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German Pages 123 [124] Year 1848
Shakspere's Macbeth übersetzt
von
August Jacob.
Berlin. Druck und Verlag von G. Reimer. 1848.
Personen.
Duncan, König von Schottland. Malcolm,' ) Donalbain in, ) Macbeth,
seine Söhne,
seine Feldherrn.
Danquo, Macdufs, Lenor, Rosse, Menteth,
Schottische Edelleute.
AnguS, Cathneß, Fleance, Banquo'S Sohn. Siward, Graf von Northumberland, Anführer der Englischen Macht. Der junge Siward, sein Sohn. MacduffS Sohn. Septon, ein Offizier in Macbeths Diensten. Ein Englischer Arzt. Ein Schottischer Arzt. Ein Hauptmann. Mörder. Lady Macbeth. Lady Macduff.
Ein Pförtner.
Ein alter Mann.
Kammerfrau der Lady Macbeth. Hekate und drei Heren. Lords.
Edelleute.
Offiziere.
Soldaten.
Boten.
Gefolge. Banquo's Geist und andere Erscheinungen.
Die Scene ist am Ende des vierten Aufzugs in England; im übrigen Theile des Stücks in Schottland; meistens in Macbeths Schlöffe.
Erster Aufzug. Erste Scene. Ein offener Platz.
Donner und Blitz.
Drei Heren treten auf.
Erste Here. 26ann sprechen wir drei uns wieder den Gruß Bei Donner, Blitz und Regenguß? Zweite Here. Wann dem Wirrwarr und der Schlacht Sieg und Flucht ein Ende macht. Dritte Here. Das wird eh sein, als zu Nacht. Erste Here. Wo der Fleck? Zweite Here. Die Haide dort. Dritte Here. Macbeth zu treffen ist's der Ort. Erste Here. Ich komme, Graumiez!
1. Aufzug. S. Scene.
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Alle. Unke ruft; sogleich! Schön ist häßlich, häßlich schön. Huscht über die dunst'gen Nebelhöh'n. (Die Hexen verschwinden.)
Zweite Scene. Lager bei Fores. Getümmel hinter der Scene. König Duncan. Malcolm. Donalbain. Lenor. Gefolge. Ein verwundeter Haupt mann tritt auf.
Duncan. Welch blut'ger Mann ist das? Er kann berichten, So sch eint's nach seinem Aussehn, wie es jetzt Mit der Empörung steht. Malcolm. Das ist der Hauptmann, Der, als ein guter, wackerer Soldat, Für meine Freiheit focht. Heil, tapfrer Freund, Gieb hier dem König Kunde von dem Treffen, Wie du's verließest. Hauptmann. Das stand zweifelhaft, Zwei matten Schwimmern gleich, die, sich umklammernd, Ihre Kunst ersticken. Der wilde Macdonwald, Werth ein Rebell zu sein — denn dazu schwärmen Die sich vermehrenden Nichtswürdigkeiten
1. Aufzug.
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2. Scene.
Der Natur auf ihm — wird aus den Westeilanden Von Kernen unterstützt und Gallowglassen. Und seinem Schandkampf lächelnd, wies Fortuna Sich , recht als Meuters Dirn.
Doch Alles umsonst!
Denn Held Macbeth — wohl kommt der Nam' ihm zu! — Fortunens spottend, mit geschwung'nem Stahl, Der dampfte von dem Blutwerk, hieb sich Bahn, Des Muthes Liebling, zu dem Schurken hin, Gab keine Hand ihm, bot kein Lebewohl,. Bis er ihn aufgeschlitzt vom Kinn zum Nabel, Und seinen Kopf gesteckt auf unsre Zinnen. O, tapfrer Vetter!
Duncan. Würd'ger Edelmann! Hauptmann.
So wie, von wo der Sonne Schein beginnt, Zu Schiffbruch Stürm' und grause Donner brechen: So wogt vom Quell, wo Heil schien herzukommen, Unheil heran.
Hört, König Schottlands, hört!
Kaum zwang das Recht, bewehrt mit Tapferkeit, Die flinken Kernen zu behender Flucht: Als Norwegs Fürst, den Vortheil sich ersehend, Mit blanker Wehr und frischer Volksverstärkung Den neuen Sturm begann. Duncan. Entmuthigte Dieß unsre Feldherrn nicht, Macbeth und Banquo? Hauptmann. Ja! So wie Spatzen Adler, Hasen Löwen. Um wahr zu sprechen, muß ich sie Geschütz, Mit Doppelschüssen überladen nennen,
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1. Aufzug.
2. Scene.
Wie sie dem Feind die Streiche doppelt doppelten. War nicht ihr Will' ein Bad im Dampf der Wunden, Nicht Stiftung eines neuen Golgatha: So weiß ich's nicht.
Doch ich bin matt; nach Hülfe
Schrein meine Wunden. Duncan. Deine Worte stehn dir So gut wie deine Wunden: beiden merkt man Die Ehr' an.
Geht!
Besorgt für ihn Wundärzte. (Der Hauptmann wird weggeführt. Rosse tritt aus.)
Wer kommt denn her? Malcolm. Der würd'ge Than von Rosse. Lenor. Was ihm' für Hast aus seinen Augen blickt! So sieht der aus, der Wunder denkt zu melden. Rosse. Dem König Heil! Duncan. Woher, mein würd'ger Than? Rosse. Bon Fife, erhab'ner König, Wo Norwegs Banner mit der Luft sich necken Und unser Volk kalt fächeln.
Norweg selbst,
Mit grauser Meng' und unterstützt von ihm, Dem Than von Cawdor, diesem schändlichsten Verräther, fing ein schrecklich Treffen an, Bis daß Bellona's Bräut'gam, fest im Harnisch, Die Stirn ihm bot, sich gegen ihn zu messen,
1. Aufzug.
3. Scene.
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Schwert gegen Schwert, Arm gegen empörten Arm, Den wilden Sinn ihm beugt', und, um zu enden — Uns fiel der Sieg zu! Duncan. Großes
Rosse. So daß Sweno setzt, Norwegs Fürst, um Frieden fleht. Doch wehrten wir ihm seines Volks Bestattung, Bis er gezahlt auf St. Columbans Insel Zehntausend Thaler zum gemeinen Schatz. Duncan. Nicht täusche dieser Than von Cawdor mehr Mein Zutraun.
Geh! den Tod, gleich, künd' ihm an,
Und, wie er hieß, so grüßt Macbeth fortan!
Rosse. Gleich soll's geschehn: ich eile hin. Duncan. Was er verlor, ist Held Macbeths Gewinn. (Alle ab.)
Dritte Scene. Haide.
Donner.
Die drei Heren treten auf.
Erste Here. Wo bist du gewesen, Schwester? Zweite Here. Schweine todten.
40
1. Aufzug.
3. Scene.
Dritte Here. Schwester, wo du? Erste Here. Kastanien statt' ein Schifferweib im Schoß Und schmatzt' und schmatzt' und schmatzte: Gieb mir, sagt' ich, Und, pack dich, Here! schreit der fette Wanst. Jstr Mann ist nach Aleppo, fästrt den Tiger; Indeß im Siebe segl' ich stin; Als Ratte ostne Schwanz darin, Will ich's tstun, will's thun und will's thun. Zweite Here. Nimm einen Wind von mir. Erste Here. S'ist stübsch von dir. Dritte Here. Von mir auch einen. Erste Here. All die andern find die meinen Und die Häfen, wo sie westn, All die Striche, die sie sestn Auf des Seemanns Cstarte. Dürr, wie Heu, will ich istn dörren, Will bei Nacht und Tag istn zerren, Daß kein Schlaf sein Auge sucht: Leben soll er, wie verflucht! Saure Wochen, neun mal neun, Schwind' er, siech' er, leid' er Pein. Ob dann auch sein Schiff istm bleibt: Wird es doch vom Sturm gestäupt. Schaut, was ich stabe!
1. Allfzug. 3. Scene.
11 Zweite Here.
Zeige, zeige! Erste Here. EL, vom Lootsen ist's ein Finger: Fuhr nach Haus' und unter ging er. Dritte Here. Trommeln!
Da!
Macbeth ist nah! Alle. Die Zauberschwestern, Hand in Hand, Schweifend über Meer und Land, Gehen so herum und um, Dreimal dein und dreimal mein, Und dreimal wieder, macht es neun. Still! der Zauber rollt. Macbeth und Banquo treten auf. Macbeth. So schön und häßlich sah ich keinen Tag! Banquo. Wie weit ist'S hin nach Fores? —
Wer sind diese,
So abgezehrt und wild in ihrem Aufzug? Sie gleichen nicht Bewohnern dieser Erde, Und sind doch drauf. —
Lebt oder seid ihr etwas,
Das ein Mensch darf fragen? Ihr versteht mich, scheint es; Denn jede legt sogleich die hagern Finger An ihre dürren Lippen.
Weiber wärt ihr;
Doch eure Bärte wehren mir die Deutung, Daß ihr es seid.
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1. Aufzug.
3. Scene.
Macbeth. Sprecht, wenn ihr könnt! Was seid ihr? Erste Here. Heil, Heil Macbeth! Heil dir, dem Than von Glamis! Zweite Here. Heil, Heil Macbeth! Heil dir, dem Than von Cawdor! Dritte Here. Heil, Heil Macbeth! Der König hiemach sein wird. Banquo. Was staunt ihr, werther Herr und scheint zu fürchten, Was doch so schön klingt? —
In der Wahrheit Namen,
Seid ihr ein Blendwerk oder wirklich das, Was ihr von außen scheint?
Den edlen Herrn hier
Grüßt ihr mit jetzigem Glück und Weissagung Von großem, edlem Gut und Königshoffnung, Daß er verzückt fast scheint; mir sagt ihr nichts? Wenn ihr könnt schauen in die Saat der Zeit Und sagen, welch Korn wächst und welches nicht: So sprecht zu mir!
Ich bitt' ünd fürchte nichts
Von eurer Gunst noch eurem Hasse. Erste Here. Heil! Zweite Here. Heil! Dritte Here. Heil! Erste Here. Kleiner als Macbeth und größer! Zweite Here. Nicht so glücklich; doch viel glücklicher!
1. Auszug.
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3. Scene.
Dritte Here. Du zeugest Könige; bist du selbst auch keiner! So alles Heil Macbeth und Banquo! Erste Here. Banquo und Macbeth, Heil, Heil! Macbeth. Verweilt, halbfertige Sprecher!
Sagt mir mehr!
Durch Sinels Tod, das weiß ich, bin ich GlamiS; Doch Cawdor, wie?
Der Than von Cawdor lebt
In vollem Glück, und König einst zu werden: Das liegt nicht mehr im Kreis der Glaublichkeit, Als daß ich Cawdor werde.
Sagt, woher
Ward euch dieß seltne Wissen und warum Versperrt auf dürrer Haid' ihr uns den Weg Mit so prophet'schem Gruß? Sprecht! Ich befehl' es. (Die Heren verschwinden.)
Banquo. Die Erde hat so Blasen, wie das Wasser, Davon sind die!
Wo sind sie hingeschwunden? Macbeth.
In die Luft, und was uns Körper schien, zerstoß, Wie Hauch in Wind. — Ich wünschte sie noch hier! Banquo. War etwas hier der Art, wovon wir sprechen? Fast scheint es, Tollwurz haben wir gegessen, Die den Verstand raubt. Macbeth. Eure Kinder sollen Könige werden.
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1. Aufzug. 3. Scene. Banquo. Ihr sollt König werden.
Macbeth. Und Than von Cawdor auch. — Wie? Ging's nicht so? Banquo. Ganz so in Ton und Worten. Wer ist hier? Rosse und Angus treten auf. Rosse. Der König hat beglückt, Macbeth, die Nachricht Von deinem Sieg gehört und wann er liest, Wie kühn du selbst den Meuter hast bekämpft: So ist sein Staunen und sein Lob im Streit, Was dir, was ihm gebühre. Still davon dann, Betrachtet er den Rest desselben Tags, Und findet in des Norweg tapfern Reihn Dich ungeschreckt von dem, was selbst du schufst, Den wilden Todesbildern.
Dicht, wie Hagel,
Kam Bot' auf Bot', und jeder trug dein Lob In seines Reiches tapferer Vertheid'gung, Und strömt' es aus vor ihm. Angus. Wir find gesandt Von unserm Herrn und König, dir zu danken, Nur vor sein Angesicht dich zu entbieten, Nicht, dir zu lohnen. Rosse. Und als ein Handgeld einet größer» Ehre, Soll ich von ihm dich Than von Cawdor nennen: Zu welchem Titel Heil, sehr würd'ger Than; Denn er ist dein.
1; Aufzug.
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3. Scene.
Lanquo. Wie? Spricht der Teufel wahr? Macbeth. Der Thau von Cawdor lebt: was legt ihr mir Geliehene Kleider an? Angus. Der Than war, lebt noch; Doch trägt er unter schwerem Spruch dieß Leben, Das er verwirkt hat.
Ob er nun verbunden
Mit Norwegs Zug war, ob geheim den Meuter Durch Hülfe stärkt' und Vorschub, ob mit beiden Sein Land verwüsten half — ich weiß es nicht. Doch Hochverrath, gestanden und erwiesen, Hat ihn gestürzt. Macbeth. Glamis und Than von Cawdor! — Das Größte fehlt noch! — Dank für eure Mühe! Hofft ihr nicht, eure Kinder werden Könige, Da die, so mir den Than von Cawdor gaben, Nicht weniger für sie verhießen? Banquv. Dieß, So scharf gefaßt, möcht' euch zur Krön' auch reizen, Noch über Cawdor!
Aber seltsam ist es,
Und oft, zu unserm Leid uns zu verlocken, Verkünden uns der Nacht Werkzeuge Wahrheit, Verlocken uns durch schuldlos kleine Dinge, Der tiefsten Folg' uns zu verrathen. Ein Wort, Ihr Vettern!
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l. Aufzug.
3. Scene.
Macbeth. Zwei Wahrheiten sind gesprochen, Als Glücksprologe zu des Schauspiels Schwung Von königlichem Inhalt. — Dank, ihr Herrn! — Die übernatürliche Reizung kann nicht schlimm sein; Sie kann nicht gut sein. — Schlimm? — Was gab sie mir Ein Handgeld des Erfolgs, mit einer Wahrheit Beginnend? Than von Cawdor bin ich. — Gut? — Was neig' ich mich zu dieser Einsiüst'rung, Vor deren Graunbild sich das Haar mir löst Und mir mein festes Herz pocht an die Rippen, Ganz unnatürlich? Gegenwärt'ge Schrecken Sind weniger als des Geistes Graungestalten. Mein Denken, dessen Mord noch bloß im Hirn ist, Erschüttert so, was in mir ist vom Manne, Daß meine Kraft verdampft in Träum' und nichts ist, Als das, was nicht ist. Banquo. Seht, wie unser Freund Vertieft ist. Macbeth. Wenn das Glück mich will zum König: Nun, mag das Glück mich, ohne daß ich selbst Mich rühre, krönen. Banquo. Seine neuen Würden, Wie neue Kleider, fügen sich dem Leib Erst durch Gebrauch an. Macbeth. Komme, was kommen mag! Die Stund' und Zeit rennt durch den rauhsten Tag.
1. Aufzug. 4. Scene.
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Banquo. Würd'ger Macbeth, wir harren eurer Muße. Macbeth. Verzeiht! Mein albern Hirn verwirrten mir Vergess'ne Dinge. Theure Herrn, verzeichnet Ist eure Müh da, wo ich jeden Tag Aufblättre, sie zu lesen. Kommt zum König! (Zu Banquo.)
Denkt dessen, was geschehn und bei mehr Muße, Nachdem's die Zwischenzeit erwogen, laßt uns Freiherzig sprechen, einer zu dem andern. Banquo. Sehr gern. Macbeth. Genug denn bis dahin. — Kommt, Freunde! (Alle ab.)
Vierte Scene. Fores. Ein Zimmer im Schlosse. Trompetenstoß.
König Duncan. Malcolm. Donalbain. Lenor. Gefolge.
Duncan. Ist Cawdor hingerichtet? Oder sind sie Vom Auftrag noch nicht wieder da? Malcolm. Mein König, Sie sind noch nicht zurück; indeß ich sprach Mit Einem, der ihn sterben sah; der sagte, 2
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1. Aufzug.
4. Scene.
Frei hab' er seinen Hochverrath bekannt, Von Euer Hoheit sich Verzeihn erfleht Und tiefe Reu gezeigt.
In seinem Leben
Stand nichts ihm so, als wie er es verließ. Er starb, wie einer, der auf seinen Tod Studirt hat, weg sein höchstes Gut zu werfen, Als wär's gleichgült'ger Tand. Duncan. 'S giebt keine Kunst, Der Seele Bildung im Gesicht zu lesen. Er war ein Mann, auf den ich unbeschränktes Vertrauen baute. Macbeth, Banquo, Rosse und Angus treten ein. Ha, mein würd'ger Vetter! Die Sünde meines Undanks lag so eben Jetzt schwer auf mir.
Du bist so weit voraus,.
Daß der Belohnung schnellste Schwinge trag ist, Dich einzuholen.
Hätt'st du minder doch
Verdient, daß ich ein Ebenmaß von Dank Und Lohn besaß!
Nur dieß erkenn' ich an:
Mehr schuld' ich dir, als mehr, als Alles zahlen kann. Macbeth. Des Dienstes Treue, die ich schulde, zahlt sich Durch ihre Leistung selbst.
Eu'r Hoheit Theil
Ist, unsre Pflicht empfahn und unsre Pflichten Sind eures Throns und Staates Sohn' und Diener, Die nur thun, was sie sollen, thun sie Alles Nur euch zur Lieb' und Ehre.
1. Aufzug.
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4. Scene.
Duncan. Willkommen hier! Ich fing an, dich zu pflanzen und will sorgen, Daß voll du auch sollst wachsen.
Edler Banquo,
Der minder nicht verdient und minder nicht Dafür erkannt soll sein: laß dich umarmen Und an mein Herz dich drücken. Banquo. Wachs' ich da: Gehöret euch die Erndte. Duncan. Meine Freude Möcht', übermäßig voll, sich selbst verbergen In Schmerzenstropfen.
Söhne, Vettern, Thans
Und die ihr uns am nächsten steht, vernehmt: Wir wollen unsre Würd' auf unsern Aelt'sten, Malcolm vererben und so heißt er künftig Der Prinz von Cumberland.
Doch soll die Ehre
Nicht unbegleitet ihn nur schmücken: nein! Die Adelszeichen sollen Sternen gleich, Auf alle scheinen, die's verdient. — Nach Jnverneß!
Von hier
Verbindet uns euch ferner. Macbeth.
Die Ruh ist Arbeit, die nicht dient für euch. Ich will der Bote selbst sein und das Ohr Froh machen meinem Weib mit eurer Ankunft. So scheid' ich demuthvoll. Duncan. Mein würd'ger Cawdor!
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1. AufjNg.
5. Scene.
Macbeth (bei Seite.) Der Prinz von Cumberland! —
Das ist ein Stein,
Der muß — sonst stürz' ich — übersprungen sein; Denn mir im Wege liegt er. —
Sternenlicht,
Verbirg dich! Sieh mein schwarz, tief Trachten nicht! Sieh Auge nicht die Hand; doch laß geschehn, Was, ist's gethan, das Aug' erschrickt, zu sehn. lAb.) Duncan. Ja, würd'ger Banquo, ganz so tapfer ist er, Und ihn zu preisen ist mir eine Labung: Es ist ein Schmaus für mich.
Laßt uns ihm nach,
Der sorglich eilt, willkommen uns zu heißen. Es ist ein Vetter ohne Gleichen! (Trompetenstoß.
Alle ab.)
Fünfte Scene. Jnverneß.
Ein Zimmer in Macbeths Schlosse.
Lady Macbeth (liest einen Brief.) Sie begegneten mir an dem Tage des Sieges und ich habe aus dem vollkommensten Bericht erkannt, sie haben mehr in sich, als menschliches Wissen.
Da ich brannte
vor Begier, sie weiter auszufragen, machten sie sich zu Lust, in die sie verschwanden.
Während ich stand, ver
zückt in Staunen darüber, kamen Boten vom Könige, die mir Heil dem Than von Cawdor zuriefen, wit welchem Titel zuvor mich diese Zauberschwestern grüßten und mich an die Zukunft mit Heil dir, der König sein wird, ver-
1. Aufzug.
wiesen.
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5. Scene.
Dieß hab ich für gut gehalten, dir zu vertrauen,
meine theuerste Genossin der Hoheit, daß du nicht möchtest dein Theil an der Freude verlieren, wüßtest du nichts von der Hoheit,
welche dir verheißen ist.
Leg' es an
dein Herz und leb wohl. Glamis und Cawdor bist du und sollst werden, Was dir verheißen ist.
Doch fürcht' ich dein Gemüth.
Es ist zu voll von der Milch der Menschlichkeit, Den nächsten Weg zu gehn.
Gern wärst du groß,
Bist nicht ohn' Ehrgeiz, aber ohne Bosheit, Die ihm zu Dienst wär.
Was du höchlich möchtest:
Das möchtest du rechtlich; möchtest falsch nicht spielen; Und mit Unrecht doch gewinnen; möchtest gern Das haben, großer Glamis, was dir zuruft: So mußt du thun, wenn du es haben willst! Und das, was du vielmehr dich scheust, zu thun, Als ungethan es wünschest. — Eile her, Damit ich meinen Muth ström' in dein Ohr Und, bändige mit meiner Zunge Kraft, Was dich zurückhält von dem goldnen Reif, Womit Geschick und überird'sche Hülfe Dich scheinen gekrönt zu haben. Ein Diener tritt auf. Was giebt's Neues? Diener. Der König kommt zu Nacht. Lady. Du sprichst im Wahnsinn!
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1. Aufzug.
5. Scene.
Ist nicht dein Herr mit ihm? der, wär es so, Wohl Nachricht hätt' ertheilt zur Vorbereitung. Diener. Erlaubt: 's ist wahr und gleich kommt unser Than. Ihm eilt' ein Kammerad von mir voraus, Der, beinah todt, kaum noch mehr Athem hatte, Als seine Meldung brauchte. Lady. Schaff' ihm Pflege. (Diener ab.)
Er bringt uns große Zeitung!
Der Rabe selbst
Ist heiser, der den schicksalvollen Eintritt Duncans in meine Mauern krächzt. —
Kommt, Geister,
Ihr, die ihr Mordgedanken pflegt, entweibt mich hier Und füllt vom Wirbel bis zur Zeh mich, randvoll, Mit wild'ster Grausamkeit!
Verdickt mein Blut,
Versperrt den Weg und Zutritt dem Gewissen, Daß nicht mir mahnend Pochen der Natur Den grausen Vorsatz lähmt, noch Frieden schafft Der That und ihm. Kommt her an meine Brüste, Nehmt meine Milch für Gall', ihr Mordgehülfen, Wo irgend ihr, als unsichtbare Wesen, Unthat an der Natur dient.
Dunkle Nacht,
Komm, hülle dich in trübsten Höllendampf, Daß nicht mein scharfer Dolch die Wunde sieht, Die er macht und nicht der Himmel durch den Vorhang Des Dunkels blickt, zu schrein: Halt, Halt! Macbeth tritt auf. Ha, großer Glamis, würd'ger Than von Cawdor!
1. Aufzug.
5. Scene.
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Größer, als beides durch das Heil hiernach! Dein Brief hat dieser blöden Gegenwart Mich weit entrückt und ich empfinde schon Die Zukunft in dem Jetzt. Macbeth. Geliebtes Weib, Duncan kommt her zu Nacht. Lady. Und geht von hier? Macbeth. Morgen, so denkt er. Lady. O, nie soll die Sonne Dieß Morgen sehn!
Euer Gesicht, mein Than,
Ist wie ein Buch, in dem die Leute könnten Seltsame Dinge lesen. Seht gleich der Zeit!
Die Zeit zu täuschen, Willkommen tragt im Blick,
In Mund und Hand; seht harmlos, wie die Blum' aus; Doch seid die Schlange drunter.
Er, der kommt,
Will wohl besorgt sein: so vertrauet denn Mir zum Vollzug dieß große Werk der Nacht, Das alle künft'ge Nacht' und Tag' allein Uns Hoheit soll und Herrschermacht verleih«. Macbeth. Wir sprechen weiter. Lady. Sei dein Blick nur klar! Verändert Aussehn bringet stets Gefahr. Sonst Alles überlaß du mir. (Gehen ab.)
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1. Aufzug.
6. Scene.
Sechste Scene. Vor dem Schlosse zu Jnverneß.
Hoboen.
König Duncan,
Malcolm,
Donalbain,
Banquo, Lenor, Macduff, Rosse, Angus treten auf mit Gefolge.
Duncan. Dieß Schloß hat eine angenehme Lage: Die Luft empfiehlt fich unsern heitern Sinnen Hier leicht und lieblich. Banquo. Dieser Sommergast, Die tempelheimische Mauerschwalbe zeigt Durch liebes Wohnen, daß des Himmels Hauch hier Einladend weht.
Kein Vorsprung, Pfeiler, Fries,
Kein sichrer Winkel, wo nicht dieser Vogel Sein hangend Nest und fruchtbar Bett gemacht. Wo er am liebsten heckt und weilt, da fand ich, Ist reine Luft. Duncan. Seht, unsre edle Wirthin! Die Liebe, die uns folgt, macht oft uns Last; Doch danken wir als Lieb' ihr.
Lernt daraus,
Noch Gottes Lohn für eure Müh uns wünschen Und danken für die Last. Lady. All' unsre Dienste, In jedem Stück zwiefach gethan und dann Verdoppelt, wären arm, einfältig Thun,
1. Aufzug. 7. Scene.
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Der hohen Ehren Fülle gegenüber, Die Euer Majestät auf unser Haus lädt. Für jene frühern und die neuen Würden, Dazu gehäuft, sind stets wir eure Klausner. Duncan. Wo ist der Than von Cawdor? Wir eilten auf der Fers' ihm nach und wollten Für ihn bestellen; doch er reitet gut Und vor uns bracht' ihn seine große Liebe, Scharf, wie sein Sporn, heim. Edle, schöne Wirthin, Wir sind eu'r Gast zu Nacht. Ladp. Stets haben sich Die Ihren und was ihr ist, eure Diener Auf Rechnung, wann Eu'r Hoheit will, zum Abschluß, Zurückzugeben, was eu'r eigen ist. Duncan. Gebt mir die Hand: führt mich zu meinem Wirthe. Wir lieben ihn höchlich und wir werden ihm Stets gnädig bleiben.
(Alle gehen ab.)
Siebente Scene. Zimmer im Schlosse zu Jnverneß. Hoboen und Fackeln. Ein Tafeldecker und andere Diener gehen mit Schüsseln und Geschirr über die Bühne. Dann tritt Macbeth auf.
Macbeth. Wenn's abgethan wär, wann gethan: wär's gut,
1. Aufzug. 7. Scene.
26 Es würde schnell gethan.
Wenn der Meuchelmord
Die Folg' einraffen könnt' und mit dem Vollzug Gedeihen fangen, daß nur dieser Stoß Das Ganz' und Ende wär von Allem hier, Nur hier, auf dieser flachen Bank der Zeit: Wir setzten über jenes Leben weg! Doch diese Fälle haben ihr Gericht schon hier, Daß wir nur eine blut'ge Lehr' ertheilen, Die sich, gelernt, umkehrt zu des Erfinders Bestrafung.
Unsres eignen Giftkelchs Mischung
Setzt mit stets gleicher Hand Gerechtigkeit Uns an den Mund. —
Er traut zwiefachem Schutz hier,
Erst, weil ich sein Verwandter bin und Lehnsmann — Zwei starke Fesseln meiner That! — dann, als sein Wirth, Der seinem Mörder das Thor verschließen sollte, Nicht selbst den Dolch ziehn.
Auch hat dieser Duncan
Sein Amt so mild geführt, er war so rein In seiner Macht, daß seine Tugenden Schrein werden, Engeln gleich, posaünenzüngig, Um seiner Wegräumung fluchwerthe That, Und Mitleid, nackt, ein neu gebornes Kind, Sturm oder Himmelscherubim besteigend, Zu Roß, auf luft'gen unsichtbaren Rennern, Die Graunthat wird in jedes Auge wehn, Daß Thränen den Wind ertränken werden. — Keinen Sporn, Die Seiten meiner That zu stacheln, hab' ich: Nur Ehrgeiz, der im Schwung sich überspringt Und jenseits niederstürzt. Lady Macbeth tritt auf. Wie nun?
Was Neues?
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1. Aufzug. 7. Scene. Lady. Was gingt ihr fort?
Er hat bald abgespeißt.
Macbeth. Hat er gefragt nach mir? Lady. Ja; wißt ihr's nicht? Macbeth. Laß uns nicht weiter gehn in dieser Sache. Er hat mich erst geehrt und goldne Meinung Hab' ich erkauft von Leuten aller Art; Sie will getragen sein im neusten Glanze, Nicht gleich verworfen. Lady. War die Hoffnung trunken, Mit welcher ihr euch schmücktet?
Schlief sie dann
Und wacht nun, grün und bleich auf das zu sehn, Was sie so frei gethan?
Von dieser Zeit an
Acht' ich so deine Liebe! —
Schreckt es dich,
Derselb' in deiner That und Kraft zu sein, Der du im Wünschen bist?
Wollt'st du das haben,
Was du erachtest für des Lebens Schmuck Und leben, ein Feigling in der eignen Schätzung, Der nach „ich möchte" folgen läßt „ich wag's nicht," Wie die arme Katz' im Sprichwort? Macbeth. Bitte, schweig! Ich wage Alles, was dem Manne ziemt; Wer mehr wagt, der ist keiner! Lady. Welch ein Vieh denn
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1. Aufzug.
7. Scene.
Wars, das euch trieb, den Anschlag mir zu sagen? Als ihr das wagtet, da wart ihr ein Mann, Und wärt ihr mehr, als was ihr wart, so wärt ihr Um so viel mehr ein Mann.
Nicht Zeit, noch Ort
Stimmt' ein: ihr wolltet dennoch beide machen. Sie machten sich von selbst und ihre Gunst nun Macht euch zu Nichts!
Ich habe gesäugt und weiß,
Wie süß des Kindes Lieb' ist, das ich tränke; Doch wollt' ich, weil es lächelnd zu mir aufsäh, Die Brust ihm aus den weichen Kiefern reißen Und ihm das Hirn ausschmettern, hätt' ich's so Beschworen, wie dieß ihr! Macbeth. Wenn's uns mißlänge — Lady. Mißlingen!
Schraubt den Muth fest in dem Wirbel,
Und es mißlingt uns nicht.
Wann Duncan schläft,
Wozu des Tages scharfer Ritt gewiß Ihn kräftig mahnt: so will ich seine Kämm'rer Mit Wein und Zutrunk beide so bewältgen, Daß ihr Bewußtsein, des Gehirnes Wächter, Ein Dunst und der Vernunft Behausung nur Ein Dampfhelm sein soll. Wann, in schwein'schem Schlaf Erstickt, ihr Wesen, wie im Tode, liegt: Was könnet ihr und ich dann nicht vollbringen Am unbewachten Duncan? was nicht wälzen Auf seine vollen Diener, die die Schuld Von unserm großen Morde treffen soll? Macbeth. Gebier nur Knaben!
Dein unbändig Wesen
1. Aufzug.
29
7. Scene.
Darf nichts als Männer schaffen.
Wird's nicht aussehn,
Beflecken wir mit Blut die beiden Schläfer Von seiner Kammer und brauchen ihre Dolche, Als thaten sie's? Lady. Wer darf es anders ansehn, Wenn unser Schmerzgeschrei wir lassen gellen Um seinen Tod. Macbeth. Ich bin bereit!
Gespannt
Ist jeder Nerv zu dieser Schreckensthat. Fort! Täusche froher Schein die Zeit, verhehle Ein falsch Gesicht, was sinnt die falsche Seele.
Zweiter Aufzug. Erste Scene. Hof im Schlosse zu Jnverneß.
Banquo und Fleance, der mit einer Fackel vor ihm hergeht.
Banquo. 26ie spät zu Nacht ist's, Junge? Fleance. Der Mond ist unter; Die Glocke hab' ich nicht gehört. Banquo. Er geht Um zwölf Uhr unter. Fleance. 'S ist wohl später, Herr. Banquo. Hier, nimm mein Schwert. 'S ist Sparsamkeit im Himmel: Die Lichter sind all' aus. Nimm hier dieß auch. Ein schwer Verlangen liegt, wie Blei, auf mir, Und ich möchte doch nicht schlafen. Gnäd'ge Mächte,
2. Aufzug.
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1. Scene.
Bezähmt in mir die sündigen Gedanken, Denen die Natur sich hingiebt in der Ruhe. Gieb mir mein Schwert. (Macbeth tritt auf, begleitet von einem Diener mit einer Fackel.)
Wer ist da? Macbeth. Ein Freund. Banquo. Wie, Herr? Noch nicht zur Ruh?
Der König ist zu Bett.
Er war in ungewohnter Heiterkeit Und sandte reiche Gab' an eure Diener. Mit diesem Demant grüßt er eure Gattin, Als seine holdeste Wirthin, und er schloß Durchaus zufrieden. Macbeth. So unvorbereitet, Ward unser Wille Diener bei dem Mangel; Sonst hätt' er frei gewirkt. Banquo. 'S ist Alles schön. Mir träumte gestern von den Zauberschwestern: Euch sagten sie etwas Wahres. Macbeth. Ich denk' an sie nicht. Doch fände sich ein Stündchen, uns zu dienen: Ich wendet's an ein Wort in dieser Sache, Vergönntet ihr die Zeit.
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2. Aufzug.
1. Scene.
Banquo. Ganz, wie ihr wünscht. Macbeth. Schließt ihr euch meinem Sinn an — wenn es ist — So soll's euch Ehre bringen. Banquo. Verlier' ich keine Beim Streben, sie zu mehren, sondern halte Mein Herz mir frei und meine Lehnspflicht rein: So nehm' ich Rath an. Macbeth. Gute Nacht indessen. Banquo. Dank, Herr; so gleichfalls euch. (Banquo und Fleance ab.)
Macbeth. Geh, sage deiner Herrin, wann mein Trunk Bereit ist, soll sie schellen.
Geh zu Bett. (Diener ab.)
Ist das ein Dolch, was ich da vor mir sehe, Den Griff mir zugewandt?
Komm, laß dich fassen!
Ich habe dich nicht und sehe dich doch immer. Bist, Unheilbild, du nicht so für's Gefühl, Wie für's Gesicht da? oder bist du nur Ein Dolch der Einbildung, ein Truggeschvpf, Erzeugt von meinem gluthbedrückten Hirn? Ich seh dich noch, so greifbar von Gestalt, Wie der, den ich jetzt ziehe. Du führst den Weg mich, den ich gehen wollte, Und solch ein Werkzeug wollt' ich eben brauchen.
2. Aufzug.
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2. Scene.
Mein Auge ward der Narr der andern Sinne, Wo nicht, werch all den Rest.
Ich sehe dich noch —
Und an der Kling', am Griffe Tropfen Bluts, Was erst so nicht war. —
Da ist nichts der Art!
Es ist das dlutge Werk, das meine Augen So unterweist. —
Jetzt, auf der halben Welt,
Scheint Alles todt und böse Träume höhnen Den verhang'nen Schlaf.
Jetzt opfert Zauberkunst
Der' bleichen Hekate und hagrer Mord, Bon seiner Schildwach aufgelärmt, dem Wolf, Deß Heulen ihn bewacht, schleicht diebischen Schritts, Mit wilder Lust Tarquins, hin auf sein Ziel, Wie ein Geist. —
Du sichre, festgefügte Erde,
Hör' meinen Schritt nicht, welchen Weg er geht; Sonst schwatzen deine Steine mein Wohin aus Und nehmen von der Zeit dieß Graun, das jetzt Ihr ziemt. —
Indeß ich drohe, lebt er fort:
Zu kalt wird Gluth der That gehaucht vom Wort. (Es wird geläutet.)
Ich geh' und 's ist gethan: die Glocke mahnt mich. Vernimm sie Duncan nicht!
Es ist die Schelle,
Die dich zum Himmel ruft, wo nicht, zur Hölle. (Geht ab.)
Zweite Scene. Ebendaselbst. Lady Macbeth tritt auf. Lady Macbeth. Was trunken sie gemacht, das macht mich kühn;
3
2. Aufzug. 2. Scene.
34
Was sie verlöscht hat, giebt mir Feuer. — Horch! — Still! Die Eule war's, die schrie.
Die Unheilwächt'rin
Ruft grause gute Nacht. —
Er ist dabei.
Die Thür ist offen.
Die vollen Wächter spotten
Mit Schnarchen ihres Amts.
Ich mischte ihnen
Den Nachttrunk, daß Natur und Tod im Streit sind, Ob sie leben oder sterben. Macbeth (drinnen.)
Wer da? Ho! Lady Macbeth. Weh! Wenn sie erwacht sind und 's ist nicht geschehn! — Der Versuch und nicht die That verdirbt uns — Horch! Ich legt ihm ihre Dolche hin; er mußte Sie finden. —
War er meinem Vater nicht
So ähnlich, wie er schlief, that ichs. —
Mein Gatte!
Macbeth. Ich habe die That gethan. — Vernähmest du nicht ein Geräusch? Lady Macbeth. Ich hörte Die Eule schreien und die Grillen zirpen. Spracht ihr nicht? Macbeth. Wann? Lady Macbeth. Jetzt. Macbeth. Als ich herabkam? Lady Macbeth. Ja.
2. Aufzug. 2. Scene.
35
Macbeth. Horch! Wer liegt im zweiten Zimmer? Lady Macbeth. Donalbain. Macbeth (indem er auf seine Hände ficht.) Das ist ein kläglicher Anblick! Lady Macbeth. Thöricht ist's, Zu sagen, ein kläglicher Anblick. Macbeth. Da, der Eine, Der lacht' im Schlaf; der Andere schrie Mord, Daß sie einander weckten. Ich stand und hört' es; Sie aber sprachen ihr Gebet und legten Sich wieder hin. Lady Macbeth. Dort wohnen zwei zusammen. Macbeth. Der rief: Gott gnad' uns und der Andre: Amen, Als sähn sie mich mit diesen Henkershänden Belauschen ihre Furcht. Ich konnte Amen Nicht sagen, als sie ihr: Gott gnad' uns sprachen. Lady Macbeth. Hängt dem so tief nicht nach. Macbeth. Warum nur konnt' ich Nicht Amen sagen? That mir doch die Gnade So noth, und Amen stockt' in meiner Kehle. 3*
2. Aufzug. 2. Scene.
36 Lady Macbeth.
Dergleichen Thaten muß man nicht nachdenken In dieser Art: so, macht's uns toll. Macbeth. Mich dünkt, Ich hört' eine Stimme rufen: schlaft nicht mehr! Macbeth ermordet den Schlaf, den unschuldgen Schlaf, Den Schlaf, der wirrer Sorge Knäuel löst, Den Tod von jedem Lebenstag, das Bad Der schweren Mühn, der wunden Seele Balsam, Den zweiten Gang der waltenden Natur, Das Hauptgericht am Lebensmal. Lady Macbeth. Was meint ihr? Macbeth. Stets rief es: Schlaft nicht mehr zum ganzen Hause; Glamis erschlug den Schlaf und Cawdor schläft Deshalb nie mehr, Macbeth soll nie mehr schlafen. Lady Macbeth. Wer war es, der so rief? Nein, würdger Than, Ihr spannt die edle Kraft ab, denkt ihr so Hirnkrank den Dingen nach.
Geht, nehmet Wasser
Und wascht dieß garstge Zeugniß von der Hand. — Was brachtet ihr die Dolche mit? Dort liegen.
Die müssen
Tragt sie hin und färbt die Kämmrer
Im Schlaf mit Blut. Macbeth. Ich gehe nicht mehr hin. Ich bin entsetzt, zu denken, was ich that; Es nochmals sehn — das wag' ich nicht.
2. Aufzug.
37
2. Scene.
Lady Macbeth. Schwachherzger! Schlafende, wie Todte,
Gebt mir die Dolche.
Sind nichts als Bilder: 's ist der Kindheit Auge, Das gemalte Teufel fürchtet.
Wenn er blutet,
Vergold' ich das Gesicht damit den Kämmrern, Dann gilt's als ihre Schuld. (Geht ab.
Man hört klopfen.)
Macbeth. Woher dieß Klopfen? Was ist mit mir, wenn jeder Lärm mich schreckt? Was sind dieß hier für Hände? Ha! sie reißen Mir meine Augen aus!
Wäscht dieses Blut
Das ganze große Meer Neptuns mir rein Von meiner Hand?
Nein, diese Hand wird eher
Den weiten Schwall der Meere purpurn färben Und Grün in Roth umwandeln. (Lady Macbeth kommt zurück.)
Lady Macbeth. Meine Hände Sind von eurer Färb'; indeß ich schäme mich, (Klopfen.)
Ein so weißes Herz zu haben. — Am Südthor:
Klopfen hör' ich
Kommt; zurück in unsre Kammer!
Ein wenig Wasser wäscht von dieser That Uns rein: wie leicht dann ist sie!
Eure Fassung
Versagt euch ganz den Dienst. (Klopfen.)
Horch! —
Wieder Klopfen! Nehmt euer Nachtkleid um, daß nicht ein Zufall
2. Aufzug.
38 Uns ruft und zeigt uns wach.
3. Scene.
Verliert doch nicht
So ärmlich euch an euere Gedanken! Macbeth. Zu wissen, daß ich's that! —
Am besten wär's,
Ich wüßte von mir selbst nicht. Mit deinem Klopfen!
Wecke Duncan
Ich wollte, daß du's konntest. (Beide gehen ab.)
Dritte Scene. Hos im Schlosse.
Ein Pförtner tritt auf.
Das ist ein Gepvche!
Man hört Klopfen.
Pförtner. Wahrlich, wär Einer Pförtner am
Höllenthor: der sollte genug den Schlüssel drehen! (Man klopft.)
Poch, poch, poch!
Namen?
Wer ist da, in Beelzebubs
Da ist ein Pächter, der hat sich gehängt in Er
wartung einer guten Ernte.
Komm herein, geschwind!
Halt dir nur Tücher genug bereit! hier wirst du dafür schwitzen müssen! (Man klopft.)
Poch, poch!
des andem Teufels Namen?
Wer da, in
Wahrhaftig, da ist ein
Zweizüngler, der konnt' in beide Schalen schwören, immer gegen die andre Schale; der Verrath genug beging um Gotteswillen und sich doch nicht in den Himmel zweizün geln konnte. Ho, komm herein, Zweizüngler! (Man klopft.) Poch, poch, poch!
Wer ist da?
Wahrhaftig, da ist ein
englischer Schneider gekommen, weil er von einer fran zösischen Hose gestohlen hat.
Komm herein, Schneider!
2. Aufzug.
39
3. Scene.
Hier kannst du deine Bügelgans braten. (Man klopft.) Poch, poch! Nun und nimmermehr Ruhe! Wer seid ihr? — Aber der Fleck hier ist doch zu kalt für die Hölle: ich tenfelspförtnere da nicht länger!
Ich hatte gedacht, Ei
nige von allen Gewerben herein zu lassen, die den Blu menpfad gehn zu dem ewigen Freudenfeuer. (Man klopft.) Gleich, gleich! Ich bitt' euch, bedenkt den Pförtner. (Er öffnet das Thor.)
Macduff und Lenor treten auf. Macduff. Ei, war's so spät, Freund, als ihr schlafen gingt, Daß ihr noch liegt so spät? Pförtner. Wahrhaftig, Herr, Wir zechten bis zum zweiten Hahnenschrei, Und Trinken, Herr, befördert sehr drei Dinge. Macduff. Was fördert Trinken für drei Ding' am meisten? Pförtner. Nun, Herr, rothe Nasen, Schlaf und Harn.
Ueppigkeit,
Herr, fördert es und hindert es.
Es fördert die Lust;
aber es nimmt das Vollbringen.
Daher kann man viel
Trinken einen Zweizüngler mit Ueppigkeit nennen.
Es
erregt sie und legt sie; es richtet sie auf und legt sie nie der; es redet ihr zu und nimmt ihr das Herz; heißt sie dran gehn und abstehn: schließlich zweizüngelt es sie in den Schlaf und straft sie lügen, indem es sie verläßt. Macduff. Dich hat Trunk Lügen, scheint's, die Nacht gestraft.
2. Aufzug. 3. Scene.
40 Pförtner.
Das hat es, Herr, mir in den Hals hinein. Doch ich bezahlt' ihm seine Lüg' und war ihm wohl Zu stark; denn schlug's mir auch ein Bein oft unter: So bracht ichs doch so weit und warf's hinaus. Macduff. Ist dein Herr schon auf? —
Unser
Klopfen hat ihn aufgeweckt: hier kommt er. Macbeth tritt auf.
Setter. Guten Morgen, edler Herr. Macbeth. Guten Morgen beiden. Macduff. Ist der König auf, mein würd'ger Than? Macbeth. Noch nicht. Macduff. Er gab mir den Befehl, ihn ftüh zu wecken; Die Zeit versäumt ich fast. Macbeth. Ich bring euch zu ihm. Macduff. Ich weiß, die Müh ist angenehm für euch, Doch ist es eine. Macbeth. Arbeit die uns erfreut, heilt die Beschwer. Dieß ist die Thür.
2. Auszug.
41
3; Scene.
Macduff. Ich bin so dreist, zu rufen; Denn das ist mein gemessner Dienst. (Macduff ab.)
Lenor. Geht der König heute fort? Macbeth. Ja; so bestimmt' er's. Lenor. Die Nacht war stürmisch.
Wo wir lagen, wurden
Die Schlott' herabgestürzt und, heißt es, Klagen In der Luft gehört; seltsames Todesschrein Und Weissagung mit schreckenvollen Tönen Von grausem Brand und wüsten Thaten, neu In die Unglückswelt geheckt.
Der düstre Vogel
Schrie laut die lange Nacht; die Erde, sagt man, Hat fieberisch gebebt. Macbeth. Die Nacht war rauh. Lenor. Mein jung Gedächtniß kann ihr eine gleiche Sonst nicht zur Seite stellen. Macduff kommt zurück. Macduff. O, Grausen, Grausen, Grausen, Zung' und Herz Faßt nicht, noch nennt dich! Macbeth und Lenor. Wie? Was ist geschehn?
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2. Aufzug. 3. Scene.
Macduff. Vernichtung hat ihr Meisterstück gemacht! Der Kirchenräuberische Mord erbrach Des Herrn gesalbten Tempel, und stahl weg Das Leben aus dem Bau. Macbeth. Das Leben? Wie? Lenor. Meint ihr die Majestät? Macduff. Geht in die Kammer, Zerstört eu'r Aug' an einer neuen Gorgo! — Heißt nicht mich reden: seht und sprecht dann selbst. (Macbeth und Lenor ab.)
Erwacht, erwacht!
Reißt an der Sturmglock!
Auf! —
Verrath! Mord! Banquo! Donalbain! Malcolm! Werft ab den flaumigen Schlaf, des Todes Bild Und seht den Tod hier selbst. — Des Weltgerichtes Abbild. —
Auf, auf, und seht
Malcolm! Banquo!
Steigt wie aus eurem Grab und kommt, wie Geister, Zu mehren dieses Grauen.
Zieht die Glocke! (Man läutet die Glocke.)
Lady Macbeth tritt auf. Lady Macbeth. Was giebt's, daß solche widrige Trompete Des Hauses Schläfer zur Versammlung ruft? Sprecht, sprecht!
2. Aufzug.
43
3. Scene.
Macduff. O, zarte Lady, nicht für euch Ist das, zu hören, was ich sagen kann. Die Wiederholung für ein weiblich Ohr Wär Mord, so wie sie traf.
Banquo tritt auf. — O Banquo, Banquo! Unser Herr und König ist ermordet! Lady Macbeth. Weh!
Was?
In unserm Haus? Banquo. Zu grausam, wo's auch wär! O Duff, ich bitte, widersprich dir selbst Und sag, es tjt nicht so. Macbeth und Lenor kommen zurück. Macbeth. Starb ich nur eine Stunde vor dem Unglück, So hätt ich eine selige Zeit gelebt. Von nun an giebts nichts Ernstes in der Welt; Nur Tand ist Alles: Ruhm und Gnad ist todt; Des Lebens Wein ist ausgezapft und Hefe Nur blieb im Keller, um damit zu prahlen. Malcolm und Donalbain kommen. Donalbain. Welch Unglück — ?
44
2. Aufzug.
3. Scene.
Macbeth. Eures und ihr wißt es nicht! Der Quell, das Haupt, der Brunnen eures Bluts: Er ist versiegt, der Quell selbst ist versiegt. Macduff. Eu'r königlicher Vater ist ermordet. Ha! Weh!
Malcolm. Von wem!
Lenor. Die Kämm'rer schien es, haben es gethan. Voll Blut war ihr Gesicht und ihre Hände, So ihre Dolch' auch, die, nicht abgewischt, Auf ihren Kissen lagen.
Starr und wild
Sahn sie umher und keines Menschen Leben War ihnen zu vertraun. Macbeth. O, doch bereu ich, Nun meine Wuth, daß ich sie tödtete. Macduff. Warum habt ihrs gethan? Macbeth. Wer könnte weise, Entsetzt, gefaßt- voll Wuth, pflichttreu und kalt In einem Augenblicke sein?
Kein Mensch!
Die Raschheit meiner Heftgen Liebe rannte Der Zaudrerin Vernunft vor. —
Hier lag Duncan,
Seine Silberhaut verbrämt mit gvldnem Blut Und seine Wunden klafften, wie ein Riß In der Natur zu wüster Verheerung Einzug. Da, seine Mörder, in ihres Handwerks Farbe,
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s. Aufjiig. 3. Scene. Die Dolche widrig in schwarz Blut gehüllt: Wer hielt sich, der ein Herz zu lieben hat Und Muth in diesem Herzen, seine Liebe Zu zeigen? Lady Macbeth. O! führt mich weg! Macduff. Seht nach der Lady. Malcolm. Was sind wir stumm, da dieß Ereigniß uns Zumeist angeht? Donalbain. Was ließe hier sich sagen, Wo unser Schicksal, in des Ogers Höhle Versteckt, vorbrechen könnt' und uns ergreifen. Fort!
Unsre Thränen sind noch nicht gereift! Malcolm.
Noch unser heftger Schmerz frei, sich zu regen. Banquo. Seht nach der Lady. (Lady Macbeth wird hinausgebracht.) Und wann wir unsre nackte Schwäch' umhüllt, Die leidet, bloßgestellt, sehn wir uns wieder Und forschen, dieses grause Blutwerk weiter Zu ergründen.
Furcht und Zweifel schütteln uns:
Ich steh in Gottes großer Hand und so Bekämpf ich den noch unbekannten Anspruch Verrätherischer Bosheit. Macduff. So auch ich.
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2. Aufzug. 3. Scene:
Alle. So Alle! Macbeth. Schnell laßt männlich uns bereit sein Und in der Hall uns treffen. Alle. Wohl, es sei. lAlle ab, außer Malcolm und Donalbain.)
Malcolm. Was thut ihr? Laßt uns nicht zu ihnen treten. Verstellten Schmerz zu zeigen, ist ein Dienst, Den leicht der Falsche thut. Ich will nach England. Donalbain. Nach Irland ich. Getrennt wahrt unser Schicksal Uns beide sichrer. Wo wir sind, drohn Dolche In jedem Lächeln. Je näher blutsverwandt, Je eher blutig. Malcolm. Der abgeschossne Mordpfeil Ist noch im Flug und unser bester Weg ist, Das Ziel zu meiden. Also auf, zu Roß! Laßt uns nicht ängstlich sein mit Abschied nehmen: Nur schnell hinweg! Der ist mit Recht ein Dieb, Der sich selbst stiehlt, wo kein Erbarmen blieb. (Beide ab.)
2. Aufzug.
47
4. Scene.
Vierte
Scene.
Außerhalb des Schlosses.
Rosse mit einem Greise. Greis. Auf siebzig Jahre denk ich wohl zurück, In deren Zeitlauf ich angstvolle Stunden Und Wunderding' erlebt; vor dieser Graunnacht Wird Spiel, was man erfahren. Rosse. Guter Vater, Du siehst, der Himmel, wie durch Menschenthat Verwirrt, droht ihrer Mutgen Bühne.
Tag ists,
Der Uhr nach; doch die dunkle Nacht erstickt Die Wanderleucht'.
Ists Sieg der Nacht, ists Scham
Des Tags, daß Dunkelheit der Erde Antlitz Begräbt, da lebend Licht es küssen sollte? Greis. Ja, unnatürlich ist es, wie die That, Die geschehn ist.
Letzten Dienstag ward ein Falk,
In stolzer Höhe schwebend, angegriffen Von einem Kauz, der maust' und ward getödtet. Rosse. Und Duncans Rosse, seltsam, doch gewiß! So schön und schnell, die Zierden ihrer Art, Durchbrachen, plötzlich wild, die Stall' und flogen, Taub für Gehorsam, fort, als wie zum Krieg Mit aller Welt.
2. Aufzug. 4. Scene.
48 Greis.
Sie fragen, heißts, einander. Rosse. Sie thatens zum Entsetzen meiner Augen, Die's sahn.
Da kommt der wackere Macduff. Macduss tritt auf.
Wie geht die Welt jetzt, Herr? Mardufs. Nun, seht ihrs nicht? Rosse. Weiß man, wer diese mehr, als blutge That Gethan? Macduss. Sie, die Macbeth erschlug. Rosse. O, Himmel! Was konnten sie davon für Gutes hoffen? Macduss. Sie waren angestiftet.
Beide' Söhne
Des Königes, Malcolm und Donalbain, Sind heimlich fort, entstehn: das wirft auf sie Der That Verdacht. Rosse. Doch gegen die Natur! Unüberlegter Ehrgeiz, so verschlingst du Des eignen Lebens Mittel!
Also wird
Die Herrschaft an Macbeth wahrscheinlich fallen. Macduss. Er ist bereits ernannt und fort nach Scone, Gekrönt zu werden.
2. Aufzug. 4. Scene.
49
Rosse. Wo ist Duncans Leichnam? Macduff. Nach Colmeskill gebracht, In seiner Ahnen heiliges Lagerhaus, Das ihr Gebein bewahrt.
Rosse. Wollt ihr nach Ernte? Macduff. Nein, Vetter, ich will nach Fife.
Rosse. Nun, ich will hin. Macduff. Lebt wohl! Daß nur, was ihr dort seht, euch freue; Sonst saß der alte Rock bequemer, als der neue.
Rosse. Gehabt euch wohl denn, Vater. Greis. Gottes Segen Mit euch und Jedem, der es redlich meint: Der Schlimmes gut macht und zum Freund den Feind.
(Alle gehen ab.)
Dritter Aufzug. Erste Scene. Zimmer im königlichen Schlosse.
Banquo tritt aus. Banquo. Du hast's nun: König, Cawdor, Glamis, Alles, Wie die Zauberschwestern sprachen, und ich fürchte, Du spieltest schändlich drum. Doch ward gesagt, Es sollte nicht bei deinem Stamme bleiben; Vielmehr, ich sollte vieler Könige Wurzel Und Vater sein. Kommt Glaubliches von ihnen — Wie sich an dir, Macbeth, ihr Spruch erweist — Wie sollten sie, da Wahrheit dir zu Theil ward, Nicht mein Orakel auch sein, nicht zur Hoffnung Auch mich erheben? Aber still! Nichts weiter! Macbeth, als König, Lady Macbeth, Lenor, Rosse, Herren, Diener und Gefolge
Trompetenstoß.
treten auf.
Macbeth. Sieh, unser Hauptgast!
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s. Aufzug. 1. Scene. Lady Macbeth. Wenn wir ihn vergaßen, Wars wie ein Riß in unserm großen Fest Und Alles aus der Ordnung. Macbeth. Wir halten, Herr, ein Ehrenmal zu Nacht Und eure Gegenwart erbitt' ich mir. Banquo. Befehl' Eu'r Hoheit über mich, an welche Ein unauflöslich Band fest meine Pflichten Für immer fesselt. Macbeth. Ihr reitet Nachmittag? Banquo. Ja, gnädger Herr. Macbeth. Wir wünschten sonst wohl euren guten Rath, Der so gewichtig stets wie glücklich war, Heut in der Sitzung; doch wir sprechen morgen. Jst's weit, wohin ihr reitet? Banquo. Herr, so weit, Als wohl die Zeit von hier zum Abendessen Ausfüllt.
Thut nicht mein Pferd sein Bestes, muß ich
Von der Nacht noch ein, zwei dunkle Stunden leihn. Macbeth. Fehlt nicht bei unserm Fest. Banquo. Mein Fürst, gewiß nicht.
4*
3. Aufzug.
52
1. Scene.
Macbeth. Wir hören, unsre blutgen Vettern sind In England und in Irland.
Nicht geständig
Des grausen Vatermordes, speisen sie Mit seltsamer Erfindung ihre Hörer. Doch hievon morgen, wann auch sonst des Staats Berathung uns vereint in Anspruch nimmt. Nun schnell zu Roß! Heut Abend kehret.
Lebt wohl, bis ihr zurück Reitet Fleance mit euch? Banquo.
Ja, gnädiger Herr, uns fordert unsre Zeit. Macbeth. Ich wünsch' euch Rosse, schnell und fest zu Fuß, Und so empfehl' ich euch denn ihren Rücken. Lebt wohl!
(Banquo geht ab.)
Sei Jeder Herr von seiner Zeit bis sieben Zu Nacht.
Um noch anmuthger die Gesellschaft
Willkommen uns zu machen, bleiben wir Bis Essenszeit allein.
Behüt' euch Gott so lange. (Die Uebrigen gehen ab.)
Dort ihr!
Ein Wort mit euch! Sind jene Männer
Bereit zu unserm Dienst? Diener. Sie sind hier vor dem Schloßthor, gnädger Fürst. Macbeth. So führe sie uns vor. (Der Diener geht ab.)
So sein, ist nichts; Nur, sicher so sein. — ßteckt tief.
Unsre Furcht vor Banquo
In seinem königlichen Wesen
3. Aufzug. 1. Scene.
53
Herrscht das, was will gefürchtet sein.
Viel wagt er,
Und bei der Unverzagtheit seiner Seele Besitzt er Klugheit, welche seinen Muth Zu sicherm Handeln leitet.
Keiner ist,
Als er nur, den ich fürchte, und unter ihm Fühlt sich mein Geist bedrückt, so, wie man sagt, Vor Cäsar Mark Anton's.
Er schalt die Schwestern,
Als erst sie mir den Königsnamen gaben Und hieß zu ihm sie sprechen: da, prophetisch, Grüßt' ihn ihr Heil, Ahn eines Königstamms. Mir setzten sie auf's Haupt die dürre Krone Und reichten meiner Faust ein kahles Zepter, Daß eine fremde Hand es ihr entwinde, Indem kein Sohn mir nachfolgt. —
Wär es so —
Für Banquos Stamm befleckt' ich mein Gemüth, Für sie ermordet' ich den gnäd'gen Duncan, Goß Gift mir in die Schale meines Friedens, Einzig für sie, und gab mein ewiges Kleinod Der Menschheit allgemeinem Feind, daß sie Einst Könige würden, Könige Banquos Brut! — Nein, eh'r als so — komm Schicksal in die Schranken Und fordre mich zum Aeußersten! — Wer ist da? (Ein Diener tritt auf mit zwei Mördern.)
Geh vor die Thür!
Dort warte, bis wir rufen. (Diener ab.)
War es nicht gestern, daß wir uns gesprochen? Mörder. So ist es, Hoheit.
3. Aufzug.
54
1. Scene.
Macbeth. Nun denn, habt ihr euch Jetzt überlegt, was ich gesagt? erkennt, Daß er's war, der euch hielt in frührer Zeit So unterm Glück, was, wie ihr meintet, ich Unschuld'ger war?
Dieß hab' ich euch bewiesen,
Als wir zuletzt uns sahn, euch klar gemacht, Wie man euch mitgespielt, gehemmt, die Mittel, Wer sie gebraucht und alles Andre sonst, Was einem halben Kopf und blödem Geiste Sagt, Banquo thats. Erster Mörder. Ihr habt uns das erklärt. Macbeth. Das hab' ich und ging weiter, was wir setzt Als zweiten Punkt besprechen.
Findet ihr,
Geduld herrscht so in eurem Wesen vor, Daß ihr dieß gehn laßt? seid so fromm, zu beten Für diesen guten Mann und sein Geschlecht, Deß schwere Hand euch zu dem Grab gebeugt, Zu Bettlern eure Kinder hat gemacht? Erster Mörder. Herr, wir sind Männer. Macbeth. Ja, im Verzeichniß geht ihr mit als Männer, Wie Brack' und Windspiel, Pudel, Köter, Mops, Wolfshund, Halbwolf und Wasserhund zusammen Wohl Hunde heißen; doch das Werthverzeichniß, Das scheidet dann den schnellen, trägen, schlauen, Des Hauses Wächter und den Jagdhund, jeden
3. Aufzug. 1. Scene.
55
Gemäß der Gabe, die Natur in ihn Huldvoll gelegt.
Darnach empfängt er erst
Für sich den eignen Beisatz von der Liste, Die alle gleich schreibt.
So ist's mit den Menschen.
Ist eure Stelle nun in dem Verzeichniß Nicht in der Mannheit letzten Reihn: so sagt es. Dann leg' ich dieß Geschäft euch in die Seele, Dessen Vollstreckung euren Feind hinwegschafft, An unser Herz und unsre Lieb' euch klammert, Die wir nur kränkelnd wohl sind, weil er lebt, Ganz wohl durch seinen Tod. Zweiter Mörder Ich bin ein Mann, Herr, Den böse Schläg' und Hudelein der Welt So hetzten, daß mir's gleich ist, was ich thue,. Zum Trotz der Welt. Erster Mörder, Und ich, Herr, bin ein Andrer, So satt des Mißgeschicks, zerzaust vom Schicksal, Daß ich mein Leben setzt' auf jeden Wurf, Es zu verbessern oder los zu werden. Macbeth. Ihr beide wißt, Banquo war euer Feind. Zweiter Mörder. Gewiß, mein gnädger Herr. Macbeth. So ist er meiner, Und in so blutger Nähe, daß aufs Innre Des Lebens mir ein jeder Augenblick Von seinem Dasein stößt.
Ich tilgt' ihn wohl
3. Auszug. 1. Scene.
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Mit offner Macht hinweg aus meinen Augen — Mein Wille müßt's gutheißen — doch ich darf nicht, Weil Mancher ihm, wie mir befreundet ist, Deß Lieb' ich nicht verscherzen mag; ich muß Noch klagen, fällt er, den ich selbst gestürzt. Das ist's, warum ich werb' um euren Beistand, Das Werk verschleiernd vor der Leute Blick Aus manchen wicht'gen Gründen. Zweiter Mörder. Wir werden, Herr, Vollzieh», was ihr befehlt. Erster Mörder. Mög' unser Leben — Macbeth. Muth flammt aus euch: in einer Stunde höchstens Bestimm' ich euch, wohin ihr euch müßt stellen, Lehr' euch genau die Zeit dazu, den Punkt Erspähn; denn heut zu Nacht muß es gethan sein. Und etwas fern vom Schloß!
Denn, wohl gemerkt:
Für mich verlang' ich Reinheit!
Und mit ihm —
Damit nicht Riß noch Flick bleib' in dem Werk — Muß Fleance, sein Sohn, der ihm Gesellschaft leistet Und deß Entfernung mir so wesentlich, Wie seines Vaters ist, das Schicksal theilen Der finstern Stund'.
Entschließt euch nun für euch;
Bald komm' ich zu euch. Mörder. Herr, wir sind entschlossen. Macbeth. Gleich komm' ich zu euch; wartet drinnen.
(Ab.)
3. Aufzug. 2. Scene.
57
Die Seel' entflicht dir, Banquo.
Fest stehts! Geht ihr Lauf
Zum Himmel: muß sie heut zu Nacht hinauf. (Er geht ab.)
Zweite Scene. Ein andres Zimmer.
Lady Macbeth und ein Diener treten auf. Lady Macbeth. Ist Banquo fort vom Hof? Diener. Ja, gnäd'ge Frau; Doch kommt er Abends wieder. Lady Macbeth. Sag dem König, Füv einige Worte harr' ich seiner Muße. Diener. Wohl gnäd'ge Frau. (Er geht ab.) Lady Macbeth. Nichts hat man, Alles ist dahin, Fehlt an der Wünsche Ziel die Ruh im Sinn. 'S ist sichrer das, was wir zerstören, sein, Als durch Zerstörung uns in Sorge freun. Macbeth tritt ein. Lady Macbeth. Wie, mein Gemal, was seid ihr doch so einsam?
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3. Aufzug. 2. Scene.
Die trübsten Bilder wählt ihr zur Gesellschaft Und hängt Gedanken nach, die todt sein sollten, Wie die, an die sie denken. Vergesset!
Was unheilbar ist,
Was geschehn, das ist geschehn. Macbeth.
Zerhaun nur ist die Schlange, nicht getvdtet. Sie heilt, wird ganz, und unsre arme Bosheit Bleibt in Gefahr, wie sonst, von ihrem Zahn. Doch laß der Dinge Bau sich trennen, laß Die beiden Welten kranken, ehe wir In Aengsten unser Mal genießen wollen Und schlafen unterm Druck der Schreckensträume, Die Nachts uns schütteln.
Lieber bei dem Todten,
Den wir um unsern Platz zur Ruh gesandt, Als auf der Seelenfolter in Angst beständig So liegen. — Duncan ist in seiner Gruft: Sanft schläft er nach des Lebens Fieberschauern: Sein Aergstes that Verrath.
Nicht Stahl, noch Gift,
Im Hause Bosheit, draußen Aufruhr, nichts Kann weiter ihn berühren. Lady Macbeth. Lieber Herr, Kommt, glättet eure finstern Mienen, seid Vergnügt und froh zu Nacht mit euern Gästen. Macbeth. Das will ich, Lieb' und bitte, sei's du auch. Sei viel um Banquo; Vorzug gieb ihm, beides, Mit Aug' und Mund.
Unsicher ist die Zeit,
In der wir unsre Würd' in diesen Strömen Von Schmeicheleien baden, unser Antlitz
3> Aufzug. 2. Scene.
59
Zu Masken unsrer Herzen machen müssen, Verbergend, was sie sind. Lady Macbeth. Ihr müßt dieß lassen. Macbeth. O, voll von Skorpionen ist mein Herz! Du weißt es, Theure, Banquo lebt und Fleance. Lady Macbeth. Sie tragen der Natur Abbild nicht ewig. Macbeth. Trost ist's: sie sind angreifbar. Sei denn froh! E*h ihren Klosterflug die Fledermaus Vollbracht, eh auf der Hekate Gebot Der hornbeschwingte Käfer, schläfrig summend, Sein gähnend Nachtgeläut hat ausgebrummt, Ist eine That geschehn, furchtbarer Art. Lady Macbeth. Was soll geschehn? Macbeth. Bleib von der Kenntniß rein, Mein theures Kind, bis du die That beklatschest. Komm, Blenderin Nacht! verhäng das zarte Auge Des mitleidvollen Tags; mit deiner blutgen, Unsichtbar'n Hand durchstreich und reiß in Stücke Den großen Schuldbrief, der mich bleich macht!'— Grau wird Das Licht: die Krähe fliegt zum Dohlenwald; Des Tages Kinder neigen müd' ihr Haupt, Indeß schwarz Nachtgesind aufsteht und raubt.
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3. Aufzug. 3. Scene.
Du staunst bei meinen Worten? Nur Geduld! Was bös begann, erstarkt allein durch Schuld. So bitt' ich dich, komm mit mir. (Beide gehen ab.)
Dritte Scene. Ein Park mit einem Gitterthor, welches zu dem Schlosse führt.
Drei Mörder treten auf. Erster Mörder. Wer hieß dich zu uns stoßen? Wie? Dritter Mörder. Macbeth. Zweiter Mörder. Man braucht ihm nicht zu mißtraun, sagt er uns Doch unsern Dienst und was wir hier zu thun Ganz nach der Anordnung. Erster Mörder. So bleib denn bei uns. Noch glimmt der West mit einigen Streifen Tages. Nun spornt der späte Reisende mit Hast, Sein Dach bald zu gewinnen und es naht sich, Was wir erwarten. Zweiter Mörder. Horch! Ich höre Pferde. Banquo (hinter der Scene.) Gebt Licht her! ho!
3. Aufzug.
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3. Scene.
Dritter Mörder. Dann ist er's; all die Andern, Die im Verzeichniß der Erwartung stehn, Sind schon im Hof. Erster Mörder. Die Pferde gehen um. Dritter Mörder. Fast eine Meil'; indeß er geht gewöhnlich, Und so pflegt Jedermann von hier zum Schloßthor Zu Fuß zu gehn. Banquo und Fleance mit einer Fackel treten auf. Zweiter Mörder. Ein Licht! ein Licht! Dritter Mörder. Er ist's. Erster Mörder. Jetzt dran! Banquo. Die Nacht giebt's Regen. Erster Mörder. Laß ihn fallen! (Er greift Banquo an.)
Banquo. Verrath! Flieh, guter Fleance, flieh, entflieh! Du kannst mich rächen. —
O Schurke! (Er stirbt.
Dritter Mörder.. Wer schlug das Licht aus?
Fleance entflieht.)
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3. Aufzug. 4. Scene.
Erster Mörder. War es so nicht recht? Dritter Mörder. Es liegt nur Einer stier; der Sostn entflvst. Zweiter Mörder. Die beste Hälft' ist hin von unserm Werk. Erster Mörder. Nun, laßt uns gehn und melden, was gethan ist. (Sie gehen ab.)
Vierte Scene. Ein Staatszimmer im Schlosse. Eine gedeckte Tafel. Macbeth, Lady Macbeth, Rosse, Lenor, Herren und Gefolge treten auf.
Macbeth. Ihr selbst kennt euren Rang: nehmt Platz! Zum Ersten Und Letzten: herzliches Willkommen! Herren. Dank Euer Majestät. Macbeth. Wir selber mischen uns in die Gesellschaft Und machen den ergebnen Wirth. Die Wirthin Hat ihren Ehrenplatz; doch bitten wir Um ihr Willkommen bei gelegner Zeit. Lady Macbeth. Sprecht's aus für mich, Herr, allen unsern Freunden; Denn in dem Herzen heiß' ich sie willkommen. (Der erste Mörder tritt ein und -leibt an der Thür stehn.)
?. Aufzug.
4. Scene.
63 Macbeth.
Sieh, dir begegnet ihrer Herzen Dank! Die Reihn sind beide gleich: hier in der Mitte Sitz' ich.
Seid froh! —
Jetzt trinken wir ein Maß
Rund um den Tisch. Du hast Blut im Gesicht! Mörder. Dann ist's von Banquo. Macbeth. Besser an dir außen, Alls in ihm.
Ist er befördert? Mörder. Seine Kehle
Ist ab, Herr: das that ich für ihn. Macbeth. So bist du Der beste Kehlabschneider!
Gut indeß ist,
Der eben das für Fleance that: bist du's? So bist du unvergleichlich. Mörder. Majestät, Fleance entrann. Macbeth. Dann kommt mein Schauer wieder! Ich war vollkommen sonst: wie Marmor fest; Gegründet, wie der Fels; frei, unbegrenzt, Wie rings die Luft!
Nun bin ich eingesperrt,
Umschränkt, gehemmt, gepreßt in schnöde Furcht Und Zweifel. —
Aber Banquo ist doch sicher?
3, Aufzug. 4. Scene.
64
Mörder. O, der liegt sicher, guter Herr, im Grabe«, Mit zwanzig tiefen Wunden in dem Kopfe, Die kleinst' ein Tod fürs Leben! Macbeth. Dank dafür. Die ausgewachs'ne Schlange liegt; der Wurm, Der floh, hat die Natur, einst Gift zu brüten, Jetzt keine Zähne. Geh, wir hören morgen, Wir selber wieder. (Der Mörder geht ah.)
Lady Macbeth. Hoher Herr, ihr bringt Kein Wohlsein aus. Das ist ein Mal für Geld, Von dem man, weil es währt, nicht oft versichert, Man giebt es gern. Satt wird man auch daheim; Auswärts ist Artigkeit des Males Würze: Sonst wär Gesellschaft nüchtern. Macbeth. Holde Mahnerin! Nun denn: es folge gut Verdaun der Eßlust; Gesundheit beiden! Lenor. Woll' Eu'r Hoheit sitzen. (Bauquos Geist steigt auf und setzt sich auf Macbeths Stuhl.)
Macbeth. Hier wär jetzt unsres Landes Zier vereint: Wär Banquo's würdige Person zugegen,
3. Aufzug.
65
4. Scene.
Dem ich Unfreundlichkeit doch lieber vorwürf', Als ihn beklagt' um Unfall. Rosse. Daß er fehlt, Herr, Wirft Tadel auf sein Wort.
Gefall' es doch
Eu'r Hoheit, uns mit ihrer königlichen Gesellschaft zu beehren. Macbeth. Der Tisch ist voll! Lenor. Hier ist ein Platz für euch bewahrt, Herr.' Macbeth. Wo? Lenor. Mein gnäd'ger Herr, hier. Was bewegt Eu'r Hoheit? Macbeth. Wer that mir das von euch? Herren. Was, gnäd'ger Herr? Macbeth. Du kannst nicht sagen: ich that's!
Schüttle nicht
Die blutgen Locken gegen mich! Rosse. Steht auf, ihr Herrn: ihr Hoheit ist nicht wohl. Lady Macbeth. Bleibt, würdge Freunde! Und war's von Kind auf.
Der König ist öfter so Bitte, bleibt doch sitzen!
Der Anfall währt nicht lang'; im Augenblick
5
66 Erholt er sich.
3. Aufzug.
4. Scene.
Wenn ihr ihn sehr beachtet:
So reizt ihr ihn und macht sein Leiden länger. Speist, ohn' ihn anzusehn. —
Seid ihr ein Mann?
Macbeth. Ja, und ein kühner, der wagt, anzuschaun, Was wohl den Teufel schreckte. Lady Macbeth. Schönes Zeug! Das sind die Malereien eurer Furcht, Der lustgezückte Dolch, der, wie ihr sagtet, Euch wies zu Duncan.
O, dieß Schaudern, Zucken,
Nachäffer wahrer Furcht, sie paßten schön Zu Weibermärchen an den Winterheerd, Verbürgt von Großmama!
'S ist, sich zu schämen!
Was macht ihr für Gesichter?
Seht ihr doch
Am End' auf nichts, als einen Stuhl. Macbeth. Sieh dort! Ich bitte, schau nur, sieh! — Was sagt ihr? Was kümmert's mich! Wenn du kannst nicken: sprich auch!— Wenn Grab und Beinhaus uns zurück muß senden, Die wir begraben: dann soll unsre Gruft Der Geier Magen sein. (Der Geist verschwindet.)
Lady Macbeth. Wie? Ganz entmannt von Thorheit! Macbeth. Wenn ich hier stehe, sah ich ihn. Lady Macbeth. Pfui: schämt euch!
.3, Aufzug.
67
4, Scene.
Macbeth. Blut ward auch sonst vergossen, schon vor Alters, Eh menschlich Recht den milden Staat gereinigt: Ja, selbst nachher ist mancher Mord verübt, Zu schrecklich für das Ohr.
Die Zeit ist hin,
Wo, war das Hirn heraus, der Mensch auch todt war Und Alles aus.
Jetzt stehn sie wieder auf,
Mit zwanzig Todeswunden in den Schädeln Und stoßen uns von unsern Stühlen! Toller, Als solch ein Mord, ist das! Lady Macbeth. Mein würd'ger Herr, Ihr fehlt den edlen Freunden. Macbeth. Ich vergesse — Staunt über mich nicht, meine würd'gen Freunde; Ich hab' ein seltsam Uebel. Für den ists nichts.
Wer mich kennt,
Kommt! Lieb' und Wohlsein Allen!
Dann setz' ich mich.— Gebt Wein! Schenkt voll! Ich trinke Auf allgemeine Lust der ganzen Tafel Und unsres theuren Banquo, der uns fehlt. (Der Geist steigt auf.)
Wär er doch hier!
Ich trink' auf All' und ihn,
Und Allen Alles! Herren. Unterthänigen Dank! Macbeth. Hinweg vor meinem Angesichte!
Laß
Die Erde dich verbergen! Marklos ist dein Gebein, dein Blut ist kalt;
5
*
3. Aufzug.
68
4. Scene.
Du hast nicht Sehkraft mehr in diesen Augen, Womit du starrest. Lady Macbeth. Nehmt dieß, gute Pairs, Als was Gewohntes; weiter ist es nichts: Nur, daß es uns der Zeit Vergnügen raubt. Macbeth. Was Einer wagt, wag' ich. Komm du als zott'ger, russischer Bär, gepanzert Rhinoceros, Hyrcan'scher Tiger, jede Gestalt nimm an: nur die nicht und mir beben Die festen Nerven nicht.
Komm lebend wieder,
Fordr' in die Wüste mich vor deinen Stahl, Und hemm' ich dann dich zitternd: nenne mich Eine Mädchenpuppe.
Fort, furchtbarer Schatte!
Unwirklich Blendwerk, fort! (Der Geist verschwindet.)
Ha, so! Fort ist er! Und ich bin wieder ein Mann!
Bleibt sitzen, bitte.
Lady Macbeth. Ihr habt die Lust verscheucht und die Gesellschaft Mit wunderbarer Seltsamkeit verstört. Macbeth. Kann so etwas geschehn und über uns Hinziehn, als wär es eine Sommerwolke, Ohn unser größtes Staunen?
Ihr macht mich irr
An meinem eignen Selbst, bedenk ich jetzt, Ihr könnt ein solch Gesicht sehn und behaltet Auf euren Wangen ihr natürlich Roth, Da meine bleich vor Furcht sind.
3t Aufzug.
4. Scene.
69 Rosse. Welch Gesicht, Herr? Lady Macbeth.
Ich bitt' euch, sprecht nicht! Schlimmer wird's und schlimmer; Das Fragen macht ihn rasend. Ganz kurz!
Gute Nacht,
Erwartet nicht Befehl, zu gehn.
Kurz! Geht! Lenor. Gutnacht und Euer Majestät Bald Befs'rung. Lady. Freundlich gute Nacht euch allen. (Die Herren und das Gefolge gehen ab.)
Macbeth. Es fordert Blut!
Man sagt, Blut fordert Blut.
Man weiß, daß Steine sich geregt und Bäume Gesprochen.
Augurn und der Zeichen Deutung
Entdeckten schon durch Elstern, Dohlen, Krähn Des Bluts geheimsten Manm —
Wie steht die Nacht?
Lady Macbeth. Im Streit fast mit dem Morgen, was es sei. Macbeth. Was sagst du, daß auf unsre große Ladung Macduff sich absagt? Lady Macbeth. Sandtet ihr nach ihm, Herr? Macbeth. Beiläufig hör' ich's; doch ich sende hin. Nicht Einer ist, in dessen Haus' ich nicht Einen Diener halt' im Solde. —
Morgen will ich,
70
3, Aufzug.
5. Scene.
Und will bei Zeiten, zu den Zauberschwestern. Mehr sprechen sollen sie; denn wissen muß ich Auf schlimmstem Weg das Schlimmste. Muß Alles weichen.
Mir zu gut
Schritt ich doch in Blut
So weit vor, daß nun, wollt' ich stille stehn, Rückschritt so widrig wär, als durchzugehn. Zur Hand will, was mein Kopf Seltsames hegt: Das muß gethan sein, eh man's überlegt. Lady Macbeth. Ench fehlt das Labsal aller Wesen, Schlaf. Macbeth. Komm! laß uns schlafen.
Was so toll mich quält,
Ist Neulingsfurcht, der tücht'ge Uebung fehlt. Wir sind noch jung im Handeln! (Beide gehen a&.]
Fünfte Scene. Die Haide.
Donner.
Die
drei Heren und Hekate begegnen sich. Erste Here.
Was giebt's denn Hekate?
Zornig seht ihr aus.
Hekate. Ihr Vetteln, die ihr seid, hab' ich nicht Recht? Was habt ihr euch, dummdreist und schnöd', erfrecht Zu Kram und Handel mit Macbeth In Räthseln, wv's an's Leben geht? Und eures Zaubers Meisterin,
3. Aufzug.
71
5. Scene.
Mich, jedes Unheils Stifterin, Mich rieft ihr nie zum Theil daran, Mit Ruhm zu zeigen, was man kann? Und schlimmer noch, all eure Müh Für einen Queerkopf habt ihr sie, Der, wild und bös, wie's Viele giebt, Sein Ziel nur, nicht das eure liebt. Doch macht es gut jetzt.
Eilt davon
Und trefft am Pfuhl des Acheron Mich morgen.
Dorthin will er gehn,
Sein Schicksal weiter zu erspähn. Sorgt, daß dann Alles fertig sei, Gefäß' und Sprüch' und Zauberei. Ich will in die Luft, wo diese Nacht Zu Leid und Unheil wird verbracht Und viel geschehn vor Mittag soll. Am Mondshorn hängt ein Tropfen voll Herab, von feuchtem Dunst geschwellt: Den fang' ich, eh er niederfällt. Und der, geklärt durch Zauberkunst, Soll Geister zeigen in dem Dunst, Die mit den Kräften ihrer Irrung Ihn ziehen sollen in Verwirrung. Geschick und Tod verhöhnend, soll Er hoffen, gnadlos, keck und toll. Und wie ihr wißt, war Sicherheit Des Menschen Hauptfeind alle Zeit. Musik und Gesaug hinter der Scene. Komm, komm! o, kommt
72
3. Aufzug.
6. ©cent.
Hekate. Es ruft!
Mein Geist, seht! zart und klein,
Sitzt in dem Dunstgewvlk und harret mein. (Sie geht ab.)
Erste Here. Kommt fort, geschwind!
Bald ist sie wieder hier. (Die Heren gehen ab.)
Sechste Scene. Fores.
Ein Zimmer im Schlosse.
Lenor und ein andrer Herr. Lenor. Was ich vorher bemerkt, regt euren Geist Bloß an zu weitrer Deutung.
Eins nur sag' ich:
Seltsam ging's zu. Der gnadenreiche Duncan Ward von Macbeth beklagt — nun, er war todt! Der mannhaft tapfre Banquo ging zu spät; Und, wollt ihr, könnt ihr sagen, Fleance erschlug ihn; Denn Fleance floh.
Man muß nicht gehn so spät!
Wer kann umhin, zu denken, wie abscheulich Von Malcolm und von Donalbain der Mord Des edlen Vaters war?
Verruchte That!
Wie schmerzt' es nicht Macbeth! Zerfleischt' er nicht, In frommer Wuth, sogleich die zwei Verbrecher, Des Trunkes Knecht' und Sclaven ihres Schlafs? War das nicht edel? Ja, und klug dazu! Denn ärgern mußt' es jedes Menschen Herz,
3. Aufzug.
73
6. Scene.
Wenn man sie läugnen hört'.
Und so denn, sag' ich,
Er macht' es Alles trefflich; ja, mich dünkt, Hätt' er die Söhne Duncans unter Schloß: (Wie er's, will'S Gott, nicht wird!) sie lernten wohl, Was Vatermord ist. Doch still!
Fleance eben so!
Denn wegen freier Wort' und weil
Er fehlt' am Fest des Wüthrichs, hör' ich, lebt Macduff in Ungnad'; ihr, Herr, wißt vielleicht, Wo jetzt sein Aufenthalt ist? Herr. Duncans Sohn, Dem der Tyrann sein Erbe vorenthält, Lebt an dem Hof von England, aufgenommen Vom frommen Eduard mit solcher Huld, Daß ihm des Schicksals Bosheit nichts entzieht Von seiner hohen Ehre.
Dorthin ging Macduff,
Den heiligen König anzuflehn, zur Hüls' ihm Northumberland zu wecken und Held Siward, Daß wir mit ihrem Beistand und dem Segen Von Ihm dort oben, Nahrung wieder schaffen Für unsre Tisch' und Schlaf für unsre Nächte, Befreien Fest und Mal von Mutgen Dolchen, Treu huldigen und Ehren frei empfangen, Was all wir jetzt ersehnen.
Diese Nachricht
Erbost den König so, daß er zum Angriff Des Krieges rüstet. Lenor. Sandt' er zu Macduff? Herr. Er that's und auf ein kurzes: Herr, ich nicht!
3. Aufzug.
74
6. Scene.
Kehrt ihm der finstre Bote seinen Rücken Und brummt, als meint' er, ihr bereut die Zeit, Die mir die Botschaft auflud. Lenor. Und das möcht' ihm Wohl Vorsicht rathen, sich so fern zu halten, Als seine Klugheit kann.
Ein heil'ger Engel
Meg' an den Hof von England, seine Botschaft Zu bringen, eh er kommt, daß schneller Segen Bald wieder Heimkehr' unserm Land, das unter Verruchter Hand seufzt. Herr. Mein Gebet sei mit ihm.
(Gehen ab.)
Vierter Aufzug. Erste Scene. Finstre Höhle.
In der Mitte ein Kessel auf dem. Feuer.
Donner.
Die
drei Heren.
Erste Here. ÜDte bunte Katz hat dreimal miaut. Zweite Here. Dreimal und eins quiekt' Jgelsau! Dritte Here. Harfner ruft: 's ist Zeit, 's ist Zeit! Erste Here. Um den Kessel schlingt den Reihn; Werft das Giftgekrös hinein. Lorch, das ein und dreißig Tag' Unterm kalten Steine lag, Gift im Schlafe hast gegohren: Sollst zuerst im Kessel schmoren. Alle. Doppelt, doppelt Meist und Mühe, Sprühe Feuer, Kessel glühe!
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4. Aufzug. 1. Scene. Zweite Here.
Rückenstreif der Schlang im Moor, In dem Kessel koch' und schmor' : Eidechsaug' und Frosches Daum, Hundezung und Käuzchenflaum, Natterzahn und Bein vom Igel, Blindwurmstachel, Eulenflügel, Zur Verwirrungszauberei Kocht und wallt, wie Hollenbrei. Alle. Doppelt, doppelt Fleiß und Mühe! Sprühe Feuer, Kessel glühe! Dritte Here. Drachenschuppen werft daran, Herenmumie, Wolfeszahn, Schlund vom Hai und Kieferknochen, Schierlingswurzel, Nachts gestochen, Eines Lästerjuden Lunge, Türkennas' und Tartarzünge, Ziegengall und Eibenblatt, Das kein Mond beschienen hat. Daum vom neugebornen Knaben, Den die Metz' ersäuft im Graben, Mach uns dick und zäh den Brei. Bringt nun Tigerschlung herbei, Zu des Kessels Mengerei. Alle. Doppelt, doppelt Fleiß und Mühe! Sprühe Feuer, Kessel glühe!
4. Aufzug.
77
1. Scene.
Zweite Here. Kühlt es nun mit Affenblut: Dann ist der Zauber fest und gut. Hekate tritt auf. Hekate. So recht!
So lob ich eu'r Bemühn!
Habt Jed' auch Antheil am Gewinn. Und um den Kessel singet nun Im Reihn, wie Feen und Elfen thun: Zum Zauber schafft drin Alles um. (Musik und Gesang.)
Geister, roth und grau, Geister, schwarz und weiß! Menget, menget, menget, Wer zu mengen weiß. Zweite Here. An meinem Daumen juckt es mich; Etwas Verruchtes nahet sich! Schloß, laß ein, Wer's auch mag sein. Macbeth tritt auf. Macbeth. Nun, ihr geheimen, schwarzen, nächtgen Heren, Was schafft ihr da? Alle. Ein namenloses Werk. Macbeth. Bei dem, was ihr bekennt, beschwör ich euch, Wie ihr auch kommt zur Kund', antwortet mir.
4, Aufzug. 1. Scene.
78
Ob ihr die Stürm' auch loslaßt und zum Kampfe Sie gegen Kirchen treibt, ob Wogenbrandung Die Schiffahrt irr jag' und hinunterschlinge, Ob blühend Korn hinsink' und Bäume fallen, Ob Burgen stürzen auf der Wächter Haupt, Ob Schloß und Pyramid an ihren Grundstein Die Häupter niederbeugen, ob der Schatz Der Keime der Natur zusammensinke, Bis es die Vernichtung ekelt: Antwort gebt Auf das, was ich euch frage. Erste Here. Rede. Zweite Here. Frage. Dritte Here. Wir geben Antwort. Erste Here. Sage, willst du's lieber Aus unserm oder unsrer Meister Mund Vernehmen? Macbeth. Rust sie, lasset mich sie sehn. Erste Here. Gießt der Sau Blut, die der Jungen Neun fraß, ein; werft Fett, gedrungen Aus des Mörders Rabenstein, In die Glut. Alle. Kommt, groß und klein! Führt Amt und euch hübsch artig ein.
4. Aufzug. Donner.
1. Scene.
79
Erste Erscheinung.
Ein gewaffnetes Haupt
steigt auf.
Macbeth. Sag, unbekannte Macht — Erste Here. Du rede nicht; Er weiß schon: höre, waö er spricht. Die Erscheinung. Macbeth! Macbeth! Macbeth! Vor Macduff hüte dich, Dem Than von Fife! Genug! Entlasset mich. (Versinkt.)
Macbeth. Was auch du seist: für deine Warnung Dank! Du griffst recht meiner Furcht Ton.
Noch ein Wort!
Erste Here. Er läßt sich nicht befehlen.
Sieh, ein Andrer,
Der mächtger, als der erst' ist. Donner.
Zweite Erscheinung.
Ein blutiges Kind
steigt auf.
Erscheinung. Macbeth! Macbeth! Macbeth! Macbeth. Hätt' ich drei Ohren: hört' ich dich. Erscheinung. Sei blutig, Kühn, rasch zur That: Hohn lache der Gefahr Von Menschen: keiner, den ein Weib gebar, Verletzt Macbeth. (Versinkt.)
80
4. Aufzug.
1. Scene.
Macbeth. Dann lebe du, Macduff! Was brauch' ich dich zu fürchten? Doch ich mache Die Sicherheit mir doppelt sicher, nehme Verschreibung vom Geschick: du sollst nicht leben! Dann sag' ich bleichgeherzter Furcht, sie lügt, Und schlafe trotz dem Donner. Donner.
Dritte Erscheinung.
Ein gekröntes Kind mit
einem Baum in der Hand.
Was ist dieß, Das aufsteigt, wie der Sprößling eines Königs Und trägt um seine Kinderstirn den Reif Und Schmuck der Herrschaft? Alle. Hör und schweige still! Erscheinung. Sei löwenmuthig, stolz und frage nicht, Wer tobt und knirscht und von Verschwörung spricht. Macbeth wird nie besiegt, bis gegen ihn Der große Birnamwald hinauf wird ziehn Nach Dunsinane. (Versinkt.)
Macbeth. Niemals wird das geschehn! Wer wirbt den Wald, heißt frei die Bäume gehn Vom Band der Wurzel?
Köstlich Wort! Wohlauf!
Mit Birnams Wald nur, Aufruhrs Haupt, steig auf, Und unser Macbeth lebt in Herrlichkeit Die Pachtfrist der Natur, bis er der Zeit
4. Aufzug.
81
1. Scene.
Nach Menschenart den Hauch zahlt.
Aber doch,
Eins quält mein Herz zu wissen: sagt mir noch — Kann eure Kunst so viel — herrscht Banquos Stamm Im Reich hier jemals? Alle. Forsche nicht noch mehr. Macbeth. Ich will befriedigt sein!
Versagt mir dieß
Und seid verflucht auf ewig! Was sinkt der Kessel?
Laßt mich wissen --
Was für Lärm ist das? (Hoboen.)
Erste Here. Erscheint! Zweite Here. Erscheint! Dritte Here. Erscheint! Alle. Seinem Aug' erscheint: quält sein Gemüth! Wie Schatten kommt und so entflieht. Es erscheinen nach einander acht
Könige, der letzte mit einem
Spiegel in der Hand; ihnen folgt
Banquo.
Macbeth. Du gleichst zu sehr des Banquo Geist: hinab! Deine Krone brennt mein Aug' aus. — Und dein Haar, Du andres Goldreifhaupt, ist gleich dem ersten. Ein Dritter, gleich dem Vorigen! —
Schnöde Heren,
Was zeigt ihr dies mir? Ein Vierter! — Starret, Augen! Wie? Geht der Zug so bis zum jüngsten Tag?
6
82
4. Aufzug.
1, Scene.
Noch mehr! — Ein Siebenter! — Ich will nicht mehr sehn! Und noch der Acht' erscheint mit einem Spiegel. Der zeigt mir noch viel mehr und Einige seh ich Mit zwei Reichsäpfeln und dreifachem Zepter. Furchtbarer Anblick!
Nun erkenn ichs, wahr ists;
Denn Banquo, blutig, lacht mich an und zeigt Auf sie, als auf die Seinen. —
Isis so? —
Wie?
Erste Here. Herr, Alles ist so. — Doch warum Steht Macbeth so entsetzt und stumm? Kommt, Schwestern, froh wird sein Gemüth, Wann unsre schönsten Künst' er sieht. Die Luft bezaubr' ich, daß sie klingt, Weil ihr den alten Reigen schlingt. Dann rühmt des großen Königs Huld, Wir zahlten unsres Willkomms Schuld. (Musik.
Die Heren tanzen und verschwinden.)
Macbeth. Wo sind sie? —
Fort! —
Die Unglücksstunde soll
Verflucht auf ewig im Kalender stehn! Herein, ihr draußen. Lenor tritt ein.
Lenor. Was befiehlt Eu'r Gnaden? Macbeth. Saht ihr die Zauberschwestern? Lenor. Nein, mein Herr.
4, Aufzug.
1. Scene.
83 Macbeth.
Sie kamen nicht vorbei? Setter. Gewiß nicht, Herr. Macbeth. Verpestet sei die Luft, auf der sie reiten, Verdammt, wer jemals ihnen traut! Ich hörte Galopp von Pferden? Wer kam hier vorbei? Setter. Zwei oder drei mit einem Wort für euch, Herr. Macduff entfloh nach England. Macbeth. Floh nach England? Setter. Ja, gnädger Herr. Macbeth. Zeit, der gedrohten That kommst du zuvor! Nie wird der flüchtge Vorsatz eingeholt, Geht mit ihm nicht die That.
Von dieser Stund an
Sei meines Herzens Erstling immer auch Der Erstling meiner Hand.
Und, gleich mit Werken
Mein Wort zu krönen, sei gedacht, gethan. Macduffs Schloß überfall ich, nehme Fife; Des Schwertes Schärfe weih ich Weib und Kinder, Und was ihm sonst nur folgt von armen Seelen In seinem Stamm.
Nicht thöricht ists geprahlt;
Ich will zur That, sonst wird der Vorsatz kalt. Nur keine Geister mehr! —
Wo sind die Herrn?
Komm, führe mich zu ihnen.
(Sie gehen ab.)
6*
.
84
4 Aufzug.
2. Scene.
Zweite Scene. Zimmer in Macduffs Schlosse zu Fife.
Lady Macduff.
Ihr Sohn.
Rosse.
Lady Macduff. Was that er, das ihn zwang, das Land zu fliehn? Rosse. Ihr müßt geduldig sein, Madam. Lady Macduff. Er war es nicht. Sein Meyn war toll!
Zeiht unser Handeln nicht,
Zeiht unsre Furcht uns des Verraths. Rosse. Ihr wißt nicht, Obs seine Klugheit war, ob seine Furcht. Lady Macduff. Klugheit!
Sein Weib verlassen, seine Kleinen,
Sein Haus und seine Würd in einem Ort, Aus dem er selber flieht?
Er liebt uns nicht;
Ihm fehlt natürliches Gefühl.
Der arme
Zaunkönig kämpft, der allerkleinste Vogel, Für seine Brut im Neste mit der Eule! Ihm ist Furcht Alles, gar nichts ist die Liebe, Wie Klugheit sehr gering ist, wo die Flucht So wider die Vernunft läuft. Rosse. Liebste Muhme, Ich bitt euch, mäßigt euch; denn euer Gatte
4. Aufzug. 2. Scene.
85
Ist edel, klug, bedacht und kennt am besten Der Zeiten Laun': ich darf nichts weiter sagen. Hart ist die Zeit, wo man Verrächer ist Und weiß es selbst nicht; wo man dem Gerücht Glaubt in der Furcht und weiß nicht, was man fürchtet, Nur flutend treibt auf stürmisch wilder See Mit jedem Wind. — Ich nehm' Abschied von euch; Nicht lange währts: so bin ich wieder hier. Wards völlig schlimm: bann ruht es oder klimmt Zu dem auf, was es war. — Mein Vetterchen, Euch segne Gott! Lady Macduff. Hat einen Vater und ist vaterlos! Rosse. Ich bin so thöricht! — Wollt ich länger weilen: Wär mir's ein Vorwurf, euch nur Unbehagen. Kurz denn: lebt wohl. (Rosse ab.)
Lady Macduff. Dein Vater, Kind ist todt. Was denkst du nun zu thun? Wie willst du leben? Sohn. Wie die Vögel, Mutter. Lady Macduff. Von Würmern und von Fliegen? Sohn. Was ich bekomme, denk ich: so wie sie. Lady Macduff. Arm Vögelchen! du scheutest nicht die Falle, Leimruthe, Schling und Netz.
86
4. Aufzug.
S. Scene.
Sohn. Was sollt ich, Mutter? Für arme Vögel stellt man die nicht auf. Mein Vater ist nicht todt, sagt, was ihr wollt. Lady Macduff. Ja wohl!
Wie kommst du nun zu einem Vater? Sohn.
I nun, wie kommt denn ihr zu einem Manne? Lady Macduff. Ach, kaufen kann ich zwanzig auf dem Markte! Sohn. Dann kauft ihr, um sie wieder zu verkaufen. Lady Macdusf. Du sprichst so klug, du kannst und doch, gewiß, Schon klug genug für dich. Sohn. War denn mein Vater ein Verräther, Mutter? Lady Macduff. Wohl war er das. Sohn. Was ist denn ein Verräther? Lady Macduff. I nun, wer schwört und lügt. Sohn. Und sind denn alle Verräther, die das thun? Lady Macduff. Ja; ein Verräther Ist jeder, der so thut und Hängenswerth.
4. Aufzug.
87
S. Scene.
Sohn. Und jeder wird gehenkt, der schwört und lügt? Lady Macduff. Ein Jeder, ja. Sohn. Wer aber henkt sie denn? Lady Macduff. I nun, die ehrlichen Leute. Sohn. Dann sind die Lügner und Schwörer Narren; denn es giebt Lügner und Schwörer genug, um die ehrlichen Leute zu bezwingen und sie aufzuhängen. Lady Macduff. Nun, Gott helfe dir, armes Aeffchen!
Aber was willst
du thun, um einen Vater zu bekommen? Sohn. Wenn er todt wäre, würdet ihr um ihn weinen.
Wenn
ihr es nicht thätet, wär es ein gutes Zeichen, daß ich bald einen neuen Vater bekäme. Lady Macduff. Arm Plappermäulchen, wie du sprichst! Ein
Mann tritt auf.
Der Mann. Gott grüß euch, schöne Dam'! Ihr kennt mich nicht; Doch euren hohen Stand kenn' ich vollkommen. Ich fürcht', euch nahet bald Gefahr, und nehmt ihr Von einem schlichten Manne Rath an: laßt Euch hier nicht finden.
Fort mit euren Kleinen!
Euch so zu schrecken, dünkt mich schon zu hart;
88
4. Aufzug.
2. Scene.
Euch Schlimmres thun, wär wilde Grausamkeit, Die schon zu nah euch ist.
Schütz' euch der Himmel!
Ich darf nicht länger weilen. (Er geht ab.)
Lady Macduff. Wohin soll ich entflieh»? Ich that nichts Böses!
Doch nun fällt mir ein,
Ich leb in dieser Welt, wo Böses thun Ost löblich ist und Gutes thun zuweilen Schädliche Thorheit heißt.
Warum denn — ach!
Bewehr' ich mich mit dieser Frauenwaffe Und sag', ich that nichts Böses? — Welche Gesichter? Mörder treten auf.
Mörder. Wo ist eu'r Mann? Lady Macduff. Ich hoffe, nicht an so unheil'gem Ort, Wo solche, wie du ihn finden. Mörder. Er ist ein Verräther. Sohn. Du lügst, struppköpfger Schurke! Mörder. Was, du Ei! Verrätherbrut! (Ersticht thu.)
Sohn. Er hat mich getödtet, Mutter. Laust fort, ich bitt euch! (Er stirbt.
Lad- Macduff eilt davon mit dem Geschrei: Mord; die Mörder ihr nach.)
89
4. Aufzug. 3. Scene.
Dritte Scene. England. Ein Park im königlichen Schlosse.
Malcolm und Macduff treten auf. Malcolm. Laßt uns einsamen Schatten suchen, dort Die Brust uns leicht zu weinen. Macduff. Laßt uns lieber, Die Hand am Todesschwert, als wackre Männer Für unser hingestürztes Erbrecht kämpfen. Mit jedem neuen Tag schlägt neu Geheul Von Wittwen, neuer Waisen Schrei und neuer Angstruf des Himmels Antlitz, daß er dröhnt, Als fühlet' er mit Schottland und schrie auf In gleichen Schmerzenslauten. Malcolm. Was ich glaube, Bewein ich; glaube, was ich weiß und was ich Gutmachen kann, kommt günst'ge Zeit, das will ich. Was ihr gesagt, das mag so sein vielleicht. Der Wüthrich, dessen Nam' uns schon die Zunge Wund macht, galt sonst für brav; ihr liebtet ihn; Noch kränkt' er euch nicht.
Ich bin jung; doch etwas
Verdient ihr wohl bei ihm durch mich, und klug ist's, Ein schwach, unschuldig, armes Lamm zu opfern, Um eine zornige Gottheit zu besänftgen.
90
4. Aufzug.
3. Scene.
Macduff. Verräther bin ich nicht! Malcolm. Doch Macbeth ist's. Ein gut und brav Gemüth tritt wohl zurück Vor seines Herrn Befehl — doch bitt ich euch, vergebt: Mein Denken kann nicht ändern, was ihr seid. Die Engel glänzen, ob der Glänzendste Schon fiel; trüg' alles Böse gleich der Tugend Ausdruck: die Tugend müßte doch so aussehn. Macduff. So hab ich meine Hoffnung denn verloren! Malcolm. Vielleicht da, wo ich meine Zweifel fand. Wie? So in Hast verließt ihr Weib und Kind, Die theuren, starken Reiz' und Liebesbande, Ohn Abschiednehmen?
Bitt', es sei mein Argwohn
Euch keine Kränkung, mir nur Sicherung: Ihr mögt ganz rechtlich sein, was ich auch denke. Macduff. So blute, blute denn, du armes Land! Tyrannenmacht leg deinen Grund du fest; Denn Recht zagt, dich zu hemmen. Dein Anspruch ist bestätigt! —
Thu dein Böses:
Leb du wohl, Herr!
Ich wäre nicht so schurkisch, wie du glaubst, Für alles Land, das in des Wüthrichs Klaun ist Und Ostens reiches Gut. Malcolm. Seid nicht beleidigt: Ich sprach so nicht aus bloßer Furcht vor euch.
4. Aufzug.
91
3. Scene.
Ich glaub es, unser Land erliegt dem Joch; Es weint, es blutet: jeder neue Tag Fügt Risse seinen Wunden zu; ich denk auch, Es regten wohl sich Hände für mein Recht, Und hier, der edle England bietet mir Manch wackres Tausend.
Doch, bei alle dem
Trat'-ich. des Wüthrichs Haupt darnieder, trüg' es Auf meinem Schwert: so hätte mehr noch Laster Mein armes Land, als es gehabt zuvor, Mehr litt' es, in vielfacherer Art, als je Durch den, der folgen soll. Macduff. Wer wäre das? Malcolm. Ich selbst; mich mein' ich.
Denn mir ist, ich weiß es,
Der Laster ganze Zahl so eingeimpft, Daß, thäten sie sich auf, Macbeth, der schwarze, Rein schien, wie Schnee, und daß dieß arme Reich Ihn für ein Lamm hielt' in Vergleich mit meinen Zaumlosen Freveln. Macduff. In die Legionen Der grausen Hölle kann kein Teufel mehr Verdammt um Böses kommen, der den Preis Gewänne vor Macbeth. Malcolm. Wohl ist er grausam, Wollüstig, geizig, falsch, betrügerisch, Jähzornig, boshaft, jeder Sünde voll, Die einen Namen hat; doch meine Wollust
4. Aufzug. 3. Scene.
92 Ist endlos, maßlos.
Eure Weiber, Töchter,
Matronen, Jungftaun füllten meiner Lust Abgrund nicht aus und meine Gier riß nieder, Was hemmend nur als Schranke meinem Willen Entgegenträte.
Besser ists, Macbeth
Als solch ein Mensch herrscht. Macdusf. Ungezähmt Gelüsten Im Blut ist Tyrannei.
Beglückte Throne
Hat's vor der Zeit geleert und manchen König Zum Fall gebracht.
Doch fürchtet darum nicht,
Zu nehmen, was eu'r eigen ist.
Ihr mögt
In weitem Umfang eurer Lust genügen, Und kalt doch scheinen, mögt die Zeit so täuschen. Wir haben willige Fraun genug.
Ihr könnt nicht
Der Geier sein, so viele zu verschlingen, Als sich der Hoheit werden weihn, sobald sie Nur sehn, sie neigt dazu. Malcolm. Daneben wächst In meinem höchst bösartigen Gemüth Habgier so Nimmersatt, daß, wär ich König, Ich um ihr Land die Edlen würgt', ein Kleinod Von diesem und ein Haus von dem begehrt', Und wie ich mehr bekäm, wär's eine Würze, Mich hungriger zu machen, daß ich Händel Unrechtlich anfing mit den Treusten, Besten, Sie stürzt' um ihren Reichthum. Macduff. Diese Habsucht
4. Aufzug.
93
3. Scene.
Steckt tiefer, wächst mit unheilvollrer Wurzel, Als sommerblühende Lust und war das Schwert, Das unsre Könige schlug.
Doch fürchtet nichts.
Schottland hat Füll', um eure Sucht zu stillen Mit eurem eignen Gut.
Dieß Alles trägt man,
Wird's nur durch andre Tugenden ausgewogen. Malcolm. Doch hab' ich keine.
Die Königstugenden:
Gerechtigkeit, Maß, Wahrheit, Festigkeit, Ausdauer, Güte, Gnade, frommer Sinn, Demuth, Geduld, Muth, Tapferkeit — ich habe Die Spur auch nicht davon, nur Ueberfluß An aller Frevel Art und übe sie In jeder Weise.
Ja, ich gösse, könnt' ich's,
Die süße Milch der Eintracht in die Hölle, Der Menschheit Frieden stürmt' ich auf, zerstörte Die Einigkeit der Welt. Macduff. O Schottland, Schottland! Malcolm. Wenn solch ein Mann zu herrschen taugt, so sprecht: Ich bin, wie ich gesagt. Macduff. Zu herrschen taugt? Nein, nicht zu leben! —
O, unglücklich Volk,
Blutig beherrscht vom unrechtmäßgen Wüthrich, Wann siehst du wieder deine gute Zeit, Da dieser ächtste Sprosse deines Throns Dasteht, durch seinen eignen Bann verflucht, Und lästert seinen Stamm?
Dein hoher Vater,
-4. Aufzug. 3. Scene.
94
Ein heiliger König wars! und deine Mutter, Die Königin, mehr knieend, als sie stand, Starb jeden Tag des Lebens.
Fahre wohl!
Die Uebel, die du aussagst von dir selbst, Verbannten mich aus Schottland. —
O, mein Herz,
Dein Hoffen endet hier! Malcvlm. Macduff, dein edler Zorn, Das Kind der Redlichkeit, löscht aus der Seele Mir meinen schwarzen Argwohn und versöhnt Mit deiner Ehr und Treue meinen Glauben. Der teuflische Macbeth hat oft gesucht, Durch solche Schlingen mich in seine Macht Zu locken und bedächtge Vorsicht schützt mich Vor allzugläubiger Hast.
Doch Gott im Himmel
Sei Zeuge zwischen mir und dir!
Denn nun
Vertrau' ich deiner Leitung, widerrufe Die eigne Selbstverläumdung, schwöre hier Die Schand und Schmach ab, die ich auf mich lud; Denn meinem Wesen sind sie fremd.
Noch hab ich
Kein Weib erkannt; meineidig ward ich nie; Kaum nur begehrt ich, was mein eigen war; Brach nie mein Wort; verrathen würd ich Satan Dem Teufel nicht, und wie das Leben freut mich Wahrhaftigkeit.
Mein erstes falsches Wort
War dieses gegen mich.
Was ich bin wahrhaft,
Steht dir und meinem armen Land zu Dienst, Wohin, noch eh du herkamst, in der That Der alte Siward mit zehntausend Kriegern Ganz fertig im Begriff zum Aufbruch war.
4. Aufzug.
3. Scene.
95
Wir gehn zusammen und das Glück vom Himmel Sei unserm guten Kampf gleich. — Warum schweigt ihr? Macduff. So unwillkommn' und so willkommne Dinge Zu einigen, ist schwer. Ein Arzt tritt auf.
Malcolm. Wohl! Mehr nachher. Ich bitte: geht der König aus? Arzt. Ja, Herr. Es ist ein Haufe da von armen Seelen, Die seiner Heilung harren. Ihre Krankheit Trotzt jeder Kunst Versuch; doch er berührt sie — So heilig schuf der Himmel seine Hand — Und gleich genesen sie. Malcolm. Ich dank euch, Doctor. (Der Arzt geht ab.)
Macduff. Was für ein Leiden meint er? Malcolm. Es heißt das Uebel. Ein wahrhaft Wunder an dem guten König, Was oft ich ihn seit meinem Aufenthalt In England thun sah. Wie er fleht zum Himmel, Weiß er am besten selbst. Schwer Heimgesuchte, Voll Schwulst und Schwären, kläglich anzusehn, Der Heilkunst völlige Verzweiflung, heilt er,
4.
96
Aufzug.
3. Scene.
Indem er ihnen um den Hals ein Goldstück Mit heiligem Gebet hängt, und man sagt, Auf seinen künftgen Königstamm vererbt er Den Heilungsegen.
Zn der Wunderkraft
Hat er auch himmlische Weiffagungsgabe, Und manche Segnung hängt um seinen Thron, Die voll der Gnad' ihn preist. Rosse tritt auf. Macduff. Sieh, wer kommt hier? Malcolm. Mein Landsmann; doch erkenn ich ihn noch nicht. Macduff. Willkommen hier, mein immer gütger Better! Malcolm. Ich kenn ihn jetzt.
Mein Gott entferne bald,
Was uns einander fremd macht. Rosse. Amen, Herr. Macduff. Stehts noch in Schottland so? Rosse. Ach, armes Land! Fast bebt's, sich selbst zu kennen.
Unsre Mutter
Kann man's nicht nennen, unser Grab nur, wo man Nichts, als wer von nichts weiß, einmal sieht lächeln; Wo Seufzen, Stöhnen, Schrein, die Luft zerreißend, Tönt, nicht bemerkt; wo grimmer Schmerz gewohnte Geistesverwirrung scheint, die Todtenglocke
4. Aufzug. 3. Scene.
97
Kaum Einer fragil für wen? und wackre Männer Hinsinken vor dem Strauß an ihren Hüten, Todt, eh sie krank sind. Macduff. O, der Schilderung, Zu scharf und doch zu wahr! Malcolm. Was ist das neuste Leid? Rosse. Ein stundenaltes zischt den Sprecher aus; Ein jeder Augenblick erzeugt ein neues. Mac duff. äWie geht es meiner Frau? Rosse. Nun, wohl. Mac duff. Und wie All meinen Kindern? Rosse, Auch wohl. Macduff. Hat der Wüthrich Auf ihren Frieden nicht gestürmt? Rosse. O nein! Sie waren wohl in Frieden, als ich schied. Mäcdusf. Seid mit den Worten nicht so karg!
Wie steht es?
7
4. Auszug. 3. Scene.
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Rosse. Als ich, die Nachrichten zu bringen her kam, An denen ich schwer trug, ging dort ein Gerücht Von manchen Edlen, die sich aufgemacht. Und dieses ward auch, wie mich dünkt, bestätigt, Da ich des Wüthrichs Macht sich regen sah. Jetzt ists zur Hülfe Zeit.
Eu'r Aug' in Schottland
Erschüfe Krieger, trieb die Fraun zu kämpfen, Ihr Elend abzuschütteln. Malcolm. Mag sie's trösten: Wir ziehen hin.
Der edle England lieh uns
Den wackren Siward mit zehntausend Mann, Und einen ältern, bessern Krieger weist Die Christenheit nicht aus. Rosse. Könnt' ich den Trost Auch so erwidern!
Doch ich habe Worte,
Die ausgeheult in öde Luft sein wollten, Wo kein Gehör sie auffing. Macduff. Was betriffts? Des Ganzen Wohlfahrt?
Oder ist's ein Schmerzlehn,
Das einer Brust gehört? Rosse. Kein redlich Herz giebts, Das nicht es mit litt; doch der größte Theil Trifft euch allein.
4. Aufzug. 3. Scene. Macduff. Wenn's mein ist, staltet nicht Es mir zurück: schnell lasset mich es staben. Rosse. So laßt eu'r Ostr nicht meine Zunge stassen Auf ewig, die es mit dem schwersten Laut füllt, Den je noch es gestört. Macduff. Ha! ich errath' es. Rosse. Eu'r Schloß ist überfallen, Weib und Kinder Erbarmungslos gewürgt; die Art erzählen, Das hieß, dem Morde des erschlagnen Wildes Noch euren Tod zufügen. Malcolm. Gnädger Himmel! Wie? Mann!
Drückt euren Hut nicht in die Braun,
Gebt euren Qualen Worte.
Schmerz, der stumm ist,
Raunt zum erdrückten Herzen, brechen soll es. Macduff. Auch meine Kinder? Rosse. Weib, Kind, Diener, Alles, Was nur zu finden war. Macduff. Und ich muß fern sein! Mein Weib auch todt? Rosse. Ich sagt' es.
4. Aufzug. 3. Scene.
100
Malcolm. Seid gefaßt! Arznei soll unsre blut'ge Rache werden, Zu heilen euer tödtlich Weh. Macduff. Er hat kein Kind! All meine süßen Kleinen! Ihr sagtet, all'? — O Höllengeier! Alle! Wie? All die zarten Küchlein mit der Mutter In einem wilden Griff! Malcolm. Bekämpft es, wie ein Mann. Macduff. Das will ich thun; Doch muß ich es auch fühlen, wie ein Mann. Ich muß dran denken, solche Wesen waren, Sie, mir die liebsten! — Sah's der Himmel an Und stand nicht ihnen bei? Sündger Macduff, Für dich sind all erschlagen! Ich Unwürdger! Um meine, nicht um ihre Missethat Traf Mord ihr Leben: Himmel, laß sie ruhn jetzt! Malcolm. Sei dieß der Wetzstein eures Schwerts. Macht Gram Zur Wuth; stumpft euer Herz nicht ab: entflammt es. Macduff. O, ich könnt' ein Weib mit meinen Augen spielen Und prahlen mit dem Mund! Doch, gütger Himmel, Schneid allen Aufschub ab! Stirn gegen Stirn Bring diesen Teufel Schottlands und mich selbst!' Stell' ihn in meines Schwertes Läng': entrinnt er: Himmel, vergiob ihm auch!
4. Aufzug. 3. Scene.
101
Malcolm. Der Ton klingt männlich. Kommt zu dem König. Unsre Macht ist fertig; Uns fehlt nichts als der Abschied mehr. Macbeth Ist reif zum Schütteln und der Himmel setzt Sein Werkzeug an. Faßt Muth, wie jeder mag: Die Nacht ist lang; doch findet sie den Tag. (Sie gehen ab.)
Fünfter Aufzug. Erste Scene. Zimmer im Schlosse zu Dunsinane. Ein Arzt und eine Kammerfrau. Arzt. ^ch habe zwei Nächte mit euch gewacht; doch kann ich keine Wahrheit in eurem Bericht finden. Wann war's, daß sie zuletzt wandelte. Kammerfrau. Seit Ihre Majestät in's Feld zog, hab ich sie sehn auf stehn von ihrem Bett, ihr Nachtkleid umwerfen, ihren Schreibtisch öffnen, Papier herausnehmen, es zusammen legen, darauf schreiben, es lesen, es nachher zusiegeln und wieder zu Bett gehn; 'doch all diese Zeit im tiefsten Schlafe. Arzt. Eine große Zerrüttung der Natur, zugleich die Wohlthat des Schlafs zu empfangen und die Geschäfte des Wachens zu verrichten. — In dieser Schlafaufregung, außer ihrem Wandeln und andern thätigen Verrichtungen, was, zu ir gend einer Zeit, habt ihr sie sprechen hören?
5. Aufzug.
1. Scene.
103 Kammerfrau.
Dinge, Herr, die ich nicht nacherzählen will. Arzt. Ihr dürst es, mir, und es ist sehr zur Sache, daß ihr es thut. Kammerfrau. Weder euch noch irgend wem, da ich keine Zeugen habe, meine Aussagen zu bestätigen. Lady Macbeth tritt auf mit einem Lichte. Seht ihr, da kommt sie!
Das ist ganz ihre Weise, und
bei meinem Leben, tief im Schlaf!
Beobachtet sie; steht
ruhig. Arzt. Wie kam sie zu dem Lichte? Kammerfrau. Nun, es stand neben ihr.
Sie hat fortwährend Licht ne
ben sich; es ist ihr Befehl. Arzt. Ihr seht, ihre Augen sind offen. Kammerfrau. Ja; doch ihr Sinn ist verschlossen. Was macht sie jetzt?
Arzt. Seht, wie sie ihre Hände reibt.
Kammerfrau. Das ist eine gewöhnliche Verrichtung bei ihr, daß sie scheint, ihre Hände zu waschen.
Ich habe sie es wohl
fortwährend eine Viertelstunde lang thun- sehn. Lady Macbeth. Immer ist da noch ein Fleck.
5. Aufzug, i. Scene.
104 Arzt. Horch, sie spricht!
Ich will aufschreiben, was sie sagt,
meinem Gedächtniß um so kräftiger zu Hülfe zu kommen. Lady Macbeth. Fort, verdammter Fleck! Fort, sag' ich! —
Eins, zwei!
Nun, dann ist's Zeit, es zu thun. —
Die Höll' ist dü
ster! —
Ein Soldat und
Pfui, mein Gemal, pfui!
furchtsam!
Was brauchen wir zu fürchten, wer es weiß,
da Niemand unsre Macht zur Rechenschaft ziehn kann? — Wer hätte gedacht, der alte Mann hätte so viel Blut in sich gehabt? Arzt. Hört ihr das? Lady Macbeth. Der Than von Fife hatte ein Weib: wo ist sie nun? — Was? Wollen diese Hände nimmermehr rein werden? — Nichts mehr davon, mein Gemal, nichts mehr davon! Ihr verderbt Alles mit diesem Schaudern! Geht, geht!
Arzt. Ihr habt erfahren, was ihr nicht solltet.
Kammerfrau. Sie hat gesprochen, was sie nicht sollte; davon bin ich überzeugt.
Der Himmel weiß, was sie erfahren hat. Lady Macbeth.
Da ist noch immer der Geruch nach Blut.
Alle Wohl
gerüche Arabiens werden nicht diese kleine Hand süß ma chen.
Oh! oh! oh! Arzt.
Was für ein Seufzer war das! belastet.
Ihr Herz ist schmerzlich
5. Aufzug. 1. Scene.
105 Kammerfrau.
Ich möchte nicht solch ein Herz in meinem Busen haben für die Hoheit der ganzen Person. Arzt. Wohl, wohl, wohl! Kammerfrau. Wollte Gott, es wär es, Herr. Arzt. Dieses Uebel liegt außerhalb meiner Kunst.
Doch hab
ich Leute gekannt, die in ihrem Schlaf umhergewandelt und doch selig in ihren Betten gestorben sind. Lady Macbeth. Wascht eure Hände;
werft euer Nachtkleid um!
Seht
nicht so bleich aus. — Ich sag' euch nochmals: Banquo ist begraben; er kann nicht aus seiner Gruft kommen. Arzt. Wirklich? Lady Macbeth. Zu Bett, zu Bett! Da klopft es an dem Thor. Kommt, kommt, kommt! Gebt mir eure Hand! Geschehnes Wird nie mehr ungeschehn.
Zu Bett, zu Bett!
(Ab.) Arzt. Und geht sie nun zu Bett? Kammerfrau. Gerades Wegs. Arzt. Manch schlimm Gerücht geht. — Zeugen unnatürliche Angst.
Unnatürliche Thaten
Befleckte Geister
Vertraun dem tauben Kissen ihr Geheimniß. —
106
5. Aufzug.
2. Scene.
Vielmehr den Priester braucht sie, als den Arzt. Gott, Gott, vergiesi uns allen! —
Seht nach ihr,
Nehmt von ihr alle Mittel der Verletzung Und habt sie stets im Aug. —
So, gute Nacht!
Sie hat mir Aug und Geist verwirrt gemacht; Ich denk' und darf nicht sprechen. Kammerfrau. Gute Nacht, Doctor. (Gehen ab.)
Zweite
Scene.
Freies Feld bei Dunsinane.
Trommeln und Fahnen.
Menteth, Cathneß, AngUs,
Lenvr und Soldaten treten auf. Menteth. Der Britten Machtest nah: es führt sie Malcolm, Siward, sein Oheim und Macduff, der tapfre. Von Rache glühn sie; denn ihr theures Recht Trieb zu dem blutgen, grimmen Kampfe selbst Den abgestorb'nen Mann. Angus: Bei Birnams Wald, Von wo sie kommen, treffen wir auf sie. Cathneß. Wer weiß: ist Donalbain mit seinem Bruder?
Setter. Gewiß nicht, Herr.
Ich habe das Verzeichniß
107
5. Aufzug. 2. Scene. Des ganzen Adels.
Siwards Sohn ist da
Und mancher glatte Bursch, der seine Mannheit Zuerst setzt darthun will. Menteth. Was macht der Wüthrich? Tenor. Schloß Dunsinane befestigt er mit Macht. Bei Manchen heißt er toll; die Andern, die ihn So sehr nicht hassen, nennen's tapfre Wuth. Doch kann er seine kranke Sache nie mehr Einschnallen in der Ordnung Gurt. Angus. Jetzt fühlt er, Wie Meuchelmord an seinen Händen klebt, Da stündlich Aufruhr ihm den Treubruch vorwirft. Sie. er befehligt, handeln auf Befehl nur, Aus Liebe nicht.
Jetzt fühlt er, daß sein Titel
Los' um ihn hängt, gleich eines Niesen Kleid Um einen zwerg'schen Dieb. Menteth. Wer also tadelt, Daß sein gequälter Geist zuckt und zurückprallt, Da alles das, was in ihm ist, sich selbst Verdammt, weil'ö dort ist? Cathneß. Wohl denn: zieh» wir fort, Da Dienst zu leisten, wo sichs rechtlich ziemt. Wir stoßen zu dem Arzt des kranken Staats Und mit ihm geben wir, das Land zu rein'gen, All unser Blut.
s. Aufzug. 3. Scene.
108 Settor.
Vielmehr, so viel mag fließen, Als noch, die Herrscherblume zu begießen Und alles Unkraut zu ertränken.
Auf!
Laßt uns nach Birnam ziehn.
(Alle ab im Marsch.)
Dritte Scene. Dunsinane.
Ein Zimmer im Schlosse.
Macbeth.
Der Arzt und Gefolge. Macbeth.
Bringt mir nicht mehr Bericht.
Laßt alle fliehn!
Bis Birnams Wald anrückt auf Dunsinane, Bleicht Furcht mich nicht.
Was ist der Knabe Malcolm?
Gebar ihn nicht ein Weib?
Die Geister, kundig
Der ird'schen Dinge, sprachen so zu mir: Sei ohne Furcht, Macbeth!
Kein Weibgeborner
Hat jemals Macht an dir. — Flieht, falsche Thans denn Und mischt euch unter Englands Weichlinge. Mein Herrschersinn, das Herz, das in mir schlägt, Sinkt zweifelnd nicht, noch wird's von Furcht bewegt. Ein Diener tritt ein. Der Teufel schwärze dich, milchweißer Lümmel! Wie kamst du zu dem Gänseblick? Diener. Zehntausend Sind da, Herr, —
s. Aufzug. 3, Scene.
109 Macbeth.
Gänse, Schuft? Diener. Soldaten, Herr. Macbeth. Äeib dein Gesicht und streich roth deine Furcht an, Bleichsüchtiger Bursch! Tod deiner Seele!
Soldaten? Wie? Du Lump?
Solche Leinwandbacken
Sind Feigheitsräthe.
Was, du Milchgesicht,
Was für Soldaten? Diener. Englands Macht, erlaubt. Macbeth. Schaff dein Gesicht fort! — Seyton! — Uebel wird mir, Betracht' ich — Seyton, sag' ich — Dieser Stoß Hebt mich für immer oder stürzt mich jetzt. Ich lebte lang genug. Mein Lebenspsad Geht abwärts in das dürre, gelbe Laub: Und was Geleit dem Alter sollte sein — Gehorsam, Ehre, Liebe, Freund' in Menge — Ich darf darnach nicht aussehn.
Doch dafür
Fluch, zwar nicht laut, doch tief, Maulehre, Hauch, Was gern das arme Herz versagt' und nur Sich nicht getrauet. —
Seyton! Seyton. Was beliebt euch,
Mein gnäd'ger Herr? Macbeth. Wie steht es nun?
HO
5. Aufzug.
3. Sceok.
Septon. Bestätigt, Mein Fürst, ist Alles, was gemeldet ward. Macbeth. Ich fechte, bis das Fleisch mir von den Knochen Gehackt ist.
Gieb mir meine Rüstung. Septon. Herr,
Jetzt ist es noch nicht noth. Macbeth. Ich will sie-anthun. Mehr Reiter sendet aus, jagt durch das Land rings. Henkt, was von Furcht spricht. Gieb mir meine Rüstung.— Wie geht es eurer Kranken, Doctor? Arzt. Nicht so krank, Herr, als gequält von schweren Phantasten; Die rauben ihr die Ruh. Macbeth. Heilt sie davon! Kannst du nicht helfen einem kranken Geist, Ausziehn tief wurzelnd Leid aus dem Gedächtniß, Verlöschen in das Hirn geschriebne Qual Und mit Vergefsens süßem Gegengift Die bedrückte Brust befrein von bösem Druck, Dev ihr das Herz belastet? Arzt. Darin muß Der Kranke selbst sich helfen.
5. Aufzug. 3. Scene.
Hl Macbeth. Wirf die Mittel
Den Hunden vor! Ich will davon nichts. —
Komm!
Leg mir die Rüstung an, gieb her den Stab. Seyton, send' aus — Doctor, die Thaus entflieh» mir — Komm, Bursch, geschwind! —
Könnt'st, Doctor, du das Wasser
Dem Land besehen, seine Krankheit finden, Es reinigen zu vollem, früherm Wohlsein: Ich wollte dich lobpreisen vor dem Echo, Daß es dich wieder lobpries —
Fort dieß, sag' ich! —
Was für Rhabarber, Senna, Reinigungstrank, Führt diese Britten ab? — Hörst du von ihnen? Arzt. Ja, eure königliche Rüstung, Herr, Macht, daß wir etwas hören. Macbeth. Bringts mir nach! Nicht fürcht ich Gift noch Tod!
Erst muß ich sehn,
Daß Birnams Wald herkommt nach Dunsinane.
(Ab.) Arzt. Wenn ich aus Dunsinane doch glücklich wär! Mich zög Gewinn wohl schwerlich wieder her.
(Ab.)
5, Aufzug. 4. Scene.
112
Vierte Scene. Wald.
Trommeln und Fahnen. Malcolm, Siward, Macduff,
Siwards Sohn, Menteth, Cathneß, Angus, Lenvr, Rosse, Soldaten in Marsch. Malcolm. Ich hoffe, Vettern, nahe sind die Tage, Wo unsre Kammern sicher sind. Menteth. Wir zweifeln nicht. Siward. Wie heißt der Wald vor uns? Menteth. Der Birnamwald. Malcolm. Laßt jeden Krieger einen Zweig sich abhaun Und vor sich tragen. So beschatten wir Die Zahl des Heers und machen die Entdeckung Irr im Bericht von uns. Soldaten. Es soll geschehn. Siward. Man hört nur, trotzig liegt der Wütherich In Dunsinane und will dort die Belag'rung Aushalten. Malcolm. Das ist seine stärkste Hoffnung. Denn, wo sich nur Gelegenheit gezeigt,
5. Aufzug.
113
5. Scene.
Hat Groß und Klein sich gegen ihn empört, Und Niemand dient ihm, als gezwungen Volk, Deß Herzen auch ihm ftemd sind. Macduff. Sparen wir Des Tadels Recht zum sichern End' und legen Nur wackern Kriegsmuth an. Siward. Es naht die Zeit, Die uns mit richtiger Entscheidung lehrt, Was Jeder schuldet und was ihm gehört. Der Seele Denken giebt nur Hoffnungschein; Doch sichern Ausgang muß das Schwert verleihn. Ihm zu, rückt vor zum Kampfe! (Alle gehen ab.)
Fünfte Scene. Im Schlosse zu Dunsinane.
Macbeth, Seyton und Soldaten mit Trommeln und Fahnen treten auf.
Macbeth. Hängt unsre Banner auf die äußern Mauern! Stets heißt's: sie kommen!
Unsres Schlosses Stärke
Lacht Hohn auf die Belagrung: laßt sie liegen, Bis Hungersnoth und Fieber sie verzehrt. Verstärkten nicht sie, die mit uns sein sollten:
8
Ü4
5. Aufzug.
5. Scene.
Wir griffen dreist sie an, Bart gegen Bart, Und peitschten sie nach Haus.
(Weibergeschrei hinter der Scene.) Was giebt's für Lärm? Seyton. Es ist Geschrei von Weibern, gnädger Herr. Macbeth. Ich habe fast der Furcht Geschmack vergessen. Die Zeit ist hin, wo meine Sinn' erstarrten, Hört ich ein Nachtgeschrei und wo mein Haar Bei einem Unglückswort sich sträubt' und aufstand,
Als wenn es lebt'. Ich habe mit den Schrecken Zu Nacht mich satt gegessen: Graus, vertraut Mit meinen Mordgedanken, kann mich nicht mehr Erschüttern. — Weshalb schrien sie? Seyton. Herr, die Königin Ist todt. Macbeth. Sie hätte später sterben sollen: Dann gab's wohl eine Zeit für solch ein Wort. Dieß Morgen, Morgen und wieder Morgen kriecht Mit seinem kleinen Schritt von Tag zu Tag Zur letzten Sylbe der verschriebnen Zeit, Und unsre Gestern alle leuchteten Narren Den staubigen Todesweg. —
Aus, kurzes Licht!
Ein wankender Schatt' ist Leben nur, ein armer Schauspieler, der sein Stündchen auf der Bühne Sich spreizt und lärmt und dann nicht mehr gehört wird.
5. Aufzug, s. Scene.
115
Ein Märchen ists, von einem Tropf erzählt, Voll Lärm und Wüthen und bedeutet nichts. Ein Bote tritt auf. Du willst die Zunge brauchen: schnell!
Die Sache!
Bote. Mein gnäd'ger Herr, Ich sollte melden, was ich sag', ich sah's; Indeß ich weiß nicht, wie ich's soll. Macbeth. Gut, sag es. Bote. Indem ich auf dem Hügel stand, als Wache: So sah ich hin nach Birnam und, mich dünkt, Der Wald fing an, zu gehn.
Macbeth (schlägt ihn). Du Lügner, Schurke! Bote. Laßt euren Grimm mich treffen, ists nicht so. Von hier drei Meilen könnt ihr sehn, er kommt: Ich sag', es rückt ein Wald an. Macbeth. Wenn es falsch ist: So hängst du lebend an dem nächsten Baume, Bis Hunger dich verdorrt.
Sprichst du die Wahrheit:
So gilts mir gleich, thust du mir eben so. — Ich ziehe den Muth ein und den Doppelsinn Des Teufels ahn' ich, der die Lüge sagt,
8*
5. Aufzug.
116
6. Scene.
Wie Wahrheit: Fürchte nichts, bis Birnams Wald Nach Dunsinane kommt und nun kommt ein Wald Nach Dunsinane! — Zum Schwert, zum Schwert! Hinaus! Wenn das, was er behauptet, Wahrheit wär: Gäb's weder Flucht von hier, noch bleiben mehr. Es ekelt mich, der Sonne Licht zu sehn: O, möchte nun das Weltall untergehn! — Sturm läutet! — Schnaube Wind! Komm an, Verderben! Zum wenigsten im Harnisch will ich sterben. (Alle ab.)
Sechste
Scene.
Ebne vor dem Schlosse.
Trommeln und Fahnen.
Malcolm, Siward, Macduff
und ihr Heer mit Zweigen.
Malcolm. Jetzt, nah genug, werft euer Laubdach nieder Und zeigt euch, wie ihr seid.
Ihr, würd'ger Ohm
Mit meinem Vetter, eurem edlen Sohne, Führt unsre erste Schlacht; der würdige Macduff besorgt mit uns, was sonst zu thun bleibt Nach unsrer Anordnung. Siward. Gehabt euch wohl! Begegnen wir des Wüthrichs Heer zu Nacht: So schlag' er uns, bestehn wir nicht die Schlacht.
5; Aufzug.
117
7. Scene.
Macduff. Laßt alle Hörner schmettern!
Stoßt hinein,
Damit sie Blut und Tod verkündend schrein.
(Alle ab. Schlachtlärm.)
Siebente Scene. Bin. andrer Theil des Feldes vor dem Schlosse.
Macbeth tritt auf. Macbeth. Sie haben mich an einen Pfahl gebunden: Ich kann nicht flieh», muß wie ein Bär den Gang Durchkämpfen. —
Wer ist, den kein Weib gebar?
Ihn fürcht' ich, keinen sonst. Der junge Siward tritt auf. Der junge Siward. Wie ist dein Name? Macbeth. Du zitterst, hörst du ihn. Der junge Siward. Nein!
Nenntest du auch einen heißem Namen,
Als einen in der Höll'. Macbeth. Ich bin Macbeth. Der junge Siward. Nicht Satan selbst könnt einen Namen nennen, Verhaßter meinem Ohr.
118
5. Aufzug.
7. Scene.
Macbeth. Noch schrecklicher! Der junge Siward. Du lügst, abscheulicher Wütherich!
Mein Schwert
Beweist dir deine Lüge. (Sie fechten.
Der junge Siward fällt.)
Macbeth. Dich gebar ein Weib! Von Waff' und Schwertern lach' ich der Gefahr, Wenn sie ein Mann schwingt, den ein Weib gebar. lAb.)
Getümmel.
Macduff tritt auf. Macduff.
Dort ist t>er Lärm. —
Zeig, Wüthrich, dein Gesicht!
Fielst du, von mir nicht wund: mich plagten immer Die Geister meines Weibs und meiner Kinder. Ich kann nicht fechten gegen arme Kernen, Die in der Faust für Lohn die Speere tragen: Nur du, Macbeth!
Sonst steck' ich, unzerhackt,
Mein Schwert ein, thatenlos. —
Dort mußt du sein.
Vom größten Range schreit der große Lärm Dort einen aus; laß mich ihn finden, Glück! Mehr bitt' ich nicht. Getümmel.
(Ab.
Getümmel.)
Malcolm und der alte Siward treten auf. Siward.
Hierher, mein Fürst!
Das Schloß ergab sich willig;
Des Wüthrichs Volk kämpft auf den beiden Seiten. Wohl halten sich die edlen Thans im Kampf; Der Tag erklärt sich schon beinah für uns, Und wenig ist zu thun.
H9
5. Aufzug. - 7. Scene.
Malcolm. Wir haben Feinde Getroffen, die vorbei haun. Siward. Geht in's Schloß, Herr. (Gehen ab.) Getümmel.
Macbeth tritt auf. Macbeth.
Was sollt' ich doch den römischen Narren spielen Und sterben durch mein eigen Schwert?
So lang' ich
Noch Leben sehe, sind die Streiche besser An ihnen angebracht. Macduff tritt auf.
Macduff. Steh, Höllenhund! Macbeth. Von allen Menschen mied ich dich allein: Fort! Meine Seel' ist schon zu schwer beladen Mit Blut der Deinen. Macduff. Ich habe keine Worte; Mein Schwert ist meine Stimme.
Schurke, blutger,
Als Wort' es sagen! (Sie fechten.)
Macbeth. Du verlierst die Mühe. Du triffst so leicht mit deinem scharfen Schwert Die flüchtge Luft, als mich es blutig haut. Laß Helm' es spalten, die verwundbar sind:
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5. Aufzug. 1. Seen«.
Mein Leben ist verzaubert, daß es keinem Vom Weib gebvrnen weicht. Macduff. An deinem Zauber!
Verzweifle denn Laß dir von dem Engel,
Dem, du von je dienst, sagen: vor der Zeit Schnitt man Macduff aus seiner Mutter Leib. Macbeth. Fluch auf die Zunge, die mir das verkündet! Sie lähmt in mir der Mannheit besten Theil. Trau diesen Gaukelteufeln keiner mehr, Die mit dem Doppelsinn uns hintergehn, Die der Verheißung Wort dem Ohre halten, Und es der Hoffnung brechen! —
Ich will mit dir
Nicht fechten. Macduff. So ergieb dich, feige Memme, Und leb', ein Gafferschauspiel für die Welt! Wir wollen dich gemalt, als seltnes Unthier, Am Pfahl aufhängen und darunter schreiben: Seht hier den Wüthrich! Macbeth. Ich will mich nicht ergeben, Des Knaben Malcolm Fuß im Staub zu küssen Und von des Pöbels Fluch gehetzt zu werden. Ob Birnams Wald auch kam nach Dunsinane, Und du mich angrifft, den kein Weib gebar: Versuch' ich doch das Letzte.
Vor den Leib
Werf ich den Schild: Fall aus, Macduff und Fluch Dem, der zuerst ruft: Halt! Es ist genug.
(Sie gchen fechtend ab.)
5. Aufzug.
Rückzug.
7. Scene.
121
Trompeten.
Mit Trommeln und Fahnen treten auf
Malcolm, Siward, Rosse, Lenor, Angns, Cathneß, Menteth und Soldaten. Malcolm. Wenn doch die Freunde kämen, die noch fehlen! Siward. Es mußten Einige drauf gehn und doch seh' ich, Wohlfeil ist dieser große Tag erkauft. Malcolm. Es fehlt Macduff und euer edler Sohn. Rosse. Eu'r Sohn, Herr, hat des Kriegers Schuld bezahlt: Er lebte nur, bis er ein Mann geworden. Sobald er dieß durch seinen Muth bewährt, Durch unverzagt Stand halten, wo er focht: So starb er, als ein Mann. Siward. So ist er todt? Rosse. Ja, und vom Schlachtfeld weggebracht.
Ihr müßt
Nach seinem Werth nicht eure Trauer messen: Sonst wär sie endlos. Siward. Hat er die Wunden vorn? Rosse. Ja, in der Stirn. Siward. So sei cr Gottes Krieger! Wenn ich so viele Sohn' als Haare hätte:
122
5. Aufzug.
7. ©Cent;
Ich wünschte keinem einen schönern Tod. Sei dieß sein Gradgesang. Malcolm. Mehr Leid verdient er, Und das will ich ihm weihn. Siward. Nicht mehr verdient er. Wohl schied er, heißt'S, und zahlte seine Rechnung: So gnad' ihm Gott! —
Hier kommt ein neuer Trost.
Macduff tritt auf.
Macduff. Heil König!
Denn du bist es.
Verfluchtes Haupt!
Sieh des Wüthrichs
Dort steht's!
Die Zeit ist frei.
Ich sehe rings um dich des Reiches Perlen: Sie sprechen meinen Gruß in ihrem Herzen, Der, wünsch' ich, laut mit meinem Ruf ertöne: Heil, König Schottlands! (Trompetenstoß.)
Alle. Schottlands König Heil! Malcolm. Wir wenden nicht viel Zeitausgad' erst auf, Eh wir mit euer aller Liebe rechnen Und uns mit euch ausgleichen.
Vettern, Thaus,
Seid Grafen setzt, die ersten, welche Schottland Mit solcher Ehre nennt.
Was mehr zu thun ist,
Das neu gepflanzt muß werden mit der Zeit: Als heimzurufen fern verbannte Freunde, Die flohn die Schlingen wacher Tyrannei,
5. Aufzug.
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7. Scene.
Hervorzuziehn die grausamen Gehülfen Des todten Schlächters und seiner satansgleichen Gattin, die selbst sich, heißt'S, mit blutger Hand Das Leben nahm — dieß und was sonst als noth uns In Anspruch nimmt — so Gnad' uns Gott verleiht — Vollbringen wir nach Maß und Ort und Zeit. So, Dank euch und wir laden all' euch ein, Bei unserm Krönungsfest in Scone zu sein. (Trompetenstoß.
Alle ab.)