Shakspeare’s dramatische Werke: Teil 4 Der Kaufmann von Venedig [Reprint 2021 ed.] 9783112408964, 9783112408957


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Shakspeare’s dramatische Werke: Teil 4 Der Kaufmann von Venedig [Reprint 2021 ed.]
 9783112408964, 9783112408957

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Shakspeare's

dramatische Werke, übersetzt

von

August Wilhelm Schlegel.

Vierter

Theil.

Berlin, bei

Johann

Friedrich

r 7 9 9-

Unger,

Der Kaufmann von Venedig.

Personen. Oer Doge von Venedig. Prinz von DKarorro,"| . . L . J. Freyer der P-rzia. Prinz von 2trragon, J

Antoni o, der Kaufmann von Venedig.

Dassanio, fein Freund. S ota n i o, Salarino, >§^eunde des Antonio. Graziano,^

Lorenzo, Liebhaber der Jessica.

S Hy lock, ein Jude.

Lu bat, ein Jyde, sein Freund. Lanzetot Gobbo, Shytockü Diener. Oer alte Gobbo, Lanzelots Date^.

S ater io, ein Bote von Venedig. Leonardo, Bassanio'ö Diener.

Balthasars ~ x , > Porzia's Diener.

Stephans,j

6

P orzi a, eine reiche Erbin. ZTerissa, ihre Begleiterin.

Jessica, Shylockö Tochter. Senatoren von Venedig, Beamte des Gerichts­ hofes, Gefangenroarter, Bedienten und andres Gefolge.

D ir Szene ist theils zu Venedig, theils zu Belmont,

Porzia's Landsitz.

Erster Aufzug.

Erste

Szene.

$ r n e b i g, eine V t e a - e.

$lntirrtip,

Scrla rin o un$ Solanip treten auf.

2( n t p n i a. fürwahr, ich weiß nicht was mich traurig machtIch bin es satt; ihr sagt, das seyd ihr auch. Doch wie ich dran kam, wip mirs angeweht; Don was für Stoff es ist, woraus erzeugt.

Das soll ich erst erfahren.

Und solchen Dummkopf macht aus mir die Schwer«

muth.

Ich kenne mit genauer Noth mich selbst. Sa lari n o.

Eu'r Sinn treibt auf dem Ozean umher, 2Bo eure Galeonen, stolz besegel^

Wie Herrn und reiche Bürger auf der Flut,

Als wären sie das Schaugepräng dec See, Hinwegsehn über kleines Handelsvolk,

Das sie begrüßet, sich vyr ihnen neigt,

Vie sie vorbeyziehn mit gewebten SchwingenSp la n i y.

Herr, glaubt mir, hätt' ich so viel auf dem Spiel,

Das beste Theil von meinem Herzen wäre

Dey meiner Hoffnung auswärts. Immer würd' ich Gras pflücken, UN, den Zug des Winds zu sehn; Nach Häfen, Rhed' und Damm in Karlen gucken. Und alles, was mich Unglück fürchten ließ Für meine Ladungen, würd' ohne Zweifel

Mich traurig machen. Salarino. Mein Hauch, der meine Suppe kühlte, würde

Mir Fieberschauer anwehn, dacht' ich dran Wie viel zur See ein starker Wind kann schaden.

Ich könnte nicht die Sanduhr rinnen sehn. So dächt' ich gleich an Seichten und an Dänkc,

Sah meinen reichen HanS im Sande fest. Das Haupt bis unter feine Ribben neigend.

Sein Grab zu küffen.

Ging' ich in die Kirche

Und säh das heilige Gebäu von Stein, Sollt' ich nicht gleich an schlimme Felsen denken,

Oie an das zarte Schiff nur rühren dürfen. So streut es auf den Strom all sein Gewürz,

Und hüllt die wilde Flut in meine Seideb. Und kurz, jetzt eben dieß Vermögen noch,

Nun gar fern» mehr? Soll ich, daran zu denken, Gedanken haben, und mir doch nicht denken,

Daß solch ein Fall mich traurig machen würde? Doch sagt mir nicht-; ich weiß, Antonio

Ist traurig, weil er seines Handels denkt. Antonio.

Glaubt mir, das nicht: ich dank'es meinem Glück, Mein Vorschuß ist nicht Einem Schiff vertraut. Noch Einem Hrt i noch hängt mein ganz Ver­ mögen Am Glücke dieses gegenwärt'gen Jahrs:

Deswegen macht mein Handel mich nicht traurig. S o lanio.

So seyd ihr denn verliebt?

An to n io.

Pfui, pfui! Solanio. Auch nicht verliebt? Gut denn, so seyd ihr traurig, 25eil ihr nicht lustig seyd; ihr könntet eben

Auch lachen, springen, sagen: ihr seyd lustig.

Weil ihr nicht traurig seyd.

Nun, beym zwey-

köpf'gen Janus!

Natur bringt wunderliche Kauz' ans Licht. Der drückt die Augen immer ein, und lacht

Wie'n Staarmatz über einen Dudelsack;

IP Ein andrer von so fhuernt Angesicht,

Daß er die Zähne nicht zum Lachen wiese.

Schwör' Nestor auch, der« Spaß sey lachenswecth. Saffanto, Lorenz0 und Graziano tvmnvn.

Hier Fonfmf Bassani o, euer eVler Detter^ Graziano und Lorenzo: lebt nun wühl.

Wir lasten euch in besserer Gesellschaft.

>

Z w eyte Belmont.

Szene.

Ein Zimmer in Porzia'S Hause.

Porzia und Ilerissa kommen.

Porzia.

Auf meta Wott, Nen'ffa, meine kleine!person ist dieser großen Welt überdrüßig.

Netifsa. Ihr würdet es seyn, bestes Fräulein, wenn euer

so reichem Maße wäre,

Ungemach in eben euer gutes Glück ist.

als

Und" doch, nach allem was

ich sehe, stnd die eben so krank, die stch mit allzu­

viel überladen, als die bey nichts darben.

Es ist

also kein mittelmäßiges Loos im Mittelstände zu

seyn.

Überfluß kommt eher zu grauen Haaren,

aber Auskommen lebt langer. Por;ta.

Gute Sprüche, und gut vorgetragen. Dteriffa. Gut befolgt, wären sie Besser.

Porzia. Wäre 2hun so leicht, als Wissen was gut zu thun ist.

>7 ist so wären Kapellen Kirchen geworden» and ar­

mer Leute Hütten Fürstenpatäste.

Dee ist ein gip

ter Prediger, der feine eignen Ermahnungen befolgt: —

seyn,

ich kann leichter Zwanzig lehren, was

thun ist,

gut zu

von den Zwanzigen

als einer

und meine eignen Lehren befolgen»

Das

Gehirn kann Gesetze für das Blut ausstnnen; aber

eine hitzige Natur

springt über eine kalte 23pr*

schrist hinaus.

Solch ein Hase ist Tollheit,

junge Mensch,

daß er weghüpft über

des Krüppels guter Rath.

der

das Netz

Aber dieß Vernünfteln

hilft mit nicht dazu, einen Gemahl zu wählen. —

D über das Wort wählen! wählen wen ich will;

Ich

kann weder

noch ausschlagen wen ich

nicht mag: so wird der Wille einer lebenden Toch­ ter durch den letzten Willen Sines todten Vaters gefesselt.

Ist es nicht hart, Nekissa, daß \d) nicht

Einen wählen und doch kernen ausschlagen darf?

Nerissa. Euer Vater war allzeit tugendhaft, und fromme Männer haben im Tode gute Eingebungen: also^

wird die Lotterie, die er mit diesen drey Kästchen

von Gold, Silber und Bley ausgesonnen hat, daß" der, welcher seine Meinung trifft, euch erhält, ohne

Zweifel

von

niemanden

recht getroffen

als von einem den ihr recht liebt. Grad von Zuneigung fühlt Dierter Thl.

Aber welchen

ihr gegen

25

werden,

irgend ei»

nen der fürstlichen Freyer-, die schon gekommen usid?

Porzia.

Ich bitte -ich,

n^yne sie her:

wie dar sie nennst

will ich sie beschreiben,, und von meiner Deschrer-

bung schließe auf meine Zuneigung. Nerissa. Zuerst ist da der Neapolitanische Prinz.

PorziaDas ist ein wildes Füllen, in der That. Er spricht

von nichts als seinem Pferde, und bildet sich nicht

wenig auf seine Talente ein, daß er es selbst be­ schlagen

kann.

Ich fürchte sehr, seine gnädige

Frau Mutter hat es mit einem Schmidt gehalten. Nerissa.

Ferner ist da der Pfalzgraf. Porzia.

Er thut nichts wie Stirnrunzeln, als wollt' er sa­ gen: wenn ihr wich nicht haben wollte so laßt's*

Er. hört lustige Geschichten an,

und lächele nicht.

Ich fürchte, es wird der weinende Philosoph ans

ihm, wenn er alt wird, da ec in seiner Jugend so unhöflich finster sieht. Ich möchte lieber.an einen

Todten köpf mit -em Knochen im Munde verheirather seyn, als an einen von diesen.

mich vor beyden!

Gott beschütze

Nerissa. Was sagt ihr denn zu dem Französischen Herrn, Monsieur le Bon ?

Porzia.

Gott schuf ihn, also laßt ihn für einen Menschen gelten.

Im E^nst,

ich weiß daß es sündtich ist

ein Spötter zu seyn; aber er! Ja dach, er hat ein besseres Pferd als der Neapolitaner;

eine beßre

schlechte Gewohnheit die Stirn zu runzeln als der Pfalzgraf; er ist jedermann und niemand.

Wenn

eine Drossel singt, so macht er gleich Luftsprünge;

er sicht mit seinem eignen Schatten.

Wenn ich

ihn nähme, so nähme ich zwanzig Männer; wenn

er mich verachtete,

so vergäbe ich es ihm.

denn

er möchte mich bis zur Tollheit lieben, ich werde es niemals erwiedern.

Nerjtfa.

Was sagt ihr denk zu Faulconbridge,, dem jungen Baron aus England?

Porziq.

Ihr wißt, ich sage nichts zu ihm, denn er versteht

mich nicht,

noch ich ihn.

ßr kann weder latei­

nisch, Französisch, noch Italiänisch; und ihr dürft

wohl einen körperlichen Eid ablegen, daß ich nicht für einen Heller Englisch verstehe.

Er ist eines

fernen Mannes Bild — aber ach'

wer kaun sich

mit einer stummen Figur unterhalten- Wie fettB 2

fam er gekleidet ist 5

Ich glaube,

WammS in Italien,

seine weiten Beinkleider in

er kaufte fein

Frankreich, seine Mütze in Deutschland, und sein Betragen allenthalben.

Nerissa. Was- haltet ihr von dem Schottischen Herrn, sei­

nem Nachbar? Porzia. Daß er eine christliche Nachbarnliebe an stch hat, denn er borgte eine Ohrfeige von dem Engländer

und schwor sie wieder zu bezahlen, wenn er im Stande wäre; ich glaube der Franzose ward sein

Bürge, und unterzeichnete für den andern. Nerissa. Wie gefällt euch der junge Deutsche, des Herzogs

von Hachsen Neffe?

potzia» Sehr abscheulich deS Morgens, wenn er nüchtern

ist; und höchst abscheulich des Nachmittags, wenn er betrunken ist.

Wenn er am besten ist, so ist ec

wenig schlechter als ein Mann,

und wenn er am

schlechtesten ist, wenig bester als ein Vieh.

Kom­

me das schliknnste was da will, ich hoffe, es soll

mir doch glücken ihn los zu werden. Neri ssa.

SBenn er sich erböte zu wählen,

und wählte das

rechte Kästchen, so schlügt ihr ab, eure* Vaters

SI

Villen zu thun, wenn ihr abschlügt ihn zu neh­

men. Porzia. Aus Furcht vor dem schlimmsten bitte ich dich also,

setze einen Römer voll Rheinwein auf das falsche

Kästchen: denn wenn der Teufel dann steckt, und diese Versuchung

ist von außen daran,

ich, er wild es wählen.

so weiß

Alles lieber, Rerissa, als

einen Schwamm heirathen. Ic e ri ssa.

Ihr braucht nicht zu fürchten, Fräulein,

einen von diesen Herrn bekommt;

daß ihr

ste haben mir

ihren Entschluß eröffnet, welcher in nichts andern,

besteht, als sich nach Haufe zu begeben, und euch

nicht mehr mit Bewerbungen lästig zu fallen, ihr müßtet denn auf eine andre Weise zu gewinnen

seyn, als nach eures Vaters Vorschrift in Anse­ hung der Kästchen.

Pvrzi a.

Sollte ich so alt werden wie Sibyllo, will ich doch so keusch sterben wie Oiana, wenn ich nicht dem

letzten Willen meines Vaters gemäß erworben wer­

de.

Ich bin froh, daß diese Partey Freyer so ver­

nünftig ist; denn es ist nicht einer darunter, nach

dessen Abwesenheit mich nicht sehnlichst verlangt, und ich bitte Gott, ihnen eine glückliche Reise zu verleihn.

trteriffa. Erinnert ihr euch nicht, Fräulein,

von eures Da»

ters Lebzeiten eine- Venezianers, eines Studirten

und Kavaliers,

der in Gesellschaft des Marquis

von Montserrat hieher kam? Porzia. Ja ja, es war Dassanio; so, denke ich, nannte er fich.

Nerissa. Ganz recht, Fräulein.

Don allen Männern, die

meine thörichten Augen jemals erblickt haben, war er eine schöne Frau am meisten werth.

Porzio.

Ich erinnre mich seiner wohl,

und erinnre mich,

daß er dein Lob verdient, (ein Diener kommt.) Nun, was giebt es neues?

Bedienter. Die vier Fremden suchen euch, Fräulein, um Ab­ schied zu nehmen; und es ist ein Vorläufer von

einem fünften da, vom Prinzen von Maroceo, der

Nachricht bringt,

daß sein Herr,

der Prinz, zu

I7acht hier seyn wird.

Porzia. Könnte ich den fünften mit so gutem Herzen will­ kommen heißen, als ich den vier andern Lebewohl

sage,

so wollte

ich mich

seiner Ankunft freuen.

Hat er das Gemüth eines Heiligen und das Ge»

-tüt eines Teufels, so wollte ich lieber er weihte mich als er freyte mich.

voran, Bursch. —

Komm, Neriffa. — Gehk

Derweil wir die Pforte hinter

einem Freyer verschließen,

klopft ein andrer at* n

Sie komme nicht in -einen Bruderstnn.

» Sey fröhlich, wende die Gedanken ganz » Auf Gunstbewerbung, und Bezeugungen

»Oer Liebe, wie sie dort dir ziemen mögen.«

Uli- hier, die Augen voller Thränen, wandt' er Sich abwärts, reichte seine Hand zurück, SDierttr Tht.

E

Und, als ergriff ihn wunderbare Rührung, Drückt' er Vastanio's Hand, so schieden sie. Sola ni o.

Ich glaub', er liebt die Welt nur seinetwegen.

Ich bitt euch, laßt uns gehn ihn aufzusinden.

Um seine Schwermuth etwas zu zerstreun. Auf ein' und andte Art. S a l a r i n o.

Ja, thun wir das.

(Beyde ab ) Neunte

Belmont.

Szene.

(Stn Z im nl ele in Porzta's Hauf».

Nerlssa kommt mit einem Bedienten. Nerissa.

Komm hurtig, hurtig, zieh den Vorhang auf! Der Prinz von Arragon hat seinen Eid

Gethan, und kommt sogleich zu seiner Wahl. Trompetenstoß.

Der Prinz von Arragon,

Porzia und beider Gefolge.

Porzia.

Schaut hin, da stehn die Kästchen, edlep Prinz:

Wenn ihr das wählet, das mich in sich faßt, Soll die Vermählung gleich gefeiert werden. Doch fehlt ihr, Prinz, so müßt ihr, ohne weiters, Im Augenblick von hier euch wegbegeben.

A trag o n.

Drey Dinge giebt -er Eid mir auf zu halte«.

Jum ersten, niemals jemand kund zu thun Welch Kästchen ich gewählt; sodann, verfehl' ich Das rechte Kästchen, nie in meinem Leben

Um eines Mädchens Hand zu werben; endlich, Wenn sich das Glück zu meiner Wahl nicht neigt,

Sogleich euch Lu verlassen, und zu gehn. Porzia. Auf diese Pstichten schwört ein jeder, der

Zu wägen kömmt um mein geringes Selbst. Arragoa.

Und so. bin ich gerüstet.

Glück, wohlauf

Nach Herzens Wunsch! —» Gold, Silber, schlechtes Bley.

mich erwählt, der giebt und wagt sein alles dran.«

Du müßtest schöner aussehn, eh' ichs thäte. Was sagt das goldne Kästchen? Ha, laßt sehn!

» Wer mich erwählt, gewinnt was mancher Mann begehrt.«

Was mancher Mann begehrt? — Dieß mancher meynt vielleicht

Oie Thorenmenge, die nach Scheine wählt, Nur lernend, was ein blödes Auge lehrt;

Oie

nicht ins Innre

eindringt, Schwalbe

E 2

und,

wie die

Im Wetter bauet an der Außenwand, Recht in der Kraft und Dahn des Ungefährs.

Ich wähle nicht, was mancher Mann begehrt. Weit ich nicht bey gemeinen Geistern Hansen,

Noch mich zu rohen Haufen stellen will. Nun dann zu dir, du silbern Schaftgemach!

Sag' mir noch 'mal die Inschrift, die du führst: "Wer mich erwählt, bekömmt so viel als er ver,

dient. « Ja, gut gesagt: denn wer darf darauf aUSgehn,

Das Glück zu täuschen und geehrt zu seyn, Den das Verdienst nicht stempelt? Maße keiner Sich einer unverdienten Würde an.

O würden Güter, Rang und Ämter nicht

Verderbter Weis' erlangt, und würde Ehre Durch Vas Verdienst des Eigners rein e kauft -

Wie mancher deckte dann sein bloßes Haupt! Wie mancher der bestehlt, gehorchte dann! Wie viel des Pökels würde ausgesondert

Aus reiner Ehre Saat! und wie viel Ehry Gelesen aus der Spreu, dem Raub der Zeit, Um nku zu glänzen? — Wohl, zu meiner Wahl'

-Wer mich erwählt, bekömmt so viel als er ver­

dient/«Ich halt' es mit Verdienst:

gebt mir dazu den

Schlüssel,

Uud unverzüglich schließt mein Glück hier aus.

Iu fang' gewerkt, für das was ihr -a findet. Arrag on. VaS giebt- hier?

Eines Gecken Dikd, der bkinzt,

ttnd mir 'nen Zettel reicht? Ich will ihn lesen.

£) wie so gar nicht gleichst du Porzien? Vie gar nicht meinem Hoffen und Verdienst! -Wer mich erwählt, bekömmt so viel als er »er*

dient.« Verdient ich nichts als einen Narrenkopf?

3ft das mein Preis? ist mein Verdienst nicht höher? Porzia.

fehlen und Richten sind getrennte Ämter,

lind die sich widersprechen. A r r a g o n.

Was ist hier?

"Siebenmal im Feu'r geklärt »Ward dieß Silber: so bewährt

»Ist ein Sinn, den nichts bethört. »Mancher achtet Schatten werthe »Dem ist Schattenheil beschert.

»Mancher Narr in Silber fährt, »So auch dieser, der euch lehrt. »Nehmet wen ihr wollt zum Weib,

»Immer trägt mich euer Leib: »Geht und sucht euch Zeitvertreib'«

7

Oes Midas harte Kost, dich will ich nicht; Noch dich, gemeiner, blckcher Botenläufer

Don Mann zu Mann; doch du, du magres Bley, Das «her droht als irgend was verheißt. Dein schlichtes Ansehn spricht beredt mich.an: Ich wähle hier» und sey es wohlgethan!

Pergia.

Wie jede Regung fort die Lüfte tragen? Als irre Zweifel, ungestüm Verzagen,

Und bange Schau'r, und blaffe Schüchternheit.

O Liebe, mäß'ge dich in deiner Seligkeit!

Halt ein, laß deine Freuden sanfter regnen; Zu stark fühl' ich, du mußt mich minder segnen,

Damit ich nicht vergeh'.

Bassanio öffnet -aö bveyery» Kästchen'. Was find' ich hier?

Oer schönen Porzia Bildniß? Welcher Halbgott Kam. so der Schöpfung nah? Regt sich dieß Auge?

Wie, oder schwebend auf der meinen Wölbung, Scheint es bewegt?

Hier find erschloßne Lippen,

Die Nektar-Odem trennt: so süße Scheidung Muß Zwischen solchen süßen Freunden seyn.

D«r Mahler frielte hier in ihrem Haar

Die Spinne, wob ein 9ie$, der Männer Herzen

*)u fangen, wie die Muck' im Spinngeweb. Doch ihre Augen — o wie konnt' er sehn

Üm sie zu mahlen? Da erieitiS gemahlt.

Dünkt Mich, es mußt' ihm feine Leyden-stehlen. Und ungepaart sich kaffen. -Doch seht, ft weit.

Die Wahrheit meine« Labe« diesem.Schatten

Zu nähe thut, da^etz ihn u>,terschäht» (5o weit läßt tiefe? Schatten hinter sich

Die Wkhrheiq selbst? zurücke

Hiev ist der Aettes,

Der Inbegriff und Auszug meines (Sludfa, » Ihr, dar iticht auf^SchÄn gesehn: »Wählt so recht> und trefft so schtzßi?

»Weil euch diese« Glück geschehn, -r Wollet nicht, nach Aaderm geh».

»Ist euch dieß.nach Wunsch gethan^ r> Und findt ihr Heil auf Dieser Bahn» >, Müßt ihr purrt '^iebsten nahn,

»Und sprecht mit holdem Kuß sie, an.* Ein ßeüodlich Blatt— erlaubt, n\em holdes Lebens ( er küßt sie)

Ich komm', aaf Schein, zu nehmen und zu gebetr. Wie, rtxcB um einen Preis mit Andern ringt.

Und glaubt, daß vor dem Volk sein Thun gelingt Er hürL den Beyfall, Iuhel schallt zu-n H^mmek; Im Geist benebelt, staunt ec -r—

Dieß Getümmel

Des Preises,« fragt er sich, »gilt es denn mir?

So, dreymal holdes Fräulein, steh' ich hier,

Noch zweifelnd, ob kein Trug mein Auge blsndt. Bis ihr bestätigt, zeichnet, anerkennt.

3*0x31 a. Ihr seht mich, Don Bassanio, wo ich stehe.

So wie ich bin: obschon,- für mich allein. Ich nicht ehrgeizig wär in meinem Wunsch,

Diel besser mich zu wünschen; doch, fürr euch^ Wollt' ich verdreyfacht zwanzigmal' ich selbst 'seyn,

Noch tausendmal so schön, Fehntausendmat So reich. —*

Nur um in eurer Schätzung hdch zu stehn Möcht' ich an Gaben, Reizen

Gütern, Freunden

Unschätzbar seyn; doch meine volle Summa Macht etwas nur: das ist^nn Bausch und Dogen, Ein unerzognes, ungelehrtes Mädchen,

Darin beglückt, daß sie" nvch nicht zu alt

Zum Lernen ist; noch glücklicher, daß sie

Zum Lernen nicht zu blöde ward gebohren. Am glücklichsten, weil sich ihr weich Gemüth Dem euren überläßt, daß ihr sie lenkt. Als ihr Gemahl, ihr Führer- und ihr König.

Ich selbst und was nur mein, ist euch und eurem Nun zugewandt; üoch eben war ich Eigner

Des schönen Guts- hier, Herrin meiner Leute,

Monarchin meiner selbst"; und eben- jetzt

Sind Hauch und Cent', pnd eben dieß Ach selbst Eu'r eigen, Herr, nehmt sie mit diesem Sing.

Doch trennt

euch von ihm, verliert, verschenkt 1h«,

So prophezey' es eurer kieke Fall,

Und sey mein Anspruch gegen euch zu klagen. Bassanio,.

Fräulejn, ihr

der Worte mich beraubt.

Mein Blut nur in den Adern spricht zu euch; Derwirrung ist in meinen Lebensgeistern, PZie sie nach einer wohlgesprochnea Diebe Don einem theuren Prinzen wohl im Kreis Der murmelnden zufriednen Äteng* erscheint.

Wo jedech Etwas, in einander fließend,

Zu einem Ehaos wird von nichts als Freude, Laut ober sprachlos. — Doch weicht dieser Sing

Don diesem Finger, dann weicht hier daS Leben, O dann sagt kühn, Dassanio sey tobt!

Nerissa. Mein Herr und Fräulein, je^t ist unsre Zeit,

Die wir dabey gestanden und bi* Wünsche Gelingen sehn, zu rufen: Freud' und Heil!

4

Habt Freud' und Heil, mein Fräulein und mein Hexr? Graziano. Mein Freund Laffanio und mein werthes Fräu-

fein.

68 Ich wünsch' euch,

was für Freud' i^r wünschen

könnt. Denn sicher wünscht ihr keine von ihtc weg.

Und wenn ihr benderseitS zu feyern denkt Den Austausch eurer Treue, bitt' ich euch«

Daß ich zugleich wich auch verbinden dürfe. Bassani o.

Don Herzen gern, kannst du ein Weib dir.schaffen. Graziano.

Ich dank' euch, Herr: ihr schafftet v^ir ein Weih

Mein Auge kann so hurtig schaun als eures; Ihr saht das Fräylxin, ich die Dienerin; Ihr liebtet unh ich liebte: denn Verzugs

Steht mip nicht bester an aft euch, Basianio.

Eu'r eignes Glück hing an den Kästchen dort. Und so auch meines, wie es sich gefügt. Denn werbend hier bis ich in Schweiß gerieth,

pnd schwörend, bis »nein Ggunr von Lixbesschwüreu

Ganz trocken war: ward ich zuletzt — geletzt Durch ein Versprechen dieser Schönen hier, Älir Liebe zu erwiedern, wenn eu'r Glück

Ihr Faulein erst gewönne. Porzia.

Jsts wqhr, Neriffa? Merissa.

Ja, Fräulein, wenn ihr euren Beyfall gebt.

8g

Laffanio. Und meynt ihrs, Graziano, recht im Ernst?

G raziano. Ja, aqf mMn Wort.

8 off an io.

Ihr ehrt durch eure Heirarh unser Fest. Graziano.

Mir wollen mit ihnen aus den

ersten Jungen

wetten, um tausend Dukatey. — L)och wer lammt hier? Lorenza urf> fein Heiden­

kind?

Die? und mein alter Landsmann, Freund (Säfcrto? Lorenzo, Jessica und .£) holder Oliver!

»O wackrer Oliver!

"Laß mich nicht hinter dir.« Rein: pa«t: dich fort!

Geh!

auf mein Wort,

Ich will nicht zur Lr uung mit dir. (Iaqurs, Probsiein und Küthchen ab»)

Ehrn Olivarius.

Es thut nichts. schen

Keiner von allen diesen -fantasti­

Schelmen zusammen soll mich aus meinem

Beruf herausnecken.

(ab.)

Vierte Szene. Der Wald. 2>or einer Hütte.

Rosalinde und Celia treten auf.

R o sa l i n de. Sage mir nichts weiter, ich will weinen.

Celia. Thu es nur, aber sey doch so weise zu bedenken,

daß Thränen einem DHiinn nicht anstehn. Rosa linde.

Aber habe ich nicht Ursache zu weinen?

Celia. So gute

Ursache

sich einer nur wünschen mag.

Also weine!

R o s a l i n d e.

Selbst sein Haar ist von einer falschen Farbe. Celia.

9iur etwas brauner als des

Judas

seine 5tüf|e stnd rechte ^udaskinder.

seins.

Ja,

p5o Rosalinde.

Sein Haar ist bey allem dem von einer hübschen Farbe.

Celia. Eine herrliche Farbe:

es geht nichts über Nuß-

braun.

R o s a l i n d e. Und seine Küsse find so voll Heiligkeit,

wie die

Berührung des geweihten Brodes.

Celia.

Er hat ein Paar abgelegte Lippen der Diana ge­ kauft;

eine Nonne von des Winters Schwester­

schaft küßt nicht geistlicher;

das wahre Eis der

Keuschheit ist in ihnen. Rosa li n de.

Aber warum versprach er mir diesen Morgen zu

kommen, und komm^ nicht? Celia.

Nein gewißlich,

es ist keine Treu und Glauben in ihm.

R o s a t i n d e. Denkst du das?

Celia.

Nun, ich glaube, er ist weder ein Beutelschneider noch ein Pferdedieb;

aber was seine Wahrhaftig­

keit in der Liebe betrifft,

so halte ich ihn für so

hohl als einen umgekehrten Becher oder eine wurm­

stichige Nuß.

t5i Rosa linde.

Richt wahrhaft in der LiVbe? Celia. Ja, wenn er verliebt ist, ober mich dünkt, -aS ist

er nicht. Ro sali n d e. Ou hörtest ihn doch hoch und theuer beschwören,

daß er es war. Celia. War ist nicht ist.

Auch ist der Schwur eines

Liebhabers nicht zuverläßiger als das Wort eines

Dierfchenken: nungen.

sie bekräftigen beyde falsche Rech,

Er begleitet hier im Walde den Herzog,

euren Dater. R o sa l i n d e.

Ich begegnete dem Herzoge gestern,

ihm viel rede stehn.

und mußte

Er frug mich, von welcher

Herkunft ich wäre; ich sagte ihm, von einer eben

so

guten als er:

er lachte und ließ mich gehn.

Aber was sprechen wir von Vätern, so lange ein Mann wie Orlando in per Welt ist? Celia. O

das ist ein tapfrer Mann.'

Er macht tapfre

Verse, spricht tapfre Worte, schwört tapfre Eide, und bricht sie tapferlich der Quere, grade vor sei­

ner Liebsten Herz, wie ein jämmerlicher Turnirer,

dec sein Pferd nach Einer Seite spornt, seine Lanze

s5a zerbricht.

Aber oUed ist tapfer, wo Jugend oben

auf sitzt und die Zügel lenkt. Corinnas kommt. C o r i' n n u s.

Mein Herr und Fräulein, ihr befragtet oft Mich um den Schäfer, .welcher Liebe klagte. Den ihr bey mir saht styen auf Dem Rasen, Wie er die übermüth'ge Schaf rin pries,

Die seine Liebste war. Celia. Was ist mit ihm?

Co rin n u S. Wollt ihr ein Schauspiel sehn, wahrhaft gespielt

Don treuer Liebe blassem Angesicht, Und rother Glut des Hohns und stolzen Unmuths: Geht nur ein Eckchen mit, ich führ' euch hin. Wenn ihrs beachten wollt.

Rofalinde. O kommt! gehn wir dahin:

Verliebte sehen, nährt Verliebter Sinn. Dringt und zur Stell', und giebt es so das Glück,

So spiel' ich eine Roll' in ihrem Stück. (Alle ab.)

Fünfte «in

andrer

Szene. des

Sb eil

Waldes.

Silvius und Phöbe treten äuf.

Silviu s?

Höhnt mich nicht, liebe Phöbe! ThutS nicht, Phöbe!

Ccigf, daß ihr mich nicht liebt, doch sagt es nicht Mit Bitterkeit. ter Henker, dessen Herz

Oes Tods gewohnter Anblick doch verhaftet. Fällt nicht das Beil auf den gebeugten Nacken,

Dis er fich erst entschuldigt. Seyd ihr strenger.

Als der von Tropfen Dljits sich nährt und kleidet? Rosalinde,

Celia

und

Corinnas

kommen in der Entfernung.

Phöbe.

Ich möchte keineswegs dein Henker seyn, Ich stiehe dich, um dir kein Leid zu thun. Du sagst mir, daß ich Mord im Auge trage:

'S ist artig in der That, und steht zu glauben,

Oaß Augen, diese schwächsten, zartsten Dinger,

Oie feig ihr Thor vor Sonnenstäubchen schließen, Tyrannen, Schlachter, Mörder sollen seyn.

Ich seh' dich finster an von ganzem Herzen: Verwundet nun mein Aug, so laß dichs tödten. Thu doch als kämst du um! so fall doch nieder!

Und kannst du nicht:

pfui!

schäm' dich, so zu

lügen,

254 Und sag nicht, meiye Augen seyen Mörder.

Zeig doch die Munde, die mein Aug dir machte.

Ritz dich mit einer Nadel nur, so bleibt

Die Schramme dir; lehn dich auf Binsen nur,

Und es behalt den Eindruck deine Hand Auf einen Augenblick: allein die Augen,

Womit ich auf dich blitzte, thun dir nichts, Und sicher ist auch keine Kraft in Augen

Die Schaden thun kann. Srlvrus.

O geliebte Phöbe!

Begegnet je — wer weiß wie bald dieß je! — Auf frischen Wangen dir der Liebe Macht: Dann wirst du die geheimen Wunden kennen

Dom scharfen Pfeil der Liebe. Phöbe.

Doch, bis dahin Komm mir nicht nah,

und wenn

die Zeit ge­

kommen. Kränk mich mit -einem Spott; sey ohne Mitleid, Wie ich bis dahin ohne Mitleid bin.

Rosatinde tritt »er. Warum? ich bitt' euch? -— Wer war eure Mutter,

Daß ihr -en llnglücksel'gen krankt und höhnt, Und was nicht alles? Hättet ihr mehr Schönheit

(Wie ich doch wahrlich mehr an euch nicht sehe.

Als ohne Licht — im Finstern geht zu Bett

Müßt ihr deswegen stolz und fühlloü seyn? Mas heißt das?

Warum blickt ihr so mich an?

Ich seh' nicht mehr an euch, als die Natur Auf Kauf zu machen pflegt.

So wahr ich lebe!

Sie will auch meine Augen wohl bethören? Nein, wirklich, stolze Dame! hofft das nicht.

Nicht euer Nabenhaar, Kohlschwarze Brauen, Glaskugel-Augen, noch die Milchrahm-Wange, Kann mich zu Euer Gnaden Sklaven machen. —

O blöder Schäfer, warum folgt ihr ihr. Wie feuchter Süd, von Wind und Negen schweb,

lend? Ihr seyd ja tausendfach ein hübsch'rer Mann Als sie ein Weib.

Dergleichen Thoren füllen

Oie Welt mit eigenstnn'gen Kindern an.

Oer Spiegel nicht, ihr seyd es, der ihr schmeichelt:, Sie steht in euch stch hübscher abgespiegelt. Als ihre Züge ste erscheinen lassen. —

Doch, Fräulein,

kennt euch selbst, fallt auf die

Knie, Dankt Gott mit Fasten für nen guten Mann;

Denn als ein Freund muß ich ins Ohr euch sa­ gen: Verkauft euch bald, ihr seyd nicht jedes Kauf. Liebt diesen Mann! steht ihm als eurem Retter!

Am häßlichsten ist Häßlichkeit am Spötter. —

So nimm ste zu dir, Schäfer.

Lebt denn wohl!

Phöbe.

O holder Jüngling, schilt ein Jahrlang so! Dich hör' ich lieber schelten, als ihn werben.

Rosalinde. Er hat sich in ihre Häßlichkeit verliebt, und sie

wird sich in meinen Zorn verlieben.

Wenn das

ist, so will ich sie mit bittern Worten pfeffern, f? schnell sie dir mit Stirnrunzeln antwortet. — Warum seht ihr mich so an? Phobe.

Aus üblem Willen nicht. Rosa li n d e.

Ich bitt' euch sehr, verliebt euch nicht in mich. Denn ich bin falscher als Gelübd' im Trunk. Zudem, ich mag euch nicht.

Sucht ihr etwa mein

Haus: S ist hinter den Oliven, dicht bey an.

Wollt ihr gehn, Schwester? —

Schäfer, setz' ihr

zu. — Komm, Schwester? — Seyd ihm günst'ger, Schä­

ferin,

Und seyd nicht stolz; könnt' alle Welt euch sehn. So blind wird keiner mehr von hinnen gehn. Zu unsrer Heerde, kommt!

(Rofatinde und Celia ab.) Phöbe.

O Schäfer! nun kommt mir dein Spruch zurück: »23er liebte je, unb nicht beym ersten 23M?«

Si lviuS.

2§7 Silvius.

Geliebte Phöbe, — Phöbe. Ha, was sagst du, Silvius? Silvius.

Beklagt mich, liebe Phöbe. Phöbe. Ich bin um dich bekümmert, guter Silvius.

Silvius. Wo die Dekümmerniß, wird Hülfe seyn. Seyd ihr um meinen Liebesgram bekümmert: Gebt Liebe mir; mein Gram und euer Kummer

Sind beyde dann vertilgt. Phöte.

Du hast ja meine Lieb': ist das »icht nachbarlich?

Silvius. Dich mhcht' ich haben.

Phöbe. Ey, das wäre Habsucht. Oie Zeit war, Silvius, da ich dich gehaßt;

Es ist auch jetzt nicht so, daß ich -ich liebte. Doch weil du kannst so gut von Liebe sprechen. So duld' ich deinen Umgang, -er mir sonst

Verdrießlich war, und bitt' um Dienste dich.

Allein erwarte keinen andern Lohn

Als deine eigne Freude mir zu dienen.

23terfrr Thl.

R

SilviuS.

60 heilig und so groß ist meine Liebe,

Und ich in solcher Dürftigkeit an Gunst, Daß ich es für ein reiches Theil muß hatten.

Die Ähren nur dem Manne nachzulesen.

Dem volle Ernte wird.

Verliert nur dann und

wann Ein stüchtig Lächeln: davon will ich leben.

P h ö b e. Kennst du den jungen Mann, der mit mir sprach?

Silvius.

I7ichk sehr gendu, doch traf ich ost ihn an. Er hat die Weid' und Schäferey gekauft. Die sonst dem alten Carlot zugehört.

Phöbe. Denk nicht, ich lieb' ihn weil ich nach ihm frage.

S ist nur ein kecker Bursch, — doch spricht er

gut; Frag' ich nach Worte«? — doch thun Worte gut.

Wenn, der sie spricht, dem, der sie hört, gefällt. Es ist ein hübscher Junge, — nicht gar hübsch;

Doch wahrlich»

er ist stolz, — zwar steht sein Stolz ihm:

Er wird einmal ein feiner Mann.

Das Beste

Ist fein Gesicht, und schneller als die Zunge Verwundete, heilt' es sein Auge wieder.

Er ist nicht t&en groß, doch für sein Alter groß;

SS9 Sei« Dein ist nur so so, doch macht stchs gut; Es war ein lieblich Roth auf feinen Lippen, Ein etwas reiferes und stärkres Roth Als auf den Wangen: just der Unterschied,

Wie zwistheü dunkeln und gdsi/rengten Rosen.

Es giebt der Weiber, Silvius, hätten ste Ihn Stück für Stück betrachtet, so wie ich.

Sie hatten sich verliebt; ich, für mein Theil,

Ich lieb' ihn nicht, noch Hast' ich ihn, und doch Hätt' ich mehr Grund zu Haffen als zu lieben. Denn was hatt' er für Recht, mich auszuschelten? Er sprach, mein Haar sey schwarz,

mein Auge

schwarz.

Und wie ich mich entsinne, höhnte mich.

Mich wunderes, daß ich ihm nicht Antwort gab. Schon gut!

Verschoben ist nicht aufgehoben;

Ich will ihm einen Brief voll Spottes schreiben. Du sollst ihn zu ihm tragen; willst du, Silvius.

SllvZuS. Phöbe, von Herzen gern.

Phöbe.

Ich schreib' ihn gleich. Der Inhalt liegt im Kopf mir und im Herzen, Ich werde bitter seyn, und mehr als kurz. Komm mit mir, Silvius.

(av.)

R 2

g6b

Vierter 25 u f z u g.

Erste Szene. Der Wtl».

DtofoTin be, 6etia unb Zaque« irrte» ans, Jaq ues. J«h Bitte dich, dtftgfr jtrtigee Mktisch, laß un»

besser mit einander bekannt werden, dtofäfrirfr e. Stt

ihr wärt tfrt Nrelanchokischek Äesell. J^^es:

OaS bin ich: ich mag es liebet styN aX$ lachen.

Runr?

Rosa linde. 2ey mein ent Leben, sie wird eS machen wle ich. Orlando

O, sie ist aber klug. Rosalinde.

Sonst hätte sie nicht den: WH dazu? Je klüger, desto v^rkehrteL . Versperrt, ^em Witz eine- Wok

bes die Thüren, so muß er zum Feaster chinau-j macht das zu, so fährt er» au- dem Schlüsselloch;

verstopfts das- so fliegt er mit -eck Rüüch atr« denj

SchordsteiL. DrLd nb-o. Ein Mann, -er eine^Frdu mit so viel Witz hätte,

konnte fragen: »Witz, wo ^willst du-mit der Fbau hin? «

Rosatiadre.

Vein, da» könntet ihr versparen» bU ihr den Witz eurer Frau

auf

dem Wege zu eures lllachbars

Dect an träft. Orlando.

Welcher Witz hätt» Witz genug, das zu entschul­ digen ?

P7o

Rosalinde. Nun, etwa: — sie ginge hin, euch dort zu suchen.

Ihr werdet sie nie. ahne Antwort ertappen,

ihr

müßtet sie denn

Öii

die

Frau,

ohae Zunge antreffen.

O,

ihre Fehler nicht ihrem Manne zum

Vortheil deuten kann, die laßt nie ihr Kind säu­ gen; sie würde es albern groß ziehn.

Orlan do.

Auf die nächsten zwey Stunden, Rösaliüde, ver­ lasse ich dich. Rösa^'n de.

Ach,

geliebter Freund, ich kaun dich nicht zwey

Stunden entbehren. Orlando. Ich. muß dem. Herzoge beym Msttagsessen warten.

auf»

Um zwey Uhr bin ich wieder bey dir.

Rosali nde.

Ja, geht nur!' geht nur!

Das sah ich wohl von

euch voraus, meine Freunde, sagten mir'*, und ich dacht' es ebenfalls, — eure Schmeichelzunge ge­ wann mich, — es ist nur eine Derstoßne, — und

also: kämm, Lod! — Zwey Uhr ist eure Stunde? Orlando. Ja, süße Rosalinde.

Rosa linde.

Bey Treu und Glauben,

und so

mich der Himmel

und in vollem Ernst, schirme, und bey allen

•7« artigen Schwüren, die keine -Gkfahk haben: brecht ihr ein Pünktchen eures Versprechens, oder kommt nur eine Minute nach der Zeit,

so will ich euch

für den feyerlichsten Dortbrecher halten, und'für

den falschesten Liebhaber, und den aller,ptzN-ürdigsten deren,

die ihr Rosalinds nennt, welcher nur

aus dem großen Haufen der Ungetrepen ausge­ sucht werden konnte.

Darum hütet euch vor meb

nem Urtheil, und haltet euer Versprechen.

Orlando.

So heilig, als wenn du wirklich meine Rosalinde

füärjl.

Leb denn fvohl ! Rosalinde.

Gut, die Zeit ist der alte Richter, der solche Ver­ brecher ans Licht zieht

weisen.

und die Zeit muß es aus-

Lebt wohl! (Orlando ab.)

Celia. Du hast unserm Geschlecht in

deinem LiebeSge-

schwätz geradezu übel mitgespielt.

Hosen und Dams

über

Dir müssen dir

den Kopf ziehn,

damit

die Delt steht, was der Vogel gegen sein eignes

Rest gethan hat. R o sa l i n d e. O Mühmchen? Mühmchen! Mühmchen! mein ar­

tiges

kleines

Mühmchen?

Klafter tief ich

wüßtest du

in Liebe versenkt

wie

viel

bin! Aber es

sahn nlchk er^önfet wetden:

meint Zuneigung

ist grun-loil mit die Ducht von Portugal!.

Celia. Sag^ lieber, bodenlos; so viel Liebe du hineinthust, fit lauft alle wieder heraus.

Rdfalinde. Nein, der boshafte Bastard der DenuS, der vom Gedanken erzeugt, von der Grille empfangen und von der Tollheit gebohtek -wurde, der blinde schel­

mische Dube, der jedermanns Augen bethöre, weil er selbst keine mehr hat, der mag richten, wie tief ich in der Liebe stecke. — Ich fdgt dir, Aliena, ich kann nicht 'ohne Orlandos Anblick seyn; ich will

Schatten suchen, und seufzen bis et kommt. Celia.

(»epbe ab.)

Und ich will schlafen.

3 n> e p te

Szene.

Ein andrer Theil des Waldes.

Jaques, and Edelleute des Herzogs in Iägerkleidung

treten auf. Jaques.

Wer ists, der den Hirsch erlegt? Erster Edelmann. Ich that es, Herr. Ja-

273 Jaques.

Laßt uns ihn dem Herzog vorstellen, wie einen Römischen Eroberer, und es schickte stch wohl ihm

das Hirschgeweih wie

setzen.

einen Siegeskranz aufzu«

Habt ihr kein Lied, Jager, auf diese Ge­

legenheit?

Zweyter Edelmann O ja, Herr. Jaques. Singt es; es ist gleichviel,

ob ihr Ton haltet,

wenn es nur Lärm genug macht.

Lied. Erste Etimme.

Was kriegt er, der den Hirsch erlegt?

3

e y t e Stimme.

Sein ledern Kleid und Horn ec trägt.

Erste Stimme. Drum fingt ihn heim -

Ohn' allen Zorn trag du das Horn, Ein Helmschmuck war's, eh du gebor'n. (Dieser Zuruf wird im Chor von den

Übrigen wiederbohlt.

Erste Eti mme. Oein's Vaters Vater führe' es. Zweyte Stimme.

Und deizren Vater ziert' es. Vierter Thl.

0

Alle.

Das Horn, das Horn, das wackre Horn

Ist nicht ein Ding zu Spott und Zorn, (ab.)

Dritte

Szene.

Rosalinde und Celia treten auf.

Rosa li nde. Was sagt ihr nun? Ist nicht zwey Uhr vorbey?

Und kein Orlando zu sehen! Celia.

Ich stehe dir dafür, mit reiner Liebe und verwirr

rem Gehirn hat er seinen Bogen und Pfeile ge­ nommen, und ist ausgegangen — zu schlafen. Seht, wer kommt da? Silvius tritt auf. Silvius.

An euch geht meine Botschaft, schönerIüngling.—

Dieß hieß mich meine Phöbe übergeben; Ich weiß den Inhalt nicht: doch, wie ich rieth

Aus finstrer Stirn und zorniger Gebehrde,

Die sie gemacht hat, während sie es schrieb. So muß es zornig lauten; mir verzeiht.

Denn ich bin schuldlos Bote nur dabey. Rosalinde. Dey diesem Briefe müßte die Geduld

a;5 Selbst stch empören und den Lärmer spielen;

Wer das hier hinnimmt, der nimmt alles hin. Sie sagt, ich sey nicht schön, sey ungezogen.

Sie nennt mich stolz, und könne mich nicht lieben,

Wenn Männer selten wie der Phönix wären. Ihr Herz ist auch der Hase, den ich jage: Potz alle Welt! was schreibt sie so an mich?

Hört, Schäser, diesen Vries habt ihr erdacht.

Silvius. Nein, ich betheur', ich weiß vom Inhalt nicht.

Sie schrieb ihn selbst. Rosalinde.

Geht, geht! ihr sey- ein Narr, Den Liebe bis aufs äußerste gebracht.

Ich sah wohl ihre Hand: sie ist wie Leder, 'Ne Sandsteinfarhne Hand; ich glaubte in

der

That Sie hätte ihre alten Handschuh' an.

Doch warens ihre Hände, — sie hat Hände Wie eine Säurin, — doch das macht nichts aus. Ich sage, nie erfand sie diesen Brief:

Hand und Erstndung ist von einem Mann. SilviuS.

Gewiß, er ist von ihr.

Rosalinde. Es ist ein tobender und wilder Styl, Ein Styl für Raufer; wie ein Türk dem Christen,

S 2

2/6 Co troyr sie mir; ein weibliches Gehirn Kann nicht so riesenhafte Dinge zeugen. So Aethiop'sche 25orte, schwärzern Sinns

Als wie sie ausfehn

— 25ollt ihr selber hören9 Silvius.

25ennS euch beliebt; noch hört' ich nicht denDrief, Doch schon zu viel von Phobe's Grausamkeit.

Rosalinde. Sie Phöbe't

mich.

f|6r

an,

wie

die Tyrannin

schreibt.

(hcfl.)

» Bist du Gott im Hirtenstand,

»Oer ein Mädchenherz entbrannt? Kann ein T5e>b so höhnen?

SitviuS. Jtennf ihr das höhnen? R o s a l i n d e. »Daß verborgne Götterschaft

»Qual in 25eiberherzen schafft?

Hörtet ihr je solches Höhnen? »Männer mochten um mich werben,

» Jammer bracht' es mir Verderben.

Als wenn ich ein Thier wäre.

»25enn deiner lichten Augen Hohn,

»Erregte solche Liebe schon: »Ach, wie müßt' ihr milder Schein

»25underwirkend in mir seyn ’

» Da du schaltest, liebt' ich dich:

-»Bätest du, wa6 thäte ich?

»Der mein Lieben bringt zu dir, »»Kennt dieß Lieben nicht in mir.

>» Gieb ihm denn versiegelt l>in , „Ob dein jugendlicher Sinn

» Nimmt das treue Opfer an, »Von mir und allem, was ich kann. »»Sonst schlag durch ihn mein Bitten ab,

»Und dann begehr' ich nur ein Grab.« Silvius..

Nennt ihr das schelten? Celia.

Ach, armer Schäfer l

No salind e. Habt ihr Mitleid npt ihig? Nejn, er verdient kein Mitleid. — Willst du solch eiy Weib lieben? —

Was? dich ^um Instrument zu.muchen., worauf man falsche Töne spielt? Nicht stuszustehnl —

Gut,

geht eures Weges zu ihr, .(denn ich sehe,

die Liebe hat einen zahmen Wurm aus dir ge­ macht) «nd sagt chr dieß,: W.tan sie mich, liebt,,

befehle ich ihr an, dich zu lieben; wenn sie nicht will, so habe ich nichts

mit chr zu thun, es sey

denn, daß du für sic bittest. — Wenn ihr wahr­

haft liebt, fort, und keine Sylbe mehr, denn hier

kommt jemand. (CilbJUd ab.)

-7^ ö s i t> f r tritt auf.

-Oliver. Guten Morgen, schöne Kinder? Wißt ihr nicht,

2Bo hier im Wald' herum 'ne Schäferey Beschattet von Olivenbaumen steht? Celia.

Westwärts von hier, den nahen Grund hinunter.

Dringt euch

die Reih

von' Weiden

längs dem

Dach, Laßt ihr ste rechter Hand, zum Orte hin.

Allein um diese Stunde hütet sich

Die Wohnung selber, es ist niemand drin. Oliver. Wenir eine Zung' ein Auge kann belehren.

Müßt' ich euch kennen, der Beschreibung nach: Die Tracht, die Jahre so.

»Der Knab' ist blond,

»Don Ansehn weiblich, und er nimmt stch aus

»Wie eine reife Schwester; doch das Mädchen »Ist klein und brauner als ihr Bruder. «

Seyd

Hr Des Hauses Eigner nichi, das ich erfragt?

Celia. Weik ihr uns fragt: ja, ohne Prahlerey.

Oliver. Orlando grüßt euch beyde, und er schickt

Dem Jüngling, den er seine Rosalmde Zu nennen pflegt, dieß blut'ge Tuch. Seyd ihre*

HosalLnd«. Ich binS.

Was will er uns damit bedeuten?

Oliver. Zn meiner Schänd' etwas, erfahrt ihr erst Wy.s für ein Mensch ich bin, und wo untz wie Dieß Tuch befleckt ward.

e l i a. Sagt, ich bitt' euch drury.

Oliver. Da jüngst Orlando flch von euch getrennt. Gab er sein Wyrt,. in einer Stunde wieder

Zurück zu seyn; und schreitend durch den Wald Kaut' er die Kost der süß > und bittern Liebe. —

Seht, was geschah^ l^r warf sein Auge seitwärts. Und denkt, was für ein Gegenstand flch zeigt? Am alten Eichbaum mit bemoosten Zweigen,

Den hohen Gipfel saht von dürrem Alter

Lag ein zerlumpter Mann, ganz überhaart.

Auf seinem Rücken schlafend; um den Hals

Wand eine grün = und goldne Schlange flch. Die mit dem Kops, zu Drohungen behend.

Dem offnen Munde nahte

aber schnell.

Orlando sehend, wickelt sie flch los, Unfr schlüpft im Zickzack gleitend in den Bl-sch.

^n dessen Schatten hatte eine Löwin, Die Euter ausgesogen, flch gelagert.

Den Kopf am Boden, Katzenartig lauernd,

28o

Bis sich der Schläfer rufyrte; denn es ist

Die königliche De,fe dieses Thiere,

Auf nichts zu fallen was als todt erscheint. Dieß sehend, naht' jDclanfro fid) dem Mann, Und fand, fein Brüter wars, sein ältster Bruder.

Celia. O, von dem Bruder hott' ich wohl ihn sprechen, Urib als den Unnatürlichsten, der lebte.

Stellt' er ihn vor. O si ver.

Und konnt' es auch mit Recht, Denk gar wohl weiß ich, er war unnatürlich.

Rvfalin de.

Orlando aber? — Ließ er il’)rt zum Raub

Oer hungrigen und aUsgesogNen Löwin? Oliver. Zweymal wandt' et den Rücken, und gedacht' es.

Doch Milde, edlet als dre Rache stets, Und die Natur, der Lockung überlegen, Vermochten ihn, die Löwin zu bekämpfen,

Oie baldigst vor ihm siel.

Bey diesem Strauß

Erwacht' ich von dem unglücksel'gen Schlummer.

Celia.

Seyd ihr sein Bruder? R o f a l i n d e. Hat er euch gerettet?

Celia. Ihr wart es, der so oft ihn todten wollte?

aSr Oliver.

Ich wars, -och Bin ic§s nicht: ich scheue nicht Zu fügen, wer ich war; da die Bekehrung

So süß mich dünkt, seit ich ein Andrer bim R äsa linde.

Allein das blut'ge Tuch? Oliv er. Im Augenblick.

Da zwischen uns, vom ersten bis zUM letzten,

Nun Thränen die Berichte mild gebadet. Wie ich gelangt an jenen wüsten Platz: Geleitet' er mich zu dem edlen Herzog,

Oer frische Kleidung mir Und Speise gab,

Oer Liebe Meines Bruders wich empfehlend, Oer mich sogleich in seine Höhte führte.

Gr zog sich aus, da hätt' ihm hier am Aräi Die Löwirr etwas. Fleisch hin weg gerissen,

OaS unterdeß geblutes; er siel in Ohnmacht,

Und rief nach Rosatinden, wie er siel: Ich bracht' ihn zu sich selbst, verband die Wunde, Und da er bald darauf sich stärker fühlte.

Hat er mich hergesandt, fremd wie ich bin.

Dieß zu berichten, daß ihr ihm den Bruch Oes Wortes mögt verzeihn; und dann dieß Tuch

Mit seinem Blut gefärbt, dem jungen Schäfer Zu bringen, den er feine Rosalinde'

Im Scherz zu nennen pflegt.

28a Cella. 2Ba< Zieht ti, Ganymed? mein Ganymed? ( Jxpfatinbe fällt in Ohnmacht )

Oliver.

Wenn manche Blut sehn, fallen sie in Ohnmacht. C e f i a.

Ach, dieß bedeutet mehr! — JJlein Ganymed'

Oliyer.

Seht, er kommt wieder zu sich. Rosalinds

Ich wollt', ich wär -u Haus, C e U a. Wir führen dich dahin. — Ich bitt' euch, wollt ihr unterm Arm ihn fassen?

Oliver. Faßt nur Muth,

junger Mensch' —

Ihr ein

Mann? — buch fehlt ein männlich Herz. Rosalinde.

Das thut es,

ich

gestehe.

Ach, Herr, jemand

könnte denken, das hieße sich recht verstellen. bitte euch,

sagt eurem Bruder,

verstellt habe.

Ich

wje gut ich mich

Ah' ha!

Oliver. Das war keine Verstellung: eure Farbe legt ein zu starkes Zeugniß ab

daß es eine ernstliche Ge­

müthsbewegung war.

Rosa linde. Verstellung, ich verllchre euch.

s83 Oliver. Gut also,

faßt ein Herz,

und stellt euch wie ei*

Mann.

Rosalinde.

Das thu* ich,

aber von Recht» wegen hätte ich

ein Weib werden sollen. Celia.

Kommt, ihr seht immer blässer und blässer;

ich

bitte euch, nach Hause. — Lieber Herr, geht mit

unü. Oliver. Gern, denn ich muß ja meinem Bruder melde«.

Wie weit ihr ihn entschuldigt, Rosalinde.

Rosa linde. Ich will etwas ausdenken;

aber ich bitte euch,

rühmt ihm meine Verstellung. — Wollt ihr gehn?

(Alle ab.)

---

Au fz u g.

Fünfter

Erste

Szene.

Der Wald.

Prob stein und Käthchen kommen. Probstein. Wir werden die ^eit

schon finden, Käthchen.

Geduld, liebes Käthchen 1

Käthchen. Wahrhaftig,

der Pfarrer war gut genug, was

auch der alte Herr sagen mochte.

P r o b st e i n.

Ein abscheulicher Ehrn OlivariuS, Käthchen, ein

entsetzlicher Tertdreher.

Aber, Käthchen, da ist ein

junger Mensch hier im Walde, der Anspruch auf

dich macht.

Käthchen. Ja, ich weiß wer es ist: er hat in dec Welt nichts

an mich zu federn. ihr meynt.

Da kommt der Mensch, den

285 Wilhelm kommmt. P r n 5 ff e 111.

Es ist mir ein rechtes Labsal, sehen.

so einen Tölpel zu

91? ein er Treu, wir die mit Witz gesegnet

sind, haben viel zu verantworten.

25ir müssen

necken, wir könnens nicht lassen. Wilhelm. Guten Abend, Kathchen.

Kathchen. Schönen guten Abend, Wilhelm. Wilhelm.

Und euch, Herr, einen guten Abende Probstein. Guten Abend, lieber Freund.

bedeck den Kopf?

Dedeck den Kops?

97un, sey so gut, bedeck dich?

Wie alt seyd ihr. Freund? Wilhelm.

Fünf und zwanzig, Herr. Prob stein.

Ein reifes Alter.

Ist dein Jfame Wilhelm? Wilhelm.

Wilhelm, Herr. P ro b stein.

Ein schöner 97a ine.

List hier im Walde gebohren? Wilhelm.

Ja, Herr, Gott sey Tank.

ß86 Pro bst ein. r. Gott sey Dank,» — eine gute Antwort.

Bist

reich? Wilhelm. Nun, Herr, so, so.

Probstein. »> So, so, >»

ist gut, sehr gut, ganz ungemein gut,

— nein, doch nicht, es ist nur so so.

Bist du weise?

Wilhelm. Ja, Herr, ich hab' einen hübschen Verstand. Prob stein.

Ey, wohl gesprochen? wort ein:

Da fällt mir ein Sprich­

»Oer Narr hält stch für weise, aber

der Weise weiß, daß er ein Narr ist. >> Wenn der

heidnische Philosoph Verlangen frug, Weinbeeren zu essen, so öffnete er die Lippen, indem er sie In den Mund steckte; damit wollte er sagen, Wein­

beeren wären zum essen gemacht, und Lippen zum

öffnen.

Ihr liebt dieses Mädchen? Wilhelm.

Das thu' ich, Herr. Probstein. Gebt mir eure Hand.

Bist du gelehrt?

Wilhelm. Nein, Herr. Probstein. So lerne dieses von mir: Haben ist haben, denn

287

es ist eine Figur in der Redekunst, dgß Getränk,

wenn es auv einem Becher in ein Glas geschüttet wird, eines leer macht, indem es das andere an*

füllt, denn alle unsre Schriftsteller geben zu

ipse

ist er; ihr seyd aber nicht ipse, denn ich bin er. Wilhelm.

Was für ein Er, Herr? Prob stei h. Oer Er, Herr, der dies Mädchen heirathen muß. Also, ihr Tölpel, meidet, — was in der Pöbel« spräche heißt, verlaßt, — den l|mgang, — was

auf bäurisch

heißt,

die Gesellschaft, —

dieser

Frauensperson, — was im gemeinen Leben heißt,

Mädchen; welches alles zusammen heißt, meidet

den Umgang dieser Frauensperson, oder, Tölpel, du kommst um; oder, damit du es besser verstehst,

du stirbst:

nämlich ich tödte dich, schasse dich aus

der Welt, bringe dich vom Leben zum Tode, von

der Freiheit zur Knechtschaft.

Gift bedienen,

dem Stahl;

Ich will dich mit

oder mit Bastonaden,

oder mit

ick will eine Partey gegen dich zu­

sammenrotten, dich mit Politik überwältigen,

ich

will dich auf hundert und fünfzig Arten umbrin­

gen: darum zittre und zieh ab. Kä thchen.

Thu es, guter Wilhelm-

»öS

Wilhelm. Gott erhalt' euch guter Dinge, Herr.

(ab.)

Gorm n uö komme.

Corinnas.

Unsre Herrschaft sucht euch.

Kommt! geschwind,

geschwind!

Pro b stein. Lauf, Käthchen! Lauf, Katchen! Ich komme nach, zch komme nach.

(Wie ab.)

Zweite 6 j e n e. Eben daselbst.

Orlando und Oliver treten auf. Orlando.

Ist es möglich, daß ihr auf so geringe Bekannt­ schaft Steigung zu ihr gefaßt? Kaum saht ihr sie,

so liebt ihr; kaum liebtet ihr, so warbt ihr; säum habt ihr geworben; so sagt sie auch ja? Und ihr

beharrt darauf sie zu besitzen?

Oliver. Macht euch weder aus der Übereilung davon eiii Dedenkeri, aus ihrer Armuth, der geringen Be, kanntschaft, meinem schnellen Derben, noch aus

ihrem raschen Einwilligen: sondern sagt mit nm, ich liebe Aliena; sagt mit ihr, daß sie mich hebt,

tviU

2ß9 willigt mit beiden ein, daß wir einander besitzen yfiögtn.

Es soll zu eurem Besten seyn, denn mei­

nes DaterS Haus und alle Einkünfte des alten

Herrn Roland will ich euch abtreten, und hier als

Schäfer leben und sterben. Rosalinde kommt.

Orlando.

Ihr habt meine Einwilligung.

Laßt eure Hochzeit

morgen seyn, ich will den Herzog dazu einladen und sein ganzes frohes Gefolge.

Geht und berei­

tet Aliena vor, denn seht ihr, hier kommt meine

Aosalinde.

Ro sali nde. Sott behüt' euch, Bruder.

Oliver. Und euch, schöne Schwester.

Rosa linde.. D mein lieber Orlando, wie bekümmert es mich,

dich dein Herz in einer Binde tragen zu sehn. Orlando. Meinen Arm. Rosa linde.

Ich dachte, dein Herz wäre von den Klauen eines Löwen verwundet worden. Orlando.

Verwundet ist es, aber von den Augen eines Fräu­ leins. Vierter Thl.

£

Rosalinde.

Hat euch euer Bruder erzählt, wie ich mich stellte als fiel ich in Ohnmacht, da er mir euer Luch

zeigte? Orlando.

Ja, und größere Wunder als das.

Nosalinde. O ich weiß, wo ihr hinaus wollt. —Ja, es ist mahr, niemals ging noch etwas so schnell zu, außer

etwa ein Gesecht zwischen

zwey Widdern,

Casars thrasonisches Geprahle: und fiegte. »

»Ich kam,

und sah

Denn euer Bruder und meine Schwe­

ster trafen fich nicht so bald, so sahen fie; sahen nicht so bald, so liebten fie; liebten nicht so bald,

so seufzten fie; seufzten nicht so bald, so fragten fie einander nach der Ursache; wußten nicht so bald die Ursache, so suchten fie das Hülfsmittel; und

vermittelst dieser Stufen haben

fie

eine Treppe

zum Ehestände gebaut, die fie unaufhaltsam, hin­

aufsteigen, oder unenthaltsam vor dem Ehestände

seyn werden.

Sie find in der rechten Aebeswuth,

fie wollen zusammen, man brächte fie nicht mit

Keulen auseinander. Orlando. Eie sollen morgen verheirathet werden, und ich Will den Herzog zur Vermählung

ach!

laden.

Mer

welch bittres Ding ist es, Glückseligkeit nur

2gi

durch andrer Augen zu erblicken.

Um desto inehr

werde ich morgen auf dem Gipfel der Sch.vermuth

seyn, je

glücklicher

ich

meinen Bruder schätzen

werde, indem er hat was er wünscht.

Rosa linde. Wie nun? morgen kann ich euch nicht statt Rosa«

lindens dienen? Orlando.

Ich kann nicht länger von Gedanken leben. Ro sa li n d e. So will ich euch denn nicht länger Geschwätz ermüden.

mit

eitlem

Wißt also von mir,

(denn

jetzt rede ich nicht ohne Bedeutung) daß ich weiß,

ihr seyd ein Edelmann von guten Gaben.

sage dies nicht,

Ich

damit ihr eine gute Meynung

von meiner Wissenschaft fassen sollt, insofern ich

sage: ich weiß, daß ihr es seyd; noch strebe ich

nach einer größern Achtung, als die euch einiger­ maßen Glauben ablocken kann, zu eurem eignen

Besten, nicht zu meinem Ruhm. wenns euch beliebt,

Glaubt denn,

daß' ich wunderbare Dinge

vermag: seit meinem dritten Jahr hatte ich Ver­ kehr mit einem Zauberer von der tiefsten Einstcht

in seiner Kunst, ohne doch verdammlich zu seyn.

Wenn euch Rosalinde so sehr am Herzen liegt als euer Benehmen laut bezeugt, so sollt ihr sie heirathen, wann euer Bruder Aliena heirathet.

X

2

Ich

202

weiß in welche bedrängte Lage sie gebracht ist, und

es ist mir nicht unmöglich, wenn ihr nichts dage­ gen habt, sie euch morgen vor die Augen zu stel­

len, leibhaftig und ohne Gefährde. Orla n d o.

Sprichst du in nüchternem Ernst? R o s a l i n d e.

Das thu' ich bei meinem Leben, das ich sehr werth halte, sage ich gleich, daß ich Zauberey verstehe.

Also werft euch in euren besten Staat, ladet eure

Freunde; denn wollt ihr morgen verheirathet wer­ den, so sollt ihrs, und mit Rosalinden, wenn ihk wollt.

Silvius und Phöbe treten auf.

Seht, da kommen Verliebte, die eine in mich und der andere in sie.

Phöbe. Es war von euch sehr unhold, junger Mann, Den Brief zu zeigen den ich an euch schrieb. R o sa l i n d e.

Ich frage nichts danach, es ist mein Streben,

Verachtungsvoll und unhold euch zu scheinen. Es geht euch da ein treuer Schäfer nach:

Ihn blickt nur an, ihn liebt, er huldigt euch. Phöbe.

Sag, guter Schäfer, diesem jungen Mann, Was lieben heißt.

Silvi U6.

Es heißt, aus Seufzern ganz bestehn und Thränen,

Vie ich für Phöbe. Phöbe. Und ich für Ganymed.

Orlando. Und ich für Rosalinde.

Rosali n de.

Und ich für keine Fran. Silvius. Es heißt aus Treue ganz bestehn und Eifer,

Vie ich für Phöbe. Phöbe.

Und ich für Ganymed.

Orlando.

Und ich für Rofalinde. Rosal in de. Und ich für keine Frau.

Silvius. Es heißt, aus nichts bestehn als Fantaste,

Aus nichts als Leidenschaft, aus nichts als Wün­

schen, Ganz Anbetung, Ergebung und Gehorsam, Ganz Demuth, ganz Geduld und Ungeduld,

Ganz Reinheit, ganz Bewährung, ganz Gehor­

sam. Und so bin ich für Phöbe.

2g4 Phöb«.

Und so bi'n ich für Ganymed. Orlando. Und so bin ich für Rosalinde. Rosal in de.

Und so bin ich für keine Frau.

VH öbe zu Rofalinden. Wenn dem so ist, was schmäht ihr meine Liebe*

Silvius zu Phöbe. Wenn dem so ist, was schmäht ihr meine Liebe? Orlando.

Wenn dem so ist, was schmäht ihr meine Liebe?

Rosalinde. Wem sagt ihr das: »was schmäht ihr meine Liebe?»

Orlando. Oer, die nicht hier ist, und die mich nicht hört.

Rosali nde.

Ich bitte euch, nichts mehr davon: es ist als wenn die Wölfe gegen den Mond heulen. — Qu Silvius.)

Ich will euch helfen- wenn ich kann. — (zu Phöbe.) Ich wollte euch lieben, wenn ich könnte. — Mor» gen kommen wir alle zusammen. —

(zu Phöbe.)

Ich will euch heirathen, wenn ich je ein Weib heirathe, und ich heirathe morgen. —

(zu Orlando.)

Ich will euch Genüge leisten, wenn ich je irgend wem Genüge leistete, und ihr sollt morgen verheirathet werden. —

(zu Silvius.) Ich will euch zu-

sg5

wenn das. was euch gefällt, euch

friedenstellen,

zufrieden stellt, und ihr sollt morgen heirathen. — (zu Orlaado.)

So wahr ihr Rosalinde liebt, stellt

euch ein, —.(zu stellt

Silvius.)

so wahr ihr Phöbe liebt,

euch ein, — und so wahr ich kein Weib liebe,

werde

ich

mich

einstellen.

Damit

gehabt euch

wohl, ich habe euch meine Befehle zurückgelassen. Silvius.

Ich bleibe nicht aus wenn ich das Leben behalte. Phöbe. 3$ auch nicht.

Orlando. Ich auch nicht.

(Äle ab.)

Dritte Szene. Eben da selbst.

Prob stein und Käthchen kommen. Probstein.

Morgen ist -er froh« Tag, Käthchen;

morgen

cherrathen wir uns.

Käthchen.

Mich verlangt, vvn ganzem Herzen danach, und ich hoffe, es ist kein unehrbares Verlangen, wenn mich verlangt eine Reau wie andre auch zu wer»

agti

btn

Hier Foiifmen zwey von des verbannten Her­

zogs Pagen.

Zwey Pagen kommen.

Erster Page. Schön getroffen, wackrer Herr! Prob stein.

Wahrhaftig, schön getroffen.' Kommt, setzt euch,

setzt euch, und ein Lied.

Zweyter Page. Damit wollen wir aufymrten: setzt- euch zwischen

uns. —

Sollen wir frisch dran, ohne uns zu

räuspern, oder auszuspeyen, oder zu sagen baff'

wir heiser sind, womit man immer einer schlechten

Stimme die Vorrede hält. Erster Page.

Gut' gut' und beide aus Einem Tone, wie zwey

Zigeuner auf Einem Pferde.

Lied. Ein Liebster und. ftln Mädel schön»

Nut heisa und ha und juchheisa trola? Oie thäten durch das Kornfeld gehn.

Zur Mayenzeit, der lustigen Paarezeit;

Wann Vögel singen, tirlirelirey: Süß Liebe liebt den May.

Und zwischen Halmen auf -em Rain, Mit heisa und ha und juchheisa trata!

Legt sich das hübsche Paar hinein. Zur Mayenzeit, der lustigen Paarezeit,

Wann Vögel singen, tirlirelirey: Süß Liebe liebt -en May.

Sie sangen diese Melodey, Mit heisa lind ha und juchheisa trala.

Wies Leben nur 'ne Blume sey,

Zur Mayenzeit, der lustigen Paarezeit, Wann Vögel singen, tirlirelirey:

Süß Liebe liebt den May.

So nutzt die gegenwärt'ge Zeit, Mit heisa und ha und juchheist» tralq!

Denn Liebe lacht im Jugendkleid, Zur Mayenzeit, der lustigen Paarezeit, Wann Vögel singen, tirlirelirey:

Süß Liebe liebt den May.

Pr o b stein. Wahrhaftig,

meine jungen Herrn,

obschon da§

Lied nicht viel sagen wollte, so war die Weise doch

sehr unmelodisch. Erster Page. Ihr irrt euch, Herr, wir hielten das Tempo, wir

haben die Zeit genau in Acht genommen.

iqS Prob steFn. Ja, meiner Treu!

ich könnte die Zeit auch besser

in Acht nehmen, als solch ein albernes Lied anzu­ hören.

Gott befohlen, und er verleihe euch beß're

Stimmen. —

Komm, Käthcheni (Alle ab.)

Vierte Ein

Szene.

andrer Theil des Waldes.

Oer Herzog, Amiens, Sagues, Orlando,

Oliver und §elia treten auf. Herzog.

Und glaubst du denn, Orlando, daß der Knabe Dies alles kann was er versprochen hat?

Orlando. Zuwesten glaub' ichs, und zuweilen nicht.

So wie, wer fürchtet, hofft, und weiß, er fürchte.

Rosalinde, Sylvias und Phöbe treten auf. Otbfti linde. Habt noch Geduld, indeß wir den Vertrag In Ordnung fctihtjeit.

Herzog, ihr erklärt

Daß, wenn ich ture Rosalinde stelle,

Ihr dem Orlando hier sie geben wollt?

Herzog. Ja, hätt' rch Königreich' ihr mitzugeben.

Rosa linde zu Orlando.

Ihr sagt, ihr wollt sie, wenn ich sie euch Bn'itgt? Orlando.

Ja, war ich aller Königreiche König. Rosalinde zu Phöbe. Ihr sagt, ihr wollt mich nehmen, wenn ich will? Phöbe

Da- will ich, stürb' ich gleich die Stunde drauf.

Ro salin de. Wenn ihr euch aber weigert mich zu nehmen. Wolle ihr euch diesem treuen Schäfer geben?

Phöbe. So ist der Handel.

R o sa l i n d e r« Silvius.

Ihr sagt, wenn Phöbe will, wollt ihr sie haben? S y l v i u s.

Ja, war sie haben und der Tod auch eins.

Rosa linde.

Und ich versprach dies alles auszugteichen. O Herzog haltet Wort, gebt eure Tochter; Orlando, hattet eures, sie zu nehmen; Ihr, Phöbe, haltet Wort, heirathet mich.

Wenn ihr yiich ausschtagt, ehlicht diesen Schäfer;

Ihr, Silvius, haltet Wort, heirathet sie.

Wenn sie mich ausschlägt; und von dannen geh ich Zu schlichten diese Zweifel. (Rosaliude und Celia ab.)

|0Q

Herzog. 2Th diesem Schäferknaben fallen mir

Lebend'ge Züge meiner Tochter auf.

Orlando. Mein Fürst, das erstemal, das ich ihn sah, Schien mirs, er fen ein Bruder eurer Tochter.

Doch, lieber Herr, der Hnab' ist Daldgebohren, Und wurde unterwiesen in den Gründen Verrufner Wissenschaft von seinem Oheim, Den er als einen großen Zaubrer schildert.

Vergraben im Bezirke dieses Walds.

Probstein und Käthchen kommen. Jaques. Sicherlich ist eine neue Eündstuth im Anzuge, und

diese Paare begeben sich in die Arche.

Da kommt

ein Paar seltsamer Thiere, die man in allen Spra­

chen Narren nennt. Probstein. Gruß und Empfehlung euch allen'

Jaques. Werther Fürst, heißt ihn willkommen- das ist der

scheckigt gesinnte Herr, den ich so oft im Walde

an traf.

Er schwört, ec sey ein Hofmann gewesen. Prob stein.

Wenn irgend jemand daö bezweifelt, so

iiiich auf die Probe stellen.

laßt ihn

Ich habe meine Mer

3ol nuet getanzt, ich habe den Damen geschmeichelt, meinen Freund gewesta»

ich bin politisch

gegen

und geschmeidig

gegen meinen

Feind,

ich habe

drey Schneider zu Grunde gerichtet, ich habe vier Händel gehabt und hätte bald einen ausgefochten.

Jaques. Und wie wurde der ausgemacht?

Pc ob st ein. iTTun, wir kamen zusammen und fanden, -er Han­ del stehe auf dem stebenten Punkt.

Jaques. Wie, stebenten Punkt? — Lobt mie den Burschen, mein gnädiger Herr.

Herzog. Er gefällt mir sehr. Probstein.

Gott behüt' euch Herr! ich wünsche das nämliche von euch.

Ich dränge mich hier unter die übrigen

ländlichen Paare, zu schwören und zu verschwören,

je nachdem der Ehestand bindet, und Fleisch und

Blur bricht.

Eine arme Jungfer, Herr, ein übel

aussehend Ding, Herr, aber mein eigen:

eine de­

müthige Laune von mir, Herr, zu nehmen was

sonst

niemand

will.

Reiche

Ehrbarkeit, Herr,

wohnt wie ein Geizhals in einem armen Hause,

wie eine Perle in einer garstigen Auster.

Herzog.

Meiner Treu, er ist sehr behende und spruchbeich. Jaques.

Aber der siebente Punkt! Wie fandet ihr den Han­ del auf dem siebenten Punkt?

Probstein. Wegen einer siebenmal zurückgescbobnen Lüge. —

Halt dich grade, Käthchen. —

Nämlich so, Herr.

Ich konnte den Schnitt von eines gewissen Hof­

manns Bart nicht leiden; er ließ mir melden,

wenn ich sagte, sein Bart wäre nicht gut gestutzt,

so wär er andrer Meynung: das nennt man den h-flichen Bescheid.

Wenn ich ihm

wieder

sagen ließ, er wäre nicht gut gestutzt, so ließ er

mir sagen, er stutzte ihn für seinen eignen Ge­

schmack:

das

nennt man den feinen

Stich.

Sagte ich noch einmal, er wäre nicht gut gestutzt,

so erklärte er mich unfähig zu urtheilen: das nennt man die grobe Erwiederung.

Nochmals, er

wäre nicht gut gestutzt, so antwortete er, ich spräche nicht wahr; dos nennt man die beherzte Ab­

fertigung.

Nochmals, er wäre nicht gut gestutzt,

so sagte er, ich löge: das nennt man den troz, zigen Widerspruch, und so bis zur beding­ ten Lüge und zur offenbaren Lüge.

3oö

Jaques. Und wie pft fügtet ihr, sein Bart wäre nicht gut gestutzt?

Probstein, ^ch wagte n-cht weiter zu gehn als bis zue be­

dingten Lüge; noch er mir die offenbare Lüge zu­

zuschieben, und so maßen wir unsre Degen und

schiedenIaq ueS. Könnt ihr nun nach der Reihe die Grade nennen?

Pr^bstein. O Herr, wir streiten wie gedruckt, nach dem Buch,

so wie

scheid;

Ich

man Sittenbüchlein hat.

die Grade aufzählen.

will euch

Oer erste der höfliche Be­

der zweyte der feine Stich;

der dritte die

grobe Erwiederung; der vierte die beherzte Abfer­ der fünfte der trotzige Widerspruch;

tigung;

der

sechste die Lüge unter Bedingung; der flebente die offenbare Lüge.

Aus allen diesen könnt ihr euch

herausziehen, außer der offenbaren Lüge, und aus

der sogar,

mit einem' bloßen Wenn.

Ich habe

erlebt, daß sieben Richter einen Streit nicht aus­ gleichen konnten, aber wie die Parteyen zusammen

kamen,

siel dem einen nur ein Wenn ein; zum

Beyspiel:

und

»»wenn ihr so sagt,

sie schüttelten

so sage ich so,«

such die Hände und machten

0o4 Brüderschaft.

Das Wenn ist der wahre Friedens

stifterz ungemeine Kraft in dem Wenn.

Jaques. Ist das nicht ein seltner Bursch, mein Fürst? versteht

sich auf alles so

gut,

Er

und ist doch ein

Narr. Herzvg.

Er braucht seine Thorheit wie ein Stellpftrd, um seinen Witz dahinter abzuschießen. Hymen, mit Rosa linde in Frauenkleidern an der

Hand, und Celia treten auf. Feyerlirhe Musik.

Hymen. Oer ganze Himmel fteut sich.

Wenn ird'scher Dinge Streit sich In Frieden endet. Nimm deine Tochter, Vater,

Oie Hymen, ihr Berather, Dom Himmel sendet;

Daß du pe gebst in dessen Hand, Dem Herz in Herz sie schon verband. Rosalind e zum Herzoge. Euch übergeb' ich mich, derin ich bin euer. (Zu Orlando.)

Euch übergeb' 'ich mich, denk ich bin tu