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German Pages 154 [156] Year 2009
Wolfram Hogrebe Riskante Lebensnähe Die szenische Existenz des Menschen
Wolfram Hogrebe
RISKANTE
L E B E N S N Ä H E
DIE SZENISCHE EXISTENZ DES MENSCHEN
Akademie Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-05-004650-1 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2009 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach D I N / I S O 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Lektorat: Mischka Dammaschke Einbandgestaltung: Petra Florath, Berlin Satz: Veit Friemen, Berlin Druck und Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Printed in the Federal Republic of Germany
Inhalt
Vorbemerkung: Takt und Nachsicht I.
7
Hegels Erwachen
15
1. Gang auf das Leben zu 2. Vom Subjekt zum Objekt
20 23
3. Szene des Erwachens
27
4. Ist,Aufhellung' metaphernfrei zu haben?
.
.
II. Vom Objekt zur Szene
32 35
5. Putnams Erneuerungsempfehlung
38
6. Kalte Heimat 7. Erneuter Ubergang zur Szene 8. Szenisches Verstehen
40 46 50
9. Anleihe bei Heidegger: Performanz
. . . .
58
10. Expressivität 11. Der Preis für zu große Lebensnähe 12. Szene und Urszene
63 . . . .
66 70
III. Realkontext und emotionales A p r i o r i .
.
77
13. Wolfgang Wielands Interpretation Piatons .
.
80
14. Piaton und Aristoteles
82
15. Weltpassung: Kant
86
Β
INHALT
16. Husserl, Wieland, Habermas
92
17. Die praktische Bedeutung des Szenischen .
.
98
IV. Architekturen im Imaginären
103
18. Carl Schmitts Nomos der Erde
106
19. Heideggers Geviert
122
20. Benns Auszug 21. Schmitt und Habermas
127 132
Nachbemerkung: Das Lied vom Gesetz Personenverzeichnis
. . . .
141 151
Vorbemerkung: Takt und Nachsicht
Philosophie ist wissentlicher Einhegungsversuch des N i c h t wissens. W o immer sie daher die Bedeutung u n d W i r k samkeit des Nichtwissens nicht präsent hält, verfehlt sie ihre Mitte. Das hat sich seit der Antike bis heute nicht geändert. Allerdings blieb es den Interessen der Zeiten u n d D e n ker vorbehalten, die M i s c h f o r m e n v o n Wissen u n d N i c h t wissen in ihrer Eigenart m e h r oder weniger eingehend zu analysieren. Selbst w e n n die sokratische F o r m e l v o m Wissen des Nichtwissens durchgängig gerne zitiert w u r de: Wie die F o r m e n des Wissens in ihren schwachen, aber unentbehrlichen Variationen näherhin zu charakterisieren sind, das hat ü b e r die Zeiten die Philosophen eher selten interessiert. A b e r diese schwachen F o r m e n des Wissens wie A h n u n g , M u t m a ß u n g u n d das G e f ü h l als G r u n d l a g e v o n Situationseinschätzungen sind f ü r unseren Alltag v o n erheblicher Bedeutung. A u c h f ü r den U m g a n g miteinander sind gerade schwache F o r m e n des Wissens häufig v o n Relevanz, da sie konziliante A t t i t ü d e n ermöglichen. So ist es erstaunlich, daß die heutige Sprache der Philos o p h e n z w a r den griechischen A u s d r u c k επιστήμη, Wissen oder Erkenntnis, in adjektivischer F o r m ,epistemisch' f ü r ,nach A r t des Wissens oder der E r k e n n t n i s ' ü b e r n o m m e n hat, aber nicht den A u s d r u c k .gnomisch', o b w o h l er nah e z u dasselbe besagt.
δ
VORBEMERKUNG
Aber eben doch nicht ganz. Der griechische Ausdruck γνώμη heißt zwar auch soviel wie Einsicht oder Erkenntnis, tendiert aber doch mehr zur Attitüde in konkreten Situationen, d. h. hier zur Nuance ,aus Einsicht oder Erkenntnis'. Die griechische Sprache hatte offenbar ein feines Gespür für Formen des Wissens, insofern sie in konkrete Lebensformen eingelassen sind. Eben diese sind dem Risiko ausgesetzt, jenes Nichtwissen in sich zu bergen, das ebenso gelingende wie scheiternde Effekte auswerfen kann. So ist es kein Wunder, daß diffizile Beschreibungen unseres durchaus qualifizierbaren, aber dennoch fragilen Umgangs miteinander, wie sie sich hinlänglich bekannt ζ. B. im 6. Buch der Nikomachischen Ethik von Aristoteles finden, nur mit Schwierigkeiten ins Deutsche übertragen lassen.