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German Pages 148 [152] Year 1899
Regelung der Motoren elektrischer Bahnen.
Regelung der Motoren
elektrischer Bahnen. Von
Dr. Gustav Rasch, Frivatdocent an der tcchuischcii Hochschule zu Karlsruhe.
Mit 28 in den Text gedruckten Figuren*
Berlin. Julius Springer.
1899.
München. R. O l d e n b o u r g .
Druck von Oscar Brands tetter, Leipzig.
Vorwort. Das vorliegende kleine Werk war ursprünglich dazu bestimmt, den ersten Theil einer grösseren Arbeit über elektrische Bahnen zu bilden, während der zweite die Stromvertheilung behandeln sollte. Inzwischen war die Aufforderung an mich ergangen, das den letzteren Gegenstand behandelnde Bell'sche Werk: „Power distribution for electric Railroads" zu bearbeiten, nach dessen Erscheinen mir eine weitere Arbeit über Stromvertheilung vorerst nicht erforderlich erscheint. Ich entsehloss mich daher, den ersten Theil des geplanten Buches, der ohnehin ein in sich abgeschlossenes Ganzes bildet, für sich herauszugeben und behalte mir vor, ein entsprechendes weiteres Werk über Stromvertheilung für elektrische Bahnen folgen zu lassen, sobald ein Bedürfniss dazu vorliegt. Den Gegenstand des Buches habe ich verschiedentlich in meinen Vorlesungen über elektrische Bahnen behandelt, jedoch ist die vorliegende Darstellungsweise wesentlich einfacher und stellt geringere Anforderung an die Vorkenntnisse des Lesers, sodass das Buch auch jedem Praktiker dienlich sein wird. K a r l s r u h e , im Januar 1899.
Dr. Rasch.
Inhaltsverzeichnis». Erstes Kapitel. Die B a h n w i d e r s t ä n d e Widerstand auf der graden Strecke — Kurvenwiderstand — Steigungen — Gefälle — Beschleunigung — Empirische Bestimmung des Zugkoefficienten. Zweites Kapitel. E n t w i c k l u n g der Gleichungen Arbeitsübertragung — Richtung des Stromes und der elektromotorischen Kraft — Drehrichtung des Motors — Formel für die elektromotorische Gegenkraft bei zwei- und mehrpoligen Maschinen — Reihen- und Parallelschaltung im Anker — Die Spannung — Aufgenommene, umgesetzte, verlorene Leistung — Wirkungsgrad — Drehungsmoment — Zugkraft am Radumfang — Haupt- und Nebenschlussmotor beim Anfahren — Umlaufszahl und Belastung. Drittes Kapitel. Regelnngsmethoden Einwirkung auf die Umlaufszahl — Schwierigkeiten langsam laufender Motoren — Einwirkung auf den im Betriehe befindlichen Motor — Eintheilung der Regelnngsmethoden — Die natürliche Geschwindigkeit. Viertes Kapitel. Regelung durch Vorschaltewiderstand . . . . Beeinflussung der elektromotorischen Gegenkraft — Widerstandsregelung — Die Zugkraft bestimmt den Arbeitsverbrauch — Natürliche und eimässigte Geschwindigkeit — Vortheilhafte und unvortheilhafte Anwendung der Methode — Beispiel — Schuckert's Geschwindigkeitsregler — Ein neuer Vorschlag.
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Inhaltsverzeichniss. Fünftes Kapitel.
Serien-Parallelschaltung Die Geschwindigkeit bei halber Spannung — Anfahren — Die Methode bei vier Motoren — Das System Walker — Arbeitsaufwand bei Parallel- und Reihenschaltung — W i r t s c h a f t l i c h e Seite der Methode — Stadtverkehr — Stadt- und Landverkehr — Landverkehr — Regelung durch Veränderung der elektromotorischen Kraft des Stromkreises.
Seite
69
Sechstes Kapitel. Methode der Nebenschliessung Die wirksame Windungszahl — Bestimmung des Widerstands der Nebenschliessung — Beispiel — Der Arbeitsverbrauch pro Wagenkilometer — Schaltung der Motoren der HamburgAltonaer Centraibahn — Anwendungsgebiet.
88
Siebentes Kapitel. Methode der M a g n e t u m s c h a l t u n g System der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschäft — Berechnung der Werthe der wirksamen Windungszahl und des Widerstands — Eintheilung — Schwierigkeiten — Vor- und Nachtheile gegenüber der Methode der Nebenschliessuug.
104
Achtes Kapitel. Elektrische Bremsung Der Bremsweg — Angenäherte Ermittelung desselben — Beispiel — Todte Geschwindigkeit — Nebenschlussmotoren als Stromerzeuger — Leitungs- und Akkunmlatorenbetrieh — Die Umkehrung des Motors hei Haupt- und Nebenschluss — Zuriickgewinnung der Arbeit — Arbeitsersparniss infolge der Zuriickgewinnung.
119
Erstes Kapitel.
Die Bahnwiderstände. Widerstand auf der graden Strecke — Kurvenwiderstand — Steigungen — Gefälle — Beschleunigung — Empirische Bestimmung des Zugkoefficienten.
Während ein elektrischer Motorwagen eine gewisse Strecke zurücklegt, wird der Leitung oder der mitgeführten Akkumulatorenbatterie ein grösserer oder geringerer Betrag elektrischer Arbeit entnommen. Von dieser Arbeit geht ein Theil bereits im Motor und im Getriebe verloren; er wird direkt oder indirekt in Wärme umgesetzt. Der zweite Theil kommt an den Laufrädern zur Geltung und wird zur Fortbewegung des Fahrzeuges verwendet. Dieser letztere Theil — die Nutzarbeit — steht in einem nahezu festen Verhältniss zur aufgenommenen Arbeit, d. h. der totale Wirkungsgrad des Wagens ist nahezu konstant. Die am Radumfang zur Geltung kommende Nutzarbeit wird verbraucht: 1. auf Ueberwindung der Bahnwiderstände, 2. auf theilweise Ueberwindung der Schwerkraft, beim Fahren auf Steigungen, 3. auf Erhöhung der lebendigen Kraft bei Steigerung der Fahrgeschwindigkeit. Im ersten Falle ist der Arbeitsverbrauch stets positiv. In den beiden anderen Fällen kann er auch negativ sein; es kann also ein Arbeitsgewinn eintreten, und zwar beim Fahren R a s c h , Regelung der Motoren etc
1
2
Erstes Kapitel.
auf einem Gefälle sowohl, als auch beim Vermindern der lebendigen Kraft (Bremsen). Arbeit ist das Produkt aus Kraft und Weg. Dividiren wir also den nutzbaren Arbeitsaufwand durch den zurückgelegten Weg, so ist das Ergebniss eine gewisse Kraft, die wir Zugkraft nennen. War der Arbeitsverbrauch für die Wegeinheit während der ganzen Bewegung derselbe, so haben wir eine konstante Zugkraft; andernfalls liefert uns die genannte Division den mittleren Werth der Zugkraft. Unter Bahnwiderständen wollen wir alle sich der Bewegung des Wagens oder Zuges widersetzenden Kräfte verstehen. Wir können dieselben eintheilen in: 1. Widerstände auf der graden Strecke und 2. Widerstände in Kurven. Die ersteren sind theils unabhängig von der Fahrgeschwindigkeit, tlieils dem Quadrate derselben proportional. Unabhängig von der Geschwindigkeit sind die widerstehenden Kräfte der Zapfen- und Schienenreibung. Erstere sind dem Gewicht des besetzten Wagens ausschliesslich der Räder, letztere dem Totalgewicht desselben, also einschliesslich der Räder proportional. Versteht man unter G, in Tonnen gemessen, das Gewicht des vollbesetzten Wagens, unter Q das der Räder allein, so lässt sich die Zapfenreibung darstellen durch den Ausdruck: y . (G — Q) die Schienenreibung durch: b . G, wo y und ! I allein ! i 1 1
B. Ausschalter 1 allein
0
5
= 8,33,
Wj + W. + W, = 5,58.
Serien-Parallelschaltung.
79
Bei normalem Betrieb wird dann allerdings im ersten Augenblick ein Strom von nur: 500 ^ 8 + 2^2,75" =
45,1
Ampère
entstehen; wir wollen jedoch annehmen, dass auch dieser genüge. Somit ist die Summe der drei Widerstände gegeben, während im übrigen nichts über die einzelnen Werthe festliegt. Ein Blick auf die vorstehende Tabelle zeigt uns aber, dass der Widerstand W 3 eine besondere Rolle spielt, da er in Schaltung 5 und den beiden in ihrer Wirkung identischen Schaltungen 6 und 7 auftritt. Denken wir uns die jeder Schaltung entsprechende Kurve der Umdrehungszahl als Funktion der Stromstärke in der Art wie in Fig. 13 aufgezeichnet, so können wir sagen, dass, wie auch Wg gewählt werden möge, die Kurve 6 unter der Kurve 5 liegen muss; denn bei gleicher Stromstärke im einzelnen Motor ist der Verlust in W 3 bei Schaltung 6 doppelt so gross, die elektromotorische Gegenkraft also geringer. Trotzdem wird beim Uebergang von 5 auf 6 die Geschwindigkeit steigen, weil in letzterer Schaltung beide Motoren zusammen arbeiten und auf jeden somit nur die halbe Zugkraft entfällt. Die P- und die S-Kurve der Fig. 13 entsprechen jetzt den Schaltungen 8 und 4. Nehmen wir ein Drehmoment von 21 mkg pro Motor, so geht aus Fig. 13 hervor, dass J4 == J 8 = 20 Ampère sein muss. In Schaltung 5 muss unter gleichen Verhältnissen der eine Motor 2 X 21 = 42 mkg leisten und braucht dazu gemäss der unteren Kurve Fig. 13 : 31,8 Ampère. In Schaltung 6 entfällt auf jeden Motor wieder ein Drehmoment von 21 mkg und eine Stromstärke von 20 Ampère. Wir entnehmen die Umdrehungszahlen U4 und Us gleich 275 bezw. 405 Umdrehungen pro Minute aus den Kurven und wollen uns nun die Aufgabe stellen, den Widerstand W 3 so zu bestimmen, dass unter den angenommenen Verhältnissen beim Uebergang von 4 auf 5, 6/7 und 8 eine möglichst gleichmässige Steigerung der Geschwindigkeit eintritt, d. h. dass U6 etwa 318 und U6 etwa 361 wird. Durch Ein-
Fünftes Kapitel.
80
Setzung der früher gegebenen Konstanten in die Gleichungen (1) und (4) findet sich: U = 3,18 • 10« • | und D = 0,306 J • N • 10" 6 , also: U = 0,974 ^ - J . Nun ist aber: E5 = 500 — (W8 + 2,75) • JB - 413 — 31,8 W8 und: E6 = 500 — 2 • W8 • J8 — 2,75 JÄ = 445 — 40,0 W8. Natürlich können die beiden Bedingungen U5 = 318 und U e = 361 mit einem Werth W8 nicht streng erfüllt werden, dagegen ist es leicht, W8 so zu bestimmen, dass die Abweichungen von den erwünschten Geschwindigkeiten thunlichst gering werden. Es tritt dies ein bei Wg = 0,64 Ohm. Alsdann wird U5 — 290 und Ue = 380 Umdrehungen pro Minute. Es bleiben noch Wx und W2 zu bestimmen. Diese Widerstände sind jedoch nur zum Anfahren erforderlich und können daher nach den im vierten Kapitel gegebenen Gesichtspunkten ermittelt werden. Die Walker-Methode ist auch insofern bemerkenswerth, als überall darauf Bedacht genommen ist, bei Unterbrechung eines Stromkreises den Lichtbogen möglichst zu theilen. So z. B. haben die kleinen Kontaktstücke, welche in Schaltung 5 berührt werden, lediglich den Zweck, bei Aufhebung des Kurzschlusses über den Widerstand W e , welche beim Rückwärtsschalten zwischen 5 und 4 eintritt, den Stromkreis an zwei Stellen zugleich zu unterbrechen. Es ist zwar selbstverständlich, dass der Arbeitsverbrauch pro Wagenkilometer bei Parallelschaltung geringer ist, als bei Serienschaltung, weil im ersteren Fall den Motoren ihre normale Spannung geliefert wird, im letzteren eine unternormale; indessen ist der Unterschied nicht so sehr gross. Die Zeit, welche zum Durchfahren eines Kilometers erforderlich ist, ist offenbar —, in Stunden ausgedrückt.
Somit
Serien-Parallelschaltung.
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V. J ist der Wattstundenverbrauch für 1 Kilometer:'—-—, welcher c Ausdruck dem Werth ^ proportional ist. Nehmen wir z. B. ein Drehungsmoment von 20 mkg pro Motor, so ergiebt dies nach Kurve Fig. 13 jeweils 19 Ampère. Hiermit werden bei Serienschaltung beide Motoren betrieben, während bei Parallelschaltung jeder Motor diese Stromstärke erfordert. Die Umlaufszahlen sind bezw. 180 und 415. Es würde also der Wattverbrauch pro Wagenkilometer proportional sein: 19 2x19 — = 0 , 1 0 6 bezw. ^ - = 0,091, die Parallelschaltung würde also hier 14°/0 weniger Arbeit erfordern. Die Betrachtung hat hier nur den Werth, zu zeigen, dass das Arbeiten mit der Serienschaltung nicht so unwirtschaftlich ist, als man annehmen sollte. In Wirklichkeit sind Zugkraft und Fahrgeschwindigkeit als gegebene Grössen zu betrachten und ist diejenige Schaltung vorzuziehen, welche sich im einzelnen Fall den Verhältnissen am besten anpasst. Bei einem Vergleich zwischen Serienparallelschaltungs- und Widerstandsmethode kann man der ersteren den Vorzug nicht absprechen, dass sie es bei geringen Geschwindigkeiten vermöge der Seriensehaltung ermöglicht, einen Theil der Arbeit, die bei der Widerstandsmethode verschwendet wird, noch nutzbar zu verwenden. Werfen wir einen Blick auf unsere Kurven Fig. 13. Die P-Kurve ist beiden Methoden eigen; die S-Kurve nur der Serien-Parallelschaltung. Liegt also die geforderte Geschwindigkeit für ein gegebenes Drehungsmoment auf der P-Kurve, oder zwischen der P- und S-Kurve, so sind beide Methoden gleichwerthig. Liegt dagegen die geforderte Geschwindigkeit auf oder unter der S-Kurve, so ist die Serien-Parallelschaltung wirthschaftlich im Uebergewicht. Wie weit aber dieses Uebergewicht praktisch in Frage kommt, hängt ganz von den jeweiligen Verhältnissen ab, und B ä s c h , Regelung der Motoren etc.
6
82
Fünftes Kapitel.
kann dalier nur von Fall zu Fall untersucht werden. Wir wollen einen solchen Fall behandeln. Eine Bahnstrecke möge in 5 Abtheilungen von verschiedener Länge und verschiedenen Betriebsverhältnissen zerfallen. Zu einem guten Ueberblick gelangt man, wenn man die Betriebsverhältnisse auf den verschiedenen Theilstrecken etwa in folgender Weise tabellarisch ordnet: 1.
2.
3.
Theilstrecke
Länge der Theilstrecke
Steigung in
No.
km
0/100
4. BruttoGewicht des Zuges. Tonnen
5.
6.
ZugErwünschte Geschwindig- koefficient keit. kg pro km/Stden. Tonne.
7. Zugkraft kg
1
2,4
0
12,5
9
12
2
1,5
0
12,5
12
12
150
3
1,9
20
12,5
15
32
400
4
1,2
10
12,5
16
22
280
5
0,8
0
12,5
18
12
150
150
Die in die Kolonnen 1 bis 5 einzutragenden Werthe sind stets gegeben. In Kolonne 6 wird der mutmassliche Zugkoefflcient ermittelt, der mit dem Bruttogewicht (Kol. 4) multiplicirt die Zugkraft (Kol. 7) liefert. Der Zugkoefficient ist hier für die Ebene zu 12 angenommen. Der Einfluss der Kurven ist vernachlässigt. Dieselben bedingen eine vorübergehende Steigerung der Zugkraft, welche einen entsprechenden Rückgang der Geschwindigkeit zur Folge haben muss. Um nun unsere P- und S-Kurven benützen zu können, geben wir denselben am einfachsten noch zwei Massstäbe bei, und zwar einen für die Fahrgeschwindigkeit, den wir aus der Beziehung: _ 2jtRU 60 C _ 1000 - v
finden und einen zweiten für die Zugkraft, aus der Beziehung:
Seri en-Parallelschaltung.
83
Für die angenommenen Verhältnisse ergiebt sich, dass 700 Umdrehungen 21 km pro Stunde entsprechen, ferner entfällt mit hinreichender Genauigkeit ein Drehungsmoment von 1 mkg auf je 10 kg Zugkraft. Die Massstäbe gestatten uns nun, in die Diagramme Fig. 13 einzugehen. Ein Werthpaar der Kolonne 5 und 7 unserer Tabelle wird uns im Diagramm stets zwei Punkte liefern und zwar einen für den Fall, dass die ganze Zugkraft von einem Motor geleistet wird, den anderen, falls sie auf beide Motoren vertheilt ist. Diese Punkte sind mit den Bezeichnungen I und II in das Diagramm (Fig. 17) eingezeichnet,
IO
20
30
to
SO^hnjière,
Fig. 17.
dessen Kurven aus der Fig. 13 ohne Aenderung des Massstabes entnommen sind. Ein Index mit arabischer Ziffer weist auf die Nummer der Theilstrecke unserer Tabelle hin. Nehmen wir nun an, dass die in Kolonne 5 jener Tabelle gegebenen erwünschten Geschwindigkeiten gleichzeitig als die durch polizeiliche Vorschriften geregelten oberen Grenzen der Geschwindigkeiten auf den betreffenden Strecken anzusehen seien, so können wir nur nach unten von denselben abgehen. Bezüglich der oberhalb der P-Kurve liegenden Punkte ist überhaupt nur ein Abgehen nach unten möglich. Für diese ergiebt sich auch die Nothwendigkeit, mit zwei Motoren zu
Fünftes Kapitel.
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fahren, weil man mit einem Motor den erwünschten Geschwindigkeiten noch weniger nahe kommen könnte. Die entsprechenden erreichbaren Geschwindigkeiten ergeben sich aus den Ordinaten derjenigen Punkte der P-Kurve, welche mit den eingezeichneten Punkten gleiche Abscissen haben. Es ist bereits früher darauf hingewisen worden, dass die reine Serienparallelschaltung bei nur zwei Motoren für den praktischen Gebrauch zu wenig Stufen schafft. Wir müssen also annehmen, dass irgend eine Hilfsmethode, z. B. Widerstandsregelung, nebenher möglich ist, mit anderen Worten, dass noch eine mehr oder weniger grosse Schaar von Kurven zwischen der P- und S-Kurve liege. Eine davon möge entweder genau, durch den Punkt I 2 gehen, oder doch nicht wesentlich unter demselben vorbeilaufen. Dann erweist es sich als vortheilhaft, auf der Theilstrecke 2 mit einem Motor zu fahren, da alsdann nur 1 x 1 6 gegen 2 x 1 0 Ampère bei gleicher Geschwindigkeit verbraucht werden. Für die Strecke 1 endlich liegt der Punkt II 1 so nahe in der S-Kurve, dass hier vortheilhaft mit Serienschaltung gearbeitet werden kann. Die nachfolgende Tabelle, welche als Fortsetzung der ersten gedacht, und deshalb mit fortlaufenden Kolonnennummern versehen ist, enthält in Kolonne 8—11 die aus den Kurven entnommenen Angaben über erreichbare Geschwindigkeit, Schaltung, Zahl der jeweils arbeitenden Motoren und Stromverbrauch. Dann folgt die aus Streckenlänge und Geschwindigkeit berechnete Fahrzeit einer Theilstrecke, endlich die Zahl der Ampèrestunden pro Theilstrecke, deren Summe den Wert 13,84 liefert. 1.
8.
Erreichbare Theil- Geschwinstrecke. digkeit. No.
km/Stde.
1 2 3 4 5
9 12 12,5 14,3 18,2
9.
10.
11.
12.
13.
Schaltang
Zahl der arbeitenden Motoren.
Stromverbrauch.
Fahrzeit.
Ampè'reStunden.
Ampère.
Stunden.
2 1 2 2 2
1x10 1x16 2x19 2x15 2x10
0,267 0,125 0,152 0,084 0,044
s p p p
P
2,67 2,00 5,77 2,52 0,88
Serien-Parallelschaltung.
85
Es ergiebt sich also bei 500 Volt ein Arbeitsverbrauch von 13,84
500 " iööö =
6,92
Kilowattstunden
>
d. i. 890 Wattstunden pro Wagenkilometer bei einer mittleren Fahrgeschwindigkeit von 11,6 km pro Stunde. Wir haben oben bereits gesehen, dass ein Uebergewicht der Serienparallelschaltung gegenüber der Widerstandsregelung nur da zu suchen ist, wo die Serienschaltung angewandt werden kann, d. i. hier auf Theilstrecke 1. Besteht bei Widerstandsregelung die Möglichkeit, mit einem Motor zu fahren, so würden auf Theilstrecke 1 hier 16 statt 2 x 1 0 Ampère die erforderliche Zugkraft liefern, während die natürliche Fahrgeschwindigkeit alsdann durch Vorschaltewiderstand ermässigt werden müsste. Der Mehrverbrauch würde 6 X 0,267 = 1,6 Ampèrestunden oder ll 1 ^ 0 /,, betragen. Falls aber die Anordnung des Keglers, wie das häufig der Fall ist, das Fahren mit einem Motor nicht gestattet, so erhöht sich der Verbrauch auf Strecke 1 und 2 um weitere 1,57 Ampèrestunden, so dass also gegenüber der Serien-Parallelschaltungsmethode ein im ganzen um 23 °/0 höherer Arbeitsverbrauch zu gewärtigen ist. Im obigen Beispiel sind natürlich kleinere Abweichungen von den angenommenen Verhältnissen unberücksichtigt geblieben, was aber am Ergebniss wenig ausmacht. Wenn z. B. auf Strecke 5 ein Theil von km Länge infolge von Steigungen oder Kurven statt 150 kg 400 kg Zugkraft erfordert, also 200 kg pro Motor, so wird diese Strecke natürlich nur mit einer Geschwindigkeit von 13,1 km/Stde. durchfahren werden können, während für die übrigen L — L t km eine Fahrgeschwindigkeit von 18 km/Stde. ermöglicht ist. Die ganze Fahrzeit wird dann: L-L 18
t
L, __ L "r" 13,1
0,374 L t 18
die mittlere Geschwindigkeit c m ist aber: L T
L 18 L -(-0,374 Lx
18 3 1+0> 74
i L
86
Fünftes Kapitel.
Wenn nun selbst 15 °/0 von L ist, so wird die mittlere Geschwindigkeit von 18 auf 17 km/Stde. zurückgehen, also das Ergebniss der Rechnung nur unbedeutend beeinflusst werden. Ein derartiges, willkürlich herausgegriffenes, Beispiel kann und soll nicht die Frage, welches ist das beste von beiden Systemen, endgültig entscheiden. Der Verfasser steht hier, wie in anderen Fragen der Elektrotechnik, auf dem Standpunkt, dass es ein System, welches unter allen Umständen als das beste hingestellt werden kann, nicht giebt. In einzelnen Fällen passt sich das eine System den gegebenen Verhältnissen besser an als das andere, in anderen Fällen tritt das Umgekehrte ein. Wir können aber an dem betrachteten Beispiel die allgemeinen Unterschiede zwischen den beiden in Frage stehenden Systemen sehr wohl erkennen. Die Serien-Parallelschaltung ermöglicht auf wirtschaftlichere Weise ein Fahren mit sehr ermässigter Geschwindigkeit. Wo also grosse Unterschiede zwischen den zulässigen Fahrgeschwindigkeiten bestehen und dabei die mit ermässigter Geschwindigkeit zu durchfahrenden Strecken verhältnissmässig lang sind, wird im allgemeinen diese Methode den Vorzug verdienen. Wo dagegen gleichmässige Betriebsverhältnisse bestehen, also z. B. durchgängig, oder doch vorherrschend Stadtverkehr, da verdient die Widerstandsregelung wegen ihres wesentlich einfacheren Regelungsverfahrens den Vorzug. Der Vergleich dieser beiden Methoden untereinander, sowie mit den noch zu besprechenden, macht eine gewisse Eintheilung der verschiedenen Betriebsverhältnisse wünschenswerth. Wir wollen drei Hauptgruppen bilden: 1. Stadtverkehr. Hierunter wollen wir eine Betriebsart verstehen, bei welcher nur geringe Geschwindigkeitsänderungen eintreten, wie z. B. bei reinen Strassenbahnen. 2. Stadt- und Landverkehr. Hierbei treten grosse Aenderungen der Geschwindigkeit ein, und zwar sind die Strecken, welche mit sehr ermässigter Geschwindigkeit durchfahren werden müssen, verhältnissmässig gross. Derartige Verhältnisse liegen bei einer Bahn vor, welche Stadt, Vor-
Serien-Parallelschaltung.
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Stadt und das freie Land durchläuft. Hierhin gehört das oben betrachtete Beispiel. 3. L a n d v e r k e h r . Hierbei treten gleichfalls grosse Geschwindigkeitsänderungen ein, im wesentlichen aber nur zwischen e i n e r hohen und e i n e r niederen Geschwindigkeit; dabei sind die Strecken, welche mit letzterer zurückzulegen sind, verhältnissmässig kurz, aber doch nicht ganz zu vernachlässigen. Wie ersichtlich, ist bei dieser Eintheilung nicht auf die Höhe der normalen Fahrgeschwindigkeit, wohl aber auf die Veränderungen Rücksicht genommen, denen dieselbe unterworfen sein kann; denn nur die letzteren können für die Wahl der einen oder anderen Regelungsmethode in Betracht kommen. Hiernach werden wir die Widerstandsregelung nur für den Stadtverkehr geeignet finden. Die Serien-Parallelschaltung eignet sich in Verbindung mit einer der später zu beschreibenden Methoden für alle drei Arten, jedoch kann ihr Hauptvorzug, bei ganz geringen Geschwindigkeiten ein ökonomisches Arbeiten zu ermöglichen, im reinen Stadtverkehr nicht ausgenutzt werden. In Verbindung mit Widerstandsregelung (wie beim beschriebenen Walker-System) kann die Serien-Parallelschaltung sehr wohl für die dritte Gruppe in Betracht kommen. Als reine Regelungsmethode kann sie bei zwei Motoren, wegen der grossen Abstufungen, überhaupt nicht, oder nur ganz vereinzelt, Anwendung finden; wohl aber ist sie bei vier Motoren den Anforderungen der letzten Gruppe vollkommen gewachsen. Es sei nur kurz auf die im 3. Kapitel erwähnte Methode der Regelung durch Veränderung der elektromotorischen Kraft des Stromkreises hingewiesen. Derselben ist kein besonderes Kapitel gewidmet, und zwar einmal wegen der immer geringeren praktischen Bedeutung des r e i n e n Akkumulatorenbetriebs, bei welchem die Methode allein anwendbar ist, dann aber auch, weil dieselbe in ihrer Wirkung der Serien-Parallelschaltung ausserordentlich ähnlich ist.
Sechstes Kapitel.
Methode der Nebenschliessung. Die wirksame Windungszahl — Bestimmung des Widerstands der Nebenschliessung — Beispiel — Der Arbeitsverbrauch pro Wagenkilometer — Schaltung der Motoren der Hamburg-Altonaer Zentralbahn — Anwendungsgebiet.
Die im gegenwärtigen und folgenden Kapitel zu beschreibenden Methoden haben das Eine gemeinsam, dass bei beiden das magnetische Feld durch Veränderung der Ampferewindungszahl geregelt wird. Verschieden sind sie nur in der Art, wie sie dieses Ziel erreichen. Die Ampferewindungszahl ist das Produkt aus der Windungszahl der Feldmagnete und der Stärke des erregenden Stromes. Die letztere würde also als neue Variabele in unsere Betrachtungen mit aufzunehmen sein. Um dies zu vermeiden, wollen wir von der Vorstellung ausgehen, dass die Magnetspulen stets vom vollen Ankerstrom durchflössen würden, dass aber nur ein Theil der vorhandenen Windungen thätig wäre. Wir würden also den Begriff der w i r k s a m e n W i n d u n g s z a h l einführen und unter derselben eine Zahl von Windungen verstehen, die, mit dem A n k e r s t r o m multiplicirt, die thatsächlichen Ampferewindungen des Magnetfeldes liefert. Es sei also (Fig. 18) die Erregerspule s mit der wirklichen Windungszahl S von einem Strom J s durchflössen,
Methode der Nebenschliessung.
89
der einen Theil des Ankerstroms J bildet. Die Ampferewindungszahl ist somit: J s S. Die w i r k s a m e W i n d u n g s zahl S' muss, mit dem Ankerstrom J multiplicirt, die thatsächlichen Ampörewindungen ergeben. Es ist also S'. J = S . J s , oder: ü
Bezeichnet nun s den Widerstand der Spule lind w0 den parallel zu schaltenden Regelungswiderstand, so ist: J s . s = (J — J a ) . w 0 , also: _ J3 s
S' s
W o _
S—'S"
Aus der Parallelschaltung resultirt der Widerstand: w0 s W0 + S
= s' .S' S —. '
Bei einem Ankerwiderstand r besitzt der Motor den Gesammtwiderstand: w= H
.
Wo s TT w 0 -j- s
= = r
+
.
s
S' -ob
Hiernach ist also die wirksame Wirkungszahl im allgemeinen kleiner als die wirkliche und höchstens gleich derselben. Der Gesammtwiderstand des Motors wird bei dieser Regelungsmethode mitverändert, aber diese Widerstandsänderung ist nicht das Wesentliche. Nehmen wir die Zahlen des besprochenen Oerlikon-Motors: r = l , l und s== 1,65 an, so ist für: S'
I = l S
: w = 2,75
für: S' 8
= 0,3 : w = 1,60.
90
Sechstes Kapitel.
Nehmen wir in beiden Fällen 25 Ampère Strom an, so verhalten sich die elektromotorischen Gegenkräfte wie: 500 — 25 . 2,75 _ 0,94 500 — 25 . 1,60 1 Die Umlaufszahlen aber, wie wir sehen werden, ungefähr wie 1:2. Die Wirkung liegt also nicht in der Veränderung des Widerstandes, sondern in der Beeinflussung des magnetischen Feldes, und die Methode kann somit berechtigterweise nicht als Widerstandsmethode bezeichnet werden. Nach der Definition der natürlichen Geschwindigkeit, ist diese die niedrigste, die bei der Methode erreicht werden kann, denn wir können, wenn wir von der natürlichen Geschwindigkeit abgehen, das magnetische Feld nur schwächen, nicht stärken. Wir müssen also, um den Boden für einen Vergleich mit den bereits besprochenen Methoden zu finden, die Voraussetzung machen, dass das Uebersetzungsverhältniss grösser sei als bei jenen. Zeichnen wir zunächst die Kurve P P der Fig. 13 in der bereits früher angedeuteten Weise um, dass die Drehungsmomente Abscissen und die Geschwindigkeiten Ordinaten werden. Die Stromstärken werden durch an den entsprechenden Punkten eingeschriebene Zahlen gekennzeichnet. Wir wollen dann noch auf Grund der oben auf S. 57 angenommenen Werthe für Uebersetzungsverhältniss und Laufradhalbmesser die Geschwindigkeiten in km/Stde. und die Zugkräfte am Kadumfang in kg ermitteln. Hierbei wollen wir den Wirkungsgrad r\ konstant und zu 0,8 annehmen, was natürlich der Wirklichkeit nicht ganz entspricht, für das Ergebniss unserer Vergleiche aber ohne grosse Bedeutung ist. Wir erhalten dann die in Fig. 19 (a. f. S.) mit P P bezeichnete Kurve, welche der Kürze halber auch fernerhin P-Kurve heissen möge, es ist die Kurve der natürlichen Geschwindigkeit für das Uebersetzungsverhältniss 1: 4,75. Es handelt sich nun darum, durch Abänderung des letzteren eine Kurve zu erhalten, welche u n t e r der P-Kurve liegt, damit die Veränderung der wirksamen Windungszahl, die nur S t e i g e r u n g der Geschwindigkeit zur Folge haben kann, uns wieder in dasselbe Arbeitsfeld führt, wie früher.
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Methode der Nebenschliessung.
Betrachten wir nun die früher aufgestellten Formeln für die Geschwindigkeit: c = = 0 )
377^ v
und für die Zugkraft:
so finden wir, dass sich bei Aenderung des Uebersetzungsverhältnisses 1 : v die Geschwindigkeit im umgekehrten, die Zugkraft im direkten Verhältniss, wie jenes ändert. Xm/Stdj.
100
200
300
wo
500
eoo
700
soo
900
ioooltg
Fig. 19.
Versuchsweise wollen wir das neue Uebersetzungsverhältniss 1 : 7 wählen. Wir haben also die Ordinaten der P-Kurve im Verhältniss 4 , 7 5 : 7 zu verkleinern, die Abscissen dagegen im Verhältniss 7 : 4,75 zu vergrössern. Das Ergebniss ist die mit W — W bezeichnete Kurve, sie ist die Kurve der natürlichen Geschwindigkeit für das neue Uebersetzungsverhältniss. Weiterhin ist in der Figur die Kurve S S gestrichelt angegeben ; d. i. die Kurve der Serienschaltung (Fig. 13) mit den neuen Abscissen und entsprechenden Massstäben, aber mit dem alten Uebersetzungsverhältniss. Wie ersichtlich, liegt die W-Kurve bei der getroffenen Wahl des Uebersetzungsverhältnisses bedeutend ü b e r der S-Kurve. Das ist aber
Sechstes Kapitel.
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kein Fehler, sondern ein Vortheil, denn die mit der Serienschaltung erzielten Geschwindigkeiten liegen im allgemeinen zu tief. Wir haben bei der Behandlung des Beispiels im vorigen Kapitel gesehen, dass wir die Serienschaltung nur auf einer der fünf Strecken gebrauchen konnten, weil die zu erzielenden Geschwindigkeiten für die übrigen nicht ausreichten. Ausserdem können wir den Anlasswiderstand doch nicht entbehren. Die w-Kurve braucht also nicht zu tief zu liegen, wenn sie nur so tief ist, dass der Anlasswiderstand bei der kleinsten, im normalen Betrieb vorkommenden Geschwindigkeit' entbehrlich ist. Wir wollen also die getroffene Wahl beibehalten und haben uns noch zu überlegen, wieweit wir mit der wirksamen Windungszahl herunter zu gehen haben. Für die W-Kurve ist die wirksame gleich der vollen Windungszahl; wenn wir nun die wirksame Windungszahl ermässigen, sei es durch Parallelschaltung von Widerstand oder durch Untertheilung und Umschaltung der Spulen, so erhalten wir eine weitere Kurve, die sich über die W-Kurve lagert. Wir werden unserem Zwecke vollkommen entsprechen, wenn wir anstreben, dass diese zweite Kurve möglichst nahe der P-Kurve zu liegen kommt. Um letzteres zu erzielen, beachten wir, dass bei gleichbleibender Stromstärke und Ermässigung der Windungszahl g im Verhältniss Zugkraft und Geschwindigkeit sich in einS fachen Verhältnissen verschieben. Es wird:
c^ ^ E j Nj Oi
E
i
N a'
Hierbei ist:
Ei
y_j(r
+ s)
Methode der Nebenschliessung.
93
wofür wir bei: J = 25 Ampère und den im übrigen bekannten Werthen von V, r und s schreiben können 1,095-0,095 | . S' S' Die Ampère-Windungszahl ist 25X640 - == 16 000 • - , D S woraus mit Hilfe der Charakteristik die Werthe von N" zu finden sind. Wir entnehmen der Charakteristik : N t = 4,0.10®, ferner der W-Kurve für 25 Ampère: Zx = 470 kg und c 1 = 7,0 km pro Stunde. Wir wollen nun folgende 3 Werthe ausprobiren:
= 0,7
II
U2\ rJl
I
Ampèrewindungen == daher n 2 == somit C2 == und =
11200 3,33.10« 8,6 395
II
III
0,6
0,5
9600 3,06.10 6 9,4 363
8000 2,74.10« 10,6 325.
Die entsprechenden Punkte sind mit den Bezeichnungen I, II und III in das Diagramm eingetragen, und wir erkennen S' zugleich, dass ein befriedigender Werth von — zwischen 0,5 S und 0,6 liegen dürfte. Wählen wir den ersteren, um den Arbeitsbereich etwas grösser zu gestalten. Das Ergebniss ist die mit W' — W' bezeichnete Kurve, welche mit der W-Kurve in eine neue Figur (20) (a. f. S.) einzutragen ist. Sie liegt etwas oberhalb derP-Kurve; wir hätten auch genaue Deckung beider Kurven (etwa mit dem Werth S' — = 0 , 5 6 ) erhalten können; indessen kommt es darauf hier ö nicht an. Wir haben nun noch zwei Fragen zu entscheiden, nämlich, wie ist der Anlasswiderstand zu bemessen, und wie unter-
Sechstes Kapitel.
94
theilen wir den der Magnetbewicklung parallel zu schaltenden Regelungswiderstand? Bezüglich beider Fragen wollen wir die Aufgabe ähnlich behandeln wie im 4. Kapitel. Wir haben dort zwei Punkte A und B festgelegt; ersterer entsprach dem Zustand des Anfahrens, Letzterer dem des Vollbetriebs. Wir wollen den Punkt B auf der W'-Kurve bei 18 km/Stde. annehmen. Es findet sich Z = 95 kg und die Stromstärke etwa 12 Ampère. Für den Punkt A war das Drehmoment des Ankers 77 mkg (vergi. Fig. 10). Würden wir jetzt den Ankerwiderstand so bemessen, dass wir im ersten Augenblick das gleiche Drehungsmoment hätten, so würde, JCm/Std,.
.B JU
V 10 1
N
F '* \ .f. \
N
\
so
TV-
P
LJyJ 100
200
300
WO
SOO
600
700
800
900
lOOoTijf.
Ìig. 20.
wegen des veränderten Uebersetzungsverhältnisses die Zugkraft am Radumfang grösser werden. Dem Drehmoment von 77 mkg entsprach dort eine Zugkraft von: 0,8.4,75.77 0,375
:780 kg.
Die gleiche Zugkraft dürfte auch hier genügen, d. h. es wird ein Drehungsmoment von nur: 77
4,75 7
^ 52,2 mkg erforderlich.
Methode der Nebenschaltung.
95
Ein Blick auf Fig. 10 belehrt uns, dass wir dieses Drehungsmoment mit etwa 37 Ampère Anlassstrom erreichen können. Damit ist der Anlasswiderstand bestimmt; denn es muss : W0 + W = ^ = 13,5 Ohm sein, Oi da W = 2,75 ist, so folgt W 0 = 10,75 Ohm. Der Punkt A liegt also auf der Abscissenaxe bei 780 kg. Den erwünschten Verlauf der Geschwindigkeit beim Anfahren und im normalen Betriebe stellt dann eine Kurve dar, welche die Punkte A und B verbindet. Es fragt sich, wo soll diese Kurve die W-Kurve überschreiten? Das ganze Feld unterhalb der W-Kurve stellt Zustände dar, welche nur mit Hilfe des Vorschaltewiderstands erzielt werden können, d. h. auf mehr oder weniger unwirtschaftliche Weise, je nachdem der betreffende Zustand länger oder kürzer anhält. Die Zustände zwischen der W-Kurve und der W'-Kurve dagegen sind auf wirtschaftlichere Weise zu erreichen. Nun werden Geschwindigkeiten von weniger als 8 km/Stde. im normalen Betrieb kaum vorkommen; es sei denn, dass grössere Steigungen oder kleinere Kurvenradien vorliegen, die also zugleich eine grössere Zugkraft bedingen. Bei einer Zugkraft von 300 kg pro Motor wird aber die Geschwindigkeit von 8 km kaum unterschritten werden. Es wird also unseren Ansprüchen jedenfalls Genüge geleistet werden, Wenn die einzuzeichnende Kurve und die W-Kurve sich etwa an der Stelle C (Z = 325; c = 8,0) schneiden. Lassen wir also unsere Kurve die Punkte A, C und B verbinden. Für den Zustand des Anfahrens dürften 3 Stufen reichlich genügen. Theilen wir also den Zweig A C in drei Theile von annähernd gleicher Bogenlänge, so erhalten wir die Zwischenpunkte D und E mit den Zugkräften 620 und 450 und den Geschwindigkeiten 2,0 und 5,0. Es ist die Aufgabe, die entsprechenden Werthe des Widerstands zu ermitteln. In manchen Fällen ist es wünschenswerth, die Charakteristik durch einen einfachen, wenn auch nicht mathematisch
Sechstes Kapitel.
96
genauen, analytischen Ausdruck darzustellen. Das graphische Verfahren ist zwar instruktiv, setzt aber, wenn es zu praktischen Rechnungen verwendet werden soll, einen häufigeren Gebrauch voraus. Nun giebt in unserem Falle die Fröhlichsche Hyperbelformel die Charakteristik mit einer grösseren Genauigkeit wieder, als für unsere Zwecke erforderlich wäre. Wir können die Formel: "/H-S'.J in welcher a und ß Konstanten sind, hier anwenden. Wir wollen sie in der Form:
N
S ' •TJ a •— S
S
+
S
J
schreiben, wo S = 640 die wirkliche Windungszahl ist. S' — ist für den Zweig AC gleich 1. Ferner ist mit hinreichenS der Genauigkeit: a = 7 . 1 0 6 und | = 19,1. J. N Da nun Z = —j—, so ist auch
k S
j
s + s
J
y
Für den Punkt C ist (vergl. Kurve W Fig. 20) Z = 325 und J = ~ 2 1 . Es folgt also
^ = 29,7.
Methode der Nebensehliessung.
97
Mit Hilfe dieses Werthes lassen sich aus den Zugkräften 620 und 450 kg für die Punkte D und E die Stromstärken ermitteln, welche sich zu etwa 33 und 26 Ampère ergeben. Setzen wir nun:
so findet sich b aus den für den Punkt C bekannten bezw. leicht zu ermittelnden Werthen: c = 8,0; N = 3,66 .10® und E = 500 — 2,75 . 21 = 442 zu b = 6,61.10 4 . Es ist nun einfach, für die Punkte D und E zunächst die elektromotorischen Gegenkräfte und dann die Widerstände zu ermitteln, welch letztere sich ergeben: Für D zu ca. 11 Ohm ,. E „ ca. 7 Darnach könnten also die Abstufungen des im ganzen 13,5 Ohm messenden Gesammtwiderstandes eingerichtet werden, d. h. dem Eigenwiderstand des Motors wären zuzuschalten: bei A: 10,75, bei D: 8,25, bei E: 4,25 und bei C: 0 Ohm. Bezüglich des Zweiges CB gelten dieselben Ausdrücke, S' nur ist jetzt — die gesuchte Grösse. S Setzen wir:
so können wir folgende Gleichungen aufstellen:
Z =
7?
R a s c l i , Regelung dei-Motoren ctc.
und
Sechstes Kapitel.
98
Die elektromotorische Gegenkraft ist hier auch eine Funktion des Werthes x. Es ist: E = V — J (r + s . x). Nun ist aber für den Punkt C: J = 21 und x = l , für B dagegen J ungefähr 12 und x = 0,5. Es liegt also E zwischen den Grenzen: 442 und 477, zwei Werthen, welche nur um 7°/ 0 auseinandergehen. Wir können also keinen grossen Fehler machen, wenn wir ein gleichmässiges Anwachsen der elektromotorischen Gegenkraft von Stufe zu Stufe annehmen. Bezüglich der Zahl der Stufen sind wir an keine obere Grenze gebunden. Je mehr Stufen wir haben, um so besser können wir uns den jeweiligen Betriebsverhältnissen anpassen; denn jede Stufe des Regelungswiderstandes liefert eine Kurve, die sich alle zwischen die W-Kurve und die W'-Kurve, also in das Arbeitsfeld hineinlagern. Wir wollen hier 8 Stufen annehmen, haben also zunächst 7 Punkte F bis M auf der Kurve CB aufzusuchen, welche dieselbe in 8 Theile annähernd gleicher Bogenlänge thoilen. Jeder Punkt liefert ein Werthpaar von Z und c. Wie oben bereits besprochen, wollen wir annehmen, die elektromotorische Gegenkraft wachse von Punkt zu Punkt gleichmässig, also um ca. 4 Volt. Dann haben wir folgende Werthe: C Z: 325 c: 8,0 E: 442
F G H J K L M B 285 250 214 183 155 129 104 95 9,1 10,2 11,4 12,6 14,0 15,2 16,5 18,0 446 451 455 459 464 468 473 477
Es ist nun sehr einfach, mit Hilfe der zweiten Gleichung S' x . J, dann aus der ersten J und schliesslich x = — zu erS mittein. Letzteres ergiebt sich, wie folgt: C S' o
F
G
H
J
K
L
M
B
1,00 0,79 0,67 0,60 0,55 0,52 0,52 0,51 0,50
woraus für s = 1,65 der parallel zu schaltende Widerstand sich nach Seite 89 folgendermassen ergiebt: ~ 6,2
3,35 2,07 2,07 2,02 1,79 1,79 1,72 1,65
Methode der Nebenschliessung.
99
Wir haben Seite 81 den Wattstunden verbrauch pro WagenVJ kilometer zu — ermittelt. Nehmen wir beispielsweise eine c Zugkraft von 210 kg, so liefert die W-Kurve c = 9,6 km/Stde. und J = 15 Ampère; dagegen die W'-Kurve c = 12,7 km/Stde. und J = 20 Ampère. Im ersteren Falle wird also der Wattstundenverbrauch pro Wagenkilometer: 500 . 1 5 500 . 20 = 780, im zweiten = 787 Wattstunden. 9,6 ' 12,7 Nehmen wir noch ein Beispiel für grössere Zugkräfte, etwa von 470 kg: VJ J = 25 : — = 1785 Wattstunden. c VJ W'-Kurve : c = 8,9 ; J = 32 ; — = 1900 Wattstunden. c W-Kurve:c=7;
Die Unterschiede sind so unbedeutend, dass wir sagen können, der Arbeitsverbrauch pro Wagenkilometer ist für das ganze Arbeitsfeld der Motoren derselbe. Die Motoren arbeiten also zwischen der W- und W'-Kurve gleich wirthschaftlich, während natürlich unterhalb der W-Kurve die Arbeitsweise eine unwirtschaftlichere sein muss. Wollten wir das oben Seite 82 durchgeführte Beispiel auch auf den gegenwärtigen Fall anwenden, so würde das Ergebniss zum Nachtheil der soeben besprochenen Methode ausfallen, da keiner der dort angenommenen Zustände in das eigentliche Arbeitsfeld, d. h. zwischen die Kurven fällt. Es handelte sich aber auch dort um eine Bahn, bei der fast ein Drittel der Strecke mit halber Geschwindigkeit zurückzulegen war, ein Fall, für den die Serien-Parallelschaltungsmethode wie keine andere geeignet ist. Ist aber der Betrieb der Bahn ein derartiger, dass zusammengehörige Werthe von Zugkraft und Geschwindigkeit Punkte ergeben, die zwischen der Wund W'-Kurve liegen, so kann, wie uns ein Blick auf unser Diagnmm zeigt, bei der Regelung durch einen Widerstand parallel zur Magnetbewicklung bis 20°/ 0 der für Serienparallelschaltung erforderlichen Arbeit erspart werden. 7*
100
Sechstes Kapitel.
Gegenüber der Serien-Parallelschaltung besitzt die Methode der Nebenschliessung noch den nicht zu unterschätzenden Vorzug wesentlich einfacherer Umschaltevorrichtungen. So kann z. B. ein Umschalter für 2 Stufen des Anlasswiderstands und 5 Stufen des Regelungswiderstands in der einfachen Form hergestellt werden, wie Figur 21 anzeigt. Hier dienen die Kontakte h und i lediglich der Stromunterbrechung
und sind in den gezeichneten 7 Betriebsschaltungen stets verbunden. Im übrigen durchfliesst in Schaltung 1 der Strom den Anker, die Anlasswiderstände W x und W 2 und die Magnetbewicklung, während die Nebenschliessung noch offen ist. Letzterer Zustand bleibt auch in 2 und 3 erhalten, in welchen W t bezw. W x und W 2 kurz geschlossen sind. Schaltung 3 liefert die natürliche Geschwindigkeit, weil hier dem
Methode der Nebenschaltung.
101
Motor seine volle Spannung geboten wird und sein Feld noch nicht geschwächt ist. In Schaltung 4 wird durch Herstellung der Verbindung cd der Nebenschluss zur Magnetbewicklung gebildet, der bis zum Schluss beibehalten bleibt, nur wird der Widerstand dieses Nebenschlusses weiter und weiter abgeschwächt, bis auf den Werth:
wo S' den kleinsten Werth der wirksamen Windungszahl bedeutet. Die Darstellung beschränkt sich der Einfachheit halber auf nur einen Motor. Kommen mehrere Motoren zur Anwendung, so hat man nur die Magnetbewicklungen unter sich und die Anker unter sich parallel zu schalten und die Werthe der Nebenschlusswiderstände entsprechend abzuändern. Es liegt nun der Gedanke nahe, dieselben Widerstände zuerst zum Vorschalten und dann im Nebenschluss zur Magnetbewicklung zu verwenden. Praktische Verwendung hat dieses Princip auf der Hamburg-Altonaer Centraibahn 1 ) gefunden. Fig. 22 stellt die Schaltung eines Wagens dieser Bahn dar, und enthält alle festen, d. h. von der Stellung der Walze unabhängigen, Verbindungen. Die zweipolige (vor und hinter dem Motor mögliche) Unterbrechung ist der Uebersichtlichkeit wegen hier nicht eingezeichnet. Zum Zweck des Anfahrens wird eine Verbindung f e hergestellt, durch welche eine Reihenschaltung der Magnetbewicklungen, Widerstände und Anker erzielt wird. Indem nun nach und nach fd, f c und f b hergestellt werden, werden die Widerstände wx w2 w3 ausgeschaltet und es erreichen die Motoren im letzten Fall (f b) rig ihre natürliche Geschwindigkeit. Während nun die Verbindung f b weiter bestehen bleibt wird zunächst a mit d verbunden. Hierdurch treten die Wider ') Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1897, S. 284.
102
Sechstes Kapitel.
stände w2 und w8 in Parallelschaltung zu den Magnetbewicklungen. Es tritt also eine Verkleinerung der wirksamen Windungszahl ein, und zwar wird: B'-B-
T2 + T 8 , o -
w 2 + W s + S/2
diese Zahl wird dann in der Endstellung abermals vermindert und zwar durch Kurzschliessen von w2, es wird: s' =
s •
Wo
w8+s/2
Die Parallelschaltung der Magnetbewicklungen vereinfacht grade in diesem Falle die Regelung ausserordentlich. Ein Bedenken, das bei oberflächlicherer Betrachtung unwillkürlich kommen muss, nämlich, dass bei ungleicher Beschaffenheit der Magnetbewicklungen eine ungleiche Vertheilung der Belastung auf die beiden Motoren eintreten müsse, schwindet bei eingehenderer Untersuchung. Nehmen wir an, Motor I habe um etwa 5 Procent mehr Windungen auf den Magneten als Motor II, so wird auch der Widerstand seiner Magnetbewicklung annähernd in gleichem Maasse höher sein als beim anderen Motor. Vielleicht auch ist der Widerstand um 6 Procent höher, weil ja mit der Zahl der Windungen auch die mittlere Länge einer Windung wächst. Dann muss aber der Erregerstrom des Motors I Um 6 Procent geringer sein als der des Motors II, und die Ampferewindungen unterscheiden sich nur noch um 1 °/0. Der Einfluss dieses einen Procent auf die Kraftlinienzahlen und durch diese auf die elektromotorischen Gegenkräfte und Ankerströme, ist so unbedeutend, dass er keiner Beachtung verdient. Wenn auch die hier besprochene Parallelschaltung der Magnetbewicklungen und der Anker unter sich die einfachste Regelung ermöglicht, so bleibt doch die damit verbundene gegenseitige Abhängigkeit der Motoren nachtheilig. Eine Stromunterbrechung z. B. in der Magnetbewicklung des Motors I würde das Verschwinden seines Magnetfeldes zur Folge haben. Dann würde aber der Anker dieses Motors einen Kurzschluss
Methode der Nebenschaltung.
103
über dem anderen, ihm parallel geschalteten Motoranker bilden. Die Rücksicht hierauf sollte doch Veranlassung geben, von der einfachsten Anordnung zu Gunsten einer mehr betriebssicheren abzugehen. Zwei doppelpolige Ausschalter, von denen jeder an einem Motor zugleich Magnetbewicklung und Ankerstromkreis unterbrechen kann, werden hierzu übrigens schon genügen. Wir haben oben erkannt, dass das Arbeitsfeld der Methode der Nebenschliessung, wenn man von einer zu weit gehenden Schwächung des Erregerstromes absehen will, kleiner ist als das Arbeitsfeld der Serienparallelschaltungsmethode, dass dagegen innerhalb dieses Arbeitsfeldes jene Methode ein ökonomischeres Arbeiten ermöglicht als diese. Man sollte also die Methode der Nebenschliessung da bevorzugen, wo die Betriebsverhältnisse gleichmässig sind oder doch nur zwischen geringen Grenzen schwanken, das ist also, nach den Bezeichnungen des 5. Kapitels, im Stadtverkehr und im Land verkehr, nicht aber im Stadt- und Landverkehr, wo auf verhältnissmitssig langen Strecken mit sehr geringer Geschwindigkeit gefahren werden muss.
Siebentes Kapitel.
Methode der Magnetumschaltung. System der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft — Berechnung der Werthe der wirksamen Windungszahl und des Widerstands — Eintheilung — Schwierigkeiten — Vor- und Nachtheile gegenüber der Methode der Nebenschliessung.
Für den zweiten Fall der Regelung durch Veränderung der wirksamen Windungszahl haben wir ein vorzügliches Bei-
Fig. 23.
spiel in dem System der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft.1) In Fig. 23 ist dasselbe für einen Motor dargestellt, während *) Vergl. deren Werk: „Elektrische Strassenbahnen" S. 51 und Mertching, Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingenieure 1896. S. 451 ff.
Methode der Magnetnmschaltung.
105
in Wirklichkeit deren zwei zur Verwendung kommen. Die beiden Motoren arbeiten jedoch nur in Parallelschaltung und ist somit die Anwendung auf den Betrieb mit zwei Motoren ausserordentlich einfach; man hat sich nur gleichartige Pole der Spulen direkt miteinander verbunden zu denken. Bei den Ankern müssen wegen der verschiedenen Drehrichtung ungleiche Pole miteinander verbunden sein. Die Magnetbewicklung jedes Motors ist in drei Theile A, B, C zerlegt, deren positive und negative Pole zu den federnden Kontakten -)-A -f-B -j-C und — A — B — C des Geschwindigkeitsreglers führen. Die Pole des Ankers sind mit den Kontakten 1 und 2, die Zuführung mit dem Kontakt R (Rolle) verbunden. Ein Widerstand, der sowohl zum Anfahren, als auch zum Bremsen verwendet wird, ist einerseits mit dem positiven Pol der Spule C, andererseits mit einem weiteren Kontakt W verbunden. Der Umschalter besitzt 8 Stellungen für die normale Fahrt, eine Haltstellung, zwei Bremsstellungen und eine Stellung „Rückwärts", welche in der Figur mit Z k (Zurück) bezeichnet ist. Durch die ersterwähnten 8 Stellungen können, wie leicht ersichtlich, folgende Verbindungen hergestellt werden: Stellung 1.
Rl
W2
^ f A —B
+CW2
^ p B
„
2.
Rl
„
3.
Rl
^CWS
^C+B
„
4.
Rl
:
„
5.
RT
^fcw^ — C+B+A:
6.
Rl
+ C W 2 —C + B + A
7.
Rl
8.
Rl
^ A — B —A!
fCW$
+B+A C
4^ W2+R + A
—B—A-^
Zeichnet man nun den linken Theil der Fig. 23 besonders heraus, so kann man sich leicht durch Herstellung der in obiger Tabelle angegebenen Verbindungen Einblick in die verschiedenen Umschaltungen verschaffen. Z. B. sind in Fig. 24 (a. f. S.) die Verbindungen der Stellung 6 punktirt eingezeichnet.
106
Siebentes Kapitel.
Wie früher, so verstehen wir auch jetzt unter der wirksamen Windungszahl eine Zahl, welche, mit dem Ankerstrom multiplicirt, die thatsächliche Ampferewindungszahl liefert. Es sei S' diese wirksame Windungszahl, J der Ankerstrom, A, B, C die Windungszahlen der drei Spulen und J», Jb, J 0 die in ihnen fliessenden Ströme, so ist allgemein: S' • J • = Ja • A + J b • B + J c • C, daher j
j
j
Ünter r, a, b, c, w0 verstehen wir die Widerstandswerthe des Ankers, der drei Spulen und des Anlass- und Bremswiderstands, während w den ganzen, zwischen Hin- und Rückleitung liegenden Widerstand des Motors bedeuten soll. Tb In den Schaltungen 1 und 2 sind alle drei Spulen, der Anlasswiderstand und der Anker hintereinander geschaltet, also ist hier: V-
I •' Sj-B
Ja
Jb
Je
und sonach: S' = A + B -f C. Der Widerstand ist für Schaltung 1:
Fig. 24.
w = w0 -j- r -f- a -j- b + c,
für Schaltung 2, in welcher der Anlasswiderstand kurz geschlossen ist: w = r-j-a-f-b-|-C' In Schaltung 3 und 4 ist Spule A kurzgeschlossen bezw. ausgeschaltet, B und C sind noch in Reihe. Also: Ja = 0: Jb = J c = J somit: S' = B + C und w = r -)- b -f- c.
Methode der Hagnetumschaltung.
107
In Schaltung 5 finden wir eine Stromverzweigung nach nebenstehender Fig 25. Die beiden parallelgeschalteten Spulen A und B haben zusammen den Widerstand: ab a+ b
Y
und den Spannungsverlust: J•
ab a+ b
jlf .c
welcher den Werthen: J a • a und J b • b gleich sein muss.
Fig. 25.
Somit ist: Ja J
b a + b'
Jb J
a + b'
während J C = J ist. Es ergiebt sich also: bA + aB während: i | w= r+ cA
ab wird. r— a+ b
Da in den Schaltungen 6 und 7 die Spule C kurz geschlossen, bezw. ausgeschaltet ist, so ergeben sich die Werthe aus denen der Schaltung 5 durch Weglassen von C bezw. c. Also: , S =
bA + aB a+ b
w= r ^
ab ¡—• a+ b
Siebentes Kapitel.
108
F ü r Schaltung 8 ist zunächst der Widerstand der drei Spulen zu berechnen. Bezeichnen wir denselben vorübergehend mit w t , so muss sein: Ja • a = J • Jb • b = J • Wj J c • c = J • Wj da ferner: J . + J b + Je = J ist, so folgt: JWj J Wj J Wt J oder: a b ab c a b -f- a c -j- b c
1
F ü r die wirksame Windungszahl: J findet
J
ij
sich zunächst: a
b
c
und hieraus: ö
,
=
Abc + Bac + Cab a b -)- a c + b c
Der Widerstand wird: w = r -4- w. = r +
ab c ab-(-ac-|-l3C
Die erhaltenen Werthe mögen nun zunächst in einer Tabelle zusammengestellt sein: Schaltung:
Wirksame Windlingszahl * Widerstand:
1 A+ B+C
2
3 u. 4
5
+ aB A + B + C B + C bAa + b' ab
6 u. 7 +C
»i + ' + a + b+c r + a + b + cr + b + e r + i + b + C
8
bA+aB Abc + Bac + Cal) a+b ab + ac + be r
j aa +b b
r_t
ak "ab + ac + bc
Methode der Magnetumschaltung.
109
Sehen wir ab von der nur zum Anfahren zu verwendenden Schaltung 1, so verbleiben 5 Schaltungen, von denen jede eine die Beziehungen zwischen Geschwindigkeit und Zugkraft darstellende Kurve liefert. Die wirksame Windungszahl, nimmt von Schaltung 2 gegen Schaltung 8 hin ab. Es wird also die der Schaltung 8 entsprechende Kurve zu oberst, die der Schaltung 2 entsprechende — d. i. die Kurve der natürlichen Geschwindigkeit — zu unterst liegen. Die letztere würde der W-Kurve des vorigen Kapitels entsprechen; erstreben wir also, dass die erstere Kurve mit der W'-Kurve zusammenfällt, so werden wir erreichen, dass das eigentliche Arbeitsfeld auch hier von den beiden Grenzkurven eingeschlossen wird. Nehmen wir den Motor zunächst wie er ist, behalten auch das Uebersetzungsverhältniss, wie es im vorigen Kapitel bestimmt war, bei, so wird die Kurve der Schaltung 2 mit der W-Kurve des vorigen Kapitels identisch sein. Um die gestellte Aufgabe zu lösen, müssten wir also: S8 = 0,5S 2 setzen. S mit einem Index bedeutet hier die einer durch den Index bezeichneten Schaltung zukommende wirksame Windungszahl, welche aus obiger Tabelle zu entnehmen ist. Wollen wir uns auch den Zwischenstufen, deren wir, wie aus der Tabelle hervorgeht, nur 3 bilden können, anpassen, so kommt hinzu:
wobei jeweils:
5 4 = 0,67S 2 5 5 = 0,Ö5S2 Se = 0,52S a S2 = 640 ist.
Diese Aufgabe ist streng mathematisch lösbar und auch wesentlich einfacher, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Wir könnten derselben Genüge leisten, wenn wir dafür sorgten, dass: A = 211 B = 410 C = 19
110
Siebentes Kapitel.
wird, und dabei die Widerstände sich verhalten wie: a : b : c = 1,59 :1 : 15,4, Dass diese Anordnung praktisch unmöglich ist, geht aus folgender Erwägung hervor: Sind Qa, Qb, Qc die Drahtquerschnitte der drei Spulen, so ist: A B C a : b : C = —-: — : —-. Qa Qb Qc Hierbei ist vorausgesetzt, dass die mittlere Länge einer Windung in sämmtlichen Spulen gleich ist; eine Bedingung, die eine gut konstruirte Maschine an sich erfüllt. Bei einer solchen ist der vorhandene Wicklungsraum ganz ausgenutzt, und dann ergiebt sich von selbst, dass die mittlere Länge einer Windung überall dieselbe ist. Hiernach müsste also, damit die obige Bedingung erfüllt werde: Qa: Qb: Qc = 107 : 332 :1 sein. An der grossen Verschiedenheit dieser Zahlen ist zu erkennen, dass die strenge Erfüllung der Bedingungen praktisch nicht möglich ist. Abgesehen von der Möglichkeit, den oben als erwünscht bezeichneten Verhältnissen näher zu kommen, haben wir kein Interesse daran, die Kupferquerschnitte der drei Spulen verschieden gross zu gestalten. Die Stromstärke ist am grössten in den niederen Stufen 1 und 2, Hier sind aber alle Spulen hintereinander geschaltet; führen also denselben Strom. Es müsste somit der schwächste Querschnitt mit Rücksicht auf die zulässige Temperaturerhöhung bemessen sein, d. h. die anderen müssen stärker als eigentlich nothwendig, angelegt werden, also der Wicklungsraum muss grösser werden, sobald man von der Gleichheit der Querschnitte abgeht. Wir wollen also davon absehen, die Lösung der Aufgabe in einer verschiedenartigen Gestaltung der Querschnitte zu suchen. Nehmen wir aber gleiche Drahtstärken an, so vereinfachen sich unsere Ausdrücke ganz wesentlich.
111
Methode der Magneturaschaltnng.
Wir dürfen schreiben: a = A .Q-,
b = B.g;
c = C.ß;
wo Q den Widerstand der mittleren Windung bedeutet. Wie leicht ersichtlich, erhalten wir folgende Werthe für die wirksamen Windungszahlen: 1 In Schaltung:
2
3/4
Windungszahl: A + B + C B + C
j 6/7
5 2AB A + B
1
8
2 AB S ABC A + B A B - f AC + BC
Versuchen wir zunächst mit unseren oben berechneten Werthen: A = 211;
B = 410;
auszukommen, so findet sich: Für Schaltung: 2 3/4 640 429
5 298
C = 19 6/7 279
8 50
Die für 5 und 6/7 erzielten Werthe stimmen zwar schlecht mit den als eiwünscht erkannten überein; aber der Hauptfehler dieser Anordnung ist doch der, dass die wirksame Windungszahl in Schaltung 8 viel zu niedrig ist. Wir könnten anderseits letzteren Werth zu einem Maximum machen, wenn wir A = B = C setzen. Dies Maximum ist aber nur = 1 / 3 der wirklichen Windungszahl; also die Bedingung S8 = 0,5. S2 ist nicht erfüllbar, wenn die Drahtstärken in allen drei Spulen gleich sind. Ausserdem würde sich aber bei Gleichheit der drei Spulen folgende Abnahme der wirksamen Windungszahl ergeben: Schaliung:
2 640
3/4 426
5 426
6/7 213
8 213
d . h. es vürden statt fünf, nur drei Stufen vorhanden sein. Wir nüssen also zulassen, dass S8 kleiner als 213 wird, damit wieder alle fünf Stufen zur Geltung kommen. Aus der ersten Betrachtung über die streng mathematische Behandlung des Falles können wir immerhin entnehmen, dass wir wohl daran thum, B grösser zu wählen, als A und C.
112
Siebentes Kapitel.
Setzen wir A = C und nehmen A < 2 1 3 , so werden wir nach einigen Proben eine passende Wahl finden. Als solche wollen wir: A=190;
B = 260; C = 190 ansehen.
Es ergiebt sich dann: Schaltung:
2 640
3/4 450
5 410
6/7 220
8 209.
Wir haben also an den 213 wirksamen Windungen, welche wir für Stufe 8 im günstigsten Fall hätten erreichen können, möglichst wenig geopfert und doch verhältnissmässig kräftige Abstufungen erzielt. Die Widerstände der Spulen ergeben sich aus folgenden Beziehungen : a -f- b -+- c = s = 1,65 und a : b : c = A : B : C = 190 : 260 : 190, woraus:
a = 0,49 b = 0,67
c = 0,48 Ohm folgt.
Mit Hilfe der S. 108 gegebenen Tabelle ergeben sich die Widerstände wie folgt: Schaltung:
2 2,75
3/4 2,26
5 1,87
6/7 1,38
8 1,28 Ohm.
Wir finden für Schaltung 8 bei Benutzung der früher entwickelten Formeln: Für:
J = 20 25 30 35 40 45 c = 17,5 14,7 12,9 11,6 10,5 9,7 Z = 159 233 315 401 500 602
Ampère, km/Stde. kg
Denken wir uns einzelne dieser Werthe in Figur 20 eingetragen, so werden wir finden, dass die Sg-Kurve, wie wir sie der Kürze halber nennen wollen, weit höher liegt als die W'-Kurve; sie liegt also höher, als für die meisten Zwecke erforderlich ist. Wir haben hier einen grösseren Arbeitsbereich als dort. Es fragt sich, können wir denselben ausnützen, d. h. kommen Geschwindigkeiten und Zugkräfte in Betracht, welche annähernd den Verhältnissen der Sg-Kurve entsprechen?
113
Methode der Magnetumschaltung.
Ist dies nicht der Fall, so müssen wir die Kurve der natürlichen Geschwindigkeit — hier die S 2 -Kurve — tiefer legen und zwar praktischer Weise so tief, dass dann die S g Kurve das thatsächliche Arbeitsfeld nach oben begrenzt. Um mit den früheren Betrachtungen auf gleiche Basis zu kommen, wollen wir anstreben, die S8-Kurve thunlichst mit der W'-Kurve des vorigen Kapitels zusammen fallen zu lassen. Nach einigen leicht anzustellenden Proben wird man zur Ueberzeugung gelangen, dass man dieses Ziel hinreichend genau erreichen kann, wenn man das Uebersetzungsverhältniss 1: 8 (statt 1: 7) wählt und gleichzeitig die Windungszahl um 25 °/ 0 erhöht, also von 640 auf 800. Wir wollen annehmen, das letztere sei möglich ohne Vergrösserung der Maschine, oder diese Vergrösserung sei so unbedeutend, dass sie keinen bemerkbaren Einfluss auf die Charakteristik habe. Die Drahtstärke wollen wir beibehalten, ebenso das Verhältniss der Windungszahlen, so dass also die wirksamen Windungszahlen in sämmtlichen Schaltungen um 25 °/ 0 steigen. Durch die Beibehaltung des Drahtquerschnitts vergrössern wir den Spulenwiderstand und zwar um etwas mehr als 25°/ 0 , weil auch die mittlere Länge einer Windung etwas zunimmt. Rechnen wir aber auch eine Vergrösserung des Spulenwiderstands um 30 °/0, so hat das, besonders bei den hauptsächlich in Betracht kommenden höheren Schaltungen, nur wenig Einfluss auf das Endergebniss. Der Ankerwiderstand von 1,1 Ohm bleibt natürlich ungeändert. Wir erhalten dann folgende Werthe: A = 238;
B = 324;
C = 238 und:
Schaltung:
2
3/4
5
6/7
B
Wirksame Windungszahl:
800
562
512
275
261
Widerstand:
3,25
2,61
2,10
1,46
1,33
Das Ergebniss ist in Fig. 26 (a. f. S.) durch 5 Kurven dargestellt, welche den fünf Schaltungen entsprechen. Was zunächst die Lage der Grenzkurven betrifft, so haben wir die obere so gelegt, dass sie das Arbeitsfeld nach oben R a s c i l , Regelung der Motoren etc.
3
114
Siebentes Kapitel.
begrenzt; sie liegt also passend. Die untere liegt so, dass sie im normalen Betrieb bei niederen Geschwindigkeiten noch recht wohl ausgenutzt werden kann. Sie entspricht ungefähr der Serienschaltungskurve bei Serienparallelschaltung, liegt aber höher als diese, was wir früher bereits einmal als Vortheil erkannt haben. Weniger befriedigend ist die Lage der Zwischenkurven. Km/stä,.
Kilogramm,
-Zugkraft-
Fig. 26.
Anstatt das Arbeitsfeld in vier annähernd gleichmässige Streifen zu zerlegen, liefern sie ziemlich ungleiche Streifen. Hauptsächlich ist der Abstand zwischen S6 und S6/7 zu gross. Es soll nicht behauptet werden, dass die oben getroffene Wahl für die Windungszahlen ABC, durch welche die Lage der Kurven begründet ist, die allein richtige sei. Es ist wohl möglich, dass durch anderweitige Anordnung eine etwas gleich-
Methode der Magnetumschaltung.
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massigere Vertheilung erzielt werden kann. Dagegen ist zu bestreiten, dass damit viel zu erreichen ist, wie aus folgender Betrachtung hervorgeht : Da in den Kurven auch die entsprechenden Stromstärken eingetragen sind, so lassen sich Kurven gleicher Stromstärke leicht darstellen. So z. B. die Kurve für 25 Ampère (Fig. 26). Eine bessere Eintheilung des Arbeitsfeldes würde zweifellos erzielt, wenn man dafür sorgte, dass die Kurve S6/7 durch den Punkt I, die Kurve S5 durch den Punkt II ginge. Erstere müsste also durch Vergrösserung der wirksamen Windungszahl tiefer, letztere durch den umgekehrten Vorgang höher gelegt werden. Die den Punkten I, II entsprechenden Zugkräfte können abgelesen werden, sie betragen 365 und 425 kg. Da nun Zugkraft und Stromstärke bekannt sind, so Iässt sich die zugehörige Kraftlinienzahl nach den Formeln (4) und (5) einfach berechnen. Es findet sich:
N2, = * f ^ - 2 , 8 2 . 106 365
=3,28.10«.
Die Charakteristik liefert: zu Nj = 2,82 .10® : J . S' = 8400 Ampèrewindungen „ „ zu Na = 3 , 2 8 . 1 0 « : J . S ' = 10900 Mit Hilfe von J = 2 5 findet sich: zu I : S ' = 336 Windungen zu II: S' — 436 „ Es soll also Sß/7 == 336 und S6 = 436 ergeben, d. h. Q AD _ _ +
C==436;
2 AR
_
= 336 woraus,
c = 1 0 0 Windungen folgt. Dabei ist A + B + C = 800, also A - f B = 7 0 0 . 8*
116
Siebentes Kapitel.
Letztere Gleichung, in Verbindung mit: Ä+B"
3 3 6
liefert: A = 280, B = 420 oder umgekehrt. Ein grösserer Werth von B ist mit Rücksicht auf Ss/4 vorzuziehen; bleiben wir also bei: A = 2 8 0 ; B = 420. Es findet sich: S3,4 = B + C = 520 und S8 = 1 8 8 .
Wir haben nun folgenden Zustand: Kurve S2 bleibt in ihrer bisherigen Lage, die Kurven S 5 und Sg/7 nehmen den erwünschten Verlauf, d. h. sie gehen durch die Punkte II und I. Die Windungszahl der Schaltung S3/4 hat sich um etwa 8°/0 ermässigt. Dies bedeutet bei den in Betracht kommenden magnetischen Sättigungen eine Steigerung der Geschwindigkeit von etwa 4°/0. Die neue Kurve Ss/4 fällt also ungefähr mit der bisherigen Kurve S6 zusammen. Sie nähert sich somit der n e u e n Kurve S6 mehr, als beabsichtigt war. Am schlimmsten ist aber der Einfluss auf die Kurve S8. Die Windungszahl geht von 261 auf 188 zurück, was ein Ausweichen der Kurve nach oben zur Folge haben muss. Bei 25 Ampère z. B. würde sich die Zugkraft zu 256 kg, und die Fahrgeschwindigkeit zu ca. 13,3 km pro Stunde ergeben. Die Kurve würde also etwa durch den mit III bezeichneten Punkt gehen. Hatte sie nun vorher die obere Grenze des Arbeitsfeldes gebildet, so liegt sie jetzt über demselben, kann also unter gleichen Verhältnissen wie früher nicht mehr ausgenutzt werden. Ist dagegen das Arbeitsfeld so beschaffen, dass die Kurve in ihrer neuen Lage noch brauchbar ist, dann wird immerhin ihr grosser Abstand von der nach unten verschobenen Kurve S6/7 ungünstig in die Wagschale fallen. Es liegt in dieser Regelungsweise begründet, dass irgend eine Abänderung in der Windungszahl der einzelnen Spulen, welche zum Zweck hat, die Kurven S6 und S6/7 einander näher zu
Methode der Magnetumschaltung.
117
bringen, d. i. eine Verkleinerung von 0, zugleich den Abstand zwischen S g und Sßp vergrössern muss. Wir wollen also die Frage, ob vielleicht eine noch befriedigendere Lösung zu finden wäre, fallen lassen, nachdem wir uns überzeugt haben, dass auf keinen Fall viel mehr erreicht werden kann, da Vortheile auf der einen nur durch Nachtheile auf der anderen Seite erkauft werden können. Wir kehren zu der früher getroffenen Wahl zurück und untersuchen zunächst die Abhängigkeit des Arbeitsverbrauchs von der Schaltung. Der Wattstundenverbrauch pro Wagenkilometer ist wie oben? 500 J c Nehmen wir z. B. 270 kg Zugkraft, so haben wir auf der untersten Stufe: J = 15;
c = 7,3,
auf der obersten: Dies ergiebt:
J = 23 und c = 11,6.
1030 bezw. 990 Wattsunden. Wir erkennen also wohl ein Uebergewicht der höheren Schaltungen, da dasselbe jedoch nicht gross ist, so ergiebt sich, dass die Methode auch auf wirthschaftliche Weise das Fahren mit den niederen Stufen ermöglicht. Der Unterschied im Arbeitsverbrauch ist zweifellos viel geringer als bei der Serien-Parallelschaltungsmethode. Von Interesse dürfte weiter ein Vergleich zwischen dieser Methode und der unmittelbar vorher besprochenen mit ihr verwandten Methode der Nebenschliessung sein. S' Letztere gestattet, das Verhältniss — beliebig zu gestalten, b
man kann also grosse und kleine Arbeitsfelder schaffen. Bei der Methode der Magnetumschaltung ist es, wie wir gesehen haben, nur durch praktisch wenig annehmbare Mittel möglich, dieses Verhältniss für die Stufe höchster Geschwindigkeit über
118
Siebentes Kapitel.
1
/ 3 zu bringen. Daher eignet sich diese Methode mehr für grössere als für kleinere Arbeitsfelder, bei welch letzteren leicht entweder die oberste oder die unterste Stufe für den regelmässigen Betrieb unbrauchbar würde. Dann aber ist die Stufenzahl, die ja im ganzen nur 5 beträgt, zu niedrig. Für Stadtbahnen ist also das System weniger geeignet als für die beiden anderen Gruppen. Mit einem der Magnetbewicklung parallelen Widerstand kann man grossen und kleinen Arbeitsfeldern Rechnung tragen, und hat bei letzteren den Vorzug vor der Methode der Magnetumschaltung, dass man alle Stufen benutzen, auch, wenn erwünscht, mehr als fünf Stufen schaffen kann. Bei grossen Arbeitsfeldern, also beim Stadt- und Landverkehr, sowie beim Landverkehr sind die beiden Methoden gleichwerthig. Dass dabei die eine mehr als 5 Abstufungen gestattet, ist nur ein theoretischer Vortheil, da man in ganz wenig Fällen — abgesehen vom Vorschalte-Widerstand — mehr als fünf Stufen nöthig hat. Noch bleibt zu erwähnen, dass die Methode der Magnetumschaltung für höhere Geschwindigkeiten etwas wirthschaftlicher ist als die Methode der Nebenschliessung. Bei gleicher Ermässigung der wirksamen Windungszahl — z. B. auf x/3 — geht der Spulenwiderstand auf 1 / 9 seines ursprünglichen Werthes herunter (vergl.
g
S. 108 für a = b = c = —), während bei der anderen o S' Methode sich der Spulenwiderstand wie das Verhältniss — S
ändert (vergl. Seite 89), also hier nur auf 1 / 8 herabgehen würde. Da nun aber in beiden Fällen der Ankerwiderstand noch hinzukommt, so ist die Ersparniss auf Seiten der Methode der Magnetumschaltung nicht so gross und der Vortheil wird nur nach wenigen Procenten zählen.
Achtes Kapitel.
Elektrische Bremsung. Der Bremsweg — Angenäherte Ermittelung desselben — Beispiel — Tote Geschwindigkeit — Nebenschlussmotoren als Stromerzeuger — Leitungsund Akkumulatorenbetrieb — Die Umkehrung des Motors bei Haupt- und Nebenschluss — Zurückgewinnung der Arbeit — Arbeitsersparniss infolge der Zurückgewinnung.
Die bekannte Thatsache, dass die Dynamomaschine einer elektrischen Beleuchtungsanlage nach Abstellung der Kraftmaschine dann schneller zum Stehen kommt, wenn der Stromkreis, auf den die Maschine gearbeitet hat, geschlossen bleibt, weist daraufhin, dass wir mit den Motoren elektrischer Wagen eine vorzügliche Bremswirkung erzielen können, wenn wir dafür sorgen, dass sie beim Auslaufen einen Stromkreis vorfinden, in den sie elektrische Arbeit abgeben können. Diese abgegebene Arbeit, vermehrt um die inneren Verluste, zehrt an dem Arbeitsvorrath, welchen die lebendige Kraft des Fahrzeuges darstellt, und erschöpft diesen Vorrath also schneller, als wenn derselbe lediglich zur Ueberwindung der Bahnwiderstände verbraucht würde. Bei einem Wagengewicht von G kg und einer Fahrgeschwindigkeit von c m pro sec ist die lebendige Kraft: 2g
• c 8 mkg. g
Ist nun der Bremsweg, d. i. die Strecke, welche der Wagen nach Abstellung der Stromzufuhr noch zurücklegt, s (in m)
120
Achtes Kapitel.
und die Zugkraft am Radumfang Z kg, so wird zur Ueberwindung der Bahnwiderstände die Arbeit Z . s erforderlieh. Die als Dynamomaschine wirkenden Motoren mögen nun W Watt erzeugen. Sie geben dann im Zeitelement dt die elektrische Arbeit Wdt Wattstunden ab und verbrauchen zu diesem Zweck bei einem Gesammtwirkungsgrad f des Wagens: Wdt „T Wattsekunden, oder:
Wdt ! F
, mkg
"
In T Sekunden beträgt diese Arbeit: T
fWdt J I T
, mkg
o
Hiernach ist:
"
G ^ • s ,+ fWdt — c 22= Z 2g ^ J fg o
und der Bremsweg s ist: T
G_ 2g C " 8 =
fWdt J Ig o
z
Bei rein mechanischer Bremsung ist W = 0 dagegen Z bedeutend vergrössert infolge der Reibung der Bremsklötze. Bei elektrischer Bremsung wird der Bremsweg s zunächst dadurch verkleinert, dass der Integralausdruck einen gewissen Werth erreicht, dazu kann aber gleichfalls eine Yergrösserung von Z treten und zwar ohne Anwendung von Bremsklötzen. Es ist nur erforderlich noch eine magnetische Kraftwirkung zu schaffen, indem man, wie z. B. Fischinger,1) den von den ') Fischinger, Elektrotechnische Zeitschrift 1896, S. 206.
Elektrische Bremsung.
121
Motoren erzeugten Strom eine Spule durchfliessen lässt, welche über der Radwelle gelagert ist. Hier tritt ein anderer Arbeitsverbrauch infolge Erzeugung von Wirbelströmen hinzu. Um ein Zahlenbeispiel zu erhalten, wollen wir: G = 10000 kg, c = 4,17 — ( = 1 5 = ^ ) und Z = 1 2 0 k g6 8 ' sec V Stde/ setzen. Die lebendige Kraft ist: 10000- 4,172 2-9,81
: 8850 mkg.
Wenn nun keinerlei elektrische oder magnetische Bremsung angewandt wird, so kommt der Wagen auf der horizontalen graden Strecke nach Zurücklegung von: 8850 s = — = ~ 7 4 m zum Halten. Nehmen wir nun zwei Motoren der früher betrachteten Art von je 121/a Kilowatt normaler Leistung an, und setzen voraus, dass beide während des Bremsens konstant und voll belastet sind, so ist W = 2 X 1 2 5 0 0 = 25000 Watt, f sei 0,7, es ist also: T
[*Wdt /"dt
J fg
= 3640 • T.
Nehmen wir noch eine, wenigstens annähernd gleichmässige Verzögerung an, so ist mit hinreichender Genauigkeit: c s 2— T und somit: 3640T = 1740 • s. Es folgt: Z - s -f 1740-s = 8850
Achtes Kapitel.
122 oder für Z = 1 2 0 k g :
s = 4,76. Wir erkennen, dass das Entnehmen einer grösseren elektrischen Arbeitsmenge aus den Motoren weit wirkungsvoller ist, als eine Vermehrung der widerstehenden Kraft Z; denn eine Verdoppelung derselben bewirkt dieselbe Verkürzung des Bremsweges wie eine Vermehrung der elektrischen Leistung W um nur 7 Procent. Nun ist zwar weder eine Konstanthaltung der elektrischen Leistung W, noch, wie wir sofort erkennen werden, eine Arbeitsentnahme bis zum vollständigen Halten möglich. Beides kann aber dadurch ausgeglichen werden, dass wir keineswegs an die normale Leistung der Maschine als obere Grenze gebunden sind; wir können vielmehr, solange die Geschwindigkeit noch höhere Werthe besitzt, eine wesentliche Steigerung der Stromabgabe eintreten lassen. Die elektromotorische Kraft der Maschine als Stromerzeuger ist bei gleicher Geschwindigkeit und Felderregung annähernd ebenso gross als beim Motor. Die Kraftlinienzahl hängt (wir nehmen zunächst Hauptschlusswicklung an) von der Stromstärke ab, und wir können, solange die Stromstärke nicht ganz wesentlich über den Normalwerth hinausgeht, mit hinreichender Genauigkeit setzen: E=c
dJ
f + J'
wo für unseren Motor f = 19,2 und ö, wenn c in m pro Sekunde gemessen ist, gleich 195 ist. Wir nehmen also vorübergehend auf die Fröhlich'sche Hyperbelformel Bezug. E und J sind aber noch durch die Beziehung E = J - w verknüpft, wo w den Widerstand des Bremsstromkreises bedeutet, also den Eigenwiderstand der Maschine einschliesst. Die Ohm'schen Verluste in der Maschine sind also im Wirkungsgrad £ nicht inbegriffen. Diese beiden Ausdrücke liefern: