Reinigungsrituale aus Kizzuwatna: Ein Beitrag zur Erforschung hethitischer Ritualtradition und Kulturgeschichte 9783110903652, 9783110179750

A number of ritual texts have been handed down from the Hittite capital of Hattusha, written by authors from Kizzuwatna,

190 51 11MB

German Pages 489 [492] Year 2006

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Reinigungsrituale aus Kizzuwatna: Ein Beitrag zur Erforschung hethitischer Ritualtradition und Kulturgeschichte
 9783110903652, 9783110179750

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Rita Strauß Reinigungsrituale aus Kizzuwatna

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Rita Strauß

Reinigungsrituale aus Kizzuwatna Ein Beitrag zur Erforschung hethitischer Ritualtradition und Kulturgeschichte

Walter de Gruyter · Berlin · New York

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die U S - A N S I - N o r m über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN-13:978-3-11-017975-0 ISBN-10: 3-11-017975-X

Bibliografische Information Der Deutseben Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutseben Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < http://dnb.ddb.de > abrufbar.

© Copyright 2006 by Walter de Gruyter G m b H & Co. KG, D - 1 0 7 8 5 BerHn. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. J e d e Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Rinspeicberung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in G e r m a n y I ; .inIKindenrwurf: Christopher Schneider, Berlin D r u c k und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen

meinen Eltern

Vorwort Vorliegende Studie stellt die überarbeitete Fassung meiner am 18.3.2003 am Fachbereich für Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin eingereichten Dissertation „Hethitische Techniken der Katharsis am Beispiel der Rituale aus Kizzuwatna" dar. Bei allen Personen, die zum Entstehen meiner Arbeit beigetragen haben, möchte ich mich an dieser Stelle bedanken: Herr Prof. Dr. V. Haas weckte in seinen Seminaren mein Interesse für die hethitische Ritualliteratur und gab die Anregung zu meinem Dissertationsthema. Inspirationen und wertvolle Hinweise erhielt ich aus dem von Herrn Haas geleiteten Projekt „Materia magica et medica hethitica" und aus seiner umfangreichen Belegsammlung. Herr Haas, Frau Dr. I. Wegner und meine Zweitgutachterin Frau Prof. Dr. D. Prechel begleiteten meine Arbeit mit Interesse und stetem Rat, wofür ich ihnen herzlich danke. Drei Semester (WS 1998/99-WS 2000/01) konnte ich als Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Anatolien und seine Nachbarn" an der Universität Tübingen verbringen. Der DFG, die die finanziellen Mittel zur Verfügung stellte, und den Tübinger Dozenten, die meine Aufnahme in das Kolleg bewilligten, gilt mein aufrichtiger Dank. Besonderer Dank gebührt Herrn PD Dr. F. Starke, der meine Arbeit während meiner Tübinger Zeit mit wohlmeinender Kritik und wertvollen Hinweisen bereichert und gefördert hat. Eine große Bereicherung für die Beschäftigung mit der hethitischen Ritualliteratur war meine Arbeit an den Ritualtexten innerhalb des von Herrn Prof. Dr. S.M. Maul geleiteten Assur-Projekts der Universität Heidelberg und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Herrn Maul danke ich herzlich für die idealen Arbeitsbedingungen an seinem Institut. Während meiner Tätigkeit im Bogazköy-Archiv der Mainzer Akademie der Wissenschaften gestattete mir Herr Prof. Dr. H. Otten großzügigerweise uneingeschränkten Einblick in die Foto- und

VIII

Vorwort

Belegsammlung und erteilte mir die Erlaubnis, bisher unveröffentlichte Texte für meine Dissertation zu nutzen. Herrn Prof. Otten, Frau C. Rüster und Herrn Dr. S. Kosak danke ich für die freundliche Aufnahme in der Mainzer Forschungsstelle. Für die Möglichkeit, einige Texte anhand der Fotografien im Vorderasiatischen Museum Berlin überprüfen zu können, danke ich vielmals der Direktorin des Museums Frau Prof. Dr. B. Salje sowie den Herren Prof. Dr. H. Klengel und Dr. J. Marzahn. Bei meinen Freunden, Kommilitonen und Kollegen aus Berlin, Heidelberg, Mainz und Tübingen bedanke ich mich für vielfältige Hilfe, interessante Gespräche und „gutes Zureden". Meinen Eltern, meinem Mann, meinen Schwestern und meinen fachfremden Freunden danke ich für viel Geduld und Unterstützung in jeder Hinsicht. Berlin/Heidelberg, im Januar 2006

Rita Strauß

Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Abkürzungen I. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.4.1 1.4.2

Einleitung Bemerkungen zur hethitischen Ritualliteratur Grundzüge der Geschichte Kizzuwatnas Kulturelle Kontakte zwischen Hatti und Kizzuwatna Die Kizzuwatna-Rituale Die Zuordnung der Texte Fragestellungen und Zielsetzungen der Arbeit

Π.

Kathartische Techniken und Opferriten der KizzuwatnaRituale im Kontext eines idealtypischen Ritualverlaufs Die „diagnostische Einleitung" der Ritualtexte Die Ritualzurüstung Die Anrufung der Götter Die Zubereitung des „Weihwassers" Das Schöpfen des Wassers Die Addition kathartischer Kräfte Die Libation von Blut Rauchopfer und „Besternung" Evokationsriten Der „verschwundene" Gott Die Aufenthaltsorte der Götter Die Anlockungstechniken Reinigungsriten mit den magischen Materien Wolle und Teig Der Ritus mit ali-Wolle und Teig Übertragungsriten mit Wolle und Teig, Brei oder Brot Reinigungsriten mit Wasser Die Waschung des Götterbildes Die Waschung des Ritualherrn Der Schwenkritus

Π.1 Π.2 Π.3 Π.4 11.4.1 11.4.2 11.4.3 11.4.4 Π.5 11.5.1 11.5.2 11.5.3 Π.6 11.6.1 11.6.2 Π.7 11.7.1 11.7.2 Π.8

XIII 1 1 3 9 12 12 14

16 16 26 29 34 34 38 40 42 44 44 46 47 56 56 60 68 68 71 72

X

Π.9 II.9.1 Π.9.2 Π.9.3 11.9.4 11.9.5 Π.9.6 Π.9.7 Π.10 11.10.1 11.10.2 II. 10.3 Π.11 Π.12 Π.13 II. 14 Π.15 ΙΠ. ΠΙ.1 III.2 111.2.1 111.2.2 111.2.3 111.2.4

Inhaltsverzeichnis

Eine typisch kizzuwatnäische Ritenkette Einleitende Bemerkungen kupti- Schlagen und Opferrunde uzija-zurgija-Opferriten sehelliski- und sehellijas watar Der gangati-Ritas Schwenkritus und Wassersprengen Opferungen in Verbindung mit hurritischen Ritualtermini „Sündenbock"-und Substitutsriten nakkussi- und Substitutsriten aus Kizzuwatna Die „Pestrituale" aus Arzawa Der „Sündenbock" in der Überlieferung der Nachbarregionen Das Durchschreiten eines Tores als Übertragungs- und Übergangsritus Reinigung mit Wasser und Kleiderwechsel Die Einnahme eines Heiltrunks Die Entsorgung der Ritualrückstände Dankopfer und Kultmahl

76 76 79 92 98 101 108 111 119 119 126 130 133 137 140 144 146

CTH 47 lund das itkalzi-Ritual 149 Das /flfeafez'-Ritual CTH 777 149 CTH 47lund die letzte Tafel des z'ifajfa'-Rituals 153 Überblick 153 Die „Weihwasser"-Zubereitung und Opfervorbereitungen .... 156 Die Opferrunde 159 Errichtung eines Tores für den Durchschreitungsritus und Opfer für den Sonnengott und Istar-Sa(w)uska 165 111.2.5 Der nakkussi-Ritas 166 111.2.6 Eine „Inthronisation" 167 111.2.7 Durchschreitungsritus, „Weihwasser"-Riten und Kleiderwechsel 170 111.2.8 Die Wiederherstellung und Sicherung kultischer Reinheit durch Opferungen, Einnahme eines Heiltrunks, Kultmahl und Salbung 172 III.2.8.1 ... im Ammihatna-Ritual 172 ΠΙ.2.8.2 Die itkalzi- Version 174 111.2.9 Analogieriten mit Silber 179

III.3

IV. IV.l IV.2 IV.3 IV.4 IV.4.1 IV.4.2 IV.4.3 IV.4.4 IV.5 V. V. 1 V. 1.1 V.1.2 V.l.3 V.l.4 V.l.5 V.2 V.2.1 V.2.2 V.2.3 V.2.4 V.2.5 V.3 V.3.1 V.3.2 V.3.3 V.4 V.4.1 V.4.2 V.4.3

Inhaltsverzeichnis

XI

Zusammenfassung: CTH 471, das itkalzi-Ritual und die Mundwaschung

181

Kizzuwatna, Samuha und das babilili-R\lü&\ Die „Samuha-Rituale" Das babilili-Ritual Das babilili-Ritual im Kontext der Kizzuwatnaund Samuha-Rituale Elemente mesopotamischer Ritualkunde Die babilili-Rezitationen Der Fisch als magische Materie Der eliminatorische Analogieritus mit einem Modellboot Analogieriten mit einer Zwiebel und einer Schnur Überlegungen zur Überlieferungsgeschichte Texte CTH 471, das Ritual des Ammihatna Textvertreter und Literatur Datierung Umschrift Übersetzung Ritualverlauf und Kommentar CTH 472, das Ritual der purapsi-Priester Ammihatna, TulbiundMati Textvertreter und Literatur Redaktionsgeschichte und Datierung Umschrift Übersetzung Ritualverlauf und Kommentar CTH 473 und weitere Belege für Ammihatna, Tulbi und Mati Fragmentarische Ritualtexte Bibliothekskataloge Zusammenfassung CTH 476, das Geburtshilferitual des Papanigri Textvertreter und Literatur Datierung Umschrift

189 189 191 193 197 197 199 201 205 208 216 216 216 217 220 233 245 253 253 254 258 264 269 272 272 277 280 284 284 284 286

ΧΠ

Inhaltsverzeichnis

V.4.4 V.4.5 V.5 V.5.1 V.5.2 V.5.3 V.5.4 V.5.5

Übersetzung Ritualverlauf und Kommentar Das Reinigungsritual KBo 24.45+ Textvertreter und Literatur Datierung Umschrift Übersetzung Ritualverlauf und Kommentar

295 303 310 310 310 313 319 324

V.6 V.6.1 V.6.2 V.6.3 V.6.4 V.6.5 V.6.6 V.6.7

Das Reinigungsritual CTH 491 Textvertreter und Literatur Datierung Umschrift Übersetzung Ritualverlauf und Kommentar CTH 491.2 in Umschrift und Übersetzung CTH 491.3 in Umschrift und Übersetzung

327 327 328 330 341 350 354 357

VI.

Schlußbetrachtungen zur kizzuwatnäischen Ritualtradition .... 359

VII. VII. 1 VII. 1.1 VII. 1.2 VII. 1.3 VII. 1.4 VII. 1.5 VII. 1.6 VII. 1.7 VII.2 VII.3 VII.3.1 VII.3.2 VII.3.3 VII.3.4 VII.3.5 VII.4

Anhang Ausgewähltes Glossar zu Kap. V Hethitisch (und Luwisch) Hurritisch Akkadisch Sumerisch Personennamen Götternamen Geographische Namen Literaturverzeichnis Register Sachregister Personennamen Götter(namen) Geographische Namen Wortregister Verzeichnis der zitierten Textstellen

365 365 366 396 398 401 416 417 418 419 448 448 451 452 454 455 456

Abkürzungen

1. Literaturbezogene Α AAA ABoT

Abkürzungen

Assur-Sammlung des Archäologischen Museums Istanbul. Annals of Archaeology and Anthropology. Ankara Arkeoloji Müzesinde bulunan Bogazköy Tabletleri, Istanbul 1948. AfO (Bh.) Archiv für Orientforschung (Beiheft), Berlin, Berlin/Graz, Graz, Horn. AHw W. von Soden, Akkadisches Handwörterbuch, Wiesbaden 1958-1981. AJA American Journal of Archaeology, Boston/Concord/ Princeton. ALASP(M) Abhandlungen zur Literatur Alt-Syrien-Palästinas (und Mesopotamiens), Münster. AIT D.J. Wiseman, The Alalakh Tablets, London 1953. AnBi Analecta Biblica, Rom. ANET J.B. Pritchard, Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament, Princeton 1955. AnOr Analecta Orientalia, Rom. AOAT(S) Alter Orient und Altes Testament. Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Oriens und des Alten Testaments (Sonderreihe), Kevelaer/Neukirchen-Vluyn. AoF Altorientalische Forschungen, Berlin. AOS American Oriental Series, New Haven. ARET Archivi Reali di Ebla, Testi, Rom. ArOr Archiv Orientälni, Prag. AS Assyriological Studies, Chicago. BaF Baghdader Forschungen, Mainz. BAM F. Köcher, Die babylonisch-assyrische Medizin in Texten und Untersuchungen, Berlin 1963-1980.

XIV BBR Belleten BID BiOr BM Bo BoSt CAD CHD ChS ChS 1/1 ChS 1/2 ChS 1/3-1 ChS 1/3-2 ChS 1/4 ChS 1/5 ChS 1/9 CM CTH CTH* CTHC EA FHG FHL

GLH HdO HED

Abkürzungen Η. Zimmern, Beiträge zur Kenntnis der babylonischen Religion (Assyriologische Bibliothek 12), Leipzig 1901. Türk Tarih Kurumu Belleten, Ankara. s. Literaturverzeichnis W. Farber 1977. Bibliotheca Orientalis, Leiden. Signatur des British Museum London. Inventarnummern der Bogazköy-Tafen aus den Grabungen 1906-1912 (meist unveröffentlicht). Boghazköi-Studien, Leipzig. The Assyrian Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago, Chicago 1956ff. The Hittite Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago, Chicago 1980ff. Corpus der hurritischen Sprachdenkmäler, Rom. s. Literaturverzeichnis V. Haas 1984. s. Literaturverzeichnis Μ. Salvini/I. Wegner 1986. s. Literaturverzeichnis I. Wegner 1995. s. Literaturverzeichnis I. Wegner 2002. s. Literaturverzeichnis I. Wegner/M Salvini 1991. s. Literaturverzeichnis V. Haas/I. Wegner 1988. s. Literaturverzeichnis V. Haas 1998. Cuneiform Monographs, Groningen. s. Literaturverzeichnis Ε. Laroche 1971. Ε. Laroche, Catalogue des Textes Hittites. Suppl., RHA 30 (1972), 94-133 und RHA 33 (1975), 68-71. Fortsetzung des CTH durch B.J. Collins: www.asor.org/ HITTITE//CTHHP .html. J.A. Knudtzon, Die El-Amarna Tafeln (Vorderasiatische Bibliothek 2), Leipzig 1915. E. Laroche, Fragments hittites de Geneve, RA 45 (1951), 131-138, 184-194 und RA 46 (1952), 42-50, 214. J.M. Durand/E. Laroche, Fragments hittites du Louvre, in: Memorial Atatürk: Etudes d'Archeologie et de Philologie Anatoliennes, Paris 1982, 73-107. s. Literaturverzeichnis E. Laroche 1976/77. Handbuch der Orientalistik, Leiden/New York/Köln. J. Puhvel, Hittite Etymological Dictionary, Berlin/New York 1984ff.

Abkürzungen

HEG HG

HS HSAO HSM HSS HT HUCA HW

HW 2

HwdA HwrG

HZL

IBoT

IBS IstMitt JAOS JBL

XV

J. Tischler, Hethitisches Etymologisches Glossar (IBS 20), 1983ff. Die Hethitischen Gesetze; zitiert nach E. von Schuler, Die Hethitischen Gesetze (Hethitische Rechtsbücher), in: TU AT I (1982), 96-125 und H.A. Hoffner, Jr., The Laws of the Hittites: A Critical Edition (Documenta et Monumenta Orientis Antiqui 23), Leiden/ New York/Köln 1997. Tafelsignatur der Hilprecht-Sammlung in Jena (unveröffentlicht). Heidelberger Studien zum Alten Orient, Heidelberg. Signatur Harvard Semitic Museum. Harvard Semitic Series, Atlanta. Hittite Text in the Cuneiform Character from Tablets in the British Museum, London 1920. Hebrew Union College Annual, Cincinnati. J. Friedrich, Hethitisches Wörterbuch. Kurzgefasste kritische Sammlung der Deutungen hehtitischer Wörter, unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1952-1966, Heidelberg 1991. J. Friedrich/A. Kammenhuber, Hethitisches Wörterbuch. Zweite, völlig neubearbeitete Aufl. auf der Grundlage der edierten hethitischen Texte, Heidelberg 1975ff. H. Bächtold-Stäubli (Hrsg.), Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, 3. Aufl., Berlin/New York 2000. H. Cancik et al. (Hrsg.), Handwörterbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1998-2001. C. Rüster/E. Neu, Hethitisches Zeichenlexikon. Inventar und Interpretation der Keilschriftzeichen aus den Bogazköy-Texten (StBoT Bh. 2), Wiesbaden 1989. Istanbul Arkeoloji Müzelerinde Bulunan Bogazköy Tabletleri(nden Secme Metinler), Istanbul 1944, 1947, 1954, Ankara 1988. Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft, Innsbruck. Istanbuler Mitteilungen, Istanbul/Tübingen. Journal of the American Oriental Society. Journal of Biblical Literature and Exegesis, Boston/ Philadelphia/New York/New Haven.

XVI JCS JNES Κ KAR

Abkürzungen

Journal of Cuneiform Studies, New Haven. Journal of Near Eastern Studies, Chicago. Signatur der Kouyunjik-Collection des British Museum. Ε. Ebeling, Keilschrifttexte aus Assur religiösen Inhalts (WVDOG 28 und 34), Leipzig 1919 und 1923. KBo Keilschrifttexte aus Boghazköi, Leipzig/Berlin 1916ff. KRI K.A. Kitchen, Ramesside Inscriptions, Oxford 1975ff. Ktema Ktema. Civilisations de l'Orient, de la Grece et de Rome antiques, Strasbourg. KTU M. Dietrich/O. Loretz/J. Sanmartin, Die keilalphabetischen Texte aus Ugarit (AOAT 24/1), Kevelear/NeukirchenVluyn 1976. KUB Keilschrifturkunden aus Boghazköi, Berlin 192Iff. KZ Kuhns Zeitschritft (jetzt: ZVS), Göttingen. LKA E. Ebeling, Literarische Keilschrifttexte aus Assur, Berlin 1953. maqlü s. Literaturverzeichnis G. Meier 1937. MARV III H. Freydank, Mittelassyrische Rechts- und Verwaltungsurkunden (WVDOG 92), Berlin 1994. MDOG Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft, Berlin. MIO Mitteilungen des Instituts für Orientforschung, Deutsche Akademie der Wissenschaften, Berlin. MSL B. Landsberger et al., Materialien zum sumerischen Lexikon, Rom 1937ff. MSS Münchner Studien zur Sprachwissenschaft, München. MVA(e)G Mitteilungen der Vorderasiatischen/Vorderasiatisch-Aegyptischen Gesellschaft, Berlin/Leipzig. N.A.B.U. Nouvelles Assyriologiques Breves et Utilitaires, Paris. OA Oriens Antiquus, Budapest. OBO Orbis Biblicus et Orientalis, Freiburg (Schweiz)/Göttingen. OLP Orientalia Lovaniensia Periodica, Leuven. OLZ Orientalistische Literaturzeitung, Leipzig und Berlin. Or(NS) Orientalia (Nova Series), Rom. OrAnt Oriens Antiquus, Rom. RA Revue d'Assyriologie et Archeologie Orientale, Paris. RAcc. F. Thureau-Dangin, Rituals accadiens, Paris 1921. RGTC Repertoire Geographique des Textes Cuneiformes (Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients), Tübingen.

Abkürzungen

RHA RITA

χνπ

Revue Hittite et Asianique, Paris. K.A. Kitchen, Ramesside Inscriptions. Translated and Annotated. Translations/Notes and Comments, Oxford 1995ff. RIA Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin/Leipzig/New York. RS Signatur der Texte aus Ras Shamra. SAA S. Parpola, State Archives of Assyria, Helsinki 1987ff. SAALT I s. Literaturverzeichnis C. Walker/M.B. Dick 2001. SCCNH Studies in the Civilisation and Culture of Nuzi and the Hurrians, Winona Lake. SMEA Studi Micenei ed Egeo-Anatolici, Rom. Die Sprache Die Sprache. Zeitschrift für Sprachwissenschaft, Wien/ Wiesbaden. SpTU II E. von Weiher, Spätbabylonische Texte aus Uruk II (Ausgrabungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft in UrukWarka 10), Berlin 1983. SpTU III E. von Weiher, Spätbabylonische Texte aus Uruk III (Ausgrabungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft in UrukWarka 12), Berlin 1988. SSN Studia Semitica Neederlandica. StBoT (Bh.) Studien zu den Bogazköy-Texten (Beihefte), Wiesbaden. STC L.W. King, The Seven Tablets of Creation, London 1902. StMed Studia Mediterranea, Pavia. StOr Studia Orientalia (Societas Orieantalis Fennica), Helsinki. surpu s. Literaturverzeichnis Ε. Reiner 1958. TCS Texts from Cuneiform Sources, Locust Valley. THeth Texte der Hethiter, Heidelberg. TSO Texte und Studien zur Orientalistik, Hildesheim. TU AT Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Gütersloh. TuL s. Literaturverzeichnis E. Ebeling 1931. UET Ur Excavations, Texts. UF Ugarit Forschungen, Kevelaer/Neukirchen-Vluyn. UFBG s. Literaturverzeichnis W. Mayer 1976. VAT Tafelsignaturen der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen. VBoT A. Goetze, Verstreute Boghazköi-Texte, Marburg 1930. VSNF Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Staatlichen Museen zu Berlin, Neue Folge.

Abkürzungen

XVIII W WO WVDOG

Signatur der Texte aus Warka. Die Welt des Orients, Göttingen. Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft, Berlin. YBC Tafeln der Yale Babylonian Collection. YOSR Yale Oriental Series, Researches, New Haven/Oxford/ London. ZA(NF) Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete bzw. Vorderasiatische Archäologie (Neue Folge), Berlin/Leipzig. ZAR Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte, Wiesbaden. ZVS Zeitschrift für vergleichende Sprachwissenschaft (ehemals: Kuhns Zeitschritft [KZ]). /a, /b usw. Inventarnummern der Bogazköy-Tafeln aus den Grabungen 1931-1967.

2. Sonstige Abb. Abi. add. Adj. Adv. Akk. akk. Anm. Art. bes. Bk. c. ca. Dat. ders. d.h. dies. Diss. Dur.

Abbildung Ablativ hinzugefügt Adjektiv Adverb Akkusativ akkadisch Anmerkung Artikel besonders Büyükkale Genus commune circa Dativ derselbe das heißt dieselbe Dissertation Durativ

Abkürzungen enkl. Erg. erg. f. Gen. GN heth. Hrsg. hrsg. hurr. Imp. Inf. Instr. It. Jh. Jt. Kol. Ii. Kol. Lok.

enklitisch Ergänzung ergänzt femininum Genitiv Göttername hethitisch Herausgeber herausgegeben hurritisch Imperativ Infinitiv Instrumental Iterativ Jahrhundert Jahrtausend Tafelkolumne linke Tafelkolumne Lokativ

Abkürzungen

luw. m. n. neg. Nom. Nr(n). OBP om. Part. Pers. Pers.pron. PI. Poss.pron. Präs. Prät. Pron. Pt. re. Kol. Refl.part. Rs. s. S. SgSt. c. Stat. Suff. sum. TB Tf. u u.a. u. Rd. Ü vgl. Vs.

luwisch masculinum neutrum negiert Nominativ Nummer(n) Ortsbezugspartikel ausgelassen Partikel Person Personalpronomen Plural Possessivpronomen Präsens Präteritum Pronomen Partizip rechte Tafelkolumne Reflexivpartikel Rückseite siehe Seite / Siehe Singular Status constructus Stativ Suffix sumerisch Textbearbeitung Tafel Umschrift unter anderem / und andere unterer Tafelrand Übersetzung vergleiche Vorderseite

wtl. Z. §

X 11

[] [...]

[()] [X]

< > >
aM//z'-Ritualen lassen sich bislang mehr als 20 Textfragmente zuordnen. Der Haupttext liegt mit der nahezu vollständig erhaltenen Tafel KUB 39.71+KBo 40.93+KBo 41.75 vor, der sich mehrere Duplikattexte zuweisen lassen. 10 Wie der Duktus der Tafeln zeigt, wurden die Texte seit dem beginnenden 13. Jahrhundert von hethitischen Schreibern niedergeschrieben. 11 Den ältesten Beleg für die Kombination hethitischer Ritualanweisungen mit „babilili-Rezitationen" stellt das mittelhethitische Fragment KBo 32.206 dar, dessen Zuweisung innerhalb des Rituals CTH 718 jedoch unsicher ist. 12 Die erste Tafel des babilili-Ritaais ist bislang nicht identifiziert, und keines der ihm zugeordneten Textfragmente weist einen ausführlichen Kolophon auf, so daß der Anlaß zur Durchführung des Rituals und sein Verfasser nicht bekannt sind. Der Text weist enge Parallelen zu CTH 482 auf, womit dessen Kolophon zufolge die erste Tafel eines damit nicht beendeten Rituals vorliegt. 13 Als zweite Tafel von CTH 482 zieht H.M. Kümmel KUB 39.71++, die besterhaltene Tafel der babilili-Rituale, in Betracht. 14 Diese Vermutung läßt sich letztlich nicht beweisen, 9 10 11

12

13 14

Siehe CHD Ρ lOlbf.; HEG II, 426. Zum Textbestand s. CTHC 718 und G.M. Beckman 2002, 35f. Siehe CHD L-N 470a, Ρ 101b; C. Kühne 1993, 246 Anm. 98. Die dem Ritual zugeordneten Texte und Textfragmente datieren fast ausnahmslos in das beginnende 13. Jahrhundert. Etwa wegen der Form des Leitzeichens URU mit vorgezogenem mittleren Waagerechten kann KUB 39.71++ der Duktusstufe Illb zugewiesen werden. Zu dem Text s. D. Prechel 1996, 116; zur Datierung in das 14. Jahrhundert s. KBo 32, Inhaltsübersicht, VII. KUB 32.133 Rs. IV 5'; DUB I K A M SA DINGIR.GI6 ύ-UL QA-TI. H.M. Kümmel 1969, 323f. Als Argument führt er u.a. ins Feld, daß KUB 32.133 zur Nachtzeit endet, während die Handlungen in KUB 39.71++ am Morgen eines

192

Kizzuwatna, Samuha und das

babilili-Ritual

doch spricht einiges für die Verankerung des babilili-Rituais im Kult von Samuha. In seiner Grundstruktur entspricht das babilili-Ritual eher dem Schema eines Fest- als eines Reinigungsrituals. Mindestens einer der Textvertreter ist in Form einer dreikolumnigen Tafel überliefert. 15 Dieses Format ist im Rahmen der hethitischen Schreibertradition im wesentlichen auf Festritualtexte beschränkt. 16 Als Ritualmandanten werden gelegentlich der König und die Königin sowie deren Kinder genannt; ansonsten wird dieser, wie in hethitischen Ritualen üblich, als EN.SISKUR bezeichnet. Längere babylonische Rezitationen hat ein Sänger ( LU NAR) zu tätigen, der seinen Wirkungskreis gemeinhin in Festritualen hat. 17 Über weite Strecken des Ritualverlaufs ist der sankunni-Priester mit der Verköstigung und Waschung der Gottheit bzw. deren Bildnisses beschäftigt. Die Weihung und Schlachtung der Opfertiere sowie die anschließende Beopferung der Götter erfolgen nach dem für hethitische Festrituale üblichen Schema. 18 Die Kombination eines hethitischen Ritualtextes mit akkadischen Rezitationen wirft die Frage auf, ob mit den sprachlichen Elementen auch Komponenten mesopotamischer Religion und Ritualkunde übernommen worden sind. Einer vollständigen Zusammenstellung aller Textvertreter und philologischen Gesamtbearbeitung des Rituals durch G.M. Beckman soll hier nicht vorgegriffen werden. Anhand einiger Ritualmotive ist zu zeigen, daß das babilili-Ritaal deutliche Beziehungspunkte zu den Kizzuwatna-Ritualen aufweist und innerhalb dieser Tradition den Texten am nächsten steht, die den Kult von Samuha betreffen. Daneben wird der Frage nachzugehen sein, ob sich neben den akkadischen Gebeten weitere inhaltliche Kriterien finden, die auf eine Verbindung der babilili- und Samuha-Rituale zur mesopotamischen Ritualkunde hinweisen.

15 16

17 18

zweiten Ritualtages einsetzen. Wie KUES 39.71++ (s. Anm. 11) gehört auch KUB 32. 133 der Duktusstufe Illb an. In wesentlichen Zeichenformen unterscheiden sich die Texte indes; so ist z.B. URU in KUB 39.71 mit, in KUB 32.133 ohne vorgezogenen mittleren Waagerechten bezeugt. KUB 32.1++; s. S. Kosak 1995, 13 (126/b) und lOOf. Z.B. die Tafel KBo 15.48(+)KBo 33.185(+)KUB 32.64 (ChS 1/4 Nr. 1) des (h)isuwaFestes (CTH 628). KUB 39.71++ Vs. II 18-30. Siehe F. Pecchioli-Daddi 1982, 326-343. S. dazu C. Kühne 1993, der ebd. 245-249 auch das babilili-Ritual behandelt.

Das babilili-Ritual im Kontext der Kizzuwatna- und Samuha-Rituale

193

IV.3 Das babilili-Ritual im Kontext der Kizzuwatna- und Samuha-Rituale Durch seinen Verlauf, rituelle Praktiken und magische Materien ist das babilili-Ritual in die hethitische Ritualkunde eingebettet und innerhalb dieser in der Tradition Kizzuwatnas und Samuhas verankert. Während eines der wichtigsten Bindeglieder der Samuha-Texte die „Göttin der Nacht" darstellt, verbindet die Gottheit Pirinkir auch die babilili- und Samuha-Rituale. 19 Ebenso spielt das Kultrequisit mit der Bezeichnung ulihi- in dem „Umsiedlungsritual" CTH 481 und im babilili-Ritual eine Rolle. Der Gegenstand ist durch das Determinativ SIG als Wollgegenstand ausgewiesen und wird an das Götterbild bzw. dessen Kopfbedeckung gebunden. Da er in CTH 481 wie die Gottheit selbst beopfert und in den neuen Tempel hineingezogen wird, ist davon auszugehen, daß er die Gottheit repräsentiert. 20 Die Verbindung zu den Göttern Haiabs macht wahrscheinlich, daß der «///«-Gegenstand seine Wurzeln im nordsyrischhurritischen Milieu hat. 21 Einen Hinweis auf eine mögliche Zusammengehörigkeit des babililiRituals und des in CTH 482 beschriebenen Rituals in Samuha bieten auch die Ritualmandanten. In ganz ähnlichen Formulierungen werden in beiden Texten das Königspaar und dessen Nachkommen genannt. 22

19

20

21

22

KUB 39.71++ Vs. I 19, Rs. IV 30; KUB 29.7+ (CTH 480) Rs. 14; KUB 29.4+ (CTH 481) Vs. I 13, II 55, Rs. III 21; zu den beiden Gottheiten s. Kap. IV.5. Zur Rolle des «//«-Gegenstandes, insbesondere in CTH 481, s. R.H. Beal 2002, 203207 und J.L. Miller 2004, 409-412 mit älterer Literatur. KUB 39.71++ Vs. I 35: [(ANA ύ-li-hi-ia-kdn NAik)]i-ri-in-ni-in an-da rha1-ma-an-ki; KUB 39.78 Vs. 11'. Möglicherweise ist nach diesen Belegen KUB 32.133 (CTH 482) Vs. I 29 zu ergänzen. KUB 16.32 (T.P.J. van den Hout 1998, 178-181) Vs. II 8f.: „Wenn man jetzt aber die «///»-(Gegenstände) der Götter von Halab heraufb[ringt], [opfert] ihnen die Majestät das mantalli-Ritual." KUB 39.73 Z. 12'-14'. KUB 39.70+KBo 39.169 Rs. VI: 22 [ E]N.SISKUR-m« ma-a-an LUGAL-wi 23 [ ] ha-an-te-ez.-zi-ia-as 24 [ -ήα^-αη-ζί 25 [ D]UMU.LUGAL na-as-ma DUMU.MUNUS.LUGAL 26 [ P]A-NI DINGIR-LIM is-pdr-ra-an-zi KUB 32.133 (CTH 482) Vs. I 7-9: ku-wa-ρίI-NA E.DINGIR GE6 ^Sa-mu-ha maa-an LUGAL na-as-ma MUNUS.LUGAL na-as-ma'· DUMU.LUGAL na-as-ma DUMU.MUNUS.LUGAL I-NA E.DINGIR GE6 muSa-mu-ha ύ-iz-zi; vgl. Rs. IV 5'f.

194

Kizzuwatna, Samuha und das babilili-Ritual

Eine Verbindung stellen gleichermaßen die Kultspezialisten dar. Als Hauptakteur des £aMz7z'-Rituals tritt der sa(n)kunni-Priester - selten wird das Sumerogramm SANGA verwendet - in Erscheinung, der auch in CTH 482 agiert. 23 Wohlbekannt aus den Kizzuwatna-Ritualen ist die katra-Frau. Dem Haupttext des Z?aMz7i-Rituals und der entsprechenden Passage in CTH 482 zufolge ist sie mit dem Wasserschöpfen am Fluß betraut. 24 Als wichtige magische Materie findet sich dementsprechend auch das „Wasser der Reinheit" im babilili-Ritaal wieder. Beim Schöpfen des Wassers werden verschiedene Ritualien erwähnt, die in diesem Zusammenhang in einer Reihe von Kizzuwatna-Texten belegt sind. Der Passus des Wasserschöpfens findet eine deutliche Parallele in CTH 482, wobei das in diesem Kontext bezeugte, ansonsten jedoch nur spärlich belegte haltikkutu-Gefäß ein weiteres Bindeglied zwischen den beiden Texten darstellt. 25 Im babilili-RitusA wird wie in Fest- und Reinigungsritualen kizzuwatnäisch-hurritischer Prägung das Räucher- und Brandopfergerät &M&rMs/»'-(,,Räucherständer/-gefäß") verwendet, in dem man den Göttern anahi-,,Kostproben" kredenzt. 26

23

24

25

26

Das Gros der Belege für die hethitische Form entstammt dem babiüli-KiluaX zugeordneten Texten. Darüber hinaus ist sie in KUB 32.133 (CTH 482) Rs. IV 2' sowie in den Ritualfragmenten KBo 12.49 und KUB 39.87 (CTH 452) belegt; s. F. Pecehioli-Daddi 1982, 257-259. KUB 39.71++ Vs. I 22-32; zu diesem Passus s. Kap. II.4.1, 35f. Vgl. KUB 32.133 (CTH 482) Vs. I 17ff„ Rs. IV 2'. S. auch KUB 39.69 Vs. ? 3. Die Kultfunktionärin agiert in Zusammenarbeit mit anderen Ritualfachleuten vornehmlich in Fest-, Geburts(hilfe)- und Reinigungsritualen der kizzzuwatnäisch-hurritischen Tradition; z.B. CTH 472 (V.2) § 16, CTH 476 (V.4) § 32, 34, KUB 29.4+ (CTH 481) Vs. I 53f, Rs. III 9f. und KUB 9.22 (G.M. Beckman 1983, Text H) Vs. II 35, 44. Siehe zuletzt J.L. Miller 2002. KUB 39.71++ Vs. I 22-36 // KUB 32.133 (CTH 482) Vs. I 17-31; das haltikkutuGefäß begegnet ebd. Vs. I 16. KUB 39.71++ Rs. III 23-27; ma-ah-ha-an-ma ^ sa-ku-un-ni-is A-WA-TE^ URUρα-α-ρί-li-li me-mi-ia-u-wa-an-z.i ζί-ίη-Γηα-Γ nu-kdn A-NA TJDU1 A-NA SAG. DU-5(7 ZAG-ni-ia 1120pal-ta-ni a-na-hi da-a-i na-at-kdn A-NA NINDA.SIG da-a-i na-at-kdn DUGhu-u-ub-ru-us-hi da-a-i - „Sobald der sankunni-Priester die Worte auf babylonisch zu rezitieren beendet hat, nimmt er vom Schaf, von seinem Kopf, der Schulter (und) dem Schulterblatt eine Kostprobe, legt sie auf ein Fladenbrot und legt sie (dann) in das Räuchergefäß." Vgl. z.B. KUB 27.1 (CTH 712; ChS 1/3-1 Nr. 1) Vs. I 38f., 43. Der hurritische Begriff hubrushi ist schon in altbabylonischen Texten aus Alalah, zudem in Ugarit und Nuzi belegt. Siehe G. Wilhelm 1972-75.

Das babilili-Ritual im Kontext der Kizzuwatna- und Samuha-Rituale

195

Eines der Charakteristika der Kizzuwatna-Rituale sind die sog. hurritischen Ritualtermini im Kontext von Opferungen (II.9.7). Ein babililiText führt in fragmentarischem Kontext den Begriff ambassi auf, der ein Verbrennungsopfer und den Brandopferplatz bezeichnet. 27 In den Ritualen hurritisch-kizzuwatnäischer Prägung erfreut sich /iwÄ-Schwefel als Schwenk- und Räuchermaterie großer Beliebtheit (II.9.6); dieser begegnet nun auch in fragmentarischem Kontext eines babilili-Textes,28 In einigen Kizzuwatna-Texten und auch in CTH 480 findet in Reinigungsriten die gangati-Pflanze Anwendung (II.9.5). Einem babililiFragment zufolge fungiert sie als Analogon. 29 Weitere Riten, deren ritueller Hintergrund und Zweck noch nicht vollständig geklärt sind, verbinden das babilili-Ritual mit den Kizzuwatna- und wiederum besonders mit den Samuha-Texten: der als Stärkungsritus zu interpretierende Äör/a?ta-(„Erhöhungs-/Verehrungs"-)Ritus3ü

27

28 29 30

KBo 7.29 Vs. ? II 15' [nu ^SANJGA^fs-ma ta-ma-in Glkur-si-in ύ-da-a-i [ 16' [ ]-ni am-ba-as-si da-a-i nu L [ ü S]ANGA-i5 ZA.HUM K[Ü.BABBAR?] 17' [ M]E-E ύ-da-a-i na-as-kdn GIrkuP-si kat-ta da-V-[i 18' [ ]x-ma-kdn ku-e-da-ni am-b[a-a\s-si-ia-as [ Das Festritual CTH 712 für die Istar von Samuha enthält das ambassi-keldi-Doppelopfer; KUB 27.1 (ChS 1/3-1 Nr. 1) Vs. I 11-16. KUB 39.78 Vs. I 20': hu-u-us-ta-az. KBo 7.29 Vs. ? II 6'-ΐϊ'; s. dazu Kap. II.9.5, 106. KUB 39.90 (CTH 718) 4' [ ] NINDA.KUR4.RA sar-la-at-ta-as da-a-i 5' [ ]-kan A-NA DINGIR-L/M me-na-ah-ha-an-da e-ep-z[i] 6' [ ] ar-ha pdr-si-ia-az-zi Ύ [ ki-is-s]a-an me-ma-i sar-la-an-za-wa-ra-as Der sarlatta-Ritus ist vorgesehen im „Samuha-Ritual" KUB 29.7+ (CTH 480) Rs. 71: „Danach aber preist (sar-la-a-iz-zi) der Ritualherr (die Gottheit) mit (der Opferung von) einem kleinen Dickbrot und einem kleinen Käse"; vgl. KBo 34.72 Vs. 8f. Siehe auch das „Umsiedlungsritual" KUB 29.4+ (CTH 481) Vs. II 9f„ 22-26, Rs. III 3448, 56f. Belegt ist der Ritus zudem in dem Geburtsritual KUB 17.65+ (G.M. Beckman 1983, Text K) Rs. 14, das sich an Vorlagen aus Kizzuwatna orientiert (Vs. 3739) und in dem auch die „Göttin der Nacht" erwähnt wird (Rs. 12). Der ausführlichste sarlatta-Ritus ist in dem Dislokationsritual IBoT 3.148 (V. Haas/G. Wilhelm 1974, 212-231; ChS 1/9 Nr. 53 mit Duplikaten) überliefert, außerdem noch in KUB 17.8 (ChS 1/9 Nr. 46) Rs. III 2. Zu den Begriffen sarlai- und sarlatt(a)- s. HEG II, 911-917.

196

Kizzuwatna, Samuha und das

babilili-Ritual

und der mit einem Anlockungsritus und dem Wasserschöpfen in Verbindung stehende dupsahi-Ritus31. Zudem sei auf den eliminatorischen Substitutsritus hingewiesen, finden man sich in zahlreichen Kizzuwatna-Ritualen eines als nakkussibezeichneten Trägers bedient (II. 10.1). Im babilili-Ritual findet sich dieser im gleichen Kontext wie im Samuha-Ritual 480. 32 Auf wenige Texte beschränkt bleibt die Wendung „Wenn ein Stern springt" 33 ; außer in den Samuha- (CTH 480, 481) und fcafci7i/i-Ritualen findet sie sich lediglich in einem Geburtshilferitual. 34 Während G.M. Beckman die Sternschnuppe als Hinweis auf die völlige Dunkelheit tief in der Nacht sieht35, geht V. Haas davon aus, daß eine Sternschnuppe „einen in magischer Hinsicht bedeutsamen Moment anzeigt" 36 . Die Komponenten, die die Kizzuwatna-, Samuha- und babililiRituale miteinander verbinden, sind in der folgenden tabellarischen Übersicht zusammengefaßt:

31

32

33

34

35 36

KUB 32.133 (CTH 482) Vs. I 11: „Am ersten Tag (vollzieht man) den dupsahiRitus, und dies nimmt man (dazu)." Genannt werden die verschiedenfarbigen Stoffe, Tücher, Silber sowie Speisen und Getränke (Vs. I 11-16), die die &afra-Frau im folgenden beim Wasserschöpfen benötigt (Vs. I 17-31). Vgl. KUB 29.4+ (CTH 481) Vs. I 74-11 2, 22-26. Außerdem ist der Ritus wiederum belegt in KUB 29.7+ (CTH 480) Vs. 60-Rs. 22, woraus hervorgeht, daß der Ritus sich gegen Verfluchungen richtet und die Gottheit und der Ritualherr dadurch von einer „Einschnürung/ Fesselung" befreit werden: OYHGlR-LUM-ma-kdn E.SiSKUR-ώ a-pe-e-ez pit-tu-liia-[az ar-ha tar-na-an-te-es e-es-tin\, Rs. 10, erg. mit Vs. 10f. Vgl. KBo 34.72 Vs. 8f., 18. KUB 39.71++ Vs. I 8f. ist zu ergänzen: ma-ah-ha-an-ma [a-pe-e-da-ni-pdt UD-tt MUL-αί] wa-at-ku-uz-zi nu SISKUR d[up-sa-hi-ia-as si-pa-an-da-an-zi] · KUB 29.7+ Rs. 67-70. Vgl. KUB 39.71++ Rs. IV 22-27; in der Ritualzurüstung werden „6 UDU nakkussis" genannt; Vs. I 20f. Siehe Kap. II.10.1, 120. Die Formel scheint einem akkadischen Vorbild (kakkabu ishit) nachgebildet zu sein. Siehe V. Haas 1971, 426; CAD S I 91a. KUB 29.4+ (CTH 481) Rs. III 1-5, Rs. IV 31-36; KUB 29.7+ (CTH 480) Vs. 59f„ Rs. 2, 21f.; KBo 34.72 Rs. 14'. KUB 39.71++ (CTH 718) Vs. I 8f. und Vs. I 33-36 (erg. mit KUB 39.78 Vs. I 9'-11'): [(ma-ah-ha-an-ma MUL-αί wa-a)]t-ku-uz-zi nu "jsa-ku-un-[ni] [( GlS BANSUR AD .KID GADA-if a)]n-da ka-ri-ia-az.-zi [(A-NAu-lihi-ia-kdn NA>k)]i-ri-in-ni-in an-da rhcP-ma-an-ki [ d]a-a-i nam-ma G]skursi-rirP AD.KID. Danach läßt sich wiederum die Passage Vs. I 28-31 des Textes KUB 32.133 (CTH 482) ergänzen. KUB 9.22 (G.M. Beckman 1983, Text Ha) Vs. II 46-Rs. III 2; vgl. Rs. III 38-41. G.M. Beckman 1983, 110. Vgl. R.H. Beal 2002, 205. V. Haas 1994, 907. In diesem Sinne interpretiert auch H. Kronasser 1963, 40, 42, 48, 60, diese Wendung.

Das babilili-Ritual im Kontext der Kizzuwatna- und Samuha-Rituale

babilili

Samuha

Gottheit Pirinkir

X

C T H 4 8 0 , 481

ii/Z/w-Kultrequisit

X

CTH481

König(spaar)

X

CTH 482

- sankunni-Priester - katra-Frau

X X

CTH 482 CTH 481, 482

z.B. CTH 472, 476

„Wasser der Reinheit"

X

CTH 482

II.4

haltikkutu-Gefäß

X

CTH 482

hubrushi- / anahi-

X

z.B. CTH 712

X

hust-( Schwefel)

X

CTH 481

II.9.6

gangai/'-Pflanze

X

CTH 480

II.9.5

X

z.B. CTH 712

II.9.7

sarlatta-Ritus

X

CTH 481, 480.3

X

dupsahi-Ritus

X

CTH 480-482

CTH 479 3 7

rmkkussi-Ritas

X

CTH 480

II. 10.1

Sternschnuppe

X

CTH 480, 481, [482]

KUB 9.22

197

Kizzuwatna

Kultakteure

hurr. Ritualterminus

ambassi

IVA Elemente mesopotamischer IV.4.1 Die

Ritualkunde

fraMz7/-Rezitationen

Während das babilili-Ritual über das Kultpersonal, verschiedene magische Materien und rituelle Praktiken innerhalb der hethitischen Ritualtradition mit der kizzuwatnäischen im allgemeinen und der aus Samuha im besonderen verbunden ist, legen weitere Komponenten eine Beziehung zur Ritualkunde des Zweistromlandes nahe. An erster Stelle stehen dabei die akkadischen Rezitationen des /?«/?/'//'//-Rituals, die G.M. Beckman aus inhaltlichen und sprachlichen Gründen auf altbabylonische Vorbilder zurückführt. Die Sprache verbindet er mit dem von J. Huehner-

37

KUB 30.31+ (R. Lebrun 1977, 94-116) Vs. I 52-59.

198

Kizzuwatna, Samuha und das

babilili-Ritual

gard als „West Peripheral Akkadian" terminierten Dialekt der Texte aus Emar, Ugarit und Alalah. 38 Adressat der Gebete des &aMz'//-Rituals ist eine weibliche Gottheit, die als „Herrin der Länder", „Königin des Himmels" oder „Herrin der Götter und Menschen" angesprochen wird. Diese Bezeichnungen sind gängige Epitheta der Istar; und so wird in einem der Gebete diese Göttin auch direkt angerufen. 39 Unter den Rezitationen dominieren solche Passagen, in denen die Göttin aufgefordert wird, sich die Hände zu waschen und die dargebotenen Opferspeisen anzunehmen: „Der sankunni-Priester reicht der Gottheit Hand(wasch)wasser in einer Kanne; auch dem Ritualherrn gießt er Hand(wasch)wasser aus jener silbernen Kanne hin. Und folgendermaßen spricht der sankunni-Priester: ,Wasche deine Hände, meine Herrin, große Königin; lass deine Finger deine Lippen (mit) deinen Speisen füttern!'" 40 Solche an die Götter gerichteten Aufforderungen zum Händewaschen als Vorbereitung auf ein Mahl haben in der mesopotamischen Gebets- und Ritualliteratur eine lange Tradition, die mindestens bis in die altbabylonische Zeit zurückreicht. Der Sonnengott wird in einem Gebet, das dem Umfeld des bit rimki-Rituals angehört, aufgefordert, sich die Hände mit Wasser und Seife zu reinigen, um sodann ihm kredenzte reine Speisen und reines Wasser zu sich zu nehmen. Dieser Text liegt in Versionen aus Ninive und Sultantepe vor; ein älterer Textvertreter ist aus Hattusa (CTH 794) überliefert. 41 Das Motiv findet

38

39

40

41

G.M. Beckman 2002, 37-41. Zu dem akkadischen Dialekt s. J. Huehnergard 1983, 35-43. KUB 39.71++ Vs. II 20f.: [(be-el-at)] KUR-ti ... be-el-at KUR.KUR.MES; Vs. II 22: MU[(NUS.L)]UGAL sa-me-e; Rs. III 44: MUNUS.LUGAL GAL; Rs. III 16f.: be-elti DINGIR.MES [ . ] ü LÜ.MES. KUB 32.1++ Rs. IV 13f.: DIstar be-el-ti4 sa KUR.KUR.HI.A. Zu entsprechenden Epitheta Istars in akkadischen Texten s. K. Tallqvist 1938, bes. 333-335. KUB 39.71++ Rs. III 39-45: nu ^sa-ku-un-ni-es IS-TU ZA.HUM A-NA DINGIRL/M SU MES -a.f wa-a-tar pa-ra-a e-ej>-zi A-NA EN.SISKUR-ώ-λαη a-pe-ez-pdt ISTU ZA.HUM KÜ.BABBAR SU M E S -ai wa-a-t[(cir)] [(pa-r)]a-a la-ahu-u-[i] (§) [(nu) L]vsa-ku-un-ni-[es ^^p~\a-a-pi-li-li ki-ris-scP-[an] [me-m]a-i MI-E-SI SU M E S KI BE-EL-TI MUNUS .LUGAL GAL SU.SIIILA-(A7I [BU-UH\-R1-KI SA SAP-TI-KI SU-UK-KI-EL- vgl. auch Vs. II 3-13 und Rs. III 1-10. Zu den Belegen s. A. Goetze 1964, 94-96; vgl. C. Kühne 1993, 246 Anm. 97. J.S. Cooper 1972, Ζ. 30-33. Der Duplikattext aus Hattusa liegt vor mit KBo 7.1+KBo 7.2(+)KUB 37.115. Teilweise parallel verläuft die Bilingue HS 1512 (M. Krebernik 2001) Z. 2-6, dessen Sumerisch mit M. Krebernik, ebd. 240, der altbabylonischen

Elemente mesopotamischer Ritualkunde

199

sich zudem in hurritischen Rezitationspassagen innerhalb hethitischer Texte. Während der Priester der Göttin Hebat Wasser entgegengießt, das er mit Öl und Zedernholz versah, spricht er: „Gewaschen seien, ο Hebat, deine Hände mit Wasser (und) mit Weihrauch! Komm zu seinem keldiund ambassi-Opfer deines Thrones, befinde dich wohl!" 42 Wie im babilili-Ritual wendet sich auch der mesopotamische Büßer mit der Bitte „meine Sünden löse!" an seine Gottheit. 43 Ebenso ist das Motiv des Fisches und des Vogels, die die Unreinheit ins Meer bzw. in den apsü und in den Himmel forttragen, aus babylonisch-assyrischen Namburbi-Ritualen und den /ipw-Litaneien bekannt. 44 Diese aus dem 1. Jahrtausend überlieferten Texte sind auf altbabylonische Vorläufer zurückzuführen 45 , die auch der entsprechenden Rezitationspassage des babilili-Textes Pate gestanden haben könnten.

IV.4.2 Der Fisch als magische Materie Vögel fungieren in zahlreichen hethitischen Ritualen als Vehikel der Unreinheit (II.8)46, und diese Aufgabe wird schon in hurritischen Rezitationen mittelhethitischer Texte formuliert 47 .

42 43

44

45 46

47

Überlieferungsstufe entspricht. Zu weiteren Belegen s. W. Mayer 1976, 158-161, der auch auf das i>a£>/7i/i-Ritual verweist. KBo 21.33++ (ChS 1/2 Nr. 1) Vs. I 19-25; s. dazu V. Haas 2003, 40 mit Anm. 237. Z.B. KUB 39.70+ Vs. I 8: [... hi-ti pu]-ut-ri MUNUS.LUGAL sa-me-e ar-ni pu-ut-ri „... meine Vergehen l]öse, Königin des Himmels, meine Sünde löse!" Siehe A. Goetze 1964, 95; G.M. Beckman 2002, 39. Zu ähnlichen Belegen s. CAD A II 297; W. Mayer 1976, 115-118. KUB 39.78 Vs. I 22'-25': „Wende (deine) Brust (ihm) [heute] (wieder) zu! [Ich ließ] einen Fisch in [das Meer] (und) einen Vogel in den Himmel [aufsteigen7]"; s. G.M. Beckman 2002, 39f. Anm. 30. In einem Abschnitt der lipsur-Litanei heißt es: „[Möge] ein Vogel den Fluch in den Himmel [hinauftragen], möge ein Fisch [den Fluch] in den apsü tragen!"; E. Reiner 1956, 140, Z. 22', 142 Z. 37'. Zu weiteren Belegen s. S.M. Maul 1994, 90f. und 373. E. Reiner 1956, 131; vgl. G.M. Beckman 2002, 40. So etwa im Ritual des Opferschauers Irija zur Reinigung einer Stadt (CTH 401); KBo 13.131 Rs. III 9-12: „Von der Zunge der Gesamtheit, von Tränen [ ]... Nimm einen Adler und [schicke] ihn in den Himmel; (dort) soll es zugrunde gehen! Du aber [nimm] einen Falken und schicke ihn in das reine Gebirge; (dort) soll es zugrunde gehen!" KBo 33.118+KBo 23.23 (ChS 1/5 Nr. 2) Rs. 44': „Der Vogel des Himmels möge das Ungute mit sich nehmen!"; s. I. Wegner 1988, 145f. und V. Haas 2003, 481.

200

Kizzuwatna, Samuha und das babiliii-Rhun]

Fische hingegen sind im Kanon der hethitischen Materia magica eher spärlich belegt und bleiben im wesentlichen auf Texte beschränkt, die in der Tradition Kizzuwatnas und Samuhas stehen. Diese bezeugen Fische als Bestandteil von Heilmitteln oder als Opfermaterie, vornehmlich jedoch als Schwenk- und Räuchersubstanz. 48 In dem babilili-Ritual werden der Ritualherr und zuvor wohl auch die Gottheit mit einem Fisch umschwenkt. 49 Dann legt man den Fisch auf die /weiiar-Räuchersubstanz, welche nun in einem weiteren Schwenkritus verwendet wird. 50 Das Ritual des Walkui (CTH 496) sieht ebenfalls das Umkreisen der Gottheit mit einem lebenden Fisch vor, der danach auf einer Feuerschale mit luessar-Holz zu verbrennen ist.51 Als Unheilsträger und Analogon fungiert ein Fisch im Ritual der Mastigga, der „Frau aus Kizzuwatna", gegen Familienstreit (CTH 404). Die Beschwörerin schwenkt ihn über den verzankten Ritualherren, während sie folgende Beschwörung rezitiert: „Dieser Fisch ist der Stier des Meeres, und wie dieser Fisch vom Meer getrennt ist, ebenso soll man jetzt die Zungen und Flüche jener Tage abtrennen!" Dann wird der Fisch auf dem Herd verbrannt. 52 Auch im Ritual der Hatija (CTH 396) wird ein Fisch auf einem Herd verbrannt. Zuvor jedoch kommt dieser oder ein zweiter Fisch als Bote zum Einsatz: Man legt ihm einen Brotbrocken in das Maul, den er der Göttin Wisurijanza überbringen soll. Die Göttin wird an verschiedenen 48

49

50 51

52

Vgl. O. Carruba 1966, 23f. und V. Haas 2003, 491-494. Die Zurüstung des Rituals der Hurriterin Asdu (CTH 490) listet fünf Fische auf; KUB 7.33+ Vs. 7. In einem medizinischen Text verwendet man Innereien eines Fisches als Heilmittel gegen Blähungen; KUB 44.64 (C. Bürde 1974, Text Q) Rs. III 10'-14'. Als Opfermaterie im „Ritus des Blutes" fungiert ein Fisch im Samuha-Ritual KUB 29.7+ (CTH 480) Rs. 23: [I]S-TU KU6 SILA4-/a si-pa-an-da-an-zi. KUB 39.71++ Vs. II 34-37: [ J da-a-T [na-an-kän] A-NA DINGIR-L/M se-er ar-ha wa-ah-[(nu-uz-z.i)] χ [ . . ] G^slu-u-e-es-ni se-er da-a-i [E]GIR-5[(/-ma] namma 1 KU6 da-a-i na-an-kdn A-NA EN.SISKUR se-er raP-ha wa-ah-nu-uz-zi nu-ussa-an a-pu-u-un-na r°Isllu-u-e-es-ni se-er da-a-i - „ ] nimmt er, schwenkt [ihn] über der Gottheit [ ] auf luessar-Ho\z legt er. [D]anach [aber] nimmt er noch 1 Fisch, schwenkt ihn über dem Ritualherrn und legt jenen (Fisch) auf luessar-Holz." Erg. mit KBo 39.169++ (s. S. Kosak 1995, 13 [126/b] und lOOf.) Vs. I 12'. KUB 39.71++ Vs. II 38-57'. KBo 32.176 Vs. 13-16. Die Ritualzurüstung (Z. 7) erwähnt einen zweiten Fisch, der analog zum babilili-Beleg für den Ritualherrn vorgesehen sein dürfte. Zur Räuchermaterie luessar, die ein weiteres Bindeglied zwischen den babilili- und SamuhaRitualen darstellt, s. HEG II, 81; HED 5, 128-130; V. Haas 2003, 307f. KBo 39.8 (L. Rost 1953) Vs. I 38-43.

Elemente mesopotamischer Ritualkunde

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Orten vermutet, die am Lauf des Euphrat angesiedelt sind.53 Damit schlägt dieser Text eine Brücke zur Ritualkunde Mesopotamiens. Fische, deren Innereien und Tran kommen in der mesopotamischen Ritualkunde auf vielfältige Art und Weise - als Opfermaterie oder Bestandteil von Heilmitteln - zum Einsatz. 54 Als Räuchermaterie ist der Fisch auch aus der alttestamentlichen Überlieferung bekannt: Das Buch Tobias überliefert den Brauch, Herz und Leber eines Fisches zu verbrennen, um so böse Dämonen zu vertreiben. 55 Zahlreiche sumerischakkadische Rituale und Beschwörungen kennen Fische als Vehikel der Unreinheit: In dem bit r/m/cz-Königsritual wird neben anderen Lebewesen ein Fisch „freigelassen." 56 Ein Fisch kann mit der Verunreinigung infiziert werden, indem man ihm davon betroffene Materie - etwa Holzspäne eines knarrenden Balkens - aufstreut, der Ritualmandant ihm ins Maul speit oder ihm das in einem Teigkügelchen gebundene Unheil zu fressen gibt. Damit kontaminiert entläßt man den Fisch in den Fluß, damit er die Unreinheit, „Betrübnis" oder „Sünde" in die Tiefe des apsu trägt, wie es in Gebeten, etwa den sog. /z/?.vtD