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German Pages 254 [256] Year 2013
Neue Formen der Erwerbung
Bibliotheks- und Informationspraxis
Herausgegeben von Klaus Gantert und Ulrike Junger
Band 47
Neue Formen der Erwerbung Herausgegeben von Susanne Göttker und Franziska Wein
Bibliotheks- und Informationspraxis ab Band 42: Herausgegeben von Klaus Gantert und Ulrike Junger Das moderne Bibliotheks- und Informationswesen setzt sich mit vielfältigen Anforderungen auseinander und entwickelt sich ständig weiter. Die Reihe Bibliotheks- und Informationspraxis greift neue Themen und Fragestellungen auf und will mit Informationen und Erfahrungen aus der Praxis dazu beitragen, Betriebsabläufe und Dienstleistungen von Bibliotheken und vergleichbaren Einrichtungen optimal zu gestalten. Die Reihe richtet sich an alle, die in Bibliotheken oder auf anderen Gebieten der Informationsvermittlung tätig sind.
ISBN 978-3-11-025546-1 e-ISBN 978-3-11-025550-8 ISSN 0179-0986 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Michael Peschke, Berlin Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Inhalt Susanne Göttker und Franziska Wein Vorwort 1 Bibliotheken – ihre Nutzer und die Erwerbung Annette Klein Wer erwirbt an wissenschaftlichen Bibliotheken? Die Rolle der Nutzer in der Monographienerwerbung 5 Wolfram Lutterer Erwerbungsstrategien und Entwicklungsprozesse im Fachreferat an der ZHB Luzern 19 Einbettung der Erwerbung Arlette Piguet Organisationsformen der Erwerbung – Eine zukunftsorientierte Organisationsstruktur für die Erwerbung und Bereitstellung wissenschaftlicher Medien, ein Praxisbeispiel 31 Monika Moravetz-Kuhlmann Die Bedeutung von Etatmodellen für die Etatplanung und Etatverwaltung: Herausforderungen im digitalen Zeitalter 51 Susanne Göttker und Martin Iordanidis Fremddatenübernahme zwischen und von Verbünden sowie von weiteren Dienstleistern, Formate, Konditionen, Perspektiven 67 Bibliotheken und der Handel Anne Bein und Jürgen Stickelberger Totgesagte leben lange! Vom Händler zum Partner und Anbieter von smart solutions 85 Detlef Büttner Buchhandel, Dienstleistung und Wissenspartnerschaft im 21. Jahrhundert – neue Risiken, neue Chancen 95
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Inhalt
Franziska Wein Die Auswahl des passenden Händlers: Dienstleistungen (Approval Plan, Warenkorb, automatisierter Datenaustausch ) 104 Stefan Bastian und Hubert Arnold Medienbeschaffung per Ausschreibung
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Lokale Erwerbung Klaus Junkes-Kirchen Online-Medien und Lizenzen: Standards und Muster für die Vertragsgestaltung 135 Mario Kowalak und Andreas Sabisch Electronic Resource Management 145 Miriam Lorenz Sagen Sie jetzt nichts! – Grenzen und Möglichkeiten der Nutzungsstatistiken elektronischer Informationsquellen 157 Konsortiale Erwerbung Jochen Johannsen Konsortien in Deutschland: ein Überblick
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Jost Hindersmann Paketerwerbung von E-Medien: Ein Praxisbericht Pascalia Boutsiouci Konsortien in der Schweiz
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Hildegard Schäffler Elektronische Medien in der überregionalen Literaturversorgung: Nationallizenzen, Allianzlizenzen, FID-Lizenzen 204 Olaf Hering Informationsbeschaffung im Ressortforschungsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) 223 Autorenverzeichnis Index
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Vorwort Der Medienwandel hat die Bibliotheken rund um den Globus erfasst, er prägt ihren Alltag und führt für alle Beteiligten sichtbar zu grundlegenden Veränderungen im Selbstverständnis, in der Organisation und im täglichen Geschäft. Im vorliegenden Band geht es darum, die Auswirkungen des Medienwandels auf das Tätigkeitsfeld der Erwerbungsbibliothekarinnen und –bibliothekare zu analysieren und zu bewerten. Die neuen Formen der Erwerbung sind vornehmlich solche, die der Medienwandel direkt oder indirekt hervorgebracht hat. Angesichts der Komplexität des Gegenstands Medienwandel verwundert es nicht, dass die Autorinnen und Autoren auf einem sehr weiten Feld unterwegs sind und nicht alle Phänomene dieses Wandels streifen oder in gleicher Intensität behandeln können. Die Herausgeberinnen haben Kolleginnen und Kollegen aus wissenschaftlichen Bibliotheken – in der Regel sind es Hochschulbibliotheken, es gesellen sich die Bibliotheken einer Forschungsgesellschaft und eines Ressortforschungsbereichs der Bundesregierung hinzu – in Deutschland und in der Schweiz gebeten, Momentaufnahmen des sich vollziehenden Wandels im Erwerbungsgeschäft zu erstellen und die beobachteten Entwicklungen zu bewerten. Bibliothekarinnen und Bibliothekare sind in ihrer alten Rolle als Käufer bzw. Lizenznehmer und in ihrer neuen Rolle als Konsortialführer anzutreffen. Zu Wort kommen auch Vertreter des durch den Medienwandel in besonderer Weise herausgeforderten Zwischenbuchhandels: eine Agentur und ein Library Supplier beziehen Position. Die Verlage als erstarkende Player im Handel mit den elektronischen Medien sind in dieser ersten Auflage des Buches nicht mit eigenen Beiträgen vertreten – vielleicht ein Zeichen dafür, dass Bibliotheken auch im digitalen Zeitalter im Tagesgeschäft auf die traditionelle, aggregierende Funktion des Zwischenbuchhandels setzen und Verhandlungen mit den Verlagen diesem oder den Konsortialgeschäftsstellen überlassen. Die Orientierung am Nutzer und an der Nutzung sowie die konsortiale Beschaffung von digitalen Inhalten sind die augenfälligsten erwerbungsrelevanten Folgen des Medienwandels. Patron Driven Acquisition räumt Nutzern mehr und direkte Einflüsse auf die Bestandsentwicklung ein, das herkömmliche Paradigma der vorausschauenden, sich nicht durch unmittelbar gemessene Nutzung amortisierenden Erwerbung trifft auf das neue Paradigma der unmittelbaren Befriedigung der Nachfrage nach Information durch die Nutzer. Auslöser der konsortialen Lizenzierung elektronischer Inhalte war die so genannte Zeitschriftenkrise, Datenbanken, E-Journal- und E-Book-Pakete sind Gegenstand konsortialer Beschaffung. Ein Vergleich der Konsortiallandschaften in Deutschland und in der Schweiz macht deutlich, dass die beiden dezentral strukturierten Länder unter-
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Vorwort
schiedliche Wege zur zentralisierten Erwerbung elektronischer Medien gegangen sind: in Deutschland entstand die konsortiale Erwerbungsinfrastruktur induktiv, während sie in der Schweiz deduktiv entlang eines Masterplans geschaffen wurde. Auf lokaler Ebene brachte der Medienwandel neue zusätzliche Aufgabenfelder für die Erwerbungsbiblio-thekare: Aushandeln und Abschließen von Lizenzverträgen, Electronic Resource Management, Erstellung und Einsatz von Nutzungsstatistiken. Darüber hinaus gilt es, die aus der Ära der gedruckten Medien stammenden Etatbedarfs- und –verteilungsmodelle den Gegebenheiten und Erfordernissen des digitalen Zeitalters anzupassen und die Erwerbung so zu organisieren und zu optimieren, dass den Nutzerbedürfnissen unmittelbar Rechnung getragen werden kann. Fremddatenübernahmen und automatisierte Einspielungen kaufmännischer Daten durch Lieferanten beschleunigen die Prozesse. Auch die Beziehungen der Bibliotheken zu ihren Lieferanten aus dem Zwischenbuchhandel haben durch den Medienwandel spürbare Veränderungen erfahren. Agenturen und Library Supplier haben erkannt, dass die Lieferung von analogen Medien in einer zunehmend elektronischen Umgebung rückläufig sein wird, dass bereits heute ein bedeutender Anteil der elektronischen Medien über Konsortien in die Bibliotheken gelangt, und dass es daher notwendig ist, durch die Entwicklung teilweise kostenloser, intelligenter, elektronischer Werkzeuge mit den Bibliotheken im Geschäft zu bleiben und im Wettbewerb zu bestehen. Die Palette der Tools umfasst elektronische Titelvorschlagslisten, Warenkorbverfahren, automatisierte Einspielung von Bewegungsdaten und Renewalservices. Diese Angebote werden von den Bibliotheken vor dem Hintergrund abnehmender Personalkapazitäten gerne genutzt. Dass es auch vom Medienwandel unabhängige neue Formen der Erwerbung gibt, zeigt der Beitrag über Ausschreibungen. Die in diesem Band gesammelten Beiträge vermitteln weder ein vollständiges noch ein erschöpfendes Bild der neuen Formen der Erwerbung. Die Herausgeberinnen danken allen Autorinnen und Autoren für ihre Kooperation und dem Walter de Gruyter Verlag für die verlegerische Betreuung des Buchprojekts. Sie hoffen, dass der Band weiterführende Überlegungen zur Frage, was in Bibliotheken heute Bestand ist (oder hat), anzustoßen vermag. Düsseldorf und Erfurt im Juli 2013 Susanne Göttker und Franziska Wein
Bibliotheken – ihre Nutzer und die Erwerbung
Annette Klein
Wer erwirbt an wissenschaftlichen Bibliotheken? Die Rolle der Nutzer in der Monographienerwerbung Nutzergesteuerte Erwerbung (Patron Driven Acquisition, kurz: PDA) für E-Books gehört derzeit wohl zu den meistdiskutierten Themen in den Reihen der Erwerbungsbibliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken. Einige größere Universitätsbibliotheken in Deutschland haben bereits PDA-Programme gestartet, in denen sie ihren Nutzern einen Pool von E-Book-Titeln zur Verfügung stellen, die nicht vorab von der Bibliothek erworben wurden, sondern deren Kauf erst durch die tatsächliche Nutzung nach bestimmten Kriterien ausgelöst wird.1 Zugleich kommt mit De Gruyter ein deutscher Verlag als einer der ersten weltweit mit einem eigenen PDA-Modell auf den Markt. Sind dies die Vorboten einer Revolution in der Erwerbung? Und warum geben Bibliotheken mit dem Recht auf die Titelauswahl nun anscheinend bedenkenlos ein Privileg aus der Hand, für das sie vielerorts lange Zeit gekämpft haben?
Nutzergesteuerte Erwerbung: Vorläufer und Geschichte Zunächst ist daran zu erinnern, dass es schon seit Langem nutzerorientierte Elemente in der Monographienerwerbung gibt. Auch in Bibliotheken, in denen die Titelauswahl prinzipiell die Aufgabe von Fachreferenten ist, gehören Anschaffungsvorschläge zum traditionellen Dienstleistungsspektrum. Die Vorschläge werden normalerweise von der Bibliothek begutachtet und in Abhängigkeit vom vorhandenen Etat und der inhaltlichen Eignung für das Bestandsprofil der Einrichtung genehmigt oder auch abgelehnt. Dass ein solches Angebot zum allgemeinen Standard gehört, begründet sich zum einen auf der Tatsache, dass meist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht alle potentiell relevanten Titel eines Fachgebiets angeschafft werden können und ein Fachreferent somit 1 Derzeit laufen Programme mit unterschiedlichem Umfang z.B. an der UB Bielefeld, der ULB Düsseldorf, UB Mannheim und der SULB Dresden.
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in einem gewissen Maße selektiv erwerben muss. Zum anderen ist es trotz aller Bemühungen nicht immer möglich, über alle neuen Forschungsinteressen oder geänderten Schwerpunktsetzungen an der eigenen Einrichtung informiert zu sein. Der Anschaffungsvorschlag ist somit ein Weg, den aktuellen, tatsächlichen Bedarf der Nutzer in Erfahrung zu bringen, um ihn dann nach Möglichkeit angemessen erfüllen zu können. Außerdem können die Informationen dann von der Bibliothek dazu genutzt werden, die eigene Erwerbungsstrategie anzupassen, so dass künftig ein möglichst großer Anteil der benötigten Titel bereits vorhanden ist, wenn ein Bedarf beim Benutzer entsteht. In der traditionellen Sichtweise bildet ein Anschaffungsvorschlag also eine Ausnahme und wird tendenziell als Hinweis auf einen Missstand wahrgenommen, so dass das Aufkommen möglichst begrenzt bleiben soll. Allerdings werden Anschaffungsvorschläge in manchen Fällen sogar aktiv von Bibliotheken produziert: In den Zeiten des Roten Leihscheins war die Praxis, Fernleihbestellungen nach bestimmten Kriterien (Erscheinungsjahr, Lieferbarkeit etc.) zu sichten und in Anschaffungsvorschläge umzuwandeln, recht weit verbreitet. Nach der Automatisierung der Fernleihe entfiel in der Regel die Möglichkeit, vor dem Versand der Bestellung noch einzugreifen, so dass viele Bibliotheken zu einer retrospektiven Auswertung der bereits abgewickelten Fernleihbestellungen übergehen oder sich auf Einzelfälle beschränken mussten, die nicht automatisiert abgearbeitet werden konnten. Für die retrospektive Auswertung hat der Bayerische Bibliotheksverbund ein eigenes Tool entwickelt, das auf Wunsch täglich die monographischen OnlineFernleihen einer Bibliothek nach anpassbaren Kriterien filtert und in einer Datenbank abrufbar macht.2 Seit Oktober 2011 gibt es in Nordrhein-Westfalen zudem eine Möglichkeit, die Fernleihbestellungen vor ihrem Versand abzufangen und in die Erwerbung umzuleiten: Der „Erwerbungsvorschlagsassistent EVA“, der als Zusatzmodul in die Digibib-NRW integriert ist, analysiert automatisch, ob eingehende Fernleihbestellungen prinzipiell für die Erwerbung geeignet sind und stellt den Fachreferenten eine Oberfläche für die Bearbeitung zur Verfügung.3 Auch hier entscheiden aber letztlich die Fachreferenten, welche Fernleihbestellungen für die Bibliothek erworben werden, und somit bleibt die Verantwortung für die Verausgabung der Erwerbungsmittel in einer Hand. EVA wird Anfang 2013 von ca. 200 Fachreferenten an 21 Bibliotheken eingesetzt.4 In den USA haben sogenannte Buy don’t borrow-Programme zur Erwerbung von Fernleihwünschen bereits eine längere Tradition. Im Unterschied zur deut2 Vgl. Lopez / Mayr 2011. 3 Vgl. ebd. 4 Hochschulbibliothekszentrum NRW 2013, 5.
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schen Praxis wird hier allerdings in der Regel auf eine inhaltliche Sichtung durch wissenschaftlich kompetentes Personal verzichtet. So läuft z.B. an den Purdue University Libraries schon seit Anfang 2000 ein „Books on Demand“-Programm, bei dem alle Anfragen nur durch die Hände eines Fernleihmitarbeiters laufen. Er entscheidet anhand von weitgehend formalen Kriterien (Lieferbarkeit, Sprache, Preis, Erscheinungsjahr, generell wissenschaftlicher Charakter) selbständig darüber, ob eine Anfrage als Kaufbestellung oder als Fernleihe weiterbearbeitet wird. Im Laufe von zehn Jahren (2000 bis 2009) wurden in Purdue auf diese Weise knapp 9600 Bücher erworben.5 Eine anschließende Evaluierung hat gezeigt, dass die erworbenen Fernleihtitel im Schnitt etwa doppelt so oft ausgeliehen wurden wie die übrigen im gleichen Zeitraum erworbenen Titel,6 dass 79 % bis 93 % der erworbenen Titel ins Erwerbungsprofil der Bibliothek passten und dass insbesondere die interdisziplinäre Forschung auf diesem Weg gestärkt werden konnte7. Weitere Studien bestätigen die überdurchschnittliche Nutzung der erworbenen Fernleihtitel und verweisen auf deren günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis: Während eine durchschnittliche Fernleihe nach den Zahlen der Association of Research Libraries aus dem Jahr 2004 $26,77 kostet8, lagen die mittleren Kosten pro Nutzung z.B. beim Fernleih-Programm der Brucknell University im Jahr 1996/97 nur bei $22,74 – mit sinkender Tendenz aufgrund der weiteren Nutzung in den Folgejahren.9 Nach den Erkenntnissen der Texas A&M University trägt die Erwerbung der Fernleihwünsche außerdem zu einer höheren Kundenzufriedenheit und zu einer intensiveren Bibliotheksnutzung bei.10 Im einleitenden Forschungsüberblick des Themenhefts zu Patron driven acquisition der Zeitschrift Collection Management wird daher folgendes Resümee gezogen: By today, most people reviewing the literature will be convinced that the patron-driven acquisitions model has proved itself on a number of levels, including cost-effective collection development; user satisfaction; high subsequent circulation; and flexibility in meeting local constraints for price, content, and processing.11 5 Anderson et al. 2010, 128. 6 Die genauen Zahlen hängen von der Erhebungsmethode ab. Zählt man bei den Fernleihtiteln die Erstnutzung durch den Besteller mit, so wurden sie im Untersuchungszeitraum durchschnittlich ca. 4,1-mal ausgeliehen, wogegen der übrige Bestand eine mittlere Nutzung von 2,4 aufwies. Vgl. Nixon/Saunders 2010. S. 156. 7 Anderson et al. 2010. S. 130-134. 8 Vgl. Jackson 2004. 9 Zum Programm von Brucknell vgl. Perdue/Van Fleet 1999. Einen Überblick über weitere relevante Studien gibt van Dyk 2011. S. 83f. 10 Die Gesamtzufriedenheit bei den Nutzern des Programms lag bei 97 %, 70 % gaben an, dass sich ihre Bibliotheksnutzung durch das Programm erhöht habe (vgl. Reynolds et al. 2010. S. 247). 11 Nixon/Freeman/Ward 2010. S 121.
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Doch es gibt auch kritische Stimmen. Bei einer Umfrage im amerikanischen Konsortium Orbis Cascade Alliance mit 36 Teilnehmern stellte sich heraus, dass nur eine Minderheit der Teilnehmer ein Programm zum Erwerb von Fernleihbestellungen betreibt und auch das Interesse an einer künftigen Einführung begrenzt ist. Gründe hierfür sind neben der mangelnden Erwerbungsautonomie kleinerer Bibliotheken v.a. unzureichende Budgets und Bedenken hinsichtlich einer schleichenden Aushöhlung der Fernleihe, die trotz allem noch immer als unverzichtbares Instrument wahrgenommen wird.12 Auch das Argument einer kosteneffizienteren Beschaffung durch das buy don’t borrow-Prinzip muss hinterfragt werden. Häufig wird den durchschnittlichen Vollkosten für eine Fernleihe nur der reine Buchpreis gegenübergestellt, während die Kosten für die Bearbeitung der Bestellung, die Katalogisierung und die dauerhafte Bereitstellung der gekauften Bücher unberücksichtigt bleiben. Diese Prozesskosten der Medienbearbeitung werden in einer amerikanischen Studie auf mindestens $ 17,37 pro erworbenem Titel geschätzt.13 Je nach Buchpreis muss somit ein Titel schon recht häufig nachgefragt werden, damit die Gesamtkosten pro Nutzung also wirklich unter die der Fernleihe fallen.14 Schließlich wird auch in den insgesamt positiven Evaluierungen der buy don’t borrow-Programme bisweilen auf problematische Tendenzen hingewiesen: So wurde z.B. in Purdue durch das Programm in erheblichem Maß kurzlebige Computerliteratur angeschafft15 und an der Texas A&M University Library gaben knapp 30% der Nutzer an, die erworbenen Titel nur zum Zweck der Erholung („recreation“) genutzt zu haben16. Es wird daher oft betont, dass der Bestandsaufbau nicht allein durch den unmittelbaren Nutzerbedarf gesteuert werden darf: Librarians are still needed to make the collection more coherent and useful as a long-term research collection. User selection can help fill niches, but librarians are responsible for making sure the collection is well-rounded.17
Kehren wir zurück nach Deutschland, so ist festzustellen, dass die angeführten Kritikpunkte in einem Modell, wie es durch EVA definiert wird, weitgehend hinfällig werden. Da die Selektion der zu erwerbenden Titel hier durch die Fachreferenten erfolgt, können unerwünschte inhaltliche Schwerpunktbildungen vermie12 Fountain/Frederiksen 2010. S 192f. 13 van Dyk 2011. S. 85. 14 Beim Fernleihprogramm der Harold B. Lee Library, das Van Dyk näher untersucht, war dies z.B. im Mittel erst bei vier Nutzungen der Fall (van Dyk 2011. S. 86). 15 Bracke 2010. S. 147. 16 Reynolds et al. 2010. S 248. 17 Bracke 2010. S. 149.
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den werden, und die Steuerung der Erwerbungsausgaben bleibt letztlich in einer Hand. Dabei bleibt der Vorteil einer verbesserten Information über die Nutzerbedürfnisse erhalten und man darf hoffen, dass sich die amerikanischen Statistiken über die hohe Nutzung der Fernleihtitel auch hierzulande bestätigen. Klar ist aber auch: Ein grundsätzliches Umdenken findet hier nicht statt. Es bleibt bei der traditionellen Vorstellung, dass fachkompetente Bibliothekare über die Erwerbung jedes einzelnen Titels entscheiden müssen, während Nutzer nur Anregungen vorbringen sollen. Ähnlich wie Anschaffungswünsche werden auch Fernleihen in diesem System als Bestandslücken aufgefasst, die im Idealfall gar nicht vorkommen sollten. Die EVA-Entwickler formulieren dies so: „Passive Fernleihen können – von Nutzern wahrgenommene – Mängel im lokalen Bestand einer Bibliothek aufzeigen.“18 Nun entscheiden sich Nutzer andererseits manchmal durchaus freiwillig dazu, eine Fernleihe aufzugeben, selbst wenn unmittelbar neben der Fernleihoption auch die Möglichkeit besteht, einen – kostenfreien – Anschaffungsvorschlag aufzugeben. Bisweilen werden sogar Kaufbestellungen, die auf Anschaffungsvorschläge zurückgehen, auf Wunsch der Nutzer storniert, damit eine Fernleihe aufgegeben werden kann: Wenn sich die Lieferung z.B. bei ausländischen Titeln verzögert und der Titel innerhalb einer bestimmten Frist dringend benötigt wird, wird die Fernleihe als zuverlässiger Service mit kalkulierbaren Fristen manchmal bevorzugt. Daraus lässt sich schließen, dass der Zeitfaktor für die Informationsbeschaffung aus Nutzersicht wesentlich ist. Alle Formen der nutzergesteuerten Erwerbung, die mit Printliteratur operieren, haben den Nachteil, dass sie den bereits bestehenden Nutzerbedarf nur mit einer mehr oder weniger großen zeitlichen Verzögerung befriedigen können, während der Zugriff auf den eigenen Bestand sehr kurzfristig möglich ist. Dies ist ein Grund, warum es zumindest in der Welt der gedruckten Bücher tatsächlich eine Verschlechterung des Services für den Nutzer darstellen würde, wenn eine Bibliothek den eigenständigen Bestandsaufbau weitgehend einstellen und stattdessen auf Anschaffungsvorschläge oder Fernleihbestellungen ihrer Nutzer warten würde.
Nutzergesteuerte Erwerbung. Erfolgskriterien Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Nutzer in diesem Fall gezwungen wären, sich selbst breit und systematisch über Neuerscheinungen zu informie18 López / Mayr 2011a. S. 201.
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ren, da sie nicht mehr davon ausgehen könnten, dass die wichtigste Literatur für Forschung und Lehre ohnehin relativ kurzfristig im Online-Katalog ihrer Bibliothek auftaucht. Hier setzt die neue Generation von Patron driven acquisitionProgrammen an, die nicht mehr vom bereits geäußerten Nutzerwunsch (in Form von Anschaffungsvorschlägen oder Fernleihbestellungen) ausgehen, sondern den Katalog in den Mittelpunkt stellen. Die Expertise der Bibliotheken wird nun zum Aufbau einer zentralen Informationsbasis im Katalog genutzt, in der idealerweise alle relevanten und beschaffbaren Titel enthalten sind – unabhängig davon, ob sie bereits im Besitz der Bibliothek sind oder nicht. Der Nutzer eines solchen Katalogs wählt einfach den gewünschten Titel aus und merkt gar nicht, dass dieser vor der Bereitstellung unter Umständen erst noch erworben wird. Diese Konzeption verschärft allerdings noch das Problem, dass der Bereitstellungsvorgang äußerst zeitkritisch ist: Wenn man einen Titel sogar schon im Katalog findet, erwartet man normalerweise, dass er sehr kurzfristig verfügbar ist – eine Hoffnung, die v.a. bei noch zu beschaffender gedruckter Auslandsliteratur wohl häufig enttäuscht werden muss. Dennoch gibt es einige aktive PDA-Programme für gedruckte Monographien, in den USA z.B. an der Bailey Howe Library der University of Vermont19 und an der Penrose Library der University of Denver, Colorado20. In Deutschland hat die UB Leipzig 2011 ein Projekt gestartet, das es Universitätsangehörigen ermöglicht, über den Katalog noch nicht erworbene gedruckte Neuerscheinungen zu recherchieren und bei Bedarf Bestellungen für die Bibliothek auszulösen.21 Auch die USB Köln experimentiert seit August 2012 mit einem ähnlichen Modell.22 Eine deutlich größere Verbreitung haben jedoch PDA-Programme für elektronische Bücher, da diese nahtlos und ohne zeitliche Verzögerung verfügbar gemacht werden können.
Wie funktioniert dies im Einzelnen? Zunächst ist zwischen den PDA-Modellen der sogenannten Aggregatoren und denjenigen zu unterscheiden, die direkt von Verlagen angeboten werden. Als Aggregatoren werden Anbieter bezeichnet, die eine Vielzahl verschiedener Verlagsangebote mit einem breiten thematischen Spektrum auf einer Plattform bündeln und unter einem gemeinsamen Geschäfts- und Lizenzmodell vertreiben. 19 Vgl. Baker & Taylor YBP Library Services 2012. 20 Vgl. Levine-Clark 2010 und Levine-Clark 2011. 21 Über erste Ergebnisse berichtet Rösch 2012. 22 Vgl. Kostädt 2012.
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Aggregatoren aus dem anglophonen Bereich sind z.B. Dawsonera, MyiLibrary, Ebook Library (EBL) und Ebrary (inzwischen beide von Proquest übernommen) sowie die Ebsco eBook Collection (früher NetLibrary); in Deutschland ist vor allem Ciando zu nennen. Bei den PDA-Modellen der Aggregatoren kann zunächst aus dem Gesamtbestand der verfügbaren E-Books mit Hilfe eines nach inhaltlichen und formalen Kriterien definierten Profils ein relevanter Teilbestand selektiert werden. Für die inhaltliche Eingrenzung können in der Regel die Library of Congress Subject Headings genutzt werden, als formale Kriterien dienen z.B. Preis, Verlag und Sprache. Die gewünschten Titel werden für die Nutzer der Bibliothek auf der Aggregator-Plattform über die üblichen Authentifizierungsverfahren zugreifbar gemacht. Außerdem werden dafür Titeldaten (in der Regel im MARCFormat) angeboten, die die Bibliothek in den eigenen Online-Katalog einbinden kann. Technisch ist dies mit modernen Discovery-Systemen wohl am einfachsten zu realisieren (und bei Bedarf auch wieder rückgängig zu machen), aber auch andere Lösungen sind möglich (z.B. Einspielen ins Bibliothekssystem, Erstellen einer gesonderten Datenbank). Findet ein Nutzer nun ein PDA-E-Book im Katalog, so gelangt er über den in den Titeldaten enthaltenen Link auf die Anbieter-Plattform und sieht dort zunächst eine freie Voransicht des noch nicht erworbenen Titels. Ein kostenpflichtiger Vollzugriff wird erst durch eine intensivere Nutzung ausgelöst, die je nach Plattform unterschiedlich definiert ist: Bei MyiLibrary ist es z.B. die mehrfache Nutzung des gleichen Titels, bei EBL, Dawsonera und Ebrary ein Zugriff über mehr als fünf bzw. zehn Minuten sowie das Kopieren, Drucken oder Downloaden von Seiten, bei Ebrary außerdem auch das Anzeigen von mehr als zehn Seiten. Es liegt im Ermessen der Bibliothek, ob der Titel in diesem Moment sofort gekauft werden soll, oder ob der Zugriff zunächst in Form einer zeitlich begrenzten Leihe (Short Term Loan) gewährt wird, die je nach Dauer mit einem bestimmten Prozentsatz des Kaufpreises berechnet wird.23 Die Anzahl von Leihen, nach denen schließlich ein Kauf ausgelöst wird, kann ebenfalls von der Bibliothek festgelegt werden. Die zuvor entstandenen Leihkosten werden nicht auf den Kaufpreis angerechnet. Weder der Unterschied zwischen Leihe und Kauf noch der Übergang von der Voransicht zur Vollnutzung des gekauften bzw. geliehenen Titels ist für den Nutzer erkennbar, sofern die Bibliothek nicht bewusst eine Warnmeldung oder einen Genehmigungsprozess dazwischen schaltet („moderierte“ PDA). Mit dem Kauf erwirbt die Bibliothek dauerhafte Verfügbarkeit an dem EBook, die allerdings in unterschiedlicher Weise beschränkt sind. Vertraut ist in diesem Kontext das Modell der Single User-Lizenzen, also die Einschränkung auf 23 Der Wert kann auch auf der gleichen Plattform je nach Verlag variieren, bei einer 24 h-Leihe liegt er meist bei ca. 10 %.
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nur einen gleichzeitigen Zugriff (wobei meist ein Upgrade auf eine Multi-UserLizenz gegen Aufpreis möglich ist). EBL hat im Unterschied dazu das Modell des sog. Non-Linear-Lending entwickelt, bei dem jedes E-Book mit einer bestimmten Anzahl credits pro Jahr erworben wird. Jeder credit entspricht 24 h Zugang für einen Nutzer, wobei die credits auch von mehreren Nutzern gleichzeitig verbraucht werden können. Nach Ablauf eines Jahres werden die credits wieder auf den ursprünglichen Stand zurückgesetzt; sind sie bereits vorher aufgebraucht, besteht allerdings für die restliche Zeit kein Zugang mehr. Neben der Zugangsbeschränkung sind auch die Druck-, Kopier- und Downloadmöglichkeiten durch ein Digital Rights Management (DRM) System eingeschränkt. Derzeit zeichnet sich eine Tendenz zur Angleichung der Lizenzmodelle auf den verschiedenen Plattformen ab: So bietet MyiLibrary seit 2013 neben den Single- und Multi-User-Linzenzen auch ein Non-Linear-Lending an, und Proquest hat die Zusammenführung der beiden übernommenen Plattformen Ebrary und EBL angekündigt. Die Patron driven acquisition-Angebote einzelner Verlage sind derzeit noch dünn gesät. Elsevier hat bis 2012 ein Evidence Based Selection (EBS)-Modell vertrieben, bei dem Bibliotheken E-Books gegen eine Gebühr von zehn bis 40 Prozent des regulären Kaufpreises zunächst für zwölf Monate im freien Zugriff anbieten konnten. Die Gebühr fungierte zugleich als Gutschrift, die am Ende der Laufzeit zur dauerhaften Erwerbung von einzelnen Titeln aus dem Angebot verwendet werden konnte. Die Auswahl der zu erwerbenden Titel lag im Ermessen der Bibliothek, konnte jedoch auf Nutzungsstatistiken gestützt werden. Nach einer einjährigen Testphase bietet auch De Gruyter seit Herbst 2012 ein Patron driven acquisition-Modell für E-Books, Datenbanken und elektronische Zeitschriften. Bibliotheken können eine Vorauswahl nach Produkttypen oder Fachrichtungen (STM bzw. Social Sciences & Humanities) treffen und zahlen dann zunächst eine Gebühr, die anhand der Anzahl primärer Nutzer in einer Einrichtung, einem festen Preis pro Download und einer angenommenen Nutzungsfrequenz von einem Download pro primärem Nutzer kalkuliert wird. Nach einem Jahr wird die tatsächliche Nutzungsfrequenz ermittelt, und Schwankungen von maximal 20 % werden im Nachhinein gutgeschrieben bzw. in Rechnung gestellt.24 Auch bei anderen größeren Verlagen sind Überlegungen zu einem eigenen PDA-Angebot im Gange. So testet z.B. die Taylor and Francis Group derzeit mit einzelnen Bibliotheken weltweit Patron driven acquisition-Modelle für verschie-
24 Für nähere Informationen zu dem Modell und zur vorangegangenen Testphase vgl. De Gruyter 2012.
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dene Teilangebote25; eine Ausweitung ist geplant. Ähnliche Tests laufen auch bei Cambridge University Press.26 Eine im Herbst 2012 veröffentlichte Untersuchung zur Bedeutung von PDA für die amerikanischen University Presses kommt zu dem Schluss, dass das Modell neue Chancen für die Vermarktung der eigenen Produkte und die Rationalisierung der Vertriebsprozesse bietet und sich daher am Markt durchsetzen wird.27 Umfangreichere Erfahrungen mit E-Book-PDA-Programmen sind allerdings bisher eher mit E-Book-Aggregatoren und von anglo-amerikanischen Bibliotheken gesammelt worden. In den USA, Australien und Neuseeland blicken die Aggregatoren Netlibrary und EBL auf eine lange Geschichte zurück: Das erste PDA-Programm von NetLibrary wurde 1999 entwickelt und lief mit den elf Bibliotheken der Colorado Alliance bis 2006.28 EBL ging Mitte 2004 offiziell an den Markt; die ersten Kunden waren das Genfer CERN und die Swinburne Univ. of Technology (Australien).29 Laut Kari Paulson, der Präsidentin von EBL, betrieben 2011 62 % der wissenschaftlichen Bibliotheken in Australien und Neuseeland ein PDA-Programm mit diesem Anbieter.30 In den USA ist der Markt stärker aufgeteilt, das Interesse jedoch insgesamt ebenfalls groß: Bei einer Umfrage unter ca. 250 Bibliotheken im März 2010 gaben 32 an, bereits aktiv E-Book-PDA zu betreiben, 42 planten den Start noch im gleichen Jahr und 90 weitere wollten innerhalb der nächsten drei Jahre mit der Umsetzung beginnen.31 Die Marktstudie der University Presses schätzt die Zahl der Institutionen mit laufenden PDA-Programmen im Jahr 2012 weltweit auf 400-600.32 Auch aus deutschen Bibliotheken liegen inzwischen erste Erfahrungsberichte vor.33
25 So wird z.B. CRC Netbase von der FU Berlin getestet. 26 Vgl. Polanka/Delquié 2011. S. 125f. 27 „Viewed historically, PDA is perhaps best understood as one new step in a long-term process of rationalizing the book supply chain, rationalization that is abetted by the thoughtful implementation of digital technology. As such, it appears to be an inevitable development, for which publishers are likely and wisely to make accommodations.“ Esposito/Walker/Ehling 2012. S. 6. 28 Polanka/Delquié 2011. S. 119f. 29 Paulson 2011. S. 72-77. 30 Paulson 2011. S. 78. 31 Lenares/Delquié 2010. S. 7. 32 Esposito/Walker/Ehling 2012. S. 30. 33 Vgl. z.B. Schumm 2013, Herb/Pieper 2012, Golsch 2012.
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Patron Driven Acquisition: Chancen und Risiken Die vorliegenden Evaluierungen der laufenden Programme gelangen meist zu einer positiven Einschätzung. Als primäres Argument für PDA wird (wie bei den buy don’t borrow-Programmen mit gedruckten Büchern) die bessere Nutzungsquote der gekauften Medien angeführt.34 Da es bei einer PDA-Erwerbung grundsätzlich keine Bestände ohne jegliche Nutzung geben kann, entfällt ein klassischer Kritikpunkt am Bestandsaufbau nach dem just in case-Prinzip, bei dem immer ein bestimmter Teil der Erwerbungen über Jahre hinweg nicht nachgefragt wird. Dies wird v.a. in Zeiten sinkender Budgets positiv als Verbesserung der Kosteneffizienz in Bibliotheken wahrgenommen.35 Häufig werden mit E-Book-PDA auch weiterreichende Hoffnungen auf Einsparungen verbunden, da durch Elemente wie die freie Voransicht und Short Term Loans nicht bei jeder Nutzung der volle Kaufpreis entrichtet werden muss.36 In der Tat ist die Möglichkeit, jedes beliebige E-Book zunächst kostenfrei „anlesen“ zu können, um über seine Relevanz zu entscheiden, als Schutz vor Fehlkäufen zweifellos ein Gewinn. Es ist allerdings fraglich, ob die derzeit übliche Zeitgrenze zu diesem Zweck ausreichend ist: Die Nutzer der UB Mannheim äußerten sich hierzu bei einer Befragung im Rahmen eines Projekts mit moderierter PDA jedenfalls sehr kritisch. Ob und in welcher Form der Einsatz von Short Term Loans aus Sicht der Bibliotheken vorteilhaft ist, ist eher eine Grundsatzfrage. Auf kurze Sicht rechnet sich der Verzicht auf einen dauerhaften Erwerb zugunsten der zeitlich begrenzten Leihen in der Regel. Wie beim Printbestand ist auch bei E-Books die Wahrscheinlichkeit hoch, dass zwar ein großer Anteil der verfügbaren Titel irgendwann einmal genutzt wird, dass aber nur ein sehr kleiner Anteil von Titeln sehr häufig genutzt wird. Wird bei den ersten Nutzungen also kein Kauf zum vollen Preis ausgelöst, sondern nur eine 24 h-Leihe, die ca. 10 % des Kaufpreises kostet, spart die Bibliothek bei den Büchern, die nie die Kaufschwelle erreichen, viel Geld. Andererseits sind die Bücher, die nach diversen Leihen doch gekauft werden, teurer – solange ihr Anteil relativ klein bleibt, entsteht also ein relevanter finanzieller Vorteil. Auch wenn derzeit noch keine langfristigen Untersuchungen vorliegen, deutet alles darauf hin, dass dies v.a. für kleinere Bibliotheken mit einer relativ geringen Zahl von potentiellen Nutzern häufig der Fall ist.37 Sie können also mit 34 Vgl. z.B. Polanka/Delquié 2011. S. 127, Hodges/Preston/Hamilton 2010. Für weitere relevante Studien vgl. Way/Garrison 2011. S. 138f. 35 Vgl. Lugg 2011. S. 8. 36 Vgl. Polanka/Delquié 2011. S. 127. 37 Way/Garrison 2011 zeigen für die Grant Valley State University Libraries, dass die Quote der
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einem begrenzten Mitteleinsatz mehr einzelne Nutzer bedienen – verzichten allerdings zugleich auch darauf, einen festen, dauerhaft erworbenen „Bestand“ an E-Books aufzubauen. Dies ist allerdings nichts prinzipiell Neues. Auch bei konventionell zu erwerbenden E-Book-Paketen gibt es Lizenzangebote, die nur einen zeitlich begrenzten Zugriff ohne Archivrecht beinhalten – dies dann natürlich zu einem deutlich geringeren Preis als bei einem Kauf mit dauerhaftem Zugriffsrecht. Auch hier sind die Bibliotheken also mit einer Abwägung konfrontiert, die in jedem Einzelfall unterschiedlich ausfallen kann: Wird das Produkt überhaupt langfristig für die Nutzer der Bibliothek relevant sein? Wenn ja, kann die Bibliothek sich darauf verlassen, dass es auch ohne vertraglich gesicherte dauerhafte Zugriffsberechtigung so lange vom Anbieter verfügbar gemacht wird, wie es von den Nutzern benötigt wird? Werden die Preise für den begrenzten Zugriff einigermaßen stabil bleiben, oder werden sie im Laufe der Zeit doch so angepasst, dass keine Einsparungen mehr erzielt werden können oder – im schlimmsten Fall – das Angebot sogar aus Kostengründen eingestellt werden muss? Auch wenn man Patron Driven Acquisition ausschließlich zum dauerhaften Kauf von E-Books einsetzt, kann man sich fragen, ob das Erwerbungsmodell in jedem Fall dem traditionellen Kauf eines E-Book-Pakets überlegen ist. Die Pakete sind in der Regel stark rabattiert, so dass auch ein gewisser Anteil ungenutzter Titel im Paket nicht unbedingt zu einem schlechteren Kosten-Nutzen-Verhältnis führt als der PDA-Kauf. Sofern bekannt ist, dass bei bestimmten Verlagen und Fachgebieten mit einer sehr breiten Nutzung des Angebots zu rechnen ist, bleibt in solchen Fällen der Direktkauf durchaus eine sinnvolle Option.38 Die Stärken eines Patron Driven Acquisition-Modells liegen dagegen gerade darin, dass es Bibliotheken in die Lage versetzt, auch außerhalb ihrer core collections ein breit gefächertes und fachlich ausdifferenziertes Angebot unmittelbar verfügbarer E-Books bereitstellen zu können, ohne dies im vollen Umfang bezahlen zu müssen – oder, mit den Worten zweier amerikanischer Kollegen: „libraries can have better collections than they can afford outright.“39 Insbesondere beim Aufbau eines Basisangebots von E-Books, das vielleicht auch gekauften E-Books mit der Zahl von vorgeschalteten Short Term Loans drastisch sinkt: Sind faktisch innerhalb eines Jahres an der Bibliothek bei zwei Short Term Loans vor dem Kauf 5,5 % der überhaupt genutzten Titel gekauft worden, so sinkt die Quote bei drei Short Term Loans bereits auf 1,4 %, bei vier weiter auf 0,9 % und bei sechs sogar auf 0,35 % (S. 145-148). Swords 2011 weist auf den Zusammenhang zwischen der Zahl der potentiellen Nutzer und der Kaufquote hin (S. 183f). 38 Bei dem populärsten E-Book-Paket der UB Mannheim liegt die Quote der nie genutzten Titel nach vier Jahren nur noch bei 1,6 %. 39 Polanka/Delquié 2011. S. 127.
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einige Jahre zurück reichen soll, ist die Methode, ein sehr umfangreiches Angebot zunächst nur über das Erwerbungsprofil der Bibliothek vorzuselektieren und dann das dauerhaft zu kaufen, was tatsächlich benutzt wird, sehr gut praktikabel. Schwieriger ist – zumindest derzeit noch – der Bereich der Neuerscheinungen. Da es leider noch immer nicht die Regel ist, dass ein E-Book gleichzeitig mit der Druckausgabe erscheint, kann man sich keineswegs darauf verlassen, dass in einem breit angelegten E-Book-PDA-Angebot auch die topaktuelle Literatur den Nutzern stets zeitnah zur Verfügung gestellt werden kann. Es dürfte jedoch gerade für wissenschaftliche Nutzer auch in Zukunft wichtig sein, dem eigenen Fachdiskurs ohne zeitliche Verzögerung folgen zu können.40 Es bleibt also zu hoffen, dass sich die Verlage in diesem Punkt bewegen und im E-Book zunehmend ein Primärprodukt, und nicht eine nachgeordnete Stufe der Verwertungskette sehen. Kehren wir abschließend zurück zur Frage der bevorstehenden Revolution in der Erwerbung. In der Diskussion der Vor- und Nachteile von Patron Driven Acquisition ist deutlich geworden, dass das Modell keineswegs ein Allheilmittel für alle Budget- und Serviceprobleme im Erwerbungsbereich bietet. Auch muss es nicht notwendigerweise zu einer wesentlichen Beschneidung der Verantwortlichkeit der Fachreferenten für den Bestandsaufbau führen. Die Fachreferenten erhalten im Gegenteil neue Möglichkeiten: Sie können zumindest virtuell eine annähernd ideale Sammlung aufbauen, ohne sie vollständig gegenfinanzieren zu müssen. Dabei müssen sie keineswegs unterschiedslos jedes beliebige Buch zum Kauf freigeben: Auf die Erstellung und Pflege der PDA-Profile kann die gleiche Sorgfalt verwendet werden wie bei der traditionellen Titelauswahl – wenn gewünscht, kann auch hier für jeden einzelnen Titel entschieden werden, ob er für die Nutzer verfügbar wird oder nicht. Die Kunst wird also nach wie vor darin liegen, genügend Spielraum für spezialisierte Foschungsanliegen zu lassen, ohne unangemessen viele Mittel für einen nur kurzfristigen Bedarf einzelner Nutzer zu verwenden. Die Revolution bleibt also voraussichtlich aus. Dennoch findet eine Verschiebung des Fokus statt, wenn die beschriebenen PDA-Modelle tatsächlich verinnerlicht und zu einem integralen Element der Erwerbungspolitik einer Bibliothek gemacht werden. Der Nutzerwunsch ist nicht länger ein Randphänomen oder gar Störfaktor, er wird vielmehr zum Mittelpunkt eines Erwerbungsprozesses, bei dem die Bibliothek für die optimalen Rahmenbedingungen zu sorgen hat – unter 40 Insofern kann die bisweilen vorgetragene Argumentation, die traditionelle Fixierung der Erwerbung auf Neuerscheinungen sei wesentlich darauf zurückzuführen, dass wissenschaftliche Publikationen in Print häufig rasch vergriffen sind, und dies sei im Zeitalter von E-Books obsolet geworden, nicht unbedingt überzeugen (vgl. Levine-Clark 2011. S. 201).
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Berücksichtigung aller verfügbaren Modelle und Methoden. Sollte sich diese Sichtweise etablieren, so kann dies eigentlich nur zum Vorteil sein – für die Bibliotheken und ihre Nutzer.
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Erwerbungsstrategien und Entwicklungsprozesse im Fachreferat an der ZHB Luzern Dieser Beitrag beleuchtet Erwerbungsstrategien sowie die Rolle und Stellung von Fachreferentinnen und Fachreferenten an der Zentral- und Hochschulbibliothek (ZHB) Luzern. Vorgestellt wird eine Bibliothek, die in mehrfacher Hinsicht anders ist: Anders, weil sich die Bibliothekslandschaft in der Schweiz naturgemäß von der deutschen unterscheidet. Anders zudem innerhalb der Schweiz: Die ZHB führt eine Reihe von Bibliotheken über Leistungsaufträge, darunter auch die Bibliothek der Universität. Die Fachreferate sind in der Regel als Campusfachreferate organisiert. So betreut ein Fachreferent sein (bzw. ihr) Fach an bis zu drei Institutionen. Im Folgenden wird zunächst die ZHB Luzern selbst vorgestellt. Aufgrund ihrer Geschichte und der jüngeren Entwicklung vor Ort stellt sie eine Bibliothek mit einem primär geistes- und sozialwissenschaftlichen Profil dar. Ich begreife dies als einen besonderen Bibliothekstyp und stelle diesem einen signifikant anderen Typ gegenüber, nämlich eine naturwissenschaftliche Bibliothek. Hierfür bietet sich in der Schweiz die Bibliothek der Eidgenössischen Hochschule (ETH) in Zürich an. Anhand beider Typen werden einige Besonderheiten im Entwicklungsprozess hybrider Bibliotheken angesprochen. Darauf folgt ein Abriss der Entwicklung des Fachreferats in Luzern, unter besonderer Berücksichtigung der Fachprofile mit Hilfe des Conspectus-Modells und eines damit verbundenen Bibliotheksprojektes. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion von Fragen der Organisation sowie der Rolle des Fachreferats in Luzern.1
Jüngste Hochschulbibliothek der Schweiz – mit alten Wurzeln Luzern ist Standort der jüngsten Universität der Schweiz, gegründet im Jahre 2000. Die Universität Luzern besteht aus nur drei Fakultäten, mit den Schwer1 Mit bestem Dank für die Diskussion im Fachreferat sowie darüber hinaus für hilfreiche Kritik, Kommentare und Ergänzungen von Silke Bellanger, Martin Brasser, Ina Brueckel, Daniel Geiger, Peter Kamber, Yvonne Leimgruber, Ulrich Niederer und Hans Schürmann.
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punkten Religion, Gesellschaft/Kultur und Recht. Mit derzeit noch unter 3.000 Studierenden ist sie zudem recht klein. Die ZHB führt die Bibliothek der Universität im Rahmen eines Leistungsauftrages ebenso wie die Bibliothek der Hochschule für Wirtschaft und die wissenschaftliche Bibliothek der Pädagogischen Hochschule. Diese Leistungsaufträge sind Grundlage für die Campusorientierung der Fachreferate. Die Gunst der „späten Stunde“ der Universitätsgründung nutzte die ZHB von Beginn an zum Aufbau eines streng einschichtigen Bibliothekssystems. Diese Einschichtigkeit bezieht sich auf die ZHB in ihrer Doppelfunktion als Kantonsund Universitätsbibliothek und darüber hinaus auch auf Bibliotheken der Pädagogischen Hochschule sowie der Fachhochschule Luzern („Hochschule Luzern“). Klassische Institutsbibliotheken werden keine geführt: es gibt nur jeweils eine gemeinsame Bibliothek pro Einrichtung. Die ZHB gibt es als „Zentral- und Hochschulbibliothek“ erst seit 1998. Damals erfolgte die Fusion mit der Bibliothek der universitären Vorläuferinstitution, einer universitären Hochschule, welche primär in katholischer Theologie ausbildete. Zuvor fungierte die ZHB als „Zentralbibliothek“ und somit als eine reine Kantonsbibliothek (in ihrem Auftrag vergleichbar mit einer deutschen Landesbibliothek). Die Zentralbibliothek ging ihrerseits im Jahre 1951 aus zwei Vorläuferinstitutionen, der „Kantonsbibliothek“ und der „Bürgerbibliothek“ hervor, welche sich mitsamt ihrer Vorläufer bis mindestens ins Jahr 1774 zurückverfolgen lassen. Aktuell umfassen die Bestände der ZHB rund 1,2 Mio. Medieneinheiten. Erworben werden Medien aller Fächer, traditionell ist die ZHB allerdings primär geisteswissenschaftlich ausgerichtet, insbesondere aufgrund der Universität hat sich mittlerweile eine deutliche Fokussierung auf Sozialwissenschaften ergeben. Innerhalb der vergleichsweise überschaubaren Hochschullandschaft der Schweiz unterscheidet sich das Fachreferat in Luzern in einigen wesentlichen Belangen vom Pendant an den anderen Universitätsbibliotheken. So verfügt zwar die schweizerische universitäre Bibliothekslandschaft über Ausbildungsgänge, die dem deutschen Bibliotheksreferendariat äquivalent sind; in Luzern gilt hingegen insbesondere im Hochschulbereich die Strategie eines „training on the job“. Qualifizierte Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler erwerben somit erst in einem zweiten Schritt eine bibliothekarische Weiterbildung, welche in der Regel erst ein bis drei Jahre nach dem bibliothekarischen Berufseinstieg beginnt. Befristete Anstellungsverhältnisse gibt es hierbei nicht.
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Diversifikation im Bibliothekswesen: ein Vergleich Die sozial- und geisteswissenschaftliche Ausrichtung der ZHB lässt sich auch in Zahlen fassen: über 90 % des Erwerbungsetats werden in diesem Bereich eingesetzt. Diese starke Ausrichtung auf klassische „Buchwissenschaften“ hat zur Folge, dass sich der Aufbau und Ausbau elektronischer Bibliotheksangebote signifikant insbesondere von Universitätsbibliotheken mit stark naturwissenschaftlichem Gepräge unterscheidet. Die hybride Bibliothek wird in Luzern daher nicht als eine bloße Zwischenstation auf dem Weg in das digitale Zeitalter aufgefasst. Das bedeutet: Elektronische Medienformen werden auf unabsehbare Zeit hinzukommen und Printmedien nicht sukzessive ersetzen. Die Fachreferate haben eine Doppelstrategie zu vollziehen: der Bestand an gedruckten Medien ist weiterhin nicht nur zu pflegen, sondern konsequent weiter auszubauen, parallel sind aber auch die elektronischen Bestände weiterzuentwickeln. Die Charakteristika eines Bibliothekstyps wie der ZHB kann man am leichtesten im Vergleich mit einer primär naturwissenschaftlich ausgerichteten Bibliothek verdeutlichen. In der Schweiz ist dies insbesondere die Bibliothek der ETH in Zürich. Dass diese zudem die größten Printbestände der schweizerischen Wissenschaftsbibliotheken besitzt, macht diesen Vergleich umso reizvoller. Betrachtet man beide Bibliotheken als Typen, so offenbaren sich deutliche Unterschiede, und zwar sowohl betreffs ihrer Strategien als auch hinsichtlich der Nutzung. So hat die ETH-Bibliothek konsequent den Gang der Naturwissenschaften in das digitale Zeitalter begleitet und zudem in etlichen Projekten aktiv mit vorangetrieben. Auf der anderen Seite realisiert die ZHB mit ihren Buchwissenschaften eine nicht weniger anspruchsvolle Aufgabe: Als vergleichsweise kleine Bibliothek mit deutlich eingeschränkten Ressourcen hat sie sich professionell weiterentwickelt und dabei den Spagat zwischen dem Aufbau elektronischer Dienstleistungen und dem Ausbau gedruckter Bestände bewältigt. Die Idee einer hybriden Bibliothek wird an der ZHB als ein langfristiges Ziel verfolgt. Dies lässt sich in eindrucksvoller Weise anhand von Zahlen illustrieren: So nimmt die klassische Buchausleihe an der ETH-Bibliothek in Zürich trotz eines Bestandes von über 7 Mio. Medieneinheiten in den Jahren 2000 bis 2011 um 26,5 % ab. Sie sinkt damit von 393.554 auf 289.366 Ausleihen.2 Umgekehrt steigen die Ausleihzahlen an der ZHB im gleichen Zeitraum und parallel zum Ausbau der Universität stark an, und zwar von 120.870 auf nunmehr 204.223 Ausleihen, was
2 ETH-Bibliothek: Jahresberichte, versch. Jg. Übrigens weist die ETH jüngst wieder leicht steigende Ausleihzahlen aus.
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einem Zuwachs von 69,0 % entspricht.3 Auch wenn sich dieser Zuwachs wahrscheinlich nicht im selben Maße fortsetzen wird, so ist es durchaus möglich, dass die deutlich kleinere ZHB irgendwann die ETH-Bibliothek in der Buchausleihe überholt. Vor diesem Hintergrund erscheint es jedenfalls als reichlich verfrüht, wenn mittlerweile vielerorts routinemäßig vom gedruckten Buch Abschied genommen wird, etwa im Sinne einer „kaum mehr schleichenden Erosion“.4 Nicht zuletzt unterscheiden sich auch die Erwerbungsprofile beider Einrichtungen: Die ETH-Bibliothek setzt 60 % ihres Erwerbungsetats für gedruckte und elektronische Zeitschriften ein, weitere 13 % für Datenbanken und 14 % für E-Books, jedoch nur noch 9% für gedruckte Monographien und Fortsetzungen.5 Die ZHB verwendet hingegen rund 66 % ihres Gesamtbudgets für gedruckte Monographien und Fortsetzungen, den Rest zu etwa gleichen Teilen für Zeitschriften und Elektronische Medien (Stand 2011). All dies sei vorweggeschickt, um die Rahmenbedingungen des Fachreferats in Luzern näher zu klären.
Entwicklung des Fachreferats in Luzern Mit dem Wachstum insbesondere der Universität, aber auch von Pädagogischer Hochschule und Fachhochschule ist das Fachreferatsvolumen in Luzern deutlich angewachsen. Alle Fachreferate sind als Teilzeitstellen konzipiert, in der Regel mit einem Anstellungsvolumen von 20 % bis 80 % (bezogen auf eine 42-Stundenwoche). Entsprechend der Fokussierung auf Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wurden freiwerdende Stellen mit eher kleinen und dafür fachbezogenen Pensen ausgeschrieben. Aufgrund dieses Wachstums konnte auch ein früheres Defizit im Luzerner Fachreferat behoben werden: Die früher sehr knappe Personaldecke hatte über lange Zeit hinweg den Aufbau neuer Dienstleistungen behindert. Aktuell teilen sich 15 Fachreferentinnen und Fachreferenten ein Stellenvolumen von rund zehn Vollzeitstellen6 bei einem Erwerbungsetat von 2,2 Mio. CHF (Stand 2012). Nach einer längeren Wachstumsphase, während der zeitweise drei fachreferatsbezogene Abteilungen bestanden, sind diese seit einer im Jahre 2011 erfolgten Organisationsentwicklung nunmehr zu einer einzigen Abteilung
3 ZHB Luzern: Jahresberichte, versch. Jg. 4 Als ein Beispiel unter vielen: Gradmann 2005, S. 99. 5 Neubauer 2012, S. 10. 6 Einschließlich der Sonderverantwortungen für Sacherschließung, Informationskompetenz und Elektronische Medien.
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zusammengefasst. Diese wird konsequenterweise ebenso in Gestalt einer Teilzeitbeschäftigung geleitet. Das Anstellungsvolumen ist bei den Fachreferaten stark auf das jeweils zu verantwortende Erwerbungsbudget zugeschnitten. Das ist Chance und Risiko zugleich: So können auch kleinere Fachbereiche von ausgewiesenen Fachwissenschaftlern bewirtschaftet werden; andererseits sind gerade kleinere Anstellungen individuell nicht immer subsistenzfähig. Auch sind die weitere Professionalisierung sowie der Spielraum für Projekte in diesem Kontext jeweils sehr genau auszutarieren. Inhaltlich verläuft die Fachreferatsarbeit zunächst im üblichen Dreieck aus Erwerben, Erschließen und Vermitteln. Gefüllt wird dies durch Projektarbeit und diverse Sonderverantwortungen (insbesondere Sacherschließung, Elektronische Medien und Informationskompetenz). Klassische Führungsaufgaben werden seitens der Fachreferate nicht übernommen. Ihre campusübergreifende Organisation ermöglicht einen breiten Austausch der Kolleginnen und Kollegen, dient der Professionalisierung und mindert den fachbezogenen Tunnelblick.
Fachprofile und Conspectus Die ZHB führt für alle Fachgebiete detaillierte Fachprofile, welche neben den jeweiligen Erwerbungsschwerpunkten auch Kennzahlen zum Bestand und zum Erwerb beinhalten.7 Die Evaluation und Weiterentwicklung dieser Fachprofile und damit der Qualität bibliothekarischer Dienstleistungen ist eine stete Aufgabe. Die ZHB ist eine der wenigen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum, die schon seit Jahren Fachprofile mit Hilfe des Conspectus-Modells (Wood 1992) ausdifferenziert. Diese in den USA entwickelte und dort weit verbreitete Methode dient dazu, die Sammeltiefe von Fachdisziplinen auf einer mehrstufigen Skala von „0“ für „kein Sammelauftrag“ bis „5“ für ein Sondersammelgebiet abzubilden. In Luzern kommt eine Conspectus-Variante zum Einsatz, die an den so genannten WLN-Conspectus8 angelehnt ist und zu praktischen Zwecken weiter angepasst wurde. Von sieben Niveaus kommen lokal fünf zur Anwendung: Die ZHB erwirbt nur in definierten Ausnahmefällen Kinder- und Jugendliteratur und setzt somit erst ab „2b“ mit ihrer aktiven Sammeltätigkeit ein. Beim Projektbeginn im Jahre 2000 wurden für alle der 67 damals bewirtschafteten Fachgebiete Fachprofile mit Conspectus-Angaben zur jeweils aktuel7 http://www.zhbluzern.ch/index.php?id=940 (18.03.2013). 8 Vgl. Brauns 2008, 22.
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len Sammeltiefe sowie zum Zielwert erstellt. Im Unterschied zur üblichen Conspectusvergabe, die sich auf allgemeine Kenngrößen für ganze Sammlungen beschränkt, wurde jedoch die Vergabe der Conspectusklassifikation auf Exemplarebene durchgeführt. Seit 2000 wurden somit nahezu alle erworbenen Monographien, Serien und Zeitschriften mit einer individuellen Kennung versehen, die dem typischen Niveau des jeweiligen Mediums entspricht. Bis zur (zumindest vorläufigen) Einstellung der Conspectusvergabe auf Exemplarebene wurden bis Ende 2011 insgesamt 197.373 Medieneinheiten klassifiziert. Der Nutzen dieses Verfahrens ist ein mehrfacher: Zum einen kann die Evaluation der Conspectus-Zielwerte auf einen differenzierten Datenbestand zurückgreifen und nicht nur auf eher allgemeine Schätzwerte. Zudem kann das Fachreferat Erwerbungsstrategien detailliert überprüfen. So lässt sich beispielsweise die Ausleihhäufigkeit erworbener Medien mit der jeweiligen Sammlungstiefe korrelieren. Tabelle: Formale Kriterien für Vergabe der Conspectus-Level-Codes an der ZHB Luzern mitsamt Ausleihquoten.910 Conspectus-Level
primäres Zielpublikum
1 2a
[keine Anwendung] Alle Bibliotheksbenutzer, Schüler bis und mit 10. Schuljahr Gebildetes allgemeines Publikum, Schüler ab 10. Schuljahr Weiterbildung, Grundstudium an Universitäten u. Fachhochschulen Fortgeschrittene Weiterbildung bzw. mittlere Studienphase Studium bis Bachelor oder Masterabschluss Forschung, Dissertation
2b 3a 3b 3c 4
Orientierungsstufe Einführende Informationsstufe Weiterführende Informationsstufe Grundlegende Lern- und Studienstufe Weiterführende Lern- u. Studienstufe Fortgeschrittene Lern- u. Studienstufe Forschungsstufe
klassifizierter Bestand10
Ausleihe
2.784
70.4 %
35.452
74.3 %
45.298
65.9 %
56.274
54.1 %
34.641
58.1 %
35.381
51.2 %
Die Resultate der diesbezüglichen Auswertungen überraschen zunächst nicht: An der ZHB sind die Ausleihquoten für Medien mit einem eher breiten Adressatenkreis am höchsten („gebildetes allgemeines Publikum“). Insgesamt 74,3 % der 9 Aktualisierte und gekürzte Version einer internen Kriterienliste, nach Peter Kamber: „Formale Kriterien für Vergabe eines Conspectus-Level-Codes auf der Stufe Einzeldokument“ (11.2.2000, unveröffentlichtes Dokument). 10 Insgesamt wurden 209 830 Exemplare klassifiziert. Die Gesamtzahl der Medien ist aufgrund von Mehrfachexemplaren höher als die Zahl der katalogisierten Einheiten. Ausleihquote gesamthaft 60,4 %.
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ab 2000 erworbenen „2b“-Bestände erfuhren bisher eine Ausleihe. Es erstaunt jedoch die hohe Zahl von Ausleihen von Spezialliteratur, mit 51,2 % für Medien der Forschungsstufe („4“). Über alle Bestände hinweg weist die ZHB für den Erwerb der letzten elf Jahre eine Ausleihquote von 60,4 % auf. Für Medien, die seit mindestens fünf Jahren im Bestand sind, steigt diese Quote sogar stabil auf über 70 % an. Dies sei an dieser Stelle deshalb in solcher Ausführlichkeit geschildert, weil es mancherorts Diskussionen darüber gibt, die Literaturauswahl per Standing Order an Lieferanten zu übertragen. So sind die von Michael Golsch für die SLUB Dresden anhand amerikanischer Daten gemachten Feststellungen einer Ausleihquote von nur 53 % (Golsch 2012) für Luzern so sicherlich nicht zu halten. Die differenzierte Medienauswahl durch Fachreferenten mit ausgewiesener Fachkompetenz zahlt sich somit durchaus aus – zumindest, wenn man den Grad der Ausleihintensität als Maßstab nimmt. Trotz alledem wurde mittlerweile die Conspectusvergabe auf Exemplarebene aufgegeben. Hierfür sprachen sowohl arbeitsökonomische als auch methodische Gründe. So führte die Klassifikation auf Titelebene zwar zu statistisch interessanten Ergebnissen, die individuelle Vergabepraxis selbst gestaltete sich jedoch teilweise als recht heterogen, und es ließ sich kein hinreichender Nutzen für ein entsprechendes Controlling generieren. Überdies lässt sich die notwendige Differenzierungssensibilisierung für verschiedene Mediengattungen im Erwerb auch auf anderem Wege erreichen. Dienlich bleibt die Conspectusvergabe jedoch weiterhin in der Weiterentwicklung von Fachprofilen und bei Bestandsevaluationen. Der direkte Fächervergleich gestaltet sich hingegen als schwierig. So gibt es Spezialgebiete wie beispielsweise die Judaistik, wo es sehr viel Fachliteratur und recht wenig allgemeine Literatur gibt: Da bildet die Erwerbungspraxis dann eher ein Spezifikum des Marktes ab als eine Erwerbungsvorgabe der Bibliothek.
Organisation und Praxis des Fachreferats Die Stellung der Fachreferate in Luzern gleicht in vielem der bereits durch Albert Raffelt zum Ausdruck gebrachten Feststellung einer relativen „Ortlosigkeit“ (Raffelt 1991). Wilfried Sühl-Strohmenger paraphrasierend könnte man neuerdings diese Ortlosigkeit noch weiter in die digitale bzw. hybride Bibliothek transzendieren (Sühl-Strohmenger 2008, 132). Gerade deswegen war es an der ZHB Luzern ein zentrales Anliegen, Fachreferate nicht nur einfach als eine weitere Abteilung im Hause aufzufassen, sondern auf eine möglichst optimale Zusammenarbeit im Sinne eines Teams hinzuarbeiten – soweit bei 16 Personen möglich.
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Die Leitidee einer „Teamorientierung“ steht dabei für ein „Miteinander“ anstelle eines „Nebeneinanders“. Kennzeichen dieser Teamorientierung sind zunächst die zweiwöchentlichen Treffen der Abteilung, welche sowohl zur wechselseitigen Information als auch zu themenbezogener Diskussion dienen. Ergänzend finden abteilungsinterne Workshops statt; im Jahre 2012 jeweils halbtägig zu den Themen der Informationskompetenz sowie zu Qualität im Erwerbungsprozess; im Jahr 2011 ganztägig zur Findung und Konstituierung der damals neuen Abteilung und mit durchaus ambivalenten (und daher umso spannenderen) Diskussionen um ein wünschenswertes Selbstverständnis als lieber nebeneinander oder lieber miteinander. Will diese Teamorientierung ernst genommen werden, so schließt dies natürlich auch deren Führung mit ein. Ganz im Sinne des modernen systemisch orientierten Managements (vgl. Radatz 2007 u. Lutterer 2012) wird auf weitreichende Eigenverantwortung und Partizipation der Mitarbeitenden gesetzt. Als naiv gilt in diesem Kontext die Vorstellung, dass die Unternehmenslenker alles wissen – und vor allem besser wissen – könnten. Die Rolle des Abteilungsleiters ist daher häufig die eines Moderators sowie eines Ansprechpartners zur gemeinsamen Entwicklung von Zielen. „Führung per Zielvereinbarung“ ist hierbei ein Stichwort, das auch den Vorgaben des Kantons Luzern entspricht und insbesondere in umfassenden jährlichen Mitarbeitergesprächen umgesetzt wird. Aus diesen, zunächst individuell vereinbarten Zielen sind mittlerweile auch einige Erfolgsgeschichten entstanden. So hat die ZHB Luzern als erste der Deutschschweizer Universitätsbibliotheken ihre (wenigen) elektronischen Dissertationen mit einer Creative Commons Lizenz versehen (wobei nicht verschwiegen werden darf, dass in Sachen einer dezidierten Open Access Policy immer noch ein signifikanter Nachholbedarf besteht). Ferner ist es 2011 gelungen, an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität ein für alle Studierenden des ersten Studienjahres verpflichtendes Programm in Sachen Informationskompetenz einzuführen und curricular zu verankern. Und schließlich ist an der ZHB seit Beginn 2012 die Zentralredaktion des IDS11 für die Neuansetzung der GND-Normdaten für die Beschlagwortung nach RSWK für alle Universitätsbibliotheken der deutschsprachigen Schweiz angesiedelt. All diese Leistungen entstanden im engen Korsett von Teilzeitanstellungen, aber immer im Einklang mit den individuellen Entwicklungsinteressen im Fachreferat. Und nicht immer musste ein jeweiliges Entwicklungsziel sich gleich auf den ersten Blick erschließen bzw. in den bisherigen Praxisrahmen „passen“. Es braucht zuweilen etwas Geduld – sowie vor allem Vertrauen und die Loslösung von einem althergebrachten „bottom-up“ oder „top-down“ Denken. 11 IDS = Informationsverbund Deutschschweiz www.informationsverbund.ch (18.03.2013).
Erwerbungsstrategien und Entwicklungsprozesse im Fachreferat an der ZHB Luzern
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Fazit Das Fachreferat in Luzern ist in der Regel als Campusfachreferat ausgerichtet. Die enge Bindung von Anstellungsverhältnissen an die zu verantwortenden Budgets ist hierbei Belastung und Chance zugleich. Belastung, weil die individuellen Möglichkeiten zur Schwerpunktsetzung im Fachreferat begrenzt sind. Chance, weil eine teamorientierte Führung es den Fachreferentinnen und Fachreferenten weitgehend selbst überlässt, sinnvolle Entwicklungsfelder für die Bibliothek der Zukunft zu definieren. Der regelmäßige Austausch ermöglicht es, gemeinsam zu guten Ergebnissen zu gelangen. Zum Nutzen aller.
Literatur Brauns, Angelika: Bestandsaufbau und Erwerbungspolitik an US-amerikanischen Universitätsbibliotheken: der Einsatz von Approval Plans am Beispiel der Earl Gregg Swem Library. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin 2008. ETH-Bibliothek: Jahresbericht, Zürich: ETH-Bibliothek. http://dx.doi.org/10.3929/ethz-a004157606 (18.03.2013). Verschiedene Jahrgänge. Golsch, Michael: Give Patrons What They Want. Nutzerbestimmte Bestandsentwicklung in der SLUB Dresden. In: BIS. Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen (2012) H. 1. S. 34-37. Gradmann Stefan: Hat Bibliothekswissenschaft eine Zukunft? In: Bibliothekswissenschaft – quo vadis? Hrsg. von Petra Hauke. München: Saur 2005. S. 97-102. Lutterer, Wolfram: Coaching in der Führung. Was sonst? In: Lernende Organisation (2012) Nr. 70. S. 12-18. Neubauer, Wolfram et al: Erwerbungsprofil der ETH-Bibliothek Zürich, Zürich: ETH Bibliothek 2012. http://dx.doi.org/10.3929/ethz-a-007181217 (18.03.2013). Radatz, Sonja: Coaching-Grundlagen für Führungskräfte. Wien: Verlag systemisches Management 2007. Raffelt, Albert: Gedanken zum Fachreferat. In: Tradition, Organisation, Innovation. 25 Jahre Bibliotheksarbeit in Freiburg. Hrsg. von A. Raffelt. Freiburg: Universitätsbibliothek 1991. S. 103-124. Sühl-Strohmenger, Wilfried: Digitale Welt und wissenschaftliche Bibliothek. Informationspraxis im Wandel. Wiesbaden: Harrassowitz 2008. Wood, Richard J. u. Katina Strauch (Hrsg.): Collection Assessment. A Look at the RLG Conspectus. New York: The Haworth Press 1992. ZHB Luzern: Jahresbericht, Luzern: Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, www.zhbluzern. ch/index.php?id=1144 (18.03.2013). Verschiedene Jahrgänge.
Einbettung der Erwerbung
Arlette Piguet
Organisationsformen der Erwerbung Eine zukunftsorientierte Organisationsstruktur für die Erwerbung und Bereitstellung wissenschaftlicher Medien Ein Praxisbeispiel1
Einführung Die wissenschaftlichen Bibliotheken sind heute mehreren Spannungsfeldern ausgesetzt, die die Versorgung der wissenschaftlichen Community mit relevanter Literatur in geeigneter Form zunehmend erschweren. Seit mehreren Jahren erfährt der Informationsmarkt größere Veränderungen: Hierzu beigetragen haben die rasanten Entwicklungen der Informationstechnologien in den letzten 40 Jahren und die weltweit exponentielle Zunahme des Informationsvolumens. Damit einher gingen überproportionale Preissteigerungen vor allem im Zeitschriftenbereich. Darüber hinaus stellen immer mehr Verlage, aber auch Bibliotheken und andere Informationsanbieter wissenschaftliche Informationen in digitaler Form über das Internet bereit, sogar unter Verzicht einer gedruckten Ausgabe. Mit dem Aufbau von Dokumentenservern an Universitäten sowie der Digitalisierung eigener Bestände werden Bibliotheken zudem immer häufiger auch zu Produzenten von Informationsangeboten. Gleichzeitig haben sich die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer verändert: Sie wollen die elektronischen Medien möglichst aktuell sowie zu jeder Zeit, an jedem Ort und seit kurzem insbesondere auf den unterschiedlichsten Endgeräten rezipieren. Mobile Anwendungen stellen für Bibliotheken „lediglich“ einen weiteren Aspekt in der neuen Informationskultur dar. Zusätzlich stellen zahlreiche alternative Informationsanbieter kostenlos einfach zu bedienende Informationsgebote über das Internet bereit, die bei den Nutzern sehr beliebt sind. Die Hochschulbibliotheken müssen sich deshalb umso stärker darum bemühen, ihre qualitativ hochwertigen Informationsangebote ebenso attraktiv zu gestalten, damit die nur hier auffindbaren relevanten Informationen gleichermaßen beachtet werden.
1 Für die zahlreichen Anregungen während des Erstellens dieser Arbeit sowie die gründliche Durchsicht bedanke ich mich herzlich bei meinen Kolleginnen Dr. Christine Bärtsch und Lisa Littau sowie bei meinem Kollegen Andreas Kirstein.
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Die skizzierten Entwicklungen haben naturgemäß Auswirkungen auf den Betrieb der wissenschaftlichen Bibliotheken. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sie ihre Dienstleistungen auch im virtuellen Raum kundenfreundlich und effizient anbieten: –– die Informationen müssen über eine geeignete Informationsinfrastruktur einfach auffindbar und die Volltexte rasch zugreifbar sein, –– die Bibliotheken müssen somit auch hinsichtlich der Technik sowie der Usability der elektronischen Dienstleistungen die state-of-the-art-Kriterien erfüllen, –– der fachlichen Selektion der Inhalte sowie der raschen Bereitstellung der Medien kommt große Bedeutung zu. Hochschulbibliotheken haben auch den Anspruch oder sogar den Auftrag, die Informationsbereitstellung dauerhaft zu gewährleisten. Dieser Umstand und ganz allgemein die noch nicht abschließend gelöste Frage der Langzeitverfügbarkeit von elektronischen Medien zwingt die wissenschaftlichen Bibliotheken zumindest heute noch dazu, einen Großteil der Medien weiterhin (auch) in gedruckter Form zu beschaffen. Wie kann nun eine wissenschaftliche Bibliothek die beschriebenen Herausforderungen optimal und auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden ausgerichtet meistern? Die ETH-Bibliothek sieht hierfür in erster Linie zwei Voraussetzungen: eine adäquate Aufbau- und Ablauforganisation sowie eine hohe Fachkompetenz des verantwortlichen Personals. Darüber hinaus sollte ein kontinuierlicher Innovationsprozess die Weiterentwicklung der Dienstleistungen unterstützen. Die ETH-Bibliothek war bis Mitte des Jahres 2010 in sieben Bereiche gegliedert: –– Innovation und Marketing –– Prozesse und IT –– Logistik –– Bestandsentwicklung2 –– Spezialsammlungen –– Digitale Bibliothek –– Information und Spezialbibliotheken Der vom Erwerbungsleiter geführte Bereich Bestandsentwicklung war klassisch organisiert nach dem Modell der integrierten Medienbearbeitung. Die Medien2 Die Stelle für die Erwerbung von elektronischen Ressourcen war als Stabsstelle des Bereichs Bestandsentwicklung organisiert.
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auswahl, die Erwerbung sowie die Erschließung waren somit in einer Organisationseinheit zusammengefasst. Zu den neueren Organisationseinheiten zählten die Bereiche „Digitale Bibliothek“ sowie „Innovation und Marketing“. Sie wurden an der ETH-Bibliothek geschaffen, um rasch auf die sich verändernden, oben skizzierten Rahmenbedingungen reagieren zu können3. Der Bereich Innovation und Marketing sollte unter anderem Neuentwicklungen im digitalen Informationsbereich bewerten und einen definierten Innovationsprozess aufbauen. Im Bereich Digitale Bibliothek wurden Projekte koordiniert, die die Entwicklung von neuen Informationsdienstleistungen im digitalen Bereich, die Digitalisierung der eigenen Bestände sowie den Aufbau von Dienstleistungen im Bereich des E-Publishing zum Ziel hatten. Da die neu aufgebauten Prozesse jedoch mit den bisherigen wenig abgestimmt waren und die neuen Aufgaben für den Aufbau und den Betrieb der digitalen Bibliothek sich auch auf andere Bereiche auswirkten, gestalteten sich zunehmend mehr Arbeitsabläufe bereichsübergreifend und mit entsprechend vielen Schnittstellen. So wickelte etwa das im Bereich Bestandsentwicklung angesiedelte Team Medienbearbeitung die Einspielung von Metadaten in den Katalog in Zusammenarbeit mit dem Bereich Prozesse und IT ab. Die digitale Bibliothek umfasste also zunehmend die gesamte Bibliothek. Um die wissenschaftliche Informationsversorgung auch in Zukunft effizient und effektiv leisten zu können, schuf die ETH-Bibliothek im Jahr 2010 mit einer umfassenden Reorganisation die Voraussetzungen, um den Wechsel von der analogen zur digitalen Informationsversorgung noch konsequenter vollziehen sowie kundenfreundliche und innovative Dienstleistungen anbieten zu können. In den nachfolgenden Ausführungen werden – nach einer kurzen Darstellung der Erwerbungspolitik der ETH-Bibliothek – die wichtigsten Fakten zur Reorganisation im Kontext des Bestandsmanagements diskutiert. Auf dieser Grundlage werden dann ausgewählte Prozesse bei der Verarbeitung elektronischer Ressourcen skizziert. Eine erste Bilanz der Reorganisation schließt die Ausführungen ab.
Die Erwerbungspolitik der ETH-Bibliothek4 Die ETH-Bibliothek ist die zentrale Hochschulbibliothek der ETH Zürich und versorgt etwa 9800 Mitarbeitende sowie rund 17 000 Studierende (inkl. Dokto3 Die neuen Bereiche wurden aus dem bereits vorhandenen Personalbestand geschaffen. 4 In diesem Kapitel sind einzelne Textpassagen aus dem Erwerbungsprofil der ETH-Bibliothek zitiert.
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rierende) mit Literatur und Information zu den Fachgebieten Naturwissenschaft und Technik. Darüber hinaus übernimmt sie die Funktion eines schweizerischen Zentrums für naturwissenschaftliche und technische Literatur und Information. In diesem Kontext deckt sie insbesondere den überregionalen Spitzenbedarf ab. Die erworbenen Medien werden einerseits für die aktuelle Nutzung bereitgestellt, andererseits sorgt die ETH-Bibliothek auch für deren langfristige Sicherung und Archivierung. Die ETH-Bibliothek passt ihre Erwerbungspolitik den Kundenbedürfnissen, den Forschungsschwerpunkten der Hochschule sowie den Entwicklungen auf dem Informationsmarkt laufend an. Für die Festlegung der Erwerbungspolitik zeichnet die Bereichsleitung Kundenservices in Abstimmung mit der Direktion verantwortlich. Die einschneidendsten Veränderungen im Bibliotheksbetrieb verursachte in den letzten Jahren die zunehmende Bereitstellung von Medien in elektronischer Form - Datenbanken, E-Journals und seit einigen Jahren vermehrt auch E-Books. In den für die ETH Zürich zentralen Fachgebieten versucht die Hochschulbibliothek, weiterhin auch die gedruckten Publikationen zu erwerben. Diese ist zum heutigen Zeitpunkt sowohl für eine langfristige Archivierung als auch für die Versorgung der Kundschaft außerhalb der ETH Zürich über Ausleihe, Fernleihe und Dokumentenlieferdienst unverzichtbar. Das Erbringen von traditionellen Dienstleistungen parallel zu den neuen Angeboten stellt für die ETH-Bibliotheken eine große Herausforderung dar. Wie zahlreiche andere Hochschulbibliotheken stellt sie sämtliche Dienstleistungen mit einem stagnierenden Personaletat bereit. Die zusätzlichen Aufgaben im Bereich der digitalen Informationsversorgung erfordern eine intensive Weiterbildung des Personals, die Definition geeigneter Erwerbungsprozesse sowie die Bereitstellung der erforderlichen technischen Infrastruktur. Um auch die gedruckten Informationen noch besser zugänglich zu machen, hat sich die ETH-Bibliothek entschieden, Bücher, Zeitschriften und auch Bilder aus dem eigenen Bestand zu digitalisieren und über geeignete Plattformen kostenlos online zugänglich zu machen.5 Darüber hinaus werden die in Forschung und Lehre tätigen ETH-Angehörigen unterstützt, um eigene Publikationen auf
5 Digitalisierte alte Drucke mit Bezug zur Schweiz werden über die Plattform e-rara.ch (www.erara.ch) (27.03.2012) angeboten, retrodigitalisierte wissenschaftliche Zeitschriften von Schweizer Verlagen über die Plattform retro.seals.ch (retro.seals.ch) (27.03.2012) und die digitalisierten Bilder des Bildarchivs über das Bildarchiv Online (www.ba-epics.ethz.ch) (27.03.2012). Die Projekte e-rara.ch sowie retro.seals werden im Rahmen von e-lib.ch: Elektronische Bibliothek Schweiz (27.03.2012) durchgeführt. Die Inhalte der erwähnten Plattformen werden laufend erweitert.
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dem Dokumentenserver der ETH Zürich, der ETH E-Collection6, in elektronischer Form zu veröffentlichen. Grundsätzlich ist die ETH-Bibliothek bestrebt, allen Kundinnen und Kunden möglichst umfassende und hochwertige relevante Ressourcen in geeigneter Form anzubieten und entsprechende Dienstleistungen zu erbringen. Hierbei gilt es, zusätzlich zur bereits erwähnten Ablauf- und Prozessorganisation sowie zur hohen Fachkompetenz der Mitarbeitenden auch die finanziellen Mittel möglichst effektiv einzusetzen.
Reorganisation der ETH-Bibliothek im Kontext des Bestandsmanagements Der Auslöser für die Reorganisation der ETH-Bibliothek war die Erkenntnis, dass die Veränderungen aufgrund der zunehmend digitalen Informationsversorgung eine klarere Positionierung und eine Optimierung der organisatorischen Struktur der ETH-Bibliothek notwendig machen. Hierzu sollten die internen Geschäftsprozesse und Kerndienstleistungen so angepasst werden, dass sie als Basis für eine benutzerfreundliche, moderne und innovative Bibliothek mit ebensolchen Dienstleistungen dienen7. Es galt also, für das Management der Dienstleistungen und Prozesse optimale Voraussetzungen zu schaffen. Hierbei wurde auf die Prozesse im Bestandsmanagement ein besonderes Augenmerk gelegt. Um die kundenorientierten Dienstleistungen bzw. Produkte noch besser zur Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden erfüllen zu können, sollten letztlich aber alle Prozesse soweit möglich optimiert werden. Als Grundlage für das Reorganisationsprojekt wurden vorerst die strategischen Ziele für das Vorhaben definiert, nach denen sich alle Projektarbeiten ausrichten sollten. Wichtigstes Ziel war es, den konsequenten Wandel von der analogen Informationsversorgung zur digitalen Versorgung durch den Aufbau und die Weiterentwicklung der digitalen Bibliothek konsequent zu vollziehen. Hierzu sollten auch die Aufbau- und Ablauforganisationen effektiv und effizient organisiert werden. Ein weiteres Anliegen der ETH-Bibliothek war es, ihre Mitarbeitenden sowohl mit gezielten Weiterbildungsangeboten zu fördern als auch interessante und zukunftsgerichtete Arbeitsplätze anzubieten.8 6 ETH E-Collection: www.e-collection.ethz.ch (27.03.2012). 7 Vgl. hierzu: Littau und Mumenthaler (2011). 8 Die weiteren strategischen Ziele der Reorganisation lauteten: Die ETH-Bibliothek wird von ihren Zielgruppen als wichtigster Lieferant wissenschaftlicher Informationen genutzt; die ETH-
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Produkte und Kundengruppen Das Projekt „Reorganisation der ETH-Bibliothek“9 befasste sich dann in einem ersten Schritt mit den aktuell angebotenen Produkten, also dem Output der Bibliotheksarbeit für die Kundinnen und Kunden. Wichtigste Kundengruppe der ETH-Bibliothek sind die internen Kunden, also die Studierenden sowie die Forschenden und Lehrenden der ETH Zürich. Da die ETH-Bibliothek als technisch-naturwissenschaftliches Zentrum auch die wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit bedient, bilden auch die externen Nutzer eine wichtige Kundengruppe. Hierzu gehören auch die Alumni, die von einzelnen Spezialdienstleistungen profitieren. Für den Diskurs im Rahmen des Reorganisationsprojektes war auch die Differenzierung in „Vor Ort Kunden“ und „Remote Kunden“ nützlich. Erstere nutzen die Dienstleistungen in den Räumlichkeiten der ETH-Bibliothek sowie der Spezialbibliotheken und Sammlungen, letztere greifen auf sämtliche elektronischen Dienstleistungen der ETH-Bibliothek unabhängig von ihrem Standort zu. Zu betonen ist, dass der Begriff „Produkt“ auch für alle Angebote und Dienstleistungen verwendet wurde. Diese Terminologie sollte zum Ausdruck bringen, dass jede Dienstleistung aktiv angeboten und gepflegt bzw. bei Nichtnutzung hinterfragt und unter Umständen auch einzustellen ist. Die insgesamt 135 ermittelten, bereits bestehenden Produkte wurden wiederum in acht Kategorien gruppiert und auf 34 Kernprodukte verdichtet.10 Eine dieser Kategorien ist unter dem Begriff „Bereitstellung von Informationsressourcen“ zusammengefasst und umfasst folgende Kernprodukte: –– Ausleihe von Büchern und Zeitschriften –– Post- und Kurierversand –– Angebot von E-Journals –– Angebot von E-Books –– Bereitstellung von Datenbanken –– Angebot von elektronischen Kopien und Dokumentenversand –– Bereitstellung von Dokumenten aus Fremdbeständen –– Digitalisierung eigener Bestände
Bibliothek verfolgt die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Informationstechnologie systematisch und prüft sie auf ihre Anwendbarkeit; die ETH-Bibliothek kennt die Bedürfnisse ihrer Kunden. 9 Das Projekt „Reorganisation der ETH-Bibliothek“ dauerte rund 18 Monate, von Mitte 2009 bis Ende 2010. 10 Vgl. hierzu: Littau und Mumenthaler (2011).
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Die einzelnen Produkte wurden dann nach verschiedenen Kriterien bewertet, um herauszufinden, ob ein Produkt weiterhin angeboten und damit gepflegt werden muss oder ob es für die Kunden keinen Nutzen mehr hat und somit eingestellt werden kann. In die Beurteilung flossen vor allem die Faktoren Nachfrage, Trend und Aufwand ein. Wenig überraschend zeigte sich hierbei, dass das Angebot an elektronischen Zeitschriften sowie an E-Books zu den Trendprodukten gehört. Am andern Ende der Skala befanden sich die gedruckten Informationen, die aber trotzdem nach wie vor mehr oder weniger intensiv genutzt werden. Der Trend für dieses Produkt wird hingegen als sinkend eingeschätzt. Auf der Basis dieser Analyse sämtlicher Kernprodukte kristallisierte sich nur ein Produkt heraus, auf das in Zukunft verzichtet werden sollte. Es handelt sich hierbei um Ausstellungen vor Ort, die mit attraktiven Online-Angeboten zumindest teilweise kompensiert werden können. Der Interbibliothekarische Leihverkehr beispielsweise wird nicht sehr intensiv nachgefragt und der Trend steigt nicht. Trotzdem wird er als gebende wie auch nehmende Fernleihe aufrechterhalten, da diese Dienstleistung für die Abdeckung des Spitzenbedarfs nach wie vor relevant ist. Ein klar positiver Trend ist erwartungsgemäß nicht nur für E-Journals und E-Books zu erkennen, sondern ganz allgemein für die elektronischen Angebote, von den selbst digitalisierten Informationen bis hin zur Dienstleistung für das Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten über die ETH E-Collection. Diese Dienstleistungen werden denn auch in Zukunft in besonderem Maß ausgebaut und weiterentwickelt. Darüber hinaus wird auch die Digitalisierung der eigenen Bestände, soweit dies rechtlich möglich ist, fortgesetzt. Mit diesen Entscheidungen verfolgt die ETH-Bibliothek die konsequente Ausrichtung auf ihre strategischen Ziele, allen voran die Realisierung der digitalen Bibliothek. Da die ETH-Bibliothek auch in naher Zukunft nicht auf die Neuerwerbung von gedruckten Medien verzichten kann, steht sie bis auf weiteres vor einer komplexen Aufgabe. Die effiziente und effektive Organisation der Prozesse für eine kundenorientierte Bereitstellung von Informationen bleibt folglich besonders wichtig.
Die Prozesse Vor dem Hintergrund der strategischen Ziele der Reorganisation wurde neben der Kundenorientierung auch das Ziel angestrebt, die Effizienz der Arbeitsabläufe zu
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steigern und damit einen deutlich höheren Grad an Prozessorientierung zu erreichen.11 Es galt also, wichtige Prozesse zu analysieren und zu optimieren. Ganz allgemein wird unter einem Prozess der chronologische Ablauf von Aktivitäten verstanden, gekennzeichnet durch einen definierten Prozessauslöser (Input), ein definiertes Prozessergebnis (Output), verbunden mit einer Wertsteigerung.12 Durch die Ist-Analyse der Prozesse sollen vorerst die Schwierigkeiten, aber auch die Potentiale erkannt werden. Ziel der Sollprozessgestaltung ist es dann, eine Verbesserung des Prozesses zu erreichen. Damit eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Abläufe möglich wird, müssen auch Kennzahlen entwickelt werden, die den Prozess messbar machen.13 In einem Prozesssteckbrief werden anschließend die wichtigsten Eckdaten der jeweiligen Prozesse zusammengestellt: Prozessverantwortlicher und -team, Prozesszweck und -ziel sowie die eigentlichen (grob skizzierten) Prozessschritte.14 Damit ein auch in der Praxis reibungslos funktionierender Sollprozess erreicht werden kann, ist es wichtig, die betroffenen Mitarbeitenden direkt in die Untersuchung sowie Neugestaltung der Prozesse einzubeziehen. Allerdings erfordert die Analyse von allen Beteiligten auch ein hohes Maß an Abstraktionsvermögen. Effizientere Prozesse sind die Voraussetzung für eine optimierte und umfassendere Bedienung der Kundinnen und Kunden. Die Zielerreichung für die Optimierung der Prozesse kann wie folgt zusammengefasst werden: –– Die Transparenz bezüglich der Prozesse ist verbessert: Ziel und Zweck der einzelnen Prozesse sowie die Prozessschritte sind definiert, die Verantwortlichkeiten sind geregelt. –– Die Prozessabläufe sind optimiert. –– Die Schnittstellen zwischen den Bereichen sind wo immer möglich reduziert. Um diese Ziele zu erreichen, galt es zunächst, die relevanten Prozesse zu ermitteln und zu analysieren15,16. Um einen Gesamtüberblick zu erhalten, wurden die wichtigsten Prozesse in einer Prozesslandkarte eingetragen. Für das leichtere 11 So: Littau und Mumenthaler (2011). 12 Vgl. hierzu im Anhang Abb. 3: „E-Books erschließen“ 13 Vgl. hierzu: Littau und Mumenthaler (2011). 14 Abb. 4 im Anhang zeigt den Steckbrief für den Prozess „Ausleihe Printbücher“. 15 Um die Prozessverantwortlichen zu unterstützen, richtete die ETH-Bibliothek ein Prozessbüro ein bzw. setzte einen Prozessmanager ein. 16 Während die für den Entscheid der neuen Gesamtorganisation wichtigsten Hauptprozesse bereits vor der eigentlichen Reorganisation analysiert und optimiert wurden, wurden weitere Prozesse danach bearbeitet.
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Verständnis der nachfolgenden Ausführungen wird hier auf die Abbildung 1 der Prozesslandkarte der ETH-Bibliothek verwiesen. Sie gibt den Stand nach der Reorganisation wieder.
Abb. 1: Prozesslandkarte ETH-Bibliothek (Stand: Januar 2012).
Wie der Prozesslandkarte zu entnehmen ist, wurden die für die Bibliothek relevanten Prozesse in Managementprozesse, Kernprozesse und Supportprozesse gruppiert. Die Managementprozesse befassen sich hauptsächlich mit strategischen und bereichsübergreifenden Themen und haben Weisungs- bzw. Entscheidungscharakter. Die Kernprozesse führen in der Regel direkt zu einem Produkt. Sie beginnen mit dem Kundenwunsch und enden mit der Erfüllung dieses Kundenwunsches. Supportprozesse sind unterstützende Prozesse. Sie erzeugen selbst keinen direkten Kundennutzen, sind aber entscheidend für die Abläufe der Management- und Kernprozesse.
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Das Bestandsmanagement wurde unter dem neudeutschen Begriff Contentmanagement zusammengefasst. Hierbei wurden folgende Geschäftsprozesse unterschieden: –– Contententwicklung –– Contentverarbeitung –– Contentdigitalisierung –– Contentpreservation –– Contentverteilung Jeder dieser Geschäftsprozesse gliedert sich wiederum in einzelne Hauptprozesse. Zwei Beispiele sollen dies erläutern: Für die Contententwicklung etwa stellt die Auswahl neuer Medien den wichtigsten Prozess dar. Relevant sind aber auch die Auswahlprozesse für Bestandsübernahmen oder Digitalisierungsaufträge. Hierbei muss bestimmt werden, ob die jeweiligen Inhalte in das Sammlungsprofil und den Bestand der ETH-Bibliothek passen und übernommen bzw. digitalisiert werden sollen. Für die Contentverarbeitung wurden folgende Hauptprozesse definiert: Medienerwerbung, Medienerschließung, Bestandsübernahmen, Bereinigungen sowie die Aussonderung von Medien. Wie müssen nun die Prozesse für eine konsequent kundenorientierte Ausrichtung der Informationsdienstleistungen und ein optimales Zusammenarbeiten der Mitarbeitenden organisiert sein?
Die neue Organisationsstruktur Die neue Organisationsstruktur der ETH-Bibliothek sollte einerseits der Produktorientierung und andererseits auch der Prozessorientierung Rechnung tragen. Letzteres bedeutet, dass die einzelnen Prozesse möglichst in einer organisatorischen Einheit zusammengefasst sind, um die Schnittstellen zu minimieren und die Prozesse bestmöglich zu optimieren. Mit der Produktorientierung sollten einerseits diejenigen Prozesse zusammengefasst werden, die innerhalb der Bibliothek ablaufen und keinen direkten Kundenkontakt haben und anderseits jene Prozesse und Produkte, die in Kontakt zum Kunden stehen. Zusätzlich zu dieser Innen- und Außensicht mit klar adressierter Kundenorientierung musste die neue Organisationsstruktur auch der ganzheitlichen „digitalen Bibliothek“ gerecht werden.
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Diese Vorgaben wurde nach einem längeren Verfahren und nach der Ausarbeitung mehrerer möglicher Organisationsvarianten17 durch die Schaffung von zwei großen Bereichen umgesetzt: während der Bereich Medien- und IT-Services vor allem interner Dienstleister der ETH-Bibliothek ist,18 ist der Bereich Kundenservices für die Produkte und die kundenbezogenen Prozesse zuständig.19 Eine wichtige Aufgabe des dritten Bereiches Innovation und Marketing ist wie bereits in der bisherigen Organisationsstruktur die kontinuierliche Pflege des Innovationsprozesses.
Abb. 2: Aufbauorganisation der ETH-Bibliothek (Stand: Januar 2012).
Die beiden großen Bereiche Kundenservices sowie Medien- und IT-Services sind in durchschnittlich fünf Gruppen unterteilt. Diese wiederum bestehen aus durchschnittlich vier Teams. Ergänzend kommen einzelne Stabstellen hinzu. Bezogen auf das Bestandsmanagement bedeutete diese Neustrukturierung, dass die Erwerbungsleitung sowie die fachliche Auswahl von Medien durch die Fachreferate wie auch die strategischen Vorgaben neu in einem anderen Bereich liegen als die Prozesse für die Abwicklung der Erwerbung und der Erschließung 17 Die verschiedenen Organisationsvarianten wurden auf Basis der Strategie der ETH-Bibliothek, des Produktportfolios, der definierten Kundengruppen sowie der Prozesslandkarte entwickelt. 18 Zum Supportbereich ist auch das Betriebsmanagement zu rechnen. 19 Vgl. hierzu Abb. 2.
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der Medien. Lässt sich diese Trennung mit dem anvisierten Ziel der Reorganisation, die Schnittstellen zu reduzieren, vereinbaren?
Zukunftsorientiertes Bestandsmanagement an der ETH-Bibliothek Um die Frage zu beantworten, ob die neue Organisationsstruktur Schnittstellen abgebaut hat oder nicht, werden nachfolgend ausgewählte Aufgaben und Prozesse des Bestandsmanagements herausgriffen, die mit der Umstrukturierung bereits optimiert werden konnten oder noch zu optimieren sind. Zusätzlich werden wichtige Aspekte hinsichtlich der Erwerbung von elektronischen Ressourcen diskutiert. Die Medienauswahl, die Erwerbung, die Erschließung sowie das Zugänglichmachen der Informationen gehören zu den Kernaufgaben jeder Bibliothek. Mit dem Aufbau von neuen digitalen Angeboten wurden an den wissenschaftlichen Bibliotheken die klassischen Bibliotheksaufgaben erweitert und es kamen neue hinzu. Zahlreiche Prozesse für das Erbringen von bedarfsgerechten Dienstleistungen wurden an der ETH-Bibliothek bereits vor der Reorganisation den neuen Rahmenbedingungen angepasst, andere konnten erst mit der Reorganisation effizienter und effektiver gestaltet werden. Darüber hinaus haben vor allem im Zuge der Reorganisation mehrere Mitarbeitende die Chance erhalten, im Bereich der elektronischen Informationsbereitstellung neue Aufgaben zu übernehmen. Mit begleitenden Schulungsmassnahmen wurden die Mitarbeitenden hierbei unterstützt.
Contententwicklung Die fachliche Auswahl der zu beschaffenden Medien sowie die Sacherschließung ist die zentrale Aufgabe der Fachreferate. Diese müssen allenfalls auch in Abstimmung mit der Stelle „E-Ressourcen“ entscheiden,20 ob ein Medium gedruckt und elektronisch oder nur in elektronischer Form beschafft werden soll. Bei Zeitschriften und Büchern erfolgt hingegen die fachliche Beurteilung mittlerweile
20 Vgl. hierzu den Abschnitt „Erwerbung elektronischer Ressourcen“.
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häufig nicht mehr auf Einzeltitelbasis, sondern muss für ein Gesamtpaket getroffen werden.21 Der Kauf und die Erschließung der Medien hingegen werden im Bereich Medien- und IT-Services durchgeführt. Auf die Ausgestaltung der hierbei neu geschaffenen neuen Schnittstelle wurde ein besonderes Augenmerk gelegt. Ziel war es unter anderem, die Informationen für die zu beschaffenden Medien möglichst effizient von den Fachreferaten an das Team Medienbearbeitung zu übermitteln. Die ETH-Bibliothek nutzt bis heute weder klassische Approval Plans, also automatische Bücherlieferungen auf Basis von fachspezifischen Profilen, noch elektronische Informations- und Bestellsysteme von Lieferanten (Warenkorbverfahren). Bei letzterem Service werden auf Basis definierter Fachprofile Listen neu erschienener Titel in regelmäßigem Rhythmus online zur Anschaffung vorgeschlagen. Aus diesen Listen können dann die Fachreferate die gewünschten Titel auswählen und nach Bedarf auch gleich bestellen. Dieses direkte Bestellverfahren hätte allerdings erhebliche Implikationen auf den gesamten Bestellprozess und wird deshalb an der ETH-Bibliothek nicht genutzt. Sie legt Bestellaufnahmen zuerst im Katalog an, so dass ein Benutzer das erwartete Dokument im OnlineKatalog bzw. im Wissensportal22 für die Ausleihe bereits reservieren kann. Die Bestelldaten werden danach via Katalog in elektronischer Form an die Lieferanten übermittelt. Auch ohne die Nutzung der genannten Liefer- und Alerting Services beurteilen die Fachreferate die zu beschaffende Literatur zunehmend auf der Basis elektronischer Unterlagen. Die aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragenen Bestelldaten werden heute in elektronischer Form mittels einer Excel-Tabelle bequem an die Medienbearbeitung im Bereich Medien- und IT-Services weitergeleitet. Dank der Umstellung von der gedruckten auf die elektronische Datenübermittlung kann die Medienbearbeitung die Bestelldaten direkt weiterverwenden, was zu einer substanziellen Zeitersparnis führt. Die Ansiedlung der Fachreferate im Bereich Kundenservices schuf optimale Voraussetzungen, um in direktem Kontakt mit den Wissenschaftlern die Kundenbedürfnisse abzufragen, die Anforderungen für optimierte oder neue Dienstleistungen zu definieren und neue Produkte in Forschung und Lehre bekannt zu machen.
21 Die Kompetenzen der Fachreferate sind jedoch zunehmend auch für die Beurteilung von Digitalisierungsvorhaben gefragt. Sie haben beispielsweise zu beurteilen, welche Medien in welcher Priorität zu digitalisieren sind. 22 Wissensportal: www.library.ethz.ch.
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Contentverarbeitung Im Kontext des Aufbaus von digitalen Bibliotheken wird in bibliothekarischen Fachkreisen durchaus erkannt, dass die traditionellen Fähigkeiten des Katalogisierungspersonals als Basis für die neuen Aufgaben nach wie vor gefragt sind: „[…] traditional cataloging tasks and practices are still highly relevant and are being integrated with the activities of metadata creation and electronic resource management that characterize the key roles that metadata professionals play in the digital environment.“23 Diese Aussage deckt sich mit den Erfahrungen der ETH-Bibliothek. Mit der verstärkten Produktion und Bereitstellung von digitalen Medien hat sich allerdings die klassische Katalogisierungsarbeit verändert. Metadaten werden als Fremddaten übernommen, indem beispielsweise die von den Verlagen oder einem Drittanbieter zusammen mit dem Kauf von E-Books mitgelieferten Daten automatisiert in den Katalog eingespielt werden. Je nach geliefertem Datenformat ist das „Mapping“ mit mehr oder weniger Aufwand verbunden. Nach Bedarf werden die Datensätze im Katalog lediglich noch ergänzt. Entsprechend haben auch an der ETH-Bibliothek ausgewählte Mitarbeitende, die bisher klassische Katalogarbeit erledigt haben, im Bereich des Metadatenmanagements neue Aufgaben übernommen. Voraussetzung war selbstverständlich auch der Wille der betroffenen Personen, die neuen Herausforderungen anzunehmen und sich intensiv weiterzubilden. Der Prozess für die Einspielung der Metadaten von E-Books in den Katalog wurde im Zuge der Reorganisation überarbeitet und optimiert. Ziel ist es, die von den Anbietern mit dem Kauf der elektronischen Bücher mitgelieferten Metadaten zeitnah in den Katalog zu übernehmen, damit erworbenen Medien für die Nutzer schnellstmöglich auffindbar sind. Auch die über die ETH E-Collection publizierten Dokumente müssen erschlossen werden. Mit der Integration des gesamten Prozesses von der Abgabe über die Erschließung bis hin zur Speicherung durch den Bereich Medien- und ITServices konnten die Arbeiten optimiert werden. Vor dieser Veränderung war die Entgegennahme der Medien in einer Stabstelle des damaligen Bereichs „Digitale Bibliothek“ angesiedelt. Das Management von Metadaten bzw. von Informationsressourcen, die an unterschiedlichen Orten gespeichert sind, stellt heute eine zentrale Aufgabe wissenschaftlicher Bibliotheken dar. Die Kataloge sind nicht mehr nur Inventarlisten, sondern Discovery Tools mit Metadaten und Links zu Dokumenten, die nicht mehr physisch in der Bibliothek stehen. Darüber hinaus müssen sich Bib23 Vgl. Park und Lu (2009).
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liotheken auch mit der Überführung von Metadaten in ein anderes Datenformat auseinandersetzen. Diese so genannte Normalisierung von heterogenen Metadaten kommt beispielsweise dann zur Anwendung, wenn die Medien über ein übergreifendes Portal suchbar gemacht werden. Die ETH-Bibliothek musste sich also die entsprechenden Kenntnisse für den Aufbau und die Weiterentwicklung ihres Wissensportals aneignen. Über die Website der Bibliothek kann nun der Katalog zusammen mit mehreren weiteren Datenquellen gleichzeitig abgefragt werden. Der Umgang mit Metadaten auf der rein technischen Ebene war bisher die klassische Arbeit der Systembibliothekare, die – falls in der Bibliothek vorhanden - in der Regel der klassischen IT-Abteilung zugeordnet waren. Die Erfahrung der ETH-Bibliothek lehrt, dass junge Bibliothekare aus der Generation der digital natives zum Beispiel die oben skizzierte Normalisierung von Metadaten ganz selbstverständlich anpacken, obschon diese Fertigkeiten in den Ausbildungsgängen noch nicht integriert sind. Das Ausführen dieser Aufgabe wird durch die webbasierten und verhältnismäßig einfach zu bedienenden Backends der modernen Retrieval-Systeme erleichtert.24 Zumindest in der Schweiz wird den angehenden Bibliothekaren bis heute lediglich ein eher niedriges IT-Verständnis vermittelt, um im Berufsleben mit dem IT-Personal in einer adäquaten Fachsprache kommunizieren zu können. Kompetenzen im Umgang mit digitalen Kollektionen, Kenntnisse von Metadatenstandards sowie Kompetenzen in den Bereichen Web-Design und Web-Standards sind jedoch nur einige der Fähigkeiten, die ein digital librarian heute grundsätzlich beherrschen sollte.25 Die Normalisierung von Metadaten wird an der ETH-Bibliothek heute vorwiegend noch im Rahmen der Projektarbeiten im Bereich Kundenservices erledigt. Es wird jedoch angestrebt, auch diesen Prozess und die Kompetenzen im Bereich der Medien- und IT-Services anzusiedeln und dort weiter zu optimieren.
Erwerbung elektronischer Ressourcen Die Arbeitsprozesse, die im Zuge der vermehrten Beschaffung von elektronischen Medien in den letzten Jahren kontinuierlich aufzubauen und zu entwickeln waren, wurden mit der Umsetzung der Reorganisation an der ETH-Bibliothek erstmals gesamthaft betrachtet. Die Prozessanalyse „Erwerbung und Bereitstellung von elektronischen Ressourcen“ gestaltete sich denn auch als besonders herausfordernd. Da der Erwerbung von elektronischen Ressourcen für die ETH-
24 Im Englischen wird für diesen Sachverhalt der Ausdruck „enable the librarian“ verwendet. 25 Vgl. hierzu auch: Tzoc und Millard (2011).
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Bibliothek in strategischer Hinsicht eine wichtige Bedeutung zukommt, sollen im Folgenden einige Aspekte beleuchtet werden. Mit der zunehmenden Bereitstellung von Medien in elektronischer Form werden besonders einschneidende und immer wieder neue Anforderungen an das Bibliothekspersonal gestellt. Für das Verfügbarmachen der elektronischen Ressourcen müssen die technischen Voraussetzungen geklärt, Lizenzverträge mit den Anbietern verhandelt und die Benutzeroberflächen der jeweiligen Angebote beurteilt werden. Auch die Entwicklungen auf dem Beschaffungsmarkt müssen verfolgt und allenfalls aufgegriffen werden. Da Bibliotheken oder auch Konsortien für die Beschaffung elektronischer Ressourcen direkte Geschäftsbeziehungen mit Verlagen oder Aggregatoren aufbauen, werden die digitalen Medien häufig nicht wie die gedruckten Werke über die klassischen Library Suppliers oder Agenturen bezogen. Dies wiederum bedeutet für die Bibliotheken, dass einzelne Arbeitsschritte im Erwerbungsprozess für elektronische Medien anders organisiert werden müssen als jene für Printprodukte. In der neuen Organisationsstruktur der ETH-Bibliothek wurde die Fachstelle für elektronische Ressourcen beibehalten und wie bisher als Stabsstelle direkt der Erwerbungsleitung26 unterstellt. Die zuständige Fachperson zeichnet verantwortlich für die Lizenzierung bzw. Erwerbung der elektronischen Medien, aber auch für die Koordination von abzuarbeitenden Prozessen mit anderen Stellen innerhalb und außerhalb der ETH-Bibliothek. Hierzu gehören die Fachreferate, das Team Zeitschriften sowie die integrierte Medienbearbeitung im Bereich Medien- und IT-Services, die Auskunftsstellen in der Hauptbibliothek, die in die ETH-Bibliothek integrierten Fachbereichsbibliotheken sowie das für Marketing und Webredaktion verantwortliche Team. Die Stelle E-Ressourcen beantwortet zur Unterstützung des Teams Information zudem Benutzeranfragen zur Nutzung der elektronischen Ressourcen. Mit der Prozessanalyse und -optimierung wurden bei der Erwerbung von elektronischen Ressourcen große Verbesserungen vor allem bei der Regelung der Verantwortlichkeiten, dem effizienten Informationsfluss sowie der Ablage der gemeinsam benutzten Dokumente der einzelnen Teams im Intranet erzielt.27 Diese Optimierungen sind denn auch wichtige Voraussetzungen für das reibungslose Funktionieren von Arbeitsprozessen, die bereichsübergreifend bearbeitet werden. 26 Wie bereits erwähnt, ist die Erwerbungsleitung auch verantwortlich für die Führung des Bereichs Kundenservices. 27 Die ETH-Bibliothek setzt für die Erwerbung von elektronischen Ressourcen kein ERM-System ein. Für die Dokumentenablage wird SharePoint von der Firma Microsoft benutzt.
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Fazit und Ausblick Ist die ETH-Bibliothek nach der Reorganisation nun ideal aufgestellt für die neuen Herausforderungen im digitalen Zeitalter? Gibt es noch Schwachstellen, die zugunsten einer optimalen Kundenorientierung auszumerzen sind? Die Erfahrungen nach einem Jahr Reorganisation lehren, dass die ETH-Bibliothek mit der neuen organisatorischen Struktur gute Voraussetzungen geschaffen hat, um den Wechsel zur digitalen Informationsversorgung schrittweise zu vollziehen. Die mit der Reorganisation umgesetzten Maßnahmen haben wesentlich dazu beitragen, die ETH-Bibliothek organisatorisch, prozessual und mental auf die Herausforderungen des „Zeitalters der Elektronischen Bibliothek“ einzustellen.28 Die Verteilung der Aufgaben des Bestandsmanagements auf zwei Bereiche schuf zwar neue Schnittstellen. Betrachtet man jedoch die Optimierungsmöglichkeiten der Prozesse innerhalb der einzelnen Bereiche, kann insgesamt eine positive Aufstellung für ein kundenorientiertes Bestandsmanagement festgestellt werden. Die Aufgaben der Medienbearbeitung können mit durchgehenden Arbeitsprozessen im Bereich Medien- und IT-Services nun noch effizienter erledigt werden. „Gerade in der Medienbearbeitung ist die Umstellung mit der Integration der digitalen Medien in die Routineabläufe bereits weitgehend erfolgt.“29 Die Verantwortung für die inhaltlichen Aspekte der Erwerbung im Bereich Kundenservices hat sich bereits heute positiv auf die noch konsequentere Kundenorientierung ausgewirkt. Ein neuer Schwerpunkt wurde beispielsweise aus einem unmittelbaren Kundenbedürfnis heraus auf die Erwerbung von digitalen Lehrbüchern gelegt. Es liegt auf der Hand, dass neue Schnittstellen zwischen den Bereichen besonders sorgfältig zu organisieren und laufend zu optimieren sind. Mit der Einführung des Prozessmanagements sind jedoch die Grundlagen vorhanden, um auch diese Schnittstellen bestmöglich gestalten und kontinuierlich optimieren zu können. Damit Aufgaben des Bestandsmanagements reibungslos abgewickelt werden können, mussten Kompetenzen und Kommunikationswege teilweise neu geregelt werden. Aufkommende Missverständnisse zwischen den einzelnen Teams wurden und werden immer zum Anlass für weitere Verbesserungen genommen. Das bestehende Produktangebot der ETH-Bibliothek wird einmal jährlich im Rahmen des Innovationsmanagements überprüft und an die strategischen Ziele 28 Vgl. hierzu: Jahresbericht der ETH-Bibliothek 2010. 29 So: Littau und Mumenthaler (2011).
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und Kundenbedürfnisse30 angepasst. Mit der Zunahme der Publikationen in digitaler Form werden vermutlich immer mehr Kunden auf gedruckte Informationen verzichten. Kann/Soll die Bibliothek dann immer noch auch gedruckte Bücher bereitstellen? Die ETH-Bibliothek arbeitet gegenwärtig im Rahmen von Projekten daran, die Voraussetzungen für den möglichen, zumindest teilweisen Verzicht auf gedruckte Medien zu schaffen. Zum einen beschäftigt sie sich als Bibliothek mit öffentlichem Auftrag mit der potentiellen Ausleihe von E-Books, auch für die externen Kundinnen und Kunden. Zum andern bearbeitet sie ein Projekt, das sich mit der langfristigen Archivierung von digitalen Daten befasst. Der Aufbau von neuen Dienstleistungen, die optimal in die virtuellen Forschungsumgebungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler passen, ist für Bibliotheken eine weitere große Herausforderung. Dies gilt beispielsweise für den Aufbau von Dienstleistungen rund um das wissenschaftliche Publizieren. Diese Bedürfnisse abzuklären und Anforderungen für neue bibliothekarische Dienstleistungen zu definieren, wird zunehmend eine wichtige Aufgabe vor allem auch der Fachreferate werden. Mit der effizienteren Gestaltung von Arbeitsprozessen sollen ganz allgemein Ressourcen für neue Aufgaben freigemacht werden. Darüber hinaus eröffnete die Reorganisation die Chance, die Aufgaben der Mitarbeitenden optimaler auf neue Entwicklungen auszurichten. Die gezielte Förderung und Weiterbildung des Personals schafft wichtige Voraussetzungen für kompetente Fachkräfte, die ihre Arbeit gezielt auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten können. Die schnellere Informationsbereitstellung ist nur eines der positiven Ergebnisse für die Kundschaft.
Literatur ETH-Bibliothek: Jahresbericht (2010). http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:24060/ eth-24060-12.pdf (27.03.2012). Littau, Lisa und Mumenthaler, Rudolf: Reorganisation der ETH-Bibliothek 2010. Abschlussbericht Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH-Bibliothek 2011. http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:2733/eth-2733-01.pdf (27.03.2012). Park, Jung-ran und Caimei Lu: Metadata Professionals. Roles and Competencies as Reflected Job Announcements 2003-2006. In: Cataloguing and Classification Quarterly (2009) H. 2. S. 145-160. Tzoc, Elías und John Millard: Technical Skills for new digital librarians. In: Library Hi Tech News (2011) H. 8. S. 11-15. 30 Die Kundenbedürfnisse werden aus dem Kundenfeedback sowie mit regelmäßigen Umfragen ermittelt.
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Anhang
Abb. 3: Prozess „E-Journals erschliessen“ an der ETH-Bibliothek. Alle in einer vertikalen Bahn aufgeführten Prozessschritte sind in der jeweiligen Verantwortung einer definierten Stelle bzw. eines Teams.
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Abb. 4: Prozessteckbrief „E-Journals beschaffen und erschliessen“ der ETH-Bibliothek.
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Die Bedeutung von Etatmodellen für die Etatplanung und Etatverwaltung Herausforderungen im digitalen Zeitalter Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland erste Modelle zur Berechnung der für den Buch- bzw. Zeitschriftenerwerb an wissenschaftlichen Bibliotheken erforderlichen Mittel entwickelt. Als klassisches Instrument der Etatplanung und Etatverwaltung haben sich Etatmodelle jedoch vor allem in den späten 1990er Jahren etabliert, als die Entwicklung der Erwerbungsetats mit der stetig wachsenden Literaturproduktion und der insbesondere auf dem Zeitschriftenmarkt kontinuierlich ansteigenden Preisspirale nicht mehr mithalten konnte und die Literaturversorgung der Hochschulen somit in eine ernsthafte Krise1 geriet. Auch mit der Einführung von Budgetierungsmodellen und Globalhaushalten im Zuge der Erhöhung der Finanzautonomie der Hochschulen haben Etatmodelle für die Literaturbedarfsermittlung bzw. für die bibliotheksinterne Mittelallokation seither keinesfalls an Bedeutung verloren. Völlig neue erwerbungspolitische und -strategische Handlungsoptionen ergeben sich in diesem Kontext allerdings im digitalen Zeitalter nicht nur angesichts des rasant wachsenden Angebots an elektronischen Medien, sondern auch im Hinblick auf die sich wandelnden wissenschaftlichen Kommunikations- und Publikationsprozesse und deren Implikationen für die Erwerbungsetats der Bibliotheken.
Etatberechnungsmodelle In der bibliothekarischen Fachliteratur wird in der Regel grundsätzlich zwischen zwei Modellansätzen unterschieden, nämlich zwischen Etatbedarfsmodellen und Etatverteilungsmodellen. Etatbedarfsmodelle dienen dazu, den idealen Mittelbedarf von Bibliotheken, bzw. von Bibliothekstypen mit gleich gearteten Aufgabenbereichen – wie beispielsweise Universitätsbibliotheken oder Fachhochschulbibliotheken – für 1 Vgl. zur Zeitschriftenkrise Keller, Alice: Elektronische Zeitschriften. Grundlagen und Perspektiven. 2. Aufl. Wiesbaden: Harrassowitz 2005. S. 5-13.
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den Erwerb der relevanten Informationsressourcen zu ermitteln. Als politisches Instrument werden Etatbedarfsmodelle insbesondere bei der Bedarfsanmeldung gegenüber den politischen Entscheidungsträgern eingesetzt. Demgegenüber spielen Etatverteilungsmodelle eine zentrale Rolle bei der inter- und inneruniversitären Etatplanung und Etatverteilung. Bei Festlegung eines verbindlichen Verteilungsschlüssels zur Mittelallokation der insgesamt verfügbaren Etatmittel und deren separater Zuweisung als Infrastrukturmaßnahme ermöglichen Etatverteilungsmodelle landesweit die transparente und gerechte Verteilung der Mittel auf die Bibliotheken desselben Bibliothekstyps und entziehen damit diese Mittel den inter- und inneruniversitären Verteilungskämpfen.2 Darüber hinaus gewährleisten bibliotheksinterne Etatverteilungsmodelle unter Berücksichtigung des jeweiligen Erwerbungs- bzw. Anforderungsprofils eine transparente Mittelverteilung auf die einzelnen Gliederungsebenen bzw. die diversen Fachbereiche.3
Parameter in Etatberechnungsmodellen Ungeachtet ihrer unterschiedlichen Zielsetzungen verwenden Etatbedarfsund Etatverteilungsmodelle meist ähnliche Parameter und Indikatoren, deren Zusammenspiel in der jeweiligen Gewichtung von entscheidender Bedeutung für die Modellberechnung ist. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die meisten Modelle bemüht sind, sich auf eher wenige, transparent nachvollziehbare Parameter zu beschränken, die mit einem vertretbaren Aufwand aktualisiert werden können und somit eine Fortschreibbarkeit des Modells ermöglichen. Die meisten Modelle, die sich auch heute noch im Einsatz befinden, wurden unter dem Primat der gedruckten Publikationen entwickelt, als elektronische Medien noch eher eine Randerscheinung darstellten, der man allenfalls versuchte, in Form von pauschalen Zusatzkostenberechnungen gerecht zu werden. Die in den Etatmo2 Die nach der Anerkennung des Bayerischen Etatmodells durch die bayerische Rektorenkonferenz möglich gewordene direkte Verteilung der Bibliotheksmittel als Vorwegabzug an die Universitätsbibliotheken stellt deutschlandweit immer noch eher eine Ausnahme dar. Bibliothekspolitisch betrachtet erhöht diese Mittelzuteilung die bibliothekarische Planungssicherheit ungemein und leistet somit einen Beitrag zur Bibliotheksautonomie. 3 W. Reinhardt spricht in diesem Zusammenhang von „Verteilungsebenen“ und unterscheidet im wesentlichen universitäre Organisationsstrukturen wie Fakultäten bzw. Fachbereiche oder Institute einerseits und die einfache Fachzuordnung andererseits; vgl. Reinhardt, Werner: Etatverteilungsmodelle. Ergebnisse einer Fragebogenaktion. In: Grenzenlos in die Zukunft. 89. Deutscher Bibliothekartag in Freiburg im Breisgau 1999. Frankfurt a. M.: Klostermann 2000. S. 181-192. Hier S. 184
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dellen aktuell zum Einsatz kommenden Parameter berücksichtigen demnach insbesondere die Eckdaten des klassischen wissenschaftlichen Publikationsmarkts, die sie in der Regel auf das Ausgabeformat „Wissenschaftsfach“ herunterbrechen und mit unterschiedlichen universitären Personal- und Leistungsindikatoren in Beziehung setzen. Hier ein kurzer Überblick über die meistverwendeten Parameter:
Fächerspezifischer Literaturbedarf Fast alle Etatbedarfsmodelle und auch die meisten Etatverteilungsmodelle berücksichtigen die wissenschaftlich relevante Literaturproduktion als Sollgröße, wobei die Quantifizierung meist getrennt nach Medientypen (d. h. Monografien, Zeitschriften, z. T. auch elektronischen Medien mit Hilfe von Nationalbibliografien bzw. des statistischen Datenmaterials von Buchhandels-indizes für das Ausgabeformat „Fach“) erfolgt.
Durchschnittspreise Um die Kosten der Literaturproduktion zu ermitteln, werden in der Regel fachspezifische Durchschnittspreise für die einzelnen Medientypen ermittelt; wenn mit Original-Listenpreisen operiert werden soll, wird auch hierfür meist auf Buchhandelsindizes zurückgegriffen, sollen jedoch die realen Kosten inklusive der Beschaffungskosten berücksichtigt werden, so empfiehlt es sich, die Durchschnittspreise aus den Erwerbungsdaten der eigenen Bibliothek oder denen vergleichbarer Einrichtungen – beispielsweise über die Deutsche Bibliotheksstatistik (DBS) – heranzuziehen. Durch die Multiplikation des fachspezifisch ermittelten Literatur-Sollbedarfs mit dem jeweils medienspezifisch ermittelten Durchschnittspreis lässt sich der Mittelbedarf pro Fach und Mediengattung berechnen.
Personalparameter Unter den Personalparametern spielt in den meisten Etatmodellen die Anzahl des wissenschaftlichen Personals für die Quantifizierung des Versorgungsauftrags und damit die Festlegung des Ausbaugrades eines Fachbereichs eine entscheidende Rolle. Einige Modelle beschränken sich dabei auf die Berücksichtigung der Professorenstellen (C3/C4 bzw. W2/W3), andere wiederum beziehen bewusst den
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gesamten wissenschaftlichen Apparat mit ein, um damit der Forschungsintensität des Fachs besser Rechnung zu tragen. Als belastungsbezogener Parameter kommt in vielen Etatmodellen der Zahl der Studierenden, meist gewichtet nach Studiendauer oder Studienabschluss, eine besondere Bedeutung zu.
Leistungsindikatoren Im Zuge einer leistungsbezogenen Mittelzuweisung im Rahmen von Budgetierungsmodellen haben leistungsbezogene Parameter auch bei der Bedarfsermittlung universitärer Etatmodelle einen besonderen Stellenwert erlangt; in diesem Sinne berücksichtigen zahlreiche Modelle beispielsweise die in einer Disziplin angebotenen Studienabschlussmöglichkeiten (Bachelor, Master, Magister, Diplom, Staatsexamen, Promotion) und definieren darüber – etwa in Verbindung mit dem Personalparameter des wissenschaftlichen Personals – den Ausbaugrad universitärer Fachbereiche. Als mögliche Leistungsindikatoren können darüber hinaus die Anzahl der Doktoranden und Habilitanden in einem Fach, die erfolgreich eingeworbenen Drittmittel, die Anzahl der Publikationen oder aber das Spektrum der landesweit wahrgenommenen Aufgaben berücksichtigt werden.
Benutzungszahlen Vergleichsweise selten wird dagegen in Etatmodellen auch die fachspezifische Nutzung der Informationsressourcen berücksichtigt. Aus den Ausleihstatistiken können – allerdings immer nur retrospektiv – Hinweise über die Präsenz-, Ortsund Fernleihnutzung gezogen werden; davon abgeleitet lassen sich Aussagen über Umsatz, Verfügbarkeit und Bedarf an Mehrfachexemplaren bzw. -zugriffen extrapolieren.
Etatbedarfsmodelle Die ersten in der bibliothekarischen Fachöffentlichkeit in Deutschland um 1900 diskutierten Etatbedarfsmodelle beschränkten sich meist auf eine Bedarfsberechnung für den Bucherwerb in der zentralen Universitätsbibliothek, wobei der Sollbedarf durch Auszählen der erwerbungsrelevanten Titel in der deutschen Nationalbibliografie erfolgte und davon ausgehend die Kosten – auch für die
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ausländische Literatur – errechnet wurden;4 darüber hinaus wurden allenfalls Aufschläge für die Bindung sowie für Sondermaterialien bzw. den antiquarischen Bucherwerb berücksichtigt. In den nach dem 2. Weltkrieg von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bzw. dem Wissenschaftsrat entwickelten Modellen wurde für den Mittelbedarf angesichts des auf dem Publikationsmarkt immer stärker an Bedeutung gewinnenden Mediums Zeitschrift erstmalig auch die Anzahl der für eine Hochschulbibliothek relevanten Zeitschriftenabonnements berücksichtigt.5 Erst die Etatbedarfsmodelle der 1970er Jahre – zu nennen sind hier der auf der Deutschen Bibliothekskonferenz 1973 vorgestellte „Bibliotheksplan ’73“6, das Modell der Planungsgruppe „Bibliothekswesen im Hochschulbereich NordrheinWestfalen“7 sowie der „Bibliotheksplan Baden-Württemberg“8 - gingen dann über die Berücksichtigung des Literaturbedarfs hinaus und zogen für die Modellberechnung weitere Parameter wie die Studierendenzahl, die Zahl der Hochschullehrer sowie die Preissteigerungsraten mit ein. Zudem berechneten sie den Literatur- und Mittelbedarf für die gesamte Universität, d.h. für die Zentralbibliothek wie die Institutsbibliotheken. Während die Modelle von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich durchaus Anerkennung erlangten, wurde der „Bibliotheksplan ’73 in der Fachwelt eher kritisch aufgenommen.
4 Einen Überblick über die frühen Etatbedarfsmodelle zwischen 1880 und 1930 in Deutschland hat Heinrich Wimmer in seinem Aufsatz von 1985 zusammengestellt. Vgl. hierzu Wimmer, Heinrich: Modelle für die Berechnung des Literaturbedarfs an Bibliotheken. In: Frankenberger, Rudolf u. Alexandra Habermann (Hrsg.): Literaturversorgung in den Geisteswissenschaften. 75. Deutscher Bibliothekartag in Trier 1985. Frankfurt a. M.: Klostermann 1986 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; Sonderheft 43). S. 31-51. 5 Vgl. hierzu Deutsche Forschungsgemeinschaft: Etatmodell für eine Universitätsbibliothek. Gutachten des Bibliotheksausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bad Godesberg 1958 und Wissenschaftsrat: Etatmodell für eine Universitätsbibliothek und eine Technische Hochschulbibliothek. In: Empfehlungen des Wissenschaftsrates zum Ausbau der wissenschaftlichen Einrichtungen. T.2: Wissenschaftliche Bibliotheken. Bonn 1964. S. 144-151. 6 Vgl. hierzu Deutsche Bibliothekskonferenz: Bibliotheksplan 73. Entwurf eines umfassenden Bibliotheksnetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Berlin 1973. S. 77-80. 7 Vgl. Planungsgruppe Bibliothekswesen im Hochschulbereich in Nordrhein-Westfalen: Die Verteilung der Literaturbeschaffungsmittel auf die wissenschaftlichen Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen: Mitteilungsblatt, Neue Folge 25 (1975). S. 102-112. 8 Vgl. Arbeitsgruppe Bibliotheksplan Baden-Württemberg: Gesamtplan für das wissenschaftliche Bibliothekswesen, Bd.1, Universitäten. München: Verlag Dokumentation 1973. S. 285-314.
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Das Bayerische Etatmodell Demgegenüber hat sich das Bayerische Etatmodell9 im Laufe seiner bald dreißigjährigen Entwicklungsgeschichte als Konzept zur Sicherung der Literatur- und Informationsversorgung an den Universitäten erfolgreich behaupten können. Das erste 1982/83 vom Beirat für Wissenschafts- und Hochschulfragen beim Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus vorgelegte Etatmodell verstand sich einerseits als Modell zum Aufbau von Büchergrundbeständen an den Bibliothekssystemen der Universitätsneugründungen der 80er Jahre, andererseits aber auch als Etatbedarfsmodell für die Wahrung der Kontinuität in der systematischen Fortführung des Bestandsaufbaus. Bereits dieses erste Etatmodell stieß auf überregionale Anerkennung; es fand Eingang in die vom Wissenschaftsrat veröffentlichten „Empfehlungen zur Literaturversorgung an den Hochschulbibliotheken der neuen Länder und im Ostteil von Berlin“10 wie auch in das Strategiepapier „Bibliotheken ’93“11 der Bundesvereinigung deutscher Bibliotheksverbände. Das darauf aufbauende Etatmodell 200112 wurde in seiner Entwicklung von Beginn an von den politischen Entscheidungsträgern, nämlich der bayerischen Rektorenkonferenz, begleitet und im Dezember 2000 von letzterer einstimmig verabschiedet – dies ist mit ein entscheidender Grund für den politischen Erfolg und die Akzeptanz des Modells.13
9 Zum Bayerischen Etatmodell wird hier insbesondere auf folgende Publikationen verwiesen: Griebel, Rolf: Etatbedarf universitärer Bibliothekssysteme. Ein Modell zur Sicherung der Literatur- und Informationsversorgung an den Universitäten. Frankfurt a. M.: Klostermann 2002 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; Sonderheft 83) und Moravetz-Kuhlmann, Monika: Das Bayerische Etatmodell 2010. In: ZfBB (2010) H. 5. S. 253-270. 10 Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Literaturversorgung an den Hochschulbibliotheken der neuen Länder und im Ostteil von Berlin. Berlin 1992. 11 Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände: Bibliotheken ’93. Strukturen, Aufgaben, Positionen. Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut 1994. 12 Vgl. Griebel (2002). 13 Als Etatbedarfsmodell fand das Modell bald auch außerhalb Bayerns Anerkennung. So wurde es beispielsweise in Sachsen und in Sachsen-Anhalt für die Entwicklung eigener Etatbedarfsmodelle herangezogen. Vgl. hierzu die „Empfehlungen für die Etatbemessung der wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Sachsen-Anhalt“ unter: http://www.bibliothek.uni-halle.de/BeiratWB/Dokumente/etat.html (12.02.2013). Auch für die Etatbedarfsermittlung der sächsischen Hochschulbibliotheken 2009 wurde das bayerische Etatmodell 2001 zugrunde gelegt. Vgl. hierzu: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst: Struktur- und Entwicklungsplan für die wissenschaftliche Literatur- und Informationsversorgung im Freistaat Sachsen. Dresden 2009; unter: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-ds-1233064882461-01274 (12.02.2013).
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Wenngleich die Resonanz auf die erste Veröffentlichung des Bayerischen Etatmodells 2001 in der bibliotheksfachlichen Öffentlichkeit vorwiegend positiv ausfiel, so wurde doch zu Recht auch auf die darin nicht mehr zeitgemäße fehlende Berücksichtigung der elektronischen Medien hingewiesen14. Diese Kritik führte nicht zuletzt dazu, dass 2008 eine Arbeitsgruppe der bayerischen Kommission für Bestandsaufbau und Lizenzen (KBL) die Aufgabe übernahm, das Bayerische Etatmodell in seinen grundlegenden Parametern zu überprüfen bzw. zu aktualisieren und es insbesondere im Hinblick auf die veränderten Rahmenbedingungen auf dem Publikationsmarkt weiter zu entwickeln. Dieses überarbeitete Bayerische Etatmodell wurde von der bayerischen Rektorenkonferenz – der Bibliothek Bayern e.V. – im Mai 2010 einstimmig angenommen. Das Bayerische Etatmodell versteht sich als integrales Element des bayerischen Konvergenzkonzeptes15, nach welchem – als Antwort auf die strukturell bedingte Etatkrise – die Literatur- und Informationsversorgung in Bayern in einem kooperativen Leistungsverbund erfolgt. Vor diesem Hintergrund wurde der Parameter Ausbaugrad als Voraussetzung für den Einsatz des Konzepts als interuniversitäres Verteilungsmodell eingeführt. Dazu wurde in einer differenzierten Bestandsaufnahme des Profils der bayerischen Universitäten der jeweilige universitäre Fachausbau unter Berücksichtigung der Studienabschlussmöglichkeiten in Abstufung zum definierten Vollausbau des Fachs für alle bayerischen Universitäten festgelegt. Der dem Ausbaugrad 1 entsprechende „Vollausbau“ eines Faches wurde im Etatmodell durch die Festlegung einer Bandbreite definiert, innerhalb derer sich die Zahl der C3/C4- bzw. W2/W3-Professorenstellen in dem betreffenden Fach bewegen muss. Liegt die Zahl der Professoren oberhalb oder unterhalb dieser Bandbreite, kommt es zu entsprechenden Zu- oder Abschlägen. Im Zeichen des Paradigmenwechsels von einem bestands- zu einem versorgungs- und leistungsorientierten Erwerbungskonzept vertraut das Bayerische Etatmodell auf den Einsatz netzbasierter Technologien in der Informations- und Medientechnik und insbesondere auf eine leistungsfähige Fernleihe und Dokumentlieferung. Dementsprechend erfolgt die Festsetzung des fachbezogenen Sollbedarfs für Printmedien im Monografien- wie im Zeitschriftenbereich16 im Sinne eines stark eingeschränkten Grundbedarfs. Dieser Grundbedarf für eine 14 Vgl. beispielsweise Ceynowa, Klaus: Rezension zu Rolf Griebel, Etatbedarf universitärer Bibliothekssysteme. Ein Modell zur Sicherung der Literatur- und Informationsversorgung an den Universitäten. Frankfurt am Main 2002. In: Bibliothek (2003) H. 3. S. 240f. 15 Vgl. hierzu die Ausführungen von Griebel (2002) in dem Kapitel „Überlegungen zur Weiterentwicklung des Bayerischen Etatmodells“. S. 28-40. 16 Vgl. hierzu Griebel (2002). S. 45-89.
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Referenzbibliothek mit Ausbaugrad 1 in allen Fächern wurde in einer komplexen Analyse des Literaturmarktes unter Berücksichtigung der Ist-Erwerbung ausgewählter einschichtiger Bibliotheken in Relation zur Ist-Erwerbung der Sondersammelgebietsbibliotheken ermittelt und bei der Aktualisierung des Modells 2008/2010 auf Validität geprüft. Der dafür erforderliche Mittelbedarf errechnet sich nach der Formel Ausbaugrad x Soll-Erwerbung (Bände/Titel) x Durchschnittspreis. Dabei wurden anfangs die Durchschnittspreise eines an der Universitätsbibliothek Regensburg seit den 1970er Jahren geführten Preisindex für Zeitschriften und Monografien zugrunde gelegt. Seit der Aktualisierung des Modells werden Original-Listenpreise aus Buchhandelsindizes herangezogen.17 In einem eigenen Modul werden Mittel für den Einband veranschlagt, wobei für Monografien eine Bindequote von 10 % und für Zeitschriften von 100 % der Soll-Erwerbung angesetzt werden und diese Quoten mit den jeweils aktuellen Durchschnittspreisen der medienspezifischen Einbandarten multipliziert werden. Im Sinne einer belastungs- und leistungsbezogenen Mittelverteilung findet darüber hinaus die Studierendenzahl als zusätzlicher belastungsbezogener Parameter Berücksichtigung. Für die studentische Literaturversorgung (Lehrbuchsammlung) wurde je ein Pauschalbetrag pro Student/in innerhalb der Regelstudienzeit gestaffelt nach Geistes-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften einerseits (aktuell € 30) und STM-Fächern andererseits (aktuell € 50) festgesetzt. Mit der Aktualisierung des Bayerischen Etatmodells 2008/2010 sollte insbesondere die nicht mehr zeitgemäße Koppelung des E-Medienbedarfs an den Mittelbedarf der Printmedien – hier wurde 2001 noch pauschal ein Zuschlag in Höhe von 4 % in den Geistes-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bzw. von 8 % in den STM-Fächern festgesetzt – aufgegeben und durch eine tragfähige Bedarfsermittlung auf der Basis von Marktanalysen ersetzt werden. Ausgehend von der zum Zeitpunkt der Modellüberarbeitung zumindest in Bayern noch vorherrschenden Übergangssituation, die sich als mediale Parallelität und nicht als bereits erfolgter Medienwandel manifestierte, entschieden sich die Experten 2008 dafür, das elektronische Medienangebote nicht als TeilSubstitution der Printmedien, sondern als Zusatzangebot in eigenen Modulen auszuweisen.
17 Für den Monografienbereich konnte beispielsweise auf den eigens für die Modellberechnung zur Verfügung gestellten Harrassowitz-Preisindex sowie auf andere Indizes großer Approval Plan-Anbieter zurückgegriffen werden; für den Zeitschriftenbereich wurde der Swets-Index zugrunde gelegt. Vgl. hierzu Moravetz-Kuhlmann (2010). S. 257f.
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Dazu wurden insbesondere für Datenbanken und elektronische Zeitschriften detaillierte Bedarfsermittlungen an bayerischen Universitätsbibliotheken vorgenommen. Für die Datenbank-Bedarfsermittlung wurde auf der Grundlage sämtlicher im Datenbank-Informationssystem (DBIS) geführten lizenzpflichtigen Datenbanken für jedes Fach des Etatmodells eine Liste erstellt, in welcher die Fachreferenten aller bayerischen Universitätsbibliotheken die als Grundbestand für das jeweilige Fach zwingend erforderlichen Datenbanken kennzeichneten. Auf der Basis dieses Datenbank-Grundbedarfs pro Fach wurde der Mittelbedarf für eine Referenzbibliothek mittlerer Größe (FTEs ≥ 15 000) mit Ausbaugrad 1 für sämtliche Fächer ermittelt. Eine ähnlich detaillierte Bedarfsermittlung wurde auch für elektronische Zeitschriften vorgenommen. Da sich zum Erhebungszeitpunkt zumindest an bayerischen Universitätsbibliotheken noch keine klare Tendenz zur Vorhaltung eines e-only-Bestandes erkennen ließ, wurden dabei mittels der bestehenden Konsortialverträge allerdings nur die Zusatzkosten für e-journals ermittelt. Dafür wurde eine Aufteilung der einzelnen Zeitschriftenpakete auf die entsprechenden Fächer anhand der EZB-Zuteilung der enthaltenen Titel vorgenommen und jeweils für eine durchschnittliche UB (FTE ≥ 15 000) der Preis für das Gesamtpaket ermittelt; dieser Gesamtpreis wiederum wurde gemäß der Fachaufteilung in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) prozentual auf die relevanten Fachbereiche aufgeteilt, so dass im Ergebnis eine Liste vorlag, die den Zusatzbedarf für E-Journals (bezogen über ein Konsortium) einer Modell-Bibliothek mit Ausbaugrad 1 in allen Wissenschaftsfächern quantifiziert. Nachdem zum Zeitpunkt der Modellüberarbeitung noch nicht absehbar war, wie rasch und in welchem Umfang gedruckte Monografien auf dem wissenschaftlichen Publikationsmarkt von E-Books verdrängt werden würden – Fachpublikationen gingen zum damaligen Zeitpunkt noch von einer Substitution von maximal 10 % aus – wurde für E-Books nur ein pauschaler Aufschlag von 10 % auf den Monografienerwerb angesetzt, womit auch den erhöhten Anschaffungskosten infolge des Steueraufschlags von 12 Prozentpunkten Rechnung getragen werden konnte. Im Zusammenspiel all dieser Module lässt sich mithilfe des Bayerischen Etatmodells zum einen der ideale Gesamtmittelbedarf für eine archetypische Referenzbibliothek mit Ausbaugrad 1 in allen Fächern berechnen; zum andern erlaubt das Modell – unter Berücksichtigung der zuvor festgelegten universitären Fächerausbaugrade – das Grundmodell auf die Hochschulrealität in Bayern zu übertragen und damit nicht nur den Gesamtmittelbedarf für alle bayerischen Universitätsbibliotheken zu quantifizieren, sondern zudem einen prozentualen
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Verteilungsschlüssel für die Mittelallokation der zum Einsatz kommenden Mittel sowohl inter- als auch inneruniversitär vorzugeben.
Etatverteilungsmodelle Im Gegensatz zum öffentlichen Bibliotheksbereich18 spielen Etatverteilungsmodelle bis in die 1970er Jahre in Deutschland im wissenschaftlichen Bibliothekswesen kaum eine Rolle. Wie zwei Studien der Expertenkommission des DBI von 1994 und 1999 dokumentieren,19 ändert sich diese Situation im Laufe der folgenden Jahrzehnte allerdings grundlegend, wobei die bereits zitierte Zeitschriften- bzw. Etatkrise in diesem Prozess eine entscheidende Katalysatorfunktion ausübt. Während sich in zweischichtigen Systemen selten Modelle durchsetzen, „die auf stringenten und nachvollziehbaren Kriterien beruhen“20, operieren die in den einschichtigen Bibliothekssystemen entwickelten Etatverteilungsmodelle in der Regel mit den oben genannten Parametern. Das Ende der 1970er Jahre an der Universitätsbibliothek Konstanz entwickelte Etatverteilungsmodell zeichnet sich dadurch aus, dass es bei der Bedarfsberechnung auch den Benutzungsaspekt maßgeblich in Rechnung stellt. Dabei beschränkt es sich nicht darauf, Personalparameter wie Studierendenzahlen oder wissenschaftliches Personal in den Fakultäten zu berücksichtigen, sondern ermittelt vielmehr anhand der Monografien-Ausleihzahlen in einem komplexen Punktesystem die genaue Benutzungsintensität für alle 37 im Modell gelisteten
18 Vgl. hierzu die umfassende Studie von Schroers, Helmut: Etatbedarfsermittlungs- und Etatverteilungsmodelle. In: Bibliothek (1980) H. 1. S. 3-27(1980). 19 Vgl. hierzu die Studie von Griebel, Rolf, Andreas Werner u. Sigrid Hornei: Bestandsaufbau und Erwerbungspolitik in universitären Bibliothekssystemen. Versuch einer Standortbestimmung. Berlin 1994 (Dbi-Materialien 134). Explizit auf Etatverteilungsmodelle gehen darin die Beiträge von Griebel, Rolf: Bestandsaufbau und Erwerbungspolitik in den einschichtigen Bibliothekssystemen der westlichen Länder. S. 28-31; Werner, Andreas: Bestandsaufbau und Erwerbungspolitik in den zweischichtigen Bibliothekssystemen. S. 69-82; und Hornei, Sigrid: Bestandsaufbau in den einschichtigen Bibliothekssystemen Ostdeutschlands. S. 108 f. ein. Die zweite, 1997 in Auftrag gegebene Studie beschäftigt sich ausschließlich mit Etatverteilungsmodellen. Sie beruht auf den Auswertungen einer Fragebogenaktion, an welcher 78 Universitätsbibliotheken bzw. Bibliotheken mit entsprechendem Versorgungsauftrag beteiligt waren. Zum Ergebnis vgl. Reinhardt, Werner: Etatverteilungsmodelle. Ergebnisse einer Fragebogenaktion. In: Rützel-Banz, Margit (Hrsg.): Grenzenlos in die Zukunft. 89. Bibliothekartag in Freiburg im Breisgau 1999. Frankfurt a. M.: Klostermann 2000 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderheft 77). S. 181-192. 20 Vgl. hierzu Wener (1994). S. 79.
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Fächer.21 Ein Durchbruch bei dem Versuch, die lokale Nutzung auch als Kriterium für die Etatbedarfsberechnung digitaler Medien zu instrumentalisieren, konnte bisher allerdings nicht erzielt werden.
Das Etatverteilungsmodell der Universitätsbibliothek der Humboldt Universität zu Berlin Den bislang wohl überzeugendsten Versuch der Einbeziehung elektronischer Medien in ein Etatverteilungsmodell hat die Humboldt-Universität Berlin unternommen, deren ursprünglich in den 1990er Jahren für die Mittelallokation des gesamten Bibliothekssystems (Zentralbibliothek sowie rund 30 Zweig-/ Teilbibliotheken)22 entwickeltes Modell erst jüngst grundlegend überarbeitet und aktualisiert wurde.23 Das besondere Charakteristikum dieses Modells besteht darin, dass zunächst alle an der Hochschule vertretenen Fächer über die Ermittlung von Kennzahlen in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden und diese Verhältniszahlen erst in einem letzten Bearbeitungsschritt anhand des zur Verfügung stehenden Etats in konkrete Geldbeträge umgerechnet werden. In dem Säulen-Modell werden dabei jeweils pro Fach Kennzahlen für die Universitätssäule einerseits und für die Literatursäule andererseits ermittelt, wobei sich die Kennzahl der Universitätssäule aus dem Verhältnis des wissenschaftlichen Personals zu den Studierenden in einer Gewichtung von 70:30 errechnet. Seit der Überarbeitung des Modells 2008 werden für die Literatursäule gesonderte Kennzahlen für den Print- bzw. für den Digitalbereich erhoben. Das Verhältnis zwischen Print- und Digitalbereich wird dazu jährlich auf der Basis der durchschnittlichen Ausgaben deutscher Universitätsbibliotheken für elektronische Medien – fachunspezifisch – aus der DBS bestimmt.
21 Vgl. hierzu Franken, Klaus: Das Etatmodell der Bibliothek der Universität Konstanz. In: Etatverteilungsmodelle in Universitätsbibliotheken. Kommission des Ehemaligen Deutschen Bibliotheksinstituts für Erwerbung und Bestandsentwicklung (Hrsg.). Berlin: Ehemal. Dt. Bibliotheksinstitut 2000 (Dbi-Materialien 195). S. 27-32. 22 Vgl. hierzu Fichte, Bernd: Etatverteilung in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. Säulen-Modell. In: Etatverteilungsmodelle in Universitätsbibliotheken. Kommission des Ehemaligen Deutschen Bibliotheksinstituts für Erwerbung und Bestandsentwicklung (Hrsg.). Berlin: Ehemal. Dt. Bibliotheksinstitut 2000 (Dbi-Materialien 195). S. 17-26. 23 Vgl. hierzu Braschoß, Katja, Agnes Winter u. Anja Herwig: Das Etatverteilungsmodell der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. In: Bibliotheksdienst (2012) H. 7. S. 593-607.
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Die Print-Literaturkennzahl setzt sich aus einer Preiskennzahl und einer Bedarfskennzahl zusammen, wobei die Preiskennzahl unter Berücksichtigung des jeweils von den Fachreferenten zuvor definierten idealen Verhältnisses zwischen Monografien- und Zeitschriftenversorgung aus den Durchschnittspreisen der deutschen und ausländischen Monografien und Zeitschriften gebildet wird. Die fachbezogenen Bedarfskennzahlen, die den jährlichen Zuwachs in Bänden bzw. den Bestand an Abonnements angeben, werden in regelmäßigen Abständen jeweils für Monografien und Print-Zeitschriften über die DBS-Auswertung eines Samples an Universitätsbibliotheken mit vergleichbarem Versorgungsauftrag ermittelt.24 Durch die Multiplikation der Preiskennzahlen mit den für Zeitschriften und Monografien ermittelten Bedarfskennzahlen ergibt sich die Literaturkennzahl des Faches für den Printbereich. Ausgehend von der erschwerten Quellenlage25 im digitalen Medienbereich wird im Modell der Humboldt-Universität der bundesweit ermittelte durchschnittliche Ausgabenanteil für elektronische Ressourcen für alle Fächer gleichermaßen als Bedarfskennzahl angesetzt. Aus den hauseigenen fachbezogenen Ausgaben für elektronische Medien wird über einen Zeitraum von drei Jahren als Durchschnittswert die fachbezogene Preiskennzahl ermittelt, die letztendlich den prozentualen Anteil des Faches im Digitalbereich bestimmt. Die Literaturkennzahlen aus Printbereich und Digitalbereich werden schließlich zu der gemeinsamen Fachkennzahl in der Literatursäule verrechnet. Für das gesamte Verteilungsmodell werden die Kennzahlen aus Literatursäule und Universitätssäule im Verhältnis 50:50 zusammengeführt. In der Praxis hat sich die ursprünglich im Modell der Humboldt-Universität als Hilfskonstruktion eingesetzte Berücksichtigung hausinterner Ausgabenquoten im digitalen Bereich mittlerweile als dynamisierender Faktor gerade im Hinblick auf den fortschreitenden Medienwandel erwiesen: nachdem die Fachreferenten nämlich frei darüber entscheiden können, in welchem Maße sie die ihnen insgesamt zugeteilten Mittel für elektronische Ressourcen einsetzen, schlägt sich diese an den Benutzerbedürfnissen orientierte Praxis letztendlich zumindest auch in den Folgejahren in der Quotierung des E-Medien-Anteils insgesamt nieder.
24 Vgl. Braschoß (2012). S. 605ff. 25 Eine auf die Fachebene heruntergebrochene Ausgabenstatistik leistet die DBS nur für den Printmedienbereich.
Die Bedeutung von Etatmodellen für die Etatplanung und Etatverwaltung
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Etatmodelle im digitalen Zeitalter Auch wenn Modelle wie das Bayerische Etatbedarfsmodell oder das Etatverteilungsmodell der Bibliothek der Humboldt-Universität erkennbar darum bemüht sind, auch den Herausforderungen des digitalen Zeitalters Rechnung zu tragen, so muss doch festgestellt werden, dass sie dabei zusehends an ihre Grenzen stoßen. Einige Phänomene des Medienwandels bzw. der sich verändernden wissenschaftlichen Kommunikations- und Publikationsprozesse entziehen sich den aus der Printwelt tradierten Strukturen und bewirken eine Individualisierung der Etatbedarfsermittlung, in deren Gefolge Parameter wie fach- und gattungsspezifischer Literaturbedarf und Durchschnittspreis in ihrer Bedeutung zusehends von standortspezifischen Faktoren wie lokaler Nutzerschaft oder hochschulspezifischen Forschungsschwerpunkten überlagert werden.26 Mittlerweile hat sich in deutschen Universitätsbibliotheken im Zeitschriftenbestandsaufbau längst eine Entwicklung zu e-only durchgesetzt, die eine parallele Bedarfsermittlung für Printzeitschriften einerseits und konsortiale Zusatzkosten für E-Journals andererseits nicht mehr angemessen erscheinen lässt. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch im monografischen Publikationsbereich ab, wo sich E-Books – wenn auch derzeit noch nicht flächendeckend – immer stärker durchsetzen und somit davon ausgegangen werden kann, dass in naher Zukunft zumindest in ausgewählten Wissenschaftsdisziplinen das gedruckte Buch tatsächlich durch das E-Book substituiert werden wird. Diesem Phänomen im Rahmen der Parametrisierung von Etatmodellen durch die Sollbedarfs-Berechnung für Gattungsgrößen wie Zeitschriften und Monografien unabhängig von ihrer konkreten Erscheinungsform (print oder elektronisch) begegnen zu wollen, scheint jedoch insofern zu kurz zu greifen, als sich elektronische Ressourcen immer stärker aus ihrem Gattungskorsett befreien und sich die traditionellen Literaturgattungen aufzulösen beginnen. So ist bei einigen Verlagen die Tendenz zu beobachten, elektronischen Content in großen Datenpools völlig losgelöst von seiner ursprünglichen Gattungszugehörigkeit zu bündeln. Als Beispiel sei hier auf die Integrated Publishing-Strategie des De Gruyter-Verlages verwiesen, der mit seinem neuen Webauftritt De Gruyter Online einzelne Buchka26 Die Verfasserin greift hier u.a. auf die Diskussionsbeiträge anlässlich des von der Kommission für Erwerbung und Bestandsentwicklung am 15. und 16. März 2012 in Berlin ausgerichteten Workshops „Etatmodelle für das Digitale Zeitalter“ zurück. Vgl. hierzu auch den Bericht von Wein, Franziska: Workshop „Etatmodelle für das Digitale Zeitalter“ ausgerichtet von der DBVKommission Erwerbung und Bestandsentwicklung am 15. und 16. März 2012 an der Staatsbibliothek zu Berlin. Ein Kurzbericht. In: ZfBB (2012) H. 3-4. S. 205-206.
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pitel neben Zeitschriftenaufsätze stellt und diese parallel zu den Inhalten sämtlicher De Gruyter Datenbanken und E-Books gemeinsam zur Recherche anbietet.27 Spätestens mit dieser gattungsübergreifenden Content-Bündelung wird nicht zuletzt auch das in Etatmodellen zugrunde gelegte Ausgabeformat des Wissenschaftsfachs endgültig in Frage gestellt. Die Problematik der fachlichen Zuordnung, die zunächst insbesondere im Bereich der interdisziplinär angelegten Datenbanken aufgetreten war, hatte schon mit der Paketvermarktung von E-Journals bzw. E-Books zunehmend an Brisanz gewonnen und schließlich dazu geführt, dass immer häufiger Produkte bei der Mittelallokation aus der fachlichen Zuordnung herausgelöst werden mussten und entweder einem allgemeinen Sammelfach zugeführt oder aber im Rahmen eines Vorwegabzugs behandelt wurden. Derartig groß angelegte Content-Datenpools ermöglichen aber auch eine sehr viel granularere, nutzergesteuerte Literaturerwerbung wie beispielsweise Payper-View- oder auch Dokumentlieferungsangebote als Ergänzung zum Erwerb von Zeitschriftenpaketen oder aber generell die Erwerbung einzelner „Volltexte“. Da sich diese derzeit noch komplementären Erwerbungsmethoden jedoch sowohl der fachlichen wie auch der gattungsbezogenen Etatplanungs-Zuordnung entziehen, erfolgt in diesem Kontext in der Regel eine Etat-Deckelung über den Erwerb von Nutzungskontingenten, die allenfalls retrospektiv anhand konkreter Nutzungszahlen in die kanonischen Soll-Berechnungen einfließen können. Im Rahmen des Paradigmenwechsels zu einem nachfrageorientierten Erwerbungskonzept spielen Nutzerinteressen angesichts des aktuellen Booms auf dem E-Book-Markt auch für die Budgetierung im Monografienbereich eine immer größere Rolle. Mit der Einführung nutzergesteuerter Erwerbungsmodelle – sogenannter Patron Driven Acquisition (PDA) Modelle – werden zwar bibliotheksseitig meist fachbezogen gedeckelte Kontingente vorgegeben, die tatsächliche Mittelverausgabung wird dabei jedoch bewusst in die Hände der Nutzer gelegt. Für eine verantwortliche Etatplanung ist es in diesem Kontext unerlässlich, den jeweils bibliotheksspezifischen Kundenkreis im Vorfeld sorgfältig abzustecken und das tatsächliche Nutzerverhalten zu dokumentieren bzw. zu analysieren, um es zumindest retrospektiv in der Budgetierung – auch im Hinblick auf die Fächerrelation – berücksichtigen zu können.28 Im Zuge des fortschreitenden Medienwandels verliert schließlich auch der Parameter Durchschnittspreis immer mehr an Bedeutung: War die Durchschnittpreisermittlung bereits bei Printmedien angesichts der oft nicht mehr verfügba27 Vgl. hierzu die Newsmeldung in B-I-T-Online vom 01.02.2013 unter http://www.b-i-t-online. de/neues/1419 (12.02.2013). 28 Vgl. hierzu den Beitrag Hermann, Martin: Parameter zur Budgetierung von Patron-Driven Acquisition (PDA). In: Perspektive Bibliothek (2012). S. 53-76.
Die Bedeutung von Etatmodellen für die Etatplanung und Etatverwaltung
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ren Preisindizes für wissenschaftliche Publikationen nicht immer ganz trivial, so wird es im digitalen Zeitalter nicht zuletzt im Kontext konsortialer Lizenzierungen, in welchen im Rahmen von Abnehmerkooperationen ganze Medienpakete z. T. über Mehrjahresverträge ausgehandelt werden und dafür unterschiedliche Zusatzkosten wie hosting- oder access-fees berechnet werden, so gut wie unmöglich, Listenpreise für elektronische Ressourcen zu ermitteln. Eine Herausforderung ganz anderer Art stellt nicht zuletzt auch die Open Access-Entwicklung bei der Etatmodellparametrisierung im digitalen Zeitalter dar. Diese Entwicklung führt in letzter Konsequenz zu einer Umkehr der Finanzströme, bei der Bibliotheken nicht mehr nur die Publikationen selbst erwerben und bezahlen, sondern das Publizieren als solches finanzieren. Insbesondere auf dem STM-Zeitschriftenmarkt ist eine signifikante Zunahme des Golden Open Access und damit der author-pays-Modelle zu konstatieren – eine Entwicklung, die letztlich eine Ablösung des traditionellen Subskriptionsmodells durch die Übernahme der Publikationskosten bedeutet. Ralf Schimmer weist zu Recht darauf hin, dass in diesem Kontext […] bibliothekspolitische Weichen neu gestellt werden müssen und insbesondere der Erwerbungsetat und die hinter diesem stehende Praxis für den neuen Kontext vorzubereiten sind. Ohne eine solche Re-Kontextualisierung droht den Bibliotheken ein sukzessiver Bedeutungsverlust in der Informationsversorgung für die Wissenschaft, was zunächst zu einer Erosion der Aufgaben, am Ende möglicherweise gar zu einem weitgehenden Verlust der Etatmittel führen könnte.29
Dringender Handlungsbedarf scheint hier umso mehr zu bestehen, als sich diese Entwicklung längst nicht mehr nur auf den Bereich der STM-Zeitschriften beschränkt, sondern autorenfinanzierte Modelle inzwischen auch den monografischen Publikationsmarkt der Geistes- und Kulturwissenschaften erreicht haben.30 Aufgrund ihrer jeweils hochschulspezifischen Ausprägung stellen Publikationsfonds jedoch einen hohen Individualisierungsfaktor im Kontext der Etatbedarfsermittlung dar und entziehen sich damit weitgehend einer archetypischen Modellbildung. Um das bewährte Konzept der Etatmodelle in seiner Doppelfunktion als probates Mittel der Bedarfsanmeldung gegenüber den politischen Entscheidungsträgern einerseits sowie als Instrumentarium der inneruniversitären Mittelallokation
29 Vgl. Schimmer, Ralf: Open Access und die Re-Kontextualisierung des Bibliothekserwerbungsetats. In: BFB (2012). S. 293-299. Hier S. 294. 30 Vgl. hierzu den Aufsatz von Schäffler, Hildegard: Open Access. Ansätze und Perspektiven in den Geistes- und Kulturwissenschaften. In: BFB (2012). S. 305-311.
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andererseits nicht aufgeben zu müssen, werden künftig wohl unterschiedliche Wege zu beschreiten sein. Während es auf der politischen Ebene bei der Bedarfsanmeldung in erster Linie noch eine Zeitlang darum gehen wird, den im Zeichen des Medienwandels entstandenen Mehrbedarf plausibel zu begründen, wird man mittelfristig für eine transparentere bibliotheksinterne Etatverteilung doch dazu übergehen müssen, die hochschul- und standortspezifischen Gegebenheiten und insbesondere die Nutzerbedürfnisse verstärkt zu berücksichtigen. In diesem Kontext kann es durchaus sinnvoll sein, politisch anerkannte Modelle wie zum Beispiel das Bayerische Etatmodell ggf. um weitere Module zur pauschalen Bedarfsquantifizierung anzureichern. In diesem Sinne ist Franziska Wein zuzustimmen, die prognostiziert: „Für eine längere Übergangszeit werden die konventionelle Bedarfsermittlung ‚1.0‘ und die neue Bedarfsermittlung ‚2.0‘ parallel oder integriert eingesetzt werden.“31
31 Wein (2012). S. 206.
Susanne Göttker und Martin Iordanidis
Fremddatenübernahme zwischen und von Verbünden sowie von weiteren Dienstleistern Formate, Konditionen, Perspektiven1
Einführung Das Ziel der Arbeit ist es, die Fremddatenübernahme, wie sie in wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands praktiziert wird, unter verschiedenen Gesichtspunkten zu beleuchten. Im ersten Abschnitt erfolgt ein kurzer geschichtlicher Abriss, der in eine allgemeine Darstellung des gegenwärtigen Stands mündet. Gleichzeitig wird erläutert, dass die Fremddatenübernahme verschiedenen Zwecken dient, die in den folgenden Abschnitten behandelt werden: Formal- und Sacherschließung und Catalog Enrichment. Zusammenfassend werden die verschiedenen Datenflüsse für die derzeitige Versorgung der Bibliotheken mit Fremddaten dargestellt. Die Arbeit schließt mit einem Ausblick auf kommende Entwicklungen.
Definition, Geschichte, Zwecke Unter Fremddaten werden im weitesten Sinne Titelaufnahmen oder auch Teile von Titelinformationen verstanden, die nicht in der eigenen Bibliothek erstellt werden. Bei der Fremddatenübernahme handelt es sich um die Übernahme von Titelaufnahmen oder Teilen von Titelinformationen, die nicht in der eigenen Bibliothek erstellt wurden, in den eigenen Katalog. Die Übernahme von Fremddaten ist in hohem Maße erstrebenswert, da sie die „Arbeitsprozesse in der Erwerbung und Erschließung der Medien erheblich beschleunigt und erleichtert“.2 Voraussetzung hierfür ist in jedem Fall die Imple-
1 Der Beitrag entstand im Sommer 2012 ursprünglich als Hausarbeit im Rahmen des MALISStudiengangs an der Fachhochschule Köln. Die Verfasser danken Prof. Dr. Achim Oßwald und Prof. Margarete Payer für die Betreuung und Begutachtung. 2 „Fremddaten“ [Stand: 26.07.2008].
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mentierung von Standards, die die Nutzung anderenorts erstellter Daten überhaupt erst möglich machen. Das der Fremddatenübernahme innewohnende Rationalisierungspotenzial wurde in Deutschland bereits in den 1890er Jahren erkannt, als die Preußischen Instruktionen (PI) als verpflichtendes Regelwerk für die Formalerschließung eingeführt wurden. Auf Grund dieses Standards konnten seitdem die so genannten „Berliner Titeldrucke“ verschickt werden. Die auf Papier gedruckten Titelaufnahmen wurden auf Katalogkarten geklebt und waren in jeden nach den PI geführten Katalog integrierbar.3
Von den 1970er Jahren bis heute Nachdem in den 1960er und 1970er Jahren die elektronische Datenverarbeitung in den Bibliotheken Einzug gehalten hat, entstanden im Deutschland der 1970er und 80er Jahre regionale Verbundsysteme, um die zentralen Zettelkataloge der verschiedenen Leihverkehrsregionen zu ersetzen. Diese Verbundsysteme sollten Katalogisierungsverbünde begründen, die die Fremddatenübernahme erlauben.4 Hiermit war also die Möglichkeit gegeben, Titelaufnahmen, die eine andere Bibliothek bereits auf Grund von Autopsie erstellt hatte, in den eigenen Bibliothekskatalog zu übernehmen. Auch hier war selbstverständlich ein gemeinsamer Standard unerlässlich. Neben dem neuen Regelwerk zur Formalerschließung, den RAK, war dies das Maschinelle Austauschformat für Bibliotheken (MAB). Der Einsatz integrierter Bibliotheksverwaltungssysteme in den 1980er Jahren führte zu einem weiteren Schritt der Rationalisierung, da nun bereits bei der Bestellung der Katalogdatensatz angelegt und durch die konsequente Nutzung von Fremddaten der Arbeitsaufwand reduziert werden konnte.5 Dadurch entstand in den Verbünden die Notwendigkeit, andere Daten als die eigenen zur Übernahme bereitzustellen, nämlich die verschiedenen Reihen der Deutschen Nationalbibliothek (DNB)6 und hier insbesondere der Neuerscheinungsdienst. Bald schon folgten die Titeldaten ausländischer Bibliotheken (vor allem Library of Congress (LoC), British National Bibliography (BNB)) und Titeldaten aus Buchhandelsverzeichnissen (Nielsen Bookdata, Aux Amateurs de Livres, Casalini und andere). Bis in die Gegenwart hinein werden von den Verbünden stetig weitere 3 Vgl. Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland 2011, S. 43. 4 Vgl. Ebd.: S. 53, 154. 5 Vgl. Gantert 2008, S. 146. 6 Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden die Institutionen und Begriffe grundsätzlich in der derzeit gültigen Benennung aufgeführt.
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externe Datenquellen angeboten. 2010 lud das BSZ die Daten aus der Datenbank für chinesische Collectanea in seinen Fremddatenbereich7 und das Hochschulbibliothekszentrum in Köln (hbz) bietet seit Dezember 2011 die Daten der National Library of Medicine an.8 Das Einspielen internationaler Daten erforderte wiederum ein anderes Datenaustauschformat als das nur in Deutschland gültige MAB-, nämlich das international verbreitete MARC21-Format (Machine-Readable Cataloging). Diese wurden spätestens seit Ende der 1980er Jahre in MAB konvertiert und so den Verbünden angeboten.
Formate 2004 einigte sich die Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme (AGV) auf MARC21 als zukünftiges Transportformat. „Die gegenseitige Nutzung von Fremddatenangeboten […] sowie die Bereitstellung von Datensätzen und ihre Anreicherung durch Abstracts, Inhaltsverzeichnisse, Rezensionen u. ä. sind seit langem bestehende Anforderungen, deren Realisierung mit der Vereinheitlichung der Datenstrukturen und der einheitlichen Anwendung von MARC21 als Transportformat erreicht wird.“9 Man rechnete damals mit einer Umstellungszeit von MAB2 auf MARC21 von ca. zehn Jahren.
Die Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme Je mehr Daten aus den unterschiedlichsten Quellen von den einzelnen Verbünden zur Verfügung gestellt werden, desto mehr bedarf es der Standardisierung und desto mehr bedarf es folglich der Koordination. Unter anderem zu diesem Zweck wurde 1983 die Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme (AGV) gegründet. Innerhalb der AGV kümmert sich insbesondere die 2008 aus zwei Arbeitsgruppen hervorgegangene ständige Arbeitsgruppe Kooperative Verbundanwendungen (AGKV) um „Maßnahmen zur Verbesserung der Datenübernahme zwischen den Verbünden im Bereich der Formal- und Sacherschließung. Ziel ist dabei die Senkung der Eigenkatalogisierungsquote durch die Angleichung und Vereinheitlichung der Regelwerks- und Formatanwendung in den Verbünden 7 Vgl. Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme (AGV) 2010: Protokoll der 59. Sitzung der AGV, 2010, S. 4. 8 Vgl. Hochschulbibliothekszentrum: hbz-Newsletter 2012, Nr. 1, S. 3. 9 AGV 2004: Protokoll der 47. Sitzung der AGV, 2004, S. 3.
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bei gleichzeitiger Sicherung von Qualitätsstandards. Die Kataloganreicherung mit zusätzlichen Sacherschließungsdaten, Inhaltsverzeichnissen, Abstracts oder Rezensionen ist ebenfalls Aufgabe dieser Arbeitsgruppe“.10 Hieraus ist ersichtlich, dass es bei der Fremddatenübernahme längst nicht mehr ausschließlich um Rationalisierungseffekte bei der Formalerschließung geht. Vielmehr werden Fremddaten mittlerweile auch für die Sacherschließung und das Catalog Enrichment genutzt. Genauer wird auf diese drei Zwecke in den Abschnitten 2 bis 4 eingegangen. Die AGV beschäftigt sich außerdem mit den Konditionen, zu denen die Fremddaten in die einzelnen Verbunddatenbanken eingespielt werden. Bereits auf der 45. Sitzung der AGV im November 2003 wurde beschlossen: „Zwischen den Verbundsystemen erfolgt der Datentausch im Rahmen der Gegenseitigkeit kostenfrei.“11 Hiervon ausgenommen sind die Datenlieferungen der DNB. Das Einspielen aller Reihen kostet pro Verbund und Jahr bei Datenübernahme über die OAI-Schnittstelle EUR 19.406,-12 (Die OAI-Schnittstelle ist eine Schnittstelle zum Austausch von XML-Metadaten.13 OAI steht für „Open Access Initiative“.) Die Buchhandelsdaten werden von den Anbietern kostenfrei zur Verfügung gestellt. Schließlich handelt es sich hierbei letztlich um Werbematerial. Da die Berlin Declaration on Open Access den freien Zugang nicht nur zu Volltexten sondern auch zu den dazu gehörenden Metadaten fordert, erhalten die deutschen Verbünde die Daten ausländischer Bibliothekskataloge entweder entgeltfrei oder im Datentausch.
Projekt Kooperative Neukatalogisierung Von 2005 bis 2007 hat das „Projekt Kooperative Neukatalogisierung“, an dem alle deutschsprachigen Verbünde sowie die DNB beteiligt waren, im Bereich Formalund Sacherschließung Maßnahmen zur Verbesserung der Verbund übergreifenden Datenübernahme erarbeitet. „Schwerpunkte hierbei sind die Senkung der Eigenkatalogisierungsquote, die Anreicherung von Katalogisaten mit zusätzlichen Informationen (Sacherschließung, TOCs usw.) und die Angleichung bzw. Vereinheitlichung von Regelwerksanwendung, Formatanwendung und Qualitätsstandards in den Verbünden. Seit Mai 2007 stellen alle Projektpartner
10 AGV [Stand: 11.04.2012]: Website der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme. 11 AGV 2003: Protokoll der 45. Sitzung der AGV, 2003, S. 2. 12 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek: Kosten Bibliographische Dienste, Gültig ab 01.07.2012. 13 Vgl. Steinke [o.J.].
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wöchentlich über FTP Differenzabzüge mit neuen und korrigierten Datensätzen zur Verfügung. DNB und ZDB liefern Daten über ihre Datendienste aus.“14
Formalerschließung Eine Definition von Formalerschließung lautet: „Beschreibung eines Objekts auf Grund der formalen Gegebenheiten dieses Objekts, der Nachweis dieses Objekts mit Hilfe von normierten Zugangspunkten und die Beziehung dieses Objekts zu anderen Objekten.“15 Die Art der Beschreibung, die normierten Zugangspunkte und die Darstellung der Beziehung zu anderen Objekten werden in den Regelwerken zur Formalkatalogisierung festgelegt. Wie im vorangegangenen Abschnitt bereits erwähnt, ist eine der Grundvoraussetzungen für intensive Fremddatennutzung die weit verbreitete Befolgung eines Regelwerks. Zwar gelten die RAK in Deutschland derzeit als das Standard-Regelwerk, jedoch haben sich im Laufe der Jahre in den Verbünden verschiedene Auslegungen und Anwendungen etabliert.16 Bereits 2004 hat die AGV daher „den Standardisierungsausschuss gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass das künftige deutsche Regelwerk für die Formalerschließung ihre Ziele einer Vereinheitlichung der Datenstrukturen und eines verbesserten Datentauschs mit Fremddatennutzung effektiv unterstützt.“17 Je mehr die deutschen Datenstrukturen mit internationalen vereinheitlicht werden, desto weniger Reibungsverlust entsteht bei der Übernahme ausländischer Fremddaten in die Verbunddatenbanken und Bibliothekskataloge. So wie sich die AGV für den Wechsel auf das MARC-Format entschieden hat, anstatt das MAB-Format weiter auszubauen und internationalen Standards anzugleichen, so hat sich auch die DNB entschieden, ab der Mitte des Jahres 2013 die Formalerschließung auf „Resource Description and Access“ (RDA) umzustellen. Die RDA stellen das Nachfolgeregelwerk zu den Anglo-American Cataloging Rules (AACR) dar. Der Grund für die Wahl dieses Zeitpunkts liegt darin, dass die Library of Congress (LoC) ab Anfang 2013 ihre Daten nur noch nach den RDA
14 AGV 2007: Protokoll der 53. Sitzung der AGV, 2007, S. 1. 15 Payer 2012. 16 Vgl. Positionspapier zur Weiterentwicklung der Bibliotheksverbünde als Teil einer überregionalen Informationsinfrastruktur 2011, S. 10. 17 AGV: Protokoll der 47. Sitzung der AGV, 2004, S. 3.
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erfassen wird. „Die LoC ist einer der wichtigsten Lieferanten von Fremddaten in Deutschland.“18
Sacherschließung „Im Gegensatz zur Formalerschließung, […], geht es bei der Sacherschließung um die inhaltliche Beschreibung und Erschließung. Bei der Sacherschließung ist zu unterscheiden zwischen (a) der verbalen Sacherschließung […] und (b) der klassifikatorischen Sacherschließung.“19 Die Titelaufnahmen der DNB (also nicht der Neuerscheinungsdienst) enthalten sowohl Elemente der verbalen als auch der klassifikatorischen Sacherschließung. Die verbalen Daten sind Schlagwörter, die den Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK) folgen. Diese Schlagwörter sind in der Schlagwortnormdatei (SWD) enthalten, die mittlerweile in der Gemeinsamen Normdatei (GND) aufgegangen ist. Die klassifikatorischen Daten, auch Notationen genannt, entstammen seit 2006 der deutschsprachigen DDC.20 So wie sich in Deutschland bei der Formalkatalogisierung die RAK als Standard etabliert haben, um größtmöglichen Nutzen aus den zur Verfügung stehenden Fremddaten zu ziehen, gilt die SWD bzw. ihre Elemente innerhalb der GND als kontrolliertes Standardvokabular. Auch die ausländischen Titeldaten, die in die Verbunddatenbanken eingespielt werden, enthalten beide Sacherschließungselemente, sofern es sich bei den Titeldaten nicht um Buchhandelsdaten, sondern um Bibliotheksdaten handelt. Im angloamerikanischen Sprachraum kommen die normierten Library of Congress Subject Headings (LCSH) zur Anwendung. Im frankophonen Sprachgebiet existiert mit RAMEAU (Répertoire d‘autorité-matière encyclopédique et alphabétique unifié) ebenfalls ein normiertes Schlagwortvokabular. Die klassifikatorische Sacherschließung erfolgt in beiden Sprachräumen durch Notationen der DDC. Um von den ausländischen Sacherschließungsfremddaten zu profitieren, ist ein Zusammenwirken der drei Normdateien erforderlich. Hierfür wurden zwei Projekte ins Leben gerufen. 1. MACS (Multilingual Access to Subject Headings)
18 Deutsche Nationalbibliothek setzt RDA ab Mitte 2013 ein, Pressemitteilung vom 27.10.2011. 19 Gantert 2008, S. 177. 20 Vgl. Schulz [Stand: 18.05.2012].
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Ein Link-Management-System und ein Retrievalsystem sollen auf einer eigens entwickelten Benutzeroberfläche eine unmittelbare Verbindung zwischen den Schlagwörtern der drei Schlagwortnormdateien herstellen.21 2. CrissCross (Projektdauer: 2006-2010) Aufbauend auf dem MACS-Projekt wurden die Sachschlagwörter der SWD mit den Notationen der DDC verknüpft.22 Eine weitere Definition, die auch die Elemente des Catalog Enrichments einbezieht, formuliert: „Als Sacherschließung (oder Inhaltserschließung) von Medien in einem Katalog fungieren Elemente des Katalogeintrags, wenn und insofern sie Katalognutzern mit thematischem Interesse Zugang zum Medium oder Orientierung über den Medieninhalt oder beides gewähren.“23
Catalog Enrichment Unter dem Begriff Catalog Enrichment versteht man gemeinhin die Anreicherung von Titeldaten mit retrodigitalisierten oder originär elektronischen Inhaltsverzeichnissen, Klappentexten und sonstigen elektronischen Materialien und Programmen. In dieser Hinsicht geht das Catalog Enrichment über die im ersten Kapitel genannte Definition der Fremddatenübernahme hinaus, da neben textuellen auch nicht-textuelle Elemente, z.B. Cover-Abbildungen, unter einem Katalogdatensatz vereinigt werden. Catalog Enrichment umfasst all jene Aspekte, die über die herkömmliche Katalogisierung hinausgehen und der Suche, Navigation und Information des Benutzers dienen24. Im Einzelnen sind dies: –– Originaldaten aus dem Medium –– Erschließungsdaten –– ergänzende Daten auf der Basis von Thesauri, Social Tagging und Recommenderdiensten –– Schnittstellen und Programme wie Link-Techniken und Bookmark-Services Derart angereicherte Katalogdaten bieten eine ganze Reihe von Vorteilen sowohl für Endnutzer als auch für Bibliotheken als Datenlieferanten. Als Entscheidungshilfe für oder gegen eine Ausleihe stellen angereicherte Katalogdaten ein wert21 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 21.02.2012]: MACS. 22 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 21.02.2012]: CrissCross. 23 Eberhardt 2012, S. 386 ff. 24 Vgl. Hauer 2009, S. 1031 ff.
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volles Werkzeug für die Literaturrecherche dar. Der Endnutzer kann so schneller über die Relevanz einer Veröffentlichung entscheiden als auf Grundlage eines einfachen Sachtitels. Für Bibliotheken kann sich das Catalog Enrichment insbesondere dann positiv auswirken, wenn der Geschäftsgang eine maschinelle Indexierung der Inhaltverzeichnisse einbezieht. Bücher in wissenschaftlichen Bibliotheken werden in den ersten zwei bis fünf Jahren nach Erscheinen durchschnittlich 4,5-mal ausgeliehen. Gerade bei älteren Werken steigt die Nutzung erheblich an, wenn die Inhaltsverzeichnisse im Rahmen des Catalog Enrichment online durchsuchbar gemacht werden. 25
Datenflüsse und Konditionen Der Austausch von Fremddaten erfolgt multidirektional und ergibt ein hochgradig komplexes Bild von Datenflüssen. Auf Basis von Interviews mit Fachleuten im Bereich der Fremddatenübernahme26 kristallisieren sich die in der folgenden Übersicht zusammengefassten Datenflüsse heraus. Die kommerziellen Konditionen des Datenaustausches sind (zum Teil ohne konkrete Werteangaben) in Spalte 2 aufgelistet. Die verwendeten Protokolle und Formate differieren und werden in den folgenden Abschnitten dargestellt. Als Trend ist deutlich erkennbar, dass Titeldaten – den Grundsätzen der Berlin Declaration folgend – kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Auch die DNB beabsichtigt, die Gebühren für die derzeit noch kostenpflichtigen Daten schrittweise zu reduzieren, „[…] bis sie voraussichtlich ab Mitte 2015 ebenfalls kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können“.2728
25 Vgl. Ebd. 26 Der Dank der Verfasser gilt Frau Brigitte Block aus der Gruppe hbz-Verbunddatenbank des Hochschulbibliothekszentrums (hbz). 27 Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 19.03.2012]: Geschäftsmodell für die Nutzung von Datendiensten der Deutschen Nationalbibliothek ab 1. Juli 2012. 28 Vgl. Zeitschriftendatenbank [Stand: 16.12.2010]: Z39.50.
Datenflüsse
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Konditionen
Titeldaten zwischen Verbünden und Bibliothe- kostenfreier Datenaustausch ken Titeldaten zwischen ZDB, Verbünden und kostenfreier Datenaustausch für Bibliotheken, Bibliotheken die an der ZDB teilnehmen. Für nicht an der ZDB teilnehmende Bibliotheken ist einzig der Zugang zur Z39.50-Schnittstelle kostenpflichtig. Über die SRU- und OAI-Schnittstellen und Linked Data steht der Zugang zu den Daten jeder Bibliothek frei.28 Titeldaten zwischen DNB, Verbünden und Seit dem 01.07.12 verfolgt die DNB eine neue Bibliotheken Preispolitik. Mittels einer Moving Wall von maximal 24 Monaten werden ältere Titeldaten kostenfrei zur Verfügung gestellt. Jüngere Titeldaten sind weiterhin kostenpflichtig. So kostet z.B. der Gesamtbezug aller Reihen inkl. ND pro Verbund EUR 19.406,-. Dies gilt nur für MAB2und MARC21-Formate. Der Bezug der Titeldaten in den Formaten oai_dc und RDF ist auch für die jüngeren Daten kostenfrei. Der Bezug der BNB-Daten über die DNB kostet pro Verbund EUR 17.123,-. Die Casalini-Daten werden mit EUR 2.462,- in Rechnung gestellt.29 Normdaten zwischen DNB, Verbünden und entgeltfrei30 Bibliotheken Kataloganreicherungen von der DNB an VerEUR 1.075,- / Verbund31 bünde Titeldaten und Digitalisate zwischen Verlagen entgeltfrei und Verbünden Titeldaten zwischen Buchhandel und DNB Für den Neuerscheinungsdienst (ND) gelten die Preise der MVB GmbH, die die Daten vom VLB automatisch an die DNB weiterleitet. Titeldaten zwischen Verbünden weltweit entgeltfrei (Bsp. LoC)32 kostenfreier Datenaustausch (Bsp: NACSIS Catalog)
29303132
29 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek 2012: Kosten Bibliographische Dienste. 30 Vgl. Ebd. 31 Vgl. Ebd. 32 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 03.02.2012]: Neuerscheinungsdienst.
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Die Protokolle Z39.50 und SRU Das Netzwerkprotokoll Z39.50 wurde seit 1984 von der National Information Standards Organisation (NISO)33 entwickelt und wird seit Anfang der 1990er Jahre von der Library of Congress34 technisch betreut. Als normierte Schnittstelle bietet Z39.50 die Möglichkeit, bibliographische Daten aus anderen Verbund- und Informationssystemen in das eigene Lokalsystem zu übernehmen und weiter unter einer vertrauten Oberfläche zu bearbeiten. Für den Austausch von Fremddaten hat sich Z39.50, vor allem bedingt durch das Projekt DBV-OSI35, seit 1993 auch bei deutschen Bibliotheken durchgesetzt. Es bildet nach wie vor das am meisten verbreitete Protokoll für den Austausch von bibliographischen Daten zwischen Verbunddatenbanken und Bibliotheken, auch wenn sich eine Ablösung von Z39.50 in seiner bisherigen technischen Konzeption durch das verwandte SRU-Protokoll36 (Search and Retrieval via URL) abzeichnet. Unter Beibehaltung langjährig gewonnener Erfahrungswerte setzt SRU Z39.50-ähnliche Abfragen auf Basis des HTTP-Protokolls und anderer etablierter Standards wie XML ab. Als zentraler Akteur in der Fremddatenübernahme stellt die Deutsche Nationalbibliothek bereits seit Anfang 2010 eine produktive SRU-Schnittstelle zur Verfügung.37 Die Verbreitung von SRU-Schnittstellen in der deutschen Verbundlandschaft ist dagegen noch lückenhaft: die Verbünde HeBIS und BSZ kündigen den Einsatz von SRU für Datenexporte in naher Zukunft an, der GBV38 und das hbz39 bieten bereits SRU-Schnittstellen im Testbetrieb an. Über die SRU-Schnittstelle können Normdaten in verschiedenen XML-Formaten und Titeldaten über eine Auswahl von OAI-Dublin Core-Elementen bezogen werden. Gegenüber Z39.50 bietet SRU den Vorteil, mit der Common Query Language (CQL) über eine formale und damit leichter adaptierbare Sprache für Suchabfragen zu verfügen. Weiterhin ermöglicht SRU den Zugriff auf eine größere Katalogauswahl. Bereits zur Einführung von SRU bei der DNB konnten –– der Katalog der DNB ohne Normdaten (DNB) –– der Katalog des Deutschen Musikarchivs (DMA) –– die Normdateien Gemeinsame Körperschaftsdatei (GKD)
33 Vgl. National Information Standards Organization 2012. 34 Vgl. Library of Congress [Stand: 09.11.2011]: Z39.50 Gateway To Library Catalogs. 35 Vgl. Luchner 1996, 922 ff. 36 Vgl. Library of Congress [Stand: 24.05.2012]: Search/Retrieval via URL. 37 Vgl. Von der Hude 2010, 51 f. 38 Vgl. Gemeinsamer Bibliotheksverbund [Stand: 24.02.2012]: SRU-Schnittstelle. 39 Vgl. Hochschulbibliothekszentrum 2011: hbz-Newsletter 2011, Nr. 2.
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–– die Personennamendatei (PND) –– die Schlagwortnormdatei (SWD) über die neue Schnittstelle angewählt werden. Normdateien können wahlweise einzeln oder über den Gesamtkatalog Authorities angefragt werden, der alle drei Normdateien umfasst. Wie bereits im dritten Kapitel erwähnt, ist im Rahmen des über mehrere Jahre laufenden GND-Projekts eine alle Entitätentypen umfassende Normdatei als gemeinsames, eindeutiges Bezugssystem für die bibliographischen Daten der Bibliotheken geschaffen worden.40 Partner sind neben der DNB alle Bibliotheksverbünde des deutschsprachigen Raums sowie die Zeitschriftendatenbank (ZDB) und zahlreiche weitere Institutionen. Ein weiterer Vorteil von SRU, der sich vor allem auf die Format-Heterogenität bei Fremddatenübernahmen positiv auswirken dürfte, ist die größere Formatauswahl. Sowohl die XML-Varianten von MARC21 und MAB2 als auch Dublin Core und RDF-XML werden von SRU unterstützt.
Umstieg von MAB2 auf MARC21 Beim Austausch von Daten steht man vor dem grundsätzlichen Problem, die fremden Formate der Datenprovider mit den eigenen in Einklang bringen zu müssen. Eine gängige Antwort darauf ist der Einsatz international verbreiteter Standards. Beim Fremddatenaustausch im deutschen Bibliotheksumfeld hat sich über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten eine Verschiebung weg vom spezifisch deutschen MAB2-Format hin zum international verbreiteten MARC21-Format vollzogen. Der Umstieg von MAB2 auf MARC21 hat sich dabei als ein leidenschaftlich diskutiertes Thema erwiesen, das mit dem Beschluss zur Internationalisierung der deutschen Standards im Jahr 2004 einen markanten Wendepunkt gefunden hat.41 Ab dem 01. Juli 2013 werden von der DNB keine MAB2-basierten Dienstleistungen mehr bereitgestellt.42 Dieser endgültige Umstieg auf MARC21 für die Fremddaten-Lieferdienste erscheint in mehrfacher Hinsicht logisch:
40 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 10.07.2012]: Gemeinsame Normdatei (GND). 41 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 21.02.2012]: Projekt Umstieg auf MARC 21. 42 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 01.07.2012]: Neue Entwicklungen in den Datendiensten.
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1) MARC als Industrie-Format Die Deutsche Nationalbibliothek ist der zentrale Broker von bibliographischen Verlagsdaten im Rahmen des Neuerscheinungsdienstes. Aus Perspektive des Buchhandels hat sich seit der Jahrtausendwende die Formatfamilie ONIX43 zum de-facto-Standard für Verlagsdaten entwickelt. Gleichzeitig wurde ONIX von der Library of Congress frühzeitig ernst genommen, was sich anhand des ersten Mappings von ONIX auf MARC44 im Dezember 2000 belegen lässt. 2) MARC als internationales Austauschformat Die LoC ist der größte Lieferant von Fremddaten an die Deutsche Nationalbibliothek45 und liefert diese Daten im MARC-Format. Ebenfalls MARC liefern andere ausländische Verbundpartner wie der japanische NACSIS-Catalog und die BNB. 3) MARC als XML Schema XML Schema vereint als eine 2004 verabschiedete W3C-Empfehlung46 die Ausdrucksfähigkeit von generischen Markup-Sprachen mit der DatenbankTechnologie entlehnten Datentypisierungen, regulären Ausdrücken und Namensräumen. Damit bietet XML Schema als Nachfolge-Technologie von Document Type Defintions (DTDs) die idealen Voraussetzungen für den maschinellen Datenaustausch und die Integration heterogener Datenbestände. XML Schema wurde ebenfalls sehr früh von der LoC adaptiert und bereits 2002 in Form des ersten Marc 21 XML Schema implementiert.47 Die erst 2004 erfolgte Umsetzung von MAB2 als (sehr einfaches) XML Schema48 kann als Reaktion auf die Entwicklungen von MARC hin zu einem ausdrucksmächtigen Datenmodell auf XML-Basis angesehen werden.
Kritik an MARC Gleichwohl steht das MARC-Format aus verschiedenen Gründen auch in der Kritik. Speziell in der Diskussion um RDA (Resource Description And Access) und vor dem Hintergrund einer noch immer fehlenden Nachfolge des über vier
43 Vgl. EDItEUR 2009. 44 Vgl. Library Of Congress [Stand: 05.03.2005]: ONIX to MARC 21 Mapping. 45 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek setzt RDA ab Mitte 2013 ein, Pressemitteilung vom 27.10.2011. 46 Vgl. W3C [Stand: 28.10.2004]: XML Schema Part 1: Structures, 2nd ed., W3C Recommendation. 47 Vgl. Library of Congress [Stand: 13.04.2012]: MARC 21 XML Schema. 48 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 21.02.2012]: MAB XML.
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Jahrzehnte alten Standards sind seine Nachteile wieder ins Blickfeld gelangt.49 MARC21 kann die Anforderungen der RDA nicht zur Gänze erfüllen. Zudem gilt es bei seinen Kritikern als ein zu flaches Format mit geringer Granularität und aufgrund seiner Zerfaserung in viele verschiedene nationale Derivate als schwer beherrschbar.
Ausblick Es ist zu erwarten, dass mit den weiteren Entwicklungen des Erschließungsstandards RDA (Resource Description and Access) auch die Anforderungen an moderne Formate für Titeldatensätze konkretisiert werden. Das Streben nach immer größerer Interoperabilität existierender und zukünftiger Formate steht im Zentrum der Diskussionen um RDA - die Vision einer weltweiten, Ländergrenzen übergreifenden Verbunddatenbank bleibt. Mit seinem Fokus auf Rollen und Relationen, wie man sie bereits von den Functional Requirements for Bibliographical Records (FRBR) her kennt, bietet sich RDA auch für eine Nutzung in Linked DataKontexten an. Die Bibliographic Framework Transition Initiative der Library of Congress erklärte im Oktober 2011 ihre Absicht,50 ein neues Format namens Bibframe erarbeiten zu wollen, das MARC ablösen könnte. Bibframe soll ganz auf die neuen Anforderungen des Internets, die Prinzipien und Mechanismen von Linked Data und auf das Resource Description Framework (RDF) ausgerichtet werden. Die Deutsche Nationalbibliothek unterstützt die Initiative.51 Die Bibliotheken interagieren heute mit vielerlei Portalen und Dienstleistungsanbietern, so dass die bibliographische Nachweissituation immer heterogener zu werden droht. Hier ist die DNB längst nicht mehr alleiniger Datenlieferant. Daher wird es zukünftig die Aufgabe der DNB sein, für die Normierung der Daten zum Zwecke der Nachnutzung zu sorgen, und dies ungeachtet ihrer Herkunft. Es entsteht der Eindruck, dass die Sorge um die Einheitlichkeit der Daten für ihre Nachnutzung die um eine regelwerkskonforme Erschließungsleistung und -qualität ersetzen wird.52 49 Vgl. Wiesenmüller 2011, S. 678 ff. 50 Vgl. Library of Congress / Bibliographic Framework Transition Initiative (2011): A Bibliographic Framework for the Digital Age. 51 Vgl. Response of the German National Library to the Bibliographic Framework Transition Initiative General Plan announced by the Library of Congress in October 2011, 2012. 52 Vgl. Deutsche Nationalbibliothek [Stand: 29.03.2012]: Geschäftsmodell für die Nutzung von Datendiensten der Deutschen Nationalbibliothek. – Stand: 1. August 2010.
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Bibliotheken und der Handel
Anne Bein und Jürgen Stickelberger
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Vom Händler zum Partner und Anbieter von smart solutions
Einführung Was versteht man in unserer Industrie unter einer Agentur? Laut Wiktionary1 handelt es sich bei einer Agentur um ein „Büro, das Vermittlungsdienstleistungen erbringt oder die Interessenvertretung für seine Kunden übernimmt“. Auf unsere Branche bezogen handelt es sich bei den Parteien auf der einen Seite um Verlage und Fachgesellschaften und auf der anderen Seite um Bibliotheken. Die Vermittler zwischen diesen Parteien, die klassischen Agenturen, bezeichnen sich heute häufig als „Information Services“ und haben sich, im Gegensatz zum klassischen Buchhandel, sehr früh als spezialisierte Dienstleister für Bibliotheken im Bereich Zeitschriften und Periodika positioniert. Die Rolle der Agenturen verändert und erweitert sich permanent – bedingt durch den Paradigmenwechsel unserer Branche. Auf Gutenbergs traditionelle Welt stoßen Digitalisierung und Aufteilung von Inhalten, verändertes Arbeiten der Bibliotheksnutzer – seien es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Lehre und Forschung oder Studierende. Zu diesen Veränderungen gehören neue Wege der ortsunabhängigen Zusammenarbeit an Dokumenten und Forschungsprojekten und des Verwaltens von Daten sowie neue Publikationsformen und Werkzeuge für die Bereitstellung, Analyse, Aufbereitung und Verwaltung der vielfältigen Angebote. All dies vollzieht sich innerhalb enger finanzieller Rahmenbedingungen. Bis auf den Nutzer müssen sich alle Glieder der Wertschöpfungskette – Autor, Verlag, Agentur / Buchhandel und Bibliothek – auf dem Markt neu positionieren. Dies gilt im Besonderen für die Agenturen, die sich in einer klassischen ‚Sandwichposition‘ befinden. Die weltweit führenden Anbieter haben sich diesen Herausforderungen längst gestellt. Bestand in der Vergangenheit ihre Aufgabe vereinfacht gesagt in der Bündelung und Optimierung von Arbeitsprozessen für die Beschaffung wissenschaftlicher Periodika, der konfektionierten Aufbereitung für Bibliotheken und Verlage sowie der Kanalisierung von Geldströmen, so verstehen sich diese Firmen heute als Partner ihrer Kunden, als Anbieter von Lösungen in Fragen des Wissensmanagements (Knowledge Management). 1 http://de.wiktionary.org/wiki/Agentur (09.06.2013).
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Der Markt und die Akteure Das Produkt: die gedruckte wissenschaftliche Zeitschrift Die Geschichte der wissenschaftlichen Zeitschrift ist seit ihren Anfängen im 17. Jahrhundert eine Erfolgsgeschichte, sowohl in wissenschaftlicher als auch in verlegerischer und ökonomischer Hinsicht. Die Zeitschrift wurde schnell zum erfolgreichsten Medium für den Austausch und die Verbreitung neuester Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft. Dabei darf man nicht vergessen, dass diese Publikationsform unter spezifischen logistischen Rahmenbedingungen geschaffen wurde. So wurde in jener Zeit sämtliche Post per Pferdekutsche transportiert. Erfindungen wie Eisenbahn, Auto, Fernschreiber, Fax und Telefon veränderten zwar die Kommunikation, aber nicht die Form der periodisch erscheinenden Hefte. Die Anzahl wissenschaftlicher Periodika und Fachzeitschriften entwickelte sich explosiv.
Die Produzenten: die Verlage Das Verlagswesen ist eine Folge der Erfindung des Buchdrucks.2 Es bildeten sich verschiedene Verlagsarten mit unterschiedlichen Schwerpunkten heraus, zum Beispiel belletristische Verlage, Fach- und Wissenschaftsverlage, Kalenderverlage. In unserem Segment haben wir es in der Mehrzahl mit Fach- und Wissenschaftsverlagen zu tun, wobei wir zwischen kommerziellen Verlagen, wie zum Beispiel Elsevier oder Springer, und Non-for-Profit-Verlagen, wie zum Beispiel Fachgesellschaften, unterscheiden. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren diese mehrheitlich in Deutschland, England und Frankreich ansässig. Nach 1945 konzentrierten sich die wichtigsten Verlage in den USA, den Niederlanden, England und Deutschland. Die Vertriebskanäle für Verlage sind klassischerweise der Ortsbuchhandel, der direkte Vertriebsweg und – im Falle von Zeitschriften – mehrheitlich die Agenturen. Weltweit gibt es über 100.000 Fachverlage und Fachgesellschaften.
Die Kunden: die Bibliotheken Ob National-, Landes-, Universitäts-, Instituts-, Fachhochschul-, Spezial-, Öffentliche oder Firmenbibliotheken, alle genannten Einrichtungen erwerben eine 2 http://de.wikipedia.org/wiki/Verlagswesen_(Wirtschaft) (09.06.2013).
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mehr oder weniger große Anzahl von Periodika und nehmen dafür von Anfang an die Dienste von Agenturen in Anspruch, weil sie den Mehrwert ihrer Arbeit, der nicht zuletzt in der Bündelung von Prozessen besteht, erkannt haben.
Die Vermittler: die Agenturen Agenturen in der heute bekannten Form gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Die drei größten, international agierenden Firmen, sind: –– Harrassowitz (gegründet 1872)3 –– Royal Swets and Zeitlinger / Swets Information Services (gegründet 1901)4 –– EBSCO (gegründet 1944)5 Bis in die 1980er Jahre nahm die Anzahl der Agenturen, die national, regional oder lokal agierten, stetig zu. Jedoch bereits vor der so genannten Zeitschriftenkrise in den 1990er Jahren setzte ein Konzentrationsprozess in der Branche ein, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Die Association of Subscription Agents and Intermediaries (ASA)6 beschreibt den Nutzen von Agenturen oder anderen Vermittlern unserer Branche für Bibliotheken wie folgt: “Helping libraries stay informed, save time and money, technical support, consortia services, decision support.”7 Weltweit nehmen schätzungsweise über 90 % der Bibliotheken die Abonnementsdienstleistungen von Agenturen wahr. Agenturen erhalten von den Verlagen für ihre Vertriebsdienstleistungen in der Regel einen Einkaufsrabatt auf die von den Verlagen berechneten Preise. Dieser Rabatt entwickelt sich jedoch seit ungefähr zwölf Jahren negativ: der Trend geht zu niedrigeren Rabatten sowohl für gedruckte, aber speziell auch für elektronische Publikationen. Die Standard-Dienstleistungen für die Bibliothekskunden werden mit Service Charges vergütet. Zusätzliche Dienstleistungen werden separat in Rechnung gestellt. Weitere Einkommenskomponenten bilden eigene Produkte der Agenturen für die Beschaffung und Verwaltung von Inhalten.
3 http://www.harrassowitz.de (09.06.2013). 4 http://www.swets.com/ (09.06.2013). 5 http://www.ebsco.com (09.06.2013). 6 http://subscription-agents.org/ (09.06.2013). 7 http://subscription-agents.org/libraries (09.06.2013).
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Aktuelle Entwicklungen Das Produkt: vom gedruckten zum elektronischen Content Etwa eine Million Fachzeitschriften in gedruckter und elektronischer Form werden derzeit weltweit publiziert, rund 260.000 davon sind wissenschaftliche Periodika, die von über 100.000 Verlagen und Gesellschaften verlegt werden. Bis zur ersten Phase der Digitalisierung sprechen wir rückblickend von einer ‚Printonly‘- oder ‚Offline-Zeit‘. Der tief greifende technologische Wandel brachte neue digitale Medienformen, Online-Medien, hervor, die von traditionellen Formaten wie Zeitschriften und Büchern in elektronischer Form (E-Journals, E-Books) bis zu granularen Formen wie elektronische Aufsätze, Rezensionen oder Blogs bzw. aggregierten Versionen derselben (Datenbanken) reichen. Wir sprechen auch von einer ‚Entbündelung‘ herkömmlicher Publikations- bzw. Medienformen.
Die Provider: die Verlage Im Verlagswesen findet seit geraumer Zeit ein Konzentrationsprozess statt. Um im Wettbewerb zu bestehen, entwickeln die kommerziellen Verlage innovative Geschäftsmodelle in den Bereichen Open Access, Patron Driven Acquisition (PDA) und Datenbanken. Außerdem erstellen sie eigene Plattformen wie „SpringerLink“, „ScienceDirect“ oder „De Gruyter Online“. Damit setzen sie auch auf den Direktkontakt mit – privaten – Endnutzern.
Neue Player: die Konsortien Als weitere Akteure treten seit dem Ende der 1990er Jahre auch die Bibliotheken selbst am Markt auf, indem sie sich zu Einkaufsgemeinschaften, so genannten Konsortien zusammenschließen. Seit 2011 stehen im Kontext überregionaler oder auch nationaler Konsortien drei Lizenztypen zur Verfügung: die vollständig DFG8-finanzierte ‚Nationallizenz‘ für abgeschlossene elektronische Ressourcen, die ‚DFG-geförderte Allianzlizenz‘ für laufende Produkte mit Eigenbeteiligung der Konsorten und die ‚Allianzlizenz‘ für laufende Produkte ohne jegliche DFG-Förderung“9. 8 Deutsche Forschungsgemeinschaft. 9 http://www.nationallizenzen.de/ueber-nationallizenzen/allianz-lizenzen-2011-ff.#1.1._Was_
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Aus der Sicht des Buchhandels agieren die neuen Akteure Konsortien wie Anbieter und Agenturen zugleich, da die Konsortialgeschäftsstellen oder die verhandlungsführenden Bibliotheken Angebote einholen, unterbreiten und verhandeln, Bibliotheken als Kunden aggregieren und in einigen Fällen sogar die Rechnungslegung übernehmen.
Die Kunden: die Bibliotheken Die Bibliotheken stehen heute vor zahlreichen Herausforderungen: Universitätsbibliotheken müssen sich innerhalb der Universitäten neu positionieren und sind mit abnehmenden oder stagnierenden Erwerbungsetats, steigendem Kostendruck, neuen Anforderungen durch neue Technologien, Medien und Nutzererwartungen konfrontiert.
Abb. 1: Migration Zeitschriften.
Die Big Deals binden große Teile der Bibliotheksbudgets. In der Folge sind weniger finanzielle Mittel für den Erwerb von über Agenturen geführten Einzelsind_die_DFG-geförderten (10.06.2013).
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abonnements vorhanden. Big Deals waren jedoch ein wichtiger Wegbereiter des E-only -Trends. Betrug der Anteil von lizenzierten E-only-Zeitschriften 2009 in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) 21 % und in den USA 65 %, so waren es 2011 schon 29 % (DACH) bzw. 80 % (USA).10 Auch müssen Bibliotheken die Balance finden zwischen Bestandsentwicklung just in case und der Beschaffung von Inhalten auf konkrete Nutzernachfrage just in time.
Die Agenturen Der Basisservice einer Zeitschriftenagentur ist noch nicht überflüssig geworden und sieht wie folgt aus:
Abb. 2: Kunden Swets Verlag. Quelle: Swets intern.
Zusätzlich werden Mehrwertdienste rund um das E-Journal11 und rund um das E-Book entwickelt, um den Bibliothekskunden die Administration und Präsentation elektronischer Ressourcen zu erleichtern oder abzunehmen. Es handelt sich dabei um Produkte wie –– Electronic Resource Management-Systeme (ERM) –– Erstellung von Nutzungsstatistiken –– E-Book-Kataloge –– Suchmaschinen, Discovery-Systeme.
10 Angaben aus: Bahmann, Klaus: Der Handel kann Print! Kann er auch digital? – Vortrag auf der AWS-Tagung 2012. 11 http://wiki.iuk.hdm-stuttgart.de/erwerbung/index.php/Agentur (09.06.2013).
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Die Entwicklung der genannten Tools ist im Wesentlichen eine Folge des Umstands, dass elektronische Medien sowohl in den Leistungsportfolios der Verlage und Agenturen als auch in den Angebotsportfolios der Bibliotheken auf dem Vormarsch sind.
Abb. 3: „Anteile Medienformen Print zu E“. Quelle: Swets intern.
Konkret geht es darum, smart solutions zu kreieren, Lösungen, die von den Bibliothekskunden individuell adaptiert und integriert werden können. Die wesentlichen bibliothekarischen Problemfelder im Kontext des Medienwandels betreffen die Lizenzierung, das Electronic Resource Management, die Präsentation des Angebots über geeignete Interfaces sowie Bewertung und Einordnung des Nutzerverhaltens anhand von Nutzungsstatistiken. Auf der anderen Seite machen sich auch Verlage das Potential von Agenturen zu Nutze, indem sie verkaufsfördernde Dienstleistungen in Anspruch nehmen, wie zum Beispiel Marketing, Mail-Services oder Telesales. Hinzu kommen die Auswertung von Daten für die Marktforschung, Business Intelligence und Wettbewerbsanalysen. Outsourcing ist in Zukunft sicher einer der interessantesten Bereiche für Agenturen. Dabei geht es nicht darum, dem Kunden vorgefertigte Produkte oder Lösungen anzubieten, sondern mit dem Kunden gemeinsam Lösungen für bestimmte Fragestellungen zu erarbeiten. Diese Lösungen sind dann das ‚Produkt‘, welches der Kunde bezieht. Maßgeschneiderte Lösungen, smart solutions, haben sich in vielen Bereichen der Wirtschaft schon etabliert und werden künftig sicher auch im Buchhandel mit den Bibliotheken Beachtung finden. Die Bibliotheken stehen zweifellos vor zahlreichen Herausforderungen, die sich nicht wesentlich von denjenigen der freien Wirtschaft im Allgemeinen unterscheiden:
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–– Kostendruck – steigende Einkaufspreise für Medien –– Personaldruck – Vorgaben, die Mitarbeiterzahl zu reduzieren –– Qualifikationsdruck – bestehendes Personal muss für neue Herausforderungen qualifiziert werden –– Servicedruck – der steigenden Erwartungshaltung der Nutzer Rechnung tragen. Hieraus lassen sich bei sorgfältiger Analyse geeignete Geschäftsmodelle für Library Suppliers und Agenturen ableiten, die es ermöglichen, Bibliotheken mit völlig neuen Serviceleistungen zu unterstützen. Die Produkte und Dienstleistungen des Handels zeigen, dass ein Großteil der Firmen für die Veränderungen der Branche gut aufgestellt ist und die Zeichen der Zeit durchaus erkennt. Man muss jedoch festhalten, dass keiner der Beteiligten in dieser Wertschöpfungskette weiß, wohin die Veränderungen der Branche tatsächlich führen. Andererseits kann man mit Sicherheit sagen, dass die Technologie und ihre Nutzung durch die Endkunden die Geschwindigkeit der Veränderung bestimmen und auch die Richtung maßgeblich beeinflussen werden.
Die Zukunft hat bereits begonnen… Angesichts der wachsenden Anzahl von Akademikern weltweit, besonders in Asien, deren Karrieremodell einen Publikationszwang beinhaltet, ist weiterhin ein rasantes Wachstum an Artikeln zu verzeichnen. Diese können nur zum Teil in renommierten Fachzeitschriften mit hohem Impact Factor veröffentlicht werden. Die Digitalisierung von Inhalten macht die individuelle Zusammenstellung von Inhalten aus unterschiedlichen Quellen (elektronische Zeitschriften, E-Books, Datenbanken, Preprint-Servern, Print on Demand, E-Books on Demand, E-Reference u.a.) erstmals und einfach möglich. Neue Formen der Erschließung wie die Indexierung von Metadaten und Volltexten oder die semantische Vernetzung bilden eine Schlüsselvoraussetzung für effizientes Suchen und Finden. Weitere Entwicklungen wie Suchmaschinen oder Discovery Services erleichtern ebenfalls den Zugriff auf relevante Inhalte. So wird es langfristig nicht mehr darauf ankommen, Hefte und Bücher, gedruckt oder elektronisch, bereitzustellen, sondern darauf, die Volltexte sofort verfügbar zu machen. Die Kommunikation in Forschung und Wissenschaft ist vielfältiger und kleinteiliger geworden. Open Access, der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information, hat das oben beschriebene Wachstum an Artikeln durchaus befördert. Die Wissenschaftler finden mittlerweile „Gefallen an Selbstverantwortung und
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Selbstorganisation“12 und rufen „zur Abkehr von der Verwendung journalbasierter Impact-Metriken zur Beurteilung von Wissenschaft und Wissenschaftlern“13 auf. Im Rahmen der San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA)14 werden Alternativen zum traditionellen Impact Factor entwickelt. Der Open Access Verlag Public Library of Science (PLoS) als Pionier alternativer Metriken fügt „jedem Artikel eine Vielzahl unterschiedlicher Informationen zu Zitaten, Downloads oder dem Social Media Impact“15 bei. Die Situation der Bibliotheken lässt sich am besten als hybrid bezeichnen. Einerseits wird weiterhin Bestandsaufbau betrieben, andererseits muss die Bibliothek in der Lage sein, ihre Nutzer trotz begrenzter finanzieller Mittel ‚just in time‘ mit Information zu versorgen. Im Zuge der diversen Möglichkeiten, die Bibliotheken erproben und nutzen, Informationen bereit zu stellen, wächst dem Management und der Bereitstellung von Metadaten ein enormer Stellenwert zu. Ohne hochwertige Titeldaten und ohne ebenso hoch qualifiziertes Handling derselben ist den besten Discovery-Systemen kein Erfolg beschieden. Einige der im Folgenden genannten Möglichkeiten für Agenturen, auch in Zukunft Inhalte zu vermitteln und davon zu leben, sind teilweise heute schon Realität: –– Open Access Agentur: Für Agenturen zeichnet sich in Zukunft ein weiteres neues Betätigungsfeld ab: Dienstleistungen für Golden Open Access Publikationen. In diesem Fall wird die bekannte Wertschöpfungskette modifiziert, erstmals erscheint der Autor in den Geschäftsprozessen der Agenturen. Wohingegen der Leser in Form des Abonnenten aus dieser neuen Wertschöpfungskette fast verschwindet, wenn man von den Bereitstellungsangeboten absieht. Auch der Geldstrom ändert sich etwas. Es zahlen die Autoren und nicht mehr die Abonnenten. Dabei werden aber die klassischen Ansprechpartner im Zahlungsverkehr von der Institution zum Verlag mit einer Agentur als Dienstleister dazwischen die gleichen bleiben. Agenturen können hier mit bereits bestens bewährten Prozessen für Zahlungen und Bestandsabwicklung zwischen den Institutionen und den Verlagen einen erheblichen Mehrwert beitragen. Dazu gehört auch das Abbilden komplexer Institutsstrukturen an den jeweiligen Universitäten, um einen umfassenden Service für die gesamte Organisation zu gewährleis-
12 Herb, Ulrich: Der akademische Frühling dauert an. In: Telepolis vom 08.06.2013. http://www. heise.de/tp/artikel/39/39238/1.html (10.06.2013). 13 Ebd. 14 http://am.ascb.org/dora/ (10.06.2013). 15 Herb 2013.
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Anne Bein und Jürgen Stickelberger
ten. Wann die ersten Angebote dazu dem Markt präsentiert werden, wird man bald sehen. Dienstleistungen für Verlage: Marketing, Vertrieb, Kundenbetreuung, Bestelladministration, Business Intelligence und Content Hosting können ganz oder teilweise für Verlage übernommen werden. Teilbereiche des Outsourcings können unter anderem Magazinierung, Electronic Resource Management sein. Im Bereich Online-Zugriff ist es möglich, Inhalte verlagsübergreifend und geräteunabhängig auf Agenturplattformen bereitzustellen. Agenturen können Bibliotheken helfen, die Forschung ihrer Wissenschaftler noch stärker zu unterstützen – durch Werkzeuge, die nicht nur das Auffinden von Inhalten, sondern auch Kommunikation und Vernetzung der Kollegen fördern.
Fazit Die Zukunft hat längst begonnen… der Handel ist von jeher durch seine klassische Mittlerposition gezwungen bzw. hoch motiviert, auf Marktveränderungen nicht nur kreativ und flexibel zu reagieren, sondern auch proaktiv zu agieren. Die Reduzierung komplexer Prozesse stellt einen wesentlichen Mehrwert für Kunden dar. Durch die besonderen betriebswirtschaftlichen Abhängigkeiten ist eine Fokussierung auf Kernkompetenzen ein Muss. Voraussetzung ist allerdings, dass der Markt den Mehrwert honoriert. Agenturen entwickeln sich auch zu technologischen Kompetenzzentren, zu Beratungsfirmen. In der Folge tätigen sie hohe Investitionen in ihre Mitarbeiter und Systeme. Was hat sich nun an der Position der Agenturen geändert? Die Agenturen haben sich vom Transmissionsriemen zwischen Verlagen und Bibliotheken zum Entwicklungspartner für smart solutions sowohl in Richtung Bibliotheken als in Richtung Verlage bereits entwickelt oder sind auf gutem Weg zu diesem Etappenziel. Vieles scheint möglich – auch und besonders für die ‚Intermediaries‘.
Detlef Büttner
Buchhandel, Dienstleistung und Wissenspartnerschaft im 21. Jahrhundert Neue Risiken, neue Chancen Die Lage und Situation des Buchhandels ändert sich fundamental. Die Digitalisierung bzw. „Internetisierung“ verändert seine bisherige Rolle in der Medienversorgung und stellt sie auf den Prüfstand. Das Internet formt unaufhaltsam die klassischen Rollen und Marktanteile der hier agierenden Wertschöpfungspartner um. Der klassische Buchhändler als Intermediär zwischen Verlag und Leser wird heute bereits von Online-Händlern und Internetplattformen wirtschaftlich bedrängt. Künftig soll sich die Verschiebung der Vertriebskanäle weiter beschleunigen. Entfielen 2010 noch mehr als 50 Prozent (4,92 Mrd. Euro von 9,7 Mrd. Euro) des Umsatzes des deutschen Medienmarktes auf den Sortimentsbuchhandel, so ist davon auszugehen, dass dieser Anteil in den nächsten Jahren auf 40 Prozent zurückgehen wird. Von dieser erdrutschartigen Verschiebung profitiert primär der Online- und Versandhandel, der sich dann ein noch größeres Stück vom Marktkuchen abschneidet und fast ein Viertel des gesamten Umsatzes macht. Der Buchhandel verliert nicht nur massiv Anteile an den Online-Handel. Auch frühere Absatzchancen schwinden durch das Internet. Potenzielle Käufer verzichten auf den Erwerb klassischer Buchprodukte wie Lexika und Nachschlagewerke und recherchieren die gewünschten Informationen stattdessen in frei zugänglichen Internetquellen wie zum Beispiel Wikipedia. Gleichzeitig werden konventionelle Produkte wie Bücher oder Zeitschriften zunehmend durch elektronische Medien abgelöst. Dadurch wird die klassische Wertschöpfungskette ‚Autor-Verlag-Händler-Leser‘ veränderungsanfällig und der Buchhandel gerät zusätzlich unter Druck. Denn von dem Zeitpunkt an, ab dem die Information digital ist, ist der direkte Weg zum Anbieter kürzer als derjenige über den Handel. Heute bereits werden elektronische Produkte häufig am Handel vorbei über andere Vertriebswege bezogen. In der Summe lässt diese kurze und vereinfachte Zustandsbeschreibung das folgende Zukunftsszenario wahrscheinlich werden: Ein erheblicher Teil, wahrscheinlich bis zu 40 Prozent, der buchhändlerischen Fläche wird entweder durch Geschäftsaufgabe oder zu Gunsten anderer Sortimente (sogenannter Non-Books) verschwinden. Vor dem Hintergrund der sich weiter verschärfenden Marktdynamik ist der Sortimentsbuchhandel gefordert, sein kaum flexibles und wenig skalierbares Geschäftsmodell über Bord zu werfen, wenn er nicht Gefahr laufen
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will, von den Unternehmen des digitalen Zeitalters gänzlich in die Ecke gedrückt zu werden. Das heißt im Klartext: Alle Akteure des Buchhandels müssen sich der Tatsache stellen und darauf reagieren, dass eine Transformation vom klassischen Buchhändler zum modernen Medienhändler nicht nur bereits stattfindet, sondern sich weiterhin beschleunigen wird. In diesem Prozess wird sich die Buchhandelslandschaft weiter ausdifferenzieren. Die Marktentwicklung verlangt eine klare Positionierung, die ihre Kontur zuvorderst über eine sehr viel intensivere Beschäftigung mit den Kundenbedürfnissen gewinnt. Auch wenn die Vielfalt, die das Marktbild bislang prägte, erhalten bleibt, wird es den Buchhandel als solchen nicht mehr geben: Der Filialist mit einem allgemeinem Sortiment definiert sich künftig über Lifestyle-Konzepte, in denen Bücher nur noch ein Teilbestand des Angebots sind. Die eigentümergeführte Buchhandlung vor Ort wird zur kulturellen Instanz, bietet ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm und engagiert sich in der Leseförderung. Der Fachbuchhändler denkt ganzheitlich und übernimmt das Medienmanagement seiner Kunden. Das hier skizzierte Szenario ist nicht nur das in Zukunft wahrscheinliche, sondern aller Voraussicht nach auch das einzige, das den Akteuren in ihren jeweiligen Segmenten das Überleben sichert. Dabei birgt die größte mediale Neuorientierung seit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert nicht nur – zum Teil existenzielle – Risiken, sondern auch signifikante Chancen für eine Neudefinition der Rolle des Buchhandels. Ein Bereich des Sortimentsbuchhandels ist der als Dienstleister für Bibliotheken fungierende Fachbuchhandel, allgemein und nachfolgend als Library Supplier oder Bibliotheksdienstleister bezeichnet. Auch für den Library Supplier sind die oben genannten Tendenzen und Entwicklungen zum großen Teil maßgeblich. Zusätzlich kommen andere hinzu, die aus seiner speziellen Aufgabe als Lieferant akademischer Literatur und aus seiner Geschäftspartnerschaft mit wissenschaftlichen Bibliotheken resultieren. Die besonderen Herausforderungen, aber auch die Chancen dieses Segments sollen bezogen auf seine künftige Rollen- und Geschäftsmodellentwicklung nachfolgend exemplarisch beleuchtet werden.
Library Supplier und wissenschaftliche Bibliotheken Für wissenschaftliche Bibliotheken ist der Sortimentsbuchhandel schon immer eine wichtige Säule in der Informationsversorgung gewesen. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich jedoch ein differenziertes Bild dieses Handelssegments. Bibliotheken, insbesondere große Universitätsbibliotheken, haben oft 30 bis 40
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Lieferanten für Bücher und andere Medien. Hierbei reicht die Spannbreite der einzelnen Händlerprofile vom Ortsbuchhändler, der einer Bibliothek deutschsprachige Titel liefert und den diese als Objekt der Kulturförderung begreift und unterstützt, bis hin zum Spezialisten, der ausländische Literatur liefert. Letzterer ist natürlich bestrebt, seine Geschäftsbeziehung zur Bibliothek durch ein erweitertes Angebot von Dienstleistungen zu stabilisieren und zu verbessern. Das sind Dienstleistungen wie Aggregation von Verlagsquellen, Optimierung von Einkaufsstrategien, Vertragsverhandlungen, Katalogisierung, informationslogistisch gestützte Prozessierung inklusive elektronischer Bestellung, Bestellstatus-Benachrichtigung und Rechnungstellung, Konsolidierung von Vorabinformationen und Unterstützung bei der Fachmedienauswahl, Auskunft, Schulung und vieles mehr. Natürlich liegt es im Bestreben des Bibliotheksdienstleisters, auch die einfachen Bestellungen zu bekommen. Die Begründung dieser „Expansionsstrategie“ ist auch für viele Bibliotheken einleuchtend: Er kann sich als Dienstleister noch leistungsfähiger aufstellen, wenn er so zum One Stop Shop für einfache und komplizierte Lieferungen werden kann. Mehr oder weniger zeitgleich damit ist es bei genauer Marktbetrachtung offensichtlich, dass die in der Vergangenheit unterschiedlichen Betätigungsfelder von Bibliotheksdienstleistern und Agenturen zunehmend ineinander übergehen. Waren (internationale) Agenturen vormals ausschließlich mit entsprechender Kompetenz auf die Beschaffung von Zeitschriften und Bibliotheksdienstleister ausschließlich mit ebensolcher Kompetenz auf die Buchbeschaffung fokussiert, so erweitern beide ihren Radius mit dem Aufkommen von Online-Medien wie E-Books und E-Journals zunehmend um den Tätigkeitsbereich des jeweils anderen. Zusätzliche Dynamik in dieses Buchhandelssegment bringen große OnlineHändler wie Google, Amazon und Apple. Sie sind für die etablierten Library Supplier aus Wettbewerbssicht bislang eher noch eine „terra incognita“ und somit schwer einzuschätzen. Sie haben bereits erste Zeichen gesetzt, die, in die Zukunft extrapoliert, ernst zu nehmen und zu berücksichtigen sind. Zu nennen wäre hier etwa die viel beachtete und zum Teil kontrovers kommentierte Public Private Partnership zwischen Google und einigen großen Bibliotheken zur Digitalisierung von urheberrechtsfreien Altbeständen. Zu erwähnen wäre auch der in der Vergangenheit bereits vereinzelt von Bibliotheksseite geäußerte Wunsch, mit Amazon zusammenarbeiten zu wollen, um sich so einer gegenüber der Verlags- und Handelslieferung rascheren Zustellung bestellter Medien zu ebenfalls guten Preisen zu versichern. Dabei wird die weltweit bewährte Logistik des Online-Händlers als Grund für diese Überlegung ins Feld geführt.
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Aus all dem ergibt sich die komplexe Gemengelage technologischer und struktureller Veränderungen in der Medienlandschaft, auf die Bibliotheksdienstleister bereits reagiert haben. Sie haben infrastrukturell aufgerüstet, ihre Prozesse automatisiert und optimiert. Zeitgleich damit und diesen Prozess nachhaltig verstärkend und beschleunigend, haben Bibliotheken im Zeichen ständig schrumpfender Erwerbungsetats und einer sich verschärfenden Effizienzdebatte begonnen, die Zahl ihrer Lieferanten zu reduzieren. Sie haben ihre Zusammenarbeit mit dem Handel in den letzten Jahren auf deutlich weniger Händler konzentriert, weil das erforderliche Leistungsspektrum differenzierter und komplexer geworden ist und in seiner Gänze nur von spezialisierten Library Suppliers abgedeckt wird. Der Ortsbuchhändler, der Ansichtslieferungen vorlegt und wieder abholt, gehört heute schon der Vergangenheit an, obwohl die klassischen Dienstleistungen für die frühere „Hol-Bibliothek“ immer noch Fundament und Rückgrat des heutigen Leistungsspektrums bilden.
Von der Hol- zur Bring-Bibliothek Wie der Buchhandel generell so wurden auch die Bibliotheksdienstleister durch die Veränderungen aufgeschreckt. Sie versuchen seit geraumer Zeit, durch ein ständig erweitertes Wertschöpfungsangebot an Bibliotheken, ihre Rolle als Lieferant zu festigen, um nicht der Lieferantenausdünnung zum Opfer zu fallen. Um die Dynamik zu ermessen, mit der der Fachbuchhandel seine traditionellen Bibliotheksdienste erweitert, aufbohrt und ergänzt, sollen nachfolgend die klassischen und neuen Dienstleistungen kurz vorgestellt werden. Unter ‚neuer Dienstleistung‘ werden dabei all jene Angebote subsumiert, die in jüngerer Zeit die Leistungspalette erweitert haben. Dabei richtet sich das jeweilige Angebot natürlich stets nach der individuellen Ausrichtung des Händlers und nach der Nachfrage von Seiten seiner Bibliothekskunden. Von klassischer Bibliotheksdienstleistung zu sprechen ist eigentlich ein Anachronismus, weil das Angebot notwendigerweise schon seit vielen Jahren ‚modern‘ geworden ist und sich den wachsenden Anforderungen angepasst hat. Der Lieferant leistet heute die weltweite Beschaffung von Medien und stellt sie für die Nutzung in Bibliotheken zur Verfügung. Das umfasst ein weites Tätigkeitsfeld vom Import ausländischer Bücher bis hin zur nationalen und internationalen Lizenzierung von Zugriffen auf E-Books. Die hier exemplarisch genannten Tätigkeitspole unterstreichen die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen traditionellen Dienstleistungen für konventionelle Medien und modernen Dienstleistungen des digitalen Zeitalters.
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Zu ersterer zählt alles rund um das Produkt Buch. Hierzu gehören Services wie Best-Price-Beschaffung, gläserne Rechnung und Rabatte insbesondere für ausländische Publikationen, die nicht der Buchpreisbindung unterliegen, aber auch Botenservice, Foliieren oder das Anbringen von Stempeln, Zugangsnummern und Sicherheitsstreifen bis hin zur „Shelf ready“-Lieferung. Auf Bücher bezogen, jedoch elektronisch bewerkstelligt, gehören dazu heute auch Dienste wie Warenkorbverfahren oder Alerting Services zur Selektion und Verwaltung von Novitäten. Zum elektronischen Dienstleistungsrepertoire zählen ebenfalls alle Angebote rund um E-Books, E-Journals und Datenbanken, darunter Test- und Single-sign-on-Zugänge, Vertragsverhandlungen mit Providern oder Schulungen (Webinare). Neuere Formen des Outsourcings zeigen, wo heute schon der Weg hingeht. Hierzu gehören so genannte „Approval Plans“. Darunter versteht man die Zusammenarbeit von Bibliothek und Library Supplier auf der Grundlage eines definierten Profils. Dokumente, die dem Profil entsprechen, werden vom Dienstleister ohne ausdrückliche vorherige Bestellung an die Bibliothek geliefert, die die Titel entweder in ihren Bestand aufnimmt oder im Rahmen vorher festgelegter maximaler Quoten für Retouren an den Händler zurückschickt.1 Anders als bei den Approval Plans verbleibt bei den Neuankündigungsdiensten (Alerting Services) und Warenkorbverfahren die Literaturauswahl bei den Fachreferaten der Bibliotheken, denen durch diesen Service die Auswahl erleichtert wird. Bei den Neuankündigungsdiensten, denen ebenfalls ein von der Bibliothek erstelltes Profil zugrunde liegt, erhält die Bibliothek vom Lieferanten nur elektronische Titelanzeigen, die je nach Wunsch und Angebot um verschiedene Zusatzdienste angereichert sind. Beim von Lehmanns Media seit 2009 angebotenen Alerting Service beispielsweise deckt eines der verfügbaren Servicemodule auch die automatisierte Einspielung von bibliographischen und kaufmännischen Daten in das Bibliothekssystem des Kunden ab. Werden die genannten Outsourcing-Services heute bereits von Bibliotheken genutzt, so gibt es andere wie „Standing Order“ oder „Blanket Order“, die gerade erst wahrgenommen werden. Eine Standing Order ist eine Spezialform des Abonnements für fortlaufend erscheinende Dokumente, eine Blanket Order demgegenüber eine Vereinbarung zwischen Bibliothek und Dienstleister über die Pauschallieferung von Dokumenten.
1 Vgl. Hunziker, Michael: Approval Plans und andere Outsourcing-Formen im Bestandsaufbau an den wissenschaftlichen Bibliotheken der Deutschschweiz. Chur: Fachhochschule Ostschweiz, University of Applied Sciences 2012. (Churer Schriften zur Informationswissenschaft 55). S. 12ff. http://www.htwchur.ch/uploads/media/CSI_55_Hunziker.pdf (07.06.2013).
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Zu den angesprochenen neuen Dienstleistungen zählt auch die Kataloganreicherung wie zum Beispiel Inhaltsverzeichnis, Abstract, Cover-Abbildung, ggf. auch um die Verlinkung zum Eintrag einer älteren Auflage. Die Anreicherungsdaten machen den Katalog attraktiv. Gleichzeitig gibt es in dem Bereich heute bereits einen großen Wettbewerb zu frei zugänglichen Internetsuchmaschinen wie Google. Viele Studierende beispielsweise recherchieren die Bücher ihrer Universität nicht mehr im OPAC der Bibliothek, sondern im Internet. Auch vor diesem Hintergrund versuchen die Universitäten und ihre Bibliotheken, ihren Katalog attraktiver und interessanter zu machen. Und natürlich ist es attraktiv, direkt aus dem OPAC Teile eines Buches aufzurufen und sich zum Beispiel die ersten Seiten daraus als PDF an die eigene Mailadresse zu schicken. Man will und kann das Feld nicht den frei zugänglichen Internetsuchmaschinen überlassen, weil sonst nicht allein der Katalog der Bibliothek sondern auch die Bibliothek an sich irgendwann obsolet wird. Diese und nachfolgend näher zu skizzierende weiter reichende OutsourcingFormen tragen neben den heute in Bibliotheken verfügbaren elektronischen Medienprodukten und den infrastrukturellen Bereitstellungsformen zum Wandel von der Hol- zur Bring-Bibliothek2 bei und beschleunigen ihn zusätzlich. Dabei geht es nicht nur um die Transformation der herkömmlichen „Just in case“-Bibliothek, die auf die Nutzung ihrer Bestände wartet, in eine „Just in time“-Bibliothek, die (pro)aktiv auf Nutzerbedürfnisse eingeht. Es geht um eine umfassende Strategieentwicklung, als deren Ziel die moderne, zukunftsfähige Bibliothek im politischen und sozio-ökonomischen Kontext des 21. Jahrhunderts gilt.
Outsourcing und offener Diskurs Über die gesellschaftlichen, politischen, technischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die Bibliotheken zwingen, sich neu zu definieren und zu positionieren, wurde bereits hinreichend publiziert und diskutiert. Die Entwicklungen der letzten Jahre – genannt seien die prekären Finanzen und die veränderten Publikationsformen – haben den Bibliotheken neue Aufgaben auferlegt, denen sie im Rahmen ihrer Mittel, Möglichkeiten und Organisationskonzepte nur schwer nachkommen können. Sie müssen nicht nur neue elektronische Literatur zeitgemäß bereitstellen, sondern auch gedruckte Literatur weiter pflegen, aus2 Vgl. Steenweg, Helge: Von der Hol- zur Bring-Bibliothek 2004. http://kobra.bibliothek.unikassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-200603027145/6/abi2000-4HolBringBibliothek.pdf (07.06.2013).
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bauen und so durch Schaffung einer auf absehbare Zeit hybriden Bibliothek eine adäquate Antwort auf die „digitale Revolution“ unserer Zeit finden. Dabei besteht die Antwort auf die Probleme von heute aber nicht nur darin, morgen noch bessere elektronische Systeme zur Hand zu haben. Es geht vielmehr auch um die Reorganisation des Denkens und Handels in Bibliotheken, indem etwa der Blick dafür entwickelt wird, dass „Finanzen und Raumplanung“ – laut GeSIG-Expertenbefragung 20093 die wichtigsten Themen in Bibliotheken – immer nur das Ergebnis von ‚Management und Organisation‘ sind. Das heißt, der Schlüssel kann nicht in der Fixierung aufs Operative, sondern nur in der tätigen, kreativen Planung und Entwicklung der Zukunft liegen. In diesem Szenario werden die Outsourcing-Angebote erfahrener Bibliotheksdienstleister immer wichtiger. Ein erster Gradmesser für die Qualität der Zusammenarbeit in künftigen Outsourcing-Kooperationen, aber auch für sich daraus ergebende neue Rollen und Rollenverständnisse, sind die oben bereits genannten Approval Plans und Neuankündigungsdienste. Die Services werden in den Bibliotheken durchaus kritisch diskutiert. Insbesondere bei den Approval Plans, in abgemilderter Form auch bei den Neuankündigungsdiensten, wird die Abgabe von Kompetenzen an einen externen Dienstleister als Reaktion auf einen Mangel gesehen.4 Es fehlen in der Regel Personen und Fachwissen in bestimmten Fachgebieten. Dieses Defizit verschärft sich noch durch die generelle Rollen- und Aufgabenveränderung in den Bibliotheken, die den Beteiligten die Notwendigkeit, auf externe Hilfe zurückzugreifen, unmissverständlich vor Augen führt. Durch diese Situation werden Berufsethos und Selbstverständnis des Bibliothekars herausgefordert. Immerhin geht es um das Wissen in einem bestimmten Fachgebiet, den dort aktuellen Forschungs- und Publikationsstand und auch um die Kenntnis der Bestände in einer Bibliothek, den diese durch weitgehende Auslagerung des Bestellwesens für Neuerscheinungen zu verlieren droht. „Die Zukunft der Approval Plans ist eng mit der zukünftigen Entwicklung des Fachreferates verknüpft“5, bemerkt Hunziker treffend. Hier sind wir an dem Punkt, dass die Bibliothek einen Standpunkt beziehen muss, und insofern spiegelt das Spezialthema der Approval Plans sehr gut
3 GeSIG Expertenbefragung über die aktuellen und zukünftigen Fragestellungen in wissenschaftlichen Bibliotheken 2009. http://gesig.org/download/Gesig-Befragung_Ergebnisse.pdf (07.06.2013). 4 Vgl. Fühles-Ubach, Simone: eLibrary. Wie viel Wandel bestimmen wir noch selbst? In: eLibrary. Den Wandel gestalten. 5. Konferenz der Zentralbibliothek Forschungszentrum. Hrsg. von Bernhard Mittermaier. Jülich 2010. S. 16f. 5 Hunziker 2011. S. 75.
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das Generalthema des weiter reichenden Outsourcings an externe Dienstleister wider. Sieht man das Thema eher unter dem Aspekt der möglichen Vernichtung von Arbeitsplätzen und der Abgabe von Kompetenzen oder begreift man die externe Partnerschaft eher als Möglichkeit und Chance, die neuen Herausforderungen innovativ zu meistern? Vor dem Gesamthintergrund der Informationen, Entwicklungen und Tendenzen, die wir heute kennen, ist es sehr wahrscheinlich, ja absehbar, dass Bibliotheksdienstleister weitere vitale, operative Funktionen im Betrieb einer Bibliothek übernehmen werden. Hier muss sich die Bibliothek klar positionieren, ihre künftige Rolle definieren und diese in Form einer Langfriststrategie absichern. Diese Rolle dürfte so aussehen, dass sie zum (virtuellen) Ort für ihre Nutzer wird, an dem alle relevanten Informationen jedweder medialen Form zur Verfügung gestellt werden. Der Bibliothekar entwickelt sich zum Informationsmanager, der dem wissenschaftlich Arbeitenden dient. Er konzentriert sich auf den Aufbau einer Informationsinfrastruktur für seine Nutzer, kümmert sich um Medienmanagement im klassischen Sinne und bietet Studierenden und Forschenden die erforderliche Hilfestellung bei der Informationssuche und -beschaffung. Das was der Bibliothekar in seiner neuen Rolle an ursprünglicher Verwaltungstätigkeit aufgibt, wird vom Buchhandel übernommen, der sich in dieser gewonnenen Aufgabenvielfalt ebenfalls neu definiert: Aus Buchhändler, Library Supplier und Agentur, die zunehmend in dieser einen Rolle aufgehen werden, wird der Bibliotheksdienstleister als umfassender Outsourcing-Partner. Hier ist denkbar, dass alle Tätigkeiten der Verwaltungsebene mit denen einer Lieferanteneinheit verschmelzen. Nichts, was die Verwaltung macht, könnte nicht auch der Buchhändler oder Bibliotheksdienstleister erledigen. Er kann, in die Zukunft gedacht, nicht nur komplett beschaffen und katalogisieren, sondern auch Regale bestücken, ausleihen, budgetieren und verbuchen. Auch die damit verbundenen kaufmännischen Prozesse können über ein externes Rechenzentrum laufen. Bekanntlich sind Buchdaten ja weder ‚mission critical‘ noch sicherheitssensible Informationen einer Universität. Was spricht dagegen, dass der Lieferant nicht all diese und andere ursprünglich bibliothekarischen Aufgaben bis hin zum Betrieb einer Bibliothek erledigt? Jede Bibliothek wird immer nur das auslagern, was in ihrer konkreten Situation für sie sinnvoll ist. Da mag es dann vielleicht auch die Anforderung geben, dass die Fachreferate teilweise oder komplett auf den Handel übergehen. Seit langem beschäftigt man sich ja auch in der öffentlichen Verwaltung mit dem Thema Outsourcing in Gestalt einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft, z. B. in Form einer Public Private Partnership, und der dadurch möglichen Konzentration auf Kernkompetenzen. Natürlich ist es ein
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langer Weg bis zur Schaffung einer Geschäftseinheit „Information und Informationslogistik“ als Verschmelzung der bisherigen Verwaltungs- (Bibliothek) und Lieferanteneinheiten (Buchhandel). Aber die Anzeichen dafür, dass der Handel mehr und mehr Tätigkeiten übernimmt, sind sehr konkret. Die Bibliotheken kämpfen wie der Buchhandel um ihr Überleben. Wenn beide Einheiten einen optimierten Betrieb mit gutem Management herstellen können, bei dem sich die Fachreferenten ausschließlich den Wissenschaftlern und die vormals bibliothekarischen Einkäufer sich ausschließlich der schnellsten und kostengünstigsten Verfügbarmachung von Information und Wissen widmen, wird es zu einer spürbaren Verbesserung kommen. Die Bibliothek wird von einem Kostenfaktor zum Aktivposten einer Universität. Sie gerät aus ihrer bisherigen Defensive, in der sie begründen muss, warum im Durchschnitt nur 30 Prozent ihres Etats für Anschaffungen und 70 Prozent für Verwaltung einschließlich Personalkosten verwendet werden. Eine in die Zukunft gedachte Zusammenarbeit der hier beschriebenen Art muss zwangsläufig sehr symbiotisch sein. Das verlangt ein hohes Maß an Offenheit und Transparenz im Umgang miteinander. Der Outsourcing-Partner macht das, indem er mitteilt, bis wohin er Leistungen aus der Handelsspanne erbringen kann und ab wann nicht mehr. Hier müssen beide Partner ihre jeweiligen Schmerzgrenzen offen legen, um einen vernünftigen Kompromiss zu erzielen. Wenn manche Bibliotheken überlegen, den Library Supplier bei der „einfachen“, umsatzmäßig aber „großen“ Beschaffung auszuschließen und ihn nur für spezielle Bestellungen in Anspruch zu nehmen, dann müssen sie sich darüber im Klaren sein, dass sie hier und bei allen anderen Services des Bibliotheksdienstleisters künftig mehr bezahlen müssen. Der Handel braucht diese großen, einfachen Deals für seine Mischkalkulation. Statt taktischem, auf den kurzfristigen Vorteil angelegtem Denken ist strategisch weitsichtiges Handeln geboten. Das gilt für diesen Fall wie auch für andere denkbare Formen einer künftigen Outsourcing-Partnerschaft. Diese wird zu einer auf Aufgabenteilung beruhenden Wissenspartnerschaft.
Franziska Wein
Die Auswahl des passenden Händlers Dienstleistungen (Approval Plan, Warenkorb, automatisierter Datenaustausch) Wenn es um den Kauf gedruckter Literatur geht, gibt es hierzulande eigentlich keinen Lärm um die Auswahl des passenden Händlers. Preisgebundene Bücher und Zeitschriften werden über den örtlichen und nationalen Buchhandel bezogen, wobei diejenigen Händler bevorzugt im Geschäft sind, die guten Service – schnelle bzw. konsolidierte Lieferung, speditive Benachrichtigung, Kulanz, gläserne Rechnung – anbieten; nicht preisgebundene Literatur wird über Library Suppliers bzw. Agenturen beschafft, wobei Rabatte bzw. moderate Service Charges vor weiteren Dienstleistungen in der Bewertung der Lieferanten rangieren – dazu sind öffentlich finanzierte Bibliotheken gemäß dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit verpflichtet. Es handelt sich um ein landauf landab weitgehend geräuschloses Geschäft mit der gedruckten Literatur. Gelegentliche Ausschreibungen1 stören die Prozesse nicht wesentlich. Auch die nicht mehr ganz jungen aus den USA stammenden Approval Plans / Standing Orders kamen hierzulande nur begrenzt – vor allem in Sondersammelgebieten – zum Einsatz, weil man die Auswahl der Literatur in den saturierten sechziger und siebziger Jahren, als viele Universitäten neu gegründet und einschichtige Bibliothekssysteme eingeführt wurden, aus prinzipiellen Gründen in die Obhut von Fachreferentinnen und Fachreferenten legte, während man in den USA pragmatisch auf Approvals / Standing Orders setzte, um die verfügbaren Geldmengen ebenso planmäßig wie effizient in Bestandsaufbau und -entwicklung zu investieren.2 Indessen wurden Profildienste in gedruckter oder elektronischer Form gerne genutzt, da sie den Fachreferentinnen und -referenten die Literaturauswahl nicht entzogen, sondern erleichterten. Erst die Themenveranstaltung „Neue Wege … Synergetische Bestandsentwicklung in Leistungspartnerschaften“ des Erfurter Bibliothekartages 20093, vor allem das hier zum ersten Mal öffentlich vorgestellte, später so genannte Dresd1 Vgl. Bastian, Stefan u. Hubert Arnold: Medienbeschaffung per Ausschreibung in diesem Band. 2 Vgl. Nardini, Bob: Approval Plans and Patron Selection. Two Infrastructures. In: Patron Driven Acquisitions. History and Best Practices. Hrsg. Von David A. Swords. Berlin: De Gruyter 2011 (Current topics in library and information practice). S. 23 ff. 3 Vgl. http://www.bibliothekartag2009.de/programme2/view_symp_detail_short_abstract.asp?node=24&referer=fri%5Fscie%5Foverview%2Easp&symposiumID=71&sessionID (19.2.2013).
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ner Erwerbungsmodell4, hat Library Suppliers und Erwerbungsbibliothekarinnen und -bibliothekare hierzulande dazu bewogen, ihre bisherigen Geschäftsbeziehungen zu überdenken und dabei verstetigte, strukturell verankerte Formen des Outsourcings wie Approvals, die bis dahin vor allem in Sondersammelgebieten in Anspruch genommen wurden, auch für gewöhnliche Hochschulbibliotheken in den Blick zu nehmen. Dazu wesentlich beigetragen hat, dass die genannte Blockveranstaltung mit Approval Plans /Standing Orders, Warenkorbverfahren und automatisiertem Datenaustausch unterschiedliche Entwicklungen und Ausprägungen synergetischen, auf gegenseitige Nutzeffekte angelegten Outsourcings sowohl in ihrer Eigenständigkeit als auch in ihrer variablen Kombinierbarkeit aufzeigte und dadurch inspirierte. Library Suppliers mit wesentlichen Marktanteilen in Deutschland haben sich in der Folge daran gemacht, einschlägige Outsourcing-Angebote neu zu schaffen bzw. bereits begonnene Entwicklungen zu forcieren. Immer mehr wissenschaftliche Bibliotheken nutzen diese modernen Dienstleistungen des Buchhandels. Auch die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha gehört seit 2012 zum Kreis der Bibliotheken, die sich schrittweise den neuen, synergetischen Formen des Outsourcings öffnen. Wie es dazu kam und wie die geeigneten Buchhandelspartner gefunden wurden, ist Gegenstand des folgenden Werkstattberichts.
Werkstattbericht 1. Konzept Die Entwicklung war 2009 noch nicht absehbar – was sich im Beitrag der Verfasserin zur oben erwähnten Themenveranstaltung des Erfurter Bibliothekartags5 denn auch spiegelte: das Referat erläuterte ausführlich, weshalb die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha in den Jahren der Förderung mit Drittmitteln nach dem Hochschulbauförderungsgesetz (1997 – 2008) sich nicht den pragmatischen Ansatz der US-amerikanischen Bibliotheken, Bestandsaufbau und -entwicklung großflächig per Approvals/Standing Orders zu regeln, zu eigen gemacht hat. Hier wirkte neben anderen Umständen und Motiven auch das Credo, dass die Literaturauswahl neben der Sacherschließung zu den Kernaufgaben des – vorhandenen – wissenschaftlichen Personals gehöre. Mehr noch, aus prinzipiellen Erwägungen wurden die Hochschullehrer seit Aufnahme des 4 Vgl. Golsch, Michael: Wenn der Buchhändler katalogisiert […], ebd. 6. Beitrag. 5 Vgl. Wein, Franziska: Der Aufbau eines universitären Büchergrundbestandes als Herausforderung für Bibliothekare und Lieferanten, ebd. 3. Beitrag.
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Franziska Wein
Studienbetriebes (1999) an der 1994 wieder gegründeten Universität Erfurt an Bestandsaufbau und -entwicklung des einschichtigen Bibliothekssystems paritätisch beteiligt, indem alle Lehrstühle eines Faches zusammen über die Hälfte des Fachetats aus HBFG-Mitteln verfügten, während die jeweiligen Fachreferentinnen oder Fachreferenten die andere Hälfte dieses Etats ausschöpften. Der Idealismus der Gründerjahre und eine gute Portion librarian’s correctness führten darüber hinaus dazu, dass nicht nur die einzelnen Fachreferate, sondern auch alle Lehrstühle im Etatverteilungsmodell und im lokalen Erwerbungsmodul unter einem eigenen Budget geführt wurden, was eine komplexe Verwaltungsstruktur und viel Aufwand zur Folge hatte. Anfang 2012 musste das bisherige Verfahren der Bestandsentwicklung vor dem Hintergrund abnehmender Personalressourcen auf den Prüfstand gestellt werden: Zum einen hat die langjährige Praxis der differenzierten Budgetierung und transparenten Administration der Fachetats gezeigt, dass dieses Vorgehen das Statusdenken der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer bedient, ihr Interesse am Aufbau eines Büchergrundbestands aber kaum stärkt. Der geleistete Verwaltungsaufwand stand in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Beitrag der Lehrstühle zur Bestandsentwicklung. Zum anderen erreichte der Personalabbau in diesem Jahr auch den höheren Dienst. Zahlreiche Fachreferate, darunter einige größere wichtige, sollten ab Herbst des Jahres vakant werden. Zudem beunruhigte ein Bericht des Thüringer Rechnungshofes6, in welchem die Schaffung einer thüringischen Staatsbibliothek mit negativen Folgen für die Eigenständigkeit der übrigen wissenschaftlichen Bibliotheken des Freistaats empfohlen wurde. Über die Ziele der anzustoßenden Reformen im operativen Geschäft der Bestandsentwicklung gab es im Management der Universitäts- und Forschungsbibliothek breiten Konsens: die Bibliothek sollte trotz Personalkürzungen auch weiterhin eigenständig, ohne Abgabe zentraler Aufgaben an eine ambitionierte Landesbibliothek, ihren universitären Versorgungsauftrag erfüllen. Auch am Prinzip der „kooperativen“, Fachreferate und Lehrstühle einbeziehenden Bestandsentwicklung innerhalb des einschichtigen Bibliothekssystems wurde nicht gerüttelt. Die Strategien zur Aufrechterhaltung des Leistungsportfolios der Bibliothek unter den geschilderten veränderten Bedingungen lauteten Verteilung vakanter Fachreferate auf die übrigen Kolleginnen und Kollegen des höheren Dienstes unter Berücksichtigung ihrer Vorstellungen und Meinungen, Vereinfachung von Geschäftsgängen und Reduzierung des administrativen Aufwands im Kontext der Bestandsentwicklung wo immer möglich und – last, but not least 6 Thüringer Rechnungshof: Mitteilung über die Prüfung „Aufgaben und Ausstattung der Hochschulbibliotheken unter besonderer Berücksichtigung der Landesbibliothek“ vom 4.11.2011. Nicht publiziert.
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– Prüfung und Einbeziehung moderner Dienstleistungen des Buchhandels. Die Öffnung der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha hin zu synergetischen Varianten des Outsourcings ist Teil eines interdependenten Bündels von Wegen und Maßnahmen, das die Funktionstüchtigkeit des Hauses bei spürbar rückläufigen Personalressourcen erhalten soll, sie kann deshalb nicht losgelöst von den benachbarten Strategien betrachtet werden. Am Anfang des Erfurter Weges zu synergetischen Formen der Bestandsentwicklung mit geeigneten Partnern aus dem Buchhandel stand ein Konzept der Erwerbungsleiterin.7 Dieses sah die Nutzung moderner Buchhandelsdienstleistungen angepasst an den Ernst der Lage in mehreren Stufen wie folgt vor: Das Warenkorbverfahren auf der Grundlage von profil-basierten, elektronischen Vorschlagslisten sollte sowohl den verbleibenden, mehr arbeitenden Fachreferentinnen und Fachreferenten die Kernaufgabe Literaturauswahl erleichtern als auch den Lehrstühlen die Beteiligung an der Bestandsentwicklung komfortabler gestalten. Auch die Kolleginnen und Kollegen in der Abteilung Medienbearbeitung sollten von den dann papierlos weitergeleiteten und bibliografisch nicht mehr zu hinterfragenden Titelwünschen aus Fachreferat und Fachbereich profitieren. Die im Frühjahr 2012 erfolgte Reduzierung der Budgets um die Fachreferats- und Lehrstuhlbudgets auf gemeinsam zu bewirtschaftende einfache Fachbudgets trug ebenfalls zur angestrebten Vereinfachung der erwerbungsrelevanten Geschäftsgänge und zur Verminderung des administrativen Aufwands bei. Den einhergehenden Transparenzverlust nahm man in Kauf. Sollte die Umverteilung von Fachreferaten eines Tages an Grenzen stoßen und sollten einzelne Fachreferate in der Folge tatsächlich vakant bleiben, könnte die Situation auf zweierlei Weise entspannt werden: das komplette Fachbudget könnte dem zuständigen Fachbereich zur Ausschöpfung zur Verfügung gestellt werden oder die Bestandsentwicklung würde über ein klassisches Approval erfolgen. In jedem Fall sollten künftige Partner aus dem Buchhandel für diese perspektivisch wahrscheinliche Verschärfung der Situation gewappnet sein und auch klassische Approvals anbieten. Im Zeitalter des Medienwandels kann an dieser Stelle auch Patron Driven Acquisition zum Einsatz kommen, denn die nutzergesteuerte Erwerbung (von E-Books) entlastet Bibliothekarinnen und Bibliothekare bzw. das akademische Personal der Hochschule in gewissem Umfang von der Aufgabe der Bestandsentwicklung. Das Konzept nahm auch die dritte moderne Dienstleistung im Bunde, den automatisierten Datenaustausch, in den Blick, ein Angebot
7 Wein, Franziska: Warenkorb, Approval, Patron Driven Acquisition. Wege und Module zur Unterstützung des Fachreferats bei immer weniger besetzten Fachreferaten unter Nutzung einschlägiger Angebote des Buchhandels. Letzte Fassung 10.2.2012. Internes Arbeitspapier.
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das damals – vor der Umstellung des Lokalen Betriebssystems 3 auf das Lokale Betriebssystem 4 innerhalb des GBV - noch von nachrangiger Bedeutung war. Die optimistische Tonlage des Konzepts resultierte auch aus der dort mit verankerten Vorstellung, es müsse in naher Zukunft möglich sein, die auf individuellen Profilen basierenden Vorschlagslisten des Warenkorbverfahrens bzw. die Metadaten von Approval-Erwerbungen mit den benötigten klassifikatorischen Sacherschließungsdaten, Notationen der Regensburger Verbundklassifikation, anzureichern. Auf diese Weise sollten die Fach-referentinnen und Fachreferenten auch hinsichtlich ihrer weiteren Kernaufgabe, der Sacherschließung, Unterstützung durch den Buchhandel erfahren, bzw. die Kolleginnen und Kollegen der Medienbearbeitung sollten die Notationen im Falle von Approvals / Standing Orders aus den Metadaten nach definierten Kriterien übernehmen können. Vor diesem Hintergrund ist das forsche Fazit des Konzepts zu lesen: Das Fachreferat als One Stop Shop für Lehrstühle / Fachbereiche kann nicht 1:1 ersetzt werden. Wohl aber lassen sich seine Kernaufgaben im schlimmsten Fall mit auf Buchhandel, Medienbearbeitung und Information verteilten Rollen vor Ort bewältigen. Auch können die Möglichkeiten des Buchhandels dazu eingesetzt werden, Fachreferentinnen und -referenten die Betreuung des vollen Deputats an Fachreferaten wesentlich zu erleichtern. Die Beauftragung externer Landes-/Staatsfachreferenten ist nicht notwendig.8
Auf die Erstellung des Konzepts zur Integration moderner Dienste des Buchhandels in die Prozesse der Bestandsentwicklung folgten Analyse und Bewertung desselben im Kreis des höheren Diensts. Das Echo war vorsichtig positiv, da die Aussicht auf Mehrarbeit infolge abnehmender Personalressourcen die Bereitschaft förderte, sich mit Vereinfachungen und Erleichterungen auseinanderzusetzen. Jedoch bat man darum, sich mit Kollegen aus anderen Hochschulbibliotheken beraten zu dürfen, welche die im Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen, vor allem das Warenkorbverfahren, bereits praktizierten. So haben wir uns an die Bibliothek der Technischen Universität Freiberg gewandt, die eine Fachreferentin und eine Kollegin aus der Medienbearbeitung zu einem eintägigen Besuch nach Erfurt entsandte. Die beiden Kolleginnen berichteten ausführlich über die Hintergründe ihrer Entscheidung für das Warenkorbverfahren, die Auswahl geeigneter Lieferanten und Systeme sowie die bis dahin erfolgten Schritte der Implementierung an der TU Freiberg. Natürlich standen sie auch den vielen Fragen der Erfurter Fachreferentinnen und Fachreferenten Rede und Antwort. Es versteht sich, dass die mehrstufige Beratung des Konzepts Spuren hinterlassen und das weitere Vorgehen geprägt hat. Zunächst wurde der Fokus auf das erste Szenario, die Umverteilung von Fachreferaten scheidender Kolleginnen 8 Ebd. S. 3.
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und Kollegen auf die verbleibenden, und somit das Warenkorbverfahren gelegt. Das nächste Szenario, die Vakanz einzelner Fachreferate mit Approvals/Standing Orders in der Folge, interessierte vorerst nicht mehr. Ähnliches widerfuhr der nutzergesteuerten Erwerbung von E-Books. Die Freibergerinnen hatten uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Ausbreitung des Warenkorbverfahrens in den Fachbereichen der Hochschule nicht einfach ist und besonderer Überzeugungskraft bedarf. Wir ließen uns hier nicht davon abbringen, das Verfahren zweizügig, sowohl in der Bibliothek als auch an einzelnen Lehrstühlen der Universität, einzuführen, dabei aber den Fachreferaten einen Vorsprung zum Experimentieren und zum Sammeln von Erfahrung einzuräumen. Recherchen zum Mannheimer Retroklassifizierungsprojekt und zum Stand der Vorbereitung der Regensburger Verbundklassifikation für das Semantic Web9 bewogen uns dazu, von einer Forderung nach Anreicherung der Profildienste mit Notationen aus der Regensburger Verbundklassifikation Abstand zu nehmen und die Frage nach Unterstützung des Fachreferats in der Sacherschließung zunächst offen zu lassen.
Werkstattbericht 2. Lieferantenermittlung Im Mai 2012 wurden fünf Library Suppliers mit Geschäftsbeziehungen zu Bibliotheken im GBV und modernen Dienstleistungen im Portfolio, mit denen wir zum einem Teil bereits seit Jahren in guten Geschäftskontakten standen, aufgefordert, uns zunächst schriftliche Angebote zum Warenkorbverfahren auf der Grundlage individueller Profildienste zu unterbreiten: Die UFB Erfurt/Gotha benötigt im Zuge von Personaleinsparungen die Hilfe leistungsstarker Library Suppliers zur umfassenden Unterstützung ihrer Geschäftsgänge im Kontext der Bestandsentwicklung. Sie beabsichtigt hier, Warenkorbverfahren auf Approvalbasis für alle Fachreferate und Fachbereiche schrittweise einzuführen.10
So lautete der erste einführende Satz des Anschreibens, die Quintessenz aus Konzept und anschließenden Beratungen und Entscheidungen. Dem Anschreiben an die Buchhändler war ein zweigeteilter Anforderungskatalog beigefügt.
9 Vgl. Werr, Naoka: Die Regensburger Verbundklassifikation – „ein weites Feld“. Zur Herausforderung von Semantic Web, Ontologien und Entitäten für die Dynamik einer Klassifikation. http://www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/6477/06_Werr.pdf (19.2.2013). 10 Anschreiben an die Firmen Dreier, Lehmanns, Massmann, Missing Link und Schweitzer Fachinformation. Internes Papier.
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Der erste Teil umfasste Details und Spezifikationen, auf welche wir unmittelbar Wert legten: –– Wir setzten voraus, dass das Warenkorbverfahren als kostenfreier Service angeboten wird, –– wir baten um Selektion und Anzeige derjenigen Novitäten in den Vorschlagslisten, die bereits erschienen und daher verfügbar sind, –– wir wünschten komfortable Zugänge zum Warenkorb sowohl für Fachreferentinnen und Fachreferenten als auch für das akademische Personal der Universität, –– wichtig war uns nicht zuletzt auch, dass alle Bestellwünsche aus Fachreferat oder Fachbereich an die Medienbearbeitung gelangten und dort in reguläre Bestellungen konvertiert und nach den einleitend beschriebenen allgemeinen Kriterien der freihändigen Vergabe an unsere Lieferanten verschickt werden konnten. Im zweiten Teil des Anforderungspapiers wurden perspektivisch wichtige Dienste wie Approvals/Standing Orders, Anreicherung der Profildienste mit RVK-Notationen und automatisierte Dateneinspielung abgefragt. Vor allem unser im Anforderungskatalog manifestierter Vorbehalt, das Potential des Warenkorbverfahrens voll auszuschöpfen und „scharfe“ Bestellungen aus dem angebotenen Werkzeug heraus direkt an den dahinter stehenden Library Supplier zuzulassen, bedarf einer Erläuterung. Hintergrund ist, dass unser Online-Katalog aus historischen Gründen keine Bestellkatalogisate umfasst und anzeigt, so dass wir aus diesem Grund den beim Warenkorbverfahren standardmäßig angebotenen OPAC-Check nicht in Anspruch nehmen und die Vorakzession selbst tätigen, die Vorakzession liegt nach wie vor in den Händen der Medien-bearbeitung. Dieses „Handicap“ bewirkt, dass alle Bestellwünsche über den Tisch der Medienbearbeitung müssen, und begünstigt die Fortführung der Praxis der freihändigen Vergabe nach eingespielten Kriterien. Der Vorbehalt war einerseits Ausdruck einer zögerlichen Öffnung des Hauses hin zu tatsächlich, also auch für den Händler kommerziell spürbaren, synergetischen Formen des Outsourcings; andererseits war er nicht grundsätzlicher Natur, denn es war uns klar, dass bei einer Inanspruchnahme von Approvals / Standing Orders oder automatisierten Dateneinspielungen zu einem späteren Zeitpunkt der Anbieter der modernen Dienstleistungen auch der Lieferant der hierüber identifizierten Medien sein musste. Alle angeschriebenen Library Suppliers haben schriftliche Angebote eingereicht und sind – wie ihnen in der Angebotsaufforderung bereits avisiert worden war – in der zweiten Juni- und in der ersten Julihälfte 2012 zu Präsentationen im Kreis der Fachreferentinnen und Fachreferenten nach Erfurt eingeladen worden.
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Im Vorfeld der Termine hatte sich herauskristallisiert, dass die Fachreferentinnen für Geschichte und Theologie als erste das Warenkorbverfahren anwenden wollten. Die beiden Kolleginnen bemühten sich, zu diesem frühen Zeitpunkt ihre Fachbereiche für das Vorhaben der Bibliothek zu interessieren und zur unverbindlichen Teilnahme an den Präsentationen zu bewegen. Mit durchwachsenem Erfolg: ein Professor der Theologie kam mit Hilfskraft zu allen Terminen; die Sprecherin des Historicums konnte leider nur einmal dazu stoßen. Es sei an dieser Stelle erlaubt, etwas näher auf die indirekten und direkten Beiträge der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer zum Warenkorbverfahren an der Universität Erfurt einzugehen. Durchaus nicht uninteressant sind beispielsweise die von Mitgliedern des Historicums vorgebrachten Bedenken und Vorbehalte: die den Profildiensten zugrunde liegende Klassifikation bediene die Bedürfnisse des (anglo-amerikanischen) Marktes und nicht diejenigen der historischen Zunft – global oder hierzulande. Profildienste an sich seien ein Regulativ zu viel im ohnehin schon stark reglementierten Hochschulalltag heute. Zudem bestehe kein Anlass, bewährte herkömmliche bibliografische Instrumente zu ergänzen oder gar zu ersetzen. Die Aussagen konvergieren mit Beobachtungen und Erkenntnissen aus der Zeit des Bestandsaufbaus. Vorausschauender Bestandsaufbau ist keineswegs eine Kernaufgabe von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern, diese generieren im Wesentlichen ihrem Lehr- und Forschungsbedarf entsprechend und auch aus anderen Quellen – Rezensionen, Bibliographien oder Forschungsnetzen – Titelwünsche, die zu erfüllen wiederum der Bibliothek obliegt. Novitäten des Buchhandels bilden nur einen Teil des Interessenspektrums des akademischen Hochschulpersonals, hier sind Warenkorbdienste sehr geeignet, die bisher übliche Auswertung gedruckter oder elektronischer Verlagsprospekte ebenso elegant wie effizient zu substituieren. Mehr noch, sie können aufgrund der Anreicherung der bibliografischen Daten mit Coverabbildungen, Inhaltsverzeichnissen und Abstracts unverbindliche Ansichtslieferungen fingieren. Warenkorbangebote decken weder die bibliothekarischen Anforderungen an eine ausgewogene Bestandsentwicklung noch die Versorgungsanliegen der Lehrenden und Forschenden vollständig ab. Aber sie erreichen in den Fachreferaten einen ungleich höheren Abdeckungsgrad als in den Fachbereichen. Dazu passt auch das im Historicum geäußerte Verständnis für alle Vorhaben der Bibliothek, Verfahren und Geschäftsgänge vor dem Hintergrund abnehmender Personalressourcen zu verschlanken und dabei auch geeignete Angebote des Buchhandels einzusetzen, verbunden mit der Einschränkung, dass man die Prozesse aufgrund der differenten Interessenlage nur in einzelnen Fällen per Teilnahme am Warenkorbverfahren unterstützen könne. Sehr wertvoll war schließlich auch der Hinweis, die Private Policy der Anbieter im Vorfeld der Entscheidung zu prüfen, damit garantiert werden könne, dass alle im Warenkorb
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Arbeitenden von kommerziellen Verwertungsinteressen unbehelligt recherchieren und selektieren können. So haben wir aus den Gesprächen mit den Fachbereichen Theologie und Geschichtswissenschaft mitgenommen, dass ein flächendeckender Einsatz des Warenkorbverfahrens an den Lehrstühlen illusorisch ist und dass eine „abstinente“ Private Policy der Buchhändler eine Grundvoraussetzung für die Akzeptanz kommerzieller Dienste beim akademischen Personal der Universität darstellt. Die Präsentationen der Library Suppliers waren bibliotheksseitig gut besuchte, intensive Veranstaltungen, in denen die Teilnehmenden sich vornehmlich für die folgenden Details interessierten: die klassifikatorischen Grundlagen der Profile, die Möglichkeit, selbständig Profile oder Accounts zu erstellen oder zu verändern, die Aussagekraft der bibliographischen Daten, die Übersichtlichkeit der Menüführung, Eleganz, Komfort und Flexibilität des Warenkorbs, die Möglichkeit für Fachreferat und Fachbereich, über oder innerhalb des Warenkorbs über Titeldaten bzw. Bestellwünsche zu kommunizieren bzw. Vorschlagslisten gemeinsam zu bearbeiten, und die Kanalisierung aller Bestellungen über die Medienbearbeitung der Bibliothek. So stellte sich im Laufe der Vorstellungen heraus, dass unsere Fachreferentinnen und Fachreferenten Warenkorbmodelle bevorzugen, in denen sie bei diskretem Support durch den Library Supplier weitgehend eigenständig Profile konfigurieren und Accounts für ihre Kundschaft aus den Fachbereichen einrichten können. Die aus dem Fachbereich Theologie stammende Idee, eine Vorschlagsliste gemeinsam durch Fachreferentin und Mitglieder der Theologischen Fakultät zu bearbeiten, zeigt, dass die technischen Möglichkeiten des Warenkorbs auch Wünsche wecken können, für die es in der konventionellen Zusammenarbeit zwischen Fachreferat und Fachbereich kein Pendant gibt. Die Antworten auf die Frage nach der Umleitung aller Bestellungen an die Medienbearbeitung führten uns noch einmal vor Augen, dass es uns an letzter Konsequenz beim geplanten Einsatz des Warenkorbverfahrens mangelte, denn eine Abfilterung aller Bestellungen und damit eine Umgehung des Warenkorbs war eigentlich nicht vorgesehen. Aus Vorschlagslisten gewonnene Titelwünsche sollten den Library Supplier, der das Warenkorbverfahren anbietet, per Warenkorb als Bestellung erreichen. In diesen Kontext passt, dass zum Zeitpunkt der Präsentationen Kommentarfelder zur Eingabe von individuellen Bestellvermerken nur in Warenkorblisten auf Einzeltitelebene vorhanden waren, nicht jedoch in Merklisten oder anderen vorbereitenden Formaten. Die Lieferanten boten uns zwei Auswege an: In dem einen Fall war es möglich, die Merklisten als Vehikel zu nehmen und per E-Mail zu verschicken, zum Beispiel vom Lehrstuhl an den Fachreferenten oder vom Fachreferenten an die Medienbearbeitung, wobei auf diesem Weg die einzelnen Titel mit individuellen Vermerken versehen werden
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können. In dem anderen Fall funktionierte dies nicht, da die Merklisten nicht in ein E-Mailformat exportiert werden konnten. Hier musste das Warenkorbmenü genutzt und gleichzeitig mit dem Lieferanten vereinbart werden, dass die Bestellungen im Warenkorb ungültig sind, dass nur diejenigen Bestellungen auszuführen sind, die dem Lieferanten von der Medienbearbeitung der Bibliothek direkt zugestellt werden. Alle Präsentationen wurden protokolliert11 und im Fachreferentenkreis ausgewertet. In dieser Runde wurden auch die entscheidenden Auswahlkriterien festgelegt: –– Möglichkeit der flexiblen Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Anwender aus Fachreferat und Fachbereich –– Möglichkeit der eigenständigen Erstellung und Anpassung der Profile bei zurückhaltendem Support durch den Lieferanten –– Möglichkeit der gemeinsamen Bearbeitung der Vorschlags- und Warenkorblisten durch Fachreferenten und Lehrstühle –– Nutzerfreundliche Oberfläche –– sowie im Blick auf die Ende 2012 / Anfang 2013 geplante Umstellung auf das Lokale Betriebssystem4 funktionierende Schnittstellen zum GBV.12 Die Favoriten standen schnell fest, ihre Private Policy haben wir vor der Entscheidung mit zufriedenstellendem Ergebnis geprüft. Wir haben zwei der fünf Bewerber ausgewählt, die jeweils verschiedene Ausführungen des Warenkorbverfahrens anbieten, um die unterschiedlich gelagerten Bedürfnisse der beiden Pilotfächer Theologie und Geschichtswissenschaft bedienen zu können. Für die Geschichtswissenschaft haben wir ein Warenkorbmodell mit den folgenden Merkmalen ausgewählt: Jeder Teilnehmer erhält vom Lieferanten einen individuellen Account und er kann sein Profil, das den Neuerscheinungsdiensten zugrunde gelegt wird, selbst festlegen und verfeinern, der Library Supplier setzt die Angaben in enger Abstimmung mit dem Kunden sehr schnell technisch um. Alle Teilnehmer arbeiten unabhängig voneinander im Warenkorbsystem und benachrichtigen einander bei Bedarf über Anregungen oder Bestellwünsche via in E-Mails verpackte Merkposten oder -listen. An die Medienbearbeitung der Bibliothek gelangen Bestellwünsche ebenfalls per E-Mail. In der Regel werden diese im Fachreferat aggregiert und auf Titelebene mit individuellen Bestellvermerken versehen zur Bestellung an die Kolleginnen und Kollegen in der Medienbearbeitung versandt. Für die Theologie wurde ein Modell genommen, in dessen Zentrum ein umfassen11 Vgl. die Protokolle vom 25.6.2012, 27.6.2012, 4.7.2012, 5.7.2012 und 11.7.2012. Interne Arbeitspapiere. 12 Vgl. das Protokoll der Fachreferentenrunde vom 12.7.2012, S. 2. Internes Arbeitspapier.
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der fachlicher Neuerscheinungsdienst steht, an welchen alle Interessierten per Account andocken können. Da die klassifikatorische Grundlage hier grobmaschiger ist, spielen Positivlisten von Verlagen eine größere Rolle, weshalb ein Fachreferent beim Set-up eines Neuerscheinungsdienstes mehr Unterstützung durch den Anbieter benötigt. Von jeder Lieferung eines Profildienstes können von allen per Account zugeschalteten Nutzern Teillisten gebildet werden, in denen jeweils interessierende Titel abgelegt werden können. Damit derartige Merkposten zu Bestellwünschen werden, müssen sie mit entsprechender Einzelkennzeichnung in Warenkörbe gelegt werden. Sobald sie dort angekommen sind, wird die Medienbearbeitung per E-Mail informiert. Sie muss sich dann diese Bestellungen aus dem Warenkorbsystem holen und benötigt deshalb ebenfalls einen Zugang.
Werkstattbericht 3. Ergebnis Man könnte nun spitzfindig argumentieren, die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha habe sich für zwei bestimmte Ausführungen des Warenkorbverfahrens entschieden und nicht für die dahinter stehenden Händler, dies vor allem deshalb, weil das Angebot ja lediglich zur Unterstützung der Literaturauswahl eingesetzt wird, ohne dass die Anbieter die selektierten Medien auch gleich liefern dürfen. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass die Library Suppliers ihre modernen Angebote pflegen und weiter entwickeln. Dass es auf diesem Feld Unterschiede hinsichtlich der Investition von Arbeitskraft und Geld, hinsichtlich der angestrebten Kundennähe und hinsichtlich der Flexibilität gibt, haben wir im Laufe der Präsentationen erfahren. Heute können wir schon sagen, dass wir nicht nur die für uns geeigneten Warenkorbmodelle, sondern auch die passenden Händler gefunden haben, da diese die Eigenheiten und Wünsche ihrer Kunden aufmerksam registrieren und daraufhin ihre Angebote optimieren. Die unvollendete Geschichte der Implementierung des Warenkorbverfahrens an der Universität Erfurt bzw. der Bewährung unserer Auswahlentscheidung ist am Beispiel der für die Historiker ausgewählten Ausführung schnell erzählt. Die Erstellung des Profils durch die Fachreferentin für Geschichtswissenschaft erwies sich als unproblematisch. Es bedurfte lediglich kleiner Nachjustierungen hinsichtlich der auszuschließenden Verlage. Die Fachreferentin hat diese Verlage während der Bearbeitung der allerersten Vorschlagslisten herausgefiltert. Der Lieferant hat ihre Angaben speditiv im Warenkorbsystem umgesetzt. Die Sprecherin des Historicums hat später für ihre ersten Schritte im Warenkorb das Profil der Fachreferentin der Einfachheit halber übernommen. Jüngst sind noch ein Religionswissenschaftler und der Fachreferent für Religionswissenschaft hin-
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zugekommen; die beiden haben differente Profile. Der Versand von Bestellwünschen in Merklisten per E-Mail vom Fachbereich zur Fachreferentin und von dort zur Medienbearbeitung gestaltete sich ebenfalls problemlos. Die anfangs nur im E-Mailmodus einfügbaren Kommentare mit individuellen Bestellvermerken gibt es als Folge entsprechender Optimierungen des Anbieters mittlerweile auch im Merklistenmenü. Die Medienbearbeitung kann die Merklisten nach Erledigung der Bestellungen mit ihren Kommentaren an die Fachreferentin oder den Fachreferenten zurückschicken – ein Schritt in Richtung verschlankter papierloser Geschäftsgang. Im letzten Quartal des Jahres 2012 wurden die Vorbereitungen der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha zur Teilnahme am BIX intensiviert. Von da an ging es nicht mehr nur um Vereinfachungen bzw. Verringerung des bisher getriebenen Aufwands, es ging nunmehr auch um Beschleunigung der Prozesse, um Effizienzsteigerung. Zu einer spürbaren Beschleunigung des Mediengeschäftsgangs würde eine vorgezogene, möglichst zum Zeitpunkt der Titelauswahl vorgenommene Sacherschließung beitragen. Die Titeldaten der Vorschlagslisten enthalten zwar (noch) keine Notationen der Regensburger Verbundklassifikation, aber ihnen sind Inhaltsverzeichnisse oder Inhaltsbeschreibungen beigegeben, welche hinreichendes Material für die Vergabe von Signaturen oder Notationen nach der genannten Klassifikation im Kommentarfeld liefern. Die Signatur oder Notation kann zusammen mit den Angaben zu Standort und Ausleihindikator von der Medienbearbeitung im internen Bemerkungsfeld des Bestelldatensatzes bis zur Katalogisierung der Novität geparkt werden. So kann in vielen Fällen auf eine zeitraubende Autopsie im Fachreferat nach Eingang der Lieferung verzichtet werden, wenn Literaturauswahl und Sacherschließung warenkorbgestützt in einem Arbeitsgang erfolgen. Bereits die ersten praktischen Erfahrungen mit dem Warenkorbverfahren haben uns gezeigt, dass diese moderne Dienstleistung des Buchhandels nicht nur wie zunächst erwartet zur Vereinfachung der Prozesse rund um die Literaturauswahl beiträgt, sondern dass sie auch mit entsprechend angereicherten bibliografischen Daten eine vorgezogene Sacherschließung der selektierten Titel möglich macht und auf diese Weise weitere Vorhaben der Bibliothek stützt, die eine Steigerung der Prozesseffizienz zum Ziel haben. Die kleine Geschichte über die Anfänge der synergetischen Bestandsentwicklung an der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha ist an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen. Aus gewissermaßen ordnungspolitischen Erwägungen heraus wurde parallel zum geschilderten Auswahlverfahren ein kleiner dimensioniertes Warenkorbprojekt mit dem leistungsfähigsten Erfurter Ortsbuchhändler entwickelt. Die Versuchsanordnung war aus naheliegenden Gründen eine andere: der Lieferant stand für uns fest, unklar hingegen waren zum Zeitpunkt der Anfrage die Möglichkeiten desselben, uns bei der Literatur-
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auswahl und der Sacherschließung in einem besonderen Fall zu unterstützen. Wir waren bestrebt, die im Herbst 2012 bevorstehende Vakanz des Fachreferats Rechtswissenschaft umfassend abzufangen, wir benötigten – da eine Übernahme des Referats durch jüngere Kolleginnen oder Kollegen zunächst nicht geplant war – Neuerscheinungsdienste und Warenkörbe für vier juristische Lehrstühle und die Systematisierung gemäß Regensburger Verbundklassifikation der auf diesem Weg georderten Literatur. Da auch die Erfurter Rechtswissenschaftler sich in Forschung und Lehre weitgehend im nationalen Raum bewegen und überwiegend deutsche Literatur rezipieren,13 lag es nahe, einen Ortsbuchhändler als traditionellen Lieferanten preisgebundener deutsch-sprachiger Literatur um ein Angebot für ein maßgeschneidertes Warenkorbverfahren zu bitten: Das Fachreferat Rechtswissenschaften wird ab Oktober dieses Jahres vakant sein und auf unabsehbare Zeit nicht wieder besetzt werden. Wir benötigen umfassenden und schnellen Ersatz vor Ort. Wir glauben, dass nicht nur große Library Suppliers, sondern auch leistungsstarke Ortsbuchhändler in der Lage sind, Bibliotheken in dieser Situation mit zusätzlichen Dienstleistungen zu unterstützen […] Wir benötigen Unterstützung bei der Substitution der beiden Kernaufgaben Literaturauswahl und Sacherschließung. Wir möchten, dass die Literaturauswahl im Fach Rechtswissenschaft […] über ein kleines Warenkorbverfahren durch die an der Universität vertretenen Lehrstühle getätigt wird. […] Wir würden Sie gerne damit beauftragen, für diese Lehrstühle und in enger Abstimmung mit ihnen entsprechende Newsletter mit angehängten Warenkörben einzurichten. […] Für Bücher, die Sie uns im Rahmen des kleinen Warenkorbverfahrens liefern würden, benötigen wir außerdem Notationen gemäß unserem Sacherschließungsinstrument, der Regensburger Verbundklassifikation. […]14
Unsere Anfrage war in allen entscheidenden Punkten erfolgreich. Der Buchhändler abonnierte für uns den von NewBooks Services geschaffenen Neuerscheinungsdienst mit Warenkorbfunktion. Profil und Periodizität des Newsletters sind vom Endnutzer selbst ohne Support durch den Händler festzulegen und wenn erforderlich zu ändern, im Fall der Rechtswissenschaft ist die zugrunde liegende Systematik etwas ausführlicher als in anderen Fachgebieten. In den Warenkorb gelegte Bestellungen werden vom Buchhändler per E-Mail an die Medienbearbeitung der Bibliothek transferiert, wo sie in reguläre Bestellungen konvertiert werden, die dann – anders als bei den mit den beiden Library 13 Ein Plädoyer für eine Neuorientierung der Jurisprudenz in Deutschland in Richtung Internationalität und Interdisziplinarität ist dagegen: Perspektiven der Rechtswissenschaft in Deutschland. Situation, Analysen, Empfehlungen. Köln: Wissenschaftsrat 2012. http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2558-12.pdf (19.2.2013). 14 Wein, Franziska: E-Mail vom 12.6.2012 an den ausgewählten Erfurter Ortsbuchhändler.
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Suppliers verhandelten Warenkorbverfahren – dem Anbieter der modernen Dienstleistungen zu Gute kommen. Der Buchhändler hat sich nach einer kurzen Bedenkzeit darüber hinaus dazu bereit erklärt, die über das Warenkorbverfahren bei ihm bestellte juristische Literatur mit Notationen aus der Regensburger Verbundklassifikation gegen einen um zwei Prozent reduzierten Buchhandelsrabatt zu versehen. Da nach dem Ausscheiden des Fachreferenten für Rechtswissenschaft eine jüngere Kollegin des verbleibenden höheren Dienstes sofort mit der Nachfolge betraut wurde, haben wir aus dem umfassenden Angebot des Ortsbuchhändlers nur den ersten Teil, die Nutzung des Neuerscheinungsdienstes und des Warenkorbs, angenommen. Die neue Fachreferentin wird den Newsletter mit inkorporiertem Warenkorb auch für ihren Beitrag zur Entwicklung des rechtswissenschaftlichen Bestands der Bibliothek nutzen. Die von ihr nunmehr betreuten juristischen Lehrstühle haben mehrheitlich ihre Teilnahme am Warenkorbverfahren zugesagt, da sie in ihm eine elektronische Version der ihnen in konventioneller Form nicht zugänglichen Ansichtsbestellung erkennen. Als Fazit kann formuliert werden, dass die Auswahl des passenden Händlers unter dem Vorzeichen moderner Dienstleistungen das an und für sich geräuschlose Geschäft der Auftragsvergabe zur Beschaffung von Büchern belebt, indem sie einiges Aufheben verursacht. Das hat auch die Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha erfahren, als sie sich bei spürbar abnehmenden Personalressourcen 2012 dazu entschied, die modernen Buchhandelsangebote Warenkorbverfahren, Approval/Standing Order und automatisierter Datenaustausch zu prüfen und in die Prozesse der Bestandsentwicklung zu integrieren, um auch künftig ihren Versorgungsauftrag in der Universität eigenständig erfüllen zu können. Es bedurfte eines weitsichtigen, verschiedene Szenarien abdeckenden Konzepts, breiter Konsultationen im Kreis der Fachreferentinnen und Fachreferenten, einer gründlichen Markterkundung sowie eines transparenten, mehrschichtigen Auswahlverfahrens. Der bibliotheksseitig begründete schrittweise Einstieg in die modernen Dienstleistungen des Buchhandels führte im Fall der beiden Pilotfächer Geschichte und Theologie zur Auswahl zweier unterschiedlich konfigurierter Warenkorbsysteme, wobei die Anbieter dieser Systeme nicht automatisch die Lieferanten der über die modernen Werkzeuge ausfindig gemachten Medien sein sollten. Der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha ist durchaus bewusst, dass das synergetische Potential des Warenkorbverfahrens hier nicht voll ausgeschöpft wird; allerdings ist die Beschränkung auf die Nutzung der Neuerscheinungsdienste als Werkzeug der Literaturauswahl im Fachreferat und in den Fachbereichen nur vorübergehend. Die Anbieter der Warenkorbsysteme werden spätestens mit der in einem weiteren Schritt vorgesehenen automatisierten Einspielung bibliografischer und kaufmännischer Daten in das lokale Bibliothekssystem auch zu den Lieferanten der über dieses Verfahren ausge-
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wählten Medien. So vermag der eigensinnige Erfurter Ersteinsatz der Dienstleistung Warenkorb zu zeigen, dass diese dem Library Supplier nicht automatisch geschäftliche Erträge garantiert. Im Unterschied dazu sind Approvals/Standing Orders und automatisierte Einspielungen von Metadaten oder kaufmännischen Bewegungsdaten ohne Lieferungen nicht vorstellbar. Bestandsentwicklung unter Einsatz einer dieser beiden anderen modernen Buchhandelsdienstleistungen ist vollumfänglich synergetisch, da sowohl die Bibliothek als auch der Lieferant profitieren. Darüber hinaus kann festgehalten werden, dass nicht nur Library Supplier, sondern auch besonders leistungsfähige Ortsbuchhändler in der Lage sind, Bibliotheken moderne Dienstleistungen anzubieten, dafür steht im Werkstattbericht das mit einem Erfurter Buchhändler ausgehandelte kleiner dimensionierte Warenkorbverfahren für das dritte Pilotfach Rechtswissenschaft. Anhand des Werkstattberichts dürfte deutlich geworden sein, dass die Ausweitung des Leistungsportfolios vieler Lieferanten um Warenkorb, Approval oder automatisierte Dateneinspielungen die Buchhandelslandschaft bereichern und den Bibliotheken personelle Notlagen oder strategische Neuorientierungen meistern helfen können. Die folgerichtige Frage, ob die in Rede stehenden modernen Dienstleistungen die Konzentration des Buchhandels befördern oder nicht, sollte an anderer Stelle, vorzugsweise von einem Vertreter des Buchhandels, erörtert werden.
Weiterführende Literaturhinweise Warenkorb Hölting, Petra u. Birgit Otzen: Alternativen der Bucherwerbung aus Bibliotheks- und Lieferantensicht. In: Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen & Bibliothekare (2008). S. 7 ff.
Approval Abel, Richard: The origin of the library approval plan. In: Publishing research quarterly (1995). S. 46 ff. Brauns, Angelika: Bestandsaufbau und Erwerbungspolitik an US-Amerikanischen Universitätsbibliotheken. Berlin 2008 (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft 216). Griebel, Rolf: Outsourcing in der Erwerbung. Neue Zauberformel oder Weg zum effektiven Beschaffungsmanagement? In: Nur was sich ändert, bleibt. 88. Deutscher Bibliothekartag
Die Auswahl des passenden Händlers
in Frankfurt am Main. Hrsg. von Sabine Wefers. Frankfurt a.M.: Klostermann 1999 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderhefte 5). S. 157-174.
Automatisierter Datenaustausch Golsch, Michael: Wenn der Buchhändler katalogisiert […] Ergebnisse einer Public Private Partnership. In: BIS. Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen (2009) H. 2. S. 149 ff. Golsch, Michael: Approval Plan und automatisiertes Dateneinspiel. Das Dresdner Erwerbungsmodell. In: B.I.T.online (2010). S. 129 ff.
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Medienbeschaffung per Ausschreibung Einleitung Lieferantenermittlung über Ausschreibungsverfahren ist in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Eine Recherche in der Datenbank TED (Tenders Electronic Daily)1, die das Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union auswertet, ergibt zum Stichtag 22. Februar 2011 für den CPV2-Code 22113000 (Bücher für Bibliotheken) nur eine Treffermenge von 2.096 öffentlichen Ausschreibungen für den Zeitraum 2005 bis Anfang 2011. Von diesen 2.096 Ausschreibungen erfolgten alleine 1.185 in Frankreich. In Deutschland waren es nur 15 (Abb. 1).
Abb. 1: Verteilung der Ausschreibungen für Bücher für Bibliotheken im Archiv der Datenbank TED.
Noch geringer ist die Zahl der Ausschreibungen unter dem CPV-Code 22 200 000 (Zeitungen, Fachzeitschriften, Periodika und Zeitschriften) und seinen Untergruppierungen. So finden sich im TED-Archiv zum Zeitpunkt der Stichprobe unter dem CPV-Code 22 211 000 (Fachzeitschriften) nur insgesamt 444 Treffer, von denen 34 den NUTS3-Code für Deutschland haben. Betrachtet man diese 34 Treffer näher, sind wissenschaftliche Einrichtungen nur sehr schwach vertreten.
1 http://ted.europa.eu. 2 common procurement vocabulary. 3 nomenclature des unités territoriales statistiques.
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Dies ist verwunderlich, weil im Bibliothekswesen bereits seit Jahrzehnten zumindest im STM-Bereich von einer Zeitschriftenkrise gesprochen wird und außer dem Sammelrevers 20024 für deutsche Fachzeitschriften eigentlich keine Preisbindung existiert.
Ausschreibungsverfahren Der Staat ist bei der Auftragsvergabe zur öffentlichen Ausschreibung dieser Aufträge verpflichtet. Das leitet sich insbesondere aus der Verpflichtung her, alle potentiellen Auftragnehmer gleich und diskriminierungsfrei zu behandeln. Ferner wird damit bezweckt, der vergebenden Stelle die nötige Marktübersicht zu verschaffen, um eine möglichst wirtschaftliche Entscheidung treffen zu können. Privatautonomie steht ihm nicht zu.5 Dabei gibt es drei Arten von Vergabeverfahren. Die Öffentliche Ausschreibung (EU-rechtlich: Offenes Verfahren genannt) ist die regelmäßig anzuwendende Art. Sie richtet sich an eine unbegrenzte Anzahl von Bietern und ist stark formalisiert. Die Beschränkte Ausschreibung (EU-rechtlich: Nicht-offenes Verfahren genannt) richtet sich nur an eine beschränkte Anzahl von Bietern. Bei der Freihändigen Vergabe (EU-rechtlich: Verhandlungsverfahren) werden Aufträge ohne ein förmliches Verfahren vergeben. Die Frage, welches Verfahren zur Anwendung kommt, richtet sich wesentlich nach der Anzahl der in Frage kommenden Bieter. Bei Aufträgen von großem Volumen ist eine Vergabe im Rahmen der Mitgliedsländer der Europäischen Union vorgesehen. Bei Lieferungen und Leistungen liegt diese Grenze bei 211 000 EUR pro Auftrag. Diese Grenze ist für die hier vorgestellten Verfahren maßgeblich. Bei darunter liegendem Volumen ist ein inländisches Verfahren ausreichend. 6 Für den Medienerwerb sind in erster Linie Liefer- und Dienstleistungsaufträge von Interesse, die in der Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen (VOL) - Teil A7 (VOL/A)genauer geregelt sind. Hier werden die Arten der Vergabe noch einmal erläutert (§3) und Ausnahmetatbestände aufgeführt. Die VOL/A unterscheidet zwischen öffentlichen Verfahren mit einer unbeschränkten Zahl von möglichen Bietern (Offene Verfahren), Beschränkten Ausschreibungen mit vorherigem Teilnahmewettbewerb (Nicht offene Verfahren) und Beschränkte 4 Fachzeitschriften-Sammelrevers („Sammelrevers 2002“). 5 Hertwig, Stefan: Praxis der öffentlichen Auftragsvergabe. 4. Aufl. München 2009. S. 1-2. 6 Hertwig, S. 44, 71, 72, 74. 7 Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen (VOL) – Teil A – Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Leistungen (VOL/A). In: Bundesanzeiger (2010) H. 196a. S. 755.
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Ausschreibungen ohne vorherigen Teilnahmewettbewerb (Verhandlungsverfahren) sowie der Freihändigen Vergabe. Die VOL/A besteht aus zwei Teilen: In Abschnitt I werden die Verfahren unterhalb der EU-Schwellenwerte geregelt, in Abschnitt II die Europäischen Verfahren. Die Paragraphen haben dort das Suffix ‘EG‘. Die beiden Abschnitte unterscheiden sich unter anderem dadurch, dass in Abschnitt II der Nachweis der Eignung einen eigenen Paragraphen erhalten hat (§7 EG) und dass der Wettbewerbliche Dialog, den es im nationalen Verfahren nicht gibt, geregelt wird (§10 EG). Der Wettbewerbliche Dialog ist ein mehrstufiges Verfahren, das nur bei besonders komplexen Verfahren zum Einsatz kommt, im Bibliothekswesen beispielsweise bei multinationalen Konsortien.8 Der aktuelle Schwellenwert für Liefer- und Dienstleistungsaufträge beträgt 211 000 Euro (Stand 10.5.2011), für obere und oberste Bundesbehörden gelten 125 000 Euro. Oberhalb dieses Auftragsvolumens ist nach VgV eine Öffentliche Ausschreibung grundsätzlich vorgeschrieben. Ob der Schwellenwert erreicht wird, hängt vom Auftragsvolumen ab, das insbesondere bei Rahmenverträgen nach §4 VOL/A zu schätzen ist. Das Auftragsvolumen wird vor Steuern ermittelt. Wie der Auftragsvolumen zu schätzen ist, erklärt §3 VgV (Vergabeverordnung)9. Demnach ist eine Gesamtvergütung mit allen Optionen und etwaigen Vertragsverlängerungen als Auftragsolumen zu schätzen. Dies kann entweder anhand von Statistikzahlen aus den Vorjahren erfolgen (3) oder es wird ein Zeitraum von 4 Jahren betrachtet und entsprechend ausgeschrieben (4). Die Kombination dieser formalen Vorgaben mit den inhaltlichen Kriterien einer Bibliothek ergibt mehr oder weniger zwangsläufig eine Begrenzung der Ausschreibung auf vier Jahre. Die Vielzahl der Normen mit ihren unterschiedlichen Formulierungen ist natürlich verwirrend. Trotzdem ist die Aussage der verschiedenen Normen eindeutig: Grundsätzlich sind Aufträge in öffentlicher Ausschreibung zu vergeben. Beschränkte Verfahren kommen nur in Frage, wenn „die Leistung nach ihrer Eigenart nur von einem beschränkten Kreis von Unternehmen in geeigneter Weise ausgeführt werden kann, besonders wenn eine außergewöhnliche Eignung […] erforderlich ist“. Weitere Ausnahmetatbestände sind eine besondere Dringlichkeit oder die Vergabe an Behindertenwerkstätten oder Justizvollzugsanstalten. 8 Vögler, Max, Markus Brammer u. Hildegard Schäffler: Multinationale Lizenzierung im Rahmen von Knowledge Exchange. In: ZfBB (2009) H. 6. S. 339-346. 9 Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (Vergabeverordnung –VgV). In: Gesetze im Internet [online]. Berlin: Bundesministerium der Justiz. http://bundesrecht.juris.de/vgv_2001/ index.html (30.06.2013).
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Ob die Versorgung von Bibliotheken mit Literatur und Medien grundsätzlich eine außergewöhnliche Eignung im Sinne der VOL/A erfordert, ist zweifelhaft. Denkbar ist das sicherlich für besondere Sammlungen, beispielsweise in fremden Sprachen. Das Gros der Medienbeschaffungen für Bibliotheken erfordert eine außergewöhnliche Eignung aber sicherlich nicht. Interessant ist noch die Ausnahme (4)b) §3 VOL/A, nach der eine Beschränkte Ausschreibung ohne Teilnahmewettbewerb erlaubt ist, wenn „die Öffentliche Ausschreibung für den Auftraggeber oder die Bewerber einen Aufwand verursachen würde, der zu dem erreichten Vorteil oder dem Wert der Leistung im Missverhältnis stehen würde“. Diese Ausnahme ist sicher bei der Beschaffung preisgebundener Literatur von Bedeutung, also bei Büchern, die unter das deutsche Preisbindungsgesetz fallen, oder bei Zeitschriften, die dem Sammelrevers 2002 unterliegen. Ausschreibungsverfahren sind sehr formal, insbesondere im europäischen Rahmen. Die genauen Formalitäten sind umfangreich und ständigen Änderungen unterworfen. Daher soll und kann an dieser Stelle auf die Formalitäten nicht eingegangen werden. Die Zahl der geforderten Nachweise, die Bieter beibringen müssen, ist erheblich. Die getroffenen Aussagen sind verbindlich. Das Gleiche gilt für die gesetzten Fristen. Ein grober Zeitplan für die europaweite Ausschreibung, die die RWTH Aachen im Jahr 2006 durchgeführt hat, ergibt sich aus Abbildung 2.
Abb. 2: Zeitschema für die Zeitschriftenausschreibung der RWTH Aachen 2006.
Für den Fall, dass es zu einem Einspruch eines nicht berücksichtigten Bieters kommt, sind Verzögerungen der Vergabe möglich. Aus den vielen formalen Vorgaben resultieren hohe Ansprüche an die ausschreibende Stelle, aber auch an die Stelle innerhalb einer Organisation, die zwar nicht selber ausschreibt, aber die inhaltlichen Kriterien vorgibt (in der Regel die Bibliothek). Um im Verfahren keine Einsprüche zu riskieren, müssen alle ange-
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legten Kriterien verifizierbar und quantifizierbar sein. ‘Weiche‘ Kriterien sind praktisch nicht verwendbar.
Leistungsverzeichnis Inhaltlicher Kern der Ausschreibung ist die Leistungsbeschreibung (§7 VOL/A), in dem die ausschreibende Stelle darlegt, was sie von den Bietern erwartet und die zugehörigen Gebote abfragt. Die Leistungsbeschreibung stellt die Weichen für die spätere Vergabe und kann sogar eine Auswertungsmatrix enthalten, die beispielsweise zwischen niedrigen Gebühren bzw. Rabatten und den zu erbringenden Leistungen gewichtet. Schließlich geht es nicht nur darum, den günstigsten Bieter zu finden, sondern es werden auch Leistungen erwartet. Mindestkriterien sind im späteren Vergabeverfahren absolut bindend und können nicht mehr durch andere Faktoren aufgewogen werden. Das Vergabeverfahren ist formal beendet, sobald ein Bieter ein Mindestkriterium nicht erfüllt. Das ist in diesem Kontext unbedingt zu beachten. Da es sich bei den hier betrachteten Ausschreibungen nicht um den Kauf fest definierter Gegenstände handelt, sondern um Rahmenvereinbarungen (§ 4 VOL/A), müssen Kriterien definiert werden, die die Qualität der erwarteten Leistungen definieren und ins Verhältnis zu den anzugebenden Gebühren bzw. Rabatten setzen. Den Zuschlag erhält am Ende des Verfahrens der wirtschaftlichste Bieter. Das muss nicht zwingend der preisgünstigste Bieter sein (§ 18 VOL/A). Allerdings muss im Zweifelsfalle belegt werden können, warum man sich gegen den preisgünstigsten Bieter entschieden hat. Hierzu muss man Leistungen, die der Bieter nicht oder nicht vollständig erbringt, gewichten, um damit den günstigsten Preis aufzuwiegen. Da alles verifizierbar und quantifizierbar sein muss, steht man vor einer ähnlichen Aufgabe wie bei einer Lieferantenevaluierung. Man muss also messbare Kriterien formulieren. In der Literatur finden sich zu messbaren Kriterien für die Lieferantenqualität nur vereinzelt Beiträge.10 Einige mehr gibt es, sobald man auch weiche Kriterien berücksichtigt. Woran bemisst sich also die Qualität eines Lieferanten?
10 Todd, Ross J.: The collection of library statistics for supplier evaluation. A user-friendly guide. In: Library Acquisitions. Practice & Theory (1994) H. 1. S. 61-66.
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Sicherlich akzeptiert als messbare Größe ist die Reklamationsquote11. Gemeint ist hiermit ein Quotient aus der Zahl der Reklamationen und der Arbeitsvorgänge. Im Bereich der Zeitschriften kann das die Zahl der Hefte einer Zeitschrift sein. Der Eingang der Hefte wird ja ohnehin verzeichnet. Ebenfalls denkbar ist die Definition einer Erfüllungsquote, also der Quotient aus der Zahl der wirklich gelieferten Medien im Verhältnis zu den Bestellungen. Eine solche Quote ist natürlich nur sinnvoll, wenn sie sich auf Titel bezieht, die im Buchhandel verfügbar sind. Dies müsste dann wiederum seitens des Kunden geprüft werden, was einen unverhältnismäßig großen Aufwand darstellt. Im Bereich der Zeitschriften hingegen ist eine solche Quote durchaus ein sinnvoller Ansatz. Die Zahl der nicht gelieferten Hefte darf dann eine Grenze nicht überschreiten. Ein weiteres Kriterium sind natürlich die Lieferzeiten. Allerdings besteht hier die Schwierigkeit, dass der Buchhandel darauf nur bedingt Einfluss hat, da nicht jeder Titel im Zwischenbuchhandel sofort verfügbar ist. Weder an Agentur-Dienstleistungen noch an Buchhandelslieferungen und -leistungen werden von irgendeiner hoheitlichen Seite Mindestanforderungen oder -qualifikationen geknüpft. Folgerichtig sind diese Tätigkeiten nicht bestimmten Unternehmen vorbehalten. Als Bieter können in öffentlichen Ausschreibungen daher theoretisch auch unqualifizierte Unternehmen auftreten. Diesem Risiko muss mit geeigneten Maßnahmen vorgebeugt werden. Daher ist die Leistungsfähigkeit des Lieferanten eigentlich das wichtigste Vergabekriterium. Als Kriterium hierfür kommt die Mitgliedschaft in Branchenverbänden in Frage, beispielsweise die Association of Subscription Agents & Intermediaries12 oder die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen13. Ein weiteres Kriterium können Referenzkunden sein, die angegeben werden. Diese grundlegenden Überlegungen sollen nun anhand von Beispielen der RWTH Aachen illustriert werden.
11 Green, Paul Robert: The Performance of Subscription Agents. A Detailed Survey. In: The Serials Librarian (1983) H. 2. S. 7-22. 12 http://www.subscription-agents.org (30.06.2013). 13 http://www.aws-online.info/ (30.06.2013).
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Ausschreibungen von Literatur und Medien an der RWTH Aachen seit 2005 Im Fokus der Hochschulbibliothek der RWTH Aachen standen von Anfang an die wissenschaftlichen Zeitschriften, deren Kosten häufiger Diskussionsgegenstand mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern waren und heute noch sind. Die gerade im STM-Bereich hohen Kosten, die ständigen Preissteigerungen und die hohe Diskrepanz zu den Kosten für die Privatabonnements im Rahmen von persönlichen Mitgliedschaften wurden in verschiedenen Gremien immer wieder kritisiert. Die guten Erfolge, die die Bibliothek durch Teilnahme an Konsortien erzielen konnte, wirkten sich eigentlich nur in Form eines Zuwachses an Abonnements aus. Die Ausgaben blieben hoch, und in der Folge wurde der Hochschulbibliothek vorgehalten, nur unzureichend erfolgreich verhandelt zu haben. Dies war die Motivation den formalen Weg eines Ausschreibungsverfahrens zu gehen. Schnell stellte sich heraus, dass in Deutschland nur sehr wenig Erfahrung mit der Ausschreibung von Literatur- und Medienbelieferung vorliegt und dass die einschlägige Fachliteratur zu dem Thema wenig ergiebig ist. Wegen der hohen Bedeutung der Zeitschriften an einer stark naturwissenschaftlich-technisch ausgerichteten Hochschule sollten daher zunächst Erfahrungen in einem anderen Bereich gesammelt werden. Hier fiel die Wahl auf monographische Literatur, die nicht der Preisbindung unterliegt. Besondere Herausforderung an der RWTH Aachen war und ist die Berücksichtigung der Zweischichtigkeit des Bibliothekssystems. Durch die stark STMlastige Ausrichtung der RWTH wurde schnell klar, dass eine Ausschreibung nur für Literatur aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum sinnvoll wäre. Für das zweischichtige Bibliothekssystem der RWTH sollte zusätzlich zu einem reinen Bestellservice ein Rechercheportal für Neuerscheinungen angeboten werden, anhand dessen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der RWTH über neue Bücher informieren könnten. Heraus kam ein integriertes Recherche- und Bestellportal, das eine Authentifizierung des Bestellers gegenüber dem zentralen Verwaltungsinstrument der Hochschule vorsieht. Parallel dazu sollten Bestellungen per E-Mail aus dem SISIS-System der Hochschulbibliothek heraus möglich sein. Aus diesen Anforderungen ergaben sich die folgenden Eignungskriterien (Mindestanforderungen) für Bieter, die im Prinzip bis zur letzten Ausschreibung im Jahr 2009 Gültigkeit behielten (Abb. 3, Auszug):
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Abb. 3: RWTH Aachen Mindestanforderungen Monografien für Bieter.
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Bei diesen Kriterien handelt es sich um Mindestkriterien. Nur Bieter, die diese Kriterien erfüllen, konnten berücksichtigt werden. Die Leistungsfähigkeit des Lieferanten steht hier klar im Vordergrund. Dem Vergleich der eingegangenen Gebote diente das folgende Leistungsverzeichnis (Abb. 4, Auszug):
Abb. 4: RWTH Aachen Leistungsverzeichnis Monografien.
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Die Ausschreibung hatte einen geschätzten Auftragsvolumen von 560 000 Euro für den ausgeschriebenen Zeitraum von drei Jahren plus Verlängerungsoption von einem Jahr. Das Auftragsvolumen wurde den Bietern aber nicht fest zugesagt. Sie erschien unter der Dokumentnummer 267667-2009 im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union, Ausgabe 186 (2009) (ebenfalls auch auf dem TED-Server). Für die Auswertung der Gebote (Gewichtung zwischen den Kriterien) wurde eine Auswertungsmatrix erstellt, die Teil der Ausschreibungsunterlagen war. Der Bietervergleich und die Auftragsvergabe erfolgten fristgerecht zum Jahreswechsel 2009/2010. Von Anfang an war klar, dass der Umfang der Subskriptionen an der RWTH Aachen eine öffentliche europaweite Ausschreibung erforderlich machen würde. Dies galt und gilt auch heute noch, obwohl ein erheblicher Teil der erworbenen wissenschaftlichen Zeitschriften über einen Direktvertrag mit einem Verlag in elektronischer Form bezogen wird und ein ebenfalls nicht unerheblicher Teil über Konsortien. Trotzdem übersteigt die Auftragssumme die Schwellenwerte für die europaweitern Ausschreibungen erheblich. Ziel der Ausschreibung war die Ermittlung eines RWTH-einheitlichen Lieferanten, der in einem ständigen Vertragsverhältnis zu seinem Auftraggeber steht. Dabei stellten sich folgende Punkte als besonders gewichtig heraus: 1. die Preisentwicklung (vgl. auch die sog. Zeitschriftenkrise) 2. das Vorauszahlungsprinzip 3. Bei Preismodellen, die Staffelungen vorsehen (z.B. beim Bezug von p+e mit deep-discount-Raten), ist ein einheitlicher Bezugskanal für deren Realisierung notwendig. Dies schließt auch die Erwerbungen der dezentralen Einheiten eines zweischichtigen, universitären Bibliothekssystems mit ein. 4. Nicht zuletzt sollte der neuen Rechtslage ab 01.01.1999 Rechnung getragen werden, die den Bietern erstmals ein subjektives Recht gegenüber einer Vergabestelle auf Einhaltung der Vergaberegeln zugesprochen hat.14 Die damals zugrunde liegende VOL/A in der Ausgabe von 2006 sah unter §3, Absatz 4k noch die Freihändige Vergabe von Leistungen vor, die “von Bewerbern angeboten werden, die zugelassenen (….) Kartellen angehören“15. Hieraus wurde für die Ausschreibung abgeleitet, dass Zeitschriften, die unter das Sammelrevers 2002 fallen, nicht zusammen mit Zeitschriften ohne Preisbindung ausgeschrieben werden können.
14 Byok, Jan: Das neue Vergaberecht. In: NJW (1998). S. 2774 u. 2776. 15 Bekanntmachung der Neufassung der Verdingungsordnung für Leistungen - Teil A (VOL/A). Ausgabe 2006. Vom 6. April 2006. In: Bundesanzeiger (2006) Nr. 100a. S. 1-129.
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Aus diesem Grund beschränkten sich die Ausschreibungen der Jahre 2006 und 2009 auf die Zeitschriften ohne Preisbindung.
Abb. 5: RWTH Aachen Mindestanforderungen Zeitschriften für Bieter.
Da die meisten Abonnements zwingend zum Jahreswechsel 2009/2010 umbestellt oder verlängert werden mussten, war 2009 ein enger Zeitplan einzuhalten. Zu vergeben war die Beschaffung von ca. 1200 Abonnements für die nächsten drei Jahre mit einer Verlängerungsoption von einem weiteren Jahr, d.h. maximal bis zum 31.12.2013. Das geschätzte Auftragsvolumen betrug 3 800 000 Euro ohne Umsatzsteuer.
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Wichtigste Zuschlagskriterien waren die Leistungsfähigkeit des Lieferanten, die durch eigene Angaben, Umsatzzahlen und Referenzkunden belegt werden musste, sowie natürlich die Wirtschaftlichkeit. (Abb. 5 Auszug aus den Mindestkriterien). Wesentliche Bedingung für den Auftrag war die Absicherung von Vorauszahlungen durch eine Vertragserfüllungsbürgschaft (7.). Für den Bietervergleich wurden die folgenden Kriterien abgefragt:
Abb. 6: RWTH Aachen Leistungsverzeichnis Zeitschriften.
Die Ausschreibung wurde im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union, Ausgabe 56 (2009), mit der Dokumentnummer 80805-2009 veröffentlicht. Unter dieser Nummer kann der Text auch auf dem Server ‘Tenders Electronic Daily‘ (TED) der Europäischen Gemeinschaft (http://ted.europa.eu) eingesehen werden.
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In die engere Wahl kamen nur international agierende, renommierte und leistungsfähige Agenturen, von denen eine den Zuschlag erhielt.
Fazit und Ausblick Die Ermittlung von Lieferanten mittels Ausschreibung ist im Bereich der Medien ohne Preisbindung eigentlich verbindlich. Die Verfahren sind aber sehr formal und zeitaufwändig. Die Herausforderung für die Bibliothek, die in der Regel verwendende Stelle innerhalb ihrer Einrichtung sein wird, besteht in der genauen Formulierung ihrer Ansprüche und in der Definition von Standards, die sie an den Lieferanten anlegt. Diese Standards müssen messbar sein und gewichtet werden, damit man sie zur Relativierung des preisgünstigsten Angebotes einsetzen kann, wenn dies erforderlich ist. Die Erfahrungen der RWTH Aachen mit Bibliotheksausschreibungen widerlegen die ursprünglich bestehende Befürchtung, unseriöse Bieter könnten sich in großer Zahl ins Geschäft drängen. Dieser Gefahr wurde an der RWTH durch hohe formale und inhaltliche Anforderungen an Bieter erfolgreich vorgebeugt. Auch das Erfordernis, Referenzkunden vergleichbarer Größe mit vergleichbaren Geschäftsbeziehungen zu nennen, trägt dazu bei, unqualifizierte Bieter außen vor zu halten. Das ausgeschriebene Auftragsvolumen muss aber durchaus ein attraktives Niveau erreichen, sonst ist zu erwarten, dass viele potentielle Bieter den Aufwand scheuen. Hohe Leistungsfähigkeit und messbare Qualität sind die wichtigsten Kriterien, die an Bieter anzulegen sind. Die Leistungsfähigkeit kann durch einen Kriterienkatalog abgefragt werden. Die Messung der Qualität kann natürlich erst im späteren Betrieb erfolgen. Erfüllungsquote, Fehlerquote und Liefergeschwindigkeit sind Kennwerte, die erhoben werden können. Für das Standing der Bibliothek innerhalb der wissenschaftlichen Einrichtung ist ein erfolgreicher Vertragsabschluss mit günstigen Konditionen und einer nachweislich guten Lieferantenqualität über den Vertragszeitraum natürlich vorteilhaft, ob mit oder ohne Ausschreibung. Die Ermittlung von Lieferanten durch Ausschreibungen bedeutet eine Festlegung über einen längeren Vertragszeitraum, die formal und auch praktisch kaum aufgehoben werden kann, und erfordert deshalb erhöhte Sorgfalt. Im Gegenzug haben Ausschreibungen aber eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten und erleichtern auch die spätere Zusammenarbeit mit den Lieferanten, weil vorher sehr klare Regelungen getroffen worden sind.
Lokale Erwerbung
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Online-Medien und Lizenzen Standards und Muster für die Vertragsgestaltung Unter einer Lizenz versteht man im landläufigen Sinn eine Erlaubnis, die es dem Inhaber der erteilten Lizenz gestattet, etwas tun zu dürfen, das sonst verboten wäre. So dürfen die Doppelnull-Agenten, wie 007, bekanntlich jeden töten, wenn sie dies zur Erfüllung ihres Auftrages für nötig erachten, schließlich handeln sie im Auftrag Ihrer Majestät. Soweit die Fiktion. Dürfte James Bond aber ohne Weiteres das E-Book, in dem seine Abenteuer digital, sprich elektronisch, wieder gegeben werden, herunterladen, kopieren und diese Kopie an Miss Moneypenny schicken? Falls es sich um ein E-Book in einem Bibliotheksangebot handelt, das als kommerzielles Produkt auf einem Verlagsserver aufliegt und nur von autorisierten Nutzern der Bibliothek online gelesen werden kann, dürfte er das wohl nicht. Wahrscheinlich würde er sich über dieses Verbot hinwegsetzen und es dennoch tun. Anders aber als im Fall des Erschießens eines Gegners machte er sich aber mit dieser Handlung strafbar, hat er dafür doch keine Lizenz erworben. In diesem Beitrag geht es aber um weniger spektakuläre Aktionen als die der Exekution von Staatsfeinden, sondern um die wesentlich profaneren Fragen, die im Zusammenhang mit Lizenzverträgen für kommerziell vertriebene und urheberrechtlich geschützte elektronische Medien in einer institutionellen Umgebung aufkommen. Es geht also um die Erteilung von definierten Nutzungsrechten, die von einem Lizenzgeber an einen Lizenznehmer auf vertraglicher Basis (im Regelfall) gegen Bezahlung in einem bestimmten Kontext übertragen werden. Aus dieser Aussage geht deutlich hervor, dass dieser Vorgang der Rechteübertragung auf einem schriftlich ausformulierten Text basieren muss, der durch rechtskräftig bindende Unterschriften durch Vertretungsberechtigte beider Parteien besiegelt wird. Mit anderen Worten, es handelt sich um einen Vertrag, dessen Gegenstand die Einräumung und Erteilung bestimmter Rechte zur Nutzung an auf elektronischem Wege bereitgestellten Inhalten regelt. Lizenzverträge für elektronische Medien regeln demnach die Zugriffsberechtigungen auf Inhalte unter bestimmten zeitlich, räumlich und finanziell definierten Bedingungen. Worin liegen nun die Probleme für Bibliotheken, die daraus resultieren, bzw. worauf müssen Bibliotheken besonders achten, wenn sie einen Lizenzvertrag über ein bestimmtes elektronisches Produkt abschließen? Dazu ist es notwendig, sich erst einmal den Unterschied zwischen einem Lizenzvertrag und einem Kaufvertrag zu vergegenwärtigen.
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Kauf versus Lizenz Der Vorgang eines Kaufes ist in Deutschland im Bürgerlichen Gesetzbuch BGB geregelt.1 Darin heißt es im § 433: (1) Durch den Kaufvertrag wird der Verkäufer einer Sache verpflichtet, dem Käufer die Sache zu übergeben und das Eigentum an der Sache zu verschaffen.
Der Vorgang der Eigentumsübertragung ist in § 929 BGB geschildert: Zur Übertragung des Eigentums an einer beweglichen Sache ist erforderlich, dass der Eigentümer die Sache dem Erwerber übergibt und beide darüber einig sind, dass das Eigentum übergehen soll. Ist der Erwerber im Besitz der Sache, so genügt die Einigung über den Übergang des Eigentums.
Im normalen Alltag vollzieht sich dies z. B. mit dem Bezahlvorgang an einer Ladenkasse. Hierzu sind keine schriftlichen Vereinbarungen oder Verträge vonnöten. Handelt es sich um größere Anschaffungen, wie etwa die einer Waschmaschine, die erst noch geliefert werden muss, ist aber schon die Schriftform Bedingung, in der Zeitpunkt der Übergabe und Bezahlung festgehalten werden. Erfolgt die Bezahlung erst nach Aushändigung der Ware, so enthält dieser Kaufvertrag den Eigentumsvorbehalt nach der Formel: „die Ware bleibt bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum der Firma XY.“ Ist die Ware nun vollständig in das Eigentum des Käufers übergegangen, kann dieser letztendlich damit tun, was er will: verleihen, verschenken, wieder verkaufen, auseinanderbauen oder sogar vernichten. Wie verhält sich dies beim Erwerb eines Datenträgers, wie z. B. einer DVD, auf der eine Standard-Software zur Installation auf einem PC gespeichert ist? Zunächst kann der Käufer den physischen Gegenstand, d.h. die DVD, behandeln wie oben geschildert. Er darf aber nicht den Inhalt der DVD beliebig oft kopieren und verteilen, obwohl dies technisch möglich wäre. Hier greift der üblicherweise mit dem Kauf zu akzeptierende Endbenutzer-Lizenzvertrag (EULA)2, der für Standard-Massenprodukte wie Software angewandt wird. Darin wird z. B. festgelegt, auf wie vielen Geräten die Software installiert werden darf. Bei allen Verträgen obwaltet das Prinzip der Vertragsfreiheit, d. h. auch jeder Lizenzvertrag kommt privatrechtlich durch übereinstimmende Willenserklärung der Vertragspartner zustande. Im Fall des oben genannten Endbenutzer-Lizenz1 Der internationale Warenverkauf wird über das sog UN-Kaufrecht in der United Nations Convention on Contracts for the International Sale of Goods CISG vom 11. April 1980 geregelt. 2 End User License Agreement.
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vertrages durch Akzeptanz des Käufers, die durch Öffnen der Versiegelung der verpackten Ware oder durch Anklicken der entsprechenden Erklärung im Falle eines Online-Kaufes erfolgt (Click-through-Vereinbarung). Zu den Elementen der Vertragsfreiheit gehören die Abschlussfreiheit, Partnerwahlfreiheit, Inhaltsfreiheit, Formfreiheit und Aufhebungsfreiheit. Niemand ist gezwungen, eine bestimmte Software zu erwerben, niemand ist gezwungen, diese Software bei einem bestimmten Händler zu kaufen. Aber schon bei den anderen Gesichtspunkten endet im Falle der Standard-Software die Freiheit des Käufers, denn er kann weder Einfluss auf die Inhalte der Regelungen ausüben, noch die Form des Abschlusses bestimmen. Auch besteht für ihn nicht die Möglichkeit der Aufhebung des Vertrages durch Kündigung. Es kann lediglich die Nutzung der Software einstellen, bleibt aber dennoch an die lizenzvertraglichen Regelungen gebunden. Entsteht hier ein rechtsfreier Raum? Nein, denn im Zweifelsfall kann er sich auf die „Richtlinie 93/13/EWG des Rates vom 5. April 1993 über missbräuchliche Klauseln in Verbraucherverträgen“ berufen, in der es heißt: Artikel 3 (1) Eine Vertragsklausel, die nicht im Einzelnen ausgehandelt wurde, ist als missbräuchlich anzusehen, wenn sie entgegen dem Gebot von Treu und Glauben zum Nachteil des Verbrauchers ein erhebliches und ungerechtfertigtes Missverhältnis der vertraglichen Rechte und Pflichten der Vertragspartner verursacht. (2) Eine Vertragsklausel ist immer dann als nicht im Einzelnen ausgehandelt zu betrachten, wenn sie im Voraus abgefasst wurde und der Verbraucher deshalb, insbesondere im Rahmen eines vorformulierten Standardvertrags, keinen Einfluss auf ihren Inhalt nehmen konnte. Die Tatsache, dass bestimmte Elemente einer Vertragsklausel oder eine einzelne Klausel im Einzelnen ausgehandelt worden sind, schließt die Anwendung dieses Artikels auf den übrigen Vertrag nicht aus, sofern es sich nach der Gesamtwertung dennoch um einen vorformulierten Standardvertrag handelt. Behauptet ein Gewerbetreibender, dass eine Standardvertragsklausel im Einzelnen ausgehandelt wurde, so obliegt ihm die Beweislast.3
Diese Richtlinie wurde erlassen und von allen EU-Mitgliedstatten ratifiziert, um im gemeinsamen Binnenmarkt eine Vertrauensbasis zu schaffen, um über sprachliche und nationalrechtliche Grenzen hinweg Verbraucherrechte auf einer harmonisierten Rechtsgrundlage zu ermöglichen. Auf diese Richtlinie bezieht sich explizit der § 305 Abs. 1 BGB, in dem die Einbeziehung Allgemeiner Geschäftsbedingungen (AGB) in einen Vertrag geregelt wird: 3 EU-Richtlinie 93/13/EWG.
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(1) Allgemeine Geschäftsbedingungen sind alle für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierten Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der anderen Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrags stellt. Gleichgültig ist, ob die Bestimmungen einen äußerlich gesonderten Bestandteil des Vertrags bilden oder in die Vertragsurkunde selbst aufgenommen werden, welchen Umfang sie haben, in welcher Schriftart sie verfasst sind und welche Form der Vertrag hat. Allgemeine Geschäftsbedingungen liegen nicht vor, soweit die Vertragsbedingungen zwischen den Vertragsparteien im Einzelnen ausgehandelt sind.
Der letzte Satz verweist wiederum auf das Prinzip der Vertragsfreiheit, das im Umkehrschluss demnach das Abfassen eines Lizenzvertrages als nicht gesetzlich geregelt bestimmt – solange beide Parteien keine Vereinbarungen treffen, die andere Gesetze missachten oder brechen. Lizenzverträge können demnach „formlos“ geschlossen werden, was bedeutet, dass keine unmittelbare gesetzliche Vorgabe existiert. Dies birgt insbesondere für den juristischen Laien eine Vielzahl von Risiken in sich. Denn jeder Lizenzvertrag ist zunächst ein „Vertrag sui generis“,4 bei dessen Ausgestaltung die unterschiedlichen Interessen von Lizenznehmer und Lizenzgeber zum Tragen kommen. Bezogen auf die Vielzahl der inzwischen möglichen und differierenden Vertragsinhalte bei kommerziell vertriebenen elektronischen Medien (vom konsortialen Zeitschriftenpaket bis hin zum einzelnen E-Book oder Datenbankprodukt) kann es aber zunächst keine einheitliche Vertragsfassung geben, da zu viele unterschiedliche Regelungstatbestände betroffen sein können. Dennoch und gerade deshalb wurde die Forderung nach Vertragsmustern oder Modellvorlagen schon früh von Seiten der Bibliotheken erhoben, verfügt doch nicht jede Institution über vertragsrechtliche Kompetenz und Expertenwissen.5
Standards und Muster für die Vertragsgestaltung Inzwischen finden sich im Netz eine Vielzahl von elaborierten Musterverträgen, Glossare mit Definitionen der termini technici, die im Vertragstext angewendet werden, sowie Checklisten, mit deren Hilfe ein Vertragstext geprüft werden kann. Als ausführlichste Quelle aus bibliothekarischer Perspektive sei hier die 1997 entstandene und seitdem weiter ausgebaute Plattform „LIBLICENSE : licensing 4 „Im Recht der Schuldverhältnisse ein Vertrag, der nicht den gesetzlich geregelten Vertragstypen entspricht.“ Aus: Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: „Vertrag sui generis“. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/16827/vertrag-sui-generis-v4.html (09.11.2012). 5 In Deutschland am bekanntesten: Licensing digital resources.
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digital content – a resource for librarians: http://liblicense.crl.edu (13.11.2012) genannt. Gehostet vom Center for Research Libraries findet sich dort u.a. das „LIBLICENSE Standard Licensing Agreement“ (Stand Mai 2008) als Lizenzvertragsmuster, nach dem sich ein individuell abzuschließender Vertrag gestalten lässt. Nachteilig sind dabei die auf amerikanische Rechtsverhältnisse abgestimmten Klauseln, die in die bundesdeutschen Gegebenheiten umformuliert werden müssen. Dass der Vertragstext in englischer Sprache vorliegt, ist im internationalen Kontext des Wissenschaftsbetriebes nachrangig – vorausgesetzt, der deutsche Lizenznehmer ist mit der lizenzrechtlichen Terminologie vertraut. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe und deren Definitionen werden auf der LIBLICENCE-Plattform aufgeführt.6 Inzwischen hat es sich eingebürgert, dass den meisten Lizenzverträgen ein Abschnitt mit Schlüsselbegriffen vorangestellt wird, was zur Eindeutigkeit und Rechtssicherheit entscheidend beiträgt. Als Beispiel sei die Definition der „authorised users“ aufgeführt, die den zum Zugriff berechtigten Personenkreis einer Institution umfassend beschreiben, oder die Frage nach der Definition der „site“, d.h. des räumlich oder geographisch festgelegten Bereiches, in dem der Zugriff auf die Ressource erfolgen kann. Wie eingangs schon gesagt, erfordern die unterschiedlichen elektronischen Medientypen (E-Journal, E-Book, Datenbank) und Geschäftsmodelle darauf abgestimmte Lizenzklauseln. Diesem Umstand trägt eine Initiative der Agenturen EBSCO, Harrassowitz und Swets Rechnung, die für sechs unterschiedliche Lizenztypen Musterverträge erarbeitet haben:7 –– Single Academic Institution License –– Academic Consortia License –– Public Libraries License –– Corporate and other Special Libraries License –– E-book (and journal archive purchase) License –– 30/60 day free trial License Auch diese Vertragsmuster sind selbstverständlich nicht eins zu eins zu übernehmen, sondern müssen den jeweils geltenden Rechtsnormen und Verhältnissen vor Ort angepasst werden. Dafür werden Optionen und Varianten in den Texten aufgelistet, die der individuellen Gestaltung und Anpassung bedürfen.
6 http://liblicense.crl.edu/resources/licensing-vocabulary/ (09.11.2012). 7 http://www.licensingmodels.com/index.html (09.11.2012).
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Konsortialverträge und SERU Trotz dieser Vorlagen und Muster ist das Geschäft zwischen Bibliothek und Anbieter zum Abschluss eines Lizenzvertrages immer noch durch hohe Transaktionskosten im Rahmen der Verhandlungen gekennzeichnet, wenn die Bibliothek den vom Anbieter vorgelegten Vertrag nicht ungeprüft und unwidersprochen annimmt oder annehmen kann. Effizienter und kostenreduzierter ist deshalb der Beitritt zu einem existenten Konsortialvertrag, da hier die Verhandlungen zwischen einer Geschäftsstelle und den Anbietern bereits erfolgt sind und die sich dem Konsortium anschließenden Bibliotheken lediglich eine Beitrittserklärung abzugeben brauchen. Eine weitere Kategorie stellen die Verträge für Nationallizenzen oder Allianzlizenzen8 in Deutschland dar, im Vereinigten Königreich die nationalen Verträge wie das von JISC9 vorgelegte „Model NESLi2 Licence for Journals“10. In diesen Vertragsformen wird besonderes Gewicht auf die Langzeitverfügbarkeit der elektronischen Inhalte in Form digitaler Archive gelegt, wobei der Aspekt der eingangs geschilderten Eigentumsübertragung (im Sinne der Verschaffung von Verfügungsmacht über eine Sache) durch Archivserver im Rahmen einer nationalen Hosting-Strategie11 langfristig abgebildet werden soll. Diese Initiativen sind auf Nachhaltigkeit angelegt, benötigen aber einen langen Vorlauf und erhebliche Investitionskosten in die Infrastruktur und Organisation. Der geneigte Leser mag sich nun fragen, wie sich eine Bibliothek verhalten soll, wenn es um die rasch abzuwickelnde Lizenzierung eines einzelnen E-Produktes geht. Könnte nicht, wie im Fall der Endnutzer-Lizenzvereinbarungen EULA, ein Verfahren etabliert werden, dass den Prozess der Lizenzierung erheblich verkürzt und vereinfacht? Dazu sei auf eine Initiative verwiesen – wie immer in den pragmatisch vorgehenden USA entstanden:
8 http://www.allianzinitiative.de/de/start/handlungsfelder/nationale_lizenzierung (09.11.2012). 9 http://www.jisc-collections.ac.uk/nesli2/ (09.11.2012). 10 http://www.jisc-collections.ac.uk/nesli2/NESLi2-Model-Licence-/ (09.11.2012). 11 http://www.allianzinitiative.de/de/handlungsfelder/nationale_hosting_strategie (10.11.2012).
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SERU : A Shared Electronic Resource Understanding Dieses Konzept basiert auf den Ergebnissen einer Arbeitsgruppe der National Information Standards Organization: The Shared E-Resource Understanding (SERU) Working Group was originally charged with developing Recommended Practices to be used to support a new mechanism for publishers to sell e-resources without licenses if they feel their perception of risk has been adequately addressed by current law and developing norms of behavior. The document is an expression of a set of shared understandings of publisher and library expectations regarding the sale of an electronic resource subscription. Negotiation between publisher perspectives and library perspectives will be needed to develop a useful set of practices.12
Aus diesen Best Practice-Empfehlungen entstand ein Papier als NISO Recommended Practice (NISO RP-7-2012), in dem die Eckpunkte festgehalten werden, auf die sich Verlage und Bibliotheken als Lizenzgeber und -nehmer verständigen, ohne dass es einer weiteren bilateralen Vereinbarung bedarf. Voraussetzung ist, dass die Anbieter und Bibliotheken sich zur Einhaltung der darin getroffenen Vereinbarungen durch eine Registrierung als SERU-Teilnehmer verpflichten. Dies ermöglicht den Erwerb bzw. die Lizenzierung eines elektronischen Produktes quasi auf der Basis einer Standardlizenz. Die Liste der Teilnehmer aus dem angloamerikanischen Raum ist schon beachtlich lang,13 vor allem seitens teilnehmender Bibliotheken.
Standardlizenz versus Vertragsfreiheit Soweit die Theorie! Obwohl eine solide Basis an Mustertexten für Bibliothekslizenzen vorliegt, erweist es sich in der Erwerbungspraxis doch als unerlässlich und erforderlich, jeden einzelnen Lizenzvertrag genauestens zu analysieren, da Formulierungen und Definitionen zu einzelnen Aspekten immer noch variieren oder als Regelungspunkte gänzlich fehlen. Vor allem kleine und mittelständische Verlage in Deutschland tun sich schwer damit, Lizenzvertragstexte an immerhin vorhandenen internationalen Standards auszurichten. Andererseits fehlt auch in 12 http://www.niso.org/workrooms/seru/wg/ (10.11.2012). 13 http://www.niso.org/workrooms/seru/registry (10.11.2012).
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vielen Bibliotheken das lizenzrechtliche Knowhow, um Risiken eines Abschlusses adäquat einschätzen zu können. Fortbildungsveranstaltungen und Hinweise auf die einschlägige Literatur mögen hier Abhilfe schaffen. Eine wünschenswerte, weil kostensparende, „Standardlizenz“, die alle Aspekte und Interessen von Anbietern und Lizenznehmern abdeckt, wird es auf lange Sicht nicht geben können. Dafür liegen in den Bereichen der kommerziellen Vermarktung digitaler Inhalte einerseits und der gesamtgesellschaftlichen Ansprüche auf den barrierefreien Zugriff auf Information andererseits die Positionen zu weit auseinander. Dies belegt die geführte und noch andauernde Diskussion im Rahmen des EU-Grünbuches Urheberrechte in der wissensbestimmten Wirtschaft. Hier wurde den Interessensgruppen 2008 ein Fragenkatalog vorgelegt, in dem auch die Frage nach Musterlizenzen gestellt wurde: (2) Sollten vertragliche Vereinbarungen zwischen den Rechteinhabern und Benutzern über andere, nicht unter die Ausnahmen fallende Aspekte gefördert oder hierfür Leitlinien oder Musterlizenzen festgelegt werden?14
Eine Antwort aus der Informationswirtschaft darauf lautete z. B.: Das Bereitstellen von Musterlizenzen würde besonders aufstrebende Rechtinhaber und Neueinsteiger unterstützen. Es ist jedoch zu beachten, dass gerade Vereinbarungen im Bereich des Urheberrechts oft Spezialfälle betreffen, die im Rahmen von Musterlizenzen schwer behandelt werden können. Dennoch ist die Einführung eines Pools von Musterlizenzen zu begrüßen, um Rechteinhabern und Nutzern das Zusammenwirken zu erleichtern.15
Die Position des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. hingegen orientierte sich dagegen mehr an den im Urheberrecht verankerten Schrankenbestimmungen, wie sie in den §§ 43a - 63a UrhG, hier speziell in den „Bibliotheksparagrafen“ §§ 52a - 53a UrhG festgeschrieben sind. Demzufolge lautete die Antwort des DBV auf die Frage nach Musterlizenzen: Nein! Es ist in erster Linie Aufgabe des Gesetzgebers, die Schranken und Ausnahmen im Urheberrecht in einer Art und Weise festzulegen, dass die Informationsbedürfnisse der Gesellschaft im Bereich Bildung und Wissenschaft befriedigt werden. Wenn diese grundlegenden Bedürfnisse faktisch nicht ausreichend erfüllt werden können, hat der Gesetzgeber für die 14 EU-Grünbuch Urheberrechte in der wissensbestimmten Wirtschaft 2012. S. 7. 15 Stellungnahme zum Grünbuch durch Internet Service Providers Austria vom 28.11.2008. http://circa.europa.eu/Public/irc/markt/markt_consultations/library?l=/copyright_neighbouring/consultation_copyright/internet_provider/_DE_1.0_&a=d (09.11.2012).
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notwendigen Korrekturen zu sorgen. Es kann nicht erwartet werden, dass die beteiligten gesellschaftlichen Gruppen Probleme durch privatrechtliche Lizenzverträge lösen, nur weil der Gesetzgeber es unterlässt, für eine ausgewogene Lösung zu sorgen. [...] Jede vertragliche Lösung zwischen Rechteinhabern und Nutzern urheberrechtlich geschützter Werke, die eine Schrankenregelung ersetzen soll, kann nur in Form eines Gesamtvertrages abgeschlossen werden.16
Fazit: Solange es diesen anvisierten „Gesamtvertrag“ nicht gibt, müssen die Schrankenregelungen aufrecht erhalten bleiben. Darüber hinaus aber müssen die Lizenzvereinbarungen zwischen Anbietern und Bibliotheken weiterhin auf privatrechtlicher Basis erstellt werden. Dafür sind Lizenzverträge abzuschließen. Für diese wiederum existieren eine Reihe von Mustervorlagen und standardisierten Textvorlagen, die das Geschäft erleichtern helfen. Sie müssen nur angewandt werden. Deshalb nochmals der Hinweis auf die Vertragsfreiheit: Bibliotheken haben das Recht, vertragliche Klauseln zu ihren Gunsten auszuhandeln. Anbieter, die ein kommerzielles Interesse am Verkauf ihrer Produkte haben, sind flexibel in der Gestaltung ihrer Verträge. Kein Vertrag muss in der Form akzeptiert werden, wie ihn der Anbieter vorlegt. Es gilt daher immer noch, was schon 1999 in der „Arbeitshilfe zur Lizenzierung digitaler Ressourcen“ ausgesagt wurde: „Allein den Preis einer Lizenz auszuhandeln genügt nicht. [...] Das Wissen um die Art der Fallen und die Streitfragen, die dabei auftreten können, trägt wesentlich dazu bei, eine bessere Lizenz für Ihre Institution auszuhandeln.“17
Literatur Bibliothekslizenzen für digitale Medien bei Neuerwerbungen. http://www.juror.nrw.de/ Toc76265804.html (09.11.20120). EU-Grünbuch zum Urheberrecht und zu den verwandten Schutzrechten in der Informationsgesellschaft 1995. http://europa.eu/legislation_summaries/information_society/ data_protection/l24152_de.htm (09.11.2012). EU-Grünbuch Urheberrechte in der wissensbestimmten Wirtschaft 2012. http://ec.europa.eu/ internal_market/copyright/docs/copyright-infso/greenpaper_de.pdf (09.11.2012).
16 Stellungnahme zum Grünbuch durch den DBV vom 20.11.2008. http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/positionen/Stellungnahme_Gruenbuch_Nov_2008-oU. pdf (09.11.2012). 17 Licensing digital resources. S. 49.
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Electronic Resource Management1 Problemstellung Seit Mitte der 1990er Jahre nehmen elektronische Ressourcen im Angebot der Bibliotheken eine immer wichtiger werdende Rolle ein. Anfangs waren es Datenbanken und bibliographische Nachweissysteme wie etwa CAS, die in lokalen Netzwerken der Universitäten einen komfortablen Weg zum Nachschlagen von Informationen und Fakten anboten. Mit Einführung des HTTP-Protokolls entstand eine sehr einfache Möglichkeit, Datenbankinformationen für den Nutzer intuitiv erfassbar zu präsentieren. Neben einer Umstellung von lokalen Datenbanken zu webbasierten waren vor allem die Katalogsysteme plötzlich mit den OPACs präsent; gleichzeitig lösten die elektronischen die gedruckten Bibliographien ab. Besonders dramatisch entwickelte sich aber der Sektor der Zeitschriften. Waren es um 1998 einige tausend Zeitschriften vornehmlich aus dem STM-Bereich, die elektronisch zugänglich waren, sind zehn Jahre später in der Central Knowledge Base (CKB) von SFX (Ex Libris) 65 000 Zeitschriften elektronisch nachgewiesen, so dass gesagt werden kann, dass praktisch keine wissenschaftliche Zeitschrift mehr ohne eine elektronische Parallelausgabe existiert. Inzwischen sind auch neue Bücher häufig parallel in gedruckter und elektronischer Form zu erhalten. Darüber hinaus wird durch zahlreiche Digitalisierungsprojekte eine größer werdende Zahl von älteren Büchern online im Netz angeboten. Die wachsende Bedeutung der elektronischen Medien lässt sich unter anderem an der Entwicklung von Erwerbungsetats ablesen. So gibt das zweischichtige Bibliothekssystem der FU Berlin inzwischen über ein Drittel der Erwerbungsmittel für elektronische Ressourcen aus. Damit verbunden ergibt sich in der Regel die Herausforderung, die elektronischen Ressourcen bei gleich bleibender oder gar abnehmender Personalkapazität adäquat zu verwalten. Im Jahre 2001 hat Timothy D. Jewell in einem vielbeachteten Report2 erstmals auf einige der wesentlichen Probleme bei der Bearbeitung von elektroni-
1 Der vorliegende Beitrag enthält Elemente des Beitrags von Kowalak, Mario: Electronic Resource Management. In: Handbuch Bestandsmanagement in Öffentlichen Bibliotheken. Hrsg. von Frauke Schade u. Konrad Umlauf. Berlin: De Gruyter (2012) (Bibliotheks- und Informationspraxis 46). S. 375-390. 2 Vgl. Jewell, Timothy D.: Selection and Presentation of Commercially Available Electronic Resources. Issues and Practices. Washington, DC: Digital Library Federation 2001. http://www.clir. org/pubs/abstract//reports/pub99 (14.8.2012).
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schen Ressourcen in Bibliotheken hingewiesen. Ausgehend davon wurde durch die Digital Library Federation eine Arbeitsgruppe gebildet, die 2004 ihren Abschlussbericht3 vorlegte. Mit diesem Report wurde eine auch von Produzenten von Bibliothekssystemen mitentwickelte Übersicht der administrativen Daten für die Bearbeitung elektronischer Ressourcen sowie funktionale Anforderungen an solche Systeme aufgestellt. Ebenso werden in diesem Papier erstmals typische Workflow-Szenarien der Bearbeitung elektronischer Ressourcen beschrieben. Für die einzelne Bibliothek stellt sich das Problem, wie die elektronischen Produkte in Geschäftsgänge eingebunden werden. Dabei müssen alle verwaltungstechnischen Aspekte wie Rechnungsabläufe, revisionssichere Inventarisierung und bibliothekarische Erschließung umgesetzt werden. Gleichzeitig ist eine optimale Präsentation und Vermittlung der Ressourcen an die Nutzer notwendig. Dies soll mit der Nebenbedingung einer möglichst integrierten und effizienten Bearbeitung ohne Doppelaufwand erfolgen. Bibliotheksverbünde und Konsortien können die Bibliotheken - gerade bei konsortial bereitgestellten Produkten - bei der Verwaltung elektronischer Ressourcen unterstützen, stellen aber, zum Beispiel bei auftretenden Zugriffsproblemen, nicht die vorrangigen Ansprechpartner der Bibliotheksnutzer dar. So kommt es in der Praxis teilweise zu zersplitterter oder auch doppelter Datenpflege, die letztlich in unterschiedlichen Bedürfnissen und Voraussetzungen der einzelnen Bibliotheken auf der einen und der Verbünde und Konsortien auf der anderen Seite begründet ist. In den seit Mitte der 90er Jahren in den Bibliotheken eingesetzten integrierten Bibliothekssystemen ist die Verwaltung elektronischer Medien bisher nicht vorgesehen. Natürlich können und werden mit einigen Workarounds elektronische Medien in den Katalogsystemen bearbeitet, aber es sind und bleiben Fremdkörper in der Bearbeitungsroutine. Bei den elektronischen Ressourcen verbieten sich traditionelle Methoden der Katalogisierung weitgehend. Zum einen kann die Bibliothek in der Regel nur sehr begrenzt unmittelbar über ihr elektronisches Angebot verfügen, da dieses in den meisten Fällen online auf entfernten Servern der Anbieter bereitgestellt wird. Jede Änderung auf diesen Servern kann eine Änderung des referenzierenden URL im eigenen Katalog nach sich ziehen. Zum anderen ist die Lizenzierung insbesondere bei den Zeitschriftenpaketen so dynamisch, dass die Bestandsänderungen in den großen Paketen nur mit großem personellen Aufwand und mit zeitlicher Verzögerung eingearbeitet werden können.
3 Vgl. Jewell, Timothy et al.: Electronic Resource Management. Report of the DLF ERM Initiative. Washington, D.C.: Digital Library Federation 2004. http://www.diglib.org/pubs/dlf102/ (14.8.2012).
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Aber auch viele wichtige Informationen, die mit der Vertragsbearbeitung und -verwaltung verbunden sind, werden im Katalogsystem nicht abgebildet und müssen anderweitig dokumentiert werden. Hierzu wurden, basierend auf den Vorarbeiten der erwähnten DLF-ERM-Initiative, in den letzten Jahren einige Softwareanwendungen entwickelt, die mehr oder weniger gut die komplexe Vertragsverwaltung erledigen. Ein nur unzureichend bearbeitetes Problem stellen die Konsortialbeschaffungen dar. Aus Sicht einer einzelnen Bibliothek bedeuten Konsortialbeschaffungen, dass die unterschiedlichen Konsortialführer für die Bibliothek wie ein sonstiger Lieferant zu behandeln sind. Von dort kommen ggf. Rechnungen, müssen Titellisten und Nutzungsstatistiken angefordert werden. Dorthin werden auch Reklamationen gerichtet. Ein weiterer Problemkomplex stellt die Paketerwerbung dar. Hier gibt es teilweise unterschiedliche Angebote für elektronische Bücher (E-Books) und elektronische Zeitschriften (E-Journals). Die Paketerwerbung bei Zeitschriften leitet sich häufig von laufenden Subskriptionen für gedruckte Journals eines Verlages ab, E-Book-Pakete werden ohne Orientierung an konventionellen Bibliotheksbeständen sowohl von Verlagen als auch von Aggregatoren angeboten, gemeinsam ist allen Angeboten, dass man keinen Einfluss auf die Paketzusammensetzung hat, die überdies nicht selten innerhalb der Laufzeit geändert wird. Diese Änderungen lassen sich lokal nur schwer in den Nachweissystemen aktuell und korrekt abbilden. Dass elektronische Ressourcen zuweilen nur unzureichend erschlossen und in den Nachweisinstrumenten der Bibliothek daher nicht immer vollständig und umfassend suchbar sind, hat neben der Mengenproblematik auch mit der zum Teil mangelhaften Qualität der von Anbieterseite bereitgestellten Metadaten zu tun. Vielfach werden die ausgelieferten Metadaten vor dem Import in lokale Nachweissysteme daher durch eine aufwendige Normalisierungsprozedur geschickt und streckenweise auch noch einzeln nachbearbeitet, etwa im Bereich der Sacherschließung. Gerade mit modernen Nachweismitteln wie DiscoverySystemen entstehen dann beim Retrieval ernsthafte Verluste, da unzureichend erschlossene Medien beim „Drill Down“ nicht mehr gefunden werden können. Bei gleich bleibender oder sinkender finanzieller Ausstattung der Bibliotheken werden verstärkt Statistiken über die Nutzung elektronischer Medien als Instrument der Bestandsentwicklung eingesetzt. Nachdem mit COUNTER ein gemeinsamer Standard definiert wurde, ist es mit Werkzeugen wie „Ustat“ mit vertretbarem Aufwand möglich, die Statistiken unterschiedlicher Quellen,
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Anbieter und Plattformen vergleichend zu betrachten und Schlüsse für die Präsentation, das Marketing und die Beschaffung von E-Ressourcen zu ziehen.4 Wir möchten uns im Folgenden auf die klassischen elektronischen Medien wie bibliographische Datenbanken, E-Journals und E-Books beschränken. Das weite Feld der frei zugänglichen Informationsquellen soll dagegen weitgehend ausgespart werden. Auch spezielle Medien wie Ton-, Bild- und Videodokumente, die häufig noch speziellere Bearbeitungsschritte erfordern, sollen hier nicht betrachtet werden. Ebenfalls nicht ausführlicher gewürdigt werden können Volltextdatenbanken und -sammlungen, die in den Geschäftsgängen aus Personalkapazitätsgründen vielfach nur auf Ebene der Hauptaufnahme, nicht jedoch auf Ebene der enthaltenen Einzeltitel erschlossen und damit den Nutzern nicht in gebotenem Maße präsentiert werden.
Lebenszyklen elektronischer Ressourcen und Potentiale von ERM-Systemen Geschäftsgänge für konventionelle und elektronische Ressourcen unterscheiden sich grundlegend. Neue Aufgaben und Prozessschritte wie die Unterstützung der Lizenz- und Vertragsverhandlungen, das Management von Accounts und Zugriffsberechtigungen, Überblick über laufende Trials, die Überwachung und Dokumentation von Störungsfällen oder die Aggregation und Auswertung von Nutzungsstatistiken, um nur einige Beispiele zu nennen, treten im Zusammenhang mit elektronischen Ressourcen neu hinzu und sind mit dem konventionellen Instrumentarium des Bibliotheksmanagements, mit Hilfe von integrierten Bibliothekssystemen, nicht adäquat zu bewältigen. Die folgende Grafik
4 Aus den Statistiken der Webserver können recht genaue Informationen über das Nutzungsverhalten und die Zahl der Downloads erhalten werden. Allerdings sind diese Statistiken den Bibliotheken in der Regel nicht unmittelbar zugänglich und die von den Verlagen angebotenen Daten unterscheiden sich in Qualität, Aussagekraft und Präsentationsform erheblich. Hier ist mit den COUNTER-Formaten inzwischen ein Standard etabliert worden. Zum einen wird die Art definiert, wie die Nutzung gezählt wird. Damit ist erstmalig eine Vergleichbarkeit der Statistiken zwischen den COUNTER-fähigen Ressourcen möglich. Zum anderen ist eine einheitliche Präsentation der Daten definiert worden. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass diese Daten in Werkzeugen wie „Ustat“ geladen und vergleichend untersucht werden können. Allerdings ist dies angesichts der Vielzahl von Anbietern, mit denen eine große Bibliothek arbeitet, immer noch ein mühseliges und zeitaufwendiges Verfahren. Einen großen Fortschritt stellt daher SUSHI dar, mit dessen Hilfe Programme wie „Ustat“ in der Lage sind, die Daten automatisch abzuholen und einzulesen. Weiteres unter http://www.projectcounter.org/about.html (14.8.2012).
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beschreibt schematisch wesentliche Unterschiede in den Geschäftsgängen für konventionelle und elektronische Ressourcen.
Abb. 1: Unterschiede in Geschäftsgängen für konventionelle und elektronische Ressourcen. Quelle: Electronic Resource Management of the DLF ERM Initiative.
Es wird schnell deutlich, dass die Bereitstellung elektronischer Ressourcen eine Vielzahl komplexer Arbeitsabläufe im Hintergrund benötigt, die zumeist zyklisch wiederholt werden müssen. In der Fachliteratur ist diese besondere Dynamik elektronischer Medien, die sich beispielsweise in der häufigen Änderung von Zugangsadressen und -modalitäten, einer gewaltigen Bandbreite von Geschäftsmodellen oder regelmäßig überarbeiteten Suchoberflächen äußert, vielfach in Analogie zur Betrachtung lebender Organismen gebracht worden. So kann von „lebendigen“ Medien gesprochen werden5, die in zyklisch verlaufenden Bearbei5 Vgl. zuletzt u.a. bei Collins, Maria u. Jill E. Grogg: Building a Better ERMS. In: Library Journal (2011) H. 4. S. 22-28.
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tungsroutinen („Life Cycle“) finanziert, freigeschaltet, bereitgestellt, überwacht, evaluiert werden. Bereits ab 2004 wurden, basierend auf dem Framework der Arbeiten der DLFERM-Initiative, kommerzielle und Open Source-Produkte entwickelt und auf den Markt gebracht, welche die komplexen Vorgänge und Aufgaben im Rahmen des Lebenszyklus‘ elektronischer Ressourcen dokumentieren, strukturieren und operationalisieren sollen. Verschiedentlich werden ERM-Systeme mit einem integrierten bzw. eigenem Workflow Management eingesetzt. Angesichts der Koexistenz und des Einsatzes zahlreicher externer Systeme und Werkzeuge (Tools) ist es in der Regel jedoch sehr schwer, die ERM-internen Workflows mit den Geschäftsgängen der Bibliothek und den weiteren Systemen zu einem arbeitsfähigen Ganzen zu verbinden. Betrachten wir im Folgenden einen vereinfachten und schematisierten Prozessverlauf („Life Cycle“) für lizenzierte elektronische Ressourcen. Welche Managementaufgaben können von professionellen ERM-Systemen übernommen werden? Was sind deren spezifische Potentiale und Einsatzgebiete?
Abb. 2: „Life Cycle“ für lizenzierte elektronische Ressourcen, eigene Darstellung.
1. Phase: Initiierung Nachdem die Bibliothek auf eine potentiell zu erwerbende elektronische Ressource aufmerksam geworden ist, kann mit Hilfe eines professionellen ERM-Sys-
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tems eine Art Marktsichtung probiert werden. Ausschlaggebend hierfür ist die Bereitstellung und die Qualität einer so genannten „Knowledge Base“, die das Angebot und den Markt für E-Ressourcen möglichst genau abbilden soll. Mittels einer „Overlap Analysis“ kann nachvollzogen werden, ob die fragliche Quelle in unterschiedlichen Aggregatorangeboten oder bei unterschiedlichen Plattformen zugänglich ist.
2. Phase: Trial Wie viele und welche Tests hat die Bibliothek gegenwärtig laufen? Lohnen sich weitere Tests? Aus dem ERM-System heraus können Tests für E-Ressourcen in angeschlossenen Nachweissystemen als solche gekennzeichnet werden. Ebenso können zu beteiligende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Test gezielt informiert und in die Lage versetzt werden, ihre Bewertungen der Testquelle strukturiert im ERM-System abzulegen. Automatisierte Alerting Services können das Ablaufen der Testphase gezielt kommunizieren.
3. Phase: Verhandlung Indem das ERM-System über seine Knowledge Base verschiedene, auch vergleichende, Produktinformationen vorhält, unterstützt es gegebenenfalls die Verhandlungsposition der Bibliothek. Hilfreich ist nicht zuletzt die Übersicht, welche weiteren elektronischen Ressourcen beim selben Anbieter bereits erworben wurden oder laufend bezogen werden.
4. Phase: Lizenzierung Hier liegt ein zentrales Potential professioneller ERM-Systeme. Die gewöhnlich hochkomplexen Vertragstexte können analytisch abgebildet werden, so dass essentielle Aussagen zu Rechten und Pflichten schnell auffindbar sind. In einzelnen ERM-Systemen gibt es allein für diesen Bereich über 100 Erschließungsfelder. Ausgewählte Vertragspassagen können aus dem ERM-System heraus gezielt in angeschlossene Nachweissysteme ausgegeben werden. Die Verträge können eingescannt, mit OCR-Software bearbeitet und dann retrievalfähig in das ERMSystem hochgeladen werden.
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5. Phase: Bestandsnachweis Aus dem ERM-System lassen sich Metadaten in verschiedener Form in Nachweissysteme (DBIS, EZB, lokaler OPAC) exportieren. Dies ist allerdings mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Knowledge Base des ERM-Systems muss außerdem laufend mit der Knowledge Base des eingesetzten Link Resolvers synchronisiert werden. Insbesondere bei Buch- und Zeitschriftenpaketen muss zu jedem Vertrag eine Liste der Objekte, also der Zeitschriften oder Bücher, die zu diesem Vertrag gehören, gepflegt und in die Nachweissysteme weitergegeben werden. Diese Verknüpfung zwischen Vertrag und den einzelnen Titeln ist in traditionellen Bibliotheksverwaltungssystemen nicht möglich und einer der Gründe für die Entwicklung eigenständiger ERM-Systeme.
6. Phase: Routinebetrieb Anders als konventionelle Ressourcen, die nach Erwerb und Erschließung an ihre Bestimmungsorte wandern und in der Regel keine weitere Bearbeitung mehr erfordern, verursachen elektronische Medien im Routinebetrieb zahlreiche Folgearbeiten. Zugangs- und Kontaktdaten müssen möglichst zentral abgelegt und für alle in die Bearbeitung elektronischer Ressourcen involvierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugänglich sein. Nutzungsstatistiken müssen regelmäßig erstellt werden; sie bilden die Basis für spätere Kosten-Nutzen-Analysen, die ebenfalls in professionellen ERM-Systemen vorgesehen sind. ERM-Systeme dienen darüber hinaus als Dokumentationshilfen bei der regelmäßigen Erfassung von aufgetretenen Zugriffsunterbrechungen oder Beschwerden von Nutzern. Erst wenn diese Vorgänge konsequent erfasst sind, können Nutzungsprobleme gezielt und systematisch angegangen werden. Gegenüber dem Anbieter der betreffenden elektronischen Ressource kann bei Verhandlungen dann besser argumentiert werden.
7. Phase: Renewal Von besonderer Bedeutung ist hier eine Alert-Funktion, die die Bibliothek rechtzeitig vor Ablauf eines Vertragszeitraums an die anstehende Lizenzerneuerung oder Kündigung erinnert. Dazu gehören weitere ebenfalls im ERM verankerte Funktionen wie das Evaluieren anhand der Kosten-Nutzen-Analyse oder die erneute Vergleichsanalyse oder Marktsichtung, die dabei helfen, eine fundierte Entscheidung vor dem Auslaufen des Lizenzvertrags zu treffen.
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Electronic Resource Management im weiteren Sinn Wie an der zuvor dargelegten Beschreibung der Potentiale von ERM-Systemen deutlich geworden ist, stellen DLF-ERM-basierte Systeme der ersten Generation wichtige Funktionalitäten im Backend-Bereich zur Verwaltung elektronischer Ressourcen in Bibliotheken bereit. Die seinerzeit verbreitete Annahme, ERMSysteme könnten sämtliche Aspekte der Erwerbung, Erschließung und Bereitstellung von E-Ressourcen in Bibliotheken bewerkstelligen, hat sich in der Praxis schnell als Fehleinschätzung erwiesen. ERM-Systeme der ersten Generation sind vielmehr umfangreiche Arsenale von Werkzeugen (Tools), die erst im sinnvollen Zusammenspiel ein leistungsfähiges Management von elektronischen Zeitschriften, Büchern und Datenbanken in Bibliotheken ermöglichen.
Abb. 3: Bestandinformation: Von VERDE/SFX über die Endnutzersysteme zum SFX-Menu. Die Zahlenwerte (in Prozent) beziehen sich auf die Herkunft der Anfragen an das SFX-System, stichprobenartig untersucht jeweils im Februar 2011 und 2012.
Insbesondere die Bereitstellung des ständig wechselnden elektronischen Bestands ist eine Herausforderung für die Datenpflege. Hier eignen sich der traditionelle Katalog und dessen auf Einzeltitel bezogene Bearbeitung nur sehr schlecht. Die Bestände von E-Journals werden im deutschsprachigen Raum in der EZB nachgewiesen. Dabei reduziert sich die Arbeit für eine Bibliothek auf den lokal lizenzierten Bestand, da Pakete und Nationallizenzen zentral gepflegt
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werden. Für den Nutzer ist die EZB jedoch weniger praktisch, da in jedem Einzelfall nicht nur gesucht werden muss, ob eine Zeitschrift auch elektronisch zugänglich ist, sondern auch, weil aus den Bestandsangaben nicht unmittelbar herausgelesen werden kann, ob die gesuchte Ausgabe verfügbar ist. Einfacher ist dies für den Nutzer, wenn es ein gepflegtes Link Resolver-System in der Bibliothek gibt. Am Beispiel des kombinierten Einsatzes eines kommerziellen ERM-Systems, eines kommerziellen Link Resolvers sowie eines weiteren Suchwerkzeugs an der FU Berlin soll verdeutlicht werden, wie hier den Nutzern jeweils die aktuelle Information präsentiert wird. In Abb. 3 zeigen wir am Beispiel der Arbeitsumgebung in der FU Berlin die Konzentration der Verwaltung elektronischer Ressourcen in VERDE. Durch die Konzentration der Pflege der Verträge in VERDE und der damit verknüpften Pflege der Bestandsdaten in SFX ist die jeweils aktuelle Information über elektronische Zeitschriften und Bücher immer verfügbar. Lediglich für die Erschließung der Datenbanken ist SFX nicht zu verwenden, hierfür steht das Präsentationsund Suchwerkzeug MetaLib zur Verfügung, das auch die verteilte Suche in mehreren Datenbanken unterstützt. Jeder in MetaLib angezeigte Treffer bzw. die Treffer in den meisten Datenbanken verfügen über Links auf unser SFX-System, womit der direkte Zugriff auf die gewünschten Artikel im Volltext ermöglicht wird. Suchmaschinen und Werkzeuge wie die A-Z-Liste, Primo oder auch Google Scholar verwenden die beiden Schnittstellen RSI-Index und Google-Holding-File bzw. Primo-Export File, um die Verfügbarkeit der Ressourcen zu bestimmen. Im Erfolgsfall wird eine OpenURL in das SFX-System importiert. Durch die asynchrone Bereitstellung der Daten, in der Regel nachts, im Fall von Google einmal pro Woche, werden gelegentlich falsche Verfügbarkeiten dargestellt, die aber durch den SFX-Link abgefangen werden. Dieses Vorgehen ist nicht auf E-Journals beschränkt, es wird analog auf andere E-Medien wie E-Books angewendet. Eine besondere Bedeutung kommt dem neuen Dienst Primo Central6 zu. Durch diesen Dienst wird die Wahrnehmung und Nutzung der elektronischen Ressourcen spürbar gesteigert.7 Der traditionelle Zeitschriftennachweis im lokalen Katalog ist aufwändig. Ein automatisches Übertragen der Zeitschrifteninformation aus VERDE in die EZB ist 6 Es handelt sich bei Primo Central um einen von Ex Libris angebotenen Metadaten-Index mit mehreren hundert Mio. Datensätzen, der bibliographische Daten und Volltext-Indexate von Verlagen, Aggregatoren und Agenturen enthält. 7 Die Zunahme, gemessen an Zugriffen, die über den Link Resolver SFX generiert werden, beträgt in der FU Berlin ca. 15 %.
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wegen der komplett unterschiedlichen Datenbankstruktur nicht mit vertretbarem Aufwand möglich. Derzeit erfolgt dieser Transfer für die ca. 5000 lokalen E-Journals an der FU Berlin manuell. Die Übertragung der Zeitschriftendaten aus der EZB über die bestehenden Schnittstellen in ZDB und B3Kat in den Aleph-OPAC ist eine eingespielte Routine. Da mittlerweile durch den direkten Export aus der Knowledge Base nach Primo der Nachweis der elektronischen Ressourcen für unsere Nutzer gegeben ist, wird sich die aufwendige Prozedur des lokalen Zeitschriftennachweises spätestens mit der Einstellung des Aleph-OPACs erübrigen. Aus den SFX-Statistiken lässt sich auch die Herkunft einer OpenURL bestimmen. Die in Abb. 3 dargestellte prozentuale Verteilung für die FU Berlin stammt aus Stichproben im Februar 2011 und im Februar 2012 und zeigt, dass Suchmaschinen und Metadaten-Indices wie Primo Central für unsere Nutzer immer wichtiger werden und dass die Bedeutung des Nachweises von elektronischen Ressourcen in den traditionellen Katalogen dagegen abnimmt.
Ausblick Mit der wachsenden Bedeutung von elektronischen Ressourcen für Bibliotheken ändert sich deren Selbstverständnis grundlegend. Diese Veränderungen sind häufig als Paradigmenwechsel – „from Holding to Access“, von der Hol- zur Bringbibliothek - beschrieben worden. Musste ein Nutzer, um ein gedrucktes Buch zu bekommen, früher zwangsläufig die Bibliothek aufsuchen, so ist es heute auf der Grundlage elektronischer Angebote leicht möglich, auf Inhalte zuzugreifen, ohne die Bibliothek zu betreten. Hier geht dann auch schnell das Bewusstsein dafür verloren, dass hinter der Bereitstellung elektronischer Inhalte zentrale bibliothekarische Dienstleistungen stecken. Denn den meisten Nutzern, die sich über ihr Hochschulnetz im Internet bewegen, bleibt verborgen, dass sie über Suchmaschinen auf kostenpflichtige Inhalte zugreifen, die ihnen nur aufgrund der Lizenzierung durch ihre Hochschulbibliothek zugänglich sind. Auch die Präsentations- und Nachweissysteme der Bibliotheken müssen in diesem Zusammenhang auf den Prüfstand gestellt werden. Nach Untersuchungen der Autoren gehen ca. 90 % der Downloads aus etablierten Fachzeitschriften nicht auf die klassischen bibliothekarischen Nachweissysteme zurück, sondern stammen offensichtlich aus externen Quellen wie Suchmaschinen oder individuellen Bookmarksammlungen. Neben einem verbesserten Branding, das die Herkunft der Bereitstellung für lizenzierte Inhalte deutlicher herausstellt, müssen die Attraktivität und das Leistungsvermögen bibliothekarischer Präsentationsund Nachweissysteme dringend gesteigert werden. Mit der Einführung von inte-
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grierten suchmaschinenbasierten Discovery-Systems, „One Stop Shops“, unternehmen Bibliotheken in den letzten zwei, drei Jahren Schritte in diese Richtung. Die Bearbeitung und Bereitstellung von Medien und Informationsquellen in Bibliotheken befindet sich derzeit in einem enormen Umbruch. Mit Alma, Sierra und Worldshare stehen neue Produkte in den Startlöchern, die versprechen, zumindest einen Teil der bisherigen Probleme auf der Grundlage des „Unified Resource Management“ im integrierten Back Office zu beheben. Gemeinsam ist allen Produkten, dass es sich um SaaS8-Angebote handelt, also nicht mehr um lokal installierte Systeme. Vielmehr sind die Systeme in der Cloud und greifen auf eine gemeinsame Datenstruktur zu, so wie wir dies bisher aus den Verbundkatalogen kennen. Electronic Resource Management ist hierbei integraler Bestandteil der Datenbearbeitung und erfolgt nicht mehr getrennt von den gedruckten Werken. Hiermit wird es sehr viel leichter, die nutzerfreundliche Verbindung zwischen gedruckten und elektronischen Ausgaben bei Zeitschriften und Büchern herzustellen.
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Sagen Sie jetzt nichts! – Grenzen und Möglichkeiten der Nutzungsstatistiken elektronischer Informationsquellen Was stellen Sie sich vor passiert, nachdem eine Zeitschrift lizenziert wurde? Dass die Kunden die Zeitschrift jeden Monat aufrufen und die neuesten Artikel lesen? Dass sie das Inhaltsverzeichnis als RSS-Feed abonnieren? Dass sie mittels Einträgen in Datenbanken und Suchmaschinen über den Titel stolpern? Dass sie über einen Literaturhinweis auf einen Artikel hingewiesen wurden und glücklich sind, diesen im Bestand zu finden? Dass die Zeitschrift Artikel enthält, die den Kunden nützen? Dass die Kunden finden, was sie suchen? Dass die Inhalte der Zeitschrift den Auftrag der Einrichtung, d.h. der Erfüllung des Informationsbedürfnisses der Kunden, proaktiv erfüllt? Vermutlich wird nicht die Lizenzierung jeder Zeitschrift mit einer umfassenden Nutzungsvoraussage einhergehen. Noch vor ca. zehn Jahren war dies eine völlig abwegige Idee (Keller 2005, 102ff). Denn Zeitschriften und Bücher existierten nahezu ausschließlich als Papierversion. Während Bücher wenigstens mit Ausleihzahlen ihre Existenzberechtigung nachweisen konnten, blieben bei Zeitschriften nur aufwändige Konstrukte wie die Kombination der Anzahl von Kopien, Umläufen und Beobachtungen des Kundenverhaltens in der Freihandabteilung der Zeitschriftenabteilung und ähnliches. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Verteilung des Bibliotheksetats seit diesem Zeitpunkt immer weiter zu Gunsten digitaler Inhalte und insbesondere elektronischer Zeitschriften verschiebt. Je mehr der Schwerpunkt einer Einrichtung auf Naturwissenschaften (STM) liegt und universitäre Strukturen aufweist, desto stärker ist diese Entwicklung zu beobachten (Redeker 2012, 9ff). Die Lizenzierung von eJournals inhaltlich zu begründen ist dabei meist leicht möglich: weil es Standardwerke des Fachgebietes sind, weil es sich ein Kunde gewünscht hat, weil in dieser Zeitschrift viel publiziert wird, weil aus dieser Zeitschrift häufig via Subito bestellt wurde, weil es ein günstiges Angebot über die Allianzlizenzen ist, etc... Doch da Bibliotheksetats nicht nur die Eigenschaft haben sich anders aufzuteilen, sondern wahlweise auch zu schrumpfen oder bei steigenden Preisen eingefroren bzw. nur geringfügig angepasst zu werden, ist eine kontinuierliche Evaluation der vorhandenen Lizenzen und der Nachweis des tatsächlichen Nutzens über eine inhaltliche Argumentation hinaus, nicht mehr zu vermeiden. Die Anbieter von eJournals liefern dafür ein im Vergleich zu früheren Bemühungen einfaches und vermeintlich logisches Mittel: Nutzungsstatistiken.
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Ähnlich zu Verkaufszahlen im Handel oder Klickzahlen im Internetgeschäft, sollen hier vor allem die Anzahl der Downloads von Artikeln oder Abstracts oder von Suchen in Datenbanken Aufschluss über die Kundenwünsche geben. Die Losung lautet dann meinst: Wenn ein Zeitschriftenartikel oder ein eBook-Kapitel heruntergeladen oder eine Datenbank durchsucht wird, wird dies behalten. Lizenzen, welche keine Nutzung zeigen, werden gekündigt. In einer perfekten Welt und wenn es nicht gerade um Statistiken ginge, wäre dieses Kapitel hier zu Ende. Nutzungsstatistiken elektronischer Fachinformation zeigen die Nutzung von elektronischer Fachinformation. Fachinformationseinrichtungen können darauf basierend Lizenzentscheidungen treffen. Oder? Im März 2012 schilderte eine Bibliothekarin der Irish Research eLibrary folgendes Problem in der internationalen Statistik-Mailingliste „lib-stats”: “…anywhere between 200% increase to 18.000% increase (!!!). I would normally examine closely any stats where usage went up by more than 20-30% but this is simply unrealistic.”1
Nicht nur für die betroffene Bibliothekarin ist augenscheinlich, dass hier etwas nicht stimmen kann. Und doch ist dieses Beispiel nur der Hinweis auf ein Problem von vielen.
Haben Sie mal eben…? – der lange Weg zur Statistik Wer Mitgefühl empfindet angesichts der Aufgabe der irischen Bibliothekarin, eine Nutzungssteigerung von 18.000% zu erklären, verkennt, dass sie bereits einen großen Teilerfolg für sich verbuchen kann. Sie hat die gewünschte Statistik vorliegen. Nutzungsstatistiken werden in der Regel erst interessant, wenn ein konkreter Anlass oder eine aktuelle Fragestellung vorliegt: soll eine Zeitschrift weiter lizenziert werden? Kann der Wert der Einrichtung mit steigender Nutzung nachgewiesen werden? Lohnt sich die Anschaffung von eBooks in Themenpaketen? Benutzen Kunden überhaupt noch Datenbanken in Ergänzung zu Suchmaschinen? In kürzester Zeit muss dann die erforderliche Statistik beschafft werden. Verfügt die Bibliothek über eine überschaubare Anzahl von Lizenzen ist dies in der Regel mit etwas Geduld noch möglich. Zum Beispiel die Fraunhofer-Gesell1 Pinhase, Rita: eMail vom 08.03.2012 an die Mailingliste “lib-stats” mit dem Betreff „Re: 2011 Usage Data from ProQuest’s New Platform.
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schaft e.V. besitzt derzeit Lizenzen von ca. 85 verschieden Anbietern und gehört damit zum geschätzten Durchschnitt von universitären Einrichtungen und Forschungsorganisationen. Dies bedeutet 85 verschiedene Zugänge zu Statistiken. Ob per Mail, in einem Admin-Portal zum Download oder nur zum Anschauen, mit jährlichen oder monatlichen Jahresscheiben, in jedem denkbaren und undenkbaren Format. Alleine der Weg im Admin Tool zu den Statistiken ist extrem heterogen und die Benennung der Links so abenteuerlich, als hätten die Anbieter eine Wette um die unintuitivste Bedienung einer Webseite abgeschlossen. Wer diese Bemühungen durch Screenshots und genaue Notizen zu boykottieren versucht, wird enttäuscht werden. Beim nächsten Besuch hat sich sicher alles geändert. Vorneweg die Zugangsdaten. Was wie eine Lappalie zu wirken scheint, stellt in der Praxis ein echtes Hindernis dar. Ein Hindernis für das jedoch bereits Lösungen entwickelt wurden – technische wie organisatorische. Das Standardisierungsformat für die Statistiken elektronischer Fachinformationsprodukte COUNTER (Project COUNTER 2012) entwickelte für diesen Zweck die Harvesting-Routine SUSHI (Standardised Usage Statistics Harvesting Initiative). Über eine definierte Schnittstelle wird so die Statistik im XML-Format automatisch abgerufen. Es gibt Einrichtungen, welche dies erfolgreich praktizieren. Wer nicht über technisches Personal mit freien Kapazitäten verfügt, kann diese Dienstleistung auch extern erwerben wie z.B. durch Statistikportale wie Scholarly Stats (Scholarly Stats 2012). Doch auch hier in vielen Fällen manuell nachgearbeitet und somit eine potentielle Fehlerquelle mehr ins Spiel gebracht. Für die kontinuierliche Bereitstellung von Statistiken in einer herkömmlichen Bibliotheksstruktur liefern diese Dienste jedoch eine gute Ausgangsbasis.
Fragestellungen zur praktischen Anwendung: Am Ende jedes Abschnittes folgen an dieser Stelle einige Hinweise für den weiteren praktischen Umgang mit Nutzungsstatistiken. –– Welche Stellung hat Statistik in der Einrichtung? Welche Stellung wird Statistik in der Einrichtung haben? –– Lohnt sich eine kontinuierliche Bereitstellungen (ob durch interne oder externe Lösungen)? Wenn ja, welches sind die Anforderungen? Entspricht eine der bereits existierenden Lösungen diesen Anforderungen?
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Ach was?! – Fehler und Fehlerquellen in Statistiken In Loriots berühmten Sketch „Die Nudel“ irritierte eben diese im Gesicht ihres Freundes eine Dame während des Essens derart, dass sie ständig versucht, ihn darauf hinzuweisen, und damit seinen, von ihr eigentlich heiß ersehnten Heiratsantrag unmöglich macht. Um ein ähnliches Phänomen handelt es sich bei Nutzungsstatistiken. Ihre Fehler sind oft offensichtlich und es ist wichtig sie zu kennen. Um mit Statistiken effektiv zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen, ist es jedoch ebenso wichtig, manche Fehler zu ignorieren. Fehler passieren bei Nutzungsstatistiken auf jeder Ebene. Bei der Zählung durch die Anbieter, durch lückenhafte Standards, bei der Zusammenstellung der Statistiken, durch die Formatierung der Dateien, durch eigene Flüchtigkeitsfehler,durch falsche Erwartungen an das Datenmaterial oder auch Fehler der Kunden. Um bei dem Beispiel der irischen Kollegin zu bleiben, könnte der Anstieg um 18.000% viele Ursachen haben. Es könnte ein technischer Fehler beim Verlag sein, es könnte sein, dass Alerting Services oder Zugriffe durch Suchmaschinen falsch mitgezählt werden, es könnte sein, dass die Zeilen der Tabelle sich verschoben haben, es könnte sein, dass die Kollegin übersehen hat, dass sie die Gesamtzahl aller Jahre und nicht nur die Zahl eines Jahres vorliegen hat, es könnte sein, dass die Datenbank im Vorjahr nicht bekannt war und jetzt intensiv durch die Bibliothek beworben und von Professoren zur Standardquelle erklärt wurde. Es könnte sein, dass von Kunden ein sog. Robot gebaut wurde und die hohen Zahlen auf Nutzungsmissbrauch basieren. Dieses Beispiel ist kein exklusiver Sonderfall, sondern das Alltagsgeschäft bei der Beschäftigung mit Nutzungsstatistiken. Im Rahmen der WissKom 2010 habe ich die Probleme und Einflussfaktoren von Nutzungsstatistiken ausführlicher zusammengefasst (Lorenz, 2010). Das Fazit beginnt mit dem Satz: „Also: Nutzungsstatistiken beruhen auf falschen technischen Voraussetzungen, sind extrem zeitaufwendig und fehlerhaft, berücksichtigen nicht den Kontext der Nutzung, entsprechen nicht dem lizenzierten Umfang und sagen eigentlich auch nichts über den tatsächlichen Nutzen einer elektronischen Ressource aus.“
Im Vorfeld werden zum Beispiel die Fehler von Nutzungsstatistiken auf Grund von ISSN-Zuordnungen erläutert und der Einfluss von Link Resolvern erklärt. Das Projekt COUNTER hat das Ziel, offene Fragen mit seinem nächsten Release 4 zu beantworten. In wie weit diese beantwortet werden, wird sich in ca. drei Jahren zeigen.
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Doch zur Zeit ist meines Wissens keines der oben beschriebenen Probleme gelöst. Und dies wird auch so bleiben. Die Probleme werden andere, da sich die technischen Möglichkeiten und Formate erneuern und ständig erweitern . Vor allem verändert sich das Nutzerverhalten. Ständig. Schon jetzt ist die Aussagekraft, insbesondere von Downloads von PDF-Artikeln einer Zeitschrift, zweifelhaft. Ein PDF-Artikel wird heruntergeladen. Wird dadurch ein Informationsbedürfnis gestillt? Vielleicht stand im Titel des Artikels nur ein Wort, welches interessant war und bereits nach dem ersten Satz wird klar, dass der Artikel unbrauchbar ist. Vielleicht wurde der Artikel nicht auf dem Rechner gespeichert und wird alle 2 Tage neu aufgerufen. Vielleicht hat ein Kunde alle Artikel einer Ausgabe gespeichert mit dem nie ausgeführten Vorhaben diese zu lesen. Vielleicht wurde der Artikel gespeichert, gelesen, markiert und dann trotzdem vergessen. Vielleicht wurde er ausgedruckt und nie aus dem Drucker geholt. Vielleicht ist aber der Artikel auch genau das, was gesucht war. Bereits 2003 wurde mit Hilfe von IP-basierten Statistikanalysen festgestellt, dass der Einfluss von sog. „Super-Usern“ auf den Verlauf der Nutzungsstatistik extrem hoch ist. Das heißt, einzelne Vielleser entscheiden in der Regel darüber, ob die Jahresnutzung eine Zeitschrift hoch oder niedrig ist (Davis and Solla 2003, 1067). In der Regel werden Statistiken jedoch nicht auf Artikel- sondern auf Zeitschriftenebene erhoben. Ein weiteres Beispiel: Angenommen die Artikel von Zeitschrift A wurden in einem Jahr 100-mal runtergeladen, die Artikel von Zeitschrift B nur 10-mal. Was sagt das aus? Ist Zeitschrift A wichtiger als B? Oder hat ein Kunde von Zeitschrift A nur 10 mal im Jahr die zehn gleichen Artikel runtergeladen? Vielleicht waren die Links von Zeitschrift B für ein halbes Jahr kaputt? Vielleicht werden in Zeitschrift A auch nur 10-mal so viele Artikel veröffentlich wie in Zeitschrift B?
Fragestellungen zur praktischen Anwendung: –– Weist die Statistik große Auffälligkeiten auf? Können Fehlerquellen ausgeschlossen werden? –– Sind Veränderungen kontinuierlich oder plötzlich erfolgt? Was können äußere Ursachen für Veränderungen sein? –– Ist die Statistik vertrauenswürdig genug, um auf ihrer Basis Entscheidungen zu treffen?
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Ha! – Aussagekraft und Einsatzmöglichkeiten statistischer Auswertungen Der Einsatz von Nutzungsstatistiken wird begleitet durch ein ständiges Dilemma. Begründet durch die bekannte Fehleranfälligkeit sind die Daten mit ständigen Zweifeln behaftet und ihre Interpretationsfähigkeit stark eingeschränkt. Auf der anderen Seite sind Nutzungsstatistiken das einzige ständig zur Verfügung stehende Kundenfeedback. Der Drahtseilakt besteht also darin, das Potential von Statistiken zu nutzen ohne ihrer Aussagekraft überzustrapazieren. Nutzungsstatistiken können im Wesentlichen als Unterstützung für interne Entscheidungsprozesse oder die externe Darstellung eingesetzt werden. Insbesondere für die Außendarstellung und Verhandlung mit Geldgebern, Kunden oder Anbietern bieten Nutzungsstatistiken die Möglichkeit für effektvolle Präsentationen zur Untermauerung von Argumenten. Das geflügelte Wort „Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.“2 ist zwar in aller Munde, jedoch ist häufig eher eine naive Gutgläubigkeit bis hin zur fanatisch anmutende Fixierung auf den Wahrheitsgehalt von Statistiken zu beobachten. Denn um Statistiken anzuzweifeln bzw. mögliche Fehler zu erkennen, bedarf es in der Regel große Kenntnisse der Thematik und statistischer Verfahren. Diese sind nicht selbstverständlich. Beispielsweise wurden im März 2012 die aktuellen Zahlen der Kriminalstatistik veröffentlicht (Stinauer 2012, 23). In Köln sei sehr gefährlich so liest man, denn es werden mehr Verbrechen verübt als in den kleineren Städten im Umland. Andere Medien prangern die schlampige Polizeiarbeit in kleinen Städten an, welche nicht Verbrechen registriert. . Was ist also wahr? Ist Köln gefährlich oder die Polizei nur sehr gründlich? Die Darstellung der Statistik entscheidend für das Bild, welches erzeugt wird. Nutzungsstatistiken können dies ebenfalls erreichen. Kontinuierlich steigende Nutzung kann, auch mit Hinweis auf alle Fehlerwerte, für eine weitere Verbreitung und Interesse an lizenzierten Informationsquellen stehen. Lizenzen können so gerechtfertigt und der Wert der Dienstleistungen der Bibliothek untermauert werden. Sinkende Nutzung einzelner Titel, z.B. in Paketen, können bei Verhandlungen mit Anbietern die Schranken derzeitiger Vertragsmodelle nachweisen. Die breitere Nutzung von Zeitschriften kann der Hinweis auf sich verändernde Nutzungsbedürfnisse sein und Kunden einen Anlass für einen Austausch über aktuelle Informationsbedürfnisse geben.
2 Die Herkunft des geflügelten Wortes ist ungeklärt. Es wird jedoch häufig Churchill, Winston als Außenminister der USA zugeschrieben.
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Aufbereitet in Tabellen oder Diagrammen, zusammengefasst in Aussagen oder kurzen Vergleichen, können Nutzungsstatistiken auch mit dem Hinweis auf den eingeschränkten Wahrheitsgehalt eigene Argumentation unterstützen. Bei der Verwendung von Nutzungsstatistiken für interne Zwecke sind die Einsatzmöglichkeiten begrenzter. Die Verwendung von statistische Analysen als einzige Basis für oder gegen die Entscheidung der Lizenzierung von einzelnen Zeitschriften ist derzeit nahezu ausgeschlossen – nicht nur weil die Daten problematisch sind, sondern auch weil die Vertragsmodelle der Verlage (z.B. Big Deal) dies derzeit noch nicht zulassen. Interessanterweise beginnen einige Verlage derzeit Vertragsmodelle auf der Basis von Nutzung anzubieten. Abgesehen davon, dass dies auf Grund der vielfach beschriebenen Problematik absurd erscheint, stellt sich die Frage, ob dieses Modell in Anbetracht des sich verändernden Nutzerverhaltens zukunftsträchtig bzw. budgetfähig sein kann. Wenn Nutzer Artikel neu herunterladen statt zu speichern, zahlt die Bibliothek doppelt. Wenn sich alle Mitglieder einer Arbeitsgruppe den Artikel für eine Besprechung ausdrucken anstatt eine Kopie zu verwenden, bezahlt die Bibliothek mehrfach. Wie sinnvoll dieses Abrechnungsverfahren ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die Idee, dass Nutzungsstatistik etwas mit Verrechnung zu tun haben sollte, ist weit verbreitet. Das Verhältnis von Kosten und Downloadzahlen wird gerne herangezogen, um zu zeigen wie z.B. „billig“ Großverlage sind. Auch bei den Verantwortlichen der Fraunhofer-Gesellschaft e.V. hat der Gedanke daran, dass eine Bezahlung nach Nutzung fairer ist, als ein Standardpreis schnell Anhänger, gerade in Controlling-Abteilungen, gefunden. Die ca. 65 Institute der Fraunhofer –Gesellschaft e.V. lizenzieren Fachinformation mit Hilfe einer zentralen Abteilung „quasi-konsortial“ ( d.h. die Fraunhofer-Gesellschaft e.V. ist eine Rechtsperson, intern treffen die Institute jedoch de facto jede Entscheidung eigenständig). Es musste dem Wunsch nach einer „gerechten“ Verteilung nachgekommen, jedoch die Nachteile der Statistiken ausgeglichen werden. Nach der Berechnung von acht Modellen und vier weiteren Varianten, wurde auch auf Grund einer einfacheren Handhabbarkeit für alle Produkte, welche nicht gleichmäßig von mind. 50% aller Mitarbeiter genutzt werden, ein Drittel-Modell beschlossen. Diese Produkte werden zu 1/3 nach Nutzung, 1/3 nach Mitarbeiterzahl, 1/3 pauschal verrechnet. Simuliert mit den Daten der letzten Jahre zeigte sich, dass so extreme Ausschläge wie ein gering nutzendes großes Institut oder ein hoch nutzendes kleines Institut gemildert werden und die Kosten trotzdem „verursachungsgerechter“ als bei der vorherigen Verrechnung ausschließlich nach Mitarbeiterzahl verteilt werden konnten. Ob dies in der Praxis dann tatsächlich als gerecht empfunden wird, wird in die nächsten Jahren evaluiert.
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Solche und ähnliche Verwendungen von Nutzungsstatistiken werden in vielen Bibliotheken weltweit berichtet. In der Literatur finden sich besonders Studien und Beispiele aus den USA und Großbritannien. An erster Stelle sei hier das Projekt MESUR (u.a. Bollen and Rodriguez and Van de Sompel 2007) genannt, welches einen sog. Usage-Factor als alternativen Bewertungsfaktor für Zeitschriftentitel entwickelt hat. Oder auch die umfassenden Studien von z.B. CIBER (Nicholas et.al. 2011), in welchen Nutzungsstatistiken einen wesentlicher Baustein zur Erforschung des Nutzungsverhaltens darstellen. Hinzu kommen zahlreiche Studien zu einzelnen Fragestellungen wie z.B. den Nachweis über Nutzenveränderungen bei der Änderungen von Webseiten und Linkhierarchien (Davis, Philip and Price, Jason 2005) oder der Einführungen von neuen Endnutzer-Schnittstellen wie Discovery-Systeme oder Link Resolvern (Kinman 2010, 24). Nutzungsstatistiken werden also sowohl für interne Forschungs- und Evaluationsvorhaben wie auch für die externe Darstellung der Bibliothek und seiner Leistungen genutzt - vorsichtig, aber erfolgreich.
Fragestellungen zur praktischen Anwendung: –– Für welche Zielgruppe sind die Analysen sinnvoll? –– Sind ausreichend personelle Ressourcen für statistische Analysen vorhanden? Lohnt sich der Aufwand?
Ausblick und Empfehlungen für die Zukunft In dem Maße wie elektronische Inhalte in Bibliotheken nicht wegzudenken sind, werden auch Nutzungsstatistiken zunehmend eine größere Rolle in den Arbeitsabläufen der Lizenzierung spielen. Bereits in den frühen 2000er Jahren entstand die Idee eines Systems zur Unterstützung der Lizenzierung elektronischer Lizenzen, eines sog. Electronic Resource Management (ERM) Systems (nähere Ausführungen siehe Kapitel 2). Häufig ist auch eine sog. Statistikkomponente Teil des Systems. Hier können in der Regel Nutzungsstatistiken gespeichert und mit den entstandenen Kosten verbunden werden. Ein System, ob als Teil eines ERMs, einzeln oder selbstprogrammiert, wird in Zukunft dennoch nicht ausreichen. Denn Statistik wird nicht mehr als einzelner Bereich betrachtet können, welcher von einer Person bearbeitet werden kann.
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Statistiken müssen auf Grund ihrer Komplexität Teil der Arbeit eines jeden mit dem Lizenzgeschäft Beteiligten sein. Denn die Kontrolle, Reklamation, Fehlerbehebung und Verwaltung von Statistiken kann nur bei einer Einbindung in den zeitlichen und organisatorischen Prozess der Lizenzierung geleistet werden. Dieser große Zeitaufwand führt derzeit dazu, dass Statistiken in vielen Einrichtungen lediglich gespeichert werden. Die zentrale Organisationseinheit JISC (Joint Information Systems Committee) aus Großbritannien entwickelte ein Tool3, welches gemeinsam die Statistiken aller Einrichtungen zum Abruf bereit hält. Die Institutionen sparen so den Aufwand der Statistikbeschaffung. In Deutschland soll dies in absehbarer Zukunft durch das Bibliothekszentrum HeBIS für Nationallizenzen angeboten werden. Wünschenswert wäre, neben einer technischen Lösung, zudem, wenn ein Austausch zu statistischen Themengebieten stattfinden und z.B. auch stärker in der Ausbildung von Bibliothekaren und Fachangestellten berücksichtigt würde. Für den Umgang mit Statistiken sind Grundlagenkenntnisse und der Abbau von Hemmschwellen erforderlich. Vor allem für die Identifizierung von Fehlern und eine optimale Kommunikation mit den Anbietern wären daher internationale wie nationale Ansprechpartner und ein organisierter Austausch sinnvoll. Statistiken können je nach Auslegung ein wertvolles wie nutzloses Instrument, fehlerbehaftet oder ausdrucksstark, entscheidungsunterstützend oder verwirrend, ein Zeitfresser und eines der interessantesten Dinge im Bibliothekskontext sein. Es kommt nur auf die Sichtweise an und ob , um auf Loriot zurückzukommen, in einzelnen Situationen über „die Nudel“ hinweg gesehen werden kann oder nicht.
Literatur Bollen, Johan and Rodriguez, Marko A. and Van de Sompel, Herbert. 2007. MESUR: usage-based metrics of scholarly impact. In: Proceedings of the 7th ACM/IEEE-CS Joint Conference on Digital Libraries, Vancouver, BC, Canada. Davis, Philip and Solla, Leah. 2003. An IP-Level Analysis of Usage Statistics for Electronic Journals in Chemistry. Making Inferences About User Behavior. Journal of the American Societey for Information Science and Technologie, 54(11): 1062 – 1068. Davis, Philip and Price, Jason. 2006. eJournals interface an influence usage statistics. Implications for libraries, publishers, and Project COUNTER. J. Am. Soc. Inf. Sci., 57: 1243–1248.
3 JUSP = Journal Usage Statistics Portal. Nähere Informationen siehe http://jusp.mimas.ac.uk/
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Miriam Lorenz
Keller, Alice. 2005 Elektronische Zeitschriften. Grundlagen und Perspektiven. 2. Aufl. Wiesbaden : Harrassowitz. Kinman, Virgina. 2009. E-Metrics and Library Assessment in Action. Journal of Electronic Resources Librarianship, 21: 1, 15 – 36. Lorenz, Miriam. 2010. Elektronische Nutzungsstatistiken – oder: zu Fuß ist es kürzer als über den Berg. In: Mittermaier, Bernhard (Hrsg.). WissKom 2010 „eLibrary – den Wandel gestalten“ – 5. Konferenz der Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich (S. 137 – 149). Jülich : Forschungszentraum Jülich, Zentralbibliothek. Nicholas, David and Rowlands, Ian and Williams, Peter and Brown, David and Clark, David. 2011. E-journals: their use, value and impact. Final report. A Research Information Network Report Project COUNTER. 2012. „About COUNTER“ Accessed 15. März. http://www.projectcounter.org/ about.html Redeker, Dorothea: Angeobte und Services für Bibliotheken im digitalen Umfeld. Auswertung und Ergebnisse einer Umfrage in Wissenschaftlichen Bibliotheken. Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS) e.v., 2012. Scholarly Stats. 2012. “About ScholarlyStats” Accessed 15. März. https://www.scholarlystats. com/sstats/default.htm Stinauer, Tim. 2012. “Kriminologe warnt vor voreiligen Schlüssen“ Kölner Stadt-Anzeiger, 13. März.
Konsortiale Erwerbung
Jochen Johannsen
Konsortien in Deutschland Ein Überblick Konsortien gehören seit über einem Jahrzehnt zum Erwerbungsalltag in wissenschaftlichen Bibliotheken. Konnten Anfang des Jahrtausends noch in einem kurzen Fachartikel die in Deutschland existierenden Konsortialverträge aufgelistet werden, so braucht es heute dafür schon eine kaum noch übersichtlich zu nennende vielspaltige Tabelle von beachtlichem Ausmaß.1 Die Bedeutung von Konsortien ist also stark angewachsen und es spricht viel dafür, dass dies auch weiterhin so bleiben wird, solange es einen Informationsmarkt gibt, auf dem Bibliotheken Nutzungs- und Eigentumsrechte für digitale Inhalte erwerben müssen, zu denen sie ihren Nutzern Zugang eröffnen wollen. Es lässt sich darüber hinaus vermuten, dass auch in einem weitestgehend auf Open Access basierenden Informationsmarkt Konsortien agieren werden, um Konditionen für Publikationsgebühren vorteilhaft zu gestalten. Bevor im Folgenden die generelle Arbeitsweise von Konsortien geschildert und ein Überblick über die Konsortialstrukturen in Deutschland gegeben werden soll, ist zunächst kurz zu klären, wovon überhaupt die Rede ist, wenn von „Konsortium“ gesprochen wird.
Was sind Konsortien im Bibliothekswesen? Konsortien kommen im Wirtschaftsleben ins Spiel, wenn sich einzelne Institutionen nicht in der Lage sehen, bestimmte Unternehmungen für sich alleine durchzuführen oder dies zumindest in für sie vorteilhafter Weise zu tun. In einem Konsortium gehen Institutionen eine zeitlich begrenzte Kooperation in einem bestimmten Geschäftsfeld ein, ohne ihre Selbständigkeit auf sonstigen Feldern einzubüßen. Dies ist bei Bibliotheken nicht anders als bei Industrieunternehmen oder Banken, allerdings mit dem Unterschied, dass bibliothekarische Konsortien nicht die Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts annehmen, sondern eher als „Zweckverband“ oder „(Einkaufs-) Genossenschaft“ zu bezeichnen sind.2 1 Vgl. Reinhardt, te Boekhorst bzw. die aktuelle Übersicht der in der GASCO-Region gehaltenen Lizenzverträge auf http://gasco.hbz-nrw.de/cgi-bin/GASCOAnzeigen.pl (25.10.2012). Zur Literaturlage: Eine umfassende Darstellung des bibliothekarischen Konsortialwesens in Deutschland gibt es nicht; die Arbeit von Filipek: Konsortialverträge, kann leider nicht überzeugen. 2 Bauer, Reinhardt. S. 6. Vgl. auch Wiesner u.a. S. 203.
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Das Geschäftsfeld ist im Fall von Bibliotheken der gemeinschaftliche Erwerb von Nutzungs- oder Eigentumsrechten an elektronischen Informationsmedien wie elektronischen Zeitschriften, Datenbanken und E-Books. Ziel ist es, über die Bündelung von Ressourcen ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis zu erzielen, als es bei einem unilateralen Vorgehen möglich wäre. Dies kann zum einen durch eine vorteilhafte Rabattstruktur erreicht werden, die mit dem Anbieter auf Grund des gesteigerten Umsatzes verhandelt werden kann. Bei Konsortialverträgen für Zeitschriften steht demgegenüber häufig die Möglichkeit im Vordergrund, über cross access oder additional access eine größere Anzahl von Inhalten nutzen zu können als außerhalb des Konsortiums.3 Konsortien bündeln jedoch nicht nur die Kaufkraft der einzelnen Institutionen, sondern auch das Know-How der dort mit der Erwerbung von digitalen Inhalten jeweils betrauten Personen. Darin und in der Reduzierung administrativer Aufwände durch die Zentralisierung von Tätigkeiten, die sonst an verschiedenen Orten mehrfach auszuüben wären, besteht neben der unmittelbaren Kostenreduzierung die nach wie vor anhaltende Attraktivität von Konsortien für Bibliotheken – eine Attraktivität, die auch durch die größere Komplexität und teilweise geringere Flexibilität von Konsortialverträgen gegenüber Einzelabschlüssen gerade im Zeitschriftenbereich nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird.4 Ein weiterer Punkt, der jedoch nur für einige Konsortien zutrifft, ist die Möglichkeit, über die Teilnahme am Konsortium von zusätzlichen zentral ausgeschütteten Erwerbungsmitteln („Zentralmitteln“) zu profitieren. In Konsortien verlassen Bibliotheken also die „lokale“ Erwerbungsebene in Richtung einer gemeinschaftlichen Erwerbungsstruktur mit verbesserten Möglichkeiten auf dem Medienmarkt. Diese gemeinschaftliche Erwerbungsstruktur ist es, die im vorliegenden Text als Konsortium verstanden wird. Dies ist insofern hervorzuheben, als alltagssprachlich der Begriff Konsortium häufig für einzelne Konsortialverträge verwendet wird. Dies ist etwa dann der Fall, wenn zum Beispiel vom „SciFinder-Konsortium“ oder dem „Juris-Konsortium“ die Rede ist: korrekter wäre es in diesem Fall, von den Konsortialverträgen für die SciFinder-Datenbank bzw. das Rechtsportal Juris zu sprechen, die jeweils von einem Konsortium (z. B. dem nordrhein-westfälischen oder dem hessischen) abgeschlossen worden sind. Diese notwendige sprachliche Unterscheidung ist zugleich der Hinweis darauf, dass es sich bei Konsortien in der Regel eben gerade nicht um kurzfristige adhoc-Kooperationen handelt, sondern de facto um längerfristige Kooperationszusammenhänge, die sich über den Abschluss immer neuer Konsortialverträge 3 Cross access erlaubt den Zugriff auf Zeitschriften, die von mindestens einer beteiligten Konsortialbibliotheken gehalten werden, additional access bezieht das komplette Zeitschriftenpaket eines Anbieters ein, auch wenn dafür kein lokaler Bestand im Konsortium existiert. 4 Vgl. z. B. Kirchgäßner 2008 oder Wiesner u.a. 2004. S. 205f.
Konsortien in Deutschland
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beständig erneuern und die Tendenz haben, sich dabei zu institutionalisieren, zu professionalisieren und zu vernetzen. In diesem Prozess hat sich in Deutschland eine Konsortialstruktur herausgebildet, die im Wesentlichen von zwei Säulen getragen wird: den regionalen und den institutionellen Konsortien. Darüber soll nachfolgend ein kurzer Überblick gegeben werden, bevor dann einige Grundzüge der praktischen Arbeit von Konsortien skizziert werden.
Regionale und institutionelle Konsortien in Deutschland Da es ein wesentliches Ziel von Konsortien ist, über die Bündelung von Ressourcen Kostenvorteile zu erwirtschaften, liegt es im natürlichen Interesse eines Unterhaltsträgers, dass sich gleichartige Institutionen innerhalb seines Geschäftsbereiches zu Konsortien zusammenschließen. So kann es nicht verwundern, dass sich am traditionell föderal organisierten Hochschulstandort Deutschland eine ganze Anzahl von regionale Konsortien gebildet hat, die im Kern von den Universitäts-, Hochschul- und Landesbibliotheken des jeweiligen Bundeslandes konstituiert werden, während die großen außeruniversitären und vom Bund mitfinanzierten Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsgemeinschaften eigene Konsortialstrukturen entlang ihrer institutionellen Grenzen gebildet haben. Die Aufteilung in regionale und institutionelle Konsortien lässt sich gut an den deutschen Mitgliedern der GASCO (German, Austrian and Swiss Consortia Organisation) zeigen, die im Jahr 2000 als Arbeitsgemeinschaft der Konsortien aus den deutschsprachigen Ländern gegründet wurde. Aktuell sind dort 14 regionale und fünf institutionelle Konsortien aus Deutschland gelistet, daneben noch Vertreter, die als Schnittstelle zu den nationalen Konsortialstrukturen fungieren.5 Die institutionellen Konsortien stammen aus dem Bereich der großen Forschungsverbünde (Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft) und aus der Ressortforschung im Bereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (siehe den entsprechenden Beitrag in diesem Band). Wie bei den regionalen Konsortien auch hat man es bei den institutionellen Konsortien mit unterschiedlichen Größenordnungen und Organisationsformen zu tun. Während das Helmholtz-Konsortium insgesamt 18 Mitgliedsbibliotheken umfasst und eine 5 Vgl. die Mitgliederliste auf der vom Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen gehosteten Webseiten der GASCO unter http://www.hbz-nrw.de/angebote/digitale_inhalte/gasco/ (08.11.2012). Zur GASCO allgemein siehe Bauer, Reinhardt 2005 sowie Reinhardt u.a. 2005.
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verteilte Verhandlungsführung praktiziert, agiert bei der MPG mit der Max Planck Digital Library eine Zentraleinheit der Gesellschaft für alle 80 Institute bzw. Institutsbibliotheken. Die regionalen Konsortien in Deutschland richten sich entsprechend dem nach wie vor starken deutschen Bildungsföderalismus meist in erster Linie auf Landeseinrichtungen im Geschäftsbereich des jeweils für die Wissenschaft zuständigen Ministeriums eines Bundeslandes aus. Ihr Ziel ist es, über gemeinschaftliche Erwerbungsaktivitäten die staatlichen Universitäten und Hochschulen sowie die Landesbibliotheken und weitere wissenschaftliche Einrichtungen in Landesträgerschaft mit digitalen Informationsressourcen für Forschung, Lehre und Bildung zu versorgen. Hochschuldichte und Hochschulstruktur eines Bundeslandes sind folglich wesentliche Faktoren, die sich in der Ausgestaltung der regionalen Konsortialstruktur niederschlagen. In der Regel stellen die Universitätsbibliotheken das dominierende Element in den Konsortien dar, was die Höhe der eingebrachten Ressourcen und der erworbenen Lizenzen angeht. Dies zeigt ein Beispiel aus dem Nordrhein-Westfalen-Konsortium aus dem Jahr 2010: zwar haben Universitätsbibliotheken und Fachhochschulbibliotheken mit 29 % bzw. 31 % einen zahlenmäßig etwa gleichgroßen Anteil an den vom Hochschulbibliothekszentrum in Köln organisierten Konsortialverträge, während sich die restlichen 39 % der Teilnehmer anderen Bibliothekstypen zuordnen lassen (Bibliotheken sonstiger Hochschulen, Landesbibliotheken, andere wissenschaftliche oder auch öffentliche Bibliotheken). Schaut man sich aber die Zahl der abgeschlossenen Konsortiallizenzen an, so verschiebt sich die Relation deutlich: 65 % (UB) zu 20 % (FHB) zu 15 % (Rest). Bezogen auf das eingebrachte Finanzvolumen wird das Verhältnis vollends eindeutig: 85 % (UB) zu 9 % (FHB) zu 6 % (Rest). Gleichzeitig lässt sich jedoch vermuten, dass die relative Bedeutung des Konsortiums für die Fachhochschulen größer ist, da aus ihrem Etat ein vergleichsweise höherer Anteil der laut Deutscher Bibliotheksstatistik für den Erwerb von elektronischen Medien vorgesehenen Mittel in das regionale Konsortium fließt.6 Ähnliche Ergebnisse lassen sich vermutlich auch aus anderen regionalen Konsortien gewinnen. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass Bundesländer mit einer hohen Universitäts- und Hochschuldichte in der Regel auch große und leistungsfähige Konsortien mit einer eigenen – wie auch immer gearteten - Geschäftsstelle haben dürften. Dies ist auch tatsächlich der Fall und gilt vor allem für Bayern, Baden-Württemberg, Berlin-Brandenburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – alles übrigens Konsortien, die auch überregional tätig sind, 6 Vgl. Johannsen 2010. Folie 13ff. Die Zahlen stammen aus einer 2010 vom Verfasser vorgenommenen Analyse der Daten aus der internen hbz-Erwerbungsdatenbank und einem Abgleich mit der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS).
Konsortien in Deutschland
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worauf unten noch eingegangen werden wird. Generell wird man behaupten können, dass der Grad der Institutionalisierung und der damit verbundenen Professionalisierung umso höher sein wird, je größer die Teilnehmerzahl an einem Konsortium ist. Dies sagt allerdings noch nichts darüber aus, wie die Konsortien rechtlich verfasst und intern organisiert sind. Insgesamt kann man sagen, dass keine zwei regionalen Konsortien in Deutschland sich wirklich gleichen, und dies in einer Bandbreite, die von einer als buying club auftretenden Arbeitsgemeinschaft bis zu einem institutionalisierten Zusammenschluss mit Satzung und zentraler Geschäftsstelle reicht. Geschäftsstellen mit eigenem Personal sind für eine schlagkräftige Organisation eines größeren Konsortiums wichtig – sie ermöglichen schnelleres Reagieren und den Aufbau von Spezialwissen und entlasten die Verhandlungsführer von Verwaltungsaufgaben. Koordinierungsfunktionen übernehmen dabei häufig regionale „Platzhirsche“, die ohnehin mit zentralen Aufgaben beauftragt sind. So ist das Bayern-Konsortium etwa in einer Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) in München angesiedelt und liegt damit in enger Nachbarschaft zur Bayerischen Verbundzentrale. Eine ähnliche Gemengelage gibt es in Hessen, wo sich das HeBIS-Konsortium und die Verbundzentrale an der Universitätsbibliothek Christian Friedrich Senckenberg in Frankfurt am Main befinden. In Nordrhein-Westfalen ist die konsortiale Geschäftsstelle zwar nicht in eine Bibliothek, aber doch in eine Abteilung der Verbundzentrale (Hochschulbibliothekszentrum in Köln) integriert, die auch die Verhandlungen für Datenbanken und E-Books führt, bei E-Journal-Verträgen aber eher administrative Aufgaben erfüllt, während – historisch bedingt – die Zeitschriften-Verhandlungen vom Leiter der Universitätsbibliothek Siegen, dem GASCO-Vorsitzenden Werner Reinhardt, übernommen werden. Überhaupt sind Kooperationen im Konsortialbereich an der Tagesordnung. Am stärksten ausgeprägt ist dies in Baden-Württemberg, wo die Universitätsbibliothek Freiburg und die dort und in Stuttgart angesiedelte Betriebseinrichtung ReDI (Regionale Datenbank-Information) zwar einige administrative Aufgaben (Verteilung von Zentralmitteln, Hosting, Statistikserver, Betrieb des Filero-Konsortialsystems) ausübt, die Verhandlungsführerschaft jedoch produktweise auf die angeschlossenen Universitäts-, Hochschul- und Landesbibliotheken verteilt ist. Das Prinzip der verteilten Verhandlungsführerschaft wird auch vom Friedrich-Althoff-Konsortium für Berlin-Brandenburg (FAK) praktiziert, das als einziges deutsches Regionalkonsortium als eingetragener Verein konstituiert ist und dabei auch in der Region ansässige Bundeseinrichtungen als Mitglieder aufnimmt. Auch das FAK betreibt eine Geschäftsstelle für administrative Aufgaben, die am Konrad-Zuse-Institut angesiedelt ist – hier wie auch in NRW oder Hessen organisatorisch angedockt an die regionale Verbundzentrale (KOBV). Auch dort, wo es keine verteilte oder gar gemeinsame Verhandlungsfüh-
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rung gibt, sind Elemente der Zusammenarbeit vorhanden, in der Regel in Form von Arbeitsgruppen, die aus den teilnehmenden Institutionen beschickt werden und die teils beratende, teils beschließende Aufgaben haben. In besonderer Weise wird dies dort relevant, wo es die schon erwähnten Zentralmittel gibt, d. h. zusätzliche Gelder, die vom Unterhaltsträger (in der Regel dem Wissenschaftsministerium) gezielt für die Erwerbung digitaler Inhalte zur Verfügung gestellt werden und folglich möglichst allen am Konsortium teilnehmenden Institutionen zu Gute kommen sollten. Solche Zentralmittel für die Erwerbung gibt es zum Beispiel in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Sachsen.
Überregionale Kooperation Es ist das Verdienst der DFG und der durch sie geförderten Nationallizenzen, erstmals in großem Stil die Einrichtungen aus „beiden Welten“, also aus den großen, bundesweit dislozierten Wissenschaftsorganisationen und aus den Hochschulen, Landesbibliotheken und sonstigen von den Bundesländern getragenen wissenschaftlichen Einrichtungen in eine übergreifende nationale Lizenzstruktur gebracht zu haben. Die seit 2011 laufenden, „Allianzlizenzen“ genannten nationalen Konsortialverträge setzen diese Integration fort und bauen die dezidiert nationale Lizenzierungsebene für die Wissenschaft aus.7 Die Tatsache, dass es – einzelnen Ausnahmen zum Trotz und abgesehen von der eher auf Informationsaustausch ausgerichteten Tätigkeit in der GASCO – bis dahin keine systematischen Kooperationen zwischen institutionellen und regionalen Konsortien auf der Lizenzierungsebene gegeben hat, sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich zumindest auf der Ebene der regionalen Konsortien über die Jahre hinweg ein Konsortialsystem entwickelt hat, das flächendeckend wohl die meisten öffentlich finanzierten wissenschaftlichen Einrichtungen (durchaus auch inklusive der Bundesanstalten oder anderer Bundeseinrichtungen) erreicht und das auch gelegentlich Andockstellen für öffentliche Bibliotheken in kommunaler Trägerschaft oder für private Hochschulen enthält. Die Gruppe der überregional besonders aktiv agierenden Konsortien umfasst das Bayernkonsortium, das Friedrich-Althoff-Konsortium Berlin-Bandenburg (FAK), das HeBIS-Konsortium, das Nordrhein-Westfalen-Konsortium (hier vor allem die Datenbankverträge des hbz) sowie das Konsortium Baden-Württemberg. Überregionale Konsortialverträge folgen derselben Rationalität wie die Koopera7 Der Name leitet sich aus der AG Lizenzen in der Schwerpunktinitiative Digitale Information in der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen ab, die in der Nachfolge der AG Nationallizenzen steht. Vgl. dazu den Beitrag von Hildegard Schäffler in diesem Band.
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tion innerhalb einer Region: die in die Verhandlungen eingebrachte Masse an Kapital wird erhöht, um bessere Konditionen zu erreichen. Nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit gibt die Aufnahme von nicht zur eigenen Region gehörenden Bibliotheken in den Vertrag eines regionalen Konsortiums wiederum Bibliotheken aus der eigenen Region die Möglichkeit, an Konsortialverträgen anderer Regionen teilzunehmen, wenn die kritische Masse für eine Konsortialbildung im eigentlichen Stammgebiet nicht erreicht wird oder aus Kapazitätsgründen keine eigenen Verhandlungen geführt werden sollen. Konsortialabschlüsse mit überregionaler Beteiligung müssen nicht unbedingt eine besonders hohe Zahl an Teilnehmern erreichen, wenn es zum Beispiel eher um Nischenprodukte geht, tun dies aber im Falle von häufig nachgefragten Datenbanken durchaus. Ein gutes Beispiel sind die Konsortialabschlüsse für die beiden führenden rechtswissenschaftlichen Datenbanken in Deutschland: die Konsortialverträge für Beck Online (geführt vom hbz in Köln) bzw. Juris (geführt von HeBIS in Frankfurt) umfassen jeweils deutlich über einhundert Teilnehmer, vornehmlich aus dem akademischen Bereich. Solche überregionalen Abschlüsse erreichen oder überschreiten damit die finanziellen und organisatorischen Dimensionen so mancher Allianzlizenz und bringen einen entsprechend hohen Aufwand mit sich. Sie setzen Absprachen zwischen einzelnen Konsortien voraus. Dies wird erleichtert durch eine beim hbz geführte und von den verschiedenen Konsortialführern gefüllte aktuelle Übersicht über die Konsortialabschlüsse in der GASCO-Region.8 Eine weitere Voraussetzung muss natürlich auch gegeben sein: die Bereitschaft von Anbietern, einen überregionalen Konsortialvertrag zu schließen. Diese Bereitschaft ist durchaus nicht immer gegeben: es gibt eine Reihe von Anbietern, die sich diesem Ansinnen verschließen und weiterhin auf regionalen Abschlüssen bestehen, sei es um höhere Rabatte zu vermeiden, sei es weil das Regionalprinzip ihrer eigenen Vertriebsstruktur besser entspricht.
Wie arbeiten Konsortien? Neben den zu Beginn skizzierten grundlegenden Zielsetzungen teilen Konsortien in der Regel auch bestimmte, das Konsortialgeschäft prägende Arbeitsabläufe. Konsortien, die über eine eigene Geschäftsstelle verfügen, können dabei naturgemäß in einem größeren Maße administrative Arbeiten übernehmen (etwa im Bereich der Vertragsverwaltung, der Rechnungsstellung oder der Statistikaggregation), als dies in Konsortien ohne solche personellen Ressourcen möglich 8 Vgl. den Link in Fußnote 1.
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ist. Vom Grundsatz her werden die folgend skizzierten Arbeitsabläufe jedoch in allen, zumindest aber den allermeisten Konsortien in Deutschland in ähnlicher Form anzutreffen sein.
Konsortialarbeit ist Kommunikation Zunächst einmal verdient es festgehalten zu werden, dass die Organisation eines Konsortiums eine im hohen Maße kommunikative Tätigkeit ist. Verhandlungsführer und auch die für eher technisch-administrative Fragen zuständigen Konsortialadministratoren – oft handelt es sich dabei um ein- und dieselben Personen – stehen sowohl mit den übrigen Konsortialteilnehmern als auch mit der Anbieterseite (d. h. mit Verlagen, Aggregatoren, Agenturen oder Händlern) in mehrfachen Kommunikationszusammenhängen, via Telefon und Email, aber sehr häufig auch im persönlichen Kontakt auf Konsortialtreffen oder bei Verhandlungen. Dies alles häufig in den Stoßzeiten des auch für die nicht konsortiale Erwerbung prägenden Jahreszyklus rund um Budgetplanung, Lizenzlaufzeiten, Erneuerungsfristen und Jahresendgeschäft.
Bedarfserhebung Der zentrale Ausgangspunkt konsortialer Tätigkeit ist die Bedarfserhebung, d. h. die Identifizierung von elektronischen Informationsprodukten, für die auf Grund einer mehrfachen Bedürfnislage im Kreis der Konsortialteilnehmer Verhandlungen mit dem Ziel einer konsortialen Erwerbung aufgenommen werden sollen. Anders als gelegentlich behauptet, basiert die regionale konsortiale Erwerbung nicht auf einem top down Prinzip, sondern ist bottom up organisiert,9 d. h. wird von konkreten lokalen Bedürfnislagen „getriggert“. Zuständig für die Erfassung und Aggregation dieser lokalen Bedürfnisse sind die mit der Informationsbeschaffung an der jeweiligen Institution beauftragten Stellen, also in der Regel die Erwerbungsabteilungen in den Bibliotheken. An diesen Stellen ist das Wissen darüber vorhanden, welche elektronischen Medien vornehmlich erworben werden sollten, um das Bedürfnis der Wissenschaftler, Studierenden oder sonstigen Bibliothekskunden zu befriedigen. Im Konsortium werden dann diese lokalen Bedürfnislagen aggregiert und auf Grund des Ergebnisses für das weitere Vorgehen priorisiert. Dabei kommen dann verschiedene Bewertungsmaßstäbe 9 Dies ist etwa der „Beschaffungsstudie“ von Spiller und Heinold entgegen zu halten (Heinold, Spiller & Partner. S. 58).
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ins Spiel, die sich von Konsortium zu Konsortium unterscheiden können, die aber in der Regel folgende Fragestellungen berücksichtigen: –– Wie groß ist das Interesse im Konsortium? Wird potentiell eine Mindestanzahl von Teilnehmern erreicht, die den Aufwand für ein zentrales Vorgehen rechtfertigt? –– Gibt es bereits eine größere Zahl von lokal laufenden Lizenzen und welche Laufzeit haben diese? –– Lässt die Preisstruktur des Produkts überhaupt einen nennenswerten Kostenvorteil durch eine Konsortialgründung erwarten? –– Gibt es an anderer Stelle bereits Konsortialverträge für ein Produkt, denen man sich im Rahmen einer Kooperation anschließen kann? Die Abläufe der Bedarfserhebung unterscheiden sich je nach Struktur und Größe des jeweiligen Konsortiums. Gibt es eine zentrale Koordinierungsstelle, so ist diese prädestiniert, die Bedarfserhebung zu organisieren, gegebenenfalls mit Hilfe elektronischer Hilfsmittel. Als Beispiel ist hier die jährlich im Frühjahr vorgenommene Interessenabfrage im nordrhein-westfälischen Konsortium zu nennen, bei der die Konsortialstelle im hbz ein entsprechendes Tool bereitstellt (die „Erwerbungsdatenbank“). Darin tragen die Konsortialteilnehmer ihre Produktwünsche mit weiterführenden Informationen ein und geben diese damit auch zur Begutachtung durch die anderen Teilnehmer frei. Voreingetragen durch die Konsortialstelle sind bereits Produkte, die vorab von Bibliotheken als Konsortialwunsch gemeldet worden sind. Das Ergebnis ist schließlich eine nach Interessenintensitäten priorisierte Produktliste, die das weitere Vorgehen vorstrukturiert und zur Transparenz in der konsortialen Erwerbungspolitik beiträgt. Für dieses Verfahren gilt wie für alle anderen, stärker „händisch“ durchgeführten Umfragen und Meldeverfahren auch der generelle Satz, dass die Bedarfsanalyse im Konsortium nur so gut sein kann wie die zu Grunde liegenden lokalen Bedarfsanalysen.
Produkt- und Marktanalyse Sind auf Grundlage der Bedarfserhebung bestimmte Produkte als potentielle Konsortialkandidaten identifiziert worden, so tritt man in eine Phase der vertieften Produkt- und Marktanalyse ein, um das Einholen von Angeboten vorzubereiten. Dabei wird überprüft, wie die Marktsituation der gewünschten Produktes aussieht: Gibt es gegebenenfalls mehrere Anbieter eines Produktes, wie unterscheiden sich in diesem Falle die verschiedenen Plattformen und welche Synergieeffekte ergeben sich daraus angesichts der übrigen konsortialen Lizenzsituation? In den letzten Jahren ist dabei auch immer stärker zu berücksichtigen, ob die
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Daten auch ganz oder teilweise Open Access vorliegen und was gegebenenfalls die Vorteile des kommerziellen Angebots sind, die eine Lizenzierung rechtfertigen. Auch die Organisation von Testzugriffen für interessierte Konsortialmitglieder und gegebenenfalls für die Geschäftsstelle ist hier anzusiedeln.
Verhandeln von Angeboten Ist ein Produkt auf Grund von Bedarfserhebung und Marktanalyse als potentielles Konsortialprodukt identifiziert worden, so tritt das Konsortium in konkrete Verhandlungen ein, gegebenenfalls auch parallel mit mehreren Anbietern desselben Produktes oder mit einem Anbieter eines Konkurrenzproduktes. In einem Konsortium mit verteilter Verhandlungsführung gilt es nun endgültig eine, gegebenenfalls auch zwei Personen zu finden, die bereit und kompetent sind, die Verhandlungen zu führen. Dies kann eine Person sein, die bereits andere Produkte desselben Anbieters verhandelt. Sinnvoll ist in jedem Fall die Beauftragung einer Person, die aus einer Institution stammt, die selbst Interesse an dem jeweiligen Produkt hat. Hat der Verhandlungsführer einen wissenschaftlichen Hintergrund, der ihm eine Einschätzung des fraglichen Produkts auch unter fachlichen Gesichtspunkten erlaubt, so ist dies vorteilhaft, doch gibt es im Konsortium in der Regel die Möglichkeit, entsprechende fachliche Expertise zusätzlich zu Rate zu ziehen. Ein grundsätzliches Vertrautsein damit, wie wissenschaftliches Lernen, Lehren, Forschen und Publizieren heutzutage funktioniert und was die verschiedenen Nutzergruppen in den Konsortialinstitutionen dabei benötigen, ist jedoch unverzichtbar, ebenso das Wissen um moderne Nachweissysteme und um technische, lizenzrechtliche und bibliothekarische Standards. Wesentlich für die Qualität des Verhandlungsergebnisses ist schließlich das Geschick der Verhandlungsführer – ein „weicher“ Faktor also, der nicht zuletzt mit persönlicher Eignung und mit Erfahrung zusammenhängt und der bisher in der bibliothekarischen Aus- und Weiterbildung nicht sonderlich adressiert wird. Wie Erwerbungsbibliothekare an modernen wissenschaftlichen Bibliotheken überhaupt bewegen sich Konsortialführer, die es meist (aber durchaus nicht immer) mit geschulten Verkäufern als Gegenüber zu tun bekommen, beim Verhandeln und Lizenzieren auf zunächst ungewohntem Terrain.10
10 Vgl. Verhagen 2006.
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Modellwahl und Kostenverteilung Ein wesentlicher Aspekt bei Konsortialverhandlungen ist es, ein Preismodell zu finden, dass für alle Konsortialteilnehmer akzeptabel und verbindlich ist. Die Verhandlungsmöglichkeiten gehen häufig weit über ein vom Anbieter vorgegebenes Preis- und Rabattmodell hinaus. Um nur einige Beispiele zu nennen: Zahlen alle Teilnehmer denselben Preis oder gibt es Abstufungen nach Größe einer Einrichtung? Was wird als Gradmesser für Größe genommen: Kopfzahlen oder Vollzeitäquivalente? Von einzelnen Fachbereichen oder der gesamten Institution? Welche Rolle sollen Nutzungszahlen spielen? Will man eine zeitlich begrenzte Lizenz erwerben oder geht es um perpetual access? Spielen vorhandene Printabonnements eine Rolle bei der Preisgestaltung? Einigen sich alle Teilnehmer auf einen gemeinsamen inhaltlichen Kernbestand oder gibt es verschiedene Titelauswahlen? Wählt man eine einjährige oder eine mehrjährige Laufzeit mit Mehrjahresrabatt und Ausstiegsklausel? Mit oder ohne Vorauszahlungsrabatt? Erhalten bestimmte Institutionen (zum Beispiel Fachhochschulen) Sonderkonditionen? Sollen Zentralmittel zum Einsatz kommen oder tragen alle Teilnehmer ihren Kostenanteil selbst? Sind Bestellungen über Händler im Rahmen des Konsortiums sinnvoll? Falls ja: wie ist die Position des Verlages dazu? Auch wenn auf die verschiedenen Berechnungsmodelle an dieser Stelle nicht detailliert eingegangen werden kann, so wird doch schnell deutlich, dass es sich hierbei um eine komplexe Gemengelage handelt, die schließlich nach mehreren Verhandlungsrunden einer Entscheidung zugeführt werden muss. Grundlage dieser Entscheidung ist wie oben ausgeführt ein Kommunikationsprozess, in dessen Zuge der Konsortialführer den Konsortialteilnehmern entweder ein möglichst stimmiges und transparentes Angebot (gegebenenfalls auch mehreren Angebotsvarianten) zur Abstimmung unterbreitet oder das Scheitern der Verhandlungen erklärt.
Vertragsprüfung, Vertragsschluss und Vertragsadministration Hat man sich innerhalb des Konsortiums und mit dem Anbieter auf die Preis- und Nutzungskonditionen geeinigt, zu denen man ein Produkt konsortial zu erwerben bereit ist, so wird in der Regel ein Vertrag geschlossen werden. Falls man nicht zu einer außervertraglichen Einigung wie etwa zu dem in Deutschland nicht verbreiteten SERU11 greift und falls es keinen bereits existierenden Rahmenvertrag 11 SERU steht für Shared E-Resource Understanding und ist eine von der US-amerikanischen National Information Standards Organization (NISO) empfohlene Praxis für Bibliotheken, Händ-
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gibt, in den die neue Einigung ohne großen Aufwand eingepasst werden kann, so müssen zum Teil erschreckend vielseitige Vertragsversionen geprüft, angepasst und verhandelt werden, da die Standardversion des Anbieters häufig wenig geeignet ist, die Regelungen abzubilden, auf die man sich vorher in mühsamen Verhandlungen geeinigt hat. In dieser zentralen Vertragsprüfung und gegebenenfalls in dem zentralen Vertragsschluss liegt ein Aspekt der Konsortialarbeit, der von vielen Konsortialteilnehmern besonders geschätzt wird, da hierfür zum Teil Spezialwissen und Erfahrung nötig ist, das bei den Konsortialführern akkumuliert wird. Auch die weitere Vertragsverwaltung und damit verbunden das korrekte Betreuen von Erneuerungs- bzw. Kündigungsroutinen gehört zu den wichtigen Arbeiten von Konsortialführern und Geschäftsstellen, auch aus Sicht vieler Anbieter.
Finanzmanagement und weitere administrative Aufgaben Wenn ein Konsortium über eine institutionalisierte Geschäftsstelle verfügt, gehört häufig das zentrale Finanzmanagement, also vor allem Rechnungsprüfung und Rechnungsstellung und gegebenenfalls auch die Verwaltung von Zentralmitteln seitens des gemeinsamen Unterhaltsträgers, zu den wichtigsten Aufgaben bei der Konsortialarbeit. Einerseits gilt die Konsortialstelle in diesen Fragen als besonders vertrauenswürdig, andererseits kann sie aber auf Grund haushaltsrechtlicher Restriktionen nicht immer völlig flexibel reagieren, etwa was den Zeitpunkt der Fakturierung angeht. Zum Teil werden solche Aufgaben auch an professionelle Dienstleister delegiert, die besonders bei Konsortialabschlüssen für E-Journals ohnehin zum Teil mit Konsortien zusammenarbeiten, indem sie den Erneuerungs-Service übernehmen. Auf weitere Dienstleistungen, wie sie von einigen größeren Konsortialstellen erbracht werden, kann hier nur kursorisch hingewiesen werden, etwa auf die Koordinierung des Nachweises konsortial erworbener Inhalte in bibliothekarischen Nachweissystemen oder auf die Aggregation von Konsortialstatistiken, wie dies beispielsweise in den Statistikportalen von hbz, ReDI oder HeBIS geschieht.
ler und Verlage. Ziel ist es, Geschäftsbeziehungen auf dem Lizenzsektor ohne formellen Vertrag abzuwickeln, indem sich die Geschäftspartner auf ein gemeinsames Set von Grundsätzen verständigen. Vgl. http://www.niso.org/workrooms/seru (08.11.2012).
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Herding Cats Versucht man, Konsortialarbeit auf einen prägnanten Begriff zu bringen, so bietet sich mit herding cats das etwas höflichere englische Pendant zum deutschen Ausdruck „Flöhe hüten“ an. Konsortialführer sehen sich der häufig schwierigen Aufgabe gegenüber, für einen durchaus heterogenen Kreis von Konsortialteilnehmern ein gutes Ergebnis zu erzielen, das aus Sicht der Konsortialteilnehmer häufig nicht nur aus guten Konditionen, sondern auch aus weiteren dazugehörigen Dienstleistungen besteht, etwa was das Timing der Rechnungsstellung oder der Freischaltung angeht. Sowohl Anbieter, die sehr lange brauchen, um ihre Angebote zu erstellen, als auch Bibliotheken, die auf eine Konsortialabfrage nicht in der vereinbarten Frist antworten, können Konsortialverhandlungen unter Zeitdruck setzen. In der Regel ist dies einem guten Ergebnis abträglich und kann zu Alleingängen von Bibliotheken führen, die dann negative Auswirkungen auf den Rest des Konsortiums haben können. Geschick, Kommunikationsfähigkeit, Organisationstalent und adäquate Strukturen sind notwendig, um ein Konsortium so aufzustellen, dass in schwierigen Verhandlungen eine konsequente und gegenüber dem Anbieter auch konfliktträchtige Linie gefahren werden kann, die auch die Möglichkeit des Scheiterns der Verhandlungen nicht ausschließt. Für diesen Fall brauchen Verhandlungsführer nicht nur Selbstbewusstsein und Frustrationstoleranz, sondern auch die Loyalität und Rückendeckung ihrer Partner im Konsortium. Ist dies gegeben und gelingt das „Flöhe hüten“, so stehen die Chancen nicht schlecht, durch Konsortialverhandlungen einen beträchtlichen Mehrwert für die Bibliotheken und ihre Nutzer zu erreichen.
Fazit: Was Konsortien können – und was nicht Konsortien haben in Deutschland in den letzten anderthalb Jahrzehnten viel für Bibliotheken geleistet und geholfen, das Informationsangebot, das diese ihren Nutzern anbieten können, beträchtlich auszubauen. Dennoch wird gelegentlich Kritik an den Konsortien geübt, die im Wesentlichen immer wieder um den Punkt kreist, dass diese – vor allen Dingen mit ihren big deals im Zeitschriftenbereich – zwar die Symptome, nicht aber die Ursachen der Zeitschriftenkrise bekämpft hätten, ohne dabei wesentliche Einsparungen für das Gesamtsystem erreicht zu haben. Vielmehr seien großen Anbietern über konsortiale Paketverträge mit Abbestellquoten und price caps Umsatzgarantien ermöglicht worden.12 Auch 12 So in etwa Boni 2010. S. 297f. Eine kurze Zusammenfassung von kritischen Argumenten auch
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wenn von Anbietern präsentierte sogenannte „Listenpreise“ mit Vorsicht zu behandeln sind, so lässt sich zumindest für den Datenbankbereich definitiv nicht argumentieren, dass Konsortien keine Einsparungen gebracht hätten, trotz der auch in diesem Bereich leider zum Teil habituellen drastischen Preisanstiege. Die Gemengelage bei den Zeitschriften-Paketen ist sicherlich komplexer, doch greift es ohnehin zu kurz, in den Konsortien das Mittel sehen zu wollen, mit dem das Problem der Zeitschriftenkrise gelöst werden kann. Hierfür wäre ein deutlicher Wandel der Wissenschaftskultur und des Publikationsmarktes Voraussetzung, der nicht allein in den Händen von Bibliotheken und Konsortien liegt, sondern vor allem eine Änderung der Publikationsgewohnheiten der Wissenschaftler hin zu Open Access bedingt.13 Gerade auf diesem Weg aber können Konsortien eine produktive Rolle spielen, da sich das Konsortialprinzip der Bündelung von Ressourcen auch auf Open Access-Publikationen anwenden lässt. Auch die nationalen Lizenzierungsstrukturen der letzten Jahre haben mit National- und Allianzlizenzen letztlich begonnen, Konsortial- und Open Access-Strukturen langsam zu integrieren. Diese Entwicklungen haben bisher nicht zum Verschwinden regionaler und institutioneller Konsortien geführt und werden dies auch auf absehbare Zeit wohl kaum tun. Vielmehr lässt sich mit dem Vorsitzenden der GASCO die These aufstellen, dass „das Konsortialgeschäft [...] auf Dauer überwiegend bei den regionalen Anbietern verbleiben“ wird.14 Für die Bibliotheken muss das keine schlechte Perspektive sein.
Literatur Bauer, Bruno u. Werner Reinhardt: German, Austrian and Swiss Consortia Organisation (GASCO). Konsortien und das wissenschaftliche Publikationswesen. 10 Fragen von Bruno Bauer an Werner Reinhardt. In: GMS Medizin, Bibliothek, Information (2005). H. 2. S. 6–11. Boni, Manfred: Analoges Geld für digitale Zeilen. Der Publikationsmarkt der Wissenschaft. In: Leviathan (2010) H. 3. S. 293–312. Filipek, Dorota: Konsortialverträge zwischen Bibliotheken und Verlagen. Ein erfolgversprechendes Modell? Hamburg: Kovač 2010 (Schriftenreihe Communicatio 13). Johannsen, Jochen: Konsortien jenseits der Nationallizenzen – und diesseits. Erfahrungen und Perspektiven. Präsentation auf dem Bibliothekskongress Leipzig 2010. http://www. opus-bayern.de/bib-info/volltexte//2010/933/ (25.10.2012). Kirchgäßner, Adalbert: Zeitschriftenkonsortien. Angebotsausweitung auf Kosten der Flexibilität. In: Informationskonzepte für die Zukunft. ODOK ‚07. Hrsg. von Eveline Pipp.
bei Wiesner u.a. 2004. S. 205f. 13 So bereits Wiesner 2004. S. 61. In dieselbe Richtung argumentiert auch Boni 2010. 14 Reinhardt 2010. S. 94.
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Graz-Feldkirch: Neugebauer 2008 (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 5). S. 137-146. Reinhardt, Werner: 13yKONSORTIEN + 10yGASCO = eonly oder? In: eLibrary - den Wandel gestalten. 5. Konferenz der Zentralbibliothek, Forschungszentrum Jülich. Proceedingsband. Hrsg. von Bernhard Mittermaier. Jülich: Forschungszentrum 2010 (Konferenz der Zentralbibliothek, Forschungszentrum Jülich 5). S. 83–94. Reinhardt, Werner, Helmut Hartmann u. Arlette Piguet: Fünf Jahre GASCO. Konsortien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (2005) H. 5. S. 245–266. Reinhardt, Werner u. Peter te Boekhorst: Library Consortia in Germany. In: Liber Quarterly (2001) H. 1. S. 67–79. Spiller, Ulrich u. Erhardt F. Heinold: Überregionale Lizenzierung elektronischer Fachinformation in Deutschland. Studie zur Optimierung der Beschaffungsstrukturen. Hamburg 2008. http://www.bsb-muenchen.de/fileadmin/imageswww/pdf-dateien/ projekte/Beschaffungsstudie_Text.pdf (25.10.2012). Verhagen, Nol: Licensing and negotiating. Exploring unfamiliar ground. In: The E-Ressources Management Handbook. Newbury: UKSG 2006. S. 39-47. http://uksg.metapress.com/ content/5hdv3wc8hu2tthpp/fulltext.pdf (25.10.2012). Wiesner, Margot: Von den realen Problemen mit der virtuellen Fachinformation. Erfahrungen und Lösungsansätze im HeBIS-Konsortium. In: ABI-Technik (2004) H. 1. S. 16-30. Wiesner, Margot, Andreas Werner u. Hildegard Schäffler: Bestandsaufbau. In: Die moderne Bibliothek. Ein Kompendium der Bibliotheksverwaltung. Hrsg. von Rudolf Frankenberger u. Klaus Haller. München: Saur 2004. S.166-221.
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Paketerwerbung von E-Medien Ein Praxisbericht Die Paketerwerbung von E-Medien, im anglo-amerikanischen Bibliothekswesen meist als big deal bezeichnet, beschäftigt Bibliothekare schon seit mehreren Jahren. Wer in der Datenbank Library, Information Science & Technology Abstracts nach dem Stichwort big deal sucht, erhält über 400 Treffer. Dieser Beitrag soll keine theoretische Diskussion über big deals liefern, stattdessen soll hier – als Bericht aus der Praxis – die Sicht der Universitätsbibliothek Osnabrück auf die Paketerwerbung von E-Medien dargelegt werden. Es wird gezeigt, welche Vor- und Nachteile diese Erwerbungsform hat, warum sie genutzt wird, aber auch warum oftmals bessere Alternativen vorgezogen werden. Zur Orientierung kurz einige Zahlen über die Universitätsbibliothek Osnabrück: Die UB Osnabrück ist ein einschichtiges, dezentrales Bibliothekssystem mit vier Bereichs- und zwei Forschungsbibliotheken, einem Erwerbungsetat von 3,15 Mio. € und über 1,6 Mio. Medieneinheiten. Die Budgethoheit liegt zum überwiegenden Teil bei den Fachbereichen. Die Universität Osnabrück bietet 180 Studiengänge an und hat derzeit ca. 11 700 Angehörige.
Paketerwerbung von E-Journals Bei dem Thema Paketerwerbung steht an erster Stelle die Erwerbung im Rahmen des Niedersachsen-Konsortiums. Das Niedersachsen-Konsortium wurde im Jahre 2002 mit finanzieller Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) gegründet. Die Ziele waren die Herstellung von gleichen Zugriffsmöglichkeiten auf wissenschaftliche Zeitschriften für alle Bibliotheken, die Umstellung der Zeitschriften auf e-only, die Stabilisierung der Abonnementkosten und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Hochschulen. Das Niedersachsen-Konsortium verfügt über zwei Verhandlungsführer, ein Leitungsgremium, in dem auch die Leitende Bibliotheksdirektorin der UB Osnabrück vertreten ist, sowie eine an der SUB Göttingen angesiedelte Geschäftsstelle. Jeder Konsortialteilnehmer kann bei jedem Angebot über seine Teilnahme individuell entscheiden. Das Niedersachsen-Konsortium versteht sich hauptsächlich als ein Zeitschriftenkonsortium. Im Moment sind neben Verträgen mit einigen kleineren Verlagen wie der American Chemical Society (ACS), Huber/
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Hogrefe und dem Institute of Physics (IOP) vor allem Verträge mit Springer und WileyBlackwell abgeschlossen, die im Folgenden genauer vorgestellt werden sollen. Die Gebühren, die diese beiden Verlage für die Konsortialverträge erheben, werden zurzeit fast komplett vom MWK übernommen. Für die einzelnen Konsortialteilnehmer ergibt sich die Verpflichtung zur Fortführung ihrer Holdings, wobei in beiden Verträgen eine geringe Abbestellquote eingeräumt wird. Da diese Quote für das Konsortium insgesamt gilt, kann ein Konsortialteilnehmer mehr als seine Quote kündigen, wenn ein anderer Konsortialteilnehmer seine Quote nicht ausschöpft. Gekündigte Titel bleiben bei Springer im Online-Zugriff erhalten, bei WileyBlackwell ab dem Jahr der Kündigung nicht mehr. Die Geschäftsstelle des Konsortiums errechnet jährlich, wie die eingesetzten MWK-Mittel im Verhältnis zur Nutzung stehen. Liegen bei einem Teilnehmer die Kosten pro Volltextzugriff über einem festgelegten Schwellenwert, so muss er eine Eigenbeteiligung leisten oder aus dem Konsortialvertrag ausscheiden. Bei Springer wird nach dem Prinzip des cross access verfahren, bei dem alle Teilnehmer Online-Zugriff auf diejenigen Titel erhalten, die mindestens ein Teilnehmer abonniert hat. Die UB Osnabrück profitiert dabei als mittelgroße Institution insbesondere von den vielen Abonnements der beiden großen Bibliotheken in Niedersachsen, der TIB/UB Hannover und der SUB Göttingen. Bei WileyBlackwell werden die Fachpakete STM- und SSH-Collection lizenziert. Die Abonnements einer jeweiligen Bibliothek werden in der sogenannten Core Collection zusammengefasst, was sich negativ auf die Abbestellmöglichkeit auswirkt, denn alle Titel der Core Collection müssen gehalten werden, selbst wenn sie zu einem Fachpaket gehören, das die Bibliothek nicht lizenziert hat. Auch eine Abbestellung eines Mehrfachexemplars ist nicht erlaubt. Diese Abbestellverbote stellen die Schattenseite der Konsortialverträge dar, was insbesondere dann deutlich wird, wenn ein neu berufener Professor einen anderen Forschungsschwerpunkt als sein Vorgänger hat und daher das Zeitschriftenportfolio komplett ändern will. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass bei einigen Neuberufungen an die Universität Osnabrück die Konsortialverträge positive Auswirkungen hatten, weil mehrere von den neuen Professoren gewünschte Zeitschriften bereits über diese Verträge lizenziert waren. Der Vorteil der Konsortialverträge ist zweifellos der quantitative Zugewinn an Titeln. Bei Springer etwa hat die UB Osnabrück 104 eigene Abonnements, erhält aber Zugriff auf insgesamt 1.773 E-Journals. Wie aber verhält es sich nun mit dem qualitativen Zugewinn? Das Zeitschriftenangebot von Springer ist nicht vollständig deckungsgleich mit dem Studienangebot der Universität Osnabrück. Fächer wie Medizin und Technik, die bei Springer eine wichtige Rolle spielen, werden an der Universität Osnabrück nicht
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angeboten. Dementsprechend hatte im Jahre 2012 über die Hälfte der SpringerE-Journals überhaupt keine Nutzung zu verzeichnen. Andererseits ergab eine Untersuchung der 100 meistgenutzten E-Journals, dass über 40 % dieser Titel keine eigenen Holdings sind. Insgesamt kann man also den Paketerwerb über das Niedersachsen-Konsortium als quantitativen und qualitativen Erfolg verbuchen. Die UB Osnabrück steht in engem Kontakt zu der Konsortialgeschäftsstelle, die das Tagesgeschäft im Konsortium managt. Hierzu gehört beispielsweise auch die Ampelschaltung in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB), wodurch die Titeldaten der E-Journals auch in die lokalen OPACs eingespielt werden. Zu den arbeitsintensivsten Aufgaben zählt die jährlich anfallende Holdingüberprüfung, die dezentral von den einzelnen Konsortialteilnehmern vorgenommen wird. Insbesondere die Überprüfung der WileyBlackwell-Quotes und -Titellisten hat sich als sehr kompliziert und damit fehleranfällig erwiesen. Der Grund dafür liegt in dem umständlichen Verfahren und der speziellen Preisberechnung des Verlages, die sich aus content fee, access fee, total fee, credit und invoice amount zusammensetzt. Nicht außer Acht lassen sollte man allerdings die politischen Konsequenzen von Konsortialverträgen. Die bestehenden Abbestellverbote führen tendenziell dazu, dass alle Bibliotheken nur die Zeitschriften kleinerer Verlage abbestellen, was mittel- und langfristig zu einer Nivellierung des niedersächsischen Zeitschriftenangebots führen könnte. Das als Gegenmaßnahme eingerichtete landesweite Zeitschriftensicherungsprogramm wurde inzwischen eingestellt, zumal es wegen fehlender zentraler Zuschüsse nicht die gewünschten Resultate brachte. Außerdem wird durch diese big deals die Konzentration im Verlagswesen gefördert und damit werden gerade diejenigen Verlage gestärkt, die im britischen Guardian als „the most ruthless capitalists in the western world“1 gebrandmarkt wurden. Der biggest deal freilich wurde in Niedersachsen nie realisiert: ein Konsortialabschluss mit dem weltweit größten Wissenschaftsverlag Elsevier. Nach dem Scheitern der Konsortialverhandlungen hat Elsevier sich darauf verlegt, mit den einzelnen Bibliotheken bilateral zu verhandeln. Nach Wegfall der kostenlosen Web Editions bot Elsevier den Bibliotheken an, entweder all ihre in Print abonnierten Elsevier-Zeitschriften oder nur eine bestimmte Auswahl online freischalten zu lassen. Dafür wird eine content fee von 12,5 % bzw. 25 % verlangt. Die UB Osnabrück hat sich schließlich für die Freischaltung nur einiger Zeitschriften entschieden und erreicht somit statt einer großen Streuung eine passgenaue Literaturversorgung. Die einzelnen Fachbereiche können selbst entscheiden, für welche Online-Zugänge sie zu zahlen bereit sind, und die UB insgesamt behält 1 Monbiot, George: Academic publishers make Murdoch look like a socialist. In: The Guardian v. 29.8.2011.
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Handlungsspielraum, denn eine Freischaltung aller Zeitschriften impliziert ein komplettes Abbestellverbot. Das Elsevier-Angebot beinhaltet somit den Nachteil von Konsortialverträgen (Abbestellverbot), ohne aber deren Vorteil (Titelzugewinn) zu bieten. Verständlich, dass die UB Osnabrück deswegen auch nicht Elseviers Angebot einer Freischaltung aller E-Journals akzeptiert, euphemistisch „Freedom Collection“ genannt, denn das würde nicht nur jeglichen Handlungsspielraum rauben, sondern auch den Erwerbungsetat auf Dauer binden. Die UB Osnabrück diskutiert flankierende Maßnahmen wie die Einrichtung von Budgets für pay-per-view oder Subito-Bestellungen, um so zu gewährleisten, dass die Wissenschaftler trotzdem zeitnah Zugang zu allen benötigten Elsevier-Aufsätzen erhalten. Bei den Allianzlizenzen für laufende Zeitschriften hat sich die UB Osnabrück nur an ausgewählten Verträgen beteiligt. Entscheidungsgrundlage war die Attraktivität des Angebots, insbesondere die Frage, ob die UB bereits mehrere Zeitschriften des Verlages abonniert hatte. Nachteil dieser bundesweiten Allianzlizenzen waren – genau wie bei den regionalen Konsortien – die Abbestellquote, sofern das Preismodell nicht unabhängig vom historischen Umsatzvolumen gestaltet wurde, wie bei der De Gruyter-Allianzlizenz. Lokale Paketerwerbungen sind besonders dann sinnvoll, wenn aufgrund der Preispolitik der Verlage ein Paket günstiger ist als die Summe der lizenzierten Einzeltitel. Dies ist beispielsweise der Fall bei den Zeitschriften der American Psychological Association (APA). Die Datenbank PsycARTICLES, die alle APAJournals im Volltext enthält, ist für die UB Osnabrück günstiger als die Kosten der bislang abonnierten Einzeltitel. Eine Kündigung der Abonnements und Lizenzierung der Datenbank brachte im Endeffekt also mehr Titel für weniger Geld. Da bei PsycARTICLES ein Archivrecht enthalten ist, besteht auch in dieser Hinsicht kein Risiko. Ähnlich verhält es sich bei wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschriften des Verlags Emerald. Die UB Osnabrück wollte drei Titel abonnieren, doch dann zeigte sich, dass die Datenbank Emerald Management 40, in der insgesamt 40 Titel, darunter auch die drei gewünschten, online enthalten waren, günstiger war als die drei Einzeltitel. Eine gute Alternative zu Verlagspaketen stellen Aggregatordatenbanken dar, die Zeitschriften verschiedener Verlage bündeln. Die UB Osnabrück hat die beiden wohl wichtigsten multidisziplinären Aggregatordatenbanken lizenziert: JSTOR und Project MUSE. Beide sichern durch einen strengen Auswahlprozess die Qualität der Datenbanken. Allerdings bestehen für die einzelnen Zeitschriften Embargos von bis zu fünf Jahren, sodass man – wenn die aktuellen Hefte gewünscht werden – im Einzelfall dann doch noch die Zeitschrift abonnieren muss. Auch mit fachspezifischen Aggregatordatenbanken hat die UB Osnabrück sehr gute Erfahrungen gemacht. Hier sind beispielsweise die EBSCO-Datenban-
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ken Business Source Complete (BSC) und Psychology and Behavioral Sciences Collection (PBSC) zu nennen. Generell besteht bei Aggregatordatenbanken natürlich immer die Gefahr, dass man dadurch Zeitschriften lizenziert, die man bereits im Bestand hat. Vor der Lizenzierung ist deshalb ggf. eine Überlappungsanalyse durchzuführen.
Paketerwerbung von E-Books Bei den E-Books hat sich die UB Osnabrück für den Kauf von vier deutschsprachigen und zwei englischsprachigen Springer-Paketen entschieden. Dieser Paketkauf erfolgt im Rahmen des Niedersachsen-Konsortiums mit einem entsprechenden Konsortialrabatt. Das Angebot rein deutschsprachiger Pakete kommt sicher den Interessen vieler Bibliotheken entgegen, aber dennoch ist die Zusammenstellung der Pakete aus Sicht der UB Osnabrück noch verbesserungsfähig. So sind Psychologie-E-Books auf die Pakete „Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften“ und „Medizin“ verteilt. Wünschenswert wären kleinere Pakete, beispielsweise eines nur für Psychologie und eines für Medizin. Trotz dieses nicht optimalen Zuschnitts weisen alle deutschsprachigen Pakete über mehrere Jahre gerechnet eine Nutzung von über 90 % auf. Lediglich das englischsprachige Paket „Computer Science“ weist eine geringere Nutzung auf. Hier ist mittelfristig zu überlegen, ob nicht pick and choose von Springer E-Books über einen Aggregator die zielgenauere Lösung darstellt. Insgesamt aber kann der Erwerb der Springer-Pakete als Erfolg verbucht werden, denn die Verfügbarkeit und Nutzung deutschsprachiger Monographien wurden deutlich erhöht. Diese Erfahrungen der UB Osnabrück decken sich mit den Ergebnissen einer detaillierten Studie zu den Springer E-Books an der ULB Münster.2 Die Metadaten der E-Books werden von der Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG) in die lokalen OPACs eingespielt, was die Medienbearbeitung der UB Osnabrück entlastet. Von De Gruyter hat die UB Osnabrück zwei Pakete der „Best of“-Reihe erworben, weil hier viele Klassiker zu einem günstigen Preis angeboten werden. Aber auch bei diesen Paketen ist die Zusammenstellung nicht immer optimal. Was hat beispielsweise Schirmers Geschichte der englischen und amerikanischen Literatur im Paket „Best of German Studies“ zu suchen? Auch mehrbändige Werke wie z. B. die Handbooks of Applied Linguistics werden als Paket erworben, weil es sich um einen fachspezifischen und gefragten Inhalt handelt. Ansonsten kauft die UB 2 te Boekhorst, Peter: Deutschsprachige Lehrbücher als E-Books. Ein Erfahrungsbericht aus der ULB Münster. In: Bibliotheksdienst (2008) H. 10. S. 984-1000.
Paketerwerbung von E-Medien
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Osnabrück De Gruyter E-Books im pick and choose-Verfahren, wobei zu erwähnen ist, dass De Gruyter ein Bundle aus Print- und E-Book zu einem günstigeren Preis anbietet. Generell gilt: E-Book-Pakete werden vor allem dann gekauft, wenn es sich um fachspezifische Pakete mit deutschsprachigen Monographien handelt, die alle an der UB Osnabrück auch als Printexemplare vorhanden und häufig ausgeliehen sind. Beispiele hierfür sind etwa die Pakete Grundriss der Geschichte und Enzyklopädie Deutscher Geschichte aus dem Oldenbourg Verlag. Bei WileyBlackwell und UTB hingegen hat sich die UB Osnabrück für einen Kauf von Einzeltiteln entschieden. Allerdings setzen diese Verlage auch bei pick and choose wegen des damit verbundenen höheren Aufwands bei der ersten Bestellung eine Mindestbestellmenge von 50 E-Books voraus – was einer Paketerwerbung gleichkommt. Eine Sonderform der Paketerwerbung stellt das Modell der Evidence Based Selection (EBS) dar, das die UB Osnabrück mit E-Books von Elsevier getestet hat. Dabei hat die Bibliothek mehrere Pakete ausgewählt, für die sie freigeschaltet wurde und für die sie im Gegenzug einen festgelegten Prozentsatz des Listenpreises gezahlt hat. Nach einem Jahr musste die UB dann für diese eingezahlte Summe E-Books kaufen, wobei sie anhand der Nutzungsstatistik sehen konnte, welche E-Books gut genutzt wurden. In Osnabrück war jedoch die Nutzung insgesamt nicht so hoch, dass eine Verlängerung dieses Modells sinnvoll erschien. Der Grund liegt vermutlich darin, dass die angebotenen Titel nicht den primären Nutzerinteressen entsprachen. Mittelfristig könnte die Erwerbungsform der Patron-Driven Acquisition (PDA) eine Alternative zu den Paketkäufen darstellen. Beim PDA-Modell zahlt die Bibliothek einem Anbieter eine bestimmte Summe und erhält dafür eine große Anzahl von E-Books freigeschaltet. Erst die Nutzung eines E-Books löst dann den Kauf dieses E-Books aus, und der Kaufpreis wird von der hinterlegten Summe abgezogen. Auch das PDA-Modell ist sozusagen ein Paketkauf, bei dem das Paket, um im Bild zu bleiben, von den Nutzern mit Inhalten gefüllt wird, und die Höhe dieses big deals bestimmt die Bibliothek selbst. Die UB Osnabrück hat seit Ende 2012 ein PDA-Modell bei dem E-Book-Aggregator MyiLibrary aufgelegt. Es ist noch zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen, aber erste Erfahrungen sowie Berichte aus anderen Bibliotheken wie z. B. der benachbarten UB Bielefeld3 klingen recht viel versprechend.
3 Herb, Silvia u. Dirk Pieper: PDA im Praxistext. Nutzergesteuerte E-Book-Erwerbung an der UB Bielefeld. In: B.I.T.online (2012) H. 5. S. 476-480.
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Fazit Paketerwerbung ja oder nein – diese Frage lässt sich nicht generell, sondern nur im Einzelfall beantworten und hängt von mehreren Faktoren wie z. B. Inhalt, Preis und Lizenzbedingungen der Pakete ab. In einigen Fällen sind Pakete sicher eine gute Lösung, in anderen Fällen gibt es eine bessere Alternative wie pick and choose oder pay-per-view. Die UB Osnabrück trifft ihre Entscheidung über die Verlängerung der Lizenzierung von E-Medien stets auf Basis einer Analyse der Nutzungsstatistiken. Dabei werden die Kosten pro Suchanfrage (bei Datenbanken) bzw. pro Artikeldownload (bei E-Journals und E-Books) errechnet. Big deals oder small deals: Für die Universitätsbibliothek Osnabrück geht es vor allem um smart deals – Abschlüsse, die zielgenau die Informationsbedürfnisse der Nutzer befriedigen.
Pascalia Boutsiouci
Konsortien in der Schweiz Einführung Die wissenschaftliche Literatur- und Informationsversorgung wird in der Schweiz stark durch die föderale politische Struktur des Landes geprägt. Die zehn Universitäten1 sind kantonale Einrichtungen. Die beiden Technischen Hochschulen EPFL und ETHZ mit den vier angegliederten Forschungsanstalten2 und die Schweizerische Nationalbibliothek3 werden vom Bund der Schweizerischen Eidgenossenschaft, getragen. Die sieben öffentlich-rechtlichen und zwei privaten Fachhochschulen4 werden jeweils von einem oder mehreren Kantonen verwaltet. Die Pädagogischen Hochschulen5 hingegen sind teilweise kantonal zugeordnet, in andere Hochschultypen integriert oder sind assoziierte Hochschulinstitutionen des Bundes.6
Das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken Entstehung des Konsortiums Trotz dieser komplexen mehrschichtigen Struktur des Wissenschaftsstandortes Schweiz konnte im Jahr 2000 das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken von den kantonalen Universitäten, dem ETH-Bereich, den Fachhochschulen und der Nationalbibliothek als nationale Einkaufsgemeinschaft für elektronische Informationsressourcen gegründet werden. In den ersten fünf Jahren, bis einschließlich 2005, wurde das Konsortium als Kooperationsprojekt von der
1 Universitäten Basel, Bern, Fribourg, Genève, Lausanne, Luzern, Neuchâtel, St. Gallen, Università della Svizzera Italiana und Zürich http://www.sbf.admin.ch/htm/themen/uni_de.html (31.3.2013). 2 ETH Zürich, Ecole Polytechnique de Lausanne, Forschungsanstalten (Eawag, Empa, PSI, WSL) http://www.ethrat.ch/de/eth-test (31.3.2013). 3 http://www.nb.admin.ch/ (31.3.2013). 4 http://www.bbt.admin.ch/themen/hochschulen/01179/index.html?lang=de (31.3.2013). 5 http://www.cohep.ch/de/paedagogische-hochschulen/ (31.3.2013). 6 http://www.cohep.ch/de/paedagogische-hochschulen/paedagogische-hochschulen-in-derschweiz/ (31.3.2013).
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Schweizerischen Universitätskonferenz (SUK)7 mit insgesamt ca. 13,4 Mio. CHF für die Lizenzierung von Datenbanken und elektronischen Zeitschriften aktueller Jahrgänge gefördert. Die teilnehmenden Bibliotheken (Konsorten) trugen zusätzlich fast 29 Mio. CHF aus Eigenmitteln zur Produktlizenzierung bei. Seit dem Jahr 2006 finanzieren die Mitglieder des Konsortiums sowohl alle Lizenzen als auch die Kosten für den Unterhalt der Geschäftsstelle vollständig aus eigenen Mitteln.
Organisationsstruktur des Konsortiums Das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken ist unter der Schirmherrschaft der Konferenz der Universitätsbibliotheken der Schweiz (KUB)8 tätig. Im Auftrag der Schweizerischen Universitätskonferenz (SUK) fördert die KUB die Zusammenarbeit der Universitätsbibliotheken und stellt den Informationsaustausch unter diesen sicher.9 Das Konsortium stellt eine der Initiativen der KUB dar. Die Aktivitäten des Konsortiums werden von der Geschäftsstelle des Konsortiums ausgeführt, die an einer teilnehmenden Bibliothek angesiedelt ist. Seit der Gründung beherbergt die ETH-Bibliothek10 die Geschäftsstelle des Konsortiums, die somit gleichzeitig an die Organisationsstruktur der ETH Zürich angebunden ist. Das Konsortium agiert nach dem Schweizerischen Gesellschaftsrecht als einfache Gesellschaft und besitzt somit weder Rechtspersönlichkeit noch Handlungsfähigkeit. Die strategische Ausrichtung des Konsortiums wird vom Lenkungsausschuss definiert. Der Lenkungsausschuss untersteht der KUB und legt ihr Rechenschaft über seine Tätigkeiten ab. Er setzt sich aus dem Präsidenten und Vertretern aus dem Kreis der stimmberechtigten Mitglieder zusammen. Seine Mitglieder sind Vertreter der Bibliotheken der kantonalen Universitäten, des ETH-Bereichs, der Bibliotheken des Fachhochschulbereiches, der Bibliotheken der Pädagogischen Hochschulen und der Projektleiter.11 Darüber hinaus nimmt der Lenkungsausschuss folgende besondere Aufgaben wahr: die Sicherung des Informationsaustausches unter den Projektpartnern, die strategische Ausrichtung in fachlichen Fragen, die Bestimmung der Richtlinien für die Auswahl der Produkte und für die Modalitäten des Zugriffs, 7 http://www.cus.ch/wDeutsch/index.php (31.3.2013). 8 http://www.kub-cbu.ch/index.cfm (31.3.2013) 9 Vgl. Reglement der KUB, Artikel 1 http://www.kub-cbu.ch/dokumente/KUB_Reglement.pdf (31.3.2013). 10 http://www.library.ethz.ch/de/ (31.3.2013). 11 Vgl. Reglement des Konsortiums der Schweizer Hochschulbibliotheken, Artikel 3. http:// lib.consortium.ch/external_files/20080618_Reglement_Konsortium_KUB_dt_2009_11_def.pdf (31.3.2013).
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die Definition der Aufgaben und Prioritäten für Konsortiallizenzen und Projekte, die Beaufsichtigung von Projektleitung und Geschäftsstelle.12
Abb. 1: Organisationsstruktur des Konsortiums der Schweizer Hochschulbibliotheken.
Partnerbibliotheken des Konsortiums Die Gründungseinrichtungen des Konsortiums, die kantonalen Universitäten, der ETH-Bereich, die Fachhochschulen und die Nationalbibliothek bilden zusammen mit den teilnehmenden Pädagogischen Hochschulen den Kreis der „primären“ Konsortialpartner und bestimmen gemäß Reglement die strategische Ausrichtung. Mit Stand Januar 2013 gehören 29 Institutionen zu den primären Konsortialpartnern:13
12 Vgl. Reglement des Konsortiums der Schweizer Hochschulbibliotheken, Artikel 6. 13 Vgl. http://lib.consortium.ch/html_wrapper.php?dir=libraries&src=addresses1&activeElement=5 (31.3.2013).
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–– Kantonale Universitäten Universität Basel,14 Universität Bern,15 Universität Freiburg,16 Université de Genève,17 Université de Lausanne,18 Università della Svizzera italiana,19 Universität Luzern,20 Université de Neuchâtel,21 Universität St. Gallen,22 Universität Zürich23 –– ETH-Bereich Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL),24 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ),25 Lib4RI (Library for the Research Institutes within the ETH Domain: Eawag, Empa, PSI, WSL)26 –– Fachhochschulen Berner Fachhochschule,27 Fachhochschule Nordwestschweiz,28 Fachhochschule Ostschweiz,29 Hochschule Luzern,30 Haute Ecole spécialisée de la Suisse occidentale,31 Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana,32 Zürcher Fachhochschule33 –– Pädagogische Hochschulen Haute Ecole Pédagogique BEJUNE (Berne, Jura, Neuchâtel),34 Haute Ecole Pédagogique Fribourg,35 Haute Ecole Pédagogique Vaud,36 Pädagogische
14 http://www.unibas.ch/ (31.3.2013). 15 http://www.unibe.ch/ (31.3.2013). 16 http://www.unifr.ch/home/welcomeD.php (31.3.2013). 17 http://www.unige.ch/ (31.3.2013). 18 http://www.unil.ch/index.html (31.3.2013). 19 http://www.usi.ch/ (31.3.2013). 20 http://www.unilu.ch/deu/start.html (31.3.2013). 21 http://www2.unine.ch/ (31.3.2013). 22 http://www.unisg.ch/ (31.3.2013). 23 http://www.uzh.ch/index.html (31.3.2013). 24 http://www.epfl.ch/ (31.3.2013). 25 http://www.ethz.ch/ (31.3.2013). 26 http://www.lib4ri.ch/ (31.3.2013). 27 http://www.bfh.ch/ (31.3.2013). 28 http://www.fhnw.ch/ (31.3.2013). 29 http://www.fho.ch/ (31.3.2013). 30 http://www.hslu.ch/ (31.3.2013). 31 http://www.hes-so.ch/default.asp (31.3.2013). 32 http://www.supsi.ch/home.html (31.3.2013). 33 http://www.zfh.ch/ (31.3.2013). 34 http://www.hep-bejune.ch/ (31.3.2013). 35 http://www.hepfr.ch/ (31.3.2013). 36 http://www.hepl.ch/cms/accueil.html (31.3.2013).
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Hochschule Bern,37 Pädagogische Hochschule des Kantons St. Gallen,38 Pädagogische Hochschule Graubünden,39 Pädagogische Hochschule Thurgau,40 Pädagogische Hochschule Wallis41 –– Schweizerische Nationalbibliothek42 Seit dem Jahr 2002 besteht auch für weitere Einrichtungen die Möglichkeit, sich dem Konsortium anzuschließen, sofern sich diese an bereits existierenden Lizenzen beteiligen. Voraussetzung für die Teilnahme am Konsortium ist, dass sie Not-for-Profit-Einrichtungen sind. Sie werden namentlich als „sekundäre“ Konsortialpartner geführt, da sie im Gegensatz zu den „primären“ Konsortialpartnern nicht im Lenkungsausschuss vertreten sind und kein Stimmrecht haben. Mit Stand Januar 2013 sind dies insgesamt 26 Institutionen.43 Zu den sekundären Konsortialpartnern gehören: –– Agroscope Forschungsanstalten ACW (Agroscope Changins-Wädenswil),44 ALP (Agroscope LiebefeldPosieux),45 ART (Agroscope Reckenholz-Tänikon)46 –– Bildungszentren Gesundheit Bildungszentrum für Gesundheit und Soziales (BfGS),47 Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt (BZGBS),48 Bildungszentrum Gesundheit und Soziales (BGS),49 medi; Zentrum für medizinische Bildung,50 Berner Bildungszentrum Pflege (BZ Pflege),51 Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen Kanton Zürich (ZAG)52
37 http://www.phbern.ch/ (31.3.2013). 38 http://www.phsg.ch/web.aspx (31.3.2013). 39 http://www.phgr.ch/Home.4.0.html?&L=0 (31.3.2013). 40 http://www.phtg.ch/ (31.3.2013). 41 http://www.hepvs.ch/index.php?lang=de (31.3.2013). 42 http://www.nb.admin.ch/index.html?lang=de (31.3.2013). 43 Vgl. http://lib.consortium.ch/html_wrapper.php?dir=libraries&src=addresses2&activeElement=5 (31.3.2013). 44 http://www.agroscope.admin.ch/aktuell/index.html?lang=de (31.3.2013). 45 http://www.agroscope.admin.ch/aktuell/index.html?lang=de (31.3.2013). 46 http://www.agroscope.admin.ch/aktuell/index.html?lang=de (31.3.2013). 47 http://www.bfg.tg.ch/xml_46/internet/de/intro.cfm (31.3.2013). 48 http://www.bzgbs.ch/ (31.3.2013). 49 http://www.bgs-chur.ch/ (31.3.2013). 50 http://www.medi.ch/ (31.3.2013). 51 http://www.bzpflege.ch/ (31.3.2013). 52 http://www.zag.zh.ch/d/home.asp (31.3.2013).
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–– Bundeseinrichtungen Bibliothek am Guisanplatz (BiG),53 Bundesamt für Gesundheit (BAG),54 Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz),55 Bundesamt für Sozialversicherungen,56 Schweizerischer Nationalfonds,57 Schweizerisches Nationalmuseum,58 Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)59 –– Weitere Konsortialpartner CENTREDOC (CSEM),60 CERN,61 Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB),62 Medicines for Malaria Venture (MMV),63 Pädagogisches Zentrum (PZ.BS),64 Schweizerische Nationalbank,65 Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA),66 Schweizerische Vogelwarte,67 Stiftung Kalaidos Fachhochschule,68 Universität Liechtenstein69 Die Nachfrage von kleineren Einrichtungen mit nicht-kommerzieller Ausrichtung, sich dem Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken anzuschließen, ist seit Jahren konstant groß. Jährlich treten etwa drei bis vier neue Partner dem Konsortium bei. Inzwischen ist die Anzahl der „sekundären“ Konsortialpartner größer als die der „primären“. Die „sekundären“ Partner beziehen allerdings nur etwa 12 % der Lizenzen, die über das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken vermittelt werden. Da es sich um entsprechend kleine Bibliotheken mit geringen Etats handelt, lizenzieren diese im Schnitt auch nur wenige Produkte.
53 http://www.vbs.admin.ch/internet/vbs/de/home/departement/organisation/gensec/milit. html (31.3.2013). 54 http://www.bag.admin.ch/aktuell/ (31.3.2013). 55 http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/meteoschweiz.html (31.3.2013). 56 http://www.bsv.admin.ch/ (31.3.2013). 57 http://www.snf.ch/D/Seiten/default.aspx (31.3.2013). 58 http://www.nationalmuseum.ch/d/index.php (31.3.2013). 59 http://www.seco.admin.ch/ (31.3.2013). 60 http://www.centredoc.ch/ (31.3.2013). 61 http://library.web.cern.ch/library/ (31.3.2013). 62 http://www.ehb-schweiz.ch/de/Seiten/default.aspx (31.3.2013). 63 http://www.mmv.org/ (31.3.2013). 64 http://www.ed-bs.ch/bildung/pzbs (31.3.2013). 65 http://www.snb.ch/ (31.3.2013). 66 http://www.sik-isea.ch/ (31.3.2013). 67 http://www.vogelwarte.ch/ (31.3.2013). 68 http://www.kalaidos-fh.ch/ (31.3.2013). 69 http://www.uni.li/ (31.3.2013).
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Aufgaben des Konsortiums Die Hauptaufgabe des Konsortiums besteht in der Verhandlung und Lizenzierung elektronischer Ressourcen (Datenbanken, E-Journals und E-Books). Darüber hinaus erbringt das Konsortium weitere Dienstleistungen für die Konsortialpartner, führt verschiedene Projekte aus, betreibt ein Helpdesk für die Behebung von Zugriffstörungen auf die Produkte, bereitet die Nutzungsstatistiken für die Bibliotheken auf, organisiert Schulungen, Workshops und Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen und Fragestellungen.
Abb. 2: Aufgabenbereiche des Konsortiums.
Verhandlung und Lizenzierung der elektronischen Ressourcen Die zentrale Aufgabe des Konsortiums der Schweizer Hochschulbibliotheken ist die Verhandlung über und Lizenzierung von elektronischen Informationsressourcen für die Konsortialmitglieder. Hierzu werden jährlich im Frühjahr in einer Produktumfrage die Bedürfnisse und Wünsche bezüglich der Lizenzierung neuer Produkte bei den Partnerbibliotheken ermittelt. Im Anschluss an die Umfrage holt die Geschäftsstelle bei den Verlagen Angebote zu den gewünschten Produkten ein und führt die Verhandlungen zentral im Auftrag der Konsortialpartner, um für diese bessere Konditionen als bei Einzelabschlüssen zu erzielen. Dabei handelt es sich um Rabatte auf die Listenpreise, die meist zwischen 10 % und 50 % oder höher liegen. Der Vertragsabschluss erfolgt zentral über die Geschäfts-
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stelle. Diese schließt einen Konsortialvertrag für alle teilnehmenden Institutionen ab. Die anschließende verlagsseitige Rechnungsstellung erfolgt ebenfalls zentral mit einer Rechnung über den Gesamtbetrag an das Konsortium. Die an der Lizenz teilnehmenden Bibliotheken erhalten ihrerseits eine Einzelrechnung mit dem von ihnen zu zahlenden Betrag. Diese Aufgabe wird von einer Agentur ausgeführt, welche die Rechnungen nach Vorgabe der Geschäftsstelle ausstellt und an die Partnerbibliotheken versendet. Diese zentrale Vorgehensweise erspart den Bibliotheken Zeit und Geld, aber auch die Verlage profitieren, verhandeln sie doch mit nur einem Verhandlungspartner, dem Konsortium. Sie müssen darüber hinaus im Normalfall auch nur eine Rechnung pro Lizenzabschluss ausstellen. Am Ende des Lizenzierungsprozesses steht die Freischaltung der Produkte für die Partnerbibliotheken. Diese Aufgabe wird ebenfalls vom Konsortium ausgeführt. Die Geschäftsstelle ist für die Freischaltung der Zugänge zuständig und organisiert diese zusammen mit den Verlagen. Für den Zugriff werden von der Verlagsseite die entsprechenden IP-Adressen der Partnerbibliotheken freigeschaltet. Teilweise kann der Zugriff zusätzlich zur Freischaltung per IP-Adressen für die Hochschuleinrichtungen auch über «Single-Sign-On» erfolgen. Für diese Art von Zugriff auf eine elektronische Ressource ist keine Registrierung beim Anbieter notwendig. Die Zugriffsberechtigung wird über die Heimorganisation des jeweiligen Benutzers, d.h. die entsprechende Hochschule, geprüft und erteilt.70 Die Infrastruktur für die Authentifizierung und Autorisierung wird in der Schweiz von Switch AAI71 zur Verfügung gestellt und koordiniert.
Informationsangebot des Konsortiums Das Angebot an elektronischen Ressourcen des Konsortiums der Schweizer Hochschulbibliotheken umfasst zum jetzigen Zeitpunkt ungefähr 100 Datenbanken und 40 Zeitschriftenpakete. Für 2012 haben die Konsortialpartner über 18,5 Mio. Euro für elektronische Medien über das Konsortium ausgegeben. Davon entfielen ca. 13 Mio. Euro auf elektronische Zeitschriften, 5,1 Mio. Euro auf Datenbanken und ca. 444 000 Euro auf E-Books.
70 http://lib.consortium.ch/html_wrapper.php?dir=project&src=switch_aai&lang=0&activeElement=4 (31.3.2013). 71 http://www.switch.ch/de/aai/about/ (31.3.2013).
Konsortien in der Schweiz
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Technischer Support und Nutzungsstatistiken Als weitere Dienstleistung bietet das Konsortium seinen Partnerbibliotheken ein Helpdesk für die Behebung von Zugriffsstörungen und Lösung von Zugriffsunterbrechungen an. Über ein Web-Meldeformular72 oder die direkte E-Mail-Adresse [email protected] können solche Probleme der Geschäftsstelle gemeldet werden. Diese setzt sich dann umgehend mit den Verlagen in Verbindung und sorgt für die schnelle Wiederherstellung der unterbrochenen Zugriffe bei den Konsortialpartnern. Die Aufbereitung der Nutzungsstatistiken für die vom Konsortium lizenzierten Produkte zählt ebenfalls zu den Dienstleistungen des Konsortiums. Hierzu werden zweimal jährlich die Nutzungsdaten bei den Verlagen eingesammelt und in Excel-Sheets so aufbereitet, dass die Bibliotheken sie für die weitere Auswertung mittels Pivot-Tabellen verwenden können. Nicht zuletzt berät das Konsortium seine Mitglieder zu allen Belangen, die im Zusammenhang mit der Lizenzierung elektronischer Publikationen, der Mitgliedschaft und aktuellen Themenstellungen stehen.
Das Konsortium als Kompetenzzentrum
Abb. 3: Dienstleistungen des Konsortiums.
72 http://lib.consortium.ch/zugriffsprobleme.php?lang=0&activeElement=2 (31.3.2013).
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Eine zusätzliche Aufgabe, die dem Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken zukommt, ist die eines Kompetenzzentrums. Das Konsortium organisiert auf Wunsch der Bibliotheken gemeinsam mit den Verlagen Schulungen zu den von ihm lizenzierten Produkten. Es führt für seine Konsortialpartner ein- oder zweimal im Jahr Workshops und Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themenstellungen durch. Es pflegt internationale Kooperationen, indem es mit anderen Konsortien in Verhandlungen und bei Lizenzfragen zusammenarbeitet und Mitglied übergeordneter Organisationen ist. Es ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutscher, Österreichischer, Schweizer und Luxemburgischer Konsortien (GASCO)73 und der International Coalition of Library Consortia (ICOLC).74 Das Konsortium übernimmt überdies eine Beobachtungsfunktion, ist stets über aktuelle Themen, Entwicklungen und Fragestellungen informiert und steht seinen Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite.
Projekte im Rahmen von e-lib.ch75 Innerhalb des nationalen Projektes Elektronische Bibliothek Schweiz e-lib.ch führt das Konsortium drei Teilprojekte zur Einbindung von Metadatenbeständen in e-lib.ch, zur Langzeitarchivierung elektronischer Zeitschriften und zur Retrodigitalisierung durch: Konsolidierung des Metadatenservers,76 E-Depot77 und retro. seals.ch.78 Erwähnt sei hier insbesondere das Digitalisierungsprojekt retro.seals. ch, das gemeinsam mit der ETH-Bibliothek realisiert wurde. Im Rahmen des Projektes werden seit dem Jahr 2005 wissenschaftliche Zeitschriften aus der Schweiz retrodigitalisiert und über die Plattform retro.seals.ch kostenlos bereitgestellt. Mit den Verlagen und Gesellschaften, die ihre Inhalte über retro.seals.ch digitalisieren lassen, werden jeweils schriftliche Vereinbarungen geschlossen. Aktuell stehen den Benutzern im Portal mehr als 200 Zeitschriften mit einem Gesamtvolumen von fast drei Millionen digitalisierten Seiten zur Verfügung. Ende 2012 wurde die Projektleitung an die ETH-Bibliothek übergeben, die retro.seals.ch eigenständig weiterführt.
73 http://www.hbz-nrw.de/angebote/digitale_inhalte/gasco/ (31.3.2013). 74 http://icolc.net/ (31.3.2013). 75 http://www.e-lib.ch/de/ (31.3.2013). 76 http://www.e-lib.ch/de/Angebote/Metadatenserver (31.3.2013). 77 http://www.e-lib.ch/de/Angebote/E-Depot (31.3.2013). 78 http://www.e-lib.ch/de/Angebote/retro.seals.ch (31.3.2013).
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Ausblick Die Schweizerische Universitätskonferenz wird innerhalb der SUK-Programme 2013–2016 unter dem Titel Wissenschaftliche Information: Zugang, Verarbeitung und Speicherung verschiedene Projekte und Initiativen zusammenführen. Ziel ist es, eine kohärente gesamtschweizerische Strategie zu erarbeiten und die vielfachen Herausforderungen aufzuzeigen, welche die Entwicklungen der Information und Kommunikation für die Forschenden, Lehrenden und Studierenden der Hochschulen bedeuten.79 In diesem Rahmen werden zum einen die bisherigen Aufgaben des Konsortiums mit der Lizenzierung elektronischer Ressourcen aktueller Jahrgänge weitergeführt. Zum anderen soll ab 2014 als neue Aufgabe die Verhandlung und Erwerbung so genannter Nationallizenzen in Form von Backfile-Archiven elektronischer Zeitschriften, Datenbanken und digitalen Textsammlungen für die Schweizer Hochschulgemeinschaft in Angriff genommen werden. Ein weiterer Aspekt in diesem überregionalen und nationalen Kontext ist die Zusammenführung des Konsortiums und des derzeit noch laufenden Projektes Elektronische Bibliothek Schweiz e-lib.ch zu einer zentralen Serviceeinrichtung, die noch zu klären sein wird. Ziel des Vorhabens wäre, den Zugriff zu wissenschaftlicher Information zentral für alle Schweizer Hochschulen bereitzustellen und zu sichern. Hierzu gehören zum einen die Portale, die im e-lib.ch-Projekt entwickelt und aufgebaut werden und den Zugang zur wissenschaftlichen Information als „Single-Point-of-Access“ anbieten, und zum anderen die vielfältigen Inhalte, die entweder über e-lib.ch in den verschiedenen Digitalisierungsprojekten erstellt oder über das Konsortium lizenziert werden. Insgesamt soll dies zur Verbesserung der Versorgung der wissenschaftlichen Bibliotheken mit elektronischer Fachinformation beitragen und den Wissenschaftsstandort Schweiz weiter stärken.
Weitere Konsortien in der Schweiz Seit einigen Jahren sind in der Schweiz auch im außeruniversitären Bereich konsortiale Bemühungen zur Lizenzierung von Informationsressourcen zu verzeichnen.
79 Vgl. http://www.crus.ch/news/newsletter/newsletter-system/newsletter-deutsch/nr-26-mai2012.html (31.3.2013).
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Erwähnenswert sind vor allem die Aktivitäten der Krankenhäuser mit nicht universitärem Anschluss, wie die Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen80 und die Solothurner Spitäler AG, die seit einigen Jahren aktiv daran arbeiten, Lizenzen und technischen Support speziell für Krankenhäuser im außeruniversitärem Umfeld anzubieten.81
E-Journals für die Spitäler des Kantons St. Gallen82 2008 erhielt die Kantonsbibliothek St. Gallen vom Gesundheitsdepartement und dem Departement des Inneren des Kantons St. Gallen den Auftrag, ein gemeinsames und flächendeckendes Grundangebot an E-Medien – Zeitschriften, Datenbanken, Bücher – für die Gesundheitseinrichtungen im Kanton St. Gallen zu lizenzieren und die technische Infrastruktur für deren Nutzung aufzubauen und bereitzustellen. Darüber hinaus führt die Kantonsbibliothek St. Gallen den Betriebsausschuss des Konsortiums, übernimmt die Rechnungsstellung, die Erstellung von Nutzungsstatistiken und den fachlichen und technischen Support. Das Konsortium wird strategisch über einen Betriebsausschuss geführt, in dem die teilnehmenden Institutionen vertreten sind. Diese umfassen das Kantonsspital St. Gallen mit den Spitälern Rorschach und Flawil,83 die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland,84 das Spital Linth in Uznach,85 die Spitalregion Fürstenland Toggenburg,86 die St. Gallischen Kantonalen Psychiatrischen Dienste Nord,87 die Geriatrische Klinik St. Gallen,88 das Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen89 und das Gesundheitszentrum Fricktal.90 Die Leitung des Konsortiums liegt bei der Kantonsbibliothek Vadiana St.Gallen. Das fachliche Angebot des Konsortiums umfasst inzwischen ca. 50 elektronische Zeitschriften, fünf Datenbanken und über 1000 E-Books. Lokale Bestände
80 http://www.sg.ch/home/kultur/kantonsbibliothek.html (31.3.2013). 81 https://www.so-h.ch/ (31.3.2013). 82 http://www.sg.ch/home/kultur/kantonsbibliothek/angebote__dienstleistungen/datenbanken/e-journals_fuer_die.html (31.3.2013). 83 http://www.ro.kssg.ch/, http://www.fw.kssg.ch/ (31.3.2013). 84 http://www.srrws.ch/index_de.php?TPL=25000&x25000_ID=34 (31.3.2013). 85 http://www.spital-linth.ch/ (31.3.2013). 86 http://www.srft.ch/ (31.3.2013). 87 http://www.srft.ch/ (31.3.2013). 88 http://www.geriatrie-sg.ch/contento/Home/GeriatrischeKlinik/Portrait/tabid/106/language/de-CH/Default.aspx (31.3.2013). 89 http://www.sg.ch/g/Kontakt/gesundheitsdepartement0.html (31.3.2013). 90 http://www.gzf.ch/Home/ (31.3.2013).
Konsortien in der Schweiz
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der einzelnen Spitäler sowie frei zugängliche Open-Access-Zeitschriften sind ebenfalls in die Lösung integriert. Die Kosten für die Lizenzen werden jeweils von den einzelnen Spitälern selbst getragen, die Rechnungsstellung erfolgt über die Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen. Die Verwaltung der lizenzierten Produkte wird über SFX91 ausgeführt. Der Service ist von den teilnehmenden Partnern sehr positiv aufgenommen worden, mit einer jährlich stark steigenden Nutzung. Das Angebot des Konsortiums wird laufend ausgeweitet und steht inzwischen auch für Gesundheitseinrichtungen außerhalb des Kantons St. Gallens zur Verfügung.
Swissconsortium.ch92 Unter dem Namen Swissconsortium wird seit rund vier Jahren ein weiteres Projekt im Bereich des Gesundheitswesens durch die Solothurner Spitäler AG93 realisiert. Swissconsortium.ch ist ein Betreuungsangebot zum Aufbau und Betrieb einer E-Bibliothek. Der Service von Swissconsortium.ch umfasst die gesamte Palette bibliothekarischer Dienstleistungen, von technischen Zugangslösungen bis zu den Verhandlungen und dem Erwerb von Konsortiallizenzen für elektronische Medien. Zu den Vertragspartnern von Swissconsortium.ch gehören Kantonsspitäler, Bildungszentren für Gesundheitsberufe und mehrere Bundesbetriebe. Das Angebot beinhaltet individuelle institutionelle Lizenzen und Konsortiallizenzen für elektronische Zeitschriften und Datenbanken und wird immer weiter ausgebaut. Auf der technischen Ebene bietet Swissconsortium.ch Lösungen für die Plattform und ebenso den Zugang über Link Resolver und Single-Sign-On an. Customized solutions runden das Angebot für die Vertragspartner ab. Die Abrechnung gegenüber den Konsortialpartnern erfolgt über eine externe Agentur.
91 http://www.exlibrisgroup.com/category/SFXOverview (31.3.2013). 92 https://www.swissconsortium.ch/sc/start (31.3.2013). 93 https://www.so-h.ch/ (31.3.2013).
Hildegard Schäffler
Elektronische Medien in der überregionalen Literaturversorgung Nationallizenzen, Allianzlizenzen, FID-Lizenzen
Einführung Bei der Lizenzierung elektronischer Ressourcen für wissenschaftliche Bibliotheken besteht die grundsätzliche Möglichkeit, neben dem Abschluss rein lokaler Lizenzen auch gemeinschaftliche Verträge zu verhandeln, wenn sich dadurch vorteilhafte Bezugskonditionen erreichen lassen. Dieser Ansatz der konsortialen Lizenzierung1 hat in Deutschland strukturell seinen Ausgangspunkt auf der regionalen Ebene genommen, als um das Jahr 2000 nahezu flächendeckend regionale Konsortien entstanden sind, die sich teilweise an der jeweiligen Verbundstruktur orientiert haben. Komplementär dazu wurde die konsortiale Beschaffung auch in großen Forschungsorganisationen wie der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft und der Leibniz-Gemeinschaft eingeführt. Mit der GASCO,2 der im Jahr 2000 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Deutscher, Österreichischer und Schweizer Konsortien, besteht eine Plattform für regelmäßigen Austausch und Kooperation. Über die regionale Ebene und den Binnenkontext einer Forschungsorganisation hinaus bestehen in Deutschland aber auch zahlreiche Aktivitäten der gemeinschaftlichen Lizenzierung auf der überregionalen Ebene. Dies geschieht zum einen durch überregionale Angebote einzelner regionaler Konsortien, die im Zuge eines wechselseitigen Gebens und Nehmens auch Teilnehmer anderer Regionen in ihre Verträge aufnehmen, zum anderen durch die Fördertätigkeit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), von der in den letzten Jahren eine Reihe von einschlägigen Initiativen ausgegangen sind. Letztere sollen im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags stehen. 1 Vgl. dazu auch den Beitrag von Jochen Johannsen zu Konsortien in Deutschland in diesem Band bzw. Schäffler, Hildegard u. Ursula Stanek: Bestandsaufbau virtuell. Bibliotheksübergreifende Lizenzierung elektronischer Ressourcen. In: Bibliotheksmagazin. Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München (2010) H. 2. S. 55-59. 2 http://www.hbz-nrw.de/angebote/digitale_inhalte/gasco/ (17.03.2013). Vgl. dazu auch Reinhardt, Werner: 13yKONSORTIEN + 10yGASCO = eonly oder? In: eLibrary – den Wandel gestalten. 5. Konferenz der Zentralbibliothek, Forschungszentrum Jülich, 8.-10. November 2010. Hrsg. von Bernhard Mittermaier. Jülich: Forschungszentrum 2010. S. 83-94.
Elektronische Medien in der überregionalen Literaturversorgung
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Ausgangspunkt des Engagements der DFG im Bereich der Lizenzierung elektronischer Ressourcen war das System der überregionalen Literaturversorgung, das durch Sondersammelgebietsbibliotheken und Zentrale Fachbibliotheken bedient wird. Während die darauf beruhende Literaturversorgung mit konventionellen Medien im Bereich der Spitzenversorgung über Fernleihe und Dokumentlieferung in etablierten Bahnen verlief und verläuft, stellte sich mit Aufkommen der digitalen Ressourcen die neue Herausforderung der Herstellung von überregionalen Zugriffsoptionen, die ja bei einer standortbezogenen Lizenz in der Regel nicht vorgesehen sind. So kommt es zu der etwas widersinnig anmutenden Situation, dass die Frage des Standorts mit Blick auf die Zugänglichkeit bei lizenzpflichtigen Internet-Ressourcen eine größere Rolle spielt als bei den physisch lozierten Printmedien.3 Im Folgenden werden verschiedene Spielarten und Entwicklungstrends der überregionalen Lizenzierung elektronischer Medien, ausgehend vom DFGGedanken der überregionalen Literaturversorgung, vorgestellt. Darunter fallen die flächendeckenden Nationallizenzen, erste Ansätze von DFG-geförderten Beteiligungsmodellen, Allianzlizenzen mit ihrem qualitätsgeprüften Lizenzierungsstandard, internationale Ansätze im Rahmen von Knowledge Exchange und Perspektiven der Lizenzierung im Zuge der Weiterentwicklung der Sondersammelgebiete zu Fachinformationsdiensten für die Wissenschaft.
Nationallizenzen für abgeschlossene Ressourcen (2004-2010) Eine zentrale Maßnahme der DFG zum Einstieg in die überregionale Literaturversorgung mit digitalen Medien waren die zwischen 2004 und 2010 geförderten Nationallizenzen.4 Dabei handelt es sich um die Lizenzierung von abgeschlossenen Datensammlungen, die durch Einmalzahlung für den dauerhaften Zugang
3 Vgl. zu dieser Ausgangssituation auch Bunzel, Jürgen: Das DFG-System der überregionalen Sammelschwerpunkte im Wandel. Weitere Schritte zur Umsetzung des Memorandums zur Weiterentwicklung der überregionalen Literaturversorgung. In: ZfBB (2004) H. 5/6. S. 328-345. Hier S. 335. 4 Auf den Seiten http://www.nationallizenzen.de (17.03.2013) finden sich weiterführende Informationen zu diesem Förderprogramm. Vgl. dazu auch Schäffler, Hildegard: Komplementäre Organisationsmodelle der überregionalen Literaturversorgung im Bereich elektronischer Ressourcen. In: Netzwerk Bibliothek. 95. Deutscher Bibliothekartag in Dresden 2006. Frankfurt a. M.: Klostermann 2007 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderband 92). S. 75-91.
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erworben wurden und allen öffentlich finanzierten akademischen Einrichtungen und teilweise interessierten Privatpersonen kostenfrei zur Verfügung stehen. Die zwischen 2004 und 2010 einmal jährlich abgeschlossenen Nationallizenzen wurden von einer Reihe von Bibliotheken und Informationseinrichtungen verhandelt, die über Erfahrung mit großvolumigen Lizenzierungen verfügen. Beteiligt waren die Staatsbibliothek zu Berlin, die Universitätsbibliothek Frankfurt/M., die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die Technische Informationsbibliothek in Hannover, die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in Kiel und Hamburg, die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin in Köln und die Bayerische Staatsbibliothek in München sowie zeitweilig auch die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln in Verbindung mit dem GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Bonn. Die verhandelten Angebote durchliefen ein Begutachtungsverfahren bei der DFG und konnten im Falle von positiven Gutachtervoten entsprechend erworben werden. Erwuchs die inhaltliche Auswahl der zu verhandelnden Produkte, die laufend durch Umfragen bei den SSG-Bibliotheken gestützt wurde, ganz zu Beginn noch aus der Weiterentwicklung des SSG-Systems und seiner Verhaftung im Segment der Spitzenversorgung, so rückte relativ rasch das Kriterium der Versorgungsbreite und damit einer gewissen Ergänzung zur lokalen/regionalen Grundversorgung in den Vordergrund, ohne dass der Bereich des Spezialbedarfs gänzlich aufgegeben worden wäre. Ersteres speiste sich bei den mehr als 140 erworbenen Produkten mit einem Finanzvolumen von über 100 Mio. EUR insbesondere aus großen und lokal kaum finanzierbaren Datensammlungen wie den Early English Books (EBBO) oder den Eighteenth Century Collections Online (ECCO) sowie Archivjahrgängen umfangreicher Zeitschriftenpakete von bedeutenden Verlagen/Fachgesellschaften wie American Chemical Society, Cambridge University Press, Elsevier, Nature, Sage, Springer, Thieme oder Wiley-Blackwell.5 Jürgen Bunzel stellte folgerichtig 2007 als einen Beweggrund für dieses Förderprogramm neben der Weiterentwicklung des SSG-Systems ins digitale Zeitalter fest: „Nationallizenzen sichern einen gleichwertigen Zugang für alle Wissenschaftler und Studenten in Deutschland zu den wichtigen digitalen Publikationen unabhängig davon, wo und unter welchen Rahmenbedingungen sie arbeiten müssen.“6 Auch im DFG-Positionspapier von 2006 zu Wissenschaftlichen Literaturversorgungsund Informationssystemen heißt es „Die überregionale Bereitstellung wissenschaftlich relevanter Literatur in digitaler Form erfordert die Konzeption neuer 5 Ein vollständiger Produktüberblick findet sich unter http://www.nationallizenzen.de (17.03.2013). 6 Bunzel, Jürgen: Stellenwert der Information im nationalen und internationalen Wettstreit der Hochschulen. In: Bibliothek. Forschung und Praxis (2007) H. 1. S. 26-31. Hier S. 28.
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Lösungen, in denen sich die Differenzierung von Grund- und Spitzenversorgung nicht mehr aufrecht erhalten lässt.“7 Der Erwerb von Nationallizenzen wurde von Anfang an flankiert von der Entwicklung von Standards und Grundsätzen für die Lizenzierung, in denen sich auch die durch überregionales Agieren gestärkte Nachfrageposition widerspiegelte. Dieser grundlegende Ansatz, einen hohen Standard zu setzen, der tendenziell über das Marktübliche hinausgeht, setzt sich auch, wie unten zu zeigen sein wird, bei der Weiterentwicklung der Lizenzmodelle und Förderkontexte konsequent fort. Hierzu zählte zunächst die Frage der Preisfindung bei einer flächendeckenden Nationallizenz. Da es sich bei den erworbenen Ressourcen vielfach um hochpreisige Produkte handelte, die nur sehr bedingt lokal finanzierbar gewesen wären, wurde den Verhandlungen die Prämisse zugrunde gelegt, für den Preis der Nationallizenz einen Multiplikator für den Grundpreis einer Einzellizenz zu wählen, der sich als Obergrenze an einer realistischen Zahl von Verkäufen in Deutschland orientierte. Ein weiteres Kriterium zur Erhöhung der Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Angeboten waren die Durchschnittspreise pro Seite insbesondere bei Zeitschriftenarchiven. Auch die Frage der Zugriffsberechtigung setzte insofern Maßstäbe, als nicht nur die überwiegend öffentlich geförderten wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland, also Hochschul-, Regional- und Landesbibliotheken sowie Forschungs- und Spezialbibliotheken einschließlich privater Hochschulen und deutschen wissenschaftlichen Einrichtungen im Ausland zugangsberechtigt sind, sondern in vielen Fällen8 auch interessierte Privatpersonen ohne einschlägige institutionelle Anbindung, die nach Registrierung9 über Password-Authentifizierung Zugang erhalten. Zentrales Förderkriterium war die Sicherung der Langzeitverfügbarkeit, die anders als viele lokale und regionale Lizenzen als wichtigen Bestandteil auch das Recht auf lokales Hosting umfasst. Neben der dauerhaften Verfügbarkeit auf dem Anbieterserver, die in vielen Fällen parallel gewährleistet ist,10 wurden mit 7 DFG-Positionspapier: Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme: Schwerpunkte der Förderung bis 2015 (2006). S. 3. http://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/lis/positionspapier.pdf (17.03.2013). 8 Ausnahmen gibt es hier bei Produkten aus dem STM-Bereich, bei denen ein solcher Einzelnutzerzugriff aufgrund der Relevanz der Inhalte für privatwirtschaftliche Unternehmen nicht zu verhandeln war. 9 Die Registrierung und Verwaltung der Zugangsdaten für Institutionen und Einzelnutzer erfolgt über ein von der VZG in Göttingen betriebenes Content Management System. Die Anmeldung erfolgt über http://www.nationallizenzen.de (17.03.2013). 10 Der dauerhafte Zugang zu den mit einer Einmalzahlung erworbenen Ressourcen auf den An-
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Abschluss der Lizenz auch Hostingrechte erworben. Der Umstieg auf primäres Hosting beim Lizenznehmer stellt derzeit aufgrund der alternativen Zugangswege beim Anbieter noch die Ausnahme dar.11 Schließlich sei das Thema Metadaten erwähnt, deren Lieferung durch die Anbieter konsequent in den Verträgen verankert wurde. Neben der zentralen Erschließung der Zeitschriften in EZB und ZDB bzw. der Datenbanken in DBIS wurde bei der VZG in Göttingen ein zentraler Metadatenpool aufgebaut, der Erschließungsdaten für E-Books und Zeitschriftenartikel umfasst. Die Verbünde können aus diesem Pool die Daten abholen und in ihrer jeweiligen Umgebung nachnutzen.12
Vorformen der überregionalen Lizenzierung für fortlaufende Inhalte Das Programm zur Förderung von Nationallizenzen setzte die Möglichkeit zur Abgeltung der Kosten im Rahmen einer Einmalzahlung voraus. Dies bedeutete wiederum, dass nur im Wesentlichen abgeschlossene Ressourcen erworben werden konnten. Nicht zuletzt durch den Erwerb von Zeitschriftenarchiven wurde zunehmend das Desiderat artikuliert, auch fortlaufende Inhalte in die überregionale Lizenzierung mit aufzunehmen. Dies machte die Entwicklung anderer Modelle erforderlich, da unter anderem „aus finanziellen und grundsätzlichen forschungspolitischen Erwägungen“13 keine Vollfinanzierung durch die DFG möglich war.
bieterservern ist in einigen Fällen nach einer Dauer von 10 bis 15 Jahren mit der Zahlung einer moderaten Hostinggebühr verbunden. 11 Zur Thematik der Absicherung des dauerhaften Zugriffs durch eigene Hostinglösungen vgl. insbesondere die Aktivitäten der Allianz-Initiative Digitale Information zu einer nationalen Hosting-Strategie: http://www.allianzinitiative.de (17.03.2013). 12 Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Qualität der gelieferten Metadaten im Dialog mit den Anbietern nach und nach verbessert werden musste, was dazu geführt hat, dass nicht immer eine rasche Verarbeitung der gelieferten Daten möglich war. 13 Vgl. dazu Bunzel (2007). S. 29.
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Pilotprojekt zur nationalen Lizenzierung laufender Zeitschriften (2008-2010) Ein erster Schritt zur Lizenzierung fortlaufender Inhalte wurde mit einem Pilotprojekt für laufende Zeitschriften in den Jahren 2008 bis 2010 getan. Im Rahmen dieser Maßnahme, die von einer Arbeitsgruppe der verhandlungsführenden Bibliotheken vorbereitet wurde, kam es zu zwölf Lizenzabschlüssen, die nach zwei verschiedenen Modellen umgesetzt wurden. Modellvariante 1 orientierte sich noch an den Nationallizenzen, indem für drei Produkte14 flächendeckende und vollfinanzierte Lizenzen abgeschlossen werden konnten. Hierbei handelte es sich ausdrücklich um Produkte der Spitzenversorgung, d.h. Vollfinanzierung bei laufenden Inhalten erschien tatsächlich nur in dem auch finanziell begrenzbaren Bereich von hochspezialisierten Ressourcen möglich. Aufgrund der geringen Verbreitung korrespondierender Printzeitschriften konnten die Abschlüsse unabhängig von etwa lokal vorhandenem gedruckten Bestand abgeschlossen werden, d.h. es handelte sich um datenbankähnliche E-only-Lizenzen. Aufgrund der flächendeckenden Verfügbarkeit der Lizenzen konnten im Stile der Nationallizenzen auch private Einzelnutzer zugelassen werden. Die zweite Modellvariante für neun Zeitschriftenpakete setzte im Unterschied zum Nationallizenzansatz auf Eigenbeteiligung, was konsequenterweise keine flächendeckende Versorgung mehr zuließ, sondern nur mit einem Beteiligungsmodell („Opt-in“-Modell) und damit auch ohne Zugriff durch private Einzelnutzer realisierbar war. Damit handelte es sich de facto um ein überregionales Konsortium mit DFG-Förderung, von der allerdings ein entsprechender Beteiligungsanreiz ausging. Die Verteilung der Kosten zwischen DFG und beteiligten Institutionen orientierte sich an den verhandelten Lizenzmodellen, die im Wesentlichen auf der Beibehaltung der zum Zeitpunkt des Vertragsbeginns jeweils vorhandenen Abonnements und einem Aufpreis für den Zugriff auf das Gesamtangebot des Anbieters bestanden. Die Kosten für die eigenen Abonnements entsprachen dem Eigenanteil der Teilnehmer, den Aufpreis übernahm die DFG. Lediglich Einrichtungen ohne eigene Abonnements – auch eine Weiterführung des Gedankens der Nationallizenzen – erhielten Komplettförderung. Inhaltlich entstammten die neun lizenzierten Pakete dem Bereich der kleinen und mittelgroßen Verlage, die in Deutschland über eine gewisse Marktdurchdringung verfügten, aber in ihrer Abdeckung noch ausbaufähig waren.15 14 China Academic Journals, Editoria Italiana Online Periodici, Kluwer Law Journals. 15 American Institute of Physics, Annual Reviews, British Medical Journal Publishing Group, In-
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Auch für das Pilotprogramm für laufende Zeitschriften galten entsprechende Anforderungen an Lizenzierungsstandards, die von den Nationallizenzen übernommen bzw. modifiziert wurden. Neben den oben erwähnten lokalen Hostingrechten wurde das im konsortialen Lizenzierungskontext neue Konzept der Moving Wall eingeführt, bei dem von den zahlenden Teilnehmern lizenzierte Jahrgänge mit ein oder zwei Jahren Verzögerung als flächendeckende Nationallizenz für alle berechtigten Institutionen und vielfach auch private Einzelnutzer freigegeben werden können. Auf diese Weise ließ sich mit Hilfe der DFG-Förderung ein dauerhafter und flächendeckender Mehrwert auch auf der Basis von Beteiligungsmodellen schaffen.
Sonderfördermaßnahme für Aggregatordatenbanken Eine besondere Form der Erwerbung fortlaufender Ressourcen erfolgte durch eine Sonderfördermaßnahme im Jahr 2008, bei der insbesondere die Zeitschriftenarchive von JSTOR im Vordergrund standen.16 Aufgrund der besonderen Bedeutung dieses Zeitschriftenpakets für die Literaturversorgung in Deutschland, die sich auch in den Teilnehmer- und Nutzungszahlen niederschlägt, wurde von Seiten der DFG eine Sonderfördermaßnahme aufgelegt, die es ermöglichte, JSTOR zu lizenzieren, obwohl aufgrund des Aggregatorcharakters dieser Unternehmung keine Hostingrechte und dauerhafte Zugriffsrechte nur durch Zahlung der Annual Access Fees erworben werden können. Folgerichtig entsprach die Förderung in diesem Fall einer Anschubfinanzierung für die so genannte Archive Capital Fee der Teilnehmer, die beim Einstieg in den Vertrag mit JSTOR entrichtet werden muss. Das Beispiel dieser Sonderfördermaßnahme zeigt auch die besondere Problematik des Ressourcentyps der Aggregatordatenbank, bei der keine Archivrechte erworben werden können und bei der die Förderkriterien der DFG an Grenzen stoßen.
stitute of Physics Publishing, Karger Publishers, Oxford University Press, Royal Society of Chemistry, Sage Publications, De Gruyter. 16 Daneben wurde noch der flächendeckende Zugang zu der Aggregatordatenbank „Integrum World Wide“ finanziert, der über zehn Jahre ohne Archivrechte abgeschlossen wurde.
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Allianzlizenzen Mit Ende der Förderung der Nationallizenzen und dem Abschluss der Pilotphase für laufende Zeitschriften mündete die DFG-geförderte überregionale Lizenzierung in das Handlungsfeld „Nationale Lizenzierung“ der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ der Allianz der Deutschen Wissenschaftsorganisationen.17 Die 2008 mit dem Ziel, „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der bestmöglichen Informationsinfrastruktur auszustatten, die sie für ihre Forschung brauchen“18, gestartete Initiative wird nach einer erfolgreichen ersten Phase (2008-2012) in einer zweiten Phase (2013-2017) fortgesetzt. Neben dem Themenfeld der nationalen Lizenzierung befasst sich die Allianz-Initiative auch mit nationaler Hostingstrategie, Forschungsdaten, Open Access, rechtlichen Rahmenbedingungen und Virtuellen Forschungsumgebungen. Das Leitbild der ersten Phase der Schwerpunktinitiative formuliert eine Reihe von Leitgedanken, die der nationalen Lizenzierung im Kontext der Allianz-Initiative zugrunde liegen:19 –– Ziel ist die „möglichst umfassende Verfügbarkeit digitaler Publikationen“, die durch nationale Lizenzierung, aber auch durch Open Access angestrebt werden soll. –– Die Partnerorganisationen wirken darauf hin, ihre Lizenzabkommen unter Weiterentwicklung des Modells der Nationallizenzen zunehmend in nationale Konsortialverträge einzubetten, wobei gleichzeitig die Autonomie der Informationsversorgung der einzelnen Forschungseinrichtungen zu wahren ist. –– Es sollen mit Hilfe des gebündelten Verhandlungspotentials Geschäftsmodelle erarbeitet werden, welche die Nachfrageorientierung vor die Angebotsorientierung stellen und gedruckte Ausgaben als Bezugsgröße für Verhandlungen ablösen. –– Neben den Inhalten sollen auch erweiterte Nutzungsrechte erworben werden.
17 Beteiligt sind die Alexander von Humboldt-Stiftung, die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und der Wissenschaftsrat. 18 http://www.allianzinitiative.de/de/ (17.03.2013) zitiert aus dem Leitbild der Schwerpunktinitiative. 19 Vgl. dazu Allianz-Initiative Digitale Information: Das Leitbild. Berlin (2008). S. 3 http://www. allianzinitiative.de/fileadmin/user_upload/keyvisuals/atmos/pm_allianz_digitale_information_details_080612.pdf (17.03.2013).
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Zur konkreten Umsetzung dieser Leitlinien wurde mit der Allianz-AG Lizenzen eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich aus Vertretern der an der Allianz-Initiative beteiligten Wissenschaftsorganisationen und durch die DFG berufene Vertreter von verhandlungsführenden Bibliotheken aus dem NationallizenzenKontext zusammensetzt. In dieser AG werden die Lizenzierungsgrundsätze für Allianzlizenzen erarbeitet und weiterentwickelt bzw. die Verhandlungen begleitet, die seit 2010 zu konkreten Förderanträgen bei der DFG geführt haben. Wie auch bei Nationallizenzen beziehen sich die Lizenzen auf das gesamte Spektrum der wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland, werden aber durch den Kontext der Allianz-Initiative in ihren Grundsätzen aus der Hochschulperspektive und von den außeruniversitären Forschungseinrichtungen gemeinsam gestaltet. Im Vordergrund der Arbeit stand zunächst die Entwicklung von Lizenzierungsgrundsätzen, die auf den Erfahrungen der Nationallizenzen und des Pilotprogramms für laufende Zeitschriften aufsetzen konnten. Grundprinzip war dabei das bereits erprobte Opt-in-Modell, also das Beteiligungsmodell, wobei über die Zeitschriften hinaus die Öffnung für dynamische digitale Ressourcen aller Art vollzogen wurde. Zu beachten ist dabei, dass die entwickelten Grundsätze zunächst einmal einen Lizenzierungsstandard im Kontext der Allianz-Initiative definieren, eine Lizenz also nicht zwingend DFG-gefördert sein muss, um als Allianzlizenz zu firmieren, auch wenn dies derzeit noch überwiegend der Fall ist. Bei Förderung durch die DFG werden 25% der Gesamtkosten übernommen. Im Unterschied zum Pilotprojekt für laufende Zeitschriften hängt die Förderquote also nicht an einem konkreten Lizenzmodell, sieht aber auch keine Komplettförderung für Einrichtungen ohne Bestand mehr vor. Aus den für den Abschluss von Allianzlizenzen entwickelten Richtlinien seien einige zentrale Punkte herausgegriffen und näher erläutert.20 –– Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen In den Grundsätzen heißt es hierzu: Preismodelle, die zumindest perspektivisch auf die Ablösung von historischen Umsatzvolumina abzielen, sind dabei von besonderem Interesse und sollen nach Möglichkeit gemeinsam mit den Anbietern entwickelt und erprobt werden. Insbesondere bei elektronischen Zeitschriften ist eine solche Umstellung unter Umständen mit einer längeren Übergangsphase verbunden.21
20 Die Grundsätze für den Erwerb DFG-geförderter überregionaler Lizenzen (2012) sind abrufbar unter http://www.dfg.de/download/programme/wissenschaftliche_literaturversorgung_informationssysteme/antragstellung/12_18/12_18.pdf (17.03.2013). 21 Grundsätze für den Erwerb DFG-geförderter überregionaler Lizenzen (2012). S. 1.
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Hinter dieser Formulierung steht nicht nur die Forderung nach der Möglichkeit zur Umwandlung von Printabonnements in E-only-Subskriptionen, was allerdings kaum mehr der speziellen Verhandlung bedarf, sondern insbesondere die Ablösung von Paketmodellen, deren Kosten auf dem historisch gewachsenen Abonnementvolumen einer Einrichtung beruhen, durch datenbankähnliche Aggregationen, für die bestandsunabhängige Pauschalpreise erhoben werden. In einer Reihe von Fällen sind solche Modelle im Allianz-Kontext auch bereits verhandelt worden, wobei die Umstellung auf bestandsunabhängige Modelle alles andere als trivial ist. Benötigt werden Preisparameter, die sich nicht am Abonnementstand orientieren, also beispielsweise Kriterien wie Zahl der Nutzer (Full-Time Equivalents, FTEs), Nutzung, Budget etc. Im Moment der Umstellung werden die Kosten unweigerlich gegenüber dem bisherigen, abonnementbezogenen Volumen nach oben oder unten abweichen, wobei das Ziel des Verlags grundsätzlich darin bestehen wird, zumindest das bisherige Umsatzvolumen in der Summe der Vertragsteilnehmer zu halten. Die Erfahrung zeigt, dass Modellumstellungen der skizzierten Art am einfachsten bei fachlich klar fokussierten und zahlenmäßig überschaubaren Paketen realisierbar sind. Dies gilt auch für Paketangebote, bei denen es nur wenige Abonnements an deutschen Bibliotheken gibt. –– Hostingrechte Der Grundsatz des Erwerbs dauerhafter Verfügbarkeit einschließlich des Rechts auf lokales Hosting bleibt auch im Allianz-Kontext bestehen. Damit werden Standards gesetzt, die für die Sicherung der Langzeitverfügbarkeit sehr wichtig sind. Ungelöst ist dabei das Problem der Aggregatordatenbanken (vgl. oben), die unter diesen Rahmenbedingungen nicht mit DFG-Förderung lizenziert werden können. –– Moving Wall Hierzu heißt es in den Grundsätzen: Für laufende Zeitschriften gilt darüber hinaus: Die Archive, die während der Laufzeit des Vertrages sukzessive entstehen, stehen nach einer jeweils festzulegenden Frist, in der Regel nach einem Jahr (moving wall) im Sinne einer Nationallizenz allen autorisierten Einrichtungen in Deutschland zur Verfügung.22
Dieses aus den Nationallizenzen für laufende Zeitschriften übernommene Konzept wird auch im Allianz-Kontext als obligatorische Komponente bei E-Journals eingesetzt. Bei Datenbanken und E-Books handelt es sich nicht 22 Grundsätze für den Erwerb DFG-geförderter überregionaler Lizenzen (2012). S. 4.
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um eine Fördervoraussetzung, aber zumindest im Bereich der Datenbanken lassen sich etwa anhand der Definition von Mindestumsätzen ebenfalls Lösungen für die verzögerte Öffnung einer Lizenz als Nationallizenz finden. –– Open-Access-Komponente Entsprechend der engen Verzahnung von Lizenzierung und Förderung von Open Access, wie sie aus dem Leitbild der Schwerpunktinitiative hervorgeht, gehört auch eine Open-Access-Komponente bei elektronischen Zeitschriften zu den obligatorischen Bestandteilen einer Allianzlizenz. Dabei geht es um die Umsetzung des grünen Open Access, also der Möglichkeit zur Nachnutzung lizenzierter Artikel in institutionellen oder fachbezogenen Repositorien durch Autoren, die Angehörige zugangsberechtigter Einrichtungen sind: Autoren aus autorisierten Einrichtungen sind ohne Mehrkosten berechtigt, ihre in den lizenzierten Zeitschriften erschienenen Artikel in der Regel in der durch den Verlag publizierten Form (z.B. PDF) zeitnah in ein (institutionelles oder disziplin-spezifisches) Repositorium ihrer Wahl einzupflegen und im Open Access zugänglich zu machen. Das gleiche Recht besitzen die autorisierten Einrichtungen, denen die jeweiligen Autoren angehören. Vereinbart werden kann auch, dass der Verlag selbst es übernimmt, Artikel von Autoren aus autorisierten Einrichtungen in ein Repositorium einzupflegen.23
In vielen Fällen gehen die hier eingeräumten Rechte über die übliche „green policy“ der beteiligten Verlage hinaus. Zur konkreten Umsetzung der OARechte in der Praxis, über die noch keine aussagekräftigen Erfahrungsberichte vorliegen, wurde eine Handreichung entwickelt.24 –– Einhaltung technischer Standards und erweiterte Nutzungsrechte Vielfach ausgehend von den für Nationallizenzen entwickelten Standards formulieren die Grundsätze die Forderung nach der Einhaltung technischer Standards etwa für Datenlieferung, Verlinkung und Nutzungsstatistiken, aber auch Rechte zur Datennutzung etwa im Bereich der Volltextindexierung und dem Einsatz der Produkte in Virtuellen Forschungsumgebungen. Begleitend zur Erarbeitung der Lizenzierungsgrundsätze wurde darüber hinaus eine Musterlizenz erarbeitet, die auch außerhalb des Allianz-Kontexts eingesetzt werden kann.25 In den ersten drei Förderrunden seit 2011 wurden bislang insgesamt 28 Produkte zur Förderung empfohlen und im Rahmen von Beitrittsmodellen umge23 Grundsätze für den Erwerb DFG-geförderter überregionaler Lizenzen (2012). S. 8. 24 http://www.nationallizenzen.de/open-access (17.03.2013). 25 http://www.allianzinitiative.de/fileadmin/user_upload/Musterlizenzvertrag_2013.pdf (17.03.2013).
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setzt. Die Erfahrungen der ersten drei Jahre mit der Produktauswahl und der Verhandlung mit den Anbietern zeigen dabei auf, in welcher Weise Allianzlizenzen realisierbar sind, wo sie derzeit noch an Grenzen stoßen und wo sie komplementär mit anderen Formen der Lizenzierung insbesondere auch Raum für innovative Ansätze schaffen. So müssen manche Produkte zurückgestellt werden, weil sich wie etwa bei Aggregatordatenbanken die Richtlinien nicht erfüllen lassen, aber auch die Anbieter nicht oder noch nicht zu einem Abschluss unter diesen Konditionen bereit sind. Ressourcen, bei denen bereits eine breite Konsortialversorgung gegeben ist, gilt nicht die erste Priorität, da keine signifikante Verbesserung der Konditionen und der Versorgungslage zu erwarten ist bzw. die Ausgangslage für eine nationale Harmonisierung außerordentlich komplex sein kann. Entsprechend stehen Allianzlizenzen derzeit mit einem gewissen Schwerpunkt auf der Erprobung innovativer Lizenzkomponenten komplementär zur etablierten konsortialen Lizenzierung. Schwerpunkte der Fortsetzungsphase der Allianz-Initiative (2013-2017) werden sein, die begonnene Entwicklung von Lizenzierungsstandards und Geschäftsmodellen weiter voranzutreiben, weitere Lizenzabkommen in nationale Konsortialverträge zu überführen und die Lizenzierungsstandards über den Allianz-Kontext hinaus zu etablieren. Im Rahmen eines Querschnittsbereichs wird außerdem die Thematik Lizenzen und Open Access um den Aspekt Golden Open Access bereichert, dessen Integration in die Allianzlizenzen untersucht und erprobt werden soll.26
Digitale Ressourcen im SSG-/FID-System Während sich das Förderprogramm der Nationallizenzen, zunächst erwachsen aus der Übertragung des SSG-Gedankens ins digitale Zeitalter, relativ rasch in Richtung Versorgungsbreite entwickelte, wurde parallel im engeren SSG-System mit verschiedenen Formen der Herstellung von Überregionalität für elektronische Ressourcen der Spitzenversorgung experimentiert. Die beiden bekanntesten Ansätze sind dabei das Pay-per-Use-Modell für Fachdatenbanken und die CrossAsia-Lizenzen für Ressourcen aus den Ostasienwissenschaften. Das Pay-per-Use-Modell für Fachdatenbanken wurde in einem DFG-geförderten Projekt an der Bayerischen Staatsbibliothek entwickelt und wird seit 2005 26 Vgl. dazu das Leitbild für die zweite Phase der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ (2012). München. S. 4. http://www.allianzinitiative.de/fileadmin/user_upload/Schwerpunktinitiative_2013-2017.pdf (17.03.2013).
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für die eigenen SSG-Fächer eingesetzt, aber auch von anderen SSG-Bibliotheken genutzt.27 Individuelle Endnutzer erhalten dabei auf der Basis einer von der SSGBibliothek abgeschlossenen Grundlizenz gegen ein moderates Entgelt für ein Zeitfenster von typischerweise 12 oder 24 Stunden Zugriff auf ein entsprechendes Produkt. Auf diese Weise wird die Datenbank überregional und bedarfsorientiert angeboten.28 Die bisherigen Erfahrungen mit diesem Modell zeigen, dass die Nachfrage nach diesem Angebot – nicht zuletzt aufgrund der dem SSG-System inhärenten Ausrichtung auf den Spitzenbedarf, aber möglicherweise auch wegen der Kostenpflicht auf Endnutzerseite – relativ gering ausfällt. Je nach Fach und Ressource unterschiedlich ausgeprägt besteht die besondere Schwierigkeit bei der Verhandlung solcher Lizenzen darin, den Anbieter davon zu überzeugen, dass keine Kannibalisierungsgefahr für die eigenen Produkte besteht. Je geringer der Verbreitungsgrad der digitalen Ressource, desto einfacher lassen sich solche Lizenzen verhandeln und abschließen. Einen anderen Ansatz verfolgen die von der Staatsbibliothek zu Berlin betreuten CrossAsia-Lizenzen für Ressourcen im Bereich der Ostasienwissenschaften. Das Modell zielt auf eine klar definierte und relativ geschlossene, wenn auch fachlich nicht homogene Fachcommunity ab. Das Grundprinzip besteht darin, dass sich Nutzerinnen und Nutzer, die zumeist einschlägigen wissenschaftlichen Einrichtungen angehören, individuell bei der Virtuellen Fachbibliothek anmelden und freien Zugriff auf die entsprechenden Produkte erhalten. Die Grenzen zwischen Grund- und Spitzenversorgung sind dabei fließend, da hier de facto die zentrale Literaturversorgung mit auf dem deutschen Markt ansonsten so gut wie nicht vertretenen Ressourcen für einen relativ klar definierbaren und lokal jeweils eher unterversorgten Nutzerkreis erfolgt.29 Mit der ab 2014 schrittweise zu vollziehenden Umwandlung des SSG-Systems in das System der Fachinformationszentren für die Wissenschaft (FID), die aus einer tief greifenden Evaluierung30 hervorgegangen ist, rückt das Thema der Bereitstellung digitaler Ressourcen der Spitzenversorgung für einen relevanten und institutionsunabhängigen Nutzerkreis ganz neu in den Fokus. Ein Kernstück des FID-Programms ist die Vision einer e-only-policy, die zumindest sukzessive und mit Unterstützung von noch aufzubauenden Kompetenzzentren für Lizen27 Vgl. dazu Horstkemper, Gregor u. Hildegard Schäffler: Das Pay-per-Use-Modell als Instrument der überregionalen Bereitstellung von geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachdatenbanken. In: ZfBB (2006) H. 1. S. 3-15. 28 Die aktuelle Übersicht der verfügbaren Datenbanken ist abrufbar unter http://www.bsb-muenchen.de/Pay-per-Use.pay-per-use.0.html (17.03.2013). 29 http://crossasia.org/ (17.03.2013). 30 Vgl. dazu Kümmel, Christoph: Nach den Sondersammelgebieten: Fachinformationen als forschungsnaher Service. In: ZfBB (2013) H. 1. S. 5-15.
Elektronische Medien in der überregionalen Literaturversorgung
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zierung im Sinne eines Querschnittsbereichs umgesetzt werden soll. So heißt es im Merkblatt zum Förderprogramm „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“: Dabei wird im Interesse des schnelleren Zugriffs und der umfassenderen Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Form einer Veröffentlichung – sofern vorhanden – stets der Vorzug gegeben (e-only-policy). Von diesem Prinzip wird nur abgewichen, wenn es aus fachlicher Sicht nicht sinnvoll erscheint oder aus praktischen Gründen im Einzelfall nicht umsetzbar ist.31
Die größte Herausforderung bei der Umsetzung dieser Politik wird die Entwicklung passender Lizenz- und Zugriffsmodelle für jeweils ressourcenspezifisch zu definierende Fachcommunities sein, die sich für ein breites Spektrum elektronischer Produkte mit den Verlagen bzw. Anbietern in einem finanziell tragbaren Rahmen umsetzen lassen. Gleichzeitig werden diese sogenannten FID-Lizenzen ihren Platz finden müssen im Gefüge anderer überregionaler Lizenzierungsansätze wie insbesondere der Allianzlizenzen. In jedem Fall schließt sich an dieser Stelle der Kreis zur Ausgangsfragestellung der Weiterentwicklung des SSG-Systems im digitalen Zeitalter.
Multinationale Lizenzierung Die Lizenzierung elektronischer Ressourcen macht gerade im Umgang mit international agierenden Verlagen nicht an den Ländergrenzen halt. So wurde parallel zur Förderung von Nationallizenzen ein Pilotprojekt für multinationale Lizenzierung unter DFG-Beteiligung im Rahmen des Kompetenznetzwerks Knowledge Exchange umgesetzt. An diesem im Jahr 2005 etablierten Netzwerk von vier europäischen Organisationen, die mit dem Auf- und Ausbau von Informationsinfrastrukturen für Wissenschaft und Forschung im jeweils eigenen Land befasst sind, beteiligen sich neben der DFG auch DEFF (Denmark’s Electronic Research Library), die niederländische SURF Foundation und JISC (Joint Information Systems Committee, Großbritannien).32 Eine der in diesem Kontext gegründeten Arbeitsgruppen, die von 2006 bis 2012 bestehende Licensing Working bzw. Expert Group, hatte als eine zentrale Aufgabenstellung erhalten, ein Projekt zur multinationalen Lizenzierung durch31 Merkblatt Fachinformationsdienste für die Wissenschaft (DFG-Vordruck 12.10 – 12/12), S.3. http://www.dfg.de/formulare/12_10/12_10.pdf (17.03.2013). 32 http://www.knowledge-exchange.info/ (17.03.2013). Seit 2012 ist auch CSC (IT Center for Science) aus Finnland beteiligt.
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zuführen.33 Motiviert wurde diese Initiative nicht nur von Überlegungen zur Stärkung der Marktposition durch gemeinsames und länderübergreifendes Agieren, sondern auch durch die Zielsetzung, möglichst innovative Geschäftsmodelle durchaus auch für Produkte mit noch relativ geringer Marktdurchdringung zu befördern. Methodisch wurde der Weg einer EU-weiten Ausschreibung im Verfahren des wettbewerblichen Dialogs gewählt, der für den Lizenzierungskontext aufgrund der geringen gegenseitigen Austauschbarkeit der Produkte eher ungewöhnlich erscheint. Das im vorliegenden Zusammenhang gewählte Verfahren erlaubte aber im ersten Schritt eine Ausschreibung, die sehr allgemein Verlage und Anbieter zur Abgabe eines Angebots aufrief und grundsätzlich ergebnisoffen angelegt war. Auf diese Weise hoffte man auf Verlage zu stoßen, die nicht unbedingt auf der Agenda üblicher Lizenzverhandlungen stehen und die zur Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle motiviert werden sollten. Im Ergebnis wurden Rahmenverträge mit fünf Anbietern abgeschlossen, denen Einrichtungen in allen vier Ländern beitreten konnten.34 Zu den innovativen Elementen der Lizenzabschlüsse, die letztlich von der Arbeitsgruppe in Knowledge Exchange und weniger von den Verlagen selbst entwickelt wurden, zählten insbesondere die folgenden Aspekte: –– Einteilung der potentiellen Teilnehmer in die „basic“ und „extended list“ Die sogenannte „basic list“ umfasste die ca. 190 Universitäten aller vier Länder, an denen die jeweiligen Preisschemata festgemacht wurden. Die in diesem Zusammenhang erzielten Rabattstufen wurden automatisch auf die Teilnehmer aus der „extended list“, d.h. die ca. 1500 Forschungseinrichtungen, Fachhochschulen, Landesbibliotheken etc. übertragen, die entsprechend profitierten. –– Nationallizenz vs. Beteiligungsmodell Pro Produkt und Land war jeweils wählbar, ob eine Lizenz als Nationallizenz inklusive des aus dem deutschen Nationallizenzprogramm übernommenen Einzelnutzerzugangs oder als Beteiligungsmodell (Opt-in) abgeschlossen werden sollte. Die konkrete Entscheidung hing letztlich von der Verfügbarkeit zentraler Mittel ab, wie sie unter anderem auch die DFG bereitstellte.
33 Vgl. Brammer, Markus, Hildegard Schäffler u. Max Vögler: Multinationale Lizenzierung im Rahmen von Knowledge Exchange. In: ZfBB (2009) H. 6. S. 339-346. Mossink, Wilma u. Max Vögler: Knowledge Exchange Multinational Licensing Tender. An Evaluation. In: Serials (2008) H. 1. S. 19-24. 34 Dazu zählten die ALPSP Learned Journals Collection (ALJC), BioOne (Zeitschriftenaggregation), MultiScience (Zeitschriften), The Scientific World Journal und die Wiley-Blackwell E-Books.
Elektronische Medien in der überregionalen Literaturversorgung
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–– Die Rabattstufen wurden länderübergreifend angelegt, d.h. die Teilnehmer wurden über Ländergrenzen hinweg aufaddiert. –– Schließlich kam für den Abschluss des Rahmenvertrags und die Lizenzverträge auf Teilnehmerebene eine Musterlizenz zum Einsatz. Das Pilotprojekt zur multinationalen Lizenzierung, das in dieser Form über die oben skizzierten Abschlüsse hinaus nicht fortgesetzt wurde, lässt sich unter mehreren Gesichtspunkten bewerten. Zum Verfahren der Ausschreibung über den Weg des wettbewerblichen Dialogs ist zu sagen, dass innovative und nachnutzbare Elemente in Bezug auf Geschäfts- und Zugriffsmodelle entwickelt werden konnten, wenngleich sie weniger von den Verlagen als von der Working Group selbst ausgingen. Auch die Konzentration auf Lizenzen für Produkte mit relativ geringer Marktdurchdringung erwies sich als vorteilhaft, da die Harmonisierung von existierenden Verträgen mit relativ weiter Verbreitung in den vier Ländern ungleich schwieriger gewesen wäre. Gleichwohl stellt sich die Durchführung eines Vergabeverfahrens als ein zeitintensiver Prozess dar, der nur eingeschränkt Raum für Verhandlung bietet. Auch handelte es sich letztlich um ein angebotsund weniger nachfrageorientiertes Verfahren, wie auch der sehr unterschiedliche Erfolg der fünf Produkte in den vier Märkten gezeigt hat. Positiv kann in jedem Fall festgehalten werden, dass über die Stärkung der Marktmacht durch gemeinsames Agieren in Bezug auf konkrete Abschlüsse hinaus ein Rahmen geschaffen wurde, in dem erfahrene Kollegen aus vier Ländern im ständigen Austausch für die eigene Lizenzierungspraxis voneinander lernen und wechselseitig profitieren konnten.
Zwischenbilanz und Perspektiven Will man eine Zwischenbilanz der Lizenzierungsaktivitäten im Kontext DFGgeförderter überregionaler Literaturversorgung ziehen, so empfiehlt sich zunächst ein Vergleich der beiden Positionspapiere des Ausschusses für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme (AWBI) von 200635 und 2012.36 35 Zum Positionspapier von 2006 vgl. Fußnote 7. Hierzu auch Griebel, Rolf: Die Förderung der wissenschaftlichen Informationsinfrastruktur durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Zwischenbilanz zum DFG-Positionspapier „Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme: Schwerpunkte der Förderung bis 2015“. In: ZfBB (2010) H. 2. S. 71-86. 36 DFG-Positionspapier „Die digitale Transformation weiter gestalten: Der Beitrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu einer innovativen Informationsinfrastruktur für die Forschung“ (2012). http://www.dfg.de/download/pdf/foerderung/programme/lis/positionspapier_
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Das Positionspapier von 2006 steht ganz im Zeichen der gerade aufgenommenen Förderung der Nationallizenzen und damit der Herstellung von Versorgungsbreite mit digitaler Information durch finanzielle und organisatorische Bündelung der Kräfte: Neben erheblichen zusätzlichen finanziellen Mitteln kommt es auf eine wirksame Bündelung der auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene eingesetzten organisatorischen und finanziellen Ressourcen an. Die DFG hält es daher für erforderlich, überregionale Lizenzierungsmodelle mit der bisher üblichen Lizenzierung durch einzelne Einrichtungen oder Konsortien zu koppeln. Mit nationalen und internationalen Fördereinrichtungen, Kooperationspartnern und Verlagen sollen Lizenzmodelle diskutiert und gemeinschaftlich realisiert werden. Hierbei sollten verschiedene Modelle zum Einsatz kommen, zum Beispiel offene Rahmenverträge, Nationallizenzen, Pay-per-Use-Modelle oder der Kauf von Nutzungskontingenten.37
Sechs Jahre später sind durch umfangreiche Investitionen in den Bereich der Nationallizenzen und Allianzlizenzen die Grundlagen für eine zu den lokalen und regionalen Aktivitäten komplementäre Literaturversorgung gelegt. Nunmehr stehen Fragen der dauerhaften Etablierung der Allianzlizenzen, der Weiterentwicklung der Lizenzmodelle im Sinne der modellhaften Standardisierung, der Ausbau digitaler Lizenzen im Bereich der Spitzenversorgung (FID-Entwicklung) und die Verzahnung mit Open Access im Vordergrund: Allianzlizenzen werden fest im Förderportfolio etabliert. Schwerpunkte der Förderung sind die Weiterentwicklung der Geschäfts- und Finanzierungsmodelle sowie die Verzahnung mit den Förderzielen in anderen Förderbereichen, wie beispielsweise der Förderung des Open Access. Für die Sondersammelgebiete soll ein neues, flexibleres Fördermodell entwickelt werden, das den Ergebnissen der Evaluierung Rechnung trägt. Das Modell soll die konsequente Orientierung an fachlichen Interessen erleichtern und die individuelle Entwicklung von digitalen Informationsangeboten als integralen Bestandteil beinhalten. […]. Für die Verhandlung und Verwaltung überregionaler Lizenzen für Spezialliteratur sollen Fördermöglichkeiten für den Aufbau eines neuen funktionalen Querschnittbereichs entstehen.38
Ausgehend davon lassen sich die Perspektiven der überregionalen Lizenzierung unter drei Überschriften betrachten: –– Struktur- und Finanzierungsfragen
digitale_transformation.pdf (17.03.2013). Hierzu auch Lipp, Anne: „Die digitale Transformation weiter gestalten“: Das Positionspapier der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu einer innovativen Informationsinfrastruktur. In: ZfBB (2012) H. 6. S. 291-300. 37 DFG-Positionspapier (2006). S. 3. 38 DFG-Positionspapier (2012). S. 8.
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Die Entwicklung verschiedener Formen überregionaler Lizenzierung hat einen Beitrag zur erfolgreichen Bündelung von Verhandlungstätigkeit komplementär zur Arbeit der regionalen Konsortien geleistet, die in den nächsten Jahren weitergeführt werden muss. In Bezug auf die Finanzierung bleibt das Desiderat einer auch mittelfristig stabilen finanziellen Ausstattung zum Ausbau des digitalen Angebots, wie sie durch reine Anschubfinanzierung letztlich nicht geleistet werden kann. Inwieweit dabei künftig weitergehende Überlegungen mit Blick auf Struktur- und Finanzierungsfragen greifen werden, wie sie in dem im Auftrag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von der Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur (KII) erarbeiteten „Gesamtkonzept für die Zukunft der Informationsinfrastruktur“ (2011)39 entwickelt wurden, bleibt abzuwarten. –– Lizenzierungsstandards und Lizenztypen Ausgehend von den Nationallizenzen und den ersten Pilotabschlüssen für laufende Inhalte sowie flankiert durch die Erfahrungen im internationalen Kontext wurde in der Allianz-AG Lizenzen ein Instrumentarium von Lizenzierungsgrundsätzen mit Anspruch auf modellbildende Wirkung entwickelt, die es gilt, auch über den engeren Allianz-Kontext hinaus zu verbreiten und einsetzbar bzw. nachnutzbar zu machen. Gleichzeitig entsteht mit den künftigen FID-Lizenzen ein Experimentierfeld für neue Lizenztypen, die es ermöglichen sollen, jeweils unterschiedlich definierte Fachcommunities mit digitalen Ressourcen der Spitzenversorgung zu bedienen.40 –– Verzahnung mit anderen Themenfeldern (Open Access; Sicherung dauerhafter Verfügbarkeit) Schließlich lassen sich Lizenzierungsaktivitäten künftig kaum mehr von der Entwicklung im Bereich des Open Access trennen. Enthalten die existierenden Allianzlizenzen bereits Regelungen zum Zweitveröffentlichungsrecht, so stellt sich künftig auch die Frage, welche Möglichkeiten der Verknüpfung mit dem goldenen Weg, also dem genuinen Publizieren im Open Access, es geben könnte. Darüber hinaus gilt es auch sicherzustellen, dass die erworbenen dauerhaften Zugangsrechte langfristig gesichert werden können. Ausgehend von den Vorarbeiten der Allianz-AG Nationales Hosting steht hier die Erarbeitung einer nati-
39 http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/KII_Gesamtkonzept.pdf (17.03.2013). 40 Vgl. zum Spektrum möglicher Lizenztypen auch Kellersohn, Antje, Thorsten Meyer, Bernhard Mittermeier u. Hildegard Schäffler: Zwischen Pay-per-View und »Big Deal«. Lizenzierung elektronischer Fachinformation in Deutschland. In: ZfBB (2011) H. 3-4. S. 120-130.
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onalen Hosting-Strategie in Vordergrund, die der Einführung eines „doppelten Bodens“ zur Absicherung entsprechender Nutzungsrechte dient.41 Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Gebiet der überregionalen Lizenzierung einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Literaturversorgung, aber auch zur Entwicklung von Standards und innovativen Lösungsansätzen geleistet haben. Es bleiben gleichwohl offene Struktur- und Finanzierungsfragen, Entwicklungsbedarf mit Blick auf neue Lizenzmodelle insbesondere im FID-Kontext wie auch Herausforderungen in Bezug auf die notwendige Verzahnung mit der Open-Access-Entwicklung und der Sicherung dauerhafter Verfügbarkeit.
41 Vgl. dazu Helmes, Leni u. Ralf Schimmer: Hosting. Ein doppelter Boden für den sicheren Zugang zu wissenschaftlichen Informationsressourcen. In: ZfBB (2011) H. 3-4. S. 177-183. Vgl. auch Fußnote 11 oben.
Olaf Hering
Informationsbeschaffung im Ressortforschungsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) „Ein wichtiger Punkt war die Problematik der Literaturbeschaffung angesichts steigender Preise für Fachzeitschriften“, ist im Protokoll einer Sitzung im Jahre 2000 des Senats der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des damaligen Bundesministeriums für Landwirtschaft (BML) zu lesen. Die explodierenden Kosten bei der Zeitschriften- und Informationsbeschaffung der einzelnen Bibliotheken waren damit als Kernproblem auf oberster Ebene identifiziert. Die Informationsversorgung sollte zur Erfüllung der hoheitlichen Forschungsaufgaben weiterhin auf hohem Niveau erhalten bleiben. Ein Verzicht auf Zeitschriften kam daher grundsätzlich nicht in Frage. Angesichts der Zeitschriftenkrise und vor dem Hintergrund einer langfristigen Kostenreduzierung sollten Lösungen gefunden werden. Erste Ideen wurden in einer gemeinsamen Beschaffung von Informationen und Zeitschriften über den Anschluss an Konsortien gesehen.
Neue Bibliothekskonzepte Dies war auch der Name der Arbeitsgruppe, die im Jahre 2000 vom Senat in Leben gerufen wurde, um sich den Herausforderungen zu stellen und Lösungen zu finden. An der ersten, konstituierenden Sitzung nahmen Bibliothekarinnen und Bibliothekare und die Leiter der Dienststellen nahezu aller Institutionen einschließlich der Vorläufereinrichtungen teil (siehe Tabelle 1). Zunächst aber ging es darum, sich einen generellen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede, aber besonders auch über die Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit zu verschaffen, bevor die gemeinsamen Ziele in vielen Sitzungen abgesteckt wurden.
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Olaf Hering
Tabelle 1: Einrichtungen und Mitglieder der Senatsarbeitsgruppe „Neue Bibliothekskonzepte“ incl. Standorte. Stand 1.1.2008. Kürzel
Einrichtung
Standorte
FLI
Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
vTI
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
JKI
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
MRI
Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel
BfR BVL
Bundesinstitut für Risikobewertung Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
DBFZ IGZ
Deutsches Biomasseforschungszentrum Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Leibniz-Institut für Agrartechnik PotsdamBornim e.V. Leibniz-Institut für Nutztierbiologie
Insel Riems, Braunschweig, Celle, Jena, Mariensee, Tübingen, Wusterhausen Braunschweig, Hamburg Bergedorf, Eberswalde, Großhansdorf, Waldsieversdorf, Hamburg, Palmaille, Hamburg, Marckmannstr., Ahrensburg, Rostock, Cuxhaven Berlin, Braunschweig, Bundesallee Braunschweig, Messeweg, Kleinmachnow, Bernkastel-Kues, Quedlinburg, Sanitz (OT Groß Lüsewitz), Dresden, Darmstadt, Siebeldingen Kiel, Detmold, Karlsruhe, Kulmbach Dahlem / Marienfelde Berlin Braunschweig, Messeweg Marienfelde Leipzig Großbeeren, Erfurt Potsdam
ATB FBN
Dummerstorf
Informationsbeschaffung im Ressortforschungsbereich
Kürzel
Einrichtung
Standorte
ZALF
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie
Müncheberg
IAMO DFA
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Halle (Saale) Garching
Die Ausgangslage unserer Bibliotheken im Jahr 2000 war charakterisiert durch drastische, jährliche Kostensteigerungen bei der Beschaffung von Zeitschriften von durchschnittlich 14,5 % pro Jahr. Gleichzeitig stagnierende Bibliotheksetats und sporadische Haushaltskürzungen führten zu nicht koordinierten Abbestellungen notwendiger Zeitschriften und gefährdeten damit kurz- und mittelfristig die Versorgung unserer Forscherinnen und Forscher mit aktuellen Informationen. Konzeptionelle Überlegungen zur Neuausrichtung der Bibliotheken und Informationsdienststellen dienten dazu, die Informationsversorgung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor Ort nicht nur sicherzustellen, sondern auch verbessern. Außerdem sollte sie kostenoptimiert erfolgen. In unseren ersten Diskussionen stellten wir schnell fest, dass die Einführung elektronischer Medien ebenso gewünscht war wie gemeinschaftliche Erwerbungen, auch wenn verschiedene Voraussetzungen wie strukturelles Umdenken bei Nutzern und Bibliothekaren oder die Schaffung geeigneter Infrastrukturen noch erfüllt werden mussten. Unter diesen Prämissen wurden die gemeinsamen Ziele wie folgt formuliert1: –– Optimierung und Effizienzsteigerung der Informationsversorgung –– Informationen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen vom Arbeitsplatz aus per Mausklick verfügbar sein –– Ermittlung des Gesamtbedarfs an Zeitschriftentiteln im Geschäftsbereich des Ministeriums –– Auswertung im Hinblick auf gemeinsame Nutzung –– Auftreten als eine Institution gegenüber den Verlagen –– Anschluss an bestehende Konsortien –– Gemeinsame Lizenzierung bibliographischer Datenbanken wie CAB Abstracts, Current Contents oder FSTA statt Einzellizenzen für einzelne Institute oder Host-Recherchen –– Schaffung einer geeigneten Informationsinfrastruktur –– auf Nutzerseite: EDV-Hardware, Anbindung zum Internet, Software 1 Vgl. Protokoll der 2. Sitzung vom 10./11. Januar 2001 in Kulmbach. Internes Papier.
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–– auf Anbieterseite: Scanner, Kopierer mit Scanvorrichtung, Server –– Vereinheitlichung der Bibliothekssoftware –– Bewahrung eines Kernbestands vor Ort –– zur Informationsversorgung ad hoc –– zur Sicherung der Fernleihe, der Tauschbeziehungen mit externen Bibliotheken –– zur Vermeidung kostenintensiver Inanspruchnahme von Dokumentenlieferdiensten.
Gemeinsame Beschaffung von Zeitschriften Zunächst wollten und mussten wir wissen, welche Zeitschriften wir in den Bundesforschungsanstalten überhaupt halten, wie viele doppelt oder mehrfach vorhanden sind. Im Weiteren interessierte, welche Agenturen, Wissenschaftlichen Gesellschaften und Verlage lieferten, zu welchem Preis und in welchem Format, gedruckt, online oder hybrid. Unser Zeitschriftenportfolio gliedert sich, den Aufgaben Forschung und Politikberatung entsprechend, in fachspezifische Kernzeitschriften und in sonstige Zeitschriften und Fortsetzungen, die vor allem Randgebiete unserer Aufgaben, die Methodenentwicklung und Methodenanwendung, die allgemeinen Biowissenschaften, Aspekte der Verwaltung sowie Rechtsgrundlagen und Gesetzestexte abdecken. Die Evaluierung ergab, dass nur rund 16 % der Zeitschriften von mehreren Bundesforschungsanstalten des Geschäftsbereichs parallel gehalten wurden. Intern hatten wir mit einem höheren Anteil an Dubletten gerechnet.
Abb. 1: Verteilung der an den BFAen im Jahr 1999 gehaltenen Zeitschriften in Einzelexemplaren und Mehrfachexemplaren.
Informationsbeschaffung im Ressortforschungsbereich
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620 von 761 Zeitschriften (ca. 84 %) wurden für den unmittelbaren Forschungsund Aufgabenbereich der jeweiligen Bundesforschungsanstalt benötigt. Nur 141 Zeitschriften wurden mehrfach bezogen. Es handelte sich um Titel von fachübergreifender Bedeutung bzw. Methodenzeitschriften. Unser Einsparpotenzial war also begrenzt. Wir stellten aber auch fest, dass wir teilweise deutlich unterschiedliche Preise bezahlten. Diese Erkenntnis war sehr wertvoll für künftige Verhandlungen mit unseren Lieferanten.
Auswertung des Zeitschriftenportfolios nach Verlagen Das Spektrum der von uns bezogenen Zeitschriften war und ist sehr vielfältig und verteilt sich auf etwa 330 Verlage.2 In einem nächsten Schritt untersuchten wir die Verteilung des Bibliotheksetats auf die Verlage. Nicht ganz überraschend war, dass sich die Hälfte unserer Haushaltsmittel auf gerade mal sechs Verlage verteilte. Diese lieferten uns 256 Zeitschriftentitel. Die andere Hälfte verteilte sich auf 321 zumeist kleinere Verlage.
Abb. 2: Verteilung des Bibliotheksetats 1999 auf Verlage.
2 Vgl. Protokoll der 54. Senatssitzung am 22./23. März 2001 in Bonn. Internes Papier.
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Olaf Hering
Der Umstieg auf Online-Zeitschriften Nicht wenige Bedenken und Fragen begleiteten unsere ersten Überlegungen zum Umstieg auf Online-Zeitschriften und zur Organisation unserer gemeinschaftlichen Beschaffungen. –– Werden sich unsere Nutzer mit elektronischen Zeitschriften anfreunden? –– Wie lange werden unsere Nutzer Zugriff auf elektronische Zeitschriften haben? –– Wie bekommen wir Zugriff auf abgeschlossene Jahrgänge, vor allem dann, wenn eine Zeitschrift abbestellt werden musste? –– Können bzw. dürfen wir die E-Journals am Ende des Jahres ausdrucken und binden? –– Sollen wir abgeschlossene Jahrgänge selbst auf CD-ROM speichern oder bekommen wir Archiv-CD-ROMs von den Verlagen? –– Wer zeichnet für die Langzeitarchivierung verantwortlich? –– Können wir den Verlagen vertrauen, wenn sie versprechen, die Daten langzeitig vorzuhalten? –– Dürfen die elektronischen Zeitschriften in der Fernleihe eingesetzt werden? –– Welche technischen Voraussetzungen müssen die einzelnen Institute und Außenstellen erfüllen? –– Wer tritt als Verhandlungsführer auf? Wer ist berechtigt, Verträge zu unterzeichnen? Wie kann eine Finanzierung erfolgen? –– Können im Fall eines gemeinschaftlichen Lizenzvertrags Mehrfachabonnements gedruckter Pendants problemlos gekündigt werden? –– Was passiert mit dem Zeitschriftentausch im digitalen Zeitalter? Alle Punkte wurden kontrovers diskutiert, und wenngleich einige Fragen offen geblieben sind, so fanden sich meist Lösungen. Wir hatten uns auf folgendes Grundkonzept geeinigt: –– Alle Zeitschriften sollten je einmal elektronisch und gedruckt bezogen werden. Entsprechend den fachlichen Schwerpunkten der Institute wurden ‚Print-Bestandsbibliotheken‘ bestimmt, die das einzige gedruckte Exemplar im Geschäftsbereich des Ministeriums beziehen sollten. –– Wir wollten mit prozentualen Austauschquoten in den Verträgen allfälligen Änderungen auf Titelebene begegnen. –– Wir wollten vertraglich und technisch garantierte Zugriffe auf abonnierte Jahrgänge der elektronischen Zeitschriften. –– Wir wollten feste Preissteigerungsraten, die 5 % nicht übersteigen durften. –– Die interne Kostenverteilung sollte über einen noch zu entwickelnden Schlüssel erfolgen.
Informationsbeschaffung im Ressortforschungsbereich
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Nun standen wir vor der Frage, auf welchem Wege wir die günstigsten Abonnements bekommen konnten. Nach dem frühzeitigen Ausschluss von Pay-per-View3 und nach wenigen Erkundigungen über die Agenturen war als einziger Weg vorgezeichnet, gleich in direkte Verhandlungen mit den Verlagen zu treten.
Die Verhandlungen Die ersten Gespräche standen mit den umsatzstärksten Verlagen Elsevier, Springer, Wiley und Blackwell an. Später wurde beschlossen, auch Pakete mit Nature, der American Chemical Society (ACS), Taylor & Francis und Informa zu schnüren. Auf Seiten der Verlage trafen wir im Laufe der Jahre auf mehr oder weniger Verständnis für unsere organisatorischen Gegebenheiten, für unsere finanzielle Lage, für die Notwendigkeit institutioneller Repositorien und auch dafür dass eine Trennung der Wertschöpfungskette zwischen Rohstoff (Zeitschriftenartikel), Produktion (Erstellung der Zeitschrift), Marketing und Verkauf strategisch nicht sinnvoll ist, wenn der Lieferant des Rohstoffs gleichzeitig Kunde ist. Das erste Jahr der gemeinsamen Beschaffung war das Jahr 2003. Wir hatten unsere Verträge im Wesentlichen nach unseren Vorgaben unter Dach und Fach. Wir hatten über das gedruckte Exemplar hinaus Zugriff auf zurückliegende Jahrgänge der elektronischen Zeitschriften bis 1997/1998. Mit Ausnahme von Blackwell: Blackwell machte uns seinerzeit ein Paketangebot. Es beinhaltete eine günstige Flatrate für das gesamte Zeitschriftenportfolio des Verlags, schloss aber Archivrechte und den Fortbezug gedruckter Exemplare aus. Äußerst skeptisch und kontrovers diskutierten wir das Angebot, welches so stark von unseren Grundprinzipien abwich. Wir entschieden uns dennoch für das Paket, auch weil es das war, bei dem wir damals weniger bezahlen sollten als für die Summe unserer bisherigen Abonnements. Drei Jahre später, nach Auslaufen des ersten Vertrags, kam dann ein Ende mit Schrecken, eine Preiserhöhung von 40 %.
Die Finanzierung Insgesamt war das Gesamtpaket um einiges teurer als gewünscht. Dennoch wurde unser Konzept, das eine Verbesserung der Informationsversorgung mit 3 Pay-per-View konnte sofort ausgeschlossen werden, da keine Möglichkeiten einer sinnvollen Koordinierung und Speicherung der Artikel vorhanden waren. Zudem wären die Kosten nicht von vornherein mit den Haushaltsplanungen kalkulierbar gewesen.
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sich brachte, durch den Senat der Forschungsanstalten und – was noch wichtiger war – durch die Haushälter unseres Ministeriums4 befürwortet. Das Geld bekamen wir – wie nicht anders zu erwarten war – nicht zusätzlich, sondern wir mussten ein Gegenfinanzierungskonzept erarbeiten. Wir kannten die Zeitschriftenkosten für das Jahr 2003 und wir kannten unsere einzelnen Bibliotheksetats. Nutzungsabhängige Kostenverteilungen über Zugriffsstatistiken schienen in greifbarer Nähe und wurden grundsätzlich favorisiert. Nutzungsstatistiken bekamen wir frühestens am Jahresende. Wir mussten aber im Vorfeld beschließen, wie wir die Zeitschriftenpakete finanzieren wollten. Wir einigten uns rasch auf eine pauschale Quote, die im ersten Jahr in einen Gemeinschaftstopf fließen sollte. Es erfolgte ein Vorwegabzug von 30 % auf die Bibliotheksetats. Zwar reichte das Geld nicht aus, aber unser Ministerium sicherte die fehlende Deckung zu. 2004 mussten die einzelnen Bibliotheksetats um weitere 15 % zugunsten des Gemeinschaftstopfs gekürzt werden. Heute werden Ergänzungen und Erweiterungen der Zeitschriftenpakete nach dem ‚Einer-für-Alle-Prinzip‘ finanziert. Diejenigen Institute, die eine Ergänzung zu den Gemeinschaftspaketen wünschen, finanzieren den neuen Zeitschriftentitel und stellen ihn im Gesamtpaket für alle zur Verfügung.
Die Technik Unsere Evaluierungen aus den Jahren 2001 und 2002 zeigten, dass wir alle noch nicht auf dem laufenden Stand der Technik waren. So waren feste IP-Adressen in diesen Anfangstagen eher die Ausnahme denn die Regel. Daraufhin erarbeitete die damalige Zentralstelle für Dokumentation und Information (ZADI) ein Gateway-Konzept. Dadurch wurde auch für unsere Standorte mit Internet-Wählverbindungen die Möglichkeit geschaffen, die elektronischen Zeitschriften zu nutzen.
Die Nutzung Die Einführung der elektronischen Zeitschriften wurde zu unserem Erstaunen überwiegend positiv aufgenommen. Die meisten Nutzer freuten sich, dass sie nicht wochenlang auf den Zeitschriftenumlauf warten mussten, die Bibliothekare 4 Unsere Haushälter sahen das langfristige Finanzkonzept: Sie rechneten die Preissteigerungsraten, die sie von den Printzeitschriften kannten (ca. 15 % pro Jahr) mit den Preissteigerungen für elektronische Versionen (Vorgabe maximal 5 %) gegen und zogen dann noch die nicht unerheblichen Einsparungen für Buchbindearbeiten ab.
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freuten sich, dass sie im Umlauf verlorene Hefte nicht umständlich neu beschaffen mussten. Der Versand der Inhaltsverzeichnisse der aktuellen Ausgaben war eine gern gesehene Optimierung der Versorgung mit aktuellen Informationen. Am meisten jedoch begrüßten die Nutzer die Vielzahl der hinzu gekommenen Zeitschriften, waren doch die letzten Jahre von Abbestellungen gezeichnet. Auch die Möglichkeit des Datenexports war ein weiterer Pluspunkt. Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten sich jedoch anfangs nicht so recht mit den elektronischen Versionen anfreunden. Nur die Ankündigung, wieder abonnierte, gedruckte Zusatzexemplare der Zeitschrift müssten aus den eigenen Institutsetats finanziert werden, beförderte das Umdenken und die Umstellung. Über die Jahre hinweg hatten wir mehrfach versucht, Nutzungsstatistiken einheitlich auszuwerten. Wir wollten uns einen Überblick über das Nutzungsund Nutzerspektrum und die Kosten pro Klick verschaffen. Die Statistiken sollten als Grundlage für die Einführung der Kosten-Leistungs-Rechnung und für die Anpassung des Zeitschriftenportfolios dienen. Unser Anspruch, Nutzungsstatistiken einheitlich auszuwerten und diese verlagsübergreifend zu analysieren, scheiterte angesichts der Disparität des Datenmaterials. Einige Verlage zählten jeden Aufruf, andere lediglich den Download, wieder andere boten Informationen zur Verweildauer bei den einzelnen Zeitschriften an. Wir mussten auch erfahren, dass niedrige Nutzungsdaten in den Augen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht zwangsläufig eine Legitimierung für Abbestellungen darstellen. 2010 waren wir uns einig, bestimmte Zeitschriften abzubestellen, da eine Nutzung nicht nachvollziehbar schien bzw. die Kosten pro Einzelzugriff exorbitant hoch waren. Spätestens Mitte 2011 mussten wir fast die Hälfte aller abbestellten Zeitschriften wieder bestellen. Der Bedarf einzelner Wissenschaftler und Arbeitsgruppen war trotz geringster Zugriffszahlen überdeutlich.
Gemeinsame Lizenzierung von Datenbanken Die Situation in den Jahren 2000 und 2001 war die folgende: Literatur- und Informationsrecherchen wurden zumeist ausschließlich durch die Bibliotheken und IuD-Stellen der Bundesforschungsanstalten (BFA) durchgeführt. Recherchen im Ressortbereich erfolgten über bei DIMDI/STN und anderen Hosts aufliegende Datenbanken. Gedruckte Referateorgane, Current Contents und andere Datenbanken (CAB, FSTA) auf CD-ROM standen für lokale Recherchen zur Verfügung.
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Die nutzungsabhängigen Kosten der Hostrecherchen überzogen regelmäßig unsere Etats und führten dadurch zu Reibungen mit der Haushaltsabteilung des Ministeriums. Wir stellten fest, dass die gemeinsame Lizenzierung und Bereitstellung von Datenbanken in lokalen Systemen im Rahmen einer verbesserten Informationsversorgung sinnvoll und wirtschaftlich ist. Folgende Aspekte waren dabei ausschlaggebend: –– Wir erfüllen einen Wunsch unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, jederzeit selbst Informationsrecherchen durchführen zu können. –– Die Volltextverlinkung der Rechercheergebnisse ist zukunftskompatibel. –– Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben Cross Access auf alle vom Ressort erworbenen Informationsquellen. –– Der Bibliotheksetat wird durch die Abbestellung gedruckter Derivate dieser Datenbanken entlastet. –– Die Kosten sind Fixkosten und daher über mehrere Jahre kalkulierbar. Daher wurde eine gemeinschaftliche Erwerbung favorisiert. Zuerst wurde in Erwägung gezogen, CD-ROMs der Datenbanken in ausreichender Anzahl für jede Einrichtung zu erwerben oder alternativ über ein WebPortal (WebSpirs von Silverplatter) für alle beteiligten Einrichtungen bereitzustellen. Erste Anfragen bei den verschiedenen Anbietern ließen die anfängliche Euphorie etwas abebben. Nachteilig war, dass wieder verschiedene Oberflächen genutzt werden mussten, die Nutzerzahl eingeschränkt war und auch die Exportergebnisse für Literaturprogramme nachbearbeitet werden mussten. Auch der Dublettencheck war schwierig. Ende 2001 erhielten wir ein beachtenswertes Angebot von ISI-Thomson Scientific. Die Firma bot uns die Datenbank Web of Science zu interessanten Konditionen an. Im Unterschied zu den damals verlagsüblichen Preismodellen auf der Basis aller Vollzeitbeschäftigten (FTEs) und der Anzahl der Standorte basierte das ISI-Angebot auf der tatsächlichen Anzahl der forschenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Dadurch war das Preismodell für unsere Haushälter nachvollziehbar und mit Blick auf damals schon absehbare Restrukturierungen flexibel einsetzbar. Darüber hinaus stellte uns ISI in Aussicht, dass die CAB-Abstracts im Verlaufe des Jahres 2002 ebenfalls unter der einheitlichen Oberfläche recherchierbar sein würden. Das Konzept war daher auch für den Senat der Bundesforschungsanstalten interessant. Dieser beschloss auf seiner 56. Sitzung5, ressortweit Datenbankres-
5 Vgl. Protokoll der 56. Sitzung des Senats am 25./26.2002 in Bonn. Internes Papier.
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sourcen zu lizenzieren und im Fall des Web of Science auch die Backfiles bis 1945 zu erwerben. 2004 wurde die Datenbank FSTA (Food Science and Technology Abstracts) ergänzt und 2008 kamen Biological Abstracts und die Journal Citation Reports hinzu. Auf die Datenbanken Zoological Record Archive 1864-2007 und BIOSIS Previews 1926-2004 können wir über die Nationallizenzen zugreifen. Seit 2011 haben wir ebenfalls Zugriff auf die Datenbank Scopus von Elsevier. Vor der Lizenzierung diskutierten wir, ob die Anschaffung einer weiteren Literaturdatenbank sinnvoll sei, da mit erheblichen Überschneidungen zu rechnen war. Wir beschlossen, die Datenbank dennoch zu lizenzieren, dabei aber die Kosten auf die einzelnen Institute aufzuteilen. Heute stellen wir fest, dass unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Zugriff auf Web of Science und Scopus, die verlinkten Volltextartikel direkt aus den Recherchen heraus sowie die Übernahme der bibliographischen Daten in die Literaturverwaltungsprogramme (Reference Manager oder Endnote) nicht mehr missen möchten. Als Maßzahl dienen uns neben Nutzungsstatistiken mittlerweile auch Meldungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Zugriffsunterbrechungen.
Gemeinsamer Erwerb von E-Books Bei der gemeinsamen Beschaffung von E-Books mussten wir feststellen, dass einige Verlage attraktive Angebote für unser „Einer-für-Alle-Modell“6 hatten und andere nicht. Auf der anderen Seite wird uns für Ausnahmen von diesem Modell nicht immer Verständnis entgegengebracht: so begegnen wir überzogenen Preisvorstellungen, wenn ausnahmsweise nur eine Einrichtung ein Fachbuch benötigt. Hier wird dann dennoch der Preis für mehrere Simultannutzer gefordert.
Unser Bibliothekskatalog Die gemeinsame Erwerbung elektronischer Ressourcen ist nur sinnvoll, wenn alle Zugriff auf diese gemeinsamen Bestände haben bzw. diese kennen. Daher musste ein gemeinsamer Bibliothekskatalog erstellt werden. Dies zu erkennen war ein Leichtes, die Umsetzung sollte jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen. 6 Eine Einrichtung braucht ein Buch, sie bezahlt es mit einem moderaten Aufschlag und alle anderen Einrichtungen können es nutzen.
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Folgende Vorteile eines einheitlichen, gemeinsamen Kataloges wurden gesehen: –– kompakter Nachweis aller Bestände der Bibliotheken des Ressortforschungsbereiches in einem elektronischen Katalog –– optionale Extraktion von Einzelbeständen –– Synergien durch einheitliche Organisation und einheitliche Standards –– Möglichkeit der Erwerbungskoordination innerhalb des Ressorts –– Nutzung des OPACs durch die Ressort-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler vom Arbeitsplatz aus –– Transparenz der Bestände und Vereinfachung der ressortinternen Literaturversorgung –– Möglichkeit der Angliederung weiterer Module (Erwerbung, Aus-, Fernleihe) mit dem Ziel eines einheitlichen, integrierten Bibliothekssystems –– kalkulierbarer Wartungsaufwand Wir diskutierten zwei Möglichkeiten einer Realisierung: den Anschluss an einen bestehenden Bibliotheksverbund oder eine Eigenentwicklung der ZADI. Die Voraussetzung für eine Realisierung war, dass bisher erfasste Bestände nicht ein weiteres Mal katalogisiert werden sollten. Wir wollten jeglichen zusätzlichen Aufwand unbedingt vermeiden. Zunächst schien die Eigenentwicklung der favorisierte Weg zu sein, da bestehende Daten übernommen werden konnten. Die Realisierung sollte unter Federführung der ZADI in mehreren Schritten erfolgen. Da aber einige Institute des Ressortbereichs bereits Erfahrungen mit dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund hatten, wurde auch die Option eines Anschlusses an den GBV geprüft. Als Verbundteilnehmer hätten wir die Sicherheit zukunftskompatibler Daten. Dies wäre mit separaten, eigenen Datenstrukturen kaum möglich. Zum 01.11.2002 begannen wir mit einer schrittweisen Integration der Bibliotheken im Bereich des BMELV in den Gemeinsamen Bibliotheksverbund, ein Vorgehen, das die unterschiedlichen Ausgangslagen der Institute berücksichtigte. Der GBV kam uns damals mit einem flexiblen Rahmenvertrag sehr entgegen, wonach wir eine Endausbaustufe für alle vorsahen, aber bis zum Erreichen nur anteilige Kosten je tatsächlichem Teilnehmer und genutzter Module zahlten. Heute sind alle unsere Bestände sowohl gesamt als auch nach Standorten und Zugehörigkeiten getrennt recherchierbar.7
7 Vgl. http://vzopc4.gbv.de:8080/DB=19/LNG=DU/ (11.03.2012).
Informationsbeschaffung im Ressortforschungsbereich
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Außerdem verfügen wir seit 2012 über ein in Zusammenarbeit mit dem GBV entwickeltes und betriebenes Open Access-Repositorium.8 Für die Darstellung der elektronischen Zeitschriftenbestände nutzen auch wir die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) der Universitätsbibliothek Regensburg.9
Literaturverwaltungsprogramme Ein weiterer Baustein der ressortweiten Zusammenarbeit ist die gemeinschaftliche Erwerbung einheitlicher Literaturverwaltungsprogramme. In diesem Zusammenhang analysierten wir 2001/2002 die im Ressortbereich für die Verwaltung von Zitaten verwendeten Software-Produkte. Quantitativ schienen Reference Manager und Endnote zu dominieren. Wir entschieden uns damals für die gemeinschaftliche Lizenzierung des Reference Managers als Standardsoftware, weil es in dessen damaliger Version keine Datensatzbeschränkungen gab. Die ausgehandelte Lizenzvereinbarung basierte auf der Anzahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es war damals neu, Software zu lizenzieren und nicht zu kaufen. Anfängliche Bedenken verflogen schnell, da wir den Vorteil des Einschlusses von Updates in der Lizenz schätzen lernten.
Fazit Besonders hervorzuheben ist die wesentlich intensivierte Zusammenarbeit der Bibliotheken im Ressortbereich. Durch die arbeitsteilige Bearbeitung und die Aufteilung von Zuständigkeiten stellen wir ein effizientes, gemeinsames Arbeiten sicher. Der Ansatz der gemeinschaftlichen Lizenzierung hat sich bei der Informationsbeschaffung bzw. beim Aufbau einer digitalen Bibliothek im Bereich des BMELV in vieler Hinsicht bewährt. Das digitale Portfolio lässt nur wenige Wünsche offen, weitere Entwicklungen auf dem Gebiet der Langzeitarchivierung haben diesbezügliche anfängliche Bedenken gegenstandslos werden lassen. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, bekommen wir von unseren Nutzerinnen und Nutzern indirekt gemeldet, indem sie sich umgehend beschweren, wenn irgendwo, irgendwann mal ein Zugriff nicht funktioniert. 8 Vgl. http://openagrar.bmelv-forschung.de (11.03.2012). 9 Vgl. http://ezb.uni-regensburg.de/ (11.03.2012).
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Auf unserer künftigen Agenda steht die Umsetzung einer umfassenden Open Access-Strategie mit dem Ziel, alle Veröffentlichungen, die unter Beteiligung von Bundesbediensteten entstanden sind, umstandslos kostenfrei im World Wide Web verfügbar machen zu können.
Autorenverzeichnis Dr. Arnold, Hubert Leiter der Abteilung für Integrierte Zeitschriftenbearbeitung und Fachreferent für Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften Hochschulbibliothek RWTH Aachen Templergraben 61 52062 Aachen [email protected] Bastian, Stefan Leiter des Dezernats Integrierte Medienbearbeitung und Fachreferent für Maschinenbau Hochschulbibliothek RWTH Aachen Templergraben 61 52062 Aachen [email protected] Bein, Anne Mitglied der Geschäftsführung Swets Information Services GmbH Mainzer Landstraße 625- 629 65933 Frankfurt / Main [email protected] Boutsiouci, Pascalia Leiterin der Geschäftsstelle Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken c/o ETH Zürich ETH-Bibliothek Rämistrasse 101 CH 8092 Zürich [email protected] Büttner, Detlef Geschäftsführer Lehmanns Media GmbH Ottostraße 12 50859 Köln [email protected]
Göttker, Susanne Leiterin des Dezernats Integrierte Medienbearbeitung Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf Universitätsstraße 1 40225 Düsseldorf [email protected] Dr. Hering, Olaf Leiter Informationszentrum und Bibliothek Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Königin-Luise-Str. 19 14195 Berlin [email protected] Dr. Hindersmann, Jost Leiter der Stabsstelle Elektronische Informationsdienste und Fachreferent für Anglisitk, Amerikanistik, Psychologie und Medienwissenschaften Universitätsbibliothek Osnabrück Alte Münze 16 / Kamp 49074 Osnabrück [email protected] Iordanidis, Martin Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Digitale Langzeitarchivierung Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) Jülicher Straße 6 50674 Köln [email protected] Dr. Johannsen, Jochen Leiter des Dezernats Bestandsaufbau und Fachreferent Badische Landesbibliothek Erbprinzenstraße 15 76133 Karlsruhe [email protected]
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Autorenverzeichnis
Dr. Junkes-Kirchen, Klaus Leiter der Abteilung Medienbearbeitung Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Bockenheimer Landstr. 134-138 60325 Frankfurt am Main [email protected] Dr. Klein, Annette Leiterin der Abteilung Medienbearbeitung und Fachreferentin für Philosophie und Romanistik Universitätsbibliothek Mannheim Schloss Schneckenhof West 68131 Mannheim [email protected] Kowalak, Mario Stellvertretender Leiter der Benutzungsabteilung Digitale Dienste, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit und Fachreferent für Geschichte Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin Garystraße 39 14195 Berlin [email protected] Lorenz, Miriam Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin Fachhochschule Köln Institut für Informationswissenschaft Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften Claudiusstr. 1 50678 Köln [email protected] Dr. Lutterer, Wolfram Leiter der Fachreferate Zentral- & Hochschulbibliothek Luzern Frohburgstrasse 3 CH 6002 Luzern [email protected] Dr. Moravetz-Kuhlmann, Monika Leiterin der Abteilung Bestandsaufbau und Erschließung 1: Monographien; Fachportale; Medienetat
Bayerische Staatsbibliothek / 80328 München monika.moravetz-kuhlmann@bsb-muenchen. de Dr. Piguet, Arlette Leiterin des Bereichs Kundenservices ETH Zürich ETH-Bibliothek Rämistrasse 101 CH 8092 Zürich [email protected] Dr. Sabisch, Andreas Stellvertretender Leiter des Rechenzentrums Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin Garystraße 39 14195 Berlin [email protected] Dr. Schäffler, Hildegard Leiterin der Abteilung Bestandsaufbau und Erschließung 2: Periodika; Lizenzen; Elektronisches Publizieren Bayerische Staatsbibliothek / 80328 München [email protected] Stickelberger, Jürgen Sales Manager Swets Information Services GmbH Mainzer Landstraße 625- 629 65933 Frankfurt / Main [email protected] Dr. Wein, Franziska Erwerbungsleiterin, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Medienbearbeitung, Fachreferentin für Geschichte, Romanistik, Rechtswissenschaft Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha Universitätsbibliothek Erfurt Nordhäuser Straße 63 99089 Erfurt [email protected]
Index AACR 71 Abbestellquote 181, 185, 187 Abbestellung 185, 225, 232 Abbestellverbot 185, 186 Abnehmerkooperation 65 Abonnement 62, 126, 185 Abstract 69, 70, 100, 111, 158, 184, 225, 232, 233 Abteilung 22, 25, 26, 45, 107, 163, 173 Access-Fee 65, 186, 210 Account 112, 113, 114, 148 Additional Access 170 AGB 137 Agentur 1, 46, 85, 90, 93, 97, 102, 104, 125, 132, 154, 176, 198, 203, 226 Aggregator 11, 46, 147, 176, 188, 189 Aggregatordatenbank 187, 210 AGKV 69 AGV 69, 70, 71, 80 Akzeptanz 56, 112, 132, 137 Alerting Service 43, 99, 151, 160 Allianz-AG Lizenzen 212, 221 Allianz der Deutschen Wissenschaftsorganisationen 211 Allianz-Initiative 208, 211, 212, 215 Allianzlizenz 88, 140, 157, 174, 175, 187, 204, 212, 214 Anbieter 10, 11, 13, 15, 46, 58, 85, 89, 95, 110, 111, 114, 117, 140, 141, 143, 146, 147, 148, 151, 152, 157, 159, 160, 170, 175, 177, 178, 179, 180, 181, 189, 198, 207, 208, 215, 216, 218 Anforderungskatalog 109, 110 Angebot 5, 12, 15, 16, 36, 37, 97, 98, 99, 107, 110, 114, 116, 117, 145, 146, 151, 157, 179, 184, 187, 188, 198, 202, 203, 216, 229, 232 Anschaffungsvorschlag 6, 9 Anschubfinanzierung 210, 221 Ansichtslieferung 98, 111 Approval 27, 43, 58, 99, 101, 104, 105, 107, 108, 117, 118, 119 Archive Capital Fee 210 Archivrecht 15, 187, 229
Artikel 93, 137, 154, 157, 158, 161, 163, 192, 193, 208, 214, 229 ASA 87 Aufpreis 12, 209 Auftragsvergabe 110, 117, 121, 129 Auftragsvolumen 122, 129, 130, 132 Aufwand 37, 44, 52, 106, 123, 125, 132, 146, 147, 152, 155, 164, 165, 175, 177, 180, 234 Ausbaugrad 53, 54, 57, 58, 59 Ausbildung 20, 165, 195 Ausleihe 21, 24, 25, 34, 36, 38, 43, 48, 73 Ausleihzahlen 21, 60, 157 Ausnahmetatbestände 121, 122 Ausschreibung 104, 120, 121, 122, 123, 124, 126, 129, 131, 132, 218, 219 Ausschreibung im Verfahren des wettbewerblichen Dialogs 218 Aussonderung 40 Ausstiegsklausel 179 Auswahl 12, 40, 41, 42, 76, 99, 104, 108, 117, 186, 192, 206 Auswertungsmatrix 124, 129 Authentifizierung 126, 198, 207 authorised user 139 Author-pays-Modell 65 automatisierte Dateneinspielung 110, 118 automatisierter Datenaustausch 104, 117 Autopsie 68, 115 AWBI 219 AWS 125, 166 Backfile 201, 233 Bayerisches Etatmodell 52, 56, 57, 66 Bayern-Konsortium 173 Bedarf 6, 10, 11, 16, 43, 44, 54, 113, 231 Bedarfsanmeldung 52, 65, 66 Bedarfserhebung 176, 177, 178 Beitrittsmodell 214 belastungsbezogene Mittelverteilung 58 Benutzeroberfläche 46, 73 Berlin Declaration 70, 74 Beschränkte Ausschreibung 121, 123 Bestand 2, 7, 9, 15, 21, 23, 25, 34, 40, 62, 85, 99, 153, 157, 170, 188, 209, 212
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Index
Bestandsaufbau 8, 9, 14, 16, 18, 27, 56, 57, 60, 93, 99, 104, 105, 106, 111, 118, 183, 204 Bestandsentwicklung 1, 17, 27, 32, 33, 61, 63, 90, 104, 106, 107, 108, 109, 111, 115, 117, 118, 147 Bestandsevaluation 25 Bestandsmanagement 33, 35, 40, 41, 42, 47, 145 Bestandsnachweis 152 Bestelldaten 43 Bestellung 6, 8, 68, 97, 99, 112, 113, 189 Beteiligungsmodell 209, 212, 218 Bezahlung 135, 136, 163 BGB 136, 137 Bibliographic Framework Transition Initiative 79, 81 Bibliographie 18, 55, 56, 60, 111, 119, 183, 205 Bibliotheken ’93 56 Bibliotheksdienst 61, 80, 81, 82, 98, 144, 188 Bibliotheksdienstleister 96, 97, 98, 101, 102 Bibliotheksetat 157, 225, 227, 230, 232 Bibliothekskatalog 68, 71, 233 Bibliotheksplan ’73 55 Bibliotheksplan Baden-Württemberg 55 Bibliothekssystem 11, 99, 106, 117, 126, 145, 184 Bibliothekstyp 19, 51 Bieter 121, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 130, 132 Bietervergleich 129, 131 Big Deal 89, 163, 181, 184, 221 Blanket Order 99 BNB 68, 75, 78 Bring-Bibliothek 98, 100 BSZ 69, 76 Buch 16, 22, 51, 63, 95, 99, 152, 155, 233 Bücher 7, 8, 9, 10, 14, 34, 44, 48, 74, 92, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 104, 116, 120, 126, 145, 147, 152, 154, 156, 157, 202 Büchergrundbestände 56 Buchhandel 75, 85, 89, 91, 95, 96, 98, 102, 103, 104, 107, 108, 125 Buchhandelsindizes 53, 58 Buchhandelsverzeichnis 68
Buchpreisbindung 99 siehe auch Preisbindung Budget 16, 27, 89, 106, 187, 213 Budgethoheit 184 Budgetierungsmodell 51 Bundle 189 Business Intelligence 91, 94 Catalog Enrichment 67, 70, 73, 74 siehe auch Kataloganreicherung Click-through-Vereinbarung 137 Conspectus 19, 23, 24, 27 Content 63, 64, 88, 94, 207 Contententwicklung 40, 42 Controlling 25, 163 Core Collection 15, 185 COUNTER 147, 148, 159, 160, 165, 166 Cover 73, 100, 111 CPV-Code 22 200 000 120 CPV-Code 22113000 120 Creative Commons Lizenz 26 CrissCross 73, 80 Cross Access 170, 185, 232 CrossAsia-Lizenz 215 Datenaustauschformat 69 Datenbank 6, 11, 22, 34, 59, 69, 78, 88, 99, 120, 138, 139, 145, 148, 157, 158, 160, 170, 173, 184, 187, 190, 192, 197, 198, 208, 213, 216, 225, 232, 233 Datenübernahme 69, 70 dauerhafte Verfügbarkeit 11, 205, 207, 213 siehe auch perpetual access DBIS 59, 152, 208 DBS 53, 61, 62, 172 DDC 72, 73 DEFF 217 DFG 88, 174, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 217, 218, 219, 220 Dienstleister 41, 67, 85, 93, 96, 97, 99, 101, 102, 180 Dienstleistung 22, 32, 35, 36, 37, 95, 97, 98, 104, 107, 115, 118, 159, 197, 199 digitale Bibliothek 33, 35, 37, 40, 235 digitale Informationsversorgung 33, 34, 35, 47
Index
digitale Inhalte 142, 157, 169, 174 digitale Ressource 205, 212, 216 digitales Zeitalter 1, 21, 47, 51, 63, 65, 96, 217, 228 Digitalisierung 31, 33, 36, 37, 85, 88, 92, 95, 97 Digital Library Federation 145, 146 Discovery-System 90, 93, 147, 156, 164 DLF-ERM-Initiative 147, 150 DNB 68, 70, 71, 72, 74, 75, 76, 77, 79, 80 Dokumentenlieferdienst 34, 226 Dokumentlieferung 57, 64, 205 Download 12, 93, 155, 158, 159, 231 Dresdner Erwerbungsmodell 104, 119 Drittmittel 54, 105 DRM 12 Durchschnittspreis 53, 58, 207 E-Book 1, 5, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 22, 34, 59, 63, 64, 88, 90, 92, 97, 107, 135, 138, 139, 147, 148, 154, 170, 188, 189, 197, 208, 213, 233 E-Book-Katalog 90 E-Book-Paket 15 EBS 12, 189 Eigenbeteiligung 88, 185, 209 Eigentumsübertragung 136, 140 Einkaufsgemeinschaft 88, 191 Einmalzahlung 205, 207, 208 einschichtiges Bibliothekssystem 20, 60, 184 Einzelabonnement 89 Einzellizenz 207, 225 Einzelnutzer 207, 209, 210 Einzeltitel 148, 153, 187 E-Journal 1, 34, 59, 88, 90, 97, 139, 147, 148, 154, 155, 173, 180, 184, 186, 197, 213, 228 Electronic Resource Management 2, 44, 90, 91, 94, 145, 146, 149, 153, 156, 164 siehe auch ERM elektronische Fachinformation 158, 183, 201, 221 elektronische Medien 1, 2, 21, 22, 23, 31, 32, 45, 46, 51, 52, 53, 57, 61, 62, 91, 95, 135, 138, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 152, 172, 176, 198, 203, 204,205, 225 siehe auch E-Medien
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elektronische Ressource 46, 62, 63, 65, 88, 145, 147, 148, 149, 150, 152, 160, 197, 198, 204, 215, 233 siehe auch E-Ressource elektronische Zeitschrift 147, 157, 170, 192, 228 e-lib.ch 34, 200, 201 Embargo 187 E-Medien 62, 154, 184, 190, 202 Endgerät 31 Endnutzer 73, 74, 88, 116, 140, 164, 216 e-only 59, 63, 90, 184, 209, 213, 216, 217 E-Publishing 33 e-rara.ch 34 E-Ressource 42, 46, 148, 151, 153 Erfüllungsquote 125, 132 ERM 46, 90, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 164 siehe auch Electronic Resource Management Erschließung 33, 41, 42, 43, 44, 67, 72, 92, 146, 152, 153, 154, 208 Erwerbung 1, 2, 3, 5, 6, 7, 9, 12, 14, 16, 17, 18, 29, 31, 32, 33, 41, 42, 45, 46, 47, 58, 61, 63, 64, 67, 107, 109, 118, 133, 153, 167, 170, 174, 176, 184, 189, 201, 210, 232, 233, 234, 235 Erwerbungsautonomie 8 Erwerbungsetat 21, 22, 65, 89, 98, 145, 184, 187 Erwerbungskoordination 234 Erwerbungsmodul 106 Erwerbungspolitik 16, 27, 33, 34, 60, 118, 177 Erwerbungsprofil 7, 16, 22, 27, 33, 52 Erwerbungsprozess 16, 26, 34, 46 Erwerbungsstrategie 6, 24 Etat 5, 64, 172, 196 Etatbedarfsmodell 51, 52, 53, 54, 55, 56, 63 Etatkrise 57, 60 Etatmodell 51, 55, 56, 57, 61, 66 Etatplanung 51, 52, 64 Etatverteilung 52, 61, 66 Etatverteilungsmodell 51, 60, 61, 63, 106 Etatverwaltung 51 ETH E-Collection 35, 37, 44 EULA 136, 140 Europäische Union 120, 121, 129, 131 EVA 6, 8, 9, 18
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Index
Evaluation 23, 24, 157, 164, 218 Evaluierung 7, 216, 220, 226 EZB 59, 152, 153, 154, 155, 186, 208, 235 Fach 19, 23, 53, 54, 57, 59, 61, 86, 108, 116, 216, 229 Fachbereich 52, 107, 110, 111, 112, 113, 115, 184 Fachbereichsbibliothek 46 Fachbuchhändler 96 Fächerspezifischer Literaturbedarf 53 Fachgesellschaft 85, 206 Fachhochschulbibliothek 51, 172 Fachhochschule 18, 20, 22, 67, 99, 191, 194, 196 Fachinformation 109, 158, 163, 183, 201, 221 Fachpaket 185 Fachprofil 19, 23, 43 Fachreferat 19, 20, 22, 24, 26, 27, 41, 99, 101, 107, 108, 110, 112, 113, 115, 116, 117 Fachreferent 5, 19, 62, 103, 104, 114, 117 Fachzeitschrift 92, 155, 223 Fernleihe 6, 7, 8, 9, 34, 37, 57, 205, 226, 228, 234 FID 204, 215, 216, 217, 220, 221, 222 Finanzautonomie 51 Formalerschließung 68, 70, 71, 72, 81 Format 11, 69, 71, 77, 78, 79, 159, 226 Forschung 7, 10, 24, 34, 43, 85, 86, 92, 94, 116, 172, 206, 211, 217, 219, 226 Forschungsdaten 211 Forschungsstufe 24, 25 Fortsetzung 22, 226 FRBR 79 freihändige Vergabe 110, 121, 122 Freischaltung 181, 186, 187, 198 Fremddaten 44, 67, 68, 70, 71, 72, 74, 76, 77, 78, 81 Fremddatenübernahme 67, 68, 70, 73, 74, 76, 77 Friedrich-Althoff-Konsortium 173, 174 Full-Time Equivalent 59, 213, 232 siehe auch Vollzeitäquivalent GASCO 169, 171, 173, 174, 175, 182, 183, 200, 204 GBV 76, 108, 109, 113,188, 234, 235
Gebühr 12, 124 gedruckte Medien 2, 21, 37 siehe auch Printmedien Gegenfinanzierung 230 Geschäftsgang 74, 115 Geschäftsgänge 107, 109, 111, 146, 148 Geschäftsmodell 74, 79, 80, 88, 92, 95, 149, 211 Geschäftsprozess 35, 40 gläserne Rechnung 99, 104 Globalhaushalt 51 GND 26, 72, 77, 80 Golden Open Access 65, 93, 215, 221 Grundbedarf 57 grüner Open Access 214 GWK 221 Handelsspanne 103 Händler 85, 95, 97, 98, 99, 104, 110, 114, 116, 137, 179 Harmonisierung 215, 219 Harrassowitz-Preisindex 58 Harvesting 159 Haushaltskürzung 225 HBFG 105, 106 hbz 17, 69, 74, 76, 81, 169, 171, 172, 174, 175, 177, 180, 200, 204 HeBIS 76, 165, 173, 174, 175, 180, 183 HeBIS-Konsortium 173, 174, 183 Hochschulbibliothek 19, 20, 27, 31, 33, 34, 55, 126, 155, 191 Hochschule 19, 20, 22, 34, 48, 51, 61, 107, 109, 126, 184, 194, 195, 198 Hochschullehrer 55, 105, 106, 111 Hol-Bibliothek 98 Holding 154, 155, 185, 186 Hosting 65, 140, 207, 213 Hostinggebühr 208 Hostingrechte 208, 210, 213 Hostrecherche 232 hybride Bibliothek 19, 21, 101 ICOLC 200 IDS 26 Impact Factor 92, 93 Import 98, 147 Indexierung 74, 92
Index
Information 4, 1, 9, 26, 32, 34, 46, 73, 76, 81, 85, 87, 92, 93, 95, 103, 108, 141, 142, 144, 154, 165, 166, 173, 174, 179, 182, 184, 201, 206, 208, 211, 215, 217, 220, 230 Informationsbereitstellung 32, 42, 48 Informationsbeschaffung 9, 176, 223, 235 Informationsinfrastruktur 32, 71, 81, 102, 211, 219, 220, 221, 225 Informationskompetenz 22, 23, 26 Informationsmarkt 31, 34, 169 Informationsstufe 24 Informationstechnologie 31, 36 Informationsversorgung 33, 34, 35, 47, 56, 57, 65, 96, 191, 211, 223, 225, 226, 229, 232 Inhalt 85, 90, 135, 136, 137, 188, 190, 211 inhaltliche Erschließung 7, 8, 11, 72, 132, 157, 206 Inhaltsverzeichnis 69, 73, 100, 111, 157, 231 Innovation 27, 32, 33, 41 Institution 93, 138, 139, 143, 176, 178, 179, 185, 225 Institutsbibliothek 20, 55 Integrated Publishing 59 Internet 4, 31, 95, 100, 122, 142, 155, 205, 225, 230 interuniversitäres Verteilungsmodell 57 IP-Adresse 198, 230 Ist-Erwerbung 58 IuD-Stelle 231 JISC 140, 165, 217 JSTOR 187, 210 JUSP 165 just in case 14, 90, 100 just in time 90, 93, 100 Kantonsbibliothek 20, 202, 203 Katalog 10, 11, 33, 43, 44, 45, 67, 68, 73, 76, 81, 100, 110, 146, 153, 154, 234 Kataloganreicherung 70, 81, 100 siehe auch Catalog Enrichment Katalogisierung 8, 44, 73, 97, 115, 146 Kauf 5, 11, 14, 15, 16, 43, 44, 104, 107, 124, 136, 188, 189, 220 Käufer 1, 95, 136
243
Kaufvertrag 135, 136 Kennzahl 23, 38, 61 Kernzeitschrift 226 KII 221 Knowledge Base 145, 151, 152, 155 Knowledge Exchange 122, 205, 217, 218 Komplettförderung 209, 212 Konsortialführer 1, 147, 178, 179, 181 Konsortialgeschäftsstelle 89, 186 Konsortiallizenz 172, 203 Konsortialrabatt 188 Konsortialvertrag 140, 175, 185, 198 Konsortien 2, 46, 88, 89, 122, 126, 129, 146, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 180, 181, 182, 183, 187, 191, 200, 201, 204, 220, 221, 223, 225 Konsortium 8, 59, 140, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 176, 177, 178, 180, 181, 183, 184, 185, 186, 191, 192, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 209 Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken 191, 192, 196, 200 Konzentration 102, 118, 154, 186, 219 Konzentrationsprozess 87, 88 Kosten 7, 8, 15, 53, 54, 70, 75, 80, 126, 152, 163, 164, 182, 185, 187, 190, 192, 203, 208, 209, 213, 223, 229, 231, 232, 233, 234 Kostendruck 89, 92 kostenfrei 14, 70, 74, 75, 206, 236 Kosten-Leistungs-Rechnung 231 Kosten-Nutzen-Analyse 152 Kosten-Nutzen-Verhältnis 7, 15 kostenpflichtig 11, 155 Kostenreduzierung 170, 223 Kostensteigerung 225 KUB 192 Kunde 85, 91, 157, 161, 229 Kundenorientierung 37, 40, 47 Landesbibliothek 20, 106, 172 Landesfachreferent 55, 56, 81, 86, 108, 191 Langzeitarchivierung 200, 228, 235 Langzeitverfügbarkeit 32, 140 Laufzeit 12, 147, 177, 179, 213 LCSH 72 Lehrbuchsammlung 58
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Index
Lehre 10, 34, 43, 85, 116, 172 Leistung 122, 123, 124 Leistungsbeschreibung 124 leistungsbezogene Mittelzuweisung 54 Leistungsindikator 53, 54 Leistungsverzeichnis 124, 128, 131 Lern- und Studienstufe 24 Leser 93, 95, 140 LIBLICENSE 138, 139, 144 Library of Congress 4, 11, 68, 71, 72, 76, 78, 79, 81 Library Supplier 1, 2, 46, 92, 96, 97, 99, 102, 103, 104, 110, 112, 113, 118 lib-stats 158 Lieferant 25, 35, 43, 78, 96, 98, 102, 110, 114, 115, 118, 147, 227, 229 Lieferantenermittlung 109, 120 Lieferantenqualität 124, 132 Lieferung 2, 9, 97, 99, 104, 114, 115, 208 Link 11, 44, 73, 109, 152, 154, 175 Linked Data 75, 79 Link Resolver 152, 154, 164, 203 Listenpreis 65, 189, 197 Literaturauswahl 25, 99, 104, 105, 107, 114, 115, 116, 117 Literaturproduktion 51, 53 Literaturversorgung 51, 55, 56, 58, 186, 204, 205, 210, 216, 219, 220, 222, 234 Lizenz 12, 26, 135, 136, 143, 144, 148, 162, 179, 192, 198, 204, 205, 208, 212, 214, 217, 218, 225, 235 Lizenzgeber 135, 138, 141 Lizenzierung 1, 46, 91, 98, 122, 140, 141, 143, 144, 146, 151, 155, 157, 163, 164, 165, 178, 183, 187, 188, 190, 192, 197, 199, 201, 204, 205, 207, 208, 209, 211, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 225, 231, 232, 233, 235 Lizenzierungsstandard 205, 212 Lizenzmodell 10, 207, 212 Lizenznehmer 1, 135, 138, 139, 208 Lizenzvertrag 135, 136, 138, 141, 228 Lizenzverträge 46, 135, 138, 143, 144, 169, 219 Logistik 32, 97 MAB 68, 69, 71, 78, 80
MAB2 69, 75, 77, 78 MACS 72, 73, 80 MARC 11, 69, 71, 77, 78, 79, 80, 81 MARC21 69, 75, 77, 79, 80 Marketing 32, 33, 41, 46, 91, 94, 148, 229 Marktdurchdringung 209, 218, 219 Marktsichtung 151, 152 Medien 1, 2, 14, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 31, 32, 34, 37, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 51, 52, 53, 57, 61, 62, 67, 73, 88, 89, 91, 92, 95, 97, 98, 110, 114, 117, 118, 123, 125, 126, 132, 135, 138, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 152, 154, 156, 162, 172, 176, 184, 190, 198, 202, 203, 204, 205, 225 Medienauswahl 25, 32, 42, 97 Medienbearbeitung 8, 32, 33, 43, 46, 47, 107, 108, 110, 112, 113, 114, 115, 116, 188 Medienbeschaffung 104, 120, 123 Medienwandel 1, 2, 58, 62, 91 Mehrwert 87, 90, 93, 94, 181, 210 Merkliste 112 Metadaten 33, 44, 45, 70, 92, 93, 108, 118, 147, 152, 154, 155, 188, 200, 208 Mindestbestellmenge 189 Mittelallokation 51, 52, 60,61, 64, 65 Mittelbedarf 51, 53, 55, 58, 59 Monografie/Monographie 5, 10, 22, 24, 53, 57, 58, 59, 60, 62, 63, 64, 127, 128, 188, 189 Moving Wall 75, 210, 213 Multinationale Lizenzierung 122, 217, 218 Multi-User-Lizenz 12 Musterlizenz 144, 214, 219 MVB GmbH 75 Nachfrage 1, 37, 98, 196, 216 Nachnutzung 79, 214 Nachweis 71, 122, 123, 155, 157, 164, 234 Nachweissystem 152, 155, 178 NACSIS 75, 78 Nationalbibliothek 4, 68, 70, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 191, 193, 195 nationale Hosting-Strategie 140, 208, 221 Nationallizenz 88, 140, 153, 174, 201, 204, 205, 207, 210, 213, 214, 218, 233 NESLi2 Licence for Journals 140
Index
Neuerscheinung 9, 10, 16, 101, 126 siehe auch Novität Neuerscheinungsdienst 68, 72, 75, 80, 113, 114, 116 Nicht-offenes Verfahren 121 Niedersachsen-Konsortium 184, 186, 188 NISO 76, 141, 144, 179 Normdaten 26, 75, 76, 80 Not-for-Profit 86, 195 Novität 110, 115 siehe auch Neuerscheinung Novitäten 99, 110, 111, 115 siehe auch Neuerscheinung Nutzer 1, 3, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 31, 36, 44, 64, 85, 92, 93, 102, 145, 146, 154, 155, 163, 181, 190, 213, 216, 228, 230, 231 nutzergesteuerte E-Book-Erwerbung 17, 189 nutzergesteuerte Erwerbung 64, 107 Nutzerverhalten 64, 91, 161 Nutzerwunsch 10, 16 Nutzung 1, 5, 7, 8, 9, 11, 14, 15, 18, 21, 34, 43, 46, 54, 61, 68, 69, 74, 79, 80, 92, 98, 100, 107, 117, 135, 137, 147, 148, 154, 158, 160, 162, 163, 169, 185, 186, 188, 189, 202, 203, 213, 226, 230, 231, 234 Nutzungsabhängige Kostenverteilung 230 Nutzungsrecht 135, 211, 214, 222 Nutzungsstatistik 90, 91, 147, 148, 157, 161, 163, 189, 197, 214, 231 OAI 70, 75, 76, 81 Offenes Verfahren 121 One Stop Shop 97, 108, 156 ONIX 78, 81 Online-Händler 95, 97 Online-Medien 88, 97, 135 Online-Zugriff 94, 185 OPAC 100, 110, 152, 155, 186, 234 Open Access 26, 65, 70, 88, 92, 93, 144, 169, 178, 182, 211, 214, 215, 220, 221, 235, 236 Open-Access-Zeitschrift 203 Open Source 150 OpenURL 154, 155 Opt-in-Modell 209, 212 Orientierungsstufe 24 Ortsbuchhandel 86
245
Ortsbuchhändler 97, 98, 115, 116, 118 Outsourcing 91, 94, 99, 100, 101, 102, 103, 105, 118 Overlap Analysis 151 siehe auch Überlappungsanalyse Pädagogische Hochschule 20, 191 Paket 15, 43, 146, 181, 187, 188, 189, 229 Paketerwerbung 147, 184, 188, 189, 190 Paradigmenwechsel 85, 155 Patron Driven Acquisition 1, 5, 14, 15, 16, 17, 18, 64, 88, 107,189 siehe auch PDA Pay-per-Use 215, 216 Pay-per-View 64, 187, 190, 221, 229 PDA 5, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 64, 88, 189 siehe auch Patron Driven Aquistion Periodika 85, 86, 87, 88, 120 perpetual access 179 siehe auch dauerhafte Verfügbarkeit Personalindikator 7, 45, 53, 60, 92, 107, 110, 112, 159, 173 Personalparameter 53, 54, 60 Pick and choose 188, 189, 190 Plattform 10, 11, 34, 88, 138, 139, 200, 203, 204 Positionspapier 71, 81, 206, 207, 219, 220 Preis 7, 11, 12, 14, 15, 59, 124, 143, 170, 179, 188, 189, 190, 207, 226, 227, 233 Preisbindung 121, 126, 129, 130, 132 Preisbindungsgesetz 123 Preismodell 179, 187, 212, 232 Preispolitik 75, 187 Preissteigerung 31, 126 Preissteigerungsrate 55 Preprint-Server 92 Price Cap 181 Printmedien 21, 57, 58, 64, 205 siehe auch gedruckte Medien Print on Demand 92 print-only 88 Private Policy 111, 112, 113 Produkt 13, 15, 35, 36, 37, 39, 40, 41, 43, 64, 86, 87,88, 90, 91, 92, 95, 99, 135, 141, 143, 146, 156, 163, 177, 178, 179, 192, 196, 197, 198, 199, 200, 203, 206, 207, 209, 214, 215, 216, 217, 218, 219 Professionalisierung 23, 173
246
Index
Profil 19, 99, 112, 113, 114, 116 Profildienst 104 Provider 88, 99 Public Private Partnership 97, 102, 119 Publikation 4, 54 Publikationsfonds 65 Publikationsform 86, 88 Publikationsgebühr 169 Publikationsmarkt 53, 55, 57, 59, 65, 182 Rabatt 87, 99, 104, 124, 170, 197 Rabattstufe 218 Rahmenvertrag 144, 179, 234 RAK 68, 71, 72 RAMEAU 72 Rationalisierung 13, 68 RDA 71, 72, 78, 79, 80, 82 RDF 75, 77, 79 Rechnungsstellung 175, 180, 181, 198, 202, 203 Regensburger Verbundklassifikation 108, 109, 115, 116, 117 regionale Konsortien 171, 172, 173, 174, 187, 204, 221 Reklamationsquote 125 Repositorium 214, 235 Ressortforschung 171, 223 Retrodigitalisierung 200 retro.seals.ch 34, 200 Rezension 57, 69, 88, 111 RSWK 26, 72 Sacherschließung 22, 23, 42, 67, 69, 70, 72, 73, 80, 105, 108, 109, 115, 116, 147 Sammelauftrag 23 Sammelrevers 121, 123, 129 Sammeltiefe 23, 24 Sammlungsprofil 40 San Francisco Declaration on Research Assessment 93 Scholarly Stats 159, 166 Schweizerische Nationalbibliothek 191, 195 Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ 211, 215 SERU 140, 141, 144, 179
Service 9, 43, 80, 87, 92, 93, 99, 104, 110, 142, 156, 180, 203, 216 Service Charge 87, 104 SFX 145, 153, 154, 155, 203 Short Term Loan 11 Simultannutzer 233 Single-Point-of-Access 201 Single-Sign-On 198, 203 Social Media Impact 93 Social Tagging 73 Sollbedarf 54 Sondersammelgebiet 23, 104, 205 siehe auch SSG Sondersammelgebietsbibliothek 58, 205 siehe auch SSG-Bibliothek Sortimentsbuchhandel 95, 96 Spitzenbedarf 34, 216 Spitzenversorgung 205, 206, 207, 209, 215, 216, 220, 221 SRU 75, 76, 77, 81 SSG 206, 215, 216, 217 siehe auch Sondersammelgebiet SSG-Bibliothek 206, 216 siehe auch Sondersammelgebietsbibliothek SSH 185 Standard 5, 68, 71, 72, 78, 87, 132, 135, 136, 137, 139, 141, 147, 148, 160, 178, 207, 214 Standardisierung 69, 80, 220 Standardlizenz 141, 142 Standards 45, 68, 71, 76, 77, 79, 81, 132, 135, 138, 141, 144, 160, 178, 179, 207, 213, 214, 222, 234 Standing Order 25, 99, 104, 117 Standort 19, 36, 115, 232 STM 12, 17, 58, 65, 121, 126, 145, 157, 185, 207 studentische Literaturversorgung 58 Subito 144, 157, 187 Subskriptionsmodell 65 Suchmaschine 90, 100, 154, 157 SUK 192, 201 Support 112, 113, 116, 199, 202 SURF Foundation 217 SUSHI 148, 159 SWD 72, 73, 77 Swets-Index 58 Swissconsortium 203
Index
Tausch 226 Team 33, 41, 43, 46 Teamorientierung 26 TED 120, 129, 131 Tender 218 Test 99, 151, 178 siehe auch Trial Titelauswahl 5, 16, 115 Titeldaten 11, 68, 72, 73, 74, 75, 76, 93, 112, 115, 186 Tool 6, 91, 150, 153, 159, 165, 177 Transaktionskosten 140 Transparenz 38, 103, 177, 234 Trial 148, 151 siehe auch Test Überlappungsanalyse 188 siehe auch Overlap Analysis überregionale Literaturversorgung 204, 205 überregionale Lizenzierung 205, 208, 220, 222 überregionales Konsortium 209 Umlauf 80, 145, 231 Umsatz 54, 95 Umsatzgarantie 181 Umsatzsteuer 130 Unified Resource Management 156 Universität 19, 20, 21, 22, 26, 27, 31, 55, 61, 62, 63, 100, 102, 103, 106, 108, 109, 110, 111, 112, 114, 116, 117, 184, 185, 191, 194, 196 Universitätsbibliothek 18, 20, 27, 51, 54, 55, 58, 60, 61, 89, 96, 172, 173, 184, 190, 206, 235 Urheberrecht 135 URL 76, 81, 146 Usability 32 Usage-Factor 164 Ustat 147, 148 Verbunddatenbank 70, 71, 74, 79 Verbünde 67, 70, 71, 75, 76, 77, 81, 146, 204, 208 Verfügbarkeit 54, 154, 188, 207, 209, 211, 218 Vergabeverfahren 121, 124, 219 Verhandlung 140, 151, 162, 197, 201, 213, 215, 216, 219, 220 verhandlungsführende Bibliothek 89, 209
247
Verhandlungsführer 173, 176, 178, 181, 184, 228 Verhandlungsverfahren 121, 122 Verlag 2, 5, 11, 27, 31, 55, 85, 86,88, 90, 93, 95, 114, 129, 144, 147, 160, 176, 186, 189, 197, 206, 214, 226 Vermarktung 13, 142 Vermittlungsdienstleistung 85 Versandhandel 95 Versorgungsauftrag 53, 60, 62, 106, 117 Versorgungsbreite 206, 215, 220 Verteilungsschlüssel 52, 60 Vertrag 135, 137, 138, 139, 140, 143, 148, 152, 175, 179, 180, 210 siehe auch Lizenz, Lizenzvertrag Vertragsfreiheit 136, 137, 138, 141, 143 Vertragsverwaltung 147, 175, 180 VgV 122 Virtuelle Fachbibliothek 216 virtuelle Forschungsumgebung 48, 211, 214 VLB 75 VOL/A 121, 122, 123, 124, 129 Vollfinanzierung 208, 209 Volltext 32, 92, 148, 154, 187, 233 Vollzeitäquivalent 179 Vorakzession 110 Vorauszahlung 129 Vorauszahlungsrabatt 179 Vorschlagsliste 107, 112 Vorwegabzug 52, 64, 230 VZG 188, 207, 208 Warenkorb 104, 107, 110, 111, 112, 113, 114, 116, 117, 118 Warenkorbverfahren 2, 43, 99, 105, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 115, 116, 117, 118 Weiterbildung 20, 24, 34, 48, 178 Werkzeug 74, 110, 117, 153 Wertschöpfungskette 85, 92, 93, 95, 229 Wettbewerb 2, 88, 97, 100 Wettbewerblicher Dialog 122 Wissenschaftler 20, 48, 85, 92, 94, 126, 176, 182, 187, 206, 211, 225, 231, 232, 233, 234, 235 Wissenschaftliche Bibliothek 20, 27, 31, 32, 51, 67, 96, 204 Wissenschaftliche Gesellschaft 226
248
Index
Wissenschaftsfach 53, 64 Wissenschaftsorganisation 174 Wissenschaftsrat 55, 56, 116, 211 Wissenschaftsverlag 86, 186 XML 78, 81 Z39.50 74, 75, 76, 81, 82 ZADI 230, 234 ZDB 71, 75, 77, 155, 208 Zeitschrift 7, 18, 22, 31, 34, 53, 55, 56, 60, 85, 86, 95, 119, 125, 126, 145, 154, 156, 157, 158, 161, 183, 184, 187, 205, 208, 223, 228, 229, 231 Zeitschriftenarchiv 207 Zeitschriftenkrise 1, 51, 87, 121, 129, 181, 182, 223 Zeitschriftenpaket 138, 146, 170, 198, 206, 230
Zentralbibliothek 20, 55, 61, 101, 166, 183, 204, 206 Zentrale Fachbibliothek 205 Zentralmittel 170, 174, 179, 186, 218 Zugang 12, 70, 73, 75, 92, 99, 110, 114, 149, 159, 169, 186, 187, 198, 201, 203, 205, 206, 207, 210, 222 Zugriff 9, 11, 12, 15, 76, 92, 94, 98, 139, 142, 154, 170, 185, 198, 201, 209, 216, 228, 229, 233, 235 Zugriffsberechtigung 15, 135, 148, 198, 207 Zugriffsunterbrechung 152, 197, 199, 233 Zusatzkosten 59, 63, 65 Zuschlag 58, 124, 132 zweischichtiges Bibliothekssystem 60, 129 Zweitveröffentlichungsrecht 221