Quantifikation in natürlichen Sprachen: zur Semantik und Syntax französischer und deutscher Beschreibungen 3484301325, 9783484301320

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German Pages 204 Year 1983

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Table of contents :
Vorwort
1. Einleitung
1.1. Quantität und traditionelle Grammatik
1.2. Die "quantifiers" in der amerikanischen Literatur von 1965 bis 1972
1.3. Gegenstand und Plan der Arbeit
2. Zur Semantik der Beschreibungen
2.1. Die logische Struktur von Sätzen
2.2. Designierende Syntagmen
2.3. Gesamtheit und Teil
2.4. Zusammenfassung
3. Zur Syntax der Beschreibungen im Französischen und im Deutschen
3.1. Blick auf die Literatur
3.2. Bemerkung zur Methode
3.3. Die Formtypen des Französischen
3.4. Die Formtypen des Deutschen
3.5. Zusammenfassung
4. Schluss
Literatur
Textquellen
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Quantifikation in natürlichen Sprachen: zur Semantik und Syntax französischer und deutscher Beschreibungen
 3484301325, 9783484301320

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Linguistische Arbeiten

132

Herausgegeben von Hans Altmann,, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Therese Flückiger-Studer

Quantifikation in natürlichen Sprachen Zur Semantik und Syntax französischer und deutscher Beschreibungen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1983

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Etiickiger-Stade* Therfee: Quantifikation in natürlichen Sprachen : zur Semantik u. Syntax franz. u. dt. Beschreibungen / Therese Fluckiger-Studer. -Tübingen: Niemeyer, 1983. (Linguistische Arbeiten; 132) NE:GT ISBN 3-484-30132-5

ISSN 0344-6727

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1983 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdruckliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

VII

1.

Einleitung

1

1.1. 1.2.

1

1.3.

Quantität und traditionelle Graitmatik Die "quantifiers" in der amerikanischen Literatur von 1965 bis 1972 Gegenstand und Plan der Arbeit

16

2.

Zur Semantik der Beschreibungen

22

2.1. 2.2. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.4.

Die logische Struktur von Sätzen Designierende Syntagmen Gesamtheit und Teil Bezeichnung einer Gesamtheit Extraktion eines Teils aus einer Gesamtheit Zusammenfassung

22 29 30 33 57 76

3.

Zur Syntax der Beschreibungen im Französischen und im Deutschen

79

3.1. 3.2. 3.3. 3.3.1. 3.3.2. 3.3.3. 3.3.4. 3.4. 3.4.1. 3.4.2. 3.4.3. 3.4.4.

Blick auf die Bemerkung zur Die Formtypen Typus I Typus II Typus III Typus IV Die Formtypen Typus I Typus II Typus III Typus IV

Literatur Methode des Französischen

des Deutschen

5

79 82 84 85 92 116 116 124 125 141 157 161

VI

3.5.

Zusammenfassung

170

4.

Schluss

174

Literatur

184

Textquellen

195

VII

VORWORT

Die vorliegende Untersuchung ist eine leicht gekürzte Fassung meiner Doktorarbeit, die ich im Juni 1981 an der "Facult£ des lettres" der Universität Genf eingereicht und im Dezember desselben Jahres verteidigt habe. An dieser Stelle möchte ich Herrn Prof. Dr. Gottfried Kolde, unter dessen Leitung die Arbeit entstand, für seine Hilfe und die wertvollen Anregungen und Ratschläge/ die er mir in zahlreichen Gesprächen zuteil werden liess, sehr herzlich danken. Zu dem Thema ermutigt hat mich Herr Prof. Dr. Jean Marie Zemb. Ihm sowie den Herren Prof. Dr. Eddy Roulet und Prof. Dr. Bernhard Böschenstein sei für das Interesse, das sie meiner Arbeit stets entgegenbrachten, ebenfalls herzlich gedankt. Schliesslich gilt mein Dank auch all meinen Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunden, die mir im Laufe der vergangenen Jahre mit Rat, Kritik und Anteilnahme zur Seite standen.

1.

EINLEITUNG

1.1.

Quantität und traditionelle Grammatik

Der sprachliche Ausdruck der Quantität ist ein Thema, das die Sprachwissenschaftler während langer Zeit kaum beschäftigt zu haben scheint. Ueber diesen Mangel an Interesse für ein Problem, dem die Logiker ihrerseits seit eh und je grösste Bedeutung zumessen, kann auch die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass man wohl in allen grossen Grammatiken des zwanzigsten Jahrhunderts, sei es für das Deutsche oder für das Französische, manches über sprachliche Phänomene liest, die mit Quantität zu tun haben. Es braucht nicht betont zu werden, dass alle Autoren - unter anderem - Singular und Plural oder die Zahlwörter behandeln, dass in Darstellungen des Französischen von Ausdrücken wie beauooup de, wie quantito de usw. ausführlich die Rede ist und dass in deutschen Grammatiken die Frage, ob nach den sogenannten Indefinitpronomen wie einige, sämtliche, manche das nachfolgende Adjektiv stark oder schwach dekliniert wird, oft mehrere Seiten in Anspruch nimmt. Kaum jemand fasst jedoch die einzelnen Probleme unter dem allen gemeinsamen Aspekt der Quantität zu einem Ganzen zusammen, und es ist bezeichnend, dass im Sachregister das Stichwort "Quantität" fast nirgends figuriert (vgl. Admoni 1970, Duden 1973, Erben 1972, Jung 1973, Grammaire Larousse 1964; Grevisse 1980, Wagner et Pinchon 1980). Die Quantität wird im Gegensatz zu ändern Fragenkomplexen (z.B. der Negation) nicht als ein Thema erkannt, das es zusammenhängend zu untersuchen gälte; und als Benutzer der erwähnten Grammatiken verfällt man denn auch nicht ohne weiteres auf den Gedanken, nach Gemeinsamkeiten zwischen Ausdrücken zu suchen, die in verschiedenen Kapiteln oder Abschnitten abgehandelt werden. Im Duden 1973, um nur ihn stellvertretend für alle zu nennen, findet man die Zahlen im Kapitel über das "Adjektiv" (S. 230 f f . ) , ebenso die Lexeme wenig-, einzeln-, zahlreich- usw. (S. 24O f f . , 249 f f . ) ; dagegen stehen manch-, einig-, all- usw. als Indefinit-

pronomen im Kapitel "Begleiter und Stellvertreter des Substantivs" (S. 292 ff.) : eine Trennung, die angesichts der semantischen Aehnlichkeit etwa von wenig- und einig- kaum befriedigt. Die Numeri Singular und Plural gehören "selbstverständlich" ins Kapitel über das "Substantiv" (S. 176 f f . ) . Ausdrücke von Typ eine Menge faule Aepfel (Duden: "Mengenangaben" oder "Mengenbezeichnungen") warden an verschiedenen Stellen diskutiert, doch interessieren sie nicht etwa ihrer quantitativen Bedeutung wegen, sondern sie figurieren einmal im Kapitel "Grammatische Kongruenz", wo es um die Form des Verbs geht (eine Menge faule Aepfel lag/lagen unter dem Baum, S. 603/4), und einmal im Kapitel über das "Attribut", wo untersucht wird, wie das Substantiv, welches das Gemessene bezeichnet, syntaktisch an die Mengenbezeichnung angeschlossen wird (eine Menge faule Aepfel/ fauler· Aepfel /von faulen Aepfeln, S. 550) . Diese Verteilung auf verschiedene Kapitel lässt sich natürlich auch rechtfertigen, denn die Autoren des Duden und anderer Grammatiken gehen nicht von semantischen Gegebenheiten aus, um zu untersuchen, wie diese sprachlich realisiert werden, sondern sie verfahren umgekehrt: Ausgangspunkt sind - im Prinzip sprachliche Formen, also die Wortarten und die Satzglieder, wobei allerdings hinzugefügt werden muss, dass diese oft nicht konsequent formal definiert wer2 den. Ein solches Vorgehen hat aber den Nachteil, dass man sich von vornherein den Blick auf gewisse semantische und syntaktische Zusammenhänge verstellt. So ist es z.B. nach wie vor üblich, in einem Atemzug den bestimmten und den unbestimmten Artikel zu nennen (der - die, ein - 0), als ob diese ein geschlossenes System bildeten. Diese allzu enge Perspektive hindert einen jedoch daran, zu erkennen, dass die semantischen Beziehungen zwischen Kinder, einige Kinder und drei Kinder möglicherweise viel enger sind als zwischen Kinder und die Kinder. Man vergleiche dazu die folgenden vier Sätze: 1) Kinder warteten vor dem Schulhaus. 2) Einige Kinder warteten vor dem Schulhaus. Die Frage der Deklination des nachfolgenden Adjektivs wird jedoch im Kapitel "Adjektiv" erörtert. Auch gibt es Fälle, wo das Prinzip überhaupt missachtet wird, etwa wenn im Duden ein Kapitel die Ueberschrift'"Die Negation" trägt (S. 595 f f . ) . Unvermittelt wird hier eine semantische Grosse 'Negation 1 angesetzt, und man fragt nach deren sprachlichen Realisierungen.

3) Drei Kinder warteten vor dem Schulhaus. 4) Die Kinder warteten vor dem Schulhaus. Es besteht kein Zweifel, dass die Sätze 1), 2) und 3) - bis auf Nuancen, die die Präzisierung der Anzahl betreffen - eine sehr ähnliche Bedeutung haben: wenn 2) wahr ist, dann ist auch 1) wahr, und wenn 3) wahr ist, dann sind auch 2) und 1) wahr. 4) dagegen meint etwas ganz anderes und kann unter keinen Umständen für einen der drei ersten Sätze eingesetzt werden. Was das Französische betrifft, so wies bereits Bally 1932;1965 darauf hin, dass es zwischen den Kardinalzahlen und dem unbestimmten Artikel keinen grundsätzlichen unterschied gebe: On a vu tout d'abord gue les noms de norabre ne forment pas une classe a part: il n ' y a aucune difference fondamentale entre deux soldats et des soldats; ... (Bally 1932;1965:115)

Damit sind wir bei jenen zwei französischen Grammatikern angelangt, auf die alles bisher Gesagte nicht zutrifft, da sie in ihren Darstellungen des Französischen das Problem der Quantität in grundsätzlich anderer Weise angehen als die Autoren der bis dahin erwähnten Werke: Ferdinand Brunot und Charles Bally. Brunot legt in der Einleitung zu La pensee et la langue 1922;1965 ausführlich dar, dass man Sprache nur sinnvoll untersuchen könne, indem man von den Ideen, den gedanklichen Vorstellungen ("idees", "faits de penseV) ausgehe, statt wie üblich von den Wortarten ("parties du discours"), den Zeichen ("signes"): Ce que j 'ai voulu, c'est presenter un expose1 me'thodique des faits de pens6e, conside're's et classes par rapport au langage, et des moyens d'expression qui leur correspondent. (Brunot 1922,-1965:VII) II faut se r^soudre ä dresser des mithodes de langage, oü les faits ne soient plus range's d'apres l Ordre des signes, mais d'apres l'ordre des idöes. (ibid. XX) Entre les formes les plus diverses de l"expression, entre les signes les plus disparates, il y a un lien, c'est l'idie commune que ces signes contribuent ä exprimer. (ibid. XVIII)

Als Beispiel für eine solche Idee oder Vorstellung erwähnt Brunot in der Einleitung bereits die Quantität: De la sorte, guelgues honsnes cesse d'etre aux ind^finis, pendant que des hommes est ä l'article, une poignee d'homnes au nom, vingt hommes aux noms de nombre; les expressions de quantity premises ou imprecises se cata-

loguent dans le langage comme le font ailleurs les nombres et les mesures. (ibid. XVIII)

In der Folge widmet Brunot dem Thema ein Kapitel von fast vierzig Seiten (Livre IV, Les nombres, S. 95 - 133), in dem nacheinander oder besser miteinander (und bisweilen auch durcheinander) die Numeri der Substantive, der Artikel un, die "quantitos improcises" (quelque peine, une pinooe de sei usw.), die "quantitos precises" (six et trois fönt neuf usw.) besprochen werden, aber auch die "numerotation de un ä un milliard", die "mesures" (metre, tonne, seaonde usw.) und selbst Ausdrücke wie la Chine est une quantite negligeable. In Ballys Linguistique gonerale et linguistique franyaise findet sich zwar nicht wie bei Brunot ein besonderes Kapitel über die Quantität; nichtsdestoweniger setzt sich Bally wiederholt grundsätzlich mit der Frage auseinander. Ein Begriff, der sprachlich durch ein Substantiv ausgedrückt wird, ist nach Bally zunächst eine rein virtuelle Grosse, die, um in einem Satz auftreten zu können, der Aktualisierung bedarf, d.h. in einen Bezug zur Wirklichkeit gebracht werden muss: Pour devenir un terme de la phrase, un concept doit etre actualist. Actualiser un concept, c'est 1' identifier ä une representation reelle du sujet parlant. En e f f e t , un concept est en lui-m&ne une pure creation de I 1 esprit, il est virtuel; il exprirae 1'idee d'un genre (chose, proces ou qualite). (Bally 1932;1965:77)

Aktualisieren aber heisst gleichzeitig sowohl

l o k a l i s i e r e n als

auch q u a n t i f i z i e r e n : Nous avons dit qu'un concept virtuel de chose, de proces ou de qualite doit, pour Stre actualise et devenir un terme de l'enonciation, etre identifi6 avec une representation reelle du sujet parlant, c'est-ä-dire individualist; or, individualiser un concept, c'est en meme temps le localiser (I) et le quantifier ( I I ) . (ibid. 78)

Mit ändern Worten: die Gegenstände der Wirklichkeit, über die man spricht, sind quantitativ bestürmt oder zumindest bestimmbar; denn man kann nicht über etwas sprechen, ohne sich dieses Etwas als in bezug auf die Quantität determiniert vorzustellen, auch wenn man die genaue Anzahl oder Menge nicht kennt.

Allen

"quantificateurs" gemein ist nach Bally, dass sie jeweils eine partitive Bally erläutert dies anhand eines einfachen Beispiels: "Si j'entends aboyer des chiens, je puis ignorer leur nombre, mais il ne me viendrait pas ä l'idee d'imaginer qu'ils peuvent etre indifferemment quatre, cinq ou six." (S. 77)

Funktion erfüllen: so sei etwa quelques ehiens zu verstehen als 'quelques-uns de tous les ehiens1. Die Quantifikation, wie Bally sie versteht, betrifft nun aber keineswegs nur die Gegenstände ("choses"), sondern ebenfalls die Vorgänge ("prcces"), die ihrerseits durch Verben ausgedrückt werden (vgl. die Zitate auf S. 4 ) ; und zwar wird ein Vorgang durch den Aspekt des Verbs quantifiziert. Als Beispiele nennt Bally u.a. battve ("itoratif") und frapper

("singula-

tif"). 4

1.2.

Die "quantifiers" in der amerikanischen Literatur von 1965 bis 1972

Wenn Brunot und Bally bis vor nicht allzulanger Zeit noch als Ausnahmen dastanden, und zwar keineswegs nur innerhalb der französischen Sprachwissenschaft , so hat sich dies in den letzten fünfzehn Jahren gründlich geändert. Das Interesse an Problemen der Quantität - vornehmlich an den beim Substantiv stehenden Quantifikatoren oder Quantoren (engl. "quantifiers") - begann sich erneut zu regen, zunächst allerdings weder im französischen noch im deutschen, sondern im englischen Sprachraum, vor allem in den USA. Dort entstanden nach 1965 eine Fülle von Arbeiten zu dem Thema, die eines miteinander gemein haben: nicht die Funktion oder/und Bedeutung der einzelnen Quantifikatoren - sei es des Englischen oder anderer natürlicher Sprachen - interessieren, ebensowenig ihre Oberflächenstruktur, sondern es wird nach dem theoretischen Status aller Quantifikatoren als gefragt.

e i n e r grammatikalischen bzw. logisch-semantischen Kategorie

Im Laufe weniger Jahre entwickelten die "quantifiers" sich zu einem

der zentralen Probleme der Linguistik überhaupt - in ihrer Bedeutung etwa vergleichbar mit Themen wie der Modalität oder der Negation - und insbesondere zu In Wirklichkeit ist die Parallele zwischen Quantifikation von Gegenständen und Quantifikation von Vorgängen, wie Bally selber knapp andeutet (S. 8 0 ) , alles andere als perfekt: erstere ist - wie wir sahen - eine Angelegenheit der "parole" (Bally spricht von "quantification actuelle") , während letztere in den Bereich der "langue" gehört (dazu Bally: "la notion quantitative fait partie des caracteres du concept", nämlich im Falle der Verben). Eine vergleichbare Ausnahme in Amerika wäre Sapir mit seinem Artikel Totality aus dem Jahre 1930, in dem die verschiedenartigsten Ausdrücke mit der Bedeutung "Gesamtheit 1 untersucht werden. Arbeiten, die sich mit einzelnen englischen Quantifikatoren befassen, existieren nur in kleiner Anzahl: z.B Vendler 1967b, MC Cawley 1977a.

einem der Hauptstreitpunkte in der Kontroverse um eine adäquate Grarrmatiktheorie zwischen den Verfechtern der Erweiterten Standardtheorie (EST) und denjenigen der Generativen Semantik (GS). In Chomskys Aspects 1965 hatten die Quantifikatoren noch praktisch keine Rolle gespielt: nur knapp eine halbe Seite nirrtnt die Diskussion einer Schwierigkeit in Anspruch, die sich innerhalb des AspeotsModells ergibt, wenn man einen Satz, in dem zwei Quantifikatoren figurieren, in die passive Form überführen will ; und kaum etwas deutet darauf hin, dass nur kurze Zeit später ausgerechnet die Quantifikatoren sich für die Vertreter beider Richtungen der Generativen Grammatik als eine wahre Fundgrube von Argumenten erweisen werden, die die eigene Position stützen, diejenige des "Gegners" schwächen können. Es ist denn auch offenkundig, dass im Vordergrund des Interesses oft nicht die Quantifikatoren als solche stehen, sondern vielmehr die Theorie, die es zu verteidigen gilt. Die Quantifikatoren dienen dann "nur" als ein allerdings bevorzugtes und unerschöpfliches Material, mit dessen Hilfe Hypothesen erprobt und Beweise geführt werden. Es kann an dieser Stelle nicht darum gehen, die betreffenden Arbeiten in auch nur annähernd vollständiger Weise kritisch zu beleuchten und zu würdigen, dies um so weniger als sich weder der Ansatz der EST noch derjenige der GS in der von uns gewählten Perspektive als unmittelbar fruchtbar erweisen. Wir werden uns folglich damit begnügen, einige repräsentative Namen zu nennen und die beiden Positionen anhand eines Beispiels o so knapp wie nur möglich zu skizzieren. Auch auf eine Stellungnahme zugunsten der einen oder der ändern Theorie verzichten wir, zumal der ganze Streit, der damals allerdings bisweilen mit recht scharfen Worten geführt wurde, inzwischen längst an Virulenz und Aktualität eingebüsst hat und man heute feststellt, dass es sowohl im Rahmen der EST wie auch in demjenigen der GS durchaus gelingt, die Probleme, die sich im Zusanroenhang mit den Quantifikatoren stellen, auf mehr oder weniger elegante Weise zu lösen. - Etwas ausführlicher als EST und GS werden wir hingegen eine Serie von vier Aufsätzen von I. Bellert referieren, die 7

Es geht um die Sätze Everyone in this room knows at least two languages und At least two languages are known by everyone in this room, die nicht gleichbedeutend sind, obschon es zunächst so aussieht, als wäre der zweite Satz nichts anderes als die passive Form des ersten. Vgl. Chomsky 1965:136,224.

8

Im Literaturverzeichnis führen wir dennoch - als Orientierungshilfe für interessierte Leser - möglichst viele der amerikanischen (und englischen) Titel zum Thema "quantifiers" an. - Einen kritischen Ueberblick über die Hauptbeiträge der EST und der GS gibt Galmiche 1977.

ebenfalls in den Jahren um 1970 entstanden, jedoch ohne dass die Autorin sich damit direkt an der Diskussion zwischen EST und GS beteiligt hätte. Der formallogische Ansatz

Bellerts

steht unseren eigenen Interessen viel näher als

die Fragestellungen und Zielsetzungen von Jackendoff, Hall Partee und Chomsky (EST) einerseits, von Lakoff, Garden und Me Cawley (GS) andererseits, und wir werden uns damit im zweiten Kapitel unserer Arbeit wiederholt zu befassen ha-

ben. Doch zunächst soll anhand des folgenden Beispiels, dem man in der einschlägigen Literatur inner wieder begegnet - und das wir an gegebener Stelle eben9 falls kurz wiederaufnehmen werden - angedeutet werden, wie die beiden "Schulen" der Generativen Grarrmatik mit Sätzen, die Quantifikatoren enthalten, umgehen: 5) Not many arrows hit the target. 6) Many arrows didn't hit the target. 7) The target wasn't hit by many arrows. Die Sätze 5) und 7) sind synonym, die Bedeutung von 6) ist eine andere. - Laut Jackendoff 1969, der die drei Sätze als erster analysierte, wird in 5) und 7) der ganze Satz negiert (vgl. It is not so that ... ) ; in 6) betrifft die Negation nur die VP: von vielen Pfeilen wird ausgesagt, dass sie die Zielscheibe nicht trafen. zu finden ist.

Merkwürdig ist,

dass zu 6) kein entsprechender Satz im Passiv

Was zunächst wie die passive Form von 6) aussehen mag, ist in

Wirklichkeit nichts anderes als die Oberflächenstruktur 7 ) , die nur in der Bedeutung von 5) verstanden werden kann. Ein Blick auf negierte Sätze ohne Quantifikatoren zeigt, dass hier Satznegation und VP-Negation zusammenfallen: 8) The arrow didn't hit the target. Dieser Satz besagt nach Jackendoff entweder: es wird verneint, dass der Pfeil die Zielscheibe traf (Satznegation), oder: von Pfeil wird ausgesagt, dass er die Zielscheibe nicht traf (VP-Negation); der Wahrheitswert ist jedoch für beide Interpretationen derselbe. Wenn also 5) und 6) nicht synonym sind, so hängt dies offenbar damit zusammen, dass im Subjekt - und zwar im a b g e l e i t e 9

Vgl. S. 75.

10

Die Verwendung der Termini "Satznegation" und "VP-Negation" ist fragwürdig, denn auch in 5) und 7) wird the target selbstverständlich nicht negiert: von der Zielscheibe wird ausgesagt, dass sie nicht von vielen Pfeilen getroffen wurde. Vgl. dazu auch S. 23.

8

t e n Subjekt - ein Quantifikator vorhanden ist; das Subjekt der Tiefenstruktur (TS) spielt dabei überhaupt keine Rolle. Tatsächlich beobachtet man bei Passivsätzen, in denen eine Negation und ein Quantifikator figurieren und wo bekanntlich das Subjekt der Oberflächenstruktur (OS) nicht mit dem Subjekt der TS zusammenfällt, dasselbe Phänomen: nur zu dem Satz, der eine Satznegation enthält, existiert eine entsprechende aktive Form: 9) Not many of the demonstrators were arrested by the police. 10) Many of the demonstrators weren't arrested by the police. 11) The police didn't arrest many of the demonstrators. 11) ist synonym mit 9), nicht mit 1O). - Nach Jackendoffs Auffassung kann nun eine Theorie, die wie die Standardtheorie der Generativen Transformationsgrammatik (Chomsky 1965) fordert, dass die Gesamtbedeutung eines Satzes bereits in seiner TS festgelegt ist, dies nicht erklären. Er zieht daraus die Konsequenzen und gibt die Hypothese der Standardtheorie auf. In bezug auf 5) und 6) bzw. 9) und 10) bedeutet dies, dass die beiden Sätze jeweils ein und dieselbe TS besitzen. Negation und Quantifikator werden nicht mehr in der TS, sondern erst in der OS generiert, und der Bedeutungsunterschied rührt daher, dass die Reihenfolge von not und many in der OS verschieden ist. In 5) und 7) folgt many auf not, die beiden Sätze sind synonym; in 6) steht many dagegen vor not, und der Satz hat eine andere Bedeutung. Entsprechendes gilt für die Serie 9 ) , 10), 11). Dieser Analyse steht diejenige von Lakoff 1971 gegenüber, der seinerseits an der Hypothese festhält, wonach Sätze mit ungleicher Bedeutung auch verschiedene zugrundeliegende Strukturen haben müssen. Lakoff führt demgemäss 5) und 7) auf eine Struktur 12), 6) jedoch auf 13) zurück. Diese zugrundeliegenden Strukturen enthalten - im Gegensatz zu der allen drei Sätzen gemeinsamen TS Jackendoffs - bereits die Negation und den Quantifikator, jedoch gehört letzterer nicht, wie dies innerhalb des Aspeats-Moäells der Fall war, zu der NP, in der er in der OS figuriert, sondern ist Prädikat eines übergeordneten Satzes, und 11

In der GS wird der Terminus "deep structure" immer seltener verwendet (1970 z.B noch bei Garden), da man inzwischen zu der Ueberzeugung gelangt ist, dass es eine syntaktische TS im Sinne von Chomsky 1965 nicht gibt. Stattdessen spricht man von "semantic representation" (Me Cawley 1967;1972b) und "underlying structure" (Lakoff 1970a) und meint damit Strukturen, die viel tiefer unter der OS liegen als die Chomskyschen TS.

auch not wird als Prädikat betrachtet. 12)

not

hit

the target

13)

arrows.

arrows.

NP

VP

V hit

the target

Many und not werden in der Folge an die entsprechenden Stellen gesenkt, wobei eine Ableitungsrestriktion, die wir hier nicht im Detail formulieren, besagt, dass das höhere Prädikat der zugrundeliegenden Struktur in der OS links vom ändern Prädikat zu stehen karartt.

10

Ein Wort noch zu der Vorstellung, dass Quantifikatoren nicht als Bestandteile von NP, sondern als Prädikate anzusehen seien: diese Hypothese hatte Lakoff schon 1965 u.a. anhand von Satz 14) aufgestellt: 14) How many airports are further from New York than from Chicago? Nach der damals gängigen Auffassung müsste dieser Satz auf eine Struktur 15) zurückzuführen sein, was zweifelsohne nicht stimmen kann: 15) Q how many airports are more far from New York than how many airports are far from Chicago? In Wirklichkeit darf how many in der zugrundeliegenden Struktur nur einmal vorkommen, eine Bedingung, die erfüllt ist, wenn man many - analog zu numerous als Adjektiv betrachtet; vgl. 16) How many are the airports that are further from New York than from Chicago? In Satz 16) , der mit 14) gleichbedeutend ist, so dass die beiden Sätze dieselbe zugrundeliegende Struktur haben müssen, befindet sich many nicht mehr in NP, sondern gehört zu VP, also zum Prädikat des übergeordneten Satzes. Die zugrundeliegende Struktur für 14) und 16) ist demnach die folgende: 17) s.

are how many The

airports these airports are more far from New York than these airports are far from Chicago

Dies mag im Rahmen unserer Arbeit als Hinweis auf die zahlreichen Beiträge der EST und der GS zum Ihema der Quantifikation genügen, und wir wenden uns jetzt Bellert zu. 12

Lakoff

1965;1970a:175: "This is clearly absurd."

11

In den vier Artikeln, in denen sie sich mit den Quantifikatoren befasst (und die sich inhaltlich teilweise überschneiden), geht Bellert davon aus, dass ein Satz gewöhnlich von jemandem geäussert wird, der einem Gesprächspartner etwas mitteilen will. Zu diesem Zweck verwendet der Sprecher Ausdrücke, mit denen er auf Gegenstände oder Situationen referiert , und verbindet sie mit Ausdrücken, die über die Gegenstände/Situationen etwas aussagen. Ein Satz, genauer die zugrundeliegende Struktur einer Aeusserung, die Bellert logisch-semantische Struktur nennt 14 , besteht folglich immer aus mindestens einem Ausdruck mit identifizierender (bezeichnender, designierender) Funktion, einem Argument, und mindestens einem Ausdruck mit prädikativer Funktion, einem Prädikat. In jedem Argument wird eine Variable durch einen sprachlichen Quantifikator gebunden, so dass man einen Satz der natürlichen Sprache mit einer logischen Proposition vergleichen kann, die - im Gegensatz zu der logischen Funktion ebenfalls durch Quantifikatoren gebundene Variablen enthält. Bellert ist nun der Auffassung, dass sich trotzdem die Sätze der natürlichen Sprachen nicht einfach durch logische Propositionen repräsentieren lassen, da es in ihrer Sicht ein Irrtum wäre, die sprachlichen Quantifikatoren mit den Quantifikatoren der 16 formalen Logik gleichzusetzen. Wie die Generativen Semantiker interessiert sich Bellert also für die logisch-semantische Struktur der Quantifikatoren; welcher grammatikalischen Kategorie die Quantifikatoren, sei es nun in der OS oder in einer syntaktischen TS, zuzurechnen sind, untersucht sie dagegen nicht. Auch sie arbeitet mit Begriffen, die sie aus der formalen Logik entleiht, jedoch sind für sie sprachliche Quan13

Bellert betont mehrfach, dass die ontologische Existenz der Gegenstände, auf die referiert wird, linguistisch irrelevant ist. Argumente können sich auf alles Benennbare beziehen; dazu gehören selbstverständlich auch das Einhorn, die Figuren eines Romans und die Erlebnisse eines Traums.

14

Auch sie verwendet einen neuen Ausdruck, um den zu jener Zeit überstrapazierten Terminus "Tiefenstruktur" auszuschalten.

15

Bellert beruft sich ausdrücklich auf Peirce: "It was long ago when Charles Sanders Peirce stated that 'designations' (that is, indices of a certain type) 'are absolutely indispensable both to communication and to thought. No assertion has any meaning unless there is some designation'." (Bellert 1969:35)

16

Inwiefern wir in dieser Frage nicht mit Bellert einiggehen, wird in Kapitel 2 ausführlich erörtert werden .

12

tifikatoren keine zugrundeliegenden Prädikate, sondern variablenbindende Operatoren. Analog zu den drei Quantifikatoren, die in der Logik oft unterschieden werden (Jota-Quantor, Uhiversalquantor, Existentialquantor) , setzt sie für natürliche Sprachen drei Quantifikatoren an, die sie "linguistic iota operator" , "all-operator" und"referential operator" nennt. Hier werden also und dies ist gegenüber den Arbeiten der EST und der GS entscheidend neu - die Quantifikatoren in verschiedene Bedeutungsgruppen eingeteilt. Die Formel für Argumente mit Jota-pperator (= Argumente vom Typ 1) lautet: ( ) ( ). 18 Sie ist, da wir es mit der natürlichen Sprache zu tun haben, nicht genau gleich zu lesen wie die entsprechende Formel der Logik, sondern: "that one and only 'object' (purported object) which is referred to as by the speaker at the time of producing the given utterance" (Bellert 1969:40). 19 Damit eine Einheitsfunktion ("unit function") ist, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Unizität (es gibt nur einen Gegenstand, der in der gegebenen Konmunikationssituation ist) und Existenz (diese kann real oder fiktiv sein). In der OS erscheinen die Argumente vom Typ 1 als Eigennamen, Pronomen oder definite Beschreibungen: John, he, the lady in black usw. Auffallend ist an diesen Ausdrücken, dass sie gar keine "quantifiers" im Sinne der EST und der GS (some, many, every, all, a lot of usw.) enthalten, ja, solche nicht einmal enthalten können. Wir gelangen damit zu einem äusserst wichtigen Punkt in der Diskussion um die Quantifikatoren: es gibt offenbar zwei prinzipiell verschiedene Möglichkeiten, an das Problem heranzutreten. Lakoff, Garden, Jackendoff u.a. gehen von direkt beobachtbaren sprachlichen Formen der OS aus, die sie intuitiv zu der Gruppe der Quantifikatoren zusammenfassen, und suchen nach den dazugehörigen zugrundeliegenden syntaktischen oder semantischen Strukturen. Bellert ihrerseits schlägt gewissennassen den umgekehrten Weg ein. Sie fragt danach, was für Bedeutungen in Argumenten ausgedrückt werden (eine Frage, die weder in der GS noch in der EST gestellt wurde), wobei es irrelevant ist, ob in der OS spezielle Ausdrücke wie die obengenannten vorhanden sind oder nicht; 17

Diese Dreiteilung wird längst nicht von allen Logikern gemacht. Oft hält man auch nur zwei Quantoren, nämlich den Universalquantor und den Existentialquantor, auseinander.

18

Der Jota-Operator wird in allen vier Aufsätzen behandelt.

19

In der formalen Logik würde die Formel, unabhängig von Sprecher, Zeit usw., einfach als "that one and only object which is " interpretiert.

13

d.h. sie geht von einem formallogischen Verständnis der Qualifikation aus. In dieser Perspektive - die auch die unsere sein wird - kann es keine Argumente geben, in denen nicht eine Variable durch einen Quantifikator gebunden wird

, was nichts anderes bedeutet, als dass in der zugrundeliegenden logisch-

semantischen Struktur jeden Arguments, welches auch immer seine OS sein mag, ein Quantifikator vorhanden ist. Der dem logischen Uhiversalquantifikator entsprechende sprachliche All-Ope21 rator bindet Variablen zu Argumenten vom Typ 2. Die Formel ist (All ) ( ), zu lesen als: "all the

's which are

" (Bellert 1969:44). Mit solchen Argu-

menten designiert ein Sprecher mehrere Gegenstände, denen in einer gegebenen Situation ein bestürmtes Prädikat

zukamt und die der Hörer identifizieren

kann. Argumente der Typen 1 und 2 haben manches miteinander gemein, wie der Vergleich von 18) und 19) zeigt: 18) The boy standing -in the doorway is tall. 19) The boys standing in the doorway are tall. Die beiden Nbminalgruppen funktionieren analog: sie geben dan Hörer die Anweisung, ein bestürmtes Individuum (18) bzw. mehrere bestimmte Individuen (19) , auf die das Prädikat 'be tall1 zutrifft, in der Realität aufzufinden. Bellert vertritt die Auffassung, dass zwischen dem All-Operator der natürlichen Sprachen und dem Universalquantor der formalen Logik Unterschiede bestehen, die es verbieten, den Universalquantor einfach auf die Sprache zu übertragen. Die logische Allaussage sei eine Implikation von der Form: für jedes gilt: wenn

die Eigenschaft

hat, dann hat

die Eigenschaft

. Wendet man

dies auf Satz 19) an, so ergibt sich folgende Paraphrase: 20) If anything is a boy standing in the doorway it is tall. 20

Bellert meint, dass in Prädikaten dagegen keine Quantifikatoren vorkommen (Bellert 1969:37). Dies leuchtet wohl ein, wenn man den Satz *Alle Schweizer sind einige Europäer, der offensichtlich nicht akzeptabel ist, betrachtet. Was aber ist mit A bad accident happened to John? Wir sind mit Bellert darin einig, dass die Nominalgruppe a bad accident hier nicht Argument, sondern Teil des Prädikats ist, sind aber der Ansicht, dass dennoch ein Quantifikator (in der OS durch a realisiert) vorhanden ist. Vgl. auch S. 26 f f .

21

Den "all-operator" untersucht Bellert 1969 und 1973.

14

Dieser Satz aber könnte, abgesehen davon, dass er an der Grenze der Akzeptabilität liegt, erstens ebensogut eine Paraphrase von 18) sein, und zweitens ist er in Wirklichkeit gar nicht synonym mit 19) (und auch nicht mit 18). Denn in 19) wird vom Sprecher die Existenz der in der Türe stehenden Jungen impliziert (ebenso in 18 die Existenz des einen Jungen), während dies in 20) nicht der Fall ist. Aus diesen Gründen müsse - trotz unbestreitbarer Parallelen - für die natürlichen Sprachen ein anderer als der üniversalquantor angesetzt werden. 22 Schliesslich sei erwähnt, dass in der OS der Argumente vom Typ 2 - anders als bei Typ 1 - "quantifiers" im Sinne von Lakoff, Jackendoff usw. vorkommen können (all girls, each boy usw.) , jedoch nicht vorkommen müssen (vgl. Satz 19). Wer die verschiedenen Abschnitte, in denen Argumente vom Typ 3 bzw. der Referenz-Operator behandelt werden, liest, hat einige Mühe, sie miteinander in 23 Einklang zu bringen. 1969 und 1973 (entstanden 1969) wird gesagt, die Argumente vom Typ 3 würden verwendet, um "a certain number" von Gegenständen zu bezeichnen. Als Beispiele figurieren 1969 an inhabitant of Warsaw, four students, most young boys, few people, some of your books. Diesen Nominalgruppen ist eindeutig zu entnehmen, dass zwischen Argumenten, die einen einzigen Gegenstand designieren, und solchen, die sich auf mehrere Gegenstände beziehen, kein prinzipieller Unterschied gemacht wird, was merkwürdig anmutet, weil es nicht mit den Definitionen für 1 und 2 übereinstimnt: diese beiden Typen wurden gerade durch das Kriterium "ein Objekt vs mehrere Objekte1 voneinander unterschieden. Da die Argumente der Typen 1 und 2 mithilfe je eines einzigen Operators definiert werden, hat man sicher gute Gründe, zu erwarten, dass auch in den Argumenten vom Typ 3 die Variablen stets durch ein und denselben Quantifikator gebunden werden. Dies trifft aber nicht zu. In den beiden Arbeiten, in denen sich Bellert eingehender mit dem Referenz-Operator befasst (1970 und 1972), ist er unmissverständlich so definiert, dass er - genau wie der Jota-Operator nur auf ein unikes Objekt bezogen werden kann. Die Zweiteilung nach der Anzahl, die wir oben vermissten, wird also doch wieder eingeführt, doch ohne dass dies eine entsprechende Unterscheidung von Argumenten des Typs 3 und Argumenten eines vierten Typs (parallel zu 2) nach sich zöge. - Die Formel für den ReferenzOperator lautet: (Ref ) ( ) ; sie ist zu lesen: "that Object' which the 22

In Kapitel 2 werden wir diesen Standpunkt zu widerlegen suchen. Vgl. S. 34 f f .

23

Vom Referenz-Operator ist

ebenfalls in allen vier Aufsätzen die Rede.

15

speaker is referring to at the time of producing the given indefinite description, and which is (or: and to which applies)" (Bellert 1970:20). Anders als im Falle der den Jota-Operator enthaltenden Argumente kann der Hörer das Objekt, auf das der Sprecher referiert, nicht als ein ihm bekanntes identifizieren, , hier eine gewöhnliche Funktion (im Gegensatz zu der Einheitsfunktion in 1) , gibt die Klasse an, von der der gemeinte Gegenstand ein Element ist und zu der auch andere Elemente gehören, auf die aber nicht verwiesen wird. 24 Auch die Begründung Bellerts, weshalb nicht der Existentialquantor der for-· malen Logik für die hier zur Diskussion stehenden Argumente Übernamen werden könne, lässt darauf schliessen, dass (Ref ) ( ) ausschliesslich auf einzelne Gegenstände bezogen werden soll. Die logische Existentialaussage hat folgende Form: es gibt mindestens einen Gegenstand x, für den gilt: ist und ist . Mit ändern Worten: das Argument einer solchen Aussage kann sich so gut wie auf einen einzigen auch auf mehrere Gegenstände beziehen. Genau das ist laut Bellert der Grund, weshalb der Existentialquantor nicht mit dem ReferenzOperator identisch ist, da dieser nur in Argumenten figuriert, die auf ein unikes Cfojekt verweisen. 25 Diese Einschränkung auf einen Gegenstand, die von Bellert in den Arbeiten von 1970 und 1972 konsequent aufrechterhalten wird, muss anscheinend so verstanden werden, dass Argumente vom Typ 3, die auf mehrere Gegenstände verweisen, mittels einer ändern Formel, in der ein weiterer Operator figurieren würde, repräsentiert werden sollen. Dies lässt ein Satz im Artikel von 1969 vermuten: While arguments of type 1 and 2 are bound by the iota operator and the alloperator, respectively, those we are discussing now will be bound by other quantifying operators which will have to be defined in a formalized language ... (Bellert 1969:45)

Danach wäre der Rsferenz-Operator nur einer von den erwähnten "other quantifying operators". Eine Arbeit, in der die Autorin dies ausführen, d.h. weitere Operatoren behandeln würde, ist uns allerdings nicht bekannt. 24

Die Einheitsfunktion in Argumenten vom Typ l gibt natürlich ebenfalls die Klasse an, der angehört, jedoch handelt es sich um eine Klasse, die insofern speziell ist, als sie nur ein einziges Element enthält, nämlich das Objekt, auf das referiert wird.

25

Inwiefern wir auch hierin nicht mit Bellert übereinstimmen, wird in Kapitel 2 erörtert. Vgl. S. 58/9.

16

Damit beenden wir diesen knappen Ueberblick über die wichtigsten Ansätze, die zum Ihema "quantifiers" in den Jahren um 1970 entwickelt wurden. Ergänzt sei, dass die Diskussion selbstverständlich nicht auf die USA beschränkt blieb. So begannen sich in Europa u.a. auch französisch- und deutschsprachige Linguisten mit dem Problem zu befassen, doch wird den von den Amerikanern aufgestell26 ten Theorien - bis auf wenige Ausnahmen - kaum wesentlich Neues hinzugefügt 27 oder entgegengesetzt. Das liegt nun keineswegs daran, dass man sich nicht für die den englischen "quantifiers" entsprechenden Ausdrücke des Französischen und des Deutschen interessieren würde, sondern ist vielmehr so zu erklären, dass die - im übrigen zahlreichen - Autoren, die sich mit Lexemen wie quelques·, plusieurs, beauooup (de) bzw. einige, mehrere, viele usw. beschäftigen, dies im allgemeinen nicht unter dem semantischen Aspekt der Quantifikation tun, sondern meist von anderen Fragestellungen ausgehen. Dabei ist die häufigste Perspektive diejenige der syntaktischen (und allenfalls auch der semantischen) Determination der Substantive. Deshalb werden wir auf diese Arbeiten erst zu Beginn von Kapitel 3, in dem syntaktische Fragen behandelt werden sollen, kurz eingehen.

1.3.

Gegenstand und Plan der Arbeit

Ehe wir mit unserer Untersuchung beginnen, muss zuerst das Feld der sprachlichen Formen abgesteckt werden, mit denen wir uns befassen wollen. Nur weil zumindest die modernen Autoren fast ausschliesslich jene Ausdrücke mit quantitativer Bedeutung berücksichtigen, die bei Substantiven stehen, und manche dabei sogar vergessen, dass auch die Artikel 'Quantität1 ausdrücken, darf man nicht darüber hinwegsehen, dass man in Wirklichkeit die 'Quantität' fast überall in der Sprache in einer geradezu unübersehbaren Fülle vorfindet, eine Tatsache, der etwa Brunot voll Rechnung trug. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, gelangt denn auch bald zu der Erkenntnis, dass es unerlässlich ist, sich in irgendeiner Weise einzuschränken; denn es wäre ein aussichtsloses Unterfangen, 26

Z . B . Strauch 1973, Erdmann 1975, Milner 1978.

27

Die Arbeiten von Galmiche 1977 und Muller 1977 z . B . sind kritische Auseinandersetzungen mit den Theorien der EST und der GS. - Schiebe l970;l974 bringt in einem zuerst in englisch veröffentlichten Artikel die Anwendung einer Regel der GS auf deutsche Quantifikatoren.

17

die Gesamtheit aller in Frage könnenden Zeichen einer Sprache - geschweige denn der beiden uns interessierenden Sprachen - lückenlos beschreiben zu wollen. Wir werden deshalb fürs erste eine Liste sehr unterschiedlicher Sprachforinen aufstellen, die einander jedoch insofern gleich sind, als sie alle eine quantitative Bedeutung haben. Diese Aufzählung erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll nur illustrieren, mit welchen Formen wir uns beschäftigen wollen und was wir von vornherein ausschalten. 28 Wir fragen zunächst danach, welchen Wortarten Lexeme mit quantitativer Bedeutung (L ) angehören können. Mit Sicherheit wird man sofort an Beispiele denken wie: jeden Tag

tout etre humain

kein Gesetz

un enfant

die halbe Klasse

le monde entier

die wenigen Zuhörer

les families nombreuses

eine gefiel ihm besonders

adieu ä tous

manche mögen's heiss

certains partirent

Artikelwörter

Adjektive

Pronomen

Damit kann man sich aber nicht begnügen, denn auch die folgenden Lexeme drücken zweifellos 'Quantität1 aus: die

28

Hälfte

le couple

das Proletariat

un tiers

halbieren

bisser

vermehren

multiplier

manchmal

toujours

sehr

beaucoup

ein Brief ohne Absender

faute de temps

Substantive

Verben

Adverbien

Präpositionen

Die Einteilung in Wortarten erfolgt hier vorläufig in gewissennassen naiver oder unreflektierter Weise, d.h. etwa so, wie es heute in vielen Arbeiten mehr oder weniger üblich ist. Einige uns speziell interessierende Wortarten werden wir in Kapitel 3 genauer definieren.

18

ohne dass una

79

sans que et

29

subordinierende Konjunktionen koordinierende Konjunktionen

Die Beispiele zeigen, wie abwegig die Annahme wäre, eine bestürmte Wortart hätte das Privileg der quantitativen Bedeutung. Ausser den echten Interjektionen (z.B. ei, aoh) gibt es keine Wortart, in der nicht eine mehr oder weniger grosse Anzahl von Lexemen L

figurieren.

Noch inner sind aber nicht alle Möglichkeiten erschöpft, da wir uns bisher auf L e x e m e mit quantitativer Bedeutung beschränkt haben. Nun existieren 31 bekanntlich neben den Lexemen auch andere Semanteme (oder Bedeutungsträger), nämlich Morpheme und Syntagmen. Jeder Deutschsprachige weiss, dass man z.B. nicht inner ein besonderes Lexem braucht, um etwas über die gemeinte Anzahl auszusagen, sondern dass manchmal auch ein Morphem genügen kann. So trägt im Satz Bücher lagen auf dem Tisch das Pluralmorphem allein die Bedeutung 'mehr als 1'. Auf der anderen Seite werden oft komplexe Gebilde zum Ausdruck einer quantitativen Bedeutung verwendet, z.B. 1a plupart des (participants),

eine beträchtli-

che Zahl (Zuschauer), Die Frage ist jetzt, nach welchen Kriterien wir diejenigen Semanteme auswählen, die untersucht werden sollen. Eine Reihe von Fällen können wir eliminieren, indem wir uns - wie Bellert - die Aufgabe stellen, nur Ausdrücke zu berücksichtigen , mit denen in aktuellen Sätzen Gegenstände der Wirklichkeit bezeichnet werden. Den Begriff 'Gegenstand' fassen wir möglichst weit für 'alles, worüber man sprechen kann, alles, was existiert1, also Dinge, Lebewesen, Ereignisse, Orte, Zeitpunkte usw. Dabei spielt es in unserer linguistischen Perspektive keine Rolle, ob es sich um materielle, ideelle oder fiktive Realität bzw. 29

Dazu ein Beispiel: Christine der der Familie X. Weil jede tet werden kann, wird in der quantifikator verwendet, was die Konjunktion ist.

X. und Afariarzne X. und Peter X. = alle /finAllaussage als eine Grosskonjunktion betrachformalen Logik oft das Symbol A für den Allnichts anderes als das vergrösserte Symbol für

30

Fasst man einen Ausruf wie ei der tausend.' als eine Interjektion auf, so findet man die Quantität sogar in dieser Wortart wieder.

31

Wir verwenden den Terminus "Semantem" hier im Sinne von Zemb: "La notion de Semanteme recouvre tout porteur ou vecteur de sens." (Zemb 1972d:96) Es sei darauf hingewiesen, dass "Semantem" mehrere andere Bedeutungen hat.

19

Existenz handelt.

32

Durch diese Einschränkung auf Ausdrücke, die Gegenstände

designieren, werden Verben, Adverbien, Präpositionen sowie subordinierende und koordinierende Konjunktionen ausgeschlossen: multiplier verweist nicht auf ein Objekt, ebensowenig wie sehr oder ohne. Naninalgruppen in festen Wendungen fallen ebenfalls ausser Betracht, denn auch sie verweisen nicht auf irgendwelche Umweltreferenten (vgl. sich alle zehn Finger nach etwas leaken, en voir trentesix ohandelles). Es ist evident, dass in dieser Perspektive der Ansatz von Bellert, wonach die sprachlichen Quantifikatoren wie die Quantifikatoren der formalen Logik als variablenbindende Operatoren in Argumenten anzusehen sind, den Hypothesen sowohl der EST als auch der GS entschieden überlegen ist: jeder Ausdruck mit bezeichnender Funktion enthält notwendigerweise einen Quantifikator, wobei es völlig belanglos ist, ob in der OS ein "quantifier" im Sinne der GS oder der EST (wie jeder, manche, tous, trois) erscheint oder nicht.

Wie wir bereits

bei der Besprechung der Arbeiten von Bellert sahen,.braucht ein Sprecher längst nicht inner solche "speziellen Wörter", um eine mehr oder weniger genaue Information über die Quantität der von ihm gemeinten Gegenstände zu geben. So geht aus der Kombination von Plural und bestimmtem Artikel im Satz Die Bücher sind gestern eingetroffen

eindeutig hervor, dass es sich a) um mehr als ein Buch han-

delt und dass b) alle im Kontext oder in der Situation in Betracht kommenden Bücher gemeint sind. Ein besonderes Lexem wie alle oder sämtliche ist nicht erforderlich. Ein Irrtum wäre es, anzunehmen, die Beschränkung auf Gegenstände bezeichnen34 de Ausdrücke komme einer Beschränkung 'auf Naninalgruppen gleich , also auf Syntagmen der Form (Det)

(A) N (A) (wobei Det = Artikelwort, N = Substantiv,

A = Adjektiv). Damit lassen sich zwar bereits zahlreiche Syntagmen erfassen,

z.B. Bücher meine Bücher

— les disques

N Det N

32

Deshalb ist es möglich, in dieser Arbeit literarische Texte so zu behandeln, als ob es sich um nicht-fiktive Texte handelte.

33

Ab hier wird der Terminus "Quantifikator" nur noch in dieser formalloqischen Bedeutung verwendet.

34

Dies hervorzuheben ist insofern wichtig, als tatsächlich manche Autoren, die sich mit designierenden Syntagmen beschäftigen, nur gerade NG berücksichtigen.

20

verschiedene Bücher die wenigen Bücher —



AN

les quelques disques

Det A N

les disques innombrables

Det N A

Die Formel hat den unbestreitbaren Vorteil, dass sie alle Artikelwörter (oder Determinantien) berücksichtigt, also auch die bestirtmten und unbestinmten Artikel sowie die Possessiva und Demonstrativa, und dass sie ebenfalls die Adjektive mit quantitativer Bedeutung miteinzubeziehen ermöglicht, unzureichend ist sie jedoch, weil viele Ausdrücke ausgeschieden werden, die ebenfalls eine designierende Funktion ausüben können. Dazu gehören etwa die im Französischen überaus häufigen Wendungen von Typ beaucoup de livres. Diese lassen sich, wie wir meinen, nicht in das Schema (Det) (A) N (A) hineinpressen, und dennoch müssen wir sie beschreiben können (beaucoup de livres ist immerhin die genaueste Uebersetzung der NG viele Bücher). Weitere bezeichnende Syntagmen, die ebenfalls keine NG und die noch einmal anders strukturiert sind, wären etwa une ribambelle

d'enfants,

eine Reihe von Problemen, eine Menge Geld usw. Auch sie

sollen in dieser Arbeit erfasst werden. Unsere Untersuchung gliedert sich in zwei Hauptteile: In Kapitel 2 wird der Versuch unternommen, designierende Syntagmen - unabhängig von ihren syntaktischen Eigenschaften - nach ihrer Bedeutung zu ordnen. Wir gehen, anders als Bellert, zunächst von einer Zweiteilung aus, die direkt von der in der formalen Logik üblichen Unterscheidung zwischen Universalquantifikation und Existentialquantifikation inspiriert ist,

behalten dabei aber stets im Auge, dass

sprachliche und logische Quantifikation nicht einfach gleichgesetzt werden können. In diesem Kapitel geht es also um Fragen, die eine von den Einzelsprachen unabhängige semantische Ebene betreffen; mit ändern Worten, die Bedeutungen, die wir auseinanderhalten, sind für das Deutsche und für das Französische (sowie für alle übrigen Sprachen) dieselben. - Kapitel 3 ist der Syntax designierender Syntagmen gewidmet, und erst dort werden wir dazu kommen, die beiden Sprachen einander gegenüberzustellen und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu fragen, indem wir, für jede gesondert, untersuchen, welche formalen Möglichkeiten zum Ausdruck der in Kapitel 2 festgestellten Bedeutungen zur Verfügung stehen. Wir werden für das Deutsche wie für das Französische mehrere Typen von (Oberflachen)Strukturen auseinanderhalten, und es wird sich erweisen, dass zwischen den beiden Sprachen einerseits zahlreiche Parallelen bestehen, sie sich jedoch in einzelnen Punkten - oft beträchtlich - unterscheiden.

21

Eine Bemerkung noch zur Wahl der Beispielsätze: diese stanmen wo inner möglich aus authentischen zeitgenössischen Texten. Konstruiert werden Beispiele nur dann, wenn für eine bestinmte Erscheinung in unserem Textmaterial kein Satz vorhanden war. Der Vorteil dieser Methode ist, dass uns eine überaus reichhaltige Auswahl verschiedenartiger bezeichnender Syntagmen zur Verfügung stand, ein Nachteil - vielleicht -, dass wir auf gewisse Fälle, die in der Fachliteratur zu besonders intensiven Diskussionen Anlass gaben, in unseren Lektüren gerade nie stiessen. Solche Sätze werden wir, soweit es in unserer Perspektive sinnvoll erscheint, in unsere Untersuchungen selbstverständlich trotzdem einbeziehen.

35 Vgl. die Sätze 5 ) , 6 ) , 7) und 9 ) , 10), 11).

2.

ZUR SEMANTIK DER BESCHREIBUNGEN

2.1.

Die logische Struktur von Sätzen

Wir gehen davon aus, dass sprechen normalerweise impliziert, dass man ü b e r e t w a s spricht: wenn wir Sätze äussern, so tun wir dies gewöhnlich mit der Absicht, Aussagen über irgendwelche Gegenstände der Realität zu machen. Wie Zemb in verschiedenen Arbeiten nachweist, besteht, von einem logischen Standpunkt aus betrachtet, jeder Satz aus zwei Teilen, die grundsätzlich verschiedene Funktionen erfüllen. Im einen Teil, den Zemb das Thema des Satzes nennt, wird auf die gemeinten Gegenstände verwiesen; der andere, den er als Fhema (oder Prädikat) bezeichnet, drückt aus, was über diese Gegenstände ausgesagt wird. Eine Aussage entsteht dadurch, dass in einem Satz einem Thema, mit dem ein oder (häufiger) mehrere Gegenstände designiert werden, ein Rhema, durch das eine "geschlossene Bedeutung" (Zemb 1972c:37) ausgedrückt wird, zugeordnet 2 wird. Dazu Zemb: Während das Rhema ... Vorstellungen, Ideen, Begriffe ausdrückt, übernimmt das Thema die Benennung der Wirklichkeit, der nun in der Aussage das allgemein gefasste Prädikat zugeordnet wird, ... {Zemb 1978a:78) ... je considere qu'il est capital, pour comprendre les phönomenes de la pens6e et du langage, y compris pour saisir les meOanismes de la grammaire, de distinguer la designation et la signification. ... J'entends par signification la relation au concept et par designation la relation ä l'existant. A la signification correspond la fonction epistemologig_ue et ä la designation la fonction mereOlogique. ... La fonction epistemologique du langage consiste dans la constitution de reseaux conceptuels, dans la fabrication et 1 Organisation des id6es ou, si 1'on prefere, des significations. Ces

Es ist wichtig zu sehen, dass die beiden Termini bzw. Begriffe hier anders verwendet werden als in der Prager Schule, d.h. es geht nicht um den Gegensatz 'bekannt vs neu 1 . - Zu Thema und Rhema bei Zemb vgl. u.a. Zemb 1968a, 1972c, 1978a, 1979a, 1979b. In diesem Sinne sind z.B. auch die Zwei-Wort-Sätze von Kleinkindern (oft) vollständige Sätze: vgl. etwa Mami weg = 'Mami ist weggegangen 1 ; Mami = Thema, weg = Rhema.

23 significations sont par essence, par definition dit-on parfois, universelles, intemporelles, abstraites. La fonction moreOlogique du langage consiste dans le quadrillage d ~ B x) symbolisieren (M: Mensch, B: des Anreizes strenger Ideale bedürfen). Wenn nun 26) eine Paraphrase von 25) ist, dann setzt 25) ebensowenig wie 26) die Existenz der Menschen, d.h. der Elemente der Klasse 'Mensch1, voraus. Dies mag intuitiv nicht unmittelbar einleuchten, doch liegt der Grund nur darin, dass wir in dem betreffenden Fall Schwierigkeiten haben, uns vorzustellen, es existierten in unserer Welt keine Gegenstände x, auf die der Prädikator M zutrifft. Wir brauchen aber nur'ein anderes Beispiel zu betrachten, um sofort einzusehen, dass generischen Beschreibungen nicht unbedingt in der normalen Welt vorkcnmende Gegenstände zu entsprechen brauchen: 27) Das Einhorn hat nur ein Hörn. Dieser Satz ist zwar banal, aber weder falsch noch absurd, denn er besagt nichts anderes als 28) Wenn etwas ein Einhorn ist, dann hat es nur ein Horn. Dass Einhörner tatsächlich existieren, wird weder durch 28) noch durch 27) behauptet; aus diesem Grunde kann man Satz 27) ganz normal äussem, auch wenn man

36

genau weiss, dass es keine Einhörner gibt. Wiederum handelt es sich also um eine Aussage über die Gattung 'Einhorn1 und nicht über die einzelnen Elemente dieser Gattung. Der Unterschied zwischen 27) und 25) ist der folgende: die Klasse der Einhörner ist leer, d.h. in unserer Welt gibt es keine Individuen, auf die der Prädikator 'Einhorn1 passt (Extension des Begriffs 'Einhorn' = Null). Dagegen ist die Klasse der Menschen nicht leer, denn es gibt wirklich Gegenstände, von denen man sagen kann, dass sie Menschen sind. Doch ist dies nicht ein Unterschied zwischen den beiden S ä t z e n , sondern ein Unterschied in der W i r k l i c h k e i t . Wir können also jetzt sagen, dass jene Sätze der natürlichen Sprachen, in denen mithilfe generischer Beschreibungen auf infinite Gesamtheiten referiert wird (und die von Bellert ausgerechnet nicht diskutiert werden), sehr wohl mit den Allsätzen der formalen Logik gleichgesetzt werden können, wenn man diese als Implikationen betrachtet. Mit ändern Worten: was Bellert über Sätze mit definiten Beschreibungen sagt,gilt ausschliesslich für diese Art von Allaussagen und ist nicht auf Allaussagen mit generischen Beschreibungen übertragbar. Ehe wir zu Punkt (b) übergehen, muss hier noch eine weitere Frage aufgeworfen werden: Was heisst es eigentlich, wenn man im Zusantnenhang mit generischen Beschreibungen die Termini "bezeichnen", "designieren", "verweisen auf" verwendet? Genauer: worauf wird mit generischen Beschreibungen überhaupt referiert? Wir sagten, bezeichnen könne man Gegenstände, und meinten, Gegenstand sei alles, worüber man sprechen könne, alles, was in irgendeiner Weise existie28 re. Wenn es also keine Einhörner gibt, wie das in unserer Welt der Fall ist , dann kann auf sie als Individuen auch nicht verwiesen werden. Tatsächlich ist ein Satz wie 29) Das Einhorn aus dem ersten Stock frass mir aus der Hand in einer normalen Kommunikationssituation - d.h. in einer Kommunikationssituation unserer normalen Welt - als Aussage nicht denkbar, ausser der Sprecher wol29 le sich über seinen Partner lustig machen. Wenn er hingegen den Satz als Bei28

Natürlich Einhörner gäbe, und Wort, das

steht es jedermann frei, eine Geschichte zu erfinden, in der vorkommen. Sprecher und Hörer tun dann so, als ob es Einhörner damit wird aus Einhorn in diesem Rahmen ein ganz gewöhnliches nicht mehr und nicht weniger Probleme bietet als Mensch.

29

Zur "Pseudoproblematik" derartiger Sätze vgl. Linsky 1967: 122 ff.

37

spiel für irgendwelche logischen oder linguistischen Probleme z i t i e r t wie es hier geschieht -, dann ist er ganz einfach keine Aussage. Was ist nun aber mit 27)? Aus der Tatsache, dass man nicht über einzelne bestimmte Einhörner sprechen kann, weil es solche nicht gibt, darf man anscheinend nicht folgern, es gebe auch keine Klasse 'Einhorn1. Wir sahen bereits, dass man 27) im Gegensatz zu 29) ohne weiteres äussern kann: es handelt sich dabei um eine Aussage über die Gattung 'Einhorn1. Da es also offensichtlich möglich ist, über diese Gattung zu sprechen, muss sie in irgendeiner Weise auch existieren. 27) besagt so etwas wie: die Gattung 'Einhorn1 ist dadurch charakterisiert (oder sogar definiert), dass ihre Elemente nur ein Hörn besitzen. Auch diese Formulierung impliziert nicht die Existenz von derartigen Elementen. Analog dazu heisst 25): die Gattung 'Mensch' ist dadurch charakterisiert, dass ihre Elemente nicht des Anreizes strenger Ideale bedürfen. Wir sind also der Auffassung, dass generische Beschreibungen wohl auf Gegenstände verweisen, nämlich auf Klassen - seien diese nun leer oder nicht -, aber nicht auf Individuen. - Hinzugefügt sei, dass nicht alle Prädikate in generischen Aussagen sich durch sind dadurch charakterisiert, dass ihre Elemente die und die Eigenschaft haben paraphrasieren lassen. Vgl. 30) Der Walfisch ist vom Aussterben bedroht. Auch hier wird etwas über die Gattung 'Walfisch' ausgesagt; aber man könnte nicht von jedem einzelnen Wal sagen, er sei vom Aussterben bedroht, was an der Bedeutung von aussterben liegt: 'aussterben' bzw. 'vom Aussterben bedroht sein' ist ein Fhema, das sich nur Gattungen, Arten, Völkern und nicht einzelnen Lebewesen zuordnen lässt. Zu Punkt (b): Bellert geht davon aus, dass logische Allaussagen immer die Form von Implikationen haben. Wenn das stimmte, dürften in der Logik nur Sätze mit generischen Beschreibungen als Allaussagen gelten. Diese Auffassung wird in der Icit von Bellert vertreten, ebenfalls von Kleiber und Martin in einem mit La quantification universelle en franoais überschriebenen Artikel (1977) sowie von Raible 1972:71ff. Ein Blick in das Philosophische Wörterbuch von Klaus und Buhr oder in die Logische Propädeutik von Kamiah und Lorenzen zeigt 30

Vgl. "dazu auch Zemb: "... dans die Kuh ist ein Säugetier, le N Säugetier est abstrait, — , tandis que le N Kuh dosigne l'espece, alors que dans die Kuh ist fortgelaufen, il s'agit d'un individu." (Zemb 1978a:85)

38

aber, dass man auch andersartige Sätze von logischen Standpunkt aus als Allsätze betrachten kann: 31) An allen Tagen dieser Woche hat es geregnet. (Klaus/Buhr 1964;1972:52) 32) Alle Bäuerinnen von Effeltrioh zen 1967;1973:163)

tragen noch Trachten. (Kamlah/Loren-

Diese Sätze unterscheiden sich in bezug auf die Qualifikation nicht von 24) , dem von Bellert diskutierten Beispiel. Ebensowenig wie 24) sind 31) und 32) Implikationen, sondern es werden empirisch überprüfbare Tatsachen beschrieben; so kann im Prinzip jeder Hörer nach Effeltrich fahren und sich dort selbst davon überzeugen, dass die Bäuerinnen des Dorfes alle eine Tracht besitzen und diese zu gewissen Anlässen auch anziehen. Es besteht wohl kein Zweifel, dass in 32) die Existenz der Bäuerinnen von Effeltrich vorausgesetzt wird.

Nichts-

destoweniger figuriert der Satz bei Kamiah und Lorenzen als Beispiel für die eine Art von Allaussagen, nämlich solche mit endlichem Gegenstandsbereich. Dass derartige Allaussagen stets Existenz mitbehaupten, lässt sich leicht zeigen. Sprachlich könnte man - abgesehen davon, dass das Verfahren recht umständlich ist - die in 32) beschriebene Tatsache auch anders erfassen, nämlich in Form einer Konjunktion: 33) Frau A trägt noch eine Tracht und Frau B trägt noch eine Tracht und ... Frau Z trägt noch eine Tracht. wobei (Frau A, Frau B, ..., Frau Z> die endliche Menge aller Effeltricher Bäuerinnen ist. Da in jeder der einzelnen Aussagen mit einem Eigennamen auf eine bestimmte Person verwiesen wird (Eigennamen bezeichnen stets in der Realität auffindbare Individuen), muss auch für den zusammenfassenden Ausdruck alle Bäuerinnen von Effeltrioh

gelten, dass er auf existierende, identifizierbare

Individuen referiert. Demnach dürfen - entgegen der Auffassung von Bellert und anderer Autoren auch Aussagen über sämtliche Gegenstände eines endlichen Gegenstandsbereichs, die keine Implikationen sind und Existenz voraussetzen, als Allaussagen im Sinne der Logik aufgefasst und mittels des Allquantifikators v repräsentiert werden. Allerdings ist es gewiss sinnvoll, die beiden Arten von Allquantifika3l

Satz 32) könnte allerdings auch als Implikation verstanden werden (dann würde wohl noch wegfallen), etwa wenn es in E. ein Dekret gäbe, das den Bäuerinnen das Tragen von Trachten vorschriebe. Selbstverständlich wäre die NG in dem Fall eine generische und nicht eine definite Beschreibung.

39

tion dann klar auseinanderzuhalten. Wir schreiben deshalb, wo wir in Zukunft das Symbol V aus der formalen Logik verwenden, für den Quantifikator, der in generischen Beschreibungen enthalten ist, V . ^ (Bezeichnung einer infiniten Gesamtheit) und für den in definiten Beschreibungen vorkommenden Quantifikator V f . (Bezeichnung einer finiten Gesamtheit). Damit ist die Diskussion um die Adäquatheit des logischen Allquantifikators für die Repräsentation sprachlicher Allquantifikation jedoch nicht abgeschlossen. Es gibt nämlich einen ändern Grund, weshalb die Notation mithilfe von V im Falle der sprachlichen Bezeichnung der Gesamtheit nicht als ganz befriedigend angesehen werden kann. Lyons 1977:195 wirft das Problem in bezug auf die generischen Beschreibungen auf, doch scheint es sich in analoger Weise auch für die definiten Beschreibungen zu stellen. Lyons macht darauf aufmerksam, dass es in natürlichen Sprachen zahlreiche Sätze gibt, die man mit der Formel V (< -} ) nicht korrekt wiedergeben kann. Die Formel besagt nämlich, dass das Prädikat a u s n a h m s l o s allen Gegenständen mit der Eigenschaft a> zukaiBiiL. Betrachtet man nun einen Satz wie 34) Kleine Kinder sind zutraulich so stellt man fest, dass diese Aussage durch V ( -> Z x) nicht adäquat repräsentiert ist; denn wer 34) äussert, wird kaum behaupten wollen, es seien ausnahmslos alle kleinen Kinder zutraulich. Er wäre deshalb auch nicht bereit, an Stelle von kleine Kinder z.B. alle kleinen Kinder oder jedes kleine Kind zu setzen, weil sowohl all- wie jed- Ausnahmslosigkeit beinhalten. Gemeint ist in 34) , dass kleine Kinder i m a l l g e m e i n e n , n o r m a l e r w e i s e zutraulich sind. Derartige Sätze sagen also aus, was die Pegel ist, was der Norm oder dem Durchschnitt entspricht, was für die Mehrzahl der Fälle (aber eben nicht unbedingt für alle) zutrifft. Sie sind in der Alltagskannunikation häufig, sicher viel häufiger als jene Allsätze, die tatsächlich den logischen Allaussagen entsprechen, weil sie keine Ausnahmen zulassen: 35) Der Elefant ist ein Säugetier. Niemand wird je bestreiten können, dass ' Säugetier sein1 für jeden Elefanten gilt. Die logische Repräsentation durch V (E -> S ) ist in diesem Falle korrekt.. 35) enthält, was man in Anlehnung an Lyons 1977 eine essentielle Aussage nennen kann, denn was im Rhema ausgedrückt wird ('Säugetier sein 1 ), ist bereits

40

in der Bedeutung von Elefant mitenthalten, gehört also zu der Definition von 32 'Elefant'. Mit Satz 34) dagegen wird eine akzidentielle Aussage gemacht, da 'zutraulich sein1 keineswegs zur Definition von 'kleines Kind1 gehört. Man ist nun versucht, zu behaupten, nur die essentiellen Aussagen könnten durch die Formel für die logischen Allaussagen adäquat dargestellt werden, während dies für die akzidentiellen Aussagen nicht gelte. Dass dem nicht so ist, zeigen die folgenden zwei Beispiele: 36) Spinnen haben vier Paar Beine. 37) Eine Mücke ist kleiner als ein Elefant. Mit Satz 36) wird eine essentielle Aussage gemacht, ist doch die Spinne unter anderem gerade dadurch definiert, dass sie vier Paar Beine besitzt. Nun kann es aber natürlich trotzdem vorkamen, dass einer konkreten Spinne aus irgendwelchen Gründen ein Bein fehlt. Das ändert mit Sicherheit nichts am Wahrheitswert von 36), sondern beweist nur, dass auch essentielle Aussagen nicht inner Ausnahmsloigkeit bedingen. Sprachlich wirkt sich das so aus, dass man zögert, anstatt 36) die Formulierungen 38) oder gar 39) zu akzeptieren: 38) "iAlle Spinnen haben vier Paar Beine. 39) ??Jede Spinne hat vier Paar Beine. Wenn all- oder jed- hier korrekt sein sollen, so erscheint ein Zusatz wie im Prinzip, der ein nachfolgendes aber ankündigt, notwendig: 40) Im Prinzip haben alle Spinnen/hat jede Spinne vier Paar Beine, aber es gibt manchmal welche, die ... Ungekehrt ist 37) eine akzidentielle Aussage, denn 'kleiner als Elefanten sein' ist keine essentielle Eigenschaft der Mücken, trifft aber trotzdem zweifellos auf ausnahmslos alle Mücken zu. jed-

Die Sätze 41) und 42), die wiederum all- und

enthalten, sind denn auch völlig normal:

32

Vgl. Lyons 1977:195 ("essential proposition"). Wir verwenden "Aussage" für das, was Lyons "proposition" nennt. In der deutschen Ausgabe von Semantics wird "proposition" mit "Proposition" wiedergegeben, im Gegensatz zu "Aussage", welcher Terminus für engl. "statement" steht.

33

Den Terminus "accidental proposition" benutzt Lyons nicht.

34

Zwar lässt sich dies nicht endgültig beweisen, da es theoretisch nicht auszuschliessen ist, dass sich dereinst eine Riesenmückenart entwickelt, für die das Prädikat 'kleiner als Elefanten sein' nicht mehr gilt.

41

41) Alle Mücken sind kleiner als Elefanten. 42) Jede Mücke ist kleiner als ein Elefant. Zusaitmenfassend halten wir fest, dass es sowchl essentielle wie akzidentielle generische Aussagen gibt, die sich mithilfe des logischen Allquantifikators adäquat formalisieren lassen, und dass nan andererseits weder

alle essentiellen

noch alle akzidentiellen Aussagen damit erfassen kann. Ausschlaggebend ist das Merkmal [± AUSNAHMSLOS], das offensichtlich nicht mit dem Merkmal [± ESSENTIELL] korreliert. Trotz der von Lyons zu Recht geäusserten Vorbehalte übernehmen wir das Symbol V aus der formalen Logik für die Repräsentation der sprachlichen Allquantifikatoren - nicht weil wir die Unterschiede zwischen logischer und sprachlicher Allquantifikation leugnen wollen, sondern weil uns daran liegt, ihre Aehnlichkeit hervorzuheben. Wenn wir also fortan in dieser Arbeit v verwenden, so meinen wir damit nicht einfach den Allquantor, wie er in der Logik definiert wird, sondern jene Quantifikatoren im Deutschen, im Französischen und in ändern natürlichen Sprachen, die in auf eine Gesamtheit verweisenden Beschreibungen figurieren. Bei dieser Gesamtheit kann es sich um eine Menge oder um ein Quantum handeln (NoD = Diskontinuativum oder Kontinuativum); die Gesamtheit kann infinit oder finit sein (Beschreibung = generisch oder definit); die Aussage ist entweder essentiell oder akzidentiell; das Prädikat trifft ausnahmslos auf die ganze Gesamtheit zu oder nicht. Eine Bemerkung zu den essentiellen und akzidentiellen Aussagen sei hier noch angefügt. In der wissenschaftlichen Sprache, die den Regeln der Logik folgt, ist es kein Problem, zwischen den beiden Arten von Aussagen zu unterscheiden.

Dagegen ergeben sich für eine analoge Trennung in der Alltagsspra37 ehe unüberwindliche Schwierigkeiten. Oft werden nämlich Sätze geäussert, von denen der Sprecher und/oder der Hörer annehmen, sie drückten essentielle Aussagen aus, obschon das von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus nicht der 35

Es ist nicht abwegig, auch in bezug auf ein ganzes Quantum, von Ausnahmslosigkeit zu sprechen. Vgl. Fisch ist etwas Köstliches. Diesen Satz kann ein Sprecher ohne weiteres äussern, auch wenn er z.B. keine Sardinen mag (also: [- AUSNAHMSLOS]) .

36

Dass es im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geschah, dass, was man für eine Definition - also für endgültig wahr - hielt, sich als falsch erwies, tut hier nichts zur Sache.

37

Vgl. dazu auch Domen 1977:23f., Lyons 1977:195.

42

Fall ist und man den Gesprächspartnern leicht beweisen könnte, dass sie sich im Irrtum befinden. Das ist aber für die Alltagskcnmunikation nicht ausschlaggebend, denn da kamt es nicht darauf an, was objektiv zutrifft, sondern allein auf das, was Sprecher und Hörer meinen. Zur Illustration folgendes Beispiel: 43) Frauen sind für alles Technische unbegabt. Die Form dieses Satzes lässt natürlich nicht erkennen, ob es sich um eine essentielle oder eine akzidentielle Aussage handelt. Es ist durchaus denkbar, dass jemand den Satz in der festen üeberzeugung äussert, er mache eine essentielle Aussage. Er wird zwar vermutlich zugeben, dass man gelegentlich auf Ausnahmen stösst, dennoch ist es seine Ueberzeugung, dass der Mangel an technischer Begabung zum Wesen der Frau gehört. In Wirklichkeit drückt 43) nichts anderes als ein Vorurteil aus, denn was da behauptet wird, lässt sich nicht beweisen, auch wenn es in unserer Zeit und in unserer Zivilisation tatsächlich noch so ist, dass viele Frauen für Technisches nur wenig übrig haben. Ein Satz wie 43) kann aber, indem er die Verhaltensweise von Sprecher und Hörer gegenüber den Frauen möglicherweise entscheidend determiniert (z.B. Weigerung, ein Mädchen in eine Lehrstelle für einen technischen Beruf aufzunehmen), genau dieselben Auswirkungen haben, wie wenn er wirklich eine essentielle Aussage enthielte. Im übrigen sei bemerkt, dass derselbe Satz natürlich ebenfalls von einem Sprecher benutzt werden kann, der - obschon er es besser weiss - nur tut, als glaube er, es läge eine essentielle Aussage vor, der also den Satz mit bewusst manipulierender Absicht verwendet. Damit haben wir einige der wichtigsten Probleme, die sich im Zusammenhang mit der adäquaten Notation von sprachlichen Allquantifikatoren ergeben, wenn nicht erschöpfend diskutiert, so doch angeschnitten und kurz erörtert, und wir können uns jetzt weiteren Fragen zuwenden. Wir stellten bisher fest, dass generische Beschreibungen auf infinite Gesamtheiten (Mengen oder Quanten) von Gegenständen, auf die die Bedeutung B zutrifft, verweisen (wobei Menge bzw. Quantum leer sein können), während man sich mit definiten Beschreibungen auf finite Gesamtheiten von Gegenständen innerhalb eines bestimmten Gegenstandsbereichs bezieht (Menge bzw. Quantum sind nie leer). Hier kann nun weiter differenziert werden, und zwar danach, ob die Anzahl (im Falle gegliederter Gegenstände) bzw. der Unfang (im Falle nicht gegliederter Gegenstände) präzisiert wird oder nicht. Ist die Beschreibung generisch, so schliesst das eine die Anzahl oder den

43

Umfang betreffende Festlegung von vornherein aus, handelt es sich doch um prinzipiell infinite Gesamtheit. Dagegen kann man bei den definiten Beschreibungen danach unterscheiden, ob der Sprecher die genaue Anzahl bzw. den Umfang angibt oder nicht. A.2.1.1 Bezeichnung einer finiten Menge - bestimttte Anzahl definite Beschreibung (N = Diskontinuativum) D

44) Als ich gegen Mittag aus dem Haus ging, fiel mir Ulrikes Frage wieder ein, als sie mir Geld zum Einkaufen daliess: "Hast du damit genug?" Natürlich habe ich mit den fünfzig Mark genug, aber die Frage hat mich geärgert. (P.S. 70) 45) On y trouve la description d£taill6e des deux lions de bronze qui ornent la mairie, ... (A.C. 22) 46) Das sagte auch der Quacksalber, der mir für einen unglaublichen Preis sein Mittelohen verkaufte. (P.S. 23) 47) Cette cite sans pittoresque, sans Vegetation et sans äme finit par sembler reposante et on s'y endort enfin. (A.C. 7) Die Beispiele 46) und 47) zeigen, dass ein Zahlwort zur genauen Angabe der Anzahl nicht imner eigens erforderlich ist,

und zwar dann nicht, wenn eine defi-

nite Beschreibung im engeren Sinn, die zwangsläufig auf eine Einermenge verweist, vorliegt. Führt man in die betreffende NG im Deutschen das Zahlwort einanalog zu zwei, drei, fünfzig

usw. ein, so bewirkt das nicht etwa eine Präzi-

sierung, sondern eine Veränderung der Bedeutung: der eine Quacksalber würde implizieren, dass in der Angelegenheit mindestens ein anderer Quacksalber ebenfalls eine Holle spielte, was nun gerade nicht stimmt. Im Französischen entsteht, wenn man nach cette ein un- einschiebt, eine agramtnatikalische Form: *cette une cite. - Wir sahen, dass Bellert für die definiten Beschreibungen im engeren Sinn einen speziellen Operator i ansetzt. Dies halten wir für überflüssig, da der einzige Unterschied gegenöber den Beschreibungen im weiteren Sinn darin besteht, dass die betreffende Klasse nur ein Element umfasst, was aber keineswegs ausschliesst, dass es sich dabei um die Gesamtheit der in Frage kommenden Elemente handelt. Unter diesem Blickwinkel ist der Jota-Quantor nichts 38 weiter als ein Sonderfall des Allquantors.

38

Diese Auffassung vertritt etwa auch Werner 1978.

44

. 2.1.2 Bezeichnung einer f initen Menge - unbestimmte Anzahl definite Beschreibung (N = Diskontinuativum) 48) Dann habe ich erstmal die losen Zeitungsartikel eingeklebt und die Notizen abgeschrieben, die ich mir hin und wieder mache. (P.S. 7) 49) Ces quelques indications donnent peut-Stre une idtee süffisante de notre cito. (A.C. 7) Die Sätze 48) und 49) sind sich insofern gleich, als man, da kein Zahlwort vorhanden ist, über die genaue Anzahl der gemeinten Gegenstände nicht informiert wird. Ein Unterschied besteht aber darin, dass im Falle von 48) den beiden NG in bezug auf die Anzahl gar nichts entnommen werden kann, ausser natürlich, dass es sich um mehr als einen Zeitungsartikel bzw. mehr als eine Notiz handelt, während mit quelques in 49) immerhin eine ungefähre Angabe über die Zahl der "indications" gemacht wird: es sind vernaltnismässig wenige gemeint. In beiden Sprachen finden sich eine Reihe solcher Lexeme L , die in definiten Beschreibungen, die die Form von NG haben, in Adjektiv-Position figu39 rieren und mit denen ungefähre oder genaue Angaben über die Zahl der Gegenstände gemacht werden: die

vielen/wenigen/paar/zahlreichen/vereinzelten/fünf-

zehn losen Zeitungsartikel; ces nombreuses/quelques/rares/quatre indications. Sie erfüllen, wenn sie auch zweifellos quantitative Bedeutung haben, nicht die logische Funktion von Quantifikatoren. Dies wird allein schon daraus ersichtlich, dass solche L ohne weiteres weggelassen werden können, ohne dass der qu Sinn sich gegenüber der ursprünglichen NG entscheidend verändert. Er wird lediglich in bezug auf die Anzahl ganz unbestimmt, doch ist nach wie vor von derselben Menge von Gegenständen die Rede: die losen Zeitungsartikel, ces indications. Der Quantifikator (V... ) steckt in den Elementen die und ces, die ihfin rerseits nicht gestrichen werden dürfen, wenn nicht eine radikale Bedeutungsveränderung eintreten soll. Vgl. die vielen Zeitungsartikel £ viele Zeitungsartikel; ces quelques indications ? quelques indications: aus den definiten sind indefinite Beschreibungen entstanden, d.h. wir haben es jetzt nicht mehr mit Allquantifikation, sondern mit Teilquantifikation zu tun (wobei 3 in den 40 Lexemen viele bzw. quelques enthalten ist. Vom logischen Standpunkt aus üben L

wie viel- in die vielen Zeitungsartikel und quelques in ces quelques indi-

39

Zur Syntax quantitativer Lexeme in NG vgl. Kapitel 3, S. 85 f f . , 125 ff.

40

Zum Teilquantor vgl.

S. 57 ff.

45

cations also nicht eine quantifizierende, sondern vielmehr eine charakterisierende Funktion aus, und zwar charakterisieren sie gewissennassen die Menge, nicht jedoch den einzelnen Gegenstand. Nach Conen 1977:49 sind sie "Prädikatoren im Argument" wie die gewöhnlichen Adjektive. So wird z.B. in 45) die Information gegeben, dass die Menge der das Rathaus zierenden Bronzelöwen zwei Elemente umfasst. 41 Wir wenden uns jetzt den definiten Beschreibungen zu, in denen kontinuative Substantive wie Dummheit, liberte, Gold und beurre als IL figurieren. Sie lassen die Opposition zwischen Singular nicht zu und können infolgedessen auch 42 nicht mit den Zahlwörtern verbunden werden. Substanzen wie Gold und Butter kann man allerdings messen, und sprachlich lässt sich der Umfang des gemessenen Gegenstands mithilfe von Masswörtern wie Meter, metre, Liter, litre, Fuss, pied usw. ausdrücken. Die Masseinheiten, für die diese Wörter stehen, sind ihrerseits zählbar, so dass die Masswörter ohne weiteres mit den Zahlen kombiniert werden können. A. 2.2.1. Bezeichnung eines finiten Quantums - bestimmter Unfang definite Beschreibung (IL = Kontinuativum) 50) Die drei Meter Baumwolle, die Eva mir aus Mexiko mitbrachte, reichen gerade für ein Kleid. 51) Les enfants ont d£jä bu les deux litres de lait que j'ai achetes hier soir.

41

Merkwürdig ist, dass dieser grundsätzliche Unterschied zwischen quantifizierender und charakterisierender Funktion von Lexemen mit quantitativer Bedeutung in der Literatur oft gar nicht berücksichtigt wurde? vgl. etwa Chomsky 1965:107, Lakoff 1970a. - In den USA war es Garden, der als erster "Pre-Determiner Quantifier" (many men) und "Post-Determiner Quantifier" (the many men) klar auseinanderhielt. Er vertritt die Auffassung, dass letztere wie die "Pre-Determiner Quantifiers" in der zugrundeliegenden Struktur Prädikate seien, diesmal jedoch nicht von übergeordneten, sondern von eingebetteten Sätzen. (Garden 1970a, 1970b)

42

Selbstverständlich kann von den meisten dieser Lexeme nicht ein für allemal gesagt werden, sie seien Kontinuativa, denn sie werden of t auch für die Bezeichnung gegliederter Gegenstände benutzt. Die Bedeutung ist jeweils verschieden, je nachdem ob ein solches N als Kontinuativum oder als Diskontinuativum verwendet wird. Vgl. Die Dummheit dieses Politikers ist verblüffend; jetzt hat er schon wieder die gleiche Dummheit begangen. Dummheit ? Dummheit. Es handelt sich also nicht beide Male um dasselbe N , sondern um zwei Homonyme.

46

Dagegen lassen sich Gegenstände, auf die mit den sogenannten "Abstrakta" 43 verwiesen wird, weder zählen noch messen: *die fünfhundert

Milligramm Freiheit.

Man kann sich nun angesichts der Syntax der Beschreibungen in 50) und 51) fragen, ob hier denn überhaupt auf Baumwolle bzw. Milch verwiesen wird und nicht vielmehr auf Meter bzw. Liter.' Im französischen Satz ist fraglos lait grammatikalisch von deux litres abhängig. Im Deutschen ist die Struktur des Syntagmas die drei Meter Baumwolle weniger durchsichtig; iirmerhin kann man mit 44 Sicherheit sagen, dass Baumwolle nicht syntaktischer Kern ist. Nichtsdestoweniger spricht einiges dafür, dass Baumwolle und lait, wenn nicht als syntaktische, so doch als semantische Nuklei anzusehen sind. So kann man etwa ohne grossen Informationsverlust - nur der Unfang bleibt unbestimmt - drei Meter und deux litres weglassen: die neuen Sätze sind, vorausgesetzt dass die notwendigen syntaktischen Modifikationen vorgenommen werden, korrekt und nicht weniger verständlich als 50) und 51): 52) Die Baumwolle, die Eva mir aus Mexiko mitbrachte, reicht gerade für ein Kleid. 53) Les enfants ont dojä bu le lait que j'ai aohete hier soir. Streicht man dagegen Baumwolle bzw. lait, so entsteht ein unverständliches 45 inakzeptables Gebilde: 54) *Die drei Meter, die Eva mir aus Mexiko mitbrachte, reichen gerade für ein Kleid. 55) *Les enfants ont dejä bu les deux litres que j 'ai aohetes hier soir. "Wovon redest du eigentlich?", wird der Hörer den Sprecher mit Recht fragen, 43

Der Terminus steht in Anführungsstrichen, weil er alles andere als befriedigend ist. Die Bedeutung von Haus (so wie das Wort im Wörterbuch steht) ist nämlich nicht weniger abstrakt als die von Freiheit. Erst wenn Haus mit designierender Funktion in einem aktuellen Satz figuriert, verweist dieses Substantiv auf einen konkreten (materiellen) Gegenstand. Analoges gilt aber auch für Freiheit: meine Freiheit bezeichnet im Satz etwas für mich durchaus Konkretes, auch wenn es - im Gegensatz zu meinem Haus - nicht materiell fassbar ist. Die traditionelle Dichotomie 'konkret' vs 'abstrakt 1 lässt sich demnach nicht aufrechterhalten. Vgl. auch Paul 1880;1970:75/6, Zemb 1978a:81/3.

44

Näheres zur Syntax solcher und ähnlicher Syntagmen, die man nur im Deutschen findet, in Kapitel 3, S. 157 ff.

45

Ausser wenn unmittelbar vorher bereits von Baumwolle bzw. von Milch die Rede war; z.B. Ich liebe Baumwolle; die drei Meter, die ...

47

denn wie soll er wissen, auf welche Gegenstände in diesen Sätzen referiert wird. Dies scheint uns ein wichtiges Indiz dafür zu sein, dass in 50) und 51) in erster Linie von Baumwolle und Milch die Rede ist und nicht von Metern und Litern und dass der Quantifikator ( V ) , der auf 'Baumwolle' und 'lait' operiert, infolgedessen in die drei, Meterbzw .les deux litres steckt - auch wenn die Syntax der betreffenden Ausdrücke damit nicht übereinstimmt. So wie in definiten Beschreibungen mit diskontinuativen

die Anzahl der

Gegenstände oft nur ungefähr angegeben wird oder auch ganz unbestimmt bleibt, kommt es in def initen Beschreibungen mit kontinuativen No häufig vor, dass man über den Umfang des Gegenstands nur Ungenaues (56) oder überhaupt nichts (23) erfährt. A.2.2.2. Bezeichnung eines finiten Quantums - unbestiimtter Umfang definite Beschreibung (N = Kontinuativum) 56) Das bisschen Freiheit, das ihnen bleibt, werden sie gewiss auch noch verlieren. 23) La böte ... tcmba enfin en rejetant du sang par les babines entrouvertes. ... Ce sang rejete le ramenait ä sä preoccupation. Das Beispiel 56) zeigt, dass es ein Fehler wäre, aus der Tatsache, dass der Umfang von nicht-materiellen Gegenständen nicht mithilfe von Zahl- und Massausdrücken präzisiert werden kann (vgl. *die fünfhundert Milligramm Freiheit), zu folgern, auch eine ungefähre Angabe des Umfangs müsse ausgeschlossen sein. In Wirklichkeit weiss jedermann, dass Freiheit etwas ist, wovon manche Menschen mehr und andere weniger besitzen, weshalb solche Substantive denn auch problemlos mit unbestimmten Umfangsausdrücken kombinierbar sind. Damit schliessen wir diesen Abschnitt, der der Einteilung der definiten Beschreibungen in verschiedene Untergruppen gewidmet war, und wenden uns jetzt einer weiteren Frage zu. Für zahlreiche definite Beschreibungen gilt, dass sie auf eine finite Gesamtheit auffindbarer, d.h. identifizierbarer Gegenstände verweisen. 46

Es stel-

Es gibt auch definite Beschreibungen, die sich, wie Donnellan 1966 zeigt, auf nicht identifizierbare Gegenstände beziehen. Anhand des Beispiels Smith 's murderer is an insane demonstriert Donnellan den Unterschied zwischen referentieller und attributiver Verwendung definiter designierender Syntagmen. Der Satz hat zwei Bedeutungen: entweder wird von einem bestimmten Menschen, den ich kenne und identifizieren kann, angenommen, dass die Beschreibung Smith's murderer auf ihn passt (referentiell), oder es wird an-

48

len sich nun die folgenden Fragen: welche Elemente - sprachliche und andere ermöglichen es dem Hörer, erstens: zu erkennen, dass er es mit einer definiten Beschreibung zu tun hat, und zweitens: die gemeinte Gesamtheit richtig zu identifizieren? Zunächst ist zu sagen, dass ausser Kontext längst nicht allen Beschreibungen anzusehen ist, ob sie generisch, definit oder indefinit sind: der N , D

die N , jed- N , all- N

(sing, und plur.) finden sich sowohl als generische

als auch als definite Beschreibungen; N

a

(sing, und plur.) sowie ein

B

können

generisch und indefinit sein. Im Französischen verhält es sich ähnlich: le N , D

les NB , tous les NB sind bald generisch, bald definit, un NB ist entweder ge47 nerisch oder indefinit. Andere Syntagmen - z.B. dies- N , sein- N' , ohaque tfD D

B

D

sind dagegen sofort als definite Beschreibungen zu erkennen. Da uns aber nicht die aus dem Kontext losgelösten Ausdrücke interessieren, müssen wir fragen, ob solche an sich uneindeutige Formen in Sätzen nicht automatisch disambiguiert werden. Dies scheint in der Tat sehr oft der Fall zu sein. Man vergleiche etwa die folgenden Satzpaare: 17) Blut ist ein ganz besondrer Saft.

generisch

57) Blut floss aus der Wunde

indefinit

18) ... les fenrnes sont les ogales de l'hemme ...

generisch

58) Les fenrnes avaient organist une grande f§te.

definit

19) L'argent n'a pas d'odeur

generisch

59) L'argent est dans mon sac.

definit

Es gibt aber, wenn auch seltener, Sätze, die beide Interpretationen zulassen: 60) Les enfants adorent l'eau. Mit les enfants kann der Sprecher auf Kinder im allgemeinen verweisen oder z.B. auf seine eigenen oder die Kinder seiner Schulklasse. Dass 60) nicht eindeutig ist, liegt daran, dass nicht nur die MG, sondern auch das Prädikat 'adorer genommen, dass es einen Menschen gibt, der der Beschreibung entspricht, ohne dass ich jedoch weiss, wer er ist (attributiv). - Im folgenden beschränken wir uns auf die Diskussion referentieller definiter Beschreibungen. 47

Ob des N generisch verwendet werden kann, scheint fraglich. Attal 1976 hält Sätze wie Des hommes sont des animaux und Des diplomates doivent £tre discrete für korrekt - eine Auffassung, die gewiss nicht von allen Sprechern des Französischen geteilt wird.

49

l'eau 1 sowohl generisch als auch nicht-generisch verwendet werden kann.

jp

Nun

wird man allerdings einwenden, in der konkreten Kcranunikationssituation würden alle Zweifel in bezug auf die richtige Interpretation behoben. Das trifft in den meisten Fällen gewiss zu. Inmerhin ist gerade 60) in einer Situation denkbar, die beide Möglichkeiten offen lässt. Nehmen wir an, A lädt B mit seiner Familie ein, die Ferien in seinem Haus am Meer zu verbringen. Dann sind folgende Dialoge vorstellbar: I

A: Pourquoi ne passeriez-vous pas vos vacances avec nous au bord de la mer? Les enfants adorent l'eau ... B: C'est vrai! Et ils seront ravis de vous revoir.

II

A: (wie in I)

B: C'est vrai! Les nötres ne font pas exception. Wenn B wie in I antwortet, dann hat er die NG offensichtlich definit verstanden; ils verweist auf dieselbe Klasse wie les enfants.

Reagiert er dagegen wie

in II, so hat er die NG generisch aufgefasst, und mit les nötres grenzt er aus der infiniten Klasse aller Kinder eine bestimmte Subklasse aus. Sicher ist ein solcher Fall die Ausnahme, und man kann davon ausgehen, dass im allgemeinen in einer konkreten Situation Klarheit darüber herrscht, ob eine Beschreibung generisch oder definit zu interpretieren ist. Vgl. Satz 60) in den folgenden beiden Kontexten: III (C erzählt D, dass sie die Ferien mit der Familie am Meer verbringen wird) Nous passerons nos vacances au bord de l'Atiantique; iron mari et moi faisons de la voile, les enfants adorent l'eau ... IV C'est lä une veritö bien connue: les enfants adorent l'eau. In III ist les enfants eindeutig definit, in IV eindeutig generisch. Nun aber zur zweiten Frage: was ermöglicht es dem Hörer, die vom Sprecher gemeinte Menge bzw. das Quantum korrekt zu identifizieren? In Stichworten könnte die Antwort lauten: Kontext und/oder Situation und/oder gemeinsame Vorkenntnisse. Dazu führen wir im folgenden einige Beispiele an; auf Vollständigkeit

erhebt die Auswahl keinen Anspruch. 49

48

Näheres dazu bei Dahl 1975.

49

Ausführlich diskutiert werden diese Dinge in Oomen 1 9 7 7 : 3 4 f f . , Werner 1978, Wimmer 1979 und v.a. Braunmüller 1977 sowie früher schon in Coseriu 1955;1975b.

50

Der K o n t e x t kann auf verschiedene Arten darüber Auskunft geben, wie die gemeinte Menge abzugrenzen ist. Wir greifen ein paar Möglichkeiten heraus. Es kann im Vortext bereits von den betreffenden Gegenständen/dem betreffenden Gegenstand die Rede gewesen sein. Z.B. kamt es oft vor, dass das Substantiv N_,D mittels einer indefiniten Beschreibung in den Text eingeführt wurde. In der definiten Beschreibung wird es dann wiederaufgenommen: 23) La be"te ... tomba enfin en rejetant du song par les babines entrouvertes. ... Ce sang rejete le ramenait ä sä preoccupation. Oder im Vortext wurden die einzelnen Elemente der Menge genannt: in einem Zeitungsartikel über die Europa-Wahlen 1979 wird festgestellt, - dass hoch - dass - dass ten.

die Zahl der Stimmenthaltungen in Frankreich überdurchschnittlich war, sich eine Abkehr der Wähler von den grossen Parteien abzeichnet, die Umweltschützer und die Trotskysten gewisse Wahlerfolge erziel-

Im Anschluss daran heisst es: 61) Et ce sont toutes oes oonstatations, ajoutoes les unes aux autres, qui ont intriguo ou inquieto les grands partis. (N. . 762 34) Erwähnung im Vortext ist aber längst nicht iirroer notwendig. Oftmals enthält die Beschreibung selbst Elemente, welche die Menge eindeutig abgrenzen, z.B. einen Eigennamen, der auf etwas allgemein Bekanntes referiert. In diesen Fällen spielen also Kontext u n d allgemeine Vorkenntnisse eine Rolle (s. auch weiter unten): 62) Der· Präsident der USA kündigte seine Kandidatur für die nächsten Präsidentschaftswahlen an. Hier wären auch jene Adjektive zu nennen, die zu zahlreichen Eigennamen gebildet werden können und die die Menge/das Quantum ebenfalls eindeutig festlegen: die Zürcher Goldhändler, le petrole iranien. Zum Stichwort S i t u a t i o n : Es kommt - und zwar nicht selten - vor, dass in der aktuellen Sprechsituation ausser der gemeinten Gesamtheit gar keine anderen in Frage könnenden Gegenstände vorhanden sind. Z.B. 50

Braunmüller 1977 würde ce sang rejete hier eine "Proform" nennen.

51

In der Terminologie Braunmüllers wären dies "referentielle Fixpunkte".

51

63) Gib mir bitte den Radiergummi1. Dieser Satz ist nicht misszuverstehen, wenn sich im Wahrnehmungsbereich von Sprecher und Hörer nur ein Radiergummi befindet. Kamen jedoch mehrere Gummis in Betracht, dann bedarf es einer sprachlichen und/oder gestuellen Präzisierung; z.B. 64) Gib mir bitte den Radiergummi dort*, (mit den Sprechakt begleitender Zeigegeste) M i t g e m e i n s a m e n V o r k e n n t n i s s e n meinen w i r zweierlei: Zum einen geht es um das, was man allgemeine Weltkenntnis nennen kann, zum ändern um private Vorkenntnisse, die Sprecher und Hörer miteinander teilen. Allgemein bekannt sind etwa die sogenannten Unika (die Sonne, 1a terre), aber auch Gegenstände, von denen es nur eine beschränkte Anzahl gibt (die fünf Kontinente) . Man kann auf sie ohne weitere sprachliche oder gestische Massnahmen direkt mit einer definiten Beschreibung verweisen. Was wir unter privaten gemeinsamen Vorkenntnissen verstehen, wird an Satz 65) deutlich: 65) Eva hat ihren Aufsatz heute früh fertiggeschrieben. Mit diesem Satz kann der Sprecher ohne weiteres ein Gespräch beginnen, wenn er annimmt, dass auch sein Hörer weiss, dass Eva, die natürlich auch beiden bekannt sein muss, an einem Aufsatz arbeitet. Bevor wir uns den Syntagmen zuwenden, mit denen ein Sprecher eine Teilmenge bzw. ein Teilquantum aus einer Gesamtheit extrahiert (indefinite Beschreibungen), werfen wir einen Blick auf die logische Struktur der bisher diskutierten Sätze 12) bis 65), in denen überall, sei es mittels einer generischen oder einer definiten Beschreibung, auf eine Gesamtheit verwiesen wird. Was uns interessiert, ist die Verteilung dieser beiden Arten von Beschreibungen auf Thema und Rhema. In 2.1. wurde gesagt, man könne erwarten, dass die Mehrzahl der bezeichnenden Syntagmen im Thema figurieren, ist doch die designierende die primäre Funktion der thematischen Bestandteile überhaupt, wir sahen aber auch, dass Designation im Rhema nicht ausgeschlossen ist. Wir beginnen mit den Sätzen, in denen generische Beschreibungen vorkommen, und geben jeweils für jeden Satz die Grundordnung in leicht vereinfachter Form, d.h. ohne die Tempus- und Personalmorpheme, an.

52

Deutsch: RHEMA 12) jede algebraische Gleichung

Wurzeln haben

17) Blut

ein ganz besondrer Saft sein /nicht/ des Preises strenger Ideale bedürfen

25) der Mensch 27) das Einhorn

nur ein Hörn haben

30) der

vom Aussterben bedroht sein

Walfisch

34) kleine Kinder

zutraulich sein

35) der Elefant

ein Säugetier sein

36) Spinnen

vier Paar Beine haben

37) eine Mücke

kleiner als ein Elefant sein

41) a££e Mücken

kleiner als Elefanten sein

42) jede Mücke

kleiner als ein Elefant sein

43) Frauen für alles Technische

unbegabt sein

Französisch: 13) tout insecte

etre formd de segments

18) les ferrmes

e"tre les egales de l 'horrme

19) l'argent

/ne pas/ avoir d'odeur

60) £es enfant s l 'eau

52

adorer

Wenngleich dieser Aufstellung keinerlei statistische Signifikanz zukaiiuL, so werden dennoch unsere Erwartungen bestätigt. Ueberall enthält das Inema, der bezeichnende Teil des Satzes schlechthin, mindestens eine generische Beschreibung, während im Rhema in einer ganzen Reihe von Fällen keine solche vorhanden 52

Im Dialog II,

S. 49.

53

ist. Dass generische Beschreibungen aber auch im Rhema nicht ausgeschlossen sind, zeigen die Beispiele 25), 37/41/42) und 18) mit des Anreizes strenger Ideale, ein Elefant/Elefanten und l'komme, wo tatsächlich (sekundär) designierende Syntagmen vorliegen, was etwa daraus zu ersehen ist, dass die folgenden Umformungen möglich sind: 66) Der Mensch bedarf des Anreizes strenger Ideale nicht. Beim Satzpaar 25/66) handelt es sich um einen jener Fälle, wo ein Funktor sich im Ihema (66) oder im Rhema (25) befinden kann, ohne dass - trotz unterschiedlicher logischer Struktur - zwischen den beiden Varianten mehr als allenfalls eine schwer zu definierende Nuance wahrgenarmen würde. 67) Ein Elefant ist grosser als eine Mücke. - Elefanten sind grosser als alle Mücken. - Ein Elefant ist grosser als jede Mücke. 68) Les hoimes sont les egaux de la fenme. 37) , 41) , 42) sowie 18) drücken Vergleiche aus. Dass hier im Rhema designierende Syntagmen auftauchen, ist mit Sicherheit kein Zufall; denn es ist stets möglich, einen Vergleich umzukehren: wenn a mit b verglichen werden kann, so kann b auch mit a verglichen werden. Dass zumindest in manchen Fällen sehr wohl ein nicht zu unterschätzender Unterschied zwischen den beiden Möglichkeiten, "dasselbe" zu sagen, besteht, zeigt die Gegenüberstellung von Satz 18) und seiner Umkehrung 68) (mit thematischem les hommes und rhematischem la fenme). Dieser Unterschied stimmt genau mit der Verschiedenheit der logischen Strukturen überein: in 18) designiert l'homme sekundär, les femmes primär, in 68) ist es umgekehrt. Kein Zweifel, dass die Formulierung 68) in der Perspektive von Simone de Beauvoirs Le deuxieme sexe vollkommen absurd gewesen wäre. - Umformungen wie die obigen können nun mit den übrigen Sätzen unserer Serie nicht vorgenommen werden: Wurzeln, ein ganz besondrer Saft, ein Hörn, ein Säugetier, vier Paar Beine, segments, odeur lassen sich nicht in ähnlicher Weise in thematische Ausdrücke verwandeln. Mit ändern Worten: in 25), 37), 41), 42) und 18) wird in Wirklichkeit nicht nur über die Gattungen 'Mensch1, 'Mücke1 und 'femme' etwas ausgesagt, sondern in einem gewissen Sinne, wenn auch nicht in erster Linie, 53

Vgl. auch S. 27, Anm. 13.

54

In bezug auf das Aussterben scheinen Zweifel angebracht: Vgl. ?Das Aussterben bedroht den Walfisch; ?Der Haifisch ist vom Aussterben nicht bedroht.

54

auch über 'Anreiz strenger Ideale1, 'Elefant' und 'hortne1, während Analoges keinesfalls auf 'Wurzel1, 'ganz besondrer Saft', 'Hörn 1 , 'Säugetier1, 'Beine1, ' Segment ' , ' odeur ' zutrifft . Betrachten wir jetzt auch noch die Sätze, in denen definite Beschreibungen figurieren. Deutsch: THEMA

FHEMA

20) alle Wege, die wir gingen

irgendwann wieder aufhören

21) das Blut ihm

aus den Schläfen zu weichen beginnen

29) das Einhorn aus dem ersten Stock mir

aus der Hand fressen

32) alle Bäuerinnen von Effeltrich

noch Trachten tragen

44) ich mit den fünfzig

/natürlich/ genug haben Mark

46) der Quacksalber, der mir für einen unglaublichen Preis sein Mittelchen verkaufte

sagen

48) ich dann erstmal die losen Zeitungsartikel

einkleben

die Notizen, die ich mir hin und wieder mache

abschreiben

50) die drei Meter Baumwolle, die Eva mir aus Mexiko mitbrachte

gerade für ein Kleid reichen

56) sie das bisschen Freiheit, das ihnen bleibt

auch noch verlieren werden

57) aus der Wunde

Blut fliessen

55

oder: (Tempusmorphem)

Blut aus der Wunde f Hessen

62) der· Präsident der USA seine Kandidatur für die nächsten Präsidentschaftswahlen

ankündigen

63) du mir den Radiergwmi

geben

65) Eva ihren Aufsatz heute früh

fertiggeschrieben haben

Französisch: 22) nos aoncitoyens

commencer ä s'inquioter

23) ce sang rejete le

ramener ä sä preoccupation

47) cette cite sans pittoresque, sans vegetation et sans ame

finir par sembler reposante

49) ces quelques indications 51) les enfants les deux litres de lait que j 'ai achetes hier soir

/peut-e"tre/ dormer une idee süffisante de notre cite avoir bu

58) les fermes

avoir organist une grande f6te

59) l'argent

§tre dans man sac

60) les enfants I 'eau

adorer

61) toutes ces constatations les grands partis

avoir intriguo ou i

Auch diese Sätze entsprechen durchaus unseren Erwartungen, figurieren doch die meisten definiten Beschreibungen jeweils im Thema, während nur eine kleine An55

Im Dialog I, S. 49.

56

zahl rhematisch sind (21, 29, ev. 57, 23, 49, 59). Wie im Falle der generischen Beschreibungen gilt natürlich, dass Designation die primäre Funktion der thematischen definiten Beschreibungen ist, während die rhematischen definiten Beschreibungen nur sekundär eine designierende Rolle spielen; denn ihre Hauptfunktion ist es, da sie Bestandteile eines hypotaktisch strukturierten semantischen Komplexes sind, die Bedeutung des Verbs näher zu determinieren. Selbstverständlich ist dieses Ergebnis - bedeutend mehr generische und definite Beschreibungen im Thema als im Rhema - aufgrund des von uns beigezogenen Materials in keiner Weise statistisch gesichert. Doch bestehen, wie aus unseren Erläuterungen zu den verschiedenen Funktionen von Thema und Rhema sowie aus den Passagen, die wir aus den Arbeiten Zembs zitierten, gute Gründe zu der Annahme, dass das starke üeberwiegen der thematischen generischen und definiten Beschreibungen in unseren Beispielen kein Zufall ist, sondern durchaus der Realität entspricht. Zum Schluss drängt sich eine Bemerkung zu jenen deutschen generischen und definiten Beschreibungen auf, in denen der Quantifikator V in all-, jed- oder sämtlich- enthalten ist.

In diesen Fällen entstehen nämlich Schwierigkeiten (die

von Zemb unseres Wissens nicht diskutiert werden), wenn man das Kriterium der Stellung von nicht anzuwenden sucht, um Thema und Rhema voneinander zu scheiden. Betrachten wir noch einmal die Sätze 37), 41) und 42), die miteinander synonym sind und infolgedessen die gleiche Grundordnung haben müssen. Die Negation von 37) lautet zweifellos: 69) Eine Mücke ist nicht kleiner als ein Elefant. Die Grundordnung

ist:

70) o: eine Mücke /nicht/ kleiner als ein Elefant sein. Das Negationswort befindet sich erwartungsgemass zwischen Thema und Rhema: von der Klasse der Mücken wird (fälschlicherweise) ausgesagt, dass das Prädikat "kleiner als ein Elefant sein1 auf sie nicht zutreffe. Auch in den folgenden ebenfalls gleichbedeutenden Sätzen markiert nicht in der Grundordnung die Grenze zwischen Thema und Rhema: 71) Die Mücke ist /nicht/ kleiner als der Elefant. 72) Die Mücken sind /nicht/ kleiner als die Elefanten. 73) Mücken sind /nicht/ kleiner als Elefanten.

57

Plaziert man nun analog dazu nicht in 41) und 42) ebenfalls vor das Rhema, so entstehen nicht-akzeptable Sätze: 74) *Alle Mücken sind /nicht/ kleiner als Elefanten. 75) *Jede Mücke ist /nicht/ kleiner als ein Elefant.

Die Negation nicht darf in 41) und 42) nur vor all- bzw. jed- zu stehen können: 76) Nicht alle Mücken sind kleiner als Elefanten. 77) Nicht jede Mücke ist kleiner als ein Elefant. Diese neuen Sätze sind jedoch offensichtlich nicht mit 69) synonym, denn sie besagen, dass 'kleiner als ein Elefant sein' zwar nicht für alle, wohl aber für einen Teil der Mücken gelte (nicht ist Sondernegation). Das bedeutet, dass 41) und 42) unter Beibehaltung von all- und jed- nicht mit nicht negiert werden kennen; in der Tat müsste die Negation für beide Sätze korrekt lauten: 78) Keine Mücke ist kleiner als ein Elefant. Damit ist gezeigt, dass die Stellung der Negation nicht nicht in jedem Fall ein Indiz dafür sein kann, wie weit in einem Satz das Thema reicht und wo das Ehema beginnt. Nun kann man sich allerdings, zumindest in manchen Fällen, damit behelfen, dass man anstatt nicht andere Elemente einführt, die ebenfalls an der Nahtstelle zwischen Thema und Kiema figurieren, nämlich die Modalisatoren vielleicht, wahrscheinlich, sicher usw.

Vgl.

79) Alle Mücken sind /garantiert/ kleiner als Elefanten. 80) Jede Mücke ist /garantiert/ kleiner als ein Elefant.

2.3.2.

Extraktion eines Teils aus einer Gesamtheit

Wir wenden uns jetzt den Ausdrücken zu, die wir - wiederum mit Oomen 1977 indefinite Beschreibungen nannten. Gemeint sind jene Syntagmen, Nominalgruppen (einige Teilnehmer) und andere (quantite de problemes) , mit denen ein Sprecher eine Teilmenge bzw. ein Teilquantum aus einer Gesamtheit extrahiert. Z.B.

56

Hier ergeben sich jedoch - wie Zemb selber sagt (Zemb 1978a:215) - neue Probleme, weil die Modalisatoren "unglücklicherweise" auch innerhalb des Themas auftauchen können; z.B. weil sie gestern wahrscheinlich ihre Arbeit /nicht/ beendet hat statt weil sie gestern ihre Arbeit /wahrscheinlich nicht/ beendet hat.

58

81) Schlimm ist, class manche Kollegen auf die zunehmende Kontrolle durch die Behörde so reagieren, dass sie versuchen, ihr darin zuvorzukommen. (P.S. 12) Der Hörer ist, wenn der Sprecher 81) äussert, nicht in der Lage, die gemeinten Personen in der Wirklichkeit zu identifizieren. Er weiss nur, dass von einem Teil der Kollegendes Sprechers die Rede ist. Dieser hat seinerseits ganz bestimmte Kollegen im Auge, die er dem Hörer auf eine entsprechende Frage hin ohne weiteres nennen könnte. Daneben gibt es aber auch den folgenden Fall: 82) Reich mir doch bitte eine Zeitung\ Hier bezieht sich der Sprecher nicht auf einen bestimmten Gegenstand, sondern er meint irgendeine beliebige Zeitung aus der Gesamtheit der sich im Wahmehmungsbereich von Sprecher und Hörer befindenden Zeitungen. - Der unterschied zwischen manche Kollegen in 81) und eine Zeitung in 82) wird im allgemeinen mithilfe des Merkmals [SPEZIFIZIEREND] beschrieben: manche Kollegen [+ SPEZIFIZIEREND] , eine Zeitung [- SPEZIFIZIEREND]. Wir beschäftigen uns auf den folgenden Seiten vor allem mit dem in Texten sehr viel häufiger anzutreffenden Fall der spezifischen indefiniten Beschreibungen. Wir sahen bereits, dass die indefiniten Beschreibungen der natürlichen Sprachen mit den durch den Existentialquantifikator gebundenen Argumenten der formalen Logik vergleichbar sind. Gegen die Uebernahme des logischen 3-Quantors für die Repräsentation von sprachlichen Quantifikatoren, wie sie in viele, quelques, un, peu (de) usw. enthalten sind, spricht sich wiederum Bellert aus (vgl. Bellert 1970, Bellert 1972). Ihre Argumente scheinen uns jedoch auch diesmal nicht unbedingt stichhaltig. Sie stösst sich vor allem daran, dass der logische Existentialquantifikator als "es gibt mindestens einen Gegenstand" zu lesen ist, während der in indefiniten Beschreibungen enthaltene sprachliche Qoantifikator besage, dass "ein bestimmter Gegenstand" ("one particular object") gemeint sei. Unter indefiniten Beschreibungen versteht Bellert ausschliesschlich solche Syntagmen, die sich auf einen einzigen Gegenstand beziehen, so dass es verständlich ist, dass die Formulierung "es gibt mindestens einen Gegenstand" sie nicht befriedigt. Für unseren Bedarf ist aber gerade diese Formulierung 57

Vgl. auch unsere Kritik der von Bellert eingeführten Begriffe Operator1 und 'Argument vom Typ 3 ' , S. 14/5.

'Referenz-

59

von Vorteil, denn wir wollen mithilfe des sprachlichen 3-Quantors die indefiniten Beschreibungen im weiteren Sinn erfassen, und das bedeutet (was die gegliederten Gesamtheiten betrifft): alle indefiniten Syntagmen, durch die eine Teilmenge - bestehe diese nun aus einem oder aus mehreren Elementen - aus einer Gesamtmenge extrahiert werden kann. Damit wollen wir nicht behaupten - ebensowenig wie wir das in bezug auf die sprachliche und die logische Allquantifikation taten -, der logische und der sprachliche

3-Quantor seien miteinander identisch. Dagegen spricht wiederum

schon die Tatsache, dass in der formalen Logik es stets um Mengen (gegliedert) geht, während wir mithilfe von 3 - analog zu der Verwendungsweise von V auch indefinite Syntagmen repräsentieren, mit denen ein Sprecher auf einen Teil aus einer ungegliederten Gesamtheit verweist. Wie im Falle des Allquantifikators scheint uns aber die Aehnlichkeit zwischen dem Existentialquantor der formalen Logik und dem in indefiniten Beschreibungen enthaltenen sprachlichen 3 Quantor die Uebemahme des Symbols aus der formalen Logik für die Repräsentation des Teilquantors natürlicher Sprachen zu rechtfertigen. Auch die indefiniten Beschreibungen können nun in diverse Untergruppen eingeteilt werden; für die Aufstellung ziehen wir die Kriterien heran, die uns bereits zur Unterscheidung der verschiedenen Untergruppen von definiten Beschreibungen gedient hatten. B. 1.1. Extraktion einer Teilmenge - bestimmte Anzahl indefinite Beschreibung (IL = Diskontinuativum) 83) Fünf Kinder, alle nicht ohne Aehnlichkeit mit ihm, aber alle um sieben Jahre gewachsen, so dass ihre Erscheinung ihn befremdete, schrien schon von weitem: Der Papil (M.F. 34) 84) La lendemain 17 avril, ä huit heures, le concierge arr£ta le dccteur au passage et accusa des mauvais plaisants d1avoir depos£ trois rats marts au milieu du couloir. (A.C. 9) 85) Ich bin heute in das Papiergeschäft gegenüber gegangen und habe mir ein Schreibheft gekauft, ... (P.S. 7) 86) Le matin du 16'avril, le dccteur Bernard Rieux sortit de son cabinet et buta sur un rat mart, au milieu du palier. (A.C. 8) Dazu nur eine Bemerkung: anders als wenn auf eine Gesamtmenge verwiesen wird (vgl. S. 43), verhalten sich ein- und un- genau wie die nachfolgenden Glieder der Zahlenreihe zwei, drei usw. bzw. deux, trois usw.: vgl. die Beispiele 86) und 84) mit un rat mort und trois rats marts.

60

B.1.2. Extraktion einer Teilmenge - unbestimmte Anzahl indefinite Beschreibung (N = Diskontinuativum) 87) ... seit ich weiss, dass sie in diesem Städtchen noch Strassenbahnen haben, kann ich ihr Gepolter beinahe überhören. (M.F. 14) 88) Des enfants jouaient encore devant les portes. (A.C. 50) In diesen beiden Sätzen bleibt die Anzahl der Gegenstände unbestimmt. Im Gegensatz dazu enthalten die zwei folgenden Beispiele Ausdrücke, die Auskunft über die ungefähre Anzahl geben: 89) "Das machen nämlich noch viele Schweizer", unterrichtet er mich, "wenn's ihnen hier auf die Nerven geht." (M.F. 15) 90) ... le Service de doratisation n'avait collect^ qu'ime quantite negligeable de rats marts. (A.C. 16) Trotz des Vorhandenseins von viele und une quantite negligeable ist jemand, der den Kontext nicht kennt, nicht in der Lage, zu entscheiden, wieviele Schweizer bzw. wieviele tote Ratten hier gemeint sind; denn weder für viele noch für une quantite negligeable lässt sich in absoluter Weise angeben, welchen Zahlen sie ungefähr entsprechen. Es wäre z.B. ganz irrig, zu behaupten, viele bedeute 'mehr als hundert1 oder 'mehr als tausend1. Festhalten kann man allein, dass viele eine im Vergleich zum Normalfall relativ grosse oder eine die Erwartung übersteigende Anzahl meint, während die Bedeutung von une quantite negligeable mit 'vernaltnismässig sehr geringe Anzahl1 umschrieben werden könnte. Der Kontext, in 89) kombiniert mit der Weltkenntnis des Lesers, gibt erst einigen Aufschluss darüber, wie viele und une quantite negligeable in den konkreten Fällen 89) und 90) zu interpretieren sind. In dem Beispiel aus Frischs Stiller geht es um jene Schweizer, die sich in der Fremdenlegion engagieren. Dass dies nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Gesamtbevölkerung ist, weiss jedermann. Ganz anders wäre viele zu verstehen; wenn etwa von denjenigen Schweizern die Rede wäre, die in den Sommerferien ans Mittelmeer fahren. Was den Satz aus Camus1 La peste anbelangt, so weiss der Leser aus dem Vortext, dass am Vortag des Tages, auf den 90) sich bezieht, ungefähr achttausend Ratten eingesammelt worden waren. Daraus kann er schliessen, dass mit une quantite negligeable eine Zahl gemeint sein muss, die erheblich niedriger ist. Cb das aber 'dreissig1, 'hundertfünfzig' oder gar 'fünfhundert' ist, lässt sich nicht ausmachen. Es gibt aber auch als Teilquantaren funktionierende Ausdrücke, deren

61

Bedeutung absolut festliegt, wenn sie auch zahlenmässig nicht eindeutig bestürmt sind. Dazu gehören u.a. ei.ni.ge und quelques. Zwar kann man nicht sagen, diese Lexeme hätten z.B. die Bedeutung "drei bis zehn1 oder "drei bis fünfzehn* o.a., doch scheint es, dass sie auf jeden Fall nicht akzeptiert werden, wenn man etwa 'tausend' meint, welches auch inner die Gegenstände und der Kontext/ 58 die Situation sein mögen: 91) Tausend Demonstranten versammelten sich vor dem Parlament. Tausend Demonstranten: das mögen - je nach den Erwartungen der Beteiligten (Organisatoren, Teilnehmer, Polizei usw.) - wenige Demonstranten, d.h. eine verhältnismässig geringe Anzahl von Demonstranten, sein. Auf keinen Fall aber sind es nur einige Demonstranten, denn einige bedeutet 'absolut geringe Anzahl', was mit der Zahl "tausend1 nie übereinzustimmen scheint. Offenbar ist es nicht möglich, die Grenze festzulegen, bis zu der einige noch akzeptiert wird; trotzdem muss es irgendwo eine solche Grenze geben. Nur scheinbar ein Gegenbeispiel ist der auf S. 32 zitierte Satz von Kamlah und Lorenzen: 92) Einige Menschen sind Chinesen. Korrekt ist diese Formulierung nur in der Kunstsprache der Logik. In natürlicher Sprache ist der Satz nicht akzeptabel, eben weil zwischen der Bedeutung von einige und der Wirklichkeit ein Widerspruch besteht. Mit diesen paar Bemerkungen zu der Feinsemantik der quantifizierenden Ausdrücke begnügen wir uns, vrohl wissend, dass zu diesem Thema sehr viel zu sagen wäre, so viel, dass es nicht möglich ist, auch nur das Wichtigste in 59 den Rahmen dieser Arbeit zu integrieren. Wir verweisen auf die verschiedenen kleineren und grösseren Arbeiten, in denen semantische Detailfragen ausführlich behandelt werden: Vater 1963,-1979, Grinm 1971, Strauch 1972, Ooten 1977 für das Deutsche; Greimas 1963, Mitterand 1963, Dessaintes 1964, Chevalier 1966, Weinrich 1975, Gondret 1976, Dausendschön 1977 für das Französische. Wir setzen unsererseits die Liste der Beispiele mit den indefiniten Be58

Nach unten allerdings liegt die Grenze fest; damit einige und quelques stimmen, müssen es mehr als zwei Gegenstände sein.

59

Im Schlusskapitel wird anhand von zwei Serien von L (jeder, tous, chaque und manche, gewisse, certains) der Versuch unternommen, beispielhaft zu zeigen, wie die Bedeutungen der L der beiden Sprachen mittels einer Merkmalsanalyse erfasst und miteinander" verglichen werden könnten.

62

Schreibungen fort, durch die ein nicht-gegliedertes Teilquantum extrahiert wird: B.2.1. Extraktion eines Teilquantums - bestirnnter Umfang indefinite Beschreibung (N = Kontinuativum) 93) Kauf bitte auf dem Nachhauseweg ein Kilo Brot' 94) Dans une poeMe, faites fondre trente grammes de beurre. B.2.2. Extraktion eines Teilquantums - unbestimmter Umfang indefinite Beschreibung (N = Kontinuativum) 95) Auf dem Boden lag die Ware, ich sehe sie noch heute: Bohnen und Erbsen, Nüsse, Früchte, die ich zum erstenmal sehe, dazwischen Zuckerzeug ... (M.F. 24) 96) Dans une poe"le, faites fondre du beurre. In 95) und 96) bleibt der Umfang ganz unbestimmt, während in den folgenden Sätzen 97) und 98) wiederum Ausdrücke vorhanden sind, mit denen gewisse Angaben über den Umfang gemacht werden: 97) Das Haus selbst, ein Chalet, war glücklicherweise von viel Efeu überwuchert, ... (M.F. 298) 98) L'honme n'otait pas tonb£ d'assez haut, ni trop brusquement, les vertebres avaient tenu. Bien entendu, un peu d'asphyxie. (A.C. 18) Auch im Zusammenhang mit den indefiniten Beschreibungen sind diverse Punkte zu diskutieren. Um Wiederholungen möglichst zu vermeiden, gehen wir nicht auf Fragen ein, zu deren Beantwortung Ueberlegungen, die wir in bezug auf die definiten Beschreibungen anstellten, übernommen werden können. Stattdessen möchten wir zunächst folgendes Problem aufwerfen: Ist es überhaupt sinnvoll, hinsichtlich der indefiniten Syntagmen, mit denen ein Teil aus einer Gesamtheit extrahiert wird, von D e s i g n a t i o n zu sprechen; mit ändern Worten: wird mit solchen Syntagmen ähnlich wie mit den definiten Beschreibungen auf Referenten der Wirklichkeit verwiesen? In der Literatur finden sich auf diese Frage zwei entgegengesetzte Antworten. 60

Insbesondere lässt sich die Frage, ob in ein Kilo Brot und in ähnlichen Syntagmen N (Kilo) oder N (Brot) der semantische Nukleus ist, mit den Argumenten beantworten, die wir in bezug auf die Beispiele 50) und 51) anführten (vgl. S. 46/7). - Dass generische und indefinite Beschreibungen sich formal nicht immer unterscheiden, so dass für das richtige Verständnis der Satzkontext notwendig ist, wurde ebenfalls erwähnt (vgl. S. 48).

63

Als repräsentative Autoren können einerseits Bellert, Oonen und Braunmüller, aber auch schon die Verfasser der Granmaire de Port-Royal, Amauld und Lancelot, scwie Bally genannt werden. Sie vertreten die sogenannte referentielle Auffassung. Auf der ändern Seite stehen die Verfechter der existentiellen Auffassung, in erster Linie Dacrot und Attal. Auf ein Minimum reduziert, lassen sich die beiden Ansätze wie folgt zusammenfassen. Die Autoren der referentiellen Richtung analysieren einen Satz mit indefiniter Beschreibung wie 99), der den a -Quantor enthält, auf der logischen Ebene parallel zum Satz 100) mit der definiten Beschreibung, in dem der Y-Quan' tor vorkamt: 99) Einige Freunde sind gekarmen. 100) Alle Freunde sind gekommen. In 99) ist die Rede von einigen Freunden (Thema), in 100) von allen Freunden (Ihema), das Prädikat (Rhema) ist in beiden Fällen dasselbe, nämlich 'gekomen sein1. D.h. einige Freunde verweist nicht anders als alle Freunde auf einen Referenten der objektiven Welt. Die beiden Sätze unterscheiden sich nur insofern, als in 100) die Gesamtheit der in der betreffenden Situation in Betracht kommenden Gegenstände gemeint ist, in 99) dagegen nur ein Teil davon. Ausserdem ist ein Hörer, der 100) zu hören bekommt, in der Lage, die gemeinten Gegenstände in irgendeiner Weise zu identifizieren , während dies nicht der Fall ist, wenn 99) geäussert wird. In dieser Perspektive haben also die definiten Beschreibungen und die indefiniten Beschreibungen auf der logischen Ebene den gleichen Stellenwert, handelt es sich doch im einen wie im ändern Fall um Argumente. Gegen diese weit verbreitete Auffassung wendet sich Ducrot in einem Artikel aus dem Jahre 1970. Er hält es für prinzipiell falsch, Sätze von Typ 99) analog zu jenen vom Typ 100) zu analysieren. Zwar lasse sich nicht leugnen, dass der Sprecher, wenn er ein indefinites Syntagma wie in 99) verwendet, an bestimmte 61

Die Termini "referentielle Auffassung" und "existentielle Auffassung" wurden von Ducrot übernommen, der von "conception referentielle" und "conception existentielle" spricht. (Ducrot 1970b;1973)

62

Z.B. , weil der Sprecher vorher gesagt hat: "Ich habe viele Freunde und ein paar Verwandte eingeladen." (Identifikation im Text, nicht in der Realität)

63

Einer von Ducrots Beispielsätzen lautet: "Certains amis sont venus."

64 ihm bekannte Personen denke; aber er bezeichne diese nicht, er referiere nicht auf sie, wie er es mit einem definiten Ausdruck tut. Nach Ducrot geschieht in Satz 99) folgendes: von der Klasse der Freunde wird ausgesagt, dass Elemente dieser Klasse existieren, auf die die Eigenschaft 'gekommen sein1 zutrifft. Das heisst mit ändern Worten: das logische Subjekt der Aussage wird nicht durch einige Freunde repräsentiert, sondern allein durch Freunde. Der Gesamtklasse der Freunde wird ein komplexes Prädikat 'einige - gekommen sein' zugeordnet. In der Notation von Ducrot sieht das folgendennassen aus: Freunde : 3 t (prosentateur de classe)

(gekctnnen sein

)

Diese Formel besagt nichts anderes, als dass von der ganzen Klasse der Freunde prädiziert wird, dass einige ihrer Elemente gekommen sind. Selbstverständlich ist es unter diesem Blickwinkel ausgeschlossen, dass das Oberflächensyntagma einige Freunde - welches natürlich nach wie vor grammatikalisches Subjekt ist einen Referenten hat, entspricht es doch nicht einer Einheit auf der logischen Ebene. Angesichts der widersprüchlichen Auffassungen, die in bezug auf die Frage vertreten werden, ob indefinite Syntagmen, mit denen ein Teil aus einem Ganzen extrahiert wird, eine designierende Funktion ausüben, d.h. ob es sich dabei um Beschreibungen handelt, empfiehlt es sich, dass wir uns noch einmal kurz vergegenwärtigen, was wir in dieser Arbeit genau unter "designieren" ("bezeichnen", "verweisen auf", "referieren auf") verstehen. Wir zitieren zu diesem Zweck noch einmal Zemb: "designer"

= "se reporter ä de l'existence" (Zemb 1979b:45)

"designation"

= "la relation ä l'existant" (Zemb 1979a:57)

Wenn "designieren" bzw. "Designation" in dieser Weise definiert werden, d.h. als 'sich beziehen auf Realität, auf Existierendes1, dann gibt es keinen Grund, den indefiniten Syntagmen prinzipiell die designierende Funktion abzusprechen. Der folgende Satz 101) enthält demnach eine thematische indefinite Beschreibung: 101) Ich habe zu dem Essen ein paar Freunde nicht eingeladen. 64

Vgl. auch S. 22 ff.

65

102) o: ich zu dem Essen ein paar Freunde /nicht/ eingeladen haben Zweifellos bezieht sich der Sprecher mit dem Ausdruck ein paar Freunde auf bestimmte, ihm bekannte Personen. Sein Hörer allerdings ist nicht in der Lage, diese Personen zu identifizieren; doch gehört die Möglichkeit für den Hörer, die vom Sprecher gemeinten Gegenstände in der Realität aufzufinden, nicht zu den Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit man im Sinne Zembs - sowie der obengenannten Vertreter der referentiellen Richtung - von Designation sprechen kann. Bei näherem Zusehen erweist es sich sogar, dass auch der Sprecher die Gegenstände, auf die er sich bezieht, nicht immer identifizieren kann. Ein Beispiel dafür ist Satz 103), in dem es um dieselbe Einladung geht wie in 101). Der Satz wird - im Gegensatz zu 101) - nicht vom Gastgeber (A) geäussert, sondern von einer Person B: 103) A hat zu dem Essen ein paar Freunde nicht eingeladen. Es ist durchaus denkbar, dass B keine Ahnung hat, wer nicht eingeladen wurde. Das ist aber auch kein Grund, dem Ausdruck ein paar Freunde in 103) die designierende Funktion abzuerkennen. Denn, wenn der Sprecher B auch nicht weiss, wer die Nichteingeladenen sind, so weiss er doch - oder muss es zumindest annehmen -, dass diese existieren. In diesem Sinne nimmt er auf Existierendes Bezug, obwohl er dieses Existierende selber nicht identifizieren kann. Hinzugefügt sei, dass er im übrigen auch weiss, dass es um bestürmte und nicht irgendwelche beliebige Individuen geht, mit ändern Worten: ein paar Freunde trägt in 103) wie in 101) das Merkmal [+ SPEZIFIZIEREND] . Damit ist für uns das Problem der "Funktion indefiniter Syntagmen allerdings erst in bezug auf das Ihema gelöst. Bleibt die Frage nach der Funktion formal gleicher Ausdrücke im Fhema. Dazu folgendes Beispiel: 104) Ich habe zu meinem Geburtstag Freunde eingeladen. 65

Dazu Zemb: "Drei Pferde, ce sont bien trois chevaux ''roels'; certes, on ne salt pas pour autant de quels'chevaux il s'agit, mais des que ce N ' drei Pferde est pris thimatiquement, I'existence se trouve impliquee, presentee, designee; ... L'öloment thomatique drei Pferde apporte ainsi la re'alite' sans informer sur l'identitö: on peut encore demander 'welche Pferde'?" (Zemb 1978a,-179) - Wenn wir Ducrot richtig verstehen, so ist - im Gegensatz zu Zemb - für ihn sowohl Information zur Existenz als auch Information zur Identität notwendig, damit er von Designation spricht. Indefinite Syntagmen können demnach nicht designieren, weil die Information zur Identität fehlt.

66

105) o: ich zu meinem Geburtstag // Freunde eingeladen haben In diesem Beispiel ist Freunde Bestandteil des Bhemas. Dennoch kann man wohl nicht bestreiten, dass der Sprecher auch hier an reelle Personen denkt, wenn er diesen Ausdruck verwendet. Mit ändern Worten: auch im Bhema gibt es indefinite Syntagmen, deren Funktion es ist, auf Realität zu referieren. Im Unterterschied zu den thematischen indefiniten Beschreibungen designieren sie, da sie - wie alle übrigen rhematischen designierenden Elemente - in einen hypotaktisch geordneten Bedeutungskomplex (hier: 'Freunde eingeladen haben1) integriert sind, nur sekundär. - Auch in bezug auf die ebenfalls rhematische NG eine Zeitung in 82) ist es zweifellos angebracht, von Designation bzw. Beschreibung zu sprechen. Zwar denkt der Sprecher, wie wir sahen, nicht an eine bestürmte Zeitung [- SPEZIFIZIEREND] , aber er muss vernünftigerweise, wenn er 82) äussert, die Existenz eines der Beschreibung entsprechenden Gegenstandes voraussetzen. 66 Eine weitere wichtige Frage, die ebenfalls die indefiniten Beschreibungen betrifft, ist die folgende: Sind wirklich alle designierenden indefiniten Syntagmen - vgl. Bücher, einige Bücher, eine Menge Bücher, zehn Bücher usw. bzw. des livres, certains livres, beaucoup de livres, quinze livres usw. - semantisch im Prinzip gleich beschreibbar, wie wir das im Eingangskapitel anhand der Beispielserie 106) Kinder warteten vor dem Schulhaus. 107) Einige Kinder warteten vor dem Schulhaus. 108) Drei Kinder warteten vor dem Schulhaus. suggerierten? Wir stellten dort fest, dass zwischen den Bedeutungen der drei Sätze kein grundsätzlicher Unterschied bestehe, dass die drei Sätze, wenn nicht synonym, so doch bedeutungsähnlich seien, da der Unterschied allein die Be66

Trotz ihrer Form nicht designierend und infolgedessen auch keine indefiniten Beschreibungen sind dagegen Syntagmen wie mehrere Eisen im idiomatischen Rhema mehrere Eisen im Feuer haben. - Von einer anderen Art indefiniter Syntagmen, die wir ebenfalls nicht als Beschreibungen betrachten, wird am Schluss dieses Kapitels noch kurz die Rede sein. Vgl. S. 73/4.

67

Vgl. S. 2/3. - Die meisten Autoren unterscheiden in der Tat nicht prinzipiell zwischen verschiedenartigen indefiniten Beschreibungen, z.B. Oomen 1977, Dausendschön 1977,Ducrot 1970b;1973. Dagegen vertritt Attal 1976 die Meinung, dass des livres anders zu analysieren sei als quelques/plusieurs usw. livres.

67

stincntheit der Anzahl betrifft. Aehnlich Hesse sich marts durch plu.si.eurs rats marts oder des rats marts einem mehr oder weniger geringen Informationsverlust tritt auch hier keine Bedeutungsveränderung ein. Betrachten wir jedoch das folgende Beispiel, das Beschreibung enthält:

etwa in 84) trois rats ersetzen. Abgesehen von in bezug auf die Zahl ebenfalls eine indefinite

109) Manche Menschen mögen Fleisch nicht. Lässt man hier das Lexeme manche, das den Teilquantor ausdrückt steht:

fiß , weg, so ent-

110) Menschen mögen Fleisch nicht. Von Bedeutungsähnlichkeit zwischen 109) und 110) kann keine Rede sein. Der neue Satz 110) bedeutet nicht, dass eine gänzlich unbestinmte Anzahl von Menschen Fleisch nicht mag, sondern er kann nur als eine (nicht zutreffende) generische Aussage verstanden werden, genau wie Die Menschen mögen Fleisch nicht und Der Mensch mag Fleisch nicht. Zu Satz 109) gibt es offenbar keine bedeutungsähnliche Entsprechung ohne L _. Was die französische Variante von 109) betrifft, so beobachtet man folgendes: aus 111) mit der indefiniten Beschreibung 111) Certaines personnes n'aiment pas la viande wird kein generischer, sondern ein nicht-akzeptabler Satz: 112) *Des personnes n'aiment pas la viande.

Damit ist bereits gezeigt, dass es nicht immer möglich ist, in L

Nn im Deut-

sehen Lqug wegzulassen bzw. für qua L _ im Französischen des einzusetzen, ohne r dass sich die Bedeutung radikal verändert bzw. ohne dass ein inakzeptabler Satz entsteht. Merkwürdiger als die eben diskutierten sind aber die zwei folgenden Sätze: 113) Gestern abend sind einige Freunde gekommen. 114) Gestern abend sind Freunde gekommen.

68 Wir symbolisieren solche Lexeme (manche, viele, plusieurs, certains u s w . ) und Syntagmen (eine Menge von, bon nombre de usw.) fortan durch L Analog dazu ist das Symbol für Ausdrücke, die den Allquantor enthalten, L (z.B. alle, jeder, la totalite des u s w . ) . qu V

68

Je länger man über derartige Satzpaare nachdenkt , desto mehr gewinnt man intuitiv den Eindruck, dass der Unterschied zwischen den beiden "Varianten" möglicherweise doch mehr als nur gerade den Bestiintttheitsgrad der Anzahl betreffen könnte. Die Frage ist nun, woran das liegen mag. Eine Antwort lässt sich finden, wenn man die logischen Strukturen (Grundordnungen) der beiden Sätze untersucht und miteinander vergleicht. Wir erinnern daran, dass - laut Zemb - zwei Sätze, die aus dem gleichen Sprachmaterial gebaut sind, prinzipiell nur dann in streng logischem Sinne synonym bzw. bedeutungsähnlich sein können, wenn ihre Grundordnung, d.h. ihr logischer Aufbau, die gleiche ist. Dies muss natürlich wie für alle anderen auch für Sätze mit indefiniten Beschreibungen gelten, und wir können deshalb voraussetzen, dass 113) und 114) nur - in logischem Sinne - bedeutungsähnlich sind, falls einige Freunde und Freunde entweder beide im Thema oder beide im Rhema figurieren. Satz 113) kann auf zwei Arten negiert werden: 115) Gestern abend sind einige Freunde nicht gekörnten. 116) Gestern abend sind keine Freunde gekommen. 115) und 116) sind natürlich nicht synonym; die entsprechenden Grundordnungen 69

Auch die Serie 106) bis

108) gehört hierhin.

70

Dazu nochmals ein Beispiel - ohne indefinite Beschreibungen -, wo dies besonders deutlich zu sehen ist: a) . . . , weil er das Buch absichtlich /nicht/ mitnahm b) . . . » weil er absichtlich das Buch /nicht/ mitnahm c) . . . , weil er das Buch /nicht/ absichtlich mitnahm (nicht ist überall als Satznegation aufzufassen) a) und b) sind abgesehen von eventuellen pragmatischen Nuancen synonym, was sich daraus erklärt, dass an der logischen Struktur durch das Vertauschen von das Buch und absichtlich nichts verändert wurde. Der Bedeutungsunterschied zwischen a) und b) einerseits und c) andrerseits ist dagegen evident; er rührt daher, dass die Verteilung der Funktoren auf Thema und Rhema diesmal nicht dieselbe ist, die Grundordnung von c·) also eine andere ist als die von a) und b) . - Dass es allerdings auch vorkommt, dass zwei Sätze, die sich dadurch unterscheiden, dass ein bezeichnendes Syntagma einmal thematisch, einmal rhematisch ist, trotz ungleicher Grundordnung pragmatisch gleichwertig sein können, wurde in Anm. 13, S. 27 bereits erwähnt.

71

In der Terminologie der traditionellen Logik sind 113) und 115) subkonträre, 113) und 116) kontradiktorische Aussagen. Vgl . die Darstellung im logischen Quadrat: links müsste stehen: Gestern abend sind alle Freunde gekommen.) 113) subk. 115)

69

sind: 117) o: gestern abend einige Freunde /nicht/ gekoimen sein 118) o: gestern abend /nicht/ Freunde gekommen sein Die Tatsache, dass es zu 113) zwei Negationen mit zwei verschiedenen Grandordnungen gibt, bedeutet, dass in Wirklichkeit der affirmative Satz selbst auch airibig ist und je nach Bedeutung auf eine andere Grundordnung zurückgeführt werden muss: 119) o: gestern abend einige Freunde // gekommen sein 120) o: gestern abend // einige Freunde gekcranen sein In 119) wird gesagt, dass in bezug auf einen bestimmten Zeitpunkt und einige Freunde das Prädikat "gekommen sein1 zutrifft. In 120) wird dagegen in bezug auf einen bestürmten Zeitpunkt gesagt, dass einige Freunde gekcnmen sind. Entscheidend ist also, dass einige Freunde einmal im Thema und einmal im Fhema figuriert, ein Unterschied, der sich übrigens in der gesprochenen Sprache in der unterschiedlichen Akzentsetzung niederschlägt: hat 113) die Grundordnung 119), so liegt die Betonung auf einige und auf Freunde; ist die Grundordnung 120), dann wird nur Freunde akzentuiert. Die Negation von 114) lautet: 121) Gestern abend sind keine Freunde gekommen. Frappant ist, dass 121) mit 116) identisch ist. Eine andere Möglichkeit, 114) zu negieren, besteht nicht, denn 122) ist nicht akzeptabel: 122) *Gestern abend sind Freunde nicht gekommen. Satz 121) basiert auf der Grundordnung 123): 123) o: gestern abend /nicht/ Freunde gekommen sein (= 118!) Parallel dazu ist der affirmative Satz 114) auf 124) zurückzuführen: 124) o: gestern abend // Freunde gekommen sein Vergleicht man diese Grundordnung mit den Strukturen 119) und 120), die beide für 113) gelten, so springt unmittelbar die grosse Aehnlichkeit von 124) und 120) in die Augen: die indefinite Beschreibung befindet sich in beiden Fällen im Kiemateil des Satzes; der einzige Unterschied besteht darin, dass in 120) ein Lexem L einige vorhanden ist, in 124) dagegen nicht. Wenn man also Satz

70

113) als von der logischen Struktur 120) abgeleitet interpretiert, so wird man 113) und 114) als bedeutungsähnlich auffassen. Anders im Falle der Interpretation 119): diese Grundordnung unterscheidet sich eindeutig von 124), steht doch das Syntagma einige Freunde im Ihema. Weist man also 113) die Bedeutung 119) zu, dann muss man 113) und 114) als nicht bedeutungsähnlich beurteilen. - Die Unsicherheit in bezug auf die Frage, ob 113) und 114) , ausser was die Information über die Anzahl betrifft, dasselbe bedeuten oder nicht, rührt offensichtlich - zumindest teilweise - daher, dass der Sprachbenutzer, solange er es nur mit den affirmativen Sätzen zu tun hat, sich nicht klar macht, dass 113) ambig ist, und deshalb auch nicht weiss, wctnit er nun eigentlich 114) vergleicht: mit 113) in der Interpretation 119) oder 120)? Aber auch die bereits erwähnte Tatsache, dass logisch ungleiche Sätze unter Umständen dennoch als gleichwertig aufgefasst werden, ist bestürmt mit ein Grund dafür, dass man einen Unterschied zwischen 113) und 114) - wenn überhaupt - nur diffus empfindet und als normaler Sprachbenutzer, wie eine kleine informelle Befragung ergab, kaum in Worte zu fassen vermag. Es gibt aber auch Fälle, wo die Sprachbenutzer weit weniger als in bezug auf 113) und 114) zögern, zwei Sätze als bedeutungsgleich zu werten, die sich formal nur darin unterscheiden, dass einmal ein indefiniter Ausdruck mit L , einmal ein indefiniter Ausdruck ohne L

vorhanden ist.

Zum Beispiel:

93) Kauf bitte auf dem Nachhauseweg ein Kilo Brotl 125) Kauf bitte auf dem Nachhauseweg Brot l Dass man diese beiden Sätze ohne Bedenken als bedeutungsähnlich auffasst, muss daran liegen, dass 93) spontan auf die Grundordnung 126) mit thematischem ein Kilo Brot zurückgeführt wird: 126) o: du auf dem Nachhauseweg // ein Kilo Brot kaufen Die Interpretation 127) ist zwar theoretisch möglich, jedoch in der Praxis höchst unwahrscheinlich: 127) o: du auf dem Nachhauseweg ein Kilo Brot // kaufen Man vergleiche dazu den grammatikalisch zwar korrekten, pragmatisch jedoch überaus sonderbaren negierten Satz 128): 128) ??Kauf bitte auf dem Nachhauseweg ein Kilo Brot nicht!

71

mit der Grundordnung 1 29) : 129) o: du auf dem Nachhauseweg ein Kilo Brot /nicht/ kaufen Die logische Struktur von Satz 93) mit der Grundordnung 126) ist - bis auf das Vorhandensein von L

GfUid

ein Kilo - dieselbe wie diejenige von Satz 125) , für den

analog zu 114) nur die Grundordnung 130) mit thematischem Brot in Frage kommt: 130) o: du auf dem Nachhauseweg // Brot kaufen Für die thematischen deutschen indefiniten Beschreibungen der Form N trifft zu, was Attal in bezug auf des N

D

B feststellt und anhand der Beispiele

Des cards sont venus und Des ouvriers ont manifeste illustriert: Dans Des amis sont venus, et c'est encore plus sensible dans II est venu des amis, des amis se comporte comme une simple specification; on pourrait lui attribuer un role somantique par rapport au proces analogue a celui de l'adjectif par rapport au nom. Si I On ne peut pas dire: II y a eu une venue amicale , on peut en revanche fort bien paraphraser Des ouvriers ont manifeste par II y a eu une manifestation ouvriere. (Attal 1976:139)

Aehnliche sprachlich unübliche, aber dennoch aufschlussreiche Paraphrasen wären für unsere deutschen Beispiele: eine Freundesankunft stattfinden und einen Broteinkauf tätigen. Da es nun aber - wie wir sahen - z.B. für einige Freunde und parallel dazu natürlich für quelques amis - ebenfalls eine rhematische Lesart gibt, kann, was Attal für des finite Beschreibungen der Form L

D

konstatiert, auch auf rhematische inde-

„ AL ausgedehnt werden: vgl. ..., weil geD

stern auf dem Bundesplatz / / zahlreiche Pazifisten demonstrierten «** . . . , weil gestern auf dem Bundesplatz eine grosse Pazifistendemonstration

stattfand.

Schliesslich bleiben die indefiniten Beschreibungen der Form N„ bzw. des N^ D

D

zu erwähnen, die im Ihema stehen. Ein Beispiel dafür liegt in 131) vor: 131) Alte vergilbte Fotos, die schief an den Wänden hingen, verliehen dem Zimmer wahrhaftig kein freundlicheres Aussehen. 131) basiert auf der folgenden Grundordnung: 132) o: alte vergilbte Fotos, /wahrhaftig nicht/ ein freundlicheres Aussehen die schief an den verleihen Wänden hingen dem Zimmer In diesem Satz ist das indefinite Syntagma alte vergilbte Fotos, die schief an den Wänden hingen thematisches Element. Mit entsprechenden Sätzen, die eine the-

72

matische indefinite Beschreibung von der Form L

„N

qua. D

enthalten, ist 131) -

- wie zu erwarten - bedeutungsähnlich:

133) Einige alte vergilbte Fotos, die schief an den Wänden hingen, verliehen dem Ziotmer wahrhaftig keine freundlicheres Aussehen. 134) o: einige alte vergilbte Fotos, die schief an den Wänden hingen dem Zimmer

/wahrhaftig nicht/ ein freundlicheres Aussehen verleihen

Zum Abschluss möchten wir im Lichte dessen, was in diesem Kapitel erarbeitet wurde, zwei Typen von Sätzen kurz besprechen, die - wenn sie auch in der Alltagssprache unzweifelhaft recht selten vorkamen - in der Literatur schon oft Anlass zur Diskussion gaben. Wir betrachten zunächst einen Satz, der zwei indefinite Syntagmen enthält, und seine sogenannten "Passivtransformationen". 135) Viele Menschen lasen nie ein Buch über Linguistik. Dazu gibt es scheinbar drei verschiedene Passivformen, nämlich: 136) Ein Buch über Linguistik wurde von vielen Menschen nie gelesen. 137) Ein Buch über Linguistik wurde nie von vielen Menschen gelesen.

72

138) Von vielen Menschen wurde nie ein Buch über Linguistik gelesen. Nur einer der drei Sätze ist bedeutungsäquivalent mit 135): es handelt sich um 138). Die ändern beiden sind in Wirklichkeit also gar keine passiven Formen zu 135). Wie lässt sich dies nun erklären? Werfen wir einen Blick auf die logischen Strukturen der vier Sätze: 139)

(für 135) o: viele Menschen

/nie/ ein Buch über Linguistik sen

la-

140) (für 136) o: ein Buch über Linguistik von vielen Menschen

/nie/ gelesen wurde

141) (für 137) o: ein Buch über Linguistik

/nie/ von vielen Menschen gelesen wurde

142)

/nie/ ein Buch über Linguistik gelesen wurde

(für 138) o: von vielen Menschen

Da zwei Sätze, die aus den gleichen Elementen bestehen, nur dann synonym sind, 72

Ein Buch über Linguistik soll auch hier als indefinite und nicht etwa als generische Beschreibung aufgefasst werden.

73

wenn auch ihre Grundordnung dieselbe ist, ist es evident, weshalb nur 138) als passive Entsprechung zu 135) möglich ist. Nur diese beiden Sätze basieren auf der gleichen Grundordnung. Die zwei ändern Sätze müssen notwendigerweise ausser Betracht fallen, da ihre logische Form jeweils eine andere ist. Zum indefiniten Syntagma ein Buch über Linguistik drängt sich hier eine Bemerkung auf. Vergleicht man nochmals die Sätze 135) bis 138) miteinander, so konstatiert man, dass dieses Syntagma nicht überall dieselbe Bedeutung hat. In 136) und 137), wo es im Thema steht, wäre es paraphrasierbar durch ein bestimmtes Buch über Linguistik, in 135) und 138) , wo es rhematisch ist, dagegen nicht. Mit ändern Worten: in 136) und 137) hat ein Buch über· Linguistik eindeutig designierende Funktion - das betreffende Buch existiert, und der Sprecher könnte (vermutlich) Titel und Autor nennen. In 135) und 138) designiert das Syntagma dagegen nichts: das Fhema ein Buch über Linguistik lesen heisst etwa soviel wie linguistische Lektüren betreiben, und es kann nicht die Pede davon sein, dass der Sprecher dabei an ein bestinmtes Buch denkt. In diesem Falle ist das indefinite Syntagma ein Buch über Linguistik folglich keine Beschreibung in dem von uns definierten Sinne. Analog dazu ist nun auch von vielen Menschen im Fhema von 137) keine indefinite Beschreibung, da auch hier nicht auf eine bestimmte Gruppe von existierenden Individuen verwiesen wird. Satz 137) wäre etwa folgendermassen zu umschreiben: Ein Buch über Linguistik hatte nie einen grossen Leserkreis. Ein wichtiges Indiz dafür, dass rhematisches ein Buch über Linguistik und rhematisches von vielen Menschen keine bezeichnende Funktion ausüben, ist die Tatsache, dass diese Ausdrücke nicht durch eine definite Beschreibung oder durch ein Pronomen wiederaufgenommen werden kennen:74 73

Die 136) entsprechende aktive Grundordnung wäre: o: viele Menschen /nie/ lasen ein Buch über Linguistik Der zugehörige aktive Satz lautet: Viele Menschen lasen ein Buch über Linguistik nie oder auch Ein Buch über Linguistik lasen viele Menschen nie. - Für 137) ist dagegen folgende aktive Grundordnung anzunehmen: o: ein Buch über Linguistik /nie/ viele Menschen lasen Daraus ergibt sich Ein Buch über Linguistik lasen nie viele Menschen, ein Satz, der, wenn er überhaupt akzeptabel ist, gewiss viel weniger geläufig ist als 137).

74

Im Gegensatz dazu kann etwa die rhematische NG eine Zeitung in 8 2 ) , obwohl sie nicht spezifizierend ist, durch ein Pronomen repräsentiert werden: Reich mir bitte eine Zeitung, ich brauche sie, um meine Schuhe einzuwickeln.

74

135) *Viele Menschen lasen nie ein Buch über Linguistik, abschon gerade dieses Buch Grundlegendes enthält. Dagegen ist im Falle von 137) z.B. diese Fortsetzung ohne weiteres möglich: 137) Ein Buch über Linguistik wurde nie von vielen Manschen gelesen, obschon gerade dieses Buch Grundlegendes enthält. Bitsprechend ist die folgende Erweiterung von 137) nicht akzeptabel: 137) *Ein Buch über Linguistik wurde nie von vielen Menschen gelesen. Sie wissen nicht, was sie versäumt haben. Richtig ist demgegenüber: 135)

Viele Menschen lasen nie ein Buch über Linguistik. Sie wissen nicht, was sie versäumt haben.

Als nächstes betrachten wir die folgende Beispielserie, die sich von der voraufgehenden nur insofern unterscheidet, als beide indefiniten Syntagmen im Plural stehen. Diese Sätze stehen somit einem der meistdiskutierten Beispielpaare der englischsprachigen Literatur besonders nahe, welches lautet: Many men read few books £ Few books are read by many men. 143) Manche Menschen lesen sicher einige Bücher. 144) Einige Bücher werden von manchen Menschen sicher gelesen. 145) Einige Bücher werden sicher von manchen Menschen gelesen. 146) Von manchen Menschen werden sicher einige Bücher gelesen. Wiederum ist nur der letzte der drei passiven Sätze auch wirklich die Entsprechung zum aktiven Ausgangssatz 143); die beiden übrigen werden anders interpretiert. Selbstverständlich liegt die Erklärung auch hier darin, dass 143) und 146) dieselbe Grundordnung aufweisen, während 144) und 145) logisch anders strukturiert sind. 147)

(für 143) o: manche Menschen

/sicher/ einige Bücher lesen

75

Vgl. u . a . Lakoff 1971, Chomsky 1972b.

76

Wir operieren hier mit sicher, weil die Kombination von nicht mit Thematischem L zu Komplikationen führt. Die Sätze werden entweder inakzeptabel (*Man~ cne Menschen lesen nicht einige Bücher) oder L verschwindet (Manche Menschen lesen keine Bücher, vgl. auch die Beispiele 113 und 116) oder nicht wird automatisch als Sondernegation interpretiert (Ich habe nicht viele Freunde eingeladen). Vgl. dazu auch Zetnb 1978a:210ff.

75

148) (für 144) o: einige Bücher /sicher/ gelesen werden von manchen Menschen 149) (für 145) o: einige Bücher

/sicher/ von manchen Menschen gelesen werden

150) (für 146) o: von manchen Menschen /sicher/ einige Bücher gelesen werden Als letzte Serie diskutieren wir Sätze, die eine indefinite Beschreibung und eine Negation enthalten. Als Beispiele dienen uns die deutschen üebersetzungen von 5 ) , 6) und 7) aus dem Einleitungskapitel: 151) Nicht viele Pfeile trafen die Zielscheibe. 152) Viele Pfeile trafen die Zielscheibe nicht. 153) Die Zielscheibe wurde nicht von vielen Pfeilen

getroffen.

151) = 153) ji 152)

Im Gegensatz zum Englischen existiert im Deutschen auch zu 152) eine passive Entsprechung: 154) Von vielen Pfeilen wurde die Zielscheibe nicht getroffen. Oder als Variante (mit derselben Grundordnung i ) : 155) Die Zielscheibe wurde von vielen Pfeilen nicht getroffen. Die Grundordnungen der Sätze 151) bis 155) sind die folgenden: 156) (für 151) o: nicht viele Pfeile die Zielscheibe Anders als Jackendoff 1969

//

trafen

sind wir der Auffassung, dass 151) bzw. 156) kei-

ne Satznegation enthält; nicht halten wir hier für eine Sondernegation, die nur 78 viele betrifft: vgl. nicht viele Pfeile = wenige Pfeile. Satz 153) hat die gleiche logische Struktur wie 151) , was die Bedeutungsäquivalenz der beiden Sätze erklärt:79 157) (für 153) o: die Zielscheibe // nicht von vielen Pfeilen

getroffen wurde

77

Vgl. Kapitel l, S. 7.

78

Wird der ganze Satz 151) negiert - genauer die Zuordnung des Rhemas zum Thema -, so entsteht: Nicht viele Pfeile trafen die Zielscheibe nicht (das zweite nicht steht in o zwischen Thema und Rhema).

79

Satz 153) kann wie 151) negiert werden: Die Zielscheibe wurde nicht von vielen Pfeilen nicht getroffen.

76

Ganz anders sehen die Grundordnungen von 152) und 154) bzw. 155) aus: 158)

(für 152) o: Diele Pfeile die Zielscheibe

159)

(für 154 und 155) o: von vielen Pfeilen die Zielscheibe

/nicht/ trafen

/nicht/ getroffen wurde

Wiederum gilt, dass die logisch gleich strukturierten Sätze die gleiche Bedeutung haben. Im Gegensatz zu 151) und 153) spielt nicht diesmal tatsächlich die Rolle der sogenannten Satznegation: 'treffen' wird in bezug auf 'viele Pfeile' und 'die Zielscheibe' geleugnet.

2.4.

Zusammenfassung

Es wurde in diesem Kapitel gezeigt, dass diejenigen bezeichnenden Syntagmen, die wir in Anlehnung an Oomen 1977 (und vom üblichen Sprachgebrauch der Logiker abweichend)

B e s c h r e i b u n g e n nannten, sich in zwei Kategorien ein-

teilen lassen, je nachdem ob sie auf eine G e s a m t h e i t (ganze Menge oder ganzes Quantum) verweisen oder einen T e i l (Teilmenge oder Teilquantum) aus einer Gesamtheit extrahieren. In jeder Beschreibung, welches auch irrener ihre syntaktische Beschaffenheit ist,

steckt demzufolge ein Q u a n t i f i k a t o r , entweder der Allquan-

tifücator oder der Teilquantifikator. Diese beiden sprachlichen QuantifUcatoren sind mit den zwei Quantoren (Universal- oder Allquantor und Existentialquantor) der formalen Logik vergleichbar, so dass wir es für vertretbar hielten, die Symbole V und 3 für die Repräsentation von sprachlichem All- und sprachlichem Teilquantor aus der Logik zu übernehmen. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sprachliche und logische Quantifikatoren nicht schlechthin identisch sind.80 Die Beschreibungen, mit denen auf eine Gesamtheit referiert wird, haben wir ihrerseits weiter unterteilt in die g e n e r i s c h e n und die d e f i n i t e n Beschreibungen, nach dem Kriterium, ob die gemeinte Gesamtheit 80

Man kann sich zu Recht fragen, ob es - der grösseren Klarheit wegen - nicht doch sinnvoll wäre, für die sprachlichen Quantifikatoren eigene Symbole einzuführen, z.B. TOT für den Allquantor und PART für den Teilquantor. Vgl. auch Flückiger-Studer 1982.

77

u n e n d l i c h

(infinit) oder e n d l i c h

(finit) ist.

- Beschreiblangen,

die dazu dienen, auf Teilmengen und Teilquanten zu verweisen, heissen i n d e f i n i t e

Beschreibungen.

Im Deutschen wie im Französischen stehen die verschiedensten Möglichkeiten zur Verfügung, den jeweiligen Quantifikator an der Oberfläche auszudrucken. Er kann z.B. in Lexemen wie alle, wenige, chaque, plusieurs usw. enthalten sein; viel öfter steckt er einfach im bestimmten oder im unbestimmten Artikel; nicht selten wird er auch durch komplexe Syntagmen realisiert (eine ganze Menge von Zuschauern, ban nombre de participants); und im Deutschen kommt es vor, dass er' im Substantiv bereits enthalten ist, so dass die Beschreibung nur aus N

D

be-

steht (Stühle, Wein). Mit der Syntax der Beschreibungen, um die wir uns bis jetzt absichtlich nicht kümmerten, befassen wir uns eingehend in Kapitel 3. In zahlreichen Beschreibungen figuriert neben der Form, durch die der Quantifikator ausgedrückt wird, eine weitere Form, die ebenfalls quantitative Bedeutung hat, jedoch nicht die Rolle eines Quantifikators spielt. Ihre Funktion ist es, die Menge bzw. das Quantum zu c h a r a k t e r i s i e r e n (das viele Geld, les quelques participants). Des weiteren sahen wir, dass Aussagesätze in einer logischen Perspektive stets aus zwei Teilen, dem T h e m a und dem R h e m a , bestehen. Im Thema wird auf die Gegenstände, von denen die Rede ist,

verwiesen, im Rhema wird

über diese Gegenstände etwas ausgesagt. Oder, um es noch einmal mit Zemb zu sagen: "Das Thema versanroelt Bezeichnungen. ... Das Ehema drückt eine geschlossene Bedeutung aus." (Zemb 1972c:37,42) Da es die Hauptfunktion thematischer Elemente ist,

auf Existierendes zu verweisen, erstaunt es nicht, dass man die Be-

schreibungen, die "per definitionem" die Funktion der Bezeichnung ausüben, sehr oft im Thema vorfindet. Aber auch im Rhema sind sie keineswegs so selten, wie man zunächst vielleicht annehmen möchte. Sie spielen hier allerdings stets eine lediglich sekundär designierende Rolle, da sie in erster Linie Bestandteile von hypotaktisch organisierten Begriffseinheiten sind; vgl. ein paar Kinder einladen (mit Designation) «^ eine Kindereinladung machen (ohne Designation).

78

Uebersicht über die in Kapitel 2 unterschiedenen Bedeutungstypen: A. Gesamtheit A. 1. Bezeichnung einer infiniten Gesamtheit generische Beschreibung A.2. Bezeichnung einer finiten Gesamtheit definite Beschreibung A. 2.1. Bezeichnung einer finiten Menge (N = Diskontinuativum) A.2.1.1. Bezeichnung einer finiten Menge bestimmte Anzahl A. 2.1.2. Bezeichnung einer finiten Menge unbestimnte Anzahl A.2.2. Bezeichnung eines finiten Quantums (tL = Rontinuativum) A.2.2.1. Bezeichnung eines finiten Quantums bestimmter Umfang A.2.2.2. Bezeichnung eines finiten Quantums unbestimmter Umfang B. Teil der Gesamtheit indefinite Beschreibung B.1. Extraktion einer Teilmenge (N = Diskontinuativum) B. 1.1. Extraktion einer Teilmenge bestimmte Anzahl B.1.2. Extraktion einer Teilmenge unbestimnte Anzahl B.2. Extraktion eines Teilquantums (N15 = Kbntinuativum) B.2.1. Extraktion eines Teilquantums bestimmter Umfang B.2.2. Extraktion eines Teilquantums unbestimnter Umfang

3.

ZUR SYNTAX DER BESCHREIBUNGEN IM FRANZOESISCHEN UND IM DEUTSCHEN

In diesem Kapitel werden die F o r m e n behandelt, die im Französischen und im Deutschen zum Ausdruck der in Kapitel 2 unterschiedenen B e d e u t u n g e - n zur Verfügung stehen. Es sei vorweg präzisiert, dass es uns nicht um die syntaktischen Tiefenstrukturen (TS) der Beschreibungen geht, sondern allein um ihre Oberflächenstrukturen (OS). Eine Vorstellung von der Vielfalt dieser Formen geben bereits die bisher angeführten Beispiele; jetzt gilt es, sie auseinanderzuhalten, zu ordnen und einander gegenüberzustellen. 3.1.

Blick auf die Literatur

Untersuchungen zu der OS von Syntagmen, in denen ein Begriff quantifiziert wird und die eine designierende Funktion ausüben, gibt es - vor allem für das Französische - schon in beträchtlicher Anzahl. Allerdings wird das Problem jeweils nicht unter dem Aspekt der Quantifikation angegangen, was sich daraus erklärt, dass 'Quantifikation' und 'Quantifikator' Begriffe aus der formalen Logik sind. In den Arbeiten, auf die wir uns beziehen, geht es aber gerade nicht um die logisch-semantische Fragestellung, sondern vorwiegend um die Syntax der sogenannten Artikelwörter sowie allenfalls um deren Mikrosemantik. Es wird also nicht danach gefragt, mit was für Mitteln in natürlichen Sprachen Begriffe quantifiziert werden, sondern man untersucht Syntagmen von der Form Det (A) Navl d.h. Nominalgruppen (NG), wobei N für Substantiv, und A für Adjektiv (= fakultativ) steht und Det je nach Autor Artikel/article (z.B. Vater 1963;1979, Raible 1972, Dessaintes 1964), Artikelform

(Vater 1963;1979), Artikelwort (Grinm 1 9 7 1 ) , Oe-

terminans (Vater 1970, Engel 1970, Lutz 1975), predeterminant (Mitterand 1963, Chevalier 1966, Blanche-Benveniste und Chervel 1966), determinatif

(Faucher

1977), modalite nominale (Mahmoudian 1970) usw. genannt wird. Gemeint sind also - in traditioneller Terminologie - bestirnter, unbestimnter und partitiver Artikel (die losen Zeitungsartikel, un rat mart, de l'eau) , Artikellosigkeit

80

(Blut), Possessivpronomen, Demonstrativpronomen, Indefinitpronomen in attributiver Stellung bzw. die "adjectifs possessifs, deroonstratifs, indofinis" der französischen Grammatik (nos concitoyens, ce sang rejete, einige Menschen) und - dies jedoch nicht bei allen Autoren - die Kardinalzahlen (zweihundert Personen) 1 , Gebilde von der Form X de (beaucoup d'argent) 2 und auch Syntagmen wie z.B. n'Importe quel 3 und ein paar 4 . Kurzum, es werden jene Wörter und eventuell Wbrtgruppen behandelt, die in der MG anstelle von der/die/das - die bzw. le/la les figurieren können. Die Kommutierbarkeit mit dem bestürmten Artikel ist überall das Hauptkriterium für die syntaktische Abgrenzung der Klasse der Det. Für manche Autoren sind allerdings die betreffenden Elemente nicht nur dann Det, wenn sie im Syntagma in der Position des bestimmten Artikels stehen, sondern sie sind es ebenfalls, wenn sie auf ein anderes Det folgen. So wäre qu.e1qu.es sowohl in quelques indications als auch in oes quelques indications den Det zuzurechnen. Analoges gilt für drei in drei Schwestern und meine drei Schwestern. Diese Aufassung wird von Paible, Dausendschön und Lutz vertreten. Für andere wiederum ist das Kriterium der Erstposition in NG für die Definition von Det allein ausschlaggebend: wenn ein Element wie quelques oder drei nicht an erster Stelle figuriert, dann kann es sich keinesfalls um Det handeln. Deshalb 1

Die Kardinalzahlen finden sich unter den Det bei Dessaintes 1964, Chevalier 1966, Raible 1972, Dausendschön 1977, nicht jedoch bei Mitte'rand 1963, Vater 1963;1979 und Lutz 1975.

2

Dessaintes, Raible und Dausendschön zählen X de zu den Det, Mitte'rand und Chevalier schliessen sie aus.

3

Figuriert z.B. bei Chevalier, Raible und Dausendschön in der Liste der Det.

4

Ist

5

Die Frage, ob es überhaupt zulässig ist, Syntagmen wie beaucoup d'argent und ein paar Bekannte als NG - mit argent bzw. Bekannte als Nukleus - zu betrachten, soll uns an dieser Stelle nicht beschäftigen. Vgl. aber S. 96 ff. und S. 157 ff.

6

In dieser Weise kombinierbar sind bekanntlich längst nicht alle Det; vgl. *ces plusieurs livres, *meine einigen Bücher.

7

Eine Ausnahme muss man dann allerdings gezwungenermassen in bezug auf toutmachen: es scheint noch niemand auf den Gedanken verfallen zu sein, zu behaupten, les sei in tous les livres kein Artikel (d.h. kein Det) , mit der Begründung, dass es hier nicht an erster Stelle in NG figuriere. Aehnliche Probleme ergeben sich im Deutschen etwa auch bei Kombinationen vom Typ diese meine Bücher.

für Lutz Det, für Vater und Grinun dagegen nicht.

81

ist z.B. differents in differents problemes in der Sicht Chevaliers Det, in aes differents problemes dagegen nicht. Damit geht er allerdings nicht so weit wie drei Jahre zuvor Mitterand, für den die Tatsache, dass trois, quelques, diffevents usw. auch in Zweitstellung vorkauten können, ein ausreichender Grund war, diese Lexeme überhaupt ein für allemal aus der Klasse der Det auszuschliessen. Arbeiten, in denen speziell die zugrundeliegenden Strukturen - sei es im Sinne der Erweiterten Standardtheorie (EST) oder der Generativen Semantik (GS) der uns interessierenden deutschen und französischen Syntagmen und insbesondere der Elemente mit quantitativer Bedeutung untersucht werden, sind bis heute recht selten geblieben. Was das Deutsche betrifft, so sind uns nur Vaters Aufsatz Zur Tiefenstruktur deutscher Nominalphrasen aus dem Jahre 1970 sowie ein Artikel von Strauch Between Syntax and Semantics in German, Remarks on QuantiQ fiers 1973 bekannt. Die französische Linguistik ist der deutschen in bezug auf dieses Problem offensichtlich um ein gutes Stück voraus. 1977 erschien der zweite Band der Grammaire transformationnelle du franyais von Maurice Gross, mit 9 dem Untertitel Syntaxe du nom. Es handelt sich dabei um eine äusserst detaillierte Untersuchung der verschiedenartigsten NG. Der Autor erhebt geradezu den Anspruch, alle möglichen Formen von NG berücksichtigt zu haben: Nous avons dömontrö qu'il ätait indispensabe de passer en revue la totalitd des e'l&nents concerned, et ce n'est qu'ä ce stade que d'eVentuelles proprie'te's gönörales pourraient etre dogagoes. (Gross 1977:232)

Ein Jahr später veröffentlichte Jean-Claude Milner eine umfassende Arbeit, in der er sich auf die Transformationsgrammatik Chomskyscher Prägung beruft. Milner geht es allerdings nicht primär um eine Analyse der NG, sondern sein Ziel ist es, zu zeigen, dass zahlreiche Syntagmen mit quantitativer Bedeutung sowie 8

Clöment und Thümmel schliessen in Grundzüge einer Syntax der deutschen Standardsprache 1975 ausgerechnet die Determinanten aus der Untersuchung aus: "Die von uns angenommene kategorie Det muss mit Sicherheit bei einer eingehenderen darstellung der nomirtalphrase der DSS in mehrere unterschiedliche kategorien aufgelöst werden. Da uns die zugrunde liegenden regularitäten weitgehend unbekannt sind, verzichten wir hier auf die darstellung der internen Struktur von Det."(S. 232) Und in der französischen Fassung des Werks 1976 heisst es: "... une description dötaillöe des determinants du groupe nominal pose encore trop de problemes pour que nous en proposions meme un £bauche ici."(S. 186). - Mit speziellen Fragen befassen sich Link 1974 und Schiebe 1970;1974.

9

Band l , Syntaxe du verbe, erschien 1968.

82

Ausdrücke der Beleidigung und der Exklamation auf demselben formalen Modell basieren. Sein Buch De 1a syntaxe a 1'interpretation trägt den auf den ersten Blick verblüffenden, aber aufschlussreichen Untertitel Quantites, Insultes, exclamations. In diesem Rahmen .werden eine Reihe der uns beschäftigenden Formen analysiert, nämlich all jene, die sich auf eine Struktur Quantite de N zurückführen lassen. Dazu gehören u.a. un N, des N, trois N, beaucoup de N, plusieurs N usw., nicht jedoch tout N, tous les N, quelque N usw.

Da wir uns im folgen-

den nicht mit Tiefenstrukturen beschäftigen werden, erübrigt es sich hier, auf einzelne Punkte einzugehen.

3.2.

Bemerkung zur Methode

Wir werden im folgenden so vorgehen, dass wir uns zunächst den Formen des Französischen und anschliessend denjenigen des Deutschen zuwenden. Diese Reihenfolge ist natürlich willkürlich gewählt; nicht willkürlich ist hingegen die Trennung der beiden Sprachen in diesem Kapitel. Das Deutsche und das Französische sind - zumindest in synchroner Perspektive - zwei grundsätzlich voneinander unabhängige Sprachsysteme, die auch unabhängig voneinander untersucht werden müssen, ehe man sie überhaupt einander gegenüberstellen und miteinander vergleichen kann. Diesbezüglich besteht kein prinzipieller unterschied, ob man es nun wie in unserm Fall mit zwei verhältnismässig nahe verwandten oder mit zwei sehr verschiedenen Sprachen (etwa deutsch und ungarisch) zu tun hat. Selbstverständlich bestreiten wir nicht die formale Aehnlichkeit zahlreicher deutscher und französicher Beschreibungen (vgl. etwa jede Frage - ohaque question, eine Menge von Antworten - une quantitade reponses). Umgekehrt gibt es aber auch viele Syntagmen, die völlig verschieden strukturiert sind (z.B. viele Bücher - beauaoup de livres, zahlreiche Teilnehmer - de nombreux participants) . Zur Problemstellung in diesem Kapitel ist folgendes zu sagen. Es scheint uns, dass wir im Prinzip zwei Möglichkeiten haben, zwischen denen wir uns entscheiden müssen. Einerseits könnten wir von den in Kapitel 2 unterschiedenen Bedeutungen 10

Erwähnt sei ebenfalls ein Artikel von Dessaux 1976, die, sich auf Gross berufend, ein Einzelproblem behandelt, nämlich das Verhältnis von Syntagmen des Typs Det N de N zu deren Transformationen Dot N ... Prep (une multitude de travaux ont ete publios vs des travaux ont ete publies en multitude).

83

('Gesamtheit' und 'Teil einer Gesamtheit1 mit Untergruppen) ausgehen und fragen, welche Typen von syntaktischen Oberflächenstrukturen in den beiden Sprachen zum Ausdruck welcher Bedeutungen dienen. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass wir die Beschreibungen betrachten, ohne sie nach ihren Bedeutungen zu trennen, und lediglich prüfen, welche Typen von Oberflächenformen sich im Deutschen und im Französischen unterscheiden lassen. Den ersten Weg werden wir nicht einschlagen, da er, wie an wenigen Beispielen gezeigt werden kann, in Wirklichkeit nicht sehr weit führt. Es verhält sich nämlich so, dass innerhalb e i n e r Sprache nicht einem Inhaltstyp ein bestinntter Formtyp entspricht, etwa so, dass man sagen könnte, indefinite Beschreibungen hätten im Französischen stets die Form X de N , im Deutschen dagegen die Form Det N... Zwar gilt dies D D in vielen Fällen (vgl. peu/beaucoup/quantite/nombre/assez/trop de problemes, wenige/viele/einige/manche/mehrere Probleme), aber eben bei weitem nicht immer (vgl. plusieurs/quelques/certains problemes, eine Reihe von Problemen/eine Anzahl Probleme). Ein Formtyp kann, wie die folgenden· Beispiele zeigen, sowohl gleiche wie verschiedene Bedeutungen ausdrücken, und umgekehrt kann ein und dieselbe Bedeutung durch analoge und verschiedene Formen wiedergegeben werden: Analoge Form/gleiche Bedeutung: 1) die vielen Fragen - die zahlreichen Fragen

( )

2) differentes

(3)

questions - diverses questions

Verschiedene Form/gleiche Bedeutung: 3) eine Menge Bücher - viele Bücher

(3)

4) beaucoup de livres - de nombreux livres

(3)

Analoge Form/verschiedene Bedeutung: 5) wenige Teilnehmer - sämtliche Teilnehmer

(3)

(V)

6) la majorite des participants - la totalite des participants

(3) (V)

Da es also nicht möglich ist, einem Bedeutungstyp in einer Sprache einen bestimmten Formtyp zuzuordnen , halten wir die erste Art der Fragestellung ("Welche Form für welche Bedeutung in welcher Sprache?") für wenig sinnvoll und wäh11

Gewisse Tendenzen lassen sich jedoch nicht leugnen: z.B. sind im Französischen die Formen X de N für indefinite Beschreibungen häufiger als im Deutschen, wo Det N überwiegt (wobei natürlich Det de). B

84

len deshalb die zweite Möglichkeit. D.h. wir werden untersuchen/ was für Formtypen sich für die französischen und die deutschen Beschreibungen unterscheiden lassen, ohne den aussichtslosen Versuch zu unternehmen, eine systematische Korrespondenz zwischen den Oberflächenformen und den Bedeutungen herzustellen. Dieses Vorgehen bedingt nun allerdings nicht, dass wir uns in Kapitel 3 überhaupt nicht mit Problemen der Bedeutung auseinandersetzen. Wir werden im Gegenteil immer wieder auf semantische Fragen stossen, die im Zusammenhang mit den Formen der Beschreibungen diskutiert werden müssen. 12 Ihre relativ grosse Aehnlichkeit ermöglicht es, dass wir den beiden Sprachen für die Unterscheidung der verschiedenen Qberflächenformtypen ein und denselben Raster anlegen, und es wird sich herausstellen, dass es sinnvoll ist, im ganzen vier Typen von designierenden Syntagmen zu unterscheiden, von denen drei in beiden Sprachen vertreten sind, der vierte dagegen nur im Deutschen. Dass bei aller Aehnlichkeit im grossen die formalen Unterschiede zwischen den französischen und den deutschen Syntagmen in vielen Einzelheiten dennoch beträchtlich sind, wird sich im Laufe der Untersuchung ebenfalls zeigen.

3.3.

Die Formtypen des Französischen

Der erste Typ umfasst die Beschreibungen, in denen das Substantiv N der syntaktische Nukleus einer NG ist (z.B. plusieurs lecteurs, les nombreux participants) . Beim zweiten Typ handelt es sich um jene Syntagmen, in denen das Substantiv N grammatikalsich von einem ändern - quantitativen - Element abhängt (z.B. peu de pain, la totalite des travailleurs).

13

Beim letzten (= vierten)

Typ14 haben wir es mit dissoziierten Syntagmen zu tun: N_D und ein Element mit quantitativer Bedeutung, die semantisch eine Einheit bilden, erscheinen im Satz voneinander getrennt (z.B. Les invite's etaient tous la; Des problemes surgirent en grand nombre). 12

Z . B . Wo steckt in NG wie Bücher, Gold der Quantifikator? Oder: welches der semantische Nukleus in Syntagmen der Form beaucoup de femmes?

ist

13

Was mit syntaktischer und semantischer Abhängigkeit gemeint ist, wird auf S. 96 ff. diskutiert.

14

Syntagmen des Formtyps III gibt es im Französischen nicht. Vgl. deutsch eine Menge Geld, wenig Verstand.

85

3.3.1.

Typus I

Wir betrachten die folgenden acht Sätze: 7) Sur le quai, les gens se pressaient et se heurtaient. (A.C. 11) 8) ... tout etre humain aoncret est toujours singulierement situö. (S.B. 13) 9) Certains males redoutent la concurrence feminine. (S.B. 27) 10) II appela encore quelques medecins. (A.C. 27) 11) Deux ou trois medecins s'exclamerent. (A.C. 41) 12 Ces quelques indications donnent peut-etre une idee süffisante de notre citS. (A.C. 7) 13) On y trouve la description dötaillee des (= de les) deux lions de bronze ... (A.C. 22) 14) Quelques jours apres l Operation, je Signale au ministere de la Santa et ä la direction de l'Assistance publique les nombreuses negligences commises. (N.O. 841 45) Zweifellos handelt es sich bei den hervorgehobenen Ausdrücken in diesen Sätzen um lauter Beschreibungen in Form von Nominalgruppen. Neben Nn bzw. N' D

D

enthal-

ten sie alle ein oder zwei Elemente mit quantitativer Bedeutung, die es jetzt zu untersuchen gilt. In allen acht Sätzen hat das erste Element der NG quantifizierende Funktion, enthält also entweder V oder 3 . Die Frage ist jetzt, welche s y n t a k t i s c h e Funktion dieses erste Element, das wir vorläufig einfach Z nennen, erfüllt. Als erstes stellt man fest, dass les, tout, certains, quelques, deux ou trois in 7) bis 11) und les in 14) nicht gestrichen werden dürfen, wenn vermieden werden soll, dass agrarrmatikalische Formen entstehen (z.B. *gens se pressaient et se heurtaient; *medecins s'exclamerent). Das Element Z ist

offensicht-

lich in all diesen Fällen ein syntaktisch notwendiger Teil der NG.

In 12) und

13) liegen die Dinge anders. Hier kann man nämlich, wenn man sich nur auf die syntaktische Notwendigkeit beruft, ces und les weglassen; was übrigbleibt quelques indications und deux lions de bronze -, sind korrekte französische NG. Sie haben jedoch gegenüber den NG der Ausgangssätze eine neue Bedeutung: aus de15

N ' steht für alle Arten von Erweiterungen von N , also für komplexe Formen wie etre humain concret in 8) und lions de bronze in 13).

16

Dies .so zu betonen, mag überflüssig erscheinen, ist aber in unserem Zusammenhang durchaus von Belang, da die Verhältnisse im Deutschen ganz anders sind: Leute, Aerzte sind snytaktisch komplette, d.h. funktionsfähige NG.

86

finiten sind indefinite Beschreibungen entstanden. Anstelle von aes und les (beide:Y) übernehmen quelques und deux (beide: 3) die logische Funktion des Quantif ikators sowie die syntaktische Funktion von Z. Sie dürfen ihrerseits ebensowenig wie die übrigen Z getilgt werden. Mit ändern Worten: in jeder französischen NG muss ein Element Z vorhanden sein, damit diese als Beschreibung vollständig ist.

Wir symbolisieren fortan ein solches obligatorisches Element

- in Anlehnung an die üblichen Termini "determinant" bzw. "Determinans", mit denen in der Literatur mehr oder weniger die gleichen sprachlichen Elemente bezeichnet werden - durch das Zeichen D. D ist dadurch definiert,

dass es nicht

weglassbar ist und in der NG, ausser wenn tout;- davor figuriert

, an erster

Stelle steht. D vor IL bzw. N'

spielt inrner die logische Rolle eines Quantifi-

kators; umgekehrt gilt aber nicht, dass der Quantifikator stets durch D ausgedrückt wird. Nachdem wir festgestellt haben, dass quelques und die Zahlwörter in den Beispielen 10) und 11) D sind, müssen wir uns jetzt fragen, welche syntaktische 19 Funktion diese gleichen Lexeme in 12) und 13) übernehmen. D können sie diesmal nicht sein, da sie nicht in Erstposition stehen und auch nicht obligatorisch sind. In Kapitel 2 wurde gezeigt, dass quelques und deux in 12) und 13) keine quantifizierende, sondern eine charakterisierende Rolle spielen.

In derselben

syntaktischen Position könnten auch andere charakterisierende Lexeme stehen (vgl. ces vagues indications, les fameux lions de bronze), die nun allerdings nicht die Menge als Ganzes betreffen, sondern jeden einzelnen Gegenstand. Lexeme (ohne quantitative Bedeutung), die wie vagues und fameux eine charakterisierende Funktion erfüllen, in NG nicht obligatorisch vorhanden sein müssen und vor oder nach N„ figurieren können, sind gewöhnliche Adjektive (Symbol: A). Für D Lexeme mit quantitativer Bedeutung (L ) , die sich semantisch und syntaktisch 17

Vgl. dazu S. 89 ff.

18

Wir werden sehen, dass die D im Deutschen nicht in gleicher Weise definiert werden können wie im Französischen. Vgl·. S. 125 ff.

19

Dass ein Lexem, obschon derartige Klassifikationen immer wieder vorgeschlagen wurden, nicht ein für allemal· in eine Kategorie eingeordnet werden kann, braucht uns nicht zu stören. Es hängt immer von der aktuellen Verwendung im Satz ab, welcher grammatikalischen Klasse ein Lexem jeweils zuzurechnen ist. Man denke an so altbekannte Erscheinungen wie die "substantivierten Adjektive" , die in Wirklichkeit nichts anderes als Substantive sind.

20

Vgl. auch S. 44/5.

87

ähnlich wie die A verhalten

21

, die also wie quelques und deux in 12) und 13)

verwendet werden, schlagen wir das Symbol A

(= Adjektive mit quantitativer Be-

deutung vor. Ein Blick auf Satz 14) lässt erkennen, dass auch hier ein solches A in der qu NG vorhanden ist. Von quelques und deux unterscheidet sich nombreux aber insofern, als es niemals als D zu finden ist,

sondern immer als A (vgl. *nombreuqu ses negligences commises). Umgekehrt ist leicht einzusehen, dass die Wörter, die in den Sätzen 7) bis 9) und 12) bis 14) als D funktionieren, auch in keiner an-

deren NG die Funktion von A übernehmen können: *ces les qenst *le tout e~tre ^ 2 2 humain concret, *les certains males sind nicht akzeptabel; tous les lions de bronze ist zwar korrekt, aber durch Voranstellung von tous (? D) vor les wird aus les noch kein A . qu Weiter ist zu beachten, dass sich die D les und ces von den D taut und certains in zweierlei Hinsicht unterscheiden: (a) Nur vor les und ces kann allenfalls tous (£ D) stehen, vor certains und erst recht vor tout (= D) ist dies ausgeschlossen (vgl. *tous certains males). (b) Die Lexeme quelques und deux können als A

nur auf les und ces folgen,

nicht aber auf tout (= D) und certains (vgl. * certains deux lions). Nachdem wir anhand der Beispiele 7) bis 14) eine Reihe von Beobachtungen zu einigen wenigen ausgewählten L

gemacht haben, sind wir jetzt in der Lage, die

Liste zu erweitern und die L , die in Syntagmen des Formtypus I vorkommen, in vier Gruppen einzuteilen. A) le, ce, mon, ton usw. les, ces, mes, tes usw. un

24

Sie sind immer D, d.h. sie sind in der NG notwendig und figurieren - ausser wenn tout- ((i D) davorsteht - in Erstposition. Erstpc Auf sie können Lexeme L der ^ qu Gruppen C) und D) folgen (vgl. unten). 21

Aehnlich, aber nicht genau gleich, weil die A anders als die gewöhnlichen QU A die Menge betreffe/i und weil sie nur vor una nicht nach N stehen (ausser innombrables, vgl. S. 88/9).

22

Certains kann in NG des Typus I nicht A sein, wohl aber normales A; z.B. des avantages certains (Bedeutung: ' s i c n e r ' ) .

23

Dieselben Lexeme sind teilweise auch ausserhalb von NG anzutreffen. Sie gehöreri dann selbstverständlich anderen als den hier diskutierten grammatikalischen Kategorien D und A an; z.B. Nous etions plusieurs; Nul ne Je crut. qu Zu des vgl. Typus II, S. 113.

24

88

B) auoun, ohaque, certains, maint(s), nul, plusieurs, quelque (sing.), tout Auch diese Wörter funktionieren in NG stets als D. Im Unterschied zu den D der Gruppe A) kann ihnen jedoch niemals tout- (? D) vorangestellt werden, und sie werden auch nie von A C) differents,

aus den Gruppen C) und D) gefolgt (vgl. unten).

divers, quelques (plur.), deux, trois usw.

Man findet sie in NG sowohl als D als auch als A . Wenn sie D sind, steht nie qu tout- ( D) davor (*tous trois enfants) und auch nie ein Lexem aus der eigenen Gruppe C) oder aus D) danach (*quelques differentes

opinions). Als A

können

sie nur nach den D der Gruppe A) vor (vgl. oben). - Different s und divers sind oft auch gewöhnliche A. Sie werden dann vor- oder nachgestellt und bedeuten etwa 'nicht gleich1, wobei zu sagen ist, dass die quantitative Bedeutung nicht ganz fehlt, sondern vielmehr im Hintergrund bleibt: oes differentes (D Aqu

D

) ? oes opinions differentes

(D N„ A), les differents D

opinions

sens d'un mot

(D A ff ) . D

D) innombrables, nombreux, rares Diese Lexeme sind nie D. Wie divers und differents aus C) findet man sie in NG ?fi sowohl vor als auch nach N . Ctoschon bei Nachstellung die quantitative Bedeutung auch hier nicht völlig verloren geht, ist zwischen den beiden Sequenzen DA

N„ und D N„ A - zumindest im Falle von nombreux und rares - ein Bedeuqu B B tungsunterschied oft deutlich wahrnehmbar. Vgl. les nombreuses families ('die

vielen Familien') t les families nombreuses ('die kinderreichen Familien'); les rares livres que j'ai achetes ces oerniers temps ('die paar/wenigen Bücher, die ...') ^ les livres rares que j'ai aohetes oes derniers temps ('die seltenen/ 27 kostbaren Bücher, die . . . ' ) . Wir betrachten auch hier nur die vorangestellten Formen als A . Im Falle von innombrables scheint die semantische Nuance zwiqu sehen D innombrables N und D N innombrables allerdings so gering zu sein, dass D

D

man sich fragen kann, ob die Unterscheidung zwischen A

und gewöhnlichem A sich

25

Zu diesen drei Lexemen sowie zu certains vgl. auch Typus II,

26

Der Einfachheit halber schreiben wir ab hier ausser renzierung sinnvoll erscheint, jeweils nur noch N ; auch N ' stehen. B Das Lexem rares steht gelegentlich auch als A vor N sergewöhnlich"), so dass eine Sequenz wie plusieurs

27

ist

(= D

N , nicht DA N '.) B qu B

S. 107, Anm. 62.

in Fällen, wo eine Diffeüberall könnte natürlich (Bedeutung 'selten, ausrares gualit^s möglich

89

noch rechtfertigen lässt; vgl. d'innombrables problemes = des problemes nombrables.

-

Zwei Fragen bleiben zu beantworten, ehe wir uns dem nächsten Formtyp zuwenden können: (a) Welches ist die syntaktische Funktion von tout- in Nominalgruppen von der Form tont- D tf_? D (b) Gibt es im Französischen designierende Nominalgruppen, die kein D enthalten? Zu Punkt (a): Wir sahen bereits, dass das Lexem tout- in MG verschiedene Funktionen übernehmen kann. Satz 8) enthält das "unproblematische" tout-, das zweifellos D ist und sich mühelos in der Gruppe B) unterbringen lässt. Das folgende Beispiel illustriert das andere tout-, mit dem wir uns hier zu befassen haben: 15) ... tous les enfants traversent une phase orale gui les fixe sur le sein maternel, puis une phase anale et enfin ils atteignent la phase genitale; ... (S.B. 53/4) Zwar steht auch hier tout- an erster Stelle in der NG, was zunächst für die Zugehörigkeit zu der Gruppe der D zu sprechen scheint. Jedoch ist das zweite Kriterium, nämlich das der Notwendigkeit von D in NG, nicht erfüllt: les enfants ist eine ebenso vollständige und korrekte NG wie tous les enfants. Zieht man zusätzlich noch die Bedeutung in Betracht, so wird die Auffassung, dass tout- in 15) nicht D sein kann, ebenfalls gestützt. Wir stellten fest, dass die D in NG jeweils einen Quantifikator enthalten. Das ist der Grund, weshalb die NG - oder genauer: was davon übrigbleibt -, wenn man D wegstreicht, nicht mehr designierfähig sind (vgl. die Sätze 7 ff.: *gens, *males usw.). Lässt man nun aber toutin 15) fallen, so hat dies keine vergleichbaren Konsequenzen; denn les enfants ist nicht nur syntaktisch, sondern auch logisch-semantisch vollständig. Für die Quantifikation des Begriffs 'enfant' spielt es keine Rolle, ob tout- vorhanden ist oder nicht, da bereits das Syntagma les enfants eindeutig signalisiert, dass man es hier mit Allquantifikation zu tun hat. Gemeint sind in beiden Fällen dieselben Kinder. Demnach ist tout- in Satz 15) sowohl syntaktisch als auch logisch-semantisch ein fakultatives Element und infolgedessen auch kein D. Ein Beispiel, in dem die beiden Formen tout- N D und D N D nacheinander verwendet werden, ohne dass damit irgendwelche bedeutungsunterscheidenden Absichten verbunden wären, mag das Gesagte illustrieren:

90

16) Pour le villageois, tous les gens qui n'appartiennent pas a son village sont des "autres" suspects; pour le natif d'un pays, les habitants des pays qui ne sont pas le sien apparaissent ccnme des "Strangers"; les Juifs sont "des autres" pour 1'antisemite, les Noirs pour les racistes americains, les indigenes pour les colons, les proletaires pour les classes possedantes. (S.B. 17) Wenn die Autorin in diesem Text tout- nicht wiederholt, so hat dies vernutlich stilistische Gründe. Inhaltlich würde sich nichts ändern, wenn alle unterstrichenen NG die Form tous les N„D hätten. Andererseits hätte sie das tout- der ersten NG fallenlassen können, ohne dass dies auch nur einem Leser aufgefallen wäre. Eines soll hier aber ergänzt werden: Wenn wir konstatierten, dass tout(? D) ein fakultatives Element in NG ist, so wollen wir damit nicht behaupten, dieses Lexem könne in tout- D N D nicht eventuell p r a g m a t i s c h relevant sein. Stellt man z.B. Satz 15) in seinen Kontext zurück, so wird unmittelbar verständlich, weshalb hier die Form mit taut- vorgezogen wurde. Simone de Beauvoir resümiert in dem betreffenden Abschnitt Freuds Theorie von der Entwicklung der Libido: 15a) Celle-ci (= la libido, fl.) se developpe d'abord, pense-t-il, d'une maniere identique dans les deux sexes: tous les enfants traversent une phase orale qui les fixe sur le sein maternel, puis une phase anale et enfin ils atteignent la phase gdnitale; c'est ä ce moment qu'ils se differencient. Die Feststellung, dass a l l e Kinder eine orale, dann eine anale und schliesslich eine genitale Phase durchmachen (dass dies also nicht nur für die kleinen Jungen gilt), ist wichtig und wird durch tout- besonders betont. Pragmatisch hat tout- also in diesem Kontext durchaus sein Gewicht, auch wenn tous les enfants und les enfants gewiss logisch äquivalent sind. Wann tout- in tout- D S nun nicht D - und natürlich erst recht nicht A ist, dann muss es einer weiteren syntaktischen Klasse von Wärtern mit quantitativer Bedeutung angehören. Diese Klasse umfasst offensichtlich nur dieses eine Element, denn andere Lexeme, die syntaktisch gleich wie tout- vor D N„ü funktionieren, sind im Französischen nicht zu finden. Als Symbol für tout- in der Position vor D schlagen wir prä-D vor.

28

28

Vgl. auch Chevalier 1966: tout- = "616ment de renforcement des pre'de'terminants" (S. 2 5 1 ) ; Dictionnaire de linguistigue Larousse 1973: tout- = "prodöterminant/prearticle" (S. 388); Dausendschön 1977: tout- = "Präartikel" (S. 41-56).

91

Von logischen Standpunkt aus ist tout- in tout- D ND , wie gezeigt wurde, kein Quantifikator; tout- übt aber auch keine charakterisierende Funktion wie die A aus. Diese machen nämlich in D A Nn gegenüber D N„ zusätzliche mehr qu qu B B

oder weniger präzise Angaben über die Anzahl der Gegenstände, was für toutnicht zutrifft. Man vergleiche: oes indications

sagt - ausser "mehr als eins1 - nichts über die Anzahl aus les lions de bronze

sagt - ausser 'mehr als eins1 - nichts über die Anzahl aus

oes quelques indications

gibt an, dass die Anzahl relativ gering ist les deux lions de bronze

gibt die genaue Anzahl an

Eine analoge Rolle kann tout- nicht spielen, denn es drückt lediglich noch einmal aus, was in D bereits enthalten ist: ces livres m'appartiennent

tous ces livres m'appartiennent

Der Satz rechts ist in bezug auf die Anzahl der Bücher nicht expliziter als der links. 29 In einer NG vor der Form tout- D NB0 kann tout- (syntaktisch = prä-D) demzufolge semantisch als eine Art Zusatzelement zum Quantifikator betrachtet werden, das wir Adquantifikator nennen. Zu Punkt (b): Designierende NG, in denen kein Element D vorkommt, sind im Französischen in der Tat gar nicht so selten: 17) Depuis l'antiquite, satiristes et moralistes se sont complu ä faire le tableau des faiblesses feminines. (S.B. 25) In diesem Satz wurde von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, in einer NG, in der zwei oder mehr N_D koordiniert sind, den Artikel (= D) fallenzulassen. Offen bleibt bei dieser Formulierung im Satz 17), ob das getilgte Element les (V) oder des (3) ist, was jedoch die Kommunikation nicht zu stören scheint. Wird die NG reduziert, so dass sie nur noch ein Substantiv enthält, so tritt D automa29

In manchen Fällen existiert allerdings ein Unterschied zwischen D N und tout- D in bezug auf das Merkmal [AUSNAHMSLOS]; vgl. Les araignees ont huit pattes; PToutes les araignees ont huit pattes. (Vgl. dazu auch Kapitel 2, S. 4 0 ) .

30

Auf den speziellen Fall der Sprichwörter und sentenzenhaften Wendungen gehen wir nicht ein (z.B. Noblesse oblige).

92

tisch wieder auf; *satiristes se sont oomplu a ... ist selbstverständlich agranmatikalisch. Ueberdies ist zu bemerken, dass der Artikel im Französischen nur gestrichen werden darf, wenn die koordinierten Substantive entweder Diskontinuativa im Plural oder Kontinuativa sind. Wichtig ist es, festzuhalten, dass es sich bei der Artikellosigkeit im Französischen um eine stilistische Variante handelt, die unter gewissen Bedingungen eintreten k a n n , um ein Phänomen also, das mit der Artikellosigkeit des Deutschen, wie sie etwa in Sie kaufte sich Büaher in Erscheinung tritt, nichts gemein hat. Für die Bezeichnung einer in bezug auf die Anzahl gänzlich unbestimmten Teilmenge hat man hier nicht die Wahl: eine andere Form als N

D

kommt nicht in Frage. Aber auch infinite Gesamtheiten werden im Deut-

sehen r e g e l m ä s s i g mit NG der Form ND designiert (z.B. Wale sind Säugetiere).

3.3.2.

Typus II

In jedem beliebigen französischen Text kernen eine Reihe von Ausdrücken vor, die von den NG des Typus I formal verschieden sind, jedoch wie diese vom Sprecher dazu verwendet werden, auf Gegenstände der Realität zu verweisen und an32 zugeben, ob eine finite Gesamtheit gemeint ist oder ein Teil quantifiziert wird. Dazu ein paar Beispiele: 18) Mais beaucoup de primitifs ignorent la part que prend le pere ä la procroation des enfants; ... (S.B. 86) 19) Et m&ne apres que le docteur Rieux eut reconnu devant son ami qu'wne poignee de malades disperses venaient, sans avertissement, de mourir de la peste, le danger demeurait irriel pour lui. (A.C. 33) 20) Des chiffres flottaient dans sä memoire et il se disait que la trentaine de grandes pestes que l 'histoire a aonnues avait fait pres de cent millions de marts. (A.C. 33) 21) D'ailleurs la grande majorite des hommes n'assume pas explicitement cette protention. (S.B. 29) 31

Beispiel aus Grevisse 1980:362: Grandeur et lenteur vont ensemble. Im Deutschen braucht der Artikel auch bei koordinierten Substantive im Singular nicht zu stehen: Buch und Heft lagen auf dem Tisch; vgl. auch S.134/5.

32

Für die Bezeichnung infiniter Gesamtheiten scheint der Typ II nicht in Betracht zu kommen; man sagt nicht: *La totalite/1 'ensemble des hommes sont mortels, ebensowenig heisst es im Deutschen: *Die Gesamtheit der Menschen ist sterblich.

93

Dass die kursiv gedruckten Syntagmen im Satz sowie in bezug auf die Realität jeweils gleich funktionieren wie die NG vom Typ I, lässt sich leicht nachweisen. 19) und 20) kann man paraphrasieren, indem man für une poignee de malades disperses und 1a trentaine de grandes pestes que 1'histoire a connues gleichbedeutende NG einsetzt, in denen nun NH der syntaktische Nukleus ist: quelques malades disperses und les environ trente grandes pestes que l'histoire a connues. Für beaucoup de primitifs (18) und la grande majorite des hommes (21) findet man zwar keine entsprechenden NG des Typs I, was jedoch nicht daran liegt, dass diese Syntagmen eine andere Funktion hätten als diejenigen in 19) und 20), sondern einfach so zu erklären ist, dass die notwendigen lexikalischen Einheiten, die als D funktionieren könnten, nicht vorhanden sind. Auch für pres de cent millions de marts (20) gibt es keine andere ißglichkeit. Ersetzt man aber die Zahl 000 000' durch 000', so hat der entsprechende sprachliche Ausdruck wiederum die Form einer NG: cent mille morts. Hinsichtlich ihrer Form weisen die Beschreibungen, um die es uns hier geht, mehrere Gemeinsamkeiten auf, die unmittelbar in die Augen springen: - Sie enthalten alle mindestens ein Element mit quantitativer Bedeutung: beaucoup, poignee, trentaine, millions, majorite. - Auf dieses Element folgt jeweils die Präposition de. - Nach de steht überall Nö bzw. N" : primitifs, malades disperses, grandes pestes que l'histoire a connues, morts, hommes. 18) unterscheidet sich von den übrigen vier dadurch, dass vor dem quantitativen Lexem Lqu beaucoup nichts steht; 21) weist im Gegensatz zu den anderen vor No einen Artikel les auf (des hommes = de les hommes). 34 Ein Blick auf drei Standardwerke der französischen Grammatik zeigt, dass die Msinungen in bezug auf die syntaktische Beschaffenheit der betreffenden Ausdrücke bzw. ihrer Bestandteile vor allem, was Formen wie beauaoup de primitifs 33

Das Syntagma de tres nombreux hommes ist als Paraphrase für die Beschreibung in 21) nicht brauchbar, da diese Form in unserer Perspektive, wie noch zu zeigen sein wird, auch nicht dem Typ I zuzurechnen ist. Vgl. S. 107.

34

Grammaire Larousse 1964, Grevisse 1980, Wagner et Pinchon 1980.

94

anbelangt, auseinandergehen. Wagner und Pinchan nennen beaucoup, peu, trop usw. (oder beaucoup de, peu de, trap de ?), auch wenn sie vor einem Substantiv figurieren, "adverbes de quantito" und stellen fest: "Ils s'emploient comme d£terminants non specifiques d'un substantif." (S. 412) Für diese Autoren ist also offensichtlich Nrs auch in Ausdrücken von der Form beaucoup de N„B usw. syntaktischer Nukleus. In der Grammaire Larousse wird beauooup in beauaoup de N„ D ebenfalls als "adverbe de quantito" bezeichnet (S. 381); anders als bei Wagner und Pinchon ist dann aber das Substantiv N ein "complement" zum Adverb, also ein syntaktisch abhängiges Glied der Gruppe. Grevisse seinerseits kann sich nicht endgültig für eine bestimmte Analyse entschliessen, was daher rührt, dass er keine eindeutigen Kriterien festlegt, nach denen Wörter bestimmten Wortklassen zuzuordnen sind. Uneinigkeit in bezug auf die Syntax der Syntagmen vom Typ II herrscht nicht nur in der traditionellen Grammatik, sondern ebenfalls unter den in der Einleitung zu diesem Kapitel genannten Autoren, die sich ausdrücklich auf Erkenntnisse der neueren Linguistik berufen. Während es aber in der traditicnellen Gram35

Dagegen scheint man sich, was poignee, majorite usw. betrifft, einig zu sein: es handelt sich um Substantive, die als syntaktische Nuklei der jeweiligen Syntagmen vom Typ II funktionieren. Davon abhängig sind die sogenannten "determinants" oder "complements determinatifs", also N . Vgl. Gramma i re Larousse 1964:380, Grevisse 1980:948, Wagner et Pinchon 1980:269. - Auch Lexeme wie million sind für Grevisse und in der Grammaire Larousse Substantive. Da sie nur knapp in den Abschnitten über die "adjectifs nume"raux" erwähnt werden, ist nicht mit absoluter Sicherheit auszumachen, ob sie gleich wie poignee usw. in Beschreibungen des Typs II als syntaktische Nuklei gewertet werden oder ob man sie allenfalls als vom Substantiv N abhängig betrachtet. Wagner und Pinchon ihrerseits zählen solche Lexeme nicht zu den Substantiven, sondern zu den Adjektiven. Vgl. Grammaire Larousse 1964:261, Grevisse 1980:439, Wagner et Pinchon 1980:105. - Lexeme wie trentaine werden in der Grammaire Larousse ausdrücklich als Substantive bezeichnet, Grevisse spricht von "terme collectif"; bei Wagner und Pinchon fehlen sie. Vgl. Grammaire Larousse 1964:264, Grevisse 1980:456.

36

Mit dem, was an anderer Stelle (S. 44) über die "determinants du substantif s" gesagt wird, stimmt dies allerdings nicht überein. Unveränderliche Wörter werden dort explizit ausgeschlossen.

37

"L'adverbe peut etre accompagne': ll ° · · · 2° D ' u n ou de plusieurs compliments determinatifs. Le complement determinatif de l'adverbe est un nom, un pronom, se subordonnant a cet adverbe au moyen d'une preposition ou de que, pour en pröciser la signification.

95

itiatik geradezu als selbstverständlich gilt, dass beaucoup de und une poignee de nichts miteinander gemein haben, rücken diese beiden Formen in den Arbeiten der Linguisten einander sehr nahe. In den Beiträgen, die sich mit der Oberflächenstruktur von NG befassen, werden - wie wir bereits antönten - zwei unterschiedliche Auffassungen vertreten. Mitte'rand und Chevalier schliessen solche Ausdrückeaus ihren Untersuchungen aus. Mitterrand tut es stillschweigend, da es für ihn offenbar auf der Hand liegt, dass sie nicht zu der Klasse seiner "prödoterminants" gehören. Chevalier dagegen begründet seinen Entscheid in bezug auf beaucoup (de): derartige Lexeme seien keine "precteterminants", weil sie unveränderlich sind, während nach seiner Definition die "prädoterminants" in Genus und Numerus mit dem Substantiv N kongruieren. 38 Ein weiteres Kriterium wäre sicher das Vorhandensein der (subordinierenden) Präposition de, doch wird es nicht erwähnt. Dessaintes, Raible und Dausendschön auf der ändern Seite nehmen beaucoup de usw. und une poignoe de usw. in die Klasse ihrer Det auf. Mit ändern Worten: sie betrachten im Gegensatz zu Mitterrand und Chevalier die Syntagmen beaucoup de N„D und une poignee de D als Nctninalgruppen, in denen als syntaktischer Nukleus N

D

figuriert. Auch dafür gibt es selbstverständlich Argumente. So las-

sen sich etwa zwischen beaucoup de participants und plusieurs participants gewisse syntaktische und vor allen Dingen semantische Analogien kaum leugnen: beaucoup de und plusieurs sind in diesen Syntagmen syntaktisch obligatorisch (vgl. Dausendschön 1977:27), sie sind kcnrrutierbar (Dessaintes 1964:29), und sie funktionieren in bezug auf das Substantiv N_ participants als "outils de sai39 sie" (Dessaintes 1964:24ff.), d.h. - in der Terminologie Ballys - sie aktuaCe complement se trouve: a) Apres des adverbes de quantitö, ...: Beaucoup DE GENS. Peu DE FAUTES. ..." (Grevisse 1980:211). Diese Auffassung entspricht der in der Graromaire Larousse vertretenen. Doch dann fährt Grevisse fort: "Dans beaucoup de gens, peu de fautes, etc. beaucoup de, peu de peuvent etre regardäs comme des adjectifs indöfinis döterminant le nom qui suit ..." (ibid. 211) Diese Analyse ist der ersten genau entgegengesetzt und deckt sich in etwa mit derjenigen von Wagner und Pinchon, nur dass Grevisse noch weiter geht, indem er nicht mehr von "adverbes", sondern von "adjectifs" spricht. 38

Chevalier 1966:243. - Dass une poigme'e de nicht "pre'de'terminant" ist, scheint so selbstverständlich zu sein, dass er sich darüber nicht zu äussern braucht.

39

Die Terminologie übernimmt Dessaintes von Guillaume; vgl. vor allem Guillaume 1919;1975.

96 lisieren dieses Substantiv, ermöglichen erst, dass es auf bestimmte Gegenstände der Realität bezogen werden kann. Auch in den beiden Arbeiten, deren Autoren sich auf die Transformationsgrammatik berufen - Gross 1977 und Milner 1978 - werden sowohl Formen wie beauooup de N als auch solche wie une poignee de N in die Untersuchung miteinbeD B zogen und als prinzipiell gleich strukturiert betrachtet, und Dessaux 1976 analysiert die Form une poignee de malades ebenfalls als Nominalgruppe mit einem Nukleus malades und einem "determinant nominal" une poignee de. Zusammenfassend lässt sich nach diesem knappen Ueberblick über die Literatur eigentlich nur eines festhalten: die Syntagmen, die wir als Realisierungen eines Formtyps II betrachten, können - je nachdem, welche Kriterien man in den Vordergrund stellt - auf die verschiedensten Arten analysiert werden. Wir haben unsererseits, indem wir sie von den Syntagmen des Typus I trennten, um sie in einem eigenen Abschnitt unterzubringen, die wichtigste Entscheidung bereits getroffen: wir vertreten die Ansicht (die noch begründet werden muss), dass beaucoup de N , D

une poignee de N

usw. eine andere syntaktische Struktur aufweisen als die NG

des Typus I, und zwar weil in diesen Formen das Substantiv NB nicht als syntaktischer Nukleus anzusehen ist. Dies ist nicht etwa so zu verstehen, dass wir die Substantive primitifs und malades in den Syntagmen beauaoup de primitifs und une poignee

de malades nicht 40 für die s e m a n t i s c h e n Nuklei der betreffenden Syntagmen halten.

Wir sind ganz im Gegenteil der Meinung, dass auf der logischen Ebene beauooup und une poignee - genauer: die dadurch ausgedrückten Inhalte - in bezug auf die Begriffe 'primitif' und 'malade' die Rolle von Quantifikatoren spielen. Davon gingen wir auch in Kapitel 2 stillschweigend aus, wo wir uns um syntaktische Strukturen nicht kümmerten: une quantite negligeable de pats marts (Beispiel 90 in Kap. 2) und trente grammes de beurre (Beispiel 94 in Kap. 2) sind u.a. Syntagmen, die dem Typ II angehören. Es lässt sich wohl nicht leugnen, dass in der Serie une femme - deux femmes - quelques femmes - beauaoup de femmes - la majorite des femmes die Elemente une, deux, quelques, beauooup (de), la majorite (des) die designie40

Die Auffassung, dass beaucoup und poignee hier sowohl syntaktisch als auch semantisch als Nuklei anzusehen sind, wird von Zemb vertreten. Vgl. S.97/8.

97

rende Verwendung des Begriffs 'fenne1 in aktuellen Sätzen ermöglichen und dass sie in bezug auf diesen Begriff eine quantifizierende Funktion ausüben. Für alle fünf Syntagmen gilt ungeachtet der formalen Unterschiede, dass eine Teilmenge aus einer Gesamtmenge extrahiert wird, der Quantifikator also a ist. Der einzige Unterschied betrifft die Anzahl der Frauen, die ungleich gross ist und nicht überall genau angegeben wird. Wenn also z.B. Dessaintes beauaoup de und quelques der gleichen grammatikalischen Kategorie zurechnet, mit der Begründung, dass sie hinsichtlich eines Begriffs wie 'femne1 die gleiche Rolle spielen, da sie beide als "outils de saisie" funktionieren, so scheint uns diese Argumentation korrekt. Es handelt 41 sich dabei um eine logische Definition der Klasse der Artikel. Mit Raible und Dausendschön sind wir dagegen nicht einverstanden, da sie beauaoup de usw. nicht aufgrund ihrer designierend-quantifizierenden Funktion zu den Artikeln zählen, sondern aus wenig überzeugenden syntaktischen Gründen: Artikel seien syntaktisch 42 notwendig, sie wiesen keine Komparativformen auf, sie stünden vor N . Wir halten dafür, dass man, wenn man schon syntaktisch argumentiert, nicht einfach über die Tatsache hinwegsehen darf, dass die D-Lexeme (plusieurs, quelques, les usw.) und Gebilde wie beauaoup de, une quantite de usw. sich formal erheblich voneinander unterscheiden. Insbesondere scheint es uns unzulässig, dass der Präposition de hier jegliche syntaktische Funktion abgesprochen wird, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden. Wir betrachten unsererseits de in beauaoup de femmes nicht anders als in lampe de poche als ein subordinierendes Relationswort. Was aber auf ein subordinierendes Element folgt - in unserem Beispiel femmes - kann nicht der syntaktische Kern des gesamten Syntagmas sein. Diese Funktion wird im Gegenteil von beauaoup übernehmen. Mit unserer Auffassung, dass beauooup (de), une quantite (de) usw. zwar wohl Quantifikatoren/Aktualisatoren (wie plusieurs), jedoch keine D (im Gegensatz zu plusieurs) sind, stehen wir nicht nur mit Raible und Dausendschön im Widerspruch, sondern ebenfalls, wenn auch in ganz anderer Hinsicht, mit Zemb. Seine Analyse von Ausdrücken wie beauooup de femmes lässt sich knapp folgendermassen umreissen: in der Gruppe beauooup de femmes ist femmes weder syntaktischer 41

Allerdings bringt Dessaintes die Dinge dann auch durcheinander, wenn er, um seine These zu untermauern, syntaktische Kriterien, wie z.B. die Austauschbarkeit der Artikel, anführt. Vgl. Dessaintes 1964:28.

42

Vgl. Raible 1 9 7 2 : 3 3 f f . , Dausendschön 1 9 7 7 : 2 7 f f .

98

noch semantischer Nukleus. Denn hier ist - laut Zemb - nicht in erster Linie die Rede van Frauen, deren Anzahl ungefähr angegeben wird (was für plusieurs fenrnes zuträfe), sondern die Verhältnisse sind gewissennassen umgekehrt: im Zentrum steht die Vorstellung "viel', und man präzisiert, wovon viel gemeint ist: beauooup ... de quoi? ... de fernes, de lait, de problemes non resolus.

43

Beaueoup wird je nachdem durch de femmes, de lait oder de problemes non resolus determiniert (so wie lampe durch de poche oder de ohevet), wobei in der Terminologie Zembs "determinieren" stets syntaktisch (= "subordiniert sein1) und logisch-semantisch (= 'die Bedeutung/Extension eines Begriffs einschränken1) zu verstehen ist.

In dieser Perspektive stimmen Syntax und Semantik also genau mit-

einander überein, was natürlich gegenüber unserem eigenen Vorschlag ein beachtlicher Vorteil wäre. Als Nachteil betrachten wir es jedoch, dass jegliche Regelmässigkeit in der Reihe un N- - deux f}„ - quelques N„ - beauooup de Nn - la D

D

D

D

majomte des N„ verlorengeht; denn die drei ersten Syntagmen müssen nicht nur D

als syntaktisch, sondern auch als semantisch völlig anders strukturiert ange44 sehen werden als die zwei letzten , und dies, obgleich man als unvoreingenommener Sprachbenutzer den Eindruck hat, dass die fünf Ausdrücke sich semantisch 45 nur gerade in bezug auf die Anzahl der gemeinten Gegenstände unterscheiden. Die Frage, ob 'beaucoup de femmes1 logisch als (a)

beaucoup

de femmes oder als (b)

a (

)

wobei a sprachlich durch beaucoup (de) realisiert wird und = femmes ist

43

Eine ähnliche Auffassung wird, wie wir sahen, auch von Grevisse vertreten: das untergeordnete Substantiv präzisiert die Bedeutung des Adverbs, wie er sagt. Vgl. Zitat auf S.94, Anm. 37.

44

Wobei es mit Sicherheit Zufall ist, dass die kleinen Quantitäten durch die eine Form, die grossen durch die andere wiedergegeben werden.

45

Zu Zembs Analyse vgl. v.a. Zemb 1978a:181,192.

46

Zu dieser Darstellung vgl. Zemb 1978a:236. Was unten steht, ist und syntaktisch untergeordnet.

semantisch

99

zu analysieren ist 47 , erinnert an die Diskussion, die Philosophen und Mathematiker seit Jahrhunderten um die Seinsweise der Quantität, insbesondere der Zahlen , führen, wie es scheint, ohne dass bis heute eine Einigung erzielt worden wäre. Seit der Antike standen sich in der Frage zwei entgegengesetzte Meinungen gegenüber. Für Pythagoras und Plato ist die Zahl das Wesen aller Dinge. So wie es die Idee der Gerechtigkeit gibt, gleichgültig, ob je ein gerechter Mensch lebte oder leben wird, ebenso existiert die Idee der Einheit oder die Idee der Zweiheit unabhängig davon, ob es Dinge gibt, die eines oder zvei sind. Plato legt Sokrates im Phaidon folgende Worte in den Mund: Würdest du nicht vielmehr laut erklären, deines Wissens werde ein jegliches Ding nur dadurch, dass es an dem eigentümlichen Wesen dessen, zu dem es gehört, teilhabe, und dass du somit gar keine andere Ursache des Zweiwerdens fändest als eben die Teilnahme an der Zweiheit, an der teilnehmen müsse, was Zwei werden wolle, ebenso wie an der Einheit, was Eins werden wolle? (Plato, Phaidon 102)

In neuerer Zeit vertrat u.a. Bolzano (1781 - 1848) eine ähnliche Auffassung, ebenso Kronecker (1823 - 1891), der gesagt haben soll, die Zahlen seien "vom 49 lieben Gott gemacht". Die platonische Zahlentheorie spricht entschieden zugunsten der Interpretation (a). Es würde z.B. eine Idee 'viel' existieren, an der - um unsere Beispiele wiederaufzunehmen - je nachdem Frauen, Milch oder ungelöste Probleme teilhätten. Oberflächenstrukturen wie beauooup de ffD . wie poignee de ffDn usw. würden sozusagen die ideelle Wirklichkeit wiederspiegeln: in der Sprache wie in der Welt der Ideen befände sich die Zahl (Quantität) im Mittelpunkt. 47

Dieselbe Frage könnte man sich übrigens auch in bezug auf die NG unseres Typus I stellen; dann nämlich, wenn man, wie z.B. Gross und Milner es tun, für deux N r plusieurs N usw. in der TS ebenfalls ein de ansetzt, das in der Folge durch eine Transformation getilgt wird.

48

Die Zahlen galten von jeher als ein Sonderfall von Quantität. Vgl. z.B. Aristoteles, Kategorien (Hrsg, Gohlke 1951).

49

Vgl. Fischer Lexikon, Mathematik

50

Im Russischen wäre demzufolge ein Maximum an Uebereinstimmung von Form und Inhalt festzustellen, denn in dieser Sprache funktionieren nicht nur unbestimmte Quantitätswörter als Nuklei, sondern auch die Zahlwörter: mnogo knig 'viele Bücher": N im Gen. plur.; tri knigi 'drei Bücher 1 : N im Gen. s i n g . j pjat' knig 'fünf Bucher': N im Gen. plur. - Der Nom. sing, lautet: kniga (fern.).

I, S. 309.

100

Dem ist nun aber die Auffassung von Aristoteles entgegenzuhalten, wonach Zahlen keineswegs als an sich seiende Wesen zu betrachten sind. In der Physik (IV, 14) heisst es, dass es die Zahl nicht gebe ohne die zählende Seele. Für Aristoteles ist die Quantität eine der vier fundamentalen Kategorien.

Ausser

der ersten Kategorie, der Substanz, sind alle übrigen - und somit auch die Quantität - Akzidentien, die dazu dienen, die Substanz in irgendeiner Weise näher 52 zu bestaunen. Aehnlich wie Aristoteles betrachten auch manche Autoren der Neuzeit, so etwa Gauss (1777- 1855), Dedekind (1831 - 1916), Frege (1848 - 1925) und Russell (1872 - 1970), die Zahlen als Produkte des menschlichen Geistes.53 Diese aristotelische Konzeption würde offensichtlich eher die Interpretation (b) stützen: es ist die Rede von Frauen (Substanz); beauaoup bringt eine die Quantität betreffende Präzision (Akzidens). Mit dem Inhalt übereinstimmende Oberflächenstrukturen wären also nicht die Formen des Typus II, sondern diejenigen des Typus I. Nun sind wir freilich weit davon entfernt, in diesem uralten philosophischmathematischen Streit zugunsten der einen oder der anderen Hypothese Partei ergreifen zu wollen. Der kleine Exkurs in die Antike, der uns von der Linguistik wegführte, sollte lediglich daran erinnern, dass der Mensch sich über das Wesen der Quantität seit ältester Zeit Gedanken macht, und zeigen, dass man sich die Frage, ob in beauaoup de livres das Lexem beauaoup oder das Lexem livres als inhaltlicher Kern zu werten ist,

füglich stellen darf.

51

Im ganzen unterschied Aristoteles bekanntlich zehn Kategorien (oder Prädikamente): Substanz, Quantität, Qualität, Relation, Ort, Zeit, Lage, Besitz, Tun, Leiden. Vgl. Kategorien (Hrsg. Gohlke 1951).

52

Vgl. z.B. die Definition von Foulquio und St.Jean 1962:6: "accident: par opposition ä substance: ce qui existe, non en soi-meme; ce dont l'esse ( l ' e t r e ) est d'inesse (d'etre dans un autre)."

53

Dass die Meinungsverschiedenheiten in bezug auf das Wesen der Zahlen auch im zwanzigsten Jahrhundert fortbestehen, illustrieren die folgenden zwei Zitate. Sie stammen von zwei Mathematikern, einem Engländer und einem Amerikaner, die sich beide im Jahre 1940 zu dem Problem äusserten: "I believe that mathematical reality lies outside us, that our function is to discover or observe it , and that the theorems which we prove, and which we describe grandiloquently as our "creations', are simply our notes of our observations. This view has been held, in one form or another, by many philosophers of high reputation from Plato onwards." ( G . H . Hardy, z it. nach Bell 1946:8) "We have overcome the notion that mathematical truths have an existence independent and apart from our minds. It is even strange to us that such a notion could ever habe existed." (E. Kasner, zit. nach Bell 1946:8)

101

Letztlich geht es hier um ein Problem, das man wohl auch der Denkpsychologie unterbreiten müsste: wie kernen komplexe Vorstellungen wie 'beaucoup de livres', 'plusieurs stylos' usw. überhaupt zustande? Verläuft der mentale Prozess in beiden Fällen genau parallel, und wenn dies der Fall ist, wie? Oder kann man eventuell von den verschiedenen grammatikalischen Strukturen auf ein unterschiedliches Zustandekommen der Vorstellungen schliessen? Die Frage stellt sich erst recht, wenn man zwei Sprachen einander gegenüberstellt, und sie läuft schliesslich auf das altbekannte Problem hinaus, ob Menschen, die anders reden, auch anders denken. Die genaueste deutsche Entsprechung zu beaueoup de livres ist mit Sicherheit viele Bücher, eine Form, die wir zweifellos dem Typus I zuordnen können, auch wenn wir die verschiedenen Formtypen des Deutschen noch nicht untersucht haben. Wenn wir von der Dreiheit Signifikans (A), Signifikat (B) und Umweltreferent (C) ausgehen, so liegen die Dinge für (A) und (C) einfach. Einerseits sind die Zeichenkörper von Sprache zu Sprache verschieden, und zwar nicht nur in bezug auf die involvierten Lexeme, sondern auch formal. Andererseits ist eine Situation leicht denkbar, in der ein germanophoner Sprecher viele Bücher sagt, ein frankophoner beaucoup de Uwes und beide damit dieselben Gegenstände meinen. Wie aber steht es mit (B), dem Inhalt, der mit dem Zeichenkörper unlösbar verbunden ist? Aus der möglichen Identität der Umweltreferenten darf man nicht unbedingt folgern, dass auch die gedankliche Vorstellung genau dieselbe ist, die ein Deutschsprachiger mit dem Schriftbild viele Bücher bzw. dem Lautbild /fi:leby:xer/ verbindet und ein Französischsprachiger mit beaucoup de livres bzw. /bokudaLivr/. Mindestens zwei Hypothesen müssen ins Auge gefasst werden. Die erste besagt, dass die Signifikate, die die Sprecher mit den Signifikanten beaucoup de livres 54 und viele Bücher in Zusaitmenhang bringen, verschieden sind. Da es sich jeweils um komplexe Zeichen handelt, die aus einfachen Zeichen zusanrnengefügt sind, kann man sich denken, im Falle von viele Bücher bzw. 'viele Bücher1 trete zu einer zentralen Vorstellung 'Buch1 eine Art sekundärer Vorstellung 'viel' (was nicht als ein zeitliches Aufeinanderfolgen verstanden werden sollte). Umgekehrt würde für beaucoup de livres bzw. 'beaucoup de livres' gelten, dass die zentrale Vorstellung 'beaucoup' ist und diese durch eine zweite Vorstellung, nämlich 54

Analoges gilt innerhalb einer Sprache für Ausdrücke wie eine Menge von Büchern und viele Bücher, peu de livres und guelgues livres.

102

'livres' präzisiert wird.

Es wird also ein direkter Zusammenhang zwischen syn-

taktischen Ofoerf lächenstrukturen und psychischen Vorgängen angenonmen; mit ändern Worten: grammatikalische Oberflächenformen sind der direkte Ausdruck psychisch-gedanklicher Prozesse . - Der zweiten Hypothese zufolge würde dagegen der gedankliche Prozess ungeachtet der unterschiedlichen grammatikalischen Strukturen für beaucoup de livres und viele Bücher genau gleich verlaufen, d.h. die Signifikate wären für den germanophonen und den frankophonen Sprecher dieselben, da Oberflächenstrukturen nicht den psychologischen Vorgängen entsprechen. Dabei ist es prinzipiell möglich, dass die Vorstellung in beiden Sprachen so entsteht, wie es oben für viele Bücher oder aber wie es für beauaoup de livres skizziert wurde. Selbstverständlich fehlen uns alle notwendigen Grundlagen, um die Frage auf der psychologischen Ebene zu beantworten. Wir halten uns aber an die vom pragmatischen Standpunkt aus plausiblere zweite Hypothese in ihrer ersten Variante. Ausschlaggebend ist für uns, dass im Sprechakt z.B. mit den Syntagmen quelques disques und plein de livres - um zunächst ein Beispiel innerhalb einer Sprache zu nennen - in genau gleich adäquater Weise auf Gegenstände referiert werden kann, und wir sind überzeugt, dass ein Sprecher, der die beiden Ausdrücke in einer Aeusserung verwendet (z.B. Avec cet argent, je me suis achete quelques disques et plein de livres) , mit dem zweiten Ausdruck keine prinzipiell andere Absicht verfolgt als mit dem ersten. Ja, es erscheint geradezu als absurd, ihm unterschieben zu wollen, er rede einerseits von Schallplatten (und meine deren nur wenige) und andererseits von einer grossen Quantität (und präzisiere, dass es sich um eine grosse Quantität von Büchern handle). In Wirklichkeit designiert er einfach zwei Teilmengen verschiedener Gegenstände, nämlich Schallplatten und Bücher, und gibt an, dass er von ersteren eine geringe, von letzteren eine relativ grosse Anzahl gekauft hat. Analoges gilt zweifellos auch, wenn ein und derselbe zweisprachige Sprecher etwa den Satz Cette annee, j'ai achete seulement peu de livres äussert und diesen dann für einen des Französischen unkundigen deutschsprachigen Gesprächspartner übersetzt: Dieses Jahr habe ich nur wenige Bücher gekauft. Hier steht unzweifelhaft fest, dass er beide Male dasselbe sagen will, und es ist denn auch höchst unwahrscheinlich, dass er mit den 55

Ob die Einzelvorstellungen 'Buch' und 'livre' bzw. 'viel' und 'beaucoup' identisch sind oder nicht, bleibe dahingestellt.

103

beiden Beschreibungen trotz ihrer formalen Ungleichheit nicht zweimal dieselbe Vorstellung verbindet. Ehe wir uns den Formen des Typs II im einzelnen zuwenden, halten wir nochmals fest, was sich aus den voraufgehenden Seiten ergibt. In Syntagmen des Typs

II betrachten wir als den syntaktischen Nukleus nicht das Substantiv N0, das ö aber nach wie vor als semantischer Nukleus anzusehen ist, sondern das quantitative Element, dem N durch de untergeordnet wird und das seinerseits semantisch D

(eventuell zusammen mit weiteren sprachlichen Elementen) als Träger des Quantifikators funktioniert. Die Syntagmen, die dem Typus II angehören, besitzen - so weiug wie diejenigen des Typus 1 - alle genau dieselbe Oberflächenstruktur. Wir unterscheiden im ganzen zehn Untergruppen; für fünf davon liegen in 18) bis 21) bereits Beispiele vor. Wir wiederholen (der besseren Uebersicht wegen) diese Sätze, ordnen sie und ergänzen sie durch ein paar weitere: A)

18) Mais beauooup de primitifs ignorent la part que prend le pare ä la procreation des enfants; ... 22) ... quantite de petites filles ne decouvrent que tardivement la constitution masculine; ... (S.B. 56) B)

19) Et meine apres que le docteur Rieux eut reconnu devant son ami qu'tme poignee de malades disperses venaient, sans avertissement, de mourir de la peste, le danger demeurait irreel pour lui. 23) ... de la cave au grenier, une dizaine de rats jonchaient les escaliers. (A.C. 14) O

20) Des chiffres flottaient dans sä memoire et il se disait que la trentaine de grandes pestes que l'histoire a connues avait fait pres de cent millions de marts. 24) Sa fenme de menage venait de lui apprendre qu'on avait collecte plusieurs aentaines de rats marts dans la grande usine oü travaillait son mari. (A.C. 14) D)

25) En cherchant ensuite un caddie pas trop grincant, on croise comme par hasard des myriades de sapins de Noel en discount. (N.O. 841 39)

104

26) Car, a partir du 18, les usines et les entrepots degorgerent, en effet, des oentaines de cadavres de Tats. (A.C. 14) E)

20) Des chiffres flottaient dans sä mämoire et il se disait que la trentaine de grandes pestes que 1'histoire a oonnues avait fait pres de cent millions de norts. 27) Le recit de X contient de ncrnbreuses observations minutieuses sur et beaucoup de remarques pertinentes sur Z. Cette foule de details me passionnerent/passionna. F)

28) ... il est vrai que beauooup de nos aoncitoyens cederaient aujourd'hui a la tentation d'en exagerer le role. (A.C. 106) 29) ... du petit peuple ronanche ... qui conserve sä litterature propre et dont chacun des quatre dialeotes possede ses manuels scolaires. (J.R. 87) G)

30) One quantite de nos voisins s'etaient enfuis; ... (N.O. 667 59) 31) Une impressionnante proportion des salaries affichent, au contraire, une meconnaissance des actions entreprises par diverses organisations ... ä cet egard, ... (Le Monde 4 juin 1981 26) H)

32) Bien que le Vietnam demente aujourd'hui toute implication dans cette attaque, une enqu§te le long de la frentiere, et notamment les temoignages de nombreux Cambodgiens qui en ont ete les principales victimes, ne laisse subsister aucun doute quant ä la participation de plusieurs oentaines de ses soldats dans une operation qui semble avoir atteint ses objectifs. (Le Monde 28 juin 1980 3) I)

33) La reaction populaire ne s'est pas fait attendre et des dizaines de oesvehicules ont eta endcmmages, ... (Le Monde 31 mai/1er juin 1981 3) K)

34) Je ruminais la kyrielle de mes meaontentements. (Duhamel, zit. nach Le Petit Robert 1978:1062) 21) D'ailleurs la grande majorite des hommes n'assume pas explicitement cette prevention.

105

Die zehn Formen des Typus II sind demnach: A)

X

-> IL

beauooup de primitifs quantite de petites filles

N

-> N

wie poignee de malades disperses une dizaine de rats

.N

-> N

(pres de) cent millions de marts ^ . , . , . , plusieurs centatnes de rats marts des myriades de sapins de Noel en discount des aentaines de oadavres de rats

B)

un

C)

D. ,.

D)

des

N

-> N

E)

Rjpf

N

"^

ind(-un)

B

N

^a ^ren^a^ne de grandes pestes que l'histoire a oonnues aette foule de details

qu -) D,der,. N_B

beaucoup c de nos aonoitouens , , ,. , ^ ^ onacun des quatre dialectes

cm

F) G)

qu

B

X un

N

-> D

N

une quantite de nos voisins

une impressionnante proportion des salaries H)

D

I)

des

K)

D,

ind(-un)

N

"^ ^d f NR

N

-> D

N

des dizaines de ces vehioules

N

-> D

N

la kyrielle de mes meaontentements la grande majorite des hormes

qu

f

plusieurs oentaines de ses soldats

der

B

Erläuterungen zu den verwendeten Symbolen: X ™ N ^ N D.ind(-un) ,, . D,defc ->

= Lexem mit quantitativer Bedeutung (L ) , vor dem kein D steht; syntaktischer Nukleus ™ = Lexem mit quantitativer Bedeutung (L ) , vor dem D figuriert: also Substantiv; syntaktischer Nukleus = Substantiv B = indefinite D mit Ausnahme von un= definite D = subordinierendes Relationswort (Präposition) de

Anstelle von N,, kann natürlich auch hier stets N' 56

figurieren. Ebenso ist für

Zur Auf losung dieser Formen in 0 -> les N -> ff bzw. 0 -> les N „ ,. ~ qu B qu

vgl. S. 110.

-> D def

N B

106

X die komplexe Form X 1 , für N die Form N' möglich; vgl. beauaoup plus v qu qu gu qu ^ ^ ^* de questions, la grande majorite des homnes. Einige Bemerkungen zu den Untergruppen II A) bis II K) :

A) - Hierher gehören neben beauaoup de N

,

, quantite de N

.

eine Serie

weiterer Formen: assez de N'

. . Bsg/pl autant de N-, . . Bsg/pl combien de N^ , . Bsg/pl davantage de N .^ enormement de N„

nombre de N

Bpl de N . Bsg/pl . rplein de N Ssg/pl suffisamment de Nßs

rpeu

.

tant de N„

Bsg/pl

,

, ,

Bsg/pl

mains de N„ . ßsg/pl

usw.

- Alle hier angeführten X sind mit Ausnahme von nombre sowohl vor Kontinuatiqu va (sg) wie vor Diskontinuativa (pl) zu finden: assez de pain - assez de croissants. Dass nombre nur in nombre de N„

opl

vorkommt, liegt natürlich an der se-

1

mantischen Inkompatibilität von 'nombre und 'Kontinuativum'. - Zu manchen X

qu

können zusätzliche Elemente hinzutreten, was eine semantische

Nuancierung mit sich bringt; z.B. bien assez de de N , beauGoup trop de N

0, D

bon nombre de Nn, tout plein D

usw. Bei anderen besteht diese tCglicnkeit nicht;

vgl. *tres beaucoup de N , *bien tant de ? , *bonne quantite de N^ usw. D

D

D

cp

- In die Untergruppe II A) nehmen wir - in Anlehnung an Zemb - auch Syntagmen 59 wie de petits vendeurs und de bonne biere auf. Wir fassen de hier wie anders57

Was hier folgt, ist sicher keine erschöpfende Diskussion aller Fragen, die aufgeworfen werden könnten und wovon mehrere es wert wären, in einem besonderen Kapitel ausführlich abgehandelt zu werden. Dies würde aber den Rahmen unserer Arbeit sprengen, so dass wir uns darauf beschränken, ein paar ausgewählte Punkte kurz zu erörtern.

58

Vgl. Zemb 1978a:92,192.

59 Als die eigentlich korrekte Form gilt auch heute noch de petits vendeurs,· daneben verwendet man freilich vor allem in der Umgangssprache, aber auch in schriftlichen Texten schon sehr oft des petits vendeurs, ohne dass zwischen den beiden Varianten eine semantische Differenz festzustellen wäre. In anderen Fällen kann jedoch die formale Ungleichheit noch einen Bedeutungsunterschied anzeigen: de petits pains heisst "kleine Brote 1 , des petits pains dagegen 'Brötchen'. - Die Form de bonne Mere ist ihrerseits in der modernen Sprache praktisch ganz durch da la £>onne Mere verdrängt worden.

107

wo als Präposition auf, und nicht, wie es gewöhnlich geschieht, als eine doch recht merkwürdige, durch das Vorhandensein des Adjektivs bedingte Sonderform eines (partitiven oder indefiniten?) Artikels des bzw. de la, da es einen solchen in unserer Perspektive nicht gibt.

Als Präposition hat de syntaktisch

eine subordinierende Funktion, so dass sich automatisch die Frage nach dem übergeordneten Element stellt, dem die N 1 petits vendeurs und bonne biere mittels jö de untergeordnet werden. Hier für X in der Struktur X de N' ein Element 0 ^ qu qu B mit der Bedeutung "beliebige Menge' bzw. 'beliebiges Quantum' anzunehmen, wie Zemb es vorschlägt, scheint uns eine elegante Lösung des Problems zu sein. Man vergleiche: qu

de 62

de

petits vendeurs

beaucoup

de

petits vendeurs

'relativ grosse Anzahl'

trop

de

petits vendeurs

'zu grosse Anzahl'

peu

de

petits vendeurs

'relativ geringe Anzahl'

'beliebige (d.h. nicht präzisierte) Anzahl, jedoch mehr als 1'

usw.

- Abschliessend eine Bemerkung zu der Bedeutung der Syntagmen von der Form X

de N : sie dienen stets dazu, eine Teilmenge bzw. ein Teilquantum aus einer

ganzen Menge bzw. aus einem ganzen Qauntum zu extrahieren; mit ändern Worten: der in X enthaltene Quantifikator ist 3. qu B)

- Eine umfangreiche Liste von N , die in einer Sequenz un N de Nn eingesetzt 3 qu qu B werden können, gibt Dessaux 1976:62. Wir führen hier nur eine Auswahl von Beispielen an: un oercle de N„„ , öpl une cuilleree de N une dizaine de N

ßsg/pl

ßpl

une douzaine de N.ßpl une foule de N ßpl

un flot de N

5p l

60

Zu den Formen ohne Adjektiv des vendeurs, de la biere vgl. S. 113.

61

Vgl. Zemb 1978a:192.

62

Die Syntagraen de nomjbreux vendeurs (vgl. S. 93, Anm. 32 und S. 88), d'innombrables vendeurs, de rares vendeurs (vgl. S. 88) sowie die - ungebräuchliche - Wendung de certains vendeurs (vgl. S. 88) haben also die Form de . gu B

108

un kilo de N^

.

un grand (petit usw.) nombre de ö r

n

une kurielle de N^_, tf Bpl un ittre de Bsg

, Bpl

un rpeu de N ' . ,63 ßsg/pl une ^quantite de N0Bsg/pl .

ffn

une majorite de N

une ribambelle de N

une masse de N„ , ßsg/pl un milliard de N

un soupyon de Bsg N„ ^ un tas de N„ , ,

un millier de N„ .

un tiers de N„

un million de N„ ,

une tonne de N„

ßpl

Bsg/pl

Bpl

Ssg

Bpl

, ,

Bsg/pl

minorite-de N„ , Bpl myriade de ÄL·

usw.

Bpl

un nuaqe de y

?

Bsg

- Von den hier erwähnten N haben nidrt alle eine inhärente quantitative Bequ deutung: eercJe, nuage, soupyon. Weitere Substantive, die ebenfalls nur unter gewissen Voraussetzungen N

sein können, wären etwa orgie, luxe, tripotee (une

orgie/un luxe de details, une tripotee de jeunes gens) . - Ob N im Singular und/oder im Plural vorkonmt, hängt jeweils wiederum von der Semantik der beiden implizierten Elemente - hier N

und N - ab. Viele N

ha-

ben eine distributive Bedeutung, die mit der Bedeutung der Kontinuativa prinzipiell unvereinbar ist:

foule, kyrielle, nombre usw. Andere wiederum haben das

Merkmal [- DISTRIBUTIV] und sind deshalb mit den Diskontinuativa im Plural inkompatibel: morceau, soupy on usw.

N , die in bezug auf das Merkmal [DISTRI-

BOTIV] neutral sind, können mit beiden Arten von N verbunden werden: une quantite de pain/de livres, une assiettee de puree/de petits pois. - Oftmals steht bei Nqu ein Adjektiv, durch das die Bedeutung von Ncju in irgendeiner Weise eingeschränkt, d.h. präzisiert wird: une longue kyrielle de Nß, une petite minorite de N , un petit peu de N , une bonne eentaine de N , une majoriB

D

D

te earasante de N„ usw. Dn Falle von nombre (= N ) ist C[U

D

ein Adjektiv geradezu

unerlässlich: un certain nombre de Nn, un nombre considerable de N„ usw., aber D

D

63

Un peu de N kommt selten vor; vgl. ... les carnets de Tarrou commencent ä parier avec un peu de details de cette fievre inconnue ... ( A . C . 26)

64

Unter welchen Bedingungen gewöhnliche Substantive als N können, wird von Dessaux 1976 eingehend untersucht.

65

Mit Diskontinuativa im Singular sind nicht-distributive N natürlich möglich: un morceau de banane; die Banane ist eine kontinuierliche Masse.

funktionieren

109

*un nombre de N .

66

D

- Der in im N

de N

enthaltene Quantifikator ist wiederum der Teilquantifika-

tor 3.

C)

- Vor manchen N für ist,

können anstatt un auch andere D figurieren; Voraussetzung da-

dass die durch N

ausgedrückte Quantität gezählt werden kann: deuxl

plusieurs auillerees/kilos/tonnes de sucre, trois/quelques litres de lait usw.; oinq / plusieurs millions/milliards de dollars, trois/quelques douzaines Auch plusieurs/quelques centaines/milliers de manifestants

d'oeufs

sind ohne weiteres

akzeptabel, während ?trois centaines/milliers de manifestants

zumindest merkwür-

dig anmuten. Dies hängt damit zusammen, dass une oentaine und un millier im Gegensatz zu un million und un milliard nicht die genaue, sondern lediglich die ungefähre Anzahl angeben. Meint man 'genau 100' bzw. 'genau 1000', so muss es heissen aent N , mille N (Typ I ) . Man wird deshalb etwa für 'genau 300" kaum B B ?trois aentaines sagen können, da dies '3 mal ungefähr 100' bedeuten würde. Hingegen ist plusieurs oentaines möglich, geht es doch hier nicht darum, eine präzise Angabe über die Anzahl zu machen. Anders steht es im Falle von million und milliard. Un million heisst 'genau 1 000 000' und un milliard ist

'genau

1 000 000 000'; eine andere Ausdrucksweise kennt die Sprache nicht. Infolgedessen ist trois milliards ('genau 3 000 000 000') ebenso korrekt wie plusieurs milliards. - Mit une douzaine de N„ können 'genau 12' (une douzaine d'oeufs) 67 oder auch 'ungefähr 12" (une douzaine d'eleves) gemeint sein. Wie douzaine interpretiert wird, hängt weitgehend von der Bedeutung von N

ab. Eier kauft

man oft im Dutzend, so dass trois douzaines d'oeufs geläufig ist und normalerweise 'genau 36 Eier' bedeutet; Ttrois douzaines d'eleves dagegen klingt - wie ?trois centaines de manifestants - seltsam, weil mit une douzaine d'eleves f~Q

nicht 'genau 12', sondern 'ungefähr 12' Schüler gemeint sind.

66

Vgl. das Substantiv N Zahl im Deutschen, das auch obligatorisch von einem Adjektiv begleitet wird: eine grosse/verschwindend kleine Zahl von Interessenten, *eine Zahl von Interessenten.

67

Dies im Unterschied zu deutsch ein Dutzend, was stets 'genau 12' bedeutet.

68

Man würde je nach Situation entweder sagen trente-six eleves (wenn man genau diese Anzahl, nicht mehr und nicht weniger meint) oder environ trentecinq-oleves (wenn man die Zahl nicht genau angeben w i l l ) .

110

- Mit Syntagmen von der Form D. ,._ . N de Nß werden ebenfalls Teilmengen bzw. Teilquanten aus Gesamtmengen bzw. Gesamtquanten extrahiert (Quantifikator: a ) . D)

- Wir betrachten des, wie bereits angedeutet, nicht als (indefiniten oder partitiven) Artikel, sondern lösen diese Form in de (Präposition) und les (bestimmter Artikel) auf. Auch hier muss vor de ein übergeordnetes Element 0 angesetzt werden, so dass die Syntagmen dieses Subtyps die folgende Form haben: -> les N -> N„. qu B

- Die N aus der Untergruppe C) kennen auch in den Ausdrücken der Untergruppe D) vor; z.B. des kilos/litres/milliers/millions usw. de tfDn. Die Bedeutung ist 'unbestimmte Anzahl von Kilos/Litern usw.". Jedoch sind es nicht nur die in C) vertretenen N aus B), die man in D) wiederfindet. Wahrend nämlich *plusieurs foules/flots/masses/myriades/quantites usw. de N (II C) ausgeschlossen sind, D

kann man ohne weiteres sagen: des foules/'f'lots/masses/myriades/quantites

de N . D

Mit den Nqu , die in der Konstruktion des Nqu de N„B figurieren, brauchen - anders ^ als in D. ,._ . N de N- nicht unbedingt Quantitäten gemeint zu sein, die man zählen kann; denn des Nqu de ALB bedeutet im Falle von Nqu wie foules, flats usw. nicht, dass die Anzahl um ein Mehrfaches grosser wäre, als wenn es hiesse un Nqu de ND . In Wirklichkeit besteht zwischen Syntagmen der Untergruppe B) und solchen der Untergruppe D) hier kaum ein Bedeutungsunterschied; mit der Form D) wird höchstens - und auch dass muss nicht sein - die Grosse der Menge noch stärker betont als mit der Form B); vgl. Une quantite d'erreurs ont ete decouvertes = Des quantites d'erreuvs ont et£ deaouvertes. - Auch in den Syntagmen des Subtyps II D) ist der Quantifikator a. E)

- In dieser Gruppe tauchen fast alle N aus B) bzw. D) wieder auf. Die Substitution von un oder des durch D, , bewirkt eine reguläre Bedeutungsveränderung: die neuen Ausdrücke mit der Form D,,N de N„ bezeichnen nicht mehr einen def qu B Teil, sondern eine finite Gesamtheit; der Quantifikator ist nicht 3, sondern V

. Man vergleiche: une poignee de malades disper-

sos (19)

oette poignoe de malades disperses

111

des myriades de sap-ins de Noel en discount (25)

ces myriades de sapins de Noel en discount

Syntagmen des Typs II E) sind, was die Bedeutung anbelangt, mit jenen NG des Typs I zu vergleichen, in denen auf D ein quantitatives Adjektiv A folgt. So sind etwa cette poignee de malades und ces quelques malades, ces myriades 69 de sapins de Noel und ces innombrables sapins de Noel jeweils synonym. Die Lexeme poignee und quelques, myriades und innombrables bringen eine die Anzahl der Gegenstände betreffende Präzisierung; fällt diese weg, so ändert sich die Bedeutung des Syntagmas nicht grundlegend. Cette poignee de malades ist genau wie ces quelques malades bedeutungsähnlich mit ces malades. Der Unterschied betrifft ausschliesslich die Zahl der Kranken, die durch poignee und quelques als verhältnismässig gering charakterisiert wird, in ces malades dagegen - bis auf die in der Pluralform enthaltene Information, dass 'mehr als einer1 gemeint ist - offen bleibt. Vom logischen Standpunkt aus handelt es sich in allen drei Fällen um Bezeichnung einer endlichen Gesamtmenge. - Zu Anfang des Abschnitts wurde angetönt, dass nicht ausnahmslos alle N der Untergruppe B) auch in E) vorkommen. Es gibt in der Tat einige N , wo die Substitution von un durch le nicht die Bedeutungsveränderung, die man erwarten müsste, bewirkt, sondern ganz einfach agranmatikalische Formen produziert. Die folgenden Ausdrücke z.B. sind nicht akzeptabel: *la majorite d'hommes, *le tiers de gateau. Wir werden diesen merkwürdigen N in der Untergruppe II K) wiederbegegnen (la majorite des hommes, le tiers du gateau) und sie dort ausführlicher diskutieren. Ehe wir uns den Syntagmen der Untergruppen II F) bis II K) im einzelnen zuwenden, halten wir knapp fest, was für sie alle gilt. Sie unterscheiden sich formal von den Syntagmen der Serie II A) bis II E) dadurch, dass vor N_ jeweils D steht. Der Teil , , N ist eine komplette Nctninalgruppe, durch die - ausser in einigen Fällen, auf die wir noch zurückkönnen werden - explizit eine finite Gesamtheit abgegrenzt wird. Im allgemeinen geschieht dies sprachlich durch de69

Was wiederum nichts anderes bedeuten soll, als dass sie auf der logischen Ebene miteinander vertauschbar sind. Pragmatische Unterschiede werden dadurch nicht ausgeschlossen.

70

Vgl. S. 115.

71

Es geht wiederum um die obenerwähnten Substantive majorito, tiers usw. Vgl. S. 115.

112

monstratives oder possessives D (wobei Kontext und/oder Situation darüber Aufschluss geben, worauf Bezug zu nehmen ist) oder durch den bestimmten Artikel in Kombination mit einer Ergänzung zu N , die z.B. ein Relativsatz oder -> NG D

sein kann: Des quantites de oes pommes sont pouwies; Une quantite de nos voisins s'etaient enfuis

(30); Les enfants ont bu peu du lait que tu äs achete

hier; Plusieurs des participants au oongres sont repartis des 1e deuxieme jour. Dass nur der bestimmte Artikel steht, ist selten, kommt aber gelegentlich doch vor. Simone de Beauvoir schreibt: 35) ... cependant beaucoup des phenomenes genitaux n'Interessent pas la vie singuliere du sujet et la mettent en danger. (S.B. 44) Die Form mit des wäre hier nicht nötig gewesen. Für den Leser würde es wohl kaum einen unterschied machen, wenn es hiesse beauaoup de phenomenes genitaux, da die beiden Syntagmen einander semantisch sehr ähnlich sind. Der Grund ist, dass mit den Syntagmen, in denen vor N kein D, ,. figuriert, Teile sowohl aus B de£ finiten als auch aus infiniten Gesamtheiten extrahiert werden können. Vgl. 22) ... quantite de petites filles ne docouvrent que tardivement la constitution masculine; ... N1

petites filles bezieht sich auf kleine Mädchen ganz allgemein: "indefiniB te Gesamtmenge'. 19) ... une poignee de malades disperses venaient, sans avertissement, de mourir de la peste ...

Der Leser weiss aus dem Vortext, dass es um die Kranken in der Stadt Oran geht: 'finite Gesamtmenge'.

F) - Die X

aus der Untergruppe A) sind bis auf eine Ausnahme auch in F) zu finden.

Nicht möglich sind - im Gagensatz zu que de N

(II A) - *que des/du N , *que de

oes/ae N usw.; stattdessen muss es heissen oombien des/du N , aombien de aesl B D ae N B usw., z.B. Combien de oes malheuvs auraient pu etre evites. - Erwähnenswert ist, dass nicht nur Lexeme, die in Syntagmen des Subtyps II A) als Xqu funktionieren, auch in der Struktur Xqu de Ddef -, , B qu sein können, Auch chacun spielt in chacun des quatre dialeotes (29) die Rolle von X . Ausserdem können diese Funktion ebenfalls Lexeme übernehmen, denen wir bei der Behandlung des Typus I begegnet sind und die dort als D, einige zudem als A

113

anzusehen waren; z.B. aucun de nos conoitoyens, certains de nos concitoyens, plusieurs de nos aoncitoyens, differents de nos concitoyens , deux de nos concitoyens usw. - Dass wir des, du, de la nicht als Artikel, sondern als Zusammensetzungen aus Präposition und Artikel betrachten, wurde bereits gesagt. Die Folge ist, dass wir die Syntagmen des vendeurs, du pain, de la biere in die Gruppe II F) einordnen; ihre Form ist 0 de les vendeurs, de le , de la biere, wobei 0 (= X ) wiederum die Bedeutung ' nicht präzisierte Quantität (im Falle von diskontinuativem No'mehr als 1') hat. Zu erwähnen ist allerdings, dass D in solchen Ausdrücken nicht dazu dienen kann, speziell zu betonen, dass man sich auf eine endliche Gesamtheit bezieht. Vgl. 36) Des enfants jouaient encore devant les portes. (A.C. 49/50) Ob hier eigentlich eine Teilmenge aller Kinder überhaupt gemeint ist oder ein Teil der Kinder aus dem betreffenden Quartier (oder.aus der betreffenden Strasse o.a. ) ist kaum zu entscheiden, spielt aber letztlich für das Gelingen der Kommunikation auch keine Rolle. - Eine sonderbare Form, die, zumindest auf den ersten Blick, in die Untergruppe II F) zu gehören scheint, jedoch ganz aus dem Rahmen fällt, ist bien des/du N . Eine entsprechende Form II A) *bien de N gibt es nicht; auch *bien de D , N und *bien de Dposs ND sind ausgeschlossen (*bien de concitoyens, *bien de aes aoncitoyens, *bien de nos concitoyens). Das Syntagma bien des/du N D kann auch nicht - wie etwa beaucoup des/du N D im. Gegensatz zu beaucoup de N B - vom Sprecher dazu verwendet werden, besonders hervorzuheben, dass er mit N eine endliche GeB samtheit abgrenzt. Cb N auf eine finite oder auf eine infinite Gesamtheit zu beziehen ist, geht vielmehr genau wie im Falle von beaucoup de N aus der Situation und/oder dem Kontext hervor oder wird allenfalls durch gewisse Ergänzungen zu N signalisiert (vgl. die untenstehenden Beispiele). Semantisch gehört bien des/du N offensichtlich in die unmittelbare Nähe nicht von beaucoup des/du N , sondern von beaucoup de ND . Man vergleiche: 37) Mais bien des primitifs ignorent la part que prend le pere ä la procreation des enfants. = synonym mit 18): Extraktion eines Teils aus infiniter Gesamtmenge 72

Aber nicht: *divers de nos concitoyens.

114

38) Bien des participants au oongres otaient venus de tres loin. Extraktion eines Teils aus finiter Gesamtmenge Angesichts all dieser merkwürdigen Eigenschaften drängt sich die Frage auf, ob es überhaupt sinnvoll ist, bien (analog zu beaucoup, peu usw.) als X in einer Struktur Xqu de D., cLej N B anzusehen. Sollte das Syntagma bien des /du ffB nicht anders, z.B. als bien Xqu de Ddef , „ N„B (mit Xqu = 0 wie im Falle von des/du ff_) anaB lysiert werden? Mit ändern Worten: wir hätten es hier mit einem Syntagma 0 des/ du N zu tun, dem bien vorangestellt ist. Für diese Lösung würde sprechen, dass der Wechsel von des zu de im Falle von bien des N unter den gleichen Bedingungen B erfolgt wie bei des N , dann nämlich, wenn ein Adjektiv vor N_ figuriert; vgl. des maisons - de vieilles maisons, bien des maisons - bien de vieilles maisons. Mit der Opposition von des und de, wie sie bei beauooup, peu usw. funktioniert, hat dies mit Sicherheit nichts zu tun.

- Die Beschreibungen des Subtyps II F) enthalten - mit Ausnahme von chacun des NDn - den Teilquantor. G) , H) , I)

- Die Syntagmen dieser drei Gruppen stehen zu denjenigen der Gruppen B), C) und D) im gleichen Verhältnis wie jene aus Gruppe F) zu denen aus Gruppe A). Vgl. beaucoup de primitifs

(18)

beaucoup des primitifs

d'Amerique latine

une dizaine de rats (23)

une dizaine de ces rats

plusieurs centaines de soldats

plusieurs centaines de ses soldats (32)

des myriades de sapins de Noel (25) des myriades de aes sapins de Noel

- Der Quantifikator in den Syntagmen II G ) , II H ) , II I) ist ebenfalls a. K)

- Nach unseren bisherigen Beobachtungen zu der Funktion von bestimmtem und unbestinmtem Artikel vor N wäre eigentlich anzunehmen, dass die Beschreibungen qu der Gruppe II K) mit der Form le N de D , „ N - wie diejenigen der Gruppe II E) - auf eine finite Gesamtheit verweisen. Für einen Teil dieser Syntagmen trifft dies auch tatsächlich zu: 34) Je ruminais la kyrielle de mes mecontentements. = Je ruminais mes innombrables meaontentements. Quantifikator: V rin

115

39) ... il considers avec dödain le troupeau des femmes qui osent lui parier sur un pied d'egalite; ... (S.B. 29) = II considere avec detain les nombreuses femmes qui osent lui parier sur un pied d'egalite. Quantifikator: Y... fin Nun gibt es aber eine Reihe von Syntagmen, die dieselbe Form aufweisen und die dennoch wider Erwarten nicht auf eine endliche Gesamtheit referieren, sondern einen Teil aus einer Gesamtheit quantifizieren: 21) D'ailleurs 1a grande majorite des hommes n'assume pas explicitement cette prevention. = D'ailleurs de tres nombreux hommes n'assuraent pas explicitement cette protection. Quantifikator: a 40) La minorite des congressistes participerent au diner officiel. = Peu de oongressistes participerent au dlner officiel. Quantifikator: 3 Wir haben es hier mit jenen N zu tun, die in Ausdrücken von der Form II E ) , qu wie wir sahen, nicht möglich sind (*la majorite d'hommes). Neben majorite und minorite wären etwa auch majeure partie und plus grande partie, moitie, tiers usw. zu erwähnen. Diese N haben alle eine semantische Gemeinsamkeit: sie nehqu men implizit Bezug auf die Gesamtheit, d.h. sie drücken eine Quantität im Verhältnis zur Gesamtheit aus. Auch la totalite de D, .ff_und l'ensemble de D, , N„ def B def B gehören hierher; wenn mit diesen Syntagmen eine Gesamtheit bezeichnet wird, so liegt das nicht am bestiinttben Artikel 'vor N , sondern an der Bedeutung von totalite und ensemble. La totalite de D, , Nn und l'ensemble de D, Nn stehen gedef B def B wissennassen am Ende (oder auch am Anfang) zweier Serien von Syntagmen le N de D. „ N , von denen die eine N

mit mathematisch genau festlegbaren Bedeu-

tungen enthält (a), die andere N , deren Bedeutungen weniger präzise sind (b):

(a) le dixieme de D, , Nn def B le quart de D, „ NO dej D le tiers de D, . N„ def B la moitie de D , . N„ def B la totalite/l'ensemble de D , „ Nn def B

'10%' '25 %' '33,333 %' '50 %' '100%'

116 (b)

1e dixieme de D, „ N

73

'ungefähr ein Zehntel1

74

la minovite de D, N aej D la moitie de D, „ N„ de} B la majorite de D, , N

'weniger als die Hälfte' 'mehr als die Hälfte'

la majeure partie de D , , N

'weitaus mehr als die Hälfte1

la totalite/l'ensemble de D , „ N„ dej B

'alle1

'etwa die Hälfte1

- Ebenfalls zu den Syntagmen der Untergruppe II K) mit dem Teilquantor gehört la plupart D ,

de

N , dessen N

S!

LJ

plupart sich dadurch auszeichnet, dass es nur

gerade in diesem Ausdruck vorkotmt, während majorite usw. - wie übrigens fast alle besprochenen N und X (ausser totalite, ensemble und den Lexemen L , qu qu qu die auch D sein können) - in mehreren der zehn Untergruppen von II zu finden 75 • sind.

3.3.3.

Typus III

Dieser Formtyp, der dadurch definiert ist, tativen Element X

bzw. N

dass das Substantiv N

13

dem quanti-

syntaktisch weder über- noch untergeordnet ist,

ist im Französischen nicht vertreten. Vgl. deutsch eine Reihe leere Gläser.

3.3.4.

Typus IV

Worum es in dieser vierten Gruppe geht, wurde mit den Sätzen 41) Les invites etaient tous lä

73

Bruchzahlen wie dixieme, moitie usw. könne.n ohne weiteres dazu verwendet werden, ungefähre Quantitätsangaben zu machen. Im folgenden Satz von Malraux bedeutet Ja moitie gewiss nicht 'genau 50 %', sondern 'ungefähr die H ä l f t e ' : La moitie des honrnes ne sauraient pas se servir de leurs armes, (zit. nach Le Petit Robert 1978:1216). Demgegenüber dürften Bruchzahlen wie Je trente-einguieme oder le deux-centieme kaum je in dieser Weise gebraucht werden.

74

Da es sich hier nicht darum handelt; die Semantik der genannten Ausdrücke in Einzelheiten zu untersuchen, begnügen wir uns mit einer mehr oder weniger approximativen intuitiven Umschreibung der Bedeutungen.

75

Am meisten Möglichkeiten ergeben sich mit quantite, da dieses Lexem sowohl als X als auch als N verwendet wird, qu qu

117

und 42) Des problemes surgirent en grand nombre schon angedeutet. Während in den bisher behandelten Fällen alle uns interessierenden Lexeme mit quantitativer Bedeutung innerhalb des Syntagmas figurierten, das auch N

enthielt, finden wir in den Ausdrücken von Typ IV L ausserB qu halb dieses Syntagmas an anderer Stelle im Satz; mit ändern Worten: wir haben es hier mit diskontinuierlichen Beschreibungen zu tun.

Semantisch sind Aus-

drücke des Typs I und solche des Typs IV bzw. Ausdrücke des Typs II und solche des Typs IV, die aus demselben lexikalischen Material bestehen, äquivalent. Satz 41) etwa ist synonym mit 43) Taus les invites ätaient lä. (Typus I) Satz 42) hat dieselbe Bedeutung wie 44) CM grand nombre de problemes surgirent. (Typus II) Im folgenden gehen wir auf ein paar ausgewählte Fragen, die sich im Zusammenhang mit Sätzen wie 41) und 42) stellen, näher ein. Wir beginnen mit dem in 41) illustrierten Fall tout-.

Wiederum werden wir möglichst mit Originalsätzen

arbeiten, passen jedoch - aus praktischen Gründen, nämlich weil solche Konstruktionen in unseren Texten fast nirgends vorkommen - unsere Methode insofern an, als die Ausgangsbeispiele diesmal nicht die Form aufweisen, die es zu untersuchen gilt, sondern alle dem Typ I angehören. Wir werden so vorgehen, dass wir uns fragen, ob es jeweils möglich ist,

tout- aus der NG herauszulösen und an an-

derer Stelle im Satz einzufügen, so dass ein korrekter neuer Satz entsteht, der die gleiche Bedeutung wie der erste Satz hat. Diese Frage muss selbstverständ76

Diese Konstruktion ist in der englischsprachigen Literatur unter dem Terminus "quantifier floating" bekannt, einer Bezeichnung, die von Link 1974 ins Deutsche übernommen wurde: sein Artikel über all- und ieid- trägt den Titel Quantoren-Floating im Deutschen.

77

Eine äusserst detaillierte Untersuchung der Bedingungen, unter denen toutim Satz verschoben werden kann, findet sich in Kayne 1975 (Kapitel 1: The Leftward Movement of Tout/Tons). Kayne diskutiert - in einer generativ-transformationellen Perspektive - nicht in erster Linie jene Ausdrücke, in denen tout- Begleiter eines Substantivs N ist, sondern vor allen Dingen die (zahlreicheren) Verschiebemöglichkeiten, die sich für tout- ergeben, wenn es zu einem klitischen (nicht betonten) Pronomen gehört. Vgl. dazu die Beispielsätze auf S. 118, Anm. 78.

118

lieh nacheinander für beide tout- (D und prä-D) gestellt werden: Als erstes betrachten wir ein Beispiel, in dem tout- als D funktioniert: 8) ... tout Stre hwnain oonaret est toujours singulierement situo. Es ist unmittelbar ersichtlich, dass tout- hier nicht verschoben und anderswo eingesetzt werden kann; 45) ist agrammatikalisch: 45) *... etre humain ooncret est tout toujours singulierement situo. Auch wenn man, um der Regel gerecht zu werden, die Im Französischen vor dem Substantiv ein D verlangt, einen Artikel einführt, entsteht noch kein korrekter Satz: 46) *... l'etre humain oonoret est tout toujours singulierement situö. Wir können also festhalten, dass tout-, wenn es die Funktion eines D erfüllt, nicht aus der NG an eine andere Stelle im Satz versetzt werden kann. Bleibt zu untersuchen, wie es mit tout- steht, wenn es prä-D ist.

Dazu zwei

Beispiele: 15) ... tous les enfants traversent une phase orale qui les fixe sur le sein maternel, puis une phase anale et enfin ils atteignent la phase genitale; ... 16) Pour le villageois, tous les gens qui n'appartiennent pas a son village sont des "autres" suspects; ... Beide Sätze lassen ein Verschieben von tous nach rechts ohne weiteres zu:

78

47) ... les enfants traversent tous une phase orale ... 48) Pour le villageois, les gens qui n'appartiennent pas a son village sont tous des "autres" suspects; ... Daraus darf man nun nicht voreilig den Schluss ziehen, tout- könne immer dann verschoben werden, wenn es prä-D ist, da die Sätze 15) und 16) sowie 43) gewisse Eigenschaften besitzen, die sich bei näherem Zusehen als Bedingungen für die 79 Verschiebbarkeit von tout- herausstellen. Einmal sind die drei NG Subjekt: es 78

Nach links kann tout-, wenn es Bestandteil einer Beschreibung ist, also ein Substantiv N begleitet, nie verschoben werden. Im Gegensatz dazu sind folgende Formulierungen völlig korrekt: Elle a voulu tous les lire/ Elle a tous voulu les lire. Vgl. dazu Kayne 1975 (Kapitel 1 ) .

79

Wir werden in Abschnitt 3 . 4 . 4 . sehen, dass im Deutschen für das "Floaten" von all- nicht dieselben Bedingungen gelten wie für tout- im Französischen. Vgl. S. 161 f f .

119

muss folglich überprüft werden, was geschieht, wenn die NG andere Satzfunktionen erfüllen. Was das "complement d'cibjet direct" betrifft, so beobachtet man, dass tout(prä-D) normalerweise nicht "floaten" kann: 49) ... il faut refuser les vagues notions de supäriorito, inforioriti, egalito qui ont perverti toutes les discussions et repartir ä neuf. (S.B. 31) 50) *... qui ont perverti les discussions toutes ...

Es gibt jedoch mindestens eine Konstruktion, wo tout- verschiebbar ist, wenn es zum "complement dObjet direct" gehört. Vgl. 51) Nous allons mettre tous les enfant s dans la mane chambre. 52) Nous allons mettre les enfants tous dans la meme chambre. Bedingung scheint zu sein, dass der betreffende Satz ein Verb wie mettre, poser, placer, precipiter, ranger usw. enthält, von dem eine Präpositionalgruppe abhängt, die besagt, wohin die Gegenstände, auf die mit dem "complement d1objet direct" verwiesen wird, gelegt, gestellt, gebracht, eingeräumt, gestürzt usw. Wl werden. Erfüllt die Beschreibung hingegen die Funktion eines "complement d'objet indirect" oder eines "complement circonstanciel", dann ist "Floaten" ausgeschlossen: 80

53) II a raconto son aventure a tous ses amis, (complement d'objet indirect) 54) *I1 a racontd son aventure a ses amis tous. 55) "Us sortent, on en voit dans toutes les poubelles, c'est la faim!" (A.C. 10) (complement circonstanciel) 56) *...

on en voit dans les poubelles toutes ...

In diesen Sätzen kann tout- nicht anderswo als vor D N B figurieren. Damit ist aber noch nicht bewiesen, dass tout- dinner dann verschiebbar ist, wenn das Syntagma tout- D N B als Subjekt funktioniert bzw. wenn die genannten Bedingungen für das Heraustreten aus dem "complement d'objet direct" erfüllt sind. Die Sätze 15/47), 16/48), 41/43) und 51/52) besitzen in Wirklichkeit noch andere Eigen-

80

Weitere Beispiele: Tu devrais ranger ces affaires toutes dans la meme arjnoire,· Elle a pose/place ces objets tous sur une etagere; Tu ne devrais pas precipiter ces garcons tous dans le meme trou (Beispiel aus Kayne 1975:48).

120

Schäften, die in diesem Zusammenhang entscheidend sind. So konstatiert man, dass die NG jeweils im Plural steht, also auf eine Mehrzahl von Gegenständen verweist; tous hat die Bedeutung 'alle' und das Substantiv ist ein Diskontinuativum. Aendert sich daran etwas, so kann tout- nicht aus der NG heraustreten. Vgl. 57) Rieux n'eut pas de peineäconstater ensuite que tout le quartier parlait des rats. (A.C. 10) In diesem Satz ist von e i n e m Gegenstand die Rede, tout- bedeutet nicht ft 1 'alle', sondern "ganz 1 . Wenn man tout- anderswo im Satz einzufügen sucht, entsteht 58) *Rieux n'eut pas de peine ä constater ensuite que le quartier parlait tout des rats also wiederum ein Satz, der nicht akzeptabel ist. Auch wenn ein Kontinuativum vorliegt, muss tout- innerhalb der NG stehen, die N3 enthält: 59) Tout lew? espoir s'e'tait effondre. 60) *Leur espoir s'e'tait tout effondrö. 61) Nous avons rang£ tout le vin dans la cave du voisin. 62) *Nous avons rango le vin tout dans la cave du voisin. Zusammenfassend halten wir fest, dass tout- nur unter gewissen Unständen "floaten" kann, nämlich - wenn es im Ausgangssatz prä-D ist, - wenn es im Ausgangssatz in einer NG figuriert, die Subjekt des Satzes oder - nur unter bestimmten Bedingungen - "complement d1objet direct" ist, - wenn diese NG eine Mehrzahl von Gegenständen bezeichnet (ND also ein Diskontinuativum ist). Konstruktionen des Typs IV, in denen tout- "floatet", haben folgende Eigenschaf-

ten: - sie können als aus Syntagmen der Form I entstanden betrachtet werden (die beiden Sätze mit den Formen I und IV sind jeweils synonym), - das Lexem Lqu tout- wird formal unverändert aus der Ausgangs-NG nach ~* rechts in die neue Position verschoben, 81

Dass quartier ein Kollektivum ist und in Wirklichkeit die Einwohner des Quartiers gemeint sind, fällt nicht ins Gewicht.

121

- der "Fest" der Ausgangs-NG bleibt ebenfalls formal unverändert. Unter den Konstruktionen des Typs IV finden sich nun auch andersgeartete Formen, die keine der eben genannten Eigenschaften auf weisen. Ein Beispiel dafür liegt in Satz 42) vor: 42) Des problemes surgirent en grand nombre. - Satz 42) kann als Paraphrase von 44) angesehen werden, d.h. es entsprechen 82 sich diesmal nicht die Formen I und IV, sondern II und IV, - L1

grand nombre erscheint in der Konstruktion IV als Bestandteil einer

Präpositionalgruppe (PG ) , - das "zurückgebliebene" Substantiv N

kann nicht einfach so stehen bleiben,

sondern figuriert in einem neuen Syntagma des problemes. Im Prinzip sind es die N

aus der Gruppe II, denen man in den PG

der Be-

schreibungen vom Typ IV wiederbegegnet. Jedoch haben gewisse Restriktionen zur Folge, dass in Wirklichkeit längst nicht zu jedem Syntagma des Typus II eine entsprechende Konstruktion IV existiert. Nicht akzeptabel ist etwa: 63) *Des problemes surgirent par dizaine.

83

für

64) Une dizaine de problemes surgirent. Da diese Bedingungen von Dessaux 1976 eingehend untersucht werden, beschränken wir uns darauf, hier lediglich festzuhalten, dass die Konstruktion IV, falls überhaupt, nur in Betracht kommt, wenn N_ in einem Syntagma figuriert, das im Satz die Rolle des Subjekts oder des "complement dObjet direct" spielt. Vgl. dazu das Beispielpaar 42/44) (Subjekt) sowie 65/66) ("complement d'objet direct"): 82

Neben 42) gibt es eine weitere Möglichkeit, 44) mittels einer Konstruktion IV zu paraphrasieren: Les problemes surgirent en grand nombre. Vgl. S. 122/3.

83

Dagegen ist Des problemes surgirent par dizaines für Des dizaines de problemes surgirent richtig.

84

Allerdings scheint, was die Funktion des "complement d'objet indirect" bet r i f f t , die Form IV nicht - wie Dessaux meint - absolut ausgeschlossen zu sein. Zwar sind Sätze wie der von Dessaux angeführte (*Max a parle de cela ä des gens par tripotees) tatsächlich inakzeptabel; doch daneben ist z . B . La police qui a procede ä des arrestations en masse, ... (Le Monde 28/29 döcembre 1980) korrekt.

122 65) Us rencontrerent des problemes en grand nombre. 66) Us rencontrerent un grand nombre de problemes.

Wir gehen auch nicht näher auf die Frage ein, welche Präposition jeweils in der PGqu mit welchen Nqu verwendet wird, da auch dies von Dessaux diskutiert wird. Imnerhin sei erwähnt, dass man die Präpositionen par (nur mit N im Plural) , en (mit N im Singular und im Plural), a (vorwiegend mit N im Singular) , dans (mit N im Singular) und pour (nur in vereinzelten Fällen) vorfindet: 67) Bien sür, en voyant les etudiants manifester deux fois de suite, par milliers, h Paris, en moins d'une semaine ... tout le monde pense ä mai 1968. (N.O. 841 24) 68) ... les populations aambodgiennes de Nong- Chan, alertees par les tirs, ont pu fuir, en grande majorite en Thailande. (Le Monde 28 juin 1980 3)

69) Bien sür, en voyant les Etudiants manifester deux fois de suite, en masses (neben en masse), ä Paris, en moins d'une semaine ... 70) La commission rogionale des sites a , ä une ecrasante majorito, un avis favorable au classement ... (Le Monde 28/29 decembre 1980 13) 71) ... les Fransais doutent, dans leur majorite, du caractere dissuasif de la peine capitale. (Le Monde 6 Janvier 1981 9) 72) ... les Franyais doutent, pour une large part, du caractere dissuasif de la peine capitale. Vor einigen Substantiven N kann zwischen zwei oder gar drei Präpositionen gewählt werden, ohne dass damit irgendwelche Bedeutungsunterschiede verbunden wären; vgl. die Beispiele 68), 70) und 71) mit majorite. Zum Schluss wenden wir uns kurz einem Problem zu, das von Dessaux 1976 nicht angeschnitten wird. In den eben genannten Beispielen liegt jeweils eine Form des N„ ... -> (D) (A) N B

85

qu

(42, 65) oder eine Form les N„ ... -> (D) (A) N B

qu

(67 bis 72 ) vor. Die Frage ist, welche semantische Rolle des (= 0 de les) und les, die wir in den bisher behandelten Fällen als mögliche sprachliche Realisierungen des TeilquantifUcators bzw. des Allquantifikators eindeutig auseinanderhalten konnten, hier spielen. Ein Blick auf die Beispiele lässt erkennen, dass les (bzw. la in 70) in Konstruktionen von der Form IV nicht "normal" verwendet wird, ist doch in den Sätzen 67) bis 72) überall von einem Teil, nicht von einer Gesamtheit die Rede. Mit ändern Worten: es liegt nicht, wie dies eigentlich 85

Mit Ausnahme von 70) mit kollektivem la commission regionale des sites (für les membres de la commission regionale des sites).

123

zu erwarten wäre, der Aliquanter, sondern der Teilquantor vor, denn les (la) büsst unter der Einwirkung von par milliers, en grande majorite usw. seine Funktionsfähigkeit als Allquantifikator ein. Wenn nun N schreibung des Typs IV eines jener Substantive ist,

in einer solchen Be-

die in Syntagmen von der

Form II K) mit Teilquantifikator vorkamen können (z.B. la grande majorito des populations oambodgiennes), so ist es auch nicht möglich, les durch des zu ersetzen (Beispiele 68, 70, 71, 72). Hingegen kann man anstelle von les etudiants ... par milliers (67) bzw. les otudiants ... en masse(s) (69) auch des Etudiants ... par milliers/en masse(s) sagen. Und auch im Falle von 42) gibt es, wie wir schon sahen, beide Formen: 42) Des problemes surgirent en grand nombre. 73) Les problemes surgirent en grand nombre. Hinsichtlich der Quantifikation besteht zwischen 42) und 73) kein unterschied; beide Sätze sind durch 43) (Un grand nombre de problemes surgirent) paraphrasierbar. Beide Male wird - gleichgültig, ob des oder les steht - eine Teilmenge 86 aus einer Gesamtmenge quantifiziert. Fällt die PG en grand nombre weg, so übernimmt les selbstverständlich seine Normalfunktion als Allquantor; 74) ist mit 75) nicht gleichbedeutend: 74) Des problemes surgirent. 75) Les problemes surgirent. Damit beenden wir den ersten Teil dieses Kapitels, in dem wir uns mit der Oberflächensyntax der Beschreibungen befassen. Es wurde im wesentlichen gezeigt, dass sich im Französischen drei Formtypen klar auseinanderhalten lassen; gleichzeitig stellten wir fest, dass innerhalb jedes der drei Haupttypen mehrere Sub86

Es bleibt allerdings zu untersuchen, welche Nuancen die beiden Varianten doch voneinander trennen. Für plausibel halten wir die folgende (textlinguistische) Erklärung. 42) und 73) sind beide im folgenden Kontext denkbar: Le travail a pris plus de temps gue prevu. Des/las problemes surgirent en grand nombre. - Die Variante mit des besagt, dass Probleme, mit denen man nicht gerechnet hatte, auftauchten (in der Terminologie Heinrichs: Ersterwähnung, keine Vorinformation in bezug auf die Probleme) und dass sie zahlreich waren. Die Variante mit les ist so zu interpretieren, dass man Probleme erwartete (Vorinformation hinsichtlich der Probleme z.B. im Vortext oder in der Situation vorhanden) und dass diese zahlreich - wahrscheinlich zahlreicher als vorgesehen - waren. Mit ändern Worten: les verliert zwar in solchen Konstruktionen seine normale logische· Funktion, nicht jedoch seine anaphorische Verweisfunktion im Text.

124

typen unterschieden werden können. Erst diese feinere Unterteilung erklärt auch, dass man als Sprachbenutzer in bezug auf die Oberflächensyntax der Beschreibungen den Eindruck einer aussergewöhnlichen Formenvielfalt hat. Was die Häufigkeit des Vorkcranens der verschiedenen L bzw. der verschiedenen Typen von Beschreibungen - sowohl auf der Ebene der "langue" als auch auf derjenigen der "parole" - anbelangt, so sei folgendes ergänzend festgehalten: Die Anzahl der L , die in Syntagmen des Typus I als D und/oder als A figurieren können (mes, quelques, nombreux usw.) , ist nicht gross; umso häufiger können sie dafür in der Rede vor. Auch die X (Subtypen II A und F) lassen sich in einer überschaubaren, wenn auch umfangreicheren Liste anführen (beaueoup de, peu de, quantite de usw.) , und auch sie - oder zumindest ein Grossteil davon - werden v.a. in Syntagmen der Form II A) sehr oft verwendet. Dagegen dürfte es kaum möglich sein, die N , die in den übrigen Formen des Typs II figurieren, vollständig aufzuzählen. Der Verwendung von gewöhnlichen Substantiven als N scheinen in der Tat kaum Grenzen gesetzt zu sein. Zahlreiche N gehören allerdings zweifellos zum Normalwortschatz des durchschnittlichen Sprechers und werden entsprechend häufig gebraucht (une quantite de, des masses de usw.); andere wiederum komnen in der Kannunikation selten, ja vielleicht sogar nur einmal vor (vgl. das von Dessaux genannte Beispiel Paul raoonte sä vie avee une debauohe de details inouie oder der unlängst von einem Bekannten geäusserte Ausdruck une diarrhee d'injures). Konstruktionen des Typs IV, die mit tout- sowie mit N in Betracht konsnen, sind in Texten offensichtlich seltener anzutreffen als Beschreibungen der Formen I und II, die ebenfalls tout- bzw. N enthalten, was daran liegt, dass der Typ IV nur unter gewissen einschränkenden Bedingungen anstelle von I bzw. II möglich ist. Mit anderen Worten: zu jeder Konstruktion IV gibt es ein entsprechendes Syntagma entweder der Form I oder der Form II, während das Umgekehrte nicht zutrifft, da längst nicht jedes Syntagma der Formen I und II durch eine Konstruktion des Typs IV paraphrasiert werden kann.

3.4.

Die Formtypen des Deutschen

Un Wiederholungen nach Möglichkeit zu vermeiden oder doch auf ein Minimum einzuschränken, werden wir in den folgenden Abschnitten kaum auf Fragen eingehen, die sich für das Deutsche gleich oder sehr ähnlich wie für das Französische stellen, sondern uns vielmehr Problemen zuwenden, die entweder dem Deutschen

125

eigen sind oder die in dieser Sprache anders als im Französischen angegangen werden müssen. Dass im Deutschen nicht nur drei, sondern vier Formtypen realisiert sind, wurde bereits mehrmals erwähnt. Die Typen I, II und IV des Deutschen entsprechen genau den drei Formtypen, die wir im Französischen unterschieden. Auch im Deutschen ist der Typus I vertreten, der sich dadurch auszeichnet, dass das Substantiv N„ als syntaktischer Nukleus einer NG funktioniert (manche Leset·, die vielen Frauen, Wein usw.). Syntagmen des Typs II, in denen No dem quantitativen Lexem L syntaktisch untergeordnet ist, finden sich ebenfalls (eine Menge von Büchern, die Mehrheit der Anwesenden usw.). Bei Typus III denken wir an Ausdrucke von der Form drei Glas Wasser, drei Dutzend frische Eier, aber auch viel Freude, mehr Begeisterung usw. Sie unterscheiden sich von I und II dadurch, dass sich nicht ausmachen lässt, ob N oder L der syntaktische Kern des betreffenden Syntagmas ist. Schliesslich kommen auch dissoziierte Beschreibungen, also Konstruktionen des Typs IV vor (Kinder kamen viele; die Anwesenden waren in ihrer grossen Mehrheit nicht mit dem Vorschlag einverstanden usw.). 3.4.1. Typus I Wir betrachten die folgende Serie von Beispielen. Die uns interessierenden NG stehen alle im Plural; NG im Singular werden anschliessend behandelt. Die Trennung nach dem Numerus ist notwendig, weil es gemäss unserer Klassifikation oft vorkoitntt, dass ein und dasselbe Lexem L , je nachdem ob es in einer Singularoder in einer Plural-NG figuriert, nicht derselben grammatikalischen Kategorie angehört. 76) Nehmen wir an, wir lebten in einer Gesellschaft, in der der Mensch seine ursprünglichen vitalen Regungen von klein auf bejahen und ausleben dürfte, ... (A.P. 15) 77) ... dass sie aufs Geratewohl alle internationalen Züge abwartete, das bildete Polf sich nicht ein. (M.F. 166) 78) Schlimm ist, dass manche Kollegen auf die zunehmende Kontrolle durch die Behörde so reagieren, dass sie versuchen, ihr darin zuvorzukommen. (P.S. 12) 79) Um Mitternacht grölen die Besoffenen, weil dann sämtliche Wirtschaften geschlossen werden. (M.F. 14/5) 80) ... einige Kollegen kritisierten mein Verhalten im Verhör als unklug und naiv ... (P.S. 70)

126

81) Ausserdem viele handgeschriebene Briefe und Postkarten: von Kollegen, von Schülern ... (P.S. 65) 82) Die vielen Autounfälle nach neunundsechzig, im unmittelbaren Bekanntenkreis? Alles nur Pech? (P.S. 69) 83) Es kamen dann doch etwa zwanzig Kollegen, ... 84) Natürlich habe ich mit den fünfzig geärgert. (P.S. 70)

(P.S. 70)

Mark genug, aber die Frage hat mich

85) Der Innenminister Schiess hat eine kleine, aber wichtige Einfügung gemacht: "Beamte sind verpflichtet, sich aktiv innerhalb und ausserhalb des Dienstes für die Erhaltung der Grundordnung einzusetzen ..." (P.S. 14) 86) Aufklärerische Geister wie der junge Goethe, Schiller und Madame de Stael sprachen noch vor oder kurz nach der französischen Revolution es schliesslich unverblümt aus, dass ... (A.P. 21) Zunächst geht es nur um die syntaktische Struktur dieser Nominalgruppen, und zwar um die Frage, welchen grammatikalischen Kategorien die verschiedenen L , die ausser in den beiden letzten in allen Sätzen der Serie figurieren (seine, alle, manche, sämtliche, einige, viele, die, zwanzig, fünfzig),

zugeordnet wer-

den können. Wir werden auch für das Deutsche zwischen einer Klasse D und einer Klasse A

(= Untergruppe der Adjektive A) unterscheiden; die Kriterien für die

Abgrenzung der beiden Klassen sind jedoch nicht dieselben wie für das Französisehen.

R7

Dass sie es nicht sein können, lässt sich leicht zeigen. Für die fran-

zösischen D gilt, dass sie syntaktisch obligatorisch sind und an erster Stelle im Syntagma stehen. Dies lässt sich auf das Deutsche nicht übertragen, wie die Sätze 85) und 86) zeigen. In 85) ist kein Element vorhanden, das als D betrachtet werden könnte; dennoch ist Beamte eine vollständige, syntaktisch und sernantisch im Satz normal funktionierende NG. Mit ändern Worten: D ist im Deutschen QQ

nicht obligatorisch.

Satz 86) illustriert, dass man, wollte man die Defini-

tion der französischen D ins Deutsche übernehmen, das Lexem aufklärerisch- nicht mehr zu den Adjektiven zählen könnte, da solche laut Definition nicht die Erstposition in der NG innehaben: eine Lösung, die gewiss nicht zu befriedigen ver-

mag. Wir gehen zunächst von NG von der Form L

AN

aus (nicht alle unsere Bei-

87

Da andererseits aber die Analogien zwischen den betreffenden Elementen doch beträchtlich sind, sprechen wir in bezug auf beide Sprachen von D und A.

88

Die Möglichkeit, vor Beamte und aufklärerische Geister einen Artikel 0 anzusetzen, wird später diskutiert (und verworfen). Vgl. S. 134 ff.

127

spielsyntagmen enthalten A) und berücksichtigen für die Zuordnung von L

zu

den Klassen D und A allein die Deklinationsendungen von L und A. Wir unter qu qu scheiden zwischen markierten und nicht markierten Endungen; diese lauten im 89 Plural folgendennassen: markiert (Symbol *): M F

nicht markiert:

N

M F

N

Wem.

- e

Nan.

- en

oder

Gen.

- er

Gen.

- en

oder

Dat.

- en

Dat.

- en

oder

Akk.

- e

Akk.

- en

oder

Formen ohne Endung sind zwei, drei, zwanzig usw. Dagegen schalten wir viel, wenig, mehr usw. hier aus, da wir sie nicht als syntaktisch von N abhängig betrachten. Es gilt nun folgendes: - Wenn L markiert ist und A nicht markiert (L * A N„) , so gehört L zu der qu qu B ^ qu Klasse der D: D* A N , z.B. seine ursprünglichen vitalen Regungen, alle internationalen Züge (nicht parallele Deklination). - Wenn L und A beide markiert sind (L * A* tf„), dann gehört L zu der Klasqu qu B qu se der A : A * A* N , z.B. viele handgeschriebene Briefe (parallele Deklination) . - Wenn L

qu

wenn L

qu

nicht markiert ist und A markiert - dies kommt (im Plural) nur vor,

ein Zahlwort, also endungslos ist - (L

qu

Klasse der D zugerechnet: D A* N

A* tfn), dann wird L B

qu

der

z.B. zwanzig ältere Kollegen (nicht paralle-

le Deklination). Befinden sich nun in einer MG zwei (oder allenfalls auch mehr) L , so gelten qu

dieselben Kriterien: - Ist Lqu1„ markiert und Lqu2_ nicht markiert, so gehört Lqul, zu den D, Lqu2„ zu den A : D* A N , z.B. die vielen Autounfälle, seine drei Vorgesetzten. 89

Wir ziehen die von Zemb in diesem Zusammenhang verwendeten Termini "markiert" und "nicht markiert" den gängigeren "stark" und "schwach" vor, weil letztere im allgemeinen nur im Zusammenhang mit der Deklination der Adjektive verwendet werden, während es uns gerade um die Endungen sowohl von D als auch von A geht.

90

Vgl. Typus III,

S. 160/1.

128

- Sind dagegen beide L

markiert, so ist vorderhand nicht zu entscheiden, ob

es sich um D oder um A

handelt: D* D* Nn oder A

qu

B

qu

*A

qu

* Nnt z.B. einige weniy B

ge Briefe, diese meine Briefe. - Der Fall L . L qul

qu2

* ND (z.B. *i)ier viele Autounfälle) J B

kommt nicht vor.

Damit haben wir .jedoch erst einön Teil der Formen 76) bis 86) erfasst. Es stellt sich einmal die Frage, wie manche Kollegen, sämtliche Wirtschaften,

ei-

nige Kollegen - lauter NG ohne Adjektiv A - zu analysieren sind. Tatsächlich können die hier vorliegenden L

ebensogut D wie A

kein Rückschluss auf die Klassenzugehörigkeit von L dass diese L

sein, denn da A fehlt,

ist

möglich. Die Tatsache,

sich in Erstposition befinden, ist natürlich kein Kriterium, da

im Deutschen, wie wir eben sahen, in dieser Position sowohl D wie auch A vorkamen. Sobald man jedoch ein Adjektiv in die obigen NG einfügt, löst sich die Zweideutigkeit auf: manche ängstliche Kollegen

A * A* N qu B

manche ängstlichen Kollegen

D* A IL

Beide Formen sind korrekt, d.h. manche kann offensichtlich als D oder als A 91 verwendet werden. Ein Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Ausdrücken lässt sich nicht feststellen. Die Variante A

scheint allerdings die häufigere

zu sein. sämtliche städtischen Wirtschaften

D* A N

sämtliche städtische Wirtschaften

A * A* N,,

B

qu

B

Auch hier ist beides möglich, mit dem unterschied, dass diesmal D gebräuchlicher

ist. einige jüngere Kollegen

A * A* N

* einige jüngeren Kollegen

D* A NDD

QU

13

91

In der französischen Germanistik werden solche L aus diesem Grunde oft "mutants" genannt (erstmals im Manuel du germaniste 1967 von Zemb, Valentin und Schenker).

92

Brunner 1976 zeigt, dass - normalerweise - NG (im Plural), die eine Gesamtheit bezeichnen, eher die Form D* aufweisen, NG, die eine Teilmenge extrahieren, eher die Form * A* N . qu B

129

93 Im Falle von einige wird nur die Sequenz A * A* N realisiert. Während für 78) (manche Kollegen) und 79) (sämtliche Wirtschaften) die Frage, ob L den D cder den A zugeordnet werden soll, nicht beantwortet werden kann, da in qu den Syntagmen mit Adjektiv beides möglich ist, darf man für einige in einige Kollegen (80) wohl annehmen, dass es sich um A handelt, ist dieses Lexem in 94 L A N„ doch nie D. Damit ist auch der Fall einige wenige N„ Ö geklärt: wenn " 95 einige A ist, dann muss wenige natürlich ebenfalls A sein, qu qu Eine weitere Frage ist jetzt noch zu stellen: in welcher Stellung kommen die L vor, wenn sie D sind, wenn sie A sind? Die Sätze 81) und 82) zeigen, qu qu dass es zumindest gewisse L gibt - hier viele, das in beiden Beispielen A ist -, die sowohl in Erst- wie in Zweitposition möglich sind. Wie steht es diesbezüglich mit den anderen L ? Folgendes können wir feststellen: - Wenn ein Lexem Lqu zur Klasse der D gehört, dann steht es offensichtlich an erster Stelle im Syntagma. Allerdings müssen hier gleich zwei Ausnahmen erwähnt werden. Aehnlich wie im Französischen vor D tout- figurieren kann, trifft man 96 im Deutschen vor D des öftern all(e) an, z.B. alle diese Bri.efe. Wir sprechen analog zum Französischen auch hier von prä-D. Ausserdem gibt es im Deutschen eine Wendung, in der sich tatsächlich zwei D folgen, vgl. diese meine Briefe. Diese und meine können nicht wie einige und wenige (in einige wenige Briefe) als A betrachtet werden, und zwar weil ein allenfalls folgendes Adjektiv A unbedingt, wie wenn nur diese oder nur meine dastünde, die nicht markierte Form haben muss: diese meine handgeschriebenen Briefe, im Gegensatz zu einige wenige handgeschriebene Briefe. 93

Im Genetiv weicht man manchmal, wenn auch selten, von dieser Form ab: die Meinung einiger jüngeren Kollegen gilt als korrekt; einiger ist hier natürlich D*.

94

Ausser im erwähnten Fall des Genetivs.

95

Dass dies z u t r i f f t , zeigen ebenfalls die Sequenzen, die ein Adjektiv halten: einige wenige handgeschriebene Briefe (Paralleldeklination).

96

Tous les N und all(e) die N sind nicht etwa bedeutungsgleich; tous les N ist viel häufiger mit alle wiederzugeben als mit all(e) die JV (was in vielen Fällen die Entsprechung zu tous ces N sein dürfte). Mit ändern Worten: tous Jes N und alle JV können sowohl finite wie infinite Gesamtmengen bezeichnen, all(e) die N nur finite. - All- hat ausserdem die merkwürdige Eigenschaft, dass es als einziges L - im Plural ohne weiteres, im Singular unter gewissen Bedingungen - unmittelbar auf D NQ folgen kann: Keine Freunde alle waren begeistert.

ent-

130

- Wenn ein Lexem L zu den A gehört, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es finden sich nämlich solche A , die inner nur in Erststellung und andere, die sowohl in Erst- als auch in Zweitstellung, d.h. - ausser im Falle von einige wenige N D - auf D folgend, vorkamen. Zur ersten Gruppe gehören etwa manche und einige (manche ängstliche Kollegen, *die manchen Kollegen; einige jüngere Kollegen, *die einigen Kollegen) , zur zweiten sämtliche und viele (sämtliche städtische Wirtschaften,

seine sämtlichen Werke; viele handgeschriebene Briefe,

die

vielen Autounfälle).

Die bisher gemachten Beobachtungen und Feststellungen ermöglichen es uns, jetzt sechs Gruppen von L (in NG, die ein Adjektiv enthalten) zu unterscheiden: 97 A) d-, dies-, Jen-, mein-, dein- usw., kein-, allSie sind immer D . Als solche figurieren sie normalerweise an erster Stelle in in der NG, ausser wenn all- (= prä-D) davorsteht und im Falle von diese meine. Sie weisen stets die markierte Form auf und können vor den A der Gruppen C), 98 ^^ D) und F) , nicht jedoch vor denjenigen der Gruppen B) und E) stehen. Im Gegensatz zu den französischen D sind sie - wie alle übrigen D des Deutschen - syntaktisch nicht obligatorisch, denn Syntagmen ohne D wie z.B. Beamte (85) , aufklärerische Geister (86) können als vollständige Syntagmen im Satz funktionieren. B) manchDieses Lexem kann sowohl der Klasse D als auch der Klasse A angehören. Als D qu steht es ohnehin an erster Stelle (auch all- davor ist aus semantischen Gründen natürlich ausgeschlossen), aber auch als A treffen (*die manchen Kollegen). L

ist es nie in Zweitposition anzu-

der übrigen Gruppen können nicht auf manoh-

folgen. C) sämtlich-

Auch dieses Lqu ist bald D, bald Aqu . Im Unterschied zu manch- kann es jedoch als Aqu sowohl in Erst- wie in Zweitstellung (nach D) verwendet werden. Wenn sämtlich- in Erststellung figuriert, so kann ein L aus der Gruppe D) folgen 97

Das Lexem all- kann auch prä-D, aber nicht A sein; ausserdem kann es, wie au

wir sahen, auf D N folgen. B 98

Ausser bei semantischer Inkompatibilität, vgl. * keine sämtlichen N . B

131

(sämtliche fünfundzwanzig

Anwesende ( n ) ) .

D) zwei, drei, vier usw. Sie kamen in Erst- und in Zweitposition vor. In Erstposition sind sie gewöhn99 lieh D (endungslos) , in Zweitposition, wenn sie nach D stehen, A . Als einzige der L

- wenn man von der Wendung einige wenige absieht - können sie nicht

^U·

nur auf D, sondern auch auf A

und sogar auf gewöhnliche A folgen (viele hun-

dert Menschen, diese reizenden vier alten Damen, die Heiligen drei Könige). Auch in diesem Falle betrachten wir sie selbstverständlich als A , da, was auf qu A folgt, nicht D sein kann. Stehen sie in Erstposition, so werden sie nie von ändern L

gefolgt. Zwar könnt verschieden- (vgl. Gruppe F) nach den Zahlwörtern

vor, doch ist dieses Lexem dann kein A , sondern A (drei verschiedene Interpre100 tationen = 'drei sich voneinander unterscheidende Interpretationen')· E) einig-, etlich-, mehrerSie finden sich Lpraktisch nur als A (mit Ausnahme der schon erwähnten seltenen qu Genetivformen) und nur in Erstposition (*die mehreren Kollegen). Es folgt nie ein zweites L , ausser im Falle von einige wenige. F) viel-, wenig-, verschieden-, divers-, zahlreich-, zahllos- usw. Sie erscheinen nur als A (auch hier wären seltene Ausnahmen für viel- im Gequ netiv zu nennen, vgl. vieler neuen Freunde neben vieler neuer Freunde) und stehen entweder an erster oder an zweiter Stelle. Auch auf sie folgt nie ein weiteres L . qu Nachdem wir die Plural-NG des Typus I ziemlich eingehend diskutiert haben, wenden wir uns jetzt nur noch kurz den NG im Singular zu; d.h. wir begnügen uns mit der einfachen Aufstellung der hier zu unterscheidenden Gruppen von L . Die Deklinationsformen lauten im Singular:

99

Für die Zahlwörter zwei und drei gilt, dass sie im Genetiv in der Sequenz Z A N dekliniert werden können. Korrekt sind die folgenden drei Syntagmen: die Werfte zwei berühmter Autoren (D A* N ) , die Werke zweier berühmten Autoren (D* A N ) , die Merke zweier berühmter Autoren (A * A* N ). Im GegenB au B satz zu den übrigen Zahlwörtern und nur im Genetiv können also zwei und drei in Erstposition gelegentlich A sein. qu 100 Die Möglichkeit, Syntagmen, in denen ein Zahlwort in Erststellung figuriert, dem Typ III zuzuordnen, wird in 3.4.3. knapp erörtert (S. 161, Anm. 138).

132

markiert: M

F

N

Nan.

- er

- e

-es

Gen.

- es

-er

-es

Dat.

- ern

-er

- em

Akk.

- en

- e

-es

nicht markiert:

Nom. Gen. Dat. Akk.

M

F

N

-e

- e

-e

- en

- en

- en

- en

- en

- en

- en

- e

-e

M

oder

N

0

oder

0

0

Formen ohne Endung sind ein, mein, dein usw. kein. Wir unterscheiden die folgenden Gruppen von L im Singular (die Reihenfolge, in der die Gruppen angeführt werden, ist dieselbe wir für die Plural-NG): A) d-, dies-, Jen-, mein-, dein- usw. kein-, manch-, all-, jed-, jedwed-

jeglich-,

Manche dieser Lqu kommen markiert und nicht markiert (nämlich, wenn sie endungslos sind) vor,

z.B.

ihr neuestes Projekt

(D A* N„) , ihrem neuesten Projekt D

(D* A N ). Alle sind sie jedoch stets D, figurieren also in der NG in ErstposiB tion, ausser wenn all- davorsteht (all(e) meine Hoffnung) sowie im Falle von dies- mein^- N„ (D D ff_) und in der Sequenz ein-

jed-/jeglioh- #D. Dass jed- und b

jeglioh- hier nicht etwa Adjektive A sind, sondern tatsächlich D, zeigen Syntagmen wie ein jedes/jegliches freundliche Wort (D D* A ND ) , wo die Deklination von A wie in jedes freundliche Wort (D* A ND ) .von jed-/jeglich- und nicht von ein- determiniert wird (vgl. *ein jedes/jegliches freundliches Wort). Nach den L dieser Gruppe können gegebenenfalls in Zweitposition L aus C), D) und F) figurieren: das viele Geld, sein sämtliches Vermögen. B) einig-, etlich-

Sie sind in Erstposition D oder A , in Zweitposition kommen sie nicht vor: einiger/etlicher gute Wille, einig er/etlicher guter Wille. Ob D oder A gewählt

133

wird, hängt u.a. von Genus und Kasus ab: so ist z.B. im Nom. Mask, die Sequenz A

(ju

* A* ffn häufiger anzutreffen als D* A ff . während im Dat. Mask, die VerhältD

B

nisse umgekehrt sind; einiger guter Wille ist also gebräuchlicher als einiger gute Wille, einigem guten Willen dagegen gebräuchlicher als einigem gutem Willen. Auf diese L kann sowenig wie auf die in Erststellung figurierenden L der Gruppen C), D) und F) ein weiteres L folgen. - Zu erwähnen bleibt schliesslich, dass etlich- im Singular nur äusserst selten verwendet wird. C) vielIn Erststellung kann viel- D oder A ten Wasser.

sein: vieler schöner Putz, mit vielem kal-

Auch hier spielen Genus und Kasus eine gewisse Rolle, was die

Wahl betrifft. Das Lexem viel- kommt ebenfalls nach D als A vor: das viele qu

Geld. Nach viel- steht nie ein anderes Lqu . D) ein-,

sämtlich-

Diese Lexeme finden sich an erster und an zweiter Stelle in der NG. Im ersten Fall sind sie immer D, im zweiten Fall natürlich Aqu : sämtliches gestohlene Geld, sein sämtliches Vermögen; ein Buch, der eine Gott. Dass auf ein- oder sämtlichein weiteres L folgt, kennt nicht vor. y qu E)

Es handelt sich um die L , die nur als A und nur in erster Position vorkamen qu' qu

können; solche L

gibt es im Singular offensichtlich nicht.

F) wenig-

Dieses Lexem ist - im Gegensatz zu viel im Singular in Erststellung praktisch 102 nie D. Als A in Zweitposition findet sich wenig- ebenfalls: das wenige Geld. Auch nach wenig- können keine weiteren L figurieren. Abschliessendseien zwei Bemerkungen hinzugefügt: - Wenn in Singular-NG quantitative Lexeme mit der syntaktischen Funktion D vor Diskontinuativa stehen, so sind sie im gleichen Sinne syntaktisch obligatorisch wie die französischen D, da man z.B. ein Lexem wie Haus nie als vollständige 101 Beispiele aus Duden 1973:252. Gebräuchlicher sind allerdings viel schöner Putz; mit viel kaltem Wasser (Typus III). 102 Seltene Ausnahmen im Dativ: mit venigem guten Wein.

134

designierende NG in einem Satz verwenden kann (vgl. *Haus ist abgebrannt). Figurieren sie dagegen vor einem Kontinuativum, dann sind sie im gleichen Sinne syntaktisch fakultativ wie die deutschen D vor Plural-IL; wie diese können auch die Kontinuativa ohne jegliches D im Satz als komplette NG funktionieren (vgl. Vein wurde auch gestohlen). - Vergleicht man die L , die in Plural-NG möglich sind, mit denjenigen, die in Singular-NG vorkamen, so fällt auf, dass die beiden Listen sich nicht decken: ein- und jed- (mit dem Merkmal [+ DISTRIBUTIV]) findet man nur in Singular-NG, weil sich ihre Bedeutungen mit den Bedeutungen von Diskontinuativa im Plural nicht vertragen. Umgekehrt figurieren zwei, drei usw., mehrere, verschiedene, diverse, zahlreiche, zahllose nur in Plural-NG, da die Bedeutungen dieser Lexeme mit den Bedeutungen der Diskontinuativa im Singular sowie der Kontinuativa inkompatibel sind. Zu diskutieren bleiben jetzt die Syntagmen Beamte (85) und aufklärerische Geister (86) , in denen weder D noch A erscheint, sowie Notninalgruppen, die nur aus einem Kontinuativum bestehen und wofür die folgenden zwei Beispiele angeführt seien: 87) Er ist tatsächlich der Meinung, dass Alkohol ungleich gefährlicher sei als Haschisch ... (P.S. 52) 88) Auf dem Boden liegt die Ware, ich sehe sie noch heute: Bohnen und Erbsen, Nüsse, Früchte, die ich zum erstenmal sehe, dazwischen Zuckerzeug, von Fliegen umwimmelt, ... (M.F. 24) Dass es sich hier um eine Erscheinung handelt, die nicht mit der fakultativen Tilgung des französischen Artikels in Syntagmen mit zwei oder mehr koordinierten Substantiven 1SL im Plural vergleichbar ist, wie sie in Beispiel 17) (satiristes et moralistes) illustriert wurde, ist evident. Zwar gibt es auch im Deutschen den Fall, dass man den Artikel unter ähnlichen Bedingungen wie im Französischen weglassen kann (nicht muss!). Man vergleiche dazu etwa: 103 Natürlich sind nicht alle L im Singular sowohl mit Diskontinuativa wie mit qu Kontinuativa kombinierbar: - nur mit Disk.: manches/ein Haus - nur mit Kont.: alles/einiges/etliches/sämtliches/vieles/weniges sauerverdiente(s) Geld/missbrauchte(s) Vertrauen - mit Kont. und Disk.: das/dieses/jenes/ mein usw./kein/jedes/'jegliches/'jedwedes Haus/Geld/Vertrauen (jed-, jeglich-, jedwed- etwa in Sie reiste ohne jedes/jegliches/?'jedwedes Geld ,· Sie reiste ohne jeden/'jeglichen/?'jedweden Pfennig).

135

89) Buch und Kugelschreiber lagen auf dem Tisch. Wie im französischen Satz 17) kann auch in 89) der Artikel nur wegbleiben, weil 104 die NG zwei nebengeordnete Substantive enthält. Reduziert man die NG auf ein Substantiv, so wird auch hier der Satz agrammatikalisch: 90) *Buah lag auf dem Tisch. Zu beachten ist, dass - anders als im Französischen - im Deutschen der Artikel in dieser Weise auch weglassbar ist, wenn es sich bei den koordinierten N um Diskontinuativa im Singular handelt.

Stehen die Substantive im Plural oder

hat man es mit Kontinuativa zu tun, so sind zwei Fälle auseinanderzuhalten: 91) Bücher und Kugelschreiber lagen auf dem Tisch. Es kann sein, dass in diesem Satz die Artikel genau wie in 89) getilgt wurden, dann nänlich, wenn er - was nur dem Kontext oder der Situation zu entnehmen ist - dasselbe bedeutet wie: 92) Die Bücher und die Kugelschreiber lagen auf dem Tisch. In diesem Falle werden in 91) wie in 92) zwei endliche Gesamtmengen bezeichnet. Ist mit 91) jedoch gemeint, dass eine unbestimmte Anzahl von Büchern und eine unbestimmte Anzahl von Kugelschreibern auf dem Tisch lagen (Extraktion von zwsi Teilmengen), dann kann von fakultativer Tilgung der Artikel nicht die Rade sein Denn auch wenn nur ein Substantiv vorhanden wäre, würde (= müsstei) es heissen: 93) Bücher lagen auf dem Tisch. Im folgenden interessiert uns nur noch der in den Beispielen 85), 86), 87), 88) und 91) (nicht in der Bedeutung von 92) illustrierte Fall. Anhand der Beispielsätze lassen sich zunächst einige Beobachtungen anstel-

len: - Bei den in Frage stehenden Substantiven handelt es sich entweder um Diskontinuativa im Plural oder um Kontinuativa (Form = Singular). 104 Es kann sich nur um den bestimmten Artikel handeln: Buch und Kugelschreiber = das Buch und der Kugelschreiber ^ ein Buch und ein Kugelschreiber.

105 *Livre et stylo se trouvaient sur la table ist nicht akzeptabel. 106 Analoges Beispiel für Kontinuativa: Brot und Butter waren auch da kann mit Das Brot und die Butter waren auch da synonym sein, oder es kann mit der NG 'ein unbestimmtes Quantum Brot und ein unbestimmtes Quantum Butter' gemeint sein.

136 - Die betreffenden NG sind entweder indefinite Beschreibungen mit der Bedeutung 'ganz unbestimmte Quantität von B 1 (aufklärerische Geister, Zuckerzeug) oder generische Beschreibungen (Beamte, Alkohol, Haschisch). - Wenn die NG eine indefinite Beschreibung ist, dann gibt es keinen anderen Ausdruck von der Form I, der fl„ bzw. N' ersetzen könnte. B

B

- Handelt es sich dagegen um eine generische Beschreibung, so können anstatt N und N' auch andere NG mit gleicher Bedeutung in Frage (die Beamten, alle Beamten, der Beamte, ein Beamter, jeder Beamte; der Alkohol). In der Literatur, die sich mit der Syntax von Nominalgruppen befasst, finden sich verschiedene Termini, mithilfe deren solche NG, die kein Element D enthalten, beschrieben werden. Gelegentlich heisst es, in diesen Syntagmen f e h l e der Artikel. Wir halten diese Ausdrucksweise insofern für ungünstig, als sie mehr oder weniger deutlich impliziert, dass NG von der Form W bzw. N' B

D

in Wirklichkeit nicht voll-

ständig, d.h. defektiv seien. Diese Auffassung scheint ganz besonders in bezug auf die indefiniten Beschreibungen unangemessen, da es eine andere als ebendiese Form nicht gibt und folglich auch nichts fehlen kann; denn nur von etwas, was von Rechts wegen vorhanden sein müsste, kann man auch sagen, es fehle. Nun wird allerdings "fehlen" z.B. von Admoni 1970 auch einfach für 'nicht Vorhandensein' (vgl. unten "ArtUcellosigkeit") verwendet. Gegen diesen Gebrauch, wo "fehlen" nicht mit "Mangel" gleichgesetzt wird, ist im Prinzip nichts einzuwenden. Dennoch schliessen wir den Terminus seiner Missverständlichkeit wegen aus unserem Vokabular aus. Häufig spricht man in diesem Zusammenhang von einem N u l l a r t i k e l (Symbol meist 0 ) . 107 Im Gegensatz zu "fehlen" beinhaltet dieser Terminus, dass in aufklärerische Geister und Zuckerzeug in Wirklichkeit ein Artikel, wenn auch nicht mit den Sinnesorganen wahrnehmbar, vorhanden ist, der die besondere Eigenschaft besitzt, die Form 0 aufzuweisen. Zu notieren wären demnach diese NG als * ND und 0 D

D

.

Eine dritte Auffassung, die insbesondere von Zemb vertreten wird und die wir hier übernehmen, besteht darin, dass man diese Ausdrücke in der Form, wie sie im Satz erscheinen, als komplette Nominalgruppen betrachtet, Nominalgruppen also, 107 Z.B. Vater 1963;1979, Grimm 1971, Weinrich 1969a.

137 108 denen nichts fehlt und die auch keinen Nullartikel enthalten. Man kann in diesem Falle von A r t i k e l l o s i g k e i t sprechen, was nichts anderes bedeuten soll, als dass kein Artikel - bzw. kein Element D - vorhanden ist, ohne dass damit gleichzeitig mitbehauptet würde, die betreffenden Syntagmen seien in irgendeiner Weise unvollständig. 109 In dieser Perspektive werden die artikellos verwendeten Kontinuativa und Diskontinuativa in die Nähe der Eigennamen gerückt; denn wie diese genügen sie sich selbst, d.h. sie bedürfen keines D, um als vollständige NG in Sätzen figurieren zu können bzw. um die Funktion der Designation auszuüben. Eigennamen und artikellos verwendete Gattungsnamen tragen die bezeichnende Funktion gewissennassen in sich, sie gehören zu jener "classe de noms qui se passent de protheses, de bequilles, d'etais, de compteurs et autres deicteurs" (Zemb 1979b:20).11° Oder überspitzt ausgedrückt: nicht die Eigennamen und die übrigen artikellos verwendeten Substantive sind Sonderfälle, sondern das Ungekehrte trifft zu. Sonderfälle sind jene Substantive, die, damit sie überhaupt als Beschreibungen funktionieren, d.h. in einem Satz designierend gebraucht werden können, ein "Stütze" in Form von D benötigen.

Abschliessend bleibt in bezug auf den Typus I im Deutschen die Frage zu diskutieren, wo in solchen Syntagmen jeweils der Quantifikator enthalten ist. Da nach unserer Auffassung längst nicht alle NG der Form I ein Element D aufweisen, kann die Antwort nicht einfach analog zum Französischen lauten: in D. Wo allerdings auch im Deutschen D obligatorisch ist, d.h. in Nominalgruppen mit diskontinuativem Substantiv im Singular, steckt zweifellos der Quantifikator wie im Französischen in D; vgl. dieses Buch, der Mensch. Buah und Mensch können sowenig wie die französischen N allein als vollständige, designierende 108 Vgl.

Zemb 1978a, 1979a, 1979b, 1979c.

109 Zemb meint allerdings nicht ganz zu Unrecht, auch der Terminus "Artikellosigkeit" konnotiere Mangel und Unvollständigkeit. Uns scheint aber, dass dies doch in weit geringerem Masse als für "fehlen" zutrifft. Vgl. "Meme le terme d*Artikellosigkeit a comme un goüt de manque, d'impuissance: des oranges sans pepinsi" (Zemb 1979b:20) 110 Zemb 1978a:85 geht sogar so weit, artikellose NG nicht nur mit den Eigennamen zu vergleichen, sondern sie auch so zu nennen: "Nous appelons noms propres les N thematiques qui se passent, de A bien sür, mais surtout de D, die artikellos gebrauchten Substantivel" 111 Eine analoge Position wird in bezug auf das Englische von Vendler 1967a vertreten. Vgl. ebenfalls Trubetzkoy 1939, Quine 1960 (Kapitel 3 ) .

138

NG funktionieren. Hinzuzufügen ist, dass oft der NG ausser Kontext nicht anzusehen ist, welche Art von Beschreibung vorliegt. Wenn ich nur den Ausdruck der Mensch vor mir habe, weiss ich zwar, dass in diesem Syntagma der Allquantor enthalten ist, ich kann jedoch nicht wissen, ob es sich um . oder um V . _ handelt. Disambiguiert wird dies erst im Satz: Der Mensch ärgert mich schon wieder vs Der Mensch ist sterblich. Hierzu ist natürlich zu sagen, dass Analoges für das Französische gilt: L'homme entra dans la piece vs L'homme est un animal superieur. Für NG, in denen als Nukleus ein Diskontinuativum im Plural oder ein Kontinuativum figuriert, ist die Frage, wo quantifiziert wird, nicht ganz so einfach zu beantworten. Betrachten wir zunächst nochmals die Beispiele 85) und 86). Mit Beamte liegt in 85) zweifelsohne eine generische Beschreibung vor (Quantifikator: V . _ ) , während aufklärerische Geister in 86) eine indefinite Beschreibung ist (Quantifikator:3). Dies geht allerdings - ähnlich wie im Falle der NG der Mensch - nicht allein aus der Form des Syntagmas hervor, denn Beamte könnte in einem anderen Zusammenhang sehr wohl auch indefinite Beschreibung sein und aufklärerische Geister umgekehrt auch generische Beschreibung. Wenn man wissen will, w e l c h e r Quantifikator vorliegt, so ist man auf den Kontext angewiesen. D a s s man es mit quantifizierten Begriffen zu tun hat, ist jedoch bereits den Formen Beamte und aufklärerische Geister anzusehen, und zwar offenbar, weil diese im Plural stehen. Im Deutschen genügt also ein Pluralmorphem, um einen Begriff zu quantifizieren. Lässt man z.B. in aufklärerische Geister das Pluralmorphem weg, so geschieht genau das, was auch eintritt, wenn man in der aufklärerische Geist den Artikel (- D) streicht: es bleibt ein nicht designierfähiges Gebilde N* J3 aufklärerischer Geist zurück, das für einen nicht quantifizierten Begriff 'aufklärerischer Geist' steht. Dies zeigt, dass der und das Pluralmorphem vergleichbare logische Funktionen erfüllen, nämlich die der Quantifikation des in N_D ausgedrückten Begriffs. Häufiger als (A) N„B können nun aber Plural-NG von der Form L qu (Aqu) (A) N„ 3 B vor, wobei Lqu entweder D oder Aqu1. ist. Beispiele dafür liegen in den Sätzen ^ ^ 76) bis 84) vor. Auch in 86) kann ohne weiteres vor A N„D ein L qu ergänzt werden, ohne dass dadurch der Sinn des Satzes sich grundlegend ändern würde: 94) Zehn/etliche/einige/manche/mehrere/viele/wenige/zahlreiche aufklärerischein) Geister wie der junge Goethe, Schiller und Madame de Stael sprachen noch vor oder kurz nach der französischen Revolution es schliesslich unverblümt aus, dass ...

139

Mit diesen neuen NG wird ebenfalls eine Teilmenge aus einer Gesamtmenge extrahiert - wie in 86). Man könnte sich deshalb veranlasst sehen, zu sagen, diese L

brächten in bezug auf die Quantifikation gegenüber 86) nichts Neues, d.h.

sie enthielten keinen Quantifikator, sondern seien lediglich Lexeme mit quantitativer Bedeutung, die hinsichtlich der Anzahl der gemeinten Gegenstände eine mehr oder weniger präzise Angabe machen. Dennoch ziehen wir es vor, zehn, etliche usw. in 94) als quantifizierende Ausdrücke zu betrachten, und zwar, weil ein Syntagma wie einige aufklärerische Geister, auch wenn es nicht in einem Satz steht, im Gegensatz zu aufklärerische Geister auf jeden Fall darüber informiert, welcher Quantifikator vorliegt. Das Pluralmorphem signalisiert also, d a s s quantifiziert wird, zehn, etliche, einige usw. geben überdies Auskunft darüber, mit w e l c h e m Quantifikator man es zu tun hat. Dies scheint ein hinreichender Grund zu sein, die obengenannten L

nicht einfach als gewöhnli-

che Ausdrücke mit quantitativer Bedeutung anzusehen, sondern tatsächlich als L

mit quantifizierender Funktion. Während es im eben diskutierten Beispiel um den Teilquantor ging, enthält

die NG im folgenden Satz 95), der mit 85) gleichbedeutend ist, den Allquantor: 95) Die/alle Beamten sind verpflichtet, sich aktiv innerhalb und ausserhalb des Dienstes für die Erhaltung der Grundordnung einzusetzen ... Wiederum ist es so, dass die neuen NG im Gegensatz zu der artikellosen Form auch ausserhalb eines Satzes signalisieren, welchen Quantifikator sie enthalten, nämlich

. Offen bleibt allerdings, solange sie nicht in einem Satz verwendet werden,

ob es sich um V.

f

(vgl. Beispiel 95) handelt oder um V

(vgl. Die/alle Be-

amten der Stadt traten in Streik) , d.h. ob die NG eine generische oder eine definite Beschreibung

ist.

Zusanmenfassend halten wir fest: Wenn der syntaktische Kern einer designierenden NG ein diskontinuatives Substantiv im Plural ist, durch D + Pluralmorphem (die Beamten) oder durch A

wird die Quantifikation

+ Pluralmorphem (einige

Beamte) oder durch das Pluralmorphem allein (Beamte) ausgedrückt. Das Pluralmorphem allein gibt nicht darüber Auskunft, nur, tig,

w i e quantifiziert wird, sondern

d a s s quantifiziert wird. Dagegen sind D und A

diesbezüglich eindeu-

sie enthalten entweder den Allquantifikator oder den Teilquantifikator. Es bleiben zum Schluss Beispiele zu diskutieren, in denen ein kontinuatives

Substantiv als syntaktischer Nukleus der NG figuriert. Wenn Kontinuativa allein (oder mit davorstehendem A) als designierende NG verwendet werden, sind sie wie

140

die designierenden Diskontinuativa im Plural entweder generische oder indefinite Beschreibungen. Disaitibiguiert wird auch hier erst im aktuellen Satz: 96) Geld ist ein Zaubermittel, das Achtung erzwingt, weil es der Massstab ist, mit dem noch in einer vielgestaltigen arbeitsteiligen Gesellschaft jeder soziale Erfolg sich bemisst, ... (A.P. 22) Geld verweist in 96) auf ein infinites Gesamtquantum, enthält also den Quantifikator V. f. Anders im folgenden Satz: 97) Wer Geld hatte, konnte sich von Strafe freikaufen, soweit die Gesetze diese Möglichkeit einräumten. (A.P. 21/2) In 97) wird mit Geld ein Teilquantum aus dem Gesamtquantum des Geldes extrahiert; die NG ist demnach eine indefinite Beschreibung, der Quantifikator 3. Weil die Form Geld nicht weiter in Moneme zerlegt werden kann, lässt sich im unterschied zu den als NG funktionierenden Plural-Diskontinuativa kein Element bestimmen, qu

„ B

Hunderte von Rattenleichen Massen von wartenden Menschen

N -> qu

„ B

die Myriaden von Wassertröpfchen, die ... die Unzahl toter Ratten, die ...

E)

"def

N qu

F)

N

-) N , B

qu

-> D def

G)

ein

qu

->

H)

D. ., , ./A M ind(-ein) qu qu

->

K)

def

N

qu

B

'def NB D

def NB

-> D def

I)

N

-> D def

N

B

Erdöls

manche von meinen Bekannten jedem dieser Herdenangehörigen eine Anzahl der Campingplätze eine Minderheit der Ausländerinnen drei Viertel der ledigen Frauen mehrere Dutzende der von der Polizei festgenommenen Personen grosse Mengen von dem Erdöl, das ... die Flut der Komplexitäten und Schwierigkeiten des Lebens die Mehrzahl der Anwesenden die Gesamtheit der Frauen in der Schweiz

= subordinierendes Relationselement von, an oder Genetiv

145

Bemerkungen zu den Untergruppen II A) bis II K): A)

- Solche Syntagmen sind im Vergleich zum Französischen im Deutschen selten anzutreffen. Es handelt sich stets um Ausdrücke, zu denen eine syntaktisch anders strukturierte, logisch-semantisch (jedoch nicht stilistisch-pragmatisch) äquivalente Form I oder III existiert, die in der Kcmnunikation häufiger vorkamt. Vgl. etwa wieviel an Leben (II A) - wieviel Leben (III), einiges an Gelassenheit (II) - einige Gelassenheit ( I ) , etliches an kostbaren Gegenständen (II A) - etliche kostbare Gegenstände (I). - Die Subordination wird jeweils durch die Präposition an ausgedrückt; von und der Genetiv können nicht vor. - X kann flektiert oder unflektiert sein. Wenn es flektiert ist, so hat es qu stets die Form des Singular Neutrum, gleichviel, ob N im Singular oder im PluD

ral steht. Flektierte X

können sein: diverses, einiges, etliches, manches, ver-

schiedenes, vieles, weniges sowie alles, also lauter L , die uns vom Typ I her geläufig sind und die dort als D oder als A

funktionieren. Vgl.

123) In der Ausstellung war diverses/'einigesj'etliches/manches/'verschiedenes/ vieles/weniges an kostbaren Gegenständen zu sehen. 124) In der Ausstellung war alles an kostbaren Gegenständen, was die Stadt besitzt, zu sehen. An nicht flektierten X

wären neben wieviel auch viel, wenig, mehr zu nennen.

Vgl. 125) In der Ausstellung war viel/wenig/mehr an kostbaren Gegenständen zu sehen. - Der im Syntagma X an N enthaltene Quantifikator ist ausser im Falle von alqu a les an Nu stets 3. D

- Die Uebertragung solcher Ausdrücke ins Französische bietet einige Schwierigkeiten, und oft wird die stilistische Nuance, die im Deutschen gegenüber den "normalen" Formen I und III zweifellos vorhanden ist, in der Uebersetzung aufgegeben werden müssen. Den Beschreibungen aus Beispiel 123) entsprechen am ehesten 115 Im Mittelhochdeutschen wurden vil, wenic noch oft mit Genetiv konstruiert: vil gewaltes. Ueberbleibsel dieser Konstruktion in der heutigen Sprache sind viel Aufhebens/wenig Wesens machen.

146

die folgenden französischen Syntagmen: divers /quelques/bien des/diff rents/beauGoup de/peu d' ob jets precieux', im Falle von 125) entstehen beauooup de/peu de (also wie für 1231) /plus d' ob jets precieux. Dies sind lauter stilistisch neutrale Syntagmen, die in einer allfälligen Rückübersetzung mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht zu den Formulierungen 123) bzw. 125) führen, sondern zu den ganz gewöhnlichen Formen diverse /einige /etliche /manche /verschiedene lviele/ wenige kostbare Gegenstände bzw. viele /wenige /mehr kostbare Gegenstände. Dagegen lässt sich 124) durch eine spezielle Konstruktion mit ähnlicher Wirkung wiedergeben: tont oe que la ville possedait en ob jets precieux. B)

- Syntagmen des Typs II B) werden im Deutschen gewiss ebenso häufig verwendet wie im Französischen, und auch die Anzahl der in Frage kommenden N , von denen wiederum manche sehr geläufig sind, während andere nur selten gebraucht werden, dürfte annähernd gleich gross sein. Zur Illustration eine Liste von Beispielen, die sich beinahe beliebig verlängern liesse: eine Anzahl -> N

eine Menge -> N

ein Dutzend -> ff„ , Bpl eine Flut -> ff_ . ßpl eine Fülle -> ff_ ,

eine Million -) N ein Minimum -»

Bpl ff . . ßsg/pl

ein Paar -> ffD

Bpl

eine Gruppe ->

.

5pl

ff_

upi eine Handvoll -> Nn , , ßsg/pl ein Haufen -> ff_ . . J Bsg/pl ein Heer -> ff

eine Herde -> ff„ ,

eine Prise -* N

ßsg eine Reihe -> ff , Bpl eine Schar -> ff 5pl ein Schluck -> ff

eine Kette -> ff„ , Bpl ein Kilogramn -> ffD . , y Bsg/pl ein Xreis -> ff„ , Spl

ein Stück -» ff Bsg ein Schuss -> ff_ Bsg eine Tasse -> ff , ßsg/pl eine Tonne -^ ff_ / , Bsg/pl

ein Löffel

eine Unmasse ->

->

eine Masse ->

ffßsg/pl ff

,

ein Maximum -> ff„ , , Bsg/pl eine Mehrheit -> eine Mehrzahl -> ffn . Bpl

fffisg/pl

eine Unmenge -> ^Ssa/ ^^ ff

eine /4 Za/zZ. 4 ffD , Bpl ein Zuviel -> ^Ssq/ j^ usw.

116 Auch (seltener): viel/wenig kostbare Gegenstände ( I I I ) .

147

- Wie im Französischen haben längst nicht alle N Bedeutung, z.B. Flut, Kreis, Löffel,

eine inhärente quantitative

Schuss, Teller usw.

- Nicht anders als im Französischen ist es eine Frage der Semantik der beiden Substantive N und N„, ob N„ ein Diskontinuativum im Plural oder ein Kontinuaqu B B tivum oder beides sein kann: eine Tasse grüner Erbsen und eine Tasse heissen Tees sind beide ohne weiteres möglich, *eine Anzahl teuren Schmucks und *ein Sohuss spannender Bücher natürlich ausgeschlossen. - Zu manchen der N

treten auch im Deutschen gelegentlich Adjektive hinzu, die

die Bedeutung präzisieren, bisweilen auch modifizieren, z.B. eine riesige Menge von neugierigen Zuschauern ('eine verhältnismässig sehr grosse Menge 1 ), ein gutes Kilogramm grüner Bohnen ("etwas mehr als ein Kilogramm'). Dass das deutsche N

Zahl genau wie das französische nombre ein solches Adjektiv obligatorisch

verlangt, wurde bereits erwähnt. Merkwürdig ist, dass dasselbe für Anzahl nicht gilt, vgl. eine Anzahl neugieriger Zuschauer, *eine Zahl neugieriger Zuschauer. - Unter gewissen Umständen lassen Syntagmen von der Form II B) zwei Interpretationen zu. Man betrachte folgende zwei Sätze: 126) Eine Reihe von Gymnasiasten stand auf. (Subjekt) - Weiter vorn im Saal entdeckten wir eine Reihe von Gymnasiasten. (Akkusativobjekt) Die beiden Sätze 126) können auf zwei Arten verstanden werden. Entweder bedeutet eine Reihe von Gymnasiasten nichts anderes als eine Anzahl von Gymnasiasten (vgl. französisch un certain nombre de lyce"ens) , oder es sind jeweils Gymnasiasten gemeint, die in einer Reihe sitzen (vgl. une rangee de lyceens). In diesem Falle hat Reihe seine primäre Bedeutung, etwa 'geregeltes Neben- oder Hintereinander von Gegenständen', beibehalten, während im ersten Fall Reihe - wie Anzahl - ist, was man ein "reines" N

nennen könnte. Wenn das Syntagma

ein N -> N Subjekt ist, tritt nun diese Ambiguität nur unter der Bedingung qu B auf, dass das Verb im Singular steht, also mit N kongruiert. Steht das Verb im Plural, so kann z.B. Reihe in 127) nur als "reines" N aufgefasst werqu den:

117 Und auch dann nicht immer: vgl. Auf meinem Tisch liegt ein Haufen angelesener Bücher. Mit dieser Formulierung wird gesagt, dass die Bücher einen Haufen bilden. Dagegen ist das gleiche Syntagma in Ich habe einen Haufen ungeJesener Bücher weggeworfen auf beide Arten interpretierbar.

148

127) Eine Reihe von Gymnasiasten standen auf. Selbstverständlich sind derartige Syntagmen nur dann ambig, wenn sie auf Gegenstände verweisen, die tatsächlich in der Anordnung, die durch N

in seiner Pri-

märbedeutung ausgedrückt wird, vorkamen können. Trifft dies nicht zu, so werden die Nqu automatisch als "reine" Nqu interpretiert, f t wie z.B. in 128): 128) Vom Lektor wurde doch noch eine Reihe von Tippfehlern entdeckt. Der Lektor entdeckte doch noch eine Reihe von Tippfehlern. Eine Reihe von Tippfehlern

bedeutet hier 'eine (beträchtliche) Anzahl von Tipp-

fehlern1. Wie Reihe funktionieren etwa auch Berg, Gruppe, Handvoll,

Haufen,

Heer, Schar u.a. - Zu erwähnen bleibt schliesslich, dass solche Ambiguitäten unter ähnlichen Bedingungen im Französischen ebenfalls vorkommen, vgl. Un petit groupe de participants a abandonne la course avant d'avoir atteint le but ('eine kleine Anzahl1 oder 'eine geschlossene kleine Gruppe 1 ). - Der Träger der Unterordnungsrelation kann von, an oder der Genetiv sein, was nicht heisst, die drei Möglichkeiten seien beliebig miteinander vertauschbar. Im Gegenteil: in einem gegebenen Syntagma kommen nie alle drei Konstruktionen in Betracht. Dagegen sind oft sowohl von als auch der Genetiv gebräuchlich, z.B. eine ganze Kette von blutigen Revolutionen - eine ganze Kette blutiger Revolutionen (Beispiel 108). Weitere N , die mit von oder dem Genetiv konstruiert qu werden können, sind u.a. Anzahl, Flut, Masse, Menge, Reihe, Schar, Unmasse, Unmenge, Unzahl, A Zahl. Im übrigen ist es so, dass in den Fällen, wo von richtig ist,

stets auch der Genetiv akzeptiert wird - unter der Voraussetzung aller-

dings, dass vor KL ein Adjektiv figuriert, das die Genetivform als solche kenntlich macht. Andernfalls wird die betreffende Form automatisch dem Typ III zugeordnet, vgl. eine ganze Reihe leerer Orangensaftgläser (II B) - eine ganze Rei118 he Orangensaftgläser III B). Daneben gibt es in dieser Untergruppe II B) zahlreiche Syntagmen, in denen ausschliesslich der Genetiv zugelassen ist, z.B. ein Dutzend frischer Eier - *ein Dutzend von frischen Eiern. Weitere N , auf die nur der Genetiv folgen kann, sind Gramm, Kilo, Löffel,

Meter, Milliarde,

118 Aber auch in den - recht seltenen - Fällen, wo der Genetiv von N auch ohne davorstehendes A eindeutig als solcher erkennbar ist, scheint die Form mit Genetiv oft nicht akzeptabel zu sein; z.B. *ein Kilogramm/eine Menge Brotes. Möglich ist - laut Wahrig - in poetischer Sprache hingegen noch eine Menge Geldes, eine Menge Volkes.

149 119 Million, Paar, Prise, Schluck, Schuss, Stück, Tasse, Teller usw. - Es muss

schliesslich erwähnt werden, dass neben den eben besprochenen Syntagmen des Typs II B) mit von und/oder Genetiv immer auch eine bedeutungsgleiche Form III existiert, die nicht selten in der heutigen Sprache die geläufigere Variante darstellt; z.B. eine ganze Reihe leere Orangensaftgläser,

ein Dutzend frische Eier, 120 eine Handvoll neugierige Zuschauer, ein Kilogramm pures Gold usw. Endlich gibt es in dieser Untergruppe eine geringe Anzahl von N , auf die stets die Präposition an folgt; weder von noch der Genetiv noch die Form III sind dann möglich; z.B. ein Zuviel an Bejahung (A.P. 86) - *ein Zuviel von Bejahung *ein Zuviel aufmunternder Bejahung - *ein Zuviel Bejahung. Hierher gehören ebenfalls die N

Maximum, Minimum, Mehr, Weniger, A Mass usw.

- Wie im Französischen drücken die Formen II B) auch im Deutschen stets Teilquantifikation aus. - Uebersetzungsschwierigkeiten dürften eher selten auftreten, da zu fast jeder Form II B) der einen Sprache eine oder auch mehrere entsprechende Formen II B) der anderen Sprache existieren. Selbst zu Ausdrücken wie ein Schuss billigen Kognaks, un nuage de creme fraiche, une ribambelle d'enfants bruyants, die ihres idiomatischen Charakters wegen zunächst nicht ohne weiteres übersetzbar scheinen, finden sich in Wirklichkeit überzeugende Aequivalente: un doigt de cognao bon marche, eine Spur frischen Rahms, ein Schwärm lärmender Kinder. C)

- Anstelle von ein kann vor einer Anzahl von N Kilogramm, Löffel,

Million, Paar, Prise, Schluck, Stück, Schuss, Tasse, Teller,

Tonne, Zentnern.a.) ein anderes D oder ein A Eier (D N

(Dutzend, Handvoll, Hundert, stehen: drei Dutzend frischer

-> A N ) , mehrere Tassen heissen Tees (A

N

-> A N ). Vor Hun-

derte und Tausende kommen allerdings - wie vor franz. centaines, milliers keine Zahlwörter vor: *vier Tausende neugieriger Zuschauer, aber viele Tausende begeisterter Leser.

- Die Subordination wird in den meisten Fällen durch den Genetiv ausgedrückt, 119 Ob Handvoll und Haufen ebenfalls in diese Liste aufzunehmen wären, scheint fraglich: ?eine Handvoll von neugierigen Zuschauern, Pein Haufen von ungelesenen Büchern. 120 Zu Typus III vgl. S.157

ff.

150

dies allerdings auch hier nur unter der Bedingung, dass ein Adjektiv vor IL figuriert. Ohne Adjektiv wird die Sequenz wiederum automatisch als ein Syntagma des Typus III aufgefasst; vgl. drei Dutzend Eier (III), mehrere Tassen

Pfeffer-

minztee (III). Im übrigen gilt wie für II B) , dass auch bei Vorhandensein eines Adjektivs neben Ausdrücken von der Form II C) solche von der Form III mindestens ebenso gebräuchlich sind, z.B. drei Dutzend frische Eier (III). Ausdrücke des Typs II C) mit von kennen - neben solchen mit dem Genetiv und solchen von der Form III - mit den N

Dutzend, Hundert, Tausend, Million, Milliarde in Frage,

jedoch nur, wenn vor diesen N

kein Zahlwort steht; vgl. *zwölf Millionen von

begeisterten Lesern, *drei Dutzend(e) von frischen Eiern. Die Präposition an findet man in dieser Untergruppe nicht, was sich daraus erklärt, dass die N , die mit an konstruiert werden, überhaupt nicht im Plural verwendet werden (vgl. Maximian, Minimum, Mehr usw.). - Ebensowenig wie im Französischen können D. ,, . . bzw. A einem N voranind(-ein) qu qu gestellt werden, das eine nicht zählbare Quantität ausdrückt: Anzahl, Flut, Masse, Menge, Unmasse, Unmenge, Anzahl, A Zahl sowie die obenerwähnten Maximum, Minimum, Mehr, Weniger usw. - Jene N , die in Ausdrücken des Subtyps II B) unter gewissen Bedingungen ambig sein können, sind in II C) immer eindeutig, d.h. sie bewahren auf jeden Fall ihre Primärbedeutung. Vgl. dazu folgendes Beispiel: 129) Drei/mehrere Eeihen von Gymnasiasten standen auf. Dies kann nur so verstanden werden, dass die Gymnasiasten dreier bzw. mehrerer Reihen sich erhoben. Analoges gilt für drei/mehrere

Berge/Gruppen/Handvoll

Haufen/Heere/Scharen u.a. - Wie die Syntagmen des Typs II B) sind auch jene des Typs II C) indefinite Beschreibungen, enthalten also den Teilquantor.

D) - Es gibt auch im Deutschen N , denen man in der Untergruppe II C) nicht begegnet, wohl aber in II D); z.B. Massen/Mengen/Unmengen -> N

im Gegensatz zu 121 den nicht akzeptablen *mehrere Massen/Mengen/Unmengen -> N . Diese Ausdrücke sind wiederum mit den entsprechenden Formen II B) gleichbedeutend (z.B. eine 121 Menge in umgangssprachlicher, nicht in mengentheoretischer Verwendung.

151

Unmenge von Fehlern = Unmengen von Fehlern), auch wenn sich in gewissen Fällen die beiden Varianten durch Nuancen unterscheiden können; in eine Masse von wartenden Menschen z.B. wird die Primärbedeutung des Substantivs Masse ('kompaktes Ganzes') deutlicher wahrgenommen als in Massen von wartenden Menschen (Beispiel 111). 122 Die Pluralformen anderer N - etwa Hunderte, Tausende, Millionen haben wie französisch des centaines usw. die reguläre Bedeutung 'mehr als ein1: 123 Hunderte von neugierigen Zuschauern meint auf jeden Fall "mehrere Hunderte'. - Wie in Syntagmen des Typs II B) sind die N

Berg, Haufen, Heer und Schar

unter Unständen nicht eindeutig: 130) Auf meinem Tisch liegen Berge/Haufen von ungelesenen Büchern. Damit kann gemeint sein 'sehr viele ungelesene Bücher' oder 'mehrere Haufen von ungelesenen Büchern1. Entsprechendes gilt für Scharen von Flüchtlingen, Heere von Angestellten. Gruppen und Reihen dagegen scheinen nicht als "reine" N funk124 ^ tionieren zu können: 131) Im Hof diskutierten Gruppen von Studenten mit den zahlreich erschienenen Besuchern. Dieser Satz kann nur so verstanden werden, dass mehrere Gruppen von Studenten 125 sich im Hof befanden. In gleicher Weise se eindeutig e ist auch Reihen rotblühen126 der Tulpen (die Tulpen stehen in Reihen). - N , zu denen es keine Pluralform gibt, fallen natürlich auch hier ausser Bequ tracht. 122 In anderen Kontexten impliziert Masse auch im Singular nicht die Vorstellung der Kompaktheit, sondern ist ein "reines" N : Ich traf eine Masse alter gu Freunde wieder heisst nichts anderes als Icn traf eine grosse Anzahl alter freunde wieder. 123 Hundert und Tausend kommen in II B) nicht vor; statt *ein Hundert neugieriger Zuschauer heisst es (einhundert neugierige Zuschauer. 124 Das Substantiv N

Handvoll kommt für II D) nicht in Betracht, da die Pluzu erkennen ist (vgl. aber mehrere Handvoll).

f u solche

125 Demgegenüber ist Im Hof diskutierte eine Gruppe von Studenten mit den zahlreich erschienenen Besuchern wiederum nicht eindeutig:'Studenten in einer Gruppe1 oder einfach 'eine gewisse Anzahl Studenten'. 126 Die Formen Gruppen -> N und Reihen -» N sind oft auch inakzeptabel: *Gruppen von Teilnehmern gaben auf, bevor sie das Ziel erreicht hatten/ *Keinen von Gymnasiasten standen auf. Stellt man aber ganz- vor N , so sind die Sätze korrekt: Ganze Gruppen von Teilnehmern gaben auf, .??/ ganze Reiher, von Gymnasiasten standen auf. Vgl. dazu auch S. 152.

152

- Eine weitere Serie von N

können anscheinend nur dann in einer Sequenz II D)

verwandet werden, wenn das Adjektiv ganz- davorsteht. Die Sätze 132} und 133) sind im Gegensatz zu 134) und 135) kaum akzeptabel: 132) ??Er trank Flaschen kühlen Biers. 133) ??Kilos türkischen Haschischs wurden in dem Wagen entdeckt. 134) Er trank ganze Flaschen kühlen Biers. 135) Ganze Kilos türkischen Haschischs wurden in dem Wagen entdeckt. Wie Flaschen und Kilos mit vorangestelltem ganz- werden auch die übrigen "Massund Mengenbezeichnungen", z.B. Tassen, Teller, Löffel

usw. und Pfund,

Liter

usw., verwendet. Mit diesen Ausdrücken, die im übrigen vor allem in der gesprochenen Umgangssprache gebräuchlich sein dürften, wird stets betont, dass eine ungewöhnlich grosse Quantität gemeint ist.

- Im Französischen liegen die Dinge

etwas anders als im Deutschen: 136) ??I1 but des bouteilles de biere fraiche. Satz 136) scheint so wenig akzeptabel zu sein wie 132), während 137) Des kilos de haschisch turc ont ete docouverts dans la voiture nicht ungewöhnlich wirkt.

127

- Für -> finden sich in dieser Untergruppe wiederum, der Genetiv und die Präposition von', diese ist mit denselben N

wie in II C) gebräuchlich (z.B. Dutzen-

de von frischen Eiern neben Dutzende frischer Eier) sowie mit den in der Gruppe C) nicht vorkommenden N

Haufen, Heere, Massen, Mengen, Scharen, Unmengen

(z.B. Scharen von wartenden Menschen neben Scharen wartender Menschen). An ist aus demselben Grund wie in C) ausgeschlossen. - Der in Beschreibungen der Form II C) enthaltene Quantifikator ist einmal mehr 3. E)

Die Bemerkungen, die in bezug auf die französischen Syntagmen der Form II E) gemacht wurden, lassen sich auf das Deutsche übertragen: 127 Analog zum Deutschen ist II but des bouteilles entieres de biere fraiche - anstatt 136) - korrekt, während für den - akzeptablen - Satz 137) kaum ??Des kilos entiers de haschisch turc ont ete decouverts ... stehen kann.

153

- Die meisten N aus der Gruppe II B) finden sich in II E) wieder. Ausser Betracht fallen in Syntagmen der Form II E) analog zu französisch majorite, tiers usw. die bedeutungsgleichen N Mehrheit, Drittel usw. (*die Mehrheit anwesender Gäste). - Dadurch, dass man D, vor Nqu stellt, tritt ^gegenüber den Konstruktionen def ^ II B) und D) die zu erwartende Bedeutungsveränderung ein; statt Qualifikation eines Teils liegt nunmehr Bezeichnung einer endlichen Gesamtheit vor, oder anders ausgedrückt: Syntagmen vom Typ II E) sind definite Beschreibungen. - Wird eine Sequenz II B) oder II D) in II E) übergeführt, so bleibt das Element -> unverändert. Dazu ein paar Beispiele: B) eine grosse Zahl neugieriger Zuschauer eine grosse Zahl von neugierigen Zuschauern

E)

ein Dutzend frischer Eier *ein Dutzend von frischen Eiern

das Dutzend frischer Eier *das Dutzend von frischen Eiern

ein Zuviel an Bejahung *ein Zuviel von Bejahung *ein Zuviel aufmunternder Bejahung

dieses Zuviel an Bejahung * dieses Zuviel von Bejahung * dieses Zuviel aufmunternder Bejahung

D)

E)

Massen wartender Menschen Massen von wartenden Menschen

die Massen wartender Menschen die Massen von wartenden Menschen

Hunderte neugieriger Zuschauer Hunderte von neugierigen Zuschauern

jene Hunderte neugieriger Zuschauer jene Hunderte von neugierigen Zuschauern

die grosse Zahl neugieriger Zuschauer die grosse Zahl von neugierigen Zuschauern

Der Besprechung der einzelnen Subtypen II F) bis II K) seien zwei allgemeine Bemerkungen vorausgeschickt: - Was über die französischen Formen II F) bis II K) bzw. über die Funktion der darin enthaltenen Nominalgruppen ('Abgrenzung einer finiten Gesamtheit') gesagt wurde, gilt ebenfalls für die entsprechenden deutschen Syntagmen und

154

braucht deshalb hier nicht noch einmal erörtert zu werden.

128

- Was die Realisierung von -> betrifft, ist festzuhalten, dass die Präposition an in den Syntagmen II F) bis K) nie anzutreffen ist; vgl. etwa wieviel an Leben - ^wieviel an seinem Leben (korrekt: wieviel von seinem Leben). Dagegen können sowohl von wie der Genetiv vor; vgl. die Beispiele auf den folgenden Seiten. F)

- In X ; sind mg-

der Gruppe II F) findet nan sowohl nicht flektierte wie auch flektierte nicht flektiert sind genug, mehr·, viel, wenig, zwei, drei usw., flektiert divers-, einig-, etlich-, manch- (sg. undpl.), verschieden-, viel-, we• · i 129 sowie jed-.

- Das unterordnende Element kann nach den flektierten Xqu beliebig y von oder der Genetiv sein; viele von meinen Freunden und viele meiner Freunde sind beide gebräuchlich. Nach den nicht flektierten Xqu erscheint fast ausschliesslich von: 138) Wir würden gerne noch mehr von dem Wein/*mehr des Weines kaufen, den wir vorigen Sommer in der Provence entdeckten. - Mit Syntagmen des Typs II F) wird - wie im Französischen - ein Teil aus einer explizit abgegrenzten Gesamtheit extrahiert. Im Extremfall von jed- fällt der Teil mit der Gesamtheit zusaitmen: jedem dieser Herdenangehörigen (Beispiel 115). G)

- Viele der N , denen wir in der Gruppe II B) begegnet waren, tauchen auch in II G) wieder auf. In manchen Fällen jedoch ist II G) im Gegensatz zu II B) kaum/ nicht akzeptabel. Z.B. 139) ?Eine Masse der übriggebliebenen Karten wurden verschenkt. 140) 7Eine Fülle der ausgestellten Gegenstände waren der Oeffentlichkeit noch nie zuvor gezeigt worden. 128 Vgl. S. 111/2. 129 Aber nicht: *alle dieser Gegenstände. 130 Die Form mit Genetiv ist nur in einigen mehr oder weniger festen Wendungen, mit denen nichts designiert wird, gebräuchlich: zuviel des Guten, genug der vielen Worte. Die folgende Formulierung Je mehr der früheren Gefühle zugelassen und erlebt werden, desto stärker und kohärenter fühlt sich der Patient ( A . M . 38) wirkt ungewöhnlich.

155

141) *Eine Flut dieser Proteste erwiesen sich als gänzlich unbegründet. - Umgekehrt können in Syntagmen der Form II G) Substantive N

vor, die in B)

ausgeschlossen sind; z.B. ein Prozent der Stimmbürger, ein Drittel der Anwesenden usw., aber nicht *ein Prozent von Stimmbürgern, *ein Drittel Anwesender. Eine Hälfte der Anwesenden ist zwar ebenfalls akzeptabel, doch handelt es sich dabei offensichtlich nicht um die dem Ausdruck ein Drittel der Anwesenden entsprechende Normalform (diese müsste die Hälfte der Anwesenden lauten), da ein einen deutlichen Akzent trägt und man in der Folge eine Ergänzung in bezug auf die andere Hälfte erwartet; vgl. Eine Hälfte der zahlreich erschienenen Frauen malte(n) Plakate, die andere(n) schrieb(en) Flugblätter. - Analog dazu heisst es im Französischen un pour cent des votants (nicht *un pour cent de votants) und un tiers des personnes presentes (nicht *un tiers de personnes presentes). Auch was hinsichtlich Hälfte festgehalten wurde, lässt sich auf franz. moitie übertragen. - Für -» kennen von und der Genetiv in Betracht. Die Frage, in welchen Fällen eher von, wann eher der Genetiv verwendet wird und wann die beiden Konstruktionen beliebig austauschbar sind, bedürfte einer eingehenderen Untersuchung. Interessant wäre es vermutlich, zu sehen, welche Unterschiede in der Handhabung von Genetiv und Präposition zwischen den Regionen bestehen. Dies würde implizieren, dass eine ausgedehnte Informantenbefragung durchgeführt würde. Ein paar Stichproben ergaben bereits, dass die Meinungen stark divergieren. - Die Bedeutung der Syntagmen II G) ist ebenfalls Quantification eines Teils aus einer Gesamtheit. H ) , I)

- Von den N , die in Syntagmen der Formen II C) und II D) möglich sind, können zahlreiche ebenfalls in II H) und II I) vor. Vgl. die folgenden Beispiele: 142) Mehrere Hunderte empörter Jugendlicher demonstrierten vor dem Bundeshaus. (= II C) 143) Mehrere Hunderte dieser empörten Jugendlichen demonstrierten vor dem Bundeshaus. (= II H)

131 Demgegenüber sind natürlich korrekt: Es wurden eine Masse von Karten verschenkt; Eine Fülle seltener Gegenstände waren zu sehen; Eine Flut von Protesten gingen bei der Redaktion ein.

156

144) Die Touristen kaufen Unmengen von kleinen.Eiffeltürmen.

(= II D)

145) Die Touristen kaufen Unmengen von diesen kleinen Eiffeltürmen.

(= II I)

- Wie in II G) findet man in II H) die Nqu Prozent, Drittel usw., die in II C) ebensowenig wie in II B) möglich sind; z.B. vierzig Prozent der Stimmbürger, drei Viertel der Anwesenden, aber nicht *vierzig Prozent von Stimmbürgern, *drei Viertel Anwesender. - Das Problem des subordinierenden Elements - Genetiv und/oder von - stellt sich in gleicher Weise wie oben für II G) und wird nicht weiter behandelt. - Die Bedeutung ist einmal mehr Quantifikation eines Teils aus einem Ganzen. K)

- Wie im Französischen gibt es zwei Arten von Konstruktionen des Typs II K), die sich zwar nicht formal, wohl aber semantisch unterscheiden. Man findet zum einen "normal" funktionierende Syntagmen von der Form D j - N -> D, , N„, d.h. 1 ^ def qu def B' solche, die auf eine finite Gesamtheit referieren, wie es angesichts des Vorhandenseins von D, ,. vor N zu erwarten ist; vgl. (mit) der Flut der Komplexidef qu täten und Schwierigkeiten des Lebens in Satz 121) sowie das folgende Beispiel: 146) Aber es bleibt ja noch die ganz grosse Zahl der narzistisoh gestörten Menschen, die sehr oft differenzierte und bemühte Eltern hatten, die von ihren Eltern gefördert wurden und die an schweren Depressionen leiden. (A.M. 19) Auf der ändern Seite gibt es auch Syntagmen von der Form II K ) , mit denen nicht eine Gesamtheit, sondern ein Teil designiert wird; z.B. die Mehrzahl der Anwesenden (Beispiel 104) und die Beschreibung in 147): 147) Uebrigens stellt die grosse Mehrheit dex Männer nicht ausdrücklich diese Behauptung auf. (S.B. Uebs. 18) Satz 122) - mit die Gesamtheit der Frauen in der Schweiz - illustriert das Faktum, dass im Extremfall der Teil mit dem Ganzen zusammenfällt, wie wir das in bezug auf das Französische bereits festhielten.

Die deutschen N

und N 1

,

die in solchen Syntagmen figurieren, sind genau die semantischen Aequivalente der französischen N 132 Satz 147) ist 133 Vgl. S. 115/6.

und N 1

majorit^, minorite, plupart, grande/majeure par-

die Uebersetzung von 2 1 ) .

157

tie, moitie: Mehrheit, Mehrzahl, Minderheit, Minderzahl, Grossteil, grösstTeil, Hälfte.

134

Auch meist- in die meisten der N

D

rechnen wir zu diesen N . C[U

- Für -> steht ausschliesslich der Genetiv; vgl. *(mit der Flut von den Komplexitäten und Schwierigkeiten des Lebens, *die grosse Mehrheit von den Männern

usw.

3.4.3.

Typus III

Bei der Besprechung der Formtypen I und II des Deutschen stiessen wir wiederholt auf Syntagmen, die wir - in 3.4.1. und 3.4.2. vorläufig kcnmentarlos - in die Gruppe III verwiesen. Diese Syntagmen gilt es jetzt genauer zu untersuchen. Wir betrachten wiederum eine Serie von Beispielen:

A) 148) Es stimmt zwar: jetzt haben wir schon soviel Material beisammen, dass es schade, mindestens unokonomisch wäre, kurz vor Schluss aufzuhören. (P.S. 66)

B) 149) ... in ihren Manteltaschen klimperte es, als hätte sie auf dem Balkon, im Vorübergehen, eine Handvoll Groschen aufgerafft, ... (K.R. 98) C)

150) Auf dem Tisch standen mehrere Flaschen Rotwein.

D) 151) Auf dieser Reise wurde er unruhig und bleich, musste grössere Mengen Schlaftabletten einnehmen ... (P.Seh. 36) E)

152) Warum haben Sie eigentlich diesen Haufen Papier nicht als Beweismaterial vorgelegt? (P.S. 106) Die kursiv erscheinenden Ausdrücke in den Sätzen 149) bis 152) weisen eine frappante Aehnlichkeit mit den Syntagmen der Subtypen II B) bis II E) auf, wäh134 Im Gegensatz zum Französischen sagt man aber nicht *das Drittel der Kongressteilnehmer (franz. le tiers des congressistes neben un tiers des congressistes), sondern nur ein Drittel der Kongressteilnehmer (II G ) . Dasselbe gilt für Viertel, Fünftel usw.

158

rend soviel Material in 148) sowohl an vieler schöner Putz (Typ I, vgl. S. 133) als auch an wieviel an Leben (Typ II A, vgl. S. 142, Beispiel 105) erinnert. Wenden wir uns zunächst den Beispielen 149) bis 152) zu. Anders als in den Konstruktionen II B), II C), II D) und II E) trifft es hier nicht zu, dass Nß durch ein Element -> einem Nukleus N untergeordnet wird. Auf den ersten Blick qu zu erkennen ist dies für 150) und 152), da weder Rotwein noch Papier Formen des Genetivs sein können und auch keine Präposition vorhanden ist.

Was 149) und 151)

anbelangt, so wäre es prinzipiell möglich, dass es sich bei Groschen und Schlaftabletten um Genetive handelt. Fügt man vor 1L ein Adjektiv ein, so entstehen je zwei verschiedene korrekte Syntagmen, nämlich a) eine Handvoll klingende Groschen b) eine Handvoll klingender Groschen a) grössere Mengen starke Schlaftabletten b) grössere Mengen starker Schlaftabletten Die b-Formen sind, da A N im Genetiv steht, eindeutig als Syntagmen des Typs II - und zwar II B) bzw. II D) - zu identifizieren, während in den a-Formen wie auch in mehrere Flaschen Rotwein (150) und in diesen Haufen Papier (152) N und ND denselben Kasus aufweisen. Es scheint nun plausibel, die Formen eine Handvoll Groschen (149) und grössere Mengen Schlaftabletten

(151) analog einer-

seits zu eine Handvoll klingende Groschen bzw. grössere Mengen starke Schlaftabletten und andererseits zu mehrere Flaschen Rotwein und diesen Haufen Papier ebenfalls als a-Formen zu analysieren. Was die Frage nach dem syntaktischen Nukleus solcher Syntagmen betrifft, so halten wir es angesichts der Tatsache, dass zwischen N und N Kasuskongruenz C[U 0 vorliegt, nicht für sinnvoll, zu behaupten, ND sei N^U subordiniert, obwohl bei oberflächlicher Betrachtung die grosse Aehnlichkeit mit den Syntagmen des Typs II für die Einordnung von 149) bis 152) in die Formgruppe II sprechen mag. Dass man umgekehrt N als syntaktischen Nukleus auffasst und (Y) N (wobei = ein, D.^ ( · v, A oder D ) als eine Art von D bzw. D 1 , was darauf hinausliefe, die betreffenden Ausdrücke dem Typ I zuzuordnen, könnt in unserer Perspektive erst recht nicht in Betracht: ein Gebilde von der Form ( ) qu kann c nachalledem, was in Abschnitt 3.4.1. über die Klasse der D gesagt wurde, nicht zu den D gezählt werden. Das Argument, dass die Verbform mit dem Numerus von N kongruiere oder zumindest kongruieren könne (z.B. Eine Reihe Orangensaft-

159

gläser standen auf dem Tisch), ist nicht stichhaltig, denn auch wenn das als Subjekt funktionierende Syntagma eindeutig die Form II aufweist - also nicht N , sondern N

als graitmatikalischer Nukleus anzusehen ist - stiinrtt die Verb-

form oftmals mit N_o überein, d.h. die Kongruenz ist nicht syntaktisch, sondern semantisch bringt (vgl. Eine Reihe leerer Orangensaftgläser standen auf dem Tisch),135 Wenn nun weder N

qu

noch IL der syntaktische Kern ist, derartige Syntagmen H

also weder dem Typ I noch dem Typ II (und natürlich schon gar nicht dem Typ IV) entsprechen, dann bleibt nur noch die Nßglichkeit, einen weiteren Formtypus einzuführen, der eben gerade dadurch definiert ist, dass ein syntaktischer Nukleus sich nicht ausmachen lässt.

Die Formen III B) bis III E) (vgl. die Beispie-

le 149 bis 152) sind infolgedessen zu notieren als: B)

ein

C)

D. ,. . ,/A N N„ ind(-ein)' qu qu B

D) E)

N

qu

B

eine Handvoll Groschen mehrere Flaschen Rotwein

N

IL

grössere Mengen

N

N^

diesen Haufen Papier

qu

D,

N„

B

Schlaftabletten

Zu diskutieren bleiben die merkwürdigen Formen, die Syntagmen im Genetiv aufweisen, wenn sie ein stark dekliniertes N sowie ein ebenfalls stark dekliqu niertes N_ enthalten, vor dem kein Adjektiv figuriert. Tatsächlich heisst es nicht *der Preis eines Pfundes Brotes, was grammatikalisch regulär wäre, sondern der Preis eines Pfund Brotes oder (seltener) der Preis eines Pfundes Brot. Damit wird die Häufung der starken Deklinationsendungen vermieden, was einer Tendenz entspricht, die man auch anderswo in der Sprache beobachten kann (man sagt eilenden Schrittes, nicht *eilendes Schrittes; jeden Teilnehmers ist geläufiger als jedes Teilnehmers). Nichtsdestoweniger halten wir es für sinnvoll, diese Formen dem Typ III zuzuordnen, da wir die Auffassung vertreten, dass es sich bei Pfund und Brot in dieser Umgebung um besondere - endungslose - Genetivformen handelt. Bezüglich eines Pfund Brotes drängt sich diese Analyse gerade135 Zur Frage der Kongruenz des finiten Verbs mit N und/oder N , die in dieser Arbeit nicht diskutiert wird, vgl. u.a. Zem§U1978c:17. 136 Vgl. dazu auch Zemb 1978a:559: "La liaison asyndetique non hypotaxique se rencontre aussi dans la toponymie: Hamburg-Word, ... On la retrouve dans les taxemes de mesure: zwei Pfund Kirschen, drei Mass Bier, vier Flaschen Wein, ..."

160

zu auf, signalisiert doch die Form des vor Pfund stehenden Artikels eindeutig, dass es sich hier - trotz der fehlenden Endung - um einen Genetiv handeln muss. Doch scheint es ebenfalls gerechtfertigt, die Form eines Pfundes Brot in analoger Weise zu interpretieren und auch Brot hier als eine spezielle - endungslose - Genetivfom zu betrachten, genau wie wir Glas in drei Glas Bier nicht für einen Singular, sondern für einen unter bestinntten Bedingungen auftretenden Plural halten. Ein Wort noch zu den drei Syntagmen ein bissahen ND , ein paar ND , ein wenig N D : Da auch hier kein syntaktischer Nukleus erkennbar ist, gehören sie formal ebenfalls in die Formgruppe III, und zwar offensichtlich in III B). ttn Sonderfälle handelt es sich insofern, als ein im Falle von ein wenig und ein paar in allen Kasus stets endungslos bleiben muss, im Falle von ein bisschen irmerhin endungslos bleiben kann (z.B. mit ein bissahen Wasser - mit einem bissahen Wasser) . Zu ein bisschen und ein paar gibt es eine entsprechende Form III E) - das bisschen Regen, die paar Tropfen -, während *das wenig Regen ausgeschlossen ist. Es wurde bereits früher darauf hingewiesen, dass wir Lexeme wie mehr in mehr Erfolg und viel in viel Treppen (M.F. 298) nicht als D oder A ansehen und dass wir folglich die Syntagmen, in denen sie figurieren, nicht dem Typ I zuordnen. Im Gegensatz zu den D und den Aqu sind die hier zu behandelnden Lexeme nämlich ^ unveränderlich, und zwar verstehen wir unter "unveränderlich" nicht dasselbe wie unter "endungslos". Als endungslos betrachten wir Lexeme, die nur unter bestinmten Bedingungen keine Flexionsendungen haben, z.B. ein, mein usw. im Nominativ Maskulinum und Neutrum und im Akkusativ Neutrum des Singulars, unveränderlich sind Lexeme, die in allen syntaktischen Positionen dieselbe Form aufweisen: vgl. mehr Erfolg - mit mehr Erfolg. Das bedeutet in bezug auf viel in viel Treppen, dass diese Form nicht die endungslose Form des Adjektivs A viel- ist, sondern einer ändern Klasse von Lqu , die unveränderlich sind, zugerechnet werden muss. Es existieren jeweils im gleichen Kasus zwei verschiedene Konstruktionen nebeneinander, z.B. viele Treppen neben viel Treppen im Nominativ und im Akkusativ, mit vielen Treppen neben mit viel Treppen im Dativ, wobei das zuerst angeführte Syntagma im Gegensatz zum zweiten natürlich die Form I hat. Analoges gilt selbstverständlich für wenig- und wenig. Dazu ein Beispiel im Singular: weniger finanzieller Aufwand - mit wenigem finanziellem Aufwand (Typ I), wenig finanzieller Aufwand - mit wenig finanziellem Aufwand. Ergänzt sei, dass im Nominativ und im Akkusativ Singular, wenn kein Adjektiv vor Nß steht, praktisch nur die

161

unveränderliche Form vorkamt; vgl. viel/wenig Erfolg - Tivieler/wenig er Frfolg (aber vielen Dank). Andererseits ist die unveränderliche Form - viel Treppen im Plural eher selten. Wenn genug, mehr, viel, wenig, weniger also offenbar weder D noch A sind und die Ausdrücke, in denen eines dieser Lexeme figuriert, nicht die Form I aufweisen, kann man sich fragen, ob sie allenfalls in die Forrrgruppe II aufgenommen werden könnten. Dagegen spricht eindeutig, dass es eben in der heutigen Sprache mehr Erfolg und nicht *mehr Erfolgs heissen muss; aus Analogiegründen ist anzunehmen, dass auch Treppen etwa in In dem Haus gibt es viel Treppen kein Genetiv, sondern ein Akkusativ ist (man denke auch an In dem Haus gibt es viel steile Treppen). Da also auch für diese Syntagmen nicht zu entscheiden ist, ob L oder N_ als syntaktischer Nukleus funktioniert, liegt es nahe, sie ebenfalls ^ Typ III zuzurechnen. 137Zu notieren sind sie infolgedessen als X N 138 dem .

3.4.4.

Typus IV

Nachdem wir in 3.3.4. das französische tout- verhältnismässig ausführlich diskutiert haben, soll im vorliegenden Abschnitt zunächst untersucht werden, welche ^eglichkeit für all- bestehen, aus einem Syntagma des Typus I heraus an eine andere Stelle im Satz zu treten. Wichtig ist einmal die Feststellung, dass im Deutschen das Lexem all-, so1 TQ

137 Wir schliessen uns in diesem Punkt also nicht der Analyse Zembs an, wonach mehr, viel usw. nicht nur auf der.semantischen, sondern auch auf der syntaktischen Ebene als Nuklei der Gruppen mehr N , viel N usw. anzusehen B B sind. Vgl. z.B. Zemb 1978a:181. 138 Eine Bemerkung zu den Zahlwörtern drängt sich hier auf: Wir betrachten sie als endungslos, nicht als unveränderlich (zu zwei und drei gibt es heute noch flektierte Formen) und haben sie deshalb in 3.4.1. behandelt. Es wäre aber nicht abwegig, Syntagmen wie vier Bücher, mit hundert Teilnehmern u . a . dem Typ III zuzuordnen. 139 In einem 1980 erschienen Artikel mit dem Titel Quantoren hin - Quantoren her vertritt Van de Velde die Auffassung, dass in Wirklichkeit nicht der Quantor (neben all- auch beid-, einig-, viel-, manch- u s w . ) , sondern umgekehrt das Bezugswort aus der NG heraustrete, während der Quantor an der ursprünglichen Stelle im Satz zurückbleibe. Nachdem er festgestellt hat, "dass unter dem Terminus 'Quantoren-Floating' uneinheitliche Erscheinungen zusammengefasst werden, dass andrerseits vergleichbare Phänomene nicht erfasst werden" (S. 192), schlägt er vor, den Begriff des Quantoren-Floatings - für das Deutsche - ganz aufzugeben.

162

wohl wenn esprä-D als auch wenn es D ist, verschoben werden kann, während im Französischen, wie wir sahen, tout- nur als prä-D "floatet". Z.B. 153) All diese offenen und so selbstverständlichen Leute, schien es, erwarteten nicht mehr von einer menschlichen Beziehung; ... (M.F. 236) 154) Diese offenen und so selbstverständlichen Leute, schien es. erwarteten alle nicht mehr von einer menschlichen Beziehung; ... 155) GOTTFRIED BENN ... meinte, a lie grossen Männer der weissen Rasse hätten "seit Jahrhunderten nur die eine innere Aufgabe empfunden, ihren Nihilismus zu verdecken". (A.P. 54) 156) GOTTFRIED BENN ... meinte, die grossen Männer hätten alle seit Jahrhunderten/hätten seit Jahrhunderten alle nur die eine innere Aufgabe empfunden, ihren Nihilismus zu verdecken.^ An die Stelle von all- tritt, wenn dieses D ist,

im Ausgangssyntagma obligato-

risch der bestimmte Artikel (vgl. 155 und 156). Als nächstes ist zu zeigen, dass all-, wiederum im Gegensatz zum französischen tout- nicht nur aus der Subjektsgruppe ohne weiteres herausgelöst werden kann, sondern ebensogut auch aus dem Akkusativobjekt und dem Dativobjekt sowie allenfalls sogar aus dem Genetivobjekt: Akkusativobjekt: 157) Ob es ein Indianer oder ein Vfeisser gewesen ist, der all diese Grotten schon vor mir erblickt hatte, weiss ich nicht; ... (M.F. 123) 158) ... der diese Grotten schon vor mir alle erblickt hatte ... 157): all- = prä-D; 157) und 158): D = demonstrativ 159) ... der alle Grotten schon vor mir erblickt hatte ... 160) ... der die Grotten schon vor mir alle erblickt hatte ... 159): all- = D; 160): D = bestürmter Artikel Dativobjekt: 161) Eine selige Weile lang ... fühlt man sich ja allen Menschen wie verschwistert ... (M.F. 62) 140 Wenn es "floatet", hat all- obligatorisch eine Deklinationsendung. 141 Link 1974 untersucht, an welche Stellen (er nennt sie nach Ross "Nischen") all- gesetzt werden kann. Wir gehen auf das Problem nicht näher ein, möchten aber immerhin festhalten, dass all- in der Konstruktion IV stets rechts von der NG figuriert, zu der es semantisch gehört. Vgl. *... alle hätten die grossen Männer der weissen Rasse — Zu beachten ist, dass demgegenüber die Seg_uenz ... alle hätten sie ... mit Pronomen anstatt NG korrekt ist.

163

162) Eine selige Weile lang fühlt man sich ja den Menschen wahrhaftig allen wie verschwistert ...

142

161): all- = D; 162): D = bestimmter Artikel 163) Eine selige Weile lang fühlt man sich ja all diesen Menschen wie verschwistert ... 164) Eine selige Weile lang fühlt man sich ja diesen Menschen wahrhaftig allen wie verschwistert. 163):

all- = prä-D; 163) und 164): D = demonstrativ

Genetivcbj ekt: 165) ... wie Sibylle, die ja nun, nachdem sie es ihrem Gatten gesagt hatte, aller Kümmernisse ledig war. (M.F. 154) 166) *— wie Sibylle, die ja nun, nachdem sie es ihrem Gatten gesagt hatte, der Kümmernisse endgültig aller ledig war. 165): all- = D; 166): D = bestürmter Artikel 167) ... wie Sibylle, die ja nun, nachdem sie es ihrem Gatten gesagt hatte, all ihrer Kümmernisse ledig war. 168) ?... wie Sibylle, die ja nun, nachdem sie es Ihrem Gatten gesagt hatte, ihrer Kümmernisse endlich aller ledig war. 167): all- = prä-D; 167) und 168): D = possessiv Im Gegensatz zu 166) mit bestiirtntem Artikel scheint 168) mit possessivem D vor N,, möglicherweise akzeptabel zu sein. Im Falle des Präpositionalobjekts und der Unstandsangaben (mit oder ohne Präposition) ist die Konstruktion IV ausgeschlossen. Vgl. Präpositionalobjekt: 169) Sie drangen in all diese verschlossenen Räume schliesslich mit Gewalt ein. 170) *Sie drangen in diese verschlossenen Räume schliesslich alle mit Gewalt ein. 171) *Sie drangen in die verschlossenen Räume schliesslich alle mit Gewalt ein. 142 Das Element wahrhaftig wird eingefügt, damit unmissverständlich feststeht, dass es sich wirklich um eine Konstruktion des Typs IV handelt, d.h. dass all- nicht etwa innerhalb der NG dem Substantiv nachgestellt ist, wie z . B . in Afeine Freunde alle waren begeistert.

164

170): D = demonstrativ, 171): D = bestimmter Artikel ünstandsangabe (mit Präposition): 172) Bisher jedenfalls hat es in allen Ländern, wo Marxisten an der Macht sind, bekanntlich keine Opposition mehr gegeben. (P.S. 42) 173) *Bisher jedenfalls hat es in den Ländern, wo Marxisten an der Macht sind, bekanntlich allen keine Opposition mehr gegeben. 174) *Bisher jedenfalls hat es in jenen Ländern, wo Marxisten an der Macht sind, bekanntlich allen keine Opposition mehr gegeben. 173): D = bestürmter Artikel; 174): D = demonstrativ tftnstandsangabe (ohne Präposition): 175) ... ich habe dich vermisst all diese Monate ... (M.F. 99) 176) *... ich habe dich diese Monate ehrlich alle vermisst ... 176): D = demonstrativ All- kann - und auch dies ist anders als im Französischen - auch dann "floaten", wenn ND0 ein Kontinuativum ist: 177) So, Arm in Arm, wie Julika und Stiller eigentlich selten gingen, dabei schweigsam auf eine Art, als wäre alles Wesentliche bereits gesagt, ... (M.F. 92) 178) ... schweigsam auf eine Art, als wäre das Wesentliche bereits alles gesagt, ...

nen tät sei die

Dass auch beid- und gelegentlich selbst jed- und sämtlich- in Konstruktiodes Typus IV vorkommen - wobei die Meinungen in bezug auf die Akzeptabilisolcher Sätze im Falle von jed- und sämtlich- offenbar auseinandergehen -, hier anhand von drei Beispielen nur illustriert, ohne dass wir näher auf Bedingungen eingehen: 179) Die Brüder waren beide in Mexiko geboren. 143 180) Ich habe inzwischen sämtliche Akten gelesen ... (M.F. 19) 181) ?Ich habe die Akten inzwischen sämtliche gelesen ... 144 182) ... dass ich jedes weitere Album, das er in meine Zelle bringt, auf der Stelle zerreissen werde. (M.F. 52)

143 Zu beid- vgl. Link 1974. 144 Daneben ist korrekt Ich habe die Akten inzwischen sämtlich gelesen, wo jedoch sämtlich, wie uns scheint, eher als ein Adverb (vgl. allesamt) denn als "floatendes" D oder A anzusehen ist. qu

165 183) ?... dass ich die weiteren Alben, die er in meine Zelle bringt, garantiert jedes (einzeln) zerreissen werde. All-, beid-, jed- und sämtlich- sind nun aber bei weitem nicht die einzigen in Syntagmen des Typs I als D oder als A

funktionierenden quantitativen

Lexeme, die "floaten" können. Denn auch für jene Lexeme, die im Gegensatz zu den eben genannten den Teilquantifikator enthalten, besteht die Möglichkeit, in diskontinuierlichen Beschreibungen zu figurieren, vorausgesetzt, dass die NG, zu der sie gehören, die Funktion eines Subjekts, eines Akkusativobjekts, oder eines Dativobjekts erfüllt und nicht in einem untergeordneten Satz steht. Das Substantiv N_, dem in diesem Falle anstelle von D bzw. A kein bestimmter Artikel B qu vorangestellt wird, befindet sich notwendigerweise an erster Stelle im Satz und trägt wie auch der "floatende" Träger von 3 (der jetzt natürlich nicht mehr als D bzw. A

bezeichnet werden kann) in der gesprochenen Sprache einen deutlichen

Akzent. Dazu eine Reihe von Beispielen: Subjekt: 184) Probleme tauchten im Laufe der Zeit viele auf, (und dennoch machte die Arbeit Spass). Akkusativobjekt: 185) Studenten sah man an jenem Abend wenige, (dafür umso mehr Gymnasiasten). Dativobjekt: 186) Radfahrern sind wir auf unserer Reise doch auch einigen begegnet, (nicht nur Autofahrern). Genetivobjekt: 187) *Junger Flüchtlinge aus Chile nahmen sie sich zahlreicher an. Präpositionalobjekt: 188) *Von unfähigen Politikern war mehreren die Rade, untergeordneter Satz: 189) *Es stimmt, dass Probleme im Laufe der Zeit viele auftauchten. Hierzu ist nun gleich zu sagen, dass auch derartige Konstruktionen des Typus IV möglich sind, die nicht Syntagmen des Typus I, sondern solchen der Typen II und III entsprechen:

166

190) Probleme tauchten im Laufe der Zeit eine ganze Menge auf. Satz 190) ist synonym mit 191): 191) Eine ganze Menge von Problemen/eine ganze Menge Probleme tauchten im Laufe der Zeit auf.

Es scheint, dass mit dieser Formulierung des Typs IV, die sich übrigens in der geschriebenen Sprache eher selten finden dürfte, stets eine bestinmte konzessive Intention des Sprechers verbunden ist, in der Weise, dass durch die doppelte Akzentuierung ein (zumindest virtuell vorhandener) Gegensatz impliziert wird. Dieser kann - wie die möglichen Satzfortführungen in Klammer es zeigen - sprachlieh expliziert werden, jedoch ist dies keineswegs inner notwendig. 145 Parallel zu den besprochenen französischen Beispielen 42) und 67) bis 72) findet man im Deutschen ebenfalls Sätze wie 192) ...; die Absolventen von Maturitäts schulen hingegen besuchen in ihrer grossen Mehrheit eine Hochschule. (T.H./R.L. 66) 193) Während jene ledigen Frauen, deren Ausbildung sich auf das Obligatoriwn (Primarschulstufe) beschränkt, zu zwei Dritteln als Arbeiterinnen beschäftigt sind, ... (T.H./R.L. 111)

Im Deutschen können für -> in der Präpositionalgruppe PG nur zwei Präpositionen in Frage (im Französischen waren es deren fünf): nämlich in und (seltener) zu. Weitere Beispiele für solche PG mit quantitativem Substantiv N sind etwa in Massen, in Scharen, in grosser/geringer usw. Zahl/Anzahl, in grossen/rauhen usw. Mengen, in Hülle und Fülle, zu Tausenden, zur Hälfte, zum Teil usw. Es fällt auf, dass solche Konstruktionen des Typs IV mit PG im Deutschen offenbar seltener als im Französischen sind. Dafür kommen anstelle von PGqu recht häufig Adverbien - oft auf -weise endend - vor, was wiederum im Französischen relativ selten ist. Z.B. 194) In den beiden letzteren sind die unter 50jährigen ledigen Frauen zwar mehrheitlich berufstätig, ... (T.H./R.L. 86) 145 In dieser Weise können übrigens auch Lexeme, die in I gewöhnliche Adjektive sind, "floaten"; z.B. Greyerzer haben wir nur milden. Vgl. dazu Van de Velde 1980. - Eine analoge Konstruktion gibt es im Französischen nicht, weil in dieser Sprache das Objekt obligatorisch auf das Subjekt folgen muss (vgl. *£tes otudiants on vitpeu . . . ) . Stattdessen verwendet man die sog. "constructions segmentoes", z.B. Des etudiants, on en vit peu ... Das Syntagma, das N enthält, ist hier nicht im Satz integriert (weshalb wir diese Konstruktion nicht dem Typ IV zuordnen), sondern steht als Apposition zu en gleichsam ausserhalb des Satzes.

167

195) Inzwischen weiss ich, dass in unsern Wäldern tonnenweise Trüffel vergraben sind. (Tages-Anzeiger-Magazin 10. Januar 1981 7) An weiteren solchen quantitativen Adverbien wären z.B. zu nennen: eimerweise, haufenweise, korbweise, literweise, löffelweise, massenweise, meterweise, scharenweise, teilweise, tropfenweise, massenhaft, aber - im Gegensatz zu mehrheitlich (194) - nicht *minderheitlich. Mögliche französische Entsprechungen sind die Präpositionalgruppen par seaux, en foule(s) oder par tas, par paniere, par litres, par cuillerees, en masse(s), par metres, par bandes, en partie (neben partiellementl), par gouttes, en masse(s) u.a. Schliesslich bleibt zu untersuchen, in welchen Positionen PGqu und Advqu möglich sind. Wir betrachten zunächst Beispiele, in denen NGL die Form D , , NB hat. Statt 192) kann es auch heissen: 196) In ihrer grossen Mehrheit besuchen die Absolventen von Maturitätssohulen eine Hochschule. Auch Satz 197) ist korrekt: 197) Mehrheitlich besuchen die Absolventen von Maturitätsschulen eine Hochschule. PG und Adv können also im Aussagesatz vor NG_ stehen, jedoch nur in Erstposition; die Sätze 198) und 199) sind in der Tat nicht akzeptabel: 198) *In der Schweiz besuchen in ihrer grossen Mehrheit die Absolventen von Maturitätsschulen eine Hochschule. 199) *In der Schweiz besuchen mehrheitlich die Absolventen von Maturitätsschulen eine Hochschule. Desgleichen ist Voranstellung von PG und Adv im untergeordneten Satz ausgeschlossen: 200) *Während zu zwei Dritteln/mehrheitlich jene ledigen Frauen, deren Ausbildung sich auf das Obligatorium (...) beschränkt, als Arbeiterinnen beschäftigt sind, ... Anders liegen die Dinge, wenn NGL die Form N auf weist. Die folgenden fünf Sätze sind alle korrekt: 201) Es wurden einmal mehr Tomaten aus Protest in grossen Mengen/tonnenweise in die Rhone geworfen. 202)"Es wurden einmal mehr aus Protest in grossen Mengen/tonnenweise Tomaten in die Rhone geworfen.

168

203) In grossen Mengen/tonnenweise wurden einmal mehr aus Protest Tomaten in die Rhone geworfen. 204) In der Zeitung stand, dass einmal mehr Tomaten aus Protest in grossen Mengen/tonnenweise in die Rhone geworfen wurden. 205) In der Zeitung stand, dass einmal mehr aus Protest in grossen Mengen/ tonnenweise Tomaten in die Rhone geworfen wurden. Diese Beispiele zeigen, dass bei artikelloser NG-, sowohl im Aussagesatz wie im 146 untergeordneten Satz PG und Adv vor oder nach NGL figurieren können. In den bisher diskutierten Beispielen ist die NGL jeweils Subjekt des Satzes, und es bleibt folglich zu überprüfen, ob die Konstruktion IV auch dann in Betracht kommt, wenn NG eine andere Funktion hat. Unproblematisch ist auch hier wiederum das Akkusativobjekt; 206) zum Beispiel ist zweifellos ein akzeptabler Satz: 206) Wir haben diese Probleme in unserer Untersuchung in ihrer grossen Mehrheit berücksichtigt. Demgegenüber scheint die Konstruktion IV inakzeptabel zu sein, wenn es sich bei NGL um ein Genetiv-, Dativ- oder Präpositionalobjekt handelt. Vgl. 207) *Der Autor nimmt sich der Probleme in seiner Untersuchung in ihrer grossen Mehrheit an. 208) *Der Autor hat den Problemen in seiner Untersuchung in ihrer grossen Mehrheit Rechnung getragen. 209) *Der Autor hat sich mit den Problemen in seiner Untersuchung in ihrer grossen Mehrheit befasst. Dass es wie im Französischen auch zu den eben besprochenen Konstruktionen des Typus IV jeweils ein entsprechendes Syntagma der Formen II und III gibt, liegt auf der Hand; man vergleiche etwa die Absolventen von Maturitätssohulen ... in ihrer grossen Mehrheit (Beispiel 192) und die grosse Mehrheit der Absolventen von Maturitätssohulen, Tomaten ... in grossen Mengen bzw. in grossen Mengen ... Tomaten (Beispiele 201 bis 205) und grosse Mengen Tomaten. 146 Fragen der Stellung von PG im Französischen wurden in 3.3.4. nicht behandelt, weil sich hier das P?oblem in Wirklichkeit kaum stellt. Die PG kann nur in einem Fall vor NG figurieren, nämlich, wenn sie aus dem Satz herausgelöst und, durch Komma sichtbar vom Rest getrennt, davor gestellt wird; z.B. Hans .Zeur majorite, les Francais doutent du caractere dissuasif de la peine capitale (vgl. Beispiel 71). Diese Konstruktion hat aber, wie wir meinen, nichts mit dem Satzbau von 196) , 197) und 203) , wo PG normal (an erqu ster Stelle) im Satz integriert ist, gemein.

169

Dem Typus IV entspricht auch die folgende Konstruktion, die sich von den bisher behandelten Formen IV allerdings erheblich unterscheidet:147 210) Von meinen Bekannten sagen manche, es sei der beste Film seit drei Jahren. Auch dazu gibt es ein bedeutungsgleiches Syntagma der Form II: 114) Manche von meinen Bekannten sagen, es sei der beste Film seit drei Jahren. Eine Bedingung für diese Konstruktion IV ist, dass die Präpositionalgruppe, die N enthält (PCL), links von X - jedoch nicht unbedingt am Satzanfang - steht; auch 211) ist ein korrekter Satz: 211) Merkwürdigerweise sagen von meinen Bekannten tatsächlich manche, es sei der beste Film seit drei Jahren. Mit der PG_B wird eine finite Gesamtheit bezeichnet, Xqu extrahiert daraus einen Teil. Das entsprechende Syntagma des Typus II kann also nur II F) sein, wo ebenfalls durch D , „ N eine finite Gesamtheit abgegrenzt wird. Auch zu den übrigen Beschreibungen, die eine NG D , „ N„ enthalten (Subtypen II G bis II K), aej existieren synonyme Konstruktionen des Typus IV. Vgl. 212) ... ein starker Anstieg der Erwerbsquote, der darauf zurückzuführen ist, dass von den 15 bis 24jährigen Frauen noch ein erheblicher· Teil in der Ausbildung steht. (T.H./R.L. 72) vgl. ein erheblicher Teil der 15 bis 24jährigen Frauen (II G)

213) Obwohl in allen Kontexten von den ledigen Frauen drei Viertel arbeiten, ... vgl. Beispiel 118) drei Viertel der ledigen Frauen (II H) 214) Von dem ausgelaufenen Erdöl verschmutzten grosse Mengen den Strand, vgl, Beispiel 120) grosse Mengen von dem ausgelaufenen Erdöl (II I)

215) Ihres Wissens sei von den Anwesenden die Mehrzahl weder in der einen noch in der anderen Partei organisiert. vgl. Beispiel 104) die Mehrzahl der Anwesenden (II K)

Diese Beispiele illustrieren ebenfalls, dass, auch wenn im entsprechenden Ausdruck von der Form II das Relationselement der Genetiv ist, in IV ausschliesslich die Präposition von in Betracht kennt: *der 15 bis 24jahrigen Frauen ... 147 Entsprechende Konstruktionen des Typs IV existieren im Französischen nicht: *De mes amis beaucoup disent gue c'est le meilleur film depuis trois ans.

170

ein erheblicher Teil, *der ledigen Frauen ... drei. Viertel, * der Anwesenden ... die Mehrzahl sind nicht akzeptabel. Wiederum gibt es bestimmte Restriktionen, die durch die Funktion von X

qu

bzw. ( )

in der Konstruktion des Typus IV bedingt sind. Geläufig ist diese

Konstruktion nur, wenn X oder ( ) oder Akkusativobjekt ist; vgl.

Subjekt (vgl. die obigen Beispiele)

216) Ich traf von meinen ehemaligen Kolleginnen in B. eine ganze Reihe wieder. Sie könnt allenfalls auch in Frage, wenn X bzw. ( ) die Funktion eines qu qu Dativobjekts hat: 217) ?Von meinen ehemaligen Kolleginnen bin ich manchen nie wieder begegnet. Liegt jedoch ein Genetiv- oder ein Präpositionalobjekt vor, so ist sie unbedingt ausgeschlossen: 218) *Ich entsinne mich meiner ehemaligen Kolleginnen der Mehrzahl kaum mehr. 219) *Ich erinnere mich meiner ehemaligen Kolleginnen an viele kaum mehr.

3.5.

Zusammenfassung

Wir haben uns in diesem Syntax-Kapitel ausschliesslich mit den Oberflächenstrukturen von Beschreibungen befasst; auf eventuell zugrundeliegende Strukturen, wie tief diese auch immer anzusetzen wären, wurde bewusst nicht eingegangen. Da das Deutsche und das Französische zwei prinzipiell voneinander unabhängige syntaktische Systeme sind, wurden sie hier - anders als in Kapitel 2 - getrennt behandelt. Andererseits liegt aber die formale Aehnlichkeit vieler der uns beschäftigenden deutschen und französischen Konstruktionen auf der Hand, so dass es möglich war, auf die zu beschreibenden Formen für beide Sprachen dieselben Hauptkriterien zur Unterscheidung der einzelnen syntaktischen Klassen anzuwenden. Dies führte zu der Einteilung der Beschreibungen in vier Haupttypen, von denen im Französischen der eine (Typ III) nicht realisiert ist.

Damit ist be-

reits der augenfälligste formale Unterschied zwischen den designierenden Syntagmen der beiden Sprachen genannt. Doch konstatierten wir daneben auch innerhalb der einzelnen Typen mehr oder weniger gewichtige Differenzen, von denen nur

171

einige in diesem Schlussabschnitt noch einmal knapp erwähnt werden. Zu den einzelnen Formtypen halten wir folgendes wiederholend fest: Typ I. - Es handelt sich um jene Beschreibungen, in denen N als syntaktischer Nukleus einer Nominalgruppe funktioniert; L kommen - falls vorhanden als D oder als A vor. Wir haben für beide Sprachen eine grammatikalische Kategorie angenommen, die wir mit D, und eine Kategorie, die wir mit A symbolisierten; jedoch wurden die D und die A für das Deutsche und für das Franqu zösische jeweils nicht in gleicher Weise definiert. Das französische D zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es in NG obligatorisch vorhanden sein muss. Demgegenüber betrachten wir das deutsche D als ein fakultatives Element; d.h. es gibt im Deutschen vollständige NG, die als Beschreibungen funktionieren, obgleich sie kein D (auch nicht in Form von 0) enthalten (Bücher, Schmuck usw.). A seinerseits folgt im Französischen notwendigerweise inner auf D, während es Im Deutschen, da D nicht obligatorisch ist, natürlich auch an erster Stelle im Syntagma figurieren kann. Angesichts der ungleichen Definitionen kann man sich zu Recht fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, anstelle von D und A je zwei verschiedene Symbole zu wählen. Wir taten es nicht, weil trotz aller Unterschiedlichkeit zweifellos die in Frage stehenden Elemente als einander sehr ähnlich empfunden werden und es ja auch sonst üblich ist, für beide Sprachen die gleichen Termini zu verwenden. - In beiden Sprachen gibt es L , die in Syntagmen von der Form I nur als D vorkommen, andere, die bald D, bald Aqu sind, und schliesslich solche, die immer als Aqu funktionieren. Des weiteren stellten wir fest, dass sowohl im Deutschen wie im Französischen ein Lqu existiert, das weder den D noch den A zugerechnet werden kann, sondern eine weitere Kategorie, nämlich prä-D, bildet: all- und tout- vor . . N . Typ II. - In erster Linie möchten wir hier unsere Auffassung hervorheben, dass zwischen der Syntax und der Semantik dieser Syntagmen keine üebereinstünmung besteht. Das Substantiv N_15 betrachten wir auch diesmal als den semantisehen Nukleus der Gruppe; syntaktischer Nukleus ist jedoch ein anderes Element, nämlich je nach Subtyp X (z.B. peu de participants)oder N (z.B. eine Schar neugieriger Zuschauer). - Innerhalb des Typus II hielten wir zehn Subtypen auseinander, von denen die ersten fünf (II A bis II E) die Form Xqu /(Y) Nqu -> NaD aufweisen, die übrigen fünf (II F bis II K) die Form Xqu /( ) qu -> D,de} NB

172

(wobei Y im Deutschen ein-, Dind(_ein\ < A oder D, , im Französischen un-, D. . . , des oder D sein kann). - Dass der Subtyp II A) fast nur im Französischen verwirklicht ist - und zwar verhältnismässig häufig, sowohl was die Anzahl der verschiedenen Xqu auf der Ebene der "langue" als auch was ihre Frequenz in der "parole" anbelangt -, sei als eine Besonderheit des Französischen gegenüber dem Deutschen ebenfalls noch einmal erwähnt. Auch in bezug auf die Realisierung des Relationselementes gibt es unterschiede: im Französischen steht nur de zur Verfügung, während im Deutschen drei Formen in Betracht kommen (die aber nicht beliebig austauschbar sind): von, Genetiv und an. Typ III. - Ebensowenig wie im Falle des Typs II stimmen in Syntagmen des Typs III Form und Inhalt miteinander überein. Im Unterschied zu II lässt sich aber für III nicht feststellen, ob Xqu bzw. Nqu oder N„ als syntaktischer NukB leus des Ausdrucks aufgefasst werden soll, da die beiden Elemente offensichtlich auf der gleichen syntaktischen Ebene stehen (ohne deswegen auch koordiniert zu sein). - Es wurden - analog zu II A) bis II E) - fünf Subtypen unterschieden: III A) bis III E). Den Formen II F) bis II K) entsprechende Formen III sind ausgeschlossen, da vor Nö in Syntagmen des Typs III D, der,. nicht möglich ist (vgl. *ein Dutzend diese frische Eier). - Die Beschreibungen von der Form III verdrängen heute - vor allem in der gesprochenen Sprache - in vielen Fällen die entsprechenden Syntagmen des Typs II mit Genetiv; z.B. ein Glas Wein (sehr selten ein Glas Weines), eine Flasche dunkles Bier (seltener eine Flasche dunklen Biers), zwei Dutzend frische Eier (seltener zwei Dutzend frischer Eier). Typ IV. - Hier geht es um die dissoziierten Beschreibungen, d.h. VL· und Xqu bzw. Nqu sind im Satz durch mindestens einen Funktor oder durch das Verb voneinander getrennt. Zu jeder Form IV existiert eine gleichbedeutende Form I oder II (und im Deutschen eventuell III). - Es handelt sich beim Typ IV um eine Erscheinung, die in beiden Sprachen nicht selten zu beobachten ist; bei näherem Zusehen erweist es sich allerdings, dass im Deutschen deutlich mehr Möglichkeiten vorhanden sind als im Französischen, und zwar in mehrerlei Hinsicht. Zum einen sind die Bedingungen, unter denen das deutsche all- "floaten" kann, wie wir sahen, viel weniger restriktiv als diejenigen für französisch tout-. Zum ändern können unter bestimmten Voraussetzungen im Deutschen in Konstruktionen des Typs IV mit PGqu oder Advqu diese Elemente dem Syntagma, das N,, B enthält,

173

voran- oder nachgestellt werden, wogegen im Französischen nur Nachstellung von PGgu bzw. Advqu korrekt ist. Und ausserdem ^gibt es im Deutschen eine Konstruktion des Typs IV - nämlich PG Entsprechung kennt.

...

/( )

-, die im Französischen keine

4.

SCHLUSS

Abschllassend möchten wir einen Problembereich wenigstens streifen, der bis jetzt völlig vernachlässigt wurde. Wir haben zwar einerseits - in einer logischsemantischen Perspektive - eine s e m a n t i s c h e G r ö b a n a l y s e geleistet, indem wir die Beschreibungen nach ihren Bedeutungen in zwei grosse Gruppen ('Gesamtheit1 vs 'Teil') mit diversen Untergruppen aufteilten (makrosemantische Analyse), und wir haben andererseits - auf der Ebene der Syntax eine K l a s s i f i k a t i o n der französischen und der deutschen O b e r f l ä c h e n f o r m e n vorgencnmen und dabei auch versucht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Was jedoch in unserer Darstellung ganz ausgeklaitinert wurde, ist die s e m a n t i s c h e F e i n a n a l y s e der Ausdrücke mit quantitativer Bedeutimg (L und L 1 ) in den Beschreibungen der beiden Sprachen und erst recht deren Vergleich (mücrosemantische Analyse). Französische L bzw. L' und deutsche L bzw. L' , die einander semanqu qu qu qu tisch genau entsprechen, scheinen relativ selten zu sein (ein Beispiel wären die Numeralia). Schon scheinbar so unproblematische L wie die bestimmten Artikel im Singular - le und der - stimmen nicht miteinander überein, entspricht doch deutsch der nicht selten dem französischen oe - wofür in vielen Fällen aber natürlich auch dieser steht -, offensichtlich weil der stärker demonstrativ ist als le. Es kommt auch vor, dass auf der einen Seite nur ein Ausdruck vorhanden ist, wo man auf der ändern Seite je nach Bedeutung von zwei Ausdrücken den einen oder den ändern wählen muss (z.B. jeder ist mit tout oder mit ohaque zu übersetzen) . Nicht selten trifft es zu, dass man als Sprachbenutzer intuitiv den Eindruck hat, zwischen zwei Ausdrücken, die gemeinhin als genauestmögliche Entsprechungen voneinander gelten, bestünden in Wirklichkeit gewisse Unterschiede - oder doch Nuancen -, die aber äusserst schwer in Worte zu fassen sind (z.B. manche und certains haben ungefähr, aber nicht genau die gleiche Bedeutung). Es müsste nun möglich sein, die L und L 1 der beiden Sprachen mithilfe ^ qu qu ^ einer Reihe von semantischen Merkmalen - natürlich für beide Sprachen dieselben -

175

zu beschreiben und miteinander zu vergleichen.

Synonym sind Ausdrücke, die in

allen Merkmalen ausnahmslos miteinander übereinstinmen. Unterscheiden sich zwei Ausdrücke in einem (eventuell auch in mehr als einem) Merkmal, so gibt es zwei Möglichkeiten, und zwar kommt es darauf an, welcher Art das betreffende Merkmal ist,

da offensichtlich nicht alle Merkmale für die Konstitution der Gesamtbe-

deutung gleich stark ins Gewicht fallen. Nehmen wir an, es gebe ein Lexem L im Französischen und ein Lexem L im Deutschen, die sich nur durch das Markmal qu [MEHR ALS EIN] unterscheiden, so dass das eine Lexem dieses Merkmal aufweist und das andere nicht, dann sind die beiden Lexeme zweifellos bedeutungsverschieden

und können nicht füreinander stehen. Weichen zwei Lqu aber zum Beispiel nur in bezug auf das Merkmal [DISTRIBUTIV] voneinander ab, so können sie sehr wohl als praktisch gleichbedeutend gelten, dies vor allen Dingen dann, wenn es im Französischen und im Deutschen gar keine zwei Lexeme L mit genau denselben Merkqu

malbündeln gibt (deutsch manche [+DISTRIBOTIV] wird unter Unständen am besten mit französisch bien des [-DISTRIBUTIV] wiedergegeben; vgl. auch unten S. 179). Zur Illustration des eben Gesagten diskutieren wir zwei Beispiele, von denen das erste einen ziemlich einfachen, das zweite einen etwas komplizierteren Fall darstellt. Wir betrachten die folgenden Sätze: 1) Wo die Wirklichkeit nicht mehr bloss aus Gefühlen oder Ueberzeugungen besteht, die der Beeinflussung durch Worte zugänglich sind, ist jede verbale Beschwörung machtlos. (Ä.P. 44) 2) Nach jeder Stunde weiss ich, ob etwas herausgekommen ist oder ob ich etwas falsch gemacht habe, darüber lassen mich meine Schüler nicht im Zweifel. (P.S. 11) Die beiden Beschreibungen in 1) und 2) wären im Französischen mit taute conjuration verbale bzw. (apres) chaque lecon wiederzugeben, d.h. für jed- muss zwischen zwei verschiedenen Lexemen gewählt werden. Dass für tout- (sing.) und chaque, die im Französischen nicht miteinander verwechselt werden dürfen, im Deutschen nur ein Lexem jed- in Betracht kommt, bestätigen auch die folgenden zwei Sätze: Die bereits existierenden Merkmalsanalysen, die jeweils eine mehr oder weniger grosse Anzahl von L (aber sozusagen nie L ' ) berücksichtigen, könnten gu qu als Basis für die vergleichende Darstellung dienen; z.B. Vater 1963;1979,

Grimm 1971, Domen 1977; Greimas 1963, Rohrer 1971, Gondret 1976, Kleiber/ Martin 1977, Dausendschön 1977.

176

3)

Tout individu qui a le souci de justifier son existence eprouve celleci comme un besoin indofini de se transcender. (S.B. 34)

4)

... le president de chaque Conseil convoque la conference des prosidents de groupes pour otablir le programme de la session. (J.R. 183/4)

Die deutschen Entsprechungen lauten: jedes Individuum, das sich bemüht, seine 2 Existenz zu rechtfertigen und (der Präsident) jedes Rates. Die Beschreibungen in 1) und 3) sind generisch, jene in 2) und 4) dagegen definit. Offensichtlich gilt also, dass das deutsche jed- je nach Kontext/Situation das Merkmal [+GENERISCH] oder das Merkmal [+DEFINIT] aufweist, während im Französischen tout- (sing.) immer das Merkmal [+GENERISCH], chaque stets [+DEFXNIT] hat.3 Wenden wir uns jetzt dem zweiten - weniger simplen - Beispiel zu. Wir untersuchen deutsche Sätze mit Beschreibungen, in denen die L

manche und gewisse

vorkommen, und deren französische Uebersetzungen sowie französische Sätze, in denen certains figuriert, mit den deutschen Entsprechungen. Während nämlich etwa die Syntagmen einige N„ und quelques N„, mehrere ND und plusieurs N„, wenige u

N„ und peu de tf , zahlreiche D

D

D

D

D

D

und de nombreux tfD semantisch weitgehend miteinD

ander übereinzustimmen scheinen und kaum Anlass zu üebersetzungsproblemen geben dürften, bieten manche, gewisse und certains einige Schwierigkeiten, wenn es darum geht, diese Lexeme möglichst

genau

in die andere Sprache zu über-

setzen, geschweige denn, wenn man versucht, ihre Bedeutungen näher zu umschreiben und sie miteinander zu vergleichen. Spontan wird man wohl sagen, gewisse und certains seien synonym; wie aber steht es mit manche'} Ist dieses Lexem nicht ebenfalls häufig mit certains wiederzugeben? Betrachten wir dazu den folgenden Satz: 5)

Schlimm ist, dass manche Kollegen auf die zunehmende Kontrolle der Behörde so reagieren, dass sie versuchen, ihr darin zuvorzukommen. (P.S. 12) 4 Zweifellos kann die NG manche Kollegen mit certains collegues übersetzt werden In der UeberSetzung von E. Rechel-Mertens heisst es jedes Individuum, das die Sorge hat, seine Existenz zu rechtfertigen (S.B. Uebs. 2 1 ) , was nach unserer Auffassung nicht richtig ist. Zu tout- und chaque vgl. v.a. Rohrer 1971 und Dausendschön 1977. In Wörterbüchern wird für manche auch maints angegeben, doch ist dieses Lexem heute kaum mehr gebräuchlich und würde insbesondere in unserem Beispiel in keiner Weise dem Stil des deutschen Originals entsprechen.

177

(sie muss es allerdings nicht, vgl. unten): 6)

Ce qui est grave, c'est que certains co11egu.es reagissent au controle croissant de l'administration en essayant de l'y devancer.

Wenn nun dieser französische Satz jemandem vorgelegt wird, der das deutsche Original nicht kennt, so ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er nicht mit manche Kollegen, sondern mit gewisse Kollegen übersetzt. Zwischen diesen beiden Ausdrücken besteht nun aber im Deutschen eine - obgleich geringfügige - Nuance, und es stellt sich die Frage, wie diese Nuance zu beschreiben ist und ob sie im Französischen tatsächlich nicht ausgedrückt werden kann. Zunächst kann man sehr vage formulieren, dass in gewisse etwas enthalten ist was in manche fehlt. Während der Sprecher mit manche Kollegen gewissermassen in neutraler Weise eine Anzahl Kollegen aus der Gesamtmenge seiner Kollegen extrahiert, scheint er mit der Formulierung gewisse Kollegen hervorheben zu wollen, dass die von ihm gemeinten Kollegen eine bestürmte gemeinsame Eigenschaft (oder auch mehrere bestürmte gemeinsame Eigenschaften) haben, die in dem gegebenen Zusammenhang eine Rolle spielen, mit ändern Worten: dass es sich um einen bestimmten Typ von Kollegen handelt. Der Satz mit gewisse Kollegen könnte folgendennassen erweitert werden: 7)

Schlimm ist, dass gewisse Kollegen - wie immer diejenigen, die nicht den Mut aufbringen, für ihre Rechte einzustehen - auf die zunehmende Kontrolle der Behörde so reagieren, dass sie versuchen, ihr darin zuvorzukommen.

Die Bedeutungsnuance, die gewisse von manche unterscheidet, ist demnach durch ein Merkmal bedingt, das wir durch [ ] symbolisieren; gewisse weist dieses Merkmal auf, manche nicht. Damit soll nicht etwa behauptet werden, dass ein Sprecher, der Satz 5) mit manche Kollegen äussert, nicht ebenfalls weiss, auf was für einen Typ von Kollegen er sich bezieht. Der Unterschied ist nur der, dass er dies mit gewisse Kollegen besonders betont, weil er es für kommunikativ relevant hält, mit manche Kollegen dagegen nicht. - Wir sind nun der Auffassung, dass das französische certains in Satz 6) so funktioniert wie gewisse, also auch das Merkmal [+TYP] hat. Da es aber im Französischen keinen Ausdruck gibt, der dem neutralen deutschen manche genau entspräche, muss certains collegues als Eine solche Erweiterung von 5) mit manche Kollegen ist nicht ausgeschlossen, doch drängt sie sich viel weniger auf als im Falle von gewisse Kollegen.

178

zwar nicht ganz exakte und dennoch adäquate annähernde Uebersetzung von manche Kollegen gelten. Es wurde allerdings bereits angetönt, dass es auch noch eine andere üebersetzungsmöglichkeit gibt. Tatsächlich kennte man dem Syntagma certains collegues ein anderes, nämlich z.B. nombre de collegu.es vorziehen. Auch dieser Ausdruck ist nur eine Annäherung, doch ist die Nuance diesmal nicht in der Hinzufügung eines zusätzlichen Merkmals, sondern in der Aufgabe eines in manche vorhandenen Merkmals begründet. Laut Oomen 1977:78 verweist manche N D - im Gegensatz zu einige NDn, mehrere ?_D u.a. - "auf die Teilmenge nicht als ein zusammenhängendes Ganzes", sondern wählt aus der Gesamtmenge "verstreute Elemente" aus. Manche hat also das Merkmal [+DISTRIBUTIV], auch gewisse und certains weisen zweifelsohne [+DISTRIBUTIV] auf, wogegen dies für nombre (de) nicht zutrifft. Dafür hat nombre (de) mit manche das Merkmal [-TYP] gemein. All das lässt sich in einer Tabelle wie folgt zusammenfassen: manche

[+DISTRIBUTIV] [-TYP]

gewisse

[+DISTRIBUTIV] [+TYP]

nombre (de)

[-DISTRIBUTIV] [-TYP]

certains

[+DISTRIBOTIV] [+TYP]

Einen Ausdruck mit [+DISTIHBUTIV] und [-TYP] gibt es im Französischen nicht: daher die Unmöglichkeit, manche genau wiederzugeben. Je nach Interpretation Ueberwiegen von [^DISTRIBUTIV] oder von [-TYP] - wird der Uebersetzer sich für certains collegues oder für nombre de collegues entscheiden. Was gewählt wird, scheint - zumindest im vorliegenden Fall - tatsächlich eine Frage des persönlichen Ermessens zu sein. Gehen wir jetzt von einem französischen Originalbeispiel aus: 8)

Certainsmäles redoutent la concurrence feminine. (S.B. 27)

Die genaueste Uebersetzung dieses Satzes lautet: 9)

Gewisse Männer fürchten die weibliche Konkurrenz.

Aber auch manche Männer ist als Uebersetzung durchaus nicht ausgeschlossen, cbschon dadurch das in certains vorhandene, für die Kommunikation offenbar nicht unbedingt relevante Merkmal [+TYP] aufgegeben wird. In der Uebersetzung des folgenden französischen Satzes hingegen scheint manche kaum akzeptabel zu sein: Die Uebersetzung von E. Rechel-Mertens ist hier: ein Teil der Männlichkeit (S.B. Uebs. 1 7 ) , also [-DISTRIBUTIV] und [-TYP].

179

10) Je crois que pour elucider la situation de la femme, ce scait encore oertaines femmes qui sont le mieux placees. {S.B. 32) Nicht: 11) ??Ich glaube, dass zur Klärung der Situation der Frau inner noch manche Frauen am besten in der Lage sind. Sondern: 12) Ich glaube, dass zur Klärung der Situation der Frau inner noch gewisse Frauen am besten in der Lage sind. (S.B. Uebs. 20) Certaines femmes/'gewisse Frauen: damit ist eine bestürmte Art von Frauen geneint (z.B. solche wie S. de Beauvoir), Frauen, die bestürmte Voraussetzungen mit sich bringen müssen, um die genannte Aufgabe zu erfüllen. Mit ändern Worten: das Merkmal [+TYP] ist in diesem Kontext - anders als in 8) - entscheidend, weshalb es in der Uebersetzung nicht einfach fallengelassen werden darf. Als nächstes betrachten wir die Beispielpaare 13/15) und 14/16): 13) Die neue Methode bringt gegenüber der alten manche Vorteile, Im Unterschied zu 5/6) scheint uns diesmal die Wiedergabe von manche durch certains nicht befriedigend. Was in 13) ausgedrückt wird, könnte im Deutschen etwa mit eine Anzahl Vorteile, ja eventuell sogar mit "2viele Vorteile paraphrasiert werden und wäre am ehesten mit 14) Par rapport ä l'ancienne methode, la nouvelle apporte de nombreux/bien des avantages wiederzugeben, wodurch selbstverständlich wiederum das Merkmal [^DISTRIBUTIV] vernachlässigt wird. Doch stört dies weniger, als wenn mit certains avantages für manche Vorteile ein in manche nicht vorhandenes Merkmal hinzugefügt wird. Certains avantages ist eindeutig die Entsprechung zu gewisse Vorteile; vgl. 15) Die neue Methode bringt gegenüber der alten gewisse Vorteile. 16) Par rapport ä l'ancienne methode, la nouvelle apporte certains avantages. Dass sich 13) und 15) deutlich voneinander unterscheiden - viel deutlicher als die beiden Varianten von 5) mit manche Kollegen und gewisse Kollegen -, ist unbestreitbar. Deshalb ist es auch notwendig - anders als im Falle von 5) -, den beiden deutschen Ausdrücken im Französischen zwei verschiedene Ausdrücke gegenüberzustellen. Im Gegensatz zu gewisse in gewisse Kollegen (7), gewisse Männer

180

(9) land gewisse Frauen (12) evoziert gewisse Vorteile (15) aber nicht eine bestürmte Art von Vorteilen, sondern impliziert vielmehr, dass es sich um unterschiedlich geartete Vorteile handelt. Man könnte Satz 15) z.B. fortführen, indem man eine Liste dieser diversen Vorteile anfügt: 17) Die neue Methode bringt gegenüber der alten gewisse Vorteile: erhöhte Produktionsgeschwindigkeit, grössere Präzision, geringere Umweltbelastung usw. Genau dasselbe trifft für certains avantages (16) zu. Das bedeutet, dass gewisse und certains hier kein Merkmal [+TYP] haben, sondern ein Merkmal, das mit [+DIFF] symbolisiert werden kann. Manche hat auch dieses Merkmal nie. Ein französisches Originalbeispiel mit certains [+DIFF] liegt in 18) vor: 18) Conme il constate cependant certaines inferiorites - dont la plus importante est l'incapacity professionnelle - il met celles-ci sur le compte de la nature. (S.B. 30) Von den verschiedenartigen "inferioritös" wird hier im Text selbst die eine speziell genannt. Wiederum ist manche als Uebersetzung nicht adäquat, weil das Merkmal [+DIFF] im Kontext wichtig ist und deshalb nicht einfach wegfallen darf. Die Uebersetzung lautet - muss lauten: 19) Da er hingegen gewisse Unterlegenheiten feststellt - deren wichtigste die Unfähigkeit im Berufsleben ist -, setzt er diese auf das Konto der Natur. (S. B. Uebs. 19) unsere kleine Untersuchung hat also zu den folgenden - ebenso vorläufigen wie partiellen - Ergebnissen geführt: (a) Gewisse und certains haben stets das Merkmal [+DISTRIBUTIV] und dazu entweder [+TYP] oder [+DIFF]. Diese beiden Lexeme können folglich immer füreinander stehen. (b) In manche ist ebenfalls immer [+DISTRIBUTIV] vorhanden, jedoch nie weder [+TYP] noch [+DIFF]. Im Lexikon des Französischen fehlt ein Ausdruck mit den Merkmalen [^DISTRIBUTIV] und [-TYP] bzw. [-DIFF], so dass dem deutschen manche immer nur annähernd bedeutungsgleiche französische Ausdrücke gegenüberstehen: manche und certains entsprechen sich, wenn [TYP] bzw. [DIFF] im betreffenden Kontext und/oder in der betreffenden Situation keine entscheidende Rolle spielen, während manche und bien des/nombre de/de nombreux als äquivalent gelten können, wenn es das Merkmal [DISTRIBUTIV] ist, das nicht weiter ins Gewicht fällt.

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Mit diesen Ausblick auf das ausgedehnte Gebiet der Mücrosemantlk, das als nächstes gründlich erforscht werden müsste, schliessen wir unsere Arbeit ab. Ausgegangen waren wir von der Feststellung, dass die Bedeutung der 'Quantität' in der Sprache überall vorkonrnt, d.h. dass sie in den verschiedensten sprachlichen Formen ausgedrückt sein kann. Deshalb mussten wir unseren Untersuchungsbereich stark einschränken auf eine klar umgrenzte Auswahl von Ausdrücken mit quantitativer Bedeutung: wir behandelten ausschliesslich designierende Syntagmen, und zwar nur diejenigen, die einen Prädikator in Form eines Substantivs (N ) enthalten. Ausser den Quantifikatoren im Sinne der formalen Logik wurden B ebenfalls jene Ausdrücke mit quantitativer Bedeutung berücksichtigt, die in solchen Syntagmen eine charakterisierende Funktion erfüllen. Die Lektüre einer Anzahl von Arbeiten, die nach 1965 vor allem in den USA zum Thema "quantifiers" entstanden, führte zu der Einsicht, dass die im Rahmen der Generativen Semantik und der Erweiterten Standardtheorie erarbeiteten Ansätze - deren Wichtigkeit und Wert für die Entwicklung der modernen Linguistik wir in keiner Weise herabmindern möchten - für unsere eigene Untersuchung zweier Einzelsprachen und für unsere Zielsetzungen wenig ergiebig sind (vgl. Einleitung). Dies liegt daran, dass einerseits es damals in der semantischen Perspektive darum ging, darzustellen, was für alle "quantifiers" gilt, nämlich, dass sie in Wirklichkeit Prädikate höherer Sätze seien, so dass Ausdrücke mit den verschiedensten Bedeutungen (etwa all und many) gleichsam alle in einen Topf geworfen wurden, während es uns gerade wichtig schien, die"Quantifikatoren und damit die Beschreibungen nach ihren Bedeutungen zu unterscheiden. Andrerseits interessierte im Bereich der Syntax ausschliesslich die Tiefenstruktur, wobei es sich auch hier darum handelte, das Gemeinsame zu demonstrieren, nämlich, dass alle Oberflächenformen mit "quantifier" eine gemeinsame Tiefenstruktur haben. Wir dagegen beschäftigten uns nur mit den Cberflächenstrukturen und suchten auf dieser Ebene sowohl Unterschiedliches wie auch Gemeinsames zu erfas-

sen. Ueber die Arbeiten von I. Bellert, die eine Unterteilung der Beschreibungen in drei Gruppen vornimmt, indem sie drei Quantifikatoren auseinanderhält (vgl. Einleitung), gelangten wir unsererseits zu der Unterscheidung zweier Hauptbedeutungen - 'Gesamtheit1 und 'Teil1 -, von der wir annehmen, dass sie möglicherweise für alle Sprachen, auf jeden Fall aber für die indoeuropäischen, gilt (vgl.

Kapitel 2). Mit ändern Worten: was wir anhand von deutschem und französi-

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schem Material erarbeitet haben, hätte sich ebensogut mithilfe anderer Sprachen zeigen lassen. Die Zweiteilung, die wir vorschlagen, erscheint uns gegenüber der Dreiteilung von I. Bellert als sinnvoller und konsequenter, da der JotaOperator (Bezeichnung eines einzigen identifizierbaren Gegenstandes) als ein Sonderfall des All-Operators angesehen werden kann: in beiden Fällen wird eine Gesamtheit bezeichnet. Schliesslich wurde der Versuch untemcmnen, die Beschreibungen zweier Einzelsprachen nach rein syntaktischen Gesichtspunkten zu unterscheiden (vgl. Kapitel 3). Dieses Vorgehen führte uns zu Ergebnissen, die sich teilweise nicht mit den gängigen Auffassungen von Grammatikern und Linguisten decken (wichtigste Punkte: Definition von D und Aqu , Analyse der ^^ Sequenz Xqu -> N„ im FranzöJ B sischen). In kontrastiver Perspektive ging es uns in erster Linie darum, herauszustellen, was die beiden Sprachen miteinander ganein haben: die Grobeinteilung nach der Form wurde für beide nach denselben Kriterien vorgenommen. Allerdings ergab sich hier bereits ein gewichtiger unterschied: von den vier Formtypen sind im Deutschen alle vier, im Französischen aber nur drei verwirklicht. Innerhalb der einzelnen Formgruppen erwiesen sich die Unterschiede als mehr oder weniger bedeutend. So wurden etwa für beide Sprachen die Klassen D und A

ange-

nommen, doch konnten sie nicht in gleicher Weise definiert werden. Was den Typ II anbelangt, stellten wir unter anderem fest, dass Syntagmen des Subtyps II A) (beauooup de Hvres) fast nur im Französischen existieren und da sogar ausgesprochen häufig vorkommen, während Ausdrücke der übrigen Subtypen von II in den beiden Sprachen etwa gleich geläufig sind und einander zudem formal stark ähneln

(einmal davon abgesehen, dass die in solchen Sequenzen figurierenden D

und A jareils natürlich auch unterschiedlich definiert sind). Auch die Konqu struktionen des Typs IV entsprechen einander zu einem grossen Teil, doch gibt es im Deutschen - vor allem wegen der freieren Satzgliedstellung - mehrere Möglichkeiten, die im Französischen nicht vorhanden sind. Zum Schluss sei uns eine Bemerkung zu einer Frage gestattet, die, obwohl wir sie bis jetzt nicht angeschnitten haben, im Zusanmenhang mit einer kontrastiven Untersuchung wie der vorliegenden früher oder später auftauchen muss: wir meinen die Frage nach der praktischen Verwendbarkeit unserer Ergebnisse im Sprachunterricht. Es war nicht unser Vorhaben, die französischen und die deutschen Beschreibungen in dieser didaktischen Perspektive zu analysieren, und gewiss lässt sich, was unsere Untersuchung an Resultaten zeitigt, nicht einfach

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so im Unterricht verwenden, sondern müsste in eine didaktisch adäquate - d.h. in erster Linie stark vereinfachte - Form gebracht werden. Auf eine Anzahl von Einzelheiten wäre zu verzichten; manche Termini bzw. Begriffe würden wegfallen, da man sie bei Schülern nicht voraussetzen kann. Doch sind wir überzeugt, dass es sinnvoll ist, im Frendsprachenunterricht (wie übrigens auch im muttersprachlichen Unterricht) im Bereich der S e m a n t i k zwischen den beiden Bedeutungen 'Gesamtheit' ('infinite1 und 'finite') und 'Teil1 zu unterscheiden, um so mehr als die Schüler heute vom Mathematikunterricht her mit diesen Begriffen vertraut sind. Dadurch rücken die in vielen Grammatiken und Lehrbüchern nach wie vor zentralen Termini "Singular" und "Plural" zu Recht in den Hintergrund, Termini, bei denen nie recht klar ist, ob eigentlich die Bedeutungen 'Einzahl1 und 'Mehrzahl' oder die grammatikalische Kategorie des Numerus - 'Singular' und 'Plural' - gemeint seien (dass diese zwei Dinge sich längst nicht inner decken, wird in der Schule im allgemeinen viel zu wenig bewusst gemacht). Was die S y n t a x anbelangt, so sind wir der Meinung, dass man sich vor allem die Tatsache, dass das Französische und das Deutsche einander in bezug auf die Beschreibungen formal in mancherlei Hinsicht so nahe stehen, systematischer zunutze machen sollte, als es heute gemeinhin üblich ist, um von dieser Warte aus an die unterschiede heranzugehen; denn eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass der Lernende überhaupt erkennen und in der Folge sich einprägen kann, was in der fremden Sprache a n d e r s funktioniert als in seiner eigenen, ist bestiimtt, dass er erfasst hat, inwiefern die beiden Sprachen einander gleichen .

Mit Begriffen aus der Mengenlehre arbeiten van Hout 1973 (wendet sich vor allem an Lehrer, die Französisch als Muttersprache unterrichten) und Confais 1978 (Lehrbuch für deutschsprachige Schüler mit guten Französischkenntnissen) .

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