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German Pages 472 [470] Year 2019
DANTE ALIGHIERI
Philosophische Werke Herausgegeben unter der Leitung von Ruedi Imbach Band 4/III
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
DANTE ALIGHIERI
Das Gastmahl Drittes Buch
Übersetzt von Thomas Ricklin Kommentiert von Francis Cheneval
1talienisch - Deutsch
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
INHALT
Vorrede ..............................................................................
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DANTE ALIGHIERI Convivio /Das Gastmahl Drittes Buch. Text (2) und Übersetzung ........................... Kanzone Amor ehe ne la mente (Verse 1-90) ............... Kapitel i-vx
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i,1-13 ....................................................................... ii, 1-19....................................................................... iii, 1-15 ....................................................................... iv, 1-13....................................................................... V, 1-22....................................................................... vi, 1-13 ....................................................................... vii, 1-17 ....................................................................... viii, 1-22 .......................................................................
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ix, 1-16 ······································································· 63 X, 1-10....................................................................... 71 xi, 1-18 ....................................................................... 75 xii, 1-14 ....................................................................... 83 xiii, 1-11 . .... ... .... ...... ....... ... ..... .... .. .... ... ........ ... .... ..... ... .. 89 xiv, 1-15 ....................................................................... 95 XV, 1-20 ....................................................................... 101 Literalkom.mentar. Von Francis Cheneval . ...... ..... ..... ........ 111 Literatur ............................................................................ 433
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Inhalt
Index norninum .. ..... ...... ......... .. ........ .. ..... ...... .. ..... .... .. .... ... 449 Index rerum . ..... ..... ... ... ..... .... ..... .. ... ....... .... ..... ..... .... .. ... .... . 451 Personenregister zum Literalkollllllentar (antike und mittelalterliche Autoren)................................ 461
VORREDE
In seinem ausführlichen Kommentar zur Kanzone «Amor ehe ne la mente mi ragiona» (Amor, der im Geist mir handelt) führt Dante sein Vorhaben weiter, seinem Publikum die Philosophie als begehrenswerte Frau vorzustellen. Das dritte Buch vollendet das im zweiten Buch begonnene Lob der Philosophie und läßt im Chore der mittelalterlichen Denker die singuläre Stimme des Einzelgängers aus Florenz in besonders eindrücklicher Weise erklingen. Die Fortführung der vorliegenden Ausgabe Dantes wurde durch die Unterstützung des «Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung» ermöglicht. Die Druckvorlagen dieses Bandes hat mit großer Sorgfalt Miroslaw Lanczkowski erstellt, Marianne Mösch hat beim Korrekturlesen geholfen und Silvia Maspoli hat den italienischen Index bearbeitet. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Bruxelles /Freiburg i. Ue. am 22. Juni 1998
Francis Cheneval Ruedi Imbach Thomas Ricklin
DANTE ALIGHIERI
Convivio / Das Gastmahl Trattato Terzo Drittes Buch
CONVIVIO
Trattato terzo
Amor ehe ne la mente mi ragiona de la mia donna disiosamente, move eose di lei meeo sovente, ehe lo 'ntelletto sovr'esse disvia. Lo suo parlar si dolcemente sona, ehe l'anima eh'aseolta e ehe lo sente dice: «Üh me lassa! eh'io non son possente di dir quel eh'odo de la donna mia!» E eerto e' mi eonvien lasciare in pria, s'io vo' trattar di quel eh'odo di lei, eio ehe lo mio intelletto non eomprende; e di quel ehe s'intende gran parte, perehe dirlo non savrei. Pero, se le mie rime avran difetto eh'entreran ne la loda di eostei, di eio si biasmi il debole intelletto e 'l parlar nostro, ehe non ha valore di ritrar tutto eio ehe diee Amore. Non vede il sol, ehe tutto 'l mondo gira, eosa tanto gentil, quanto in quell'ora ehe luee ne la parte ove dimora la donna, di eui dire Amor mi faee. Ogni Intelletto di Ia su la mira, e quella gente ehe qui s' innamora ne' lor pensieri la truovano aneora quando Amor fa sentir de la sua paee. Suo esser tanto a Quei ehe lel da piaee,
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Drittes Buch
Amor, der im Geist mir handelt verlangend von meiner Frau, bewegt mich oft derart mit ihren Dingen, daß mein Intellekt darüber in die Irre geht. Sein Sprechen klingt so lieblich, daß die Seele, die hört und wahrnimmt sagt: „Weh mir, denn ich bin nicht fähig auszudrücken, was ich von meiner Frau vernehme!" Es ist gewiß, daß ich beiseite lassen muß, wenn ich vom über sie Gehörten handeln will, was mein Intellekt nicht begreift und von dem, was man versteht einen guten Teil, denn ich vermag ihn nicht auszudrücken. Wenn also Mangel leiden meine Verse, die sich auf ihr Lob einlassen, ist diesbezüglich der schwache Intellekt zu tadeln, und unser Sprechen, das nicht die Kraft hat, alles wiederzugeben, was Amor sagt. Nicht sieht die Sonne, die die ganze Welt umkreist, so Höfliches, wie zu jener Stunde, in der sie leuchtet, wo jene Frau weilt, von der Amor mich sprechen ließ. Jeder Intellekt beschaut sie von dort oben und jene Menschen, die sich hier verlieben, finden sie in ihren Gedanken wieder, wenn Amor von seinem Frieden spüren läßt. Ihr Sein gefällt Jenem, der es gibt, so sehr,
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ehe 'nfonde sempre in lei la sua vertute, oltre 'l dimando di nostra natura. La sua anima pura, ehe riceve da Lui questa salute, lo manifesta in quel ch'ella conduce: ehe 'n sue bellezze son cose vedute ehe li occhi di color dov'ella luce ne mandan messi al cor pien di desiri, ehe prendon aire e diventan sospiri. In lei discende la virtll divina sl come face in angelo ehe 'l vede; e qual donna gentil questo non crede, vada con lei e miri li atti sui. Quivi dov'ella parla, si dichina un spirito da ciel, ehe reca fede come l'alto valor ch'ella possiede e oltre quel ehe si conviene a nui. Li atti soavi ch'ella mostra altrui vanno chiamando Amor ciascuno a prova in quella voce ehe lo fa sentire. Di costei si puo dire: gentile ein donna cio ehe in lei si trova, e bello e tanto quanto lei simiglia. E puossi dir ehe 'l suo aspetto giova a consentir cio ehe par maraviglia; onde la nostra fede e aiutata: pero fu tal da etterno ordinata. Cose appariscon ne lo suo aspetto, ehe mostran de' piacer di Paradiso, dico ne li occhi e nel suo dolce riso, ehe le vi reca Amor com' a suo loco. Elle soverchian lo nostro intelletto come raggio di sole un frale viso: e perch'io non le posso mirar fiso, mi convien contentar di dirne poco.
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daß ständig er seine Kraft in sie ergießt, weit über das Verlangen unserer Natur hinaus. Ihre reine Seele, die dieses Heil von Ihm empfängt, zeigt es in ihrem Benehmen: denn in ihrer Schönheit sind Dinge zu sehen, so daß die Augen jener, denen sie erscheint, Boten voller Wünsche zum Herzen senden, die zu Luft werden und in Seufzern enden. In sie steigt die göttliche Kraft nieder, wie in einen Engel, der Ihn sieht; und die höfliche Frau, die dies nicht glaubt, möge sich zu ihr gesellen und ihre Handlungen betrachten. Da wo diese spricht, steigt ein Geist vom Himmel nieder, der Glauben schafft, derart übertrifft ihr eigener Wert das, was uns zukommt. Die lieblichen Handlungen, die sie andern zeigt, wetteifern darum, nach Amor zu rufen in jener Stimme, die ihn aufhorchen läßt. Von ihr kann man sagen: höflich ist bei einer Frau das, was bei ihr sich findet, und schön ist sie, soweit sie ihr gleicht. Und man kann sagen, daß ihr Anblick einlädt, dem wunderbar Erscheinenden zuzustimmen, so daß unserem Glauben geholfen ist, weswegen dies seit Ewigkeit angeordnet war. Dinge erscheinen in ihrem Anblick, die etwas von den Paradiesesfreuden zeigen, ich meine in den Augen und in ihrem süßen Lächeln, die Amor hier an ihren Platz getan. Sie übertreffen unseren Intellekt, wie der Sonnenstrahl ein schwaches Sehen: und weil ich sie nicht unablässig betrachten kann, muß ich mich damit begnügen, wenig darüber zu sagen.
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Convivio III • Canzone, 63-90
Sua bielta piove fiammelle di foeo, animate d'un spirito gentile eh'e ereatore d'ogni pensier bono; e rompon eome trono l'innati vizii ehe fanno altrui vile. Pero qual donna sente sua bieltate biasmar per non parer queta e umile, miri eostei eh'e essemplo d'umilitate! Questa e eolei eh'umilia ogni perverso: eostei penso Chi mosse l'universo. Canzone, e' par ehe tu parli eontraro al dir d'una sorella ehe tu hai; ehe questa donna ehe tanto umil fai ella la ehiama fera e disdegnosa. Tu sai ehe 'l ciel sempr'e lueente e ehiaro, e quanto in se non si turba gfä mai; ma li nostri oeehi per eagioni assai ehiaman la stella talor tenebrosa. Cosi, quand'ella la ehiama orgogliosa, non eonsidera lei seeondo il vero, ma pur seeondo quel eh' a lei parea: ehe l' anima temea, e teme ancora, si ehe mi par fero quantunqu'io veggio fä 'v'ella mi senta. Cosi ti seusa, se ti fa mestero; e quando poi, a lei ti rappresenta: dirai: «Madonna, s'ello v'e a grato, io parlero di voi in ciaseun lato».
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Ihre Schönheit läßt Flämmchen von Feuer regnen, beseelt von einem höflichen Geist, der Schöpfer jedes guten Gedankens ist: Und wie der Blitz zerstören sie die angeborenen Laster, die andere niederträchtig machen. Doch welche Frau auch immer ihre Schönheit sieht gelästert, weil sie nicht ruhig und demütig erscheint, betrachte diese, die das Beispiel der Demut ist! Sie ist jene, die jeden Verdorbenen demütigt: diese erdachte Jener, der das Universum bewegte. Kanzone, es scheint Du widersprichst dem Wortlaut einer deiner Schwestern; denn diese Frau, die Du so demütig machst, nennt jene grausam und unwillig. Du weist, daß der Himmel stets leuchtet und hell ist und er selbst sich nie trübt; aber unsere Augen nennen aus vielen Gründen die Sterne manchmal trüb. Ebenso, wenn jene diese stolz nennt, beurteilt sie diese nicht der Wahrheit gemäß, sondern entsprechend dem, als was sie ihr erschien: denn die Seele fürchtete sich und fürchtet sich noch, daß es mir grausam scheint, wann immer ich sehe, wo sie mich wahrnimmt. So entschuldige Dich, wenn es denn nötig ist; und wenn Du Dich ihr vorstellst, wirst Du sagen: «Angebetete, so es Euch genehm ist, werde ich überall von Euch sprechen».
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i. Cosl eome nel preeedente trattato si ragiona, lo mio seeondo amore prese eomineiamento da la miserieordiosa sembianza d'una donna. Lo quale amore poi, trovando la mia disposta vita al suo ardore, a guisa di fuoeo, di pieeiolo in grande fiamma s' aeeese; siehe non solamente vegghiando, ma dormendo, lume di eostei ne la mia testa era guidato. (2) E quanto fosse grande lo desiderio ehe Amore di vedere eostei mi dava, ne dire ne intendere si potrebbe. E non solamente di lei era eosi disidiroso, ma di tutte quelle persone ehe alcuna prossimitade avessero a lei, o per farniliaritade o per parentela alcuna. (3) Oh quante notti furono, ehe li oeehi de !'altre persone ehiusi dormendo si posavano, ehe li miei ne lo abitaeulo del mio amore fisamente miravano ! E si eome lo multiplieato ineendio pur vuole di fuori mostrarsi, ehe stare aseoso e impossibile, volontade mi giunse di parlare d'amore, l[a] quale del tutto tenere non potea. (4) E avvegna ehe poea podestade io potesse avere di mio eonsiglio, pure in tanto, o per volere d' Amore o per mia prontezza, ad esso m' aeeostai per piU fiate, ehe io deliberai e vidi ehe, d' amor parlando, piii bello ne piU profittabile sermone non era ehe quello nel quale si eommendava la persona ehe s' amava. (5) E a questo deliberamento tre ragioni m'informaro: de le quali l'una fu lo proprio amore di me medesimo, lo quale e principio di tutti li altri, si eome vede ciaseuno. CM piU licito ne piii eortese modo di fare a se medesimo altri onore non e, ehe onorare I' amieo. Che eon cio sia eosa ehe intra dissimili arnista essere non possa, dovunque arnista si vede similitudine s' intende; e dovunque similitudine s'intende eorre eomune la loda e lo vituperio. (6) E di questa ragione due grandi ammaestramenti si possono intendere: l'uno sie di non volere ehe alcuno vizioso si mostri arnieo, perehe in cio si prende oppinione non buona
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i. Wie im vorangehenden Traktat dargelegt wird, nahm meine zweite Liebe ihren Anfang von der barmherzigen Erscheinung einer Frau. In der Folge entwickelte sich diese Liebe, da sie mein Leben ihrer Glut entsprechend veranlagt fand, wie Feuer von einer kleinen zu einer großen Flamme; so daß das Licht dieser [Frau] nicht nur im Wachen, sondern auch im Schlafen seinen Weg in meinen Kopf fand. (2) Und wie groß das Verlangen, sie zu sehen, war, das die Liebe mir eingab, kann man weder ausdrücken noch verstehen. Und nicht nur in Bezug auf sie war es derart verlan~end, sondern auch in Bezug auf alle Personen, die aufgrund von Bekanntschaft oder von Verwandtschaft irgendeine Nähe zu ihr hatten. (3) Ach, wie viele Nächte vergingen, während denen die Augen der anderen Menschen geschlossen im Schlaf ruhten, und meine starr auf den Aufenthaltsort meiner Liebe gerichtet waren. Und wie die umsichgreifende Feuersbrunst sich auch nach außen hin zeigen will, denn verborgen zu bleiben, ist [ihr] unmöglich, so führte mich der Wille dazu, von der Liebe zu sprechen, die er nicht bändigen konnte. (4) Und obwohl auf mein Ratschluß wenig Verlaß war, nahm ich ihn, sei es wegen der Liebe Wollen, sei es aufgrund meiner Bereitschaft, mehrmals an und ich entschloß mich und ich erkannte, als ich von der Liebe sprach, daß es weder eine schönere noch nützlichere Rede gibt, als jene, in der man die geliebte Person lobt. (5) Zu diesem Entschluß veranlaßten mich drei Gründe: einer davon war die Liebe meiner selbst, die der Anfang von allen anderen ist, wie jeder sehen kann. Denn es gibt keine statthaftere und höflichere Art, sich selbst Ehre zu bezeugen, als den Freund zu ehren. Hierbei [ist zu wissen], daß es zwischen ungleichen keine Freundschaft geben kann, und wo immer man Freundschaft sieht, man Ähnlichkeit voraussetzt; und wo immer Ähnlichkeit vorausgesetzt ist, gehen Lob und Tadel miteinander einher. (6) Und aus dieser Überlegung können zwei bedeutende Lehren gezogen werden: die eine ist, daß man nicht will, daß ein lasterhafter sich als Freund zeigt, denn daraus er-
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di eolui eui amieo si fa; l' altro si e, ehe nessuno dee l' amieo suo biasimare palesemente, pero ehe a se medesimo da del dito ne l' oeehio, se ben si mira la predetta ragione. (7) La seeonda ragione fu lo desiderio de la durazione di questa amistade. Onde e da sapere ehe, sl eome diee lo Filosofo nel nono de l'Etiea, ne l' amistade de le persone dissimili di stato eonviene, a eonservazione di quella, una proporzione essere intra loro ehe la dissimilitudine a similitudine quasi reduea. (8) Sl eom'e intra lo signore e lo servo: ehe, avvegna ehe lo servo non possa simile beneficio rendere a lo signore quando da lui e beneficiato, dee pero rendere quello ehe migliore puo eon tanta sollieitudine di prontezza, ehe quello ehe e dissimile per se si faeeia simile per lo mostramento de la buona volontade; la quale manifesta, l'amistade si ferma e si eonserva. (9) Per ehe io, eonsiderando me minore ehe questa donna, e veggendo me beneficiato da lei, [proposi] di lei eommendare seeondo la mia faeultade, la quale, se non simile e per se, almeno la pronta volontade mostra (ehe, se piU potesse, piU farei), e eosl si fa simile a quella di questa gentil donna. (10) La terza ragione fu uno argomento di provedenza; ehe, sl eome diee Boezio, «non basta di guardare pur quello ehe e dinanzi a li oeehi», cioe lo presente, e pero n' e data la provedenza ehe riguarda oltre, a quello ehe puo avvenire. ( 11) Dieo ehe pensai ehe da molti, di retro da me, forse sarei stato ripreso di levezza d'animo, udendo me essere dal primo amore mutato; per ehe, a torre via questa riprensione, nullo migliore argomento era ehe dire quale era quella donna ehe m' avea mutato. (12) CM, per la sua eeeellenza manifesta, avere si puo eonsiderazione de la sua virtude; e per lo 'ntendimento de la sua grandissima virtU, si puo pensare ogni stabilitade d'animo
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gibt sich eine schlechte Meinung über den, zu dessen Freund er sich macht; die andere besteht darin, daß niemand seinen Freund offen tadeln soll, denn damit steckt er sich selbst den Finger ins Auge, wenn man die vorangehende Überlegung genau betrachtet. (7) Der zweite Grund war der Wunsch nach Dauer diese Freundschaft. Hier ist zu bedenken, was der Philosoph im neunten Buch der Ethik sagt, daß es bei Freundschaft zwischen Personen ungleichen Standes zur Erhaltung dieser [Freundschaft] einer Verhältnismäßigkeit zwischen ihnen bedarf, wodurch die Unähnlichkeit gleichsam auf Ähnlichkeit zurückgeführt wird. (8) So wie es zwischen dem Herr und dem Diener [der Fall ist]: da der Diener dem Herrn nicht dieselbe Wohltat zurückerstatten kann, wenn er von ihm eine Wohltat empfangen hat, muß er ihm deswegen das, was er am besten kann, mit soviel spontanem Eifer zurückgeben, daß das, was in sich selbst unähnlich ist, sich durch das Zeigen des guten Willens ähnlich macht; ist dieser offenkundig, verstärkt und bewahrt sich die Freundschaft. (9) Da ich mich für geringer als diese Frau hielt und da ich mich von dieser Frau beschenkt sah, nahm ich mir vor, sie meiner Fähigkeit entsprechend zu loben; auch wenn diese für sich genommen nicht ähnlich ist, zeigt sie mindestens den guten Willen, (denn, wenn ich mehr könnte, würde ich mehr tun) und so macht sie sich der Fähigkeit dieser höflichen Frau ähnlich. (10) Der dritte Grund war ein Argument der Voraussicht; denn, wie Boethius sagt, „genügt es nicht nur das zu betrachten, was unmittelbar vor den Augen liegt", nämlich das Gegenwärtige, und deshalb ist die Voraussicht gegeben, die weiter blickt auf das, was eintreffen kann. (11) Ich sage, daß ich dachte, ich würde vielleicht von vielen Nachgeborenen, wenn sie hörten, daß ich mich von der ersten Liebe abgewendet habe, wegen Leichtigkeit des Geistes gescholten; deshalb gab es, um diesen Tadel zu beseitigen, kein besseres Argument, als zu sagen, wer diese Frau war, die mich verändert hatte. (12) Denn aufgrund ihrer offenkundigen Erhabenheit kann man ihre Kraft erwägen; und aufgrund Berücksichtigung ihrer überwältigenden Kraft kann man
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essere a quella mutabile e pero me non giudicare lieve e non stabile. lmpresi dunque a lodare questa donna, e se non come si convenisse, almeno innanzi quanto io potesse; e cominciai a dire: Amor ehe ne la mente mi ragiona. (13) Questa canzone principalmente ha tre parti. La prima e tutto lo primo verso, nel quale proemialmente si parla. La seconda sono tutti e tre li versi seguenti, ne li quali si tratta quello ehe dire s'intende, cioe la loda di questa gentile; lo primo de li quali comincia: Non vede il sol, ehe tutto 'l mondo gira. La terza parte e lo quinto e l'ultimo Verso, nel quale, dirizzando le parole a la canzone, purgo lei d'alcuna dubitanza. E di queste tre parti per ordine e da ragionare. ii. Faccendomi dunque da la prima parte, ehe proemio di questa canzone fu ordinata, dico ehe dividere in tre parti si conviene. Che prima si tocca la ineffabile condizione di questo tema; secondamente si narra la mia insufficienza a questo perfettamente trattare: e comincia questa seconda parte: E eerto e' mi eonvien laseiare in pria; ultimamente mi scuso da insufficienza, ne la quale non si dee porre a me colpa: e questo comincio quando dico: Pero, se le mie rime avran difetto. (2) Dice adunque: Amor ehe ne la mente mi ragiona; dove principalmente e da vedere chi e questo ragionatore, e ehe e questo loco nel quale dico esso ragionare. (3) Amore, veramente pigliando e sottilmente considerando, non e altro ehe unimento spirituale de l'anima e de la cosa amata; nel quale unimento di propia sua natura l' anima corre tosto e tardi, secondo ehe e libera o impedita. (4) E la ragione di questa naturalitade puo essere questa. Ciascuna forma sustanziale procede da la sua prima cagione, la quale e lddio, sl come nel libro Di Cagioni e
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sich denken, daß jede Beständigkeit des Geistes ihr gegenüber veränderlich ist, und man wird mich deshalb nicht als leicht und unbeständig beurteilen. Ich unternahm es also diese Frau zu loben, und wenn nicht so, wie es ziemend wäre, dann mindestens so, wie ich es vermochte; und ich begann zu sagen: Amor, der im Geist mir handelt. (13) Diese Kanzone hat drei Hauptteile. Der erste ist die ganze erste Strophe, die die Einleitung bildet. Der zweite sind die ganzen drei folgenden Strophen, in denen von dem gehandelt wird, was zu sagen beabsichtigt ist, d.h. das Lob dieser Höflichen; die erste dieser [Strophen] beginnt: Nicht sieht die Sonne, die die ganze Welt umkreist. Der dritte Teil ist die fünfte und letzte Strophe, wo ich, das Wort an die Kanzone richtend, diese von gewissen Zweifeln reinige. Und von diesen drei Teilen ist nun der Ordnung gemäß zu handeln. ii. Ich wende mich also dem ersten Teil zu, der als Einleitung zu dieser Kanzone angelegt ist, und sage, daß er in drei Teile zu unterteilen ist. Denn zuerst wird die unaussprechliche Beschaffenheit dieses Themas gestreift; zweitens wird mein Unvermögen dieses [Thema] vollkommen zu behandeln, dargelegt: und dieser zweite Teil beginnt: Es ist gewiß, daß sich beiseite lassen muß; schließlich entschuldige ich das Unvermögen, das nicht mir zur Last zu legen ist: und damit beginne ich, wenn ich sage: Wenn also Mangel leiden meine Verse. (2) Er sagt also: Amor, der im Geist mir handelt; hier ist zuerst zu schauen, wer hier verhandelt, und welches dieser Ort ist, von dem ich sage, daß er darin verhandelt. (3) Liebe ist, wenn wir sie der Wahrheit gemäß auffassen und umsichtig bedenken, nichts anderes als die geistige Vereinigung der Seele mit dem geliebten Ding; zu dieser ihrer eigenen Natur entsprechenden Vereinigung eilt die Seele früher oder später, je nach dem ob sie frei oder behindert ist. (4) Und der Grund dieser Natürlichkeit kann der folgende sein. Jede substantielle Form geht von ihrer ersten Ursache aus, die Gott ist, wie es im Buch Über die
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seritto, e non rieevono diversitade per quella, ehe e simplicissima, ma per le seeondarie eagioni e per la materia in ehe diseende. Onde nel medesimo libro si serive, trattando de la infusione de la bonta divina: «E fanno[ si] diverse le bontadi e li doni per lo eoneorrimento de la eosa ehe rieeve». (5) Onde, eon cio sia eosa ehe eiaseuno effetto ritegna de la natura de la sua eagione - si come diee Alpetragio quando afferma ehe quello ehe e eausato da eorpo eireulare ne ha in aleuno modo eireulare essere -, eiaseuna forma ha essere de la divina natura in aleun modo: non ehe la divina natura sia divisa e eomunieata in quelle, ma da quelle e participata, per lo modo quasi ehe la natura del sole e participata ne l'altre stelle. (6) E quanto la forma e piU nobile, tanto piU di questa natura tiene; onde l' anima umana, ehe e forma nobilissima di queste ehe sotto lo eielo sono generate, piu rieeve de la natura divina ehe alcun' altra. (7) E pero ehe naturalissimo ein Dio volere essere - pero ehe, si eome ne lo allegato libro si legge, «prima eosa e l' essere, e anzi a quello nulla e» -, l' anima umana essere vuole naturalmente eon tutto desiderio; e pero ehe 'l suo essere dipende da Dio e per quello si eonserva, naturalmente disia e vuole essere a Dio unita per lo suo essere fortifieare. (8) E pero ehe ne le bontadi de la natura e de la ragione si mostra la divina, viene ehe naturalmente l' anima umana eon quelle per via spirituale si unisee, tanto piu tosto e piU forte quanto quelle piU appaiono perfette: lo quale apparimento e fatto seeondo ehe la eonoseenza de l'anima e ehiara o impedita. (9) E questo unire e quello ehe noi dieemo amore, per lo quale si puo eonoseere quale e dentro l' anima, veggendo di fuori quelli ehe ama. Questo amore, eioe l'unimento de la rnia anima eon questa eon questa gentil donna, ne la quale de la divina luee assai rni si mostrava, e quello ragio-
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Ursachen geschrieben ist, und sie erhält ihre Verschiedenheit nicht von jener, die allereinfachst ist, sondern von den Zweitursachen und durch den Stoff, in den sie herabsteigt. Weswegen im selben Buch über den Einfluß der göttlichen Güte geschrieben ist: „Und die Gutheiten und die Gaben werden durch das Mitwirken des Dings, das empfängt [voneinander] verschieden." (5) Dajede Wirkung [etwas] von der Naturihrer Ursache zurückbehält - so wie Alpetragius sagt, wenn er festhält, daß das, was von einem kreisförmigen Körper verursacht ist, auf eine gewisse Weise ein kreisförmiges Sein hat-, hat jede Form in einer gewissen Weise Sein der göttlichen Natur: nicht als wäre die göttliche Natur geteilt und in diese hinein mitgeteilt sei, aber diese [Formen] haben an ihr teil, gleichsam auf die Weise, wie die Natur der Sonne von den anderen Sternen teilgehabt wird. (6) Und je edler die Form ist, desto mehr von dieser Natur nimmt sie auf; deswegen empfängt die menschliche Seele, die die edelste der unterhalb des Himmels gewordenen Formen ist, mehr von der göttlichen Natur als jede andere. (7) Und weil es in Gott in höchsten Masse natürlich ist, sein zu wollen - denn, wie im angeführten Buch zu lesen ist: „Das erste Ding ist das Sein und vor diesem ist nichts" -, will die menschliche Seele von Natur aus mit ihrem ganzen Verlangen Sein; und weil ihr Sein von Gott abhängt und sich durch diesen erhält, verlangt sie und will sie von Natur aus mit Gott vereinigt sein, um ihr Sein zu stärken. (8) Und weil in den Gutheiten der Naturund der Vernunft sich die göttliche [Gutheit] zeigt, entspricht es der Natur, daß die menschliche Seele sich auf einem geistigen Weg mit jenen vereinigt, desto früher und stärker, je vollkommener jene erscheinen: diese Erscheinung ereignet sich der deutlichen oder behinderten Erkenntnis der Seele entsprechend. (9) Und diese Vereinigung ist das, was wir Liebe nennen, wodurch man erkennen kann, welcher Art die Seele im Innern ist, sieht man doch von Außen jene, die sie liebt. Diese Liebe, d.h. die Vereinigung meiner Seele mit dieser höflichen Frau, in der sich mir genug des göttlichen Lichtes zeigte, ist jenes verhandelnde
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natore del quale io dieo; poi ehe da lui eontinui pensieri naseeano, miranti e esaminanti lo valore di questa donna ehe spiritualmente fatta era eon la mia anima una eosa. (10) Lo loeo nel quale dieo esso ragionare si e la mente; ma per dire ehe sia la mente, non si prende di cio piU intendimento ehe di prima, e pero e da vedere ehe questa mente propriamente signifiea. (11) Dico adunque ehe lo Filosofo nel seeondo de l' Anima, partendo le potenze di quella, diee ehe l' anima prineipalmente hae tre potenze, eioe vivere, sentire e ragionare: e diee anehe muovere; ma questa si puo eol sentire fare una, pero ehe ogni anima ehe sente, o eon tutti i sensi o eon aleuno solo, si muove; siehe muovere e una potenza eongiunta eol sentire. (12) E seeondo ehe esso diee, e manifestissimo ehe queste potenze sono intra se per modo ehe l'una e fondamento de l' altra; e quella ehe e fondamento puote per se essere partita, ma l'altra, ehe si fonda sopra essa, non puo da quella essere partita. Onde la potenza vegetativa, per la quale si vive, e fondamento sopra 'l quale si sente, eioe vede, ode, gusta, odora e toeea; e questa vegetativa potenza per se puote essere anima, si eome vedemo ne le piante tutte. (13) La sensitiva sanza quella essere non puote, e non si truova in alcuna eosa ehe non viva; e questa sensitiva potenza e fondamento de la intellettiva, eioe de la ragione: e pero ne le eose animate mortali la ragionativa potenza sanza la sensitiva non si truova, ma la sensitiva si truova sanza questa, si eome ne le bestie, ne li ueeelli, ne' pesei e in ogni animale bruto vedemo. (14) E quella anima ehe tutte queste potenze eomprende, e perfettissima di tutte l' altre, e l' anima umana, la quale eon la nobilitade de la potenza ultima, eioe ragione, partieipa de la divina natura a guisa di sempitema intel-
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[Subjekt], von dem ich spreche; denn aus ihm entstanden laufend Gedanken, die diese Frau, die geistig mit meiner Seele zu einem Ding geworden ist, betrachten und ihren Wert prüfen. (10) Der Ort von dem ich sage, daß es dort verhandelt, ist der Geist; aber im Sagen, daß es der Geist sei, wird dies nicht verständlicher als zuvor und deshalb ist zu schauen, was dieser Geist tatsächlich bezeichnet. (11) Ich sage also, daß der Philosoph im zweiten Buch Über die Seele, wo er deren Vermögen einteilt, sagt, daß die Seele grundsätzlich drei Vermögen hat, d.h. leben, wahrnehmen und denken: und er sagt auch bewegen: aber dieses kann mit dem Wahrnehmen zusammengefaßt werden, dennjede Seele, die entweder mit all ihren Sinnen oder nur mit einem einzelnen wahrnimmt, bewegt sich; so daß die Bewegung ein mit der Wahrnehmung verbundenes Vermögen ist. (12) Und aus dem, was er sagt, ist es überaus offenkundig, daß diese Vermögen sich so zueinander verhalten, daß das eine die Grundlage des anderen ist; und jenes, das die Grundlage ist, könnte für sich genommen abgetrennt werden, aber das andere, das in diesem gründet, kann nicht von diesem abgetrennt werden. Deswegen ist das vegetative Vermögen, durch das man lebt, die Grundlage der Wahrnehmung, d.h. Sehen, Hören, Schmekken, Riechen und Fühlen; und dieses vegetative Vermögen kann für sich genommen Seele sein, wie wir es bei allen Pflanzen sehen. (13) Das wahrnehmende [Vermögen] kann nicht ohne dieses sein und es findet sich in keinem Ding, das nicht lebt; und dieses wahrnehmende Vermögen ist die Grundlage des intellektuellen [Vermögens], d.h. der Vernunft: und deswegen findet sich das vernünftige Vermögen in den sterblichen lebenden Dingen nicht ohne das wahrnehmende [Vermögen], aber das wahrnehmende Vermögen findet sich ohne dieses, wie beim Vieh, den Vögeln, den Fischen und allen niedrigen Lebewesen zu sehen ist. (14) Und jene Seele, die all diese Vermögen umfaßt und vollkommener ist als all die anderen, ist die menschliche Seele, die durch die Edelkeit des letzten Vermögens, d.h. der Vernunft, gemäß der Art der immerwährenden Intelligenz
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ligenzia; pero ehe l' anima e tanto in quella sovrana potenza nobilitata e dinudata da materia, ehe la divina luee, eome in angelo, raggia in quella: e pero e l'uomo divino animale da li filosofi ehiamato. (15) In questa nobilissima parte de l'anima sono piu vertudi, sl eome diee lo Filosofa massimamente nel sesto de l' [Etiea]; dove diee ehe in essa e una vertu ehe si ehiama scientifiea, e una ehe si ehiama ragionativa, o vero eonsigliativa: e eon quest[e] sono eerte vertudi - sl eome in quello medesimo luogo Aristotile dice - sl eome la vertu inventiva e giudieativa. (16) E tutte queste nobilissime vertudi, e l'altre ehe sono in quella eeeellentissima potenza, sl ehiama insieme eon questo voeabulo, del quale si volea sapere ehe fasse, eioe mente. Per ehe e manifesto ehe per mente s' intende questa ultima e nobilissima parte de l' anima. (17) E ehe cio fasse lo 'ntendimento, si vede: ehe solamente de l'uomo e de le divine sustanze questa mente si prediea, sl eome per Boezio si puote apertamente vedere, ehe prima la prediea de li uornini, ove diee a la Filosofia: «Tu e Dio, ehe ne la mente te de li uornini rnise»; poi la prediea di Dia, quando diee a Dio: «Tutte le eose produei da lo supemo essemplo, tu, bellissimo, bello mondo ne la mente portante». (18) Ne mai d'animale bruto predieata fue, anzi di molti uornini, ehe de la parte perfettissima paiono defettivi, non pare potersi ne doversi predieare; e pero quelli eotali sono ehiamati ne la gramatiea amenti e dementi, eioe sanza mente. (19) Onde si puote omai vedere ehe e mente: ehe e quella fine e preziosissima parte de l'anima ehe e deitade. E questo e il luogo dove dieo ehe Amore mi ragiona de la rnia donna.
iii. Non sanza eagione dico ehe questo amore ne la mente rnia fa la sua operazione; ma ragionevolemente cio si dice, a dare a
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an der göttlichen Natur teilhat; denn die Seele wird in jenem höchsten Vermögen sosehr veredelt und vom Stoff befreit, daß das göttliche Licht wie in einen Engel in sie hineinstrahlt: und deswegen wird der Mensch von den Philosophen göttliches Lebewesen genannt. (15) In diesem edelsten Teil der Seele sind mehrere Tugenden, wie der Philosoph am deutlichsten im sechsten Buch der Ethik sagt; wo er sagt, daß in ihm eine Tugend ist, die die wissenschaftliche heißt, und eine, die die argumentierende heißt, oder besser, beratende: daneben gibt es noch gewisse andere Tugenden - wie Aristoteles am selben Ort sagt-, wie die erfindende Tugend und die beurteilende. (16) Und all diese edelsten Tugenden und die anderen, die in diesem erhabensten Vermögen sind, werden gemeinsam mit diesem Begriff, von dem wir wissen wollten, was er sei, d.h. der Geist, bezeichnet. Dadurch ist offenkundig, daß man unter Geist diesen letzten und edelsten Teil der Seele versteht. (17) Und daß dies gemeint war, sieht man: denn nur vom Menschen und von den göttlichen Substanzen sagt man diesen Geist aus, wie man bei Boethius deutlich sehen kann, der ihn zuerst vom Menschen aussagt, wo er der Philosophie sagt: „Du und Gott, der Dich in den Geist der Menschen legte"; danach sagt er ihn von Gott aus, wenn er zu Gott sagt: „Alle Dinge schaffst Du aufgrund dem höchsten Vorbildes, Du, Schönster, der Du die schöne Welt im Geist trägst." (18) Nie wurde er von einem Tier ausgesagt und sogar von vielen Menschen, die bezüglich des vollkommensten Teils mangelhaft erscheinen, scheint es, daß man ihn weder aussagen kann, noch darf: und deshalb werden solche auf Lateinisch Geistlose (amens) und Verrückte (demens) genannt, d.h. des Geistes bar. (19) Nun kann man also sehen, was Geist ist: er ist jener feine und wertvollste Teil der Seele, der Gottheit ist. Und dies ist der Ort, von dem ich sage, daß die Liebe dort über meine Frau verhandelt. iii. Nicht ohne Grund sage ich, daß diese Liebe ihre Handlung in meinem Geist vollzieht; vielmehr ist es vernünftig dies zu
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intendere quale amore e questo, per lo loco nel quale adopera. (2) Onde e da sapere ehe ciascuna cosa, come detto e di sopra, per la ragione di sopra mostrata ha '1 suo speziale amore. Come le corpora simplici hanno amore naturato in se a lo luogo proprio, e pero la terra sempre discende al centro; lo fuoco ha [amore a] la circunferenza di sopra, lungo lo cielo de la luna, e pero sempre sale a quello. (3) Le corpora composte prima, si come sono le minere, hanno amore a lo luogo dove la loro generazione eordinata, e in quello crescono e acquistano vigore e potenza; onde vedemo la calamita sempre da la parte de la sua generazione ricevere vertU. (4) Le piante, ehe sono prima animate, hanno amore a certo luogo piU manifestamente, secondo ehe la complessione richiede; e pero vedemo certe piante lungo l' acque quasi c[ontent]arsi, e certe sopra li gioghi de le montagne, e certe ne le piagge e dappie monti: le quali se si transmutano, o muoiono del tutto o vivono quasi triste, si come cose disgiunte dal loro amico. (5) Li animali bruti hanno piU manifesto amore non solamente a li luoghi, ma l'uno l'altro vedemo amare. Li uomini hanno loro proprio amore a le perfette e oneste cose. E pero ehe l'uomo, avvegna ehe una sola sustanza sia, tuttavia [la] forma, per la sua nobilitade, ha in se e la natura [d'ognuna di] queste cose, tutti questi amori puote avere e tutti li ha. (6) CM per la natura del simplice corpo, ehe ne lo subietto signoreggia, naturalmente ama l'andare in giuso; e pero quando in su muove lo suo corpo, piU s' affatica. Per la natura seconda, del corpo misto, ama lo luogo de la sua generazione, e ancora lo tempo; e pero ciascuno naturalmente e di piU virtuoso corpo ne lo luogo dove e generato e nel tempo de la sua generazione ehe in altro. (7) Onde si legge ne le storie d'Ercule, e
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sagen, um, aufgrund des Ortes, in dem sie wirkt, zu verstehen zu geben, welche Liebe dies ist. (2) Diesbezüglich ist zu wissen, daß jedes Ding, wie es oben gesagt worden ist, wegen des oben dargelegten Grundes seine besondere Liebe hat. So haben die einfachen Körper in ihnen selbst natürlich vorhandene Liebe zum eigenen Ort und deshalb strebt die Erde immer zur Mitte; das Feuer hat die Liebe zur oberen Sphäre beim Mondhimmel, und deshalb steigt es immer zu dieser hoch. (3) Die ersten zusammengesetzten Körper, wie es die Minerale sind, haben die Liebe nach dem Ort, wo ihr Werden geordnet wird, und dort wachsen sie und erwerben sie sich Kraft und Vermögen; deshalb sehen wir, daß der Magnet immer vom Ort seines Werdens Kraft erhält. (4) Die Pflanzen, die die ersten belebten Wesen sind, haben noch offensichtlichere Liebe zu einem bestimmten Ort, je nach dem wie ihr Zusammensetzung es verlangt; und deshalb sehen wir gewisse Pflanzen, die sich entlang der Wasserläufe wohl fühlen, gewisse auf den Bergkämmen, gewisse an den Stränden und zu Füßen der Berge; wenn diese [Pflanzen] versetzt werden, so sterben sie entweder gänzlich oder sie leben traurig, wie von ihrem Freund getrennte Dinge. (5) Die Tiere haben eine noch offensichtlichere Liebe nicht nur zu den Orten, sondern wir sehen auch eines das andere lieben. Die Menschen haben ihre eigene Liebe zu den vollkommenen und ehrenvollen Dingen. Aber weil der Mensch, wobei er eine einzige Substanz ist, nämlich die Form, in sich die Natur all dieser Dinge hat, kann er all diese Lieben haben und er hat sie auch. (6) Denn aufgrund der Natur des einfachen Körpers, die im Zugrundeliegenden herrscht, liebt er es von Natur aus, nach unten zu gehen; und deshalb ermüdet er sich mehr, wenn er seinen Körper nach oben bewegt. Aufgrund der zweiten Natur, jener des gemischten Körpers, liebt er den Ort und auch die Zeit seines Werdens; und deswegen hat jeder natürlicherweise einen kräftigeren Körper, wenn er sich anjenem Ort befindet, an dem er gezeugt worden ist und in der Zeit seines Werdens [ist er stärker] als in jeder anderen. (7) Deswegen lesen wir in den Ge-
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ne l'Ovidio Maggiore ein Lueano ein altri poeti, ehe eombattendo eon lo gigante ehe si ehiamava Anteo, tutte volte ehe lo gigante era staneo, e elli ponea lo suo eorpo sopra la terra disteso o per sua volonta o per forza d'Ereule, forza e vigore interamente de la terra in lui resurgea, ne la quale e de la quale era esso generato. (8) Di ehe aeeorgendosi Ereule, a la fine prese lui; e stringendo quello e levatolo da la terra, tanto lo tenne sanza laseiarlo a la terra rieongiugnere, ehe lo vinse per soperehio e ueeise. E questa battaglia fu in Afriea, seeondo le testimonianze de le seritture. (9) E per la natura terza, cioe de le piante, ha l'uomo amore a eerto cibo (non in quanto e sensibile, ma in quanto e notribile), e quello eotale eibo fa l' opera di questa natura perfettissima, e l' altro non eosi, ma falla imperfetta. E pero vedemo certo cibo fare li uomini formosi e membruti ebene vivacemente colorati, e eerti fare lo eontrario di questo. (10) E per la natura quarta, de li animali, eioe sensitiva, hae l'uomo altro amore, per lo quale ama seeondo la sensibile apparenza, si eome bestia; e questo amore ne l' uomo massimamente ha mestiere di rettore per la sua soperehievole operazione, ne lo diletto massimamente del gusto e del tatto. (11) E per la quinta e ultima natura, eioe vera umana o, meglio dieendo, angeliea, cioe razionale, ha l'uomo amore a la veritade e a la vertude; e da questo amore nasee la vera e perfetta arnistade, de l' onesto tratta, de la quale parla lo Filosofo ne l'ottavo de l'Etiea, quando tratta de l'arnistade. (12) Onde, aeeio ehe questa natura si ehiama mente, eome di sopra e mostrato, dissi "Amore ragionare ne la mente", per dare
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schichten von Herkules, sowohl in den Metamorphosen des Ovid als auch bei Lukan und bei anderen Poeten, dort wo er mit dem GigantenAntaios kämpft, daß sobald der Gigant müde war und er seinen Körper, sei es willentlich, sei es wegen der Kraft des Herkules, auf der Erde ausstreckte, Stärke und Kraft aus der Erde, in der und von der er gezeugt worden war, wieder gänzlich in ihn zurückkehrte. (8) Dies bemerkte Herkules und schließlich packte er ihn; und er würgte ihn und er stemmte ihn in die Luft und er hielt ihn solange ohne ihn die Erde berühren zu lassen, bis er ihn durch Überwältigung besiegte und tötete. Und dieser Kampf ereignete sich, den Zeugnissen der Schriften gemäß, in Afrika. (9) Und aufgrund der dritten Natur, d.h. jene der Pflanzen, hat der Mensch eine Liebe zu gewisser Nahrung, (nicht insofern sie sinnlich wahrnehmbar ist, sondern insofern sie ernährend ist,) und diese so beschaffene Nahrung erfüllt die Aufgabe dieser Natur vollkommen und die andere Nahrung dagegen nicht, sondern nur unvollkommen. Und deshalb sehen wir, daß gewisse Nahrung die Menschen wohlgeformt, starkgliedrig und von lebendiger Farbe macht und gewisse andere das Gegenteil davon. (10) Und aufgrund der vierten Natur der Lebewesen, d.h. der sinnlich wahrnehmenden, hat der Mensch eine weitere Liebe, aufgrund derer er der sinnlichen Erscheinung entsprechend liebt wie die Tiere; und diese Liebe hat im Menschen aufgrund ihrer überwältigenden Wirkung, vor allem in der Lust des Geschmacksinns und des Tastsinns, am meisten die Gewalt eines Leiters. (11) Und aufgrund der fünften und letzten Natur, d.h. der wirklich menschlichen oder, besser gesagt, der engelhaften, dh. vernünftigen, hat der Mensch die Liebe zur Wahrheit und zur Tugend; und aus dieser Liebe entsteht die wahre und vollkommene, aus dem Aufrichtigen stammende Freundschaft, von der Philosoph im achten Buch der Ethik spricht, wenn er von der Freundschaft handelt. (12) Da diese Natur, wie oben gezeigt worden ist, Geist heißt, sagte ich „Amor verhandelt im Geist", um zu verstehen zu ge-
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ad intendere ehe questo amore era quello ehe in quella nobilissima natura nasce, cioe di veritade e di vertude, e per ischiudere ogni falsa oppinione da me, per la quale fosse sospicato lo mio amore essere per sensibile dilettazione. Dico poi disiosamente, a dare ad intendere la sua continuanza e lo suo fervore. (13) E dico ehe "move sovente cose ehe fanno disviare lo 'ntelletto". E veramente dico; pero ehe li miei pensieri, di costei ragionando, molte fiate voleano cose conchiudere di lei ehe io non le potea intendere, e smarrivami, sl ehe quasi parea di fuori alienato: come chi guarda col viso co[me] una retta linea, prima vede le cose prossime chiaramente; poi, procedendo, meno le vede chiare; poi, piu oltre, dubita; poi, massimamente oltre procedendo, lo viso disgiunto nulla vede. (14) E quest'e l'una ineffabilitade di quello ehe io per tema ho preso; e consequentemente narro l' altra, quando dico: Lo suo parlare. E dico ehe li miei pensieri- ehe sono parlare d' Amore - "sonan sl dolci" ehe la mia anima, cioe lo mio affetto, arde di potere ciO con la lingua narrare; e perche dire nol posso, dico ehe l' anima se ne lamenta dicendo: lassa! eh 'io non son possente. (15) E questa e l' altra ineffabilitade; cioe ehe la lingua non e di quello ehe lo 'ntelletto vede compiutamente seguace. E dico l 'anima eh' aseolta e ehe lo sente: "ascoltare", quanto a le parole, e "sentire", quanto a la dolcezza del suono. iv. Quando ragionate sono le due ineffabilitadi di questa matera, conviensi procedere a ragionare le parole ehe narrano la mia insufficienza. Dico adunque ehe la mia insufficienza procede doppiamente, sl come doppiamente trascende l' altezza di
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ben, daß diese Liebe jene war, die in dieser edelsten Natur entsteht, d.h. [die Liebe] der Wahrheit und der Tugend, und um jede falsche Meinung über mich auszuschließen, aufgrund derer ich verdächtigt worden wäre, daß meine Liebe sich auf sinnliche Freuden richtet. Ich sage dann verlangend um ihr Andauern und ihre Leidenschaft zu verstehen zu geben. (13) Und ich sage, daß „[die Liebe] oft Dinge vorbringt, die meinen Intellekt in die Irre führen". Und ich sage die Wahrheit; denn meine Gedanken wollten, von dieser handelnd, häufig über sie Schlüsse ziehen, die ich nicht verstehen konnte und ich verirrte mich derart, daß ich von außen gesehen, beinahe wahnsinnig erschien: wie, wer mit dem Gesichtssinn auf einer geraden Linie schaut, zuerst die nächstgelegenen Dinge deutlich sieht; danach, weiter [blickend], sieht er sie weniger deutlich; darauf, noch weiter [blickend], zweifelt er; schließlich, am weitesten [blickend], sieht der losgelöste Gesichtssinn nichts mehr. (14) Und dies ist die eine Unsagbarkeit dessen, was ich als Thema genommen habe; und im Folgenden erzähle ich die andere, wenn ich sage: Sein Sprechen. Und ich sage, daß meine Gedanken - die ein Rede über Liebe sind - „so lieb klingen", daß meine Seele, d.h. meine Leidenschaft, danach brennt, dies mit der Sprache erzählen zu können; und weil ich es nicht ausdrücken kann, sage ich, daß die Seele sich darüber beklagt, indem sie sagt: Weh mir, denn ich bin nicht fähig. (15) Und dies ist die andere Unsagbarkeit; d.h. daß die Sprache dem, was der Intellekt sieht, nicht vollständig folgen kann. Und ich sage die Seele, die zuhört und es wahrnimmt: „zuhören" bezüglich der Worte und „Wahrnehmen" bezüglich der Süße des Klanges. iv. Nachdem die beiden Unsagbarkeiten dieses Stoffes dargelegt sind, ist es angebracht zur Darlegung jener Worte überzugehen, die mein Unvermögen erzählen. Ich sage also, daß sich mein Unvermögen als ein doppeltes erweist, ebenso wie die Erhabenheit dieser [Frau] es zweifach in der genannten Art
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eostei, per lo modo ehe detto e. (2) Che a me eonviene laseiare per poverta d'intelletto molto di quello ehe e vero di lei, e ehe quasi ne la rnia mente raggia, la quale eome eorpo diafano rieeve quello, non terminando: e questo dieo in quella seguente partieula: E certo e' mi convien lasciare in pria. (3) Poi quando dico: E di quel ehe s'intende, dieo ehe non pur a quello ehe lo rnio intelletto non sostiene, ma eziandio a quello ehe io intendo sufficiente [non sono], pero ehe la lingua rnia non e di tanta faeundia ehe dire potesse cio ehe nel pensiero rnio se ne ragiona; per ehe e da vedere ehe, a rispetto de la veritade, poeo fia quello ehe dira. E eio resulta in grande loda di eostei, se bene si guarda: ne la quale prineipalmente s'intende; e quella orazione si puo dir bene ehe vegna da la fabriea del rettorieo, ne la quale eiaseuna parte pone mano a lo prineipale intento. (4) Poi quando dice: Pero, se le mie rime avran difetto, eseusorni da una eolpa de la quale non deggio essere eolpato, veggendo altri le mie parole essere rninori ehe la dignitade di questa; e dieo ehe se difetto fia ne le rnie rime, cioe ne le rnie parole ehe a trattare di eostei sono ordinate, di cio e da biasimare la debilitade de lo 'ntelletto e la eortezza del nostro parlare: lo quale per lo pensiero e vinto, sl ehe seguire lui non puote a pieno, massimamente Ia dove lo pensiero nasee da amore, perehe quivi l'anima profondamente piii ehe altrove s'ingegna. (5) Potrebbe dire aleuno: "tu seusi [e aeeusi] te insiememente". CM argomento di eolpa e, non purgamento, in quanto la eolpa si da a lo 'ntelletto e al parlare ehe e rnio; ehe, sl eome, s'elli e buono, io deggio di cio essere lodato in quanto eosl [e, eosi,] s' elli e defettivo, deggio essere biasimato. A eiO si puo brievemente rispondere ehe non m' aeeuso, ma iseuso veramente. (6) E pero e da sapere, seeondo la sentenza del Filosofo nel terzo de l'Etiea, ehe l'uomo e degno di loda e di vitupe-
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übersteigt. (2) Denn ich muß aufgrund der Armut des Intellekts von vielem ablassen, was in Bezug auf sie wahr ist, und das gleichsam in meinen Geist hineinstrahlt, der dies als lichtdurchlässiger Körper empfängt ohne es zu begrenzen: und dies sage ich in jenem folgenden Teilchen: Und es ist gewiß, daß ich beiseite lassen muß. (3) Danach, wenn ich sage: Und von dem, was man versteht, sage ich, daß ich nicht nur dem, dem mein Intellekt nicht standhält, sondern auch jenem, das ich verstehe, nicht genüge, denn meine Zunge ist nicht so redegewandt, daß sie das sagen könnte, was sich in meinem Denken verhandelt; woraus zu sehen ist, daß es hinsichtlich der Wahrheit wenig sein wird, was gesagt wird. Und dies endet in einem großen Lob für diese [Frau], wenn man genau schaut; dies ist die grundsätzliche Absicht; und von jener Rede kann man wohl sagen, sie komme aus der Werkstatt des Rhetors, in der jeder Teil zum grundsätzlich Beabsichtigten beiträgt. (4) Dann, wenn er sagt: Wenn also Mangel leiden meine Verse, entschuldige ich mich von einer Schuld, derentwegen ich nicht beschuldigt werden muß, scheint es doch anderen, daß meine Worte geringer sind als die Würde dieser [Frau]; und ich sage, daß, falls meine Verse Mangel leiden, d.h. meine Worte, die diese zu behandeln haben, nicht geordnet sind, die Schwäche des Intellekts zu tadeln ist und die Unzulänglichkeit unseres Sprechens: das [Sprechen] wird durch das Denken derart übertroffen, daß es ihm nicht vollständig folgen kann, vor allem dort, wo der Gedanke aus Liebe entsteht, denn hier täuscht sich die Seele stärker als anderswo. (5) Jemand könnte sagen:„Du beschuldigst dich und zugleich entschuldigst du dich." Denn es ist ein Argument der Anklage und keine Entlastung, wenn die Schuld dem Intellekt und dem Sprechen gegeben wird, die mein sind; denn ist es gut, bin ich diesbezüglich zu loben, insofern es so ist, ebenso muß ich, wenn es mangelhaft ist, getadelt werden. Dem kann man bündig antworten, daß ich mich nicht beschuldige, sondern daß ich mich tatsächlich entschuldige. (6) Und hierzu ist zu wissen, daß, gemäß der Aussage des Philosophen im dritten Buch der Ethik,
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rio solo in quelle eose ehe sono in sua podesta di fare o di non fare; ma in quelle ne le quali non ha podesta non merita ne vituperio ne loda, pero ehe l'uno e l'altro e da rendere ad altrui, avvegna ehe le eose siano parte de l'uomo medesimo. (7) Onde noi non dovemo vituperare l'uomo, perehe sia del eorpo da sua nativitade laido, pero ehe non fu in sua podesta farsi bello; ma dovemo vituperare la mala disposizione de la materia onde es so e fatto, ehe fu prineipio del peeeato de la natura. E eosi non dovemo lodare l'uomo per biltate ehe abbia da sua nativitade ne lo suo eorpo, ehe non fu ello di cio fattore, ma dovemo lodare l' artefiee, cioe la natura umana, ehe tanta bellezza produee ne la sua materia quando impedita da essa non e. (8) E pero disse bene lo prete a lo 'mperadore, ehe ridea e sehemia la laidezza del suo eorpo: «Dio e segnore: esso feee noi e non essinoi»; e sono queste parole del Profeta, in uno verso del Saltero seritte ne piu ne meno eome ne la risposta del prete. E pero veggiamo li eattivi malnati, ehe pongono lo studio loro in azzimare la loro [persona e non eurano di omare la loro] operazione, ehe dee essere tutta eon onestade; ehe non e altro a fare ehe omare l'opera d'altrui e abbandonare la propria. (9) Tomando adunque al proposito, dico ehe nostro intelletto, per difetto da la virtU de la quale trae quello eh'el vede, ehe e virtu organiea, eioe la fantasia, non puote a eerte eose salire (pero ehe la fantasia nol puote aiutare, ehe non ha lo di ehe), si eome sono le sustanze partite da materia; de le quali se aleuna eonsiderazione [sanza] di quella avere potemo, intendere non le potemo ne eomprendere perfettamente. (10) E di eio non e l'uomo da biasimare, ehe non esso, dieo, fue di questo difetto
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der Mensch nur in jenen Dingen, die zu tun oder zu lassen in seiner Macht steht, des Lobes und des Tadels würdig ist; aber in jenen, über die er keine Macht hat, verdient er weder Tadel noch Lob, so daß sowohl der eine wie das andere an etwas anderes zu richten sind, wiewohl diese Dinge Teil des Menschen selbst sind. (7) Deswegen müssen wir einen Menschen nicht deshalb tadeln, weil sein Körper von Geburt an häßlich ist, denn es stand nicht in seiner Macht, sich schön zu machen; aber wir müssen die schlechte Veranlagung der Materie tadeln, aus der er gemacht ist, die der Ausgangspunkt dieser Sünde der Natur war. Und ebenso müssen wir einen Menschen nicht loben wegen der Schönheit, die er von Geburt her in seinem Körper hat, denn er war nicht deren Gestalter, aber wir müssen den Künstler loben, d.h. die menschliche Natur, die in ihrer Materie soviel Schönheit schafft, wenn sie von ihr nicht behindert wird. (8) Und deshalb antwortete der Priester dem Kaiser richtig, der lachte und die Häßlichkeit seines Körpers verspottete: „Gott ist der Herr: er hat uns geschaffen und nicht wir uns selbst"; und dies sind Worte des Propheten, die in einem Vers des Psalters genau so geschrieben sind wie in der Antwort des Priesters. Und so sehen wir die üblen Mißgeburten, die ihren Fleiß darauf verwenden ihre Person herauszuputzen und sich nicht darum kümmern ihre Handlungen auszuschmücken, die doch ehrenhaft sein sollten; was nichts anderes ist, als das Werk anderer zu schmükken und das eigene hintanzustellen. (9) Zum Vorliegenden zurückkehrend, sage ich, daß unser Intellekt aufgrund des Mangels der Kraft, von der er das nimmt, was er sieht, die eine organische Kraft ist, nämlich die Phantasie, zu gewissen Dingen, wie es die von der Materie getrennten Substanzen sind, nicht hinaufsteigen kann, denn die Phantasie kann ihm nicht helfen, denn sie hat das Mittel nicht; auch wenn wir von diesen [Substanzen] ohne diese [Phantasie] irgendeine Vorstellung haben können, so können wir sie doch weder vollständig verstehen noch begreifen. ( 10) Und diesbezüglich ist der Mensch nicht zu tadeln, denn nicht er, sage ich, war der Gestal-
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fattore, anzi feee eiO la natura universale, eioe Iddio, ehe volse in questa vita privare noi da questa luee; ehe, perehe elli lo si faeesse, presuntuoso sarebbe a ragionare. (11) Si ehe, se la mia eonsiderazione mi transportava in parte dove la fantasia venia meno a lo 'ntelletto, se io non potea intendere non sono da biasimare. Aneora, e posto fine al nostro ingegno, a eiaseuna sua operazione, non da noi ma da }'universale natura; e pero e da sapere ehe piu ampi sono li termini de lo 'ngegno [a pensare] ehe a parlare, e piU ampi a parlare ehe ad aceennare. (12) Dunque se 'l pensiero nostro, non solamente quello ehe a perfetto intelletto non viene ma eziandio quello ehe a perfetto intelletto si termina, e vineente del parlare, non semo noi da biasimare, pero ehe non semo di cio fattori. (13) E pero manifesto me veramente seusare quando dieo: Di cio si biasmi il debole intelletto E 'l parlar nostro, ehe non ha valore Di ritrar tutto cio ehe diee Amore; ehe assai si dee ehiaramente vedere la buona volontade, a la quale aver si dee rispetto ne li meriti umani. E eosi omai s'intenda la prima parte principale di questa eanzone, ehe eorre mo per mano. Quando, ragionando per }a prima parte, aperta e la Sentenza di quella, proeedere si eonviene a la seeonda; de la quale per meglio vedere, tre parti se ne vogliono fare, seeondo ehe in tre versi si comprende. Che ne la prima parte io eommendo questa donna interamente e eomunemente, si ne l' anima eome nel eorpo; ne la seeonda discendo a laude speziale de l' anima; ne la terza a laude speziale del eorpo. (2) La prima parte eomineia: Non vede il sol, ehe tutto 'l mondo gira; la seeonda eomineia: In lei diseende la virtu divina; la terza eomincia: Cose appariseon ne lo suo aspetto; e queste parti secondo ordine sono da ragionare. V.
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ter dieses Mangels, sondern die allgemeine Natur, d.h. Gott, hat dies gemacht, der uns in diesem Leben dieses Lichtes berauben wollte; weswegen er dies so gemacht hat, zu ergründen wäre anmaßend. (11) Wenn meine Überlegung mich in eine Region geführt hat, wo die Phantasie dem Intellekt kaum beistand, so bin ich nicht zu tadeln, wenn ich nicht verstehen konnte. Weiter ist unserer Fähigkeit [und] jeder ihrer Handlungen eine Grenze gesetzt, nicht von uns, sondern von der allgemeinen Natur; und hierzu ist zu wissen, daß die Grenzen der Fähigkeit des Denkens weiter sind, als jene des Sprechens und jene des Sprechens weiter sind, als jene des Zeigens. (12) Wenn also unser Denken, nicht nur das, das nicht zum vollkommenen Intellekt gelangt, sondern auch das, das im vollkommenen Intellekt zu seinem Ende kommt, das Sprechen übertrifft, so sind nicht wir zu tadeln, denn nicht wir sind dessen Gestalter. (13) Und ich zeige, daß ich mich wirklich entschuldige, wenn ich sage: Diesbezüglich ist der schwache Intellekt zu tadeln und unser Sprechen, das nicht die Kraft hat, alles wiederzugeben, was Amor sagt; denn genügend deutlich ist der gute Wille zu sehen, vor dem man bezüglich der menschlichen Verdienste Achtung haben muß. Und so versteht man nun den ersten Hauptteil dieser Kanzone, die mir durch die Hand gleitet. v. Nachdem der erste Teil dargelegt und seine Aussage offengelegt worden ist, ist zum zweiten [Teil] überzugehen; diesen wollen wir, um besser zu erkennen, in drei Teile zerlegen, gemäß den drei Strophen, die er umfaßt. Denn im ersten Teil lobe ich diese Frau ganz und allgemein sowohl hinsichtlich der Seele wie auch hinsichtlich des Körpers; im zweiten gehen ich zum besonderen Lob der Seele über; im dritten zum besonderen Lob des Körpers. (2) Der erste Teil beginnt: Nicht sieht die Sonne, die die ganze Welt umkreist; der zweite beginnt: In sie steigt die göttliche Kraft nieder; der dritte beginnt: Dinge erscheinen in ihrem Anblick; und diese Teile sind ihrer Ordnung nach darzulegen.
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(3) Diee adunque: Non vede il so!, ehe tutto 'l mondo gira; dove e da sapere, a perfetta intelligenza avere, eome lo mondo dal sole e girato. Prima dico ehe per lo mondo io non intendo qui tutto 'l eorpo de l'universo, ma solamente questa parte del mare e de la terra, seguendo la volgare voee, ehe eosl s' usa ehiamare: onde diee alcuno, "quelli hae tutto lo mondo veduto", dieendo parte del mare e della terra. (4) Questo mondo volse Pittagora e li suoi seguaei dieere ehe fosse una de le stelle e ehe un' altra a lei fosse opposita, eosl fatta, e ehiamava quella Antiehtona; e dieea eh' erano ambe in una spera ehe si volvea da oeeidente in oriente (e per questa revoluzione sl girava lo sole intomo a noi, e ora si vedea e ora non si vedea). (5) E dieea ehe 'l fuoeo era nel mezzo di queste, ponendo quello essere piu nobile eorpo ehe l' aequa e ehe la terra, e ponendo lo mezzo nobilissimo intra li luoghi de li quattro eorpi simpliei: e pero dieea ehe 'l fuoeo, quando parea salire, seeondo lo vero al mezzo diseendea. (6) Platone fu poi d' altra oppinione, e serisse in uno suo libro ehe si ehiama Timeo, ehe la terra eol mare era bene lo mezzo di tutto, ma ehe 'l suo tondo tutto si girava a tomo al suo eentro, seguendo lo primo movimento del eielo; ma tarda molto, per la sua grossa matera e per la massima distanza da quello. (7) Queste oppinioni sono riprovate per false nel seeondo De Celo et Mundo da quello glorioso filosofo al quale la natura piil aperse li suoi segreti; e per lui quivi e provato, questo mondo, eioe la terra, stare in se stabile e fissa in sempitemo. E le sue ragioni, ehe Aristotile diee a rompere eostoro e affermare la veritade, non e rnia intenzione qui narrare, pereh6 assai basta a
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(3) Er sagt also: Nicht sieht die Sonne, die die ganze Welt umkreist; hier muß man, um vollkommenes Verständnis zu haben, wissen, wie die Erde von der Sonne umkreist wird. Zuerst sage ich, daß ich hier unter der Welt nicht den gesamten Körper des Universums meine, sondern nur diesen Teil des Meeres und der Erde, womit ich der volkstümlichen Rede folge, die dies so zu nennen pflegt: weswegen man sagt, „jener hat die ganze Welt gesehen", womit man den Teil des Meeres und der Erde benennt. (4) Von dieser Welt sagten Pythagoras und sein Gefolge, daß sie einer der Sterne sei, und daß ein anderer, ebenso beschaffener, ihm entgegengesetzt ist und er nannte jenen Anticthona; und er sagte, daß sie sich beide in einer Sphäre befinden würden, die sich von Westen nach Osten drehe (und aufgrund dieser Kreisbewegung drehe sich die Sonne um uns, und manchmal sehe man sie und manchmal nicht). (5) Und er sagte, daß das Feuer mitten zwischen diesen [beiden] sei, wobei er voraussetzte, daß dieses der edlere Körper als das Wasser und die Erde ist und daß der Mittelpunkt der edelste unter den Orten der vier einfachen Körper ist: und deshalb sagte er, daß das Feuer, wenn es zu steigen scheint, in Wahrheit zum Mittelpunkt niedergeht. (6) Platon war in der Folge anderer Meinung und schrieb in einem seiner Bücher, das Timaios heißt, daß die Erde zusammen mit dem Meer genau im Mittelpunkt von allem ist, und daß ihr Rund sich vollständig um ihr Zentrum dreht, wobei sie der ersten Bewegung des Himmels folgt; aber sie ist aufgrund ihres groben Stoffes und der größten Distanz zu diesem sehr langsam. (7) Diese Meinungen sind im zweiten Buch von Über den Himmel und die Erde von jenem ruhmreichen Philosophen, dem die Natur ihre Geheimnisse am meisten offenbarte, als falsch widerlegt; und durch ihn ist an dieser Stelle bewiesen, daß diese Welt, d.h. die Erde auf immer ruhig und unbewegt in sich steht. Und seine Argumente, die Aristoteles anführt, um jene zu zerstören und um die Wahrheit zu bekräftigen, hier aufzuzählen, ist nicht meine Absicht, denn es genügt für jene Leute, zu denen ich spreche, aufgrund seiner großen Autorität zu wissen, daß
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Convivio III• v, 7-12
la gente a cu' io parlo, per la sua grande autoritade sapere ehe questa terra e fissa e non si gira, e ehe essa col mare e centro del cielo. (8) Questo cielo si gira intomo a questo centro continuamente, si come noi vedemo; ne la cui girazione conviene di necessitade essere due poli fermi, e uno cerchio equalmente distante da quelli, ehe massimamente giri. Di questi due poli, l'uno e manifesto quasi a tutta la terra discoperta, cioe questo settentrionale; l'altro e quasi a tutta la discoperta terra celato, cioe lo meridionale. Lo cerchio ehe nel mezzo di questi s'intende, sie quella parte del cielo sotto la quale si gira lo sole, quando va con l' Ariete e con la Libra. (9) Onde e da sapere, ehe se una pietra potesse cadere da questo nostro polo, ella cadrebbe la oltre nel mare Oceano, a punto in su quel dosso del mare dove, se fosse uno uomo, la stella [li] sarebbe sempre in sul mezzo del capo; e credo ehe da Roma a questo luogo, andando diritto per tramontana, sia spazio quasi di dumila secento miglia, o poco dal piii al meno. (10) Imaginando adunque, per meglio vedere, in questo luogo ch'io dissi sia una cittade e abbia nome Maria, dico ancora ehe se da l' altro polo, cioe meridionale, cadesse una pietra, ch'ella caderebbe in su quel dosso del mare Oceano ch'e a punto in questa palla opposito a Maria. E credo ehe da Roma la dove caderebbe questa seconda pietra, diritto andando per lo mezzogiomo, sia spazio di settemila cinquecento miglia, o poco dal piii al meno. (11) E qui imaginiamo un'altra cittade, ehe abbia nome Lucia. Evvi, tra l'una e l' altra, mezzo lo cerchio di tutta questa palla, ed ispazio, da qualunque lato si tira la corda, di diecimila dugento miglia, si ehe li cittadini di Maria tengono le piante contra le piante di quelli di Lucia. (12) Imaginisi anco uno cerchio in su questa palla, ehe sia in ciascuna parte sua tanto lungi da Maria quanto da Lucia. Credo ehe
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diese Erde unbeweglich ist und sich nicht dreht und daß sie gemeinsam mit dem Meer das Zentrum des Himmels ist. (8) Dieser Himmel dreht sich beständig um dieses Zentrum, so wie wir es sehen; in dieser Kreisbewegung müssen notwendigerweise zwei unbewegte Pole sein und ein Kreis, der von diesen beiden gleich weit entfernt ist, der sich am allermeisten dreht. Von diesen beiden Polen ist der eine beinahe der ganzen [von Wasser] unbedeckten Erde sichtbar, d.h. der nördliche; der andere ist beinahe der ganzen [von Wasser] unbedeckten Erde verborgen, d.h. der südliche. Der Kreis, der zwischen diesen beiden angenommen wird, ist jener Teil des Himmels unter dem sich die Sonne dreht, wenn sie sich im Widder und in der Waage befindet. (9) Deswegen muß man wissen, daß wenn ein Stein von diesem, unserem Pol fallen könnte, er dort in den Ozean fallen würde, in jenen Punkt auf der Oberfläche des Meeres, wo, wenn dort ein Mensch wäre, der Stern ihm immer mitten über dem Kopf stünde; und ich glaube, daß es von Rom zu diesem Ort, wenn man nach Norden geradeaus geht, beinahe eine Strekke von 2600 Meilen ist oder mindestens wenig mehr. (10) Man stelle sich also, um besser zu sehen, vor, daß in diesem Ort, von dem ich gesprochen habe, eine Stadt sei und daß diese Maria heiße und ich sage weiter, daß, wenn vom anderen Pol, d.h. vom südlichen, ein Stein herunterfallen würde, er dort auf die Oberfläche des Ozeans fallen würde, wo diese auf diesem Ball [der Stadt] Maria genau entgegengesetzt ist. Und ich glaube, daß es von Rom nach dorthin, wo dieser zweite Stein niederfallen würde, wobei man geradeaus nach Süden geht, eine Strecke von 7500 Meilen ist oder mindestens wenig mehr. (11) Und hier stellen wir uns eine andere Stadt vor, die den Namen Lucia habe. Und es ist zwischen der einen und der anderen, aufgrund des Kreises dieses ganzen Balles, ein Raum, von welcher Seite man immer die Maßschnur spannt, von 10200 Meilen, derart, daß die Bürger von Maria die Fußsohlen gegen die Fußsohlen jener von Lucia halten. (12) Man stelle sich weiter einen Kreis auf diesem Ball vor, der in jedem seiner Teile gleich weit entfernt ist
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Convivio III• v, 12-15
questo eerehio - seeondo eh'io eomprendo perle sentenze de li astrologi, e per quella d' Alberto de la Magna nel libro de la Natura de' luoghi e de le Proprietadi de li elementi, e aneo per la testimonianza di Lueano nel nono suo libro - dividerebbe questa terra diseoperta dal mare Oeeano, fa nel mezzo die, quasi per tutta l' estremita del primo climate, dove sono intra l' altre genti li Garamanti, ehe stanno quasi sempre nudi; a li quali venne Catone eol popolo di Roma, la segnoria di Cesare fuggendo. (13) Segnati questi tre luoghi sopra questa palla, leggiermente si puo vedere eome lo sole la gira. Dieo adunque ehe 'l eielo del sole si rivolge da oeeidente in oriente, non dirittamente eontra lo movimento diurno, eioe del die e de la notte, ma tortamente eontra quello; siehe 'l suo mezzo eerehio ehe equalmente e 'n tra li suoi poli, nel quale e lo eorpo del sole, sega in due parti opposite lo eerehio de li due primi poli, eioe nel prineipio de l' Ariete e nel principio de la Libra, e partesi per due arehi da esso, uno ver settentrione e un altro ver mezzogiomo. (14) Li punti [di mezzo] de li quali arehi si dilungano equalmente dal primo eerehio, da ogni parte, per ventitre gradi e uno punto piu; e l'uno punto e lo prineipio del Canero, e l'altro e lo prineipio del Caprieomo. Pero eonviene ehe Maria veggia nel principio de l' Ariete, quando lo sole va sotto lo mezzo eerehio de li primi poli, esso sole girar lo mondo intomo giu a la terra, o vero a1 mare, eome una mola de la quale non paia piu ehe mezzo lo eorpo suo; e questa veggia venire montando a guisa d'una vite d'intomo, tanto ehe eompia novanta e una rota e poeo pilt. (15) E quando queste rote sono eompiute, lo suo montare e a Maria quasi tanto quanto es so monta a noi ne la mezza terra, [quando] 'l giomo e de la mezza notte iguale; e se uno uomo fosse dritto
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von Maria und Lucia. Ich glaube, daß dieser Kreis - gemäß dem, was ich aufgrund der Aussagen der Astronomen und des Albertus von Magna im Buch Über die Natur der Orte und Über die Eigenschaften der Elemente und auch aufgrund des Zeugnis von Lukan in seinem neunten Buch, verstehe - diese vom Ozean bedeckte Erde in der Mittagsstunde, beinahe entlang der ganzen Ausdehnung der ersten Klimazone, wo unter anderen Völkern auch die Garamanten leben, die beinahe immer nackt sind, teilen würde; zu diesen [Garamanten] gelangte Cato mit dem römischen Volk, als er vor der Herrschaft des Cäsar flüchtete. (13) Nachdem diese drei Punkte auf diesem Ball bezeichnet sind, ist es einfach zu sehen, wie die Sonne dreht. Ich sage also, daß der Himmel der Sonne sich von Westen nach Osten wendet, nicht direkt gegen die tägliche Bewegung, d.h. des Tages und der Nacht, sondern schräg zu dieser: so daß sein mittlerer Kreis, der zwischen seinen Polen gleich weit entfernt ist, auf dem sich der Sonnenkörper befindet, den Kreis der beiden ersten Pole in zwei entgegengesetzte Teile zerlegt, d.h. in den Ursprung des Widders und in den Ursprung der Waage, und er selbst sich durch diesen in zwei Bogen teilt, einen gegen Norden und einen gegen Süden. (14) Die (Mittel-)Punkte dieser Bogen sind gleich weit entfernt vom ersten Kreis, von jeder Seite 23 Grad plus eine Einheit; und diese Einheit ist der Ursprung des Krebses und die andere ist der Ursprung des Steinbocks. Deshalb ist es so, daß Maria im Ursprung des Widders, wenn die Sonne sich unter dem Mittelkreis der ersten Pole bewegt, diese Sonne nahe bei der Erde oder besser, dem Meer, die Welt umkreisen sieht, wie ein Schleifstein, von dem nicht mehr als die Hälfte seines Körpers erscheint; und diese sieht sie nach der Art einer Schraubdrehung heraufkommen, vollbringt sie doch 91 Drehungen und wenig mehr. (15) Und wenn diese Umdrehungen vollendet sind, dann ist ihr Steigen für Maria beinahe so groß, wie sie für uns in der Mitte der Erde steigt, wenn der Tag der halben Nacht gleich ist; und wenn ein Mensch in
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Convivio III• v, 15-21
in Maria e sempre al sole volgesse lo viso, vederebbesi quello andare ver lo braccio destro. (16) Poi per la medesima via par discendere altre novanta e una rota e poco piu, tanto eh' elli gira intomo gill a la terra, o vero al mare, se non tutto mostrando; e poi si cela, e comincialo a vedere Lucia, lo quale montare e discendere intomo se allor vede con altrettante rote quante vede Maria. (17) E se uno uomo fosse in Lucia dritto, sempre ehe volgesse la faccia in ver lo sole, vedrebbe quello andarsi nel braccio sinistro. Per ehe si puo vedere ehe questi luoghi hanno un di l'anno di sei mesi, e una notte d'altrettanto tempo; e quando l'uno ha lo giorno, e l'altro halanotte. (18) Conviene anche ehe lo cerchio dove sono li Garamanti, come detto e, in su questa palla, veggia lo sole a punto sopra se girare, non a modo di mola, ma di [rota]; la quale non puo in alcuna parte vedere se non mezza, quando va sotto l' Ariete. E poi lo vede partire da se e venire verso Maria novanta e uno die e poco pill, e per altrettanti a se tomare; e poi, quando etomato, va sotto la Libra, e an ehe si parte e va ver Lucia novanta e uno die poco piu, ein altrettanti ritoma. ( 19) E questo luogo, lo quale tutta la palla cerchia, sempre ha lo die iguale con la notte, o di qua o di fä ehe 'l sole li vada; e due volte l' anno ha la state grandissima di calore, e due piccioli vemi. (20) Conviene anche ehe li due spazii, ehe sono in mezzo de le due cittadi imaginate e lo [cerchio] del mezzo, veggiano lo sole disvariatamente, secondo ehe sono remoti e propinqui [a] questi luoghi; si come omai, per quello ehe detto e, puote vedere chi ha nobile ingegno, al quale e bello un poco di fatica lasciare. (21) Per ehe vedere omai si puote, ehe per lo divino provedimento lo mondo e si ordinato ehe, volta la spera del sole e
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Maria aufrecht stünde und seinen Blick immer auf die Sonne gerichtet hätte, sähe er diese seinem rechten Arm entgegengehen. (16) Danach scheint sie auf demselben Weg durch 91 oder wenig mehr Drehungen hinabzusteigen, bis sie unten um die Erde kreist oder besser, um das Meer, wobei sie sich nicht ganz zeigt; und danach verbirgt sie sich und Lucia beginnt sie zu sehen, die dieses Aufsteigen und Niedergehen um sich herum mit ebensoviel Drehungen sieht wie Maria. (17) Und wenn ein Mensch in Lucia aufrecht stünde und seinen Blick immer auf die Sonne gerichtet hätte, sähe er diese seinem linken Arm entgegengehen. Dadurch kann man sehen, daß diese Orte im Jahr einen Tag von sechs Monaten haben und eine Nach von ebensolcher Dauer; und wenn der eine Tag hat, hat der andere Nacht. (18) Weiter ist es so, daß der Kreis, wo die Garamanten, wie gesagt worden ist, auf diesem Ball sind, die Sonne genau über sich drehen sieht, nicht wie ein Schleifstein, sondern wie ein Rad; dieses kann er nur halb sehen, wenn sie sich unter dem Widder bewegt. Und dann sieht er sie 91 und wenig mehr Tage von sich wegbewegen und Richtung Maria gehen und ebensolang zu ihm zurückkehren; und dann, wenn sie zurückgekehrt ist, geht sie unter die Waage und bewegt sie sich ebenso weg und geht während 91 und wenig mehr Tagen Richtung Lucia und ebensolang kehrt sie zurück. (19) Und dieser Ort, der den ganzen Ball umgibt, hat den Tag immer gleich lang wie die Nacht, ob die Sonne nach hier oder nach dort geht; und zweimal im Jahr hat er einen Sommer von größter Hitze und zwei kleine Winter. (20) Weiter ist es so, daß die beiden Räume, die zwischen den beiden vorgestellten Städten und dem Kreis in der Mitte sind, die Sonne verschieden sehen, je nach dem sie von diesen Orten entfernt oder nahe sind; wie jetzt, aufgrund des Gesagten, sehen kann, wer eine edle Begabung hat und dem ein wenig Mühe zu lassen, schön ist. (21) Deshalb kann man nun sehen, daß die Welt aufgrund der göttlichen Voraussicht so geordnet ist, daß, wenn die Sphäre der Sonne gedreht hat und zu einem Punkt
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Convivio III• v, 21 - vi, 4
tomata a uno punto, questa palla dove noi siamo in eiaseuna parte di se rieeve tanto tempo di luee quanto di tenebre. (22) 0 ineffabile sapienza ehe eosi ordinasti, quanto e povera la nostra mente a te eomprendere ! E voi a eui utilitade e diletto io serivo, in quanta eeehitade vivete, non levando li oeehi suso a queste eose, tenendoli fissi nel fango de la vostra stoltezza! vi. Nel preeedente eapitolo e mostrato per ehe modo lo sole gira; si ehe omai si puote proeedere a dimostrare la sentenza de la parte a la quale s'intende. Dieo adunque ehe in questa parte prima eornincio a eommendare questa donna per eomparazione a !'altre eose; e dieo ehe 'l sole, girando lo mondo, non vede aleuna eosa eosi gentile eome eostei: per ehe segue ehe questa sia, seeondo le parole, gentilissima di tutte le eose ehe 'l sole allumina. (2) E diee: in quell'ora; onde e da sapere ehe "ora" per due modi si prende da li astrologi. L'uno si e, ehe del die e de la notte fanno ventiquattr' ore, eioe dodiei del die e dodici de la notte, quanto ehe 'l die sia grande o pieciolo; e queste ore si fanno pieeiole e grandi nel di e ne la notte, seeondo ehe il di e la notte eresee e menoma. E queste ore usa la Chiesa, quando diee Prima, Terza, Sesta e Nona, e ehiamansi ore temporali. (3) L' altro modo si e, ehe faeeendo del di e de la notte ventiquattr' ore, tal volta ha lo die le quindiei ore, e la notte le nove; tal volta ha la notte le sedici e lo die le otto, seeondo ehe eresee e menoma lo die e la notte: e ehiamansi ore equali. E ne lo equinozio sempre queste e quelle ehe temporali si ehiamano sono una eosa; pero ehe, essendo lo di equale de la notte, eonviene eosi avvenire. (4) Poi quando dieo: Ogni Intelletto di la su la mira, eommendo lei, non avendo rispetto ad altra eosa. E dieo ehe le lntellegenze del cielo la mirano, e ehe la gente di qua giu gentile pensano di eostei, quando piii hanno di quello ehe loro dilet-
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zurückgekehrt ist, dieser Ball, auf dem wir uns befinden, in jedem seiner Teile ebensolange Zeit Licht erhält, wie Finsternis. (22) Ach unfehlbares Wissen, daß du das so geordnet hast, wie arm ist unser Geist im dich Verstehen! Und ihr, zu deren Nutzen und Vergnügen ich schreibe, in wieviel Blindheit lebt ihr, eure Augen nicht zu diesen Dingen erhebend, sondern sie starr auf den Schlamm eurer Dummheit gerichtet haltend. vi. Im vorangehenden Kapitel ist gezeigt worden, auf welche Weise die Sonne kreist; so daß man jetzt dazu übergehen kann, die Aussage des fraglichen Teils aufzuzeigen. Ich sage also, daß ich in diesem Teil damit beginne, diese Frau im Vergleich zu den anderen Dingen zu loben; und ich sage, daß die Sonne beim Umkreisen der Welt kein Ding sieht, das so höflich ist wie diese; woraus folgt, daß diese, den Worten gemäß, das höflichste von allen Dingen ist, die die Sonne anleuchtet. (2) Und er sagt: zu jener Stunde; wo zu wissen ist, daß „Stunde" von den Astronomen auf zwei Arten gebraucht wird. Im einen Fall machen sie aus dem Tag und der Nacht 24 Stunden, d.h. 12 aus dem Tag und 12 aus der Nacht, wie groß oder klein der Tag auch sei; und diese Stunden verkleinern oder vergrößern sich bei Tag und bei Nacht, je nach dem wie der Tag und die Nacht wachsen und abnehmen. Und diese Stunden benutzt die Kirche, wenn sie von der Prim, der Terz, der Sext und der Non spricht und sie heißen zeitliche Stunden. (3) Im andern Fall teilen sie den Tag und die Nacht in 24 Stunden, so daß der Tag Mal 15 Stunden hat und die Nacht neun; Mal hat die Nacht 16 Stunden und der Tag acht, je nach dem wie der Tag und die Nacht wachsen und abnehmen; und diese heißen gleiche Stunden. Und während den Äquinoktien sind diese und jene, die zeitliche [Stunden] heißen, das Gleiche; weil der Tag der Nacht gleich ist, verhält es sich so. (4) Dann wenn ich sage Jeder Intellekt beschaut sie von dort oben, lobe ich sie ohne Rücksicht auf andere Dinge. Und ich sage, daß die Intelligenzen des Himmels sie beschauen und daß die Menschen hier unten höflich von ihr denken, wenn sie mehr
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Convivio III • vi, 4-8
ta. E qui e da sapere ehe eiaseuno lntelletto di sopra, seeondo eh'e seritto nel libro de le Cagioni, eonosee quello ehe e sopra se e quello ehe e sotto se. (5) Conosee adunque lddio si eome sua eagione, eonosee quello ehe e sotto se si eome suo effetto; e pero ehe Dio e universalissima eagione di tutte le eose, eonoseendo lui, tutte le eose eonosee in se, seeondo lo modo de la Intelligenza. Per ehe tutte le Intelligenze eonoseono la forma umana, in quanto ella e per intenzione regolata ne la divina mente; e massimamente eonoseono quella le Intelligenze motrici, pero ehe sono spezialissime eagioni di quella e d' ogni forma generale, e eonoseono quella perfettissima, tanto quanto essere puote, si eome loro regola ed essemplo. (6) E se essa umana forma, essemplata e individuata, non e perfetta, non e maneo de lo detto essemplo, ma de la materia la quale individua. Pero quando dico: Ogni Intelletto di la su la mira, non voglio altro dire se non eh' ella e eosi fatta eome l' essemplo intenzionale ehe de la umana essenzia e ne la divina ment.e e, per quella, in tutte l' altre, massimamente in quelle menti angeliehe ehe fabbrieano eol eielo queste eose di qua giuso. (7) E a questo affermare, soggiungo quando dico: E quella gente ehe qui s'innamora. Dove e da sapere ehe eiaseuna eosa massimamente desidera la sua perfezione, e in quella si queta ogni suo desiderio, e per quella ogni eosa edesiderata. E questo e quello desiderio ehe sempre ne fa parere ogni dilettazione manea; ehe nulla dilettazione e si grande in questa vita ehe a l'anima nostra possa torre la sete, ehe sempre lo desiderio ehe detto e non rimagna nel pensiero. (8) E pero ehe questa e veramente quella perfezione, dieo ehe quella gente ehe qua giu maggiore diletto rieeve quando piU hanno di paee, allora rimane questa ne' loro pensieri, per questa, dieo, tanto essere perlet-
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von dem haben, was sie erfreut. Und hier ist zu wissen, daß jeder obere Intellekt, dem gemäß was im Buch Über die Ursachen geschrieben ist, das kennt, was über ihm ist und das, was unter ihm ist. (5) Er kennt also Gott als seine Ursache [und] er kennt das, was unter ihm ist als seine Wirkung; und weil Gott die allgemeinste Ursache aller Dinge ist, kennt [jeder Intellekt] in sich, indem er ihn kennt, alle Dinge, der Art der Intelligenz entsprechend. Weswegen alle Intelligenzen die Form des Menschen kennen, insofern sie durch Absicht im göttlichen Verstand geordnet ist; und in höchstem Masse kennen die bewegenden Intelligenzen jene [Form], weil sie ganz besonders Ursachen dieser und jeder allgemeinen Form sind, und sie kennen diese Vollkommenste, soweit dies möglich ist, als deren Regel und Vorbild. (6) Und wenn die vom Vorbild bestimmte und individualisierte menschliche Form nicht vollkommen ist, so ist dies nicht ein Fehler des genannten Vorbildes, sondern der Materie, die individualisiert. Weswegen, wenn ich sage: Jeder Intellekt beschaut sie von dort oben, ich nichts anderes sagen will, als daß sie so gemacht ist, wie jenes intentionale Vorbild, das vom Wesen des Menschen im göttlichen Geist existiert und durch diesen in allen anderen, am meisten im Geist jener Engel, die mit dem Himmel die Dinge hier unten bewerkstelligen. (7) Und um dies zu bekräftigen füge ich [etwas] hinzu, wenn ich sage: Und jene Menschen, die sich hier verlieben. Hier ist zu wissen, daß jedes Ding in höchstem Maß seine Vervollkommnung wünscht und in dieser kommen alle seine Wünsche zur Ruhe und in Hinblick auf diese werden alle Dinge gewünscht. Und dies ist jener Wunsch, der jede Freude immer mangelhaft erscheinen läßt; denn in diesem Leben ist keine Freude derart groß, als daß unsere Seele den Durst stillen könnte und der besagte Wunsch nicht immer im Denken bleiben würde. (8) Und weil dies [Frau] wirklich jene Vollkommenheit ist, sage ich, daß dann, wenn diese Menschen, die hier unten größte Freude empfangen, am meisten Frieden haben, sie in ihren Gedanken bleibt, [und] ich sage, weil sie derart vollkommen ist, wie es das We-
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ta quanto sommamente essere puote l'umana essenzia. (9) Poi quando dieo: Suo esser tanto a Quei ehe Lei da piace, mostro ehe non solamente questa donna e perfettissima ne la umana generazione, ma piU ehe perfettissima, in quanto rieeve de la divina bontade oltre lo debito umano. (10) Onde ragionevolmente si puote eredere ehe, si eome eiaseuno maestro ama piii la sua opera ottima ehe l'altre, eosi Dio ama piii la persona umana ottima ehe tutte l' altre; e pero ehe la sua larghezza non si stringe da neeessitade d'alcuno termine, non ha riguardo lo suo amore al debito di eolui ehe rieeve, ma soperehia quello in dono e in benefieio di vertu e di grazia. Onde dieo qui ehe esso Dio, ehe da l' essere a eostei, per earitade de la sua perfezione infonde in essa de la sua bontade oltre li termini del debito de la nostra natura. (11) Poi quando dico: Lt1 sua anima pura, pruovo eiO ehe detto e per sensibile testimonianza. Ove e da sapere ehe, si eome diee lo Filosofo nel seeondo de l' Anima, l' anima e atto del eorpo: e se ella e suo atto, e sua eagione; e pero ehe, si eome e seritto nel libro allegato de le Cagioni, ogni eagione infonde nel suo effetto de la bontade ehe rieeve da la eagione sua, infonde e rende al eorpo suo de la bontade de la eagione sua, eh'e Dio. (12) Onde, eon cio sia eosa ehe in eostei si veggiano, quanto e da la parte del eorpo, maravigliose eose, tanto ehe fanno ogni guardatore disioso di quelle vedere, manifesto e ehe la sua forma, eioe la sua anima, ehe lo eonduee si eome eagione propria, rieeva miraeolosamente la graziosa bontade di Dio. (13) E eosi [si] pruova, per questa apparenza, ehe e, oltre lo debito de la natura nostra, (la quale in lei e perfettissima eome detto e di sopra), questa donna da Dio beneficiata e fatta nobile eosa. E questa e tutta la sentenza litterale de la prima parte de la seeonda parte prineipale.
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sen des Menschen überhaupt vermag. (9) Dann, wenn ich sage: Ihr Sein gefällt Jenem, der es gibt, so sehr, zeige ich, daß diese Frau nicht nur in Bezug auf die menschliche Gattung am vollkommensten ist, sondern mehr als am vollkommensten, insofern sie von der göttlichen Güte mehr erhält, als dem Menschen zusteht. (10) Denn man darf vernünftigerweise glauben, daß, wie jeder Meister sein bestes Werk mehr liebt als die anderen, so auch Gott die beste menschliche Person mehr liebt als jede andere; aber weil seine Großzügigkeit sich nicht notwendigerweise auf eine Grenze hin verengt, nimmt seine Liebe keine Rücksicht auf den Anspruch dessen, der empfängt, sondern er überbietet diesen im Geschenk und in der Wohltat der Tugend und der Gnade. Weswegen ich hier sage, daß dieser Gott, der ihr das Sein gibt, aufgrund der Wohltätigkeit seiner Vollkommenheit von seiner Güte in sie eingießt über die Grenzen des Anspruchs unserer Natur hinaus. (11) Dann, wenn ich sage: Ihre reine Seele, beweise ich das, was gesagt worden ist, durch ein wahrnehmbares Zeugnis. Hier ist zu wissen, daß, wie der Philosoph im zweiten Buch von Über die Seele sagt, die Seele der Akt des Körpers ist: und wenn sie sein Akt ist, ist sie seine Ursache; und weil, wie es im angeführten Buch Über die Ursachen geschrieben ist, jede Ursache in ihre Wirkung Güte eingießt, die sie [ihrerseits] von ihrer Ursache empfängt, gießt sie in ihren Körper und gibt sie ihm von der Güte ihrer Ursache, die Gott ist. (12) Da wir sehen, daß sie von ihrem Körper her so wunderbar ist, daß sie jeden Betrachter danach verlangen macht, sie zu sehen, ist offenkundig, daß ihre Form, d.h. ihre Seele, die ihn als eigentliche Ursache leitet, auf wunderbare Weise die gnadenhafte Güte Gottes empfängt. (13) Aufgrund dieser Erscheinung, die über den Anspruch unserer Natur hinausgeht, (die in ihr am vollkommensten ist, wie oben gesagt wurde,) ist also bewiesen, daß diese Frau von Gott beschenkt ist und von ihm zu einem edlen Ding gemacht ist. Und dies ist die ganze buchstäbliche Aussage des ersten Teils des zweiten Hauptteils.
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vii. Commendata questa donna comunemente, sl secondo l' anima come secondo lo corpo, io procedo a commendare lei spezialmente secondo l'anima; e prima la commendo secondo ehe '1 suo bene egrande in se, poi la commendo secondo ehe '1 suo bene e grande altrui e utile al mondo. E comincia questa parte seconda quando dico: Di costei si puo dire. (2) Dunque dico prima: In lei discende la virtu divina. Ove e da sapere ehe la divina bontade in tutte le cose discende, e altrimenti essere non potrebbero; ma avvegna ehe questa bontade si muova da simplicissimo principio, diversamente si riceve, secondo piU e meno, da le cose riceventi. Onde scritto e nel libro de le Cagioni: «La prima bontade manda le sue bontadi sopra le cose con uno discorrimento». (3) Veramente ciascuna cosa riceve da quello discorrimento secondo lo modo de la sua vertii e de lo suo essere; e di cio sensibile essemplo avere potemo dal sole. Vedemo la luce del sole, la quale e una, da uno fonte derivata, diversamente da le corpora essere ricevuta; sl come dice Alberto, in quello libro ehe fa de lo lntelletto, ehe certi corpi, «per molta chiaritade di diafano avere in se mista, tosto ehe 'l sole li vede diventano tanto luminosi, ehe per multiplicamento di luce in quello e ne lo loro aspetto, rendono a li altri di se grande splendore», sl come e l'oro e alcuna pietra. (4) «Certi sono ehe, per esser del tutto diafani, non solamente ricevono la luce, ma quella non impediscono, anzi rendono lei del loro colore colorata ne !'altre cose. E certi sono tanto vincenti ne la purita del diafano, ehe divegnono sl raggianti, ehe vincono l' armonia de l' occhio, e non si lasciano vedere sanza fatica del viso», sl come sono li specchi. Certi altri sono tanto sanza diafano, ehe quasi poco de la luce ricevono, sl come la terra. (5) Cosl la bonta di Dio e ri-
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vii. Nachdem diese Frau sowohl bezüglich der Seele als auch bezüglich des Körpers allgemein gelobt ist, gehe ich dazu über, sie besonders bezüglich der Seele zu loben; und zuerst lobe ich sie, insofern ihre Gutheit für sich genommen groß ist, danach lobe ich sie, insofern ihre Gutheit für andere groß ist und der Welt nützlich. Und ich beginne diesen zweiten Teil, wenn ich sage: Von ihr kann man sagen. (2) Ich sage also zuerst: In sie steigt die göttliche Kraft nieder. Wo zu wissen ist, daß die göttliche Güte in alle Dinge herabsteigt und daß diese andernfalls nicht sein könnten; aber diese Güte, die von einem allereinfachsten Prinzip herkommt, wird verschieden empfangen, gemäß dem Mehr und Weniger der empfangenden Dinge. Weswegen im Buch Über die Ursachen geschrieben ist: „Die erste Güte schickt ihre guten Wirkungen in einem Ausfließen über die Dinge." (3) Tatsächlich empfängt jedes Ding von jenem Ausfließen seinem Vermögen und seinem Sein gemäß; wovon die Sonne ein sinnliches Beispiel ist. Wir sehen wie das Licht der einen Sonne, das von einer einzigen Quelle herrührt, von den Körpern verschieden empfangen wird; so wie Albertus in jenem Buch, das er über den Intellekt geschrieben hat, sagt, daß gewisse Körper „wegen der großen Ungetrübtheit des Lichtdurchlässigen, das ihnen beigemischt ist, sobald die Sonne sie sieht, derart leuchtend werden, daß sie, wegen der Vervielfachung des Lichtes in ihnen und in ihrer Erscheinung, den anderen von sich aus viel Glanz verleihen", wie es beim Gold und gewissen Steinen der Fall ist. (4) „Gewisse [Körper] gibt es, die, weil sie gänzlich lichtdurchlässig sind, das Licht nicht nur empfangen, sondern dieses nicht behindern, und es im Gegenteil mit ihrer Farbe gefärbt den anderen Dingen weitergeben. Und gewisse [Körper] sind in der Reinheit des Lichtdurchlässigen so kräftig, daß sie derart strahlend werden, daß sie die Ausgeglichenheit des Auges besiegen und sich nicht ohne Anstrengung des Sehsinns sehen lassen", wie es bei den Spiegeln der Fall ist. Gewisse andere sind so sehr ohne Lichtdurchlässigkeit, daß sie sozusagen wenig Licht empfangen, wie etwa die Erde. (5) So wird die Güte
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eevuta altrimenti da le sustanze separate, eioe da li Angeli, ehe sono sanza grossezza di materia, quasi diafani per la purita de la loro forma, e altrimenti da l'anima umana, ehe, avvegna ehe da una parte sia da materia libera, da un' altra e impedita, si eome l'uomo eh' e tutto ne l' aequa fuor del eapo, del quale non si puo dire ehe tutto sia ne l' aequa ne tutto fuor da quella; e altrimenti da li animali, la eui anima tutta in materia e eompresa, ma alquanto e nobilitata; e altrimenti da le piante, e altrimenti da le minere; e altrimenti da la terra ehe da li altri [elementi], pero ehe e materialissima, e pero remotissima e improporzionalissima a la prima simplieissima e nobilissima vertude, ehe sola e intellettuale, eioe Dio. (6) E avvegna ehe posti siano qui gradi generali, nondimeno si possono porre gradi singulari; eioe ehe quella rieeve, de l' anime umane, altrimenti una ehe un'altra. E pero ehe ne l'ordine intellettuale de l' universo si sale e diseende per gradi quasi eontinui da la infima forma a l' altissima [e da l' altissima] a la infima, si eome vedemo ne l' ordine sensibile; e tra l' angeliea natura, ehe e eosa intellettuale, e l' anima umana non sia grado aleuno, ma sia quasi l'uno a l'altro eontinuo per li ordini de li gradi, e tra l' anima umana e l' anima piU perfetta de li bruti animali aneor mezzo aleuno non sia; e noi veggiamo molti uomini tanto vili e di si bassa eondizione, ehe quasi non pare essere altro ehe bestia: e eosi e da porre e da credere fermamente, ehe sia aleuno tanto nobile e di sl alta condizione ehe quasi non sia altro ehe angelo. (7) Altrimenti non si eontinuerebbe l'umana spezie da ogni parte, ehe esser non puo. E questi eotali chiamaAristotile, nel settimo de l'Etica, divini; e cotale dico io ehe e questa don-
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Gottes von den getrennten Substanzen, d.h. von den Engeln, die ohne Grobheit der Materie, beinahe lichtdurchlässig sind, wegen der Reinheit ihrer Form, anders empfangen als von der menschlichen Seele, die, obwohl sie von einer Seite her von Materie frei ist, von einer anderen [Seite] her behindert ist, so wie von einem Menschen, der, vom Kopf abgesehen, ganz im Wasser ist, weder gesagt werden kann, daß er ganz im Wasser ist, noch daß er ganz außerhalb des Wassers ist; und anders von den Tieren, deren Seele ganz in der Materie enthalten, aber ein wenig veredelt ist; und anders von den Pflanzen und wiederum anders von den Mineralien; und anders von der Erde als von den anderen (Elementen), denn diese ist am stofflichsten und deshalb am entferntesten und am unverhältnismäßigsten in Bezug die erste allereinfachste und edelste Kraft, die ausschließlich intellektuell ist, nämlich Gott. (6) Und obwohl hier allgemeine Stufen gesetzt worden sind, können auch einzelne Stufen gesetzt werden; d.h., daß von den menschlichen Seelen die eine anders als die andere empfängt. Denn in der intellektuellen Ordnung des Universums steigt man auf beinahe fließenden Stufen hinauf und hinunter, von der niedrigsten Form zur höchsten und von der höchsten zur niedrigsten, wie wir es in der wahrnehmbaren Ordnung sehen; und zwischen der Natur der Engel, die ein intellektuelles Ding ist, und der menschlichen Seele ist keine Stufe, sondern zwischen dem einen und dem anderen ist beinahe eine Fortsetzung wegen der Ordnung der Stufen und weiter ist zwischen der menschlichen Seele und der vollkommensten Seele der Tiere kein Mittelding; und wir sehen derart gemeine Menschen und solche von niedriger Verfassung, daß es beinahe scheint, daß sie nichts anderes als Vieh sind; und ebenso ist anzunehmen und beständig zu glauben, daß es solche gibt, die so edel sind und von so erhabener Verfassung, daß sie sozusagen nichts anderes als Engel sind. (7) Ansonsten würde sich die menschliche Gattung nicht in jedem ihrer Teile fortsetzen, was nicht sein kann. Und diese nennt Aristoteles im siebten Buch der Ethik göttliche: und von
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na, sl ehe la divina virtude, a guisa ehe discende ne l'angelo, discende in lei. (8) Poi quando dico: E qual donna gentil questo non crede, pruovo questo per la esperienza ehe aver di lei si puo in quelle operazioni ehe sono proprie de l' anima razionale, dove la divina luce piii espeditamente raggia; cioe nel parlare e ne li atti ehe reggimenti e portamenti sogliono esser chiamati. Onde e da sapere ehe solamente l' uomo intra li animali parla, e ha reggimenti e atti ehe si dicono razionali, pero ehe solo elli ha in se ragione. (9) E se alcuno volesse dire contra, dicendo ehe alcuno uccello parli, sl come pare di certi, massimamente de la gazza e del pappagallo, e ehe alcuna bestia fa atti o vero reggimenti, sl come pare de la scimia e d' alcuno altro, rispondo ehe non e vero ehe parlino ne ehe abbiano reggimenti, pero ehe non hanno ragione, da la quale queste cose convegnono procedere; ne e in loro lo principio di queste operazioni, ne conoscono ehe sia cio, ne intendono per quello alcuna cosa significare, ma solo quello ehe veggiono e odono ripresentare, secondo Ia imagine de le corpora in alcuno corpo lucido si rappresenta, sl come ne lo specchio. (10) [Onde], co[me] la imagine corporale ehe lo specchio dimostra non e vera, cos'i la imagine de la ragione, cioe li atti e lo parlare ehe l' anima bruta ripresenta, o vero dimostra, non e vera. (11) Dico ehe "qual donna gentile non crede quello ch'io dico, ehe vada con lei, e miri li suoi atti" - non dico qual uomo, pero ehe piii onestamente [di donna] perle donne si prende esperienza ehe perl' uomo -; e dico quello ehe di lei colei sentira, dicendo quello ehe fa lo suo parlare, e ehe fanno li suoi reggimenti. (12) Che il suo parlare, per l'altezza e per la dolcezza sua, genera ne la mente di chi l' ode uno pensiero d' amore, lo quale io
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dieser Art, sage ich, ist diese Frau, so daß die göttliche Kraft auf die selbe Weise, wie sie in die Engel hinabsteigt, in sie hinabsteigt. (8) Dann, wenn ich sage: Und die höfliche Frau, die dies nicht glaubt, beweise ich dies aufgrund der Erfahrung, die man mit ihr machen kann bei jenen Tätigkeiten, die der vernünftigen Seele eigen sind, wo das göttliche Licht unvermittelter strahlt; d.h. im Sprechen und in jenen Handlungen, die man Beherrschung und Haltung zu nennen pflegt. Weswegen zu wissen ist, daß unter den Lebewesen nur der Mensch spricht und Beherrschung hat und Handlungen, die vernünftig genannt werden, denn nur er hat in sich Vernunft. (9) Und wenn jemand widersprechen möchte und sagen würde, daß einige Vögel sprechen, so wie es bei gewissen der Fall scheint, in höchstem Masse bei der Elster und beim Papagei, und daß einige Tiere Handlungen begehen oder besser, Beherrschung (zeigen), so wie es beim Affen der Fall scheint und gewissen anderen, so antworte ich, daß es nicht wahr ist, daß sie sprechen und Beherrschung haben, denn sie haben keine Vernunft, aus der diese Dinge hervorgehen müssen; weder ist das Prinzip dieser Tätigkeiten in ihnen, noch wissen sie, was es ist, noch wollen sie dadurch etwas bezeichnen, sondern sie stellen nur das dar, was sie sehen und riechen, so wie das Bild der Körper sich in einem leuchtenden Körper darstellt, wie im Spiegel. (10) Deswegen, weil das körperliche Bild, das der Spiegel zeigt, nicht wahr ist, ist auch das Bild der Vernunft, d.h. die Handlungen und das Sprechen, das die tierische Seele darstellt oder besser, zeigt, nicht wahr. (11) Ich sage, „die höfliche Frau, die nicht glaubt, was ich sage, möge sich zur ihr gesellen und ihre Handlungen betrachten" ich sage nicht Mann, denn es ist angemessener die Erfahrung bezüglich (einer Frau) von Frauen zu nehmen als von einem Mann -; und ich nenne, das, was diese von jener wahrnehmen wird, indem ich wiedergebe, was sie spricht und wie sie sich beherrscht. (12) Denn ihr Sprechen erzeugt aufgrund ihrer Erhabenheit und Süße im Verstand jener, die es hören, einen Ge-
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ehiamo spirito eelestiale, pero ehe fä su e lo principio e di fä su viene la sua sentenza, sl eome di sopra e narrato; del qual pensiero si proeede in ferma oppinione ehe questa sia miraeulosa donna di vertude. (13) E suoi atti, per la loro soavitade e per la loro misura, fanno amore disvegliare e risentire fä dovunque e de la sua potenza seminata per buona natura. La quale natural semenza si fa eome nel sequente trattato si mostra. (14) Poi quando dico: Di costei si puo dire, intendo narrare eome la bonta e la vertU de la sua anima e a li altri buona e utile. E prima, eom' ella e utile a l' altre donne, dicendo: Gentile e in donna cio ehe in Lei si trova; dove manifesto essemplo rendo a le donne, nel quale mirando possano [se] far parere gentili, quello seguitando. (15) Seeondamente narro eome ella e utile a tutte le genti, dieendo ehe l' aspetto suo aiuta la nostra fede, la quale piU ehe tutte l'altre eose e utile a tutta l'umana generazione, sl eome quella per la quale eampiamo da ettemale morte e aequistiamo ettemale vita. (16) E la nostra fede aiuta; pero ehe, eon cio sia eosa ehe principalissimo fondamento de la fede nostra siano miracoli fatti per eolui ehe fu erucifisso - lo quale ereo la nostra ragione, e volle ehe fosse minore del suo potere - , e fatti poi nel nome suo per li santi suoi; e molti siano sl ostinati ehe di quelli miraeoli per aleuna nebbia siano dubbiosi, e non possano eredere miraeolo aleuno sanza visibilmente avere di cio esperienza, e questa donna sia una eosa visibilmente miraeulosa, de la quale li oeehi de li uomini eotidianamente possono esperienza avere, ed a noi faeeia possibili li altri: manifesto e ehe questa donna, eol suo mirabile aspetto, la nostra fede aiuta. ( 17) E pero ultimamente dieo ehe da ettemo, cioe ettemalmente,fa ordinata ne la mente di Dio in testimonio de la fede a eoloro ehe in
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danken von Liebe, den ich himmlischen Geist nenne, denn dort oben ist das Prinzip und von dort oben kommt sein Gehalt, wie weiter vom erzählt worden ist; von diesem Gedanken aus gelangt man zur festen Überzeugung, daß dies eine wunderbare Frau der Tugend ist. ( 13) Und ihre Handlungen lassen aufgrund ihrer Lieblichkeit und Angemessenheit die Liebe erwachen und verspüren, wo immer dank einer guten Natur ihr Vermögen gesät ist. Wie diese natürliche Saat geschieht, wird im folgenden Traktat gezeigt werden. (14) Dann, wenn ich sage: Von ihr kann man sagen, beabsichtige ich zu erzählen, wie die Güte und die Tugend ihrer Seele den anderen guttut und nützlich ist. Und zuerst inwiefern sie den anderen Frauen nützlich ist, indem ich sage: Höflich ist bei einer Frau das, was bei ihr sich findet; wo ich den Frauen ein offensichtliches Beispiel gebe, das betrachtend sie sich höflich erscheinen lassen können, indem sie diesem folgen. (15) Zweitens erzähle ich, wie sie allen Menschen nützlich ist, indem ich sage, daß ihr Anblick unserem Glauben hilft, der mehr als jedes andere Ding dem ganzen menschlichen Geschlecht nützlich ist, insofern wir uns durch ihn vom ewigen Tod erretten und ewiges Leben erlangen. (16) Und unserem Glauben hilft sie; grundlegendstes Fundament unseres Glaubens sind die Wunder, die jener vollbracht hat, der gekreuzigt worden ist - jener, der unsere Vernunft geschaffen hat und wollte, daß sie geringer sei als seine Macht- und die in der Folge in seinem Namen von seinen Heiligen vollbracht worden sind; und viele sind so hartnäckig, daß sie aufgrund eines gewissen Nebels diese Wunder bezweifeln und keine Wunder glauben können ohne eine offensichtliche Erfahrung davon zu haben; und diese Frau ist ein offensichtlich wunderbares Ding, vom dem die Augen der Männer täglich Erfahrung haben können und uns die anderen möglich erscheinen läßt: es ist also offenkundig, daß diese Frau mit ihrem wunderbaren Anblick unserem Glauben hilft. (17) Und deshalb sage ich schließlich, daß seit Ewigkeit, d.h. ewig, sie angeordnet war im Verstand Gottes zum Zeugnis des Glaubens
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questo tempo vivono. E cosi termina la seconda parte [de la parte seconda], secondo la litterale sentenza. viii. Intra li effetti de la divina sapienza l'uomo e mirabilissimo, considerando come in una forma la divina virtute tre nature congiunse, e come sottilmente armoniato conviene esser lo corpo suo, a cotal forma essendo organizzato per tutte quasi sue vertudi. (2) Per ehe, per la molta concordia ehe 'n tra tanti organi conviene a bene rispondersi, pochi perfe.tti uomini in tanto numero sono. E se cosi emirabile questa creatura, certo non pur con le parole eda temere di trattare di sue condizioni, ma eziandio col pensiero, secondo quelle parole de lo Ecclesiastico: «La sapienza di Dio, precedente tutte le cose, chi cercava?», e quelle altre dove dice: «Pill alte cose di te non dimanderai e piU forti cose di te non cercherai; ma quelle cose ehe Dio ti comando, pensa, ein piU sue opere non sie curioso», cioe sollicito. (3) Io adunque, ehe in questa terza particola d'alcuna condizione di cotal creatura parlare intendo, in quanto nel suo corpo, per bontade de l'anima, sensibile bellezza appare, temorosamente non sicuro comincio, intendendo, e se non a pieno almeno alcuna cosa, di tanto nodo disnodare. (4) Dico adunque ehe, poi ehe aperta e la sentenza di quella particola ne la quale questa donna e commendata da la parte de l' anima, da procedere e da vedere e come, quando dico Cose appariscon ne lo suo aspetto, io commendo lei da la parte del corpo. (5) E dico ehe ne lo suo aspetto appariscono cose le quali dimostrano de' piaceri [di Paradiso]. E intra li altri di quelli, lo piU nobile, e quello ehe e inizio e fine di tutti li altri, si e contentarsi, e questo si e essere beato; e questo piacere e veramente, avvegna ehe per altro modo, ne l' aspetto di costei. Che, guardando costei, la gente si contenta, tanto dol-
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für jene, die in dieser Zeit leben. Und so endet der zweite Teil (des zweiten Hauptteils) gemäß der buchstäblichen Aussage.
viii. Unter den Wirkungen der göttlichen Weisheit ist der Mensch die wunderbarste, wenn man bedenkt, wie die göttliche Kraft in einer Form drei Naturen verbunden hat und wie genau sein Körper abgestimmt sein muß, der durch beinahe alle seine Kräfte auf diese Form hingeordnet ist. (2) Wegen der großen Übereinstimmung, die zwischen den vielen Organenherrschen muß, damit sie einander richtig entsprechen, gibt es, trotz der großen Menge nur wenige vollkommene Menschen. Und wenn dieses Geschöpf derart bewunderungswürdig ist, so ist nicht nur das Behandeln seiner Verfaßtheit in Worten zu fürchten, sondern auch im Denken, gemäß jenen Worten des Predigers: „Die Weisheit Gottes, die allem vorausgeht, wer sucht sie?" und jene anderen, wo er sagt: „Nach etwas Höherem als Dir würde ich nicht verlangen und etwas Stärkeres als Dich würde ich nicht suchen; aber was Gott dir vorschreibt, daran denke und weiter sei bezüglich seiner Werke nicht neugierig"; d.h. beunruhigt. (3) Ich also, der ich in diesem dritten Teilchen von gewissen Verfaßtheiten dieses Geschöpfes zu sprechen gedenke, insofern in ihrem Körper aufgrund der Gutheit wahrnehmbare Schönheit erscheint, beginne furchtsam und unsicher in der Absicht, wenn nicht vollständig, so doch einige Dinge dieses großen Knopfes zu entwirren. (4) Ich sage also daß, nachdem die Aussage jenes Teilchens, in dem diese Frau von der Seite der Seele her gelobt wurde, offenkundig ist, fortzufahren und zu sehen ist, wie ich, wenn ich sage, Dinge erscheinen in ihrem Anblick, sie von der Seite des Körpers her lobe.(5) Und ich sage, daß in ihrem Anblick Dinge erscheinen, die von den Freuden des Paradieses zeugen. Und unter all diesen ist das edelste und das, was der Anfang und das Ende all der andern ist, zufrieden zu sein und dies ist selig zu sein; und diese Freude ist wahrhaftig, wenn auch auf eine andere Art, im Anblick dieser Frau. Denn diese betrachtend werden die Menschen glück-
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cemente ciba la sua bellezza li occhi de' riguardatori; ma per altro modo, ehe p[u]r lo contentare in Paradiso e perpetuo, ehe non puo ad alcuno essere questo. (6) E pero ehe potrebbe alcuno aver domandato dove questo mirabile piacere appare in costei, distinguo ne la sua persona due parti, ne le quali l'umana piacenza e dispiacenza piu appare. Onde e da sapere ehe in qualunque parte l' anima piU adopera del suo officio, ehe a quella piU fissamente intende ad adornare, e piU sottilmente quivi adopera. (7) Onde vedemo ehe ne la faccia de l'uomo, fä dove fa piU del suo officio ehe in alcuna parte di fuori, tanto sottilmente intende, ehe, per sottigliarsi quivi tanto quanto ne la sua materia puote, nullo viso ad altro viso e simile; perche l'ultima potenza de la materia, la qual ein tutti quasi dissirnile, quivi si riduce in atto. (8) E pero ehe ne la faccia massimamente in due luoghi opera l' anima - pero ehe in quelli due luoghi quasi tutte e tre le nature de l'anima hanno giurisdizione - cioe ne li occhi e ne la bocca, quelli massimamente adoma e quivi pone lo 'ntento tutto a fare bello, se puote. Ein questi due luoghi dico io ehe appariscono questi piaceri dicendo: ne li occhi e nel suo dolce riso. (9) Li quali due luoghi, per bella sirnilitudine, si possono appellare balconi de la donna ehe nel dificio del corpo abita, cioe l'anima; pero ehe quivi, avvegna ehe quasi velata, spesse volte si dimostra. Dimostrasi ne li occhi tanto manifesta, ehe conoscer si puo la sua presente passione, chi bene fä rnira. (10) Onde, con cio sia cosa ehe sei passioni siano propie de l'anima umana, de le quali fa menzione lo Filosofo ne la sua Rettorica, cioe grazia, zelo, rnisericordia, invidia, amore e vergogna, di nulla di queste puote l' anima essere passionata ehe a la finestra de li occhi non vegna la sembianza, se per grande vertu dentro non si chiude. Onde alcuno gfä si trasse li occhi, perche la vergogna d'entro non paresse di
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lieh, derart süß nährt ihre Schönheit die Augen der Betrachter; aber auf eine andere Art, denn das Glück des Paradieses ist immerwährend, was keinem anderen zukommen kann. (6) Und weil jemand gefragt haben könnte, wo diese bewunderungswürdige Freude in ihr erscheint, unterscheide ich an ihrer Person zwei Teile, in denen menschliche Freude und Mißfallen deutlicher erscheinen. Hier ist zu wissen, daß die Seele in jedem Teil ihrer Aufgabe nachkommen kann, aber daß sie stärker beabsichtigt einen bestimmten zu schmücken und hier vorsichtiger zu Werke geht. (7) Deswegen sehen wir, daß im Gesicht des Menschen, wo sie ihrer Aufgabe mehr nachkommt als injedem anderen äußeren Teil, sie derart vorsichtig zu Werke geht, daß, um sich hier derart zu verfeinern, wie sie es in ihrer Materie vermag, kein Antlitz einem anderen gleich ist; denn die letzte Potenz der Materie, die in allen sozusagen ungleich ist, wird hier zum Akt. (8) Aber die Seele wirkt im Gesicht hauptsächlich an zwei Stellen - weswegen an diesen zwei Stellen sozusagen alle drei Naturen der Seele zu ihrem Recht kommen-, nämlich in den Augen und im Mund; jene schmückt sie am meisten und hier geht ihre ganze Absicht dahin, schön zu machen, wenn sie kann. Und an diesen zwei Stellen, sage ich, erscheint dieses Gefallen, wenn ich sage: in den Augen und in ihrem süßen Lächeln. (9) Diese zwei Stellen kann man aufgrund einer schönen Übereinstimmung die Balkone der Frau, die im Gebäude des Körpers wohnt, nämlich die Seele, nennen; denn hier, wenn auch beinahe verschleiert, zeigt sie sich oft. Sie zeigt sich in den Augen so offen, daß, wer sie genau betrachtet, ihre gegenwärtige Leidenschaft erkennen kann. (10) Weswegen, da sechs Leidenschaften der menschlichen Seele eigen sind, die der Philosoph in seiner Rhetorik erwähnt, d.h. Anmut, Eifer, Barmherzigkeit, Eifersucht, Liebe und Scham, die Seele von keiner dieser ergriffen sein kann, ohne daß am Fenster der Augen die Ähnlichkeit erscheint, wenn sie sich nicht aufgrund großer Tugend innen einschließt. Weswegen einige sich auch schon die Augen ausgerissen haben, damit die innere Scham nicht au-
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fuori; si eome diee Stazio poeta del tebano Edipo, quando diee ehe «eon etterna notte solvette lo suo dannato pudore». (11) Dimostrasi ne la boeea, quasi eome eolore dopo vetro. E ehe e ridere se non una eorruseazione de la dilettazione de l' anima, eioe uno lume apparente di fuori seeondo sta dentro? E pero si eonviene a l'uomo, a dimostrare la sua anima ne l'allegrezza moderata, moderatamente ridere, eon onesta severitade e eon poeo movimento de la sua [f]aecia; si ehe donna, ehe allora si dimostra eome detto e, paia modesta e non dissoluta. (12) Onde cio fare ne eomanda lo Libro de le quattro vertu eardinali: «Lo tuo riso sia sanza eaehinno», cioe sanza sehiamazzare eome gallina. Ahi mirabile riso de la mia donna, di eui io parlo, ehe mai non si sentia se non de l'oeehio! (13) E dieo ehe Amore le reea queste eose quivi, si eome a luogo suo; dove si puo amore doppiamente eonsiderare. Prima 1' amore de l' anima, speziale a questi luoghi; seeondamente I' amore universale ehe le eose dispone ad amare e ad essere amate, ehe ordina I' anima ad adornare queste parti. ( 14) Poi quando dieo: Elle soverchian lo nostro intelletto, eseuso me di cio, ehe di tanta eeeellenza di biltade poeo pare ehe io tratti sovrastando a quella; e dieo ehe poeo ne dieo per due ragioni. L'una sie ehe queste eose ehe paiono nel suo aspetto soverehiano lo 'ntelletto nostro, eioe umano: e dieo eome questo soverehiare e fatto, ehe e fatto per lo modo ehe soverehia lo sole lo fragile viso, non pur lo sano e forte; I' altra si e ehe fissamente in es so guardare non puo, perehe quivi s' inebria l' anima, si ehe ineontanente, dopo si sguardare, disvia in ciaseuna sua operazione. (15) Poi quando dieo: Sua bielta piove fiammelle di foco, rieorro a ritrattare del suo effetto, poi ehe di lei trattare interamente non si puo. Onde e da sapere ehe di tutte quelle eose ehe lo
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Ben erscheine; so wie es der Dichter Statius vom thebanischen Ödipus berichtet, wenn er sagt: „mit ewiger Nacht löste er seine verfluchte Scham." (11) Sie zeigt sich im Mund beinahe wie Farbe hinter Glas. Und was ist Lachen, wenn nicht ein Aufblitzen der Freude der Seele, also ein Licht, das außen erscheint, wie es innen ist? Deshalb ziemt es sich für den Menschen, um seine Seele in mäßiger Freundlichkeit zu zeigen, mäßig zu lachen, mit ehrlichem Ernst und mit wenig Bewegung seines Gesichts; so daß eine Frau, die sich in besagter Weise zeigt, maßhaltend erscheint und nicht zügellos. (12) Deswegen ermahnt das Buch Über die vier Kardinaltugenden: „Dein Lachen sei frei von Gelächter", d.h. frei von Hühnergegacker. Ach, bewundernswertes Lächeln meiner Frau, vom dem ich spreche und das ich immer nur mit den Augen wahrgenommen habe. (13) Und ich sage, daß Amor diese Dinge hierher wie zu ihrem Ort gebracht hat; hier kann man die Liebe zweifach auffassen. Erstens als die diesen Stellen eigene Liebe der Seele; zweitens als die allgemeine Liebe, die die Dinge dazu veranlagt zu lieben und geliebt zu werden, die die Seele dazu hinordnet, diese Teile auszuschmücken. (14) Dann, wenn ich sage: Sie übertreffen unseren Intellekt, entschuldige ich mich dafür, daß angesichts so großer Erhabenheit der Schönheit es wenig scheint was ich, bei ihr verweilend, behandle; und ich sage, daß ich aus zwei Gründen wenig davon sage. Der eine ist, daß diese Dinge, die in ihrem Anblick erscheinen, unseren menschlichen Intellekt übertreffen: und ich sage, wie dieses Übertreffen vor sich geht, das gleich der Sonne das schwache Sehen, nicht aber das gesunde und starke übertrifft; der andere ist, daß man nicht starr auf dieses Gesicht schauen kann, denn hier berauscht sich die Seele derart, daß sie unmittelbar nach dem Schauen in all ihren Handlungen in die Irre geht. (15) Wenn ich dann sage: Ihre Schönheit läßt Flämmchen von Feuer regnen, kehre ich zur Behandlung ihrer Werke zurück, denn vollständig kann man nicht von ihr handeln. Hier ist zu wissen, daß bezüglich all der Dinge, die unsern Intellekt
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'ntelletto nostro vineono, siehe non puo vedere quello ehe sono, eonvenevolissimo trattare e per li loro effetti: onde di Dio, e delle sustanze separate, e de la prima materia, eosi trattando, potemo avere aleuna eonoseenza. ( 16) E pero dieo ehe la biltade di quellapioveftammelle difoco, cioe ardore d'amore e di earitade; animate d'un spirito gentile, cioe informato ardore d'un gentile spirito, eioe diritto appetito, per lo quale e del quale nasee origine di buono pensiero. E non solamente fa questo, ma disfä e distrugge lo suo eontrario, - de li buoni pensieri - , eioe li vizii innati, li quali massimamente sono di buoni pensieri nemici. (17) E qui e da sapere ehe eerti vizii sono ne l'uomo, a li quali naturalmente elli e disposto - si eome eerti per eomplessione eolleriea sono ad ira disposti - , e questi eotali vizii sono innati, cioe eonnaturali. Altri sono vizii eonsuetudinarii, a li quali non ha eolpa la eomplessione ma la eonsuetudine, si eome la intemperanza, e massimamente del vino: e questi vizii si fuggono e si vineono per buona eonsuetudine, e fassi l'uomo per essa virtuoso, sanza fatiea avere ne la sua moderazione, si eome diee lo Filosofo nel seeondo de l'Etiea. (18) Veramente questa differenza e intra le passioni eonnaturali e le eonsuetudinarie, ehe le eonsuetudinarie per buona eonsuetudine del tutto vanno via; pero ehe lo principio loro, cioe la mala eonsuetudine, per lo suo eontrario si eorrompe; male eonnaturali, lo principio de le quali e la natura del passionato, tutto ehe molto per buona eonsuetudine si faeeiano lievi, del tutto non se ne vanno, quanto al prima movimento. Ma vannosene bene del tutto quanto a durazione, pero ehe la eonsuetudine 'n noi e equabile a la natura, ne la quale e lo prineipio di quelle. (19) E pero e piu laudabile l'uo-
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derart übertreffen, daß man nicht sehen kann, was sie sind, es überaus passend ist, sie anhand ihrer Wirkungen zu behandeln: weswegen wir von Gott, von den getrennten Substanzen und von der ersten Materie eine gewisse Kenntnis haben können, wenn wir sie auf diese Art behandeln. ( 16) Aber ich sage, ihre Schönheit läßt Flämmchen von Feuer regnen, d.h. Hitze der Liebe und der Barmherzigkeit; beseelt von einem höflichen Geist, d.h. eingeformte Hitze eines höflichen Geistes, also ein gerichtetes Verlangen, durch das und aus dem der Ursprung des guten Gedanken entsteht. Und es bewirkt nicht nur dies, sondern es zerstört sein Gegenteil - das Gegenteil der guten Gedanken - und löst es auf, d.h. die angeborenen Laster, die in höchstem Masse Feinde der guten Gedanken sind. (17) Und hier ist zu wissen, daß gewisse Laster im Menschen sind, zu denen er von Natur aus veranlagt ist- so wie einige aufgrund einer cholerischen Zusammensetzung zur Wut veranlagt sind - und diese derartigen Laster sind angeboren, d.h. sie entsprechen der Natur. Andere sind gewohnheitsmäßige Laster, an denen nicht die Zusammensetzung Schuld ist, sondern die Gewohnheit, wie etwa die Unmäßigkeit, und am meisten [die Gewohnheit] des Weines: und diese Laster überwindet und besiegt man durch gute Gewohnheit und der Mensch macht sich durch sie tugendhaft, ohne in seiner Mäßigung Mühe zu haben, wie der Philosoph im zweiten Buch der Ethik sagt. (18) Tatsächlich besteht folgender Unterschied zwischen den Leidenschaften, die der Natur entsprechen, und den gewohnheitsmäßigen, nämlich daß die gewohnheitsmäßigen durch die gute Gewohnheit gänzlich verschwinden: denn ihr Ursprung, d.h. die schlechte Gewohnheit, wird durch ihr Gegenteil vernichtet; aber jene, welche der Natur entsprechen, deren Ursprung die Natur des Erleidenden ist, verschwinden, obwohl sie durch die gute Gewohnheit abgeschwächt werden, nicht gänzlich was die erste Bewegung betrifft. Aber sie verschwinden gänzlich bezüglich der Dauer, denn die Gewohnheit ist in uns der Natur angleichbar, in der ihr Ursprung ist. (19) Und deshalb ist jener Mensch lobenswerter, der
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mo ehe dirizza se e regge se mal naturato eontra l'impeto de la natura, ehe eolui ehe ben naturato si sostiene in buono reggimento o disviato si rinvia; si eome e piii laudabile uno mal eavallo reggere ehe un altro non reo. (20) Dieo adunque ehe queste fiammelle ehe piovono da la sua biltade, eome detto e, rompono li vizii innati, cioe eonnaturali, a dare a intendere ehe la sua bellezza ha podestade in rinnovare natura in eoloro ehe la mirano; eh'e miracolosa eosa. E questo eonferma quello ehe detto e di sopra ne l'altro eapitolo, quando dieo eh'ella e aiutatriee de la fede nostra. (21) Ultimamente quando dieo: Pero qual donna sente sua bieltate, eonehiudo, sotto eolore d' ammonire altrui, lo fine a ehe fatta fue tanta biltade; e dico ehe qual donna sente per maneo la sua biltade biasimare, guardi in questo perfettissimo essemplo. Dove s 'intende, ehe non pur a migliorare lo bene e fatta, ma eziandio a fare de la mala eosa buona eosa. (22) E soggiugne in fine: Costei penso chi mosse l'universo, eioe Dio, per dare a intendere ehe per divino proponimento la natura eotale effetto produsse. E eosi termina tutta la seeonda parte principale di questa eanzone. ix. L' ordine del presente trattato riehiede - poi ehe le due parti di questa eanzone per me sono, seeondo ehe fu la mia intenzione, ragionate - ehe a la terza si proeeda, ne la quale io intendo purgare la eanzone da una riprensione, la quale a lei potrebbe essere istata eontraria, e a questo ehe [io parlo. Cbe] io, prima ehe a la sua eomposizione venisse, parendo a me questa donna fatta eontra me fiera e superba alquanto, feei una ballatetta ne la
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sich selbst gerade ausrichtet und sich selbst, als von Natur aus schlechter, gegen die Gewalt der Natur beherrscht, als jener, der von Natur aus gut, sich selbst durch gute Beherrschung erhält oder wenn er sich verirrt, zwiickfindet; so wie es besser ist ein schlechtes Pferd zu beherrschen als eines, das sich nichts zu Schulden kommen läßt. (20) Ich sage also, daß diese Flämmchen, die von ihrer Schönheit regnen, wie gesagt worden ist, die angeborenen Laster zerstören, d.h. die der Natur entsprechen, um zu erklären, daß ihre Schönheit die Macht hat die Natur in jenen zu erneuern, die sie betrachten; was eine wunderbare Sache ist. Und dies bestätigt, was oben im anderen Kapitel gesagt worden ist, wo ich sage, daß sie Helferin unseres Glaubens ist. (21) Zum Schluß, wenn ich sage: Doch welche Frau auch immer ihre Schönheit sieht, erschließe ich, vorgebend jemand anderen ermahnen zu wollen, das Ziel auf das hin soviel Schönheit geschaffen worden ist; und ich sage, daß welche Frau auch immer ihre Schönheit durch einen Mangel getadelt sieht, dieses vollkommenste Beispiel anschaue. Hier begreift man, daß sie nicht nur dazu geschaffen ist, um das Gute zu verbessern, sondern auch um aus etwas Schlechtem etwas Gutes zu machen. (22) Und er fügt zum Schluß an: Diese erdachte Jener, der das Universum bewegte, um zu verstehen zu geben, daß die Natur aufgrund eines göttlichen Vorsatzes diese Wirkung geschaffen hat. Und so endet der ganze zweite Hauptteil dieser Kanzone. ix. Die Ordnung des vorliegenden Traktats verlangt - nachdem die zwei Teile dieser Kanzone meiner Absicht gemäß behandelt sind-, daß zum dritten übergegangen werde, wo ich die Absicht hege, die Kanzone von einem Tadel zu reinigen, der ihr entgegengehalten worden sein könnte, und in dieser Absicht spreche ich. Denn ich verfaßte, ehe ich zur Abfassung dieser [Kanzone] gelangte, als mir diese Frau gegen mich eingenommen und ein wenig überheblich erschien, ein Tanzlied, worin ich diese Frau hochmütig und unfromm nannte: dieses [Tanz-
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quale ehiamai questa donna orgogliosa e dispietata: ehe pare esser eontra quello ehe qui si ragiona di sopra. (2) E pero mi volgo a la eanzone, e sotto eolore d'insegnare a lei eome seusare la eonviene, seuso quella: ed e una figura questa, quando a Ie eose inanimate si parla, ehe si ehiama da li rettorici prosopopeia; e usanla molto spesso li poeti. [E eomineia questa parte terza:] Canzone, e' par ehe tu parli eontraro. (3) Lo 'ntelletto de la quale a piU agevolmente dare a intendere, mi eonviene in tre partieole dividere: ehe prima si propone a ehe la scusa fa mestiere; poi si proeede eon la seusa, quando dieo: Tu sai ehe 'l eielo; ultimamente parlo a la eanzone si eome a persona ammaestrata di quello ehe dee fare, quando dico: Cosi ti seusa, se ti ja mestero. (4) Dico dunque in prima: "O eanzone, ehe parli di questa donna eotanta loda, e' par ehe tu sii eontraria ad una tua sorella". Per similitudine dieo "sorella"; ehe si eome sorella e detta quella femmina ehe da uno medesimo generante e generata, eosi puote l'uomo dire "sorella" de l'opera ehe da uno medesimo operante e operata; ehe la nostra operazione in aleuno modo e generazione. E dico ehe par ehe parli eontrara a quella, dieendo: tu fai eostei umile, e quella la fa superba, eioe f era e disdegnosa, ehe tanto vale. (5) Proposta questa aeeusa, proeedo a la seusa per essemplo, ne lo quale, aleuna volta, la veritade si diseorda da l' apparenza, e, altra, per diverso rispetto si puote trattare. Dieo: Tu sai ehe 'l ciel sempr'e lueente e ehiaro, cioe sempr' e eon ehiaritade; ma per alcuna eagione alcuna volta e lieito di dire quello essere tenebroso. (6) Dove e da sapere ehe, propriamente, e visibile lo eolore e la luee, si eome Aristotile vuole nel seeondo de l' Anima, e ne libro del Senso e Sensato.
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lied] scheint dem zu widersprechen, was hier vorangehend dargelegt worden ist. (2) Und deshalb wende ich mich der Kanzone zu und indem ich vorgebe ihr beizubringen, wie sie sich zu entschuldigen hat, entschuldige ich jene: und dieses Sprechen zu einem unbeseelten Ding ist eine Figur, die die Rhetoren Prosopopie nennen: und die Dichter benützen sie·sehr oft. Und dieser dritte Teil beginnt mit: Kanzane, es scheint, daß widersprichst. (3) Um dessen Sinn eingängiger zu verstehen zu geben, wird er in drei Teilchen gegliedert: denn zuerst wird vorgelegt, worauf die Entschuldigung sich bezieht; dann wird mit der Entschuldigung fortgefahren, wenn ich sage: Du weißt, daß der Himmel; zum Schluß wende ich mich an die Kanzone, als an eine Person, die bezüglich dessen, was sie zu tun hat, belehrt ist: So entschuldige Dich, wenn es denn nötig ist. (4) Ich sage also zuerst: „Ach Kanzone, die Du von dieser Frau mit so viel Lob sprichst, Du scheinst Deiner Schwester zu widersprechen"; aufgrund von Ähnlichkeit sage ich „Schwester"; denn so wie Schwester jene Frau genannt wird, die vom gleichen Erzeuger erzeugt ist, so können die Menschen bezüglich eines Werkes, das vom gleichen Schöpfer geschaffen ist, von Schwester sprechen; denn unser Handeln ist in einem gewissen Sinne Erzeugung. Und ich sage, daß sie jener zu widersprechen scheint, indem ich sage: „Du machst diese [Frau] bescheiden und jene macht sie überheblich", d.h. grausam und unwillig, was gleichviel bedeutet. (5) Nachdem diese Anklage vorgebracht ist, fahre ich mit der Entschuldigung anhand eines Beispiels fort, in dem manchmal die Wahrheit nicht mit der Erscheinung übereinstimmt und man sie unter verschiedenen Gesichtspunkten behandeln kann. Ich sage: Du weißt, daß der Himmel stets leuchtet und hell ist, d.h. stets mit Helligkeit ist; aber wegen bestimmter Gründe ist es manchmal erlaubt zu sagen, daß er dunkel ist. (6) Hier ist zu wissen, daß eigentlich die Farbe und das Licht sichtbar sind, wie es Aristoteles im zweiten Buch von Über die Seele und im Buch Über die Wahrnehmung und das Wahrgenommene will. Selbstverständlich ist auch
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Convivio III• ix, 6-10
Ben e altra cosa visibile, ma non propriamente, pero ehe altro senso sente quello, si ehe non si puo dire ehe sia propriamente visibile, ne propriamente tangibile; si come e la figura, la grandezza, lo numero, lo movimento e lo stare fermo, ehe sensibili [comuni] si chiamano: le quali cose con pii't sensi comprendiamo. Ma lo colore e la luce sono propriamente; perche solo col viso comprendiamo cio, e non con altro senso. (7) Queste cose visibili, si le proprie come le comuni in quanto sono visibili, vengono dentro a l' occhio - non dico le cose, ma le forme loro - per lo mezzo diafano, non realmente ma intenzionalmente, si quasi come in vetro transparente. (8) E ne l'acqua ch'e ne la pupilla de l' occhio, questo discorso, ehe fa la forma visibile per lo mezzo, si si compie, perche quell'acqua e terminata - quasi come specchio, ehe e vetro terminato con piombo - , si ehe passar pii't non puo, ma quivi, a modo d'una palla, percossa si ferma; siehe la forma, ehe nel mezzo transparente non pare, [ne la parte pare] lucida e terminata. E questo e quello per ehe nel vetro piombato la imagine appare, e non in altro. (9) Di questa pupilla lo spirito visivo, ehe si continua da essa, a la parte del cerebro dinanzi - dov'e la sensibile virtude si come in principio fontale - subitamente sanza tempo la ripresenta, e cosi vedemo. Per ehe, accio ehe la visione sia verace, cioe cotale qual e la cosa visibile in se, conviene ehe lo mezzo per lo quale a l' occhio viene la forma sia sanza ogni colore, e l'acqua de la pupilla similemente: altrimenti si macolerebbe la forma visibile del color del mezzo e di quello de la pupilla. (10) E pero coloro ehe vogliono far parere le cose ne lo specchio d'alcuno colore, interpongono di quello colore tra 'l vetro e 'l piombo, siehe 'l vetro ne rimane compreso. Veramente Plato e altri filosofi dissero ehe '1 nostro vedere non era perche lo visibile venisse a
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anderes sichtbar, aber nicht eigentlich, denn eine andere Wahrnehmung nimmt dieses wahr, so daß man nicht sagen kann, daß es eigentlich sichtbar ist, noch eigentlich berührbar; wie die Figur, die Größe, die Zahl, die Bewegung und das Stillstehen, die allgemeine Wahrnehmbare heißen: diese Dinge erfassen wir mittels mehrerer Sinne. Aber die Farbe und das Licht sind eigentliche [Wahrnehmbare]; denn nur mit dem Gesichtssinn nehmen wir diese wahr und nicht mit einem weiteren Sinn. (7) Diese sichtbaren Dinge, sowohl die eigentlichen wie die allgemeinen insofern sie wahrnehmbar sind, gelangen ins Auge - ich meine nicht die Dinge, sondern ihre Formen - durch das dazwischenliegende Durchsichtige, nicht wirklich, sondern intentional, beinahe so wie bei durchsichtigem Glas. (8) Und im Wasser, das in der Pupille des Auges ist, kommt dieser Weg, den die sichtbare Form durch das Dazwischen zurücklegt, an sein Ende, denn dieses Wasser ist begrenzt - beinahe wie ein Spiegel, der mit Blei begrenztes Glas ist -, so daß sie nicht weiter gehen kann, sondern hier wie ein geschlagener Ball zum Stillstand kommt; so daß die Form, die im durchsichtigen Dazwischen nicht erscheint, an dieser Stelle leuchtend erscheint und endet. Und dies ist es, weswegen im bebleiten Glas das Bild erscheint und anderswo nicht. (9) Von dieser Pupille gibt uns der sehende Geist, der sich von ihr bis zum vorderen Teil des Hirns fortsetzt - wo sich die wahrnehmende Kraft wie in der ursprünglichen Quelle befindet-, sie unmittelbar weiter und so sehen wir. Damit das Sehen wahrhaftig sei, d.h. derart wie das sichtbare Ding in sich, ist es also notwendig, daß das Dazwischen, durch das hindurch die Form zum Auge gelangt, frei von jeder Farbe ist und ebenso das Wasser der Pupille: andernfalls würde sich die sichtbare Form mit der Farbe des Dazwischen beflecken und auch mit jener der Pupille. (10) Deswegen bringen jene, die die Dinge im Spiegel in einer bestimmten Farbe erscheinen lassen wollen, zwischen dem Glas und dem Blei von dieser Farbe an, derart, daß das Glas von jener [Farbe] berührt bleibt. Tatsächlich sagten Platon und andere Philosophen, daß unser Sehen
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Convivio III• ix, 10-14
l'occhio, ma percbe la virtu visiva andava fuori al visibile: e questa oppinione e riprovata per falsa dal Filosofo, in quello del Senso e Sensato. (11) Veduto questo modo de la vista, vedere si puo leggiermente ehe, avvegna ehe la stella sempre sia d'un modo chiara e lucente, e non riceva mutazione alcuna se non di movimento locale, sl come in quello De Celo et Munda e provato, per piU cagioni puote parere non chiara e non lucente. (12) Pero puote parere cosl per lo mezzo ehe continuamente si transmuta. Transmutasi questo mezzo di molta luce in poca luce, sl come a la presenza del sole e a la sua assenza; e a la presenza lo mezzo, ehe e diafano, e tanto pieno di lume ehe e vincente de la stella, e pero [non] pare piU lucente. Transmutasi anche questo mezzo di sottile in grosso, di secco in umido, per li vapori de la terra ehe continuamente salgono: lo quale mezzo, cosi transmutato, transmuta la imagine de la stella ehe viene per esso, per la grossezza in oscuritade, e per l'umido e per lo secco in colore. (13) Pero puote anche parere cosl per l' organo visivo, cioe l' occhio, lo quale per infertade e per fatica si transmuta in alcuno coloramento e in alcuna debilitade; sl come avviene malte volte, ehe per essere la tunica de la pupilla sanguinosa molto, per alcuna corruzione d'infertade, le cose paiono quasi tutte rubicunde, e pero la stella ne pare colorata. (14) E per essere lo viso debilitato, incontra in esso alcuna disgregazione di spirito, sl ehe le cose non paiono unite ma disgregate, quasi a guisa ehe fa la nostra lettera in su la carta umida: e questo e quello per ehe molti, quando vogliono leggere, si dilungano le scritture da li
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nicht dadurch zustande kommt, daß das Sichtbare zum Auge gelangt, sondern weil die sehende Kraft zum Sichtbaren hinausgeht: und diese Meinung ist vom Philosophen in jenem Buch Über die Wahrnehmung und das Wahrgenommene als falsch widerlegt. (11) Nachdem dies vom Sehen aufgezeigt worden ist, ist es einfach zu sehen, daß, obwohl der Stern immer auf dieselbe Art hell und leuchtend ist und keine Veränderung erfährt außer durch die Ortsbewegung, wie es in jenem Buch Über den Himmel und die Erde bewiesen ist, er aufgrund verschiedener Ursachen nicht hell und nicht leuchtend erscheinen kann. (12) So kann er aufgrund des Dazwischen, das sich ständig verändert, derart erscheinen. Dieses Dazwischen verändert sich von viel Licht zu wenig Licht, z.B. bei der Anwesenheit der Sonne und ihrer Abwesenheit; und während der Anwesenheit ist das Dazwischen, das durchsichtig ist, derart voll von Licht, daß es den Stern übertrifft und deswegen erscheint dieser nicht mehr leuchtend. Weiter verändert sich dieses Dazwischen auch von fein zu grob, von trocken zu feucht, aufgrund der Dämpfe der Erde, die ständig hinaufsteigen: dieses derart veränderte Dazwischen verändert das Bild des Sterns, das durch es hindurchkommt, aufgrund der Grobheit in Dunkelheit und aufgrund der Feuchtigkeit und Trockenheit in Farbe. (13) Ebenso kann [der Stern] auch aufgrund des sehenden Organs derart erscheinen, d.h. das Auge verändert sich aufgrund eines Gebrechens oder aufgrund der Anstrengung zu einer gewissen Färbung und zu einer gewissen Schwäche; so wie es oft vorkommt, daß, weil die Hülle der Pupille aufgrund einer gebrechensbedingten Zersetzung sehr blutig ist, sozusagen alle Dinge rötlich erscheinen und deshalb erscheint der Stern gefärbt. (14) Und weil der Gesichtssinn geschwächt ist, kommt es in ihm zu einer gewissen Auflösung des Geistes, so daß die Dinge nicht geeint erscheinen, sondern aufgelöst, beinahe so wie sich unsere Schrift auf feuchtem Papier verhält: und dies ist der [Grund] weshalb viele, wenn sie lesen wollen, die Schrift von ihren Augen entfernen, damit ihr Bild
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Convivio III• ix, 14 - x, 3
oeehi, perehe la imagine loro vegna dentro piu lievemente e piu sottile; e in eio piu rimane la lettera disereta ne la vista. (15) E pero puote anehe la stella parere turbata: e io fui esperto di questo l'anno medesimo ehe naeque questa eanzone, ehe per affatieare lo viso molto, a studio di leggere, in tanto debilitai li spiriti visivi ehe le stelle mi pareano tutte d' aleuno albore ombrate. (16) E per lunga riposanza in luoghi oseuri e freddi, e eon affreddare lo eorpo de l' oeehio eon l' aequa ehiara, riuni' sl la vertu disgregata ehe tomai nel primo buono stato de la vista. E eosl appaiono molte eagioni, per le ragioni notate, per ehe la stella puote parere non eom'ella e. Partendomi da questa disgressione ehe mestiere e stata a vedere la veritade, ritomo al proposito e dieo ehe sl eome li nostri oeehi "ehiamano", cioe giudieano, la stella talora altrimenti ehe sia la vera sua eondizione, eosl quella ballatetta eonsidero questa donna seeondo l' apparenza, diseordante dal vero per infertade de l'anima, ehe di troppo disio era passionata. (2) E cio manifesto quando dieo: Chi l'anima temea, siehe fiero mi parea cio ehe vedea ne la sua presenza. Dov' e da sapere ehe quanto l' agente piu al paziente se unisee, tanto e piu forte e pero la passione, sl eome per la sentenza del Filosofo in quello De Generatione si puo eomprendere; onde, quanto la eosa desiderata piU appropinqua al desiderante, tanto lo desiderio e maggiore, e l'anima, piu passionata, piu si unisee a la parte eoneupiscibile e piU abbandona la ragione. Sl ehe allora non giudiea eome uomo la persona, ma quasi eome altro animale pur seeondo l' apparenza, non diseemendo la veritade. (3) E questo e quello per ehe lo sembiante, onesto seeondo lo vero, ne pare disX.
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leichter und feiner hineingelangt; und so bleibt der [einzelne] Buchstabe in der Wahrnehmung deutlicher unterschieden. (15) Und dadurch kann auch der Stern getrübt erscheinen: und ich habe dies in eben diesem Jahr, in dem diese Kanzone entstanden ist, erfahren, denn im Eifer des Lesens wurde der Gesichtssinn derart beansprucht, daß die sehenden Geister sich soweit schwächten, daß mir alle Sterne von einer gewissen Dämmerung beschattet erschienen. (16) Und durch langes Ruhen in dunklen und kalten Orten und durch Kühlung des Augenkörpers mittels klarem Wasser, vereinigte ich die zersetzte Kraft, so daß ich wieder zum ursprünglich guten Zustand des Sehens gelangte: Und so ergeben sich, aufgrund der dargelegten Gründe, viele Ursachen, weswegen der Stern so erscheinen konnte, wie er nicht ist. x. Mich von diesem Exkurs, der notwendig war, um die Wahrheit zu sehen, verabschiedend, kehre ich zum Gegenstand zurück und sage, daß, wie unsere Augen den Stern zeitweise anders „nennen", d.h. beurteilen, als sich seine wahre Zusammensetzung verhält, jenes Tanzlied diese Frau ihrer Erscheinung gemäß bewertete, wobei es aufgrund eines Gebrechens der Seele von der Wahrheit abgewichen ist, denn die Seele war von zuviel Verlangen ergriffen. (2) Und dies zeige ich, wenn ich sage: Denn die Seele fürchtete sich, da mir stolz erschien, was ich in ihrer Gegenwart sah. Hier ist zu wissen, daß je mehr sich das Handelnde dem Erleidenden vereinigt, desto größer und stärker ist das Erleiden, was man dank der Aussage des Philosophen im Buch Über das Werden und das Vergehen begreifen kann; je näher das verlangte Ding dem Verlangenden ist, desto größer ist das Verlangen, und je stärker die Seele leidet, desto mehr vereinigt sie sich mit dem begehrenden Teil und desto mehr verläßt sie die Vernunft. So daß sie dann nicht mehr als Mensch die Person beurteilt, sondern beinahe wie ein beliebiges Tier nur gemäß der Erscheinung, ohne die Wahrheit zu unterscheiden. (3) Und deswegen erscheint, was in Wahrheit aufrichtig ist, zor-
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Convivio III • x, 3-8
degnoso e fero; e seeondo questo eotale sensuale giudieio parlü quella ballatetta. E in eiO s' intende assai ehe questa eanzone eonsidera questa donna seeondo la veritade, per la diseordanza ehe ha eon quella. (4) E non sanza eagione dieo: la 'v 'ella mi senta, e non la dov'io la senta; ma in eio voglio dare a intendere la grande virtu ehe li suoi oeehi aveano sopra me: ehe, eome s'io fosse stato [vetro ], eosi per ogni lato mi passava lo raggio loro. E quivi si potrebbero ragioni naturali e sovra naturali assegnare; ma basti qui tanto avere detto: altrove ragionero piU eonvenevolemente. (5) Poi quando dico: Cosi ti scusa, se tifa mestero, impongo a la eanzone eome perle ragioni assegnate "se iseusi la dov'e mestiero", cioe fä dove aleuno dubitasse di questa eontrarietade; ehe non e altro a dire se non ehe qualunque dubitasse in eio, ehe questa eanzone da quella ballatetta si diseorda, miri in questa ragione ehe detta e. (6) E questa eotale figura in rettoriea e molto laudabile, e aneo neeessaria, cioe quando le parole sono a una personae la 'ntenzionee a un'altra; pero ehe l'ammonire e sempre laudabile e neeessario e non sempre sta eonvenevolemente ne la boeea di ciaseuno. (7) Onde, quando lo figlio e eonoseente de vizio del padre, e quando lo suddito e eonoseente del vizio del segnore, e quando l' amieo eonosee ehe vergogna ereseerebbe al suo amieo quello ammonendo o menomerebbe suo onore, o eonosee l'amieo suo non paziente ma iraeundo a l'ammonizione, questa figura e bellissima e utilissirna, e puotesi ehiamare "dissimulazione". (8) Ed e simigliante a l' opera di quello savio guerrero ehe eombatte lo eastello da uno lato per levare la difesa da l'altro, ehe non vanno ad una parte la 'ntenzione de l' aiutorio e la battaglia.
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nig und stolz; und diesem sinnlichen Urteil entsprechend sprach jenes Tanzlied. Und dadurch versteht man genügend gut, daß die vorliegende Kanzone aufgrund der mangelnden Übereinstimmung mit jenem [Tanzlied], diese Frau der Wahrheit entsprechend behandelt. (4) Und nicht ohne Grund sage ich: dort, wo sie mich wahrnimmt, und nicht dort, wo ich sie wahrnehme; denn darin will ich zu verstehen geben, welch große Macht ihre Augen über mich hatten: denn als ob ich Glas gewesen wäre, so durchdrang mich ihr Strahl von allen Seiten. Und hier könnte man natürliche Gründe und übernatürliche angeben; aber das Gesagte möge genügen: an anderer Stelle werde ich passender argumentieren. (5) Dann, wenn ich sage: So entschuldige dich, wenn es denn nötig ist, belehre ich die Kanzone, den dargelegten Gründen entsprechend, wie „sie sich zu entschuldigen hat, wo es nötig ist", d.h. dort, wo jemand an diesem Gegensatz zweifeln sollte; was nichts anderes besagt als daß, wer auch immer wegen des Umstands, daß diese Kanzone mit jenem Tanzlied nicht übereinstimmt, zweifelt, das erwähnte Argument beachte. (6) Und diese Figur ist in der Rhetorik überaus lobenswert und auch notwendig, nämlich dann, wenn sich die Worte an eine Person richten und die Absicht an eine andere; denn die Mahnung ist immer lobenswert und notwendig, aber nicht immer kommt sie passend aus dem Mund eines jeden. (7) Wenn der Sohn das Laster des Vaters kennt, und wenn der Untergebene um das Laster des Herrn weiß, und wenn der Freund weiß, welche Scham für den Freund erwachsen würde, wenn er jenen ermahnen oder er seine Ehre herabsetzen würde, oder wenn er seinen Freund der Mahnung gegenüber als nicht geduldig, sondern aufbrausend kennt, dann ist diese Figur überaus schön und nützlich, und man kann sie „Verstellung" nennen. (8) Und sie ist der Vorgehensweise jenes weisen Kriegers ähnlich, der die Burg von einer Seite her angreift, um die Verteidigung von der anderen Seite abzuziehen, so daß die Absicht der belagerten Truppe und der Schlacht sich nicht auf dieselbe Stelle richten.
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Convivio III• x, 9 - xi, 3
(9) E impongo anche a costei ehe domandi parola di parlare a questa donna di lei. Dove si puote intendere ehe l 'uomo non dee essere presuntuoso a lodare altrui, non ponendo bene prima mente s' elli e piacere de la persona laudata; per ehe molte volte credendosi [a] alcuno dar loda, si da biasimo, o per difetto de lo dicitore o per difetto di quello ehe ode. (10) Onde molta discrezione in cio avere si conviene; la qual discrezione e quasi uno domandare licenzia, per lo modo ch'io dico ehe domandi questa canzone. E cosl termina tutta la litterale sentenza di questo trattato; per ehe l' ordine de l' opera domanda a l' allegorica esposizione omai, seguendo la veritade, procedere. xi. Sl come l'ordine vuole ancora dal principio ritomando, dico ehe questa donna e quella donna de lo 'ntelletto ehe Filosofia si chiama. Ma pero ehe naturalmente le lode danno desiderio di conoscere la persona laudata; e conoscere la cosa sia sapere quello ehe ella e, in se considerata e per tutte le sue cose, sl come dice lo Filosofo nel principio de la Fisica; e cio non dimostri lo nome, avvegna ehe cio significhi, sl come dice nel quarto de la Metafisica (dove si dice ehe la diffinizione e quella ragione ehe 'l nome significa), conviensi qui, prima ehe piU oltre si proceda per le sue laude mostrare, dire ehe e questo ehe si chiama Filosofia, cioe quello ehe questo nome significa. (2) E poi dimostrata essa, piU efficacemente si trattera la presente allegoria. E prima diro chi questo nome prima diede; poi procedero a la sua significanza. (3) Dico adunque ehe anticamente in ltalia, quasi dal principio de la costituzione di Roma- ehe fu [sette]cento cinquanta anni [innanzi], poco dal piU al meno, ehe 'l Salvatore venisse, secondo ehe scrive Paulo Orosio - , nel tempo quasi ehe Numa
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(9) Und ich belehre diese auch, daß sie das Wort verlange, um zu dieser Frau von ihr zu sprechen. Hier kann man verstehen, daß ein Mensch nicht derart anmaßend sein darf, jemand anderen zu loben, ohne zuerst gut zu überlegen, ob dies zum Gefallen der gelobten Person ist; denn häufig geschieht es, daß man jemanden zu loben glaubt, ihn dabei aber tadelt, sei es aufgrund eines Mangels des Sprechenden, sei es aufgrund eines Mangels des Hörenden. (10) Deswegen ist es angemessen, in diesem Fall viel Unterscheidungsvermögen zu haben; dieses Unterscheidungsvermögen ist gleichsam eine Bitte um Erlaubnis, für die Art, von der ich sage, daß diese Kanzone sie verlangt. Und so endet die ganze buchstäbliche Aussage dieses Traktats; weswegen die Ordnung des Werkes jetzt danach verlangt der Wahrheit folgend, zur allegorischen Auslegung fortzuschreiten. xi. Da die Ordnung verlangt, daß nochmals von vom begonnen wird, sage ich, daß diese Frau jene Frau des Intellekts ist, die Philosophie genannt wird. Aber das Lob erweckt natürlicherweise den Wunsch, die gelobte Person kennenzulernen; und ein Ding zu kennen, bedeutet zu wissen, was es ist, für sich genommen und in Bezug auf seine Dinge, wie es der Philosoph zu Beginn der Physik sagt; und dies zeigt der Name nicht, obwohl er dies bezeichnet, wie er im vierten Buch der Metaphysik sagt, wo gesagt wird, daß die Definition jene Bedeutung ist, die der Name bezeichnet, deshalb ist hier, ehe mit der Darstellung ihres Lobes fortgefahren wird, zu erklären, was dies ist, das Philosophie genannt wird, d.h. das, was dieser Name bezeichnet. (2) Nachdem dies gezeigt worden ist, wird die vorliegende Allegorie wirkungsvoller behandelt werden. Und zuerst werde ich sagen, wer diesen Namen zuerst gab; danach werde ich zu seiner Bedeutung weiterschreiten. (3) Ich sage also, daß im Altertum in Italien, sozusagen vom Beginn der Gründung Roms an -was Paulus Orosius gemäß 7 50 Jahre oder mindestens wenig früher vor der Ankunft des Erlösers war - ungefähr zur Zeit von Numa Pompilius, dem zwei-
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Pompilio, seeondo re de li Romani, vivea uno filosofo nobilissimo, ehe si ehiamo Pittagora. E ehe ello fosse in quel tempo, pare ehe ne toeehi aleuna eosa Tito Livio ne la prima parte del suo volume ineidentemente. (4) E dinanzi da eostui erano ehiamati li seguitatori di seienza non filosofi ma sapienti, si eome furono quelli sette savi antiehissimi, ehe la gente aneora nomina per fama: lo primo de li quali ebbe nome Solon, lo seeondo Chilon, lo terzo Periandro, lo quarto Cleobulo, lo quinto Lindio, lo sesto Biante, e lo settimo Prieneo. (5) Questo Pittagora, domandato se egli si riputava sapiente, nego a se questo voeabulo e disse se essere non sapiente, ma amatore di sapienza. E quinci naeque poi, eiaseuno studioso in sapienza ehe fosse "amatore di sapienza" ehiamato, eioe "filosofo"; ehe tanto vale in greeo "philos" eom'e a dire "amore" in latino, e quindi dieemo noi: "philos" quasi amore, e "soph[os]" quasi sapien[te]. Per ehe vedere si puo ehe questi due voeabuli fanno questo nome di "filosofo", ehe tanto vale a dire quanto "amatore di sapienza": per ehe notare si puote ehe non d'arroganza, ma d'umilitade e voeabulo. (6) Da questo nasee lo voeabulo del suo proprio atto, Filosofia, si eome de lo amico nasee lo voeabulo del suo proprio atto, cioe Amieizia. Onde si puo vedere, eonsiderando la signifieanza del primo e del seeondo voeabulo, ehe Filosofia non e altro ehe amistanza a sapienza, o vero a sapere; onde in aleuno modo si puo dieere eatuno filosofo, seeondo lo naturale amore ehe in ciaseuno genera lo disiderio di sapere. (7) Ma pero ehe l' essenziali passioni sono eomuni a tutti, non si ragiona di quelle per voeabulo distinguente aleuno partieipante quella essenza; onde non dieiamo Gianni amieo di Martino, intendendo solamente la naturale amistade signifieare per la quale tutti a tutti semo amici, mal' amista sopra la naturale ge-
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ten König der Römer, ein überaus edler Philosoph lebte, der Pythagoras geheißen hat. Und daß er in jener Zeit lebte, davon scheint Titus Livius im ersten Teil seines Werkes einiges beiläufig zu streifen. (4) Und vor ihm wurden die Anhänger der Wissenschaft nicht Philosophen genannt, sondern Weise, wie es jene allerältesten sieben Weisen waren, die die Leute aufgrund ihres Ruhms noch immer aufzählen: der erste dieser sieben hatte den Namen Solon, der zweite Chilon, der dritte Periander, der vierte Cleobulos, der fünfte Lindius, der sechste Bias und der siebte Prienaeus. (5) Gefragt ob er sich für einen Weisen halte, verneinte Pythagoras diesen Ausdruck für seine Person und sagte, daß er nicht ein Weiser, sondern ein Liebhaber der Weisheit sei. Und hieraus entstand dann, daß jeder Studierende der Weisheit „Liebhaber der Weisheit" genannt wurde, d.h. „Philosoph"; denn auf Griechisch bedeutet „philos" soviel wie „amor" [Liebe] auf Lateinisch, und deshalb sagen wir: „philos" im Sinne von Liebe und „sophos" im Sinne von Weiser. Woraus man sehen kann, daß diese zwei Begriffe den Namen Philosoph ausmachen, der soviel bedeutet wie „Liebhaber der Weisheit": woraus man entnehmen kann, daß dies nicht ein Ausdruck der Überheblichkeit, sondern der Demut ist. (6) Aus diesem entstand der Ausruck seines ihm eigenen Aktes - Philosophie - , so wie aus dem Freund der Ausdruck seines ihm eigenen Aktes entsteht, nämlich Freundschaft. Woraus man ersehen kann, wenn wir die Bedeutung des ersten und des zweiten Ausdrucks bedenken, daß Philosophie nichts anderes ist als Freundschaft zur Weisheit oder auch zum Wissen; weswegen man auf eine gewisse Art jeden Philosoph nennen kann der natürlichen Liebe wegen, die in jedem, den Wunsch zu wissen, erzeugt. (7) Aber weil die wesenhaften Leidenschaften allen gemeinsam sind, argumentiert man über diese nicht mittels eines Begriffs, der den einzelnen, der an diesem Wesen teilhat, unterscheidet: weswegen wir Johannes nicht den Freund Martins nennen, in der Absicht nur die natürliche Freundschaft anzuzeigen, aufgrund derer wir alle allen Freund sind, sondern die über
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nerata, ehe e propria e distinta in singulari persone. Cosi non si dice filosofo alcuno per lo comune amore [al sapere]. (8) Ne la 'ntenzione d' Aristotile, ne l' ottavo de l'Etica, quelli si dice amico la cui amista non eeelata a la persona amata e a cui Ia persona amata eanche amica, si ehe la benivolenza sia da ogni parte: e questo conviene essere o per utilitade, o per diletto, o per onestade. E cosi, aecio ehe sia filosofo, conviene essere l' amore a la sapienza, ehe fa l'una de le parti benivolente; eonviene essere lo studio e la sollicitudine, ehe fa l' altra parte anehe benivolente: si ehe familiaritade e manifestamento di benivolenza nasce tra loro. Per ehe sanza amore e sanza studio non si puo dire filosofo, ma conviene ehe l'uno e l'altro sia. (9) E si come l'amistii per diletto fatta, o per utilitade, non e vera amista ma per accidente, si come l'Etica ne dimostra, cosi la filosofia per diletto o per utilitade non evera filosofia ma per aecidente. Onde non si dee dicere vero filosofo alcuno ehe, per alcuno diletto, con la sapienza in alcuna sua parte sia amico; si come sono molti ehe si dilettano in intendere canzoni ed istudiare in quelle, e ehe si dilettano studiare in Rettorica o in Musica, e l' altre scienze fuggono e abbandonano, ehe sono tutte membra di sapienza. (10) Ne si dee ehiamare vero filosofo eolui ehe e amieo di sapienza per utilitade, sl eome sono li legisti, [li] mediei e quasi tutti li religiosi, ehe non per sapere studiano ma per acquistare moneta o dignitade; e chi desse loro quello ehe acquistare intendono, non sovrastarebbero a lo studio. (11) E sl come intra le spezie de l'amista quella ehe per utilitade e, meno amista si puo dicere, eosi questi eotali meno participano del nome del
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die natürliche Freundschaft hinaus erzeugte [Freundschaft], die in der einzelnen Person je eigen und unterschieden ist. Ebenso nennt man jemanden nicht aufgrund der allgemeinen Liebe zum Wissen Philosoph. (8) Gemäß der Meinung des Aristoteles im achten Buch der Ethik nennt man jenen Freund, dessen Freundschaft der geliebten Person nicht verborgen ist und dem die geliebte Person auch Freund ist, so daß das Wohlwollen von beiden Seiten besteht: und dies hat sowohl bezüglich der Nützlichkeit, wie auch bezüglich des Gefallens und der Ehre so zu sein. Und so muß, damit einer Philosoph sei, die Liebe zur Weisheit sein, die den einen Teil wohlwollend macht; es muß der Eifer und die Sorge vorhanden sein, die auch den anderen Teil wohlwollend machen: so daß Vertrautheit und offensichtliches Wohlwollen zwischen ihnen entsteht. Denn ohne Liebe und ohne Eifer kann man niemanden Philosoph nennen, sondern das eine und das andere muß vorhanden sein. (9) Und ebenso wie die auf Nützlichkeit oder Gefallen beruhende Freundschaft nicht wahre Freundschaft ist, sondern nur per Akzidens, wie es die Ethik beweist, so ist die Philosophie, die auf Gefallen oder Nützlichkeit beruht, nicht wahre Philosophie, sondern nur per Akzidens. Weswegen man niemanden Philosoph nennen darf, der aufgrund irgendeines Gefallens der Weisheit in irgendeinem Teil Freund ist; so wie es viele sind, die sich darin gefallen Kanzonen, zu ersinnen und sich in jenen zu ereifern, und die sich darin gefallen Rhetorik zu studieren und Musik und die anderen Wissenschaften fliehen und verlassen, die alle Glieder der Weisheit sind. (10) Auch darf man jenen nicht wahren Philosoph nennen, der aufgrund der Nützlichkeit Freund der Weisheit ist, so wie es die Juristen sind, die Ärzte und beinahe alle Ordensleute, die nicht studieren um zu wissen, sondern um Geld oder Ansehen zu erwerben; und würde ihnen jemand das, was sie zu erlangen beabsichtigen, geben, würden sie nicht weiter beim Studium verweilen. (11) Und wie man unter den Gattungen der Freundschaft jene, die aus Nützlichkeit besteht, am wenigsten Freundschaft nennen kann, so haben auch diese weni-
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filosofo ehe alcuna altra gente; perche, sl come l' amista per onestade fatta e vera e perfetta e perpetua, cosl la filosofia e vera e perfetta ehe e generata per onestade solamente, sanza altro rispetto, e per bontade de l' anima amica, ehe e per diritto appetito e per diritta ragione. (12) Si eh' om[ai] qui si puo dire, come la vera amista de li uomini intra se e ehe ciascuno ami tutto ciascuno, ehe 'l vero filosofo ciascuna parte de la sapienza ama, e la sapienza ciascuna parte del filosofo, in quanto tutto a se lo riduce e nullo suo pensiero ad altre cose lascia distendere. Onde essa Sapienza dice ne li Proverbi di Salomone: «lo amo coloro ehe amano me». (13) E sl come la vera amistade, astratta de l'animo, solo in se considerata, ha per subietto la conoscenza de l' operazione buona, e per forma l' appetito di quella; cosl la filosofia, fuori d'anima, in se considerata, ha per subietto lo 'ntendere, e per forma uno quasi divino amore a lo 'ntelletto. E sl come de la vera amistade e cagione efficiente la vertude, cosl de la filosofia e cagione efficiente la veritade. (14) E sl come fine de l' amistade vera e la buona dilezione, ehe procede dal convivere secondo l'umanitade propriamente, cioe secondo ragione, si come pare sentire Aristotile nel nono de l'Etica; cosl fine de la Filosofia e quella eccellentissima dilezione ehe non pate alcuna intermissione o vero difetto, cioe vera felicitade ehe per contemplazione de la veritade s'acquista. (15) E cosl si puo vedere chi e omai questa mia donna, per tutte le sue cagioni e per la sua ragione, e perche Filosofia si chiama, e chi e vero filosofo, e chi e per accidente. (16) Ma pero ehe, per alcuno fervore d'animo, talvolta l'uno e l'altro termine de li atti e de le passioni si chiamano e per lo
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ger am Namen des Philosophen teil als manche andere Leute; denn, so wie die auf Ehrenhaftigkeit beruhende Freundschaft wahrhaftig ist und vollkommen und immerwährend, so ist jene Philosophie wahrhaftig und vollkommen, die allein aus der Ehrenhaftigkeit entsteht, ohne andere Rücksicht, und aus der Güte der befreundeten Seele, und die sich aus der Geordnetheit des Verlangens und der Vernunft ergibt. (12) So daß man jetzt sagen kann, daß, wie die wahre Freundschaft der Menschen untereinander darin besteht, daß jeder den anderen ganz liebt, der wahre Philosoph jeden Teil der Weisheit liebt und die Weisheit jeden Teil des Philosophen, insofern sie ihn ganz an sich bindet, und keinen seiner Gedanken zu einer anderen Sache abschweifen läßt. Deswegen sagt die Weisheit selbst in den Sprüchen Salomons: „Ich liebe jene, die mich lieben." (13) Und so wie die wahre Freundschaft, unabhängig von der Seele und nur für sich genommen, als Zugrundeliegendes die Kenntnis der guten Handlung hat und als Form das Verlangen nach dieser; so hat die Philosophie, außerhalb der Seele und für sich genommen, als Zugrundeliegendes das Verstehen und als Form eine beinahe göttliche Liebe zum Intellekt. Und wie die Wirkursache der wahren Freundschaft die Tugend ist, so ist die Wirkursache der Philosophie die Wahrheit. (14) Und so wie das Ziel der wahren Freundschaft die rechte Freude ist, die sich aus dem der wirklichen Menschlichkeit entsprechenden, d.h. dem vemunftgemäßen Zusammenleben entwickelt, wie es Aristoteles im neunten Buch der Ethik auszudrücken scheint; so ist das Ziel der Philosophie jene erhabenste Freude, die an keiner Unterbrechung oder besser an keinem Mangel leidet, d.h. das wahre Glück, das man durch die Schau der Wahrheit erlangt. (15) Und so kann man jetzt sehen, wer diese meine Frau ist, aufgrund all ihrer Ursachen und aufgrund ihrer Definition, und weswegen sie Philosophie genannt wird, und wer ein wahrer Philosoph ist und wer per Akzidens. ( 16) Aber weil aufgrund einer gewissen Hitze der Seele manchmal das eine und das andere Ende der Akte und des Erleidens
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Convivio III • xi, 16 - xii, 2
voeabulo de l'atto medesimo e de la passione (sl eome fa Virgilio nel seeondo de lo Eneidos, ehe ehiama Enea: «Ü luee», eh'era atto, «e speranza de' Troiani», ehe e passione, ehe non era es so luee ne speranza, ma era termine onde venia loro la luee del eonsiglio, ed era terrnine in ehe si posava tutta la speranza de la loro salute; e sl eome diee Stazio nel quinto del Thebaidos, quando Isifile diee ad Arehimoro: «Ü eonsolazione de le eose e de la patria perduta, o onore del rnio servigio»; sl eome eotidianamente dieemo, mostrando l' amieo, "vedi l' amistade rnia", e 'l padre diee al figlio "amor rnio"), per lunga eonsuetudine le seienze ne le quali piu ferventemente la Filosofia termina la sua vista, sono ehiamate per lo suo nome. (17) Sl eome la Seienza N aturale, la Morale, e la Metafisica, la quale, perehe piu neeessariamente in quella termina lo suo viso e eon piU fervore, [Prima] Filosofia e ehiamata. Onde [vedere] si puo eome seeondamente le scienze sono Filosofia appellate. (18) Poiche e veduto eome la primaia e vera filosofia ein suo essere - la quale e quella donna di eu' io dico - e eome lo suo nobile nome per eonsuetudine e eomunicato a le seienze, proeedero oltre eon le sue lode. xii. Nel primo eapitolo di questo trattato e sl eompiutamente ragionata la eagione ehe mosse me a questa eanzone, ehe non e piu mestiere di ragionare; ehe assai leggiermente a questa esposizione eh'e detta ella si puo ridueere. E pero seeondo le divisioni fatte la litterale sentenza transeorrero, per questa volgendo lo senso de la lettera fa dove sara mestiere. (2) Dieo: Amor ehe ne la mente mi ragiona. Per Amore intendo lo studio lo quale io mettea per aequistare l' amore di questa
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mit dem Begriff des Aktes selbst und des Erleidens bezeichnet werden, - so wie es Vergil im zweiten Buch der Aeneis macht, wo Aeneas [den Hektor] ,,Ach Licht", was einAkt ist, „und Hoffnung derTroianer", was ein Erleiden ist, nennt, wobei er selbst weder Licht noch Hoffnung war, sondern er war das Ende, von wo her das Licht des Rates kam, und er war das Ende, auf dem die ganze Hoffnung ihres Heils ruhte; und so wie Statius im fünften Buch der Thebais sagt, wenn Isipile zu Archemorus sagt: „Ach Trost der verlorenen Dinge und des verlorenen Vaterlandes, ach Ehre meines Dienstes"; so wie wir täglich, indem wir den Freund zeigen, sagen: „siehst du meine Freundschaft" und der Vater zum Sohn „mein Herz" sagt-, werden die Wissenschaften, in denen die Philosophie ihr Sehen am leidenschaftlichsten vollendet, aufgrund langer Gewohnheit mit ihrem Namen benannt. (17) So wie die Naturwissenschaft, die Moral und die Metaphysik, die, weil sich in dieser ihr Sehen mit mehr Notwendigkeit vollendet und mit mehr Leidenschaft vollendet, (erste) Philosophie genannt wird. Woraus man ersehen kann, wie die Wissenschaften in einem zweiten Sinn Philosophie genannt werden. (18) Nachdem gesehen worden ist, was die erste und wahre Philosophie - die diese Frau ist, von der ich spreche - in ihrem Sein ist und wie ihr edler Name aufgrund der Gewohnheit den Wissenschaften mitgeteilt ist, werde ich mit ihrem Lob weiterfahren.
xii. Im ersten Kapitel dieses Traktats wurde die Ursache, die mich zu dieser Kanzone bewegt hat, derart umfassend dargelegt, daß kein zusätzlicher Anlaß besteht, darüber weiter zu verhandeln; denn man kann sie genügend leicht auf die vorgetragene Auslegung zurückführen. Aber ich werde, der vorgenommenen Einteilung entsprechend, die buchstäbliche Aussage durchgehen und hierbei den Sinn des Buchstabens richtigstellen, wo dies nötig ist. (2) Ich sage: Amor, der im Geist mir handelt. Unter Amor verstehe ich den Eifer, den ich aufbrachte um die Liebe dieser
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Convivio III• xii, 2-7
donna: ove si vuole sapere ehe studio si puo qui doppiamente eonsiderare. E uno studio, lo quale mena l'uomo a l'abito de l' arte e de la scienza; e un altro studio, lo quale ne l' abito aequistato adopera, usando quello. (3) E questo primo equello eh'io ehiamo qui Amore, lo quale ne la mia mente informava eontinue, nuove e altissime eonsiderazioni di questa donna ehe di sopra edimostrata: si eome suole fare lo studio ehe si mette in aequistare un'arnistade, ehe di quella arnistade grandi eose prima eonsidera, desiderando quella. (4) Questo e quello Studio e quella affezione, ehe suole proeedere ne li uomini la generazione de l'arnistade, quando gfä da l'una parte e nato amore, e desiderasi e proeurasi ehe sia da l' altra; ehe, si eome di sopra si diee, Filosofia e quando l'anima e la sapienza sono fatte arniehe, siehe l'una sia tutta amata da l'altra, per lo modo ehe detto e di sopra. (5) Ne piU e mestiere di ragionare per la presente esposizione questo primo verso, ehe proemio fu ne la litterale esposizione ragionato, pero ehe per la prima sua ragione assai di leggiero a questa seconda si puo volgere lo 'ntendimento. (6) Onde al seeondo verso, lo quale eeomineiatore del trattato, e da proeedere, Ia ove io dieo: Non vede il sol, ehe tutto 'l mondo gira. Qui eda sapere ehe sl eome, trattando di sensibile eosa per eosa insensibile, si tratta eonvenevolemente, eosi di eosa intelligibile per eosa inintelligibile trattare si eonviene. E pero, si eome ne la litterale si parlava eominciando dal sole eorporale e sensibile, eosi ora eda ragionare, per lo sole spirituale e intelligibile, ehe e Iddio. (7) Nullo sensibile in tutto lo mondo e piU degno di farsi essemplo di Dio ehe 'l sole. Lo quale di sensibile luee se prima e poi tutte le eorpora eelestiali e le
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Frau zu erwerben: wo zu wissen ist, daß man Eifer hier zweifach verstehen kann. Es gibt einen Eifer, der den Menschen zum Habitus der Kunst und der Wissenschaft führt; und einen anderen Eifer, der im erworbenen Habitus, diesen benützend, handelt. (3) Und dieser erste ist es, den ich hier Amor nenne, der meinem Geist beständig neue und erhabenste Überlegungen bezüglich dieser Frau eingab, was oben gezeigt worden ist: so wie es der Eifer, den man einsetzt um eine Freundschaft zu erwerben, zu machen pflegt, der von dieser Freundschaft zuerst große Dinge denkt, während er diese begehrt. (4) Dies ist jener Eifer und jene Zuneigung, die in den Menschen das Werden der Freundschaft hervorzubringen pflegt, wenn von der einen Seite her bereits Liebe entstanden ist und man danach verlangt und darum besorgt ist, daß sie auch auf der anderen Seite sei; denn, wie oben gesagt worden ist, Philosophie ist dann, wenn die Seele und die Wissenschaft zu Freundinnen geworden sind, derart daß die eine ganz von der anderen geliebt wird, auf die Art, wie oben gesagt worden ist. (5) Es besteht keine weitere Notwendigkeit durch die vorliegende Auslegung diese erste Strophe darzulegen, die in der buchstäblichen Auslegung als Proömium dargestellt worden ist, denn aufgrund ihrer ersten Erklärung kann man ziemlich einfach zum Verständnis dieser zweiten gelangen. (6) Weswegen zur zweiten Strophen, die den Traktat eröffnet, überzugehen ist, dort wo ich sage: Nicht sieht die Sonne, die die ganze Welt umkreist. Hier ist zu wissen, daß so wie man, von wahrnehmbaren Dingen mit Hilfe von nicht wahrnehmbaren Dingen handelnd, treffend verfährt, es ebenso zutreffend ist, von intelligiblen Dingen mit Hilfe von nicht intelligiblen zu handeln. Wie in der buchstäblichen [Auslegung] von der körperlichen und wahrnehmbaren Sonne ausgehend gesprochen wurde, so ist jetzt also mit Hilfe der geistigen und intelligiblen Sonne, die Gott ist, zu argumentieren. (7) Nichts Wahrnehmbares in der ganzen Welt ist würdiger als Beispiel Gottes zu stehen als die Sonne. Diese erleuchtet zuerst sich selbst und dann
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Convivio III• xii, 7-12
elementali allumina: eosi Dio prima se eon luee intellettuale allumina, e poi le [ereature] eelestiali e l' altre intelligibili. (8) Lo sole tutte le eose eol suo ealore vivifiea, e se aleuna ne eorrompe, non e de la 'ntenzione de la eagione, ma e aeeidentale effetto: eosi lddio tutte le eose vivifiea in bontade, e se aleuna n'e rea non e de la divina intenzione, ma eonviene p[u]r qualehe aeeidente essere ne lo proeesso de lo inteso effetto. (9) Che se lddio feee li angeli buoni e li rei, non feee l'uno e l' altro per intenzione, ma solamente li buoni. Seguito poi fuori d'intenzione la malizia de' rei, ma non si fuori d'intenzione, ehe Dio non sapesse dinanzi in se predire la loro malizia; ma tanta fu l' affezione a produeere la ereatura spirituale, ehe la preseienza d' alquanti ehe a malo fine doveano venire non dovea ne potea Iddio da quella produzione rimuovere. (10) CM non sarebbe da laudare la Natura se, sappiendo prima ehe li fiori d'un'arbore in eerta parte perdere si dovessero, non produeesse in quella fiori, e per li vani abbandonasse la produzione de li fruttiferi. (11) Dico adunque ehe Iddio, ehe tutto intende (ehe suo "girare" e suo "intendere"), non vede tanto gentil eosa quanto elli vede quando mira Ia dove e questa Filosofia. CM avvegna ehe Dio, esso medesimo mirando, veggia insiememente tutto, in quanto la distinzione de le eose ein lui per [lo] modo ehe lo effetto e ne la eagione, vede quelle distinte. (12) Vede adunque questa nobilissima di tutte assolutamente, in quanto perfettissimamente in se la vede e in sua essenzia. CM se a memoria si reduee eio ehe detto e di sopra, filosofia e uno amoroso uso di sapienza, lo quale massimamente e in Dio, pero ehe in lui e somma sapienza e sommo amore e sommo atto; ehe non puo essere altrove, se
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alle himmlischen und elementaren Körper mit wahrnehmbarem Licht: und so erleuchtet Gott zuerst sich selbst und dann die himmlischen Geschöpfe und die anderen intelligiblen mit intellektuellem Licht. (8) Die Sonne belebt alle Dinge mit ihrer Wänne und wenn sie einige zugrunderichtet, so ist das nicht in der Absicht der Ursache, sondern eine akzidentelle Wirkung: so belebt Gott alle Dinge in Güte und wenn einige schuldig sind, so kommt das nicht aus der göttlichen Absicht, sondern es muß dann ebenfalls etwas Akzidentelles sein im Prozeß der beabsichtigten Wirkung. (9) Denn wenn Gott die guten und die schuldigen Engel geschaffen hat, so hat er nicht beide absichtlich geschaffen, sondern nur die guten. Die Schlechtigkeit der Schuldigen folgte dann außerhalb der Absicht, aber nicht derart außerhalb der Absicht, daß Gott nicht in sich zum Vornherein ihre Schlechtigkeit vorauszusagen gewußt hätte: aber das Verlangen geistige Geschöpfe zu schaffen war so groß, daß das Vorauswissen davon, daß einige zu einem schlechten Ende gelangen mußten, Gott von dieser Schaffung weder abhalten mußte noch konnte. (10) Denn die Natur wäre nicht zu loben, wenn sie, da sie weiß, daß die Blüten eines Baumes zum einem bestimmten Teil verloren werden müssen, an diesem keine Blüten geschaffen hätte und sie wegen den vergeblichen von der Schaffung der fruchtbringenden ablassen würde. (11) Ich sage also, daß Gott, der alles beabsichtigt, (denn sein „umkreisen" ist sein „beabsichtigen"), nie etwas derart Höfliches sieht, wie, was er sieht, wenn er dorthin schaut, wo sich diese Philosophie befindet. Wobei Gott, sich selbst betrachtend, alles zusammen sieht [und] er, insofern die Unterscheidung der Dinge auf jene Art in ihm ist, wie die Wirkung in der Ursache ist, jene [Dinge] unterschieden sieht. (12) Er sieht dieses edelste von allen [Dingen] absolut, insofern er es vollkommenst in sich sieht und in seinem Wesen. Denn wenn wir uns in Erinnerung rufen, was oben gesagt worden ist, so ist die Philosophie der liebevolle Gebrauch der Weisheit, der in höchstem Masse in Gott ist, denn in ihm ist höchste Weisheit, höchste Liebe und höchster Akt: was
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Convivio III • xii, 12 - xiii, 3
non in quanto da esso proeede. (13) Eadunque la divina filosofia de la divina essenza, pero ehe in esso non puo essere eosa a la sua essenzia aggiunta; ed e nobilissima, pero ehe nobilissima e la essenzia divina; ed e in lui per modo perfetto e vero, quasi per ettemo matrimonio. Ne l'altre intelligenze e per modo minore, quasi eome druda de la quale nullo amadore prende eompiuta gioia, ma nel suo aspetto eontentan la loro vaghezza. (14) Per ehe dire si puo ehe Dio non vede, eioe non intende, eosa aleuna tanto gentile quanto questa: dieo eosa aleuna, in quanto l' altre eose vede e distingue, eome detto e, veggendosi essere eagione di tutto. Oh nobilissimo ed eeeellentissimo euore, ehe ne 1a sposa de lo Imperadore del eielo s' intende, e non solamente sposa, ma suora e figlia dilettissima! xiii. Veduto eome, nel prineipio de le laude di eostei, sottilmente si diee essa essere de la divina sustanza, in quanto primieramente si eonsidera, da proeedere e da vedere e eome seeondamente dico essa essere ne le eausate intelligenze. (2) Dieo adunque: Ogni Intelletto di la su la mira: dove e da sapere ehe "di fä su" dieo, faeendo relazione a Dio ehe dinanzi e menzionato; e per questo escludo le Intelligenze ehe sono in essilio de la supema patria, le quali filosofare non possono, pero ehe amore in loro e del tutto spento, e a filosofare, eome gia detto e, e neeessario amore. Per ehe si vede ehe le infemali Intelligenze da lo aspetto di questa bellissima sono private. E pero ehe essa e beatitudine de lo 'ntelletto, 1a sua privazione e amarissima e piena d'ogni tristizia. (3) Poi quando dieo: E quella gente ehe qui s'innamora, diseendo a mostrare eome ne l'umana intelligenza essa seeondariamente aneora vegna; de la quale filosofia umana seguito poi
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alles nirgends sonst sein kann, außer insofern es von ihm ausgeht. (13) Die göttliche Philosophie gehört also zum göttlichen Wesen, denn in ihm kann nichts sein, das seinem Wesen hinzugefügt ist; und sie ist die edelste, weil das göttliche Wesen am edelsten ist; und sie ist in ihm auf vollkommene und wahre Weise, sozusagen aufgrund einer ewigen Ehe. In den anderen Intelligenzen ist sie auf mindere Weise, sozusagen wie eine Buhlin, von der kein Liebhaber vollkommene Lust empfängt, aber an deren Anblick sie ihre Launen erfreuen. (14) Weswegen man sagen kann, daß Gott nichts anderes derart Höfliches sieht, d.h. beabsichtigt: ich sage „nichts anderes", insofern er die anderen Dinge sieht und unterscheidet, wie gesagt worden ist, indem er sich als Ursache von allem sieht. Ach edelstes und erhabenstes Herz, das mit der Gemahlin des Himmelsherrschers gemeint ist und nicht nur Gemahlin, sondern geliebteste Schwester und Tochter. xiii. Nachdem zu Beginn des Lobes dieser [Frau] gesehen worden ist, wie vorsichtig gesagt wurde, diese [Frau] sei von göttlicher Substanz, insofern man sie zuerst bedenkt, ist jetzt fortzufahren und zu schauen, wie ich zweitens sage, daß sie in den verursachten Intelligenzen ist. (2) Ich sage also: Jeder Intellekt beschaut sie von dort oben: wo zu wissen ist, daß ich „von dort oben" sage, indem ich eine Beziehung zu Gott herstelle, der zuvor erwähnt worden ist; und damit schließe ich jene Intelligenzen aus, die aus dem höchsten Vaterland verbannt sind und die nicht philosophieren können, denn die Liebe ist in ihnen gänzlich erloschen und zum philosophieren ist, wie bereits gesagt worden ist, Liebe notwendig. Woraus man ersieht, daß die höllischen Intelligenzen der Betrachtung dieser Allerschönsten beraubt sind. Und weil sie die Glückseligkeit des Intellekts ist, ist ihre Beraubung überaus bitter und voller Trauer. (3) Danach, wenn ich sage: Und jene Menschen, die sich hier verlieben, gehe ich dazu über zu zeigen, wie sie auch sekundär in die menschliche Intelligenz gelangt; von dieser menschlichen
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Convivio III• xiii, 3-7
per lo trattato, essa eommendando. Dico adunque ehe la gente ehe s'innamora "qui", eioe in questa vita, la sente nel suo pensiero, non sempre, ma quando Amore fa de la sua paee sentire. Dove sono da vedere tre eose ehe in questo testo sono toeeate. (4) La prima sie quando si diee: la gente ehe qui s'innamora, per ehe pare farsi distinzione ne l'umana generazione. E di neeessitate far si eonviene, ehe, seeondo ehe manifestamente appare, e nel seguente trattato per intenzione si ragionera, grandissima parte de li uomini vivono piU seeondo lo senso ehe seeondo ragione; e quelli ehe seeondo lo senso vivono di questa innamorare e impossibile, pero ehe di lei avere non possono aleuna apprensione. (5) La seeonda sie quando diee: Quando Amor Ja sentire, dove si par fare distinzione di tempo. La qual eosa aneo [far si eonviene, ehe], avvegna ehe le intelligenze separate questa donna mirino eontinuamente, la umana intelligenza eio fare non puo; pero ehe l'umana natura- fuori de la speeulazione, de la quale s'appagalo 'ntelletto e laragione-abbisogna di molte eose a suo sustentamento: per ehe la nostra sapienza e talvolta abituale solamente, e non attuale, ehe non ineontra cio ne !'altre intelligenze, ehe solo di natura intellettiva sono perfette. (6) Onde quando l'anima nostra non hae atto si speeulazione, non si puo dire veramente ehe sia in filosofia, se non in quanto ha l' abito di quella e la potenza di poter lei svegliare; e pero tal volta e eon quella gente ehe qui s'innamora, e tal volta no. (7) La terza e quando dice l' ora ehe quella gente e eon essa, eioe quando Amore de la sua paee fa sentire; ehe non vuole altro dire se non quando l'uomo ein ispeeulazione attuale, pero ehe de la paee di questa donna non fa lo studio [sentire] se non ne l' atto de la speeulazione. E eosl si vede eome questa e donna primamente di Dio e seeondariamente de l'altre intelligenze separa-
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Philosophie handle ich dann während des ganzen Traktates, indem ich diese lobe. Ich sage also, daß die Menschen, die sich „hier" verlieben, d.h. in diesem Leben, sie in ihrem Denken spüren, nicht immer, aber dann, wenn die Liebe etwas von ihrem Frieden spüren läßt. Hier sind drei Punkte zu beachten, die in diesem Text berührt werden. (4) Der erste ist, wenn gesagt wird: Die Menschen, die sich hier verlieben, wo man eine Unterscheidung im menschlichen Geschlecht vorzunehmen scheint. Und aus Notwendigkeit muß man diese vornehmen, denn, wie es offensichtlich erscheint und im nächsten Traktat dargelegt werden soll, der allergrößte Teil der Menschen leben eher den Sinnen als der Vernunft entsprechend; und jenen, die den Sinnen entsprechend leben, ist es unmöglich, sich in diese zu verlieben, denn sie können von dieser keinerlei Wahrnehmung haben. (5) Der zweite ist, wenn er sagt: Wenn Amor spüren läßt, wo es scheint, daß man eine Unterscheidung der Zeit vornimmt. Was man auch muß, denn, während die getrennten Intelligenzen diese Frau ständig betrachten, kann die menschliche Intelligenz dies nicht; denn die menschliche Natur hat- abgesehen von der Schau, in der der Intellekt und die Vernunft sich befriedigen - zu ihrer Erhaltung viele Dinge nötig: weswegen unsere Weisheit zeitweise nur habituell und nicht aktuell ist, was in den anderen Intelligenzen, die ausschließlich aufgrund intelligenter Natur vollkommen sind, nicht vorkommt. (6) Weswegen, wenn unsere Seele nicht aktuell in der Schau ist, man nicht wahrhaft sagen kann, sie befinde sich in der Philosophie, außer insofern sie den Habitus dieser hat und das Vermögen, diese zu wecken; und deswegen ist die [Philosophie] mal mit jenen Menschen, die sich verlieben und mal nicht. (7) Der dritte ist, wenn er die Zeit ansagt, zu der diese Menschen mit ihr sind, d.h. wenn die Liebe ihren Frieden spüren läßt; was nichts anderes besagen will, als dann, wenn der Mensch aktuell in der Schau ist, denn vom Frieden dieser Frau läßt das Studium nichts spüren, außer wenn es Akt der Schau ist. Und so sieht man, wie diese Frau zuerst von Gott ist und sekundär von den anderen getrenn-
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Convivio III • xiii, 7-11
te, per continuo sguardare; e appresso de l'umana intelligenza per riguardare discontinuato. (8) Veramente, sempre e l'uomo ehe ha costei per donna da chiamare filosofo, non ostante ehe tuttavia non sia ne !'ultimo atto di filosofia, pero ehe da l'abito maggiormente e altri da denorninare. Onde dicemo alcuno virtuose, non solamente virtute operando, ma I' abito de la virtu avendo; e dicemo l'uomo facundo eziandio non parlando, per 1' abito de la facundia, cioe del bene parlare. E di questa filosofia, in quanto da l'umana intelligenza e participata, saranno omai le seguenti commendazioni, a mostrare come grande parte del suo bene a l'umana natura e conceduto. (9) Dico dunque appresso: "Suo essere piace tanto a chi liele da" (dal quale, SI come da fonte primo, si diriva), "ehe [in lei la sua virtute infonde] sempre, oltra la capacitade de la nostra natura", la quale fa bella e virtuosa. Onde, avvegna ehe a I' abito di quella per alquanti si vegna, non vi si viene SI per alcuno, ehe propriamente abito dire si possa; pero ehe 'I primo studio, cioe quello per lo quale I' abito si genera, non puote quella perfettamente acquistare. (10) E qui si vede s'umil e sua loda; ehe, perfetta o imperfetta, nome di perfezione non perde. E per questa sua dismisuranza si dice ehe I' anima de la filosofia lo manifesta in quel ch'ella conduce, cioe ehe Iddio mette sempre in lei del suo lume. Dove si vuole a memoria reducere ehe di sopra e detto ehe amore e forma di Filosofia, e pero qui si chiama anima di lei. (11) Lo quale amore manifesto e nel viso de la Sapienza, ne lo quale esso conduce mirabili bellezze, cioe contentamento in ciascuna condizione di tempo e dispregiamento di quelle cose ehe li altri fanno loro signori. Per ehe avviene ehe li altri rniseri ehe cio mirano, ripensando lo loro difetto, dopo lo desiderio de la perfezione caggiono in fatica di sospiri; e questo e quello ehe
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ten Intelligenzen, aufgrund andauernder Betrachtung; und bei der menschlichen Intelligenz aufgrund unterbrochener Betrachtung. (8) Tatsächlich ist der Mann, der diese als Frau hat, immer Philosoph zu nennen, auch wenn er nicht im letzten Akt der Philosophie ist, denn vor allem vom Habitus her ist etwas zu benennen. So nennen wir jemanden tugendhaft, nicht nur wenn er die Tugenden umsetzt, sondern wenn er den Habitus der Tugend hat; und wir nennen einen Menschen redegewandt, auch wenn er nicht spricht, wegen dem Habitus der Redegabe, d.h. des guten Sprechens. Und auf diese Philosophie, insofern die menschliche Intelligenz an ihr teilhat, wird sich das nun folgende Lob beziehen um zu zeigen, wie ein großer Teil ihres Gutes der menschlichen Natur zugestanden wird. (9) Ich sage also im folgenden: „Ihr Sein gefällt dem, der sie gibt, sehr", von dem sie, wie aus einer ersten Quelle, hervorgeht, „der in sie beständig seine Kraft eingießt, über das Vermögen unserer Natur hinaus", die er schön und kräftig macht. Obschon man ein Stück weit zu ihrem Habitus gelangt, gelangt dennoch niemand derart dazu, daß man wirklich von einem Habitus sprechen kann; denn der erste Eifer, d.h. jener, durch den der Habitus erzeugt wird, kann diesen nicht vollkommen erlangen. (10) Und hier sieht man wie demütig ihr Lob ist; denn, vollkommen oder unvollkommen, den Namen der Vollkommenheit verliert sie nicht. Und wegen dieser Unangemessenheit sagt man, die Seele der Philosophie zeigt es in ihrem Benehmen, d.h. daß Gott immer von seinem Licht in sie hineingibt. Wo man in Erinnerung rufen will, was oben gesagt worden ist, daß nämlich die Liebe die Form der Philosophie ist, deshalb heißt sie hier ihre Seele. (11) Diese Liebe ist im Gesicht der Weisheit offensichtlich, wo sie über wunderbare Schönheiten verfügt, d.h. Beglükkung in jeder Situation der Zeit und Verachtung für jene Dinge, die die anderen zu ihren Herren machen. Weswegen es vorkommt, daß die anderen Elenden, die, ihren Mangel überdenkend dieses [Gesicht] betrachten, im Anschluß an den Wunsch nach Vollkommenheit in mühselige Seufzer verfallen; und dies
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diee: Che li occhidi colordov'ella luce Ne mandünmessi al cor pien di desiri, Che prendon aire e diventan sospiri. xiv. Si eome ne la litterale esposizione dopo le generali laude a le speziali si diseende, prima da la parte de l' anima, poi da la parte del eorpo, eosi ora intende lo testo, dopo le generali eommendazioni, a speziali diseendere. Si eome detto e di sopra, Filosofia per subietto materiale qui ha la sapienza, e per forma ha amore, e per eomposto de l'uno edel' altro l'uso di speeulazione. (2) Onde in questo verso ehe seguentemente eomineia: In lei discende la virtit divina, io intendo eommendare l' amore, ehe e parte de la filosofia. Ove e da sapere ehe diseender la virtude d'una eosa in altra non e altro ehe ridurre quella in sua similitudine, si eome ne li agenti naturali vedemo manifestamente; ehe, diseendendo la loro virtu ne le pazienti eose, reeano quelle a loro similitudine, tanto quanto possibili sono a venire ad essa. (3) Onde vedemo lo sole ehe, diseendendo lo raggio suo qua giu, reduee le eose a sua similitudine di lume, quanto esse per loro disposizione possono da la [sua] virtude lume rieevere. Cosi dico ehe Dio questo amore a sua similitudine reduee, quanto esso e possibile a lui assimigliarsi. E ponsi la qualitade de la reduzione, dieendo: Si comeface in angelo ehe 'l vede. (4) Ove aneora e da sapere ehe lo primo agente, cioe Dio, pinge la sua virtu in eose per modo di diritto raggio, e in eose per modo di splendore reverberato; onde ne le Intelligenze raggia la divina luee sanza mezzo, ne l' altre si ripereuote da queste Intelligenze prima illuminate. (5) Ma pero ehe qui e fatta menzione di luee e di splendore, a perfetto intendimento mostrero [la] differenza
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ist, was er sagt: So daß die Augen jener, denen sie erscheint, Boten voller Wünsche zum Herzen senden, die zu Luft werden und in Seufzer enden. xiv. So wie in der buchstäblichen Auslegung nach dem allgemeinen Lob zum speziellen übergegangen wurde, zuerst im Hinblick auf die Seele, danach im Hinblick auf den Körper, so verlangt der Text jetzt, im Anschluß an das allgemeine Lob zum speziellen überzugehen. Wie oben gesagt worden ist, hat die Philosophie hier als materielles Subjekt die Weisheit und als Form hat sie die Liebe und als aus dem einen und dem anderen Zusammengesetztes hat sie den Gebrauch der Schau. (2) Weswegen ich, in der Strophe, die folgendermaßen beginnt: In sie steigt die göttliche Kraft nieder, die Liebe zu loben beabsichtige, die Teil der Philosophie ist. Hier ist zu wissen, daß das Herabsteigen der Kraft von einem Ding in ein anderes nichts anderes ist, als diese in die Ähnlichkeit der anderen überzuführen, was wir in den natürlich Verursachenden offenkundig sehen; diese überführen, indem sie ihre Kraft in die erleidenden Dinge herabsteigen lassen, jene in ihre Ähnlichkeit, soweit es ihnen möglich ist, zu dieser zu gelangen. (3) Deswegen sehen wir die Sonne, die, indem sie ihren Strahl hier herabschickt, die Dinge in ihre Ähnlichkeit des Lichtes überführt, soweit diese aufgrund ihrer Veranlagung von ihrer Kraft Licht empfangen können. So sage ich, daß Gott diese Liebe in seine Ähnlichkeit überführt, soweit es dieser möglich ist, sich ihm anzugleichen. Und die Qualität dieser Überführung wird angezeigt, wenn ich sage: Wie in einem Engel, der Ihn sieht. (4) Hier ist weiter zu wissen, daß das erste Verursachende, d.h. Gott, seine Kraft in einige Dinge mittels eines geraden Strahls malt, in einige andere Dinge mittels zurückstrahlendem Glanz; weswegen das göttliche Licht ohne ein Dazwischen in die Intelligenzen strahlt und es in die anderen hinein von diesen zuerst erleuchteten Intelligenzen abstrahlt. (5) Aber da hier Licht und Glanz erwähnt werden, werde ich zum vollkommenen Verständnis den Unterschied die-
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di questi voeabuli, secondo eheAvicenna sente. Dieo ehe l'usanza de' filosofi e di ehiamare "luee" lo lume, in quanto esso e nel suo fontale prineipio; di ehiamare "raggio", in quanto esso e per lo mezzo, dal prineipio al primo eorpo dove si termina; di ehiamare "splendore", in quanto esso ein altra parte alluminata ripereosso. (6) Dieo adunque ehe la divina virtu sanza mezzo questo amore tragge a sua similitudine. E cio si puo fare manifesto massimamente in cio, ehe sl eome lo divino amore e tutto ettemo, eosl eonviene ehe sia ettemo lo suo obietto di neeessitate, sl ehe etteme eose siano quelle ehe esso ama. E eosl faee a questo amore amare; ehe la sapienza, ne la quale questo amore fere, ettema e. (7) Ond'e seritto di lei: «Dal prineipio dinanzi da li seeoli ereata sono, e nel seeolo ehe dee venire non verro meno»; e ne li Proverbi di Salomone essa Sapienza diee: «Etternalmente ordinata sono»; e nel prineipio di Giovanni, ne l'Evangelio, si puo la sua etternitade apertamente notare. E quinei nasee ehe Ia dovunque questo amore splende, tutti li altri amori si fanno oseuri e quasi spenti, impero ehe lo suo obietto ettemo improporzionalmente li altri obietti vinee e soperehia. (8) Per ehe li filosofi eeeellentissimi ne li loro atti apertamente lo ne dimostraro, per li quali sapemo essi tutte l' altre eose, fuori ehe la sapienza, avere messe a non ealere. Onde Demoerito, de la propia persona non eurando, ne barba ne eapelli ne unghie si togliea; Platone, de li beni temporali non eurando, la reale dignitade mise a non ealere, ehe fi.glio di re fue; Aristotile, d' altro amieo non eurando, eontra lo suo migliore amieo - fuori di quella - eombatteo, sl eome eontra lo nomato Platone. E perehe di questi parliamo, quando troviamo li altri ehe per questi pensieri la loro vita disprezzaro, sl eome Zeno, Soerate, Seneea,
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ser Begriffe gemäß der Erklärung des Avicenna zeigen. Ich sage, daß es bei den Philosophen üblich ist, ,,Licht" die Helligkeit zu nennen, insofern diese in ihrer ursprünglichen Quelle ist; sie ist „Strahl" zu nennen, insofern sie dazwischen ist, [zwischen] dem Ursprung und dem ersten Körper, wo sie zu ihrem Ende gelangt; sie ist „Glanz" zu nennen, insofern sie von einem anderen erleuchteten Teil abstrahlt. (6) Ich sage also, daß die göttliche Kraft diese Liebe ohne ein Dazwischen in ihre Ähnlichkeit überführt. Und dies kann man folgendermaßen am deutlichsten zeigen: da die göttliche Liebe gänzlich ewig ist, ist ihr Objekt notwendigerweise ewig, so daß es ewige Dinge sind, die er liebt. Und so läßt er diese Liebe lieben; denn die Weisheit, zu der diese Liebe führt, ist ewig. (7) Deswegen steht von ihr geschrieben: „Vom Ursprung an, vor dem Beginn der Zeiten, bin ich geschaffen und in den Zeiten, die kommen müssen, werde ich nicht fehlen"; und in den Sprüchen Salomons sagt die Weisheit selbst: „In Ewigkeit bin ich geordnet"; und zu Beginn des Evangelium des Johannes, kann man ihre Ewigkeit offenkundig wahrnehmen. Und hieraus ergibt sich, daß wo immer diese Liebe erscheint, alle anderen Lieben sich verdunkeln und beinahe ausgehen, weil ihr ewiges Objekt die anderen Objekte unverhältnismäßig übertrifft und überragt. (8) Deswegen zeigen die hervorragendsten Philosophen sie offen in ihren Handlungen, durch welche wir wissen, daß sie sich entschieden haben, sich nicht um all die anderen Dinge außerhalb der Weisheit zu kümmern. Deswegen schnitt Demokrit, der sich nicht um seine Person kümmerte, weder seinen Bart, noch seine Haare und Fingernägel; Platon, der sich nicht um die zeitlichen Güter kümmerte, entschloß sich, die königliche Würde nicht zu beachten, obwohl er ein Königssohn war; Aristoteles, der sich nicht um andere Freunde kümmerte, kämpfte gegen seinen, neben der Wissenschaft besten Freund, nämlich gegen den besagten Platon. Und wieso sollen wir nur von diesen sprechen, wenn wir doch auch andere finden, die aufgrund dieser Gedanken ihr Leben verachten, wie etwa Zenon, Sokrates, Seneca und viele
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e molti altri? (9) E pero e manifesto ehe la divina virtu, a guisa [ehe in] angelo, in questo amore ne li uomini diseende. E per dare esperienza di eio, grida sussequentemente lo testo: E qua! donna gentil questo non erede, Vada eon lei e miri. Per donna gentile s'intende la nobile anima d'ingegno, e libera ne la sua propia potestate, ehe e la ragione. (10) Onde l'altre anime dire non si possono donne, ma aneille, pero ehe non per loro sono ma per altrui; e lo Filosofo dice, nel seeondo de la Metafisiea, ehe quella eosa e libera, ehe per sua eagione e, non per altrui. (11) Diee: Vada eon lei e miri li atti sui, eioe aeeompagnisi di questo amore, e guardi a quello ehe dentro da lui trovera. E in parte ne toeea, dicendo: Quivi dov 'ella parla, si diehina, cioe, dove la filosofia e in atto, si diehina un eelestial pensiero, nel quale si ragiona questa essere piU ehe umana operazione: e diee "del eielo" a dare a intendere ehe non solamente essa, ma li pensieri amici di quella sono astratti da le basse e terrene eose. (12) Poi sussequentemente diee eom'ell'avvalora e aeeende amore dovunque ella si mostra, eon la suavitade de li atti, ehe sono tutti li suoi sembianti onesti dolci, e sanza soverehio aleuno. E sussequentemente, a maggiore persuasione de la sua eompagnia fare, diee: Gentile ein donna eio ehe in lei si trova, E bello e tanto quanto Lei simiglia. (13) Aneora soggiugne: E puossi dir ehe 'l suo aspetto giova: dove e da sapere ehe lo sguardo di questa donna fu a noi eosl largamente ordinato, non pur per la faecia, ehe ella ne dimostra, vedere, ma per le eose ehe ne tiene eelate desiderare ad aequistare. (14) Onde, sl eome per lei molto di quello si vede per ragione, e per eonsequente [si erede poter essere], ehe sanza lei pare maraviglia, eosl per lei si erede ogni miraeolo in piiI alto intelletto pote[r] avere ra-
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andere? (9) Und daraus ist offenkundig, daß die göttliche Kraft, wie zu den Engeln, in dieser Liebe zu den Menschen herabsteigt. Und um dies zum Ausdruck zu bringen, schreit der Text im folgenden: Und die höfliche Frau, die dies nicht glaubt, möge sich zu ihr gesellen und betrachten. Unter höflicher Frau ist die edle, begabte Seele zu verstehen, die in ihrem eigenen Vermögen frei ist, d.h. die Vernunft. (10) Deswegen kann man die anderen Seelen nicht Frauen nennen, sondern Mägde, denn sie sind nicht für sich, sondern für jemand anderen; und der Philosoph sagt im zweiten Buch der Metaphysik, daß jenes Ding frei ist, das durch seine eigene Ursache ist und nicht durch [die Ursache] eines anderen. (11) Er sagt: (Sie) möge sich zu ihr gesellen und ihre Handlungen betrachten, d.h. sie begleite diese Liebe und betrachte das, was sie darin finden wird. Und zum Teil berührt er es, wenn er sagt: Da wo diese spricht, steigt, d.h., wo die Philosophie im Akt ist, steigt ein himmlischer Gedanke herab, worin man erkennt, daß dies mehr ist als eine menschliche Handlung: und er sagt „vom Himmel" um zu verstehen zu geben, daß nicht nur sie, sondern auch die mit ihr befreundeten Gedanken von den niedrigen und irdischen Dingen losgelöst sind. (12) Im folgenden sagt er, wie sie die Liebe stärkt und entfacht, wo immer sie sich zeigt, mittels der Lieblichkeit der Akte, die alle ihre edlen Ähnlichkeiten sind, süß und ohne jede Übertreibung. Und im folgenden sagt er, um von ihrer Begleitung mehr zu überzeugen: Höflich ist bei einer Frau, was bei ihr sich.findet, und schön ist sie, soweit sie ihr gleicht. (13) Weiter fügt er hinzu: Und man kann sagen, daß ihr Anblick hilft: hier ist zu wissen, daß der Anblick dieser Frau uns derart freigebig zugeteilt wurde, nicht nur um das Gesicht, das sie zeigt, zu sehen, sondern um danach zu verlangen die Dinge, die sie verborgen hält, zu erlangen. ( 14) Deswegen, so wie man durch sie viel von diesem vernünftig erkennen kann und folglich glaubt, daß sein kann, was ohne sie eine Wunder scheinen würde, glaubt man durch sie, daß jedes Wunder in einem höheren Intellekt seine Vernünftigkeit haben
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gione, e per eonsequente pote[r] essere. Onde la nostra buona fede ha sua origine; da la quale viene la speranza, [ehe e] lo proveduto desiderare; e per quella nasee l' operazione de la earitade. (15) Per le quali tre virtudi si sale a filosofare a quelle Atene eelestiali, dove li Stoici e Peripatetiei e Epicurii, per la l[ue]e de la veritade ettema, in uno volere eoneordevolemente eoneorrono. Ne lo preeedente eapitolo questa gloriosa donna e eommendata seeondo l'una de le sue parti eomponenti, eioe amore. Ora in questo, ne lo quale io intendo esponere quel versa ehe eomineia: Cose appariscon ne lo suo aspetto, si eonviene trattare eommendando l'altra parte sua, eioe sapienza. (2) Dice adunque lo testo "ehe ne la faecia di eostei appariseono eose ehe mostrano de' piaeeri di Paradiso"; e distingue lo loeo dove eio appare, eioe ne li oeehi e ne lo riso. E qui si eonviene sapere ehe li oeehi de la Sapienza sono le sue demonstrazioni, eon le quali si vede la veritade eertissimamente; e lo suo riso sono le sue persuasioni, ne le quali si dimostra la luee interiore de la Sapienza sotto aleuno velamento: ein queste due eose si sente quel piaeere altissimo di beatitudine, lo quale e massimo bene in Paradiso. (3) Questo piaeere in altra eosa di qua giu essere non puo, se non nel guardare in questi oeehi e in questo riso. E la ragione e questa: ehe, eon eio sia eosa ehe eiaseuna eosa naturalmente disia la sua perfezione, sanza quella essere non puo [l'uomo] eontento, ehe e essere beato; ehe quantunque !'altre eose avesse, sanza questa rimarrebbe in lui desiderio: lo quale essere non puo eon la beatitudine, aeeio ehe la beatitudine sia perfetta eosa e lo desiderio sia eosa defettiva; ehe nullo desidera quello ehe ha, ma quello ehe non ha, ehe e manifesto difetto. (4) Ein questo sguardo solamente l'umana perfezione s'aequiXV.
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und folglich sein kann. Woraus unser guter Glaube seinen Ursprung hat; aus diesem ergibt sich die Hoffnung, die darin besteht, das Vorausgesehene zu wünschen; und daraus erwächst die Handlung der Barmherzigkeit. (15) Durch diese drei Tugenden steigt man zum Philosophieren in jenes himmlische Athen hinauf, wo die Stoiker, die Peripatetiker und die Epikureer aufgrund des Lichtes der ewigen Wahrheit in einem einzigen Wollen harmonisch zusammenwirken. xv. Im vorangehenden Kapitel ist diese ruhmreiche Frau einem ihrer Bestandteile entsprechend gelobt worden, d.h. gemäß der Liebe. Jetzt, in diesem [Kapitel], in dem ich die Strophe, die damit beginnt: Dinge erscheinen in ihrem Anblick auszulegen beabsichtige, ist von ihrem anderen Teil, d.h. von der Weisheit lobend zu handeln. (2) Der Text sagt also, „daß in ihrem Gesicht Dinge erscheinen, die von den Freuden des Paradieses zeugen"; und ich unterscheide den Ort, wo dies erscheint, nämlich in den Augen und im Lächeln. Und hier muß man wissen, daß die Augen der Weisheit ihre Beweise sind, durch welche man die Wahrheit am sichersten sieht; und ihr Lächeln sind ihre Darlegungen, in welchen sich das innere Licht der Weisheit unter einem gewissen Schleier zeigt: und in diesen zwei Dingen fühlt man jene erhabenste Freude der Glückseligkeit, welche das höchste Gut im Paradies ist. (3) Diese Freude kann in keinem anderen Ding hier unten sein, außer im Betrachten dieser Augen und in diesem Lächeln. Und der Grund ist dieser: da jedes Ding von Natur aus nach seiner Vervollkommnung verlangt, kann der Mensch ohne diese [Vollkommenheit] nicht glücklich sein [und] diese ist das Seligsein; denn wie viele andere Dinge er hätte, ohne diese bliebe in ihm ein Wunsch: dieser kann nicht gleichzeitig mit der Glückseligkeit vorhandensein, denn die Glückseligkeit ist ein vollkommenes Ding und der Wunsch ist ein mangelhaftes Ding; denn nichts wünscht das, was es hat, sondern das, was es nicht hat, was offensichtlich ein Mangel ist. (4) Und ausschließlich in diesem Blick erlangt man die mensch-
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sta, cioe la perfezione de la ragione, de la quale, sl eome di principalissima parte, tutta la nostra essenza depende; e tutte l' altre nostre operazioni - sentire, nutrire, e tutto - sono per quella sola, e questa e per se, e non per altri; sl ehe, perfetta sia questa, perfetta e quella, tanto eioe ehe l 'uomo, in quanto ello e uomo, vede terminato ogni desiderio, e eosl e beato. (5) E pero si diee nel libro di Sapienza: «Chi gitta via la sapienza e la dottrina, e infeliee»: ehe e privazione de l'essere feliee. [Essere feliee] per l'abito de la sapienza seguita ehe s'aequista, e "feliee [essere"] e "essere eontento", seeondo la sentenza del Filosofo. Dunque si vede eome ne l'aspetto di eostei de le eose di Paradiso appaiono. E pero si legge nel libro allegato di Sapienza, di lei parlando: «Essa e eandore de la ettema luee e speeehio sanza maeula de la maesta di Dio». (6) Poi, quando si diee: Elle soverchian lo nostro intelletto, eseuso me di eio, ehe poeo parlar posso di quelle, per la loro soperehianza. Dov'e da sapere ehe in aleuno modo queste eose nostro intelletto abbagliano, in quanto eerte eose affermano essere, ehe lo 'ntelletto nostro guardare non puo, eioe Dio e la ettemitate e la prima materia; ehe eertissimamente si veggiono e eon tutta fede si eredono essere, e per[o] quello ehe sono intender noi non potemo [e nullo] se non eo[me] sognando si puo appressare a la sua eonoseenza, e non altrimenti. (7) Veramente puo qui aleuno forte dubitare eome eiO sia, ehe la sapienza possa fare l 'uomo beato, non potendo a lui perfettamente eerte eose mostrare; eon eio sia eosa ehe 'l naturale desiderio sia a l'uomo di sapere, e sanza eompiere lo desiderio beato essere non possa. (8) A cio si puo ehiaramente rispondere ehe lo desiderio naturale in ciaseuna eosa e misurato seeondo la possibilitade de la eosa desiderante: altrimenti andrebbe in eontrario di se medesimo, ehe impossibile e; e la Natura l'avrebbe fatto indamo, ehe e
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liehe Vollkommenheit, d.h. die Vollkommenheit der Vernunft, von der, wie vom wichtigsten Teil, unser ganzes Wesen abhängig ist; und alle unsere anderen Handlungen - Wahrnehmen, Ernährung und alles - sind nur durch diese und diese ist durch sich und nicht durch andere; so daß, wenn diese vollkommen ist, die anderen vollkommen sind, soweit daß der Mensch, insofern er Mensch ist, jeden Wunsch erfüllt sieht und so glückselig ist. (5) Und deswegen heißt es im Buch der Weisheit: „Wer die Weisheit und die Lehre fortwirft, ist unglücklich": was eine Beraubung des glücklichen Seins ist. Glücklichsein aufgrund des Habitus der Weisheit verlangt, daß man sie erwirbt, und „glücklichsein" ist gemäß der Aussage des Philosophen „zufriedensein". So sieht man also, wie in ihrem Anblick paradiesische Dinge erscheinen. Und deswegen liest man im angeführten Buch der Weisheit über sie: „Sie ist die Reinheit des ewigen Lichtes und ein makelloser Spiegel der Herrlichkeit Gottes." (6) Danach, wenn gesagt wird: Sie übertreffen unseren Intellekt, entschuldige ich mich dafür, daß ich nur wenig über diese sagen kann, wegen ihrem Übersteigen. Wo zu wissen ist, daß diese Dinge auf eine gewisse Art unseren Intellekt blenden, insofern sie bestätigen, daß es bestimmte Dinge gibt, die unser Intellekt nicht sehen kann, nämlich Gott, die Ewigkeit und die erste Materie; die ganz sicher gesehen werden und mit allem Glauben wird geglaubt, daß sie sind, aber was sie sind, können wir nicht begreifen und niemand kann sich, außer beinahe träumend und nicht anders, ihrer Kenntnis nähern. (7) Tatsächlich können manche hier zweifeln, wie dies sich verhalte, daß die Weisheit den Menschen glückselig machen kann, wo sie doch dem Menschen gewisse Dinge nicht vollkommen zeigen kann; zudem ist es von Natur aus der Wunsch des Menschen zu wissen und ohne die Erfüllung dieses Wunsches kann er nicht glückselig sein. (8) Darauf kann man deutlich antworten, daß der natürliche Wunsch in jedem Ding dem wünschenden Ding entsprechend bemessen ist: ansonsten würde es sich selbst zuwiderlaufen, was unmöglich ist; und die Natur hätte es vergeb-
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anehe impossibile. (9) In eontrario andrebbe: ehe, desiderando la sua perfezione, desiderrebbe la sua imperfezione; impero ehe desiderrebbe se sempre desiderare e non eompiere mai suo desiderio (ein questo errore eade l'avaro maladetto, e non s'aeeorge ehe desidera se sempre desiderare, andando dietro al numero impossibile a giugnere). Avrebbelo aneo la Natura fatto indarno, pero ehe non sarebbe ad aleuno fine ordinato. E pero l' umano desiderio e misurato in questa vita a quella seienza ehe qui avere si puo, e quello punto non passa se non per errore, lo quale e di fuori di naturale intenzione. (10) E eosl e misurato ne la natura angeliea, e terminato, in quanto, in quella sapienza ehe la natura di eiaseuno puo apprendere. E questa e la ragione per ehe li Santi non hanno tra loro invidia, pero ehe ciaseuno aggiugne lo fine del suo desiderio, lo quale desiderio e eon la bonta de la natura misurato. Onde, eon cio sia eosa ehe eonoseere di Dio e di eerte altre eose quello esse sono non sia possibile a la nostra natura, quello da noi naturalmente non e desiderato di sapere. E per questo e la dubitazione soluta. (11) Poi quando diee: Sua bielta piove fiammelle di foco, diseende ad un altro piacere di Paradiso, eioe de la felieitade seeondaria a questa prima, la quale de la sua biltade proeede. Dove e da sapere ehe la moralitade e bellezza de la filosofia; ehe eosi eome la bellezza del eorpo resulta da le membra in quanto sono debitamente ordinate, eosl la bellezza de la sapienza, ehe e eorpo di Filosofia eome detto e, resulta da l' ordine de le virtudi morali, ehe fanno quella piaeere sensibilemente. (12) E pero dico ehe sua bilta, cioe moralitade, piove fiammelle di foeo, cioe appetito diritto, ehe s'ingenera nel piaeere de la morale dottrina; lo quale appetito ne diparte eziandio da li vizii naturali, non ehe da li altri. E quinei nasee quella felicitade, la
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lieh geschaffen, was ebenfalls unmöglich ist. (9) Zuwiderlaufen würde es, daß etwas, seine Vervollkommnung wünschend, seine Unvollkommenheit wünschte; insofern es sich immer wünschen würde zu wünschen, und sein Wünschen nie zu erfüllen; in diesen Fehler verfällt der verfluchte Geizige und er bemerkt nicht, daß er sich wünscht, immer zu wünschen und dabei der Zahl nacheilt, die unmöglich zu erreichen ist. Auch hätte die Natur es vergeblich geschaffen, denn es wäre auf kein Ziel hingeordnet. Und deswegen ist das menschliche Verlangen in diesem Leben an jenem Wissen bemessen, das man hier haben kann und diesen Punkt überschreitet es nicht, außer es begeht einen Fehler, der außerhalb der Absicht der Natur liegt. ( 10) Und ebenso ist [das Verlangen] in der Natur der Engel abgemessen und in jener Weisheit begrenzt, die die Natur eines jeden erlangen kann. Und dies ist der Grund, weswegen die Heiligen untereinander keine Eifersucht hegen, denn jeder von ihnen erreicht das Ziel seines Wünschens, das mit der Güte der Natur abgemessen ist. Deswegen, da es unserer Natur nicht möglich ist, Gott zu kennen und von bestimmten anderen Dingen [zu wissen], was sie sind, verlangen wir von Natur aus nicht, dies zu wissen. Und damit ist der Zweifel ausgeräumt. (11) Dann, wenn er sagt: Ihre Schönheit läßt Flämmchen von Feuer regnen, geht er zu einer anderen Freude des Paradieses über, d.h. von der zweiten Glückseligkeit zur ersten, die von ihrer Schönheit ausgeht. Hier ist zu wissen, daß die Sittlichkeit die Schönheit der Philosophie ist; denn so wie sich die Schönheit des Körpers aus den Gliedern ergibt, insofern sie entsprechend geordnet sind, so resultiert die Schönheit der Weisheit, die wie gesagt der Körper der Philosophie ist, aus der Ordnung der moralischen Tugenden, durch die diese sichtlich gefällt. ( 12) Deswegen sage ich, daß ihre Schönheit, d.h. Moralität, Flämmchen von Feuer regnen läßt, d.h. gerichtetes Verlangen, das aus dem Gefallen der moralischen Lehre entsteht; dieses Verlangen trennt sie von den natürlichen Lastern nicht weniger als von den andern. Und hieraus entsteht jene Glückseligkeit, die
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quale diffinisce Aristotile nel primo de l'Etica, dicendo ehe e operazione secondo vertu in vita perfetta. (13) E quando dice: Pero qua/ donna sente sua bieltate, procede in loda di costei, gridando a la gente ehe la seguiti [e] dicendo loro lo suo beneficio, cioe ehe per seguitare lei diviene ciascuno buono. Pero dice: qua/ donna, cioe quale anima, sente sua biltate biasimare per non parere quale parere si conviene, miri in questo essemplo. ( 14) Ove e da sapere ehe li costumi sono belta de l' anima, cioe le vertudi massimamente, le quali tal volta per vanitadi o per superbia si fanno men belle e men gradite, sl come ne l'ultimo trattato vedere si potra. E pero dico ehe, a fuggire questo, si guardi in costei, cioe cofä dov'ella e essemplo d'umilta; cioe in quella parte di se ehe morale filosofia si chiama. E soggiungo ehe, mirando costei - dico la sapienza - in questa parte, ogni viziato tornera diritto e buono; e pero dico: Questa e colei ch'umilia ogni perverso, cioe volge dolcemente chi fuori di debito ordine e piegato. (15) Ultimamente, in massima laude di sapienza, dico lei essere di tutto madre [e prima di] qualunque principio, dicendo ehe con lei lddio cominciO lo mondo e spezialmente lo movimento del cielo, lo quale tutte le cose genera e dal quale ogni movimento e principiato e mosso: dicendo: Costei penso chi mosse l'universo. Cio e a dire ehe nel divino pensiero, ch'e esso intelletto, essa era quando lo mondo fece; onde seguita ehe ella lo facesse. (16) E pero disse Salomone in quello de' Proverbi in persona de la Sapienza: «Quando Iddio apparecchiava li cieli, io era presente; quando con certa legge e con certo giro vallava li abissi, quando suso fermava [l'etera] e suspendeva le fonti de l' acque, quando circuiva lo suo termine al mare e poneva legge a l' acque ehe non passassero li suoi con-
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Aristoteles im ersten Buch der Ethik definiert, wenn er sagt, daß sie der Tugend entsprechendes Handeln im vollkommenen Leben ist. (13) Und wenn er sagt: Doch welche Frau auch immer ihre Schönheit sieht, fährt er mit ihrem Lob fort, indem er den Menschen zuruft, ihr zu folgen und indem er ihnen ihr Wohltat erklärt, nämlich daß jeder, indem er ihr folgt, gut wird. Aber er sagt: welche Frau auch immer, d.h. welche Seele, hört, wie ihre Schönheit getadelt wird, weil sie nicht so erscheint, wie es sich gehört, die betrachte dieses Beispiel. ( 14) Hier ist zu wissen, daß die Sitten die Schönheit der Seele sind, d.h. vor allem die Tugenden, die sich wegen Prahlerei und Überheblichkeit manchmal weniger schön und wohlgefällig machen, wie man im letzten Traktat sehen können wird. Und deshalb sage ich, daß, um diesem zu entkommen, man diese betrachte, d.h. dorthin, wo diese Beispiel von Bescheidenheit ist; d.h. in jenen Teil, der Moralphilosophie genannt wird. Und ich füge an, daß im Betrachten dieses Teils - ich meine der Weisheit-jedes Laster wieder gerade und gut werden wird; und deswegen sage ich: Sie ist jene, die jeden Verdorbenen demütigt, d.h. sie richtet sanft jeden, der aus der entsprechenden Ordnung geraten ist. (15) Zum höchsten Lob der Weisheit sage ich schließlich, daß sie die Mutter von allem ist und früher als jeder Anfang, indem ich sage, daß Gott mit ihr die Welt begonnen hat und vor allem die Bewegung des Himmels, der alle Dinge erzeugt und von dem jede Bewegung ihren Anfang nimmt und bewegt wird, wenn ich sage: Diese erdachte Jener, der das Universum bewegte. Was bedeutet, daß sie im göttlichen Denken war, das der Intellekt selbst ist, als er die Welt gemacht hat; woraus folgt, daß sie [die Welt] gemacht hat. (16) Und deswegen sagte Salomon in den Sprüchen unter der Maske der Weisheit: „Als Gott die Himmel einrichtete, war ich anwesend; als er mit sicherem Gesetzt und sicherem Kreis die Abgründe eingrenzte, als er oben den Himmel verschloß und die Quellen des Wassers zurückhielt, als er das Meer mit seiner Grenze umgab und er dem Wasser das Gesetz gab, die Grenzen nicht zu über-
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fini, quando elli appendeva li fondamenti de la terra, eon lui e io era, disponente tutte le eose, e dilettavami per ciaseuno die». (17) 0 peggio ehe morti ehe l'amista di eostei fuggite, aprite li oeehi vostri e mirate: ehe, innanzi ehe voi foste, ella fu amatriee di voi, aeeonciando e ordinando lo vostro processo; e, poi ehe fatti foste, per voi dirizzare, in vostra similitudine venne a voi. (18) E se tutti al suo eonspetto venire non potete, onorate lei ne' suoi amici e seguite li eomandamenti loro, sl come [quelli] ehe nunziano la volonta di questa etternale imperadrice; non ehiudete li orecehi a Salomone ehe eio vi diee, dicendo ehe "la via de' giusti e quasi luee splendiente, ehe proeede e cresce infino a1 die de la beatitudine": andando loro dietro, mirando le loro operazioni, ehe essere debbono a voi luee nel eammino di questa brevissima vita. (19) E qui si puo terrninare la vera sentenza de la presente eanzone. Veramente !'ultimo verso, ehe per tomata e posto, per la litterale esposizione assai leggermente qua si puo ridurre, salvo in tanto quanto diee ehe io [s]l chiamai questa donnafera e disdegnosa. Dove e da sapere ehe dal principio essa filosofia pareva a me, quanto da la parte del suo eorpo, cioe sapienza, fiera, ehe non mi ridea, in quanto le sue persuasioni ancora non intendea; e disdegnosa, ehe non mi volgea l'oeehio, eioe eh'io non potea vedere le sue dimostrazioni: e di tutto questo lo difetto era dal mio lato. (20) E per questo, e per quello ehe ne la sentenza litterale e dato, e manifesta l' allegoria de la tomata; sl ehe tempo e, per piii oltre proeedere, di porre fine a questo trattato.
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schreiten, als er die Fundamente der Erde legte, war ich mit ihm zusammen, dem Ordner aller Dinge, und ich erfreute mich täglich." (17) Ach ihr, die ihr schlechter seid als die Toten, die ihr vor der Freundschaft dieser [Frau] flüchtet, öffnet eure Augen und schaut: denn ehe ihr existiertet, hat sie euch geliebt, indem sie euer Hervorgehen ordnete und richtete; und danach, als ihr geschaffen wart, kam sie in eurer Ähnlichkeit zu euch, um euch zu leiten. (18) Und wenn ihr nicht alle zu ihrem Anblick gelangen könnt, so ehrt sie in ihren Freunden und folgt deren Anweisungen, als jene, die den Willen dieser ewigen Kaiserin verkünden; verschließt eure Ohren nicht dem Salomon, der euch hierzu sagt, „der Weg der Gerechten ist wie strahlendes Licht, das vorangeht und bis zum Tag der Glückseligkeit anwächst": ihnen folgend, ihre Handlungen betrachtend, die euch Licht sein sollen auf dem Weg dieses überaus kurzen Lebens. (19) Und hier kann die wahre Auslegung der vorliegenden Kanzone beendet werden. Tatsächlich kann man die letzte Strophe, die als Schluß gesetzt ist, aufgrund der buchstäblichen Auslegung genügend leicht entschlüsseln, außer insofern gesagt wird, daß ich diese Frau grausam und unwillig nenne. Hier ist zu wissen, daß mir zu Beginn diese Philosophie bezüglich ihres Körpers, d.h. der Weisheit, grausam erschienen ist, denn sie lächelte mich nicht an, insofern ich ihre Darlegung noch nicht verstand; und unwillig, denn sie würdigte mich keines Blickes, d.h. ich konnte ihre Beweise nicht erkennen: und bezüglich all dieser [Dinge] war der Mangel auf meiner Seite. (20) Und dadurch und aufgrund dessen, was in der buchstäblichen Auslegung gegeben worden ist, ist die Allegorie des Schlusses offenkundig; so daß es an der Zeit ist, diesem Traktat ein Ende zu setzen, um weiter zu fahren.
LITERALKOMMENTAR
Kapitel i-xv Das dritte Buch des Conv. ist ein als Kommentar zur Kanzone Amor ehe ne la mente mi ragiona konzipiertes Lob der Philosophie. Mit dem literarischen Kunstgriff der allegorischen Deutung der in den Gedichten besungenen Frau als Philosophie vermag der Alighieri einerseits seinem Liebesgedicht den Status der Philosophie zu geben und, laut eigenen Aussagen, Anschuldigungen entgegen zu treten, seine Poesie sei nichts weiter als sinnenfreudiger Minnesang ( Conv., III, iii, 12); andererseits bereichert Dante mit seinem eigentümlichen Werk das an den Schulen trocken betriebene Geschäft der Philosophie für sein höfisches Publikum um das Element des Eros. Der Alighieri verbindet in seinem Kommentar eine philosophische Auslegung seiner Poesie mit einer erotischen Durchdringung der Philosophie. Das heißt, die Semantik des auf die Frau ausgerichteten und den Menschen physisch und psychisch verzehrenden Verlangens wird auf das Streben des Verstandes nach Wahrheit und Tugend übertragen. Mit diesem Vorgehen hat Dante in der Philosophiegeschichte zwar nicht etwas Neues geschaffen, aber er hat die in der Scholastik des 13. Jahrhunderts zu einem großen Teil verschüttete Tradition einer um die Dimension des Eros, des Verlangens, erweiterten und den etymologischen Ursprung des Begriffs ,Weisheitsliebe' wörtlich auslegenden Konzeption der Philosophie vermehrt betont und literarisch originell bearbeitet. Er tat dies nicht ohne Beziehung zu den Schulen, denn das hohe Lob, das Dante der Philosophie als Vollkommenheit und Glückseligkeit der Vernunft in diesem Buche singt, muß sowohl formal wie auch inhaltlich mit den an den Artistenfakultäten
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Kommentar zu Kap. i-xv
Paris und Bologna im ausgehenden 13. Jahrhundert entstandenen Lobpreisungen der Philosophie in Verbindung gebracht werden. Die ersten drei Bücher stellen Dantes eigene Version einer philosophischen Einführungsschrift dar, wie sie im 13. und 14. Jahrhundert an den Artistenfakultäten der Universitäten verfaßt wurden. Dazu kommt, daß Dante mit der Thematik des Lobs der Philosophie ganz offensichtlich in den Streit um die höchste philosophische Glückseligkeit, der zwischen Theologen und Artisten im Anschluß an die Rezeption des aristotelischen Corpus seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an den Schulen geführt wird, eingreift und das Problem des wissenschaftlichen Status der Philosophie im Vergleich zur Theologie einer neuen und originellen Lösung zuführt. Zum einen verkürzt Dante die Reichweite der Philosophie um die Gegenstände der Metaphysik (Gott, abgetrennte Substanzen, Ewigkeit, erste Materie), zum anderen gewinnt er aus dieser Beschränkung eine Philosophie, die innerhalb ihres Horizontes ihre Ziele vollständig erreicht und deshalb von der Theologie unabhängig bleibt. Durch die Entlastung der Philosophie um die zentralen Themen der Metaphysik rücken die Probleme der praktischen Philosophie ins Zentrum des philosophischen Diskurses; Dante vollzieht und begründet also gleichzeitig auch eine Wende hin zur praktischen Philosophie. Vgl. dazu Einleitung, in: Dante Alighieri, Convivio, Buch 1 (PhB 466a), LVIILXXXIII. Auch das dritte Buch des Conv. weist eine vom Autor selbst hervorgehobene Struktur auf, die Dantes Faszination für die Dreizahl und für ihre die Vollkommenheit symbolisierende Quadratur (9) und seine Vorliebe für eine transparente und explizite divisio textus manifestiert. Vgl. dazu Einleitung, in: Dante Alighieri, Convivio, Buch 1 (PhB 466a), C-CV. Dante hält sich in Conv., III an seine zu Beginn von Conv., II erläuterte Konzeption der wörtlichen und allegorischen Auslegung eines Textes und kommentiert deshalb seine Kanzone in zwei Durchgängen. Die literale Deutung umfaßt die Kapitel ii-x, die alle-
Kommentar zu Kap. i-xv
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gorische, er nennt sie auch die wahre (ill, xv, 19), die Kapitel xi-xv. Das erste Kapitel hat die Funktion der Einleitung, in der das Lob der Philosophie als Grundthema der Kanzone und des dazugehörenden Kommentars zur Sprache kommt, und drei Gründe erörtert werden, die Dante dazu bewogen haben, die geliebte Person zu loben. Der § 13 des ersten Kapitels ist einer jener wiederholt eingeschobenen, Kanzone und Kommentar strukturierenden Paragraphen; er teilt die Kanzone in drei Teile, denen der Kommentar „der Ordnung gemäß" entspricht. Den ersten Teil der Kanzone bildet die erste, von Dante als Einleitung bezeichnete Strophe Amor ehe ne la mente mi ragiona ( ... ) di eio si biasmi il debole intelletto (V. 1-18). Der zweite Teil umfaßt die Strophen zwei bis vier und enthält als Hauptteil das Lob der geliebten donna gentile (Non vede il sol, ehe tutto 'l mondi gira (... ) eostei penso Chi mosse l'universo; V. 19-72); die fünfte und letzte Strophe bereinigt schließlich einige Zweifel des Hauptteils ( Canwne, e 'par ehe tu parli eontraro (... ) io parlero di voi in ciaseun lato; V. 73-90). In § 1 des zweiten Kapitels, wendet sich der Alighieri dem ersten, einleitenden Teil seiner Kanzone zu und erläutert, daß er diesen in drei, der Einteilung der Kanzone entsprechenden Abschnitten kommentieren wird: Er wird erstens die unaussprechliche Beschaffenheit des Themas streifen (Kanzone, V. 1-8; Kommentar, Kap. ii, 2- iii, 15), zweitens sein eigenes Unvermögen in der vollkommenen Behandlung des Themas erörtern (Kanzone, V. 9-13; Kommentar, Kap. iv, 2-3), und drittens sein diesbezügliches Unvermögen entschuldigen (Kanzone, V. 14-17; Kommentar, Kap. iv, 4-13). In Kap. v wird der Kommentar zum zweiten Teil der Kanzone, dem Hauptteil, wiederum mit einem Funktionsparagraphen eingeleitet, dem entnommen werden kann, daß Dante auch hier eine Dreiteilung vornimmt, denn im ersten Teil, so sagt er, wird diese Frau ganz und allgemein, hinsichtlich ihrer Seele und ihres Körpers gelobt (Kanzone, V. 19-36 [2. Strophe], Kommentar, Kap. v, 2vi, 13), der zweite Teil enthält das besondere Lob der Seele
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Kommentar zu Kap. i
(Kanzone, V. 37-54 [3. Strophe], Kommentar, Kap. vii), und der dritte das besondere Lob des Körpers (Kanzone, V. 55-72 [4. Strophe], Kommentar, Kap. viii). „Die Ordnung des vorliegenden Traktats verlangt" (ill, ix, 1), daß auch der dritte Teil drei Unterabschnitte enthält, wobei im ersten der Vorwurf eines Widerspruchs zwischen der Kanzone des zweiten und derjenigen des dritten Buches dargelegt wird; Dante erklärt mit diesen Ausführungen, worauf sich seine Entschuldigung bezieht (Kanzone, V. 73-76; Kommentar, Kap. ix, 4). Im zweiten Textstück wird dann die Entschuldigung durch wahrnehmungsund erkenntnistheoretische Erörterungen vorgetragen (Kanzone, V. 77-86; Kommentar, Kap. ix, 5-x, 4 ), und im dritten Abschnitt belehrt Dante die Kanzone, wie sie sich entschuldigen kann (Kanzone, V. 87-90; Kommentar, Kap. x, 5-10). Aus dieser von Dante selbst angegebenen Strukturierung seiner Kanzone und des dazugehörenden Literalkommentars ergibt sich eine Aufteilung in drei Abschnitte, von denen jeder wiederum dreigeteilt ist. Dreimal drei oder neun Teile hat diese Kanzone und ihr Kommentar. Wenn die Texte aus Conv „ II, v, 5 und VN, XXIX in Erinnerung gerufen werden (Vgl. Kommentar, Einleitung zu den Kapiteln 1, v-xiii), bedeutet dies, daß Dante seinem das Lob der donna gentile, der Philosophie, enthaltenden Text die Neuner-Struktur der Vollkommenheit gegeben hat, die auch der kosmologischen Struktur und den ihr korrespondierenden, den Menschen zur Vollkommenheit führenden Wissenschaften entspricht. Die Vollkommenheit des Kosmos und der den Menschen zur Vollkommenheit führenden Wissenschaften ist in Dantes Lob der Philosophie zahlensymbolisch eingewoben. Vgl. Tabelle in der allgemeinen Einleitung zu Bd. 1 (PhB 466a), CIV. Kapitel i Das erste Kapitel stellt eine Einleitung zu dem in Kapitel ii beginnenden Kommentar der Kanzone Amor ehe ne la mente mi
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ragiona dar und läßt sich in drei Teile zergliedern. In einem ersten Abschnitt(§§ 1-4) beschreibt Dante kurz, wie seine Liebe für die Philosophie entflammte und es ihn dazu drängte, von ihr zu sprechen, wobei er bald einsah, daß es keine schönere und nützlichere Rede von der geliebten Person gibt als das Lob. Seinen Entschluß, die geliebte Person zu loben, führt Dante in einem zweiten Abschnitt des ersten Kapitels auf drei Gründe zurück(§§ 5-12). Der erste hat seinen Ursprung in der Selbstliebe (§§ 5-6), der zweite im Wunsch nach Dauer der Freundschaft(§§ 7-9) und der dritte ist apologetischer Natur und erklärt in Antizipation von Kritik an der Flatterhaftigkeit Dantes, welch edler und unwiderstehlicher Frau er sich zugewandt hatte (§§ 10-12). Dante gibt also seinem dem universitären Einleitungsritual in .die Philosophie folgenden Lob einen autobiographischen, subjektiven Rahmen. Er verbirgt den universitären Charakter der commendatio philosophiae hinter einer Darstellung seiner persönlichen Motivation zum Lob der Philosophie. Diese Art der subjektiven Durchdringung eines andernorts institutionell verankerten und objektiv vorgegebenen Philosophierens ist eines der Hauptmerkmale des schriftstellerischen Schaffens Dantes. Den dritten und abschließenden Teil des ersten Kapitels bildet schließlich § 13, der die Kanzone einteilt und die Ordnung des Kommentars festlegt. §1 nel precedente trattato] Für die Bezeichnung ,trattato' für die einzelnen Bücher des Conv. vgl. II, i, 1; m, xii, 1; IV, iii, 1; xvi, 2. lo mio secondo amore ••• donna] Dante nimmt in diesem Passus Bezug auf seine in II, xü und xv, 3-12 dargelegte Konversion zur Philosophie, als seiner zweiten Liebe, wobei er dem höheren Status der Frau entsprechend die aktive Rolle der donna gentile zuspricht und von ihrer Hinwendung zu ihm redet. Die Formulierung ,misericordiosa sembianza' knüpft an den bereits
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Kommentar zu Kap. i, 1
in Il, ii, 2 thematisierten Gedanken der barmherzigen Zuwendung der Philosophie zu Dante an. Durch die Thematisierung der „zweiten Liebe" bereits zu Anfang des Buches stehen alle nachfolgenden Ausführungen, die noch als wörtliche Deutung des Gedichts gelten, unter dem Gesichtspunkt der Personifizierung der Philosophie als donna gentile, wobei das Bild der barmherzigen Erscheinung der bereits jetzt als Philosophie identifizierten Frau nicht dem Sprachgebrauch der Schulphilosophie entspricht. Vielmehr wird hier eine in der Sakralsprache auf Gott und die Gottesmutter Maria angewandte Semantik auf die Philosophie übertragen. Vgl. Th. Koehler, Tradition and dramatization. The misericordia vocabulary in medieval marian devotion. Vgl. außerdem Thomas von Aquino, Sum. theol., 1, 21, 3: „misericordia est deo maxime attribuenda, tarnen secundum effectum, non secundum passionis affectum. Ad cuius evidentiam, considerandum est quod misericors dicitur aliquis quasi habens miserum cor: quia scilicet afficitur ex miseria alterius per tristitiam, ac si esset eius propria miseria. Et ex hoc sequitur quod operetur ad depellendam miseriam alterius, sicut miseriam propriam: et hie est misericordiae effectus. Tristari ergo de miseria alterius non competit Deo: sed repellere miseriam alterius, hoc maxime ei competit, ut per miseriam quemcumque defectum intelligamus". non solamente vegghiando .„ guidato] Die von Dante scheinbar beiläufig erwähnte Tatsache, daß das Licht der Philosophie ihn nicht nur in wachem Zustand, sondern auch im Schlaf erleuchte, hat eine besondere Bewandtnis, denn es klingt darin der Anspruch auf ein über die natürliche Erkenntnis hinausgehendes Wissen an. Obschon sich Dante der methodischen und erkenntnistheoretischen Grenzen der Philosophie bewußt war und diese klar thematisierte, so läßt er doch in Conv „ III, xv, 6, genau da, wo er von den Grenzen der natürlichen Erkenntnis spricht, die Möglichkeit einer besonderen Erkenntnis im Traum offen: „e pero quelle ehe sono intendere noi non potemo e nullo se non come sognando si puo appressare a la sua conoscenza, e
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non altrimenti". Wenn er hier bemerkt, daß ihn die Philosophie nicht nur bei Tage, sondern auch im Schlaf erleuchte, so scheint dies eine klare Andeutung jener über das natürliche Maß hinausgehenden Kenntnis zu sein, die Dante in der Epistola an Cangrande durch den Hinweis auf den Traum des Nebukadnezar(§ 81) und letztlich im Paradiso ausarbeiten wird. Der Hinweis Dantes auf eine Erleuchtung im Schlaf bedeutet auch auf dem Hintergrund der allgemeinen mittelalterlichen Tradition eine Inanspruchnahme eines die natürlichen Möglichkeiten des Menschen übersteigenden Wissens. So bemerkte Thomas von Aquino in der Sum. theol., 1, 12, 11, anjener Stelle, wo er, wie Dante in Conv., III, xv, 6, die Erkenntnis Gottes und die Grenzen der Philosophie behandelt: „anima nostra, quanto magis a corporalibus abstrahitur, tanto intelligibilium abstractorum fit capacior. Unde in somniis et alienationibus a sensibus corporis, magis divinae revelationes percipiuntur et praevisiones futurorum". Um das konnotative Umfeld der Bezugnahme Dantes auf ein philosophisches Traumwissen darzustellen, kann auch auf Albert den Großen verwiesen werden, der diesem Thema in seiner Schrift De somno et vigilia besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat. Vgl. De somno et vigilia, III, 1, 4; 181: „His autem habitis, oportet praeinductam solvere disputationem sequendo experta in nobis ipsis, et relinquendo pro constanti in somnis esse futurorum frequenter et occultorum aliorum divinationem ex quacumque causa sit illa (... ) potest enim esse a Deo, vel a stellis, vel a causa quae est in nobis: et quaecumque causa sit, per experta dicimus in somnis esse divinationem ex phantasmaturn similitudinem excerptam et conjecturam". Das Wissen und den Grad der Erleuchtung, die der Mensch im Schlaf erreichen kann, hat Albert, und er war bei weitem nicht der einzige, äußerst hoch eingeschätzt. Von dreizehn verschiedenen Arten des Traumwissens, die Albert unterscheidet, können hier beispielhaft die sechste und siebte erwähnt werden, die dokumentieren, daß Dante durch die Hinweise auf eine philosophische Erkenntnis durch Träume in Conv., III, i, 1 und III, xv, 6 einen
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über das natürliche Maß der Erkenntnis hinausgehenden Wissensanspruch anmeldet: „Sextus autem gradus, quando movent quidem simulacra, sed elucent quidem expresse intelligentiae actus per modum docentis alicuius, qui docet recte futuram visionis significationem. Causa enim huius est, quod intelligentia pro certo soluta est simpliciter, et ligata tarnen quoad quid, quod videlicet lucem sui luminis accepit tamquam a quodam alio docente: et hoc vocaverunt Philosophi splendorem intelligentiae desuper descendentis in animas somniantium ( ... ). Septimus autem gradus est, quando adhuc in somno vere et expresse apparent intelligentiae sine simulacris: et tale videtur fuisse somnium Scipionis de colentibus iustitias, quod ad aethereas sedes recipiantur. Causa autem talis somnii est fulgor intellectus agentis et splendor, qui sua radiatione ad se totam animam trahit, et avertit ab imaginum motu: intentio autem animae quando tota fertur ad intellectum et excellenter est in ipso, distrahitur a consideratione sensibilium in vigilia, et a perceptione imaginum in somno: talis autem in somnio frequenter optimas invenit intelligentias et demonstrationes quas in vigilia invenire non poterat, dum exterioribus sensibus vel imaginibus detinebatur". (De somno et vigilia, III, 1, 10; 19 lf. ). Dante greift in der Commedia genau an jenem Punkt auf das Konzept der Traumerkenntnis zurück, wo es darum geht, seine Schau Gottes im Paradiso und sein Unvermögen, sie adäquat auszudrücken, wiederzugeben. Diese visio entspricht demnach der von der aristotelischen Erkenntnistheorie des Mittelalters vorgesehenen Schau der göttlichen Substanz und steht in direkter Beziehung zu den Ausführungen in Conv„ III, xv, 6: „Und da ich nun dem Ende aller Wünsche / mich nahte, wie es mir beschieden worden, / War auch die Glut der Sehnsucht mir erloschen, / Bernhard gebot mir nur mit einem Lächeln, / Nach oben aufzuschaun; doch tat ich selber / Von mir aus schon, was er mir sagen wollte. / Denn meine Blicke, die nun klar geworden, / Die tauchten immer tiefer in die Strahlen / Des hohen Lichtes, das die Wahrheit selber. /Von jetzt ab war mein Schauen noch
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viel größer/ Als unsere Sprache, die ihm nicht gewachsen, I Und das Gedächtnis weicht dem Unerhörten. Wie einer, der im Traume etwas schaute, I Und nach dem Traume bleibt nur die Erregung, / Indes das andre aus dem Geist verschwunden: So bin ich jetzt da meine Traumerscheinung I Fast ganz hinweg, und doch die große Süße, I Die daraus kam, mir noch zum Herzen träufelt". „E io ch'al fine di tutt'i disii I appropinquava, si com'io dovea, / l'ardor del desiderio in me finii. I Bemardo m' accennava e sorridea I perch 'io guardaßi suso; ma io era I gfä per me stesso tal qual ei volea; I ehe la mia vista, venendo sincera, / e piu e piu intrava per lo raggio I de l' altra luce ehe da se e vera. /Da quici innanzi il rnio veder fu maggio ehe '1 parlar mostra, eh' a tal vista cede, I e cede la memoria a tanto oltraggio. I Qual e colui ehe somniando vede, I ehe dopo il sogno la passione impresa I rimane, e l' altro a la mente non riede, I cotal son io, ehe quasi tutta cessa I rnia visione, e ancor rni distilla I nel core il dolce ehe nacque da essa". (Par., XXXID, 46-62). Dante wird in Par., m, 1-3 das Gleichnis des Lichtes und des Feuers in seiner Brust dazu benutzen, um seine Kenntnis besonderer Wahrheiten anzumelden: „Die Sonne, die mein Herz in Liebe entflammte, I hatte mir von solch schönder Wahrheit, I beweisend und widerlegend, das Antlitz enthüllt". „Quel sol ehe pria d' amor rni scaldo 'l petto, I di bella verita m' avea scoverto, I provando e riprovando, il dolce aspetto". Für das Bild des Anwachsens von der Glut zur Flamme vgl. Par., I, 34: „Aus kleinem Fu~en lodert große Flamme". „Poca favilla gran fiamma seconda". Die Feuermetapher wendet Dante auch zum Ausdruck seiner Liebe zur Volkssprache an. Vgl. Conv., I, xii, 1. §2
E quanto fosse grande ... potrebbe] Das Beschreiben des Unbeschreiblichen, die Thematisierung der Inkommensurabilität seiner persönlichen Erfahrungen und der Mittel menschlichen Denkens und Sprechens ist eine von Dante später auch
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in der Ep. XIII(§§ 78-84) und in der Commedia benutzte literarische Figur, die aufgrund der angedeuteten Differenz zwischen Erlebtem und Versteh- beziehungsweise Erzählbarem bei der Leserschaft Spannung und ungestillte Sehnsucht hervorruft. Hier im Conv. spricht Dante von der Unbegreiflichkeit und Unsagbarkeit der Größe seines Verlangens nach der Philosophie. In Par„ 1, 4-9 wendet Dante diese rhetorische Figur auf seine Jenseitsschau im Empyreum an und meint, daß der sich seinem Objekt des Verlangens nähernde Intellekt seine Erfahrung nicht im Gedächtnis behalten kann: „Im Himmel, dem von seinem Licht am meisten I zuteil wird, war ich, und ich schaute Dinge, I die weder sagen kann noch weiß, wer heimkehrt./ Denn naht sich unser Geist dem letzten Ziele I der Sehnsucht, so versinkt in solcher Tiefe er, I daß das Gedächtnis ihm nicht folgen kann". „Nel ciel ehe piU de la sua luce prende I fu' io, e vidi cose ehe ridire I ne sa ne puo chi di Ia su discende; / perche appressando se a1 suo disire, / nostro intelletto si profonda tanto, I ehe dietro la memoria non puo ire". Bei der Kommentierung dieser Passage im Schreiben an Cangrande (§ 83-84) erläutert Dante sowohl die natürliche Defizienz des Intellekts, betont aber auch die Defizienz der Sprache in Bezug auf eine adäquate Schilderung der vom Intellekt erlebten Loslösung von der sinnlichen Welt und Emporhebung zu den abgetrennten Substanzen. Hier benennt Dante auch die Funktion der Dichtung in der Philosophie, denn schon Plato griff, so Dante, angesichts der Unzulänglichkeit der Sprache in Bezug auf das vom Intellekt geschaute auf die Metaphorik zurück: „Vidit ergo, ut dicit, aliqua ,que referre nescit et nequit rediens'. Diligenter quippe notandum est quod dicit ,nescit et nequit': nescit quia oblitus, nequit quia, si recordatur et contentum tenet, sermo tarnen deficit. Multa namque per intellectum videmus quibus signa vocalia desunt: quod satis Plato insinuat in suis libris per assumptionem metaphorismorum; multa enim per lumen intellectuale vidit que sermone proprio nequivit exprimere". (Dante, Ep. XIII,§ 83-84).
Kommentar zu Kap. i, 3. 4. 5-12
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E non solamente ••• alcuna] Zur Liebe, die sich nicht nur auf die geliebte Person, sondern auch auf ihre Freunde erstreckt vgl. Thomas von Aquino, Sum. theol., 11-11, q. 23, a. 1, ad 2: „Alio modo se extendit ad aliquem respectu alterius personae: sicut, si aliquis habet amicitiam ad aliquem hominem, ratione eius diligit omnes ad illum hominem pertinentes, sive filios sive servos sive qualitercumque ei attinentes". §3 E si come lo multiplicato ••• impossibile] Vgl. (laut Busnelli/ Vandelli, Kommentar zur Stelle) Prov„ 6, 27: „Numquid potest homo abscondere ignem in sinu suo ut vestimenta illius non ardeant". §4 E avvegna ehe .•• s'amava] Das Verlangen, die geliebte Person zu loben, führte Dante schon in Conv. 1, x, 6 an, um seine Abfassung des Kommentars in der geliebten Volkssprache zu rechtfertigen.
§§ 5-12 In diesem Abschnitt erläutert der Florentiner, seiner Faszination der Dreizahl nachgebend, drei Gründe, die geliebte Frau zu loben. Wenn bedacht wird, daß Dante mit seiner commendatio, wie bereits auch mit seiner divisio scientie im zweiten Buch, die an der Universität gebräuchliche Form der Einführung in die Philosophie gewählt hat, so wird angesichts der hier vorgetragenen subjektiven Gründe deutlich, wie der Alighieri darauf bedacht ist, sogar die allgemeinen Formen der Scholastik durch eine subjektive Darstellung auf seine Person und Existenz hin zu beziehen. Der erste Grund zum Lob der Frau Philosophie ist die Eigenliebe, die dazu veranlaßt, durch das Lob des eigenen Freundes sich selbst Ehre zu erweisen(§§ 5-6). Zweitens war es der Wunsch nach Dauer der Freundschaft und die Einsicht, daß das Lob die adäquate Geste gegenüber einem überlegenen Freund ist, die Dante dazu brachte, seine Geliebte zu preisen
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Kommentar zu Kap. i, 5-7. 5
(§§ 7-9). Drittens fühlte sich Dante erneut dazu gedrängt, sein Tun zu rechtfertigen und den zukünftigen Generationen seine Abwendung von der ersten Liebe durch die Darstellung der zweiten zu erklären(§§ 10--12). §§ 5-7 Dante gestaltet die erste Erklärung seines Lobs der Philosophie anhand einer Variation zum Thema Freundschaft und Liebe, auf deren etymologischen Bezug zur Bezeichnungfilosofia er in Conv., III, xi, 5 noch ausdrücklich zu sprechen kommen wird. Die Freundschaft ist für Dante mehr als nur ein wichtiges Thema, sie ist in seinem Denken das herausragende Paradigma der Relation, deren Anwendungskreis er durch das Mittel der prosopeia von reellen Personen auf ideelle auszuweiten verstand. Im ersten Buch des Conv. dient ihm das Paradigma der Freundschaft sowohl zur Darstellung der Beziehung seines Kommentars zu seinen Adressaten (1, viii), zur Erläuterung seiner Beziehung zur Volkssprache und zur Rechtfertigung der Abfassung des Kommentars im volgare (1, xii-xiii). Hier und in Conv., 1, xii wendet Dante die Figur der Freundschaft zur Darstellung seiner Beziehung zur Philosophie und zur Rechtfertigung seines Lobes an. In Conv., III, xi kommt das Paradigma der Freundschaft im Anschluß an eine etymologische Überlegung zur Anwendung, um das Wesen der Philosophie als Liebe zur Weisheit ebenfalls relational zu bestimmen. §5
lo proprio amore ... ciascuno] Vgl. Conv., 1, ii, 5: „e nullo e piii amico ehe l'uomo a se". Vgl. Bd. 1, Kommentar zur Stelle. Freilich spielen bei der Thematisierung der Selbstliebe als Maß aller Liebe auch biblische Assoziationen eine Rolle: Mt, 22, 39: „diliges proximum tuum, sicut te ipsum". Vgl. auch M c, 12, 31. Che con cio ... similitudine s'intende] Die in den § 5 gemachten Überlegungen zur Freundschaft und zur Ähnlichkeit zwischen den Freunden finden in § 7 ihre Fortsetzung, wo Dante
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auf die Freundschaft zwischen Personen ungleichen Standes zu sprechen kommt, bei der eine Unähnlichkeit auf eine Ähnlichkeit zurückgeführt werden muß. Diese Ausführungen wiederum lassen sich zum Schreiben an Cangrande (§§ 4-8) in Beziehung setzen, wo Dante die im Convivio gemachten Überlegungen zu der Freundschaft zwischen ihm und der ihm überlegenen Philosophie auf seine Freundschaft mit Cangrande überträgt und begründet, weshalb es nicht anmaßend ist, daß er sich als Freund des ihm gesellschaftlich höhergestellten Fürsten bezeichnet. Den Gedanken, daß Freundschaft prinzipiell auf einer gewißen Ähnlichkeit besteht, konnte Dante Aristoteles, Cicero, Albert oder Thomas entnehmen. Aristoteles führte alle Freundschaft auf Ähnlichkeit zurück: „Denn jede Freundschaft existiert wegen des Guten oder wegen der Lust, entweder schlechthin oder für den Liebenden, und beruht auf einer gewißen Ähnlichkeit". (Nik. Eth„ VIII, 4, 1156b20; Gigon, 236). Vgl. Cicero, Laelius, 27, 101: „amicitia magis elucet inter aequales". Thomas von Aquino erklärte die Ähnlichkeit sogar zur Ursache der Freundschaft: „Similitudo autem est per se causa amicitiae, nisi per accidens impediat privatum bonum". (Sent. Eth„ VIII, 4; 454). „Similitudo, quae est amicitiae factiva et conservativa, maxime videtur esse inter virtuosos". (Sent. Eth„ VIII, 8; 469). Daß sich Dantes Passagen in § 5 und 7 zur Ähnlichkeit oder Ungleichheit der Freunde nicht widersprechen, ja daß Dante diesen Widerspruch nicht einmal thematisiert, läßt sich auf dem Hintergrund der Ethica Alberts des Großen erklären, der bei der Abhandlung der Frage nach der Gleichheit oder Ungleichheit der Freunde die von Dante in § 7 angetönte Zurückführung der Ungleichheit auf die Gleichheit vornimmt: „Potest enim amicitia considerari aut secundum essentiam, et sie in veritate quaedam similitudo et unio est. Potest etiam considerari quantum ad radicem, ex qua necessario inclinatur homo ad amicitiam, et haec est indigentia iuvamenti per alterum, quia nullus sibi sufficiens est. Et cum indigentia sit ex privatione, privatio autem fundatur super contrarium, erit
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Kommentar zu Kap. i, 6. 7-9
radix amicitiae in contrarietate. Sed contraria possunt dupliciter considerari: aut secundum formam contrarietatis, et sie non conferunt ad amicitiam, sed magis faciunt disgregationem et pugnam; aut secundum quod unum est ordinatum ad aliud ut potentia ad actum complentem, et hoc modo amor quidam naturalis est contrariorum, secundum quod unum per coniunctionem alterius consequitur, quod per se consequi non potest sicut formam rnixti vel aliquid huiusmodi. Et in tali contrarietate est etiam quaedam sirnilitudo, secundum quod in uno est inclinatio perfectionis, quae est ex altern. Similiter est in arnicitia morali; uterque amicorum est sicut potentia et completur per alterum, inquantum unus confert alteri complementum vel dilectionis vel utilitatis vel in congratulatione honesti, quod per se habere neuter poterat". (Albert der Große, Ethica, VIII, 2; 596). §6 e di non volere] Für die Meinung, daß der Tugendhafte sich nicht als Freund des Schlechten zeigen kann vgl. Thomas von Aquino, Sent. Eth., IX, 3; 509: „Non est possibile quod ille cuius malitia manifestatur ametur a virtuoso (... )non oportet eum qui iam factus est malus amari, idest non est utile neque decens, quia non oportet quod homo amet malum neque assirniletur pravo viro ( ... ) dictum est enim supra quod simile sirnili est amicum et ita non potest esse quod diu conservetur arnicitia ad mal um nisi sit aliqua sirnilitudo malitiae". nessuno dee ... ragione] Aus der These der Ähnlichkeit der Freunde in Bezug auf die Tugend folgt, daß der offene Tadel eines Freundes im Grunde ein Selbsttadel ist. §§ 7-9 In diesen drei Paragraphen stellt Dante Überlegungen zur Freundschaft zwischen Ungleichen in den Dienst seiner Begründung des Lobs der Philosophie. Er knüpft dabei an die Erläuterungen zu Beginn des neunten Buches der Nikomachischen Ethik an, wo Aristoteles festhält, daß bei ungleicharti-
Kommentar zu Kap. i, 7
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gen Freundschaften die mangelnde Ähnlichkeit durch eine gewisse Proportion im Austausch kompensiert werden müsse. Da der Geringere, Dante gebraucht das bei Aristoteles in diesem Fall nicht vorgesehene Beispiel der Beziehung Diener-Herr, die ihm gewährte Wohltat nicht zurückerstatten kann, muß er versuchen, sie durch eine in seinem Bereich der Möglichkeiten liegende Tat zu vergelten, wobei vor allem der gute Wille die mangelnden äußeren Werte der Gunstbezeugung aufwiegt(§ 8). Es ist Dantes mit gutem Willen vorgetragenes Lob, das die Unähnlichkeit zwischen ihm und der höflichen Frau ausgleichen soll(§ 9). Später wird er die gleiche Überlegung auf die Begründung der Widmung des Paradiso an seinen Gönner Cangrande della Scala anwenden und festhalten, daß er durch diese Gabe die ihm gewährten Wohltaten in einer ihm entsprechenden Art und Weise zurückerstattet und so die Freundschaft mit dem Höhergestellten pflegt und bewahrt: „ltaque, cum in dogmatibus moralis negotii amicitiam adaequari et salvari analogo doceatur, ad retribuendum pro collatis beneficiis plus quam semel analogiam sequi mihi votivum est; et propter hoc munuscula mea sepe multum conspexi et ab invicem segregavi nec non segregata percensui, digniusque gratiusque vobis inquirens. Neque ipsi preheminentie vestre congruum comperi magis quam Comediae sublimem canticam que decoratur titulo Paradisi". (Ep. XIII, 9-11). Vgl. den Kommentar Th. Ricklins zur Stelle. §7
si come dice lo Filosofo ••• reduca] Aristoteles, Nik. Eth„ IX, 1, 1163b32-1164al; Gigon, 257: „In allen ungleichartigen Freundschaften schafft die Proportion einen Ausgleich und bewahrt die Freundschaft, wie wir gesagt haben, ungefähr wie im Staate der Schuster für seine Schuhe eine angemessene Gegenleistung erhält, ebenso der Weber usw". Vgl. den Kommentar des Thomas von Aquino: ,,Et dicit quod in omnibus talibus amicitiis dissimilium personarum, puta patris ad filium, regis
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Kommentar zu Kap. i, 8. 9
ad subditum et sie de aliis, adaequat et conservat amicitiam hoc quod exhibetur analogum, id est id quod est proportionale utrique". (Sent. Eth., IX, 1; 501). §8
Si com'e intra lo signore ... buona voluntade] Für die Meinung, daß der Geringere die ihm erstattete Wohltat affektiv und mit gutem Willen vergelten soll vgl. Thomas von Aquino, Sum. theol., 11-11, q. 106, a. 3: „Et ideo naturalis ordo requirit ut ille qui suscipit beneficium, per gratiarum recompensationem convertatur ad benefactorem, secundum modum utriusque ( ... ) sicut enim beneficium magis in affectu consistit quam in effectu, ita etiam et recompensatio magis in affectu consistit". lbidem, a. 6: „sicut in iustitia quae est virtus cardinalis, attenditur aequalitas rerum, ita in gratitudine attenditur aequalitas voluntatum". Laut C. Vasoli (Kommentar zur Stelle) vgl. auch Thomas vonAquino, Sent. Eth., VIII, 13; 494: „in amicitia quae est secundum virtutem