Repetitorium der Ethik [Reprint 2019 ed.] 9783111493060, 9783111126678


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German Pages 61 [72] Year 1923

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
A. Allgemeines und ethische Richtungen
B. Die historischen Systeme der Ethik
C. Die ethischen Prinzipien
D. Die sittlichen Ideen
E. Die ethischen Phänomene
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Repetitorium der Ethik [Reprint 2019 ed.]
 9783111493060, 9783111126678

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issenschaftliche

Repetitorien 11.

Ethik

Dr. Kran) Kramer

Berlin und Leipzig 1929

Malter de Gruyter & Co. vormals G.

Göschen^che Verlagshandlung Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer - Karl (l. Trübner - Veit Ä Eomp»

Repetitorium der Ethik

Dr. Franz Kramer

Berlin und Leip)ig 1-22

Malter de Gruyter & Co. vormals G.

GSschen'sche Verlagshandlung Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer - Karl Trübner - Veit & Lomp.

Inhalt. Seile

Borwort......................................................................................................... VH A. Allgemeines und ethische Richtungen.............................................. 2 B. Die historischen Systeme der Ethik................................................. 12 1. Vorplatonische Systeme............................................................... 12 2. Die ethischen Systeme des Plato und des Aristoteles......... 12 3. Nacharistotelische ethische Systeme des griechischen Altertums 14 4. Die christliche Ethik des Mittelalters...................................... 18 5. Die ethischen Systeme der Neuzeit.......................................... 20 a) Die englische Moralphilosophie............... *............... 20 b) Die außerenglische neuere Moralphilosophie in Europa 2G C. Die ethischen Prinzipien....................................................................... 30 1. Allgemeines vom sittlichen Wollen.......................................... 30 2. Die charakterelle Frage............................................................... 34 3. Das sittliche Gewissen als Autorität...................................... 36 4. Das Prinzip der Verpflichtung................................................. 38 5. Gemeinschaft und Individuum................................................... 40 D. Die sittlichen Ideen................................................................................ 42 1. Die ethischen Ideen des Rechtssystems.................................... 44 2. Die ethischen Ideen des Verwaltungssystems....................... 46 3. Die ethischen Ideen des Kultursystems.................................... 50 E. Die ethischen Phänomene................................................................... 52 1. Die Sprache als ethische Erscheinung...................................... 52 2. Mythos, Religion und Kunst....................................... 54 3. Die Sitte........................... 56 4. Die soziale Gruppierung............................................................. 58

Vorwort. ie Repetitorien der V. W. V. haben in der kurzen Zeit

seit ihrer Entstehung bereits eine große Verbreitung unter Studierenden und wiffenschaftlich interessierten Laien gefunden. —

Unter den philosophischen Repetitorien fehlte bisher eins der Ethik. Als einen nach den bewährten Prinzipien meiner Wiederholungs­ bücher [f. Repet. Nr. 1, Vorworts bearbeiteten Versuch biete

ich das folgende Repetitorium der Ethik den Benutzern dar. Es verzichtet bei aller notwendigen Erörterung des Bekannten nicht auf eigene Stellungnahme zu den Grundproblemen und

gewinnt dadurch gleich den übrigen philosophischen Repetitorien eine besondere Note. — Möge das neue Heft eine ebenso gün­ stige Ausnahme finden wie die übrigen Arbeiten und das Seine

beitragen zur Organisation der wissenschaftlichen Bemühung, der diese Art Bücher der V. W. V. dienen sollen, und die für die deutschen Studenten der philosophischen Fächer überhaupt

noch so sehr im argen liegt, daß viele von ihnen nicht nur einzelne Semester, nein, ganze Jahre nutzlosen Herumhorchens in allen möglichen Vorlesungen opfern müssen, ehe sie dazu

gelangen, ihr Studium zweckmäßig zu organisieren. Herrn Stadtschulrat Dr. Buchenau sage ich für seine Mit­ korrektur der Druckbogen auch des neuen Repetitoriums an dieser

Stelle ergebensten Dank.

Berlin, im Dezember 1922.

Dr. Zrary Kramer.

Fragen und Antworten.

Fragen. A. Allgemeines und ethische Richtungen. 1. Zu welcher Gruppe von philosophischen Teildisziplinen ge­ hört die Ethik? 2. Auf welche philosophische Frage antworten Ästhetik?

Ethik und

3. Welche andere Namen sind für die Ethik noch in Gebrauch?

4. Inwiefern gehört die Ethik zu dem umfassenderen Komplex der Axiologie? 5. Welche Aufgabe liegt der Ethik ob?

6. Wie ist im Mtertunl diese 'Aufgabe im einzelnen bestimmt worden?

Antworten. A. Allgemeines und ethische Richtungen. 1. Zu den speziellen philosophischen Teilfächern. 2. Auf die Frage: Was soll ich tun? Die Metaphysik auf die

Frage:

Was kann ich wissen?

Die Religionsphilosophie

auf die Frage: Was darf ich hoffen? Die Psychologie auf die Frage: Was ist der Mensch? Diese vier Fragen füllen nach Kant den ganzen Bereich der Philosophie. 3. Bei Aristoteles bedeutet der Ausdruck

Tüchtigkeit —

Sittlichkeit oder Tugend; bei Cicero und Seneca heißt die Ethik philosophia moralis; bei neueren Philosophen wird

sie oft als praktische Philosophie bezeichnet. 4. Insofern, als sie eine sittliche Wertelehre ist.

5. Sie soll sittliche Inhalte sammeln, sichten, abwägen, werten

und Normen — wenn auch oft nur solche mit hypothetischer Geltung — geben für das praktische Handeln. 6. Die Pythagoräer bezeichnen die Ethik als Wissenschaft der

Harmonie und der praktischen Maßstäbe; Sokrates benennt ihren Inhalt als Tugend — Nutzstreben, Plato als die Idee des Guten,

Aristoteles als dauernde Gemütsrichtung der

gesunden Mitte,

die Stoiker als vernunftgemäßes Leben,

die Epikureer als begierdefreie Seelenruhe oder Ataraxie.

4

Fragen.

7. Welche besonderen ethischen Begriffe hat das Christentum entwickelt? 8. Welches sind die ethischen Ideale der mittelalterlichen Kirche? 9. Welches die des Humanismus? 10. In welcher Richtung hat Luther die ethischen Ideale der mittelalterlichen Kirche revidiert?

11. Inwiefern hat der zu Beginn der neueren Philosophie auf­ tretende Gegensatz zwischen Empirismus und Rationalismus auch für die Ethik Geltung?

12. Welche ethischen Richtungen sind a) in bezug auf den Ur­ sprung der sittlichen Erkenntnis zu unterscheiden? 13. b) Welche mit Bezug auf den Ursprung der sittlichen Pflicht? Warum überwiegt die Zahl der Verfechter einer ethischen Autonomie bei weitem die der Anhänger einer ethischen Heteronomie?

14. c) Wie heißen die ethischen Richtungen, die sich ergeben, wenn das Wesen des Sittlichen zum Bestimmungsgrunde gemacht wird?

Antworten.

5

7. Den der ethischen Kausalität (oder moralischen Vergeltung), den der ethischen Gleichberechtigung und den der Erlösungs­ bedürftigkeit aller Menschen. 8. Askese und Weltflucht, also negative Ideale.

9. Tie Humanisten gehen auf die Ideale der Stoiker und Epi­ kureer zurück.

10. Luther hat die negativen Bestimmungen der Weltflucht und Askese in positive der sittlichen Tatentscheidung um­ gewandelt.

11. Die rationale Anschauung in der Ethik, ethischer Nativismus, ethischer Apriorismus und Jntuitionismus genannt, behaup­ tet, daß Gefühle und Willensrichtungen a priori den Grund der Sittlichkeit bilden (Cudworth, Reid, Kant, Schopenhauer, Herbart, Lotze); die ethischen Empiristen dagegen leiten die ethischen Urteile und Pflichten aus der Erfahrung ab (Locke, Helvetius, Holbach). Einen ethischen Evolutionismus ver­ treten Shastesbury, Hume, Schelling, Hegel, Spencer und W. Wundt, indem sie die sittlichen Ideen aus der Geschichte der Menschheitsentwickelung herleiten. 12. a) Die ebengenannten des ethischen Apriorismus, des ethi­ schen Empirismus und des Evolutionismus. 13. b) Die autonome und die heteronome oder autoritative ethische Richtung. Weil die autoritative ethische Bestimmtheit von den meisten nur als eine Vorstufe für die ethische Autonomie betrachtet wird; nur Sokrates, die Kirchenväter und Hobbes waren Anhänger einer ethischen Heteronomie. 14. c) Es sind der ethische Formalismus, der die Ansicht vertritt, daß keine empirischen Normen für das sittliche Handeln in Form allgemein gültiger Grundsätze festgesetzt werden können, und die materiale ethische Bestimmung, die dies bejaht.

6

Fragen.

15. d) Welche ethischen Richtungen kommen vom psychologischen Gesichtspunkt aus in Frage?

16. e) Welche Standpunkte sind innerhalb der Ethik zu unter­ scheiden im Hinblick auf den Zweck des sittlichen Wollens?

17. f) Wie nennt man die ethischen Richtungen nach den Ob­ jetten des sittlichen Sttebens?

18. Welchen Philosophen muß man als den üassischen Bertteter des ethischen Formalismus bezeichnen? 19. In welcher Unterscheidung gipfelt sein formalistisches System der Ethik?

20. Worin sieht Kant die allein gültige emotionale Triebfeder des sittlichen Strebens? 21. Welcher moderne Bertteter des ethischen Formalismus hat den Konischen Rigorismus gemildert? 22. Inwiefern ist indes der Standpunkt des ethischen Formalis­ mus überhaupt unzulänglich?

Antworten.

7

15. d) Sie heißen Vernunft-, Verstandes- und Gefühlsmoral

oder emotionale Ethik; die erste geht bei der sittlichen Nor­ mierung auf höhere Vernunftgrundsätze, die zweite auf utilitaristische Reflexionen zurück;

die dritte bezeichnet die

Gefühle und Affekte als Motive des ethischen Tuns. Man spricht in dieser Hinsicht von volitiver Moral, wenn

der Wille ausschließlich zur Motivierung des sittlichen Han­

delns in Anspruch genommen wird;

von Gefühlsmoral

(emotionaler Ethik), wenn die Affekte dazu gebraucht werden; von Reflexionsmoral, wenn verstandesmäßige Erwägun­ gen ausreichen, um das sittliche Handeln zu begründen. 16. e) Der ethische Subjektivismus bezeichnet als ethischen

Hauptzweck die Erlangung persönlicher Lust oder Glück­

seligkeit und heißt deshalb auch Hedonismus oder Eu­

dämonismus;

der

Objektivismus

verfolgt

ethische

Zwecke, die von außen her besttmmt sind. 17. f) Der Egoismus bezieht das ethische Streben allein auf das handelnde Ich, der Altruismus auf andere Menschen; beide zusammen stehen als ethische „Individualismen" dem

ethischen Universalismus gegenüber, der die Gemein­ schaft zum Objekt des sittlichen Handelns macht. 18. Kant. 19. In der der hypothetischen und kategorischen ethischen Jm-

perattve, von denen nur die letzteren unbedingte oder Pflicht­ geltung für den Menschen als Vernunftwesen haben (Kant­

scher Rigorismus).

20. In der Achtung vor dem moralischen Gesetz. 21. Lipps, indem er auch die Bestimmung des sittlichen Wollens

durch die Neigung gelten läßt. 22. Er ist nicht umfassend genug, weil er nur eine Art Logik des allgemeingültigen Wollens ist; die materiale Bestimmung

muß hierzu noch die Wertung der ethischen Güter hinzu­ fügen (Wundt, Paulsen).

Fragen.

8

23. Welche Philosophen vertreten den ethischen Intellektualis­

mus?

24. Inwiefern sind auch die Scholastiker Anhänger der Re­ flexionsmoral?

25. Welche Philosophen der Neuzeit stehen auf dem Boden des ethischen Intellektualismus?

26. Wer vertritt demgegenüber erstmalig den Standpunkt der Gefühlsmoral?

27. Welche Philosophen nach Spinoza sind zu den Verfechtern der Gefühlsmoral zu zählen?

28/ Welche höchste Wertbestimmung stellt der Subjektivismus als

ethische Richtung auf? 29. Warum hat der Hedonismus nur eine geringe Zahl von Vertretern aufzuweisen?

30. Welches sind die bekanntesten Anhänger einer eudämonistischen

Ethik im Altertum? 31. Wie unterscheidet sich der Standpunkt der christlichen Ethik

von dem der alten eudämonisüschen Ethik?

32. Welche neueren

Philosophen vertreten die eudämonistische

ethische Richtung? 33. Welche ethische Anschauung steht im Gegensatz zum ethischen Subjektivismus? 34. Welcher Philosoph hat die Vervollkommnung als ethischen

Zweck bezeichnet? 35. Welchen Namen führt diese Form des ethischen Objektivis­

mus?

Antworten.

9

23. Sokrates, Plato, Aristoteles, die Schulen der Stoiker und Epikureer; sie betrachten die Tugend als ein Wissen und leiten sittliche Verfehlungen allein aus dem Nichtwissen her.

24. Die Thomisten halten die Einsicht für den bestimmenden Faktor beim ethischen Wollen.

25. Hobbes, Leibniz, Wolff, Kant und Hegel. 26. Spinoza, der den Menschen auf emotionalem Wege zum

höchsten Affekte, dem amor dei intellectualis, gelangen läßt.

27. Shaftesbury, Schopenhauer, Feuerbach. 28. In der Form des Hedonismus betrachtet er die sinnliche Lust, in der des Eudämonismus die auf intellektuellem Wege erreichbare Glückseligkeit als höchstes Gut. 29. Weil die sinnliche Lust bei weitem nicht als das einzige Kri­ terium bei der ethischen Wertbestimmung aufgefaßt werden

kann. Nur die Kyrenaiker im Altertum und einige neuzeitliche

Vertreter des krassesten Materialismus haben dies behauptet. 30. Demokrit, Sokrates, Aristoteles und die Epikureer.

31. Dieser ist intellektualistisch, jener verspricht eine transzendente Glückseligkeit.

32. Shaftesbury und Lotze.

33. Der ethische Objektivismus, indem er nicht labile subjektive

Gefühle, sondern allein stabile objektive Maßstäbe bei der

ethischen Wertbesümmung gelten läßt. 34. Leibniz, indem er das Reich der Monaden nach der Anzahl

der in ihnen enthaltenen deutlichen Vorstellungen stufen­

mäßig aufbaut. 35. Sie heißt Perfektionismus.

Fragen.

10

36. Welchen besonderen Ausdruck findet der Objektivismus bei Hegel und W. Wundt?

37. Unter welchem Namen erscheint diese sittliche Weltanschau­ ung bei Friedrich Paulsen? 38. Worin sieht der

ethische Naturalismus den Sinn alles

ethischen Strebens? 39. Welcher große pädagogische Theoretiker ist als Anhänger des

ethischen Naturalismus zu nennen? 40. Wie ist die besonders von englischen Ethikern ausgebildete

Form des Objektivismus zu bezeichnen?

41. Worauf gründet sich die Unterscheidung der ethischen Rich­

tungen des Individualismus und des Universalismus? 42. Welche Philosophen haben die egoistische Form des Idealis­

mus, den Solipsismus, also die ausschließliche Beziehung des sittlichen Strebens auf das handelnde Subjekt, vertreten? 43. In welcher anderen Form tritt der ethische Individualismus auf, und wie heißen die Anhänger dieser anderen Tendenz? 44. Wie heißt diejenige ethische Richtung, die eine Gemeinschaft irgendwelcher Art zum Objekt des sittlichen Strebens macht?

45. Nennen Sie ethische Universali sten!

46. Welches sind die allgemeinen sittlichen Ideen?

47. Welche Arten ethischer Motive kommen für das praktische Handeln in Betracht?

Antworten.

11

36. Er ist als Evolutionismus entwickelt, der den Fortschritt

als Zweck alles ethischen Wollens ansieht. 37. Er bezeichnet sie als Energismus.

38. Es soll zu einem naturgemäßen Leben, wie es z. B. die

Stoiker (s. Marc Aurels Selbstbetrachtungen!) zugleich als vernunftgemäß betrachten, führen.

39. I. I. Rousseau. 40. Es ist der Utilitarismus, der das Wohl des einzelnenin der Gesamtheit als Zweck des sittlichen Strebens ansieht. Als hauptsächlichste Vertreter dieser Ansicht gelten Hobbes

Locke, Bentham und John Stuart Mill. 41. Auf die Art der Beziehungsobjekte für dieses. 42. Die Kyrenaiker und die Epikureer im Altertum, Hobbes und Spinoza in der Neuzeit.

43. Er erscheint als Altruismus:

diese ethische Richtung ver­

treten Hume, Auguste Comte, Schopenhauer und Lotze.

44. Es ist der ethische Universalismus. 45. Platon, Bacon, Fichte, Hegel, Wundt.

46. Die des Rechts und der Vergeltung, die zur Rechtsorganisation der Völker, die des Wohlwollens, die zur Verwaltungs­ organisation führt; ferner die Idee des sittlichen Fortschritts, die der Kultur als solcher, und die Idee der inneren Freiheit,

die der Gesellschaft zugrunde liegt.

47. a) Gefühlsmotive: Liebe, Treue, Pietät, Mitgefühl; b) Ver­ standes- und Vernunftmotive: Billigkeit, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit.

Fragen.

12

B. Die historischen Systeme der Ethik. 1. Borplatonische Systeme. 48. Gegen welche destruktiven Tendenzen ist Sokrates als Ethiker

aufgetreten? 49. Welcher von diesen hatte den individuellen Menschen zum Maß der . Dinge erhoben?

50. Wie hat Sokrates diese Bestimmung abgeändert?

51. Woraus ist also nach ihm die Norm des Handelns abzuleiten?

52. Welche Meinung des Sokrates hängt mit dieser Gleichsetzung von Tugend und Wissen zusammen?

53. Wie ist diese ethische Begründung zu charakterisieren?

2. Die ethischen Systeme des Plato «nd des Aristoteles. 54. Bei welchem griechischen Philosophen wird diese Begründung

zu einer metaphysischen fortgebildet?

55. Worin besteht deren Inhalt?

56. Wie kann man Platos Ethik mit Rücksicht auf die allgemein verpflichtende Gültigkeit der Idee des Guten bezeichnen? 57. Wie ist die platonische Ethik int Hinblick auf den Zweck des sittlichen Wollens zu charakterisieren?

58. Inwiefern geht diese ethische Weltanschauung weit über die sokratische hinaus?

Antworten.

13

B. Die historischen Systeme -er Ethik. 1. Borplatonische Systeme. 48. Gegen den radikalen Subjektivismus und den anarchischen

Egoismus der griechischen Aufklärer.

49. Der Sophist Protagoras. 50. Er hat den Menschen als Gattungswesen, den generellen

Menschen, als Maß der Dinge angesehen. 51. Aus dem von der Gattung erworbenen Wissen, mit dem die Tugend schlechthin identifiziert wird. 52. Die Zurückführung aller als schlecht bezeichneten Handlungen

auf einen Mangel an Einsicht.

53. Als ein ethischer Intellektualismus, der alle Handlungen nur insofern wertet, als sie dem Ideal des Wissens, der Wahrheit, entsprechen.

2. Die ethischen Systeme des Plato und Aristoteles.

54. Bei Plato.

55. In der Krönung der platonischen Jdeenlehre durch das transzendente Ideal des Guten.

56. Als eine Universalethik.

57. Als ein Subjektivismus, der aber nicht als Hedonismus, sondern als Eudämonismus aufzufassen ist und die Her­ stellung der subjektiven Erkenntnis in ihrer höchsten Form,

nämlich als Anschauen der Ideen, verlangt. 58. Insofern als ihr die Erkenntnis nicht ethischer Endzweck,

sondern nur Mittel zu ihm ist.

Fragen.

14

59. Zu welchen Tugenden erzieht jenes zum Schauen der Ideen

führende Erkennen?

60. In welcher Tugend erscheinen bei Plato diese drei zusammen­

gefaßt?

61. Inwiefern ist die ariswtelische Bestimmung der Ethik im

Gegensatz zu der des Plato als eine empiristische zu cha­ rakterisieren? 62. Wie definiert Aristoteles die Tugend? 63. In welcher Form führt Aristoteles die pythagoräischen Har­ moniegedanken in seine Sittenlehre ein? 64. Auf welche Art erklärt er also die Mäßigkeit, die Tapferkeit, die Gerechtigkeit usf.?

65. Als was bezeichnet Aristoteles diese Tugenden wegen ihrer Beziehungen zuni Wollen?

66. Welche anderen Tugenden unterscheidet er daneben noch?

67. Nennen Sie solche! 68. Was erscheint bei Aristoteles als oberster Zweck aller Tu­

gendübung?

69. Wie will er diese verstanden wissen?

3.

Nacharistotelische ethische Systeme des Altertums.

70. Inwiefern knüpfen die Stoiker an das sokratischeethische Ideal an?

71. Welche Rolle spielt dabei die Tugend?

Antworten.

15

59. Zu denen der Selbstzügelung, des Mutes und der Weisheit.

60. In der Tugend der Harmonie, der Gerechtigkeit.

61. Insofern als Aristoteles nicht die platonische Idee des Guten, sondern nur das im Leben zu betätigende praktische Gute in den Bereich seiner ethischen Betrachtung zieht. 62. Als durch Übung erreichbare Fähigkeit zum vernünftigen

Handeln. 63. In der einer Beschreibung der Haupttugenden als solcher der gesunden Mitte.

64. Die Mäßigkeit ist die Mitte zwischen Genußsucht und Ab­ gestumpftheit, die Tapferkeit die zwischen Furcht und Toll­ kühnheit, die Gerechtigkeit die Mitte zwischen gewalttätigem Egoismus und schwächlicher Entsagung. 65. Als bloße Vernunftregulierungen des Tuns, als ethische Tugenden.

66. Die reinen Vernunfttätigkeiten oder dianoetischen Tu­ genden (Denktugenden). 67. Wissenschaftliches Verantwortungsgefühl, Kunstsinn, Weisheit.

68. Die Eudämonie. 69. Als e vepyeia (Energeia), als Selbstbetätigung der Kraft.

3. Nach aristotelische ethische Systeme des Altertums. 70. Insofern sie Weisheit und Tugend zusammen fordern, die bei Sokrates schlechthin dasselbe sind. 71. Sie ist eine Art ethischer Energie.

Fragen.

16

72. Wie interpretieren die Stoiker ihr ethisches Ideal?

73. Welche vier Kardinaltugenden unterscheiden sie? 74. Worin erscheint die negative Seite des stoischen Ethos?

75. Ms was fassen dagegen einige Stoiker die Lust auf? 76. Was versteht man unter der stoischen Apathie?

77. Worin liegt eine gewisse Abschwächung des

sonst in der

stoischen Ethik stark hervortretenden Individualismus?

78. Welches sind die wichtigsten Moralphilosophen der älteren

Stoa?

79. Welcher Philosoph der mittleren Stoa hat das Muster zu

Ciceros moralphilosophischer Abhandlung „De officiis“ ge­ liefert? 80. In welchem berühmten Werke hat der jüngere Stoiker Marc Aurel seine moralphilosophischen Ansichten niedergelegt?

81. Welches sind die hauptsächlichsten Züge der epikureischen Moral?

82. Welcher römische Epikureer hat in einer seiner Hauptschriften

die ethischen Bestimmungen auf die Ordnung der Natur

gestützt? 83. Wessen Epikirreismus hat eine gewisse hedonische Aus­

prägung gewonnen?

Antworten.

17

72. Ws weise Einstellung der menschlichen Vernunft auf die

von der Natur gegebenen Bedingungen, als „Gehorsam gegen das Weltgesetz".

73. Die Besonnenheit, die Tapferkeit, die Gerechtigkeit und die sittliche Einsicht.

74. In der rigorosen Abweisung der Lust als ethischen Bestim­

mungsgrundes bei manchen Stoikern. 75. Als etwas Gleichgültiges, als ein Adiaphoron. 76. Die leidenschaftslose Vernunftgemäßheit, die sogar bis zum

letzten vernünftigen Quietiv, zum Selbstmord, führen darf.

77. In der Hervorhebung der sozialen Pflichten der Menschlich­ keit und Rechtschaffenheit.

78. Zenon (f 264 v. Chr.),

Kleanthes und Chrysippos (f 209

v. Chr.). 79. Der Rhodier Panaitios (f 110 v. Chr.) mit seinem Buche „Über das Schickliche".

80. In den 12 Büchern der Selbstbetrachtungen.

81. Das ethische Ziel der Epikureer ist' die ungetrübte

Geistesruhe, die aus der Einsicht in die Naturordnung stammt. Nur aus der Tugend wird die Lebensfreude geboren, die aller Furcht und allen Schmerzes bar ist.

82. Lucretius Carus (f 55 v. Chr.) in seinem Buche ,,De rerum natura“, 83. Der des Dichters Horaz.

18

Fragen.

84. Welche philosophische Schule Hut das Ideal der Seelen­ heiterkeit entwickelt? 85. Geschah dies durch ethische Betrachtungen?

86. Welches ethische Ziel stellen die Neupythagoräer die jüdisch-alexandrinischen Religionsphilosophen auf?

und

87. Welche philosophische Richtung hat dieses Ideal übernommen, und bei wem erscheint die Verähnlichung mit Gott als höchste Tugend? 4. Die christliche Ethik des Mittelalters. 88. Worin besteht der grundlegende Gegensatz zwischen den ethi­ schen Systemen der Alten und den christlichen? 89. Welche pessimistische Lehre wird demgeinäß schon von Au­ gustin aufgestellt?

90. Gegen welches antike ethische Ideal wendet sich das christ­ liche insonderheit durch seine transzendente Orientierung? 91. Welche ethische Lehre hat das Christentum entwickelt hin­ sichtlich des Verhältnisses der Menschen untereinander?

92. Welche sittliche Theorie hat es dem Judentum entlehnt? 93. In welcher Schrift hat Abälard vom Standpunkt des Kon­ zeptualismus aus seine ethischen Ansichten niedergelegt? 94. Inwiefern kommt auch hierin seine konzeptualistische Denk­ richtung zur Geltung?

95. Inwiefern nähert sich Thomas von Aquino, der größte Scho­ lastiker und Kirchenlehrer, wieder dem aristotelischen Tugend­ ideal?

Antworten.

19

84. Die skeptische. 85. Nein; durch erkenntnistheoretische.

86. Die Ausrottung der menschlichen Leidenschaften zum Zwecke der Verähnlichung mit Gott.

87. Der Neuplatonismus; bei Plotin.

4. Die christliche (Stifts des Mittelalters. 88. Die antiken Moralsysteme setzen optimistisch die Möglichkeit sitt­

licher Selbstentwickelung voraus, die christlichen verneinen sie.

89. Die von der Erlösungsbedürftigkeit des (von Natur bösen) Menschen durch die göttliche Gnade. 90. Gegen das stoische, das Naturordnung und Sittlichkeit gleich­

setzt.

91. Die der ethischen Gleichberechtigung aller Menschen unter sich und vor Gott.

92. Die der ethischen Kausalität, die da besagt, daß man so erntet, wie man sät.

93. In dem Buche „Scito te ipsum“ (Erkenne dich selbst). 94. Insofern als die transzendente Begründung der Ethik hier

eine geringere Rolle spielt und die Entfaltung der sittlichen

Persönlichkeit aus sich selbst heraus betont wird. 95. Insofern, als er mit Aristoteles die Tugend als die rechte Mitte saßt und den Primat des Intellekts in der Ethik wieder aufrichtet; die dianoetischen Tugenden (reine Bemunftbetätigungen) rangieren im thomistischen System der Ethik ebenfalls

vor den ethischen (Maximen des Begehrens und Handelns).

Fragen.

20

96. Worin aber weicht Thomas von Aristoteles ab?

5. Die ethischen Systeme der Neuzeit.

97. An wessen Morallehre hat der Humanismus seine Ethik angeschlossen?

98. Worin unterscheidet sich die ethische Lehre der Re­ formatoren von der Moraltheorie des christlichen Mittel­

alters?

99. In welchen Schriften hat der größte deutsche Reformator diesen ethischen Lehren häufig Ausdruck gegeben?

a) Die englische Moralphilosophic. 100. In welchem Lande hat die Moralphilosophie unter den philosophischen Disziplinen immer eine hervorragende Rolle gespielt? 101. Welches ist der für die englische Moralphilosophie seit alters

geltende Arbeitsgesichtspunkt? 102. Woraus hat Bacon ihn entwickelt?

103. Welchen Standpunkt hat Hobbes als auch für die allgemeine Ethik ungeeignet abgelehnt?

104. In welcher Hinsicht ähnelt seine moralphilosophische Mei­ nung derjenigen Spinozas?

105. Gegen welchen sogenannten sittlichen Begriff hat Hobbes

eine überaus scharfe Kritik gerichtet? 106. In welchem berühmten Satze gipfelt diese ironische Kritik an der Ethik des Habens?

Antworten.

21

96. In der religiösen Orientierung seiner Ethik.

5. Die ethischen Systeme der Neuzeit. 97. An die der Stoiker und Epikureer.

98. Sie tilgt die Vormundschaft von Tradition und Kirche, behauptet ebenso wie die religiöse auch die sittliche Ver­

antwortlichkeit jedes Menschen und betrachtet auch den irdischen Beruf als sittliche Aufgabe.

99. Im Sendschreiben und in seinen Reden.

a) Die englische Moralphilosophie. . 100. In England, das in Bacon, Locke, Hobbes, Bentham, Mill

tmd Spencer große Vertreter dieses Zweiges aufzuweisen hat.

101. Der psychologische.

102. Aus einer Seelenlehre des natürlichen Menschen.

103. Den anthropomorphen.

104. Er nimmt wie dieser die durchgehende Notwendigkeit alles menschlichen Tuns, also die Determiniertheit des Willens, an.

105. Gegen den des Eigentums, der die Menschen zur Heuchelei und allen möglichen Lastern führe.

106. „Wenn der Satz, daß 3 Winkel eines Dreiecks =2 7?, dem Interesse der Besitzenden zuwider wäre, so wäre diese Lehre durch Verbrennung aller Geometriebücher unterdrückt worden, soweit die Beteiligten es durchzusetzen vermocht hätten."

Fragen.

22

107. In welcher anderen Beziehung muten Hobbes ethische An­ sichten ferner noch ganz modern an?

108. Inwiefern ähnelt ihm hierin sein Landsmann John Locke?

109. Welches Zugeständnis macht aber Locke immerhin an die Vertreter eines ethischen Apriorismus? 110. Welche Antinomie in seiner Ethik hat Locke nur ungenügend aufgeklärt?

111. Welcher Engländer hat eine Philosophie des moralischen Gefühls versucht?

112. Worin sucht er den Anschluß an Locke? 113. Wie erklärt sich Shaftesburys ethischer Optimismus?

114. Inwiefern steht er dieser so gewöhnlichen Erscheinung überhaupt eigenartig gegenüber? 115. Wer hat diesen zwar edelgemeinten, aber immerhin in seiner Ausprägung recht schroffen ethischen Individualismus alsbald auf das rechte Maß zurückgeführt? 116. Durch welchen Franzosen hat Shaftesburys Optimismus seine Widerlegung gefunden?

Antworten.

23

107. In der Bekämpfung aller Erstarrung des Sittlichen in Kon­

vention und in Sittenbegriffen.

108. Auch dieser plädiert für die Ansicht von der Relativität und Wandlungsfähigkeit sittlicher Begriffe; auch auf dem

Gebiete der Ethik gibt es bei ihm keine „hmate ideas“.

109. Daß es ein natürliches Moralgesetz gebe, wenn dies auch nicht als angeboren gelten könne. 110. Den Widerstreit, der zwischen einem gottgegebenen „natür­ lichen" Moralgesetz und der von ihm behaupteten Willens­

freiheit besteht, vermochte er nicht zu lösen.

111. Lord Shaftesbury in seinen Characteristics of men, män­

nere, opinions, times. 112. In der Bindung der moralischen an die religiösen Gefühle. 113. Daraus, daß für ihn das ethisch Unvollkommene, das Ego­

istisch-Gemeine als Einzelerscheinung in der großen Harmonie des Universums verschwindet.

114. Insofern, als er eine richtig kultivierte Selbstsucht und Selbstliebe schon für sittlich hält. 115. Der Schotte Francis Hutcheson (f 1747), in dessen Moral­

system die sympathetischen neben den egoistischen Gefühlen

eine weit größere Rolle spielen als bei Shaftesbury.

116. Durch Mandevilles berühmte Bienenfabel, die die mensch­ liche Gemeinschaft unter dem Bilde eines Bienenkorbes vor­

stellt, dessen Betrieb durch die egoistischen Laster der In­ dividuen aufrechterhalten werde. — Gegen Shaftesbury er­

hebt er den Vorwurf der Schönfärberei; sein moralisches System sei ein solches für die bevorzugten besitzenden Klassen.

Fragen.

24

117. Welches ist der wesentlichste Zug der späteren englischen Moralphilosophie? 118. Wte heißen die hauptsächlichsten Vertreter dieser Richtung?

119. Wer kehrt dann für die Moral zur reinen empirisch-psychologischen Grundlage zurück?

120. Welcher ethische Standpunkt wird damit vort Hume rigoros abgelehnt?

121. Worin steht Hunte das ethische Ideal?

122. Welche Richtung sollen diese Gefühle dabei haben? 123. Wer hat als Ethiker und Sozialökonom Humes moral­ philosophische Gedankenarbeit fortgesetzt und erweitert?

124. Wie heißt deren ethischer Imperativ?

12ö. Welcher Moralphilosoph führt den mehr oder weniger stark

betonten englischen Utilitarismus ins 19. Jahrhundert hin­

über?

126. Was besagt Benthams berühmte Lehre von der Abwägung der Lustquanten?

127. Unter welchem Gesichtspunkt will Benthatn die Arbeit für die Gemeinschaft allein betrachtet wissen?

128. Welche beiden englischen Ethiker der neuesten Zeit haben

engen Anschluß an den ethischen Evolutionismus gesucht? 129, Wie heißt die besondere Art des Evolutionismus, zu dem beide sich bekennen?

Antworten.

25

117. Der eklektische.

118. Wollaston, Clarke und Ferguson.

119. David Hume mit seiner ethischen Billigungs- bzw. Mß° billigungstheorie, die aus Lust- und Unlustgefühle basiert wird.

120. Der absolute.

121. In der Seelenstärke, dem Übergewicht der ruhigen über die unruhigen Gefühle.

122. Die aufs Nützliche. 123. Adam Smith, der Apostel der Humeschen Idee der natür­ lichen Sympathie.

124. „Betrachte dein Fühlen und Tun in dem Lichte, in dem es der unparteiische Zuschauer sieht!"

125. Jeremias Bentham (f 1832), der nur egoistische ethische Motive kennt.

126. Man müsse die abwägende Kraft besitzen, zugunsten eines zukünftigen größeren Lustquantums auf ein gerade präsentes

zu verzichten.

127. Unter dem der von ihr erhofften persönlichen Vorteile.

128. John Stuart Mill und Herbert Spencer.

129. Es ist der individuelle ethische Evolutionismus, der die

sittliche Entwickelung als im Bewußtsein des Einzelmenschen sich abspielend betrachtet.

Fragen.

26

130. Zu welcher pädagogischen Weisheit führen Mill seine evo­

lutionistischen Erwägungen?

131. Welche Theorie Darwins hat Herbert Spencer erweitert und in welcher Weise?

b) Die außerenglische neuere Moralphilosophie in Europa. 132. Was gilt von Descartes in bezug auf die moralphilosophische Spekulation?

133. Wo liegt dann aber wieder bei einem der kontinentalen Rationalisten ein System der Ethik' vor? 134. Wie wird dieser Determinismus bei ihm begründet?

135. Worin besteht bei Spinoza die Freiheit des Weisen?

136. Worin liegt die intellektualistische Seite der spinozistischeil

Ethik?

137. Welches ist ihr altruistischer Zug? 138. Worin besteht ihr Perfektionismus? 139. Wie heißt die Quintessenz der Tugendlehre Spinozas?

27

Antworten.

130. Zu der Erkenntnis: „Entschlüsse fassen ist das große Ge­ schäft der Menschheit".

131. Die auch aus das Gebiet der Btoral angewendete Ver­

erbungslehre. — Die erworbene Nützlichkeitserfahrung habe

der Mensch zu Moralsätzen verdichtet, deren Inhalt sich all­ mählich auf das Nervensystem übertrage und mit dessen

übrigen Fähigkeiten vererbt werde.

b) Die außerenglische neuere Moralphilosophie in Europa.

132. Descartes hat kein ethisches System geliefert;

im „Dis«

cours de la Methode“ (3. Kapitel) entwickelt er lediglich einige an die stoische Ethik erinnernde Lebensregeln, die

die Konsequenz des Handelns, die Selbstbeherrschung und

das Leben als Darstellung des eigenen Selbst betreffen.

133. Bei Spinoza, dem Vertreter der deterministischen ethischen Lehre.

134. Dadurch, daß der Mensch als bloßer Modus keinen freien Willen haben könne. Wenn er sich für frei halte, so täusche

er sich nur über die determinierenden Ursachen seines Han­

delns.

135. In der Einsicht, daß der Mensch ent willenloser Faktor in der großen Kette der Ursachen und Wirkungen des Uni­

versums sei.

136. In der Deutung der leidenschaftlichen Affekte als verworre­ ner Vorstellungen und der nichtleidenschaftlichen als hZernunftprodukte.

137. Die erzieherische Mahnung, den Mitmenschen so zu be­ einflussen, daß er dem Vernunftgebot gemäß lebe.

138. In der Ansicht, daß alles das gut ist, was unser Sein be­ wahrt, uns zu größerer Vollkommenheit bringt.

139. Beatitudo non est virtutis praemium sed ipsa virtus.

Fragen.

28

140. In welcher Hinsicht gleicht Leibniz als Ethiker dem Des­ cartes? 141. Inwiefern ähnelt Leibnizens ethische Zielbestimmung der­ jenigen des Aristoteles? 142. Was versteht Leibniz unter dem nwralischen Übel?

143. In welcher Beziehung entsprechen Leibniz' sittliche Lehren denjenigen Spinozas?

144. In wessen Morallehre fehlt dann die erwähnte Bindung

an die Religion? 145. Wie heißen die Normalbegriffe der Kantischen Moralphilosophie?

146. Wie nennt Kant die Grundsätze, die unser Tun nach subjektiven, eudämonistischen Wünschen regulieren? 147. Wann werden die Maximen moralisch? 148. Wann ist das der Fall?

149..Welche Form har Fichte dem allgemeinsten der kategori­

schen Imperative gegeben? 150. Welcher Philosoph und Moralpädagoge verlangt, daß eine Ethik nach Kantischer Art allein die Ziele der Erziehung bestimmen soll? 151. In welcher Weise haben die sog. Neuidealisten, z. B. Eucken und Budde, den Rigorismus der Kantischen Morallehre gemildert?

Antworten.

29

L40. In der unsystematischen Behandlung der Sittenlehre und in deren Bindung an religiöse Gedanken.

141. Insofern, als Leibniz auch die höchste Glückseligkeit in der

„Kraft zu wirken" findet.

1.42. Das von Gott zugelassene Schlechte; ohne dieses sei keine Freiheit und Selbstbestimmung und ohne Freiheit keine Tugend möglich.

143. Hinsichtlich ihres Determinismus.

144. In derjenigen Kants, die mit einem schöpferischen sittlichen

Bewußtsein rechnet.

145. Die Heteronomie des Willens, die Bestimmungsmöglichkeit des sinnlichen Menschen durch seine Neigungen, und die Autonomie des Mllens, sein Pflichtgefühl und sein Ver­ mögen, sich selbst Gesetze zu geben. 146. Er bezeichnet sie als Maxime und die ihnen zugrunde­

liegenden Forderungen als hypothetische Imperative. 147. Wenn sie sich als Prinzipien einer allgemeinen Gesetzgebung aufstellen lassen. 148. Wenn der gute Wille zur Erfüllung der kategorischen Im­ perative vorliegt.

149. „Beschränke deine Freiheit durch die Freiheit aller übrigen

Vernunftwesen, mit denen du in Berührung kommen kannst!" 150. Herbart, dem als oberstes Erziehungsziel die Charakterstärke der Sittlichkeit gilt. 151. Sie verlangen im Gegensatz zu Kant Schonung und Milde

bei besonders schwierigen individuellen Lagen und An­

knüpfung der Moral an die Religion.

Fragen.

30

152. Bei welchem deutschen Philosophen nimmt die Ethik im 19. Jahrhundert eine entschieden soziale Wendung? 153. Welches sind die Charakteristika der Sozialethik bei W. Wundt

und E. v. Hartmann, die als eine Reaktion namentlich gegen Nietzsches und Stirners entschiedenen Individualismus zu fassen ist? 154. Wie stellt sich diese Ethik zunr eudämonistischen Ideal?

155. Wie formuliert Bergemann den unbedingten Imperativ

dieser ethischen Ansicht?

156. Welche eigentümliche Auffassung der Moralität findet sich

bei Jodl?

C. Die ethischen Prinzipien. 1. Allgemeines vom sittlichen Wollen.

157. Welches ist die erste Normalfrage mit Bezug auf die Lehre von den sittlichen Ideen? 158. Bon welcher Kategorie von Moralphilosophen wird sie

bejaht?

159. Wie unterscheidet sich ein sittliches von einem logischen Urteil?

160. Worin besteht sachlich ein weiterer Unterschied?

Antworten.

31

152. Bei Hegel. In seiner Lehre vom objekiven Geist erscheinen alle Individuen als Vollender der universalen sittlichen

Idee im Staate. 153. Jene vertreten gegenüber Spencer (s. Fragen 128 ff. dieses Repetitoriums!) einen universellen Evolutionismus, der die

ethische Entwickelung als in der Gesamtheit der Menschen sich vollendend betrachtet.

154. Sie verneint es zugunsten einer entschlossenen Aufnahme des Kampfes für den Fortschritt der Kultur. 155. „Stelle dich in den Dienst der Kulturentwicklung, damit deren ideales Ziel, die Herstellung der sittlichen Weltordnung, erreicht werde!" ’)

156. Dieser Ethiker faßt sie als Opfersinn: „Ethische Kultur hat im tiefsten Grunde kein anderes Ziel als dies, in ihren Schü­ lern und Anhängern den Geist und Mut des Opfers zu entfachen." -)

C. Vie ethischen Prinzipien. 1. Allgemeines vom sittlichen Wolle«.

157. Die nach der Sonderexistenz eines sittlichen Willens. 158. Von den idealistisch gerichteten. — Wilhelm Rein nimmt

z. B. die Existenz eines sittlichen Bewußtseins vor dem sittlichen Urteil und dem sittlichen Gesetz an. 159. Bei dem ersteren steht als Prädikat ein gefühlsbetonter

Ausdruck des Ge- oder Mißfallens. 160. In der dem sittlichen Urteil eigenen entscheidenden Wertung. !) Bergemann, Die evolut. Ethik als Grundlage der wissenschaft­ lichen Pädagogik, S. 39. 2) S. Mitteil, der dtsch. Gesellsch. f eth. Kultur, Berlin 1893, S. 82.

Fragen.

32

161. Von wem hängt aber die ethische Geltung dieser Entschei­

dung ab? 162. Welche logische Möglichkeit fehlt infolgedessen den sittlichen

Urteilen? 163. Auf welche Gegenstände richten sich die sittlichen Wert­ urteile?

164. Welcher Unterschied besteht hinsichtlich dieser Objekte des

Wollens und Wertens? 165. Was können Sie im Anschluß hieran über das griechische Ideal der Kalokagathie sagen?

166. Welche Begriffsbestimmung des Sittlichen findet sich bei

Cicero? 167. Wie heißen die Arten der Werturteile mit Rücksicht auf

a) das Angenehme,

b) das Nützliche, c) das Schöne und d) das Gute?

168. In welcher Weise ist der Begriff einer sittlichen Autonomie gedeutet worden?

169. Welche Gefahr liegt aber bei der letzteren Ansicht vor?

170. Was kann hinsichtlich der erwähnten Selbstbestimmung na­ türlich nicht behauptet werden?

171. Warum ist der Einwand der Jndeterministen hinfällig, der

Determinismus zerstöre in seiner Auswirkung die Grund­ lagen der sittlichen Gemeinschaft?

Antworten.

33

161. Bon der Gesinnung des Urteilenden. 162. Die des Beweises; denn nur Objektives läßt sich beweisen, subjektive Meinungen und Wertungen aber nicht. 163. Auf Angenehmes Und Nützliches, auf Schönes und Gutes.

164. Was nützlich oder angenehm ist, ist abhängig vom Begehren und von der Möglichkeit der Verwirklichung; das Schöne und Gute sind unabhängig davon.

165. Es ist diejenige Ansicht, die das Gute als aus dem Wahren und dem Schönen entstanden definiert. 166. Cicero sagt, das Sittliche sei ein decorum et honestum. 167. Man nennt sie

a) hedonistische, b) utilitaristische,

c) ästhetische und d) moralische Urteile.

168. Bon Kant als ein transzendentes Prinzip, zu dem eine

unendliche Approximation führt, von vielen Modernen als Selbstbestimmung des sittlichen Willens, die ohne jedes sittliche Motiv (bei Kant: Achtung vor dem Sittengesetz!) und ohne jeden Zwang durch irgendwelche pathologische psychische Störungen oder körperliche Dispositionen statt­ findet.

169. Die der Verwechselung von Zwang und Kausalität.

170. Ein gänzlich kausalitätsfreies Wollen. 171. Der Determinismus als selbstbestimmende Anpassung an vorhandene Kausalität schließt keineswegs die ethische Berantwortlichkeit aus. Das Gegenteil müßte jedenfalls erst

noch bewiesen werden. Kramer, Ethik.

3

Fragen.

34

172. Was behaupten die Jndeterministen trotzdem hinsichtlich der Übereinstimmung der sittlichen Beurteilung mit der Gesinnung? 2. Die charakterelle Frage.

173. Welchen Vorwurf glauben die Anhänger einer absoluten Moral den Evolutionstheoretikern und ethischen Relativisten

machen zu müssen? 174. Wie verhalten sie sich in bezug auf das Verhältnis des absoluten ethischen Urteils zur Frage der Evolution?

175. Welches ist hiernach

a) die absolute, b) die relative

Definition des Charakters?

176. Welche der beiden Ansichten scheint in erzieherischer Hinsicht die richtigere zu sein?

177. Welche dagegen ist erzieherisch die bequemere?

178. Wann nur ist die Meinung vom absoluten Charakter sittlich wertvoll und unanfechtbar?

179. Welche Begriffe müssen im erzieherischen Interesse recht genau von dem des Charakters unterschieden werden?

180. Wie wird der Begriff der Individualität z. B. von dem Pädagogen Kerschensteiner und dem französischen Psycholo­

gen Ribot definiert?

Antworten.

35

172. Sie nennen sie einen Zufall, wo sie eintritt, und sprechen deshalb abfällig vom modernen Sophistentum oder Li­

bertinismus.

2. Die charakterelle Frage. 173. Den der Zerstörung des Charakters.

174. Sie halten dafür, daß sittliche Stammurteile keine Ent­ wickelung durchmachen. 176. Die erstere plädiert für einen durchaus apriorischen Per­

sönlichkeitsbesitz an fertigen sittlichen Ideen, die letztere für

ein durch Umwandlungen sich ständig änderndes ethisches Ich, das aber gleichwohl gegen eine mögliche Zersetzung seiner selbst sich wehrt, seine ureigene Kausalität und Re­ aktionsfähigkeit des Willens sich zu bewahren sucht.

176. Die relativistische, weil sie den Konflittsmöglichkeiten des Lebens mehr Rechnung trägt und weil sie eine Stetigkeit nur da verlangt, wo sie Sinn hat, d. h. wo sie dem kausalen Ablauf der Ereignisse angepaßt ist.

177. Die absolute, die deswegen auch die viel mehr verbreitete ist. 178. Wenn es sich um durch innere Arbeit erworbene ethische

Konsequenz, nicht, wenn es sich um bloße Mechanisierung des Tuns nach konventionellen Rücksichten handelt.

179. Die der Individualität und der Persönlichkeit. 180. Bon Kerschensteiner als „Wirkung des psychologischen Charakters"1), wobei er die charatterelle Veranlagung ein „individuelles Aggregat von bestimmten Anlagen, Fähig1) S. Kerschensteiner, Leipzig 1912, S. 30.

Charakterbegriff und Charaktererziehung,

Fragen.

36

181. Als was erscheint neben dieser subjektiv-psychologischen Bestimmung der Individualität der

eigentliche

Cha­

rakter?

182. Welcher von beiden Bestimmtheiten eignet die größere Kraft und Dauerhaftigkeit? 183. Wie ist gegenüber dem Charakter und der Individuali­

tät der Begriff der Persönlichkeit zu fassen?

184. Zu welcher Forderung in bezug auf Individualität und Persönlichkeit gelangen die meisten modernen Charakterologen wie z. B. Engen Wolfsdorf und F. W. Foerster?

185. Welche Eigenschaften des sog. intelligiblen Charakters empfiehlt deshalb Kerschensteiner ganz besonders zu pflegen?

3. Das Gewissen als sittliche Autorität.

186. Welches eigentümlichen Mittels haben sich alle ethischen Aprioristen bedient, um eine besondere sittliche Fähigkeit

des Menschen als existent zu beweisen?

187. Als was stellt sich das Gewissen in Wirklichkeit dar? 188. Wann ist diese Stellungnahme aber erst ethisch berechtigt? 189. Jnwiefem nimmt die Darwinistische Definition des Ge­

wissens darauf Bezug?

Antworten.

37

leiten oder Merkmalen"') nennt; von Ribot als biologi­

scher Kräftekomplex. 181. Als eine mehr logisch-objektiveBestimmtheit des Wesens eines Menschen.

182. Der Individualität als der im ungeheuer vielfältigen Ge­ fühlsleben tiefer verankerten seelischen Erscheinung.

183. Als auf Wertung gerichtete Wesenheit, die sowohl die logi­ schen Eigenschaften des Charakters wie die p s y ch o l o g i s ch e n

der Persönlichkeit umschließt. 184. Sie wollen die Erziehung so gestalten, daß die Individualität der Persönlichkeit unterworfen werde1 2).

185. Die Willensstärke, die Urteilskraft, die Feinfühligkeit und

die Aufwühlbarkeit des Gemütsgrundes.

3. Das Gewißen als sittliche Autorität. 186. Sie haben den dogmatischen Standpunkt der sogenannten Divinitätsmoral zugleich als logischen und psychologischen

ausgegeben und danach ein Gewissen als ethisches Faktum festgelegt.

Das Gewissen sanktioniert dann alles ethische

Handeln. 187. Als kritische Stellungnahme zum eigenen Tun von der

Gewöhnung in Familie, Staat und Gesellschaft her. 188. Wenn sie Rücksicht nimmt auf den Kulturvorgang. 189. Indem sie das Gewissen als ererbten Komplex sozialer

Instinkte bezeichnet und damit an den realen historischen

Ablauf der Kulturereignisse in der menschlichen Gemein­

schaft anknüpft. 1) Ebenda S. 32. 2) S. Foerster, Schule und Charakter, 11. Aufl., Zürich 1912, S. 259.

Fragen.

38

190. Was für eine Autorität kann eine solche Auffassung nur beanspruchen?

191. Warum ist diese die im höheren Sinne sittliche?

192. Warum wird bei der monistisch-energetischen Auffassung des Gewissens den Tatsachen der Geschichte weit mehr Rechnung getragen als bei der ein für allemal festgelegten Divinitäts­ moral?

4. DaS Prinzip der Verpflichtung.

193. An welchem gegensätzlichen Begriff kann der Pflichtbegriff als der des Sollens am besten illustriert werden? 194. Welcher Art ist demnach das Prinzip der Pflicht?

195. Wodurch ist seine Teleologie gegeben? 196. Wie stellen Sie Sich hiernach zu der oft bestrittenen An­ erkennung der Selbstpflichten?

197. Warum gibt es aber sehr viele Pflicht-Teleologien? 198. Wessen Pflichtbegriff abstrahiert eigentlich ganz von der Bestimmung der sittlichen Teleologie durch das typische

Stadium der kulturellen Organisation? 199. Welche ethische Richtung hat deshalb diese zu müdem ver­ sucht?

200. Welcher von Kant verpönten Auffassung der Pflicht läßt der Neuidealismus Gerechtigkeit widerfahren?

Antworten.

39

190. Eine Autorität der Gemeinschaft oder eine sozialethische.

191. Weil sie niemals so sehr ein heteronomer Bestimmungsgrund, ein Zwang werden kann, wie die ältere starre Auf­ fassung

stets

des Gewissens.

Diese Autorität wird nämlich

vom Standpunkte der

lebendigen Wechselwirkung

zwischen den Individuen erneuert werden müssen.

192. Weil die ethischen historischen Momente der Geschichte und Kulturgeschichte in der ersteren Auffassung auch dann wir­

kend bleiben, wenn Umbildungen in der Auffassung des

Gewissens stattfinden.

4. Das Prinzip der Verpflichtung. 193. An dem des mechanischen Müssens, dem alle Naturdinge

und -wesen unterliegen. 194. Teleologischer Art.

195. Durch die typische Kulturstufe eines Volkes. 196. Sie ist zu bejahen; denn an einem bloß passiven ethischen Menschen kann keiner kulturellen Gemeinschaft etwas liegen.

Individuelle sittliche Tatkraft erwächst nur dem, der seine eigenen Strebungen, auch die selbstsüchtigen, nicht er­ drosselt: Wer sich selbst nichts gönnt, gönnt anderen nichts! 197. Weil viele kulturelle Organisationsstadien möglich sind.

198. Derjenige Kants;

denn er zeigt nur die erstrebenswerte

Verallgemeinerung aller dieser Stadien.

Sie ist, wie die

Erfahrung lehrt, unwahrscheinlich, ja unmöglich und paßt

deshalb in ihrer rigorosen Form nicht ins moderne Leben. 199. Der Neuidealismus Rudolf Euckens, Buddes und Wynekens.

200. Der als eines lustbetonten Affekts, weil eine solche Meinung dem Wesen des Menschen entspricht.

Fragen.

40

201. Warum muß eine Erörterung über den Pflichtbegriff auch

der sexuellen Moral gedenken? 202. Wie gibt Goethe dieser Tatsache Ausdruck? 203. Welches Geschlecht erscheint im Hinblick auf die ethischen Konfliktsmöglichkeiten bevorzugt?

204. Wie kommt es, daß selbst eine moderne evolutionistische Ethik die Tatsache der sexuell-moralischen Verschiedenheit so wenig anerkennt?

5. Gemeinschaft und Individuum.

205. Aus welchem Gegensatz entspringen die meisten ethischen Konflikte?

206. Wie kommt es zu dieser Gegensätzlichkeit, da doch beide denselben Gesetzen der inneren Entfaltung unterliegen? 207. Als was sind deshalb die Konflikte zwischen Individuum

und Gemeinschaft zu charakterisieren?

208. Welcher italienische Philosoph hat sittliche Schwierigkeiten unter diesem Gesichtspunkt auffassen gelehrt? 209. Worin zeigt es sich, daß beide Entwicklungen sozusagen in derselben psychischen Atmosphäre vor sich gehen?

210. Inwiefern ist dies eine sittliche Funktion?

211. Wodurch gibt sich ihr sittliches Wesen kund?

Antworten.

41

201. Weil schon durch die leiblich-geschlechtliche Organisation eine

total verschiedene Einstellung zur ethischen Pflicht (ganz allgemein gesprochen) gegeben ist.

202. Mit dem Ausspruch: „Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte".

203. Das weibliche, weil ihm bei im allgemeinen monogamer Veranlagung die Einordnung in die Konvention und das

Ausweichen vor Konflikten leichter wird.

204. Auch sie ist immer noch in den Vorurteilen einer reinen Besitzethik befangen, der z. B. schon der Gedanke einer kulturellen Vielehe etwa nach Schopenhauers tetragamischen Vorschlägen indiskutabel ist.

5. Gemeinschaft und Individuum.

205. Aus dem von Gemeinschaft und Individuum.

206. Persönliche Reifung (geistige und sittliche) hat stets ein anderes Tempo und andre Modi als die der Gattung.

207. Als Interferenzerscheinungen verschieden weit entwickelter und verschieden dirigierter ethischer Stadien. 208. Roberto Ardigo (* 1828), der in der persönlichen Gedankenund Sittenentwickelung den Charakter der Weltentwickelung,

gewissermaßen deren Strahlenbrechung, erkennen will. 209. Darin, daß Individual- und Gesamtentwickelung der Funk­

tion des sog. Zeitgeistes unterliegen. 210. Insofern, als sie als Summe der volonttis de tous (Wille

aller einzelnen) und der volont.6 generale (allgemeiner Mlle) die Wandlung oder ethische Veränderung überhaupt bedeutet. 211. Dadurch, daß alle diejenigen leiden müssen, die den Zeit­

geist oder das Kulturbewußtsein bejahen. — Die Vertreter

Fragen.

42

212. In wessen philosophischer Konzeption wird dieses Zusichselbstkommen des Geistes (auch des sittlichen) in der Per­ sönlichkeit besonders betont?

213. Inwieweit ist das ethische Individuum mit der ethischen Genleinschaft verbunden?

214. Wann rücken solche Produktionen immer in greifbare Nähe?

215. Welcher Art sind diese Erscheinungen?

216. Warum macht die moderne Sozialpädagogik mit Recht' einen strengen Unterschied zwischen Masse und Ge­

meinschaft?

217. Weshalb kann nur die Gemeinschaft das Feld sittlicher Reformen sein?

D. Die sittlichen Ideen. 218. Von welchem Punkte aus lassen sich die ethischen Ideen am besten und folgerichtig entwickeln?

219. Weshalb von hier aus?

Antworten.

43

und Erfülle! der bloßen Konvention brauchen nicht zu leiden; sie beugen sich der Macht der Vorurteile und geben sich der Jnertie hin.

212. In derjenigen Hegels, in der zugleich der tiefere Zusammen­

hang des ethischen Problems von Individuum und Ge­ meinschaft mit dem logischen vom Allgemeinen und Be­

sonderen zum Ausdruck kommt.

213. Insoweit, als allein in ihm, in der Persönlichkeit, die sitt­ liche Produktion der Gemeinschaft Ausdruck gewinnen kann.

214. Wenn individuelle sittliche Reifung mit der Synthese des Willens aller sittlichen Individuen, mit der herrschenden kulturellen Tendenz der betreffenden Organisationsstufe annähernd zusammentreffen.

215. Sie zeigen sich in religiösen, sprachlichen, künstlerischen und

anderen Leistungen.

216. Weil die erstere noch ohne ethische Organisationsgedanken

ist, also für eine Lösung des ethisch-erzieherischen Problems von Gemeinschaft und Individuum nicht in Frage kommt. 217. Weil erst sie eine kulturelle Geschichte hat und dem Wesen

nach geistig ist. — Die bloße Masse zeugt nur kultur­ störende Umsturzideen, die nicht ethisch im eigentlichen

Sinne genannt werden können. Masse = ein Mechanisches;

Gemeinschaft = ein Organisches!

D. Die sittlichen Ideen. 218. Vom Verhältnisse der Ethik zur Politik aus. 219. Weil die Politik, vorläufig kaum von ethischen Erwägungen

geleitet, noch als Gegensatz zur Ethik aufzufassen sein wird. Gewöhnlich ist aber die Entwickelung ex contrario die klarste.

Fragen.

44

220. Welche Notwendigkeit betont aber W. Rein in bezug auf die Entfaltung des Verhältnisses von Ethik und Politik?

221. Was sagt Kant als ethischer Idealist charakteristischerweise

über das Verhältnis von Ethik und Politik?

1. Die ethischen Ideen des Rechtssystems. 222. Zu welchen ethischen Systemen haben sich die sittlichen

Ideen allmählich verdichtet? 223. Welches sind die gmndlegenden Ideen für das Rechts­ system? 224. Worin liegt der ethische Sinn des Rechts?

225. Welche beiden Arten des Rechts werden für gewöhnlich

unterschieden? 226. Wie entstehen sie?

227. Was ist unter der Bergeltungsidee zu verstehen?

228. Welches ist die älteste Form der Bergeltungsidee? 229. Gegen welches sittliche Vergehen kann das ius talionis nur schwer angewendet werden?

230. Auf welche Weise geschieht die Vergeltung sonst noch? 231. Inwiefern ist die Gemütsverfassung bei den verschiedenen

Arten der Vergeltung verschieden?

Antworten.

45

220. Er meint, die Politik solle ethischer werden, nicht aber die Ethik politischer! 221. „Die wahre Politik kann keinen Schritt tun, ohne vorher

der Moral gehuldigt zu haben."

1. Die ethischen Ideen des Rechtssystems. 222. Zum Rechts-, Verwaltungs- und Kultursystem (oder dem System der beseelten Gesellschaft). 223. Die ethischen Ideen des Rechts und der Vergeltung. 224. Wir antworten mit Herbart: „Recht ist die Einstimmung

mehrerer Willen als Regel gedacht, die dem Streit vor­ beuge"; der ethische Zweck des Rechts ist also die Ver­

hütung der zerstörenden Wirkungen des Streits. 225. Das konventionelle und das natürliche oder Vernunftrecht. 226. Das erstere dadurch, daß eine der beiden streitenden Par­ teien durch Überlassung des Streitobjekts an die andere ihr

Wollen festlegt; das Vernunftrecht dadurch, daß die in der menschlichen Natur liegenden Bedingungen beachtet werden.

227. Es ist das sittliche Bestreben des Ausgleichs für begangenes Unrecht. 228. Das iue talionis, d. i. die Vergeltung durch dasselbe oder ein gleiches Übel. (Lynchen).

229. Gegen die Undankbarkeit. 230. Durch Genugtuung und Sühne, durch Rache und durch Strafe.

231. Die Vergeltung durch Genugtuung und Sühne ist meistens das Produkt verstandesmäßiger Überlegungen; die Rache ist Aus­

fluß affektuoser Gemütszustände; Strafen sind objektiv-kühle Festsetzungen der Gemeinschaft für Verletzung ihrer Rechte.

Fragen.

46

232. Wodurch wird das Maß der Strafe bestimmt? 233. Woran kann gestraft werden?

234. Welche Zwecke verfolgt man beim Strafen?

235. Welche Strafabsichten sprechen a) gegen,

b) für die An­

wendung der Todesstrafe?

2. Die ethische Idee des BerwaltungSsystems. 236. Welche ethische Idee liegt dem

Verwaltungssystem

zugrunde?

237. Inwiefern bedeutet sie schon einen höheren ethischen Grad als die das Rechtssystem begründenden Ideen?

238. Welches sind die charakteristischen Tugenden, die sich beim

Streben nach diesem sittlichen Ideal ausbilden? 239. Was verlangt die wirtschaftliche Organisation dieses Ideals,

nämlich das Verwaltungssystem, für jeden? 240. Welches sind berühmte Urheber ethischer Wohlfahrtstheorien? 241. Durch welche Schrift ist der Erstgenannte bekannt geworden?

242. Zu was für Auswüchsen hat Darwins Grundsatz der Selbst­

behauptung im Daseinskampf geführt?

243. Wodurch suchte der Arzt Malthus den schlimmsten Übeln

dieses einseitigen Existenzkampfes zu steuern? 244. In welche Form faßte Ricardo den Sinn des modernen Kampfes ums Dasein?

Antworten.

47

232. Durch psychologische Erwägungen. 233. An Geld, Freiheit, Ehre und Leben. 234. Die der Witzigung, der Besserung oder der Abschreckung.

235. Gegen sie der Besserungszweck,- für sie der Bergeltungs-

und Abschreckungszweck.

2. Die ethische Idee deS Berwaltnngssystems.

236. Die des Wohlwollens, die ein uneigennütziges Ein­ treten für fremdes Fortkommen verlangt.

237. Insofern, als es sich beim Wohlwollen nicht wie bei jenen um bloße Legalität, sondern um Moralität handelt. 238. Menschlichkeit, Mitgefühl, Höflichkeit, Gebefreudigkeit und

Fähigkeit zur Hingabe.

239. Ein Optimum an Lebensmöglichkeiten und -annehmlichkeiten für jeden Kulturarbeiter. 240. Adam Smith, Bastiat, Helvetius, Darwin, Mcardo, Mal-

thus, Shaftesbury und Owen. 241. Durch sein Buch „Über das Wesen und die Ursachen des

Nationalreichtums" (1766), indem er ähnlich wie Helvetius und Bastiat als Grundlage der Wirtschaft den Egoismus,

als die der Ethik die Idee des Wohlwollens anführt. 242. Zur Ausnützung und Unterdrückung der Schwachen, zur

Ausbildung ihres alleinigen Abhängigkeitsverhältnisses von der Erfüllung bloßer Leibesbedürfnisse und damit vom

Geldbedarf.

243. Durch eine radikale bevölkerungspolitische Lehre

(Zwei­

kindersystem).

244. In die des ehernen Lohngesetzes. Es besagt, daß der durchschnittliche Arbeitslohn sich auf die in einem Volke gewohnheitsmäßig zur Fristung der Existenz und zur Fort­

pflanzung erforderliche Lebensnotdurft beschränkt; falls er

Fragen.

48

245. Worin besteht das besondere Verdienst der Sozialethiker Carlyle, Shaftesbury (f 1885) und Owen?

246. Welche ethische Weltanschauung hat Thomas Carlyle be­

kannt, und gegen welche Richtung wendet er sich? 247. Was hat es mit dieser auf sich?

248. Welches sind die hauptsächlichsten Formen des christlichen Sozialismus?

249. An welcher Antinomie leidet der erstere in der modernen Zeit?

250. Inwiefern wird der christliche Sozialismus durch diese

Doppelmoral seinem ursprünglichen Programm untreu? 251. Nennen Sie moderne Vorkämpfer des christlichen So­

zialismus !

252. Welche Männer haben die katholisch-sozialen Bestrebungen zu organisieren unternommen?

253. Welcher Lehre steht die Gesellschaft für soziale Reform bereits sehr nahe?

Antworten.

49

vorübergehend höher steigt, muß er infolge der Vermeh­ rung der Arbeiterbevölkerung stets wieder Existenzminimum herabgedrückt werden.

auf

dieses

245. Sie haben wirtschaftspolitische und gesellschaftsethische Ra­

dikalforderungen der europäischen Revolutionen auf das Maß des Erfüllbaren zurückgeführt. 246. Er ist "bet Normalvertreter des christlichen Sozialismus

und Gegner der Manchesterdoktrin. 247. Sie ist eine individuale und egoistische Lehre der einseitigen

Verfechtung industrieller Interessen und aller ihrer asozialen Schäden.

Als Staatslehre tritt sie für eine Reform des

parlamentarischen Systems, ferner für eine Friedens- und

Nichteinmischungspolitik ein. 248. Der christliche Sozialismus im engeren Sinne, der

Kommunismus und der Staatssozialismus. 249. An dem Gegensatz der idealen Feiertagsmoral zu der welt­ lich-kommerziellen Klugheitsmoral. 250. Insofern, als dieses eine sittlich-soziale Ordnung des Jn-

dustriesystemes, den Kampf gegen den physiokratischen Ma­ terialismus verlangte. 251. Rudolf Todt (f 1887), Gründer des „Zentralvereins für

Sozialreform", mit seinem Werke „Der radikale deutsche Sozialismus und die christliche Gesellschaft"; Wichern, der

Gründer des „Rauhen Hauses" in Hamburg; Huber, der erste „Evangelisch-Soziale"; Adolf Stöcker, der Gründer der christlich-sozialen Arbeiterpartei, und Adolf Wagner, der

Verfasser eines christlich-sozialen Parteiprogramms. 252. Berlepsch (Gesellschaft für soziale Reform) und Erzbischof Ketteler.

253. Dem Staatssozialismus. Kramer, Ethik.

4

Fragen.

50

254. Wie heißt sein oberstes Prinzip und sein Zweck? 255. Gegen welche politischen Richtungen wendet sich der Staats­

sozialismus? 256. Welche Absichten verfolgt dagegen der Staatssozialismus?

257. Welche Zugeständnisse macht der Staatssozialismus an den

allgemeinen Fortschritt noch?

258. Auf welchem Gebiete zeigt sich die antiindividualistische Eigenart des Staatssozialismus noch ganz besonders?

259. Welche Richtung des christlichen Sozialismus plädiert für völlige Abschaffung des privaten Eigentums an Mtteln

der Produktion?

260. Welche unberechtigten Vorwürfe werden dem konsequenten Kommunismus von seinen Gegnern oft gemacht? 261. Warum nähert sich der Kommunismus sehr leicht dem kollektivistisch denkenden Staatssozialismus? 262. Wie bewerkstelligt er dies?

263. Was ist dazu notwendig?

3. Die ethischen Ideen des Kultnrsystcms.

264. Auf welcher sittlichen Idee beruht das System der Kultur oder der beseelten Gesellschaft?

Antworten. 254. Salus publica suprema lex.

51

Realisierung

der christlich­

sittlichen Gedanken im Staatswesen.

255. Gegen den Kommunismus und gegen den Liberalismus

(wegen dessen individualistischer Tendenz). 256. Er will das Wohl der Arbeiter als des zahlreichsten und

durch seine Mühen am meisten staatserhaltenden Standes durch gerechte Besteuerung, durch Erweiterung der kommu­ nalen Wirtschaft

und

durch

soziale Arbeiterschutzgesetze

fördern. 257. Er tritt für eine Kulturgesetzgebung ein. 258. Auf dem der Bodenreform.

Damaschke z. B. verlangt

in seinen Schriften, daß jede Werterhöhung staatliches Ge­ meingut werden soll.

259. Der Kommunismus, der die angeblich sittlichen Be­ gründungen für das Eigentum überhaupt verneint. 260. Er könne nicht Ziel der staatlichen Entwickelung sein, da

er deren Urzustand gewesen sei, und sein Kollektivismus lasse keinen Raum für persönliche Freiheit. 261. Weil jener den Widerstreit zwischen der Gleichheit vor den

Gesetzen und der Ungleichheit in wirtschaftlicher Beziehung eigentlich nur durch den Kollektivismus lösen kann. 262. Indem er allen Privaten zugunsten des Staates ihr Eigen­ tum nimmt, so daß dieser Kollektiveigentümer wird.

263. Eine gänzliche Neugestaltung der Formen des Rechts. 3. Die ethischen Ideen des Knltnrsystems.

264. Auf der Idee der inneren Freiheit.

Fragen.

52

265. Welchen Inhalt hat diese Idee? 266. Welches sittliche Faktum involviert die Idee der inneren Frei­

heit wegen der spezifisch sittlichen Angelegtheit des Menschen? 267. In welchen obersten aller sittlichen Musterbegriffe mündet

die Idee der inneren Freiheit aus? 268. Inwiefern verlangt die allein „ethische Selbstbildung der

Gründe" (Gewissen) eine evolutionistische Einstellung?

269. Welchen (dogmatischen) Irrtum begehen trotzdem viele

Ethiker? 270. Was wird bei diesem Fehlschluß nicht beachtet?

271. Welcher weitere falsche terminue medius wird hier außer acht gelassen?

272. Von welchen nur halbsittlichen früheren Standpunkten sind solche Dinge nur verabscheuungswürdige Überbleibsel? 273. Welchem schlägt ihr Vorkommen noch immer ins Gesicht?

E. Die ethischen Phänomene. 1. Die Sprache als ethische Erschein««-. 274. Auf welchen ethischen Zusammenhang führen sprachliche Untersuchungen gewöhnlich zuerst?

275. Inwiefern bietet die Sprache überhaupt erst die Möglich­ keit ethischer Normierung?

Antworten.

53

265. Den des Zusammenstimmens des sittlichen Individual' willens mit dem sittlichen Gesamtwillen. 266. Den sittlichen Fortschritt.

267. In den Komplexbegriff des Getvissens1). 268. Insofern, als mit den Verhältnissen die sittlichen Bedingun­

gen immer wieder andere werden. 269. Sie ziehen den Fehlschluß, daß die sittliche Bemühung ver­ gangener Generationen, weil alt, auch zeitlos und über­

haupt allgemeingültig sei.

270. Der Widerspruch der vielen, die auch in jenen Generationen

unter die Räder kamen.

271. Der des unsittlichen Zwanges, den die Mehrheit auf die erwähnte unglückliche Minderheit in jenen Generationen ausübte (Beispiele: die Paragraphen gegen Homosexuelle, unehelich Gebärende usw.).

272. Bon dem machtethischen der Autorität und dem rechtsethischen der Legalität.

273. Dem der freiheitsethischen oder der Moralität.

E. Die ethischen Phänomene. 1. Die Sprache als ethische Erscheinung.

274. Auf den von Individuum und Volksgemeinschaft. 275. Insofern, als sie formuliertes Denken und insofern sie (als sprachliche Abstraktion sittlicher Tatbestände) spezifischer Besitz

des Menschen ist, gestattet sie solche für den Menschen als Ge ­

meinschaftswesen charakteristischen ethischen Bestimmungen. *) Über dessen verschiedene Auffassung s. Fragen 186 ff. dieses Buches.

Frage«.

54

276. Welche Wissenschaft lehrt im besonderen die Sprache als lebendigen Ausdruck des Gemeinschafts- und Kulturbewußt­

seins verstehen? 277. Welche eigentümliche Ansicht hat Wilhelm Wundt über

dieses entwickelt?

278. Welches sprachliche Phänomen gibt im besonderen ein Ab­ bild ethischer Entwickelungen? 279. Welcher Gefahr ist man jedoch bei der ethischen Inter­ pretation des Bedeutungswandels ausgesetzt?

2. Mythos, Religion und Kunst. 280. Welche beiden Klassen von geistigen Inhalten enthält die

Sprache?

281. Wie heißt die Hauptquelle mythischer Vorstellungen?

282. Als was für eine Art psychischer Phänomene erweisen sich die Mythen bei näherer psychologischer Betrachtung?

283. Was für eine Stufe sittlicher Überlegungen stellen die Mythen gewöhnlich dar?

284. Worin sieht die moderne Anthropologie den Ursprung der religiösen Gefühle? 285. Welches sittliche Motiv wird in ihm besonders gepflegt?

286. Welche sittlichen Abwege werden bereits durch eine bloß legale Erfüllung von Pflichten des Kultus vermieden? 287. Wie nennt man die halb mythischen, halb religiösen Ver­

dichtungen menschlicher Vorstellungen von Typen höherer Gesittung?

Antworten.

55

276. Die Völkerpsychologie untersucht an sprachlichen Er­ scheinungen das Verhältnis des einzelnen zum Kultur­

prozeß.

277. Er hält das Einzelbewußtsein sür geistig und ethisch schaffend, das Gesamtbewußtsein für erhaltend. 278. Der sog. Bedeutungswandel. 279. Der der Fehlschlüsse, weil die Sprache in erster Linie der Mitteilung und nicht der ethischen Normierung dient und

jene sehr oft Zufallssache ist.

2. Mythos, Religion und Kunst. 280. Gemeinsame Vorstellungen, Gefühle und Affekte mythi­ schen und religiösen Inhalts und mehr oder weniger

gemeinsame Motive des Wollens, die als Sitte zusammen­ gefaßt werden. 281. Es ist die beseelende Apperzeption. 282. Als Komplexe von sozialen, religiösen, sittlichen und ästheti­

schen Vorstellungen, die auf Jdealgestalten und -Verhält­ nisse naiv übertragen werden.

283. Eine elementar-anschauliche; reinere und abstraktere ethi­

sche Ideen brauchten eine viel längere Entwickelung als der Mythos. 284. Im Ahnen- und Totenkult.

285. Das der Pietät.

286. Der brutale Egoismus wird eingeschränkt. 287.

sind die Heroen, in denen man die ethischen Möglich­

keiten des Lebens überhaupt verkörpert sah.

Fragen.

56

288. Welche Gedanken gehen, wie das Beispiel der Griechen

zeigt, immer mit der ethischen Entwicklung einher? 289. Auf welcher eigentümlichen Annahme beruht dies?

290. Wie betrachtet eine solche Ansicht das menschliche Leben?

291. Welche speziellen ethischen Gesichtspunkte Pflegen aber bei solcher Verquickung von Ethik und Kunst meist zu fehlen?

3. Die Sitte.

292. Als was smd die im Fortgänge der Entwickelung einzelner Völker entstandenen Sitten zunächst aufzufassen? 293. Wie kann man z. B. den Gruß erklären?

294. Wodurch werden aber die Sitten auch noch bestimmt? 295. Was pflegt bei Änderung der Lebensbedingungen in einem Volke einzutreten?

296. Wer gibt häufig den ersten Anlaß zu Änderungen der Sitte?

297. Können aber Sitten vom mdwidualethischen Standpunkte aus erklärt werden?

298. Aus welchem Grunde aber muß doch das Vorhandensein eines individual-ethischen Moments in Sitte und Brauch anerkannt werden?

Antworten.

57

288. Die Ausbildung der künstlerischen Phantasiegedanken.

289. Auf der Auffassung der Ethik als einer Lehre vom SittlichSchönen und der sittlichen Urteile als solcher des Geschmacks.

290. Als ein Kunstwerk, an dessen Ausgestaltung man arbeiten soll.

291. Die objektiven oder sozialethischen, weil die Kunst im wesent­ lichen Ausdruck des Subjektiven ist.

3. Die Sitte.

292. Als Überbleibsel von Kultformen und als unbewußt sich ausbildende Teleologien zur Sittlichkeit hin.

293. Als das Ende einer Gebetszeremonie. 294. Durch den in Gestalt von Lebensbedingungen vorliegenden Zwang. 295. Eine Verschiebung der die Sitte regulierenden Vorstellungen und somit eine Veränderung der Gewohnheiten.

296. Das zufällige Zusammentreffen des plötzlichen Wechsels biologischer Rhythmen') in einer Anzahl von Individuen bringt diese dazu, die herrschende Sitte oder Gewohnheit

zu durchbrechen,: aus der urteilslosen Menge folgen sodann

viele kritillos dem neuen Beispiel.

297. Nein. Der sozialethische Charakter der Sitte geht schon daraus hervor, daß in einfachen Zuständen Sitte und Recht dasselbe sind.

298. Wegen der sittlichen Unverbindlichkeit, die ihnen anhaftet: ihre Verletzung wird noch nicht als verbrecherisch empfun­ den und gebrandmarkt. *) S. Wilh. Rob. Fließ. Vom Leben und vom Tod, Jena, Diedeeichs.

Fragen.

58

4. Die soziale Gruppierung.

299. Inwieweit spielt das Moment der Sitte bei der Bildung sog. sozialer Gruppen eine große Rolle?

300. Welcher Art ist der Übergang von Sitten zur Sittlichkeit?

301. Wie macht sich der natürliche Unterschied der Geschlechter bei einer der sog. Normalstufen dieser Entwickelung störend

bemerkbar?

302. Welche Sitten sind die beständigsten gegenüber den von fremden Völkern her aufgepftopften?

303. Wie könnte man diese besonderen Sitten eines Volkes gegenüber den Sitten- und Sittlichkeitserscheinungen einer internattonalen Kultur bezeichnen?

304. Worauf beruht auch diese besondere Form der Kultur und Sittlichkeit bereits?

305. Zu welchen Organisationen führt die sozialsittliche oder

Kulturarbeit?

306. Wodurch ist der Fortschritt der Entwickelung in ihnen ge­ geben?

307. Sind diese Stadien immer als ein Nacheinander aufzu­ fassen?

Antworten.

59

4. Die soziale Gruppierung. 299. Insoweit, als bei der Entstehung von Familie, Sippe,

Horde, Stamm und Volk neben den vorhandenen Lebens­ bedingungen auch stets eine gewisse Neigung oder Tendenz zur Ausbildung von Gewohnheiten vorliegt, die den gerade

vorherrschenden sozialen Gefühlen entsprechen.

300. Er ist ein fließender; nur die Sitten Pflegen Bestand zu haben, die solche Sozialgemeinschaften wirklich zu einer höheren Stufe des Sittlichen führen. 301. Das Prinzip der monogamischen Ehe, die als eins der

höchsten sittlichen Produkte hingestellt zu werden pflegt,

erfährt tatsächlich durch die polygame Veranlagung des männlichen Geschlechts zahlreiche Durchbrechungen, die die

sexuelle Heuchelei befördern und Rassenschädigungen be­ wirken. 302. Die autochthonen, weil sie mit der speziellen Basis der Kultur eines Volkes zumeist im engsten Zusammenhänge

bleiben.

303. Als ethnographische, als ethnisch bedingte Moral.

304. Auf der Arbeit, die als eigentliche sozialethische Grund­ erscheinung der Kultur gelten muß.

305. Zur geschlechtlichen, feudalistischen, staatlichen und gesell­ schaftlichen.

306. Durch die in Tradition und Geschichte festgelegte und in

jedem folgenden Stadium immer stärker ausgenützte ethische Gattungserfahmng. 307. Nein; sie gehen ineinander über oder gelangen auch zur

teilweisen Deckung.

60

Fragen.

308. Wie unterscheiden sich gesellschaftliche und staatliche Organisationen voneinander?

309. Welches ist das vornehmste sozialethische Ziel mit Bezug

auf Gesellschaft und Staat?

Antworten.

61

308. Gesellschaft nennen wir die noch unpolitische ständische und berufliche Schichtung eines Volkes mit ganz bestimmten standesethischen Vorstellungen, deren Geltung nicht oder kaum über die Kaste hinausreicht; Staat ist die über­ ständische, politische und organische Bindung durch Ethno­

graphie, Sprache und Kulturtendenz; sein Ethos ist um­ fassender als das der Gesellschaft. 300. Die Synthese der Absichten beider.

Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W. 10.

Walter de Grugter & Co., Berlin LV. 10 und Leipzig MMWW WWWWM

vormals G. 3- Göfchen'sche Verlagshandlung 1. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer Karl 3. (Trübnec Veit &

Repetitorium der philosophischen Systematik. Für atadem. Prüfungen u. zur Selbstbelehrung für Gebildete über Philosoph. Probleme von Dr. Kranz Kramer. 2. ergänze Rufl. 1922. Oktav. VIll u. 109 S. GI ).

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Repetitorium bet )3fpd)oloyie»

Kür ako^-mische Prüfungen

und zur Selbstbelehrung für Gebildete über psychologische Kragen. Iusammengestellt von Dr Kranz Kramer. 2. ergänzte Ruflage. S°. VII, 87 Seiten. «3 l

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Systematisches Repetitorium der Pädagogik. Kür Pädagog. Prüfungen aller Rrt v. Dr. Kranz Kramer. 1920. Oh. VII,73