Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten 9783110864915, 9783110108989


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German Pages 537 [540] Year 1987

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Einleitung
Mechanik
Mechanische Schwingungen und Wellen
Wärmelehre
Elektrizitätslehre
Optik
Atomkerne, Ionisierende Strahlung
Regelung, Steuerung, Informationsübertragung
Anhang
Register
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Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten
 9783110864915, 9783110108989

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de Gruyter Lehrbuch Trautwein • Kreibig • Oberhausen Physik für Mediziner 4. Auflage

Alfred Trautwein • Uwe Kreibig Erich Oberhausen

Physik für Mediziner Biologen, Pharmazeuten 4., neu bearbeitete Auflage

W G DE

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1987

Professor Dr. Alfred

Trautwein,

Institut für Physik Medizinische Universität Lübeck Dr. Uwe Kreibig,

Privatdozent

Fachbereich Physik der Universität d e s Saarlandes Professor Dr. Dr. Erich

Oberhausen,

A b t e i l u n g für N u k l e a r - M e d i z i n der R a d i o l o g i s c h e n Klinik der Universität des Saarlandes 1. A u f l a g e 1 9 7 7 2. A u f l a g e 1 9 7 8 3. A u f l a g e 1 9 8 3

D a s B u c h enthält 3 7 3 A b b i l d u n g e n

Trautwein, Alfred: Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten / Alfred Trautwein ; Uwe Kreibig ; Erich Oberhausen. - 4., neu bearb. Aufl. - Berlin ; New York : de Gruyter, 1986. (De-Gruyter-Lehrbuch) ISBN 3-11-010898-4 NE: Kreibig, Uwe:; Oberhausen, Erich:

Copyright © 1986 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie die Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Satz und Druck: Voralpendruck Sulzberg, Sulzberg im Allgäu. — Bindung: Lüderitz & Bauer Buchgewerbe GmbH, Berlin. - Umschlagentwurf: Rudolf Hübler, Berlin. Printed in Germany

Vorwort In ihrem klassischen Rahmen befaßte sich die Physik mit Vorgängen in der unbelebten Natur. Heute erstreckt sie sich auf alle Gebiete der Naturwissenschaften und Technik. So ist sie auch zu einer der wesentlichen Grundlagen in der Biologie und Medizin geworden. Dies beruht darauf, daß die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten, die man in der unbelebten Natur beobachten kann, auch für die lebenden Organismen gelten; nur sind sie in der unbelebten Natur meist sehr viel einfacher zu erkennen. Physikalische Gesetze haben es ermöglicht, in Biologie und Medizin über die einfache Beschreibung von Lebensvorgängen hinaus zu ihrem naturwissenschaftlich begründeten Verständnis zu gelangen. Es ist daher notwendig, daß sich Biologen und Mediziner intensiv mit den physikalischen Grundlagen ihrer Wissenschaften beschäftigen. Erster Schritt dazu ist, an einfachen physikalischen Modellen zu lernen, wie man mit naturwissenschaftlichen Methoden arbeitet. Daran schließt sich der schwere Weg an, in der Vielfalt und Komplexität der Vorgänge am lebenden Organismus physikalische Einzelprozesse auszumachen. In diesem Buch haben wir uns bemüht, grundlegende Begriffe und physikalische Zusammenhänge an einfachen Modellen einzuführen. Dadurch bleibt auch ihre mathematische Formulierung überschaubar. Vor dieser sind wir nicht ausgewichen; Physik ist, wie jede Naturwissenschaft, eine quantitative Wissenschaft. Sie begnügt sich nicht damit festzustellen, daß etwas geschieht, sondern untersucht, warum es in einem bestimmten Ausmaß geschieht. Grundlage des Verständnisses ist daher ein eindeutiges, mathematisch formulierbares Begriffssystem. Dieses nimmt besonders im ersten Abschnitt, der Mechanik, einen großen Raum ein. Wir sind der Überzeugung, daß auch der, der die Physik nur als Hilfswissenschaft benötigt, in der Lage sein muß, einfache praktische Probleme, die in seinem Fachgebiet auftreten, selbst durchzurechnen. Ein wesentliches Anliegen war es uns, Grundlagen durch Beispiele aus dem medizinisch-biologischen Bereich zu veranschaulichen. Sie sollen darauf hinweisen, in welch unterschiedlichen Gebieten allgemeine physikalische Gesetzmäßigkeiten realisiert sind. Zur Prüfung seines Verständnisses sollte der Leser sich darin versuchen, andere Beispiele zu finden. Er wird rasch merken, wieviel Freude es machen kann, sich über die Physik klarzuwerden, die hinter Vorgängen des täglichen Lebens stehen wie Radfahren, Kochen, Singen, Tanzen, Fußballspielen, Filmen, Schallplattenspielen usw. Das alles sind Beispiele, die im vorliegenden Buch nicht behandelt werden, deren Erklärung aber in den besprochenen Gesetzmäßigkeiten enthalten ist. Trotz einiger Gegenargumente haben wir uns entschlossen, im wesentlichen die übliche Gliederung der Physik in Mechanik, Wärmelehre, Elektrizitätslehre, Optik und Kernphysik beizubehalten; andernfalls wäre der Zwang zur Verwendung von physikalischen Größen und Gesetzen an Stellen, wo sie noch nicht exakt eingeführt sind, groß geworden. Moderne Erkenntnisse der Quantenphysik und der Relativitätstheorie haben wir in den laufenden Text aufgenommen und nicht in spezielle Kapitel verbannt, als handle es sich dabei um eine andere Physik. Das Buch ist für jeden gedacht, der Grundlagenkenntnisse in Physik erwerben will, vornehmlich jedoch für Studierende der Fächer Medizin, Biologie und Pharmazie sowie anderer Fachrichtungen mit biophysikalischen Aspekten. Die Stoffauswahl ist auf die Gegenstandskataloge des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen abgestimmt, geht aber in vielen Anwendungen darüber hinaus. Da weitere Neubearbeitungen dieser Kataloge zu erwarten sind, haben wir auf Hinweise im Text verzichtet. Zahlreiche Textverweise innerhalb des Buches sollen auch demjenigen Leser den Einstieg in die einzelnen Kapitel ermöglichen, der das Buch nicht kontinuierlich durchliest. Enggedrucktes ist nicht gleichbedeutend mit Entbehrlichem, vielmehr sollen damit Zusatzinformationen vom laufenden Text abgesetzt werden. Das, was man sich als Gerüst an grundlegendem Wissen zur Vorbereitung auf die medizinische oder pharmazeutische Vorprüfung mindestens aneignen soll-

VI

Vorwort

te, ist im Text durch einen schwarzen Balken hervorgehoben. Bei der Auswahl der Buchstaben für physikalische Größen (kursive Typen) und Einheiten (geradstehende Typen) sind wir im allgemeinen den Vorschlägen von IUP AP (International Union for Pure and Applied Physics) bzw. dem SI-Einheitensystem gefolgt. In der vorliegenden 4. Auflage wurde die Stoffauswahl durch Hinzunahme aktueller Anwendungen (Digitalelektronik, Tomographie, Lithotripter, Gamma-Kamera etc.) erweitert. Hinzugekommen ist auch eine Sammlung von 87 Aufgaben mit Lösungen, die den einzelnen Kapiteln inhaltlich zugeordnet sind. Auf den ersten Blick mögen einige der Aufgaben umfangreich und schwierig erscheinen. Wir stellen sie jedoch nicht als Prüfungs- sondern als Übungsaufgaben und haben besonderen Wert auf ausführliche Lösungsbeschreibungen gelegt. Für die mühevolle Schreibarbeit bei der Entstehung des Manuskriptes danken wir Frau G. Krieger und Frau M. Pügner. Die Herren Dipl.-Phys. W. Wildner, Ing. J. Welsch, H. Preßmann und W. Schömer haben dankenswerterweise die vielen Abbildungen gezeichnet. Besonderer Dank gebührt Herrn Dr. Kurt Müller für seine Mitarbeit beim Edieren der 3. und 4. Auflage. All denen, die uns bei der Fehlersuche geholfen haben, möchten wir an dieser Stelle danken. August 1986

Alfred Trautwein, Uwe Kreibig, Erich Oberhausen

Inhalt Einleitung

1

Mechanik 1. 1.1

Raum und Zeit Physikalische Größen und Einheiten 1.1.1 Länge als Beispiel 1.1.2 Basiseinheiten des internationalen Einheitensystems 1.1.3 Längenmessung 1.1.4 Zeitmessung 1.1.5 Winkelmaße Bewegungen im Raum 1.2.1 Geschwindigkeit 1.2.2 Beschleunigung 1.2.3 Kreisbewegung 1.2.4 Berechnung des Weges aus Geschwindigkeit und Beschleunigung

3 3 3 6 7 10 11 12 12 16 17 19

2. 2.1 2.2

Masse und Kraft Die träge Masse Wirkung von Kräften 2.2.1 Newtonsche Axiome 2.2.2 Verschiedene Arten von Kräften 2.2.2.1 Gravitation 2.2.2.2 Trägheitskraft 2.2.2.3 Zentrifugal- und Zentripetalkraft 2.2.3 Statisches und dynamisches Gleichgewicht von Kräften 2.2.4 Schwerelosigkeit 2.2.5 Dynamometer (Kraft einer gespannten Feder) 2.2.6 Druck (Kraft auf eine Fläche) 2.2.7 Drehmoment 2.2.7.1 Trägheitsmoment 2.2.7.2 Kräftepaar 2.2.7.3 Anwendung auf den Hebel 2.2.7.4 Schwerpunkt 2.2.7.5 Die Hebelwaage 2.2.7.6 Indifferentes, stabiles und labiles Gleichgewicht 2.2.8 Impuls und Drehimpuls 2.2.9 Reibung

22 22 24 24 26 26 28 29 31 31 32 32 33 33 34 35 36 38 39 40 42

3. 3.1 3.2 3.3

Arbeit, Energie, Leistung Ein Beispiel für den Begriff „Arbeit" Energieformen Leistung, Wirkung

45 45 46 49

4. 4.1

Erhaltungssätze Energieerhaltungssatz

51 51

1.2

VIII

Inhalt

4.2 4.3 4.4

Impulserhaltungssatz Stoß als Beispiel für Energie- und Impulserhaltung Drehimpulserhaltungssatz

53 54 55

5. 5.1

Mechanische Eigenschaften von Stoffen Wechselwirkungen zwischen Atomen und Molekülen 5.1.1 Bindungsarten 5.1.2 Molekulares Bild der Aggregatzustände 5.1.2.1 Gase 5.1.2.2 Festkörper 5.1.2.3 Thermische Bewegung und Schmelzvorgang 5.1.2.4 Flüssigkeiten 5.1.3 Grenzflächen Makroskopische mechanische Eigenschaften von Festkörpern 5.2.1 Homogene Körper 5.2.2 Verformung von festen Körpern unter dem Einfluß von Kräften Makroskopische mechanische Eigenschaften von Flüssigkeiten 5.3.1 Hydrostatik 5.3.1.1 Spezifische Oberflächenenergie (Oberflächenspannung) 5.3.1.2 Druck in Flüssigkeiten 5.3.2 Hydrodynamik 5.3.2.1 Die Kontinuitätsgleichung 5.3.2.2 Zähe Flüssigkeiten (Viskosität, Laminare Strömung, Turbulente Strömung, Strömungsgesetze und Blutkreislauf)

57 58 58 62 62 62 65 65 65 68 68 69 72 72 72 76 83 83

5.2

5.3

85

Mechanische Schwingungen" und Wellen, Akustik 6. 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5

6.6

7. 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 7.7

Schwingungen Pendel als mechanisches schwingungsfähiges System Differentialgleichung der ungedämpften Schwingung Gedämpfte Schwingungen Erzwungene Schwingungen Anharmonische Schwingungen 6.5.1 Überlagerung von harmonischen Schwingungen 6.5.2 Zerlegung anharmonischer Schwingungen in harmonische Teilschwingungen 6.5.3 Schwebung Gekoppelte Pendel 6.6.1 Zwei gekoppelte Pendel 6.6.2 Übergang von der Pendelkette zu einfachen Eigenschwingungen ausgedehnter Körper Wellen Ausbreitung von Schwingungen Doppler-Effekt Gedämpfte Wellen Anharmonische Wellen Verhalten von Wellen an der Grenzfläche zwischen verschiedenen Medien Überlagerung von Wellen Stehende Wellen

96 97 98 101 102 104 104 106 106 107 1'07 109 112 112 118 120 121 124 127 128

Inhalt 7.8 7.9 7.10 7.11 7.12

IX Schallwellen (Akustik) Schallfeldgrößen Schallempfindungen Stimme und Gehör beim Menschen Ultraschall 7.12.1 Ultraschalldiagnostik

131 134 137 139 141 142

Wärmelehre 8. 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5

Wärme und Temperatur Einleitung Wärmeenergie Wärmekapazität, spezifische Wärme Temperaturskalen Temperatur-Meßgeräte 8.5.1 Ausdehnungsthermometer 8.5.2 Thermoelement 8.5.3 Widerstandsthermometer

146 146 146 147 148 149 149 151 152

9. 9.1 9.2 9.3 9.4

Ideale Gase Zustandsgrößen, Zustandsgieichung Zustandsänderungen Adiabatische Zustandsgieichungen Zustandsgieichung von Gasgemischen

153 153 153 154 155

10. 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 10.6

Kinetische Gastheorie Gasdruck Kinetische Energie und Temperatur Freiheitsgrade und Gleichverteilungssatz Geschwindigkeitsverteilung Volumenarbeit Wärmekapazität von Gasen

156 156 157 157 158 159 160

11.

Reale Gase, Van der Waals'sche Zustandsgieichung

162

12. 12.1 12.2 12.3 12.4 12.5 12.6

Hauptsätze der Wärmelehre Innere Energie Der 1. Hauptsatz der Wärmelehre Reversible und irreversible Prozesse Entropie Der 2. Hauptsatz der Wärmelehre Energiebilanz beim lebenden Organismus

164 164 165 165 167 169 169

13. 13.1 13.2 13.3

Thermodynamische Eigenschaften von Stoffen Thermische Ausdehnung Wärmeübergang, Wärmetransport Stoffgemische 13.3.1 Gehaltsangaben von Lösungen 13.3.2 Echte Lösung, kolloidales System, grobe Dispersion 13.3.3 Henry-Daltonsches Gesetz 13.3.4 Hydratation, Solvatation

171 171 172 173 174 175 175 176

X

Inhalt

13.3.5 Diffusion 13.3.6 Osmose 13.3.7 Phasenübergänge 13.3.7.1 Umwandlungswärmen 13.3.7.2 Lösungswärmen 13.3.7.3 Reaktionswärmen 13.3.7.4 Dampfdruck 13.3.7.5 Dampfdruckerniedrigung, Siedepunktserhöhung und Gefrierpunktserniedrigung 13.3.7.6 Koexistenz von Phasen, Phasengleichgewichte

176 177 179 179 181 181 182 183 185

Elektrizitätslehre 14. 14.1 14.2

14.3

14.4 14.5

14.6

14.7

14.8

14.9

Elektrische und magnetische Größen Vorbemerkung Ladung 14.2.1 Ladungsmenge 14.2.2 Kraft zwischen elektrischen Ladungen Spannung 14.3.1 Definition der Spannung 14.3.2 Spannungsquellen Strom Widerstand, Leitwert 14.5.1 Leiter, Nichtleiter 14.5.2 Spezifischer Widerstand, spezifische Leitfähigkeit 14.5.3 Strom-Spannungs-Kennlinie von Leitern Netzwerke 14.6.1 Schaltbilder 14.6.2 Innenwiderstand einer Spannungsquelle 14.6.3 Kirchhoffsche Gesetze des elektrischen Stromes Elektrostatisches Feld 14.7.1 Kraftwirkung auf eine Ladung im Feld 14.7.2 Arbeit und Energie im elektrischen Feld 14.7.3 Kondensator und Kapazität 14.7.4 Kräfte auf einen Dipol im Feld 14.7.5 Materie im Feld 14.7.6 Energieinhalt des elektrischen Feldes 14.7.7 Piezo-und Pyroelektrizität Magnetfeld 14.8.1 Feldstärke und magnetische Induktion 14.8.2 Kräfte auf einen magnetischen Dipol 14.8.3 Induktionsvorgänge 14.8.4 Maxwellsche Gleichungen 14.8.5 Lorentz-Kraft 14.8.6 Selbstinduktion 14.8.7 Energieinhalt des magnetischen Feldes 14.8.8 Lenzsche Regel 14.8.9 Magnetfelder des menschlichen Körpers Zeitabhängige Spannungen und Ströme 14.9.1 Ein-und Ausschaltvorgänge

187 187 187 187 188 189 189 190 192 193 193 194 195 196 196 197 199 202 202 204 206 208 209 213 213 214 214 218 218 220 221 223 223 224 224 225 225

XI

Inhalt

15. 15.1

15.2

15.3

16. 16.1

16.2

14.9.1.1 Einschalt- und Ausschaltvorgang beim Kondensator 14.9.1.2 Einschalt-und Ausschaltvorgang bei der Spule 14.9.2 Sinusförmige Wechselspannungen und Wechselströme 14.9.3 Dreiphasen-Spannung, Drehstrom 14.9.4 Nicht-sinusförmige Wechselspannungen, Spannungsimpulse 14.9.5 Wechselstrom-Kreise 14.9.5.1 KapazitiverWiderstand 14.9.5.2 InduktiverWiderstand 14.9.5.3 Wechselstromkreise mit Ohmschem, kapazitivem und induktivem Widerstand 14.9.6 Resonanz-Schwingkreise 14.9.7 Elektromagnetische Wellen 14.9.7.1 Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen 14.9.7.2 Ausbreitungsrichtung elektromagnetischer Wellen 14.9.8 Leistung des elektrischen Stroms

225 228 229 231 232 233 233 234 235 237 239 242 243 243

Mikroskopische elektrische Vorgänge Biologische Potentiale 15.1.1 Entstehung von Spannungen an Grenzflächen 15.1.2 Summenpotentiale Mechanismen der Stromleitung 15.2.1 Stromleitung im Vakuum 15.2.2 Stromleitung in Gasen 15.2.3 Stromleitung in Elektrolyten 15.2.4 Stromleitung in Festkörpern Halbleiterelektronik 15.3.1 Halbleiterdiode 15.3.2 Transistor 15.3.3 Feldeffekt-Transistor 15.4.3 Digitalelektronik

247 247 247 250 251 252 253 255 261 265 265 267 268 269

Elektrische Geräte Meßgeräte 16.1.1 Das Drehspul-Meßwerk 16.1.2 Das Digital-Meßgerät 16.1.3 Messung von Strom und Spannung 16.1.4 Elektronenstrahl-Oszilloskop (Oszillograph) und Bildschirm 16.1.5 Ladungsmessung 16.1.6 Messung von Ohmschen Widerständen 16.1.7 Rauschen Technische elektrische Geräte 16.2.1 Dynamo-Maschine 16.2.2 Elektro-Motor 16.2.3 Transformator 16.2.4 Sender und Empfänger

274 274 275 277 278 281 286 286 288 288 288 289 289 292

Optische Strahlung Einleitung

296 296

Optik 17. 17.1

XII

17.2 17.3 17.4 17.5 17.6 17.7 17.8 17.9

17.10 17.11 18. 18.1 18.2

18.3

18.4

18.5

18.6

18.7 19. 19.1 19.2 19.3

Inhalt

Lichtmeßgrößen Strahlungsquellen Bohrsches Atommodell Emission von Licht aus Atomen Das Emissions-Spektrum des Atoms Absorption von Licht in Atomen Emission und Absorption glühender Körper Wärmestrahlung und Temperaturgleichgewicht 17.9.1 Thermische Emission und Absorption von festen Körpern 17.9.2 Strahlungsgesetze Der Laser 17.10.1 Laser in der Medizin Fluoreszenz, Phosphoreszenz, Lumineszenz

297 299 299 302 304 306 306 307 308 310 312 314 314

Wellenoptik Kohärenz von Wellen Interferenz von Wellen 18.2.1 Interferenzfähigkeit 18.2.2 Interferometrie 18.2.3 Holographie Beugung elektromagnetischer Wellen 18.3.1 Das Huygens'sche Prinzip 18.3.2 Beugung an Spalten 18.3.3 Beugung am Draht 18.3.4 Das Beugungsgitter 18.3.5 Beugung an kreisförmigen Blenden (Beugungsunschärfe) 18.3.6 Beugung von Röntgenstrahlen Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in Materie 18.4.1 Der Brechungsindex 18.4.2 Das Absorptionsgesetz 18.4.3 Der Zusammenhang zwischen Absorption und Dispersion 18.4.4 Dichroismus und Doppelbrechung 18.4.5 Spannungsdoppelbrechung Spektralanalyse 18.5.1 Lambert-Beersches Gesetz 18.5.2 Extinktion kolloidaler Systeme Polarisation elektromagnetischer Wellen 18.6.1 Polarisationszustand 18.6.2 Erzeugung und Untersuchung von linear polarisiertem Licht 18.6.3 Optische Aktivität und Faraday-Effekt Materiewellen

316 316 316 316 319 322 324 324 325 328 328 330 332 333 333 334 337 337 339 339 340 342 343 343 344 348 349

Geometrische Optik Lichtausbreitung Optische Symbole Gesetze der Geometrischen Optik 19.3.1 Reflexion 19.3.2 Abbildung durch Spiegel 19.3.3 Brechung 19.3.4 Intensitäten von gebrochenem und reflektiertem Strahl

353 353 354 355 355 356 359 361

Inhalt

19.4

20. 20.1 20.2 20.3 20.4 20.5 20.6 20.7 20.8

XIII 19.3.5 Zerlegung von Licht in seine Spektralfarben mit Hilfe des Prismas 19.3.6 Totalreflexion 19.3.7 Optoelektronik Abbildung mit Linsen 19.4.1 Abbildung durch brechende Flächen 19.4.2 Die Abbildungsgleichung für eine brechende Fläche 19.4.3 Spezialfälle der Abbildungsgleichung 19.4.4 Die Abbildungsgleichung für eine Linse 19.4.5 Klassifizierung von Linsen 19.4.6 Konstruktion von Strahlengängen 19.4.7 Abbildungsfehler 19.4.8 Die Abbildungsgleichung für ein System aus zwei Linsen 19.4.9 Kardinalelemente von dicken Linsen und Linsensystemen 19.4.10 Die Schärfentiefe (Tiefenschärfe) 19.4.11 Das Auge 19.4.12 Optische Vergrößerung 19.4.13 Vergrößerung bei Betrachtung mit dem Auge

361 362 364 365 365 367 368 369 370 371 374 377 378 379 380 387 387

Einige optische Instrumente Lupe Projektions-Apparate Lichtmikroskop Elektronenmikroskop Das Fernrohr Photometer Strahlungsmeßgeräte Die Kamera

390 390 391 391 397 400 401 403 405

Atomkerne, Ionisierende Strahlung 21.1

21.2

21.3

21.4

Atomkerne 21.1.1 Elementarteilchen 21.1.2 Aufbau der Atomkerne 21.1.3 Kernresonanz Radioaktivität 21.2.1 Kernumwandlungen 21.2.2 Natürliche Radionuklide 21.2.3 Zerfallsgesetz 21.2.4 Radioaktives Gleichgewicht 21.2.5 Wechselwirkung energiereicher geladener Teilchen mit Materie 21.2.6 Wechselwirkung von Neutronen mit Materie 21.2.7 Strahlungsdetektoren 21.2.8 Medizinische Anwendung von Radionukliden 21.2.9 Kernspaltung und Kernfusion 21.2.10 Künstliche Kernumwandlung Röntgenstrahlen 21.3.1 Bremsstrahlung, charakteristische Strahlung 21.3.2 Erzeugung ultraharter Röntgenstrahlung durch Teilchenbeschleuniger . . . . 21.3.3 Wechselwirkung von Röntgen-und Gamma-Strahlung mit Materie 21.3.4 Röntgenbildaufnahmen Dosimetrie

406 406 407 409 410 410 413 415 416 417 419 420 423 428 431 432 432 435 438 441 443

XIV

Inhalt

Regelung, Steuerung, Informationsübertragung 22.

Regelung und Steuerung

447

23.

Informationsübertragung

450

Mathematische Beschreibung physikalischer Zusammenhänge Fehlerabschätzung 2.1 Größenordnungsmäßige Angabe von Meßfehlern 2.2 Ursachen von Fehlern 2.2.1 Fehler durch die Meßapparatur 2.2.2 Fehler durch das Meßobjekt 2.3 Methoden der Fehlerabschätzung 2.3.1 Meßfehler der Einzelgröße 2.3.2 Fehlerfortpflanzung 2.3.3 Fehler einer Funktion 2.4 Signifikanz-Tests Rechnen mit Vektoren Das Exponentialgesetz Weitere mathematische Beziehungen Einige Naturkonstanten Aufgaben Lösungen

452 453 454 455 455 455 455 456 459 460 461 462 465 466 471 472 484

Anhang A.l A.2

.A.3 A.4 A.5 A.6 A.7 A.8

Register

502

Einleitung Der Physik liegen zwei Axiome zugrunde: 1. Naturgesetze sind allgemeingültig, d.h. unter gleichartigen Bedingungen bestimmen sie zu jeder Zeit und überall mit gleicher Notwendigkeit das Naturgeschehen. 2. Die Beobachtung liefert allein die Entscheidungskriterien über die Richtigkeit eines Modells zur Beschreibung eines Naturereignisses: Das Experiment ist Beweisgrundlage. Dabei wird unter dem Experiment die planmäßige Beobachtung verstanden, bei der alle wesentlichen Einflüsse auf das Geschehen messend kontrolliert werden. Erst durch eindeutige Definition physikalischer Größen wird es möglich, Meßaufgaben zu formulieren, und durch Messungen Gesetzmäßigkeiten aufzudecken. Dazu gehört es, Maßeinheiten für diese Größen festzulegen. Physikalische Gesetze werden im allgemeinen in mathematischer Darstellung formuliert, weil sie die einfachste Beschreibung erlaubt und die Möglichkeit bietet, deduktive Schlußfolgerungen abzuleiten. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß im Vordergrund der physikalischen Erkenntnis die messende Beobachtung von Vorgängen in der Natur steht. Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem physikalischen Gesetz und einer mathematischen Formel ist, daß physikalische Größen prinzipiell nicht mit derselben Schärfe zu bestimmen sind wie mathematische Größen. Ein Meßpunkt stellt wegen prinzipieller Ungenauigkeiten und Meßfehler nie einen mathematischen Punkt dar. Daran sollte man sich bei der Beurteilung der Präzision mathematischer Formulierungen von physikalischen Gesetzmäßigkeiten erinnern. Die Grenze jedes Gesetzes liegt in der Meßgenauigkeit des jeweils entscheidenden Experiments. Die Abschätzung der Genauigkeitsgrenzen - oder Fehlergrenzen, wie man allgemein sagt - ist wesentlicher Bestandteil jeder Messung und auch jeder Anwendung eines physikalischen Gesetzes. Allgemein gilt, daß die Fehlerabschätzung ebenso wichtig ist wie die Angabe des Resultates selber. Ein Gesetz gilt mit Sicherheit nur für den Bereich der Variablen, innerhalb dessen Experimente durchgeführt wurden. Diese Einschränkung ist in der mathematischen Formulierung eines physikalischen Zusammenhanges meist nicht zu erkennen. Daher ist bei extremen Werten der Variablen Vorsicht geboten. Um in der verwirrenden Vielfalt der Naturerscheinungen allgemeine Gesetzmäßigkeiten überhaupt erkennen zu können, sucht man in der Physik einfache Modelle. Diesem Vorgehen liegt die Vorstellung zugrunde, daß man auch verwickelte Naturvorgänge in eine Reihe von ineinandergreifenden Einzelvorgängen zerlegen kann. Unter verschiedenen, einen Sachverhalt beschreibenden Modellen sollte man, wie bereits Newton forderte, normalerweise dem einfachsten den Vorzug geben. Zur Vereinfachung enthalten solche Modelle meist idealisierende Annahmen, die in der Natur nur näherungsweise erfüllt sind. (Ein Beispiel ist der Massenpunkt). Berechtigt ist das allerdings nur, wenn man abschätzen kann, daß die dadurch entstehenden Abweichungen vom realen Verhalten klein bleiben. Ein aus einem Modell abgeleitetes Gesetz gilt in allen Naturbereichen für Vorgänge, die auf das Modell zurückgeführt werden können. Es ist also zu unterscheiden zwischen dem Modell und der speziellen Realisierung in der Natur. Gerade für denjenigen, der die Physik als Hilfswissenschaft benötigt, ist es wichtig, sich immer wieder klarzumachen, daß hinter jedem physikalischen Gesetz eine Unmenge von Anwendungsbeispielen steht, die dem Gesetz erst seine Bedeutung geben. Für solche Anwendungsbeispiele den Blick zu schärfen, sollte der wesentliche Bestandteil der Physikausbildung für Mediziner, Biologen und Pharmazeuten sein. Insbesondere Medizinern begegnet die Physik heute zunehmend in Form von chromblitzender Verpackung komplizierter technischer Geräte zur Diagnose, Überwachung und Therapie. Das Innenleben und die Funktionsweise dieser Geräte sind den Anwendern zumeist mehr oder weniger unbekannt. Es kann zu verhängnisvollen Konsequenzen führen, daß perfektes Design und

2

Einleitung

optimistische Betriebsbeschreibung ebenso perfekte Meß- oder Anwendungsergebnisse demjenigen suggerieren können, dem die näheren Kenntnisse physikalisch-technischer Zusammenhänge fehlen. Unerläßlich sind solche Kenntnisse, um sich eine Vorstellung von den Grenzen der Meßgenauigkeit und der Anwendbarkeit von Diagnose-, Meß- und Therapiegeräten zu verschaffen. Zu fordern, daß das Verständnis der technischen Komponenten eines Geräts Voraussetzung für seine Bedienung sein soll, ist längst unrealistisch geworden. Ein realistischer Kompromiß dagegen ist, sich mit den physikalischen Grundlagen der technischen Anwendungen vertraut zu machen. Dazu soll das vorliegende Buch beitragen.

Mechanik

1.

Raum und Zeit

1.1

Physikalische Größen und Einheiten

1.1.1

Länge als Beispiel

Zur quantitativen Beschreibung eines Ereignisses ist die zahlenmäßige Angabe der untersuchten physikalischen Größen erforderlich. Solche Größen sind z.B. Länge, Geschwindigkeit oder die elektrische Stromstärke. Sie können stetig oder diskret sein. Ein Beispiel für eine stetige Größe ist die Zeit, eine diskrete Größe ist die Zahl N radioaktiver Atome einer Probe, die sich ja stets nur um ganze Zahlen ändern kann. Diese Unterscheidung ist wesentlich, wenn N klein ist. Ist N dagegen sehr groß, so kann man die Größe näherungsweise als stetig veränderlich ansehen, wie dies beim Gesetz von der radioaktiven Umwandlung, Gl. (21-3), geschieht. Stetige Größen haben den Vorteil, daß sie mathematisch leichter zu behandeln (z.B. zu differenzieren oder integrieren) sind. Eine physikalische Größe wird üblicherweise durch ein Buchstaben-Symbol abgekürzt, und sie ist festgelegt durch Angabe des Zahlenwertes und der Maßeinheit, z.B.: Länge/ (physikal. Größe)

= 0,097 (Zahlenwert)

Meter (m), (Einheit).

.

,

Im Laufe der Zeit ist eine Unzahl von Einheiten erfunden worden. Allein für die Länge geht ihre Zahl in die Hunderte. Durch Einführung von Einheitensystemen, in denen geeignete Einheiten zusammengefaßt wurden, hat man versucht, dieses Durcheinander zu beseitigen.

I

ln einem Einheitensystem sind einige physikalische Größen als Grund- oder Basisgrößen ausgewählt. Die übrigen Größen, die man als abgeleitete Größen bezeichnet, ergeben sich dann gemäß ihren Definitionsgleichungen als Kombinationen aus diesen Grundgrößen. So ergibt sich z.B. die gleichförmige Geschwindigkeit v als abgeleitete Größe durch die Definitionsgleichung v = s/t, wobei s die während der Zeit t zurückgelegte Wegstrecke ist, aus den Basisgrößen Länge und Zeit. Diese Beziehung stellt eine Größengleichung dar und legt zugleich

Tab. 1.1

Die Dimensionen einiger physikalischer Größen

Physikalische Größe Fläche Volumen Geschwindigkeit Beschleunigung Impuls Kraft Energie

Dimension

A V V

a P F E

Länge • Länge Länge • Länge•Länge Länge/Zeit Länge/(Zeit) 2 Masse • Länge/Zeit Masse • Länge/(Zeit) 2 Masse • (Länge) 2 /(Zeit) 2

4

1. Raum und Zeit

die Dimension von v fest, nämlich Länge dividiert durch Zeit. Die Dimension gibt die Zusammensetzung einer Größe aus den Basisgrößen an. In Tab. 1.1 sind die Dimensionen einiger physikalischer Größen angegeben, die sich aus den Basisgrößen Länge, Zeit und Masse ableiten. Den Basisgrößen werden Einheiten, Basis- oder Grundeinheiten zugewiesen. Damit sind auch die Einheiten der abgeleiteten Größen festgelegt, wenn man vereinbart, daß sie entsprechend ihrer Definitionsgleichungen zu bilden sind. So ist bei Verwendung der Basiseinheiten Meter (m) und Sekunde (s) die Einheit der Geschwindigkeit v gleich 1 m 1 s" 1 = 1 m s - 1 . (Auf Multiplikationspunkte bei Formeln und Einheiten wird in diesem Buch verzichtet.) Setzen wir nun in diese Gleichung andere Zahlen ein und geben an, daß z.B. 5 m in 3 s zurückgelegt wurden, so erhalten wir eine Zahlenwertgleichung:

Häufig werden abgeleiteten Einheiten zur Vereinfachung neue Namen gegeben, wie für die Kraft Newton oder den elektrischen Widerstand Ohm. In Tab. 1.2 sind die Basiseinheiten einiger heute üblicher Einheitensysteme, in Tab. 1.3 die zur Erweiterung von Einheiten vorgeschriebenen Vorsatzzeichen zusammengestellt. Von diesen Einheitensystemen ist 1970 in der Bundesrepublik Deutschland das Internationale Einheitensystem (SI = Système International d'Unités) gesetzlich eingeführt worden und ersetzt seit 1978 die übrigen Systeme. In Tab. 1.4 sind die Einheiten des SI mit Eigennamen zusammengestellt. Die Basiseinheiten sind, wie wir im folgenden genauer sehen werden, durch Eichnormale festgelegt. Die ständige Überprüfung der in Wirtschaft und Industrie verwendeten Meßgeräte mit diesen Eichnormalen (die Eichung) ist durch Gesetze und staatliche Verordnungen geregelt. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Zentralstelle für derartige Überwachungen die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig und Berlin.

Tab. 1.2

Basis-Einheiten einiger Einheiten-Systeme

EinheitenSystem

Mechanik Länge

Masse

CGS

Zentimeter cm

Gramm g

Sekunde s

MKSA

Meter m

Kilogramm kg

Sekunde s

Technisches

Meter m

Angelsächsisches Natürliches

foot ft

ProtonenComptonWellenlänge Ip Internationales Meter m (SI)

Kraft

Kilopond kp

Zeit

Elektrizitätslehre

Thermodynamik Photometrie

Stromstärke

TemStoffperatur menge

Lichtstärke

Ampere A

Sekunde s

pound lb

second s

Protonenmasse

t = /p/C

mp

(c = Lichtgeschwindigkeit)

Kilogramm kg

Sekunde s

Fahrenheit °F

Ampere A

Kelvin K

Mol mol

Candela cd

5

1.1 Physikalische Größen und Einheiten

Das SI macht auch den Gebrauch weiterer bisher üblicher, nicht in Systemen zusammengefaßter Einheiten überflüssig. Hierzu gehören z.B. PS als Leistungseinheit, cal als Energieeinheit oder Torr als Druckeinheit. Diese und einige weitere systemfremde Einheiten sind in Tab. 1.5 zusammengestellt. Tab. 1.3 Dezimale Vielfache und Teile von Einheiten

Vielfache:

Teile:

Zehnerpotenzen

Vorsatz

Vorsatzzeichen

1012 10' 106 103 KT1 10~2 10~3 lO"6 10-* 10"1J 10"15 10"18

Tera Giga Mega Kilo Dezi Zenti Milli Mikro Nano Pico Femto Atto

T G M k d c m M

n p f a

Tab. 1.4 Abgeleitete und sonstige Einheiten des SI mit eigenen Namen Mechanik Kraft: Druck: Energie: Leistung: Winkel: eben: räumlich: Frequenz:

1 kg m s -2 = 1 Newton (N) 1 kg m"1 s-2 = 1 Nnr 2 = 1 Pascal (Pa) 1 kg m2 s"2 = 1 Joule (J) 1 kg m2 s"3 = 1 Watt (W) 1 Radiant (rad) 1 Steradiant (Sr) 1 s' 1 = 1 Hertz (Hz)

Photometrie Lichtstrom: Beleuchtungsstärke:

1 cd Sr = 1 Lumen (Im) 1 cd Sr m"2 = 1 Lux (lx)

Elektrizitätslehre Spannung: Widerstand: Leitwert: Kapazität: Induktivität: Ladung: Magnetischer Fluß: Magnetische Induktion:

1 kg m2 s"3 A"1 = 1 Volt (V) 1 kg m2 s"3 A"2 = 1 Ohm (fi) 1 kg"1 m"2 s3 A 2 = 1 fi"1 = 1 Siemens (S) 1 A s V"1 = 1 Farad (F) 1 kg m2 s"2 A"2 = 1 Henry (H) 1 A s = 1 Coulomb (Cb) 1 kg m2 s"2 A"1 = 1 Weber (Wb) 1 kg s"2 A"1 = 1 Tesla (T)

Atom- und Kernphysik Masse: Energie: Aktivität: Energiedosis: Äquivalentdosis:

1 atomare Masseneinheit (1 u = 1,66058 • 10 1 Elektronenvolt (1 eV = 1,60206 • IO"1' J) 1 s"1 = 1 Becquerel (Bq) 1 Jkg- 1 = l.Gray(Gy) 1 J kg"1 = 1 Sievert (Sv)

27

kg)

6

1. Raum und Zeit

Tab. 1.5

Einige nicht zum SI gehörige Einheiten

Größe

Einheit

Umrechnung —*• SI

Länge

Fermi Ängström (Ä) Zoll (inch) englische Meile atomare Längeneinheit (a„) Lichtjahr

10"15 m 10"10 m 0,0254 m 1609,33 m 0,529- 10"'° m 9,45 • 1015 m

Kraft

dyn Kilopond

10"5 N 9,81 N

Druck

physikal. Atmosphäre (atm) techn. Atmosphäre (at) bar Torr (mm Hg-Säule) Zentimeter Wassersäule (cm WS)

101325 Pa 98066,5 Pa 100000 Pa 133,3224 Pa

Masse

Pfund Zentner Tonne

0,5 kg 50 kg 1000 kg

Energie

Kalorie (cal) erg Hartree Rydberg

4,1868 J 10"7 J 4,359- 10"18 J 2,179- 1(T18 J

98,0665 Pa

Leistung

Pferdestärke (PS)

735,49875 W

Lichtstärke

Hefnerkerze

0,903 cd

Magn. Feldstärke

Oersted (Oe)

103 . -.— Am 4 ji

Magn. Flußdichte

Gauß (G)

10"4 T

Aktivität einer radioaktiven Substanz

Curie (Ci)

3,7 • 1 0 ' V (Bq)

Energiedosis

rad

0,01 J k g - ' ( G y )

Äquivalentdosis

rem

0,01 J k g M ( S v )

Ionendosis

Röntgen

2,58 • 10"4 C kg

Zeit

Minute (min) Stunde (h)

60 s 3600 s

Temperatur

Fahrenheit (°F)

0°CÄ 32°F; 1 0 0 ° C ^ 212°F

1.1.2

I

Basiseinheiten des internationalen Einheitensystems

Physikalische G r ö ß e n sind ü b e r M e ß v e r f a h r e n definiert. E i n e Messung besteht aus d e m direkten o d e r indirekten Vergleich der zu m e s s e n d e n G r ö ß e n mit einem Eichnormal.

Der indirekte Vergleich kann beispielsweise über die Skala eines geeichten Meßinstrumentes oder über Sekundärstandards erfolgen, die ihrerseits durch Vergleichsmessungen an ein Eichnormal angeschlossen sind. Durch Eichnormale, d.h. spezielle, vorgeschriebene Experimente werden die Einheiten physikalischer Basisgrößen festgelegt.

Die Eichnormale

d e r Basiseinheiten

des SI sind:

1. Meter (m) D a s M e t e r ist die Wegstrecke, die das Licht im V a k u u m w ä h r e n d des Zeitintervalls von ( 1 / 2 9 9 7 9 2 4 5 8 ) s durchläuft. D a m i t ist das M e t e r auf d e n W e r t d e r Vakuumlichtgeschwindigkeit bezogen.

7

1.1 Physikalische Größen und Einheiten

2. Sekunde (s) Die Festlegung der Zeiteinheit aus der Länge des Tages ist für heutige Ansprüche zu ungenau. Daher bezieht man sich auf Vorgänge im Atom. Die Sekunde ist das 9 192631 770fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen 2 bestimmten Niveaus (den Hyperfeinstrukturniveaus des elektronischen Grundzustandes) des Nuklids 133 Cs entsprechenden Strahlung. Das Eichnormal ist in der Atomuhr realisiert. 3. Kilogramm (kg) Die Masseneinheit ist bisher nicht auf Naturkonstanten gegründet, sondern auf dem in Sèvres (Frankreich) aufbewahrten Kilogramm-Prototyp, einem Block einer PlatinIridium-Legierung. Zur Festlegung von Atommassen bezieht man sich auf das KohlenstoffIsotop

1?

C, mit der Masse m =

12

- kg, wobei NA die Avogadrosche Konstante (Loschmidtsche

Zahl), TVa = 6,0220 • 10 23 , ist. (Die atomare Masseneinheit u ist der zwölfte Teil der Masse eines Atoms des Nuklids gehört nicht zu den Basiseinheiten des SI, darf jedoch verwendet werden).

12

C; sie

4. Ampere (A) Ein Ampere ist die Stärke eines zeitlich unveränderlichen elektrischen Stromes, der, durch zwei im Vakuum im Abstand 1 m voneinander angeordnete, geradlinige, unendlich lange Leiter von vernachlässigbarem Querschnitt fließend, zwischen diesen Leitern für jeden Abschnitt der Länge 1 m eine Kraft von F = 2 • 10~7 N hervorrufen würde. 5. Kelvin (K) Ein Festpunkt der Temperaturskala ist der Tripelpunkt des Wassers, bei dem Eis, Wasser und Dampf miteinander im thermischen Gleichgewicht stehen. Seine Temperatur ist auf genau 273,16 K festgelegt. Bei 1 K Temperatursteigerung dehnt sich ein ideales Gas bei konstantem Druck um 1/273,16 seines Volumens bei der Temperatur des Tripelpunktes des Wassers aus. 6. Candela (cd) Eine Candela ist die Lichtstärke, die von einer Strahlungsquelle erzeugt wird, die monochromatisches Licht der Frequenz 5,4 • 10 14 Hz mit einer Leistung von 1/683 Watt pro Raumwinkeleinheit emittiert. 1971 wurde zu den sechs Basiseinheiten des SI als siebte Basiseinheit das Mol hinzugefügt und folgendermaßen definiert: 7. Mol Ein Mol ist die Stoffmenge eines Systems, das aus ebensoviel Einzelteilchen besteht, wie Atome in 0,012 kg des Kohlenstoffisotops 12 C enthalten sind. Hierbei müssen die Einzelteilchen spezifiziert sein; es können Atome, Moleküle, Ionen, Elektronen sowie andere Teilchen sein. Das Einheitenzeichen der Stoffmengengröße Mol ist mol. Nach dieser Definition sind also Stoffmenge und Masse als voneinander unabhängige Größen anzusehen, und die von Ostwald stammende Definition des Mol als das Molekulargewicht in Gramm ist damit aufgehoben. In einem mol sind NA Teilchen enthalten, wobei NA die Avogadro- (oder Loschmidt-)Konstante bedeutet: 7Va = 6,0220 • 10 23 mol" 1 . Bezieht man die Masse einer Probe aus einheitlichen Teilchen auf die Stoffmenge, indem man die Einheit g mol - 1 verwendet, so ist der Zahlenwert gleich dem Zahlenwert der Teilchenmasse in atomaren Masseneinheiten.

1.1.3

Längenmessung

Eine Längenmessung in einfacher Form ist unter den physikalischen Meßverfahren sicher das anschaulichste. Durch Anlegen eines Maßstabes, der meist in m, cm und mm unterteilt ist, wird durch direkten Vergleich die interessierende Länge eines Gegenstandes oder die Entfernung

8

1. R a u m u n d Z e i t

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i bzw. i>2 und danach t>\ bzw. z)i haben. Bewegen sich die Kugeln längs einer gemeinsamen Geraden (zentraler Stoß), so können wir mit den Geschwindigkeitsbeträgen rechnen. Aufgrund der beiden Erhaltungssätze schreiben wir für den Impuls: ml vi + m2 v2 = mj v\ + m2 v'2, und für die kinetische

(4-3)

Energie:

1 ? 1 7 1 7 1 1 -rtiivi + —m2v2 = — rti\ v\ + —m2 v'2.

(4-4)

Durch Umformen und Einsetzen der beiden Gleichungen ineinander finden wir für die Geschwindigkeiten nach dem Stoß: fl =

(mi — m2) vj + 2 m2 v2 ; , + m2

(4-5)

v2 =

(m2 — mA v2 + 2 rtii vi . m, + m 2

(4-6)

V

l'=° V

0

V

2 = V1

Abb. 4.3 Elastischer Stoß zwischen zwei gleichen Kugeln (Fall 1): schwarze Kugeln kennzeichnen die Position vor dem Stoß, gestrichelte Kugeln kennzeichnen die Position nach dem Stoß.

Wir wollen einige Sonderfälle diskutieren: 1. Sei i7i\ = m2 und v2 = 0. Dann ist v\ = 0 und v'2 = v\. Die zweite Kugel, die vor dem Stoß geruht hat, fliegt also mit der Anfangsgeschwindigkeit der ersten Kugel fort, während diese liegen bleibt (Abb. 4.3). Das ist letztlich der Grund dafür, weshalb man in Kernreaktoren vornehmlich Wasser als Moderator (Kap. 21.2.9) benutzt (weil eben w N e u t r o n = m Proton ist). 2. Sei mx = m2 und vi = — v2, d. h. zwei gleich schwere Kugeln bewegen sich gleich schnell aufeinander zu. Nach dem Stoß sind dann die Geschwindigkeiten gerade vertauscht: v\ = v2 und v'2 = v u

4.4 Drehimpulserhaltungssatz

55

3. Sei Wi sehr viel kleiner als m 2 (z.B. Stoßeines Neutrons gegen ein Bleiatom), ra, « m 2 , und sei v2 = 0. Dann ist näherungsweise v\ = 2(mxlm2)v\. Der von der großen Kugel aufgenommene Impuls ist demnach 2m ¡v die aufgenommene Energie 2{m\lm2)v\. Beim elastischen Stoß eines Neutrons mit einem Bleiatom, dessen Masse das ca. 21 Ofache der Neutronenmasse beträgt, übernimmt also das Bleiatom höchstens 4/210 der Energie des stoßenden Neutrons. Im Gegensatz zu Wasser ist Blei nicht als Moderatormaterial in Kernreaktoren geeignet. Ist die Masse m2 unendlich groß und v2 = 0, dann ist ersichtlich, daß der durch m2 aufgenommene Impuls zwar 2m tvi, aber die aufgenommene Energie Null ist. Daher gilt v\ = —v\ und v2 = 0. Dieser Fall liegt vor bei der elastischen Reflexion eines Balles an einer Wand. 4. Ist stattdessen die Masse m\ groß gegen m2 und v2 = 0, so kann v'2 höchstens 2 v\ betragen. Beim Stoß eines a-Teilchens gegen ein Elektron (ra a : w E i = 4 • 1836:1) kann also höchstens 1:1836 der Energie des a-Teilchens an das Elektron abgegeben werden. Inelastischer Stoß Beim inelastischen Stoß wird ein Teil der kinetischen Energie der Kugeln in Verformungs-, Wärmeenergie usw. umgewandelt. Dann gilt zwar noch der Impulssatz Gl. (4-3) aber nicht der Energiesatz in der Form der Gl. (4-4).

M=rrYm.

^ = v2=v

Abb. 4.4 Inelastischer Stoß: (a) vor dem Stoß, (b) nach dem Stoß.

Für den speziellen Fall, daß, wie z.B. bei der in einen ruhenden Sandsack einschlagenden Kugel (Abb. 4.4), die Endgeschwindigkeit beider Massen gleich ist (v\ = v2 = v'), hat der Impulserhaltungssatz die Form: m\v i = (mi + m2)v'. Nur in diesem Fall läßt sich die Geschwindigkeit nach dem Stoß ohne Benutzung des Energieerhaltungssatzes berechnen. Dessen Anwendung wäre ohne Zweifel schwierig, da wir den durch Zerstörungsarbeit im Sandsack bedingten Energieverlust nicht kennen. Bei den meisten Stoßvorgängen liegt keiner der beiden besprochenen Extremfälle (elastischer bzw. inelastischer Stoß) vor, vielmehr wird meist ein Teil der Energie inelastisch umgewandelt, und dann ist es nötig, den Verformungsvorgang und die darin umgesetzte Verformungsenergie mitzuberücksichtigen, wodurch das Problem zwar prinzipiell immer noch lösbar bleibt, praktisch aber sehr kompliziert wird.

4.4

Drehimpulserhaltungssatz

Analog zum Impulserhaltungssatz der Translationsbewegung formulieren wir für die Rotationsbewegung den Satz von der Erhaltung des Drehimpulses:

I

Wenn auf ein System mehrerer Körper keine Drehmomente von außen wirken (abgeschlossenes System), so bleibt der Gesamtdrehimpuls des Systems konstant (erhalten), gleichviel, welche inneren Kräfte wirksam sind.

56

4. Erhaltungssätze

Wir können diesen Satz am Beispiel des Drehschemels veranschaulichen (Abb. 4.5). Auf dem um seine vertikale Achse drehbaren Schemel sitzt eine Versuchsperson. Sie hält ein schweres, durch einen Motor angetriebenes Rad so, daß die Drehachse senkrecht steht. Solange der Motor nicht läuft, ist der Gesamtdrehimpuls des Systems gleich Null. Schaltet man den Motor ein, dann beginnt sich das Rad zu drehen, und es zeigt sich, daß der Schemel in eine der Drehrichtung des Rades entgegengesetzte Rotation versetzt wird. Aus dem Drehimpulserhaltungssatz folgt, daß die Drehimpulse beider Bewegungen entgegengesetzt gleich sein müssen, damit der Gesamtdrehimpuls wie vor dem Einschalten des Motors gleich Null bleibt. Aus demselben Grund müßte sich beim Starten eines Hubschraubers der Rumpf entgegen der Rotation der Rotorblätter zu drehen beginnen, was aber durch den kleinen Propeller am Schwanzende des Hubschraubers verhindert wird.

Abb. 4.5

Drehschemel.

Jemand hat den Satz geprägt, daß Energie- und Drehimpulserhaltungssatz die Welt regieren. Die Bedeutung des Energiesatzes wurde bereits angesprochen. Auch für den Drehimpulssatz gibt es wichtige Beispiele: Weil der den Planeten bei ihrer Entstehung vermittelte Drehimpuls sich nicht ändern darf, kreisen diese unablässig auf Ellipsenbahnen um die Sonne. Aus dem gleichen Grund dreht sich die Erde alle 24 Stunden einmal um ihre Achse, und im Bereich der Atome regelt der Drehimpulserhaltungssatz den Umlauf der Elektronen auf den stationären Bohrschen Bahnen (siehe Kap. 17.4).

5.

Mechanische Eigenschaften von Stoffen

Zum Verständnis der mechanischen Eigenschaften von Gasen, Flüssigkeiten und Festkörpern ist die Kenntnis einiger ihren atomaren Aufbau betreffender Grundlagen erforderlich.

Kernkräfte

elektrische \ /

W.W. ( C o u l o m b W.W.)

Atom

Atom

Atom

I

/

elektrische ^^

|

W. W. ( C o u l o m b - , v . d . W a a l s W.W. ^

( G a s - ) Molekül, F l ü s s i g k e i t , Abb. 5.1

H - Brückenbindung)

Festkörper

Für den Aufbau der Materie verantwortliche Wechselwirkungen (W.W.).

In Abb. 5.1 ist vereinfachend dargestellt, wie sich Materie aus elementaren Bausteinen aufbaut. Elektrisch positiv geladene Protonen und elektrisch neutrale Neutronen werden durch extrem starke Kernkräfte zu Atomkernen zusammengehalten. Im elektrischen Feld der positiven Kerne sind negativ geladene Elektronen gebunden, d. h. sie sind in begrenzten Raumbereichen um den Kern (Elektronenhülle) zu finden. Ihre Klassifikation nach K-, L-, M-... -Schalen (Kap. 17.4) bedeutet, daß sich die Elektronen vornehmlich in Kugelschalen aufhalten, die den Bohrschen Bahnen entsprechen. Ihre weitere Klassifikation nach Symmetrien bedeutet, daß sich die Elektronen ins-,p-, d-... -Orbitalen (Abb. 5.2) aufhalten, wobei der von s-Elektronen ausgefüllte Raumbereich kugelsymmetrisch ist, und der von p-Elektronen keulenförmig. Kern und Hüllenelektronen bilden zusammen das Atom. Im Vergleich zum Durchmesser der Kerne (ca. 10"' 5 m) sind die Raumbereiche der Hülle sehr groß (ca. 10~10 m). Folgendes Beispiel liefert eine anschauliche Vorstellung von den Größenverhältnissen: Angenommen, der Kerndurchmesser sei auf die Größe eines Stecknadelkopfes vergrößert, dann entspricht der im gleichen Maßstab vergrößerte Atomdurchmesser der Höhe des Kölner Doms. Den weitaus größten Teil des Volumens eines Atoms nimmt also die Elektronenhülle ein. Um den Aufbau der Materie aus Atomen weiter zu verfolgen, wollen wir in Kap. 5.1 die Wechsel Wirkungskräfte, die zwischen verschiedenen A t o m e n und M o l e k ü l e n wirken können,

näher betrachten.

58

5. Mechanische Eigenschaften von Stoffen

5.1

Wechselwirkungen zwischen Atomen und Molekülen

5.1.1

Bindungsarten

Normalerweise werden die physikalischen Gesetzmäßigkeiten der chemischen Bindung mit Hilfe der Quantenmechanik beschrieben. Wir wollen hier versuchen, die aus der Q u a n t e n m e chanik folgenden Ergebnisse bezüglich der chemischen Bindung im R a h m e n der klassischen Physik anschaulich zu interpretieren. Die Wechselwirkung zwischen A t o m e n , die zur chemischen Bindung führen, sind elektrischer Art, auch wenn man aufgrund der Tatsache, daß A t o m e nach außen hin elektrisch neutral sind, auf den ersten Blick eine Coulomb-Kraft nach Gl. (5-1) vom Betrage Null zwischen den A t o m e n erwarten sollte. Das Coulombsche Gesetz - wir werden es in Kap. 14.2.2 genauer kennenlernen —

59

5.1 Wechselwirkungen zwischen Atomen und Molekülen

(5-1)

r 12

ist strenggenommen für punktförmige elektrische Ladungen q^ und q2 gültig und außerdem für den Fall, daß