e r e s Wesen, als die ganze übrige Natur. Mit dieser Erkenntniss gieng unserm Geschlechte eine neue Sonne über eine neue Welt auf. Der Mensch sah sich an dem Grenzstein, der die sinnliche von der geistigen Welt scheidet, und fand sich in beyden verbürgert, in der einen durch einen Körper, in der anderen aber durch seinen Willen: – fand, dass die beyden Gesetze dieser Welten im Grund ein und e b e n d a s s e l b e Gesetz seyen, weil sie beyde nichts anders als O r d n u n g u n d H a r m o n i e gebiethen; und dass ich ihr scheinbarer Unterschied nur von der Verschiedenheit der Naturen herrühre, denen durch sie geboten werde. Die mit Erkenntniss begabten Naturen s o l l e n dem Gesetze gehorchen, und sie werden ihm auch gehorchen wollen, weil sie erkennen müssen, dass er sie zum Frieden mit sich selbst – zu ihrem eigenen Zwecke führt: die Naturen aber, die nicht mit Erkenntniss begabt sind, m ü s s e n demselben gehorchen, weil sie keinen eigenen Zweck haben können, und wenn sie nicht getrieben würden, stille stehen müssten. – – – Und nun durfte deine Kreatur ihre Augen nur von der menschenernährenden Erde zu dem ewigen Himmel emporheben, und sie fand D i c h , du bekannter und Ungekannter, dem noch kein Werk misslungen ist … Und mit Wohlgefallen erkanntest D u , du Urheber jeglichen Gesetzes in der sinnlichen und in der geistigen Welt, a n d i e s e m A u f b l i c k d e i n e s G e s c h ö p f e s , dass auch dieses Werk gut sey, weil es sich eben dadurch, dass es sich aufhob von dem Staube der Erde und sich nach F r e y h e i t s e h n t e und nach D i r , als den Zweck der Sinnenwelt und als ein Mittel deiner Zwecke in der moralischen Welt anerkannt hatte.

377 Überlieferung 1

PSW XIII, S. 356.13–359.8 Sacherklärung I.

Johann(es) Schnell (1751–1824) aus Burgdorf immatrikuliert sich 1775 als Student der Rechte an der Universität Tübingen. Wo er die Studien abschliesst und zum Doktor beider Rechte promoviert, ist nicht bekannt. 1780 wird Schnell in Burgdorf in den Rat gewählt, 1785 Stadtschreiber. Während der Helvetik amtet er als Statthalter des Distriktes Burgdorf. Als Mitglied der Schulkommission ( Nr. 496) unterstützt Schnell Pestalozzi bei der Einführung seiner Methode in der Burgdorfer Hintersassen- und der unteren Bürgerschule sowie später als Leiter der Erziehungsanstalt und des Schulmeisterseminars auf dem Schloss. Ausserdem ist Schnell der Verfasser des vorsichtigpositiven Schreibens des Bezirksstatthalters von Burgdorf an seinen Freund K** [Bernhard Friedrich Kuhn] über Pestalozzis Lehranstalt (1800) (P.-Bl. 9(1888), S. 53ff.). Über die weitere Biographie ist nichts bekannt. II. Der Kontakt zwischen Schnell und Pestalozzi kam über Philipp Albert Stapfer (1766– 1840,  Nr. 899) zustande und dieser wiederum über Samuel Ludwig Schnell (1775– 1849,  Nr. 946), Oberrichter in Bern, Schwager Stapfers und Neffe von Johannes Schnell. Der hier vorliegende Brief von Johannes Schnell ist in Pestalozzis Schrift Wie Gertrud ihre Kinder lehrt abgedruckt. Pestalozzi selber schreibt als Begründung: «Ich muss dieser Stelle, die den Ursprung des eigentlichen i n n e r n H e i l i g t h u m s d e r G o t t e s v e r e h r u n g e n t z i f f e r t , noch e i n e a n d r e b e y f ü g e n , in welcher ein Mann, dessen Kopf und Herz mir eben so schäzbar ist, das ä u s s e r e E n t s t e h e n d e r R e l i g i o n , insofern sie Sache der Völker, und äusserer menschlicher Vereinigungen ist, beschreibt» (PSW XIII, S. 356).

505. Vollziehungsausschuss der Helvetischen Republik 23. Juli 1800 5

Freyheit. Gleichheit. Der Vollziehungs-Ausschuss der einen und untheilbaren helvetischen Republik Bern den 23 July 1800.

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Auf die Berichte des Ministers der Wissenschaften und des FinanzMinisters über die dem Bürger Pestalozzi zum Behufe seines Erziehungs-Instituts in Burgdorf von Seite des Staates zu bewilligenden Unterstützung; beschliesst:

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1° Dem Bürger Pestalozzi soll die Wohnung im Schlosse zu Burgdorf zu einer Erziehungs-Anstalt unentgeldlich eingeräumt werden. 2° Ferner sollen ihm unentgeldlich vier Klafter Holz jährlich gegeben werden. 3° Auf sein Verlangen soll ihm der zur Anpflanzung von Gemüsen nöthige Platz in den Schlossgärten abgetreten werden. 4° Die bey einer Spezial-Requisition zusammengebrachten Betten soll die Verwaltungskammer aus den Zimmern, deren der Herr Pestalozzi bedürftig ist, wegräumen lassen. 5° Dem Minister der Finanzen und dem der Wissenschaften ist die Vollziehung dieses Beschlusses aufgetragen. Der Präsident des Vollziehungs-Ausschusses sign. Savary. Im Namen des VollziehungsAusschusses, der Interims-General-Sekretair: sign. Briatte. Bern den 25 July 1800 Dem Original gleichlautend, Der Minister der Wissenschaften, in dessen Abwesenheit: Wild

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Überlieferung 1 2 3 4

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ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 418/2 Blatt, 204x334 mm Die Kopfzeile umrahmt ein Bild einer Statue von Wilhelm Tell mit Sohn Dorsualvermerk 1800. 23. Juli Zuerkennung a. des Schlosses von Burgdorf b. 4 Klafter Holz c. die nöthigen Gärten. Copia Textkritik

Zeuge Z. 20 Z. 26 Z. 30

h Requisition: lateinische Schrift sign. Savary: lateinische Schrift sign. Briatte: lateinische Schrift

379 Sacherklärung I. Helvetischer

Vollziehungsausschuss  Nr. 488 II.

Am 4. Mai starb Johann Rudolf Fischer (1772–1800,  Nr. 572), Leiter des helvetischen Lehrerseminars im Schloss Burgdorf ( Nr. 492). Am 6. Juni erliess der Minister für Wissenschaften und Künste Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) einen Aufruf an verschiedene wichtige Persönlichkeiten mit der Bitte, das Erziehungswerk Pestalozzis zu fördern (IHBF Zürich, Ms V,77). Ein Treffen fand am 10. Juni statt, an dem Pestalozzi seine Pläne vorstellte. Eine Folge davon war das am 14. Juni Stapfer unterbreitete Gesuch um die Überlassung des Schlosses, das hier positiv beantwortet wurde. III. Z. 26

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Savary: François Pierre Savary (1750–1821) von Fribourg war 1799–1801 Mitglied des Vollziehungsausschusses, danach Senator, Syndic von Fribourg 1810 und seit 1814 Grossrat. Briatte: Damit ist möglicherweise Jean-Baptiste Briatte gemeint, der Johannes Heinrich Daniel Zschokkes Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (1801) ins Französische übersetzte (Histoire de la destruction des républiques démocratiques de Schwitz, Uri, Unterwalden, 1802). Wild: Karl Samuel Wild (1765–1848) aus Bern wurde nach dem Rücktritt von Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) mit der provisorischen Leitung des Ministeriums der Künste und Wissenschaften betraut. Ab 1801 war Wild Oberschreiber des Gesetzgebenden Rates, von 1803–1848 Bundesarchivar.

506. Johann Georg Tobler Mitte September 1800 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 43.24 Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. Während seines Aufenthaltes in Burgdorf kehrte Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) für einen Monat nochmals nach Basel zurück und brachte seine Tante, eine

380 Frau Goldenmann, nach Burgdorf mit (vgl. Brief Krüsis an Unbekannt, ohne Datum, ZB Zürich, Ms Pestal 851.18 Brief Nr. 6).

507. Johannes Niederer 3. Oktober 1800 An Pestalozzi. 5

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Z ü r i c h , den 3. Oktober 1800. Edler Mann! Ohne noch recht aus dem Taumel erwacht zu sein, in welchen mein Aufenthalt bei Ihnen mich stürzte, will ich es versuchen, das Ihnen Interessante, in Rücksicht des Auftrags bei Herrn Pfarrer Gessner mitzutheilen. Meine Unterredung mit ihm dauerte kurz, weil er eine Menge von Besuchen hatte; – dessen ungeachtet bezeugte er eine grosse Theilnahme an Ihrer Unternehmung und eine wahre Sehnsucht nach Ihren Schriften. Er äusserte sich, dass er erwarte, Sie werden Epoche machen. Allein sein Urtheil schien zugleich in einen leisen Zweifel gehüllt, indem, so viel ich mich erinnere, da ich von dem Frappanten Ihrer Methode und Lesebücher redete, er sich des Ausdrucks bediente: Sie dürften Anstoss finden. Übrigens enthielt er sich alles Urtheils, sagte mir aber zugleich mit einer aufwallenden Freude, die mir sehr wohl that, dass er Ihnen von einem Geistlichen, ich weiss nicht woher, Holzschnitte zu Landkarten, und eine sehr artige Erfindung, die Kinder mit den Pflanzen bekannt zu machen, mitzutheilen hätte, die er mir zugleich vorwies, und Ihnen, ich glaube, bald überschicken wird. Die Landkärtchen und ihre Methode ist bekannt. Es sind die äussern Umrisse der Länder, deren Inneres leer gelassen ist, und wo das Kind die Namen der Hauptstädte etc. selbst an den gehörigen Ort schreiben muss. Die Idee davon ist Ihnen wahrscheinlich nicht neu. Die über Pflanzenkunde war mir hingegen interessanter. Der Lehrer lässt sich nämlich von den Kindern die Pflanzen bringen, bestreicht dann, nachdem er sie mit ihrem Namen bekannt gemacht hat, die eine Seite derselben mit Druckerschwärze, drückt sie dann auf das Papier ab und setzt eine Beschreibung dazu. – Die Abdrücke werden recht kenntlich, und sind nach meiner Überzeugung sehr gut zu Holzschnitten geeignet. – Lavatern konnte ich nicht sehen. Er befand sich heute sehr schwach,

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und mit einem Schwindel behaftet, der ihn zur Unterredung unfähig machte. – Von der Vortrefflichkeit Ihrer Methode und der Unerschütterlichkeit Ihrer Erziehungs-Grundsätze werde ich täglich überzeugter, – wenn ich gleich noch nicht fähig bin, Andern diese Überzeugung so deutlich, als ich sie fühle mitzutheilen. Zwar kann ich mich nicht enthalten, zuweilen an das Wort jenes besten Lehrers zu denken: Meinest du, dass ich werde Glauben finden auf Erden? Allein Dummheit und Bosheit können die Wahrheit höchstens einige Zeit aufhalten, aber nicht unterdrücken. Mit jeder neuen Sonne geht ein neues Licht über die staunenswürdigen Folgen Ihrer Unterrichtsmethode auf, – Folgen, die ich nur zu denken, aber nicht laut zu sagen wage; und von denen ich auch gerne schweige, weil nach meiner Einsicht auch hierin der Gang der Natur der wohlthätigste ist, der im Stillen, aber überraschend wirkt. So mancher unauflösliche Knoten scheint mir nun gelöst; die Räthsel und Widersprüche der Menschennatur verschwinden, und ich sehe volle Harmonie. Die Lösung der Aufgabe Ihres Lebens ist eine Thatsache gegen alles Raisonniren über die Unmöglichkeit der allgemeinen Volksaufklärung. Ich sehe die Menschen durch sie zur harmonischen Kenntniss ihrer Bestimmung, Rechte und Pflichten, und ihrer freudigen Erfüllung erhoben; sehe die Gefahren der Halbaufklärung, der allzugrossen Verfeinerung des Landmanns durch sie verschwinden, weil sie die Bedürfnisse der Menschheit in ihrer höchsten und niedrigsten Lage befriedigt; – sehe durch sie die Natur mit den Wissenschaften ausgesöhnt, weil sie den Gelehrten zum allgemein brauchbaren Mann, und den Ungelehrten zum Denker über seine Lage, Verhältnisse und Pflichten bildet. Sie erhebt das Kind zum freien, uneingeschränkten Gebrauche aller seiner Kräfte. Sie erhebt es über die Vorurtheile der Gesellschaft; weil sie es seine Grundsätze von der Natur selbst und aus ihrer Anschauung abstrahiren lehrt. So wird es fähig, die Trugschlüsse des Verräthers zu vernichten, der an die Dummheit, oder an die Verfinsterungssucht verkauft ist; so zerreisst das Gängelband der Auctorität des Pfaffenthums, und der Nebel der Vorurtheile verschwindet. So wird die bisherige Ordnung umgekehrt, das Glauben in Schauen, das Hören in’s Selbstsehen, Schliessen, Urtheilen verwandelt; – so verbreiten sich Ströme von Licht über die in finstern Hütten wohnende Menschheit aus. Das unselige Reich der Schwärmerei, des Despotismus, und vorzüglich der traurige Widerstreit zwischen Glaube und Vernunft wird gehoben, der so manches nach Wahrheit dürstende Herz zerreisst! Und an welche

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unbedeutend scheinende zwei Angeln wird dieses Alles angeknüpft? An die Anschauung – und daran, dass der Lehrer nicht urtheilt, sondern bloss Stoff zum Urtheile in die Seele legt. Diess letztere sehe ich erst jetzt in seiner ganzen unaussprechlichen Wichtigkeit ein, und ich erkenne es als die erhabenste Wohlthat, die dem menschlichen Geschlechte zu Theil geworden, und conditio sine qua non des Fortschreitens der Vernunft, dass sie dadurch das Kind über die Vorurtheile des Lehrers selbst erhoben, – dass Sie den Ausweg aufgefunden haben, die Menschen von dem unseligen Nachbeten, dem Zustande der ewigen Unmündigkeit zu befreien. – Freund! mein Herz fliesst über von Dank und Empfindung! Schon haben Sie edeln Samen ausgestreut; die Garben werden nicht ausbleiben. Theilen Sie mir durch Ihre Gefährten Ihre Arbeiten und Hoffnungen mit, und der Glaube an die Menschheit wird dann über alle Zweifel, und eine schöne Thätigkeit über jede Trägheit siegen auch bei Ihrem Niederer.

Überlieferung 1

Rosette Niederer: Dr. Johannes Niederer’s Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S. 110–113 Textkritik

Zeuge [a] Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843) aus Brenden (Kt. Appenzell-Ausserrhoden), studiert 1794 bis 1796 in Basel Theologie, bevor er über zwei Vikariatsstellen auf der Landschaft Basel nach Bühler (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) berufen wird, um dort für kurze Zeit das Pfarramt zu versehen (1798–1799). Auf das Jahr 1800 wechselt er die Stelle und geht nach Sennwald (Kt. St. Gallen). Schon während des Studiums beginnt sich für Niederer abzuzeichnen, dass nicht die Theologie und das Pfarramt seinen höchsten Interessen entsprechen. Er gibt sich idealistisch-philosophischen Weltverbesserungsvorstellungen hin, beeinflusst durch die Lektüre von Wilhelm Friedrich von Meyerns Roman Dya-na-sore oder die Wanderer. Eine Geschichte aus dem Sam-Skritt übersetzt (3 Bde. Leipzig 1787–1789): Durch Erziehung sollen in der Schweiz und insbesondere im Gebiet der Appenzeller die republikanischen Tugenden der Freundschaft und der Vaterlandsliebe neu belebt werden. Bereits in Sennwald unternimmt Niederer erste pädagogische Bemühungen und wird vom helvetischen Erziehungsrat des Kantons Linth zum Distriktsinspektor für die Schulen ernannt. Von diesem Amt tritt er bereits nach wenigen Monaten zurück. Alle Projekte, auch jene, die sich vielversprechend entwickeln, bricht er schon nach kurzer Zeit wieder ab.

383 Im Herbst 1800 lernt Niederer Pestalozzi kennen, folgt aber aus finanziellen Gründen erst 1803 dessen Ruf nach Burgdorf. Hier fungiert er als Religionslehrer, sieht seine eigentliche Bestimmung aber vorzugsweise darin, Pestalozzis Biograph zu sein und wird schon bald zu dessen engstem Vertrauten. Seine eigentliche Aufgabe findet er schliesslich als Propagandist und Verteidiger von Pestalozzis Methode, die er philosophisch zu untermauern sucht. Hierbei orientiert er sich am Deutschen Idealismus, vor allem an den philosophischen Darstellungen Schellings. Es gelingt Niederer durch seine Aufsätze im Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung die Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit auf die pestalozzische Methode zu lenken. Die im Selbststudium erworbenen Kenntnisse der Philosophie lässt sich Niederer 1813 von der Universität Tübingen bestätigen. Vermutlich aufgrund einer dort abgelegten Prüfung wird ihm der Titel eines Doktors der Philosophie verliehen, zwei Jahre später erhält er diese Würde auch honoris causa von der Universität Giessen. Im Mai 1814 heiratet Niederer Rosette Kasthofer (1779–1857  Nr. 842). Durch diese Heirat wird Niederer zum Direktor der pestalozzischen Mädchenanstalt, deren Leitung seine Frau 1809 übernommen hat, unterrichtet aber auch weiterhin bei Pestalozzi. 1817 trennt sich Niederer im Streit von Pestalozzi, da er im Ringen um die Gunst und Nachfolge Pestalozzis seinem Rivalen Joseph Schmid (1785–1851  Nr. 712) unterliegt. Sowohl Pestalozzi wie Niederer scheuen sich nicht, ihren Konflikt, der auch finanzielle Aspekte einschliesst, mit publizistischen Mitteln in die Öffentlichkeit zu tragen, was vor allem Niederers Ruf schadet. Auch nach der Trennung von Pestalozzi widmet sich Niederer weiterhin Fragen der Erziehung, die in (nicht) veröffentlichten Schriften ihren Niederschlag finden. Dabei entstehen keine umfassenden Schriften mehr und auch die publizistischen Möglichkeiten, die ihm die Mitgliedschaft in der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, in die Niederer 1824 aufgenommen wird, bieten würde, schöpft er nicht aus. In den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts richten sich Niederers Interessen wieder stärker auf die politische Entwicklung in der Schweiz. In der Appenzeller Zeitung erscheinen mehrere, die aktuelle politische Diskussion des Kantons Appenzell betreffende Artikel. 1837 verlegen Niederer und seine Frau Rosette die Töchteranstalt nach Genf. Sein Neffe gleichen Namens (1811–1876,  Brief von Ende Juli 1817) hat im Institut die Stelle des Buchhalters übernommen. Die Ununterscheidbarkeit dieser beiden Namen führte dazu, dass heute üblicher- aber fälschlicherweise Niederer sen. als Gründer des Grütlivereins 1838 genannt wird. Es ist jedoch Johannes Niederer jun., der sich nach der Übersiedlung nach Genf einer Gruppe von jungen Ostschweizern, vor allem Appenzellern, anschliesst, die nebst geselligem Zusammensein auch den jährlich wiederkehrenden Landsgemeindetag gemeinsam feiern, indem sie die im Landsgemeindeprogramm vorgesehenen politischen Fragen besprechen. Als sich diese Gruppe 1838 zu einem Verein formiert, wird Niederer sen. zwar die Ehre der Patenschaft angetragen – er gibt dem Verein den Namen und ist offenbar auch behilflich bei der Ausarbeitung der Statuten. Er selbst figuriert aber, im Gegensatz zu seinem Neffen, nicht auf der Liste der Gründungsmitglieder. Sein Einfluss ist dennoch spürbar. So verschreibt sich der Verein der Nationalbildung der Bürger und will die republikanischen Tugenden der Freundschaft und Vaterlandsliebe fördern, ohne aber eine politische Gemeinschaft, eine Partei sein zu wollen: Ein Konzept, wie es Niederer schon 1832 formulierte, als er, beeinflusst von der idealistischen Philosophie Schellings, zum Schluss kam, dass die Schweiz zu ihrer Vervollkommnung, das heisst zu ihrer Entwicklung zu einer Kulturnation, einen Nationalverein im Geiste des Grütlibundes (damals noch ins Jahr 1307 datiert) brauche. Niederer, der schon länger an Leberverhärtung litt, stirbt am 2. Dezember 1843.

384 Lit.: Rebekka Horlacher: Rettungsvisionen und Reform der Schule. Niederers Motive, sich Pestalozzi anzuschliessen. In: Neue Pestalozzi-Blätter 4(1998)1, S. 25–31; Fritz Osterwalder: Johannes Niederer in Sennwald. Ein unruhiger Pfarrer in unruhiger Zeit (1800–1803). In: Werdenberger Jahrbuch 1995, S. 23–37; Stadler II, S. 126ff. II. Wie genau Niederer mit Pestalozzi in Kontakt getreten ist, kann mangels Quellen nur vermutet werden. Wahrscheinlich ist die Vermittlung durch Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500). Die erste Erwähnung von Pestalozzi im Briefwechsel zwischen Niederer und Tobler findet sich im Brief vom 12. Juni 1800 (Rosette Niederer: Dr. Johannes Niederer’s Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S. 96). Bereits in einem Brief vom 23. Dezember 1799 an Tobler schreibt er von seiner Absicht, «ein paar Freunde zu einem Erziehungsinstitut zu mir zu nehmen», was wohl nicht zu verwirklichen sei, weil Fischer nicht nach Sennwald kommen wolle (ebd., S. 30). Einen Monat später hatte er ein anderes Objekt ins Auge gefasst, das Schloss Forsteck (ebd., S. 48). Doch auch dort entwickelte sich kein konkreter Plan und es kann vermutet werden, dass daraufhin Pestalozzis Unternehmungen an die Stelle der eigenen traten. Im hier vorliegenden, vermutlich ersten Brief Niederers an Pestalozzi wird die grosse Verehrung sichtbar, die das weitere Verhältnis prägen wird. Leider sind aus den ersten drei Jahren keine Briefe Pestalozzis erhalten, sodass die Anfänge der Zusammenarbeit teilweise unklar bleiben und nur aus den Briefen Niederers, die zudem oft nicht handschriftlich erhalten sind, rekonstruiert werden können. Lit.: Ernst Martin: Johann Georg Gustav Tobler im Spiegel seiner Briefe an Pestalozzi. Zürich 2000; Stadler II, S. 126ff. III. Z. 9f. Z. 16 Z. 34f. Z. 42

Z. 83f. Z. 90

Herrn Pfarrer Gessner: Johann Georg Gessner (1765–1843)  Nr. 586 Frappanten: überraschend, erstaunlich Lavatern: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 jenes besten Lehrers: Vermutlich meint Niederer Jesus, das Zitat könnte sich auf Luk. 18,8 beziehen: «Doch wann des Menschen Sohn kommen wird, wird er auch auf Erden Glauben finden?» conditio sine qua non: notwendige Bedingung, ohne die etwas anderes nicht eintreten kann, unerlässliche Voraussetzung (lat.) Gefährten: Die Korrespondenz «mit Pestalozzi» wickelte sich offenbar oft über seine Mitarbeiter ab (hier wahrscheinlich Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588), so dass ein komplettes Bild der Geschehnisse in Pestalozzis Lehranstalten nur über Einbezug der Korrespondenz seiner Mitarbeiter gewonnen werden kann.

508. Johannes Niederer [ca. 24. Oktober 1800] An Pestalozzi. 5

Wenn ich, mein verehrungs würdiger Freund, wiederholt an Sie schreibe, ehe ich von Ihren Herren Mitarbeitern eine Sylbe Ant-

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wort auf meine vorherigen Briefe erhalten habe, so wird es Ihre Güte nicht sowohl einer Zudringlichkeit, als dem bittern Gefühl des Verlustes Ihres Umgangs zuschreiben, den ich durch öfters lebhaftes Andenken an Sie zu ersetzen suche. Zwar ertrage ich jetz meine Einsamkeit leichter – da ihre Unterredungen mir einen grossen Weg zeigten, und meinen Geist mit einem Reichthum von Stoff erfüllten, dessen Bearbeitung für die Erweiterung und den Brauchbarkeit meiner Kenntnisse gleich schätzbar ist! Die Liebe zum Vaterland und der Trieb zur Gemeinnützigkeit sind mehr qualvoll als beruhigend, so lange sie bloss unbestimmte Wünsche bleiben und in Luftgebilden umher schweben, wo sie wie Noahs Taube nirgend ruhen können. Aber der isolirteste Zustand wird nicht nur erträglich, sondern gewährt sogar eine Art von Zufriedenheit wenn der Trieb seinen Schwerpunkt findet, und die Kraft der Seele sich auf einen sie befriedigenden Gegenstand hinwirft, den sie mit Wärme umfasst! Ich habe Ihnen verehrungs würdiger Freund, in einem Briefe von Zürich aus einen von den grossen Gesichtspunkten Ihrer Methode berührt – den ich damals ergriffen hatte, und der mich auf einen Standpunkt stellte, auf dem ich trunken vor Freude; die den Gängelbändern der Auctorität entrissene selbstdenkende und selbst sich veredelnde Menschheit erblickte. Der einfache Mechanismus durch den Sie den verwickeltsten Knoten unsers Geschlechts lösten, die Gesetze der Ausbildung an die Sie die ganze Masse desselben knüpften, und dadurch Sie mir eine Bahn nicht so hinfälliger Cultur als die bisherige war eröffnen; konnte dem nicht anders als entzückend sein, den bisher der grausame Zweifel peinigte, nicht ob die Menschheit im Ganzen zur Bildung bestimmt, sondern ob diese allgemeine Bildung bei so vielen Hindernissen, der Corruption der Gegenwart; und den ihr zu widersprechen scheinenden Ruinen des Alterthums möglich sey. Wenn ich mich damals ganz als mensch[liches] Individuum fühlte; so lassen Sie mich jetz Ihnen meine Hoffnungen als Bürger und Theilnehmer an der Gesellschaft mittheilen, die ich auf Ihren Unterricht gründe: Der bisherige Untergang der Staaten gründet sich unstreitig auf die Einseitigkeit ihrer Cultur. Griechenland, das aus allen Völkern der Welt allein in seiner Blüthe ewig erhalten zu werden verdient hätte, und dessen milder Genius jetz noch aus dem Dunkel der Vorzeit Licht und Menschlichkeit strahlet würde wohl eine längere Dauer gehabt haben, wenn seine Bildung nicht, hier in Sinnlichkeit ausgeartet – dort auf einem einseitigen Patriotismus berechnet hinter den Fortschritten der Zeit zurückgeblieben wäre – Ebenso roh war der Patriotismus der Römer – ein

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Trieb verschlang alle übrigen – Eine Seelenkraft warf sich despotisch zur Beherrscherin der übrigen auf – und wie der Römer dieser Leidenschaft fürs Vaterland alle andre unterordnete – so verschlang Rom bald die übrigen Völker. Aber die Zeit musste kommen die diese Fessel zerbrach, und nicht nur das Gleichgewicht wieder herstellte, sondern durch einen natürlichen Umschwung jenen Trieb ganz auslöschte und die Spuren der darauf gegründeten Cultur aus dem Geist der Völker vertilgte. So zeigt bisher die allgemeine Culturgeschichte der Völker keinen festen in sich gegründeten Gang – Man überliess es dem Geist der Zeiten was er hervorbrachte und verschlang – und darum wurde, was das Menschengeschlecht Grosses und Edles hervorbrachte nicht nur der Form nach zertrümmert, sondern es gieng auch dem Geiste nach unter! Bald sollte der Verstand allein das grosse Wort führen. Das Leben war Berechnung – schlich in Gleichgültigkeit daher und gieng in öder Stille unter – oder die Einbildungskraft nahm einen Schwung der durch das überwältigende Gewicht einer blinden Sinnlichkeit, bald wiederum erlahmte – und die Nation dem Verderben preisgab – und kaum vermochte eine Religion, die durch unglückliche Umstände bey ihrer Verbreitung, ihre Harmonie mit den Grundtrieben der Menschheit s[elber] verlohren hatte, einige traurige Überreste zu retten – Sie die in alle Räder der geistigen Maschine des Menschen eingreifen sollte – machte bald im System dieser Kräfte selbst einen eigenen Staat aus, und sie, die edelste Triebfeder des Menschen, wurde nun selbst ein Mittel ärgerer Verwüstung, und bildete ihre besondern Zwittergeburten von andächtiger Schwärmerey! So sehen wir beym Überblick dessen was der Mensch seyn sollte durch die Reihe der Zeiten, nur arme Trümmer des Ganzen. Und auch in denen lichten Punkten, wo die Menschheit sich erhebt, und in ihrer Grösse zu glänzen scheint treffen wir nur übelunterstützte unzusammenhängende Bruchstücke an, von denen wir voraussagen konnten, dass sie über sich s[elber] zusammenstürzen mussten. So wandeln wir allenthalben über Graus und Zerstörung! Und nach meiner Überzeugung tragen selbst die neuesten Fortschritte – wenn wir sie so nennen dürfen, und Auftritte, diesen Keim in sich – Es sind Oscillationen von Kräften die Blasen aufwerfen, die verschwinden – jehöher sie s[ich] erheben, desto tiefer sinken sie widerum auf der andern Seite – Ein trauriger Anblick, wenn sich kein Ausweg zeigt! doch nicht traurig mehr – wenn man mit Ihrer Methode bekannt ist. Das was bisher ganz fehlte ist eine Form, in der sich die Kräfte des Menschen harmonisch und allseitig ausbilden und entwickeln; Alle

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diese Formen waren bisher unvollkommen, selbst die Religion konnte nicht der Schlussstein der Culturgeschichte des Menschen sein, da sie jedesmal dem Geist der Zeit und s[einen] Fesseln unterworfen war, und in Formen gezwungen wurde, in denen sie sich nicht frey entwickeln konnte. Eine Revolution der Formen muss darum die bisherigen alle zertrümmern, und eine reine, oder vielmehr gar keine aufstellen, damit der Mensch durch s[ein] inneres Regen, und nach dem Gesetze der Freiheit sich allseitig ausbilde! Das Bedürfnis einer solchen Veränderung fühlte ich deswegen schon lange ehe ich das Glück hatte mit Ihrer Unternehmung bekannt zu werden – und äusserte Pfarrer Steinmüller m[einen] Wunsch, in seiner Schulbibliothek besonders auch auf diesen Gegenstand aufmerksam zu machen, um der Einseitigkeit, die jedes Zeitalter auszeichnet vorzubauen und durch harmonische Kraftübung in der Erziehung, dem Zögling Selbstständigkeit zu geben. Freilich ahndete ich nicht, dass wir der Zeit so nahe seyen, wo eine Radikalreform des Schulwesens sich zeigen würde, gegen die alle bisherigen Anstalten nur partielle Versuche seyn würden, eine Reform die nothwendig ihre Wirkung über die halbcivilisirten Barbaren des ganzen Erdballs verbreiten muss; eine Reform die nicht nur dem M[enschen] als Individuum durch die Anschauung und durch das unabhängige Urtheil zu dem er angeführt wird, eine wesentlich innere Selbstständigkeit verschafft, sondern die zugleich in der Culturgeschichte überhaubt eine der wichtigsten Epoquen macht, indem sie selbige auf ihre ersten Elemente zurückführt, und sie nach ihrem innern Gange sichert. Dies thut sie dadurch, dass sie den Zögling mit dem ganzen Gebiet der Cultur, mit allen darzu führenden Kräften bekannt macht. Der Zögling lernt s[eine] Kraft, und den ganzen Umfang s[eines] Wissens überschauen – weiss jeden Augenblick wo er steht; ist im Stande jede neue Kenntnis sogleich in ihr gehöriges Fach zu reihen ohne das Gelernte neu recapituliren zu müssen, ob er auch demselben etwas Entsprechendes finde! So liegt Wissenschaft und Weisheit nicht mehr als abgerissenes Bruchstück, sondern im festesten Zusammenhang, im reinsten Einklang in seiner Seele da – Er gewinnt an Zeit, weil er das Gelernte nicht erst richtend mit dem andern Vermögen der Association zu vereinigen suchen darf! Er gewinnt an Kraft weil jede seiner wohlgeordneten Fähigkeiten ihm jeden Augenblick zu Gebothe steht und alle gemeinschaftlich zusammenwirken. Er gewinnt an Gegenwart des Geistes, weil er die ganze Summe seines Wissens jeden Augenblick überschaut und seine innre Geistesfülle nie durch Leerheit der Seele unterbrechen

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wird. Er gewinnt an Brauchbarkeit fürs Leben, weil er nichts Unnützes lernt, weil alles was er weiss erworbtes Eigenthum seiner Seele nicht Gedächtniskram ist. Er gewinnt an Ruhe, weil er vor Einseitigkeit im Denken und Handeln bewahrt wird, weil er frey von innern Zweifeln mit stetem Bewusstseyn seiner festen Überzeugung, und seines verständigen Willens handelt! Er gewinnt an Tugend weil Tugend das Gleichgewicht der Neigungen und Kräfte ist, und er dieses innere Gleichgewicht kennt, jedes Übergewicht dieser od[er] jener Leidenschaft zu kennen, und zu zügeln im Stande ist. Harmonie Einheit im Ganzen, und in jeder Äusserung jedem Gedanken unseres Wesens, leichter und vollständiger Gebrauch aller unsrer sinnl[ichen] und geistigen Kräfte, gemeinschaftliches Zusammenwirken dieser Kräfte zum Ziele der Menschheit, dies und dies allein ist das ächte Kennzeichen jeder bleibenden Kultur. Jede Trennung zerstört! Nur Einheit baut auf! Im Ganzen wie im Einzelnen, im Gange der Menschheit, wie im Daseyn des Einzelwesens. Wer das Mittel findet die im Widerspruch stehenden Kräfte Sinnlichkeit und Geist zum schönen Einklang zu verbinden, der hat den Menschen den Weg zur Ruhe, und der Menschheit das Mittel zum Fortschritt gegeben, der sich nicht wieder im Zurückgehen, im Sinken endigt. Und dieses Mittel beruht auf der Beantwortung von 2 Fragen: 1[.] Was ist das Zeugniss der Vorwelt über alles was ist? Und wie reichet die Kunst dieses Zeugniss der Vorwelt über alles, was ist? Jene erste Frage stellt uns mitten in die reichsten Gefilde des Wissens! Die Natur in der Unermesslichkeit ihres Wirkens seit den verflossenen Jahrhunderten der Vorwelt die Menschheit in ihrer Verbindung mit der ewigen Natur, mit allen Resultaten ihres Forschens und ihrer geistigen Kräfte, mit allen Erfindungen der Folgen ihrer Beobachtung seit Jahrtausenden, stellen sich uns in vermischtem Aufzuge dar! Wir kennen noch nichts aber wir sehen was wir zu lernen haben – die Unermesslichkeit des Stoffs beengt unser Innerstes, aber erregt auch durch diese beengende Wehmuth das Gefühl eigener Kräfte, und den Trieb in uns auf dies alles zu ordnen – Wir wollen uns hinausreissen aus diesem auf uns eindringenden Tumult der Dinge. Wir wollen dem Gesetz der Nothwendigkeit entfliehen das in diesem Chaos herrscht, und uns auf eine Anhöhe stellen, wo wir nach dem Gesetz der Freiheit, in diese Verwirrung harmonische Schöpfung bringen, und so die Kraft über diesen Stoff der Natur zu gebieten an uns reissen können. Die Kunst gibt uns darzu Mittel an die Hand, sie weiset uns jenen hohen überschauenden Standpunkt an, auf dem wir vor dem Zuge der Verwirrung in Sicherheit sind

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und hier ist dann die Stufe wo wir unsre Ausbildung aus der Hand der Natur selbst übernehmen, wo wir ihrer Führung uns entschlagen und unsre eigenen Leiter werden, wo wir ihr gleichsam nach Willkür gebieten, sich in zerstreuten Massen und Parthien, in vereinzelter Anschauung je nach unserem Gebrauche vor Augen zu stellen – – wo wir nun wider zu jener Freiheit jener Würde gelangen, die uns mitten im Schoosse der sinnl[ichen] Natur über sie selbst erhebt, wo wir nun nicht mehr ihre Knechte sind, sondern sie selbst, das Werkzeug unsers freyen Geistes, und Gebrauches wird! Dann bleibt sie noch unsre Mutter, aber der Sohn ist höher als sie. Er vermag nichts g e g e n ihre Gesetze, aber diese müssen ihm dienen. Dadurch kennt dann auch erst der M[ensch] seinen wahren Standpunkt in der Natur! Wenn er diesen nicht kennt, so ist er oft zu vermessen, und wagt es gegen ihre Gesetze anzukämpfen, und sie verwirft ihn dann als einen Abtrünnigen. – Oder er demüthigt s[ich] allzusehr vor der Allgewalt der Natur, und vergisst sodann seiner eignen Würde und erniedrigt sich selbst! Die Erziehung des M[enschen] darf daher n[icht] bloss auf ihn selbst, und auf seine innere Harmonie berechnet seyn – Harmonie mit dem Standpunkt auf dem er stehet, Berechtigung der Ansprüche die er an die Natur, und welche die Natur an ihn hat, bleibt immer eine wesentl[iche] Rücksicht. Der M[ensch] muss wissen was er kann und nicht kann, ehe er zu wissen im Stande ist, was er soll und nicht soll. Er ist einer physischen Nothwendigkeit unterworfen, in ihrem Gebiete darf er sich nicht anders als leidend verhalten, oder ihre Fesseln reiben ihn wund. Aber er ist zugleich als geistiges Wesen, über diese Naturnothwendigkeit erhaben[;] er darf sich ihr daher nicht unbedingt unterwerfen, oder er geräth in Widerspruch mit sich selbst – Und hier gibt es nur einen Ausweg, dass er sein Gebiet kenne, dass er wisse, wo er frey ist, und wo er gehorchend sich unterwerfen müsse. Dann wird er nichts Unmögliches verlangen und in tollkühner Anmassung der Nothwendigkeit gebieten wollen – Er wird aber auch seine Würde ganz, nie unter sich selbst herabsinken. Sondern die Dauer und den Werth seines Daseyns im Einklange mit allem was ihn umgibt so hoch erheben als er kann. Und eben dies ist dann auch das Kennzeichen der ächten Kultur! Die falsche wird nach den Gesetzen der physischen Nothwendigkeit untergraben und zerstört! Was bleiben soll muss neben der Natur bestehen können und mit ihr im Einklang wirken – Was gegen sie anstösst trägt den Keim der Verwesung schon in sich,

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und kann nicht auf Dauer berechnet seyn. Und sollte dann eine Methode dieser echten bleibenden Cultur nicht den Weg bahnen, die mit dem ganzen Gebiete der Natur bekannt machet, die Kraft des M[enschen] nach ihr regelt, und ihr die Kunst zur Begleiterin gibt, um auch in die Nothwendigkeit der Phisischen Kraft durch ihren Gebrauch Freyheit des Geistes zu legen?!

Überlieferung 1 5 6

Ms Pestal Fasz. 621/4, S. 299–308 Abschrift Zur Datierung siehe Sacherklärung II. Textkritik

Zeuge Z. 13f. Z. 19 Z. 22 Z. 24 Z. 28f. Z. 37 Z. 39 Z. 39 Z. 42 Z. 42 Z. 43 Z. 45 Z. 50 Z. 57 Z. 57 Z. 60 Z. 66 Z. 69 Z. 72 Z. 72 Z. 72 Z. 79 Z. 84 Z. 89 Z. 94 Z. 97 Z. 98 Z. 156 Z. 187

h dessen Bearbeitung für die Erweiterung und den Brauchbarkeit wenn Wärme umfasst! den ich Knoten unsers Geschlechts lösten, die Individuum und Theilnehmer an der Gesellschaft Verschrieb: mittheilend allein in ewig Genius: lateinische Schrift haben – und Cultur geschichte der Völker Verschrieb: nicht nicht wiederum hatte und Verschrieb: und und die edelste eigentlich: unzusammenhändende Oscillationen: lateinische Schrift die Kräfte und in damit der sich was ist? wahren

391 Sacherklärung I. Johannes Niederer

(1779–1843)  Nr.

507 II.

Die Datierung des Briefes lässt sich aus dem Tagebuch Niederers erschliessen, das auch die Vorlage für den hier vorliegenden Druck bildet. Der Brief selbst ist nicht datiert, das vorhergehende Datum ist der 24. Oktober 1800, das nachfolgende der 1. November 1800, so dass angenommen werden kann, dass der vorliegende Brief dazwischen geschrieben worden sein muss. III. Z. 23f. Z. 84 Z. 101

Z. 102

 Nr. 507

Briefe von Zürich: Oscillationen: Schwingungen Pfarrer Steinmüller: Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835) aus Glarus studierte Theologie in Tübingen und Basel, wurde 1791 ordiniert und war Pfarrer in Appenzell und St. Gallen. Mit seinem Einsatz für die professionelle Lehrerbildung, für eine institutionell-staatliche Schulreform generell, war er für die pädagogische Diskussion der Helvetik und Nach-Helvetik eine der zentralen Figuren. Dabei kam es schon bald zu einem öffentlich ausgetragenen Streit zwischen Steinmüller und Pestalozzi, der sich um die Frage nach der «richtigen Methode für die Lehrerbildung» drehte. Lit.: Fritz Osterwalder: Pestalozzi – ein pädagogischer Kult. Pestalozzis Wirkungsgeschichte in der Herausbildung der modernen Pädagogik. Weinheim/Basel 1996, S. 54ff. Schulbibliothek: Johann Rudolf Steinmüller: Plan einer helvetischen Schulmeister-Bibliothek; als eines nützlichen Handbuchs für Lehrer in den untern und Landschulen Helvetiens. Gais 1800; Johann Rudolf Steinmüller: Helvetische Schulmeister-Bibliothek. 2 Bde. St. Gallen 1801

509. Johann Caspar Lavater 30. Oktober 1800 5

Lavaters gedenkschreiben nach seinem Tode – an Pestalozzi – übergeben Einziger! oft Miskanter, doch hoch bewundert von vielen – schneller Versucher des, was vor dir niemand versuchte, schenke Gelingen dir Gott! und kröne Dein Alter mit Ruhe!

Überlieferung 1 6

IHBF Zürich, PA 8 Zur Datierung siehe Sacherklärung II.

392 Textkritik Zeuge Z. 4

[h] an Pestalozzi: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Caspar Lavater

(1741–1801)  Nr. 29 II.

In der Helvetischen Zeitung vom 18. April 1801, Nr. 14 ist dieser Sinnspruch Lavaters mit dem Datum 30. Oktober 1800 in Klammern abgedruckt.

510. Johannes Niederer 30. Oktober 1800 Bürger P e s t a l o z z i , auf dem Schlosse Burgdorf. 5

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Sennwald, den 30. Oktober 1800 Ihr Zutrauen, edler Freund, verpflichtet mich, ohne die mindeste Zurückhaltung, Ihnen mein ganzes Herz zu entdecken. – Ich thue diess um so freudiger, da ich weiss, vertrauliche Ergiessungen sind Ihnen ein Heiligthum, das Sie nie entweihen können. Seitdem meine Vernunft erwachte, fand ich Nichts grösser, als den Mann im vollen Sinne des Worts. Wo Andere priesen, ihre Erwartungen erfüllt sahen und sich dem Vergnügen mit Trunkenheit überliessen, da blieb meine Seele leer und unbefriedigt. Wenn ich das Treiben der meisten Menschen, und die Triebfedern, die sie in Bewegung setzen, beobachtete, ahnte mir immer, es müsse eine höhere Thätigkeit, ein edleres Wirken geben. – Diess Ringen nach einem Ideale, diess Aufsuchen desselben in der ganzen Natur, erfüllte mich mit einer immerwährenden Sehnsucht, und setzte mein ganzes Wesen in eine qualvolle Unruhe. Diese zwecklose Rastlosigkeit, die wie Noah’s Taube nirgends fand, wo ihr Fuss ruhen konnte, riss mich desswegen bald da, bald dorthin, artete bald in Paradoxien in der Meinung, bald in träumerische Entwürfe und chimärische Hoffnungen aus. Nirgends fand ich mich, und nirgends mochte ich mich weniger zu finden, als – in der wirklichen Welt. Aber der Gedanke, der mir blieb, und den ich heute wie vor langer Zeit fühle, ist der: du bist nicht an deiner Stelle. – Schon vor mehrern Jahren kannte ich kein höheres Ziel, als mich der wissenschaftlichen Kultur zu widmen. Ein paar Jahre auf einer Aka-

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demie in Deutschland zuzubringen, war das Ziel meiner sehnsuchtsvollsten Wünsche, wo ich dann am sichersten den Schwerpunkt zu finden hoffte, der das Gleichgewicht meiner Kräfte und Neigungen herstellen würde. Meine ökonomische Lage hat mir dieses Projekt unmöglich gemacht, und ich würde mich über diese Unmöglichkeit als über ein Glück und eine Gunst des Schicksals freuen, wenn die umfassendste und wonnevollste Aussicht meines Lebens, die, mit Ihnen in Verbindung zu treten, realisirt werden könnte. Dann liess ich die Halbköpfe lachen, und wäre meines Glückes froh; liesse die Schiefköpfe spotten, und würde an Ihrer Hand und von Ihnen geleitet, mit befriedigtem Dasein mich meiner Ausbildung und dadurch einer höhern Stufe von Gemeinnützigkeit widmen. Dazu bin ich unerschütterlich entschlossen; ich bleibe nicht mehr lange, was ich bin. Entweder soll Nichts aus mir werden, oder mehr als ich jetzt bin. Der gemeine Haufe mag diese Denkungsart immer als Narrheit betrachten; – ich werde ihn nie zu derselben zu bereden suchen. – Aber ich kann darum nicht denken, wie er, und nie wird er mich bereden, mit ihm fortzutraben. Menschen mögen den Genuss ihres Lebens nach Glücksgütern berechnen; ich, der ich einen andern Endzweck habe, rechne auch anders, und fühle mich aufgefordert, so wie sie der ihrigen, meiner Gottheit zu opfern. Ja, vortrefflicher Mann, wenn ich nur Nahrung und Kleidung habe, so ist mir für jetzt in meiner gegenwärtigen Jugend kein Opfer zu gross, das ich meiner Ausbildung nicht bringen möchte. Und wo könnte ich in dieser Hinsicht mehr gewinnen, als bei Ihnen. – Ihnen, der Sie, abgerechnet von dem Resultate, zu dem Sie jetzt gelangt sind, schon durch Ihren anhaltenden und aufopfernden Willen vielleicht mehr gethan haben, als die übrigen Schweizer alle! Ihre Gegenwart, Ihre Erfahrungen, Ihre Thätigkeit, Ihre Entwürfe, der Gang Ihres Lebens, die Unternehmung, mit der Sie sein Ende krönen, – was ist an diesem Allem nicht für einen Jüngling zu lernen, zu üben, zu betrachten! Wie reich müsste nicht das Resultat, der Gewinn für seine künftige Laufbahn sein, wenn er sich würdig macht, einen Theil Ihres Vertrauens zu erhalten! Sagen Sie mir nicht, ich lobe zu viel, diess müsste entweder Schmeichelei oder Irrthum sein; – das erstere trauen Sie mir nicht zu, von dem zweiten glaube ich wenigstens für mich frei zu sein. – Ich weiss, was Sie mir sind, weiss, dass Sie mir mehr wären, als ich sagen kann. Freilich ist es gewiss, dass Sie’s nicht Allen wären, – und ich möchte, wenn es ohne Anmassung geschehen könnte, gerne noch den Grund hinzusetzen, den schon Abt anführt: Schwache Augen sehen freilich auch nach der

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Sonne, aber sie erblicken Nichts, als den schwarzen Flecken, den sie sich auf der Hornhaut gebrannt haben!!! Nur der Adler erblickt die glänzende Laufbahn, auf der er mit unverwandtem Auge nach diesem Lichtmeer hinziehen kann. – Sie lachen nicht, wenn ich in Ihrm Umgang für mich die Laufbahn zum Lichtmeere der Wahrheit und des brauchbarsten Wissens entdecke. Diesen Vordersätzen zu Folge müssten Sie mich wirklich für inkonsequent halten, wenn Sie glaubten, das, was Andern Opfer wäre, seie es auch mir. Nein, ich achte für Schaden, was mich am Endzwecke meines Lebens hindert! Urtheilen Sie daraus, verehrtester Freund, wie geneigt ich sein müsse, Ihrer Aufforderung zu entsprechen. Allein so wie meine Lage jetzt ist, würde ich meine Pflicht gegen Sie selbst hintansetzen. Erfüllung aller bürgerlichen und moralischen Pflichten muss bei Ihren Mitarbeitern eine vorzügliche Rücksicht sein, da ich schon unzweideutige Proben habe, dass Sie auch von dieser Seite genau beobachtet werden, und das Gegentheil Ihrer Unternehmung höchst nachtheilig sein würde. Wie müsste desswegen die Verläumdung Stoff zu Lästerungen finden, wenn es heissen würde, Pf[arre]r Niederer verlässt seine Gemeinde und überlässt sie zur Winterszeit, über Festtage, wo der Schulbesuch so dringend ist, einem unfähigen Nachbarn. – Sie sehen, dass, wenn auch aus keinem andern Grunde, schon desswegen eine periodische Abwesenheit unmöglich ist. Anders verhält sich’s, wenn ich meine Pflichten in den Schooss der Gemeinde zurückgebe. Dann bin ich frei und ausser aller Verantwortlichkeit; – eine Freiheit, nach der ich schon längst mich sehnte, und die mich allein fähig macht, ein höheres Ziel zu verfolgen. Ein Wunsch, zu dem auch meine ökonomischen Verhältnisse das ihrige beitragen, die, so wie sie jetzt sind, zwar sicher, aber neben vielem Unangenehmen mir doch wenig mehr, als das Unentbehrlichste für Nahrung und Unterhalt gewähren. Sie sehen, dass Nichts mich hindert, mich Ihnen unbedingt in die Arme zu werfen, als ein Gedanke, den ich Ihnen, so sehr er meine Hoffnung vermindert, doch nicht zurückhalten darf. Wird nämlich, so frage ich, die gute Sache dabei gewinnen? Oder werde ich vielmehr ein neuer Stein der Ärgerniss sein? Zweifler, schiefe Beurtheiler wissen zwar Alles zu tadeln; aber ich konnte eine Anmerkung St[einmüller]s doch nicht unbemerkt lassen, der sich an der schon zu grossen Anzahl von Lehrern und der daraus herrührenden Kostspieligkeit stiess. Leider kann ich nicht rechnen; aber ich bitte Sie, diese Bemerkung ohne alle Rücksicht auf

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mich nicht ausser Acht zu lassen, weil mir zwar viel an mir, aber mehr noch an der Sache liegt. Sollten Sie es demungeachtet mit mir wagen wollen, so wäre die anspruchsloseste Bescheidenheit von Seite meiner durchaus nothwendig. Ich müsste öffentlich dargestellt werden, was ich in der That wäre, ein Lernender, der zu beobachten, der sich an Ihrer Hand zu bilden sucht. Sie werden mir, verehrungswürdigster Freund, Ihren Entschluss durch Tobler so schnell als möglich bekannt machen. Auch nur ein dreimonatlicher Aufenthalt bei Ihnen wird mich zur Verlassung hiesiger Stelle bewegen, insofern Sie mir nur irgend eine Hinterthüre durch ihren Einfluss offen behalten könnten. Überdiess sind der Arbeiter im Weinberge ja eine kleine Zahl, so dass dieser Ausweg immer offen bleibt; und zuletzt, was schadet’s, ein wenig hin- und hergeworfen zu werden? Lernt man doch dadurch Menschen, Verhältnisse und Zeiten kennen! Wird nicht Ihr Andenken mir Alles vergüten, das mir ein ewig wohlthätiger Sporn sein wird! Nur muss ich Sie bitten, mir das, was Sie mir ungefähr auftragen würden, und mein bestimmtes Verhältniss zu Ihnen, mir vorläufig bekannt zu machen, damit ich mich in jeder Rücksicht danach richten könnte. Schon habe ich zu lange geschwatzt, um Sie noch mehr über mich selbst oder über Ihre Methode unterhalten zu dürfen. Letztere wird mir erst in der Zukunft in vollem Lichte aufgehen; unterdessen glaube ich behaupten zu dürfen, dass auch L[avater] nachdem, was mir von seinen Äusserungen bekannt wurde, nur minder als die Hälfte sah. Doch die Erfahrung mag sprechen; ich schweige, und bin mit innigster Hochachtung Ganz und ewig der Ihrige, Joh. Nie derer

Überlieferung 1

Rosette Niederer: Dr. Johannes Niederer’s Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S. 117–121 Textkritik

Zeuge [a] Sacherklärung I. Johannes Niederer

(1779–1843)  Nr.

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Halbköpfe: Mensch mit ungereiftem Verstand Schiefköpfe: Mensch, der schief denkt und urteilt Abt: Damit ist möglicherweise der Schriftsteller und Philosoph Thomas Abbt (1738–1766) gemeint. Die von Niederer paraphrasierte Stelle konnte nicht näher identifiziert werden. Anmerkung St[einmüller]s: Als Pfarrer in Gais (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) und Erziehungsrat des neuen Kantons Säntis führt Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835,  Nr. 508) Kurse für Landschullehrer durch, wie er sich auch für eine seminaristische Lehrerbildung einsetzt. Er gehört zu denjenigen, die von Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) bezüglich der Schulreform angegangen werden, worauf er ein ausführliches Reformprogramm verfasst. Drei Jahre später kritisiert Steinmüller in einem Bericht die Reformstrategie der Regierung. Diese sorgte nicht für eine breitenwirksame Hebung des Volksschulunterrichts durch Investition in eine verbesserte, aber auf bisher Erfolgreichem basierenden Lehrerbildung, sondern unterstützte stattdessen die Verbreitung einer wenig gesicherten Methode eines Sonderlings (Neues St. Gallisches Wochenblatt vom 3. Juni 1803). Mit Anmerkung ist vermutlich eine mündliche Äusserung Steinmüllers gemeint. Niederer war, wie aus dem Datum eines Briefes an Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) hervorgeht, zwei Tage vor Niederschrift des hier vorliegenden Briefes in Gais, wo er möglicherweise Steinmüller begegnet ist und diesen über seinen Besuch bei Pestalozzi unterrichtet hat (Rosette Niederer: Dr. Johannes Niederer’s Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S.115–117). Tobler: Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500), der Brief mit der Benachrichtung scheint nicht erhalten zu sein. L[avater]: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29

511. Johannes Niederer 13. Januar 1801 5

Dem Bürger Pestalozzi auf dem Schloss in B u r g d o r f bey Bern Sennwald den 13ten Jenner 1801.

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Edler, Grossmüthiger Mann! Was soll ich Ihnen sagen über das Opfer der Zuneigung das Sie mir anbieten? Nichts als was Hochachtung und Pflicht von mir fordern, nemlich die Bitte zu bedenken: Ob ich denn desselben wohl werth sey, und ob die Vortheile unsrer nähern Vereinigung die daraus

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Halbköpfe: Mensch mit ungereiftem Verstand Schiefköpfe: Mensch, der schief denkt und urteilt Abt: Damit ist möglicherweise der Schriftsteller und Philosoph Thomas Abbt (1738–1766) gemeint. Die von Niederer paraphrasierte Stelle konnte nicht näher identifiziert werden. Anmerkung St[einmüller]s: Als Pfarrer in Gais (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) und Erziehungsrat des neuen Kantons Säntis führt Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835,  Nr. 508) Kurse für Landschullehrer durch, wie er sich auch für eine seminaristische Lehrerbildung einsetzt. Er gehört zu denjenigen, die von Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) bezüglich der Schulreform angegangen werden, worauf er ein ausführliches Reformprogramm verfasst. Drei Jahre später kritisiert Steinmüller in einem Bericht die Reformstrategie der Regierung. Diese sorgte nicht für eine breitenwirksame Hebung des Volksschulunterrichts durch Investition in eine verbesserte, aber auf bisher Erfolgreichem basierenden Lehrerbildung, sondern unterstützte stattdessen die Verbreitung einer wenig gesicherten Methode eines Sonderlings (Neues St. Gallisches Wochenblatt vom 3. Juni 1803). Mit Anmerkung ist vermutlich eine mündliche Äusserung Steinmüllers gemeint. Niederer war, wie aus dem Datum eines Briefes an Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) hervorgeht, zwei Tage vor Niederschrift des hier vorliegenden Briefes in Gais, wo er möglicherweise Steinmüller begegnet ist und diesen über seinen Besuch bei Pestalozzi unterrichtet hat (Rosette Niederer: Dr. Johannes Niederer’s Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S.115–117). Tobler: Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500), der Brief mit der Benachrichtung scheint nicht erhalten zu sein. L[avater]: Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29

511. Johannes Niederer 13. Januar 1801 5

Dem Bürger Pestalozzi auf dem Schloss in B u r g d o r f bey Bern Sennwald den 13ten Jenner 1801.

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Edler, Grossmüthiger Mann! Was soll ich Ihnen sagen über das Opfer der Zuneigung das Sie mir anbieten? Nichts als was Hochachtung und Pflicht von mir fordern, nemlich die Bitte zu bedenken: Ob ich denn desselben wohl werth sey, und ob die Vortheile unsrer nähern Vereinigung die daraus

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entspringenden Nachtheile zuverlässig und entscheidend überwiegen? Ists nicht gefährlich sich so vielen Hindernissen entgegen zu setzen? Nicht allzu kühn, eine nützliche und wenn ich nur will, sichre und geschäftevolle Laufbahn zu verlassen, um einer Idee zu leben die sich erst gründen soll, und die gegen die grosse Engherzigkeit unsrer Zeitgenossen ankämpft? Ists nicht Vermessenheit, im Sturme der Zeit den sichern Hafen zu verlassen, um sich, freilich mit Grossgefühl den erzürnten Wellen des Schicksahls anzuvertrauen, um der Stimme der Weisen und Thoren, der Leichtsinnigen und der Gewissenhaften zugleich zu spotten? Er ist freilich gross er ist herzerhebend der Gedanke auch nur des Entschlusses fähig zu seyn das Intresse des Vaterlandes auch mit Hingebung zum seinigen zu machen! Aber kan man mir nicht mit einigem Schein des Rechts Vernachlässigung heiliger und unverletzlicher Pflicht vorwerfen? Meine Gemeinde liebt mich, sie erwartet viel von mir, und kan wer im Kleinen nicht treu war es im Grossen seyn? Dieser Knoten wird durch die ganze Denkungsart der Menschen noch völliger geschürzt. Sie könten ein solches Wagestück gar nicht fassen. Griechenlands Genius ist gewichen. Die Sokrates unsrer Zeit finden weder ein Zeitalter das sie zu schätzen weiss noch Schüler die ihrer würdig sind. Damals lernten M ä n n e r ; das Streben nach Bildung war grenzenlos. Jetz ist höhere Wissbegierde selbst beym Jüngling eine fremde getadelte Erscheinung. Geist der Zeit! Wie wandelbar ist deine Gestalt; Wenn kehrst du in deiner griechischen himmlisch reinen Schönheit wider? Sie mein Sokrates werden sie zurückbringen, Sie werden den Samen jener Kalokagathie wieder auf vaterländischen Boden ausstreüen, von der wir nur noch das Wort aber nicht den Begriff mehr haben, und die nur in stiller Begeistrung als himlische Grazie vor unsern Augen erscheint. J a i c h w ü n s c h e I h r S c h ü l e r h i e b e y z u we rden, um wie Plato Ihre hohen Ideale, un d i h re ei nfach reine Weisheit fortzupflanzen , wie Xenophon Ih r An denken zu rechtfertigen, Ih ren Tadlern zu sagen er war gross und gut; u n d b e s s e r a l s s i e , I h r e n V e r ächtern ich war stolz dass E r mich liebte und Ihrem Zeitalter; es war s e i n e r nicht würdig! Finden Sie, dass mein Nutzen bey Ihnen zuverlässig seyn kan – kan ich Ihres Herzens – Ihrer Nachsicht, Ihrer Gedult Ihres freudigen Willens mich zu ermuntern, mich Ihnen zur völligen Brauchbarkeit zu zu bilden gewiss seyn. Gründet sich Ihr Wunsch mich zu besitzen nicht auf die Ohrenbläsereyen alzugütiger Freünde

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sondern auf Ihr eignes richtiges und strenges Urtheil, sehen Sie voraus dass Sie mir Geschäfte auftragen können die Übung der Geisteskräfte fordern, und nicht blos im Mechanischen des Unterrichts worzu ich wirklich allzu wenig Stetigkeit besitze, bestehen, Glauben Sie mich fähig mit der Zeit in den Kreis Ihrer Freünde eintretten zu können, um durch Ihren Umgang meine Bildung zu vollenden, dann bin ich jenes innern Einklangs sicher ohne den nichts gedeiht und hoffe zu jener Einheit mit Mannigfaltigkeit gepaart jener Ruhe in Wirkung zu gelangen, die der beselende Hauch der Thätigkeit sind, dann [will] ich alles verlassen, Ihnen nachfolgen, und es mir auch nicht einfallen lassen zu fragen was wird mir dafür, weil ich an Sie glaube. Können Sie das Versprochene wagen, so traut man im übrigen meiner Ehrlichkeit, und meinem Worte zu bezahlen so bald ich kan. Meine oekonomische Lage kann also kein Hinderniss mehr seyn. Meine Abreise wird von Ihnen abhängen, wenn gleich noch Frist von einigen Monaten wenigstens bis Ostern mir angenehm wäre. Machen Sie doch meinen Freünden Vorwürfe dass sie mir so wenig von Ihren Arbeiten zukommen lassen, und befehlen Sie Toblern mir die Bedingnisse für das mitlere Institut in ihrem ganzen Umfange mitzutheilen indem ich Ihnen dann einen oder zwey Schüler vielleicht zuschicken könnte. Wenn Sie mein Jawort annehmen Ihr unzertrennlich verbundener Niederer Könnten Sie warten bis künftigen Herbst so wäre in Rücksicht meiner oekonomischen Lage viel gewonnen. Allein wenns doch einmal seyn muss, so lässt sich dieses vielleicht durch das was bis dann gethan werden könnte leicht ersetzen.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,1 Bogen,169x217 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk 1801 Original Textkritik

Zeuge H Z. 34

ein

399 Z. 35 Z. 49 Z. 57

Genius: lateinische Schrift X e n o p h o n : lateinische Schrift Ohrenbläsereyen alzugütiger Freünde Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 III. Z. 42f. Z. 47

Z. 49

Z. 72

Z. 77 Z. 77

Kalokagathie: körperliche und geistige Vollkommenheit als Bildungsideal im antiken Griechenland P l a t o : Platon von Athen (427–347 v.Chr.), Philosoph und Schüler Sokrates’. Überliefert sind Dialoge zur Ethik mit aporetischer Grundtendenz, Kritik an der sophistischen Rhetorik, systematische Erörterungen zur Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ethik und Politik (Ideenlehre), zur Naturphilosophie und Gesetzgebung. X e n o p h o n : Griechischer Geschichtsschreiber und Schriftsteller (430– 354 v.Chr.), Schüler Sokrates’. Sein Gesamtwerk umfasst historische, sokratische, politisch-ethische und ökonomische Schriften. oekonomische Lage: Damit spielt Niederer auf seine Verschuldung in Sennwald an und auf die Forderungen seiner Familie, das in seine Ausbildung investierte Geld wieder zurückzuerhalten (vgl. Brief Niederers an seine Mutter und Schwester vom 16.1.1801, ZB Zürich, Ms Pestal 621/4, S. 338–342, vgl. hier Z. 84). Toblern: Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 mitlere Institut: Nachdem Pestalozzi zusammen mit Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588) die Schule gegründet hatte, die sowohl von Burgdorfer als auch Appenzeller Kindern besucht wurde, gründete er im Herbst 1800 eine Pensionsanstalt (Erziehungsinstitut mit Internat) «für den Mittelstand». Damit ist möglicherweise eine Zwischenstufe zwischen Primarunterricht und höherem Unterricht gemeint (vgl. Stefano Franscini: Statistik der Schweiz. Bearbeitet von Gottlieb Hagnauer. Aarau 1829).

512. Heinrich Moser 22. Januar 1801 5

Bürger Pestalozzi in Burgdorf Herzogenbuchsee, den 22ten Janer 1801.

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Herrn Pestalozzi in Burgdorf! Dero geehrtes Schreiben vom 4ten cour[ant] habe wohl empfangen und mit vielem Vernüngen daraus ersehen, dass ich nun meinen

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Sohn mit ersterm überbringen kann, heüte Morgen wolte mit Ihme verreisen, da es aber so schlecht Wetter war so habe solches bleiben lassen, so bald aber schön Wetter eintrift werde mit meinem Sohn bey Ihnen anlangen in dieser Erwartung Grüsse Sie fründschaftlich – p[ou]r Heinrich Moser son fils ainé.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 237/1 Blatt, 194x220 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Moser Herzogenbuchsee den 22 Jan. 1801 Copia Textkritik

Zeuge h Z. 9

cour[an]t: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Heinrich Moser (1759–1813) ist Handelsmann in Herzogenbuchsee (Kt. Bern) und verheiratet mit Anna Barbara Affolter. II./III. Z. 9 Z. 11

Z. 17f.

4ten cour[ant]: scheint nicht erhalten zu sein Sohn: Mit Blick auf das Alter handelt es sich vermutlich um den jüngsten Sohn Daniel Moser (1789–1815). Eventuell kommt auch noch der zweitjüngste Friedrich Moser (*1787) oder der drittjüngste Rudolf Moser (1785– 1812) in Frage. son fils ainé: Johann Jakob Moser (1778–1825) war verheiratet mit Christine König aus Madiswil (Kt. Bern) und hatte sieben Kinder.

401 513. Vollziehungsrat der Helvetik 28. Januar 1801 Freyheit 5

Gleichheit

Der Vollziehungs-Rath der einen und untheilbaren helvetischen Republik an den Bürger Minister der Wissenschaften. Bern den 28 Jenner 1801

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Auf eüern Bericht über die Petition des Bürgers Pestalozzi, worinn er um stärkere Unterstützungen zur Beförderung seines Erziehungs institutes ansucht, hat der Vollz[ie]h[ungs]-Rath beschlossen: 1. Die von dem ihm bewilligten Salarium noch restirenden 30 Franken und die noch nicht entrichteten Vorschussgelder, welche sich auf e i n t a u s e n d v i e r h u n d e r t z w e y und z w a n z i g und e i n h a l b e n Franken belaufen, sollen ihm ohne Aufschub bezahlt, und zu dem Ende eine DringlichkeitsErklärung von e i n t a u s e n d v i e r h u n d e r t z w e y und f ü n f z i g und e i n h a l b e n -Franken ausgefertigt werden.– 2.e Der Bürger Pestalozzi werde aufgefordert, das Personal, welches er bey seinem Institut angestellt hat, und seine dafür nöthigen Bedürfnisse zu spezifiziren, und seine desfalsigen Erwartungen ausführlich und bestimmt der Regierung vorzulegen, damit über die verlangte Pension das Angemesene beschlossen werden könne.– 3.e Es soll an alle Gemeinden durch das Ministerium der Wissenschaften eine a u f m u n t e r n d e E i n l a d u n g ergehen, ihre Schullehrer in das Seminar von Pestalozzi zu senden, und hiebey dessen Schulbücher zum Verkaufe bestens empfohlen werden. 4.e Der Burger Pestalozzi werde eingeladen, das der Anstalt nothige Brennholz genau und bestimmt anzugeben, damit auch hierüber das Gehörige beschlossen werden könne. Ihr seyd eingeladen, diese Resolution dem Bürger Pestalozzi bekannt zu machen, und nach ihr das Weitere zu besorgen. Der Präsident des Vollziehungs-Raths sig. Vincenz Rüttimann Im Namen des Vollz[ie]h[ungs]-Raths der interims General Sekretär Briatte Dem Original gleichlautend Der Vorsteher des Ministeriums

402 der Wissenschaften J.M. Mohr

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Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 418/3 Bogen, 214x353 mm Kopfzeile mit Bild Wilhelm Tells mit Knabe, Dorsualvermerk Minister Mohr. d. 28 Jenner 1801 Copia, eigenhändige Unterschrift von Briatte und Mohr Textkritik

Zeuge h Z. 4–6 Z. 6 Z. 7 Z. 7 Z. 35 Z. 38

Freyheit … Republik: vorgedruckt Minister: lateinische Schrift Bern den: vorgedruckter Text 180: vorgedruckter Text Rüttimann: lateinische Schrift Briatte: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Vollziehungsrat der Helvetik  Nr. 488 II. Wie die Unterschrift Johann Melchior Mohrs (1762–1846,  Nr. 532) am Schluss belegt, ist das Schreiben des Vollziehungsrats der Helvetik, welches an Mohr als den zuständigen Minister gerichtet war, ohne Änderung an Pestalozzi gelangt. III. Z. 6 Z. 8 Z. 35

Bürger Minister der Wissenschaften: Johann Melchior Mohr (1762–1846)  Nr. 532 Petition des Bürgers Pestalozzi: PSB IV, Nr. 816 Georg Vincenz Rüttimann (1769–1844) stammte aus Luzern und erhielt seine Ausbildung durch Privatunterricht am Kollegium in Colmar und durch eine längere Auslandsreise. 1791 wurde er in den Grossen Rat von Luzern gewählt und 1794 anstelle seines Vaters Mitglied im Kleinen Rat. Während der Helvetik vertrat er die Idee eines Einheitsstaates, wurde helvetischer Regierungsstatthalter von Luzern und nach dem 2. Staatsstreich (7. August 1800) helvetischer Vollziehungsrat. Nach dem Zusammenbruch der Helvetischen Republik wurde er Schultheiss und 1808 Landstatthalter der Schweiz. Als Führer der Aristokraten leitete Rüttimann mit dem Staatsstreich vom 16. Februar 1814 in Luzern die Restauration ein. Während den Parteienkämpfen der 20er-Jahre verlor er zunehmend an Einfluss, so dass er sich nach der Wende von 1830/31 als Mitglied des Grossen Rates, dem er bis zu seinem Tod 1844 weiter angehörte, in die Opposition abgedrängt sah.

403 Z. 38 Z. 42

Briatte: Jean-Baptiste Briatte  Nr. 505 J.M. Mohr: Johann Melchior Mohr (1762–1846)  Nr. 532

514. Johannes Niederer Februar 1801 5

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Edler Mann! Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen diessmal blos Empfindungen und keine Sachen schreibe. Ihre Erlaubniss giebt mir Anlass, mich zu andern Zeiten Ihnen gründlicher mitzutheilen. Ihr Glaube an Menschen lässt mich hoffen, dass Sie meine Rührung über Ihre Anhänglichkeit an mich zu deuten wissen. Ihre Liebe bewirkt Alles, und ist Denen, die Sie schätzen, gewiss so wohlthätig, als die rasche Flamme Ihrer ersten Jugendkraft. Es ist die Abendsonne, die nach dem Gewitter hervorbricht, mit ihren milden Strahlen segnet, und einen schönen Morgen verheisst. Es ist der Augenblick, wo die Empfindung für die unaussprechlichen Reize der Natur erwacht; Himmel und Erde im bethränten Auge sich in die sanftesten Farben verschmelzen, und die ganze Menschheit sich regt, den Ruf ihrer Würde zu hören. Diess ist der Eindruck meines Andenkens an Sie. Darum sind Sie mir auch so unaussprechlich viel! Ermunterung, Belehrung, Muster der Liebe zu Menschen. Ich müsste gar Nichts sein, wenn Sie mir nicht dieses Alles wären. Wenn ein Keppler seine mathematischen Erfindungen nicht um Fürstenthümer verkauft hätte; was dürfen Sie nicht am Abend Ihres Lebens fühlen, da Sie so umfassend gemeinnützige Volkswahrheiten erfunden! Sie wurden nicht unterstützt! Traurig genug; – aber mehr für die Welt, als für Sie. Die Menschen werden doch noch mit Ihren Materialien an dem Bau der Menschenvernunft fortbauen. Aber wir Jüngere haben darüber zu trauern, dass wir Ihnen nicht sein können, was wir Ihnen doch so gerne mit eigener Aufopferung wären. Ihr eigen Herz sagt Ihnen, wie darüber auch das meinige blutet. Ihrem Wunsche, Nichts zu unternehmen, werde ich gehorchen; um so mehr, da wahrscheinlich auch äussere Schwierigkeiten sich zeigen möchten. Lieben Sie ferner Ihren N i e d e r e r .

404 Überlieferung 1

Rosette Niederer: Dr. Johannes Niederers Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S. 136–137 Textkritik

Zeuge [a] Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Die Datierung dieses Briefes auf Februar 1801 ergibt sich aus dem Inhalt. Im Brief vom 13. Januar 1801 ( Nr. 511) bespricht Niederer seine Abreise nach Burgdorf, wobei er Pestalozzi noch um Aufschub bis Ostern bittet. Pestalozzi muss ihn in einem nicht erhaltenen Brief gebeten haben, damit noch etwas zuzuwarten (Z. 29f.). III. Z. 20

Keppler: Johannes Kepler (1571–1630) war Astronom. Seine Forschungen litten vor allem darunter, dass er keine eigenen Messinstrumente besass, um seine Theorien empirisch zu überprüfen. So versuchte er bei Tycho Brahe (1546–1601), dem Hofastronomen Kaiser Rudolfs II. (1552–1612) in Prag eine Anstellung zu bekommen, wo dann auch die Berechnungen neuer Planetentafeln für Rudolf II., die Tabulae Rudolfinae, möglich wurden. Diese astronomischen Tafeln hatten für die Zeitgenossen eine hohe praktische Bedeutung, indem sie als Grundlage für weitere astronomische Berechnungen dienten, zum Beispiel für die Seefahrt. Niederers Anspielung zielt vermutlich auf diese Rudolfinischen Tafeln, die sich – nachdem die Drucklegung mehrere Jahre beansprucht hatte (eine Druckerei ging dabei in Flammen auf) – tatsächlich gut verkauften.

515. Vollziehungsrat der Helvetik 18. Februar 1801 5

Freyheit Gleichheit. Der Vollziehungs-Rath der einen und untheilbaren helvetischen Republik. an den Minister der Wissenschaften. Bern den 18. Hornung 1801.

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Euern heutigen Antrage zur fernern Unterstützung des B[ürge]rs Pestalozzi kann der Vollziehungs-Rath nicht gänzlich beystimmen, und beschränkt sich einmal auf folgende Hilfleistungen:

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1.0 Soll dem B[ürge]r Pestalozzi die ihm bewilligte Summe von fünfhundert Franken auch fernerhin zuerkannt seyn, und abgereicht werden. 2.0 Soll ihm das zu seiner Anstalt nöthige Brennholz aus den Nationalwaldungen durch die Verwaltungskammer angewiesen werden. 3.0 Soll er von Seite der Regierung noch besondere Unterstützungen, hauptsächlich zur Beförderung seiner Schriften zu erwarten haben, wenn diese durch allgemeine Nüzlichkeit gewürdigt, den öffentlichen Druk verdienen. Ihr seyd eingeladen, diese Resolution dem B[ürger] Pestalozzi bekannt zu machen, und nach ihr das Weitere zu besorgen. Der Präsident des Vollziehungs-Rathes Sig. Savary Im Namen des Vollz[iehung]s-Rathes der General-Sekretär Sig. Mousson Dem Original gleichlautend der Sekretär des Ministers der Wissenschaften J.J. Schneewlin

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ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 418/4 Blatt, 213x356 mm Bild Wilhelm Tells mit Knabe, Dorsualvermkerk 1801. 18 febr. Vollziehungsbeschluss dass Pestalozzi 1. £ 500 2. Holz. 3. Beförderung der Elementarbücher zuerkannt. Copia, mit eigenhändiger Unterschrift von Schneewlin Textkritik

Zeuge h Z. 4–6 Z. 7 Z. 7 Z. 8 Z. 8

vorgedruckter Text Minister: lateinische Schrift Wissenschaften: lateinische Schrift Bern den: vorgedruckter Text 180: vorgedruckter Text Sacherklärung I.

Vollziehungsrat der Helvetik  Nr. 488

406 II. Johann Melchior Mohr (1762–1846,  Nr. 532) hat den Brief zwar nicht eigenhändig unterschrieben, es kann aber wie bei Nr. 513 vermutet werden, dass der Brief in dieser Form zu Pestalozzi gelangt ist. Auch hier ersuchte Pestalozzi um finanzielle Unterstützung des Instituts in Burgdorf. III. Z. 7 Z. 26 Z. 29 Z. 33

Minister der Wissenschaften: Johann Melchior Mohr (1762–1846)  Nr. 532 Savary: François Pierre Savary (1750–1821)  Nr. 505 Mousson: Johann Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861)  Nr. 495 Schneewlin: Johann Jakob Schnewlin (1777–1834)  Nr. 1083

516. Johann Georg Tobler 1. März 1801 Burgdorf den 1. März 1801. 5

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Lieber Herr Pestalozzi! Ein unerwartetes Ereigniss welches auch Eüch Unruhe machen wird, veranlast, dass wir heüte wieder schreiben. Gestern abends um halb 6 Uhr, wollte unser G i s l e r noch Wasser holen. Wir waren mit den Kindern auf dem Hofe u[nd] machten eine gymnastische Übung mit denselben, u[nd] ahndeten nichts von seinem Vorhaben, da er es uns sonst jedemal sagte, wenn Wasser geholt werden musste u[nd] wir halfen seitdem unser Schulmeister aus dem Argäu uns verlassen. Da wir erst um 2. Uhr mit ihm Wasser getretten, so wehrte es ihm die Barbel wiederholt, indem keines nöthig wäre; Allein Gisler, der den Tag über oft geweint, dass er noch kein neües Verdienst habe, liess sich nicht abhalten, indem er vorgab, heüte nach einem neuen Brodverdienst sich umzusehen zu wollen. Der arme Mensch, wollte uns schonen, u[nd] nahm blos den Kasper (der Barbel Knab) zu sich, ohne uns, da er doch neben uns vorbey gieng ein Wort zu sagen. Wir ahndeten nichts u[nd] diese zwey unternahmen es, den Eimer a l l e i n in den Sod hinabzulassen. Das Rad war bey einer kleinen Vorsichtigkeit sehr leicht zu leiten; Allein Gisler, der gestern, wie es scheint, alles unruhig u[nd] hastig machte, trat schneller als er sollte; dies verursachte dass er stolperte u[nd] in das Rad hinfiel; der Kasper konnte nichts mehr thun, weil der Fall G i s l e r s auch seinen eigenen nach sich zog

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u[nd] er über jenen hinfiel. Nun hatte das Rad schon kein Gleichgewicht mehr; u[nd] schlug schneller um. Die armen Menschen wurden nun im Rade geschleüdert, bis der Eimer am Boden war. Erst, da der Kasper im untern Hause mit schrecklichem Geschrey kam, eilten wir u[nd] fanden den armen Gisler ganz ohne Sinne am Boden; der Sohn der Köchin neben dem Rade, aber gleich bey Sinnen, er konnte noch gehen. Ihr könnt Eüch leicht das Schrecken dieser Jammerscene vorstellen; könnt Eüch denken, was wir durch Arzt u[nd] Wundarzt thun liessen; Gisler athmete nach einer halben Stunde ruhig aber eine grosse Fleischwunde am Kopfe, eine solche Quetschung des ganzen Körpers liessen uns keine Hofnung des Lebens. Das Blut strömte wirklich aus seinem Munde. Doch hielt er die Nacht durch – in volliger Bewusstlosigkeit aus. Heute morgen hatten wir noch Hofnung zu seinem Aufkommen, mussten aber seinen Tod wünschen, weil wir nur ein Krüppelleben für den Armen voraussahen. Allein, heüte Morgen um halb 10. Uhr starb er. Der Kasper ist ausser Gefahr, er ist nur entsetzlich gequetscht; doch nichts gebrochen; heüte war er eine gute Zeit ausser dem Bette. Eine uns unbegreifliche Vorsicht rettete ihn; Gysig der gestern gleichsam irre war, um neües Brot, musste hingegen so theüer bezahlen. Lieber H[er]r Pestalozzi unsre Herzen bluteten; aber nur der Unglükliche war an seinem Unglüke Schuld. Wir haben schon an die Väter, welche Kinder bey uns haben geschrieben, um Gerüchten, die unsrem Institute nachtheilig seyn könnten, oder die Eltern in Schrecken setzen dürften, zuvorzukommen. Die Kinder sind Gottlob aber wohl u[nd] grüssen herzlich. Die Stadt hier hat bisher noch sehr gelinde u[nd] mit Mitleid von unserm Unglücke gesprochen; es wird für das Institut ohne Nachtheil seyn; seyd darüber ruhig. Auch wollen wir unsre Pflichten genau in allem Übrigen versehn! Wir bitten Eüch über alles ruhig Eüre Geschäfte zu machen. Der katolische Pfarrer war hier hatte Mitleid, war gütig – und staunte über die Wirkung d[er] Methode. Adieu! Wir küssen Eüch mit Wehmuth u[nd] Liebe Eüer Tobler Bis Dienstag Mittag wird Buss mit der Chaise u[nd] dem Fritze in Langenthal seyn. Richtet Eüch, dass ihr mit bis dahin fährt – Adieu!

408 Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/1 Bogen, 185x232 mm Dorsualvermerk Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 14 Z. 22 Z. 32 Z. 33 Z. 34f. Z. 41 Z. 47 Z. 50

Uhr mit es, den Kasper im wir u[nd] fanden den armen Gisler ganz Sinnen, er konnte noch gehen . Bewusstlosigkeit – aus Gysig der Pestalozzi Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. Wo sich Pestalozzi zu diesem Zeitpunkt genau aufhält, ist unklar, denkbar ist der Neuhof, da es seinem Sohn Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296) immer schlechter ging und er die Alltagsgeschäfte auf dem Neuhof nicht mehr erledigen konnte. Auch die Mitteilung, dass Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582) Pestalozzi mit der Kutsche in Langenthal erwarten werde (Z. 64), spricht für den Neuhof. Möglich wäre grundsätzlich auch Zürich. III. Z. 8

Z. 12f. Z. 14 Z. 15

G i s l e r : Joseph Gisler (ca. 1765/66–1801) stammte aus Altdorf (Kt. Uri) und war in Burgdorf bei Pestalozzi als Hausknecht tätig. Die Quellen sind sich über das Geburtsdatum Gislers nicht einig; im Zusammenhang mit seinem Tod vermerkt das Burgdorfer Totenrodel IV: «Joseph Gÿsler, von Altdorf, Canton Uri, Lehrer auf dem Schloss, 35 J[ahre] alt, kam unglücklich in den Sodbrun[nen] um den 1. Merz, beg[raben] zu Biberist, C[anton] Solothurn». Das Pfarrbuch von Kriegstetten (Kt. Solothurn) führt ebenfalls einen Eintrag, demgemäss er etwa im Jahre 1778 zur Welt gekommen sein soll. Unklar ist auch die Funktion, die Gisler bei Pestalozzi in Burgdorf bekleidete; während der Burgdorfer Totenrodel ihn als Lehrer bezeichnet, wird Josef Gisler im Stammbuch als Hausknecht bei Pestalozzi geführt – da er in dessen Lehrerlisten nirgends auftaucht, ist das zweite wahrscheinlicher. unser Schulmeister aus dem Argäu: Damit ist wohl Pestalozzi gemeint. Wasser getretten: Das Schloss Burgdorf verfügte über ein Brunnenhäuschen mit einem Tretrad zum Heraufpumpen des Wassers. Barbel: Barbara/Barbel Lauffer-Brunner (1760–1801) stammte aus Aesch (Kt. Zürich) und war Köchin im Institut in Burgdorf. Am 18. Juni 1784

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Z. 47 Z. 64 Z. 64 Z. 64 Z. 65

heiratete sie in Birr (Kt. Aargau) Kaspar Lauffer (*1750) aus Eglisau (Kt. Zürich), einen Soldaten der Stadtgarnison in Basel. Aus ihrer Ehe ging ein Sohn, Johann Kaspar (*1784), hervor. Barbara Lauffer starb am 10. Dezember 1801 an einer nicht näher bezeichneten Brustkrankheit. Kasper: Johann Kaspar Lauffer (*1784) war wahrscheinlich das einzige Kind von Barbara und Kaspar Lauffer, Patenkind von Johann Heinrich Pestalozzi, Schüler im Institut in Burgdorf und diente ab März 1803 in der zweiten Halbbrigade der Auxiliartruppen unter Niklaus Rudolf von Wattenwyl (1760–1832,  Nr. 976). Die Bekanntschaft seiner Eltern mit Pestalozzi hängt wahrscheinlich mit deren Heirat in Birr (18. Juni 1784) zusammen. Gysig: Joseph Gisler (ca. 1765/66–1801)  Z. 8 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Chaise: Kutsche (frz.) Fritze: konnte nicht näher bestimmt werden Langenthal: Gemeinde im Kt. Bern

517. Johannes Niederer 14. April 1801 5

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Der Schatz von Mentschenkenntnis und tiefdringenden Bemerkungen über die jetzige Lage unsres Geschlechts ihre Quellen, die treffl[ichen] Winke ihnen abzuhelfen gewähren vollste Entschädigung über die vielleicht manchen anstössige allzu politische Tendenz Ihrer Figuren. Habe ich recht wenn ich sie n[icht] bloss als unterhaltende Fabel od[er] als bittere Satyre betrachte mit der Sie Schurken geiseln wollten, sondern vielmehr als d[en] Erguss 1 Geistes der die M[enschen] auf s[ich] u[nd] ihre Verirrungen aufmerksam machen, der ihnen so manche übersehne Quelle ihres Übels näher bringen will? Mit einem Wort als den Keim Ihrer Nachforschungen in denen Sie die in den Figuren enthaltenen Anschauungen in allgemeine Grundsätze verwandelten? Mich dünkt erstre seyen d[er] Schlüssel der letztern, u[nd] diese werden erst durch sie verständl[ich] u[nd] erhalten ihr volles Licht. Möge doch d[er] Himmel Ihnen noch Frist u[nd] Hilfsmittel gönnen, den verstrickten Zustand unsres Geschlechts u[nd] die Fesseln mit denen Sie s[ich] so blutig ringen mussten zu lösen. Eine Hofnung mehr darzu wäre die Erhebung Ihrer Anstalt zum Nazionalinstitute – dann gäbe die Schweiz das erste Beispiel 1 Nazion die in d[er] Erziehung wiederum auf den Weg d[er] Natur zurückkehrt, u[nd] Ihre Empfindlichkeit für die Gebrechen uns[res] Geschlechts, dieser Fluch Ihres Daseyns, würde d[er] Segen fürs Vaterland. Sie wärden dann dem Bedürfnis abhelfen dass auch die Wissenschaften, die jetz ihren Endzweck so

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wenig entsprechen, durch ihre Organisierung zur Nationalbildung die noch nie versucht wurde auf eine ihrer wichtigsten Bestimmungen zurückgeführt würden. (In d[er] ganzen Natur ist alles höchst individuel, jedes Ding hat s[einen] einzelnen Zweck Boden Beziehung; dadurch entsteht dann d[er] Gewinn fürs Ganze) – diese wohlthätige Reform könnte von wem besser als Ihnen bewirkt w[erden], d[er] Sie das Verderben so tief fühlen, dass höhere Stände es dahin zu bringen vermochten das Volk zum Pöbel zu machen – Ich fühle mit Ihnen.

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ZB Zürich, Ms Pestal 621/4, S. 343–345 Copia Die Abschrift im Tagebuch Niederer ist nicht datiert, sie ist der zweite Eintrag unter dem Datum 14. April. Textkritik

Zeuge h Sacherklärung I. Johannes Niederer (1779–1843)



Nr. 507 II.

Da sich Johannes Niederer immer noch an seiner Pfarrstelle in Sennwald befindet, berichtet er Pestalozzi schriftlich von seinen Lektüre-Eindrücken. III. Z. 8 Z. 21

Figuren: Figuren zu meinem ABC-Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens 1797 (PSW XI, S. 87–332) Nazionalinstitute: Die Idee, in der Helvetischen Republik ein nationales Lehrerbildungsinstitut zu gründen, geht auf Philipp Albert Stapfer (1766– 1840,  Nr. 899) zurück. Auf seine Anregung hin fasste das Helvetische Direktorium ( Nr. 495) 1798 den Beschluss, das Schulwesen zu säkularisieren und zu zentralisieren. In den Kantonen wurden Erziehungsräte eingesetzt, die unter anderem dafür zuständig waren, geeignete Personen ausfindig zu machen, die junge Lehrer ausbilden sollten. Nachdem im Kanton zwei von Stapfer initiierte Projekte zur Schaffung eines kantonalen Lehrerseminars an der ablehnenden Haltung des Erziehungsrats scheiterten, fasste er den Plan, ein Lehrerseminar (Normalschule) auf nationaler Ebene unter der Leitung seines Sekretärs Johann Rudolf Fischer (1772–1800,  Nr. 571) ins Leben zu rufen. Tatsächlich beschloss das Direktorium am 20. Juni 1799, einem diesbezüglichen Antrag Stapfers stattzugeben, ohne jedoch der in Burgdorf zu gründenden Normalschule finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. So entstand ein Institut, das

411 zwar mit einem nationalen Bildungsauftrag versehen, ökonomisch jedoch auf privater Basis organisiert war. Als Anreiz, eine Seminarausbildung zu absolvieren, sahen Stapfer und Fischer vor, die jungen Männer, die auch die Kosten der Ausbildung selber zu tragen hatten, vom Militärdienst zu befreien, was aber von der Helvetischen Regierung abgelehnt wurde. Damit war dem Institut die ökonomische Grundlage entzogen. Nach Fischers Tod 1800 gelang es Pestalozzi, dessen Nachfolge anzutreten. Unter seiner Führung entstand auf dem Schloss Burgdorf jedoch keine Lehrerbildungsstätte, sondern zunächst ein Internat, das er gegenüber der Helvetischen Regierung als Versuchsschule anpries, in der er seine Methode vervollkommnen wollte, wobei er durchaus auch gewillt war, Lehrer auszubilden (PSB IV, Nr. 788). Stapfers Unternehmungen dürften Niederer, der 1801 im Kanton Linth für kurze Zeit das Amt eines Distriktinspektors bekleidete, bekannt gewesen sein, ebenso Pestalozzis teilweise erfolgreichen Anträge an die Regierung, das Institut finanziell zu unterstützen. Niederers Hoffnung, Pestalozzis Institut möge ein Nationalinstitut werden, erfüllte sich zum Teil Ende des Jahres 1802, da die helvetische Regierung aufgrund des Untersuchungsberichts von Johann Samuel Ith (1747–1813,  Nr. 650) beschloss, zwölf Lehrerausbildungsplätze an Pestalozzis Institut zu subventionieren. Im März 1803 brach die zentralistisch organisierte Helvetische Republik zusammen und die Mediationsverfassung sprach den Kantonen politische Souveränität zu. Nur mit Mühe konnte in der Folge ein erster und gleichzeitig letzter Ausbildungsgang durchgeführt werden, da etliche Kantone nicht gewillt waren, für die von der helvetischen Regierung garantierten Kosten einzustehen. Dennoch wurden in Pestalozzis Institut immer auch Lehrer ausgebildet, zum Beispiel die Eleven aus Preussen in Yverdon oder die Unterlehrer, die häufig aus der Mitte der Internatsschüler nachgezogen wurden. Lit.: Anna Bütikofer: Staat und Wissen. Ursprünge des modernen schweizerischen Bildungssystems im Diskurs der Helvetischen Republik. Bern 2006

518. Benedikt Münger 16. April 1801 5

Bürger Pestalozy Erster Lehrmeyster in dem National Institout zu Burgdorf a Burgdorf Schüpfen, den 16. aberil 1801

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Bürger Die so sehr Berümten Lehranstalten in ihrem National Institout Machen Mich ihnen sehr verbindlich; und wünsche Mein geehrter Fre-

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ünd, Bürger Pestalozy, dass Sie Möchten disen Knaben an Nemen in ihrere Lehr. Er ist Mein Bruder, Mann wird gern suchen, durch Bezahlung, ihre Bemühyungen zu entschädigen. Es ist sonder Bar Notwendig Mein Freünd, das in unserer gegen[d], auch ihre Wissenschaft in der Lehrer[schaft] Bekant gemacht würde, weil sie für Einen Rechtschaffenen Bürger und dem Staats sehr nüzlich ist. Mein geliebter Vatter wird der Über Bringer dises Bilets sein. Ich bite Sie freündschaftlich disen Knaben auf zu nemmen. Republicanischer Grus und Achtung Bendicht Münger ehmaliges Mitglid des helvetischen Sennats.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 246/1 Blatt, 196x248 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Münger Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I./II. Benedikt Münger (1753–1812), vermutlich in Holderbank (Kt. Aargau) geboren, erhält seine Ausbildung in der Romandie, übernimmt 1776 von seinem Schwiegervater die Taverne in Schüpfen (Kt. Bern) und betreibt daneben eine Öle (Ölmühle) und ab 1796 eine Färberei. 1799 wird er vom Distrikt Seeland zum helvetischen Senator gewählt. Münger nimmt als Abgeordneter an der Tagsatzung vom 7. September 1801 teil, die die föderalistische Verfassung von Malmaison formell genehmigen soll. Die neue Ordnung wird jedoch bereits am 28. Oktober durch den Staatsstreich der Föderalisten, den dritten Staatsstreich insgesamt, aufgelöst und in der Folge die Verfassung umgearbeitet. Münger gehört als Angehöriger der Kantonstagsatzung von Bern vom Juli 1801 zu den Unterzeichnenden des Protestschreibens vom 21. März 1802 an den Senat. Dieses wendet sich gegen die neue, föderalistische Verfassung vom 27. Februar 1802 bzw. spricht sich für den Entwurf vom 29. Mai 1801 aus, da ersterer die Zentralgewalt gegenüber den Zuständigkeiten der Kantone noch weiter schwächt. 1803 wird er vom Wahlbezirk Seeland als Kandidat für den bernischen Grossrat aufgestellt, scheidet jedoch beim komplizierten Wahlverfahren durch das Los aus. Aus unerklärlichen Gründen lässt sich Münger nie in Schüpfen einbürgern, und als Hintersass (zugezogener Einwohner, der nicht das volle Bürger-, Land oder Dorfrecht wie die Alteingesessenen geniesst) hat er kein Stimmrecht; in Zusammenhang mit diesem Status ergeben sich in der Zeit bis zu seinem Tod verschiedene Streitigkeiten zwischen ihm und der Gemeinde bezüglich Abgaben und Rechte. Lit.: Fritz Laubscher-Allimann, Fritz: Die Münger von Uettligen. [Bern] 1968

413 III. Z. 20

Knaben: Der Vater von Benedikt, Hans Münger (1731–1809), heiratete nach dem Tod der ersten Frau Barbara Hofmann von Worb (Kt. Bern) ein zweites Mal, Elsbeth Frey von Uettligen (Kt. Bern). Beim Bruder von Benedikt handelt es sich wohl um den jüngeren der beiden Halbbrüder aus dieser zweiten Ehe, um Christian (*1787).

519. Erziehungsrat des Kantons Linth 23. April 1801 An H. Pestalozzi in Burgdorf den 23. Aprill 1801

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Ihre grossen Verdienste um die Erziehung der helvetischen Jugend sind zu bekannt, dass sie nicht auch im Kanton Linth alle Aufmerksamkeit rege machen sollten. Mit Sehnsucht erwarten wir von der Regierung das Detail der Erziehungsanstalten, die in unseren Gegenden noch so weit zurück sind. Besonders auch zur Verbesserung derselben wesentlich nothwenig sind zuerst die Lehrer zu unterrichten, die oft kaum lesen, und schreiben können; und in diser Uberzeugung wenden wir uns an Sie, wünschten einige junge Zöglinge an Ihr Institut zu Burgdorf zu schicken, und ersuchen Sie desswegen uns gefälligst einige nähere Auskünfte über die zu verwendende Zeit, allefahlige Kosten usw. mitzutheilen. Manche Gemeinde selbst erkennet das Bedürfniss besserer Schulmeister; aber man scheüet bey diesen kargen Zeiten auch die nüzlichsten Ausgaben, und wünschten daher zuvor genaure Berechnungen ihrer Kosten machen zu können. Hoffen sehr gütige Auskünfte von Ihnen; indessen genehmigen Sie unsre Hocha[ch]t[ung] rep[u]bl[ikanischer] Gruss N[omen] N[escio]

Überlieferung 1 5

Landesarchiv Glarus AGA Abt. IV, Bd. 87, S. 25–26 Copia Sacherklärung I.

Erziehungsrat des Kantons Linth: Für das Erziehungswesen ist laut Helvetischer Verfassung die Verwaltungskammer zuständig. Nach dem Einfall der Österreicher

414 liegt das Erziehungswesen brach, sodass im Herbst 1800 der Regierungsstatthalter die Sache in die Hand nahm. Am 20. Januar nimmt der Erziehungsrat seine Tätigkeit auf. Im Herbst 1801 wird der Personalbestand des Erziehungsrats auf zehn Mitglieder erweitert. Vizepräsident des Erziehungsrates wird Johannes Freuler (1755–1816), an den auch die Antwort Pestalozzis gerichtet ist. Freuler stammt aus Glarus, immatrikuliert sich von 1770–1771 an der Universität Basel, ist von 1778–1784 Pfarrer in Berlingen (Kt. Thurgau), danach in Glarus bis zu seinem Tod Pfarrer und Chorherr. Im Herbst 1801 wird Freuler Vizepräsident des Glarner Erziehungsrats. II. Das zentrale Anliegen der Verbesserung des Schulwesens durch die Förderung der Lehrer sah man durch die Entsendung von Junglehrern nach Burgdorf zu Pestalozzi realisierbar. Pestalozzi war einverstanden und hatte versucht, das Kostgeld möglichst niedrig zu halten. Dennoch konnte der Glarner Erziehungsrat wegen akuten Finanzproblemen die nötigen Mittel nicht bereitstellen. Das Vorhaben scheiterte. III. Z. 23

N[omen] N[escio]: Da es sich bei diesem Brief um eine Abschrift handelt, wurde anstelle der Unterschrift der Platzhalter «N N» gesetzt.

520. Johann Georg Tobler 25. April 1801 Basel den 25ten Aprill 1801. 5

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Lieber Herr Pestalozzi! Die 3 Briefe von Ihnen u[nd] den beiden Freünden Krüsi u[nd] Buss machten mir wahres Vergnügen; die Ruhe u[nd] Hofnung, welche Ihr Herz der Feder diktirte ist mir viel werth u[nd] das einzige Mittel mich bis zu einem kindischen Frohsinn zu erheben. Wenn Sie doch nur alle Angstlichkeit über den Erfolg fahren liessen, sich nun kummerlos in die Arme der Vorsicht wärfen, die Ihr Werk in Ihnen durch alle Stürme erhielt, aber auch nur durch diese Stürme grosszog, ruhig arbeiteten u[nd] lachten, so würde warlich aller Ihrer Freünde Hofnung u[nd] Freüde so wie die meinige vollkommen seyn. Warlich Ihr Werk ist gerettet; es trägt die Kennzeichen seines Werthes an der Stirne; man darf es nur sehen, so ist man überzeügt u[nd] sehen ist auch das einzige Mittel dazu. Immer weniger sprechen immer mehr thun, die Sache den Leüten in ihrem Erfolge vor die Nase halten – wie sehr werde ich davon täglich mehr überzeügt. Wer sieht, glaubt – die andern zweifeln. So geht es allen, denen [man] die Sache blos durch Raisonnements beybringen will. Das Buch der Mütter schnell vollendet; die Unterrichtsmittel, so fern sie

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die untersten Punkte betreffen, besonders die Rechentafeln mit Punkten schnell bearbeitet, sie einigen wenigen Männern die Lust haben in die Hände geworfen, wird Wunder wirken und die übrigen Schriften empfehlen, sie wie alle höhern Zwecke. Lieber Pestaloz, liebe Freünde! am dritten Orte, nicht in dem Kreise, wo man täglich leibt u[nd] lebt sieht man vieles, u[nd] die Feinde verstummen, bey Gott! sobald die Mittel dasind und wirken; darum mit dreyfacher Kraft an diess Werk; es allein spaltet der Verläumdung die Zunge u[nd] brennt ihre Überzeugung ins Gehirn. Ein Lehrer auf der Zunft knirscht gegen die Sache, weil er an seine Weisheit glaubt; er brachte 6. Mädchen nicht zum Buchstabiren seit dem Bettage, u[nd] alles verzweifelte an einem Erfolge. Das Buchstabirbuch kommt, ich wende es an; ein Kind ist der Lehrer, die Kinder buchstabiren u[nd] lesen in Zeit von 4. bis 5. Tagen 5. bis 6. Seiten – inwendig u[nd] auswendig[.] Die Freünde staunen, lächeln, fragen ists möglich? Der feindliche Lehrer knirscht u[nd] macht den Pater Bonifazius; das hätt ich nicht gedacht. Diess ist mir Beweiss, dass wir mit mehr Kraft u[nd] schneller auf die Unterrichtsmittel wirken, die Guten nicht ermüden, die Feindseligen aber schnell durch Thatsachen überzeügen müssen. So ists mit allem. Das Landvolk des Kantons Basel, wird nichts thun; es ist keiner Voraussicht fähig. Aber einen Bauren, wie B i r c h e , in ihre Mitte geworfen, wird wirken, was 30. Pf[arre]r u[nd] 60. Erziehungsräthe umsonst plappern u[nd] vorkrähen. Darum trieb ich am Erziehungsrath einzig auf diesen Punkt; wirklich hat er wieder neü an die Schulinspektoren geschrieben die Sache wird betrieben u[nd] wird gehen. Bis an 2. Erziehungsräthe sind alle gewonnen; diese 2. bedeüten wenig, ausser Huber, ein grosser Mathematiker, den ich noch nicht erwischen konnte; er m u s s aber s e h e n , seine Wahrheitsliebe wird ihn der Sache gewinnen. Zwar wird nicht die g a n z e M e t h o d e eingeführt. Man wird Lesen u[nd] Rechnen lehren nach derselben, aber der Erfolg hierinn wird für die Annahme des Übrigen bürgen. Und in der That, wie sollen Leüte glauben ohne zu sehen; A n s c h a u u n g muss ja jeder Überzeügung zur Grundlage dienen. Könnte man die gleichen Resultate, wie beym Rechnen u[nd] Lesen auf der Zunft auch im Zeichnen vorweisen, man würde gewiss schnell zugreifen. In der That fühle ich die Wichtigkeit des A.B.C. der Anschauung viel mehr seit ich hier bin. Die Kraftentwicklung unsrer Kinder ruht mehr in diesem, als in allen andern Fächern, und ist darinn weit am sichtbarsten, zugleich so neü, da bisher niemand auf diese Gedanken kam.

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Liebe Freünde! Es giebt Menschenschwächen, die wir im Schlosse nicht ahnen. Ein Ausflug kan davon belehren u[nd] giebt die Mittel, die Menschen wie sie sind zufassen. Wenn die Leüte beym Lesen u[nd] Buchstabiren dastehen u[nd] so kalt bleiben u[nd] etwa als Compliment sagen: das ist c h a r m a n t ! so sperren sie beym Rechnen das Maul auf – u[nd] das ist mir unbegreiflich! Das könnte ich nicht! Wie geht das? Fliesst aus ihrem ofnen Maule! Jetzt kommts ans Singen! Ach Gott! Da ist ihr Herzchen so ganz weg. Die Thräne glänzt im Auge – u[nd] sie sind überzeügt; reden nachher ganze Stunden in ihren Familien. Jetz liessen sie ihre Kinder gerne gehen; jetz sind sie gewonnen. Der Punkt ist gefunden wo man sie für das Ganze fassen kan. Nicht an den Verstand, an das Herz der Menschen an ihre reizbare Sinnlichkeit sich wenden, wäre das Spiel, wodurch die Sache Credit erhalten könnte wenigstens bey den hiesigen Städtern. Am Montage, wo das Examen seyn wird, glaube ich, viel Eindruck erwarten zu dürfen. Eine grosse Menge Menschen wird kommen, der Erfolg im Rechnen a u s s e r d e r M e t h o d e , wird sehr auffallen, gegen den, welcher in 8. Tagen herauskam, n a c h d e r M e t h o d e . Die Kinder haben die Zahl 3. in etlichen Tagen bis auf 100. multipliziren u[nd] dividiren gelernt; sie machten Riesenschritte darinn u[nd] es kommen ja K a u f l e ü t e . Am Dienstage werde ich auch noch hier bleiben müssen, weil die Mädchen ein eigenes Fest haben. H[err] Gemusäus, wird Ihnen deswegen heüte schreiben. Er ist ein Aristokrat, aber warlich der edelste Basler, der jedes Gute will, das er einsieht u[nd] es befördert. Sie werden ihm schreiben, u[nd] die Anstalt warm empfehlen denn in ihr liegt die Sicherheit des Erfolgs unsrer Sache, für Stadt u[nd] Canton Basel. Reinermann, der Maler, ist enthusiastisch für das A.B.C. der Anschauung. Er erkennt seinen ganzen Werth; sieht alle Lücken darinn ausgefüllt. Ein so geführtes Kind, sagte er, will ich dann, mit der Kunst u[nd] in derselben zu einer Höhe bringen, die Erstaunen erregen sollte. Er kan uns noch wichtig in diesem Fache werden; besonders mit seinen perspektivischen Ansichten, die er in eine Reihenfolge von progressiven Zeichnungen dieser Art gebracht hat. Freilich müssten sie für die Methode vereinfacht werden – aber dieses sollte leicht seyn. Niederer, von dem ich hier die Beylage an Sie einschliesse, schreibt mir von Steinmüllers Bemühung, sie köne doch gelingen u[nd] sagt im Briefe: «Wisst Ihr den nicht, dass es eine Mittelmässigkeit giebt, die sich für die Menschen so eben recht schickt? Jede

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höhere Erfindung des Fähigern ist ein Vorwurf für ihren Verstand; Grundes genug, sich gegen dieselbe zu verschwören.» Die Freüde über Pauls I. Tod hat sich auf den Gesichtern verzogen, ein krampfhaftes Zucken ist an seine Stelle getretten. Man ist so dumpfsin[nig], seit Alexander, ihren Hofnungen nicht entsprach, dass man nichts mehr sieht u[nd] hört. Als g a n z g e w i s s , kann ich Ihnen sagen: Ochs ist seitdem sehr heiter, Laharpe, hat sich ganz mit ihm ausgesöhnt, u[nd] Weiss, der General, hat sich mit beeden vereinigt. Selbst die Freünde jedes Guten fürchten sich, besonders da Laharpe jetz am russischen Hofe ist. Ende May kommt Bernoully nach Burgdorf, die Methode zu studiren; da er sich ganz der Erziehung wiedmen will. Von Brun, kommt mit mir nach Burgdorf, bringt den Knaben von Bischof, ins Armeninstitut; seine 2. Zöglinge reisen mit ihm. Am Mitwoch Morgen verreise ich von hier. In Liestall wird der Schulrath denselben Tag sich versammeln. Ich werde also auch für Rumpfen u[nd] diesen noch einen Tag zubringen müssen. Am Mitwoch, oder früher, schreibe eüch, den Tag meiner Ankunft, nebst fernerem Erfolge.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/7 Bogen, 190x236 mm Schluss fehlt Dorsualvermerk Tobler d. 25. Aprill 1801 Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 14 Z. 51 Z. 53 Z. 58 Z. 60 Z. 61 Z. 63 Z. 65 Z. 68 Z. 77 Z. 80f. Z. 92 Z. 98

Basel Freünde Hofnung aber nicht die Zunft auch A.B.C.: lateinische Schrift Kinder ruht neü, da nicht ahnen c h a r m a n t : lateinische Schrift bey kommen, der A.B.C.: lateinische Schrift von progressiven Zeichnungen dieser Art

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den nicht getretten Laharpe: lateinische Schrift sich ganz Laharpe: lateinische Schrift kommt Bernoully Bernoully: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. Johann Georg Tobler ist nach seinem Aufenthalt in Burgdorf nach Basel zurückgekehrt, um wieder in der Schule «zu Gartnern» zu arbeiten (StA Basel, Privatarchiv 146 W4) und seine eigene Knabenschule am Totengässlein zu eröffnen. Beide Institutionen können jedoch in den offiziellen Akten nicht nachgewiesen werden. Der Brief deutet darauf hin, dass Tobler inoffiziell bei Vertretern des Erziehungsrates vorstellig geworden war und um Unterstützung nachgesucht hat. Eine weitere Möglichkeit, die Methode der Öffentlichkeit bekannt zu machen, lag in der öffentlichen Vorführung des Unterrichts (Examen). III. Z. 6 Z. 6 Z. 22

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Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Buch der Mütter: Das Buch der Mütter, oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren (PSW XV, S. 341–424). Dieses Buch erschien allerdings erst 1803. Lehrer auf der Zunft: Um welchen Lehrer es sich handelt, kann aufgrund der dünnen Quellenlage nicht eruiert werden. Denkbar ist eine Lehrperson aus der Schule «zu Gartnern», aber auch aus der Stadtschule. Möglich ist auch, dass der Ausdruck «knirschende Lehrer auf der Zunft» keine konkrete Person meint, sondern für die «Traditionalisten» steht, welche ebenfalls in der Schule «zu Gartnern» arbeiteten und sicherlich die Mehrzahl stellten. So gelesen würde auf das allgemeine Misstrauen angespielt, das die Lehrerschaft und Pfarrer der Methode entgegenbrachten. Das Misstrauen gegenüber der Methode bestand darin, dass sie die herkömmlichen Praktiken des Unterrichtens (Katechisieren, Auswendiglernen) und die traditionellen Inhalte ungenügend gewichtete. macht den Pater Bonifazius: Da es an dieser Textstelle um Überzeugungsarbeit geht – entweder müssen die der Methode «feindlich gesinnten Lehrer» deren Nachteile belegen oder die Anhänger der Methode müssen die Ablehnenden von deren Vorteilen überzeugen –, wird sehr wahrscheinlich auf Pater Wynfnith Bonifazius (671/672–754) angespielt. Weil er sich zum Missionar berufen fühlte, lehnte er eine Wahl zum Abt ab. Bonifazius reiste 718 nach Rom, um von Papst Gregor II. (669–731) Unterstützung zu erhalten. Gregor II. händigte ihm 719 eine Bestallungsurkunde als Prediger unter den Heiden aus, 722 wurde Bonifazius zum Missionsbischof geweiht.

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B i r c h e : konnte nicht eruiert werden Huber: Johann Friedrich Huber (1766–1832) war Ratsherr und Präsident des Kollegiums zum Kirchen-, Schul- und Armenwesen in Basel. A.B.C. der Anschauung: Damit meint Tobler nicht die gleichnamige Publikation, die 1803 erschien und ein Teil der Lehrmittel zur Methode darstellte, sondern die Methode Pestalozzis allgemein, wie sie sich in der Schrift Die Methode. Eine Denkschrift Pestalozzi’s darstellt (PSW XIII, S. 101–123). Schlosse: Schloss Burgdorf Gemusäus: Johann Rudolf/Rodolphe Gemuseus (1764–1836) war Kaufmann aus Basel. Der hier erwähnte Brief scheint nicht erhalten zu sein. Ebenfalls im Dunkeln bleibt das konkrete Interesse Gemuseus’ an Tobler und an Pestalozzi. Reinermann: Friedrich Christian Reinermann (1764–1835), geboren in Wetzlar, war von 1793–1803 beim Kupferstecher und Kunstverleger Christian von Mechel (1737–1817) in Basel. Von seinem Aufenthalt stammen Radierungen und Aquatintastiche der Basler Juralandschaft. Reinermann starb in Frankfurt. Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Steinmüllers Bemühung: Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835,  Nr. 508) war der grosse Konkurrent Pestalozzis in Bezug auf die von der helvetischen Regierung gewünschte Professionalisierung der Lehrerbildung und der damit initiierten Schulreformen. Pauls I. Tod: Der russische Zar Pavel I. (1754–1801) wurde am 12. März von Verschwörern aus adligen Kreisen ermordert. Nach seinem Tod verbreitete sich die Hoffnung, dass sein Sohn Alexander I. (1777–1825,  Z. 109) den aussenpolitischen Kurs seines Vaters wieder korrigieren könnte: Pavel I. hatte bei seiner Machtübernahme überraschend das Bündnis mit Österreich, Grossbritannien, Neapel und dem Osmanischen Reich gelöst und sich auf die Seite Frankreichs geschlagen. Alexander: Zar Alexander I. (1777–1825) wird in der Geschichtsschreibung nach Amtsantritt als zögerlicher innenpolitischer Reformer eingestuft; auch hielt er die engen Beziehungen zu Frankreich zunächst aufrecht. Dass Alexander ausgerechnet von seinem langjährigen Erzieher Frédéric César de Laharpe (1754–1838,  Nr. 722) beraten werden könnte, dürfte Besorgnis ausgelöst haben, zumal Laharpe in der deutschsprachigen Schweiz der Ruf anlastete, für den Einmarsch der Franzosen 1798 mitverantwortlich gewesen zu sein. Ochs: Peter Ochs (1752–1821)  Nr. 1077 Laharpe: Frédéric César de Laharpe (1754–1838)  Nr. 722 Weiss: Franz Rudolf von Weiss (1751–1818) wurde nach mehrjährigem Offiziersdienst in Frankreich und Preussen 1786 Statthalter, 1787 Stadtmajor von Zweisimmen (Kt. Bern) und 1793 Landvogt zu Moudon (Kt. Waadt). 1790 hatte er das «von» angenommen und den ursprünglichen Namen «Wyss» in «Weiss» umgeändert. Er vertrat 1793 und 1797 die Regierung des Kantons Bern bei Verhandlungen in Paris. 1798 befehligte Weiss die Berner Truppen, die die Besetzung der Waadt durch Frankreich und den von revolutionären Waadtländern initiierten Aufstand gegen Bern verhindern sollten. Nach dem Einmarsch der Franzosen begab er sich bis 1801 ins Ausland, zuletzt lebte er in Nyon (Kt. Waadt). Weiss gilt als reformfreundlicher Politiker. Er veröffentlichte philosophisch-

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politische Schriften zur (Re)organisation des bernischen Staates und dessen Verfassung. Bernoully: Christoph Bernoulli (1782–1863) aus Basel entstammt einem Familienzweig bekannter Mathematiker. Er studierte in Basel Recht und Naturgeschichte und promovierte 1801 in Göttingen in Naturwissenschaften. Nach Lehrtätigkeit für Französisch und Naturwissenschaften am Königlich-Preussischen Pädagogium in Halle, Reisen nach Berlin und Paris und kurzer Lehrtätigkeit an der Kantonsschule Aarau eröffnete Bernoulli 1805 in Basel ein eigenes Institut – ein Vorhaben, das er schon vor Studienbeginn bei einer Anstellung unter Erziehungsminister Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) in Luzern gefasst hatte, aber am Einspruch seines Vaters gescheitert war. Im Rahmen der Basler Universitätsreform von 1817 folgte er dem Ruf an die Universität. 1819 wurde Bernoulli ordentlicher Professor für Naturgeschichte, später für Technologie. seine wissenschaftlichen Publikationen erstrecken sich neben den eigentlichen Lehrgebieten auch auf Nationalökonomie und Staatswissenschaft, wo er aus liberaler Haltung heraus beispielsweise für die Abschaffung des Zunftzwangs einstand oder Vorschläge zur Tilgung der Staatsschulden vorlegte. Lit.: Renate Reimann: Der Weg des Pestalozzischülers Johan Wilhelm Matthias Henning (1783–1868) von Halle über Basel nach Yverdon. In: Das Markgräferland 1994, Heft 1, S. 102–108 Von Brun: Niklaus von Brunn (1766–1849) studierte in Basel Theologie. Ab 1795 war er Pfarrer in Bubendorf, ab 1804 in Liestal (beide Kt. BaselLandschaft) und von 1810 bis 1846 zu St. Martin in Basel. Er besuchte Pestalozzi 1802 in Burgdorf und war 1815 einer der Mitbegründer und bis 1838 Präsident der Basler Mission sowie 1822–1846 Präsident der Anstalt für verwahrloste Kinder in Beuggen (Baden). Brunn bemühte sich um den Ausbau des Schulwesens und der Armenpflege. Lit.: Ernst Martin: Johann Heinrich Pestalozzi und die alte Landschaft Basel. Liestal 1986, S. 177–189 den Knaben von Bischof, ins Armeninstitut: Es könnte sich entweder um Johann Jakob Bischoff (1797–1838) oder um Johann Christoph Bischoff (1799–1864) handeln, beides Söhne des Basler Fabrikanten Johannes Bischoff (1769–1805,  Nr. 1170). Betrachtet man das Alter der beiden zum Zeitpunkt des Briefdatums dürfte Johann Jakob in Frage kommen. Johann Christoph war Schüler bei Christoph Bernoulli (1782–1863,  Z. 118) in Basel. seine 2. Zöglinge: Um wen es sich bei diesen zwei Zöglingen handelt, konnte nicht eruiert werden. Rumpfen: Samuel Rumpf (1774–1822) war nach dem Theologie- und Philosophiestudium in Basel Vikar bei seinem Vater in Arisdorf. Von 1801 bis 1804 unterrichtete er als Reallehrer in Liestal, wo er auch ein Pensionat für Knaben vom Lande hielt. Von 1804 bis 1820 war Rumpf Pfarrer in Oltingen, anschliessend in Pratteln (alle Kt. Basel-Landschaft). Schon 1800 war Rumpf mit der pestalozzischen Lehrmethode vertraut. Zur Förderung der Lehrer seiner Pfarreischulen gehörten Bemühungen, diese an die Methode heranzuführen.

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Herrn Pestalozzi Burgdorff bey Bern Zürich den 7. Junj 1801.

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Ich empfienge durch H[er]rn Bösch seine güttige Erinnerung meiner Mein Lieber! und deine liebreiche Einladung für Charly in dein Institut – er ist, wie du vieleicht weist in Paris, sein Freünd Surbek mit dem er hinreiste kamm auf seiner Rukehr bey uns vorbey und gab uns von Ch[arly] die Nachricht, dass er gutte Bekanntschaft u[nd] Beschäftigung in seiner Kunst da gefunden habe, hätte diss nicht eingetroffen so wäre er mit ihm in die Schweiz gekommen. Willst dass er über die anerbottene Stelle danke, so lasse mir wissen, worin ihre Beschäftigung, ihr Gehalt, und die dabey zu befolgende Lebensart bestehen. Auch ich wünschte es sehr uns zu sehen. Komst Du auf Zürich so versteht es sich – zu uns – Seit einem Jahr da wir hier sind kamest Du noch nie oder komst du nur auf Neühoff so lasse mir es wissen – Vieleicht auch trifft sichs dass ich ettwa auf dem Weg ins Welschland bey Burgdorff, vorbey komme oder dass du auf Kirchberg komst wenn jenes nicht, ich dich aber berichten kann. – Vor kurzem machte ich eine beträchtliche Reisse aufen Bozen im Tyrol, und durch einen Theil von Italien zurük. Davon hoffe ich könne der Erfolg vortheilhaft für meine Handlungs-Entwürffe seyn. – Ich habe Brieffe vom Xbr aus Philad[elphia] von Schweizer nach denen er diesen Sommer nach Eüropa reisst, er schrieb äusserst freündschaftl[ich] über George sel[ig]en Tod und fügte ein Epitaph bey welches ich dir zeige wenn wir uns sehen, zugleich auch eine Leichen Rede die in der franz[ö]s[isch]en Freymaurer Loge zu Philad[elphia] über G[eorg]e gehalten und mir durch den Secret[ai]r geschikt wurde. Die beschämende Vorfallenheit mit Lisette ist dir vermuthl[ich] bekannt, ich wiederholle sie nicht. Schwehrlich wird zurükzubringen seyn, was durch allerseitigen Leichtsinn entwischte da der Schuldige noch zu sprechen war. Doch liese er, sagt man mir, durch einen dritten [helfen]; aber [um] ohne sich zu nennen, Hoffnungen [zu] machen, sandte selbiger etwas Geldt wie es heisst, – mir ist es nichtsdesto weniger unbefriedigend – man schrieb ihm, – auch ich

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durch Charle dass er mehr für die Ehre als für den Unterhalt beyder Unglükl[ich]en besorgt seyn mögte – ob er aber noch in Paris seye, steht dahin, denn er sagte zu Charles er gienge zur Armee ab. Vergangene Woche war hier die erste Synode sint der Revolut[io]n. Die Gesinnungen und Beobachtungen der Geistlichkeit über diese Zeiten schienen den weltl[ich]en Beysizern den H[erre]n Regg[ierungs] Statth[altern] u[nd] Presid[ente]n u[nd] Mittgliedern der Verw[altungs] Kammer so merkwürdig, dass sj auf ihre Publication zu Handen Regierung antrugen und mit grossem Lobspruch begleiteten; auch die heiligsten Versicherungen gaben das gegen die Geistlichkeit zu Erleichterung ihrer Amtsführung und ihres Unterhalts Verabsäumte gewissenhaft nachzubringen und für sie zu begönstigen. Durch aufgenohmene Tabellen in allen Gemeinden wurde dargethan, dass der numerische Ausschlage des Revolut[io]nsEinflusses auf den moral[isch]en Karakter des Volks zu desselben Beföderung entschieden habe. Ein Zeügniss von Zürich, das entweder gegen den Verdacht spricht, in dem es stehed, oder wenn es ihn verdient, von Wahrheitsliebe, die selbst entgegenstehende Gesinnungen nicht entkräften. Wird einst eine Synode in Bern gehalten, so ist, gleicht sie entweder ders[elben] in Zürich nicht, oder es kommen deine Unternehmungen für die Jugend zur Sprache – Gott schenke ihnen Gelingen zu deiner verdienten Selbstzufriedenheit u[nd] dem Heil der glüklicheren Zukonft des Vatterlands. Dein Schulthess Motta.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55, Umschlag 343/8 Bogen, 185x230 mm am inneren Rand defekt Datum am Schluss, Siegelspuren, Dorsualvermerk Motta Schultheiss Zürich d. 7. Junj 1801. Original Textkritik

Zeuge H Z. 8 Z. 9 Z. 9f. Z. 14 Z. 22 Z. 27

Erinnerung: unsichere Lesart Charly: lateinische Schrift Institut: lateinische Schrift mit ihm dass du Philad[elphia]: lateinische Schrift

423 Z. 29 Z. 31 Z. 31 Z. 31f. Z. 33 Z. 35 Z. 41 Z. 42 Z. 43 Z. 44 Z. 44f. Z. 60

George: lateinische Schrift Rede die Loge: lateinische Schrift Philad[elphia]: lateinische Schrift Secret[ai]r: lateinische Schrift wird Charle: lateinische Schrift Paris: lateinische Schrift Charles: lateinische Schrift Synode: lateinische Schrift Revolut[io]n: lateinische Schrift Synode: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Kaspar Schulthess (1744–1816)  Nr. 239 II./III. Z. 8

Z. 9 Z. 10 Z. 26

Z. 27 Z. 29

Z. 29

Z. 31

Z. 34

Bösch: Möglicherweise handelt es sich um den Teilhaber der Handelsfirma Kupferschmid, Wydler und Bösch in Burgdorf, der mit Pestalozzi in geschäftlicher Verbindung stand. Charly: Karl Johann Jakob Schulthess (1775–1854)  Brief vom 26. November 1816 Surbek: konnte nicht bestimmt werden Handlungs-Entwürffe: Offenbar plante Johann Kaspar Schulthess (1744– 1816,  Nr. 239), Handelsbeziehungen nach Bozen und Norditalien aufzunehmen. Näheres ist darüber aber nicht bekannt. Schweizer: Johann Kaspar Schweizer (1754–1811)  Nr. 1041 George: Georg Kaspar Schulthess (1770–1800)  Nr. 453 Bei der Bezeichnung des Sterbedatums mit 18. resp. 14. September 1800 im Familienbuch dürfte es sich um das Datum des Eintreffens der Todesnachricht handeln. Epitaph: Grabschrift. Auf der hintersten Seite der Druckschrift der Leichenrede ( Z. 31) findet sich eine grabsteinähnliche Graphik (mit einer Urne und möglicherweise einem Sarg) – dies könnte das erwähnte Epitaph sein. Leichen Rede: Oraison Funèbre du Frere Gaspard Shulthess. Prononcée le 7 Décembre, 1800. Dans La Loge L’Aménité No. 73. Par le F. Simon Chaudron, Orateur de la Loge. A Philadelphie: Chez Thomas & William Bradford, Libraires, Premiere Rue Sud, No. 8. 1800 Lisette: Gemeint ist (Maria) Elisabeth Schulthess (1776–1842) aus Zürich, die Tochter von Anna Pestalozzi-Schulthess’ (1738–1815,  Nr. 3) Bruder Hans Heinrich Schulthess (1746–1812,  Nr. 48) und von Regula Schulthess-Hirzel (1741–1776,  Nr. 230). Elisabeth heiratete 1804 Johann Jacob Hemmann (1775–1845) aus Lenzburg, der von Beruf Nagler war. Mit «beschämendem Vorfall» wird vermutlich auf die Schwangerschaft der dazumal unverheirateten Elisabeth angespielt. Das Kind starb bei der Geburt im Oktober 1801. Ob Hemmann der Vater war, ist unklar.

424 Z. 44

erste Synode: Am 2./3. Juni 1801 fand in Zürich auf Wunsch des Kirchenrates und mit der Einwilligung der Verwaltungskammer die erste Zürcher Synode seit Beginn der Helvetik statt. Zugegen waren gemäss des Synodalprotokolls der Regierungsstatthalter Johann Konrad Ulrich (1761–1828,  Nr. 694), der Präsident der Verwaltungskammer Johann Conrad Escher (1761–1833), der Administrator Hans Konrad Toggenburger (1766–1830) und sämtliche Beisitzer des Kirchenrats. Am Dienstag 2. Juni wurden drei Dekanatsstellen neu besetzt und Nachrichten «vom Zustand andrer Kantone seit 1798» mitgeteilt (StA Zürich, TT 5.1). Am Mittwoch, den 3. Juni hielt der Pfarrer Felix Herder (1741–1796), eine Rede, welche «eine Darstellung des nachtheiligen Einflusses der Revolution überhaupt auf Sittlichkeit und namentlich unserer Revolution auf die Sittlichkeit bey uns und ganz besonders auf den Beruf des Geistlichen» zum Inhalt hatte (ebd.). Herders Sorge war es, dass infolge einer sittlichen Verwahrlosung «alle Bande rechtmässiger Subordination in bürgerlichen, kirchlichen und häuslichen Verhältnissen» zerrissen werden könnten. Regierungsstatthalter Ulrich fasste diese im Kern nochmals auf, wenn er in seiner Schlussrede betonte: «So hat […] auch die Kirche ein hohes Interesse unter dem Schuz des Staates und der Regierung zu stehen; – sie bedarf zur leichtern Erreichung auch ihrer besondern Zweke, die Begünstigung der Letztern. Brüderlich sollen sich Kirche und Staat zur harmonischen Leitung des irdischen und ewigen Interesse des ihnen gemeinsam anvertraueten Volkes vereinigen» (Ulrich, in: Felix Herder: Rede in der Synodalversammlung der Geistlichkeit des Kantons Zürich. Gehalten am 3. Junius 1801. Zürich 1801, S. 30). Die Sitzung vom 3. Juni darf insgesamt als Zeichen der Annäherung zwischen Kirche und Regierung gedeutet werden.

522. Johann Georg Tobler 10. Juni 1801 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf. Canton Bern. Basel den 10 Junj. 1801.

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Lieber theürer Mann! Noch kan [ich] Ihnen nichts melden als dass ich glüklich angekommen, gesund bin u[nd] schon 15. Kinder blos Knaben, annehmen musste – Mädchen wirds auch viele geben, die aber besonders mit Gehülfen unterrichten muss. Es wird sehr gut gehen.

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Der Versuch mit den 6. Kindern (Mädchen im Institute,) die nach der vorigen Manier nicht das Geringste zu behalten im Stande waren, ist ausserordentlich geglückt. In 5. Wochen haben sie mit einem Knaben dem ich 10. B[at]z[e]n versprach, wenn er sie gut u[nd] nach Anweisung lehren würde, das Buchstabirbuch zweymal durchgearbeitet – können alles was darinn ist, beynahe ganz auswendig u[nd] lesen jetz Gellertsche Lieder; wobey man sie jez blos die 2 u[nd] mehrsylbigen Worte buchstabiren lässt. In 5. Wochen also, täglich nur 2 Stunden u[nd] zwar blos mit einem 9.jährigen Knaben – lesen diese Kinder. Diess der ungeheüre Erfolg! Es ist kein unwahres Wort dabey. Was werden Kinder thun, die schon Vorübungen haben? Gute Eltern freuen sich, wie andre gute Menschen. Ein Lehrer in einer Schule, von 34. Jahren, nennt hingegen die Methode die Pestilenzialische. Der gute Mann! er hat das Ding noch nicht gesehen. Bald mehrers. Niederer wird Ihnen auch etwas sagen können. Nehmen Sie noch einmal meinen wärmsten Dank für Ihre Liebe u[nd] Ihre Aufopferung für mich; u[nd] zählen Sie auf die lebhafteste Thätigkeit von meiner Seite für die Sache Ihres Lebens u[nd] Ihres Herzens. Zschokke sah noch nicht. Ihr ergebenster u[nd] dankbarer Tobler im Sessel am Todtengässlein.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/8 Bogen, 190x235 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Tobler Basel. d. 10. Junj. 1801. Original Textkritik

Zeuge H Z. 8 Z. 12 Z. 15 Z. 23 Z. 24f.

Canton Bern: lateinische Schrift Kinder blos Der also, täglich kein unwahres Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500

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Z. 27f. Z. 30 Z. 35

Gellertsche Lieder: Um welches Buch es sich hier genau handelt, ist unklar. Möglich sind sowohl die Lieder von 1743 als auch die Oden und Geistliche Lieder von 1757. Lehrer in einer Schule: Um wen es sich hier handelt, bleibt unklar ( Nr. 520, Z. 32) Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Zschokke: Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848)  Nr. 561

523. Johann Georg Tobler 24. Juni 1801 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse zu Burgdorf Basel den 24. Junii 1801.

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Edler, theurer Mann! Herzlichen Dank Ihnen, für Ihre Zuschrift u[nd] Ihr freundschaftliches Andenken. Schenken Sie mir ferner Ihre Liebe; sie wird mir immer ein Heiligthum, u[nd] ein Sporn zur möglichsten Thätigkeit seyn. Dank wollte ich nicht von Ihnen, mein Herz ist entfernt welchen zufordern, es dankt Ihnen Ihre väterliche Liebe u[nd] Leitung u[nd] bittet noch 1000mal um Verzeihung von Fehlern, die auszuweichen nicht immer in meiner Gewalt waren. Ihrer Sache u[nd] mir, nicht Ihnen, habe ich gedient, wenn ich noch etwas Verdienst haben sollte; u[nd] dieser Sache werde dienen so lange ich lebe. Täglich bewährt sich ihre Wahrheit mehr in meiner Erfahrung u[nd] gewährt mir neüe Freüden. Mir geht es sehr gut. Mein Unternehmen findet sehr viele Freünde, die ihre Kinder mir übergeben, ungeachtet ich weder mein Hierseyn noch meine Wohnung, ankündigte. Schon habe 28. Kinder, täglich kommen Eltern, mir die Ihrigen anzutragen u[nd] wenn es so fort geht, so dürften bald ihrer 40. bis 50. seyn. Aber es wird Schwierigkeiten setzen, das sehe voraus. Die Geistlichen u[nd] Schullehrer – Männer voll heiligen Geistes, Männer mit immer demüthig gesenktem Haubte, mit einer Zunge, voll Segens Gottes – sind dawider. Und was mir das Unerklärbarste, oder wenn ich gewisse Dinge annehme, das Erklärbarste ist, sie fluchen u[nd]

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ihre geheiligte Zunge sprudelt Gift gegen Sie, Ihre Methode u[nd] mich. Nichts ist ihnen heilig, weder Ehre anderer, noch ihre eigene, da sie sich selbst so tief [h]erabsetzen u[nd] andern das Gift der Verläumdung ins Angesicht geifern. Sie sind ein Jakobiner, ein Freigeist ein Schwein – ich ein Revoluzer, ein Mensch, der viele junge Leüte schon von der seligmachenden Orthodoxie abführte; der Gift in die Stadt bringen will, vermittelst der Pestilenzialischen Methode. So sprachen sie – und dennoch – Gerechter Gott! Lass doch Sodomsfeüer auf diese Ungläubigen regnen! Warum zögerst Du? – Dennoch glauben so viele ihnen nicht, dennoch glauben sie nicht an das Heiligthum ihrer a l t e n Schulen u[nd] an den seligen Erfolg derselben. Die Leüte werden Sie gewiss noch einmal braten, weil Sie an ein höheres Ziel der Menschheit dachten u[nd] dessen Erreichung möglich machten; und ich werde Ihnen Gesellschaft leisten müssen, da ich an Sie glaube. Diesem allem setze ich nichts entgegen, als Wirksamkeit, u[nd] wills Gott einen baldigen Erfolg; ich lasse schreyen, es wird ihnen wohlthun, mir nichts schaden. Allein mir liegt unendlich am Erfolge, weil mit einem mittelmässigen, nicht nur ich, sondern die gute Sache leiden würde. Nothwendig muss daher Hülfe haben, weil ich bereits schon 2. Klassen habe, u[nd] keine um der andern willen zurüksetzen darf. Wollten Sie mir daher Ihren N ä n n y so schnell wie möglich, auf einige Zeit überlassen? Er wird mir in einer Lage nützlich, von der für Methode u[nd] mich unendlich viel abhängt. Ich erwarte hierüber schnellen Bericht. Wollen Sie mir auch, so bald wie möglich, die illuminirten Blätter vom Buche der Mütter senden? Herzliche Grüsse an alle im Hause u[nd] dankbare Liebe u[nd] Achtung von Ihrem Tobleren im Sessel am Todtengässlein in Basel.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/9 Bogen, 166x217 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Tobler [lateinische Schrift] v. Basel. d. 24. Juni Original Textkritik

Zeuge H Z. 15

Ihnen

428 Z. 32 Z. 34f. Z. 38

sprudelt Gift andern das will, vermittelst Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 16 Z. 35

Z. 53

Z. 57

Fehlern: Auf welche Fehler Tobler hier konkret anspielt, ist unklar. Jakobiner: Jakobiner nannte sich der wichtigste politische Klub der Französischen Revolution, die «société des amis de la constitution», also die Gesellschaft der Verfassungsfreunde, nach ihrem Versammlungsort, dem Dominikanerkloster St. Jakob in Paris. Jakobiner bezeichnet letztlich die «Patrioten», die Anhänger der Revolution. N ä n n y : Johann (Hans) Konrad Nänny (1783–1847) war von 1801– 1803 Lehrer bei Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) in Basel. Anschliessend zog Nänny mit Tobler nach Burgdorf zu Pestalozzi. Als die Anstalt 1804 nach Münchenbuchsee verlegt wurde, folgte Nänny Anton Gottlieb Gruner (1778–1844,  Nr. 611) sowohl nach Heilbronn als auch nach Frankfurt an die Musterschule. Ab 1819 unterrichtete Nänny als Gymnasiallehrer in Kreuznach (Rheinland-Pfalz), wo er auch starb. illuminirten Blätter vom Buche der Mütter: Pestalozzi plante, das Buch der Mütter mit Bildern zu ergänzen, die zu zeichnen er Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582) beauftragte. Sei es aus finanziellen Gründen, sei es aus pädagogischen Gründen – ein Knabe habe gemeint, die Bilder seien gar nicht nötig, da die Natur das viel bessere Vorbild sei, wie Krüsi in seinen Erinnerungen (1840) schreibt (PSW XV, S. 520). Sicher ist, dass das Buch der Mütter 1803 ohne Illustrationen zum Druck gegeben wurde.

524. Johann Georg Tobler 11. Juli 1801 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Canton Bern. Basel den 11. Jul[i] 1801.

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Edler theurer H[er]r Pestalozzi! Vergebung, dass Ihnen so lange keine Notiz von meinem Daseyn u[nd] meinen Geschäften gab! Die Schule u[nd] Gartnerzunft, welche täglich 9. Stunden wegnehmen; das Anschaffen, Aufsuchen,

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Ausschreiben u[nd] Ordnen der Schulmaterialien, die ich bedarf; das Kräutersammeln u[nd] das Ordnen derselben, so wie anderer Gegenstände, die Krankheit meiner Tante, die seit 3. Wochen hart ist, u[nd] nach Versicherung des Arzts eine Auszehrung seyn dürfte, machten mirs unmöglich Ihnen nach Versprechen oft zuschreiben. Doch die Sache ist nun ziemlich weit gediehen u[nd] mit Anstrengung wird sie auch ihr Ende erreichen, so weit es für meine Anstalt nöthig ist. Sie haben recht, die Schreyer reden zulassen; diese Art unsauberer Geister fährt weder durch Fasten Bethen u[nd] Raisonniren noch durch höhere Gründe die von Menschenbestimmung u[n]d Menschenelend hergenommen, aus. Der Erfolg muss da stehen u[nd] wider sie zeugen, dann ziehen sie wie die Hunde ab, denen ein Stein auf die Gosche kältere Überlegung imponirte. Mir haben sie schon die Ehre erwiesen, eine Pasquill zu schreiben. Übrigens besucht kein Mensch meine Anstalt, dessen ich sehr froh bin, um dem ewigen Demonstriren u[nd] Gestörtwerden überhoben zuseyn. Der Erfolg krönt die Mühe, welche [ich] anwende so sehr, dass er allein nach einem Vierteljahre, der lauteste Sprecher über die Richtigkeit Ihrer Methode seyn wird. Selbst T s c h o k k e war nie bey mir, ich nicht bey ihm, weil ich so still u[nd] unbemerkt in Basel leben möchte als möglich. Die Anzahl der versprochenen Kinder vermehrt sich immer noch. Nebst Buchstabiren, Lesen Rechnen und Zeichnen nach der Methode, übe ich neben ihrem Buche der Mütter, u[nd] blos als Buch der Mütter die Er[d]beschreibung, die Naturhistorie u[nd] zwar das Linnäische Pflanzensystem umfassend in Kupfren, so wie in der Natur selbst, wo die Belege zum erstren aufgesucht werden; aus der Geschichte die Bilder der merkwürdigsten Männer, ihre Namen, ihr Jahrtausend u[nd] so w[eiter]. Aus der Geometrie die Figuren, mit ihren Namen, u[nd] der Erfolg beweisst dass das Buch der Mütter, die Wissenschaft vollenden kann. Bey mir sind’s immer Versuche, aber sie führen selbst weiter u[nd] zur Einfachheit, u[nd] sind nothwendig weil die Eltern begehren, dass ihre Kinder auch Anfänge in den Wissenschaften haben sollen. Ihre Missstimmung geht mir nahe. Mein Herz kennt u[nd] fühlt gewiss Ihren Schmerz aber was könnte ich dazu beytragen ihn zu mindern? Das Geschick trennte mich beynahe gewaltsam von Ihnen. Der Erfolg meiner Arbeit, die Versuche die ich mache, ziehen mich oft mit Gewalt zu Ihnen, um Ihren Rath, Ihre Urtheile zu hören. Im Besitze ziemlich vieler Hülfsmittel, die mit jedem Tage sich mehren, ists natürlich, dass tausend Dinge die unsre Burgdorfer

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Isolirtheit weder kannte noch benutzen konnte, Licht über Ihre Ideen in mir verbreiten Ihre Aussprüche überzeügend u[nd] Ihre Methode unbezweifelnd machen. Dies möchte dann Ihnen so gerne sagen, aber kan nicht. Schon wäre zu Ihnen geeilt, wenn nicht, theils die wirklich häufigen Geschäfte, theils die Krankheit meiner Baase, theils auch das Zutrauen der Eltern, das ich eben noch nicht aufs Spiel setzen darf mich daran hinderts. Aber bald – gewiss bald! Niederer hat mir den Entschluss Ihr Institut abzugeben, zu meinem grössten Erstaunen mitgetheilt, u[nd] gefragt, ob ich über Monate u[nd] Tage es anzunehmen mich entschliessen könnte? Statt aller Antwort muss ich diesen Punkt auf mündliche Unterhaltung mit Ihnen aufsparen. Meine eingegangenen Verhältnisse, meine krankre Tante; meine Lage in jeder Hinsicht so wie alles, macht mich viel nachdenken, u[nd] mein Entschluss wäre gefasst, wenn alles nicht gerade das Verhältniss hätte, welches würkl[ich] vorhanden. Es thut mir leid, dass Fr[au] S t ü c k e l b e r g e r ihren R u d i mit wegnahm. Ich war ein einziges Mal bey ihr u[nd] ihrem Docktor. Sie waren ges[innt,] ihn erst im Herbste zu besuchen. Nichts wusste ich, dass sie nach Burgdorf gieng, bis Ihr Brief es mir sagte, dass sie dort gewesen. Mein Erstaunen war daher nicht gering, da ich alles hörte. Indessen sey es Ihre Sorge, fernerhin, das Ganze, das Werk, das Wunder wirken wird zu retten. In Gottes Namen, das andre ist ä u s s e r e s . Herzlichen Dank Ihnen für Nänny … Vielleicht bin ich in 8. Tagen bey Ihnen. Leben Sie wohl u[nd] behalten Sie ferner in freündschaftlichem Andenken Ihren dankbaren u[nd] Sie liebenden Tobleren Herzliche Grüsse an alle im Schlosse, auch von der Tante.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/10 Bogen, 166x215 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Tobler von Basel. d. 11ten Julj 1801.; Antw. auf P. S[chreiben] von 1801. Ich höre so lang. Original

431 Textkritik Zeuge H Z. 18 Z. 36–47 Z. 36 Z. 41 Z. 46 Z. 73

Sache ist mit Klammer als Randnotiz nicht Lesen Rechnen die Bilder Eltern begehren Siegelausriss Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 11 Z. 11

Z. 15 Z. 27 Z. 32 Z. 39 Z. 63 Z. 63

Z. 71 Z. 71 Z. 78

Schule: Knabenschule im Haus «zum Sessel» am Totengässlein in Basel Gartnerzunft: Schule für die Mädchen aus der Ostschweiz, die während den Wirren der Helvetik in Basel aufgenommen wurden (Schule an der «Zunft zu Gartnern»). Tante: Damit ist wahrscheinlich eine Frau Goldenmann gemeint. Ausser ihrem Nachnamen ist über diese Tante nichts bekannt. Pasquill: anonyme Schmäh- oder Spottschrift, schriftlich verbreitete Beleidigung T s c h o k k e : Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848)  Nr. 561 Kupfren: Kupferstiche Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Institut abzugeben: In einem Brief vom 30. Juni 1801 teilt Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) mit, Pestalozzi wolle sein Institut in Burgdorf abgeben und habe Niederer beauftragt, Tobler anzufragen, ob er die Leiterstelle übernehmen wolle (Rosette Niederer: Doctor Johannes Niederer’s Briefe. Genf 1845, S. 153). In den Briefen Pestalozzis wird dieser Plan nicht weiter angesprochen, so dass er wohl eher einer momentanen Stimmung als einer ernsthaften Absicht entsprungen scheint (vgl. PSB IV, S. 75.19 und 77.30). Dennoch kam er beim Besuch Toblers in Burgdorf Ende Juli 1801 nochmals zur Sprache ( Nr. 526). Fr[au] S t ü c k e l b e r g e r : konnte nicht eruiert werden R u d i : konnte nicht eruiert werden Nänny: Johann/Hans Konrad Nänny (1783–ca.1840)  Nr. 523

432 525. J. Maurer 26. Juli 1801 Langenthal den 26ten Julj 1801. 5

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Sie verzeihen mir, Herr Pestaluzz, dass ich solange keine Berichte über meine jetzige Lage an Sie einschike, da ich es doch eher schon aus Pflicht hätte thun sollen: Sie haben mir soviel Gutes erwiesen, dass ich Sie lebenslänglich unter der Zahl meiner ersten Wohlthäter verehre, und als den Stifter meiner künftigen Subsistenz nie vergessen werde. Solche Lobsprüche, weiss ich wohl, sind ekelnd in den Ohren eines Philosophen, aber darum ists nicht Sünde die Empfindungen seines Herzens zuäussern. Aber wie gehts mit meiner Schule. Leider! noch nicht so ganz am besten, und allein aus dieser Ursache muss ich so lange Ihr Schuldner bleiben: ich habe erst 8 Kinder, wovon ich drey für die billigsten Bedinge – für freyen Tisch unterrichten muss, die übrigen 5 zahlen durch die Woche 2 Batzen: übrigens gefällt die Lehrart jedem, der sie mitansieht, und wirklich sind die Eltern meiner Schulkinder mit mir bestens zufrieden: dabey wurde aber gleichwohl ein bischen gestuzt, dass ich nicht auch den famosen Heidelberger ins Spiel brächte, weil dessen schöne Lehren ja doch immer das einzig nothwendigste für die guten Kinder wäre: ich antworte aber, dass dergleichen Gegenstände Sache des Pfarrers wären, und blieb bis weiters ungenekt. Neues weiss ich Ihnen nichts zu melden, als dass sich Bürger Trösch, Privatlehrer immer grösseres Aufsehen erarbeitet: man sagt, er habe eine neue Methode Kinder recht bald, und recht schön schreiben zu lernen erfunden: auch seyen ihme – Trösch – zwey Knaben von gutem Hausse zur ganzen Bildung überlassen worden; dies leztere sagte er mir selbsten, als er hier war, und versicherte mich, dass er mehrere solche vornehmere Knaben zu erhalten wüsste. Ich schliesse nun mit der Bitte mich Ihnen, und Ihren Herrn Buss und Grüsi empfohlen seyn zu lassen, in Achtung Ihr dankbarester Diener Maurer, P[ri]v[a]tl[e]hrer

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 205/1 Bogen, 167x208 mm Dorsualvermerk Maurer von Langenthal d. 26. Julj. 1801.; eigenhändiger Vermerk Pestalozzis Die Natur zeigt sich unbiegsam gegen das stürmende Kind – das Kind

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schlagt auf Holz und Stein. Die Natur bleibt unbiegsam – das Kind schlagt nicht mehr auf Holz und Stein. Original Textkritik

Zeuge H Z. 9 Z. 15 Z. 15 Z. 28

Subsistenz: lateinische Schrift für die Bedinge – für Bildung: lateinische Schrift Sacherklärung I.

J. Maurer stammt möglicherweise aus Langenthal (Kt. Bern), es konnten aber weder Vorname noch Lebensdaten in den Akten ausfindig gemacht werden. Maurer lässt sich bei Pestalozzi in Burgdorf zum Lehrer ausbilden und in der Sitzung vom 30. Mai 1801 wird ihm von der Munizipalität Langenthal erlaubt, sich als Lehrer ( Nr. 530) niederzulassen (vgl. Burgerarchiv Langenthal, Protokoll der Munizipalität Langenthal. 1798–1803. I 10). II. Nachdem sich J. Maurer bei Pestalozzi in Burgdorf zum Lehrer hatte ausbilden lassen, hielten sie weiterhin Kontakt. Über die Schule selbst ist wenig bekannt. Im Pfarrarchiv gibt es einen Bericht des Schulkommissärs aus dem Jahre 1799, in dem er von einer Privatschule, Aristokratenschule genannt, berichtet, die von Johann David Mumenthaler (1772–1838,  Nr. 530) initiiert worden war. Der Lehrer wird in diesem Bericht gelobt, aber nicht namentlich genannt. Es handelt sich jedoch vermutlich nicht um die im Brief erwähnte Schule, da eine Schülerzahl von ca. 60 Schülern erwähnt wird, während nur einige Kinder Maurers Schule besuchten. III. Z. 12f. Z. 20 Z. 24

meiner Schule: Mauer hatte in Langenthal eine kleine Privatschule eröffnet. Heidelberger: Heidelberger Katechismus Trösch: Johannes Trösch (1767–1824), geboren in Thunstetten (Kt. Bern), verlor in seiner Kindheit oder frühen Jugend seinen rechten Arm, worauf seine Erziehung offenbar vernachlässigt wurde. Er bildete sich, wahrscheinlich autodidaktisch, zum Kupferstecher aus, und war um 1800 als Lehrer in Aarburg (Kt. Aargau) tätig. Wie aus Briefen Pestalozzis ersichtlich wird (PSB IV, Nr. 1020/1030/1054), zog er 1805 nach Yverdon zum Studium der Methode; ein Versuch Pestalozzis, ihn 1808 nach Chur zu vermitteln, scheiterte. Dafür erteilte Trösch im Winter 1808/9 in Seengen (Kt. Aargau) einen privaten Weiterbildungskurs für Lehrer. Diese Kurse wurden staatlich subventioniert und daraufhin vom Vikar des Ortes übernommen. Offenbar desavouierte ein Vorfall innerhalb seiner Familie seinen Ruf als Hausvater, was möglicherweise auch Folgen für seine Tätigkeit als Lehrer hatte (vgl. PSB VIII, Nr. 3481). Was genau der Vorfall war, ist unklar. Trösch erwarb sich in Thunstetten (Kt. Bern) ein Gut; die

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Z. 31 Z. 31

Jahre bis zu seinem Tod 1824 bleiben aber im Dunkeln (vgl. ZB Zürich, Ms Pestal 961/12, S. 7–8). Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Grüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588

526. Johann Georg Tobler 5. August 1801 5

Herrn Pestalozzi in Burgdorf Canton Bern Basel Mitwoch Morgens den 5. August 1801

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Theürer H[err] Pestalozzi! Seit 7. Uhr diesen Morgen bin ich hier. Nochmals danke Ihnen herzlich für alle bewiesene Freündschaft und für die schönen Hofnungen die der Anblick Ihrer Versuche in mir belebte. Nächstens werde Ihnen melden, ob ich für Sie einen Menschen, den Ihr Institut bedürfte, finden köne! Auch werde Ihnen, wenn Sie es erlauben, u[nd] meine Ansichten, über die Führung des Instituts selber, f r e y schreiben. Die Wahl zur helvetischen Tagsatzung fiel auf W i e l a n d , S c h m i d Vollziehungsrath, u[nd] S t e h l i n Verwalter. Letzterer verwarf die Annahme aus Misshelligkeit mit Wieland; gleich darauf gab auch L e g r a n d seine Entlassung als Cantonaltagsatzungsglied. Heute wird an S t e h l i n s Stelle ein andrer, wahrscheinlich H o c h gewählt. Dass doch, wenn das Beste des Vaterlands spricht, die Menschen wie die Kinder, die Puppe ihres Ehrgeizes vorziehen. Lassen Sie doch schnell, ich bitte herzlich darum, die Rechnungsu[nd] Bruchtabelle drucken u[nd] schicken Sie mir etliche Exemplare. Nächsten Posttag, werde womöglich Krüsi u[nd] Buss schreiben; Grüssen Sie mir selbe herzlich, wie alle im Hause, u[nd] denken Sie bisweilen an den Sie hochachtenden u[nd] liebenden Tobler

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/11

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Blatt, 166x216 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Tobler in Basel. d. 5. Aug. 1801. Original Textkritik

Zeuge H Z. 9 Z. 14 Z. 14 Z. 26

5. August Ihnen melden für Bruchtabelle drucken Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)



Nr. 500 II.



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W i e l a n d : Johann Heinrich Wieland (1758–1838) aus Waldenburg (Kt. Basel-Landschaft) studierte von 1770–1777 Recht. Nach einem Jahr als Sekretär an der École militaire von Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809,  Nr. 257) in Colmar und Studien in Göttingen kehrte er 1782 nach Basel zurück. Zuerst war er Kanzlist unter Peter Ochs (1752–1821,  Nr. 1077), ab 1786 Schultheiss des Stadtgerichts, 1796 Stadtschreiber von Liestal (Kt. Basel-Landschaft), von 1798–1801 Präsident der Verwaltungskammer, 1801 Regierungsstatthalter und 1802 Mitglied des sogenannten vierten Senats. Wieland, der sich offen als gemässigter Unitarier bekannte, wurde nach der Mediationsakte Ratsschreiber. 1813 erfolgte seine Wahl zum Bürgermeister. Dieses Amt übte er bis 1832 aus. S c h m i d : Johann Jakob Schmid (1765–1828) studierte Jura. Schmid, bekennender Unitarier, wurde 1798 helvetischer Regierungsstatthalter, nach dem zweiten Staatsstreich im August 1800 wurde er in den Vollziehungsrat, nach dem dritten Umsturz im September 1801 in den Kleinen Rat der helvetischen Regierung gewählt. S t e h l i n : Hans Georg Stehlin (1760–1832) aus Benken (Kt. Basel-Landschaft) war vor seiner Amtslaufbahn im Holzhandel tätig. Er gilt als einer der gemässigten Führer der Basler Landbevölkerung beim Umsturz 1798. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Basler Verwaltungskammer. 1803 erfolgte die Wahl in den Kleinen Rat, 1809 in den Staatsrat. L e g r a n d : Johann Lukas Legrand (1755–1836) aus Basel studierte Theologie, reiste dann nach Frankreich und England, ab 1779 war er in Basel als «Kaufmann» tätig. Legrand wurde 1792 Landvogt von Riehen (Kt. Basel-Stadt) sowie zum ersten Mal (von weiteren) Tagsatzungsgesandter. 1798 wurde er ins Helvetische Direktorium gewählt. Vermutlich politisch gelähmt – durch die ins Direktorium eingetretenen Frédéric César de Laharpe (1754–1838,  Nr. 722) und Peter Ochs (1752–1821,  Nr. 1077), die bereits bei Legrands Wahl vehement gegen ihn auftraten – bat er 1799 um die Entlassung aus allen politischen Ämtern. Legrand ver-

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legte seine Seidenspinnerei von Arlesheim (Kt. Basel-Landschaft) nach St. Morand (Elsass). 1812 überliess er die Fabrik seinen Söhnen und liess sich in Fouday im Steintal (Elsass) nieder. Er brachte dort die Seidenspinnerei wieder in Gang und widmete sich mit Johann Friedrich Oberlin (1740–1826,  Nr. 542) dem Schulwesen. H o c h : Wilhelm Hoch (1750–1826), Uhrmacher aus Liestal (Kt. Basel Landschaft), proklamierte im Januar 1798 mit Hans Georg Stehlin (1760– 1832,  Z. 19) und Jakob Schäfer von Seltisberg (1749–1823) die «Wiedererhaltung der Menschenrechte»; gemeint waren die der Basler Landschaft im 17. Jahrhundert entzogenen Rechte. Von März 1798 bis zum Ende der Helvetik war Hoch im helvetischen Senat (Finanzwesen). Den verlorenen Einfluss auf das Geschehen im Kanton Basel gewann er 1801 mit der Ernennung zum Liestaler Distriktseinnehmer zurück; später wurde er Gemeindepräsident, Siechenhauspfleger und ab 1811 Appelationsrat. In der Geschichtsschreibung wird Wilhelm Hoch ein grosses Verdienst an dem unblutigen Verlauf der Revolution auf der Basler Landschaft zugewiesen. Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582

527. Johannes Niederer 11. August 1801 An Pestalozzi. 5

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den 11ten Augusts _800. Grosser Mann! Lange musste ich das Bedürfnis mich mit Ihnen zu unterhalten unterdrücken, jetzt, da meine Kräfte sich Gottlob wieder herstellen, will ich mich dafür entschädigen, und ganz müde schwatzen. Glauben Sie nicht als wolle ich Ihnen dadurch Ihre Zeit rauben. Ich bescheide mich gerne auch lange von Ihnen auf die Seite gelegt zu werden und mache noch viel weniger Ansprüche auf Antwort – ein Andenken von Ihnen ist mir Belohnung, eins Ihrer Worte wiegt 10 meiner Briefe auf. Ich habe Ihren Lienhard und Gertrud gelesen, und danke Ihnen herzlich dafür, wenn er mir gleich noch den letzten Rest von Zufriedenheit mit meiner Lage raubte, und mich fürchterlich erschütterte. Wie mahlten Sie nicht Zug für Zug, die schreckliche Verderbnis der Bauern, die nun in eignen Beobachtungen und Erfahrungen, lebendig wie noch nie in meiner Seele stand! Wie anschaulich deckten Sie die tausend Verhältnisse auf, die dieses Verderbnis psychologisch nothwendig hervorbringen; ein Leichnahme von dem es mich nicht

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wundert, wenn er manchem hochadelischen Junker, und manchem Mann am Platze, unerträglich in die Nase stank! Wie nackend wie beschämt, steht das leere Wort[-] und Cerimonienwesen da, das ein trauriges Schicksahl der Menschheit, zum Gegengewicht gegen jene Übel aufstellte, und das man schon lange in seiner Blösse hätte entdecken sollen wenn nicht eine gewisse Art Blinder mit jeder Erfahrung die sie sehend machen sollte, noch blinder würde. Wäre dies letztre nicht, so würde ichs unbegreiflich finden, dass Ihr Buch nicht noch einen ganz anderen Eindruck machte! Ihr Buch das so ganz geeignet ist, eine politisch pädagogische Revolution der Denkart zu bewirken! Ich erstaune, das Feste Taktvolle, auf so sicherm Boden Gegründete Ihrer Begriffe, fast in keiner padagogischen Schrift der Neüern zu finden, die gerade das, was ihnen Einheit, Wahrheit, Zusammenhang, Anwendbarkeit gibt, am meisten aus den Augen liessen; namlich das Wie? das allmähliche sichere Fortschreiten, die Lückenlosigkeit in der Anwendung, wie in den Fundamenten des Anzuwendenden. Doch es kommt noch eine Ursache hinzu. Es hat bisher am Schlüssel gefehlt, den ich in Burgdorf sah, und mit dem Sie mir das Heiligthum des Verständnisses Ihres Buches öffneten. Wäre ich Prophet, so würde ich das glänzendere Schicksahl diesem erst jetz weissagen, allein ich bins nicht, und kann desswegen nur hoffen und vermuthen, dass es was ja das Bessere ist, in Zukunft, wenigstens gewiss von stillen Befördern des Guten, nicht nur gelesen, sondern genossen, durchdacht angewandt, und ihnen ein tröstender Leitstern seyn werde, in dem Nebel des Geschäfts der Menschenbildung, der schon so manchen irre führte. Wie Sie mir das Pradikantenwesen verleideten, hat es wohl niemand noch einem Prediger verleidet, und doch haben Sie mir auf der andern Seite erst recht den Genuss meiner Stelle geöffnet. Ach! edler grosser Mann! Sie wissen es, und Sie bedauern dass es mir gehen muss wie Ihrem alten Schulmeister, der leibshalber nicht muthvoll seyn konnte. Ein Schwächling wie ich, hat keine andre Aussicht, als in dem kleinen Kreise einer Gemeinde ein festes Plätzchen zu finden, wo er die Ideen eines grossen Geistes anzuwenden versuchen kann. Wie gerne würde ich einem kraftvollen Mann meine Liebe zu Ihrer Sache, und meine Anhänglichk[eit] an Sie geben. Wie bedaure ich, dass ein starker Hartmeyer Sie nicht mit der Wärme umfasst die Sie verdienen! um Ihrer und um des Vaterlands willen! In der errichteten Schule habe ich noch nichts gethan. Grubenman, macht seine Sache gut; und lässt sich in Ihre Ideen zurückwei-

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sen wenn gleich seine Eigenliebe oft leide Sprünge macht. Dünkel ist sein einziger Fehler – der ihn hinderte noch tiefer in das Wesen Ihrer Sache einzudringen, und der wenn man ihn nicht bey derselben festhielte, mit der Zeit dahin käme, dass sein Unterricht mit dem Ihrigen kaum mehr einige Ähnlichkeit hätte. Die missbrauchbare Seite Ihrer Methode, ist für gewisse Leüte dünkt mich über haubt die Gedächtnisübung, und die Leichtigkeit mit der die Schüler die Nomenklatur einer Menge von Dingen daherplappern lernen. Wenn es daher Lehrer derselben gibt, die sich mit der Oberfläche begnügen, und gerne repräsentiren, so haben wir bald eine mächtige Beyhülfe für das Erbübel unsrer Zeit, den Wortkram, und erhalten eine Menge noch geschwäzigerer Papageyen, als uns bisher die Ohren voll plapperten. Die Kraft Ihrer Methode liegt jedoch wesentlich, in den Übungen des Auges, und der reinen Verstandes Übung, dem Messen und Rechnen, und der unmittelbar daraus entspringenden Übung der Urtheilskraft dem Vergleichen – dies gibt Kraft, Menschen bey denen die That vor dem Worte, die Ausführung vor dem Versprechen ist – das Gedächtnis nebst d[er] Sprache ist ja doch nur Vehikel zum Festhalten der Begriffe und zur Unterstützung der Fertigkeit. Unglaublich ist freilich das Wortwesen eingewurzelt. Man will durchaus Schöngeister und Schönredner – und erst jüngst bezeügte mir ein nicht kentnissleerer Kopf seine Verwunderung über Ihren Hass gegen dieses; und über den Elementarunterricht im Buchstabiren, weil ja die Härte der Töne, statt dem Wohllaut der Deutschen und ihrer flüssigen Beredsamkeit uns zu nähern uns vielmehr von ihr entferne – Die guten Leüte bedenken nicht, dass Ihre Absicht tiefer geht, und dass Sie schon in den Fundamenten Ihres Unterrichts, der gesetzgeberischen Weisheit den Weg bahnen, die Menschen auf Grund und Boden fest zu halten – und sie, statt sie in leeren Tönen sich verliehren zu lassen, zu allererst dahin zu bringen, dass sie in ihrem Haus daheim sind. O mein Freund und mein Vater! Ich fühle das Verderben, dass die Menschen nirgends, dass sie in ihrem nächsten Kreise nicht zu Hause sind – und mit diesem Gefühl scheint mir klar zu werden was Sie mit Ihrem Gesetz der physischen Nähe od[er] Ferne des Gegenstands das mir sonst noch dunkel ist, wollen. Unberechnungsfähig muss der Einfluss dieses Grundsatzes auf die Ruhe, auf die Kraft in dem was der Mensch zunächst seyn soll, und hiermit auch auf die Tugend desselben seyn. Wer etwas ganz, wer es mit einem Bewusstseyn ist, das Ihr Unterricht gibt der kan unmöglich lasterhaft seyn – Besser ist Mangel an Einheit; wo

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Wunsch und Kraft; wo Einsicht und Vermögen sich nicht gehörig unterstützen. – Ich glaube daher es sey im Geiste Ihrer Gesichtspunkte, wenn ich für meine Bauernpurschen und den Unterricht derselben, Ihre Anschauungs[-], Mess[-] und Rechnenskraft insonderheit an Gegenständen, ihres Kreises und Beruffes üben möchte; und die Ökonomie dieser Gegend, durch Abbildungen aller mögl[ichen] Ökonomischen Gegenstände, die für diesen Dist[rikt] anwendbar sind wünsche – eine gemahlte Naturgeschichte, die sie auf ihre Wiese ihren Wald, ihr Feld führte, und ihnen dabey zeigte nicht nur was sie sind, sondern auch was sie seyn könnten, dies Gegenstände. Dies wäre Bildung zu ihrem Berufe – nichts Angelegenheit. Diese Anschauungskentnis vollendet, was in ihr ligt zum Bewustseyn gebracht, allen nöthige Kunstkraft zu ihrer Ausübung an die Hand gegeben, dann von d[er] individuellen zur allgemeinen Wahrheit. Über diesen Kreis hinaus führte man ihn erst bey dem Schlussstein des pädagogischen Gebäudes – wenn es um allgemeine Resultate, des menschl[ichen] Zustandes zu thun wäre. Ich habe oben gesagt, dass die neuern Padagogen gröstentheils Ihre einfachen lückenlos Gesichtspunkte aus den Augen setzen – Hier ist ein Beleg darzu: Man hat allgemeine Volksnaturlehren, wo man den Aberglauben bestreitet, über Gewitter und andre Naturerscheinungen, die dem Volk, die Zeit was donnert ausgenommen, doch nur in der Ferne liegend erklären – Aber mir wenigstens ist kein Schulbuch bekannt, wo man ihm das Werkzeug womit es einst sein Brod verdienen muss erklärte, wo und ihm seine Beschaffenheit seinen Gebrauch seinen Nutzen zeigte; Wo man es die Dinge die es tägl[ich] braucht kennen lehrte – und ihm Fertigkeiten Übungen beibrächte, die sich auf die Harmonie seines Zustandes mit seinem Wesen beziehen. Unsre Schullehre passt zum äussern Zustand des M[enschen] so ungefähr wie zu s[einer] inneren Psychologie unsere Tugendlehre. O wie herzlich muss ich lachen mein bewunderter Freund, wenn unter dessen der Einte Theil nichts mit Ihnen zu schaffen haben will, weil Sie nach seiner Idee, zu empirisch sind, um ein vollendetes Ideal zu träumen, wie er sich s[eine] philosophirende Phantasie vorstellt der andre in Ihnen den Schwärmer erblickt, dessen Idealisirende Projekte hier unterm Monde nicht ausführbar, in eine vollkommene Welt gehören. Nein ärger wurde doch niemand missverstanden wie Sie. Ärger kann Sie niemand misverstehen als diese letztern, die unterdessen ihre subtilen Gebäude so gut als jene auf einem Seengrunde aufführen. Mögten Beyde von Ihnen dem Sokra-

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tes der Pädagogik lernen, auf einem Wege den nur der Mann entdecken konnte dessen Blick ins Innerste der menschlichen Verhältnisse, und aller der mannigfaltigen Berührungspunkte ihres Wesens drang, die Fortleitung des Menschen zu betreiben, der ebenso ferne von Schwärmerey und Idealisiren, als vom Schlendrian der Alltagsköpfe ist sichere; und allgemeine Resultate, einer Beobachtung aufstellt, die keine Abstraction und kein Räsonnement entdecken konnte. Wissen Sie indessen von wem ich am wenigsten für Sie erwarte? Gerade von Pedagogen von Profession. Die zunftmässigen Handwerker hatten von jeher am wenigsten Gefühl für neue Bahnen und Erfindungen eines überlegnen Kopfs. Christus hollte um ein entfernt scheinendes Beispiel anzuführen kein Zeugnis d[er] Güte s[einer] Sache von den Schriftgelehrten ein, und wahrscheinl[ich] werden Sie es von Ihren Handwerksgenossen, wenn gleich die Zürcherwelt Ihnen bis dahin nicht glauben will, am spätesten erhalten. Ihre Thatbeweise sind mehr als alle Zeugnisse. Überhaubt möchte Ich Ihnen einen Gedanken abbitten der mich lange irre leitete – Ich glaubte wenn Sie jemand an der Hand hätten der mit mannigfaltiger Bücherkentniss, Ihr Werk Ihnen gleichsam modernisiren, und dem Zustande der Literatur anpassen würde, sie würde dadurch gewinnen – ich glaube es nicht mehr –, und ich würde selbst wünschen, dass ich mit meinen einfältigen Reflexionen beym Vorlesen einiger Stüke Ihrer Brieffe weniger vorlaut gewesen wäre. Es dünkt wesentlich nothwendig, dass Sie Ihre Ansicht eine wie Sie sie denken, darstellen – Niemand besitzt doch wie Sie Überschauung des Ganzen – der Gedanke wie er in Ihrer Rede entsprungen hat auch die högste Kraft und alle fremde Einschiebsel u[nd] Zusätze blieben Pfuscherey. Wenn Ihre Darstellung vollendet, wenn Ihre Gesichtspunkte in ihrer ganzen Umfassung, und nach ihrem innigsten Zusammenhang der Welt offen vor Augen liegen, dann mag Ihr Erklärer, Ihr Vertheidiger Ihr Erweiterer werden, wer darzu Beruf u[nd] Kräfte in sich fühlt – dann mag sich Ihre Wahrheit in andern Köpfen nach neuen Gestalten und Gesichtspunkten formen. Aber was Sie schreiben kan gewiss durch nichts mehr gewinnen, als wenn es ganz Ihr Bild ganz aus Ihrer Seele geschöpft, und das unvermischte Resultat Ihrer Anschauungen und Forschungen ist. Sie können Ihres Wesens so sicher seyn, dass es keines Aushängeschilds bedarf! Ihr Versuch ruht so fest ist sich selber, ist so unabhängig von aller Zeitkenntniss Zeitwahrheit und Zeitverirrung, und empfiehlt sich so unmittelbar selber, dass nicht Sie zu den Zeitgenossen gehen, sondern diese zu Ihnen kommen, und sehen mögen, wie sie was sie bey Ihnen lernten, mit ihrer übrigen Gedankenmasse

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vereinbaren und sie dadurch verändern, erweitern – können od[er] auch von ihr wegwerfen müssen. Selbst das Lesen von Fichte hat mich in dieser Überzeügung gestärkt. Wie vieles Sie auch in Endurtheilen mit einander gemein haben mögen, Sie würden im Praktischen Ihres Versuches, durch alle Neue u[nd] Neueste Philosophie auch nicht einen brauchbaren Gedanken gewinnen, da letztere mit so ganz andern grossen u[nd] allgemeinen Dingen sich beschäftigt – und Sie haben ja mit Allgemeinheiten so gar nichts zu schaffen. Ihre Unternehmung ist jener ganz entgegengesetzte an Ort und Stelle geknüpfte stille That und Wirkung die sich an jeden guten Keim der menschl[ichen] Natur anknüpft die in jede menschl[iche] Hütte dringt, und das Elend aus derselbigen verbannen will. Darum lehren Sie auch gewaltig, und nicht wie die Schriftgelehrten. I h r S i n n für Individuelle Menschheit hat sich unter den grossen Geistern unser[e]r Zeit verlohren, daher sind sie nun Wohlthäter für die Wissenschaften und nicht für die Menschen. Es ist Z e i t , d a s s S i e ihn wieder wecken, und wenn ich meinem Vaterlande zu Ihrer Erscheinung Glück wünsche, so kenne ich keinen höheren Grund darzu als diesen. – Dieser Sinn fürs Individuelle der M[en]schh[eit] u[nd] ihrer Natur scheint mir das Charakteristische aller ausgezeichneten Wohlthäter des m[en]schl[ichen] Geschlechts, deren tief dringende Wirkungen sich bis in die niedrigen Hütten verbreiteten. Christus zeichnete sich dadurch vor allen aus; und die Reformatoren handelten in diesem Geiste. Wie viel wäre nicht hier in ihrer Geschichte zu lernen. Sie haben mich, hochgeschätzter Mann auf diesen Gesichtspunkt geführt; seine Beziehungen u[nd] Äusserungen alle aufzusuchen, in der Reformationsgeschichte ihn ganz kennen zu lernen, zu sehen wie einfach und wahr u[nd] treu sie der m[en]schl[ichen] Natur blieben, wie sie ungekünstelt und einfältig auf sie wirkten – wie sie verstanden wo einer den Menschen ergreiffen müsse um ihn in eine Lage zu versetzen in der er m[en]schl[ich] denken u[nd] handeln lernt, diess wäre unstreitig das lehrreichste Geschäft, das es geben kan – aber es ist unendlich schwer! Die Geschichtbücher raisoniren u[nd] erzählen uns Allgemeinheiten mit denen wir wohl den Kopf füllen aber weiteres nicht anwenden können. D[er] Geist verfliegt, und ich finde todte Worte. Dieser Sinn fürs Individuelle – scheint mir der Schlüssel aber auch zugleich das Charakteristische, u[nd] durchaus unterscheidende Kennzeichen Ihrer Politik, u[nd] Ihrer gesetzgeberischen Weisheit – aber aber eben weil unsre Zeit von diesem Sinn unendlich

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entfernt ist, muss Ihre Stimme in d[er] Wüste verhallen. Sie allein können mir sagen ob dieser mein Gesichtspunkt richtig sey, und ob er ins Licht gesetzt werden sollte falls ich über diesen Gegenstand zu reden hätte. Mich dünkt die Wahrheit dieser meiner Ansicht liege in jeder politischen Stelle Ihrer Schriften vor Augen. – Es ist mir leid dass es mir aus Mangel an Zeit und Kraft so schwer fällt, sie wie ich wünschte zu studiren. – Worauf ich jetzt am begierigsten bin, ist Ihre Schrift über Gesetzgebung und Kindermord, die ich mir aus dem Buchladen verschaffen werde. Ich kenne den Umfang Ihres Buchs nicht, aber erfahre täglich, und aus geheimen in meiner Gemeinde vorfallenden Beyspielen den fürchterl[ichen] Umfang des Kindermords und unzählbaren Vorurtheile und Umstände die ihn vervielfältigen. Wollte G[ott]! ich fände in Ihrem Buch ein Mittel ihm in meinem Kreise zu begegnen – Doch ich schwatze unerträglich lange und muss enden – Schenken Sie Ihre Gewogenheit dem der Ihnen mit ewig warmer Dankbark[eit] ergeben bleibt Ihrem Niederer – Befehlen Sie wenn Sie mir Auftrag in Rücksicht Ihrer Schriften zu geben haben

Überlieferung 1 4 5 6

ZB Zürich, Ms Pestal 621.4, S. 348–357 Datum am Schluss Copia (Tagebuch Niederers) Vgl. Sacherklärung II. Textkritik

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H werden und und fürchterlich Ihrer Begriffe für gewisse nebst d[er] Sprache den Elementarunterricht Deutschen und den die Tugend Ihrer dies Gegenstände

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Z. 154 Z. 156 Z. 159 Z. 191 Z. 192 Z. 193 Z. 194 Z. 200 Z. 201 Z. 203 Z. 211 Z. 218 Z. 219 Z. 222f. Z. 225f. Z. 229 Z. 230 Z. 237 Z. 244 Z. 246

Diese Anschauungskentnis … allgemeinen Wahrheit Psychologie unsere Tugendlehre Seengrunde: unsichere Lesart aufführen. Mögten sichere; und wem ich ein entfernt erweitern – können müssen. Selbst gestärkt. Wie mögen, Sie an jeden anknüpft die Ihr Sinn der M[en]schh[eit] und ihrer Natur Beziehungen u[nd] Reformationsgeschichte ihn eine Lage raisoniren u[nd] erzählen Individuelle – scheint Charakteristische, u[nd] politischen den fürchterl[ichen] fände in Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Die Datierung dieses Briefes ist nicht ganz eindeutig. Der Brief ist in zwei Fassungen überliefert: einerseits als Eintrag im Tagebuch Niederers, woran sich auch der hier vorliegende Abdruck orientiert, andererseits in den von Rosette Niederer-Kasthofer herausgegebenen Briefen Niederers an seinen Freund Johann Georg Tobler (1769– 1843,  Nr. 500). Der Eintrag im Tagebuch ist zweifelsfrei mit 1800 datiert, obwohl die inhaltliche Logik der Tagebucheinträge das Datum 1801 nahelegen würden. Rosette Niederer datiert diesen Brief ebenfalls auf 1800, eine Einreihung, der auch Stadler (II, S. 127ff.) folgt. Hier wird aber aus inhaltlichen Gründen der Datierung 1801 der Vorzug gegeben. Niederer benutzt in seinem Brief mehrmals Begrifflichkeiten (Z. 69f., Z. 77ff., Z. 126), die eindeutig auf eine Zeit nach Wie Gertrud ihre Kinder lehrt verweisen. Auch der religiös-christliche Schlussteil des Briefes weist Parallelen zu Wie Gertrud auf.

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Z. 87 Z. 99f.

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padagogischen Schrift der Neüern: Auf welche Schrift oder auf welchen Autor sich Niederer hier konkret bezieht, ist unklar. Hartmeyer: Kaspar David Hardmeyer (1772–1832) aus Zürich war ab 1795 Pfarrer in Bayreuth, Vertreter der theologischen Richtung des Neologismus, woraus seine scharfe Bibelkritik hervorging, die er auch in seinen Predigten äusserte. 1799 wurde er seines Amtes enthoben und kehrte nach Zürich zurück. Er besuchte Pestalozzi in Burgdorf, gründete 1803 in Zürich eine Privatanstalt ( Nr. 675) und war gleichzeitig auch Lehrer an der Bürgerschule. errichteten Schule: Während seiner Tätigkeit in Sennwald betrieb Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) während knapp eines Jahres (1802/02) eine kleine Privatschule, in der einige wenige nach Niederers Aussage besonders begabte Knaben der Gegend unterrichtet wurden. Finanziert wurde die Schule durch Schulgelder, die die Eltern der Knaben zu bezahlen hatten und durch Zuschüsse einzelner Gemeindemitglieder, die für den Lohn des Lehrers aufkamen. Grubenman: Grubenmann stammt vermutlich aus dem Appenzellischen, zumindest ist die Herkunft des Geschlechtsnamens für die Gemeinde Teufen nachgewiesen. Er war in der kleinen Privatschule Johannes Niederers’ (1779–1843,  Nr. 507) als Lehrer tätig. Im Frühjahr 1802 verliess er Sennwald, um in «Altstädten» (vermutlich Altstätten, Kt. St.Gallen) eine Lehrerstelle zu übernehmen. In den edierten Lehrerlisten von Altstätten aus dem Jahr 1804 findet sich sein Name jedoch nicht mehr, auch konnten keine weiteren Angaben zu Vorname, Lebensdaten und weiterem Lebenslauf gefunden werden. ein nicht kentnissleerer Kopf: Wer hier gemeint ist, ist unklar. Gesetz der physischen Nähe od[er] Ferne des Gegenstands: Damit ist das «Prinzip der Anschauung» gemeint, wie es in Wie Gertrud ihre Kinder lehrt (1801) beschrieben wird. einiger Stücke Ihrer Briefe: Möglicherweise Briefe an Gessner (Wie Gertrud Ihre Kinder lehrt) Rede: Möglicherweise Die Methode oder Erste öffentliche Aeusserung über mein jeziges Thun und über meine Ansicht der Volksbildung als des einzigen Rettungsmittels des Vaterlands (PSW XIII, S. 101–132) Fichte: Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) notiert in seinem Tagebuch von 1795 (Ms Pestal 621/1, S. 49–87) längere Auszüge aus Fichtes Schrift Einige Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten (Jena/Leipzig 1794). 1802 wird Johann Gottlieb Fichte (1762–1814,  Nr. 1039) dann in einem Brief an Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) erwähnt: «Jetzt will ich mit aller Macht hinter Kant und Fichte» (Rosette Niederer (Hrsg.): Doctor Johannes Niederer’s Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S. 216) – jedoch ohne Angabe, welches Werk er damit meint. Diese Angaben fehlen auch bei allen weiteren Erwähnungen von Fichte in Niederers Tagebüchern oder Briefen. Gesetzgebung und Kindermord: Über Gesezgebung und Kindermord. Wahrheiten und Träume, Nachforschungen und Bilder 1783 (PSW IX, S. 1–181). Auftrag in Rücksicht Ihrer Schriften: Was Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) mit diesem Nachsatz meint, ist unklar. Möglicherweise bietet er Pestalozzi schon zu diesem Zeitpunkt an, seine Ideen zu verschriftlichen. Diese Funktion wird er später übernehmen.

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Lieber, theurer, edler Mann! Ein Paar Worte, bei allem Mangel an Zeit, nehmen Sie doch gütig von mir an. Ihre Schriften haben mich auf’s Neue begeistert; aber meine Empfindung kennt keine Worte. Um so mancher tief empfundenen, wenn freilich oft bitter gesagten Stelle Ihres Fabelbuchs, möchte ich Sie küssen. Ihr Patriotentraum: das Vaterland wird seine Freiheit nur durch Wiederbelebung der V o l k s k r a f t , V o l k s erleuchtung und V o l k s tugend erhalten, durch welche es sich bei i h r e r E r w e r b u n g u n d G r ü n d u n g ausgezeichnet hat, sollte unsern Politikern ins Hirn gebrannt werden, die das Volk so ganz en bagatelle behandeln. Nicht weil ich ihn schon lange fühlte, als vielmehr, weil ich seine Realisirung von Ihnen erwarte, zeichne ich ihn aus. Ihre Briefe an Gessner beweisen durch Inhalt und Ton, dass Sie sich selbst wiedergegeben sind, und dass Ihre Kraft ganz daran ist, mit Ihren Einsichten sich auszugleichen. Möchten doch Ihre Gehülfen Sie unterstützen! Ihre Nachforschungen scheinen mir ein freilich herbes, aber kernhaftes Produkt Ihrer psychologischen Anschauungsweise, und so wenig Galimathias, dass ich vielmehr glaube, die Weise, den Menschen als Erscheinung in drei Abmessungen, wie die Geometer ihren Raum auszumessen, dürfte den f r u c h t b a r e n E r f i n d u n g e n beizumessen sein, wie S i e ihn behandeln. Da mir diess in gewisser Rücksicht der Keim scheint, aus dem Ihre Erziehungsmethode entstanden, so vergessen Sie doch das Rezept nicht, den Menschen zum Werke seiner selbst zu machen, und theilen Sie mir’s mit, damit ich’s zuerst an mir selbst anwende. O dass Sie Zeit und Ruhe fänden, die tiefen Resultate dieses Buchs in einer leichtern Ordnung darzulegen und besonders, dass diess erst nach Begründung Ihres Erziehungswerks geschehen möchte. Sie würden dann wahrscheinlich manchen Gesichtspunkt allgemeiner und umfassender darstellen, und verständlicher für d i e Menschen werden, die desswegen, weil Ihre Schrift ein Werk der individuellsten Stimmung und Lage ist, Ihre Anschauungsweise sich nicht klar machen können. Mehr durch raisonnirende Vernunft dargestellt, könnte es ein richtender Maassstab menschlicher Handlungsweise werden, bei dem mancher Schuft und geistlicher und weltlicher Tartuffe erröthen müsste; – mancher aber auch sich freute des unwissend gefundenen Schatzes seines Herzens. Für die Übersendung Ihrer Briefe möchte ich lieber mit der That, als mit Worten danken. Sagen Sie unserm Tobler, was und wie Sie mir

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rathen, Ihr Saamenkorn in mir fruchtbar zu machen; – ob ich eine kleine Unternehmung nach Ihren Grundsätzen wagen, oder lieber in der Stille sammeln und warten solle, bis die Zeit mich näher zu Ihnen hinführt? Leben Sie glücklich in der Erreichung Ihrer Absichten. Niederer.

Überlieferung 1

Rosette Niederer: Dr. Johannes Niederer’s Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1845, S. 135–136 Textkritik

Zeuge [a] Z. 14

en bagatelle: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Dieser Brief wird von Rosette Niederer um den Jahreswechsel 1800/01 eingereiht. Die Erwähnung der Briefe an Gessner (Z. 16) verweist jedoch auf 1801. Auch inhaltlich (Auseinandersetzung mit den Schriften Pestalozzis) zeigen sich Verbindungen zum Brief Nr. 527. Deshalb wird der vorliegende Brief auf Herbst 1801 datiert. III. Z. 8 Z. 16

Z. 19 Z. 21 Z. 39 Z. 42

Fabelbuchs: Figuren zu meinem ABC-Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens 1797 (PSW XI, S. 87–332) Briefe an Gessner: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, ein Versuch, den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu unterrichten in Briefen von Heinrich Pestalozzi 1801 (PSW XIII, S. 181–359) Nachforschungen: Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts 1797 (PSW XII, S. 1–166) Galimathias: sinnloses, verworrendes Gerede Tartuffe: Heuchler, Betrüger; Titel einer Kömodie von Jean-Baptiste Molière Tobler: Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500

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[Reg.] Ewald bittet Pestalozzi um Aufklärung über «Unklarheiten», die die Lektüre von Wie Gertrud ihre Kinder lehrt bei ihm hinterlassen hat.

Überlieferung 1

Johann Ludwig Ewald: Geist der Pestalozzischen Bildungsmethode, nach Urkunden und eigener Ansicht. Zehn Vorlesungen. Bremen bei Carl Seyffert, 1805. Die Vorlesungen wurden im Winter 1804 gehalten. Die Stelle «Ich schrieb an Pestalozzi, erhielt etwas Aufklärung», die die Grundlage für dieses Regest ist, stammt jedoch aus der Einleitung, die auf den 5. April 1805 datiert ist (S. XI). Sacherklärung I.

Johann Ludwig Ewald (1747–1822) studiert an der Universität Marburg Theologie. Nach Abschluss des Studiums ist er für ein Jahr Hauslehrer in Kassel, 1772–1773 Erzieher am Hof des Landgrafs Wilhelm von Hessen-Philippstal (1726–1810). Als Prediger in Offenbach erlebt er 1773 eine von ihm als «Wende» bezeichnete theologische und frömmigkeitspraktische Neuorientierung; neben früheren Auseinandersetzungen mit Johann Gottfried von Herder (1744–1803,  Nr. 833) kommt der Lektüre des dritten Teils von Johann Caspar Lavaters Physiognomischen Fragmenten (1777) eine Schlüsselrolle zu. Im Auftrag des Fürsten schafft Ewald einen pädagogisch verbesserten Katechismus, revidiert das Gesangbuch und plant ein christliches Lesebuch für den «gemeinen Mann». 1775 heiratet er die Frankfurter Kaufmannstochter Rahel Gertraude du Fay (*1749); er macht Bekanntschaft mit Johann Wolfgang von Goethe (1749–1831,  Nr. 811), 1778 mit dem Pietisten Philipp Matthäus Hahn (1739– 1790), dessen Bibeltheologie Ewald in seiner Abkehr vom Rationalismus und in seiner moralistischen Predigtweise bekräftigt. 1781 erhält Ewald die Stelle eines Generalsuperintendenten (leitender geistlicher Amtsträger) in Detmold (Lippe). Hier bringt er die unter Graf Simon August (1727– 1782) bereits eingeleitete, am Philanthropinismus orientierte Schulreform (Einrichtung des Lehrerseminars, Elementarschulreform) erfolgreich weiter. Bald nach seinem Amtsantritt beginnt Ewald mit der Erarbeitung einer pragmatisch bestimmten Bibelgeschichte, um auf diesem Weg traditionell-orthodoxe (Heidelberger Katechismus) und neologisch-aufklärerische bzw. rationalistische Lehrbücher aus dem Unterricht zu verdrängen. Bildung ist für Ewald gleich Offenbarung, die Bibel sollte Hauptunterrichtsmedium sein. 1793 fügt Ewald seiner zweibändigen Bibelgeschichte für den Schulunterricht (1788) als dritten Band ein Lesebuch für den lebenspraktisch ausgerichteten Realienunterricht bei. Während Ewald im geistlichen Bereich an den biblisch-dogmatischen Inhalten in ihrer ganzen ‹Positivität› festhält, wirkt er im weltlichen Bereich aufklärerisch, wobei seine politische Ethik als pietistischer Patriotismus im Sinne der Gewissensverantwortung gewertet werden kann: 1792 erscheint sein Appell an die Fürsten (zur Minderung einer Revolutionsgefahr), eine umfassende Reformpolitik einzuleiten, 1793 ein Appell an den Adel, auf unzeitgemässe Privile-

448 gien zu verzichten. Grundsätzlich bleibt sein politisches Engagement geprägt von dem Glauben an die Reformierbarkeit der altständischen Gesellschaftsordnung. Die Gegnerschaft des Adels, die ihm seine Kritik an der Ständegesellschaft eintrug, führt ihn 1796 dazu, seine Entlassung zu beantragen. Ende 1796 tritt er die Stelle eines zweiten Predigers an St. Stephani in Bremen an. Dort befreundet er sich mit dem Prediger Johann Kaspar Häfeli (1754–1811,  Nr. 782). Sie gründen eine Bürgerschule, die gemäss den Anforderungen der Handels- und Hafenstadt Bremen und philanthropinistischen Maximen im Lehrplan neben der Bibelgeschichte berufspraktische und naturwissenschaftliche Fächer berücksichtigt. 1802 wird Ewald als Professor für praktische Philosophie an das Lyceum in Bremen berufen. Hier erwacht Ewalds Interesse an Pestalozzi und dessen Methode. Nachdem Johann Jakob Blendermann (1783–1862,  Nr. 627), ein junger Hilfslehrer, zur Ausbildung nach Burgdorf geschickt wird, besucht Ewald Pestalozzi in Münchenbuchsee 1804. Pestalozzis Erziehungskonzept wird als empirisch gewonnenes Äquivalent zur in der Bibel verankerten göttlichen Erziehungsmethode begrüsst und einer christologisch-theologischen Interpretation unterzogen. Unter anderem aus gesundheitlichen Gründen wechselt Ewald 1805 nach Heidelberg, wo er den Lehrstuhl für Pastoraltheologie und Moral übernimmt und zieht 1807 im Zuge der Verwaltungsunion nach Karlsruhe weiter. Hier wird er damit beauftragt, den von der Regierung gewünschten Kontakt mit Pestalozzi zu organisieren. 1810 wird unter der Leitung von Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854,  Nr. 689) eine Delegation nach Yverdon geschickt. Aufgrund der öffentlichen Kritik und mangelnder Voraussetzungen sieht sich Ewald genötigt, von einer allgemeinen Einführung der Methode abzuraten, auch wenn er sich von deren Vorzügen nach wie vor überzeugt zeigt. Lit.: Hans-Martin Kirn: Deutsche Spätaufklärung und Pietismus. Ihr Verhältnis im Rahmen kirchlich-bürgerlicher Reformen bei Johann Ludwig Ewald (1748–1822). Göttingen 1998; Johann Anselm Steiger: Johann Ludwig Ewald (1748–1822). Rettung eines theologischen Zeitgenossen. Göttingen 1996 II. Die Datierung des Briefes auf Herbst 1801 ergibt sich aus der Einleitung Ewalds zu seiner Schrift Geist der Pestalozzischen Bildungsmethode von 1805. Er beschreibt darin seine Kontaktnahme mit Pestalozzi und die weitere Entwicklung dieser Beziehung. Gemäss dieser Beschreibung hat Ewald schon im Briefverkehr mit Pestalozzi gestanden, bevor er Johann Jakob Blendermann (1783–1862  Nr. 627) kennengelernt hatte und diesen als Eleven zu Pestalozzi schickte (1802–1803), um tieferen Einblick über die Methode zu erhalten (Ewald 1805, S. XIff.).

530. Johann David Mumenthaler 5. September 1801 Langenthal, d[en] 5ten 7bris 1 8 0 1 . 5

Würdiger Mann! Was werden Sie wohl von mir denken, dass ich so ganz unbekant Sie mit einem Brief belästige? – Doch – ich bin schon zum voraus

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versichert, dass Sie mir’s nicht übel nehmen werden. B[ür]g[e]r Maurer – welcher in hier als Privat Lehrer angestelt ist, hat mir – (unter dem vielen Schönen – und Herlichen – von I h r e m Institut) auch gesagt dass Sie gerne wünschten, etwas von dess T r ö s c h ’ s seinen neüen Vorschriften zu sehen, – da ich nun zwey Bleter von Ihme erhalten, so bin so frey I h n e n eines davon zu übersenden. Es ist in der That sehr viel von diesem rohen uncultivierten Natur sohn, um so da mehr das er solches nur mit der linken Hand verfertiget; indem er seinen rechten Arm, durch einen unglüks- oder vielmehr Glüks-fahl verlohren hat. Da ich mich sehr für dieses Fach Intressiere, welches unsere nachkomenschaft zu würdigen Bürgeren bilden kan – so werde (so bald mir meine Geschäfte solches zulassen) die Freyheit nehmen, und Ihr Institut besuchen; Ich habe mir schon entsezlich viele Schriften in dieses Fach einschlagend verschaft nehmlich von Salzmann; Gasparj; Bertuch; Funk; Rochow etc; und da ich von B[ür]g[e]r Maurer gesehen, dass Sie auch derley trefflich nüzlich verbesserte Werke in Arbeit haben, und zwar schon sehr weit darin vorgerukt sind – so ersuche ich Sie (fahls Sie davon veräusseren wollen) sobald Sie etwas complet haben, mir solches baldigst zukommen zu lassen, nebst dem Preiss dazu. Wann Sie allen fahls hiesige Gegend bereisen, so wird es mir unendlich schäzbahr seyn Ihre persöhnliche Bekantschaft zu machen, der ich mit republikanischem Gruss, und Achtung bin Ihr ergebener Johann David Mumenthaler Oberst L i e u t e n a n t

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 249/1 Bogen, 102x176 mm Dorsualvermerk Mumenthaler Langenthal d. 5 7ber 1801, Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 14 Z. 27

cultiviert: lateinische Schrift complet: lateinische Schrift

450 Sacherklärung I. Johann David Mumenthaler (1772–1838) stammt aus Langenthal (Kt. Bern). Sein Vater, ein Buchbinder, baut und verkauft elektrische Apparate, Mikroskope und Teleskope. Mumenthaler ist ein begeisterter Revolutionsfreund und korrespondiert mit den Gesinnungsgenossen am Zürichsee. Die bernische Regierung leitet dazu eine Untersuchung ein, die aber im Sande verläuft. 1799 initiert er in Langenthal die sogenannte Aristokratenschule ( Nr. 525, Sacherklärung II.). In diesem Zusammenhang wendet er sich an Pestalozzi. Im Zuge der Helvetischen Revolution wird er von der neu formierten Stadtregierung zum Schreiber der Municipalität ernannt. 1810, noch in der Mediation, wird er zum Ammann gewählt und führt dieses Amt in Personalunion mit jenem des Statthalters. Er bringt das chaotische Finanzwesen der Gemeinde in Ordnung. 1817 tritt er zurück und verfasst über seine Tätigkeit eine Art Rechenschaftsbericht, das Rote Buch. Der vielseitig interessierte Mumenthaler ist ein begeisterter Leser der Werke von Jean Paul (1763–1825,  Nr. 917), dem er einige Briefe schreibt und mehrmals Emmentaler Käse schickt. II. Es ist unklar, ob Pestalozzi auf diesen Brief geantwortet hat, zumindest ist keiner erhalten. Auch Mumenthaler selber wendet sich in der Folge nicht mehr nachweislich an Pestalozzi, er tritt erst wieder als Subskribent der Cotta-Ausgabe in Erscheinung. III. Z. 8f. Z. 11f.

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B[ür]g[e]r Maurer: J. Maurer  Nr. 525 T r ö s c h ’ s seinen neüen Vorschriften: Im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert wurden in der Volksschule für den Schreibunterricht meist handschriftliche Vorlagen, sogenannte «Vorschriften», verwendet. In der Regel schrieb der Pfarrer, in wenigen Fällen war der Lehrer dazu selber in der Lage, in Schönschrift biblische Sprüche auf Zettel, die jene Schüler und Schülerinnen, die Schreibunterricht genossen, abzuschreiben hatten. Vermutlich stellte Johannes Trösch (1767–1824,  Nr. 525) gedruckte Vorschriften her, die er verkaufte. Salzmann: Wahrscheinlich ist damit eine der beiden folgenden Schriften von Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811,  Nr. 933) gemeint: Anweisung zu einer unvernünftigen aber modischen Erziehung der Kinder. Erfurt 1780. Ab der 3. Auflage mit neuem Titel: Krebsbüchlein oder Anweisung zu einer unvernünftigen Erziehung der Kinder. Erfurt 1792 oder Moralisches Elementarbuch: nebst einer Anleitung zum nützlichen Gebrauch desselben. 2 Theile. Leipzig 1782/83. Neue verbesserte Auflage Teil 1 1785, neue verbesserte Auflage Teil 2 1795. Gasparj: Adam Christian Gaspari: Ueber den methodischen Unterricht in der Geographie und die zweckmässigen Hülfsmittel dazu: Nebst Plan und Ankündigung eines neuen Schul-Atlasses mit den dazugehörigen Lehrbüchern. Weimar 1791 Bertuch: Friedrich Justin Bertuch: Bilderbuch für Kinder enthaltend eine angenehme Sammlung von Tieren, Pflanzen, Früchten, Insekten, Trachten und allerhand unterrichtenden Gegenständen aus dem Reiche der Natur, der Künste und Wissenschaften. Weimar 1790–1795 Funk: Christlieb Benedikt Funk: Anweisung zum Gebrauch der Erdkegel und Erdplanisphären. Leipzig 1781

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Rochow: Welche Schrift(en) Mumenthaler aus dem umfangreichen publizistischen Werk Rochows zur Kenntnis genommen hat, kann nicht näher bestimmt werden.

531. Johann Georg Tobler 12. September 1801 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Canton Bern Basel, den 12. September 1801.

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Theurer, edler Mann! Ihr gestriger Brief, seine Sprache, die so sehr den Gram eines gedrückten und sein Hinschwinden ahnenden Herzens verräth, macht mich unruhig. Ich weiss wohl, Sie wollen das Werk und überlassen seine Folgen der Hand der Vorsicht; Sie sehen im Keimen der Saat ihr völliges Reifen, aber Sie möchten diese Saat und ihr Reifen g e s i c h e r t in Händen von Menschen zurücklassen, die sie zur Reife bringen k ö n n e n und w o l l e n . Über das W o l l e n lässt sich wenig sagen. Gewiss gibt es solche. Wenn nur nicht der W i l l e so tausendmal das Spiel der Verstandesschwäche, früherer Vorurtheile und der Umstände wäre, die nicht immer sich ändern lassen. Muss ich doch um des Vorurtheils willen von meinen täglichen acht Stunden schon eine mit Tändeln, d.h. mit Erzählen und Frägeln tödten. Doch diess sei, und ich will dem Himmel danken, wenn die Tollheit mir von acht Stunden immer nur eine wegstiehlt. Aber ob die Menschen, deren Stäbe meistens Ideale und Schwäche sind, Ihr Werk retten k ö n n e n , ist eine andere Frage? Ob sie die fliegende und schwimmende Menge in ihrem Fluge aufhalten, und auf den Weg der Natur werden aufmerksam machen können, wenn diese wenigen Menschen wirklich Ihren Weg wandeln? Ob nicht Insecten aller Art sich an Ihr Buch und an Ihr Werk wagen oder andere es in Formen giessen werden, deren Resultat der Urform nur noch so ähnlich sein wird, wie ein Capuziner-Helgen dem wahren Christus? Ich fürchte viel. Wenigstens möchte ich mich Jah-

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re lang verbergen, in der Stille mit einer Kinderschaar den Weg, dessen Anfang ich sah, verfolgen, von allem Einflusse fremder Ansichten frei sein, und dann im Resultate von allen Seiten vollendet, dem Zeitalter beweisen: das lässt sich auf diesem Wege finden und thun! Oft scheine ich mir dennoch auf einem weiten Ocean, um ein fremdes Land zu suchen, dessen Dasein ich glaube, aber man muss wie Columbus allein schiffen, sonst will jeder seinen Kram drein leeren und das Product verunstalten und das Land entfernen. Überdies braucht es viel, Ihren Geist ganz zu behalten in allen Unternehmungen. Werden Ihre nähern Freunde, die an Ihrer Seite arbeiten, Ihre Wahrheit und Ihre Haltung haben und behalten? Wenn ich alles überlege, so finde ich Sie, lieber H[er]r P e s t a l o z z i , noch viele Jahre nöthig, um das Kind Ihres Lebens, Ihrer Leiden und Anstrengungen zu pflegen und von Auswüchsen, die fremdartig sind, zu bewahren. Sie sehen Ihr Werk vollendet, ich sehe es kaum angefangen, kaum ein schwaches Kind, das mit Ihrem Verschwinden seinen natürlichen Pfleger verliert, und dann unter Fremden in der Welt von Idealen und Schwächen die Kenntnisse seines Ursprunges verliert. Noch bedarf es Harmonie mit dem Ganzen Ihrer Ansichten, mit dem H ö c h s t e n , was S i e sich unter Menschenbildung in physischer, intellectueller, bürgerlicher und moralischer Hinsicht denken; noch bedarf es Ankettung des Fortgangs aller Bildung bis zum vollendeten Menschen; noch bedarf es tausend M i t t e l , das Werk zu vollenden, die kaum, und zwar noch unvollständig in vielen Hinsichten angefangen sind, die immer Ihrer Ausbildung und Ihres Einflusses bedürfen, wenn die Menschen etwas mehr sehen sollen, als sie wirklich sehen. Und Sie sprechen von Hinschwinden; Sie ahnen einen Zeitpunkt, den ich um der Sache wie um meiner selbst willen so weit, weit entfernt wünschte. Lieber Herr P e s t a l o z z i ! Verzeihen Sie, wenn ich eine Offenheit brauche, die mir wohl unanständig sein dürfte; aber mein Herz und die Liebe zu Ihrer Sache machen mich sprechen. Ich sah auch Abnahme bei Ihnen, aber je weiter ich selbst isolirt arbeite, desto mehr muss Ihr Leben mir wichtig und theuer werden. Gewiss, Ihre Gehülfen fühlen das Gleiche. Aber womit verzehren Sie Ihre Kräfte? Was beschleunigt Ihr Hinschwinden? Wahrlich nicht Ihr schweres Werk, sondern die kleinlichen Dinge, die Sorgen um Ihr Institut. Jenes hebt, ich weiss es, mit jedem neuen Gelingen Ihren Muth und Ihre Kräfte, aber indem Sie der Sorge des Hauses oder der Anstalt Ihre Kräfte opfern, verlieren Sie Ihre Ruhe und wahrlich auch einen Theil Ihrer Kräfte, die allein dem Ganzen gehören. Oder sagen Sie

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selbst, in welcher Verbindung oder Vergleichung steht der Werth Ihres Lebens mit der Sorge um den äussern Gang Ihres Instituts? Das Letztere kann ja auch in einer andern Hand gelingen, während Sie die Hauptsache desselben, den Unterricht l e i t e n ; aber Ihre Kraft, Ihre Ansichten, die Vollendung Ihres Werkes kann ein Anderer nicht auf sich nehmen und Ihren Kräfteverlust kann dann später weder Nachreue und Thränen, noch Anstrengung ersetzen. Nein, lieber Herr Pestalozzi! Jede Kraft und jede Minute, die Sie etwas Anderm als dem Wesen Ihres Werkes widmen, ist unersetzlicher Verlust für die Sache selbst, und für Ihre Freunde eine Ursache spätern Grams, wenn Sie einst Ihr Gebilde unvollendet sehen müssten. Wahrlich an Ihrem Grabhügel würde der Menschenfreund mehr mit Bitterkeit als mit Hoffnung stehen müssen, dass Sie sich nicht zu rechter Zeit einer Sorge entschlagen hätten, die Ihre Zeit abkürzte, und es bedauern müssen, dass Sie mehr der Neben- als der Hauptsache gelebt hätten, in einer Zeit, wo jede Minute Ihres Daseins die Reformation des Menschengeschlechts stark machen oder befördern konnte. Darum bitte ich Sie mit aller Wärme der Freundschaft und der Liebe für Ihr Werk, überlassen Sie so bald möglich diese Sorgen solchen, deren Zeit für die Nachwelt nicht so theuer und deren Jahre ihnen nicht so kärglich zugemessen sind. In Ihre Hand hat die Gottheit eine Rückkehr der Menschen zur Wahrheit und zum Recht gelegt. Werfen Sie dieses Geschenk, dieses Kleinod nicht weg, um einzelner Nebenansichten willen. Es wird doch noch solche Menschen geben, die Ihr Institut in Ihrem Geiste und unter Ihrem Einflusse leiten k ö n n t e n und die solche Bedingungen eingingen, welche Sie entschädigen könnten. Ihnen bliebe dann ja die Herausgabe Ihrer Werke, die, schneller vollendet, Ihre dann kleinere Öconomie sicherten. Könnte ich mehr thun, als ich kann; entspräche meine Kraft dem Willen, wahrlich Sie sollten bald ruhiger sein und mit schönern Hoffnungen jedem Ziele entgegensehen! Gestern sagte mir Vonbrunn, der sich Ihnen herzlich empfehlen lässt, dass auch im Schwäbischen Merkur ein Brief über Ihr Unternehmen stünde. «Wenn, so ungefähr soll es lauten – wenn das höchste Produkt, das vielleicht die Menschheit aufzuweisen hat, das einzige Mittel einer gänzlichen Rückkehr der Menschen, das P e s t a l o z z i in seiner neuen Bildung aufstellt, verloren gehen sollte, so wäre es einzig aus Mangel an Unterstützung! Welche Schande der Menschheit in unserm Zeitalter!»

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Sie fragen nach Z s c h o k k e , und ich war erst einmal bei ihm. Die Unterhaltung fiel etwas in’s Steife. Was kann ich thun, wenn der Mensch mir nicht seine ganze Offenheit entgegenbringt? Über Ihre Briefe sagte er mir kein Wort, ungeachtet ich forschte. Es ist immer, als wollte e r forschen und dann sehe ich ihn an und – schweige. Menschen, die an tausend Interessen gebunden sind, haben kein w a h r e s . Sonst sehe ich keinen Menschen, der davon sprechen könnte oder wollte. M i v i l l e sehe ich nicht, ob er gleich warm ist und das Gedeihen Ihrer Sache sehr wünscht. Es gibt bei Zusammenkünften bald ein Einerlei und am besten lässt sichs durch R e s u l t a t e zeigen. Von einer Idee bis zur Erschaffung und Anwendung der Mittel geht immer eine gute Zeit hin, und diese Menschen sehen immer lieber Vollendung als Idee. Pf[arre]r F ä s c h interessirt sich, besuchte aber meine Lehranstalt e i n m a l , eine Viertelstunde, und frägelte Dinge, die erst in den zweiten und dritten Kurs gehören. Meine Galle regte sich ein wenig, dass sich auch die theilnehmendsten Menschen so wenig in den Gang und die Stufenfolge der Sache hineindenken können und Ungereimtheiten fordern. Desswegen liebe ich es sehr, dass g a r N i e m a n d mich besucht, weil ich unterdessen die höchsten Klassen, den zweiten und dritten Kurs durchgehen lassen kann, und dann an einem allgemeinen Examen den Erfolg der Methode von unten herauf zeigen und den Eltern beweisen kann wohin ihre Kinder in jeder Rücksicht geführt werden. Mir ist’s immer auffallender, die Menschen sind zu kraftlos, um sich für etwas zu interessiren, was einst reine Prozente trägt. Übrigens lebe ich, wie Sie sehen, immer noch in gleicher Stille, unbesucht und ungekannt, der Person und der Sache nach. Diese Woche war die Dichterin B r u n n mit Z s c h o k k e auf der Gartnernzunft. Er liess mir’s nicht wissen und führte sie nicht in meine Anstalt, wo sie den Geist der Sache näher hätte kennen lernen können. Dies bringt mich auf die Vermuthung, dass Z s c h o k k e ein Kleines gegen mich haben muss. Indessen Madame B r u n n kommt zu Ihnen, wenn sie nicht schon in Burgdorf war, dort kann sie mehr sehen. Die Bearbeitung der Geschichte ist leicht; aber H e r d e r hat mich ziemlich geschreckt. Er hält die Geschichte, wie sie ist, bloss für Geschichte menschlicher Verirrungen und für Erzählung leidenschaftlicher Ausbrüche, die für Kinder immer gefährlich sein müssen, bis durch Erziehung die Charakterstärke wie das Urtheil gesichert wären. Was halten Sie davon!

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Mich brachte dies auf die Idee, ob man die Geschichte nicht bloss in Rücksicht des Steigens der Menschheit aus dem Thierzustande zum bürgerlichen und sittlichen bearbeiten, bloss jene Menschen und Epochen herausheben könnte, welche Belege wären, wie Menschen auf ihre jetzige Stufe kamen, wohin vorzüglich die menschlichen Erfindungen gehören. Die Anstalt zur Gartnern hebt sich allmälig zu einem dauernden Waisenhause für M ä d c h e n . Die Beiträge mehren sich immer, allein der Geist der Sache geht verloren, und ich sehe keine grosse Anstalt, weil kaufmännischer Geist wie ein Gespenst darin haust. Leicht wäre es mir, die Anstalt in ein K n a b e n i n s t i t u t zu verwandeln, wenn ich wirklich schon ein Institut a u f d e m L a n d e hätte. Meine Idee wäre folgende: Man nähme vierjährige Waisenknaben an, etwa einen Drittheil, den andern Drittheil acht- bis zehnjährige, und den dritten Drittheil dreizehn- bis vierzehnjährige. Diese Knaben erhielten nun ganz in der Methode allen Unterricht, würden nebst Waisenhausarbeiten auch zur Landwirtschaft angehalten und so im Kreise der Kunst, wie in der Natur erzogen und bei ihrem Austritt aus der Anstalt zu Lehrern in Schulen angestellt. Dürfte man nicht von einer solchen Waisenanstalt, die zugleich Schullehrerseminar wäre, viel erwarten? Freilich würde es den bisherigen Plan umstossen und ein paar Frauenzimmer quälen. Allein ein Blick in die Zukunft sagt mir, dass der jetzige Plan missglückt, weil die reichen Frauen und Herren doch bald müde sind; dass sie hingegen gern Geld geben, wenn sie den Namen W o h l t h ä t e r und keine Mühe haben. Desswegen stehe ich auf dem Punkte, meinen Plan vorzuschlagen, die Leitung des Instituts mit einem kleinen eigenen vereinigt zu übernehmen und so wenigstens das Geld fremder Menschen zur Ausbreitung der Methode zu benützen. In meiner Anstalt geht es sehr gut. Die Fortschritte in der A n s c h a u u n g sind ungeheuer, etwas langsamer bei dem Messen, denn die Buben möchten gerne karren. Ich habe nun die A n s c h a u u n g d e r N a t u r g e s c h i c h t e angeordnet. Sie nennen den zweiten Curs dieser Anschauung B e z e i c h n u n g der characteristischen Eigenschaften. Es ist unaussprechlich; welche Sprache auch die Thiergeschichte liefert, welche unermessliche Anschauung des Worts jeder Thiertheil gibt, wie sich der Buchstabe verliert und das Wort in Geist übergehen muss. Die spätern Kurse wiederholen und vollenden die Anschauung der ersten und die Nomenclatur wird Systeme vollenden, die sich Niemand träumte. So sieht es mit allen Theilen aus. Die Erdbeschreibung ist so reichhaltig, erhöht so sehr den Spielraum des menschlichen oder kindischen Geistes, dass ich

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selbst über seine Wirkung staune. Sie kennen aus der Imagination die Grenze der Länder, den Ursprung und Lauf der Flüsse u.s.w. Die Nomenclatur beim Lesen vollendet. Alle Klassen gehen rasch vorwärts, und die Wahrheit der Methode bestätigt sich immer mehr auch an diesen Serblingen der Natur und der Verkünstlung. Schade, dass man zur Hülfe nicht gerade die besten Werke hat, um alle Bildungsmittel auszuwählen. Man wollte Halbmenschen, und so schrieb man auch die Bücher. Hingegen in den Hauptwerken, wo die höchste Kunst ist, ist auch die höchste Natur, weil sie den Weg zeigen, wie sie von dieser zu jener stiegen. In acht bis vierzehn Tagen werde ich unfehlbar bei Ihnen sein. Verzeihen Sie meine Sudelei. Grüssen Sie mir herzlich K r ü s i , B u s s und alle im Hause und fahren Sie fort zu lieben Ihren ergebenen und Sie liebenden Tobler. Verzeiht meine Sudeleyen; Entschuldigung hoffe ich von Krüsi u[nd] Buss, dass ihnen nicht eigen schrieb; es war mir unmöglich, da ich den ganzen Tag die Methode lehre, oder für sie apostle. Noch eins: H e r d e r – sagt mir Lachenal, habe in einem Briefe, an seinen Freünd, wie eine deütsche Zeitung sagte, geäussert: Pestalozzi werde durch seine Methode u[nd] seine Erziehungsgrundsätze, im Innern der Menschheit eine grosse Revoluzion bewirken. Wo u[nd] wann er das gesagt – weiss ich nicht. Aber Herder glaubt an Sie. Möge Helvetien es einsehen, dass in seinem Schosse der Keim einer höhern Menschenbildung liegt u[nd] diesen Keim pflegen! Möge die Morgenröthe einer schönern Schöpfung für die Menschheit, eines neuen, Lebens aus Helvetien ausgehen, wie einst die erste Freiheit von ihm ausgieng! Dies wünschen gute Menschen; u[nd] gerne stimme ein. Eben ziehen 3. Halbbrigaden durch von der Rheinarmee. Alle Soldaten mit Lorbeersträuchern versehn; u[nd] eine Menge Lorbeerkränze statt Fahnen, an langen Stecken. Das ist doch ärgerlich für gewisse Leüte. Adieu; Seid alle meiner herzlichen Liebe versichert u[nd] meines wärmsten Eifers für die Sache. Viele Grüsse an H[err]n Stamler u[nd] alle. Mit Umarmung ganz Eüer Tobler.

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Morf II, S. 63–67 und ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/2 Blatt, 188 x 234 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Tobler Basel teilweise Original Textkritik

Zeuge [a] + H Z. 1–8 H Z. 9–217 [a] Z. 218–240 H Sacherklärung I. Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. Die Quellenlage zu diesem Brief ist unklar. Als Handschrift ist nur die Adresse und der Schlussteil vorhanden, während der Hauptteil mit Datum ohne Quellenangabe bei Morf abgedruckt ist. Aufgrund der inhaltlichen Übereinstimmung zwischen dem Schlussteil bei Morf und der handschriftlichen Quelle werden die Texte hier als ein Brief angesehen. Zum Inhalt des Briefes  Nr. 524 III. Z. 11 Z. 27 Z. 34 Z. 112 Z. 113

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gestriger Brief: PSB IV, Nr. 835 Stäbe: Stütze, Krücke Helgen: Bild Vonbrunn: Niklaus von Brunn (1766–1849)  Nr. 520 Schwäbischen Merkur: Im Schwäbischen Merkur konnte kein Brief mit einem solchen Inhalt nachgewiesen werden. Anders als Tobler schreibt, dürfte es sich um einen Brief im Neuen teutschen Merkur handeln. Tobler irrt sich noch ein weiteres Mal, denn er schreibt auch im Brief vom 13. März 1802 ( Nr. 552) von Wielands Schwäbischem Merkur, ein Blatt, das aber von Christian Gottfried Elben (1754–1829) herausgegeben wurde. Christoph Martin Wieland (1733–1813,  Nr. 526) hingegen war der Herausgeber des Neuen Teutschen Merkur. Dort findet sich dann auch tatsächlich unter «Auszüge aus Briefen» mit dem Datum 7. May 1801 eine Stelle in der Mai-Ausgabe, die wie folgt lautet: «Traurig und unser Zeitalter brandmarkend wäre es daher wenn das Institut zu Burgdorf bei Bern, das einzige Depot und der Uebungsplatz für diese neuen so wichtigen Entdeckungen, aus Mangel einer unbedeutenden Geld-Unterstützung wieder eingehen müsste!!» (Neuer teutscher Merkur 1801, S. 160). Z s c h o k k e : Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848)  Nr. 561 M i v i l l e : Johann Friedrich Miville (1754–1820)  Brief vom Herbst 1817 F ä s c h : Johann Jakob Fäsch (1752–1832)  Brief vom 11. Juni 1817

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B r u n n : Friederike Brun-Münter (1765–1835) wuchs als Tochter des deutschen Predigers Balthasar Münter (1735–1793/94) in Dänemark auf, heiratete 1783 18-jährig den gut 20 Jahre älteren Constantin Brun (1745/46–1836), der Dänischer Konsul in St. Petersburg war. Sie wurde Mutter von fünf Kindern, von denen vier überlebten. Im Winter 1788/89 verlor sie das Gehör und blieb für den Rest ihres Lebens gänzlich taub. Sie verfasste Gedichte, die ab 1790 auch in Zeitschriften und Almanachen erschienen sowie Reisebeschreibungen. Nach vielen Jahren, in denen sie immer wieder auf Reisen war, blieb sie ab 1810 in Kopenhagen, wo sie am 25. März 1835 starb. Gartnernzunft: Schule für die Mädchen aus der Ostschweiz, die während den Wirren der Helvetik in Basel aufgenommen wurden (Schule an der «Zunft zu Gartnern»). H e r d e r : Damit dürfte wohl Johann Gottfried von Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit gemeint sein (1794–1791,  Nr. 570, Z. 11–17). karren: Möglicherweise ist «karren» vom französischen carré abgeleitet, was Viereck bedeutet und Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) meint damit die Übungen der Schüler mit Linien und Quadrat als Grundlage der Entwicklung der Zahlenverhältnisse. Serblingen: Ein Serbling ist ein jugendliches Lebewesen (Pflanze, Tier, Mensch), das in seinem Wachstum zurückbleibt, trotz bester Wartung nicht gedeiht, kränklich und dahinsiechend ist. Hier dürften schwächere Schüler gemeint sein. K r ü s i : Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 B u s s : Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Lachenal: Friedrich Lachenal (1772–1854) aus Basel erhielt zunächst Privatunterricht und besuchte (wahrscheinlich) von 1779–1785 das städtische Gymnasium, nach dem Tod seiner Mutter (1786) das Knabeninstitut von Pfarrer Georg-Louis Chiffelle († wahrscheinlich 1801) in La Neuveville (Kt. Bern). 1789 schrieb er sich an der Universität Basel ein (Rhetorik, später Medizin). In seinen Bemühungen um eine Professur in der Philosophischen Fakultät unterlag er 1796 gegen einen seiner Mitbewerber und widmete sich privaten Studien (der Philosophie und der schönen Wissenschaften). Nach der Revolution 1798 wurde Lachenal unter anderem Schreiber des Erziehungskomitees. 1804 erhielt er einen Ruf an den Lehrstuhl für Logik und Metaphysik. Friedrich Lachenal war mit Ursula La Roche (1786–1839) verheiratet. Neben seiner akademischen Tätigkeit bekleidete Lachenal auch öffentliche Ehrenämter; so war er ab 1803 Mitglied der Gesellschaft zur Aufmunterung und Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, engagierte sich für das Armenkollegium, eine Armenfürsorge-Einrichtung nach Hamburger Vorbild und für die Lese-Anstalt für die Jugend. Lachenal trat 1824 einer Gemeinschaft bei, die das Hellsehen pflegte. Friedrich Lachenal hatte anscheinend schon in der Mitte seines Lebens ein Augenleiden, welches in seinen letzten Lebensjahren zur Erblindung führte. Er starb am 27. Juni 1854. B r i e f e : Die bibliographischen Angaben der Aussage Herders konnten nicht eruiert werden. Eben ziehen …: Die Franzosen hatten 1794 das linke Rheinufer erobert. Am 7. September 1801 verlegte die Brigade de gauche (General Quettard)

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Z. 237

ihr Hauptquartier nach Basel, drei Tage später folgte ein Battaillon der 104. Halbbrigade als Garnison. Stamler: konnte nicht ausfindig gemacht werden

532. Johann Melchior Mohr 23. September 1801 5

An den Bürger Pestalozzi zu Burgdorf Bern d[en] 23ten 7ber 1801.

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Freünd Pestaloz! Ich habe diesen Morgen Ihr B a u g e s c h ä f t vorgetragen, und die Vollziehung hat den Devis genehmigt. Ich werde nun den Beschluss, so bald wie möglich, an die V[erwaltungs] Kammer expediren, damit mit den Reparationen so gleich vorwärts geschritten werden kann. Die Überbringer dieses Briefchen sind zwey sehr schätzenswürdige Männer, beyde Klostergeistliche in St. Urban. Der Jüngere reist nach J e n a um seine Studien dort zu vollenden. Ich bitte, nehmen Sie diese wackern Geistlichen mit der nehmlichen Freundschaft auf, mit welcher Sie mich aufnehmen würden. Ich grüsse Sie herzlich J.M. Mohr

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 238/1 Bogen, 179x232 mm stark fleckig Adresse, Dorsualvermerk Moser Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Johann Melchior Mohr (1762–1846) stammt aus Luzern. Bevor er sich zum Theologiestudium und für den geistlichen Stand entschliesst, schlägt er eine Offizierslauf-

460 bahn in französischen Diensten ein. 1787 wird er in Luzern zum Priester geweiht, 1789 Mitglied der Luzerner Lesegesellschaft und 1795 der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971). Zu Beginn der Helvetik ist er im Amt für Auswärtige Angelegenheiten unter Minister Louis François Bégoz (1763–1827) als Chef de Bureau tätig, zieht sich aber 1799 wieder vom öffentlichen Dienst zurück. Ende Dezember 1800 bis zum Staatsstreich im Oktober 1801 tritt er die Nachfolge Philipp Albert Stapfers (1766–1840,  Nr. 899) als Minister für Künste und Wissenschaften an. Bis zum Ende der Helvetik nimmt er verschiedene politische Ämter ein. Danach kehrt er als Pfarrer in Adligenswil (Kt. Luzern) in den geistlichen Stand und an das Stift St. Leodegar zurück. Als Oberinspektor des Schulwesens der Ämter Luzern und Entlebuch (1804–1806) sowie Rektor des Lyzeums und Gymnasiums Luzern (1806–1809) setzt er sich für die Reform des Schulwesens ein. 1815–1821 präsidiert er das geistliche Examinationskollegium. Daneben bekleidet er weitere Stiftsämter; die ihm angebotene Probstwürde lehnt er zweimal ab. II. Am 24. Juli hatte Pestalozzi eine Anfrage an die Verwaltungskammer gerichtet, um Reparaturen und den Einbau von zusätzlichen Zimmern vornehmen zu können, weil die Anstalt wegen der grossen Nachfrage zu klein geworden war (PSB IV, S. 76; StA Bern, Verwaltungs-Kammer Missiven-Buch No. 4, S. 403f.). Der Antrag wurde am 23. September genehmigt (Bundesarchiv Bern, Zentralarchiv der Helvetischen Republik, Nr. 579, Nr. 318, S. 495ff.). III. Z. 9 Z. 10 Z. 15

B a u g e s c h ä f t :  Sacherklärung II. Vollziehung: Vollziehungsrat  Nr. 495 Klostergeistliche: In den Akten des Klosters St. Urban (Kt. Luzern) lässt sich keine Reise in der betreffenden Zeit von Klostergeistlichen nach Jena nachweisen. Für die in Frage kommende Zeit ist zwar eine Reise von Conrad Meyer (1780?–1813) nachgewiesen, jedoch ohne Angabe des Ziels. Er erhielt deshalb am 3. Oktober 1801 sein kleines Guthaben ausbezahlt. Meyer stammte aus Solothurn und starb mit 33 Jahren in der St. Urbaner Expositur Herdern im Thurgau. Wer der zweite Klostergeistliche war, bleibt unklar. Der Abt Karl Ambros Glutz (1748–1825) interessierte sich zwar für Pestalozzis Methode, doch handelt es sich wohl nicht um diesen, da lediglich von «Klostergeistlichen» die Rede ist.

461 533. Johann Georg Tobler 10. Oktober 1801 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Canton Bern. Basel den 10. Oct. 1801.

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Lieber, theürer Herr Pestalozzi! Auch heüte kan nicht verreisen, da ein neues Logis beziehe, u[nd] sehe unangenehme Geschäfte dabej vorkommen. Doch künftigen Mitwoch gewiss, wahrscheinlich mit der Postkutsche. Die Sache geht sehr gut u[nd] auch mein Institut. Indem täglich in allen Fächern arbeite, nähere mich auch mehr den Fundamenten von denen der Unterricht in den höhern Fächern des Wissens ausgeht u[nd] sehe die Mittel ihn zu vollenden. Es ist unglaublich wie sehr die Resultate dem Grundsatze, dessen Folge sie sind entsprechen u[nd] die kühnste Erwartung übertreffen. Zum Unglücke fängts eben an Aufsehen zu machen u[nd] Menschen aller Farben, nur keine Schwarze, quälen mit ihren Besuchen, gaffen, staunen, dass die kleinen Kinder mehr als sie wissen, aber weiters sind sie auch sehr dick an Kopf. Sie glauben alle lieber halbe Zauberey als dass sie auf den Gedanken kämen: das thut Natur, u[nd] wir sind nicht so weit weil wir weder ihre Beschaffenheit, noch ihre Mittel kennen! Indess vergrössert diess doch täglich meine Anstalt. Diese Woche einzig vermehrte sichs um 6. Kinder, u[nd] viele werden noch kommen. Die Zahl 60, wird wenns so fort geht bald da seyn, denn schon habe etwa 40., mit den Versprochenen. Auch nehme jetz etwa 10. Kinder ins Haus, an die Kost, u[nd] bahne so den Weg zu einem Institute. Übrigens habe hier keine grossen Schwierigkeiten zu bekämpfen. Die Geistlichen, diese edeln Zionswächter halten freilich Umgänge in die Häuser u[nd] beweisen dass sie auch keine stummen Hunde sind predigen von Atheismus, Irrlehrer, denen man Kinder anvertraue, u[nd] von revoluzionnairen Grundsätzen die man ihnen beybringe; die Schullehrer knirschen, verschreien die Methode, die sie nie gesehen u[nd] fragen sich wie lange sie so bestehen könne? Sie sehen wirklich vor, ihre Zeit gehe zur Neige wenns so fort gehe; aber sie müssen dem Schicksal stille halten. Die Leüte glauben ih-

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nen u[nd] den Schwarzen leider nur so lange bis sie d i e S a c h e gesehen u[nd] dann heissts basta u[nd] ihre Kinder kommen zu mir. Künftigen Donnerstag, wills Gott! ein Mehreres mündlich Leben Sie wohl u[nd] lieben Sie ferner Ihren Sie liebenden Tobler

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Herzliche Grüsse an das ganze Haus.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/12 Bogen, 191x233 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 10 Z. 10 Z. 33

nicht verreisen Logis: lateinische Schrift u[nd] beweisen Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 10

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neues Logis: Wo genau sich die neue Wohnung befunden hat, ist unklar. «Es ist anzunehmen, dass Tobler zuerst am Unterrichtsort wohnend, nach seiner Verlobung im Herbst 1801 eine grössere Wohnung suchte und nach der Heirat im Januar 1802 in eine Privatwohnung auf dem Fischmarkt wechselte» (Ernst Martin: Johann Gustav Tobler im Spiegel seiner Briefe an Pestalozzi. Zürich 2000, S. 55). nur keine Schwarze: Damit sind wahrscheinlich strenggläubige Menschen, Feinde der Aufklärung gemeint.

534. Laué, de Luze & Co. 17. Oktober 1801 [Reg.] Antwortvermerk «le 17.» auf dem Brief Pestalozzis vom 17. Oktober 1801.

463 Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 2.69.27b Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

535. Johann Georg Tobler 18. November 1801 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Canton Bern Basel den 18. Nov[ember] 1801.

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Theurer Mann! Aus den gleichen Gründen kan auch heüte nicht zu Ihnen reisen, wie vor 8. Tagen. Am meisten schmerzt es mich, dass ich nicht zu Ihnen eilen kan, um mich von der Wahrheit oder Unwahrheit des Gerüchts zu überzeügen, das mir gestern mit allen Wahrscheinlichkeiten, die auch Vollz[iehungsrat] Schmid bestätigte, zukam: D i e n e u e R e g i e r u n g h a b e mit Hülfe desjenigen heil[ig]en Geistes, von dem die Bernerpfaffen besessen sind, I h r I n s t i t u t i n Burgdorf aufgehoben. Wiewohl ich überzeügt bin, dass sie Ihnen mehr nicht als Logis u[nd] die kleine Summe von etl[ich]en hundert Franken nehmen konnte, u[nd] ihr Befehl keineswegs ein Privatinstitut erreichen u[nd] zernichten kan, dass mithin der Schade so gross nicht seyn kan u[nd] nur momentane Verlegenheiten nach sich zu ziehen im Stande ist, so wünschte doch gerne zu glauben, unsre Regierung hätte sich selbst diesen Nasenstüber nicht im Angesichte Eüropas gegeben. Sollten denn diese Bübchen nicht merken, dass sie dadurch ihre wahren Absichten allzu schnell enthüllen? Dass sie sich selbst dadurch so stinkend machen, dass der Hottentotte im südlichsten Afrika sich die Nase zuhalten muss; dass die Geisel, die Eüropas M ä n n e r sogleich zur Hand nehmen würden, sie so treffen könnte, dass man ihnen die Schwielen nach der Auferstehung

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noch ansehen könnte! Nein, so dumm zu ihrer Bosheit will ich diese Leüte doch noch nicht glauben. Sie werden aber leicht einsehen, dass ich sehr ungeduldig auf Briefe von Ihnen harre, die mich näher unterrichten. Lassen Sie durch Krüsi oder Buss auch dies Umständliche mit einfliessen, damit man schnell Gebrauch machen kan. Wenn Sie mir morgen schreiben, so habe am Freitag den Brief. Da ich keine Zeitungen lese, und nur das Urtheil Basels über die neue Revoluzion höre, so kommt mir alles, auch das Schlimmste, wahrscheinlich vor; denn Basel jubelt u[nd] wo ein s o l c h e s V o l k jubelt da ist gewiss Unrath. Indess getrost! Die Sache machte ohne Zweifel nicht genug Aufsehen. Da die Vorsehung Sie liebt, so hetzte sie auch ihre Hunde, damit die Menschen aufmerksammer würden. Wird doch ein confiszirtes Buch am meisten gelesen. Freylich könnte die Hölle jubeln, wenn der Streich ganz gelungen wäre; ihr Reich dürfte dann um Jahrhunderte länger existiren. Allein Ihr Buch ist gedruckt; Sie werden den Muth nicht verlieren; Gott wird uns Ihr Leben erhalten; Sie werden noch Menschen finden, die Herzen, wenn schon keine Regierungsherzen, besitzen, – und die Sache wird gehen. Mich wenigstens hebt dieser Stoss. Wahrscheinlich werden die hiesigen Pharisäer u[nd] das ganze Geschmeiss, wenn sie den Meister gekreüzigt glauben, auch den Jünger in die Waden zwicken wollen. Aber wenn die Kerls auch noch mehr Dämone im Leibe hätten, es wird ihnen nicht gelingen; sie werden gewiss noch mehr Maulschellen kriegen als bisher. Grüssen Sie mir herzl[ich] Krüsi u[nd] Buss u[nd] alle im Schlosse. Ihr Sie ewig liebender Tobler

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/13 Bogen, 116x190 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel 18. 9ber 1801 Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 35 Z. 37 Z. 42

harre, die man schnell gewiss Unrath

465 Sacherklärung I. Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. Am 27./28. Oktober 1801 fand der dritte Staatsstreich der Helvetik statt, der den Sieg der Föderalisten brachte, die Auflösung der Tagsatzung und die Errichtung eines föderalistischen Senates. Alois Reding (1765–1818,  Nr. 547) trat an die Spitze der neuen Regierung. In diesem Zusammenhang kamen wohl auch die Gerüchte auf, Schloss Burgdorf werde wieder von Bern beansprucht, was aber erst 1803 nach der von Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) diktierten Mediationsverfassung Realität wurde. III. Z. 14 Z. 15 Z. 36 Z. 36 Z. 40 Z. 49 Z. 53

Gerüchts:  Sacherklärung II. Schmid:  Johann Jakob Schmid (1765–1828)  Nr. 526 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 neue Revoluzion:  Sacherklärung II. Ihr Buch: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt. Bern 1801 hiesigen Pharisäer: Wen Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) damit konkret meint, bleibt unklar. Allgemein dürfte er damit alle diejenigen bezeichnen, die sich gegen die Verbreitung der neuen Methode wehrten, aber auch diejenigen, die sich politisch gegen Pestalozzi gerichtet hatten. Denkbar sind hier Kreise aus der Obrigkeit, Erziehungsräte, Pfarrer mit orthodoxem oder pietistischem Hintergrund, Schulräte und traditionsbehaftete Lehrer.

536. Karl Viktor von Bonstetten gegen Ende November 1801 5

[Reg.] Pestalozzi beantwortet am 2. Dezember 1801 einen nicht mehr erhaltenen ersten Brief von Bonstetten.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 80.18 Sacherklärung I.

Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832)  Nr. 265

466 II. Nachdem sich Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832,  Nr. 265) 1798 vor den einrückenden Franzosen in Sicherheit bringen musste und zwei Jahre lang durch Skandinavien und Deutschland gereist war, kehrte er 1801 in die Schweiz zurück und besuchte Pestalozzi im November desselben Jahres (vgl. Brief Bonstettens an Friederike Brun in: Karl Viktor von Bonstetten: Neue Schriften: 1798–1802. Doris und Peter Walser-Wilhelm (Hrsg.). Bern 2000, S. 461–470). Dieser Besuch war auch Anlass, den längere Zeit unterbrochenen Briefwechsel wieder aufzunehmen, wobei sowohl die Entsendung von Schweizerfamilien nach Dänemark zur Sprache kam, die sich dort als Musterlandwirte niederlassen sollten, als auch der Besuch zweier Dänen von Pestalozzis Lehrerbildungsanstalt, um die Methode zu erlernen ( Nr. 537).

537. Karl Viktor von Bonstetten Dezember 1801 5

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dass er den Auftrag habe, bis Oktober 1803 acht Schweizerfamilien nach Dänemark in die Nähe von Kopenhagen zu schicken. Jede Haushaltung bekomme Haus, Garten und vier Jucharten Land. Der Kronprinz wolle seine Gutsbesitzer mit den Vortheilen der Landökonomie anderer Gegenden bekannt machen und ihnen zugleich zeigen, dass man auch im Winter nicht auf der faulen Haut liegen müsse; auch wolle man zwei Personen nach Burgdorf thun, um die Methode nach Dänemark zu verpflanzen. Er fragt Pestalozzi zugleich an, ob er vielleicht geneigt und in der Lage wäre, einige geeignete Familien zu bezeichnen.

Überlieferung 1

Morf III, S. 106 Sacherklärung I.

Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832)  Nr. 265 II. 

Nr. 536

538. Raymond de Verninac Dezember 1801 5

[Reg.] Der französische Gesandte in Bern, Verninac, lädt eine Delegation von Burgdorf zu Vorstellungszwecken ein.

467 Überlieferung 1

Morf II, S. 133 Sacherklärung I.

Raymond de Verninac wird am 7. Januar 1761 oder 1762 geboren. Er studiert in Paris und England Jurisprudenz und wird Dichter und Übersetzer. Seit 1791 ist er im diplomatischen Dienst tätig, sowohl in Frankreich als auch in Schweden und Konstantinopel. Nach Errichtung der Präfekturen im März 1800 durch Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) wird Verninac zum Präfekten des Département du Rhône ernannt. In Lyon errichtet er als Nachfolgerin der ehemaligen Akademie eine Société libre des sciences, lettres et arts namens Athenée. Vom August 1801 bis August 1802 ist er bevollmächtigter französischer Gesandter in Bern und setzt sich gegen die Interessen Napoléons für die Unabhängigkeit des Wallis ein (erhält mit seiner Familie 1805 das Walliser Bürgerrecht). 1804 fällt er in Ungnade, wird 1805 nach Frankreich zurückberufen und zieht sich vom Staatsdienst zurück. Verninac stirbt am 1. Juni 1822. II. Wie der Kontakt zwischen Pestalozzi und Raymond de Verninac (1761/62–1822,  Sacherklärung I.) zustande gekommen ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, da die Akten des Zentralarchivs der Helvetischen Republik im Bundesarchiv Bern dazu keine Informationen enthalten und Anfragen in Paris ergebnislos blieben. Aktenkundig ist ein Kontakt zwischen dem französischen Gesandten in der Schweiz und Pestalozzi erst wieder in einem Brief Stapfers vom 15. September 1802 an Gottlieb Abraham Jenner (1765–1834,  Nr. 577) (Schweizerisches Bundesarchiv Bern, B 3361, S. 27). Die Frau des Vorgängers Verninacs Karl Friedrich Reinhard (1761–1837,  Nr. 565), Christine Friederike Reinhard-Reimarus (1771–1815), hatte von einer Gesellschaft in Hamburg 1600 Franken für die Schweiz erhalten, wovon sie die Hälfte Pestalozzi zukommen liess (Republikaner, 7.9.1800). Ob dies aber in einem Zusammenhang mit Verninac steht, ist unklar.

539. Laué, de Luze & Co. 3. Dezember 1801 5

[Reg.] Antwortvermerk «reçu_ le 3°_ repondu» auf dem Brief Pestalozzis vom 28. November 1801.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 2.69.28

468 Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

540. Johann Georg Tobler 5. Dezember 1801 5

Herrn Pestalozzi in Burgdorf Canton Bern Basel den 5ten Dec[ember] 1 8 0 1 .

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Theürer Lehrer! Glücklich kam ich vorgestern Morgen um 10 Uhr bey meinen Lieben an, die ich wohl fand u[nd] die sich Ihnen herzlich empfehlen. Auch meine Schule traf ich in gutem Stande an. Noch einmal danke Ihnen herzlich, für alles was ich sah hörte u[nd] genoss, auch Krüsi u[nd] Buss herzlichen Dank, für ihre Anhänglichkeit an Sie u[nd] Ihre Sache. Mögen sie beide auch das Institut als Mittel Ihrer Methode ihre Existenz zu erhalten u[nd] ihr in aller Augen Werth zu verschaffen, den u n s e r Zeitalter leider! so gerne blos im Ä u s s e r l i c h e n sucht, eben so warm ordnen, als sie in der Methode leben u[nd] weben, so wird ihr Verdienst um Sie u[nd] die Welt gewiss von jedem bessern Menschen anerkannt werden u[nd] bleiben. Es hebt meinen Muth, so oft ich dem guten Gange der Sache nachdenke. Ja, lieber H[er]r Pestaloz, Sie werden Ihre grauen Haare noch mit Ehren in die Grube tragen. Der Erfolg wird das Werk Ihres Lebens u[nd] Ihrer Mühen krönen u[nd] ein seegensvolles Andenken an Sie, unentweiht auf eine späte Nachwelt übertragen. Sie werden in Ihren W i r k u n g e n fortleben, u[nd] eine schönere Unsterblichkeit als diese, können Sie wohl nicht erhalten. Ihr Werk ist gerettet; denn was sind ein paar Jahrhunderte, im unermesslichen Raume der Zeit! Setzen Sie auch diese, bis zur vollen Wirkung Ihrer Methode – so haben Sie doch noch immer eine schöne Abendröthe gegen den westlichen Theil Ihres Lebens, wenn es schon am Morgen u[nd] am Mittage donnerte u[nd] blitzte. Ihr Werk ist doch gerettet, und

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diess hebt die tausend Leiden Ihres Lebens gewiss zehntausendfach auf. Mein Glaube an eine gute Vorsehung wächst, wenn ich Ihr Schicksal überdenke. Mich dünkt, die Vorsehung, rechtfertigt sich anbethenswürdig in dem Gange, den sie Ihrem Schicksaale zeichnete. Nur die Stösse Ihres Schicksals konnten Sie die Welt kennen lehren, wie sie ist; nur verdorbene Menschen aller Art konnten Sie die Versunkenheit der Menschheit ganz sehen u[nd] ihre Quelle finden machen; nur das Fortwähren dieser Stösse, konnte Ihre Ansicht, frey von aller Mischung der Welt, wie sie ist erhalten; nur das öftere Fehlschlagen Ihrer Absichten u[nd] Bemühungen konnte ein halbgutes Werk verhindern, u[nd] ein ganz gutes bereiten. Sie mussten weggeworfen werden, um auch wegzuwerfen. Denken Sie nur an Ihre kleine Allianz mit den Männern unserer Revoluzion u[nd] was Sie im ersten Briefe an Gessner selbst sagen. Gerade in der Welt wie sie ist, u[nd] in ihrer Verdorbenheit mussten Sie den neüen Himmel u[nd] die neüe Erde suchen u[nd] den Weg dazu finden lernen, den sonst niemand wollte u[nd] kannte. Gerade durch das Wegwerfen der Menschen gegen Sie, musste Ihr Herz u[nd] Ihre Unschuld rein erhalten werden, das gewiss nicht geschehen wäre, wenn sie Ihnen wohlgewollt, u[nd] Sie mit Ämtern, u.s.w. versehen hätte. Verzeihen Sie lieber H[er]r Pestalozzi, den Erguss meines Herzens, es ist Folge der Stimmung, die Ihr Werk auf mich machte. Ihre Ansicht gefällt hier den Menschen, denen ich sie zeigen konnte, wiewohl es noch bey wenigen geschah. Ein Mann, den ich schätze, machte die Bemerkung, die Schaamtheile im ersten Hefte vom Menschen sollten noch einige Zeit bedekt bleiben; nicht aus Vorurtheil, sondern weil sie zur Verdorbenheit unsrer jezzigen Kinderwelt, u[nd] den Eindrücken, den sie von allen Seiten, u[nd] zwar immer schief u[nd] falsch erhalten noch nicht passe; er meint in 10. Jahren schon dürfte die Nacktheit viel weniger schaden, wenn die Reinheit der Kinderseele auch schon ein bischen durch die Methode mehr gesichert wäre. Wirklich finde ich, man sollte die Kinder die innern Fleischu[nd] Beintheile, z.B. das Scelet, die dem Auge nicht sichtbar sind, dem Kinde auch vorlegen; theils um sie den ganzen sinlichen Menschen kennen zu lehren; theils weil der Eindruck des äussern Menschen u[nd] vorzüglich der gewöhnlich bedeckten Theile, an Einseitigkeit verliert; das Kind sich nicht blos die bekanten od[er] muthmasslichen Bestimmungen denkt, sondern die Verbindung und Harmonie zum innren Menschen zugleich durch die s i c h t b a r e n

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Verbindungen dein Eindruck des Äussern mässigt. Nur d e r Mensch lacht beym Anblicke des Äussern, der das Innre nicht kennt. Vom Erfolg des Rechnens erwarte viel bey meinen Zöglingen. In den Verhältnissen rückt die oberste Klasse vorzüglich weit. Leben Sie wohl. Grüssen Sie mir alle im Hause, vorzüglich Frau Pestalozzi, H[er]ren Buss Krüsi Weiss; u[nd] seyn Sie der immerwährenden Liebe u[nd] Hochachtung versichert von Ihrem Tobler

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/14 Bogen, 189x235 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel den 5ten Dezer 1802 Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 16f. Z. 30 Z. 32 Z. 43f. Z. 50 Z. 52 Z. 53 Z. 67 Z. 77 Z. 77 Z. 78

Institut als paar Jahrhunderte doch noch finden machen der Welt wie sie dazu Gerade durch durch die Methode Verbindungen dein Nur lacht beym Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 15 Z. 15 Z. 49

Z. 50 Z. 61f.

Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Männern unserer Revoluzion: Möglicherweise ist hier Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) sowie die Gesellschaft von Freunden des Erziehungswesens gemeint, die Stapfer im Juni 1800 zur Unterstützung Pestalozzis gegründet hatte. ersten Briefe an Gessner: 1. Brief von Wie Gertrud ihre Kinder lehrt (PSW XIII, S. 183–211) ersten Hefte vom Menschen: Damit sind wohl die Holzschnitte oder Bilder gemeint ( Nr. 523, Z. 57f.), die Pestalozzi sowohl für Wie Gertrud ihre

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Z. 81f. Z. 82

Kinder lehrt als auch für die Elementarbücher anfertigen wollte, um die Anschauung didaktisch erfahrbar zu machen. Lit.: Theodor Ziemssen: Über die Entstehung des «Buches der Mütter». In: P.-Bl. XXII, S. 51–54 Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Weiss: Hans Kaspar Weiss (1771–1820)  Nr. 354

541. Andreas Moser 9. Dezember 1801 5

An Bürger Pestalozz f r a n c o in Burgdorf. Arau den 9ten Xber 1801.

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Freund Pestalozz! Freunde Buss u[nd] Krysi! Ich ersuche Sie dringendst, mir in aller Eile, was einstweilen fertig ist, zuzuschicken, und das übrige abdrucken zu lassen, ich möchte aber von den Griffelbuchstaben u[nd] Schriften nicht nur 12 Exemplare, sondern 30, so auch vom ABC der Anschauung und den dazu gehörigen Blättern, 12 von den Bruchquadrattabellen; und sobald die geometrischen Elementarblätter fertig sind und was für die Zukunft herauskömmt, immer 30 Exemplare. Von den ABC oder Buchstabirbücheln für itzt 12 Ex[emplare]. Von allem bitte ich mir eine Note zu machen, die ich einmal später der Schulcommission vorzulegen habe. Nur bald, dies bitte ich Sie sehr, denn schon alle Tage bedürfte man derselben. Die B[ürger] Buss zugesagten Mineralien werden mit dem Ammelmehler die künftige Woche nach Kirchberg kommen. Meinen Gruss an Fr[au] Pestalozz und Ihre übrigen Frauenzimmer u[nd] an B[ürger] Wyss. Freund Pestalozz: Sie können nicht glauben, wie sich alle Lehrer u[nd] Lehrerinnen der untern Schulen freuen, dass Ihre Methode ihnen bekannt gemacht wird. In Erwartung der Hülfsmittel aus Ihrer Anstalt bin ich Ihr Andr. Moser, Mag[ister]

472 Von H[er]rn Meyer u[nd] der Frau Meyer alles Schöne an Sie – laut Auftrag.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 236/1 Bogen, 193x238 mm leicht fleckig, Siegelausriss, Additionen Dorsualvermerk Andr. Moser Original Textkritik

Zeuge H Z. 13f. Z. 14 Z. 16 Z. 17 Z. 17 Z. 19 Z. 20

Exemplare: lateinische Schrift ABC: lateinische Schrift Elementar: lateinische Schrift Exemplare: lateinische Schrift ABC: lateinische Schrift Note: lateinische Schrift commission: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Andreas Moser (ca.1765–ca.1811) stammt aus Bayern. Er ist Befürworter der Französischen Revolution und gerät dadurch in seiner Heimat politisch unter Druck. Um 1800 hält er sich in St. Gallen auf, hier entsteht die Schrift Gesunder Menschenverstand über die Kunst, Völker zu beglücken. 1801 ist er fünf Monate lang als Lehrer in Pestalozzis Institut in Burgdorf tätig, danach (Haus-)lehrer bei der Familie Meyer in Aarau ( Z. 31). Hier kommt es zu einer Auseinandersetzung mit dem orthodoxen Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819), zu der auch Pestalozzi mit einer Schrift (Gespräch über Andreas Moser und die Schule zu Aarau) Stellung nimmt (PSW XIV, S. 101–119). Auch die Behörden von Aarau setzen sich nach einer weitläufigen Untersuchung der Umstände für Moser ein. Moser verfasst eine Schmähschrift auf Pfleger, was ihm jedoch den Unwillen derer zuzieht, die sich zuvor mit grossem Engagement für ihn verwendet hatten, da er damit die auf private Initiative hin neugegründete Kantonsschule gefährdet. Zwar erhält Moser ein vorzügliches Zeugnis, tatsächlich ist er aber in Aarau nicht mehr willkommen und wird ersucht, die Stadt einstweilen zu verlassen. Daraufhin verlangt er seine Entlassung und siedelt nach München über. Lit.: Theodor Müller-Wolfer: Die Aargauische Kantonsschule in den vergangenen 150 Jahren. Aarau 1952 II. Moser war 1801 für einige Monate bei Pestalozzi in Burgdorf und zur Zeit der Niederschrift des Briefes als (Haus-)lehrer in Aarau tätig. Zu diesem Zweck bestellte er bei Pestalozzi die aufgeführten Schulmaterialien. Aus dem Protokoll der Direktion der Kantonsschule geht hervor, dass Andreas Moser auf Wunsch der Munizipalität von Aarau an den Stadtschulen die Pestalozzische Methode eingeführt hat. Der vorliegen-

473 de Brief dürfte in diesem Zusammenhang entstanden sein (Stadtarchiv Aarau, Protokolle der Direction der Kantons-Schule, F I 2, Protokoll vom 28. Juni 1802). III. Z. 10 Z. 10 Z. 13

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Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Krysi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Griffelbuchstaben u[nd] Schriften: Pestalozzi propagierte für das Erlernen des Schreibens die Benutzung von Schiefertafeln und Griffeln. Analog zu den an den Volksschulen verwendeten «Vorschriften» ( Nr. 530, Z. 12) entwickelten Pestalozzi und seine Mitarbeiter Vorlagen für den Schreibunterricht mit Griffeln aber auch mit Federn, die ab 1801 veröffentlicht wurden. Ein Beispiel ist abgedruckt in PSW XV, 2. Anhang Tafel II (zwischen S. 536 und 537). ABC der Anschauung: Bereits 1801 arbeiteten Hermann Krüsi (1775– 1844,  Nr. 588) und Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582), der die entsprechenden Zeichnungen anfertigte, an einer Anschauungslehre für Mass- und Zahlenverhältnisse. Aber erst 1803, nach mehreren Revisionen, gelangte das Lehrmittel, das zwei Hefte umfasste, zum Abschluss und in den Druck: ABC der Anschauung, oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Zürich und Bern, Tübingen 1803 (PSW XV, S.175– 340) Bruchquadrattabellen: Tabelle, die die Unterteilung eines Ganzen in verschiedene Bruchteile veranschaulichen soll. Obwohl sie erst 1803 im ABC der Anschauung, oder Anschauungslehre der Massverhältnisse bei Gessner in Zürich und Bern sowie bei Cotta in Tübingen (PSW XV, S.175–340) abgedruckt wurde, war sie bereits 1801 in Burgdorf in Gebrauch (Brief von Hermann Krüsi an Ulrich Kern in Gais vom 14. April 1801, PSW XV, S. 515f.). geometrischen Elementarblätter: In seiner Schrift von 1800 Die Methode. eine Denkschrift Pestalozzi’s (PSW XIII, S. 101–123) geht Pestalozzi davon aus, dass die Grundlage des Schreibens die Beherrschung der geometrischen Formen sei. Eine Abbildung eines geometrischen Elementarblattes findet sich in PSW XIII, S. 113. ABC oder Buchstabirbücheln: Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren. Mit dem aussschliesslichen Privilegio der helvetischen Republik gedruckt. Bern 1801 (PSW XIII, S. 137–174) Note: Schriftliche Mitteilung Schulcommission: Vom Munizipalitätsrat ernannte Expertenkommission, die sich um die Belange der Stadtschulen kümmerte. Die Munizipalität hatte insofern ein Mitspracherecht bei den Stadtschulen, als sie Gebäude und Brennholz für diese zur Verfügung stellte. Meist nahm sie aber auch darüber hinausgehende, in der helvetischen Schulorganisation nicht vorgesehene Aufgaben wahr ( Nr. 496). Ammelmehler: Mit «Ammel-Meler» wird ein Fabrikant bzw. ein Hausierer bezeichnet. (Die Hausierer machten sich mit dem Ruf «Ammelmehl»= Stärkemehl bemerkbar). Da es in Kirchberg (Kt. Bern) eine Postablage gab, brachte nun vermutlich ein Hausierer, der regelmässig den Weg von Kirchberg nach Burgdorf ging, für Pestalozzi und sein Institut die Post mit, vermutlich gegen ein kleines Entgelt. Fr[au] Pestalozz: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

474 Z. 24f.

Z. 25 Z. 31

übrigen Frauenzimmer: Denkbar sind Elisabeth Krüsi (1773–1819,  Nr. 594), Schwester von Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588), die im Haushalt und als Lehrerin in Burgdorf mitarbeitete, Luise Näf-Buss (1784–1845,  Nr. 641), Schwester von Johann Christoph Buss (1776– 1855,  Nr. 582), Lehrerin, Maria Elisabeth (*1774) oder Suzanne (*1782) Trechsel, beide Haushälterinnen. Wyss: Hans Kaspar Weiss (1771–1820)  Nr. 354 H[er]rn Meyer u[nd] der Frau Meyer: Johann Rudolf Meyer (1768–1825,  Nr. 571) und Margareta Meyer-Saxer (1769–1805). Margareta Saxer von Aarau war Johann Rudolf Meyers erste Ehefrau. Sie hatten drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen.

542. Johann Georg Tobler 16. Dezember 1801 5

Herrn Heinrich Pestalozzi im Schlose Burgdorf Canton Bern Basel den 16. Dec[ember] 1801.

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Lieber H[er]r Pestalozzi! Herzlich bedaure Sie über den Verlust, den Sie lidten. Das gute Babeli hatte noch lange bleiben sollen! Mögen Sie bald eine Person an ihre Stelle finden, die Ihr Zutrauen gewinnt u[nd] verdient. Bejliegend finden Sie eine kleine Beschreibung des Steinthals aus einem Strassburger Almanach kopirt, die, wenn sie auch nicht befriedigt, doch den Geist des Mannes zeigt, der im Stillen eine Revolution bewirkte, die grösser ist als unsre wilden Stürme. Des Mannes eiserne Standhaftigkeit sein Festhalten an seinen, einmal gut erkannten Grundsätzen leüchtet allenthalben hervor u[nd] beweisst was der Mensch vermag. Der Erfolg könnte allen Menschen, deren Element Unruhe u[nd] Revolutionen sind, beweisen, dass das Reich Gottes – das Reich der Wahrheit, der Freiheit u[nd] der Tugend i n u n s ist wie Jesus sagte u[nd] die bessre Lage der Menschheit eben so von innen heraus entwickelt werden muss. Diess Letztere legt auch Ihre Methode täglich mehr zu Tage. Das beygelegte Blatt Zeichnungen ist das Resultat von einer Stunde, die wir gestern Abend mit unserer 3ten Klasse damit anfiengen. Sie sollten uns alle möglichen Halbe im Ganzen, nach den verschiedensten Arten aufsuchen, u[nd] mich dünkt es beweist mehr als etwas, wo-

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hin man Kinder führen kan, wenn sie ein Viereck richtig zeichnen können. Heute suchen die Knaben weiter, wozu sie gestern blos den Weg gebahnt. Sie werden die Aufgabe wohl auf hundert Arten lösen. Dabey werden sehr viele Zwecke zugleich erreicht. Die Zeichnungskraft nimmt zu; das Auge erhält die höchste Schärfe in der Ansicht; das Viereck giebt jedesmal Anlaas die Brüche darin aufzusuchen, zu dividiren u[nd] zu multipliziren, indem der Lehrer jeden Zögling allemal frägt; u[nd] die Bahn zur Geometrie ist eröfnet. Mit diesem bestimmen sie schon sehr genau die Verhältnisse eines Flächenraumes zum andern. Wenn sie auf diese Weise die Halben ausgesucht haben werden, so lässt man sie eben so die 3tel, 4tel, 5tel u.s.f. suchen. Ich werde mir die Figuren alle aufzeichnen u[nd] ein Journal darüber führen, theils: weil ich hier den Weg zur Geometrie geöfnet finde, theils, weil es den Gang der psychologischen Entwicklung des Kindes, sowie die Psycholologie der Methode sehr deütlich darlegt u[nd] für ein künftiges Journal, wenn es seinen Zweck: Überzeugung des auch weniger tiefblickenden Publikums, erreichen soll, sehr wichtig werden dürfte. Wenn Sie es begehren so schicke Ihnen periodisch, die besten Figuren meiner Schüler. Das Blatt «Über das Steinthal» ist zugleich ein Probeblatt von Ausschuss Papier, nebst dem andern beygelegten Blättchen das grösser ist. Der Riss kostet 2. Gulden 40. Xr. Ich denke, für Druckpapir zu den Figuren, wäre es sehr gut u[nd] wohlfeil; indem das Meiste brauchbar ist. Grüssen Sie mir herzlich alle im Schlosse; vorzüglich Fr[au] Pestalozzi Buss, Krüsi, Weiss. Dem Kaspar werde nächstens auch schreiben. Ich umarme Sie mit dankbarer Zärtlichkeit u[nd] bleibe immer Ihr Tobler.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/15 Bogen, 193x235 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk den 16 Dec. 1801 Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 22 Z. 23

Tugend i n bessre Lage

476 Sacherklärung I. Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 11f. Z. 14

Z. 16

Z. 30 Z. 51 Z. 53 Z. 56f. Z. 57 Z. 57 Z. 57 Z. 57

Babeli: Barbara/Barbel Lauffer-Brunner (1760–1801)  Nr. 516 kleine Beschreibung des Steinthals: Um welche Schrift es sich hier handelt, konnte nicht eruiert werden. Die Bibliographie des almanachs français von Grand-Carteret ergab keinen Aufschluss. Geist des Mannes: Johann Friedrich Oberlin (1740–1826) studierte 1755– 1763 Theologie. Zwischen 1762 und 1765 war Oberlin als Hauslehrer in Strassburg tätig, 1767 übernahm er das Pfarramt in Waldersbach im Steintal (Ban-de-la-Roche), einer der ärmsten Gemeinden des Elsass’. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit beförderte Oberlin den Strassenbau, gründete eine Pflanzschule (im Pfarrgarten), eine Leih- und Kreditkasse (1785) und führte die Baumwollspinnerei und Weberei (1773) im Steintal ein. 1769 liess er ein Schulhaus in Waldersbach bauen und führte die Schulpflicht ein. 1770 erfolgte die Gründung einer ersten Kleinkinderschule, einer «école à tricoter», welche Knaben und Mädchen zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr unterrichtete und der bald darauf noch weitere folgten. Der Unterricht wurde später aufgeteilt, wobei die Kinder während vier Tagen je drei bis vier Stunden die Kleinkinderschule besuchten, um dort das Alphabet, Lesen, Schönschreiben, Gesang, Kopfrechnen, Naturgeschichte, Biblische Geschichte und Verse des Evangeliums zu lernen. An zwei weiteren Tagen besuchten sie die Strickschule, an der neben der Strickerei ebenfalls Naturgeschichte, Geographie, Rechnen, Biblische Geschichte und Choralsingen gelehrt wurde. Oberlin organisierte das Schulwesen für die sieben- bis sechzehnjährigen Schüler in seiner Gemeinde dreiteilig: Zunächst erfolgte der Besuch der «Schule der Jüngsten oder Anfänger» (1.–3. Schuljahr), dann derjenige der «Mittelschule (4.–6. Schuljahr). Den Abschluss bildete die «Schule der Erwachsenen» (7.–9. Schuljahr). 1779 gründete Oberlin eine Zeichnungsschule für die Schulentlassenen, in der unter anderem Unterrichtsmaterialien für die Schule hergestellt wurden. Viereck: Grundfigur der Anschauungslehre Über das Steinthal:  Z. 14 Riss: Ein Ries entspricht 480 Bogen Schreibpapier oder 500 Bogen Druckpapier. Fr[au] Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Weiss: Hans Kaspar Weiss (1771–1820)  Nr. 354 Kaspar: Damit ist wohl Johann Kaspar Lauffer (*1784,  Nr. 516) gemeint.

477 543. Johann Georg Tobler und Magdalena Tobler-Gengenbach 16. Januar 1802 5

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Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf C[anton] B e r n . Basel den 16. Jan 1802. Theürer H[err] Pestalozzi. Unsre Reise war glücklich u[nd] unsre Lieben alle trafen wir wohl an. Tausend Dank Ihnen, für alle Theilnahme u[nd] Liebe, die Sie Lenchen, mir u[nd] dem ganzen Zirkel schenkten! Mit Rührung denken wir an Sie, an Ihre Freüde, an die Äusserungen, die uns von Ihrem Glücke überzeügte! Möge Ihr Alter noch viele ähnliche Tage finden, die sich auf den glücklichen Erfolg Ihres Werks gründen u[nd] auf warme Liebe von Menschen, die Sie umgeben! Lenchen meint, sie m ü s s t e gut werden, wenn ihr Kreis ganz von Menschen angefüllt wäre, denen Convenienz nichts, Liebe u[nd] Tugend alles sey; o wie leicht wäre es mir neben Pestalozzi, Frau Pestalozzi, Niederer – gut seyn! sagt sie mir immer. Von der Methode diessmal nichts. Es ist noch Strudel u[nd] Anordnung, die mich wegreisst von den ruhigen Beschäftigungen. Lenchen kam ängstlich nach Burgdorf; die bescheidene Ängstlichkeit vor Sie zutretten, u[nd] so nichts zu seyn, wie sie glaubte, machte ihr bang. Ihre Liebe hat sie gehoben, sie fühlt sich stark, zu werden, was Sie hoffen. Fahren Sie fort ihr bis weilen etwas Ermunterndes zusagen. Adieu lieber theürer Mann! u[nd] fahren Sie fort zu lieben Ihren zärtlich an Ihnen hängenden Tobler. Tausend herzliche Grüsse an alle im Schlosse. Lenchen will Ihnen auch noch ein paar Worte schreiben.

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Lieber Papa Pestalozz! Ich halte Wort und nenne Sie in Zukunft immer P a p a . Ach bester liebster Papa mein Herz schlägt mir so innig u[nd] so warm wenn

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ich denke, wie vätterlich Ihr Herz an meines Toblers und meinem Herzen schlug! Kommen Sie ja bald zu uns, so können wir – Ihnen, unsre kindliche Liebe thätig zeigen! An Frau Pestalozz – will ich auch schreiben! – Leben Sie wohl – und lieben Sie immer Ihr neues Kind – Lenchen Tobler!

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/16 Blatt, 194x235 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel 16 Jan 1802 Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 20 Z. 38

wäre, denen wie Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854) ist die Tochter des Basler Pfarrers Jakob Franz Gengenbach (1740–1812). 1802 heiratet sie Johann Georg Tobler, übersiedelt 1803 mit ihm und dem Sohn Gustav Adolph (1802–1876,  Nr. 706) nach Burgdorf, 1804/05 lebt sie in Münchenbuchsee, wo sie die Haushaltsführung innehat, nachdem Pestalozzis Schwiegertochter Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814,  Nr. 547) durch ihre Wiederverheiratung und den Umzug dafür ausfällt. Magdalena Tobler ist zeitweise auch an der Haushaltsführung von Pestalozzis Anstalt in Yverdon beteiligt. Mit ihrem Mann zieht sie in der Folge wieder nach Basel, später nach Glarus, Arbon, St. Gallen, für kurze Zeit wiederum nach Basel und anschliessend nach Nyon (Kt. Waadt). II. Tobler und seine Frau wurden am 11. Januar 1802 in Burgdorf von Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) getraut. III. Z. 21 Z. 22

Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507

479 544. Johann Georg Kerner Januar 1802 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 98.6 Sacherklärung I.

Johann Georg Kerner (1770–1812) aus Ludwigsburg studiert ab 1779 in der Hohen Karlsschule in Stuttgart Medizin. Kerner, Befürworter der Französischen Revolution, hält sich ab 1791 in Paris auf, flieht aber wegen des Terreur 1794 in die Schweiz. Er bleibt politisch aktiv, unter anderem als Begleiter des Gesandten Karl Friedrich Reinhard (1761–1837,  Nr. 565) in Florenz und in der Helvetischen Republik. 1801 versucht er in Hamburg einen Neuanfang als Kaufmann, der aber missglückt. In der Folge wendet er sich wieder dem Arztberuf zu und publiziert Schriften mit dem politischen Ziel der Einigung Deutschlands. Er stirbt in Hamburg während einer Nervenfieber-Epidemie. II. Nachdem die Helvetische Republik von mehreren Staatsstreichen erschüttert worden ist, schlägt Johann Georg Kerner (1770–1812,  Sacherklärung I.) als Legationssekretär die Bildung einer neuen Regierung aus fähigen Republikanern vor, die eine tragfähige Verfassung ausarbeiten sollen. Das Volk muss seiner Ansicht nach erst noch richtig ausgebildet werden, darum bejaht er eine Aristokratie der Bildung und des Besitzes. Nach einem letzten erfolglosen Versuch im Jahre 1800, auf die politische Entwicklung des Herzogtums Württemberg Einfluss zu nehmen, lernt er in der Schweiz Pestalozzi kennen. Begeistert von dessen Pädagogik misst er der Bildung als notwendiger Voraussetzung für aufgeklärtes politisches Handeln immer mehr Bedeutung zu.

480 545. Jean Abraham Meyn 22. Januar 1802 5

franco. A Monsieur Pestalozzi A L’Institut Des Jeunes Gens A Berthoud par Berne Vennes Riéres Lausanne le 22. Janv. 1 8 0 2 .

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Monsieur Ayant entendu parler de votre Institut pour Les Jeunes Gens, je vous serai obligé Monsieur de vouloir me marquer quelle Lecons on y donne, si L[’]on y aprend et parle le francais et si vous prendrès un garcon agé de 6 Ans et quel prix seroit La pension. M’Ettant Chargé Dusoin D[’]un Orphelin fils d[’]un Emigré francais tué à L’Armée De Condé je désirerois Le placer Dans une bonne pension qui ne fut pas Cher, et ou Il put aprendre Le francais ne parlant que L’alman; Les Interets Des fonds que j[’]ai Entre mes Mains pour Cet Enfant Doivent me guider pour La dépense que Je puis faire. En Attendant un mot De reponse Je Vous Salue Cordialement. Meyn de Vennes Adresse A.W. Meyn de Vennes ancien Capitaine de Dragon A Lausanne

Überlieferung 1 2 4

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 222/1 Bogen, 187x239 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk 1802._22 Janvier Lausanne le 22. Janvier 1801. Meyn. de Vennes. rep. 25. rep. 25 id. répondu 25. dit à L[ivres] 256 Suisse soit 16 L[ouis d’o]r fr[ançais] outre L[ivres] 16. p[ou]r menus frais. Original Textkritik

Zeuge H

481 Sacherklärung I. Jean Abraham Meyn (1744–1828) wurde in Amsterdam geboren. 1764 reist der junge, adelige Meyn als attaché d’ambassade in niederländischem Dienst nach Konstantinopel, womit er gleichzeitig der Versammlung der sieben Provinzen der Niederlande angehört (les Etats généraux des Provinces-Unies). Im November 1767, einige Monate nach der Heirat mit Elisabeth Dunant (1752–1821) in Konstantinopel, erfolgt die Rückkehr nach Amsterdam. 1772 zieht die Familie Meyn nach Lausanne, im Oktober 1775 kauft er ein herrschaftliches Anwesen in Vennes bei Lausanne, welches in den 1780er-Jahren um einige Häuser erweitert und später als château de Vennes bekannt wird. 1774 erhält Meyn das Bürgerrecht von Lausanne, im selben Jahr wird er capitaine der Dragoner-Truppen des Kantons Bern. Meyn nimmt 1791 an den waadtländischen politischen Manifestationen zu Ehren der Französischen Revolution und gegen die bernische Herrschaft (banquets révolutionnaires) in Les Jordils (14. Juli 1791) und in Rolle (15. Juli 1791) teil, worauf er zu drei Monaten Haft verurteilt wird und bei der bernischen Obrigkeit Abbitte leisten muss. Meyn stirbt 1828 in Lausanne. II. Der Brief von Jean Abraham Meyn (1744–1828,  Sacherklärung I.) ist ein Beispiel für den wachsenden Ruhm Pestalozzis und seines Instituts in Burgdorf, welches von überall her Schüler und Lehrer anzuziehen vermag. III. Z. 16

Z. 16

Orphelin fils: Wie dem Brief Jean Abraham Meyns (1744–1828,  Sacherklärung I.) an Pestalozzi vom 18. Mai 1802 ( Nr. 555) zu entnehmen ist, heisst der Junge de La Croix (de Lacroix). Die Person liess sich jedoch nicht genauer bestimmen. Der Junge wurde zwischen Ende Januar und Mitte Juni 1802 in Burgdorf aufgenommen und war 1805 in Münchenbuchsee noch im Institut. Emigré francais: konnte nicht eruiert werden

546. Johann Georg Tobler ca. 23. Januar 1802 Antw[ort] 5

L[ieber] P[estalozzi] Es fr[eut] m[ich], dass die Verstauch[ung] d[er] Hand so leicht vorübergieng. Ihre Liebe rührt mich u[nd] w[ird] mir Muth geben.

Überlieferung 1 2

ZB Zürich, Ms Pestal 3c. 140, Blatt 11 Blatt, 233x180 mm

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Original Textkritik

Zeuge H Z. 6

so leicht Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 6

Verstauch[ung] d[er] Hand: Pestalozzi hatte sich bei einem Unfall mit der Kutsche die Hand verstaucht (PSB IV, S. 97).

547. Johann Georg Tobler 27. Januar 1802 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Canton Bern. Basel den 27. Jan 1802.

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Theürer H[er]r Pestalozzi! Es droht der Methode ein Ungewitter, von der Seite her, die Ihnen schon entdeckte. Der Arzt Laroche behaubtet, dass sich die Kränklichkeit seiner Kinder von dieser Schreymethode herschreibe, wiewohl er diess nur gegen mich äusserte. Ein anderer Arzt behaubtet das Gegentheil u[nd] er w i l l seine Kinder schreyen machen, um ihre Lunge zu erweitern u[nd] ihre Brust zu bessern. Indessen giebts gewiss Distinktionen, und es abstrahirt sich daraus die Regel: Dass im Ausüben der Methode die höchste Vorsicht beobachtet werden müsse, wenn die Wahrheit u[nd] Richtigkeit derselben nicht ein Opfer des p h y s i s c h e n Erfolgs der die meisten Eltern nur zu schnell abschrecken würde, werden soll. Geisbühler u[nd] Wuhrmann sind mir doch etwas bedenklich; vorzüglich nach den Proben, die jetz täglich in dieser Hinsicht mache. Es giebt in meiner Schule mehrere Kinder, denen das Sprechen schwer wird u[nd] bey denen ich wirklich Bedenken tragen würde ohne grosse Vorsicht zu Werke zu gehen. Freilich gilt diess nicht von der Masse, am wenigsten von

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Kindern ab dem Lande. Allein Stadtkinder, welche die Sünden ihrer Eltern auf der Brust in die Welt eintragen, die matt werden, wenn sie das Maul öfnen u[nd] deren Eltern durch Affenzärtlichkeit noch die Sache verschlimmern, machen mir doch einige Bedenklichkeiten. Sie werden diese Ansicht gewiss würdigen, weil sie der Sache von einer Seite her droht, die wir bisher nicht sahen. Hier sind die Nasen entsetzlich lang über die neüesten Ereignisse in Bern. Kaum kan man noch durch die Stadt gehen, weil die Entgegenkommenden uns die Augen auszustechen drohen, aus den Häusern dieselben wie Schlagbäume über die Gassen ragen u[nd] diejenigen hinter uns her uns auf die Nase stossen. Man war der Wiederherstellung der alten Ordnung so sicher, dass einen Nichtgönner derselben wirklich Gefahr bedrohte. Die ehemalige Freikompagnie stellte sich plötzlich wieder her; die Schneider nähten sich lahm an Uniformen, ein prächtiger Triumpfbogen stand schon da, der von allen Menschen beaugapfelt wurde, u[nd] o weh – R e d i n g erschien nicht. Gewisse Leüte meinten, man solle sich die Nase zuhalten in den ersten Wochen, weil die Veränderungen in Bern, gewiss Effeckt machen würden. Ein Spassvogel sagte: Meint Ihr Narren denn, Reding werde sich auf den Triumpfbogen setzen u[nd] Euch Kröse, Habit Baratschen u[nd] dergleichen heruntersch— Ein Maler hätte guten Stoff zu einem Gemälde. Im ruhigen häuslichen Leben, das wir nun führen u[nd] im Berufe der uns brav beschäftigt unterhalten wir uns oft von Ihnen u[nd] der Hofnung Sie u[nd] Ihre Frau Tochter, wenn es Ihre Umstände erlauben bey uns zu sehen. Lenchen grüsst u[nd] küsst Sie herzlich wie auch Fr[au] Pestalozzi. Sie werden doch meiner Frau u[nd] meine Briefe empfangen haben? Ewig ganz Ihr Tobler.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/17 Bogen, 193x235 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Tobler Original Textkritik

Zeuge Z. 17 Z. 26

H gewiss Distinktionen wenigsten von

484 Z. 27 Z. 28 Z. 34 Z. 35 Z. 37f. Z. 44

Allein Stadtkinder werden, wenn weil die drohen, aus der Wiederherstellung Wochen, weil Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 12

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Z. 21f.

Z. 33 Z. 33f.

Laroche: Der hier von Tobler erwähnte Arzt konnte nicht eindeutig bestimmt werden, da in den Bürgerverzeichnissen kein Arzt Laroche aufgeführt ist, wobei bemerkt werden muss, dass nicht bei allen Einträgen eine Berufsbezeichnung vorhanden ist. Möglicherweise handelt es sich hier um Jean Baptiste Laroche (de la Roche) aus Basel, welcher 1805 eine Dissertation über chirurgische Probleme bei Knochenbrüchen verfasste. Wahrscheinlicher (von den Publikationen her) scheint es sich hier aber um Daniel de Laroche (1743–1812) aus Genf zu handeln. Er studierte Medizin in Leyden (Doktorat 1766) und praktizierte nach einem Aufenthalt in Edinburgh 1771–1782 in Genf, war 1782–1792 Arzt der Schweizer Gardisten in Paris, arbeitete 1793–1797 in Lausanne und 1797–1813 in Paris im Spital Necker. Geisbühler: Johann Geissbühler (1795–1861) aus Lauperswil (Kt. Bern) war 1800–1804 Schüler bei Pestalozzi, später Kaufmann in Lützelflüh (Kt. Bern), danach kurze Zeit Lehrer in Paris und 1827–1832 in Basel. Anschliessend zog er nach Langenthal (Kt. Bern), wo er 1832–1835 als Amtshelfer, 1835–1840 an dortiger Sekundarschule und 1840–1847 wieder als Amtshelfer tätig war. 1840 hatte er seine Anstellung angeblich wegen «unsolidem Lebenswandel» verloren. Geissbühler bemühte sich mehrmals, jedoch erfolglos um eine Lehrerstelle. 1847 siedelte er nach Basel über und verdiente sein Geld in einem Korrespondenz-Büro und bewarb sich laut eigenen Angaben als Zeichner und Graviteur. Wuhrmann: Wuhrmann, dessen Vornamen und Lebensdaten nicht eruiert werden konnten, war für unbestimmte Zeit Schüler in Burgdorf. Er stammt aus dem Kanton Zürich und soll «zu Hause» gestorben sein. Hier sind die Nasen …: «Eine lange Nase machen» ist als Gebärde des Spottes zu verstehen. neüesten Ereignisse in Bern: Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) bezieht sich möglicherweise auf die gleichentags in der Allgemeinen Zeitung erschienene Nachricht aus Bern vom 20. Januar. Diese berichtet: «heute legte er [Reding, Red.] dem versammelten Senat den Bericht über den Erfolg seiner Reise ab, wovon aber noch nicht das Mindeste unter das Publikum gekommen ist. Unterdessen weiss man soviel, dass Murten noch zu dem Kanton Bern kommt, und Schwarzenburg davon nicht getrennt wird, wie solches nach der Verfassung vom 29. Mai 1801 geschehen sollte; dass Sargans, Gaster und Uznacht einen eigenen Kanton bil-

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den, und Thurgau von Schafhausen gesondert bleibt. Das Frickthal ist an die helvetische Republik als ein Kanton abgetreten.» R e d i n g : Alois Reding (1765–1818) war Politiker aus Schwyz und Oberstleutnant in spanischen Diensten bis 1794, 1796 Landeshauptmann von Schwyz. Im Frühjahr 1798 war er Befehlshaber im Widerstand der Waldstätte gegen die französische Besatzung und vom November 1801 bis zum unitarischen Staatsstreich vom April 1802 erster Landammann der Helvetik. Dieses Amt übte er dann erneut nach dem föderalistischen Gegenstreich vom Juni 1802 aus, bis ihn im Oktober die wiedereinrückenden Franzosen zum Rücktritt zwangen. In der Mediation blieb er in der Kantonalpolitik tätig. Kröse, Habit Baratschen: Der chrös ist die vielfaltige Halskrause der Amtstracht reformierter Geistlicher und der Magistrate. Als Habit (samt dem Krös) wurde der Faltenrock der Geistlichen, vor 1798 auch die Amtstracht der Ratsherren und Professoren bezeichnet. Das Baratschen rührt wahrscheinlich vom französischen Begriff parage her, welcher Abkunft oder Herkunft meint. Frau Tochter: Anna Magdalena Custer-Frölich, verwitwete Pestalozzi (1767–1814) stammt aus einer Brugger Familie, die mit den Pestalozzis befreundet war und heiratete 1791 Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296). Vier ihrer insgesamt fünf Kinder kamen tot zur Welt bzw. starben in frühester Kindheit, nur Gottlieb (1797–1863,  Nr. 594) überlebte. Anna Magdalena pflegte ihren Ehemann, der unter epileptischen Ohnmachts- und Gichtanfällen litt. Nach seinem Tod 1801 blieb sie zunächst bei Pestalozzi in Burgdorf und heiratete 1804 in zweiter Ehe Laurenz Jakob Custer (1765–1822,  Nr. 748), mit welchem sie wieder auf den Neuhof zog. 1807 siedelte sie nach Yverdon über, da ihr Mann die Verwaltung der Mädchenerziehungsanstalt übernahm. Aus der zweiten Ehe gingen drei Töchter hervor. Am 23. September 1814 starb Anna Magdalena an einem Nervenfieber. Lenchen: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Fr[au] Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

548. Johann Georg Tobler 30. Januar 1802 5

Herrn Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Canton Bern. Basel den 30. Jan 1 8 0 2 .

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Theürer H[er]r Pestalozzi! Ihr Brief, so wie derjenige Ihrer edeln guten Frau Tochter machte uns beiden die süsseste Freüde; und gewiss, es gehört zu unserm

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Glükke, wir fühlen es beide tief, Ihre Liebe zu besitzen. Uns thut es wohl, wenn die unsrige Ihnen wohl thut u[nd] wir schenken sie Ihnen so ganz u[nd] so herzlich. Möge sie immer sich erhöhen u[nd] auch ein Theil des schönen Abendrothes seyn, das Ihnen in Ihrem Alter noch harrt! Unsre Lage ist gut. Die häusliche Freüde, bey Fleiss u[nd] ehrlicher Nahrung ist das wahre: Eins ist Noth! wenn höhere Zwecke es heben mit Erfolg gekrönte Bemühungen es würzen u[nd] die Liebe u[nd] Theilnahme edler Menschen es erhöhen, was könnte dann noch fehlen! Und dies ist ja unser Loos. Mit der S p r a c h e in meinen Schulen gelingen einige Versuche gar sehr. Der Mangel an den nöthigen Materialien, der Methode, besonders in Rücksicht der Sprache – ganz zu folgen, nöthigt mich, dieselben für einstweilen selbst anzuschaffen. Wir machen daher Versuche u[nd] folgender scheint mir nicht unwichtig, besonders in dem Zwischenpunkt, bis das Wörterbuch u[nd] das Buch der Mütter manches überflüssig machen werden. Wir ziehen die einfachen Verba aus, u[nd] setzen die zusammengesetzten auf folgende Weise dazu, z. B. g e h e n gehen ab — an — auf — aus — durch — ein — ent — er — hin — nieder — usw. Nun benutzen wir diess auf folgende Weise. a. Zum Buchstabiren an der Tafel u[nd] auswendig. G e h e n bleibt der Haubtlaut das andere Zusatz. b. Zum Schreiben auf der Schiefertafel. Ich spreche zum B. gehen, Das Kind buchstabirt u[nd] schreibt jeden Buchstaben zugleich. Hier entwickelt sich die Rechtschreibekunst weil sie eilen müssen, die Schnellschreibekunst; so auch die richtige Führung der Hand zu den Buchstaben, indem es Übung giebt, die nemml[iche] Form oft zu widerholen.

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c. Zugleich buchstabiren sie, erlangen darin grössere Fertigkeit so wie sie sich gewöhnen, im Anfange alles Zuschreibende erst zubuchstabiren. d. Die Zusätze, «an, ab, auf, aus – usw. enthalten im Begriffe von g e h e n schon einige Deütlichkeit, für ihren nunmehrigen Sinn. Es entwickelt sich allmählig dunkles, dann helleres Bewusstseyn von der nächsten, der entferntern u[nd] bis zur abstracten Bedeutung des Wortes. e. In Spielstunden geben wir z. B. das Wort g e h e n u[nd] suchen das Kind auf die Handlung, welche das Wort bezeichnet, aufmerksam zu machen, ja wo möglich d i e H a n d I u n g s e l b s t z u v e r r i c h t e n , so fern es in seiner Gewalt steht. Dieses Verfahren gründet sich, auf die, (meines Bedünkens) erste Regel, des Unterrichts über Zeitwörter: S e t z e n e m l i c h d a s Kind so viel möglich in den Fall, die Handlung, welche das Wort bezeichnet, selbst zu v e r r i c h t e n .» Ihr müsst jetz g e h e n . Kommt hieher, ihr müsst a b g e h e n . Sie giengen. A n g e h e n – war nichts, ich wollte es als unverständlich verwerfen. Ein vorwitziger Knabe aber fragte mich zufällig: was ich in der Hand hätte? Ich sagte: Das g e h t d i c h n i c h t s a n ! Unter allgemeinem Jubelgeschrey war das Wort a n g e h e n verstanden. So fahren wir fort: Ihr müsst a u f g e h e n , ausgehen, hinauf, hinab – h i n t e r g e h e n – nein das wollen wir nicht, das ist etwas Schändliches, sagte einer.– ¬ Mich freüt dieser Erfolg herzlich. Ihr Urtheil erwarte ich. Bisweilen machen wir auch die Bedeutung eines Zeitworts, wie ehedem die Sprüchwörter in Burgdorf, zum Gegenstand einer kleinen Vorstellung, eines Pantomimenspieles, wobey die übrigen das Wort errathen müssen. Welche Vortheile, welchen Vorrath von Beschäftigungsmitteln der Kinder, diese Unterrichtsart, der e i n z e l n e n M u t t e r , für ihre Kinder geben müsse; wie früh schon das Kind, zu den tägl[ichen] Handlungen seines kleinen Daseyns, deutliches Bewusstseyn bringt; wie viele Buchstabir- u[nd] wahre Verstandesübungen; Schärfungsmittel seiner Aufmerksamkeit es dabey erhalten müsse; wie sehr es das Verstehen des Lesens vorbereite, lässt sich meiner Einsicht zufolge nicht bezweifeln. Finden Sie, dass dergleichen Bemerkungen u[nd] Erfahrungen psychologischen Werth haben, so sagen Sie mirs; ich werde alles notiren. Bey einer ältern Klasse, gehen wir auch zur zweiten Regel, die ich angewendet zu werden nöthig glaube, wenn das Kind, den Sinn der Zeitwörter verstehen soll, nemmlich: W e n n d a s K i n d d i e

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Handlung welche das Wort bezeichnet, nicht selbst ausüben, oder vorstellen kann, so muntere es auf, zu sagen, ob es dieselbe, in seinem Erfahrungskreise schon wahrgenommen? Hier spricht das Kind gleich. Z.B. entgehen – ab, zu, auf, hin – hergehen, hab ich g e s e h e n , g e h ö r t usw. Wen? Menschen, Thiere – die Sonne? – Ja u[nd] Nein! Dies ist ein grosser Schritt weiter. Das F i g ü r l i c h e der Redensart, gehört in das spätere Alter, nicht in das 6te, 7te Jahr. Endlich giebt man den Kindern, auch auf die Tafel, das Wort, gehen weggehen usw. Sie müssen theils zur Übung ihrer Aufmerksamkeit theils zur Schreibeübung hinsetzen – wer? was? mit was? geht? Verzeihen Sie, dass ich so lange Sie aufhielt u[nd] melden Sie mir ob Sie die Sache würdigen? Ich möchte nicht gerne auf ungleichartige Versuche mit Ihnen, noch weniger auf unpsychologische verfallen. Meine Frau, die Sie herzlich küsst u[nd] grüsst, bittet Frau Pestalozzi, ihren Dank für ihr Schreiben u[nd] ihrer herzl[ichen] Freündschaft zu versichern. Sie hätte geschrieben, wenn nicht ein sehr kranker Finger der rechten Hand sie hinderte. Auch von mir die besten Empfehlungen an sie. Ebenso herzl[iche] Grüsse an alle im Schlosse. Ewig Ihr, Sie zärtlich liebende Tobler

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/18 Bogen, 192x236 mm leichte Beschädigung am Rand Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 13 Z. 47 Z. 47f. Z. 49 Z. 79 Z. 86 Z. 86 Z. 87 Z. 92

wenn die Kind buchstabirt zugleich. Hier Schnellschreibekunst; so die Sprüchwörter mittel es das Verstehen angewendet zu

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– Ja ein Redensart, gehört Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) war unter anderem nach Burgdorf gegangen, um Pestalozzi in seiner schriftstellerischen Arbeit zu unterstützen. Dies scheint auch nach seiner Rückkehr nach Basel auf brieflichem Weg fortgesetzt worden zu sein. III. Z. 10 Z. 27

Z. 27 Z. 110 Z. 110f.

Frau Tochter: Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814)  Nr. 547 Wörterbuch: Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren. Mit dem aussschliesslichen Privilegio der helvetischen Republik gedruckt. Bern 1801 (PSW XIII, S. 137–174). Tobler hatte zwar die Buchstabierbücher bestellt, aber wie aus dem Brief vom 4. März 1802 ( Nr. 551) hervorgeht, erhielt er sie erst Anfang März 1802. Buch der Mütter: Das Buch der Mütter, oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren 1803 (PSW XV, S. 341–424) meine Frau: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

549. Johann Georg Tobler 8. Februar 1802 5

Herrn Pestalozzi in Burgdorf Canton Bern. Basel den 8ten Hornung 1802.

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Lieber, theürer H[er]r Pestalozzi! Legrand war die letzte Woche bey mir, um den Erfolg in meiner Schule gegen Ihr Buch zu halten. Alles hob seine Hofnungen. Er sieht darinn, die Menschenbildung auf einem Punkte angefangen, wie sie noch nie angefangen wurde u[nd] der Erfolg nicht zu berechnen, er sieht darin die einzige Möglichkeit eines bessern Zustandes der Menschheit; das einzige Gegen[ge]wicht, gegen Dumheit, Bosheit; Gewalt; die einzige Möglichkeit die n e u e n Ketten,

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welche man der Menschheit wieder schmiedet, zu sprengen, ehe man sich daran wieder g e w ö h n t , u[nd] das sicherste Mittel die bessern Folgen der Revolution zuerhalten. Vom Übergang des Kindes, vom Mutterherzen zur Sinnenwelt, sagte er, es sey das e i n z i g e S t ü c k dieser Art u[nd] enthalte die Auflösung von tausend Räthseln, über die Entartung der Kinder in diesem Alter. Es gebe, sagte er, einen 2ten, eben so gefährlichen Zeitpunkt, u[nd] der wahrscheinlich den Grund enthalte, warum aus den meisten jungen Leüten, welche nur einige Bildung geniessen, p r a k t i s c h e Freigeister werden; welches besonders gegenwärtig in Deütschland der Fall ist, wo die kantische Philosophie selbst an der Moral zugrübeln anfängt; die L i e b e als Motiv zu Handlungen, bloss als I n s t i n k t behandelt, ihr allen Werth raubt u[n]d dafür eine k a l t e V e r n u n f t auf den Thron setzt, die zu einer s p e k u l a t i v e n Handelsweise führt, das Herz, den häusl[ichen] Zirkel, die Gesellschaft u[nd] selbst die moralische Welt zu einem Gletscher macht, od[er] einem – weiss Gott was? Dieser Zeitpunkt ist nemml[ich] der Übergang vom Kinde zum Jüngling; wo der Sinnereiz dem aufwachenden, aller Liebe beraubten Verstande, der jez alles begrübelt, zur Blendlaterne dient, u[nd] wo an das ganze Gebäude, das seine Erziehung zur Sicherstellung seiner Sittlichkeit aufführte, gewaltsam niederreisst. Mir scheint diese Bemerkung wahr u[nd] sehr wichtig. Drey junge Menschen um mich her die in diesem Alter, wenn schon nicht in a l l e n Beziehungen in jenem Falle sind, machen mich noch aufmerksamer, u[nd] ich wünschte: S i e w ü r d i g t e n diese Ansicht; sie forschten, ob Sie auch für diesen Zeitpunkt ein zweites M u t t e r h e r z finden könnten, das dieses Alter abermal von Sinnen u[nd] Weltverderben rettete, wie das erste M u t t e r h e r z , d a s K i n d rettete von Sinnen u[nd] Weltverderben. Freilich mag das Gebäude welches die Sittlichkeit stützen soll, den Grund seines Einsturzes in sich selber tragen; freylich wird die erste Erhaltung der Kindes-Unschuld, auch ihre Erhaltung im zweiten Zeitpunkte leichter machen; freilich wird die Methode, wenn sie richtig benutzt wird, Wunder thun, welche das Kind in allen Wahrheiten, die wir andern aus der Luft griffen, durch A n s c h a u u n g z u r Ü b e r z e ü g u n g führt, die ihm nie Luftsprünge erlaubt, sondern es mit Festigkeit zur Selbststandigkeit im Wahrnehmen, Prüfen, u[nd] Annehmen führt; ihm diese Festigkeit bey allen seinen Ansichten mittheilt die Schärfe seines Urtheils wie die feste Haltung seines Karakters sichert; die ihm nicht nur von Tugend schwatzt, sondern sie zu derselben a n g e w ö h n t u[nd] ihre Reize empfinden lehrt.

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Freilich kan ein so, u[nd] ein nach bis heriger Art erzogener Mensch, nicht mehr in eine Klasse gesetzt u[nd] die Eindrücke äusserer Einwirkungen nicht mehr verglichen werden, indem der erste nach Urtheil u[nd] Kraft zur S c h w ä c h e , der zweite zur S t ä r k e gebildet wurde. Aber wird, wenn die Sinnenlust den Menschen wie eine Furie anfasst, u[nd] Umstände sich zu ihren Gunsten mit ihr vereinigen, nicht auch da noch seine Moralität Gefahr laufen von den Wogen d[er] Leidenschaft verschlungen zu werden u[nd] sollten Sie diesem schaukelnden Schiffe nicht wieder einen sichern Hafen finden können, wie Sie der Kinderunschuld einen solchen am Mutterherzen zeigten? Ich weiss wohl dass diese Ansicht nicht in Ihre gegenwärtigen gehört; dennoch wünschte ich, dass Sie dieselbe nicht unberührt liessen, dass Sie wenigstens Ihre Ansichten darüber Ihren Freünden u[nd] der Welt mittheilten, auch nur als Vermächtniss mittheilten, falls Ihre Zeit Ihnen nicht gestatten sollte die Herzensbildung bis auf diesen Zeitpunkt zu verfolgen. Legrand sieht im Buche den Weg gezeigt, aber die M i t t e l ihm zufolgen noch im weiten Felde. Er sieht die ungeheüern Anstrengungen, die es noch fordert, aus dem Felde aller Wissenschaften, alles herauszuheben, was für jedes Erziehungsjahr besonders passt, u[nd] die Arbeit lückenlos zu vollenden welche es setzen wird. Er wünschte daher Sie mit Männern umgeben, welche alle, reich an Kenntniss jedes Faches, i n I h r e m G e i s t e , u[nd] ganz in Befolgung Ihres Ganges, jedes Feld der Wissenschaft u[nd] der Kunst, durcharbeiten dieselben reihten u[nd] so dem Elementarunterricht mehr Ründung gäben, so wie sie ebenso schneller den Weg zu den Anwendungsschulen anbahnten. Wirklich glaube auch ich, dass es nothwendig sey. Die untern Fächer sind zwar sehr gut besorgt. Aber unmöglich dürfen Sie u[nd] wir alle, die mit Ihnen arbeiten, es uns verhehlen, dass wir blos darum einige Schritte vorwärts giengen, weil wir die Fächer welche wir bearbeiteten ganz übersahen; dass wir aber in allen andern, die wir nicht so richtig nach Theorie u[nd] Praxis übersehen, Lücken lassen m ü s s e n , die dem Kenner sogleich auffallen müssen. Wenn daher eine Anzahl Menschen, mit Willen u[nd] Kraft ausgerüstet in diesem Geschäfte mitarbeiteten; die Wissenschaften u[nd] Künste genau sondirten, in jedem Fache die Regeln u[nd] Fertigkeiten aushöben, welche für das erste, zweite, 3te Erziehungsjahr passten u[nd] als Elemente dienten; wenn Ihr Ansehen u[nd] Geist sie leitete, berichtigte, vor Lücken u[nd] Sprüngen bewahrte; wenn sie sichs zum heiligsten Geschäfte machten, die Lücken im Unterrichte u[nd]

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seinen Mitteln, zuzeigen, die noch vorhanden, so dürfte nicht nur Ihr Werk grössern Gehalt bekommen, sondern auch die grössten Gefahren, welche die Methode bedrohen verhütet werden. Die V e r s t ü m m l u n g d e r M e t h o d e ist unvermeidlich, wenn die erste Herausgabe Ihres Werkes, nicht mit Umfassung, hoher Präcision, u[nd] Lückenlosigkeit besorgt u[nd] dadurch der Verstümmlung vorgebeügt wird. Sie können es sich unmöglich verhehlen, dass der Stümpler wie der Kenner sich an das Werk Ihres Lebens wagen wird, wenn es auch nur wenige Lücken zeigt; dass dann jeder flicken wird, bis der Meister im Werke verlohren geht; dass dadurch auch die Hofnung vernichtet ist, die Ihnen so vielen Trost im Alter gewährt, in Ihren Schriften, Ihrer Familie noch eine ökonomische Sicherheit zu geben, indem jeder Eigennützige, jeder Schlaue, jeder Lückenschmecker Ihr Werk neü auflegen u[nd] wie er vorgibt verbessern wird. Trotz Ihres Privilegiums wird dan doch Ihr Werk, Ihre Mittel, sitzen bleiben u[nd] Schaden in ökonomischer Hinsicht bringen. Jeder Elende wird in Ihre Erndte kommen u[nd] erndten, wo er nicht gesäet vom Schweisse Ihres Angesichts sich nähren u[nd] Ihrer Familie den Segen des V a t e r s rauben. Lassen Sie daher alles mit höchster Genauheit prüfen u[nd] vollenden. Was ich kan, thue ich gewiss herzlich gerne, u[nd] jeden Menschen, den ich fesseln kan, will ich zu diesem Zwecke leiten; so viel es mein ökonomischer Zustand es erlaubt, auch thätig beytragen, indem ich meinen Gewinn, immer grössthentheils der Sache u[nd] ihrem Fortgange widmen werde. Der Docktor schickt seine Kinder wieder u[nd] scheint sie gar nicht wegnehmen zu wollen; ein Beweis, dass er eben keine grosse Gefahr ahndet oder gegen seine Überzeügung handelt. Übrigens gehe ich schon lange mit meinen Stadtschwächlingen piano. Gegenwärtig notiren wir alles. Allein ich gehe nach einem festen Plane. Jedes Unterrichtsfach, wird vom ersten Punkte an beschrieben, wie ich es einer Mutter, welche ihr Kind selbst bilden wollte, beschreiben würde. Jeder Theil des Unterrichts [wird] haarscharf gesondert; Methode u[nd] Mittel gezeigt; ihre Lücken aufgesucht, der Erfolg der Methode, so wie jedes neuen Versuches notirt. Ich thue dass theils um mir selbst Rechnung zugeben; theils die stuffenweisen Fortschritte vom a, zum b, zu beobachten, zuprüfen u[nd] zu ordnen. In der täglichen Übung finden sich noch Lücken in der Methode u[nd] in den Mitteln, die [ich] Ihnen mittheilen werde, so bald als mögl[ich]. Es sind in meinen Klassen Kinder, welche uns auf neüe u[nd] einfachere Punkte zurückführen, weil die grosse Vermischung ihnen noch unverständlich ist. So, z.B. muss ehe die

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Bruchtabellen angewendet werden können, u[nd] ehe der Begriff u[nd] die Fertigkeit der Brüche als ganz vom Kinde verstanden angenommen werden darf, eine einfachere Übung an der Tafel voran gehen, die mir folgende zu seyn scheint: man setzt Täfelchen hin u[nd] sagt: eins ist einmal der halbe Theil von 2. 2 ist 2. mal – von 2. 1. ist einmal der 3.te Theil von 3. 2. ist 2mal – von 3. 3 ist 3mal d[er] 3.te Theil von 3. 1. ist einmal d[er] 4.te Theil von 4. u.s.f. – Dazu nöthigten mich die kleinsten Kinder meiner Schule; u[nd] ich sehe den Erfolg meinen Erwartungen entsprechen. Doch darüber nächstens mehr. Ich habe nun die Sprachübungen mit einfachen u[nd] zusammengesetzten Zeitwörtern zu einem Unterrichtsgegenstande der Schule erhoben. Der Erfolg ist sicher u[nd] gross; unnütz gewiss in keinem Falle. Wenigstens ist er auch bey kleinen Kindern das, was das Vorbuchstabiren der Mutter im ersten Jahre. Es bringt B e w u s s t s e y n , wenn auch noch Dunkles in des Kindes Seele. Verzeihen Sie, mein Brief ist besonders hinterher, ein Mischmasch, den ich in der Schule schreiben musste. Bald, hoffe ich, etwas Reineres u[nd] im besseren Ordnung schreiben zu können. Legrand u[nd] Iselin grüssen herzlich. Die Basler haben zu ihren Nasen ganz das Berner Modell genommen. Mein Weibchen küsst u[nd] grüsst Sie zärtlich, ist wohl u[nd] will nächstens auch wieder Ihrer Fr[au] Tochter schreiben die sie zärtl[ich] liebt u[nd] grüsst. Auch herzl[iche] Grüsse an alle im Schlosse. Immer wird Sie zärtl[ich] lieben Ihr ergebener Tobler N.S. Machen Sie doch bald einen Plan, zum Journale u[nd] theilen Sie denselben mir, nebst dem längst versprochenen Aufsatz, den in Burgdorf nur halb lesen konnte, mit, sobald mögl[ich]. Adieu!

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/19 [H1]; 368/3 [H2] Bogen, 190x235 mm [H1]; Blatt, 190x236mm [H2] Adresse, Siegelspuren [H2] Original Textkritik

Zeuge H

494 Z. 4–7 Z. 8–158 Z. 13 Z. 13 Z. 13 Z. 22 Z. 24 Z. 25 Z. 27 Z. 29 Z. 34 Z. 40 Z. 42f. Z. 45f. Z. 51 Z. 52f. Z. 103 Z. 106 Z. 107 Z. 117 Z. 118 Z. 120 Z. 122 Z. 122 Z. 123 Z. 124 Z. 129 Z. 135 Z. 140f. Z. 142 Z. 145 Z. 146 Z. 147 Z. 148 Z. 159–173 Z. 170

H2 H1 sie nie Erfolg nicht über die der Leüten, welche selbst an bloss als nemml[ich] der her die Ansicht; sie M u t t e r h e r z , < es ret> d a s thun, welche Ü b e r z e ü g u n g führt, bedrohen besorgt u[nd] wird. Sie bringen. Jeder gesäet vom vollenden. fremde Hand: Nur bis hieher abzudrucken. zu es mein Zustand Gewinn, immer piano: lateinische Schrift der Methode uns auf neüe muss ehe einfachere folgende zu einmal ist einmal H2 Journale: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. 

Nr. 548 III.

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Legrand: Johann Lukas Legrand (1755–1836)  Nr. 526

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Docktor: Daniel de Laroche (1743–1812,  Nr. 547) oder Jean Baptiste Laroche ( Nr. 547) Bruchtabellen: ABC der Anschauung oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Zürich und Bern 1803 Iselin: Damit ist wahrscheinlich Niclaus Iselin (1744–1813) gemeint. Er studierte Theologie und war 1770–1775 Helfer der Deutschen Gemeinde in Genf, bis 1779 Pfarrer in Rümligen und anschliessend bis 1813 in Wintersingen (beide Kt. Basel-Landschaft). Seit 1801 war er zudem Dekan des Farnsburger Kapitels. Nasen: Der Begriff «Nasen» taucht schon in Nr. 547, Z. 34 auf und steht da für Spott. Pestalozzi antwortete darauf: «Was sagt Basel zu den neuen sechs Herren [Einsetzung der sechs Unitarier, Red.]? Ganz Bern ist nasenhalber zu einem Elephant geworden, oder vielmehr, die Berner Nasen sind zu wahren Rüsseln geworden, mit denen sie denoch kaum vermögen, ihr grosses Maulhengen [das Maul hängen lassen, Red.] zu bedekken» (PSB IV, S. 100). Auf diese Situation spielt Tobler wohl mit seinen «Nasen» an. Weibchen: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Fr[au] Tochter: Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814)  Nr. 547 Journale: Möglicherweise handelt es sich hier um einen ersten «Entwurf» einer geplanten Zeitschrift, wie sie dann einige Jahre später mit dem Journal für die Erziehung (1807) auch erscheinen sollte. Sicher ging es darum, die in Burgdorf entwickelten Erkenntnisse einem breiteren Publikum direkt und schnell zugänglich zu machen. Aus dem hier angesprochenen Journale scheint sich aber keine Publikation entwickelt zu haben. Aufsatz: Vom Oktober 1800 bis Mai 1801 lebte Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) in Burgdorf. Er dürfte also mit dem Aufsatz, den er nicht fertig lesen konnte, eine Schrift gemeint haben, die vor dem Mai 1801 entstanden ist. Möglicherweise ist mit «Aufsatz» die bis 1828 ungedruckt gebliebene Schrift Die Methode gemeint, die in einer bereinigten Fassung (als Manuskript) ab Juni 1800 vorlag (PSW XIII, S. 101–123). Es könnte sich aber auch um einen der vielen Entwürfe zum Buch der Mütter gehandelt haben, die Tobler von Pestalozzi zur Lektüre zugeschickt wurden.

550. Laué, de Luze & Co. 22. Februar 1802 [Reg.] Antwortvermerk «le 22» auf dem Brief Pestalozzis vom 10. Februar 1802.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 2.69.29

496 Sacherklärung I. Laué, de Luze & Co.  Nr. 322

551. Johann Georg Tobler 4. März 1802 5

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Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi in Burgdorf Canton Bern Basel den 4. März 1 8 0 2 . Theürer H[err] Pestalozzi! Mit vielem Vergnügen melde Ihnen den richtigen Empfang der 25. Buchstabirbücher; mit der Bitte begleitet, mir zu bestimmen, was sie kosten u[nd] ob Ihnen den Betrag davon gleich übersenden oder bis zu einer baldigen Reise nach Burgdorf versparen soll. Der Gemeinnützigkeit u[nd] vielleicht einer baldigen, wo nicht allgemeinen, doch allgemeinren Einführung dieser Bücher steht nichts mehr im Wege als der hohe Preis derselben, welcher manchen armen u[nd] manchen habsüchtigen Käufer derselben abschreckt. Diese Erfahrung ist schon ziemlich häufig. Wohl weiss ich, dass Sie um der Grösse des Buches willen, nicht viel vom Preise nachlassen können. Doch bedürfen nicht alle Eltern der Beylagen; die Schullehrer noch weniger, weil diese an 6. bis 8. Exemplaren von den Beylagen Jahre lang genug haben; hingegen der Büchelchen sehr viele bedürfen. Wenn Sie daher mir näher bestimmen könnten, was der äusserste Preis des e i n z e l n e n Buches, u[nd] derjenige der Beylagen besonders wäre, so würde der Verkauf vielleicht auch für hiesige Schulen bald anfangen. Wüssten Sie kein Mittel, diese Bücher nach einem neüen Druck, fast so wohlfeil als andre Buchstabirbücher, hergeben zu können. Der allgemeine Vortheile seines Gebrauchs würde auch bald einen grössern Absatz u[nd] dieser, den bisherigen grössern Gewinn ersetzen. Der starke Anwachs meiner Anstalt; die beständige Gegenwart in allen Klassen; die Bearbeitung der vielen Schulmittel, um keine Bücher gebrauchen zu dürfen, nehmen meine Zeit gegenwärtig zu sehr

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in Anspruch, als dass Ihnen Aufsätze schicken könnte über den Marsch meines Thuns. Indessen wird alles notirt u[nd] mit besserer Musse, werde Ihnen auch mehreres einsenden. Die Wahrheit Ihrer Ansichten bestätigt sich mit jedem Tage mehr durch Erfahrung; so wie die Armuth an Mitteln, deren psychologische Reihenfolge dem Grundsatze der Führung entsprechend unendlich erschwert u[nd] Mühe macht. Warum schreibt Weiss nicht? Ist er unter den Schlafenden? An Krüsi u[nd] Buss werde bald auch schreiben. Grüssen Sie mir alle herzlich. Meine Frau w i l l immer schreiben, aber sie hat auch viel zuthun, u[nd] schreibt nicht gerne; Aber sie herzt u[nd] küsst doch tausendmal Sie u[nd] Frau Pestalozzi. Ganz Ihr Tobler

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/20 Bogen, 190x232 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel 1802 Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 13 Z. 24 Z. 28

bestimmen, was Beylagen Schulen bald Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 13

Z. 43 Z. 44 Z. 44 Z. 46 Z. 47

Buchstabirbücher: Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren. Mit dem ausschliesslichen Privilegio der helvetischen Republik gedruckt. Bern 1801 (PSW XIII, S. 137–174) Weiss: Hans Kaspar Weiss (1771–1820)  Nr. 354 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Frau: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

498 552. Johann Georg Tobler 13. März 1802 5

Herrn Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Canton Bern Basel den 13. März. 1802.

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Lieber H[err] Pestalozzi. In Wielands Schwäbischem Merkur, steht ein Aufsatz, den ich abschreiben liess u[nd] Ihnen hier beylege. Vielleicht haben Sie’s schon gelesen u[nd] dann nehmen Sie den Willen Ihnen Freüde zu machen gut auf. Auch andre sehen es allmählig ein, dass Sie Ihre Tonne weder leer noch umsonst wälzten, u[nd] das thut mir ungemein wohl. Der Aufsatz soll von Wieland noch wahrscheinlicher vom gegenwärtigen Redakteur des Merkur, B ö t t c h e r seyn. Es ist darinn viel gesagt; und wenn der Aufsatz des kommenden Januarheftes dem gegenwärtigen entspricht, so dürfte Deutschlands Aufmerksamkeit auf eine vortheilhafte Weise rege werden, da der Merkur eine sehr geschätzte u[nd] gelesene Zeitschrift ist. Auch H u b e r , Redakteür der allgemeinen Zeitung hat den Aufsatz, aus dem Republikaner, dessen Verfasser mir Justizminister M e y e r zu seyn scheint, in sein Blatt aufgenommen. Die Anschaffung von Lesematerialien, der Methode angemessen hinderten mich bisher mehr zu schreiben; zugleich das Herumrennen zu g n ä d i g e n Herren, um ein dem Zweck des Instituts entsprechendes Lokal. Das Haus, welches bis jetz inne hatte, war geräumig, aber ohne Platz zu B e w e g u n g e n , dem einzigen Heilmittel verdorbener Stadtkinder. Der Markgrafliche Hof hier war schon lange mein Augenmerk, da er in jeder Hinsicht für meine Zwekke vortheilhaft schien. Aber die Schwierigkeiten zum Ziel zugelangen waren nicht geringe. Nun hab ich für einen geringen Preis einen Theil desselben erhalten und mit demselben ungemeine Vortheile. 1. Ein eigenes Wohnhaus für mich, mit 4. bewohnbaren Zimmern sehr bequem gelegen. Gerade nebenan ein neües Gebäude mit 10. sehr schönen u[nd] heizbaren Zimmern für das Institut besonders, in welches mit der Zeit bis auf 60. Kinder logiren kan u[nd] dann ebenes Fusses noch 4. bis 6. eigene Schulzimmer.

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2. Einen sehr grossen Hof, den freisten Spielraum für alle gymnastischen Übungen. Auf diesen werde gymnastische Maschinen aufführen, u[nd] die Leibesübungen ebenso der Methode gemäss zu reihen suchen. Die reine Luft, das Abgesonderte d[er] Lage ist überaus vortheilhaft, so wie die ausgedehnte Aussicht angenehm. 3. Der fürstliche Garten, ganz angeschlossen, gewährt ökonomische Vortheile. Der Gärtner Z e i h e r ein e d l e r u[nd] wirklich grosser Mann will alles bejtragen, die Landwirthschaft den Kindern nach den besten Grundsätzen u[nd] praktisch beyzubringen; u[nd] da er der grösste Botaniker ist u[nd] den an diesen Platz anstossenden botanischen Garten leitet, so öfnet er mir diesen u[nd] will dass die Kinder, methodisch, in demselben alle Pflanzen empirisch kennen lernen, die sich über 4000. belaufen. Alles was dem Buche der Mütter nützlich werden kan, wird hier gelernt werden u[nd] gerne will alles thun um diesen Fund vorzügl[ich] in dieser Hinsicht zu benutzen. Dieses alles kostet jährl[ich] 30. Louisdor; in meinem bisherigen Neste musste 23. zahlen. Sie sehen leicht ein wie vortheilhaft diess auf meine Lage, wie auf die Methode u[nd] Erweiterung ihrer Mittel wirken kan. Diesen Monat hat sich die Schaar meiner Schüler bis auf 42 vermehrt u[nd] wird bis anfangs May ungefehr auf 50. steigen. In ungefehr 14. Tagen wird H[err] v o n B r u n n zu Ihnen kommen u[nd] einen Monat bleiben. Nachher fängt er ein Mädcheninstitut im gleichen Geiste an. Ends Aprill od[er] Anfangs May werde auch nach Burgdorf kommen u[nd] mein Weibchen mitbringen, welches Sie, Fr[au] Pestalozzi u[nd] alle im Schlosse herzt. Ich thue das gleiche u[nd] bleibe imer Ihr Sie liebender Tobler.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/21 Blatt, 190x236 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel den 19ten Marz 1802. Tobler. Original Textkritik

Zeuge H Z. 12

Ihnen hier beylege

500 Z. 17 Z. 30 Z. 33 Z. 43f. Z. 47 Z. 50 Z. 51 Z. 53 Z. 67

seyn. Es Stadtkinder. Der hab ich ist überaus Zeiher ist u[nd] so öfnet empirisch mitbringen, welches Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)



Nr. 500 III.

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Aufsatz: Der Aufsatz (möglicherweise von Jakob Glatz) steht nicht im Schwäbischen Merkur, der gemeinsam mit der Schwäbischen Chronik von Christian Gottfried Elben (1754–1829) herausgegeben wurde, sondern im Neuen teutschen Merkur, dessen Herausgeber Christoph Martin Wieland (1733–1813,  Nr. 637) war. Er wurde in der Januarausgabe angekündigt und erschien in zwei Teilen unter dem Titel Pädagogik des achtzehnten Jahrhunderts, nach Falk und des neunzehnten Jahrhunderts, nach Pestalozzi (Der Neue Teutsche Merkur 2. Stück, Februar 1802, S. 101– 121; Der Neue Teutsche Merkur 3. Stück, März 1802, S. 183–198). Wieland: Christoph Martin Wieland (1733–1813,  Nr. 637) war von 1773 bis 1810 Herausgeber und Redaktor der ersten bedeutenden deutschsprachigen literarischen Zeitschrift Der Teutsche Merkur (ab 1790: Der neue Teutsche Merkur). B ö t t c h e r : Karl August Böttiger (1760–1835) studierte Theologie und Klassische Philologie (1778–1781) in Leipzig und arbeitete anschliessend als Hofmeister in Dresden. Nach seiner Promotion 1784 in Wittenberg wurde er Rektor des Lyceums in Guben (Brandenburg), 1790 an den Gymnasien in Bautzen (Sachsen) und 1791 in Weimar. Als Oberkonsistorialrat in Weimar war er zuständig für schulische Angelegenheiten. Bis in die 90er-Jahre publizierte er vor allem zu pädagogischen Fragen und war als Mitherausgeber sowohl beim Teutschen Merkur (1794–1809) als auch beim Journal des Luxus und der Moden (1797–1803) und bei London und Paris (1804) tätig. Zwischen 1804 und 1814 waltete Böttiger als Direktor der Pagerie (Institut der kurfürstlichen Pagen) in Dresden, danach leitete er bis 1821 als Studiendirektor die Königliche Ritterakademie und blieb dort bis 1834 Leiter der Antikensammlungen. Aufsatz: Der Aufsatz erschien erstmals unter dem Titel Unterrichts- und Bildungs-Anstalten Helvetiens. Ueber Pestalozzis Lehrart in fünf Teilen in der Januarausgabe (6./9./14./20./23.) des Republikaners 1802. Er ist in Briefform verfasst, richtet sich an B** und ist am Ende gezeichnet mit: «Geschrieben zu Luzern, im Dezember 1801. M.» M[eyer] berichtet darin von seinem Kurzbesuch bei Pestalozzi auf Schloss Burgdorf und seinen positiven Eindrücken.

501 Z. 21f.

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Z. 23 Z. 47 Z. 54 Z. 63

Z. 64f. Z. 67 Z. 67f.

H u b e r : Ludwig Ferdinand Huber (1764–1804) kam in Paris zur Welt und war der Sohn des Sprachlehrers und Übersetzers Michael Huber (1727–1804), welcher im Kreise der Encyclopädisten lebte. Die Familie siedelte 1766 nach Leipzig über, wo Ludwig Ferdinand aufwuchs. Huber war Schriftsteller und stand in Verbindung zu namhaften Autoren. Als Anhänger der Französischen Revolution der Konspiration verdächtigt zog er mit Therese Forster-Heyne (1764–1829), mit der er liiert war und welche er 1794 nach dem Tode ihres Mannes Georg Forster (1754–1794) heiratete, vorübergehend nach Bôle bei Neuchâtel. Dort war Huber als Übersetzer tätig und gab die Zeitschrift Friedens-Präliminarien (Berlin 1793/94–96) heraus. 1798 siedelte Huber wahrscheinlich infolge der Redaktionsstelle bei Cottas Neuster Weltkunde nach Tübingen über und redigierte das Nachfolgeorgan Allgemeine Zeitung nach der Verlagsverlegung in Stuttgart. 1804, in seinem Todesjahr, wurde er Landesdirektionsrat der Provinz Schwaben für die Schulabteilung, was ihn nach Ulm führte. Aufsatz: Der vierteilige Aufsatz in der Allgemeinen Zeitung 1802 (9. März, S. 270f.; 13. März, S. 286f.; 19. März, S. 310f.; 20. März, S. 315f.) erschien in der Rubrik Helvetien unter dem Titel Ueber die Pestalozzische Erziehungsanstalt in Burgdorf. (Auszug eines Schreibens im Republikaner.). Der Verfasser hat nicht unterzeichnet. Es bleibt also offen, ob es sich dabei tatsächlich um Huber handelte. M e y e r : Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 Z e i h e r : konnte nicht näher bestimmt werden Buche der Mütter: Das Buch der Mütter, oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren 1803 (PSW XV, S. 341–424) H[err] v o n B r u n n : Martin von Brunn (1776–1852) wurde 1795 ordiniert, war 1796 Privatlehrer in Schwarzenburg (Kt. Bern), 1798 Lehrer in Bubendorf (Kt. Basel-Landschaft) und anschliessend als «Informator», das heisst als Lehrer, Hauslehrer und Erzieher in Basel tätig. 1802 eröffnete er ein nach pestalozzischen Grundsätzen eingerichtetes Mädcheninstitut in Basel. 1803/04 übernahm er das Knabeninstitut Toblers, das er auch selber leitete, und setzte sein Theologiestudium fort. Von 1805–1810 war er Pfarrer im elsässischen Gebweiler, 1810–1833 in Liestal (Kt. Basel-Landschaft) als Nachfolger seines Bruders Niklaus von Brunn (1766–1849,  Nr. 520) und 1833–1848 in Kleinhüningen (Kt. Basel-Stadt). Mädcheninstitut: Zu dieser Schule konnten im Staatsarchiv Basel-Stadt keine Akten gefunden werden. Weibchen: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Fr[au] Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

502 553. Johann Georg Tobler 24. März 1802 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Kanton Bern. Basel den 24. März 1802

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Theürer H[err] Pestalozzi! Es thut mir weh wenn Sie immer danken. Ihre Liebe ist uns beiden so schon viel u[nd] die Freüde so süss auch ein Schärfchen zu der Ihrigen beyzutragen. Von Brunn wird Morgen Abend ohne Zweifel bey Ihnen seyn. Meinen Gruss an ihn. Ihre Äusserungen erschrecken mich. Sie sprechen vom Abfallen. Sie sind doch wohl? Nein! Ihr Abfallen k a n , d a r f noch nicht seyn. Ihr Baum hat noch nicht feste Wurzel genug. Die Vorsehung die Sie durch Labyrinthe zum Ziel führte, das sie durch Ihr Leben u[nd] durch die sonderbare Führung derselben erreichen wollte, wird Ihnen noch mehr Freüde aufbewahren! Sie müssen noch den Tag erleben, wo Sie sagen: Jetz Herr! lass deinen Diener im Frieden dahin fahren, meine Augen haben das Werk meines Lebens blühen gesehen! Ich denke Ihr ganzes Schicksal u[nd] besonders Ihre Schicksale seit 3 Jahren berechtigen diese meine süsse Hofnung; vorzüglich um desswillen, da ihre Freünde alle noch nicht r e i f sind, das Werk in seinem wahren Geiste fortzuführen. Pestalozzi! Bis dahin nicht Nein! Nein! ich kan mirs nicht denken. Wenigstens i c h bin Ihrer noch so lange benöthigt. Unglücklich genug dass ich Sie nicht m e h r geniessen kan! Wenns mit dem guten Willen gethan wäre! dann wohl. Aber es bedarf Geist u[nd] Kraft.¬ Gottlob! mir hellts mit jedem Tage. Die Kinder führen mich an der Hand ihres Bedürfnisses zu grösserer Einfachheit. Von ihnen will ich lernen u[nd] Sie, theürer Mann! müssen mein Muster, noch lange mein Leitstern sejn! Fahren Sie nur fort mit Ihrer Liebe. Mein Herz, mein Alles und mein Erwerb, muss für Ihr Werk sejn! Ich will sonst, mag sonst nichts; liegt doch der Keim einer bessern Welt, in Ihrer Ansicht u[nd] Ihrem Werke, tägl[ich] deutlicher vor meinen Augen. Kan ich Ihnen nicht mit meinem Kopfe, so will ich doch mit meinem Herzen dem Ihrigen folgen.

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Auch meine Lage bessert sich von Woche zu Woche. Anfangs May werde etwa 50. Kinder haben. Eine neue Klasse beschäftigt mich gegenwärtig, von lauter Kindern unter 4. Jahren, keines drüber. Hier finde erst, was die Methode vermag, aber auch, wie weit sich manches noch vereinfachen lässt. Diese Übung ist mir theüer. Bemerkungen, die dabey vorkommen werde immer notiren. Ich bitte um ein Gleiches von Ihren Leüten. Später lässt sich manches auseinander suchen u[nd] nützlich machen. Menschen, die meine Achtung besitzen, bestürmten mich um einen Religionsunterricht im Geiste Ihres Buches. Ich konnte nicht anders u[nd] habe ihn angefangen. Mein Gang dabej ist: ich lerne am Kindesverstande, mich ihm begreiflich machen, an seinem Herzen auf sein Herze wirken; daher mein Unterricht ganz fürs H e r z , fürs Gefühl. Alles, was alle Religionen u[nd] alle Philosophien zum W e s e n der ihrigen machen, sofern es Sache des H e r z e n s ist setze ich in Regung. Alle heiligen Interessen der Menschheit, in allen menschlichen u[nd] geselligen Verhältnissen, müssen, wie die Durchmesser od[er] Linien an einem Rund von der Peripherie auf den Mittelpunkt treffen, neml[ich] auf das G e f ü h l . Selbstgefühl, Achtung für dasselbe, reine Bewahrung vor allem was es verletzen könte, ist der Brennpunkt in dem sich alle Stralen vereinigen, das Gefühl: ich k a n was ich will; u[nd] ich w i l l , was gut ist, kan ich dadurch wenigstens schärfen u[nd] erhöhen. Dahin zielt auch alles was ich die Kinder lehre. Aber doch wünschte ich sehnl[ich] nur eine einzige Katechese von Ihnen, über das Lied von Gellert: Besitz ich nur ein ruhiges Gewissen – zu besitzen, um mir als Leitfaden beym ganzen Unterrichte zu dienen. Sie hätten bald eine niedergeschrieben, thäten mir unendlichen Gefallen u[nd] würden mich vor Irrgängen zugleich bewahren. Thun Sie es ja! So bald möglich werde Ihnen, einen Aufsatz zuschicken, wie sehr die Methode das moralische Gefühl sichert. Ich dächte, man könnte doch bisweilen solche Aufsätze, in eine Zeitung setzen, damit das Interesse nicht blos warm erhalten, sondern erhöht werde. Es ist wirklich unglaublich welche Wirkungen hierin sichtbar sind, wie L i e b e , N o t h w e n d i g k e i t , T h ä t i g k e i t u[nd] F r e ü d e , selbst Kinder vom verdorbensten Herzen verändern. Menschen, die mich mit Teüfelsgewalt zum Freygeiste qualifiziren wollen bekennen doch allenthalben als ein ihnen unerklärliches Phänomen, dass Buben vor denen sonst niemand sicher war, die besten folgsamsten Kinder würden!

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An Krüsi werde auch noch ein paar Worte schreiben. Meine G u t e herzt Sie u[nd] Frau Pestalozzi, der, Sie mich höfl[ich] zuempfehlen bitte. Mit zärtlicher Achtung u[nd] Liebe Ihr Tobler N.S. Pf[arrer] Niederer klagt, dass er gar nichts mehr von Ihnen höre. Er fürchtet Sie beleidigt zu haben. Beruhigen Sie ihn.

Überlieferung 1 2 4 5

IHBF Zürich, Ms IV,12 Bogen, 187x237 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel den 24ten März 1 8 0 2 . Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 27 Z. 33 Z. 56 Z. 65

sind, das Werk Hand ihres in Regung einzige Katechese Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)



Nr. 500 III.

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Z. 81 Z. 82 Z. 86

Von Brunn: Martin von Brunn (1776–1852)  Nr. 552 Bemerkungen: Falls Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 552) diesen Vorsatz, seine Bemerkungen zu notieren, befolgt hat, sind diese nicht erhalten geblieben. Lied von Gellert: Um welches Buch es sich hier genau handelt, ist unklar. Möglich sind entweder die Lieder von 1743 oder die Oden und Geistliche Lieder von 1757 ( Nr. 522). Aufsatz: Ob dieser Aufsatz je geschrieben wurde, konnte nicht eruiert werden; zumindest ist zu diesem Thema von Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) kein Aufsatz bekannt geworden. Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507

505 554. Anna Barbara Gross-Pestalozzi März 1802 [Reg.] Inhalt unbekannt

Überlieferung 1

PSB IV, S. 104.3 Sacherklärung I.

Anna Barbara Gross-Pestalozzi (1751–1832)  Nr. 2 II. Was der Anlass für diesen Brief der Schwester Pestalozzis gewesen ist, kann nicht mehr rekonstruiert werden, wobei sich die Geschwister wahrscheinlich öfters Briefe geschrieben haben dürften, um sich über familiäre und berufliche Neuigkeiten auszutauschen.

555. Anna Pestalozzi-Schulthess April 1802 [Reg.] Erkundigt sich nach dem Gesundheitszustand von Marianne.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 103.5 Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 II. Da Pestalozzi in Burgdorf und seine Frau bei Franziska Romana von Hallwil (1758– 1836,  Nr. 744) in Hallwil ist, schreiben sie sich Briefe. III. Z. 4

Marianne: Marianne Pestalozzi (1795–1802) ist die älteste Tochter von Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296) und Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814,  Nr. 547). Sie starb am 28. April 1802.

506 556. Johannes Niederer 11. Mai 1802 An Pestalozzi. 5

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11, V. 802. Theürster, edler Mann Wo ich bin? fragen Sie mich. In Gedanken oft bey Ihnen, an Ihrem Herzen; in der Wirklichk[eit] am unrechten Orte. Ich zehre u[nd] härme mich ab, um einige Körnchen des edeln Sammens den Sie ausstreuten u[nd] keimen sehen in meine Gegend zu verpflanzen. Aber meine Saat keimt nicht fröhlich, und das Erdreich ist hart. Es sind kurzsichtige Menschen die es für gut halten Kräfte zu vereinzeln u[nd] zu zerstreuen, damit überal gewirkt w[erde]. Was bliebe unsere Hoffnung wenn Sie n[icht] in Ihrem Brennpunkte die Strahlen sammelten, deren vereinte Bürde die Verhärtung unseres Verderbens allein zu schmelzen fähig ist? Sie sind glückl[ich], so viel Sie auch leiden – denn Hofnung umgibt Sie. Sie sind Ihrer Sache gewiss. Sie sind glückl[ich] denn Sie finden doch Me[nsch]en, so wenige auch Ihr zart u[nd] feinfühlendes Herz zu befriedigen im Stande sind. Ich opfer alles auf setze alles aufs Spiel lebe in der grössten Unruhe, um auch nur n[icht] ganz thatenleer zu seyn, und – ich will schweigen, darf gar nicht daran denken, wenn ich das Nichts das ich thue, bin, u[nd] ewig für mich allein bleiben muss, vergleiche mit dem was ich bey Ihnen lernen wozu ich von Ihnen u[nd] durch Sie emporgehoben w[erden] könnte. Lassen Sie es indessen gut sein. Die Unruhe über das Schicksal das mich von Ihnen trennt, macht mich beynahe zum Narren, aber eben dies beweist dass ich schwach bin u[nd] die Vorsicht n[icht] ohne Weisheit u[nd] Nothwendigk[eit] mich von Ihnen entfernt. Ihr Sprachgang nach Anweisung Ihrer Briefe wird jetzt von mir angewandt. Allein mein Unglück will, dass ich es mit schon verbildeten Jünglingen zu thun habe, die für das Einfache Ihres Sinnes k[einen] Sinn, u[nd] für die Absicht Bildung Ihrer s[elber] im reinen Sinn k[einen] Wunsch haben. Und was noch gethan w[erden] könnte, verpfuscht Gr[ubenmann], der s[ich] unsägl[ich] verschlimmert hat. Vereint mit Ihren übrigen Elementarmitteln verspreche ich mir von Ihrer Sprachenbearbeitung noch 1 bewundernswürdige Ausbeute. Mein hauptsächlichstes Augenmerk ist, dass ich sie nach Ihrem Buch d[er] Müter ungefähr an sinnl[ichen] Gegenständen übe, u[nd] d[en] Zögl[ing] d[er] s[ich] n[icht] bequemen will, s[ich] mit dem

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einfachen A.B.C. d[er] Anschauung bekant zu machen, in die Nothwendigk[eit] versetze s[ich] die Urformen desselben s[elber] zu abstrahiren. Ich nehme z.B. 1 sichtbaren Gegenstand Blume Strauch. Das Erste worauf ich aufmerksam mache ist Form. Alles wird hiebey auf das A.B.C. d[er] Anschauung, Linien, Quadrate Winkel, * Zirkel, Ovale zurückgeführt. D[er] unermessl[iche] Vortheil Ihrer Erfindung für die Form ist dadurch klar. Die 2te Kategorie ist G r ö s s e , Ausdehnung und Umfang. Hier strenges Maas angelegt, Breite Höhe Dicke Proportion etc. zum Bewusstsein gebracht. Der Zusammenhang mit dem Vorigen ist klar. Beyde ruhen auf 1 Elemente. Zum Anschauen kommt d[er] Handgriff, das Messen. Hier d[er] Gegenstand als ein Ganzes betrachtet. Aber die Betrachtung d[er] Schüler führt auf den Begriff Menge, u[nd] dies leitet zum Zählen, das ich jetz nur noch einfach gebrauche, welches aber auch in dieser Verbindung der unermessl[ichen] Erweiterung des Rechnens u[nd] Berechnens fähig ist. Von diesen wesentl[ichen], in den Denkgesetzen gegründeten folgl[ich] nothw[endigen] Eigenschaften der Dinge, gehe ich zu den sinnl[ichen] u[nd] zufälligen über mit denen eigentl[ich] bey jungen Kindern d[er] Anfang gemacht w[erden] müsste, unterwerfe den Gegenstand ihren Sinnen; allen mögl[ichen] Merkmalen, unter denen sie die selbige wahrnehmen. – Farbe, Geruch – Geschmack, Gefühl – Schall. Leicht geht man dann in auf die Beziehungen u[nd] Verhältnisse über, in denen d[er] M[ensch] mit dem Gegenstand f[est] steht. Wohlgefallen u[nd] Missfallen, Nutzen Schaden Gebrauch u[nd] Missbrauch damit er auch in diesen Dingen s[ich] s[elber] kennen u[nd] Weisheit lerne. Beschluss – spezifische Natur des Gegenstandes, das – Element das er fordert. Art ihn zu behandeln. An diese Beschreibung knüpft s[ich] die Sprache, Erklärung d[er] Hauptzeitworte des Satzes u.s.f. Ich sehe übrigens mein theuerster Mann gar wohl ein, wie nothwendig u[nd] unentbehrl[ich] die Trennung, die haarscharfe Sonderung der Elementarstoffe ist, aus denen dies[er] Unterricht besteht. U[nd] eben dafür, dass Sie so scharf sönderten, für Form Zahl u[nd] Wort die bestimmtesten Elementarmittel lieferten od[er] schufen, zolle ich Ihnen m[einen] wärmsten Dank. Nichts kann klarer s[ein], als die Kinderleichtigk[eit] zweckmässig zu unterrichten, wenn Ihre Bücher vollendet sind. Nichts klarer als dass so d[as] K[ind] zu deutl[icher] aller Ordnung, alles umfassenden Begriffen kommt. Durchs Buch der Müter mit Vorrath an Stoff zu Begriffen versehen. Durch den Elementarunterricht zur Kraft zu Ordnen u[nd] Zusammensetzen geführt, kann das Kind kein Fremdling mehr s[ein] in d[er] Welt, es nimmt von ihr Besitz u[nd] wird einwohnend

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mit ihr n[icht] nur dem Schein, sondern auch d[er] Wirkl[ichkeit] nach; es muss s[ich] überall orientiren, überall s[ich] forthelfen können. Alles, was ich daher jetz wünsche, wäre die glückl[iche] Lage, mit einig[en] ganz jungen Kindern den Versuch planmässig zu machen wozu die ganze Methode führe. Ich würde wie d[er] Zimmermann, jeden Theil aus dem das Ganze besteht einzeln u[nd] fein s[ich] s[elber] bearbeiten, wie zur Zerstreuung die einzelnen Elemente des Messens Sprechens u[nd] Zählens dem Kinde beibringen als ob nichts andres auf d[er] Welt vorhanden wäre, und dann wenn die Formen jed[er] Art ihm unvergessl[ich] eingeprägt wären, die Zusammenfügung derselben zu zusammenhängenden Gebäuden u[nd] Erkenntnis[sen] versuchen. Keinen Augenlick kann ich zweifeln, dass die Fortschritte zeitlich überraschend hinreissend wären. Bin ich n[icht] ein Thor, dass Ihnen Dinge sage die bey Ihrer Umfassung Ihnen nothwendig einseitig scheinen müssen u[nd] Sie vielleicht verdriessl[ich] machen? Doch Sie verzeihen mir um d[er] Absicht willen die ich habe – Ihnen näml[ich] zu beweisen, wie sehr Ihr Gegenstand der erste Gegenstand m[eines] Herzens sey, u[nd] wie wenig ich aufhören könne, noch an Ihrer Persohn zu hangen, noch über Ihre Sache nachzudenken. Könnte ich die Gefühle Ihres Herzens auffassen, könnte ich in die Sprache gewöhnl[icher] M[enschen] die Wahrheit übertragen, die in Ihnen ruht – aber sie würden mich n[icht] verstehen wenn ich sie auch auffasste – doch ich wäre ja überglückl[ich] an Ihrer Brust zu ruhen, u[nd] da Ihre Worte d[er] Liebe zu hören – Könnt ich sie hören diese Sprache der Liebe, mit der Sie sich so gerne an alles Liebenswürdige anschliessen. Aber müsst ich n[icht] auch zugleich sehen das Zurückstossen womit Sie gedrückt w[erden]? Müsst ich nicht sehen wie der Reichthum Ihres Herzens Schätze ausstreut, unterdessen die Welt Ihnen dasjenige versagt wofür Sie allein Bedürfniss haben – Liebe u[nd] Dankbarkeit? So eben lese ich aus d[er] Zeitung dass die Notabeln Ihren Antrag die Methode zu untersuchen bey Seite gelegt haben – Leben Sie wohl theurster und bester Mann, u[nd] seyen Sie gewiss der anhänglichen Liebe Ihres Niederer.

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 621/4, S. 157–160 Copia

509 Textkritik Zeuge h Z. 80 Z. 81

Elementarunterricht zur Zusammensetzen geführt Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) ist Pfarrer in Sennwald, möchte aber zu Pestalozzi nach Burgdorf ziehen; von dort muss er Ende 1801 auch eine Einladung erhalten haben. Wegen seinen Schulden wird ein Umzug aber erst 1803 möglich. III. Z. 35 Z. 37 Z. 115

Gr[ubenmann]:  Nr. 527 Ihrer Sprachenbearbeitung: Hiermit sind die Teile von Wie Gertrud ihre Kinder lehrt gemeint, die die Sprache behandeln. Ihren Antrag: Gemeint ist Pestalozzis Antrag an die Notabelnversammlung der helvetischen Regierung (so wurde das Übergangsparlament vom 30. April bis 24. Mai 1802 genannt), sein Institut in Burgdorf einer Prüfung zu unterziehen. Im Republikaner ist allerdings nichts dazu publiziert, wie die Notabeln auf Pestalozzis Antrag reagierten. Offenbar wurde der Kleine Rat (Exekutive) mit diesem Geschäft betraut und beschloss am 28. April 1802 dem Ersuchen Pestalozzis stattzugeben (Strickler VII, S. 1302f.). In der Folge wurde eine Kommission einberufen, welcher Johann Samuel Ith (1747–1813,  Nr. 650) vorstand.

557. Johann Georg Tobler 12. Mai 1802 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf, Canton Bern. Basel den 12. May 1802.

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Lieber Herr Pestalozzi! Endlich sind die Erdmandeln, aber nur ein Pfund davon angekommen, die Ihnen hiemit sogleich übermache. Gut ists, dass es eben jetz die rechte Zeit zu ihrer Anpflanzung ist. Wenn Sie das Büchelchen noch nicht hätten, das ihre Behandlung beschreibt, so kan es Ihnen überschicken.

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V o n B r u n n wird nun verreist seyn. Gerne wollte künftige Woche nach Burgdorf kommen, allein da mein Bruder künftigen Sonntag hieher kömmt, um vielleicht immer zubleiben, die Aufsicht über meine Anstalt mit mir zutheilen u[nd] in den Geschäften für die Methode zuhelfen, so kan ich, noch nicht kommen. An ihm gewinnt die Sache einen thätigen Menschen mehr; mir bleibt mehr Zeit für den Geist der Methode u[nd] die Bearbeitung der Materialien zu thun. Diese Woche trat ich in Bekanntschaft mit zwei ausgezeichneten Markgräfern, die Ihr Buch gelesen. Beide gleich gross an Geist u[nd] Willen fürs Wohl der Menschheit, denen keine Schellen des Vorurtheils die Füsse lähmen. Der einte ist Werkmeister R e b s t o c k , dessen Umgang seit dem letzten Samstag schon 3mal genoss u[nd] der mir gleich eine neue Bekanntschaft in dem Oberlehrer des Lörrachischen Pädagogiums Prorector H i r t i g , verschafte. Der letztere bekam ein Buch von einem Freünde. Es war W i e G e r t r u d I h r e K i n d e r l e h r t . Er liest, die ersten Bogen dünken ihn lustig, dann intressant dann äusserst wichtig. Er erinnert sich an seine Versuche; an seine Erfahrung an seine Hindernisse u[nd] findet hier ähnliches, aber bald gedachters einfacheres, grösseres, umfassenderes. Jetz geht er weiter; er sieht Grundsätze aufgestellt, die ihn ungemein intressi[r]en u[nd] Proben gemacht, die er sonst nirgends fand. Kurz er liest das ganze Buch u[nd] staunt. Noch glaubte er nicht an den Erfolg weil er die Mittel nicht kannte u[nd] das Buch über die Methode noch Dunkelheiten lässt, die ihn unbefriedigt lassen. Er giebt das Buch dem einfach grossen R e b s t o c k , dieser findets gleich, u[nd] hat mit ihm ähnl[iche] Zweifel. Die Grundsätze finden sie ausser allen Zweifeln die Anwendung liegt ausser ihrer A n s i c h t , kein Wunder! Letzten Samstag führten mich Geschäfte in R e b s t o c k s Gesellschaft. Er lauerte auf die Methode die ich im Institute befolge. Er thut wie wenn er nichts wisse, u[nd] nach dem ich ihm mit Enthusiasm, der ohne meinen Willen mich ergriff, eine Stunde angehört, diess u[nd] jenes gefragt, gab er mir seine Hand, bat mich um Freündschaft u[nd] lud mich auf den Sontag zu sich ein. Überrascht u[nd] erfreüt zugleich, endlich einmal einen Mann gefunden zuhaben, dessen Kopfe, dessen ruhiger Forschblick, auch mit einem Herzen voll Menschenliebe, zugleich wandle, gab ich mein Wort u[nd] am Sonntag war ich in Lörrach, wo ich auch Hirtigs Bekanntschaft machte. Er ist ein Mann mit wenigerer Ruhe des Urtheils als Rebstock, aber mehr Feüer, u[nd] einem Beruf, der gerade dieses Fach betrift. Beide wollen nun nächstens s e h e n . H[err] Pf[arre]r

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von Röteln, einer der ersten u[nd] besten Männer im Badischen, wird auch kommen u[nd] mir thuts herzlich wohl diese Männer zukennen. Sie leben alle in der Sache u[nd] vielleicht ists durch diesen Kanal mögl[ich], mehr zuthun. Nächstens mehr. Leben Sie so wohl, als es wünscht der Ihrige Tobleren N.S. Herzl[iche] Grüsse von meinem Weibchen u[nd] mir an Frau Pestalozzi u[nd] alle alle im Schlosse.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/22 Bogen, 191x237 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel den 12ten May 1802. Tobler. Original Textkritik

Zeuge H Z. 26 Z. 29 Z. 39f. Z. 53

lähmen Pädagogiums Prorector H i r t i g Dunkelheiten lässt auch Hirtigs Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 10

Z. 12f.

Erdmandeln: Gemeint sind die essbaren, braunen, stärke-, öl- und zuckerreichen, nach Mandeln schmeckenden Ausläuferknollen des Riedgrases Erdmandelgras, das im Mittelmeergebiet, im tropischen Afrika, in Asien und Amerika kultiviert und als Kakao- und Kaffee-Ersatz verwendet wird. In der Schweiz wird der Anbau der Erdmandel (Cyperus esulentus L.) um 1800 bekannt. Neben dem Kaffee-Ersatz wird die Erdmandel als vielfältig verwendbar angepriesen: Das Gras kann Rindern, Pferden und Schweinen verfüttert werden. Aus dem Mandelfleisch wird trinkbare Mandelmilch, aus den gepressten Mandeln Speiseöl und Brennöl gewonnen. Büchelchen: Wahrscheinlich handelt es sich um eines der wenigen, zur Förderung des Anbaus der Erdmandel in Umlauf gebrachten Büchlein, die detailliert über Herkunft der Pflanze und deren Anbau informierten und zu deren Anpflanzung, Pflege, Vermehrung und Verarbeitung zu den oben genannten Produkten anleiteten. Möglich wäre: Johann Ludwig Christ: Der neueste und beste deutsche Stellvertreter des indischen Caf-

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fee oder der Caffee von Erdmandeln; zu Ersparung vieler Millionen Geldes für Deutschland und längere Gesundheit Tausender von Menschen. Bregenz 1801. V o n B r u n n : Martin von Brunn (1776–1852)  Nr. 552 Bruder: Johann Heinrich Tobler (1777–1838) war Modellstecher, 1803– 1816 Landschreiber in Trogen (Kt. Appenzell-Ausserrhoden), 1816–1817 Landsfähnrich, 1832–1835 Mitglied der Revisionskommission. Er verfasste die Regenten- und Landesgeschichte des Kantons Appenzell 1597– 1797 und gab eine Sammlung von Gesellschaftsliedern heraus. Tobler wird ein hoher Verdienst zur Förderung des Volksgesangs in der Schule und in Vereinen zugesprochen. R e b s t o c k : Von den Lebensdaten können hier vier verschiedene Rebstocks gemeint sein, wobei sich aufgrund der dürftigen Quellenlage bei keinem eine Verbindung zu Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) nachweisen lässt. Ein Johann Jakob Rebstock ist zwischen 1768 und 1786 nachweisbar, ein Werkmeister Rebstock wird 1791 und 1803 ohne Vornamen erwähnt, ein Philipp Jakob Rebstock ist 1805 verzeichnet und 1809 ist von einem Architekten Rebstock die Rede (Generallandesarchiv Karlsruhe). H i r t i g : Es ist anzunehmen, dass Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) den Namen nicht richtig verstanden oder falsch in Erinnerung hatte. Von 1800 bis 1807 war Johann Heinrich Hirthes (1768–1837) Prorektor am Pädagogium in Lörrach. Er trat die Nachfolge von Friedrich Wilhelm Hitzig (1767–1849,  Z. 57) an. Hirthes, geboren in Essingen, war 1791–1797 Vikar und Hauslehrer in Kandern, 1797 Subdiakon in Schopfheim, 1797–1800 Pfarrer in Prechtal, 1807–1819 in Bahlingen, 1819–1835 Pfarrer und Dekan in Schopfheim. Er verstarb in Lahr (alle Baden-Württemberg). von Röteln: Friedrich Wilhelm Hitzig (1767–1849) aus Bischoffingen wurde 1796 Prorektor am Pädagogium in Lörrach. Ab 1800 war er Pfarrer in Rötteln bei Lörrach, von 1812 bis vermutlich 1819 in Schopfheim, zuletzt amtete er als Stadtpfarrer, Dekan und ab 1832 auch als Kirchenrat in Lörrach (alle Baden-Württemberg). Weibchen: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Frau Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

513 558. Jean Abraham Meyn 18. Mai 1802 5

A Monsieur Monsieur Pestalozi A Berthoud Lausane Le 18. Mai 1 8 0 2

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Monsieur La Situation Critique Dans Laquelle Se trouve Notre Canton ou les propriétés nesont plus Respectées, et ou les paysans Se Croyent tout permis par Linpunité, Mengage de vous faire passer Dix Louis En Or, Dont Il vous plaira Creditter mon Compte préférant Dans Ce moment de vous faire passer de largent a Lavance pour Ce que Jaurai a vous payer par la Suitte pour Le Jeune dela Croix Que d’Etre En Retour etyant Eté Menasse En Campagne d’Etre pillé de mon argent Argent Comptant dargentine, Ce qui ma Engagé de revenir En ville avec Ma famille Ayant actuellement un poste Militaire Chez moi. Cette Insurection Est la ruine de notre Canton plus de 200 Etrangers Se proposait de passer L’Eté, plusieurs ont retroussé, D’autres restent à Geneve. Nous Aurons Une forte Emigration, Ettant Impossible De rester dans un pays ou lon Est Insulté, et ou les honnêtes Gens ont accepté Une Constitution Pour La garantie de Leurs propriétés, Je nai plus ni Dimes Ni Censes. Labolition deses droits Me seroit Avantageux, Mais l’honnet Homme Aime que lon respecte Les loix, Que tout Ce passe Légalement que lon Rende a Dieu les devoirs qui lui sont Du, et aux Hommes Ce qui Leur Apartient. Suivant Les titres Dont Ils Sont En possession, L Imoralité Est poussé à Son Comble, Nos prisons regorgent Depuis plusieurs Mois De Coupables En tout genre et L’on ne punit personne. – Les Insurgés Marches têtes Levées Les Chefs Se promènent tranquilement par la Ville. Jai vu avéc peine par La Lettre que M[onsieur] Weiss Ma Ecrit Quele Jeune de LaCroix Est Enclin Ala Ruse. Jespère Que vous parviendrés a ler Corriger; A lage ou Il Est. Cet une branche flexible Que vous pourrés plier a Volonté, Charmé Que Cet Enfant fait tombé Entre vos Mains Ne doutant pas que par Les Soins paternels Que vous Mavez promis Monsieur De prendre Ason Egard, Il ne parvienne dans Quelques Années a vous donner tout Espèce de

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Contentement et aservir D’Exemple aux Autres par son Exactitude Obeissance. Je vous prie de vouloir vous rapeller, Que Je Desirerais Que Cet Enfant fut Inoculé Cet Automne a Lancienne methode, et non à La Vacine, et a mesure que Les facultés se déveloperont De lui faire sentir Quetant Orphelin et Métant, Chargé Delui, Il ne sauroit trop avoir D’Egard et de reconnaissance pour Ce que Je fait pour lui En y repondant par une aplication a ses Etudes, Lembaras et La Responsabilité N’Ettant pas Une Bagatelle. Veuilles M’accuser Reception Dela presente Etant avec un Devouement Amical Meyn

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 222/2 Bogen, 186x236 mm leicht beschädigt Dorsualvermerk Lausanne 18 May 1802. Mayn., Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 26 Z. 38

Légalement que ne Sacherklärung I.

Jean Abraham Meyn (1744–1828)  Nr. 545 II. Jean Abraham Meyn (1744–1828,  Nr. 545) war verantwortlich für einen Waisenknaben, den er zu Pestalozzi nach Burgdorf ins Institut zur Ausbildung geschickt hatte. Für diesen musste er 10 Louis d’or Pensionsgeld bezahlen. III. Z. 33 Z. 34 Z. 43

Weiss: Hans Kaspar Weiss (1771–1820)  Nr. 354 de LaCroix: de LaCroix  Nr. 545 Inoculé: Die alte Methode der Pockenschutzimpfung bestand darin, mit einem Serum von Pockenkranken zu impfen, während bei der neuen Form (La Vacine) Tierpockenserum übertragen wurde ( Nr. 297).

515 559. Thaddäus Müller 1. Juni 1802 Luzern, d[en] 1 Juni, 1802. 5

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Verehrtester Pestalotzi! Überbringer ist Aloys Moser von Rothenburg, ein künftiger Schulmeister in unsrem Canton, u[nd] kommt mit allem Eifer zu Ihnen, sich von Ihrer Methode zu bilden. Ich empfehle Ihnen denselben bestens u[nd] hoffe um so mehr, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf ihn richten werden, da Sie schon längst einige Zöglinge aus dem Canton Luzern zu haben wünschten. Bald werden vielleicht noch einige nachfolgen. Arbeiten Sie unermüdet in Ihrem Werke, das gewiss die verdiente Achtung nach u[nd] nach erhalten, u[nd] zur Zeit wirken wird. Ich bin unverändert Ihr wahrer Berater u[nd] Freund Thaddäus Müller, Stadtpfarrer.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 244/2 Blatt, 173x219 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Luzern 1 Juny 1802. St[a]dtpf[arre]r Müller Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Thaddäus Müller (1763–1826) erhält seine Ausbildung an der Stiftschule und dem Jesuitengymnasium in Luzern. 1786 wird er Pfarrhelfer in Luzern, 1789 Rhetoriklehrer, 1796 Stadtpfarrer, 1798 bischöflicher Kommissar für Luzern und Unterwalden. 1799 beruft ihn der helvetische Minister Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) in das Amt eines Erziehungsrats des Kantons Luzern. Er engagiert sich für die Verbesserung der Volksschule und der Lehrerbildung, setzt sich im kirchlichen Bereich für liturgische und pastorale Reformen ein, für die Verbesserung der Priesterausbildung sowie für eine in staatskirchliche Richtung zielende Umstrukturierung der Pfarrorganisation im Kanton Luzern. Diese Anliegen bringt er als Initiant und Vermittler in das «Wessenberg-Konkordat» (1806) ein, einem Vertragswerk zwischen dem Bischof von Konstanz und dem Kanton Luzern, aus dem 1807 die Gründung eines staatlich finanzierten Priesterseminars resultiert, in dem Müller die praktische Ausbil-

516 dung der Alumnen leitet. Die Vertreter des orthodoxen, stärker an Rom orientierten Katholizismus in Luzern bezichtigten ihn der Unkirchlichkeit, worauf er das bischöfliche Kommissariat (1815) und vorübergehend, bis 1820, auch sein Pfarramt verliert. Er engagiert sich in verschiedenen zeitgenössischen Sozietäten (Luzerner Lesegesellschaft, der Helvetischen Gesellschaft,  Nr. 971) und als Mitbegründer der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (1810). II. Pestalozzi kennt Thaddäus Müller (1763–1826,  Sacherklärung I.) schon aus der Zeit als Redaktor des Helvetischen Volksblattes, da Müller als Mitarbeiter zur Diskussion stand (Stadler II, S. 51). III. Z. 6

Aloys Moser: Ein Aloys Moser konnte im Taufregister der Kirchgemeinde Rothenburg (Kt. Luzern) nicht nachgewiesen werden. Der einzige Eintrag auf diesen Namen (Josephus Jaco. Aloysius Moser) trägt das Taufdatum April 1794; dieser Junge dürfte wohl aus Altersgründen nicht der gesuchte sein. Auch konnte in den überlieferten Schüler- oder Lehrerlisten von Burgdorf dieser Name nicht ausfindig gemacht werden.

560. Johann Georg Tobler 9. Juni 1802 5

Herrn P e s t a l o z z i in Burgdorf Canton Bern Basel den 9. Juny 1802.

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Lieber theürer H[err] Pestalozzi! Nur Geschäfte, die durch Abwesenheit N ä n y s , durch Besuch meines Bruders u[nd] eines andern lieben Freündes sich gewältig häuften, sind Ursache meines Schweigens. Mein Bruder, der 10 Tage bey mir zubrachte, wird bald zu mir als Gehülfe kommen u[nd] gewiss wird die Methode an ihm einen thätigen u[nd] guten Freünd bekommen. Gesundheitsumstände, Vorurtheile gegen die J u g e n d meiner Gehülfen u[nd] die vielen Arbeiten die das Anschaffen und Reihen der Bildungsmittel setzt, machten mir einen Gehülfen nothwendig, u[nd] mein Bruder ist viel in dieser Hinsicht. Wollen Sie die Güte haben u[nd] mir unfehlbar u[nd] so schnell möglich die Sammlung von B u c h d e r M ü t t e r ü b e r d e n M e n s c h e n , die Spracheübung die damit verbunden durch jemand abschreiben lassen u[nd] überschicken? Es wird mir zu

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schwer alles selbst zu verfertigen u[nd] ohne das Buch der Mütter im vollen Umfange, was ist der Unterricht 4 u[nd] 3.jähriger Kinder? Die G e o g r a f i e , ist nun in 2. Theile getheilt, diejenige, welche die blosse A n s c h a u u n g giebt u[nd] zu einer Höhe gelangt welche ich selbst nie ahnden durfte, u[nd] das W ö r t e r b u c h , welche durch Zahlen alles reiht u[nd] unauslöschlich macht. Sie ist nun ihrem Endpunkte nahe u[nd] bedarf nur noch mechanische Arbeiten, die dabey vorkommen, um alsdann gebraucht werden zu können. Für meinen Gebrauch mache alle Karten selbst u[nd] der Erfolg rechtfertigt meine Hofnung. Die ganze physische u[nd] politische Geographie reduzirt sich mit dem Wörterbuch, mit Zahlen, auf einige wenige Bogen u[nd] der Mensch so geführt bedarf keiner andern Erdbeschreibung, u[nd] dennoch, hat die Methode bej der A n s c h a u u n g eine Vollendung erreicht, die selbst der grösste Geografe nicht mit der Genauigkeit u[nd] Stärke, wie ein so geführter Schüler, besitzen könnte. Ein gleiches versuche jetz mit den Produkten u[nd] es wird gehen, wen nur einmal mehr Zeit dazu habe. Für das Buch der Mütter arbeite jez vorzüglich, durch Aufsuchung u[nd] Benennung aller Pflanzen, Pflanzentheile, ihrer Formen [–] dies geschieht auch mit Thieren u[nd] andren G[egen]st[än]den u[nd] so w[eiter] – suche so für alles die spätere Arbeiten am Buche d[er] Mütter zu erleichtern. Dadurch kommt das Kind im Buche der Mütter schon dahin, die Pflanzenterminologie, dieses so ungeheüer schwere Geschafte der Folgezeit, ganz zu besitzen u[nd] für die Sprache Anschauung zuhaben. Es sind aber bis jetz blos Sammlungen, chaotisch gemischt u[nd] mehr soll es für unsern jetzigen Zwek auch nicht seyn. So begierig ich bin manches zu sehen; in Burgdorf selbst so unmöglich könnte jetz abkommen; erst wenn mein Bruder hier sein wird kans mögl[ich] werden. Die Lesebücher werden jez nur so weit bearbeitet als es meine Schule bedarf, weil so manches erst geendet werden muss, das noch nöthiger ist. Aus s i c h e r e r Quelle weiss ich nun, dass einige Z ü r c h e r G e i s t l i c h e , w e l c h e , konnte man mir nicht angeben, den bekannten B ü e l , aufgefordert haben gegen die Pestalozzische Methode z u s c h r e i b e n . Joh. Sonderegger von Gais, jez Lehrer in Altnau, hat mir es gesagt, (er ist gegenwärtig auf einem Besuch bej mir) u[nd] hat es selbst aus dem Munde B ü e l s . Büel antwortete: das werde er nie. Wenn die Sache gut, so werde es sich in einigen Jahren zeigen. Sey sie es nicht, so werde es ebenfalls an den Tag kommen. Übrigens sej er nicht einmal mit der Sache bekannt. B ü -

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e l ist nach dem, ihm äusserst schmerzlichen Verlust seiner edlen Gattin nach Deütschland verreist. Er sucht einen Posten, aber wie mirs scheint einen ruhigen. Obs den Pharisäern u[nd] Schriftgelehrten gelingen werde, den neüen Erlöser ans Kreüz zu schlagen, weil er kein Pfaffe u[nd] kein Herr sejn will? (Mir scheint das 19.te Jahrhundert keine Miene dazu zuhaben). Und könnten sie es, so könnten doch wie jene Jüdischen das W e r k Jesu nicht ans Kreuz zu heften vermochten, das Werk Ihres Lebens eben so wenig mehr auslöschen. S o n d e r e g g e r grüsst Krüsi recht herzlich. Er bleibt noch 8 bis 12. Tage bej mir u[nd] findet grossen Geschmak an der Methode. Verzeihen Sie die Sudelej u[nd] glauben Sie mich ewig Ihren ganz ergebenen u[nd] Sie liebenden Tobler Herzliche Grüsse von m[einer] Frau an Sie, Fr[au] Pest[alozzi] u[nd] alle im Schlosse, auch von mir. Sobald der ökonomische Standpunkt erreicht ist, wo ich einen edlen Mann beträchtlich honoriren kan, will ich einen Mann, der die französische, deütsche, Englische, Italienische Lateinische Sprache gut versteht, zu mir locken u[nd] das Buch der Mütter, so oft ein Theil wieder fertig ist, durch ihn übersetzen lassen; wenn Sie noch niemanden dazu haben. Der Mann ist auch in andern Wissenschaften sehr stark u[nd] Freünd der Methode, wie er äusserst edel sejn soll.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/23 Bogen, 192x237 mm Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 16 Z. 25 Z. 43f. Z. 46 Z. 51 Z. 56 Z. 59

setzt G e o g r a f i e , < d i e > ist nun in 2. Theile getheilt dies geschieht auch mit Thieren u[nd] andren G[egen]st[än]den ungeheüer so unmöglich dass einige Joh.

519 Z. 61 Z. 71 Z. 72 Z. 84

B ü e l s . wie zu heften Mütter, so Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 9 Z. 10 Z. 10 Z. 20f.

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N ä n y s : Johann (Hans) Konrad Nänny (1783–ca.1840)  Nr. 523 Bruders: Johann Heinrich Tobler (1777–1838)  Nr. 557 Freündes: konnte nicht eruiert werden B u c h d e r M ü t t e r ü b e r d e n M e n s c h e n : Damit sind jene Übungen zur Beobachtung und Benennung der Teile des menschlichen Körpers gemeint, die in der Druckfassung des Buchs der Mütter sehr umfangreich ausgestaltet sind. Spracheübung: Die Übungen im Buch der Mütter sind Elementarübungen, die gleichzeitig die Beobachtungsgabe der Kinder (Wahrnehmung) schärfen und deren sprachliche Kompetenz (auf dieser Stufe vor allem Wortschatz) erhöhen sollen. G e o g r a f i e : Ab 1802 verfasst Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) einen Entwurf zu einem geographischen Lehrmittel, das er in seinem Unterricht einsetzt. 1811 unternimmt er einen erneuten Anlauf, das Lehrbuch zu überarbeiten. Es bleibt aber unvollendet. Geistliche: Es handelt sich dabei um Johann Jakob Hess (1741–1828) und Johann Heinrich Wirz (1756–1834). Hess studierte in Zürich Theologie, wurde 1777 Diakon am Fraumünster und 1795 Pfarrer am Grossmünster und damit Antistes der Zürcher Kirche. Er gilt als Vertreter des biblischen Offenbarungsglaubens. Wirz war Pfarrer in Kilchberg (Kt. Zürich). B ü e l : Johannes Büel (1761–1830) aus Stein am Rhein (Kt. Schaffhausen) ist nach einer theologischen Ausbildung in der Pfarrei des zürcherischen Andelfingen (1776–1779) zuerst Hauslehrer in Schaffhausen, dann Lehrer und Pfarrhelfer im schaffhausischen Hemishofen (1784–1802). Nach dem Tod seiner Frau besucht er ihre adelige Familie in Gotha, reist nach Wien weiter und nimmt dort – anstelle der erfolgten Wahl in den Erziehungsrat des Kantons Schaffhausen – eine Stelle als Hofmeister beim russischen Grafen Johann George von Browne (1767–1827) in Wien an (1803–1817). In die Schweiz zurückgekehrt lebt Büel in Zürich und die letzten zwei Jahre seines Lebens in seinem Heimatort. aufgefordert haben: Johannes Büel (1761–1830,  Z. 58) lehnt die Aufforderung, Pestalozzis Erziehungswesen öffentlich zu beurteilen, mit der Begründung ab, er kenne die Sache zu wenig, als dass er darüber urteilen könne. Joh. Sonderegger: Johannes Sonderegger (1773–1826) von Gais (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) war Lehrer in Gais und muss zwischen 1799 und 1802 nach Altnau (Kt. Thurgau) gezogen sein. Er wanderte später mit seiner Frau Anna Dorothea Hess (1774–1835) in die damalige Kolonie Worms nach Odessa aus, wo er auch starb.

520 Z. 74 Z. 79 Z. 79

Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 m[einer] Frau: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Fr[au] Pest[alozzi]: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

561. Johannes Heinrich Daniel Zschokke Anfang Juli 1802 5

[Reg.] Zschokke lädt Pestalozzi ein, «sich loszureissen, zu ihm zu flüchten, mit ihm zu teilen, wie er es hätte und sorgenlos seine Ideen und Entwürfe auszuarbeiten».

Überlieferung 1

Morf III, S. 362, vgl. PSB IV, S. 110.28 Sacherklärung I.

Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848) stammt aus Magdeburg und studiert ab 1790 Theologie, Jurisprudenz und Philosophie in Frankfurt an der Oder, wo er nach der Promotion 1792 bis 1795 als Privatdozent lehrt; daneben ist er als Schriftsteller und Publizist tätig. 1795/96 reist er über die Schweiz nach Paris. Enttäuscht von den dortigen politischen Entwicklungen plant er eine Weiterreise, wiederum über die Schweiz, Richtung Italien. In Chur macht er die Bekanntschaft mit Johann Peter Nesemann (1724–1802), dem Direktor, und Johann Baptista von Tscharner (1722–1806), dem Eigentümer der Erziehungsanstalt Reichenau, die er im Dezember 1796 pachtet. Neben der Leitung des Seminars engagiert er sich für eine Verbesserung des Landschulwesens und erhält das Bündner Bürgerrecht. Die Kämpfe im Graubünden zwingen ihn im August 1798 zusammen mit Tscharner zur Flucht nach Aarau. In Luzern trifft er Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899), der ihn mit der Organisation des neu geschaffenen Bureaus für Nationalkultur beauftragt. Als dessen Leiter gibt er die Helvetische Zeitung heraus, daneben aus privater Initiative den Schweizer-Boten. Anlässlich der Aufstände in der zum Kriegsschauplatz gewordenen Innerschweiz wird Zschokke 1799 als Regierungskommissar nach Stans abgesandt, wo er das unter Pestalozzis Leitung stehende Waisenhaus aufheben muss, um es als Feldlazarett den französischen Truppen zur Verfügung zu stellen. Nachdem sich die Kriegswirren im aufständischen Kanton Waldstätten beruhigt haben, wird er zuerst in die italienische Schweiz und anschliessend als Regierungsstatthalter nach Basel beordert. 1802 aus dem Staatsdienst entlassen, lässt sich Zschokke im Kanton Aargau nieder. Zschokke erhält das aargauische Staatsbürgerrecht und wird zum Mitglied des Oberforst- und Bergamtes gewählt, in welcher Eigenschaft ihm zuletzt die Leitung der gesamten Forstwirtschaft anvertraut wird. Er wird 1815 in den Aargauer Grossen Rat gewählt; in der Zeit der Mediation und Restauration ist er Inhaber verschiedener Ämter, besonders im Bereich Schule und Verwaltung, sowie (Mit-)Begründer der Gesellschaft für vaterländische Kultur, einer Freimaurerloge und des Bürgerlichen Lehrvereins. Sein liberales politisches und (volks-)erzieherisches Enga-

521 gement in privaten und staatlichen Stellungen sowie als Schriftsteller und Publizist lässt ihn zu den Vorbereitern der politischen Reformen der Regeneration werden. II. Wie es zum ersten Kontakt zwischen Pestalozzi und Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848,  Sacherklärung I.) gekommen ist, ist unklar; Zschokke muss aber auf seiner Reise durch Zürich 1795/96 «bekannten Persönlichkeiten» vorgestellt worden sein, zu denen auch Pestalozzi zählte. Entgegen einem weitverbreiteten Bild in der Literatur waren Zschokke und Pestalozzi keine erbitterten Feinde, wie die Briefe Pestalozzis aus den Jahren 1801/02 zeigen: Zschokke bittet Pestalozzi um Mithilfe bei der Haussuche und bietet ihm freundschaftliche Unterstützung an, da sich Pestalozzi zu der Zeit in finanziellen Nöten sieht und zudem einmal mehr seinen Traum einer Armenanstalt verwirklichen will. Um eine solche Unterstützungsbeteuerung muss es sich bei dem nicht mehr erhaltenen Brief gehandelt haben.

562. Moyses Christ et Cie. 17. Juli 1802 5

Monsieur Pestaloz Instituteur a Berthoud Frybourg en Suisse 17e Juillet 1802

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Monsieur Pestaloz Instituteur a Berthoud La presente vous sera remise par M[onsieu]r Dantz notre tenneur de Livres, qui conduit Son frère auprès de vous Monsieur! Si nous osons nous flatter que vous voudrez bien recevoir cet enfan, sous votre protection, Son Père vous ecrira aux prem[i]er jours pour vous Le recommander particulierement, ce jeune homme a assez de dispositions et nous Sommes Surs d’avance qu’il profitera de Lecons reellement rares. Il emporte un matelas avec lui et cela c’aprés ce que M[onsieu]r Moosbrugger lui a conseillé. Son frere vous payera 5 Louis pour les 3 prem[i]er mois, et nous vous tiendrond compte des quartiers suiv[an]t[s] ou bien le père, L’Intérêt que nous portons pour M[onsieu]r Dantz à Lausanne et p[ou]r Ses enfans nous engage de vous recommander spécialement Son fils, Nous Sommes charmés Monsieur que cette occassion nous procure le plaisir de vous assurer de notre juste Considération avec Laquelle nous avons l’avantage de vous Saluer. Moyses Christ et Cie.

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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 52/1 Bogen, 198x238 mm Dorsualvermerk Frybourg 17. juillet 1802. Moyses Christ et Cie. Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Eine Firma Moyses, Christ et Cie. konnte nicht identifiziert werden. III. Z. 10

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Dantz: Jacob François César Danz (*11. Februar 1787) aus Lausanne wurde vermutlich aufgrund des frühen Todes seiner Mutter (1796) zur Erziehung in das Haus Moyses Christ et Cie. gegeben. Son frère: Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um Jean Louis Benjamin (*1. September 1790), das vierte Kind von Nicolas Danz (1754–1807,  Z. 13). Der jüngste Sohn Charles Jean Jaques Danz (*21. Juni 1794) wurde kurz darauf ebenfalls zur Erziehung nach Burgdorf geschickt. Son Père: Nicolas Danz (1754–1807), ein Cafetier, ist vermutlich geschäftlich mit Franz Joseph Alexis Moosbrugger, einem Chocolatier (1761–1828,  Nr. 564), in Kontakt. Seine Frau Madeleine Hoffmann stirbt 1796, zwei Jahre nach der Geburt des jüngsten von fünf Kindern. Moosbrugger: Franz Joseph Alexis Moosbrugger (1761–1828)  Nr. 564 Son frere: Jacob François César Danz (*11. Februar 1787)  Z. 10

563. Munizipalität von Fribourg 19. Juli 1802 r

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An den B[ürge] Pestaluzzi, Vorsteher des Lehrinstituts von Burgdorf. K[an]t[o]n Bern. M[uni]z[i]p[a]l[i]tät Freyburg Freyburg, den 19ten Heumonat 1802.

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Die Munizipalität der Stadt Freyburg, An den H.r Pestalozi, in Burgdorf Ktn Bern. Bürger!

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Die Berühmtheit des Instituts, den Sie in Burgdorf mit so gutem Erfolg errichtet, hatte schon seit langer Zeit in uns den Wunsch erreget, eine gleiche Lehrart in unserer Stadt einzuführen: der vortheilhafte Bericht, welchen uns die vor etlichen Monaten nach Burgdorf von unserer Mitte abgeschickten Munizipalbeamten zugestellt, hat ihn verdoppelt; und wir sind entschlossen alles anzuwenden um ihn in Vollziehung zu bringen. Auf Ansu[ch]en eines hiesigen Jünglings guter Aufführung und bester Hofnung, von armen aber ehrlichen Eltern, für welchen wir einige Neigung fühlen, wenden wir uns an Sie, Bürger Institutor, um zu erfahren wie hoch dessen Unterricht zu stehen kämme. Nebst höflichster Ersuchung um eine baldige Antwort empfangen Sie die Versicherung einer aufrichtigen Ergebenheit und der Ihrer Menschenliebe und Ihrem Verdienste schuldigen Hochachtung. Montenach Vice President, P. Rämy, S[e]kr[e]t[ä]r.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 417/1 Bogen, 210x352 mm Siegelspuren, Dorsualvemerk Frybourg 19. July 1802. Munizipalität beantw[or]t[e]t. Original Textkritik

Zeuge H Z. 6 Z. 9 Z. 10 Z. 20 Z. 27

Burgdorf: Druckbuchstaben Freyburg, den 18: vorgedruckt Die Munizipalität der Stadt Freyburg,: vorgedruckt Ansu[ch]en: Ausriss Montenach: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Die Gesetzgebung der Helvetik trennt bereits 1798 die öffentliche Verwaltung von der bestehenden Form der Nutzungs- oder Bürgergemeinde. Die politischen Vorrechte der Bürger und Alteingesessenen werden aufgehoben, die Bürgergemeinden behalten lediglich ihre Güter sowie Nutzungsrechte und bleiben weiterhin zur Armenpflege verpflichtet. Damit wird vor allem das Stimmrecht gemäss den Prinzipien der Rechtsgleichheit und der Volkssouveränität auf die Gesamtheit der männlichen Bevölkerung ausgedehnt. Die Exekutive dieser Einwohnergemeinde, die von allen in der Gemeinde wohnhaften Aktivbürgern gewählt wird, erhält in Anlehnung an das französische Vorbild die Bezeichnung Munizipaliät. Sie besteht je nach Gemeindegrösse aus drei bis elf Munizipalbeamten, auch Munizipalräte genannt. Diese Behörde ist

524 zuständig für Ruhe und Ordnung, Strassenbau und -beleuchtung, Feuerschutz, Nachtwache, verschiedene polizeiliche Aufgaben im weitesten Sinn, Märkte, Wirtshäuser, Masse und Gewichte sowie Zivilstandsangelegenheiten. Was die Schulen betrifft, so sind die Einwohnergemeinden zuständig für den Schulhausbau und Unterhalt der Schulhäuser. Häufig übernimmt die Munizipaliät aber Verantwortung für die Schulen, die darüber hinausreicht und eigentlich im Kompetenzbereich des Distriktstatthalters liegen. III. Z. 17

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Munizipalbeamten: Es handelte sich dabei um die beiden Munizipalbeamten Pierre Gendre und Jean-Baptiste Thurler, die auf Anlass von und mit François Duc Burgdorf besuchten (Archives de la ville de Fribourg. Protocole de la municipalité 1800–1802, fol.238, 253). Jünglings: Laut den Protokollen der Munizipalität Fribourg stellte Johann Philipp Jäger (1781–1839,  Nr. 564) am 12. Juli 1802 einen entsprechenden Antrag (Archives de la ville de Fribourg, Protocole de la municipalité 1800–1802, fol.484). Montenach: Johann Franz von Montenach (1766–1842), genannt der Türke – er hatte den Posten des französischen Gesandschaftsattachés in Konstantinopel inne –, schloss sich nach seiner Rückkehr der revolutionären Partei an. Er wurde 1798 Munizipalitätsrat (bis 1802) von Fribourg, war von 1803–1837 Staatsrat, von 1831–1837 Schultheiss und 1815 Abgeordneter der Schweiz am Wiener Kongress. P. Rämy: Pierre Nicolas Martin Raemy (1775–1839) war Notar und wurde am 19. Mai 1800 zum Untersekretär der Munizipalität ernannt. 1816 war er Oberamtmann von Estavayer le Lac (Kt. Freiburg), 1831 Appellationsrichter.

564. Franz Joseph Alexis Moosbrugger 20. Juli 1802 5

À Monsieur Pestalozy à l’institu à Berthou Fribourg Le 20e Juillet 1802

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Monsieur Pestalozy à Berthou La présente est pour vous prévenir que la Récomendation de la Municipalité à la Régie à eté tres aqceuili. J’ai profité de cette occasion pour démontrer L’hutilité de vôtre institu. Le citoyen Savary, cidevant directeur, qui est mon colègue, m’a Surpassé par Son Elocance ordinaire à prouver l’hutilité de L’Etablissement des Ecolles d’après la Magnere de M[onsieur] Pestalozy, Le plus de la Régie a

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decide de profiter de L’occasion Vue que le Jeune Jägers est recomendable par sa conduite et ces talans. Le principal but de la présente est pour vous prévenir que la Municipalité vous Ecrira pour vous demender les conditions, Veuiles aranger la chose que cela Viene à la demende que Jai fait de 10 a 12 Louis en ce que je voulai Suptiliser quelque chose en faveur de D a n s . Vous fixerez L Epoque p[ou]r 4 mois qu’il doit Etre fourni dun matela une couverte une pair de draps un grand coissin, nous dire la raison pourquoi vous fait cette demande (que vôtre institu Etait audelà que complait[)], et que vous n’avies accepte Dans que sur ces condition[s]. Egard à La bien Veilance de la Municipalité je serai charmé davoir copie de la letre que vous Ecriré à La Municipalité. M[onsieur] Danz Vient d’ariver dans ce momend il est très reconnaissant de L’aqueil favorable que vous lui aves fait, il ne menquera pas dans aviser promptement Son Pere de L’heureuse Occasion qu’il at eut de placer Son frere dans votre institu. Agrée tres à la hâtte mes Salutation les plus sin[c]ère. F. Moosbrugger Confiseur

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 232/1 Bogen, 178x222 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Frybourg 20. Juillet 1802 Moosbrugger Rép. Original Textkritik

Zeuge H Z. 21

p[ou]r Sacherklärung I.

Franz Joseph Alexis Moosbrugger (1761–1828) aus Fribourg heiratet 1787 Maria Helena Zurkinden (†1821); aus dieser Verbindung gehen acht Kinder hervor, von denen mindestens vier Pestalozzis Institut in Burgdorf, die jüngeren Geschwister dann jenes von Yverdon besuchen. Moosbruggers gehören zu den angesehen Familien in Fribourg und auch Franz Joseph Alexis bringt es in seinen Berufen – Wirt, Hotelier und Konditor – zu grossem Wohlstand und führt ab 1797 ein Haus an bester Lage. 1810 übernimmt er die Badewirtschaft Garmiswyl bei Düdingen (Kt. Freiburg), in der Nähe der Magdalenen-Einsiedelei, seinerzeit ein beliebtes Touristenziel. Politisch gehört Moosbrugger zu den überzeugten Parteigängern der Helvetik. Er kommandiert die franco-helvetischen Truppen, welche 1799 die konterrevolutionären

526 Unruhen im Sensebezirk niederschlagen sollen, was aber erst im zweiten Anlauf und unter französischem Kommando gelingt. II. Wie genau der Kontakt zwischen Pestalozzi und Franz Joseph Alexis Moosbrugger (1761–1828,  Sacherklärung I.) zustande kommt, bzw. weshalb Moosbrugger das Empfehlungsschreiben für Jean Louis Benjamin Danz (*1790,  Nr. 562) verfasst, bleibt unklar. Möglich wäre, dass Moosbrugger zur fraglichen Zeit Ratsmitglied gewesen ist – dafür spricht die Erwähnung von François Pierre Savary (1750–1821,  Nr. 505), welcher Ratsmitglied war, als «mon colègue». In der Liste der Ratsmitglieder taucht er aber nicht auf. III. Z. 11 Z. 15

Z. 21 Z. 30 Z. 31

Savary: François Pierre Savary (1750–1821)  Nr. 505 Jägers: Johann Philipp Jäger (1781–1839) war das zweite von neun Kindern einer Hintersässenfamilie (Niedergelassene ohne Bürgerrecht) der Stadt Fribourg. Er besuchte das Kollegium St. Michael und wurde Pestalozzi-Schüler in Burgdorf. 1803–1804 führte er in Fribourg eine eigene Klasse nach Pestalozzis Methode. Als sich dieses Unternehmen als Misserfolg erwies, übernahm er 1805 in der von Père Grégoire Girard (1765– 1850,  Nr. 1156) geleiteten Stadtschule, an der er bis 1828 blieb, die unteren Klassen. Jäger war zweimal verheiratet, aus den beiden Ehen gingen drei Kinder hervor. D a n s : Jacob François César Danz (*1787)  Nr. 562 Son Pere: Nicolas Danz (1754–1807)  Nr. 562 Son frere: Jean Louis Benjamin Danz (*1790)  Nr. 562

565. Johann Georg Tobler 25. Juli 1802 5

Herrn Pestalozzi im Schlosse Burgdorf Kanton Bern. Basel den 25. Jul. 1802.

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Lieber, theürer H[err] Pestalozzi! Es wird brennen! Der Wind kömmt schon u[nd] bläst die Kohle im nassen Stroh u[nd] wie freüe ich mich, es brennt schon! Ja lieber Mann! was ich hörte u[nd] sah, macht mir die Zukunft zur Gegenwart. Die Sache vereinfacht sich u[nd] der sie sieht, ist auch w i d e r W i l l e n überzeügt. Der Erfolg ist gross u[nd] die Ausbreitung der Methode beginnt. Was von Brunn von Waizmann hörte u[nd] von

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K r a p f s Vorsätzen weiss, wird er Ihnen heüte melden. Und welches Gute wird der edle D a l b e r g , Fürstbischoff von Constanz nicht gerne in sein Land verpflanzen. Ein Niederländer fand die Methode die lockendste unter allen als er ihren Erfolg sah. Allein er wird noch oft kommen. Er sagte, er wäre zu erstaunt gewesen beym ersten Anblicke. Gestern war ein Zürcher, B r e i s c h oder B r e s c h , bey mir, mit Professor B r e i t i n g e r von Zürich. Ich gieng den gemächlichen Weg des psychologischen Methodenganges, von 1. u[nd] 1. bis zur Höhe die meine Knaben erreicht u[nd] so fort, in den übrigen Gegenständen. Beide waren voll Erstaunen. B r e i t i n g e r sagte: «Man darf die Methode nur anwenden sehen, um kein Wort gegen sie einwenden zukönnen. Ich war nicht für sie, aber warlich nur weil ich sie nicht kannte u[nd] nicht g e s e h e n hatte. S e h e n , s e h e n muss man.» Beide Züricher sprachen dann unter sich; das muss in dieser oder jener Schule angewendet werden! Ich verstand nicht wo. Vor dem Weggehen sagte B r e i t i n g e r : «Ich bin über alles erstaunt u[nd] überzeügt. Es sey sonderbar, dass K a n t in den letzten Jahrzehnden alles a priori habe beweisen wollen u[nd] jetz komme einer u[nd] beweise alles a posteriori u[nd] wie er glaube sicherer als jener.» Mir scheint, wenn Sie u[nd] Kant einander treffen, so dürften beide Systeme gewinnen u[nd] die Prioristen u[nd] die Posterioristen müssten bald den Krieg aufgeben. In der Erdbeschreibung fand er die Idee ganz wahr, dass das Geografische Handbuch in Zukunft nichts als ein Wörterbuch seyn dürfe; dass in kurzer Zeit durch eine solche Anschauungsführung mehr erreicht werde, als durch Jahrelange Führung nach der alten Weise, u[nd] dass eine solche Fertigkeit, im Sprechen, blos beym Sehen der Sache, u[nd] die tiefe Einprägung der Figur in ihre Imaginnation u[nd] des Worts in ihr Gedächtniss von den ausserordentlichsten Folgen seyn müsse, nicht blos für dieses sondern auch für andere Fächer. Herzlichen Dank Ihnen für K r ü s i . Er hat mir viel gegeben u[nd] er ist selbst sehr viel geworden. Er wird Ihnen mehr sagen können. Sobald ich mehr Hülfe habe u[nd] ich Menschen für meine Lage u[nd] Bedürfnisse werde gefunden haben, so werfe mich wieder ganz in die Elemente u[nd] vorzüglich auf die Beendigung des geographischen Kurses. Eben so wage mich nun in die Botanik, um das ganze derselben auf die Grundsätze der Methode zurückzuführen. Der Botanische Garten wird mir vorzügl[ich] nützen, weil die bekanntesten Gräser, Bäume etc. alle da sind u[nd] auf diese Weise vielleicht nicht unwichtig für das Buch der Mütter wird, da diese

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Gräser gerade das sind was dem Kinde in seiner Welt zuerst in die Augen fallen. Mit den Sammlungen die ich nun zu machen anfange, kommt allemal einer Anzahl Exemplare nach Burgdorf mit Benennungen Bezeichnungen u.s.w. Reinhard kam vorgestern Abend noch hier an u[nd] verreiste gestern frühe weiter. Bey seiner Zurückkunft werde ihm manches zeigen können. Buss soll nun auch bald kommen; Herzl[iche] Grüsse von meinem Weibchen an Sie u[nd] alle im Schlosse vorzügl[ich] an Fr[au] Pestalozz wie auch von mir. Herzliche Liebe u[nd] Achtung bleibt Ihnen ewig von Ihrem Tobleren.

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/24 Bogen, 189x236 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel 25. July 1802. Tobler Original Textkritik

Zeuge H Z. 34 Z. 36 Z. 37 Z. 39 Z. 40 Z. 45 Z. 46

alles a priori: lateinische Schrift a posteriori: lateinische Schrift Prioristen: lateinische Schrift Posterioristen: lateinische Schrift dass eine Einprägung der Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. 

Nr. 548 III.

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Es wird brennen: Im 7. Brief von Wie Gertrud ihre Kinder lehrt (1801) hatte Pestalozzi im Rahmen seiner Ausführungen über die Sprachlehre eine Stelle eingefügt, in welcher er sich überzeugt gab, dass die dominanten, aber inkohärenten pädagogischen Modelle («Verhack») der Volksbildung,

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welche die soziale Stratifikation verschärften und bildungsferne Schichten benachteiligten, angesichts der Erfolge seiner Methode bald der Vergangenheit angehören würden. «Möge dieser Verhack hinter meinem Grabe in lichterloher Flamme brennen … Ja, Gesner! so nass es jetzt ist um mich her ist, es wird brennen, es wird brennen!» (PSW XIII, S. 272f.). Brunn: Martin von Brunn (1776–1852)  Nr. 552 Waizmann: konnte nicht eruiert werden K r a p f s Vorsätzen: Damit ist wohl Joseph Anton Krapf (1743–1816) gemeint. Krapf stammte aus Donaueschingen (Baden-Württemberg), studierte Philosophie in Freiburg und Theologie in Rom, war Stadtpfarrer in Bregenz, dann geistlicher Rat des Fürstbistums Konstanz und gleichzeitig Chorherr und Pfarrer in Rheinfelden (Baden-Württemberg), zuletzt Pfarrer in Haynau am Bodensee und Kommissär des bischöflichen Seminars in Meersburg (Baden-Württemberg). Bei den Vorsätzen handelt es sich möglicherweise um folgenden Sachverhalt: Fürstbischof Carl Theodor Anton Maria, Freiherr von Dalberg (1744–1817,  Z. 18), plante, Klöster vermehrt als Lehrerbildungsanstalten zu nutzen, um die lange Zeit vernachlässigte Ausbildung der katholischen Pfarrer für ihre Landschullehrertätigkeit voranzubringen. Bei dieser Reform wurde auch nach neueren pädagogischen Schriften gesucht und nach dem Stand der Volksschulen in der Schweiz gefragt. Dabei informierte man sich auch über Pestalozzis Methode und es wurde der Gedanke geäussert, Kandidaten nach Burgdorf zu schicken. So lieferte beispielsweise der Luzerner Stadtpfarrer und bischöfliche Kommissar Thaddäus Müller (1763–1826,  Nr. 559) der rechten Hand von Dalberg, Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774–1860,  Nr. 683), einige Sendungen von Pestalozzis Elementarwerk zum Studium. Vielleicht hatte sich Krapf in dieser Sache engagiert gezeigt, denn der Kanton Basel gehörte dem Verbund von 14 der insgesamt 19 Kantone der Schweiz an, welche dem Bistum Konstanz zugeordnet waren («Schweizer Quart») und in welchem die Reformbemühungen vorgesehen waren. D a l b e r g : Der studierte Jurist Carl Theodor Anton Maria, Freiherr von Dalberg (1744–1817), wurde ohne gründliche theologische Ausbildung 1768 Domherr von Mainz. Von 1772–1802 war er Geheimer Rat und Statthalter von Erfurt. 1787 erfolgte die Ernennung zum Koadjutor des Erzbischofs von Mainz und Worms und zum Koadjutor des Erzbischofs von Konstanz, dessen Nachfolge Dalberg 1800 antrat. 1802 wurde er Erzbischof des von Mainz nach Regensburg verlegten Erzstuhles. Während der Zeit des Rheinbundes fungierte Dalberg als Fürstprimas von Deutschland. Niederländer: konnte nicht eruiert werden B r e i s c h : konnte nicht eruiert werden B r e i t i n g e r : David Breitinger (1737–1817) studierte Theologie, danach in Genf und Paris Mathematik und Naturgeschichte. Letztere Fächer unterrichtete er ab 1773 in der neu errichteten Kunstschule in Zürich. Nebenbei hielt Breitinger etliche Privatvorlesungen über physikalische und chemische Zusammenhänge; auf ihn geht die Einführung von Blitzableitern (1788) in Zürich zurück. Sein Rechenbüchlein Erste Anfangsgründe der Rechenkunst und der Geometrie (1773) wurde mehrmals nachgedruckt.

530 Z. 41f. Z. 49 Z. 63

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Geografische Handbuch: Hier ist kein bestimmtes Lehrmittel oder Handbuch gemeint, sondern das geographische Handbuch im Allgemeinen. K r ü s i : Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Reinhard: Es handelt sich dabei wahrscheinlich um Karl Friedrich Reinhard (1761–1837), französischer Gesandter in Bern, der im April zum Gesandten beim Niedersächsischen Reichskreis ernannt worden war und sich möglicherweise auf der Durchreise zu dessen Sitz in Hamburg befunden hat. Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Weibchen: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Fr[au] Pestalozz: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

566. François Benjamin Gamaliel Milliet 31. Juli 1802 5

Monsieur Monsieur Pestalozzi Chef de l’Institut ét[abli] à Berthoud. Chavornay près Orbe 31e Juillet 1802.

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Monsieur! Ayant un fils d’environ onze ans, que j’ai dessein de vouer au Commerce, et qui est dans l’âge d’apprendre la langue Allemande, et de recevoir de l’éducation, et principalement cette relature à l’état, au quel on veut le destiner, je viens vous prier instamment de vouloir l’admettre dans vôtre institut. Les relations, qu’on m’en a donnée, et la réputation méritoirement acquise, et dont vous jouissez auprès de chacun, me sont des motifs les plus forts pour vous remettre l’éducation de mon dit fils, et le laisser entièrement à vos soins. Si donc vous voulez bien vous en charger, Veuilléz me l’annoncer par une réponse, en me donnant le prix de la pension, et les autres conditions, aux quelles peuvent être tenu vos élèves, et le tems, au quel je pourrois vous conduire mon fils. Comme je n’ai pas l’honneur d’être connu de vous, il vous sera aisé d’en prendre de renseignement de M[onsieu]r Turtaz d’Orbe, qui a un fils dans votre Institut, déjà depuis quelque tems. Veuilléz recevoir mes salutations cordiales, et les assuranies de ma parfaitte considération. Fr. Milliet

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 227/1 Bogen, 183x239 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Chavornay 31. Juillet 1802. franco Milliet. rép., envoyer aussi vite que possible Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. François Benjamin Gamaliel Milliet (1749–1836) von Chavornay und Orbe ist Notar in Chavornay (Kt. Waadt). 1798 vertritt er die Orte Chavornay und Bavois in der Waadtländer provisorischen Versammlung und wird 1798 Mitglied des helvetischen Grossen Rates. 1803–1824 ist Milliet Mitglied des Waadtländer Grossen Rats, 1803 erfolgt seine Wahl zum Richter im Distrikt Orbe, von 1804–1824 amtet er als Gerichtspräsident. II. François Benjamin Gamaliel Milliet (1749–1836,  Sacherklärung I.) scheint Pestalozzi nicht persönlich zu kennen, wie der nachfolgende Brief zeigt ( Nr. 567), sondern fragt ihn wohl aufgrund des mittlerweilen grossen Bekanntheitsgrades an. III. Z. 10

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fils: Charles Milliet (1791–1828), aus Chavornay und Orbe (Kt. Waadt), immatrikulierte sich 1808 an der Akademie in Lausanne, wo er 1809– 1810 Philosophie studierte. Der weitere Werdegang konnte nicht rekonstruiert werden. Milliet starb 37-jährig in Chavornay. M[onsieu]r Turtaz d’Orbe: Henri (David) Turtaz (1765–1828) aus Orbe war 1802–1803 Vikar in Suchy, 1803–1806 Diakon in Lieu, dann Pfarrer in mehreren Ortschaften: 1806–1816 in Romainmôtier, 1816–1826 in Chavornay und 1826–1828 in Rances (alle Kt. Waadt). fils: Henry/Henri Turtaz (1796–1859) aus Orbe (Kt. Waadt) besuchte 1803–1804 die Anstalten in Burgdorf und Münchenbuchsee. Seine Ausbildung konnte nicht genau geklärt werden, er dürfte jedoch ein juristisches Studium absolviert haben. Turtaz war 1831–1851 Notar des Kreises Orbe und 1838–1846 ebenda Distrikts- und Polizeigerichtsschreiber.

532 567. François Benjamin Gamaliel Milliet 12. August 1802 5

Monsieur Monsieur Pestalozzi Chef de l[’]Institut à Berthoud Chavornay 12e Aout 1802

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Monsieur. Je vous ai une obligation infinie de ce, que vous avez bien voulu recevoir mon fils dans vôtre Institut, Je compte qu’il y sera rendu pour le plus tard au 1er 7br prochain, afin qu’il puisse suivre le cours de Langue Allemande, que vous avez commencé. Je me propose de vous conduire moi même mon fils, et je me fais un plaisir de faire vôtre connoissance. J’ai l’honneur d’être avec la plus parfaitte consideration, et vous salue cordialement Monsieur Votre dévoué Fr. Milliet

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 227/2 Bogen, 184x239 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Chavornay 12.me Aout 1802. FMilliet Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. François Benjamin Gamaliel Milliet (1749–1836)

 Nr.

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mon fils: Charles Milliet (1791–1828)



Nr. 566

533 568. François Louis Monney 18. August 1802 5

A Monsieur Pestalozzi celebre Professeur de l’lnstitut près Berne. à Burgdorf à Lausanne le 18.e Aout 1802.

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Monsieur, Dans la visite que j’eus le plaisir de vous faire à Berthoud au comencement du mois dernier, pour être témoin de l’excellente méthode d’Education que vous avez si ingénieusement développée, je vous offris mes services dans la correction de la traduction française de l’ouvrage que vous avez proposér de publier à ce sujet. Je pense que puisque vous ne m’en avéz rien écrit, vous auréz trouvé plus de facilités, à la faire revoir dans votre voisinage où il ne vous manquera sans doute pas de Littérateurs habiles et versés dans la langue française. Quoiqu’il en Soit, je suis d’une extrême impatience de jouir de vos travaux et de partager avec tous ceux de mes compatriotes qui s’intèressent au progrès des Sciences utiles et qui n’ont pas etouffé par les préjugés ou l’esprit de parti tous Sentiments de l’homme national, le juste tribut de gloir – qu’ils doivent vous procurer. Il n’y a point de Sentiment plus élevé et plus doux en même tems que celui qui nait ainsi d’un mérite aussi généralement utile, dans la découverte d’un Instrument qui aprend à mieux voir les objets et fortifie encore par l’usage le Sens par excellence, l’intelligence humaine. Juste admirateur de votre méthode, dont je connaissais et Suivais la marche dans l’enseignement, en marchant sur les traces du grand Condillac, je desire extremement qu’il Soit généralement connue et appréciée comme elle le mérite. C’est dans ce but que je vais en faire imprimer une notice dans un Journal francais très estimé, ainsi que dans nos feuilles nationales, espérant de reveiller par là l’attention du public depuis longtems absorbé par la politique, et engager nos Autorités à vous envoyer des Sujets pour en étudier les principes. Pour atteindre plus efficacement ce but, j’aimerais avoir les divers livres élementaires que vous avez composé ou fait imprimer pour l’usage de vos Elèves, ou ceux: dont vous faites usage tels que dans ABC oder das Buchstabierbüchlein; et quelques feuilles de vos modéles d’Ecriture etc. En revanche, j’ai le plaisir de vous offrir un Exemplaire de la 1.e Livraison d’une petite collection Elémen-

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taire qui n’est pas sans mérite soit par le choix des sujets, soit par la méthode avec laquelle ils vous traiteront, mais dont je m’abstiens de vous faire l’éloge, parce que j’y ai contribué pour quelque chose, attendant votre jugement à cet égard. Le prospectus de cette Collection renferme des explications qui font connaître les Sources où on a puisé, afin que ch[acun] reçoit ce qui lui appartient. C’est une justice qu’[on ne] rend pas toujours aux Ecrivains. Surtout à ceux qui ont un [génie] transcendant. Tel est actuellement votre cas, Monsieur, à ce que je viens d’apprendre, M[onsieu]r Olivier un des professeurs du feu Institut de Basedow à Dessau, vient de présenter au Roi de Prusse, votre méthode d’Enseignement qu’il a sans doute puisée dans votre ouvrage, come étant la Sienne, et recueillera propablement la rétribution honorifique qui vous appartient. S i c v o s n o n v o b i s etc. En accélérant la publication de votre Livre, vous préviendrés ces larcins qui, au reste n’empêcheront point que tous ceux qui ont été témoins oculaires de votre Institut ne sachent les apprécier, et ne vous rendent ainsi que moi le tribut d’une admiration et d’une Considération sans bornes. Money ministre Evangélique Le fourgon de Berne ne pouvant pas se charger du petit paquet, vous le recevrés par la poste qui part d’ici mercredi prochain.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 229/1 Bogen, 186x238 mm Siegelspuren und -ausriss, Datum am Schluss, Dorsualvermerk Lausanne 18 Aout 1802. Monnet, ministre. Original Textkritik

Zeuge H Z. 25 Z. 31 Z. 33 Z. 42 Z. 43 Z. 53 Z. 58

qui aprend en là des sujets méthode avec laquelle sans doute les

535 Sacherklärung I. François Louis Monney (1767–1843) studiert ab 1782 Theologie an der Akademie in Lausanne und wird 1792 ordiniert. 1799 ist er an der Universität Göttingen immatrikuliert. 1801 wird Monney zum Vikar in Orbe und zum Stellvertreter des dortigen Schulinspektors ernannt. Nach weiteren Vikariaten in Payerne (1802), Yverdon und Changins (1803) sowie in Bex (1804) amtet er für kurze Zeit als Gemeindepfarrer von Roche und Noville (alle Kt. Waadt). Der weitere Werdegang bleibt unklar. Möglicherweise hat Monney die Pfarrtätigkeit krankheitshalber aufgeben müssen, denn nachdem er 1803 bereits sechs Monate wegen Schwindsucht arbeitsunfähig war, ist 1804 ein von ihm erneut gestellter Antrag um Beurlaubung abgewiesen worden. Monney ist Mitglied mehrerer Sozietäten, so der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und der Société royale d’agriculture de France. II. Der genaue Grund für den Besuch François Louis Monneys (1767–1843,  Sacherklärung I.) bei Pestalozzi liegt im Dunkeln. Als ehemaliger Schulinspektor (1801) und als Vikar dürfte er aber ein grundsätzliches Interesse an Pestalozzi und seiner Ausbildungsinstitution gehabt haben. III. Z. 13

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ouvrage: Um welches Buch es sich hier handelte ist unklar, da François Louis Monney (1767–1843,  Sacherklärung I.) in der Folge nicht als Übersetzer oder Mitarbeiter einer Übersetzung eines Werkes Pestalozzis in Erscheinung trat. Vom zeitlichen Kontext her sind folgende Titel möglich: Anweisung zum Buchstabieren und Lesenlehren (1801), Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, ein Versuch den Müttern Anleitung zu geben ihre Kinder selbst zu unterrichten (1801). Die Elementarbücher, die 1803 und 1804 erscheinen, waren zu diesem Zeitpunkt auch bereits in Arbeit. Condillac: Etienne Bonnot de Condillac (1714–1780) gilt als Hauptexponent des Sensualismus. In seinem ersten erkenntnistheoretischen Hauptwerk (Essai sur l’origine des connoissances humaines, 1749) formulierte er eine Kritik sowohl an der traditionellen (aristotelischen) wie auch an der cartesianischen Metaphysik und baute auf dem Empirismus John Lockes (1632–1704,  Nr. 855) auf. Noch im gleichen Jahr wurde er in die Preussische Akademie der Wissenschaften gewählt. 1754 radikalisierte er mit dem Traité des Sensations seine sensualistische Position. 1758 nahm Condillac die Stelle des Tutors des Prinzen von Parma, Ferdinand von Bourbon-Parma (1751–1802), an; 1775 erschien in 16 Bänden der Cours d’études, den er für den Prinzen verfasst hatte. 1768, nach Paris zurückgekehrt, wurde er in die Académie Française aufgenommen. Journal francais trés estimé: Um welche Zeitschrift es sich hier handelt bzw. ob diese Anzeige gedruckt wurde, konnte nicht ermittelt werden. feuilles nationales: Welche Zeitschriften damit gemeint sind und ob je etwas Entsprechendes erschienen ist, ist unklar. petite collection Elémentaire: Welche Reihe François Louis Monney (1767–1843,  Sacherklärung I.) damit meint, ist unklar. Es dürfte sich aber um dieselbe handeln, die er in seinem nächsten Brief vom 22. September erwähnt ( Nr. 575, Z. 27f.).

536 Z. 46 Z. 51 Z. 51f.

Z. 52

Z. 55

prospectus: konnte nicht näher bestimmt werden Olivier: Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759–1815)  Nr. 615 Institut de Basedow à Dessau: Das von Johann Bernhard Basedow (1724– 1790,  Nr. 610) 1774 gegründete Philanthropin versteht sich als Ausgangspunkt einer reformorientierten Aufklärungspädagogik mit den Zielbegriffen Brauchbarkeit und Gemeinnützigkeit in Abgrenzung zur traditionellen altphilologischen Schulgelehrsamkeit. Die Zahl der Lehrer und Schüler wuchs schnell, 1776 fand ein stark beachtetes öffentliches Examen statt. Im selben Jahr übergab Basedow die Leitung an Joachim Heinrich Campe (1746–1818,  Nr. 427). Ebenfalls kurze Zeit am Philanthropin unterrichtet haben Ernst Christian Trapp (1745–1818) sowie Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811,  Nr. 933). Diese und weitere Pädagogen, die mit Basedows Philanthropin in Verbindung standen, an Campes Revisionswerk mitarbeiteten oder nach dem Vorbild von Dessau eigene Philanthropine gründeten, werden gemeinhin dem Kreis der Philanthropen zugerechnet. Der Rückgang der Schülerzahlen führte 1793 zur Schliessung des Instituts, ohne dass dies noch grosse Aufmerksamkeit erregt hätte. Roi de Prusse: Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) war von 1797 bis 1840 König von Preussen. Während seiner Regierungszeit wurden ab 1807 von Heinrich Friedrich Freiherr vom Stein (1757–1831) und Karl August Fürst von Hardenberg (1750–1822), August Wilhelm Anton Graf Neidhardt von Gneisenau (1760–1831) und Gerhard Johann David von Scharnhorst (1755–1813) sowie Wilhelm von Humboldt (1767–1835,  Brief vom 6. Juni 1817) die preussischen Reformen im Bereich Heer, Bildung und Verfassung durchgeführt. S i c v o s n o n v o b i s : So (für) euch, nicht von euch (gemacht) (lat., Vergil, überliefert von Donatus)

569. Albert Friedrich von May 25. August 1802 5

Au Citoyen Pestalozzi à Bertoud. franc de port Lausanne den 25 August 1802.

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Es ist nun an mir, mein werthgeschätzter Freund, Ihnen Entschuldigungen zu machen, dass ich Ihren Brief so lange unbeantwortet gelassen habe. – Die Nachrichten, die Sie mir vom guten Fortgang Ihrer Anstalt machen, haben mich sehr erfreut, und ich hätte gewünscht, dass der junge Mensch, von dem ich Ihnen sprach, sich unter Ihrer Aufsicht hätte bilden können. Allein da er schon an 13 Jahre alt, und die obere Klasse schon völlig besetzt ist, so muss darauf Verzicht gethan werden. Ich danke Ihnen aber verbindlich für

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die Auskunft, die Sie mir gütigst über meine Fragen gegeben haben, so wie auch für die gütige Aufnahme, die Sie den H[err]n Polier und Monnat gewährten. Beide sprachen mit Enthusiasmus von Ihrer Lehrmethode und tragen mir ihre Empfehlungen auf. – In einigen Wochen hoffe ich Sie auch wieder besuchen zu können. Meine politischen Geschäfte sind beendigt; aber ich habe noch mit der Geistlichkeit zu thun. Ihr ergebener Fr. May.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 209/1 Bogen, 198x253 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Lausanne 25. Augst 1802. May Original Textkritik

Zeuge H Z. 14 Z. 18

alt , Enthusiasmus Sacherklärung I.

Albert Friedrich von May (1773–1853) erhält ab 1788 eine Ausbildung für den höheren Staatsdienst am Politischen Institut in Bern, 1792–1794 leistet er Dienst beim Militär, seit 1796/1797 führt er staatswissenschaftliche Studien an der Universität Jena durch. Während der Helvetik hat er nacheinander das Amt des Ersten Sekretärs der Helvetischen Regierung, die Leitung der Kanzlei des Innenministers Albrecht Rengger (1764–1835,  Nr. 646) und das Amt des Regierungsstatthalters des Kantons Zürich inne. Nach dem Zusammenbruch der Helvetischen Republik wird er Rechtsanwalt und ist bis 1850 in verschiedenen öffentlichen Ämtern tätig. Er ist (ab 1810) Mitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971), die er 1813 präsidiert, sowie zahlreicher anderer Gesellschaften. II. Ende November 1801 hatte Albert Friedrich von May (1773–1853, I.) Pestalozzis Anstalt in Burgdorf besucht.



Sacherklärung

III. Z. 12 Z. 17

junge Mensch: konnte nicht eruiert werden Polier: Es ist unklar, welcher Polier hier gemeint ist. Eine Möglichkeit ist Jean Godefroy Polier (1782–1833) aus Lausanne, der Erzieher in der Familie der Königin Friederike Dorothea von Schweden (1781–1826) war, zum Baron ernannt wurde und die Königin und ihre Kinder 1816 nochmals in die Schweiz begleitete. Es könnte sich aber auch um den Waadt-

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Z. 18

länder Magistraten und Vater des obigen, Henri Etienne Georges Fitz Roger de Polier (1754–1821), handeln. Er war 1771–1779 Leutnant in französischen Diensten im Regiment von Erlach. 1778 heiratete er Sophie de Loys, 1785 wurde er in den Rat der Sechzig, 1788 in den Kleinen Rat (Conseil des Vingt-Quatre) gewählt. 1798 wurde er zum Regierungsstatthalter des Kantons Léman gewählt, am 5. August 1802 abgesetzt. Danach zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück, war aber noch Waadtländer Grossrat (1808–1814) und Mitglied des Verfassungsrates (1814). Nachdem seine erste Frau 1802 gestorben war, heiratete er 1814 Mary Heath Nicholls (ca. 1773–1855). Er starb am 13. Juni 1821. Monnat: konnte nicht identifiziert werden

570. Johann Georg Tobler 25. August 1802 5

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Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi in Burgdorf Canton Bern Hülfe habe noch keine, bald aber hoffe welche zu bekommen. Noch eine Bitte. Wollten Sie mir wohl einige S ä t z e niederschreiben u[nd] zuschicken, die Sie als G r u n d l a g e a l l e r B e u r t h e i l u n g d e r Menschen aus der Geschichte angesehen wissen möchten, die als allgemeine Prüfsteine der Menschenhandlungen, welche die Geschichte aufgestellt werden könnten, insofern diese M e n s c h e n E i n f l u s s a u f a n d e r e hatten. Seit einigen Wochen fieng ich die G e s c h i c h t e an. Eigner Credit u[nd] der Wille der Eltern nöthigen mich die höhern Wissenschaften allmählig einzuleiten.– Ach verzeihen Sie, darüber das nächste mal mehr, da eben Iths Bericht angekommen u[nd] Landcharten, die mich in den Stand stellen die Geographie zu bearbeiten. Adieu herzl[iche] herzl[iche] Umarmung. Jez will ich aus vollem Halse lesen. Herzl[iche] Umarmung v[on] m[einem] Weibchen Ewig Ihr Tobler

539 Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/25 Blatt, 197x240 mm Anfang des Briefes fehlt Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel 25. Augst 1802. Tobler Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II.  Nr.

548. Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) plant, neben den Elementarbüchern, an denen er beteiligt ist, bzw. für die er Pestalozzi Material liefert, auch ein Elementarbuch über die Geschichte zu verfassen. Dazu orientiert er sich an Johann Gottfried Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784– 1791) ( Nr. 531, Z. 157–168). Pestalozzi soll ihm die Grundthesen für dieses Elementarbuch liefern. Im weiteren Briefwechsel zwischen Tobler und Pestalozzi ist davon allerdings nicht mehr die Rede. III. Z. 21f. Z. 25

Iths Bericht: Johann Ith: Amtlicher Bericht über die Pestalozzische Anstalt und die neue Lehrart derselben. Bern/Zürich 1802 Weibchen: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543

571. Johann Rudolf Meyer 1. September 1802 5

Dem Bürger Pestalozzi in Burgdorf frey [Be]rn 1. September 1802.

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Mein Lieber! Gemäss unsrer Verabredung habe ich heute den H[err]n Kaplan Gams in Kaiserstuhl eingeladen, nacher Burgdorf zu kommen. Zugleich habe ich ihm angezeigt, dass Fleiss, gute Sitten, Entfernung von den Wirthshäusern (als Punkte auf welche das entgegengesetzte Betragen Eüers Vorgängers aufmerksam gemacht

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habe) 3 nothwendige Requisiten seyen. Ich habe Ihnen dadurch eine unangenehme Eröfnung ersparet. Ich habe vergessen Sie im Namen des Pfarrers Heizmann um die Anleitung zu bitten, nach welcher Ihre Schüler die Landcharten verfertigen. – Ich glaube, auch die Dezimaltabelle werde einer kleinen Erläuterung bedürfen, u[nd] ich ersuche Sie darum. Ich vermuthe, ich werde bald auch Ihr Schüler werden und Sie dürfen bey mir auf Fleiss u[nd] Dankbarkeit zählen. Leben Sie wohl! Ihr ergebenster Meyer

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 217/1 Blatt, 192x234 mm leicht defekt Siegelspuren, Dorsualvermerk Meyer 7bre 1802 Original Textkritik

Zeuge H Z. 7

frey: unsichere Lesart Sacherklärung I.

Johann Rudolf Meyer (1768–1825) ist der älteste Sohn des gleichnamigen Aarauer Seidenbandfabrikanten (1739–1813), der seinerseits das Vorbild des BaumwollMeyers in Lienhard und Gertrud gewesen war. Nach einer Ausbildung im väterlichen Betrieb begibt sich der Sohn von 1788 bis 1790 auf eine Studienreise nach Deutschland, welche ihn unter anderem nach Göttingen und Freiberg in Sachsen führt, wo er Naturwissenschaften studiert. Nach seiner Rückkehr arbeitet er im väterlichen Betrieb mit, dessen Leitung er 1811 übernimmt. 1802 gründet er gemeinsam mit seinem Vater und weiteren vermögenden Aarauer Bürgern die Kantonsschule Aarau. 1806 gibt Meyer auf eigene Kosten in Zusammenarbeit mit einigen jungen Gelehrten die Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre (Aarau 1807) heraus. Johann Rudolf Meyer macht sich im August 1811 einen Namen als einer der Erstbezwinger der Jungfrau, einem Berg im Berner Oberland. II. Der konkrete Anlass dieses Briefes ist unklar. Möglicherweise steht er im Zusammenhang mit der Kontroverse zwischen Johann Jakob Pfleger (1746–1819) und Andreas Moser (ca.1765–ca.1811,  Nr. 541), in welche auch Johann Rudolf Meyer (1768– 1825,  Sacherklärung I.) eingreift (vgl. PSW XIV, S. 101–120).

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H[err]n Kaplan Gams: Bernardin Gams (1774–1842) stammte aus Laufenburg (Kt. Aargau). Von März 1802 bis August 1803 stand er der Kaplanei St. Anton in Kaiserstuhl (Kt. Aargau) vor und übernahm anschliessend bis 1806 die von der aargauischen Kantonsregierung neugeschaffene katholische Pfarrei in Aarau. Nach weiteren Pfarrstellen beendete er seine Karriere als Chorherr in Zurzach (Kt. Aargau). Vorgängers: Johann Rudolf Fischer (1772–1800) studierte in Jena Theologie und Philosophie, wurde von der helvetischen Regierung zum ausserordentlichen Professor für Philosophie und Pädagogik ernannt und war ab 1798 unter Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) Kanzleivorsteher des Ministeriums der Wissenschaften und Künste. 1799 unternahm er es, Stapfers Plan eines helvetischen Lehrerseminars auf dem Schloss Burgdorf umzusetzen, was aber durch seinen frühen Tod vereitelt wurde. Heizmann: Um wen es sich bei Pfarrer Heizmann handelt, ist unklar. Anleitung: Aufbauend auf der Anschauungslehre der Massverhältnisse, deren Entwicklung in Burgdorf lange vor der Veröffentlichung 1803 vorangetrieben worden war, lernten die Zöglinge im Geographieunterricht Karten, die in Grossformat an den Wänden angebracht waren, in verschiedenen Massstäben abzuzeichnen. Schriftliche Notizen zum entsprechenden Vorgehen des Lehrers scheinen vorhanden gewesen zu sein, wurden aber nie veröffentlicht. Dezimaltabelle: Es handelt sich um die erste der Anschauungstabellen der Zahlenverhältnisse, die im ersten Heft der Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse (Zürich, Bern, Tübingen 1803) abgedruckt wurde.

572. Johann Jakob Moser 3. September 1802

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Bern den 29t Augstmonat 1802. 3. Herbstmonat Mein lieber Pestaloz! Durch Beylage empfangen Sie das zugesagte Buch von Pf[arr]er Jung sonst Heinrich Stilling genant (Geschichte des H[err]n v[on] Morgenthau) nach der Lebendgeschichte des Verfassers wurde dieses Buch nach viellen ausgestandenen Widerwartigkeiten nicht nur um des Pub[likums] willen sondern auch zu Beförderung des eigenen Glükstands geschriben. Gruss und Achtung Joh. Jakob Moser.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 239/1 Blatt, 169x212 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 10

Buch: Verschrieb Bauch Sacherklärung I.

Johann Jakob Moser (1771–1814) aus Herzogenbuchsee (Kt. Bern) ist Arzt und wird 1803 in die Verwaltungskammer des Kantons Bern gewählt, wo er bis zu seinem Tod tätig ist. Moser gilt als Unitarier, das heisst er setzte sich für die helvetische Verfassung ein und war überzeugt von einem zentralistisch organisierten Staat. II. Im Juli 1802 hatte der Burgdorfer Pfarrer Friedrich Ludwig König (1738–1807) Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817,  Z. 7f.) nach Burgdorf eingeladen, eine Einladung, welche er nach seinen positiven Erfahrungen bei der ersten Schweizer Reise (1799) gerne annahm. In diesem Zusammenhang muss auch Pestalozzi auf Jung Stilling aufmerksam geworden sein und hatte offenbar bei Johann Jakob Moser (1771–1814,  Sacherklärung I.), welcher ebenfalls Arzt war, um Informationen angefragt. Lit.: Julius Studer: Jung Stilling in der Schweiz. In: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1914, S. 91–165 III. Z. 7f.

Z. 8f.

Pf[arr]er Jung sonst Heinrich Stilling genant: Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817) aus bescheidenen, streng religiösen Verhältnissen stammend erhielt durch einen Förderer die Möglichkeit, Medizin zu studieren; im Laufe seines Lebens führte er ca. 2000 Operationen zur Entfernung des Grauen Stars durch. Als Verfasser etlicher kameral- und wirtschaftswissenschaftlicher Lehrbücher bekleidete er aufeinanderfolgend mehrere Lehrstühle an deutschen Akademien und Universitäten. Bekannt wurde sein Name durch seine literarischen Schriften, die sich gegen die aufklärerischen Positionen von Friedrich Nicolai (1733–1811,  Nr. 721) richteten. Jung-Stillings Schriften trugen viel dazu bei, dass pietistische Grundpositionen die Zeit der Aufklärung überdauerten; vielen gilt er als einer der Gründungsväter des «neuen Pietismus». Geschichte des H[err]n v[on] Morgenthau: Johann Heinrich Jung-Stilling: Die Geschichte des Herrn von Morgenthau. Von dem Verfasser der Geschichte des Heinrich Stillings. Berlin/Leipzig 1779. Im Jahr 1800 erschienen Jung-Stillings Sämtliche Schriften, in welcher der Roman erneut publiziert wurde.

543 573. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 3. September 1802 5

An Herrn Pestalozzi in Burgdorf. Luzern den 3. Sept. 1802.

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Ich habe, mein lieber Freund, Deinen Brief ohne Datum empfangen, und mit H[er]rn Christoph Ruttimann gesprochen, der mir sagte, er werde den Betrag für den auf ihn ausgestellten Wechsel meiner Schwester, Frau Ruttimann, bezahlen, also dass Du Dich diesem gemäs wirst benemmen können. Den Brief an Businger übergab ich H[er]rn Truttmann, der mir sagte, sichere Anlässe zu haben, ihn richtig bestellen zu können. Es that uns sehr leid, Dich nicht in Burgdorf zu treffen. Unser dortige Aufenthalt aber war sehr kurz. Meine Schwester unterdessen sahe genug um Deine Lehrmethode über alle Erwartung und das, was wir ihr davon sagten, zu finden. Auf unserer Heimreise sprach sie mir viel von einem Project ihrer zwey ältesten Knaben samt ihrem Hauslehrer, einem jungen fähigen Manne, für zwey Monate in deine Lehre zu schiken. Die vorgefallenen Ereignisse hindern die Ausführung ihres Vorhabens. Wir erwarten Deine Lehrbücher mit Ungeduld, und ich hoffe, dass Deine Freunde im hiesigen Canton bald dürften in Stand gesezt werden, für den Absaz derselben sehr viel zu thun, und selbst zur Einführung deiner Lehrmethode werkthätig beytragen zu können. Ich kan nicht ruhen, bis sie eine Ausgedentheit wird erhalten haben, die in einem grossen Umfang die wichtigen Resultate aufstellen wird, die sie leisten muss. Ich grüsse, Dich, Lieber Pestalozzi, von Herzen. F.B. Meyer.

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 221/1 Bogen, 192x233 mm ganzer Brief in lateinischer Schrift Siegelspuren, Dorsualvermerk Luzern Meyer 8bre 1 8 0 2 Original

544 Textkritik Zeuge H Sacherklärung I. Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 II. Da der Brief, auf welchen sich Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848, 443) in seinem Antwortbrief bezieht, nicht mehr erhalten ist, ist es schwierig, den genauen Anlass für diesen Brief zu rekonstruieren. Zweifellos war aber Pestalozzis Institut in Burgdorf sowie die Methode ein wichtiger Diskussionspunkt.

 Nr.

III. Z. 8 Z. 9

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Brief ohne Datum: scheint nicht erhalten zu sein Christoph Ruttimann: Christoph Rüttimann (1771–1846) stammte aus Luzern und war der Schwager von Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848,  Nr. 443), der mit seiner Schwester Maria Josepha Rüttimann (1772–1812,  Nr. 450) verheiratet war. Christoph Rüttimann war Luzerner Grossrat (1814–1830) und in derselben Zeit Chef der Untersuchungsbehörde (Oberamtmann) in den Ämtern Entlebuch, Hochdorf und Willisau. Der politische Umschwung von 1831 beendete seine Karriere. Frau Ruttimann: Maria Anna Rüttimann (1772–1856) ist die Schwester von Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848,  Nr. 443). Sie war mit Georg Vinzenz Rüttimann (1769–1844,  Nr. 513), Christoph Rüttimanns (1771–1846,  Z. 9) Bruder, verheiratet. Brief an Businger: Gemeint ist wahrscheinlich ein Brief an Josef Maria Businger (1764–1836), Pfarrer in Stans und Regierungskommissar für die Leitung des dortigen Armenhauses. Der Brief scheint aber nicht erhalten geblieben zu sein. Truttmann: Joseph Franz Ignaz Truttmann (1752–1821) von Arth (Kt. Schwyz) war 1798 gemeinsam mit Pfarrer Joseph Maria Businger (1764– 1836,  Z. 13) Regierungskommissar für die Leitung des Armenhauses in Stans. Truttmann war mit Caecilia Elisabeth Verena Meyer von Schauensee (*1742) verheiratet, einer Tante väterlicherseits von Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1846,  Nr. 443). 1800 wurde Truttmann zum Regierungsstatthalter des Kantons Waldstätten, im Jahr darauf zum helvetischen Senator und 1802 in die Notablenversammlung berufen. Im April 1804 siedelte er nach Wien über, wo er nicht näher bestimmbaren Handelsgeschäften nachging. 1821 verstarb er dort. Lit.: Franz Ehrler: Franz Josef Ignaz Trutmann 1752–1821. Ein Innerschweizer Politiker der Helvetik. Einsiedeln 1963 zwey ältesten Knaben: Johann Baptist Christoph Rüttimann (1794–1868) und Rudolf Vinzenz Johann Baptist Rüttimann (1795–1873). Dieser wurde Oberst und von 1841–1847 Schultheiss. Hauslehrer: Wer Hauslehrer der Familie Rüttimann war, konnte nicht eruiert werden.

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vorgefallenen Ereignisse: Es ist unklar, ob Pestalozzi hier politische oder private Ereignisse anspricht. Falls damit politische Ereignisse gemeint sind, dürfte sich diese Stelle auf die politischen Wirren beziehen: Im Sommer 1802 verliessen die Französischen Truppen als Folge des Friedensvertrages von Lunéville zwischen Frankreich und Österreich das Schweizer Territorium, was sofort zu zahlreichen Aufständen helvetikkritischer Kreise führte («Stecklikrieg»). In vielen Orten wurden die vorhelvetischen Institutionen wieder eingesetzt und Bern und Zürich beschossen. Am 18. September 1802 kapitulierte die Helvetische Regierung unter dem Landammann Johann Rudolf Dolder (1753–1807,  Nr. 410) und floh nach Lausanne; Pestalozzi scheint einen Teil seines Instituts nach Gottstatt bei Nidau am Bielersee evakuiert zu haben (PSB IV, S. 564). Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) reagierte auf diese Entwicklungen zunächst mit der Deklaration von Saint-Cloud (30. September), wonach die neuen Machtträger sofort alle Waffen niederlegen sollten, was sie verweigerten. Daraufhin sandte er unter General Michel Ney (1769–1815,  Nr. 579) erneut Truppen in die Schweiz, was allerdings eine Verletzung des Friedensvertrages von Lunéville war, worauf England wiederum Frankreich den Krieg erklärte.

574. Karl Müller-Friedberg 13. September 1802 Bern den 13ten Sept[ember] 1802. 5

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Mein schätzbarer Mitbürger! Unter Begleit des Gesandten der Ital[ienische]n Rep[ub]l[ik] kömt ihnen hier der H[er]r Staats Rath L a m b e r t e n g h i . Er ist einer von denen, welche der erste Consul bey sich residieren lasst u[nd] war mein Mitgesandter im Wallis. Wissenschaftl[ich]e Kenntnisse u[nd] ein edler Carakter erheben diesen Mann, u[nd] als Vertrauter des Consuls u[nd] als wichtiger Mann in der Ital[ienische]n Republ[i]k kann er ihren Absichten sehr befürderlich werden. Die Tagesgeschäfte hindern mich ihn zu begleiten u[nd] es schmerzt mich. Sie werden ihm aber mehr als das ersetzen. Hochachtend Ihr ergebenster Müller Friedberg

Überlieferung 1 2 3 4

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 245/1 Blatt, 150x188 mm mit fremder Hand als Schreibübung mein m Schatz mein Dorsualvermerk Bern, 8bre 1 8 0 2 Müller Friedberg

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Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Karl Müller-Friedberg (1755–1836) entstammt einer angesehenen Glarner Familie. Er besucht das Gymnasium in Luzern, die Akademie in Besançon (Franche-Comté) und die juristische Fakultät in Salzburg. 1775 wird er Hofkavalier des Fürstabts von St. Gallen, 1782 dessen Obervogt auf Rosenberg im Rheintal und im Oberbergamt (1783) und ab 1792 Landvogt im Toggenburg. In dieser Zeit verfasst er mehrere «dramatische Versuche» und staatspolitische Schriften. 1783 heiratet er Franziska Josepha Sutter. Der Wandel seiner politischen Einstellung vom Gegner zum Anhänger der Französischen Revolution manifestiert sich 1798, als er im Zuge der Helvetischen Revolution ohne Widerstand die äbtischen Hoheitsrechte an den toggenburgischen Landratsobmann übergibt. 1800 wird Müller-Friedberg, inzwischen Parteigänger der Unitarier, in den Finanzrat nach Bern berufen. Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) ernennt ihn 1803, mittlerweile Mitglied der föderalistischen Partei, zum Präsidenten einer Regierungskommission, die im durch die Mediationsakte neu geschaffenen Kanton St. Gallen die Verfassung einzuführen hat. Die ersten Wahlen bestätigen seine Position als Präsident des Grossen und Kleinen Rates. Ab 1806 gibt er das politische Wochenblatt Erzähler heraus, das bis 1831 existiert. Im Zuge der Restauration setzt er 1814 eine autoritäre Kantonsverfassung durch und regiert fortan unter der Bezeichnung Landammann im Stil eines aufgeklärten Monarchen, bis sich Ende der 20er-Jahre eine starke liberale Opposition gegen ihn formiert, unter anderen von seinem Sohn Karl angeführt. Die Regenerationszeit bringt 1830/31 eine neue Verfassung; bei den ersten Wahlen wird Müller-Friedberg nicht mehr gewählt. Er siedelt nach Konstanz über und verfasst in seinen letzten Lebensjahren die Schweizer Annalen oder die Geschichte unserer Tage seit dem Julius 1830. Lit.: Johann Dierauer: Müller-Friedberg. Lebensbild eines schweizerischen Staatsmannes. St. Gallen 1884 II. Der Kontakt zwischen Karl Müller-Friedberg (1755–1836,  Sacherklärung I.) und Pestalozzi kam über dessen Amt als Finanzminister der Helvetik zu Stande. In dieser Funktion war er für die nationalen Besitzungen, also auch für Schloss Burgdorf und für die Nationalwaldungen zuständig. Sie kannten sich damit schon vor der Consulta und Müller-Friedberg kündigte mit diesem Brief einen wichtigen Besuch an, der zum Freundeskreis von Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) gehörte. III. Z. 7

L a m b e r t e n g h i : Luigi Lambertenghi (1739–1813) war Advocat in Bologna, Sekretär des Departements für italienische Angelegenheiten in Wien unter Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (1717–1780). Mit Ankunft der Franzosen in Italien schloss er sich trotz adliger Herkunft den Revolutionären an. Er bekleidete verschiedene politische Ämter, unter anderem dasjenige des «Consiglio del Stato» und wurde von Napoléon

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I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) zum Oberzolldirektor ernannt und 1810 in den Stand eines Grafen erhoben. erste Consul: Ab dem 2. August 1802, nach erfolgreichem Staatsstreich, durch den er das Direktorium abgesetzt hatte, trug Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) diesen Titel offiziell, legitimiert durch eine Volksabstimmung.

575. François Louis Monney 22. September 1802

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maintenant à Montreux près de Vevey Canton de Vaud 22e Septembr 1802 Monsieur, J’ai lu avec le plus grand intéret le raport du Doyen Ith sur votre institut d’Education, ainsi que les développemens qu’il soutient sur votre méthode fondamental d’Instruction; mes idées à cet égard, quoiqu’un peu differents en quelques points de celles de Mr. Ith, s’accordent cependant dans tout ce qu’il dit d’avantageux et de favorable à l’Introduction de vos principes dans les Ecoles primaires de notre pays. Il est facheux, oui très facheux que les déchiremens politiques, où nous nous trouvons actuellement, ne permettent point de méditer des idées de ce genre, et de leur donner de la suite: Je crains même que notre triste situation ne vous retienne de publier les divers ouvrages Elementaires annoncées dans le dit écrit de Mr. Ith, pour lequel je vous prie d’avance de m’inscrire pour 3 exemplaires, 1 allemand 2 français. Je serais bien charmé de pouvoir en recevoir l’assurance qui est bien vivement désirée par plusieurs amis des lettres et de la patrie. Veuillez, Monsieur, me mander ce qui en est de ce plan et ce que je puis espérer à cet égard. Mon Libraire m’assure qu’il vous a addressé par la poste un exemplaire de la 1.r livraison d ’ u n e B i b l i o t h è q u e e l e m e n t a i r e d ’ E d u c a t i o n , sur laquelle je serais charmé d’[avoir] votre opinion – venant d’un maître – tel que [vous], elle ne peut être que d’un grand poid. Agréez, Monsieur les assurances de la considération distinguée avec laquelle j’ai l’hônneur d’être Money ministre du St. Evangèle

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 229/2 Blatt, 199x255 mm Datum am Schluss, Dorsualvermerk Montrey pré de Vevay – Monney ministre 7bre 1802 Original Textkritik

Zeuge H Z. 18 Z. 29

triste Tintenklecks Sacherklärung I.

François Louis Monney (1767–1843)  Nr. 568 III. Z. 8 Z. 15 Z. 26 Z. 27f.

le raport du Doyen Ith: Johann Ith: Amtlicher Bericht über die Pestalozzische Anstalt und die neue Lehrart derselben. Bern/Zürich 1802 les déchiremens politiques:  Nr. 573, Z. 21 Libraire: Welcher Buchhändler damit gemeint ist, konnte nicht eruiert werden. d ’ u n e B i b l i o t h è q u e e l e m e n t a i r e d ’ E d u c a t i o n : konnte nicht bestimmt werden ( Nr. 568, Z. 41f.)

576. Benedikt Münger 26. September 1802 Schüpfen den 26 herbstm. 1802 5

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Burgdorf an Herrn Bestalozy geEhrter Fründ. der über Bringer dis Schreiben, Rudolf Beyner von Schüpfen, hatt bey Mir der Wünsch geäuseret, das Er als Schull Vorsteher zu Schüpfen die so Berühmte wie auch Nüzliche Lehr arth, in ihrem Instittout, so viel Es ihme die Zeit Vergonnen wird, zu Erlehrnen. Er ist freylich Nicht reich an Mittel oder Vermögen, allein seine aufrichtige gesinnung das Er seine Wisenschaft Vervolckomenen Möchte, Bürgt dar für, das er wie ich glaube in kurzem in Mehreren Tagen die Begrife von Eüeren in das Besondere Nützliche Lehrarth, Bekomen wird. Es ist der jenige mann so ich Mehrere Mahl wegen seiner Mit Eüch gesprochen habe, und ihr den Wünsch geäuseret Mit ihm zu sprächen. Näbst disem hofe ich, das dises Schreiben so wohl ihre

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Frauen als ihr ganzes haus in gutter gesundheit antrefen werde wie auch Mein gros Kind und Bruder. Nemen Sie den freundschaftlichen Grus Von Mir und uns allen an, und verbleibe Nebst achtung ihr Ergebenester freünd Bendicht Münger Wirth zu Schüpfen

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 246/2 bläuliches Blatt, 178x232 mm Dorsualvermerk Schüpfen Meunger – 7bre 1 8 0 2 Original Textkritik

Zeuge H Z. 8f.

zu Schüpfen Sacherklärung I.

Benedikt Münger (1753–1812)

 Nr.

518 III.

Z. 7

Z. 18 Z. 19

Z. 19

Rudolf Beyner: Folgende drei Personen mit diesem Namen kommen hier in Frage: Rudolf Beiner (1780–1850), Rudolf Beiner (1776–1818) und Rudolf Beiner (ca. 1771–1834). Vermutlich handelt es sich um einen der zwei Älteren, da Beiner laut Brief in Schüpfen (Kt. Bern) bereits Schulvorsteher war. Frauen: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) und Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814,  Nr. 547) gros Kind: Johannes Münger (1796–1866) schlug eine Offizierslaufbahn ein und wurde 1825 Hauptmann und 1832 Major. Anfangs der 1830erJahre zog er nach Bern und war für zwei Jahre Mitglied des Grossen Rates. 1837–1846 wurde er Oberstlieutenant und Kommandant, worauf er als 50-Jähriger aus dem Wehrdienst entlassen wurde. Johannes Münger war zweimal verheiratet und hatte sechs Kinder. Bruder: Christian Münger (*1787)  Nr. 518

577. Gottlieb Abraham von Jenner Ende September 1802 5

[Reg.] Jenner teilt Pestalozzi im Auftrag Stapfers mit, dass «le Ministre de l’Intérieur m’a assuré que Pestalozzi, comme Citoyen français, jouiroit sans obstacle, du privi-

550 lège de propriété de ses ouvrages dans toute l’étendue de l’Empire français. Veuillez l’en avertir.»

Überlieferung 1 5

Schweizerisches Bundesarchiv Bern, B 3361, S. 27 Der Brief von Stapfer an Jenner ist datiert auf den 15. September 1802 Textkritik

Zeuge [h] Sacherklärung I. Gottlieb Abraham von Jenner (1765–1834), Enkel Albrecht von Hallers (1708–1777), stammt aus einer der wenigen regierungsfähigen Berner Patrizierfamilien. Bereits 1783 gründet er ein eigenes, bald florierendes Kaufmannsgeschäft und heiratet ein Jahr später. 1795 wird er Mitglied des Grossen Rates und zwei Jahre später Vorsteher des Kriegskommissariates. Die helvetische Einheitsverfassung lehnt er ab, dennoch reist er als helvetischer Gesandter nach Paris, wo es ihm gelingt, die Bedingungen des von Frankreich diktierten Allianzvertrags für die Helvetische Republik abzumildern. 1802 wird er helvetischer Staatssekretär. Nach der Mediation gehört er bis 1813 dem Kleinen Rat und dem Finanzrat an, danach bis 1831 dem Grossen Rat. 1815–1823 ist er Oberamtmann in Porrentruy (Kt. Jura), jenes Gebietes, das der Wiener Kongress dem Fürstbischof von Basel enteignete und den Bernern zusprach. 1798 gelang es ihm, wenigstens einen kleinen Teil des Berner Staatsschatzes vor dem Einmarsch der Franzosen beiseite zu schaffen. Diesen gab er aber erst in der Phase der Restauration, als eine ihm genehme Regierung an der Macht war, zurück, was ihm einen bis über seinen Tod hinausdauernden Prozess wegen Unterschlagung einbrachte. II. Am 7. August 1802 hatte sich Pestalozzi an den ehemaligen Minister und derzeitigen Helvetischen Gesandten in Paris, Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899), gewandt (PSB IV, Nr. 875), um ihn über die Pränumeration (Vorausbezahlung noch nicht publizierter Werke) seiner neuen Methodenbücher zu informieren und ihn zu bitten, sich dafür einzusetzen, dass sein Französisches Bürgerrecht anerkannt werde, weil durch dieses seine Rechte an den Büchern auch in Frankreich geschützt waren. Stapfer hatte sich in der Folge mit dem Französischen Minister des Innern ( Z. 4) in Verbindung gesetzt und dessen positiven Entscheid Jenner mit der Bitte mitgeteilt, Pestalozzi zu informieren. III. Z. 4 Z. 4

Stapfer: Philipp Albert Stapfer (1766–1840)  Nr. 899 Ministre de l’Intérieur: Jean Antoine Claude, Graf von Chaptal de Chanteloup (1756–1832), studierte Chemie in Montpellier und wurde ebendort 1781 Professor für Chemie an der medizinischen Fakultät. Während der Französischen Revolution kurzzeitig in Haft, leitete er 1793 den Salpeterabbau in Grenelle (heute Stadtteil von Paris) und war 1800–1804 franzö-

551 sischer Minister des Innern. In dieser Funktion gründete er eine chemische Fabrik, eine Kunstschule, reorganisierte das Spitalwesen und führte das metrische System ein. Nach der Rückkehr Napoléon I. Bonapartes (1769–1821,  Nr. 580) aus Elba wurde er Staatsminister, nach der definitiven Verbannung Bonapartes aus Frankreich zog sich Chaptal de Chanteloup ins Privatleben zurück.

578. Johannes Niederer Anfang Oktober 1802 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

Niederer an Tobler, 4.10.1802. In: Rosette Niederer (Hrsg.): Dr. J. Niederers Briefe von 1797 bis 1803 an seinen Freund Tobler. Genf 1843, S. 204–206 Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507

579. Johann Georg Tobler 6. Oktober 1802 5

Herrn Pestalozzi in Burgdorf Cant. Bern. Basel den 6. Oct. 1802.

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Theürer H[err] Pestalozzi! Die Nachricht wegen J u n g freüte mich, wie alles, was Ihrer Ansicht u[nd] Ihrem Werke Gerechtigkeit wiederfahren lässt. Es freüt mich um so mehr, da J u n g sich vorher etwas selbstgefällig äusserte: Ja, ich will das Pestalozzische Ding auch einmal mit m e i n e n Fühlhörnern befühlen! u[nd] einen Tag vor seiner Abreise aller Aufklärung u[nd] allen Versuchen zur Aufklärung, in einer Rede mit einer solchen Derbheit den Hals brach, dass er viele Leute ärgerte. Freilich

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mögen alle Partheyen unrecht haben, und indem es nur e i n e ächte Aufklärung giebt u[nd] diese wirklich noch nicht existirt. Nächstens werde an Fellenberg schreiben, indem ich meinen Plan ändern u[nd] auf eine andere Weise mich ökonomisch zu sichern denke, als unter Leüten deren Forderungen so verschieden als ihre Ansichten sind, die ihre Kinder nur wenige Stunden schicken, immer wieder einige Tage, Wochen usw. im Hause behalten u[nd] dann den Lehrer noch beschuldigen, wenn die Schwachköpfigen nicht in allen Stücken ihren Erwartungen entsprechen. Mit nächster Post mehr darüber. Man arbeitet jetz stark gegen mich u[nd] wie ich sehe, nicht ohne Erfolg. Aber auch mein Stolz erwacht u[nd] ich werde zeigen, dass man mich nicht lange hudeln darf. Die gestrige Strasburger Zeitung sagt: dass General N e y mit einer Division von Colmar her gegen die Schweiz in Anmarsch sey. So sagte man mirs. Die Vorsehung wird wachen! Leben Sie wohl, herzlich gegrüsst von meinem Weibchen, u[nd] mit ewiger Liebe umarmt von Ihrem T. N.S. Was würden Sie sagen, wenn ich eine Anzahl halbjähriger Kinder, zu meinem Ankömmling nähme, u[nd] sie bis ins 16te oder 20te Jahr erzöge ganz nach der Methode in ihrem völligsten Umfange. Nur darf ich diese Last, meinem guten Weibchen beynahe nicht aufbürden. Sonst wäre die Sache wohl einer Probe werth, mit der immer bis zur Vollendung ein Journal das alle Erfahrungen enthielte mitliefe? Grüssen Sie mir alle herzlich. Bussen werde nächsten Posttag schreiben.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/26 Blatt, 189x340 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Basel Tobler 8bre 1802 Original Textkritik

Zeuge H Z. 30 Z. 31 Z. 37 Z. 40

mit Colmar: lateinische Schrift oder 20te werth,

553 Sacherklärung I. Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II. Pestalozzi hatte Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) am 1. Oktober 1802 geschrieben, Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817,  Nr. 572) habe den Wert der Methode erkannt, zumindest im Bereich der intellektuellen Bildung (PSB IV, Nr. 882). Die Probleme, die Tobler einerseits mit den Eltern seiner Schüler und andererseits mit der Basler Gesellschaft hatte ( Nr. 533, 535, 547), wurden für ihn immer unerträglicher, sodass er sich konkrete Gedanken darüber machte, wie er sein Institut neu oder an einem anderen Ort organisieren könnte. III. Z. 10 Z. 19 Z. 31

Z. 31 Z. 33 Z. 42

J u n g : Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817)  Nr. 572 Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 N e y : Michel Ney (1769–1815) kam als Sohn eines Böttchers (Bottichmacher) in Saarlouis (Saarland) zur Welt. 1788 als Soldat in die französische Armee eingetreten, wurde er einer der Generäle Napoléons I. Bonapartes (1769–1821,  Nr. 580) und führte bei Waterloo die alten Garden. Nach der Machtübernahme durch die Bourbonen wurde er gefangen genommen und in Paris am 7. Dezember 1815 standrechtlich erschossen. in Anmarsch sey:  Nr. 573, Z. 21 Weibchen: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 Bussen: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582

580. Karl Ludwig Zehender 10. Oktober 1802 Bern d[en] 10ten Weinmonat 1802. 5

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Mein verehrungs würdiger Pestaloz! Ich kan ihnen gar nichts Zuverlässiges über das so sie zu wissen begehrten melden; Wir langten zu rechter Zeit noch an, Blasen unten an den Füssen, und Krähenaugen darauf machten mir das Gehen so ziemlich sauer, doch wollte ich dieses meinen Gefahrten nicht merken lassen, und so kamen wir, uns, von ihrem vortrefflichen Institut unterhaltend wohl behalten nach Hause; fanden der Umständen wegen sorgenvolle Gesichter und Nachrichten die nichts weniger als beruhigend waren – Meine Sach aber ist es nicht mich mit Sorgen abzugeben ehe würkliche Ursache dazu ist; darum schlief ich die Nacht durch ganz ruhig – aber nach dem Frühstük eilte ich in die Stadt, vernam aber sehr wenig, sah indessen von den

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10ner verschiedene mit einer nichts weniger als niedergeschlagenen Phisiognomie auf das Rathaus zugehen und mir ward wohl; Auf der Maur war Freytag Morgens nach Bern gekommen, und Nachmittags mit vielen Bagage wieder verreist; an einem Orte soll er sich haben verlauten lassen, die Linien müssen gebrochen werden, Verschiedene H[erre]n von hier haben sich Kleidungsstüke kommen lassen, das deütete ich auf Fortsezung des Kriegs; gestern Abens sind unsre Abgesandten auf den Kongress zurükgekommen, und wie mann sagt soll die Armee nicht auseinander; den Redings Meinung ist mann solle in dem Gegenwärtigen Augenblik ferm Antworten und kräfftig handlen – General Rapp hat, welches ich zuversichtlich weiss, mit keiner Armee gedroht, und Herr von Müllinen ist durch den Russischen Gesandten M[onsieu]r Tailhairand vorgestellt worden, und wird seine Audienz bey Bonaparte würklich erhalten haben – also bitte ich Sie nicht zu weit hinaus zu spekulieren, und mit ihren Sorgen ihnen noch keine graue Haare wachsen zu lassen – Ich umarme herzlich den liebenswürdigen Armand so wie meine jungen Leüte, empfehle mich H[erren] Buss und Neefs und bitte sie der tiefsten Hochachtung, und grösten Ergebenheit versichert zu seyn – Ihres sie verehrenden Freündes C.C. Zehender Maler, bey Herrn Ziegler zum Maulbeerbaum, vor dem obern Thor bey Bern.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 396/1 Blatt, 175x217 mm Dorsualvermerk 10der Z. Maulbeerbaum Bern 8bre 1 8 0 2 Original Textkritik

Zeuge H Z. 20 Z. 29 Z. 30

Bagage: lateinische Schrift Tailhairand: lateinische Schrift Bonaparte: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Karl Ludwig Zehender (1751–1814), Landschafts- und Portraitmaler, wird in Bomont (Kt. Waadt) geboren und erhält bereits während der Schulzeit Zeichenunterricht. 1775 geht er zu Ausbildungszwecken nach Paris und wird Zeichner bei Louis Philippe Joseph d’Orléans (1747–1793). In Besançon (Franche-Comté) lernt Zehender den

555 Maler Johann Melchior Wyrsch (1732–1798) von Buochs (Kt. Nidwalden) kennen, was ihn zu einer Reise nach Luzern veranlasst, wo er begeistert durch die Gebirgslandschaft die Landschaftsmalerei aufnimmt. Er hält sich abwechselnd in Bern und Basel auf, tritt 1794 in die Väterliche Gesellschaft zu Mittellöwen ein. Unter den Käufern seiner Werke befindet sich auch Johann Jakob Thurneisen (1763–1829,  Nr. 592) im Gutshof in Basel; seine Werke gelangen aber auch nach Berlin und London. Karl Ludwig Zehender stirbt am 24. September 1814 in Bern. II. Im Juli/August hatte Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Z. 31) sämtliche französischen Truppen aus dem Gebiet der Helvetischen Republik abgezogen, worauf sich ein föderalistischer Aufstand über weite Gebiete ausbreitete, Bern kapitulierte und die helvetische Regierung nach Lausanne floh («Stecklikrieg»). Napoléon kündigte daraufhin in der Proklamation von Saint-Cloud (30. September), überbracht von General Jean Rapp (1771–1821,  Z. 27), seine Vermittlung an. Er befahl die Niederlegung der Waffen, die Wiedereinführung der helvetischen Verfassung und lud schweizerische Abgeordnete zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung nach Paris ein (Consulta). III. Z. 6f.

Z. 17

Z. 18f.

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nichts Zuverlässiges über das so sie zu wissen begehrten: Welche Auskunft Pestalozzi haben wollte, ist nicht klar. Es ist zu vermuten, dass es sich um die Zukunft der Helvetik handelte, die im Rahmen des «Stecklikrieges» stark gefährdet war. Damit war auch Pestalozzis Institut in Burgdorf in Frage gestellt. 10ner: Nach dem überraschenden Abzug der französischen Truppen im Sommer 1802 brachen an verschiedenen Orten föderalistische Aufstände aus; die Leitung der Helvetischen Republik sah sich gezwungen, aus Bern auszuziehen, worauf alt Schultheiss Albrecht von Mülinen (1732–1807) die noch lebenden Mitglieder des Rates der Zweihundert (der Regierung des Ancien Régime) am 21. September 1802 zusammenrief. Sie übertrugen alle Vollmachten auf eine sogenannte Standeskommission, in die sie vorweg zehn Patrizier wählten. Auf der Maur: Ludwig Auf der Maur (1779–1836) befehligte 1798 Schwyzer Truppen im Widerstand gegen die französischen Besatzer. Im August 1802 wurde er als Schwyzer Deputierter zu Verhandlungen nach Bern abgesandt und am 18. September zum Kommandanten der fünf Konferenzkantone (Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Appenzell) berufen. Anfang November geriet er zusammen mit Alois Reding (1765–1818,  Nr. 547) in französische Geiselhaft. 1809, 1813, 1814 und 1824 war er Landesstatthalter, 1816–1821 Generalmajor und Kommandant des katholischen Schweizer Regimentes in den Vereinigten Niederlanden und wurde vom Papst Leo XII. (1760–1829) zum Pfalzgrafen ernannt. Redings: Alois Reding (1765–1818)  Nr. 547 General Rapp: Jean Rapp (1771–1821) stammte aus Colmar, wurde 1800 Adjudant Napoléon I. Bonapartes (1769–1821,  Z. 31) und erhielt 1809 den Grafentitel. 1815 schloss er sich erneut Napoléon an. Nach dessen missglücktem Rückkehrversuch bot Rapp dem französischen Königshaus seine Dienste an und wurde 1819 Pair, 1820 Kämmerer Louis XVIII. (1755–1824). Der Titel Pair wurde nach der Französischen Revolution 1814 wieder eingeführt: Die entweder auf Lebenszeit oder erblich er-

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nannten 200 Pairs bildeten bis 1848 (Februarrevolution) die als oberster Staatsgerichtshof fungierende Pairskammer. Herr von Müllinen: Niklaus Friedrich Mülinen (1760–1833) war der Sohn von Albrecht von Mülinen (1732–1807). Nach dem Zusammenbruch der Helvetischen Republik war er Mitglied des Berner Grossen Rates und Schultheiss (1803–1806, 1814). 1811 gründete er die Schweizerische Geschichtsforschende Gesellschaft und wurde deren Präsident. Anlässlich der Restaurationsverhandlungen wirkte er erneut als Gesandter, zudem bekleidete er 1818 und 1824 das Amt des Landammanns der Schweiz. Tailhairand: Charles Maurice de Talleyrand (1754–1838) studierte Theologie an der Sorbonne (Ordination 1779). 1780 wurde er zum Generalagenten des französischen Klerus ernannt und beteiligte sich 1789 (obwohl Verfechter der konstitutionellen Monarchie) bei der Ausarbeitung der Verfassung. 1798–1807 war er Aussenminister, dieses Amt bekleidete er nochmals 1814/15 nach der Wiedereinsetzung der Bourbonen. Auf dem Wiener Kongress gelang es ihm, die territoriale Integrität Frankreichs gegenüber den Ansprüchen Preussens zu verteidigen. Seine politische Karriere beendete er 1830–1834 unter König Louis-Philippe (1773– 1850) als Botschafter in London. Bonaparte: Napoleon I. Bonaparte (1769–1821) wurde in französischen Militär-Schulen in Brienne-le-Château (Champagne-Ardenne) und Paris erzogen, übernahm 1799 nach dem Staatsstreich als Erster Konsul die Alleinherrschaft, ab 1802 war er lebenslänglicher Konsul, ab 1804 erblicher Kaiser von Frankreich. Er betrieb eine expansive Aussenpolitik, die mit dem Wiener Kongress auch die Neuordnung Europas zur Folge hatte. Nach der Niederlage von Waterloo wurde er nach Elba verbannt (1814– 1815), nach erneuter Machtergreifung in Paris 1815 nach St. Helena (1815–1821), wo er auch starb. Armand: Armand-François-Bon-Claude de Bricqueville de Bretteville (1785–1844) war ein glühender Anhänger Napoléon I. Bonapartes (1769–1821,  Z. 31), dem er zunächst als persönliche Ordonanz und danach als Oberst der «lanciers de la garde» (jene Kavallerieeinheiten, die aus polnischen und holländischen Reitern gebildet wurden) in verschiedenen europäischen Feldzügen diente, zuletzt, nach Napoléons Rückkehr von Elba, in Waterloo. Bis zur erneuten Vertreibung 1830 stritt er als Abgeordneter von Valognes (Basse-Normandie) in Wort und Schrift gegen die wiedererrichtete Herrschaft der Bourbonen. Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Neefs: Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854)  Nr. 641 C.C.: Das C.C. steht für eine Abkürzung für den Grossen Rat (Conseil communal), der in Bern aus zweihundert Mitgliedern bestand.

557 581. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 29. Oktober 1802 Luzern den 29. Oct. 1802. 5

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Es scheint mir, lieber Pestalozzi, dass beym Uebermas des Elends, das alle Arten von Partheyen, Leidenschaften und Interesse über unser Land brachten, jeder gute Bürger, dem Freyheit, Gerechtigkeit und das Beste des Volkes noch theuer ist, die lezte Anstrengung wagen sollte, das zu thun, was noch zur Rettung unsers Vaterlands oder Verminderung unserer Uebel möglich ist. Die Consulta, die der 1te Consul in Paris zusammenberuft, muss für die wichtigsten Gegenstände entscheidend seyn. Mein Wunsch geht besonders dahin, dass die ausgezeichnetsten Männer, deren reine Absichten und Kenntnisse nicht nur Zutrauen einflössen, sondern selbst auch die Nationalehre, die in der öffentlichen Meinung Europas so sehr gesunken ist, wieder retten könnten, dahin ernennt würden. Es wäre mir sehr lieb, Dich unter dieser Zahl zu wissen, da Dein Name, und Deine Verdienste ein grosses Gewicht für die gute Sache seyn würden. Diese Reise dürfte beynebens für die Beforderung Deiner anderwärtigen Absichten, in Hinsicht Deiner Erziehungs Anstalten, vortheilhaft seyn. Du wirst schwerlich hoffen anderswo, als in Zürich ernennt werden zu können; auch würdest Du Dich selbst nicht dafür bewerben wollen. Es ist mir ebenfalls noch unbekannt, nach welcher Art diese Ernennungen vorgenommen werden. Über lezters aber wirst Du früher als ich unterrichtet seyn. In diesem Fall bitte ich Dich, mir ohne Verzögerung Deine Gesinnung bekannt zu machen, und mir die Person zu bemerken, an die ich mich wenden könnte, um sicherer zur Erfüllung meines Wunsches gelangen zu können. Ich werde dann alles thun, was zu diesem hin von mir abhangen wird; denn diese Sache liegt mir sehr am Herzen. Vale et me ama. F.B. Meyer

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 221/2 Blatt, 191x233 mm ganzer Brief in lateinischer Schrift

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Dorsualvermerk Lucern Mayer 8bre 1 8 0 2 Original Textkritik

Zeuge H Z. 9

unsers Vaterlands Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 II. Wie seine Schrift Ansichten über die Gegenstände, auf welche die Gesetzgebung Helvetiens ihr Augenmerk vorzüglich zu richten hat (PSW XIV, S. 235–274), die Pestalozzi im Oktober 1802 verfasste, zeigt, sah er in der Proklamation von Saint-Cloud eine Chance für die Rettung der Helvetik, wobei die Erziehung einen wichtigen Platz einnehmen sollte. So erstaunt es nicht, dass Pestalozzi sich nicht nur für Zürich als Vertreter an die Consulta wählen liess ( Nr. 583), sondern auch für Burgdorf. Die Erwartungen Pestalozzis an die Consulta wurden in der Folge jedoch nicht erfüllt (vgl. Stadler II, S. 204ff.). III. Z. 11 Z. 34

1te Consul: Napoléon I. Bonaparte (1769–1821)  Nr. 580 Vale et me ama: Lebe wohl und liebe mich (lat.)

582. Johann Christoph Buss November 1802 5

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Euer leztes Schreiben floss nicht aus einer heitern Seele, nicht aus der Seele eines Mannes, der schöne hoffnungsvolle Aussichten für die Zukunft nährt. O warum könnt Ihr doch nicht bey uns seyn, warum in einer Lage, die Euch Kränkt? – O, wann wird einmal Wahrheit und Recht, die Stelle der Leidenschaft u[nd] des Irrthums besetzen, wann werden doch die Menschen einmal zur Einsicht über sich selber kommen, wann werden sie einmal fühlen, was ihr und der ganzen Menschheit Heil ist! – Ja wohl! wir bedörfen nichts mehr als Bildung. – Sie ist das Einzige, wodurch die Bahn gebrochen werden kann, auf der man so allgemein seinem Verderben entgegen eilt –. Aber noch ist sie nicht ganz gebrochen, noch sind der Arbeiter zu wenige, u[nd] noch werden diese wenigen immer durch haufenweise dahin eilende unterbrochen, und noch ist nichts vermögend, sie in ihrem Strom aufzuhalten; sie eilen alle dahin, wenn

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nicht vereinigte Kraft sie zurückhält. Doch, theürer Pestalozzi, gibt es jezt hie und da Menschen, die hiezu Hand bieten wollen. Mehr als je wird diese vereinigte Kraft Bedürfniss und noch nie forderte es die Beschleunigung der Schulbücher mehr als in dem Gegenwärtigen, nie war das Interesse grösser und nie die Hoffnung höher gespannt, als gerade in dem gegenwärtigen Augenblicke. Aber eben desswegen fordert es auch genaue und gänzliche Vollendung derselben. Könnte diese nicht durch meine, wie Ihr saget w a h r s c h e i n l i c h e Reise nach Paris nothleiden. Noch kann ich es in keinem Theil für gut finden, mit einem Knaben dahin zu reisen, wo man vielleicht der Sache ihren Werth nicht abspricht, vielleicht ihre Folgen ahndet, aber sie um ihrer Unfehlbarkeit willen nicht will, ihr höchstens einen mitleidigen Blick gönnt, u[nd] denn im Gegentheil sie mit Dingen zu vereinbaren sucht, die sich schlechterdings mit der Reinheit der Methode nicht vertragen. Nicht, dass ich Lezai dadurch kränken wollte, im Gegentheil, ich zweifle nicht, dass er nicht auch lieber ohne irgend ein Raisonnement die Sache anfängt, als es durch Aufdringen erzwingen zu wollen. Ich weiss zwar selber noch nicht, ob Ihr mit Lezai darüber geredet, u[nd] was seine Ansichten in dieser Hinsicht sind ob er es für gut hält oder nicht. Nein – nur Vollendung der Methode, hält mich zurück, nur die Nothwendigkeit die strenge Nothwendigkeit der Vollendung, nur durch ihr Ganzes kann auf das Ganze gewürkt werden, wo dieses nicht ist, wird der Zweck nicht ganz erreicht. – Lasset mich über meine Reise nicht lange in Ungewissheit, berichtet mich mit Nein! u[nd] meine Kräfte sind der Methode ganz geweiht. Möchtet Ihr zu einer baldigen Rükkunft gesund bleiben, um [in] die ausgestrekten Arme Eurer grossen Familie, die Euch mit Sehnsucht erwarten, zu eilen! Euer Buss

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 47/1 Bogen, 116x186 mm Notiz Lorenz Ubersetzung des Euclides – Entwurf Textkritik

Zeuge H Z. 6 Z. 14 Z. 15

nicht eilt werden diese wenigen

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Z. 31 Z. 33 Z. 34f. Z. 36

zurückhält. Doch, theürer Pestalozzi, gibt es jezt hie und da Menschen, die Gegentheil Lezai: lateinische Schrift Raisonnement: lateinische Schrift Lezai: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Christoph Buss (1776–1855) aus Tübingen gilt früh als musikalisch und zeichnerisch begabt. Nach Abschluss der Lateinschule wird ihm, laut Selbstzeugnis, eine wissenschaftliche Laufbahn als Philologe aufgrund eines Erlasses des Württembergischen Herzogs Carl Eugen (1728–1793), durch den die mittleren und unteren Bürgerklassen vom Studium ausgeschlossen werden, verwehrt. (Es ist ungewiss, ob Buss damit das Rescript von 1788 oder jenes von 1789 meint, die jedoch nur eine Zugangsbeschränkung zum Theologie- rsp. Studium der Rechte beinhalten). Die Karlsschule in Stuttgart lehnt sein Aufnahmegesuch in die Musikklasse ab. Buss ergreift das Buchbinderhandwerk und begibt sich auf Gesellenreisen. In Basel lernt er Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) kennen und durch diesen Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588), der ihn 1800 als Zeichen- und Gesangslehrer für das Institut in Burgdorf anwirbt. Buss erarbeitet das ABC der Anschauung, das nicht veröffentlicht wird (1808 erscheint ein mit Pestalozzi gemeinsam verfasster Kommentar gleichen Titels). Für den Anschauungs- und Sprechunterricht verfertigt er Lehrmittel in Bildern und gemeinsam mit Krüsi bildet er die Einheiten und Bruchtabellen. Mitte des Jahres 1805 verlässt Buss das Institut in Yverdon und kehrt als Lehrer für Musik und Zeichnen an die städtischen Schulen nach Burgdorf zurück, wo er eine Buchhandlung mit Buchbinderei betreibt. 1806 verliert er sein Bürgerrecht in Tübingen, da er dem Aufruf der württembergischen Regierung, sich zum Militärdienst zu stellen, nicht folgt. Er erwirbt 1807 das Bürgerrecht von Kilchberg (Kt. Bern) und verheiratet sich kurz darauf mit der Burgdorfer Lehrerin Susette Stähli (*1780). 1819 übersiedelt die mittlerweile neunköpfige Familie nach Bern, wo Buss bis zu seinem Tod 1855 am Progymnasium und der Akademie als Zeichen- und Gesangslehrer arbeitet. II. Dieser Brief wird auf den November 1802 datiert, weil Johann Christoph Buss (1776– 1855,  Sacherklärung I.) von Pestalozzis Plan spricht, nach Paris zur Consulta zu reisen, wozu er sich relativ kurzfristig entschlossen hat (Stadler II, S. 204). Zudem versucht Paul-Adrien-François-Marie, Graf von Lezay-Marnésia (1769–1814,  Z. 33), der im Sommer 1802 das Institut in Burgdorf besucht, Buss und dessen Schwager Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854,  Nr. 641) zur Gründung eines PestalozziInstituts in Paris zu gewinnen. Buss verzichtet, Näf sagt zu. Der Besuch LezayMarnésias dürfte im Juni stattgefunden haben, da bereits am 13. Juli Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) aus Paris Karl Müller-Friedberg (1755–1836,  Nr. 574) mitteilt, Lézay habe einen Bericht über die Burgdorfer Anstalt an die Regierung in Paris gesandt (Morf II, S. 134).

561 III. Z. 27

Z. 33

Knaben: Um welchen Jungen es sich hier handelt, kann nicht bestimmt werden, zumindest lässt sich in der Literatur kein Hinweis darauf finden, wer damit gemeint sein könnte. Grundsätzlich kann es sich um irgendeinen Schüler handeln. Lezai: Paul-Adrien-François-Marie Graf von Lezay-Marnesia (1769–1814) floh als junger Adeliger vor dem Terreur aus Frankreich nach Deutschland und beendete seine Studien in Göttingen. Als er 1801 von der Liste der Verfolgten gestrichen wurde, kehrte er nach Frankreich zurück und trat 1802 in die Dienste Napoléon I. Bonapartes (1769–1821,  Nr. 580), damals Erster Consul. Napoléon beauftragte ihn unter anderem mit der Mission, die Loslösung des Wallis von der Helvetischen Republik und dessen Überführung in eine eigenständige Republik vorzunehmen. 1806 wurde ihm die Administration des neuen rheinischen Departements Rhin-et-Moselle übertragen, vier Jahre später wurde er zum Präfekten von Bas-Rhin ernannt, das vor allem die Gebiete des Elsass umfasste. 1814 starb er, als seine Kutsche umstürzte und er sich dabei an seinem Säbel tödlich verletzte.

583. Wahlversammlung Kanton Zürich 9. November 1802 Zürich d[en] 5ten Novembrs 1802. 5

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Die Wahlversamlung zur Ernennung der Deputierten zur Consulta nach Paris, welche kraft der Proclamation des Ersten fränk[i]s[che]n Consuls vom 8ten Vendemaire u[nd] dem Decret der helvetischen Regierung vom 25ten Octobre, sich heüte versamlet und aus den Mitgliederen der beyden Tagsazungen vom 1ten August 1801. und 2ten Aprill 1802 besteht, urkundet hiemit: das der Bürger Heineres Pestalozzi, Director des Erziehungs-Instituts in Burgdorf, mit absoluter Stimenmehrheit zum Mitglied der Consulta, die sich auf den 15ten dis Monats in Paris versamlen wird, ernent wurde, und infolge dessen bevollmachtigt ist, als Deputierter des Cantons Zürich seine Einsichten zur Herstellung der Ruhe u[nd] des Wohls unsers Vaterlandes zu verwenden. Im Nammen der Wahlversamlung des Cantons Zürich Koller, als Präsident derselben u[nd] als Reg[ierung]s-Stathalter, Hotz 1ster Secretair Im Namen des abwesenden 2ten Secretairs.

562 Berne le 9 Novembre 1802. 25

J. M. Mohr, membre du Sénat, chargé du departement des relations extérieures de la république Helvétique, certifie véritable la signature du Citoyen Koller, Suisse national du Canton de Zurich, apposée cy-dessus. J.M. Mohr.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 430/1 Blatt, 226x369 mm Datum jeweils am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 5 Z. 6 Z. 6 Z. 7 Z. 7 Z. 7 Z. 8 Z. 9 Z. 10f. Z. 11 Z. 11f. Z. 12 Z. 12 Z. 14 Z. 14 Z. 19–21 Z. 21 Z. 23–28 Z. 28

Deputierten: lateinische Schrift Consulta: lateinische Schrift Paris: lateinische Schrift Proclamation: lateinische Schrift Consuls: lateinische Schrift Vendemaire: lateinische Schrift Decret: lateinische Schrift Octobre: lateinische Schrift August: lateinische Schrift Bürger Heineres Pestalozzi, Director: lateinische Schrift Instituts: lateinische Schrift absoluter: lateinische Schrift Mitglied: lateinische Schrift Consulta: lateinische Schrift Deputierter: lateinische Schrift Cantons: lateinische Schrift eigenhändige Unterschrift Secretair: lateinische Schrift lateinische Schrift eigenhändige Unterschrift Sacherklärung I.

Die Mitglieder der Kantonstagsatzungen vom 1. August 1801 und 2. April 1802 haben in jedem Kanton zu bestimmen, ob, wie viele und welche Bürger jeweilig zu den Wahlversammlungen abgesandt werden sollten. 1801 werden die Mitglieder in einem zweistufigen Verfahren gewählt: durch die Wahl der Bezirkswahlmänner, die dann die Deputierten bestimmen. Die Bezirkswahlmänner werden durch die Munizipalitäten gewählt: Die Munizipalitäten konnten (mit Stimmzettel) auf 100 Aktivbür-

563 ger, wobei sämtliche Bürger wählbar sind, einen Bezirkswahlmann mit absolutem Mehr ernennen. Wahlen der Deputierten für die Kantonstagsatzung durch die Bezirkswahlmänner: Der Bezirksstatthalter ruft die durch die Munizipalitäten seines Bezirks ernannten Wahlmänner im Bezirkshauptort zur Vereidigung zusammen, um daraufhin (mit Stimmzettel) die Wahl der Kantonsdeputierten vorzunehmen; hier gilt die Einschränkung, dass das 30. Altersjahr erreicht worden sein muss, um wählbar zu sein. Es gilt ebenfalls das absolute Mehr. Die Zahl der Deputierten wird für jeden Bezirk im Verhältnis zur Grösse der Bevölkerung gesetzlich beschlossen. Das Wahlverfahren für die Kantonstagsatzung von 1802 ist äusserst kompliziert: In den grösseren Kantonen, dazu gehört Zürich, besteht die Kantonstagsatzung aus 30, in den kleineren aus 15 Männern. Für die Ernennung dieser Glieder kann jeder Bezirk auf 600 «Seelen» einen Wählbaren nennen. Die Gemeinden können auf 100 Bürger einen Wahlmann bestimmen (durch offenes oder geheimes Stimmenmehr). Um Wahlmann oder Deputierter werden zu können, muss man mindestens 25 Jahre alt sein und ein Eigentum von wenigstens Fr. 2000.– besitzen. Die Wahlmänner jedes Bezirks versammeln sich, um die ihr zukommende Anzahl der Wählbaren für die Kantonstagsatzung zu wählen und in einem Verzeichnis aufzuführen (durch geheimes und absolutes Stimmenmehr). In jedem Kanton wird eine Wahlkommission von 12 Mitgliedern gebildet, wobei sechs von Seiten des Kantons und fünf vom Senat, beide Male nach komplizierten Vorschriften und teilweise über Los, ernannt werden; der zwölfte Wahlberechtigte, der den Vorsitz führt, ist der Kantonsstatthalter. Sobald die Wählbarkeitsverzeichnisse aus den Bezirken eingetroffen sind, ernennt die Wahlkommission aus denselben durch geheimes und absolutes Stimmenmehr die für ihren Kanton vorgeschriebene Anzahl der Tagsatzungsmitglieder. Gegen diesen Wahlmodus werden immer wieder Einwände erhoben. II. Mit der Proklamation von Saint-Cloud vom 30. September 1802 ernannte sich Napoleon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) zum Vermittler zwischen den verfeindeten Parteien, mit dem Geheiss, drei Deputierte des helvetischen Senats nach Paris zu senden; daneben könne auch jeder Kanton und jede Gemeinde Abgeordnete schicken. Im Kanton Zürich wurden neben Pestalozzi Frédéric César de Laharpe (1754– 1836,  Nr. 722) und Paul Usteri (1768–1831) gewählt. Da Laharpe ablehnte, ist anzunehmen, dass keine Voranfrage stattgefunden hat. Ergänzend wählte die Stadt Zürich Hans von Reinhard (1755–1835,  Nr. 1108), Winterthur Johann Rudolf Sulzer (1749–1828), die Landschaft Johann Kaspar Pfenninger (1760–1838). III. Z. 6f. Z. 7 Z. 19

Ersten fränk[i]s[che]n Consuls: Napoléon I. Bonaparte (1769–1821)  Nr. 580 8ten Vendemaire: 30. September Koller: Hans Jakob Koller (1757–1841) nannte sich in Anlehnung an JeanJacques Rousseau (1712–1778,  Nr. 411) Jean Jacques. Nach dem Besuch des Carolinums in Zürich unternahm Koller eine längere Bildungsreise in die Romandie und nach Italien und studierte in Rom Jura (1778– 1780). 1781 wurde er Ratsprokurator in Zürich, 1802–1803 war er Regierungsstatthalter von Zürich, 1806–1831 Kantonsfürsprech, 1803– 1839 Grossrat von Zürich. Lit.: Erwin Wetzel-Richli: Jean Jacques Koller (1757–1841), Zürcher Ratsprokurator, in seinen Briefen, Tagebüchern und Reiseimpressionen

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Z. 21

1778–1792. In: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1993, S. 130–228; auf das Jahr 1994, S. 61–128; auf das Jahr 1996, S. 1–84 Hotz: Johannes Hotz war Distriktsgerichtsschreiber des Bezirks Wald im Kanton Zürich (umfasste während der Helvetik die Gemeinden Wald, Bäretswil, Fischenthal und Hinwil) und wahrscheinlich in Hinwil ansässig. Da es zur fraglichen Zeit aber mehrere Personen dieses Namens in Hinwil gegeben hat, konnte anhand der Akten nicht eruiert werden, um welchen Johannes Hotz es sich genau handelt.

584. Johann Friedrich Herbart Mitte November 1802 [Reg.] Herbart erkundigt sich, ob es in Burgdorf Lehrer für Bremen gebe.

Überlieferung 1

Johann Friedrich Herbart: Sämtliche Werke. Karl Kehrbach (Hrsg.). Band 16. Langensalza 1912, S. 257f. Sacherklärung I.

Johann Friedrich Herbart (1776–1841) studiert in Jena Philosophie, unter anderem bei Johann Gottlieb Fichte (1762–1814,  Nr. 1039). Durch Vermittlung seines Schweizer Studienkollegs Johann Rudolf Fischer (1772–1800,  Nr. 572) erhält er Anfang 1797 eine Stelle als Hauslehrer in Bern beim ehemaligen Landvogt von Interlaken und Grossrat Karl Friedrich Steiger (1755–1832). Im Sommer 1799 besucht er mehrmals zusammen mit Theodor Ziemssen (1777–1843,  Brief vom 17. Oktober 1817) Pestalozzi in Burgdorf. 1800–1802 hält sich Herbart in Bremen auf und beteiligt sich literarisch und pädagogisch an den geplanten Reformen der lokalen höheren Schulen, 1801 entstehen die Ideen zu einem pädagogischen Lehrplan für höhere Studien. 1802 siedelt er nach Göttingen über und habilitiert an der philosophischen Fakultät der dortigen Universität; 1802 erscheint auch seine Studie Pestalozzis Idee eines ABC der Anschauung. Als Privatdozent hält er Vorlesungen über Pädagogik sowie philosophische Vorlesungen zu Logik, Metaphysik, praktischer Philosophie und Naturrecht. 1805 lehnt er einen Ruf als ordentlicher Professor nach Heidelberg ab, ebenso kurz darauf eine Berufung an die Universität Landshut. Es erscheinen die Allgemeine Pädagogik aus dem Zweck der Erziehung abgeleitet (1806) und die Allgemeine praktische Philosophie (1808). Im Frühjahr 1809 tritt er als ordentlicher Professor für Philosophie und Pädagogik in Königsberg den vormaligen Lehrstuhl Immanuel Kants (1724– 1804,  Nr. 442) an, wo er über die Bekanntschaft mit Wilhelm von Humboldt (1767–1835,  Brief vom 6. Juni 1817) und den Staatsräten im Unterrichtsministerium Johann Wilhelm von Süvern (1775–1829,  Nr. 1049) und Georg Heinrich Nicolovius (1767–1839,  Nr. 423) akademisch und bildungspolitisch tätig wird. Herbart ist Mitglied (und zeitweise Direktor) der Wissenschaftlichen Deputation für das Schulund Unterrichtswesen; ab 1809 ist er um den Aufbau und die Leitung eines Didakti-

565 schen Instituts bzw. Pädagogischen Seminars besorgt; neben dem Vorsitz der Wissenschaftlichen Prüfungskommission wird ihm das Amt eines «nebenamtlichen Schulrats mit Sitz und Stimme im Provinzialschulkollegium» angetragen. An der Universität ist er zeitweise Senator, Dekan und Rektor. 1811 heiratet er Mary Jane Drake (1791–1876). Neben der Pädagogik und Ethik, die gemäss Herbarts System das Ziel der Erziehung vorgibt, forscht und publiziert er auf dem Gebiet der Psychologie, aus welchem die erforderlichen Verfahren abzuleiten seien. 1833 kehrt er an die Universität Göttingen zurück, wo er 1837 Dekan wird. II. Aus einem Brief Johann Friedrich Herbarts (1776–1841,  Sacherklärung I.) an Johann Smidt (1773–1857) vom November 1802 ist zu schliessen, dass Herbart zuvor von diesem aufgefordert worden ist, Pestalozzi zu schreiben, was er auch getan hat; offenbar sollte der Zweck des Schreibens an Pestalozzi darin bestehen, für den Lehrer an der Bremer Bürgerschule, Johann Jakob Blendermann (1783–1862,  Nr. 627), der für ein Jahr zur Weiterbildung nach Burgdorf gereist ist, einen Ersatz oder eine Vertretung zu finden. Herbart hatte sich von 1800 an bis kurz vor seiner Übersiedlung nach Göttingen in Bremen im Hause von Smidt aufgehalten und während dieser Zeit am pädagogischen Diskurs, wie er vor allem in der Lesegesellschaft im Museum geführt wurde, aktiv teilgenommen. III. Z. 4

Bremen: Die Bürgerschule wurde 1799 von den beiden Predigern und Lehrern Johann Ludwig Ewald (1747–1822,  Nr. 529) und Johann Kaspar Häfeli (1754–1811,  Nr. 782) eröffnet und war als vorübergehende Musterschule (bis 1803) gedacht. Die Bürgerschule bildete den Ausgangspunkt für die persönlichen Kontakte Bremer Pädagogen und Schulinteressierter zu Pestalozzi sowie für die im Gegensatz zu Preussen weitgehend aus privater Initiative hervorgegangene erste «Bremer Schulreform» (1798–1813). Lit.: Renate Hinz: Johann Heinrich Pestalozzi. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte in Bremen (1798–1813). In: NPS 3, S. 9–76

585. König Christian VII. von Dänemark 20. November 1802 5

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Givet i vor Residenzstad København den 20. Nov. 1802 Commissionen for de Danske Skolers bedre Indretning har tilskrevet dette Collegium, at de Efterretninger, som den har om det af Sweitzeren Pestalozzi i Burgdorf, oprettede Institut har opvakt for Commissionen det Ønske, at erholde paalidelig Efterretning om Pestalozzis egentlige Methode. For at opnaae dette Øyemed anseer Commissionen det nødvendigt, at en i Undervisningsfaget kyndig Mand opholdt sig nogen Tid i Burgdorf, for at giøre sig bekiendt med Undervisningen sammesteds. Commissionen har desaarsag anmodet dette Collegium om at indgaae med allerunderdanigst Forestilling til deres Majastæt. Om at Christian Ludvig Strøm, Lærer ved det Kongelige Skolelærerseminarium paa Blaagaard, maatte udnævnes til, tilligemed et ungt Menneske som Commissionen allernaadigst maatte bemyndiges til nærmere

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at udvælge, at foretage en Reyse til Pestalozzis Undervisnings Anstalt i Burgdorf i Canton Bern i Sveitz, og derhos paalægges at opholde sig sammesteds i nogen Tid, for at giøre sig fuldkommen bekiendt med den der etablerede Underviisningsmaade, dog at Rejsen indrettes saaledes at dertil i det heele ikke medgaaer meere end 4re Maaneder, samt at Candidatus theologiæ Westerbo, alumnus Collegii medicei maa beskikkes i Ströms Fraværelse til at bestride hans Partes, som Lærer ved Seminariet paa Blaagaard og endelig at saavel de til denne Reyse fornødne Omkostninger, som den Betaling Commissionen maatte finde passende at tilstaae Westerbo for den Tid han forestaaer Lærer Pladsen ved Seminariet paa Blaagaard, maa udredes af Fondet ad usus publicus. Da Cancelliet ej kan sætte i Tvivl, at Oplysninger af det Slags som Commissionen paa forommeldte Maade søger at indhente vil blive af sørste Vigtighed og Gavnlighed for Undervisningsvæsenet i Deres Majestæts Stater finder dette Collegium sig pligtig til at ledsage Commissionens Forslag med sin allerunderdanigste Anbefaling og i det heele at indstille samme til Deres Majestæts allernaadigst Bifald. confirmeret og en Confirmation af os underskrevet. Christian R.

Überlieferung 1 Kopenhagen Rigsarkivet, Danske Kancelli, H2 4 Datum am Schluss Die Übersetzung des dänischen Textes lautet: Gegeben in unserer Residenzstadt Kopenhagen den 20. Nov. 1802 Die Kommission für bessere Einrichtung der dänischen Schulen hat diesem Kollegium mitgeteilt, dass die Informationen, die sie über das von dem Schweizer Pestalozzi errichtete Institut in Burgdorf bekommen hat, bei der Kommission den Wunsch erweckt hat, zuverlässige Informationen über die eigentliche Methode Pestalozzis zu erhalten. Um diesen Zweck zu erreichen hält es die Kommission für notwendig, dass ein im Unterrichtsfach kundiger Mann sich einige Zeit in Burgdorf aufhält, um sich mit dem dortigen Unterricht vertraut zu machen. Die Kommission hat daher dieses Kollegium gebeten, eine alleruntertänigste Befürwortung bei Ihrer Majestät einzureichen: Dass Christian Ludvig Strøm, Lehrer am königlichen Lehrerseminar auf Blaagaard, den Auftrag erhalten könne, zusammen mit einem jungen Mann, den die Kommission allergnädigst zu benennen hat, zu der Unterrichtsanstalt Pestalozzis in Burgdorf im Kanton Bern in der Schweiz zu reisen und sich dort einige Zeit aufzuhalten, um sich mit der dort etablierten Unterrichtsmethode vollkommen vertraut zu machen. Die Reise soll so eingerichtet werden, dass insgesamt nicht mehr als 4 Monate in Anspruch genommen werden, und Candidatus theologiæ Westerbo, alumnus Collegii medicei, soll während der Abwesenheit Strøms damit beauftragt werden, dessen Verpflichtungen als Lehrer am Seminar auf Blaagaard wahrzunehmen. Schliesslich sollen sowohl die für die Reise notwendigen Kosten als der Betrag, den die Kommission für die Besoldung von Westerbo für die Zeit seiner Vertretung am Seminar auf Blaagaard angemessen hält von der Stiftung ad usus publicus getragen werden. Da die Kanzlei nicht bezweifeln kann, dass Informationen dieser Art, wie sie die Kommission auf oben erwähnte Art einzuholen sucht, für das Unterrichtswesen in den Staaten Ihrer Majestät von grösster Wichtigkeit und grösstem Nutzen sein werden, sieht dieses Kollegium es als eine Pflicht an, den Vorschlag der Kommission alleruntertänigst

567 zu befürworten und ihn voll und ganz zum allergnädigsten Beifall Ihrer Majestät zu empfehlen. konfirmiert und als Konfirmation von uns unterschrieben. Christian R. Textkritik Zeuge h Sacherklärung I. König Christian VII. (1749–1808) ist ab 1766 König von Dänemark und Norwegen und Herzog von Schleswig und Holstein. Er wird schon früh geisteskrank. Die Regierungsgeschäfte werden zunächst vom Kabinett geführt. 1769 lernt der König auf einer Europareise den Arzt Johann Friedrich Struensee (1737–1772) kennen. Dieser gewinnt am dänischen Hofe viel Einfluss und leitet eine Reihe von liberalen Reformen ein. 1772 wird Struensee von konservativen Kräften gestürzt und am 28. April vor den Toren Kopenhagens hingerichtet, die Regierungsgeschäfte übernimmt Ove Jorgensen Høegh-Guldberg (1731–1808). 1784 ergreift Christians Sohn, Friedrich VI. (1768–1839), die Macht und regiert als Kronprinzregent an Stelle seines Vaters. II. Die Order wurde von der dänischen Kanzlei ausgestellt, von der Frederik, Graf von Moltke (1754–1836,  Nr. 636) damals Präsident war – er war jedoch zu dieser Zeit noch nicht Minister, wie das in den Sacherklärungen in den vorherigen Bänden der Kritischen Edition der Werke und Briefe Pestalozzis steht. Mittels der königlichen Order wurde beschlossen, Christian Ludvig Strøm (1771–1859,  Nr. 629), Lehrer am Lehrerbildungsseminar in Blaagaard (Seeland), zusammen mit einem von der Kommission für Schulverbesserung beauftragten jungen Mann nach Burgdorf zu schicken. Die Initiative für die Entsendung nach Burgdorf scheint von der genannten Kommission ausgegangen zu sein. III. Z. 5

Z. 12 Z. 14 Z. 19

Commissionen for de Danske Skolers bedre Indretning: Die Kommission für die Verbesserung dänischer Schulen wurde per Resolution am 22. Mai 1789 eingesetzt, um Mängeln im Schulwesen Abhilfe zu leisten. Konkretes Ziel war die Ausarbeitung eines Plans zur Schulverbesserung und zur Bildung fähiger Lehrer. Mitglieder waren der Geheimrat und Staatsminister Heinrich Ernst Schimmelmann (1747–1831,  Nr. 598), die Abgeordneten der Rentenkammer Johann Ludwig Graf von Reventlow (1751– 1801,  Nr. 440) und Frederik Carl Trant (1738–1798), Kanzleipräsident und Waisenhausdirektor Christan Brandt (1735–1805), Bischof Nicolai Edinger Balle (1774–1816,  Nr. 636), Inspektor des Lehrerseminars Blaagard Magnus Hoffmann Sevel (1745–1820) sowie ein der Kommission zugestandener Sekretär. Strøm: Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859)  Nr. 629 ungt Menneske: Johann Henrik Anton Torlitz (1777–1834)  Nr. 629 Westerbo: Martinus Vesterboe (1776–1817) aus Kopenhagen war nach Abschluss von philologisch-philosophischen Studien und dem theologischen Staatsexamen Lehrer am Lehrerseminar in Blaagard. 1811 wurde

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Z. 23f.

er Kaplan von Ringsted und Benlose auf, ab 1813 war er Pfarrer von Flinterup (alle Seeland). Fondet ad usus publicus: Der Fond für öffentliche Ausgaben wurde per Resolution vom 15. Juni 1765 durch König Frederik V. (1723–1766) gegründet, um Projekte und Studienaufenthalte in den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Literatur und Bildung zu unterstützen. Die Einnahmen ergaben sich weitgehend aus ausserordentlichen Bussgeldern, staatlichen Enteignungen oder durch erbloses Kapital.

586. Johann Georg Gessner Dezember 1802 5

[Reg.] Als Mitglied des Erziehungsrates konnte Gessner im Dezember 1802 die Mitteilung der Errichtung einer Pestalozzischule für Mädchen in Zürich an Pestalozzi gelangen lassen.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 638 Sacherklärung I./II.

Johann Georg Gessner (1765–1843) wächst in Dübendorf (Kt. Zürich) auf und besucht die Schule in Zürich. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1790 verlässt Gessner Dübendorf, weil das gewünschte Pfarramt aufgrund des Senioritätsprinzips einem anderen Bewerber zukommt. Er nimmt in der Folge das Angebot von Johann Caspar Lavater (1741–1801,  Nr. 29) an, in Zürich als Stadtprediger in Form eines Diakons tätig zu werden. 1794 heiratet er Anna Lavater (1771–1852), die Tochter Johann Caspar Lavaters. Im selben Jahr tritt er eine Pfarrstelle an der Fraumünsterkirche an. Auf Vorschlag des Ministers Philipp Albert Stapfer (1766–1840,  Nr. 899) wird Gessner 1799 zum ordentlichen Professor für Pastoraltheologie gewählt. Gessner gründet 1799 zusammen mit dem Theologieprofessor Johannes Schulthess (1763– 1836,  Nr. 788) eine private Töchterschule. Gessner ist hauptsächlich für die Aufsicht und Leitung der Schule verantwortlich. Eine Lehrerin erteilt den Unterricht in der einzigen Klasse, die aus seinen eigenen Kindern und solchen von Verwandten und Freunden besteht. Nach einer etwa halbjährigen Versuchsphase treten die Gründer mit der Schule an die Öffentlichkeit. Es werden zwei Klassen errichtet und eine bei Pestalozzi ausgebildete Lehrerin angestellt. Manchmal unterrichtet Gessner selbst in Geschichte, Geographie, insbesondere in Religion. Beiläufig fertigt er eigene Lehrmittel an: Neben einem Lesebüchlein und verschiedenen Schreibvorlagen findet vor allem das Büchlein Christliche Religionslehre für die zartere Jugend vielfache Verbreitung. Die Schule kann als Alternative zur damaligen, seit 1773 bestehenden zürcherischen Töchterschule verstanden werden, denn sowohl Gessner als auch Schulthess kritisierten die dort angewandte Methode als «unzweckmässig» und «schwerfällig». Beide Töchterschulen gehen 1803 an die Stadt Zürich über. 1806 werden die Schulen

569 vereint und unter eine gemeinsame Leitung gestellt. 1828 erfolgt die Wahl Gessners zum Antistes am Grossmünster. Von 1803–1830 gehört er zudem dem zürcherischen Erziehungsrat an. Lit.: Georg Finsler: Georg Gessner weiland Pfarrer am Grossmünster und Antistes in Zürich. Ein Lebensbild aus der zürcherischen Kirche. Basel 1862

587. Johannes Niederer Dezember 1802 Sennwald, den 8. December 1802. 5

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Edler Mann! Sie nehmen mir auch dieses Briefchen nicht übel, weil Sie wissen, es kommt aus einem Herzen, das Sie hochschätzt. Meine Pflicht rief mich zurück, aber meine Gedanken sind bei Ihnen und begleiten Sie auf Ihrer grossen Laufbahn. Es gibt Menschen, die sich freuen, dass Sie einen politischen Ruf annehmen, weil sie hoffen, die politischen und pädagogischen Unternehmungen werden Ihnen dann zugleich scheitern. Auch fehlt es nicht an Laurern, die darauf warten. Ich aber glaube nicht nur, sondern weiss es, Sie werden in beiden der Wohlthäter des Vaterlandes. Ihre Ansichten haben Ihnen hoffentlich schon den Weg dazu gebahnt. So wie nur Sie dies Werk schreiben konnten, so können nur Ihre Grundsätze uns retten. Indessen ist es schrecklich, dass auch unsere Männer von Einfluss auf Standpunkten stehen, die ihnen die Wahrheit raubt und das Volk in einem Lichte zeigt, dass sie es verachten und hohle Intriguen zu ihrer einzigen Politik machen. O Gott, könnten Sie Ihren Sinn ihnen mittheilen – oder besser – hübe Sie das Schicksal auf die Stufe des Gesetzgebers! Gewiss, bester Mann, die Wahrheit Ihrer Ansichten ruht tief in jedem unbefangenen Schweizerherzen, und nur die Stelle fehlt Ihnen, sie geltend zu machen; mit ihr müssten Sie schnell einen Kreis um sich sammeln, dem die Wirkung auf unsere Rettung nicht fehlen könnte. Sie wissen, wie ich Letzteres immer hoffe. Vielleicht ist die Erfüllung meines Traumes nahe und ich bin so überschwenglich glückselig, Sie zu sehen. Ha, welch ein Triumph, wenn Sie sich der Welt von dieser neuen und glänzenden Seite zeigten, die dann allenfalls so herablassend ist, in Ihnen den guten Schulmeister anzuerkennen, aber bei allem dem doch nicht recht glauben will, dass Sie Ihre Ansichten selber geschrieben haben. Ihre Schrift an’s «Zeitalter», wünschte ich sehr, Sie hätten sie bei Ihnen und übersetzt. Entweder macht nichts von Ihnen Epoche oder das muss

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sie machen. Die Schilderung der vierten und fünften Epoche ist nicht nur das Ausserordentlichste und Frappanteste, sondern auch das Fruchtbarste, Folgenreichste, so ich je gelesen. Ja, bei Gott, G l ü p h i muss die Stufen hinauf und wenn alle glühend wären. Man sieht’s ihm an, die Schule ist ihm nichts, und er ist nicht für die Schule, sondern für das Menschengeschlecht. Edler, theurer, theurer Freund! lassen Sie mir den Trost dieses Wortes; Sie lieben mich ja, und ich schliesse mit Thränen und sage Ihnen: ich will für Ihre Wahrheit leben und wirken, wo ich auch lebe und wirke. Sie aber bitte ich, sorgen Sie dafür, dass Sie nicht bei der Schule bleiben, sondern das Vaterland retten und die Schmach von uns nehmen. Sorgen Sie, dass das Volk in die Lage komme, dass wir sagen können: Das Heil kommt von uns! – Sie, Sie allein können das, wenn Gott Sie auf den Standpunkt stellt. Er segne Sie!

Überlieferung 1

Morf II, S. 100–101 Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Niederer war bei Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) in Basel zu Besuch gewesen und schreibt jetzt, wieder zurück in Sennwald (Kt. St. Gallen), an Pestalozzi nach Paris. III. Z. 33 Z. 38

Zeitalter: Pestalozzi an sein Zeitalter (Epochen) (PSW XIV, S. 121–226) G l ü p h i : Figur des Schulmeisters aus Lienhard und Gertrud

588. Hermann Krüsi Ende Dezember 1802 [Reg.] Inhalt unbekannt

Überlieferung 1

PSB IV, S. 127.7

571 Sacherklärung I. Hermann Krüsi (1775–1844) aus Gais (Kt. Appenzell) stammt aus einer Taglöhnerund Weberfamilie und erhält die übliche rudimentäre Ausbildung in der dörflichen Volksschule. 1789 stirbt der Vater und Krüsi übernimmt dessen Posten als Ausläufer eines Baumwollverlegers, um weiterhin das Familieneinkommen zu sichern. 1793 wird er auf die freigewordene Lehrerstelle in Gais gewählt. Am Anfang des Jahres 1800 begleitet er den von Pfarrer Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835,  Nr. 508) aufgrund der kriegsbedingten Not in der Gegend organisierten Kindertransport nach Burgdorf (IHBF Zürich Ms V, 49). Krüsi soll dort die appenzellischen Kinder unterrichten und sich selbst am helvetischen Lehrerseminar, gegründet von Johann Rudolf Fischer (1772–1800,  Nr. 571), weiterbilden. Hier lernt er Pestalozzi kennen, der nach Fischers Tod dessen Nachfolge antritt und das Seminar in ein Erziehungsinstitut umwandelt. Krüsi wird sein Mitarbeiter, verfasst die Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse, arbeitet mit am Buch der Mütter und ist vor allem für den Unterricht der jüngsten Schüler zuständig. Die politischen Umwälzungen von 1802/3 bringen auch das Ende des Instituts in Burgdorf und Krüsi zieht 1804 mit Pestalozzi nach Yverdon, wo ein Jahr später das neue Institut eröffnet wird. 1806 übernimmt er vorübergehend, gemeinsam mit Johann Samuel Hopf (1784–1830,  Brief vom 22. Juni 1817), die Leitung von Pestalozzis neu gegründetem Töchterinstitut. 1810 lernt er Katharina Egger (1790–1848,  Brief vom 23. April 1812) kennen, die er zwei Jahre später heiratet und mit der er acht Kinder hat. Konflikte unter den Mitarbeitern Pestalozzis bewegen ihn dazu, 1816 dessen Institut zu verlassen und unweit davon gemeinsam mit seiner Frau eine eigene Erziehungsanstalt zu gründen, die schon sehr bald floriert. 1822 kehrt er, zum Leiter der Kantonsschule Appenzell in Trogen berufen, in die Ostschweiz zurück. Gemeinsam mit Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500), der mittlerweile in St. Gallen ein Erziehungsinstitut gegründet hat, gibt er ab 1832 die lediglich vier Jahrgänge währende Zeitschrift Beiträge zu den Mitteln der Volkserziehung im Geiste der Menschenbildung heraus sowie die Vergleichende Darstellung von dreier Gesetzes-Entwürfe über die Volksschulen (1835). Im Druck erscheinen auch die Vaterlehren (1829) und verschiedene Reden. 1833 wird Krüsi zum Vorsteher des neu gegründeten Lehrerseminars in Gais (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) ernannt, dem er schon bald eine Töchterschule und eine Realschule für Knaben angliedert. Er arbeitet mit am ersten und zweiten Lesebüchlein für die Schulen des Kantons Appenzell und zieht in den Erinnerungen aus meinem pädagogischen Leben und Wirken und in den Bestrebungen und Erfahrungen auf dem Gebiete der Volkserziehung eine Art Lebensbilanz. Mehrere seiner Gedichte werden von Samuel Weishaupt (1794–1874) vertont und in dessen Liedersammlungen abgedruckt. Erst posthum erscheint die von Krüsi initiierte Neuausgabe von Lienhard und Gertrud, zu der er ein ausführliches Vorwort verfasst. Politisch vertritt Krüsi dezidiert einen stark christlich fundierten Republikanismus, den er durchaus auch in seinem Leben umzusetzen versucht, wobei die Mitgliedschaft in der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft nur einen Aspekt seines Vorhabens darstellt, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Lit.: Emil Schiess: Hermann Krüsi, Pestalozzis Gehilfe und Mitarbeiter. Trogen 1928

572 589. Johann (Hans) Konrad Escher Ende Dezember 1802 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 128.9f. Sacherklärung I.

Johann (Hans) Konrad Escher (1776–1835) wird 1799 ordiniert und arbeitet als Katechet in Hottingen (heute Stadtteil von Zürich). 1803 eröffnet er in Lausanne eine private Elementarschule, der im September 1804 ein Pensionat angegliedert wird. 1806 heiratet er Susanna Margaretha Daller (1774–1850) von Bischofszell (Kt. Thurgau). Im Juli 1808 geht er als Lehrer zu Pestalozzi nach Yverdon und vertritt dort kurzzeitig die Stelle des Rechnungsführers. Um 1811 muss Escher Lausanne und damit auch seine Frau und Kinder verlassen haben. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt. II. Der Anlass dieses Briefes ist unklar. Denkbar ist ein Zusammenhang mit der Schulgründung in Lausanne.

590. Anna Pestalozzi-Schulthess Januar 1803 1803 5

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Liebe, liebe, treüe Seele! Frau meines einzig geliebten Sohns! Deine Treü und deine Liebe vergelte dir Gott, dan du hast in unserem Haus redlich gehandlet; unter den vielen Leiden die dir darin auferlegt waren, hast du sie alle muthvoll getragen, ohne Rüksicht auf dich selbst zunemmen, ach! Nochmal segne dich und dein Kind Gott – Gott! Zu demme du deine Zuflucht immer gehabt; er schenke dir jnere Zufriedenheit und Stärke, die dir so nothwendig. Verlasse den guten Papa nicht, auf allen seinen Weegen, ach! Wen es dir auch schwer ist; seine Absichten sind immer gut, und Gott ist mit ihm. Er rettete ihn immer wieder, wenn er auch strauchlen wollte, Lieben! Ich freüete mich noch seine Bemühungen erfüllt zu sehen. Ich wollte ihm auch noch ein Wort à part schreiben, aber ihr seyt ja alle eins.

Lieber teürer Gatte! du hast eine treüe Gattin gehabt, die neben allen ihren Fehlern keine Absicht hate, als dich und unser Haus glüklich zu machen. – Ich wollte im Kleinen mit unserm kleinen Vermögen uns und unser Kind so mit Ehren durch die Welt bringen.

572 589. Johann (Hans) Konrad Escher Ende Dezember 1802 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 128.9f. Sacherklärung I.

Johann (Hans) Konrad Escher (1776–1835) wird 1799 ordiniert und arbeitet als Katechet in Hottingen (heute Stadtteil von Zürich). 1803 eröffnet er in Lausanne eine private Elementarschule, der im September 1804 ein Pensionat angegliedert wird. 1806 heiratet er Susanna Margaretha Daller (1774–1850) von Bischofszell (Kt. Thurgau). Im Juli 1808 geht er als Lehrer zu Pestalozzi nach Yverdon und vertritt dort kurzzeitig die Stelle des Rechnungsführers. Um 1811 muss Escher Lausanne und damit auch seine Frau und Kinder verlassen haben. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt. II. Der Anlass dieses Briefes ist unklar. Denkbar ist ein Zusammenhang mit der Schulgründung in Lausanne.

590. Anna Pestalozzi-Schulthess Januar 1803 1803 5

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Liebe, liebe, treüe Seele! Frau meines einzig geliebten Sohns! Deine Treü und deine Liebe vergelte dir Gott, dan du hast in unserem Haus redlich gehandlet; unter den vielen Leiden die dir darin auferlegt waren, hast du sie alle muthvoll getragen, ohne Rüksicht auf dich selbst zunemmen, ach! Nochmal segne dich und dein Kind Gott – Gott! Zu demme du deine Zuflucht immer gehabt; er schenke dir jnere Zufriedenheit und Stärke, die dir so nothwendig. Verlasse den guten Papa nicht, auf allen seinen Weegen, ach! Wen es dir auch schwer ist; seine Absichten sind immer gut, und Gott ist mit ihm. Er rettete ihn immer wieder, wenn er auch strauchlen wollte, Lieben! Ich freüete mich noch seine Bemühungen erfüllt zu sehen. Ich wollte ihm auch noch ein Wort à part schreiben, aber ihr seyt ja alle eins.

Lieber teürer Gatte! du hast eine treüe Gattin gehabt, die neben allen ihren Fehlern keine Absicht hate, als dich und unser Haus glüklich zu machen. – Ich wollte im Kleinen mit unserm kleinen Vermögen uns und unser Kind so mit Ehren durch die Welt bringen.

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Deine Pläne giengen weiter. – Nun – Gott half – und wird ferner helfen – wie er 35 Jahre durchgeholfen. – Fülle die Zahle selbst aus; mein Lieber; in diessen Jahren ist der Leiden viel gewessen, es ist der Freüden viel gewessen. Besonders die Jahre lange Treüe der Lieben in Hallweil: vergiss es nie, auch die Treüe vieler andern Freünden nicht. – Ich gedenke hier mit Dank und Liebe! unserer getreüen lieben Lisabeth! Seegen folge dir auf allen deinen Weegen. Dass meine Lieben deiner Treüe gedenken werden, bist du versichert. Du magst in Umstände kommen, wo du verlegen oder dass sie dein Wohlstand mit dir teilen, welches ich dir und den deinen herzlich wünsche. Ich glaube zu empfinden, dass ich bald von eüch, ihr Lieben, scheide. Ihr wüsset, dass ich immer heiter an den Tod gedacht, und es hat allen Anschein, dass er nicht gar ferne seye. Ach! was ist das Leben! gegen jene Herrlichkeit, die unser wartet. Ich danke meinem Gott herzlich um diessen Tausch, aber ich dachte, ich wolle noch in Zeit eüch segnen und eüch zum Theil meine Liebe, mit der ich ins Grab sinke, noch zu erkennen geben. Ana Pestalozzj-Schulthess.

Überlieferung 1 5 6

ZB Zürich, Ms Pestal 101, S. 128–129 Copia Datierung Januar nach Morf I, S. 152 Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 II. Im November 1802 zog Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) definitiv nach Burgdorf um. Kurze Zeit später erkrankte sie heftig und glaubte, wie der vorliegende Brief zeigt, der nur als Abschrift oder Entwurf im Tagebuch erhalten ist, dass sie bald sterben werde. III. Z. 5 Z. 19 Z. 23 Z. 25

liebe, treüe Seele: Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814)  Nr. 547 Kind: Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801)  Nr. 296 Lieben in Hallweil: Franziska Romana von Hallwil (1758–1836)  Nr. 744 Lisabeth: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836)  Nr. 594

574 591. Vollziehungsrat der Helvetik 8. Januar 1803 Burgdorf Den 8ten Jenner 1803

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B[ürger] Pestalozzi, Vorsteher des Erziehungs-Instituts, Ihr erhaltet in Anlage die Abschrift dreyer Beschlüsse, welche der Vollziehungsrath am 6. Dezember 1802. in Betreff Eüers Erziehungs-Instituts genommen hat: nehmlich. a) E i n B e s c h l u s s , zufolge welchem Eüch für den Druck Eüerer Lehrbücher ein Vorschuss von 8000 Fr. bewilligt ist. b) E i n z w e i t e r , wodurch Eüch für den Druck dieser Bücher ein ausschliessliches Privilegium ertheilt wird. c) E i n d r i t t e r , welcher den in Eüerm Institut angestellten Lehrern, den B[ürgern] Krüsi und Buss, vom 1.ten Jenner 1802. bis auf weitere Verfügung jedem eine Jahrespension von 400. Fr. verordnet. Indem ich Eüch diese Beschlüsse mittheile, soll ich Eüch zugleich anzeigen, dass ich infolge des Erstern, dem B[ürge]r Herzog unter heutigem Datum ein Mandat von 800 Fr. auf Abrechnung übersandt, und die Erziehungsräthe zur Beförderung der Subscription eingeladen habe.

Überlieferung 1 5

Bundesarchiv Bern, Band B 957, S. 418–419 Copia Textkritik

Zeuge H Z. 15

c) Sacherklärung I.

Vollziehungsrat der Helvetik

 Nr. 488

II. Der positive Bericht von Johann Samuel Ith (1747–1813,  Nr. 650) hätte eigentlich zum Ziel gehabt, die Anstalt Pestalozzis in Burgdorf zu einer Nationalschule auf Staatskosten zu machen. Dieser Plan wurde zwar von der Helvetischen Regierung

575 begrüsst und unterstützt, in der Umsetzung jedoch musste die Zentralregierung auf kantonale Ansprüche Rücksicht nehmen und konnte nicht mehr wie zu Beginn der Helvetik nach eigenem Gutdünken handeln. Die Förderung der Lehrerbildung konnte sie hingegen durch die Besoldung von zwei Lehrpersonen fördern, ebenso die Etablierung der Elementarbücher als Lehrmittel durch die Gewährung eines Druckkostenzuschusses und eines Privilegs. III. Z. 16 Z. 16 Z. 20

Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Herzog: Johannes Herzog von Effingen (1773–1840)  Nr. 607

592. Johann Georg Tobler 2. März 1803 Basel den 2 ten März 1803. 5

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Theürer Vater Pestalozzi! Sie wünschen Vereinigung mit mir; ich wünsche eine solche nicht weniger sehnlich mit Ihnen; indem ich keinen Augenblick zweifle, dass die Resultate derselben für die S a c h e , vorzüglich aber für meine Verhältnisse u[nd] Zwecke äusserst wichtig werden müssten. Mein Herz, meine Grundsätze, meine noch nicht gereiften Ansichten bedürfen so sehr Ihres Umganges; u[nd] was wäre mirs so wohl, wenn Ihr Auge, auf meine Plane, u[nd] auf mein Thun beständig gerichtet wären; wenn ich wieder unter theilnehmenden helfenden Menschen lebte; das Glück des warmen Umgangs mit Menschen die für die Sache leben genösse; durch Mittheilung die Freüde des Empfangens u[nd] Gebens wieder empfände; N i e d e r e r in meiner Nähe hätte; meine ersten Freünde Buss u[nd] Krüsi, u[nd] so mancher Theilnehmer aus andern Gegenden. Der höchste Muth verliert sich in Stumpfheit, bey einer solchen Isolirtheit, in der ich oft so lange wandeln muss u[nd] der Mangel der Mittheilung u[nd] des Zurükempfangens, ist der peinlichste Zustand bey Anstrengungen für umfassende Zwecke. Unter den jetzigen Verhältnissen in Basel zu bleiben ist unmöglich wenn ich mich nicht ökonomisch u[nd] zum Theil sittlich zu Grunde richten will. Es bleiben mir aber nur drey Wege übrig diese Lage zu ändern, nemlich Auswandern nach Deütschland; das Ausschreiben eines Instituts für französische Knaben welche Deütsch lernen wollen, in Basel, mit meiner jetzigen Schule vereinigt, oder die Vereinigung mit Ihnen.

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Das Auswandern nach Deutschland kostet Aufwand u[nd] Zeit; es entfernt mich noch mehr von Ihnen u[nd] Ihrer Beurtheilung meines Thuns; es dürfte mich sogar von dem Wege, alle Wissenschaft nach der Methode zubearbeiten abführen u[nd] Lücken veranlassen, fremdartige Dinge in dieselbe verweben machen. Dazu kommt dass Deütschlands Interesse bald Männer aller Art aufstellen wird die das Daseyn eines Fremden überflüssig machen dürfte; besonders eines solchen dessen Sache noch nicht reif ist. Das Ausschreiben eines Instituts für französische Knaben, mit Hierbleiben verbunden ist eben so vielen Schwierigkeiten unterworfen. Die beträchtlichste Einnahme wird, durch die hiesige Theürung u[nd] durch so manche Bedürfnisse welche blos das Lokal erzeügt, verschlungen; die Basler können mit schiefer Kritik leicht Einfluss auf die nachfragenden Eltern haben; das Bleiben der verschiedenartigsten Baslerkinder nach Alter u[nd] Fähigkeit, wird mich immer hindern, theils auf die Fundamente allein zurückzukehren; theils, was ein Haubterforderniss ist, die Gehülfen u[nd] die Anlage des Ganzen auf höchste Einfachheit u[nd] Wohlfeilheit, zurückzuführen. Basels Geist würde mich immer drücken u[nd] mein Geist u[nd] Herz so viel, fast alles entbehren; isolirt würde ich meine Kräfte am Ende doch zwecklos verzehren ohne zum Ziel mich durchzuarbeiten u[nd] kein Briefwechsel könnte mir ersetzen was mir durch Trennung von Ihnen u[nd] dem Mutterinstitute abgeht. Die Vereinigung mit Ihnen bleibt immer der erste Wunsch meines Herzens. Allein können die Hindernisse, die sich derselben entgegensetzen gehoben werden? Ich darf sie Ihnen u[nd] mir nicht verhehlen. Meine Verhältnisse u[nd] meine Zwecke fordern auch für die Zukunft eine Lage, die mir eine beträchtliche Einahme sichert. Meine bisherigen Einrichtungen, nöthigten mich in Rücksicht meiner Erzieher u[nd] Schriftstellerzwecke, zu Aufopferungen, welche richtig berechnet waren solange mein Institut blühte u[nd] nicht mit einemmale abgeschaft werden konnten, da es abzunehmen anfieng, indem ich meine Lehrer nicht wegschickte u[nd] das Angefangne nicht mit einem Schlage enden konnte; die daher entstandenen ökonomischen Lücken müssen ausgefüllt seyn u[nd] es thun zu können muss ich bey Übernahme jedes neüen Verhältnisses vorzüglich Rücksicht nehmen. Mein Verhältnis zu meiner Base, so wie dasjenige, das ich als Gatte u[nd] Vater nun auf mich genommen machen mirs zur Pflicht, die möglichst beste ökonomische Stellung zu suchen.

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Mein Zweck, mich durch ein Institut für Elementar- u[nd] Anwendungsunterricht zugleich ökonomisch zu sichern u[nd] mir die Mittel für meine schriftstellerischen Zwecke zugewähren ist zum Theil kostbar. Nemlich die höhern Wissenschaften, welche der Anwendungsunterricht fordert, an den methodischen Elementarunterricht anketten, ihn den gleichen psychologischen Gesetzen unterwerfen; in Reihenfolge von Anschauungen, Übungen Fertigkeiten auflösen, mit einem Worte ihn in solche Formen u[nd] in solche Ordnung umschaffen, dass seine Folgen nothwendige, harmonische u[nd] umfassende Resultate eines treüen u[nd] festen Naturganges werden müssen, dass der Mensch, nach ihrer Vollendung, für jede höhere Vollendung reif u[nd] so da steht, dass ihm die Wissenschaft ganz das leisten muss, was sie ihrer Bestimmung nach soll u[nd] kann. Allein hiezu bedarf ich vieler, zum Theil k o s t b a r e r M i t t e l . Die meisten Wissenschaften, sind keiner neüen Erfindung fähig, sondern der Vorrath des bereits Bekannten, muss benutzt, in psychologische Reihenfolgen Übersichten u[nd] Anschauungen gebracht werden, um das Kind mit dem W e s e n t l i c h e n der Wissenschaften bekant zumachen, um das Lesen, u[nd] unzwekmässige Erlernen, des vielen Zerstreuten, Zerstückelten, Einzelnen zu ersparen, die Brocken lehre aus der Wissenschaft zu entthronen. Aber eben hier, bedarf ich den Vorrath der 6 tausendjährigen Erfahrungen vor Augen zu haben, um ein Werk zu liefern, das nicht blos in Bruchstüken besteht, das nicht sogleich von jedem andern besser u[nd] vollständiger gemacht, kurz nicht leicht übertroffen werden kan. Ich bedarf ferner Z e i t , Mittel zur Prüfung, zur Probe etc. Meine Ansicht über das Ganze wäre also ungefähr folgende. Liesse sich eine solche Vereinigung mit dem Mutterinstitute möglich machen, die für dasselbe u[n]d für mich gleich vortheilhaft wäre? bey der ich eine eigene Anstalt für französische Knaben, rücksichtlich auf Erlernung der deütschen Sprache, errichten könnte, welches mich ökonomisch deckte; meinen schriftstellerischen Zwecken Vorschub gäbe; mir für dieselben freyen Spielraum gestattete? So glaube ich könnten die Schüler meines Instituts bey Ihnen die Elemente, die Grössern des Ihrigen, in dem Meinigen den Anwendungsunterricht geniessen. Vereinigt könnten wir dann alle, die Gegenstände des Anwendungsunterrichts bearbeiten, durch Erfahrungen prüfen u[nd] allmählig auch in dieser Hinsicht gerade das leisten, was die Welt bedarf. Meine Vorarbeiten, in so man-

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chem Stücke, wären schon so weit gediehen, dass ich die nöthigen Materialien immer voraus hätte, welche der Prüfung unterworfen u[nd] von den Schülern erlernt werden müssten. Die Resultate oder Erfolge kenne ich aus Erfahrung als sicher u[nd] gross. Ihr Auge über dieses Thun gerichtet, müsste der ganzen Sache eine bisher nicht mögliche Vollkommenheit u[nd] dem Ganzen eine Harmonie geben, welche sonst von den grössten deütschen Gelehrten vielleicht lange vergeblich gesucht würde. Die Sache würde dabey, wie beide Institute ungemein gewinnen! Überlegen Sie, lieber Pestalozzi, das hier gesagte; schreiben Sie mir darüber Ihre Ansichten u[nd] bald. Mich verlangt nach Entscheidung u[nd] Gewissheit. Bekannte A n w e i s u n g , richten Sie an H[errn] Joh. Jak. Thurneisen, im Gutenhof in Basel. Bald mehreres. Meine herzlichsten Grüsse, wie auch die von meiner Frau an die beiden edlen Frauen Pestalozzi, H[erren] Ström, u[nd] Trolitz, Krüsi Buss u[nd] alle im Schlosse. Mit der kindlichsten Hochachtung u[nd] Liebe ganz Ihr Tobler

Überlieferung 1 2 4

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/27 Bogen, 190x236 mm Dorsualvermerk Basel Tobler May 1803 Textkritik

Zeuge H Z. 12 Z. 27 Z. 42 Z. 54 Z. 66 Z. 75 Z. 77 Z. 80 Z. 83 Z. 89 Z. 91 Z. 101 Z. 106 Z. 118

Plane, u[nd] französische Knaben erzeügt , der erste entstandenen ökonomischen kostbar. Nemlich an ketten dass seine dass ihm Reihenfolgen um Mutterinstitute Vorschub über dieses Thun gerichtet, müsste der

579 Sacherklärung I. Johann Georg Tobler

(1769–1843)  Nr.

500 II.

Die ökonomischen Probleme in Basel, Kritik und Anfeindungen von Seiten der Obrigkeit (vgl. Martin 1986, S. 99ff.) und eine anhaltende Arbeitsüberlastung haben sich für Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) so kumuliert, dass er sich nach neuen Möglichkeiten umsieht, sein Institut zu erhalten bzw. neue ökonomische Einkommensquellen zu öffnen. Die Lösung dieser Probleme bestand in der Übersiedlung Toblers nach Burgdorf, die Pestalozzi ihm in zwei Briefen von Ende Februar anbot (PSB IV, S. 135f.). Lit.: Ernst Martin: Johann Heinrich Pestalozzi und die alte Landschaft Basel. Zur Wirkungsgeschichte der pestalozzischen Pädagogik. Liestal 1986 III. Z. 17 Z. 17 Z. 18 Z. 69 Z. 126f.

Z. 129 Z. 129 Z. 130 Z. 130

N i e d e r e r : Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Base: Frau Goldenmann  Nr. 524 Joh. Jak. Thurneisen: Johann Jakob Thurneisen (1763–1829) aus Basel war Seidenbandfabrikant, Grossrat und Appellationsrichter. 1785 heiratete er Rosine Bischoff (1765–1801). 1798 amtete er als Präsident der Kommission für die Vorbereitung eines Handelsvertrags mit Frankreich. Im selben Jahr wurde Thurneisen zum Finanzminister vorgeschlagen; er lehnte das Amt allerdings ab. 1801 heiratete er in zweiter Ehe Chritne Dorothe Dewiler. meiner Frau: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543 beiden edlen Frauen Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) und Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814,  Nr. 547) Ström: Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859)  Nr. 629 Trolitz: Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834)  Nr. 629

593. Johann Georg Tobler 5. März 1803 5

Herrn Herrn P e s t a l o z z i im Schlosse Burgdorf Basel den 5 ten März 1803.

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Aus Herrn Toblers Stube einen freundlichen Gruss an meinen lieben Alten und die ganze hohe Gesellschaft im Schloss!

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Lieber H[err] Pestalozzi! Sie sehen dass Näf bey mir war. Mir machte die grade u[nd] streng mathematische Ansicht seines Kopfes herzliche Freüde; allein er blieb nicht mehr als eine Stunde. Bejliegender Brief konnte diese Woche nicht mehr abgehen, wegen Besuchen. Es ist mir leid. Prüfen Sie meine Ansicht. Glauben Sie ein Ihnen nahes Institut für den besagten Zwek thunlich, nützlich, Ihnen nicht nachtheilig. Glauben Sie dass mir für schnelle Vollendung meiner Geografie Zeit u[nd] Mittel blieben? Dass ich Ihnen, Ihrem Institute, wie Sie dem Meinigen u[nd] mir nützen könte? Lassen Sie mir Ihre Ansicht ganz u[nd] bald wissen. Nocheinmal, meine Zweke und Verhältnisse fordern eine sichere ökonomische Stellung. Ihren Zweken u[nd] Ihren Vortheile kan u[nd] werde nie zunahe tretten. Glauben Sie, dass unsre Nähe unsre Verbindung in der Sache, wenn schon ökonomisch getrennt, mögl[ich] – so sagen Sie, wie u[nd] wo u[nd] wan? Herzlichen herzl[ichen] Dank für Ihre Güte. Alles im Hause grüsst Sie. Leben Sie wohl u[nd] lieben Sie immer Ihren dankbaren Tobler

Überlieferung 1 2 4

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/28 Blatt, 190x236 mm Siegelspuren Textkritik

Zeuge H Z. 8–10 Z.19 Z. 21 Z. 23 Z. 27

Näfs Hand Vollendung meiner u[nd] mir Zweke und Sie Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 II.  Nr. 592

581 III. Z. 12 Z. 15

Näf: Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854)  Nr. 641 Bejliegender Brief:  Nr. 592

594. Elisabeth Krüsi-Näf 20. März 1803 den 20 Marz 1803. 5

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Meine Lieben eüern l[ieben] Brief habe wol erhalten Gottlob das ihr alle so wol sind und das es eüch lieber Herr Pestalozzi wieder beseret mit dem laxieren und das sich der Gottlieb so gut anfangt gewohnen[.] wen nur das schöne Weter ihn nicht gelüstig macht ach wir sagen viel von ihm und manglet uns[.] Gott segne ihn das er möge braf werden[.] ach das schöne Weter freüt mich wils Gott gibts auch ein guten frühling dass das grass auch anfangt wachsen[.] o das heü plaget ein wir müssen noch einmal kaufen[.] diese Wochen hat die weisse kuh glüklich kälblet aber sie hat jetz noch nicht versäuberet[.] sie ist aber wol und frist wie ein Wolf der viehdokter sagt es sey nichts zubeförchten[.] gester haben visiten bekommen Herr speis Egger u[nd] sein sohn und ein Herr spengeler u[nd] heüte Herr füschslj die eüch grüsen lasen – danken eüch herzlich für die vielen guten Wünsche und Segnungen für unseren l[ieben] kleinen schagelj[.] ach ich weis wol das ihr vil Kummer für mich hatet[.] es machte mir oft bang das ich eüch so viel sorgen u[nd] kummer verursacht habe[.] Gott sey Dank, das ich so wol bin u[nd] unser kleine ist so braf er schlaft so seine 7 bis 8 Stunden von einem mal zum andern[.] die ganze wochen wuste ich so viel zu schreiben und jetz weis ich nichts mehr eine Schar birer weiber haben mir den Kopf vol geschwätzt und morn mus ich wieder braf spinen[.] die flachs reisten vergas ich immer zu schiken[.] ich wil jetz warten bis ein ander mal[.] es nimt mich bald wunder wo ihr löffel hernehmet für die Leüt alle[.] vom essen u[nd] bekeren ist nur keine red mehr wen jetz die Russen da sind so kommen dan noch die Türken[.] es freüt mich doch herzlich für den lieben papa das ihm so gut geht Gott segne alles[.] wir wollen jmer hofen hofnung macht immer muth u[nd] zuletzt auch freüd[.] lebet wol meine lieben alle[.] küsst mir den Gottlieb Krüsj Elsbeth Annelj Bababelj u[nd] alle grüssen eüch alle u[nd] Frau Imhof[.] Gott segne eüch und uns eüere eüch liebende Lisabeth

582 Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich Ms Pestal 861, Umschlag 2.1.3 Blatt, 193x240 mm spätere Notizen Lisabeth. Pest[alozzi]s alte Magd auf dem Neuhof. L Lieber Baten Louiz Turtan Original Textkritik

Zeuge H Z. 10 Z. 12

viel frühling Sacherklärung I.

Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836) stammt aus einer Bauernfamilie in Kappel am Albis. Offenbar kennt sie Pestalozzi und seine Not und bietet ihm ca. 1780 ihre Dienste an, verzichtet aber auf Lohn und gibt Pestalozzi sogar ihr kleines Erbteil zur Verwendung. Sie pflegt Pestalozzis Sohn Hans Jacob (1770–1801,  Nr. 296) bis zu dessen Tod. Kurz danach siedelt sie nach Burgdorf über, um der Anstalt als Haushälterin vorzustehen. 1802 vermählt sie sich mit Matthias Krüsi (1780–1812), einem Bruder von Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588). Eine Fehlgeburt kostet sie fast das Leben, das zweite Kind Jakob Krüsi (1803–1854,  Z. 20) kommt taubstumm zur Welt und bleibt bis an sein Lebensende von der Pflege der Mutter abhängig. Als Marianne Pestalozzi (1795–1802,  Nr. 555), das von ihr betreute Enkelkind Pestalozzis, krank wird, zieht sie 1802 auf dessen Wunsch mit ihm zurück auf den Neuhof, wo das Kind kurz darauf stirbt. 1804 reist sie nach Yverdon und steht als Haushälterin Pestalozzis neuem Institut vor. Die finanziellen Schwierigkeiten von 1812–1814 führen zu Streitigkeiten innerhalb der Lehrerschaft und des Personals in Yverdon, weshalb Elisabeth Mitte Jahr 1814 das Institut verlässt, jedoch bereits 1815 kurz nach dem Eintreffen von Joseph Schmid (1785–1851,  Nr. 712), auf den sie grosse Hoffnungen setzt, wieder zurückkehrt. Schmid aber setzt 1818 seine Schwester Katharina Pestalozzi-Schmid (1797–1853,  Brief vom 28. Dezember 1822) auf den Posten von Elisabeth ein und degradiert diese somit. 1823 zieht sie mit Gottlieb Pestalozzi (1797–1863,  Z. 8), der sich mit der jüngeren Schwester von Schmid vermählt hat, auf den Neuhof. Ein Jahr später dräng t Schmid Elisabeth dazu, auf ihr Erbe, das sie von Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815  Nr. 3) als Leibrente ausgeschrieben erhalten hat, zu verzichten, ebenso wie auf die Schulden, die Pestalozzi noch bei ihr habe. Der Streit wird geschlichtet, aber Elisabeth muss den Neuhof verlassen. Die ihr nun zustehende Leibrente reicht nicht aus, um ihren und den Unterhalt ihres Sohnes abzudecken, und eine Krankheit macht es unmöglich, eine entsprechende Arbeit anzutreten. Ihr Schwager Hermann Krüsi vermittelt ihr die Aufnahme in das Armen- und Waisenhaus von Gais (Kt. AppenzellAusserrhoden), wo sie mit ihrem Sohn ab dem 3. September 1825 bis zu ihrem Tod wohnt. Lit.: Friedrich Dittes: Paedagogium. Monatsschrift für Erziehung und Unterricht. V. Jahrgang. Leipzig 1883; Käte Silber: Anna Pestalozzi und der Frauenkreis um Pestalozzi. In: NPS 1, S. 73–242

583 II. 1802 ist Elisabeth Krüsi-Näf von Burgdorf wieder auf den Neuhof gezogen und hat 1803 ihr zweites Kind, Jakob Krüsi (1803–1854,  Z. 20), geboren. Der hier vorliegende Brief dürfte wohl als Antwort auf ein Glückwunschschreiben der Familie Pestalozzi in Burgdorf verfasst worden sein. III. Z. 6 Z. 8 Z. 8

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l[ieben] Brief: scheint nicht erhalten zu sein laxieren: abführen (med.) Gottlieb: Gottlieb Pestalozzi (1798–1863) ist der Enkel Pestalozzis. Früh schon verlor er den seit Kindheit kränklichen Vater Hans Jacob Pestalozzi (1770–1801,  Nr. 296). Nach der erneuten Eheschliessung seiner Mutter Anna Magdalena Pestalozzi-Frölich (1767–1814,  Nr. 547) 1804 mit Laurenz Jakob Custer (1765–1822,  Nr. 748) lebte Gottlieb in Yverdon. Er machte eine Berufslehre zum Gerber und heiratete 1822 Katharina Schmid (1797–1853,  Brief vom 28. Dezember 1822), eine Schwester Joseph Schmids (1785–1851,  Nr. 712). 1825 kommt ihr gemeinsamer Sohn Heinrich Karl (1825–1895) zur Welt, der letzte Spross dieser Linie. Er wurde von Pestalozzi als Erbe eingesetzt. plaget ein: müsste wahrscheinlich heissen: plaget einen im Sinne von Kummer bereiten speis Egger u[nd] sein sohn: Um wen es sich hier handelt (ev. Speisegger oder Spiessegger) konnte nicht eruiert werden. spengeler: konnte nicht eruiert werden füschslj: Karl Rudolf Füchslin (1748–1818) war Küfer in Brugg (Kt. Aargau) und wegen Holzfrevel, Ehe- und sonstigen Streitigkeiten und frechem Benehmen gegen den Schultheissen und andere Magistraten in den Brugger Ratsprotokollen gut dokumentiert. Während der Helvetischen Revolution 1798 wurde er in die Munizipalität, 1799 in die Gemeindekammer und 1803 in den Stadtrat gewählt, dem er bis 1814 angehörte. Neben seinem ausserehelichen Sohn Heinrich (1769–1794), welcher Schüler auf dem Neuhof war und den er 1769 erst nach einer Gerichtsverhandlung vor dem Oberchorgericht Bern anerkannte, musste er 1770 auch die Vaterschaft für ein weiteres aussereheliches Kind einräumen. 1771 heiratete Karl Rudolf die bereits schwangere Margaritha Unger (1741–1818), mit der er sieben Kinder hatte. Lit.: Zur Einschätzung des Unterrichts Pestalozzi auf dem Neuhof vgl. Brugger Ratsprotokoll vom 9. November 1780 (Stadtarchiv Brugg, Band 58, S. 157) schagelj: Jakob Krüsi (1803–1854) ist der taubstumme, geistig behinderte Sohn von Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836,  Sacherklärung I.) und Mathias Krüsi (1780–1812). Er lebte seit 1825 im Armenhaus in Gais (Kt. AppenzellAusserrhoden), dem Heimatort seines Vaters. reisten: «reiste» meint durch die Hechel gezogenes Flachs oder Hanf bzw. ein zusammengedrehter Bund gehechelten Flachs’. Russen: Elisabeth Krüsi-Näf (1762–1836,  Sacherklärung I.) bezieht sich wahrscheinlich mit ihrer Aussage auf russische Schüler, wobei unklar bleibt, um wen es sich dabei handelt. In einem Brief Ende 1802 an Frédéric César de Laharpe (1754–1838,  Nr. 722) (PSB IV, Nr. 883) antworte t Pestalozzi, er könne Kinder jeder Nation aufnehmen, sofern sie deutsch oder französisch sprächen oder durch jemanden begleitet würden, der ei-

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ne dieser zwei Sprachen spricht. Es darf daraus geschlossen werden, dass de Laharpe konkret anfragte, ob Pestalozzi auch russische Kinder aufnehmen würde. Krüsj: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Elsbeth: Elisabeth Krüsi (1773–1819) ist die ältere Schwester von Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588). Sie arbeitete in Burgdorf zuerst im Haushalt, dann als Lehrerin für die kleinen Zöglinge. Anschliessend übernahm sie eine Stelle als Lehrerin in Lausanne, dann in Mulhouse und ab 1812 wieder in Burgdorf. 1818 zog sie mit ihrem Bruder zurück nach Gais (Kt. Appenzell-Ausserrhoden). Annelj: Damit dürfte entweder Anna Magdalena Custer-Frölich (1767– 1814,  Nr. 547) oder Anna Trechsel (*1778), Schwester des Professors Friedrich Trechsel (1776–1849,  Nr. 1184) aus Bern, gemeint sein. Bababelj: Damit könnte Barbara Frei-Gallmann (1784–1814) aus UerzlikonKappel (Kt. Zürich), genannt «Babeli», gemeint sein. Sie war mit Hans Jakob Frei aus Birr verheiratet, der zwischen 1807 und 1822 den Neuhof gepachtet hatte. Frau Imhof: Susanne Imhof-Frölich (1764–1843) war die Schwester von Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814,  Nr. 547). Ihr Vater, Abraham Frölich (1734–1803,  Nr. 354) siedelte mit der Familie zwischen 1784 und 1788 von Brugg (Kt. Aargau) nach Burgdorf über, wo er als Waisenvater tätig war. Susanne heiratete David Imhof (1761–1823), der bis 1813 Provisor (Lehrer, meist ausgebildeter Theologe, welcher auf eine Pfarrstelle wartet) an der Knabenschule Burgdorf war. Nach dem Tod ihrer Schwester Anna Magdalena und deren zweiter Ehemann Laurenz Jakob Custer (1765–1822,  Nr. 748) lebten die Töchter bei ihrer Tante in Burgdorf.

595. Johannes Niederer 5. April 1803 Sennwald, den 5. April 1803. 5

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Vater P e s t a l o z z i ! Gedrängt von Geschäften, melde ich Ihnen nur kurz, dass die Reise mit Herrn K r ü s i zu machen unmöglich ist. Das Ende Aprils ist der nächste Zeitpunkt, in welchem ich die Gemeinde, besonders um der Finanzlage willen, verlassen kann. Nach dem Überschlag, den ich zu machen im Stande bin, bedarf ich, um beruhigt abtreten zu können, etwa 20 Louisd’or. Den grössern Theil des Übrigen hoffe ich durch den Verkauf meiner sämmtlichen Mobilien zu decken. Ihnen, theurer Vater, mache ich weiters keine Bedingungen. Ich könnte es nicht, wenn ich gleich wollte. Sie werden mich brauchen, wozu ich brauchbar bin, werden mir Ihre Liebe, Ihre Geduld und meinen Unterhalt schenken, und es ist alles, was ich bedarf und suche. Andere Wünsche habe so wenig als Ansprüche.

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Ihr Umgang, Ihre Lehre, Ihre Warnung, Ihr offenherziger Tadel, wo ich irre und fehle, ist äussere Sicherstellung meiner Moralität, der stärkste Ruf zur Ehre und zur Pflicht. Mehr als diese innere Befriedigung kann und werde ich nie verlangen, glücklich genug, dass die Vorsehung, die mir auf einer Seite viel versagte, mir in Ihnen so unaussprechlich viel gibt, dass sie mir alles gibt. Meine Schwächen werde ich Ihnen bekannt machen müssen, nicht um eine übelverstandene Nachsicht zu erschleichen, sondern vielmehr Sie alles Ernstes zu bitten, mich kräftig zu erinnern, wo sie sich blicken lassen. Doch das wird sich geben, wenn ich bei Ihnen eintrete. Meine isolirte Lage hat mich zum Theil zum Träumer gemacht. In Ihrem Umgang, im Kreise des Lebens und der Thätigkeit hoffe ganz wiederum in die wirkliche Welt einzutreten, um damit die Kraftlosigkeit im Ausführen und Handeln abzulegen, die mich niederbeugt, in meiner jetzigen Lage sich nothwendig vermehren müsste und mich um eine gemeinnützige Existenz bringen könnte. Mit dem neuen Leben, das ich bei Ihnen beginne, lege ich zugleich alle bisherigen Privatzwecke ab, und bringe nichts zu Ihnen als Wille für Ihre grosse Sache, und freien Entschluss zu thun und zu lernen, wo es was zu thun und zu lernen gibt; vor allem aus aber Sie innig zu lieben. Da aber andere Menschen, die Sie umgeben, ebenso sehr und noch verdientere grössere Ansprüche auf Ihr väterliches Wohlwollen haben, so ersuche Sie aufs dringendste, auch dann, wenn ich so glücklich wäre, Ihnen Dienste leisten zu können, mich auf keine Weise auszuzeichnen. Ich will nichts als Ihres Herzens gewiss sein. Das Gleichgewicht muss unter den Sie Umgebenden durchaus erhalten werden; Eifersucht wäre nicht nur das Kleinlichste, sondern auch das Schädlichste unter denen, die Sie gleich kindlich verehren. Die Beobachtung hat mir diese Bemerkung wichtig gemacht, und Sie werden sie dem Manne verzeihen, der nichts für sich sucht, als das in ihn gesetzte Zutrauen zu verdienen: seiner Freunde nicht unwerth zu sein, und was er kann, beizutragen, dass Sie wenigstens einigen Lohn des Danks und der Liebe für das Opfer Ihres Lebens empfinden, welches Sie einer lange undankbaren Menschheit weihten. Können Sie mir die genannte Summe zuhändigen, so bitte ich, sowie in jedem Falle Ihre baldige Antwort mir aus. Gott erhalte Sie. Niederer.

586 Überlieferung 1

Morf II, S. 101–102 Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Schon lange wollte Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) zu Pestalozzi übersiedeln, wegen Schulden gegenüber seiner Familie hatte sich dieser Plan aber bis jetzt verzögert. Niederer zog erst im Sommer 1803 nach Burgdorf. III. Z. 7

K r ü s i : Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588

596. Franz Bernhard Meyer von Schauensee Frühjahr 1803 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

Nr. 603, Z. 9 Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1843)  Nr. 443

597. Johannes Niederer 3. Mai 1803 Sennwald, den 3. Mai 1803. 5

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Vater P e s t a l o z z i ! Sie kennen meine Umstände und Bedürfnisse, Wünsche und Triebe, Ihnen und Ihrem Werke zu dienen. K r ü s i wird Ihnen noch nähere Erläuterung gegeben haben. Mein Entschluss ist überlegt und meine Wahl getroffen. Die Kämpfe, die man gegen Sie erheben will, der Undank von vielen Ihrer Zeitgenossen hat mich nur

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befestigt, und eben dadurch, dass ich mir bestimmt sagen kann: ich fühle Muth, werde ich nun ruhig und freudig. Noch hängt nun die letzte Entscheidung von Ihnen ab, und ich wünsche sie bald, weil ich nun nicht mehr ungewiss sein darf, ob ich jeder andern Laufbahn als meiner gegenwärtigen entsagen oder mich in einen Strom werfen soll, der in unabsehliche Weiten führt. Meine Resignation, sowie meine Liebe zu Ihnen ist unbegrenzt, und wenn ich bisher mich zweifelhaft ausdrückte, so war’s nur das Misstrauen in mich selber, ob ich Ihrer und Ihrer Werke auch würdig sei, um den Wunsch weniger Erwartung von meinen Kräften zu erregen, um desto mehr leisten zu können. Der Gemeinde habe mich noch nicht geoffenbart, weil ich ungewiss war, ob Sie die im letzten Briefe geäusserte Bedingung, mich mit 20 Louisd’or zu unterstützen, würden erfüllen wollen. Diese ist freilich unentbehrlich, weil im Falle der Vereinigung Ihre Ehre mit der meinigen unzertrennlich verbunden ist. Man soll, um Sie zu schmähen, keinen Flecken auf mich werfen können, und Sie kennen den Pöbel, selbst den gelehrten Pöbel genug, um zu wissen, dass er sich jedes besonders ökonomischen Mangels bedient, um Menschen und Absichten verächtlich zu machen. R o d u n n e r sollte ich Ihnen empfehlen, weil er mich auf dem Wege zu Ihnen darum bat; allein wie könnte es einer Empfehlung bei Ihnen bedürfen der Sie ja nichts anders wollen als überall nützlich sein, überall den wohlthätigen Samen Ihrer Wahrheiten ausstreuen und verbreiten? Nein, ich will frei sein von Eitelkeit, Ihnen Jemand empfehlen zu können, und von der Elendigkeit, Ihnen die Schwäche zuzutrauen, als ob Sie wie gemeine Seelen, Rücksicht auf Menschen und nicht auf die Sache nähmen! Ein anderer Gegenstand beunruhigt mich mehr. Es ist ein Schüler von mir, schwach an Fähigkeiten, aber grenzenlos gut, treu und anhänglich. Sein Vermögen ist gering, und in mir bleibt ihm fast allein eine Zuflucht offen. Die Methode, sowie die Umgebungen in Burgdorf wären ihm fast unentbehrlich, seine Kraft zu wecken, allein er weiss nicht wohin, bei seiner Armuth, sich wenden. Zum Copisten wäre er sehr brauchbar, und würde sich freuen, Ihnen darin behülflich zu sein, wenn er täglich nur zwei bis drei Stunden zu seiner Sprachbildung benützen könnte, und dabei würde er sich mit dem kärglichsten Unterhalt begnügen. Nur ein bedeutendes Kostgeld fällt ihm zu schwer. Gönnen Sie mir, mein theurer Freund und Führer, Ihren Aufschluss darüber, ob er Ihnen behülflich sein kann; aber nehmen Sie dabei keine Rücksicht auf

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mich, ich würde dem Gedanken, Ihnen eine Last um meinetwillen aufzulegen, nicht ertragen. Auf meinen Knecht war Herr K r ü s i selbst aufmerksam und äusserte den Wunsch, ihn auf irgend eine Weise unterbringen zu können. Wäre bei Herrn F e l l e n b e r g noch eine Lücke offen, so weiss ich, man wäre mit ihm zufrieden. Herr K r ü s i mag Ihnen von ihm sagen, wie er mit evangelischer Demuth, Einfalt und Bescheidenheit eine Unverdrossenheit und einen Willen verbindet, der alles übertrifft, was ich je an einem ganz ungebildeten Menschen wahrgenommen. Die Menschen sind von Natur gut. Sie bleiben’s im anspruchslosen Kreise, aber ihre Führer, o mein Vater, ihre Führer, wie missbilden sie sie! Wie unwidersprechlich drang sich mir erst kürzlich beim Lesen einiger Capitel des Thukydides die Wahrheit auf: Gott hat die Wohlfahrt und Tugend der Individuen und des Vaterlandes an den häuslichen Sinn geknüpft, den S i e , unser Retter, wiederherstellen wollen. Griechenlands und Roms, Judäas und Helvetiens Geschichte sind Belege für diese Wahrheit. Aber hat unsre Zeit Sinn dafür? Werden Sie unsere Zeitgenossen von ihren ungeheuren Verirrungen zurückführen können? Wird nicht Ihre Anstrengung selbst neue Nahrung für ihr Verderben, ein Stoff zum Missbrauch sein, und auf’s Neue beweisen, welche unselige Mühe dem Menschengeschlecht ein überwiegender Geist auflegt! Ich zittere! Doch nein! Ist es doch Ihr Motto: Gott, Demuth und Muth! und das soll’s Ihrer Schüler auch sein. Leben Sie wohl! Es umarmt Sie Ihr Niederer.

Überlieferung 1

Morf II, S. 103–104 Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II.  Nr. 595

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R o d u n n e r : Um wen es sich hier handelt, ist unklar. Laut dem Schülerverzeichnis war 1812 ein L. Roduner in Yverdon – aufgeführt in der Rubrik «Erwachsene, die zur Erlernung der Methode in die Anstalt kamen und

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diese bereits verlassen haben». Ob es sich dabei um denselben Roduner handelt, ist unklar. In den Taufbüchern der Gemeinde Sennwald (Kt. St. Gallen), Heimatgemeinde des Geschlechts Rodunner, lässt sich kein L. Rodunner ermitteln. ein Schüler von mir: Um wen es sich hier handelt, konnte nicht geklärt werden. Ein möglicher Hinweis ist in einem Brief Niederers vom 30. März 1802 an Tobler zu finden (ZB Ms Pestal 621/4, S. 151), wo er von «Sulser ein artiges Bürschgen» schreibt und ähnliche Bemerkungen über diesen Jungen macht wie hier. Ob es sich aber wirklich um Sulser handelt und wer Sulser ist, bleibt offen. meinen Knecht: Um wen es sich hier handelt, konnte nicht eruiert werden. K r üs i: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 F e l l e n b e r g : Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Thukydides: Thukydides, ein attischer Geschichtsschreiber des 5. Jh.v.Chr., nahm als Stratege am Peloponnesischen Krieg teil und wurde nach dem militärischen Misserfolg verbannt. Mit der Monographie, die er über diesen Krieg verfasste, gilt er als «Begründer» der wissenschaftlichen, politischen Geschichtsschreibung.

598. Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubart 7. Mai 1803 Kopenhagen den 7 ten May 1803. 5

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Ich hoffte kaum für mich persöhnlich einen so angenehmen Bericht der Reise meiner guten Landleüte nach Helvetien einzuerndten, indem ich die unerwartete Freüde hatte einen Brief von Ihnen, lieber H [ e r ] r P e s t a l o z z y , zu empfangen. Diese Freude verdiente ich insoweit als ich mit ausserordentlicher Theilnahme schon vorlängst ihre vortreffliche Schulbücher lass. Schon vor vielen Jahren machte ich die Bekanntschaft Ihres L i e n h a r d u [ n d ] G e r t r u d ; zwar im Frantzösischen übersetzt, und sehr verkürtzt; doch blieb der Eindruck dieser Rührung, dieses Genusses mir froh und lebhaft in der Seele zurük. – Viel hörte ich seitdem von dem edlen Bestreben des würdigen Pestalozzy für die verbesserte Schulwelt indem die politische Welt leider nur trübe Auftritte in moralischer Hinsicht uns gewährte, nur getäuschte Hoffnungen, nur falsches Spiel der Leidenschaften. In dieser Stimmung sehnte ich mich aufs Neüe nach Trost für die Menschheit. Ich gebe mich auch seit 8 bis 9 Jahren mit Erziehung ab; habe ein Par fremde Kinder stets um mich, und da meine Gesundheit nur sehr schwach ist, kann ich in der grossen Welt fast ohne Zerstreüung leben, und mich diesen Kindern weihen. Viel habe ich über Erziehung g e d a c h t vielleicht mehr im Kleinen

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erfahren, weil ich viel darüber dachte. Die neüen Erziehungsschriften und Methoden, waren gar nicht nach meinem Sinn, überall nur Erschlaffung, keinen Grund, keine Festigkeit, keine Religiosität, keine wahre Moralität. In manchem Buch welches nicht über eigentliche Erziehung geschrieben ist, fand ich Stoff zum Nachdenken über die Bildung des Menschen. Im Buch der Natur fand ich das Meiste und Beste, für meine Bedürfnisse als Leitfaden. Doch die gute Methode fand ich nirgends. Da las ich, durch ein glüklich Ungefähr, vor 2 Jahren wieder Ihren L i e n h a r d u n d G e r t r u d , die alte erste Ausgabe, nemlich (sollte diese Ihnen nicht auch die liebste seyn? Wie sie mir war?) Indem ich so mit Ihrer Gertrude lebt und webte, kamm mir plötzlich die Nachricht von der neüen Gertrud wie sie ihre Kinder lehrt; und zugleich Wunder hörte auch von der neüen Schule in Burgdorf. Der Herr von Bonstetten war der erste, dem ich diese Nachrichten über Burgdorf zu verdanken habe. Kaum hatte ich diese Freüde gehabt, als ich die noch grössere hatte; Ihr Buch selbst zu lesen; und fand, würklich mit Entzüken las ich es, und fand eine Welt von Wahrheiten und Erfahrungen gesammelt in einem hellen Punkt. Es gieng mir wie ein neües herrliches Licht auf, und die Berichte über die Fortschritte in Burgdorf, bevestigten so ganz meine schönste Hoffnungen. Dass ich Ihnen darfür gerne selbst einen hertzinnigsten Dank sage, werden Sie gewiss natürlich finden, und ich thue es hiemit mit gerührter Seele! Mein Mann der sein gantzes Leben den Staatsgeschäften wiedmete, hatte stets (ich darf es sagen) Menschenwohl und Veredlung zum Zwek, obgleich er sehr mit Geschäften beladen war, (da die Finantzen in ganz Eüropa viel zu schaffen geben) hat doch seine eigenen Gütter und Ländereien nie aus den Augen verloren. Einige hundert Menschen, die auf seinen Gütern leben, hat er väterlich behandelt; und schon vor mehr als 15 Jahren, sehr gute Schulen gebaut, eingerichtet und mit den besten Lehrern aus unserm Seminarium versehen. Diese Ländereyen sind aber in Jütland verlegt, weit von der Hauptstadt. In diesen Gegenden von Jütland, waren gute Schulen ein neües Wunder, welches angestaunt wurde fürs Erste. Nun hoffe ich dass fünf bis sechs Schulen, von meinem Mann angelegt, auch einen reichen Nutzen aus der neuen Methode ziehen werden, so wie das Buch der Mütter alsdann, wie ich hoffe, immer mehr und besser verstanden und im Hertzen aufgenohmen wird. Die dänische Regierung hat wirklich bewiesen, wie Sie es sagen, dass sie für Menschenglük im bessern Sinn sorgt; theils sind die Bauern f r e y e Menschen worden, theils gedenkt man mit

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Liebe der Neger auf unssern Colonien; der Sclavenhandel, der schändliche ist aufgehoben, und da mein Mann wirklich beträchtliche Besitzungen in diesen entfernten Weltgegenden hat, so kann er durch sein Beyspiel auch dort würken, und zeigen, dass diese Neüerung möglich ist. Dass Sie, lieber H[er]r Pestalozzy an unssern beyden Dänen S t r ö m und T h o r l i t z verdiente Männer und eifrige Schulmänner finden, ist mir sehr lieb von Ihnen selbst zu wissen, sie werden reichbeladen heimkehren und den guten Samen in willigen Boden streüen. Ihre Schriften, die ich täglich erwarte, werden auch neües Leben hereinbringen. Die Gräfin R e v e n t l o v wird ihren Antheil bekommen. L a v a t e r wurde von uns allen hier als Mensch geschätzt, als ein seltenes Phänomen, welches nicht verglichen werden sollte. Von meinem Mann einen recht hertzlichen Gruss, und von uns allen vereinigte aufrichtige Wünsche, nicht von gewöhnlicher Art. Vergessen Sie nicht ganz den Nammen von Charlotte Schimelmann P.S. Seyen Sie so gütig und danken Sie H[errn] Ström für seinen Brief. Dieser Dank aus Ihrer Hand, wird ihme die beste Antwort von mir seyn. Meine beyden Kinder würden, wie ich hoffe Ihren Beyfall finden, Sie sind recht lieblich, natürlich und vernünftig, obgleich kindliche Mädchen.

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 5,196, 5 verso–6 recto Copia Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubart (1757–1816) kommt am 10. August 1757 in Fossum (Norwegen) zur Welt. Nach dem frühen Tod des Vaters wird Charlotte gemeinsam mit ihrer Schwester Sybilla (1753–1828) zur Geheimrätin Magdalena Charlotte Hedevig Løvenskiold nach Dänemark geschickt, um eine angemessene Erziehung zu erhalten. Dort lernen beide auch ihre späteren Ehemänner kennen: Charlotte wird 1782 die zweite Gattin des Grafen Heinrich Ernst Schimmelmann (1747–1831,  Z. 49), der nach dem Staatsstreich von 1784 als dänischer Finanzminister amtet. Ab 1783 unterhält Charlotte einen Salon nach französischem Vorbild. Sie

592 versammelt Adel, Hochfinanz, Beamtenstand, Diplomaten, Gelehrte und Künstler aus ganz Europa um sich. Politische, philosophische und literarische Strömungen werden ebenso besprochen wie die neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse. Gemeinsam mit ihrem Gatten, der wie Johann Ludwig Reventlow (1751–1801,  Nr. 440), ihrem Schwager, hinter den Landwirtschafts- und Schulreformideen steht, versuchen sie die Beschulung der Arbeiter und Bauern auf den eigenen Gütern Gudumlund und Lindenborg (Jütland) umzusetzen. Charlotte verstirbt am 2. Dezember 1816 in Kopenhagen. II. Die Ausstrahlung von Pestalozzis Methode reichte 1803 bis nach Dänemark. Im Auftrag des dänischen Königs Christian VII. (1749–1808,  Nr. 585) reisten Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859,  Nr. 629) und Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834,  Nr. 629) zu Ausbildungszwecken nach Burgdorf. Diese Reise war zumindest durch Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubart (1757–1816,  Sacherklärung I.) mit angeregt, die durch Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832,  Nr. 265) mit Pestalozzi und seinen Schriften in Berührung gekommen war. III. Z. 6 Z. 10

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Landleüte: Johann Christian Strøm (1771–1859,  Nr. 629) und Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834,  Nr. 629) Schulbücher: Damit ist wahrscheinlich Wie Gertrud ihre Kinder lehrt (1801) gemeint, möglicherweise aber auch die ebenfalls 1801 erschienene Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren. Die 1803 erschienen Schriften kennt sie wahrscheinlich noch nicht. L i e n h a r d u [ n d ] G e r t r u d : Im Januar 1784 erschien in der Bibliothèques universelles des Romans, ouvrage périodique ein französischer Auszug (knapp 60 Seiten des ersten Teils) aus Léonard et Gertrude ou les mœurs villagoises, einer 1783 in Berlin bei Decker erschienenen durch Louis-Esaü Pajon de Moncets (1725–1796,  Nr. 293) besorgten Übersetzung. neüen Gertrud: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, ein Versuch, den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu unterrichten in Briefen von Heinrich Pestalozzi (1801). In: PSW XIII, S. 181–359 Bonstetten: Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832)  Nr. 265 Mein Mann: Heinrich Ernst Schimmelmann (1747–1831) war in zweiter Ehe mit Magdalene Charlotte Hedevig Schubart (1757–1816,  Sacherklärung I.), verheiratet. Schimmelmann war lange Jahre (1784–1813) Finanzminister und Aussenminister (1824–1831) der dänischen Regierung und kämpfte für die Aufhebung der Leibeigenschaft der holsteinischen Bauern und die Abschaffung des Sklavenhandels in Westindien. Er gründete nach 1789 im Hinterland von Dänisch-Guinea (heute US Virgin Islands; St. Croix, St. John und St. Thomas; wurde 1917 nach einer Volksabstimmung an die USA verkauft) die Siedlung Frederiksnopel. Schimmelmanns Ziel war es, die einheimische Bevölkerung dazu anzuleiten, als freie Bauern die bisher in Westindien durch Sklavenarbeit gewonnenen tropischen Produkte herzustellen. Sein aufklärerisches Projekt sollte die Sklaven schrittweise befreien, indem sie allmählich mit Eigentums-, Petitions- und Beschwerderechten versehen werden sollten. Ihre Kinder sollten – analog der Projekte in Lindenborg (Jütland) – christlich erzogen und sittlichreligiös nach dem Vorbild der Rochowschen Schule in Reckhan (Branden-

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burg) unterrichtet werden. Die Reformpläne wichen schliesslich einer humaneren Behandlung der Sklaven. Lit.: Christian Degn: Die Schimmelmanns im atlantischen Dreieckshandel. Neumünster 1974 R e v e n t l o v : Friederike Juliane von Reventlow-Schimmelmann (1763– 1816), Schwester von Heinrich Ernst Schimmelmann (1747–1831,  Z. 49), heiratete 1779 den dänischen Gesandten Graf Frederik von Reventlow (1755–1828). Sie verfasste ein volkspädagogisches Buch, welches eine Kurzfassung von Pestalozzis Lienhard und Gertrud beinhaltet (Julia von Reventlow: Sonntagsfreuden des Landmanns. Kiel 1791) und ein Unterrichtsbuch für Gutskinder (Julie zu Reventlow: Kinderfreuden oder Schulunterricht in Gesprächen. Kiel 1793). Zudem engagierte sie sich für die Missionierung der Sklaven und für die Aufhebung des Sklavenhandels. L a v a t e r : Johann Caspar Lavater (1741–1801)  Nr. 29 Meine beyden Kinder: Louise und Josephine; es handelt sich offenbar um zwei Pflegekinder. Louise Wesselhöft (1790–1844), die Tochter eines Tischlermeisters aus Glückstadt (Schleswig-Holstein), wurde 1804 von den Schimmelmanns adoptiert und heiratete 1812 den späteren Diplomaten Olinto dal Borgo di Primo (1775–1856), den Privatsekretär von Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubarts (1757–1816,  Sacherklärung I.) Bruder Baron Hermann Schubart (1756–1832). Nähere Informationen über die zweite Tochter Josephine (*1790) liessen sich nicht finden.

599. Erziehungsrat Luzern 11. Mai 1803 Luzern, d. 11. Maj 1803. 5

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Bürger Pestalotzi! Die Überbringer dieses Schreibens sind die B[ürger] B[ürger] Kaufmann und Eyholzer, welche wir aus dem Vorschlage mehrerer Candidaten gewählt haben, um Ihre neue Methode zu Burgdorf durch Beobachtung, Fleiss u[nd] Übung sich eigen zu machen. Wir empfehlen Ihnen beide aufs beste. Unsere Absicht ist, dass sie nach ihrer Rückkehr unsre Landschullehrer mit der gleichen Methode bekannt machen, u[nd] so in unsere Volksschulen sie einführen sollen. Wir vertrauen auf beide, dass sie im Stande sein werden, die Methode zu fassen, indem der eine in den Schulen gebildet ist, u[nd] der andere mit einer grossen Liebe zum Landschulwesen als mehrjähriger Lehrer viele Erfahrungen verbindet, u[nd] bejde die Mängel der bisherigen Art zu unterrichten kennen. Ihr Wunsch, edler Mann, zielt nur dahin, dass Ihre Methode durchgängig eingeführt und die Früchte Ihrer Arbeiten vielen Menschen zu Theil werden. Wir dürfen also zuversichtlich hoffen, dass Sie

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sich dieser zwej jungen Männern annehmen und zu ihrer Bildung das Ihrige bejtragen werden. Die RegierungsCommission hat Jedem 2 Louisdor für den Unterricht mitgegeben, u[nd] einstweilen 50 Franken an die Verköstigung ihnen vorgeschossen. Für fernere Unterstützung müssen wir uns aufs neue an die Regierung wenden, wo dann ein Zeugniss von Ihnen über den Fortgang dieser zwej Candidaten von Gewicht sejn würde. Wir erwarten im Falle längern Ausbleibens, welches neue Bejträge nöthig macht, Nachrichten von den Candidaten, u[nd] werden stets thun, was an uns liegt, um sie in den Stand zu setzen, die Methode aufs vollkommenste zu erlernen. Wir verbleiben in aller Hochachtung Der Präsident des Erziehungsraths

Überlieferung 1 5

StA Luzern, AKT 24/130 B.1 Entwurf Textkritik

Zeuge h Z. 16 Z. 19 Z. 21 Z. 24 Z. 29

als mehrjähriger die Früchte Ihrer zu ihrer Bildung Für fernere stets thun, was Sacherklärung I.

Zur Umsetzung seines bildungspolitischen Ziels einer umfassenden Volksbildung verfügt das Helvetische Direktorium am 24. Juli 1798 die Einsetzung eines Erziehungsrats in jedem Kanton. In Luzern wird diese Vorgabe zügig umgesetzt. Gemäss dem dazu ausersehenen Verfahren bestimmt Erziehungsminister Philipp Albert Stapfer (1766– 1840,  Nr. 899) mit Genehmigung seitens des Vollziehungsdirektoriums aus den Vorschlägen der luzernischen Verwaltungskammer acht Erziehungsräte. Der Vorsitzende wird von der Verwaltungskammer aus den eigenen Reihen gewählt. Noch vor der offiziellen Einsetzung am 20. Januar 1799 nimmt am 26. November 1798 der Erziehungsrat seine Tätigkeit auf. Nicht nur blieb der Luzerner Erziehungsrat über die Helvetik hinaus bestehen, auch die Anliegen blieben bis in die 1830er-Jahre die gleichen: Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht, Verbesserung der Lehrerbildung, Förderung des Schulhausbaus. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts rücken pädagogisch-methodische Fragen in den Vordergrund. Dauerthemen während des 200-jährigen Bestehens des Erziehungsrats aber bleiben die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung, die Lehrerbesoldung und die Organisation der Schulaufsicht – und immer wieder die Initiative für neue Schulreformen und deren Umsetzung. Im Zuge der Verfassungsänderungen von 1995 (Volksabstimmung vom 16. Juli 1995) beschliessen die Luzernerinnen und Luzer-

595 ner den Erziehungsrat abzuschaffen, worauf dieser 1999 seine Tätigkeit endgültig einstellt. Lit.: Alois Häfliger: Der Luzerner Erziehungsrat 1798–1999. Eine schulhistorische Skizze. Luzern 2002 II. Mit dem Beschluss der helvetischen Regierung vom 6. Dezember 1802 ( Nr. 591) erhalten die Kantone die Möglichkeit, zukünftige Lehrpersonen zur Ausbildung nach Burgdorf zu schicken. Von diesem Angebot wollte auch die Luzerner Regierung Gebrauch machen. III. Z. 6f.

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Kaufmann: Fridolin Kaufmann (1778–nach 1830) aus Horw (Kt. Luzern) war bis 1803 Sekretär der Regierungskommission von Luzern. 1803 wurde er nach einem erziehungsrätlichen Auswahlverfahren – unter anderem wegen seiner bereits bestehenden wissenschaftlichen Bildung – dazu auserkoren, sich bei Pestalozzi in Burgdorf während vier Monaten (Mai bis August) mit dessen Methode vertraut zu machen, um anschliessend die Landschullehrer darin einzuführen, das heisst, die Reform der luzernischen Volksschule einzuleiten. Kaufmann eröffnete in der Folge in Luzern eine Lehranstalt nach pestalozzischen Grundsätzen (Allgemeine Zeitung 1804, Nr. 322, S. 1286; Allgemeine Zeitung 1806, Nr. 284). Die Regierung begrüsste Kaufmanns Lehranstalt, unterstützte ihn finanziell aber nur in der Startphase und legte ihm nahe, seine Arbeit im Schullehrerinstitut des Klosters St. Urban fortzusetzen. Ab 1809 war Kaufmann während sieben Jahren als Professor im katholischen Gymnasium in St. Gallen tätig, später in Luzern und Konstanz. 1820–1823 unterrichtete er in Freiburg im Breisgau, dann in Pisa. Eyholzer: Johann Josef/Joseph Eyholzer (1774–1827) aus Wolhusen (Kt. Luzern) besuchte im Auftrag der Luzerner Regierung von Mai bis Juli 1803 jenen einmalig durchgeführten Lehrkurs Pestalozzis, der in der Nachfolge der Helvetik dem Gedanken einer national organisierten Lehrerbildung folgte. Er war in der Folge bis 1810 Leiter der Lehramtsklasse Luzern und daneben bis 1827 Lehrer an der sogenannten Musterschule in Wolhusen. Präsident des Erziehungsraths: Leodegar Lorenz Zurgilgen (1757–1814) war 1801–1803 Mitglied der helvetischen Verwaltungskammer in Luzern und Vorsitzender des Erziehungsrates. Von 1803–1814 war er im Stadtrat Luzern und als solcher Verwalter des Waisenhauses und des Säntisspitals. Von 1808 bis 1814 war er zusätzlich im Grossen Rat des Kantons Luzerns.

600. Jean Pierre Mouron 11. Mai 1803 [Reg.] Mouron will seinen 16jährigen Neffen zu Pestalozzi nach Burgdorf schicken.

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Nr. 635 Sacherklärung I.

Jean Pierre Mouron (1758–1827) stammt aus Chardonne (Kt. Waadt). 1798 wird Mouron Abgeordneter von Chardonne in der provisorischen Versammlung des Kantons Waadt, 1798–1803 vertritt er als «agent national» die Exekutivgewalt auf kommunaler Ebene. In dieser Funktion ist er laut Artikel 103 der Verfassung vom 12. April 1798 für die Aufrechterhaltung der helvetischen Staatsordnung und den Gesetzesvollzug verantwortlich. Mouron wird nach dem Zusammenbruch der Helvetik 1803 «syndic» (Bürgermeister) der Munizipalität Chardonne. 1808 ist er Mitglied des Grossen Rates des Kantons Waadt, 1817–1823 Richter am Distriktsgericht Vevey. Mouron gehört bis zu seinem Tod der Munizipalität an. III. Z. 4

Neffen: Jean Pierre Aimé Mouron (*1786) war ein Sohn von Jean Samuel Ferdinand Mouron (1761–1795), dem Bruder des Briefabsenders Jean Pierre Mouron (1758–1827,  Sacherklärung I.). Samuel Ferdinand Mouron starb 34jährig an Schwindsucht. Über die Lebensgeschichte des Neffen ist nichts weiter bekannt.

601. Johann Ludwig Ewald 29. Mai 1803 Bremen am ersten Pfingsttage. 3. 5

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Endlich komme ich dahin Ihnen einen ordentlichen Brief zu schreiben edler Freund der Menschen, also des Guten Kolumb für intellectuelle Menschenbildung, Märtyrer für die Menschheit, so Gott will, gekrönt mit der besten Krone der Menschenachtung, mit Liebe der Edeln, der Notablen im Reiche Gottes! Ich möchte Ihnen danken für alles was Sie thaten, für Ihr B[ur]gd[or]f, für Ihre Linien und Winkel und Quadrate für Blendermann für alles – u[nd] ich würde es, wenn mein Blick sich in den Ihrigen bis zum Herzen hineinbohren, wenn meine Arme Sie umschlingen, Ihr Herz sich an das meinige drücken könnte. Aber so mit dieser schwarzen Dinte auf diese Lumpen? Nein, kein Wort! So sah die Menschheit ein Pfingstfest, für intellektuelle Bildung, aus dem Himmel Ihren Menschenliebe, Ihres Menschenbeobachtens aus Menschenliebe; Ihrer unermüdlichen Thätigkeit aus Menschenliebe herabgebracht. Man wird mit andern Sprachen reden, mit andern Augen sehen, mit andern Ohren hören; und die Läh-

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mungen, Verkrüppelungen Armseligkeiten des menschl[ichen] Geistes werden geheilt werden – das ist mein fester Glaube. Und diesem Glauben gemäss werde ich handeln, denn der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist todt in ihm selbst. Und n u r wer beharret bis ans Ende der wird selig[.] Aber – was mich am meisten freute; liebe Bruderseele, das ist: dass S i e s e l b s t d i e E i n s e i t i g k e i t dieser Methode erkennen, und den S c h a d e n den sie stiften könnte, wenn sie einseitig betrieben würde. Hoch habe ich aufgejauchzt, als ich von Blendermann hörte, dass auch Sie die V e r n u n f t b e s t i e n und die V e r n u n f t e s e l kennen[.] Diese Einseitigkeit zu vermeiden, dem Misbrauche vorzubeugen, dem Ihre Methode dadurch ausgesetzt ist; die Menschen moralisch und religiös zu bilden, in eben dem Geiste, in dem Sie das Denkvermögen bilden, das muss I h r und Unser Aller Bestreben seyn. Ich biete Ihnen Hand und Kopf und Herz und Alles dazu an. Sie darüber zu erklären, b e s t i m m t zu erklären, ist bald nöthig, wenn nicht die Nachteulen rufen, und * durch ihr Rufen dem Kinde Tod verkündigen sollen. Schon werd ich von allen Seiten her gewarnt, in meinem Kreise keine Methode aufkommen zu lassen, die allen Glauben vor der Geburt erwürge, die den Menschen die Augen aussteche, mit denen man allein aufs Christenthum sehen, das Herz lähmen, mit dem man allein etwas Christliches empfinden könne. Sie wissen ich bin ein dezidirter Bibelchrist, ohne Kalvinismus, Lutherthum und Pabstthum irgend einer Art; übrigens herzlicher Freund aller redlichen Deisten, Christen, Naturalisten Spinozisten Atheisten die auf ihrem Wege, sittlicher zu werden suchen und es wirkl[ich] werden. Aber ich lasse warnen und schreien u[nd] weinen u[nd] seufzen, und befördere Ihre Methode mit aller Macht, weil ich jetzt weiss, was sie ist, u[nd] wohin sie führen muss. Ich müsste meinen Glauben an mein Christenthum verlieren wenn ich fürchtete, dass es bey bestimmten zum Denken gebildeten Köpfen nicht bestehen könnte. – Aber, lieber Bruder; d i e M e n s c h h e i t i n M a s s e (ich rede nicht von Einzelnen) k a n n n i c h t o h n e p o s i t i v e R e l i g i o n , unser Europa kann nicht ohne die beste aller positiven Religionen, ohne Christenthum bestehen. Durch sie muss das Thier im Menschen zum Geist veredelt, u[nd] er aus dem Schlamme von Sinnlichkeit und Egoismus, zur Menschenliebe und zum Höherstreben gehoben werden. Das Christenthum fasst den Menschen nicht blos bey der Vernunft, die zwar in B ü c h e r n aber nicht i n d e n

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T h a t e n den Menschen regirt, es fasst ihn bey Kopf und Herz, bey Einbildungskraft Gedächtniss und Sinnlichkeit, an allen Seiten seines Wesens an. Das Christenthum setzt die Haubtfedern des innern Menschen in Bewegung, die das Ganze regieren – Zutrauen und Liebe. Doch – warum sage ich das doch erst dem Manne der die R e l i g i o n für M ü t t e r schrieb? Denken Sie nun einmal darüber nach, ob nicht nach der Bibel, den Menschen religiöse Ideen, religiöser Sinn eingeflösst wird, gerade auf eben die Art, wie nach Ihrer Methode dem Menschen intellektuelle Bildung gegeben wird? Eben so von A n s c h a u u n g e n a n g e f a n g e n in den kleinsten Stufenfolgen fortgegangen, Hauptideen öfters w i e d e r h o l l t , dabey b e h a r r t , bis sie sich unvergesslich eingedrückt haben! Eben so das Einzeleste Einzelne, als Theil des Einzelnen für Einzelne als Theil der Gattung; der Gattung als Theil des Geschlechts bemerkt – Eben so anschaulich der Fehler gezeigt, wie an der Tafel! Auch der Bibel ist die einzige Anschauung des Zutrauens Z u t r a u e n , die einzig mögliche Anschauung der Liebe, L i e b e . Auch in ihr wird der Mensch stufenweise zu Religion gehoben. – Liebe zur Mutter, zum Vater, zu edeln Menschen, zu Christus, dem Edelsten, zu Gott! Kurz: das Christentum ist eine Pestalozzische Methode, religiöse Begriffe zu entwickeln, religiosen Sinn zu bilden, oder Ihre Methode ist eine christl[iche] Methode, das intellektuelle Vermögen zu bilden, – od[er] vielmehr: Beyde haben aus einer Quelle geschöpft, aus der menschl[ichen] Natur, ihren Bedürfnissen,

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 5,196,4r–5r Abschrift Textkritik

Zeuge [h] Z. 24 Z. 37 Z. 38 Z. 39 Z. 45 Z. 47f. Z. 55

in Ich biete erklären, ist *: Tintenklecks ein dezidirter Deisten, Christen in

599 Sacherklärung I. Johann Ludwig

Ewald (1747–1822)  Nr. 529 II. 

Johann Ludwig Ewald (1747–1822, Nr. 529) kennt Pestalozzi bis jetzt nur aus der Literatur und aus Berichten; er besucht ihn erst in Münchenbuchsee 1804. Seine Begeisterung für die Methode ist aber riesig und kann als aussagekräftiges Beispiel für den zunehmenden Ruhm gesehen werden, den Pestalozzi sich europaweit aufzubauen beginnt. III. Z. 6

Z. 11f. Z. 46

Kolumb: Der Heilige Kolumban der Jüngere (ca. 530–615) ist der Patron von Irland und Helfer bei Überschwemmungen und Geisteskrankheit. Ähnlich wie Gallus steht er für die «Rechristianisierung» des europäischen Festlandes, die er ausgehend von Irland mit furchtloser Kompromisslosigkeit betrieb. Blendermann: Johann Jakob Blendermann (1783–1862)  Nr. 627 Bibelchrist: Damit ist hier als positive Selbstbezeichnung eine Position gemeint, die sich jenseits konfessioneller Differenzen (samt deren Bekenntnissen und Dogmen) auf die Bibel als Quelle der Wahrheit beruft. Im vorliegenden geschichtlichen Kontext, dem Umkreis pietistischer Erweckungsbewegungen, dem Johann Ludwig Ewald (1747–1822,  Nr. 529) zuzuordnen ist, meint Bibelchrist die Abgrenzung von der protestantischen Orthodoxie und deren verändertem Schriftverständnis einerseits, aber ebenso auch von dem durch die Aufklärung propagierten Primat der Vernunft.

602. Johann Friedrich Herbart Frühsommer 1803 5

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Fragen von Herbart in Göttingen 1. Wie alt sind im Durchschnitt die Kinder, wenn mit ihnen die 3 Elementarbücher angefangen werden? Wie alt s o l l t e n sie ungefähr s[ein]? 2. Wie lange pflegen sie an dem 1sten Heft des Buchs d[er] Mütter ungefähr zu lernen? Wie viel Monate? " " Stunden täglich? Wie lange jedesmal ununterbrochen fort? 3. Wenn ihrer einige völlig gefasst haben was andere noch n[icht] fertig genug wissen, lernen sie dessen ungeachtet mit einand[er] fort? Od[er] was macht man mit d[en] Zuvorgeschrittenen? 4. Was für Lektionen w[erden] zunächst vorbereitet durch das Buch d[er] Mütter? Wie geht hier die Stuffenfolge von Anfang an bis so weit man es bisher getrieben hat?

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5. Welche Stuffenfolge wird vom ABC. d[er] Anschauung u[nd] d[en] Übungen in d[en] Zahlverhältnissen * durchlauffen? 6. Giebt es 1 bestimmte Klassenabtheilung unter d[en] Lehrlingen? Wie ist sie eingerichtet? 7. Welche besonderen Rücksichten nimmt man auf Lehrlinge von höhern, welche auf Lehrlinge von niedern u[nd] von d[en] niedersten Ständen? Wo ist die Gränze dessen was künftige Bauern u[nd] Handwerker n[icht] mehr lernen dürfen? 8. Was thut man um das gesellschaftl[iche] Verhältnis d[er] Kind[er] untereinand[er] zu fördern? Damit sie n[icht] bloss m i t einand[er] lernen sondern auch f ü r 1 n a n d [ e r ] etwas seyen? 9. Wird auch von Fabeln, Mährchen, Unterhaltungen, Erzählungen etc. Gebrauch gemacht u[nd] wie? –

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ZB Zürich, Ms Pestal 5,201,22 Copia Der Fragekatalog wird als briefähnliches Dokument behandelt. Textkritik

Zeuge [h] Z. 30

Fabeln, Mährchen Sacherklärung I.

Johann Friedrich Herbart (1776–1841)  Nr. 584 II. Im Sommer 1799, während seines Aufenthaltes in Bern bzw. auf dem Landsitz in Märchligen (Kt. Bern) bei der Familie Steiger als Hauslehrer, besuchte Johann Friedrich Herbart (1776–1841,  Nr. 584) zusammen mit Theodor Ziemssen (1777–1843,  Brief vom 17. Oktober 1817) Pestalozzi mehrmals in Burgdorf. Der Kontakt blieb zumindest indirekt erhalten, indem Ziemssen Herbart am 9. Juni 1800 bat, ihm sein eigenes ABC der Anschauung zu übersenden, an dem er offenbar arbeitete, um es Pestalozzi und Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582) zur Prüfung vorzulegen. Herbart bat Ziemssen, ihn seinerseits auf dem Laufenden über Pestalozzis Arbeit zu halten (Asmus 1968, S. 177). In den Sitzungen vom 6. November und 18. Dezember 1801, kurz nach Erscheinen von Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, trug Herbart in der Literarischen Gesellschaft in Bremen bereits Auszüge daraus vor sowie einen eigenen Entwurf: In jener Zeit 1801/02 arbeitete Herbart an Pestalozzis Idee eines ABC der Anschauung (1802). Im Januarheft der Zeitschrift Irene von 1802 erschien von Herbart zudem Über Pestalozzis neueste Schrift: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt 1801. Als Johann Smidt (1773–1857) Herbart bat, Pestalozzi wegen eines neuen Lehrers für das Bremer Pädagogium anzufragen ( Nr. 584), verfasste dieser den Brief an Pestalozzi nur mit Widerwillen; offenbar traute er ihm nicht zu, einen geeigneten Mann zu empfehlen (Herbart 1912, S. 257f.). Die hier vorliegenden Fragen zielen auf die Elementarbücher. Die Antwort Pestalozzis ist ediert in PSW XV, S. 425–431.

601 Lit.: Walter Asmus: Johann Friedrich Herbart. Eine pädagogische Biographie. 2 Bände. Heidelberg 1968 und 1970; Johann Friedrich Herbart: Sämtliche Werke. Karl Kehrbach/Otto Flügel (Hrsg.). Bd. 16: Briefe von und an J. F. Herbart. Langensalza 1912 III. Z. 8

Z. 19f.

1sten Heft des Buchs d[er] Mütter: Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Erstes Heft. Zürich/ Bern/Tübingen 1803 (teilweise ediert in PSW XV, S. 341–424) ABC. d[er] Anschauung u[nd] d[en] Übungen in d[en] Zahlverhältnissen: ABC der Anschauung, oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Zürich/ Bern/Tübingen 1803 (PSW XV, S. 175–340)

603. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 5. Juni 1803 5

An Herrn Pestalozzi in Burgdorf Canton Bern. den 5. Juni 1803.

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Du wirst, mein Bester, meinen lezten Brief erhalten haben. Meine Schwägerinn Mayr, Gemahlin des gew[esenen] Presidente der Verwalt[ungs] Kammer von hier, und jeziges Mitglied der Liquidations Comission, ist gesonnen einen ihrer Knaben, 10 Jahr alt, für etwa 6 Monathe, in deinem Institut zu Burgdorf unterrichten zu lassen. Er hat einen grossen Hang für Zeichnung und Mechanik. Für beydes aber ist es nothwendig, dass er auf die ersten Liniamente aufmerksam gemacht werde. Der Caracter des Knaben übrigens ist gut, und voll des besten Willens. Nun frägt es sich, ob Du noch Plaz für ihn in deinem Institut habest, und wie viel er monatlich für Kost, Beleuchtung, Wäsche u.s.w. zu bezahlen habe? Ich muss Dir bemerken, dass diese Familie nicht im Fall ist, einen grossen Aufwand zu machen, und daher vor ihrem endlichen Entschluss die Ausgabe berechnen muss, zu der er sie bringen wird. Ich bin aber versichert, dass deine Antwort alle daherigen Anstände heben werde, und bitte mir dieselbe so bald möglich zu übermachen. Meine Frau grüst Dich, mein Lieber. Wir sind alle wohl, und ich hoffe, dass Du es auch seyest. Vale et ama F.B. Meyer

602 Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 221/3 Blatt, 189x236 mm ganzer Text lateinische Schrift Adresse, Siegelspuren und -ausriss, Dorsualvermerk beantwortet Auf der Rückseite Entwurf von Pestalozzis Hand Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 III. Z. 9 Z. 10

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 Nr. 596

lezten Brief: Mayr: Maria Anna Mayr-Rüttimann (†1804) war eine Schwester von Maria Josepha Meyer von Schauensee-Rüttimann (1772–1812,  Nr. 450), des Politikers Georg Vinzenz Rüttimann (1769–1844,  Nr. 513) und von Christoph Rüttimann (1771–1846,  Nr. 573). Seit 1789 war sie mit Laurenz/Lorenz Josef Alois Mayr (1755–1816,  Nr. 625) verheiratet. gew[esenen] Presidente: Laurenz/Lorenz Josef Alois Mayr (1755–1816)  Nr. 625 Knaben: Es handelt sich dabei um Jost (Josef Gosteli) Mayr (1791–1857). Jost dürfte sich ab dem 10. September 1803 in Burgdorf aufgehalten haben, wurde aber wahrscheinlich wenige Wochen danach aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung von seinem Vater Laurenz/Lorenz Josef Alois Mayr (1755–1816,  Nr. 625) nach Hause geholt ( Nr. 625). Liniamente: Wahrscheinlich dem Französischen linéament (der Grundzug) entnommen. Im übertragenen Sinn meinen die «Liniamente» also die ersten Züge einer in Anbahnung begriffenen Sache oder die Grundlagen bzw. die Grundbegriffe einer Sache. Anstände: Bedenken Meine Frau: Maria Josepha Meyer von Schauensee-Rüttimann (1772–1812)  Nr. 450

604. Johannes Niederer 9. Juni 1803 Sennwald, den 9. Juni l803. 5

Vater P e s t a l o z z i ! Ich komme, Ihr Kind zu sein; aus Ihrem Umgange, Ihren Lehren, Ihrer Liebe, Weisheit und Kraft einzusaugen. Mit heisser Sehnsucht

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erwarte ich die Stunde, die mich ganz zum Ihrigen, zum Eingeweihten in Ihr Herz und in Ihr Werk machen muss. Meine Wonne wird nur sein, Ihnen zu genügen; mein Glück, unter gleichgesinnten Brüdern und mit Ihnen Hand in Hand zum schönsten Ziel vereint zu wandeln! Von nun an darf es keinen andern Ruf zum Vergnügen mehr für mich geben, als den Ruf zur Anstrengung und Thätigkeit. Ihrer Anweisung zufolge hat Herr Statthalter H ö r l e r mir schon neun Louisd’or zugesandt und Herrn Exsenator M i t t e l h o l z e r geschrieben, dass zwölf Louisd’or bei ihm bereit liegen. Diese Opfer der Zuneigung, die Sie mir gebracht haben, sind ein Beweis der Grösse Ihrer Anhänglichkeit, der mich nicht nur rühren, sondern zum thätigsten Eifer entflammen muss, Ihnen zu dienen, wenn ich nicht zur tiefsten Verwerflichkeit herabsinken will. Doch weg mit Versprechungen, und weh mir, wenn ich unedel, mir selbst nicht treu, oder kränklich und schwach, unfähig sein sollte zu leisten, was nun alles, und ich selbst der Erste, von mir fordert. Auf den 23. Juni wird die neue Pfarrwahl stattfinden. Ich muss nothwendig mit dem neuen Pfarrer einen Auskauf treffen und also warten bis dahin. Am Ende des Monats oder spätestens am Anfang des künftigen ist in Ihren Armen Ihr ewig treuer Joh. Nie derer.

Überlieferung 1

Morf II, S. 104–105 Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Schon lange wollte Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) zu Pestalozzi nach Burgdorf übersiedeln; aus finanziellen Gründen verzögerte sich dieser Plan bis im Sommer 1803. III. Z. 15

H ö r l e r : Josef Ulrich Hörler (1737–1810) aus Appenzell war ein bedeutender Bildhauer, von 1782–1783 Landesfähnrich, 1783 Examinator für Schulen und Straftaten, 1783–1786 Kirchenpfleger und 1786–1802 Statthalter. Nach der Ablehnung der helvetischen Verfassung durch die Landsgemeinde 1798 zog Hörler nach Herisau (Kt. Appenzell-Ausserrhoden).

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Hier wurde er als «Gegner des neuen Regiments» betrachtet und war kurze Zeit in Haft. M i t t e l h o l z e r : Anton Josef Mittelholzer (1758–1827) aus Schlatt (Kt. Appenzell-Innerrhoden) war von 1782–1794 Landschreiber, 1792–1798 Tagsatzungsgesandter, 1794–1802 Landeshauptmann und 1798 Mitglied des helvetischen Senats. Opfer der Zuneigung: Mit der von Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) diktierten Mediationsakte im Februar 1803 zeigt sich die politische Aufteilung wie folgt: Sennwald, wo Niederer wohnt, gehört zum neugegründeten Kanton St. Gallen (bis anhin Kanton Linth). Hörler und Mittelholzer gehören zu Appenzell. Dass die beiden Niederer eine finanzielle Unterstützung zukommen lassen, ist vermutlich eher auf eine private Gönnerschaft zurückzuführen (Niederer ist Appenzeller) und hat weniger mit den offiziellen Strukturen zu tun. neuen Pfarrer: Franz Simeon Hörler (1772–1830) aus Thal (Kt. St. Gallen) war erst Pfarrer in Reute (Kt. Appenzell-Ausserrhoden) und wurde 1803 einstimmig nach Sennwald gewählt, wo er bis zu seinem Tod tätig war.

605. Johann Friedrich Mieg 14. Juni 1803 Heidelberg am 14. Junius 1803. 5

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Edler Mann und Freund! Sie und ihre würdige Gattin haben unsren Freund Kleinschmidt so liebreich aufgenommen, und Ihrem institute eingeweihet, dass ich Kein Bedenken trage ihnen Zur gütigen Aufnahme, Anleitung und Einweihung im Geiste ihrer Lehranstalt einen wissgierigen jungen Menschen, den Sohn meiner Nichte L a d o m u s bestens und andringend zu empfehlen. Heidelberg, Carlsruhe und Paris waren bisher die Örter, wo Er mit unverdrossenen Eifer nach Licht und Warheit, besonders im mathematischen Fache, strebte; Mathesis, so wohl der Theorie als praxis nach, ist eigentlich sein Element, und Er hat schon wirklich angefangen darin unterricht Zu Carlsruhe mit beifall u[nd] gutem Erfolg zu ertheilen allein der gute Ruf Ihres instituts zu Burgsdorf hat den jungen mann seit einiger Zeit so sehr eingenommen dass Er seine Mutter, meine Nichte, dringend gebethen hat wenigstens auf Zwei monathe ihn nach Burgsdorf reisen, und das Lehrinstitut selbst reiner und schärfer in’s auge fassen zu lassen. Gestern meldete mir’s die gute Frau, gab ihm ihre Einwilligung dazu, und bath mich um ein warmes Empfelungsschreiben für ihren Sohn an meinen edlen und vortreflichen Freünde. Schon heute habe ich dem Sohn u[nd] der mutter meinen vollen Beifall Kund gethan

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u[nd] mit innigem vergnügen dieses Briefchen Zur Empfelung beigelegt. Gelinget es dem jungen Ladomus in den Geist Ihrer Lehrart einzudringen, und stehen ihm seine mathematischn vielseitige Kenntnisse nicht im Licht noch im Wege, wie ich von herzen wünsche u[nd] hoffe, so bitte ich sehr aus diesen jungen Mann einen trefflichen u[nd] thätigen Lehrer nach ihrer Schule u[nd] Methode Zu Ziehen u[nd] so bald es nur mit Ehren geschehen kann, ihm irgendwo ihm einen eignen Lehr- und Wirkungskreis anzuweisen. War bei dem iungen mann die erste auffassung der mathematischen Lehrsätze und probleme reine, innere und lebendige anschauung, so sollte ich vermuthen, müsste sein Kopf für die methode ihrer anstalt gehörig passen, und hinreichend vorbereitet seyn, und dann lässt sich vom ferneren Eifer desselben um so mehr gutes erwarten, da Er ungefesselt – weder an einem amt, noch positiven Lehrfache gebunden ist, sondern frei u[nd] Unbefangen nach Burgsdorf reiset um mit eignen Augen zu sehen und vom eigentlichen und inneren der Lehranstalt sich Zu überzeügen. Wie rein und tief Freund Kleinschmidt im geist ihrer Lehrart eingedrungen ist, davon bin ich in Kreuznach Augen- u[nd] ohren Zeuge gewesen. Er hat mehrmalen mit einigen Knaben die Einheitstabelle vor- und durchgemacht, und es war eine wahre Freüde für mich Zu hören, wie richtig, schnell und besonnen alle Antworten der Knaben fielen. auch habe ich mich hier überzeügt, dass es besser und wirksamer ist nur eine oder zwei Stunden diesen Übungen beizuwohnen, als weit u[nd] breit dieselbe sich beschreiben zu Lassen. «Kommet und Sehet» heisset es hier, und grade das ist es auch, was an Ladomus Entschluss mir so wohl gefällt, dass Er Grade hinreiset u[nd] Sehen will. Freund Kleinschmid ist gesund u[nd] heiter, wird so bald ihm die erfoderliche Zimmer vom praefekten angewiesen werden mit einem Freünde ein förml[iches] Lehrinstitut anfangen, u[nd] alsdann Ihre Elementarlehre ex professo u[nd] förmlich Zum Besten der Söhne in Kreuznach treiben. An Ihre Gattin, meiner würdigen Freündinne, meine herzliche Empfelung! ich beharre unabänderlich dero Ergebenster JoFr Mieg.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 226/2

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Bogen, 106x169 mm lateinische Schrift Original Textkritik

Zeuge H Z. 49f.

Übungen beizuwohnen Sacherklärung I.

Johann Friedrich Mieg (1744–1819)  Nr. 299 II. Nach einer fast zwanzigjährigen Pause (zumindest gemäss den überlieferten Quellen) nimmt Johann Friedrich Mieg (1744–1819,  Nr. 299) den Briefwechsel mit Pestalozzi mit diesem Brief wieder auf. Anlass dazu scheint der Besuch Ernst Karl Kleinschmidts (1775–1847,  Nr. 723) wahrscheinlich Anfang 1803 in Burgdorf gewesen zu sein, sowie Miegs Absicht, Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854)  Nr. 689) nach Burgdorf zu schicken. III. Z. 5 Z. 6 Z. 9 Z. 9

Z. 44

Z. 55

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Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Kleinschmidt: Ernst Karl Kleinschmidt (1775–1847)  Nr. 723 jungen Menschen: Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854)  Nr. 689 Nichte: Charlotte Susanne Mieg (1746–1816) heiratete 1773 in zweiter Ehe den Kaufmann Hartmann Ladomus (1729–1786). Sie hatten neun Kinder, wovon Johann Jakob Friedrich das zweitjüngste war. Kreuznach: Offenbar durch die Lektüre von Pestalozzis Buch der Mütter angeregt, gründete Johann Heinrich Kaufmann (1772–1834) eine Unterrichtsanstalt nach Pestalozzis Methode in Kreuznach (Rheinland-Pfalz). Zu diesem Zweck nahm er Kontakt mit Wilhelm Weinmann (1774–1854,  Nr. 960), dem Konrektor des unter napoleonischer Herrschaft aufgehobenen reformierten Gymnasiums von Kreuznach auf sowie mit dem Erzieher Ernst Karl Kleinschmidt (1775–1847,  Nr. 723). Nach Versuchen mit wenigen Kindern in der Pestalozzischen Lehrart reist Kleinschmidt nach Burgdorf, um sich in die Methode einführen zu lassen. Nach seiner Rückkehr wurde die Pestalozzische Lehranstalt im September 1803 offiziell eröffnet. praefekten: Jeanbon (de) St. André (1749–1813) (eigentlich André Jeanbon) wurde im Jesuitenkolleg in Montauban (Midi-Pyrénées) erzogen und wollte eigentlich Jurist werden, was aber wegen seiner protestantischen Herkunft nicht möglich war. Er wurde Seefahrer und entschloss sich nach einem Schiffbruch 1771, zum Studium der Theologie in Lausanne und arbeitete als Pfarrer. 1789 begann er, sich auch politisch zu betätigen, war Abgeordneter in der Nationalversammlung und wurde 1802 Präfekt des Département du Mont-Tonnerre mit Sitz in Mainz. 1813 starb er in Mainz an Typhus. Lehrinstitut: Ernst Karl Kleinschmidt (1775–1847,  Nr. 723) eröffnete im September 1803 die Pestalozzische Lehranstalt in Kreuznach (Rheinland-

607 Pfalz) mit 15 Kindern. Proteste gegen eine Einquartierung im ehemaligen Karmeliterkloster kamen von katholischer Seite. Gleichzeitig hatte die breite Unterstützung des Unternehmens dazu geführt, dass man diese Privatschule in eine öffentliche umwandeln wollte; sie sollte als Vorbereitungsschule für die école secondaire gelten. Auch sollten sich künftige Landschulmeister dort im Unterrichten üben. Kleinschmidt verliess Ende 1803/1804 Kreuznach, Wilhelm Weinmann (1774–1854,  Nr. 960), zuerst Lehrer am Lehrinstitut, wurde ab 1807 Rektor an der école secondaire. Lit.: Die Pestalozzische Unterrichtsanstalt zu Kreuznach. Sendschreiben des Hrn. Kulisch an einen Freund des Herausgebers (dat. auf den 16. Thermidor). In: Johann Christoph Friedrich GutsMuths (Hrsg.): Bibliothek der Pädagogischen Litteratur, August 1804, S. 387–396; Kreuznacher Heimatblätter 1953/Nr. 3, 1963/Nr. 10, 1965/Nr. 7

606. Johannes Niederer 14. Juni 1803 Sennwald, 14. Juni 1803. 5

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Vater P e s t a l o z z i ! Obschon ich Ihnen vor meiner Abreise nicht mehr zu schreiben glaubte, so veranlasst mich dennoch die Beilage dazu, die Sie hier finden. Gestern nämlich erhalte ich das Kantonsblatt von St. Gallen vom 3 diess und an seiner Spitze diesen Aufsatz. Obschon sich sein Verfasser nicht nennt, so ist es dennoch unverkennbar S t e i n m ü l l e r , der seinen vorjährigen Besuch Ihres Instituts darin schildert. Vermuthlich hat er diese leichten Truppen vorausgeschickt, um das Publikum zu stimmen und Ihnen dann mit einem Hauptstreiche, durch den schon in Bereitschaft stehenden Hinterhalt, plötzlich den Garaus zu machen. Bewundernswürdig ist die Kunst, die er hier meisterhaft übt, eine Sache schief, einseitig, hämisch, giftig darzustellen. Wenn das nicht fein verleumden heisst, so will ich alle Bubenstücke ehrlich nennen, und alle Schufte für Biedermänner erklären. Was sagt wohl Herr N e e f zu seinem so bezeichneten Lebenslauf? Wie finden Sie die Ehrlichkeit, die Wahrheitsliebe eines Verfassers, der ein Jahr nach dem Besuche ein Institut, das seiner Natur nach sich immer vervollkommnen muss, durch längst verbesserte Mängel verdächtig macht? Wie die Psychologie eines Mannes, der Erzieher sein will, und die merkwürdige Frage aufwirft: ob ein Knabe eine Sache länger im Gedächtniss oder in der Anschauung behalte? Wie endlich überhaupt die Resultate, die der zwei- oder dreistündige Beobachter, dessen

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Auge nicht trügt und dessen Ohr nicht irret, in so verschwenderischer Masse aufstellt? Wesentlich und wichtig scheinen mir diese Bemerkungen allerdings, um die Seiten kennen zu lernen, von denen Ihr Institut angegriffen wird, und die Vorstellungen, die sich eine gewisse Klasse von demselben und Ihrer Lehrart macht. Freilich liegt hier auch Handwerksneid und vielleicht persönlicher Hass gegen K r ü s i im Spiele. Lassen Sie mir durch letztern noch Nachrichten über das, was gegen S t e i n m ü l l e r zu thun ist, zu Theil werden, ehe ich zu Ihnen abreise. Ist’s besser zu widerlegen oder zu schweigen? Dass übrigens diese Schilderung Beifall gefunden, Freude erweckt hat, und dass diese Klasse ihres Triumphes gewiss ist, weil die Leidenschaften und Vorurtheile auf ihrer Seite sind, scheint mir gewiss zu sein. Schweigt man, so ist diess desto mehr der Fall, aber auch das Sprechen kann seine Nachtheile haben. Verachtungsvolles Schweigen verdiente der Verfasser, aber es gibt Schwache, die Belehrung bedürfen. Ich umarme Sie. Niederer.

Überlieferung 1

Morf II, S. 251 Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. 1803 veröffentlichte Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835,  Nr. 508) nach einem Besuch in Burgdorf im Zürcher Verlag Orell Füssli die Monographie Bemerkungen gegen Pestalozzis Unterrichts-Methode. Darin macht er deutlich, dass Pestalozzis Methode nur ein «Traum» sei, dessen Wirkung darin begründet liege, dass die Besucher sich nur kurz in Burgdorf aufhielten und sich von ihren Erwartungen täuschen liessen. Folgt man der Annahme Johannes Niederers (1779–1843,  Nr. 507), dass der Zeitungseintrag im Neuen St. Gallischen Wochenblatt auch von Steinmüller stammt, dann bereitet er damit den Boden für seine Kritik an Pestalozzi und seiner Lehrmethode vor. III. Z. 7 Z. 11 Z. 18 Z. 19

Beilage: Der Artikel erschien am 3. Juni 1803 im Neuen St. Gallischen Wochenblatt, Nr. 22, S. 173–176 S t e i n m ü l l e r : Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835)  Nr. 508 Bubenstücke: Schabernack N e e f : Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854)  Nr. 641

609 Z. 34

K r ü s i : Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588. Über welche konkreten Ereignisse Niederer hier mutmasst, ist unklar.

607. Johannes Herzog von Effingen 19. Juni 1803 5

H[err]n Herrn Pestalozy in Burgdorf. Effingen den 19 ten Juny 1803.

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Lieber Pestalozy! Ich empfange heüthe Gessners beide Brieffe; seine Laage ist äusserst bedenklich und nach meinen Begriffen kann ihnne nichts reten als ein accomodement mit seinen Creditoren. Ich rathe ihmme durch mein heuthige Brieff dieses an u[nd] da ich unmöglich nach Bern kommen kann so bitte dich inständigst, dahin zu gehen und Kuhn zu bitten Gessnern mit Rath an die Hande zu gehen. Ich will alles was in meinen Kräften ligt für Gessners Famille thun, gelingt es ihmme mit seinen Creditoren zu arangieren, woran ich nicht zweifle, so will ich ihme aus meinem Sak 500. Franken geben für die ich nur biedere Rechnung fordere, aber seine Laage ist zu verwikelt als dass ich mich durch Bürgschaft verpflichten könnte. Lebe wohl – dein Herzog

Überlieferung 1 2 3 4

ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 129/1 Blatt, 202x262 mm beschädigt Siegelspuren und -ausriss, Dorsualvermerk Arau Herzog Juny 1803 Effingen 1803 Textkritik

Zeuge H Z. 13 Z. 13 Z. 19

accomodement: lateinische Schrift Creditoren: lateinische Schrift Creditoren: lateinische Schrift

610 Z. 22

ist zu Sacherklärung I.

Johannes Herzog von Effingen (1773–1840) stammt aus Effingen (Kt. Aargau), besucht die Dorfschule und lernt in Moudon (Kt. Waadt) Buchhaltung und Französisch. Er heiratet Elisabeth Hartmann (1772–1843), steigt in die kleine Baumwollverlegerei seines Vaters ein und bringt diese zu wirtschaftlicher Blüte. 1797 wird er Bürger von Brugg (Kt. Aargau), 1810 von Aarau, wo er im selben Jahr eine Baumwollspinnerei gründet und zu grossem Reichtum gelangt. Während der Helvetischen Republik wird er in verschiedene politische Ämter gewählt und übernimmt spezielle Aufträge als helvetischer Kommissar. In der Mediation wird er 1803 aargauischer Grossrat, 1807 Kleiner Rat und ab 1819 bis 1830 Bürgermeister – aufgrund der verfassungsmässigen Parität jährlich alternierend mit dem katholischen Johann Karl Fetzer (1768–1847,  Nr. 868). Es gelingt ihm, Berns territoriale Ansprüche gegenüber dem Aargau abzuwehren und dessen Grenzen durch die dank Albrecht Renggers (1764–1835,  Nr. 646) geschickte Diplomatie vom Wiener Kongress genehmigte Verfassung von 1814 zu konsolidieren. Er ist mehrmals Tagsatzungsabgeordneter und führt als eidgenössischer Gesandter Verhandlungen in Handelsangelegenheiten mit Frankreich und den süddeutschen Staaten. Den Namenszusatz «von Effingen» erhält er als helvetischer Grossrat zur Unterscheidung von einem gleichnamigen Ratskollegen: Bei gleichem Namen fügte man dem Nachnamen den Herkunftsort bei – üblicherweise aber mit Komma abgetrennt. Lit.: Erwin Haller: Bürgermeister Johannes Herzog von Effingen 1773–1840. Aarau 1911 II. Johannes Herzog von Effingen (1773–1840,  Sacherklärung I.) war sowohl Verwalter des Druckkostenzuschusses der helvetischen Regierung als auch der Subskriptionsgelder für Pestalozzis Elementarbücher (IHBF Zürich, P VI 302), die bei Gessner ( Z. 16) gedruckt und verlegt worden wären, wenn er nicht Konkurs hätte anmelden müssen. In diesem Zusammenhang dürfte der hier vorliegende Brief geschrieben worden sein. III. Z. 11 Z. 16

Z. 16

Gessners beide Brieffe: scheinen nicht erhalten zu sein Kuhn: Damit ist wahrscheinlich Bernhard Friedrich Kuhn (1762–1825) gemeint, Professor für Rechtswissenschaften am Politischen Institut Bern, Mitglied der helvetischen Regierung und der Consulta in Paris 1802/3. Ab 1803 bis kurz vor seinem Tod war er Professor für vaterländisches Recht an der Akademie in Bern. Gessnern: Ab 1797 arbeitet Heinrich Gessner (1768–1813) als selbstständiger Buchdrucker in Zürich, einige Bedeutung erlangte er als Verleger von zeitgenössischer Literatur und Sachbüchern. 1798 wird er zum Nationalbuchdrucker der Helvetischen Republik, mit deren Zusammenbruch dieses Unternehmen aber Konkurs geht. Gessner kehrte nach Zürich zurück, um dort gemeinsam mit seiner Mutter und einem Familienkuratorium Buchdruckerei und Verlag weiterzuführen. Nach Gessners Tod 1813 erfuhr der Verlag unter Führung seiner Söhne eine Ausrichtung auf politische Literatur. Die andauernden finanziellen Schwierigkeiten konnten jedoch nicht

611 überwunden werden. 1833 erfolgte erneut ein Konkurs, der Verlag ging an Adolf Ludwig Follen (1794–1855) über.

608. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 26. Juni 1803 Schauensee den 26. Juni 1803. 5

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Ich habe Dich mein lieber Freund, schon vor einiger Zeit angefragt, ob Du einen meiner Verwandten, einen jungen Mayr etwa 10 à 11 Jahr alt für 6 Monathe in Dein Institut aufnemmen könntest, und wie hoch sich die Ausgaben 6 Monath für denselben belauffen würden. Da ich aber noch keine Antwort erhalten habe, so sehe ich mich genöthigt, Dich neuerdings darum anzugehen. Es scheint, dass eine neue Prüffzeit für Dich gekommen sey. Ich irrte, da ich davorhielt, dass die Herrn wenigstens den Schein des Vandalisme zu vermeiden sich bestreben werden. Aber, ohngeachtet des fortdauernden Aufsehens, das Deine Methode im Ausland macht, sezen sie sich über alle Betrachtung ihres eigenen Namens weg, und suchen durch Verläumdungen, und directe Mittel den Fortschritten derselben sich entgegenzusezen. So wie die Sachen eingeleitet sind, wird es auch wirklich wieder mit aller Art von öffentlicher Aufklärung weit weit ins Barbarische Jarhundert zurükgehen. Und sollten auch neue Ereignisse, die man uns ankündigt, neue Veränderungen in unserem Vaterland hervorbringen, so dürften diese leicht dem gegenwärtigen Uebel nicht vorbiegen, hingegen aber ein Grund zu neuen Aergernissen seyn. Wir stehen, lieber Freund, an dem Rand des Abgrunds, in den wir unwiderstehlich gestürzt werden. Möge nun die Sachen gehen, wie sie immer wollen, so ist es auffallend wie jeder Tag uns dem Tod nähert, der die politische Existenz unsers Vaterlands zernichten wird. Ich habe mich, mein Bester, auf das Land begeben, wo ich wenigstens den Vortheil geniesse, die Klage anderer nicht zu hören, und aussert dem Contact der vielfältigen Reibungen zu seyn, die das Herz erbittern, und das Gemüth von wichtigeren Betrachtungen, mit denen es sich beschäftigen kan, abhalten. Wenn Du noch vorhast, eine Reise in unsere Gegend zu machen, so wird es mir sehr lieb seyn, wenn Du zu mir auf mein Landgut kommen wirst, wo meine Freundschaft sich bestreben wird, Dich für vieles

612 andere, so du vermissen möchtest, schadlos zu halten. Vale et me ama. FB Meyer

Überlieferung 1 2 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 221/4 Blatt, 191x234 mm Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 II.  Nr. 603

III. Z. 5f. Z. 6 Z. 11

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 Nr. 603

vor einiger Zeit angefragt: jungen Mayr: Jost/Josef Gosteli Mayr (1791–1857)  Nr. 603 Prüffzeit: Mit der Mediationsakte, die am 10. März 1803 in Kraft trat, wurde die föderalistische Ordnung reinstalliert. Dazu gehörte auch die Reaktivierung der Verwaltungsstrukturen des Ancien Régimes. Für Pestalozzis Institut im Schloss Burgdorf bedeutete das konkret, dass der Oberamtmann von Bern, Johann Rudolf Stürler (1771–1861,  Nr. 639) seinen Amtssitz wieder im Schloss errichten wollte und Pestalozzi dadurch neue Räumlichkeiten suchen musste. neue Ereignisse: Damit spielt Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848,  Nr. 443) wahrscheinlich auf den Untergang der Helvetik und auf die Entstehung der Kantonsverfassungen unter französischem Einfluss an (Kantone als souveräne Staaten in einem Staatenbund), womit eine Rückkehr zu den Verhältnissen des Ancien Régime verhindert werden sollte. Landgut: Eggisbüel in Weggis (Kt. Luzern)

609. Franz Paul von Fraunberg Sommer 1803 5

[Reg.] Freiherr von Fraunberg schickt Franz Joseph Müller auf Staatskosten in die Schweiz, um die pestalozzische Methode in Burgdorf zu lernen.

613 Überlieferung 1

Morf II, S. 243 Sacherklärung I.

Franz Paul von Fraunberg (1763–1814) tritt 1766 in die Münchner Pagerie (Schule der Kammerjungen) ein, besucht das Münchner Gymnasium, tritt 1780/81 in dessen Oberklasse ein und absolviert sein philosophisches Propädeutikum. An der Landesuniversität Ingolstadt studiert er in der Folge Rechtskunde, wird aber 1785 wegen seiner seit 1783 bestehenden Mitgliedschaft im Illuminatenorden von dieser verwiesen. 1787 wird Franz Paul kurfürstlicher Kammerherr. 1787/88 wird er als «Rat von der Ritterbank» (Regierungsrat) in Straubing (Bayern) tätig. Ab 1793 ist er kurfürstlicher Oberlandregierungsrat von München und wird damit wiederum als «Rat von der Ritterbank» Mitglied der obersten Landesregierung, einer 1779 neu gegründeten Regierungsinstanz. In Straubing bekleidet er von 1799–1802 das Amt des Vizedoms (Schultheiss). Er wird 1803 Regierungspräsident in Schwaben und Neuburg und kurfürstlicher Generalkommissar für Passau von 1803–1805. 1808 wird Franz Paul Generalkommissar des Regenkreises, tritt 1813 in den Ruhestand und geht als Lokalkommissar nach Augsburg, wo er im darauffolgenden Jahr verstirbt. II. Zwischen 1783 und 1795 hatte Fürstbischof Joseph Franz von Auersperg (1734–1795) versucht, das deutsche Schulwesen in Passau nach dem österreichischen Vorbild umzugestalten; seine Reform lehnte sich stark an die 1773 durch Maria Theresia (1717–1780) in Auftrag gegebene und durch Johann Ignaz Felbiger (1724–1788) ausgearbeitete Schulordnung an, welche 1774 auf österreichischem Herrschaftsgebiet in Kraft getreten war. Darin wurden die kirchlichen Volksschulen in Staatsschulen umgewandelt und in Trivial-, Normal- und Hauptschulen gegliedert. Wichtigste Neuerungen waren die Unterrichtspflicht zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr und der Entscheid, den Religionsunterricht als reguläres Schulfach aufzunehmen. Mit der Reform einher ging die Umstellung von Einzelunterricht auf Klassenunterricht, die Schaffung neuer Lehrpläne und die Gründung von Lehrer-Seminaren. Die Französischen Kriege belasteten auch Passau. Dank seiner günstigen Verkehrslage, welche die Österreicher für ihre Nachschublieferungen nutzten, befanden sich während des ersten Koalitionskrieges (1792–1797) fortwährend österreichische Soldaten in der Stadt. Während des Zweiten Koalitionskrieges (1799–1801) wurde die Bevölkerung durch Einquartierungen, Naturallieferungen und Kontributionszahlungen weiter in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) wurde Passau zwischen Bayern und Österreich aufgeteilt. Franz Paul von Fraunberg (1763–1814,  Sacherklärung I.) wurde mit dem bayrischen Teil betraut. Im Frühjahr 1803 inspizierte er die deutschen Schulen, das Gymnasium und die philosophische Fakultät und erstattete am 22. Juni Bericht an Kurfürst Maximilian IV. (1756–1825,  Nr. 985). Dabei schnitt einzig die deutsche Schule gut ab. Am 13. November 1803 wurde dann Karl Peter Obermaier (1773–1850) zum Rektor der deutschen Schulen ernannt und von Fraunberg drang gleichentags auf eine Umorganisation des Elementarschulwesens; er meinte unter anderem, es seien zu viele. Als Hauptänderungen unter dem bayrischen Regime resultierten Schulzusammenlegungen und eine Erhöhung der Lehrerbesoldung. Lit.: Margarete Laudenbach: Aufklärung und Schule. Passau 1993

614 III. Z. 4

Franz Joseph Müller: Franz Joseph/Josef Müller (1779–1827) war seit 1802 Hilfslehrer in Passau und wurde 1803 gemeinsam mit Karl Peter Obermaier (1773–1850) als Eleve nach Burgdorf geschickt. Seit 1807 arbeitete er als Professor am Lyzeum in Passau, seit 1819 war er Kreisschulrat im Oberdonaukreis (Augsburg-Kempten). Wie so viele seiner Zeitgenossen nutzte Müller das zeitgenössische Theorieangebot eklektisch und konzentrierte sich hauptsächlich auf die konkreten Verbesserungen des (Schul-) Alltags (Räume, Heizung, Entlohnung), der Ausbildung und des Austausches der Lehrpersonen untereinander zum Zweck der Weiterbildung. Lit.: Joseph Hauser: Franz Joseph Müller (1779–1827), ein Volksschulpädagoge. Ein Beitrag zur Geschichte des Pestalozzianismus in Bayern. Paderborn 1916

610. Johannes von Muralt 8. Juli 1803 5

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Herrn Herrn Pestalozzi Vorsteher des Instituts zu Burgdorf Canton Bern. fr[anco] Zurich. Heidelberg d[en] 8 ten Julj. 1803.

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Theürer Pestalozzi. Der brafe Krusi wird Ihnen schon Nachricht von unserer Reise gebracht haben. Sie war mir äusserst angenehm, meine Schwester erwartete mich mit Ungeduld in Zürich, wo ich mich nur einen Tag aufhielt, um bald zu den Meinigen allen zu kommen, mein Vater holte uns in Winterthur ab; ich lebe hier herrlich, dennoch können Sie darauf zählen, dass ich Wort halten und gewiss innerhalb eines Monaths wieder bey Ihnen u[nd] den lieben Kindern seyn werde; ich freüe mich schon sehr darauf; ich werde allen meinen Kräften aufbiethen, um nicht unnütz im Haüse zu seyn, aber vom ersten Augenblick an soll t h ä t i g e Harmonie der Lehrer statt finden, nicht wahr? Ich streite muthig, unterliege niemals, dank’s der guten Sache; ich besitze aber eine freche Impertinenz, die allem Trotz biethet. Meine Eltern freüen sich über Sie, u[nd] mein Vater will unser Institut, so wie Herrn Fellenbergs Landwirth-

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schaft innert Jahresfrist besuchen, ich habe gute Eltern, sie begleiten mich bis auf Zürich, wenn ich zurückgehe. Den Professor Kramer u[nd] Hirzel habe ich schon gewonnen nach langem Kampf man scheint noch zu glauben, dass Ihr Endzweck buchstabiren, Lesen Schreiben u[nd] Zeichnen-Lernen sey, dagegen arbeite ich. andere finden in Ihnen eselmässig genug nur den Ausüber der Roussauischen Grundsätze. Edler Pestalozzi, lasst uns wirken, solange es Tag ist u[nd] c[etera] diess sey die Sprache der Lehrer. Sie haben doch viele Gründe, viele laufen u[nd] sprechen freylich auch nach dem Schalle. Eine Infamie ist folgende Aussage mehrerer Augenzeügen, sowie mich Hanhart von Diessenhofen in Arau versicherte, dass bey uns vor Anfang der Classen Mädchen vom Haus in der unzüchtigsten Kleidung, selbst mit offenen Brüsten herumgehen u[nd] denn von den Lehrern u[nd] ältern Zöglingen herumgerissen würden dass selbst während der Classen gemeine Weibsbilder in die Schulzimmer kommen. Sogenannte Augenzeügen haben das dem Hanhart, einem meiner guten Freünde, erzählt. Meine alten Verwandten und Bekannten machen dann immer die bedenklichen Äusserungen, man müsse nicht so dem Neüen nachlaufen, mehr das Alte lieben, sie wissen schon wie es sich mit solchen neüern Philanthropien verhalte, erinnern mich dann an Gassners, Cagliostrós u[nd] Basedows Geschichte, kurz es ist zum erbarmen. In den Gegenden Bischofszells wird viel von Ihnen gesprochen es hat auch Leüte, die junge Rekruten zu Ihnen schicken möchten, fragt man mich hierüber, so ist meine Antwort, dass für einmal kein Platz im Institut übrig sey, und vertröste die Leüte auf die Zukunft, thue ich wohl daran? Unser Thurgau ist übrigens ruhig, zimlich gut regiert, u[nd] frey von französischen Truppen. – diesen Augenblick macht mir mein Vater einen Vorschlag, den ich Ihnen zu beherzigen gebe. Er sagt nehmlich, dass er in 8 Tagen mich noch nicht begleiten könne, weil dann gerade der Friede einfalle, wo er unmöglich abwesend seyn kann. da er nun aber sowohl als meine Mutter gerne mit mir auf Zürich fahren möchten, so bittet er mich, noch 14 volle Tage da zu bleiben, ich könne ja dann anderswo meinen Aufenthalt u[nd] die Reise selbst verkürzen; auf diese Art würde ich dann wirklich 4 volle, vielleicht 41/2 Woche abwesend seyn, was sagen Sie dazu? Werden Sie mir desswegen nicht übel an, verliere ich nicht ihr Zutrauen, wenn ich zugesagt habe? Geben Sie mir Antwort, ich bitte Sie, ich kann es meinen Eltern nicht abschlagen. Tobler u[nd] Niederer werden unterdessen wol bey Ihnen eintrefen, da wird sich hofentlich die Sache schon machen lassen, ich bleibe nur mit Überwindung län-

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ger als 3 Wochen aus Ihrem Institut weg. Halten Sie mir aber meine Schwachheit zu gut, u[nd] entschuldigen Sie mich bey den andern Lehrern. Leben Sie wohl, herzliche Grüsse an alle. Ihr J. Muralt, in Heidelberg bey Bischofszell.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 250/1 Bogen, 192x235 mm fleckig Siegelspuren, Dorsualvermerk Heidelberg im Turgäu Muralt July 1803 Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 8 Z. 9 Z. 12 Z. 14 Z. 44

Pestalozzi: lateinische Schrift Burgdorf: lateinische Schrift Canton Bern: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift haben Meine alten Sacherklärung I.

Johannes von Muralt (1780–1850) besucht 1797–1800 in Zürich das Carolinum und vertieft anschliessend an der Universität Halle seine Studien besonders in Philologie, sowie kantischer Philosophie und interessiert sich für pädagogische Fragen. Im Mai 1802 reist er nach Paris und besucht Vorlesungen an der Universität. Das Angebot von Anne Louise Germaine de Staël-Necker (1766–1817,  Nr. 997), als Hauslehrer in ihre Dienste zu treten, schlägt er aus. In Paris lernt er Pestalozzi, dessen Roman Lienhard und Gertrud ihn tief beeindruckte, persönlich kennen und entschliesst sich, als Religions- und Französischlehrer in dessen Institut in Burgdorf zu arbeiten, wo er im April 1803 eintrifft. 1810 folgt er dem Ruf der deutsch-reformierten Gemeinde in St. Petersburg, dort das Predigeramt zu übernehmen. Bereits ein Jahr nach seiner Ankunft eröffnet er eine kleine Privatschule, die sehr schnell wächst und grossen Anklang findet, nicht zuletzt dank von Muralts Freundschaft zu wichtigen adeligen Amtsträgern Russlands. 1837 schliesst er sein Institut aufgrund finanzieller Probleme. Obwohl der Auftrag der Zarin Alexandra (1798–1860), an den Mädchenschulen und Findelhäusern in Petersburg die pestalozzische Methode einzuführen, scheitert, bleibt er in der Gnade des Hofes und wird vom Zar Nikolaus I. (1796–1855) um Rat bei der Erziehung des Thronfolgers Alexander II. (1818–1881) angegangen. 1814 gründet von Muralt einen Schweizer Verein mit dem Ziel, der Verelendung in den verarmten Kantonen in der Heimat entgegenzuwirken sowie armen Russlandauswanderern aus der Schweiz beizustehen. Nebst grosszügigen Spenden von Vereinsmitgliedern erhält er auch vom

617 Zar 100’000 Rubel zur Unterstützung des Kantons Glarus. 1836 siedelt sein Neffe Eduard von Muralt (1808–1895) mit Familie nach Petersburg über und übernimmt mehr und mehr die Aufgabe des Predigers und Seelsorgers in der Gemeinde. Von Johannes von Muralt sind keine gedruckten Schriften überliefert, aber in seinem Nachlass (StA Zürich, ZB Zürich) finden sich umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen und eine ausgedehnte Korrespondenz, von der leider Teile verloren gegangen sind. Lit.: Hermann Dalton: Johannes von Muralt. Eine Pädagogen- und PastorenGestalt der Schweiz und Russlands aus der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts. Wiesbaden 1876 II. Muralt war am 20. Mai 1803 in Burgdorf bei Pestalozzi und reiste anschliessend zu seinen Eltern nach Heidelberg bei Bischofszell (Kt. Thurgau). Ob Hermann Krüsi (1775– 1844,  Nr. 588) ihn auf dieser Reise begleitet hat, ist unklar. III. Z. 13 Z. 14

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Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 meine Schwester: Anna Elisabetha Cloëtta-von Muralt (1787–1850) heiratete 1816 Johannes Cloëtta von Celerina. Dieser war in Zürich als Kaufmann tätig und starb 1865. mein Vater: Leonhard von Muralt (1751–1822) war Junker und Gerichtsherr auf dem Familienbesitz Schloss Heidelberg bei Bischofszell (Kt. Thurgau), wo er Zeit seines Lebens wohnte – mit Ausnahme der Zeit von 1764 bis 1769, als er in französischen Diensten stand. 1776 heiratete er Maria Ursula Scherb (1751–1823,  Z. 25) von Bischofszell. Leonhard von Muralt engagierte sich weder politisch, noch übernahm er öffentliche Ämter, sondern widmete sich ausschliesslich der Leitung seines Gutshofs, der einzigen Einnahmequelle der Familie. Meine Eltern: Leonhard von Muralt (1751–1822,  Z. 16f.) und Maria Ursula von Muralt-Scherb (1751–1823). Sie stammt aus der Bischofszeller Ärztedynastie Scherb. Nach ihrer Heirat führte sie auf der kleinen Herrschaft an der Seite ihres Mannes ein ruhiges Leben und widmete sich vor allem der Erziehung ihrer zehn Kinder. Herrn Fellenbergs Landwirthschaft: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771– 1844,  Nr. 426) war Leiter der Schule Hofwyl, der auch ein Mustergut angegliedert war, um die Zöglinge aus tieferen Schichten landwirtschaftlich nach dem neusten Stand der Erkenntnisse auszubilden. Kramer: Vermutlich handelt es sich hier um Johann Jakob Cramer (1771– 1855), der von 1797–1800 am Carolinum in Zürich Ethik und Naturrecht lehrte. Im selben Zeitraum war von Muralt Schüler am Carolinum. Cramer liess sich 1800 zum Leutpriester am Grossmünster wählen. Hirzel: Heinrich Hirzel (1766–1833) war seit 1789 Professor für Kirchengeschichte, dann «Professor philosophiae» und ab 1809 Chorherr. Bei ihm bestand von Muralt am 22. April 1800 die Prüfung über die «Propädeutik zur Theologie». Hirzel war auch Kirchen- und Erziehungsrat. Hanhart: Rudolf Hanhart (1780–1856) studierte in Halle bei Friedrich August Wolf (1759–1824,  Nr. 1081) Altertumswissenschaft und Philologie und arbeitete seit 1803 als Lehrer an der Kantonsschule Aarau. Er wurde 1817 aufgrund einer allgemeinen Reorganisation des Schulwesens als Rektor an das Gymnasium in Basel berufen, 1817–1831 hielt er Vorlesun-

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Z. 66 Z. 66

gen über Pädagogik und erhielt 1823 den Doktortitel. 1831–1855 war er Pfarrer in Gachnang (Kt. Thurgau). Gassners, Cagliostrós und Basedows Geschichte: Johann Joseph Gassner (1727–1779) erregte durch seine Wunderkuren grosses Aufsehen. 1750 erhielt er in Chur die Priesterweihe. Ab dem Jahre 1774 begann er seine Reise durch das Bistum Konstanz als Teufelsbanner und Wunderheiler. Im Jahre 1776 erhielt Gassner die Pfarrei Pondorf (Bayern), wo er 1779 starb. Joseph Balsamo, gen. Graf Alessandro di Cagliostro (1743–1795) stammte aus Palermo und machte sich europaweit einen Namen als Abenteurer und Betrüger, eröffnete eine Loge in Strassburg und wurde als Wunderheiler verehrt. Johann Bernhard Basedow (1724–1790) studierte Theologie in Leipzig und Hamburg, war seit 1753 Professor für Moral und schöne Künste, später auch für Theologie an der Ritterakademie in Sorö (Seeland) und gründete 1774 das Philanthropin in Dessau. Aufgrund von Streitigkeiten mit seinen Lehrern legte er die Leitung 1778 nieder und wendete sich allgemeinen schulreformerischen Tätigkeiten zu. Alle drei priesen ihr Können an, sei es im Bereich der Wunderheilung wie bei Cagliostros und Gassner oder pädagogische Versprechungen wie bei Basedow. Alle drei erfuhren Unterstützung in ihrem Tun durch Gönner und zogen das Interesse eines Teils der Öffentlichkeit auf sich. Bei allen dreien formierte sich auch zunehmend eine Gegnerschaft und sie scheiterten mit ihren Ideen, erfuhren Ablehnung oder wurden entlarvt. Tobler: Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507

611. Gottlieb Anton Gruner Juli 1803 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 145.31 Sacherklärung I.

Gottlieb Anton Gruner (1778–1844) gilt als einer der ersten Förderer der Pädagogik Pestalozzis in Deutschland. Er studiert von 1797–1800 in Göttingen und Jena Theologie, Geschichte und Philosophie. Danach tritt er in Kopenhagen eine Stelle als Privatlehrer von Erich von Bernstorff (1791–1837) an. In einer höfischen Welt von Erwachsenen drohen die Erziehungsversuche zu scheitern. So bringt Gruner den Jungen 1803 ins Philanthropin Schnepfenthal von Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811,  Nr. 933) unter ( Nr. 640). Anfangs Oktober 1803 besucht er Pestalozzi in Burgdorf. Anfänglich noch skeptisch gegenüber Methode und Erziehungsgrundsätzen nennt er

619 später Burgdorf seine «dritte Universität». Nach Deutschland zurückgekehrt erscheint 1804 das öffentliche Anerkennung findende Buch Briefe aus Burgdorf. 1805 heiratet er Lotte Lutz (1776–1832,  Nr. 640). Von 1805–1810 leitet Gruner in Frankfurt am Main eine «Musterschule», die fortschrittliche Volksbildung zum Ziel hatte. Die Musterschule wurde 1803 von der Frankfurter Bürgerschaft als «Neue Bürgerschule» mit Versuchscharakter unter Leitung von Maximilian Günderrode (1753–1824) und Wilhelm Friedrich Hufnagel (1754–1830) gegründet. Der Frankfurter Senat gab der Schule 1804 den Namen «Musterschule». Sie war neben den Lateinschulen die erste höhere öffentliche Bildungsanstalt mit den Fächern Französisch, Geometrie und Geschichte. Das pädagogische Profil erhielt die Schule durch den Versuch, die Lehrmethoden und Erziehungsund Bildungsgrundsätze Pestalozzis zu verwirklichen. Es war zudem vorgesehen, in der Musterschule junge Lehrkräfte zu rekrutieren, die später das Gelernte in anderen Schulen verbreiten sollten. Dieses Konzept der «Lehrerausbildung» scheiterte ebenso wie die ursprüngliche Absicht, Schüler aller Bevölkerungsschichten aufzunehmen, also auch solche aus minder bemittelten Verhältnissen. Während der Amtszeit Gruners wurde wegen Finanzierungsproblemen zwei Mal das Schulgeld erhöht, so dass die Musterschule immer mehr eine Schule für Kinder des mittleren Bürgerstands wurde. Faktisch hatte sie sich bereits beim Abgang Gruners (1810) zur normalen Realschule entwickelt. 1812–1817 unterrichtet Gruner am Gymnasium in Coburg; danach leitet er bis zur Pensionierung 1827 das Seminar in Idstein. Lit.: Rebekka Horlacher: Kopie, Adaption oder Label? Die Pestalozzische Musterschule in Frankfurt und ihr Burgdorfer Vorbild. In: Michael Göhlich/Caroline Hopf/ Daniel Tröhler (Hrsg.): Persistenz und Verschwinden. Persistence and Disappearance. Pädagogische Organisation im historischen Kontext. Wiesbaden 2008, S. 203–215; Tobis Picard: «Bürger-Kapital für Bürger-Erziehung». Die Frankfurter öffentlichen Schulen 1790–1824. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 64(1998), S. 9–97 II. Der Brief, auf dem dieser Regest beruht (PSB IV, Nr. 913), wird von den Herausgebern der Kritischen Ausgabe Gruner zugeschrieben. Diese Annahme ist wegen der Erwähnung von Frankfurt plausibel, konnte aber nicht näher verifiziert oder falsifiziert werden. Besonders konnte der erwähnte Rothe im Umfeld Gruners nicht nachgewiesen werden. Die Herausgeber der Kritischen Ausgabe der Briefreihe bestimmten als «Rothe» Anders Rothe (1787–1833,  Nr. 747) aus Schweden, der zur Burgdorfer Zeit bei Pestalozzi weilte. Carlsen (1957, S. 252) widerspricht der Vermutung, dass es sich bei «Rothe» um den Schweden Anders Rothe handeln könnte. Es dürfte sich vielmehr um den Dänen Valdemar Henrik Rothe (1777–1857) handeln. Die Bekanntschaft zwischen Gruner und Valdemar Henrik Rothe könnte in Kopenhagen erfolgt sein, wo Gruner von 1801–1803 im Hause Bernstorff als Hauslehrer tätig war. Valdemar Henrik Rothe reiste als Student nach Deutschland, Frankreich und Italien, danach war er Gemeindepfarrer der Trinitatis Menighed (Gemeinde in Kopenhagen), ab 1810 Pfarrer in Helsinge auf Seeland und ab 1818 Spitalpfarrer in Kopenhagen. Lit.: Olaf Carlsen: Pestalozzi og Danmark. Bd. III: Heinrich Pestalozzi og Jens Baggesen. Aarhus 1957

620 612. Südpreussisches Departement 19. Juli 1803 5

An den Herrn Pestalozzi Wohlgeboren zu Burgdorff Berlin den 19ten Jul. 1803.

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Betref. die Reise des H[errn] Jeziorowski. Die von Euer W[ohlgeboren] erfundene Lehr-Methode ist für das Erziehungs-Wesen so äusserst wichtig und wohlthätig, dass das südpreussische Departement sehnlich wünschet, sie auch in den ihm anvertrauten Schulen der Provinz Südpreussen angewendt zu sehen. Zu dem End hat das südpr[eussische] Dep[artement] den Überbringer dieses Schreibens Inspector Jeziorowski, welcher zum Director eines Landschullehrer Seminars in Südpreussen bestimmt ist, zu Ihnen zu senden beschlossen, um sich mit Euer W[ohlgeboren] Lehr-Methode vollkommen bekannt zu machen, und sich unter Ihrer gütigen Anleitung darin praktisch zu üben. Erlauben Euer W[ohlgeboren], Ihnen denselben desshalb noch besonders ganz ergebenst zu empfehlen, obgleich das südpr[eussische] Dep[artement] mit völliger Überzeugung voraussetzen darf, dass Sie bei Ihrem regen Eifer für das Wohl der Menschheit auch unaufgefordert gerne dazu beitragen werden, dass sich auch eine Ihnen ferne Provinz der Früchte Ihres Nachdenkens und Ihrer bewährten Erfahrung über das Erziehungs-Wesen erfreue. Mit ihr wird das südpr[eussische] Dep[artement] Euer W[ohlgeboren] für Ihre gütigen Bemühungen stets dankbar verpflichtet bleiben, und höchst erfreulich wird denselben jede Gelegenheit seyn, Ihnen Beweise der vollkommensten Hochachtung geben zu können. Dep[artement]

Überlieferung 1 5

Archiwum Glówne, Akt Dawnych, Warschau, Sudpreussen I nr1615 Entwurf Textkritik

Zeuge h Z. 8

Jeziorowski: lateinische Schrift

621 Z. 9 Z. 10f. Z. 12 Z. 14 Z. 15 Z. 15 Z. 18 Z. 19 Z. 20 Z. 21 Z. 21f. Z. 23 Z. 27 Z. 29 Z. 30 Z. 30f. Z. 32

Euer W[ohlgeboren] erfundene das südpreussische Departement sehnlich ihm anvertrauten hat das südpr[eussische] Dep[artement] dieses Schreibens Jeziorowski: lateinische Schrift und üben. Euer W[ohlgeboren], zu das südpr[eussische] Dep[artement] regen Eifer ihr wird das südpr[eussische] Dep[artement] denselben jede Ihnen Beweise Hochachtung geben zu können Dep[artement] Sacherklärung I.

In den Jahren 1798–1806 unterstand das südpreussische Provinzialdepartement dem Generaldirektorium, der obersten zentralen Verwaltungsbehörde Preussens. Südpreussischer Provinzialminister war in jener Zeit Otto Karl Friedrich von Voss (1755–1823,  Nr. 648). Das Provinzialdepartement Südpreussen ist seinerseits in die drei Kammerdepartemente Posen, Kalisch und Warschau unterteilt. Sie wurden geleitet und verwaltet von je einem Präsidenten und zwei Direktoren sowie einem Rätekollegium und Unterbeamten. III. Z. 8

Jeziorowsky: Joseph Jeziorowski (1767–1856) war katholischer Pfarrer in Brandenburg und Seminarinspektor in Sulechów (Lebus). Nach kurzen Aufenthalten in Dessau bei Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759– 1815,  Nr. 615) und bei Pestalozzi in Burgdorf wurde er 1804 an das neugegründete Posener Land- und Stadtschullehrerseminar berufen und beteiligte sich an der Errichtung von Lehrerseminarien in Warschau und Kalisz (Grosspolen). Im April 1809 verliess er Warschau und zog nach Schlesien. 1845 trat er in den Ruhestand und verstarb in Kartuzy (Pommern). Die Akten seiner Tätigkeiten in Schlesien sind offenbar nicht mehr vorhanden.

622 613. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 21. Juli 1803 Schauensee den 21. Juli 1803. 5

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Ich habe, mein lieber Freund, seit meinem lezten, einen Brief ohne Datum von Dir erhalten, in welchem Du mir die Aufnahm meines jungen Neffen zusagst. Ich danke Dir für alles Gute, so Du mir darüber schriebest. H[er]r Pfarrer Müller wird Dir in einigen Wochen den Knaben zuführen, den ich Dir bestens empfehle. Ich werde Dir aber vorher noch bestimmter den Tag seiner Abreise von hier, und Ankunft bey Dir anzeigen. Melde mir unterdessen, ob er einige Hausrätteliche Effecten, Bette, Betttücher oder so was mit sich bringen soll, da er sonst nichts als seine Leinen und Kleider mitnemmen wird. Meine Schwester Rüttimann wünschte auch seinen Hauslehrer Dir zu überschiken, der aber keine längere Abwesenheit als von 6 Wochen oder höchstens von zwey Monaten machen könnte. Glaubst Du, dass er in dieser Zeit den Grund der Methode so fassen werde, dass er nachher mit Hilfe Deiner Elementar bücher die in der Anwendung aufstossenden Beschwerlichkeiten werde heben können? Melde mir dann auch wie hoch sich die Ausgaben pro Monat für ihn belauffen würden? Verzeih mir Fragen dieser Art, die durchaus zu unserer oeconomischen Lage gehören. Du klagst, mein Lieber, über abnahm Deiner Kräfte und Mangel an Unterstüzung von Seite Deiner Freunde. Mit der Politik muste sich vieles ändern, und währenddem die einten in die Unmöglichkeit versezt sind, das für dich zu thun, was sie wünschten, haben sich auf der anderen Seite die Anzahl mächtiger Feinde gegen Dich vermehrt. Aber das soll Dich weder betrüben noch bekümmern. Dein Werk ist vollendet, es hat Wurzeln gefast, und wird stehen gegen alle Bemühungen des alten Heidenthums. Wie lassen sich die zwey Luzerner an, die sich bey Dir zu Lehreren bilden? Welcher von beyden ist der fähigere und geschiktere? Wirst Du mich wohl auf einige Täge besuchen? Thue das. Zerstreuung ist der Seele das, was Schlaf dem Körper, und anhaltende Anstrengung nuzt Deine Kräfte zu sehr ab. Meine Frau und ich studiren fleissig Deine Lehrbücher. Das Schwerste von allem dünkt mir immer, die Aufmerksamkeit der Kinder zu reizen und rege zu erhalten. Bey mehreren ist es viel-

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leicht leichter als bey einem Einzigen. Die Mittel dazu solltest Du uns noch mittheilen. Ich klügle einstweilen an dem ABC und finde, dass so wie wir die Kinder die Mitlauter aussprechen lehren, wir ihnen die Mühe des Buchstabirens und Lesens erschweren. Doch darüber würde ich mich dann lieber mündlich als schriftlich mit Dir unterhalten. Lebe unterdessen wol. Schreibe mir doch zuweilen. Es thut mir so wol von Zeit zu Zeit Nachricht von Dir zu erhalten, und Du thust andern so gerne wol. Vale et ama FB Meyer

Überlieferung 1 2 3 4

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 221/5 Blatt, 191x235 mm ganzer Text lateinische Schrift Dorsualvermerk Meyer v. Schauensee July 1 8 0 3 Textkritik

Zeuge H Z. 11 Z. 23

bestimmter den für ihn Sacherklärung I.

Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 II.  Nr. 603

III. Z. 5 Z. 5f. Z. 7 Z. 9 Z. 16 Z. 16 Z. 33 Z. 38 Z. 43

meinem lezten:  Nr. 608 einen Brief ohne Datum: scheint nicht erhalten zu sein jungen Neffen: Jost/Josef Gosteli Mayr (1791–1857)  Nr. 603 Pfarrer Müller: Thaddäus Müller (1763–1826)  Nr. 559 Schwester Rüttimann: Maria Anna Rüttimann-Meyer von Schauensee (1772–1856)  Nr. 573 Hauslehrer:  Nr. 573 zwey Luzerner: Johann Josef/Joseph Eyholzer (1774–1827,  Nr. 599) und Fridolin Kaufmann (1778–nach 1830,  Nr. 599) meine Frau: Maria Josepha Meyer von Schauensee-Rüttimann (1772–1812)  Nr. 450 ABC: ABC der Anschauung, oder Anschauungslehre der Massverhältnisse (1803). In: PSW XV, S. 175–340

624 614. Johannes Schnell Juli 1803 Herrn P e s t a l u t z 5

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Lieber Pestaluzzi Gestern war Trechsel noch unschlüssig und just so wie ein vernünftiger Mann seyn soll der auf dem Punkt ist einen auf das ganze Leben Einfluss habenden Entschluss zu nehmen. Der Ihrige D. Schnell.

Überlieferung 1 2 3 5

ZB Zürich, Ms Pestal 402 VI, 3 Bl. 18 Blatt, 222x125 mm Blatt diente später als Korrekturzettel für Über den Sinn des Gehörs, in Hinsicht auf Menschenbildung durch Ton und Sprache (PSW XVI, S. 263–346) Original Textkritik

Zeuge H Z. 7

ist einen Sacherklärung I.

Johannes Schnell (1751–1824)  Nr. 504 II. Die von Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) diktierte Mediationsverfassung gab den Kantonen wieder weitgehende Souveränität, was unter anderem zum Begehren führte, das Burgdorfer Schloss wieder als Sitz des bernischen Regierungsstatthalters zu benutzen. Die schwierige politische Konstellation schien Pestalozzi dazu gebracht zu haben, über die Einsetzung eines Institutsleiters nachzudenken, während er sich weiterhin der Erforschung der Methode widmen wollte. Aus unbekannten Gründen scheint die Wahl auf Friedrich Trechsel (1776–1849,  Nr. 1184) gefallen zu sein, der sich aber offenbar nicht entscheiden konnte, wie der Antwortbrief Pestalozzis vom 30. Juli 1803 zeigt (PSB IV, Nr. 911). III. Z. 6 Z. 10

Trechsel: Friedrich Trechsel (1776–1849)  Nr. 1184 D. Schnell: Das D. steht wahrscheinlich für Doktor.

625 615. Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier 25. Juli 1803 Dessau d[en] 25sten Juli 1803. 5

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Nehmen Sie mein theuerster würdigster Pestalozzi, diesen geringen aber sehr aufrichtigen Beweis meiner innigsten Hochachtung und herzlichsten Anhänglichkeit gütig auf. Er soll Ihnen sagen mit welchem Eifer ich meinerseits für die Beförderung jenes grossen Zwecks, für welchen Sie schon viele empfängliche Seelen erwärmt haben, – bessere solidere Volksbildung – nach meinen geringen Kräften mitzuwirken bemüht bin. Und Überbringer desselben ein sehr würdiger Mann, der Ihnen durch seine persönlichen Verdienste nicht minder als durch seine wichtige Mission interressant werden wird, soll Ihnen mehr von mir, u[nd] von der Übereinstimmung unserer Wünsche, Ideen u[nd] Absichten sagen und eröffnen, als ich es selbst hier thun kann, u[nd] als Sie es selbst vielleicht bisher aus dem Wenigen, was Ihnen davon bekannt worden ist, haben ahnen und errathen können. Indess ist die harmonische Tenndenz unserer Ansichten und Grundsätze, mehrern unter den scharfsichtigern pädagogischen Denkern nicht entgangen, und so sind in dieser Hinsicht unsere Namen schon vielfältig neben einander gesetzt worden. Sollte diess nicht für uns eine Aufforderung seyn, unsere Kräfte zur Beförderung jenes grossen herzerhebenden Zweckes möglichst zu vereinigen u[nd] sie durch diesen engern Verein doppelt wirksam zu machen? Diess ist mein innigster sehnlichster Wunsch, und diesen zu realisiren, ist die längst von mir projectirte Reise zu Ihnen, unumganglich nothwendig. Sobald ich nun mit der Herausgabe meines Elementarwerks zu Stande gekomen bin, soll diess gewiss mein erstes seyn. Ich melde mich daher bey Ihnen im Voraus, u[nd] finde schon jetzt in der Vorstellung u[nd] in dem Gefühle, welche diese Aussicht mir gewährt, den süssesten frohesten Genuss. Durch Ström u[nd] Plamann die zu Ihnen gereiset sind, werden Sie und Ihre würdigen Mitarbeiter, vielleicht schon einen ziemlichen deutlichen Begriff meines orthographischen Sistems erhalten haben, das übrigens nur in seinem Zusammenhange mit dem Muttersprachunterrichte richtig beurtheilt werden kann. Doch nähere Erörterungen noch, wird Ihnen Jeziorowski geben können, wenn Sie es nur wünschen. – Das Ausführliche wird mir aber wohl vorbehalten bleiben müssen. Und als den höchsten und vielleicht

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entscheidensten Triumph der Sache denke ich mir, dass sie einst (diese neue Lehrart) in Ihre Musteranstalt eingeführt werden sollte. Alsdann würde ihr auch, ohne allen Zweifel den Sieg über alle die Vorurtheile gesichert seyn, mit welchen sie bisher zu kämpfen gehabt hat, u[nd] vielleicht sonst noch allzu lange haben dürfte. – Dafür dürfen Sie aber auch auf mich, als auf Ihren treuesten Jünger u[nd] eifrigsten Anhänger in jedem Falle zuversichtlich rechnen. So beginne unser Verein u[nd] er werde die nähere Veranlassung zur endlichen Ausbildung eines vollendeten Erziehungs- und Unterweisungs-Systems, ohne welches keine vollkommene Volksbildung möglich, so wie selbst ohne diese, kein wahres dauerhaftes Volksglück denkbar ist. Leben Sie wohl, Verehrungswürdigster Pestalozzi; Lange noch erhalte Ihnen der Himmel zum Wohl der Menschheit, Kräfte und Gesundheit! Innig u[nd] herzlich umarme ich Sie in Gedanken, u[nd] mit dem heissen Verlangen es bald in der Wirklichkeit thun zu können. Ihr Von ganzer Seele ergebener Olivier.

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 5,201, S. 14–15 Copia Textkritik

Zeuge h Z. 6f. Z. 39 Z. 45 Z. 61

Hochachtung und Jeziorowski: lateinische Schrift welchen sie Olivier: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759–1815) stammt aus La Sarraz (Kt. Waadt). Bereits mit 14 Jahren ist er an der Universität Lausanne immatrikuliert (1773–1774 als Studiosus Eloquentiae, 1775–1777 als Studiosus Philosophiae). 1778 wird er Erzieher in einer Familie in Livland. 1780 erfolgt die Berufung als Französischlehrer an das Philanthropin in Dessau. Mit Unterstützung des Fürsten errichtet er nach der Auflösung des Philanthropins 1793 in Dessau eine kleine Privaterziehungsanstalt, die als Fortsetzung des Philanthropins gilt. Ende 1800 gibt er das Institut auf und erhält vom Fürsten den gewünschten Urlaub. 1801 erscheint Die Kunst, lesen und rechtschreiben zu lehren auf ihr einzig-wahres, höchst einfaches und untrügliches Grundprincip zurückgeführt, in

627 der er sich gegen die traditionelle Buchstabiermethode wendet. Er wirbt in Leipzig für seine Lautiermethode und unterrichtet mit Hilfe Ernst Gotthelf Albrecht Tillichs (1780– 1807,  Nr. 688) als Privatlehrer. In Berlin wird er mit dem Elementarunterricht des Kronprinzen, Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861), und dessen Bruder Prinz Wilhelm Friedrich Ludwig, der spätere Wilhelm I. (1797–1888), betraut, unterrichtet am Gymnasium und erhält die Gelegenheit, Lehrer aus der Provinz in seine Lehrart einzuführen. Nach königlichen Befehlen vom 31. Dezember 1803 und 19. Januar 1804 dürfen die Hauptpunkte der Pestalozzischen und Olivierschen Unterrichtsmethode in den Elementarschulen Südpreussens eingeführt werden. Im Ortho-epo-graphischen Elementarwerk (1804) begründet er seine über praktische Erfahrungen gewonnene Methode theoretisch und systematisch. 1804 eröffnet er in Dessau zusammen mit Tillich eine Erziehungsanstalt, in der gemäss Pestalozzischer und Olivierscher Methode unterrichtet werden soll. 1807 trennen sich die beiden im Streit, und Olivier betätigt sich wieder als Privatlehrer. Im Mai 1812 begibt er sich nach Yverdon, um in Pestalozzis Institut Vorträge über seine Methode zu halten, findet dort aber keinen Anklang (Karl Justus Blochmann an Renate Eibler, Brief vom 6.9.1812, abgedruckt in: August Israel: Pestalozzis Institut in Iferten. Gotha 1900, S. 61–63). Im April 1813 kehrt er nach Dessau zurück. 1814 zieht er zu seinen Söhnen nach Wien, wo er am 31. März 1815 stirbt. Lit.: Max Bernhard Buchheim: Ferdinand Olivier. Leipzig 1911 II. Pestalozzi beschäftigte sich in Burgdorf mit demselben Problem wie Ludwig Heinrich Fernand Olivier (1759–1815,  Sacherklärung I.), nämlich einer Elementarmethode zum Lesen- und Schreibenlernen. Als Olivier im Frühjahr 1803 von Berlin nach Dessau zurückkehrte, empfing er drei ihm von Südpreussen zugesandte Lehrer, darunter Joseph Jeziorowski (1767–1856,  Nr. 612). Sie blieben einige Tage bei ihm, um sich mit seiner Methode bekannt zu machen. Dass Jeziorowski danach zu Pestalozzi nach Burgdorf zu demselben Zweck weiterreiste, dürfte Olivier eine Gelegenheit geboten haben, mit jenem in brieflichen Kontakt zu treten. III. Z. 12 Z. 30

Z. 34 Z. 34 Z. 39

sehr würdiger Mann: Joseph Jeziorowski (1767–1856)  Nr. 612 Elementarwerks: Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier: Ortho-epo-graphisches Elementarwerk. Oder: Lehrbuch über die Kunst rechtsprechen, lesen und rechtschreiben zu lehren. Dessau 1804 Ström: Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859)  Nr. 629 Plamann: Johann Ernst Plamann (1771–1834)  Nr. 616 Jeziorowski: Joseph Jeziorowski (1767–1856)  Nr. 612

616. Johann Ernst Plamann Sommer 1803 5

Pe staloz zi . Auf eines Felsen steiler Höhe, Der wildumbüscht dem Emmathal entsteigt,

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Um dessen Fuss ein Silberbach sich schleicht; Da in des Himmels heil’ger Nähe, Im abgeschiednen Burggemäuer, Da lebt und wirkt ein wunderbarer Geist. Der Welt ein Träume r, Atheist, Phantast, Weil er sie nicht, wie sie ihn nicht begreift, Am Tand nicht haftet, nicht am eitlen Schein, Und Schellenklang und Modetorheit hasst, Und Wappenschilder nicht für Herzen zählt. Ein Geist, der mit der Wahrheit Licht vermählt, Des Forschens Früchte still und emsig häuft, Der Menschenbildung sie zu weih’n. Der sorglos, ob sein heimisch Land Ihn preist, ob thöricht schilt, mit Vaterhand Die zarten Kinderseelen um sich sammelt, Wenn noch die schwache Zunge stammelt, Und mit vertrautem Himmelsfeuer Im blossem Wort und Maass und Zahl Die lang geschlafne Riesenkraft enthüllt, Die nun lebendig, wie der Sonne Strahl Der Dinge tief verschlungnen Faden sich entwirrt, Gesondert ihre Theile neu verknüpft Und ihr Verhältniss fasst und Nam’ und Bild. Geleitet in die Schranken der Natur Sieht sich die Kunst; aus ihrer Weisheit Nacht Ist sie an seiner Hand entschlüpft. Sie lehrt die Zunge sprechen nur, Was in der gleichen Zeit das Aug’ erkannt; Und wie das Aug’ in Theil und Zwecke dringt, So dringt der Worte Strom in der Gedanken Sinn. Verkörpern darf in Zeichen nicht die Hand Das stumme Wort, nicht schaffen die Gestalt Der Dinge, hat gemessen nicht zuvor Das Auge Form und Grössen und ihr Wechselspiel Auf allen Stufen überschaut; Hat nicht im rhytmisch lauten Chor Die Zunge sie geläufig fest benannt, Und unverwirrt der Seele sie vertraut. Kein sclavisch Musterblatt erzwingt Verschrobne Formen von dem Griffel dann, Nein frei und leicht und sicher fliegt Er nach der Phantasie auf schwarzer Tafel hin,

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Und wie gezaubert, ohn’ ein prüfend Insturment Mit richtig leitendem Gefühl Ist ausgeprägt die zierliche Gestalt. Misslang ein Zug, so ändert unerschlafft Die vielgewandte Schöpfungskraft, Bis sie, dem Ideal entsprechend, siegt. Das hat noch keiner je gelehrt. Auch bringt Nicht blind mechanische Gewalt, Die Kraft hervor; mit feinem Sinn ist festgestellt In Formen wandellos der Wechselgang Der Anschauung, der, wenn er Aug’ und Hand und Mund In rastlos gleicher Übung hält, Den Geist ergreift, der feurig schnell Aufmerken, theilen und verbinden muss, Dass nicht der Rede ungehemmter Fluss Der Worte Sinn verwirrt. Im festgeknüpften Bund Folgt jeder da dem aufgereizten Drang Zu ringen nach des Wissens edlem Ziel, Denn peinlich ist der Schwäche Selbstgefühl. So wird die Kunst auf neuer Spur Entfalten nun des Geistes wohlgepflegte Keime. In niedrer Hütten dunkle Räume, Wohin ihr Fuss sich selten nur verirrt, Wird tragen sie das Licht. Den Säugling lehrt Die Mutter selber, sich und seine Welt begreifen, Und des Verstandes Zaubermacht, Durch jene Kunst geschützt, genährt, Wird ab des Wahnes Banden streifen, Womit das Volk, das arme, sich umschlungen sieht. Gestalten wird sich ihm, was sonst verworren blieb, Was Gott ihm liebend in den Busen schrieb, Wird nun lebendig hell in Wort und Bild sich kleiden. Verbinden wird die freie Geisteskraft, Was Gutes die Natur und Schönes gab, Und messen mit der Einsicht Richterstab, Was sich der blinde Wunsch erspäht, erschafft. Das, Pestalozzi! das der sichre Lohn, Der deiner harrt. Was gilt der Tadel, was der Hohn Noch gegen diese Himmelsfreuden? Verbürgt sie dir auch nicht der Grossen Huld, Nicht aufgeblähter Weisen Dank. Du bildest ja den Menschen, nicht den Stand.

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Wohlan! die Menschheit zahlet ihre Schuld, Ob früh, ob spät, gewiss mit reicher Hand. Der Mütter Brust verbürget sich dafür. Zu Priesterinnen hast du sie geweiht Der Gottheit – hast das Unterpfand Des Himmels – Religion – in ihre Hand gelegt. Traun! würdiger mag keine Priesterschaft Den Menschen für den Himmel zu erziehn, Als was die Mutterlieb’ in Einfalt lehrt. Heil! edler Mann, dir Heil! dem stummen Bildungstrieb, Den weislich die Natur der Menschenbrust gegeben, Dem hast die Sprache du verliehn. Wie sie dein Kindesherz im Buch der Mütter schrieb, So wird sie nun in Kindesseele leben, Wird bilden, ordnen der Gedanken Spiel, Versinnlichen das leiseste Gefühl Des Glaubens an die Mutter, Gott und Pflicht, Und leuchten auf der Lebensbahn, Wenn Stürm’ und Wetterwolken nahn. O diesen Lohn entrafft der Tadel nicht!

Überlieferung 1

Franz Bredow: Johann Ernst Plamann. Vorsteher einer Erziehungs-Anstalt zu Berlin. Breslau 1836, S. 14–17 Sacherklärung I.

Johann Ernst Plamann (1771–1834) aus Rzepczyno (Westpommern) besucht die Realschule in Berlin, anschliessend das Joachimsthalsche Gymnasium und tritt 1790 in die Universität Halle ein, wo er bis 1793 Theologie studiert und über August Hermann Niemeyer (1754–1828,  Nr. 933) mit pädagogischen Fragen bekannt gemacht wird. Nach einer ersten Unterrichtstätigkeit im Hause seines Schwagers in NeustadtEberswalde absolviert Plamann sein für eine Predigerstelle notwendiges Examen und kehrt 1797 nach Berlin zurück. Er unterrichtet am Messowschen Institut, das sich an die Söhne gebildeter Familien richtet und an der Handlungsschule, welche höhere wissenschaftliche, aber keine gelehrte Bildung vermittelt und damit auf eine Militärbzw. Gewerbelaufbahn ausgerichtet ist. Der Dichter August Tiedge (1752–1841) macht ihn auf die Schriften Pestalozzis aufmerksam und Plamann reist im Frühjahr 1803 nach Burgdorf, wo er sich vom 24. Juni bis zum 12. September aufhält. Pestalozzi versucht, Plamann für sein Institut zu gewinnen, doch dieser kehrt, anscheinend bereits verlobt, nach Berlin zurück. Noch im selben Jahr erhält Plamann die königliche Erlaubnis zur Gründung eines eigenen Institutes (29. November 1803), welches er gemeinsam mit Johann Marius Friedrich Schmidt (1776–1849,  Nr. 637) am 29. Sep-

631 tember 1805 in Berlin eröffnet. Schon bald beschäftigt er auch einen Gehilfen aus der Schweiz, Johannes/Johann/Jean Preisig (1775–1814,  Nr. 963). Plamann publiziert diverse Schriften zur Methode Pestalozzis und wird innerhalb des preussischen Staates zum Mittelpunkt aller an den Methoden Pestalozzis Interessierten. 1812 (Ostern) gibt er sein Institut auf, reist erneut zu Pestalozzi, der mittlerweile in Yverdon lebt, und erwirbt nach seiner neuerlichen Rückkehr zwecks Errichtung eines Institutes, welches bis 1827 besteht, ein eigenes Haus in Berlin. II. Johann Ernst Plamann (1771–1834,  Sacherklärung I.) hielt sich vom 2. Juni bis zum 12. September 1803 in Burgdorf auf (Bredow 1836, S. 17). In der Einleitung zum Abdruck des Gedichtes weist er zudem darauf hin, dass Plamann dieses Gedicht Pestalozzi zur Kenntnis gebracht hat. «Ein Gedicht, dass ich [Plamann, Red.] auf ihn [Pestalozzi, Red.] machte, rührte ihn zu Thränen. Er erstickte mich fast mit Küssen und sagte: So hat mich noch keiner gekannt» (ebd., S. 14). III. Z. 6 Z. 103

Emmathal: Emmental Buch der Mütter: Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Erstes Heft. Zürich und Bern in Kommission bei Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cottaschen Buchhandlung 1803

617. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 11. August 1803 5

Herrn Pestalozzi in Burgdorf bey Bern Tübingen 11 Aug 1803

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H[err] Pestalozzi à Burgdorff Ihr Schreiben v[om] 30 Juli ist mir ein wahres Rätsel, besonders da mir H[err] Herzog unterm 25 Jul schreibt, er überlasse Ihnen die Berichtigung der ihm von Gessner zugekommenen Abrechnung, d[ie] ich voraus schon weiss, dass von Kirchberg nach Burgdorf in 5 Tagen ein Brief zukommen kan. Ich bin also nicht im Rükstand, habe Ihnen jeden Brief beantwortet, Rechnungen eingesandt u[nd] dise zwar den 7 Jul als Antwort auf alle die von S c h m i d mir durch G e s s n e r mitgeteilten Bedingungen unseres weitern Verhältnisses.

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Wie soll ich mir also Ihr Schreiben v[om] 30 Jul erklären, nach welchem ich schliessen muss, dass Sie sich Ihres ganzen Auftrags durch Gessner und der mit diesem gehabten Unterredung gar nicht erinern? Sie können sich leicht denken, dass ich eben so sehr wie H[err] Herzog auf Ordnung dringe, u[nd] meine vielen Briefe von denen mancher nicht einer Antwort, wenigstens keiner bestimten, gewürdiget wurden, legitimiren mich hierüber. Da Sie mir nun H[errn] Herzog als Bevollmächtigten auch von Ihrer Seite angeben, so habe ich ihm die ganze Sache vorgetragen, u[nd] da er gedroht hat, von den 2 folgenden Heften kein Ex[emplar] abgehen zu lassen, so will ich von meiner Seite ebenfalls solange keine Zalung leisten, bis dise Sache im reinen ist, die von Ihrer Seite, nur E i n e r Stunde bedarf u[nd] worüber ich Ihnen unterm 30 Mai, auch an H[errn] Herzog, ausfürl[ich] schrieb, mithin disen vor beinahe 21/2 Monaten gehörig benachrichtigte. Sie können hieraus schliessen, wie unerwartet u[nd] empfindl[ich] Ihr Vorwurf mir seyn muss. Den bedeutenden Leuten aus Norddeutschland, die sich beklagen, dass grosse Frachten u[nd] Spesen auf die 42 Batzen geschlagen wurden, bitte ich zu erwidern, dass Sie das Institut die Frachten nicht hätten können tragen lassen, dass also die Liebhaber dise bezahlen müssten, und dass ich, um jeder Beschuldigung auszuweichen, einen der redlichsten u[nd] allgemein geschäzten Männer in Leipzig, H[errn] Buchhändler Kummer beauftragt habe, dise Fracht Auslagen zu vertheilen, u[nd] dass daher kein Mensch dabei übervortheilt worden sey. Dass Sie bei disem Geschäft Verdruss u[nd] Sorgen haben, ist mir leid; hätte ich je gewusst, welchen Verdruss u[nd] Sorgen es mir bringen würde, ich hätte Ihnen das Opfer, das ich durch die Übername Ihnen u[nd] Ihrer vortrefl[ichen] Lehr Art brachte und gerne brachte, doch nie bringen können. Dass es Ihnen Ehre u[nd] Vortheile hätte bringen müssen, wenn Sie sich anders dabei benommen hätten, bin ich mit Ihnen überzeugt; aber erinnern Sie sich nicht, dass ich Ihnen anfangs einen Vertrag dazu anbot, wobei Sie keiner Unterstüzung von der Regierung bedarft u[nd] einen beträchtl[ichen] Erlös zu erwarten gehabt hätten: bei einem Abzug von 3500 Fl. hätten Sie dann reine Fl. 4000 haben müssen. H[errn] Herzog habe ich immer alle Achtung bezeugt, allein ich habe auch Achtung für mich, und dise ist tief verlezt worden, dass ich dadurch gekränkt bin u[nd] mit Recht eine Gegenerklärung erwarte, werden Sie billig finden, und, wenn Sie die Briefe H[errn] Herzogs an mich zu lesen bekommen, sich wundern, in welchem

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Ton sie abgefasst waren, besonders da nicht ich, sondern H[err] H[erzog] der Anlass des Missverständnisses war, u[nd] da selbst in dem Fall, dass Herr Schmid sich einer falschen Darstelung des Inhalt eines Schreibens von H[errn] Herzog erlaubt hätte, was ich nicht glauben darf, eine andre Sprache sich geziemt hätte. In meinem weitläufigen Geschäft, wo ich mit so manchen Menschen mit u[nd] ohne Cultur zu thun habe, ist mir nicht leicht, etwas Kränkenderes vorgekommen, u[nd] es bedurfte der grossen Achtung, die ich für Sie u[nd] Ihre gute Sache hatte, dass ich nicht gleich das ganze Geschäft niederlegte. Vermögen Sie etwas über H[errn] Herzog, so wird es Ihnen nicht schwer machen, ihn dazu zu bewegen, was jeder Mann von Ehre dem andern schuldig ist. Mit den aufrichtigsten Gesinnungen JF Cotta

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/42 bläulicher Bogen, 179x227 mm leicht beschädigt Dorsualvermerk 11 Aug 1803 Cotta Motte[t] Original Textkritik

Zeuge H Z. 4 Z. 6 Z. 13 Z. 24 Z. 26 Z. 39 Z. 39f. Z. 52 Z. 53 Z. 57 Z. 63

Pestalozzi: lateinische Schrift Burgdorf: lateinische Schrift von Kirchberg Briefe von Bevollmächtigten auch dass also dise bezahlen anbot, wobei bedarft und worden, dass einer falschen Sacherklärung I.

Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832), stammt aus Stuttgart. Er studiert Mathematik und Geschichte, wechselt dann zur Jurisprudenz und wird zunächst Gerichtsadvokat in Tübingen. Dort übernimmt er 1787 als Verleger das heruntergekommene Familienunternehmen Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, das er zu einem der bedeutendsten Verlagsunternehmen Deutschlands aufbaut. Neben den

634 zahlreichen Publikationen der zeitgenössischen Literaten erscheint in seinem Verlag ab 1798 die Allgemeine Zeitung, eines der führenden politischen Blätter, und ab 1807 das Morgenblatt für gebildete Stände, eine kulturelle Tageszeitung. 1810 zieht das Verlagsunternehmen nach Stuttgart. Ab 1817 darf sich Johann Friedrich von Cotta von Cottendorf nennen. 1822 erhält er vom bayrischen König Maximilian I. (1756–1825) den erblichen Titel eines Freiherrn. Johann Friedrich Cotta ist auch politisch tätig und amtet ab 1821 als Mitglied eines permanenten ständischen Ausschusses und wird 1824 Vizepräsident der Zweiten Kammer. Als Förderer der Technik bringt von Cotta 1824 die ersten Dampfschnellpressen nach Bayern und führt 1825 die Dampfschifffahrt auf dem Bodensee ein. Aus seiner ersten Ehe mit der 1821 verstorbenen Wilhelmine Haas von Laufen gehen ein Sohn und eine Tochter hervor, die späte zweite Ehe mit dem Freifräulein Elisabeth von Gemmingen-Guttenberg bleibt kinderlos. II. Die drei Elementarbücher Pestalozzis (Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse, ABC der Anschauung, Buch der Mütter) waren als gemeinsames Projekt bei Gessner (Zürich und Bern) und bei Cotta (Tübingen) erschienen. Die Ausgabe war durch eine Pränumeration (Vorausbezahlung des noch nicht publizierten Buches) möglich geworden, für die Johannes Herzog von Effingen (1773–1840,  Nr. 607) zuständig war. Offenbar hatte es zwischen Gessner und Cotta Abmachungen gegeben, von denen Pestalozzi nur teilweise unterrichtet war und die jetzt zu Unklarheiten führten, da Gessner 1803 Konkurs ging (vgl. Brief von Gessner an Göschen, 5.9.1803, ZB Zürich Ms Pestal 5, 201, S. 18r–18v und Brief von Herzog von Effingen an Cotta, 29.12.1803, ZB Ms Pestal 5, 196, S. 1r–1v). III. Z. 10 Z. 11 Z. 11 Z. 12 Z. 16 Z. 31f. Z. 42

Ihr Schreiben v[om] 30 Juli: scheint nicht überliefert zu sein Herzog: Johannes Herzog von Effingen (1773–1840)  Nr. 607 unterm 25 Jul: Dieser Brief scheint nicht erhalten zu sein. Gessner: Verlag Gessner  Nr. 607 S c h m i d : Joseph Schmid (1785–1851)  Nr. 712 30 Mai: nicht überliefert Buchhändler Kummer: Es dürfte sich hier um Paul Gotthelf Kummer (1750– 1835) handeln. Kummer war Buchhändler und Verleger in Leipzig.

618. Landammann der Schweiz 26. August 1803 le 26.e Aoust 1803. 5

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An Herren Pestalozzi in Burgdorf. Mein Herr! Ihre Denkschrift wodurch Sie der Tagsatzung die Frage vorgelegt haben o b und i n w i e w e i t die jetzige Schweitzerische Regierung geneigt sey, dem neüen Elementar Untericht dessen Erfinder Sie sind – Unterstützung angedeihen zu lassen – wurde von den

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löblichen Ehren Gesandtschaften mit jener lebhaften Empfindung beherziget welche dieselben jedem gemeinnützigen und wichtigen Unternehmen zollen. Es gereicht mir zum besonderen Vergnüngen ihnen mein Herr anzeigen zu können dass bei der hierüber gepflogenen Berathung um unsere Jugend um das Vaterland und um die ganze Menschheit volle Gerechtigkeit wiederfahren und dass demnach der einstimmige Wunsch geäussert worden es möchten die Schweitzerischen Cantonal-Regierungen durch billige Beiträge die neüe Methode, und ihren Erfinder festzuhalten suchen. Der beiliegende Beschluss welcher den bemeldeten Regierungen circulariter mitgetheilt werden soll wird ihnen mein Herr ein angenehmer Beweis dieser liberalen Gesinnungen seyn. Meine Wünsche und meine Vorzügliche Achtung begleiten Sie auf der mühesammen, aber ehrenvollen Bahn welche – Sie sich ausersehen haben. Ich empfehle Sie in dem Schutz des Allerhöchsten Auszug aus dem Protocoll der schweizerischen Tagsatzung vom 23.ten August 1803.

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Die Tagsatzung der schweitzerischen Eidgenossenschaft hat nach angehörtem Bericht ihrer Commission über das Bittschreiben des H[errn] Pestalozzi, Vorsteher der LehrAnstalt in Burgdorf beschlossen 1. Da nach den Grundlagen unserer Verfassung keine allgemeine Staatshaushaltung existirt, so können Beyträge zur Unterstützung dieser Lehranstalt, und durch die Kantone selbsten seye es durch direkte Geldunterstützungen oder durch Hinsendung von Zöglingen, die zu Schulmeistern gebildet werden sollen geschehen[.] Diesem zufolge wird der Landammann der Schweiz ersucht, den verschiedenen Kantonsregierungen hievon Kenntniss zu ertheilen, damit selbe mit möglichster Beförderung ihren daherigen Entschluss dem H[errn] Landammann mittheilen, mit dem Wunsch, dass das Bedürfniss besserer Schulanstalten in verschiedenen Gegenden der Schweiz, den Werth, der Lehranstalt in Burgdorf und die Achtung die das Ausland der Lehrmethode des H[errn] Pestalozzi trägt von den Kantons-Regierungen in behörende Betrachtung gezogen werden möchten. 2. In Betreff der fernern Bewohnung des Schlosses Burgdorf hat sich H[err] Pestalozzi an die Regierung des löblichen Cantons Bern zu wenden, und gleichwie die von gedachter Regierung bis anhin ertheilte Begünstigung den vollsten Dank verdient, so berechtiget selbe zugleich zu der angenehmen Hoffnung: dass die Regierung des Kantons Bern noch fernerhin diese Lehranstalt das bewohnende Lokale überlassen werde. 3. Der ausschliessende Verkauf seiner Schriften ist H[errn] Pestalozzi von der abgetrettenen Regierung zugesichert worden, u[nd] auf diese Begünstigung hin, hat er deren Herausgabe veranstaltet, welche desnahen auch bestens gegen ohnerlaubten Nachdruck sicher gestellt werden soll, welchem zufolge die KantonsRegierungen ausschliessend den Verkauf der von H[errn] Pestalozzi veranstalteten Herausgabe gestatten, u[nd] jeden Nachdruck strenge unterdrücken u[nd] bestrafen werden.

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4. In Betreff der von der helvetischen Regierung der Lehranstalt angeliehenen Summe von 4000. Franken wird es der Liquidations Commission durch Mittheilung gegenwärtigen Beschlusses bestens anempfohlen, bey der General Liquidation der Nationalschuld, denjenigen Kantonen, welche freywillig zur Tilgung der Pestalozzischen Schuld beytragen wollen, verhältnissmässige Anweisungen auf diese 4000. Franken zu ertheilen 5. Der H[err] Landammann der Schweiz ist ersucht, dem H[errn] Pestalozzi sowohl von diesem, dem Abschied einzuverleibenden Beschluss; als auch von den erhaltenden Antworten u[nd] Entschlüssen der Kantons-Regierungen über fernere Beyträge Kenntniss zu ertheilen Dem Protokoll gleichlautend befunden Freyburg den 26sten Augustm[ona]t 1803. Der Kanzler der Eidgenossenschaft Mousson.

Überlieferung 1 5

Bundesarchiv Bern, Band C50, Nr. 1152 (Z.1–26) ZB Zürich Ms Pestal 5, Umschlag 201, Bl. 19v–20r (Z. 27–72) Copia Textkritik

Zeuge h Z. 5 Z. 20f. Z. 22 Z. 32 Z. 33 Z. 38f. Z. 41 Z. 57 Z. 58

Pestalozzi: lateinische Schrift circulariter: lateinische Schrift liberalen: lateinische Schrift Da nach existirt: lateinische Schrift mittheilen der Lehrmethode Liquidations Commission: lateinische Schrift Liquidation: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Nach dem Zusammenbruch der Helvetischen Republik wird das Gebiet der Schweiz auf Druck Napoléon I. Bonapartes ( Nr. 580) entsprechend der Mediationsakte vom 19. März 1803 föderalistisch organisiert. Die souveränen Kantone bleiben jedoch als Staatenbund durch eine Bundesverfassung vertraglich aneinander gebunden, die gemeinsamen Geschäfte werden an der wieder eingesetzten eidgenössischen Tagsatzung verhandelt. Ihr steht der Landammann der Schweiz vor, sein Stellvertreter trägt den Titel Landstatthalter. II. Mit der Auflösung der helvetischen Regierung durch die Mediationsakte war auch die Bildungspolitik wieder Sache der Kantone geworden und Pestalozzi musste sich seiner Privilegien neu versichern bzw. seine Anstalt in Burgdorf neu absichern.

637 III. Z. 7 Z. 36

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Denkschrift: PSB IV, S. 146–149 Landammann: Louis d’/Ludwig von Affry (1743–1810) absolvierte eine militärische Karriere in der französischen Armee und im diplomatischen Dienst, aber die Erfahrung des Terreur bewog ihn, in die Schweiz zurückzukehren. Während der Helvetik – Affry gehörte zu den Republikanern, die im 2. Staatsstreich die unitarische Verfassung zu Fall brachten – bekleidete er, genauso wie in der darauffolgenden Periode der Mediation und bis zu seinem Tod, verschiedene politische Ämter. 1803 ernannte ihn Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) zum ersten Landammann der Schweiz. Nationalschuld: Der Kanton Zürich war offenbar bereit, eine Teilschuld von 1000 Franken zu übernehmen, ganz im Gegensatz zum Kanton Bern, der sich schon genug dadurch belastet sah, dass er Schloss und Brennholz zur Verfügung stellte. Dies vor allem auch darum, weil die Schüler zumeist nicht aus dem eigenen Kantons stammten (vgl. Protokolleintrag vom 11. Februar 1804, StA Bern, AII 1049) Mousson: Jean Markus/Jean Marc Mousson (1776–1861)  Nr. 495

619. Regierung der Kantone Appenzell und Glarus Herbst 1803 5

[Reg.] Die Regierungen empfanden die Bitte um gründlichere Prüfung der Anschuldigungen Steinmüllers durch Unparteiische als billig und gerecht, glaubten aber solche den Eltern überlassen zu müssen, «die ihre Söhne der Anstalt in Burgdorf schon übergeben hätten oder solches zu thun Willens seien.»

Überlieferung 1

Morf II, S. 268; vgl. PSB IV, S. 162, S. 585 Sacherklärung I.

Die im helvetischen Kanton Säntis aufgegangenen Kantone Appenzell-Ausserrhoden und -Innerrhoden werden mit der Mediationsakte wieder in zwei eigenständige Halbkantone aufgeteilt und richten ihr altes Behördensystem wieder ein. Auf Ebene des Kantons wählt die Landsgemeinde als oberster Souverän die Landesbeamten. Die Räte werden durch offene Wahlen in den Gemeinden bestimmt. Seit der Landsteilung aus konfessionellen Gründen von 1597 haben sich die Regierungen der Halbkantone unterschiedlich entwickelt: Die gesetzgeberische und höchste richterliche Instanz in Appenzell-Innerrhoden ist der Grosse Zweifache Landrat, auch Grosser Rat genannt. Der Kleine Rat oder Wochenrat behandelt alle kommunalen Aufgaben und niedere zivil- und strafrechtliche Fälle. Teile des Grossen Rates sowie die Landesbeamten, die Gemeindehauptleute und die Mitglieder des Kleinen Rates versammeln sich jeweils kurz nach der Landsge-

638 meinde als Neu- und Alträt, um die Geschäfte zu tätigen, die nicht im Kompetenzbereich des Souveräns liegen. In Appenzell-Ausserrhoden führt der Zweifache Landrat oder Neu- und Alträt als höchste Ratsversammlung mit Wahl- und Satzungsgewalt das Regiment. Der Grosse Rat als oberste Gerichtsinstanz und Exekutivorgan ist für die Besorgung der laufenden Geschäfte zuständig. Die Besonderheit eines Doppelregiments, aus Rivalitäten zwischen den Landteilen vor und hinter dem Fluss Sitter hervorgebracht, bleibt erhalten: Beide Landesteile besetzen seit 1647 mit Ausnahme der Schreiber- und Weibelstellen (Amtsbote) alle Landesämter zweifach und stellen mit je einem kleinen Rat die niedere Gerichtsinstanz. Die Mediationsakte hebt den Kanton Linth auf und stellt den früheren Kanton Glarus samt der konfessionellen Teilung der Regierungsbehörden und Gerichte wieder her. Oberster Souverän ist die jährlich im Frühling stattfindende Landsgemeinde. Kurz nachdem der evangelische und der katholische Landesteil an der eigenen Landsgemeinde ihre Behördenvertreter gewählt und ihre eigenen, zumeist konfessionsabhängigen Geschäfte beraten haben, wird in Glarus eine gemeinsame Landsgemeinde durchgeführt. An der so genannten gemeinen Landsgemeinde wählt das Volk vorerst durch Handmehr Kandidaten beider Konfessionen, die teilweise durch Losentscheid die Ämter Landammann, Landesstatthalter, Pannerherr, Pannervortrager und Säckelmeister besetzen. Darauf werden allgemeine Staatsangelegenheiten und Gesetzgebung geregelt. Neben den Landsgemeinden werden die Regierungsgeschäfte auch durch mehrere Räte besorgt: Der gemeine Rat (ca. 90 Mitglieder) behandelt als oberste Instanz allgemeine Geschäfte des Landes, evangelischer und katholischer Rat sind für Partikularangelegenheiten und Strafrechtspflege zuständig. Besondere Fragen werden dem zweifachen Landrat (ca. 140 Mitglieder) oder dem dreifachen Landrat (ca. 190 Mitglieder) zur Behandlung übergegeben. Auch das Gerichtswesen besteht aus mehreren Instanzen. Zu den am häufigsten in Anspruch genommenen Gerichte gehören das Neunergericht (z.B. Ehrverletzungen, Erbrecht, Eigentum, Kriegsdienste) und das Fünfergericht (alle andern Zivilfälle). Zur Klärung von Streitigkeiten zwischen Parteien, deren Mitglieder verschiedenen Konfessionen angehören, sind gemischte Gerichte zuständig. Der evangelische Teil führt 1803 neu ein Appellationsgericht ein. II. Im Sommer 1803 erschien die Schrift Johann Rudolf Steinmüllers (1773–1835,  Nr. 508) Bemerkungen gegen Pestalozzis Unterrichts-Methode, nebst einigen Beilagen, das Landschulwesen betreffend, die sowohl die Effektivität als auch die Bedeutung der Methode Pestalozzis in Abrede stellte. Pestalozzi befürchtete nun, dass deshalb keine Zöglinge mehr aus dem Heimatkanton Steinmüllers (Appenzell) nach Burgdorf geschickt würden, und schrieb deshalb sowohl an die Regierung des Kantons Appenzell, als auch an die Regierung des Kantons Glarus einen erklärenden Brief in Sachen Steinmüller. Die Antwort der Kantone ist leider nicht mehr im Wortlaut erhalten.

639 620. Franz Bernhard Meyer von Schauensee 3. September 1803 5

An Herrn Herrn Pestalozzi in Burgdorff. Canton Bern. Schauensee den 3. Sept. 1803.

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Du hast mir, lieber Freund, auf mein letztes noch nicht geantwortet. Das Wesentliche unterdessen ist gethan, da die Frau Mayr das erforderliche Hausgeräth für ihren Sohn nach Burgdorf abgeschikt hat. Lezterer verreist nächsten Freytag mit Herrn Pfarrer Müller, und wird den 10ten diess bey Dir eintreffen. Ich empfehle Dir, mein Lieber, diesen jungen Knaben ganz besonders, und zweifle auch nicht, dass er Dir nicht durch seine Beflissenheit und gutes Betragen Freude machen und Deiner an ihn gewandten Mühe entsprechen werde. Es freut mich besonders, dass Müller zu Dir reiset. Durch ihn erhalte ich dann doch auch wieder nähere Nachrichten über die Fortschritte deines Instituts, und alles, so Dich betrieft. Der Gedanke an meine Freunde quält mich oft in meinen einsamen Stunden, noch mehr die Hemmungen, die sich dem Guten entgegensezen, das sie noch, ohngeachtet der vandalischen Rükschritte, die von allen Seiten gethan werden, leisten könnten. Ich lass lezthin in der allg[emeinen] Zeitung Deine Adresse an die Diete. Ich kenne den Entschluss noch nicht, den diese desswegen nahm, wol aber weiss ich, dass sich einige Herrn äusserst übel gegen Dich herausliessen, und sich dadurch selbst an den Pranger stellten. Lebe, Lieber Freund, immer wol, und seye der Fortdauer meiner freundschaftlichen Gesinnungen versichert. FB Meyer

Überlieferung 1 2 3 4

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 221/6 Blatt, 191x235 mm leicht beschädigt und fleckig; ganzer Text lateinische Schrift Siegelspuren, Dorsualvermerk Schauensee Meyer Sept. 1 8 0 3

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Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848)  Nr. 443 II.  Nr. 603, 613

III. Z. 11 Z. 12 Z. 13 Z. 26

Z. 27

Frau Mayr: Maria Anna Mayr-Rüttimann (†1804)  Nr. 603 ihren Sohn: Jost/Josef Gosteli Mayr (1791–1857)  Nr. 603 Pfarrer Müller: Thaddäus Müller (1763–1826)  Nr. 559 Deine Adresse: Franz Bernhard Meyer von Schauensee (1763–1848,  Nr. 443) bezieht sich auf einen Kurzartikel in der Allgemeinen Zeitung vom 31. August 1803 (Helvetien. In: Allgemeine Zeitung (1803), Nr. 243, S. 970). Darin wird eine am 18. August 1803 an die Tagsatzung gerichtete Bittschrift Pestalozzis erwähnt, in welcher er um die Unterstützung seines Institutes bittet. Bei der Bittschrift selbst dürfte es sich um ein am 12. August 1803 in Burgdorf verfasstes und in derselben Zeitung am 25. August 1803 (Helvetien. In: Allgemeine Zeitung (1803), Nr. 237, S. 947f.) veröffentlichtes Schreiben handeln, in dem Pestalozzi die gegenwärtigen Machthaber zu verpflichten versucht, die durch die alte Regierung geleistete Unterstützung aufrechtzuerhalten, wobei er droht, sich andernfalls an einen anderen Standort – er spricht sogar von einem anderen Land – zu begeben (vgl. PSB IV, Nr. 914). Diet: Tagsatzung (frz. diète)

621. Philippe Mandiléni 12. September 1803 à Fribourg le 12. 7bre 1803. 5

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Monsieur je vous remercie de la permission que vous avés eu la bonté d’accordé à mon fils, je vouloit le retenir encore quelques jours, mais il Sent Son dévoire et ne veut pas abussé de vos bontés, C’est pourquoi qui Senprésee de se rendre à Son devoir, et dont j’espére qui continura à mérités les bontés ques vous avés pour lui, je vous le recommande, vous etes Sont Second pere, et C’est dans cette attende là, et jespère quil profitera de tout les Soins que vous prené

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pour lui, l’anfant vous-étei à tachés, et Sera reconnessant de tout ce que vous ferés pour lui, et nous ne Sesseront de vous-avoir une grande obligation, et Suis Monsieur votre tres humble Serviteur Philippe Mandilény

Überlieferung 1 2 5

ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 199/1 Blatt, 179x234 mm Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. (Jacques-)Philippe Mandiléni (†1807), von Beruf Perückenmacher, stammt aus Lunéville (Lothringen). Er heiratet, ca. 30-jährig, am 21. Mai 1781 die Modehändlerin MarieElisabeth Mathey (†1820). Durch die Vermählung mit einer Einheimischen wird ihm bewilligt, sich in Fribourg niederzulassen, das Bürgerrecht bleibt ihm jedoch verwehrt. 1800 erhält Mandiléni die Erlaubnis, Wein und Bier offen auszuschenken. Ob er neben seinem ursprünglichen Beruf zusätzlich oder nur noch wirtet, kann nicht eruiert werden. III. Z. 7

mon fils: Beim angesprochenen Zögling handelt es sich um Joseph-Louis Mandiléni (*1788), eines von sieben Kindern der Familie Mandiléni. Joseph-Louis trat 1803 ins Institut ein und verliess es Mitte 1804, um bei Elisabeth Félicité Scherb-Scherb (1757–1826,  Nr. 661) in Lyon als Hauslehrer tätig zu sein. Später studierte er Philosophie und Medizin in Paris. Nach einer Lehrtätigkeit als Mathematikprofessor an einem Kollegium in Frankreich praktizierte er als Arzt in Russland und eröffnete 1828 ein orthopädisches Institut in Moskau. Anlässlich eines Besuchs 1844 in Freiburg gab er an, sich in Orléans niederzulassen. Sein weiterer Lebenslauf und das Todesdatum konnten nicht bestimmt werden.

642 622. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 14. September 1803 H[errn] Pestalozzi in Burgdorf. 5

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Tübingen d[en] 14. Sept. 1803 Ihr Brief vom 8ten erwiedert meine beiden lezten redlich gemeinten nicht wie zu erwarten war[.] dies überhebt mich der mühe weitläufig zu antworten. Damit ich die Sache in einer runden Zahl abmache so will ich noch 250. zu den bisher berechneten, im Ganzen also 2500. Ex. übernehmen. Ich habe erhalten lt. Bericht an Gessner: Zahlenverhältnisse 4493. Ex. mithin sind zu Ihrer Disposition1993. Maass – 3050. " – d[it]o 550. Buch der Mütter 4456. " – d[it]o 1956. Diese stehen in Leipzig zum grössten Theil, nur von Maass Verhältnissen sind bey 400. hier. Dass von diesen mir so bedeutend weniger zugekommen sind, als von den beiden andern Heften, rührt daher, dass ich, um dem Institut das Porto zu ersparen an Gessner Antwort gab, u[nd] ein Kisten in Schaffhausen still liegen liess die Sie bey H[errn] Spleiss daselbst zum Königsstuhl können in Empfang nehmen lassen, sie ist M 15. gezeichnet u[nd] Gessner kann den Innhalt angeben; wahrscheinlich ist es dies Heft, Sie haben also zu disponieren über: 1 ° . den Vorrath in Leipzig, der grösstentheils in noch 3 uneröfneten Kisten besteht. 2 ° . die Kiste in Schaffhausen. 3 ° . den hiesigen Vorrath Unsere Rechnung ist folgende: Laut Rechnung vom 7.t Jul. für 2250 Ex. – f. 4302.29. Hievon habe ich bezahlt. Durch H[errn] Kellers Sohn baar übermacht f. 1801.49. Jul. 15. auf H[errn] Gessners Anweisung 378.20. Aug. 6. Wechsel H[errn] Herzogs v[on] Effingen 416.37. – do. do. 137.30. f. 2734.16 Mithin bin ich auf diese 2250. Ex. noch f. 1568.13 schuldig, über die H[err] Herzog jeden Augenblick disponieren kann.

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Sodann haben mir jene 250. weitre Ex. zu berechnen diese betrugen im Pränumerationspreis à f. 2.54. = f. 725 – ab copl. Provision = 145 – f. 580 Hiezu das wieder Ihnen zu ersetzende Porto der Ex. mit 18 Kr. pr. Stück 75 Mithin kämen für diese 225 Ex. = f. 655 Ihnen zugut. Nun hat mir Gessner das 4. u[nd] 5. Heft roh gesandt, um es hier brochieren zu lassen. Diese Brochur Gebühren giengen also von obigen f. 655. noch ab u[nd] da er mir fürs erste nur 2250 Ex. gesandt hat, so wären noch 250. nachzusenden, im Ganzen also die Brochurgebühren für 2500. Ex., 4. u[nd] 5. Heft mir zu ersetzen oder von jenen f. 655 abzurechnen. Da dies gleich reguliert werden kann – (neml[ich] was Sie f ü r s H u n d e r t in zu brochieren geben gieng 50mal an obiger Summe als Auslag für Sie ab, da 2. Hefte zu 2500=5000. Brochuren machen.) so sind Sie auch über diese Summa nicht im Dunkeln u[nd] auch darüber kann also H[err] Herzog disponieren. Sie haben also ganz was Sie wünschen, ich bedinge mir das einzige wie natürlich aus, dass Sie den Pränumerations u[nd] nachherigen Preis nicht vermindern; Denn würde dies geschehen so risquiere ich dass die Buchhändler die bisher bezogenen Ex. wenigstens zum Theil zurükgäben. Also hierüber Ihre Versicherung. Das übrige machen Sie wie Sie wollen: mich rechtfertigen die empfangenen Briefe und die Copien meiner Antworten. Die Eile dieses Briefs müssen Sie entschuldigen ich wollte Ihnen mit der umgehenden Post antworten. sig. Cotta

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 5, 201, S. 23 Copia Textkritik

Zeuge h Z. 4 Z. 36 Z. 40 Z. 46 Z. 46 Z. 55 Z. 59

Pestalozzi: lateinische Schrift ich auf copl. Provision: lateinische Schrift brochieren: lateinische Schrift Brochur: lateinische Schrift Herzog: lateinische Schrift risquiere: lateinische Schrift

644 Sacherklärung I. Johann Friedrich Cotta, Freiher von Cottendorf (1764–1821)  Nr. 617 II.  Nr. 617

III. Z. 11 Z. 12

Z. 13

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Z. 20

Z. 31 Z. 33

 Nr.

607 Gessner: Verlag Gessner Zahlenverhältnisse: Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Erstes Heft bis drittes Heft. Zürich und Bern in Commission bey Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 – Viertes Heft. Ebenda. 1804 Maass –: ABC der Anschauung oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Erstes und zweytes Heft. Zürich und Bern in Commission bey Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 Buch der Mütter: Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Erstes Heft. Zürich und Bern in Kommission bei Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cottaschen Buchhandlung 1803 Spleiss: Stephan Spleiss (1766–1832) wohnte wahrscheinlich im Haus «Zum Königsstuhl» (Freier Platz 7) in Schaffhausen. Er war Hofzolladministrator, das heisst ein höherer Beamter der Zollverwaltung. Aus seiner ersten Ehe mit Franziska Margaretha Zündel (1767–1820) ging ein Sohn namens Johannes (1795–1838) hervor. Spleiss liess sich wahrscheinlich im Jahre 1800 scheiden, jedenfalls heiratete er am 22. März 1803 Maria Magdalena Ziegler. Kellers Sohn: Um wen es sich hier handelt, konnte nicht eruiert werden. Herzogs v[on] Effingen: Johannes Herzog von Effingen (1773–1840)  Nr. 607

623. Kirchenrat Bern Mitte September 1803 5

[Reg.] Der Kirchenrat ist der Meinung, dass es in Burgdorf an einem «richtigen christlichen Religionsunterricht» fehlt.

Überlieferung 1

Morf II, S. 271

645 Sacherklärung I. Der Kirchenrat behandelt als Exekutivorgan des Kleinen Rates kirchliche und schulische Angelegenheiten des Kantons Bern. Der Rat setzt sich aus drei weltlichen und drei geistlichen Mitgliedern des Kleinen Rates sowie einem für Schreibarbeiten zuständigen Sekretär zusammen. Zu den zentralen Obliegenheiten des Kirchenrats gehören zum einen die Oberaufsicht über das kirchliche Lehrsystem, den öffentlichen Gottesdienst, die Kirchenzeremonien und das geistliche Personal, zum andern ist dem Kirchenrat übertragen, das niedere und höhere Schulwesen, die Einrichtungen des öffentlichen akademischen Unterrichts und das gesamte akademische Schulpersonal zu beaufsichtigen. Des weitern untersucht der Kirchenrat in seinen Aufgabenbereich fallende Klagen und Beschwerden und ist angehalten, veröffentlichte Schriften auf religiöse, moralische und sittliche Verstösse hin zu prüfen (Zensurrecht). II. Der anhaltende Erfolg Pestalozzis in Burgdorf bewog auch die neue Regierung des Kantons Bern, erneut eine Kommission zur Untersuchung der Methode zusammenzustellen. Die Visitation erfolgte am 8. Juli 1803 durch den Regierungspräsidenten Niklaus Rudolf von Wattenwyl (1760–1832,  Nr. 976). Johann Rudolf Stürler (1771–1861,  Nr. 639) schrieb am 12. September 1803 an den Schultheiss und die Räte von Bern (StA Bern, B III 898). Er riet der Regierung ab, das Schloss Burgdorf «auf eine unbestimmte Anzahl Jahre hinzugeben». Teil dieser Kommission war auch der Kirchenrat, welcher moniert haben muss, dass der «richtige christliche Religionsunterricht» fehle. Der Visitationsbericht erscheint am 11. Oktober 1803 unter dem Titel Gutachten des Kirchen- und Schuldepartements in Betreff der H. Pestalozzi zu Burgdorf anbegehrten Unterstützung (StA Bern, B III 898).

624. Henri Monod 20. September 1803 5

Monsieur Pestalozzi Berthou Lausanne le 20e 7re 1803.

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Monsieur Monsieur le Général Kitrof adjudant de l’Empereur de Russie, en grande relation avec La Harpe, ne veut pas passer en Suisse, Sans voir un des objets les plus intéressants qu’elce présente, votre établissement. Quoique peu connu de vous, Monsieur, je Suis persuadé que vous ne Seres pas fâché que j’aye l’avantage de vous le présenter; vous aurès bientôt apprécié Son mérite, et vous jugeres que peu de personnes soient plus dignes d’être bien accueillies.

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Secretan me faisoit espèrer que nous aurions le plaisir de vous voir icy, je m’en félicitois; on avoit prétendu une fois que vous pensies à quitter Berthou, en Ce Cas on eût été bien aise que vous eussiés Choisi mon pays pour votre retraite; la manière dont on vous y auroit reçu vous eût prouvé que nous ne Sommes pas Si barbares que beaucoup de gens voudroient le faire Croire. Veuillés, Monsieur, agréer les Sentiments de ma Considéeration toute particulière. H. Monod. Conseilleur

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 237/1 Bogen, 193x237 mm bläuliches Papier Siegelspuren, Dorsualvermerk Monod Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Henri Monod (1753–1833) aus Morges (Kt. Waadt) besucht das städtische Collège und 1773 für kaum ein Jahr die Universität Tübingen, begeistert sich für die Philosophie Immanuel Kants (1724–1804,  Nr. 442) und befreundet sich mit dem späteren Revolutionär Frédéric César de Laharpe (1754–1838,  Nr. 722). Sein Studium schliesst er 1776 in Valence (Rhône-Alpes) ab. Verwandtschaftliche Beziehungen zum Berner Patriziat eröffnen ihm eine lukrative Ämterkarriere: 1778 wird er städtischer Verwalter des staatlichen Salzhandels, 1781 Statthalter des Landvogts in Morges. Zwei Jahre nach seiner Heirat (1781) mit Marie-Eleonore Bourgeois (1762–1820) wird er Mitglied des Zwölferrats. Monod begrüsst die Veränderungen von 1798 und bekleidet (mit Unterbrechung von 1800–1802) das Amt des Präsidenten der Verwaltungskammer des Kantons Léman und ist 1802/03 Mitglied der Consulta. Mit Einsetzung der Mediationsakte wird er Präsident des Staatsrats und Grossrat auf Lebenszeit. 1804 zieht er sich aus der Politik zurück, verfasst seine Erinnerungen zur Helvetischen Revolution (Paris 1805) und die politische Schrift Le Censeur ou lettres d’un patriote vaudois à ses concitoyens (Lausanne 1808). 1811 wird er erneut in den Staatsrat gewählt und 1813 dessen Präsident. Er kämpft nach dem Niedergang Napoléon I. Bonapartes (1769–1821,  Nr. 580) bei den Siegermächten für die Erhaltung des Kantons Waadt, dessen Fortbestand durch die Ansprüche Berns auf das ehemalige Untertanenland gefährdet ist. Auch nach Inkrafttreten der neuen Verfassung von 1815 bleibt er zunächst Präsident des Staatsrats (nun «Landammann» genannt) und bis 1830 Mitglied der Regierung.

647 III. Z. 9

Z. 10 Z. 16

Général Kitrof: Mikhail Eliseevich Khitrovo (Chitrovo) (1765–1848) nahm an den Kriegen gegen Frankreich unter Zar Pavel I. (1754–1801  Nr. 520) teil. Für dessen Nachfolger Zar Alexander I. (1777–1825,  Nr. 520) bereiste er Westeuropa, um Informationen über das Spital- und Gefängniswesen zu sammeln. Er war ein naher Bekannter von Frédéric César de Laharpe (1754–1838,  Nr. 722), dem Erzieher Alexander I. La Harpe: Frédéric César de Laharpe (1754–1838)  Nr. 722 Secretan: Philippe Secrétan (1756–1826) begann seine Laufbahn als Hauslehrer und Erzieher in Nyon (Kt. Waadt), Wien und Brüssel, kehrte aber nach einer Verhaftung in Belgien wegen oppositioneller Umtriebe 1790 nach Lausanne zurück, wurde Mitglied des Gerichtshofs und des Rats der 200 und beteiligte sich aktiv an der Helvetischen Revolution. 1798 wurde er Präsident des Waadtländer Kantonsgerichts (bis 1820) und 1799–1800 Mitglied des helvetischen Direktoriums. Auch in der Mediation und Restauration bekleidete er politische Ämter. Er setzte sich für die Unabhängigkeit des Kantons Waadt von Bern ein.

625. Laurenz/Lorenz Josef Alois Mayr 23. September 1803 Freiburg den 23ten 7bre 1803. 5

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Monsieur. Die schwächliche gesundheit meines elteren Josef Gosteli hat mich seit ich ihne in Burgdorf verlassen nicht wenig in sorgen gesezt, auch die abwesenheit von meiner familien seit 6 Monath und die ungewissheit wen ich sie wieder sehen werde, alles dies haben mich den schluss zu fassen veranlasst, dies mein kind auf einige wochen zu meinem vergnügen zu mir zu nehmen. sende desswegen meinen bedienten an sie ab mit ersuchen mir diesen knaben verabfolgen zu lassen über die reise habe ich mit meinem bedienten mich schon verstanden – ich ersuche herrn Kauffmann die Schulde die sei es bei ihme sei es im wäschhaus möchte aufgelaufen sein, abzuthun und zu berichtigen. indessen empfehle ich ihnen auf ein neues meinen lieben lorenz, ich habe sichres Zutrauen auf sie gesezt und schmeichle mir ihrer sorgfalt. – verzeihen sie mein so lieber herr Pestalozi, aber ich bin vatter und liebe meine kinder, ihr wohl alein kan das meinige ausmachen – ich zweifle nicht dass ihre sonderbare gütte gegen den kinderen, auch bei meinem lorenz eindruk machen wird und er sich gar gerne bei ihnen gewöhnen wird. – genehmigen sie die versicherung meiner wahren ergebenheit und achtung.

648 Lorenz Mayr, P[räsi]d[en]t der schweizerischen Liquidations commission –

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Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 210/1 Blatt, 192x235 mm Dorsualvermerk Lorenz Mayr, Friburg, stb r e 1803 Original Textkritik

Zeuge H Z. 23

genehmigen sie Sacherklärung I.

Laurenz/Lorenz Josef Alois Mayr (von Baldegg) (1755–1816) stammt aus Luzern. Mayr begibt sich 1782 als Hauptmann in sardische Dienste, 1789 heiratet er Maria Anna Rüttimann (†1804,  Nr. 603). 1792 verkauft Mayr die väterliche Gerichtsherrschaft Mammertshofen (Kt. Thurgau). Mayr gilt als wohlhabender Kaufmann, der sich seit Beginn der Helvetik als Politiker zu profilieren beginnt: Vorerst als Suppleant (Vertreter) der provisorischen Regierung vom 27. März 1798, sodann vom 14. April 1798 bis 21. Dezember 1801 als Präsident der Verwaltungskammer von Luzern und schliesslich von November 1802 bis März 1803 als Luzerner Regierungsstatthalter. Mayr, der sich während seiner Tätigkeit in der Verwaltungskammer insbesondere in Finanzbelangen ausgezeichnet hat, wird 1803 Vizepräsident der schweizerischen Liquidationskammer (da Mayr den vorliegenden Brief als Präsident signiert, dürfte er – was jedoch nicht nachgewiesen werden konnte – für eine gewisse Zeit auch das Präsidium innegehabt haben). 1809–1816 ist er Mitglied der Stadtverwaltung Luzern, 1814–1816 Luzerner Grossrat. III. Z. 6 Z. 12 Z. 14 Z. 17

Josef Gosteli: Jost/Josef Gosteli Mayr (1791–1857)  Nr. 603 meinen bedienten: Um wen es sich hier handelt, konnte nicht eruiert werden. Kauffmann: Wahrscheinlich ist hier Fridolin Kaufmann (1778–nach 1830,  Nr. 599) gemeint. lorenz: Es ist unklar, ob Lorenz Mayr (*1792) wirklich nach Burgdorf reiste; sicher ist nur, dass einer von den Brüdern Mayr im Institut war, denn Pestalozzi klagt am 11. Oktober 1805: «Meyer von der Liquidations-Commission hat seinen Sohn zu dem Zeitpunkte zurückgezogen, wo er genau angefangen hätte, Kraft zu erhalten» (PSB V, Nr. 1117). Ob sich das aber auf den Rückzug von Jost/Josef Gosteli Mayr (1791–1857,  Nr. 603) oder von Lorenz Mayr bezog, ist unklar.

649 Z. 26f.

schweizerischen Liquidations commission: Die Liquidationskommission hatte die Aufgabe, die Aktiven und Passiven des nicht mehr existierenden Einheitsstaates, der Helvetik, zu verrechnen.

626. Johann Rudolf Marti 23. September 1803 5

S. T, Herrn Professor Pestalozzi Burgdorff. Riga den 23. Septembre 1803.

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S.T. Herrn Professor Pestalozzi Hochschäzungswerter Herr! Schon im vergangenen Frühjahr wird Ihnen mein sehr werther Freünd Herr Schindler in Glarus meine Absicht mitgeteilt haben, Ihnen meine 3 Söhne zur Lehre zu übergeben u[nd] Sie ganz Ihrer väterlichen Leitung zu überlassen, ich hoffte bis jezt selbst das Ver[g]nügen zu haben, Ihnen solche zuzuführen, allein die Geschäfte hindern mich daran, weshalb gestern mein Sohn Hans Burchard alt 6. Jahr Diedrich – 4– unter guter Aufsicht von hier zur See nach Lübeck abgereist sind u[nd] von dort die Reise nach Corsier bey Vevay fortsezen, um meinen 3ten Sohn David Edouard mitzunehmen, der bald 7 Jahr alt ist, Sie empfangen allso auf einmal von mir 3 Kinder, die mir sehr am Herzen liegen, noch mehr aber Ihr künftiges Wohl u[nd] Ausbildung, u[nd] nach allen Erkundigungen von den mehrsten Leüten fand ich zu diesem Zweck keinen würdiger, wie Sie, ich übergebe Sie Ihnen daher mit der Innigsten Bitte, dass Sie neben dem Lehrer, ganz den Vater gegen Sie vereinigen. Zu Ihrer Nachricht bemerke nur, dass ich Sie alle 3 bis jezt nicht das mindeste habe lernen lassen um kein schiefen unrichtigen Anfang mit Ihnen zu machen. Die Zalung werden Ihnen Herren Ab. u[nd] J. H. Schindler in Glarus machen, denen Sie nur anzuzeigen belieben, wo Sie das Geld zu empfangen wünschen. Wegen Kleidern u[nd] andern Bedürfnisse, bitte solche an Madame Julie Augustine Marty née Calame, in Corsier bey Vevay aufzugeben u[nd] Ihr, wenn es nicht alle 14 Tage sein kan, doch we-

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nigstens alle Monat eine Bericht von Ihrem Befinden u[nd] den Fortschritten zu geben. Kommende Sommer hoffe alsdann selbst Ihnen ein Besuch abzustatten u[nd] die Ehre Ihrer Bekanntschaft zu machen. Ihr allgemein anerkannter moralischer Werth, ist mir die sicherste Garantie, dass meine Kinder Ihrem Herzen lieb sein müssen, genehmigen Sie daher im Voraus für alle diese Kleinen, von denen ich mich mit Wehmut trenne, für alle Ihnen erweisenden Gut u[nd] Wohlthaten meinen herzlichsten Dank. Die Versicherung der reinsten Hochachtung von Ihrem ergebenen J.R. Marty, aus Glarus.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 202/1 Bogen, 188x227 mm Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 18 Z. 19 Z. 22 Z. 24

nach Lübeck von dort am keinen Sacherklärung I.

Johann Rudolf Marti (1765–1824) stammt aus Glarus, wo sein Vater, der ein Gasthaus betrieb, auch als Landvogt amtete. Der junge Marti bewirbt sich erfolglos um das Amt des Landschreibers. Kurz darauf verlässt er Glarus, lässt sich als Kaufmann in Riga nieder und gelangt schon bald zu grossem Vermögen. Die Firma Marti gilt als nicht spezifizierbar, gemäss Martis Briefen an Johann Caspar Horner (1774–1834) aber dürften der Baumwollhandel, Bodenspekulationen sowohl in seiner Heimat Glarus als auch in Estland sowie der Handel mit Kakao und Vanille eine bedeutende Rolle gespielt haben. 1795 heiratet er in Riga seine erste Frau Julie Augustine Calame (*1776,  Z. 34) aus Le Locle (Kt. Neuenburg). Aus dieser Ehe, die zwischen 1798 und 1800 geschieden wird, gehen zwei Kinder ( Z. 12, 34) hervor, die zusammen mit der Mutter in die Schweiz zurückkehren. Ende 1800 heiratet Marti Gertrud Helena Schmid (1771– 1809) aus Pärnu (Estland), mit der er weitere fünf Kinder hat. 1807 stiftet Marti in Glarus einen Schulfonds, der noch heute seinem Stiftungszweck entsprechend unvermögenden Schülern eine akademische Ausbildung ermöglicht. Beträchtliche Summen

651 der aufgelaufenen Zinsen ermöglichten im Jahr 1944 die Gründung der Glarner Kantonsschule. III. Z. 4 Z. 11

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Z. 34

S. T.: Salvo Titulo: mit Vorbehalt des richtigen Titels Schindler: Hier könnte sowohl Abraham Schindler (1739–1806) als auch sein jüngerer Bruder Johann Heinrich Schindler (1753–1818) gemeint sein. Sie stammen aus Mollis und gründeten gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Glarus ein Manufakturen- und Bankgeschäft, vertrieben glarnerische Baumwolldruckereiprodukte und importierten Kolonialwaren. Ausserdem führten sie eine lukrative Filiale in Lissabon. Beide waren auch politisch aktiv; so bekleidete Abraham das Amt des Landammanns im Thurgau (1764–1768) und organisierte als Glarner Ratsherr 1777 den staatlichen Salzhandel. Johann Heinrich war Ratssubstitut und 1781 glarnerischer Gesandter an der französischen Gesandtschaft in Solothurn. 3 Söhne: Es handelt sich hier um Hans Burchard von Bippen (1796/97– 1811) und Diedrich von Bippen (*1798), beide sind Söhne aus der ersten Ehe von Martis zweiter Frau Gertrud Helena Schmid (1774–1809) aus Pärnu (Estland). Hans Burchard starb während seines Aufenthalts in Yverdon. Der dritte Sohn David Eduard Marti (1797–1827) kehrte nach seiner Ausbildung nach Russland zurück und liess sich in Petersburg nieder. Julie Augustine Marty née Calame (*1776) aus Le Locle (Kt. Neuenburg) heiratete 1795 Johann Rudolf Marti (1765–1824). Die Ehe, aus der die Kinder Julie Charlotte (*1796) und David Eduard (1797–1827,  Z. 12) hervorgingen, wurde zwischen 1798 und 1800 geschieden. Julie Augustine Marty kehrte mit den beiden Kindern in die Schweiz zurück. 1803 lebte sie in Corsier bei Vevey (Kt. Waadt). Der weitere Lebensverlauf konnte nicht ermittelt werden.

627. Johann Jakob Blendermann Herbst 1803 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 186.20 Sacherklärung I.

Johann Jakob Blendermann (1783–1862) wird nach dem frühen Tod seines Vaters im Waisenhaus in Bremen erzogen. Mit 18 Jahren wird er Lehrer in der von Johann Ludwig Ewald (1748–1822,  Nr. 529) und Johann Kaspar Häfeli (1754–1811,  Nr. 782) gegründeten Bürgerschule, einer Privatanstalt; von Anfang 1802 bis Neujahr 1803 hält er sich zu Ausbildungszwecken bei Pestalozzi in Burgdorf auf. Nach seiner Rückkehr in

652 die Heimatstadt lehrt er im Pädagogium, geht aber, da er hier nur die Lehrbefähigung für die unteren Klassen hat, 1807 für zwei Jahre zur Weiterbildung ans Plamannsche Institut nach Berlin ( Nr. 616). Ab 1809 ist Blendermann erneut am Pädagogium tätig, das er 1814 endgültig verlässt, um eine nach Pestalozzischen Grundsätzen arbeitende Privatanstalt zu errichten. Diese existiert bis zu der durch den Senator Johann Smidt (1773–1857) vorangetriebenen Schulreform des Jahres 1817. Blendermann tri tt erneut in den Staatsdienst ein und wird Lehrer an der Vorschule, an der er – bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1857 – 40 Jahre lang unterrichtet. Lit.: Renate Hinz: Johann Heinrich Pestalozzi. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte in Bremen (1798–1813). In: NPS 3, S. 9–76

628. Johann Friedrich Mieg 13. Oktober 1803 Heidelberg am 13. Oct. 1803. 5

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Edler Mann und Freund! ich habe dero lezteres Schreiben richtig erhalten, und Einschluss dem Freünde Kleinschmidt übersandt. Mir ist es lieb, dass ihre Anstalt noch immer mehrere Freünde gewinnet, und der Grund zu künftigem Seegen an manchen Orten tief u[nd] fest gelegt wird; nur schade, dass diese Anstalt in ihrem Lande nicht so wacker und thätig unterstüzt wird, als billig erwartet werden sollte. Alles, was in unsrer Stadt u[nd] unserem Lande für ihre Anstalt geschehen konnte, beziehet und beschränkte sich einzig u[nd] allein auf die mehrere Subscribenten ihres Werks, und kann nach der ietzigen Lage der Dinge auch nicht weiter bezogen und ausgedehnt werden. Die Rheinpfalz, welcher der Überrhein abgerissen wurde, und dann, was auf dieser Seite lag, noch unter vier verschiedene Herrn getheilet ward, geht fast an seinen Wunden u[nd] Verblutungen total zu grunde. Was man Entschädigung nennet in Beziehung auf die Fürsten, wird Beschädigung u[nd] Verlust in Beziehung auf die Bürger und den Individuen; der eine wird quiescent zur Ruhe gesezt, u[nd] kommt dadurch nicht nur um seine Thätigkeit, sondern meistens auch sein Brod. Die traurige Folgen des Kriegs von dieser Seite sind vor der Hand unübersehbar, u[nd] kommen bei den sogenannten Grossen dieser Welt kaum in Anschlag. Heute vor 14 Tagen besuchten mich ihre Beide Dänen, S t r ö m e und D o r l i t z , und waren so voll von dem, was sie bey ihnen in Ihrem institute gesehen u[nd] an Methode gewonnen hatten, dass es mir und meiner Frau ein reines Vergnügen gewesen ist dieselbe ruhig und theilnehmend anzuhören. Was Einige

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Schwärmer des Glaubens u[nd] der philosophie ihrer unterrichtsmethode vorwerfen als ob sie den aesthetischen Sinn für’s Schöne tödte, u[nd] den Moralischen gar nicht wecke, noch auf irgend eine Art zum Vortheil diene, etc. etc. Diese Vorwürfe verstand S t r ö m e meisterhaft ab- und zur Ruhe zu verweisen. Einseitige Sinn’s und Verstandesbildung würde allerdings verwerflich und zu tadlen seyn, aber wer auch nur ihre Briefe: «Wie Gertrud etc.[»] unbefangen durchgelesen hat, kann warlich weder ihrer Methode, noch ihrer Anstalt den Vorwurf der Einseitigkeit mit Grund und Fug machen. Ich hoffe dass H[err] Ladomus von Paris zu ihnen zurückgekehrt ist, und brave Fortschritte im Lehrfache sowohl als in der Methodik mache. An ihrer vortreflichen Gattin meine beste Empfelung, sollte unter ihren Lehranstaltgenossen Herr S p e e t h aus München sich befinden ein junger kathol[ischer] Geistlicher, so bitte ich ihn zu grüssen. ich beharre mit warheit und Treüe dero Ergebenster JoFridMieg.

Überlieferung 1 2 3 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 226/3 Bogen, 100x162 mm ganzer Text lateinische Schrift Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Johann Friedrich Mieg (1744–1819)  Nr. 299 II.  Nr. 605

III. Z. 5 Z. 6 Z. 21 Z. 26f. Z. 27 Z. 30f.

lezteres Schreiben: nicht erhalten Kleinschmidt: Ernst Karl Kleinschmidt (1775–1847)  Nr. 723 quiescent: still S t r ö m e : Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859)  Nr. 629 D o r l i t z : Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834)  Nr. 629 Einige Schwärmer des Glaubens: Johann Friedrich Mieg (1744–1819,  Nr. 299) gehörte ebenso wie Pestalozzi dem Orden der Illuminaten an, der die Tugend und Sittlichkeit durch die aufklärerischen Ideale von Freiheit und Gleichheit fördern wollte. Es ist möglich, dass er an dieser Stelle auf die

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Z. 37

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Pietisten verweist, denn das Wort «Schwärmer» wurde zu seiner Zeit für täuferische und pietistische Gruppierungen benutzt. Zentral in der Pädagogik des Pietismus waren das Verhältnis des Subjekts zu seinem Erlöser und der Prozess, in dem der Mensch den Dingen gegenüber zu einem einheitlichen und absoluten Subjekt werden kann. Wie Gertrud: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, ein Versuch, den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu unterrichten (1801). In: PSW XIII, S. 181–359 Ladomus: Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854)  Nr. 689 Gattin: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 S p e e t h : Balthasar Speeth (1774–1846) schrieb sich selbst «Speth». Er wurde 1798 in Mainz zum Priester geweiht und kannte Johann Friedrich Mieg (1744–1819,  Nr. 299) höchstwahrscheinlich von Heidelberg, wo er um 1800 den Grad eines «Licentiaten der Theologie» erreichte und anschliessend in München als Privaterzieher tätig war. 1811 wurde er zum königlichen Hofpriester und zum Professor der Religions- und Sittenlehre am königlichen Kadettenkorps ernannt. Es folgte eine kirchliche Karriere, 1818 wurde er «Hofkapellan», 1822 Canonicus am Metropolitankapitel und geistlicher Rath in München. Er veröffentlichte mehrere Werke über die Kunst, darunter Die Kunst in Italien (München 1819). Ob Speeth je persönlichen Kontakt zu Pestalozzi hatte, konnte nicht nachgewiesen werden.

629. Johann Christian Ludvig Strøm/Johan Henrik Anton Torlitz Mitte Oktober 1803 [Reg.] Brief aus Darmstadt mit unbekanntem Inhalt.

Überlieferung 1

Nr. 636, Z. 79 Sacherklärung I.

Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859) stammt aus Roskilde (Seeland) und schliesst 1793 seine Studien mit einem theologischen Examen ab. 1795–97 übernimmt er Vikariate an der Schule in Roskilde und wird 1801 Vikar des Rektors an der Schule in Slagelse (Seeland) und Lehrer am Lehrerseminar in Blaagaard (Seeland). Auf Veranlassung von Heinrich Ernst Schimmelmann (1747–1831,  Nr. 598), Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubart (1757–1816,  Nr. 598) und Frederik, Graf von Moltke (1754–1836,  Nr. 636) reist er 1803 zu Studienzwecken zusammen mit Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834) zu Pestalozzi nach Burgdorf. Die Reise wird vom dänischen König Christian VII. (1749–1808,  Nr. 585) unterstützt. Ebenfalls zusammen mit Torlitz unterrichtet er nach seiner Rückkehr in der Anfang 1804 in Kopenhagen eröffneten Probeschule nach Pestalozzis Methode, die er jedoch vor deren Schliessung Ende 1806 verlässt. Im selber Jahr heiratet er Karen Marie Nyerup (1789–1865). 1809

655 wird er Gemeindepfarrer in Kregome-Vinderød (Seeland) und dient 1813, während der napoleonischen Kriege, im dänischen Hilfskorps in höherer geistlicher Stellung. Nach Friedensschluss kehrt er zurück in sein Amt; vorübergehend hält er sich in Norwegen auf, um sich im Unabhängigkeitskampf zu engagieren. Er bemüht sich um die Einführung der Methode des wechselseitigen Unterrichts (Bell-Lancaster). Strøm stirbt am 28. September 1859, kurz nach seiner Ernennung zum Konsistorialrat. Quellen: Johann Christian Ludvig Strøm: Fremstilling af den Bell-Lancasterske eller gjensidige Undervisningsmaade. Kopenhagen 1819 Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834) aus Itzehoe (Schleswig-Holstein) lässt sich in Blaagaard (Seeland) 1795–1797 zum Lehrer ausbilden. Auf Veranlassung von Heinrich Ernst Schimmelmann (1747–1831,  Nr. 598), Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubart (1757–1816,  Nr. 598) und Frederik, Graf von Moltke (1754– 1836,  Nr. 636) reist er 1803 zu Studienzwecken zusammen mit Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859) nach Burgdorf. Ebenfalls zusammen mit Strøm unterrichtet er nach seiner Rückkehr in der Anfang 1804 in Kopenhagen eröffneten Probeschule nach Pestalozzis Methode. Nach deren Schliessung 1806 geht Torlitz als Hauslehrer nach Russland, kehrt 1824 nach Itzehoe zurück und wird Dichter. II. Auf ihrer Rückreise von Burgdorf nach Dänemark schreiben Strøm und Torlitz ein erstes Mal an Pestalozzi.

630. Johann Christian Ludvig Ström/Johan Henrik Anton Torlitz Ende Oktober 1803 [Reg.] Brief aus Hamburg mit unbekanntem Inhalt.

Überlieferung 1

Nr. 636, Z. 79 Sacherklärung I.

Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859)  Nr. 629 Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834)  Nr. 629 II. Auf ihrer Rückreise von Burgdorf nach Dänemark schreiben Strøm und Torlitz ein zweites Mal an Pestalozzi.

656 631. Generaldirektion der allgemeinen deutschen Industrie-Anstalten 1. November 1803 5

Das Direktorium des Instituts an den Herrn Director Pestalozzi in Burgdorf bey Bern Stuttgardt General-Di rections-Resc ri pt vom 1. November 1803 Die Kautions-Stellungen der Beamten des Instituts betreffend.

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Die grosse Publizität, in welche sich das Direktorium des Instituts seines öffentlichen Zwekes, wegen sezen muss, machte es ihm schlechterdings unmöglich, in der ersten Wahl seiner Beamten diejenige Vorsicht und Delikatesse zu gebrauchen, welche die grosse Verschiedenheit in den menschlichen Charakteren bey andern Stellbesezungen der Art sonst nothwendig macht. Allein mehrere für das Privat-Vermögen des Direktoriums höchst traurige Erfahrungen, machen es ihm – nach einem zweyjährigen Geschäfts-Gange, in welchem es auf Kosten seiner guten Absichten für das Wohl des allgemeinen Bessten und auf Kosten seiner berechtigt geglaubten Ueberzeugung, «dass zu einer solchen Bestimmung sich nur rechtliche, ehrliche und gewissenhafte Männer keineswegs aber Menschen aufnehmen lassen würden, welche schlecht genug denken, dem Institut sein Eigenthum entweder ohne alle Scheu diebischer Weise zu entziehen, oder auf Schleichwegen das baare Vermögen desselben unter verschiedenen falschen Vorwänden an sich zu reissen. Eine baare Summe von V i e r t a u s e n d S i e b e n h u n d e r t G u l d e n aus seinem Privat-Vermögen verlieren musste, deren Verlust in Verbindung mit seinen weiteren täglichen baaren Aufopferungen (denn von Vortheilen konnte bis jezt nie keine Rede seyn) bey all seinem unerschütterlichen festen guten Willen immer schon empfindlich fällt,» seiner persönlichen und öffentlichen Sicherheit willen zur Pflicht, von dem heutigen Tage an jedem seiner künftig anzustellenden Beamten o h n e i r g e n d e i n e A u s n a h m e eine mässige baare Sicherheitsleistung um so mehr zur Bedingung der gesezlichen Anstellung zu machen, als sie erst gestern die unangenehme Erfahrung machen musste, dass zwey von ihr angestellte neue Kandidaten sich blos desswegen um die Stelle gemeldet hatten, um

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den von der unterzeichneten Behörde jedem Neu-Angestellten festgesezten Genuss von Z wey Frey-Exemplar ien de r In dustr ie-Sc hule deren Betrag jedem Kandidaten die Summe von zwey und zwanzig Gulden und dreyssig Kreuzer gleich einbringt, mit den weitern Fortsezungen dieser und anderer Gratiale an sich zu ziehen. In Erwägung aller dieser Umstände, und in Betracht, dass es sich und dem Wohl Deutschlands die Pflicht schuldig seye, seine Existenz gegen weitere dergleichen willkührliche Veruntreuungen einigermassen sicher zu stellen, fasst das Direktorium des Instituts den gesezlic hen Besc hluss, Sic h d ie re dlic he Denkungs-Art ei ns jeden künftig a n zustellen de n Bea mte n m i t e i ne r baa ren Kautions-E inlage von z wa n zi g Gul de n i m Conve nt ion s fl. 2 4 . Fuss einiger massen ver burgen zu lassen und über d iese Kautions-E inlage folgende näher e Bed in gungen fest zu sezen : 1. Die baare Kaution wird von jedem neuangestellten Beamten ohne irgend eine Rüksicht auf seinen Stand, Charakter, Vermögen und sonstige glükliche persönliche Verhältnisse gleich nach dem Empfang der Anstellungs-Urkunde i n d e m mässi ge n Betrag von z wa n z i g Guld e n Reic hs-Conventios-Geld, Den Gulden zu sechszig Kreuzer und den Sächsischen Thaler zu fl. 1.48. fr. gerechnet in klingender Münze entweder oder guten Wechsel-Briefen an die General-Direktion wo möglich ganz frankirt eingeschikt, wogegen der Beamte sofort gleich seine ihm nach den früher bestehenden Festsezungen zu gut kommende Zwey vollständige Frey-Exemplare, wovon jedes Exemplar aus den bis jezt erschienen drey Jahrgängen bestehet, von der General-Expedition dieser Lehr-Schrift empfangen wird und auf die regelmässige pünktliche Einsendung der künftigen Hefte dieser zwey Accidenz-Exemplare auf die ganze Dauer seines Amtes und Lebens sicher zählen darf. 2. Die einzulegende baare Kaution bleibt drey Jahre lang in der Kasse der General-Direktion und ist wahrend dieser Zeit ein förmliches ihr eigenthümlich zugehöriges Unterpfand, erst nach diesen drey Jahren kommt der Beamte zu dem Rechte, solche, wenn er in

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den zurückgelegten drey Jahren seine einkassirte VerwaltungsGelder ordentlich den beteffenden Kassen eingeliefert, seine Abrechnungen von Zeit zu Zeit vorgelegt, und sich sonst als ein rechtschaffener redlicher Mann in dem Dienste des Instituts betragen hat, wieder an sich zu ziehen, und solche bey der im December 1807. abzulegenden Abrechnung in Abzug zu bringen. 3. Der Beamte hat somit vor dem Umfluss der nächsten drey Jahre, in welchen er seine Redlichkeit hinlänglich wird erproben können, nicht das mindeste Recht, die eingelegte Kaution zu reklamiren, sondern er ist verbunden, diese gesezliche Kautions-Frist abzuwarten, um sie in seinen Verrechnungen in Abzug bringen zu dürfen. 4. Würde ein Beamter in dem Laufe dieser drey Kautions-Jahre mit Tode abgehen, sich sonst unter irgend einem Vorwand aus dem Institute entfernen wollen, oder sich, was jedoch von so gearteten Beamten nie zu erwarten ist, einer solchen DienstNachlässigkeit schuldig machen, durch welche er sich den Verlust seiner Stelle zuziehen würde, so fällt die Kautions-Einlage der General-Direktions-Kasse zu einiger Entschädigung für die abgegebene Frey-Exemplarien als Eigenthum zu, dies nemliche Recht hat sie 5. auch in den Fällen auszuüben, wenn der Beamte durch Nachlässigkeit, Leichtsinn, oder irgend ein anderes Verhältniss ausser Stand gesezt ist, seine schuldige Gelder den betreffenden Kassen einzuliefern, in welchem Falle sich das Institut durch die von ihm eingelegte Kaution, so weit diese zureicht, bezahlt macht; kann sich der Beamte hingegen durch rechtliche Beweise legitimiren, dass er durch unverschuldetes Unglück in Zahlungs- Unvermögenheit gesezt worden seye, so kann seine Kautions-Einlage nicht in Beschlag genommen, sondern muss ihm nach der gesezlich bestimmten dreyjährigen Frist ohne weiteres in seiner Abrechnung abzuziehen zugestanden werden; d e n n dem Unglük gebührt Achtung un d Schonung. 6. Jenen neu angestellten Kandidaten endlich, welchen diese Kautions-Einlage entweder sauer ankäme, oder wohl gar unmöglich wäre, werden, insoferne sie sich als ehrliche Männer durch schriftliche Zeugnisse legitimiren können, zur Erleichterung die zwey ihnen als Accidenz zukommende Frey-Exemplare, ohne weiteres zugeschikt werden, damit sie solche verkaufen und von dem Betrag desselben, welcher die Summe von zwey und zwanzig Gulden und dreyssig Kreuzer beträgt, ihre Kautions-Einlage berichtigen können.

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Jeder neuangestellte Beamte des Instituts wird sich übrigens leicht überzeugen, dass diese Kautions-Einlage sich nur zu einem unzulänglichen provisorischen Sicherheits-Mittel eigne und keineswegs im Stande seye, die General-Direktion vollkommen gegen Willkühr und Treulossigkeit sicher zu stellen; da sie indessen von dem Zweke, zu welchem ihre Beamte berufen sind, erwarten kann, dass diesen Ruf nur der bessere Theil der Menschen auf sich angewendet habe, so beruhigt sie sich mit der angenehmen Hoffnung, dass sie nach drey Jahren, jedem ihrer Beamten und so auch Ihnen mein Herr! Ihre Kautions-Einlage, welche sie jezt mit erster Gelegenheit von Ihrer Pünktlichkeit erwarten will, wieder mit dem ehrenvollen Zeugniss zurückerstatten dürfe: Dass diese provisorische Vorsicht, zu welcher sie allein undankbare Menschen verleitet haben, bey Ihnen höchst überflüssig gewesen seye. Die General-Di re ction der allgemeinen deutschen IndustrieAnstalten. unterz. Schuhkrafft N.S. Da es Ihnen vielleicht angenehmer seyn könnte, statt der Ihnen als Accidenz zukommenden zwey Frey-Exemplare der IndustrieSchule nur ein Exemplar von derselben, dagegen aber von dem künftigen Jahr 1804. an statt des zweyten Exemplars 1. Frey-Exemplare von d e m F r e u n d e d e r M e n s c h e n und 1. Frey-Exemplare von den A n n a l e n d e r G e w e r b e als Accidenz zu beziehen, so haben Sie nun um so mehr zwischen jener ältern Festsezung und diesem neueren Anbieten zu wählen, als sich beede Accidenzien in Hinsicht des baaren Werthes vollkommen gleich sind, und Sie wollen also in ihrem nächsten Bericht nur deutlich bestimmen, welche Accidenz Sie sich vorzüglich wünschen. Um Sie von dem Zutrauen das die Gen. Direction in Sie vorzüglich sezt, zu überzeugen, so empfangen Sie hier sogleich eines dieser Frey-Exemplar mit der höflichen Zusicherung, dass das gewünschte sogleich nach Beantwortung obiger Anfrage ebenfalls nachfolgen solle. – Die Kaution wollen Sie nach Ihrer Bequemlichkeit von selbst besorgen.

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ZB Zürich, Ms Pestal 1390/15/5/8 Blatt, 198x332 mm Der Text ist gedruckt, handschriftliche Anrede (Z. 5) und Schlussbemerkung (Z. 155–161), eigenhändige Unterschrift Original Textkritik

Zeuge a Z. 160 Z. 163

Exemplar: lateinische Schrift Kaution: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Die Industrie-Anstalten oder Industrie-Schulen haben zum Ziel, die Kinder schon während der Schulzeit an eine geregelte praktische Tätigkeit zu gewöhnen. Zu diesem Zweck werden spezielle Anstalten gegründet, welche Knaben und Mädchen getrennt unterrichten und die sich an den am Ort vertretenen Industrien orientieren. Die Finanzierung der Industrieschulen wird von verschiedensten staatlichen Kassen, Privatpersonen, Wohlfahrtsvereinigungen und (selten) von Fabrikanten getragen. Bei der Generaldirektion der allgemeinen deutschen Industrieanstalten handelt es sich um eine vermutlich von Schuhkraft selbst ins Leben gerufene wohltätige Institution zur Unterstützung der Industrie-Anstalten. Lit.: Robert Alt: Die Industrieschulen. Ein Beitrag zur Geschichte der Volksschule (1948). In: Gernot Koneffke: Zur Erforschung der Industrieschule des 17. und 18. Jahrhunderts. Vaduz 1982, S. 403–499 II. Die Einnahme von Geldern soll über den Vertrieb und Verkauf von (Zeit-)schriften erfolgen. So dürfte der Brief an Pestalozzi – weil weitgehend vorgedruckt – ein Versuch Schuhkraffts sein, einen weiteren Hausierer anzuwerben. Die Pestalozzi zur Accidenz (Nebenerwerb) geschickten Schriften sind allesamt von Schuhkrafft entweder initiiert oder verfasst worden. III. Z. 43 Z. 142

I n d u s t r i e - S c h u l e : Allgemeine Industrie-Schule der Deutschen (1802–1803) Schuhkrafft: Eberhard Ludwig Schuhkrafft (1775–1843) aus Stuttgart betätigte sich nach einer Ausbildung zum Kaufmann als Verfasser von Erbauungsliteratur und als Redaktor der Zeitschrift Allgemeine Industrie-Schule der Deutschen (1802–1803) und dem Unterhaltungs-Blatt für alle Stände (1815–1818), welches er unter dem Namen Der Armenfreund (1819–1824) fortsetzte. Neben der Schriftstellerei leitete Schuhkrafft vermutlich von 1801 bis 1805 mit dem «Generaldirektorium der allgemeinen Deutschen Industrie-Anstalten» und ab 1805 mit dem selbst gegründeten «Armenernährungs-Institut» zwei wohltätige Institutionen zur Förderung des Armenwesens. Das Armenernährungs-Institut veranstaltete Sammelaktionen, um arme Schulkinder unentgeltlich mit Schul- und Erbauungsbüchern zu versorgen. Als Schuhkrafft 1821 vor dem Bankrott stand, floh er

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über St. Gallen nach Roggwil bei Arbon (Kt. Thurgau). Dort nahm er Verhandlungen zur Gründung eines Armeninstituts auf Schloss Roggweil auf. Diese scheiterten jedoch als bekannt wurde, dass Schuhkrafft in Stuttgart unter anderem wegen Prellung eines Verlegers und mehrerer Herrenhäuser in St. Gallen sowie Verletzung des Postgeheimnisses polizeilich gesucht wurde. Laut Meyer (1899) wurde Schuhkrafft Mitte Juli 1829 in Stuttgart zu siebenjähriger Zwangsarbeit verurteilt. Lit.: Johannes Meyer: Johann Adam Pupikofer. In: Thurgauische Beiträge zur Vaterländischen Geschichte. Historischer Verein des Kantons Thurgau (Hrsg.). Frauenfeld 1899, S. 108–170 F r e u n d e d e r M e n s c h e n : Der Freund des Menschen (1804) A n n a l e n d e r G e w e r b e : Annalen des Handels und der Gewerbe des Menschen (1804)

632. Johannes Heinrich Daniel Zschokke 3. November 1803 Biberstein, 3. November 1803. 5

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Lieber Pestalozzi. Herr F l i c k hat mir geschrieben, dass er meine dir gegebene Anweisung ohne Umstände honorieren werde. Auch G e s s n e r hat mir endlich einmal wieder geschrieben u[nd] ich zweifle nicht, dass er di[e], Dir zu entrichtende Summe ohne Verzug abtragen werde. Beiliegend send’ ich dir für den J o h a n n e s M a y zu theuern Ausgabe für ihn zwei Neuth[a]l[e]r. Ich ersuche dich, ihm davon zuweilen zur Aufmunterung seines Fleisses zu geben. Es freut mich, dass der Knabe Fortschritte im Lernen macht und wenn er seinen letzten Brief ganz aus sich selbst, ohne Beihilfe anderer geschrieben, zähl’ ich das Blatt zu einem der schönsten Zeugnisse für die hohe Güte deiner Methode, mag dann auch Dein Antagonist, Herr S t e i n m ü l l e r , gegen dich schreiben, so viel er will. Dieser J o h a n n e s M a y ist u[nd] wird ganz dein Werk sein; gelingt er wohl, so soll er einst einer deiner bravsten Verfechter gegen die Unbill der Menschen u[nd] der Zeiten sein. Ich bin noch verlegen, was ich einst aus dem Knaben machen werde. Du bist am besten imstande, von der Blüte aus die künftige Frucht zu ahnden, zu wissen wünscht’ ich wohl allerdings, wozu er die meissten Anlagen und Neigungen besitzt. Leb recht wohl! Wandle froh deinen Weg, du bist nun nicht mehr Kämpfer, du bist schon Sieger. Im zweiten Bande der historischen Denkwürdigkeiten red’ ich ein Wort von dir, – ich sprech

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als treuer Geschichtsschreiber – wie gern hätt’ ich den Abriss deines thaten- und leidenreichen Lebens dazu aufstellen mögen. Behalt lieb deinen treuen Freund Heinrich Zschokke.

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Bibliothek für bildungsgeschichtliche Forschung Berlin, Briefe und Notizen L.W. Seyffarths, auf Pestalozzi bezüglich, Umschlag VIII Abschrift Textkritik

Zeuge [h] Sacherklärung I. Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848)  Nr. 561 II. Nach Johannes Heinrich Daniel Zschokkes (1771–1848,  Sacherklärung I.) Tätigkeit als Regierungskommissar in der Innerschweiz (1799) war er in derselben Funktion auch im Tessin und in Basel tätig. Nach dem Staatsstreich vom 28. Oktober 1801 tritt er von seinem Amt zurück, widmet sich für einige Zeit seinem Privatleben und pflegt hauptsächlich seine schriftstellerischen Tätigkeiten. Er bezieht das durch die Mediationsakte in den Besitz des Kantons Aargau gekommene Schloss Biberstein, von wo auch der vorliegende Brief stammt. III. Z. 6

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F l i c k : Samuel Flick (1772–1833)  Nr. 460. Der hier erwähnte Brief ist nicht überliefert. Bei der Anweisung handelt es sich offensichtlich um eine finanzielle Transaktion mittels eines Geldwechsels, ein Indossament mit anschliessender Auszahlung, wie es damals üblich war. Bei Flick erschienen 1803 sowohl Pestalozzis Figuren zu meinem ABC Buch oder zu den Anfangsgründen meines Denkens in zweiter Auflage als auch Zschokkes Schattirungen. G e s s n e r : Heinrich Gessner (1768–1813)  Nr. 607 geschrieben: scheint nicht erhalten zu sein J o h a n n e s M a y : Johannes May(e) wurde als ungefähr zehnjähriger Bettlerknabe 1801 in der Nähe von Basel aufgegriffen und von Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848,  Sacherklärung I.), der damals Regierungsstatthalter in Basel war, bei sich aufgenommen. Den Nachnamen May erhielt er von Zschokke, der ihn einfach nach dem Monat benannte, als man ihn fand. Da die Berner Patrizierfamilie May aber dagegen protestierte wurde ein «e» angehängt. Zschokke schickte Johannes May auf seine Kosten zu Pestalozzi (1803–1805). Anschliessend machte der Junge

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Z. 15 Z. 18 Z. 27f.

eine Tischlerlehre in Lenzburg. Er starb sehr jung an «Auszehrung», vermutlich Krebs oder Tuberkulose. letzten Brief: scheint nicht erhalten zu sein S t e i n m ü l l e r : Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835)  Nr. 508 Im zweiten Band der historischen Denkwürdigkeiten: Heinrich Zschokke: Historische Denkwürdigkeiten der helvetischen Staatsumwälzung. Band 2. Winterthur 1804, S. 188–189 und S. 259–266

633. Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubart November 1803 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1 6

PSB IV, S. 176.22 Der Brief dürfte nach der Rückkehr von Johann Christian Ludvig Strøm (1771– 1859,  Nr. 629) und Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834,  Nr. 629) geschrieben worden sein. Sacherklärung I.

Magdalene Charlotte Schimmelmann-Schubart (1757–1816)  Nr. 598

634. Mathias Joseph Müller 18. November 1803 5

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An Herrn Herrn Heinrich Pestalozzi Vorsteher des Erziehungsinstitutt auf dem Schlosse zu Burgdorf, Kanton Bern in der Schweitz. à Burgdorff franco Bâle. Mainz den 18ten November 1803. Lieber Herr Pestalozzi, Respectabler Lehrer.

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Von Herrn Dokter Ebel, der so eben von Frankfurt hier anlangt und Ihre guten Dänen allda gesprochen hat, vernehme ich mit dem grössten Vergnügen, dass Sie sich noch wohl befinden. Ihre traurige Lage geht mir aber nicht weniger zu Herzen, als allen Freunden des allgemeinen Volksunterrichts. Doch je mehr man Sie verkennt, desto grösser wird der Lohn sein, der Ihrer im kahlen Grabe, im Lande der Verherrlichten einst wartet. – Auch bin ich gewiss, dass Ihre Methode in jedem Betrachte die Läuterung aushalten wird. Doch ein grosser Trost für einen Mann, dessen Herz nur für den Triumpf der Wahrheit und für allgemeines Menschenglück schlägt. Ich nehme mir die Freiheit Ihnen hiermit einen Aufsatz über Ihre trefliche Lehrart beizubringen. Meine Schule bestehet unter dem Namen der Mainzer P e s t a l o z z i a d e , so genannt zur Ehre des Erfinders der Methode. Diese Benennung werden Sie meinem Entussiasmus für die gute Sache, und der uneingeschränkten Hochachtung für Ihre Person zu gut halten. Ich werde nicht ruhen bis ihre Methode allgemein eingeführt ist wenigstens in unserm Departemente, und dies hoffe ich um so nachdrücklicher bewerkstelligen zu können, da ich nun zum Jury d’instruction publique ernannt bin. Was machen die gute Madame Pestalozzi, Ihre werthe Tochter und ihre Lehrer. Haben Sie die Güte das ganze Hauss meinetwegen zu grüssen und besonders meinen Freund Wetzel. Sie würden mich ebenfalls verpflichten, wenn Sie mir die letzten Theile ihres Elementarwerks durch die andräische Buchhandlung in Frankfurt oder eine andere thunliche Art übersenden liessen; ich zahle gerne das, was Ihnen über den Pränumerationspreis, den ich Ihnen in Burgdorf erlegt habe, noch zukommt. – Ich grüsse Sie und Madame Pestalozzi recht herzlichst, auch empfehlen sich Ihnen Herr Dokter Ebel und mein Freund Hofmann ex receveur. Ihr redlicher Müller rue d’Dremeron bei Herr Bürger Thalmüller Lohnkutscher in Mainz. Auch mein Weibchen empfiehlt sich Ihnen unbekannter Weise. – In Eile.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 242/1 Bogen, 175x209 mm leicht beschädigt Siegelspuren, Dorsualvermerk Müller Original Textkritik

Zeuge H Z. 34 z. 37 Z. 40 Z. 40 Z. 46

zum Hauss meinetwegen in Frankfurt eine ex receveur: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Mathias Joseph Müller (1764–1844) aus Adenau (Rheinland-Pfalz) besucht nach erstem Unterricht im Elternhaus das Gymnasium in Sinzig (Rheinland-Pfalz). Nach dem Studium in Philosophie und Theologie an der Universität Bonn unterrichtet er an einer Normalschule in Bonn, ab 1791 für unbestimmte Zeit in Strassburg. Nach kurzem Dienst im Militär kehrt er 1802 nach Mainz zurück, das seit dem Frieden von Lunéville 1801 Teil der französischen Republik war. Dort eröffnet er 1803 eine nach pestalozzischer Lehrmethode geführte Privatschule. Über die vom Präfekten Baron Jeanbon de St. André (1749–1813,  Nr. 605) verfassten Schulberichte wird die französische Regierung auf Müller aufmerksam. Sie ernennt ihn 1803 zum Mitglied der «jury d’instruction publique» und 1809 zum Professor am Mainzer Lyzeum. 1817 verlässt er das Lyzeum und übernimmt bis zur Pensionierung 1828 die Führung der oberen Klassen der städtischen Realschule. Quellen: Die Hauptmomente der Pestalozzi’schen Lehrmethode. Mainz 1802. Nouvelle Grammaire française simplifice et pratique précédée d’un syllabaire méthodique, par laquel on enseigne à lire le français de la manière la plus sûre et la plus facile. A Mayence 1808. Erweiterte Ansicht der Pestalozzi’schen Elementar-Erziehungskunde, nach eigenen Iden von M. Math. Jos. Müller, Professor. Mainz 1814 II. Im Sommer 1803 reiste Mathias Joseph Müller (1764–1844,  Sacherklärung I.) zu Pestalozzi nach Burgdorf, um sich dessen Unterrichtsmethode anzueignen. Lit.: Wilhelm Fuchs: Die Verbreitung der Pestalozzischen Lehrart in Mainz. Mainz 1927 III. Z. 14 Z. 15 Z. 16f.

Dokter Ebel: Johann Gottfried Ebel (1764–1830)  Nr. 954 Dänen: Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859,  Nr. 629) und Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834,  Nr. 629) traurige Lage: Aufgrund der neuen politischen Machtverhältnisse, welche die Mediation in der Schweiz zu Folge hatte, ist der Verbleib des Instituts in Burgdorf nicht gesichert ( Nr. 639)

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Aufsatz: Mathias Joseph Müller: Die Hauptmomente der Pestalozzi’schen Lehrmethode. Mainz 1802 Jury d’instruction publique: Infolge der Abtretung von Mainz an Frankreich (1801) erfuhr das Mainzer Schulwesen verschiedene Anpassungen nach französischem Muster. Die «Jury» bezeichnet ein Gremium beeidigter Schulexperten, das mit der Aufsicht der Examensprüfung von Lehrkräften betraut war. In Deutsch wurde der Begriff «Unterrichtsgeschworene» verwendet. Madame Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Tochter: Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814)  Nr. 547 Wetzel: Die Person konnte nicht genau identifiziert werden. Es könnte sich um Emanuel Wetzel (1766–1831), Lehrer in Brugg, handeln. Diese Vermutung stützt sich jedoch lediglich auf die gemeinsame berufliche Tätigkeit von Wetzel und Mathias Joseph Müller (1765–1844,  Sacherklärung I.), sowie auf die Tatsache, dass beide im Kontext Pestalozzis erwähnt werden. Elementarwerks: ABC der Anschauung oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Erstes und zweytes Heft. Zürich und Bern in Commission bey Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 und / oder Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Erstes Heft bis drittes Heft. Zürich und Bern in Commission bey Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 – Viertes Heft. Ebenda. 1804 andräische Buchhandlung in Frankfurt: Andreäische Buchhandlung  Brief vom 22. Juni 1826 Hofmann: Andreas Joseph Hofmann (1752–1849) studierte Philosophie in Mainz und Würzburg, war danach Hauslehrer in Mainz und Wien. 1784 wurde er Professor für Philosophiegeschichte, seit 1791 auch für Naturrecht an der Universität Mainz. Hofmann war führendes Mitglied der Mainzer revolutionären Bewegung der Jahre 1792/93, zugleich französischer Armeekommissar im Rheingau. Als Deutschland 1793 das von Frankreich besetzte Mainz zurückerobert, ging er nach Paris ins Exil. Dort wurde ihm eine Stelle als chef du bureau des Etrangers au Ministère de police générale angeboten. Nach erneuter Besetzung des Rheingebiets durch die Franzosen amtete Hofmann ab 1797 für einige Jahre als Generaleinnehmer im neu gebildeten Departement Donnersberg mit Hauptort Mainz. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte er auf seinem Anwesen in Winkel (Hessen). ex receveur: amtliche Kassiertätigkeit in der französischen Regierung Thalmüller: Johann Baptist Dahlmüller (*1772) war mit Katharina Antonia Tossetti (1780–1802) verheiratet. Nach deren Tod heiratete er Gertrude Walburga Nodale (1776–1846). Aus der ersten Ehe stammte der Sohn Martin Jacob (1797–1826), aus der zweiten Ehe ging die Tochter Anna Maria Rosina (1808–1834) hervor. Weibchen: Mathias Joseph Müller (1764–1844,  Sacherklärung I.) heiratete in Strassburg Anna Maria Schneider (1763–1840), die Tochter seines ehemaligen Philosophieprofessors Eulogius Schneider (1756–1794).

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Monsieur Pestalozi a Berthou Chardonne 20e 9bre 1803

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Citoyen Pestalozi Je vous ai adressé une lettre sous la datte du 11e May dernier, pour vous prier de recevoir dans votre institut mon neveu agé de 16 ans. Vous n’avez pû accepter la proposition, par ce que votre méthode n’est pas pour cet âge là. Je suis chargé de la direction d’une famille orpheline, et c’est pour satisfaire au desir de toute la Parene, et pour suivre la mouvement de ma conscience qui m’impose une grande responsabilité, que je viens de nouveau vous proposer comme une grace spéciale de recevoir dans votre institut un autre neveu de la même famille agé de 11 ans. Il a les meilleures dispositions, et je crois que sous tous les rapports vous aurés lieu d’en être content. Aureste, c’est un élève campagnard que je vous propose, sortant des mains de la Nature; et si vous l’acceptez, les Parens vous en auront une Reconnoissance sans bornes. Ils se soumettront à toutes les conditions rélatives à votre institut, et le jeune homme s’y rendra selon vos ordres. Veuillés agréez l’assurance de mon estime et de ma considération Jn Pre Mouron sindic

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 240/1 Bogen, 195x238 mm leicht beschädigt Siegelspuren, Dorsualvermerk Mouron Original Textkritik

Zeuge H

668 Sacherklärung I. Jean Pierre Mouron

(1758–1827)  Nr. 600 III.

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mon neuveu: Jean Pierre Aimé Mouron (*1786)  Nr. 600 autre neuveu: Emmanuel Louis Mouron (*1792) war der Sohn des verstorbenen Bruders von Jean Pierre Mouron (1758–1827,  Nr. 600), Jean Samuel Ferdinand Mouron (1761–1795). Es gibt keine Hinweise darauf, dass Emmanuel in Burgdorf aufgenommen wurde.

636. Johann Christian Ludvig Strøm 28. November 1803 Kopenhagen d[en] 28. 9ber 1803. 5

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Es geht herrlich, Pestalozzy! Die grössten Hindernisse wenigstens sind überwunden, und mit den übrigen wird es vermuthlich eben so gehen. Wir kamen den 14. C[ouran]t hier an mit dem Paketschife von Kiel meldeten uns gleich bey dem Grafen S c h i m m e l m a n n und bey dem Kammerherrn M o l k e , die uns mit grosser Freüde empfingen, obschon der Graf im Anfange ein wenig betretten, über unser langes Ausbleiben war, woran doch die Herrn selbst Schuld waren. Es wurde nun sehr viel über die Methode gesprochen, und gleich ausgemacht dass wir den folgenden Morgen einen Versuch machen sollten, bey dem Kronprinzen eine Audientz zu erhalten. Der Versuch wurde gemacht und gelang. Er empfieng uns sehr gnädig, frug selbst über die Methode; ich that mein Bestes, ihm Ihre erhabene Tendentz begreiflich zu machen; er unterbrach mich öfters durch sehr verständige Fragen, und endlich mit den Worten: «Es muss denn ein Bericht darüber abgestattet werden.[»] Dies ist geschehen. Ich habe einen Bericht geschrieben, den H[err] Molke mit dem Nammen eines Meisterwerks allzu gütig beehrt hat; dieser wurde vorgestern mit einem Briefe, von allen Mitgliedern der Schulkomission unterschrieben in die Kanzley eingesandt und gestern von H[errn] Staatsrath Molke vorgelesen. Es wurde lange darüber debattirt, weil der Kronprintz viel gegen die Sache einzuwenden hatte, und Molke nicht aufhören wollte S i e zu vertheidigen. Aber zuletzt wurde doch so viel ausgemacht, dass eine Probeschule errichtet werden sollte, wo wir (denn (Thorlitz) Torlitz wird auch hieher berufen wenigstens für einige Monathe) mit der Einführung der Methode einen Anfang

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machen sollen unter den Auspizien von einigen Männern (vermuthlich der Bischof Balle, der Professor H ä n t o r und der Dr. P l ü m ), auf deren Urtheil es viel ankommen wird; ob sie hernach allgemein eingeführt werden soll oder nicht. Da aber Schimmelmann und Molke immer eben so eifrig für die Sache eingenohmen sind wie vorher, und die genannten 3 Männer theils gute Leute, theils wirkliche Beförderer der guten Sache sind, so ist gar nicht zu zweifeln, dass diese Probe vom bestem Erfolg sein werde. Der Herzog von Augustenburg hat sich zwar ganz offenbar gegen die Sache erklärt, aber eben deswegen ist die königl[iche] Unterschrift für nothwendig angesehen worden, und noch ist es nicht ausgemacht, ob er wirklich seinen beliebten Plan, Patron eines Erziehungskollegiums zu werden, durchsetzen werde. Die Stimmen im Puplik sind hier wie allenthalben getheilt, doch kann ich versichern, dass noch nicht mehr als ein eintziger mit Bitterkeit dargegen gesprochen habe; die übrigen stimmen darfür oder zweifeln mit Bescheidenheit. An mehr als einem Ort hat man einen Anfang mit der Einführung ihrer Methode gemacht, und was ich, bissher gesehen habe, geht vortrefflich. Morgen werde ich in einem Institute den Lehrern Anweisung geben, so wie Torlitz schon in einer andern Schule gethan hat. Es wird gehen, Pestalozzy in dieser Rücksicht wird es gehen. Aber wie ich es dahin bringen soll, dass man Ihnen bald unsere bey Ihnen gemachten Schulden abtrage, das weiss ich nicht. Ich habe nun so oft darüber geschrieben und jetzt wieder gesprochen und es ist doch bis jetzt so wenig geschehen, dass ich mich recht darüber schäme, und doch bin ich ganz überzeügt, dass man es so gut mit Ihnen meint wie wohl keiner von Ihren Freünden. Es muss also etwas anderes darunter stecken, was ich nicht kenne, und nicht kennen darf. Mögte nur die Gedult Ihnen nicht vergehen! In diesem Augenblike komme ich von dem Institute wovon ich gestern sprach. Der Vorsteher hatte eine Versamlung von Pädagogen dahin eingeladen, so gross, dass es mir ordentlich zu Muthe war, als einem Konfirmanden; aber ich liess mirs nicht merken, ich machte die Proben mit den Kleinen so weit ihre Fähigkeiten es gestatteten erzählte das Übrige und hatte das Vergnügen, dass es im Allgemeinen mit sehr vielem Beifal aufgenohmen wurde. Morgen gehe ich wieder dahin um den Lehrern die dieses Fach auf sich genohmen hat, zurecht zu weisen. Bald werden die Privat Unternehmungen die öffentlich übertreffen, und das schadet nicht. Ich habe auch mit dem Bischof gesprochen. Er ist ein redlicher Mann, aber er glaubt in Ihrer Methode den Tod der seinigen und den Tod des christlichen Glaubens zu sehen;

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desswegen wird es nicht so gar leicht seyn ihn von der Güte Ihrer Methode zu überzeügen. Ich sehne mich schon darnach von Ihnen und Ihren Freünden zu hören. Das Gerücht sagt, dass Sie Ihren Wohnort verändert haben, es ist hoffentlich nicht wahr. Geben Sie uns doch Nachricht darüber, und über so viele andere Sachen: Es ist uns alles interessant, was von Burgdorf komt. Sie haben doch wohl unssere Briefe von Darmstadt und von Hamburg bekommen. Wenn Sie mir gar nichts antworten, so thut es mir zwar sehr leid, aber ich werde demohngeachtet doch nicht aufhören Ihnen Nachricht von unsserer Arbeit zu geben. Ihr ergebener L.L. Strom

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 5,196, S. 8r–8v Abschrift Textkritik

Zeuge h Z. 8 Z. 11

Kiel: lateinische Schrift langes Ausbleiben Sacherklärung I.

Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859)  Nr. 629 II. Strøm ist von seinem Ausbildungsaufenthalt in Burgdorf zurück. III. Z. 7 Z. 8f. Z. 9

Z. 14

C[ouran]t: laufend (frz.); hier im Sinne von laufender Monat Grafen S c h i m m e l m a n n : Heinrich Ernst Schimmelmann (1747–1831)  Nr. 598 Kammerherrn M o l k e : Frederik Graf von Moltke (1754–1836) stammt aus Odense (Fünen) und schloss 1775 sein Studium mit dem juristischen Examen ab. 1773 wurde er Kammerjunker der dänischen Königinwitwe Juliane Marie (1724–1796). Er schlug eine Laufbahn als hoher Beamter im Verwaltungs-, Zoll- und Finanzbereich sowie als Politiker ein und war 1799 Präsident der königlichen dänischen Kanzlei. Im Sommer 1802 besuchte er Pestalozzi in Burgdorf, wurde 1804 Geheimrat und 1810–1814 Geheimer Staatsminister. Er starb, ausgezeichnet mit mehreren Orden, am 4. Juli 1836 in Vallø (Seeland). Kronprinzen: Friedrich VI. (1768–1839) war der einzige Sohn von Christian VII. (1749–1808), König von Dänemark. Von 1808–1839 war er König von Dänemark. Faktisch regierte er aber bereits ab 1784 als Kronprinzregent,

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da sein Vater an einer Geisteskrankheit litt. Unter Friedrich VI., der als Anhänger der Aufklärung gilt, sind zahlreiche liberale Reformen wie die Abschaffung der Leibeigenschaft eingeleitet worden. Bericht: Der Bericht ist nicht mehr erhalten. Im Archiv der Kommission vom 22. Mai 1789 betreffend das dänische Schulwesen liegt eine Kopie eines Schreibens an die Dänische Kanzlei vom 23. November 1803, worin der von Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859,  Nr. 629) verfasste Bericht erwähnt wird (Rigsarkivet Kopenhagen, F–11–3–6). Man kann annehmen, dass der Bericht zumindest positiv aufgenommen wurde, denn einige Monate später wurde in Kopenhagen tatsächlich eine Probeschule nach pestalozzischen Grundsätzen eröffnet. Im oben erwähnten Kommissionsarchiv sind Unterlagen zur Pestalozzischule erhalten (Rigsarkivet Kopenhagen, F–11–7–6). Briefe: scheinen nicht erhalten zu sein Schulkomission: Kommissionen for de danske Skolers bedre Indretning  Nr. 585 Kanzley: Die königlich dänische Kanzlei ist die staatliche Verwaltung. Im Jahre 1800 wurde die Kanzlei reformiert und nach sachlichen und topografischen Kriterien in sechs Departemente eingeteilt: a) Kirchen- und Schuldepartement b) Justiz- und Polizeidepartement von Seeland c) Justizund Polizeidepartement von Jütland und Fünen d) Norwegisches Justizund Polizeidepartement d) Öffentliche Stiftungen und Verteidigungsdepartement und e) Revisionsdepartement (Wirtschaftsdepartement). Die Reform brachte eine erhebliche Einschränkung der Entscheidungsbefugnisse der Kanzlei. Restriktionen ergaben sich zum Beispiel in der Anfertigung von Bewilligungen im Namen des Königs. Gestärkt wurden dafür die Kompetenzen des Staatsrates und der Bischöfe. Probeschule: Nach der Rückkehr von Johan Henrik Anton Torlitz (1777– 1834,  Nr. 629) und Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859,  Nr. 629) aus Burgdorf (1803) beschloss die Schulkommission die Gründung einer Probeschule in Kopenhagen. Die Schule, an der sowohl Torlitz als auch Strøm unterrichtete, wurde anfangs 1804 eröffnet und Ende 1806 wieder geschlossen. Der Schulversuch stand unter der Aufsicht von Friedrich (Frederik) Christian Heinrich Münter (1761–1830,  Nr. 413), Nicolai Edinger Balle (1774–1816,  Z. 32) und Frederik Plum (1760–1834,  Z. 32f.). Der Zeitpunkt der Schliessung geht mit der Rückkehr von Münters Schulbesichtigungsreise einher, die ihn von August bis Dezember 1803 nach Leipzig, Dresden und Berlin führte. Laut Carlsen (1955, S. 141) soll Münter mit einem zur Probeschule in Konkurrenz stehenden «Bürgerschulplan» zurückgekommen sein. Doch auch die Resultate der Probeschule hätten das Aufsichtsgremium teilweise nicht mehr überzeugt; so sei das Lernen zu mechanisch angelegt und der gesamte Unterricht zu wenig moralisch gewesen, des Weiteren wurde auch von aussen gegen die Methode geschrieben. Lit.: Olaf Carlsen: Pestalozzi og Danmark. Bd. 1: Heinrich Pestalozzi og Frederik Münter. Aarhus 1955 Torlitz: Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834)  Nr. 629 Bischof Balle: Nicolai Edinger Balle (1774–1816) aus Vestenskov auf der dänischen Ostseeinsel Lolland studierte Theologie in Kopenhagen, Leipzig, Halle und Göttingen. 1771 wurde er Pfarrer im Stift Aalborg, von 1772 bis zum Eintritt in den bischöflichen Dienst von Seeland im Jahre 1782 war

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er Professor für Kirchengeschichte und Dogmatik in Kopenhagen. Von 1783–1808 amtete Balle als Bischof von Seeland. Er gilt als Förderer des Schulwesens und Gegner des theologischen Rationalismus und der von England und Frankreich herkommenden Freigeisterei. Professor H ä n t o r : Sehr wahrscheinlich ist die Abschrift fehlerhaft, und mit Häntor ist Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich Münter (1761– 1830,  Nr. 408) gemeint. So beantwortet Pestalozzi Johann Christian Ludvig Strøms (1771–1859,  Nr. 629) Brief am 23. Dezember 1803 «Vom Doktor Münter hoffe ich mir ernste Unterstützung» (PSB IV, S. 172). Dr. P l ü m : Frederik Plum (1760–1834) aus Korsør (Seeland) studierte östliche und klassische Sprachen sowie Theologie in Kopenhagen mit Doktorat in Philosophie (1790) und in Theologie (1792, in Göttingen). Plum wurde 1790 Gefängnispfarrer in Kopenhagen, dann Gemeindepfarrer in Korsør (1791–1794), in Slagelse (1794–1796), in Kopenhagen an der St. Michelskirche (1796–1803) und der Frauenkirche (1803–1811). Von 1811 bis zu seinem Tod amtete Plum als Bischof der dänischen Insel Fünen. Plum wird als unauffälliger Prediger und Theologe mit verdienstvollen Leistungen in der Reorganisation des Armen- und Schulwesens geschildert. Auf ihn sollen mehrere Schulgründungen, der Aufbau einer ständigen Kommission für Schulfragen (1809) oder auch die Einführung von Regulativen zurückgehen. Herzog von Augustenburg: Friedrich Christian II., Herzog von SchleswigHolstein-Sonderburg-Augustenburg (1765–1814), nahm nach der Heirat mit Luisa Augusta (1771–1843), der Tochter des Königs von Dänemark Christian VII. (1749–1808,  Nr. 585), eine hohe Stellung in der dänischen Regierung ein. 1786 wurde er Staatsrat und 1788 Patron der Universitä t Kopenhagen. In diesen Ämtern kamen ihm entscheidende Befugnisse bei der Gestaltung des Bildungswesens zu. einem Institute: Um welches Institut es sich hier handelt, konnte nicht eruiert werden. in einer andern Schule: Um welche Schule es sich hier handelt, konnte nicht eruiert werden. Schulden: Mit «Schulden» sind wohl eher keine finanziellen Schulden gemeint. Liest man die Sätze vor und nach dieser Aussage, dann wird deutlich, dass Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859,  Nr. 629) davon berichtet, dass sich die Methode nicht so schnell und weitläufig verbreitet, wie er es gern hätte bzw. wie er es noch in Burgdorf womöglich annahm. Vermutlich hat Strøm in Burgdorf eine Art «Versprechen» in dem Sinn gegeben, dass die Leute in Dänemark rasch und nachhaltig von der Methode überzeugt sein würden und sie rasch verbreitet sein werde. Vorsteher: Der Name konnte nicht eruiert werden. Versamlung von Pädagogen dahin eingeladen: Nähere Einzelheiten konnten nicht eruiert werden. Bischof: Nicolais Erdinger Balle (1774–1816)  Z. 32 Gerücht: die drohende Ausweisung aus dem Schloss Burgdorf  Nr. 639 unssere Briefe:  Nr. 629, 630

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Nicht vergessen habe ich mein Versprechen, edler Pestalozzy, Ihnen mit dem Schlusse dieses Monaths einen Brief zu senden; aber dass es nicht eher geschah war die Folge meines Vorsatzes, Ihnen von hier aus etwas B e s t i m m t e s über meinen Zwek zu sagen. Es scheint, dass die leitende Gewalt der Vorsehung ihn zu dem Ihrigen, und mich zum blossen Werkzeüg Ihrer That mache. Denn ohne eine so günstige und zufällige Verkettung von Umständen, wäre ich noch nicht so weit, als ich nun bin. Wie vortheilhaft war mir die Empfehlung der Madame Gessner an ihren H[errn] Vater in Weymar. Bey ihm, der, möchte ich sagen, mich mit väterlichem Herzen aufgenohmen hat, lernte ich den Oberkonsistorialrath B ö t t i cher kennen, und nachdem ich diesen von den Vorzügen und der Anwendbarkeit Ihrer Methode, wie ich mir schmeichlte, überzeügt, und von meinem Vorhaben, sie in Berlin einzuführen unterrichtet hatte, versprach er mir sogleich seine kräftigste Unterstützung durch ein Empfehlungsschreiben an den Kabinetsrath Beyme. Kaum war ich also in Berlin angelangt, so reiste ich nach einem kurtzen Aufenthalte bey meinen Anverwandten in Neüstadt Eberswalden, mit dem Anfange dieses Monaths nach Potsdam wo sich jetzt der König aufhält, um H[errn] B e y m e die Empfehlung zu überreichen; aber seiner überhäuften Geschäften halber wurde ich nicht vorgelassen. Ich reiste also noch ein mal hin, und da gelang es mir, ihn zu sprechen. Er nahm mich mit vieler Artigkeit auf, äusserte aber viele Bedenklichkeiten gegen die allgemeine Einführung der Methode, für die er aber doch im Ganzen sehr eingenohmen war, und selbst Soyaux, den er wie seine Schriften kannte, hatte ihn in seine Überzeügungen nicht wanken gemacht. Das Resultat unsserer Unterredung war, dass der Staat sich nicht eher für die Sache interessiren könne, als bis man sähe, was die Methode leiste, welchen Gewinn die Wissenschaften daran hätten, und ob sie wirklich geeignet wäre, von so unwissenden Leuten, als unssere Landschullehrer wären, aussgeübt zu werden. Ich versprach das alles durch die That zu beweisen, wenn man mir nur freye Hand liesse, und die Erlaubniss, eine Anstalt nach dieser Methode in Gang zu bringen, ertheilte. Dazu war er gleich bereit, lobte meinen Entschluss, forderte mich auf beym Könige desshalb einzu kommen, und versicherte mich einer

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unbeschränkten Duldung, und dass der Staat gewiss auf mich reflektiren würde, wenn die Sache einen glüklichen Erfolg hätte. Das war es, was ich wünschte. Zugleich eröffnete er mir, dass Bötticher einen Ruf ins Berliner Consistorium als Schulrath angenohmen habe. Aber mal ein günstiger Umstand für mich. Ich fasste nun Muth. Denn wie Arg auch der Steinregen der Gegenparty auf mich losstürmen konnte, an Bötticher, der sowohl in Absicht seiner Gelehrsamkeit als des Geschäftsgeistes den übrigen Schulräthen überlegen ist, und an Beymen, des Königs rechte Hand, hätte ich ein Par mächtige Schutzdächer. Ich kamm also schriftlich beym Könige ein, und erhielt sogleich nach einigen Tagen folgendes Kabinetsschreiben: «Seine königliche Majestät von Preüssen halten das Unternehmen des Privatlehrers P l a m a n zu Berlin, daselbst eine Schulanstalt nach pestalozzischer Methode zu gründen, an und für sich für sehr verdienstlich, und wollen ihm daher, in der Voraussetzung, dass gegen seine Persohn nichts zu erinnern ist, die unterm 17ten d. M. zur Aussführung erbetene Erlaubniss, hiermit ertheillen, und zugleich nachrichtlich bekannt machen, dass allerhöchst dieselbe auf dato – dieserhalb das Nöthige an den Staatsminister von Massov erlassen haben. Potsdam d[en] 21. Nov[em]b[e]r 1803. Friedrich Wilhelm.[»] Nur auf diesem Wege war es möglich, zu meinem Zweke zu gelangen; denn von der ganzen gelehrten Zunft alhier, ist, ausser dem Kriegsrath Himly, fast kein eintziger für die Methode gestimmt; die meisten bleiben bey dem Ausserordentlichen stehen, ohne ihren Geist zu fassen. Ich weiss es nun auss eigener Erfahrung, was man mir gleich bey meiner Ankunft sagte, dass sich das gantze Consistorium meinem Plane wiedersetzen würde, so wie es sich schon während meiner Abwesenheit dem Wunsch des Königs wiedersetzt hat, der es nach Gedikes Tode sogleich aufgefordert, wiewohl, ohne ihrem Gutdünken vorzu greiffen, einen andern aus dem Rathe zu ihme zu schiken; aber die Herrn, durch Soyaus Schrift eines Bessern belehrt, haben geantwortet, dass es solcher Sendung nicht mehr bedürffe, indem ein Mann, der alle dazu nöthigen Einsichten besässe, schon im vorigen Jahre da gewesen und den sehr geringen Werth dieser Methode in einer eigenen Schrift auseinander gesetzt habe. Soyaux, wie man mir ferner sagt, hat auch bereits in Potsdam, nach vor meiner Zurükunft das Verfahren in dieser Methode detailliren müssen. Auf seine ungründliche Schrift berieffen sich die Minister, der Präsident, und alle Schulräthe, denen ich vor dem Empfang jenes Kabinetsschreibens

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in meiner Angelegenheit das Compliment machen musste. Sie machten mir alle soviel Schwierigkeiten, und waren, als sie erfuhren, dass ich bereits bey dem Könige eingekommen, so verlegen, dass ich von ihnen ohne hohen Schutz keine Begünstigung zu erwarten hatte. Jetzt können Sie nun nicht weiter protestieren, und wolten sie meine Persohn in Anspruch nehmen, so mögen sie warten bis meine Schrift über Ihre Methode gedruckt ist. Dann werden sie, hoffentlich, einsehn, dass ich Sachkenntniss habe, und in das Wesen dieser Methode tiefer eingeführt bin, als ihre Weisheit, die die Namen Pestalozzy und Olivier noch immer neben einander stellt. Es wird nun freylich einen heftigen Kampf kosten, wenn ich mit der Aussführung meines Plans vortrette, und die Schmähsucht auf allen Seiten reitzen, aber das Gute mit Gefahr thun, ist die S a c h e des Rechtschaffenen. Ich werde mit Ernst und Muth ans Werk gehen. Nicht Worte; sondern die That, soll mich wiederlegen. Mit meiner Schrift, an der ich jetzt fleissig arbeite, und die noch vor Ostern gedrukt seyn soll, werde ich an den gesunden Menschen Verstand appelliren, und ich hoffe Gehör zu finden. Mein Institut soll durch eine so wohlthätige Umformung des Elementar- u[nd] wissenschaftlichen Unterrichts trotz allen Lästerungen, mehr als alle bissherigen leisten, oder ich lege das ganze Lehrgeschäfft nieder; denn dem alten Schlendrian diene ich nicht länger. Es ist meine Überzeügung Gott und die gute Sache, die mich treiben, nicht Gewinsucht; denn meine Subsistenz könnte ich auch ohne dieses Unternehmen führen. Vertrauen Sie mir, edler Pestalozzy, wie ich Ihnen vertraue. Es wird alles gut gehen; aber verlassen Sie mich auch jetzt nicht, da es gilt. Ich schmeichle mir Sie bald zu überzeugen, wie ernstlich ich mich in die Grundsätze und das Detail Ihrer Methode hineinstudirt habe, von deren allumfassenden Geist, ich immer mehr durchdrungen werde. Ich bleibe ihr treü, wenn Sie es vielleicht auch bezweifeln mögen. E i n e n Gehülfen habe ich einen trefflichen Kopf, der sich jetzt ebenfalls mit ihr vertraut macht, und von ihrem Werthe immer mehr überzeügt wird. Ihm werde ich einen Theil des Lehrgeschäftes übertragen, so bald ich das Institut eröffne. Er versichert mich, dass er darnach unterrichten wolle, sobald ich es verlange und ich darf seiner Geschicklichkeit trauen. Aber ausser ihm möchte ich wohl noch einen Gehülfen brauchen, und den wünschte ich, wenn auch nur auf einige Jahre von Ihrer Anstalt selbst zu nehmen; denn ich werde mir ebenfals junge Leüte zu Lehrern zuziehen. Gefält es ihm indess bey mir, so werde ich auch jederzeit für seinen anständigen Unterhalt sorgen, das Nähere schreibe ich Ihnen so bald

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ich eine hinlängliche Schüller Anzahl bey einander habe. Gegen künftiges Frühjahr werde ich durch eine öffentliche Ankündung dazu das Publikum auffordern. Für jetzt bitte ich Sie hertzlich, mir so bald möglich die F o r t s e t z u n g v o n I h r e n E l e m e n t a r B ü c h e r n zu schiken, und besonders, die Fortsezung des Buchs der Mütter. Sollte die Letztern noch nicht zum Druke fertig seyn, so haben Sie die Güte das Gesammelte mir abschreiben zu lassen, weil ich davon in meiner Schrifft, so wohl als in meinem Unterricht Gebrauch machen möchte; denn mit den mathematischen und arithmetischen Übungen würde ich hier nichts aussrichten. Man verlangt durchauss Anknüpfung von Sachkenntnissen. Auch was Sie von dem W ö r t e r b u c h e nach den neüern Umarbeiten vorräthig haben, lassen Sie mir gütigst zukommen. Um einige Resultate aus den aritmetischen Übungen und ihre Beziehungen auf die angewandte Rechenkunst habe ich Krüsy und Bus schon gebeten. Ich wiederhole beyden Freünden mein Gesuch und wünsche die möglichste Beschleünigung. Ferner hätte ich gerne s o e i n E x e m p l a r v o n f r e y e n P r ü f u n g e n , als Sie dem Professor Breisig übergaben. Ich werde hier oft darnach gefragt, und lasse sie vielleicht zu meiner Schrift in Kupfer stechen. Breisig, den ich hier kennen gelernt hab, hat mit dem seinigen mir zuweilen ausgeholfen, aber nun ist er wieder abgereist. Empfehlen Sie mich meinem Freünde Ladomus an den die Einlage gerichtet ist. Grüssen Sie Ihre sämtlichen Haussgenossen aufs freündlichste von mir. Ihr Andenken wird auch in der Ferne mir ewig theuer bleiben; ich bin noch immer in Burgdorf, so lebhaft täuscht mich die Sehnsucht. Der Aufenthalt daselbst ist mir jetz ein schöner Traum, den ich gerne noch ein mal träumte. Meinem lieben Bus sagen Sie nur, dass er mich jetzt in grosse Verlegenheit setze. Ich hatte ihm Kupferstiche mit einem Briefe zur Besorgung an den Mahler Bleüeler bey Schaffausen hinterlassen, und vor einigen Tagen erhalte ich einen Brief worin der Mann mich darum mahnt. Hat Bus die Besorgung vergessen, oder sind die Sachen nicht an Ort und Stelle gekommen? Bitten Sie ihn, dass er mir doch schleünig Auskunft darüber gebe. Krüsy und Bus werden mir gantz abtrünnig. Das ist doch etwas zu früh. Nächstens werde ich auch an Niederer schreiben. Würd mir nicht Buss auch einmal die Zeichnung des Schlosses schicken? Himly bleibt der guten Sache auch treü und wird mich unterstützen. Erst kürtzlich hat er in das 1 Oktoberstük der Berlinischen Monats Schrift einen Aufsaz einrüken lassen, in welchem sein Vergleichspunkt zwischen Ihnen und Kant angegeben ist. Auch durch die hiesige Zeitung spricht er zum Pub-

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likum über die Veränderung der Schulwissenschaften in Beziehung auf Pestalozzy und Olivier. Er lässt sich Ihnen empfehlen. Leben Sie wohl, mein theürer Freünd, und bleiben Sie ferner gütig gesinnt Ihrem F[reund] Plamann

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ZB Zürich, Ms Pestal 5,196, S. 6r–8r Abschrift Textkritik

Zeuge h Z. 13 Z. 45 Z. 63 Z. 70 Z. 79 Z. 84 Z. 86 Z. 103 Z. 142f. Z. 154 Z. 165 Z. 167

Madame Gessner: lateinische Schrift Consistorium: lateinische Schrift Friedrich Wilhelm: lateinische Schrift Consistorium: lateinische Schrift man mir Compliment: lateinische Schrift ich bereits u[nd] wissenschaftlichen ein Exemplar Sie nur Berlinischen Monats Schrift Zeitung spricht Sacherklärung I.

Johann Ernst Plamann (1771–1834)  Nr. 616 II. König Friedrich Wilhelm III. von Preussen (1770–1840,  Nr. 568) hatte am 3. Juli 1798 Minister Julius Eberhardt Wilhelm Ernst von Massow (1750–1816,  Z. 61f.) beauftragt, «für zweckmässige Erziehung und Unterricht der Bürger- und Bauer-Kinder zu sorgen» (P.-St. I, S. 152). Im April 1803 wandte sich der preussische Hauptmann und Kompaniechef August Wilhelm Anton, Graf Neidhardt von Gneisenau (1760–1831) anonym mit einer Denkschrift (ebd., S. 163ff.) an König Friedrich Wilhelm III. Darin rekurriert er auf Wie Gertrud ihre Kinder lehrt (1801) und auf Johann Samuel Iths Amtlichen Bericht (1802). Neidhardt von Gneisenau beschreibt die Lehrmethode Pestalozzis als Grundlage aller National-Erziehung und damit einer reformierten Volksbildung. Zu diesem Zeitpunkt waren Adolf Wilhelm Ferdinand Soyaux (1773–1823,  Z. 30) und der angehende Prediger Ludwig Heinrich Jablonski (1775–1840) bereits beordert worden, auf ihren Reisen durch die Schweiz, Deutschland und Holland den Zustand des angetroffenen Schul- und Erziehungswesens zu rapportieren. 1803 erschien in Leipzig Soyauxs Pestalozzi, seine Lehrart und seine Anstalt. Dieses Buch zeichnet sich durch eine differenzierte Beschreibung von Pestalozzis Erziehungsinstitut aus und verschweigt auch die

678 Schwächen nicht. Provinzialminister Friedrich Leopold Schrötter (1743–1815,  Nr. 992) (zuständig für Ost-, Neuost- und Westpreussen) bittet Ende November 1803 den Königlichen Geheimen Kriegsrat und Kammerdirektor, einen gewissen von Salis, ihm im Zuge seiner für 1804 geplanten Reise Bericht über Pestalozzis Methode zu geben. Zurückgekehrt von seinem Burgdorfer Aufenthalt hatte Plamann am 17. November beim König um die Erlaubnis zur Eröffnung einer Schulanstalt nach pestalozzischen Grundsätzen geworben. Trotz Zustimmung verzögerte sich aber die Eröffnung um zwei Jahre, weil die Realisierung auf Widerstand bei den konservativen Vertretern des Oberschulkollegiums, vor allem auf jenen des Pestalozzi-Kritikers Bernhard Moritz Snethlage (1753–1840), traf. III. Z. 13

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Madame Gessner: Charlotte Louise/Lotte Gessner-Wieland (1776–1816) war die Tochter des Dichters Christoph Martin Wieland (1733–1813,  Z. 13f.) und heiratete 1795 den Buchhändler Heinrich Gessner (1768–1813,  Nr. 607), Sohn des Dichters Salomon Gessner (1730–1788). Charlotte fühlte sich im Hause Gessner, das sie ab August 1795 bewohnte, nicht sehr wohl – ihre Schwiegermutter Judith Gessner-Heidegger (1736–1818) führte dort die «Alleinherrschaft». Als Heinrich Gessner der Konkurs drohte, trennte sich Charlotte vorübergehend von ihrem Mann und zog, mit der finanziellen Unterstützung ihres Vaters, im Sommer 1803 nach Burgdorf, wo ihr ältester Sohn Salomon (1796–1818) bereits im Institut weilte. Da Pestalozzis Haus bereits ausgelastet war, quartierte sie sich bei einem nicht näher bestimmbaren Eschlimann ein. Begleitet wurde Charlotte von ihren Söhnen Christian Heinrich (1798–1872) und Wilhelm (1802–1872), welcher 1819/22 das Taubstummeninstitut in Yverdon besuchen sollte. Den vierten Sohn Eduard (1799–1862) liess sie auf Drängen der Schwiegermutter in Zürich; er sollte zwischen 1811 und 1813 bei Pestalozzi beschult werden. Im Frühjahr 1804 kehrte Charlotte nach Zürich zurück, wo sie 1805 auch noch die Tochter Luise (1805–1883) zur Welt bringen sollte. H[errn] Vater: Christoph Martin Wieland (1733–1813) wurde im Kloster Berge (Magdeburg) pietistisch (herrnhutisch) erzogen. Während des Studiums der Theologie und Rechtswissenschaft in Tübingen (1750–1752) entstanden die ersten literarischen Arbeiten. 1754–1760 arbeitete er als Hauslehrer in Zürich und Bern, dann als Beamter in Biberach (BadenWürttemberg), ehe er 1769 zunächst eine Stelle als Professor der Philosophie an der Universität Erfurt, dann ab 1772 in Weimar antrat. In den folgenden drei Jahren übernahm Wieland die Erziehung des Prinzen Karl August (1757–1828,  Nr. 811), des späteren Herzogs von SachsenWeimar-Eisenach. Wielands Geschichte des Agathon gilt als der erste deutsche Bildungs- und Erziehungsroman. B ö t t i c h e r : Karl August Böttiger (1760–1835)  Nr. 552 Beyme: Karl Friedrich von Beyme (1765–1838) schloss 1784 sein JuraStudium in Halle ab. Vier Jahre später trat er eine Stelle als Assessor des Kammergerichts an, wo er 1791 zum Kammergerichtsrat (Oberlandesgericht) aufstieg. Zu Beginn des Jahres 1798 wurde Beyme in den Kabinettsrat berufen, womit er zum unmittelbaren Kreis um König Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) gehörte und eine Stimme in der Regierung besass. 1806 bekleidete er das Amt des Aussenministers, 1808–1810 jenes des Justizministers. Im Frühjahr 1810 besuchte er Pestalozzi in Yverdon. Im Juni desselben Jahres wurde Beyme aus seinem Amt entlassen, worauf er

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1813/14 während 15 Monaten als Gouverneur in der Verwaltung Pommerns aktiv war. Beyme kehrte noch einmal als Mitglied des Staatsrates in die Dienste der Justiz zurück (1817), ehe er 1819 infolge einer Denkschrift gegen die Karlsbader Beschlüsse, die unter anderem eine Überwachung der Universitäten, das Verbot von Burschenschaften und die Aufhebung der Pressefreiheit verankerten, entlassen wurde. Nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahre 1821 heiratete Beyme 1823 erneut und lebte zurückgezogen auf dem Gutshaus Steglitz (Wrangelschlösschen, Berlin), wo er schliesslich 1838 starb. König: Friedrich Wilhelm III. (1770–1840)  Nr. 568 Soyaux: Adolf Wilhelm Ferdinand Soyaux (1773–1823) studierte in Halle Theologie, unter anderem bei August Hermann Niemeyer (1754–1828,  Nr. 933), der ihn wahrscheinlich auch für pädagogische Fragen zu interessieren vermochte. Soyaux war zunächst Hauslehrer und wurde 1797 als Domkandidat nach Berlin berufen. 1802 besuchte er Pestalozzi in Burgdorf. In der Folge verfasst er die eher skeptische Schrift Pestalozzi, seine Lehrart und seine Anstalt (Leipzig 1803) und übernahm 1804 die Pfarrstelle der evangelischen Unitätsgemeinde in Lissa (Preussen), dem Sitz der böhmischen Brüder, wo er am 28. Juli 1823 auch starb. eine Anstalt nach dieser Methode: Die am 29. September 1805 an der Krausestrasse 45 in Berlin eröffnete Schule war offensichtlich erfolgreich und wurde bereits im darauffolgenden Jahr ein erstes Mal erweitert und an die Unterwasserstrasse 11 verschoben. Am neuen Standort wurden zunehmend mehr Pensionäre aufgenommen und 1812 entschied sich Johann Ernst Plamann (1771–1834,  Nr. 616) zu einem weiteren Besuch bei Pestalozzi und dazu, die Schule in eine eigentliche Anstalt zu überführen, worüber seine Schrift Bericht an das Publicom über die nothwendige Veränderung meiner Anstalt (Berlin 1812) Rechenschaft ablegt. Zurückgekehrt aus der Schweiz eröffnete Plamann seine Anstalt an der Lindenstrasse 4 und erwarb 1820, als jenes Haus verkauft wurde, ein eigenes an der Wilhelmstrasse 139, welches er für seine Zwecke umbaute. Die Anstalt diente auch als Lehrerbildungsstätte. Plamann gab sie 1827 aus gesundheitlichen Gründen auf, unterrichtete aber bis 1830 noch einige Zöglinge. Für weitere Details zur Organisation und zum Tagesablauf vgl. Franz Bredow: Johann Ernst Plamann. Vorsteher einer Erziehungs-Anstalt zu Berlin. Breslau 1836. Consistorium: Das Konsistorium ist eine beratende Körperschaft. In den evangelischen Territorien rekrutierte es sich aus den theologischen und juristischen Kirchen- und Schulvisitatoren und hat die kirchliche Gerichtsbarkeit und die Aufsicht über das Kirchenwesen inne. Schulrath: Die Funktion eines Schulrates ist noch nicht klar definiert. Wie alle schulischen Ämter in der Zeit war auch das Schulratsamt noch mit kirchlichen vermischt – das Amt darf aber bereits als Absichtserklärung verstanden werden, die Schule unter die Aufsicht spezifisch pädagogischer Aufsichtspersonen zu stellen. Massov: Julius Eberhardt Wilhelm Ernst von Massow (1750–1816) studierte 1766–1770 an der Universität Königsberg Jurisprudenz. Nach diversen Tätigkeiten übernahm er 1798 das Amt eines Geheimen Staats- und Justizministers mit Zuständigkeit für Südpreussen und Neu-Ostpreussen. Massow bekleidete das geistliche und Oberschuldepartement der evangelischlutherischen Kirchen und Schulen sowie die Zuständigkeit für die katholi-

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Z. 66

Z. 72

Z. 74f. Z. 76 Z. 78f.

Z. 93 Z. 99 Z. 102 Z. 115

Z. 121 Z. 129f.

sche Geistlichkeit, die Stifte und Klöster. Daneben führte er das Oberkuratorium, war also leitender Verwaltungsbeamter der Universitäten Duisburg, Frankfurt an der Oder, Halle und Königsberg und amtete als Kurator des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums und als oberster Schuldirektor des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin. 1807 zog sich Massow aus der beruflichen Tätigkeit zurück. Himly: Johann Friedrich Wilhelm Himly (1769–1831) aus Braunschweig studierte Jurisprudenz, war mit Luise Christine Wilhelmine Ahrends (1771– 1820), einer Grossnichte des Dichters Ludwig Gleim (1719–1803), verheiratet, in dessen Haus, Treffpunkt gelehrter Männer, er wahrscheinlich auch mit Pestalozzis Ideen in Kontakt kam. Seit 1800 gehörte Himly als Geheimer Kriegsrat zum «Departement der auswärtigen Affairen». 1810–1817 wurde er erster Privatdozent für Pädagogik an der Universität Berlin, hauptamtlich arbeitete er von 1809–1813 als Zensor über sämtliche in Berlin erscheinenden politischen Zeitungen und Bücher. Es folgten Mitarbeit in der Regierungskommission (1813), Tätigkeiten als Geheimer Legationssekretär (1817) und die Ministerresidentschaft in Frankfurt am Main. 1825 wurde Himly aus unbekannten Gründen in den Ruhestand versetzt. Gedike: Friedrich Gedike (1754–1803) studierte Theologie an der Universitä t Frankfurt, diente Johann Joachim Spalding (1714–1804) ab 1775 als Hauslehrer für dessen zwei Söhne und bekleidete in der Folge verschiedene leitende Funktionen im Bildungswesen. Er wurde 1784 Oberkonsistorialrat, leitete ab 1791 das Berlinisch-Kölnische Gymnasium als Mitdirektor, 1793 als Direktor, wobei er gleichzeitig seit 1778 auch eine Prorektoratsstelle am Friedrich-Gymnasium inne hatte. Etwa zwei Wochen vor Friedrich Gedikes Tod am 2. Mai 1803 hatte der preussische König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840,  Nr. 568) den Wunsch geäussert, Gedike möge Pestalozzis Lehranstalt besuchen und ihm darüber Bericht erstatten. Soyaus Schrift: Adolf Soyaux: Pestalozzi, seinen Lehrart und Anstalt. Leipzig 1803 ein Mann: Damit ist wohl Adolf Soyaux (1773–1823,  Z. 30) gemeint. eigenen Schrift: Falls mit Mann ( Z. 76) Soyaux gemeint ist, handelt es sich hier bei der Schrift um Adolf Soyaux: Pestalozzi, seinen Lehrart und Anstalt. Leipzig 1803 Olivier: Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759–1815)  Nr. 615 meiner Schrift: Johann Ernst Plamann: Einzige Grundregel der Erziehungskunst nach Pestalozzi. Halle 1805 mein Institut:  Z. 38f. Gehülfen: Johann Marius Friedrich Schmidt (1776–1849) aus Dessau stand Johann Ernst Plamann (1771–1834,  Nr. 616) von der Institutsgründung an bis zu deren Ende 1827 zur Seite und gilt als Mitbegründer. Ausserdem entwickelte er Schullandkarten. 1833 wurde Schmidt Inspektor des Landkarten-Kabinetts und Kustos für Geographie und Statistik der königlichen Bibliothek. noch einen Gehülfen: Johannes/Johann/Jean Preisig (1775–1814)  Nr. 963 E l e m e n t a r B ü c h e r n : ABC der Anschauung oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Erstes und zweytes Heft. Zürich und Bern in Commission bey Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 und Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Erstes Heft bis drittes Heft. Zürich und Bern in Commission bey

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Z. 130f.

Z. 137

Z. 138f. Z. 140 Z. 140 Z. 143

Z. 144 Z. 148 Z. 156

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Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 – Viertes Heft. Ebenda. 1804 Fortsezung des Buchs der Mütter: Vom Buch der Mütter erschien im Jahr 1803 (Zürich und Tübingen) das erste Heft. Die in der Vorrede in Aussicht gestellten weiteren Übungen, also ein zweites Heft, wurden nie gedruckt. W ö r t e r b u c h e : Es handelt sich um das Diktionarium (nicht im Druck erschienen), eine mehr oder weniger alphabetisch geordnete Kompilation von Begriffen, zusammengetragen aus verschiedenen Lexika und Enzyklopädien, an der Pestalozzi zwischen 1800–1803 arbeitete und die im Unterricht in Burgdorf zum Einsatz kam (vgl. PSW XIII, S. 512ff.). Vermutlich beruhen die Schriften Der natürliche Schulmeister (1803/1804) und das Buch der Mütter (1803) – allerdings mit jeweils eigenem Konzept und weniger Begriffe enthaltend – auf dem Diktionarium. einige Resultate aus den aritmetischen Übungen:  Z. 143 Krüsy: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Bus: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 E x e m p l a r v o n f r e y e n P r ü f u n g e n : Die beiden Elementarlehrwerke Anschauungslehre der Massverhältnisse und Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse ( Z. 129f.) waren als theoretische Anleitung für die Lehrperson gedacht, lediglich die darin enthaltenen «Tabellen» (1 pro Heft) wurden im Unterricht verwendet. Die abstrakten Rechnungen aus diesen Elementarlehrbüchern wurden von den Lehrkräften in Burgdorf umgesetzt in Rechenaufträge mit konkreten Gegenständen zum Beispiel aus der Berufswelt. Auch diese Aufgaben wurden den Schülern nicht schriftlich vorgelegt, was vermutlich der Grund dafür sein dürfte, dass keine gedruckte Fassung dieser Rechenaufgaben aus der Burgdorfer Zeit vorliegt, sie zirkulierten aber in handschriftlicher Form, jeweils mit den genauen Lösungen der Aufgaben. Lit.: Hermann F. Walsemann: J.H. Pestalozzi’s Rechenmethode. Historisch dargestellt und auf Grund experimenteller Nachprüfung kritisch gewürdigt. Hamburg 1901 Breisig: Johannes/Johann/Jean Preisig (1775–1814)  Nr. 963 Ladomus: Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854)  Nr. 689 Bleüeler: Johann Heinrich Bleuler (1758–1823) stammte ursprünglich aus Zollikon, war Porzellan- und Kunstmaler und begründete 1788 in Feuerthalen seine Kunstschule, die Bleuerschen Malschule. Von 1799 bis 1804 wechselte er ihren Sitz nach Schloss Laufen (alle Kt. Zürich). 1804 kehrten Bleuler und seine Schule wieder nach Feuerthalen zurück. Die Schule war vor allem für ihre Landschaftsmalerei und die Drucktechnik bekannt. Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Aufsaz: Johann Friedrich Wilhelm Himly: Vom richtigen Geschmack der Ideen. Eine Bemerkung von Kant, zum Gebrauch bei der Beurtheilung der Pestalozzischen Methode im ersten Unterricht. In: Neue Berlinische Monatsschrift Oktober 1803, S. 273–279 Kant: Imanuel Kant (1724–1804)  Nr. 442

682 638. Ludwig Rahn 30. November 1803 [Reg.] Kündet seinen Besuch in Burgdorf an.

Überlieferung 1 6

PSB IV, S. 170.23, 170.33 Die Datierung ergibt sich aus dem Vermerk im Kopierbuch Antw. auf dato 30. Nov. Sacherklärung I./II.

Ludwig Rahn (1770–1836) beschliesst 1792 sein Theologiestudium am Carolinum in Zürich und arbeitet zunächst als Lehrer im väterlichen Erziehungsinstitut in Aarau. 1794 heiratet er Katharina Gehret (1774–1834) in Baden (Kt. Aargau) und wird zwei Jahre später Lehrer und Rektor der Realschule Aarau, wo er auch eine Mädchenfortbildungsschule und eine Arbeitsschule gründet. 1801 übernimmt er die Leitung des väterlichen Instituts, im gleichen Jahr besucht er Pestalozzi in Burgdorf um im Sommer darauf selbst einen Ausbildungskurs für Landschullehrer zu organisieren. 1804 bekleidet er den Posten eines Erziehungsrates ebenda. Im Jahr darauf wird Ludwig Rahn Pfarrer zu Oberentfelden, 1812 zu Windisch (beide Kt. Aargau). Rahn engagiert sich neben seiner Pfarrtätigkeit weiter im Bildungswesen; so gründet er 1808 ein Erziehungsinstitut für Knaben im Alter von 10 bis 16 Jahren, wobei ein Teil der Pensionäre im Pfarrhaus untergebracht wird. Daneben amtet er von 1803–1808 als Schulrat.

639. Finanzrat Bern 7. Dezember 1803 5

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Das Begehren P e s t a l o z z i ’ s um Überlassung des Schlosses Burgdorf kann nur insofern Berücksichtigung finden, als der Oberamtmann sich ein Haus in der Stadt finden kann und will. Da derselbe sich aber wirklich um die Wohnung im Schloss angemeldet und wünscht, solches künftiges Frühjahr beziehen zu können, so ist in das Begehren Pestalozzis nicht einzutreten, sondern er ist lediglich damit abzuweisen. Sollte aber Herr P e s t a l o z z i ein anderes Lokal, das dem Staat gehört und keine andere Bestimmung hat, auffinden und sich um Überlassung desselben bewerben, so kann dann ein solches Nachwerben auf ein Neues untersucht und vielleicht in Mehrerem oder Minderem eingetreten werden.

683 Überlieferung 1

Morf III, S. 19f. Dieser Beschluss konnte in den Akten des Finanzrats, des Kirchen- und Schulrats und des Bauamts nicht gefunden werden. Sacherklärung I.

Der Finanzrat wird am 23. April 1803 als provisorisches Organ für die Betätigung aller Finanzgeschäfte des Kantons Bern eingerichtet. Er bildet neben Staatsrat, Justiz- und Polizeirat, Kirchen- und Schulrat und Bauamt eines der fünf sogenannten Departemente, in die sich der Kleine Rat als Exekutivbehörde teilt. Der Finanzrat ist für die Einnahme der Staatseinkünfte verantwortlich, er überprüft die Rechnungen der öffentlichen Beamten und sämtlicher Departemente und legt dem Kleinen Rat alljährlich die Kantonsrechung vor. Geschäfte, die 200 Fr. übersteigen, werden in Zusammenarbeit mit dem Kleinen Rat behandelt. Wenn in Belangen des Staatsvermögens Abänderungen wie Käufe oder Verkäufe zur Diskussion stehen, erstellt der Finanzrat für den Kleinen Rat darüber ein Gutachten. Beim Finanzrat handelt es sich eher um eine Kollegialbehörde als um ein Departement. Er setzt sich aus dem jeweiligen Säckelmeister (Präsident), drei Kleinräten und einem Schreiber zusammen. II. Am 16. Dezember 1803 erteilt der Kleine Rat dem Bauamt den Auftrag, das Schloss Münchenbuchsee für das Pestalozzische Institut instand zu setzen (StA Bern, AII 1047, S. 402). Am 16. Januar 1804 liegt der Bericht der Baukommission vor (StA Bern, AII 1043, S. 47f.). Der Beschluss, dass Pestalozzi nach Münchenbuchsee ziehen und dem Amtmann die Wohnung im Schloss zugesprochen werden soll, wird am 22. Februar 1804 ( Nr. 644) gefasst. III. Z. 5f.

Oberamtmann: Johann Rudolf Stürler (1771–1861) war Oberamtmann in Burgdorf (1803–1809) und in Frauenbrunnen (1816–1821) sowie Mitglied (1809–1814, 1821–1831) des Kleinen Rates des Kantons Bern ( Nr. 644). Der Oberamtmann, früher «Landvogt» genannt, war der oberste Stellvertreter der Kantonsregierung in den jeweiligen Amtsbezirken.

640. Gottlieb Anton Gruner Dezember 1803 5

[Reg.] Gruner erwähnt eine Dame, die sich für Pestalozzis Institut interessiert und schreibt, dass seine Neffen und ein Freund, der Hauslehrer ist, einen Aufenthalt in Burgdorf in Erwägung ziehen. Zudem berichtet Gruner von der Fertigstellung seines Buches und erzählt Nachrichten aus Schnepfenthal. Der Brief schliesst mit einer Beilage von unbekanntem Absender.

684 Überlieferung 1

PSB IV, S. 190.28–29 und 191.14–31 Sacherklärung I.

Gottlieb Anton Gruner (1778–1844)  Nr. 611 III. Z. 4

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Dame: Lotte Lutz (1776–1832), die Dame, von welcher hier die Rede ist, hatte Gottlieb Anton Gruner (1778–1844,  Nr. 611) ersucht, Pestalozzi in ihrem Auftrag um eine Anstellung zu bitten. Pestalozzi sah sich wegen der Verlegung der Burgdorfer Anstalt nach Yverdon nicht in der Lage, sie aufzunehmen. Lotte Lutz lernte Pestalozzi schliesslich im Februar 1805 kennen, als sie in Hofwyl bei Phillip Emanuel Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) als Erzieherin arbeitete. Sie ging im Juni 1805, nachdem Fellenberg und Pestalozzi sich getrennt hatten, doch noch für einige Monate nach Yverdon. Gruner und Lotte Lutz lernten sich 1803 in Heilbronn kennen und heirateten im Dezember 1805. Neffen: Ob dieser Plan je Realität geworden ist, ist unklar. Es lassen sich im Schülerverzeichnis keine Jungen mit den Namen Gruner nachweisen, wobei die Neffen nicht zwingend diesen Namen tragen müssen. Auch in der Sekundärliteratur lässt sich kein Hinweis auf einen eventuellen Besuch von Gruners Neffen in Burgdorf finden. Freund: Es handelt sich hier wahrscheinlich um Johann Ferdinand Kleinmann. Kleinmann stammte aus Württemberg, war Sohn eines Schullehrers in Bönnigheim (Schwaben), besuchte mit Gottlieb Anton Gruner (1778–1844,  Nr. 611) das Gymnasium in Coburg und zog mit ihm nach Göttingen, wo er Jura studierte. Kleinmann war anschliessend eine Zeit lang Hauslehrer, später Rechtsanwalt. Buches: Gottlieb Anton Gruner: Briefe aus Burgdorf: über Pestalozzi, seine Methode und Anstalt; ein Beitrag zum besseren Verständnis des Buches: Wie Gertrud ihre Kinder lehret, und zur Erleichterung des zweckmässigen Gebrauchs der Pestalozzischen Elementar-Unterrichtsbücher. Hamburg 1804 Schnepfenthal: Gottlieb Anton Gruner (1788–1844,  Nr. 611) hielt sich von Juni bis ca. September 1803 mit seinem Zögling Erich Lehnsgraf von Bernstorff (1791–1837) aus Kopenhagen, den er 1801 in Dänemark kennengelernt hatte, im Philantropin im thüringischen Schnepfenthal auf, welches 1784 vom ehemaligen Pfarrer Christian Gotthilf Salzmann (1744– 1811,  Nr. 933) gegründet worden war. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelte sich die Schule zu einer bekannten Einrichtung. Der Erziehungsplan des Instituts zielte auf die «Entwicklung und Übung der jugendlichen Kräfte». Die Grundlage für die geistige und seelische Ausbildung bot eine ausgedehnte körperliche Erziehung, worunter Erhaltung der Gesundheit (einfache Kost, mehrtägige Wanderungen) und Kräftigung des Körpers (tägliche Gymnastik, Reiten, Schwimmen, Schiessen, Gartenbau) zu verstehen ist. Der Geist sollte vor allem über Unterricht geschult werden. Der Plan forderte in allen Fächern die Anwendung des Anschauungsprinzips, ohne die Notwendigkeit des Auswendiglernens in Frage stellen zu wollen. Eine Umsetzung des Anschauungsprinzips fand sich auch im vier-

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Z. 7f.

stufig organisierten Religionsunterricht wieder, dem bedeutendsten Mittel zur seelischen Erziehung: 1) moralische Geschichten leiteten zu 2) biblischen Geschichten über, die 3) Kinder und Lehrer gemeinsam besprachen und 4) zur Bekanntmachung der Vorstellungsarten der Kirche über Dreieinigkeit, Gottheit Christi und Erlösung führten. Salzmanns einstige Privatschule ist seit 1994 ein allgemeinbildendes staatliches Gymnasium (Salzmannschule Schnepfenthal). Sie gilt heute als letztes noch erhaltenes «Philantropin» in Deutschland. Beilage: konnte nicht eruiert werden

641. Franz Joseph Nikolaus Näf Winter 1803 5

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Lieber Vater Pestalozzi! So eben erhalte ich endlich einmal die Vollmacht meine Frau und meinen Bruder kommen zu lassen. Es giebt harte Menschen, und mit diesen hab’ ichs zu thun. Man sieht, dass ich mich ganz aufopfere, dass ich alle meine Kräfte darauf verwende das Ziel zu erreichen, weswegen man mich kommen liess, und doch hat man die Stirne mir und meinem Bruder für ein ganzes Jahr nur 50 Louisd’or Gehalt anzubieten, mit Inbegriff aller Reisekosten. Es schmerzt mich, meine Seele blütet. Doch es wird besser gehen! Lieber, edler Pestalozzi, Man hat Sie nicht verstanden, und es wundert mich nicht. Sie sprachen zu Menschen, die unfähig sind und immer seyn werden, Sie zu begreifen. Mich versteht man. Ich habe sie zertrümmert ihre Einwürfe und Einwendungen. und die Resultate die ich zeigen w e r d e , werden sie vernichten. Ja edler Mann, ihre Methode ist und bleibt die Methode der Vernunft und der Natur. Kaum trau’ ich meinen Augen, wenn ich sehe, wohin meine Kinder schon gekommen sind. und was für Kinder? Verhünzte, verderbte Schwächlinge mit halbtoder Seh- und Sprachkraft. Gleich in den ersten Tagen ward ich des grenzenlosen Verderbens dieser Kinder gewahr. Ich sprach und – man schalt mich einen Esel. Man behauptete es sey unmöglich, die Aufsicht worunter die Kinder stehen, sei zu scharf. Ich schwieg und seufzete. Beiliegend erhalten Sie einen Credit auf Bern von 400 Pfund; 300 nahm ich auf, meine Reise zu machen also 700 Pfund, folglich erhalte ich noch für ein ganzes Jahr 500 Pfund. Sie versprachen mir bey meiner Abreise 10 Louisdor: ich würde mich schämen sie zu fordern, wenn ich nicht dazu gedrungen wäre. Ich musste im Buch der Mütter verschiedene Abänderungen anbringen, weil die Franzosen den Körper anders eintheilen als die Deut-

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schen. Kopf und Hals gehört bei Ihnen auch zum Rümpfe. Die Gliedmassen theilen sie auch anders ein. Welches ich mit Gelegenheit Herrn Krüsy anzeigen werde. Übrigens freüt mich der glükliche Fortgang ihres Werkes so sehr als es einen Zögling Pestalozzis freuen kann und muss. Meinen herzlichen Gruss an beide Frauen Pestalozzi meinen lieben Krüsy so wie allem was zu Burgdorf im Schloss lebt und schwebt. Hat Briqueville Ihnen noch nicht geschrieben? Ich hab’ ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ich lebe so einsam wie ein Klausner doch bald erhalt’ ich eine Trösterin. Genehmigen Sie, theurer Vater, die herzliche Umarmung ihres Sohnes Neefs. Buss soll mir doch schreiben, wo Ihr eure Griffel und Schiefertafeln kauft und was sie kosten.

Überlieferung 1 2 5

Privatsammlung Kenneth Dale Owen Fotokopie ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 257a Blatt, 244x178 mm, Dorsualvermerk Monsieur Pestalozzi Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854) gilt als erster Vertreter der Pestalozzischen Pädagogik in den USA. Geboren in Soultz im Elsass, besucht er die Klosterschule der Benediktinerabtei von Murbach. 1791 tritt er in die französische Armee ein und wird 1796 wegen einer schweren Verwundung aus dem Dienst entlassen. Während der Rehabilitation beschäftigt sich Näf mit Schriften Pestalozzis. 1801–1803 unterrichtet er in Burgdorf Französisch, Mathematik, Musik und Gymnastik. Kurz nach der Heirat mit Luise Buss (1784–1845,  Nr. 641) gründet Näf im Herbst 1803 mit der Unterstützung von Adrien von Lezay-Marnésia (1769–1814,  Nr. 582) in Paris eine nach pestalozzischen Grundsätzen geführte Schule ( Nr. 899). Während das erhoffte Interesse an der Methode seitens der französischen Regierung ausbleibt, erweist sich die Bekanntschaft mit dem Kaufmann, Naturwissenschafter und Erziehungsreformer William Maclure (1763–1840,  Nr. 878) als wegweisend: Näf verpflichtet sich vertraglich, in Pennsylvania die Methode einzuführen; im Gegenzug sichert ihm Maclure ein Gehalt und die nötige Unterstützung zu. Mithilfe seines Gönners eröffnet Näf 1809 die School at the Falls of Schuylkill bei Philadelphia, die 1813 aus unbestimmten Gründen nach Village Green (New York) verlegt und – nachdem Näfs Schrift The Sketch of a Plan and Method of Education (1808) öffentliche Kontroversen über den pestalozzischen Ansatz

687 ausgelöst hat – 1815 geschlossen wird. Näf führt daraufhin einige Jahre lang eine eigene Schule in Louisville (Kentucky). Mangels Erfolg wird er 1821 Farmer. Auf Vermittlung Maclures schliesst sich Näf 1826–1828 Robert Owens (1771–1858) Gemeinschaftssiedlung in New Harmony (Indiana) an. Nach gescheiterten Versuchen, in Cincinnati und in Steubenville (Ohio) eine Schule zu gründen, bewirtschaftet er 1830–1834 eine Farm in Port Fulton bei Jeffersonville (Indiana). 1834 bis zu seinem Tod lebt er in New Harmony (Indiana). Quellen: M. de H. [Neef]: Précis de la nouvelle méthode d’éducation de M. Pestalozzi, directeur de l’institut d’éducation à Berthoud en Suisse. Paris 1804; Joseph Neef: Sketch of a Plan and Method of Education. Philadelphia 1808; Joseph Neef: The Method of Instructing Children Rationally in the Arts of Writing an Reading. Philadelphia 1813. Lit.: Gerald Lee Gutek: Joseph Neef: the Americanization of Pestalozzianism. The University of Alabama Press 1978; Charles W. Hackensmith: Biography of Joseph Neef, Educator in the Ohioh Valley, 1809–1854. New York: Carlton Press 1973 II. Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854,  Sacherklärung I.) reiste im August 1803 nach Paris, um dort eine Pestalozzi-Schule zu gründen. Möglicherweise wurde er dazu von Paul-Adrien-François-Marie, Graf von Lezay-Marnesia (1769–1814,  Nr. 582) eingeladen (vgl. PSB IV, Nr. 893); dies lässt sich in den Quellen aber nicht mit Sicherheit nachweisen. Wie er im Brief schreibt, kann er nun endlich seine Frau und seinen Bruder nach Paris nachkommen lassen – das macht die Datierung Winter 1803 wahrscheinlich. III. Z. 5 Z. 5

Z. 6 Z. 31

Z. 35 Z. 37f. Z. 39 Z. 45

Vollmacht: Die Akten konnten in Paris nicht nachgewiesen werden. meine Frau: Luise Näf-Buss (1784–1845), geboren in Tübingen, erhielt mit Empfehlung ihres Bruder Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582) einen Ausbildungsplatz als Erzieherin in Pestalozzis Anstalt in Burgdorf. Am 5. Juli 1803 erfolgt ebenda die Heirat mit Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854,  Sacherklärung I.), ihrem damaligen FranzösischTutor. In der Folge unterstützte Luise Näf-Buss die schulischen Projekte ihres Mannes in Paris und in den USA in administrativer Hinsicht. 1826– 1828 unterrichtete sie die jüngste Schülergruppe der Gemeinschaftssiedlung in New Harmony (Indiana). meinen Bruder: Zum Bruder konnten keine näheren Angaben gefunden werden. Buch der Mütter: Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Erstes Heft. Zürich und Bern in Kommission bei Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cottaschen Buchhandlung 1803 Herrn Krüsy: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 beide Frauen Pestalozzi: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3) und Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814,  Nr. 547) Briqueville: Armand-François-Bon-Claude de Bricqueville de Bretteville (1785–1844)  Nr. 580 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582

688 642. Gottlieb Anton Gruner Januar 1804 [Reg.] Berichtet von seinem verschlechterten Gesundheitszustand.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 191.32 Sacherklärung I.

Gottlieb Anton Gruner (1778–1844)  Nr. 611

643. Munizipalität von Yverdon 14. Februar 1804 5

a Monsieur Monsieur Pestalozzi chef de l’Institut à Berthoud. Canton de Vaud en Suisse. Yverdon, le 14e Février 1804.

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La Municipalité d’Yverdon, A Monsieur Pestalozzi, à Berthoud. Monsieur! Ayant appris qu’il seroit possible que vous prissiez la résolution de quitter Berthoud, et de venir vous habituer au Pays de Vaud; Nous saisissons avec empressement cette circonstance pour vous annoncer Monsieur que Nous serions enchantés si Notre Ville pouvait devenir le séjour d’un Citoyen de votre Mérite et Nous ferions tout ce qui dependroit de Nous pour vous en faciliter les convenances. Il éxiste dans cette Place quelques Batimens publics, assez vastes pour y former votre Etablissement, entrautres le Chateau pour lequel nous entamons actuellement des Négociations avec le Gouvernement, et qu’on pourroit aisément disposer selon vos désirs, attendu les grands corridors qui y éxistent. Vous rencontreriez dailleurs ici plusieurs avantages résultants de la Localité; Un site agréable, environné de Promenades; Un air salubre des eaux propres aux Bains, soit d’une source minérale, soit Celles du Lac qui borde

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la Ville, et dont l’insensible profondeur dans les rivages, ne permet aucune inquiétude vis-à-vis dela Jeunesse. Toute espèce de denrées en suffisance, et à des prix moins élevés qu’en aucune autre Place du Canton, vû que Nous ne Nous trouvons précisément pas sur une grande route. Notre situation topographique seroit encore avantageuse pour le repeuplement de votre Institut par le voisinage du Comté de Neuchatel, où en général l’éducation de la Jeunesse est bien soignée et les moyens recherchés: Notre Canton entier vous fourniroit des Sujets; La partie dela Suisse Allemande vous y suivroit volontiers, par la facilité que les Jeunes Gens auroient d’apprendre en même tems la langue française. Il éxiste dailleurs ici une Eglise Allemande où ces dernierz pourroient s’instruire dans les devoirs de la Religion. Enfin Monsieur, vous trouveriez un Peuple, qui jaloux de Vous posseder, s’empresseroit d’aller audevant de tout ce qui pourroit vous rendre le séjour d’Yverdon agréable, et Nous serions les premiers à lui en donner l’éxemple. Mais, comme il est possible que Vous ne Connoissiez notre localité, que par la description que Nous venons d’en faire; Nous serions charmés que vous voulussiez commettre quelcun digne de Votre Confiance, pour venir s’assurer de l’état des choses par ses propres yeux. Veuillez Monsieur Nous favoriser d’une réponse, et agréer l’expression de la considération la plus distinguée. Louis Doxat de Champvent, Syndic du Conseil Municipal de la ville d’Yverdun par la Municipalité Felaction, Greffier

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 428/1 Bogen, 217x351 mm Siegel, Vignette des Kantons Waadt Original Textkritik

Zeuge H Z. 8 Z. 9

Canton de Vaud en Suisse. Yverdon: vorgedruckter Text La Municipalité d’Yverdon,: vorgedruckter Text

690 Sacherklärung I. Die Munizipalität ist die einzige Autorität auf Gemeindeebene. Ihr Aufbau und ihre Zuständigkeiten sind teils durch die in der von Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) diktierten Mediationsakte vom 19. Februar 1803 festgelegte Verfassung des Kantons Waadt, teils durch das kantonale Gesetz vom 18. Juni 1803 geregelt. Allen waadtländischen Munizipalitäten gleich setzt sich diejenige in Yverdon aus einem Syndic (Bürgermeister), zwei Beigeordneten und dem Gemeinderat (8–16 Mitglieder) zusammen. Letzterer wird von der Gemeindeversammlung für sechs Jahre gewählt. Die Räte können zur Wiederwahl antreten, jedoch wird jeweils ein Drittel des Rats erneuert. Laut Verfassung ist grundsätzlich wahlfähig, wer das Bürgerrecht ausüben kann. Zu den gesetzlich bestimmten Obliegenheiten der Munizipalität Yverdon gehören unter anderem die Organisation der örtlichen Polizei, die Verteilung der Auflagen, die Verwaltung von Armenkasse und Gemeindegütern, die Durchsetzung von Hygienebestimmungen, die Kontrolle des Handels, die Überwachung der Primarschulen sowie die Führung des Zivilstandsregisters. Bei Verletzungen der öffentlichen Ordnung agiert die Munizipalität ähnlich einem Staatsanwalt: Sie ist angehalten, dem zuständigen Richter die Vergehen zu melden und bei Gericht darzulegen. II. Da Pestalozzi das Schloss Burgdorf räumen muss ( Nr. 639), bietet die Gemeinde Yverdon ihm das leer stehende Schloss zur Benutzung an. Ende Juli 1804 stimmt Pestalozzi diesem Angebot zu (PSB, Nr. 971) und zieht im Herbst 1804, nach einem kurzen Aufenthalt in Münchenbuchsee, definitiv nach Yverdon. III. Z. 19

Z. 48

Z. 52

entrautres le Chateau: Für dieses Schloss sollte sich Pestalozzi entscheiden. Vorher galt es aber für die Gemeinde Yverdon, das Schloss vom Kanton zu kaufen, da es, ursprünglich im Besitz der Savoyer, nun Staatsbesitz war. Am 5. Juni wurde der Verkauf für 34’000 Livres förmlich beschlossen und am 23. Juni 1804 ( Nr. 658) die Übergabe an Pestalozzi bestätigt. Louis Doxat de Champvent: (Jean) Louis Doxat de Champvent (1773–1861) aus Yverdon wuchs in der nahe gelegenen Herrschaft Champvent auf, welche die Adelsfamilie Doxat 1771 teilweise und 1798 ganz erworben hatte. Doxat wurde 1800 Mitglied der Munizipalität Yverdon. Nach der Inkfraftsetzung der durch Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) diktierten Mediationsakte amtete er in demselben Gremium 1803 als zweiter Adjunkt, 1804 sowie 1806–1815 war er Syndic (Bürgermeister) von Yverdon. Von der gleichzeitigen Bewältigung der gemeindepolitischen Tätigkeiten und der privaten Geschäfte übermässig beansprucht trat Doxat 1815 freiwillig vom Amt des Syndic zurück. Er verblieb noch einige Zeit in der Munizipalität, widmete sich fortan jedoch grösstenteils den Angelegenheiten der Herrschaft von Champvent. Felaction: Louis Frédéric Felaction (auch: Flaction) (1772–1841) stammt aus Yverdon. Er war von 1799 bis zu seinem Tod Sekretär der Regierung der Stadt Yverdon.

691 644. Kleiner Rat von Bern 22. Februar 1804 Mittwoch, den 22t e 5

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Hornung 1804

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Zedel, an Mehghh des Finanz Raths. Nach sorgfältiger Erdaurung Ihres umständlichen Gutachtens über die Bestimmung des Schlosses Burgdorf und über die wegen der daselbst befindlichen wichtigen Pestalozzischen Lehr Anstalt zu treffenden Maassregeln haben MeHghhren verordnet, was von einem zum andern folget 1 . Das Schloss Burgdorf als die eigentliche Amtswohnung soll auf 1.ten Heümonat 1804. ausgeräümt und ledig stehen, um zur Amtswohnung zu gerüstet zu werden. 2 . Dem H[errn] Pestalozzj wird zu Verlegung seines Instituts das Schloss Buchsee unentgeltlich angewiesen, das heisst, Haus und Hof samt dem Garten jedoch ohne fernere Pflanzplätze, auch ohne den Zuschuss an Brennholz welchen er bis dahin genossen. Auch ist diese Anweisung nur für ein Jahr mithin von Jakobi 1804. bis Jakobi 1805 – verbindlich, dem H[errn] Pestalozzj bleibt überlassen, sich vor Auslauf desselben um die Fortsetzung dieser Vergünstigung zu bewerben. 3 . Zu Bewohnbarmachung des Schlosses Buchsee wird eine Summe von Dreytausend Franken bewilliget, unter dem Vorbehalt jedoch, dass darauf ein mehrers nicht verwendet und dass unter keinem Vorwand ein Vortrag zu einem Bau Excedent angenomen werden soll. Es gelanget demnach das freündl[ich]e Ansinnen an Sie, Titl dem H[errrn] Amtmann zu Burgdorf diese Erkanntniss zu Händen des H[errn] Pestalozzj zu eröffnen, den nöthigen Accord mit dem selben zu schliessen, und dem Bauamt die zu Reparation des Schlosses Buchsee decretirten L. 3000. ausbezahlen zu lassen.

Überlieferung 1 5

StA Bern, AII 1049, S. 169–170 Copia Textkritik

Zeuge h Z. 5 Z. 5 Z. 14 Z. 18f.

Zedel: lateinische Schrift Finanz Raths: lateinische Schrift Pflanzplätze Dreytausend: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Der kleine Rat repräsentiert die oberste Vollzugsbehörde des Kantons Bern. Er teilt sich grundsätzlich ein in die Departemente Staatsrat, Finanzrat, Justiz- und Polizeirat, Kirchen- und Schulrat und Bauamt. Neben der Leitung und Koordination dieser Verwaltungsabteilungen entscheidet der Kleine Rat unter anderem in letzter Instanz über Administrationsstreitigkeiten, er unterbreitet dem gesetzgebenden Grossen Rat die Kantonsrechnung und hat das Recht, diesem Gesetze und Verordnungen vorzu-

692 schlagen. Der Grosse Rat wählt die 27 Kleinräte aus seinen eigenen Reihen. Die Kleinräte gehören weiterhin vollumfänglich dem Grossen Rat an. Beide Räte werden vom Amtsschultheiss präsidiert, das Vizepräsidium mit dem Altschultheiss oder zweiten Schulheiss wird ebenfalls in Personalunion geführt. II. Da der Brief an Pestalozzi nicht erhalten ist, mit dem die Entscheide des Kleinen Rats bekannt gemacht wurden, kommt hier dieser Protokolleintrag zum Abdruck. Pestalozzi nimmt dieses Angebot Ende Februar 1804 an (PSB IV, Nr. 955) und beschliesst auf Anraten seiner Mitarbeiter, sein Institut in Münchenbuchsee unter die administrative Leitung von Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) zu stellen. III. Z. 5 Z. 6 Z. 10 Z. 15 Z. 20 Z. 22 Z. 22f.

ren

Mehghh : Meine hochwohlgeborenen gnädigen Herren Ihres umständlichen Gutachtens: PSB IV, Nr. 952 Schloss Buchsee: Gemeint ist das ehemalige Johanniterkloster in Münchenbuchsee (Kt. Bern). Jakobi: Der 25. Juli ist der Gedenktag von Jakobus dem Älteren, einer der zwölf Apostel Jesu. Excedent: Überschuss, Überhang (frz. excédent) Titl: Da es sich hier um eine Abschrift handelt, wurde die Anrede nur mit einem Platzhalter markiert. Amtmann zu Burgdorf: Johann Rudolf Stürler (1771–1861)  Nr. 639

645. Johann Jakob Moser 25. Februar 1804 5

Herrn Herrn Pestaloz Stifter der grossen Lehranstalt in Burgdorf Bern, den 25. Hornung 1804. Postgass 23.

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Grosser und Ehrwürdiger Lehrer! Lezten Donnerstag den 23.ten Hornung wahre es das der Rath des Canton. Bern über das bleiben der Pestalozischen Lehranstalt in dem Canton Bern Erwerte, Das Schloss Burgdorf muss geraumt werden. Das Schloss zu Buchsee wird an Herrn Pestalotz für ein Jahr übergeben und auf Staats Kosten daselbe vorerst in bewohnbahren Stand gebracht.

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Herrn Pestaloz ist es anheim gestelt, nach baldigem Auslauf des Jahrs, für die fernere Beybehaltung sich widermahlen zu melden. Dieses ists was ich so über die Sache vernehmen konte. Wahrscheinlich tragt die gleiche Post den officielen Bericht darüber an den Herrn Oberamtsman von Burgdorf. Die gütigen franzosichen Papiere haben nichts bestimteres über die Ereignise in Pareis auch von Schafhausen her ist nichts mehreres bekant als was schon in einlandischen Blättern angezeigt ist. Joh. Jakob Moser

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 239/2 Blatt, 194x234 mm leicht beschädigt Siegel, Datum am Schluss, Dorsualvermerk Moser Original Textkritik

Zeuge H Z. 9 Z. 20 Z. 21 Z. 22

Postgass 23. sich vernehmen konte officielen: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Jakob Moser (1771–1814)  Nr. 572 II. Als Mitglied der Verwaltungskammer übermittelt Johann Jakob Moser (1771–1814,  Nr. 572) Pestalozzi den Beschluss der Regierung ( Nr. 644). Der Brief der Regierung selber ist nicht erhalten. III. Z. 12ff. Z. 16 Z. 23 Z. 24 Z. 25

 Nr. 644

Schloss zu Buchsee: Gemeint ist das ehemalige Johanniterkloster in Münchenbuchsee (Kt. Bern). Oberamtsman: Johann Rudolf Stürler (1771–1861)  Nr. 639 franzosichen Papiere: Damit sind wohl französische Zeitungen gemeint. Ereignise in Pareis: Damit ist wahrscheinlich Napoléon I. Bonapartes (1769–1821,  Nr. 580) Entscheid gemeint, die französischen Truppen erneut aus der Schweiz abzuziehen. Am 1. Februar 1804 hatte der französische Kriegsminister Louis-Alexandre Berthier (1753–1815,  Nr. 937) dem

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Z. 25

Schweizer Landammann Niklaus Rudolf von Wattenwyl (1760–1832,  Nr. 976) ein Schreiben zukommen lassen, welches besagte, dass Napoléon die französischen Truppen abzuziehen gedachte, da ihm seitens Helvetiens zugesichert worden war, dass sich das Land in vollkommener Ruhe befände. Gleichzeitig signalisierte er darin, dass er jederzeit wieder bereit wäre, seine Truppen zur Sicherstellung der Ruhe und der Vermittlungsakte erneut einzusetzen. Von Wattenwyl informierte am 5. Februar in einem Kreisschreiben die Kantonsregierungen, wobei er Berthiers Brief als Beilage anfügte. Die Kaiserlich Kurpfalzbairische Privilegierte Allgemeine Zeitung (Nr. 49/1804, S. 194f.) berichtet darüber am Samstag, 18. Februar 1804 – in der Folge tauchen kurze Berichte über die verschiedenen Kantone und die bereits verbreiteten Informationen auf. von Schafhausen: Wahrscheinlich bezieht sich Johann Jakob Moser (1771– 1814,  Nr. 572) auf die in Schaffhausen kursierenden Gerüchte, dass es von Helvetien abgetrennt werden solle. Tatsächlich wurden der Verbleib des Kantons und die Form der künftigen helvetischen Verfassung diskutiert. Während konservative Schaffhauser Kräfte zur alten Ordnung zurück wollten, votierten die Landbürger für die Einheit der Republik und die unbedingte Freiheit und Gleichheit als Grundlage der künftigen Verfassung (vgl. Allgemeine Zeitung vom 9. März 1801). Am 9. März sollte dann eine von «sämtlichen Autoritäten und allen Gemeinden des Kantons Schafhausen» unterzeichnete Adresse an den Vollziehungsrat der helvetischen Regierung gesandt werden, worin der absolute Wille, weiterhin der Schweiz anzugehören, ausgedrückt wurde (Allgemeine Zeitung vom 19. März 1801, S. 314). Der Vollziehungsrat zerstreute daraufhin die formulierten Ängste, indem er sich klar für die weitere Zugehörigkeit des Kantons zur Schweiz aussprach (Allgemeine Zeitung vom 22. März 1801).

646. Albrecht Rengger Februar 1804 [Reg.] Rengger berät Pestalozzi über die Zukunft des Instituts.

Überlieferung 1

PSB XIV, S. 70.25ff. Sacherklärung I.

Albrecht Rengger (1764–1835) aus Gebenstorf (Kt. Aargau) studiert Theologie in Bern und wird 1782 der Erzieher von Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426). Nach weiteren Studien (Medizin) in Göttingen und Padua 1785–1788 eröffnet er 1789 in Bern eine Praxis und engagiert sich für die sozial Benachteiligten (docteur des sansculottes) und ist Mitstifter einer Armenanstalt. 1791 wird er Mitglied der Helvetischen Gesellschaft ( Nr. 971) und hält dort zwei Jahre später eine vielbeachtete Rede,

695 die auch als Separatdruck erschien (Über die politische Verketzerungssucht unserer Tage); von da an reisst seine politische und später auch wissenschaftliche publizistische Tätigkeit nicht mehr ab. 1797 wird er Mitglied des erweiterten bernischen Grossen Rats, 1798 wird er vom Helvetischen Direktorium zum Minister des Innern ernannt. In dieser Funktion, die er ungeachtet der fünf Staatsstreiche bis 1802 mit nur einer kurzen Unterbrechung innehat, ist er federführend bei der Ausarbeitung der helvetischen Verfassung. Nach dem Zusammenbruch der Helvetischen Republik lehnt Rengger die Wahl zum Regierungspräsidenten des Kantons Aargau ab, zieht nach Lausanne, wirkt dort als Arzt und bekleidet verschiedene politische Ämter. Als Gesandter am Wiener Kongress (1814/15) wehrt er die Ansprüche Berns auf die Gebiete des jungen Kantons Aargau ab, verlegt seinen Wohnsitz dorthin und entwirft eine neue Kantonsverfassung, die von den meisten anderen Kantonen adaptiert wird. 1815– 1820 ist er Mitglied der Aargauer Regierung, aus der er sich aufgrund der restaurativen Tendenz der 20er-Jahre zurückzieht. Fortan widmet er sich bis zu seinem Tod geologischen Studien. Rengger bleibt unverheiratet, übernimmt aber die Erziehung der Kinder seines früh verstorbenen Bruders. II. Ob das Schreiben von Albrecht Rengger (1764–1835,  Sacherklärung I.) mit dem Versuch zusammenhängt, Pestalozzi durch die Einsetzung eines ökonomisch kompetenten Mitarbeiters zu entlasten, ist unklar (Stadler II, S. 243).

647. Johann Anton Heinrich Torlitz März 1804 [Reg.] Torlitz übermittelt Grüsse von der Gräfin Schimmelmann.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 193.20 Sacherklärung I.

Johann Anton Heinrich Torlitz (1777–1834)  Nr. 629 III. Z. 4

Schimmelmann: Magdalene Charlotte Hedevig Schimmelmann-Schubart (1757–1816)  Nr. 598

696 648. Otto Karl Friedrich von Voss 27. März 1804 vom Havelberg 27 März 1804 5

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Wohlgeborner Herr, Insonders hochzuverehrender Herr! Mit Vergüngen habe ich aus Euer W[ohl]g[eboren] gefälligem Schreiben vom 7 Oct[ober] v[origen] J[ahres], und aus mehrern Unterredungen mit dem Inspektor Jeziorowsky die Überzeugung erhalten dass dieser durch Ihre gütigen Bemühungen mit Ihrer schätzbaren Lehrmethode vollkommen vertraut worden ist. Ich fühle mich Ihnen dafür aufs lebhafteste verpflichtet u[nd] erfülle gern die mir so angenehme Pflicht, Ihnen meinen verbindlichsten Dank hierdurch ergebenst abzustatten. Als gewiss wird es E[uer] W[ohlgeboren] bei Ihrem Eifer für das Erziehungswesen, nicht uninteressant sein, den Einfluss zu erfahren, welchen die Jeziorowskysche Reise zu Ihnen auf das Südpr[eussische] Schulwesen haben dürfte. Ich säume daher nicht, dieselben ergebenst zu benachrichtigen, dass, soweit es Personal- u[nd] Lokalverhältnisse u[nd] auch andere Umstände erlauben, ich auf die Hauptpunkte Ihrer Methode: Anschaulichkeit des Unterricht, praktische Übung des Sprechens, Übung des Augenmasses u[nd] Rechnens in den Südpr[eussischen] Schulen, so wie sie jetzt existieren, u[nd] nach u[nd] nach eingerichtet werden, – vorzüglich dringen werde; in den künftigen Südpr[eussischen] Seminarien aber besonders fähige Subjekte ganz mit selbiger bekannt zu machen, die Absicht ist. Hierdurch glaube ich E[uer] W[ohlgeboren] den stärksten u[nd] angenehmsten Beweis der dankbaren Verpflichtung u[nd] vorzüglichsten Hochachtung zu geben, womit ich die Ehre habe zu verharren als E[uer] W[ohlgeboren] ganz gehorsamster Diener Von Voss.

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 59/139b Abschrift Textkritik

Zeuge [h]

697 Sacherklärung I. Otto Karl Friedrich von Voss (1755–1823) aus Berlin studiert ab 1773 Rechtswissenschaften und wird 1797 Minister des Departements Südpreussen (Polen) und ab 1798 auch in Pommern und der Neumark. Voss quittiert, nachdem er kurz zuvor das Finanzministerium übernommen hat, 1807 im Zuge einer Auseinandersetzung mit Karl August Hardenberg (1750–1822) den Dienst. Während der Restauration wird er 1822 zum Vizepräsidenten des Ministeriums und des Staatsrats berufen. II. Die südpreussische Regierung schickte 1803 den Pädagogen und Seminardirektor Joseph Jeziorowski (1767–1856,  Nr. 612) nach einem Besuch bei Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759–1815,  Nr. 615) in Dessau für drei Monate zu Pestalozzi nach Burgdorf. Jeziorowski verfasste im Anschluss die Schrift Kurze historische Darstellung der Unterrichts-Methoden der Herren Olivier und Pestalozzi, nebst einigen Bemerkungen über ihren Gehalt mit Hinsicht auf die Anwendbarkeit derselben in den öffentlichen Schulen Südpreussens, worauf Voss beim König die Ausbildung der Lehrer nach der Methode Pestalozzis beantragt, was dieser am 19. Januar 1804 guthiess. 1806 entstand in Srodki bei Posen ein Lehrerseminar unter der Leitung Jeziorowskis. Nach dem Zusammenbruch Preussens wurde ein neues Seminar in Lowicz (westlich von Warschau) und ein weiteres 1819 in Pulawy (Lublin), auf den Privatgütern des Fürsten Adam Czartorsky (1770–1861) gegründet. Letzteres war das einzige, das bis 1830 prosperierte. Czartorsky war zwischen 1803 und 1823 Kurator des Schulbezirks Wilna und organisierte das polnische höhere Schulwesen. III. Z. 7 Z. 8

Schreiben vom 7 Oct[ober]: PSB IV, S. 160–161 Jeziorowsky: Joseph Jeziorowski (1767–1856)  Nr. 612

649. Johannes Schnell Ende März 1804 5

[Reg.] Durch Schnell lässt der Stadtrat Pestalozzi anfragen, ob er in Burgdorf zu bleiben geneigt sei, wenn die von der Burgerschaft verlangten Schritte zum Ziele führten und ihm in nicht allzu langer Frist ein zweckmässiges Unterkommen angeboten werden könnte.

Überlieferung 1

Morf III, S. 32; vgl. PSB IV, S. 197f. Sacherklärung I.

Johannes Schnell (1751–1824)  Nr. 504

698 II. Der Beschluss des Kleinen Rates vom 22. Februar 1804, das Schloss dem Oberamtmann zur Benutzung zu übergeben, hatte die Bürger von Burgdorf aufgeschreckt. Die drohende Gefahr, das florierende, international bekannte und angesehene Institut zu verlieren, hat sie offenbar bewogen, Pestalozzi ein Angebot zukommen zu lassen, sich um andere geeignete Räumlichkeiten in Burgdorf zu bemühen – ein Angebot, auf das Pestalozzi aber nicht eingestiegen ist, wohl auch darum, weil die Option Münchenbuchsee schon konkret ( Nr. 644), zudem das Interesse Yverdons vorhanden ( Nr. 643) war und sich auch andere Städte, nicht nur in der Romandie ( Nr. 657, 658, 660), an Pestalozzi interessiert zeigten.

650. Johannes von Muralt 4. April 1804 5

Herrn Herrn Pestalozzi. Burgdorf Bern d[en] 4ten Aprill 1804.

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Mein theürer Pestalozzi! Ich bin noch nicht im Reinen mit mir selbst. Die Unruhe, in der ich lebe, treibt mich herum. Ith macht mir mein Glück als unfehlbar. In Rücksicht auf Sie mahlt er mir ein Blendwerk über das andere vor die Augen. Ich glaube, es ist Frisching, der mich haben will. Er möchte erst mit mir sprechen ehe ich s[einen] Nahmen wissen soll. Ich bin unzufrieden, böse auf mich. Was zwingende Umstände für einen Einfluss auf einen Weltmenschen haben wie ich bin, ist erschrecklich. Noch nichts Bestimmtes. In Zürich soll die Ruhe gesucht werden man will die Unruhen dämpfen, sich keinen zweifelhaften Angriffen aussetzen, die Schweiz nicht äusserm Raub preisgeben. Die offiziellen Berichte sind ganz für Vereinigung, Partikularnachrichten sprechen indess in eine entgegengesetzten Ton, man mache Anstalten zu neuen blutigen Auftritten. Ith glaubt an keinen Ausbruch mehr. Ein Herisauer, den ich sprach, fand letzten Sonntag in Zürich viel Volk, eine feyerliche Stille. Die ganze Seeseite von Küssnacht will nichts von dem Aufruhr wissen. Die verschiedenen Gemeinden sind wirklich uneinig u[nd] in Zweyspalt. Die künftige Tagsatzung will die Sache dann in Ordnung bringen, jetzt will man nur blutige Ausbrüche dämpfen. Ewig der Ihrige Muralt

699 Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 250/2 Blatt, 191x234 mm Siegel, Dorsualvermerk Muralt Original Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 8 Z. 14

Pestalozzi: lateinische Schrift B u r g d o r f : lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift wissen soll Sacherklärung I.

Johannes von Muralt (1780–1850)  Nr. 610 II. Ab 1803 war das Berner Kirchen- und Schuldepartement mit der Neuorganisation der Akademie in Bern beschäftigt. Der Zerfall dieser Anstalt hatte einen Mangel an Geistlichen zur Folge (vgl. StA Bern, Manuale des Kirchenrates BIII 293–322 und Verhandlungen des unteren Schulrates BIII 892–897). Mit der Wiederherstellung der Bildungsanstalt für Geistliche sollte diesem Mangel abgeholfen werden, ein Vorhaben, an welchem Johann Samuel Ith (1747–1813,  Z. 10) massgeblich beteiligt war. Da Ith, wie aus den Tagebüchern und Briefen von Muralts ersichtlich ist, sehr von ihm überzeugt war, wollte er ihn vermutlich von Pestalozzi abwerben und für die Akademie gewinnen ( Nr. 797). III. Z. 10

Z. 12

Ith: Johann Samuel Ith (1747–1813) studierte Theologie, alte Sprachen und Philosophie. 1778 trat Ith der Ökonomischen Gesellschaft ( Nr. 253) in Bern bei, wo er Oberbibliothekar wurde. Gleichzeitig hatte er als Vikar den Lehrstuhl der griechischen Sprache inne. 1796 trat Ith das Pfarramt in Siselen (Kt. Bern) an, von 1799–1803 wirkte er als Dekan am Berner Münster. 1800 war er Präsident des Berner Erziehungsrates und 1803–1813 Kurator der bernischen Akademie, einer Vorläuferin der Universität. Gemeinsam mit dem Apotheker Sigmund Friedrich Benteli (1755–1803) verfasste Ith den einflussreichen Amtlichen Bericht über die Pestalozzische Anstalt (1802) in Burgdorf. Frisching: Vermutlich handelt es sich um Gabriel Friederich von Frisching (1762–1844), der zur Zeit der Abfassung des Briefes in seiner Funktion als Grossratsmitglied des Kantons Bern (1803–1805) mit der Neuorganisation der Akademie beschäftigt war. Frisching heiratete 1794 Rosine Mutach und übernahm 1789 den Familienbesitz und das Schloss Wil (Kt. Bern). Die 1795 mit Eintritt in den Grossen Rat begonnene Ämterlaufbahn wurde 1798 unterbrochen. Ab 1817 präsidierte er die vom ehemaligen Patriziat dominierte Stadtverwaltung bis zu deren Auflösung 1831. Anschliessend war er Mitglied des Stadtrats. Als dieser 1832 von der liberalen Regierung aufgehoben wurde, endete die politische Laufbahn Frischings.

700 Z. 16f.

In Zürich soll die Ruhe gesucht werden: Die Einführung neuer Gesetze während der Mediation löste bei den Landbewohnern am Zürichsee Unzufriedenheit aus, weil sie einen Rückfall in die Zeit des Ancien Régime befürchteten. Ein Brandanschlag auf das Schloss Wädenswil gab am 24. März 1804 das Signal zum spontanen Aufstand einiger Zürcher Landschäftler. Angeführt vom Schuster Hans Jakob Willi aus Horgen zogen rund 600 Mann aus den Gemeinden des linken Seeufers und des Knonauer Amts gegen Zürich und siegten am 28. März 1804 in einem Gefecht auf Bocken ob Horgen über die aufgebotenen Regierungstruppen. Niklaus Rudolf von Wattenwyl (1760–1832,  Nr. 976), Landammann der Schweiz, mobilisierte bernische und aargauische Truppen, noch bevor ein offizielles Hilfegesuch aus Zürich eintraf. Er brach den Aufstand in Affoltern am Albis und beendete den Bockenkrieg am 3. April mit der Besetzung dieses Kantonsteils, dessen Entwaffnung und der Eintreibung einer Kontribution. Willi und zwei weitere Anführer wurden hingerichtet.

651. Wilhelm Anton von Klewitz 7. April 1804 Berlin, 7. April 1804. 5

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Wohlgeborner Herr, hochzuverehrender Herr! Erlauben Euer W[ohlgeboren] auch mir, dass ich Ihnen für die Herzlichkeit, mit der Sie H[errn] Jezioroski aufnahmen, in die innige Bekanntschaft mit Ihrer Lehrmethode einführten u[nd] dadurch den wohlthätigen Erfolg derselben auch auf Südpreussen ausdehnten, mit derselben Herzlichkeit danke. Die Hoffnungen, womit Sie ihn entliessen, werden gewiss in Erfüllung gehen; u[nd] hierzu auch meinerseits mitzuwirken, wird Ihnen der beste Dank u[nd] mir die grösste Genugthuung sein. Bei der gespannten Aufmerksamkeit des Publikums auf Ihre Lehrmethode, u[nd] bei so häufigen Erfahrungen halbwahrer Nachrichten u[nd] einseitiger Urtheile, schien es mir Pflicht, das Resultat der Jeziorowskischen Reise u[nd] die Ansicht des Südpreussischen Departements öffentlich darzustellen. Ich habe diess in dem Märzstück der Neuen Berliner Monatsschrift gethan u[nd] übersende E[uer] W[ohlgeboren] hierbei einen besondern Abdruck meines Aufsatzes. Er ist zugleich mein eigenes Glaubensbekenntniss. Verzeihen E[uer] W[ohlgeboren] dem Geschäftsmann u[nd] Laien, wenn er vielleicht über die Grenzen seiner Einsicht hinausgieng; wenn er die Anwendbarkeit Ihrer Methode in ihrem ganzen Umfang bezweifelte, so haben ihn hier nur die individuellen Verhältnisse seines Vaterlandes geleitet, u[nd] für diese glaubt er die Hauptmomente Ihrer Lehrart nicht

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unrichtig ausgezeichnet zu haben. Jede Belehrung von E[uer] W[ohlgeboren] darüber wird mir höchst wichtig sein. Erlauben Sie mir die Versicherung der innigsten Verehrung, mit der ich Ihrem Andenken mich empfehle als Euer W[ohlgeboren] ganz ergebenster Diener von Klewitz.

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 59/139c Abschrift Textkritik

Zeuge [h] Sacherklärung I. Wilhelm Anton von Klewitz (1760–1838) stammt aus Magdeburg. Er besucht die Domschule zu Magdeburg, studiert 1779–1781 in Halle und Göttingen Rechtswissenschaften, Mathematik und Chemie. 1783 wird er Referendar an der Kriegs- und Domänenkammer in Magdeburg, zwei Jahre später Assessor und zum Kriegs- und Domänenra t erhoben, kurz darauf zum Kammerdirektor. 1790 wird ihm zusätzlich die Leitung des Schönebecker Salzamtes anvertraut. Anlässlich der zweiten polnischen Teilung 1793 wird er Geheimer Oberfinanzrat im südpreussischen Departement und ist verantwortlich für die verwaltungsmässige, rechtliche und fiskalische Eingliederung der an Preussen gefallenen Gebiete. Im darauf folgenden Jahr heiratet er Karoline Henriette Auguste Rumpff (1776–1832). 1795 erscheint in Posen Klewitz’ Schrift Steuerverfassung im Herzogthum Magdeburg. 1803 wird er für seine Verdienste in den erblichen Adelsstand erhoben. Bereits während seiner Tätigkeit in der Domänenkammer hatte sich von Klewitz für die Abschaffung der Leibeigenschaft eingesetzt. Als nach dem Zusammenbruch Preussens 1806 mittels Reformen versucht wird, den maroden Staa t unter französischer Vorherrschaft zu revitalisieren, ist von Klewitz (ausser bei den militärischen Reformen) unter der Federführung von Freiherr vom Stein (1757–1831) und Karl August Hardenberg (1750–1822) an deren konkreter Umsetzung beteiligt. Als Finanzberater Steins und Hardenbergs gehört er zum engsten Kreis der preussischen Reformer. So übernimmt er 1806 den Vorsitz der Immediatkommission für Geldoperationen und Armenpflege, aus der der erste Gesetzesentwurf über die Bauernbefreiung hervorgeht. Weiter war er Mitglied des Generaldepartements der Finanzen und der Polizei, das den Entwurf der neuen Städteordnung vorlegte. 1810 wird er Staatssekretär im Staatsrat und hatte in dieser Funktion die Humboldtschen Entwürfe für die Berliner Universitätsstatuten (Freiheit von Lehre und Forschung) zu begutachten und billigt sie. 1813 wird er zum Zivilgouverneur der preussischen Gebiete zwischen Elbe und Weser ernannt. Hier gründet er bis 1816 etliche Bibelgesellschaften. 1814 ist er Initiator der Funkschen Schulstiftung für die Domschule Magdeburg. 1817 wird er zum preussischen Finanzminister ernannt und befürwortet in dieser Position das preussische Zollgesetz von 1818, das schliesslich zum Zollverein und letztlich zur Einigung

702 Deutschlands führte. Nach seinem Rücktritt 1825 kehrt Klewitz nach Magdburg zurück und übernimmt bis 1837 das Amt des Oberpräsidenten der Provinz Sachsen, das er bis ein Jahr vor seinem Tod ausübt. II. Der Minister des neu geschaffenen Departements Südpreussen ( Nr. 612), Otto Karl Friedrich von Voss (1755–1823,  Nr. 648), nahm – unterstützt von seinem Geheimen Oberfinanzrat Wilhelm Anton von Klewitz (1760–1838,  Sacherklärung I.) – eine Schulreform in Angriff. Aus diesem Anlass wurde der Seminarinspektor Joseph Jeziorowski (1767–1856,  Nr. 612) unter anderem nach Burgdorf entsandt, um Pestalozzis Methode zu prüfen. Sein positives Gutachten bildete die Grundlage für den im Brief erwähnten Aufsatz von Klewitz ( Z. 18) und die folgenden Schritte, die – mit Billigung des preussischen Königs Friedrich Wilhelm III. (1770–1840,  Nr. 568) – unternommen wurden, um die Einführung der pestalozzischen Methode in Südpreussen voranzutreiben. III. Z. 7 Z. 18

Jezioroski: Joseph Jeziorowski (1767–1856)  Nr. 612 Märzstück: Wilhelm Anton von Klewitz: Ueber Pestalozzi’s und Olivier’s Lehrarten. Nach den Nachrichten eines Augenzeugen. In: Neue Berlinische Monatsschrift März 1804, S. 161–180

652. Kanzlei der Stadt Zürich 17. April 1804 5

Herren Heinrich Pestaluz von Zürich, in dem Erziehungs Institut zu Burgdorf. Z ü r i c h , den 17. Aprill 1804.

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S. T. So wie der löbliche Stadtrath auf der einen Seite ganz geneigt ist, den anderwärts sesshaften Stadtbürgern, ihr hiesiges Stadtbürgerrecht, mit allen davon abhängenden Rechten und Vortheilen, für sich und die Ihrigen aufzubehalten; so wurde es auf der andern Seite sowohl der Billigkeit der Sache selbst, als der ehevorigen Ordnung angemessen befunden, dass dergleichen Bürger theils sich die Aufbewahrung dieser Ansprachen durch förmliche Attestate von Zeit zu Zeit zusichern lassen, theils zum Gegensaz der, auf den hier wohnhaften Bürgern haftenden Beschwerden, einen den ehemaligen Gebühren von Wachtgeld, Stubenhizen, u.s.w. ungefähr gleichkommenden Canon entrichten, theils auch ihre allfälli-

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gen fremden Ehefrauen, und von selbigen erhaltende Kinder in den Genuss des hiesigen Bürgerrechts einkaufen. Da der Stadtrath, in Absicht solcher auswärts etablierten Stadtbürger, nun die inliegende Verordnung emanieren zu lassen gutbefunden hat, und Sie in dem Fall des 3.§. derselben befindlich sind; so hat Endsunterzeichnete den Auftrag erhalten, Ihnen solche mit der Einladung offiziell bekannt zu machen, dass Sie sich, gegen die bestimmte Gebühr, für Sie und allfälig von Ihnen getrennte Söhne, beförderlich um gehörige Bürgerbriefe anmelden; und zu dem Ende hin nach dem 4.§. zu Handen dieser Behörde einen authentischen Etat Ihrer Familien, mit Namen, Beruf, und GeburtsJahr einsenden; so wie auch im Fall von Verheurathungen mit andern als hiesigen Bürgerinnen, das erforderliche Brautgeld in die Stadt-Armenämter abherrschen. Es wird wohl überflüssig seyn, Sie auf die Nothwendigkeit der sorgfältigen Erfüllung dieser Einladung aufmerksam zu machen, welche der 1. und 6.§. beyliegender Verordnung hinlänglich darthut; wesnahen Sie, in desselben Gewärtigung, vollkommener Achtung versichert werden von der Kanzley der Sta dt Zür i c h . Hofmeister, Stadtschreiber.

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 56, Umschlag 429/1 Blatt, 199x245 mm eigenhändige Unterschrift Siegelspuren, Datum am Schluss, Dorsualvermerk Hofmeister St[a]dtschr[eiber] Original Textkritik

Zeuge a Sacherklärung I. Die Kanzlei der Stadt Zürich kann als Zentralverwaltung der Stadtregierung bezeichnet werden. Zu den Aufgaben der Kanzlisten gehört die Erstellung von Beschlussprotokollen (Ratsmanualen) bei Ratsverhandlungen, das Verfassen von Urkunden sowie die Ausfertigung von Briefen (Missiven), die unter dem Namen der Zürcher Regierung versendet werden. Das Kanzleipersonal, das bei den Verhandlungen kein Beratungsrecht besitzt, setzt sich grundsätzlich aus Schreibern, Substitut(en) und Kopisten zusammen (ca. 6–8 Mitglieder). Der Kanzlei steht der zugleich als Notar amtende Stadtschreiber vor. Er wird vom Kleinen Rat des Kantons Zürich für mindestens sechs Jahre gewählt. Ihm steht in der Regel ein Substitut bei. Neben der Schreiberarbeit vor Ort

704 begleitet der Substitut städtische Abgeordnete bei auswärtigen Regierungsgeschäften. Weil über praktische Tätigkeiten ein Einblick in den Ablauf der Staatsgeschäfte erworben wird, bildet die Kanzlei auch einen hervorragenden und beliebten Ausbildungsort für Söhne von zürcherischen Magistratsfamilien, die sich für zukünftige Staatsämter vorbereiten wollen. Lit.: Nicola Behrens: Zürich in der Helvetik. Von den Anfängen der lokalen Verwaltung. Zürich 1998 II. Der Gemeinderat der Stadt Zürich hatte im Zuge gesetzlicher Neuorganisation eine Verordnung erlassen, die die Beibehaltung des Stadtbürgerrechts für auswärtig sesshafte Bürger regelte. Die Kanzlei der Stadt Zürich wurde vom Gemeinderat beauftragt, allen Bürgern die sechs Bedingungen beinhaltende Verordnung zur Kenntnisnahme zukommen zu lassen. Für Pestalozzi dürften die Paragraphen 3 und 4 von konkreter Bedeutung gewesen sein: In §3 wird verlangt, beim Gemeinderat gegen ein Entgelt von 10 Florin (Gulden) einen Bürgerbrief einzulösen, der alle sechs Jahre zu erneuern sei; §4 gibt Auskunft, dass die Kanzlei ein Verzeichnis der Familienbestände und der darin von Zeit zu Zeit vorgegangenen Veränderung aufstellen will. Zu diesem Zweck soll Pestalozzi zu Händen der Kanzlei einen Familienetat erstellen. Ob Pestalozzi dies auch getan hat, ist unklar, da keine Quellen darüber existieren. III. Z. 9

Z. 19 Z. 19

Z. 24 Z. 41

S. T.: S[ine] T[itulo] Da dies ein gedruckter Brief ist, der in der identischen Form vielen Adressaten zugeschickt wurde, wird anstelle einer Anrede ein Platzhalter gedruckt. Wachtgeld: Das Wachtgeld musste von den Zunftgenossen entrichte t werden, die selber keine Tor- oder Mauerhut (Wachdienst) verrichteten. Stubenhizen: Die «Stubenhitz» war ursprünglich ein Bündel Holz, das sich die Gesellschafts- und Zunftstuben anlässlich ihrer gegenseitigen NeujahrsBesuche schenkten, damit man sich in einer warmen «Stube», einem Ofen-Zimmer, treffen konnte, denn Heizmaterial war teuer. Diese Sitte verlagerte sich später auf den Berchtoldstag (2. Januar) und das Holzgeschenk wich einem entrichteten Betrag, den die Zunft- und Gesellschaftsmitglieder durch ihre Kinder auf die «Stube» bringen liessen. emanieren: ausströmen, natürliche Strahlen aussenden (lat.). Hier wohl als «verbreiten» verwendet. Hofmeister, Stadtschreiber: Heinrich Hofmeister (1772–1820) aus Zürich war 1797 Kriegsratssubstitut, 1797–1798 Mitglied der provisorischen Munizipalität, 1798–1803 Sekretär der provisorischen und der gesetzlichen Munizipalität, 1803 Stadtschreiber und 1815 Grossrat.

653. Wilhelm Christian von Türk Ende April 1804 5

[Reg.] Von Türk teilt Pestalozzi mit, dass er nach Burgdorf kommen werde, sobald er wieder genesen sei.

705 Überlieferung 1

Morf III, S. 366; vgl. PSB IV, S. 198.14 Sacherklärung I.

Wilhelm Christian von Türk (1774–1846) studiert 1791–1793 in Jena Jura und schlägt anschliessend eine Beamtenkarriere im Herzogtum Mecklenburg-Strelitz ein. 1796 erhält er den Ratstitel und wird 1801 zum Verantwortlichen für Schulangelegenheiten ernannt. Nach einer Studienreise zu den damals bekanntesten Erziehungsinstituten in Deutschland und der Schweiz setzt er sich erfolgreich bei Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (1770–1840,  Nr. 568), für die Einführung der pestalozzischen Lehrmethode ein. 1805 wechselt er in gleicher Funktion an den Oldenburger Hof. 1807 beschliesst er, nach Yverdon zu gehen ( Nr. 888), wo er bis 1811 bleibt. Anschliessend gründet er in Vevey (Kt. Waadt) eine eigene Erziehungsanstalt und ein Töchterinstitut. Türks Angebot von 1814 an Preussen, nach dem Sieg über Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) beim Aufbau des Erziehungswesens mitzuwirken, wird angenommen. Er wird 1815 zum Regierungs- und Schulrat des Bezirks Frankfurt/Oder ernannt. Zwei Jahre später übernimmt er die gleiche Funktion in Potsdam. Von Türks Hauptanliegen ist die Verbesserung der Ausbildung der Landschullehrer, exemplarisch hierfür steht der Ausbildungsgang des 1817 eröffneten Lehrerseminars Potsdam. Daneben fördert und initiiert von Türk die Gründung von zahlreichen verschiedenen gemeinnützigen Unternehmungen und Erziehungsinstitutionen auf privater Basis, so beispielsweise 1825 das Civil-Waisenhaus in Potsdam. 1833 tritt er vom Staatsdienst zurück und eröffnet die «Waisen-Versorgungs-Anstalt zu Klein Glienicke», der er bis zu seinem Lebensende vorsteht. Daran angegliedert sind ein Musterbetrieb und Experimentieranlagen für den Seidenanbau, Obstbaumzucht sowie Acker- und Gartenbau. Türk ist zudem Verfasser zahlreicher pädagogischer und landwirtschaftlicher Abhandlungen. Lit.: Wolfgang Rocksch: Wilhelm von Türk (1774–1846). Berlin 2002 II. Auf seiner Studienreise durch Deutschland und der Schweiz besucht von Türk auch Pestalozzi in Burgdorf, wo er am 22. Juni 1804 eintrifft ( Nr. 661).

654. Johann Baptista von Tscharner Mai 1804 5

[Reg.] Von Tscharner bietet Pestalozzi das Schloss Reichenau als Ersatz für das Schloss Burgdorf an.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 199.28

706 Sacherklärung I. Johann Baptista von Tscharner (1751–1835) aus Chur besucht die Stadtschule und fünf Jahre das Philanthropin in Haldenstein (Kt. Graubünden). Anschliessend studiert er ohne Abschluss von 1767–1770 an der Universität Göttingen. Nach mehrmonatiger Reise durch Deutschland, Holland und Frankreich kehrt er im Frühjahr 1771 nach Chur zurück. Nicht zuletzt dank dem politischem Einfluss seines Vaters Johann Baptista Tscharner (1722–1806) findet der junge von Tscharner den Einstieg in die Politik: 1772 wird er Zunftmeister der Schumacher, wodurch er zugleich im Grossen Rat sitzt, da die Regierung durch die Zünfte bestellt wird. 1775–1777 verwaltet von Tscharner die Landvogtei Tirano, von 1783 bis zum Einzug ins Stadtgericht 1785 diejenige von Maienfeld (Kt. Graubünden). Im Anblick der Armutsverhältnisse und der beschränkten Mittel der bisherigen Almosenpraxis initiiert er die Gründung einer Armenanstalt (1786). Um die Anstalt zu führen, gibt er das Schulpräsidium der Stadtschulen ab. Von Tscharner setzt seine in der öffentlichen Schule nicht einlösbaren pädagogischen Ideen mit der Eröffnung (1786) einer Privatschule in Jenins (Kt. Graubünden) fort. Der Erziehungsplan, der sich an philantropischen Schriften orientiert, soll vorzugsweise Jugendliche aus bemitteltem Bürgerstand und Adel mittels einer Universalbildung auf die Ausübung öffentlicher Ämter vorbereiten. Offenbar mangels Unterstützung der Jeninser Obrigkeit verlegt von Tscharner die Schule auf das Schloss Reichenau (Kt. Graubünden). Das 1793 gegründete «Seminar» Reichenau – von seinem Lehrer in Haldenstein Johann Peter Nesemann (1724–1802) vorerst allein, dann mit Johannes Heinrich Daniel Zschokke (1771–1848,  Nr. 561) geführt – erlangt bald grosses Ansehen. Von Tscharner, der nie selbst unterrichtet hat, sieht sich Ende des 18. Jahrhunderts in wechselnden Ämtern, so 1793 als Churer Bürgermeister, 1795–1797 als Präsident des Gotteshausbunds, in die zusehends verwickelte Politik Graubündens eingebunden: Innenpolitisch dominieren Streitigkeiten zwischen der in eine österreichische (aristokratische) und französische (demokratische oder patriotische) «Partei» gespaltene Bevölkerung; aussenpolitisch streiten sich Frankreich und Österreich um das Untertanenland Veltlin. Vergeblich wendet sich von Tscharner gegen die Einverleibung des Veltlins in die Cisalpinische Republik. Als die österreichische Partei vorübergehend Oberhand gewinnt, flieht er nach Stäfa (Kt. Zürich). Von Januar bis Juni 1799 amtet er als Regierungsstatthalter des Kantons Bern. Im Sommer 1800 kehrt von Tscharner in seine Heimat zurück. Er entzieht sich beinahe gänzlich dem öffentlichen Leben. In den letzten drei Jahrzehnten seines Lebens widmet er sich hauptsächlich der Familie und seiner Privatwirtschaft, der Verfassung volkswirtschaftlicher Abhandlungen und eigener historischer Studien. Von Tscharner gilt als Sympathisant der französischen Revolution, Gegner des Föderalismus und Verfechter des Anschlusses Bündens an Helvetien. Lit.: Alfred Rufer: Johann Baptista von Tscharner 1751–1835. Eine Biographie im Rahmen der Zeitgeschichte. Chur 1963 II. Der erste bekannte Kontakt zwischen Johann Baptist von Tscharner (1751–1835,  Sacherklärung I.) und Pestalozzi kam 1789 durch Vermittlung des Bündner Pfarrers Heinrich Bansi (1754–1835,  Nr. 421) zustande. Bansi sympathisierte mit den «Patrioten», einer in Opposition zur Familienherrschaft der von Salis entstandene politische Vereinigung, die sich für eine gemässigte Demokratisierung im Freistaat der Drei Bünde einsetzte und von Tscharner geführt wurde. Zur Verbreitung der Schriften der Patrioten gelang es Bansi auf der Suche nach Schriftstellern, die vor dem Einfluss der

707 Salis einigermassen sicher waren, Pestalozzi für die Sache zu gewinnen. Von Tscharner lieferte auf Bitte Bansis Pestalozzi die Informationen über die politische Vergangenheit der Salis. Eine Schrift scheint aber nicht gedruckt geworden zu sein. In der Frage um das Veltlin hingegen hat Pestalozzi für die Patrioten zwei anonyme Schriften (1790) und mindestens ein Flugblatt verfasst (PSW XXIX, S. 3–68). Auch wenn keine weiteren Briefe überliefert sind, scheint dieser Kontakt offenbar nie ganz abgebrochen zu sein, wie das hier formulierte Angebot zeigt.

655. Johann Baptista Bavier Mai 1804 5

[Reg.] Bavier bietet Pestalozzi das Schloss Reichenau als Ersatz für das Schloss Burgdorf an.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 200.19 Sacherklärung I.

Johann Baptista von Bavier (1749–1814) aus Chur arbeitet im Handels-, Bank- und Speditionsgeschäft der Familie. Er ist 1792 am Kauf von Schloss und Herrschaft Reichenau (Kt. Graubünden), sowie an der Errichtung des dortigen von Johann Baptista von Tscharner (1751–1835,  Nr. 654) geführten Philanthropins beteiligt. Von Bavier gilt als führender Reformpolitiker in der Übergangszeit vom Dreibündestaat über die Helvetik zum 1803 gegründeten Kanton Graubünden. II. Dass Pestalozzi das Schloss Burgdorf verlassen musste, war mittlerweile bekannt, sodass Pestalozzi nicht nur Unterstützung von enger befreundeten Personen angeboten bekam, sondern auch von Städten wie Payerne ( Nr. 657), Yverdon ( Nr. 643) oder eben hier von Johann Baptista von Bavier (1749–1814,  Sacherklärung I.), der ihm wie Johann Baptista von Tscharner (1751–1835,  Nr. 654) das Schloss Reichenau (Kt. Graubünden) anbietet. Wie aus dem Antwortbrief Pestalozzis an von Tscharner deutlich wird (PSB IV, Nr. 962), waren von Bavier und von Tscharner unabhängig voneinander auf dieselbe Idee gekommen. Pestalozzi kannte von Bavier wohl nicht persönlich, zumindest sind dafür keine Zeugnisse bekannt.

708 656. Karl August Zeller 17. Juni 1804 Leipzig den 17. Jun 1804. 5

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An Pestalozzi Da schicke ich Ihnen einen Helden in Israel, theurer Freund! Freuen Sie sich seines Feuers, seiner Kraft, seiner soliden Kenntnisse und seiner ausgebreiteten Belesenheit eines jungen Mannes, der noch lange vor Erscheinung Ihrer Lehrbücher in Ihrem Geiste zu arbeiten verstand. Ich bedaure Sie und ihn zum voraus, dass dieser treffliche, brauchbare Jüngling Sie so bald wieder wird verlassen müssen. Möchte es Ihnen gelingen, ihn ganz zu fesseln, oder möchte seine Lage ihm das gestatten. Sie sind weg von Burgdorf. Es schmerzt mich, dass keiner von den Ihrigen auch nur mit wenigen Zeilen mir von Veränderungen Nachricht giebt, die mir so wie alles, was Sie Unvergesslicher! betrifft, so interessant sind. Tillich soll mir nicht mehr vor Augen kommen, wenn er mir keinen Brief von Ihnen! mitbringt. Lassen Sie sich von ihm erzählen, wie der Fürst dieser Welt jetzt umherspuckt, wie die leiseste Vermuthung, Ihre Methode könnte wohl etwas N e u e s sagen, oder Sie geben Sie bestimmt dafür aus, den Egoismus elender Scribler ihnen in die Finger und Schreibfedern dreibt. Und wie viel Pfuscher aller Art bereits verdorben haben. O Gott! es war hohe Zeit, dass man die Menschen gewöhnt, zu denken, ehe sie schwatzen, und zu schweigen da, wo sie nichts denken. Es geht doch Jenes Steinchen, das des Zufalls Hand In ein ruhig Wasser warf, verschwand Nur um einen Kreiss zu bilden. Aber tausende und tausende erfüllten Die Bestimmung dessen, der verschwand. Auf der Alpe dichtbeschneyter Höhen Reisst Ein Schneekristal sich loss. Aber sieh! jetzt fassen fünf und zehen, Hundert jetzt und tausende es an und drehen Immer wachsend, sich von Fels und Moos Unaufhaltbar in des Thales Schoos. Zeller.

709 Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a/56, Umschlag 398/1 Bogen, 175x211 mm Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 16 Z. 17 Z. 18

mir Unvergesslicher interessant sind Sacherklärung I.

Karl August Zeller (1774–1846) stammt aus Tübingen und besucht die Klosterschulen zu Denkendorf und Maulbronn (Baden-Württemberg) und beendet seine Ausbildung bei Theophil (auch Gottlieb) Christian Storr (1746–1805), einem Vertreter des Supranaturalismus, an der Universität Tübingen 1797 mit dem Magister. Es folgen fünf Jahre Tätigkeit als Hilfsprediger und Lehrer in Brno (Brünn, Tschechien), ein Aufenthalt bei Pestalozzi in Burgdorf (1803) und Mentorentätigkeit, die ihn auf Bildungsreise durch Deutschland und über Kopenhagen nach Schweden führt und in persönlichen Kontakt mit Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811,  Nr. 933), Heinrich Gottlieb Zerrenner (1750–1811,  Nr. 933) und Joachim Heinrich Campe (1746–1818,  Nr. 427) bringt. 1804 stiftet er eine Armenschule und richtet eine Sonntagsschule in Tübingen ein. In den folgenden Jahren wird Zeller Prediger und Gymnasiallehrer in St. Gallen, sowie Leiter des Normalinstitut (Lehrerbildungsstätte, die bereits tätige Lehrkräfte in einmonatigen, unentgeltlichen Kursen für ihren Beruf «tüchtiger» bilden will) in Zürich. Nach einem weiteren Besuch bei Pestalozzi in Yverdon wird er 1808 als Schulinspektor nach Heilbronn berufen und hält dort auch methodologische Schulmeisterkurse. Als Oberschulrat in Königsberg leitet er vorübergehend das Waisenhaus. Nach seiner Heirat 1811 widmet er sich bis 1822 zurückgezogen in Gniew (Pommern) unter anderem land- und volkswirtschaftlichen Studien und scheidet praktisch aus dem preussischen Schulwesen aus. Unter Verleihung des Rothen Adlerordens III. Classe aus dem preussischen Staatsdienst entlassen engagiert er sich 1834 als Anstaltsgeistlicher, Berater und freigebiger Spender in einem durch private Wohltätigkeit gestifteten Rettungshaus in Lichtenstern (Baden-Württemberg). 1837 zieht er sich nach Stuttgart zurück, wo er am 23. März 1846 stirbt. Karl August Zeller verfasst im Verlauf seines Lebens pädagogische Schriften, Lern- und Lehrbücher und autobiographische Schriften. Quellen: Die Schulmeisterschule, oder Anleitung für Landschullehrer zur geschickten Verwaltung ihres Amtes, in Frag’ und Antwort, Gleichnissen, Geschichten und Gesprächen. Zürich 1807; Die Elemente der Sprachzeichenlehre oder das Aeussere der Muttersprache, Rechtsprechen, Schönschreiben, Buchstabiren, Lesen und Rechtschreiben als Erkenntniss und Uebungsgegenstand: mit einem Wand-Sylbenbuche, enthaltend auf zwölf Bogen Schreibpapier die Wechsel- und Wortsylben der Muttersprache in grob Sabonfractur. Königsberg 1810. Lit.: Annedore Bauer: Die Pädagogik Carl August Zellers (1774–1846). Frankfurt am Main 1989

710 II.  Sacherklärung

I.) begab sich im April 1804 mit einem Karl August Zeller (1774–1846, Schützling (Jonathan von Palm) auf Bildungsreise. Dieser studierte im Sommer in Leipzig, wo auch Ernst Gotthelf Albrecht Tillich (1780–1807,  Nr. 688) sein Institut hatte, welcher mit diesem Brief als Begleitschreiben zu Pestalozzi geschickt wurde. III. Z. 6 Z. 21

Helden in Israel: Ernst Gotthelf Albrecht Tillich (1780–1807)  Nr. 688 Fürst dieser Welt: Metapher für Teufel (Luther)

657. Munizipalität Payerne 19. Juni 1804 Du 19. Juin 1804 5

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E n M u n i c i p a l i t é , Président le Citoyen Jomini Sindic Etant assemblés ensuite du délibéré d’hier, pour entendre le raport de la Commission, la Municipalité Considérant les grands avantages qui procureroit l’Etablissement de Pestalozzy dans cette Commune, soit pour l’Instruction de la Jeunesse, Soit pour le Commerce a approuvé l’Ouvrage de la Commision dont la Teneur Suit. La Muni c i palité de Payerne au Canton de V a u d , dans la vue d’engager Monsieur Pestalozzy Instituteur à Berthoud à venir fixer Sa résidence dans cette Commune avec Sa Pension et pour lui procurer l’estime qu’elle fait de ses talens reconnus lui fait faire par son Député le Citoyen François Perrin, les offres Cy après: 1.° Le Droit de Combourgeoisie de la Ville pour lui et son petit fils, avec les droits y attachés à perpétuïté. 2.° La jouissance du Chateau avec Ses dépendances, qui Consistent en un grand jardin et Vérger contigus garnis d’arbres frutiers, le tout environné de Murs; La Municipalité S’engage de faire maintenir le tout à Ses fraix et de rendre le Chateau très Logeable à Sa Satisfaction, pendant que nous aurons le bonheur de le possêder avec Son Institut. 3.° Quarante Louis de Pension annuelle, payable par trimestre 4.° Un Char de Vin de quatre Cents pots, mésure de Berne. 5.° Quatre Sacs de froment, quatre de blé, et quatre bichets de bons pois verts. 6.° Six toises de bois moitié foyard, moitié Chêne. Cette Pension lui Sera assurée pour le reste de Ses jours, S’il Veut Venir en personne habiter cette Commune.

711 Überlieferung 1 5

Payerne, archives de la ville Copia Textkritik

Zeuge h Sacherklärung I. Die Munizipalität ist die politische Behörde auf Gemeindeebene. Ihr Aufbau und ihre Zuständigkeiten sind teils durch die in der von Napoléon I. Bonaparte (1769–1821,  Nr. 580) diktierten Mediationsakte vom 19. Februar 1803 festgelegten Verfassung des Kantons Waadt, teils durch das kantonale Gesetz vom 18. Juni 1803 geregelt. Ihre Aufgaben bestehen unter anderem in der Organisation der örtlichen Polizei, der Verwaltung der Armenkasse und der Gemeindegüter, der Durchsetzung von Hygienebestimmungen, der Kontrolle des Handels, der Überwachung der Primarschulen und der Führung des Zivilstandsregisters. Die Munizipalität wird konstituiert durch einen Syndic (Bürgermeister), zwei Beigeordnete und den Gemeinderat (8–16 Mitglieder). Der Gemeinderat wird von der Gemeindeversammlung für sechs Jahre gewählt. Die Räte können wiedergewählt werden, jedoch wird jeweils ein Drittel des Rats erneuert. Laut Verfassung sind grundsätzlich nur Bürger wahlfähig. II. Nachdem klar geworden war, dass Pestalozzi aus dem Schloss Burgdorf ausziehen musste ( Nr. 639), haben sich einige Gemeinden um Pestalozzi bemüht ( Nr. 654, 655), so auch Payerne. III. Z. 5 Z. 15

Jomini: Benjamin Jomini (1746–1818)  Nr. 665 François Perrin: (Daniel) François Perrin (1772–1827) von Payerne (Kt. Waadt) war Notar in Payerne, 1798–1803 Schreiber der Munizipalitä t Payerne, 1803 Gerichtsschreiber, 1803–1814 Mitglied des Grossen Rats des Kantons Waadt. Laut Geschichtsschreibung war Perrin an der Organisation der gelungenen Flucht von Frédéric César de Laharpe (1754–1838,  Nr. 722) vom 2. Juni 1800 beteiligt, als dieser in Gefangenschaft von Lausanne nach Bern zum Prozess gebracht werden sollte.

658. Munizipalität Yverdon 23. Juni 1804 Du 23 Juin 1804 5

Nous nous empressons de vous faire savoir Monsieur que nous sommes actuellement en propriété du Château de cette Ville et de ses dépendances; comme vous avez bien voulu nous témoigner de

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la préférance pour la fixation de votre séjour ici et que le bâtiment en question vous a paru le plus propre à vos vues, nous venons vous l’offrir, Monsieur avec le plus grand plaisir. Cependant comme il n’est pas habitable sur le pied qu’il se trouve présentement, nous désirerions qu’il vous fut possible de vous rendre ici pour convenir des réparations dont il est susceptible, afin qu’elles puissent être exécuteés selon vos désirs. Vous résterant très positivement ici, Monsieur, que désirant vous posséder parmi nous, nous n’aurons rien de plus empressé que d’aller au devant de tout ce qui pourra contribuer à vous rendre le séjour de cette Ville agréable. Recevez en attendant, Monsieur l’assurance de notre considération la plus distingueé.

Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 1461a/10, S. 6 Abschrift Textkritik

Zeuge [h] Sacherklärung I. Munizipalität Yverdon  Nr. 643 II. Bevor Pestalozzis Entscheid für Yverdon Ende Juli 1804 definitiv wurde (PSB IV, Nr. 971), mussten noch Umbau- und Renovationsangelegenheiten besprochen werden.

659. Karl Rudolf Kirchberger/Kilchberger von Mont 24. Juni 1804 5

[Reg.] Der Berner Oberamtmann lädt Pestalozzi nach Fraubrunnen ein, um den Pachtvertrag über das ehemalige Kloster Münchenbuchsee zu unterzeichnen.

Überlieferung 1

Morf III, S. 35f.

713 Sacherklärung I. Karl Rudolf Kirchberger/Kilchberger von Mont (1739–1808) stammt aus Bern. Durch Heirat erlangt er die Freiherrschaft von Rolle (Kt. Waadt) und durch Erbschaft die Herrschaft von Mont (le Vieux). Kirchberger schlägt eine amtliche Laufbahn ein: 1775– 1791 ist er Mitglied des Grossen Rates des Kantons Bern. 1792 wird er in den Kleinen Rat gewählt, dem er bis zur Helvetischen Revolution 1798 angehört. 1782–1788 verwaltet er als Landvogt die bernische Herrschaft Brandis, 1796–1798 übt er als «SurIntendant» die Oberaufsicht über die Wirtschaftsgüter der geistlichen Grundherrschaft (Schaffnerei) von Twann (Kt. Bern) aus. Kirchberger wird 1798 zum regierenden Venner (Bannerherr) der Zunftgesellschaft zur Schmieden ernannt, womit ihm unter anderem einflussreiche Kompetenzen in der militärischen Führung, der Polizei, der Gerichtsbarkeit auf dem Lande und der kantonalen Finanzkontrolle übertragen sind. In der Helvetik tritt er wiederholt mit Bittschriften an die helvetische Regierung in Erscheinung, in denen er die Liquidationspraxis von Feudalgütern kritisiert. 1804 wird Kirchberger zum Oberamtmann des Amtsbezirks von Fraubrunnen (Kt. Bern) gewählt, in welchem das Dorf Münchenbuchsee liegt. Er stirbt Anfang August 1808 in Fraubrunnen. II. Obwohl sich Pestalozzi eigentlich schon für Yverdon entschieden hatte, hielt er an seinem ursprünglichen Plan fest, das Institut von Burgdorf nach Münchenbuchsee zu verlegen und Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) mit der ökonomischen Leitung zu beauftragen. III. Z. 4

Z. 5

Fraubrunnen: Fraubrunnen wurde 1803 um die Ämter Münchenbuchsee und Landshut vermehrt und bildete daraufhin ein Oberamt des Kantons Bern. Das Amtshaus befand sich im ehemaligen Kloster Fraubrunnen. Das Kloster wurde in der Reformationszeit aufgehoben und bereits 1528–1798 als Sitz der Landvögte beansprucht. Pachtvertrag: Der Pachtvertrag ist abgedruckt PSB XIV, S. 73f.

660. Munizipalität Payerne 29. Juni 1804 29 juin 1804 5

Il a été connu qu’on fera dresser de Plan des apartements du Chateau, Sur une grande échelle, pour l’envoyer au Citoyen Pestalozzy, afin qu’il puisse l’examiner et S’arranger pour y faire les changemens nécessaires, Comme il l’entendra.

Überlieferung 1

Payerne, archives de la ville

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Copia Textkritik

Zeuge h Sacherklärung I. Munizipalität Payerne

 Nr. 657

661. Johannes von Muralt 31. Juni 1804 5

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Monsieur Pestalozzi, Directeur de l’Institut à Buchsee près de Berne. Lausanne d[en] 31sten Juin 1804. Theüerster H[err] Pestalozzi. Eben komme ich von Evian wohin ich Niederer, Turk u[nd] Schmid begleitet habe wir freüten uns zusammen. Turk passt ganz für uns, er wird Eüch auch gewiss gefallen. Morgen erwarte ich den H[errn] Buss u[nd] Barr[aud] wieder in Lausanne, vielleicht wird dann in Gegenwart einiger Mitglieder des kleinen Raths eine kleine Übung und Prüfung mit den Knaben, die hier sind, vorgenommen werden. Vor 8 Tagen wird aber keiner von den hiesigen Knaben zurückkehren wollen, wo B[uss] u[nd] Barr[aud] von hier hingehen, weiss ich nicht. Ich bleibe gerne noch 8 Tage hier – Rengger freüte sich über alles, was ich ihm von Ihnen sagte: er liess einen Auszug von Chavannes Schrift drucken, mit Bewilligung von H[errn] Chavannes. Geben Sie mir doch einige Nachrichten von Ihnen? Rengger meint, Sie sollten dem H[errn] Chav[annes] weitläufigere Bemerkungen u[nd] historische Daten über ihr Leben geben, ich antwortete ihm aber, dass dies nicht nöthig wäre, indem Ihr Leben einst vollständig werde geschrieben werden, u[nd] mehr Nachrichten als diejenigen, welche Sie wirklich gegeben haben, eitle Befriedigung der Neugierde wären für diesen Zweck, wozu Chav[annes] Sie verlangt. H[err] Develey nimmt vielen An-

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th[ei]l an Ihnen, u[nd] glaubt, die Pestal[ozzische] Methode u[nd] P[estalozzis] Schriften vollkommen dargestellt zu haben. In Vevey würde vielleicht M[adame] Rupp recht gut ankommen; hier in Lausanne glaube ich indessen wird sie bald genug Mädchen zum Unterrichten bekommen, nach der Stimmung zu urtheilen die hier ist, scheint es mir, dass sie ohne Bedenken auf gut Glück hin hieher gehen könne. Ich weiss noch nicht, wann m[eine] Tante zu Ihnen zurückkommen wird. Wo ist Krusi, was macht er? Um Gottes Willen lassen Sie die unglückliche Idee fahren, dass Krusi in diesem Augenblick ein Nebeninstitut errichten soll. Die Vereinigung ist unbedingt nothwendig, ich möchte ohne ihn nicht am Institut arbeiten. – Es giebt wieder Überfluss an Wein. Ich finde hier eine politische Ruhe u[nd] Zufriedenheit, die anziehend ist. Herzliche Grüsse Ihr Muralt. Mein Bruder soll mir schreiben.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 250/3 Blatt, 195x241 mm bläuliches, beschädigtes Blatt Dorsualvermerk Lausanne 21 J[ul]y 1804 Muralt 2. July., Stempel Lausanne, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Johannes von Muralt (1780–1850)  Nr. 610 II. Während des Umzugs des Instituts von Burgdorf nach Münchenbuchsee unternahmen einige Lehrer mit Schülern eine Wanderung an den Genfersee ( Nr. 663). III. Z. 12 Z. 12 Z. 13 Z. 15

Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Turk: Wilhelm Christian von Türk (1774–1846)  Nr. 653 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851)  Nr. 712 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582

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Barr[aud]: Jean François/Franz Barraud (1776–1851)  Nr. 1002 eine kleine Übung: Im Hause von Auguste Pidoux (1754–1821,  Nr. 663) fand ein Examen statt ( Nr. 663). Rengger: Albrecht Rengger (1764–1835)  Nr. 646 Chavannes Schrift: Daniel-Alexandre Chavannes: Exposé de la Méthode élémentaire de H. Pestalozzi: suivi d’une notice sur les travaux de ce t homme. Vevey 1805 Chavannes: Daniel-Alexandre Chavannes (1765–1846) war seit 1789, unterbrochen durch einen Studienaufenthalt in Deutschland und Holland, Vikar in der Pfarrei von Vevey (Kt. Waadt), 1798 massgeblich beteiligt an der Revolution im Waadtland und 1803–1836 Mitglied des Grossen Rats des Kantons Waadt sowie dessen Sekretär. An der Akademie in Lausanne unterrichtete er Zoologie (ab 1820 Honorarprofessor), gab mehrere naturwissenschaftliche Zeitschriften heraus, gründete naturwissenschaftliche Gesellschaften und 1818 das Zoologische Museum in Lausanne, wo seit 1833 auch seine riesige private zoologische Sammlung untergebracht war. Ihr Leben einst vollständig werde geschrieben werden: Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) arbeitet ab 1804 an einer Biographie Pestalozzis, zu der er sowohl Briefe sammelte, als auch während einer Schweizerreise Quellen bei Bekannten und Freunden Pestalozzis suchte. Develey: Emmanuel Develey (1764–1839)  Nr. 785 M[adame] Rupp: Anna Magdalena Rupp-Ziegler (*1771) aus Zürich war seit 1794 mit dem Kaufmann David Rupp (1760–1814) aus Reutigen (Kt. Bern) verheiratet und zu diesem Zeitpunkt in Bern wohnhaft. Um 1803 vorübergehend als Mitarbeiterin bei Pestalozzi beschäftigt liess sie sich gegen Weihnachten 1804 mit drei Kindern in Lausanne nieder (21, de la montée Saint-François), wo sie eine Mädchenanstalt gründete («Institutrice de la méthode Pestalozzi»). Danach verliert sich ihre Spur. Ihr Leben ist aufgrund des Geburtsdatums ihres letztgeborenen Kindes bis zum 18. März 1810 nachgewiesen. Wo und wann sie starb, ist weder im Zürcher Taufbuch noch auf dem Familienblatt ihres Ehemannes verzeichnet. Ein friedensrichterliches Dokument vom 23. August 1811 aus Lausanne, in welchem David Rupp als Beklagter auftritt und als «Maitre de Langue et Instituteur en cette Ville» bezeichnet wird, legt allerdings den Schluss nahe, dass Rupps als Erzieher-Ehepaar zumindest bis 1811 in Lausanne tätig waren (Einwohnergemeinde-Archiv Reutigen, Einzeldokument Nr. 235, Verbal David Rupp 1811). m[eine] Tante: Elisabeth Félicité Scherb-Scherb (1757–1826) aus Lyon war eine Schwester von Maria Ursula von Muralt-Scherb (1751–1823,  Nr. 610), der Mutter von Johannes von Muralt (1780–1850,  Nr. 610). Sie stand in regelmässigem Kontakt mit Muralt und zeigte Interesse an erzieherischen Fragen. In Briefen äusserte sie sich unter anderem über Vorurteile gegenüber Pestalozzis Methode in Lyon (vgl. Tagebuch von Muralt, 24.10.1804, ZB Ms Pestal 961/12, S. 13). Krusi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 unglückliche Idee: Am 1. Juli 1804 unterzeichneten Pestalozzi, Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426), Johannes von Muralt (1780–1850,  Nr. 610) und Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) eine Vereinbarung für ein gemeinsames Institut in Münchenbuchsee (PSB IV, S. 203ff.). Gleichzeitig wollte Pestalozzi aber auch seine eigenen Pläne in Yverdon weitertreiben, wo unter der Leitung von Hermann Krüsi

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Z. 46

(1775–1844,  Nr. 588) ein weiteres Institut entstehen sollte. Die Bedenken von Muralts scheinen nur kurzfristig gewirkt zu haben, Pestalozzi und Krüsi bauten ab Herbst 1804 parallel zu Münchenbuchsee in Yverdon ein Institut auf; das gemeinsame Institut mit Fellenberg in Münchenbuchsee wurde auf Ende Juni 1805 aufgelöst. Bruder: Vermutlich handelt es sich hier um Melchior von Muralt (1792– 1834), den jüngsten Bruder von Johannes von Muralt. Melchior war Schüler in Münchenbuchsee und später in Yverdon. Ab 1823 arbeitete er als Verwalter bei seinem Bruder Leonhard von Muralt (1778–1848,  Nr. 705) in Oetlishausen (Kt. Thurgau). 1826 heiratete er Maria von Pool (1788– 1863) und besorgte die Güter seiner Frau im Engadin und am Bodensee. Er starb auf Schloss Romanshorn (Kt. Thurgau).

662. Jean Baptiste Mettraux 1. Juli 1804 5

A Monsieur Pestalozzi Informateur de l’Institut de et A Berthoud Fribourg en Suisse le 1er Juillet 1804.

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Monsieur J’ai l’honneur de vous remettre ci inclus Sur Thoune ma Remise de L. 120 de Suisse, pour m’acquitter du dernier quartier que je vous dois toujours Sur la pension échûe de mes deux fils. Je vous prie d’en soigner le necessaire à mon Crédit, pour balancer mon Compte dont je vous accompagne ci joint l’extrait. Vous n’ignorez point la cause qui m’a privé de m’acquitter plutôt et qui m’a ainsi privé de vous voir à Berthoud et ici à vos passages. J’ai cru que de vous envoyer cette Somme en papier Sur votre voisinage, cela vous conviendroit mieux qu’en un group par la poste. Cet effet est payable Sur M[onsieur] Frederic Moser à Thoune le 13 du Courant. Je vous prie de présenter mes devoirs respectueux à Madame et de les recevoir vous même avec mes Remercimens les plus empressér à tous égards, mais tout particulièrement encore pour mon fils Antoine l’ainé, duquel je suis aussi Content que des graces que j’ai à vous rendre de lui avoir procuré une place loin d’ici.

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J’ai apris, en m’informant de vos nouvelles, que vous étiez invité à venir fixer votre demeure à Payerne. C’est un bien grand plaisir pour moi et pour plusieurs personnes qui le desir[ent] ainsi que moi. Mon Epouse me Charge de vous offrir ses respects. J’ai l’honneur d’être avec la Consideration la plus distinguee Monsieur, Votre très humble et très obéissant Serviteur J[ea]n Mettrau Doit 1802 Avril Juin 9bre 1803 Février Avril 1804 Juin

Monsieur Pestallozzi * avec Jean Mettrau à Fribourg 1802 L 256. Avril 15. Un an de Pen26 à lui compté en 4 120. sion à mon fils 22 différentes fois 120. 1803 25 ainé 25 à lui envoyé pour 3 120. Avril un an dite pour 24. mois non échûs 72. les 2 freres pour 19 à lui envoyé pour le 120. Pour faux fraix 30 2 quartier 808. indiqués à compté à Madame chez lui à lui envoyé pour les faux fraix Louis à 16. L. ma Remise Sur chn Thoune au 13 p. . Louis nf à 16. L.

Avoir

L. 256. 480. 72.

808.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 241/1 und 214/1a (Rechnung) Bogen, 189x235 mm; Blatt, 235x120 mm (Rechnung) Siegelspuren, Dorsualvermerk Fribourg le 2.e Juillet 1804 Mettrau Remise sur Thoune le 4 d[i]t R[épondu] 7e dit Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Jean Baptiste (Vonderweid alias) Mettraux (1760–1839) von Neyruz wird im nahegelegenen Prez-vers-Noréaz (Kt. Fribourg) als uneheliches Kind geboren. Mettraux zieht zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt nach Fribourg. Dort führt er ein Tuchwarengeschäft, das kurz vor seinem Tod veräussert wird. 1786 heiratet er Marie-Cathrine Monnerat (1764–1828,  Z. 32) aus Fribourg. Aus der Ehe gehen 7 Kinder hervor. Die Fribourger Regierung erkennt 1787 Mettrauxs Geburt für ehelich rechtmässig an. 1802

719 erwirbt er ein Haus im Platzquartier, das 1833 an seinen ältesten Sohn (Jacques) Antoine (1788–1864,  Z. 12) verkauft wird. III. Z. 12

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Z. 23 Z. 29 Z. 32

mes deux fils: (Jacques) Antoine Mettraux (1788–1864) aus Fribourg war Schüler, dann Lehrer in Pestalozzis Anstalt in Burgdorf. 1803 hatte Pestalozzi mit dem Gedanken gespielt, ihn über Claude-François-Adrien Graf von Lezay-Marnezia (1769–1814,  Nr. 582) nach Frankfurt zu vermitteln. Ob das Vorhaben durchgeführt wurde bzw. gelang ist zu bezweifeln. Antoine ist 1809 und 1811 in Fribourg ohne Berufsangabe gemeldet und 1831 als Händler verzeichnet, wahrscheinlich im Gerbereigewerbe. (Antoine) Simon Mettraux (1798–1879) aus Fribourg war vom 26. Februar 1812 bis 11. Mai 1813 Schüler in Pestalozzis Institut in Yverdon, danach arbeitete er im Gerbereihandel. 1819 wanderte Mettraux unter der Berufsangabe «Lehrer» in die Kolonie Nova Friburgo nach Brasilien aus, 1820 verliess er die Kolonie und liess sich in Cantagalo (Brasilien) nieder, wo er Kaffeehändler wurde. Frederic Moser: Die Person konnte nicht eindeutig identifiziert werden. Vermutlich handelt es sich um Samuel Friedrich Moser (1754–1819) aus Thun. Moser war Buchbinder und Kaufmann, Regimentsmitglied 1780, Pfrundvogt 1786, Ersatzmann am Kantonsgericht-Oberland 1798, Mitglied der Municipalität 1801, Distriktseinnehmer 1802, Amtsrichter 1803, Mitglied des Kleinrats 1803, Mitglied des Grossen Rats der Stadt und Republik Bern 1816. Theoretisch könnten auch in Frage kommen: Johann Friedrich Moser (1751–1826) aus Thun, von Beruf Messerschmid, oder Samuel Friedrich Moser (1781–1814), der Sohn des vermuteten Moser. Madame: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 Payerne:  Nr. 657 Mon Epouse: Marie-Catharina Mettraux-Monnerat (1764–1828) stammt aus Fribourg und stirbt auch da. Über ihr Leben ist nichts weiter bekannt.

663. Johannes von Muralt 2. Juli 1804 5

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Monsieur Pestalozzi Directeur de l’Institut à Buchsee près de Berne Lausanne den 2ten Juli. 1804. Theüerster B[ürger] Pestalozzi. Gestern hatten wir ein Examen in dem Haus des B[ürgers] Pidoux, und in Gegenwart von manchen andern ausgezeichneten Män-

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nern; allein B[ürger] Pidoux schien mir von s[einem] Eigendünkel nicht zurückzukommen, es ist nicht möglich, dass d e r Sinn für die Methode haben könne. Alle andern sind sehr befriediget gewesen, und waren erstaunt. Vom Anschauungsalfabeth wurde nichts gezeigt, da es schon zu spät war. Cruchet u[nd] Andrighetti waren dabey. Die Kinder haben sich braf gehalten. Es ist B[ürger] Rengger, der das Examen angeordnet hat. Heüte sind Buss u[nd] Barraud nach Yverdun verreist, ersterer wird mit denen, die immer auf I h r e Kösten herumreisen, gleich nach Buchsee gehen. Barraud u[nd] ich bleiben bis Donnerstag den 12ten, wo wir mit allen Kindern, die man zurückschickt, wieder zurückkommen werden. Danz schickt zwey Knaben. Auf den 15 ten oder 16ten Juillet bringt mein Vater die Frau Scherb auf Buchsee. Ich bitte Sie dringend beiden Personen Logis in Buchsee oder bey Fellenberg zu bereiten u[nd] auch für einen Stall für unsere 2 Pferde in ein[em] Baurenhaus zu sorgen wo man nicht zu viel forderte. Mein l[ieber] Vater bleibt 2 Tage dort die Tante auch nicht viel mehr. Mandilenj soll sich parat halten. Ich weiss, Sie nehmen die Mühe gerne auf sich. Secretan ist ein ganz vortrefflicher Mann. B[ürger] Lambert sagte, Sie haben sich gewissermassen engagirt nach Yverdun zu gehen man habe zu diesem Ende das Schloss angekauft. O wie sehne ich mich nach Berichten von Buchsee. Chavannes wird s[eine] Schrift bald drucken lassen und zwar bey Gessner wenn er sie annimmt. Schmid ist mit dem Institut in Nyon gar nicht zufrieden, er examinirte den B[ürger] Gaudin mit den Knaben, wie es bey uns Sitte ist, u[nd] keiner hat ihm antworten können. Die Franzosen machen eine Strasse längs dem See nach, auf dem jenseitigen Ufer, die einige Millionen kosten wird, das giebt ein Prachtwerk von Strasse. Was machen auch alle Ihre Leüte – Sie etc. Ihr Muralt

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 250/4 Blatt, 199x240 mm bläuliches Blatt Siegelspuren, Dorsualvermerk Lausanne July 1804 Muralt, Stempel Lausanne Original Textkritik

Zeuge H

721 Sacherklärung I. Johannes von Muralt

(1780–1850)  Nr. 610 II.

Während des Umzugs des Instituts von Burgdorf nach Münchenbuchsee unternahmen einige Lehrer mit Schülern eine Wanderung an den Genfersee ( Nr. 661). Bei dieser Gelegenheit wurde auch für die Methode Werbung gemacht. III. Z. 12

Z. 18 Z. 18

Z. 19f. Z. 20 Z. 20f. Z. 21 Z. 25 Z. 26 Z. 26 Z. 27 Z. 30 Z. 32

Z. 32

Z. 35

Pidoux: Auguste Pidoux (1754–1821) stammte aus einer Pfarrersfamilie aus Grancy (Kt. Waadt). Mit 21 Jahren erwarb er den Studienabschluss in Theologie. Als Begleiter junger adeliger Söhne aus dem Ausland bereiste er während ca. 18 Jahren ganz Europa. Mit Beginn der Helvetischen Revolution wurde er politisch aktiv und war bis zu seinem Tod Mitglied der Waadtländer Regierung. Cruchet: konnte nicht eruiert werden Andrighetti: François Auguste Antoine Ardrighetti (*1791) stammte aus dem Tessin und war bis 1805 als Schüler sowohl in Burgdorf als auch in Münchenbuchsee. Er wurde Leutnant in Frankreich und geriet 1813 in russische Gefangenschaft. Über das weitere Schicksal ist nichts bekannt. Rengger: Albrecht Rengger (1764–1835)  Nr. 646 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Barraud: Jean François/Franz Barraud (1776–1851)  Nr. 1002 denen: Wer genau damit gemeint ist, ist unklar. Danz: Jacob François César Danz (*1787)  Nr. 562 mein Vater: Leonhard von Muralt (1751–1822)  Nr. 610 Frau Scherb: Elisabeth Félicité Scherb-Scherb (1757–1826)  Nr. 661 Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Mandilenj: Jospeh-Louis Mandiléni (*1788)  Nr. 621 Secretan: Es kommen grundsätzlich sowohl Philippe Secrétan (1756–1826,  Nr. 624) als auch sein Cousin Louis Secrétan (1758–1839) in Frage. Louis Secrétan studierte Jurisprudenz in Lausanne und wurde dort kurz nach seinem Examen 1777 Mitglied des Conseil des 200, eröffnete 1782 eine Advokatur in Lausanne und nahm am Banquet des Jordils (14. Juli 1791) teil. 1798 wurde Louis Secrétan Delegierter der Waadt im grossen Helvetischen Rat, den er bald darauf auch präsidierte, 1802 reiste er als Delegierter an die Consulta nach Paris. Es folgten verschiedene politische Ämter, unter anderem 1818 die Mitgliedschaft im Kleinen Rat. 1826–1830 bekleidete Louis Secrétan schliesslich das Amt des Landammanns (Präsident des Grossen Rates). Secrétan überlebte politisch auch die Waadtländer Revolution (1830). 1831 wurde er wieder in den Grossen Rat gewählt und zum Richter am Appellationsgericht Waadt berufen, welchem er bis zu seinem Tod 1839 vorsass. Ab 1818 wandte er sich wieder vermehrt seinen Forschungen in der Pilzkunde zu. Lambert: Louis Lambert (1751–1811) stammte aus Yverdon und war von Beruf Apotheker in Lausanne. Mit Beginn der Mediation begann seine politische Karriere. 1803 wurde er in den Grossen Rat gewählt und bekleidete 1803–1811 das Amt eines Staatsrates. Chavannes: Daniel-Alexandre Chavannes (1765–1846)  Nr. 661

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Z. 36 Z. 37 Z. 37

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Z. 38

Schrift: Daniel-Alexandre Chavannes: Exposé de la Méthode élémentaire de H. Pestalozzi: suivi d’une notice sur les travaux de cet homme. Vevey 1805 Gessner: Verlag Gessner  Nr. 607 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851)  Nr. 712 Institut in Nyon: 1788 gründete Auguste Snell (ca. 1751–1810) aus Giessen eine Privatschule in Nyon (Kt. Waadt), die in ihren Anfangsjahren vom damaligen Landvogt von Nyon Karl Viktor von Bonstetten (1745–1832,  Nr. 265) unterstützt wurde. Das Lehrprogramm umfasste Deutsch, Französisch, Latein, Geographie, Geschichte, Mathematik, Botanik, Zeichnen, Musik und Tanz. 1803 zählte die Schule vierzig Schüler und sechs Lehrer. Jean François Aimé Philippe Gaudin (1766–1833,  Z. 38) war an diesem Institut beteiligt. 1803 stellten Snell und Gaudin an den Staatsrat des Kantons Waadt den Antrag, ihnen das Schloss Nyon für ihre Schule zu überlassen, die sie nach pestalozzischer Methode führen wollten. Dem Antrag wurde stattgegeben. 1804 besuchte Joseph Schmid (1785–1851,  Nr. 712) das Institut und führte mit den Schülern eine Prüfung durch. Über das weitere Bestehen des Instituts ist nichts bekannt. Gaudin: Jean François Aimé Philippe Gaudin (1766–1833) studierte in Lausanne und Zürich, war 1795–1817 Pfarrer in der deutschen Pfarrei von Nyon (Kt. Waadt), zugleich Direktor von Snells Institut ( Z. 37) und Lehrer für Mathematik und Naturgeschichte, 1817–1821 Pfarrer in Longirod (Kt. Waadt), dann bis 1833 an der reformierten Pfarrei Nyon. 1820 wurde er an der Akademie von Lausanne Honorarprofessor für Botanik. Er veröffentlichte umfangreiche, in der zeitgenössischen Fachwelt angesehene botanische Schriften, eine Biographie über Erasmus und übersetzte Lienhard und Gertrud ins Französische. Knaben: Damit dürften die Schüler Jean François Aimé Philippe Gaudins (1766–1833,  Z. 38) gemeint sein.

664. La Société d’émulation du Canton de Vaud en Suisse 5. Juli 1804 Lausanne, le 5 Juillet 1804. La Société d’émulation du canton de Vaud en Suisse A reçu au nombre de ses Membres, Monsieur Pestalozzi. Verdeil. Ph., Président Develey Prof. Secrétaire perpét[uel].

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ZB Zürich, Ms Pestal 200/2,6 Blatt, 331x204 mm

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ausser Name und Datum alles vorgedruckt Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Die Société d’émulation du Canton de Vaud en Suisse entsteht 1803 aus der Société des sciences physiques (1783–1788). Sie sieht ihr Ziel im Allgemeinwohl, in der Hebung des allgemeinen und individuellen Wohlstandes. Zu diesem Zweck publiziert die Société zwischen 1804 und 1807 die Notices d’utilité publique, ein Blatt, das die verständigen Bauern und die unterrichteten Vertreter aller Klassen, die sich für das Wohl ihres Landes interessieren, aufruft, ihre Beobachtungen und Erfahrungen zu publizieren und zu verbreiten. Es soll abwechselnd eine Plattform bieten für Fragen der privaten und öffentlichen Bildung, der Land- und Hauswirtschaft, des Kunstgewerbes, der gewerbe- und handeltreibenden Industrie, der Hygiene und der Tiermedizin. Aus der Société d’émulation geht später teilweise die kantonale Sektion der Société helvétique des Science naturelles (1815) hervor, welche wiederum zur Société vaudoise des Sciences naturelles wird (1819). II. Der Eintritt in die Société könnte im Zusammenhang mit den Übersiedlungsplänen der Pestalozzischen Lehranstalt nach Yverdon stehen. Pestalozzi hatte am 22. Mai 1804 eine Petition aux Citoyens Président et Membres du Petit Conseil du Canton de Vaud (PSB IV, Nr. 963) geschickt. Darin legte er dar, dass er sein Institut gerne im Kanton Waadt etablieren möchte, da auch fast die Hälfte seiner Schüler von da stamme. Zudem hoffe er darauf, dass ihm eine angemessene Liegenschaft dafür zur Verfügung gestellt werde. Yverdon erhält Ende Juli den Zuschlag. Der Beitritt zur Sozietät könnte demnach durchaus mit dem Ziel der Netzwerkbildung für sein Projekt erfolgt sein, da er unterstreichen wollte, dass er ernsthaft plane, nach Yverdon zu ziehen. III. Z. 8

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Verdeil: Es dürfte sich um François Verdeil (1747–1832) handeln, der 1803 als Präsident der Vorgängergesellschaft Société des sciences physiques die Société d’émulation du Canton de Vaud gründete. François Verdeil war Arzt und Patriot. Er nahm 1791 am Banquet des Jordils teil, einem Bankett auf dem Landsitz Les Jordils bei Lausanne, das am 14. Juli in Andenken an den Bastillesturm gehalten wurde. Es richtete sich gegen die bernische Regierung und die Anwesenden liessen dort offen die Französische Revolution hochleben und bekannten sich zu deren Symbolen. Er war Mitglied des Gesundheits- und des akademischen Rates der Waadtländer Regierung. Develey: Emmanuel Develey (1764–1839)  Nr. 785

724 665. Benjamin Jomini 15. Juli 1804 Payerne 15 Juillet 1804 5

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Monsieur Deux de Vos Messieurs qui Vous Aident dans Vos travaux ayant passé jci, Nous Sommes allés Voir le château, Come il était tard, et que Nous n’Avions pas toutes les clefs, ils n’ont pas bien pu juger de ce logement; Ils crurent qu’il vous ferait plaisir d’en Avoir une Esquisse; j’ai en conséquence l’honeur de Vous l’envoyer en deux feuilles l’une Contient le 1r Etage Soit Rez de Chaussée; l’autre le 2d Etage. Au moyen des quels Vous pourrés prendre Une Idée de la distribution de Ce logement, Et Si par hazard Vous trouviès Nécessaire d’y aporter quelque changement, Nous vous prions de Nous l’indiquer, en désignant l’Etage et le Numéroz de la Chambre. Si Vous ne trouviés pas le logement Suffisant, Je Crois qu’il Serait aisé de l’Augmenter[.] Je pense encore qu’il serait bon que Vous Vissiès le local afin de pouvoir Mieux Juger du tout, et donner Vos directions en Conséquence[.] S’il Vous était possible d’indiquer à peu près le tems que Vous Croyés pouvoir Venir occuper ce logement Vous obligeriés de Nous en instruire afin de le faire préparer[.] J’ai l’honeur de Vous présenter les Assurances de ma Considération B : J o m i n i Syndic

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 151/1 Bogen, 197x240 mm Dorsualvermerk Payerne le 13 Juillet 1804. Municipalité 14r Original Textkritik

Zeuge H

725 Sacherklärung I. Benjamin Jomini (1746–1818) entstammt einer alteingesessenen Bürgerfamilie (Burger) aus Payerne (Kt. Waadt), der Vater betreibt ein Gasthaus und einen florierenden Weinhandel. Über Benjamin Jominis Ausbildung ist nichts bekannt, er soll sich aber schon früh für politische und öffentliche Angelegenheiten interessiert haben. 1773 heiratet er Jeanne Marcuard (1757–1847) und verbindet sich dadurch mit einer der einflussreichsten Familien Payernes. Ein Jahr später wird er vom Rat zum Gerichtsherrn gewählt. 1778 wird er zum notaire juré et publique von Payerne ernannt und bewirbt sich kurz darauf erfolgreich um das einträgliche Amt des Stadtschreibers. 1784 wird er in den Rat der Second Douze (Stadtrat) geholt und 1789 in den Premier Douze (Stadtregierung). 1790 wird er erstmals für drei Jahre zum banneret von Payerne (in den Waadtländer Städten des Ancien Régime hat der Banneret die Stadtoberhoheit inne) gewählt und 1796 zum zweiten Mal. Jomini begrüsst die Revolution in der Waadt, wird 1798 Abgeordneter von Payerne in der Assemblé Provisoire du Canton du Vaud und noch gleichen Jahrs Mitglied des Helvetischen Grossen Rats in Aarau. 1800 kehrt er nach Payerne zurück. Zwei Jahre später wird er zum Richter am Appellationsgericht in Lausanne ernannt. Nach dem Zusammenbruch der Helvetik wird er 1803 zum Syndic (Bürgermeister) von Payerne gewählt und behält dieses Amt während 15 Jahren. 1809 wird er Grossrat des Kantons Waadt. Anfang 1818 erklärt er den Rücktritt von allen seinen Ämtern, kurz darauf stirbt er. Lit.: Jean-Pierre Chuard: Le banneret Benjamin Jomini. Payerne 1949 II. Neben dem Schloss Yverdon stand auch das Schloss Payerne als neuer Sitz des Pestalozzischen Instituts zur Debatte ( Nr. 657). Beide Orte bemühten sich intensiv um Pestalozzi und sein Institut. III. Z. 6

Deux de Vos Messieurs: Um wen es sich hier handelt, ist unklar. Denkbar sind Jean François/Franz Barraud (1776–1851,  Nr. 1002), Johann Buss (1776–1855,  Nr. 582) oder Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588), die alle Pestalozzi nach Yverdon begleiteten.

666. Jean Abraham Meyn 16. Juli 1804 Lausanne le 16 Juillet 1804 5

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Monsieur Je vien de recevoir Votre Lettre du 6 Juillet avec le Compte pour Le Jeune de La Croix, que je ne trouve pas Daccord, vous aurés La bonté Monsieur de relire ma Lettre du 29 Janv[ie]r 1802 par La quelle Je répondis a La votre, par ou vous me demandiés pour sa pension L 256 outre 16 franc pour papier plumes et Vous priant de

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vous Contenter pour deux ans de L 200. et 16 franc pour petit fraix vu que C’ettait un Orphelin, m e n g a g e a n t d e v o u s p a y e r après les deux ans Echus Les L 256 fran c et 2 L o u i s p a r a n q u e v o u s D e m a n d i é s , par votre lettre du Premier fevrier Vous Consentés a Ce que Je vous avois marqué, vu que C’éttoit un orphelin Ainsi Jespere monsieur que vous voudrés bien ne pas Changer Ce prix de L 256 pour deux ans, vous reiterant que Je paye Suivant les Interets du fonds que Jai Entre mes mains pour Lui; La différence du Compte seroit donc dun Louis, outre dix batz derreur dans Ladition des 5 premiers articles du Compte et seroit L 130.2 que Vous trouverés Ci Joint, Dont Il vous plaira Maccuser La Réception. En me marquant En meme temps si Le Jugement de Ce Jeune Homme Commence un peu a se developper Je crois que pour Le courager Il faudroit lui donner pour argent depoche deux batz par semaine, et sil a besoin de quelque Habillement, Il Vous plaira Le lui faire faire. Recevés Les Assurances de ma parfaite Consideration Meyn

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 222/3 Bogen, 167x218 mm Dorsualvermerk Lausanne 12 Juillet 1802 Cap[itai]n Meyn L[ivres] 130 p[our] le c[omp]te de Delacroix, 14 d[it] R[épondu] 18. Original Textkritik

Zeuge H Z. 17

de L 256 Sacherklärung I.

Jean Abraham Meyn

(1744–1828)  Nr. 545 III.

Z. 6 Z. 6f. Z. 8

Votre Lettre: scheint nicht erhalten zu sein Le Jeune de La Croix: de LaCroix  Nr. 545 ma Lettre:  Nr. 545

727 667. Regierung des Kantons Waadt 18. Juli 1804 5

au C[itoye]n Pestalozzi Bouchsée 18.r Juillet 1804

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Ayant été or le cas de mettre en vente les ci devant Chateaux du Canton, nous n’avons pas pu repondre d’abord à la demande que vous nous avez faite d’un édifice convenable pour l’Établissement d’Education que vous desirez former dans le Canton de vaud. Dans le but de favoriser vos vues, nous avons accordé l’échute de la mite en vente publique du ci devant chateau d’Yverdon à la Municip[alité] de cette Commune, sous la Condition «q u e l l e vous don ne ra l’usage d ’un local p a r l’éta bl i ss e m e n t d e v o t r e i n s t i t u t p e n d a n t v o t r e v i e .» C’est donc, Citoyen, avec la Municip[alité] de la Commune d’Yverdon que vous devûs à l’avenir vous entendre par l’objet de votre institut. Elle nous parait d’ailleurs disposée à concourrir à tout ce qui pourra faciliter votre établissement et à contribuer à vous rendre agréable le Séjour d’Yverdon.

Überlieferung 1 5

Archives cantonales vaudoises, S 27,3 p186 (reg. 2) Copia Textkritik

Zeuge h Sacherklärung I. Höchste Instanz des Kantons ist der vom Volk gewählte Grosse Rat. Er verabschiedet oder verwirft die vom Kleinen Rat vorgelegten Gesetze. Zu Beginn der alljährlichen, etwa einen Monat dauernden Session werden aus den eigenen Reihen neun Kleinräte gewählt. Einer davon amtet als Präsident des Grossen Rates. Der Kleine Rat ist als Vollzugsbehörde für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zuständig. Bei Beratungen des Grossen Rates über Verwaltung und Rechnung zieht er sich zurück. Die für sechs Jahre gewählten Kleinräte wählen jeden Monat ihren neuen Präsidenten. Die Regierung teilt sich in die Departemente der Gesetzgebung (Justiz, Kultur, öffentliche Erziehung, undefinierbare Objekte), des Innern (Bau- und Verkehrswesen,

728 öffentliche Einrichtungen, Militär, Polizei, Gendarmerie, Gefängniswesen) und Finanzen (Steuern, Rechnungswesen, Post, Salzwesen, Geld, Industrie und Handel). Durch die neben Alter an Vermögensverhältnisse gebundene Wählbarkeit setzt sich die Regierung vornehmlich aus wohlhabenden Mitgliedern zusammen. Diese Verfassung gilt von 1803 bis am 4. August 1814. III. Z. 8

demande: PSB IV, Nr. 963

668. Munizipalität Yverdon 21. Juli 1804 Du 21 Juillet 1804 5

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Nous venons d’apprendre indirectement qu’une lettre de votre part doit nous avoir été addressée, il y a déjà plusieurs jours. Mais n’ayant pas eû le bonheur de la recevoir, nous ne pouvons répondre à son contenu que nous ignorons. Si selon nos désirs elle portait la résolution de venir fixer votre établissement dans nos murs, et que vous nous fissiez quelques propositions rélatives; nous aurons l’avantage de vous annoncer, que déjà le 23 Juin dernier nous vous informions par missire (qui apparemment aura eû le même sort que la votre) qu’actuellement que nous étions en possession du Château de cette Ville, nous avions un bien grand plaisir de pouvoir vous l’offrir pour votre établissement mais qu’étant susceptible de réparations pour le rendre logeable, nous désirions que vous voulussiez prendre la peine de vous rendre en personne ici, ou quelqu’un de votre part pour les diriger selon vos vues. Nous ajoutions, Monsieur, comme nous les réiterons en ce moment, que jaloux de vous posséder nous nous empresserons d’aller au devant de tout ce qui pourra contribuer à vous rendre le séjour de cette Ville agréable et prospère à votre établissement. Nous avons au reste écrit dans le même sens au Gouvernement le 13 de ce mois en le priant de vous en donner officiellement la Comunication. Ce qui sans doute aura eû son accomplissement, puis qu’un membre du Petit-Conseil nous en a donné l’assurance. Recevez, en attendant le bonheur de vous posséder, Monsieur, l’expression de nos sentiments d’estime et de considérations les plus distinguées.

729 Überlieferung 1 5

ZB Zürich, Ms Pestal 1461a/10, S. 6–7 Abschrift Textkritik

Zeuge [h] Z. 25

son Sacherklärung I.

Munizipalität Yverdon

 Nr. 643

III. Z. 12

missire:

 Nr. 658

669. Philippe Mandiléni 21. Juli 1804 5

A Monsieur Monsieur Pestalouzzy, Chef de pension à Bouezy près de berne à Fribourg le 21. juillet 1804.

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Monsieur je vien de resevoir de mon fils Louis une lettre hier de paierne qui me marque l’inposibilité de n’avoir pas pûe passé par fribourg pour nous voir encore avant Son dépard et les marques de tindresse qui nous donne. Sa nous aurois bien fait plaisir de le revoir et en meme tems d’avoir l’honneur de faire Connessance avec la dame chér qui y vas, et pour avoir celui de le bien recommandé pour tous, enfin, par les bontés et peines que vous-avés-êus pour lui et par la recommandations que vous venés d’avoir pour son avancement, je n’ai qu’à copéres quil sera bien plasée. toute ma famille et moi nous vous remercion bien touts les Soins que vous avés pris de lui. nous font tout des Vœux au Ciel pour votre Conservation, que dieu benise tout ce que vous-entreprené. Louis ma envoiés un Compte des débourse que vous avés fait à Son Sujet. monsieur jespere dans peut déj[à] honneur, Louis atendois un paquet de son frere de Lucerne, et il a étté obligés de partir sens le resevoir, je

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vous prie dont d’avoir la bonté, sil vous parvient de me le faire parvenir, et si Louis a oubliés quelques Chose Chez vous, de les jointe au paquet vous m’obligeries infiniment. Louis me dit aussi que vous ne perdé pas de vûe pour la pait, pour à Légard du jeune homme qu’on vous à propossé il-e[s]t toujour dans l’intention d’y allés quand vous le jugerés à propos. Louis remarque et nous fait espéres que long aura dans peu le plaisir de vous voir, et ma fille ainé se rejouir beaucoup pour vous parlé à se sujet, en attandant cet avantage là, je suis pour la vie et toute ma famille de même vos reconnessants Serviteur philippe Mandilény Monsieur nos respects à madame

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ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 199/2 Bogen, 150x188 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk Fribourg le 21. Juillet 1804. Mandilény frère. R[épondu] 22. Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. (Jacques-)Philippe Mandiléni (†1807)  Nr. 621 II. Joseph Louis Mandiléni (*1788,  Nr. 621), der Sohn von (Jacques-)Philipp Mandiléni, war ein Jahr zu Ausbildungszwecken in Burgdorf und hat wahrscheinlich auf dem Weg nach Paris, wo er ein Studium in Medizin und Philosophie beginnen wird, in Fribourg bei seinen Eltern einen Zwischenhalt gemacht. III. Z. 11 Z. 11 Z. 11 Z. 15f.

reservoir: recevoir Louis: Joseph Louis Mandiléni (*1788)  Nr. 621 une lettre hier de paierne: scheint nicht erhalten zu sein la dame chér: Möglicherweise ist damit Anna Pestalozzi-Schulthess (1738– 1815,  Nr. 3) gemeint.

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Z. 39

frere: Joseph Nicolas Mandiléni (1785–1860) von Lunéville (Lothringen) wurde in Fribourg geboren. Er wurde Kaufmann. ma fille ainé: Marie-Elisabeth Henriette (*1783) von Lunéville (Lothringen) wurde in Fribourg als erstes Kind der Familie Mandiléni geboren. Sie wurde später «marchande de mode» in Fribourg. madame: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

670. Maurhofer und Dellenbach 27. Juli 1804 5

Herrn Herrn Pestalozzi, Schullehrer zu München Buchsee. Bern, den 27. July 1804.

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Verehrungwürdiger Herr Pestalozzi! Da Sie von uns in Betreff quäst[ioniert]en Buchstabentabelle den moderatesten Preis zu wissen begehren, so moderiren wir denselben aufs allerbilligste, wie folgt: 1°. Für den Beysatz, N°. 43 bis 49, welcher frisch gesetzt werden musste, per 1400 Stück, die Sie zu den bereits habenden zwey ersten Theilen benöthiget seyn werden, ist der niedrigste Preis … Livr. de Suisse 16.– 2°. Bey den folgenden Auflagen, wo der Beysatz der sieben Nrs . an die Consonanten-Tabelle angeschoben wird, folglich das Ganze in zwey Abtheilungen gedruckt werden kann, ist der Preis fürs Ganze für einzelne Tausend … Liv. de Suisse 60.– für mehrere Tausend Auflag, per Tausend " " 50.– so dass das Exemplar bey weitem nicht so hoch zu stehen kommt als das gewöhnliche Namenbüchlein, indem dieses nur 11/2 Bogen enthält, hingegen Ihre Buchstaben-Tabelle zwey grosse Medianbogen anfüllt. Freylich wird dieselbe durch die erforderlichen Hölzer vertheuert; allein wer diese einmal hat, und ein wenig sorgfältig damit umgeht, kann sie immerwährend benutzen, und dieselben mit einem Bazen Unkosten jederzeit frisch überziehen. Wenn es nicht der Fall wäre, dass wir mehrere und vortheilhaftere Arbeiten von Ihnen zu gewärtigen hätten, so könnten wir uns unmöglich zu einem so niedrigen Preise herablassen.

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In Ihnen schätzen wir den Mann, der uns zu unserm zeitlichen Glück, ohne Ihren Schaden, behülflich seyn kann, wofür wir jederzeit mit aller Achtung und Ergebenheit verharren, unsers verehrungswürdigen Herrn bereitwillige Diener, Maurhofer und Tellenbach.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 207/1 Bogen, 176x220 mm Siegelspuren, Datum am Schluss, Dorsualvermerk Maurhofer Original Textkritik

Zeuge H Z. 19

Consonanten: lateinische Schrift Sacherklärung I.

1801/1802 eröffnet der Kupferdrucker Christian Maurhofer mit dem Buchdrucker Johann oder Sigmund Dällenbach (möglicherweise Brüder) eine Buchdruckerei an der Aarberggasse 32 in Bern. 1803 stirbt der beteiligte Dällenbach, die Druckerei führt den Namen aber weiter, was auf eine Beteiligung der Erben schliessen lässt. 1807 ist ein Niklaus Schönauer für kurze Zeit Teilhaber und Mitarbeiter der Firma, darum nennt sich die Druckerei «Schönauer, Maurhofer und Dellenbach». 1815 arbeitet die Buchdruckerei für die Verleger Jenni und die Typographische Gesellschaft (eigentlich Buchhandlung Niehans). 1816 geht die Firma in Konkurs. III. Z. 10

Z. 24

Z. 25 Z. 26

Buchstabentabelle: Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren von Pestalozzi. Mit dem ausschliesslichen Privilegio der helvetischen Republik gedruckt. Bern, in der Nationalbuchdruckerey 1801. Offensichtlich hatte sich Pestalozzi 1804 um eine Neuauflage dieser Schrift bemüht. Tatsächlich konnte dieses Vorhaben erst 1806, bei der Buchdruckerei Gräff in Leipzig, umgesetzt werden. Namenbüchlein: Damit sind die damals auch an den Landschulen üblichen Lesefibeln gemeint, die der Buchstabiermethode folgen. Die Kinder lernen dabei zuerst den Namen des Buchstabens (daher die Bezeichnung Namenbüchlein) und nicht dessen Lautwert. Buchstaben-Tabelle:  Z. 10 Hölzer: Der Ausgabe der Anweisung zum Buchstabieren- und Lesenlehren von 1801 wurden ca. 5 cm hohe auf Karton aufgezogene «Täfelchen» beigelegt, auf die jeweils ein Buchstabe sowohl in Druck- als auch in Kurrentschrift gedruckt worden war. Offenbar beabsichtigte Pestalozzi, diese Beilage in der 1804 geplanten Neuauflage statt auf Karton auf Holz aufziehen zu lassen.

733 671. Gottlieb Anton Gruner Sommer 1804 [Reg.] Gruner möchte für Lotte Lutz eine Anstellung in Burgdorf organisieren.

Überlieferung 1

Nr. 678, Z. 16f. Sacherklärung I.

Gottlieb Anton Gruner (1778–1844)  Nr. 611 II.  Nr.

640. Da Pestalozzi mit dem Umzug von Burgdorf nach Münchenbuchsee beschäftigt ist, fragt Gottlieb Anton Gruner (1778–1844,  Nr. 611) erneut an. III.

Z. 4

Lotte Lutz: Lotte Gruner-Lutz (1776–1832)  Nr. 640

672. Haenel August 1804 5

[Reg.] Haenel erläutert Pestalozzi die Pläne des Zaren in Bezug auf das zu gründende Institut in Dorpat (Tartu, Estland).

Überlieferung 1

PSB IV, S. 213.9ff. Sacherklärung I.

Die Person konnte nicht identifiziert werden. Vielleicht ist sie verwandt mit Johann Friedrich Haenel (1788–1837,  Brief vom 31. Mai 1817), welcher Pestalozzi in Yverdon im Rahmen einer im Auftrag vom Breslauer Ministerium getätigten Studienreise auswärtiger Schulmodelle besuchte. II. Ob Haenels Nachricht im Auftrag des Lehrkreises Dorpat oder sogar des Zaren Alexander I. (1777–1825,  Nr. 520) erfolgte, konnte nicht eruiert werden. Da sich auch ande-

734 re Lehrkreise Russlands um Pestalozzi bemüht hatten, kann man durchaus annehmen, dass Haenel vom Vorhaben in Dorpat lediglich unterrichtet war. Sicher ist, wie Briefen im Zeitraum August 1804 bis Januar 1805 zu entnehmen ist, dass Pestalozzi vom «Ruf der Schulkommission der Kaiserlichen Universität nach Dorpat zur Mitwirkung bei der Gründung von Schulen und deren Leitung» wusste, bevor die offizielle Anfrage Parrots, datiert auf den 17. Oktober 1804 ( Nr. 687), am 13. Januar 1805 bei Pestalozzi ankam. III. Z. 4 Z. 5

Zaren: Alexander I. (1777–1825)  Nr. 520 Institut in Dorpat: Im Zuge der Bildungsreformen in Russland unter Zar Alexander I. (1777–1825,  Nr. 520) zeigte der Lehrkreis Dorpat Interesse an einer Mitarbeit Pestalozzis bei der Neuordnung ihrer Volksschulen. Der Plan, mit Pestalozzi ein Institut zu gründen, wurde aber letztlich nicht umgesetzt. Am 22. Januar 1805 sagt Pestalozzi in Dorpat ab (vgl. PSB IV, Nr. 1027). Betrachtet man die Briefe zum Thema Dorpat, fehlen Angaben, die über die Information hinausgehen, dass Pestalozzi einen «Ruf der Schulkommission der Kaiserlichen Universität nach Dorpat zur Mitwirkung bei der Gründung von Schulen und deren Leitung» erhalten habe. Man kann davon ausgehen, dass noch kein ausführlich ausgearbeiteter Plan bestand. Dieser wäre wohl mit Pestalozzi konkreter zu entwickeln gewesen.

673. Philipp Emanuel von Fellenberg August 1804 [Reg.] Fellenberg schickt einen Gutschein an Pestalozzi.

Überlieferung 1

Nr. 711, Z. 9f. Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 III. Z. 4

Gutschein: Es dürfte sich dabei um die 200 Louis d’or handeln, die Pestalozzi im Brief vom 20. Dezember 1804 (PSB IV, Nr. 1005) verdankt ( Nr. 711). Wofür sie bestimmt waren, ist unklar.

735 674. Anna Pestalozzi-Schulthess Mitte August 1804 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 213.4 Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3

675. Johannes Niederer und Wilhelm Christian von Türk 16. August 1804 5

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A Monsieur Pestalozzi recommandé à M[onsieur] Barraud a Yverdon Theuerster Vater Pestalozzi! Kan ich Ihnen auch nichts Intressantes melden, so seyen es wenigstens Liebe und Wehmuth über Ihre Entfernung die ich Ihnen ausdrücke. Sie haben mich so verwöhnt, dass ich mir selbst eine Last bin ohne Sie. Gott wie wird mir seyn, wenn ich nun nicht mehr in Ihnen meine Stütze finden, neben Ihnen wandeln kan! Ich habe meinen Aufenthalt nun verändert, in dem H[err] Fellenberg die Güte hatte, mich zu sich aufzunehmen. Auch ist mir aufgetragen, vor meiner Abreise von hier die ältesten deutschen Zögling, z.E. Baumann, Muralt etc. zum H[eiligen] Abendmahl zu unterrichten. Es versteht sich dass dieses Geschäft dem Zwecke unbeschadet beschleünigt werden mus. Wenn einmal der Prospecktus vollendet seyn wird so ist eine Last von meinem Herzen die mich wahrhaft quält. Besonders auch desswegen, weil ich täglich drückender empfinde welche Versäumnisse nachzuholen, welche Anstrengungen zu leisten sind, um besser, theüerster Vater Pestalozzi nur bescheiden Ihren Fussstapfen nachtreten zu dür-

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fenn. Lieber todt als ein Sudler, der sich für ihren Schüler ausgibt. – Sie haben ein Ziel aufgestellt von dem eine herliche Palme weht, die aber kein Unwürdiger kein Träger, und kein Schwacher bricht. Wer es wagen will einen Mann zu beschreiben, darf kein Knabe seyn. Herr Pfyffer ist heüte Abend angekommen. H[err] v[on] Türk und der l[iebe] Krüsi haben ihren Reiseplan geändert. Statt nach dem Gotthard sind sie entschlossen durch das Bernersche Oberland ins Pays de Vaud, nach Vivis Iferten und Peterlingen zu reisen. Künftigen Mitwochen den 22ten glauben sie in Iferten zu seyn und wünschen, Sie daselbst oder in Peterlingen zu sehen. Freilich nur in so fern es mit Ihrer Absichten bestehen kann. Neues ist nicht vorgefallen. Gestern und heüte waren keine Fremde hier auch H[err] Landamman Heer nicht. Vorgestern kam aber nur sehr kurz und mich deüchte mit wenig Geschmack H[err] Obmann Füessly und seine Tochter. Letztre frug mich: Ob man nicht wisse ob diese oder die hardmeyerische Lehrart besonders im Schreiben den Vorzug verdiene? Und H[err] Füessly fragte mich über Steinmüller und die vermuthlichen Absichten seiner Schrift. Fremde Briefe sind keine da, wenigstens mir bekannt. Gruner hat geschrieben und fodert dringend Nachrichten, die ich ihm auch kurz gegeben habe. Bötticher forderte von ihm Materialien zu einem Aufsatz in den Merkur, weil, nach Böttichers Ausdruk, die Deutschen das Evangelium alle Sonntag hören müssen, wenn sie glauben und handeln sollen. Er und Vater Wieland lassen Sie herzlich grüssen. Gruners Schrift mache Aufsehen und erhalte vielen Beyfall. Es scheint aber auch, dass er wisse wie man es anfangen und was man für Schritte thun mus, um sich mit Glück und Ruhm unter das Publikum zu bringen. – Dass meine herzlichsten Wünsche Sie begleiten bedarf keiner Versicherung, und ich hoffe ebenso wenig die kindliche Treue mit der ich bin Ihr Niederer Bald, lieber Pestalozzi! sehen wir uns hier wieder. Die Freude, auch einige Tage mit Ihnen verleben zu können, hat viel dazu beigetragen, dass ich mich entschloss, der Reise nach dem Gotthard zu entsagen. Leben Sie wohl, bis auf wiedersehen. Gott segen Ihr Beginnen! Ihr aufrichtiger Freund Türk.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/III,2 Bogen, 194x237 mm Siegelspuren, von späterer Hand Buchsee 1804. Original Die Datierung ergibt sich aus dem Brief selber (Mitwochen den 22ten), was mit dem 22. August 1804 übereinstimmt. Zudem wird im Stadtratsprotokoll vom 16. August 1804 auf die Anwesenheit Pestalozzis in Yverdon hingewiesen (Morf III, S. 44). Textkritik

Zeuge H Z. 5 Z. 6 Z. 34 Z. 34 Z. 61f.

Pestalozzi recommandé à M[onsieur] Barraud: fremde Hand Pays de Vaud: lateinische Schrift Vivis: lateinische Schrift Gotthard: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Wilhelm Christian von Türk (1774–1846)  Nr. 653 II. Da das Institut immer noch räumlich getrennt ist (die meisten Schüler und Lehrer befinden sich in Münchenbuchsee, Pestalozzi aber ist in Yverdon), berichten Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) und Wilhelm Christian von Türk (1774–1846,  Nr. 653) über die neuesten Ereignisse in Münchenbuchsee. III. Z. 6 Z. 15f. Z. 18

Z. 18 Z. 20f.

Z. 31

Barraud: Jean François/Franz Barraud (1776–1851)  Nr. 1002 Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Baumann: Christoph Baumann (1789–1863) aus Richterswil (Kt. Zürich) besuchte von 1803–1811 vorerst als Schüler, dann ab unbestimmtem Zeitpunkt als Unterlehrer die Anstalten in Burgdorf, Münchenbuchsee und Yverdon. Nach dem Theologiestudium in Tübingen 1813–1819 war Baumann 1821–1828 Pfarrer in Ganslosen, 1828–1845 in Öschingen und 1845–1863 in Weissach (alle Baden-Württemberg). Muralt: Johannes von Muralt (1780–1850)  Nr. 610 Prospecktus: Johannes Niederer: Prospekt des Pestalozzischen Instituts zu Münchenbuchsee: in Verbindung mit den Erziehungs-Anlagen zu Hofwyl. [Leipzig] 1805 Herr Pfyffer: Alphons Pfyffer (1753–1822) aus Luzern war Leutnant der Königlichen Französischen Schweizergarde, Luzerner Grossrat 1774–1790, 1803 und 1807–1814, Stadtschreiber von Willisau (Kt. Luzern) 1783–1789, Staatsschreiber in Luzern 1789–1798. Er wurde am 2. April 1798 in den helvetischen Senat gewählt, schied auf Druck des Kommissärs der französischen Regierung Jean Jacques Rapinat (1752–1818) am 29. Juni 1798 resigniert aus. Pfyffer war zudem Mitglied im Gesetzgebenden Rat 1800–

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Z. 31 Z. 32 Z. 34 Z. 34 Z. 34 Z. 39 Z. 41 Z. 41

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Z. 45 Z. 47 Z. 47f.

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1801, Übersetzer bei der Staatskanzlei 1805–1822, Kantonsfürsprech der Oberamtei Luzern 1814–1822. Pfyffer gilt als entschiedener Republikaner. H[err] v[on] Türk: Wilhelm Christian von Türk (1774–1846)  Nr. 653 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Vivis: deutscher Name für Vevey Iferten: deutscher Name für Yverdon Peterlingen: deutscher Name für Payerne Landamman Heer: Niklaus Heer (1755–1822)  Nr. 472 Obmann Füessly: Johann (Hans) Heinrich Füssli (1745–1832)  Nr. 1 seine Tochter: Die Tochter konnte nicht identifiziert werden. Füssli war zweimal verheiratet. Aus der ersten, 1764 geschlossenen Ehe mit Maria Barbara Schulthess (†1782) gingen acht Töchter, aus der zweiten 1786 geschlossenen Ehe mit Susanna Maria Magdalena Mayr (†1823,  Nr. 1172) eine Tochter hervor. Sieht man von den verheirateten, auswärts lebenden Töchtern und dem mit neun Jahren jüngsten Mädchen ab, dann kämen in Frage: Cleophea (*1773), Catarina (*1774) und Regula (1779–1826). hardmeyerische Lehrart: Kaspar David Hardmeyer (1772–1832,  Nr. 527). Mit «hardmeyersche Lehrart» ist das methodische Prinzip gemeint, beinahe nur über Sprachunterricht eine universale Geistes- und Gemütsbildung erreichen zu können. Hardmeyer hatte 1802 in Zürich ein Privatinstitut mit ca. zwanzig Mädchen und Knaben im Alter von 4–9 Jahren eröffnet. Ursprünglich beabsichtigte er, seine Schule nach pestalozzischen Grundsätzen zu führen, nahm aber bald einschneidende Veränderungen vor. Die Gewichtung der Sprachausbildung dürfte indirekt aber auch als Kritik an der Elementarmethode verstanden werden. Steinmüller: Johann Rudolf Steinmüller (1773–1835)  Nr. 508 seiner Schrift: Johann Rudolf Steinmüller: Bemerkungen gegen Pestalozzi’s Unterrichtsmethode: Nebst einigen Beilagen, das Landschulwesen betreffend. Zürich 1803 Gruner: Gottlieb Anton Gruner (1778–1844)  Nr. 611 Bötticher: Karl August Böttiger (1760–1835)  Nr. 552 zu einem Aufsatz in den Merkur: Anton Gruner: Über Pestalozzis Institut. Heilbronn am Neckar, den 25, August 1804. In: Der neue Teutsche Merkur 1804, 3. Band, 10. Stück, S. 143–149 Vater Wieland: Christoph Martin Wieland (1733–1813)  Nr. 637 Gruners Schrift: Anton Gruner: Briefe aus Burgdorf, über Pestalozzi, seine Methode und Anstalt: Ein Beytrag zum besseren Verständniss des Buches: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, und zur Erleichterung des zweckmässigen Gebrauchs der Pestalozzischen Elementar-Unterrichtsbücher; Mit vier Kupfertafeln. Hamburg 1804

739 676. Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf 16. August 1804 5

S[einer] Wohlgebohren Herrn Pestalozzi Moench Buchsee bei Bern Tübingen den 16 August 1804

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Herr Pestalozzi Euer Wohlgeboren erhalten hiebei laut meinem lezten Brief per Saldo Mit vorzüglicher Hochachtung

F. 296.40.– JG Cotta.

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ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 56/33 Bogen, 176x225 mm Siegelspuren, Dorsualvermerk JGCotta v[on] Tübingen mit F 296.40, Rechennotizen Original Textkritik

Zeuge H Z. 5

Pestalozzi: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832)  Nr. 617 III. Z. 11

meinem lezten Brief: scheint nicht erhalten zu sein

740 677. Johannes Niederer 24. August 1804 5

Herrn Pestalozzi im Neuhof bey Brugg Aargau Wylhof den 24ten August 1804.

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Theuerster Vater Pestalozzi! Die Société d’emulation von Lausanne hat Sie zu ihrem Mitglied ernannt. Heüte ist das Diplom mit dem Verzeichniss der Mitglieder einigen schalen Fragen und den Gesellschaftsstatuten angekommen. Ich schreibe es Ihnen alsobald, weil mein Herz bey Ihnen ist. Ihre Unbefriedigtheit verursacht hier, besonders in dem Schloss sehr viele Unruhe. Ich habe mich mit der grössten Offenheit besonders auch gegen Muralt erklärt. Ihnen und ihm glaubte ich diese Unumwundenheit schuldig zu seyn. Er liebt Sie gewiss und so, dass sein Herz das Ihrige verdient, darum geht ihm auch Ihre Unbehaglichkeit sehr nahe. Mit H[errn] Fellenberg habe ich zuweilen und gerade auch heüte Abend sehr intressante Unterredungen, die mir in Beziehung auf die Bestimmtheit und Stärke, mit der ich einmal in Ihrer Lebensgeschichte sprechen kann und will, überaus wichtig sind. So wehmüthig mich daher die Trennung von Ihnen auf der einen Seite macht, so sehr fühle ich für die Tage die es noch währen wird das Wichtige meiner Lage. Es ist mir äusserst angelegen, es zu benützen. Wäre der Gedanke an Liefland nicht, so machte Ihnen einen Vorschlag: Jetz, gerade Jetz Ihr Waysenhaus zu etabliren; d.h. Anstalten zu treffen es zu eröffnen, so bald die Verhältnisse der andern Institute es erlauben, und dazu die gehörigen Vorbereitungen, Proklamationen etc. zu verfertigen. Da das hiesige Institut nur für die Reichen wird, so wäre es wohlthätig und wesentlich, aufs Neue und mit einem Organisationsplan wie er jetz nach so vielen Vorarbeiten möglich ist, im Glanze eines Wohlthäters der Armen aufzutretten. H[err] Fellenberg will zwar dieses auch, allein ich sehe nicht wie seine Anstalt der Ihrigen Abbruch thun könnte, oder den Lieblingsentwurf, den Sie fast ein halbes Jahrhundert in Ihrem Herzen getragen hindern sollte. Heüte Abend war H[err] Trechsel mit H[errn] Jäger hie. Die Eintönigkeit, der Mangel an Leben fiel beiden ausserordentlich auf.

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Sie äusserten sich darüber, und finden in der Liberalität die in Burgdorf herrschte, der Bereitwilligkeit mit der man die Fremden aufnahm und speiste, in dem vollen Leben der Natur in die sie sich aus den steifen bürgerlichen und ständischen Formen der Etiquette versetzt sahen, einer der grössten Reize I h r e r für jetz muss man sagen g e w e s e n e n Unternehmung. Besonders fällt auf, dass nun aus Mangel an Lehrern sich mit d[en] Fremden gar niemand abgibt, sondern sie ganz sich selbst überlassen sind, und alle Langeweile empfinden. Es ist sehr zu besorgen, die Anstalt möchte ihrem Geiste nach zu einer gewöhnl[ich]en Unterrichtsmaschine herabsinken. Ich bin überzeugt, dass der Genius der sie bisher leitete und rettete sie davor bewahren wird. Allein es ist nothwendig dass Sie, bester Vater P[estalozzi] Ihren Einfluss, die Wärme der Begeisterung und der reine Sinn, den nur S i e ach nur S i e hervorbringen können, wie er in Burgdorf war, ihr nicht versagen. Ihr Herz wird Sie auch darin nicht verlassen, dass Sie auf die S a c h e nur um ihre Rettung und nicht auf die Umstände sehen, und denselben auch noch dieses letzte, dies schwerste Opfer eines Lebens bringen, das eine ununterbrochene erhabene Opferung für die Menschheit war. Grüssen Sie mir mit der wärmsten Achtung und Herzlichkeit beide Mamas, die treflichen. Leben Sie wohl. Ihr ewig treüer Niederer.

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ZB Zürich, Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,3 Bogen, 160x202 mm Siegelspuren, Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 6 Z. 11 Z. 11 Z. 12 Z. 51

N e u h o f : lateinische Schrift Société d’émulation: lateinische Schrift Lausanne: lateinische Schrift Diplom: lateinische Schrift Genius: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507

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 Nr. 664

Société d’emulation: Diplom:  Nr. 664 Muralt: Johannes von Muralt (1780–1850)  Nr. 610 Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Gedanke an Liefland:  Nr. 672 Waysenhaus: Damit spricht Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) Pestalozzis Pläne zur Gründung eines Waisenhauses an. Diese Pläne begleitetenn Pestalozzi fast sein ganzes Leben lang, sie wurden immer wieder reaktiviert, wenn auch selten realisiert. hiesige Institut: Damit meint Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) wohl das im Entstehen begriffene Institut in Yverdon. H[err] Trechsel: Friedrich Trechsel (1776–1849)  Nr. 1184 H[errn] Jäger: Johann Philipp Jäger (1781–1839)  Nr. 564 beide Mamas: Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815,  Nr. 3 )und Anna Magdalena Custer-Frölich (1767–1814,  Nr. 547)

678. Johann Heinerich/Heinrich Gräff Ende August 1804 [Reg.] Gräff mahnt.

Überlieferung 1 6

PSB IV, S. 220.18 Datierung ergibt sich aus der Krankheit Niederers im September und aus Pestalozzis Aussage, er sei zwischen Yverdon, Bern, Burgdorf und dem Neuhof hin- und hergereist, was Ende August 1804 der Fall war (vgl. PSB IV; S. 608). Sacherklärung I.

Johann Heinerich/Heinrich Gräff (1765–1827) stammt aus Barth in Pommern. Seit etwa 1790 betreibt er gemeinsam mit seinem Bruder Hermann Petrus Gräff (1764– 1794) eine Buchhandlung samt Verlag in Leipzig. Nach dem Tod des Bruders wird er alleiniger Besitzer der «Gräffschen Buchhandlung». Heinrich Gräff gerät ab 1807 in einen mehrere Jahre dauernden finanziellen Engpass. Ob sein Geschäft Konkurs anmelden musste, bleibt offen. Gräff bleibt aber weiterhin im Buchwesen tätig. 1813 wird er Teilhaber an der Maurerschen Buchhandlung in Berlin. II. Johann Heinerich/Heinrich Gräff (1765–1827,  Sacherklärung I.), der die Auslieferung der Werke Pestalozzis für Deutschland betreut, hat wohl vom Verlag Gessner ( Nr. 607) eine nicht vollständige Lieferung der Elementarbücher erhalten.

743 679. Laué, de Luze & Co. 6. September 1804 5

Monsieur Pestalozzi à Buchsé près Berne. Wildegg [de]n 6 Sept[embe]r 1804 Herrn Pestalo[zz]i in Buchsé bey Bern

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Wie wir m[it] Ihnen mündlich übereingekommen sind, übermachen wir Ihnen anderseitig [Rapport] Ihrer Rechnung nach welchem S[ie] uns noch f. 1668.45 Carol. à F. 102/3 schuldig bleiben. Für f. 1400.– haben wir Obligationen und Gültbriefe in Händen, die übrige f. 268.45 erwarten wir Ihrem Versprechen zu F[olge] diesen Herbst, nebst den dazu gehörigen Zinsen vom ersten dieses Monaths bis zum Tage der Bezahlung. Sie finden zugleich einliegend das Formular Ihrer Verschreibung für die obige f. 1400.–, welche wir Sie bitten uns unterschrieben zurückzusenden. Wir grüssen Sie freundschaftlich Laué, de Luze & Co.

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1803 Xbr.

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Herr Pestalozzi an Laué de Luze 31 Saldo bis heute laut gegeb[ener] Rechnung

1804 7b

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Zins bis heute 8 Monat à 5% jährlich

7b

1

an baar[schaft vo]n Pestalozzi erhalten f 106.40 idem von [***] Frau Pestalozzi, mit Inbegriff eines Wechsels von L. 120.– auf Morsee wovon wir uns den Eingang vorbehalten " 213.20

" 30

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Bleibt Carol. à f 102/3

Soll

f 1924.35 " 64.10 f 1988.45

" 320.– f 1668.45

744 Buchsé den 1te n September 1804

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Gut für Ein Tausend Vier Hundert Gulden der Neue Louisd’or zu Zehn und Zwey Drittel Gulden, welche ich den Herren Laué de Luze & Co. in Wildegg schuldig bin, und zwischen hier und einem Jahre nebst den Zins à fünf vom Hundert jährlich abzuzahlen verspreche. Bis dahin und bis zur gänzlichen Tilgung dieser Schuld übergebe ich den Herrn Laué de Luze & Co. in Wildegg nachstehende Obligationen und Gültbriefe zu ihrer Deckung und gänzlichem Eigenthume, als: 1°. eine unbezahlte Kaufbeyle gegen Joh. Frey, dem Pfister in Brugg f 600.– 2°. eine Obligation auf Samuel Keller von Mandach " 300.– 3°. eine ditto auf Zimmermann in Oberflachs " 100.– 4°. ein Gültbrief auf die Gebrüder Michel und H. Eberhard in Kirchberg 400.– zusammen f 1400.–

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 52/53, Umschlag 187/1; Umschlag 187/1a (Rechnung) Bogen, 202x251 mm; Blatt, 194x237 mm (Rechnung) Siegelspuren, Siegelausriss, Rechnungsdatum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 8 Z. 20 Z. 21 Z. 29 Z. 35 Z. 36 Z. 36 Z. 38 Z. 41 Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 46

Pestalo[zz]i in Buchsé: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Laué de Luze: lateinische Schrift Pestalozzi: lateinische Schrift Carol: lateinische Schrift Buchsé: lateinische Schrift September: lateinische Schrift Laué de Luze & Co.: lateinische Schrift Obligationen: lateinische Schrift Joh. Frey: lateinische Schrift Obligation: lateinische Schrift ditto: lateinische Schrift Michel: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Laué, de Luze & Co.

 Nr. 322

III. Z. 11 Z. 12 Z. 31

f.: Abkürzung für Gulden, eine weitverbreitete Gold- oder Silbermünze Gültbriefe: Urkunden über zu zahlende Schulden, die durch ein Grundstück abgesichert sind, Schuldverschreibungen L.: Abkürzung für Louis d’or, französische Goldmünze

745 Z. 43

Z. 43

Z. 43 Z. 44 Z. 45 Z. 46 Z. 46

Kaufbeyle: Schriftlicher Kaufvertrag, den der Gläubiger bis zur Begleichung der Schuld als Pfand hält. Zu Händen des Schuldners geht der «Kaufbrief». Joh. Frey: Johannes Frey (1770–1844) war Bäcker in Brugg. Frey kämpfte Ende des 18. Jahrhunderts teils an der Seite seines Vaters und letzten Brugger Schultheissen Johannes Frey (1740–1815) gegen Befürworter der Revolution. Eine Zeit lang führte er eine Weinstube, die jedoch 1798 geschlossen wurde, um das Einschleichen verdächtiger Personen zu verhindern. Pfister: auch Pfisterei, ist eine Bäckerei. Die Bezeichnung wurde besonders in Kommunitäten (z.B. Kloster, Hof) verwendet. Samuel Keller: konnte nicht eruiert werden Zimmermann: konnte nicht eruiert werden Gebrüder Michel: konnte nicht eruiert werden H. Eberhard: konnte nicht eruiert werden

680. Philipp Emanuel von Fellenberg 6. September 1804 d[en] 6ten 7brs 1804. 5

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H[err] Fellenberg an P[estalozzi] Der Endsunterschriebne klagt 1. Gegen alle Verbindlichkeiten des Accords habe [ich] H[errn] Pestalozzi einen Schein (Gerichte) gegen sein Institut veranlast, u[nd] verbreiten lassen, wodurch d[er] gegenwärtige Vorsteher wenn sie fortdauern sollten, in die Unmöglichk[eit] gesetzt sein würde, sie mit denselben übernommenen Verbindlichkeiten zu erfüllen. 2. Von Seiten von H[errn] P[estalozzis] Gehülfen, werde das Innere des Instituts desorganisirt, anstatt dass sie alle darzu beitragen sollten demselben aufzuhelfen. 3. Es w[ird] n[icht] gethan was gethan w[erden] sollte, um das Institut zu erleichtern, durch wirksame Vorbereitung der Versorgung der lästigen Personen. 4. H[err] P[estalozzi] vernachlässige so sehr die ihm eigenen Hilfsmittel, Schriftstellerey u[nd] Reputation besonders, dass s[eine] Familie niemals wissen könne, wohin sie diese Vernachlässigung und derselben Folgen führen werde. 5. Wenn schon allein durch H[errn] P[estalozzis] Schuld dem Institut gegen alle Anstrengung der Vorsteher das erwünschte Gedeihen abgehen könnte, so könnten s[eine] Erben, derselben Schuldlosigkeit u[nd] Aufopferung ungeachtet, doch von dem

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Endunterschriebenen verlangen, dass er mit den Mitteln seiner Famille, ihren Accordgemässen, obgleich alsdann unbegründeten Anforderungen entspreche. Die erste Klage fodert bestimmt Aufhebung ihrer Veranlassung, und dass auf jedem möglichen Wege dagegen gewürkt werde. Besonders sollte man Chavannes zu diesem Zweck in Anspruch nehmen. Die übrigen Klagartikel erinnern hinlänglich an die dazu bereits vorgeschlagenen Abhülfen. Den Letzten betreffend verlange ich eine Versicherung dass er niemals mit schreiendem Unrecht und mit Härte gegen das Erbtheil meiner Armenschule und meiner Kinder missbraucht w[erden] könne. Fellenberg.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 82/10 Bogen, 171x216 mm, auf der Rückseite Antwort Pestalozzis (PSB XIV, Nr. 976b) Dorsualvermerk 6 Sept. 1804 Fellenberg gegen Pestalozzi Copia Textkritik

Zeuge [h] Sacherklärung I. Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 II. Am 1. Juli 1804 hatten Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) und Pestalozzi ein Abkommen unterschrieben (PSB XIV, Nr. 966D), welches die zukünftige Zusammenarbeit festschreiben sollte. Wie diese Klageschrift zeigt, traten schon kurze Zeit später Probleme auf. III. Z. 7 Z. 8 Z. 32 Z. 36

Accords: Vereinbarung vom 1. Juli 1804 (PSB XIV, Nr. 966D) Schein: Es ist unklar, was hier gemeint sein könnte. Möglicherweise handelt es sich hier um ein Abschreibefehler. Chavannes: Daniel Alexandre Chavannes (1765–1846)  Nr. 661 Armenschule: Erste Bestrebungen zur Gründung einer Armenschule lassen sich auf 1801 und 1804 datieren. Philipp Emanuel von Fellenberg (1771– 1844,  Nr. 426) wollte eine Schule schaffen, welche «sorgfältig ausgelesene Kinder aus rechtschaffenen armen Familien» aufnehmen sollte. Mangels solcher Kinder öffnete er aber bald schon seine Schule für Bettelkinder, Verwaiste, teils sogar jugendliche Verbrecher. Diese Schule sollte nach 1810 durch Johann Jakob Wehrli (1790–1855) Berühmtheit erlangen.

747 Z. 37

Kinder: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) meint damit wohl seine Erben. Zum Zeitpunkt des Briefes sind dies: Wilhelm Tell (1798–1880), Friedrich Rudolf (1800–1834), Elisabeth Charlotte (1801–1875), Emanuel Emil (1802–1806) und Elisabeth Olympia (1804–1870). Wilhelm Tell von Fellenberg wurde 1831 und 1850 Berner Grossrat; zwischenzeitlich leitete er die Privatschule und das Internat Hofwil (1844–1854) und war Gutsbesitzer und Landwirt in Merzig (Saarland). Friedrich Rudolf von Fellenberg reiste 1832 nach Euböa (Griechenland) und erwarb dort gemeinsam mit seinem Schulfreund, dem Engländer Edward Noel, ein Gut in Prokopi, wo er Fellenbergs landwirtschaftliche Anbaumethoden umsetzte. Dieses wurde nach seinem frühen Tod durch seinen Schwager Carl Friedrich Rudolf von Müller (1810–1884), verheiratet mit Fellenbergs Tochter Elise Luise Emma (1811–1892), gemeinsam mit Noel verwaltet. Elisabeth Charlotte wandte sich dem Pietismus zu und heiratete 1851 den Pfarrer Samuel Jakob Furrer in Wengi (Kt. Bern). Emanuel Emil starb im Alter von vier Jahren. Elisabeth Olympia heiratete 1831 Philipp Carl Ludwig Leutwein (1808–1899), einen Gutsbesitzer in Diemerswyl (Kt. Bern).

681. Johannes Niederer September 1804 5

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Theüerster Vater Pestalozzi! Diess sind die ersten Zeilen, die ich seit meiner Genesung schreibe. Mit zitternder Freüde richte ich dieselben an Sie. Es will zwar, wie Sie sehen, mit der Feder noch nicht recht fort. Sie werden mir aber desto eher verzeihen, dass ich Ihnen bisher nicht geschrieben habe. Morgen oder Übermorgen reisen wir von hier ab, und zwar über Neüenburg, wegen Madame Marty, die bis dahin mit uns zu fahren wünscht. Mein längerer Aufenthalt hier, wäre zwar um des Zwecks meines Besuches, der Organisation des Instituts um der Notitzen zur Rezension in Guthsmuths nicht überflüssig gewesen. Allein meine Sehnsucht zu Ihnen ist grösser, und mit heisser Begierde erwarte ich die Stunde, Ihnen in die Arme zu fallen. O Gott, wie wird mir seyn, wenn ich Sie widersehe! Ich musste mir von Ihrem hiesigen Besuche erst wieder alles erzählen lassen. Es kränkt mich, dass ich Ihnen damals nichts sagen, nicht einmal danken konnte. Meine Wehmuth und Schwäche waren zu gross. Doch ich bin nun gerettet, hoffe kraftvoller und fähiger zu werden für Sie und an Ihrem Werke zu arbeiten, als es bis dahin der Fall war, und glaube so fest, dass Gott mir gerade durch diese Umstände wohl gethan habe. Was mich unaussprechlich ermuntert, und sehr viel zu meiner selbst über Vermuthen der Ärzte schnellen Erholung beitrug, sind die Beweise Ihrer innigen Liebe,

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und die unvergessliche Sorgfalt Krüsis und aller hiesigen Freünde. Durch dieses Glück war ich und fühlte mich wie ein Kind in Muterarmen, ohne Bekümmerniss, ohne Sorge für den folgenden Tag; voll Ruhe, voll Stille, im Gefühl der Ohnmacht selbst oft voll innerer Erhebung. Das ist der sanfte Einfluss Ihres Herzens, theürer Vater, der alles erwärmt und alles belebt. Das ist die tröstende Wirkung Ihrer Gesinnungen, der[ethalben] Sie alles über der Liebe vergessen. Die Thräne, die, in dem ich diess schreibe, in meinem Auge ist, würde Ihnen wenigstens zeigen, dass ichs fühle; und ach! was habe ich Armer um Ihnen zu danken, als eine Thräne der Rührung! In meiner gegenwärtigen Stimmung kann ich Sie von nichts Anderem unterhalten, wenn mir gleich noch so Vieles auf dem Herzen ligt. Auch H[err] F[ellenberg] hat mir, bei aller Unzufriedenheit mit meinen Äusserungen sehr viel Gutes gethan. Dass ich auf der einten Seite so sehr missbilligen muss, wo ich auf der andern so viel Dank schuldig bin, und Wohlthaten annehmen musste ist eine wahrhaft peinigende Qual. Der Vorsehung trauen, und mit vorsichtiger Überlegung und Thätigkeit zu Werk gehen, ist alles was übrig bleibt. Darzu scheint mir das sich entschliessen zu einem f e s t e n P l a n e schlechterdings unentbehrlich. Fr[au] Rosenbergerin ist vergangenen Sonntag hier durch nach Glaris gereist. Ihr Aussehen und Benehmen war für uns nicht ganz beruhigend. Sie scheint indessen immer voll guten Willens. Krüsi geht nach Bern und eilt. Ich verspare daher alles aufs freüdige Widersehen. Leben Sie recht wohl. Herzliche Grüsse an a l l e a l l e . Ihr Niederer.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich Ms Pestal 53/54, Umschlag 262/IV,2 Bogen, 142x188 mm Dorsualvermerk Niederer, spätere Hand 1 Brief von Niederer nach seiner Lebensgefährlichen Krankheit geschrieben von Wylhof aus Original Textkritik

Zeuge H Z. 11

Aufenthalt hier, Sacherklärung I.

Johannes Niederer

(1779–1843)  Nr.

507

749 II. Die Datierung dieses Briefes auf September 1804 – im Gegensatz zu Morf, welcher den Brief auf März 1805 datiert (Morf III, S. 90f.) – liegt darin begründet, dass Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) selber sein Tagebuch vom März 1805 in Yverdon schreibt und zudem nicht den Anschein einer kürzlich überstandenen Krankheit erweckt (ZB Zürich, Ms Pestal 621/1). Zudem existiert von Pestalozzi ein Brief an die Freunde in Buchsee, welcher die Genesung Niederes erwähnt. Dieser Brief wird von den Herausgebern der Kritischen Ausgabe mit September 1804 datiert (PSB IV, Nr. 979), eine Annahme, die zwar nicht begründet wird, aber einleuchtend scheint. III. Z. 10 Z. 13

Z. 26 Z. 26

Z. 38 Z. 45f. Z. 46

Madame Marty: Julie Augustine Marti-Calame (*1776)  Nr. 626 Rezension in Guthsmuths: Gemeint sein müsste eine Rezension in Johann Christoph Friedrich GutsMuths Bibliothek der pädagogischen Literatur: verbunden mit einem Correspondenzblatte, welches pädagogische Abhandlungen, Aufsätze, Anfragen, Nachrichten, Wünsche, Zweifel, Vorschläge &c. enthält, und einen Anzeiger. Gotha 1800–1812. Unter Niederers Name lässt sich zwischen September 1804 und im ganzen Jahr 1805 keine nachweisen. Es finden sich zwar drei Rezensionen zu Publikationen Pestalozzis, diese sind aber alle mit Kr[üsi] gezeichnet. Da der Satz Niederers unklar ist, könnten hier allenfalls auch Notizen Niederers gemeint sein, die Krüsi für seine Rezensionen verwendet hat. Krüsis: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 hiesigen Freünde: Pestalozzi richtet nach Johannes Niederers (1779–1843,  Nr. 507) Genesung im September 1804 einen Brief an Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588), in welchem er Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) und dem Arzt Samuel Albrecht Tribolet (1771–1832) danken lässt (PSB IV, Nr. 978). H[err] F[ellenberg]: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 Fr[au] Rosenbergerin: Möglicherweise handelt es sich hier um Barbara Rosenberger (1781–1858,  Nr. 1078). Glaris: Glarus

682. Gottlieb Anton Gruner 13. September 1804 Heilbronn am Neckar d[en] 13ten Septemb[er] 1804. 5

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Lieber Vater Pestalozzi, durch den angenehmen Besuch, den ich gestern von H[err]n von Türk Ladomus und Schmid erhielt, habe ich von Euch Kunde vernommen, die mir unangenehm ist. Euer Geist ist nicht mehr der alleinherrschende in Buchsee wie er es in Burgdorf war. Ich zweifle nicht, dass dieser niemals ermüdende Geist für das Wohl der Menschheit nun auf eine andre Art eben so wirksam ist oder seyn wird; ich zweifle nicht, dass die Weltregierung durch eben diese Vorgänge, welche sie über die grosse Sache

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Eurer Bildungsplane verfügt hat, diese wichtige Angelegenheit fördern wird. Ich bin also in dieser Beziehung wieder beruhigt. Aber desto bedenklicher bin ich wegen der Privatangelegenheit natürlicher weise geworden, die ich Euch neulich ans Herz legte und die mir seit meinem letzten Brief an Euch noch wichtiger geworden ist. Da Niederer mich fragte ob «jene Erzieherin noch in Eurem Institute placirt werden könne» sagte ich mit Freuden Ja. Aber dabey setzte ich durchaus zum Grund, dass sie unter Eurer Leitung unter dem Einfluss Eures wohlwollenden und wohlthuenden Geistes sich nach E u r e n Ideen zur Erzieherin bilden könnte. In dem Institute zu Buchsee von dem Ihr Euch – nach dem was ich gehört – bald völlig zurückziehen möchtet kann sie nicht angestelt werden. Dort überlädt man die Menschen, dort findet man die seelenkundige Liberalität schwerlich mehr, die Ihr in Burgdorf ausübtet; dort wird Euer Geist und Eure Herzenskraft nicht lang unbedingt herrschend bleiben, dort fehlt Eure Nähe und mit ihr – nach meiner Überzeugung – Alles, was ich by jenem Wunsche im Auge hatte. Sehnlich warte ich auf Nachricht von Euch, ob I h r jetzt schon mit Bestimmtheit sagen könnt, dass Ihr vereinigt mit dem treflichen Krüsi und dem edlen Niederer n ä c h s t e n s an einem dritten Ort eine neue educatorische Unternehmung beginnen werdet, und ob I h r dabey meine Freundin – deren Beruf Mutter im reinsten Sinn des Worts an Euren kleineren Zöglingen zu werden ich seit kurzen klarer als je erkannt habe – anstellen wollt und könnt. Ist diess nicht der Fall, oder k ö n n t i h r f ü r s e r s t e d e n Augen bli ck n i c ht ge nau besti m me n , wa n n es g e s c h e h e n k a n n , so bitte ich Euch bey Allem was uns heilig ist, dass Ihr beyliegenden Brief unmittelbar nach Lesung dieses Blatts sicher an die Addresse bestellt. Geschähe das nicht, so würd ich in dieser mir wichtigen Angele[ge]nheit in einer doppelten Hofnung getäuscht, über die Verzögerung auch die zweite Aussicht zur zweckmässigen Anstellung jenes Frauenzimmers verlieren, welche ich mir eröfnete, ehe Niederers Brief die meinigen an Euch s o s p ä t beantwortete. Da ich weiss, dass Ihr l[ieber] V[ater] P[estalozzi] über den Gedanken ans grosse Ganze das Wohl einzelner, die Rettung einzelner nicht aus den Augen verliert, wende ich mich mit Zuversicht mit disen Zeilen an E u c h und bitt Euch auf jeden Fall um promte Antwort. Mit den herzlichsten Wunschen Euer getreuer Gruner.

751 Überlieferung 1 2 4 5

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 1036 Nr. 25a/200–201 Bogen, 168x103mm Dorsualvermerk An Pestalozzi für Charlotte Lutz Original Textkritik

Zeuge H Z. 15 Z. 44

der Privatangelegenheit zweite Aussicht Sacherklärung I.

Gottlieb Anton Gruner (1778–1844)  Nr. 611 II. Gottlieb Anton Gruner (1778–1844,  Nr. 611) hatte offenbar durch seine Besucher von den Spannungen zwischen Pestalozzi und Philipp Emanuel von Fellenberg (1771– 1844,  Nr. 426) in Münchenbuchsee gehört. Da er Lotte Lutz (1776–1832,  Nr. 640) zu Pestalozzi zur Ausbildung schicken wollte, erkundigte er sich nach der aktuellen Situation, um sicher zu gehen, dass sie auch von Pestalozzis «Einfluss» und «Geist» profitieren kann. III. Z. 6 Z. 6 Z. 6 Z. 7 Z. 15

Z. 17 Z. 18 Z. 33

von Türk: Wilhelm Christian von Türk (1774–1846)  Nr. 653 Ladomus: Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854)  Nr. 689 Schmid: Joseph Schmid (1785–1851)  Nr. 712 Kunde vernommen: Damit dürften die Auseinandersetzungen mit Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) gemeint sein ( Nr. 680) Privatangelegenheit: Damit spricht Gottlieb Anton Gruner (1778–1844,  Nr. 611) den geplanten Aufenthalt von Lotte Lutz (1776–1832,  Nr. 640) bei Pestalozzi an (vgl.  Nr. 671). letzten Brief:  Nr. 671 Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588

683. Ignaz Heinrich von Wessenberg Herbst 1804 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 961/12, S. 6

752 Sacherklärung I. Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774–1860) aus Dresden wächst im badischen Feldkirch auf und besucht zuerst das Kolleg ehemaliger Jesuiten, dann die Dillinger Fakultät, schliesslich Würzburg und Wien. Ab 1798 lebt er abwechselnd in Augsburg und Konstanz. Protegiert von Carl Theodor Anton Maria, Freiherr von Dalberg (1744–1817,  Nr. 565), vertritt er 1802 in diplomatischer Mission die Interessen der Alten Kirche in Bern. Im selben Jahr wird Ignaz von Wessenberg Generalvikar des Bistums Konstanz und Dalbergs Bistumsverwalter. Von Wessenberg errichtet in Meersburg (BadenWürttemberg) ein Priesterseminar und engagiert sich für ein Schulwesen im «Sinne Pestalozzis» (Wessenberg 1814, S. 16). Ignaz Wessenberg führt die deutsche Sprache in Liturgie und Kirchengesang ein. Er strebt eine deutsche Nationalkirche an, wofür er sich auch auf dem Wiener Kongress einsetzt. Nachdem der Papst Pius VII. (1742–1823) bereits 1817 seine Wahl zum Bistumsverweser für nichtig erklärt hat, wird von Wessenberg 1822 bei der Wahl des Rottenburger Bischofs erneut übergangen. Ignaz von Wessenberg zieht sich nach Konstanz zurück, wo er private Studien verfolgt und am 9. August 1860 stirbt. Quelle: Ignaz Heinrich von Wessenberg: Die Elementarbildung des Volkes im Achtzehnten Jahrhundert. Zürich 1814 II. Der Hinweis auf diesen Brief stammt aus dem Tagebuch Johannes von Muralts (1780– 1850,  Nr. 610). Darin wird berichtet, dass ein «Herr aus Mannheim» da gewesen sei, «der sehr redselig allem nachfragte» und auch einen Brief von Wessenberg gebracht habe. Am Rand befindet sich eine Bleistiftnotiz, möglicherweise von Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507). «Es war ein Graf v[on] Horsteck, der in St. Urban infam gegen die Methode schimpfte.» Die Bekanntschaft Pestalozzis mit Wessenberg stammt von dessen Besuch in Burgdorf 1801.

684. Johann Ludwig Ewald Herbst 1804 [Reg.] Schreibt einen «begeisterten Brief» an Fellenberg und Pestalozzi.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 961/12, S. 6 Sacherklärung I.

Johann Ludwig Ewald (1748–1822)  Nr. 529

753 II. Die Kenntnis dieses Briefes stammt aus dem Tagebuch Johannes von Muralts (1780– 1805,  Nr. 610). Worum es in diesem Brief geht, ist unbekannt. III. Z. 4

Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426

685. Gottlieb Anton Gruner Herbst 1804 [Reg.] Möchte von Pestalozzi Unterstützung bei der Ankündigung seines Buches.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 961/12, S. 6 Sacherklärung I.

Gottlieb Anton Gruner (1778–1844)  Nr. 611 III. Z. 4

Buches: Anton Gruner: Briefe aus Burgdorf über Pestalozzi, seine Methode und Anstalt. Ein Beytrag zum besseren Verständnis des Buches: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt, und zur Erleichterung des zweckmässigen Gebrauchs der Pestalozzischen Elementarunterrichtsbücher. Hamburg 1804

686. Anna Pestalozzi-Schulthess 1. Oktober 1804 5

Herrn Pestalozzj – In M ö n c h e n b u c h s y bey Bern – d[en] 1. 8bre 1804 man b ittet um sc hleünig möglic hste a b gabe d ieses b r iefes

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Diesse Nacht, Sontags den 30. Herbstm[onat] lieber! ist unsere jnig liebe D[orothea] Usterj gestorben – so sanft als sie gelebt – nun

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bittet jezt unsere liebe Fr[au] O[ber]herrj dass ihr eüere Reise hieher mit Fr[au] le Riche noch bis Ende dieser Woche aufschiebet, die Verwandten kommen alle auf das Leichenbegängnis so könftigen donstag vor sich gehen wird – wenn H[err] le Riche nach Zürich zu reissen gesinnet, so bittet sie dan in der Rükreise sich das Ver[g]nügen aus das nicht alles zusammen komme, so unmöglich wäre, u[nd] unsere Fr[au] Oberh[errin] auch ein wenig Ruhiger sie empfangen könne – ach – die gute hat nun ihre beste Freündin verloren – wie viel Leiden gehet über sie – Sontags Nachts a[m] 10. Uhr ist der Franz aus Rusland angekomen, u[nd] am namlichen Morgen gegen 31/2 Uhr starb unser liebes Dörlj – ich hofe der Brief durch die Kutsche komme noch zu rechter Zeit. der deinige u[nd] Krüsis haben wir gestern empfangen, u[nd] hat uns sehr gefreut. gottlob dass du gesund bist – in Eil, alle grüssen dich lieber! herzlich, wie sehr mich der verlurst von dem jungen, lieben Dörlj schmerzet! glaubest du – ach! mus es dan seyn, dass mir alles vorangehet – gott erhalte dich mir – teürer lieber deine Nane.

Überlieferung 1 2 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 54a, Umschlag 281/7 Blatt, 169x216 mm Stempel Lenzbourg, Siegelspuren, Datum am Schluss Original Textkritik

Zeuge H Z. 13 Z. 15 Z. 17–19 Z. 21f.

le Riche: lateinische Schrift le Riche: lateinische Schrift das nicht alles zusammen komme, so unmöglich wäre, u[nd] unsere Fr[au] Oberh[errin] auch ein wenig Ruhiger sie empfangen könne namlichen Sacherklärung I.

Anna Pestalozzi-Schulthess (1738–1815)  Nr. 3 III. Z. 11 Z. 12 Z. 13

D[orothea] Usterj: Dorothea Usteri (1765–1804)  Nr. 434 Fr[au] O[er]herrj: Franziska Romana von Hallwil (1758–1836)  Nr. 744 Fr[au] le Riche: Über Frau Leriche ist kaum etwas bekannt. Sie war die Mutter des späteren Pestalozzischülers Felix, der sich 1811/12 in Yverdon aufhielt, und die Ehefrau eines «inspecteur des postes», der 1806 in Paris

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Z. 15 Z. 21

Z. 24

an der rue Paradis 12 wohnhaft war (PSB V, S. 179). Wie aus einem Schreiben Anna Pestalozzi-Schulthess’ (1738–1815,  Nr. 3) an ihren Mann vom 3. April 1805 ( Nr. 736) hervorgeht, glaubte Frau Leriche offenbar, in einem freundschaftlichen Verhältnis zu den Pestalozzis, vor allem zu Anna, zu stehen (PSB IV, S. 642). H[err] le Riche:  Nr. 769 Franz: Franz von Hallwil (1777–1852) war der mittlere der drei Söhne Franziska Romanas von Hallwil (1758–1836,  Nr. 744). Zunächst besuchte er das Knabenerziehungsinstitut Hans Heinrich Rahns (1726–1801) in Aarau, ab Sommer 1785 engagierte die Mutter den Bündner Pfarrer Jeremias Lorsa (1757–1837,  Nr. 344) als Hauslehrer für Franz und seine Brüder. 1794 wurde er Offizier in russischen Diensten, quittierte aber den Dienst und kehrte Ende 1804, nachdem er, chronisch in Geldnöten, den Schmuck einer Verwandten unterschlagen hatte, nach Hallwil zurück, wo er die Leitung übernahm. 1807 heiratete er Adrienne de Loys aus Genf (1789– 1850), die ihn aber 1834 verlassen sollte. 1815 wurde er Mitglied des aargauischen Grossen Rates, 1838 aargauischer Oberst. Krüsis: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588

687. Georg Friedrich von Parrot 17. Oktober 1804 [Reg.] Aus Dorpat kommt eine Anfrage, bei der Gründung der Schulen mitzuhelfen.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 291.25ff. und Ms Pestal 621/1, S. 141 Sacherklärung I.

Georg Friedrich von Parrot (1767–1852) besucht von 1781–1785 die Karlsakademie in Stuttgart. Die dort begonnenen vorwiegend mathematischen und physikalischen Studien betreibt er neben seiner Haupttätigkeit als Lehrer in Karlsruhe, Offenbach am Main und in Livland weiter. Parrot wird 1797 Sekretär der Livländischen Gemeinnützigen und Ökonomischen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang wird er 1800 Ordinarius für Physik an der im selben Jahr neu gegründeten Universität Dorpat. 1826 folgt er dem Ruf an die Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, wo er bis zur Emeritierung im Jahre 1840 lehrt. II. Es ist unsicher, wie der Kontakt zwischen Georg Friedrich von Parrot (1767–1852,  Sacherklärung I.) und Pestalozzi zustande kam. Es scheint plausibel, dass Parrot Pestalozzi über sein Amt im Bereich der Wohltätigkeit kannte, dies vielleicht in Kombination mit der Tatsache, dass seine erste Frau Wilhelmine Lefort aus einer Genfer Familie stammte. Nach Stadler (1993, S. 259) geht aus dem Briefwechsel zwischen

756 Frédéric César de Laharpe (1754–1838,  Nr. 722) und Zar Alexander I. (1777–1825,  Nr. 520) hervor, dass Laharpe ihn mit Pestalozzis Methode bekannt machte. Es ging auch eine Berufung von der Universität Wilna an Pestalozzi ein, die Laharpe befürwortete. Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) schreibt dazu unter dem Datum vom 12. Januar 1805 in seinem Tagebuch (Ms Pestal 621/1): «Gestern erhielt Pestalozzi einen Brief von Dorpat, worin sie ihm den Titel Obrist geben und ihm sagen, er solle sich dem Kaiser anvertrauen, sie wollen ihm eine Stelle schaffen. Pestalozzi will nun ein Memorial über das machen, was in den Schulen geschehen soll.» Dies scheint aber nicht verfasst worden zu sein (vgl. PSB IV, S. 636). Pestalozzi bittet im Brief an Niederer vom 4. April: «Ich bitte dich dringend, vollende die Bemerkungen für den russischen Kaiser! In wenigen Tagen müssen sie in Lausanne seyn» (PSB IV, S. 315). Folgt man Schönebaum (1962, S. 114ff.), diskutierte die Schulkommission des Lehrkreises Dorpat eine Zusammenarbeit mit Pestalozzi ab Mitte 1804. Der Schulkommission stand mit Friedrich Maximilian Klinger (1752–1831) der Kurator der Universität vor. Nach Schönebaum war es Georg Friedrich Parrot – ebenfalls Mitglied der Schulkommission und zugleich Rektor der Universität –, der in Absprache mit der Kommission Pestalozzi kontaktierte. Dabei soll vor allem Parrots Kollege Karl Simon Morgenstern (1770–1852,  Nr. 1189) auf ein Engagement Pestalozzis hingewirkt haben. III. Z. 4

Dorpat: Tartu (Estland)

688. Ernst Gotthelf Albrecht Tillich Oktober 1804 5

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[Reg.] «Ich habe neulich Pestalozzi selbst geschrieben, ihn von meinen Plänen (Ausreise nach Russland, Gründung von Instituten und Einführung der Methode) genauer unterichtet und ihn auch auf die möglichen Schwierigkeiten aufmerksam gemacht. Ich erwarte nächstens Antwort.» Zudem berichtet er, er habe «viele Gönner der Methode gefunden und mehrere Proselyten gemacht.» Er «rühmt die Grundsätze in der Gertrud, tadelt die Methodenbücher, schimpft auf Johannsen. Tillich fürchtet, Pestalozzi möchte ihm nicht mehr gut sein. Er schmiegt sich sehr an ihn an und warnt Pestalozzi vor seinen Freunden.»

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 366a (Photokopie) und ZB Ms Pestal 961/12, 26.10.1804, S. 14 (Tagebuch Muralt) Textkritik

Zeuge [h]

757 Sacherklärung I. Ernst Gotthelf Albrecht Tillich (1780–1807) stammt aus Südbrandenburg. Er beschliesst seine Studien mit dem Magister der Philosophie, war Professor (Lehrer) und Autor pädagogischer Schriften. Nach erfolgreicher Hauslehrertätigkeit, die die Zahl seiner Zöglinge wachsen lässt, gründet Tillich ein Erziehungsinstitut in Leipzig und übersiedelt – nach einem Besuch bei Pestalozzi in Münchenbuchsee in der zweiten Hälfte 1804 bis 1805 nach Dessau, wo er sein Institut mit Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (1759–1815,  Nr. 615) zur Erziehungs- und Lehranstalt zu Dessau vereinigt. Zunächst ist Tillich Mitvorsteher, dann alleiniger Leiter. Da er an Tuberkulose erkrankt, muss er sich zurückziehen. Die Fürstin Luise Henriette Wilhelmine von Brandenburg-Schwedt (1750–1811), Gemahlin des Herzogs Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817), stellt Tillich zwecks Erholung eine Wohnung auf ihrem Gut bei Dessau, dem Luisium, zur Verfügung, wo er im Alter von knapp 28 Jahren am 30. Oktober 1807 stirbt. Quellen: Ernst Tillich: Allgemeines Lehrbuch der Arithmetik oder Anleitung zur Rechenkunst für Jedermann. Leipzig 1806; Ernst Tillich: Erstes Lesebuch für Kinder. Leipzig 1809 II. In einem Brief an den Generalsuperintendenten Karl Gottlob Sonntag (1765–1827) vom 17. November 1804 berichtet Ernst Gotthelf Albrecht Tillich (1780–1807,  Sacherklärung I.) über seine pädagogischen Absichten und Pläne und erwähnt unter anderem auch seinen Besuch bei Pestalozzi in Münchenbuchsee im vergangenen Sommer ( Nr. 656). In diesem Kontext erwähnt er auch einen Brief, den er an Pestalozzi geschrieben hat. Aufgrund des Datums des Briefes an Sonntag muss der Brief an Pestalozzi im Herbst geschrieben worden sein. III. Z. 8

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Z. 9

Proselyten: Als Proselyten werden Menschen bezeichnet, die als NichtJuden geboren sind und später das Judentum annehmen. Proselyten sind, dem Wortsinne nach, die neu Herantretenden, die Hinzukömmlinge. Hier sind wohl neue Anhänger der Methode gemeint. Gertrud: Wie Gertrud ihre Kinder lehrt. Ein Versuch, den Müttern Anleitung zu geben, ihre Kinder selbst zu unterrichten. Bern 1801 Methodenbücher: Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Erstes Heft bis drittes Heft. Zürich und Bern in Commission bey Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 – Viertes Heft. Ebenda. 1804. ABC der Anschauung oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Erstes und zweytes Heft. Zürich und Bern in Commission bey Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cotta’schen Buchhandlung 1803 und Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Erstes Heft. Zürich und Bern in Kommission bei Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cottaschen Buchhandlung 1803 Johannsen: Friedrich Johannsen (1778–1860) aus Walsbüll (Schleswig-Holstein) absolvierte die Lehrerausbildung am Seminar in Kiel. Er verfasste die Kritik der Pestalozzischen Erziehungs- und Unterrichtsmethode nebst Erörterung der Hauptbegriffe der Erziehungswissenschaft (1804), welche Pestalozzi zu einer Gegenschrift veranlasste (Auseinandersetzung mit Fried-

758 rich Johannsen in Flensburg 1804/1805; PSW XVII, S. 79–94). Johannsen, der noch ein Studium der Theologie und der Rechtswissenschaft an der Universität Kiel abschloss, war auch der Verfasser von Pestalozzis gegenwärtiger Standpunkt (1805) im Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Zeitung.

689. Johann Jakob Friedrich Ladomus Oktober 1804 5

[Reg.] Ladomus schreibt, er habe «viele Gönner der Methode gefunden und mehrere Proselyten gemacht. … Er macht ein grosses Wesen aus einer meiner [Muralts, Red.] Erfindung über ungleiche kubische Wurzelausrechnungen, die Schmid belacht und gleich auflöst.»

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 961/12, 26.10.1804, S. 14 (Tagebuch Muralt) Sacherklärung I.

Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854) studiert in Heidelberg. 1800 geht er nach Karlsruhe, wo er vom Ingenieuroberst Johann Gottfried Tulla (1770–1828) Privatunterricht erhält, der in Projekten zur Schiffbarmachung und Begradigung des Rheins federführend ist. 1804 ist Ladomus bei Pestalozzi in Burgdorf und Münchenbuchsee. 1805 weilt er für kurze Zeit in Leipzig. Kurz darauf ist er an einer Privatlehranstalt in Stettin (Westpommern) Direktor. 1807 nimmt er eine mathematische Professur an der neu gegründeten badischen Ingenieurschule an. Er veröffentlicht unter anderem eine Zeichnungslehre nach Pestalozzi’s Grundsätzen (1805), Pestalozzi’s Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse in Bezug auf Arithmetik als Wissenschaft (1807). Sein erfolgreichstes Buch ist aber Geometrische Construktionslehre für Lehrer und Lernende: Ein Versuch geometrischer Geistesgymnastik (1812). In seinen Schriften finden sich immer auch methodische Überlegungen und Darstellungen, insbesondere zum geometrischen Zeichenunterricht. Ladomus bleibt an dieser Ingenieurschule bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1850. II. Während Johann Jakob Friedrich Ladomus (1782–1854,  Sacherklärung I.) sich mit dem Pestalozzischen Institut in Münchenbuchsee aufhält, ist Pestalozzi meist in Yverdon, wo er sich um den Aufbau seines Instituts im Schloss kümmert. III. Z. 5

Proselyten: Als Proselyten werden Menschen bezeichnet, die als NichtJuden geboren sind und später das Judentum annehmen. Proselyten sind, dem Wortsinne nach, die neu Herantretenden, die Hinzukömmlinge. Hier sind wohl neue Anhänger der Methode gemeint.

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Z. 6

ungleiche kubische Wurzelausrechnungen: Wurzeln mit dem Wurzelexponenten 3 werden oft als Kubikwurzeln bezeichnet. Bsp.: 327=3. Nur in wenigen Fällen ist die Wurzel einer natürlichen Zahl wieder eine natürliche Zahl. In der Regel erhält man Dezimalzahlen, die weder abbrechen noch periodisch sind. Schmid: Joseph Schmid (1785–1851)  Nr. 712

690. Wilhelm Christian von Türk Oktober 1804 5

[Reg.] Von Türk schreibt, er habe «viele Gönner der Methode gefunden und mehrere Proselyten gemacht. … Von Türk schlägt dem Pestalozzi den Gräffe zu Verleger vor».

Überlieferung 1

ZB Ms Pestal 961/12, 26.10.1804, S. 14 (Tagebuch Muralt) Sacherklärung I.

Wilhelm Christian von Türk (1774–1846)  Nr. 653 II. Während Wilhelm Christian von Türk (1774–1846,  Nr. 653) sich mit dem Pestalozzischen Institut in Münchenbuchsee aufhält, ist Pestalozzi meist in Yverdon, wo er sich um den Aufbau seines Instituts im Schloss kümmert. III. Z. 5

Z. 5

Proselyten: Als Proselyten werden Menschen bezeichnet, die als NichtJuden geboren sind und später das Judentum annehmen. Proselyten sind, dem Wortsinne nach, die neu Herantretenden, die Hinzukömmlinge. Hier sind wohl neue Anhänger der Methode gemeint. Gräffe: Johann Heinerich/Heinrich Gräff (1765–1827)  Nr. 678

691. Wilhelm Kern 24. Oktober 1804 Göttingen, 24. Okt. 1804. 5

Mein Herr, Sie haben durch Ihre Erfindung der organischern und alseitigern Entwiklung der Seelenkräfte des Zöglings wie überhaupt für alle

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Zeiten der Menschheit den innigsten und sichersten Weg zur Selbstdarstellung des in ihr wohnenden Adels und zur Erringung ihres hohen heiligen Ziels angedeutet, so besonders für die jezigen Zeiten dem denkenden Theil der Menschheit eine Aufgabe hingestelt, deren Lösung auch auf andre Felder der Denkung ein organischeres Licht hinüberstralen mus, sofern Erkentnis der Organischheit sich an Erkentnis der Organischheit und naturgemässe Ansicht der Dinge sich an naturgemässer Ansicht der Dinge entzündet und verbreitet, um so mehr Dies, da Ihr Feld in der Mitte zwischen dem sinlichen und übersinlichen Reich liegt und an Beiden nach seiner Eigenthümlichkeit und nach seiner Art Theil nimt. Sie haben die Aufgabe selbst hingestelt v o l e n d e t und bewahrheitet durch reine Thatsachen, und ihr in Ihren Schriften selbst weit über die h a l b e L ö s u n g hinzu gegeben. Die Wirkung steht da; man sol die e r s c h ö p f e n d e und b e f r i e d i g e n d e Ursache derselben aufsuchen! Theils von Ihrer Seite wird in Ihren Schriften und in dem Geist derselben sowol als auch namentlich noch in der (in das Intelligenzblat der Jenaischen Literaturzeitung Num. 71 eingerükten) Erklärung vom 6 Jun d[ieses] J[ahres]. Jeder, der die Sache fördern kan, aufgefordert, sein Scherflein zur Vervolkomnung, vorzüglich zur theoretischen Vervolkomnung (denn in der Praxis müssen wir hierin bei Ihnen in die Schule gehen) dieses organischen Mittels der Menschheitskultur beizutragen; theils von Seiten der Menschheit ist es ein ihr ewig zustehendes und von ihr auch viel gebrauchtes, nur leider! in den Zeiten ihrer Unkultur oft misbrauchtes Vorrecht (denn eigentlich ist es auch i h r e Sache), über jede neue Thatsache, wenn sie wichtig genug ist oder dafür gehalten wird, mit der Unendlichzüngigkeit ihrer Urtheile herzufallen. Und in der That ist es auch besser und der Menschheit nüzlicher, dass zu viel, als dass zu wenig geurtheilt werde, dass, wenn auch zwischendurch im Blinden, geprüft, als dass gar nicht geprüft werde. Freilich werden Sie der blinden Prüfer schon Mehre erlebt haben, als es Ihnen lieb ist und der jezigen Menschheit Ehre bringt. Indes, denke ich, dienen Ihnen die echten und lichten Prüfer gerade zur Beschwichtigung des Ahrimanischen Feuers oder der Fieberhize der vorlauten Verkündiger ihrer Vorurtheile und zur Aufwiegung der Last, die Ihrem Geist diese Wortführer der Antiquität auflegen. Wenigstens müssen Sie sie als die wahren Repräsentanten der Sie umgebenden Menschheit in Absicht der Beurtheilung, ob Diese Ihnen Gerechtigkeit wiederfahren lasse oder nicht, ansehen, vorausgesezt, dass sie nicht gänzlich die Ausnahme von dem Gemeinurtheil machen.

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Freilich hat Keiner so scharfe Luchsaugen gegen sein eignes Selbst, dass er sofort seine Überzeugung dem Inhalt nach als Falschheit und der Quelle nach als Erzeugnis der Vorurtheile ansehen könne, und jeder, auch der unbesonnenste, Beurtheiler kan mit Tiraden über Oberflächlichkeit und Unbefugtheit der Urtheilungen (nemlich Andrer, meint er) anfangen, um sich in den Augen der Leser recht fest zu sezen. Drum ist es, wenn ich mich geneigt fühle, zum Vortheil der Menschheit und zur Befördrung der Wissenschaft, so viel an meinem geringen Theil liegt, die Feder zu ergreifen, um Ihnen die Ideeen meiner Theorie über die Elementarbildung des Zöglings zur etwanigen Ergänzung der philosophischen Ansicht Ihrer Bildungsmethode mitzutheilen, meine Pflicht, mich geduldig Ihrem Urtheil zu unterwerfen, ob dasselbe mich den blinden oder den sehenden Leitern zuzählen werde. Um meinen Gegenstand mit desto grössrer Ungefesseltheit und Natürlichkeit abzuhandeln und um ihm seine Selbstständigkeit und Würde ungeschmälert zu lassen, erlauben Sie, dass ich das Gängelband der Briefform für die Verhandlung der Sache selbst abstreife und meine Ideeen in der Gestalt einer freien Abhandlung, die das ganze Publikum liest, auftreten lasse. … Sie haben die Abhandlung gelesen, die ich, wie ich mir hierzu die von mir bei Ihnen vorausgesezte Erlaubnis genommen habe, um meine Gedanken nicht schief, verschämt oder sonst ungerathen und verfehlt auszudrüken, und das Publikum – das Allem voran geht – nicht um eine reine Ansicht der Dinge zu betriegen, als gänzlich unabhängig von diesem Brief an Sie abgefast habe. Ob es mir nun gelungen sei, Sie von der Nichtexistenz einer auch ästhetischen Elementarbildung zu überzeugen, ob meine etwas anders gestelte Begründung der (auch wenigstens dem Namen nach um einen Punkt vermehrten) Elementarartikel in dem Stadium des Vorunterrichts Ihren Beifall errungen habe, ob ich in eigner theoretisch-einseitiger Aufstellung der wahren Tugendelementarerziehungsmethode nicht eher jedes Andre als den Kopf getroffen, ob ich überal nach Ihrer Einsicht die Theorie entweder etwas geweitet oder gesichert habe, oder ob ich, wenn auch dieses Alles meinem Wunsch nicht entsprochen, ausserdem irgend eine neue Idee in Ihnen erwekt, oder eine alte berichtigt oder von einer andern nicht unwahren Seite dargestelt habe, oder ob nichts als der blosse gute Wille an allen den Gedanken zu rühmen sei, hierüber werde ich demnächst Ihr Urtheil auf irgend eine Art zu vernehmen haben. Über Eins aber kan ich mich schon ansehen, als hätte

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ich Ihr gefältes Urtheil vor mir liegen, welches ich in der That auch vor mir liegen habe geschöpft aus Ihren Schriften und aus dem Geist Ihrer Denkungsart, der unverkenbar aus jeder Ihrer Perioden zu dem Leser spricht, nemlich, dass derjenige mit ihrem Geist kongenialischern Augen die Sache betrachte und näher Ihrem mächtig wirkenden Gemüth stehe, der auf eignen Wegen zu eigner Ansicht der gemeinschaftlichen Sache und der einen und derselben Wahrheit unter eignen Ausdrüken gelangt, als derjenige, der (zum deutlichen Beweis, dass er, wenn fremdes Licht ihm nicht vorleuchtete, gar nichts sehen würde, ja selbst, dass ihn jezt dieses fremde Licht nur b l e n d e n könne) seine Verehrung gegen Sie nicht anders als mit starrer Nachbetung selbst bis auf die Formeln herab und mit jäher Übertreibung einzelner Punkte (und Karikirung des Ganzen) zu feinern weis und Ihren Geist in Ihren Worten findet oder ihn über denselben vergist. Nur dem Geist nach und aus Büchern Sie kennend, aber, wie ich mir schmeichle, nicht ganz falsch kennend, habe ich Ihnen, die in der gedachten Erklärung versprachen, Ihre Hand dem, der sich die tiefere Begründung Ihrer Elementarerziehungswissenschaft angelegen sein liesse, nicht zu verweigern, meine Ideen hierüber mittheilen gewolt, um Ihnen wenigstens meine innigste Theilnahme an Ihrer die Menschheit umschlingenden Unternehmung öffentlich zu bezeugen. W. K e r n .

Überlieferung 1

Wilhelm Kern: Ein Brief an H. Pestalozzi. Göttingen 1804 Textkritik

Zeuge a Z. 69

Hier folgt in der Druckschrift die eigentliche Abhandlung. Diese ist wiederabgedruckt in NPS 2, S. 86–128 Sacherklärung I.

Wilhelm Kern (178?–1834), Sohn des Philosophen und Theologen Johann Michael Kern (1731–1795), kommt in Walsrode zur Welt. 1803 nimmt er in Göttingen das Philosophiestudium auf und wird ebenda 1806 Doktor und Privatdozent. 1815 stellt er die Lehre ein, um in der Folge von seinem Privatvermögen zu leben. Neben philosophischen Schriften veröffentlichte er auch Ein Brief an Pestalozzi (1804) und die Pestalozzi gewidmete Schrift Pädagogische Fragmente (1807).

763 II. Der hier zum Abdruck gelangte Brief ist die Einleitung in Wilhelm Kerns umfangreiche Studien Ein Brief an Pestalozzi. Göttingen 1804 (wiederabgedruckt in NPS 2, S. 83– 137). Weshalb Wilhelm Kern (178?–1834,  Sacherklärung I.) diesen «öffentlichen» Brief an Pestalozzi verfasst hat, bleibt wegen der dünnen Quellenlage unklar. III. Z. 26

Z. 43

Erklärung: Es handelt sich um eine der ersten Verteidigungsschriften Johannes Niederers (1779–1843,  Nr. 507) zu Pestalozzis Methode Erklärung über die Rezension der Pestalozzischen Methode und der darüber erschienen Schriften, welche in der Jenaischen Literaturzeitung Nr. 59 u.f. und Nr. 98 u.f. erschienen waren (geschrieben, Burgdorf, den 6. Juni 1804). In: Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung 1804, Nr. 71, Spalte 577–591 Ahrimanischen Feuers: Ahriman ist der von Zarathustra (630–553 v.Chr.) geprägte Begriff für den Widersacher. Er setzt jeder Schöpfung seine verneinende Gegenschöpfung entgegen und steht für den «Bösen Geist», den aus dem Himmel gestürzten Zwillingsbruder des «Heiligen Geist».

692. Johannes von Muralt 24. Oktober 1804 5

[Reg.] Muralt schreibt einen Brief an Pestalozzi und legt als Beilage einen Brief seiner Tante aus Lyon bei, «worin sie erzählt, dass die berühmte Erzieherin in Lyon, Madame Cosinay, sich für die Methode intressiere und bei Mandileny Unterricht nehme».

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 961/12, S. 13–14 Sacherklärung I.

Johannes von Muralt (1780–1850)  Nr. 610 III. Z. 5 Z. 5f. Z. 6

Tante aus Lyon: Elisabeth Félicité Scherb-Scherb (1757–1826)  Nr. 661 Madame Cosinay: konnte nicht eruiert werden Mandileny: (Jacques-)Philippe Mandiléni (†1807)  Nr. 621

764 693. Philipp Emanuel von Fellenberg 8. November 1804 5

Monsieur M[onsieu]r Pestalozzi à Yverdon. Hofwyl d[en] 8 ten 9bris 1804

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Ich danke Gott für Ihre Stimmung und für Ihre Krüsi’s und Bussens Anstrengung so wird’s gewiss allenthalben gehen[.] Indessen muss für Sie Geld geschaffen werden – ich werde alles mögliche machen um eine Capitalzahlung vom hiesigen Institut nach dem Lauf des Winters zu Stande zu bringen, – nächstens werden Sie Ihre Rechnungen als Eigenthums Mittel erhalten um dieselben zu berichtigen muss ich noch wissen was Sie aus den Fenstern Thüren und Ofen welche Sie aus Burgdorf gebracht haben zu machen gedenken, diese Effecten haben bereits stark gelitten und verlieren immer mehr an Werth. Das beste so ich zu rathen weiss ist: den ganzen Plunder so gut möglich zu, Geld zu machen, wenn Sie wollen so werde ich dieses Geschäft ausfertigen lassen, und den Betrag auf Ihr Guthaben setzen. an Buss nach meinem Vorhaben zu schreiben ward mir biss jetzt unmöglich, sagen Sie ihm doch: ich freue mich unaussprechlich Ihrer Zufriedenheit mit seinem Betragen und nehme den lebhaftesten Antheil an desselben Erfolge. Wenn er Wildheimsche Kinderbücher will, so kann ich ihm dergleichen zu 5 B[a]zen das Exemplar in Albo beschaffen. Ich schliesse diesen Brief wie ich denselben angefangen habe – ich danke Gott für Ihr Leben für Ihre Stimmung und für Ihre Anstrengung und gebe Ihnen die Versicherung dass in mir noch Kraft zu hundert Jahren Leben stekt. Es ist unglaublich wie meine Energie durch mein Vorschreiten auf unserer Laufbahn zunihmt und auf welchem Standpunkt meine Ansichten und Stimmung nun habituel stehen. Es kann nicht anders seyn Sie werden noch sehr befriedigende Früchte davon erleben – indessen umarme ich Sie von ganzem Herzen Ihr Fellenberg

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 82/1

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Bogen, 192x232 mm bläuliches Papier Empfangsvermerk den 8ten Nov. 1804 Fellenberg Original Textkritik

Zeuge H Z. 26

Albo: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 II. Das sich im Aufbau befindende Institut in Yverdon ist in Geldnöten, nicht zuletzt deshalb, weil einige Pensionsgelder von Zöglingen in Münchenbuchsee noch ausstehen. III. Z. 9 Z. 9 Z. 10

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Krüsi’s: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Bussens: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Anstrengung: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) nimmt hier Bezug auf den an ihn gerichteten Brief Pestalozzis vom 7. November 1804. Darin erwähnt Pestalozzi, dass er intensiv mit Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588) in Yverdon zusammenarbeite und findet lobende Worte für Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582) (vgl. PSB IV, S. 222f.). Wildheimsche Kinderbücher: Um welche Bücher es sich hier handelt, ist unklar. Ein Autor, Verleger oder Drucker mit dem Namen Wildheim konnte nicht eruiert werden. Möglicherweise ist aber auch das Noth- und Hülfsbüchlein für Bauersleute (1788) von Rudolf Zacharias Becker gemeint. Der Untertitel lautet lehrreiche Freuden- und Trauer-Geschichte des Dorfs Mildheim. Anstelle von «Wildheimsche» könnte auch «Mildheimsche» Kinderbücher gelesen werden. in Albo: in albis (lat.) bedeutet wörtlich «in weissen Bogen» und meint in Rohbogen, also nicht gebunden.

694. Peter Atke Castberg 10. November 1804 5

Ich verliess Zürich um nach Pestalozzi zu gehen. Ich traf ihn in Buchsee wohin er seine Erziehungs anstalt von Burgdorf verlegt hat, Ich genoss von diesem Menschenfreunde wie alle Fremden eine angenehme Empfängniss, und ein Examen das er mit einigen von seinen Zöglingen anstellen liess, gab mir eine Idee von der

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Vollkommenheit seiner Methode, die ich noch nie gehabt hatte. Ich bedaure innig dass meine Krankheitszufälle, die einige meiner Freunden mit dem Nahmen von Hypochondrie belegen mich eben diesem Tage vom Morgen bis zum Abend plagten, und mich nach einem kurzen Aufenthalt in Buchsee wegtrieben, um wieder in meinen Reisewagen zu kommen, wo ich nie etwas von solchem spüre. Ich war bey Pestalozzi nur etwa 2 Stunden aber es war mir genug um mich zu überzeugen, dass die Taubstummenlehrer, der Methode Pestalozzis nicht die Aufmerksamkeit geschenkt haben, die sie von ihnen insbesondere verdient; und nun wünschte ich mich über diese Materie mit Kraft und Deutlichkeit ausdrücken zu können, um die Aufmerksamkeit meiner Freunde an die ich schreibe auf diese wichtige Frage hinzuziehen in dem Grade als sie es verdient. Ich war mit meinem Freunde Ulrich als wir über diese Materie sprachen eins, dass Pestalozzis Buch der Mütter das einzige seye welches bey dem Taubstummenunterricht brauchbar wäre und befolgt werden könnte. Jetzt bin ich es nicht mehr, vielmehr glaube ich dass das Elementarbuch von May in Wien das ich ihm nannte, unter dem Titel: «Erste Kenntnis für Taubstumme», Pestalozzis Buch der Mütter in Rücksicht des Taubstummenunterrichts an Brauchbarkeit übertrifft, denn so wie ich auf der einten [Seite] mit Pestalozzi einig bin dass das erste was dem Menschen kinde zur Anschauung vorgelegt werden solle am natürlichsten sein eigner Körper ist, so ist auf der andern Seite mein Wahlspruch est modus in rebus. Man muss nicht allein auf das phylosophische Raisonnement bey dieser Sache bauen man muss auch in Betracht nehmen, dass die Betrachtung seines eigenen Körpers etwas zu alltägliches ist als dass sie es in der Ausführlichkeit intressiren sollte, zu der das Buch der Mütter Anleitung giebt. Ich glaube dass die allgemeinsten und auffallendsten Objekte, die bey der Betrachtung der ganzen Natur vorkommen, auch einen brauchbaren Stoff zur Erweckung der Sinnlichkeit des Kindes lieferen, und dass daher die Auswahl von May in gedachtem Buche mit der Abkürzung die er einst auszuführen Willens ist, als zweckmässig angesehen werden kann. Dagegen glaube ich dass die Methode Pestalozzis zur Versinnlichung der Zahl und Maassverhältnisse die einzige, bey Taubstummen noch mehr als bey Horenden und Sprechenden ist, durch welche man es zu einer solchen Vollkommenheit wie es Pestalozzi mit seinen Eleven bringt, bringen kann. Denn erstens muss ich bemerken, dass ich weder in den Schulen der Taubstummen, noch in den andern das gesehen habe, was ich in den 2 Stunden, die ich bey Pestal[ozzi] war sah, und ich

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glaube dass man es sehen muss um hierüber eine Idee zu haben. Meine Meynung hierüber in Rücksicht des Verhältnisses meiner selbst und den Taubstummenlehrern zu der Methode Pestal[ozzis], ist nun diese: dass wir alle diese Sache zu frühe zur Seite gelegt haben. Wir haben nemlich den triviallen Anfang seiner Methode angesehen, dass er bey Erlernung der simplen ganzen Zahlen, bey dem Geben der Begriffen von diesen, sowie bey den simplen Maassverhältnissen sich der sinnlichen Anschauung würklicher Objekte bedient – eine Methode die bey der Mayschen Schule immer beim Taubstummen Unterricht gebraucht worden ist. Demnach ist mein flüchtiger Gedanke gewesen: oh – nichts anders? das haben wir schon lange gewusst, und ich habe das Ganze zur Seite gelegt; aber späteres Uberlegen und Studieren der Pestalozzischen Methode von Buchsee bis hieher hat mich gelehrt dass ich Unrecht gehabt habe, und meine l[ieben] Freunde die mit mir dasselbe gemacht haben, haben gewiss mit mir unrecht. Denn es ist nicht nur bey dem Anfange, und bey der Mittheilung der ersten simpelsten Begriffe der beyden genannten Lehren, dass die Methode Pestalozzis anwendbar ist, sie ist die einzige anwendbare der ganzen Lehren durch um es in kurzer Zeit mit Kindern zur Vollkommenheit zu bringen. Die pestalozzischen Tabellen sind die simpelsten Versinnlichungsmittel bey dem Unterricht durch die ganzen Lehren der Zahl und Maassverhältnissen. Ich der ich bey den philosophischen Examen auf der Universität zu Koppenhagen hochst unwürdig den ersten Karakter für die Mathesis erhielt; ich der ich mit aller meiner Mühe in der Arithmetik nie über der simplen Addition, Subtraktion und Gott weiss was wir die übrigen tionen heissen bringen konnte, ich halte mich für überzeugt, dass, wenn ich nur in einem Monath mir es Zeit und Mühe kosten lasse, es allein weiter bringen soll als ein Professor und 3 Manuduktoren es in einem halben Jahre mit – mir brachten. Es ist dann meine inigste Bitte an meine Freunde Ulrich May, diese Sache noch einmahl recht zu überdenken, von dem Gesichtspunkte aus den ich angegeben habe, und dann mir ihre überlegten Gedanken zu schreiben dass ich mit mir selbst hierüber im Reinen seyn kann, ehe ich noch auf die Vorstellung an meine Regierung über die bey einem Taubstummeninstitute in Koppenhaagen zu adoptirende Methode zu arbeiten anfange. Möglich ist es dass ich über diese Materie noch nicht alles gesagt habe was gesagt werden könnte, und es ist dafür dass ich diesen Brief erst an Pestalozzi selbst sende, der Eifer dieses braven Mannes ist noch so unermüdet für seine Sache, dass er eine oder andere Bemerkung hinzufügen wird

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die ich übersehen habe. Ich fordere feyerlich m[einen] l[ieben] Fr[eun]d Weinberg auf, es durch Spender dahin zu bringen, dass [man] in einer oder andern Trivialschulen Versuche macht mit der pestal[ozzischen] Lehrmethode, wenn sonsten nicht ein hochlöbliches Censur Collegium in Wien, das Bichalds Recherches Physiologiques verdammt hat, auch die p[estalozzische] Methode auf selbige Art expidirt, weil sie zur Volksaufklärung z u v i e l beytragen würde, oder weil das hohe Colleg[ium] sie, was leicht moglich ist, selbst nicht versteht. Sollte wohl Weinberg Muth haben, selbst mit ein paar Taubstummen anzufangen nach der Methode. In Bourdeaux wird man eine Probe machen, sobald die Elementarbücher in franz[ösisch] werden übersetzt seyn. In Berlin fällt die Methode durch vermittelst des Hochmuths eines bekannten Gelehrten, der alles neue verachtet, und den ich schon bey meinem Aufenthalt in Berlin über Oliviers und Pestalozzis Methode mit Verachtung sprechen hörte – ich war bey ihm in der Akademie, wo Fischer, ein treflicher Kopf über die Methode eine kurze Kritik las die im Ganzen zu ihrem Vortheil war.

Überlieferung 1 2 4

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ZB Zürich, Ms Pestal 50, Umschlag 50a Bogen, 175x227 mm Einleitung von Hermann Krüsi Auszug eines Briefes von Herrn C a s t b e r g , Taubstummenlehrer aus Koppenhagen, abgesandt von Paris am 10ten 9br 1804 an, Herrn Pestalozzi " " Ulrich, ehemaligen Statthalter in Zürich " " Joseph May, Direktor des k.k Taubstummeninstituts zu Wien " " Michael Weinberger, Professor bey selbigem Institut " " Anton von Almasy, k.k. Kämmerer zu Ofen " " Anton Simon, Direktor des Taubstummeninstituts zu Waitzen. Meine Adresse ist: abzugeben im Hotel seiner Exellenz des königlichen danischen Minister in Paris. Copia Textkritik

Zeuge [h] Z. 6 Z. 8 Z. 13 Z. 19 Z. 19 Z. 20 Z. 27 Z. 30

hat, gab mir Buchsee wegtrieben mit Kraft ausdrücken um die Aufmerksamkeit ihm nannte bin dass

769 Z. 31 Z. 33 Z. 34 Z. 46f. Z. 52f. Z. 62 Z. 68 Z. 69 Z. 70 Z. 75 Z. 76 Z. 77 Z. 77 Z. 78 Z. 78 Z. 80 Z. 88 Z. 94 Z. 94 Z. 97f. Z. 100 Z. 102f. Z. 108

solle am est modus in rebus: lateinische Schrift bey solchen Vollkommenheit des Verhältnisses … und gewusst, und genannten einzige anwendbare es in kurzer Zeit Mathesis: lateinische Schrift Arithmetik nie Addition: lateinische Schrift Gott: lateinische Schrift tionen: lateinische Schrift halte mich Manuduktoren: lateinische Schrift ist es durch Spender Spender: lateinische Schrift Bichalds Recherches Physiologiques: lateinische Schrift Colleg[ium]: lateinische Schrift Bourdeaux: lateinische Schrift ihm in Sacherklärung I.

Peter Atke Castberg (1779–1823), geboren im norwegischen Flekkefjord, geht mit 17 Jahren nach Kopenhagen, um Medizin zu studieren. 1801 schliesst er das Studium ab, ein Jahr später erlangt er die Doktorwürde. Als Distriktsarzt in Kopenhagen kommt Castberg mit Taubstummen in Kontakt. Er experimentiert kurzzeitig nach Prinzipien einer zu seiner Zeit insbesondere in Deutschland praktizierten, letztlich aber erfolglosen Heilungsmethode: Bei dieser wurde versucht, über elektrische Reize die Funktionsfähigkeit geschädigter Hörnerven wiederherzustellen. An Erziehung und Bildung von taubstummen Menschen interessiert besucht Castberg von 1803–1805 Taubstummenschulen in Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Nach der Rückkehr arbeitet er wieder als Arzt und unterrichtet privat taubstumme Kinder. 1806 veröffentlicht er ein Lesebuch für Taubstumme. 1807 erfolgt die Gründung des ersten königlichen Instituts für Taubstumme, dessen Leitung Castberg übertragen wird und an dem er bis zu seinem Tode als Vorsteher und Lehrer wirkt. II. Auf seiner zweijährigen Europareise 1803–1805 besuchte Peter Atke Castberg (1779– 1823,  Sacherklärung I.) auch das Taubstummeninstitut von Abbé Roch-Ambrois Cucurron Sicard (1742–1822) in Paris, wo er Franz Joseph Nikolaus Näf (1770–1854,  Nr. 641) traf, welcher für den Aufbau einer Pestalozzi-Schule nach Paris geholt worden war. Offenbar hatten die Gespräche mit Näf das Interesse an Pestalozzis Methode geweckt, sodass Castberg nach Münchenbuchsee reiste. Dieser Brief muss wohl als Bericht angesehen werden, der an die einzelnen Adressaten verschickt wurde.

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meiner Freunde an die ich schreibe: Gemäss den handschriftlichen Notizen handelt es sich dabei um Johann Konrad Ulrich (1761–1828), Joseph May (1754–1820), Michael Weinberger (1772–1809), Antal/Anton von Almasy (1765–1834) und Anton/Antal Simon (1772–1808). Ulrich stammte aus Zürich und wurde 1779–1782 bei Heinrich Keller (1728–1802) in Schlieren (Kt. Zürich) und 1782–1783 bei Charles Michel de l’Epée (1712–1789) in Paris zum Taubstummenlehrer ausgebildet. Anschliessend unterrichtete er 1783–1786 gehörlose Kinder in Meilen (Kt. Zürich) und 1786–1796 in Genf. Nach Zürich zurückgekehrt wurde Ulrich politisch tätig, blieb aber zeitlebens im Taubstummenwesen engagiert. May besuchte das Gymnasium in Ceská Lípa (Böhmen) und studierte anschliessend Recht in Prag. Ohne Studienabschluss reiste May nach Paris, wo er an der Militärakademie als Deutschlehrer eine Anstellung fand. Von Kaiser Franz Joseph II. (1741–1790,  Nr. 297) unterstützt wurde er in Paris bei Charles Michel de l’Epée (1712–1789) als Taubstummenlehrer ausgebildet. Im Gegenzug wurde er in den Aufbau des 1779 gegründeten k.k. Taubstummeninstituts in Wien einbezogen und dort als Lehrer angestellt, von 1792–1819 war er Direktor ebenda. Die Schule wurde aufgrund der von May entwickelten Kombination zwischen Gebärden- und Lautsprache – der «Wiener Methode» – bald sehr bekannt. Weinberger aus Wien besuchte ebenda die Zollersche Hauptschule und die Normalschule St. Anna. Danach war er für unbestimmte Zeit Hilfslehrer. Von 1791 bis zu seinem Tod 1809 unterrichtete Weinberger Schreiben und Zeichnen im k.k. Taubstummeninstitut in Wien. Almasy aus Gyöngös (Ungarn) war Graf, Mitglied des Reichsrates, ab 1804 Kämmerer. Von Almasy wurde 1801 zum Königlichen Kommissar des Königlichen Landes-Taubstummeninstituts im ungarischen Vác (dt. Waitzen) ernannt. Er war hauptsächlich für die Organisation der Anstalt zuständig. Simon, bei Györ geboren, wurde am k.k. Taubstummeninstitut in Wien zum Lehrer ausgebildet und 1802 zum Direktor der neu eröffneten Taubstummenanstalt in Vác ernannt. Simon starb kurz nach seiner Ernennung zum Abt. Buch der Mütter: Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Erstes Heft. Zürich und Bern in Kommission bei Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cottaschen Buchhandlung 1803 das Elementarbuch von May in Wien: Joseph May: Erste Kenntnis für Taubstumme. Zum Gebrauche bey dem Unterrichte der Zöglinge des kais. kgl. Taubstummen-Institutes zu Wien. Wien 1798 est modus in rebus: Es gibt ein Mass in den Dingen (lat.). Dabei handelt es sich um den Anfang eines geflügelten Wortes, das in der Regel auf Horaz zurückgeführt wird: «Est modus in rebus, sunt certi denique fines, quos ultra citraque nequit consistere rectum». Es gibt ein Mass in den Dingen, es gibt feste Grenzen, jenseits davon hört das Rechte/Richtige auf zu existieren (lat.). Mayschen Schule: Damit ist das k.k. Taubstummeninstitut in Wien gemeint, das seit 1792 unter der Leitung von Joseph May (1754–1820,  Z. 20f.) stand. den ersten Karakter für die Mathesis: In der philosophischen Terminologie bezeichnet «Mathesis» spätestens seit dem 17. Jahrhundert im allgemei-

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nen Sinn jede wissenschaftliche Disziplin, im Besonderen stellt er auch den Sammelbegriff für die mathematischen Spezialdisziplinen dar. Weil in Dänisch «Karakter» in einem schulischen Zusammenhang auch Zensur oder Note bedeutet, wird hier wahrscheinlich auf einen an der Universitä t erlangten Grad in der Mathematik angespielt. Manuduktoren: Manuduktion ist die Bezeichnung für einen Unterricht, der ergänzend zu einer Vorlesung angeboten wird. Mit Manuduktoren sind, davon abgeleitet, solche Lehrende gemeint. Censur Collegium in Wien: Die Kontrolle von Druckwerken vor deren Veröffentlichung stand ab 1801 unter der Leitung der k.k. Polizei-Hofstelle. Jede legal zum Verkauf angebotene in- und ausländische Druckschrift bedurfte eines Erlaubnisscheins, der nur durch das Bücherrevisionsamt erteilt werden konnte. Als Beurteilungsgrundlage dienten den Revisoren jeweils von Zensoren verfasste Berichte. Bichalds Recherches Physiologiques: Marie François Xavier Bichat: Recherches physiologiques sur la vie et la mort. Paris 1800. Zwei Jahre später erschien auch eine deutsche Übersetzung: Marie François Xavier Bichat: Physiologische Untersuchungen über Leben und Tod. In einem vollständigen Auszug gebracht von J.D. Heroldt und C.G. Rafn. Übersetzt von C.H. Pfaff. Kopenhagen 1802 In Bourdeaux wird man eine Probe machen: Es handelt sich um das «Institut National des sourds-muets» in Paris. Die Taubstummenschule wurde von Roch-Ambroise-Cucurron Sicard (1742–1822) geführt. bekannten Gelehrten: Abgeleitet vom Hinweis, die gesuchte Person habe sich auch gegen Ludwig Heinrich Ferdinand Oliviers (1759–1815,  Nr. 615) Methode ausgesprochen, könnte es sich um Andreas Jakob Hecker (1746– 1819) oder David Georg Friedrich Herzberg (1763–1822) handeln – beide dürften in Berlin über einen grossen Bekanntheitsgrad verfügt haben. Andreas Jakob Hecker (1746–1819) aus Stargard Szczecinski (Stargard, Westpommern) war ebenda Pfarrer und Direktor der Realschule, 1785 Direktor der vereinigten Anstalten der kgl. Realschule Berlin, ab 1792 Oberkonsistorialrat, ab 1794 Oberschulrat und Pastor der Dreifaltigkeitskirche in Berlin. David Georg Herzberg (1763–1822) war Inspektor des Landschullehrerseminars, seit 1792 zweiter Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche in Berlin. Die Jahre vor seinem Tod unterrichtete er in Berlin am Friedhelm WilhelmsGymnasium und an der Realschule. Oliviers … Methode:  Nr. 615 Akademie: Am 4. August 1803 hielt Ernst Gottfried Fischer (1754–1831,  Z. 108) an der königlichen Akademie der Wissenschaften und schönen Künste in Berlin einen Vortrag mit Titel Über Pestalozzi’s Lehrart. Fischer: Ernst Gottfried Fischer (1754–1831) aus Hoheneiche (Hessen) wurde 1803 in die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin aufgenommen. Er studierte 1773–1776 Theologie und Mathematik an der Universität Halle, unterrichtete ab 1775 am Pädagogium in Halle, 1782– 1829 Physik und Mathematik am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin und 1810–1830 als Physikprofessor an der neu gegründeten Universitä t Berlin. Fischer verfasste zahlreiche Mathematik-Lehrbücher für die Schule.

772 695. Johannes Niederer November 1804 5

[Reg.] Niederer beklagt sich, dass seine Arbeit in Münchenbuchsee nicht gebraucht werde. Er will aber trotzdem noch eine Zeit lang dort bleiben.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 225.4ff. Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 II. Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) hält sich im Institut in Münchenbuchsee auf, während Pestalozzi mit Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588), Johann Christoph Buss (1776–1855,  Nr. 582) und Jean François/Franz Barraud (1776–1851,  Nr. 1002) das Institut in Yverdon aufbaut. Pestalozzi war am 19. Oktober 1804 definitiv in Yverdon eingezogen.

696. Philipp Emanuel von Fellenberg Mitte November 1804 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 227.23 Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 II. Pestalozzi erwähnt in seinem Brief vom 20. November 1804 (PSB IV, Nr. 988) zwei Briefe, die er von Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) erhalten hat. Bei einem dürfte es sich um denjenigen vom 8. November 1804 ( Nr. 693) handeln.

773 697. Johannes Niederer November 1804 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 226.5 Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507

698. Philipp Emanuel von Fellenberg 18. November 1804 5

[Reg.] Fellenberg beschwert sich über «Widerspruchsgeist, Mangel an Anerkennung und Entgegenkommen».

Überlieferung 1

PSB IV, S. 228.24; Israel II, S. 91 Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 II. Aus dem Brief Pestalozzis vom 20. November 1804 (PSB IV, Nr. 988) lässt sich kein Hinweis auf den Inhalt des Briefes finden. Israel jedoch erwähnt «Widerspruchsgeist, Mangel an Anerkennung und Entgegenkommen».

774 699. Albrecht Rengger 20. November 1804 5

Monsieur Pestalozzi Yverdum. Lausanne 20. Wintern 1804

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So eben erfahre ich, Mein verehrenswürdigster Freünd, dass Frau Rupp gestern mit zweyen ihrer Kinder u[nd] J. Krüsi in Lausanne angekommen ist. Ich werde sie heüte zu H[errn] Secretan führen u[nd] ihr sonst noch einige Bekanntschaften zu verschaffen suchen. Indessen glaube ich, dass Ihre eigne Gegenwart Ihrer Schülerin mehr als alles andre nützlich seyn würde; erlauben Ihnen Ihre Geschäfte, auf einen Tag herüber zu kommen, wie Sie mir bey Ihrem letzten Besuche angekündigt hatten, so wird Ihnen Fr[au] Rupp sehr dankbar dafür seyn. Laharpe ist seit 14 Tagen hier haushablich, so dass Sie mit dem erstern Zwecke auch den, ihn zu sehen, verbinden können. Ohne Zweifel wissen Sie schon, dass H[err] Lambert es über sich genommen hat, dem Yverdemer Institute von Seiten der Stadt oder dortiger Particularen die nöthigen Vorschüsse zu verschaffen. Mit herzlicher Ergebenheit Ihr R.

Überlieferung 1 2 4

Biblioteka Jagiellanska, Krakau (ehemals Staatsbibliothek zu Berlin) Blatt, 193x239 mm Aufgeklebte Notiz Krüsis Rengger an Pestalozzi. Lausanne, 20. Nov. 1804. Troxler, auf der Rückseite Notizen von Troxler Lausanne den 20ten 9bre 1804 R e n g g e r Diese Etiquette ist aus Krüsis Hand, dem ersten Gehülfen Pestalozzis, der in diesem Briefe genannt wird. Der Erzieher Fellenbergs, Onkel des berühmten Reisenden, den Laharpe des Aargaus, hat von politischer Seite Freund Kortüm gewürdigt. Tr[o]x[ler] Auf einem Beiblatt eine kurze Notiz Renggers an Staatsrath [Secrétan] Rengger Empfangen Sie, hochgeachter Herr Staatsrath die Zusicherung meiner unbedingten Hochachtung Ihr ergebenster Rengger mit fremder Hand Rengger, gewesener Minister der helvetischen Republik Dr. Grossbach.

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Original Textkritik

Zeuge H Sacherklärung I. Albrecht Rengger

(1764–1835)  Nr. 646 II.

Nach dem Zusammenbruch der Helvetischen Republik ist Albrecht Rengger (1764– 1835,  Nr. 646) nach Lausanne gezogen und dort als Arzt tätig. Er sympathisiert mit Pestalozzis Bestrebungen zur Verbesserung der Erziehung und des Unterrichts und vermittelt öffentliche und private Unterstützung. III. Z. 7f. Z. 8

Z. 8 Z. 9

Z. 15 Z. 16 Z. 18

Frau Rupp: Anna Magdalena Rupp-Ziegler (*1771)  Nr. 661 zweyen ihrer Kinder: Anna Magdalena Rupp-Ziegler (*1771,  Nr. 661) lässt sich um Weihnachten 1804 mit ihren drei Kindern Charlotte (*1795), Karl Ludwig/Charles (1796–185?) und Friedrich/Frédéric (*1798) in Lausanne nieder. Mit welchen zweien sie hier nach Lausanne gekommen ist, bleibt unklar. Zu dem Zeitpunkt sind bereits vier weitere Kinder auf der Welt, welche offenbar überlebten, über deren Aufenthalt im Jahre 1804 aber nichts bekannt ist. Es sind dies: Rudolf (*1800), Samuel Anton (1801–1829), Ursula Sophie (1802–1870) und Anna Julia (1804–1864). Als letztes Kind sollte Caroline Margarita (1810–1871) zur Welt kommen, ehe Anna Magdalenas Mann David Rupp (1760–1814) vier Jahre später stirbt. J. Krüsi: Jakob Krüsi (1803–1854)  Nr. 594 Secretan: Es dürfte sich um Philippe Secrétan (1756–1826,  Nr. 624) handeln, da sich das beigefügte Billet (siehe Überlieferung) an den Staatsrat Secrétan richtet (als Staat muss nach Zusammenbruch der Helvetik wieder der Kanton verstanden werden). Laharpe: Frédéric César de Laharpe (1754–1838)  Nr. 722 haushablich: ein Haus oder Hauswesen besitzen bzw. einem ansässig sein Lambert: Louis Lambert (1751–1811)  Nr. 663

700. Johann Heinerich/Heinrich Gräff 24. November 1804 Leipzig den 24 9br 1804 5

Verehrungswürdiger Mann, Mit wahrer inniger Freude werde ich meine Kräfte aufbiethen, das mir durch Vermittelung des Herrn von Türck geschenkte Vertrauen zu verdienen. Möge die Vorsehung meinen Eifer für eine gute Sa-

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che in doppelter Rücksicht, unterstützen, und ich der Ermunterung zu welcher Sie nach allem was Ihnen H[er]r v. T[ürk] von meinem guten Willen geschrieben hat, berechtigt sind, entsprechen. Ich sende Ihnen eine Anzeige, wie ich sie dem Publiko übergeben will; ich glaube nicht dass Sie etwas dagegen einzuwenden finden werden. Da ich aber auch die ersten 5 Hefte von uns verrechne, so ist es nothwendig, dass ich von dem 4 ten u[nd] 5ten Hefte Exemplare erhalte. H[er]r Cotta lässt mich nur das 1te 2te u[nd] 3te Heft ausliefern. Besorgen Sie also das Nöthige, dass mir vom 4ten u[nd] 5ten eine Anzahl Ex[emplare] gesendet werden. Ich seze in des Herrn K[ammer]-H[errn] v[on] Türck Autorität, vermöge der ihm von Ihnen übergebenen Vollmacht durchaus keine Zweifel; allein ich finde es dennoch für nöthig die mit ihm verabredeten Punkte, auch Ihnen mitzutheilen. 1. Ich erhalte die Ex[emplare] nun f r [ a n ] c o geliefert oder zahle für Ihre Lief[erung] die Fracht wie ich Ihrem H[errn] Schmidt R[a]p[pen] 16. 14 Gr[oschen] Correcte gezahlt habe. Ebenso können Sie auch die im weiteren Gebotenen da Anzeigen. 2. wird der Preis der ersten 5 Hefte für die Käufer R[a]p[pen] 1.12, davon Ihnen netto 18 Gr[oschen] – die andern 18 Gr[oschen] gehen für R[a]b[at]t an die Buchh[ändler] und für mich auf. 3. Die Zahlung geschieht von OsterMesse zu OsterMesse, und jmer 14 Tage nach der Messe in L[ei]pz[i]g à 1 F[ranken] 14 Gr[oschen]. 4. Der Preis des 6 ten Heftes ist unter derselben Bedingung zu 9 Gr[oschen] netto gerechnet. – 10 Gr[oschen] ist der Verkaufspreis. 5. Damit die Buchh[and]l[ung] durchaus nicht aufschlagen kan, erhalten Sie von mir 331/3 R[a]b[at]t, wie von meinem Verlage. Ich mache hier bey Ihnen mit Fleiss eine Ausnahme um dem Publikum zu zeigen dass nicht alle Buchhändler so handeln wie C[otta]. Nehmen Sie die Versicherung meiner ungeheuchelten Hochachtung an Heinr[ich] Gräff

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 96/1

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Bogen, 188x241 mm bläuliches Papier Original Textkritik

Zeuge H Z. 21 Z. 27 Z. 30 Z. 37

Autorität: lateinische Schrift Correcte: lateinische Schrift netto: lateinische Schrift netto: lateinische Schrift Sacherklärung I.

Johann Heinerich/Heinrich Gräff (1765–1827)  Nr. 678 II.  Nr.

617 und PSB IV, S. 597. Johann Heinerich/Heinrich Gräff (1765–1827,  Nr. 678) verlegte Pestalozzis Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse, das ABC der Anschauung, oder Anschauungs-Lehre der Massverhältnisse und das Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lernen (alle 1803). III. Z. 7 Z. 11 Z. 12

Z. 18 Z. 26

Herrn von Türck: Wilhelm Christian von Türk (1774–1846)  Nr. 653 geschrieben hat:  Nr. 690 Anzeige: Sehr wahrscheinlich ist damit gemeint: Nachricht über die Beschaffenheit und den Fortgang der Pestalozzischen Lehrmethode. In: Beiträge zur Erziehungskunst, zur Vervollkommnung sowohl ihrer Grundsätze als auch ihrer Methode. Christian Weiss/M. Ernst Tillich (Hrsg.). Band 2, Heft 1. Leipzig 1805, S. 204–211 H[er]r Cotta: Johann Friedrich Cotta, Freiherr von Cottendorf (1764–1832)  Nr. 617 H[errn] Schmidt: Joseph Schmid (1785–1851)  Nr. 712

701. Johannes von Muralt 24. November 1804 [Reg.] Inhalt unbekannt.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 961/12 (Tagebuch Muralt)

778 Sacherklärung I. Johannes von Muralt

(1780–1850)  Nr. 610

702. Johannes Niederer Ende November 1804 5

[Reg.] Niederer berichtet über den Erfolg seiner Schrift und über Fellenbergs Interesse an Pestalozzis Methode.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 238.21ff. Sacherklärung I.

Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 III. Z. 4

Z. 4

seiner Schrift: Johannes Niederer: Erklärung über die Rezension der Pestalozzischen Methode und der darüber erschienenen Schriften (Jenaische Literaturzeitung Nr. 59 u.f. und Nr. 98 u.f.). Burgdorf, den 6. Juni 1804. In: Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung 1804, Nr. 71, Spalte 577–591 Fellenberg: Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426

703. Gaudard und Leuenberger November/Dezember 1804 5

[Reg.] Gaudard und Leuenberger schreiben wegen der Übersendung des vierten und fünften Heftes der Elementarbücher, nämlich des zweiten Heftes der Zahlenverhältnisse und des zweiten Heftes der Maassverhältnisse an Herrn Gräff in Leipzig an Pestalozzi.

Überlieferung 1

PSB IV, S. 277.5ff.

779 Sacherklärung I. Die in Bern ansässige Firma Gaudard und Leuenberger betreibt eine Buchbinderei in Verbindung mit einer Buchhandlung und einem Papier- und Schreibmaterialienladen. Die Firmengründung erfolgt 1799, als der Berner Buchbinder Rudolf Emanuel Gaudard (1772–1812) den Kaufmann Melchior Leuenberger (*1773) am etwa achtzig Jahre alten Familienbetrieb als Inhaber mitbeteiligt. Gaudard leitet fortan die Buchbinderei, Leuenberger den Buch- und Papeteriehandel. Nach Gaudards Tod (1812) führt Leuenberger das Geschäft unter eigenem Namen weiter. 1815 veräussert er die Buchbinderei an die Firma Theodor Goethe und konzentriert seine Tätigkeiten auf den Buchhandel und den Verkauf von Papier- und Schreibwaren. III. Z. 5

Elementarbücher: Damit sind folgende zwei Bücher gemeint: Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Heft 2. Zürich und Bern: Gessner; Tübingen: Cotta 1803/04 und: ABC der Anschauung oder Anschauungslehre der Massverhältnisse. Heft 2. Zürich und Bern: Gessner 1803.

704. Johann Christian Ludvig Strøm Anfang Dezember 1804 5

[Reg.] Strøm teilt Pestalozzi mit, dass die dänische Regierung 100 Neue Louisd’or für den Aufenthalt von Strøm und Torlitz in Burgdorf überweise. Zudem nehme das Interesse an der Methode sowohl in Dänemark als auch in Norwegen zu.

Überlieferung 1

Fonden ad usus publicos. Aktemæssige Bidrag til belysning af dens virksomhed, udgivne af rigsarkivet. 2. Bind. 1801–1826. Kopenhagen 1902, S. 46/94 und PSB IV, S. 275.17f. Sacherklärung I.

Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859)  Nr. 629 II. Der Beitrag von 100 Neuen Louisd’ors ist aus den Geldern der Stiftung «Fondet ad usus publicus» ( Nr. 585) geleistet worden. Die Auszahlung ist in den Akten der Stiftung in den Anmerkungen eines Beschlusses vom 9. August 1805 vermerkt. Warum zwischen dem Besuch von Johann Christian Ludvig Strøm (1771–1859,  Nr. 629) und Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834,  Nr. 629) in Burgdorf und der Auszahlung der Gelder soviel Zeit verstrichen ist, ist unklar.

780 III. Z. 5

Torlitz: Johan Henrik Anton Torlitz (1777–1834)  Nr. 629

705. Johannes von Muralt 6. Dezember 1804 5

Monsieur Pestalozzi à Yverdon. Münchenbuchsee den 6 ten Xbre 1804

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Theüerster H[err] Pestalozzi. Die Briefe, die Sie uns schreiben, sind rührend, die Stimmung, in der Sie zu seyn scheinen, verehrungswürdig. Ja, möge Gott das «Kröne dein Alter mit Ruhe» an Ihnen erwahren. Immer ahndete mir, was für ganz andere Wirkungen Sie hervorbringen würden, wenn Sie in Ruhe wieder sich aussprechen könnten. Sie wissen, wie ängstlich ich immer war. Der letzte Brief, worinn Sie unaussprechlich schön dem Institut Ihre Liebe erklären, soll uns als Siegel dienen, dass Sie unser Haupt und Vater bleiben wollen. Ich danke Ihnen sehr für die Räthe über Behandlung der Unkeüschen, ich halte das, was Sie sagen, für ganz wahr, aber um diesen Weg einschlagen zu können, bedarf es einer unausgesetzten und ganz planmässigen Sorgfalt von einer oder höchstens 2 Personen, die dazu viel Zeit übrig haben müssen; wir werden es wirklich ganz machen, wie Sie sagen. Ihre Erfahrungen sollen uns immer ehrwürdig seyn. – Ich meinte, wir hätten Kaufmann zu danken, dass er sich mit solcher Geschicklichkeit u[nd] mit dem besondern Eifer welchen ich ihm nicht zugetraut hätte, der guten Sache angenommen hat. – Frähn schreibt mir, sein Herr in Aubonne sey äusserst wohl mit ihm zufrieden und er gern in seinem Haus: Ihnen empfielt er sich höflichst. Niederer wird Ihnen sagen, wie sehr Gruner an Ihnen irre ist, indem er Ihre Anzeige seines Buchs von Niederer gemacht glaubt, und meint zu bemerken, Sie seyen kalt und gleichgültig gegen ihn. Die von ihm empfolene Person kommt in einigen Tagen an. Ich höre von Lausanne, Sie haben dem Escher etwas zugeredet, das habe er nicht mit Liebe aufgenommen. Frau Rupp wäre ohne Sie etwas kleinmüthig geworden da Ihr die Frauen in Lausanne nicht viel Muth eingesprochen, in-

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dem sie finden, dass ihre Mädchen nicht deütsch lernen dürfen, da diess dem französischen Accent schaden könnte! – In 8 Tagen erwarte ich meinen ältesten Bruder hier, der auch in Burgdorf war. – Eben bin ich im Abschreiben Ihrer Abend- und M[orgen]Unterhaltungen begriffen, ich kann mich zuweilen des Weinens nicht enthalten, es ist ausserordentlich was Sie da für Goldkörner ausgestreüt haben. Nach meinen schwachen Kräften will ich sie benutzen. Geben Sie uns doch Ihren Rath, wo Sie Anlas dazu haben, wir werden ihn mit kindlichem Dank benutzen. Danke Ihnen, dass Sie Zutrauen zu mir haben, dass Sie mich als einen der Ihrigen erkennen, aber nicht gerne sehe ich, dass Sie Hoffnungen auf mich bauen, denen ich in meiner Schwäche nicht gewachsen bin; was vom Willen und der Treü abhangen kann, werde ich thun, aber das Bewusstseyn einer hohen Wirksamkeit liegt nicht in mir; ich wundere mich sehr oft, dass man etwas Besonders in mir finden kann. Ich achtete es von Anfang als für mein Glück und höchsten Seegen mich mit Ihnen verbunden zu haben, daher können Sie nie in den Fall kommen, etwas für die Erhöhung meiner Ehre in den Augen der Welt zu thun. Ich werde mich nie anders über Sie erklären, als ich bereits allenthalben gethan. Bleiben Sie mir gut und ich bin Ihnen treü in allen Fällen. Gott ist mit Ihnen und hiemit auch mit uns. Herzliche Grüsse an alle. Ihr Muralt

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ZB Zürich, Ms Pestal 53, Umschlag 250/5 Bogen, 193x233 mm bläuliches Papier Dorsualvermerk Buchsee den 6ten Xbr 1804 Muralt, Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 26 Z. 27 Z. 33 Z. 36 Z. 38 Z. 60

nicht Aubonne: lateinische Schrift Lausanne: lateinische Schrift Lausanne: lateinische Schrift Accent: lateinische Schrift Muralt: lateinische Schrift

782 Sacherklärung I. Johannes von Muralt

(1780–1850)  Nr. 610 II.

Als einer der Stellvertreter Pestalozzis in Münchenbuchsee berichtet Johannes von Muralt (1780–1850,  Nr. 610) über Geschehnisse im Institut. III. Z. 15 Z. 18

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Z. 34 Z. 35 Z. 36 Z. 39

letzte Brief: PSB IV, Nr. 995 Unkeüschen: Der richtige Umgang mit Onanie ist ein immer wiederkehrendes Thema in der pädagogischen Literatur, vgl. dazu auch das Tagebuch Muralts (ZB Zürich Ms Pestal 961/12, S. 13ff.) Lit.: Rebekka Horlacher: Onanism as Endangering Salvation? Theory and Practice in an Educational Institute Around 1800. In: Christine Mayer/Ingrid Lohmann/Ian Grosvenor (Eds.): Children and Youth at Risk. Approaches from the History of Education. New York: Lang 2009 (im Druck) Kaufmann: Fridolin Kaufmann (1778–nach 1830)  Nr. 599 Frähn: Es ist möglich, dass es sich dabei um einen gewissen Herrn Frehn handelt, der zur Erlernung der Methode Pestalozzis in Burgdorf weilte und später in Kasan (Russland) an der 1804 neu gegründeten, aber erst 1805 eröffneten Universität als Professor tätig war. sein Herr in Aubonne: konnte nicht eruiert werden Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Gruner: Gottlieb Anton Gruner (1778–1844)  Nr. 611 Ihre Anzeige seines Buchs: PSW XVI, S. 195–201 von ihm empfolene Person: Lotte Gruner-Lutz (1776–1832)  Nr. 640 von Lausanne: Pestalozzi betont im Brief vom 7. November an Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) (PSB IV, Nr. 984), Johann (Hans) Konrad Escher (1776–1835,  Nr. 589) und Johannes/Johann/Jean Preisig (1775–1814,  Nr. 963) in Lausanne würden nicht nach der Methode arbeiten. Wer Johannes von Muralt (1780–1850,  Nr. 610) aus Lausanne davon in Kenntnis setzte, ist unklar. Escher: Johann (Hans) Konrad Escher (1776–1835)  Nr. 589 Frau Rupp: Anna-Magdalena Rupp-Ziegler (*1771)  Nr. 661 Frauen in Lausanne: Hier sind wahrscheinlich die Mütter der Schülerinnen gemeint. Genauere Angaben konnten nicht eruiert werden. ältesten Bruder: Leonhard von Muralt (1778–1848) war zunächst Kaufmann, dann Seidenfabrikant, später Grossrat und Erziehungsrat, bevor er 1839 Mitglied des Zentralkomitees im Straussenhandel wurde. Der Straussenhandel bezeichnet eine wichtige Auseinandersetzung in Zürich, in der David Friedrich Strauss (1808–1874) 1839 zum Professor für Theologie an der Universität Zürich berufen wurde. Strauss vertrat die «spekulative Theologie» in einer radikalen Form, da er behauptete, die Evangelien wären Geschichten christlicher Ideen, die philosophisch interpretiert werden könnten, um so Wahrheiten über die Menschheit zu erlangen. Das führte dazu, dass die Kirchgemeinden des Kantons Zürich ein Zentralkomitee wählten, welches gegen die Berufung Strauss’ zum Professor vorging. Dieses Zentralkomitee bewirkte im Endeffekt den gewaltsamen Sturz der Zürcher Regierung und führte zum «Züriputsch» (1839).

783 Z. 40f.

Abend- und M[orgen]-Unterhaltungen: Gemeint sind die Morgen- und Abendgebete, zu welchen Pestalozzi die Lehrerschaft und die Schüler versammelte. Erschienen unter Seyffarths Titel Ansprachen Pestalozzis an die Kinder in der Anstalt zu Münchenbuchsee (PSW XVI, S. 203–224).

706. Johann Georg Tobler 10. Dezember 1804 Buchsee den 10. Dec. 1804. 5

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Ihr Andenken u[nd] Ihre Liebe, theürer Vater Pestalozzi! rührte mich, und der Gedanke dass Sie auch mich in den Kreis derer zählen, die G o t t an Ihre Seite setzte, ermuntert mich mit Zutrauen u[nd] Hofnung. Die Vorsehung, denke ich, wird jeden von Ihren Gehülfen wenn schon nicht auf ganz gleichem, doch auf irgend einem Wege zum Werkzeuge erheben, Ihrer Sache zu dienen. Hat sie schon so viel gethan, so wird sie gewiss noch mehr thun. Auch mich führt sie ja, trotz meines anscheinenden Umherirrens auf das einzig nothwendige; sie führt mich dahin, durch meinen Gustav. Ja ich werde die Methode in ihrem ganzen Umfange u[nd] von unten herauf noch lernen, aber nicht nur lernen, sondern täglich ü b e n . G u s t a v s o l l m e i n L e h r e r w e r d e n u[nd] Sie sollen mit Ihrem Rathe mich leiten. Der liebe Knabe fängt bereits an es zu werden, und macht grosse Fortschritte; die ich Ihnen nun von Wochen zu Wochen rein darstellen werde. Sie sollen kein Räsonnement sondern blos das rein Gegebene, wie es erscheint erhalten. Was ich mit ihm vornehme; wie u[nd] was es auf ihn wirkt, jede neue Zulage zu seinem Wissen u[nd] Können übersende ich Ihnen in Form eines Tagebuchs. Sie werden dann selbst sehen was die Methode im zartern Alter vermag u[nd] werden zugleich mein leitender Engel werden, wo ich irren u[nd] strauchen sollte. Der Knabe steht jetz auf dem Punkte, wo ich folgende Übungen mit ihm vornehmen kann, die ihm ganz Bedürfniss sind, indem ich nichts mit ihm vornehme, als wozu er selbst durch sein Erwachen dafür antreibt. 1. Anschauen u[nd] Benennen aller Gegenstände um u[nd] an sich. 2. Benennen u[nd] ausüben der Handlungen, welche die Zeitwörter, besonders die einfachen ausdrücke, die er selbst verrichten kan od[er] täglich in seinem Kreise ausüben sieht.

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3. Allmähliges Bewusstseyn der Gegenstände u[nd] ihrer Bestimmung ihres Thuns z.B. Hund-bellen, laufen, beissen; Katze miauen, fressen, laufen etc.; Hand, bieten, fassen, halten, bewegen; Kopf-bewegen schütteln etc. Brod-essen vorkauen, dunken, legen, beissen u.s.w. … Bildung seines Bewusstseyns von allen Tönen u[nd] seiner Sprechorgane durch die T o n l e h r e . Anschauung u[nd] Benennung der Buchstaben; Zählen der Gegenstände u[nd] ihrer Theile. Erstes Unterscheiden der Farben u[nd] der Figur u[nd] Form; ebenso dessen was oben u[nd] unten, forne u[nd] hinten u.s.w. … Aufsuchen dessen an andern Gegenständen, was er an dem einen wahrnimmt; Gesang; u[nd] erster Versuch von, freyen sehr schönen, Linien. Dieses alles geht blos aus ihm hervor u[nd] er fordert diese Übungen alle Tage etliche Mal. Ich werde jedem dieser Bedürfnisse u[nd] jedem neuen, nach der Methode, allemal da entsprechen, wo es noth thut. Meine Übungen mit ihm lehren mich, verglichen mit den Übungen, welche ich täglich mit unsern fünf- sechsjährigen Zöglingen nach dem Buch der Mütter vornehme, 1. Die Vielseitigkeit des Buchs der Mütter, sowohl in Hinsicht seiner Anwendung als seines Nutzens, f ü r d i e e r s t e n K i n d e r j a h r e . Ja, es [ist] unstreitig, dass es durchaus nur in diesen allerersten Jahren in seinem vollen Werthe erscheint. Gustav jubelt hoch auf, wenn man das Buch der Mütter auf die Art mit ihm behandelt, wie die Beylage zeigt; er ist unermüdbar, bittet den ganzen Tag um Wiederholung u[nd] gewinnt so sichtbar, dass ich es gewiss bin, er werde im 4 ten Jahre, wenn man alle Tage auch nur ein paar Stunden mit ihm sich zweckmässig abgiebt auf einem seltenen Punkte stehen. Hingegen fand ich immer u[nd] finde noch, dass das Buch der Mütter für Grössere bey weitem diesen Reitz u[nd] dieses Erge[b]niss nicht habe. Es scheint schon der Punkt da zu seyn, wo das Kind im Anschauen der Formen, im Benennen derselben, im darstellen der Zeitwörter durch eignes Thun, nicht mehr den ersten reinen Naturreiz findet. Man muss sie zum Anschauen u[nd] Handeln mehr reitzen, da das Kleinere in diesem Thun u[nd] Anschauen so ganz das Befriedigende für sein Bedürfniss findet. Den 6jährigen scheint es schon unter ihrer Würde, sie sitzen ruhig da u[nd] beschreiben lieber als dass sie machen wie Gustav, der eigentlich lebt u[nd] webt wenn ich ihm sage: er soll s u c h e n , l e g e n , s i t z e n , k n i e n , g e h e n , l a u f e n , l i e g e n , l e h n e n u.s.w. Ich glaube die Resultate werdens zeigen, wie sehr das Buch der Mütter für die Jugend ge-

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eignet ist, welche noch nicht 5 Jahre mit Leerheit zugebracht u[nd] jetz zu dieser einen Thätigkeit – keinen so offenen Sinn mehr hat. 2. Dann glaube ich auch, dass das Buch der Mütter zu sehr das Anschauen u[nd] Benennen der Gegenstände von der Anschauung u[nd] Ausübung seines H a n d e l n s trennt. Die Beylage mag dieses deutlicher darthun. Ich finde, Gustav hat n[icht] nur einen ebenso grossen Reiz, sondern einen unendlich grössern, wenn er die Handlungen, welche die Zeitwörter ausdrücken, auch a u s ü b e n darf; Er wird sich, indem er die Dinge ausser ihm, immer anschaut u[nd] benennt u[nd] wiederholt, durch dieses Handeln auch seiner selbst u[nd] seines Thuns bewusst; er erhält sich in einer regern u[nd] vielseitigern Thätigkeit u[nd] betrachtet alles in gewissem Sinne mehr in Verbindung mit seinem Ich. Zwar kommt auf diese Weise, ein grosser Theil der 7. Übung des Buchs der Mütter mit der ersten in Verbindung, aber ich finde doch in eine sehr natürliche, da alles von seinem Thun selbst ausgeht u[nd] wieder zum Bewusstseyn desselben führt. Doch ich muss diessmal zu Ende eilen. Sagen Sie mir ich bitte Sie darum, offen Ihre Meinung über mein Thun u[nd] über den Plan, alles grade wie es erscheint darzustellen. Ich werde damit anfangen, alles was Gustav jetz in seinem 26. Monat weiss u[nd] kann, aufzustellen, nebst der Art, wie ers lernte; u[nd] dann immer den Zusatz zu seinem Erkennen u[nd] Können, mit jedem Tage, mit der Weise, wie ers lernte hinzu zu stellen. Ich hoffe Sie werden auch dieses als ein Zeichen meines Willens, alles zur Weiterbringung der Sache beizutragen, ansehen. Ich arbeite an einer Tabelle, welche alle Kennzeichen u[nd] Beschaffenheiten der Pflanzen, nach der Form derjenigen, welche H[err] Jouri von den Steinen machte. Sie ist bereits ziemlich weit gediehen. Eine ähnliche werde ich vom Thierreiche verfertigen. Die Geographie stund desswegen ein wenig stille. Nun aber arbeite ich auch daran, die Geographie der Schweiz als Typus, wie N i e d e r e r es in seinem Prospect versprochen, aufzustellen. Diess stellt meine grössern Bedürfnisse welche durch das Umfassen eines Welttheils entstunden, auch in etwas stille u[nd] giebt wenigstens etwas Wesentliches für die Zöglinge, bis ich zum Grössern fortschreiten kann. H[errn] Buss werde nächstens das, was dabey nöthig mittheilen. Da er Mangel an einer planmässigen Karte hat, so würde mein Bisheriges ihm auch wenig helfen.

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Grüssen Sie mir innigst Krüsi, Buss, H[errn] Barraud u[nd] alle alle. Niederer kann Ihnen manches sagen. – Leben Sie wohl. Möge Gott Ihre Tage so sehr mit Ruhe krönen als es herzlich wünscht Ihr Sie herzlich liebender Tobler Meine Frau umarmt Sie mit kindlicher Liebe.

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 368/29 Bogen, 116x194 mm bläuliches Papier beantwortet er [unsichere Lesart] P den 21ten *** alle an [unsichere Lesart] Pest Original Textkritik

Zeuge H Z. 16 Z. 29 Z. 36 Z. 39 Z. 42 Z. 47 Z. 49 Z. 53 Z. 67 Z. 82 Z. 83 Z. 93f. Z. 99f. Z. 106 Z. 109 Z. 111

herauf noch ich nichts ihres Thuns seines Bewusstseyns Theile. Erstes diese Übungen allemal vornehme, darstellen der H a n d e l n s trennt n[icht] nur wieder zum immer den machte. Sie daran, die Diess stellt meine grössern Bedürfnisse Sacherklärung I.

Johann Georg Tobler (1769–1843)  Nr. 500 III. Z. 13f.

Gustav: Gustav Adolf Tobler (1802–1876) war der Sohn von Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500). Seinen ersten Unterricht erhielt er vom Vater, eine eigentliche Lehrerbildung zwischen 1819 und 1821 durch Hermann Krüsi (1775–1844,  Nr. 588) und Johannes Niederer (1779–1843,

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507) in Yverdon. Während rund zehn Jahren arbeitete Gustav an der väterlichen Schule in St. Gallen, deren Leitung er schliesslich übernahm. 1836 wurde die Schule geschlossen, woraufhin Gustav Tobler eine Stelle als Hauptlehrer in Niederers Töchterschule in Yverdon antrat, mit der er 1837 auch nach Genf umzog. Dort leitete er nebenher ein eigenes kleines Knabenpensionat. 1842 übernahm er die Leitung der Kantonsschule Trogen (Kt. Appenzell-Ausserrhoden), der er bis 1857 vorstand. Nach einem Direktoriumswechsel unterrichtete er dort noch weitere 15 Jahre als Fachlehrer, bis er 1872 zurücktrat. 1875 siedelte er von Trogen nach St. Gallen über, wo er am 25. Oktober des darauf folgenden Jahres verstarb. Tagebuchs: scheint nicht erhalten zu sein Buch der Mütter: Buch der Mütter oder Anleitung für Mütter, ihre Kinder bemerken und reden zu lehren. Erstes Heft. Zürich und Bern in Kommission bei Heinrich Gessner, Buchhändler, und in Tübingen in der J.G. Cottaschen Buchhandlung 1803 Tabelle: Die Tabelle ist nicht überliefert, es bleibt auch unklar, ob sie je vollendet wurde. H[err] Jouri: Christoph Maximilian Jury stammte offenbar aus Kärnten und unterrichtete kurze Zeit in Burgdorf und Münchenbuchsee. Ende 1804 wurde er Lehrer für Mathematik und Zeichnen in Murten. Jury publizierte Die Anfangsgründe der Mathematik (Freiburg 1807). Die Geographie: Ab 1801 arbeitete Tobler an einem Geographie-Lehrmittel nach der pestalozzischen Methode. 1811 versucht er dieses beim Verlag Cotta herauszubringen, aber die Verhandlungen scheiterten; auch später gelang keine Veröffentlichung. Das Manuskript ist vermutlich verschollen. Es gibt aber eine Handschrift von Johann Wilhelm Henning (1783– 1868,  Nr. 1021) Johann Georg Tobler: Notizen aus seinem geographischen Werk (ZBZ, Ms Pestal. 962, Punkt 8). Diese Handschrift diente Henning vermutlich als Grundlage für sein Werk Leitfaden beim methodischen Unterricht in der Geographie (1812). Einige Abschnitte der Handschrift stimmen mit dem Leitfaden überein. N i e d e r e r : Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 Prospect: Johannes Niederer: Prospekt des Pestalozzischen Instituts zu München-Buchsee, in Verbindung mit den Erziehungs-Anlagen zu Hofwyl [Leipzig] 1805 Buss: Johann Christoph Buss (1776–1855)  Nr. 582 Krüsi: Hermann Krüsi (1775–1844)  Nr. 588 Barraud: Jean François/Franz Barraud (1776–1851)  Nr. 1002 Meine Frau: Magdalena Tobler-Gengenbach (1779–1854)  Nr. 543

788 707. Munizipalität Yverdon 11. Dezember 1804 5

Pestalozzy chef de l’Ins[tit]u[t] Du 11e X.bre 1804

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La multiplicité des affaires publiques que nous Sommes appellés à terminer avec l’année, Ne nous a pas permis de prendre une résolution sur les divers points renfermés dans vôtre missive de ce jour: Nous avons dû nous borner à charger nôtre Inspecteur de faire éxécuter pour le coup les reparations qui nous vin encore parû les plus pressantes, à vôtre Etablissement, telles que l’Etablissement d’un fourneau Oëconomique dans la Cuisine, la mise en état des assois à la Cour derrière la préparation des bois, pour la construction de deux Chambres à coucher dans l’un des Greniers; enfin, la translation des Gendarmes dans un autre Bâtiment. Quant aux Prisons et logement du Concierge, vous savès M[onsieu]r que l’on s’occupe déjà depuis quelque tems de la construction d’un Etablissement nouveau, pour en dégager le Château. Nous en prenons occasion de vous réitérer, M[onsieu]r, que charmès de vous posséder ici, Nous nous interresserons toujours au Succès de vôtre Etablissement, et pour y concourrir efficacém[ent], serons très disposés à continuer de donner par la suite à ce Bâtim[ent] les arrangem[ent]s proportionnés à la quantité des Personnes qui composeront vôtre Institut. Nous reprendrons donc en considération, après le nouvel an, les autres points de vôtre demande. Recevez etc.

Überlieferung 1 5

Archives de ville, Yverdon, Ag 3 p 270–271 Copia Textkritik

Zeuge h Z. 11

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789 Sacherklärung I. Munizipalität Yverdon

 Nr. 643

II. Obwohl spätestens seit August 1804 definitiv war, dass Pestalozzi in das Schloss Yverdon einziehen würde, waren für die Vormieter noch keine neuen Räumlichkeiten gefunden und auch der Umbau für die neue Nutzung war noch nicht abgeschlossen. Dies muss Pestalozzi in einem nicht erhalten gebliebenen Brief angemahn haben, so dass die Munizipalität Yverdon hier erläutert, weshalb das Schloss nicht schon lange geräumt und renoviert sei. III. Z. 9

missive: scheint nicht erhalten zu sein

708. Sinner, Wyttenbach & Tillmann 16. Dezember 1804 5

Monsieur Monsieur Pestalozzi, Instituteur, à Yverdon. Bern den 16 t. Xbris 1804.

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Herrn Pestalozzi, Institutor in Iferten. In höflicher Beantwortung Ihres geehrten vom 13t. 9bris passato, in welchem Sie uns versprachen von da in 14 Tagen die dem alten Haus Fassnacht schuldigen L. 94.10.– zu übersenden, sehen wir uns im Fall, da seither mehr denn 4 Wochen verflossen, Sie höflichst um die baldige Entrichtung dieses Betrags anzusuchen, indem wir, immer noch mit der Liquidation der alten Handlung beschäftiget, durch fernern Aufschub im Fortgang derselben aufgehalten werden, da es uns indessen sehr daran gelegen ist die daherigen Scripturen des alten Hauses so bald möglichst in Richtigkeit zu sezen. Wir haben die Ehre mit aller Hochachtung zu verharren. Dero ergeb[enste] Diener Sinner Wyttenbach & Tillmann

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ZB Zürich, Ms Pestal 55a, Umschlag 351/1 Bogen, 193x233 mm Siegel Original Textkritik

Zeuge H Z. 10 Z. 15

passato: lateinische Schrift Liquidation: lateinische Schrift Sacherklärung I.

In Firmen-, Buchhandels- oder Verlagsverzeichnissen des Kantons Bern ist Sinner, Wyttenbach & Tillmann nicht aufgeführt. Unter diesem Namen ist auch keine Juristische Kanzlei nachzuweisen. Hingegen finden sich ab 1803 drei Personen mit gesuchten Namen in der bernischen Regierungsbehörde in verschiedenen Funktionen wieder. Diese Funktionen können durchaus sinnvoll mit dem Briefinhalt in Zusammenhang gebracht werden, zumal der Kanton Bern nach der Mediationsakte und dem Verlust des Waadtlandes zur Tilgung seiner Finanznot sich unter anderem über den Verkauf von Landgütern Geld verschaffte. Es ist möglich, dass es sich bei Sinner, Wyttenbach & Tillmann um Amtsträger des Kantons Bern und insofern um ein amtliches Schreiben handelt. Karl Ludwig Sinner (1781–1848) ist 1804 Substitut der kantonalen Standeskasse (Kantonsbuchhaltung), später wird er selbst Standeskassier. Jakob Emanuel Wyttenbach (1762–1836) ist 1787–1832 Amtschreiber des Kanton Bern und 1803–1810 Mitglied des Grossen Rates. Der Amtschreiber musste zugleich Notar sein. Anton Gottlieb Tillmann (1754–1822), während der Helvetik Regierungskommissar im Kanton Oberland, ist von 1803–1811 Mitglied des Grossen Rats und hauptberuflich Fürsprech (Jurist, der vor dem obersten Appellationsgericht antreten darf). Vermutlich hat Sinner den Brief aufgesetzt, die Standeskasse führte zu diesem Zeitpunkt noch keine Kopierbücher. III. Z. 10 Z. 11f.

Ihres geehrten: scheint nicht erhalten zu sein alten Haus Fassnacht: konnte nicht eruiert werden

791 709. Wilhelm Haas 18. Dezember 1804 5

Monsieur Monsieur Pestalozzi à Yverdon Bern den 18. Xbr. 1804

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Lieber! Ich hoffe Sie denken noch an m i c h ; in diesem Falle übersende Ihnen folgende Innlage. Nach gelesenem Texte werden Sie begreifen, dass ich mit meiner jährlichen Mühwalt k a u m die Unkosten bestreite. In dieser Rücksicht muss ich rechts und links die freündschaftlichen Gesinnungen meiner Bekannten und derer die es gut mit mir meynen in Anspruch nehmen und suchen derselben Credit in Bewegung zu setzen damit durch deren Empfehlung ich durch eine vermehrte Anzahl von Abonnements so aufgemuntert und unterstüzet werde, im angefangenen Plane fort zu fahren das Heft nicht aus den Händen zu lassen und immer weiters – nach Maasgab der Umstände fort zu fahren und aus zu führen, was ich zum Zweck der Verbreitung w[eiterer] liberaler Ideen mir vorgesezt habe. Allein meine Freünde müssen mir helfen, und ich rechne nicht wenig auf Sie und den lieben Niederer. Empfehlen Sie mein Lieber meine Blätter also, wenn Sie meine Absicht gut finden – an ihre Freünde im Inn und Ausland mit Herzlichkeit, und es soll auch Ihren Absichten nützlich seyn, in dem nach und nach wir dennoch dahin kommen, dass eine grössere Freyheit im Denken und Einsichten in Umlauf komme. Leben Sie wohl, grüssen Sie den braven Niederer und lieben Sie stets Ihren H[aa]s

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ZB Zürich, Ms Pestal 51/52, Umschlag 104/1 Bogen, 176x230 mm bläuliches Papier Siegelspuren Original Textkritik

Zeuge H Z. 26

dennoch dahin

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dass eine Sacherklärung I.

Wilhelm Haas (1766–1838) stammt aus Basel und wird neunjährig – ungewöhnlich früh – in der Militärschule des mit dem Vater befreundeten Dichters Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809,  Nr. 257) in Colmar aufgenommen. Mit 18 Jahren lässt er sich zwecks Erfüllung seiner Militärpflicht bei der Artillerie einteilen, wo er (1784) zum Leutnant aufsteigt. Schon früh – allerdings nicht in einer regulären Lehre – erlernt er im väterlichen Betrieb, der seit 1779 mit der Druckerei Johann Jakob Thurneisens (1763–1829,  Nr. 323) zusammengelegt ist, die Druckkunst. Nach der Volljährigkeit Wilhelms trennt sich sein Vater von Thurneisen und eröffnet unter dem Namen des Sohnes eine Buchdruckerei und vereinigt sie so mit der Schriftgiesserei. Bereits zu Lebzeiten des Vaters übernimmt Wilhelm die Leitung der Druckerei. Er verbessert die Druckerpressen und verfeinert die Druckqualität. 1822 wird Wilhelm Haas Hauptmann des Bundeskontingents der Basler Auszüger-Kompagnie. Von Februar bis April 1798 gehört Haas der Basler Nationalversammlung, der obersten Gesetzgebungs- und Verwaltungsbehörde, an. Während der Helvetik bekleidet Wilhelm Haas kein öffentliches Amt, nach ihrem Zusammenbruch gehört er bis 1833 dem Grossen Rat des noch ungeteilten Kantons Basel an und wird daraufhin Mitglied des Stadtrates. II. Wilhelm Haas (1766–1838,  Sacherklärung I.) kennt Pestalozzi wahrscheinlich durch seinen Vater Wilhelm Haas (1741–1800), der wiederum Pestalozzi wohl über gemeinsame Basler Bekannte kennengelernt haben dürfte. Haas will hier die Bekanntheit Pestalozzis nutzen um auf seine eigenen Publikationen aufmerksam zu machen. III. Z. 10

Z. 22 Z. 23

Innlage: Dabei dürfte es sich um ein Beiblatt handeln, auf dem die Aufwendungen für seine Blätter transparent gemacht und neue Subskribenten gesucht werden. Das Beiblatt scheint aber nicht erhalten zu sein. Niederer: Johannes Niederer (1779–1843)  Nr. 507 meine Blätter: Möglicherweise handelt es sich bei den von Wilhelm Haas (1766–1838,  Sacherklärung I.) erwähnten Blättern um seine geographischen Karten. Der Brief legt nahe, dass besagte Blätter der Verbreitung liberaler Ideen dienen sollten. Es könnte sich daher auch um Schriften Haas’ handeln, die aber nicht nachgewiesen werden konnten.

710. Philipp Emanuel von Fellenberg 25. Dezember 1804 5

[Reg.] Fellenberg teilt Pestalozzi mit, dass er die Absicht habe, die Anstalt in Münchenbuchsee mit seiner im Entstehen begriffenen Armenanstalt zu vereinigen.

793 Überlieferung 1

PSB IV, S. 265.25ff., S. 266.3ff; vgl. Morf III, S. 238 Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 III. Z. 5

Armenanstalt:  Nr. 680

711. Philipp Emanuel von Fellenberg 30. Dezember 1804 5

Monsieur Pestalozzi à Yverdon Hofwyl den 30sten 10bris 1804

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H[err]n Pestalozzi in Iferten. Auf eine unverantwortliche Weise ist Ihr Gutschein bey Absendung meines lezten Augusts an Sie vernachlässiget worden – er folgt nun hier. Zugleich muss ich Ihnen, mein Geliebter Bericht abstatten von dem was zwischen H[err]n Secretan und mir vorgegangen ist. Sobald ich ihn sahe äusserte ich ihm meinen Unwillen über die Vernachlässigung, unter der Sie im Leman leiden. Seine Missbilligung traf mit meinem Ärger zusammen, er versicherte mich übrigens es werde besser kommen, er habe das Seinige dazu beygetragen, wenn er schon bedauren müsse Sie jetzt nicht, wie er es wünschte mit Geld unterstüzen zu können, und im Falle seye seinen Sohn, bis auf’s Frühjahr wenigstens hier zu lassen, da seine Fortschritte sonst unterbrochen werden müssten indem keine Klasse in Iferten geeignet seye mit ihm gleichen Schritts zu gehen. Zugleich sprach er von dem was er durch Laharpe in Russland für Sie thue u.s.w. Ich bemerkte ihm darauf ich habe freylich seiner väterlichen Vorsorge nichts vorzuschreiben, aber ich könne ihm nicht verhelen, dass ich die Änderung seines Entschlusses in Hinsicht auf unser Institut in Iferten ungerne sehe. So lieb ich auch Secretan sein Sohn habe – Eines müsste ich mir wenigstens dagegen ausbedingen: dass er nämlich hier gleich viel bezahle, als er in Iferten bezahlt haben würde, damit ich den Überschus der bis

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dahin hier bezahlten Pension zu Ihrer einstweiligen Unterstützung an Sie übermachen könne – darein willigte er sogleich ein, und gab mir auch dazu für’s nächste Quartal den Louisd’or welchen ich Ihnen hiermit übermache. Ach, möchten Sie doch einmal einsehn, wie wenig wir in der Welt in der wir leben, Ihrer grossen und heiligen Aufgabe dadurch genugthun, dass wir uns immer und immer wieder dahin bringen lassen, nur durch ein peinigendes Gedränge jüdischer Sorge unser Leben zu fristen, durch zukommen, da es so leicht wäre über alle dergleichen Sorgen hintangesetzt, zu reüssieren. Es sind mir zwey Neapolitaner auf nächsten May angetragen – wenn Sie glauben das Institut in Iferten bedürfe derselben so will ich Ihnen auch diese zuweisen. Da mir Secretans Gelegenheit gefehlt Ihnen Glarnern und Pausier zu übermachen, so warte ich jetzt auf Wunsch dazu. Ich umarme Sie von ganzer Seele in Eile Ihr F.

Überlieferung 1 2 3 4 5

ZB Zürich, Ms Pestal 50/51, Umschlag 82/2 Bogen, 191x232 mm bläuliches Papier Dorsualvermerk Valeuer 1 Louisd’or den 30 Dec. 1805 Fellenberg. Original Textkritik

Zeuge H Z. 33

dazu Sacherklärung I.

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844)  Nr. 426 II. Die Familie Secrétan ( Nr. 624, Nr. 663), eine der einflussreichen Familien im neuen Kanton Waadt sowohl während der Helvetik als auch in der Mediation, spielt eine bedeutende Rolle in der positiven Pestalozzi-Rezeption in der französischsprachigen Schweiz. Offenbar hatte sich der Vater entschieden, seinen Sohn nicht mehr nach Münchenbuchsee sondern nach Yverdon zu schicken. III. Z. 9

Z. 10

Ihr Gutschein: Möglicherweise handelte es sich dabei um die 200 Louisdor, welche Pestalozzi in seinem um den 20. Dezember verfassten Schreiben (PSB IV, Nr. 1005) erwähnte. meines lezten: scheint nicht erhalten zu sein

795 Z. 13 Z. 15

Z. 19f.

Z. 23 Z. 40

Z. 43

Z. 43f.

Secretan: Philippe Secrétan (1756–1826)  Nr. 624 Vernachlässigung, unter der Sie im Leman leiden: Damit sind möglicherweise die Verzögerungen gemeint, die bei der Renovation des Schlosses Yverdon auftraten ( Nr. 707). seinen Sohn: Frédéric Albert Gabriel Secrétan (1793–1852) ist der älteste Sohn von Philippe Secrétan (1756–1826,  Nr. 624). Er verliess früh das elterliche Haus, widmete sich dem Handel und heiratete 1819 in New Orleans die Belgierin Marie Seubert, mit der er vier Kinder hatte. Er etablierte sich in Rio de Janeiro, wo er seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Aquarellen an Touristen bestritt. Laharpe: Frédéric César de Laharpe (1754–1838)  Nr. 722 Zwey Neapolitaner: Es ist unklar, um wen es sich dabei handelt und ob die zwei überhaupt eingetreten sind. Johann Georg Tobler (1769–1843,  Nr. 500) berichtet zwar in seinem Brief vom 10. Juni 1805 ( Nr. 751) vom Besuch zweier Neapolitaner am 9. Juni 1805 in Buchsee – vom Zeitraum her könnte es sich um die für Mai Angekündigten handeln. Von den durch Tobler angekündigten weiteren Informationen über die Neapolitaner durch Johannes von Muralt (1780–1850,  Nr. 610) ist nichts erhalten. Auch der Brief Pestalozzis an die Lehrer in Münchenbuchsee (ca. 16.–18. Juni 1805) berichtet vom Besuch eines Italieners (PSB V, Nr. 1072), allerdings fehlen auch hier nähere Angaben. Glarnern: Johann Ulrich Glarner (*1791) stammt aus Glarus. Über sein Leben ist wenig bekannt: In der Schülerliste aus Yverdon von 1812 wird er als ehemaliger Schüler der Institute Burgdorf, Münchenbuchsee und Yverdon aufgeführt (P.-Bl. 1904, Nr. 4). Glarner war Leutnant und heiratete 1817 Augustine Victoire Barbe Honnorat (*1799) aus Aix en Provence ebendort. Zum Zeitpunkt der Geburt ihres Sohnes Alfred Auguste (14. November 1842) war das Paar in Aix en Provence wohnhaft. Pausier: Pausier war wahrscheinlich das Mündel eines nicht näher bezeichneten Herrn Lesage. Zunächst bei Philipp Emanuel von Fellenberg (1771–1844,  Nr. 426) wird er von diesem Anfangs Januar 1805 ohne dessen Einwilligung zu Pestalozzi nach Yverdon übersandt, obwohl dieser ihn für zu alt für seine Institution hält (vgl. PSB IV, S. 266). Pausier wird nicht in den pestalozzischen Schülerlisten aufgeführt, weshalb davon auszugehen ist, dass er nur kurz bei Pestalozzi weilte. Möglicher Anlass zu seinem Schulabgang könnte ein nicht näher beschriebener «Vorfall» gewesen sein, den Pestalozzi in seinem Brief an Fellenberg und Johannes von Muralt (1780–1850,  Nr. 610) vom 16. Januar 1805 erwähnte (vgl. ebd., S. 284).

712. Joseph Schmid Ende 1804 5

[Reg.] Schmid schreibt Pestalozzi laut dem Tagebuch von Muralt einen «herzlosen, elenden Brief».

796 Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 961/12, S. 35 Sacherklärung I.

Joseph Schmid (1785–1851) entstammt einer Kleinbauernfamilie aus Rehmen bei Au im Vorarlberg. Während des Winters besucht er die Dorfschule. Kurz nach seinem fünfzehnten Geburtstag holt ihn sein Onkel, der Baumeister Franz Joseph Alexis Moosbrugger (1761–1828,  Nr. 564), zu sich nach Fribourg. Vor seinem Eintritt in die Firma soll der Knabe seine Kenntnisse in Rechnen und Schreiben verbessern, weshalb er auf Kosten des Onkels in Pestalozzis Institut nach Burgdorf geschickt wird. Bereits im zweiten Jahr beherrscht er den Stoff im Rechnen und Zeichnen so gut wie seine Lehrer, worauf er – ermuntert von Pestalozzi – beginnt, die Massverhältnisse entsprechend der pestalozzischen Methode zu ordnen. Es entstehen zwei Tabellen, die Schmid drucken lässt und auf die er sehr positive Reaktionen erhält. Sie sind leider nicht erhalten. Schmid entschliesst sich daraufhin, nicht zu seinem Onkel zurückzukehren, sondern als Lehrer bei Pestalozzi zu bleiben. Er arbeitet massgeblich mit beim Abfassen der Anschauungslehre der Massverhältnisse und der Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse. Im Frühjahr 1809 erscheint unter Schmids eigenem Namen die Schrift Die Elemente der Form und Grösse (gewöhnlich Geometrie genannt). Das Buch findet reissenden Absatz, was Schmid in die Lage versetzt, das Institut finanziell zu unterstützen. Dennoch verlässt Schmid 1810 das Institut: Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Johannes Niederer (1779–1843,  Nr. 507) und Schmid war durch das Erscheinen des für Pestalozzi eher ungünstigen Tagsatzungsberichts (Bericht über die Pestalozzische Erziehungs-Anstalt zu Yverdon, an Seine Excellenz den Herrn Landammann und die Hohe Tagsatzung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Gedruckt auf Befehl der Tagsatzung. Bern 1810) eskaliert. Schmid kehrt in seine Heimat zurück und veröffentlicht drei Bücher: Erfahrungen und Ansichten über Erziehung, Institute und Schulen (1810), Die Elemente der Algebra (1810) und Die Anwendung der Zahl auf Raum, Zeit, Werth und Ziffer, nach Pestalozzischen Grundsätzen (1812). Er plant im Bregenzerwald, im leer stehenden Kloster Mehrerau, eine Schule für arme, begabte Kinder inklusive Lehrerseminar zu gründen. Ein entsprechender Antrag an die Regierung bleibt lange ohne Antwort. 1812 erhält er in Bregenz eine Lehrerstelle. Im gleichen Jahr trifft aus Yverdon der Versöhnungsbrief von Niederer ein. Schmid reist 1813 zweimal nach Yverdon, 1814 fungiert er bei der Hochzeit von Johannes Niederer und Rosette Kasthofer (1779–1857,  Nr. 842) als Trauzeuge. Nachdem auch Schmids weiterer Antrag, in Bregenz eine Sekundarschule zu gründen, abgelehnt wird, nimmt er Niederers Angebot, nach Yverdon, zurückzukehren an. Als Schmid 1815 im Institut ankommt, trifft er auf ein finanziell marodes Unternehmen. Er bezahlt die Schulden des Instituts. Zwar sind sich Niederer und Schmid darüber einig, dass eine Reorganisation des Instituts notwendig ist, aber die Meinungen darüber, wie dies geschehen soll, gehen auseinander. Schmid setzt sich durch und Niederer verlässt 1817 das Institut. Nun soll auch die Rechnung mit dem Töchterinstitut bereinigt werden. Pestalozzi will sie dem Ehepaar Niederer als Schenkung abtreten, was Niederer zurückweist und seinerseits finanzielle Forderungen an Pestalozzi stellt. Dieser Streit, zum Schaden des Pestalozzischen Instituts auch in der Öffentlichkeit ausgetragen, wird erst 1824 gerichtlich beigelegt. Inzwischen führt Schmid die Verhandlungen mit Cotta über die Gesamtausgabe der Werke Pestalozzis zu einem günstigen Ende. 1821 unternimmt Schmid erste Schritte, um eine Gesamtausgabe seiner eigenen Schriften zu veranstalten, aber das Projekt scheitert. Auch spätere Versuche führen zu keinem Resultat. 1824 verweigert die

797 Regierung des Kantons Waadt die Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung für Schmid. Schmid zieht auf den Neuhof, Pestalozzi folgt ihm ein halbes Jahr später, nachdem er 1825 sein Institut aufgelöst hat, welches auf acht Schüler geschrumpft war. Aber auch der Kanton Aargau verweigert Schmid den Aufenthalt, woraufhin dieser nach Paris und anschliessend nach London reist, um für eine französische und eine englische Ausgabe der Werke Pestalozzis die Übersetzungen zu veranlassen. Noch einmal kehrt Schmid auf den Neuhof zurück, der Aufenthalt wird ihm aber erneut verweigert, woraufhin er 1826 in Paris eine Stelle als Mathematiklehrer annimmt, die mit der Verpflichtung verbunden ist, Mathematiklehrmittel anzufertigen. Als im Oktober 1829 noch immer keine Manuskripte dazu vorliegen, wird er entlassen. 1831 schickt er erneut an die Vorarlberger Regierung einen Plan zur Gründung einer Armenanstalt. Da er keine Antwort erhält, beschliesst Schmid in Paris zu bleiben. Er beginnt mehrere Projekte (Verkauf des Sonntags Magazins in Paris für den Verlag Brockhaus, sowie für eben denselben die Herstellung von Clichés (Zeichnungsvorlagen), Gründung eines Verlegervereins, Druck von Pestalozzis Nachlass, über den er von diesem testamentarisch die Verfügungsgewalt zugesprochen erhalten hat), die aber alle scheitern. 1845 veranstaltet er zusammen mit dem Cotta-Verlag eine neue Gesamtausgabe der Werke Pestalozzis. 1848 gründet Schmid eine Art Kolleg für künftige Mathematiklehrerinnen und -lehrer und bietet Gratiskurse an. Mit dem Ausbruch der 1848er-Revolution scheitert auch diese Unternehmung. Lit.: Camilla Martha Halter: Joseph Schmid. Affoltern am Albis 1943 II. Am 3. Dezember schreibt Muralt in seinem Tagebuch, dass Joseph Schmid (1785–1851,  Sacherklärung I.) bei seinem Onkel Franz Joseph Alexis Moosbrugger (1761–1828,  Nr. 564) in Bern gewesen, dieser mit der Situation unzufrieden gewesen sei und Schmid aufgefordert habe, das Institut zu verlassen (ZB Zürich, Ms Pestal 1961/12, S. 24). Worin die Unzufriedenheit bestand, ist unklar. Ob dieser Brief an Pestalozzi damit zusammenhängt, ist ebenfalls unklar, aber möglich.

713. Johannes von Muralt Ende 1804 5

[Reg.] Muralt schreibt Pestalozzi aufs neue Jahr und versichert ihm, dass er durch seine Methode reiner und veredelter geworden sei.

Überlieferung 1

ZB Zürich, Ms Pestal 961/12, S. 35 Sacherklärung I.

Johannes von Muralt (1780–1850)  Nr. 610

Register der Briefabsender Appenzell. Regierung 637 Assemblée Nationale 263 Baggesen, Jens (Imanuel) (1764–1826) 284 Bansi, Heinrich (1754–1835) 258 Baumann, Johann Matthäus (1730–1796) 337 Bavier, Johann Baptista (1749–1814) 707 Bern – Finanzrat 682 – Kirchenrat 644 – Kleiner Rat 691 Blendermann, Johann Jakob (1783–1862) 651 Bonstetten, Karl Viktor von (1745–1832) 90, 465–466 Brunner, Barbara (*ca. 1761) 99 Brunner, Johann Heinrich (1749–1834) 333 Buss, Johann Christoph (1776–1855) 558 Castberg, Peter Atke (1779–1823) 765 Christian VII., König von Dänemark (1749–1808) 565 Comité d’Instruction Publique Paris 282 Cotta, Johann Friedrich, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) 631, 642, 739 Effinger, Albrecht Niklaus von (1735–1803) 60 Effinger-Bonstetten, Rosina Elisabeth von (1737–1798) 230 Elsner, Johannes (1748–1839) 291–292 Escher, Johann (Hans) Konrad (1776– 1835) 572 Ewald, Johann Ludwig (1747–1822) 447, 596, 752 Fäsi, Johann Heinrich (1755–1830) 354 Fellenberg, Daniel von (1736–1801) 242 Fellenberg, Philipp Emanuel von (1771–1844) 262, 274–275, 298, 734, 745, 764, 772–773, 792–793 Flick, Samuel (1772–1833) 308

Fraunberg, Franz Paul von (1763–1814) 612 Fribourg. Munizipalität 522 Füssli, Johann Heinrich (1745–1832) 3, 119 Gaudard und Leuenberger 778 Generaldirektion der allgemeinen deutschen Industrie-Anstalten 656 Gessner, Caspar (1748–1828) 332 Gessner, Johann Georg (1765–1843) 568 Glarus. Regierung 637 Gräff, Johann Heinerich/Heinrich (1765–1827) 742, 775 Gross, Christian Gottlob (1739–1807) 322 Gross-Pestalozzi, Anna Barbara (1751–1832) 7, 23, 505 Gruner, Gottlieb Anton (1778–1844) 618, 683, 688, 733, 749, 753 Haas, Wilhelm (1766–1838) 791 Haenel (Herr) 733 Halder-Schulthess, Anna (Maria) Salome (1773–1854) 270 Haller, Gottlieb Emanuel (1735–1786) 114 Helvetische Republik – Direktorium / Vollziehungsausschuss / Vollziehungsrat 350, 360, 377, 401, 403, 574 – Finanzminister 352, 356, 367 Herbart, Johann Friedrich (1776–1841) 564, 599 Herzog von Effingen, Johannes (1773–1840) 609 Heussi, Georg (1776–1833) 340 Hirt, Kaspar (1733–1814) 327 Hirzel, Hans Caspar (1725–1803) 26–27, 70 Hohenwart, Sigismund Anton, Graf von (1730–1820) 252 Hottinger & Brunner 315, 328–329 Hotz (Hotze), Johannes (1734–1801) 34 Iselin, Isaak (1728–1782) 84, 88, 92–98, 100–104, 106, 110–113, 115

800 Jacobi, Friedrich Heinrich (1743–1819) 276 Jenner, Gottlieb Abraham von (1765–1834) 549 Jomini, Benjamin (1746–1818) 724 Kern, Wilhelm (178?–1834) 759 Kerner, Johann Georg (1770–1812) 479 Kirchberger/Kilchberger von Mont, Karl Rudolf (1739–1808) 712 Klauser, Salomon (1745–1796) 19, 21 Klewitz, Wilhelm Anton von (1760–1838) 700 Krüsi, Hermann (1775–1844) 570 Krüsi-Näf, Elisabeth (1762–1836) 581 Ladomus, Johann Jakob Friedrich (1782–1854) 758 Laué, de Luze & Co. 154, 156–157, 160–161, 164, 165–166, 169, 191– 192, 197–201, 204–205, 209–210, 220–222, 224–226, 232–233, 239– 240, 244–245, 369, 373, 462, 467, 495, 743 Lavater, Johann Caspar (1741–1810) 14, 21, 275, 291, 304, 343–345, 348, 358, 391 Linth. Erziehungsrat 413 Lorsa, Jeremias (1757–1837) 174 Luzern. Erziehungsrat 593 Mandiléni, Philippe (†1807) 640, 729 Marti, Johann Rudolf (1765–1824) 649 Maurer, J. 432 Maurhofer und Dellenbach (Firma) 731 May, Albert Friedrich von (1773–1853) 536 Mayr, Laurenz/Lorenz Josef Alois (1755–1816) 647 Meiss, Hans Ludwig von (1745–1795) (53) Mettraux, Jean Baptiste (1760–1839) 717 Meyer, Johann Rudolf (1768–1825) 539 Meyer von Schauensee, Franz Bernhard (1763–1848) 289, 295, 297– 298, 305, 307, 352, 356, 543, 557, 586, 601, 611, 622, 639 Meyn, Jean Abraham (1744–1828) 480, 513, 725 Mieg, Johann Friedrich (1744–1819) 125, 131, 135–136, 335, 604, 652

Milliet, François Benjamin Gamaliel (1749–1836) 530, 532 Mohr, Johann Melchior (1752–1846) 459 Monney, François Louis (1767–1843) 533, 547 Monod, Henri (1753–1833) 645 Moosbrugger, Franz Joseph Alexis (1761–1828) 524 Moser, Andreas (ca. 1765–ca. 1811) 471 Moser, Heinrich (1759–1813) 399 Moser, Johann Jakob (1771–1814) 541, 692 Mouron, Jean Pierre (1758–1827) 595, 667 Moyses Christ et Cie. 521 Müller, Mathias Joseph (1764–1844) 663 Müller, Thaddäus (1763–1826) 515 Müller-Friedberg, Karl (1755–1836) 545 Münger, Benedikt (1753–1812) 411, 548 Münter, Friedrich (Frederik) Christian Karl Heinrich (1761–1830) 243, 257 Mumenthaler, Johann David (1772–1838) 448 Muralt, Johannes von (1780–1850) 614, 698, 714, 719, 763, 777, 780, 797 Näf, Franz Joseph Nikolaus (1770–1854) 685 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig (1767–1839) 260–261, 266, 270, 279 Niederer, Johannes (1779–1843) 380, 384, 392, 396, 403, 409, 436, 445, 506, 551, 569, 584, 586, 602, 607, 735, 740, 747, 772–775, 778 Ökonomische Gesellschaft (Bern) 75, 78, 86–87 Ökonomische Kommission (Zürich) 24 Olivier, Ludwig Heinrich Ferdinand (1759–1815) 625 Otth, Ludwig Albrecht (1775–1852) 318 Parrot, Georg Friedrich von (1767–1852) 755 Payerne. Munizipalität 710, 713

801 Pestalozzi, Baptist (1745–1780[verschollen]) 28, 36, 68 Pestalozzi, Hans Jacob (1770–1801) 116, 137, 139, 141, 145–148, 152, 155, 158, 161, 166, 169, 171, 176, 179, 181, 183, 185, 187, 189, 192, 200, 202, 204, 206–207, 211, 213, 215, 217, 223, 227, 229, 231, 234, 236–237, 241, 306, 373 Pestalozzi, Johann Jakob (1749–1831) (105) Pestalozzi-Hotz, Susanna (1720–1796) 17, 22, 68, 170, 195 Pestalozzi-Schulthess, Anna (1738–1815) 47, 56, 59, 69, 296, 306, 369, 505, 572, 735, 753 siehe auch: Schulthess, Anna (1738– 1815) Petersen, Peter (1762–1820) 111, 113, 133–135, 143, 145, 150 Pfeffel, Gottlieb Konrad (1736–1809) 80, 144 Pfenninger, Johann Konrad (1747–1792) 61 Plamann, Johann Ernst (1771–1834) 627, 673 Pury, Charles Herbert 342 Rahn, Hans Heinrich (1734–1796) 88 Rahn, Ludwig (1770–1836) 682 Rengger, Albrecht (1764–1835) 694, 774 Renouard-Ott, Maria (1732–1796) 164 Rothpletz, Johann Heinrich (1766–1833) 367 Salathe, Emanuel 100–101, 105 Sarasin, Jakob (1742–1802) 77, 82, 99 Schieffner & Brix 308, 310–312 Schiess, Johann Ulrich (1775–1849) 314 Schimmelmann-Schubart, Magdalene Charlotte Hedevig (1757–1816) 589, 663 Schinz, Johann Rudolf (1745–1790) (53), 59, 75, 83, 133 Schmid, Joseph (1785–1851) 795 Schnell, Johannes (1751–1824) 374, 624, 697 Schulkommission Burgdorf 364 Schulthess, Anna (1738–1815) 9–13, 15–18, 20, 22–26, 28–34, 36–41, 43–46 siehe auch: PestalozziSchulthess, Anna (1738–1815)

Schulthess, Georg Kaspar (1770–1800) 299 Schulthess, Hans Heinrich (1707–1782) 317 Schulthess, Hans Heinrich (Henry) (1746–1812) 19, 27, 38 Schulthess, Hans Jakob (1711–1789) 49 Schulthess, Hans Jakob (Jacques) (1739–1806) 19, 27, 33, 37–38, 79 Schulthess, Hans Kaspar (1709–1804) 73–74, 313 Schulthess, Johann Kaspar (1744–1816) 55, 165, 227, 353, 421 Schulthess, Hans Konrad (1714–1791) 52, 54–56 Schulthess, Johannes (1744–1830) (53) Schulthess-Holzhalb, Anna (1711–1780) 49 Schwaller, Urs Viktor (1771–1816) 293 Schweiz. Landammann 634 Schweizer-Hess, Anna Magdalena (1751–1814) 199 Sinner, Wyttenbach & Tillmann 789 Société d’émulation du Canton de Vaud en Suisse 722 Sommerhaus 316 Stadelhoff 331 Steinfels, Heinrich (1746–1804) 52 Strøm, Johann Christian Ludvig (1771– 1859) 654–655, 668, 779 Südpreussisches Departement 620 Tillich, Ernst Gotthelf Albrecht (1780–1807) 756 Tobler, Johann Georg (1769–1843) 370, 372, 379, 406, 414, 424, 426, 428, 434, 451, 461, 463, 468, 474, 477, 481–482, 485, 489, 496, 498, 502, 509, 516, 526, 538, 551, 575, 579, 783 Tobler-Gengenbach, Magdalena (1779–1854) 477 Torlitz, Johan Henrik Anton (1777–1834) 654–655, 695 Tscharner, Johann Baptista von (1751–1835) 705 Tschiffeli, Gottlieb Rudolf (1746–1795) 30–31, 41 Tschiffeli, Johann Rudolf (1716–1780) 42 Türk, Wilhelm Christian von (1774–1846) 704, 735, 759

802 Unbekannt 48, 51, 53, 124, 163, 243, 262, 306 Usteri, Johann Martin (1763–1827) 257 Verninac, Raymond de (1761/62–1822) 466 Voss, Otto Karl Friedrich von (1755–1823) 696 Waadt. Regierung 727 Weiss (Wyss) zum Entli, Heinrich (1745–1808) 18 Weissenfeller, Johann Hermann (1756–1812) 349 Wessenberg, Ignaz Heinrich von (1774–1860) 751 Wyss, David von (1763–1839) 245, 260 Yverdon. Munizipalität 688, 711, 728, 788 Zehender, Karl Ludwig (1751–1814) 553 Zeller, Karl August (1774–1846) 708 Zinzendorf, Karl Johann Christian, Graf von (1739–1813) 150, 226, 236, 254 Zschokke, Johannes Heinrich Daniel (1771–1848) 520, 660 Zürich (Stadt) – Kanzlei 702 – Regierung 71 Zürich (Kanton). Wahlversammlung 561 Zwicky, Johann Peter (1762–1820) 324–325

Register der Namen und Körperschaften Abbt, Thomas (1738–1766) 67, 396 Aberli, Johann Ludwig (1723–1786) 236 Académie préparatoire de Commerce (Mulhouse) 117, 138, 143, 153, 163 Adams, John (1735–1826) 303 Ägyptische Maurerei (Loge) 78 Aepli, Johann Melchior (1744–1813) 122–123 Affolter, Anna Barbara siehe: MoserAffolter, Anna Barbara Affry, Louis d’/Ludwig von (1743– 1810) 637 Ahrends, Luise Christine Wilhelmine siehe: Himly-Ahrends, Luise Christine Wilhelmine (1771– 1820) Alembert, Jean-Baptiste le Rond, d’ (1717–1783) 90, 122 Alexander I., Zar von Russland (1777–1825) 419, 647, 733–734, 756 Alexander II., Zar von Russland (1818–1881) 616 Alexandra, Zarin von Russland (1798–1860) 616 Albertin, Hans Heinrich (1713–1790) 51 Albertin, Maria Elisabetha (1743– 1815) 51 Allgemeine Buchhandlung der Gelehrten (Dessau) 103–104, 110 Almasy, Antal/Anton von (1765– 1834) 770 Anderwerth, Joseph (1767–1841) 363 Andreae, Johann Valentin (1586– 1654) 136 Andreäische Buchhandlung 666 Anhalt-Dessau, Leopold III. siehe: Leopold III. Friedrich Franz, Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau (1740–1817) Appenzell (Regierung) 637 Ardrighetti, François Auguste Antoine (*1791) 721 Armenkollegium (Basel) 458

Armenschule Hofwyl 263, 746, 793 Arouet, François Marie siehe: Voltaire (1694–1778) Asketische Gesellschaft 66–67 Assemblée nationale siehe: Frankreich. Assemblée nationale Auers (Herr) 331 Auersperg, Joseph Franz von, Fürstbischof (1734–1795) 613 Auf der Maur, Ludwig (1770–1836) 555 Baggesen, Jens (Imanuel) (1764– 1826) 281, 287–288 Baggesen, Karl Albrecht (1793–1873) 288 Baggesen-Reybaz, Françoise Madeleine (Fanny), (ca. 1775–1820) 287 Baggesen-von Haller von Schenkenberg, (Charlotte) Sophie (1767– 1797) 287 Balle, Nicolai Edinger (1774–1816) 567, 671–672 Balsamo, Joseph siehe: Cagliostro, Alessandro di (1743–1795) Balthasar, Franz Urs (1689–1763) 76, 84 Balthasar, Josef Anton Felix von (1737–1810) 76 Bansi, Barbara (1777–1863) 175 Bansi, Heinrich (1754–1835) 174– 175, 199, 258, 706 Bansi, Luzius (1729–1792) 174 Bansi-Lorsa, Ursina (†1783) 175 Barraud, Jean François/Franz (1776– 1851) 716, 721, 725, 737, 772, 787 Basedow, Johann Bernhard (1724– 1790) 81, 85, 114, 536, 618 Battier (Firma) 117, 187 Battier, Felix (1748–1799) 111–113, 128, 139, 142, 163, 168, 171, 173, 178–179, 181, 183–184, 187, 189, 191, 194–195, 201, 203, 207–208, 212, 215–216, 219, 228, 230–231, 235, 239, 242, 256

804 Battier, Felix (1777–1829) 111, 113, 135, 143, 145, 149, 168, 195, 224 Battier, Gertrud siehe: ParaviciniBattier, Gertrud (1776–1838) Battier, Gertrud siehe: Sarasin-Battier, Gertrud (1752–1791) Battier, Johann Jakob (1780–1781) 168 Battier, Rosina (1779–1783) 168 Battier-Heitz, Sybilla (1780–1848) 113 Battier-Thurneysen, Sarah (1758– 1833) 113, 163, 168, 173, 178, 181, 185, 187, 189, 194, 201, 203, 212, 215–216, 219, 230, 235, 239 Baumann, Christoph (1789–1863) 737 Baumann, Johann Matthäus (1730– 1796) 339 Baumann-Hoppe, Maria Louise (1738–1801) 339 Bavier, Johann Baptista von (1749– 1814) 707 Bay, David Rudolf (1762–1820) 363 Bay-Dupan, Susanna 363 Bayern – Ludwig I. siehe: Ludwig I., Kronprinz und König von Bayern (1786–1868) – Maximilian IV. siehe: Maximilian IV., Kurfürst und König von Bayern (1756–1825) Becker, Rudolf Zacharias (1752– 1822) 765 Beckmann, Johann (1739–1811) 109 Bégoz, Louis François (1763–1827) 460 Beiner, Rudolf (ca. 1771–1834) 549 Beiner, Rudolf (1776–1818) 549 Beiner, Rudolf (1780–1850) 549 Benteli, Siegmund Friedrich (1755– 1803) 699 Bentham, Jeremy (1748–1832) 265 Bern – Finanzrat 683 – Kirchenrat 645 – Kleiner Rat 691 – Kommerzienrat 86, 88, 259 – Regierung 87

Bernoulli, Christoph (1782–1863) 420 Bernoulli, Hieronymus (1669–1760) 219 Bernoulli, Hieronymus de Nicolaus (1745–1829) 141, 212, 219 Bernoulli, Nicolaus (1704–1786) 219 Bernoulli, Nicolaus (1770–1839) 141, 187, 212, 219 Bernoulli-Obermeyer, Anna Elisabeth (1771–1831) 141 Bernoulli-Respinger, Chrischona (1744–1815) 141 Bernstorff, Erich von (1791–1837) 618, 684 Berthier, Louis–Alexandre (1753– 1815) 693 Bertrand, Jean (1708–1777) 109 Bertuch, Friedrich Justin (1747–1822) 450 Bessinger, Karl Josef (1774–1834) 363 Beyme, Karl Friedrich von (1765– 1838) 678 Bichat, Marie François Xavier (1771– 1802) 771 Bippen, Diedrich von (*1798) 651 Bippen, Hans Burchard von (1796/97–1811) 651 Birch (Herr) 69 Birch (Tochter) 69 Birche (Herr) 419 Bischoff, Johann (1769–1805) 420 Bischoff, Johann Christoph (1799– 1864) 420 Bischoff, Johann Jakob (1797–1838) 420 Bischoff, Rosine siehe: ThurneisenBischoff, Rosine (1765–1801) Blendermann, Johann Jakob (1783– 1862) 448, 565, 599, 651 Bleuler, Johann Heinrich (1758– 1823) 681 Bluntschli, Johann Kaspar (Menalk) (1743–1767) 6, 8–10 Bodmer, Christoph (Firma) 136 Bodmer, Johann Jakob (1698–1783) 5, 18 Böttiger, Karl August (1760–1835) 500, 678, 738

805 Bonaparte, Napoléon I. siehe: Napoléon I. Bonaparte, Kaiser von Frankreich (1769–1821) Bonifazius, Pater Wynfnith (671/672–754) 418 Bonnet, Charles (1720–1793) 90 Bonstetten, Johann Viktor Eduard (1787–1810) 91 Bonstetten, Karl David von (1783– 1851) 91 Bonstetten, Karl Emanuel von (1706– 1773) 90 Bonstetten, Karl Viktor von (1745– 1832) 90–91, 230, 288, 465– 466, 592, 722 Bonstetten-von Wattenwyl, Maria– Salomé von (1758–1805) 90–91 Borgo di Primo, Olinto (1775–1856) 593 Borgo di Primo-Schimmelmann, Louise (*1790) 593 Bourbon-Parma, Ferdinand von (1751–1802) 535 Bourgeois, Marie-Eleonore siehe: Monod-Bourgeois, MarieEleonore (1762–1820) Brahe, Tycho (1546–1601) 404 Brandenburg-Schwedt, Luise Henriette Wilhelmine von (1750–1811) 757 Brandt, Christian (1735–1805) 567 Breisch/Bresch (Herr) 529 Breitinger, David (1737–1817) 529 Bremen. Pädagogium 600, 652 Briatte, Jean-Baptiste 379, 403 Bricqueville de Bretteville, ArmandFrançois-Bon-Claude de (1785– 1844) 556, 687 Bridel, François Emmanuel (*1796) 342 Bridel, Jean André Louis (*1794) 342 Bridel, Philippe Louis (1766–1820) 342 Browne, Johann Georg, Graf von (1767–1827) 519 Brun, Constantin (1745/46–1836) 458 Brun-Münter, Friederike (1765–1835) 91, 458 Brunn, Martin von (1776–1852) 501, 504, 512, 529

Brunn, Niklaus von (1766–1849) 420, 457, 501 Brunner, Barbara (Barbel) siehe: Lauffer-Brunner, Barbara (Barbel) (1760–1801) Brunner, Barbara (*1761) 100 Brunner, Hans Caspar (1776–1854) 316, 334 Brunner, Johann Heinrich (1749– 1834) 316, 334 Buchhandlung der Gelehrten siehe: Allgemeine Buchhandlung der Gelehrten (Dessau) Büel, Johannes (1761–1830) 519 Bürgerlicher Lehrerverein 520 Bürkli, Anna Barbara siehe: WyssBürkli, Anna Barbara von (1785– 1816) Buffon, Georges Louis Leclerc, Comte de (1707–1788) 84 Burckhardt, Carl Christian (1767– 1846) 185 Burckhardt, Hans Balthasar (1762– 1824) 370, 373 Burckhardt, Johann Ludwig (1770– 1839) 184, 187 Burckhardt, Leonhard (1729–1817) 184 Burckhardt-Debary, Anna Elisabeth (1766–1816) 373 Burckhardt-von Schwencksfeld, Carolina Christiane (1728–1820) 184 Burckhardt & Vondermuehll (Firma) 185 Burgdorf Schulkommission siehe: Schulkommission Burgdorf Businger, Josef Maria (1764–1836) 544 Buss, Johann Christoph (1776–1855) 370, 373, 408–409, 418, 428, 434, 436, 458, 465, 470, 473– 474, 476, 497, 530, 553, 556, 560, 575, 579, 600, 681, 687, 715, 721, 725, 765, 772, 787 Buss, Luise siehe: Näf-Buss, Luise (1784–1845) Buss-Stähli, Susette (*1780) 560 Cagliostro, Alessandro di (1743– 1795) 78, 99, 618

806 Calame, Julie Augustine siehe: MartiCalame, Julie Augustine (*1776) Campe, Joachim Heinrich (1746– 1818) 81, 110, 265, 536, 709 Carl (ev. Schüler) 153 Carl Eugen, Herzog von Württemberg (1728–1793) 560 Carmintran, Tobie Grégoire (1753– 1842) 363 Carolinum (Zürich) 197, 563, 616– 617, 682 Caspari-Gross, Christiane Charlotte (Lotte) (*1781) 8 Castberg, Peter Atke (1779–1823) 769 Chaptal de Chanteloup, Jean Antoine Claude, Graf von (1756–1832) 550 Chartres und Orléans, Louis Joseph Philippe siehe: Orléans, Louis Philippe Joseph d’ (1747–1793) Chavannes, Daniel-Alexandre (1765– 1846) 716, 721–722, 746 Chevallier, Marguerite 91 Chiffelle, Georg-Louis († wahrscheinlich 1801) 458 Chitrovo, Mikhail Eliseevich siehe: Khitrovo, Mikhail Eliseevich (1765–1848) Chodowiecki, Daniel Nikolaus (1726– 1801) 236 Christ, Johann Ludwig (1739–1813) 511 Christian VII., König von Dänemark und Norwegen (1749–1808) 567, 592, 654, 670, 672 Clarkson, Thomas (1760–1846) 265 Cloëtta, Johannes (†1865) 617 Cloëtta-Muralt, Anna Elisabetha (1787–1850) 617 Cloots, Anacharsis (1755–1794) 265 Comité d’instruction publique (Paris) 283 Commission extraordinaire des douzes 264 Commissionen for de Danske Skolers bedre Indretning 567, 671 Condillac, Etienne Bonnot de (1715– 1780) 535 Convention Nationale 283 Cook, James (1728–1779) 236

Correvon, François (1768–1840) 322 Cosinay (Madame) 763 Cotta, Johann Friedrich, Freiherr von Cottendorf (1764–1832) 633– 634, 644, 739, 777 Cotta (Verlag) 371, 633–634, 797 Cotta-von Gemmingen-Guttenberg, Elisabeth von 634 Cramer, Johann Jakob (1771–1855) 617 Cruchet (Schüler) 721 Curtat, Catherine Elisabeth siehe: Vicat-Curtat, Catherine Elisabeth Custer, Laurenz Jakob (1765–1822) 485, 583–584 Custer-Frölich, verwitet Pestalozzi, Anna Magdalena (1767–1814) 118, 195, 478, 485, 489, 495, 505, 549, 573, 579, 583–584, 666, 687, 742 Czartorsky, Adam (1770–1861) 697 d’Alembert, Jean-Baptiste le Rond siehe: Alembert, Jean-Baptiste le Rond d’ (1717–1783) Dällenbach, Johann 732 Dällenbach, Sigmund 732 Dänemark – Christian VII. siehe: Christian VII., König von Dänemark (1749–1808) – Frederik V. siehe: Frederik V., König von Dänemark (1723– 1766) – Friedrich VI. siehe: Friedrich VI. König von Dänemark und Norwegen (1768–1839) – Juliane Marie siehe: Juliane Marie, Königin von Dänemark (1724–1796) – Kanzlei 671 Dahlmüller, Anna Maria Rosina (1808–1834) 666 Dahlmüller, Johann Baptist (*1772) 666 Dahlmüller, Martin Jacob (1797– 1826) 666 Dahlmüller-Nodale, Gertrude Walburga (1776–1846) 666 Dahlmüller-Tosetti, Katharina Antonia (1780–1802) 666

807 Dalberg, Carl Theodor Anton Maria, Freiherr von (1744–1817) 529, 752 Danz, Charles Jean Jacques (*1794) 522 Danz, Jacob François César (*1787) 522, 526, 721 Danz, Jean Louis Benjamin (*1790) 522, 526 Danz, Nicolas (1754–1807) 522, 526 Danz-Hoffmann, Madeleine (†1796) 522 De LaCroix (Schüler) 481, 726 De Luze, Karl Heinrich (1760–1824) 154 Debary, Anna Elisabeth siehe: Burckhardt-Debary, Anna Elisabeth (1766–1816) Decker, Georg Jakob (1732–1799) 97, 102, 104, 110, 114 Decker (Verlag) 101, 103 Des Amis réunis (Loge) 132 Dessau. Philanthropin siehe: Philanthropin Dessau Deutsche Christentumsgesellschaft 228 Develey, Emmanuel (1764–1839) 716, 723 Dewiler, Chris. Dor. siehe: Thurneisen-Dewiler, Chris. Dor. Diderot, Denis (1713–1784) 90 Diogenes (ca. 391/399 v.Chr.–323 v.Chr.) 288 Divoux, Margarete siehe: PfeffelDivoux, Margarete (1738–1809) Dohm, Christian Wilhelm von (1751– 1820) 281 Dolder, Johann Rudolf (1753–1807) 154, 242, 364, 545 Dollfuss, Daniel (1769–1818) 168 Dollfuss, Jean-Henry (1774–1846) 168 Dollfus, Jean-Jacques (1773–1858) 168 Dorey (Händler, Le Havre) 303 Doxat de Champvent, Jean Louis (1773–1861) 690 Drake, Mary Jane siehe: HerbartDrake, Mary Jane (1791–1876) Duc, François 524

Dunant, Elisabeth siehe: MeynDunant, Elisabeth (1752–1821) Dysli, Samuel (†1801) 366 Ebel, Johann Gottfried (1764–1830) 665 Eberhard, H. 745 Effinger, Albrecht Niklaus (1735– 1803) 60–61, 195, 230 Effinger, Augustin 357 Effinger, Sophie von (1766–1840) 230 Effinger-Bonstetten, Rosina Elisabeth von (1737–1798) 230–231 Effinger-Hunziker, Elisabeth (1733– 1813) 224 Egger, Katharina siehe: Krüsi-Egger, Katharina (1790–1848) Eisen, Johann Georg (1717–1779) 123 Elben, Christian Gottfried (1754– 1829) 457, 500 Elsner, Johann Jacob (*1790) 292 Elsner, Johann Jakob (†1813) 291 Elsner, Johannes (1748–1839) 291– 292 Elsner, Johannes (*1788) 292 Elsner-Merian, Maria (1761–1814) 291 Emault (Händler, Le Havre) 303 Epée, Charles Michel de l’ siehe: L’Epée, Charles Michel de (1712– 1789) Erstelin (Fuhrmann) 149 Escher, Johann Conrad (1761–1833) 424 Escher, Johann (Hans) Konrad (1776–1835) 283, 572, 782 Escher, Salomon (Firma) 136 Escher (im Kratz), Hans Kaspar (1755–1831) 88 Escher (vom Glas), Johann Kaspar (1744–1829) 5–6 Escher (vom Glas), Salomon (1743– 1806) 136 Escher-Daller, Susanna Margaretha (1774–1850) 572 Escher-Keller (vom Steinbock), Anna (1756–1836) 88 Eschlimann (Herr) 678

808 Ewald, Johann Ludwig (1748–1822) 447–448, 565, 599, 651, 752 Ewald-du Fay, Rahel Gertraude (*1749) 447 Eyholzer, Johann Josef/Joseph (1774– 1827) 595, 623 Fäsch, Johann Jakob (1752–1832) 239, 457 Fäsi, Johann Heinrich (1755–1830) 355 Fäsi, Johann Kaspar (1769–1849) 341–342 Fäsi, Johannes (1718–1775) 355 Fäsi-Hofmeister, Anna (*1756) 355 Fäsi-Passavant, Louise Amalie (1771– 1832) 355 Fäsi-Pestalozzi, Dorothea (1722– 1759) 355 Felaction, Louis Frédéric (1772– 1841) 690 Felbiger, Johann Ignaz (1724–1788) 613 Fellenberg, Armenschule siehe: Armenschule Hofwyl Fellenberg, Daniel von (1736–1801) 27, 100, 102–103, 152, 169, 187, 191, 207, 224, 242–243, 262 Fellenberg, Elisabeth Charlotte von siehe: Furrer-von Fellenberg, Elisabeth Charlotte (1801–1875) Fellenberg, Elisabeth Olympia von siehe: Leutwein-von Fellenberg Elisabeth Olympia (1804–1870) Fellenberg, Elise Luise Emma von siehe: Müller-von Fellenberg, Elise Luise Emma (1811–1892) Fellenberg, Emanuel Emil (1802– 1806) 747 Fellenberg, Friedrich Rudolf von (1800–1834) 747 Fellenberg, Philipp Emanuel von (1771–1844) 169, 173, 183, 187, 191, 205, 207, 224, 243, 262, 269, 274–275, 288, 289, 298, 553, 589, 617, 684, 692, 694, 713, 716–717, 721, 734, 737, 742, 746–747, 749, 751, 753, 765, 772–773, 778, 782, 793– 795

Fellenberg, Rosina Elisabeth von siehe: Tscharner-von Fellenberg, Rosina Elisabeth von (1779– 1877) Fellenberg, Wilhelm Tell von (1798– 1880) 747 Fellenberg-de Suarz, Maria Philippine von (1748–1805) 207, 224, 262 Fellenberg-von Tscharner, Margaretha von (1778–1839) 263, 298 Fetzer, Johann Karl (1768–1847) 610 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814) 275, 289, 444, 564 Fischer, Ernst Gottfried (1754–1831) 771 Fischer, Johann Rudolf (1772–1800) 357, 379, 410, 541, 564, 571 Flaction, Louis Frédéric siehe: Felaction, Louis Frédéric (1772–1841) Flick, Johann Jakob (1745–1818) 104, 309 Flick, Samuel (1772–1833) 309, 327, 662 Flick-Fäsch, A. Margaretha (1776– 1841) 309 Florenz, Leopold I. siehe: Leopold II., Kaiser von Österreich (1747– 1792) Follen, Adolf Ludwig (1794–1855) 611 Fondet ad usus publicus 568, 779 Fontenelle, Bernard Le Bovier de (1657–1757) 84 Forster, Georg (1754–1794) 501 Forster-Heyne, Therese (1764–1829) 501 Frähn siehe: Frehn Frankreich – Assemblée Nationale 264–265 – Assemblée Législative 283 Frankreich – Louis-Philippe siehe: LouisPhilippe, König von Frankreich (1773–1850) – Louis XV. siehe: Louis XV., König von Frankreich (1710–1774) – Louis XVI. siehe: Louis XVI., König von Frankreich (1754–1793) – Louis XVIII. siehe: Louis XVIII., König von Frankreich (1755– 1824)

809 Fraunberg, Franz Paul von (1763– 1814) 613 Franz I., Kaiser von Österreich (1708–1765) 253 Franziska Romana siehe: Hallwil, Franziska Romana von (1758– 1836) Franz Joseph II., Kaiser von Österreich (1741–1790) 124, 128– 130, 132, 151, 253, 256–257, 770 Franz Joseph Karl, Franz II., Kaiser von Österreich (1768–1835) 151, 253, 257 Frederik V., König von Dänemark (1723–1766) 568 Frederike Charlotte Wilhelmine von Preussen siehe: Alexandra, Zarin von Russland (1798–1860) Frehn (Herr) 782 Frei, Hans Jakob 584 Frei-Gallmann, Barbara (1784–1814) 584 Freie Gesellschaft (Basel) 84 Freudweiler, Heinrich (1755–1795) 236 Freuler, Johannes (1755–1816) 414 Frey, Elsbeth siehe: Münger-Frey, Elsbeth Frey, Johannes (1740–1815) 745 Frey, Johannes (1770–1844) 745 Fribourg (Munizipalität) 523 Friederike Dorothea, Königin von Schweden (1781–1826) 537 Friedrich VI., König von Dänemark und Norwegen (1768–1839) 567, 670 Friedrich Christian II., Herzog von Schleswig-Holstein-SonderburgAugustenburg (1765–1814) 672 Friedrich Wilhelm II., König von Preussen (1744–1797) 678 Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (1770–1840) 536, 677, 679–680, 702, 705 Friedrich Wilhelm IV., König von Preussen (1795–1861) 627 Frisching, Gabriel Friedrich von (1762–1844) 699 Frisching-Mutach, Rosine 699 Fritze (Herr) 409

Frölich, Abraham (1734–1803) 194, 584 Frölich, Anna Magdalena siehe: Custer-Frölich, verwitwet Pestalozzi, Anna Magdalena (1767– 1814) Frölich, Johannes (1714–1784) 191 Frölich, Samuel Abraham (*/†1766) 195 Frölich, Susanne siehe: ImhofFrölich, Susanne (1764–1843) Füchslin, Heinrich (1769–1794) 583 Füchslin, Karl Rudolf (1748–1818) 583 Füchslin-Unger, Margaritha (1741– 1818) 583 Füssli, Cleophea (*1773) 738 Füssli, Catharina (*1774) 738 Füssli, Johann (Hans) Heinrich (Historiker) (1745–1832) 5–6, 14, 28, 72, 121–122, 175, 259, 738 Füssli, Johann Heinrich (Maler) (1741–1825) 14, 68, 90, 199 Füssli, Johann Kaspar (1743–1783) 68 Füssli, Regula (1779–1826) 738 Füssli-Mayr, Susanna Maria Magdalena (†1823) 738 Füssli-Schulthess, Maria Barbara (†1782) 5, 738 Funk, Christlieb Benedikt (1736– 1786) 450 Furler, Johann (1747–1800) 108–109 Furrer, Samuel Jakob 747 Furrer-von Fellenberg, Elisabeth Charlotte (1801–1875) 747 Gallmann, Barbara siehe: FreiGallmann (1784–1814) Gamaliel II., Rabban 288 Gams, Bernardin Kaplan (1774– 1842) 541 Gaspari, Adam Christian (1752– 1830) 450 Gassner, Johann Joseph (1727–1779) 618 Gaudard, Rudolf Emanuel (1772– 1812) 779 Gaudard und Leuenberger (Firma) 779

810 Gaudin, Jean François Aimé Philippe (1766–1833) 722 Gaupp, Georg Friedrich (1717–1798) 109 Gedike, Friedrich (1754–1803) 680 Gehret, Katharina siehe: RahnGehret, Katharina (1774–1834) Geissbühler, Johann (1795–1861) 484 Gellert, Christian Fürchtegott (1715– 1769) 114, 426, 504 Gemeinnützige Gesellschaft (Bern) 76 Gemeinnützige Gesellschaft (Bischoffszell) 124 Gemmingen-Guttenberg, Elisabeth von, Freifräulein siehe: Cotta-von Gemmingen-Guttenberg, Elisabeth von Gemuseus, Johann Rudolf/Rodolphe (1764–1836) 419 Gendre, Pierre 524 Gengenbach, Jakob Franz (1740– 1812) 478 Gengenbach, Magdalena siehe: Tobler-Gengenbach, Magdalena (1779–1854) Gerwi, Helvetisch-vaterländische Gesellschaft zur siehe: Helvetisch-vaterländische Gesellschaft zur Gerwi Gesellschaft, Asketische siehe: Asketische Gesellschaft Gesellschaft, Freie siehe: Freie Gesellschaft (Basel) Gesellschaft für korrespondierende Ärzte und Wundärzte 123–124 Gesellschaft für vaterländische Kultur (Loge) 520 Gesellschaft, Gemeinnützige siehe: Gemeinnützige Gesellschaft (Bern) Gesellschaft, Helvetische siehe: Helvetische Gesellschaft Gesellschaft landwirtschaftlicher Freunde in Bünden 258 Gesellschaft, Naturforschende siehe: Naturforschende Gesellschaft (Zürich) Gesellschaft, Ökonomische (Bern) siehe: Ökonomische Gesellschaft (Bern)

Gesellschaft, Ökonomische (Solothurn) siehe: Ökonomische Gesellschaft (Solothurn) Gesellschaft, Patriotische (Bern) siehe: Patriotische Gesellschaft (Bern) Gesellschaft, Vergnügte siehe: Vergnügte Gesellschaft (Bern) Gesellschaft von Freunden des Erziehungswesens 470 Gesellschaft, Wachsende siehe: Wachsende Gesellschaft (Zürich) Gesellschaft zu Schumachern siehe: Moralisch-Politische und Historische Gesellschaft, auf dem Bach Gesellschaft zur Aufmunterung und Beförderung des Guten und Gemeinnützigen (Basel) 85, 97, 373, 458 Gesellschaft zur Aufnahme des Guten siehe: Gesellschaft zur Beförderung sittlicher und häuslicher Glückseligkeit Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen (GGG) 77–78, 85, 97, 212, 370 Gesellschaft zur Beförderung sittlicher und häuslicher Glückseligkeit 175, 243, 295 Gesellschaft zur Gerwi siehe: Helvetisch-vaterländische Gesellschaft zur Gerwi Gessner, Caspar (1748–1828) 332 Gessner, Christian Heinrich (1798– 1872) 678 Gessner, Eduard (1799–1862) 678 Gessner, Heinrich (1768–1813) 289, 610, 662, 678 Gessner, Johann Georg (1765–1843) 384, 568 Gessner, Luise (1805–1883) 678 Gessner, Salomon (1730–1788) 678 Gessner, Salomon (1796–1818) 678 Gessner (Verlag) 634, 644, 722, 742 Gessner, Wilhelm (1802–1872) 678 Gessner-Heidegger, Judith (1736– 1818) 678 Gessner-Lavater, Anna (1771–1852) 568 Gessner-Wieland, Charlotte Wilhelmine (1776–1816) 289, 678

811 Ginguené, Pierre-Louis (1748–1816) 284 Girard, Père Grégoire (1765–1850) 526 Gisler, Josef (1766/78–1801) 408– 409 Glarner, Alfred August (*1842) 795 Glarner, Johann Ulrich (*1791) 795 Glarner-Honnorat, Augustine Victoire Barbe (*1799) 795 Glarus. Regierung 637 Glayre, Pierre-Maurice (1743–1819) 322 Gleim, Ludwig (1719–1803) 680 Glutz, Karl Ambros (1748–1825) 460 Godoy, Don Manuel de (1767–1851) 303 Goethe, Cornelia siehe: SchlosserGoethe, Cornelia (1750–1777) Goethe, Johann Wolfgang von (1749– 1831) 35, 49, 92–93, 199, 261, 281, 447 Goldenmann, Frau 380, 431, 579 Gorani, Giuseppe (1740–1819) 265 Goumoëns, Wilhelmine siehe: Hallwil-Goumoëns, Wilhelmine (1783–1845) Gräff, Hermann Petrus (1764–1794) 742 Gräff, Johann Heinerich/Heinrich (1765–1827) 742, 759, 777 Graff, Anton (1736–1813) 236 Grammot, Joseph Friedrich (1759– 1819) 231 Gray, Thomas (1716–1771) 90 Gregor II., Papst (669–731) 418 Grégoire, Henri-Baptiste (1750–1831) 288 Gross, Carl (1745–1808) 321 Gross, Christian Gottlob (1739–1807) 8, 197, 324 Gross, Christiane Charlotte (Lotte) siehe: Caspari-Gross, Christiane Charlotte (Lotte) (*1781) Gross, Johann Karl (1778–1866) 8 Gross, Johann Wilhelm (1779–1852) 8 Gross-Pestalozzi, Anna Barbara (1751–1832) 6, 8, 18, 23, 28–29, 48, 59, 69, 171, 197, 324, 505 Grosse, Carl (1768–1847) 284

Grubenmann (Herr) 444, 509 Grütliverein 383 Gruner, Gottlieb Anton (1778–1844) 428, 618, 684, 688, 733, 738, 751, 753, 782 Gruner-Lutz, Lotte (1776–1832) 619, 684, 733, 751, 782 Guadet, Marguerite Elie (1757–1794) 264 Günderrode, Maximilian (1753– 1824) 619 Gürtler (Herr) 195 Gujer, Hans (Johannes) (1750–1822) 25 Gujer, Heinrich (1746–1822) 25 Gujer, Jakob (Kleinjogg) (1716–1785) 24–25 Gujer, Jakob (1748–1802) 25 Gujer, Johannes (*1752) 25 GutsMuths, Johann Christoph Friedrich (1759–1839) 749 Guyot, Daniel (1704–1780) 122 Haab (Familie) 342 Haas, Wilhelm (1741–1800) 792 Haas, Wilhelm (1766–1838) 792 Häfeli, Johann Kaspar (1754–1811) 448, 565, 651 Haenel (Herr) 733 Haenel, Johann Friedrich (1788– 1837) 733 Häntor siehe: Münter, Friedrich (Frederik) Christian Carl Heinrich (1761–1830) Hahn, Philipp Matthäus (1739–1790) 447 Halder, Heinrich (1786–1864) 270 Halder-Schulthess, Anna (Maria) Salome (1773–1854) 270 Haller, Albrecht von (1708–1777) 84, 114, 287, 550 Haller, Friederike Amalia Katharina von (1742–1825) 287 Haller, Gottlieb Emanuel (1735– 1786) 114 Haller, Karl Ludwig (1768–1854) 91, 114 Haller, Samuel (1721–1794) 287– 288 Haller-Schulthess, Anna Margaretha (1734–1810) 114

812 Haller-Teichmeyer, Sophia Amalia Christina (1722–1795) 287 Hallwil, Franz von (1777–1852) 755 Hallwil, Franziska Romana von (1758–1836) 9, 174–176, 273, 305, 505, 573, 754–755 Hallwil, Johann/Jeannot/Janot von (1776–1802) 273–274, 305 Hallwil, Karl von (1778–1827) 273 Hallwil-de Loys, Adrienne (1789– 1850) 755 Hallwil-Goumoëns, Wilhelmine (1783–1845) 274 Hamilton, Alexander (1757–1804) 265 Hanhart, Rudolf (1780–1856) 617 Hanway, Jonas (1712–1786) 130 Hardenberg, Karl August (1750– 1822) 273, 536, 697, 701 Hardmeyer, Kaspar David (1772– 1832) 444, 738 Harscher, Johann Heinrich (1733– 1771) 156 Hartmann, Elisabeth siehe: Herzog von Effingen-Hartmann, Elisabeth (1772–1843) Hecker, Andreas Jakob (1746–1819) 771 Heer, Niklaus (1755–1822) 327, 738 Heilmann, Ferdinand (1797–1837) 163 Heilmann, Gottfried (1743–1807) 163 Heilmann, Jean/Johann (1771–1834) 163, 168–169, 184 Heilmann, Josua (1796–1848) 163 Heineccius, Johann Gottlieb (1681– 1741) 89 Heitz, Sybilla siehe: Battier-Heitz, Sybilla (1780–1848) Heizmann (Pfarrer) 541 Helvetische Gesellschaft 5, 14, 26, 42, 44, 54, 71, 78, 82–85, 90– 91, 111, 134, 136, 142, 194, 242, 290, 294, 305, 321, 460, 516, 537, 694 Helvetische Gesellschaft korrespondierender Ärzte und Wundärzte 123 Helvetisch-vaterländische Gesellschaft zur Gerwi 5, 273

Helvetischer Finanzminister 353, 357, 368 Helvetisches Direktorium 351, 410 – Vollziehungsausschuss 351, 361, 379 – Vollziehungsrat 351, 402, 405, 574 Hemmann, Johann Jacob (1775– 1845) 423 Hemmann-Schulthess, (Maria) Elisabeth (1776–1842) 423 Henning, Johann Wilhelm Mathias (1783–1868) 787 Henry, Gatton (*ca. 1770) 82 Henry, Nanette (*ca. 1769) 82 Herbart, Johann Friedrich (1776– 1841) 564–565, 600 Herbart-Drake, Mary Jane (1791– 1876) 565 Herder, Felix (1741–1796) 424 Herder, Johann Gottfried von (1744– 1803) 447, 458, 539 Herzberg, David Georg Friedrich (1763–1822) 771 Herzog von Effingen, Johannes (1773–1840) 575, 610, 634 Herzog von Effingen-Hartmann, Elisabeth (1772–1843) 610 Hess, Anna Dorothea siehe: Sonderegger-Hess, Anna Dorothea (1774–1835) Hess, Anna Magdalena siehe: Schweizer-Hess, Anna Magdalena (1751–1814) Hess, Felix (1742–1768) 14 Hess, Johann Jakob (1741–1828) 519 Hessen-Philippstal, Wilhelm, Landgraf von (1726–1810) 447 Heussi, Georg (1776–1833) 341 Heyne, Therese siehe: Forster-Heyne, Therese (1764–1829) Himly, Johann Friedrich Wilhelm (1769–1831) 680–681 Himly-Ahrends, Luise Christine Wilhelmine (1771–1820) 680 Hirt, Kaspar (1733–1814) 328 Hirthes, Johann Heinrich (1768– 1837) 512 Hirzel, Hans Caspar (1725–1803) 24–27, 70–71 Hirzel, Heinrich (1766–1833) 617

813 Hirzel, Johann Kaspar (1746–1827) 6, 324 Hirzel, Regula siehe: SchulthessHirzel, Regula (1704–1770) Hirzel, Regula siehe: SchulthessHirzel, Regula (1741–1776) Hirzel, Salomon (1727–1818) 97 Hitzig, Friedrich Wilhelm (1767– 1849) 512 Hoch, Wilhelm (1750–1826) 436 Høegh-Guldberg, Ove Jørgensen (1731–1808) 567 Hörler, Franz Simeon (1772–1830) 604 Hörler, Josef Ulrich (1737–1810) 603 Hoffmann, Anna Maria siehe: Weissenfeller-Hoffmann, verwitwet Vogelhuber, Anna Maria Hoffmann Sevel, Magnus (1745– 1820) 567 Hofmann, Andreas Joseph (1752– 1849) 666 Hofmann, Barbara siehe: MüngerHofmann, Barbara Hofmeister, Heinrich (1772–1820) 704 Hofwyl, Armenschule siehe: Armenschule Hofwyl Hofwyl, Landwirtschaftsschule siehe: Landwirtschaftsschule Hofwyl Hohenwart, Sigismund Anton, Graf von (1730–1820) 253, 257 Holliger, Hans Jakob (1747–1798) 195 Holzhalb, Anna siehe: SchulthessHolzhalb, Anna (1711–1780) Homer (8. Jh. v.Chr.) 279 Hopf, Johann Samuel (1784–1830) 371, 571 Horner, Johann Caspar (1774–1834) 650 Horsteck, Graf von 752 Hottinger & Brunner (Firma) 316, 329–330 Hottinger, Johann (Hans) Jacob (1747–1830) 316 Hottinger, Johann (Hans) Jacob (1775–1834) 316 Hotz, Anna Barbara siehe: WeberHotz, Anna Barbara (1714–1791) Hotz, Hans Jakob (1653–1732) 18

Hotz, Johannes (Disktriktsgesrichtsschreiber) 564 Hotz, Johannes (1705–1776) 18, 34 Hotz, Johannes (1734–1801) 34–35, 273, 288 Hotz, Susanna siehe: Pestalozzi-Hotz, Susanna (1719–1796) Hotz-Pfenninger, Elisabetha (1742– 1804) 34 Huber, Johann Friedrich (1766–1832) 419 Huber, Johann Wernhard (1753– 1818) 212, 220, 236, 309 Huber, Ludwig Ferdinand (1764– 1804) 501 Huber, Marie (1695–1753) 50 Huber, Michael (1727–1804) 501 Huber-Streckeisen, Marie-Judith (um 1750–1823) 220 Hufnagel, Wilhelm Friedrich (1754– 1830) 619 Humboldt, Alexander von (1769– 1859) 265 Humboldt, Wilhelm von (1767–1835) 265, 536, 564 Hunziker, Elisabeth siehe: EffingerHunziker, Elisabeth (1733–1813) Hunziker, Johann Heinrich (1734– 1796) 224 Hunziker-Zollikofer, Anna Katharina (1709–1794) 224 Illuminaten 81, 128, 130, 132, 135, 152, 175, 199, 244, 278, 613, 653 Imhof, David (1761–1823) 584 Imhof-Frölich, Susanne (1764–1843) 584 Industrie-Anstalt 660 Iselin, Isaak (1728–1782) 76–77, 80, 82, 84–87, 89, 92–98, 100–104, 108, 110–112, 114, 116, 118, 128, 151–152 Iselin, Niclaus (1744–1813) 495 Ith, Johann Samuel (1747–1813) 411, 509, 539, 548, 574, 677, 699 Izarn, Joseph d’ (1766–1847) 274 Jablonski, Ludwig Heinrich (1775– 1840) 677

814 Jacobi, Anna Katharina Charlotte (1752–1832) 281 Jacobi, Friedrich Heinrich (1743– 1819) 78, 261, 278–279, 281– 282, 289 Jäger, Johann Philipp (1781–1839) 524, 526, 742 Jakobiner 428 Jeanbon, André siehe: St. André, Jeanbon de, Baron (1749–1813) Jenner, Eduard (1749–1823) 122 Jenner, Gottlieb Abraham (1765– 1834) 467, 550 Jeziorowski, Joseph (1767–1856) 621, 627, 697, 702 Jochims, Jacob (1719–1790) 110 Johannsen, Friedrich (1778–1860) 757 Jomini, Benjamin (1746–1818) 711, 725 Jomini-Marcuard, Jeanne (1757– 1847) 725 Juliane Marie, Königin von Dänemark (1724–1796) 670 Jung-Stilling, Johann Heinrich (1740– 1817) 78, 542, 553 Jury, Christoph Maximilian 787 Kant, Immanuel (1724–1804) 261, 287, 289, 564, 646, 681 Karl August, Grossherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757– 1828) 678 Karl Philipp, Fürst zu Schwarzenberg, (1771–1820) 197 Karlen, Johannes (1751–1829) 364 Kasthofer, Rosette siehe: NiedererKasthofer, Rosette (1779–1857) Kaufmann, Fridolin (1778–nach 1830) 595, 623, 648, 782 Kaufmann, Johann Heinrich (1772– 1834) 606 Keller, Heinrich (1728–1802) 770 Keller, Samuel 745 Kepler, Johannes (1571–1630) 404 Kern, Johann Michael (1731–1795) 762 Kern, Wilhelm (178?–1834) 762–763 Kerner, Johann Georg (1770–1812) 479

Khitrovo, Mikhail Eliseevich (1765– 1848) 647 Kirchberger/Kilchberger von Mont, Karl Rudolf (1739–1808) 713 Klauser, Salomon (1745–1796) 19, 21, 66 Kleinjogg siehe: Gujer, Jakob (Kleinjogg) (1716–1785) Kleinmann, Johann Ferdinand 684 Kleinschmidt, Ernst Karl (1775– 1847) 606, 653 Klettenberg, Susanne von (1723– 1774) 50 Klewitz, Wilhelm Anton von (1760– 1838) 701–702 Klewitz-Rumpff, Karoline Henriette Auguste (1776–1832) 701 Klinger, Friedrich Maximilian (1752– 1831) 756 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724– 1803) 266 Knecht, Franz Ignaz 109 Knechtlin (Herr) 318 Köchlin, Hartmann (1755–1813) 143 Köchlin, Jean (1746–1836) 138, 141– 143, 163, 184, 203, 230 Köchlin, Jean-Jacques (1754–1814) 143 König, Christine siehe: Moser-König, Christine König, Friedrich Ludwig (1738–1807) 542 Koller, Hans Jakob (1757–1841) 563 Kolumban der Jüngere (ca. 530–615) 599 Kommission, Ökonomische (Zürich ) siehe: Ökonomische Kommission (Zürich) Kopenhagen (Probeschule) 654–655, 671 Kosciuszko, Tadeusz Andrzej Bonawentura (1746–1817) 266 Krapf, Joseph Anton (1743–1816) 529 Kreuznacher Schule 606 Krüsi, Elisabeth (1773–1819) 474, 584 Krüsi, Hermann (1775–1844) 370– 371, 373, 384, 399, 418, 434, 436, 458, 465, 470, 473–474, 476, 497, 504, 520, 530, 560,

815 571, 575, 579, 582, 584, 586, 589, 609, 617, 681, 687, 716– 717, 725, 738, 749, 751, 755, 765, 772, 786–787 Krüsi, Jakob (1803–1854) 582–583, 775 Krüsi, Mathias (1780–1812) 582 Krüsi-Egger, Katharina (1790–1848) 571 Krüsi-Näf, Elisabeth (1762–1836) 118, 274, 573, 582–583 Kuhn, Bernhard Friedrich (1762– 1825) 610 Kummer, Paul Gotthelf (1750–1835) 634 Kupferschmied, Emanuel (1732– 1813) 367 Kupferschmied, Wydler und Bösch (Firma) 367, 423 L’Epée, Charles Michel de (1712– 1789) 770 Lachenal, Friedrich (1772–1854) 458 Lachenal-La Roche, Ursula (1786– 1839) 458 LaCroix siehe: De LaCroix Ladomus, Hartmann (1729–1786) 606, 654 Ladomus, Johann Jakob Friedrich (1782–1854) 448, 606, 681, 751, 758 Ladomus-Mieg, Charlotte Susanne (1746–1816) 606 Laharpe, Frédéric César de (1754– 1838) 419, 435, 563, 583, 646– 647, 711, 756, 775, 795 Lahure (Händler, Le Havre) 303 Lambert, Louis (1751–1811) 721, 775 Lambertenghi, Luigi (1739–1813) 546 Landammann (Schweiz) 636 Landeskommission (Zürich) 347, 349 Landwirtschaftsschule Hofwyl 617 LaQuiante, Michel Ignace François Xavier de (ca. 1760–ca. 1825) 292 Laroche, Daniel de (1743–1812) 484, 495 Laroche (de la Roche), Jean Baptiste 484, 495

LaRoche, Sophie de (1730–1807) 78 LaRoche, Ursula, siehe: LachenalLaRoche, Ursula (1786–1839) Laué, Christian Friedrich (1741– 1813) 154 Laué, de Luze & Co. (Firma) 154, 157, 160–161, 164, 166, 170, 191–192, 198–200, 202, 204– 205, 209–210, 220–223, 225– 226, 232–233, 239–240, 244– 245, 342, 369, 373, 463, 468, 496, 744 Lauffer, Johann Kaspar (*1784) 409, 476 Lauffer, Kaspar (*1750) 409 Lauffer-Brunner, Barbara (Barbel) (1760–1801) 408–409, 476 Laurenz ex Laurenz Tanner siehe: Lorent et Comp. Lavater, Anna siehe: Gessner-Lavater, Anna (1771–1852) Lavater, Diethelm (1743–1828) 347 Lavater, Heinrich (1744–1766) 5 Lavater, Heinrich (1747–1808) 15 Lavater, Jakob (1750–1807) 67 Lavater, Johann Caspar (1741–1801) 5, 14–15, 21, 34–35, 42, 49, 66, 68, 78, 117, 175, 257, 274, 276, 288, 291, 304, 341, 343–345, 347, 349, 360, 384, 392, 396, 447, 568, 593 Lavater-Schinz, Anna (1742–1815) 14 Lavater-Schinz, Regula (1755–1829) 67 Lefort, Wilhelmine siehe: ParrotLefort, Wilhelmine Legrand, Johann Lukas (1755–1836) 435, 494 Lehmann, Heinrich Ludwig (1754– 1828) 259–260 Lehrerverein: siehe Bürgerlicher Lehrerverein Lenz, Johann Georg (1745–1832) 78 Leo, Joseph C. Otto 109 Leo XII., Papst (1760–1829) 555 Leopold I., Grossherzog von Florenz siehe: Leopold II., Kaiser von Österreich (1747–1792) Leopold II., Kaiser von Österreich (1747–1792) 129, 151, 253, 257

816 Leopold III. Friedrich Franz, Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau (1740–1817) 757 Leriche, Felix 754 Leriche (Frau) 754 Leriche (Herr) 755 Lesage (Herr) 795 Lese-Anstalt für die Jugend (Basel) 458 Lesegesellschaft (Basel) 212 Lesegesellschaft (Luzern) 460, 516 Lesegesellschaft (Stäfa) 288 Lesegesellschaft (Wädenswil) 341 Lesegesellschaft in Bünden 259 LeTrosne, Guillaume François (1728– 1780) 151 Leuenberger, Melchior (*1773) 779 Leutwein, Philipp Carl Ludwig (1808– 1899) 747 Leutwein-von Fellenberg Elisabeth Olympia (1804–1870) 747 Lezay-Marnezia, Paul-AdrienFrançois-Marie, Graf von (1769– 1814) 560–561, 686–687, 719 Linth. Erziehungsrat 413 Lippe, Simon August, Graf von (1727–1782) 447 Liquidationskommission (Schweiz) 649 Livländische Gemeinnützige und Ökonomische Gesellschaft 755 Locher, Anna (1758–1805) 51 Locher, Anna Barbara siehe: Schulthess-Locher, Anna Barbara (1754–1812) Locher, Anna Maria (*1744) 51 Locher, Hans Heinrich (1709–1768) 49, 51 Locher, Kaspar (1754–1806) 51 Locher, Regula, siehe: SchulthessLocher, Regula (1746–1780) Locher-Schulthess, Anna Katharina (1717–1783) 49, 51 Locke, John (1632–1704) 535 Lorent et Comp. (Firma) 315, 339 Lorent, Johann David 315, 339 Lorent, Ludwig Franz 315, 339 Lorsa, Jeremias (1757–1837) 174– 176, 259, 273–274, 755 Lorsa, Ursina siehe: Bansi-Lorsa, Ursina (†1783)

Louis XV., König von Frankreich (1710–1774) 81 Louis XVI., König von Frankreich (1754–1793) 264 Louis XVIII., König von Frankreich (1755–1824) 555 Louis Joseph Philippe siehe: Orléans, Louis Philippe Joseph d’ (1747– 1793) Louis-Philippe, König von Frankreich (1773–1850) 556 Løvenskiold, Magdalena Charlotte Hedevig 591 Loys, Adrienne de siehe: Hallwil-de Loys, Adrienne (1789–1850) Loys, Sophie de siehe: Polier-de Loys, Sophie (†1802) Luisa Augusta, Herzogin von Schleswig-Holstein-SonderburgAugustenburg (1771–1843) 672 Luze, Karl Heinrich siehe: De Luze, Karl Heinrich (1760–1824) Luzern. Erziehungsrat 594 Mably, Gabriel Bonnot de (1709– 1783) 90 Machiavel siehe: Molitor, Nikolaus Karl (1754–1826) Mackintosh, James (1765–1832) 265 Maclure, William (1763–1840) 686 Madison, James (1751–1836) 266 Mäder, Abel Théodore Guillaume (1765–1834) 203 Mandiléni (Jacques-)Philippe (†1807) 641, 730, 763 Mandiléni, Joseph-Louis (*1788) 641, 721, 730 Mandiléni, Joseph Nicolas (1785– 1860) 731 Mandiléni, Marie-Elisabeth Henriette (*1783) 731 Mandiléni-Mathey, Marie-Elisabeth (†1820) 641 Marcuard, Jeanne siehe: JominiMarcuard, Jeanne (1757–1847) Maria Louisa, Kaiserin von Österreich (1745–1792) 253 Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (1717–1780) 151, 253, 546, 613

817 Marti, David Eduard (1797–1827) 651 Marti, Johann Rudolf (1765–1824) 650–651 Marti, Julie Charlotte (*1796) 651 Marti-Calame, Julie Augustine (*1776) 650–651, 749 Marti-Schmid, Gertrud Helena (1771– 1809) 650–651 Massow, Julius Eberhardt Wilhelm Ernst von (1750–1816) 677, 679 Mathey, Marie-Elisabeth siehe: Mandiléni-Mathey, Marie-Elisabeth (†1820) Maurer, Hans Rudolf (1752–1805) 284 Maurer, J. 433, 450 Maurhofer, Christian 732 Maurhofer und Dellenbach (Firma) 732 Maximilian I., König von Bayern (1756–1825) 613, 634 Maximilian IV., Kurfürst von Bayern siehe: Maximilian I., König von Bayern (1756–1825) May, Albert Friedrich von (1773– 1853) 537 May, Joseph (1754–1820) 770 May(e), Johannes 662 Mayer, Johann Friedrich (1719–1798) 109 Mayr, Jost (Josef) Gosteli (1791– 1857) 602, 612, 623, 640, 648 Mayr, Laurenz/Lorenz Josef Alois (1755–1816) 602, 648 Mayr, Lorenz (*1792) 648 Mayr, Susanna Maria Magdalena siehe: Füssli-Mayr, Susanna Maria Magdalena (†1823) Mayr-Rüttimann, Maria Anna (†1804) 602, 640, 648 Mechel, Christian von (1737–1817) 417 Meiss, Hans Ludwig von (1745– 1795) 53–55, 59 Meister, Leonhard (1741–1811) 97– 98 Menalk siehe: Bluntschli, Johann Kaspar (1743–1767) Mettraux, (Antoine) Simon (1798– 1879) 719

Mettraux, (Jacques) Antoine (1788– 1864) 719 Mettraux, Jean Baptiste (1760–1839) 718 Mettraux-Monnerat, Marie-Cathrine (1764–1828) 718–719 Meyer, Abraham (1774–1832) 141 Meyer, Conrad (1780?–1813) 460 Meyer, Isaac (1745–1830) 141, 163, 194 Meyer, Johann Rudolf (1739–1813) 540 Meyer, Johann Rudolf (1768–1825) 474, 540 Meyer, Rosina siehe: Köchlin-Meyer, Rosina (1773–1837) Meyer, Wilhelm Friedrich von (1762– 1829) 382 Meyer von Schauensee, Caecilia Elisabeth Verena siehe: Truttmann-Meyer von Schauensee, Caecilia Elisabeth Verena (*1742) Meyer von Schauensee, Franz Bernhard (1763–1848) 290, 295, 298–299, 305, 307, 353, 357, 501, 544, 558, 586, 602, 612, 623, 640 Meyer von Schauensee, Maria Anna siehe: Rüttimann-Meyer von Schauensee, Maria Anna (1772– 1856) Meyer von Schauensee-Rüttimann, Maria Josepha (1772–1812) 228, 298, 544, 602, 623 Meyer-Saxer, Margareta (1769–1805) 474 Meyn, Jean Abraham (1744–1828) 481, 514, 726 Meyn-Dunant, Elisabeth (1752–1821) 481 Michel, Gebrüder 745 Mieg, Charlotte Susanne siehe: Ladomus-Mieg, Charlotte Susanne (1746–1816) Mieg, Johann Friedrich (1744–1819) 128–130, 132, 136, 336, 606 Miller, Johann Peter (1725–1789) 110 Milliet, Charles (1791–1828) 531– 532

818 Milliet, François Benjamin Gamaliel (1749–1836) 531–532 Mittelholzer, Anton Josef (1758– 1827) 604 Miville, Johann Friedrich (1754– 1820) 239, 457 Mohr, Johann Melchior (1762–1846) 402–403, 406, 459 Molitor, Nikolaus Karl (1754–1826) 129–130, 132 Moltke, Frederik, Graf von (1754– 1836) 567, 654–655, 670 Monnat (Herr) 538 Monnerat, Marie-Cathrine siehe: Mettraux-Monnerat, MarieCathrine (1764–1828) Monney, François Louis (1767–1843) 535, 548 Monod, Henri (1753–1833) 646 Monod-Bourgeois, Marie-Eleonore (1762–1820) 646 Montenach, Johann Frank von (1766–1842) 524 Montmollin, Frédéric Auguste de (1776–1836) 305 Moosbrugger, Franz Joseph Alexis (1761–1828) 522, 525–526, 796–797 Moosbrugger-Zurkinden, Maria Helena (†1821) 525 Moralisch-Politische und Historische Gesellschaft, auf dem Bach 5–7 Morgenstern, Karl Simon (1770– 1852) 756 Moser, Aloys 516 Moser, Andreas (ca. 1765–ca. 1811) 472, 540 Moser, Daniel (1789–1815) 400 Moser, Friedrich (*1787) 400 Moser, Friedrich Carl, Freiherr von (1723–1798) 336–337 Moser, Johann Friedrich (1751–1826) 719 Moser, Johann Heinrich (1759–1813) 400 Moser, Johann Jakob (1771–1814) 542, 693–694 Moser, Johann Jakob (1778–1825) 400 Moser, Rudolf (1785–1812) 400

Moser, Samuel Friedrich (1754– 1819) 719 Moser, Samuel Friedrich (1781– 1814) 719 Moser-Affolter, Anna Barbara 400 Moser-König, Christine 400 Motta, Susette Judith siehe: Schulthess-Motta, Susette Judith (1744– 1818) Mouron, Emmanuel Louis (*1792) 668 Mouron, Jean Pierre (1758–1827) 596, 668 Mouron, Jean Pierre Aimé (*1786) 596, 668 Mouron, Jean Samuel Ferdinand (1761–1795) 596, 668 Mousson, Johann Markus/Jean Marc (1776–1861) 364, 406, 637 Moyses, Christ et Cie. (Firma) 522 Mülinen, Albrecht von (1732–1807) 555–556 Mülinen, Johanna Sophia von siehe: Wyss-von Mülinen, Johanna Sophia von (1763–1839) Mülinen, Niklaus Friedrich von (1760–1833) 251, 556 Müller (Mademoiselle) 41 Müller, Carl Friedrich Rudolf von (1810–1884) 747 Müller, Christoph Heinrich (1740– 1807) 274 Müller, Franz Joseph (1779–1827) 614 Müller, Johannes von (1752–1809) 90–91, 283 Müller, Karl Josef (1737–1795) 48 Müller, Marguerite (†1807) 112 Müller, Mathias Joseph (1764–1844) 665–666 Müller, Thaddäus (1763–1826) 515, 529, 623, 640 Müller-von Fellenberg, Elise Luise Emma (1811–1892) 747 Müller-Friedberg, Karl (1755–1836) 368, 546, 560 Müller-Friedberg-Sutter, Franziska Josepha 546 Müller-Schneider, Anna Maria (1763– 1840) 666

819 Münger, Benedikt (1753–1812) 412– 413, 549 Münger, Christian (*1787) 413, 549 Münger, Hans (1731–1809) 413 Münger, Johannes (1796–1866) 549 Münger-Frey, Elsbeth 413 Münger-Hofmann, Barbara 413 Münter, Balthasar (1735–1793/94) 458 Münter, Friedrich (Frederik) Christian Karl Heinrich (1761–1830) 244, 253, 257, 671–672 Mumenthaler, Johann David (1772– 1838) 433, 450 Muralt, Eduard von (1808–1895) 617 Muralt, Johannes von (1780–1850) 371, 616, 699, 715–716, 721, 737, 742, 752–753, 763, 778, 782, 795, 797 Muralt, Leonhard von (1751–1822) 617, 721 Muralt, Leonhard von (1778–1848) 717, 782 Muralt, Melchior (1792–1834) 717 Muralt-Scherb, Maria Ursula von (1751–1823) 617, 716 Muralt-von Pool, Maria von (1788– 1863) 717 Musterschule Frankfurt 619 Mutach, Gabriel (1732–1808) 259 Näf, Elisabeth siehe: Krüsi-Näf, Elisabeth (1762–1836) Näf, Franz Joseph Nikolaus (1770– 1854) 556, 560, 581, 608, 686– 687, 769 Näf-Buss, Luise (1784–1845) 474, 686–687 Nänny, Johann (Hans) Konrad (1783–1847) 428, 431, 519 Napoléon I. Bonaparte, Kaiser von Frankreich (1769–1821) 81, 465, 467, 545–547, 551, 553, 555–556, 558, 561, 563, 604, 624, 636–637, 646, 690, 693, 705, 711 Naturforschende Gesellschaft (Zürich) 24, 26, 54, 122–123 Necker, Anne Louise Germaine siehe: Staël-Necker, Anne Louise Germaine de (1766–1817)

Neef, Franz Joseph Nikolaus siehe: Näf, Franz Joseph Nikolaus (1770–1854) Nehracher, Hans Heinrich (1764– 1797) 289 Neidhardt von Gneisenau, August Wilhelm Anton, Graf (1760– 1831) 536, 677 Nesemann, Johann Peter (1724– 1802) 520, 706 Ney, Michel (1769–1815) 545, 553 Nicholls, Mary Heath siehe: PolierNicholls, Mary Heath (ca. 1773– 1855) Nicolai, Friedrich (1733–1811) 542 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig (1767–1839) 261, 268, 270–271, 278–279, 281–282, 564 Nicolovius, Mathias Friedrich (1768– 1836) 282 Nicolovius, Theodor Balthasar (1768– 1831) 282 Nicolovius-Schlosser, Luise Maria Anna (1774–1811) 261, 281 Niederer, Johannes (1779–1843) 6, 370, 382, 391, 395, 399, 404, 410, 419, 426, 431, 443–444, 446, 478, 504, 509, 551, 570, 579, 586, 588, 603, 608, 618, 681, 715–716, 737, 741–742, 748–749, 751–752, 756, 763, 772–773, 778, 782, 786–787, 792, 796 Niederer, Johannes (1811–1876) 383 Niederer-Kasthofer, Rosette (1779– 1857) 383, 796 Niemeyer, August Hermann (1754– 1828) 174, 630, 679 Nikolaus I., Zar von Russland (1796– 1855) 616 Noel, Edward 747 Nösselt, Johann August (1734–1807) 174 Nötzli (Herr) 364 Notz, Hans Caspar (1752–1827) 297, 312, 332, 341 Notz, Heinrich (1775–1826) 313 Nyerup, Karen Marie siehe: StrømNyerup, Karen Marie (1789– 1865) Nyon, Institut 722

820 Oberlin, Johann Friedrich (1740– 1826) 436, 476 Obermaier, Karl Peter (1773–1850) 613–614 Obermeyer, Samuel (1770–1838) 141 Ochs, Peter (1752–1821) 351, 417, 435 Ökonomische Gesellschaft (Bern) 24– 27, 42, 60, 76–77, 79–80, 85– 87, 115, 151–152, 242, 699 Ökonomische Gesellschaft (Solothurn) 294 Ökonomische Kommission (Zürich) 24–26, 70–71, 76–77 Oelsner, Konrad Engelbert (1764– 1828) 288 Orléans, Louis Philippe Joseph d’ (1747–1793) 554 Österreich – Franz I. siehe: Franz I., Kaiser von Österreich (1708–1765) – Franz Joseph II. siehe: Franz Joseph II., Kaiser von Österreich (1741–1790) – Franz Joseph Karl, Franz II., siehe: Franz Joseph Karl, Franz II., Kaiser von Österreich (1768– 1835) – Maria Louisa siehe: Maria Louisa, Kaiserin von Österreich (1745–1792) – Maria Theresia siehe: Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (1717–1789) – Rudolf II. siehe: Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1552–1612) Olivier, Ludwig Heinrich Ferdinand (1759–1815) 536, 621, 626–627, 680, 697, 757, 771 Ott, Hans Kaspar (1740–1799) 197 Ott, Hans Kaspar (1764–1820) 197 Ott, Heinrich (1693–1743) 164 Ott, Jakob (1715–1769) 24 Ott, Johann Baptist (1661–1742) 164, 197 Ott, Maria siehe: Renouard-Ott, Maria (1732–1796) Otth, Ludwig Albrecht (1775–1852) 321

Owen, Robert (1771–1851) 687 Pädagogium (Halle) 175, 420 Paine, Thomas (1737–1809) 265 Pajon de Moncets, Louis-Esaü (1725– 1796) 114, 592 Palm, Jonathan von 710 Papst – Gregor II. siehe: Gregor II., Papst (669–731) – Leo XII. siehe: Leo XII., Papst (1760–1829) – Pius VII. siehe: Pius VII., Papst (1742–1823) Paravicini, Eduard Rudolf (1808– 1870) 113 Paravicini, Emanuel (1779–1854) 113 Paravicini, Emanuel (1803–1851) 113 Paravicini, Fridolin (1742–1802) 347 Paravicini, Johann Jakob (1802– 1867) 113 Paravicini, Rosina (1804–1835) 113 Paravicini-Battier, Gertrud (1776– 1838) 111, 113, 135, 143, 145, 168, 195, 215, 228, 230 Paris. Comité d’instruction publique siehe: Comité d’instruction publique (Paris) Parrot, Georg Friedrich von (1767– 1852) 755 Parrot-Lefort, Wilhelmine 755 Patriotische Gesellschaft (Bern) 242 Paul, Jean (1763–1825) 450 Pausier (Schüler) 795 Pauw, Cornelius Franciscus de (1739–1799) 265 Pavel I., Zar von Russland (1754– 1801) 419, 647 Payerne. Munizipalität 711, 714 Perrin, (Daniel) François (1772– 1827) 711 Pestalozzi, Anna Barbara siehe: Gross-Pestalozzi, Anna Barbara (1751–1832) Pestalozzi, Andreas (1692–1769) 22 Pestalozzi, Baptist (1745– 1780[verschollen]) 6, 18, 28, 36– 37, 48, 59, 69, 80, 324

821 Pestalozzi, Gottlieb (1797–1863) 118, 485, 582–583 Pestalozzi, Hans Jacob (1770–1801) 9, 47, 58, 60, 67, 69, 111, 117– 118, 125, 133, 138, 140, 142, 145–146, 148–149, 153, 156, 158–159, 163, 168–169, 171, 173, 178, 180, 183–184, 187– 188, 190–191, 194–195, 197, 199, 201, 203, 205, 207–208, 212, 215–216, 219, 224, 228, 230–231, 235, 237, 239, 242, 274, 282, 297, 303, 306, 314, 369–370, 373, 408, 485, 505, 573, 582–583 Pestalozzi, Heinrich Karl (1825– 1895) 583 Pestalozzi, Johann Baptist (1718– 1751) 18, 22, 171, 355 Pestalozzi, Johann Jakob (1749– 1831) 105 Pestalozzi, Marianne (1795–1802) 118, 505, 582 Pestalozzi, Rudolf (1736–1816) 191 Pestalozzi-Frölich, Anna Magdalena siehe: Custer-Frölich, verwitwet Pestalozzi, Anna Magdalena (1767–1814) Pestalozzi-Hotz, Susanna (1720– 1796) 6, 18, 22–23, 28, 34–35, 48, 58, 69, 117, 156, 165, 171, 173, 196, 212, 324, 344 Pestalozzi-Schmid, Katharina (1797– 1853) 582–583 Pestalozzi-Schulthess, Anna (1738– 1815) 6, 8–9, 15, 19–21, 23, 25, 29, 31, 33, 35–37, 41–42, 44, 47–53, 55–56, 58, 60, 67–68, 70, 99, 118, 138, 140, 142, 147, 149, 156, 160, 163, 168–169, 171, 173, 175, 181, 183, 185, 187, 189, 191, 194, 201, 203, 207–208, 212, 215–216, 219, 224, 228, 230–231, 236, 239, 242, 270, 273, 297, 303, 306, 337, 369, 374, 423, 471, 473, 476, 478, 485, 489, 497, 501, 504–505, 512, 520, 530, 549, 573, 579, 582, 606, 654, 666, 687, 719, 730–731, 735, 742, 754–755

Pestalozzi im Talhof (Firma) 136 Petersen, Peter (1762–1820) 111– 113, 117, 133–135, 138, 143– 145, 149–150, 173, 178, 194, 228 Petersen-Müller, Marguerite (†1807) 112 Petersen-Roederer, Dorothea Sophie 112 Petersen-Verdenberg, Charlotte 111 Petersen von Allsen, Niklaus 111 Petite Société 87 Pfeffel, Gottlieb Konrad (1736–1809) 78, 81–83, 144, 168, 174, 262, 325, 337, 358, 435, 792 Pfeffel-Divoux, Margarete (1738– 1809) 81 Pfeiffer, Johann Friedrich von (1718– 1787) 132 Pfenninger, Elisabetha siehe: HotzPfenninger, Elisabetha (1742– 1804) Pfenninger, Johann Kaspar (1760– 1838) 288, 341, 563 Pfenninger, Johann Konrad (1747– 1792) 8, 66–67, 160 Pfenninger-Ziegler, Katharina (1744– 1796) 8 Pfleger, Daniel (1751–1829) 368 Pfleger, Johann Jakob (1746–1819) 472, 540 Pfyffer, Alphons (1753–1822) 737 Philanthropin (Dessau) 103, 174, 281, 536, 618, 626 Philanthropin (Schnepfenthal) 618, 684 Pidoux, Auguste (1754–1821) 716, 721 Pinckney, Thomas (1750–1828) 303 Pius VII., Papst (1742–1823) 752 Plamann, Johann Ernst (1771–1834) 627, 630–631, 677, 679–680 Planta, Martin (1727–1772) 14 Platon von Athen (427–347 v.Chr.) 399 Plum, Frederik (1760–1834) 671– 672 Plutarch (ca. 46–ca. 120) 289 Pol, Luzius (1754–1828) 174 Polier, Henri Etienne Georges Fitz Roger de (1754–1821) 536

822 Polier, Jean Godefroy (1782–1833) 537 Polier-de Loys, Sophie (†1802) 538 Polier-Nicholls, Mary Heath (ca. 1773–1855) 538 Politisches Institut (Bern) 242, 537, 610 Pool, Maria von siehe: Muralt-von Pool, Maria von (1788–1863) Preisig, Johannes/Johann/Jean (1775– 1814) 631, 680–681, 782 Preussen – Frederike Charlotte Wilhelmine von siehe: Alexandra, Zarin von Russland (1798–1860) – Friedrich Wilhelm II. siehe: Friedrich Wilhelm II., König von Preussen (1744–1797) – Friedrich Wilhelm III. siehe: Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (1770–1840) – Friedrich Wilhelm IV. siehe: Friedrich Wilhelm IV., König von Preussen (1795–1861) – Wilhelm I. siehe: Wilhelm I., König von Preussen (1797–1888) Priestley, Joseph (1733–1804) 264 Pury, Charles Herbert 342 Quiante, Michel Ignace François Xavier de la siehe: La Quiante, Michel Ignace François Xavier de (ca. 1760–ca. 1825) Raemy, Pierre Nicolas Martin (1775– 1839) 524 Rahn, Hans Heinrich (1726–1801) 755 Rahn, Hans Heinrich (1734–1796) 88 Rahn, Hans Jakob (1728–1802) 243 Rahn, Johann Heinrich (1749–1812) 122–123, 128, 243 Rahn, Johann Konrad (1737–1787) 122 Rahn, Ludwig (1770–1836) 682 Rahn-Gehret, Katharina (1774–1834) 682 Rahnsche Erziehungsanstalt 175, 682, 755 Rapinat, Jean Jacques (1752–1818) 737

Rapp, Jean (1771–1821) 555 Rebstock (Architekt) 512 Rebstock (Werkmeister) 512 Rebstock, Johann Jakob 512 Rebstock, Philipp Jakob 512 Redern, Sopie von siehe: Stolbergvon Redern, Sopie von (1765– 1842) Reding, Alois (1765–1818) 465, 485, 555 Rehberg, August Wilhelm (1757– 1836) 268 Reiche, Karl Christoph (1742–1794) 103–104, 110 Reimarus, Christine Friederike siehe: Reinhard-Reimarus, Christine Friederike (1771–1815) Reinermann, Friedrich Christian (1764–1835) 419 Reinhard, Hans von (1755–1835) 563 Reinhard, Karl Friedrich (1761–1837) 467, 479, 530 Reinhard-Reimarus, Christine Friederike (1771–1815) 467 Reinhold, Karl Leonhard (1757– 1823) 289 Rengger, Albrecht (1764–1835) 283, 537, 610, 694–695, 716, 721, 775 Renouard, Annabella (*1774) 197 Renouard, Catharine (*1768) 197 Renouard, David Thomas (*1775) 197 Renouard, Elizabeth (*/†1762) 197 Renouard, Elizabeth (*/†1763) 197 Renouard, George Cecil (1780–1867) 197 Renouard, John Henry (1758–1830) 197 Renouard, Mary (*1756) 197 Renouard, Peter (1728–1801) 165, 197 Renouard, Peter (1765–1766) 197 Renouard, Rachel Elizabeth (*1769) 197 Renouard, Thomas Peter (*/†1754) 197 Renouard-Ott, Maria (1732–1796) 164, 197

823 Reutlinger, Hans Kaspar (1716– 1788) 189, 224 Reutlinger-Schulthess, Anna Barbara (1712–1785) 189 Reventlow, Frederik, Graf von (1755–1828) 593 Reventlow, Johann Ludwig, Graf von (1751–1801) 281, 567, 592 Reventlow-Schimmelmann, Friederike Juliane von (1763–1816) 593 Richardson, Samuel (1689–1761) 289 Richter, Jean Paul Friedrich siehe: Paul, Jean (1763–1825) Riem, Johann (1739–1807) 109 Riess, David Jacob (1768–1849) 339 Rinderknecht (Seidenweber) 100 Ritter, Karl/Carl (1779–1859) 371 Rittershausen, Johann Bertram 350 Rittershausen, Katharina Elisabeth siehe: WeissenfellerRittershausen, Katharina Elisabeth Robespierre, Maximilien Marie Isidore de (1758–1794) 282 Rochow, Friedrich Eberhard von (1734–1805) 95, 97, 110, 451 Rodunner (Herr) 588 Roederer, Dorothea Sophie siehe: Petersen-Roederer, Dorothea Sophie Roguin, Pierre Louis de (1756–1840) 322 Roll, Ludwig von (1771–1839) 294 Rosenberg-Orsini, Franz Xaver Wolf, Graf von (1723–1796) 257 Rosenberger, Barbara (1781–1858) 749 Rothe, Anders (1787–1833) 619 Rothe, Valdemar Henrik (1777– 1857) 619 Rothpletz, Jean Henri (1739–1790) 61 Rothpletz, Johann Heinrich (1766– 1833) 368 Rousseau, Jean-Jacques (1712–1778) 25, 84, 90, 117–118, 251, 563 Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1552–1612) 404 Rüttimann, Christoph (1771–1846) 544, 602

Rüttimann, Georg Vincenz (1769– 1844) 298, 402, 544, 602 Rüttimann, Johann Baptist Christoph (1794–1868) 544 Rüttimann, Maria Anna siehe: MayrRüttimann, Maria Anna (†1804) Rüttimann, Maria Josepha siehe: Meyer von SchauenseeRüttimann, Maria Josepha (1772–1812) Rüttimann, Rudolf Vinzenz Johann Baptist (1795–1873) 544 Rüttimann-Meyer von Schauensee, Maria Anna (1772–1856) 544, 623 Rumpf, Samuel (1774–1822) 420 Rumpff, Karoline Henriette Auguste siehe: Klewitz-Rumpff, Karoline Henriette Auguste (1776–1832) Rupp, Anna Julia (1804–1864) 775 Rupp, Caroline Margarita (1810– 1871) 775 Rupp, Charlotte (*1795) 775 Rupp, David (1760–1814) 716, 775 Rupp, Friedrich/Frédéric (*1798) 775 Rupp, Karl Ludwig (Charles) (1796– 185?) 775 Rupp, Rudolf (*1800) 775 Rupp, Samuel Anton (1801–1829) 775 Rupp, Ursula Sophie (1802–1870) 775 Rupp-Ziegler, Anna Magdalena (*1771) 716, 775, 782 Russland – Alexander I. siehe: Alexander I., Zar von Russland (1777–1825) – Alexander II. siehe: Alexander II., Zar von Russland (1818– 1881) – Alexandra siehe: Alexandra, Zarin von Russland (1798–1860) – Nikolaus I. siehe: Nikolaus I., Zar von Russland (1796–1855) – Pavel I. siehe: Pavel I., Zar von Russland (1754–1801) Sachsen-Weimar-Eisenach, Karl August, siehe: Karl August, Grossherzog von SachsenWeimar-Eisenach (1757–1828)

824 Salathe, Emanuel 97, 101, 105 Salis (Familie) 174, 259, 706 Salis-Marschlins, Ulysses von (1728– 1800) 81, 84–85, 175 Salzmann, Christian Gotthilf (1744– 1811) 174, 450, 536, 618, 684, 709 Sarasin, Jakob (1742–1802) 77–78, 81–83, 85, 99, 128 Sarasin-Battier, Gertrud (1752–1791) 78, 83, 99, 112 Sauerländer, Heinrich Remigius (1776–1847) 309 Saussure, Horace-Bénédict de (1740– 1799) 90–91 Savary, François Pierre (1750–1821) 379, 406, 526 Saxer, Margareta siehe: Meyer-Saxer, Margareta (1769–1805) Schäfer von Seltisberg, Jakob (1749– 1823) 436 Scharnhorst, Gerhard Johann David von (1755–1813) 536 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (1775–1854) 383 Scherb, Elisabeth Félicité, siehe: Scherb-Scherb, Elisabeth Félicité (1757–1826) Scherb, Jakob Christoph (1736–1811) 122, 124 Scherb, Maria Ursula siehe: MuraltScherb, Maria Ursula von (1751– 1823) Scherb-Scherb, Elisabeth Félicité (1757–1826) 641, 716, 721, 763 Scheuchzer, Kaspar 67 Schieffner & Brix (Firma) 308, 310– 312 Schiess & Co, Gebr. (Firma) 315 Schiess, Johann Ulrich (1775–1849) 315 Schiess, Johannes (1780–1859) 315 Schiess, Sebastian (1753–1829) 370 Schiller, Johann Christoph Friedrich von (1759–1805) 265 Schimmelmann, Friederike Juliane von siehe: ReventlowSchimmelmann, Friederike Juliane von (1763–1816)

Schimmelmann, Heinrich Ernst (1747–1831) 567, 591–593, 654–655, 670 Schimmelmann, Josephine (*1790) 593 Schimmelmann, Louise siehe: Borgo di Primo-Schimmelmann, Louise (*1790) Schimmelmann-Schubart, Magdalene Charlotte Hedevig (1757–1816) 591–593, 654–655, 663, 695 Schindler, Abraham (1739–1806) 651 Schindler, Johann Heinrich (1753– 1818) 651 Schinz, Anna siehe: Lavater-Schinz, Anna (1742–1815) Schinz, Johann Rudolf (1745–1790) 53–55, 59, 75, 83–84, 133–134 Schinz, Regula siehe: Lavater-Schinz, Regula (1755–1829) Schinz, Salomon (1734–1784) 122 Schleswig-Holstein-SonderburgAugustenburg – Friedrich Christian II. siehe: Friedrich Christian, Herzog von Schleswig-Holstein-SonderburgAugustenburg (1765–1814) – Luisa Augusta siehe: Luisa Augusta, Herzogin von Schleswig-Holstein-SonderburgAugustenburg (1771–1843) Schlosser, Johann Georg (1739–1799) 281 Schlosser, Luise Maria Anna siehe: Nicolovius-Schlosser, Luise Maria Anna (1774–1811) Schlosser-Goethe, Cornelia (1750– 1777) 281 Schmauss, Johann Jakob (1690– 1757) 84 Schmid (Herr aus Lenzburg) 274 Schmid, Barbara (Babeli) (1720– 1788) 171, 197 Schmid, Gertrud Helena siehe: MartiSchmid, Gertrud Helena (1771– 1809) Schmid, Johann Jakob (1765–1828) 435, 465

825 Schmid, Joseph (1785–1851) 383, 582–583, 634, 715, 722, 751, 759, 777, 796–797 Schmid, Katharina siehe: PestalozziSchmid, Katharina (1797–1853) Schmidt, Johann Marius Friedrich (1776–1849) 630, 680 Schnewlin, Johann Jakob (1777– 1834) 406 Schneider, Anna Maria siehe: MüllerSchneider, Anna Maria (1763– 1840) Schneider, Eulogius (1756–1794) 666 Schneider, Felix (1768–1845) 228, 230 Schnell, Johannes (1751–1824) 367, 377, 624, 697 Schnell, Samuel Ludwig (Ludwig Samuel) (1775–1849) 377 Schnepfenthal, Philantropin siehe: Philantropin (Schnepfenthal) Schröter, Babette (*ca. 1764) 82 Schröter, Louis (*ca. 1763) 82 Schrötter, Friedrich Leopold (1743– 1815) 678 Schubart, Hermann, Baron (1756– 1832) 593 Schubart, Magdalene Charlotte Hedevig siehe: SchimmelmannSchubart, Magdalene Charlotte Hedevig (1757–1816) Schubart, Sybilla (1753–1828) 591 Schuhkrafft, Eberhard Ludwig (1775– 1843) 660–661 Schulkommission – Aarau 473 – Burgdorf 366, 377 Schulthess, Anna siehe: PestalozziSchulthess, Anna (1738–1815) Schulthess, Anna Barbara siehe: Reutlinger-Schulthess, Anna Barbara (1712–1785) Schulthess, Anna Barbara (*/†1734) 50 Schulthess, Anna Katharina siehe: Locher-Schulthess, Anna Katharina (1717–1783) Schulthess, Anna Margaretha siehe: Haller-Schulthess, Anna Margaretha (1734–1810)

Schulthess, Anna (Maria) Salome (Nanette) siehe: HalderSchulthess, Anna (Maria) Salome (Nanette) (1773–1854) Schulthess, David (1729–1778) 49 Schulthess, Diethelm (1756–1834) 318 Schulthess, Georg Kaspar (1770– 1800) 274, 303, 423 Schulthess, Hans Georg (Jörli) (1747– 1799) 6, 52, 58, 67, 224 Schulthess, Hans Heinrich (1665– 1739) 50 Schulthess, Hans Heinrich (1707– 1782) 318 Schulthess, Hans Heinrich (1744– 1789) 318 Schulthess, Hans Heinrich (Henry) (1746–1812) 20, 27, 38, 48, 58, 84, 99, 156, 224, 423 Schulthess, Hans Jakob (1711–1789) 29, 35, 49–51, 58, 61, 70, 156, 169, 171, 181, 185, 187, 189, 191, 197, 201, 207, 212, 216, 219, 228, 236, 239 Schulthess, Hans Jakob (1718–1791) 52 Schulthess, Hans Jakob (Jacques) (1739–1806) 20, 27, 29, 33, 36– 38, 41, 53, 58, 80, 84, 156, 224 Schulthess, Hans Kaspar (1709– 1804) 73–74, 314 Schulthess, Hans Konrad (1714– 1791) 33, 52–56, 59–60, 73 Schulthess, Johann Heinrich (1731– 1783) 224 Schulthess, Johann Kaspar (1744– 1816) 6, 20, 31, 55, 58, 67–68, 78, 156, 165, 169, 173, 224, 227, 270, 303, 353, 423 Schulthess, Johann Martin (1745– 1800) 6 Schulthess, Johannes (1744–1830) 53–55 Schulthess, Johannes (1763–1836) 568 Schulthess, Karl Johann Jakob (1775– 1854) 423 Schulthess, Kaspar (1763–1827) 318 Schulthess, Leonhard (1747–1805) 58, 156, 224

826 Schulthess, Maria Barbara siehe: Füssli-Schulthess, Maria Barbara (†1782) Schulthess, (Maria) Elisabeth siehe: Hemmann-Schulthess, (Maria) Elisabeth (1776–1842) Schulthess, Salomon (1740–1801) 58, 156, 224 Schulthess-Hirzel, Regula (1704– 1770) 73 Schulthess-Hirzel, Regula (1741– 1776) 48, 423 Schulthess-Holzhalb, Anna (1711– 1780) 35, 50–51, 58, 70, 169 Schulthess-Locher, Anna Barbara (1754–1812) 156, 274 Schulthess-Locher, Regula (1746– 1780) 6, 52, 58 Schulthess-Motta, Susette Judith (1744–1818) 31, 55, 156, 303 Schulthess-Sulzer, Anna (1745–1816) 58, 156 Schulthess-Ulrich, Dorothea (1739– 1805) 156 Schulthess-Wolf, Barbara (1743– 1818) 49 Schumachern, historisch-politische Gesellschaft zu siehe: MoralischPolitische und Historische Gesellschaaft, auf dem Bach Schwaller, Urs Viktor (1771–1816) 294–295 Schwarzenberg, Karl Philipp, Fürst zu siehe: Karl Philipp, Fürst zu Schwarzenberg (1771–1820) Schweden, Friederike Dorothea siehe: Friederike Dorothea, Königin von Schweden (1781–1826) Schweighauser, Johann (1738–1806) 156 Schweighauser, Rosina siehe: Thurneysen-Schweighauser, Rosina (1736–1801) Schweiz. Landammann siehe: Landammann (Schweiz) Schweizer, Barbara (1777–1863) 175 Schweizer, Johann Kaspar (1754– 1811) 175, 178, 199, 201, 207, 212, 242, 303, 423 Schweizer-Hess, Anna Magdalena (1751–1814) 138, 156, 168, 173,

175, 178, 181, 194, 199, 201, 203, 205, 207–208, 212, 215– 216, 220, 224, 242 Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft 383, 516, 535, 571 Schweizerische Geschichtsforschende Gesellschaft 556 Schweizerische Künstlergesellschaft 258 Schweizerische Naturforschende Gesellschaft 535 Secrétan, Frédéric Albert Gabriel (1793–1852) 795 Secrétan, Louis (1758–1839) 721 Secrétan, Philippe (1756–1826) 647, 721, 775, 795 Secrétan-Seubert, Marie 795 Seiler, Georg Friedrich (1733–1807) 110 Serini, Carl August (1733–1791) 130 Seubert, Marie siehe: SecrétanSeubert, Marie Sicard, Roch Ambrois Cucurron, Abbé (1742–1822) 769, 771 Simon, Anton/Antal (1772–1808) 770 Sinner, Karl Ludwig (1781–1848) 790 Sinner, Wyttenbach & Tillmann (Firma) 790 Smidt, Johann (1773–1857) 565, 600, 652 Snell, Auguste (ca. 1751–1810) 722 Snethlage, Bernhard Moritz (1753– 1840) 678 Société d’émulation (Waadt) 723, 742 Société des sciences physiques 723 Société helvétique des Science naturelles 723 Société libre des sciences, lettres et arts (Athenée) (Lyon) 467 Société pour la propagation du bon goût et des belles-lettres et sciences (Mulhouse) 143 Société royale d’agriculture de France 535 Société vaudoise des Sciences naturelles 723 Sommerhaus (Firma?) 317 Sonderegger, Johannes (1773–1826) 519

827 Sonderegger-Hess, Anna Dorothea (1774–1835) 519 Sonnenfels, Joseph von (1732–1817) 128–129, 132 Sonntag, Karl Gottlob (1765–1827) 757 Soyaux, Adolf Wilhelm Ferdinand (1773–1823) 677, 679–680 Spalding, Johann Joachim (1814– 1804) 680 Spanien, Maria Louisa von siehe: Maria Louisa, Kaiserin von Österreich (1745–1792) Speeth (Speth), Balthasar (1774– 1846) 654 Speisegger (Herr) 583 Spengeler (Herr) 583 Spindler, Madlon 82 Spleiss, Johannes (1795–1838) 644 Spleiss, Stephan (1766–1832) 644 Spleiss-Ziegler, Maria Magdalena 644 Spleiss-Zündel, Franziska Margaretha (1767–1820) 644 Sprenger, Balthasar (1724–1791) 109 St. André, Jeanbon de, Baron (1749– 1813) 606, 665 Stadelhoff (Firma?) 331 Stähli, Margarete/Margaritha (1754– 1802) 367 Staël-Necker, Anne Louise Germaine de (1766–1817) 91, 616 Stamler (Herr) 459 Stapfer, Johann Jakob (1747–1805) 115 Stapfer, Philipp Albert (1766–1840) 115, 362, 368, 377, 379, 396, 410, 420, 460, 470, 515, 520, 541, 550, 560, 568, 594 Steck, Johann Rudolf (1772–1805) 322 Steck, Margaretha siehe: TschiffeliSteck, Margaretha Stehlin, Hans Georg (1760–1832) 435–436 Steiger, Karl Friedrich (1755–1832) 564 Steiger, Niklaus Friedrich (1729– 1799) 175 Stein, Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr vom und zum (1757– 1831) 536, 701

Steinbrüchel, Johann Jakob (1729– 1796) 5 Steiner, Catharina siehe: SulzerSteiner, Catharina (1749–1803) Steiner, Elisabeta siehe: WehrliSteiner, Elisabeta Steinfels, Heinrich (1746–1804) 52 Steinmüller, Johann Rudolf (1773– 1835) 391, 396, 419, 571, 608, 638, 663, 738 Stephani, Franz Ludwig (1749–1813) 224 Stolberg, Friedrich Leopold, Graf zu (1750–1819) 261, 268 Stolberg-von Redern, Sopie von (1765–1842) 268 Stolberg-von Witzleben, Agnes von (1761–1788) 268 Storr, Theophil (auch Gottlieb) Christian (1746–1805) 709 Strauss, David Friedrich (1808–1874) 782 Streckeisen, Marie-Judith siehe: Huber-Streckeisen, Marie-Judith (um 1750–1823) Strøm, Johann Christian Ludvig (1771–1859) 567, 579, 592, 627, 653–655, 665, 670–672, 779 Strøm-Nyerup, Karen Marie (1789– 1865) 654 Struensee, Johann Friedrich (1737– 1772) 567 Stückelberger (Frau) 431 Stückelberger, Rudi 431 Stürler, Johann Rudolf (1771–1861) 612, 645, 683, 692, 693 Suarz, Maria Philippine de siehe: Fellenberg-de Suarz, Maria Philippine von (1748–1805) Südpreussisches Departement 621, 701–702 Süvern, Johann Wilhelm von (1775– 1829) 564 Sulzer, Anna siehe: Schulthess-Sulzer, Anna (1745–1816) Sulzer, Johann Rudolf (1749–1828) 563 Sulzer-Steiner, Catharina (1749– 1803) 123 Surbek (Herr) 423

828 Sutter, Franziska Josepha siehe: Müller-Friedberg-Sutter, Franziska Josepha Talleyrand, Charles Maurice de (1754–1838) 556 Teichmeyer, Sophia Amalia siehe: Haller-Teichmeyer, Sophia Amalia Christina (1722–1795) Theodor Goethe (Firma) 779 Thierry, Nicolas (1750–1820) 141, 143, 153, 156, 163, 173, 178, 181, 183–184, 187, 194, 230 Thukydides (5. Jh.v.Chr.) 589 Thurler, Jean-Baptiste 524 Thurneisen, Emanuel (1749–1806) 104 Thurneisen, Johann Jakob (1763– 1829) 555, 579, 792 Thurneisen-Bischoff, Rosine (1765– 1801) 579 Thurneisen-Dewiler, Chritne Dorothe 579 Thurneysen, Johann Jakob (1728– 1784) 156, 168, 178 Thurneysen, Johann Jakob de Johann Rudolf (Firma) 156 Thurneysen-Schweighauser, Rosina (1736–1801) 168, 178, 228 Thurneysens sel. Sohn, Johann Rudolf (Firma) 156 Tiedge, August (1752–1841) 630 Tillich, Ernst Gotthelf Albrecht (1780–1807) 627, 710, 757 Tillmann, Anton Gottlieb (1754– 1822) 790 Tissot, Auguste (1728–1797) 122 Tobler, Gustav Adolf (1802–1876) 370, 478, 786 Tobler, Heinrich Eduard (1805–1873) 371 Tobler, Johann Georg (1769–1843) 370, 372, 379, 384, 396, 399, 408, 418, 425, 428, 431, 435, 443–444, 446, 457–458, 462, 465, 470, 476, 478, 482, 484, 489, 494–495, 497, 500, 504, 511–512, 519, 528, 539, 553, 560, 570–571, 579–580, 618, 716, 786, 795

Tobler, Johann Heinrich (1777–1838) 512, 519 Tobler-Gengenbach, Magdalena (1779–1854) 370, 478, 485, 489, 495, 497, 501, 512, 520, 530, 539, 553, 579, 787 Toggenburger, Hans Konrad (1766– 1830) 424 Torlitz, Johan Henrik Anton (1777– 1834) 567, 579, 592, 653–655, 665, 671, 695, 779–780 Touchon, Pierre Frédéric (1751– 1814) 305 Trant, Frederik Carl (1738–1798) 567 Trapp, Ernst Christian (1745–1818) 536 Trechsel, Anna (*1778) 584 Trechsel, Friedrich (1776–1849) 584, 624, 742 Trechsel, Maria Elisabeth (*1774) 474 Trechsel, Suzanne (*1782) 474 Tribolet, Samuel Albrecht (1771– 1832) 749 Trinette 373 Trösch, Johannes (1767–1824) 433, 450 Tronchin, Théodore (1709–1781) 122 Truttmann, Joseph Franz Ignaz (1752–1821) 544 Truttmann-Meyer von Schauensee, Caecilia Elisabeth Verena (*1742) 544 Tscharner, Alexander Albrecht (1765–1831) 224 Tscharner, Johann Baptista (1722– 1806) 706 Tscharner, Johann Baptista von (1751–1835) 259, 520, 706–707 Tscharner, Niklaus Emanuel (1727– 1794) 76–77, 79, 85–87 Tscharner-von Fellenberg, Rosina Elisabeth von (1779–1877) 207, 224 Tschiffeli, Gottlieb Rudolf (1746– 1795) 30–32, 41–42 Tschiffeli, Johann Rudolf (1716– 1780) 14–15, 19, 24, 27, 30–31, 42, 60, 76–77, 79, 115 Tschiffeli-Steck, Margaretha 42

829 Türk, Wilhelm Christian von (1774– 1846) 705, 715, 737–738, 751, 759, 777 Tulla, Johann Gottfried (1770–1828) 758 Turgot, Anne Robert Jacques, Baron de l’Aulne (1727–1781) 85, 256 Turtaz, Henri (David) (1765–1828) 531 Turtaz, Henry/Henri (1796–1859) 531 Ulrich, Dorothea siehe: SchulthessUlrich, Dorothea (1739–1805) Ulrich, Johann Konrad (1761–1828) 424, 770 Usteri, Dorothea (1765–1804) 273, 754 Usteri, Heinrich (1752–1802) 27, 67– 68 Usteri, Johann Martin (1738–1790) 258 Usteri, Johann Martin (1763–1827) 258 Usteri, Leonhard (1741–1789) 24–25 Usteri, Martin (1763–1827) 273 Usteri, Paul (1768–1831) 563 Väterliche Gesellschaft zu Mittellöwen (Zunft) 555 Verdeil, François (1747–1832) 322, 723 Verdenberg, Charlotte siehe: Petersen-Verdenberg, Charlotte Vergnügte Gesellschaft (Bern) 84 Verlagskasse der Gelehrten 104 Verninac, Raymond de (1761/62– 1822) 467 Vesterboe, Martinus (1776–1817) 567 Vicat, Béat Philippe (1715–1770) 27 Vicat-Curtat, Catherine Elisabeth 27 Vogelhuber, Anna siehe: Weissenfeller-Hoffmann, verwitwet Vogelhuber, Anna Maria Volck (Dekan) 134 Voltaire (1694–1778) 90, 93 Vonderweid siehe: Mettraux, Jean Baptiste (1760–1839) Voss, Otto Karl Friedrich von (1755– 1823) 621, 697, 702

Waadt. Regierung 727 Wachsende Gesellschaft (Zürich) 84 Wäber, Johann (1751–1795) 236 Wagner, Johann Samuel (1740–1789) 115 Waizmann (Herr) 529 Waldmann, Hans (ca. 1435–1489) 283 Waser, Heinrich (1742–1780) 128 Washington, George (1732–1799) 265, 303 Wattenwyl, Niklaus Rudolf von (1760–1832) 409, 645, 694, 700 Webber, John siehe: Wäber, Johann (1751–1795) Weber, Charles (1797–1886) 336 Weber, Hans Konrad (1739–1769) 324 Weber, Hans Rudolf (1719–1780) 51 Weber, Hans Rudolf (1747–1820) 51 Weber, Heinrich (1707–1775) 8, 18, 324 Weber, Konrad (1747–1820) 51 Weber, Laurent (1763–1812) 336 Weber, Philippe Henri (1795–1870) 336 Weber-Hotz, Anna Barbara (1714– 1791) 8, 18, 28, 35, 69, 262, 324 Wehrli, Johann Jakob (1790–1855) 746 Wehrli-Steiner, Elisabeta 123 Weilenmann, Johann Jakob (1787– 1827) 371 Weinberger, Michael (1772–1809) 770 Weinmann, Wilhelm (1774–1854) 606–607 Weishaupt, Samuel (1794–1874) 571 Weiss, Franz Rudolf von (1751– 1818) 419 Weiss, Hans Kaspar (1771–1820) 195, 236, 256, 471, 474, 476, 597, 514 Weiss (Wyss) (zum Entli), Heinrich (1745–1808) 6, 18–19, 67, 228 Weisse, Carl Wilhelm 110 Weissenfeller, Georg Bertram 350 Weissenfeller, Johann Hermann (1756–1812) 350 Weissenfeller-Hoffmann, verwitwet Vogelhuber, Anna Maria 350

830 Weissenfeller-Rittershausen, Katharina Elisabeth 350 Werdmüller, Anna Magdalena von siehe: Wyss-Werdmüller, Anna Magdalena von (1767–1809) Wesselhöft, Louise siehe: Borgo di Primo-Schimmelmann, Louise (*1790) Wessenberg, Ignaz Heinrich von (1774–1860) 529, 752 Wetzel, Emanuel (1766–1831) 666 Wieland, Charlotte Wilhelmine siehe: Gessner-Wieland, Charlotte Wilhelmine (1776–1816) Wieland, Christoph Martin (1733– 1813) 287, 289, 457, 500, 678, 738 Wieland, Johann Heinrich (1758– 1838) 435 Wilberforce, William (1759–1833) 265 Wild, Karl Samuel (1765–1848) 379 Wilhelm, Landgraf von HessenPhilippstal (1726–1810) 447 Wilhelm I., König von Preussen (1797–1888) 627 Willi, Hans Jakob (†1804) 700 Williams, David (1754–1831) 265 Winckelmann, Johann Joachim (1717–1768) 5, 25 Wirz, Johann Heinrich (1756–1834) 519 Witzleben, Agnes von siehe: Stolbergvon Witzleben, Agnes von (1761–1788) Wolf, Barbara siehe: Schulthess-Wolf, Barbara (1743–1818) Wolf, Friedrich August (1759–1824) 617 Wolff, Christian, Freiherr von (1679– 1754) 81, 90 Wuhrmann (Herr) 484 Wyrsch von Buochs, Johann Melchior (1732–1798) 555 Wyss, David von (1737–1815) 251 Wyss, David von (1763–1839) 251, 260 Wyss-Bürkli, Anna Barbara von (1785–1816) 251 Wyss-von Mülinen, Johanna Sophia von (1763–1839) 251

Wyss-Werdmüller, Anna Magdalena von (1767–1809) 251 Wyttenbach, Jakob Emanuel (1762– 1836) 790 Xenophon (430–354v.Chr.) 399 Ysarne, François Joseph d’ 274 Yverdon. Munizipalität 690, 712, 729, 789 Zarathustra (630–553 v.Chr.) 763 Zehender, Karl Ludwig (1751–1814) 554 Zeiher (Gärtner) 501 Zeller, Karl August (1774–1846) 709– 710 Zerrenner, Heinrich Gottlieb (1750– 1811) 709 Ziegler, Anna Magdalena siehe: Rupp-Ziegler, Anna Magdalena (*1771) Ziegler, Katharina siehe: PfenningerZiegler, Katharina (1744–1796) Ziegler, Maria Magdalena siehe: Spleiss-Ziegler, Maria Magdalena Ziemssen, Theodor (1777–1843) 564, 600 Zimmermann (Herr) 745 Zimmermann, Johann Georg (1728– 1795) 35, 84, 244 Zinken, Georg Heinrich (1692–1768) 110 Zinzendorf, Karl Johann Christian, Graf von (1739–1813) 128, 151, 178, 226, 236, 243, 256 Zinzendorf, Niklaus Ludwig, Graf von (1700–1760) 151 Zinzendorf und Pottendorf, Nikolaus Ludwig, Graf von (1700–1760) 50 Zollikofer, Anna Katharina siehe: Hunziker-Zollikofer, Anna Katharina (1709–1794) Zschokke, Johannes Heinrich Daniel (1771–1848) 91, 309, 355, 379, 426, 431, 457, 520–521, 662– 663, 706 Zu den drei Adlern (Loge) 128

831 Zündel, Franziska siehe: SpleissZündel, Franziska Margaretha (1767–1820) Zürich. Kanton – Wahlversammlung 562 Zürich. Stadt – Kanzlei 703–704 – Regierung 72 – Töchterschule 25 Zur aufgehenden Morgenröte (Loge) 132 Zurgilgen, Leodegar Lorenz (1757– 1814) 595 Zurkinden, Maria Helena siehe: Moosbrugger-Zurkinden, Maria Helena (†1821) Zwicky, Johann Peter (1762–1820) 325–327