Ofen zur Türkenzeit: Vornehmlich nach türkischen Quellen 9783111658353, 9783111274041


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German Pages 95 [100] Year 1920

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Table of contents :
Einleitung
Inhalt
Literatur
1. Kapitel. Topographische Übersicht
Die Ofener Festung
Die Vorstädte
Die nähere Umgebung
2. Kapitel. Die Befestigungen
Die Stadt
Die Vorstadt
Die beiden Forts
3. Kapitel. Öffentliche Bauten
Die Schlösser
Die Moscheen
‘imāretler
Einrichtungen zur Wasserversorgung
Derwischklöster, Wallfahrtsorte
Thermen
Die Schiffbrücke
Orientierungsplan von Ofen zur Türkenzeit
4. Kapitel. Die türkische Provinzverwaltung
Leitung, Politik
Finanzen
Recht
Lehnswesen
5. Kapitel. Das türkische Heerwesen
Lehnsreiter
Besoldete Reiter
Besoldete Fußtruppen
Über Sold und Dienst der Truppen
6. Kapitel. Bürgerliches Leben in Ofen
Die Juden
Die Christen
Die Türken
Anhang. Türkische Urkunden aus Ofen, mit 1 Faksimile
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Ofen zur Türkenzeit: Vornehmlich nach türkischen Quellen
 9783111658353, 9783111274041

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•5» aas dem Gebiet der Anslandskande

•i«

Ofen zur Tfkenzeit Ton Waltlier ß j W f f l a n '

— HAMBÜRß , L FRIEDERICHSEN 4 eO.

HAMBURGISCHE UNIVERSITÄT

Abhandlungen aus dem

Gebiet der Auslandskunde (Fortsetzung der Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts)

Band 3.

Eeihe B. Völkerkunde, Kulturgeschichte und Sprachen. Band 2.

Walther Björkman

Ofen zur Türkenzeit

HAMBURG L. F ß l E D E K I C H S E N & CO. 1920.

Ofen zur Türkenzeit vornehmlich nach türkischen Quellen

von

Dr. Walther Björkman Mit 1 Orientierungsplan

Alle Eechte vorbehalten

HAMBURG

L. FRIEDERICHSEN & CO. 1920.

Die „Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde" (Fortsetzung der Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts) erseheinen in folgenden R e i h e n : A. Rechts- und Staatswissenschaften (auch politische Geschichte umfassend), B. Völkerkunde, Kulturgeschichte und Sprachen, C. Naturwissenschaften, D. Medizin u n d Veterinärmedizin. Sämtliche Zuschriften u n d Sendungen, die den Druck und die Herausgabe der Abhandlungen betreffen^ insbesondere sämtliche druckreifen Manuskripte bittet m a n zu adressieren:

An die Schriftleitung der Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde

H a m b u r g 36 Universität

Druck von J . J . Augustin in Glückstadt und H a m b u r g .

Meinen lieben Eltern und Lehrern

Einleitung. Es ist von großem historischem Interesse zu beobachten, welche kulturellen Wirkungen die gewaltigen Eroberungszüge muhammedanischer Stämme, die vom ersten Jahrhundert des Islams an bis in die Neuzeit hinein in immer neuen Wellen einander ablösend sich über drei Erdteile ergossen haben, für die eroberten Länder und die Eroberer selbst gehabt haben. Kann auch die einst populäre Auffassung, die sich die islamische Eroberung gern als einen alle Kultur in vernichtendem Ansturm dahinraffenden, unheilvollen Strom roher Kraft vorstellt, als überwunden gelten, so sind wir doch noch weit davon entfernt, in die mannigfaltigen kulturellen Wechselwirkungen, die sich zwischen der erobernden Herrenschicht und den Bewohnern der unterworfenen Länder abspielen, wobei die Eroberer bald als Bringer, bald als Empfänger einer neuen Kultur, bald als beides zugleich erscheinen, eine klare Einsicht zu haben. Dies gilt besonders für die Zeit, in der wir zum letzten Male diesen historischen Vorgang in großem Stile sich entfalten sehen, die der großen osmanischen Eroberungen. Den Türken gelang es, nachdem sie den größten Teil der schon zerfallenden Welt des Islam unter ihrem Szepter geeint hatten, bedeutende Gebiete neu hinzuzuerobern und so u. a. auch Südost-Europa für Jahrhunderte zu beherrschen, und selbst Zentral-Europa als ständig drohende Gefahr zu beunruhigen. Wie stehen nun die Türken zu ihren neuen Untertanen ? Inwiefern ist ihr Verhalten verschieden gegenüber den so ungleichen, verschieden hoch stehenden Völkern ihres Reiches, und wie hat diese ihre Stellungnahme in den einzelnen Ländern, z. B. Südost-Europas, gewirkt ? Die letzte Frage ist für das Verständnis auch der kulturellen Lage der betreffenden Länder von größter Bedeutung. Der Forschung sind hier mannigfache Aufgaben gestellt. Bisher hat man meist ausschließlich nach den abendländischen Quellen gearbeitet. Diese sind durchaus nicht unparteiisch, sondern sehen zum Teil in den Türken nur die wie ein Ungewitter hereinbrechende wilde Horde, die nur zerstörend dahinwütet, ohne irgendwo zu positiver, aufbauender Arbeit fähig zu sein. Ein richtigeres, mehr objektives Bild bekommt man erst, wenn man auch die andere Partei hört. Bieten doch die türkischen Quellen vieles, was man in abendländischen vergeblich sucht. So enthalten die großen Geschichtswerke gar manches über die Praxis der Türken gegenüber den unterworfenen Völkern, doch sind sie erst zum Teil ediert und bisher kaum kritisch verwertet. Seit HAMMEE haben die Wenigsten, welche über türkische Geschichte schrieben, wirklich die türkischen



VIII

-

Historiker, unter denen es hervorragende Geschieht Schreiber gab, studiert. Auch für die Kenntnis des kulturellen Lebens der neuen türkischen Untertanen bieten uns osmanische Schriftsteller reiche Ausbeute. Da ist vor allem zu nennen der türkische Reisende E w l i j a ^ ^ der ein verständnisvolles Interesse für die Einwohner der von ihm durchreisten Länder zeigt. Sein großes ßeisewerk, sejähatnäme (6 Bände, Stambul 1314 bis 1318), enthält namentlich liebevolle topographische Einzelschilderungen, welche gelegentlich durch geschichtliche Rückblicke oder auch persönliche Erlebnisse vervollständigt werden, ferner gewährt er uns durch ausführliche Übersichten über die Lokalbehörden Einbhcke in die türkische Verwaltung. Das so gewonnene Bild wird aufs wünschenswerteste ergänzt durch gleichzeitige Dokumente des Verwaltungsapparats, die sich aus jenen Tagen erhalten haben und in ihrer großen Mannigfaltigkeit inbezug auf Verfasser und Gegenstände ein buntes, lehrreiches Spiegelbild der gleichzeitigen Zustände bieten. Vielfach stehen uns freilich nicht die Originale, sondern nur Sammlungen zur Verfügung, die nicht aus historischem, sondern stilistischem Interesse angelegt wurden; dann entsteht wie bei ähnlichen Büchern des Abendlands zunächst die kritische Frage nach ihrem Wert als Quellen. Das Material ist bisher noch unübersehbar. R e f i k ' s ^ und K A E A C S O N ' S ^ Veröffentlichungen haben uns gezeigt, welche Schätze noch in Konstantinopel schlummern. Aber auch das im Abendland vorhandene Material dürfte noch jahrzehntelange Arbeit zur wissenschaftlichen Verwertung erheischen. Die Deutschen Übersetzungen türkischer Urkunden^ enthalten neben Privatschreiben Eingaben und Befürwortungen wegen Beförderung, Gesuche und Berichte aus der Finanz- und Lehnsverwaltung, dem Rechts- und Militärwesen, Geleitbriefe u. a. m. Für Ungarn unter der Türkenherrschaft steht die Bearbeitung der erhaltenen türkischen Urkunden noch in den Anfängen, doch schon tun sich einige interessante Probleme auf^. Es wird neues Licht auf die Stellung der muslimischen Kadis in Ungarn geworfen: sie hatten neben ihrem eigentlichen Richteramt einen erheblichen Anteil an der Verwaltung, wobei sie ihr, da sie ja dem Volke näher standen als die höheren Regierungsbeamten, für das Volk viel mehr ein ausgesprochenes Gepräge gaben als diese. Wir sehen weiter, wie manche Einrichtung die Eroberer in Ungarn hatten fortbestehen lassen, während die christlichen Quellen gerade die gewaltsamen Änderungen betonen, ohne zu beachten, daß auch hierunter manche Besserung war. So konservativ gegen die Besiegten, ebenso tolerant waren die Türken gegen Andersgläubige: Christen jedes Bekenntnisses, Juden, Zigeuner führen ein erträgliches Dasein, zumal die Juden haben es besser als vor und nach der Türkenherrschaft. — So lernen wir beim Studium der Originalquellen immer mehr auch die Verdienste der türkischen

1 A h m e d R e f i k , Onundschu asr-i-hidschnde Istambol hajaty. Stambul 1333. ^a. u. S. X I V . ' s . u. S. X I I P . * Vgl. GBOBG JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. l l f , sowie im Vorwort zum 2. H e f t d e r Deutschen Übersetzungen türkischer Urkunden.

— IX



Verwaltung kennen und kommen zu einer richtigeren Beurteilung dieser interessanten Episode in der Geschichte Ungarns. Die vorliegende Arbeit macht den Versuch, speziell für die ungarische Hauptstadt das bisher bekannte Material, namentlich an türkischen Quellen jeder Art, zu sammeln und so zu ihrem TeUe einen Beitrag zur Kenntnis ihrer Lage unter der Türkenherrschaft zu liefern. — Was die Umschrift der türkischen Worte betrifft, so glaubte ich beiden Literaturangaben (SeiteXI bisXVII), um das Nachschlagen zu erleichtern, das türkische Schriftbild möglichst genau wiedergeben zu müssen, während in der Arbeit selbst die herkömmliche Umschreibung unter Fortlassung der entbehrlichen Striche und Punkte verwandt ist. Hamburg, Dezember 1919.

Walther Björkman.

Inhalt. Seite

Einleitung Inhalt Literatur 1. K a p i t e l . Topographische Übersicht. Die Ofener Festung Die Vorstädte Die nähere Umgebung 2. K a p i t e l . Die Befestigungen. Die Stadt Die Vorstadt Die beiden Forts 3. K a p i t e l . Öffentliche Bauten. Die Schlösser Die Moscheen 'imäretler Einrichtungen zur Wasserversorgung 1 Derwischklöster, Wallfahrtsoite Thermen Die Schiffbrücke Orientierungsplan von Ofen zur Türkenzeit 4. K a p i t e l . Die türkische Provinz Verwaltung. Leitung, Politik Finanzen Recht Lehnswesen 5. K a p i t e l . Das türkische Heerwesen. Lehnsreiter Besoldete Reiter Besoldete Fußtruppen Über Sold und Dienst der Truppen 6. K a p i t e l . Bürgerliches Leben in Ofen. Die Juden Die Christen Die Türken A n h a n g . Türkische Urkunden aus Ofen, mit 1 Faksimile

VII X XI 1 7 11 15 20 21 22 26 33 34 36 38 41 42 45 48 53 55 59 60 61 67 69 70 71 73

Literatur. Die türkischen. Quellen über die t ü r k i s c h e Zeit Ofens, 1541—1686, sind z u m Teil historische u n d geographische W e r k e , z u m Teil a u s jenen T a g e n e r h a l t e n e U r k u n d e n , v o n d e n e n a b e r erst ein geringer Teil v e r ö f f e n t l i c h t ist. Von d e n H i s t o r i k e r n ist a n erster Stelle I b r ä h i m P e t s c h e w i , d e r F ü n f k i r c h e n e r , zu n e n n e n , welcher die Geschehnisse seines H e i m a t l a n d e s m i t besonderer Liebe, teilweise als Augenzeuge,! beschreibt. P e t s c h e w I h a t d e m t ü r k i s c h e n R e i c h s h i s t o r i o g r a p h e n N a ' i m ä ^ m i t t e l b a r als Quelle g e d i e n t , wie die imgarische historische F o r s c h u n g festgestellt hat.® So zeigen d e n n die wenigen, Ofen b e t r e f f e n d e n Stellen bei N a ' i m ä eine weitgehende Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t P e t s c h e w T . * R a s c h i d , ' welcher N a ' i m ä s m i t d e m J a h r e 1070h (endigt a m 5. Sept. 1660) schließendes W e r k f o r t s e t z t , k o m m t s o m i t f ü r d e n letzten Teil des obigen Z e i t r a u m e s in B e t r a c h t . I n einer t ü r k i s c h e n H a n d s c h r i f t d e r W i e n e r H o f b i b l i o t h e k m i t g e o g r a p h i s c h e m I n h a l t e b e f i n d e t sich ein k u r z e r A b s c h n i t t über Ofen.® E r w u r d e m i r d u r c h P h o t o g r a p h i e n zugänglich, die a u s d e n M i t t e l n d e r D o k t o r - H e r m a n n - T h o r n i n g - G e d ä c h t n i s - S t i f t u n g a n g e f e r t i g t waren. Den g r ö ß t e n Teil des Abschnittes f ü l l t Historisches über Ereignisse d e r J a h r e 932, 948, 1007, 1011 u n d 1013h aus. B a l d n a c h diesem J a h r e (1604/5 D) d ü r f t e die Schrift e n t s t a n d e n sein. I h r e A n g a b e n gehen auf die N a c h r i c h t e n zurück, welche M n h . b. ' O m a r b. B ä j e z i d ( ' Ä s c h i k ) inseinen menäziru l'awälim, Ansichten der W e l t e n , einer 1005—6 h/1596—8 D a b g e f a ß t e n Schrift, über Ofen b r i n g t . I c h k o n n t e die gleichfalls in d e r Wiener H o f b i b l i o t h e k befindliche H a n d s c h r i f t selbst' n o c h n i c h t einsehen, s o n d e r n k e n n e n u r eine v o n G Ä V A Y s t a m m e n d e Ü b e r s e t z u n g des Abschnittes ü b e r die Ofener Thermen.® Diese zeigt, d a ß 'Ä s c h y k s ohnehin schon l a i a p p e A n g a b e n in d e r a n d e r n H a n d s c h r i f t n o c h v e r k ü r z t u n d d ü r f t i g e r wieder, kehren. E i n e Heraxisgabe dieser A b s c h n i t t e d ü r f t e sich also k a u m lohnen. I n d e n H o c h s o m m e r 1663« fällt d e r A u f e n t h a l t E w l i j ä T s c h e l e b i s " zu Ofen, welcher ' z. B. P e t s c h e w I , Tärlch 2. B a n d , K o n s t a n t i n o p e l 1283, S. 247: gözüm ile görmüschüm. Vgl. F. V . K R A E L I T Z , Der osmanische Historiher Ibrähim Pecewi [Islam, V I I I S. 2 5 2 f f ) ; J A C O B , Hilfshuch für Vorlesungen über das Osrnanisch-Türkische, 4. Teil, Berlin 1917, S. 25. ^ Von N a ' i m ä g i b t es vier D r u c k e ; die beiden älteren in Folio — d a v o n d e r zweite S t a m b u l 1259 unvollständig — blieben m i r u n z u g ä n g l i c h ; a u c h d e n d r i t t e n D r u c k v o n 1280, d e n d a s H a m b u r g e r S e m i n a r f ü r Geschichte t m d K u l t u r des Orients besitzt, k o n n t e ich leider n i c h t b e n u t z e n , sondern w a r auf d e n v i e r t e n sechsbändigen (1281—3) i m Kieler S e m i n a r angewiesen. ^ S. JtTLius SzBKFU in der Z e i t s c h r i f t Türan 1918 S. 136 A n m . ; weitere L i t e r a t u r bei v. KBABLITZ a. a.

O.

^ z. B. P e t s c h e w I I I 247 u n d N a ' i m ä I 302. ® Von R a s c h i d b e n u t z t e ich die f ü n f b ä n d i g e A u s g a b e von S.

1282

(vgl.

JACOB,

Hilfsbuch

IV,

24).

« H . O. 191, F L Ü G E L I I N r . ' M x t . 314, FLÜGEL I I N r .

1278, fol. 108 V ff. 1279.

® Bei L I N Z B A U B B . , Die warmen Heilquellen der Hauptstadt Ofen etc. S. 39ff. ® Als T a g des A u f b r u c h s v o n Ofen g i b t E w l i j ä S. 256 d e n 15. Zil-hiddsche 1073 = 21. J i ü i 1663 a n . So g i b t er d e n n als Tageslänge f ü r Ofen I6V2 S t i m d e n a n (S. 246—7). i ' Ü b e r E w l i j ä s L e b e n vgl. H A M M E B , Geschichte des osmanischen Reiches, 5. B a n d S. V — V I . D e n I n h a l t seines ganzen Reisewerks g i b t kurzVÄMBBBY in KeletiSzemle, 3.Band, 1902,8.72



XII



uns im sechsten Bande seines Reisewerkes, sejähatnäme,^ S. 214—251, eine eingehende „Beschreibung der ungarischen Besidenz, der starken B m g u n d festen Schranke, nämlicii der Festung ßwtim",^ bringt, sodann S. 251/2 die Beschreibxmg der Donaubrücke zwischen Budin u n d Peschte, dessen Beschreibung S. 252—6 folgt. D a n n wird die Belagerung tmd Eroberung der Feste Ujwar^ erzählt, an der E w l i j ä teilnahm. Auf dem Rückmärsche wird wieder Budin passiert: S. 401 u. 402. E s folgt die Beschreibung weiterer ungarischer Reisen, welche jedoch Budin nicht wieder berühren. Als Reisewerk eines gebildeten Türken h a t das Buch einen vielseitigen Inhalt. I n dem längeren historischen, Rückblick auf die Zeit der Eroberung Ofens durch Sülejmän Känünl (S. 214 — 226) n e n n t E w l i j ä wiederholt seinen Vater, den Vorsteher der Gold•schmiedezunft, als Quelle. Doch k o m m t dieser wohl schwerlich als Augenzeuge in Betracht, da ja der Abstand von 1541 bis 1663 f ü r eine Generation viel zu groß ist.* — E s folgen topographische \md volkskimdliche Abschnitte, in welche hie u n d da persönliche Erlebnisse des Verfassers eingestreut sind. Vielleicht sehr wichtig ist die H a n d s c h r i f t des ' A l i b. M e l i m e d , über die R E P I O Z K Y in Magyar Academiai ärtesitö 1 8 5 0 S. 3 0 5 — 1 7 Mitteilung m a c h t e ( J A C O B ) . Aus den letzten J a h r e n der Türkenherrschaft haben sich zwei türkische Pläne erhalten, von denen der eine einen genauen Abriß der Stadt, der andere in kleinerem Maßstabe ihre Umgebung zeigt. Wir verdanken sie dem italienischen Grafen MARSIGLI, der sie nebst anderem bei der Rückeroberung 1686 in der bereits brennenden S t a d t erbeutete und nach seiner Vaterstadt Bologna brachte. Die Pläne sind zusammen m i t anderen auf Ofen bezilglichen Angaben M A K S I G U S in folgender ungarischen Publikation herausgegeben: Oröf Marsigli AlajOS Ferdinand olasz hadi mernök jelentesei es terkepei Budavdr 1684—16S6-iki ostromairöl, visszafoglaläsdröl es helyrajzdröl. A Szekesfovdros megbizdsdböl Bolognai, Römai, Karlsruhei es Becsi leveltdrakban gyüjtötte s közli, hevezetessel es jegyzetekkel hovitve D B . V B B B S S E N D B E . Budapest regisegei,^ regeszeti es törteneti evkönyv, szerkeszti D B . K U Z S I N S Z K Y B A L I N T , I X . Budapest 1906. (Des Grafen Alois Ferd. Marsigli, italienischen Militäringenieurs, Berichte und Pläne über die Belagerungen, die Rückeroberung und die Topographie der Ofener Festung in den J a h r e n 1684 bis 1686. I m Auftrage der Residenzstadt in den Archiven zu Bologna, R o m , Karlsruhe und Wien gesammelt und mitgeteilt, m i t Einleitung u n d Anmerkungen versehen von D B . A N D B E A S V E R B S S . Die Altertümer von B u d a p e s t , archäologisches und geschichtliches J a h r b u c h , zusammengestellt von D B . V A L E N T I N K U Z S I N S Z K Y .

' Stambul 1 3 1 8 ; vgl. J A C O B Hilfsbuch IV S. 2 0 — 2 1 . — Den sechsten B a n d , welcher f ü r uns fast ausschließlich in Frage k o m m t , führe ich im folgenden stets o h n e seine N u m m e r an. Budin vmd IClle sahräsy, die türkischen N a m e n f ü r Ofen und das Kelenföld, schreibt wie E w l i j ä so auch N a ' i m ä stets m i t während P e t s c h e w i und R a s c h i d Budun und Küle m i t j schreiben — so wenigstens in den gedruckten Ausgaben, wobei ein Zufall immerhin nicht ganz ausgeschlossen ist. I m cod. F L Ü G E L Nr. 1 2 7 8 fol. 1 0 8 v heißt es: 41 t j j - ^ j J b } )\} ö ^ } und L u t f i P a s c h a schreibt Budim (nach Wiens erste auf gehobene türkische Belagerung, Pest 1 8 2 9 , S. 1 3 7 im Text). L U B E N A U I S. 7 9 Budun oder Budim; S Z E D A H E L Y I , Chorographia S. 8 1 : ,,Offen Germanis, Budi Gallis, B u d u n Turcis, Budin Slavi.s; Hungaris, Italis, Hispanis B u d a . " ( E w l i j ä I S. 203 einmal Budum (?)) Neuhäusel, heute Ersekiijvar. Eine auf Neuhäusel bezügliche Urkimde wurde Islam V I I S. 288ff veröffentlicht; es handelt sich tatsächlich n u r u m eine, von der, was der H e r a u s geber, H e r r Dr. NEUMANN, nicht sagt, der S. 291 reprodxizierte Text die Rückseite darstellt. * U n d doch wird er S. 226 Z. 6—5 v. u. (auch Bd. V S. 369 Z. 5—4 v. u.) als Augenzeuge bezeichnet ! E i n S. 267 Z. 7—6 v. u. mitgeteilter tärlch h a t das J a h r 1011 h = 1602/3 D f ü r des Vaters W i r k s a m k e i t ; B a n d V S. 500 Z. 8 (berichtigter T e x t bei J A C O B Hilfsbuch I I 2. Aufl. Berlin 1916 S. 17ff) bestätigt, daß er z. Z. des Sultans Ahmed (1603—1617) tätig war. • I m folgenden verwende ich die Abkürzung Reg. HAMUBB.,



XIII



I X . Band, Budapest 1906) S. 103 ff. Die Erklärung der beiden dort reproduzierten tiirkischen Pläne erfolgt S . 1 4 3 ff durch D a . E M E B I O H K A B Ä C S O N . Von dem Südteile des Stadtplanes findet m a n eine besondere Reproduktion bei A L O I S H A U S S M A N N , Die ungarische Königsburg, B u d a p e s t 1 9 1 2 S. 1 7 , I ferner — freilich verkleinert und technisch unvollkommen — in der Besprechung dieses Werkes durch K h a l i l E d h e m B e y im Tänch-i-o-vnBni endschümeni medschmuasy (Revue historique), 5. J a h r g a n g 1914 Nr. 26,^ S. 118 ff. Näheres über diesen Südteil siehe im ersten H e f t der Veröffentlichung der Doktor-Hermann-Thorning-Gedächtnis-iStiflung, Nr. X I I I (Faksimile u n d Erklärung). — Da in dem ersten türkischen Plan (über die Stadt) die Gebäude der ehemaligen christlichen Kirchen, damaligen Moscheen, durch je ein Kreuz gekennzeichnet sind, liegt die Vermutung nahe, daß der Plan entweder nach einer älteren christlichen Vorlage gezeichnet oder selber die Arbeit eines Christen ist, in welche d a n n die türkischen Beischriften eingefügt wurden. — I m zweiten Plan (der Umgebung) sind n u r die wirklich auf die U m g e g e n d bezüglichen Beischriften türkisch, die N a m e n einzelner P i m k t e der S t a d t aber von M A R S I G L I durch Ziffern angedeutet. Groß ist die Zahl der aus jenen Zeiten erhaltenen U r k u n d e n , welche sich heute in den Bibliotheken u n d Archiven Mitteleuropas befinden.® Eine ganze Reihe von diesbezüglichen Kopien und Übersetzungen vereinigt der handschriftliche Nachlaß B B H B N A U E R S , der im Besitze der Ungarischen Akademie ist; ich konnte ihn im Lesesaal der Kieler UniversitätsBibliothek einsehen. Die dort umschriebenen und übersetzten U r k u n d e n e n t s t a m m e n z. T. der Handschrift Nr. 1 3 7 der Wiener Konsular-Akademie ( K B A F P T S . 4 0 ) ^ , Z. T . der H a n d s c h r i f t A. F . 157 der Wiener Hofbibliothek ( F L Ü G E L I I , Nr. 269), den Wiener Archiven etc. B E H R N A U B R S Lesung und Übersetzung ist nicht frei von I r r t ü m e r n . Unter vielen anderen Schreiben enthält auch einige auf Ungarn bezügliche die münsche'ät es-salätln, Schreiben der Sultane, betitelte Sammlung von F e r i d ü n B e j , welche in zwei Bänden zu Konstatinnopel zweimal erschien. Die zweite wesentlich vermehrte Ausgabe befindet sich in der Kieler Universitäts-Bibliothek, 1264/5 h = 1847/9 D. Auch einige Codices im Privatbesitz von H e r r n Professor K A H L E in Gießen u n d zwei Göttinger Handschriften, welche ziu' Zeit H e r r Pastor K O P P E L bearbeitet, enthalten viele auf Ungarn und Siebenbürgen bezügliche Urkunden. Vornehmlich f ü r die türkische Provinzialverwaltimg interessant sind die Urkunden, welche A R O N SziL-IÜY und A L E X A N D E R S Z I L Ä G Y I in ungarischer Übersetzung herausgegeben h a b e n : Török-magyarkori iörtenelmi emlekek, kiadja a Magyar Tudomänyos Akademia törteneln}i bizottmdnya. Elso osztäly: okmänytär. Okmdnytdr a hödoUsdg törtenetehez Magyarorszdgon. Nagy-Korös, Csegled, Dömsöd, Szeged, Halas leveltdraiböl. (Historische Denkmäler aus der türkisch-imgarischen Zeit, hrsg. von der historischen Sektion der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Erste Abteilung: Urkundensammlung. Urkimdensammlung zur Geschichte des besetzten Gebietes in Ungarn. Aus den Archiven von NagyKörös, Csegled, Dömsöd, Szeged, Halas.) Zwei Bände, Pest 1863. S Z I L A D Y Ä B O N , .4 defterekrü ..'• len Defters) Pest 1872. — Wichtiger sind, vor allem f ü r die türkische Finanzwirtschaf t, die erhaltenen Defters, Register, von denen eine Anzahl ungarisch herausgegeben ist: Magyarorszdgi török kincstäri defterek, kiadja a. M. Tud. Akademia törtenelmi hizottsäga, forditotta D R . L Ä S Z L O P A L V I V B L I C S A N T A L , bevezetessel ellätta es sajtö ald rendezte K Ä M M E R E R ERNO. (Register der türkischen Staatskasse in Ungarn, hrsg. von der historischen Sektion der Ung. Akad. d. W., übersetzt von D R . A N T O N V B L I C S aus Laszlöfalü, m i t Einleitung ver-

1 Vorhanden in der Bibliothek des Kieler Orientalischen Seminars. ^ Das französische Titelblatt des Ht ftes zeigt fälschlich die Nr. 25. — I n der Besprechung wird richtig der P l a n als 1684 entstanden angesetzt, u n d m i t R e p a r a t u r e n zusammengebracht, welche die Türken nach der Belagerung 1684 vornahmen. Vgl. u. S. 10®. 3 S. J A C O B , Hilfsbuch IV S. 54—56 und Islam V I I I S. 140/1; auch Islam V I I S. 286/7. ^ Diese H a n d s c h r i f t wird vollständig übersetzt: Deutsche Übersetzungen türkischer Urkunden hrsg. von der Doktor-Hermann-Thorning-Oedächtnis-Stiftung durch das Orientalische Seminar zu Kiel. Bisher 3 H e f t e , Kiel 1918 u. 1919. Näheres über die H a n d s c h r i f t in der Einleittmg.



XIV



sehen und zum Druck geordnet von E R N S T K A M M B B B R ) ^ 1. B a n d : 1 5 4 3 — 1 6 3 5 , Budapest 1 8 8 6 ; 2 . B a n d : 1 5 4 0 — 1 6 3 9 , Budapest 1 8 9 0 . Reiches Material liegt in Konstantinopler Archiven; f ü r Europäer ist jedoch der Z u t r i t t äußerst schwierig zu erlangen, iind bisher gelang es n u r E M B B I O H K A B Ä C S O N , dort eine größere Anzahl auf Ungarn bezüglicher U r k u n d e n zu sammeln, welche nach seinem frühzeitigen Tode von T H A L L Ö C Z Y , K E C S M A R I K und S Z B K F U u n t e r dem Titel Töröh-magyar ohleveUdr (Türkisch-xmgarische Urkundensammlung) 1533—1789, Budapest 1914 ungarisch herausgegeben w u r d e n . — Einzelne auf Ofen bezügliche E r w ä h n u n g e n finden sich in der polnischen Urkundenpublikation von J A N G B Z B G O B Z E W S K I , Z Sidiyllatdw Rumelijskich E'poki Wyprawy Wiedenskiej, Akta Tureckie. Tekst Turechi i Polski, Lwow 1912 (im Archiwum Naukowe). I n Deutschland ist vor allem Herr Geheimrat J A C O B seit einigen J a h r e n m i t d e r Veröffentlichung von auf U n g a r n bezüglichen türkischen U r k u n d e n beschäftigt. Seine Ptiblikationen finden sich an folgenden Stellen: Hilfsbuch für Vorlesungen über das OsmanischTürkische I (3. Aufl. Berlin 1916) S. 78ff, I I S. 8ff; Der Islam, B a n d V I I , S. 171ft, 269ff, V I I I S. 237ff. Auf seine Anregung gab D A . H U B B E T N B U M A N N i m Islam V I I S. 288ff u n d V I I I S. 113ff, sowie der türkische Lektor a m Kieler Orientalischen Seminar Fa'ik B e y - S ä d e im. Islam I X S. lOOff türkische U r k i m d e n aiis U n g a r n heraus. Gute Reproduktionen e n t h ä l t ferner die Veröffentlichung der Doktor-Hermann-Thorning-Oedächtnis-Stiftung, H e f t 1, Kiel 1917. APPONYI, G R A F A L E X A N D E R , Himgarica. Ungarn betreffende im Ausland gedruckte Bücher und Flugschriften. 2 Bde, München 1903. A R S L A N I A N , D I B B A N , Eine historisch-nationalökonomische Studie über das System des ländlichen Grundeigentums im osmanischen Reiche. Diss. Leipzig 1883. Asafnäme. D a s — d e s L u t f i P a s c h a nach den Handschriften zu Wien, Dresden imd Konstantinopel zum ersten Male herausgegeben imd ins Deutsche übertragen von D B . R U D O L F T S O H U D I . Berlin 1 9 1 0 [Türkische Bibliothek, 1 2 . Band). — H e r r Prof. R I T T E B verweist auf die Ausgabe des Asafnäme von ' Ali Emlrl, Stambul 1326. A U M E R . Verzeichnis der orientalischen Handschriften der k. Hof- imd Staatsbibliothek in München. Türkische Handschriften beschrieben von J O S E P H —. München 1 8 7 5 . B B L . Notitia Hungariae n o v a e . . . elaboravit M A T T H I A S — . 4 Bde. in Folio, Wien 1 7 3 5 . B B N A G L I A . Außführliche Reiß-Beschreibung.. . d e ß . . .Grafen. . . H e r r n Albrecht Caprara, beschrieben von J O H A N N E —. Aus dem Italienischen übersetzt. F r a n k f u r t 1 6 8 7 . ( M A J L Ä T H Nr. 2 1 5 ; in Ofen 1 6 8 3 ) . B B R G L , J O S E P H , Geschichte der ungarischen J u d e n . (Kaposvar) Leipzig 1 8 7 9 . B I Z O Z B B I . La sagra lega contro la potenza Ottomana. Successi delle armi imperiali, polacche, venete e moscovite; r o t t e e disfatte di eserciti de Tiirchi, t a r t a r i e ribelli, da D O N S I M P L I C I A N O —, Barnabita Milanese. Milano 1690. BOBTHIUS, CHBISTOPHORUS, Ruhm-Belorberter Triumph-leuchtender u n d Glantzerhöheter Kriegs-Helm . . . wider den Blut-besprengten Türckischen Tijlband. 1. Theil, zum 3 . Mal aufgelegt, u n d 2 . Theil, Nürnberg 1 6 8 8 . { = M A J L Ä T H Nr. 2 5 0 / 1 ) . B B O W N , E D W A R D , Naukeurige en Gedenkwaardige Reysen door Nederlandt, Duytsland, Hongarijen. . . u i t h e t Engels vertaelt door den Heer J A C O B L B B U W . A m s t e r d a m 1 6 8 2 . ( 1 6 7 2 in Ofen). B U S B B C K . A U G I E B G H I S E L I N V O N — 's „Vier türkische Sendschreiben", aus d e m Lateinischen übersetzt von Z I M M E R E R . Jahrbuch der Münchener Orientalischen Oesellschaft 1 9 0 2 / 3 , Berlin, S. 98ff. (Er besucht 1554 Ofen.) Oontinuatio. Ungarische imd Siebenbürgische Kriegshändel xmd außführliche Beschreibimg, was sich von dem H e r b s t . . . 1601. . . biß auf den H e r b s t . . . 1602.. . begeben. Getruckt zu Lieh im J a h r 1602.

^ I m folgenden wird f ü r dies W e r k die Abkürzung defterek verwandt.



XV



CzEENiN. Zweite Gesandtschaftsreise des G r a f e n H E B M A N N — V O N C H U D E N I C n a c h K o n s t a n t i n o p e l i. J . 1644. N e u h a u s o. J . (1879). Diarium E i n e r k u r t z e n u n d w a r h a f f t i g e n R e l a t i o n Alles dessen, was sich b e y B e l a g e r u n g u n d E r o b e r u n g d e r H a u p t - S t a t t u n d V e s t u n g O f e n , . . . begeben. A n n o 1 6 8 6 . ( M A J L A T H Nr. 135). D I E R S B U R G , F B E I H E B B P H I L I P P B Ö D E B V O N , Des M a r k g r a f e n L u d w i g W i l h e l m v. B a d e n F e l d z ü g e wider die T ü r k e n . 2 B d e . Carlsruhe 1839/42. D I E T Z . M E I S T E B J O H A N N — , des Großen Kiu^fürsten Feldscher u n d Königlicher H o f b a r b i e r . N a c h d e r a l t e n H a n d s c h r i f t in d e r Kgl. B i b l i o t h e k zu Berlin z u m e r s t e n Male in D r u c k gegeben v o n D r . E R N S T G O N S E N T I U S . E b e n h a u s e n b. M ü n c h e n 1915. ( E r war bei d e r E r o b e r u n g 1686 beteiligt). F L Ü G E L , G U S T A V , Die arabischen, persischen u n d t ü r k i s c h e n H a n d s c h r i f t e n der k. k. H o f bibliothek z u W i e n . 3 B ä n d e , W i e n 1865—67. G E R L A O H . S T E P H A N — ' s des Aeltern Tage B u c h , hrsg. d u r c h (den E n k e l ) S A M U E L G E B LACH. F r a n k f u r t a. M. 1674; (mit U n g n a d i m J u n i 1573 i n Ofen). G Ä V A Y A N T A L , A Z L 6 2 5 - d i k i m ä j u s ' 26-dikän k ö l t g y a r m a t i b e k e k ö t e s ' czikkelyei, d e ä k ü l , n i a g y a r ü l es törökül. B e c s b e n 1837. (Die P a r a g r a p h e n des a m 26. Mai 1625 abgeschlossenen F r i e d e n s v e r t r a g s v o n G y a r m a t , lateinisch, u n g a r i s c h u n d türkisch. W i e n 1 8 3 7 ) . D e r s . , Az 1627-dik evi September' 13-dikän k ö l t szonyi b e k e k ö t e s ' czikkelyei usw. W i e n 1837. H A E U P L E B , J . V . , B u d a - P e s t , historisch-topographische Skizzen v o n Ofen vmd P e s t i m d d e r e n U m g e b u n g e n . P e s t 1854. H A M M E R , J O S E P H V O N . Des osmanischen Reiches S t a a t s v e r f a s s u n g lond Staatsverwaltung. 2 B d e . W i e n 1815. D e r s . , Geschichte des osmanischen Reiches. 10 B ä n d e , P e s t 1827—31. H A P P E L , EBEBHABD W E B N E R , Der ungarische Kriegsroman. 2 Bde, U l m 1685. D e r s . , T h e s a u r u s E x o t i c o r u m . H a m b u r g 1688. ISTHTXANJPI, N I C O L A U S , R e g n i H u n g a r i c i historia. Coloniae A g r i p p i n a e 1 7 2 4 . J A C O B , G E O B G , A U S U n g a r n s T ü r k e n z e i t . F r a n k f u r t a. M. 1917. K Ä R O L Y I A B P A D , B u d a es P e s t visszaviväsa 1686-ban (Die R ü c k e r o b e r u n g v o n Ofen u n d P e s t i m J a h r e 1686) B u d a p e s t 1886. K A U F M A N N , S. S C H U L H O F .

KHEVENHILLBR, A n n a l e s F e r d i n a n d e i . 12 B d e . Leipzig 1721. K o d s c h a b e j ' s A b h a n d l u n g ü b e r d e n Verfall des osmanischen S t a a t s g e b ä u d e s seit S u l t a n Soleiman d e m Großen, v o n DR. W . F . BEHRNAUER. Z D M G B d . 15, Leipzig 1860, S. 272 ff. K O H N , S A M U E L , Die Ofener J u d e n w ä h r e n d d e r T ü r k e n z e i t . L i t e r a r i s c h e B e r i c h t e a u s U n g a r n , hrsg. v o n P A U L H U N F A L V , Y I V . B a n d , B u d a p e s t 1880, S . 399ff. K R A F F T , A L B B E C H T , Die arabischen, persischen u n d t ü r k i s c h e n H a n d s c h r i f t e n der k. k. Orientalischen A k a d e m i e zu W i e n . W i e n 1842. K U N O S , I G N A Z , S p u r e n der T ü r k e n h e r r s c h a f t i m u n g a r i s c h e n W o r t s c h a t z e . Keleti Szemle, B d . 2, 1901, S. 2 1 1 f f , 271ff. LESLIE. L ' A m b a s s a d e ä la P o r t e O t t o m a n e , o r d o n n e e p a r sa M a j e s t e I m p e r i a l e Leopold I . e x e c u t e e p a r G A U L T I E B D E — , C o m t e d u S. E m p i r e . 1672. (1666 i n Ofen). L K W E N K L A W . H A N S — V O N A M E L B E U E B N , N e u w e Chronica Türckischer n a t i o n v o n T ü r c k e n selbs b e s c h r i e b e n . F r a n k f u r t a. M. 1590. VAN DEB LINDE, L e v e n en D a d e n v a n J o h a n n e s Sobietzki d e I I I . K o n i n g v a n Polen. A m s t e r d a m 1685. L I N Z B A U E B , F . X . , Die w a r m e n Heilqiiellen d e r H a u p t s t a d t Ofen i m Königreiche U n g a r n . Geschichtlich \xnd n a t u r h i s t o r i s c h beschrieben. P e s t h 1837. L I T T K E A U R I ; L , B u d a - P e s t a t ö r ö k u r a l o m k o r ä b a n . ( B u d a p e s t zur Zeit d e r t ü r k i s c h e n H e r r s c h a f t ) . B u d a p e s t 1908.i 1 I c h k o n n t e diese A r b e i t erst k u r z v o r d e r D r u c k l e g u n g g e n a u e r vergleichen t m d d a h e r n u r die wichtigsten Hinweise n a c h t r a g e n .



XVI



L U B B N A U . Beschreibvmg der Reisen des R B I N H O L D —, hrsg. von W . S A H M , Königsberg i.Pr. 1912/14. Mitteilungen aus der Stadtbibliothek zu Königsberg I V u. V.i (Er passiert Ofen im Febr. 1587). M A J L Ä T H B Ä L A , A törtenelmi kiallitäs kalauza (Katalog der historischen Ausstellung). B u d a p e s t 1886. M A B S I G L I , A L O Y S I U S F E B D . C O M E S , Danubius Pannonico-Mysicus observationibus geographicis, astronomieis, hydrographicis, historicis, physicis perlustratus. E t in sex tomos digestus. Hagae Comitiun 1726. D e r s . , L ' f i t a t militaire de l'empire ottoman, ses progres et sa decadence. 2 Teile. La H a y e und Amsterdam 1732. M B Y B B , C H B I S T I A N , Die F e l d h a u p t m a n n s c h a f t Joachims I I . im Türkenkriege 1542. Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde, 16. Jahrgang, Berlin 1879, S. 480ff. Missiue. Vier warhafftige —/eyne der frawen Isabella Künigin nn nac^gelassne W i t t i b in Ungern / wie untreülich der Türck und die jren m i t jr umbgangen. Die ander / eyns so in der belegerimg bey der Künigin im Schloß gweßt / wie es m i t Ofen / vor und nach der Belegerung ergangen. Die d r i t t / ejms Ungern vö Gran / wie es jetz zu Ofen zugehe. Die vierdt / des Türckischen T y r a n n e n an die Siebenbürger. Auß dem Latein Inns Teütsch gebracht. Anno M D X L I I . (Dies E x . in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek, ein älterer Druck in der Bibliothek des ungarischen Nationalmuseums, s. M A J L A T H Nr. 9). Mitteilungen des h.k, Kriegsarchivs. Wien 1884 imd 1886. Monarchie. Die österreichisch-ungarische — in W o r t vmd Bild. 12. Ungarn. 3. B a n d : Bxidapest. Wien 1893. Na.nhatnäme. B E H B N A U B E , Das Nasihatnäme. 3. Beitrag zur osmanischen Finanzgeschichte ZDMG, 18. Band. Leipzig 1864. S. 699ff. N A M E D Y , J O S E F , Die Belagerungen der Festung Ofen in den J a h r e n 1 6 8 6 imd 1 8 4 9 . Mit F O N T A N A S und J U V I G N I S Plänen der alten u n d einem Sitiiationsplane der neuen Belagerung. Pest 1853. N Ö M E T H Y L A J O S , Török mecsetek B u d ä n (Türkische Moscheen i n B u d a ) . Budapest 1 8 7 8 . " Ofen kan von Türken-Klauen Sich Nunmehr befreyet schauen. . . Nürnberg 1686. O E T E L I U S , Chronologia. Nürnberg 1 6 0 4 . P E B T S C H . Die Handschriften-Verzeichnisse der königlichen ß i b l i o t h e k zu Berlin. Sechster Band. Verzeichniß der türkischen Handschriften von W I L H E L M —. Berlin 1 8 8 9 . P I G A F E T T A . Itinerario di M A R C ' A N T O N I O — gentil'huomo Vicentinp. Londra 1 5 8 5 . (Juli 1567 in Ofen). R O T B N H A N . Große Reisen und Begebenheiten der Herrn W O L F V O N R O T E N H A N , . . . L I C H T E N S T B I N , . . 1 5 8 5 / 8 9 . - Aus den Niederschreibiuigen des H A N N S S L U D W I G V O N L I C H T E N S T B I N , hrsg. von H E R M A N N F R B I H B B B N V O N R O T E N H A N . München 1 9 0 2 . (Ankunft zu Ofen a m 2 5 . Juli 1 5 8 8 ) . R u p p J A K A B , Budapest es környekenek helyrajzi törtenete (Geschichte der Topographie von Budapest u n d Umgebung). Ausgabe der imgarischen Akademie. Pest 1868. S A L A M O N F E B E N C Z , Buda-Pest törtenete (Geschichte von Budapest). 3 Teile. Budapest 1878, 1885. D e r s . , U n g a r n im Zeitalter der Türkenherrschaft, ins Deutsche übertragen von G U S T A V J U B A N Y . Leipzig 1887. S O H A M S , F R A N Z , Vollständige Beschreibiing der königl. freyen H a u p t - S t a d t Ofen inUngarn. Ofen 1822. S O H U L H O F . Die E r s t ü r m i m g Ofens u n d ihre Vorgeschichte nach dem Berichte I S A K — 's ( 1 6 5 0 — 1 7 3 2 ) (Megillath Ofen), hrsg. imd biogr&phisch eingeleitet von Prof. D R . D A V I D K A U F -

MANN. T r i e r 1895. S C H W B I G G E B . Das erste Buch S A L O M O N — ' s , so eine Beschreibung der R e y ß von Tübingen . . .biß gen Constantinopel (im „ R e y ß b u c h deß H . L a n d s " von F E Y E B A B E N D , Ander Theil, F r a n k f u r t a. M. 1609, S. Iff.) (1576'in Ofen.)

vom I I . Teil erschien die erste Lieferung als - Noch nicht gesehen.

1 = LUBENAU I;

VI.

Königsberg

1915.



XVII —

SEYRKIBD, JoH. HEINE., Imperii Tiircici imago, das ist: Beschreibimg des Türckischen Reichs, dessen Größe, Landschaften, Städte... Sultzbach 1685. Sonderbare Begebnüsse der Königlichen Vestung Ofen worinnen nicht nur allein dieser Stadt Situation oder Gelegene, und alle darinnen und um Selbe befindliche Raritäten imd Gebäue, sondern auch verschiedene Belagerungen und Eroberungen derselben so Christlich als Türckischer Seiten enthalten;... mit einem gruendlichen Abriß dieser Vestung. . . von einer unparteilichen Feder. Gedrucktim Jahr Christi 1686. (MAJLATH Nr. 114). SONNEMANN, J. T . G., W a r h a f f t i g - und ausführliche E r z e h l u n g . . . 1684 (MAJLATH N r . 74;

ich kenne nur den dazugehörigen Plan, welcher lose in der Kartenabteilung der Kgl. Bibliothek zu Berlin unter der Signatur V 9939 vorhanden ist.) SzEDAHELYi. Celebrium Hungariae urbium et oppidorum Chorographia, a reverendo patre GABRIELE — S. J.; ed. secunda. Cassoviae 1770. SZENDREI, JOH., Ungarische kriegsgeschichtlichen Denkmäler in der Millennium-LandesAusstellung. Budapest 1896. TAFFEBNEB, PAUL S. J., Caesarea legatio, quam.. .suscepit perfecitque... WalterusComes de Leslie. Viennae 1672. (1666 in Ofen). TAKÄTS, ALEXANDER VON, Vezier Szokolli Musztafa Pascha (der große Musztafa). Ungarische Rundschau, hrsg. von GUST. HEINEICH, 4. Jg. 1916, S. 788ff. Theatrum Europaeum, erschienen bei Merians Erben in Frankfurt a. M. 12. Teil. 1591. TISOHENDOKF, P. A. VON. Das Lehnswesen in den moslemischen Staaten, insbesondere im osmanisehen Reiche. Leipzig 1872. TEAUT, HEEMANN, Kurfürst Joachim I I . von Brandenburg imd der Türken feldzug vom Jahre 1542. Nach archäologischen Quellen bearbeitet. Gummersbach 1892. TOIFEL, KAEL, Die Türken vor Wien im Jahre 1683. Prag und Leipzig 1883. TOLLIUS. JACOBI TOLLII Epistolae itinerariae ex auctoris schedis postumis recensitae, suppletae, digestae. . . cura et studio HENEIOI CHBISTIANI HBNNINII. Amstelaedami 1700. Voiage de Levant, Fait par le Commendement du Boy en l'annee 1621 par Le Sr. D. C. Paris 1624. VOLLEES, K . , Katalog der islamischen, christlich-orientalischen, jüdischen und samaritanischen Handschriften der Universitäts-Bibliothek zu Leipzig. Leipzig 1906. WENNEE. ADAM—'s Türckisches Reisebuch.. . Nürnbergl665. (CZEENINS erste Reise 1616). WERNHEE, GEOEG, De admirandis Hungariae aquis hypomnematicon. Viennae 1551. WILD. Neue Reysbeschreibung eines GefangenenChristen, durch JOHANN — en, Burgern inn Nürnberg. Nürnberg 1623. (1605 in Ofen). ZEILER, Neue Beschreibung des Königreichs Ungarn. Leipzig 1664. ZIEGLAUER, FERDINAND VON. D i e B e f r e i i m g Ofens v o n der Türkenherrschaft 1686. Ein

Beitrag zur zweihundertjährigen Gedächtnißfeier. Innsbruck 1886.

1. Kapitel.

Topographische Ubersicht.

Ofen bestand unter der Türkenherrschaft im 16. und 17. Jahrhundert aus der auf deni heutigen Festungsberge gelegenen Zentralfestung und den Vorstädten', welche auch befestigt waren. Ebenfalls auf dem rechten Donauufer lagen zwei Forts, die befestigte Pulverfabrik^ und die Keulen-Elias-Festung®, während auf der linken Seite die Festung Pest hinzukam, welche mit Ofen durch eine SchiffSt brücke verbunden war. —Die drei westhch der Donau liegenden Festungen nennt E w l i j a S. 213 bei seiner ersten Ankunft, alle vier bei der zweiten, S. 401 u., wo Ofen den stolzen Namen sedd-i-isläm, Bollwerk des Islam, erhält. Bei beiden Gelegenheiten wurde nämlich anläßlich des Kommens des sadr a'zam, Großwesirs, in dessen Begleitung sich E w l i j a befand, Salut geschossen, wobei die Festungen naturgemäß hervortraten.^ Die H a u p t f e s t u n g , von der Ewlija® sagt: „Während meiner 35jährigen Wanderschaft hatte ich solch eine stattliche Festung nicht gesehen", beschreibt er in folgenden Abschnitten: S. 229: B o d e n g e s t a l t d e r F e s t u n g , worin auch die Befestigungswerke und der Dienst der Truppen in ihnen behandelt werden. S. 231: D i e T o r e d e r M i t t e l f e s t u n g , d. h. der Nordhälfte des Festungsberges. S. 233: D a s S c h l o ß d e r M i t t e l f e s t u n g . Nach dessen kurzer Beschreibung wird von den chändän, den Palästen der Vornehmen, und vom topchäne mejdäny, Arsenalplatz, gesprochen. S. 234 u.: D i e I n n e n f e s t u n g v o n Ofen®, d. i. die südliche Hälfte des Festungsberges. — Die Grenze zwischen der Mittel- und der Innenfestung war eine doppelte, quer über den Festungsberg gezogene Mauer mit einem tiefen, 30 Fuß breiten' Graben dazwischen. So gelangte E w l i j a® von der Mittelfestung durch ' türkisch warosch, das imgarische varos. Über die Vorstädte vgl. u. S. 7 ff.

2 baruicliäne kafesi; Genaueres s. u. S. 13. f. ^ Qürz Iljäs kafesi; s. u. S. 11. * Auf dem Bilde M E I S T B B J O H A N N D I E T Z S . 54 haben diese vier Festungen geflaggt. — Salutschießen war in Ofen üblich bei allen festlichen Gelegenheiten: beim Einzüge oder der Durchreise von türkischen Großen ( W I L D S . 15, 16, 18; W E N N E R S . 119), zur Begrüßung von Gesandten befreimdeter Mächte ( W E N N E B S . 11; L E S L I E S. 18/19; T A F F E B N E B S . 166), oder auch zum Beginn des „ W e y r a m " (WENNEB S. 117). ^ 6. Band, Seite 213 Z. 5 v. u. ® Budinin Usch kal'esi. Den Ausdruck Usch kafesi h a t auch die H a n d s c h r i f t F L Ü G E L Nr. 1 2 7 8 ,

fol. 108 v. Raschid I S. 451 derün kafe. ' I m Plane bei Ä S. 1

H A E U F L E B S.

234/5.

Björkmao, Ofen zur Türkenzeit.

50/1: k. Auch

ZIBGLAUER S. 74.

ein doppeltes Tor der Innenfestung ^ vermittels einer Steinbrüoke über den Graben der Innenfestung ^ nach dieser selbst. Zwischen den beiden Mauern lag der Bali Pascha-Platz®. S. 235: D a s G o l d a p f e l - S c h l o ß v o n Ofen. Dieser Abschnitt enthält die genaue Schilderung eines künstlerischen Brunnens im Schloßhofe, während das Schloß selbst erst in dem d a s T o r des G o l d a p f e l - S c h l o s s e s überschriebenen Abschnitte S. 236 beschrieben wird. Unter der Sammelüberschrift (S. 237) W o h l f a h r t s e i n r i c h t u n g e n ^ der M i t t e l f e s t u n g werden dann die Moscheen samt den dazugehörigen Schulen und verschiedene Einrichtungen zur Versorgung der Einwohner mit Wasser behandelt. Den Schluß dieses Abschnittes bildet die Beschreibung der größten Bastion von Budin, welche wohl nur deshalb unter die Wohlfahrtseinrichtungen geraten ist, weil ihre Beschreibung einen Sonderabschnitt nicht füllen würde. Kein anderer türkischer Schriftsteller hat» eine auch nur annähernd so eingehende Beschreibung der Festung. Sie begnügen sich mit gelegentlicher E r wähnung einzelner Örtlichkeiten. Zur Orientierung wird es also im wesentlichen genügen, die von E w l i j a angegebenen Orte auf dem türkischen Plane festzustellen, wobei jedoch vielfach Abweichungen der Ortsnamen vorkommen. Durch die ganze Beschreibung bei E w l i j a geht eine Verschiebung in den Himmelsrichtungen; scharkdan garba, von Osten nach Westen, ist nach S. 22& Z. 8 V. u. die Festung gelegen, d. h. wie auch aus anderm^ hervorgeht, E w l i j a denkt sich die in Wirklichkeit nach Südosten zeigende Spitze des Festungsberges als nach Osten gerichtet, die nördliche Breitseite als nach Westen schauend. Die entsprechende Verschiebung muß man überall bei Vei'gleichung mit den Plänen vornehmen. — Der Mittelfestung, also dem Nordteile, gehört ein Schloß an, welches E w l i j a S. 233 Z. 13ff beschreibt. Es liegt „im N o r d - ( = Ost-) Teile dieser Mittelfestung auf der Festungsmauer, nach dem Donaustrom, der Pester Ebene und dem Tale von Kecskemet blickend". Etwas südlich der Mitte des Festungsberges an der Ostmauer finden wir im türkischen Stadtplane die Bezeichnung Pascha serajlygy dyr, es ist das Schloß des P a s c h a s d i e Beschreibung E w l i j a s a.a. 0 . bestätigt, ' Im türkischen Stadtplan dilendschi (Bettler-) und seraj kapuau (Schloß-Tor); KiROLYi im Anhang Plan I : Nc und Nb. — Vgl. u. S. 5 f. - Den Graben zeigt der türkische Plan ohne Beischrift. KAROLYI Plan I : /?; S-^LAMON, Geschichte von Budapest, Situationsplan: G. ' s. den türkischen Plan und KAROLYI Plan I : a, I I : g. — Über Bali Pascha, den zweitenBcjlerbej von Ofen, 1 5 4 2 ^ 3 , vgl. Islam V I I I S.'121—2. * imäret hat in E w l i j a s Sprachgebrauch etwa diese allgemeine Bedeutung. — Weitero 'imärät von S. 245 Mitte an, ° z. B. S. 231 Z. 14: Das Wiener Tor öffnet sich „nach Westen und Gül Baba". S. 221 Z. 7 : Alt-Ofen westlich von Ofen. Schon S. 208 Mitte zieht er die Donau aufwärts ,,nach Westen", und nach S. 211 Mitte erstreckt sich Csepel sziget ,,von Osten nach W e s t e n " . — Vgl. SOHWEIGGER S. 9: Pest. . . jenseit der Tonaw gegen Norden; WENNEB S. 19: zu eusserst der Vestung gegen Auffgang, ligt das Königliche Schloß; BROWN (bei LINZBAUEB. S. 50) verlegt die Thermen in den Osten und Südosten sowie in den Westen der Stadt. * FONTANA 33 ..des Bassa Hauß", JTJVIGNY 69 ,,Des Bassa sein Wohnimg" ; ebenso in den meisten Ansichten der Stadt von Osten.



3



da ß es der Sitz der Ofener Paschas war, und so wird es auch gelegentlich^ schlechthin als Pascha serajy bezeichnet. Dies war der Wohnsitz der Paschas während der letzten Jahrzehnte der Türkenherrschaft. ^ Früher aber ist für ihn mehrfach — von abendländischen Quellen®, türkische fehlen^ — die Lage in der kleinen oberen Vorstadt bezeugt. Nun hören wir von E w l i j a S. 233, daß das Schloß, wie er es sah, durch einen von Kara Mürad Pascha^ vollführten Erweiterungsbau entstanden sei. (So ist vielleicht die Annahme möglich, daß das dort genannte Jahr 1065 h = 1654/5 D® zugleich der ungefähre Zeitpunkt der Übersiedlung der Paschas in das neue Schloß ist.) Genau läßt sich der Umfang der Mittelfestung durch die topographische Festlegung ihrer sieben Tore bestimmen 1. Owa kapusu, das Ebene-Tor, liegt auf der ,,Süd"seite;' an der Westseite der Festung ungefähr in der Mitte des Festungsberges zeigt dar türkische Stadtplan das owa ka/pusu,^ und unter demselben Namen erwähnen es auch die Handschrift F L Ü G E L Nr. 1278, Na'ima® bei der Schilderung der Belagerung Ofens im Jahre 1602 und Raschid^® bei der der teiden letzten Belagerungen, 1684und 1686. 2. Bedsch kafusu, das Wiener Tor, welches ,,sich nach Westen und Gül Baba öffnet" und ,,eine nach der unteren Vorstadt führende Straße ist''^^, wird durch die türkischen Plänei® als in der Mitte der Nordfront der Festung gelegen bezeugt. — Auf der Innenseite des Wiener Tores lag das Juden viertel Budins^*, welches 1 S. 232 u., S. 238 Z. 6 v. u. - Kara Mürad Pascha war 1650—3 Bejlerbej von Ofen. (CZEBNIN (S. 16) geht im Jahre 1644 h i n a u f zum Schlosse des Paschas.) 'Im

J a h r e 1 5 6 7 : PIGAFETTA

S. 18; 1576:

SCHWBIGGBB S. 8 ; 1 5 8 4 : LIECHTENSTEIN ( b e i

LBWENKLAW S. 5 1 7 , 5 1 9 ) ; 1 5 8 7 : L U B B N A U I S. 82, 8 0 ; 1 5 8 8 : ROTENHAN S . 5 1 ; f ü r 1 5 9 8 :

IsTHUANFFi S. 450b, Und die Contrafactur bei ORTELIUS S. 160/1, auch HAEumEB S. 105; TAKÄTS S. 812 erwähnt es gelegentlich der Ermordung Mxistafa Paschas 1578; s. auch FONTANAS A n s i c h t u n d R U P P S P l a n ; v g l . LITTKB S. 30.

* E w l i j a S. 225/6 erzählt von der Einsetzung des ersten Ofener Paschas, ohne seine Residenz zu nennen. {Deft. II 22, aus den Jahren 1543/7, wird ein Pascha-Stadtteil beim Wiener Tor erwähnt.) ' Der tärlch nennt vielleicht das Jahr der Fertigstelhmg des Baues, in welchem Mürad nicht mehr in Ofen war (s. Islam V I I I S. 243). " Ich folge E w l i j a s Anordnung S. 231—3. ' E w l i j a S. 231 Z. 4. " In den abendländischen Quellen heißt es meist Stuhlweißenburger Tor; dem türkischen Namen entspricht die Bezeichnung „Feldt-Tor" im Plane der Sonderharen Begebnüsse und J u v i G N Y S „ T h a l t h o r " ; v g l . a u c h H A B U F L E R S. 82, ZIBGLAUEB S. 74.

Band I S. 301, 303, 304. '"Band I S. 453, 491. i ' E w l i j a S. 231 Z. 14. i'^Ewlija S. 232 Z. 11. '"Irrtümlich deutet KARACSON {Reg. S. 149) MABSIGLIS Beischrift Beig Oapi für dies Tor i m türkischen Plane der Umgegend Ofens als Beg-kapu, Tor des Bejs. Außer „Wiener Tor", heute ungarisch Becsi capu, (GBBLACH S.12b, FONTANA 23) kommen folgende Namen vor: Granerthor (JUVIGNY), Judentor (NAMEDY S. 5; SCHAMS S. 104), Samstags- (Monarchie S. 9 4 ) o d e r S a b b a t h - T o r (ISTHUANFPI S. 1 4 4 b , 1 4 5 a , b , 4 5 1 b , ZIEGLAUBB S . 7 4 ) . K Ä R O L Y I

Plan I: n. I'IM türkischen Stadtplan jehüdller mahallesidir;

E w l i j a S. 232 Z. 8. —^Vgl. ISTHUANFFI a. a.

O., L U B E N A U I S. 8 2 , FONTANA 34. KÄROLYI P l a n I I I : d .

1K .



4



nach E w l i j a s Angabe^ zwei mahalle, Quartiere, umfaßte. Von einigen anderen Quartieren sind uns die Namen erhalten: Diese sohHeßen sich zum Teil an die Namen der Moscheen^ der Stadt an, wie z. B. bei einem nach der großen Moschee genannten Stadtteil® und einem Mittelmoschee- Quartier.^ Andre Namen sind: der Wiener Tor-Stadtteil,® der nach den cASss-Thermen benannte Stadtteil,® der K e r k e r - S t a d t t e i l , ' m a h a l l ä t y n d a n

Ibrähimbölükbaschy

mahallesi^.

Von den P l a t z e n d e r Stadt haben im türkischen Plane zwei die Bezeichnung tscharschu, Markt." Den nördlichen von ihnen nennt MARSIGLI^" Mustafa PaschaMarkt. Einmal!! hören wir von einem Ofener tscharschii-i-balclcälän, Markt der Grünwarenhändler. An S t r a ß e n n a m e n kommen vor: Janitscharen-Aga-, Warmbad-, Erdturm-Straße, ^^ Kadi-Straße, i® Kesselflicker-, SchuhmacherStraße. ^^ — 3. Kafesli kapu. Dieses ,,Fallgatter-Tor" liegt. ,,auf der nach der Donau hinblickenden Seite dieser Mittelfestung". Nach der weiteren Beschreibung bei Ewlija^® ist es ein besonders kleines, enges Tor, von dem aus eine Steintreppe in die große Vorstadti® hinabführt, so daß es nur für Fußgänger zu passieren ist. Diese Angaben, besonders auch der zweite für dieses Tor von E w l i j a überlieferte Name ogrun kapu, geheimes Tor,!' führen auf die sogenannte Jesuitenstiege. Der türkische Stadtplan hat hier die Bezeichnung kütschük kapu, kleines Tor. 4. Seraj kapusu. „Das Schloßtor" der Mittelfestung ist „nach Norden geöffnet",!® befindet sich also auch in der der Donau zugewandten Stadtmauer. ,,Durch dies Tor kommen alle Mitglieder des Diwans herein und gehen nach dem PaschaSchlosse !®. . .von diesem Tor voll Menschen gedränge steigt man nach unten hinab''. ! S. 245 Z. 6 V. u. 2 s. u. S. 26ff. Deftereh I I 22 (aus den Jahren 1543/7). * Defterek I I 372 (1567/70). ® Deftereh I I 374 (1567/70. « Defterek I I 10 (1542). (Zur Vorstadt gehörig ?) ' Defterekll 22 (1543/7); vgl. u. S. 6. « Ms. der Kgl. Bibl. Berlin: Diez A 8° 50, fol. 2 b. (PEKTSCH Nr. 29). ' Etwa der heutige Disz ter und Szt. Haromsag ter. Den ersteren meint E w l i j a S. 234 oben. — S. auch Defterek I I 375 (1567/70). ^"Reg. S. 135. ^Wefterek I I 375. 12s. den türkischen Stadtplan (55, 59, 61). ^^Reg. S. 137. "JJegr. S. 135; vgl. türk. Stadtplan (43): Es ist der Platz der Kesselflicker. 232 Z. 6—2 v . u . s. u. S. 9f. !'ISTHUANFFI S. 145b—146a portulam quandam o b s o l e t a m , nemini fere, aut paucissimis cognitam. . . Eine italienische Stadtansicht {Reg. 150/1): 21 Oruds kapusi, Porta digiunatoria (Tor des Fastens); hierauf gehen wohl die gleichlautenden Bezeichnungen zu den Stichen bei BOBTHIUS I I 444 und SZENDBEI S. 616/7 zurück. — SAIAMON, Geschichte von Budapest, Situationsplan: a Ausfalltor; KÄROLYI Plan 1:1; Monarchie S. 43ff. ! ® E w I i j a S. 232 u. !'s. oben S. 2f; dies nach dem P a s c h a - S c h l o ß benannte Tor darf man also keineswegs mit dem nach der K ö n i g s b u r g benannten seraj kapusu des türkischen Planes gleichsetzen, wie es im Tärich-i'osmäniendschürmriirnedschrnuasy 1914 Nr. 26 S. 122 geschieht. ^ » E w l i j a S. 232—3. '

In unmittelbarer Nähe des Pascha-Schlosses liegt das Haupttor der Ostmauer, das der türkische Plan seinem Zweck entsprechend^ als su kapusu, Wassertor, bezeichnet.^ Unter demselben Namen erwähnen es auchPetschewi® undNa'imä^. 5. Tpfchäne kapusu „Arsenal-Tor". „Auch dieses öffnet sich nach N o r d e n . . . es ist eine Promenade mit dem Blick auf die Donau, die Ebene von Pest und Kecskemet zeigend".® Im türkischen Plane ist topchäne, das Arsenal, eingetragen; der Arsenalplatz® kann nur der nördlich daran anstoßende, im Plane unbenannte Platz sein. Ein Tor in der Nähe des Arsenals, welches vom Arsenalplatz durch die Stadtmauer in die Vorstadt hinabführte', müssen wir uns im Arsenal-Tor vorstellen. Nur wenige Pläne^ haben hier ein Tor, doch ist diese Lage auch deshalb wahrscheinlich, weil E w l i j a bei der Beschreibung der Tore die Mittelfestung bisher von der Westseite® über die Nordfront nach der Ostfront^! an der Mauer entlang umkreiste. Dieser Richtung weiter folgend behandelt er die beiden Tore in der Südmauer der Mittelfestung, also an der Grenze der Innenfestung. 6. Den Namen des ersten gibt Ewlija nicht an; ,,auch auf den Arsenal-Platz gehend ist es ein breites Tor. . . durch dies Tor kommt man nach dem Bali PaschaPlatz und n a c h d e m G o l d a p f e l - S c h l o ß . ^ s ist ein nach Osten gerichtetes Tor".^® Diese Beschreibung würde auf das dilendschi

kapusu,

Bettler-Tor,^^ des türkischen

Stadtplanes zwischen dem Arsenal- und Bali Pascha-Platz passen. Nun ist aber das von E w l i j a S. 235 oben erwähnte Tor der Innenfestung hiermit identisch und wird im folgenden mit dem im Plane als seraj kapusu'-^ bezeichneten Tor zu

einem doppelten Tore der Innenfestung zusammengefaßt, zwischen dessen beiden Einzeltoren der Bali Pascha-Platz liegt. So wird auch die obige Stelle^® das doppelte 1 s. unten S. 9 f. - Die abendländischen Quellen haben mehrere Namen: St. Johannes- oder Wasser-Tor [ i ^ J ^ 1. suluk Wasserbehälter 2. {Aja) soluk ayto; (plXoao'^o; = Evangelist Johannes, später = Ephesus (ZENKER). Sollte der doppelte Name hiermit zusammenhängen ?] Pester-, Donau-, Konstantinopler-, Byzantiner-Tor. ä Band I I S. 248 oben. ^ Band I S. 302, 303 Mitte. ä E w l i j a S. 233 Z. 2—5. ® E w l i j a S. 233 Z. U f f . ' Nach E w l i j a S. 233 Z. 3—4 führte eine 10-stufige Steintreppe in die Vorstadt hinab. ® Wahrhaffter Grundriß, und Situation der inNider Ungarn ligende Haubt Statt Ofen, wie selbige dermahlen an Seitten Ihrer Ohurfrtl. Dhrtl. in Bayrn Attaquirt, belagert und beschossen, auch wie weit mit Approchiren und gelegten Brechen biß den 20ten July Ao. 1686. gekommen, und Auanciret worden. (München, Hof- und Staatsbibl. Mapp. I X 335); B O E T H I U S I I S. 444/5. Beide Pläne zeigen das Tor deutlich, ohne es zu benennen. ' Ebene-Tor. "Wiener Tor. 'Von Norden nach Süden: Fallgatter-, Schloß- und Arsenal-Tor. i^d. h. nach der Innenfestimg. " E w l i j a S. 233 Z. 5—7. i ^ F O N T A N A 28. Schlos Porten oder Thor. K A B O L Y I Plan I : Nc, I I : f. i ^ E w l i j a passiert dieses nach Besichtigung des Bali Pascha-Platzes, S. 235 Z. II-—10 v. u.; K;ÄROLYiPlanI:Nb,

11:1.

i « E w l i j a S . 233 Z. 5—7.



6



Tor meinen, worauf auch in der Beschreibung die doppelte Zielangabe hinweist : Durch den ersten Teil dieses Tores^ kommt man auf den Bali Pascha-Platz, durch den zweiten^ direkt nach dem Goldapfelschloß.® 7. Hisär-i-petsche kapusu, das Tor der Efeufestung. ,,Diesem (dem vorigen) Tore nahe zur R e c h t e n . . . nach Osten schauend, ohne Straße, ist es ein kleines Tor".^ Rechts® vom Schloßtore, dem zweiten Teile des letztgenannten Tores, im Plane dicht daneben ohne Namen eingezeichnet, liegt das Tor. Es bildet nach dem Plane den Zugang ZUT je/Ii malialle, dem neuen Quartier®; daß dies E w l i j a s Efeufestung ist, bestätigt sich auch an andrer Stelle.' Durch diese sieben Tore wird die Umgrenzung der Mittelfestung genau bestimmt: es ist die Ringmauer der Festung in ihrem ganzen nördlichen Teile, im Süden gegen die Innenfestung die doppelte Festungsmauer, von der wir oben® gesprochen haben. Zur T o p o g r a p h i e d e r I n n e n f e s t u n g vgl. die Veröffentlichung der DoktorHermann-Thorning-Oedächtnis-Stiftung, Heft 1, Erklärung zu Nr. 13, wovon hier manches wiederholt werden muß. Nachdem Ewlija® vom Pascha-Schlosse der Mittelfestung nach 300 Schritten auf den Arsenalplatz i® gekommen ist, geht er durch den ersten Teil des doppelten Tores der Innenfestung auf den Bali Pascha-Platz, welcher weit ausgedehnt ohne Häuser vor ihm liegt.^^ Hier^^ befindet sich ein wohlbewachtes Gefängnis,,,welches an den tiefsten Höllengrund erinnert", also wohl unterirdisch ist. Ein anderes Gefängnis, das schon zum Königsschlosse gehört, ist im türkischen Stadtplane weiter südlich eingetragen.i® Das kleine Osttor des Platzes nennt E w ^ das Bettlertor des Planes. 2 im Plane: Schloßtor. " vgl. über dieses unten S. 24 ff. * E w l i j a S. 233 Z. 8; (oder petsche = Schleier? Dann etwa ,,vorgeschobene Befestigung, Vorwerk".) LITTKE S. 21 „Ausfalltor" ( ?) Dies Tor dürfte mit dem S. 236 Z. 7 erwähnten ,,geheimen Tor" (das von dem oben S. genannten wohl zu imterscheiden ist!) identisch sein. ^ Wenn man, wie nach dem Vorausgehenden anzunehmen ist, nach Süden blickt. ® In der Abbildung Monarchie S. 49: D untere Straße oder Zwinger. ICÄROLYI Plan I : M, I I : 0 breiter Zwinger. ' E w l i j a S. 236 Z. 10. — Das dort erwähnte kleine eiserne Tor wird das von KÄBOLYI im Plane I mit N, I I mit 1 bezeichnete Tor sein. ® s. S. If. — Die Strecke von 1000 Schritt, welche E w l i j a S. 230 Z. 7 f ü r diesen Gesamtumfang der Mittelfestung angibt, ist entschieden zu kurz. » S. 234 Z. 13. ^"s. oben S. 5®. ' ^ E w l i j a S. 235 Z. 8. ^Vgl. E w l i j a S. 235 Z. 5 mit Z. 3! KAROLYI Plan I : Z, I I : Z. i^Von diesem spricht R a s c h i d I S.456 Z. 8 v. u.; KABOLYI etwa Plan I I : Ya. I m Tärich-i"^osmäni endschümeni medschmü'asy 1914 S. 122 und auch von KABÄCSON in Reg. S. 143 Nr. 3 werden die beiden Gefängnisse fälschlich gleichgesetzt. — Die Ofener Gefängnisse schildert eingehend JOHANNES AUER (bei HAEXIFLBB. S. 95), welcher dort in demselben J a h r e 1663 schmachtet, in welchem E w l i j a Ofen besucht. Wir erfahren manch interessante Einzelheit, dochist die Schilderung topographischnicht ganz klar. Jedenfalls werden mehrere ober- und unterirdische Gefängnisse unterschieden, imter ilmen auch der bekannte „stumpfe

l i j a ' Bali Pascha-Tor, der türkische Plan einfach „kleines Tor" Der zweite Durchgang des Tores der Innenfestung führt E w l i j a vom Bali Pascha-Platz nach Süden auf den Platz des Königsschlosses®, der weiterhin wie im türkischen Stadtplane einfach seraj mejdcmy, Schloßplatz, genannt wird. Unmittelbar daran liegt die Königsburg^, welche den ganzen noch übrigen Südteil des Festungsberges ausfüllt. Dazu gehört auch das große Rondell, die büjük frengi kulle, großer fränkischer Turm, des türkischen Planes. Das fränkische Tor, frengi kapu,^ dicht dabei ist identisch mit E w l i j as® aschagy suluk kapusu, dem unteren Wasser-

tor. — Als oberes würde diesem E w l i j as Schloßtor der Mittelfestung entsprechen, das, wie wir sahen', auch mehrfach Wassertor genannt wurde. Eür die T o p o g r a p h i e d e r V o r s t ä d t e kommt von den türkischen Quellen wieder hauptsächlich E w l i j a in Betracht.® E r unterscheidet zwei große Vorstädte und beschreibt in je einem Abschnitt debbäg chäne stadt, und büjük warosch, die Große Vorstadt.®

waroschu,

die Gerberei-Vor-

Die G e r b e r e i - V o r s t a d t liegt ,,am Donauufer im Tale von Budin in einer weiten Ebene" ,,durch das Innere der Gerberei-Vorstadt am Fuße des (KeulenElias-) B e r g e s " " kommt E w l i j a , als er von der Befestigung auf diesem Berge geht, um die Schiffsbrücke anzusehen.^^ Diese beiden Angaben zeigen, daß es sich um die heutige Raitzenstadt oder Taban handelt, i® Den von E w l i j a überlieferten Namen wird sie dem Umstände verdanken, daß gerade dort zur Türkenzeit das TLirm", Csonka torony. — Über diesen vgl. auch BEL I I I S. 354/5, ROTENHAN S. 51, TAKÄTS Ungar. Rundschau 1915 S. 810; die italienische Ansicht, Reg. S. 150/1: (6.); TAFFEBNER S. 175.

1 S. 235 Z. 12. ^ So hat MABSIGLI in der Erläuterung zum türkischen Plan der Umgegend Ofens chiuchiu capi, und die Ansicht der Festung (Reg. 150/1) Chiuciuk kapusi; hiernach wieder der Stich bei S z E N D R E i S. 6 1 6 / 7 . K Ä H O L Y I S Pläne I u. I I zeigen dies Tor ohne Benennung. ® kral serajy mejdäny, E w l i j a S. 235 Z. 10—9 v. u. — KÄROLYI Plan I : Y> H : i: zweiter oder mittlerer Platz. SZENDBBI S. 300/1: I I I äußerer Burghof. * im Plane kral serajlary, Königsschlösser, bei E w l i j a hyzyl elma serajy, Goldapfel-Schloß, genannt. Genaueres hierüber s. u. S. 24ff. ® Der Plan der Sonderbaren Begebnüsse: 2. Das Welsche Rundell, allwo auch das Welsche Tor. N A M E D Y S . 1 2 ; S Z E N D B E I S . 6 1 6 / 7 : 2 ; K A B O L Y I P l a n I : G , I I : F ; Monarchie

S. 4 9 : L und R ;

v g l . ISTHTTANFFI S . 1 4 4 b .

® S. 240.Z. 5, S. 235, Z. 14. ' s. oben S. 5, besonders Anm. 2—4. ® Allgemeine Erwähnungen ,,der Vorstadt" von Ofen finden sich bei N a ' i m ä (I S. 210 oben) und in der 11. Urkunde in BEHBNAUEBS Nachlaß (,,Mädcheninsel gegenüber der Vorstadt von Ofen", s. u. S. 76F), auch in der in KARÄCSONS Urkundensammlung S. 77 übersetzten Bescheinigung. - R a s c h i d I 451 Z.7 v.u. meint wohl die Oberstadt, E w l i j a s ,,Mittelfestung". " E w l i j a S. 240—242. — Während der Beschreibung erscheint die Bezeichnung aschagy warosch. Untere Vorstadt, die auch sonst mehrfach vorkommt (S. 232, 233, 236, 244). " E w l i j a S. 240 Z. 11 v. u. ^'Des heutigen Blocksberges; s. unten S. 11. '^Ewlija S. 251 Z. 6 v. u. ^^Tahan, (Berg-) Sohle, als türkischen Namen dieser Vorstadt überliefern die abendländischen Schriftsteller mehrfach. Von den türkischen Quellen hat ihn, soweit ich sehe, niu'ein Defterband aus der Zeit 1628/9, (mehrfach: deflerek I S. 426, 433, 445).

Gerberhandwerk besonders blühte.^ Bei der Beschreibung der Gerberei-Vorstadt bringt Ewlij'g, mehrere Zahlenangaben, welche zeigen, daß sie ein besonders dicht bevölkerter Stadtteil war. So lagen auf dem verhältnismäßig kleinen Raiim neun Quartiere mit tausend meist hölzernen, ärmlichen^ Häusern, während auf die ganze übrige Vorstadt 15 Quartiere mit 2500 Häusern kommen.® Die Zahl der Gotteshäuser,^ welche für die Stadt und die Große Vorstadt mit der der Quartiere übereinstimmt, übertrifft sie hier ausnahmsweise um zwei. Drei Chans (gegenüber e i n e m in der übrigen Vorstadt®)' sind ein Zeichen lebhafteren Handels und Verkehrs der Gerberei-Vorstadt; hierzu wird die nahe Schiffsbrücke der Grund gewesen sein. Drei Thermen lagen in dieser Vorstadt®: die Gerberei-Therme ist nach der Vorstadt benannt, und nach der Grünsäuligen Therme heißt eines ihrer Quartiere'; die dritte ist die offene Therme. Die Gerberei-Vorstadt hatte eine besondere, wenn auch nur bescheidene® B e satzung. Befestigungen werden jedoch in dieser von beiden Seiten stark überhöhten Vorstadt nicht erwähnt.® Nördlich der Gerberei-Vor Stadt, wo der Festungsberg der Donau am nächsten kommt, lag der viereckige Garten des Königsschlosses, mit einer Mauer umgeben.i® Die Südseite war zu einer befestigten Anlage ausgebaut, um die Wasserzufuhr zu der Festung auf dem Bergrücken stets gesichert zu haben. Der türkische Plan zeigt deutlich diesen Wasserweg^^ von der su hullesi, Wasserturm,^^ zwischen Mauern aufwärts im Winkel bis zum frengl kapu, dem fränkischen Tor.'® Bei dem 1 Nach E w l i j a >S. 240 Z. 7 v. u. gab es hier 100 Gerberläden. — Reg. S. 160 spricht MARSIGLI von seinem Plane, die Festung Ofen im Westen xmd Süden durch einen Stausee zu schützen, und zwar durch Absperrung des später sog. Teufelsgrabens; von diesem zur Regenzeit wasserreichen B a c h erzählt er, daß die Türken ihn benutzten, um die Felle herzurichten, mid ihn deshalb Tabac-schic nannten (d. i. wohl debbägdschyk). — Von einer zu einem W a k f Mustafa Paschas gehörigen Gerberei hören wir defterek I I S. 704, aus dem J a h r e 1601. 2 E w l i j a S. 240 Z. 10 v. u . ; vgl. SALAMON, Ungarn im Zeitalter der Türkenherrschaft S. 160/1. ® Cod. FLÜGEL Nr, 1278 gibt als Gesamt-Häuserzahl — für frühere Zeit! — 2000 an. ^ mihräb; vgl. N. RHODOKANAKIS, Wort- und Sachforschung im Arabischen (Zu arab. mihräb „Gebetsnische")-. Wörter urid Sachen Bd. 3. 1911/12. S. 118ff. = E w l i j a S. 242 Z. 9 v. u.; in der inneren Stadt gab es fünf (S. 239 Z. 10). E w l i j a s (S. 248 Z. 11—12) direkli ylydschesi chäny hat der türkische Stadtplan als jeschil direklü chäny (nicht dschämi'i, wie KAR.VCSON Reg. S. 144 irrtümlich liest.) ® E w l i j a S. 240 Z. 7 v. vi. E w l i j a s Gerberei-Therme bezeichnet der türkische Plan als kleine Therme. — Genaueres über diese Thermen s. -unten S. 39. ' E i n anderes heißt einfach ylydsche mahallesi, Thermenquartier. ® 1628/9 waren es nach defterek I S. 426 23 müstahfiz, Garnisonsoldaten, und 11 Aseben. I h r Jtetchudä wird S. 433 erwähnt. ' 1684 und 1686 rückten die belagernden Bayern' von dieser Seite her der Festung xnit ,,Approohen" imd ,, A t t a q u e n " zu Leibe. '"In den Plänen meist „Schloßgarten" genannt. B e i SZILADV Bd. I S . 117 hören wir von einer Lieferung von Pfählen für diesen Garten, ''anscheinend doppelt; vgl. E w l i j a S. 240 Z. 15: ikisujolu. Über su joluhei E w l i j a vgl. R . HABTMANN im Islam I X , 214. Cod. FLÜGEL Nr.- 1278: katedeti suja iner bind olunmusch machfi jolu wardyr von der Festung bis zum Wasser hin-unter gebaut gibt es einen ged c c k l e n W e g ; — v£;l die zweite der Vier wdrhafftige Missiue, und SONNEMANNS P l a n : 11. '^mit sehenswerten .Maschinen ( E w l i j a S. 246 Z. 2—3). KAROLYI Plan I : I I : K. i^s. oben S. 7^



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der Donau parallel laufenden Teile der Gartenmauer lagen nach dem Plane teils Handels- und Hafeneinrichtungen wie bejlik anbärlar, die Staatsspeicher/ und Pascha buzchänesi, der Eiskeller des Paschas^, teils Befestigungsanlagen wie bölme,^ Teil(befestigung), und, weiter in die Donau hervorragend, Örüdschü aga kullesi.^ Diese starke Bastion nennt E w l i j a Pascha tabiasy^; die Benennung eines Quartiers der Großen Vorstadt 'Ali Pascha burdschu mahallesi, A. P.-TurmQuartier®, zeigt, daß die ganze Befestigung zur Großen Vorstadt gerechnet wurde. Der Hauptteil der G r o ß e n V o r s t a d t ' lag nördlich hiervon. E w l i j a betritt sie durch das Hafentor, iskele kapusu,^ und geht dann® auf der die ganze Vorstadt in ,,westlicher" Richtung durchziehenden Hauptstraße bis in die Nähe des Gill Baba-Hügels, unterwegs wiederholt bölmeler, Zwischenmauern, durch Tore passierend. Die erste von diesen ist ächyr bölmesi, die Stallmauer, mit ächyr kebir kapusu, dem großen S t a l l t o r e . Ü b e r die Anlage dieser Befestigung berichtet P e t s c h e w i Bd. I I S. 247 u.: ,,Im vorigen^^ Jahre hatte der verstorbene (bosnische Mehmed P a s c h a ) " am Kopfe der zur Verteidigung Buduns dienenden Ställe von Hecken und Stäben eine kleine Zwischenbefestigung angelegt, das zwischen jenen beiden Ställen liegende große Tor schließen lassen und bis zu dem vomWassertor^® herabkommenden Wege die beiden Seiten zu einer kleinen Füllbefestigung von Gesträuch gemacht." Dies erwies sich gleich bei der Belagerung 1602 als nützlich für die Versorgung der Festung von der Donau her. Wir haben es miteiner zweiten^^ jüngeren Wasserholanlage zu tun, welche dann bis zu E w l i j a s Zeiten im wesentlichen unverändert geblieben zu sein scheint. Er beschreibt sie folgendermaßen:^® ,,Unten am Stalltore gibt es in der Donau ' nicht am Flusse, sondern etwas weiter aufwärts im Garten. Der italienische Plan Big. S. 150/1: 24. Hambarlik, Oase delle vittuaglie. (Näher der Donau unter einer Kuppel: 25. Fönte d'acqua, il migliore che sia in Buda.) Ebenso die Pläne bei B O B T H I Ü S xi. S Z E N D R E T . — Deftereh II 699: zwei Tschausche sind emln-i-anbär. ^ LuBEsrAU II S. 9 ,, Solohe Eisgruben gehören zum Theil dem türckischen Kaiser, zum Theil den Waschen, und losen viel tausent Ducaten ein Jahr draus" (JACOB); S. auch vinten S. 36. ' Hiernach heißt im zweiten türkischen Plan der Wasserturm bölme kvllesi. ^ orudsch, Fasten, wie M A E S I G L I und K A K Ä C S O N lesen, gibt wenig Sinn; vgl. ti. S. 32^^. ' s. unten S. 20. ® E w l i j a S. 242 Z. 11. ' Beschreibung E w l i j a S. 240 u.—242. ® welches „sich nach Süden.öffnet", also in der der Donau parallel laufenden Mauerstrecke gelegen haben wird. — Den engen Süd teil dieser Vorstadt liennfeii abendländische Quellen bezeichnend ,,Taschental", den Nordteil „Juden- oder Wasser-Stadt", (heute Viziväros). " E w l i j a S.-240 Z. 3 v. u. ff. '"Hier waren noch die Ställe des Königs Mathias erhalten; s. E w l i j a S. 244 Z. 8—10. Der türkische Plan nennt den Turm am Ufer Stallturm. Nach dem Stalltore hieß ein Vorstadtquartier, E w l i j a S. 242 Z. 11. '^^ewwelhi; Na'irnä I 302, der P e t s c h e w i mit geringen Änderungen abschreibt, hat säbyka, vergangen, also 1601. H A M M E B , Geschichte Bd. 4 S. 323f geht nur nach N a ' I m ä . ^^Na'lmä: Mahmüd Pascha. Vermutlich kommt kein Ofener Bejlerbej in Frage, "s. o. S. 5. ^^Räschid I S.- 455: Tuna tarafyndan su jollary (plur!). I S T H U A N I T I S. 147b, 148b, 450b, 451a erwähnt die ältere Anlage, S. 486b die neue. B O C A T I U S (bei B E L III S. 352) beschreibt diese Anlage, wie er sie 1605 sieht. '^Ewlija S. 241 Z. 14—16.



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einen großen Turm. Und nahe diesem Turm gibt es noch einen andern Turm, aus "welchem, nach der Mittelfestung mit Federn und Rädern (?) gehend, das Donauwasser künstlich herauskommt.'" Als es sich bei der Belagerung 1684 herausgestellt hatte, daß diese Anlage nicht genügend befestigt war, ließ man aus Stambul einen Ingenieur kommen, der dann die bekannte, neue, durch Bastionen und eine Palanka verstärkte Maiier anlegte^, welche alle Pläne der letzten Zeit zeigen. Nördlich vom Stalltor ist die nächste Abteilung Tujgun

Pascha bölmesi?

Das

Tujgun Pascha-Quartier mit großer Moschee, Medrese und Warmbad^ gleichen N a m e n s liegt hier. Weiter nördlich folgt Sülejmän

Pascha

bölmesi,^ eine feste

Mauer, welche die Hauptstraße wieder durch ein Tor überwindet. Die Hauptstraße geht gerade auf ein Tor in der die Vorstadt im Norden abschließenden Umfassung zu, das ,,Hahntor in der Nähe von Gül Baba."® Jetzt folgt E w l i j a dieser Ringmauer der Vorstadt nach Westen und nennt der Reihe n a c h jefii kapu,

d a s n e u e T o r , kynnäre

kapusu,

das Schlachthaustor' und

Sija-

wusch Pascha kullesi, schon eine Bastion der Mittelfestung.®

Zwar hat diese Vorstadt 400 Läden an sauberen, gut gepflasterten Straßen®, doch weicht sie schon äußerlich auf A b b i l d u n g e n v o n der Oberstadt dadurch ab, daß ihre Häuser keine geschlossene Straßenfront bilden, und E wli j a erzählt," d a ß es an allen Ecken ödeliegendes Baugelände gab. 6000 Schritt für den Gesamtumfang der Vorstadt'^ setzen sich etwa zusammen aus 2000 Schritt in nördlicher und dann 1000 in westlicher Richtung, und diesen ^ Auf die Umgebtmg dieses Wasserwerkes paßt der Quartiernarae dolab mahallesi, E w l i j a S. 242 Z. 11; vgl. auch S. 239 Z. 10 v. u. - s. MABSIGLI, L' I^tat militaire etc. Bd. I I S . 1 4 5 , 1 4 8 , wieder abgedruckt Reg. S . 1 6 3 ; ferner auch Reg. S . 1 5 3 , wo der türkische Baumeister als Tsehausch Aga bezeichnet wird. K Ä R O L Y I Plan I, 14, 15, 16. Vgl. die Aussage eines desertierten Ofener Janitscharen, in den Mitteilungen des k. k. Kriegsarohivs 1886 S. 35 unten. ^ E w l i j a S. 241 Z. 1. S.242 Z. 11, 15, 17, 18; über die Moschee vgl. unten S. 32f. Tujgun Pascha war 1553—6 Statthalter in Ofen. « E w l i j a S. 241 Z. 2. Über diesen ersten Ofener Pascha (1541—2) s. Islam VIll S. 120. * E w l i j a S. 241 Z. 4 ; vgl. neben dem türkischen Plan F O N T A N A S Plan und Ansicht. ' So ist nach dem türkischen Plane das minäre des Stambuler E w l i j a - T e x t e s sicher zu verbessern. Für dieses Tor ist auch der Name mezärlyk kapusu, Friedhofstor, überliefert (so der Plan Reg. S. 150/1; BIZZOZEBI S. 181). MABSIGLIS Umschrift Qnigni Oapi für jeni kapu ver•steht KABÄCSON (Reg. 149) merkwürdigerweise nicht. — Dag jeni kapu erwähnt auch R a s c h i d I S. 452 oben. — Nach RUPP S. 105 war das Schlachthaus oben in der Festung an die Magdalenenkirche ( = Eroberimgsmoschee, s. u. S. 29f) gebaut; Schlachtbankstraße heißt bei ihm eine Straße der Vorstadt. Die Türken scheinen also diese bestehenden Einrichtungen beibehalten zu haben. * Jedoch ni c h t an der Nordwestecke, sondern weiter östlich gelegen, wie der türkische Plan zeigt. Der Erbauer ist jedenfalls Güzel Sijawusch, der 1648—50 Bejlerbej von Ofen, 1651 und 1656 Großwesir war und 1656 starb. ® E w l i j a S. 244 Z. 5—7. B . FONTANA.

" E w l i j a S. 242 Z. 13. " E w l i j a S. 242 Z. 8.



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3000 wieder zurück. — Den Häuserstreifen westlich außerhalb der S t a d t ' rechnet E w l i j a nicht als besondere Vorstadt. Nur der östliche und der nördliche Vorstadtteil bilden seine „große" bezw. „untere" Vorstadt; zwischen diesen beiden Bezeichnungen wird kein strenger Unterschied gemacht. I n den türkischen Quellen werden auch einige Örtlichkeiten der nächsten U m g e g e n d v o n O f e n erwähnt. Wenn die Türken sich auch meist eng an die ungarischen Namen hielten, so ergeben sich doch einzelne Schwierigkeiten. In einigen anderen Fällen hinwiederum läßt die Umschrift der Türken interessante Schlüsse auf die damalige ungarische Aussprache zu.^ Den im Süden von Budapest liegenden heutigen Blocksberg® nannten die Türken, wie der türkische Plan der Umgegend Ofens zeigt*, Gürz Iljcis bajry, Kealen-Elias-Berg. Zur Begründung dieses merkwürdigen Namens diente eine ganze Legende, welche P e t s c h e w i l S. 237 ausführlich mitteilt: Danach war der Heilige Keulen-Elias ein Held in Janina®, welcher vor der Eroberung Belgrads (1521) große Taten vollbrachte. Nach seinem Heldentode schickten die Christen seinen Kopf an den König von Budin, der ihn aus Hochachtung vor seinem Heldenmute auf dem Blocksberge bestatten ließ. ,,Aber" — fährt P e t s c h e w i S. 237 u. fort — die christlichen Geschichtswerke erzählen etwas anderes — und nun folgt auf den nächsten beiden Seiten eine ausführliche Wiedergabe der Legende vom Hl. Gerhard.® — Kürzer spricht E w l i j a S. 250 oben von dem ,, christlichen Priester Ger anius''. Diese Namensform, besonders aber P e t s c h e w i s'' Entstellung aus Gerardus®, weist uns darauf hin, daß dieser türkische Märtyrer nichts als der übernommene christliche ist. — I n richtiger Erkenntnis der strategischen Bedeutung des Berges begannen die Türken gleich nach der Eroberung Ofens (1541) mit dem Bau einer Befestigung auf seiner Spitze. Schon 1542 wurden die hier aufgestellten türkischen Geschütze dem deutschen Belagerungsheer am andern Donauufer sehr lästig.® ^ die ,,hintere Vorstadt" der abendländi.schen Schriftsteller. - Da Györ durch j j T wiedergegeben wird, kann die damalige Aussprache nicht djör, wie heute, gewesen sein ( J A C O B ) . ' so benannt nach dem von den Türken darauf erbauten „Blochhaus", das die meisten alten Bilder zeigen; der heutige ungarische Name Gellerthegy ist der mittelalterliche deutsehe Name Gerhardsberg. ^ Läge der Plan nicht vor, so könnte die Lage des Berges allein aus E w l i j a s Angaben erschlossen werden: nur beim Blick von einem der schmalen Südspitze der Festung vorgelagerten Berge aus kann der (S. 229 Z. 6 v. u. vorgebrachte und S. 250 u. wiederholte) Vergleich mit einer osmanischen Galeere Sinn haben. Vom Gül Baba-Hügel aber schaut man auf die breite Nordseite des Festungsberges; wir verstehen es, wenn E w l i j a hier (S. 229 Z. 7 V. u.; das sinnlose bädemsi ist in bädem gibi zu ändern, J A C O B ) die Gestalt der Festung mit einer Mandel vergleicht. Auch kann man nur vom Blocksberg sagen, er beherrsche die Burg Ofen vollkommen. ( E w l i j a S. 237 Z. 8 v. u., auch S. 250 u.) « E w l i j a S. 248 Z. 3 u. 245 Z. 10 gibt ihm einen anderen Heimatsort. ' v. K B Ä B L I T Z weist im Islam YHl S. 258 darauf hin, daß P e t s c h e w i Ungarisch kann und ungarische Schriftsteller benutzt. - Band I S. 238. « (xmd Übergangsform zu Gürz Iljäs ?) Über das Heiligtum des Keulen-Elias s. imten S. 38. 9 s. das Tagebuch des C H M S T O P H V O N C A R L O W I T Z , welches M E Y E R (in der Zeitschrift für Preußische Geschichte imd Landeskunde, 16. Jg. Berlin 1879) S. 5t)8ff zitiert, S. 517 unter

Aus ungarisch Kelenföld machten die Türken volksetymologisch kile aahrasy oder moasy, Scheffelebene.^ Diese Ebene wurde als das gegebene Schlachtfeld betrachtet^, besonders aber als Lager-® und Sammelplatz für muslimische Heere benutzt, welche zu Kämpfen an der österreichischen Grenze, auszogen.^ Hier mußten Truppen aus den Nachbarpi'ovinzen acht Monate lang dienen.^ Als einen weiteren Ortsnamen der Ofener Gegend finden wir bei E w l i j a Mohabat. Die Erwähnungen besagen, daß es vor dem Ebene-Toi®, also westlich von Ofen', eine die Königsburg beherrschende Anhöhe war, welche daher auch vom Feinde zur Beschießvmg der Festung benutzt worden war.® — Nun hat der türkis'che Plan der Umgebung Ofens westlich der Festung® die Beischrift welche K A R Ä C S O N in der Erklärung im Anschluß an E w l i j a s Mohabat^" Mohanat liest. Immerhin bleibt der Unterschied der Namen bei E w l i j a und im Plane beträchtlich. Ähnliche Angaben wie E w l i j a über Mohabat macht R a s c h i d über den Rabenberg, karga bajry, welchen er gelegentlich der Belagerungen 1684 und 1686 erwähnt^i: auch dieser Berg wird von den Belagerern besetzt; er liegt gegenüber dem Ebenetor und beherrscht einige ihm gegenüberliegende Schanzen. Der türkische Plan zeigt, daß dies die heute Naphegy, Sonnenberg, genannte Anhöhe westlich der Königsburg ist.^^ Der türkische Plan der Umgebung Ofens zeigt auf der Westseite der Stadt noch mehrere sonst unbekannte Namen von Örtlichkeiten, welche sich durch Vergleich mit einer modernen Karte feststellen lassen: tschyl bajry, der Haselhuhn-Hügel, dürfte dem kleinen Blocksberg, kestane bajry, der Kastanien-Hügel, dem Schwadern 30. Sept. 1 5 4 2 . — U n t e r demselben D a t u m auchTKAUT S. 106. Somit hat die von E w l i j a S. 25Ö Z.13 angegebene Jahreszahl 948 h = 1 5 4 1 / 2 D für die Befestigimg ihre Berechtigimg, und das von Abendländern gewöhnlich gebrachte J a h r 1.598 bezeichnet mindestens nicht die ' erste Befestigung. — Vgl. imten S. 21 f. So e r k l ä r t e s E w l i j a S. 251 Z. 3ff. 2 E w l i j a S. 219 Z. 6—7. ® P e t s c h e w i I I S. 219, 220, 246. — M e h r e r e der von GBZBGOBZEWSKI mitgeteilten Schreiben sind auf der Ofener E b e n e , sahrä-i-Budun, abgefaßt, z. B . S. v^, AY, ^ E w l i j a ,S. 213 Z. 5ff, S. 251, S. 255/6. ^ E w l i j a S. 228 oben. « E w l i j a S. 231 Z. 11. ' E w l i j a S. 231 Z. 4 ; S. 247 u.: Gül B a b a — ilohabat—GÜTZ Iljäs ist die Linie im B o g e n westlich um die S t a d t herum, Kelenföld—Alt-Ofen östlich. « E w l i j a S. 237 Z. 5 v. u. ' in der Gegend des heutigen Adlersberges, Sashegy. " ' S . 217 Z.13 h a t der S t a m b u l e r E w l i j a - T e x t die F o r m Mohajat. — Der Stambuler R ä s c h i d T e x t im 1. B a n d e S. 451 h a t abweichend ,,zusammengebogen,geneigt", was HAMMER, ÖESCFECAIE V I S. 436 als mihnet depesi, „Leidenhügel', d e u t e t ; nach ihm NKMBDY S. 6 und LINZBAUER S. 123 Anm.- (Die dort gegebene Gleichsetzung von Leidenhügel imd Gül B a b a wäre dann unrichtig). " R a s c h i d B a n d I S. 452 Z. 3 v. u., S. 491 Z. l l , u n d Z . 9 v . u . ' - D a s Richtige h a t NEMEDY S. 6. Dagegen HAMMER, Oeschichle V I S. 437 identifiziert karga bajry fälschlich m i t dem Blocksberg, imd dafür S. 439 Gürz Iljäs m i t dein Josephsberg. —• V g l . LINZBAUER S. 123 Anm.-, ZIBGLAUER S.

95.-



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benberg und keschischlik bajry, der Mönch(tum)-HügelS dem heutigen Lindenhügel, Härshegy, entsprechen. An dem heutigen ördögärok, Teufelsgraben, bezw. huvös völgy, kühlen Tal, finden sich die Bezeichnungen Kowatschynadan gelen sudur, ,,es ist das vonKowatschyna kommende Wasser" und Kowatschyna joludur, ,,es ist der Weg von K."^; Kowatschyna nannten also die Türken das weiter oben im Tale liegende, heute Nagy-Koväcsi® heißende Dorf. Oft wird der Gül Baba-Hügel erwähnt,^ welcher, noch heute bekannt und besucht®, nördlich der Stadt einige hundert Meter vom Donauufer entfernt liegt. Da das Grab des Heiligen nicht auf dem Hügel selbst, sondern am Abhänge liegt, hat der türkische Plan der Umgegend Ofens zwei Beischriften: Gül Baba bajry, G. B.-Hügel®, und G. B. türbesi, das Grab des G. B., während der Stadtplan G. B. tekjesi, das Kloster des G. B., zeigt.' Die Türken scheinen diesen heiligen Hügel nicht befestigt zu haben, obwohl er die naheliegenden Vorstadtbefeatigungen strategisch beherrschte.® So konnten die Feinde den Punkt leicht besetzen und als bequemen, den Türken gefährlichen Stützpunkt benutzen.® ,,Auf der »West«seite der Festung Budin in der Nähe von Gül Baba und der Bali Bej-Therme^® am Donauufer"^^ lag barut chäne kal'esi, die PulverfabrikFestung, „viereckig und mit vier Säulen, mit einem mächtigen Turm und einem nach »Süden« schauenden Eisentore".^^ Es ist die ,,kleine obere V o r s t a d t " o d e r ,,Pulvermühr''* der alten Bilder. Als Erbauer wird meist^® Arslan Pascha genannt, welcher 1565—6 Statthalter von Ofen war. Das von Ewlija^® angegebene Jahr ' Über den Grund zu dieser Bezeichnung äußert K A B . \ C S O N in seiner Erkläriuig eine Verm u t u n g (Nr. 7). ^ M A K S I G L I las 12. Couacina 13. Tabae sm'i, zertrennte also imrichtig die erste der oben genannten türkischen Beischriften. DaKABACSON diese richtig u n t e r Nr. 12 gibt, fällt natürlich Nr. 13 ganz von .selbst fort. ® ungarisch koväcs = Schmied. * s. f ü r E w i i j a : J A C O B , AUS Ungarns Türkenzeil S. 27^] ^ S . JACOB a . a. O. S. 26")

liest merkwürdigerweise Mehmed haha hajry {Reg. S. 150, Nr. 21). ® Über das Heiligtum .s. imten S. 37. ' E w i i j a S. 241 Z. 13. ® So im J a h r e 1011h = 1602 D ( n a c h N a ' i m ä l S . 301) und auch 1686 (s. z. B. N K M E D Y S . 6 unten). — Gül B a b a ist im Vordergrund der Abbildung Theatrum Europaeum S. 1014/5 u n d in F O N T A N A S Ansicht (la) sichtbar. Auf F O N T A N A beruhen die Abbildungen bei L I N Z B A U B B , Tafel I I I und H A E U F L E R S . 104/5. i'vgl. u n t e n S. 40 f. " E w i i j a S. 248 Z. 7—6 v. u. i ^ E w l i j a S. 248 Z. 3—2 v. u. " z . B. M B I S T E B J O H A N N D I E T Z S . 79, T O I F E L S . 168/9, Monarchie S . 4 7 ; Z E I L E B S . 166/7, Theatrum Europaeum S. 570/1; K H E V E N H I L L E B V S. 2518/19, imd andere, türk. Stadtplan barutchäne. J U V I G N Y 57; vgl. auch F O N T A N A . " P e t s c h e w i I S. 3 6 . E w i i j a S . 248 u. 249. Über Arslan Pascha vgl. j e t z t J E N S E N / S Z A N I X S. 147f. — Nach I S T H U A N F F I S . 450a u n t e n erfolgte der B a u erst durch Mustafa Pascha. Dieser äußert in dem IslamlX. S. lOOff. herausgegebenen Schreiben, aus Ägypten k o m m e Pulver, und die Provinz leide keinen Mangel mehr daran. H ä t t e die Ofener Pulverfabrik damals bestanden, so h ä t t e er sie sicher in diesem Zusammenhang erwähnt. " E w i i j a S. 248 Z. 5 v. u. ^ KABACSON



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936 h = 1529/30 D für die Erbauung ist unwahrscheinlich^ und auch sonst nicht belegt.^ Alt-Ofen hat während der ganzen Türkenherrschaft als eine zur nähije, dem Bezirke, von Ofen® gehörige Stadt bestanden, doch scheint es im Laufe"der Jahre immer mehr und mehr zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken zu sein. Im 16. Jahrhundert wird es mehrfach* als Lagerplatz von türkischen Heeren, während der Belagerungen 1598 und 1602® als feindlicher Stützpunkt erwähnt. Verhältnismäßig wohlhabend scheint die Stadt noch um 1580 gewesen zu sein: eine Steuerquittung* zeigt 90 zu einer Torsteuer'' von je 50 Aktsche verpflichtete Häuser, und durch die andern regelmäßigen Abgaben des Ortes wird die Gesamtsumme von 20 000 Aktsche erreicht. Unter den mit Namen aufgeführten christlichen Einwohnern sind zahlreiche Handwerker und ein biro, christlicher Richter.^ Im Januar 1596 vermindert sich die Einwohnerzahl plötzlich um 2160 Christen, welche bei Nacht nach Gran fliehen." Und so führen denn zwei Kopfsteuerlisten um 1630'® nur noch 53 steuerpflichtige Häuser an. — Ewiija nennt Alt-Ofen nur einige Male nebenbei. Mehrere von den Donauinseln bei Ofen werden in den türkischen Quellen erwähnt. Bei der Belagerung Ofens im Jahre 1602 dringen die von Alt-Ofen her angreifenden Österreicher über tschyl ada{syY^ und lcyz{lar) ada{sy), die Mädcheninsel, vor. Die letztere liegt nach Ewlijas^' Angabe Alt-Ofen gegenüber, nach der Urkunde Nr. 11 in B E H B N A U E R S Nachlaß ,,der Vorstadt von Ofen", wird also der heutigen Margaretheninsel entsprechen. Nach dieser Urkunde'* scheint die an' Sollten die T ü r k e n schon v o r der endgültigen Besetzung Ofens im J a h r e 1541 in U n g a r n Bauten errichtet haben ? - {Höchstens d u r c h P e t s c h e w i s A u s d r u c k (I S. 36) ihdäs, E r n e u e r u n g (eines älteren, verfallenen B a u e s ?)) — Einzelheiten über die P u l v e r f a b r i k s. u n t e n S. 21f. ' s. defterek I S. 148, 322. Ü b e r d e n Ofener Bezirk vgl. u n t e n S. 47. '' 1529 n a c h Solimans T a g e b u c h bei HAMMER Geschichte I I I S. 649; gleich na ch d e r E r o b e r i u i g 1 5 4 1 i n d e m 5 . S t a a t s s e h r e i b e n i n BEHBN.ALUBRS N a c h l a ß ( v g l . H A M M E R OeschichteUl

S. 2 3 0 ) ;

1594 bei N a i m ä B d . I S. 132. ° N a i m ä l S. 209, 301. ® defterek I I S. 541. ' d. i. K o p f s t e u e r , vgl. u. S. 49f. ' vgl. u n t e n S. 54. ' OBTELIUS Ghronologia S. 302/3. ^''defterek I I S. 710 u n d 729. — Die gleichzeitigen, b e d e u t e n d kleineren Zahlen f ü r Kopfstexier in Ofen u n d P e s t zeigen, d a ß in Alt-Ofen die christlichen E i n w o h n e r ganz b e d e u t e n d m e h r v o r h e r r s c h t e n als d o r t . Übrigens war ja ein Teil d e r zu Ofen b e s c h ä f t i g t e n Christen stevierfrei (s. u. S. 59«). " E w i i j a S. 241 u n d 250, u n d sonst. ' ^ N a ' i m ä I S.301 (u. 329); vgl. e t w a oben S.36: tschyl hajry, H a s e l h u h n - H ü g e l . (Oder ist ^L^ v e r d e r b t atis J ^ ?) — P e t a c h e w i I I S. 247 oben beschreibt dasselbe Ereignis, n e n n t a b e r n u r die Mädcheninsel. ' ' S . 241 Z. 7—6 V. u. — HAMMERS (Gesch. I V 323) Lesung in der N a ' i m ä s t e l l e kazlar adasy, Gänseinsel, stellt sich also als falsch heraus. " T e x t u n d Ü b e r s e t z u n g s. i m A n h a n g , N r . 2. — Ü b e r F r u c h t b a r k e i t der Margaretheninsel in J a h r e 1684 siehe HAPPEL I I S. 525. — Abendländische Schriftsteller h a b e n f ü r die Margaretheninsel N a m e n wie: Haseninsel, HerreninseL Große Insel, St. Maria- xmd J u n g f r a u Maria-Insel.



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fangs verödete Insel unter den Händen der Türken zu blühendem Land mit Obstund Weinpflanzungen geworden zu sein. Für das heutige Csepel sziget südlich von Budapest finden wir bei den Türken den Namen fcowm-Insel^, der bisweilen volksetymologisch zu kojun adasy, Schafinsel, umgeformt wurde.^ Reich an Viehherden®, an Acker- und Weideland u n d blühenden Dörfern* war diese Insel; ja, sie hatte sogar eine kleine Hafenstadt m.it dem gleichen Namen.® Die Insel bildete eine besonderen ä/w'^e im Ofener Sandschak®, sie hatte einen muslimischen Kadi', neben dem man aber christliche Richter bestehen ließ;® die Bevölkerung war ja durchweg christlich, und ihre Kopfsteuer® zusammen mit den andern Abgaben bildete alljährlich eine gute Einnahme der Ofener Staatskasse.

2. Kapitel. Die Befestigungen. Die Befestigungen Ofens lassen sich in die der Stadt, der Vorstadt und die beiden Forts, die Pulverfabrik und die Keulen-Elias-Festung auf dem Blocksberge, scheiden. Die Ringmauer der F e s t u n g , welche von erheblicher Breite und Höhe w a r " , war an mehreren Stellen noch verdoppelt: vom Goldapfelschloß bis zum Ebenetor^^, d. h. am ganzen Südteile der Westfront der Festung;'® vom Bali Pascha-Tore 1 E i n Schreiben Mustafa Paschas {Islam V I I S. 277) h a t ^ ß , ebenso die Berliner H a n d schrift Orient 112 ( P E R T S C H N r . 269) fol. 8 v aus d e m J a h r e 999 h = 1591 D. Das 13. Staatsschreiben in B E H R N A U B B S Nachlaß h a t ^ J Y diese F o r m h a t auch E w l i j a S.211 in der Überschrift (Als imgarische Aussprache g i b t er j j y kowun an.) Die defterek umschreiben es ungarisch m i t Kövin, R o c z k e v e (Raitzenmark). M A B S I G L I , Danubius etc. I S. 29: K o v i n s k a A d a . Voiage de Levant S. 48; A cinq lieues de B u d e est u n boiirg n o m m e Couin, d o n t les h a b i t a n s sont tous Caluinistes,. . . (sollte zwischen K o w i n u n d Calvin (Chauvin) ein Z u s a m m e n h a n g b e s t e h e n ? ) 2 E w l i j a S. 211 Z. 14. » E w l i j a S. 211 Z. 15; defterek I I 261: Viehsteuer. N a c h E w l i j a a. a. O. sieben; defterek I 144/5 werden Dörfer g e n a n n t , von denen eins Csepel h e i ß t ; so h e i ß t a u c h schon d a m a l s die ganze Insel, s. BBL I I I S. 14. — A u c h M a r g a r e t h e n insel hieß diese Insel ( B E L a. a. O., I S T H U A N F F I S . 147a, F O N T A N A 78, der P l a n bei K A B O L Y I S.357, B I Z O Z E B I S . 181; B Ö H M , Die Handschriften des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Wien 1873: N r . 320, 1.) ° defterek I 144/5; I I 10: H a f e n e i n n a h m e n , auch I I 261; s. ferner K A B . i c s O N S U r k u n d e n s a m m l u n g S. 48. " s. imten S. 47. ' defterek I 126, Die Insel bildete also einen besonderen Gerichtssprengel kazä (s. IslamVH S. 277). Die Berliner U r k u n d e (s. Anm ist vom K o w i n e r K a d i unterzeichnet. ' defterekll S. 57, a u c h S. 10. ' defterek I I 710, 730. " P a c h t e i n k ü n f t e : defterek I 24, 57, I I 56, 187, 264, 295, 348. " v g l . M A B S I G L I Reg. S. 152, a u c h S. 118 u. 122. E w l i j a S. 230 Z. 3 gibt als Breite 56 F u ß a n . ' ^ E w l i j a S. 229 u n t e n . ^'vgl. den türkischen S t a d t p l a n u n d die abendländischen Pläne.

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bis zum unteren Wässeftor^, also auf dem gegenüberliegenden Teile der Ostseite; ebenso auf der Südfront wegen der gefährlichen- Nähe des überragenden Blocksberges^; ferner war zwischen der Mittel- und Inneniestung eine Doppelmauer quer über den Festungsberg gezogen.® Somit war die wichtige Innenfestung ringsum durch D.oppelmaüern geschützt. Die Mittelfestung hatte nur an der gefährdeten Nordfront eine zwei-, z. T. dreifache Mauer, sonst nur eine einfache.^ Die Wirkung der Mauer wurde durch den Festungsgraben^ verstärkt. Dieser konnte streckenweise fehlen, so z. B. an der Westfront, wo das abschüssige Gelände an sich schon genügende Sicherung bot.® Beim Wiener Tor lag auf einer Strecke von 1000 Schritt' ein tiefer, breiter, in Felsen gehauener Graben, jedoch zwischen den hier verdoppelten Mauern.® Die Türken haben die Mauer im Laufe ihrer Herrschaft mit zahlreichen Wachthäusern, Türmen und großen Bastionen (Rondeln) versehen." Schon aus dem Jahre 1542 haben wir ein Zeugnis^"besonders reger Bautätigkeit und erfahren, wie viele große Befestigungswerke die Türken schon in so kurzer Zeit ihrer Herrschaft in Angriff genommen hatten und wie der Bau betrieben wurde. — Betreffs der Bauweise der Bastionen, deren ,,jede ihre besondere Geometrie h a t " , lobt Ewlija^^ die gute, alte Zeit mit ihren geschickten Baumeistern, gegen welche die seinerzeit nicht aufkommen. Nach seiner Angabe^^ sicherte man die Bastionen durch Aushöhlen ihrer Mauern, ,,wie Schildkrötenrücken", wodurch ein Abprallen der (schräge) einschlagenden Geschosse erreicht wurde. Unter den Bastionen legte man Hohlräume an; feindliche Minen explodierten dann in diese Lufträume, also gleichsam ins Leere hinein, ohne die Bastionen ernstlich zu beschädigen.^® —

^ E w l i j a S. 235, Z.13 v. u., d. i. im türkischen Plane kütschük kapu bis frengi kapu; vgl. oben S. 72 und ^ 2 E w i i j a S. 237 Z. 8—7 v. u. Südlich dieser Doppelraauer vorgelagert war d a n n noch das große Rondell (vgl. u n t e n S. 18). — Cod. FLÜGEL Nr. 1278 fol. 108 v : ^LH J f j ^ ^ J jO.iljjCJjU" ^ j ^ J ^ i j j j j ^ Jjl ^ a^jji da von der Landseite her der Keulen-Elias-Berg eine diese Stadt s t a r k überragende Anhöhe ist, h a t m a n mächtige Vorkehrungen getroffen, diesen Übelstand zu beseitigen. " s. oben S. If, 6. ^ vergleiche die Pläne der Festung. ^ N a c h der Bodenbeschaffenheit war er nicht m i t Wasser gefüllt, sondern trocken. ® E w i i j a S. 230, Z. 3—5. ' E w i i j a S. 230, Z. 5—6. ' vgl. die Pläne, besonders KAROLYI' Plan I : t , I I I : H ; BIZOZEBI S. 181 (auf den sich ZIEGLAUEB S. 73 beruft). I m Plane des Diarium (1686) wird als Tiefe des Grabens drei R u t e n , als Breite über 30 Schritt angegeben. ' E w i i j a S. 230 Z. 15, 7, 10 spricht von zahlreichen Icaragol chäneler, 90 T ü r m e n u n d 17 Bastionen. ^"Den von Dr. HUBERT NEUMANN im Islam B d . V I I I S. 113—120 herausgegebenen,Ferman Solimans. — Schon 1541 findet Roggendorf viele neue Befestigungen (gegenüber 1530) v o r : ISTHUANFFI S. 144b.

" S . 230 Z. L2ff. 12S. 230 Z. 10 V. u. i ^ E w l i j a S. 230 unten.



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Während der ganzen Türkenzeit setzte man das Bauen fort; es scheint, daß die Statthalter ihre Ehre dareinsetzten, bei ihrem Abgange die Festung um eine oder mehrere Bastionen bereichert zu hinterlassen und sich selbst ein ihren Namen führendes Denkmal zu setzen. So finden sich schließlich an allen irgendwie wichtigen Stellen Bastionen; bei der Einzelbetrachtung der bedeutendsten von ihnen gehen wir der Reihe nach um die Festung herum. Am Ebenetor lag eine große Bastion, die nach Kasim Pascha benannt wurde,^ doch sind auch andere Namen für sie überliefert.^ Nördlich davon an der Westseite der Festung lagen einige weniger bedeutende Werke,® und erst die Bastion an der Nordwest-Ecke ist wieder wichtig: topralc kullesi, der Erdturm.^ Dieser spielte bei der Belagerung 1684 eine Rolle.® — An der Nordfront lagen westlich des Wiener Tores zwei Bastionen, von denen die westliche nach Sijawusch Pascha® oder Mustafa Pascha'^, die östliche nach Mürad Pascha, bezw. Kara chodschaBastion® genannt wird; östlich des Wiener Tores lag etwas zurück die Mahmud Pascha-Bastion®, nahe dabei die Siebenbürgener,^^ welche die Ostecke bildete. Eine Bastion der Ostfront hieß Signal-Turm, chaber kullesi.'^'- Sonst lagen in der R a s c h i d I S. 4 5 3 mehrmals, I J N D S. 4 5 5 ; vgl. den türkischen Stadtplan ( M A R S I G L I S Beischrift Casam hasa Culasi zum türkischen Plan der Umgegend deutet K A B A C S O N unrichtig als Hasan.) ^ Der italienische Plan Reg. S . 1 5 0 / 1 (und danach S Z E N D K B I S . 616/7); St. J o h a n n s W e r k oder Hasan Pascha Tabia. — H a s a n Pascha, der Sohn des b e r ü h m t e n Großwesirs Mehmed SokoUi, war 1593/4 Ofener Bejlerbej; vgl. über ihn P e t s c h e w i I I S. 29—31. — E w l i j a (S. 231 Z. 8ff) erwähnt n u r eine von Gürdschi K e n ' ä n P a s c h a (viermal zwischen 1655 und 1663 Pascha von Ofen; vgl. IslamYlll S. 243/4) begonnene, aber imvollendete Bastion beim Ebenetor. Also wird Hasan Paschas Bastion in Verfall geraten sein; ihre Erneuerung ward von dem Georgier K e n än Pascha in Angriff genommen, aber nicht von ihm vollendet, sondern erst durch Dscherräh Käsim Pascha (1666—7, dieser wird gemeint sein). " Eins von ihnen h a t t e nach den türk. Plänen den sonderbaren N a m e n ekschi ä.'ch hullesi, Sauerspeiseturm; das zweite n e n n t der türkische S t a d t p l a n Well bej kullesi (vgl. u. S. 40/1 die Weli bej-Therme), während im türkischen Plan der Umgegend, in welchem M A R S I G L I die Ortsnamen in der S t a d t eingefügt hat, die Bezeichnung f e h l t . — A u c h sonst sind mehrfach Abweichungen zwischen den beiden türkischen Plänen festzustellen; M A R S I G L I h a t also nicht einfach die türkischen Bezeichnungen des Stadtplanes in den andern Plan übertragen, sondern andre türkische Quellen (mündliche ?) benutzt. ^ s. die türkischen Pläne, auch den Plan Reg. 150/1 (danach S Z B N D B B I S . 616/7). ® R a s c h i d I S. 453; S. 452 Z.6—5 v. u . : toprak kal'esi. — V g l . a u c h N a ' i m ä l S. 301 Z. 11. So der türkische Stadtplan. E w l i j a erwähnt diesen Tiu'm S. 230 Z. 7 v. u. \md S. 241 Z. 11 (s. oben S. 10»). ' So M A R S I G L I in der Beischrift zum türkischen Plan der Umgegend. ® Diese verschiedenen N a m e n bringen die türkischen Pläne. D a der Pascha bisweilen K a r a Müräd genannt wird, d ü r f t e er auch m i t dexa kara chodscha, einem vulgären Namen, d e n M A R S I G L I wohl aus d e m Munde eines Soldaten hat, gemeint sein. E w l i j a n e n n t diese Bastion S. 230 Z. 7 V. u. ' So der türkische S t a d t p l a n ; Mahmud war 1667—70 Pascha von Ofen. — M A R S I G L I im zweiten türkischen Plan benennt auch diese Bastion nach Mustafa Pascha. ^"Erdel kullesi haben beide türkische Pläne. die türkischen Pläne; (Signal modern = ischäret).—Wenn der Plan 150/1 hier etwa die Bezeichnung Büro Tabia, Baloardo di Buron h a t , wird wahrscheinlich j j y , Horn, gem e i n t sein und dieser N a m e also dasselbe bedeuten. (Ebenso der Plan der Sonderbaren Begebnüsse, u n d SzBNDRBi S. 616/7.) 1

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BJörkman, Ofen zur Tiirkenzeit.



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Ostmauer der Festung, die ja durch, den davor liegenden, befestigten Vorstadtstreifen geschützt war, keine größeren Bastionen. Es folgt daher die größte Bastion von Budin,^ das große Rondell an der Südspitze der Innenfestung. Dieses hatte eine ganz besonders starke Bewaffnung^ und Besatzung®, einen eigenen, tief in die Felsen gehauenen Außengraben^ — kurz, war eine für sich abgeschlossene Befestigung.5 Auch auf der Innenseite war ein Graben, der wie der äußere durch eine Zugbrücke passiert wurde.® Es fehlt noch eine Bastion an der Westseite, die die Nordwest-Ecke der Innenfestung bildete und von Karakasch Mehmed Pascha' erbaut worden war. Da dieser 1618—21 Statthalter in Ofen war, werden wir diese seine Bastion in dem „neuen Turm des Mehmed Pascha" wiedererkennen, welchen einige Defters aus den Jahren 1628 bis 1631 erwähnen. Nach der einen Angabe® lag hier eine besondere Besatzung von 16 Mann, während ein andermal® 11 Mann unter einem Aga genannt werden. Weiter wichtige Punkte der Festungsmauer waren die Tore, welche durch die nahegelegenen Bastionen mit verteidigt wurden, aber auch selbst befestigt waren. Die Haupttore hatten mehrere hintereinander liegende Durchgänge^", während die weniger wichtigen Tore einfach waren. Über den Toren standen bisweilen"nach altem, frommem Brauch erbauliche Inschriften. E w l i j a s Bezeichnungen Eisen- und Holz-Tor werden sich auf das Material der Torflügel beziehen. Wir hören auch von jenen mittelalterlichen Einrichtungen, ein Tor plötzlich gewaltsam zu sperren: so hatte das Wiener Tor „dicke eiserne Fallgatter, die mit allerhand List konstruiert sind und deren eiserne Unterteile mit Hellebarden 1 E w l i j a S. 240 Z. 5ff; — v g l . oben S. 7, 16. Der türkische Stadtplan unterscheidet diese büjük frengi hülle von einer kütschük weiter westlich. R a s c h i d I S. 453, 457 erwähnt die Bastion einfach als frengt hülle gelegentlich der Belagerung 1684. ^ nach E w l i j a S. 240 Z. 7—9 hatte es zwei Stockwerke; auf dem oberen wie dem unteren ( K A B O L Y I Plan I: C, II: E) waren je zehn Geschütze mittleren bezw. schwersten Kalibers. ' nach E w l i j a s Angabe (Z. 12) 100 Garnisonssoldaten unter sieben Agas. ^ s. E w l i j a S. 240 Z . 10—11. K Ä R O L Y I Plan I: B, II: D. So ist also imrichtig, was Z I E G L A U B B S. 73 aus dem in seiner Anmerkung 1 zitierten Bericht schließt, daß nämlich dieser äußere Graben erst unmittelbar vor der Rückeroberung Ofens 1686 angelegt worden sei. ® E w l i j a S. 240 Z. 12. Wir sahen bereits, daß diese Bastion durch eine Doppelmauer von der Innenfestung geschieden war (s. o. S. 16^). ® K Ä B O L Y I Plan I : E, I I : p. ' s. die türkischen Pläne. E w l i j a S. 230 Z. 8—7 v. u. R a s c h i d I S. 455; ferner S. 453 Z. 6 als Kara Bäsch hullesi. Ins Ungarische übersetzt heißt der Turm feketeszem ,,Schwarzauge", so K A B O L Y I S . 218, S Z E N D B E I S . 616/7. — K A B O L Y I Plan I : K , II: c. « deftereh I S. 426. ' deftereh I S. 452. "Nach E w l i j a s Angaben — auch der türkische Stadtplan deutet dies an — bestand das Ebenetor aus drei, das Wiener Tor aus ,.mehreren" und das Schloßtor aus zwei Durchgängen, und für ein Tor zwischen Mittel- und Innenfestung haben wir oben S. 5f dasselbe festgestellt. "Ein Beispiel hat uns J A K O B T O L L I U S erhalten in seinen Epistolae itinerariae S. 1 9 8 (wiedergegeben Reg. S. 146, 170), das bekannte lä iläha illä ^llähu muhammadun rasülu "llähi. Es gibt heinen Oott außer Oott, Muhammed ist der Gesandte Oottes, welches supra Portam secundam Arcis, d. i. wohl über dem seraj hapusu des türkischen Planes, stand.



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und Speeren hergerichtet sind, an Ketten aufgehängt; die läßt man auf die Feinde während des Stürmens herab, so daß die Speere einige von ihnen durchbohren und ihr Weg versperrt wird."i Zu beiden Seiten der Tore standen schwere Geschütze; am stärksten waren als wichtigste Punkte der West- und Nordfront das Ebene- und das Wiener Tor bewehrt.® Noch aus vortürkischer Zeit hatte man am Wiener Tor ein riesiges Geschütz stehen lassen, das aber mehr als Monstrum denn als praktisches Verteidigungsmittel galt.® In den Räumen zwischen den Einzeltoren^ hingen allerlei Geräte und Waffen,^ oder es befanden sich dort Zeughäuser und Werkstätten.® Die Waffen waren teils zum Gebrauche der Torwache' bestimmt, teils altes Gerümpel, an welches man ganze Legenden gesponnen hatte.® Die Mittelfestung, der nördliche Teil des Festungsberges, hatte im Innern keine Befestigungen. Daher konnten bei der Eroberung 1686 die von Norden her stürmenden Truppen, nur wenig durch Straßenkampf aufgehalten, verhältnismäßig schnell bis an den Graben zwischen Mittel- und Innenfestung vordringen. Die Innenfestung dagegen war auch im Innern stark befestigt. Zwischen den einzelnen Plätzen waren Mauern mit Toren aufgeführt, so daß man gegen eindringende Feinde jeden Platz wie eine Festung für sich verteidigen konnte.® Die vorhandenen Gebäude, besonders die Königsburg, wurden so weit wie irgend möglich für militärische Zwecke verwendet, neue militärische Gebäude und Verteidigungswerke wurden an und auf den Plätzen errichtet; so sind die Beischriften des türkischen Stadtplanes für die Innenfestung meist militärischer Natur. ' E w J i j a S. 231 Z. 8—6 v. u. — Ehie gleiche Einrichtung beweist schon der Name des Fallgattertores. - Die am stärksten befestigten Punkte heben sich gut ab in den amtlichen „Inventarium derjenigen Stuokh, Polier und Hauhitzen, so nach eroherung Ofen den 3. Septemhr Ao. 1686 auf denen Posten gefunden worden", in den Mitteilungen des h. k. Kriegsarchiv 1886 S. 117—120; auch bei Z I E G L A U E B S . 1 7 4 — 1 7 9 . " E w l i j a S . 232 Z. 2—3. * Beim Wiener Tor waren es nach E w l i j a (S. 231 Z. 11 v. u.) Arkaden, 50 gestreckte Schritte lang. ' Türkische Waffen aller Art aus jenen Zeiten haben besonders das Wiener Waffenmiiseum und das Bayrische Armeemuseum in München, einige auch das Bayrische Nationalmuseum, in München. — Vgl. ferner M A J L A T H Nr. 999ff. beim Ebene-Tor, E w l i j a S. 231 Z. 6—7. Von Beparatiu'en am Wiener Tor und an Ofener Bastionen im Jahre 1629 hören wir defterek I S. 438. Dort werden außer der Löhnung der Arbeiter Ausgaben für Material, wie Schindeln, Bretter imd Nägel notiert, welche zum Teil aus der Staatskasse, und zwar aus eingegangener Kopfsteuer, gedeckt werden. • deftereh I S. 451 (aus 1630/1) führt speziell als Torwachen in Ofen an: 21 Mann in 2 Bölüks unter einem Aga und seinem Ketchuda; ferner drei Odas Tor-Aseben, im ganzen 15 Mann unter einem Aga. ® So erzählt E w l i j a (S. 232 Z. 12ff) von sechs Schilden am Wiener Tor, daß sie „der Eroberer von Bagdad" (das wäre Sultan Mürad IV, 1623—40) mit e i n e m Stoße glatt durchbohrt haben sollte, von einer Pflugschar, die der Heilige Keulen-Elias mit einer Lanze durchbohrt habe u. a. m. — Ganz entsprechend G E R L A C H S. 12b, vgl. LXTBENAU I S. 81. (S. 161 erwähnt er dieselbe Sitte in Stambul; SCHAMS S. 105 für spätere Zeit am neuen Wiener Tor in Ofen). " s. N Ä M E D Y S. 26 über die letzte Phase des Kampfes 1686. "so im Plane auf dem Bali Pascha-Platze: Sijawusch Aga japdygy jükselc jeni tabia, die hohe (KABACSON liest kesek Ziegel, doch glaube ich zuerkennen), neue, von Sijawusch Aga gebaute Bastion. — K Ä E O L Y I Plan I : d, I I : a Riesenbast«i.



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Das große Rondell südlich der Iiinenfestung bildete den oberen Abschluß der gleichfalls stark gesicherten älteren Wasserversorgungsanlage der Festung.^ Ihren Hauptschutz am Strome bildete die Ali Pascha-Bastion^, „die stärkste von allen Bastionen; deren gleichen gibt es nicht in diesen Grenzländern. Die Donau umgibt diese Bastion wie eine Insel. Sie hat zM'ei Stockwerke Geschütze mit je 20 Kanonen" .®Eine Monumentalinschrift auf der Stromseite nannte ihren Erbau er^, der ihr den Namen gab. Diese Bastion hatte den Sonderz weck, die nahe Schiffbrücke zwischen Ofen und Pest zu schützen.® ,,Auf der Innenseite" lag ein als Munitionslager dienendes bölme hisär, Teilbefestigung, dazu.® Denselben Ausdruck oder dolina hiscir, Füllbefestigung, verwendet E wli j a auch für die Zwischenbefestigungen, welche die Große V o r s t a d t in einzelne, gesondert zu verteidigende Teile — nach der Art der Innenfestung — zerlegten. Eine von ihnen war verstärkt und schützte den oberen Wasserweg.' Auf vierfache Stärke war die innere Befestigungslinie an der nordöstlichen Vorstadtecke gebracht.® Eine weitere öölme-Befestigung lag, wie der türkische Stadtplan zeigt, am Neutor und wurde nach diesem benannt. Meist sind diese Vorstadtbefestigungen im Vergleich zu denen der Stadt nur schwächere Anlagen, Wälle oder Pallisaden. Auch die Ringmauer der Vorstadt^ war mit der Hauptmauer der Festung nicht zu vergleichen. So macht denn auch die ,,einfache Mauer" der Nordseite, die allerdings durch ,,40 feste T ü r m e " v e r s t ä r k t war, auf den Abbildungen^^ einen primitiven Eindruck. Doch an der Ecke an der Donau lag stärker und massiv gebaut beim Hahntor eine Bastion,^- welche der Ali Pascha-Bastion am Hafentor entsprach. Zwischen diesen beiden Bastionen erstreckte sich die „einfache, 1 s. o. S. 8. 2 Evvli j a S. 241 Z. 10 v. ii. ff, auch S. 230 Z. 8; s. oben S. 9. ® In der Erklärung zum Plane der Schrift „Ofen kan von Türken-Klauen Sich Nunmehr befreyet schauen", Nürnberg 1686, wird von einem hier stehenden größten Geschütz der Türken fabuliert, woraujs sie ihre Renegaten in die Donau gescho.9sen, anjetzo aber ihren Sukkurs bei Nachtzeiten oft darmit begehrt haben. ^ E w l i j a S. 241/2. Von den Ofener Statthaltern hießen mehrere Ali; eine Entscheidung ist vorerst nicht möglich. ^ Für wie wichtig die Türken diese Basl^ion hielten, das zeigen die Schwierigkeiten, die sie einer Besichtigung entgegensetzten^ E w l i j a S. 242 Z. 6ff. LTJBENAU I S. 84: Geschütz. . . im Wasserthurm, welches man uns_nicht zeigen wollte. ® E w l i j a S. 242 Z. 6; vgl. auch den türkischen Stadtplan. ' s. o. S. 10^; an dem dort angeführten Orte hat MABSIGLI auch eine schematische Dar•stellung dieser Befestigung. Das oben S.19- angeführte Inventarium nennt u. a. diese lange Wand zum Wasser hinunter als Standort von Geschützen. ® Die Pläne zeigen dies nicht. ' Nach ISTHUANFFI S. 450b wurde sie von Arslan Pascha gebaut; nach der Continuatio S. 31 wurde sie 1601 repariert und verstärkt. Eine genauere Darstellung dieser Mauer gibt MABSIGLI, L'i^tat militaire I I S. 152/3 (wiedergegeben Reg. S. 165), wo auch Einzelheiten der Bauart erwähnt werden. Vgl. LITTKB S. 23. " E w l i j a S. 241 Z. 11—12. I^FONTANA hat eine einfache PaUisadenreihe. Der türkische Plan bezeichnet die Bresche in dieser Mauer mit nemtsche topile jykdygy bedendir (nicht bedenler, wie KARÄCSON liest). '^IM türkischen Plane choros kapusu wekullesi, Hahntor und -türm. JUVIONY 26. Diese Bastion wird erwähnt z. B. im Theatrum Europaeum S. 1022a oben u. 1023a imten.



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scheddadische'^ Mauer" am Donauufer, an sieben Stellen von Wassertoren unterbrochen.2 Dicht südlich des heutigen Lukasbades lag die P u l v e r f a b r i k , ein quadratischer Festungsbau® von nur 800 Schritt Umfang. Wegen der engen Raumverhältnisse hatte man einen Teil der Fabrikräume von außen an die Mauer bauen müssen.* Hier lagen auch die Wohnhäuser für die Soldatenfamilien, welche wegen der großen Explosionsgefahr^ nicht innerhalb der Mauern geduldet wurden. Die Maschinerie der Pulverfabrik beschreibt E w l i j a folgendermaßen®: ,,Mit wie viel kunstfertiger Geschicklichkeit ließ er' aus verschiedenartigem, vorzüglichem, wechselfarbigem Eisen, aus Steineichenholz und aus plasanta^ Trommeln verfertigen und diesen Trommeln zwölf Räder nach dem Muster des sich drehenden Himmelsgewölbes herstellen! Vor jedem Rad heß er je einen Bronze-Mörser machen und die Stampfen aller Mörser aus Bronze und Eisen herstellen. Diese Räder alle dreht das Wasser. Das Wasser seinerseits ist das einer Therme®, welche, ein Warmbad mit einer besonderen Kuppel ist. Der Unterlauf jener warmen Quelle kommt geflossen, und es ist bezeugt, daß es die Räder dieser Pulverfabrik dreht." Die Verbindung dieses Forts mit der Zentralfestung wurde durch einen unterirdischen Gang sichergestellt, dessen Existenz man so gut geheimzuhalten gewußt hat, daß seine Entdeckung!® nur zufällig erst lange nach dem Ende der Türkenherrschaft erfolgte. Auf die Besatzung des Forts werden wir in anderm Zusammenhange kommen." Während das Nordfort im wesentlichen eine befestigte Fabrikanlage war, diente das S ü d f o r t auf dem Keulen-Elias-Berge wirklich dem Schutze der Hauptfestung, d. h. es hatte die Besetzung dieses wichtigen, die Innenfestung beherrschenden 12 Berges durch Belagerer zu verhindern oder wenigstens zu er' fest und prächtig, wie von Scheddad, dem Sohne des Ad, dem Erbauer des sagenhaften Irem, erbaut (ZENKER). ^ E w l i j a S. 241 Z. 6—7. In dieser Mauer war das obere Wasserwerk der Vorstadt durch den Stallttirm stark befestigt. Von dort aus erstreckte sich südwärts, wie der türkische Plan zeigt, die Pallisadenbefestigung (scharanpo, ung. sorompö, Schranke) des Sijawusch Aga, in welcher Wasser war; den nördlichen Teil der Donaumaiier hingegen deuten nur die älteren Abbildungen noch an, nicht mehr die Pläne der letzten Zeit. — Vgl. LITTKE S. 24. ä s. o. S. 13f. ' Dies bestätigen die Pläne. — Nach TAKATS S. 796 hatte Mustafa Pascha in dieser Vorstadt eine Moschee zu Ehren Omers und ein Warmbad bauen lassen. ^ Deshalb ruhte im Juli der Betrieb, war Unbefugten der Zutritt verboten, den Angestellten das Rauchen ( E w l i j a S. 249 Z. 7 — 9 und letzte Zeile; vgl. JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 26). ® S. 249 Z. 9 — 3 V . u. ' Über den Erbauer s. oben S. IS"^^. ^ Das Wort ist vermutlich verderbt. " s. u. S. 40. '"Als Augenzeuge schildert diese BEL, Band III, c, I I Seite 334. »s. u. S. 64. ^^Wie beherrschend eine auf diesem Berge aufgestellte deutsche Batterie im Jahre 1684 wirkte, stellte MABSIGLI in einer Skizze dar, welche Rig. 8. 131 wiedergegeben ist; vgl. auch den dazu gehörigen Text.



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schweren.' Im Anfange nui" ein bescheidenes Blockhaus, wurde die Befestigung späterhin mehr und mehr erweitert^ und schließlich ihrer Wichtigkeit wegen zu einer starken Festung ausgebaut,® die aber ihrer Lage wegen nur denselben geringen Umfang wie das Nordfort haben konnte. Jedoch waren hier die zehn Wohnungen der hundert Mann starken Besatzung in die Festung einbezogen, die außerdem ,,eine Moschee^, Speicher, eine genügende Zahl Ausrüstungsanstalten {dschebe chäne) nebst Personal und zwei Zisternen" enthielt® und einem besonderen Kommandanten unterstand.® Zur Türkenzeit war das ganze platte Land in Ungarn ein wahres Netz von haVeler und falankalar, Festungen und Palanken, wozu fast alle Städte und viele Dörfer umgewandelt waren.' Die dortigen Einzelbesatzungen taten im Kleinkriege dem Feinde Abbruch, während man größeren christlichen Heeren mit aus mehreren Provinzen gesammelten Truppen die Spitze bot.

3. Kapitel. Öffentliche Bauten. Die bemerkenswertesten öffentlichen Gebäude weltlicher Art in Ofen waren das P a s c h a - S c h l o ß der Mittelfestung® und die alte Königsburg, welche den größten Teil der Innenfestung einnahm. Beim letzteren blieb es m e i s t : i m J a h r e 1598 nach I S T H T J A N F F I S , 451a, vind nach der Ab bildung bei O B T E L I U S S . 160/1; s . a u e h die Besehreibung der Belagerung 1598 in der öster reichischen Militärzeitschrift, Wien 1829, B a n d 4, S. 233ff. A m 11. Oktober wurde das Blookh a a s geräumt, die Geschütze von den Türken vergraben, doch von den Feinden wiedergef u n d e n (S. 242). 1602 n a c h N a ' i m ä I 301 Z. 9—10; 1684 nach R a s c h i d I 453 Z, 3—4; auch 1686, s. z. B. die Schilderung im k. k. Kriegsarchiv 1886 S. 36. - So geben einige Defters (defterek I I 687, I 426, 452) aus den J a h r e n 1599/1600, 1628/9 und 1630/1 als Besatzung des F o r t s 49 bezw. 21 und 22 Mann an, also noch bedeutend weniger, als E w l i j a f ü r seine Zeit. —WILD (S. 2 1 ) f i n d e t i m J a h r e 1605 das Blockhaus ziemlich fest, u n d spricht von 20 großen Geschützen droben. ® E w l i j a S. 250 Z. 15 unterscheidet ein inneres, massives Kernwerk von einem als Palanka (also hölzern, v e r b r e n n b a r ; über Palanken vgl. J A C O B , AUS Ungarns Türkenzeit S. 25 Anm. 1) gebauten Außenteil. — Den genauesten Plan dieses Kastells h a t S O N N E M A N I T S Plan von Ofen; in den S. 5® genannten Plänen und in der Pianta di Buda von C O B O N E L L I (Gitta, Fortezze, Iscle etc. Venetia 1689, S.MAJL.4.TH Nr. 957) zeigt die Befestigvmg eine hiervon abweichende Gestalt. — Vgl. auch die alten Abbildungen. Daher wird in dem oben genannten Defter aus dem J a h r e 1630/31 auch ein I m a m aufgef ü h r t m i t 10 Aktsche täglich. ® E w l i j a S. 250 Z. 7—6 v. u. ® E w l i j a S. 250 Z. 9 v. u. ''defterek I I 346 (für 1565/6): I n d e r Provinz Ofen lagen: 14 Sandschaks, 36 Festungen, 1 S t a d t (nämlich die „ G r o ß e S t a d t " bei G r a n ) u n d 12 p ä r k a n y ( = P a l a n k e n ?); v g l . a u c h d i e Gontinuatio S. 31 (aus dem J a h r e 1601) über eifrigen B a u von Palanken. N a c h E w l i j a s Angabe (S. 228 Z. 13) lagen in der Provinz Ofen 306 Festungen imd Palanken. ' N u r von diesem Sitz der Paschas wissen wir Genaueres; von ihrem früheren (vgl. oben S. 3) Wohnsitz in der Vorstadt zeigen n u r noch einige Abbildimgen dürftige Ruinen, wie sie nach d i a wi ederholten Belagerungen übrig waren. 1



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Übereinstimmend wird berichtet, daß „des Pascha H a u s " „auf der Mauer" gelegen war. Wie die Abbildungen^ zeigen, fiel die Pestungsmauer eineStrecke mit der äußeren Hausmauer zusammen; die zahlreichen kleinen Fenster der Außenfront ^ gehen bis tief unter den oberen Rand der Festungsmauer hinab. Das Schloß lag also weniger auf der Mauer als i n sie eingekeilt. Infolge dieser Lage hatte man vom Schloß aus eine prächtige Aussicht, zwar nicht nach Westen über die Stadt, aber nach Osten über das ganze Pester Flachland.® Dafür waren aber die Raumverhältnisse eines so gebauten Schlosses begreiflicherweise beschränkt. Der Hof des Schlosses war so schmal, daß bei einem etwas größeren Empfang nicht alle Leute auf ihm Platz finden konnten.* Vom Hofe aus führte eine zwar breite, doch nur aus Holz verfertigte Treppe hinauf.^ Drinnen gab es zweihundert recht enge Zimmer.® Von etwas größerem Umfange als die andern wird wohl der Saal gewesen sein, in welchem unter dem Vorsitz der Bejlerbejs die Sitzungen des Ofener Diwans abgehalten wurden, dessen Mitglieder durch das nahe Schloßtor' in der Festungsmauer herbeizukommen pflegten. Hier in diesem Sitzungssaale wurden auch meist angesehene fremde Gesandte empfangen, und zwar in festen, herkömmlichen Formen. Auch sie kamen dann auf demselben Wege in prächtigem Aufzuge herauf; vom Schloßtor an bis in das Schloß, selbst die Treppe hinauf standen die Janitscharen Spalier. Im Diwan legte man auf die alten feierlichen Formen großes Gewicht. Die Sitzungen machten einen würdigen Eindruck und sind mehrfach beschrieben worden.® Einige Abbildungen und Pläne' zeigen östlich an das Schloß sich anschheßend eine kleine viereckige Anlage, wohl einen Hof; denn Ewlija^® gibt ausdrücklich an, daß kein Garten dazu gehöre. War schon das Schloß des Ofener Paschas über Erwarten eng und einfach, so mag das erst recht bei denen der ihm unterstellten Beamten der Fall gewesen sein. Der diesem Schloß gegenüberliegende^^ Wohnsitz des Ketchudas des Bejlerbejs dürfte das ehemalige Schloß eines ungarischen Magnaten gewesen sein, einst prächtig, doch inzwischen wohl verfallen. Daß beide Schlösser aus vortürkischer So z . B . F O N T A N A , oder die in H A U S S M Ä N N S W e r k über die Königsburg S. 1 6 wiedergegebene alte Ansicht von Ofen. ® Nach E w l i j a S. 233 Z. 2 v. u. sind alle Zimmer über der Festtingsmauer gebaut. ® E w l i j a S. 2 3 3 Z. 1 4 . T A F F B B N E K , d e r 1 6 6 6 m i t L E S L i E d v i r c h Ofen k o m m t , Seite 1 7 . ^ S. TAFPBBNEBa. a. O. E w l i j a a. a. O. Z. 15. ^ Gleichfalls T A F F B E N E R ebendort. — Die Monarchie S. 4 9 wiedergegebene alte Abbildimg h a t im Hintergrunde ein größeres Gebäiide — vermiitlich dies Schloß — m i t zwei nach Westen sich ausdehnenden Flügeln. Sonst kenne ich keine Abbildung der Westseite des Paschaschlosses. " E w l i j a S. 233 Z. 15. ' S. o. S. 4f. — Dieser Weg bedeutete also f ü r Ofener Verhältnisse etwa das, was in jenen Tagen der dlwän joly f ü r Stambul war (s. H A M M B E , Staatsverfassung IT 414). ® B E N A G L I A S. 19ff (beschreibt Capraras Reise, 1679/83); vgl. auch frühere: P I G A F B T T A (1567) S. 18, A D A M W E N N B B (1616) S. 12ff, Voiage de Levant S. 46, doch werden sich deren Angaben noch nicht auf dieses Paschaschloß beziehen. ® JuviGNY, auch die oben A n m . i genannten. " S . 233 Z. 16. " E w l i j a S. 233 letzte Zeile.



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Zeit stammten, beweist dei- Umstand, daß sie unterirdische Räumlichkeiten hatten^jdenn da dies orientalischer Bauart widerspricht, sind sie sicher nicht von Türkenhand erbaut worden.^ Zur Zeit von Belagerungen boten die Keller den Einwohnern einigen Schutz vor den feindlichen Geschossen.® Auch die andern hohen Zivil- und Militärbeamten werden ähnliche Wohnsitze in der Stadt gehabt haben. Für den des Janitscharenagas gibt die JanitscharenagaStraße im türkischen Plane beim Wiener Tor einen gewissen Anhalt. Betreffs des K ö n i g s s c h l o s s e s * ist es von den türkischen Quellen wieder nur E w l i j a , welcher uns ein genaues Bild von ihm vorführt, wie.er es geschaut und durchwandert hat. E wli j as Bezeichnung für dies Schloß kyzyl elma serajy, Goldapfelschloß, welche nach seiner Angabe^ von Goldkugeln oben an den Spitzen der Gebäude herrührt, wird uns von andrer Seite nicht überliefert, obwohl das Schloß ,,in allerMunde" und ,,in jeder Richtung unter dem Namen Goldapfelschloß berühmt"® war. Die andern türkischen Schriftsteller sprechen einfach von kral serajy, dem Königsschloß.' Nach einer ausführlichen Beschreibung des Brunnens® auf dem Schloßplatze geht E w l i j a auf das Tor des Goldapfelschlosses nur kurz® ein: Dies ,,Tor der Tore" war ,,rechts und links, oben und unten" von Marmorskulptur e i n g e f a ß t ^ " ^ wohl demselben ,,reinen, roten Porphyr", mit dem der Prunksaal des Königs ausgekleidet war.^i Zu diesem Saale gelangt E w l i j a vom Tore her auf einer SOstufigen, breiten Monumentaltreppe. Leider steht er nun indem prächtigen Saale ziemlich 1 E w l i j a S. 234 Z. 2. - Hinweis von H e r r n Geh. JACOB ; — s. aiich LUBENAU I I S . 9 . . . keine tiffe Keller im Lande vorhanden. . . ' E w l i j a S. 234 Z. 2—3; s. auch die Schilderimgen der Belagerung 1686, (s. u. S. 26") z. B. die im k. k. Kriegsarchiv 1886, S. 54, 55, 57. ^ Über dies vgl. die Spezialarbeit von HAUSSMANN; im Lageplan (S. 11) A : Palast König Sigmunds u n d Mathias. Einzelheiten h a t besonders der Plan I I im Anhang bei KAKOLYI. Auch der ,, Grundriß der Festung Ofen im 15. J a l i r h i m d e r t " bei SZENDREI S. 300/1. ^ E w l i j a S. 236 Z. 4 v. u., 2—1 v. u . ; schon die Überschriften S. 147 und Bd. I S . 174 weisen auf dies Schloß hin. Eine Goldapfelmoschee gab es nach E w l i j a S. 265—267 in Gran. — ® Auf eine vorläufig zusammenfassende Fragestellung bezüglich des Goldapfel-Problemes von RICHABD HABTMANN in der Or. Lit. Zeitung 1918 Nr. 7/8 Spalte 195/6 m a c h t e mich Herr Geheimrat JACOB aufmerksam. Ferner sind jetzt FISCHER und BABINGEB in den neuesten H e f t e n der ZDMG bezw. des Islam zu vergleichen.— ,,Über den Anfang des Erscheinens des Königreiches von (Alt)Griechenland i m wiläjet-i-Roma, das jetzt als Goldapfel b e r ü h m t i s t " , so lautet eine Überschrift in einer Heaar/enn-Handschrift (FLÜGEL I I Nr. 874, fol. 158 r.). — H e r r Dr. LÜDTKE verweist noch auf das persische ... bei ALEXANDER. CHODZKO, Specimens of the populär poetry of Persia, London, S. 561 (JACOB). ' I m türkischen Stadtplan Plural, wohl wegen der verschiedenen Einzelgebäude ? « s. u. S. 3 5 . ' m i t der Begründung, daß f ü r eine genaue Beschreibung der R a u m seines Werkes nicht reichen würde! (S. 236 Z. 13). " E w l i j a S. 2 3 6 Z. 12—13.

^'daselbst Z. 16; zu dem roten Marmor äußern sich die abendländischen Schriftsteller mehrf a c h : GBBLACH S . 1 2 a , LUBENATJ I S . 8 4 , SCHWEIGGEB S . 8, T A F P E B N B B S . 1 7 3 ; s. H A U S S MANN S . 1 8 f f .

'^Der Saal wird also dem ersten Obergeschoß angehören.



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rat- und sprachlos da; doch, erzählt er von bunten Gemälden, wenn er auch kein großes Verständnis für diese besitzt. Das ist auch in bezug auf die lateinischen Inschriften, welche mehrere christliche Autoren anführen^, nicht von ihm zu verlangen. Dafür aber überliefert er getreu die ihm verständlichen türkischen Inschriften. Ein iSncÄ^, dessen letzte Zeile lautete: ,,Mein Herrscher, mit der Quitte hast du den Goldapfel® durchbohrt!", feierte den Sieg Solimans über die Ungläubigen. Dieser Vers an dieser Stelle mag zur Verbreitung des Namens Goldapfelschloß beigetragen haben. Weiter schaute von der Wand ein angeblich von des großen Soliman eigener Hand stammender Vers herab auf seines Volkes Söhne, welchem die schöne Mahnung des hadls beigefügt war: ,,Eine Stunde Gerechtigkeit ist besser als siebenzig Jahre Gottesdienst" — zugleich ein ständiger Hinweis für die verantwortlichen Beamten. — Bewunderung hat E w l i j a für den Estrich, welchen er uns als eine Mosaikarbeit schildert.^ Auf einer weiteren Treppe von vierzig Stufen stieg E wli j a sodann hinauf in das zweite Stockwerk des Schlosses.® Hier oben bot sich dem Auge eine prächtige Aussicht nach allen Seiten.® I m ganzen hatte das Schloß nach seiner Angabe' ,,an340 kleine und große Prunkzimmer". Was E w l i j a hier bewundernd beschreibt, war ja nur ein trauriger Rest vergangener Herrlichkeit. Die Mathiasburg war schon vor der Türkenherrschaft in Verfall geraten, und imter Ludwig I I (1516—1526) hatte die Plünderung des Palastes und der Corvinischen Bibliothek begonnen.® Dann hatte im Jahre 1526 der siegreiche Soliman die Kunstschätze als Beute auf Schiffen nach Stambul geführt.® Der Verfall schritt unter den Türken fort und wurde durch die wiederholten Beschießungen von den Christen gefördert. ,,Kenntnisreichen Leuten ist es nicht verborgen, daß, da diese Festung so manches Mal belagert wurde, dies Schloß wiederholt in Verfall geriet und wiederhergestellt ward; doch was half das, wo man es doch nicht so m e es früher war wieder instandsetzen konnte!" — so kommt E wli j ai® auf den Verfall zu sprechen. Während früher noch ein Teil des Schlosses bewohnbar gewesen war, so daß hier sogar des Paschas Harem untergebracht w a r , " hauste zu E wli j as Zeiten nur noch ein Kastellan in den weiten Hallen. 1 z . B . SOHWBIGGEB S . 9, GEBLACH S . 1 2 a , L U B E N A U I S . 8 4 — 8 5 .

2 aus dem Jahre 1531, also noch Johann Zapolyas Tagen; E w l i j a S. 237 oben. ® Offenbar nicht die Kugeln dieses Schlosses! Sondern die Türken hatten das Bewußtsein, mit dem Ofener Sifege das cliristUche römische Reich selber zu treffen. * S. 236 Z. 9—8 V. u. = ebendort Z. 5 v. u. ® Wenn SCHWEIGGBR S. 8 von zugemauerten Fenstern spricht, so bezieht sich das wohl axif das vmtere Stockwerk imd war aus praktischen militärischen Gründen geboten. ' E w l i j a S. 236 Z. 2 v. u. ' s. HAUSSMANN S. 18.

' P e t s c h e w i I S . 98—100, E w l i j a S . 216; I S T H U A N F F I S. 83b u. — Herr Geheimrat JACOB verweist auf: T H . W I E G A N D , Der Hippodrom von Konstantinopel zur Zeit Suleimans d. Or., Jahrbuch des Kaiserl. Deutschen Archäologischen Instituts, 23. Band, Berlin 1908. "S. 237 Z. 6ff. R a s c h i d I S. 456 Z. 8 v. u. spricht schon von dem „Stadtquartier, das vormals das Königsschloß war". "LUBENAU I S. 85—86. '^Ewlija S. 237 Z. 8.



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Diese wurden in der Vorstellung des Volkes, welches im Jahre 1676 durch wunderbare Himmelszeichen geschreckt ward, zum Sitze von Spuk und Gespenstern, welche den Türken baldiges Ende mit Schrecken, den Christen aber die Befreiung bedeuten sollten.^ Eifersüchtig aber verständnislos hielt man bei den letzten Fetzen aus der Corvina Wacht. ^ Über Gefängnisse, welche in einigen Türmen des Schlosses untergebracht waren, haben wir bereits oben® gehandelt. Die ausgedehnten unteren Räume des Schlosses benutzten die Türken als dschebe chäne,* als Stapelplätze f ü r Kriegsmaterial aller Art; nahe dabei befand sich auch ein Magazin für Schießpulver, und dies sollte dem Schloß zum Verhängnis werden: bei jener denkwürdigen Explosion am 22. Juli 1686^ sowie auch bei der Kapitulation ward das Schloß arg beschädigt. Immerhin wäre der Schaden noch wieder gutzumachen gewesen; allein MÄRSIGLIS Pläne® blieben unausgeführt, und die Ruine blieb lange unverändert liegen, als Steinbruch benutzt. An die Westseite des Schlosses lehnte sich, wie die Abbildungen zeigen'', ein viereckiger Park. Über den entsprechenden Garten an der Ostseite und seine Befestigungen sprachen wir bereits.® Für die M o s c h e e n in Ofen stehen uns die türkischen Quellen in noch reicherem Maße zur Verfügung als in den bisherigen Abschnitten. E w l i j a bietet von den Hauptmoscheen der Festung eingehende Beschreibungen und für die kleineren und die Vorstadtmoscheen einzelne Erwähnungen und Zahlenangaben; allein auf Grund hiervon kann man die Hauptmoscheen ihrer Lage nach richtig festlegen, wie der türkische Stadtplan beweist.® Außerdem sind drei Defters aus den Jahren

Siehe BEL S. 359; VAN DER LINDE I I I S. 210; KATPEI,Kriegsroman I 267. - vgl. PLGAFBTTA S. 18, SCHWEIGIGBB S. 8, LUBENATJ I S. 84; TAFFEBNBR S. 176, LESLIB (bei SALAMON S. 158—159); (hierzti HAMMER (?esc7i. V I S. 173/4). BIZOZEEI S. 199. — B u D i K i m {Hormayrachen) Neuen Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur u. Kunst, 2. J g . 1830 W i e n , S. 765ff. ZIEGLAUER S. 29ff. — Zur L a g e : K.IROLYI I TMD I I : V a , SZENDREI S. 300/1: n. « s. S. 6. ^ Die Lage zeigt d e r t ü r k i s c h e S t a d t p l a n ; ,,Das kaiserhche Magazin i m Schloß d e r F e s t u n g O f e n " e r w ä h n t die U r k u n d e IslamYll S. 176; siehe E w l i j a S. 237 Z. 9—10; vgl. a u c h u n t e n S. 63f. ^ Diese zeigen zahlreiche alte A b b i l d u n g e n u n d P l ä n e . S a m m l u n g e n v o n Schilderiangen d e r Belagerung 1686 bilden große A b s c h n i t t e bei APPONYI t m d MAJLÄTH, 36 g i b t HAMMER Gesch. V I S. 736/8 an. Die zahlreichen d a m a l s g e p r ä g t e n D e n k m ü n z e n b e h a n d e l t EDMUND GOHL'S reich illustrierte A r b e i t i m 6. u n d 7. B a n d e d e r Reg. (1899/1900). " E r wollte z. B . n a c h Reg. S. 161 die i m t e r e n R ä u m e des Schlosses aiich w e i t e r h i n als Lagerr ä u m e b e n u t z e n . — Ü b e r d a s Schicksal des Schlosses s. HAUSSMANN S. 18, 24. ' besonders die ä l t e r e n : GEORG BRAUN, Oivitates orbis terrarum, liberprimus, ,,41 B u d a vulgo O f e n " . Diese A b b i l d u n g z e i g t h i e r e i n e , , a u l a m a r m o r e a , t h e r m a e " u n d , , h o r t i a m o e n i " . I n PEETEES' A b b i l d u n g des „Casteel v a n B u d a " (MAJLATH N r . 8 9 0 ) : ,,E b l o m - h o f " . Vgl.SzEDAHELYI, Chorographia S. 90; HABUFLEB S. 96/7. BUPPS P l a n : H: kgl. G ä r t e n . » s. o. S. 8f. ' D a m i r z u n ä c h s t d e r vollständige t ü r k i s c h e S t a d t p l a n i m b e k a n n t w a r , w a r i c h auf E w l i j a allein angewiesen; d a ß d e r P l a n d a n n m e i n e R e s u l t a t e b e s t ä t i g t e , ist sicher ein Zeichen f ü r die G ü t e der A n g a b e n E w l i j a s , a u c h d e r kleinen Einzelzüge.



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1567, 1601 und 1630/1^ erhalten, welche ausführliche Verzeichnisse des Personals der Ofener Haupt-Moscheen mit den Angaben ihrer Gehälter enthalten und uns so einen besonders interessantenEinbhck in die damaligen Verhältnisse tun lassen. Und doch ergeben sich gerade bezüglich der Moscheen manche Schwierigkeiten, da die Angaben voneinander abweichen. Möglicherweise änderte sich der Name dieser oder jener Moschee;^ der Hauptgrund aber wird der sein, daß im Notfalle wie alle Gebäude, so auch die Moscheen im militärischen Interesse als Speicher für Munition, Proviant oder Kriegsmaterial aller Art herangezogen® und für längere Zeit, vielleicht für immer, ihrem eigentlichen Zweck entzogen wurden. Von den zahlreichen Kirchen, die die Festung vor der Türkenzeit hatte,^ benutzten die Türken gleichzeitig immer nur einen Teil, etwa vier oder fünf, als große Moscheen. Die Veränderungen, welche die Türken an den alten christlichen Kirchen zum Zwecke der Anpassung an orientalische Moscheen vorzunehmen pflegten, waren nur geringfügiger Art. Gleich nach der Eroberung 1541 hatte man sie von Bildern gereinigt, nach Mekka gerichtete Gebetsnischen geschaffen und hürsl und minber eingeführt.® Schon am ersten Freitage, dem 2. September,® konnte daher Soliman, umgeben von seinen Großen und dem ganzen Heere^, die neue Moschee® in einem ersten Gottesdienste einweihen, bei welchem der berühmte Abu' s- Su'üd persönlich als Imam fungierte. Der Gottesdienst wurde zu Ofen durchaus in den normalen, konservativen Formen abgehalten, also in arabischer Sprache. Die Defters nennen stets nur feierlich die arabischen Namen der Moscheen, und arabisch sind die meisten Titel des dort wirkenden Personals. Zunächst wird als oberster Beamter für jedes dschämi' ein ehatlb genannt, welcher also Freitags die Chutbe hielt, ferner ein iniäm ; bisweilen, besonders bei den kleineren dschämi's, sind diese beiden Ämter in einer Hand vereinigt. Ferner hatten die Moscheen je nach ihrer Größe 1 bis 3 mü'ezzin's, Gebetsausrufer. Es folgen dann mehrere untergeordnete Rangstufen: mu'arrif,

hajjim,

syradschy,

dewrcliän

u n d sermahfiP,

deren Z a h l an den Moscheen

verschieden war; im ganzen finden wir bis zu 14 Beamte an einer Moschee tätig. ' In den Handschriften der Wiener Hof-Bibliothek, FLÜGEL I I Nr. 1401, 1406 und 1306, in ungarischer Übersetzung in den defterek I I S. 368, S. 695 (700) imd I S. 453. - Im türkischen Stadtplan erkennt man erheblich,südlich der Eroberungsmosohee noch ein schwaches fethlje dschämi'i — oder ist das lediglich ein Schreibfehler ? ® vgl. die Schilderung bei HAPPEL Kriegsroman I S. 262. siehe BXJPPS Plan von Ofen. ' P e t s c h e w i I S. 228 Z. 8 v. u. ff. Große Ähnlichkeit mit P e t s c h e w i s Schilderung zeigt das in BEHBNAUEBS Nachlaß als Nr.2 mitgeteilte Siegesschreiben Solimans, welches P e t s c h e w i vermutlich als Quelle gedient hat. E w l i j a S. 225 Z. 7ff; kurz bei FEBIDUN I 535. Vgl. auch die zweite der vier warhajftigen Missiuen. ® HAMMER Geschichte

I I I S. 233.

' Nach E w l i j a s Bericht hätte dieses bis nach Gül Baba eine einzige Riesengemeinde gebildet. ® So P e t s c h e w i \md Solimans Schreiben; da vorher der Ausdruck „ihre große Kirche" gebraucht ist, wird die Hauptkirche von Ofen gemeint sein (so auch HAMMEB a. a. O.; Monarchie S. 48/50). Nach E w l i j a hingegen war es die Eroberungsmoschee! ' In dieser Reihenfolge, nach dem Gehalt zu urteilen; die Unterschiede ihrer Funktionen sind nicht ganz klar.



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Es kommt häufig vor, daß einer der oberen Beamten nebenbei eins der niederen Ämter inne hat, wofür dann sein Gehalt entsprechend höher ist. Die Gehaltsangaben sind nicht fest; die Höhe wird sich vielleicht nach dem Dienstalter gerichtet haben, steht aber deutlich in einem Verhältnis zu der Bedeutung der betreffenden Moschee. Meist werden die Gehälter aus der Staatskasse bezahlt, bisweilen aus den Mitteln eines Wakfs.i — I m folgenden werden wir versuchen, die Angaben über die einzelnen Moscheen zu sammeln und so, soweit es möglich ist, die besondere Geschichte jeder einzelnen von ihnen zu verfolgen. An erster Stelle und am ausführlichsten beschreibt E w l i j a ^ die SülejmanChan-Moschee, so daß es scheint, als ob er diese als Ofens wichtigste Moschee ansah. Irgendwelche topographische Angaben, welche uns einen Anhalt bezüglich ihrer Lage geben könnten, fehlen jedoch. Nun aber schildert uns E w l i j a ausführlich eine über dem Osttor der Moschee befindliche Skulptur von weißem Marmor, welche den Kampf des Heiligen Elias zu Pferde mit einem Drachen darstellte. Dies ist ganz offenbar jene Darstellung des Hl. Georg mit dem Drachen, welche sich an der Georgskirche an dem gleichbenannten Platze® befand. Nach der Legende^ hatte Sultan Soliman s. Z. in Ubereinstimmung mit Ebussu'üd persönlich dies heiUge Bild durch Überdecken mit seinem Kaschmirschal vor der Vernichtung bewahrt. — E w l i j a kam gerade noch rechtzeitig, dies Kunstwerk zu schauen: wenige Jahre später® wird es uns als arg verstümmelt geschildert. Wir wissen sonst nur wenig über das Schicksal dieses Gotteshauses. Nach einer Nachricht® wurden nach der Eroberung Ofens alle Waffen der Besiegten hier abgeliefert. E w l i j a gibt als Länge, von dem der Gebetsnische gegenüberliegenden Eingangstore bis zu jener gemessen, 200 Fuß, als Breite 100 Fuß an und als Höhe des ehemaligen christlichen Glockenturmes, welcher jetzt als Minaret benutzt wurde, 210 Stufen.' E r f i n d e t , daß die Moschee nicht mehr ma'mwr, in gutem Stande, ist, und wirklich scheint sie in der nächsten Zeit verfallen zu sein.® Unweit dieser Moschee lag die zum Paschaschlosse gehörige und nach ihm benannte Moschee®, in welcher der offizielle Gottesdienst der Paschas und der andern höchsten Beamten mit ihrem Gefolge stattfand. Das Gebäude stammte aus vortürkischer Zeit und wurde damals als kleinere (neue) Kirche zur Jungfrau Maria ^ Die K o s t e n f ü r in d e n Moscheen v e r b r a u c h t e s Öl, K e r z e n usw. t r u g die Staatska.sse (deft. I I 706). = S. 237 bis 238, ü b e r s e t z t v o n GBOBG JACOB im Orientalischen Archiv I I , 1911/12, S. lOff. ® vgl. BUPPS P l a n ; — s. G. SUPKA im Orient. Archiv I I S. 95. ^ E w l i j a S. 238 Z. 3ff. ® i m J a h r e 1 6 6 6 : TAFFEBNBB. S . 1 7 3 / 4 (LBSLIE b e i SALAMON S . 1 5 8 ) .

® in der zweiten d e r vier warhafftigen Missiuen. — I n d e n D e f t e r s werden niu- einmal (1601) zur Soliman-Moschee gehörige L ä d e n e r w ä h n t (defterek I I S. 705 u.). ' E w l i j a S. 237/8. ' I m t ü r k i s c h e n S t a d t p l a n ist keine S p u r von ihr m e h r v o r h a n d e n . Bei FONTANA h a t sie m i t a n d e r n K i r c h e n die B e z e i c h n u n g : 37. D r e y g a n t z r u n i r t e K i r c h e n d e r Christen.— N a c h d e m italienischen P l a n (Reg. S. 150/1) scheint diese oder die Mittelmoschee als jeni dschämi', neue Moschee, bezeichnet zu sein; vgl. BIZOZEBI S. 181, d a n a c h HAMMER Qesch. V I S. 437 g. ' I m t ü r k i s c h e n P l a n P a s c h a (fecÄäOTi'i, Pascha-Moschee, so a u c h BIZOZEBI S. 181; bei E w l i j a (S. 238 u n t e n ) seraj dschämi'i, Schloßmoschee, g e n a n n t .



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bezeichnet.! Nach dem Beginn der Türkenzeit scheint sie lange Jahrzehnte anderweitig verwendet worden zu sein.^ Erst mit der Umsiedlung der Paschas® mag man dies alte Gotteshaus seinem eigentlichen Zwecke wieder zugeführt haben. Das alte Gebäude wurde repariert, und ein Minaret von den Türken neu errichtet.* Auf dem Hofe der Moschee gleich am Eingang lag das Kuppelgrab des Glaubensstreiters Ahmed Bej^; nahe dabei befand sich ein kunstvoll angelegter Brunnen.® Die Lage der Mittelmoschee läßt sich schon aus E w l i j a s ' präzisen Angaben genau bestimmen. Wie der türkische Stadtplan bestätigt, war es die ehemalige Magdalenenpfarrkirche®, unmittelbar nördlich an dem von den Türken® tscharschu, Markt, genannten heutigen Diszter, Paradeplatz. Im Anfange der Türkenherrschaft wurde dies Gotteshaus als Hospital benutzt'®; doch schon im Jahre 1567 Wirdes als Moschee genannt^^ und scheint es fortan geblieben zu sein.^^ Ihrer Bedeutung nach war sie die zweite Moschee der Festung; acht Beamte waren an ihr t ä t i g . I n f o l g e ihrer zentralen Lage hatte sie eine besonders zahlreiche Gemeinde. ^^ Wie die alten Abbildxnigen zeigen, hatte auch diese Moschee ein von den Türken erbautes Minaret.'® Fethije dschämi'i, Eroberungsmoschee, nannten die Türken, wie der türkische Stadtplan zeigt, die im Nordteile der Mittelfestung gelegene, ehemals nach dem Evangehsten Johannes genannte Franziskanerkirche.'® Daß E w l i j a dieselbe Kirche meint, zeigt seine Erwähnung einer großen schlagenden Turmuhr auf ihrem Minaret." Ein solches ,,Minaret" kann nicht von den Türken erbaut worden sein, da die Muslime bei Moscheen alles vermeiden, was an einen christlichen Glockenturm erinnern könnte.'® Und wirklich zeigen die alten Abbildungen, daß

' s. Rupps Plan. K A B O L Y I Plan I : d. ^ In den drei genannten Defters wird diese Moschee nicht erwähnt; — über die dort genannte (Innen)-Sohloßmoschee vgl. unten S. 31. ^ vgl. oben S. 3. ^ E w l i j a a. a. O. Die Abbildungen zeigen das Minaret. ® E w l i j a a. a. O.; vgl. imten S. 38. " E w l i j a S. 239 Z. 13; vgl. unten S. 36f. ' E w l i j a S. 238 Z. 10—8 v. u. Auffallend ähnliche Angaben macht E w l i j a über die Moschee Mehmeds I zu Adrianopel; s. J A C O B , Hilfsbuch I S. 52. « s. R U P P S Plan; K A B O - L Y I Plan I : i. " so der türkische Stadtplan und E w l i j a a.a. O. ' " E w l i j a S. 246 Z. lOff. " I n dem ersten der oben (S. 26 f) genannten Deiters; stets arabisch: j '^Vor E w l i j a nennen diese Moschee die beiden anderen Defters aus den Jahren 1601 und 1630/1, nach ihm M A B S I G L I {Reg. S. 135). " D i e drei Defters führen ihre Titel und Gehälter an. ' ^ E w l i j a S. 238 Z. 9 v. u. F Z . B . bei F O N T A N A , und S Z B N D B B I S . 6 1 6 / 7 u. a. — E w l i j a S . 2 3 8 Z . 7 v. u. R ü P P S Plan u . a. " E w l i j a S. 238 Z. 15ff. '®s. J A C O B , AUS Ungarns Türkenzeit S. 26. — S A L O M O N S C H W E I G G E R S . 9 „. . .zvi Gran und O v a . . . hat es noch Schlaguhren, sonst findt man in gantz Türkey kein Glocken noch XThrenwerck.. . " (bei der Beschreibung von Gran (S. 6) erwähnt er jedoch keine Schlagiihr. Aber E w l i j a S. 265 Z. 11 v. u. spricht von einer ehemaligen).



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diese Moschee einen breiten, viereckigen Kirchturm hatte. Der mehrfach überheferte Name sä'at dschämi'i, Uhr-Moschee, wird auf diese zu beziehen sein.i Die Eroberungsmoschee fehlt noch in den ältesten der erhaltenen Defters; ihre Einweihung wird demnach erst zwischen 1559 und 1601 erfolgt sein. Denn die beiden späteren Listen führen diese Moschee an^ und zeigen, daß es an ihr ebenso wie an der Mittelmoschee acht geistliche Stellen gab und sie mithin dieser an Bedeutung etwa gleichkam. E w l i j a faßt die Beschreibung dieser Moschee kurz ünter dem Hinweis, daß sie der Sülejman Chan-Moschee sehr ähnlich sei.® Während der Belagerung 1686 wurde die Moschee arg beschädigt*; immerhin hielt MARsiGLi es noch für möglich, sie zu reparieren.® Die Hauptkirche von Ofne® war auch zur Moschee umgewandelt worden und wurde von den Türken als büjük dschätni', große Moschee'', bezeichnet. Schon im Jahre 1526 hatte der siegreiche Soliman unter andern Kunstgegenständen auch jene zwei Leuchter aus der Ofener Hauptkirche nach Stambul schaffen lassen, welche seitdem dort in der Aja Sufja prangen und einen auf jenes Jahr bezüglichen türkischen tärlch zeigen.® Diese Moschee wird in den drei Personallisten stets an erster Stelle aufgeführt und war auch nach der Zahl der dort wirkenden Beamten — 9 bis 12 — die bedeutendste Moschee der Festung. Mehrfach im Laufe der Jahre wandte die türkische Staatskasse größere Summen für Reparaturen an diese Moschee.® Der Spruch, welcher über dem Eingang zur Kanzeltreppe in der Moschee stand, ist uns überliefert worden i® und lautet: Inna' Iläha ülu' l'adli iva' l-ihsäni, Siehe, Gott ist der Besitzer der Gerechtigkeit und der Wohltat. Auffallenderweise erwähnt E w l i j a diese Moschee nicht. Das ist wohl nur dadurch zu erklären, daß sie im Jahre 1663 anderweitige Verwendung gefunden haben wird. ' I n dem italienischen Plane Beg. S. 150/1 luid bei BIZOZBBI S. 181 (danach auch bei HAMMER Gesch. V I S. 437ÖR und ZIEGLAUEB S. 36) erscheinen Erobenings- i i n d Uhr-Moschee nebeneinander. N u n hat der türkische Stadtplan südlich von der Eroberungsmoschee an der Stelle der ehemaligen Klarissenkirche (s. RUPP) eine undeutliche Beischrift, die FAIK BEYSADE als fewzlje dschämi I,Triumph (Sieges)- Moschee deutet (oder ev.als «Wi7e,Lichtmoschee, nicht fewd-kubbe, Todeskuppel, wie KABACSON las); könnte dies (ev. auch die oben S. 27^ erwähnte schwache Beischrift) darauf hinweisen, daß diese (bezw. die südlichere) Moschee früher den N a m e n Eroberungsmoschee hatte, während die im türk. Plane so bezeichnete Uhrmoschee hieß ? - Denn fethije ist in den Defters zu lesen, wo die imgarische Übersetzung {defterek I I S. 700, 7 0 6 , 1 S. 453) es ntir durch /. . . i, bezw. h. . . i andeutet. 3 E w l i j a S. 238 Z. 14—15. ' FONTANA 36. Die Franziskaner-Kirchen von Bomben und Stuck Schuß nidergeschlagen. ° Reg. S. 135, unter dem N a m e n : Uhrmoschee, nahe dem Erdturm (s. o. S. 17*). ® Von den Abendländern wird sie Mathias-, Stephans-, Marien-Kirche und anders genannt, vgl. z. B. Büpp, FONTANA 35, NEMBDY S. 27. ' so der türkische Plan; die Defters arabisch ® Hierüber handelt KABACSON in den Jahrgang 1912. » siehe defterek I I S. 47, 270, 704. ^"durch JAKOIS TOLLIUS, Epist. itin. S. 198, wiedergegeben und erklärt von KABACSON in den Reg.

S. 1 4 6 , 1 7 0 .



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Diese Kirche wurde 1686 nur unwesentlich beschädigt und konnte leicht wieder repariert werden.^ I n der Innenfestung nennt E w l i j a nur eine nach Mürad Pascha, dem R e staurator des Paschaschlosses, genannte Moschee, welche nach dem türkischen Plane in der jeiii mahalle lag. Sie wird alseine „kleine, aber anmutige und kunstvolle" Moschee mit einem steinernen Minaret geschildert.^ Sonst wird diese Moschee n i c h t g e n a n n t n u r wenige abendländische Pläne haben sie eingezeichnet*. Da hier in vortürkischer Zeit keine Kirche lag, wird es ein B a u Mürad Paschas sein. Auch die Schloßkapelle der Königsburg wurde als Moschee benutzt. In den Personalverzeichnissen v o n 1567 imd 1601 wird sie als (innere) Schloßmoschee,® in dem dritten (1630/1) als Innenfestungsmoschee genannt. E s gab an ihr sechs bis sieben geistliche Stellen. D a E w l i j a sie nicht erwähnt, mag sie damals andere Verwendung gefunden haben. Für die letzten Jahre wird sie wieder mehrfach als Moschee erwähnt.® Einige weitere Freitagsmoscheen in der Festung nennt uns MARSIGLI:'' Die Scheich-Moschee in der Kesselmacherstraße dürfte die am Kesselmacherplatz des türkischen Planes® liegende ehemalige St. Pauls-Kirche sein; die ,,Warmbadmoschee" lag in der Nähe der Janitscharenkasernen®, die ,.kleine Moschee" ,,Capaghanum Janinde". Außer den Freitagsmoscheen gab es in der Festung eine Anzahl kleine Moscheen, mesdschid. E w l i j a s Gesamtzahl v o n 21 Gotteshäusern in der Festung^^ wird aus den fünf von ihm genannten großen und 16 kleinen Quartiermoscheeni® sich zusammensetzen. I m Gegensatz zu den großen Monumentalbauten der alten Kirchen waren die kleinen Moscheen zum großen Teil türkischen Ursprimgs und aus Holz gebaut. Sie gingen aus privaten Stiftungen hervor; wie solch ein Stiftungsakt

^ MABSIGLI {Reg. S. 135) bezeichnet sie als große Moschee, am Mustafa Pascha-Markt (vgl. oben S. 41»). 2 E w l i j a S. 236 Z. 6ff. Die drei Defters fallen ja vor die Zeit ihrer Entstehimg. ^ So SoNNBMANNS Plan in der Kartenabteilung der Kgl. Bibliothek zu Berlin (Sign : V 9939), und der Plan des Diariums (1686): 2. Der große Zwinger voller Häuser sampt einer Musquee. — Deshalb kann ich mich nicht LITTKB S. 9f anschließen, der die Mürad Pascha-Moschee mit der Schloßkapelle gleichsetzt. ° einmal ausführlich: dschämi -i-enderün der seraj-i-'ämire; auch ,,Innenmoschee". ® BIZOZEBI S. 181 nennt die Schloßmoschee neben der Pascha-Moschee ( = E w l i j a s Schloßm o s c h e e ) , e b e n s o MABSIGLI Reg.

S. 135. LBSLIB ( b e i SALAMON S. 158) b e z e i c h n e t s i e a l s

muhammedanische Hölle. Der türkische Plan hat keine Beischrift. KABOLYI bezeichnet sie in Plan I und II: 10 als türkische Moschee. ' Reg. S . 135. ® kazandschylar jeridir; — vgl. R^jpps Plan. ' s. u. S. 62. ^"Diese Ortsangabe bleibt diinkel. i i E w l i j a S. 237 Z. 3v. u. lä^Ewlija S. 239 Z. \ mahalle tnesdschidi. i'MABSIGLI Reg.

S. 1 3 5 .



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vor sich ging, zeigt ausführlich die 57. Urkunde in B E H R K A U E R S Nachlaß der Ungarischen Akademie.^ In der Gerberei-Vorstadt lag nur e i n bedeutenderes dschämi',^ ein runder Kuppelbau. Diese Moschee ist ein Werk des großen Mustafa Pascha, welcher sie zu Ehren Abu Bekrs errichten l i e ß s i e wurde bisweilen nach ihrem Erbauer^,, bisweilen, gemäß dem doppelten Namen dieser Vorstadt, Gerberei-^ oder TabanMoschee® genannt. — Weiter hören wir voneiner Damgaly Chodscha-, — einer grünsäuligen^ und einer nach der kleinen Therme® genannten Moschee in dieser Vorstadt.» Nahe am Kopfe der Schiffsbrücke wird die höprü baschy-Moschee gelegen haben.'® Die Inschrift über dem Eingang der Moschee an der Brücke war die schekädet, das islamische Glaubensbekenntnis.^^ Bei der Aufzählung der Moscheen der Großen Vorstadt gehen wir von Süden nach Norden vor Ganz nahe dem königlichen Garten lag die Hädschl »Se/er-Moschee,'® auch 7nataf dschämi'i, Umgangs-Moschee'^, genannt; sie ist von den Türken erbaut. — Nördlich des neuen Wasserweges lag die Tujgun PascÄa-Moschee'®, die bedeutendste Moschee der Vorstadt. Nach der Wiener Handschrift Mxt. 593, F L Ü G E L Nr. 1 4 0 1 , gab es 1 5 6 7 an diesem dschämi'-i-Tujgun Pascha el-merhüni der warosch 8 geistliche Stellen, so daß sie sich wohl mit den Moscheen der Stadt

^ I n der H a n d s c h r i f t Nr. 137 der Wiener K o n s u l a r a k a d e m i e a n vorletzter Stelle. Text u n d Ü b e r s e t z u n g siehe im A n h a n g als N r . 1. — Als eine jimge S t i f t u n g , noch Vinter einem mütewelli, Verwalter, n e n n t der D e f t e r a u s d e m J a h r e 1559 (s. defterek I I S. 244) ein Chusrew Pascha-dschämi' in Ofen. ^ s. be,sonders die A b b i l d u n g e n v o n S ü d e n a u s : BOETHIUS I S. 52/3, u n d Monarchie S. 49; d a s letztere Bild in größerem F o r m a t i m B a y r . A r m e e - M u s e u m , München, R a u m I V , N r . 18 (Katalog S. 65). ^ V. TAK.I-TS, S. 796. E i n e ße.schreibimg bei LUBENAU S. 80; e r n e n n t d e n N a m e n d e r Moschee n i c h t , doch k a n n n a c h Lage u n d als B e g r ä b n i s o r t des vor einigen .Jahren s t r a n g u l i e r t e n P a s c h a s n u r diese g e m e i n t sein (JACOB). ^ so i m t ü r k i s c h e n S t a d t p l a n , obgleich dieser N a m e schon f ü r eine a n d e r e Moschee vergeben war (s. S. 33=). ^ I m italienischen P l a n Reg. S. 150/1; d a n a c h im P l a n e der sonderbaren Begebnüsse. ® e b e n f a l l s Reg.

S . 1 5 0 / 1 . BIZOZBBI S. 1 8 1 .

' vgl. u n t e n S. 38f. » s. u. S. 39 f. ' MABSIGLI Reg.

S. 135.

"ebendort. " s . Reg. S. 146, 170; vgl. o. S. 1 8 " . I^Das t u t a u c h MABSIGLI in seiner Liste d e r V o r s t a d t m o s c h e e n (Reg. S. 135), d e r a u s f ü h r lichsten, die wir besitzen. I^Türkischer S t a d t p l a n ; E w l i j a S. 242 Z. 15—16; von d e m Sufi Hädschl Sefer s p r i c h t P e t s c h e w i I I S. 219 Z. 14. Oder ist Sefer P a s c h a v o n Ofen, 1614, ihr E r b a u e r ? '"Der italienische P l a n iJesf. S. 150/1 (vgl. d e n P l a n der sonderbaren Begehnüsse u n d SZBNDBEI S. 616/7); BIZOZEBI S. 181. (Die D e u t u n g als Zuckermoschee b e r u h t wohl auf e i n e m Mißv e r s t ä n d n i s , Sackmaoher-Moschee vielleicht auf örüdschü. Flechter, K n ü p f e r ?) vgl. o. S. 9"*; auchMABSiGLi(i?eöf.S. 135)nennt diese Moschee n a c h d e m s e l b e n „ O r u d s c h A g a " , n a c h welchem i m t ü r k i s c h e n P l a n die n a h e große B a s t i o n heißt. i'Diesen N a m e n bringen alle Quellen. T u j g u n P a s c h a war 1553—56 Ofener S t a t t h a l t e r .



33

-

messen konnte.' Weiter nördlich die Mustafa PöwcÄa-Moschee^ und schon ganz nahe dem Hahntor die 'Osmän -Be/-Moschee.® Von den Moscheen im nördhchsten Stadtteil zeigt der türkische Plan die Rüstern-Pascha-*

und die Hädschl

Aga-Ma&cheQ.^

Eine Reihe von weiteren Namen von Vorstadtmoscheen überliefert MARSIGH® z.T. mit genauen Ortsangaben. Doch erübrigt es sich, einzeln auf sie einzugehen, da wir sonst nichts über sie wissen. Nach den Moscheen war gewöhnlich das umliegende Quartier benannt. Diesbezügliche Zfihlenangaben über die Vorstädte haben wir bereits' benutzt. Aus den Mitteln f r o m m e r S t i f t u n g e n wurden die türkischen B i l d u n g s a n s t a l t e n in Ofen unterhalten. Neben sechs Mektebs, Elementarschulen, gab es zu E w l i j a s Zeit® sieben Medreses, Hochschulen, in der Festung. Sie waren wie die Moscheen oder nach Ofener Paschas, ihren Begründern, genannt, und lagen in der Nähe der gleichbenannten Moscheen. So gab es an der großen Moschee eine Hochschule, einen massiven Bau mit bleiernem Dach und vielen Innenräumen, welcher noch nach der Rückeroberung 1686 unversehrt war.® Ferner gab es je eine nach Bali»" und nach Mustafa Pascha^i benannte und also wohl von ihnen begründete Medrese; die dort wirkenden Lehrkräfte wurden von staatswegen bes o l d e t . V o n den Elementarschulen lagen je eine an der Mittel- und der Eroberungsmoschee.'® Weitere fünf Hochschulen und sechs Elementarschulen lagen in den Vorstadtquartieren.'* Je eine der Hochschulen hieß nach Tujgun Pascha und Mustafa Pascha; sie werden von diesen gegründet und mit den nach ihnen genannten Moscheen der großen Vorstadt verbunden gewesen sein. ' Defterek I I 868 ist der Name als Turgud verlesen. ^ E w l i j a S. 242 Z. 16 (makbül Mustafa, der angenommene M. — Die Handschrift FLÜGEL Nr. 1278spricht einmal vonrnaklülMustafa,äeTcigetöteteri-, E w l i j a l S. 165 unten makbül we maktül). S.den türkischen Plan, auch den italienischen ÄEGR. S. 150/1. BIZOZERI S. 181. — MARSIGLIÄE^. S. 135: Sohte Ahmet Pascha-Moschee. E w l i j a a.a.O. mid der türkische Plan. — MABSIGLI Äegr. S. 135: Hahntor-Moschee; der italienische Plan imdBizozEBi: Wasser-Moschee. Eine alte Abbildung der Wasser-Moschee mit ümgebimg ist iJ ejr. S. 144 wiedergegeben. ^ Hier lag al.so das Rustem Pascha-Quartier, welches die Urkunde 35 in JACOBS HilfshuchW S. 15 erwähnt; Güzeldsche Rustem Pascha war 1559—63 Ofener Bejlerbej. — Die von MARSIGLI Reg. 135 genannte Neutor-Moschee wird mit dieser identisch sein. ° so MARSIGLI Reg. S. 135. Diese wird von BIZOZERI und dem italienischen Plan Reg. 150/1 Hädschl Ahmed-Moschee genannt, nach ZIEGLAXJER S. 36 Michalidschli Ahmed Pascha, der 1595—98 mit Unterbrechvmgen Statthalter war. ' s. Reg. S. 135. ' s. o. S. 8. « E w l i j a S. 239 Z. 3ff. ® M A R S I G L I Reg.

S. 1 4 2 .

'"Eine im Stambuler Wakf-Ministerium aufbewahrte und in KABACSONS Urkundensammlung S. 124 übersetzte Urkunde aus dem Jahre 991h = 1583 D. " E w l i j a a. a. O. '^Der mu'allimAev ersteren bezog 40 Aktsche täglich, sein Vorgänger 25; vgl. E w l i j a a. a. O. ' ' E w l i j a a. a. O. " E w l i j a S. 242 Z. 16ff. -3

Björkmnn, Ofen /.in- Tiirkenzeit.



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Gleichfalls durch Stiftungen fundiert und mit Moscheen verbunden waren, wie in allen muslimischen Ländern, so auch im türkischen Ofen die öffentlichen G a r k ü c h e n , in welchen die Armen umsonst gespeist wurden. Solche gab es^ z. B . an der Soliman- und an der Paschaschloß-Moschee, auch an der Mittel-Moschee und anderswo.^ Diese Küchen waren in besonderen kleinen Bauten untergebracht, wo das Essen in riesigen Kupfer kesseln gekocht wurde; die Lebensmittel verwahrte man in unmittelbarer Nähe in kleinen Magazinen.® Diese kleinen Bauten waren charakterisfisoh für das Straßenbild des türkischen Ofen.* Durchreisende, besonders Kaufleute, fanden in Ofen Unterkunft in den C h a n s , einer wohltätigen Einrichtung, welche die Türken in Ungarn eingeführt hatten. In der Oberstadt gab es deren fünf,® einen in der großen Vorstadt und drei weitere in der Gerberei-Vorstadt.® Ein reiches Feld der Betätigung bot sich in Ofen der Wohltätigkeit auf dem Gebiete der V e r s o r g u n g d e r F e s t u n g m i t W a s s e r , welche wegen der Lage Ofens auf einem Felsenrücken' von jeher große Schwierigkeiten bereitet hatte. Die denkbar primitivste Weise der Wasser her beischaffung war bei den Ofen er Warmbädern, hdmäm, im Gebrauch: Menschen trugen in der Donau geschöpftes Wasser herbei.® In der Oberstadt gab es nur ein öffentliches Warmbad, welches unweit des Wiener Tores in der Warmbad-Straße® gelegen war. Drinnen hatte das Bad drei Marmorbecken mit Warm- und Kaltwasserzuleitung. Es war noch nach 1686 erhalten^®. Außerdem lag im Paschaschlosse ein Warmbad zum Privatgebrauche der Paschas, welches ähnlich wie das andere gebaut war.^' In der großen Vorstadt lag ein von Tujgun Pascha erbautes Warmbad in der Nähe der seinen Namen tragenden Moschee.'^ Dieses bestand aus zwei Teilen, 1 n a c h E w l i j a S. 245 Z. 15ff. - Nach MABSIGLI (Reg. S. 141) gab es mehr als 40 öffentliche Herde in Ofen; denn anch die Truppen in Ofen wiirden von ähnlichen Küchen gespeist ( E w l i j a a. a. O.). ^ Reg. S. 140/1. ^ s. z. B . B O C A T I U S ( b e i B E L S . 3 5 3 ) .

° E w l i j a S. 239 Z. 10; vgl. BUSBECK S. 116f. Eine Abbildung eines Caravan Serail hat HAPPEL, Thesaurus exoticorum, 4. EigenlUche Beschreibung von den Türken S. 193. « vgl. oben S. 8. ' s. E w l i j a S. 239 Z. 10—11. — ISTHUANFFI S. 144b . . .aquationem. . . , quae tempore prioris obsidionis (i. J . 1530) longo per virbem circnitu non sine metu et periculo petebatur; vgl. anch die zweite warhafflige Missiue. ' E w l i j a S. 239 unten. So mußte auch MABSIGLI als Kriegsgefangener in Ofen M'asser schleppen, wobei er jedoch die Verteidigimgsmöglichkeiten der Festimg ausspionierte (i?egrS. 1 1 8 ) . ' s. den türkischen Plan. Nach MABSTGLI (Reg. S. 137) lag dies Bad in der Kadistraße. — Vielleicht ist es dies Bad, welches WBRNHEK in den ersten Jahren der Türkenherrschaft sah und folgendermaßen beschreibt (Blatt 4v): Solimannus. . . Budae in aedibus, quae quondam fuerunt Archieplscopi Colocensis, amplissimum balneum pro sua siiorimnque salute fieri ouravit, in quod e Danubio per canales subterraneos aqua in multam altitudinem, vit est Budae ad Danubium situs, ducitur. Ipsum balneum intus incrustatum et Stratum est monumentis marmoreis, quae antea in templis fuere posita, imaginibus tarnen, si quae •Insculptae fuerunt, refectis et toto opere perpolito. I'MABSIGLI a. a. O.

"ebendaselbst; E w l i j a S. 233 Z. 16. ^^Ewlija S. 242 Z. 9—8 v. u.



öö



einem Bade f ü r Männer u n d einem f ü r Frauen.^ Doch h a t t e n diese Bäder n u r geringen Zuspruch,^ da ihnen die damals besonders blühenden Thermen zu große Konkurrenz machten. U m den großen Bedarf der Einwohner an Trinkwasser zu decken, benutzte m a n Pferde u n d Maultiere, welche auf ihren R ü c k e n Donauwasser in Lederschläuchen in die F e s t u n g brachten.® Die beiden oben behandelten^ großen Wasserwege waren stark befestigte Anlagen, in denen die tragenden Tiere u n d Menschen vor feindlichen Geschossen sicher entlanggehen konnten. I n der Festung gab es große, unterirdische Zisternen, in welchen m a n Regenwasser sammelte, im ganzen 170®; eine besonders große sammelte das Regenwasser vom Goldapfelschloß u n d den Imarets in der Nähe, u n d dehnte sich unter dem ganzen Arsenal- u n d Bali PaschaPlatz aus.® Hierher floß auch das Wasser von dem kunstvollen Zierbrunnen auf dem Schloßplatze, welchen E w l i j a bewundernd beschreibt:' ,,Auf diesem Schloßplatz befindet sich ein weißes, aus e i n e m Marmorblock verfertigtes, großes u n d hübsches Bassin; im I n n e r n h a t ein ungarischer Meister Schneckenfiguren m i t Häusern in der Größe der persischen Königskrüge aus Bronze so gegossen, daß die Schnecken gerade im Begriff sind, aus ihrer Schale ihre Hörner zu zeigen. Aus Bronze h a t er ferner je( ?) einen mächtigen Pokal mit Kunstfertigkeit über den genannten Schnecken angebracht, so daß es geradezu übermenschlich ist. Denn in diesen Bronzepokal gehen 30 bis 40 Menschen hinein. Am R a n d e des Pokals sind passend zum Laufe der Wasserstrahlen auf ungarisch Gedichte u n d Verse aufgeschrieben. Daneben fließen unterhalb von fürchterlichen, schrecklichen Dämonenköpfen mit häßlichem Antlitz in das Marmorbecken nach allen Seiten klare Wasserstrahlen. Zu der Zeit, wo die Christen das Kreuz ins Wasser lassen,® pflegen sie a n diesem Becken Belustigung u n d Kurzweil zu h a b e n " . Die unterirdischen Zisternen waren die Vorratskammern f ü r das Wasser u n d incht jedermann zugänglich. Zur direkten Wasserentnahme dienten 75 sebiller, öffentliche Brunnen, welche durch Stiftungen unterhalten wurden; als ihre Stifter, nach denen sie b e n a n n t sind, erscheinen Sultan Soliman, Arslan Pascha, U l a m a Pascha u n d andre.® Gegen den Straßenstaub waren sie durch Bleikuppeln geschützt; in allen Stadtteilen gab es diese Brunnen, besonders an jedem S t a d t t o r . J e d e r m a n n , wes Glaubens er auch war, konnte hier u m s o n s t t r i n k e n . Ähnlich ' MAKSIGLI a. a.

O.

- E w l i j a a. a. O. ® E w l i j a S . 239 Z. 111—12; vgl. B O C A T I U S (bei S A L A M O N S.162, oder bei B E L I I I S.353), wonach ein Sack Wasser sieben bis a c h t Aktsche kostete. * s. o. S. 8—10. ' E w l i j a S. 239 Z. 3 v. u. " E w l i j a S. 236 Z. 2—5. — R a s c h i d I S. 456 Z. 9—7 v. ii. e r w ä h n t aus alter Zeit s t a m m e n d e Gewölbe u n t e r der Festung, welche die christlichen Belagerer i m J a h r e 1684 e n t d e c k t e n i m d zu Minenbaiiten b e n u t z t e n . ' S . 235—236; kürzer T A F F E B N B R S . 175. ' H e r r F A I K B B Y - S A D E erzählt von einem noch h e u t e von der o r t h o d o x e n Kirche auf Rhodos a m 10. J a n u a r g e ü b t e n B r a u c h : der Priester w i r f t ein K r e u z weit h i n a u s ins Meer, m a n s c h w i m m t u n d t a u c h t d a n a c h , imd der F i n d e r erhält eine Belohnung. " E w l i j a S. 239 Z. 6 v. u. I O L U B B N A U I S. 80/1 „ l u n b Gottes willen". M A B S I G L I (Beg. S. 140).



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mögen 40 Brunnen der wohlhabenden Familien — cliändän — aus behauenen Felsen gewesen sein, welche noch aus vortürkischer Zeit stammten weitere 200 Brunnen waren auch im Privatbesitz, während sieben hynar odalary, etwa Trinkstuben, wohl öffentlich waren.^ — An der Donau lagen zehn Mühlen, d. h. wohl größere Pumpwerke,® welche von 150 Pferden und Maultieren betrieben wurden; von hier aus wurde dann also das Wasser für die Brunnen der Stadt hinaufgetragen. Mit einer Druckpumpe scheint dagegen der Brunnen auf dem Hofe der Paschaschloß-Moschee^ betrieben worden zu sein. Die Anlage rührte von ,,einem vollkommenen abendländischen Meister" her und wurde von den Türken sehr bewundert und geschützt. ,,Am Donau-Ufer ist ein großerTurm vorhanden. Während in diesem Turm allerhand Räder und Schöpfräder sich drehen und die Stampfen der Räder in das Donau-Wasser unmittelbar nacheinander schlagen, dringt dasselbe mit Gewalt in große Kufen und gelangt bis zuöi Brunnen in der Mittelfestung — was wie Wasserquellen auf Bergeshöhen anzuschauen ist — und kommt mit voller Gewalt hervor." Diese mit einem Hahn® versehene Wasserleitung war natürlich nicht für größeren Betrieb geeignet. Um stets E i s zur Hand zu haben, hatte man an mehreren Stellen der Festung große Eiskeller angelegt. Das Eis dieser öffentlichen Keller — private gab es in jedem besseren Hause — war für .Reich und Arm jederzeit umsonst zu haben. Der große Eiskeller der Janitscharen lag im Juden viertel unweit des Wiener Tores;® unmittelbar an dieses Tor gebaut war der etwas kleinere der Aseben.'^ Der großen Vorstadt gehörten an: der zweite noch etwas kleinere Keller der Janitscharen in der Nähe der Siebenbürgener Bastion® und ein Eiskeller in der Nähe des Brückenkopfes.® Ein weiterer lag in der Gerberei-Vorstadt, an der großen Bastion an der Südspitze der Innenfestung.i® Bei den Türkenheeren befanden sich mehrfach Derwische, welche durch Reden und eigenes Beispiel die Leute zu Heldentaten anfeuerten. ^^ Nach ihrem Heldentode wurden sie von Legenden umwoben und als Heilige verehrt. Ihre Gräber bildeten das Ziel frommer Wallfahrten, und in ihrer Nähe siedelten sich andere Derwische an; so entwickelten sich die allmählich mit frommen Stiftungen aus1 E w l i j a S. 239 Z. 4—3 v. u. 2 E w l i j a S. 245 Z. 4—2 v. u. ® Andre Mühlen hingegen nutzten gerade die Wasserkraft zu ihrem Betriebe aus. So die oben S. 21 behandelte Pulvermühle, und in ihrer Nähe 10 Getreidemühlen ( E w l i j a S. 250 Z. 3). Diese Mühlen hatten eine Wasserpacht zu zahlen, welche mehrfach unter den Einkünften der Provinz genannt wird. (Defterek I S. 143, I I S. 534 — hier sogar 41 Mühlen — und S. 692.) Vgl. auch defterek I S. 91,107 II S. 542 (für Alt-Ofen). ^ E w l i ja S. 239 Z. 12ff; vgl. oben S. 28f. E w l i j a S. 239 Z. 13. ' s. den türkischen Plan: 59; MARSIGLI (Reg. S. 140). ' im türkischen Plan 54, auch M A B S I G L I a. a. O. nennt ihn an zweiter Stelle. ' d e r l e t z t g e n a n n t e b e i MABSIGLI a. a. O.

' im Plane (5) als des Paschas Eiskeller, von M A R S I G L I als der am köprü baschy, Brückenkopf, bezeichnet; s. o. S. 9^. ^"diesen nennt nur M A B S I G L I a. a. O. an dritter Stelle. ''Einen solchen ,, geistlichen Feldschreyer" bildet H A P P E L a. a. O . S. 1 7 6 ab. Über den Sufi HädscM Sefer s. o. S. 32".



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gestatteten D e r w i s c h k l ö s t e r ^ in denen die religiösen Übungen abgehalten Avurden. Diesen in der ganzen Türkei geübten Brauch^ können wir auch im türkischen Ofen beobachten. Am besten sind wir über das Gül Baba-Bektaschi-Klcster orientiert; denn E w l i j a gibt von ihm eine interessante, eingehende Schilderung.®Wir können uns hier auf einige kurze Angaben beschränken.^ Das Kloster, welches sich an das Grab des 1541 gestorbenen Heiligen anschloß, ist unter dem dritten türkischen Statthalter, Mehmed Pascha, also zwischen 1543 und 1548 entstanden.® Es war bei weitem das bedeutendste Derwischklcster in Ofen® und bestand außer dem Grabe des Heihgen-aus einer ganzen Reihe von Gebäuden.' Der ganze Besitz und die Einkünfte kamen den Armen zu Gute,® und Fremde konnten hier auf freundlichen Empfang rechnen.® Der türkische ,,Hauptfriedhof dieser Stadt", welcher nahe bei Gül Baba lag, war ebenfalls das Ziel frommer Wanderer, Mehrere andere Friedhöfe bei Ofen kennen wir aus Abbildungen. Nicht weit von hier lagen am Donauufer die Gräber des Weli bej und des

Miftäh

baba.''^

Zu dem Grabe des Chyzyr haha, im Westen vor dem Ebenetor, gehörte wiederum ein Derwischkloster, welches jedoch in einiger Entfernung vom Heiligengrabe lag.^^ Dieses Klcster war nicht so bedeutend wie das Gül Baba-Kloster; seine Wakfe waren ' So sind die von E w l i j a beschriebenen Klöster (S. 244—245) zugleich auch Wallfahrtsorti» (S. 248). Die Stiftimg eines Derwischlclosters, zäiuije-i-siifljün, in Ofen betrifft die oben (S. 32') genannte 57. Urkunde in BBHBNAUBBS Nachlaß. - K o d s c h a b e j (ZDMG Bd. 15 S. 290): Stiftungen deT'ulemä ,,in allen Ecken und Enden der islamischen Provinzen", S. 313 ,, der Bege mid Kämpfer" unter Soliman. E w l i j a S. 244 Z. l l f f . ' Denn auf Grimd der Angaben E w l i j a s hat schon G. JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 26—28 dies Kloster ausführlich geschildert. ° GEORG WBBNHBB Blatt 3v: Bassa Mahometh, quemTyrannus victor Budae captae, ao reliquis Hmigariae a se debellatae partibus gubernatorem imposuit, apud utrasque (sc. thermas) Dervisis domicilia, seu coenobia extrui curavit. Sacello enim apud superiores in colle vicino, qui ante vitibus consitus fuit, posito consecravit locum memoriae cuiusdam (d. i. Gül Baba!) eius ordinis, quem, dum viveret, ceu numen quoddam venerati stmt Tijrcae, et mmc mortmim, illoque in loco conditum religiöse colunt. ° Nach MARSIGLI (Reg. S. 142) wohnten hier 60 Derwische. ' Eine Liste des Klostereigentums enthält ein Defter von 1580/1, ungarisch defterek I I S. 534. Daß in dem K . . . Baba wirklich Gül Baba steckt, beweist auch der Umstand, daß eins der Gebäude nach demselben Michael (sade) genannt ist, welchen E w l i j a S. 244 Z. 9 v. u. als Stifter nennt. ^ defterek I I S. 534. ' s. die nette Schilderung EDWARD BROWNS (II S. 41), welcher 1672 Ofen besucht. Eine entsprechende Bemerkung macht ZENAROLLA [Reg. S. 142). " E w l i j a S. 248 Z. 16—18. Die Kosten für die Bestattung der Armen trug die Staatskasse; s. z. B. defterek I I S. 22. " s . die türkischen Pläne; E w l i j a S. 245 Z. 5—6, 248 Z. 9—10. — Ein Kloster wird dort nicht erwähnt. Aber MARSIGLI (Reg. S. 142) nennt ein sonst imbekanntes Kloster des Mikdär baba mit 20 viel Gutes wirkenden Derwischen. '-S. die türkischen Pläne. Dies bestätigen auch die Abbildungen Ofens von Westen.



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nur gering und das enggebaute Kloster^ konnte nur wenigen Derwischen Unterk u n f t gewähren.^ Noch bescheidener muß schon wegen seiner Lage das Kloster auf dem Blocksberg gewesen sein; denn dies Heiligtum des Keulen-Elias lag neben der Moschee in der dortigen, doch recht kleinen Festung, deren Schutzpatron er war.® Wir wissen nichts über das Äußere des Heiligtums, außer daß an der Südseite ein Vers prangte diesem sehr ähnlich ist ein anderer, mit welchem sich unser E w l i j a dort verewigte.® In der Gerberei-Vorstadt vor dem Chan zur Grünsäulen-Therme lag das Kuppelg r a b des Scheichs Muchtcir baba.^

In der Oberstadt ruhte ein Glaubensstreiter Ahmed Bej unter einer Bleikuppel im Hofe der Schloßmoschee.'' Die Grabstätte des zweiten Ofen er Statthalters, Bali Pascha, lag auf dem nach ihm benannten Platze der Innenfestung.® Von den andern Ofener Bejlerbejs hatten noch Hädschi Mehmed Pascha^, Arslan Pascha der große Mustafa Pascha^i und Kalajlykoz Ali Pascha^^ jj^j-g letzte Ruhestätte in Ofen. Die Ofener T h e r m e n sind unter den Türken zu höchster Blüte gelangt und weltberühmt geworden.^^ Eine Gruppe für sich bilden die südlich der Festung in der Gerberei-Vorstadt am Fuße des Blocksbergs gelegenen Thermen. Von diesen liegt am weitesten nach Westen eine Therme, welche die Türken als atschyk ylydsche, o f f e n e T h e r m e , bezeichneten. Dieser Name wird bisweilen wörtlich aufgefaßt,'^ meist aber als ,,allen offenstehend, allgemein" gedeutet.^® Obwohl etwas abgelegen, erfreute sich diese Therme großen Zuspruchs, gerade von weithergereisten, abendländischen F r e m d e n . Viel bedeutender als die offene Therme war zur Türkenzeit das Bruckbad, 1 E w l i j a S. 245 Z. 6ff, 248 Z. 10—11. ^ nach MABSIGM (Reg. S. 142) 15 Bektaschis. ® Auf die Legende dieses Heiligen gingen wir oben S . l l näher ein. — E w l i j a S. 251 Z. 11 v . u . ^ E w l i j a S. 245 Z. 13—14. S. 248 Z. 3—4 E r w ä h n u n g als Wallfahrtsort. = S. 251 Z. 8—7 V. u. « E w l i j a S. 248 Z. 11—12. ' E w l i j a S. 248 Z. 14—16; vgl. oben S. 29, 33^ ® E w l i j a S. 248 Z. 9—8 v. u . ; P e t s c h e w i I 245 o.; über den P l a t z s. oben S. 2, 5, 6. ® E w l i j a I S. 167. H ä d s c h i Mehmed war 1657 Statthalter in Ofen. i ' E w l i j a S. 248 Mitte. iivgl. oben S. 32=. ^^Ewli j a a. a O.; vgl. P e t s c h e w i I I S. 28; JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 27". Abbildungen der meisten Thermen hatMABSiGLl, Danubius etc. ITaiel 4^6 n. S. 96, wiedergegeben i? egr. S. 139. — LmzBAUBB stellt sämtliche alten Quellenangaben über die Thermen zusammen und orientiert so vorzüglich über jede einzelne von ihnen. ^•"Die H a n d s c h r i f t FLÜGEL Nr. 1278gebraucht geradezu den Ausdruck üstü atschyk bir ylydsche, eine Therme, deren Oberes offen ist — Die Lage zeigt der türkische Stadtplan. MARSIGLI (Reg.

S.137); c o m m x m e , e c o m m o d o p e r t u t t i ; vgl.ZIEGLAUBB S.39. WERNHER

Bl. 2 v : (thermae) commimes. i^E w l i j a S. 242 Z. 6 v. u. ff. — Die vorher genannten Thermennamen sind Singular und nicht näher zu bestimmen.



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welches von den Türken g r ü n s ä u l i g e T h e r m e ^ genannt wurde. Schon im Anfang der Türken herrschaft wurden die Thermen der Gerberei-Vorstadt von Ofener Paschas ausgebaut und prächtig ausgestattet; die größten Verdienste um sie haben Mehmed Pasoha, der dritte Statthalter^, und Mustafa.^ Damals erhielt die grünsäulige Therme jenen auf acht Bogen ruhenden Kuppelbau,^ welcher noch heute den Besucher des Bruckbades entzückt.® Auch die Inneneinrichtung war der heutigen ähnlich: in das Hauptbassin, als dessen Umfang 200 Fuß genannt wird, führten fünf große, breite Stufen hinab, auf denen sich jeder gemäß seiner Körperlänge bequem waschen konnte.® Ringsum befanden sich der achteckigen Form des Unterbaues entsprechend acht kleinere Bassins, „dem hanefitischen Ritus entsprechende Steinwannen".' E w l i j a ist voll Lobes über die Reinlichkeit der Einrichtung und das fröhliche Badeleben. Die Temperatur des Wassers findet er mu'tedil, gemäßigt, ebenso wie bei dem dritten Bade dieser Vorstadt, welcheser nach ihr als G e r b er e i - T h e r me bezeichnet,®dem heutigen Raitzenbade. Das Gebäude dieser Therme war ebenso wie das der vorigen eine auf achteckiger Grundlage ruhende Kuppel mit entsprechender Inneneinrichtung.® Eingehend und als für die andern Thermen typisch beschreibt E w l i j a das B a d e l e b e n . D a nach war das Baden durchaus volkstümlich und allgemein; so wurde denn auch keine Gebühr erhoben, und nur für Wäschebenutzung war ein Aktsche zu zahlen. Vormittags stand die Therme den Männern, nachmittags den Frauen o f f e n n a c h deren — oft spätem — Weggang wurde nachts das Wasser des Bassins abgelassen.^^ Das Wasser fiel diirch starken Schwefelgeruch auf,^® und der Schlamm,

^ Der Grund dieses N a m e n s war eine d o r t v o r h a n d e n e grüne Säule ( E w l i j a S. 243 Z. 6); B R O W N , welcher 9 J a h r e s p ä t e r d o r t war, b e m e r k t (bei L I N Z B A U E B . S . 50ff), d a ß sie d a m a l s r o t war. 2 1543—48; s. W B B N H B B , B l a t t 2 v f f . ® N a c h I S T H U A N F F I S . 450a w u r d e n diese B ä d e r d a h e r a u c h n a c h M u s t a f a b e n a n n t . * E w l i j a S. 242 u n t e n . ° s. z. B . T H E O B A L D H O F M A N N , Die Bäder der ungarischen Hauptstadt (Deutsche Bauzeitung, 25. J a h r g a n g 1891, S. 197); Monarchie S. 509; Islam V I I S. 276. ® E w l i j a S . 243 o b e n ; S C H W B I G G B B S . 10; L I E C H T E N S T E I N bei L E W E N K L A W S . 520; L U B B N A U I S. 81, u n d andre. ' E w l i j a S. 243 Z. 3—4; vgl. L I E C H T E N S T E I N i m d L U B B N A U a. a. O. ® E w l i j a S. 243 Z. 6ff. Der türkische S t a d t p l a n u n d M A B S I G L I (Reg. S.136) n e n n e n dies B a d „kleine T h e r m e " . — B R O W N (bei L I N Z B A U E B S . 50) h a t die Bezeichnung „gedecktes B a d " , w ä h r e n d „Cuzzoculege ( = kütschük ylydsche, kleine Therme) oder das B a d des Heiligen" bei i h m eines der nördlich der S t a d t gelegenen B ä d e r ist. ä E w l i j a , S. 243 Z. 15. i°S. 243 Z. 16 ff. " E w l i j a S. 2 4 3 Z . 1 4 — 1 5 . Hierauf b e r u h t wohl S C H W E I G G E R S ( S . 1 0 ) I r r t u m , das B a d e n der F r a u e n gelte ü b e r h a u p t als Schande. E i n e etwas derbe Schilderung des B a d e n s der F r a u e n e n t w i r f t W E N N E R S . 1 7 / 1 8 , weshalb er von L I N Z B A U E B S . 4 7 n i c h t ausführlich zitiert wird. ^^BROWN, bei L I N Z B A U B R S . 50ff. " E w l i j a S. 243 Z. 8 f f : Die Veränderung, die das Wasser a n seinem Silberring hervorrief imd die Verwendung desselben Wassers z u m Polieren diu?ch die Ofener Goldschmiede war imserem Goldschmiedssohn n a t ü r l i c h besonders interessant. — Verwendung des ,,essiggleichen" Wassers zur S u p p e : Z. 10—8 v. u.



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den diese Quelle absetzte,' wurde von den Frauen als Enthaarungsmittel benutzt. ^ — 'Äschyk,® dessen Bericht in die letzten Jahre des 16. Jahrhunderts fällt, erwähnt nur e i n e Therme in dieser Vorstadt, welche er Pester Therme nennt und ganz entsprechend den anderen Nachrichten kurz beschreibt.^ Zu jener Zeit stand auch noch ein allerdings schon halb verfallener Bau über dem heiitigen Blocksbad südlich des Blocksberges, welches man besonders für kranke Tiere verwendete.® In der großen Vorstadt lag ,,auf der Innenseite des (Hahn)-Tores" choros Icapiisu

ylydschesi,

d i e H a h n t o r - T h e r m e , ® m e i s t n u r kapulu

ylydsche,

Torbad'',.

genannt, das heutige Königsbad. Während ' Ä s c h y k ,,zwei Thermen im Innern der Stadt" nur ganz kurz behandelt, ohne die Namen zu nennen, bringt E w l i j a, sich nunmehr kürzer fassend, von dieser Therme folgende Beschreibung: ,,es ist ein zweckmäßiges, gedrängt gebautes® Bad, auf acht Bogen gebaut, mit Ziegeln gedeckt, und hat eine rubinfarbige Kuppel. Aus den Rachen von Löwen an den vier Ecken des Bassins, welches gerade in der Mitte ist, fließt reines Warmwasser Tag und Nacht h e r v o r . . . " Von BEOWN,® welcher 1672 Ofen besucht, hören wir, daß dies Bad inzwischen 1669 zum Teil verbrannt war; doch bezeichnet er es als ein sehr edles Bad. Die Türken werden es bald ganz wiederhergestellt haben: denn nach der Rückeroberung 1686 stand das Bad unversehrti", und noch heute ist der türkische Kuppelbau erhalten. Nördlich von der großen Vorstadt unmittelbar bei der befestigten P u l v e r f a b r i k lag eine nach dieser benannte T her me,'^': und unweit von dieser ander Stelle des heutigen Kaiserbades einige Thermen, von welchen die W e l i B e j T h e r m e bei weitem die bedeutendste und berühmteste war. Das prächtig ausgeführte Gebäude dieser Therme war ein Werk Mustafa Paschas, wie ein Vers über dem Aus- und Ankleideraum besagte; diese Inschrift blieb nach der Türker zeit erhalten und ist später im Kaiserbade eingemauert worden.'^ Nach ' Ä s o h y k s ' Schlammbad, Särosfürdö, heißt heute das Blocksbad. ^ vgl. W E N N B R S. 18; BROWN bei LINZBAUEE S. 55.

^ Tn der Handschrift der Wiener Hofbibliothek FLÜGEI, I I Nr. 1279. Der betreffende Abschnitt ist bei LINZBAITBB S. 39 ff von GEVAY übersetzt. Auf " Ä s c h y k gehen die — leider gekürzten — Angaben jener geographischenSchrift zurück, welche bei FLÜGEL u n m i t t e l b a r vorher angeführt ist (s. o. S. X I ) . ^ Die Angabe ,,sechs Zellen" bei LINZBAUEB wird auf einem I r r t u m beruhen. Die andere Handschrift gibt richtig , , a c h t " an. ° Hier stimmen die beiden Handschriften überein. ® E w l i j a S. 243 Z. 6 v. u. ' I m türkischen Plan pit. . . Anno 1658. Stockholm 1679, Seite 92. — Noch 1688, 2Jahre nachder Rückeroberung,gab es einenOfener Kaimmakam ( S z i l a d y I I S.170), vgl. Islam VII S. 269^ und V I I I S. 245. Das stufenweise Aufrücken der Beamten, das vielfach durchbrochen war, hält K o d s c h a b e j mit Recht für notwendig für das Heil des Staates (ZDMG 15. S. 318). ^ Eine solche Liste von ' A i n i s. defterek I S. 414 u. T i s c h e n d o b f S. 68f; dieser gleicht L e w e n k l a w s Liste S. 434 sehr; zwei Listen bei Salamon, Ungarn im Zeitalter der Tilrkenherrschaft S. 235 u. 236; E w l i j a S. 227 Z. 6—4 v. u. zählt acht Sandschaks auf, eine vollständige Liste Bd. I S. 190; für die letzte Zeit s. die Listen bei S e y f b i b d S. 122 und Marsigli, L'iltat militaire etc. S. 131. Weiteres Materia) bieten die erhaltenen türkischen Register, s. defterek I 31, I I 277, 346, 383, 514, auch andre in der Wiener Hofbibliothek, z. B. F l ü g e l I I Nr. 1299, 1305, 1396. — Eine kleine Karte der Provinzen Ofen und Temesvär hatVANEL, Histoire des troubles de Hongrie, 1. Teil Paris 1685 S. 1. ® Dies zeigt u. a. die Ejaletliste bei Hammer, Staatsverfassung I I S. 248 f, welche auf dem 1676 verfaßten Kammname Hezärfenns (s. I S. X X ; B e h r n a u e b J A 1860, 5. Serie, 15.Bd. S.462 erwähnt eine in der Markusbibliothek zu Venedig als Nr. 91 befindliche Handschrift) beruht (tmter Fortlassung der auf Ofen bezüglichen Angaben ?). ' vgl. oben S. 15. ' Defterek I S. 31 (1544) spricht von einem Sandschak Vacz. ' Gran wurde 1543 nach der Eroberung zunächst ziim Ofener Sandschak hinzugefügt: P e t s c h e w i I S. 254. " s . defterek I S.142ff, I I S. 277ff, 667, 729; auch Kabäcsons Urkimdensammlung S. 60, 157, ' HAMMBK

161, 162.



48



Stellung der einzelnen Sandschakbejs gehen wir nicht näher ein; je nach den örtlichen Verhältnissen war ihre Lage und ihr Gehalt v e r s c h i e d e n . I n den Sandschakstädten scheint das Militärische noch mehr vorgeherrscht zu haben als es schon in der Ejalethauptstadt der Fall war.^ Die Sandschakbejs hatten sich in jedem Falle, wo sie nicht zuständig waren, an ihren direkten Vorgesetzten, den Bejlerbej, zu wenden.® Dieser hatte auch über die Neubesetzung vakanter SandschakbejStellen zu bestimmen. Bisweilen waren die Sandschakbejs berechtigt, sich direkt an die Stambuler Regierung zu wenden.* An der Spitze der F i n a n z v e r w a l t u n g der Provinz Ofen stand ein Defterdar, welcher meist genauer als mal defterdäry, Finanzdefterdai®, oder defterdär-icheza'in, Defterdar des Staatsschatzes®, bezeichnet wird. Während es ursprünglich nur einen Defterdar in Konstantinopel gegeben hatte, waren nach und nach die Hauptprovinzen besonderen Defterdaren zugewiesen worden, denen gegenüber der Stambuler als Haupt-Defterdar' bezeichnet wurde. Die Eroberung Ungarns hatte zur Ernennung eines ,,Defterdars der Donauufer"® geführt, und dieser ist es vielleicht, welcher nach der Bestimmung Solimans seinen Sitz in Pest hatte®, wo er eine Art politischer Gegenspieler und Kontrolleur des Bejlerbejs am andern Donauufer war.'® Zwar war er von geringerem Range als dieser" und bezog deshalb ein bedeutend niedrigeres 1 E w l i j a gibt für jede Sandschakstadt das Gehalt des B e j s an. Vgl. die Defters a. a. O., auch HAMMER, Staatsverf. I I 248ff, I 364/5, ' ^ m i b e i TISCHBNDORF S. 86f. Über den Graner B e j v g l . JACOB, AUS Ungarns

Türkenzeit

S.

10—11.

2 Über den Sandschakbej als Lehnsoffizier s. u. S. 60. ^ Solche Schreiben befinden sich z.B. Thorning-Veröffentlichung 1 Nr. 8, Hilfsbuch I Nr. 25 (S. 90—91), IslamVIll S. 245ff. ^ Fermane an Sandschakbejs: Thorning-Veröffentlichung 1 Nr. 3, die Staatsschreiben 10—12 i n BEHRNAUERS N a c h l a ß .

^ E w l i j a S. 227 Z. 11, F e r i d u n l l S. 299 defterdärlykmällje Budun. * Defterek I S. 142, 413, I I S. 720. E r ist zu unterscheiden vom Timar-Defterdar; über diesen s. u. S. 58'. Aus einer Urkunde der Handschrift 137 der Konsularakademie, der 57. in BEHRNAUERS Nachlaß (Text und Übersetzung im Anhang N r . l ) : chazlne-i-'ämire-i-Budun defterdäry iken. . . Ahmed tschekbi. ' z. B . defterek I I S. 691, 708. ® s. HAMMER, Staatsverfassung I I S . 1 4 4 ; Nasihatnäme (ZDMG 18. B d . , S. 731): Tuna defterdäry. ® E w l i j a S. 255 Z. 10. i ' I n einem Kanunname (HAMMER, Staatsverfassung I S. 357/8, TISCHENDORF S. 46) wird unter Androhung der Absetzimg einem Defterdar geradezu befohlen, den Bejlerbej nach Kräften an gesetzwidrigem Handeln zu hindern und gegebenenfalls der Pforte Bericht zu erstatten! — Vgl. aus der frühen Entwicklung des islamischen Lehnswesens das Verhältnis zwischen dem Emir und dem 'Ämil bei BECKER Islam V S. 84. ^'Nach E w l i j a a. a. O. hatte er nur e i n e n Boßschweif. I n der 5. Urkunde des Ms. 137, Nr. 32 in BEHRNAUERS Nachlaß, avanziert ein Defterdar zum Sandschakbej; in der 2. (BEHBNAUER Nr. 54) wird ein ehemaliger Ketchuda des Paschas vonTemesvär für ein eventuell frei werdendes Sandschak oder w e n i g s t e n s einen angemessenen Defterdarposten oder den eines Ketchudas eines Defterdars oder ähnliches empfohlen. Eine Defterdftr-Laufbahn zeigt das Leben P e t s c h e w i s , der es dabei auch zum Defterdar der Donauprovinz bringt (Islam V I I I S. 257 ff). Über die Stellung des Pester Defterdars s. JACOB, Aug Ungarns Türkenzeit S. 12—13.



49



Gehalt^ doch stand er in direkter Verbindung mit der hohen Pforte und wurde von dort aus ernannt. ^ Der Defterdar hatte die Führung der Detters, der Register über die Einnahmen und Ausgaben der Staatskasse, für die Provinz zu überwachen.® Bezüglich der E i n n a h m e n beschränken wir uns auf eine Übersicht, welche nur das Wichtigste anführt.* Die Türken arbeiteten mit einem außerordentlich verfeinertem Steuersystem in Ungarn. Die o r d e n t l i c h e n A b g a b e n an die Staatskasse waren: 1. Die K o p f s t e u e r der Ungläubigen, dschizje-i-geberän} Diese wurde nach Häusern, ,,Toren", eingetrieben und gebucht und daher auch kaf u resim, Torsteuer, genannt.® Auch charädsch wird in der gleichen Bedeutung gebraucht.'' Über bezahlte Kopfsteuer wurde in jedem Falle eine Quittung erteilt.® Die Höhe des Betrages ist im einzelnen Falle verschieden.® Die Zentralstelle für Kopf Steuer wird

1 N a c h deflerek I S. 150 be?og der Ofener D e f t e r d a r a u s einem Großlehen 28 120 a., n a c h defterek I S. 396 imd I I S. 720 24 000, n a c h ' A i n i (deft. I S. 413, TISCHENDOBF S. 69) g a r 105 220, n a c h E w l i j a a. a. O. n u r 10553; deft. I I S. 314 lernen wir d e n ansehnlichen N a c h l a ß eines Ofener D e f t e r d a r s kennen. - s. JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 13 A n m . 2. N a c h d e m 15. Staatsschreiben in BEHRNAXJBKS N a c h l a ß ( „ S t a a t s a r c h i v H r . 444 K a s t . 321 Fasc.7 toc. 1") e r f u h r m a n in Stambul d u r c h den Ofener D e f t e r d a r von d e m vertragswidrigen B a u einer F e s t u n g . ' Man unterschied mufassal, spezialisierte, v o n idschmäl, s u m m a r i s c h e n , Registern. Die m i t der E i n t r e i b u n g der einzelnen Gebühren b e a u f t r a g t e n B e a m t e n w u r d e n m e i s t als emln, B e t r a u t e r , b e z e i c h n e t ; ziu- Abfassimg der Listen s t a n d i h n e n gewöhnlich ein Schreiber, kjatih, zur Seite. G e b ü h r e n f ü r diese B e a m t e n h a t t e n die U n t e r t a n e n a u ß e r d e n Steuern selbst zu zahlen (nach BEHBNAUER N r . 46 f ü r jeden 1 Aktsche). * Genaueres s. in d e r E i n l e i t u n g z u m 2. B a n d e d e r defterek (S. X I I I f f ) ; die d o r t gegebene E i n teilung legen wir unserer Ü b e r s i c h t zu Grunde. Bei d e n einzelnen S t e u e r a r t e n f ü h r e n wir n u r e i n e oder wenige Belegstellen f ü r Ofen a n ; weitere s. in d e n R e g i s t e r n a m Schluß der beiden defterek-^ände u n t e r d e m W o r t e Buda. — V o n I n t e r e s s e ist ein Vergleich m i t der Übersicht der A b g a b e n zur Mamelukenzeit, welche BECKER im Islam I S. 99—100 b i e t e t . ® DefterekTl S. 514, 710, 729, 731; (S.43 m i t d e m weiteren Znsa,tzwekyptljänivej(liüdijän,uiid der Zigeuner i m d d e r J u d e n , die a u c h sonst m i t a n g e f ü h r t werden). A u c h KBAFFT N r . 291ff. SziLÄDY, A defterekrol

S. 15 ff.

' Defterek I S. 61, 101, I I S. 533, f ü r Alt-Ofen S. 542. Die e r h a l t e n e n Listen beziehen sich stets n u r auf einzelne O r t s c h a f t e n . A u s solchen m a g sich E w l i j a (S. 228 Z. 14—15) seine Gesamtzahl von 600053 s t e u e r p f l i e h t i g e n r e ' ä / ä in 3900Dörfern zusammengestellt h a b e n . (BOETHIXIS I A n h . S. 29 s p r i c h t v o n 1862 Dörfern). Ü b e r die E i n n e h m e r vgl. E w l i j a S. 255 Z. 11—14 i m d BEHRNATJEB N r . 4 8 .

' E w l i j a S. 228 Z. 15. N a c h B d . V S. 275 s a m m e l t e in Belgrad der charädsch aga die dschizje. Die beiden W o r t e waren n a c h JUYNBOLL, Handbuch des islamischen Gesetzes S. 345f ursprünglich i d e n t i s c h ; s p ä t e r m a c h t e m a n einen U n t e r s c h i e d (vgl. n a m e n t l i c h BECKER, Beiträge zur Geschichte Ägyptens unter dem Islam I I S. 81ff) — so d a s K a n u n n a m e bei F e r i d u n I I S. 3 0 2 — , d e r sich a b e r hier i m t ü r k i s c h e n S p r a c h g e b r a u c h wieder v e r w i s c h t zu h a b e n scheint. ' Ofener K o p f s t e u e r z e t t e l g i b t es u. a. in der Bibliothek des Ung. N a t . - M u s e u m s ; zahlreiche a u c h in der W i e n e r K o n s u l a r a k a d e m i e (s. KBAFFT S. 110). ' N a c h d e r 33. U r k u n d e des Ms. 137, N r . 46 in BEHRNAUEBS N a c h l a ß , 61 A k t s c h e (-J- Gebühren). Defterek I I S. 530ff werden f ü r jedes Tor 50 a. jährlich a n g e s e t z t (im J . 1580). Ebenso SZILADY, A defterekrol S. 16ff. E t w a s höhere Zahlen ergeben sich a u s deft. I I S.514 (1577/8). 4

I t i e r k m a n . O f e n zur

Tiiikenzeit.



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das Büro des muhäsebedschi^ in Ofen gewesen sein, wie ein Vergleich mit- den Stanibuler Verhältnissen nahelegt.^ 2. An V e r k e h r s s t e u e r n Zölle aller Art: ein Teil von ihnen stand mit dem ausgedehnten Viehhandel im Zusammenhang, welcher in Ungarn gerade unter der Türkenherrschaft, besonders durch Mustafa Paschas Fürsorge,® mächtig emporgeblüht war. Gömrük, der Durchgangszoll für Vieh wie auch für andere Waren,* unterstand in Ofen einem gömrük emlni? Bädach dagegen war der Konsumptionszoll für Vieh® und Lebensmittel, welche auf dem Markte zum Verkauf gelangten.^ Diesen bädsch-i-büzar erhob ,,von den kommenden und gehenden Waren"® der Ofener bädschdär, dessen Station in der Nähe von Gül Baba am Donauufer lag.® Andre Zölle bezogen sich auf den Verkehr im Ofener Hafen und wurden als resm-i-getschid, Uberfuhrgebühr^®, zusammengefaßt. Die eigentlichen Fährgelder für Überfahrt im Hafen, auch resm-i-dümen, SteuerruderGebühr stehen neben dem Brückengeldwelches von den Passanten am Kopfe ^ E w l i j a S. 227 Z. 15. Defterek I I S. 699 wird er muhäsib genannt. (Ein muhäsebedschi erscheint auch auf einer Urkunde aus Göd bei Waitzen im Besitze der Wiener Hofbibliothek; es handelt sich in ihr um die teilweise Wiederherstelhing der zerstörten Dorfes Göd. .JACOB). - s. HAMMER, Staatsverfassung

I I S. 1 4 6 — 1 4 9 , 1 5 0 — 1 5 2 , 155/6.

s. TAKATS S . 7 9 2 , 8 0 3 .

'' Defterek I S. 61, 93, I I S. 419, 533. Durchgangshandel war für Städte unweit der Grenze von besonderer Bsdeutimg. Daß dieTürken fremden Kaufleuten entgegenkamen, ist oft bezeugtIm 4. Staatsschreiben in BEHBNATJERS Nachlaß (954h = 1545D, im Wiener Staatsarchiv) heißt es: ,,Die Kaufleute sollen in Ruhe und Frieden kommen vmd gehen. Nach den Bestimmungen in unserm kaiserlichen Kanunname soll man von ihren Waren und Sachen Gömrük und was (sonst) festgesetzt ist, nehmen, aber niemandem Ungerechtigkeit und Bedrückung widerfahren lassen, sondern sie sollen in Ruhe imd Sicherheit bei ihrem Handel und ihren Geschäften sein". — Im 13. Staatsschreiben werden Kowiner Kaufleute, im 32. ha'z rendschber-i-latinler erwähnt; vgl. auch das 34.; ferner KARACSONS Urkundensammlung

S.

2 8 6 , TAKATS S.

803, BOETHIUS I Anhang

S. 27, KUNOS S. 2 7 2 ;

Relation,

wasmaasen der Groß- Vezier, zu Ofen von den unsern sich aufs neue disgoustirt befindet. . . M. December / A. 1864, unter Raab den 20. Dec LUBENATJ I S.81, CZEBNIN S.18. — D i e Freiheit und Sicherheit der Kaufleute ist ein stehender Punkt in den Friedensverträgen. ° E w l i j a S. 227 Z. 16. " In diesem Falle bädsch pä-i-ganem u gaw, der Füße von Schaf und Kuh, genannt. Andere Arten sind bädsch-i-sifäh (wohl pers. für kara gömrajil, einem auf inländischenWaren ruhenden „Landzoll", deft. I S.142 I I S.419), kynnäre (der Schlachtbank, deft. I S. 93, I I S.421; vgl. oben S. 10'), esp (Pferd: I 101,117, 126 I I 533), auch für Schweine, was natürlich eine Neuerung, bid 'at, war (defterek I I 535). ' s. HAMMBE, Staatsverfassung I S. 215, 233, 250. — Unter andern Abgaben wird auch bädsch in der 31. Urkunde der Handschrift 137 der Konsularakademie erwähnt. ' E w l i j a S. 229 Z. 14—15; dieselbe Formel Bd. V S. 375 für Belgrad. ' E w l i j a S. 247 Z. 6 v. u. Dies bestätigen Abbildungen: Theatrum Europaeum S. 570/1: R , KHEVENHILLBB Bd. 5 S. 2518/9: H, VAN DEB LINDE, Leven en Baden van Johs. Sobietzhi I I I S. 298/9: 12; ferner der oben S.22' genannte Plan von CORONELLI. ^"Defterek I I 20, 348; vgl. Islam I X S. 100. ^Wefterehl 91, I I 533. '^'-Defterek I 61, 91, I I 419. ^'^Defterek I 107, 114, I I 533: resm-i-'ubür-i-dschisr. —Brückengeld zu fordern scheint sonst nicht üblich gewesen zu sein; s. LEO BARBAR, Zur wirtschaftlichen Grundlage des Feldzuges der Türken gegen Wien im Jahre 1683, Wien 1886: Wiener Staatswissenschaftliche Studien, 13. Band, 1. Heft, S. 28. HAMMER, Staatsverfassung I S. 215.



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der Schiffsbrücke erhoben wurde. ^ Die Stelle des Einnehmers wurde wie bei den meisten Zweigen des Finanzwesens^ so auch bei dem Brückengeld als Staatspachtung, mukäta'a^, vergeben. Mehrfach sehen wir in der Stellung eines köprü emlni

Juden.*

Im alltäglichen Marktverkehr zu Ofen ergaben sich verschiedene Gebühren : Außer der Platzmiete für die Verkaufsstände, sergi,^ war für den muhtesih, Marktrichter,® eine Sondergebühr zu entrichten.' Größere von Privaten aufgespeicherte Vorräte wurden besteuert.® 3. An G e w e r b e s t e u e r n kennen wir die auf Gast- und Vergnügungsstätten wie dem ,,Kerzenhaus", schem'chäne^, und dem Bierhaus, bozachäne^", ruhenden Abgaben. Auch die sarräfije, Geldwechsel-Gebühr", gehört in diesen Zusammenhang. 4. G e l e g e n t l i c h e , nicht unbedeutende E i n k ü n f t e für den Staatsschatz waren die Hinterlassenschaften, m.etrükät oder muchallefät, welche an den Staat fielen, wenn keine rechtmäßigen Erben da waren. I n jenen unruhigen Zeiten kam es verhältnismäßig häufig vor, daß Jemand plötzlich eines gewaltsamen Todes starb, verloren ging oder desertierte. Fehlten Erbberechtigte, so erhielt der Staat seinEigentum als mälgäib oder mefküd, Geld eines Verschwundenen^^, bezw. katschkun, Deserteurs.^® Die Sachen wurden öffentlich verkauft, und der Erlös floß in die Staatskasse. Hierüber wurden genaue Listen geführt. Diese zeigen, daß folgendes von dem Gewinn in Abzug gebracht wurde: je ein Betrag für die Bestattung des Verstorbenen, an Schreibgebühr für den Kadi, resm-i-kalem-i-käzi^*,

^ E w l i j a S. 252 Z. 7—8; das Brückengeld wird hier einfach als bädsch bezeichnet. - Besonders gegen E n d e des 17. J a h r h u n d e r t s , s. ARSLANiAisr S. 11; E w l i j a S. 265 Z. 12. Uber diese h a t t e der Ofener mukäta adschy die Oberaufsicht ( E w l i j a S. 227 Z. 15). Zahlreiche Listen von Ofener Staatspachtungen sind erhalten (z.B. K B A F F T Nr. 289, S Z I L A D Y , A defterektröl S.20).Mvkäta 'a entlni, s. die 22. U r k u n d e in B E H R N A U E E S Nachlaß, F L Ü G E L I I Xr. 1401 und sonst. Defterek I I 529 (1579/80), Hilfsbuch I S. 86—89 (1591/2) (ist vielleicht der dort erwähnte Ofener Brückenzoll-Einnehmer Moses identisch m i t dem bei T A K A T S vorkommenden ,,reichstenjüdischen K a u f m a n n in Ofen, Moses" '!), defterek II 699, 707 (1601). Auch in andern Vertrauensstellungen, besonders der Finanzwirtschaft, sind mehrfach J u d e n t ä t i g ; defterek I 102, 107, 108, I I 3 4 1 ; vgl. SEYPKIED S.

118.

» vgl. z. B. defterek I 61. « N a c h E w l i j a S. 229, Z. 13—14 „ h a t er über alle Handwerker die Aufsicht" (vgl. Bd. V S. 375). Seinen Stellvertreter, näih, erwähnt E w l i j a S. 228 Z.9. — Über die theoretischen Obliegenheiten dieses Beamten s. B E H B N A U B B , Memoire sur les institutions de police chez les Arabes, les Persans et les Turcs J A 1860, S.Serie B d . 15 S. 461, Bd. 16, S. 114, 347, 1861, Bd. 17 S. 5). ' s. z. B. defterek I 101, I I 419. Urkxmde 31 im Ms. 137. ® resm-i-mähzen we kapan, Steuer f ü r Magazine u n d Läden, z.B. defterek I I S. 34 {bezehäne, Warenhaus, vgl. im türkischen Stadtplan beiesiän, s. u n t e n S. 72^); resm-i-klle, Scheffelsteuer, I I 533. Defterek 163, I I 10,419. ^"Defterek I S. 91. Ein bei Gül B a b a gelegenes Vergnügmigslokal wird I I 534 erwähnt. ''Defterek II S. 10. '-Defterekll S. 314, 372, 381/2. '^Defterek I I S . 20, 533. — S Z I L A D Y , A defterekrol S . 20. '^oder resm-i-sidschill, vgl. die Belege unter und



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welcher die Liste ausfertigte, und für den öffentlichen Ausrufer, delläl.^ Alle drei richteten sich in ihrer Höhe nach der Größe der Hinterlassenschaft. Schließlich sind gewisse Spesen bei Gerichtsverfahren zu erwähnen, unter ihnen die ihzärije^, d . i . die Gebühr für den muhzir, Vorlader; diese Beamten mit ihrer prächtigen Uniform kamen gewöhnlich direkt von Stambul vind waren sehr angesehen.® Im Jahre 987 h = 1579/80 D wurde zu Ofen und in der Provinz von den Ungläubigen eine a u ß e r o r d e n t l i c h e S t a a t s s t e u e r erhoben unter der Bezeichnung „Köchergeld". Sie wurde ganz entsprechend der Kopfsteuer häuserweise eingetrieben und gebucht, betrug 75 Aktsche für jedes Haus und bildete einen Sonderbeitrag zur Deckung türkischer Kriegskosten.* Sie fällt also in die Amtsperiode des höfischen Strebers Owejs, der im schroffsten Gegensatz zu seinem die Interessen der Provinz vertretenden Vorgänger Mustafa wirtschaftete. Unter den besonderen A b g a b e n der G r u n d b e s i t z e r an die türkische Staatskasse nimmt der Zehnt, 'uschr, den wichtigsten Platz ein. Dieser wurde von dem Vieh® sowohl wie von den Feld- und Gartenfrüchten® entrichtet und war von großer Wichtigkeit für die Verpflegung der Truppen. Zu diesen Natural-Lieferungen kamen verschiedene Bargeldzahlungen: öde liegendes Gelände wurde gegen Zahlung einer Grundpacht, tapu, vergeben'; für auf fremdem Boden angerichteten Flurschaden war die sog. Feldwachtgebühr, resm-i-deschtibäni, zu erlegengewisse Teile des Ertrags derWirtschaft waren bar zu versteuern®; eine Brautsteuer, resmi-arüs, wurde von Muslimen und Martolosen erhoben.'® — Wir beschränken uns auf diese Beispiele. Sicherlich lasteten die türkischen Steuern schwer auf den Untertanen, aber auch die kaiserlichen Gebietsteile hatten es kaum l e i c h t e r , j a , es fehlt ' Dieselben Belegstellen. — P e t s c h e w i hat sich gerade bei der Aufnahme von Nachlässen als Defterdar Verdienste erworben, s. Islam VIII S. 257. — W I L D schildert S. 19/20, wie er als Sklave, also als Sache, mit dem Nachlaß seines Herrn in Ofen verkauft wird. ^ Defterek I S. U2, II S. 20, 419; Urk. 31 im Ms. 137. E w l i j a S. 228 Z. 7, vgl. Bd. V S. 429 Z. 16—18; H A M M E R , Staatsverf. II S. 384. — Ein muhzir ist unter den Zeugen in zwei gleichartigen Urkunden axis Ofen aus dem Jahre 1678 {Hilfsbuch II Nr. 35 und Thorning- Veröffentlichung I Nr. 5). * Defterek II S. 514 ff. " Rindern, Schafen, Ziegen, auch Fischen, Bienen etc. " Getreide, Gemüse, Obst, Futter; im einzelnen vgl. das Register deft. II 761 ff, besonders unter „asr, bäds, reszm". ' z. B. defterek I I 692, 699; so war die Margaretheninsel zunächst gegen tapu vergeben worden, s. u. S. 7 6 F ; vgl. B R O C K B L M A N N , IslamYlll S. 2 6 3 , ferner S . 2 3 Anm. 4 zu Urk. 3 4 im 2 . Heft der Deutschen Übersetzungen türkischer Urkunden. — Vielleicht ist zum Vergleich die Eirphyteuse heranzuziehen, vgl. B E C K E R im Islam V S. 85. ® Belegstellen — nicht für Ofen — s. deft. II S. X X V I I ; SziL.IDY, A defterekrol S.16ff; vgl. B B O C K B L M A N N a . a . O . S . 2 6 5 f.

" Es gab z. B. Woll-, Wiesen-, Holz-, Heu-, Sensen- imd Joch-Steuern. ^"DeftereklB. 61, 93, 142/3. SziL.iDY a. a. O. ''In der Urkundensammlung von S Z I L A D Y und S Z I L Ä G Y I I 435 werden die beiden Steuergruppen einander gegenübergestellt.



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nicht an Stimmen, welche die Lage unter den Türken für erträglicher erklärten als die unter dem österreichischen Kaiser. Unter den A u s g a b e n der Staatskasse sind bei weitem am bedeutendsten diejenigen für den Unterhalt und die Besoldung der Truppen. Alle Steuern reichten jedoch nicht hierzu, und wiederholt mußte die Zentralkasse bedeutende Beträge beisteuern.^ Nur dem tüchtigen Mustafa Pascha war es gelungen, die Einkünfte der Provinz so zu heben, daß er sogar hoffen konnte, sie aus ihren eigenen Mitteln zu unterhalten.® Über die Soldzahlungen wurden genaue Register geführt, welche manch interessanten Aufschluß über die Ofener Truppen geben.^ Demgegenüber treten Ausgaben für andre Zwecke sehr zurück; sie erfolgten z. B . für Reparaturen an Gebäuden. Größere Neubauten haben die Türken, außer wenn militärische Notwendigkeit vorlag, fast gar nicht aufgeführt. Über das Bauwesen in Ofen hatte ein mi'mär baschy, Oberbaurat, zu bestimmen,® und in andern Städten Ungarns entsprechend Bauräte, mi'mär agalar.^ Bei dem gewaltigen Umfang des Finanzwesens standen dem Defterdar natürlich zahlreiche Beamte zur Seite. Die höchsten von ihnen waren der defter ketchudäsy' und der defter kisedäry^, welclie in Ofen ihren Sitz hatten. Das R e c h t s w e s e n wurde für die Provinz Ofen gleich nach der Eroberung 1541 endgültig geordnet. Damals setzte Soliman zu Ofen einen Munla ein, dessen Gehalt er auf 500 Aktsche täglich bestimmte.® So blieb es fortan. Nach E w l i j a ^ " hatte der Munla ,,auf gerechte Weise" jährlich 10 000 Gurusch Extraeinnahmen, wobei die Gebühr für jeden erteilten Bescheid, hüddschet, 24 Aktsche betrug. Unter Zugrundelegung dieser Zahlen würde diese eine Kanzlei während derTürken1 s. THBODOB MAYEE, Verwaltungsreforni in Ungarn nach der Türkemeit. Hrsg. von der Gesellschaft für neuere Geschichte Österreichs, Wien ii. Leipzig 1911, Seite 7ff; vgl. auch BEBGL S. 62, TAKATS S. 789/90. - Eine solche ,,Sendung", irsällje, wird u. a. defterek I I S. 708 gebucht. Vgl. Voiage de Levant S. 43. In der 28. Urkunde der Handschrift 137 der Konsular-Akademie hören wir von einer größeren Überweisung der Temesvarer Kasse an die Ofener. Vgl. sein Schreiben Islam I X S. lOOff. ^ vgl. unten S. 60 ff. ° E w l i j a S. 229 Z. 9. SALAMON, Ungarn im Zeitalter der Türkenherrschaft S. 165—169 erklärt die strengen türkischen Bauvorschriften für verhängnisvoll in ihren Folgen für die Städte. Nach BUSEEOKS Ansicht aber ist der Mangel an Sinn für stattliche Gebäude den Türken mit den Ungarn gemeinsam (S. 110 der Übersetzung); vgl. Voiage de Levant S. 41, WILD S. 20/1. " E w l i j a : Kanizsa. S. 527 Z. 4, Temesvär, V S. 389 Z. 7 v. u., (Bosna Serajy, V S.429 Z. 14); Fünfkirchen, S. 194 Z. 4 u. a. Auch in Semendire n&ch. defterek I I S. 738. ' Dieser bezog nach inehreien Nachrichten ein höheres Gehalt als der Defterdar selbst [defterek l S. 142, 150, 396, I I S. 720, 737; jedoch imigekehrt nach 'A i n i , defterek I S. 413, TISCHENDOSF S. 69) E w l i j a S. 227 Z. 13. F e r i d u n I I S. 299. Der ketchudä-idefter-i-ejälet-i-Budun unterzeichnet den Gyarmater Friedensvertrag mit. " Ewlija S. 227 Z. 14; vgl. HAMMER Staatsverfassung I I S. 163. ' P e t s c h e wi I S. 232, E w l i j a S. 226 Z. 10—11, Bd. I, S. 204; vgl. HAMMER Geschichte III S. 233. Der dort genannte Chaireddin kommt in den defterek nicht mehr vor, aber eine ganze Reihe seiner Nachfolger. Das wäre ein Grundstock für eine Liste der Ofener Kadis, wie wir sie für die Bejlerbeja schon besitzen. " E w l i j a S. 228 Z. 6—7, 10 — 12.



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herrschaft über sieben Millionen Urkunden ausgestellt haben.^ Der Ofener Munla hatte eine über seine gewöhnliche Richtertätigkeit als Vertreter des scher' hinausgehende Bedeutung: der Umstand, daß rein weltliche Urkunden wie die Finanzregister erst durch den Kadi sanktioniert wurden^, sicherte diesem einen gewissen politischen Einfluß. Dem Amt des Munla zu Ofen® entsprach in kleineren Städten das der gewöhnlichen Kadis. Im ganzen gab es 21 Gerichtssprengel, kazä* und somit auch Kadis. Ihre Gehälter bewegten sich um 150 Aktsche täglich und wurden meist durch einige Tausend Aktsche jährlichen Extraeinkommens vermehrt. Mancher mag sich auch mit diesen ,,in gerechter Weise" verdienten Summen nicht begnügt haben, sondern auch Geschenken zugänglich gewesen sein.® Kleinere Händel überließen die Kadis ihren Stellvertretern, nciib. So hatte der Ofener Munla einen bäb näibi^, zwei weitere innerhalb, sieben außerhalbder Stadt', welche öffentlich ihre Entscheidungen fällten.® Die Christen mußte es mit Erbitterung erfüllen, wenn von den Türken das Zeugnis eines Christen über einen Mushm für unstatthaft erklärt wurde.® Doch war man den Christen andererseits wieder entgegengekommen, indem man ihnen eigene Gerichtsbarkeit unter i h r e n Richtern, zugestanden hatte. Mit Erbschaftsteilungen beschäftigte sich ein besonderer Beamter, kassäm^^; für das Jahr 1678 bezeugen zwei gleichartige Urkunden'^ einen Ahmed b.'Omer als

' s. Thoniing- Veröffentlichung I S. 7. 2 s. z. B. defterek I S. 64, 91, 100, 107, 109, 116, 126 u n d sonst. A u c h sonst h a b e n die K a d i s m i t vielen Angelegenheiten zu t u n , die wir n i c h t als juristisch auffassen, so in m e h r e r e n Urk u n d e n des Ms. 137 der K o n s u l a r a k a d e m i e . Ü b e r weitere F u n k t i o n e n d e r K a d i s s. JACOB, Aus Ungarns Türkenzeit S. 12. ^ T e m e s v ä r h a t t e a u c h einen Munla m i t demselben Gehalt u n d E x t r a e i n k o m m e n ( E w l i j a V S. 389 Z. 10—11), a u c h Belgrad, obgleich n u r S a n d s o h a k h a u p t s t a d t (V S. 374); die d o r t i g e n E x t r a e i n n a h m e n ü b e r t r a f e n sogar die v o n Ofen ijnd T e m e s v a r . Die E j a l e t h a u p t s t a d t Kanizsa. w i e d e r u m h a t t e n u r einen gewöhnlichen K a d i m i t 300 A k t s c h e täglich (VI S. 527). — D o c h a u c h solche bezeichnen .sich als Molla, z. B. der Mohäcser ( E w l i j a S. 18fl Z. 16: 150 Aktsche) in Nr. 9 d e r Thorning-Veröffentlichung I. — Vgl. HAMMER Staatsv. IL S. 378—385. E w l i j a S. 228 Z. 12. ' K o d s c h a b e j (ZDMG 15 S. 290—4) b e t o n t die Bestechlichkeit u n d U n w i s s e n h e i t d e r damaligen B e a m t e n ; — ein Beisjaiel v o n A p p e l l a t i o n b e i m Istambol efendisi (über i h n s. HAMMER Staatsv. I I S. 381/2) gegen ein ungerechtes V e r f a h r e n ist die U r k u n d e Islam V I I S. 174/5.

'' vgl. HAMMER &oc[«sy. I I S. 387, 389.

' d. i. wohl in d e n V o r s t ä d t e n : Die G e r b e r e i - V o r s t a d t wird S. 240 Z. 7—6 v.u. als besonderes nijähet bezeichnet, u n d n a c h S. 255 Z. 14 h a t t e Pest einen näib von Seiten des Ofener Munla. ä E w l i j a S. 228 Z. 9—10. ' Dies w4rd wiederholt in d e m 13. Staatsschreiben in BBHRNAUERS N a c h l a ß (a\is d e m S t a a t s archiv) ausgesprochen. " u n g . birö. W ä h r e n d 1541 n e b e n Chaireddin Verböczj- als ungarischer Oberrichter eingesetzt wvirde (s. HAMMERÖESC/I. I I I 233), werden s p ä t e r keine Biros in Ofen e r w ä h n t , wohl a b e r in Vest Aus Ungarns Türkenzeit S. 12), in Alt-Ofen u n d K o w i n (s.o. S. 14® u. 15'). " s . HAMMER Stootfeu. I I S. 389. SALAMON Ungarn im Zeitalter d. Türk. S. 248—9. '-Hilfsbiich I I N : . 35 u n d Thorning- Veröffentlichung I N r . 5.



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el-kassäm el-'askerl in Ofen, wie denn die ganze Verwaltung der vielumkämpften Provinz militärischen Charakter hatte. Vier Jahre später ist (derselbe ?) Ahmed ,,Molla und Heereskassam in der Stadt Ofen in Vertretung."^ Für Untersuchungen, welche Wakfe betrafen, pflegten die Kadis in größeren Städten durch besondere Beamte, müfettisch, entlastet zu werden; einen solchen finden wir auch in Ofen.^ Neben den eigentlichen Ricljtern sind zu allen Zeiten die Muftis von entscheidendem Einfluß auf die islamische Rechtsprechung gewesen. Wie die andern bedeutenderen Städte Ungarns®, so war auch Ofen der Sitz eines Muftis, welcher gelegentlich nach dem Muster des obersten Muftis in Stambul, als scheichul-isläm bezeichnet wurde.^ Einzelne Ofener Fetwazettel aus jenen Tagen sind erhalten.® Mit dem Mufti zusammen nennt E w l i j a gewöhnlich den nakibul-eschräf, das Oberhaupt der Prophetennachkommen; doch wird dies in Ungarn mehr ein Ehrentitel denn ein eigentliches Amt gewesen sein.® Einige der von E w 1 i j a genannten Ofener Beamten hatten offenbar städtische Funktionen. Hierauf weisen schon die Titel des schehir emlni, Stadtpräfekten, und •des schehir

ketchudäsy,

S t a d t i n t e n d a n t e n , h i n A s a s baschy

u n d su basehy

waren

Offiziere, welche gewöhnlich in den Städten den Sicherheitsdienst bei Nacht und bei Tage versahen.® Im Kriegsfall aber waren alle Beamten nur dem militärischen Dienst gewidmet und hielten an der Spitze ihrer Abteilung in dem ihnen angewiesenen Abschnitt dem belagernden Feinde stand.® Unmittelbar nach der Einnahme Ofens im Jahre 1541 ist ein känün von Ebussu'üd verfaßt, welcher eine vorläufige Regelung der Grundbesitzverhältnisse im 1 Islam V I I S. 291 ff. E w l i j a S. 229 Z. 1, S. 227 Z. 11 v. u. Nach defterek I I 529 war im Jahre 1578 der Ofener Kadi zugleich müfettisch, nach I I 381 der Pester. I n der vorletzten Urkunde des Ms. 137, Nr.57 in BEHRNAUEBS Nachlaß, stellt der Ofener Kadi selbst die Nachforschungen, über die Stiftung an. Nach der 13. Urkunde der Handschrift der Wiener Konsular-Akademie Nr. 137 war Mewlana H a s a n zugleich aktiver Kadi von Pest xuid Müfettisch des Staatsvermögens. ^ SÄLAMON a. a. O. S. 237/8 zitiert ein Fetwa des Muftis von Szolnok. Andre Muftis siehe bei E w l i j a S. 257 Z. 9, S. 194, Z. 2, V S. 375 Z. 12 v. u. ^ E w l i j a S. 228—9. Ebenso auch bei den von ihm genannten Muftis anderer xingarischer Städte. ° I n der Bibliothek des Ungarischen National-Museums. * Über den nakib es-sädät vgl. das Äsafnäme des L u t f i P a s c h a , hrsg. von Du. RUDOLF TSCHUDI, S. 35 d e r Ü b e r s e t z u n g . — F ü r d e n S t a m b u l e r HAMMER Staatsv.

I

S. 4 2 9 — 3 0 ,

I I S. 1 7 — 1 8 , 4 0 1 .

' E w l i j a S. 227 Z. 16, vgl. Bd. V S. 429 Z. 10 v. u. f f ; s. die oben S. 51® genannte Arbeit BEHBNAUBRS.

® E w l i j a S. 229 Z. 6; nach S. 240 Z. 6 v. u. h a t t e die Gerbereivorstadt einen besonderen su baschy; defterek I I 704 bringt Ausgaben f ü r von den Ofenern (Nacht-)Wächtern verbrauchtes Öl und Kerzen. — Vgl. Nasihatnäme S. 710/1; HAMMER Staatsv. I I 105/6 I 247; KUNOS S. 220, 272. — Die falsche Schreibimg von suhaschy m i t ^ (su bedeutet hier nicht ,,Wasser", sondern ist ein alttürkisches W o r t für ,,Truppe") ist die gebräuchliche; die richtige k o m m t in der 13. Urkimde in BBHRNAUERS Nachlaß vor (Mxt. 270 fol. 94 r Wiener Hofbibl.). Da h a t dieser Beamte die Neubeschreibimg des Sandschaks Mohäcs vorzunehmen. ^ vgl. die Beischriften des türkischen Stadtplanes.



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iieueroberteii Lande darstellt.^ Dort werden zwei Arten von Grundbesitz unterschieden : der bisher in vollem Besitze von Privaiten befindliche Boden bleibt unverändert in den Händen der Besitzer, welche nur bestimmte Gartensteuern zu entrichten haben; die ehemaligen Ländereien des ungarischen Staates aber verfallen dem muslimischen Staatsschatze, bejtul-mäl, und werden als den z. Z. darauf sitzenden Untertanen geliehen betrachtet; für diese Art Erbpacht sind die Kopfsteuer, der Zehnt und die andern ordentlichen Abgaben^ zu zahlen. Baldaber gingen die Türken an die Durchführung ihres L e h n s s y s t e m s , wie es in den andern Provinzenschon längst bestand und von fundamentaler Wichtigkeit für den Bes'.aad des Reiches war. Die Riesenarbeit der Aufnahme, tahrir, des gesamten Landes zog sich natürlich durch viele Jahre hin® und wurde unter der steten Aufsicht des großen Soliman ausgeführt. Ein diesbezüglicher Erlaß Sclimans ist erhalten* und bietet so recht ein Bild von der Arbeitsweise. Nachdem die Aufnahme einiger Sandschaks des Wilajets Ofen erfolgt und nach Stambul gemeldet war, kommt von dort die Weisung, aus der neu aufgestellten Liste den Berechtigten ihre Anteile anzuweisen, und zwar in folgender Reihenfolge: chawäs3-i-humajun, kaiserHche Krorigüter, fortan der einzige wirkliche Privatbesitz in Ungarn bejlerbeji we bejler chässlary, die diesen Beamten ,,zum Unterhalte argewieser.en Ländereyen der Krone" 1 Berliner K g l . B i b l . Diez A 4" N r . 45 (im K a t a l o g v o n PEBTSCH N r . 506) fol. 32v—34r. E i n e Ü b e r s e t z u n g in BEHRNAUEBS N a c h l a ß , wo auf eine a n d e r e v o n HAMMER i m (Hormayrschen) Neuen Archiv für Geschichte, Slaatenkunde, Literatur und Kunst, W i e n 1830, S. 586f v e r wiesen i s t . 2 vgl. oben S. 52. ^ Schon 954h = 1545 D h e i ß t es in d e m 4. S t a a t s s c h r e i b e n in BEHRNAUEBS N a c h l a ß ; we Budun dschänibinde olan memleketler häla emr-i-scherifimle jazyhip defter olundukdan soHra, n a c h d e m die L ä n d e r bei O f e n j e t z t auf m e i n e n e r h a b e n e n Befehl b e s c h r i e b e n u n d e i n r e g i s t r i e r t s i n d . . . — D i e a n d e r n U r k u n d e n sind u m 10, 20 u n d m e h r J a h r e j ü n g e r . « Hilfsbuch I I N r . 32, a u s d e m J a h r e 971h = 1564 D. ® s. HAMMER Staaisv. I I S. 157/8. E i n k ü n f t e a u s d i e s e m kaiserlichen chäss b i l d e t e n eine bed e u t e n d e E i m i a h m e q u e l l e f ü r d e n O f e n e r S t a a t s s c h a t z ; s. dejlerek I I S. 67/8, 2 7 7 f f ; — I S. 142 ff w e r d e n a l t e kaiserliche chäss v o n n e u e n u n t e r s c h i e d e n . ® HAMMER Staatsv.

I I S. 2 4 5 ; S. 158. V g l . Äsajnäme

S. 11^), KUNOS S . 2 1 7 , 2 7 8 .

So g i b t

E w l i j a die G e h ä l t e r s t e t s als chäss (-i-humajun) a n . — D a s chäss (z. B. des O f e n e r B e j l e r b e j s ) v e r ä n d e r t e sich i m L a u f e d e r J a h r e . So w i r d 1563 (d^jterek I I 296) d e m R u s t e m P a s c h a bescheinigt, d a ß er d u r c h T a u s c h die E i n k ü n f t e v o n sechs D ö r f e r n i m S a n d s c h a k S e m e n d r i a e r h a l t e n . Zweifeln ü b e r die Z u g e h ö r i g k e i t einiger D ö r f e r z u m chäss v e r d a n k e n die L i s t e n I I 320 u. 321 i h r E n t s t e h e n . I n d e r 31. U r k . des Ms. 137 d e r K o n s u l a r a k a d e m i e (im 2. H e f t d e r Übersetzungen S.20) s u c h t M u s t a f a P a s c h a L a n d b e s i t z zu seinem chäss h i n z u z u b e k o m m e n . — Die V e r w a l t u n g des chäss f i n d e n wir m e h r f a c h in d e n H ä n d e n v o n W o i w o d e n . (Dies w a r u r s p r ü n g l i c h d e r Titel d e r F ü r s t e n d e r M o l d a u u n d .,der W a l a c h e i : s. z. B. F e r i d u n I I 302, Islam Vlll S. IIS^). E i n e bei H e r r n G e h e i m r a t JACOB i m K o l l e g - b e h a n d e l t e U r k u n d e a u s einer H a n d s c h r i f t d e r W i e n e r H o f b i b l i o t h e k (A. F . 157, FLÜGEL N r . 269) b e l e u c h t e t die S t e l h m g des W o i w o d e n in d e m z u m chäss-i-humajun gehörigen D o r f e Göd bei W a i t z e n . E r h a t g r o ß e M a c h t ü b e r d i e U n t e r t a n e n , z i e h t sie je n a c h B e d a r f zu F r o n d i e n s t e n h e r a n u n d siedelt sie u m . (Gegen u n g e r e c h t e H e r a n z i e h u n g a u c h d u r c h W o i w o d e n w e n d e t sich Solimans E r l a ß Hilfsbuch I S . S l f f . ) A n d r e W o i w o d e n w e r d e n in d e n U r k u n d e n 23 u n d 37 in BBHRNAUERS N a c h l a ß , f e r n e r Islam V I I S. 279 u n d ö f t e r s in d e n Defters erwähnt.

— zü 'amä

we erbäb-i-timar

timarlary,

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die gewöhnlich

zi 'ämet

und iimar genannten

Groß- und Klein-Lehen kylä' er etiler inden timarlary, die kleinen Militär lehen, die sonst auch hisse, Anteile, in welche größere Lehen zerlegt waren, genannt wurden.^ In unruhigen Zeiten konnte bei einer so komplizierten Einteilung natürlich leicht Unordnung einreißen, wenn die Arbeit auch noch so sorgfältig durchgeführt war. Durch schlechte Erfahrungen in andern Provinzen gewitzigt, hatte man bestimmt, daß die Landaüfnahmen in verhältnismäßig kurzen Zeitabständen wiederholt werden sollten,® und wir besitzen zahlreiche Zeugnisse für erneute Beschreibungen . . .müdscheddeden tährlr... in Ungarn.^ Uber jede Verteilung wurden Lehnsregister, idschmZd summarische und ntufassal spezialisierte, geführt, uiid zwar in zwei Exemplaren: eins davon ging nach Stambul, während das andere im Ofen er Archiv b l i e b A u s den dortigen Listen könnte E w Ii j a die Zahl gewonnen haben, welche er uns für die Lehen im Ofener Ejalet angibt.® ' H i e r i s t also timar d a s g e m e i n s a m e W o r t f ü r b e i d e A r t e n , s o n s t e t w a kylydsch, Säbel (vgl. Äaafnäme S. 11^, 19^ sow^e u n t e n A n m . D i e G r e n z e z w i s c h e n timar u n d zi'ämet w a r in d e r R e g e l 2 0 000 A k t s c h e j ä h r l i c h e s E i n k o m m e n (s. i n i bei TISCHENDOBF S. 89, F e r i d u n I I 3 0 4 ; z a h l r e i c h e A v i s n a h m e n : z. B . defterek I S. 150, 156/7, 396, I I S. 7 2 1 f f ) . - So h a t e i n e i n f a c h e r K a n o n i e r e i n hisse e i n e s timar i m B e t r a g e v o n 1600 A k t s c h e i n n e (Islam V I I S. 183); a n d r e r s e i t s w u r d e n s o l c h e losen T e i l e als b e s o n d e r e Z u l a g e n v e r w a n d t , d i e f ü r T a p f e r k e i t v o r d e m F e i n d e , joldaschlyk, v e r t e i l t w u r d e n (Islam V I I S. 1.80/1, F a k s i m i l e i n d e r Thorning-Veröffentlichung! i. A u c h Islam V I I S. 181/2). — N a c h 'A ini a . a. O. S. 88ff u n d F e r i d u n a . a . O. b e z e i c h n e t e m a n d e n G r u n d s t o c k e i n e s G r o ß l e h e n s , d e r 2 0 0 0 0 A k t s c h e e i n b r a c h t e , a l s kylydsch, w a s d a r ü b e r i s t , a l s hisse; d i e s e n G e b r a u c h f i n d e n w i r i n d e r 2 9 . U r k u i i d e i n B E H B N A U E R S N a c h l a ß , u n d ä l m l i c h d e / f e r e i i l l S. 287, 582. Vgl. u n t e n S. 59®; ( a u c h E w i i j a I S. 173f, 176: chäss-i-humajun, chäss-i-wüzerä we chäss-i-mlrmlrän we mir liwä chässla,• y; zi ämet ivetimar.) D a s 3. S c h r e i b e n d e s Ms. 137 d e r K o n s u l a r a k a d e m i e (Nr. 36 i n BEHRNAUERS N a c h l a ß ) : ümerä, zü'amä, erbäb-i-timar u n d miistahfizän-i-kylä'. — Ü b e r das erste Auftreten d e r U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n E m i r - i i n d S o l d a t e n - L e h e n i m ' I r a k s. BECKER, IslamV S. 88. N a c h AHSLANIAN S. 18 alle f ü n f J a h r e ; d o c h f ü g t e r h i n z u , d a ß d i e B e s c h r e i b v m g e n in d e r P r a x i s d o c h n i c h t so o f t w i e d e r h o l t w u r d e n . z. B. in d e n e r s t e n d r e i U r k u n d e n d e s W i e n e r i l s . 137: in d e r e r s t e n e r w ä h n t M \ i s t a f a P a s c l i a die e r n e n t e A u f n a h m e aller S a n d s c h a k s d e r O f e n e r P r o v i n z (.s. Islam I X S. 102), i n d e r zweiten u n d d r i t t e n hören wir von der Nexiaufnahme der Sandschaks Szegedin u n d Szolnok ( s . i n BEHRNAUERS N a c h l a ß N r . 54 u n d 36). — D e r d i e A u f n a h m e v o r n e h m e n d e B e a m t e w . r d g e w ö h n l i c h als emin b e z e i c h n e t ; b i s w e i l e n s t e h t i h m e i n kjätib z u r S e i t « ( ü b e r d i e s e vgl. KUNOS S. 221/2, 277, 2 8 2 ; s. o. S. 49®.). — W ä h r e n d w i r in d e r C r k u n d e Hilfsbuch I I N r . 3 2 \-on d e r A x i f n a h m e TI. a. d e s S a n d s c h a k s M o h ä c s h ö r e n , e r w ä h n t d i e n u r 12 T a g e j ü n g e r e 1.5. U r k i m d e in BEHRNAUERS N a c h l a ß e i n e e r n e u t e A \ i f n a h m e d e s s e l b e n S a n d s c h a k s ; d a s li(jße a l l e r d i n g s auf e i n e n s e h r kvirzen Z e i t a b s t a n d s c h l i e ß e n ! D e r d o r t g e n a n n t e K e t c h u d a K a s i m ist h i e r S u b a s c h y , also w o h l i n z w i s c h e n b e f ö r d e r t . ° So n a c h d e r U r k u n d e Hilfsbuch IT N r . 32. E r h a l t e n e L e h u s l i s t e n z. B . defterek I S. 142, 396, I I S. 720. 'A ini bei TISCHENDORF S. 94. — Vgl. JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 16—17. " E w i i j a S . 2 2 7 Z. 1 0 — 9 v. u . : 287 G r o ß - u. 2391 K l e i n l e h e n . D a ß d i e i m S t a m b u l e r T e x t ü b e r l i e f e r t e n Z a h l e n u n z u v e r l ä s s i g s i n d , zeigt d i e A b w e i c h u n g B d . I S. 174: 278 G r o ß - u n d 1391 K l e i n l e h e n . N o c h a n d r e Z a h l e n (wohl n a c h e i n e r a n d e r n E w l i j a - H a n d s c h r i f t ) b r i n g t BKI.IN, DU regime des fiefs militaires dans l'islamisme, et principalement en Turquie. .JA Serie 5 B a n d 15, 1870, S. 161. 'A ini a. a . O. S. 6 8 : i m g a n z e n 2 7 2 2 L e h e n . — F ü r d a s S a n d s c h a k O f e n b e s i t z e n wir f o l g e n d e Z a h l e n : 1562/3 22 31 ämet 8 3 timar (defterek I S. 142ff). 1597/8 34 „ 125 „ ' „ I S, 3 9 6 / 7 . 1632 42 „ 128 „ ,, I I S. 720ff, — also s t e i g e n d e T e n d e n z !



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I n ä l t e r e n Zeiten h a t t e der B e j l e r b e j j e d e r P r o v i n z das R e c h t g e h a b t , die dortigen e r l e d i g t e n ' L e h e n neu zu v e r l e i h e n ; M i ß s t ä n d e , die sich hierbei e r g a b e n , h a t t e m a n durch B e s c h n e i d u n g der R e c h t e der S t a t t h a l t e r zugunsten der P f o r t e zu beseitigen gesucht.^ I n diese E n t w i c k l u n g f ä l l t die R e f o r m des L e h n s w e s e n s d u r c h Soliman,® dessen V e r o r d n u n g e n in U n g a r n von A n f a n g an Gültigkeit h a t t e n . D a n a c h h a t t e der B e j l e r b e j nur n o c h für kleinere T i m a r s die B e f u g n i s , sie selbständig zu verleihen. F ü r alle anderen L e h e n h a t t e er nur auf einen Anweisungsbefehl, tewdschih fermäny*- von S t a m b u l hin einen S c h e i n , tezkere^, auszustellen, worin der betreffende B e w e r b e r für das L e h e n vorgeschlagen wurde. D a r a u f h i n k a m d a n n erst aus K o n s t a n t i n o p e l das eigentliche D i p l o m , berät.^ D i e h ö c h s t e n S p e z i a l b e a m t e n für die L e h n s g e s c h ä f t e der P r o v i n z waren ein zi'ämet ketchudüsy und ein timar defterdäry; inwiefern sich deren F u n k t i o n e n von einander u n t e r s c h i e d e n , ist n i c h t ganz klar.'' S p ä t e r scheint dieLehenseinrichtung ' mahlul, vgl. HAMMER Staatsv. I S. 370. Hierüber führte in Ofen ein besonderer Seltretär, der mahlül kjätibi, Buch (Ewli j a S. 227 Z. 14). In ähnlichem Zusammenhang kommen auchdie Worte färiff, fertig, frei (z.B. defterekll S. 582, 667, nach TISCHENDORF S.126 „Verkäufer"), xmdmazül, abgesetzt, ausgedient (II S. 667), vor. ^ Die Entwicklimg rückwärts überschauend, urteilt K o d s c h a b e j umgekehrt: Während früher die Verhältnisse gut waren, sind seit der Verleihung durch die Pforte die .schlimmsten Mißstände eingetreten (ZDMG 15, S. 280/1, 311ff, 318f); vgl. Asafnäme S. 10/11. ^ s. das K a n u n n a m e bei HAMMEB ÄIAAISV. I S. 3 4 9 f f . TISOHENDOBF S. 44ff.

^ Solche sind die TJrkxinden Islam V I I S. 181/2 und Hilfsbuch I I S. 8. ^ Die so anzuweisenden Lehen wurden tezkereli, „mit Schein", genannt, die ganz kleinen tezkeresiz, ,,ohne Schein". DieGrenze zwischen den beiden Arten war verschieden: F e r i d u n I I 304 gibt 6000, 5000, 2000, SOOOAktsche Einkommen an; 'Ainihei TISCHENDOKF S.89f; HAMMES ÄIAA^SV. I I S . 2 7 5 : 6 0 0 0 ( v g l . I S . 3 5 2 , 3 5 6 ) ; v g l . S E Y F R I E D S . 7 5 , d e r b e z ü g l i c h d e r

Lehen gute Erklärungen bringt. Da das 11. Schreiben des Ms. 137, Nr. 40 in BEHKNAUEBS Nachlaß, wegen eines Kleinlehens von 5999 Aktsche nach Stambul gerichtet ist, wird die Grenze dort tiefer anzusetzen sein. — Listen von Ofener Lehensscheinen sind dieWiener Hand Schriften FLijOBL I I Nr. 1385, 1396. — Mit tezkere bezeichnete man im weiteren Sinne auch Quittxmgen jeder Art, für welche eine Art Stempelsteuer zu zahlen war; solche tezkere-Gebühren werden z.B. defterek I 94, 174, 322 als Einnahme gebucht. Das Ofener Zentralbüro für solche Scheine imterstand einem sog. tezkere emlni [defterek I 174, I I 667; I I 699; ein besonderer timar tezkere emtni), den E w i i j a S. 227 Z. 15 als kylä' tezkeredschisi bezeichnet. ^^ s. F e r i d u n I I 304; HAMMER Staatsv. I S. 366 Anm. 1, auf den TISCHENDORF S. 46 zurückgeht. Diesen Geschäftsgang beweist Nr. 29 in BEHENAUEBS Nachlaß: tewdschih olunup tezkeresi berät-i-humajun olmak itschün derse'ädetegündürüldü,oder G'RZEQO'RZISWSKIS.'^A—V^: Mehmede tewdschih olunup berät-i-'älischa'n itschün tezkere werildi. — Ein Diplom aus Ungarn aiis dem Jahre 1000h = 1591/2 D besitzt das Ethnographische Museum München, und einen Lehnsbrief aus dem Jahre 1682 hat MOBDTMANN herausgegeben (ZDMG 68, 1914, S. 129ff). Über dieDiplome führte man das „kleine Tagebuch", ruznamische, so genannt,weil es die T a g e der Verleihung der einzelnen Lehen neben ihrer Größe und den Namen des jeweiligen Inhabers angab (s. defterek I I S. 667ff. FLÜGEL I I Nr. 1384, 1386, 1388—90; SziLÄuY, A defterekrol S. 22. In Leipzig V o L L E B s N r . 1033) (Es gab auch finanzielle „kleine Tagebücher", welche für die einzelnen Tage die Einnahmen und Ausgaben anführten: so defterek I I S. 695 = FLÜGEL I I Nr. 1401; auch Nr. 1299). Dies unterstand dem Ofener ruznamtschedschi ( E w i i j a S . 227 Z. 15, vgl. K V N O S S. 281. — D e f t e r e k I I S . 694: ruznamtsche kjätibi mit 32 Aktsche täglichem Gehalt). ' Der erste,denEwli j a S. 227 Z. 11—12 erwähnt, ist vielleicht identisch mit demKetchuda des Paschas (s.o. S.47); an ihn sind Schreiben der Zentralregierung gerichtet, welche die Lehensverhältnisse der Provinz betrafen (so Hilfsbuch I I S. 8, I S. 81). Der letztere, der vom mal



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auch in Ungarn und Bosnien in Verfall geraten zu sein; es gab keine Listen mehr, nach denen man die genaue Zahl der Lehen angeben konnte.^ Die ungarischen Bauern standen sich unter dieser Lehnsverwaltung verhältnismäßig gut.^ Wie sehr einem Soliman auch d i e s e s Standes Wohl am Herzen lag, bezeugt ein Ferman, in dem gewaltsame und daher ungerechte Heranziehung der Bauern zu privaten Frondiensten streng gerügt wird.® Gesetzlich war dagegen ihre staatliche Heranziehung zu Bauarbeiten in der Ofener Festung, da hierfür Steuerfreiheit gewährt wurde.^

5. Kapitel. Das türkische Heerwesen. Als Gegenleistung hatten die Inhaber der Lehen persönlich als Sipahis Kriegsdienste zu tun.^ Außerdem hatten die Timarinhaber auf je 3000, die Inhaber von Großlehen auf je 5000 Aktsche des jährlichen Einkommens aus dem Lehen einen dscheheli, Panzerreiter, zu stellen,® welcher sie ins Feld begleitete und auch im dejterdary (s. o. S. 48®) zu unterscheiden ist, wird o f t in den D e f t e r s e r w ä h n t u n d bezog m e i s t ein höheres Gehalt als jener (defterek I 396, 413, 437, I I 699, 720; vgl. F e r i d u n I I S. 299; Voiage de Levant S. 43; MABSIGLI, V&tat militaire etc. S. 130/1; HAMMER iSiaaiw. I S. 190, I I S.245). E w l i j a traf n u r d e n K e t c h u d a d e s T i m a r - D e f t e r d a r s a n (S. 227Z. 12—13). — A u c h der Ofener defter emini h a t t e es m i t den Lehen zu tim \md bezog ein großes Gehalt (defterek I 142ff, 1 5 1 ; E w l i j a S. 227 Z. 13). ' s. MABSIGLI a . a . O. S. 131, SEYFKIED S. 123; MABSIGLI g i b t als G r u n d a n , d a ß d i e L e h e n

nicht mehr verliehen w u r d e n , weil die P a s c h a s deren E i n k ü n f t e auf Grund einer besonderen Bevollmächtigung zur Vermehrmig der Grenzmiliz v e r w a n d t e n . - Siehe JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 17f. t l b e r Zufriedenheit der B a u e r n s. TAKATS S. 790, 802; ihren W o h l s t a n d beweisen ihre Geschenke an christliche Gesandte (WENNEE S. 16; vgl. WILD S. 21), imd zuweilen k a m es geradez\I zu einem freundschaftlichen Verhältnis gegenüber d e m türkischen G r u n d h e r r n (KVNOS S. 221). ' Hilfshuchmr. 21, ü b e r s e t z t : AusUngarns Türkenzeit S. 33f. SolimansGerechtigkeit zeigen das 11. u n d 12. Staatsschreiben in BBHRNAUBBS N a c h l a ß (aus d e m Wiener Staatsarchiv), in welchen in Fällen, wo deutsche U n t e r t a n e n U n r e c h t erlitten, genaueste U n t e r s u c h u n g befohlen wird. S. a u c h T A K . i r S S. 8 0 2 . F ü r diese Arbeiter h a t t e m a n die Bezeichnung tscherechor {s.Islam V I I S. 277; Aus Ungarns Türkenzeit S. 17). N a c h E w l i j a S. 245 Z. 8—6 v. u. waren es 1000 Christen. Vgl. ferner L I E C H T E N S T E I N ( b e i L E W E N K L A W S . 5 1 9 ) , B O E T H I U S I , i m A n h a n g S. 2 6 , T O L L I U S S . 1 9 9 ,

Kuxos S.274. Uber besondere Vorrechte eines einzelnen H a n d w e r k e r s , eines Ofener R a i tzen, handelt ein Schreiben in KAB.VCSGNS U r k u n d e n s a m m l u n g S. 77. Von Lohnzahlungen an solchc Zimmerleute u n d Maurer in der Ofener F e s t u n g hören wir defterek I I S. 704; d o r t f ü h r e n die aschdschy, ,,Köche", g e n a n n t e n .Janitscharenoffiziere die Aufsicht. Ursprünglich war im Orient — im Gegensatz zum A b e n d l a n d — die Belehnung nicht m i t militärischen Pflichten v e r k n ü p f t gewesen. Diese k a m erst n a c h t r ä g l i e h im L a u f e der E n t w i c k l u n g hinzu, an deren Schluß das türki.^che Lehnswesen s t e h t (s. BBOKEE, Islam V S 86). — E i n e n E r s a t z m a n n zu stellen ist Mißbrauch, K o d s c h a b e j S. 278. Eine laxe A u f f a s s u n g zeigt SBYFIIIBDS Angabe (S. 75), d a ß von den Großlehensträgern n u r die m i t 30 000 u n d m e h r Aspern J a h r e s e i n k o m m e n selbst erscheinen m ü ß t e n . ® So SEYPBIED a. a. O.; dasselbe m e i n t AESLANIAN S. 10, imd hierzu s t i m m e n die im Asafnäme S. 25 gegebenen Beispiele. E w l i j a S. 227 Z. 8 v. u. gibt n u r 3000 Aktsche a n (5000 h a t er Bd. I S.178, 189, 194). N a c h S. 227 Z. 3 h a t t e der Bejlerbej allein 4000 Soldaten zu u n t e r -



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Frieden zn ihrem Gefolge gehörte. Diese L e h n s t r u p p e der Sipahis mit ihren Troßkneohten bildete die wichtigste Abteilung des osmanischen Heeres. In der Provinz Ofen belief sie sich auf rund 12 000 Mann.^ Die Truppe zerfiel in einzelne „Banner", sandschak,a,rah. /«wä,welche je ein,,Bannerfürst", sandschak 6eyi,arab. m%r liwä, kommandierte. Von hier aus war die Bezeichnung auf den Teil einer Provinz übergegangen, welchen ein solcher Bej verwaltete. Unter dem Sandschakbej standen ihrem Range nach der aZa/ beji, etwa.,,Regimentsführer",^ dann der tscheri öascÄt/,,,Milizführer",die jüz baschy, ,,Hundertführer",®die 'asker sürüdschüleri, Zugführer, und die kyrk agalary, Führer von Vierzig.^ Meist wurde diese Truppe zum Kriege aufgeboten, gelegentlich auch im Frieden, wo sie dann Tagessold erhielt®. Neben den Lehnsreitern stationierten die Türken 1541 auch eine starke Truppe b e s o l d e t e r S i p a h i s , 'ulüfedschi, zu Ofen. 1543 waren es 500 Mann; je 10 bildeten eine Abteilung, oda, von denen immer 10 einem Aga unterstanden.® Ein J a h r später ist zwar die Einteilung unverändert, doch sind in den einzelnen Odas die Mannschaften nicht vollzählig, sondern werden erst allmählich fast zur alten Höhe aufgefüllt.' Doch das half nichts, und schon nach 5 Jahren sind nur noch 147 Mann \mter 2 Agas übrig.® Zwar wird die Zahl nochmals wieder etwas erhöht,® doch die alte Bedeutung der Truppe war dahin. Zu E w l i j a s Zeit war der sipäh ketchuda jeri, ,,Stellvertreter des Generalleutnants," i® ihr höchster Offizier in Ofen. Besoldete Reiter waren ferner die Tschausche, deren Militärdienst allerdings gegenüber ihrer Verwendung im Dienste der Behörden, namentlich als Boten, zurücktrat." Der oberste aller Tschausche, tschausch baschy, befand sich bei Ofens Einnahme in der Begleitung Solimans, welcher durch ihn den kleinen Sohn Zapolyas vor s ich holen ließ. ^ ^Eine kleinere Truppe Tschausche war seitdem dauerr d halten, also verhältnismäßig m e h r . — Andre türkische Darstellungen geben an, daß nur von dem Jahreseinkommen, was über den Grundstock des Lehens, kylydsch (3000 bezw. 20 000 Aktsche, s. o. S.57^), hinausging, die Panzerreiter zu unterhalten waren; das kylydsch war demnach zum eigenen Unterhalt des Sipahis bestimmt (FAIK BEY-SADE). ' E w l i j a S. 227 Z. 8—7 v. u., auch S. 226 Z. 14. - mir alaj bedeutet modern ,,Oberst". '' modern = ,,Hauptmann". * So zählt E w l i j a S. 227 Z. 9—8 v. u. die Offiziere auf; über die ersten beiden vgl. Bd. V S. 375 Z. 9—10 u. S. 389 Z. 3—6. Eine etwas abweichende Aufzählung bei HAMMER Staatsv. I I S.275. Defterekl\51,11582,668: alaj 6E/i des Sandschak des Paschas, bezw. Ofens (stets mit diesem Zusatz). Ein alaj beji treibt Kopfsteuer ein in der 46. Urkunde in BEHRNAUER.S Nachlaß. — Zu tscheri baschy vgl. die 22. Urkunde dort, und defterek I I 694; KUNOS S. 219, 276, 280/1. Der Ofener alaj beji unterzeichnet mit den. Gyarmater Friedensvertrag. " Defterek I 426, aus dem Jahre 1628/9. « Defterek I S. 18/9. ' Deft. I S. 38/9. « Deft. I I S. 78. ® Deft. I I S. 225; vgl. auch I I S. 383, 485, 687,694, auch I S. 452. ' " E w l i j a S . 2 2 9 Z. 2. HAMMER .S'faais«. I I S . 2 3 9 ; v g l . ISTHUANFFI S . 4 8 6 b . S B Y F R I E D S . .SO

bemerkt, daß die besoldeten Sipahis früher höher geachtet waren. ",s. z. B. die Ürkimden Islam V I I 174/5, 277. Vgl. HAMMER Staatsv. I I S. 54. i ^ P e t s c h e w i I S. 230, vgl. E w l i j a S. 224. HAMMER Geschichte I I I S. 230, auch 236. D i e z w e i t e w a r Ä o / Z i t j / e M i s s i M e . ' , , Z a n d j a c k e n u n d C h a u s i e n " . ISTHUANFFI S . 1 4 9 a . HAMMER,

Staatsverfassung

11 S. 55, 119ff.



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in Ofen stationiert' und stand unter dem Kommando eines tschauschlar agasy,dem ein Ketchuda, ein emin und ein Icjätib untergeordnet waren.® Andre Kavallerieabteilungen glichen schon mehr Freikorps, wie sie in Pest und andern Grenzfestungen stationiert waren. Am meisten militärische Ordnung steckte noch in den göiiüllü's.^ Ihre große Zahl von 680Mann in lObölük's, Rotten, im Jahre 1543® sinkt gar bald®, doch sind immerhin noch 1630 326 Mann in 30 bölük's vorhanden.' In jeder Rotte gab es einen serbölük, der den Mannschaften aber im Sold fast gleichstand; das Oberkommando hatte der gönüllü agasy, der meist im Genuß eines bedeutenden Großlehns stand® und einen Ketchuda unter sich hatte.®— Richtige Preisoharen waren Aieakyndschy's,,,Renner und Brenner",'® tschetedschi's, ,,Raubzügler",'' tscharchadschy's, , , S c h a r m ü t z l e r , V o r t r u p p , " m a zuldschijän'^^ und die in ungeheurer Anzahl auftretenden Hilfstruppen von Krimtataren die mehrfach in Ungarn gekämpft haben. Von den türkischen F u ß t r u p p e n in Ofen war am wichtigsten das Korps der Janitscharen, jenitscheri odschagy.^^ Schon vorder endgültigen Annexion im Jahre ' Nach defterek I I 690, 701, I 426, 454 .stieg ihre Zahl zwischen 1599 und 1630 von 24 auf 44 Mann. - E w l i j a S. 22,9 Z. 6—7, über 3000 Tschausche ? ! Vgl. HAMMBE, Staatsv. I I S. 120. ^ Defterek I I 7011 454, E w l i j a S. 227 Z. 13—14, S. 228 Z. 7—8. HAMMER, Staatsv. I I 122,242. ^ E w l i j a S. 255 Z. 1 6 ; N a " i m ä I S. 303 Z. 5—6; R a s c h i d I S. 455/6. — HAMMER, Ätaa^stf. I I S. 235; KLKOS S. 219, 277; vgl. SEYFRIBD S. 76. — In der Urkunde Islam VLII S. 114 oben wird von „gönüUü's der Ungläubigen" gesprochen. = Defterek I 18. " I I 77: (1549/50) 374 Mann in 37 R o t t e n ; vgl. I 38, I I 383, 687,1 426. ' Defterek 1452. ® s. Deft. I 150, 396 I I 720, doch auch I 18, 452. ' Deft. I 18, 62. — Auch I I 22, 483 werden gönüUü's erwähnt, einzelne auch in KAEACSONS Urkundensammlung S. 118, 169. ^"Islam V I I I S. 114; vgl. K o d s c h a b e j S. 282. In der vierten Missiue, einer Übersetzung aus dem Türkischen: Akangiakal das ist Völker der Erden. — HAMMER, Staatsv. I I 241. Die Akyndschy's wiu-den 1596 aufgerieben (Äsafnäme S. 33'). KUNOS S. 218, 275. " N a c h E w l i j a S. 229 Z. 15—16 300 Mann unter einem tschete baschy. — Das Wort tschete. Raubzxig, ist slavischen Ursprungs, s. FRANZ MIKLOSICH, Die slavischen, magyarischen und rumunischen Elemente im türkischen Sprachschatze. V. Ahh. in den Berichten der Wiener Akademie, philosoph.-hist. Classe 1889, 118. Band S. 6. ' ^ R a s c h i d I S.490 Z. 3 v. u. (letzte Zeile: tscharchadschy's der Ungläubigen). Vgl. HAMMER, Staatsv. I I S. 241. '"Nach E w l i j a S. 255 Z. 9 v. u. an 2000 unbesoldete „Glaubensstreiter", die ein rechtes Räuber- und Vagabunden-Leben führten. '^So angeblich 200 000 Mann im Jahre 1529, nach E w l i j a S. 219/20. — Vgl. auch das 40. Staatsschreiben in BEHRNAUBRS Nachlaß. — WILD (S. 13) schildert in all ihrer Roheit Tataren, welche 1605 in Ofen 2000 gefangene Christen verkauften. — Über einen Feldzug des Gazi Girai Chan (f 1607) in Ungarn handelt die türkische Urkunde der Breslauer Stadtbibliotek Nr. 1508, 3. (JACOB). — Während BENAGLIA 1683 in Ofen weilte, kamen 25 000 Tataren mit R a u b über die Schiffbrücke (S. 140) —. 1686 sind unter den Belagerten auch Tataren ( R a s c h i d I S. 492 Z. 8 v. u.). '^Eigentlich ,,Herd" ; die Erinnerung an die Auffassung der Truppenkörper als Küchen- oder auch als Jagdgemeinschaft (vgl. HAMMER, Staatsv. I I S. 198) ist auch sonst bewahrt, z. B. in den Titeln der Offiziere. So wurden die Ofener Janitscharen ja auch von einer Küche gemeinsam gespeist (s. o. S.34^); E wli j a S. 228 Z. 8 erwähnt ihren „Einkäufer", pazaragideni.

1541, während also noch Johann Zapolya in Ofen residierte, hatten die Türken Janitscharen in dieFestung gelegt gleich nach derselben wurde der segbcin baschy, Führer der Hunde Wärter", einer der höchsten Offiziere des ganzen Korps,^ zum Aga der Ofener Janitscharen bestimmt. Einen solchen hat es fortan während der ganzen Türkenzeit in Ofen gegeben. Obwohl er von militärischer Einfachheit war,® war seine Stellung doch eine der angesehensten der Stadt,^ wie starken Schwankungen auch die Gesamtzahl der ihm unterstellten Janitscharen im Laufe der Zeit unterworfen war.^ Der letzte Ofener Janitscharen-Aga bewies, als er 1686 von den Eroberern gefangen genommen ward, trutzigen, echt soldatischen Sinn mit den Worten: ,,Heut ist das Glück an euch. Morgen vielleicht an uns! Haltet mich wohl, oder schmeist mir nur gleich den Kopff hinweg!"® Zu den Janitscharen-Offizieren gehörte der eigentliche Festungskommandant, dizdär, von Ofen.' Soliman hatte seinerzeit hierzu den oda baschy^ von der dschemä'at 51 bestimmt.® Als dizdär bezog er meist 100 Aktsche tägliche Löhnung und hatte einen ketchudä und einen kjZitib zu seiner Verfügung.'® Zu Janitscharenkasernen, jenitscheri odalary oder ortalary, hatten die Türken vornehme, gut eingerichtete Wohnhäuser am Marktplatz zu Ofen genommen'\ im ganzen 42.12 Die Abteilungen, welche jg gj^ solches ,,Zimmer", 0(7a, bewohnten,

1 1529: s. HAMMER, Gesch. I I I 83, 649; E w i i j a S. 221 oben. 1540: E w i i j a S. 222 Z. 11—12. - vgl. HAMMER, Staatsv. I I S. 203. Nach P e t s c h e w i I S. 232 waren es 3000 Janitscharen, HAMMER, Oesch. I I I 233 gibt auf Grund anderer Quellen 2000 an, E w i i j a S. 226 Z. 12 gar 6000! — Auch 1542 stand derselbe segbän baschy an der Spitze der Ofener Janitscharen, s. den Islam V I I I S. 113ff herausgegebenen Ferman. Nach ISTHUANFFT S. 154a u. waren es jetzt 1000 Janitscharen (danach HAMMER, Oesch. I I I 247), während P e t s c h e w i I S. 235 wieder 3000 angibt, von denen die meisten Pest verteidigen (nach E w i i j a S. 253 oben 3 Odas). ^ Aus defterek I 396/7 und I I 720 sieht man, daß seine Einkünfte verhältnismäßig klein waren. Auch sein Wohnsitz war wohl nur bescheiden, s. o.S. 24. E w i i j a S. 246 Z. 6 erwähnt stolz seinen Verkehr mit ihm; er nennt ihn avich S. 229 Z. 3. ' Vielleicht im Zusammenhang m i t der Geschichte des ganzen Korps; über diese vgl. neben HAMMER, Staatsv. I I S. 192 ff besonders auch TH. MENZEL, Das Korps der Janitscharen, im Jahrbuch der Münchener Orientalischen Oesellschajt 1902/3 S. 47 ff. Defterek I I 689f (1599): 519 Janitscharen in Ofen, I I 703 (1601): 383 Mann, I 426 (1628/9): 1193 Mann, Hezärfenn (um 1660, bei HAMMER, Staatsv. I I S. 222): eine Oda mit 159 Mann. Zeitweise wurden sie durch Reichstruppen, kapu kulu (vgl. HAMMER I I S. 139), verstärkt. So traf E w i i j a (S. 229, Z.2) in Ofen den turnadschy baschy,,,Haupt der Kranichwärter", (HAMMER I I S.203) mit drei Odas a n ; s. auch Voiage de Levant S. 42. " Theatrum Europaeum 1025b; BOETHIUS, Kriegshelm I I S. 447; auch JOANN. CHRISTOPH DITTEL, Eigentliche Beschreibung, e t c . . . . 1686 (s. MAJLÄTH Nr. 328) erwähnt dies. ' E w i i j a S. 229 oben, 246 Z. 6.— Die beiden Forts und Pest hatten besondere Kommandanten. ® s. HAMMER, Staatsv.

I I 197.

» E w i i j a S. 226 Z. 12. ^"Defterek I 18, I I 76,1 451. " E w i i j a S. 229 Z. 5, S. 233/4. Zur Lage des Marktes vgl. oben S. 4®. '^MARSIGLI (Reg. S. 141). Bei den 48 von Soliman (nach E w i i j a S. 226 Z. 13) ernannten Festungsagas werden die Kommandanten der andern Truppengattimgen, die wir besonders behandeln, mitgezählt sein. (Ähnliches bei E w i i j a S. 527 Z. 5ff, Bd. V S. 389 Z. 12ff).



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-

wurden ebenfalls als Oda bezeichnet; jede von ihnen stand unter dem Befehl eines tschorbadscliy,

,, S u p p e n b e r e i t e r s ' ' . ^

Zu den Odas gehörten in der Regel Musikkapellen, mehter-chäne,^ welche von einem mehter baschy dirigiert wurden. In die Ofener Kapelle® nahmen die Türken — so scheint es — auch Zigeuner wegen ihrer natürlichen Begabung für Musik auf * Jeden Abend spielte die Kapelle auf dem mehter chäne-Tnvm beim Rotapfelschloß®; galt doch diese offizielle Heermusik als äußeres Zeichen der türkischen Oberherrschaft.® Von den Janitscharen wurden die eigentlichen Besatzungstruppen von Ofen — müstahfiz, Garnisonssoldat — unterschieden. Ihre Gesamtzahl sank von 650 Mann im Jahre 1543 bis auf 300 um 1630 herab.' Sie waren in bölük's, Rotten, mit serbölük's an der Spitze eingeteilt und wurden von einem besonderen Aga und dessen Ketchuda befehligt.® Auch die andern odschak's des osmanischen Heeres® waren in Ofen durch kleinere Abteilungen vertreten. Die Ofener Truppe der dschebedschiler, Zeugschmiede, welche anfangs aus nur lOMann bestanden hatte, wurde allmählich immer mehr verstärkt;^® den Befehl führte ein besonderer Aga mit einem Ketchuda. ^^ Den Zeugschmieden unterstanden die Zeughäuser, dschebe-chäneler, von denen eins noch durch Soliman gegründet worden war.'^ Das größte von ihnen war in den unteren Räumen des alten Königsschlosses untergebracht und enthielt Waffen, Geräte und Materialien jeder Art für den Kriegsbedarf.'® Zwei weitere waren unterirdisch gebaut und enthielten große ' CzEBNiN S. 15, 16: Corbaschen. U n t e r den 60, welche nach E w l i j a S. 229 Z. 3 iliren Sitz m Ofen hatten, waren manche f ü r Truppenteile der Provinz (z. B. f ü r Mohäcs nach E w l i j a S. 189 Z. 11—lOv. u.). - s. H A M M E R , Staatsv. I I S. 197, 215. Ihre Stärke stieg allmählich von SMann bis auf 30 (s. defterek I 18, I I 7 7 , 225, 702/3, 694; E w l i j a S. 237 Z. 12); den Ofener kal'emehter haschysy erwähnt E w l i j a S. 229 Z. 10. '' B B B P O H L , EineFreudenjeier im türkischen Heerlager zu Ofen am Ende des 16. Jahrhunderts, SA aus dem Orientalischen Archiv 1912, Seite 66—69. — Musizierende Zigeuner erwähnt auch W B N N E B S.14, Janitscharen T A I T E B N E B S . 15. Zigeuner, kyptyän, gab es in großer Zahl im türkischen Ofen; sie m u ß t e n wie die andern Ungläubigen Kopfsteuer zahlen, trugen aber zum großen Teil echt türkische Namen. (Defterek I I 531ff: 2 dschemä'at's m i t im ganzen 83 H ä u s e r n ; vgl. I I 43; s. o. S. 49). ^ E w l i j a S. 237 Z. 11—12. " H A M M E R , Staatsverf. I I S. 215. Sohmans Tagebuch ( H A M M E R , Gesch. I I I S. 643) berichtet von drei Nächten Heermusik im September 1526. ' Defterek I 18/19, I I 76, I 426, 451. (I 38 tmd I I 383, 687 werden sie m i t andern Waffengattungen zusammengezählt). ** Defterek I I 484. — Den nicht unansehnlichen Nachlaß eines serbölük s. I I 103—106. " s. H A M M E S Staatsv. I I 224ff. ^"Defterekl 19,, 1 1 7 7 , 1 4 2 6 , 451 (1630; 20 M a n n ; die Vermehrung der Truppe wurde wohl auch nachher fortgesetzt). ^Wefterek ebendort, ferner I I 484: ser dschehedschijän. E w l i j a S. 229 Z. 2—3, 8. i ^ E w l i j a S . 226 Z. 11 v. u. ^'Vgl. oben S . 2 6 * . — Verzeichnisse des Inhalts dieses Zeughauses finden sich defterek I 1 8 9 , E w l i j a S. 237 Z. 9—10; das, was m a n nach der Eroberung hier vorfand, verzeichnet J T J V I G N Y in der Erklärung zu seinem P l a n u n d M A B S I G } L I ( Ä E 3 . S . 1 3 8 / 9 ) .



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Puivermengen. Eins von ihnen lag nahe dem Königsschloß an der Ostmauer der Innenfestungi und das andere unweit davon an der Donau,^ beim Örüdschü AgaTurme des türkischen Stadtplanes. Auch am Arsenal-Platze der Innenfestung lagen nebst anderen militärischen Werkstätten dschebe-chäneler? Ferner hatten die beiden Forts im Norden und Süden je ihr dschebe-chäne* das Nordfort außerdem eine OdiLdschebedschi

baschy neferäty,

Soldaten des Obersten der Zeugschmiede.®

Dieses Nordfort, die Ofener ,,Pulvermühle", barutchäne,^ leistete die Pulverfabrikation für die ganze Provinz. Neben der militärischen Besatzung des Forts, welche nur 12 bis 15 Mann betrug,' waren die hier beschäftigten Arbeiter, 26 bis 30 barutdschu'i^, ebenfalls wie eine militärische Truppe eingeteilt® und besoldet und von einem Aga und seinem Ketchuda kommandiert.'® Weitere kleine Arbeitertruppen waren die haddüd, Grobschmiede," und die 7ieddschär, Zimmerleute,'^ weichein Soldregistern der älteren Zeit mehrfach genannt werden, während die erhaltenen Erwähnungen der barutdschu's erst seit 1599 datieren. Von größerer Bedeutung war natürlich für eine Festung wie Ofen die Artillerie, topdschy odschagy. Auch diese Truppe machte die allgemeine Verminderung bis 1630 mit, von 162 bis auf SOMann, wie die Soldlisten zeigen.'® Die Truppe wurde in bölük's eingeteilt und von einem A g a , s e i n e m Intendanten und seinem Sekretär befehligt. Weitere Kanoniere standen in den Forts und in Pest'®. Die Kasernen der Artilleristen, topdschy odalary, befanden sich ebenso wie die der dschebedschi am Bali Pascha-Platze der Festung.'® Das Ofener Arsenal, topchäne,Isig an dem nach ihm benannten Platze der Mittelfestung." Die Kanonen wurden von

' Die.ses explodierte 1686, s. o. S. 26®. MARSIGLI a. a. O. ^ Nach M A R S I G L I a. a. O. wurde dieses 1686 entleert und blieb so vor der Vernichtung bewahrt. ^ E w l i ja S. 234 Z. 16. J U V I G N Y 82 und 83. K A K O L Y I Plan I: e, II: e. < E w l i j a S. 248 unten, 250 Z. 7 v. u. ° E w l i j a S. 2 4 9 oben: Über den dschebedschi baschy vgl. H A M M E B , Staatsv. I I S. 2 2 4 . ® vgl. oben S. 21. — Von Fulversendungen von Ofen nach Belgrad hören wir im 38. Schreiben de.s Ms. 137 der Konsular-Akademie. ' zwischen 1600 und 1630: defterek II 687,1 426, 451; vgl. II 383 Anm. ® ebendort; E w l i j a s (S. 248/9) Gesamtzahl von 300 Mann zeigt also eine erhebliche Vermehrxmg seit 1630. " nach E w l i ja a. a. O. eine Oda; nach deft. I 451 4 bölük's. ^''Defterek a. a. O. E w l i ja S. 229 Z. 9: harutdschu baschy. ^Wefterekl 18/19, II 76. '%bendort; ferner in der/sZam VII S. 176 herausgegebenen Urkunde. — Eine andere 9 Mann starke Truppe {deft. I 18/19) wird einfach als kjär, Arbeit(struppe), bezeichnet. — Ein Verfertiger von Rudern wird in ELABÄCSONS Urkvmdensammlimg S. 77 erwähnt. ^""Defterek I 18/19, 38, II 77, 383, 690, I 426, 451. '••Ebendort; II 77 wird er als sertoptschy bezeichnet, E w l i ja S. 229 Z. 8 jerli topdschy baschy. Als Sachverständiger bei Pulverlieferungen erscheint er im Ms. 137derKonsular-Akadamie, Nr. 38. '®E wli ja S. 248 Z. 2 v. u., 250 Z. 8 v. u., 255 Z. 16. Defterek II 687, I 426, 451. ' « E w l i j a S . 235 Z. 11—12. "V^gl. den türkischen Stadtplan, ferner oben S. 5 u n d 6 ; über Reparaturen am topchäne im Jahre 1601 defterek II 704.

— B ö den Türken gleich an Ort und Stelle gegossen; ^ die Ofener top döküdschü's, Kanonengießer, waren eine militärisch organisierte Arbeitstruppe unter einem top döküdschü haschy.^ — Schwere Haubitzen waren die Waffe der kleinen Ofener Abteilung kumbamdschys, derenZahl von anfangs 10 auf 20 im Jahre 1630 stieg, und die ein Aga mit seinem Intendanten und einem kjätib kommandierte.® Während es noch 1663 einen Ofener kumharadschy haschy ga.b,^ mußte man 1684 nach R a s c h i d s Angabe® mangels einer Ofener Truppe Soldaten aus Rumiii verwenden. Als besondere Abteilung der Artillerie sind ferner die top arabads'chy's, Kanonenfuhrleute, 4 bis 14 Mann unter einem Aga, bezeugt.® An Geschützen gab es in Ofen einen großen Vorrat. Außer den zur Verteidigung der Festung benötigten war eine beträchtliche Reserve vorhanden, welche für Feldzüge neben anderm Material zur Verfügung gestellt w u r d e n u m g e k e h r t pflegte man erbeutete feindliche Kanonen nach Ofen zu schaffen.® Aus dem Jahre 1565 besitzen wir ein türkisches Verzeichnis von Ofener Kanonen mit Angabe des •vorhandenen Munitionsvorrates an Stein- und Eisenkugeln;® eine eingehende Erklärung der vorkommenden türkischen Geschütznamen würde hier zu weit führen. Andre Namen, wahrscheinlich vulgäre aus dem Munde der Soldaten, gibt uns E w l i j a an; der häufigste, bal jemez, ,,ißt nicht Honig", ist volksetymologisch iius dem italienischen palla e mezza umgebildet.^" Der Hauptstapelplatz für Geschütze in Ofen war außer dem Arsenal selbst der anstoßende Arsenalplatz.^^ Europäische Quellen geben die Gesamtzahl der vor der Belagerung 1686 in Ofen vorhandenen Geschütze auf 300 und mehr und nach der Eroberung wurden 215 Kanonen erbeutet, darunter manch altes, aus dem Abendlande •stammendes Stück.

1 Die Conünuatio S. .31 erzählt von einem mißlungenen Guß im Jahre 1601. JUVIGNY 84. Das Orth, wo der Feind die Stuck gegossen. 2 E w l i j a S. 229 Z. 9—10. Defterek I I 77, 349, 690,1 426, 451. ^ E w l i j a S. 229 Z. 9; vgl. HAMMER, Staate. I I 230. ^ Band I S. 453 Z. 5 v. u . ; vgl.MABSiGLi, L'iltat militaire etc. Teil I I S. 31, A v a n C u m b a r a s y , wo auch andre W a f f e n abgebildet werden. 8 Defterek II 76, 690, I 426, 451. ' s. N a ' i m ä I S. 85, 179, 416 oben; ferner als Augenzeugen WILD S. 17. ® s. z. B . W I L D S. 19.

I n der Handschrift Mxt. 599 der Wiener Hof-Bibliothek (FLÜGEL I I Nr. 1409), ungarisch defterek

I S. 190/1.

I^S. GUSTAV MBYEB, Türkische Studien. I Die griechischen und romanischen Bestandteile im Wortschatz des Osmanischtürkischen-, Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Philosophischhistorische Klasse, Bd. 128, Wien 1893, S. 70. Ähnlich d ü r f t e n folgende, von E w l i j a S. 230 Z.5—4 v . u . mitgeteilte N a m e n zu erklären sein: tschultutmaz eigentlich: „(die Kanone) hält nicht Zeug", kondak tutmaz, „ h ä l t nicht Gewehrkolben", amän wermez, ,,gibt nicht Gnade", S. 231 Z. 5 zoruna durulmaz, „ihrer Gewalt k a n n m a n nicht widerstehen". ' ^ E w l i j a S. 234 Z. 7 v. u. meint, wer diesen Platz u n d das Arsenal nicht besehen, der habe überhaupt noch nichts in der Welt gesehen! I^BOBTHIUS I Anhang S. 30 nach der Aussage eines Ofener J u d e n . MARSIGLI {Reg. S. 141) gibt sogar 460 große u n d kleine Kanonen an. i's. das oben S. 19, Anm. ^ angeführte amtliche Verzeichnis der erbeuteten Kanonen. •i)

Bjorkuian, Ofen zur Tiirkenzeit.



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Auch die Veteranen, mütekä'idün, bildeten zu Ofen eine besoldete Truppe,^ welche im Kampfe ihren Mann stand.®. Ein wichtiger Bestandteil der türkischen Fußtruppen waren die Martolcsen, christliche Söldner, welche in Pest stationiert w a r e n s i e waren wie die regulären Truppen in Odas eingeteilt und wurden regelmäßig besoldet.^ Die Truppe setzte sich aus südslavischen, wallachischen und ungarischen Christen zusammen.® Zum Teil wurden sie zum Dienst auf den Schiffen im Ofener Hafen verwandt.® Das Hauptkontingent zu den Schiffsbesatzungen stellten jedoch die Ofener Aseben, das eigentliche , , S c h i f f s v o l k " N a c h den erhaltenen Soldregistern war von den dort aufgeführten Ofener Truppen diese die stärkste, und bis 1630 sank sie von 933 auf 469 Mann.^ Von ihnen wurden je 10 Mann etwa zu einer Oda, je vier Odas zu einer dsdiemä'at bezw. rijäset, d. i. Abteilung eines reis, welcher an der Spitze stand, zusammengefaßt; das Ganze befehligte ein Aga mit mehreren anderen Offizieren, entsprechend den anderen Truppenkörper n D i e s e bildeten dieBesat zung der Kriegsschiffe, welche die Türken auf der Donau unterhielten. Während die Flotte nach einer Nachricht aus dem Jahre 1621 aus SOGaliotten bestand,^" war sie zu E w l i j a s Zeit auf 52 fyrkata's, d. h. Fregatten mit 10—17 Ruderbänken, mit im ganzen 3000Mann Besatzung v e r s t ä r k t . " Ihr Befehlshaber, der als kapudan-iderjä, S e e k a p i t ä n , o d e r Tuna kapudavy bezeichnet wurde, hatte das Recht, einen Roßschweif sowie eine Flagge, bajrak, zu führen; sein Amtsbezirk galt als ein besonderes Sandschak.i® F ü r Reparaturen an den Schiffen gab es in Ofen kalfaidschylar, Kalfaterer, unter e i n e m kalfatdschy

baschy. ^^

Die Angaben über die Gesamtzahl der Truppen der Ofener Festung lauten je nach der Zeit außerordentlich verschieden und sind auch sonst wider-

1 s. defterek I I 694, 702, I 426, 454. ^ s. eine Beischrift an der Westseite der F e s t u n g im türkischen Stadtplane. ' E w l i j a S. 255 Z. 12—11 v. ii. * s. Hilfsbuchl S. 88. — V g l . ferner SALAMON, Ungarn im Zeitalter der Tiirkenherrschaft S. 227, JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 13/14, LEO BARBAE S.24 /27 (angeführt oben S. Der bei RYCAUT, Histoire de l' etat present de Vempire Ottoman, A m s t e r d a m 1696 als ,,Deli" abgebildete Soldat ist nach der T r a c h t wahrscheinlich ein Martolose. K t s o s S. 220, 274. « Defterek I 63, I I 107. ' s. die dritte Missiue aus d e m J a h r e 1541; HAMMER, Oesch. I I I S. 233. Defterek I 18/19, 38, I I 78, 225, 383, 6 8 7 , 1 426, 452. ® Defterek ebendort, ferner I 67, 150. Über die Aseben vgl. HAMMER, Staatsv. I I S. 235, 280. KÜKOS S. 218 Mitte. Über Belgrader Aseben E w l i j a V S. 375 Z. 4. Die U n t e r s c h r i f t des aga-i-'^azebän-i-Budun findet sich u n t e r d e m Szönyer Vertrag. ^^ Voiage de Levant S. 43. — Mustafa Paschas Schreiben Islam I X S. lOOff e r w ä h n t kadyrgalar, Galeeren, größer als die s p ä t e r verwendeten f yrkatalar. — Die üblichen D o n a u f a h r z e u g e waren die Tsohaiken, welche z. B. P e t s c h e w i I I S. 248 Z. 5, N a ' i m ä I S. 98, I I S. 302 i m d 3 0 3 e r w ä h n t ; v g l . ISTHTJANFFI S. 147b, i m d CZBRNIN m e h r f a c h .

" E w l i j a S. 229 Z. 11; über fyrkata s. HAMMER, Staatsv. I I S. 282. i^So defterek I 63 (1546/8). I ^ E w l i j a a . a . O. » E w l i j a S. 229 Z. 11—10 v. u. Über Schiffsreparaturen s. z. B. defterek I 63, 92, 94.



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spruchsvoll. Nach 1541, wo rund 10 000 Türken in Ofen geblieben sein sollen/ nahm die Gesamtstärke zunächst ab, wie die erhaltenen Soldregister zeigen und wie wir auch danach bei den meisten Truppenkörpern festgestellt haben.^ Ein anscheinend ziemlich vollständiges Verzeichnis von 1628/29, also aus der Zeit des tiefsten Standes etwa, f ü h r t 3406 Mann an,® und 740 Mann in Pest. Seitdem scheint man wieder auf Vermehrung der Truppen bedacht gewesen zu sein; und vollends im Falle einer Belagerung wurde die Garnison durch Truppen aus den Sandschaks^ und den angrenzenden Ejalets® erheblich verstärkt. Für die Stärke der türkischen Truppen in Ofen zu Beginn der Belagerung 1686 besitzen wir zahlreiche Angaben, die sich meist zwischen 10 000 und 16 000 Mann bewegen,® darunter auch die waffenfähigen Männer der Bürgerschaft. Für die Höhe des Soldessindnebenzahlreichen erhaltenen Urkunden'besonders die Soldregister selbst erste Quellen. Nun weichen die angegebenen Beträge im einzelnen Falle mehr oder weniger von einander a b ; soweit man es übersehen kann, scheinen die Sätze allmählich etwas erhöht worden zu sein, was natürlich mit der zunehmenden Münzverschlechterung im Zusammenhang steht.® Zu einer abschließenden Aufstellung werden wir erst gelangen, wenn bedeutend mehr Quellen als bisher zugänglich sind.® Wie die Soldregister zeigen, wurde der Sold in der Regel halbjährlich ausgezahlt; wir hören jedoch mehrfach von Revolten wegen rückständigen Soldes.^® 1 s. die zweite Missiue. HAMMER, Gesch. I I I 233. E w l i j a S. 226 Z. 14: 12 000 Mann Garnisonstruppen. 2 Die erhaltenen Soldregister aus diesen J a h r e n f ü h r e n nicht alle Truppenkörper auf, z. B. nicht die Janitscharen; daher geben sie auch nur niedrigere Gesamtzahlen f ü r die Festung Ofen, f ü r das Sandschak des Pascha u n d f ü r die ganze Ofener Provinz an. " Defterek 1 426. — Der gefangene Kazizade Ali Pascha gab 1602 zu Wien die Zahl der wehrlaaften Männer in Ofen auf 6000, in Pest auf 5000 an (OBTELIUS, Ghronologia S. 545, Continuatio S. 40). Voiage de Levant S. 42/3 (1621) gibt ähnliche Zahlen. Nach E w l i j a S. 227 Z. 7 v. u. ff kamen zu 12 000 Mann Ofener Truppen ebensoviele aus den Sandschaks hinzu. Vgl. die auf die Belagen.mg 1684 bezüglichen Beischriften des türkischen Stadtplans. ® N a c h E w l i j a S. 228 oben 36 000 Mann, die schon im Frieden d u r c h Dienst auf dem Kelenföld vorbereitet wiu-den. ® Am interessantesten ist die Aussage eines Ofener J u d e n , bei HAPPEL, Kriegsroman I S. 401. I m übrigen vgl. ZIEGLAUBB (S. 75 Anm. 1), der übrigens den tatsächlichen Bestand der Besatztmg niedriger ansetzen möchte. LITTKB S. 31 f. ' Angaben nach U r k u n d e n sammelt JACOB, AUS, Ungarns Türkenzeit S. 13/14. ® Vgl. BELIN, Essais sur Vhistoire economique de la Turquie, d' apres les ecrivains originaux. J A 6. Serie, 4. B a n d , besonders S. 270ff. — Vielleicht t r i f f t MABSIGLIS Erldärung den Grimd: Die Staatskasse rechne zwar Risdales ( = ,,Reichstaler" ? Gemeint sind offenbar gurusch, „Groschen", Piaster) zu 40 Aktsche, doch in der Notwendigkeit, die Truppen zu vermehren, ohne den Fond zu berühren, lasse sie sie bis auf 160 Aktsche steigen {L'^tat müitaire etc. I S . 131). ® Ebensowenig lohnt es, schon jetzt aus den wenigen veröffentlichten Defters Tabellen über die Zahl der Mannschaften aufzustellen. Wir haben uns daher darauf beschränkt, im allgemeinen die Tendenz der Vermehrung oder Verminderimg festzustellen. '"Vgl. JACOB a. a. O., auch BELIN S. 282 Anm. 2, nach den Negociations de la Franke dans le Levant I I 753. —• WENNEB traf auf seiner Rückreise 1617 in Ofen aufständische „Zscheuokenknechte" an (S. 109ff).

5*

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Zu den Soldzahlungen kamen die Ausgaben für Kleidung und Ernährung der Truppen. Nach einer Nachricht der letzten Zeif- lag die Lieferung des Stoffes für das Heer in der Hand von Juden in Saloniki; an Nahrungsmitteln wurden den Soldaten zu Ofen Brot und Fleisch täglich, Reis monatlich geliefert. Die Unterhaltung der gesamten Ofener Truppen kostete die Türken nach E w l i j a s Angabe jährlich 4060 leise;- daß die Einkünfte der Provinz nicht zur Deckung dieser gewaltigen Ausgaben hinreichten, erwähnten wir bereits.® Betrachten wir kurz den D i e n s t zu Ofen im allgemeinen! Waren die Zeiten ruhig, so war der Wachdienst in den Festungswerken^ die Tagesarbeit. Hierbei herrschte eiserne Manneszucht, und mit unerbittlicher Strenge ward jedes Vergehen gerächt. Begann etwa einer der Posten der scharf bewachten Königsburg® nachts einzunicken, so hatte er von den stündlich die Runde machenden Festungsagas 80 Sfcockschläge zu erwarten.® Eine Abwechslung bot der Freitag, an welchem alle Bastionen flaggten, ,,ihre Besatzungen du'ä, Gebet, nvAsenä, Lob (Gottes), sprechen und tt/jamme.di, das muhammedanische Feldgeschrei, anstimmen."' In den Freistunden wurde Sport getrieben; namentlich das Gerwerfen, dscherid ojnamak, war beliebt.® Zu Festtagen wurde auch der Empfang angesehener fremder Gesandter, wobei Salut geschossen wurde® und die Soldaten denFremdenKunststücke vorführten. Zu Kriegszeiten bot Ofen als Sammelpunkt ein gar buntes Bild." Voll Begeisterung schildert E w l i j a die riesige Soldatengemeinde beim ersten Gottesdienst in Ofen^^, und vom Blocksberge überschaut er stolz die unzähligen Zelte des Heeres im Kelenföld,'^ das gerade damals unter Ahmed Köprülü zum Z\ige gegen Neuhäusl aufbrechen sollte^^, welcher ja der letzte fürdieTürken erfolgreiche in Ungarn werden sollte. ^ Der Aussage des Ofener J u d e n bei BOETHIUS I Anhang S. 26. 2 E w l i j a S. 228 unten. 1 kise = 500 gurusch. " s. o. S. 53. * Außer den oben S. 16 ff behandelten großen Bastionen gab es zahlreiche Postenhäuser auf der Mauer. Das Gefängnis auf dem Bali Pascha-Platze h a t t e eine ständige Wache von 500 Mann ( E w l i j a S. 235 Z. 5—7). ® N a c h PIGAFETTA (zu Ofen 1567, S. 18) standen hier 500 (nach seiner Meinung waren es weniger), nach E w l i j a S. 237 Mitte 2000 Mann. ^ E w l i j a a. a. O.; vgl. das Nasihatnäme S. 710, 713. Eine solche Prozedur stellt eine vorn im 13. Bande der türkischen Bibliothek wiedergegebene Miniatur aus dem Miniaturenkodex TAESCHNEB d a r .

' E w l i j a S. 230 Z. 4—2 v. u. ® E w l i j a wendet es mehrfach (S. 230 Z. 2, 240 Z. 7) zu Größenbestimmungen an. Eine etwa gleichzeitige Abbildung des Spiels im türkischen Miniaturenkodex TAESCHNEB. « s. o. S. " S . z . B . L U B E N A U S . 7 9 , 8 6 / 7 ; W B N N E B S . 11, 1 4 ; T A F F E B N E E S . 1 7 6 .

"Besonders auf dem Kelenföld (s. o. S. 12) u n d bei Alt-Ofen (s. o. S. 14) pflegten die Heere zu lagern. N a c h BOETHIUS I Anh. S. 25 wiu-den 1686 15 000 Mann in den Vorstädten u n d zu Pest untergebracht. " E w l i j a S. 225 Z. l l f f ; s . o. S. 27'. ^ ' ' E w l i j a S. 251 oben. Über die Ordnung u n d Sauberkeit türkischer Heereslager gegenüber d e n c h r i s t l i c h e n v g l . CZEBNIN S. 17, SEYFBIED S. 87/8, a u c h d a s Z e u g n i s b e i TAKATS S. 791. HAPPEL, Thes. Ex. 4. S. 178. " E w l i j a S. 255/6.



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6. Kapitel. Bürgerliches Leben in Ofen. Zum Schluß werfen wir noch kurz einen Blick auf das bürgerliche Leben in Ofen. Die Einwohnerschaft zerfiel in drei Hauptbestandteile: die Juden, die Christen und die Türken.^ Vor der Türkenzeit waren die J u d e n wie anderswo so auch in Ofen heftig von Seiten der Christen verfolgt und nur in einem besonderen Judenviertel in der nördlich der Festung liegenden Vorstadt geduldet worden.^ Dies hatte eine starke Abwanderung der ungarischen Juden nach den benachbarten türkischen Gebieten zur Folge gehabt, wo sie wesentlich günstiger gestellt waren Nach der ersten Eroberung Ofens im Jahre 1526 ließ Soliman außer Kunstschätzen auch mehrere Tausend geschickte jüdische und christliche Haridwerker der Stadt auf Schiffen die Donau abwärts fahren und sie teils in Jedikule und Galata, teils in Saloniki und anderswo ansiedeln.^ Bei der Eroberung Ofens im Jahre 1541 trafen die Türken keine Juden an,® doch wurde dies der Beginn einer neuen, besseren Zeit für die Juden. Schon in den nächsten Jahren setzte eine Rückwanderung der Juden nach Ofen ein.® Auf die Entwicklung der Ofener Judengemeinde im einzelnen gehen wir nicht genauer ein,'' sondern können uns mit wenigen Angaben begnügen. Die Ofener Juden brachten es trotz der unruhigen Zeiten bei ihrer finanziellen Begabung zu Wohlstand, dadurch daß sie einen großen Teil des Handels in ihre Hand brachten.® Außerdem wurden sie von den Türken in Vertrauensstellungen in derFinanz Wirtschaft verwandt.® Dies war natürlich geeignet, den Neid der gewöhnlich nicht so günstig gestellten christlichen Bevölkerung hervorzurufen, welche auch während der Türkenherrschaft nicht von Anfeindungen und Verfolgung der Juden ' NachLüBENAu I S.82 verteilten sie sich zu seiner Zeit(1587) so,daß in der einen Gasse der Oberstadt lauter J u d e n , in der andern Christen und wenig Türken, diese zumeist in der Wasser.stadt wolinten. W I I - D aber fand 1605 in der Unterstadt viele Ungarn (S. 20), während diese nach B O C A T I U S (bei S A L A M O N S . 162) im selben J a h r e 1605 beinahe unbewohnt war. - Die Bezeichnung ,,Jtiden- oder Wasserstadt" f ü r diese Vorstadt h a t sich in den abendländischen Quellen über die ganze Türkenzeit hinaus gehalten, auch nachdem das J u d e n viertel innerhalb des Wiener Tors lag (vgl. oben S. 3f). S . K O H N S . 400, d a n a c h Z I B G L A U E K S . 40. ^ E w l i j a S. 216 Z. 8ff. P e t s c h e w i I S. 99 Mitte (nach ihm die J u d e n in Saloniki). Die Nachrichten über diese Umsiedlung stellt J . H . M O R D T M A N N , Zur Kapitulation von Buda im Jahre 1526 (in den Mitteilungen des Ungarischen Wissenschaftlichen Instituts- in Konstantinopel 1918 H e f t 3) S. 6 zusammen. Eine ähnliche Maßnahme war nach der Eroberimg Belgrads erfolgt (s. z.B. H ä d s c h i Ch a l f a ' s Düstürul-'amel, ZDMG Bd. 11 S.122). — Soliman wollte hierdurch die kulturellen imd technischen Fortschritte der unterworfenen Völker seinen eigenen U n t e r t a n e n zugutekommen lassen. " S. K O H N i m d Z I E G L A U B E a . a . O .

^ Siehe schon die dritte Missiue. Eine Kopfsteuerliste aiis dem J a h r e 1545 erwähnt Ofener J u d e n (defterelc I I 43). ' Sie ist ausführlich bei K O H N dargelegt, dem Z I E A L A U B R S. 4 0 f folgt. F ü r die letzten J a h r e besitzen wir den interessanten Bericht S C H U I H O F S , hrsg. von K A U F M A N N . Über die ganze Zeit handelt B E E G L , Geschichte der ungarischen Juden S . 5 7 ff. " Dies bezeugen die meisten abendländischen Quellen, sobald sie von den J u d e n sprechen. Über Stofflieferimg durch J u d e n siehe o. S. 68^. Schajah war nach E w l i j a S. 247 Z. 3 ein speziell in Ofen von den J u d e n f r a u e n gewobener Stoff. ' S . o. S . 5 1 ^



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a b l i e ß . D i e s sowie besonders die wiederholten Belagerungen, denen die Vorstadt in hohem Maße ausgesetzt war, mögen die Juden veranlaßt haben, allmählich ihre Wohnsitze in die Festung, in die Nähe des Wiener Tores zu verlegen. Die Juden erfreuten sich eines bedeutend besserenVerhältnisses zu denTürken als dieChristen. ^ Da ist es nicht verwunderlich, wenn die Juden aus Sympathie für die Türken und aus eigenstem Interesse mit Herz und Hand für diese eintraten; so sehen wir sie bei allen Belagerungen Ofens an der Seite der Türken ihren Mann stehen,® besonders aber bei der letzten im Jahre 1686.* Für diese abscheuliche „Verrätherei"® r ä c h t e n sich die christlichen Eroberer durchNiedermetzelung von fast allen Juden. Die -wenigen, denen es gelang zu entkommen, verließen Ungarn, wo ihrer nur neue Bedrückung harrte, und gingen nach der Türkei, wo man sie dankbar ehrte.® Ähnlich wie dem Judentum erging es auch dem ungarischen Protestantismus: vor der Türkenzeit suchte man ihn zu unterdrücken, doch unter der Herrschaft der toleranten Muslime erfreute er sich der Duldung, so daß auch die später erneut einsetzende Bedrückung ihn nicht zu vernichten vermochte.' I m türkischen Ofen waren denn auch allerlei Sekten vertreten, welche GERLACH als ,,wenig guter Christen" charakterisiert.® Mit der Lage der C h r i s t e n in Ofen beschäftigen sich alte und neuere abendländische Schriftsteller eingehend, doch gehen wir hier nicht näher darauf ein. Demgegenüber bringen die türkischen Quellen verhältnismäßig wenig über die Ofener Christen. Während des größten Teils ihrer Herrschaft haben die Türken den Christen eine Kirche in der Festung zum Gottesdienste belassen.® Später jedoch wurde sie ihnen genommen,^® so daß die Christen nun nur noch drei kleinereKirchen außerhalb der Festung besaßen.^^ Ihre Gemeinde bestand zumeist aus Leuten, welche für Arbeiten in der Festung Steuerfreiheit genossen.^^ I m allgemeinen fühlte sich die christhche Bevölkerung Ungarns nicht wohl unter den Türken. Bezeichnend hierfür sind Fälle, wo die Einwohner einer Ort1 Siehe E w l i j a S. 232 Z. 8—10. ^ Dies ä u ß e r t e sich in der G e w ä h r u n g einer teilweisen Selbstverwaltung (KÜHN S. 403) u n d v o n V o r r e c h t e n a n einzelne J u d e n (KOHN S. 405/6, MORDTMANN a. a. O.). ä KOHN S. 406ff. E w l i j a S. 231—232. * S. besonders die h ö c h s t eindrucksvolle Schilderung SOHULHOFS. F e r n e r die Aussage des Ofener J u d e n , bei BOBTHIUS I S. 25 ff, die wir z^im Teil schon a n g e f ü h r t h a b e n ; MABSIGLI (Reg. S . 122). ^ Dieser A u s d r u c k der a b e n d l ä n d i s c h e n Quellen ist f ü r die J u d e n n i c h t so a n g e b r a c h t wie vielm e h r f ü r jene „meinaidigen F r a n t z o s e n " , v o n d e n e n wir m e h r f a c h hören, u n d f ü r christliche Ü b e r l ä u f e r , die bei jeder Belagerung v o r k a m e n (s. HAPPEL, Kriegsroman I I S. 527, Thesaurus Exoticorum III S. 62B; KHEVENHILLBB, Annales Ferdinandei S. 2520; HAMMER Gesch. I V S. 322). ® N a c h BBBGL S. 66 t r u g e n sie als äußeres E h r e n z e i c h e n einen H a l b m o n d auf d e n K l e i d e r n , w ä h r e n d d a s n a c h KÜHN S. 408 schon d e r L o h n f ü r die Hilfe 1684 war. ' Siehe JACOB, Aus Ungarns Türhenzeit S. 20ff. ® GBRIACH S. I I b . ® GEBLACH S. I I a , b ; LTJBENAU I S. 82, 86; JUVIGNY 98; Monarchie S. 86. TAKÄTS S.809. i ' N a c h BOETHIUS I A n h a n g S. 30 w u r d e sie aus , , N o t h d u r f f t einem reichen T ü r k e n v e r k a u f f t , der es n a c h m a l s in ein W o h n h a u s v e r ä n d e r t " . i i E w l i j a S. 245 Z. 8 v. u. o. S. 59^



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Schaft oder Gegend weg von Haus und Hof ins kaiserliche Gebiet hinüberfliehen.^ Doch würde man ein sehr einseitiges Bild erhalten, wollte man z . B . nur die zahlreich erhaltenen Sammlungen von gravamina der christlichen Untertanen berücksichtigen. Auch die Türken hatten oft Grund genug, sich über Ungerechtigkeiten von christlicher Seite zu beschweren,^ und die den Türken oft vorgehaltene Grausamkeit, besonders ihrer wilden Hilfsvölker, findet in den damaligen christlichen Heeren manches Gegenstück; man denke nur an das Wüten der Eroberer 1686. Und aus einem gewissen richtigen Gefühl heraus hat man Ofens Fall mit dem Trojas verglichen, Abdurrahman Abdis Geschick mit dem des Priamus.® Die t ü r k i s c h e n E i n w o h n e r Ofens scheinen zum größten Teil nie ht eigentliche Osmanen aus den Kernländern des Reiches, sondern zu Türken gewordene Bewohner der südlich von Ungarn gelegenen türkischen Provinzen gewesen zu sein zu ihnen werden nach längerer Dauer der Türkenherrschaft in Ungarn auch türkisierte Ungarn hinzugekommen sein. Die türkischen Eroberer hatten auch in den Städten des eroberten Ungarns zahlreiche Stätten zur Pflege orientalischer Bildung geschaffen, Mektebs für den Elementarunterricht und Medreses für die höhere Ausbildung.® Von wissenschaftlichen Disziplinen blühte in Ofen besonders die medizinische,® speziell die Chirurgie,' welche j a für die Zwecke des Militärs am notwendigsten war. Auch sonst herrschte das Militärische vor,® und zahlreich und geschickt waren die Ofener Rüstungsarbeiter.® Eigentliche Kaufleute und Handwerker gab es nicht viel, i® sondern der Handel, besonders der Kleinhandel in den Läden der Stadt, lag in den Händen von Soldaten. ^^ Hier konnte man in der Regel 1 2160 Christen bei Nacht aus Alt-Ofen nach Gran im Januar 1596 (s. o. S. I i ' ) und 7000 Batlern von der Csepel-Insel im November 1598 (s. Österr. MilitärzeitscKrift 1829 S. 248). 2 So werden in den Staatssehreiben 13, 32 und 34 in BBHBNAtrBBS Nachlaß christlichen Beschwerden türkische Klagen entgegengehalten. Vgl. TAKÄTS S. 805 ff. ^ BEL I I 429, nach SENEOAS Troades! Daß die Türken selbst durch Spuk im Königsschlosse auf ihren baldigen Untergang hingewiesen zu werden glauben, erhöht die Tragik. * So bezeichnet E w l i j a S. 247 unten die Ofener Einwohner mit Verständnis für ihre Eigenart als „bosnische Bosniaken". PIGAFBTTA S. 19 erwähnt, daß der Pascha (das war der berühmte Mustafa, denn er besuchte Ofen im Juli 1567) wie f a s t a l l e T ü r k e n K r o a t i s c h konnte. — So a u c h L i T T K B S.36. Über Budin als eig. s l a v i s c h e Namensform s.o. S. X I I ^ . H A P P E L , Thesaurus Exot. 4. S. 177 Abbildung eines tapferen Grenztürken. Vgl. TAKATS S. 788ff, welcher ebenfalls ausdrücklich die ungarischen Türken von den im Reiche ansässigen abhebt. ® Über die Ofener Verhältnisse handelten wir oben S. 33. Vgl. JACOB, AUS Ungarns Türkenzeit S. 24. * Ofener Ärzte erwähnen deftereh I I 702 imd I 454. — Es haben verheerende Seuchen in Ofen gewütet, so nach KÜHN S. 407 die Pest von 1666—89 mit kurzen Unterbrechungen, vgl. SCHULHOF S . 2 5 ,

33.

' E w l i j a S. 246 Z. 6—9. ® Nach Voiage de Levant (1621) S. 42 wären nur sehr wenig Personen übrig geblieben, hätte man die Soldaten abgezogen. ' E w l i j a S. 247 Z. 2; über Ofener Arbeitstruppen vgl. oben S. 64. i ^ E w l i j a S. 247 oben. ^"^Die Soldaten mieteten die Läden für billiges Geld, wie z. B. das Verzeichnis defterek I I 120 zeigt; vgl. I 26, 143. LITTKE S. 35. Auch sonst sehen wir Mannschaften wie Offiziere in ziviler Tätigkeit, besonders in der Finanzwirtschaft, s. z. B. I I 287, I 93, 108, 110, 117, 126 und sonst. Vgl. Voiage de Levant S. 42.



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seinen Bedarf fürs tägliche Leben decken,^ und zwar zu billigen Preisen.^ Die Türken machten auch den Versuch, den bei ihnen üblichen Basar in Ofen einzuführen, doch konnte diese orientalische Einrichtung sich nicht durchsetzen.® Auf den Markt ging keine türkische Frau; nur selten ließen sie sich auf der Straße sehen, und dann stets mit der ferädsche, dem einfarbigen Straßenmantel, verhüllt * Die Wohnungen der vornehmen Türken pflegten verhältnismäßig einfach zu sein,doch ermöglichten es ihnen die fortwährendenKriege, eine zahlreiche Sklavenschaft zu halten; war es doch damals auch bei Christen durchaus üblich, dieKriegsgefangenen zu verkaufen. Die interessante Schilderung des Nürnbergers J O H A N N " WILD, welcher 1605 als Sklave in Ofen weilte, dann wiederholt den Herrn wechselte und nach langen Reisen bis Südarabien 1609 den Freibrief erhielt und glücklich heimkehrte, zeigt, wie menschlich noch ein Sklave von den Türken behandelt wurde. So waren denn die Ofener Türken gar nicht nur die Herren, welche schroff alle andern als Knechte betrachteten, sondern es fand Verkehr und Vermischung mit den Unterworfenen statt.® So kam es, daß die türkische Ausdrucksweise dieser Ofener einige Eigentümlichkeiten aufwies, welche einem gebildeten Reichstürken wie E wli j a auffielen.® Ihre türkischen Namen zeigten teils untürkische, ungarische Bildungen, und auch ihre Kleidung trug den Stempel der Mischung.' Unter den Türken vergaß man trotz der unruhigen Zeiten nicht, wie schön und zu Spaziergängen verlockend die nächste Umgebung der Stadt war.^ Ein reges Gesellschaftsleben entwickelte sich zumal zur Winterszeit, wobei erlesene Speisen und Getränke wohl geschätzt waren.® So verbrachte denn unser E w l i j a eine Woche zuPest herrlich und in Freuden infolge der Gastfreiheit der Einwohner'". 1 E w l i j a S. 239 Z. 6ff. PIGAPETTA (S. 20) findet 1567 alle AVaren reichlich in Pest, aber nicht in Ofen. 2 WILD S. 22, SCHTJLHOF S. 29. Desto schwerer werden Teuerungen wälirend und nach llelagerungen empfunden, s. z. B . P e t s o h e w i I I 247, danach N a ' i m ä I 302. KHEVBNMLLEE V 2533; BOCATIUS (bei BEL I I I 352) bekommt 1605 nichts, sondern nur die Antwort Loch oder Locktar

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SCHTJLHOF S . 3 4 .

® Vielleicht das „Kaufhaus vor die Frembden" bei LUBENAU I S. 80/1 ? Nach E w l i j a S. 239 Z. 7 lag der Basar, bedestän, dessen Lage der türkische Stadtplan zeigt, in Trümmern. ^ E w l i j a S. 246 Mitte. So sahen die abendländischen Beisenden gar keine oder ganz wenige F r a u e n i n O f e n , s . z. B . B O C A T I U S ( b e i B E L I I I 3 5 4 ) ; v g l . J A C O B a . a . O . S . 2 8 .

^ Über freundschaftlichen Verkehr mit den J u d e n s . KOHN S. 405; sonst auch oben S. 69®. — WILD S. 21: Die ungarischen Weiber werden von den Türken lieb und wert gehalten, weil sie gut kochen \md backen, sauberer imd fleißiger sind als die türkischen Frauen. — Nach WENNER S. 116 konnten die Ofener Janitscharen meist auch Ungarisch und Deutsch ® E w l i j a S. 246 Z. 6—9. E w l i j a legt überhaupt ein großes Interesse für die Sprache der von ihm besuchten Völker an den Tag. So gibt er S. 32 ff eine lange Liste ungarischer Wörter, die er offenbar aus dem Munde des Volkes gesammelt hat. ' E w l i j a S. 246. ' E w l i j a S. 247 Z. 8 v. u. ff, 249 Z. 5ff. Damals bestand die Umgegend aus lauter prachtvollen Weinbergen; s. den türkischen Plan der Umgegend, in welchem MARSIGLI an 5 Stellen die Zahl 14 „Siarab'* eintrug, w a s K A R Ä o s O N wohl mit B e c h t als Wein übersetzt. ' E w l i j a S. 247 Z. 6ff. lOEwlija S. 255 Z. 8 v. u. ff.

Anhang. Türkische Urkunden aus Ofen/ 1. I n d e r H a n d s c h r i f t N r . 137 d e r W i e n e r K o n s u l a r - A k a d e m i e a n v o r l e t z t e r S t e l l e ( S e i t e 53), i n B e h r n a u e r s N a c h l a ß N r . 57, e i n O f e n e r W a k f ^ b e t r e f f e n d .

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^ Ich teile die folgenden beiden U r k u n d e n ilires interessanten Inhaltes wegen hier mit, obgleich beide einige Schwierigkeiten enthalten, welche ich trotz längerer Beschäftigimg mit ihnen noch nicht lösen konnte. ^ Vgl. neben J U Y N B O L L , Handbuch des islamischen Gesetzes, Leiden u. Leipzig 1 9 1 0 , S. 276ff besonders die dort angeführte Arbeit: J . KRCS-MABIK, Das Wakjrecht vom Standpunkt des 6ari'Utrechtes nach der hanefitischen Schule (ZDMG 1891, X L V , 511—576).



74



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Übersetzung.

Das Haupt zu Boden gelegt, ist der Bericht des ohnmächtigen Sklaven an den geehrten, Ehre mehrenden Fußstaub Seiner Exellenz meines glückseligen und mannhaften Sultans folgender: Der frühere Defterdar der Staatskasse von Ofen, der verstorbene Ahmed Tschelebi®, hat zwei Jahre vor seinem Tode von seinem Gelde 15000 Fuluri^ ausgesondert und zum Wakf gemacht, damit eine heilige Moschee® und ein ^ Wahrscheinlich verschrieben f ü r

j \ .

^ H i e r z u ist d a s anfangs dastehende

verbessert.

^ Diesen A h m e d Tschelebi E f e n d i bezeichnet a u c h eine Ofener SoIdHste f ü r das J a h r 9 5 2 h ( = 14. 3. 1545 bis 2. 3. 1546 D) als f r ü h e r e n D e f t e r d a r (Wiener HofbibHothek M x t 581 = Flügel N r . 1402, ungarische Übersetzung defterek I I 41). * E i n F u l u r i galt damals 60 bis 70 Aktsche, ein Gurusch 40 bis 50 (s. Bklin im J A 6. Serie, 4. B a n d , S. 281—283). Ü b e r Ofener Mesdschids vgl. oben S. 26 ff.

Sufikloster^ davon erbaut würden. E r ließ seine Stiftungsurkunde^ den früheren Richter von Ofen, Mewlana Nebi, der Euch segnete®, schreiben und unterzeichnen und kaufte Plätze für die zu bauende Moschee und Klause. Danach versammelte er nochmals den jetzigen Richter von Ofen, Mewlana Muslih ed-din, der Euch Gutes wünscht und von den Großen der Stadt eine zahlreiche Versammlung und ließ seine Stiftungsurkunde erneuern. Dabei wurden die sämtlichen Bedingungen der Stiftung, soviele es sind, aufs genaueste beachtet, und es erfolgte der Spruch des Richters für die Gültigkeit der Stiftung und ihre Erfordernisse^. Jetzt zur Zeit des Todes fanden sich von der genannten Summe 13000 Fuluri bei ihrem Verwalter® vor, während er 2 0 0 0 Puluri des erwähnten Wakfs noch bei seinen Lebzeiten in der Form eines Darlehns genommen hatte. Wenn also der Befehl ergeht, die genannte Summe, da sie jetzt unter seine Hinterlassenschaft fällt, von seinem Nachlaß® zu erfassen und das in der Hand des Verwalters befindliche übrige Geld des Wakfs auch wegen der wichtigen Bedürfnisse der Stiftungen und Wohltaten, welche der gesetzlichen Stiftungsurkunde zufolge nötig werden, mit Beschlag zu belegen, so ist es sicher und gewiß, daß hierfür bei Gott Seiner Exzellenz meinem Sultan eine Stufe der höchsten Lobpreisungen zuteil werden wird, sodaß hierüber hinaus eine größere Belohnung undenkbar ist. So Gott will, wird mein glückseliger Sultan auch für die wichtigen Dinge des jenseitigen Lebens Gutes und Schönes davon haben. Es ist nötig, daß in den glückbringenden Tagen Seiner Regierung diese genannten verwaisten Stiftungen durch den geehrten Blick und die gütige Aufmerksamkeit meines Sultans neu belebt und gepflegt werden. Mein mannhafter und gnädiger Sultan, es ist Hoffnung, daß man den Verfall und die Verschleuderung der erwähnten Stiftungen nicht dulde, sondern gnädigst geruhe anzuordnen, daß die Bedingung des Stifters über dem Verwalter stehe (?). Im übrigen kommt Mannhaftigkeit und Befehl Seiner Exzellenz meinem Sultan zu. Der aufrichtige Sklave Mustafa, der Arme.

i V g l . oben S. 36ff. 2 Z D M G 45, S. 5 6 0 : Stiftbrief (wakfnäme, ^

und

wakfijje).

WJ bezeichnen sonst den Schreiber, doch scheint das hier unmöglich

zu sein. ^ vgl. Z D M G 45, S. 5 3 3 : „ D e r Wäkif p r o v o c i r t . . . durch einen vorgeschützten R e c h t s s t r e i t das U r t h e i l des Kadi u n d sichert hierdurch den B e s t a n d seines W a k f s . " ^ Z D M G 45, S. 5 5 8 : „ D i e Person, welche das Vermögen des W a t t s verwaltet, heißt Miitawalli (früher auch k a j j i m und n ä z i r ) " . N u r letzteres h a t JUYNBOIL S . 282. ® Ü b e r Verzeichnisse von Hinterlassenschaften vgl. oben S. 51.



76



2. Behrnauers Nachlaß Nr. 11;' betrifft die MädcheniriSel.Text.

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