124 94 7MB
German Pages [192] Year 1974
Neue Wirtschaftsgeschichte herausgegeben von Prof. Dr. Ingomar Bog, Marburg Band 11
Ursula Fechter
Schutzzoll und Goldstandard im Deutschen Reich (1879-1914)
Der Einfluß der Schutzzollpolitik auf den internationalen Goldwährungsmechanismus.
©
1974 BÖHLAU VERLAG KÖLN WIEN
Gedruckt mit Unterstützung des Kanzlers und des U nivers itätsbundes der Philipps-U niversität Marburg ander Lahn
Alle Rechte vorbehalten Copyight 1974 bei Böhlau-Verlag Köln Gesamtherstellung Fotoprint E. Symon Marburg/L. Printed in Germany ISBN 3412035746
INHALTSVERZEICHNIS UND GLIEDERUNG 1
EINLEITUNG
1
1.1 1.2
Der Goldstandard — ein optimales Währungssystem? ZurMethode
1 2
2
DAS GOLDWÄHRUNGSMODELL UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER WÄHRUNGSVERFASSUNG VON 1879—1914
3
2.1
Die ordnungspolitische
4
2.2 2.3
Die Modellannahmen Die möglichen Mechanismen
2.31 2.32 2.33 2.34 2.35 2.36 2.4
Realität zum A usgleich der Handelsbilanz
Der reine Goldmechanismus
6 7 7
2.7 2.71 2.72 2.73
Der reine Mechanismus der Warenpreise Der gemischte Ausgleichsmechanismus Der Wechselkursmechanismus Der erweiterte gemischte Mechanismus Der Zinsmechanismus Einfaches Modell zum Ausgleich der Handelsbilans in einem Goldstandardsystem Die tatsächliche Entwicklung Beurteilung aufgrund des Ergebnisses Der Zusammenhang von Handelsbilanz und Wechselkursen Die Goldbewegungen Mögliche Gründe für die Diskrepanz zwischen theoretischem Modell und tatsächlicher Entwicklung Konformes Verhalten der Reichsbank Die Reichsbankpolitik zur Wahrung des Goldbestandes Auswirkungen der Reichsbankpolitik Die Notenbankpolitik in anderen Ländern Zusammenfassung der Wirkungen Die Diskontpolitik der Reichsbank Bestehen einer Währungsreserve Der kurzfristige Kapitalverkehr — Berücksichtigung des Zinsmechanismus Das modifizierte Goldwährungsmodell Darstellung des Modells Die Modellannahmen Die Variablen
32 36 36 39 40
3
DIE SCHUTZZÖLLE
40
3.1 3.2 3.21 3.22 3.23
Definition der Schutzzölle und ihre Abgrenzung Die theoretischen Auswirkungen von Schutzzöllen Der Schutzzolleffekt Der Erziehungseffekt Der Beschäftigungseffekt
40 41 41 43 44
2.5 2.51 2.52 2.53 2.6 2.61 2.611 2.612 2.613 2.614 2.615 2.62 2.63
V
8 9 10 11 13 14 16 16 18 23 28 28 28 29 30 30 30 32
3.24 3.25 3.26 3.27
Erhöhung der Staatseinnahmen Ausgleich der Zahlungsbilanz Der terms-of-trade Effekt Der Konsumtionseffekt
45 45 46 46
3.28 3.3 3.31 3.32
47 48 48
3.337 3.338 3.339
Der Redistributionseffekt Die Auswirkungen von Schutzzöllen auf ein Goldstandardsystem Die Modellannahmen Darstellung des Modells unter Berücksichtigung verschiedener Autoren Die Veränderung der Situation auf dem Devisenmarkt Die Entwicklung des Kapitalmarktes und seine Auswirkung auf den Devisenmarkt Die Entwicklung auf dem binnenländischen Gütermarkt Zusammenfassung der Wirkungen Überprüfung der Voraussetzungen und Annahmen im Hinblick auf das empirische Material Die Haupthandelspartner Deutschlands und ihre Währungssysteme Die Schutzzollpolitik im Deutschen Reich von 1879 — 1914 und die Zolltarife anderer Länder Handelsverträge und bilaterale Abkommen zwischen Deutschland und seinen Handelspartnern Handelsbilanzdefizit und partielles Defizit bei den wichtigsten zollgeschützten Gütern vor der Einführung oder Erhöhung von Zollen Das Verhältnis des wertmäßigen Außenhandels zum Volkseinkommen Der prozentuale Anteil der geschützten Güter am Gesamtaußenhandel und der Anteil der geschützten Güter an den Haupthandeswaren Die Entwicklung der Transportkosten Die direkte Preiselastizität der Importnachfrage in Deutschland Die Verausgabung des Modells durch das empirische Material
94 96 101 107
3.339
Die Verausgabung der Zolleinnahmen
105
4
ÜBERPRÜFUNG DES MODELLS DURCH DAS EMPIRISCHE MATERIAL Allgemeine Bemerkungen zu den Untersuchungszeiträumen, zur Aufatellung von Indikatoren und zur Auswahl des Materials Darstellung der Indikatoren, die für die Überprüfung wichtig sind Darstellung der einzelnen Betrachtungsphasen Zusammenstellung des empirischen Materials und Zuordnung zu den Indikatoren Modell und Realität ZurMethode
3.321 3.322 3.323 3.324 3.33 3.331 3.332 3.333 3.334
3.335 3.336
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.5)
VI
49 49 58 60 60 64 64 67 79
85 92
107 107 109 111 112 126 126
4.52 4.521 4.522 4.523 4.524 4.525 4.6 5 6 7
Interpretation des Materials Die Zollsatzerhöhung von 1879 Die Zollnovelle von 1885 Die Zollnovelle von 1887 Die Zollsatzerhöhung von 1906 Zusammenfassung Faktoren, die dem Modellergebnis entgegenstehen konnten SCHLUSSBEMERKUNGEN TABELLARISCHER ANHANG ANMERKUNGEN
VII
126 126 127 127 128 128 129 131 133 157
LITERATURVERZEICHNIS AUFSÄTZE
Berger, C., Die Entwicklung des Preisniveaus und des Getreidebedarfs in England und Deutschland in den letzten Dezennien, in: Jb.f.N.u.St. 42. Bd. (1911). Bräuer, K., Zolle, Zollwesen, in: HwbdStw. Bd. 8, Jena 1928. Eisner, K„ Wachstum und Konjunkturtheorie, in: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Bd. I, Göttingen 1967. Funck, R., Außenwirtschaft, in: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Bd. II, Göttingen 1968. Heuss, E., Autonome Geldpolitik und bewegliche Wechselkurse, in: Außenwirtschaft (1949). Lötz, W., Die Handelspolitik des Deutschen Reiches unter Graf Caprivi und Fürst Hohenlohe (1890-1900), in: Beiträge zur neuesten Handelspolitik Deutschlands, 3. Bd., Leipzig 1901. Lutz, F., Goldwährung und Wirtschaftsordnung, in: Geld und Währung, gesammelte Abhandlungen von F. Lutz, Tübingen 1962. Meyer, F.W., Devisenbewirtschaftung als neue Währungsform, in: WWA, 49. Bd. (1939). Moeller, H„ Goldwährung, in: HdSw, Bd. 4, Stuttgart, Tübingen, Göttingen 1965. Ott, A.E., Preistheorie, in: Kompendium der Volkswirtschaftslehre, Bd. I, Göttingen 1967. Rosendorff, R., Die Goldprämienpolitik der Banque de France und ihre deutschen Lobredner, in: Jb.f.N.u.St., F. 3, Bd. 21 (1901). Schell, H.v., Der auswärtige Handel des deutschen Zollgebietes im letzten Jahrzehnt, in: Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, 1. Bd., Schriften des Vereins für Socialpolitik, Leipzig 1892. Soetbeer, H„ Kosten der Beförderung von Getreide und Sinken der Getreidepreise seit 1870, in: Jb.f.N.u.St., 66. Bd. (18%). Sommer, L„ Freihandel und Schutzzoll in ihrem Zusammenhang mit Geldtheorie und Währungspolitik, in: WWA, 24. Bd. (1926 II). Ulrich, F., Die fortschreitende Ermäßigung der Eisenbahngütertarife, in: Jb.f.N.u.St., 3.F., Bd. 1 (1891). Whittlesey, Ch., Internationale Kapitalbewegungen bei gebundener und VIII
freier Währung, in: WWA, Bd. 44 (1936). EINZELWERKE:
Alberty, M. Der Übergang vom Staatsbahnsystem in Preussen. Seine Begründung, seine Durchführung und seine Folgen, Jena 1911. Aschoff, K„ Handelspolitik und Zolltarifsystem, Diss., Freiburg i.B. 1931. Bazant, J.v., Die Handelspolitik Österreich — Ungarns 1875 bis 1892, Leipzig 1894. Bosc, L., Zollalliencen und Zollunionen, Berlin 1907. Brandt, A.v., Beiträge zur Geschichte der französischen Handelspolitik von Colbert bis zur Gegenwart, Leipzig 1896. Cassel, G., Der Zusammenbruch der Goldwährung, Stuttgart 1937. Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart Bd. I, Berlin 1911. Dijol, M„ Situation 6conomique de la France sous le rdgime protectionniste de 1892, Paris 1910. Döpfer, W„ Intergration und Desintegration der Wirtschaft Europas vor und nach dem 1. Weltkrieg, Diss., Marburg 1962. Eucken, W„ Das internationale Währungsproblem. Schriften der Vereinigung für staatswissenschaftliche Fortbildung, Heft 2, Berlin 1925. Fisher, I., Die Kaufkraft des Geldes, Berlin 1916. Gerloff, W., Die Finanz— und Zollpolitik des Deutschen Reiches, Jena 1913. Grotkopp, W., Amerikas Schutzzollpolitik und Europa, Berlin 1929. Haberler, G., Der internationale Handel, Berlin, Heidelberg, New York 1970. Halm, G., Geld, Außenhandel und Beschäftigung, 2. Auflage, München 1954. Harms, В., Die Zukunft der deutschen Handelspolitik, Bd. 1, Jena 1925. Heuss, E., Grundelemente der Wirtschaftstheorie, Göttingen 1970. Heuss, E., Wirtschaftssysteme und internationaler Handel, Zürich, St. Gallen 1955. Hirsch, D.v., Stellungnahme in der Zentrumspartei zu den Fragen der Schutzzollpolitik in den Jahren 1871 bis zu Bismarcks Rücktritt, Diss., Köln 1925, München 1926. Hoffmann, W., Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte IX
des 19. Jahrhunderts, Berlin, Heidelberg, New York 1965. Jacobs. Α.; Richter, H„ Die Großhandelspreise in Deutschland von 1792 - 1834. Sonderheft des Instituts für Konjunkturforschung, 1935. Kränzlein, R„ Die Handelsbeziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten und ihre Umgestaltung, Diss., Hamburg 1935, Hamburg 1937. Kruse, Α., Außenwirtschaft, 2. Auflage, Berlin 1965. Kuczynski, J.; Wittkowski, G., Die deutsch — russischen Handelsbeziehungen in den letzten 150 Jahren, Berlin 1947. Küng, E., Zahlungsbilanzpolitik. St. Gallener wirtschaftswissenschaftliche Forschungen, Bd. 15, Zürich, Tübingen 1959. Loiz, W., Die Ideen der deutschen Handelspolitik von 1860 - 1891, Leipzig 1892. Lusensky, F., Einführung in die deutsche Zoll- und Handelspolitik. Beiträge zur staats- und rechtswissenschaftlichen Fortbildung, Heft 8, Hannover 1913. Mackenroth, G. Ein Beitrag zum Problem des Protektionismus. Eine theoretische Untersuchung über die Wirkung von Zöllen auf Preise, Sozialprodukt und Volkseinkommen, Geldwert und Wechselkurse. Diss., Halle - Wittemberg 1926, Potsdam 1926. Meyer. F. W„ Der Ausgleich der Zahlungsbilanz, Jena 1938. Müller, H.K.A.. Goldwährung und autonome Geldpolitik. Eine Untersuchung über die Vereinbarkeit fester Wechselkurse mit nationaler Wirtschaftspolitik. Diss., Kiel 1946. Plachetka, M.G., Die Getreide-Autarkiepolitik Bismarcks und seiner Nachfolger im Reichskanzleramt, Diss. Bonn 1969. Prion, W.. Der internationale Geld- und Kreditmarkt nach dem Kriege, München und Leipzig 1918. Rose, K„ Theorie der Außenwirtschaft, Berlin, Frankfurt a.M. 1964. Schwab, M„ Chamberlains Handelspolitik, Jena 1905. See. H., Französische Wirtschaftsgeschichte, 2 Bde., Jena 1930, 1936. Seeger. M.. Die Politik der Reichsbank von 1876 - 1914 im Lichte der Spielregeln der Goldwährung. Volkswirtschaftliche Schriften, Heft 125, Berlin 1968. Spiethoff, A„ Die wirtschaftlichen Wechsellagen, Bd. I, Tübingen, Zürich 1955. Stanescu, J.M., Der Übergang von der Freihandelstendenz zur SchutzX
Zollpolitik in den europäischen Großstaaten, Diss., Göttingen 1914. Tinbergen, J., Bussiness Cycles in the United Kingdom, 1870 - 1914, Amsterdam 1951. Veit, 0., Grundriss der Währungspolitik, 3. Auflage, Frankfurt a.M., 1969. Weiß, E., Die wirtschaftspolitischen Strömungen in Deutschland von 1879 bis zur Jahrhundertwende, Diss., Frankfurt a.M., 1926. Werling, K., Der Preis- und Einkommensmechanismus der Goldwährung. Untersuchung am Beispiel Englands und Deutschlands zwischen 1880 und 1914, Diss., Hamburg 1962. Willgerodt.H. Handelsschranken im Dienste der Währungspolitik, Düsseldorf und München 1962. Zimmermann, Α., Die Handelspolitik des Deutschen Reiches, Berlin 1901. G E S E T Z E S T E X T E UND NACHSCHLAGEWERKE
Die Reichsbank 1876 —1900, Berlin und Jena 1900 Die Reichsbank 1901 —1925, Berlin 1925 Reichsgesetzblatt von 1879 (Nr. 27) von 1880 (Nr. 13) von 1881 (Nr.14) von 1882 (Nr. 13) von 1885 (Nr. 8, 17) von 1886 (Nr. 12) von 1887 (Nr.48) von 1891 (Nr.2) von 1892 (Nr.2) von 1895 (Nr. 16) von 1899 (Nr.7) von 1900 (Nr.21) von 1902 (Nr. 52) Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1880,1881 1883 -1886 1888,1889 1891,1900, 1906-1909,1912,1914. XI
1. EINLEITUNG
1.1 Der Goldstandard — ein optimales
Währungssystem?
Währungskrisen - immer rascher aufeinanderfolgend und immer schwerwiegender - sind die Kennzeichen der jetzigen Währungssituation. Wen wundert es, wenn in einer solchen Situation Erinnerungen an ein Währungssystem wach werden, daß sich nach Meinung vieler Theoretiker in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg bewährt hat, nämlich den Goldstandard. Zunächst im 19. Jahrhundert in Großbritannien aufgebaut, entwickelte sich der Goldstandard nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 zu einem internationalen Währungssystem 1 . Im Gegensatz zur heutigen Zeit war die binnenländische wirtschaftliche Situation bis zur Jahrhundertwende durch überwiegend stabile Preise gekennzeichnet. »Es ist daher nicht zufällig, daß dieses Jahrhundert (gemeint ist das 19. Jahrhundert, der Verf.) als eines der wenigen in die Geschichte eingegangen ist, das sich trotz gewisser Preisschwankungen durch eine weitgehende Preisstabilität ausgezeichnet hat.« 2 Trotz einem Steigen der Preise nach 1896 war auch dann noch eine »annähernde Stetigkeit der Warenpreise« 3 gegeben. Auch dies führt man auf das Funktionieren des Goldstandardsystems zurück: »Den Staaten aber war eine willkürliche Papiergeldschöpfung in größerem Ausmaß innerhalb dieses Systems unmöglich. Die Knappheit der Goldmenge bewirkte also in gewissem Umfange automatisch auch eine Knappheit des gesamten Geldumlaufs und konnte so preisstabilisierend wirken. Etwaige Preisverschiebungen vollzogen sich ziemlich gleichförmig in allen Ländern.« 4 Aber hat der Goldstandard tatsächlich so reibungslos funktioniert ? Qualität und Funktionsweise können nicht isoliert untersucht werden, sie hängen von der Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung ab. Für ein Goldstandardsystem bedeutet dies, daß die beteiligten Länder auf eine autonome binnenländische Konjunkturpolitik verzichten und nicht zu protektionistischen Maßnahmen greifen. Die Preise müssen je nach Lage steigen oder fallen können und im ganzen muß ein »Vertrauen in die Stabilität der Verhältnisse« 5 gegeben sein. Zu den protektionistischen Maßnahmen gehört u.a. das Erheben von Schutzzöllen. »Künstliche Eingriffe in den von der Goldwährung angestrebten Preismechanismus sind Einfuhrbeschränkungen, Einfuhrkonti1
gentierungen, und vor allem der Schutzzoll. Der Schutzzoll trägt bei zur Spaltung der ehemals einheitlichen Kaufkraft in eine Ausland- und eine Binnenkaufkraft, der Schutzzoll ist es, der die Wechselkurse daran hindert, sich auf die Kaufkraftparitäten einzustellen. Der Schutzzoll ist es, der die der Goldwährung immanente räumliche Ausgleichungstendenz des Geldwertes daran hindert, zum vollen Ausdruck zu gelangen.« 6 Darüber hinaus kann nicht nur das Erheben von neuen Schutzzöllen sondern auch die dauernde Existenz schon bestehender Zölle den Goldwährungsmechanismus erheblich stören. »Unmittelbar verschlechternd auf die Funktionsfähigkeit des Goldmechanismus wirkt zwar nur die Erhöhung von Zöllen und nicht ihre Existenz an sich. Mittelbar jedoch, auf dem Umweg über ein - unter den angenommenen Bedingungen - dauernd schrumpfenden Außenhandelsvolumen, wirken auch eingespielte Zölle lähmend auf die Fuktionsfähigkeit ein.« 7 Wenn man also die Funktionsfähigkeit des Goldwährungssystems für die Zeit vor dem ersten Weltkrieg untersuchen will, so darf man die Währungs- und Außenhandelsverfassung als Teil der damaligen Wirtschaftsordnung nicht unberücksichtigt lassen. Für Deutschland und eine ganze Anzahl weiterer Staaten waren die 70er und 80er Jahre des 19. Jahrhunderts der Beginn einer schutzzöllnerischen Ära der Außenwirtschaft. Dies könnte bedeuten, daß der Währungsmechanismus des Goldstandardsystems erheblichen Störungen unterworfen war. Da im Deutschen Reich die ersten schutzzollpolitischen Maßnahmen 1879 ergriffen wurden, soll für die Jahre 1879 bis 1914 vor allem der Einfluß der Schutzzollpolitik auf den Goldwährungsmechanismus untersucht werden, von dem behauptet wird, daß er wesentliches zur binnen- und außenwirtschaftlichen Stabilisierung beigetragen hat. Bevor die genannten ordnungspolitischen Daten beschrieben werden, zunächst eine Übersicht über den Gang der Untersuchung. 1.2 Zur Methode Theoretische Grundlage der Untersuchung ist die Darstellung des Goldwährungsmechanismus, der nach einer Gleichgewichtsstörung im Aussenhandel wieder zu einem Ausgleich der Handelsbilanz und zu einem »Gleichgewicht« der Zahlungsbilanz führt. Hierbei ist die Währungsverfassung des Deutschen Reiches zu berücksichtigen. Sie muß die Annahmen für das Goldwährungsmodell bestimmen. Im Anschluß daran ?
untersuchen wir, wie und ob das gleichzeitige Bestehen einer Schutzzollpolitik, als Phänomen der Binnen- und Außenpolitik, die Funktionsweise des Währungsmechanismus beeinflußt. Wir werden sehen, daß es durch Schutzzölle zu einer Veränderung bestimmter Modellvariablen kommt, was sich störend auf den Ablauf des Mechanismus auswirkt und die Anpassungszeit bis zur Erreichung eines neuen Gleichgewichtes erheblich verlängert. Schließlich m u ß anhand des für den Betrachtungszeitraum verfügbaren empirischen Materials untersucht werden, ob sich die Variablen in der Realität auch entsprechend unserer theoretischen Ableitung verändert haben. Ist dies der Fall, so kann auf diese Weise eine Einwirkung der Schutzzölle auf das Währungssystem der damaligen Zeit festgestellt werden. Dies würde die These von dem guten Funktionieren des Goldstandardsystems in Frage stellen. Lassen sich die theoretisch abgeleiteten Folgen einer Schutzzollpolitik aus dem empirischen Material nicht ersehen, so kann dies drei Ursachen haben, die dann zu prüfen wären: 1. Das Modell ist hinsichtlich seiner Grundannahmen und Funktionsweise falsch. 2. Geht man davon aus, daß das Modell in sich konsistent ist, so sind möglicherweise einige Modellannahmen nicht genügend realitätsbezogen. Ist dies der Fall, so ist das Modell zwar in sich konsistent, läßt sich aber aufgrund fehlender oder falscher Annahmen trotz der sonstigen Berücksichtigung der realen Verhältnisse nicht auf die Wirklichkeit, d.h. auf die Zeit von 1879 - 1914 anwenden. 3. Die dritte Möglichkeit besteht darin, daß Faktoren in der Realität vorhanden waren, die im Modell nicht berücksichtigt wurden und daher die möglichen Veränderungen der Variablen verhindert haben. 2. DAS GOLDWÄHRUNGSMODELL UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER WÄHRUNGSVERFASSUNG VON 1879- 1914
Zur Darstellung des Goldwährungsmodells und seiner Funktionsweise sind bestimmte Modellannahmen notwendig. Es kann belegt werden, daß sie die Realitäten der Jahrzehnte nach 1879 decken. Das Modell ist folglich ein adäquates Erkenntnismittel.
3
untersuchen wir, wie und ob das gleichzeitige Bestehen einer Schutzzollpolitik, als Phänomen der Binnen- und Außenpolitik, die Funktionsweise des Währungsmechanismus beeinflußt. Wir werden sehen, daß es durch Schutzzölle zu einer Veränderung bestimmter Modellvariablen kommt, was sich störend auf den Ablauf des Mechanismus auswirkt und die Anpassungszeit bis zur Erreichung eines neuen Gleichgewichtes erheblich verlängert. Schließlich m u ß anhand des für den Betrachtungszeitraum verfügbaren empirischen Materials untersucht werden, ob sich die Variablen in der Realität auch entsprechend unserer theoretischen Ableitung verändert haben. Ist dies der Fall, so kann auf diese Weise eine Einwirkung der Schutzzölle auf das Währungssystem der damaligen Zeit festgestellt werden. Dies würde die These von dem guten Funktionieren des Goldstandardsystems in Frage stellen. Lassen sich die theoretisch abgeleiteten Folgen einer Schutzzollpolitik aus dem empirischen Material nicht ersehen, so kann dies drei Ursachen haben, die dann zu prüfen wären: 1. Das Modell ist hinsichtlich seiner Grundannahmen und Funktionsweise falsch. 2. Geht man davon aus, daß das Modell in sich konsistent ist, so sind möglicherweise einige Modellannahmen nicht genügend realitätsbezogen. Ist dies der Fall, so ist das Modell zwar in sich konsistent, läßt sich aber aufgrund fehlender oder falscher Annahmen trotz der sonstigen Berücksichtigung der realen Verhältnisse nicht auf die Wirklichkeit, d.h. auf die Zeit von 1879 - 1914 anwenden. 3. Die dritte Möglichkeit besteht darin, daß Faktoren in der Realität vorhanden waren, die im Modell nicht berücksichtigt wurden und daher die möglichen Veränderungen der Variablen verhindert haben. 2. DAS GOLDWÄHRUNGSMODELL UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER WÄHRUNGSVERFASSUNG VON 1879- 1914
Zur Darstellung des Goldwährungsmodells und seiner Funktionsweise sind bestimmte Modellannahmen notwendig. Es kann belegt werden, daß sie die Realitäten der Jahrzehnte nach 1879 decken. Das Modell ist folglich ein adäquates Erkenntnismittel.
3
2.1 Die ordnungspolitische
Realität.
Am 4.12.1871 verabschiedete der Reichstag des gerade gegründeten Deutschen Reiches das Gesetz über die Ausprägung von Goldmünzen. 1873 wurde der Goldstandard eingeführt, 1875 die Preußische Notenbank zur Reichsbank erhoben 8 und aufgrund einer Verordnung vom 22. September 1875 trat die Goldwährung mit Wirkung ab 1.1.1876 in Kraft. 9 Sinn der Goldwährung war die Bindung der umlaufenden Zahlungsmittel an das Gold. Die im Umlauf befindlichen Banknoten mußten zu einem bestimmten Prozentsatz in Gold gedeckt sein. Die Goldwährung von 1875 war konzipiert als eine Mischform aus zwei verschiedenen Notendeckungssystemen: zum einen aus dem System des fiduziarischen Kontingents - über die festgelegte Prozentualdeckung hinaus konnte noch eine bestimmte Notengeldmenge aufgrund einer bestehenden Vertrauensbasis ausgegeben werden - und zum anderen aus dem System der starren Prozentualdeckung. 10 Voraussetzung der Prozentualdeckung war die Bewertung aller Banknoten in Gold, d.h. die Festlegung einer Goldparität. Sie betrug für das Pfund Feingold 1392 Mark. Die umlaufenden Zahlungsmittel mußten in Gold einlösbar sein; eine staatliche Institution mußte sich verpflichten, jederzeit zum festgesetzten Preis Gold zu verkaufen oder anzukaufen. Die »staatliche Institution« war die Reichsbank. 1900 hatten neben ihr von den ursprünglich 32 Privatbanken von 1878 in dem Gebiet des Deutschen Reiches nur noch 7 das Umtauschprivileg. Davon hatten sich 5 den Normativbestimmungen des Bankgesetzes freiwillig unterworfen. Dies waren die Bayerische Notenbank in München, die Sächsische Bank zu Dresden, die Württembergische Notenbank zu Stuttgart, die Badische Bank zu Mannheim und die Bank für Süddeutschland zu Darmstadt. In Preußen gab es neben der Reichsbank nur noch eine Bank, die ihr Notenprevileg nicht abgegeben hatte. Dies war die Frankfurter Bank. Die einzige Bank, die nicht die Bestimmungen des Bankgesetzes für sich gelten ließ, war die Braunschweigische Bank. Ihre Banknoten galten jedoch nur für Braunschweig und waren daher für das übrige Deutschland bedeutungslos. 11 Von diesen Banken verzichteten darüber hinaus im folgenden die Frankfurter Bank 1901, die Bank für Süddeutschland 1902 und die Braunschweigische Bank 1906 auf ihr Notenprevileg.12Das Notenkontingent der Reichsbank stieg damit von 293,4 Millionen Mark (1900; Kontingent der Privatban4
ken im Vergleich dazu: 91,6 Mill.M.) auf 472,8 Mio.Mark 13 . Der ReichsBank hatte man die Rechtsform einer juristischen Person gegeben (§ 12 BG). Das Grundkapital, dessen Anteile sowohl in Deutschland als auch im Ausland gezeichnet worden waren, betrug 120 Millionen Mark. Es wurde 1901 auf 150 Millionen Mark und 1906 auf 180 Mio. M. aufgestockt. In ihrer Handelsfähigkeit war die Reichsbank nicht unabhängig, sondern unterstand der Leitung und Aufsicht des Reiches. 14 Ihre Banknotenausgabe wurde durch zwei verschiedene Vorschriften begrenzt: zum einen mußten die Noten zu mindestens einem Drittel in Gold, kursfähigem deutschen Geld, Reichskassenscheinen oder ausländischen Münzen, der Rest mit diskontierten 3-Monatswechsel gedeckt sein (§17 GB) 15 . Dies wurde auch von den Privatnotenbanken eingehalten. Zum anderen wurde eine Steuer von 5% erhoben, wenn die Notenbank ihr festgelegtes steuerfreies Notenkontingent überschritten. Reichsbank und Privatbanken reagierten oft unterschiedlich auf diese Vorschrift: »Während für die Reichsbank die Notensteuer keine wirkliche Beschränkung darstellte, da sie - wenn das öffentliche Interesse die Ausdehnung des Notenumlaufs erforderte - auch Verluste durch die Steuer in Kauf nahm, - führte die Steuer bei den Privatnotenbanken dazu, daß diese ihre Notenausgabe im großen und ganzen auf die ihnen zugewiesenen Kontingente beschränkten.« 16 Die Tatsache, daß es vor dem 1. Weltkrieg in Deutschland keine reine Goldumlaufwährung sondern nur eine prozentuale Golddeckungswährung gab, ist von großer Bedeutung. Im ersten Fall wären Goldmenge und Geldmenge identisch, sodaß es bei Goldbewegungen zu einer gleichzeitigen Anpassung der Geldmenge kommen würde. In unserem Fall der Prozentualdeckung sind jedoch mehrere Schritte notwendig, die zu einer Anpassung der Geldmenge führen: Wird Gold gegen eine entsprechende Notenmenge eingetauscht 17 , so steigt damit die umlaufende Geldmenge und umgekehrt. Damit hat sich aber die Relation zwischen Notengeldmenge und Goldreserve geändert. Mit Hilfe der geldpolititischen Instrumente muß die Zentralbank die Notengeldmenge beeinflussen. Hier wandte sie vor allem die Diskontpolitik an. »Sobald durch Goldwanderungen die Mindestreserve der Notenbankdeckung unterschritten zu werden drohte, mußte die Diskontschraube angezogen werden, um die gefährdete Liquidität zu sichern. Es kann nicht geleugnet werden, daß dieses Sytem vor 1914 einigermaßen zufriedenstellend funktionierte. 18 « Kommt es nun zu dieser Sekundärwirkung, der Einschrän5
kung der Notengeldmenge aufgrund der Reaktion der Zentralbank, so müssen schließlich auch die Privatbanken - gemeint sind hier die Kreditbanken - reagieren, die über das Giralgeldvolumen entscheiden. Diese verschiedenen Wirkungen potenzieren sich. Ein Goldabfluß zieht also in einer Währungsverfassung der oben beschriebenen Art, in der sich auf dem Gold die Notengeldmenge und auf dieser das Giralgeld aufbaut, eine Verminderung der Notengeldmenge und eine Reduktion des Giralgeldvolumens nach sich. Die Einschränkung der Geldmenge insgesamt geht über den ursprünglichen Goldabfluß weit hinaus. Dies bewirkt wiederum eine internationale Einkommensverschiebung die aufgrund des Potenzierungseffektes entsprechend groß ist. Umfang und Zeitdauer dieses kumulativen Prozesses wirken auf die Anpassung im Außenhandel ein. 19 Die Schnelligkeit der Aufeinanderfolge von Primär-, Sekundärund Tertiärwirkungen hängt vor allem von der Wirksamkeit der von der Zenbank ergriffenen Maßnahmen ab. 2 0 2.2 Die
Modellannahmen
Die Realität der Währungsverfassung im Deutschen Reiche deckt also folgende Modellannahmen: - es besteht eine Golddeckungswährung, - die Goldparität ist festgelegt, - eine zentrale Institution ist verpflichtet, Gold anzukaufen oder zu verkaufen, (die Reichsbank kann repräsentativ für alle Bankinstitute betrachtet werden, da sich die verbliebenen Privatnotenbanken dem dem Bankgesetz unterworfen hatten), - die Zentralnotenbank greift zur Diskontpolitik, falls ein Einschreiten notwendig wird, - es besteht eine relativ feste Relation zwischen Zentralnotenbankgeld und Kreditbankgeldmenge, - der Staat verzichtet auf eine autonome Konjunkturpolitik, - die Zentralnotenbank verhält sich systemkonform im Rahmen der ihr zugedachten Aufgabe im Goldwährungssystem.
6
2.3 Die möglichen
Mechanismen
zum Ausgleich
der
Handelsbilanz
Der Funktionsweise eines Goldstandardsystems liegt das Zusammenwirken verschiedener Mechanismen zugrunde, die bei dem Auftreten einer Gleichgewichtsstörung wieder zum Ausgleich führen können. Sie sollen zunächst der Klarheit wegen getrennt aufgezeigt werden. Anschließend soll das Miteinander- und Nebeneinanderwirken der einzelnen Mechanismen zusammenfassend in einem Modell dargestellt werden. 2.31 Der reine
Goldmechanismus
Der Einfachheit halber wollen wir bei der Darstellung der Mechanismen zunächst von einer reinen Goldumlaufwährung ausgehen. Diese Annahme wird im folgenden dann modifiziert, indem die zusätzlichen Veränderungen dargestellt werden, die sich aus einer prozentualen Golddeckung ergeben. Weiter wollen wir hier annehmen, daß die Nachfrageelastizität nach jeder Ware gleich 1 sei. Dies ist notwendig, da wir davon ausgehen wollen, daß sich eine Veränderung der umlaufenden Geldmenge auf die Nachfrage nach allen Gütern gleich stark auswirkt. Betrachtet werden die Länder Α und B. Die oben festgelegten Annahmen gelten für beide Länder. Schließlich ist noch zu beachten, daß die folgenden Aktionen und Reaktionen zeitlich nacheinander ablaufen. Der reine Goldmechanismus beschreibt eine Anpassung, die nur über die Goldbewegungen zustande kommt. In der ersten Phase 203 komme es zu einer Mißernte an Weizen in Land A. Annahmegemäß bleibt die Nachfrage nach allen Waren in Land Α und В konstant. Dies schließt auch die Weizennachfrage ein, Da sie aufgrund der Mißernte durch das binnenländische Angebot nicht mehr befriedigt werden kann, kommt zu zusätzlichen Importen aus Land B. In der von uns angenommenen reinen Goldumlaufwährung werden alle Zahlungen in Gold geleistet oder verrechnet, sodaß in Höhe dieses zusätzlichen wertmäßigen Importes Gold von Α nach В abfließt. Dies hat zur Folge, daß der Weizenpreis in Α nicht so hoch ansteigt, wie nach der Mißernte eigentlich zu erwarten gewesen wäre, da ein Teil der Inlandsnachfrage durch zusätzliche Auslandsnachfrage ersetzt wird. Alle anderen Preise bleiben fest. Durch den Goldabfluß ist die Relation zwischen umlaufendem Gold und produzierter Warengeldmenge gesunken und in Land В entsprechend gestiegen. 7
In der zweiten Phase steigt die Nachfrage daher in B . Aufgrund der angenommenen Nachfrageelastizität verteilt sie sich auch hier gleichmäßig auf alle Güter (Binnen-, Import- und B-Exportgüter). In Α geht die Nachfrage zurück. Bei den Außenhandelswaren ersetzt so die zusätzliche B-Nachfrage die zurückgegangene Α-Nachfrage, sodaß sich keine Preisveränderungen ergeben. In Α steigt der Export und der Import - einschließlich des Weizenimportes - geht zurück. Umgekehrt sinkt in В der Export und der Import steigt. Es besteht jedoch noch immer ein Weizenimportüberschuß in A, der zu einem Goldabfluß nach В führt. D a Α aber bei anderen Waren einen Exportüberschuß aufweist, kommt es andererseits auch zu Goldzuflüssen von В nach A. Der Goldverlust wird dadurch nur teilweise kompensiert, da die zusätzliche Nachfrage in В sich sowohl auf Binnen- als auch auf Importgüter verteilt und somit nur ein Teil dieser Nachfrage auf Α-Güter entfallen kann. Der Goldabfluß aus А wird jedoch geringer sein als in Phase I. Die Nachfrageänderung wirkt sich in Α preissenkend und in В preiserhöhend aus. In den folgenden Phasen kommt es zu einer Wiederholung der Vorgänge der zweiten Phase in abgeschwächter Form. Der reine Goldmechanismus ist dann abgeschlossen, wenn der Goldabfluß von Α nach В aufhört. Dies ist dann der Fall, wenn die zusätzlichen Exporte von Α nach В und die Minderimporte in Α den Importüberschuß an Weizen in Α kompensieren. Die Anzahl der dazu notwendigen Phasen und damit die Anpassungszeit hängt von der Art der zusätzlichen bzw. abnehmenden Kaufkraftverwendung in В und A, d.h. von den ensprechenden Nachfrageelastizitäten in beiden Ländern ab. 2.32 Der reine Mechanismus
der
Warenpreise
Als nächstes wollen wir eine Möglichkeit der Anpassung darstellen, die nur über die Preisverschiebungen in beiden Ländern zustande kommt. Um den Mechanismus der Warenpreise in reiner Form darstellen zu können 2 1 müssen wir annehmen, daß die Nachfrageelastizität von Weizen in Α kleiner als 1 ist, um zu den entsprechenden Preisveränderungen zu kommen. Aufgrund der so bestimmten Nachfrageelastizität wird nach einer Weizenmißernte in Α nun mehr Gold für die Nachfrage nach Weizen verwendet als vorher. Damit entfällt ein Teil des Goldes für die Nachfrage nach anderen Gütern. Durch die Nachfrageveränderung kommt es zu
8
unterschiedlichen Preisbewegungen. Wir wollen hier den »Idealfall« annehmen, daß sich nämlich die Preise gerade so verändern, daß der Importüberschuß an Weizen in Α durch den Exportüberschuß, bzw. den Minderimport bei den anderen Außenhandelsgüter in Α kompensiert wird. In diesem Fall kommt es zu keinen Goldbewegungen. Der Ausgleich wird nur über die Warenpreissysteme geschaffen. 2.33 Der gemischte
Ausgleichsmechanismus
Bis jetzt haben wir der Klarheit wegen zwei Extremfälle dargestellt, die in der Realität jedoch in dieser Form kaum auftreten werden. In den meisten Fällen werden der Goldmechanismus und der Mechanismus der Warenpreise zusammenwirken. 2 2 Wir nehmen an, daß die Elastizität der Weizennachfrage in Α zwar kleiner als 1 ist, daß aber der Mechanismus der Warenpreise allein nicht zum Ausgleich führt. Nach einer Mißernte in Α wird in der ersten Phase wiederum mehr Importweizen aus В nachgefragt werden. Aufgrund der geänderten Nachfrage geschieht dies zu einem höheren Preis als bisher. Zur gleichen Zeit geht die Nachfrage nach den anderen Gütern in Α zurück. Die Preise für diese Güter sinken. Die Folge wird ein Nachfragerückgang nach den übrigen A-Importgütern und ein Ansteigen des Exportes nach В sein. Trotz dieser Entwicklung kann ein Goldabfluß nach В nicht völlig vermieden werden. Seine Auswirkungen zeigen sich in der zweiten Phase. Die schon durch den Preismechanismus veränderte Nachfrage in Α wird durch den Goldabfluß noch verstärkt. Die Nachfrage nach Binnen-, Import- und eigenen Exportgütern geht aufgrund des zurückgegangenen Einkommen noch mehr zurück. In В kommt es zu einer Nachfragesteigerung. Von jetzt an wirkt der reine Goldmechanismus weiter. »Daraus geht eindeutig hervor, daß der Mechanismus der Warenpreissysteme unabhängig neben dem Goldmechanismus abläuft. Er wirkt jedoch in der gleichen Richtung und reduziert dadurch die Ausgleichsfunktion des Goldmechanismus quantitativ, indem er von vornherein die Größe des Goldabflusses aus Α vermindert und damit die Folgewirkung des Goldmechanismus insoweit beschränkt, als er selbst schon Umstellungen im übrigen Warenaustausch hervorgerufen hat.« 23 Nachzutragen bleibt noch, daß der Mechanismus statt durch eine Mißernte auch durch eine Nachfrageänderung in Gang gesetzt werden kann. Dies ist dann der Fall, 9
wenn das einheimische Angebot diese zusätzliche Nachfrage nicht befriedigen kann und die Konsumenten daher ihre Importnachfrage nach dem entsprechenden Gut verstärken. 2.34 Der
Wechselkursmechanismus
Wir wollen nun annehmen, daß Im- und Exporte nicht in Gold bezahlt werden, sondern üblicherweise durch ein Clearingverfahren im internationalen Zahlungsverkehr gegenübergestellt werden. Bei einem Ausgleich der Handelsbilanz lassen sich die jeweiligen Forderungen aufrechnen. 2 4 Eine Mißernte, bzw. eine Nachfrageänderung in Land A, bewirkt, daß die Nachfrage nach Forderungen auf das Land В steigt. Die Anweisungen auf В - Guthaben werden damit für die А - Importeure teurer. Sie fragen daher weniger in Land В nach, als sie ursprünglich aufgrund der Mißernte oder der Nachfrageänderung vorhatten. Andererseits können die Α-Exporteure mehr absetzen. Dadurch wird die zunächst gestiegene Importnachfrage wieder etwas reduziert und der Goldabfluß verkleinert, der nach Erreichen des Goldpunktes erfolgen muß. Bei nur geringfügigen Störungen kann es durch diesen Mechanismus schon zu einem Ausgleich kommen. Der Wechselkursmechanismus wird durch die bestehenden Transportkosten des Goldes begrenzt, die ihrerseits den oberen und unteren Goldpunkt bestimmen: Die Festlegung der einzelnen Währungen in Gold führt zu festen Wechselkursen zwischen den Goldwährungsländern. Gleichen sich Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt
Devisenmarkt
w = Wechselkurs В = Bandbreite p 0 = Parikurs Pj = oberer Goldpunkt = Goldexportpunkt Р2 = unterer Goldpunkt = Goldimportpunkt A C = Umfang
des
Göldab-
flusses bei einer über die Bandbreite
gestiegenen
Devisennachfrage
10
nicht aus, so steigt oder fällt der Kurs der ausländischen Währung und mit ihm Import oder Export wie oben beschrieben. Falls der Kurs der ausländischen Währung auf diese Art z.B. über den Parikurs plus der Transportkosten für Gold steigen sollte, so wird es für die einheimischen Importeure günstiger sein, Gold zu kaufen, um es ins Ausland zu transferieren und dort gegen die ausländische Währung einzutausen. Dies kann das landesübliche Goldgeld sein. Denkbar ist auch ein Umtausch in Noten für den Fall einer Prozentualdeckung. Im umgekehrten Fall, wenn der Devisenkurs unter dem Goldimportpunkt liegt, werden die einheimischen Exporteure Gold importieren. Wie weit die Goldpunkte auseinanderliegen und wie groß damit die sog. »Bandbreite« ist, hängt von den Transportkosten des Goldes ab. Sie bestimmen wie lange der Wechselkursmechanismus wirken kann. Die Art seiner Auswirkung ähnelt, wie wir sahen, der des Preismechanismus: »Nach seiner Wirkung gleicht der Wechselkursmechanismus in der Goldwährung dem Mechanismus der Warenpreissysteme. Auch er kann den Ausgleich der Zahlungsbilanz allein herbeiführen; er muß aber nicht so wirken und ist daher nur ein unvollständiger Mechanismus. Er reduziert jedoch im Ausmaß seiner Wirksamkeit die Notwendigkeit der Goldversendung. Sofern überhaupt ein Devisenmarkt besteht, ist er ein Bestandteil des gesamten Ausgleichsmechanismus, dessen Berücksichtigung unerläßlich ist, wenn man die quantitative Funktion des Goldmechanismus erkennen will.25« 2.35 Der erweiterte gemischte
Ausgleichsmechanismus
Bis jetzt sind wir in unserer Betrachtung von einer reinen Goldumlaufwährung ausgegangen. Wie wir jedoch schon bei der Aufstellung der Modellannahmen sahen, gab es in unserem Betrachtungszeitraum zwischen 1879 und 1914 im Deutschen Reich nur eine Golddeckungswährung. Zustandekommende Goldbewegungen mußten sich also potenzierend auf die Geldmenge auswirken. 26 Es ist daher noch zu untersuchen, ob und inwieweit sich dadurch Modifizierungen für die Wirkungsweise unserer Mechanismen ergeben. Wir wollen davon ausgehen, das die Zentralbank zur Diskontpolitik greift, um die umlaufende Geldmenge einer veränderten Goldreserve anzupassen. 2 7 Grundlage für die Betrachtung des erweiterten Mechanismus soll der gemischte Ausgleichsmechanismus sein, der für eine Goldumlaufwährung dargestellt wurde. 28 In der ersten Phase bleibt zunächst alles 11
gleich: Nach der Mißernte in Α kommt es zu einem Goldabfluß nach В und zu einer E i n s c h r ä n k u n g der u m l a u f e n d e n Geldmenge, da das Gold mit der wertmäßig entsprechenden Notengeldmenge gekauft werden m u ß . Dies bewirkt in der zweiten Phase einen Nachfragerückgang, der sich seinerseits auf das gesamte Preisgefüge auswirkt. In В steigt entsprechend die Nachfrage. Da dies auch die Nachfrage nach Α-Gütern betrifft, k o m m t es zu einem Ansteigen des Α-Exportes. Entsprechend dem schon beschriebenen gemischten Mechanismus steigt er jedoch nicht so stark, um die Goldbewegungen ganz stoppen zu können. In der dritten Phase sind zwei Entwicklungen d e n k b a r , die von der Schnelligkeit des Eintretens der Sekundär- und Tertiärwirkung abhängen. Sie werden ausgelöst durch die Diskontveränderung der Zentralbank, die d a f ü r sorgen m u ß , d a ß die Geldmenge an die noch verbleibende Goldreserve angepaßt wird, um die vorgeschriebene Prozentualdeckung aufrecht zu erhalten. Durch den Z u s a m m e n h a n g der Geldund K a p i t a l m ä r k t e bewirkt eine Diskonterhöhung auch ein Ansteigen des Zinses. Dies wiederum soll einen R ü c k g a n g der Investitionen veranlassen. Zusammen mit der abgeflossenen K a u f k r a f t bewirkt dies ein Absinken der E i n k o m m e n und der G e s a m t n a c h f r a g e . Weiter werden auch die Geschäftsbanken eine kontraktive Politik verfolgen müssen und die Giralgeldmenge einschränken. Treten Sekundär- und Tertiärwirkung n u n relativ schnell ein, so bewirken sie zusammen mit dem Primäreffekt der Goldbewegung, d a ß der Goldabfluß ganz aufhört und es u.U. sogar zu Goldzuflüssen k o m m e n kann. Die Kontraktionswirkung ist d a n n so stark, d a ß der Rückgang der Geldmenge und der Nachfrage zu Umstellungen führt, die über das f ü r einen Ausgleich notwendige M a ß hinausgehen. Im Vergleich zum reinen Goldmechanimus in einer Golddeckungswährung, der zu starken Handelsbilanzumkehrungen und zu entsprechenden Goldab- und Zuflüssen in Α fuhren würde, ist hier die Möglichkeit von einem starken Goldrückfluß und von großen Schwankungen a u f g r u n d des mitwirkenden Preismechanismus relativ gering. Auch die Anpassungszeit ist kürzer: »Unter den genannten Umständen wird sich d a h e r ein neuer Gleichgewichtszustand schon sehr schnell, nach wenigen Hin- und Herbewegungen des Goldes eingespielt haben. 2 9 « Stellen sich Sekundär- und Tertiärwirkung dagegen erst relativ spät ein. so kommt zunächst nur die Primärwirkung auf längere Zeit zum 12
Zuge. Der erste Goldabfluß ist dann zuende, »wenn ein Gleichgewicht im Güteraustausch durch alle Folgen der Versendung auf die Geldmengen zusammen erreicht ist.30« Da die Folgewirkungen jedoch in dieser Zeit garnicht oder nur schwach eintreten, wird der Goldabfluß zunächst relativ groß sein. Kommen nun Sekundär- und Tertiärwirkung später auch zum Zuge, so beeinflussen sie ihrerseits die Nachfrage wieder so stark, daß es aufgrund der großen Kontraktion zu ausgedehnteren Goldzuflüssen von В nach Α kommt. Dies führt zu einer lägeren Anpassungszeit und zu größeren Goldbewegungen. Zusammendfassend können wir feststellen, daß es im erweiterten gemischten Ausgleichsmechanismus zu zweiseitigen Goldbewegungen kommt, die stärker oder schwächer sein können. Die Handelsbilanz wird mehrmals von der Aktivität in die Passivität umschlagen. Die Auswirkungen der Goldbewegungen werden von Phase zu Phase schwächer bis es zu einem Ausgleich kommt. Das mehrmalige »Umschlagen« der Handelsbilanz muß auch zu einem wiederholten Eingreifen des Wechselkursmechanismus führen. Er hat eine dämpfende und einschränkende Wirkung auf die Goldversendungen. Innerhalb seiner, durch die Goldpunkte gesetzten, Grenzen wirkt er schon vor dem ersten Goldabfluß: Da durch die Mehrnachfrage nach BWeizen die B-Valuten teurer werden, werden die Händler ihre Mehrimporte etwas einschränken. Kommt es schließlich zu dem Goldabfluß, so bleibt der Wechselkurs am Goldexportpunkt, da er nicht mehr weiter steigen kann. Durch den erhöhten Export und den zurückgehenden Import aus В kommt es zu einer Verschiebung der Angebots- und Nachfragekurven für B-Valuten auf dem Devisenmarkt. Der Kurs für die BValuten sinkt wieder unter den Goldexportpunkt. Der Goldabfluß hört auf. Mit dem Sinken der B-Valuten wird es für die B-Importeure wieder teurer, A-Waren zu importieren. Während Sekundär- und Tertiärwirkung gerade auf ein Ansteigen der Nachfrage in В hinwirken, dämpft hier die Wechselkursveränderung die Nachfrage etwas. In Α vollzieht sich der umgekehrte Vorgang. 2.36 Der
Zinsmechanismus
Der Zinsmechanismus wird durch die Preisbewegungen auf dem Kreditmarkt induziert. Wie schon dargestellt, ist die Notenbank eines Goldwährungslandes verpflichtet, eine bestimmte Diskontpolitik zu verfolgen. 13
Diese Politik wiederum beeinflußt die internationale Zinsarbitrage. Steigt z.B. der Diskont, da es zu Goldabflüssen gekommen ist, so wird zur gleichen Zeit die Zinsarbitrage einsetzen und ihr Kapital in dem Land mit den - nun gestiegenen - Zinsen anlegen. Das bedeutet, daß die Liquiditätsanspannung, zumindest kurzfristig, beseitigt wird, schon bevor der »langwierige« Ausgleichsmechanismus voll zur Wirkung kommt. »Die Zusammenhänge sind frappierend: auch die Preisbewegung am Kreditmarkt erweist sich als Pendelrhytmus. Nicht nur trägt der Kapitaltransfer zum Ausgleich der Zahlungsbilanz im erforderlichen Augenblick bei, vielmehr führt die Verflüssigung des Devisenmarktes und des Kreditmarktes selbst wieder einen steigenden Wechselkurs und einen sinkenden Inlandszins herbei, der den Kapitalabfluß vielleicht gerade in dem Zeitpunkt begünstigt, in dem die Zahlungsbilanzsituation ihn angesichts der eingetretenen Wirtschaftssituation am leichtesten verträgt 31 « Wir können also sagen, daß der Zinsmechanismus nicht nur »kurzfristig« Reibungsverluste mindert. Durch seine direkte Wirkung auf Wechselkurse und Zinsen und seinen Einfluß auf die Leistungsbilanz - so kann er den Ausgleich der Leistungsbilanz oder sogar einen Export Überschuß finanzieren, der die Abtragung der vorher gegebenen Kredite ermöglicht, - schwächt er auch langfristige Störungen ab. 2.4 Einfaches Modell zum Ausgleich standardsystem
der Handelsbilanz
in einem Gold-
Das Zusammenwirken der oben ausführlich beschriebenen Mechanismen soll nun noch einmal zusammengefaßt in einem Modell dargestellt werden. Soweit möglich soll versucht werden, das Modell in einer Art einfacher tabellarischer Aufstellung wiederzugeben, um die Kausalzusammenhänge und das Aufeinanderfolgen von Aktionen und Reaktionen auch optisch zu unterstreichen. Betrachtet wird nur die Entwicklung in einem Land, wobei wir davon ausgehen, daß im Partnerland die gleichen Voraussetzungen herrschen und es dort zu analogen Veränderungen kommt. Dies geschieht im Hinblick darauf, daß wir uns in unserer weiteren Untersuchung auf das empirische Material aus einem Land, nämlich aus dem Deutschen Reich, beschränken wollen. - Ausgangspunkt sei ein Zahlungsbilanzgleichgewicht. Der Import entspricht wertmäßig dem Export. - Aufgrund einer Nachfrageänderung, deren Ursache 14
-
-
-
z.B. in einer Mißernte begründet sein kann, kommt es zu einer Steigerung der Importnachfrage. Der Wechselkurs steigt bis zu Goldexportpunkt. Es kommt zu Goldabflüssen und zu einem Importüberschuß. 3 2 Die Zentralnotenbank des betrachteten Goldwährungslandes erhöht den Diskont, um über eine Reduzierung der Geldmenge a) entweder ihre Liquidität oder b) ihre Deckung aufrecht zu erhalten. Der Zins steigt. Die Investitionen gehen zurück. Gleichzeitig ist Kaufkraft in Form von Gold abgeflossen. Entsprechend den oben beschriebenen Mechanismen bewirkt dies alles zusammen eine Rückgang des Einkommes. Die effektive Gesamtnachfrage nimmt ab. Die Preise sinken. Lohn und Beschäftigung gehen zurück. Der Import nimmt ab und der Export steigt bis es zu einem Ausgleich der Handelsbilanz kommt.
Ergebnis: Die Veränderung der, für den Ablauf des Goldwährungsmechanismus entscheidenden, Größen spielt sich in einem bestimmten Zeitraum ab, dessen Länge entscheidend von der Wirksamkeit des geldpolitischen Instrumentariums der Notenbank abhängt. In dem hier beschriebenen einfachen Modell kommt es durch den gesamten Goldwährungsmechanismus, der sich aus den einzelnem Teilmechanismen zusammensetzt, zu einem Ausgleich der Handelsbilanz, unter Inkaufnahme eines gewissen Deflationsprozesses und eines endgültigen Goldverlustes in Höhe des ursprünglichen Goldabflusses. Es kann jedoch auch zu Rückflüssen kommen, wenn sich aufgrund von stark auftretenden Sekundär- und Tertiärwirkungen die Handelsbilanz relativ schnell »umkehrt«. Hier wird es erst nach einigen zeitlich 15
hintereinanderliegenden Pendelbewegungen zu der endgültigen Umverteilung des Goldes und zu einem stabilen Gleichgewicht der Handelsbilanz kommen. Der Ablauf dieses Prozesses hängt von dem Potenzierungsfaktor der Geldmengen in den beiden Ländern - nicht nur in dem von uns betrachteten Land -, von den Nachfrageverschiebungen und der Schnelligkeit der jeweiligen Sekundär- und Tertiärwirkungen ab.32a 2.5 Die tatsächliche
Entwicklung
Wir wollen nun untersuchen, ob der oben beschriebene Mechanismus auch in dieser Form abgelaufen ist, um nachzuprüfen, ob unser einfaches theoretisches Modell und seine Variablen in etwa den realen Verhältnissen entsprechen. Nur dann können wir das so konzipierte Modell für die weitere Untersuchung zugrunde legen. 2.51 Beurteilung au fgrund des Ergebnisses Von dem Ergebnis her betrachtet läßt sich zunächst nicht vermuten, daß ein, der Goldwährung entsprechender, Mechanismus abgelaufen ist. Verfolgt man die Entwicklung der Handelsbilanz im Betrachtungszeitraum, so läßt sich weder ein kürzerer noch ein längerfristiger Ausgleich nachweisen. In den Jahren von 1880 bis 1913 war die Handelsbilanz mit wenigen Außnahmen 3 3 durchgehend defizitär: Im- und Export (reiner Warenverkehr) von 1880 — 1913. (in Mio.Mark). 34
16
Jahr
Import
Export
Saldo
1880 1881 1882 1883 1884
2.803 2.962 3.098 3.220 3.236
2.923 3.029 3.224 3.259 3.190
+ 120 + 67 + 126 + 39 46
Jahr
Import
Export
Saldo
1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 18% 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913
2.922 2.873 3.109 3.264 3.990 4.146 4.151 4.019 3.962 3.938 4.121 4.307 7.681 5.081 5.438 5.766 5.421 5.631 6.003 6.354 7.129 8.022 8.749 7.667 8.527 8.834 9.706 10.692 10.770
2.854 2.974 3.137 3.207 3.165 3.227 3.176 2.954 3.092 2.961 3.318 3.525 3.635 3.757 4.207 4.611 4.431 4.678 5.015 5.223 5.732 6.359 6.846 6.399 6.594 7.475 8.106 8.957 10.097
— 68 + 101 + 28 — 57 — 825 — 819 — 971 —1065 — 870 — 977 — 803 — 782 —1046 —1324 —1276 —1155 — 990 — 953 — 988 —1131 —1397 —1663 —1903 —1268 —1933 —1459 —1600 —1735 — 673
Nach unserem theoretischen Modell m ü ß t e die Handelsbilanz ständig einem Ausgleich von Import und Export zustreben. Dieses Ergebnis ist jedoch das Resultat verschiedener Entwicklungsstufen und Veränderungen von Variablen, die sich kausal bedingen und nacheinander eintreten müssen. Diese K a u s a l z u s a m m e n h ä n g e wollen wir nun im einzelnen untersuchen, um so eine Begründung f ü r die nicht ausgeglichene Handelsbilanzfinden. 2.52 Der Zusammenhang
von Handelsbilanz
und
Wechselkursen
Ein Handelsbilanzdefizit verursacht, wie wir gesehen haben, ein Ansteigen der Wechselkurse. Dementsprechend müssen Überschüsse ein Fallen der Wechselkurse bewirken. Um untersuchen zu können, ob sich zwischen 1880 und 1930 ein Kaus a l z u s a m m e n h a n g zwischen Handelsbilanzsaldo und Wechselkursen feststellen läßt, m u ß die Handelsbilanz zunächst nach Ländern aufgegliedert werden, da der Wechselkurs immer n u r das Verhältnis von zwei W ä h r u n g e n wiederspiegeln können. Als Beispiel soll der A u ß e n h a n d e l zwischen Deutschland und England, Deutschland - Frankreich und Deutschland - Holland untersucht werden. Der Untersuchungszeitraum m u ß sich a u f g r u n d der statistischen Unterlagen auf die Zeit von 1893 - 1910 beschränken. Von diesen drei zu betrachtenden bilateralen Handelsbilanzentwicklungen kann zwar nur der A u ß e n h a n d e l zwischen Deutschland und Frankreich für die damalige Gesamtsituation als repräsentativ gelten, es kommt uns hier jedoch lediglich d a r a u f an, zu untersuchen, inwieweit es tatsächlich zu den - dem G o l d w ä h r u n g s m e c h a n i m u s entsprechenden Wechselkursbewegungen k a m . Theoretisch m ü ß t e n sich die Wechselkurse a u f g r u n d der jeweiligen bilateralen Handelsbilanzsituation wie folgt verändern:
18
Zeichnung zur Erklärung der aufgrund des Goldmechanismus zu erwartenden Wechselkursbewegungen am Beispiel Deutschland - England
deutscher Devisenmarkt (HB-Situation: Export größer Import)
englischer Devisenmarkt (HB-Situation: Import größer Export)
Goldzufluß in
Goldabfluß in
Höhe von X
Höhe von X
Abb.l
Dies bedeutet also: 1. Je defizitärer das Handelsbilanzsaldo für England und Holland bzw. je größer der deutsche Exportüberschuß wird, umso mehr müßten die entsprechenden Wechselkurse 1 Mark : 1 Pfund und 1 Mark : 100 hfl. fallen. Analog dazu können wir davon ableiten: 2. Je größer der Handelsbilanzüberschuß für Frankreich, bzw. je defizitärer die deutsche Bilanz gegenüber Frankreich wird, umsomehr müßte der Wechselkurs Mark : 100 Fr. steigen. 19
In der Realität läßt sich nun die folgende Entwicklung der Wechselkurse beobachten: DER AUSSENHANDEL ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND HOLLAND
(Der Export nach Holland, Import von Holland, Export größer Import) Kurs: M/100 h f l .
Jahr
1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910
Export Import (in Mio.M) 214,7 189,2 164,3 162,6 185,2 184,1 203,3 215,4 203,8 206,1 194,2 220,9 256,8 241,3 227,5 230,8 253,4 258,5
240,7 244,0 245,1 262,3 263,9 280,1 327,7 439,6 385,8 449,2 469,2 495,0 543,0 636,2 652,3 453,7 453,5 498,7
Saldo 0 Wechselkurs 26,5 44,8 80,8 99,7 78,7 96,0 124,4 224,2 182,0 243,1 275,0 274,1 286,2 394,9 424,8 222,9 200,1 240,2
168,56 169,15 168,35 168,35 168,65 169,04 168,67 169,51 168,87 168,43 168,65 168,96 168,86 168,80 169,48 168,88 168,86 168,71
Quellen: Die Außenhandelszahlen wurden entnommen aus: S t . J b . f . d . D . R . : 21. Jg., 1900, S. 144f 29. Jg., 1908, S. 200 u. 202 33. Jg.. 1912. S. 254f 33. Jg.. 1914, S. 257f. Die durchschnittlichen Wechselkurse wurden errechnet aus der Tabelle im Anhang der Dissertation von K. Werling: Der Preis- und Einkommensmechanismus der Goldwährung, a.a.O.. Tabelle: Die Diskontveränderungen der Reichsbank.
20
DER AUSSENHANDEL ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND ENGLAND
(Export nach England, Import von England, Export gröüer Import) und die durchschnittlichen Wechselkurse (M/Pfund).
Jahr
Import
Export (in Mio.M)
1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906
458,1 532,9 511,7 584,4 658,0 877,2 807,2 640,7 657,8 610,6 833,5 961.5 784,3 824,4
673,3 634,3 678,1 715,1 701,7 803,8 851,6 912,2 916,4 965,5 987,7 995,1 1.057,8 1.067,2
1907 1908 1909 1910
977,3 697,4 723,3 766,6
"1.060.4 997,5 1.015,0 1.102,0
Saldo 0 Wechselkurs + + + + + — + + + + + + + +
215,2 101,4 166,4 130,7 43,7 73,4 44,4 71,5 258,6 354,9 154,2 34,6 273,5 242,8
+ 83,1 + 300,1 + 291,7 + 335,4
20,432 20,407 20,450 20,568 20,378 20,413 20,431 20,450 20,409 20,420 20,4475 20,37 20,427 20,451 20,487 20,448 20,448 20,458
Quellen: Die Außenhandelszahlen wurden entnommen aus: S t . J b . f . d . D . R . : 21. Jg., 1900, S. 144f 29. Jg., 1908. S. 200 u.202 33. Jg.. 1912. S. 2S4f 35. Jg., 1914. S. 257f. Die durchschnittlichen Wechselkurse wurden errechnet aus der Tabelle: Diskontveränderungen der Reichsbank, im Anhang der Dissertation von K. Werling, a.a.O.
21
DER A U S S E N H A N D E L Z W I S C H E N D E U T S C H L A N D U N D F R A N K R E I C H
(Export nach Frankreich, Import von Frankreich, Import größer Export) und die durchschnittlichen Wechselkurse (M/100 Fr.). Jahr
Import (in Mio.M)
Export
1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910
241,4 214,1 229,9 233,6 246,0 265,3 303.1 305,5 281,8 306,2 338,0 423,6 406,1 433,3 453,6 420,2 485,1 508,8
203,1 188.1 202,8 201,6 209,9 205,4 216,7 277,6 249,9 253,2 271,9 274,3 293,5 382,7 449,1 438,1 455,1 543,4
Saldo 0 Wechselkurs — 38,3 — 26,0 — 27,1 — 32,0 — 36,1 — 59,9 — 86,4 — 27,9 — 31,9 — 53,0 — 66,1 — 149,3 — 112,6 — 50,6 — 4,5 + 17,9 — 30,0 + 34,6
80,95 81,125 81,10 80,98 80,93 80,81 81,04 81,32 80,99 81,25 81,30 81,00 81,23 81,21 81,49 81,275 81,25 81,20
Quellen: Die Außenhandelszahlen wurden e n t n o m m e n aus: St.Jb.l.d.D.R.: 21. Jg.. 1900. S. 144f 29. Jg., 1908, S. 200 u. 202 33. Jg., 1912, S. 254f 35. Jg.. 1914, S. 257f. Die durchschnittlichen Wechselkurse wurden errechnet aus der Tabelle: Diskontveränderungen der Reichsbank, im Anhang der Dissertation von K. Werling, a.a.O.
Die Wechselkursentwicklung, die theoretisch eintreten müßte, läßt sich also nur teilweise anhand der aufgeführten Zahlen nachweisen. So kam es nur in durchschnittlich der Hälfte aller Fälle zu einer, der Handelsbilanzsituation entsprechenden, Wechselkursbewegung. (Holland: von 17 möglichen 9 »richtige« Reaktionen; England: 17/8; Frankreich: 17/6).
22
Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die zum Vergleich herangezogenen Handelsbilanzbeträge von Anfang an jährlich berechnet wurden, während die Höhe der Wechselkurse auch im Verlauf des Jahres schwankte. Um den Kausalzusammenhang zwischen Handelsbilanzsaldo und Wechselkursentwicklung überprüfen zu können, mußte aus den verschiedenen Wechselkurswerten eine durchschnittliche Zahl pro Jahr berechnet werden. Da sich auch Import und Export während eines Jahres nicht völlig kontinuierlich entwickeln - man denke hier nur an die Saisonschwankungen - wäre denkbar, daß die Handelsbilanz innerhalb der einzelnen Jahre den Wechselkurs so veränderte, wie es am theoretischen Modell aufgezeigt wurde und es so in mehr als nur der Hälfte aller Fälle zu den von uns abgeleiteten Wechselkursreaktionen kam. So hatte Deutschland z.B. im deutsch-englischen Handel 1897 einen Exportüberschuß von 43,7 Mio. Mark. Der durchschnittliche Wechselkurs des Jahres betrug 20,378 Mark pro Pfund. 1898 war nun das einzige Jahr im Betrachtungszeitraum, in dem die deutsche Handelsbilanz England gegenüber ein Defizit aufwies (73,4 Mio.Mark). Der durchschnittliche Wechselkurs dagegen stieg im Verhältnis zu Vorjahr nur relativ gering an, nämlich von 20,378 auf 20,413 Mark pro Pfund. Betrachtet man jedoch die Entwicklung des Wechselkurses während des Jahres 1898 genauer, so stellt man fest, daß er im Monat April auf 20,505 M. pro Pfund anstieg. Dies ist im Vergleich zu den Jahresdurchschnitten der zweithöchste Wechselkurs, der zwischen 1893 und 1910 erreicht wurde. Ähnliches trifft auch für die Jahre 1899 und 1907 zu. Jedoch sind sowohl in diesen als auch in den übrigen Jahren keine extremen Ausschläge zu beobachten. Dies läßt den Schluß, daß die Schwankungen für die Wechselkursentwicklung nicht von so entscheidender Bedeutung waren, daß die Bildung der Durchschnittswerte unzulässig sein könnte. Im übrigen können wir auch davon ausgehen, daß die von uns angegebenen Handelsbilanz-Jahreswerte den Werten innerhalb des Jahres nicht völlig zuwiderlaufen können und sich insofern wenigstens ein Trend bei den Wechselkursen abzeichnen müßte. 2.53 Die
Goldbewegungen
Nachdem wir nun gesehen haben, daß sich im Betrachtungszeitraum ein kausaler Zusammenhang zwischen Handelsbilanzsaldo und Wechselkursen zumindest vermuten läßt, müssen wir nun die tatsächlichen 23
Goldbewegungen in der damaligen Zeit untersuchen. DIE TATSÄCHLICHE ENTWICKLUNG DES DURCHSCHNITTLICHEN BESTANDES
GOLD-
(vonl87"9-1913) 3 5 Jahr Goldbestand in 1000 Mark 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913
219.666 225.887 206.663 209.004 282.421 280.458 276.914 384.986 471.067 608.281 584.443 519.101 589.841 615.942 526.531 619.609 704.559 602.009 591.601 583.288 572.826 570.732 664.070 725.462 650.796 682.202 745.277 674.734 633.831 785.195 795.251 777.834 872.624 880.083 1.067.596
Wir sahen, daß der Goldbestand der Notenbank von 1879 bis 1913 fast 24
beständig anstieg. Da aber in dieser Zeit der Import überwiegend größer war als der Export, hätte es nach unserem theoretischen Modell zu einem ständigen Goldabfluß kommen müssen, der den Goldbestand der Reichsbank langfristig vermindert hätte. Betrachten wir jedoch die nachfolgende Zeichnung (S. 27), in der Handelsbilanzsaldo und durchschnittlicher Goldbestand gegenüber gestellt werden, so stellen wir fest, daß es - abgesehen von dem insgesamt eindeutigen Aufwärtstrend des Goldbestandes - zwischen 1894 und 1906 zu einer gewissen gegenläufigen Bewegung kam. Ein Ansteigen des Handelsbilanzdefizites fiel hier zusammen mit einem Rückgang des Goldbestandes. Im ganzen betrachtet, läßt sich jedoch für den größeren Teil des Betrachtungszeitraumes kein Kausalzusammenhang nachweisen. Der durchschnittliche Goldbestand entwickelte sich zum Teil sogar genau parallel (siehe z.B. 1885 - 1894). Hierbei ist allerdings zu bedenken, daß der durchschnittliche Goldbestand der Reichsbank nicht völlig exakt die Goldimport- und Goldexportbewegungen wiederspiegelte. Welche zusätzlichen Faktoren den Goldbestand noch beeinflußten, können wir den verschiedenen Berichten, die von der Reichsbank herausgegeben wurden, entnehmen. 3 6 So war die Zeit bis 1879 durch die Aufnahme der Goldzahlungen die die Preußische Bank ab 1875 vornehmen mußte, charakterisiert.Dies hatte zur Folge, daß bei der Notenbank Silber eingetauscht wurde. Von 1875 bis 1878 nahm der Goldbestand ab (durchschnittliche Golddeckung sinkt von 60 1/2 auf 33 1 / 3 % ab), während der Metallbestand insgesamt stieg. (Die durchschnittliche Metalldeckung des Notenumlaufs stieg von 72 1/4 auf 79 1/3% an). 3 7 Diese Entwicklung wurde auch durch die Einstellung der Silberverkäufe nicht gestoppt. »Bei der Einstellung der Silberverkäufe hatte man gehofft, der Verkehr werde in Bälde die noch vorhandenen Thaler absorbieren; es zeigte sich jedoch, daß der Verkehr auch jetzt mit Silber übersättigt war und fortfuhr, Silbermünzen an die Reichsbank abzustoßen.« 38 Solange die Reichsbank noch Gold gegen Silber umtauschte, konnte sich die Situation nicht ändern. Im ganzen betrachtet stieg der durchschnittliche Silberbestand der Reichsbank von 287 Mio. Mark (1878) auf 362 Mio. Mark (1923). Zunächst aber hatte der Binnenmarkt bis 1888 das überflüssige Silber abgestoßen und der Bedarf an Silber begann wieder zu steigen, eine Entwicklung, die sich schon ab 1883 abzeichnete. 1888 war der durchschnittliche Silberbestand der Reichsbank wieder auf 295 Mio. Mark herabgesunken. 3 9 25
Ab 1890 stieg die Goldproduktion stark an. 40 Hatte sie 1890 noch 500 Mio. Mark betragen, so wurde 1895 schon Gold im Werte von 840 Mio. Mark produziert. Zusätzlich kam es zu großen Goldexporten aus Amerika, die den Goldvorräten der europäischen Notenbanken zugute kamen. Auch die Einführung der Goldwährung in Rußland und in Österreich-Ungarn und der Versuch dieser Länder, möglichst viel Gold zu importieren konnte diesen Trend nicht aufhalten. So stieg der durchschnittliche Goldbestand der Notenbank von 519 Mio. Mark (1890) auf 705 Mio. Mark (1895). Die Goldreserve wäre möglicherweise noch höher gewesen, wenn sich der Silbervorrat der Reichsbank ab 1890 nicht wieder vermehrt hätte. Die Jahre bis 1900 waren durch einen weiteren Anstieg der Goldproduktion gekennzeichnet. 41 (1895:840 Mio. M., 1899:1300 Mio M.). Auch die Reichsbank profitierte davon. So schreibt sie in ihrem Bericht: »Trotz aller dieser widrigen Umstände ist es Deutschland gelungen, sich einen stattlichen Antheil an dem neugewonnenen Gold zu sichern.« 42 Allgemeiner wirtschaftlicher Aufschwung, ein leichter Rückgang des Passiv-Saldos der deutschen Handelsbilanz (1901: 989,9 Mio. Mark, 1913: 672,5 Mio. Mark Defizit) 4 3 und ein Goldimportüberschuß charakterisierte die Zeit von 1901 bis 1913. Gründe für die relativ hohen Goldimporte sah die Reichsbank unter anderem in dem Diskont - Zinsgefälle zum Ausland 44 und in ihrer importfördernden Goldpolitik. 45 Zu erwähnen bleibt noch, daß es meist gegen Ende eines Jahres zu Kapitalanspannungen, Verringerungen der Notendeckung und einem Absinken des Metallvorrates und damit auch des Goldbestandes kam. So war z.B. 1905 von Februar bis September ein Rückgang des Goldbestandes um über 40% zu verzeichnen. »In der Hauptsache handelte es sich hier um Abflüsse in den inneren Verkehr, die alljährlich in den Herbstmonaten auftraten und ihren Grund vor allem in dem Mangel an kleinen Papierzeichen hatten.« 46 Wir sehen also, daß der durchschnittliche Goldbestand der Reichsbank nicht nur von der Import- und Exportentwicklung des Goldes abhing, sondern auch durch andere Faktoren beeinflußt wurde. Bei einer Interpretation müssen diese Überlegungen miteinbezogen werden. Aber auch unter Berücksichtigung aller erwähnten Umstände lassen sich für einen großen Teil des Untersuchungszeitraumes keine durch das Handelsbilanzdefizit verursachten Goldbewegungen feststellen.
26
27
2.6 Mögliche Gründe für die Diskrepanz zwischen theoretischem und tatsächlicher Entwicklung
Modell
Wir sehen also, daß es nicht (bzw. nicht in hinlänglichem Maße) zu den Goldbewegungen kam, die das festgestellte Handelsbilanzdefizit theoretische hätte herbeiführen müssen. Es liegt nun nahe zu untersuchen, welche Gründe es für diese Entwicklung gab. Wir müssen nachprüfen, ob in der Realität zusätzliche Einflußfaktoren eine Rolle spielten, die im Modell noch nicht berücksichtigt wurden, und ob damit die Konzipierung eines neuen Modells notwendig wird.
2.61 Konformes Verhalten der
Reichsbank
Zu den oben erwähnten Einflußfaktoren könnte z.B. - abweichend von unserer Modellannahme - eine nicht-konforme, d.h. eine nicht dem System der Goldwährung entsprechende, Reichsbankpolitik gehören. Die Aufgabe einer Notenbank in einem Goldwährungssystem besteht, wie schon in unserem Modell beschrieben, neben ihrer gesetzlichen An- und Verkaufspflicht von Zahlungsmitteln, darin, den Diskontsatz entsprechend dem Goldbestand, der Deckung und der Liquidität zu ändern. Die Goldbewegungen selbst sollten nicht beeinflußt werden. Wir müssen daher untersuchen, wie die Gold- und Diskontpolitik in der damaligen Zeit aussah.
2.611 Reichsbankpolitik zur Wahrung des Goldbestandes, dernisse und Importförderung
Exporthin-
Im ganzen betrachtet blieb die Reichsbank zwischen 1879 und 1914 im Rahmen ihrer Vorschriften. Sie wandte aber indirekte Mittel an, um die Goldbewegungen trotz der vorhandenen Einlöse- und Ankaufspflicht zu beeinflussen. So versuchte sie, Goldexporte zu erschweren 47 , indem sie z.B. an manchen Tagen, für die sie Goldverschiffungen vermutete, kein Gold in Hafenstädte lieferte. Bei bestehender Exportgefahr wurde die Abwicklung des Austausches von Gold gegen Noten absichtlich verzögert, indem man z.B. die eingereichten Noten besonders »gründlich« prüfte. Dadurch wurde der Arbitrageanreiz geringer. 1907 wurde sogar offiziell versucht, die Goldausfuhr zu erschweren, eine Methode, die keinen Erfolg hatte, und von der man sehr schnell wieder abkam. Vermutete die Reichsbank 28
größere Goldexporte, so kam sie ihrer Einlösepflicht mit besonders abgenutzten Münzen nach, deren Gewichtsverlust gerade noch an der Grenze des Zulässigen lag. Gold für den Export wurde nur von der Reichsbank in Berlin herausgegeben. Damit erhöhten sich die Transportkosten. Wurde das Goldmetall nicht bei der Diskontierung von Wechseln oder sonstigen gewinnbringenden Geschäften eingelöst, so konnten die Nebenstellen der Reichsbank eine kleine Gebühr verlangen. Andererseits wurde versucht, die Goldimporte zu fördern.48 An die Industrie wurde ungemünztes Gold mit einem kleinen Aufpreis abgegeben, der etwa dem Abnutzungsgrad der umlaufenden Münzen entsprach. Dadurch sollte erreicht werden, daß die Industrie Gold zu Fabrikationszwecken importierte. Aber Inlandpreis und Aufgeld für Gold in Höhe von 3°/00 waren aufgrund der ungünstigen Wechselkurse immer noch günstiger als der Goldimportpreis. Außerdem gewährte die Notenbank ab 1879 zinsfreie Vorschüsse von 5-8 Tagen an Firmen, die Goldimporte erwarteten. Diese Politik kam aber erst zwischen 1898 und 1900 zur Wirkung. Später wurden sogar zinslose Darlehen bis zu einer Laufzeit von 6 Wochen an goldimportierende Banken vergeben. Von 1879 - 1881 gab es unterschiedliche Ankaufpreise für Gold, die sich nach der Höhe der eingetauschten Goldmenge richteten. 4 9 2.612 Auswirkungen der
Reichsbankpolitik
Die Bemühungen der Reichsbank zielten darauf ab, den Goldexportpunkt über seine eigentliche Höhe nach oben zu verschieben und den Goldimportpunkt analog zu senken. Dies zeitigte auch einen gewissen Erfolg. »Dieses Vorgehen hat dazu geführt, daß man in erheblichem Maße Gold einführte, obwohl der Goldimportpunkt im ganzen Zeitraum so gut wie nie erreicht wurde; andererseits setzte ein Goldexport erst dann ein, wenn der Wechselkurs den Goldausfuhrpunkt zeitweise sogar beträchtlich überschritt.« 50 Durch diese vermehrten Goldimporte waren Reichsbank bzw. Private aber gezwungen, auch mehr Devisen und fremde Wechsel nachzufragen, die sie als Zahlungsmittel benötigten. Wenn man davon ausgeht, daß der Devisenmarkt ohne Intervention der Reichsbank unter normalen Umständen zum Ausgleich tendierte, mußte diese Mehrnachfrage zu einer Wechselkurssteigerung in Richtung auf den Goldexportpunkt führen. Auf diese Weise verlor die Reichsbank den größten Teil ihres vorher gehorteten Goldes. 51 29
2.613 Notenbankpolitik
in anderen Ländern
Ein ähnliches Verhalten läßt sich im Betrachtungszeitraum bei den Notenbanken anderer Länder feststellen. So verfolgte die Banque de France z.B. eine Goldprämienpolitik. 52 Diese Methode wurde auch in Deutschland als Ersatz für das Instrument der Diskontpolitik diskutiert. Von einer Einführung der Goldprämie erhoffte man sich tendenziell niedrigere Bankzinsen. 53 Auch die Bank von England versuchte mit verschiedenen Mitteln den Goldimport zu fördern und den Export zu erschweren. So setzte sie z.B. den Ankaufspreis für ausländische Münzen in Gold über dem eigentlichen Münzpari fest. 2.614 Zusammenfassung
der Wirkungen.
Berücksichtigungen wir nun alle oben aufgeführten Überlegungen, so können wir zusammenfassen: 1. Die Politik der Reichsbank, das Gold möglichst im Inland zu halten und darüber hinaus den Goldschatz durch Importförderung noch zu vergrößern, war nicht von dauerhaftem Erfolg. Durch die Mehrnachfrage nach Devisen kam es wieder zu Goldabflüssen. 2. Durch das gleichgerichtete Verhalten der Notenbanken anderer Länder wurde die Politik der Reichsbank z.T. wieder kompensiert. Abschließend kann man also sagen, daß die Effektivität der Reichsbank im Hinblick auf eine Beeinflussung der Goldbewegungen nicht sehr groß sein konnte. 2.615 Die Diskontpolitik der Reichsbank Weiterhin müssen wir untersuchen, ob sich die Notenbank mit ihrer Diskontpolitik systemkonform verhielt und den Diskontsatz jeweils entsprechend den Goldbeständen und damit der Währungsreserve veränderte. Hierbei ist zunächst zu prüfen, ob sich die Währungsreserve nur aus Goldbeständen zusammensetzte oder ob darüber hinaus auch andere Metall- oder Zahlungsmittel zur Deckung herangezogen werden konnten. Die Reserve der Reichsbank bestand in einer Metalldeckung und ei30
nem zusätzlichen Vorrat an kursfahigem Geld, diskontfähigen Wechseln und Reichskassenscheinen. Da jedoch die Metalldeckung 95 Prozent betrug, kann letzteres außer acht bleiben. 5 4 Der Metallvorrat setzte sich aus Gold, Silber, Nickel- und Kupfermünzen zusammen. Der Bestand an Silber blieb im Betrachtungszeitraum, trotz einiger Schwankungen, relativ konstant. Nickel- und Kupfermünzen waren nur mit 0,2 Prozent an der Deckung beteiligt. Somit können wir also sagen, daß Goldbewegungen die Währungsreserve tatsächlich entscheidend beeinflußten. Zwischen 1876 und 1913 veränderte die Notenbank den Diskont wie folgt: insgesamt 58 mal 5 5 wurde der Diskontsatz heraufgesetzt, diese Erhöhungen geschahen - 13 mal aufgrund von Goldabtlüssen oder zu ihrer Verhinderung - 28 mal als Mittel gegen die Notengeldvermehrung im Inland 5 6 - 17 mal aus beiden oben angegebenen Gründen. Umgekehrt wurden Diskontsenkungen (insgesamt 70) - bei sinkendem Notenumlauf, bei erhöhter Währungsreserve oder aus beiden Gründen zugleich - von der Reichsbank zögernder vorgenommen. Trotzdem können wir aber zusammenfassend sagen, daß sich die Reichsbank in ihrer Diskontpolitik im großen und ganzen konform verhielt. »Wir kommen zum Ergebnis, daß sich die Deutsche Reichsbank vor dem ersten Weltkrieg in ihren Diskontentscheidungen an den Spielregeln des Goldautomatismus orientierte.« 57 Betrachten wir die weiteren, im Modell aufgezeigten, regelgesicherten Zusammenhänge 5 8 , so stellen wir fest, daß die Investitionen durch die spezifische politische Situation - man denke hier nur an die argentinische Revolution und ihre finaziellen Nachwirkungen-, durch die Erwartungen der Unternehmer (Gründerboom) und durch bestimmte wirtschaftspolitische Maßnahmen (z.B. Zollkriege) weitaus mehr beeinflußt wurden als durch die unterschiedlichen Diskontsätze. Die Wirkung der Investitionen auf die Einkommen war annähernd so, wie im Modell beschrieben; die Einkommen wuchsen mit steigenden Investitionen und umgekehrt. Was den Außenhandel anbetrifft, 5 9 so können wir nur einen teilweisen Zusammenhang zwischen Preisen, Einkommen und Außenhandelsentwicklung feststellen, wobei der Schwerpunkt auf dem Einfluß von Einkommensveränderungen auf den Außenhandel lag. 31
2.62 Bestehen einer
Währungsreserve
Nachdem wir nun das systemkonforme Verhalten der Reichsbank überprüft haben, erinnern wir uns noch einmal an die Störung, die sich, wie wir schon erwähnten 60 , möglicherweise aus dem Bestehen einer höheren Währungsreserve ergeben könnte. Wir hatten gesehen, daß die vorgeschriebene Dritteldeckung im Durchschnitt überschritten wurde. Man bemühte sich jedoch, diese Zusatzreserven möglichst konstant 61 zu halten, so daß der Goldmechanimus dadurch nicht entscheidend gestört werden konnte. Die Zusatzreserve hielt man aus einem bestimmten Grund: »Der Zwang zur Haltung von Pufferreserven ergab sich sowohl auf Grund der Anspannungen an den Monats-, Quartals- und Jahresenden als auch wegen der jahreszeitlichen Schwankungen des Geldbedarfs, so daß der in der Literatur oft herangezogene Spielraum für die mögliche Verschlechterung der Notendeckung auch bei relativ hohen Deckungssätzen nicht so weit war, wie gemeinhin angenommen wurde.« 62 2.63 Der kurzfristige Berücksichtigung
Kapitalverkehr des Zinsmechanismus
In dem theoretischen Modell wurde ein möglicher, von den Handelsgeschäften direkt nicht abhängiger, Kapitalverkehr vernachlässigt. Wir gingen davon aus, daß sich Devisenangebot und Devisennachfrage aufgrund der jeweiligen gütermäßigen Außenhandelssituation bilden. In der Realität wird jedoch der Devisenmarkt zusätzlich von dem Kapitalverkehr beeinflußt. Devisenangebot und Devisennachfrage werden somit von zwei Komponenten gebildet: deutsch-amerikanischer Devisenmarkt
32
Abb. 2
>
/
Die Gesamtnachfrage NN' ergibt sich aus der Addition von NN'i = Devisennachfrage der Importeure und NN' 2 = Nachfrage der Arbitrageure, die Kapital exportieren möchten. Analog läßt sich das Gesamtangebot AA' aus dem Angebot der Waren- und Dienstleistungsexporteure und dem Angebot der Kapitalimporteure (AA'i und AA'2) errechnen. Der Kapitalverkehr kann, wie wir im folgenden noch sehen werden, Anspannungen auf dem Devisenmarkt abschwächen oder verhindern. Wir hatten gesehen, daß es nicht immer zu den Goldbewegungen kam, die der jeweiligen Handelsbilanzsituation entsprachen. Darüber hinaus war eine Bezahlung durch die Versendung von Gold, wie wir sie im Modell nach Erreichung der Goldpunkte angenommen hatten, nicht sehr häufig. »Zu mehr als 97% dürfte jedoch der internationale Zahlungsverkehr durch bargeldlose Umschreibungen und durch Verwendung des Wechsels ausgeglichen worden sein. Nur der geringe Anteil von höchstens 3% entfiel auf die Bezahlung durch Versendung von Gold. 6 3 Wir wollen daher untersuchen, welche Bedeutung hier dem Kapitalverkehr zukam. Zunächst unterscheiden wir beim Kapitalverkehr zwei verschiedene Arten: den langfristigen und den kurzfristigen Kapitalverkehr. Was den langfristigen Kapitalverkehr betrifft, so lassen sich im Betrachtungszeitraum die am Welthandel beteiligten Länder in drei Gruppen einteilen: 6 4 - Zu den kapitalarmen und damit Kapitalimportländern zählte man Österreich-Ungarn, die USA, Südamerika, die Balkanstaaten und Skandinavien. - Kapitalreiche und damit Kapitalexportländer waren England, Deutschland, Belgien und Frankreich. - Daneben gab es noch die sogenannten »Vermittlerstaaten«, die in fast gleichem Umfang sowohl Kapital importierten als auch exportierten, wie die Schweiz und Holland. Langfristig gesehen war Deutschland also ein kapitalexportierendes Land. Die Höhe des Exportes wurde unterschiedlich geschätzt, so daß sich darüber keine eindeutige Aussage machen läßt. Sie lag ungefähr zwischen 20 und 30 Milliarden Mark. Obwohl auch dem langfristigen Kapitalverkehr eine bestimmte Bedeutung im Hinblick auf die Zahlungsbilanz zukommt,- so sieht Seeger in dem Kapitalexport Deutschlands einen Grund für die, der Handels- und Dienstleistungsbilanz nicht ent33
sprechende Binnenpreisentwicklung - interessiert uns jedoch vor allem der kurzfristige Kapitalverkehr. Aufgrund der schnellen Reaktion der internationalen Arbitrage können Finanzierungslücken, die durch Handelsbilanzdefizite entstehen, sofort geschlossen werden, ohne daß der Wechselkurs bis zum Goldexportpunkt steigt. Wie hat man sich diesen Vorgang im einzelnen vorzustellen? Zunächst müssen auch hier verschiedene Arten des kurzfristigen Kapitalverkehrs unterschieden werden. So gibt es induzierte und autonome Kapitalbewegungen, wobei letztere aufgrund von außerwirtschaftlichen Motiven, wie: Risikoverteilung des Kapitals oder Flucht in andere Währungen, getätigt werden. Wichtig für uns sind die durch bestimmte wirtschaftliche Ereignisse herbeigeführten Kapitalbewegungen. Dazu gehören Handelskredite, die Belassung der Erlöse langfristiger Anleihen im Begebungsland, Kapitalübertragungen aufgrund von Wechselkursschwankungen und die Zinsarbitrage. Ereignisse, die eine Zinsarbitage induzieren können, sind vor allem Wechselkursbewegungen und Diskontveränderungen, die ja ihrerseits in einem System der Goldwährung von der jeweiligen Handelsbilanzsituation abhängen. »Eine ganz besonders wichtige Seite dieser Bewegungen sind die Auswirkungen auf die Wechselkursveränderungen innerhalb der Goldpunkte. Wenn sich der Wechselkurs einem der beiden Goldpunkte nähert, entsteht ein starker Anreiz, Gelder in die gerade schwächere Währung umzuwechseln. Denn einmal an dem Goldpunkt angelangt - vorausgesetzt, daß von einem Abgehen vom Goldstandard keine Rede ist - besteht keine Gefahr mehr, daß der Wechselkurs weiter sinken wird, vielmehr kann man annehmen, gewöhnlich sogar mit einiger Sicherheit, daß nun der Wechselkurs wieder steigen wird. Stellt der Diskontsatz dazu vielleicht noch einen zusätzlichen Anreiz dar, so besteht in diesem Falle Aussicht auf Gewinn durch den Anstieg der Wechselkurse der betreffenden Währung.« 65 Zum Einfluß der Diskontveränderung muß bemerkt werden, daß sich der Kapitalverkehr primär nach dem Diskontsatz am freien Markt ausrichtet. Der Diskont der Zentralnotenbank ist zwar nicht immer der Leitzins für den Privatdiskont, er stellt jedoch die obere Grenze dar. Zwischen beiden Zinssätzen besteht im übrigen eine Wechselwirkung. Ist z.B. der Notenbankdiskont im Verhälnis zum Privatdiskont relativ hoch, so wird es zu einer vermehrten Nachfrage auf dem Privatmarkt kommen, die ihrerseits den Zins steigen läßt. Auch der umgekehrte Einfluß des Privatdiskontes auf den Notenbankdiskont ist und war möglich: »Da die 34
Reichsbank zu ihrem Satz alle Kreditwünsche erfüllte, war sie gezwungen, bei steigenden Marktsätzen ihren Diskont ebenfalls zu erhöhen, da sonst auf Grund einer starken Verlagerung der Kreditnachfrage vom freien Markt auf die Zentralbank eine rapide Verschlechterung des Status eingetreten wäre.« 60 Insgesamt kann man sagen, daß der Diskont der Notenbank gerade im Betrachtungszeitraum eine Art »Norm« darstellte. »Da der Diskont im wesentlichen die Zinsverhältnisse am freien Markt widerspiegelte, ohne jedoch alle geringfügigen täglichen Schwankungen mitzumachen, ergab die Kopplung mit dem Diskontsatz eine praktische Lösung. Aus diesem Abhängigkeitsverhältnis zwischen Bankdiskont und Marktdiskont läßt es sich erklären, daß die Höhe des Bankdiskonts schlechthin als Maßstab für die Zinsverhältnisse in einem Land gesehen wurde.« 67 Wechselkursbewegungen und Diskontveränderungen induzieren also theoretisch kurzfristige Kapitalbewegungen, die zu einer Minderung der Reibungsverluste führen, denen ein Goldwährungsland sonst zwangsläufig ausgeliefert wäre. So kann z.B. eine starke Deflation vermieden werden, denn der Wechselkurs wird im Bedarfsfall nun nicht mehr bis zum oberen Goldpunkt steigen, da inzwischen durch die entsprechenden Wechselkursveränderungen und Diskonterhöhungen induziertes Kapital eingeflossen ist, es wird kein Gold mehr versandt und kein Kontraktionsprozeß eingeleitet. Hier greift der oben schon beschriebene Zinsmechanismus ein. 6 8 Tatsächlich läßt sich zwischen 1879 und 1913 schon ein verhältnismäßig reger kurzfristiger Kapitalverkehr feststellen. Da die deutschen Diskonte und Privatdiskonte über den vergleichsweise französischen und englischen Sätzen lagen 6 9 , kam es zu kurzfristigen Kapitalimporten. »Diese relativ hohen Marktsätze führten dazu, daß der Berliner Geldmarkt der größte europäische Geldnehmer war. 70 « Die Höhe der kurzfristigen Verschuldung läßt sich nur schwer bestimmen. So schätzt Helfferich die Gesamthöhe für die Jahre 1895 - 99 auf ca. 650 Millionen Mark.Diese Summe stieg bis 1914 erheblich an. Karl R. Bopp behauptete sogar, daß die kurzfristige Verschuldung zwischen 1896 und 1914 so hoch war, daß Deutschland damit - trotz seines relativ starken Kapitalexportes - zeitweise ein Kapitalschuldnerland gewesen sei. 71 Wir können also davon ausgehen, daß diese Kapitalimporte damals zu einem kurzfristigen Ausgleich der Zahlungsbilanz beigetragen haben und größere Goldbewegungen damit z.T. unnötig machten:»Bei der
35
Goldwährung, wo sich ebenso das Problem des Ausgleiches dieser vorübergehenden Fluktuationen ergab, wurde diese Aufgabe nicht in erster Linie durch den Goldmechanismus bewerkstelligt, sondern sie wurde von dem internationalen kurzfristigen Kreditverkehr mitübernommen, woraus sich erklärt, warum bei der Goldwährung in verhältnismäßig geringem Ausmaß Goldbewegungen zum Ausgleich der Zahlungsbilanz herangezogen werden mußten.« 72 Beziehen wir diese Erkenntnisse in unsere Überlegungen mit ein, so stellt sich die Notwendigkeit eines neuen Modells. Nur ein Modell, das in seiner Konzipierung den kurzfristigen Kapitalverkehr mit berücksichtigt, ist der Realität möglichst gut angepaßt und kann somit Grundlage für unsere weitere Untersuchung im Hinblick auf die Einwirkung der Schutzzölle sein. 2.7. Das modifizierte Goldwährungsmodell 2.71 Darstellung eines Goldwährungsmodells des kurzfristigen Kapitalverkehrs.
unter
Berücksichtigung
- Die Nachfrage nach Importen steigt (vgl. Abb. 3, (1) und Abb. 4, (1), - der Wechselkurs steigt bis zum oberen Goldpunkt, - es folgt ein Goldabfluß. - Damit ist definitionsgemäß ein Importüberschuß gegeben. - Es kommt zu einer Liquiditätsanspannung im Inland. - Die Notenbank erhöht den Diskont, um Liquiditätsschwierigkeiten zu vermeiden, bzw. ihre Deckung aufrecht erhalten zu können. - Dadurch wird die internationale Zinsarbitrage angeregt. 73 Grundsätzlich gibt es bei diesem Modell zwei denkbare Möglichkeiten, die nun nacheinander dargestellt werden sollen. Sie unterscheiden sich durch den Zeitpunkt des Eingreifens der Notenbank, oder anders ausgedrückt: Durch die unterschiedliche Reaktionsschnelligkeit der Notenbank. Fall 1: Annahme: Wir wollen zunächst annehmen, daß die Notenbank »schnell« reagiert, 74 und ihren Diskont schon dann erhöht, wenn ein Goldabfluß erst droht 36
und der obere Goldpunkt noch nicht oder gerade erst erreicht worden ist oder wenn es erst zu unerheblichen Goldabflüssen gekommen ist. Folge: Die Folgen einer solchen Politik wären: - Sofortige Reaktion der Zinsarbitrage (vgl. Abb. 3, (2)), - Vermeidung eines größeren Goldabflusses, - Beseitigung der - auch schon vor dem Goldabfluß bestehenden Liquiditätsanspannung durch die Intensivierung des kurzfristigen Kapitalverkehrs, - Absinken des Wechselkurses (in unserem Beispiel von Abb. 3 nimmt der Wechselkurs die neue Höhe von W j an). Devisenmarkt
AA1 /АА" = EX • Kap. Im + δ I
/
Abb. 3
Der obere Goldpunkt Wa ist erreicht. In diesem Augenblick verschiebt sich die Devisenangebotskurve von AA' zu AA ". Grund d a f ü r ist der zusätzliche Kapitalimport in Höhe von Δ I. Ergebnis: Fassen wir alle Auswirkungen zusammen, kommen wir zu dem Ergebnis: - Die Liquiditätsanspannung im Inland wird beseitigt, - der Wechselkurs wieder gesenkt, - das Ungleichgewicht der Handelsbilanz bleibt bestehen, - es kommt zunächst zu keinen Einkommens- und Preisänderungen. - Es besteht jedoch jederzeit die Gefahr, daß das ausländische Kapital 37
"kurzfristig" wieder abgezogen wird. Fall 2: Annahme: Die Notenbank reagiert erst, nachdem Gold in vollem Umfang der Finanzierungslücke, die durch den gestiegenen Import entstanden ist, abgeflossen ist. Folge: - Durch den Goldabfluß beginnt der Preis- und Einkommensmechanismus der Goldwährung in Richtung auf eine Deflation zu wirken, (vgl. Abb. 4 (2)). - Aufgrund der Diskonterhöhung greift zur gleichen Zeit der Zinsmechanismus ein und induziert eine · Reaktion der internationalen Zinsarbitrage. - Die Liquiditätsanspannung läßt nach, - gleichzeitig bewirkt das Mehrangebot an Devisen eine Senkung des Wechselkurses Abb. 4 (3)), - der Goldabfluß wird gestoppt, - die ursprüngliche Liquiditätsanspannung verringert sich noch mehr, - die Notenbank hat keine Deckungsschwierigkeiten mehr. - Der Diskont wird daher gesenkt. Devisenmarkt
4 Abb. 4
Zu beachten ist hier, daß es nur zu einem begrenzten Rückgang der Im38
porte kommen kann. W j ist in Abb. 4 der sich neu bildende Wechselkurs nach Abschluß der Entwicklung. Ergebnis: - Die Liquiditätsanspannung ist beseitigt worden. - Der Goldwährungsmechanismus hat nicht in vollem Umfang gewirkt, zumal auch der Diskont die Investitionen nur noch bedingt beeinflussen wird, da das Ausland der Industrie Finanzierungsmittel bietet. - Die Gesamtnachfrage bleibt überhöht; sie wird jedoch durch den - zumindest begonnenen Deflationierungsprozeß - kleiner sein als im ersten Fall. - Das Außenhandelsdefizit wird nicht vollständig beseitigt. Hier sollte man allerdings überlegen, inwieweit ein Handelsgleichgewicht anzustreben ist. Wir können damit feststellen, daß Fall 1 und Fall 2 sich nur im " G r a d " der Entwicklung, nicht aber in der grundsätzlichen Richtung unterscheiden. Während in (1) das ursprüngliche Handelsbilanzdefizit bestehen bleibt, verringert es sich bei (2). Der Umfang der Verringerung hängt davon ab, inwieweit der Goldwährungsmechanismus schon einen Deflationsprozeß einleiten und damit den Im- und Export dämpfen bzw. anregen konnte. Die weitere Entwicklung im Rahmen des Goldwährungsmechanismus unter Berücksichtigung des kurzfristigen Kapitalverkehrs, müssen wir uns dann folgendermaßen vorstellen: Die kurzfristigen Gelder werden aufgrund der von der Notenbank vorgenommenen Diskontsenkung wieder zurückgezogen werden und bewirken ein neues Ansteigen des Wechselkurses. Die Devisennachfrage der inländischen Importeure auf dem Devisenmarkt ist damit wieder größer als das zur Verfügung stehende Devisenangebot. Der Wechselkurs steigt bis zum oberen Goldpunkt und es kommt möglicherweise zu neuen Goldabflüssen. Die Notenbank kommt in Liquiditäts- u. Deckungsschwierigkeiten und m u ß wieder zum Mittel der Diskontpolitik greifen, was zu neuen internationalen Kapitalbewegungen führen wird. Im Ergebnis zeichnen sich also im Laufe der Zeit oszillierende Bewegungen ab. 2.72 Die
Modellannahme
Dieses Modell basiert mit seinen Annahmen auf dem ersten, auf Seite 14 ff. der Arbeit dargestellten, Modell. Der an sich multilaterale Außen39
handel wurde wieder vereinfachend auf die Handelsbeziehungen zwischen zwei Goldwährungsländern reduziert, wobei das Partnerland als Ausland bzw. " W e l t m a r k t " definiert werden kann. Aufgrund einer Nachfrageänderung kommt es zu einem Importüberschuß. Betrachtet wird das Land, das eine passive Handelsbilanz aufweist. Weiter m u ß der Außenhandel im Verhältnis zum Volkseinkommen genügend groß sein, die Notenbanken müssen sich systemkonform verhalten und die Investitionen müssen zinsabhängig sein. Es wurde wieder angenommen, daß Preise, Löhne und Kosten flexibel sind, daß zwischen Zentralnotenbänkgeld und Kreditbankgeldmenge eine bestimmte Veränderungsrelation besteht, und daß der Staat auf eine autonome Konjunkturpolitik verzichtet. Die freie Konvertibilität der Währungen ist gewährleistet. 2.73 Die Variablen Die entscheidenden Variablen bei der Anpassung an die Voraussetzungen des Modells sind Import und Export, die Höhe des kurzfristigen Kapitalverkehrs, das Volkseinkommen und die Entwicklung der Preise. 3. D I E S C H U T Z Z Ö L L E
Bevor wir nun den Einfluß der Schutzzollpolitik auf unser endgültig konzipiertes Goldwährungsmodell untersuchen, müssen wir noch klären, was wir unter dem Begriff der Schutzzölle verstehen wollen und mit welchen theoretischen Auswirkungen einer Zollsetzung zu rechnen ist. 3.1 Definition
der Schutzzölle
und ihre
Abgrenzung
Zölle sind Abgaben, die zu entrichten sind, wenn Waren eine Staatsgrenze überschreiten, wobei man Einfuhr-, Ausfuhr- und Durchfuhrzölle unterscheidet 7 5 Sie können als Prozentsatz auf den Wert der Ware (Wertzoll) oder pro Einheit (spezifischer Zoll) erhoben werden. 7 6 Man spricht von Schutzzöllen 77 , wenn die Zollbelastung jenen Betrag übersteigt, der erforderlich ist, um ausländische Güter genauso zu belasten wie inländische, wenn sie erhoben werden, um »der heimischen Gütererzeugung durch eine Vorausbelastung der mit ihr auf dem Inlandsmarkt in Wettbewerb tretenden ausländischen Erzeugnisse eine günstigere Stellung zu schaffen.« 7 0 40
handel wurde wieder vereinfachend auf die Handelsbeziehungen zwischen zwei Goldwährungsländern reduziert, wobei das Partnerland als Ausland bzw. " W e l t m a r k t " definiert werden kann. Aufgrund einer Nachfrageänderung kommt es zu einem Importüberschuß. Betrachtet wird das Land, das eine passive Handelsbilanz aufweist. Weiter m u ß der Außenhandel im Verhältnis zum Volkseinkommen genügend groß sein, die Notenbanken müssen sich systemkonform verhalten und die Investitionen müssen zinsabhängig sein. Es wurde wieder angenommen, daß Preise, Löhne und Kosten flexibel sind, daß zwischen Zentralnotenbänkgeld und Kreditbankgeldmenge eine bestimmte Veränderungsrelation besteht, und daß der Staat auf eine autonome Konjunkturpolitik verzichtet. Die freie Konvertibilität der Währungen ist gewährleistet. 2.73 Die Variablen Die entscheidenden Variablen bei der Anpassung an die Voraussetzungen des Modells sind Import und Export, die Höhe des kurzfristigen Kapitalverkehrs, das Volkseinkommen und die Entwicklung der Preise. 3. D I E S C H U T Z Z Ö L L E
Bevor wir nun den Einfluß der Schutzzollpolitik auf unser endgültig konzipiertes Goldwährungsmodell untersuchen, müssen wir noch klären, was wir unter dem Begriff der Schutzzölle verstehen wollen und mit welchen theoretischen Auswirkungen einer Zollsetzung zu rechnen ist. 3.1 Definition
der Schutzzölle
und ihre
Abgrenzung
Zölle sind Abgaben, die zu entrichten sind, wenn Waren eine Staatsgrenze überschreiten, wobei man Einfuhr-, Ausfuhr- und Durchfuhrzölle unterscheidet 7 5 Sie können als Prozentsatz auf den Wert der Ware (Wertzoll) oder pro Einheit (spezifischer Zoll) erhoben werden. 7 6 Man spricht von Schutzzöllen 77 , wenn die Zollbelastung jenen Betrag übersteigt, der erforderlich ist, um ausländische Güter genauso zu belasten wie inländische, wenn sie erhoben werden, um »der heimischen Gütererzeugung durch eine Vorausbelastung der mit ihr auf dem Inlandsmarkt in Wettbewerb tretenden ausländischen Erzeugnisse eine günstigere Stellung zu schaffen.« 7 0 40
Nach Eigenart und Zielsetzung lassen sich 4 Gruppen von Schutzzöllen unterscheiden: 1. Die »reinen« Schutzzölle sollen Branchen schützen, die gegenüber dem Ausland einen komparativen Kostennachteil 79 haben. 2. »Interessenzölle« liegen dann vor, wenn die geschützten Branchen dem Ausland gegenüber keinen komparativen Kostennachteil, eventuell sogar Kostenvorteile haben. 3. Mit »Erziehungszöllen« schirmt man einen im Aufbau begriffenen Produktionszweig (infant-industry) ab. Sie sollen den Anstoß dazu geben, daß sich die komparativen Kosten selbst ändern. 4. Schließlich spricht man von »Anpassungszöllen«, wenn der Zollsatz von Jahr zu Jahr gleichmäßig abgebaut werden soll. Diese vier Gruppen schließen sich gegenseitig nicht aus. Vielmehr wird in der Praxis ein bestimmter Schutzzoll regelmäßig mehr als nur einer dieser Gruppe zuzurechnen sein. Die deutschen Zölle waren z.B. hauptsächlich als Erziehungszölle im Sinne List's aufzufassen. Zugleich kann man aber nicht ausschließen, daß die Zölle auch für einige Branchen reine Schutzzölle oder Interessenzölle waren. 3.2 Die theoretischen Auswirkungen
von
Schutzzöllen
Nachdem wir nun den Begriff des Schutzzolls definiert haben, müssen wir als nächstes untersuchen, zu welchen theoretischen Auswirkungen eine Zollsetzung führen kann. Wir dürfen hierbei nicht vergessen, daß bei der Zusammenstellung eines Zolltarifes nicht nur finanzielle oder rein politische Motive eine Rolle spielen, sondern daß auch prozeßpolitische Zielsetzungen in die Überlegungen miteinbezogen werden. 3.21 Der Schutzeffekt
(protective-effect)
Ein prozeßpolitisches Ziel kann z.B. in der Absicht liegen, durch Zollsetzungen und Zollerhöhungen über die Preise die Erlöse für Agrarund Industrieprodukte zu steigern. Gerade in unserem Betracht ungszeit raum, zwischen 1879 und 1914 war dies ein wichtiges Motiv für den Schutzzolltarif. Theoretisch läßt sich dieses Ziel durch den protective41
effect der Schutzzölle erreichen. Um ihn in einem Modell darzustellen, müssen die folgenden Annahmen gemacht werden: 8 0 a) 2 Güter (T,W), 2 Faktoren, 2 Länder (USA, BRD), b) gegebener technischer Horizont (klassische Produktionsfunktion), c) gegebene Faktorausstattung nach Menge und Qualität, c) Wettbewerbspreisbildung auf allen Märkten, e) keine Transferkosten, f) kein Kapitalverkehr, g) die BRD erheb einen spezifischen Zoll auf Gut Τ (Importzoll), das andere Gut bleibt zollfrei, h) konstanter Wechselkurs, i) gegebene Angebots- und Nachfragekurven in beiden Ländern nach beiden Gütern, k) betrachtet wird die Entwicklung des Gutes T. BRD
USA
WELTMARKT
Abb. 5
a + b = — Δ Χ =•= Importausfall durch Zoll für BRD = Exportausfall durch Zoll f ü r die USA. AB ist der spezifische Zoll von 2 Dollar auf Gut T. Vor der Zollsetzung zahlten die deutschen Importeure für das Gut Τ einen Preis in Höhe von CD. Nach Einführung des Schutzzolles erhöht sich der Preis auf CB, wobei angenommen wird, daß die amerikanischen Exporteure die Hälfte des Zolls tragen, indem sie mit ihrem Preis um den entsprechenden Betrag heruntergehen. Der Schutzeffekt besteht nun darin, daß der Preis für Gut Τ um den, vom Ausland getragenen, Teil des Zolles steigt. 81 Der 42
Import geht dadurch zurück ( — Δ Χ ) . Dies bewirkt folgende 2 Effekte: Einen Rückgang der Nachfrage und die Zunahme des Angebotes an Gut Τ in Deutschland. Für einen Teil des Importausfalls (in der Zeichnung, Abb.5 =
a) werden nun zum Ausgleich einheimische Güter angeboten, es
kommt zu Preissteigerungen (die Preise können bis zur Höhe des Zolls ansteigen) und eventuell
zu einer Verknappung des inländischen Gutes.
Die Betriebe bieten zu steigenden Preisen an. Die Grenzanbieter sind nicht mehr gefährdet. 3.22 Der
Erziehungseffekt
Die Ziele eines Erziehungszolls im Sinne List's sind theoretisch erreichbar, wenn die oben gezeigten Primärwirkungen wie Preissteigerung und Importrückgang eingetreten sind. Man kann davon ausgehen, daß die Betriebe eines unterentwickelten Industriezweiges aufgrund ihrer geringen Ausbringung vor der Zollsetzung links vom Betriebsoptimun (in Abb. 6 = 0) produzieren müssen. D a die Erfahrung der Unternehmer noch nicht groß ist, täuschen sie sich leicht über den Verlauf ihrer Kostenkurven und werden von sich aus nicht mehr herstellen. Vor allem glauben sie, daß die Ausdehnung
ihres Betriebes
ihren
Konkurrenten
genauso, wenn nicht mehr, zugute kommt als ihnen selbst. 8 2 Preissteigerungen
und
Importrückgang als Folge des Schutzzolles aber bieten für die Betriebe einen Anreiz mehr zu produzieren. Sie werden ihre Produktion
weiter
aus-
dehnen und so in einen Bereich
niedrigerer
Stückkosten
kommen.
Auf das obige Zweiländermodell Abb.6
deutet
bezogen
dies,
daß
beeine
Mehrproduktion des Importgutes Τ die Produktion des Exportgutes W nicht einschränkt, d.h. nicht auf dessen »Kosten« geht. 8 3 Dies läßt sich mit Hilfe einer Transformationskurve darstellen. Als Voraussetzungen für diese Transforma-
43
tionskurve (Abb. 7)®4 soll a n g e n o m m e n werden: a) 2 Güter, 2 Faktoren, b) unterschiedliche Faktorenintensität, c) gegebener technischer Horizont. Das Weltmarktverhältnis wird durch den Tangens der terms-of-trade (Ii und 1ц) dargestellt. Durch die Kosteneinsparung bei der Mehrproduktion des Gutes T, auf das der Zoll gelegt wurde, verschiebt sich die Transformationskurve. Die Produktion des Gutes Τ ist jetzt sogar so günstig, daß statt des Gutes W jetzt Τ exportiert wird. Der neue Konsumtionspunkt B' liegt a u ß e r d e m auf einer höheren Indifferenzkurve (Ii), was besagt, daß sich die Versorgung der Volkswirtschaft verbessert h a t . 8 5
3.23 Der Beschäftigungsejfekt
(emplovment-effect)
Dem mit dem Schlagwort »Schutz der nationalen Arbeit« bezeichneten Ziel, Beschäftigung und Löhne durch die Zölle zu steigern, entspricht in der Theorie der Beschäftigungseffekt. Voraussetzung dazu ist, d a ß die primäre Schutzwirkung eingetreten ist. M a n n i m m t an, daß durch den Zoll der Import bei konstantem Export zurückgeht, d.h. d a ß jetzt relativ mehr exportiert wird. Über den Exportmultiplikator erhöht sich d a m i t das Volkseinkommen. Geht m a n von einem ursprünglichen A u ß e n h a n delsgleichgewicht zwischen 2 Ländern aus, so steigt das Volkseinkommen des Landes mit dem relativ größeren Export u m D / m a + m b 8 6 Das Volkseinkommen insgesamt erhöht sich auf Y a = Υ X m ^ / m a + m ^ 8 7 . Die Höhe der Z u n a h m e h ä n g t von den Importneigungen ab. Mit dem 44
steigenden Volkseinkommen steigt dann über eine erhöhte Nachfrage auch die Beschäftigung 88 oder, falls dies nicht mehr möglich ist, der Lohn. 3.24 Erhöhung der Staatseinnahmen
1» A A ' ist jeweils d a s a u s l ä n d i s c h e A n g e b o t a u f d e m W e l t m a r k t f ü r G u t Τ u n d N N ' die einheimische Nachfrage (Importnachfrage) nach G u t Τ auf d e m Weltmarkt. Fall I: N N ' ist völlig u n e l a s t i s c h , d a s I n l a n d t r ä g t d e n Zoll v o l l s t ä n d i g , d e r Preis im Inl a n d e r h ö h t sich a u f D B , es b e s t e h t e i n e o p t i m a l e S c h u t z w i r k u n g . Fall 2: N N ' ist völlig elastisch, d e r Zoll wird g a n z vom A u s l a n d g e t r a g e n (AD), d i e S c h u t z w i r k u n g d e s Zolls ist gleich Null. Fall 3: A A ' ist völlig u n e l a s t i s c h , d a s A u s l a n d t r ä g t d e n g e s a m t e n Zoll, f ü r d a s I n l a n d besteht keine Schutzwirkung. Fall 4: A A ' ist völlig e l a s t i s c h , d a s I n l a n d t r ä g t die g e s a m t e Z o l l b e l a s t u n g von D B . S c h u t z w i r k u n g ist o p t i m a l . D e r N o r m a l f a l l liegt z w i s c h e n d i e s e n E x t r e m e n . Die S c h u t z w i r k u n g ist f ü r ein L a n d u m s o g r ö ß e r , je e l a s t i s c h e r d . W e l t m a k t a n g e b o t u . je u n e l a s t i s c h e r die h e i m i s c h e N a c h f r a g e a m W e l t m a r k t ist. 82) K. Rose, T h e o r i e d e r A u ß e n w i r t s c h a f t , Berlin, F r a n k f u r t a . M a i n 1964, S. 344. G E m e i n t s i n d h i e r die e x t e r n e n E r s p a r n i s s e . 83) e b e n d a , S. 343. 84) D i e T r a n s f o r m a t i o n s k u r v e ist eine P r o d u k t i o n s m ö g l i c h k e i t s k u r v e . A u f ihr liegen die G ü t e r k o m b i n a t i o n e n x j u n d χ \ γ , die m i t d e r g e g e b e n e n F a k t o r a u s s t a t t u n g m a x i m a l e r r e i c h b a r sind. Z u r Z e i c h n u n g siehe K. Rose, a . a . O . , S. 343. Zeichenerklärung: κΎ = i w II
p r o d i z i e r t e M e n g e des G u t e s Τ o d e r W
=
terms-of-trade =
=
I n d i f f e r e n z k u r v e n . A u f i h n e n liegen die G ü t e r k o m b i n a t i o n e n
Außenhandelslinien xj
xyy, die f ü r e i n e n H a u s h a l t von gleicher B e d e u t u n g s i n d . А'
=
realisierte P r o d u k t i o n s p u n k t e , die a u f d e n T r a n s f o r m a t i o n s k u r ven liegen.
В
В'
=
realisierte K o n s u m t i o n s p u n k t e , d i e a u f d e n
Indifferenzkurven
liegen. 85) siehe K . Rose, a . a . O . . S. 3 4 3 f. 86) D = z u s ä t z l i c h e r E x p o r t , m a = I m p o r t n e i g u n g d e s L a n d e s A , m ^ =
Importneigung
d e s L a n d e s B. 87) Y = V o l k s e i n k o m m e n von L a n d A + V o l k s e i n k o m m e n von L a n d B, siehe d a z u E. H e u ß , W i r t s c h a f t s s y s t e m e u n d i n t e r n a t i o n a l e r H a n d e l , S. 36. 88) siehe K . R o s e . a . a . O . , S. 351. 89) s i e h e e b e n d a , S. 306. 90) Z u d e m K o n z e p t m ü s s e n d i e gleichen A n n a h m e n g e m a c h t w e r d e n wie zu A b b . 5. 91) V o r a u s s e t z u n g ist u n t e r a n d e r e m , d a ß d e r M u l t i p l i k a t o r e f f e k t , d e r d u r c h d e n I m p o r t r ü c k g a n g h e r v o r g e r u f e n wird, d i e W i r k u n g d e r Zölle nicht a u f h e b t . D a s A u s l a n d d a r f k e i n e G e g e n m a ß n a h m e n (z.B. Retorsionszölle) u n t e r n e h m e n . Die V e r b e s s e r u n g d e r L e i s t u n g s b i l a n z h ä n g t von d e r jeweiligen I m p o r t e l a s t i z i t ä t a b . Siehe K. R o s e . a . a . O . . S. 349 f. 92) e b e n d a , S. 347. 93) K. Rose, a . a . O . , S. 272. 94) z u m f o l g e n d e n e b e n d a . S. 311.
163
95) sieheebenda, S. 311. % ) vgl. Voraussetzung von Abb. 5. 97) Man k a n n zwar dagegen einwenden, d a ß sich über den Exportmultiplikator das Volkseinkommen erhöht und davon auch die Konsumenten profitieren. Der negative Konsumtionseffekt tritt jedoch erst ein. Gleichzeitig profitieren die Produzenten vom gestiegenen Volkseinkommen. 98) Bei einer vollständigen Überwälzung m ü ß t e die Nachfragekurve auf d e m W e l t m a r k t (NN') nach G u t X eine Parallele zur Ρ (X)-Achse sein. P j - P 0 = Zollsatz (Z). 99) Der Grad der Überwälzung hängt ab von dem Verhältnis von Angebotselastizität zur Nachfrageelastizität des Zollgutes X; je größer der Quotient aus diesen beiden Werten ist, umso größer ist der Anteil der inländischen Konsumenten an der Zollast. (siehe E. Kling,Zahlungsbilanzpolitik, Z ü r i c h . Tübingen 1959, S. 792ff). G.Haberler mißt dieser Frage besonders große Bedeutung zu und geht ausführlich auf die verschiedenen d e n k b a r e n Möglichkeiten ein. Hierbei berücksichtigt er die in- und ausländische Nachfrage und das in- und ausländische Angebot des jeweiligen Gutes: a. Die Zollast verteilt sich c.p. umso m e h r zugunsten der Konsumenten im Protektionsland (d.h. fällt im Ausland stärker und sinkt im Inland schwächer) je »größer und elastischer das inländische Angebot«; je »kleiner und Unelastischerdas ausländische Angebot« ist; und je »größer und elastischer die inländische Nachfrage« ist. b. Die Zollast verteilt sich c.p. umso m e h r zu Ungunsten der K o n s u m e n t e n des Protektionslandes, je »größer und elastischer die Nachfrage des Auslandes« ist. c. Der Preis im Protektionsland steigt umso stärker, je größer die Importmenge im Verhältnis zur produzierten G ü t e r m e n g e im Zolland u. je kleiner im Verhältnis zur Produktionsmenge im Exportland ist. (G.Haberler, Der internationale Handel, Berlin.Heidelberg.New York 1970, S. 167 f). 100) siehedazu K. Rose, a.a.O., S. 403ff; E. Küng, a.a.O., S. 792ff. 101) siehedazu auch Kap. 3.21 dieser Arbeit. 1U2) W a r u m dies so ist, läßt sich am besten mit der Ableitung der Devisenangebotskurve erläutern: Das Devisenangebot setzt sich - wenn wir von d e m Kapitalimport absehen aus dem Angebot der Exporteure zusammen. U m die Angebotsfunktion f ü r eine Devise (hier z.B. den Dollar) abzuleiten, benötigt m a n die Angebots- und Nachfragefunktionen f ü r ein bestimmtes G u t (hier z.B. G u t X) im Inland und im jeweiligen (hier:USA) Ausland. Abb. a zeigt den G ü t e r m a r k t f ü r G u t X im Inland (BRD). Der Preis des Gutes X m u ß nun in die ausländische W ä h r u n g (Dollar) umgewandelt werden. Dazu wird ein bein Μ stimmter Wechselkurs zugrunde gelegt (hier: 1:4). Im Vergleich zu Abb. a haben sich damit in Abb. b die Angebotskurven Ρ = 2 und Nachfragekurven f ü r X verschoben, da d a s Koordinatenkreuz nun eine andere Bezeichnung (Preis von X in Dollar statt M a r k ) aufweist. Gegenübergestellt wird ^1 д ^
164
nun die Angebots- und Nachfrage-Situation im Partnerland. Grafisch läßt sich d a r a u s der bestehende Außenhandel und
die Situation auf dem W e l t m a r k t (hier nur aus 2 Ländern bestehend) ablesen: (a = die zustandegekommene Außenhandelsmenge). Das schraffierte Rechteck stellt den Ge(, in/
samterlös der deutschen Exporteure auf dem Weltmarkt dar, den sie durch den Verkauf des Gutes X erlöst haben. W e n n m a n zunächst vom Kapitalverkehr absieht, ist dies gleich dem Gesamtangebot auf dem deutschen Devisenmarkt an Dollar. Nun werden bei konstanten Preisen alternative Wechselkurse angenommen. Dem entsprechend ändert sich auch das Gesamtangebot der Exporteure, entsprechend ihrem Erlös. Hat m a n genügend viele alternative Wechselkurse angenommen, läßt sich die Devisenangebotskurve berechnen und zusammen mit der Nachfragekurve der Gleichgewichtskurs bestimmen. (Abb. c) Hieraus wird ersichtlich, daß die Devisenangebotskurve solange konstant bleiben wird, solange die Funktionen, von denen sie abgeleitet ist = с sind. W ä r e n u n der Inlandspreis, wie angenommen, nicht = c , so würden die Exporteure versuchen, vermehrt im InAbb. с land anzubieten. Damit würde sich die Funktion ändern. Es würden weniger Devisen angeboten. 103) Irving Fisher, Die K a u f k r a f t des Geldes, Berlin 1916, S. 75. 104) vgl. dazu a u c h : I. Fisher, a.a.O., S. 75; G. Mackenroth, Ein Beitrag zum Problem des Protektionismus (Eine theoretische U n t e r s u c h u n g über die W i r k u n g von Zöllenauf Preise, Sozialprodukt und Volkseinkommen, Geldwert und Wechselkurse), P o t s d a m 1926, S. 81 f. 105) G. Haberler, a.a.O.,s. 171. 106) G. Mackenroth, a.a.O., S. 82. 107) H. Willgerodt, Handelsschranken im Dienste der Währungspolitik, Düsseldorf und M ü n c h e n 1962, S. 208. 108) siehe dazu auch Kapitel 3.24 über den revenue-effect der Schutzzölle. 109) siehe E. Küng, a.a.O., S. 796. 110) siehe auch K. Rose, a.a.O., S. 275. 111) Erklärung der Symbole: Ε = Erlös der Exporteure G = Gewinn der Exporteure Μ = abgesetzte Exportmenge Ρ = Produktpreis К = gesamte Produktionskosten. 112) Zu Zeichnung: W j = W e c h s e l k u r s vor Zollsetzung, der Zustandekommen würde, wenn er über W a = o b e r e r G o l d p u n k t steigen könnte. W 2 = W e c h s e l k u r s , der sich durch Rückgang der Nachfrage ergibt. W 3 = e n d g ü l t i g e r Wechselkurs nach erfolgter Zinsarbitrage (von AA ι ' zu A k j ) .
165
113) Mit Absicht wurde hier nicht 1878, das Jahr vor der ersten Zollsetzung, genommen, sondern ein mittleres Jahr, in dem sich die Tarife schon auswirken konnten, so daß man davon ausgehen kann, daü mit diesen Ländern während des ganzen Betrachtungszeitraums zu rechnen ist. 114) Die Zahlen wurden entnommen aus: Der auswärtige Handel des deutschen Zollgebietes im letzten Jahrzehnt, von H.v.Schell, Leipzig 1892, S. 545; zur Zusammensetzung der Importgüter siehe Tab. X im Anhang. 115) ebenda, S. 549 ff. 116) ebenda, S. 547. 117) K.Werling, a.a.O., S. 21. 118) H.v.Schell, a.a.O., S. 545. 119) H.v.Schell,a.a.O.,S.549ff. 120) ebenda, S. 547. 121) K.Werling,a.a.O.,S.21. 122) H.v.Schell, a.a.O.,S. 545. 123) ebenda, S. 549 ff. 124) ebenda, S. 547. 125) K.Werling,a.a.O.,S.21. 126) H.v.Schell.a.a.O., S. 545. 127) ebenda, S. 549 ff. 128) H.v.Schell,a.a.O.. S. 547. 129) K.Werling,a.a.O..S.21. 130) H.v.Schell, a.a.O.. S. 545. 131) ebenda, S. 549 ff. 132) ebenda, S. 547. 133) H. Moeller, Goldwährung, in: HdSW, Bd. 4, Stuttgart, Tübingen, Göttingen 1965 S. 616. 134) H.v.Schell,a.a.O., S. 545. 135) ebenda, S. 547. 136) K.Werling,a.a.O.,S.21. 137) H.v.Schell, a.a.O., S. 545. 138) vgl. Henri Sie. Französische Wirtschaftsgeschichte, Bd. II Jena 1930, S. 325. 139) H. Moeller, a.a.O., S. 616. 140) H.SSe, a.a.O., S. 327. 141) H.v.Schell, a.a.O.. S. 545. 142) ebenda. S. 547. 143) ebenda. S. 545 u. 547. 144) ebenda, S. 545. 145) siehe RGBL Nr. 27 von 1879, S. 207 ff. 146) siehe W. Lötz, Die Ideen der deutschen Handelspolitik von 1860-1891, Leipzig 1892, S. 174.
147) Die Zahlen der Tabelle wurden folgenden Büchern und Publikationen e n t n o m m e n :
166
M.G. Plachetka, Die Getreide-Autarkiepolitik Bismarcks und seiner Nachfolger im Reichskanzleramt. Diss. Bonn 1969, S. 487 und Tabellen 4-7 im Anhang; R G B L Nr.27 v. 1879, S. 207 ff; E. Weiß, Die wirtschaftspolitischen Strömungen in Deutschland von 1879 bis zur Jahrhundertwende, Diss. F r a n k f u r t a.M. 1926, S. 30; W. Lötz, S.174 ff; St.Jb.f.d.D.R. (1884), S. 128 u. (1888), S. 127; Für die Gerste wurde der Preis von 1881 genommen, für Roheisen der Preis des Breslauer Gießereiroheisens, für die Mühlenfabrikate der Preis f ü r Weizenmehl. Die Prozentzahlen wurden abgerundet. 148) Der vollständige Tarif ist dem Reichsgesetzblatt von 1879 (Nr. 27) zu entnehmen. 149) Der Abgeordnete Franckenstein schlug den folgenden Passus vor, der d a n n Gesetz wurde: »Derjenige Ertrag der Zölle und Tabaksteuern, welcher die S u m m e von 130 Millionen M a r k in einem J a h r übersteigt, ist den Bundesstaaten nach M a ß g a b e der Bevölkerung, mit welcher sie zu den Matrikularbeiträgen herangezogen werden, zu überweisen.« entnommen aus: D. Freiherr von Hirsch, Stellungnahme in der Zentrumspartei zu den Fragen der Schutzzollpolitik in den Jahren von 1871 bis zu Bismarcks Rücktritt, (Diss. Köln 1925), München 1926, S. 250. 150) siehe A. Z i m m e r m a n n , Die Handelspolitik des Deutschen Reiches, Berlin 1901,S.298. 151) Zwischen 1879 und 1885 k a m es zu verschiedenen kleineren Veränderungen des ursprünglichen Tarifes, vgl. dazu RGBL. Nr. 13 v. 1880, S. 120; Nr. 14 v. 1881, S. 119 ff; Nr. 13v. 1882, S. 59 f. 152) Zur T a r i f ä n d e r u n g siehe RGBL. N r . 8 v . 1885, S. 21 u n d N r . 17,S. 112 ff. 153) Die Zahlen der Tabelle wurden den folgenden Publikationen e n t n o m m e n : Die unter Anm.(152) aufgeführten Reichsgesetzblätter;J.M.Stanescu,Der Übergang von d. Freihandelstendenz zur Schutzzollpolitik in den europäischen Großstaaten, Diss. Göttingen 1914, S. 40 f; St.Jb.f.d.D.R., (1889) S. 73 und 76, sowie (1885), S. 127. Für die Mühlenfabrikate wurde als Beispiel wiederum der Preis für Weizenmehl genommen. Die Prozentzahlen wurden abgerundet. 154) 1886 k a m es zu keinen Zolltarifveränderungen. Es wurde jedoch ein Zusatzgesetz erlassen, das Zollfreiheit für alle G ü t e r garantierte, die zum Bau oder zur U n t e r h a l t u n g von Grenz- oder Betriebswechselstationen der Reichsbahn nötig waren. Siehe R G B L Nr. 12v. 1886, S. 123 f. 155) W. Gerloff, Die Finanz- u n d Zollpolitik des Deutschen Reiches, Jena 1913, S. 224. 156) Die Zahlen der Tabelle wurden folgenden Publikationen e n t n o m m e n : M.G. Plachetka, a.a.O., S. 148; R G B L Nr. 48 von 1887, S. 533 f.; St.Jb.f.d.D.R. (1888), S. 127 u. (1889), S. 72 ff. Für die M ü h l e n f a b r i k a t e wurde der Preis f ü r Weizenmehl genommen; die Prozentzahlen wurden abgerundet. 157) siehe dazu R G B L Nr. 2 von 1891, S. 14. 158) Die Zahlen der Tabelle wurden e n t n o m m e n aus: R G B L Nr. 48 von 1887, S.553 f. und R G B L NR. 2. von 1891, S. 14. 159) Durch die Meistbegünstigungsklausel verpflichtet sich ein Land seinem Vertragspartner gegenüber, seinen günstigsten Zollsatz, d.h. den Zoll, den es dem von ihm am meisten begünstigten Land einräumt, anzuwenden, siehe K. Bräuer, Zölle, Zollwesen, in HwbdStw.Bd. 8, Jena 1928, S. 1164. 160) Die wichtigsten Verträge Schloß Caprivi mit Österreich-Ungarn und Italien (Dreierbund), mit der Schweiz, Serbien, R u m ä n i e n und nach einem heftigen Zollkrieg mit R u ß l a n d . Auf die Handelsverträge, die im Verlauf des Betrachtungszeitraumes abge-
167
schlossen wurden und auf die in ihnen vereinbarten bilateralen Zolltarife wird im folgenden Kapitel (3.333) noch näher eingegangen. 161) siehe W. Döpfer, Integration und Desintegration der Wirtschaft Europas vor und nach dem 1. Weltkrieg, Diss. M a r b u r g 1962, S. 124. 162) vgl. dazu die Tabellen VIII und IX im Anhang. 163) zum folgenden siehe W. Döpfer, a.a.O., S. 124. 164) s i e h e M . G . Plachetka, a.a.O., S. 177. 165) ebenda, S. 204. 166) siehe R G B L Nr. 16 von 1895, S. 233 f.; Nr. 7 von 1899, S. 133 und Nr. 21 v. 1900, S. 298. 167) zum neuen Tarif siehe R G B L Nr. 52 von 1902, S. 303 ff. 168) Die Zahlen wurden e n t n o m m e n aus: R G B L Nr. 52 von 1902, S. 303 ff. 169) siehe B. Harms, Die Z u k u n f t der deutschen Handelspolitik, 1. Bd. Jena 1925, S. 39. 170) siehe M.G. Plachetka, a.a.O., S. 108 ff. 171) ebenda, S. 231. 172) siehe dazu auch Tabelle XI im Anhang. 173) M.G. Plachetka, a.a.O., S. 178. 174) vgl. Alexander v. Brandt, Beiträge zur Geschichte der französischen Handelspolitik von Colbert bis zur Gegenwart, Leipzig 1896, S. 159 f. 175) Das Gesetz trat am 28. M ä r z in Kraft. 176) Das Gesetz trat am 29. M ä r z in Kraft. 177) vgl. Kurt Aschoff, Handelspolitik und Zolltarifsystem, Freiburg i.B. 1931, Diss., S.51 ff. 178) vgl. Marcel Dijol, Situation i c o n o m i q u e de la France sous le r6gime protectionniste de 1892, Paris 1910, p. 340 ff. 179) Johann von Bazant, Die Handelspolitik Österreich-Ungarns 1875 bis 1892, Leipzig 1894, S. 29. 180) vgl. ebenda, S. 29 f. 181) vgl. Z i m m e r m a n n . a.a.O.. S. 148. 182) v. Bazant, a.a.O., S. 91. 183) siehe dazu vor allem auch das nächste Kapitel dieser Arbeit. 184) K. Aschoff, a.a.O., S. 62 f. 185) vgl. Z i m m e r m a n n . a.a.O., S. 168f. 186) vgl. ebenda, S. 169. 187) vgl. ebenda, S. 172. 188) Jürgen Kuczynski, Grete Wittkowski, Die deutsch-russischen in den letzten 150 Jahren, Berlin 1947, S. 34. 189) vgl. Z i m m e r m a n n , a.a.O.. S. 211.
Handelsbeziehungen
190) vgl. Robert Kränzlein, Die Handelsbeziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten und ihre Umgestaltung, Diss. H a m b u r g 1935, H a m b u r g 1937, S. 8. 191) vgl. Z i m m e r m a n n , a.a.O., S. 212. 192) Die Zahlen der Tabelle wurden e n t n o m m e n aus: L. Bosc, Zollalliencen und 'ollunionen. Berlin 1907, S. 167. 193) vgl. Z i m m e r m a n n , a.a.O., S. 213.
168
194) vgl. Kränzlein, a.a.O., S. 9. 195) siehe dazu auch das nächste Kapitel der Arbeit. 1 % ) Wilhelm Grotkopp, Amerikas Schutzzollpolitik und Europa, Berlin 19Γ.9, S. 3. 197) Z i m m e r m a n n , a.a.O., S. 196. 198) vgl. Marie Schwab, Chamberlains Handelspolitik, Jena 1905, S. 3. 199) vgl. ebenda, S. 5. 200) vgl. Plachetka, a.a.O., S. 150. 201) Plachetka, a.a.O., S. 151. 202) zum Folgenden vgl. Walther Lötz, Die Handelspolitik des Deutschen Reiches unter Graf Caprivi und Fürst Hohenlohe (1890-1900), in: Beiträge zur neuesten Handelspolitik Deutschlands. Hrsg. Verein für Socialpolitik, 3. Bd. Leipzig 1901. S.47-218, S.60 ff. 203) ebenda, S. 61. 204) vgl. Plachetka, a.a.O., S. 184 f. 205) zum Folgenden vgl. Lötz, a.a.O., S. 80 ff. 206) Ermäßigung gab es nur auf bestimmte Eisenfabrikate aus Belgien u. auf Rohstahl aus Steyer(Österreich-Ungarn). 207) siehe dazu S. 71 dieser Arbeit. 208) Ausnahme: Zoll auf längsseitig beschlagenes Holz und Schnittholz. Der Zoll war jedoch noch immer höher als 1879. 209) vgl. Plachetka, a.a.O., S. 204. Die unter Hohenlohe abgeschlossenen Verträge: Nicaragua (1896), J a p a n (1896), Tunis, franz. Schutzgebiet (1896), Oranje-Freistaat (1897), Großbritannien (1900). 210) zum Folgenden vgl. Harms, a.a.O., S. 22 f. 211) ebenda, S. 25. 212) 1906 wurde ein Doppeltarif f ü r Getreide eingeführt. Siehe dazu auch S. 72 f.d. Arbeit. 213) vgl. Harms, a.a.O., S. 25 ff. 214) Auf die Handelsverträge, die vor 1906 geschlossen, bzw. verlängert wurden, sowie auf die Verträge mit relativ unbedeutenden Ländern wurde mit Absicht nicht näher eingegangen. Dazu gehören: Großbritannien (1901, 1903), Belgien (1904), Serbien (1904), Italien (1904), Äthiopien (1905). Montenegro (1907), El Salvodor(1908), Bolivien (1908) Haiti (1908), Venezuela (1909). Siehe dazu Plachetka, a.a.O., S. 225, Anm. 402. 215) siehedazu Kapitel 1.212und 2.41 dieser Arbeit. 216) Die Zahlen wurden e n t n o m m e n : St.Jb.f.d.D.R., 1. Jg., 1880, Berlin 1880, S. 82 f; K. Werling, a.a.O., S. 56, Tab. 14. 217) siehedazu: RGBL. Nr. 27von 1879, RGBL. Nr. 52 von 1902. 218) siehe ebenda. 219) RGBL. Nr. 27 von 1879, RGBL. Nr. 8 von 1885, RGBL. Nr. 52 von 1902. 220) Die Zahlen wurden entnommen aus: Plachetka, a.a.O., S. 500 f. (Tabelle 5). Als erste Jahreszahl wurde absichtlich 1879 und nicht 1878 genommen. Der Zolltarif von 1879 trat inbezug auf die wichtigsten Getreidearten erst ab 1.1.1880 in Kraft. Da-
169
zu gehörten die folgenden (im Gesetz Nr. 1320, betreffend den Zolltarif des Deutschen Zollgebietes und den Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer, vom 15. Juli 1879) unter der T a r i f n u m m e r 9 a-d aufgeführten Zollsätze: 9 a: Weizen-, Roggen-, Hafer- und Hülsenfrüchtezollsatz, sowie der Zollsatz f ü r nicht besonders genannte Getreidearten, 9 b: Gerste-, Mais- und Buchweizenzollsatz, 9 c: Zoll auf Malz, 9 d: Zollsätze auf Anis, Koriander, Fenchel und Kümmel. Nur Raps und Rübsaat (9 e) und die anderweitig nicht genannten Erzeugnisse des L a n d b a u s (9 f), wobei auf den letzteren kein Zoll lag, traten schon ab 1.10.1879 in Kraft. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoller als erstes wichtiges Jahr f ü r den Getreideaußenhandel das Jahr 1879 zu nehmen, siehe dazu R G B L Nr. 27, vom 24.7.1879. 221) Die Zahlen f ü r die Tabelle wurden e n t n o m m e n aus: M.G. Plachetka, a.a.O., S.494 f. 222) Die Zahlen wurden e n t n o m m e n aus: M.G. Plachetka, a.a.O., S. 506 f. 223) Die Zahlen wurden e n t n o m m e n aus: M.G. Plachetka, a.a.O., S. 512 f. 224) Der Roheisenzoll trat ab 15.7.79 in K r a f t . Daher wurde als erstes Jahr 1878 gewählt. Die Zahlen von 1884 und 1905 wurden hinzugezogen, u m einen zeitlichen Vergleich mit der Außenhandelssituation auf dem A g r a r m a r k t zu haben, sie haben aber als Voraussetzung f ü r unser Modell keinerlei Bedeutung. Die Zahlen wurden e n t n o m m e n aus: St.Jb.f.d.D.R. (1880) und aus den folgenden Bänden. 225) Die Holzzölle traten jeweils in K r a f t ab: 1.10.1879, 1.10.1885 und 1906. D a r a u s erklärt sich die Auswahl der Jahre. Die Zahlen der Tabelle (1) und (2) wurden entnommen aus: St.Jb.f.d.D.R. von 1880, S. 79 u n d 1886, S. 21. 226) Die Zahlen wurden entnommen aus: St.Jb.f.d.D.R. von 1906, S. 129 f. 227) 1879 u m f a ß t e der Zolltarif 43 Positionen. Der Tarif von 1905 hatte dagegen 946 Positionen. 228) Die Zahlen wurden berechnet aus den jeweiligen Angaben f ü r den G e s a m t a u ß e n h a n del und die Importangaben f ü r die W a r e n g r u p p e n . Die Zahlen wurden e n t n o m m e n aus: K. Werling, a.a.O., S. 56, Tab. 14; W. H o f f m a n n , a.a.O., S. 526 f. 229) Berechnung wie unter (1). Zahlen aus: Werling, a.a.O., S. 56, T a b . 14; W. H o f f m a n n , a.a.O.. S. 524. 230) M. Alberty, Der Übergang vom Staatsbahnsystem in Preussen, Jena 1911, S. 170 f. 231) vgl. H. Soetbeer. Kosten der Beförderung von Getreide u n d Sinken der Getreidepreise seit 1870. in: Jb.f.N.u.St., 66. Bd., Jena 18%, S. 871. 232) Die Zahlen wurden entnommen aus: H. Soetbeer, a.a.O., Tabelle S. 868. 233) Die Zahlen wurden entnommen aus: H. Soetbeer, a.a.O., Tabelle S. 869. 234) H. Soetbeer. a.a.O.. S. 869. 235) vgl. dazu M.G. Plachetka, a.a.O., S. 162. 236) Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart, Bd.I, Berlin 1911, S. 406. 237) ebenda. S. 406. 238) M.G. Plachetka. a.a.O.. S. 160. 239) M. Alberty. a.a.O.. S. 297. 240) vgl. M.G. Plachetka. a.a.O., S. 160 ff. 241) F. Ulrich, Die fortschreitende E r m ä ß i g u n g der Eisenbahngütertarife, in: Jb.f.N.u.St., 3. F.. 1. Bd.. (1891). S. 65.
170
242) vgl. Ulrich, a.a.O., S. 65. 243) Alberty, a.a.O., S. 297. 244) Zuständig f ü r dieses Gebiet war die Norddeutsche Eisenbahngesellschaft. die unter preußischem Einfluß stand und die die Staffeltarife einführte. 245) Bei dem Einfuhrscheinsystem erhält der Exporteur eine Ausfuhrvergütung, die jedoch nicht in Bargeld ausgezahlt, sondern in Form eines Einfuhrscheines gegeben wird. Dieser Einfuhrschein kann d a n n innerhalb eines bestimmten Zeitraumes f ü r die zollfreie E i n f u h r von Produkten in das Zollinland verwandt werden. (Plachetka, a.a.O.. S. 190, Anm. 323). 246) vgl. Plachetka, a.a.O., S. 189 f. 247) vgl. E. Ott, Preistheorie, in K o m p e n d i u m der Volkswirtschaftslehre. Bd. I, Göttingen 1967, S. 138. 248) Die weitere Entwicklung der Preise ist aus den Tabellen VIII und IX im A n h a n g zu entnehmen. Die folgenden Preise f ü r Weizen, Roggen und Hafer sind als Berliner Börsenpreise zu verstehen. Da für Gerste keine Jahrespreise zu finden waren, wurden die durchschnittlichen Preise von 1875-77 u. 1878-80 herangezogen. Siehe dazu Plachetka, a.a.O., S. 494 ff. und C. Berger, Die Entwicklung des Preisniveaus und des Getreidebedarfs in England und Deutschland in den letzten Dezennien, in: Jb.f.N.u. St. 4 2 B d . , J e n a 1911,S.51. 249) Um dies zu verdeutlichen, soll f ü r diese Zeit der Preisindex f ü r deutsche Großhandelspreise dem World-price index für Konsum- und Investitionsgüter (bezogen auf britische Ausfuhrwaren) gegenübergestellt werden. Der World-price index zeigt die durchschnittlichen Preise bestimmter W a r e n g r u p p e n aus Frankreich, Deutschland. Indien und den USA, die entsprechend ihrer Wichtigkeit f ü r den Export bewertet wurden. (1913 = 100) t
deutschen Index
1884 1885 1886 1887
78 75 72 73
World-price index Konsumgüter Investitionsgüter 93 88 88 88
110 101 96 96
Die Zahlen wurden e n t n o m m e n aus: A. Jacobs, H. Richter, Die Großhandelspreise in Deutschland von 1792-1834, Sonderheft d. Instituts f. K o n j u n k t u r f o r s c h u n g , 1935. S. 83 u. J. Tinbergen, Business Cycles, in the United Kingdom, 1870-1911, Amsterd a m 1951, Tab. IA im A n h a n g . 250) es folgen BreslauerGießereiroheisenpreise, St, Jb.f.d.D.R. (1884). 251) .197,90 wurde zu 198 aufgerundet um die G e s a m t b e r e c h n u n g zu erleichtern. 252) Die Zahl wurde nach oben abgerundet. 253) W ü r t t e m b e r g hatte z.B. 1879/81 ein Defizit bei seinen ordentlichen Einnahmen in Höhe von 15,6 Mio.M., Bayern im E t a t j a h r 1878/79 ein Defizit von 12,6 Mio.M., Sachsen von 5,5 und Baden von 0,83 Mio.M.; vgl. dazu W. Gerloff, a.a.O.. S. 143. Selbst in Preussen sank der Überschuß, der 1872 noch 83 Mio.M. betragen hatte, auf 5,5 Mio.M. ab. vgl. ders. ebenda, S. 141. 254) vgl. ebenda, S. 133. 255) Gerloff. a.a.O., S. 164 f. 256) ebenda, vgl. S. 338. Gemeint ist hier die Lex Lieber.
171
257) vgl. ebenda, S. 406. 258) vgl. ebenda. S. 504. 259) Beispiele hierfür: das preußische Verwendungsgesetz vom 16.7.1880 (geplanter Erlaß von Einkommens- und Klassensteuern) und d a s Gesetz vom 26.3.1883 (Aufhebung der beiden untersten Klassensteuern). 260) vgl. dazu Tabelle XII im Anhang. 261)
vgl. dazu Tabelle XIII im Anhang.
262) Gerloff, a.a.O., S. 423. 263) siehe ebenda, S. 272. 264) siehe ebenda, S. 276 f. 265) siehe ebenda, S. 279. 266) siehe ebenda, S. 279. 267) Mit „indirekt" sind hier die Steuersenkungen gemeint, die gerade für die untersten Einkommenstufen vorgenommen wurden. Gerade hier k a n n m a n davon ausgehen, d a ß die eingesparten Beträge in den privaten Haushalten wieder zur Verausgabung gelangten. 268) vgl. dazu K a p . 3.336, S. 94, dieser Arbeit. 269) Nähere Angaben dazu in d e m oben angegebenen Kapitel. 270) Zeichenerklärung: I = Wert m u ß sinken I = Wert m u ß steigen | | = Wert m u ß stärker steigen als vergleichsweise Zahl des Vorjahres. Bei d e m NSP zu laufenden Preisen bedeutet dieses Zeichen eine stärkere Steigerung im Vergleich zur Entwicklung des NSP zu Preisen von 1913. — = Eine Veränderung ist möglich, läßt sich aber nicht eindeutig ableiten. [ t ] LI]
=
Ein Steigen oder Sinken des Wertes ist zu vermuten, läßt sich aber theoretisch nicht bestimmen.
271) siehe dazu Kapitel 1.2 dieser Arbeit. 272) Der Zollsatz auf M ü h l e n f a b r i k a t e stieg im weiteren auf 26 (1885) und 39 (1887) Prozent des entsprechenden Produktpreises. 273) zu den Preisindices siehe Jacobs/Richter, a.a.O., S. 83 u. Tinbergen, a.a.O., T a b . IA im Anhang. 274) siehe A. Spiethoff, Die wirtschaftlichen Wechsellagen, Bd. I: Erklärende Beschreibungen, Tübingen, Zürich 1955, S. 123 ff. 275) K. Eisner, Wachstum und Konjunkturtheorie, in: K o m p e n d i u m der Volkswirtschaftslehre. Bd. 1, Göttingen 1967, S. 248.
172
Neue Wirtschaftsgeschichte Herausgegeben von Ingomar Bog
1 Die wirtschaftliche Entwicklung Kölns von 1370 bis 1513 Dargestellt mit linearenTrendfunktionen samt Analyse ihrer Bestimmungsfaktoren. Von Wilhelm S c h ö n f e l d er. 1970. VI + VI, 170Seiten, 35 Abbildungen. Br. DM 19,-
2 Historische Nationalökonomie und Sozialstatistik als Gesellschaftswissenschaften Forschungen zur Vorgeschichte der theoretischen Soziologie und der empirischen Sozialforschung in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von Ulla G.Schäfer.1971.VI+VI,398Seiten.Br.DM 32,-
3 Zünfte und Wettbewerb Möglichkeiten und Grenzen zünftlerischer Wettbewerbsbeschränkungen im städtischen Handel und Gewerbe des Spätmittelalters. Von Reinhold Ennen.1971. IV+IV,145 Seiten. Br. DM16,-.
4 Die Lehre vom Ritterstand Zum Ritterbegriff in Historiographie und Dichtung vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Von Hans Georg Reuter. 1971. VI + II, 207 Seiten. Vergriffen.
5 Die Moralstatistik Ein Beitrag zur Geschichte der Quantifizierung in der Soziologie, dargestellt an den Werken Adolphe Querelets und Alexander von (Dettingens. Von Monika Böhme.VI + IV, 185Seiten.Вr. DM 22,-
6 Eisenbahnbauarbeiter im Vormärz Sozialgeschichtliche Untersuchung der Bauarbeiter der Köln-Mindener Eisenbahn in Minden-Ravensburg 1844-1847. Von Wilhelm W o r t m a n n . 1972.VI + IV, 272 Seiten. Br. DM 32,-
7 Staat und Gesellschaft im hessischen Vormärz Wahlrecht, Wahlen und öffentliche Meinung in Kurhessen 1830-1848. Von Manfred В u 11 i k. 1972. VI + IV, 501 Seiten. Br. DM 50,-
8 Stadtwirtschaft zwischen Reich und Frankreich Wirtschaft und Gesellschaft Straßburgs 1650-1714. Von Peter Hertner. 1973. IV + XII, 468 Seiten. Br. DM 46,-
9 Industrialisierung in Südbrasilien Die Deutsche Einwanderung und die Anfänge der Industrialisierung in Rio Grande do Sul. Von Dietrich von D e l h a e s - G u e n t h e r . 1973. VI + VI, 346 Seiten, 4 Karten, 33 Abbildungen und zahlreiche Tabellen und Diagramme im Text. Br. DM 34,-
Böhlau Verlag Köln Wien
außerdem verweisen wir auf:
Gesammelte Schriften zur Wirtschafte- und Sozialgeschichte Von Ludwig Beutin. Herausgegeben von Hermann K e l l e n b e n z . 1963. LI1,372 Seiten,Titelbild. Ln. DM 5 6 - ISBN 34124026 3X
Der Außenhandel Ostmitteleuropas1450-1650 Die ostmitteleuropäischen Volkswirtschaften in ihren Beziehungen zu Mitteleuropa. Herausgegeben von Ingomar Bog. 1971. XVI, 627 Seiten, 20 Schaubilder, zahlreiche Tabellen und Darstellungen. Ln. DM 88,ISBN 3412030694
Fremde Kaufleute auf der Iberischen Halbinsel Herausgegeben von Hermann K e l l e n b e n z (Kölner Kolloquien zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 1). 1970. VI, 403Seiten, 1 Karte,1 Abbildung. Br. DM 88,- ISBN 3412401706
Schwerpunkte der Eisengewinnung und Eisenverarbeitung in Europa 1500-1650 Herausgegeben von Hermann K e l l e n b e n z (Kölner Kolloquien zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 2). 1974. ca. 480 Seiten, 20 Karten. Br. DM 92,- ISBN 3412028746
Wirtschaftskräfte im Mittelalter Abhandlungen zur Stadt- und Hansegeschichte. Von Fritz ßörig. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Herausgegeben von Paul Kaegbein. 1971. XII, 748 Seiten, 1 Frontispiz, 4 Tafeln, 1 Faltkarte. Ln. DM 98,ISBN 3205000110
Das Eislebener Garkupfer und seine Bedeutung für den europäischen Kupfermarkt von 1460 bis 1560 Von Ekkehard W e s t e r m a n n . 1971. II, 373 Seiten, 2 Karten, zahlreiche Diagramme und Tabellen. Br. DM 36,- ISBN 3412095710
Böhlau Verlag Köln Wien D-5000 Köln 60, Postfach 600180 A-1061 Wien, Postfach 167