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German Pages 226 [228] Year 1914
Historische Bibliothek Herausgegeben von der
Redaktion der Historischen Zeitschrift
35. Band:
Napoleon, England und die Presse (1800-1803) Ton THERESE EBBINGHAUS
München und Berlin 1914 Druck und Yerlag von R. Oldenbourg
Napoleon, England und die Presse (1800-1803) Von
THERESE EBBINGHAUS
München und Berlin 1914 Druck und Yerlag von R. Oldenbourg
Vorwort. Die französische Presse im Zeitalter Napoleons I. ist schon häufig zum Gegenstande eingehender und sorgfältiger Untersuchungen gemacht worden. Abgesehen von den Gesamtdarstellungen der Geschichte des Konsulats und der Kaiserzeit, beschäftigen sich mit ihr die zahlreichen Spezialwerke über die Geschichte der Presse und des Journalismus, in denen ein reiches und wertvolles Material verarbeitet wurde. Aber gerade die Verfasser dieser Werke stellten sich fast ausnahmslos auf den Standpunkt der von den strengen Polizeiverordnungen und gesetzlichen Maßnahmen Napoleons hart betroffenen Journalisten und Redakteure und betonten immer nur eine, die negative Seite des Problems: die Organisation des Überwachungsdienstes und die Zensur standen allzeit im Mittelpunkte ihres Interesses. Wurden die Ergebnisse dieser Untersuchungen weiter verwertet, so dienten sie meist zur Illustration des herrschenden Regierungssystems oder der persönlichen Veranlagung seines Trägers. Dabei kam jedoch wenig oder gar nicht die Tatsache zur Geltung, daß die Presse auch nach der Vernichtung ihrer Selbständigkeit auf aktive politische Mitarbeit nicht zu verzichten brauchte und in der Hand Napoleons eine Waffe wurde, die niemals rostete, und deren Schärfe mancher Gegner in heißen Gefechten zu fühlen bekam. Die Rolle, die sie in seinen politischen Kombinationen spielte, ist bisher einer zusammenhängenden Darstellung noch nicht gewürdigt worden. Ein weites Gebiet liegt
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Vorwort.
hier noch frei. Die vorliegende Arbeit wendet sich ihm zu, allerdings unter Beobachtung gewisser, räumlich und zeitlich bestimmter Grenzen, die aber nicht willkürlich gezogen wurden, sondern in der Überzeugung, daß sich innerhalb des gewählten Zeitabschnitts der Bau eines in sich abgeschlossenen, selbständigen Ganzen sehr wohl ermöglichen lasse. Freilich konnte die Geschichtsschreibung nicht immer achtlos an dem Dasein einer politisch einflußreichen französischen Presse vorübergehen; zwang diese doch in vereinzelten Momenten förmlich zu einer wenn auch nur flüchtigen Betrachtung. Das gilt vornehmlich für die Zeit des Friedens von Amiens, dieser für die napoleonische Politik so bedeutsamen Periode, an deren Ereignissen immer wieder die Lösung des sogenannten »napoleonischen Problems «versucht wird. Der Konflikt, der damals zwischen der französischen und der englischen Regierung wegen Meinungsverschiedenheiten in Preßfragen entstand, wurde selbstverständlich niemals übersehen, aber da man ihn stets nur als einen unter vielen und ernsthafteren zu betrachten gewöhnt war, erfuhr er immer nur eine mehr oder minder summarische Behandlung. Bonapartes Beschwerden über die ihn beleidigende Sprache der englischen Zeitungen, der beständige Hinweis der britischen Minister auf die Unverletzlichkeit der Preßfreiheit, einige in der Literatur immer wieder angeführte Artikel des Moniteur und endlich der vielbesprochene Rapport des Obersten Sebastiani, das war fast das einzige Material, das benutzt wurde, auf Grund dessen sich jedoch meist nur sehr einseitige Urteile gewinnen ließen. Immerhin gewährte es die Gewißheit, daß, wenn überhaupt, vor allem hier Aufschluß über die Art der Beeinflussung der Presse durch Napoleon zu finden sei, und es war doppelt reizvoll, die Untersuchung gerade in diese bewegte und krisenreiche Zeit zu verlegen, weil es damit möglich, ja notwendig wurde, die gewonnenen Einzelresultate nicht schlechthin als Beitrag zur
Vorwort.
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Preßgeschichte zusammenzufassen, sondern darüber hinaus die gefundene Summe an die Lösung jenes Problems zu setzen. Von vornherein schien es wenig ratsam, die Arbeit auf die eigentliche Friedenszeit zu beschränken. Schon die Spur der ersten Klagen Bonapartes über die englische Presse und des ersten Eingreifens des Moniteur in den Gang der Ereignisse und den Kampf der Meinungen verlor sich weit in die Zeit vor dem Friedensschluß und machten eine Erweiterung der Arbeit auf die Vorgeschichte des Friedens wünschenswert. Es wurde ferner notwendig, die politische Lage Englands, seine Parteikonstellation und seine Preßverhältnisse in die Untersuchung einzubeziehen, denn erstens wird in zahlreichen Fällen die Stellungnahme der französischen Presse allein von hier aus recht verständlich und dann ist für manche Forderung Bonapartes, für manchen seiner Entschlüsse nur hier die Erklärung zu finden. Die Beobachtung endlich, daß die ersten Versuche, mittels der Presse einen bestimmenden Einfluß auf die politische Entwicklung der europäischen Verhältnisse zu gewinnen, in die frühesten Wochen des Konsulates fielen, ließ es geboten erscheinen, den Beginn der Darstellung mit dem Beginn der Amtsführung Bonapartes zusammenfallen zu lassen, sein Friedensangebot vom 25. Dezember 1799, das den ersten Preßfeldzug gegen England nach sich zog, zum Ausgangspunkte zu machen und die Wirksamkeit der französischen Presse bis zum Frieden von Luneville wenigstens in großen Zügen einleitend zu kennzeichnen. Unerläßlich war es, den Rahmen der Darstellung weit zu spannen, der Schilderung der jeweiligen politischen Lage einen ausgedehnteren Raum zu gewähren, als die eigentliche Aufgabe, die Betrachtung der der napoleonischen Presse zugebilligtenWirkungsmöglichkeit, streng genommen erfordert hätte: nur so konnte es gelingen, die Einzelheiten in ihrer wahren Größe und Bedeutung zu erkennen und sich vor Überschätzung und Übertreibung
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Vorwort.
nach Möglichkeit zu hüten. Die sorgfältige Prüfung des Details wurde dadurch, wie ich hoffe, nicht beeinträchtigt, ja, manches, wie die eingehende Besprechung des Hauteriveschen Buches und die Gegenüberstellung mit Gentz, hat seine Berechtigung nur in der Voraussetzung, daß jener Zusammenhang mit der allgemeinen Politik Napoleons stets unmittelbar gewahrt blieb. Ehe ich schließe, drängt es mich, die zu nennen, die mir meinen Weg finden halfen, an erster Stelle Herrn Geheimrat Professor Dr. v. Heigel, dessen ich in unwandelbarer, dankbarer und herzlicher Verehrung gedenke und stets gedenken werde. Er erwies meinen Studien ein immer lebendiges Interesse und unterstützte meine Arbeit durch manchen wertvollen Ratschlag. Aber das ist es nicht allein: jeder, der die Ehre hat, sich zu seinen Schülern zählen zu dürfen, weiß, was er ihm weit über bloße wissenschaftliche Förderung hinaus an Gewinn für das eigenste, persönliche Leben schuldet — eine Schuld, die aber mit Worten am wenigsten abgetragen werden kann. Neben ihm gehört mein aufrichtiger und herzlichster Dank Herrn Professor Dr. Bitterauf, der mich zu dieser Arbeit anregte und mir mit Rat und Tat unermüdlich fördernd und ermutigend zur Seite stand. Endlich sei den Herren Beamten des Kgl. bayer. Geheimen Staatsarchivs in München, der Archives nationales und der Archives des Affaires étrangères in Paris, deren freundliches und hilfsbereites Entgegenkommen meine Nachforschungen erleichterte, mein bester Dank ausgedrückt. M ü n c h e n , den 2. November 1913.
Th. E.
Inhalt. Seite
Vorwort.
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Quellen
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Einleitung
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Erstes Kapitel: Die französische Presse und die Sprengung des englisch-österreichischen Bundes (1800—1801) . . . .
16
Zweites Kapitel: Kabinettswechsel, Parteien und Presse in England
48
Drittes Kapitel: I'i i. dunsvi rhanJIungen
69
Viertes Kapitel: Der Vuifriede
92
Fünftes Kapitel: Seeherrschaftspläne und Kolonialpolitik
.
123
Sechstes Kapitel: Der Friede von Amiens
144
Anhang
203
Register
208
Quellen. I. Benutzte Publizistik. 1.
Zeitungen: Le Moniteur universel ou Gazette nationale. (An VIII—XI, 1799—1803.) Le Journal de Paris, 1799—1803. Le Journal des Défenseurs de la Patrie, 1800—1803. La Gazette de France, 1799—1803. Le Journal des Débats, 1799—1803. Le Publiciste, 1799—1803. La Clef du' Cabinet des Souverains, 1799—1803. Le Citoyen français, 1799—1803. Le Bulletin de Paris, 1802—1803. Le Mercure de France, 1800—1803. The Argus or: London review'd in Paris, 1802—1803. L'Ambigu (ed. Peltier in London) 1802—1803. Die Allgemeine Zeitung (Cotta), 1800—1803.
2. F l u g s c h r i f t e n : a) Offizielle und offiziöse Schriften: Le Cri de Vhonneur, ou : un jeune volontaire à ses compagnons. Paris. An VIII (1800). Entretien politique sur la situation actuelle de la France et sur les plans du nouveau gouvernement, Paris an VIII (1799—1800). Verfasser: Jullien. De L'État de la France à la fin de l'an VIII, Paris, Brumaire an IX (Octobre 1800). Verfasser: Hauterive. Examen impartial des deux lettres du premier consul de la république française et du roi d'Angleterre, sur la paix. Paris, an VIII (1800).
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Quellen. Du Jacobinisme des Anglais sur les mers, et des moyens d'en triompher, adressé aux Nations neutres, par un neutre, Paris, an VIII (1800). Lettre d'un citoyen français en réponse à lord Grenville. Paris. Ventôse VIII (Februar/März 1800). Verfasser: Barère. Lettre d'un Vendéen au lord Grenville (par D. F.), Paris 1800. Manifeste contre Pitt, premier ministre d'Angleterre ou: Réponse à la note du ministère anglais en date du 15 nivôse, par un vrai républicain français. Paris, le 1 e r Pluviôse an VIII (21. Januar 1800). Nouvel équilibre politique à établir en Europe ou: mes idées sur les conditions de la paix continentale à conclure (Par Bertolio), Paris, an IX (1800). Quelques réflexions sur les dernières séances du d Angleterre, s. d. Paris (Dezember 1802).
Parlement
Pièces officielles. Lettres de Lord Grenville, et discours de ce ministre à la chambre des pairs, précédés de quelques observations. Paris, an VIII (1800). Réponse au roi d'Angleterre. (Georges, tu veux la guerreI nous la ferons.) Paris, an VIII (1800). b) Flugschriften, im Sinne der Regierung oder im Frankreichs abgefaßt:
Interesse
L'Angleterre en 1800. Cologne et Paris, Ventôse an (Februar/März 1801).
IX
Aurons-nous la paix? ne l'aurons-nous p a s ? est-il possible de la faire avec l'Angleterre? Paris, an VIII (1800). Coup d'œil politique sur le continent (par Ch. Saladin, de Genève), Paris, an VIII, 1800. Coup d œil politique sur l'Europe à la fin du XVI11= siècle, par J. B. (Blanc de Voix), Paris, an VIII (1800). Exposé des principales circonstances encore peu connues, qui ont occasionné les désastres des armées autrichiennes dans la dernière guerre continentale, et surtout en 1800; par un voyageur suisse. Traduit de l'anglais. Londres, mai 1801, publié en février 1802. Lettre au citoyen Bonaparte, premier consul de la république française, par un ami de la vérité. Paris (1800).
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Quellen.
Lettre d'un quidam au premier Consul. Paris (1802). Lettres sur l'Angleterre, et réflexions sur la philosophie du X V I I I e siècle; par J. Fiévée. Paris, an XI (1802). Nécessité de la paix, et moyens de la rendre durable, ou discussion politique sur les négociations ouvertes par le premier Consul de France et repoussées par le roi d'Angleterre. Dédié au général Bonaparte, par J. T. Bruguière. Paris, prairial an VIII (Mai 1800). Pacification de l'Europe, fondée sur le principe des indemnités et de l'équilibre continental et maritime, par le citoyen Flassan. Paris, le 9 fructidor an VIII (27. August 1800).
De la Paix générale ou: tableau politique et moral de la France, mis sous les yeux des nations. Par Bataillard, Paris an IX (1801). Tableau politique de l'Europe au commencement du X I X e siècle et moyens d'assurer la durée de la paix générale, par Eschassériaux ainé. Paris, pluviôse an X (JanuarFebruar 1802). Tableau politique de la France régénérée, par le citoyen Bonet. Paris, an VIII (1800). c) Royalistische, Schriften :
gegen
die
Konsularregierung
gerichtete
Les Adieux à Bonaparte (par Michaud); Paris 1800. Les derniers Adieux à Bonaparte victorieux. Rouen (1800). Le Grand Homme, par L. C. L. D. S. Londres 1800. Francis Iuernois : Des Causes qui ont amené l'usurpation du général Bonaparte et qui préparent sa chute, s. 1. et a. (London 1800.) Francis Ioernois : Les cinq promesses. Tableau de la conduite du gouvernement consulaire envers la France, l'Angleterre, etc. etc. Londres 1802.
II. Korrespondenzen und Memoiren. Correspondance de Napoléon I. Paris 1858—1870 (zitiert Corresp.), Bd. VI—VIII. Brotonne : Lettres inédites de Napoléon I er , Paris 1898. Du Casse : Supplément à la correspondance de Napoléon. 1887.
Paris
XIV
Quellen.
Leeestre : Lettres inédites de Napoléon I er . Bd. I. Paris 1897. Bertrand: Lettres inédites de Talleyrand à Napoléon. Paris 1889. Botlrrienne: Mémoires, Stuttgart 1829, Bd. I—III. Du Casse: Histoire des négotiations diplomatiques. Paris 1855. Bd. II/III. Correspondance et relations de J. Fiévée avec Bonaparte, premier Consul et Empereur (1802—1813) publié par l'auteur. Brüssel 1837. Bd. I. Diaries and Correspondence of the Earl of Malmesbury. London 1844. Bd. IV. Miot de Melito, Mémoires. Paris 1858. Pelet de la Lozère: Opinions de Napoléon. Paris 1833. Pellew : Life and Correspondence of Henry Addington. London 1847. Roederer : Oeuvres. Bd. III. Paris 1854. Stanhope: The life of William Pitt. London 1862. Bd. II/III. Thibaudeau : Mémoires sur le Consulat, 1799—1804. Paris 1826. Vivenot : Vertrauliche Briefe des Freiherrn von Thugut. Wien 1872, Bd. II.
III. Quellensammlungen, Sammelwerke u. a. The annual Register from 1801, 1802, 1803. W. Cobbet : The Parliamentary history of England from the earliest period to the year 1803. London 1819—1820. Bd. 34—36. Aulard : Paris sous le Consulat. Recueil de documents pour l'histoire de l'esprit public & Paris. Paris 1904. Bd. I—III. Aulard: Un rapport de Portalis sur la presse en l'an XI. In: »La Révolution française«. Bd. 32, S. 66—72.
IV. Gesandtschaftsberichte. Bailleu: Preußen und Frankreich (1795—1807). Publikationen aus den kgl. preuß. Staatsarchiven, Bd. 8 u. 29. Browning : England and Napoleon in 1803 (Berichte des englischen Gesandten Lord Whitworth aus Paris). Coquelle: Napoléon et l'Angleterre (1803—1813), Paris 1903 (enthalt einige Briefe und Depeschen des französischen Gesandten Andréossy in London). Sbornik — Sammlung der histor. Gesellschaft in St. Petersburg, Bd. 70 und 77, Jahrg. 1890/91 : Die Berichte der russischen Gesandten aus Paris (1801—1803), ed. Tratchewsky.
Quellen.
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V. Ungedruckte Quellen. Den besten Aufschluß über die Beziehungen Napoleons zur englischen Presse geben die Berichte der französischen Gesandten in London ( O t t o , Januar 1800—November 1802. A n d r é o s s y , November 1802—Mai 1803). Ich habe ihre Depeschen in Paris, Archives des affaires étrangères, einsehen können: Angleterre, Correspondance politique, vol. 593, 594, 595, 596, 597, 599, 600. Diesen Berichten treten diejenigen der kurfürstlich bayerischen Gesandtschaft in London vielfach ergänzend zur Seite. ( H a s l a n g , 1799/1800, B r a y 1800/1801, F l a d (Geschäftsträger) Mai—Juli 1801, P f e f f e l 1801—1804: Königl. bayer. Geh. Staatsarchiv München, M. A. III, Großbritannien 2—5). Sie liefern außerdem ein ausgiebiges Material zur Beurteilung der Partei- und Preßverhältnisse Großbritanniens; hauptsächlich Pfeffel erweist sich als scharfer und gewissenhafter Beobachter. Weniger ergiebig, aber für manche Einzelheit nützlich sind die Berichte des kurfürstlichen Vertreters, Barons von G e t t o , in Paris (Kgl. bayr. Geh. Staatsarchiv, M. A. III, Frankreich 1—5). Minder ertragreich waren meine Arbeiten in den Pariser Archives nationales; fast das ganze dort aufgespeicherte Material bezog sich auf Zensur und Polizeiaufsicht. Die täglichen Rapporte der Polizeipräfektur, die viel Brauchbares enthalten, sind zum weitaus größten Teil bei Aulard, Paris sous le Consulat, veröffentlicht. Direkte Instruktionen und Weisungen des ersten Konsuls für einzelne Journalisten und Zeitungen habe ich leider nicht gefunden. Immerhin blieben die Nachforschungen auch hier nicht ganz ergebnislos.
Einleitung. Mit einem Schlage sprengte die französische Revolution die Fesseln, welche die Presse seit Richelieus Tagen getragen hatte und jählings ward völlige Gebundenheit in schrankenlose Freiheit verwandelt. Aber schnell zeigten sich auch die Folgen des allzu schroffen Wechsels und bald bedeutete Preßfreiheit nur noch Willkür und Zügellosigkeit. Neben der Regierungsgewalt wuchs im Staate eine Macht empor, die sich als rücksichtslose und gefährliche Feindin erwies, sobald die Herrschaft der Schreckensmänner vorüber war und weniger radikale Elemente die Nation in ruhigere Bahnen zu leiten versuchten. Schon damals riet der junge General Bonaparte dem Direktorium zu Gewaltmaßregeln gegen die Journalisten, schon damals zeigte er deutlich, welche Partei er ergreifen würde, wenn auf der einen Seite »Freiheit«, auf der anderen »Autorität« das Losungswort wäre. Die Direktoren — auch anderweitig gemahnt, von der Gefahr gespornt — sahen sich veranlaßt, seinen Ratschlägen zu folgen: das Dekret vom 18. Fructidor des Jahres V (4. September 1797) führte einen vernichtenden Streich gegen alle regierungsfeindlichen Publizisten 1 ). Dennoch war dieser Gewaltakt kein Heilmittel von unbedingter Wirkungskraft. Die Verfolgung von Journalisten und die Unterdrückung von Zeitungen genügten keineswegs, um der Gefahr Herr zu werden. An ge') Vgl. G. le Poittevin, La liberté de la presse depuis la révolution (1789—1815), Paris 1901, S. 61. E b b i n g h a u s , Napoleon, England und die Presse.
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schickten Federn fehlte es nicht und an Stelle der unterdrückten Zeitungen entstanden neue mit veränderten Titeln und unveränderten Zielen. Allein es gebrach dem Direktorium, obschon gewiß nicht an Bereitwilligkeit, so doch an Mut und Vermögen, den Feind völlig und für immer unschädlich zu machen. Was aber mußte geschehen, sobald ein Mann an die Spitze der Geschäfte trat, der mit der Macht zugleich den unerschütterlichen Willen besaß, seine Mittel zu gebrauchen ? Mit besserem Rechte als irgendein anderer konnte Napoleon späterhin von sich behaupten, er sei nicht der Mann halber Maßregeln. Das bewies er der streitbaren französischen Presse mit allem Nachdruck. Trotzdem sah er, zur Macht gelangt, ihrem Treiben eine Zeitlang abwartend zu: unter dem provisorischen Konsulat hatte sie vielleicht mehr Freiheit als je seit dem Sturz der Girondisten 1 ). Während dieser Gnadenfrist äußerten sich die Zeitungen mit vollem Freimut über den neuen Herrn. Selbst der Moniteur, der damals noch keinen offiziellen Charakter hatte 2 ), erlaubte sich manch freies Wort und Roederers gefügiges Journal de Paris wagte, wenn auch in sehr maßvoller Form, einzelne Maßnahmen des jungen Herrschers offen zu tadeln 3 ). Weit widerspenstiger gebärdete sich natürlich die Presse der Opposition und zeigte nicht übel Lust, den unter der vorigen Regierung oft so erfolgreich geführten Kampf fortzusetzen. Allein Bonaparte hatte nicht die Absicht, es soweit kommen zu lassen. »Ohne Ordnung ist die Verwaltung nur ein Chaos«, heißt es in der Proklamation vom 25. Dezember 1799, und da er durch die Zügellosigkeit der Presse die Ordnung gestört sah, so tat er rasch den *) Aulard, Histoire politique de la Révolution française, S. 714. *) Er wurde zur offiziellen Zeitung erklärt am 7. Nivôse VIII (28. Dezember 1799). s ) Z. B.Journal de Paris, 9. Frimaire VIII (30. November 1799).
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entscheidenden Schritt, beschränkte durch das Konsulardekret vom 17. Januar 1800 die Zahl der politischen Zeitungen mit einem einzigen Federstrich auf dreizehn und gewährte auch diesen nur beschränkte Bewegungsfreiheit. Aulard will dieses Preßedikt fast als den Beginn des Despotismus betrachtet wissen1). Das geht entschieden zu weit. Persönliche Interessen spielten zweifellos mit, aber man darf über den Alleinherrschergelüsten nicht den Staatsmann vergessen, dem die verfahrenen Zustände Frankreichs ein rücksichtsloses Vorgehen zur Pflicht machten. Aus Willkür allein ist dieser Entschluß nicht zu erklären 2 ). Die bestehenden Verhältnisse, »die Natur der Dinge« bestimmten Bonaparte zum Handeln. Nicht das Prinzip der Preßfreiheit an sich sei es, sagte er später 3 ), das die großen Schwierigkeiten mit sich bringe, sondern die Umstände, auf die man dieses Prinzip anwenden müsse. Dazu kam, daß er im Auslande die Auffassung ersticken wollte, die französische Regierung sei unfrei und die von ihr vertretene Meinung nur eine unter vielen im Lande 4 ). Eine halboffizielle Flugschrift, das Ergebnis eines von Bonaparte herbeigeführten Interviews im Palais Luxembourg 5 ), sprach sich klar und knapp über die StelAulard a. a. O., S. 715. ) Auch Bismarcks berühmte »Preßordonnanzen« vom 1. Juni 1863 entsprangen doch keiner blinden Despotenlaune. 3 ) Mémorial de St. Hélène, Corresp. XXXII, 251. 4 ) Bonaparte an Talleyrand, Dezember 1799; bei Fournier, Napoleon I., 2. Aufl., Bd. I, 315. 6 ) Der Titel lautete: »Entretien politique sur la situation actuelle de la France et sur les plans du nouveau gouvernement.« (Vgl. Heigel, Die Jakobiner in München, in: Aus drei Jahrhunderten, Wien 1881, S. 185 f.) Uber die Entstehung der Schrift und ihren Verfasser, den Journalisten Jullien vgl.: »Notice biographique sur M. Jullien de Paris«; Extrait de la Revue des Contemporains par une société de gens de lettres et de savants français et étrangers, Paris 1847. Die Schrift erschien in den ersten Tagen des Januar 1800. 2
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lung der neuen Regierung zur Presse aus und erklärte, daß die bis jetzt üblichen Denunziationen und persönlichen Angriffe, sowie die Aufrufe zur Auflösung der obersten Gewalt nicht länger geduldet werden könnten, »denn, ich wiederhole es, eine Regierung, welche die Verantwortung für das Heil und die Befestigung einer großen Republik übernommen hat, kann ihre Existenz nicht gefährden lassen, ohne zugleich die des Staates zu gefährden «. Der erste Feind der Staatsregierung war besiegt. Wie ließ sich nun die unterworfene Presse am zweckmäßigsten verwerten ? Denn keineswegs sollte sie, deren Widerstand gebrochen war, aufhören, eine Macht zu sein. Ganz leicht Heß sich dieser Gedanke nicht in die Tat umsetzen, denn alle Nachteile der Preßfreiheit sollten vermieden, alle Vorteile aber — die Napoleon nie verkannte 1 ) — beibehalten werden. Dieses Problem beschäftigte den Kaiser noch, als er fern der Heimat in St. Helena rückschauend sein Werk betrachtete. Den darin enthaltenen Widerspruch erkannte er klar, sein Irrtum war, daß er ihn lösen zu können glaubte. Was er der Presse an Freiheit gewähren wollte, war nur eine Art schulhofmäßiger Ungebundenheit. Die Auffassung war vorgeschrieben, dafür sollte die Art der Darstellung in das Belieben der einzelnen Publizisten gestellt sein, jede Zeitung den ihr eigentümlichen Charakter behalten 2 ). Der große Rechner meinte, das wirtschaftliche Interesse der Journalisten werde ausreichen, sie, worauf es ihm besonders ankam, zu f r e i w i l l i g e n Werkzeugen der Regierung zu machen, wenn man es nur verstehe, dieses ») Vgl. Aulard a. a. O., S. 716. *) Vgl. die im »Rapport de Portalis sur la presse en l'an XI« vertretenen Ideen (»La Révolution française«, Bd. 32, S. 66 ff.). Ferner: Napoleon an Fouché, 22. Mai 1805 (Lecestre, Lettres inéd. de Napoléon I, Nr. 75).
Interesse fest mit dem der Regierung zu verknüpfen 1 ). Trotzdem glaubte er nicht, mit einem Machtwort die Schwierigkeiten beseitigen zu können. Immer wieder holte er die Meinung seiner Ratgeber ein und selbst die Wiederherstellung der Preßfreiheit beschäftigte ihn ernstlich2). Die Sachverständigen rieten ab. Mit Entschiedenheit verwarf z. B. der Staatsrat Portalis die absolute Freiheit der Presse, die er so wenig befürwortete wie eine fest organisierte Zensur3). Er wollte die Zeitungen weder zu sehr gefürchtet, noch zu sehr verachtet wissen: »man muß sie leiten, darin liegt da9 ganze System«. Die Journalisten sollten keine »wahre und vollständige Freiheit« erhalten, sondern »auf eine geheime und unsichtbare Weise« gelenkt werden, wodurch »die tröstende Idee« von ihrer Unabhängigkeit bei der Lesewelt gewahrt bleibe. Auf die Unbefangenheit des Publikums legte er den größten Wert. Eine ebenso scharfe Unterscheidung zwischen Überwachung und Zensur machte der andere Ratgeber Bonapartes in Preßangelegenheiten, der Journalist Joseph Fiövee. Aufgefordert, seine Ansichten über die Preßfreiheit mitzuteilen und die Mittel zu nennen, durch welche sie geregelt werden könne, antwortete er, daß er ein solches Vorgehen für verfrüht halte, weil eine Zeit, in der alles im Werden und in der Entwicklung begriffen sei, nicht gestatte, allen Meinungen freien Lauf zu lassen und die kaum gebändigten Parteileidenschaften aufs neue zu entfesseln4). Auch er stimmte dafür, auf möglichst unauffällige Weise die öffentliche Meinung zu beaufsichtigen, offiziöse und offizielle Blätter und alles, was den Ein*) Lecestre a. a. O., Nr. 162; Napoleon an Lavalette, 14. Aug. 1807. 2
) Hatin,Histoire de la presse enFrance, Paris 1861,Bd.VII, 408 f. ») Rapport de Portalis. *) Correspondance et relations de J. Fiévée avec Bonaparte I, 137 fi. (Note vom April 1803).
druck gewollter Beeinflussung hervorrufen könnte, geflissentlich zu vermeiden und lieber solche Zeitungen heranzuziehen, die, wie das Journal de Paris, der Mercure de France, das Journal des Débats u. a. sich den Schein der Unabhängigkeit zu wahren gewußt hatten 1 ). Der Erlaß des Preßedikts vom 17. Januar 1800 und seine Aufrechterhaltung in der Folgezeit sind als politische Maßregel wohl verständlich. Warum aber wurde den dreizehn politischen Tageszeitungen, deren Erscheinen auch weiterhin gestattet wurde und die doch gewissermaßen zur Loyalität prädestiniert waren, keine Bewegungsfreiheit gewährt ? Praktische Erwägungen gaben den Ausschlag. Die von der Unterdrückung nicht betroffenen Zeitungen verdankten ihre Erhaltung zumeist ihrer außerordentlichen Verbreitung und ihrer Beliebtheit beim Publikum 2 ); namentlich das Journal des Débats und der Publiciste, auch die Gazette de France standen in hohem Ansehen und wurden lieber und häufiger gelesen als der Moniteur, der trotz der großen Zahl seiner ausländischen Leser und Abnehmer hinter der Abonnentenzahl dieser Zeitungen zurückblieb3). Diese Verbreitung wollte Bonaparte benutzen. Die persönliche Auffassung der Redakteure schien ihm, wenn nicht schädlich, so doch überflüssig und sehr entbehrlich. Es muß immer >) A. a. O. S. 1 ff. Note vom Oktober 1802. Vgl. unten Anhang Nr. I. Die Zuverlässigkeit der Noten Fiévées darf in diesem Falle, wenn nicht dem Wortlaut, so doch dem Inhalt nach angenommen werden, da er die gleichen Ansichten schon 1802 in Zeitungsartikeln etc. öffentlich aussprach. ») E. Hatin, a. a. O. 417, 451. *) Eine von Hatin VII, 412 mitgeteilte Statistik vom Mai 1803 läßt den Unterschied erkennen. Danach betrug die Zahl der Abonnenten: j d e g J o u r n a l d e s D é b a t s 8150 2. der Gazette de France 3. des Publiciste 4. des Moniteur
3250 2850 2450.
wieder daran erinnert werden, daß sich die Frage der Preßfreiheit zu einer Machtfrage zwischen Regierung und Parteien gestaltet hatte und ferner, daß die Regierung kein farbloses Gebilde in der Art des Direktoriums war, keine Partei unter Parteien, sondern unter allen Umständen entschlossen, ihre Stellung zu wahren und nicht nur den Mittelpunkt des Staates zu bilden, sondern den ganzen Staat, die ganze Nation in ihren Tendenzen und Interessen zu verkörpern. Und diese Regierung hieß Bonaparte 1 ). Die selbstbewußte Überlegenheit des neuen Herrn vertrug keinen Widerspruch, besonders keinen öffentlichen und am wenigsten in Dingen, die er allein zu verstehen und übersehen zu können glaubte. Das Besserwissenwollen Außenstehender reizte ihn. Seine Korrespondenz bietet zahllose Belege für sein Unvermögen, sich in die Denkart anderer und kleinerer Geister hineinzufinden. Und weil dem so war, hätte er nie begriffen, warum er in der Presse eine noch so leise und gemäßigte Kritik dulden sollte, wenn er in der Lage war, sie zu unterdrücken. In seinen kristallklaren, mit knapper Prägnanz abgefaßten und scharfer Logik durchgearbeiteten Artikeln und Kundgebungen glaubte er die von ihm vertretene Ansicht so unanfechtbar hinzustellen, daß ihm jeder Einwand nicht nur als überflüssig, sondern auch als töricht oder böswillig erschien. Mit den neuen Preßgesetzen kehrte die Konsularregierung zu den Grundsätzen zurück, zu denen sich mit einer Ausnahme alle europäischen Regierungen mehr oder weniger offen bekannten 2 ). Im Ausland betrachtete man den reaktionären Schritt Bonapartes als ein Symptom *) »Liberté de la presse et Napoléon sont des mots qui hurlent, comme on dit, de se trouver ensemble. « Pelet de la Lozère, Opinions de Napoléon, Paris 1833, S. 273. *) Vgl. S. Satz, Die Politik der deutschen Staaten (1805/06) im Licht der gleichzeitigen deutschen Publizistik, Berlin 1906, S. 16 ff.
•wiedererstehender Ruhe und Ordnung, aber auch in Frankreich selbst waren Stimmen laut geworden, welche die Abschaffung der Preßfreiheit als Notwendigkeit forderten 1 ). Zahlreiche starke Bande führten trotz der Revolution immer noch zu der alten Auffassung von Staat und Autorität hinüber und die Ansicht, daß Regierung und Staat in Frankreich unter dem Einfluß noch unausgebildeter Ideen und Grundsätze in haltloses Gleiten gekommen seien und sich nur durch einen entschlossenen Sprung auf bewährten, sicheren Boden retten könnten, wurde durchaus nicht von Fievee allein vertreten. Das einzige Land in Europa, wo die Preßfreiheit allgemein anerkannt und als selbstverständliches Recht der Nation aufgefaßt wurde, war England. Schon im Jahre 1689 hatte hier die Bill of rights die Anerkennung des Rechtes der Preßfreiheit oder der freien Meinungsäußerung gebracht 2 ); die letzten Schranken fielen wenige Jahre später, 1695, als im Unterhaus ein Antrag auf Erneuerung der Zensurakte eingebracht und nicht angenommen, aber auch nicht wiederholt wurde: die Zensur in England war beseitigt, sie hörte auf, »ohne einen intensiven Kampf um die Freiheit der Presse ausgestanden zu haben«3). Nur einmal noch, gegen Ende des 18. Jahrhunderts, wurde — die Veröffentlichung der berühmten Juniusbriefe gab den Anlaß — leidenschaftlich für und wider die Preßfreiheit gestritten. Es handelte sich um die Frage: hat bei Preßvergehen der Richter oder die ihm beigegebene Jury zu entscheiden, ob das Delikt eine Preßschmähung ist oder nicht? Die Libel-Akt von 1792 übertrug diese Entscheidung der Jury 4 ), deren Urteil allein es von jetzt an möglich machte, eine Klage ») Z. B. im Journal de Paris, 13. Frimaire VIII (4. Dez. 1799). *) L. Salomon, Allgem. Gesch. des Zeitungswesens, Leipzig 1907, S. 78. ») J. Hatschek, Englisches Staatsrecht II, § 242. *) Hatschek a. a. O.
über Ausschreitungen der Presse vor den Richter zu bringen. Auch Bonaparte wurde, wenn er sich über die beleidigende Sprache englischer Journalisten beklagte, von den Ministern des Königs wiederholt aufgefordert, diesen einzigen legalen Weg zu beschreiten, um Genugtuung zu erlangen. Niemals aber ging er darauf ein. Der in allen Fällen ungewisse und zweifelhafte Ausgang des Verfahrens ließ ihn von vornherein darauf verzichten. Kurz und bündig forderte er, die Regierung selbst solle den Mißständen abhelfen und kümmerte sich dabei um die durch die Verfassung garantierte Preßfreiheit ebensowenig wie vor ihm Friedrich der Große, der, als Londoner Zeitungen Lügennachrichten über die preußische Armee verbreiteten, dem englischen Kabinett bei Gelegenheit Repressalien in Aussicht stellte, falls es nicht für eine größere Mäßigung der Presse sorgen würde 1 ). Kehren wir nach dieser Abschweifung zur französischen Presse zurück. Obgleich ausnahmslos sämtliche Zeitungen dem ersten Konsul zur Verfügung standen, zog er sie doch nicht alle gleichmäßig zu seinem Dienste heran. Die Aufgaben wurden verteilt. Zumal für die auswärtige Politik können nur einige wenige Blätter als führend angesehen werden, unter ihnen natürlich an erster Stelle der Moniteur, »das Echo der Denkart des Herrn« 2 ), das offizielle Blatt der Regierung. Äußerlich erhielt es völlig den typischen Charakter der offiziellen Zeitung jener Tage, deren Haupttätigkeit in der Veröffentlichung von Staatsverträgen, Regierungs- und Verwaltungsakten bestand. Aber wie häufig wurde dieser enge Rahmen zerbrochen, um für die weitgespannten Pläne des ersten Konsuls Raum zu schaffen! Wie einst Richelieu für >) Preußische Staatsschriften aus der Zeit König Friedrichs II., bearbeitet von R. Koser, I, S. XVI. 2 ) Ch. van Schoor, La presse sous le consulat et sous l'empire; Discours, Brüssel 1899, S. 6.
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Renaudots »Gazette«, so schrieb Bonaparte jetzt Artikel für den Moniteur, deren Stil und Ausdrucksweise unschwer den Verfasser erraten ließen1). — Für nicht viel weniger offiziell als der Moniteur galt das »Journal des défenseurs de la patrie« 2 ), nicht mit Unrecht, nur war es nicht Bonaparte, sondern Talleyrand, unter dessen Einfluß es stand : er benutzte es fleißig zur Veröffentlichung diplomatischer Dokumente 3 ). Minder berechtigt war die Annahme, auch der »Publiciste« zähle zu den halbamtlichen Blättern 4 ). Er bemühte sich wohl, im Sinne der Regierung zu schreiben, genoß aber niemals Bonapartes völliges Vertrauen und zog sich hauptsächlich wegen seiner Äußerungen über England mehr als einmal Unzufriedenheit und Tadel zuB). Näher schloß sich vielleicht die »Gazette de France« an die Regierung an, da sie aber vornehmlich mit Fragen der inneren Politik beschäftigt wurde, kommt sie für unser Thema weniger in Betracht. Dasselbe gilt für das einflußreiche »Journal des Débats«, das zwar von Bonaparte seines Feuilletons wegen sehr geschätzt, aber doch selten zu positiver Mitarbeit herangezogen wurde, weil Fouchés mächtiger Haß seine Redakteure verfolgte und das Mißtrauen des ersten Konsuls beständig wachhielt. Der Polizeiminister hatte, wie Talleyrand, sein eigenes Organ, das »Journal des hommes libres«, das nur ihm diente und dem direkten Einfluß des ersten Konsuls so gut wie ganz entzogen war; es befand sich sogar in stetem und offenem Zank mit dem »Journal de Paris«, das sein Besitzer, der Staatsrat ') Vgl. Browning, England and Napoleon, S. 37, Whitworths Urteil über den Verfasser des Moniteurartikels vom 1. Januar 1803: » . . . his (sc. the author's) name may be easily guessed by the style.« *) Allgem. Zeitung, 24. April 1801. a ) Masson, Le département des affaires étrangères, Paris 1877, S. 480. 4 ) Allgem. Zeitung, 11. November 1800. ») Hatin VII, 417 ff.
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Roederer, zu einem willenlosen Werkzeug der Regierung gemacht hatte. Weniger noch als in Fouchés Blatt darf man hoffen, im »Clef du Cabinet des Souverains« oder im »Citoyen français« die wahre Willensmeinung des ersten Konsuls zu finden; in ihnen verkörperte sich der letzte Rest der Opposition und sie waren eigentlich beständig mit Suspension bedroht. — Abgesehen von diesen Tageszeitungen erschienen noch zahlreiche Wochen- und Monatsschriften in Paris, von denen für unsere Zwecke allein der literarisch - politische »Mercure de France« in Betracht kommt. Sein einseitig französischer Standpunkt verlieh ihm eine besondere Färbung. Wohl waren auch die anderen Zeitungen — wie hätte es anders sein können — gut französisch gesinnt, aber sie behielten doch stets Verständnis und Interesse für dieses und jenes in fremden Ländern, waren insbesondere allem zugänglich, was ausländische Literatur und Wissenschaft an Neuem hervorbrachten. Dagegen ließ der Mercure nur gelten, was französisch war, französisch dachte und zur Mehrung französischen Ansehens beitragen konnte. Ein Blatt dieser Richtung war dem ersten Konsul sehr willkommen und wurde ihm ein geschätzter und häufig in Anspruch genommener Mitarbeiter. Schließlich traten in seine Dienste das »Bulletin de Paris«, eine halboffizielle Wochenschrift und der englisch geschriebene »Argus« ; ihre Gründung fällt jedoch in eine spätere Zeit und wird in anderem Zusammenhang erzählt werden. Schon dieser flüchtige Überblick über die Beziehungen der einzelnen Zeitungen zur Regierung lehrt, daß man nicht jedes Erzeugnis der Presse, trotz ihrer großen Gebundenheit, als authentische Meinungsäußerung des ersten Konsuls betrachten darf. Namentlich in den ersten Jahren des Konsulats, ehe Portalis und Fiévée zu einer intensiveren Benutzung der nichtamtlichen Zeitungen rieten, verließen die verschiedenen Blätter in einzelnen Fragen nicht selten die vom Moniteur vor-
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gezeichneten Pfade. Die Polizeiakten des Pariser Nationalarchivs und die täglichen Berichte der Polizeipräfektur legen von den Selbständigkeitsgelüsten fast sämtlicher Zeitungen beredtes Zeugnis ab; selbst das Journal des Défenseurs hielt sich nicht immer auf der vorgeschriebenen Linie. Vieles wurde ohne Vorwissen, ja gegen den ausgesprochenen Willen des ersten Konsuls gedruckt, was doch von jedermann als seine eigene Meinung angesehen wurde 1 ). Denn weil man allenthalben nur wußte, unter welch strenger Aufsicht die französische Presse stand, nicht aber, auf welche Hindernisse praktisch die Durchführung einer umfassenden Kontrolle stieß, so wurde Bonaparte für alles, was die Zeitungen — insbesondere über das Ausland — enthielten, persönlich verantwortlich gemacht. Und nicht ganz ohne Berechtigung! Denn diese seine Verantwortung entsprang nicht nur einem System, das er geschaffen, er war sich ihrer auch bewußt und nahm sie für sich in Anspruch: wiederholt berief er sich auf sie mit der Begründung, die Regierung müsse für alles einstehen, was gedruckt werde, weil sie die Macht habe, alles zu unterdrücken. Das war der Weg, der ihn zu immer härteren Bestimmungen führte, bis schließlich das Dekret vom 29. Mai 1811 jede selbstständige politische Betätigung der Zeitungen jäh mit den Worten beendete: »Jedes Blatt wird unterdrückt,
') So erschien z. B. Ende September 1801, also unmittelbar vor dem Abschluß der Londoner Präliminarien, im Clef du Cabinet ein Artikel voller Ausfälle gegen die englische Regierung, der nach dem Bericht Pfeffels vom 29. Sept. 1801 in England alle Friedenshoffnungen tief herabstimmte. Die französische Regierung war aber dabei völlig unbeteiligt, denn der Clef du Cabinet verfiel eben wegen des von Pfeffel zitierten Artikels erneuter polizeilicher Verfolgung. [Nach einem zwar undatierten Konzept eines Polizeidekrets, das sich aber auf den ihm beigehefteten Artikel des Clef vom 4. Vendémiaire X (26. September 1801) bezieht. Arch. Nat. F 7 3454.]
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das andere politische Nachrichten bringt als die, welche dem Moniteur entnommen sind«1). Tatsächliche Beeinflussung durch die Regierung darf man also — bis zu diesem Erlaß — nur da annehmen, wo positive Beweise und sichere Anhaltspunkte vorhanden sind, mit unmittelbarer Gewißheit nur im Moniteur und etwa im Journal de Paris. — Wie schon erwähnt, gehörte der erste Konsul selbst zu den Mitarbeitern der offiziellen Zeitung. Seine Beiträge erwecken häufig den Eindruck eines mit der Feder festgehaltenen Gespräches, so meisterhaft ist der Ton eines lebhaften, eiligen Wortwechsels getroffen. Da werden Einwände gemacht und zurückgewiesen, Meinungen getauscht und diskutiert, kurze, scharf pointierte Fragen eingeworfen und mit schlagfertiger Kühnheit beantwortet, bis die verfochtene Idee klar herausgearbeitet ist und gegen jeden Angriff gesichert erscheint. — Natürlich verfügte der erste Konsul außerdem über eine große Zahl von begabten und gewandten Publizisten. Hier können nur einige der wichtigsten genannt werden. Neben Fievee, dessen von sprühendem Leben erfüllte Artikel stets des Erfolges gewiß waren, trat H auterive, ein ernster, wissenschaftlicher Kopf von großer politischer Begabung. Sproß einer alten vornehmen Familie, Schüler Choiseuls und mit Talleyrand von Jugend auf bekannt, wurde er von diesem noch unter der Direktorialregierung in das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten berufen. Bald war er der unentbehrliche Berater des Ministers, gelegentlich sein Vertreter und errang rasch auch die uneingeschränkte Zufriedenheit Napoleons. Auf eine ganz andere Vergangenheit blickte Barere zurück, der zu trauriger Berühmtheit gelangte »Anakreon der Guillotine«, der einst mit dem ganzen Feuer seiner Beredsamkeit für die Freiheit der Presse eingetreten war, jetzt aber, wie schon so oft, sich der stärksten Partei 1
) Salomon, Allgem. Gesch. des Zeitungswesens, S. 106.
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anschloß und dem ersten Konsul seine Dienste anbot. Wirklich erteilte dieser ihm einige Aufträge, ohne aber je in engere Verbindung mit ihm zu treten. Fouchö allein hatte dauernde und regelmäßige Verwendung für ihn und seine gewandte käufliche Feder. Unter den Mitarbeitern aus royalistischem Lager ist hauptsächlich Baudus zu nennen, der Redakteur des Hamburger »Spectateur du Nord«. Früher hatte er sich als Gegner des Generals Bonaparte gezeigt, als dieser in Italien die ersten Lorbeeren pflückte, allmählich aber wurde seine Sprache gemäßigter. Freilich kehrte er erst 1802 nach Frankreich zurück, doch schrieb er schon vorher in so »gutem Geiste«, daß die französischen Zeitungen seine berühmten »Coups d'oeil politiques«, die regelmäßig im Spectateur erschienen, mit Vorliebe abdruckten; zeitweise war er auch Korrespondent des Mercure de France. — Ebenfalls erst gegen Ende des Jahres 1802 trat Lewis Goldsmith in die Dienste der Konsularregierung, ein englischer Libellist, der wegen einer Schmähschrift »Uber die Verbrechen der Kabinette« in England unmöglich geworden war und in Frankreich eine Zuflucht suchte. Lange Zeit verhielt sich der erste Konsul sehr kühl gegen seine dringenden Bitten um eine Anstellung, obwohl Goldsmith sich auf Empfehlungen von Talleyrand, Hauterive, Maret und Otto berief 1 ); endlich wurde ihn* die Redaktion des Argus übertragen und er in den Kampf gegen die englische Presse eingestellt. Bis 1809 blieb er in französischen Diensten, dann kehrte er nach England zurück und gab dort, was seinen Charakter genügend kennzeichnet, eine neue Zeitung unter dem Titel Antigallican heraus 2 ).
') Die äußerst zudringlichen Briefe Goldsmiths an den ersten Konsul und Fouché befinden sich in Paris, Arch. N a t . F 7 3454. ') Masson, Département des affaires étrangères, S. 490 f.
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Damit ist im wesentlichen alles gesagt, was erforderlich ist, um den unmittelbar nach der definitiven Organisation des Konsulats beginnenden Preßfeldzug gegen England in seinen technischen Voraussetzungen, wenn man so sagen darf, verständlich zu machen. Die folgenden Kapitel haben zu zeigen, wie er sich im einzelnen abspielte und wie er allmählich aus einem Kampf um die Erlangung des Friedens in einen Kampf um seine Erhaltung überging.
Erstes Kapitel.
Die französische Presse und die Sprengung des englisch-österreichischen Bundes (1800/1801). Der Wunsch nach Frieden beherrschte die Völker Europas, als der 18. Brumaire den General Bonaparte an die Spitze der französischen Republik stellte; aber so lebhaft er allerorten gefühlt, so laut er geäußert wurde, so aussichtslos war im Augenblick seine Erfüllung. Zu heftig prallten noch die Gegensätze aufeinander. Weder hatte eine der kriegführenden Mächte einen Waffenerfolg aufzuweisen, der gebieterisch die Ansprüche des Gegners verstummen machen, dem Frieden die Tore öffnen konnte, noch war eine allgemeine Erschöpfung eingetreten, unter deren Druck ein Ausgleich der Interessen möglich gewesen wäre. Im Gegenteil war seit der Rückkehr Bonapartes aus Ägypten eine neue Kriegslage geschaffen, die allen Hauptbeteiligten gewisse Vorteile zu versprechen schien. Zwar war der Zar mit Österreich zerfallen und der definitive Rückmarsch seines Heeres nur noch eine Frage der Zeit, aber eben diesen Umschwung hielt Österreich nicht für ungünstig 1 ), da ihm die Abberufung Suvoroffs seine militärische Bewegungsfreiheit und Aus') Sybel, Geschichte der Revolutionszeit, 1. Aufl. V, 606 ff. ; John H. Rose, Napoleon I., deutsche Ausg. I, 236. Vgl. auch Vivenot, Thuguts vertraul. Briefe II, 203: L. Cobenzl an Colloredo: » . . . nous sommes au moment de perdre les secours de la Russie. Mais de la manière, dont on m'en écrit, il paraîtrait qu'on ne les regrette pas beaucoup chez nous«.
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sieht auf Durchführung seiner territorialen Vergrößerungspläne zurückgab, welch letzteren sich Paul I. stets widersetzt hatte. Nach engerem Anschluß an England, das bereitwillig allen finanziellen Bedürfnissen entgegenkam, und energischem Festhalten an der bisherigen italienischen Politik Österreichs, glaubte Thugut zu den besten Hoffnungen für die Zukunft berechtigt zu sein. Auch England, dessen reichlich gespendetes Gold das Interesse der kleineren Höfe beim Kriege festhielt, sah die Erfüllung stolzer Träume in greifbare Nähe gerückt und durfte, vertrauend auf aufgefangene Depeschen aus Ägypten, erwarten, mit der Eroberung des heißbegehrten und heißumstrittenen Nillandes die Reihe der im Kriege gemachten kolonialen Erwerbungen zu ergänzen und abzuschließen 1 ). Frankreich endlich, dessen innere Zerrüttung, finanzielle Nöte und häufige Mißerfolge unter der Direktorialregierung die Ansprüche der Koalition nur verstärkt und befestigt hatten, Frankreich nahm die einzige Tatsache der Anwesenheit Bonapartes zum Anlaß, um in der Forderung der Friedensbedingungen von 1797 nichts Außergewöhnliches mehr zu sehen; nur durfte es freilich nicht erwarten, daß die Gegner die Berechtigung dieser Forderung ohne weiteres anzuerkennen geneigt sein würden. So mußte der Ruf der Nationen nach Frieden ungehört verhallen, obwohl natürlich die Regierungen nicht verfehlten, offiziell ihre grundsätzliche Friedenshebe und ihren Abscheu vor weiterem Blutvergießen zu beteuern. Allein so leicht die Absicht zu durchschauen ist, die bei solchen Versicherungen vorwaltete und so gewiß es ist, daß insbesondere das Schreiben Bonapartes, das dem König von England den Frieden anbot, nicht ohne Rücksicht auf die Empfindungen des kriegsmüden Frankreich verfaßt wurde 2 ), so sicher ist es doch, daß gerade ') Bowman, Preliminary stages of the peace of Amiens, S. 26. ') Max Lenz, Napoleon, 2. Aufl., S. 96. E b b i n g h a u s , Napoleon, England und die Presse.
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die französische Regierung mehr als jede andere in ihrer Politik von der Friedenssehnsucht des Volkes beeinflußt wurde, obschon keine andere weniger als sie — und zwar auch wieder mit Rücksicht auf dasVolksempfinden—daran denken durfte, einen Frieden auf Grund mittelmäßiger oder gar ungünstiger Bedingungen zu unterzeichnen 1 ). Man wollte in Frankreich keineswegs einen Frieden um jeden Preis. Der Moniteur brachte das einmal, als er noch nicht zum offiziellen Blatte ernannt war, sehr klar und scharf zum Ausdruck in einem Artikel, dessen freimütige Sprache und unabhängige Kritik mit Sicherheit darauf schließen lassen, daß die Regierung an seiner Abfassung in keiner Weise beteiligt war 2 ). Um so bemerkenswerter ist der in ihm geäußerte Wunsch, Bonaparte möge im Falle der Fortsetzung des Krieges »die Reste der Koalition für ihren blinden und hartnäckigen Haß« züchtigen. »Ach, möge uns der so ersehnte Friede e i n so s c h ö n e s S c h a u s p i e l ersparen! Aber nach der Ehre, ihn der Republik zurückzugeben, gibt es unserer Meinung nach keine erhabenere für Bonaparte als aufs neue für sie zu siegen «3). Daß damit die Aufforderung verbunden wird, Bonaparte möge auf die Zivilgewalt verzichten, interessiert in diesem Zusammenhang wenig: hier kommt es nur darauf an, zu zeigen, daß auch in Volkskreisen das Gefühl für das »so schöne Schauspiel« eines siegreichen Krieges durchaus lebendig war und sich mit dem aufrichtigen Wunsch nach Frieden sehr wohl vertrug. daß
Unter diesen Verhältnissen gebot es sich von selbst, Bonaparte den bevorstehenden Waffengang zu
') Sorel, L'Europe et la Révolution française VI, 17. *) Moniteur, 29. Brumaire VIII (20. November 1799). Vgl. Aulard a. a. O., S. 714. *) . . . »Ah, puisse cette paix si désirée nous épargner un si beau spectacle 1 Mais après l'honneur de la rendre à la république, nous n'en croyons pas de plus digne de Bonaparte que celui devaincre de nouveau pour elle.«
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einem »Krieg um den Frieden« stempelte. Auffallend ist nur, daß er dabei England allein als den einzigen wirklichen Gegner Frankreichs bezeichnete. Nur zwischen den Interessen Englands und Frankreichs wollte er einen Gegensatz gelten lassen, während er die übrigen kriegführenden Mächte als Opfer der englischen Politik ausgab, die nur aus einem Mißverstehen der europäischen Lage heraus noch immer auf ihrem Widerstand gegen Frankreich beharrten. Vor allen Dingen wurde jedes schroffe Wort über Österreich sorgfältig vermieden. Maßgebend war bei diesem System augenscheinlich die Absicht Bonapartes, in der Donaumacht das Werkzeug zu schonen, mit dem England zum Frieden gezwungen werden sollte. Niemals ließ er die Möglichkeit des ihm jetzt noch verweigerten Separatfriedens aus den Augen, und die Trennung der beiden Verbündeten wurde die große Aufgabe seiner Politik, zu deren Lösung die Presse soweit wie nur möglich herangezogen wurde. Gelegentlicher Tadel traf nur »die Parteigänger Englands am Wiener Hofe«, also Thugut und seine Freunde, während der großen Masse der Nation und dem Kaiser selbst aufrichtige Friedensneigung zugeschrieben wurde 1 ). Besonders in den Monaten vor der Schlacht bei Marengo wurde Österreich fast ganz aus der Debatte ausgeschlossen und wenn man z. B. die Konsularproklamation vom 8. März 1800 2 ) liest, welche die französische Nation zum Kampfe aufrief, so wird man vergeblich auch nur nach dem Namen des Feindes suchen, gegen den die Truppen ins Feld ziehen sollten: auf England allein fällt die ganze Last der Verantwortung. Mit Recht sah Bonaparte in England den einzigen ernsthaften Rivalen Frankreichs, ohne dessen Ansporn und Z. B. Journal des Débats, 11. Pluviôse VIII (31. Januar 1800); Moniteur, 25. Pluviôse VIII (14. Februar 1800). J ) Corresp. VI, 4649.
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- i m materielle Unterstützung der Widerstand aller übrigen Feinde bald erlahmen mußte. Und wie er den Blick fest auf England gerichtet hielt und die anderen europäischen Nationen nur in ihrem Verhältnis zu dem mächtigen Inselstaat betrachtete, so sahen die englischen Staatsmänner nur in Frankreich den Wegweiser ihrer Politik und regelten ihre Beziehungen zu den Kontinentalmächten nur mit Rücksicht auf die Gegnerschaft zu der immer bedrohlicher sich ausbreitenden Macht der Republik. Pitt stand häufig vor den gleichen Aufgaben wie Bonaparte. Wie dieser mußte er versuchen, durch eine geschickte Beeinflussung der Massen seine Stellung zu befestigen und einen Krieg populär zu machen, den er für notwendig und erforderlich hielt, und der doch den Wünschen der kampfesmüden englischen Nation längst zuwiderlief. Aber waren die Ziele zum Teil dieselben — in der Geschicklichkeit, die ungünstige Seite einer Situation zum eigenen Vorteil auszunutzen, stand Pitt dem Gegner bei weitem nach. Die Noten, die als Antwort auf das französische Friedensangebot nach Paris gingen, waren im Ton so scharf und in der Argumentation so wenig geschickt, daß sie zahlreiche Angriffspunkte boten. Zumal der Satz, die englische Regierung sehe in der Rückkehr der Bourbonen und in der Wiederaufrichtung des französischen Königsthrones das beste Mittel, um den Frieden herbeizuführen 1 ), war sehr unangebracht und verfehlte nicht nur völlig seine Wirkung auf das französische Volk, sondern erregte ungeheueren Lärm im eigenen Lande und verdoppelte den Ansturm der Opposition, die von republikanischen Ideen und Sympathien erfüllt war. Diese Noten lieferten dem ersten Konsul Waffen gegen *) Note Grenvilles vom 4. Januar 1800: »The best and most natural pledge of its (sc. the peace's) reality and permanence would be the restauration of that line of princes, which for so many centuries maintained the French nation in prosperity at home and in consideration abroad.«
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England, wie er sich zur Rechtfertigung des Krieges vor der Nation keine besseren wünschen konnte: die Dokumente des Londoner Kabinetts waren mehr als geeignet, den Nationalstolz eines leidenschaftlichen und selbstbewußten Volkes tief zu verletzen 1 ). Die englische Regierung ging mit der Veröffentlichung des Notenwechsels voran; schon am 6. Januar erschien er in London als Extrablatt, das bald darauf in französischer Übersetzung in zahlreichen Exemplaren in der Vendée verteilt wurde 2 ). Einen entgegengesetzten Weg schlug die französische Regierung ein. In Paris wurden die sämtlichen Aktenstücke nicht durch den Moniteur veröffentlicht, sondern von nichtamtlichen Blättern aus englischen Zeitungen abgedruckt. Erst am 16. Januar erschienen sie unter der Rubrik »England« im Moniteur, der indes für ihre Echtheit nicht einstehen wollte. Auch am folgenden Tage hielt er noch an dieser Fiktion fest, obwohl er zugab, daß vieles für die Authentizität der Korrespondenz spreche 3 ). Natürlich konnte es sich dabei nur um ein Scheinmanöver handeln, jedoch verpflichtete dies die übrigen Zeitungen zunächst zu größter Zurückhaltung. »Die im Sinne der Regierung geschriebenen Pariser Blätter«, berichtete am 28. Januar Cottas Allgemeine Zeitung, »äußern sich über die in London bekannt gemachte Korrespondenz auf eine Weise, welche ') Lanfrey, Histoire de Napoléon I« - ; II, 62. *) Haslang, 17. Januar 1800. 3 ) Moniteur, 27. Nivôse VIII (17. Januar 1800): »Les journaux français publient une correspondance ministérielle prise dans l e M o r n i n g - C h r o n i c l e . Si cette correspondance est authentique, il y a lieu de s'étonner que le gouvernement anglais adopte des maximes que la diplomatie européenne avait justement reproché à la révolution française d'avoir introduites. Cet abandon des formes est tellement en contraste avec le haut prix que milord Grenville paraît y mettre dans la lettre qu'on lui attribue, qu'il nous serait un indice de la supposition des pièces publiées, si elles ne portaient d'ailleurs de grands caractères de v é r i t é . . . «
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glauben machen soll, daß damit noch nicht alles abgebrochen, und daß die Antwort der englischen Regierung mehr für dilatorisch zu halten sei«. Aber warum erfolgte die Publikation so zögernd und in so verklausulierter Form ? Bot sie nicht Mittel genug, um, was so wichtig war, das Volk für den unerwünschten Krieg zu entflammen ? Gewiß, aber wichtiger noch war es für den Augenblick, die Welt einen Vergleich ziehen zu lassen zwischen dem maßvollen und zurückhaltenden Betragen Frankreichs und dem herausfordernden Auftreten seines britischen Gegners1). Die Agitation für den Krieg wurde darüber nicht vergessen, sie setzte nur etwas später, dann aber um so lebhafter ein, ja sie bildete bis zur Schlacht bei Marengo sogar die Hauptarbeit der französischen Presse. Der Notenwechsel zwischen Paris und London wurde zu diesem Zwecke fast bis zur Ermüdung journalistisch ausgebeutet. Alles wurde darauf angelegt, zu beweisen, daß die Gründe, mit denen England den ihm angebotenen Frieden ablehnte, nur leere und haltlose Vorwände seien, um eine durch nichts gerechtfertigte Kriegspolitik zu verschleiern; daß Frankreich vor einem ihm aufgezwungenen Kampfe stehe und seine ganze Kraft und Ehre daran setzen müsse, ihn siegreich zu bestehen und den heißbegehrten Frieden zu erobern. Neben ausführliche, sachliche Besprechungen traten Spott und Satire, so in den »Lettres du Cardinal de York«2), die grimmigen Hohn atmeten. Sie sollten vornehmlich das Widersinnige und Beleidigende charakterisieren, das in der *) Dabei soll nicht übersehen werden, daß mit der verzögerten Publikation auch ein etwaiges Lautwerden oppositioneller Stimmen in Frankreich gegen die Politik der Regierung verhindert wurde. Das Preßedikt vom 17. Januar garantierte eine geschlossene, einheitliche und darum um so wirkungsvollere Stellungnahme der Presse zu der Frage nach Krieg oder Frieden. *) Moniteur, 23., 26. Pluviôse, 2., 10. Ventôse VIII (12., 15., 21. Februar, 1. März 1800). Vgl. Lanfrey II, 69.
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erwähnten englischen Anspielung auf die Rückkehr der Bourbonen lag. Bonaparte verkannte nicht, daß der Royalismus ein starker Verbündeter und der Bürgerkrieg in den Westprovinzen Frankreichs eine scharfe Waffe Englands sei. Als die Ablehnung der französischen Friedensvorschläge bekannt wurde, schrieb der Publiciste: »Unsere erste Replik auf die englische Antwort muß die Triumphierend Beendigung des Vendeekrieges sein.« buchte die Presse jeden Erfolg über die Aufständischen, jeden Schritt zur Versöhnung als einen Sieg über England. »Ja, Mylord,« beginnt eine nach der Beendigung des Bürgerkrieges abgefaßte Flugschrift 1 ), »wir nehmen in gutem Glauben den Frieden an, der uns im Namen der Republik angeboten wird. Abwechselnd Werkzeuge und Opfer des Grolles und des Ehrgeizes Englands, haben unsere Leidenschaften zu lange den seinigen gedient. Wir haben genug gelitten; wir haben genug Unheil veranlaßt: es ist Zeit, dem ein Ende zu machen. Die Menschlichkeit will es, die Vernunft rät es, unser Interesse gebietet es und unser Entschluß ist unabänderlich.« Stets aber war der Aufruf zum Kriege das Leitmotiv: Bonaparte sprach den Wunsch ganz Europas und der Menschheit aus, als er England den Frieden anbot, aber die Antwort der Minister bestand nur in dem Rufe: »Krieg der Republik! — Gut denn, Krieg gegen England 1 . . . Denn diese Russen, diese Österreicher, diese Türken, diese Neapolitaner sind ja nichts anderes als englische Soldaten, denen ihre Führer täglich in ihre verschiedenen Sprachen die Befehle übersetzen, die ihnen das Kabinett von St. James zusammen mit ihrem Sold zugehen läßt« 2 ). ') Lettre d'un Vendéen au Lord Grenville, Paris, Signé D. F. ') Aus einer offiziösen Flugschrift: »Le cri de l'honneur, ou: un jeune volontaire à ses compagnons«, Paris an VIII (Arch, des Aff. étrang. Corresp. polit. Angleterre, vol. 593).
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Verrät nun schon die auffällig tendenziöse Fassung, in der jeder derartige Aufruf erschien, die deutliche Absicht, über das nächste Ziel hinauszugehen und der gesamten politischen Welt die Richtung zu weisen, der die junge französische Regierung zu folgen gedenke, so trat neben diese mehr indirekten Versuche schon früh unverhohlen und unmittelbar das Bestreben, jenseits der Landesgrenzen Gehör zu finden und namentlich auf die öffentliche Meinung in England Einfluß zu gewinnen. Offenbar lernte Bonaparte von den Fehlern des Gegners. So scharf und rücksichtslos sich die französische Presse über die englische Regierung aussprach, so sorgfältig war sie darauf bedacht, die englische N a t i o n in den Gefühlen zu schonen, die in Frankreich durch das Kabinett von St. James so tief verletzt wurden. Der erste Konsul wünschte, die breiten Massen in England, deren Kriegsmüdigkeit bekannt war, für sich zu gewinnen und meinte, mit der parlamentarischen Opposition im Bunde einen Druck auf die Entschlüsse der Regierung ausüben zu können. Freilich beschränkte er die Annäherungsversuche zunächst darauf, die Zeitungen fleißig mit Auszügen aus den Oppositionsblättern zu füllen und die Reden der berühmtesten Parteiführer rühmend anzuführen und zu verbreiten 1 ), allein diese sprachen für sich selbst und bedurften keines Kommentars, um die Ubereinstimmung englisch-oppositioneller und amtlich-französischer Denkweise zu erklären. Es entsprach völlig dieser Taktik, wenn Bonaparte nun auch direkt in den Kampf der Opposition gegen das Ministerium Pitt eintrat und den Grundsatz aufstellte, es lasse sich mit der englischen Nation in Eintracht und Frieden leben, sobald die Leitung des Kabinetts geeigne*) Bonapartes englische Gegner suchten dieser Art der Annäherung entgegenzuarbeiten. Ein charakteristisches Beispiel bei Aulard, Paris sous le Consulat I, 157, Polizeibericht vom 20. Februar 1800.
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teren Händen anvertraut werde. Er verfuhr dabei mit dem Scharfblick, der ihn auch im Felde den schwächsten Punkt der gegnerischen Stellung rasch erkennen ließ. Ministerielle englische Blätter hatten die Nachricht verbreitet, ein englisches Handelshaus habe von der französischen Regierung Erlaubnis erhalten, gegen Lieferung von Kolonialwaren Getreide aus Frankreich auszuführen. Das war ein Hoffnungsstrahl für die durch beständig wachsenden Kornmangel hart getroffene und erbitterte Bevölkerung. Der Moniteur dementierte sofort 1 ). »Ohne Zweifel«, so schloß der betreffende Artikel, »kennt die französische Regierung das Unglück, das die Menschheit bedrängt, ohne Zweifel beklagt sie die englische Nation, die das Opfer eines Ministeriums ist, das sie seinem rasenden Ehrgeiz preisgibt. Aber in der Lage, in der sich Europa befindet, ist es Pflicht, Frankreich alle seine Hilfsquellen zu wahren. Auch ist seit langer Zeit Befehl gegeben, jeden Getreideexport zu verhindern und aufzuhalten. England hat das Meer dem Handel der Nationen verschlossen. Es ist nur zu gerecht, daß es als erstes unter seinen unheilvollen Maßregeln leidet. Möge sich das englische Volk aus der Hungersnot heraus, die es zerfleischt, endlich emporrichten und eine Regierung von Bedrückern stürzen, die der Feind seiner Ruhe ist wie der der Nationen; möge es den Frieden annehmen, den Frankreich ihm anbietet und es wird in den Franzosen Freunde, Brüder und Befreier finden.« Schon auch wagte sich die französische Presse auf das Gebiet der großen europäischen Politik und versuchte, das Ansehen Englands auf dem Kontinent zu beeinträchtigen und zu beweisen, daß von einer Interessengemeinschaft zwischen Großbritannien und den Mächten schlechterdings nicht die Rede sein könne; daß jede Allianz von England nur mit Rücksicht auf seine eigenen Herrsch') Moniteur, 2. Germinal VIII (23. März 1800).
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gelüste abgeschlossen und ausgebeutet werde. Die Schwächung und Erschöpfung aller Kontinentalmächte ist der Lieblingsplan Pitts, und dieses Schlußergebnis seiner Politik ist nicht zweifelhaft, wenn man ihn ungehindert seine Bahn weiterziehen läßt 1 ). Rußland vor allem muß sich aus dem englischen Bündnis lösen, in das es offenbar nur hineingezogen worden ist, um Frankreich auf dem Kontinent zu isolieren, stehen sich doch überall die englischen und russischen Interessen feindlich gegenüber ; man denke nur an Rußlands lebhaftestes Bedürfnis : die freie Fahrt durch die Dardanellen2). Natürlich sind das alles erst Ansätze, Einzelerscheinungen, die hinter der die ganze Presse beherrschenden Bewegung der Kriegsagitation fast völlig verschwinden. Eine systematische Fortbildung und Weiterentwicklung erfuhren sie erst, nachdem der Sieg bei Marengo Bonaparte und die französische Nation enger verbunden hatte und er, wurzelnd im Vertrauen seines Volkes, den großen Aufgaben der auswärtigen Politik seine Kräfte uneingeschränkt widmen konnte. Solange er im Felde stand, verstummten die Zeitungen gänzlich, insbesondere der Moniteur kehrte zu seiner ursprünglichen Rolle eines einfachen Berichterstatters zurück: im entscheidenden Augenblick erhielten die Waffen allein das Wort. Bei Marengo unterlag Österreich nicht allein. Im Kabinett von St. James empfand man diesen Schlag wie eine eigene Niederlage3), denn seine ganze Hoffnung ruhte auf den Erfolgen der österreichischen Waffen, diesen letzten namhaften Stützen der Koalition, deren Wehrkraft so schnell zusammengeschmolzen war. Auf die Hilfe des Zaren war nicht mehr zu rechnen, und schon ») Journal de Paris, 14. Pluviôse VIII (3. Februar 1800). *) Moniteur, 14. Germinal VIII (4. April 1800). 3 ) Herrmann, Der Autstieg Napoleons, Berlin 1912, S. 468. Haslang, 27. Juni 1800.
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warf das Bündnis der neutralen Nordmächte seine Schatten drohend voraus. Dazu kam der immer lauter geäußerte Wunsch des englischen Volkes nach Frieden und Ruhe, der die Fortsetzung der Kriegspolitik mehr und mehr erschwerte 1 ). Wenn nun auch Österreich versagte — was blieb England übrig, als Frieden zu schließen ? Und doch war inzwischen weder Malta gefallen, noch hatten sich die im Januar so zuversichtlich gehegten Hoffnungen Großbritanniens auf Ägypten verwirklicht. Zwei Möglichkeiten blieben den britischen Ministern, um ihre Politik aus der gegenwärtigen Krise zu retten 2 ): wenn es nicht gelang, Österreich durch reichlich gespendete Subsidien zur Fortsetzung des Krieges zu ermutigen, wenn die schweren Verluste des Sommerfeldzuges den Kaiser zwangen, seinen Verpflichtungen gegen England untreu zu werden 3 ), so mußte man versuchen, zu den Friedensverhandlungen mit Frankreich zugelassen zu werden, um durch dilatorisches Verfahren möglichst viel Zeit zu gewinnen, bis neue Wendungen und Ereignisse entweder vorteilhafte Bedingungen oder glücklichen Fortgang des Krieges verheißen würden. Die so unzweideutig durch die Verhältnisse festgelegten Beweggründe und Ziele der englischen Politik bestimmten folgerichtig Bonapartes nächste Entschließungen: wollte England Fortsetzung des Krieges oder gemeinsame Verhandlungen, so mußte er auf schnellen *) Brosch, Gesch. von England IX, 420 (f. Parliam. History Bd. 35, Debatten vom 8. und 9. Juli 1800. *) Vgl. Grenvilles Schreiben an Minto vom 17. Juli 1800, bei Herrmann a. a. O., S. 469. 3 ) Der am 20. Juni 1800 in Wien abgeschlossene Subsidienvertrag, der dem Kaiser die Fortsetzung des Krieges zur Pflicht, machte und ihm Separatverhandlungen mit Frankreich bis Ende Februar 1801 verbot, konnte England unmöglich genügende Garantien bieten, da er jeden Tag von den Ereignissen umgestoßen werden konnte. Vgl. dazu die Auffassung Mintos bei Herrmann, a. a. O., S. 473.
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Abschluß oder getrennte Verhandlungen dringen. Er wünschte den Separatfrieden mit Österreich jetzt so schnell wie möglich herbeizuführen, wenn nicht auf gütlichem Wege, so zum zweiten Male durch die Macht der wieder so herrlich bewährten Waffen; man wird jedoch annehmen dürfen, daß er diplomatischen Verhandlungen den Vorzug gab: zu drohend stand der Fall Maltas bevor und zu wenig konnte ihm darum zu tun sein, daß Waffenerfolge seines Rivalen Moreau den Frieden herbeiführten und den Glanz von Marengo verdunkelten. Wie er die Lage auffaßte und aufgefaßt wissen wollte, zeigte — nach monatelangem Schweigen — der Moniteur in einem Artikel 1 ), der im wesentlichen demselben Gedankengange folgt wie der berühmte Brief an Kaiser Franz 2 ) vom 16. und das Armeebulletin vom 17. Juni 3 ). Hier wie dort wird die unverminderte Friedensbereitschaft Frankreichs unterstrichen, werden die Friedenswünsche der kaiserlichen Armee dem Interesse der französischen Politik dienstbar gemacht und die Erklärung abgegeben, daß die Republik trotz aller Erfolge nicht daran denke, Friedensbedingungen vorzuschlagen, die der politische Ruin Österreichs sein würden 4 ). Dieser Artikel ist der erste, der geradeswegs auf das nächste Ziel der französischen Politik, die Abdrängung Österreichs von England, losgeht, indem er die Wertlosigkeit des englischen Bündnisses und seine gefährlichen Konsequenzen für Österreich darzutun sucht. ») Moniteur, 1. Thermidor VIII (20. Juli 1800). «) Corresp. VI, 4914. s ) Corresp. VI, 4922. *) »Le gouvernement français, dans ces circonstances essentielles, ne consulte pas, pour faire des propositions de paix, la situation respective des deux états, ce serait vouloir accabler une puissance, et il sait bien que, dans la position de l'Europe, il n'est point de l'intérêt bien entendu de la république que l'Autriche soit accablée.«
— 29 — Diese Stimmung empfing den kaiserlichen Abgesandten General Grafen Saint-Julien, als er am 20. Juli in Paris eintraf. Er überbrachte dem ersten Konsul die Antwort auf das Friedensangebot vom 16. Juni in Form eines offiziellen Schreibens. Der Kaiser nahm den bereits in Kraft getretenen Waffenstillstand an, erklärte jedoch, sich auf einen Separatfrieden mit Rücksicht auf seine Verbündeten nicht einlassen zu können; den Vorschlag Bonapartes, auf Grund des Friedens von Campo Formio zu unterhandeln, lehnte er als ungeeignet ab und bemerkte, daß er die Zeit für noch nicht reif halte, um ö f f e n t l i c h e Verhandlungen zu beginnen. Bonaparte ließ daher Talleyrand ohne Aufsehen mit SaintJulien verhandeln und erlangte nach wenigen Tagen einen Präliminarvertrag, den Saint-Julien unterzeichnete, weil er, »um den Absichten seines Souveräns zu folgen« — obwohl ohne genügende Vollmacht— es auf sich nehmen zu können glaubte »den Friedensschluß zwischen den beiden Staaten so viel wie möglich zu beschleunigen«1). Der Vertrag wurde vom ersten Konsul sofort ratifiziert. Das Gefühl seiner militärischen Überlegenheit mochte ihn zu dem Glauben verleiten, Franz II. werde es nicht wagen, nun seinerseits die Ratifikation zu verweigern. Jedenfalls spricht alles dafür, daß er die Verhandlungen ernst nahm und auf die Annahme des Vertrages in Wien hoffte: ihm konnte nichts daran liegen, Zeit zu gewinnen, aber er hatte das größte Interesse, keine zu verlieren. Man hat die Behauptung oder Vermutung ausgesprochen, Napoleon habe mittels der Saint-Julienschen Präliminarien Österreich vor England kompromittieren wollen, indem er die Verhandlungen veröffentlichte oder wenigstens durch indiskrete Äußerungen in der Presse ') Aus dem Protokoll der ersten Konferenz mit Talleyrand ; Du Casse, Hist. des négociations diplomatiques... II, 423.
— 30 — das englische Mißtrauen wachrief1). Allein überall da, wo von diesem Kompromittierungsverfahren die Rede ist, hat man den Standpunkt Thuguts, der zuerst davon sprach2), ins Auge gefaßt. Thugut fürchtete mit Recht das Bekanntwerden der Unterhandlungen und es lag ihm alles daran, Bonaparte zuvorzukommen und die Entscheidung des Kaisers so schnell wie möglich nach England zu melden3). Aber der erste Konsul dachte nicht an ein solches Vorgehen. Mußte er nicht vielmehr fürchten, England werde seine Anstrengungen, Österreich festzuhalten, verdoppeln, sobald es erfuhr, daß Verhandlungen eingeleitet seien ? 4 ) Ihm wäre es Triumph gewesen, England vor die vollzogene Tatsache des Friedens mit Österreich zu stellen5), schon deshalb lag die Geheimhaltung in seinem Interesse. Und ferner: wenn Österreich den Vertrag verwarf, gab es dann nicht England den augenfälligsten Beweis seiner Bündnistreue und stand dann nicht Bonaparte, der ihm dazu die Gelegenheit verschafft hatte, als der Betrogene vor Europa ? Keiner aber ') Ich beabsichtige, auf diese Dinge demnächst in einem Aufsatz über «Osterreich in der französischen Publizistik des Jahres 1800« näher einzugehen und beschränke mich hier auf das Notwendigste. *) Thuguts vertraul. Briefe II, 255. *) Ibid. 256. Vgl. auch A. Fournier, Die Mission des GrafenSaint-Julien in: Histor. Studien und Skizzen, Leipzig-Prag 1895, S. 202. ') Schon einmal hatte man diese Erfahrung machen können, nämlich im vergangenen Jahre, als Rußland ein Interesse daran fand, Gerüchte über geheime Verhandlungen zwischen Österreich und Frankreich zu verbreiten. Vgl. Sybel V, 606. ') Vgl. Corresp. VI, 5038, Bonaparte an den Kaiser, Paris, 29. Juli 1800: » . . . les préliminaires se trouvent signés avant qu'on se doute en Europe que nous sommes en pourparlers et Votre Majesté continuera de penser qu'il serait avantageux que la paix définitive se trouvât signée avant que l'on sût en Europe que nous avons négocié.« Dieser Brief gelangte nicht an seine Adresse, aber er ist bezeichnend für die Auffassung des ersten Konsuls.
— 31 — scheute das Brandmal der Lächerlichkeit heftiger als er! Und er sollte durch vorzeitige Veröffentlichungen die mögliche Niederlage doppelt unterstreichen ? Das anzunehmen fällt schwer1), und man wird vermuten dürfen, daß die Bestimmung, alles, was gesprochen oder geschrieben werden würde, solle zwischen Bonaparte, Talleyrand und dem österreichischen Unterhändler Geheimnis bleiben 2 ), ebensosehr im Interesse des ersten Konsuls wie in dem des Grafen Saint-Julien ins Protokoll aufgenommen wurde. Wenn trotzdem die Zeitungen einige Angaben über die Anwesenheit und die mutmaßliche Sendung Saint-Juliens enthielten, so trugen diese Notizeen nur dem unruhigen Interesse des Pariser Publikums Rechnung und waren in ihrer unbestimmten und kontradiktorischen Fassung wenig genug geeignet, ein klares Bild und deutliche Vorstellungen zu übermitteln. Auch hat man in England — und das dürfte doch ausschlaggebend sein — Auch die eigenen, von Roederer überlieferten Worte Bonapartes: ». . . j'ai bien su que les pouvoirs de M. de Saint-Julien n'étaient point en règle quand j'ai ratifié ses préliminaires de paix signés par lui. Mais j'étais bien aise de mettre l'empereur en tort aux yeux de l'Europe et cela m'a réussi« (Roederer, Oeuvres I I I ; Notiz vom 1. Oktober 1800) können diese Ansicht nicht umstoßen. Denn wann und zu wem wurden sie gesprochen ? Natürlich mußte Bonaparte nach der Ablehnung des Kaisers zu retten suchen, was zu retten war, und wenigstens den Schein des Sieges auf seine Seite bringen. Roederer aber war Mitglied des Staatsrats, und es mochte doppelt angezeigt sein, für ein solches eine plausible Erklärung zu finden, nachdem durch die vertraulichen Mitteilungen, die Talleyrand dieser Körperschaft im Auftrage des ersten Konsuls gemacht hatte, die Niederlage nur ungenügend verdeckt worden war. Vgl. Thiers, Hist. du consulat et de l'Empire II, 102: » . . . M. de Talleyrand reconnaissait que le plénipotentiaire autrichien n'avait pas de pouvoirs, qu'en négociant avec lui on avait dû prévoir la possibilité d'un désaveu, qu'en conséquence on ne pouvait sur ce sujet établir u n e p o l é m i q u e d ' a p p a r a t , et qu'il fallait renoncer à un éclat.« Vgl. auch Fournier a. a. O., S. 203. *) Du Casse a. a. O.
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aus den französischen Zeitungen und ihren vagen Bemerkungen keineswegs herausgelesen, daß es sich um einen tatsächlichen Friedensschluß und damit um einen Abfall Österreichs von der Allianz handeln könne. Das Ministerium war längst durch Thugut von allem Vorgefallenen unterrichtet, als sich die englischen Zeitungen noch immer in Vermutungen erschöpften, ohne je zu festen Resultaten zu gelangen. Weder die Freunde des Friedens noch die Anhänger der Kriegspartei konnten für ihre Hoffnungen oder Befürchtungen zuverlässige Anhaltspunkte finden 1 ). Man äußerte vielmehr Erstaunen über die Schweigsamkeit des Moniteur und konnte sich ihre Ursache nicht erklären 2 ). Die offizielle Zeitung war in solchen Fällen eben doch der einzige sichere Wegweiser, und so blieben die wenigen Worte, mit denen der Moniteur die Ankunft Saint-Juliens meldete, für lange Wochen der einzige Fingerzeig, um das Rätsel seiner Sendung zu lösen. Die betreffende Notiz lautete: »Der General Saint-Julien ist gestern, von Wien kommend, in Paris eingetroffen; er war von einem Adjutanten des Generals Massena begleitet. Er ist von Seiten S. M. des Kaisers beauftragt, mit der französischen Regierung die Bedingungen eines allgemeinen Waffenstillstands festzusetzen und sich über verschiedene Umstände, die sich bei der Ausführung der Konvention von Marengo eingestellt haben, zu verständigen« 3 ). Als endlich am 14. September die nichtratifizierten Präliminarien bekannt gegeben wurden, geschah es durchl ) Ganz anders wurde die Sprache der Zeitungen der Kriegspartei, als Ende September die Verlängerung des Waffenstillstands bekannt wurde. Damals schrieb Otto, niemals sei der Kaiser in Paris öffentlich mit soviel »rigueur« und »animosità« behandelt worden, als jetzt von seinen englischen Verbündeten. (Otto, 12. Vendémiaire IX, 4. Oktober 1800.) *) Haslang, 22. August 1800. *) Moniteur, 3. Thermidor VITI (22. Juli 1800).
— 33 — aus nicht mit Rücksicht auf den Eindruck in England 1 ). Offenbar galt es, gewisse Strömungen in der Armee niederzuhalten oder abzudämmen 2 ). Man mußte versuchen, bei der kriegsmüden Nation alle Keime des Unmuts zu ersticken; laut genug sprachen die täglichen Polizeiberichte dieser Monate von der ungeduldigen Friedenssehnsucht des Volkes; sie vor allem mußten den ersten Konsul darüber belehren, wie wichtig es sei, jeden Vorwurf der Kriegssucht von der Regierung fernzuhalten. Diesen Wünschen der Nation trug auch eine Note des ersten Konsuls Rechnung, die der Minister des Innern am 23. September 1800, dem Tage des Festes der Republik, im Marstempel verlas: ein Programm der nächsten Zukunft 3 ). Friedensverhandlungen werden angekündigt, zu denen England entsprechend einem österreichischen Wunsche zugelassen werden soll, aber nur unter der Bedingung »eines Waffenstillstandes zur See, der Frankreich denselben Vorteil bietet, wie ihn der Waffenstillstand zu Lande dem Kaiser verschafft«. Kann man sich mit England über diese Bedingung nicht einigen, so werden Frankreich und der Kaiser über einen Sonderfrieden verhandeln. Wenn aber — was man nicht annehmen sollte — die englische Partei noch einmal in Wien mächtig wird, so werden Frankreichs Truppen trotz Schnee und Unbill der Jahreszeit den Krieg bis aufs Messer führen. »Dies sind die Grundsätze der Regierung: äußerste Mäßigung in den Bedingungen, aber f e s t e Entschlossenheit, dem K o n t i n e n t schnell d e n F r i e d e n zu g e b e n . « Damit war das Hauptziel der französischen Politik unzweideutig festgelegt: Sprengung der Koalition durch *) Es ist nicht recht verständlich, weshalb, wie Herrmann a. a. O. S. 463 will, die Veröffentlichung selbst nach der Ablehnung noch geeignet sein sollte, in England Mißtrauen zu säen. ') Corresp. VI, 5100. •) Corresp. VI, 5103. Abgedruckt in allen Zeitungen. E b b i n g h a u s . Napoleon, England und die Presse.
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den Separatfrieden mit Österreich. Mit diesem so unabänderlich ausgesprochenen Entschluß scheint die Mitteilung über die mit England begonnenen Verhandlungen seltsam zu kontrastieren, zumal die Möglichkeit einer Verständigung durchaus offen gelassen wird. Aber im Grunde sollte die Erwähnung dieser Verhandlungen wohl mehr dem maßvollen und entgegenkommenden Betragen der französischen Regierung zum Beweis dienen, als Hoffnungen wecken, die tatsächlich in den leitenden Kreisen nicht mehr gehegt wurden. Daß die vor knapp einem Monat in London begonnenen Verhandlungen ergebnislos bleiben würden, war um diese Zeit so gut wie sicher1), wenngleich der Abbruch offiziell noch nicht erfolgt war. Noch ließen sich die Interessen nicht vereinigen und selbst Otto, der die augenblickliche Friedensneigung Pitts wohl erkannte und an dem Zustandekommen eines Vertrages nicht völlig verzweifelte, wußte nur zu gut, daß allein die gegenwärtige Lage, die drohende Isolierung diese Neigung hervorrief, während jedes Mißgeschick der französischen Waffen den Frieden weiter als je entfernen mußte 2 ). Englands ablehnende Antwort auf die Waffenstillstandsvorschläge reizte den ersten Konsul um so mehr, als Otto meldete, die Journalisten sämtlicher Parteien ständen in dieser Frage ausnahmslos auf der Seite des Ministeriums und erklärten eine Konvention, »die vom Waffenstillstand mehr als den bloßen Namen habe« — die nämlich Frankreich die Verproviantierung und Verstärkung Ägyptens und Maltas gestattete — als unannehmbar für ihr Vaterland 3 ). Diese Stellungnahme der Presse ') Das englische Konterprojekt auf die französischen Vorschläge, welches die Aussicht auf Einigung so verminderte, daß sie fast illusorisch wurde, übersandte die englische Regierung am 7. September. Vgl. Herrmann a. a. O., S. 480 f. ») Otto, 21. Fructidor VIII (8. September 1800). 3 ) Otto, 24. Fructidor VIII (11. September 1800).
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kreuzte die Pläne Bonapartes, der mindestens von der Opposition anderes erwartet haben mochte. Was half ihm sein stetes Werben um die Freundschaft dieser Partei, die er vielleicht für volkstümlicher hielt, als sie in der Tat war, wenn es nur den Erfolg hatte, daß ihre Zeitungen bei der ersten Gelegenheit, ihrer Hinneigung zu Frankreich praktisch Ausdruck zu geben, die Sprache der Regierung redeten, wenn man darauf gefaßt sein mußte, daß die Zustimmung der Öffentlichkeit die Minister stützen werde, sobald das Parlament sie über diese Verhandlungen zur Rechenschaft ziehe1) ? Diese gereizte Stimmung sprach sich in einem Artikel aus, der am 23. September im Mercure de France 2 ) erschien, dem englischen Volke in kräftigsten Farben ein Bild jener Zukunft malte, die es infolge der Hartnäckigkeit seiner Minister zu erwarten habe und dessen Ausdrucksweise und Argumentation deutlich genug auf die Autorschaft Bonapartes hinweisen. Zum Ausgangspunkt nimmt er die maßlose Herrschbegierde Englands: mit seinem Golde denkt es die Welt zu unterwerfen. An diesem Gedanken entzünden sich Phantasie und Temperament des scheinbar kühl Reflektierenden. Als hätte sein mächtiger Wille allein schon jetzt alle Hindernisse überwunden, als hätte Österreich bereits Frieden gemacht und Bundesfreundschaft an Stelle des Hasses gesetzt, so sieht er ein Zukunftsbild sich aufrollen, sieht die europäischen Mächte Hand in Hand mit Frankreich gegen die despotische Herrin der Meere schreitender sieht die Häfen sich schließen, die Küsten unzugänglich werden für englische Schiffe: »Was wird dann aus dem isolierten England? Was wird aus ihm, wenn die Augen Europas sich öffnen, wenn so viele beleidigte Nationen, so viele gedemütigte Flaggen, so viele herausgeforderte Mächte sich ') Ebenda. ) Abgedruckt tember 1800). J
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vereinigen, um ihm seinen Stolz und ihren Schimpf vorzuwerfen, Beinen Ehrgeiz und ihr Unglück? Wenn man diese Liga sprechen ließe: Brechen wir das Zepter dieses Roms der Meere! Was würde England t u n ? Entrüstung und Interesse sind mächtige Triebkräfte, und wenn das Kabinett von St. James nicht auf andere Grundsätze zurückkommt, so werden ihm bald die Weisheit und die Menschlichkeit selbst aus seinen mißbrauchten Verbündeten unversöhnliche Feinde schaffen«. Man darf in diesem Artikel nicht nur die zornige Laune sehen, die ihn diktierte. So gewiß ein Blick auf die politische Lage des Augenblicks den realen Gehalt all dieser Drohungen in nichts zerfließen läßt, so gewiß enthüllt sich hier ein politisches System, das auf dem Grundsatze aufgebaut ist, Frankreich sei der Vertreter der Kontinentalinteressen in der Weltpolitik, sei berufen, die europäischen Machthaber zusammenzuschließen, um ein Übergewicht gegen die englische Seeherrschaft zustande zu bringen. Gerade in dieser Zeit muß der erste Konsul sich intensiver und lebhafter als sonst mit derartigen Entwürfen und Plänen beschäftigt haben, denn wenige Wochen nach dem leidenschaftlichen Mercure-Artikel erschien die auf seinen Befehl von Hauterive verfaßte, sorgfältig durchdachte und genau erwogene Schrift: »De l'Etat de la France 4 la fin de l'an VIII« 1 ). Wenn man aus jenem Artikel alles Persönliche ausschaltet, die augenblickliche Unmöglichkeit der Ausführung aller dort angedrohten l
) A. Fournier (Gentz und Cobenzl, S. 43) verlegt das Erscheinen des Hauteriveschen Buches ins Jahr 1801. Es wird jcdoch von den französischen Zeitungen bereits im November 1800 unter Anführung zahlreicher Zitate besprochen, es trägt auf dem Titelblatt den Vermerk »Brumaire an 9 (Octobre 1800)«, und in der Gentzschen Gegenschrift: »Von dem polit. Zustande von Europa vor und nach der französ. Revoluzion«, Berlin 1801, heißt es in der Vorrede S. III: »Das Buch »De l'Etat de la France . . .« trat im Monat Oktober des Jahres 1800 ans Licht.«
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Pläne vergißt und den Gedanken rein für sich betrachtet, so wird man nichts anderes finden, als was Hauterive in seinem Buche sachlich zu begründen sucht. In anderem Zusammenhang werden Inhalt und Bedeutung seiner Schrift eine eingehendere Würdigung erfahren 1 ) ; für jetzt mag dieser flüchtige Hinweis genügen. Reifen konnten solche Pläne natürlich nur zur Zeit eines allgemeinen Friedens. Nur er konnte die Vorbedingungen liefern zu einem Bündnis aller Kontinentalen gegen den gemeinsamen Feind ihrer Überseeinteressen, nur er konnte den Unternehmungsgeist anspornen und Frankreich für seine Pläne ein anderes als bloß theoretisches Interesse des europäischen Festlandes versprechen. Je hartnäckiger England beim Kriege verharrte, desto eifriger wurden die Versuche, mit Österreich allein eine Verständigung anzubahnen, um durch dieses Sonderabkommen den Frieden mit England zu erzwingen. Jedes Vorkommnis, das geeignet war, Englands Ansehen zu schädigen, jeder Erfolg der französischen Politik, ja selbst ihre Übergriffe, wie die Besetzung Toskanas 2 ), wurden zu diesem einen Zwecke ausgebeutet. Eine angedrohte, aber nicht ausgeführte Landung der Engländer bei Cadix diente dem Moniteur zu einem Bericht 3 ), der unter der Maske eines Korrespondenzartikels aus Puerto Reale seine Herkunft aus dem Kabinett Bonapartes nicht verleugnen kann. Die Anwesenheit der Engländer im Hafen von Cadix, die in ') Vgl. unten das 5. Kapitel. Gleichzeitig erschienen einige andere Arbeiten über das gleiche Thema, z. B. die offiziöse Schrift: »Du Jacobinisme des Anglais sur les mers, et des moyens d'en triompher; adressé aux nations neutres par un neutre« (September 1800) und die Broschüre: »Aurons-nous la paix? ne I'aurons-nous pas? est-il possible de la faire avec l'Angleterre?« (Ebenfalls im September 1800.) *) Moniteur, 14. Brumaire IX (5. November 1800). Vgl. Herrmann a. a. O., S. 651. ») Moniteur, 4. Brumaire IX (26. Oktober 1800).
— 38 — Wahrheit der durch eine furchtbare Epidemie geschwächten Besatzung und Einwohnerschaft die schwersten Besorgnisse einflößte 1 ), wurde da zu einer Art unfreiwilliger Donquichotterie abgestempelt: »Das englische Ministerium«, heißt es spöttisch, »scheint eine neue Taktik für den Kontinentalkrieg gewählt zu haben; seine eingeschifften Truppen sind überall, nur nicht da, wo sie ihrem Verbündeten nützlich sein könnten. Es droht, durch gleichzeitige Landungen in Batavien, in der Bretagne, in der Provence, in Spanien Diversionen zu machen und veranlaßt dadurch keinerlei Beunruhigung. — Der Kaiser kann sich schmeicheln, einen recht nützlichen Verbündeten zu haben.« Vielleicht ist es kein Zufall, daß die Pariser Zeitungen gerade in der Zeit der Anwesenheit Cobenzls in der Hauptstadt — vom 28. Oktober bis zum 5. November 1800 — mit besonderem Hochdruck an der Trennung der Verbündeten arbeiteten 2 ). Als nach seiner Abreise der Krieg von neuem ausbrach, während gleichzeitig in Lunéville die Friedensverhandlungen begannen, äußerte sich die französische Regierung noch einmal offiziell über ihre Ansichten und Ziele. Das »Exposé de la situation de la République« 3 ), das im November dem Volke vorgelegt wurde, besprach eingehend den von ganz Frankreich mit steigender Ungeduld erwarteten Frieden : die Regierung hat alles getan, ihn zu erlangen ; wenn es ihr nicht gelungen ist, »so muß man einzig jene Macht anklagen, die, dem Unglück des Kontinents fremd, mit dem Blute der Nationen nur ihre Herrschaft über alle Meere und ihr Monopol in der ganzen Welt besiegeln will«. Österreich aber hat ') Vgl. den augenscheinlich authentischeren Bericht im Moniteur vom folgenden Tage. *) Saint-Julien wurde, wie erinnerlich, auch mit einem dahin zielenden Artikel des Moniteur empfangen. Siehe oben S. 28 f. ») Moniteur, 2. Frimaire I X (23. November 1800).
— 39 — endlich einen Unterhändler geschickt, dessen persönlicher Charakter für die Aufrichtigkeit seiner Regierung bürgt; es wird aufhören, die Ruhe und das Interesse des Kontinents dem Ehrgeiz der Herren des Meeres zu opfern: »Trotzdem gebietet die Klugheit, daß sich Frankreich nicht durch eitle Scheinverhandlungen zum besten haben läßt: es wird seine Vorschläge mit der ganzen Wucht seiner Waffen stützen.« Zehn Tage später bewies Hohenlinden den schweren Ernst dieser Worte. Ehe es jedoch zur Entscheidung kam, galt es, noch einen Strauß mit England auszufechten. Die englische Regierung hatte die gesamten Verhandlungen über einen Waffenstillstand zur See veröffentlichen lassen, was den ersten Konsul heftig erzürnte. In einem streitbaren Artikel »Vom Kriege und vom Frieden« 1 ) wurde im Moniteur gegen dieses als illoyal und indiskret gebrandmarkte Vorgehen protestiert. Tatsächlich hatte England mit dieser Publikation, die Österreich von seiner Bundestreue überzeugen sollte, Bonaparte gegenüber an Terrain gewonnen und durfte hoffen, den immerhin schon schwankend gewordenen Verbündeten 2 ) wieder mehr zu sich herüberzuziehen. In Diplomatenkreisen wenigstens legte man die Angelegenheit völlig zugunsten Englands aus; so schrieb der bayerische Gesandte am Londoner Hofe: »Diese Korrespondenz macht der englischen Regierung unbegrenzte Ehre; sie beweist, daß sie aufrichtig alle Schwierigkeiten, zum allgemeinen Frieden zu gelangen, zu vermeiden gesucht hat, . . . daß sie dauernd darauf ') Moniteur, 9. Frimaire IX (30. November 1800). Verfasser ist Suard, ein bekannter französischer Journalist, Redakteur des Publiciste. Vgl. Roederer, Oeuvres III, 353 (Notiz vom 1. Dezember 1800): »II (Bonaparte) a parlé de la guerre au sujet d'un article sur la paix et la guerre, de Suard, inséré le jour ou la veille dans le M o n i t e u r . . . « *) Vgl. Herrmann a. a. O., S. 515.
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besteht, ihren Verpflichtungen gegen ihre Alliierten treu zu bleiben, solange diese den ihrigen gegen England treu bleiben werden«1). Wieder sah Bonaparte die Bande sich fester knüpfen, die zu lockern er so rastlos tätig war. Das erklärt den heftigen Angriff des Suardschen Artikels auf die englische Publikation. Jedoch enthält er nicht bloß Tadel und Anschuldigungen, er sucht auch die Ansprüche und Bedingungen, die Frankreich bei diesen Verhandlungen geltend gemacht hatte, zu verteidigen und zu begründen. Suard gibt zu, daß ein Waffenstillstand zur See für Frankreich günstiger als für England gewesen wäre, aber er sollte auch eine Kompensation für die Vorteile darstellen, die der Koalition in dem mit Österreich abgeschlossenen Waffenstillstand zugebilligt worden waren. Darauf wird der Grundsatz der Nichtzulassung Englands in Lunöville verteidigt: »Es war ein Akt der Weisheit und der gesunden Politik, seine Zulassung zu verweigern, ehe es Beweise eines wahren Wunsches nach Versöhnung gegeben hatte.« Alles ließ fürchten, daß es nur zugezogen werden wollte, um die Verhandlungen zu stören. England allein gewinnt beim Kriege. Jedermann weiß, wie erfahren diese Macht in den Mitteln ist, eine Verhandlung in die Länge zu ziehen; die von Lun6ville hätten Jahre dauern können, in deren Verlauf Frankreichs Kolonien und Handel vernichtet, Österreichs Kraft und Mut gestärkt worden wären und das einzige Mittel, diesen Ergebnissen vorzubeugen, wäre der Waffenstillstand zur See gewesen . . . 2 ) Der erste Konsul begnügte sich nicht mit dieser Art der Polemik. Wenig später veröffentlichte er seinerseits die gleichen Akten 3 ) und vermied dadurch den An>) ') Mercure *)
Bray, 14. November 1800. Dasselbe Thema behandelte in ganz derselben Weise der de France am 16. Frimaire IX (7. Dezember 1800). Moniteur, 14. Frimaire IX (5. Dezember 1800).
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schein, als sei ihr Bekanntwerden für ihn mit irgendwelchen Besorgnissen verbunden 1 ). Die französische Publikation war von einer langen, geschickt geschriebenen Erklärung begleitet 2 ), die das gemäßigte und friedliebende Verhalten Frankreichs im Gegensatz zu der Unredlichkeit und der Verkennung europäischer Interessen von Seiten Englands vor aller Welt erhärten sollte 3 ). Der Erfolg der französischen Waffen bei Hohenlinden schnitt jede weitere Erörterung dieser Frage ab. Wie stark und unmittelbar der erste Konsul diesen Sieg als Triumph über England empfand, zeigt nichts deutlicher als die Art und Weise seiner Verkündigung. »Die Nachricht von dem Siege der Rheinarmee«, sagt der froh') Otto, 25. Frimaire IX (16. Dezember 1800): » . . . La traduction de la correspondance . . . a fait beaucoup de sensation ici. On a vu avec un peu d'humeur, que vos plaintes très fondées, de la publication de cette correspondance, n'étaient pas précisément (comme le T i m e s avait affecté de le croire) un indice de la crainte qu'elle ne f u t connue en France et dans toute l'Europe.« ') Otto, ebenda : »L'avertissement qui précède cette correspondance, est écrit avec t a n t de force et de raison, qu'on n'a pas osé le traduire ici en entier.« Anschließend an diesen Bericht erzählt Otto von den englischen Zeitungen und ihren üblichen Leitartikeln, die von den Führern der Parteien, zu denen sie sich bekennen, geschrieben werden und bemerkt dazu: »La France a un moyen bien plus puissant de maîtriser, pour ainsi dire, l'opinion non seulement de la nation, mais de nos ennemis. « Der Moniteur, meint er, werde in allen politischen Kreisen Europas gelesen, aber man tadle an ihm, daß er sich mit der einfachen Berichterstattung begnüge und zu selten zur öffentlichen Meinung spräche: »On lui reproche de laisser souvent dans une fluctuation pénible les idées qu'il pourrait fixer par des paragraphes semblables à l'avertissement qui précède votre correspondance avec le gouvernement anglais. « Es ist dies das erste, aber bei weitem nicht das einzige Mal, daß Otto zur stärkeren Benutzung des Moniteur rät, um in England selbst Einfluß auf die öffentliche Meinung zu gewinnen. Wir werden diesen seinen Ratschlägen noch häufig begegnen. 3 ) Es ist nicht ausgeschlossen, daß Hauterive der Verfasser war. Vgl. Artaud de Montor, Histoire de la vie et des t r a v a u x politiques du comte d'Hauterive (Paris 1839), S. 105 f.
— 42 — lockende Siegesartikel im Moniteur vom 10. Dezember, »ist durch Eilboten nach Calais, Boulogne und Brest geschickt worden mit dem Befehl, ihn an der ganzen Küste durch Artilleriesalven zu verkünden 1 ): d i e E n g l ä n d e r w e r d e n in D o v e r d a s K r a c h e n der G e s c h ü t z e v e r n e h m e n ! « Und als der Moniteur am 2. Januar 1801 die Meldung brachte, Cobenzl sei vom Kaiser zu Separatverhandlungen autorisiert worden, schloß diese knappe Notiz: »Das Protokoll wird morgen, am 1. Januar 18012) eröffnet werden, d. h. am ersten Tage des 19. Jahrhunderts. Hoffen wir, daß mit dem Jahrhundert, das zu Ende geht, auch der verhängnisvolle Einfluß der englischen Regierung auf dem Kontinent aufhören wird«. Diesmal wurde es ernst mit dem Frieden. Am 9. Februar 1801 wurde er zu Lun6ville unterzeichnet. Die Konsuln zeigten in feierlichen Botschaften dem Senat, dem Gesetzgebenden Körper und dem Tribunat den errungenen Erfolg mit stolzen Worten an 3 ): die seit so langen Jahrhunderten zwischen Frankreich und Österreich bestehende Rivalität ist beendigt; jeder Keim zu einem neuen Kriege ist vermieden. »Eine Macht, Rivalin und Feindin zugleich, widersteht noch; eben dieser Widerstand wird unsern Triumph bilden. Möge diese Macht, deren revoltierende Politik die Welt bedroht und aufregt, wissen, daß Gold und Silber sich erschöpfen, nicht aber Tapferkeit, Ehre und Mut«4). Frankreich wird sich den von England angegriffenen Nordmächten anschließen und »mit ihnen eine Beleidigung rächen, die allen Nationen gemeinsam gilt, ohne jemals zu vergessen, ') Vergl. Corresp. VI, 5210. 2 ) Der Moniteur brachte diese Notiz als Auszug aus dem »Bulletin de Lunéville« unter dem Datum: Lunéville le 10 nivôse ) The Argus, 25. Dezember 1802.
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dieser Politik der Regierung das Recht absprachen, gegen die französischen Vergrößerungen Protest einzulegen. Zahllose, meist aus englischen Blättern stammende Aktenstücke und Briefe aus Indien wurden im Argus veröffentlicht und in entsprechender Weise ausgebeutet. Auch der Moniteur und die übrige Presse verwendeten dieselben Argumente, um nachzuweisen, daß England in Indien reichlich für alles entschädigt würde, was ihm etwa auf dem Kontinent entgehe, und daß es nicht den mindesten Grund habe, in Europa Kompensationen zu verlangen oder die Ausführung feierlicher Verträge zu verweigern. Übrigens war der Argus nicht nur dazu bestimmt, in England Einfluß zu gewinnen: überall dort in der Welt, wohin englische Zeitungen und die Organe der Royalisten Unwillen und Haß gegen Frankreich trugen, sollte er als Gegengewicht dienen und zugunsten der Republik und ihrer Rechte wirken 1 ). Man traute ihm das um so eher zu, als er bei allem Feuer der Deklamation doch nicht »jenen Charakter der Leidenschaft zeigte, der immer Verzweiflung an der eigenen Sache beweist«2). Mit der Gründung des Argus hatte der erste Konsul die Ausrüstung seines publizistischen Hilfsheeres vollendet, und nun wurde der Kampf regelrecht eröffnet. Es war und blieb von seiten Frankreichs ein Defensivkrieg, der aber mit Heftigkeit geführt wurde, und bei dem es zur Verteidigung der französischen Hauptstellung nicht an gelegentlichen Ausfällen und Gegenangriffen fehlte. >) Corresp. VIII, 6452. *) Talleyrand an Bonaparte, 8. November 1802, bei Bertrand: Lettres inédites de Talleyrand. Philippsohn hat offenbar den Argus nicht selbst gelesen, wenn er (a. a. O. S. 38 f.) von dieser »von unglaublichem Hasse beseelten Zeitung« spricht. Auch vergißt er, daß Monate vor der Begründung des Argus die in ausgesprochen kriegerischer Absicht verfaßten Blatter »Ambigú« und •Courier de Londres« systematisch in den französischen Kolonien verteilt wurden, worüber Otto schon im Sommer Klage erhob. Vgl. oben S. 153.
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Auf drei Punkte hauptsächlich konzentrierte sich von nun an die Aufmerksamkeit der französischen Presse: zunächst auf die Kompensationsansprüche Englands und seine Versuche, sich von neuem in die Angelegenheiten des Kontinents einzumischen, wobei nach wie vor die Schweizer Mediationsfrage und Ostindien die Hauptanknüpfungspunkte bildeten. Ferner wurde der Kampf gegen die Partei Grenville, deren Einfluß auf die gesamte englische Presse sich mehr und mehr bemerkbar machte und das Ministerium selbst zu unterwerfen drohte, in verstärktem Maße fortgesetzt. Um diesem Einfluß ein Gegengewicht zu schaffen, wurde jetzt von neuem und energischer als je der Versuch gemacht, die alte Opposition zu unterstützen und der englischen Nation den prinzipiell für den Frieden votierenden Fox als einzigen Retter aus der drohenden Kriegsgefahr zu empfehlen. Endlich war der Krieg selbst Gegenstand der Diskussion und zwar gipfelten die ausführlichen Betrachtungen darüber stets in der Behauptung, daß im Ernstfalle Frankreich alles zu hoffen, England alles zu fürchten habe. Nichtsdestoweniger trat unverkennbar das Bestreben hervor, die Behauptungen derer zu widerlegen, die meinen, Frankreich wolle oder könne an Krieg denken, während seine Truppen in S. Domingo kämpfen, seine Flotte die heimischen Häfen verlassen hat und das ganze Land eben erst beginnt, sich von den Folgen eines langen Krieges zu erholen. Es würde zu weit führen, hier bis ins einzelne allen Erzeugnissen der Tagesliteratur nachzugehen. Eigentlich neue Gesichtspunkte sind kaum zu verzeichnen. In die Debatte über die Schweiz kam ein neues Moment, als bekannt wurde, die englische Regierung habe in aller Stille einen Agenten in die Schweiz geschickt, um die Gegner der französischen Mediation zu ermutigen und zu unterstützen 1 ). Als zuerst das Gerücht auftauchte, der Unter*) Wenn Philippsohn (a. a. O. S. 48) die Bedeutung der Sendung Moores dadurch vermindern will, daß er sagt, dieser sei
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Staatssekretär Moore sei in geheimer Mission nach Konstanz gereist, versicherte der Moniteur zunächst, er habe eine viel zu hohe Meinung von dem gegenwärtigen Ministerium, um zu glauben, es werde in »jenem verabscheuungswürdigen System« fortfahren, das früher mit so großem Eifer von »Lord Grenville und Genossen« befolgt worden sei1). Auch die anderen Zeitungen hielten stets an der Fiktion fest, die Regierung habe mit seiner Sendung nichts zu tun, Moore reise und handle nur im Auftrage der neuen Opposition, bis endlich der Argus als Engländer das Wort ergriff, mit gewollt derber Offenherzigkeit, die an die ungeschminkte Ausdrucksweise englischer Blätter erinnern sollte, diese Annahme als widersinnig verspottete und erklärte, für einen englischen Leser sei die Abgeschmacktheit einer solchen Idee so handgreiflich und auffallend, daß sie keiner Widerlegung bedürfe. »Wie kann man überhaupt vermuten, ein Unterstaatssekretär könne von irgend jemand anderem zu einer ausländischen Mission ausgeschickt werden, als von seinem Vorgesetzten, von irgend jemand anderem als von dem Chef des Amtes, dem er angehört?« 2 ). zurückberufen worden, ehe er noch den helvetischen Boden betreten hatte, sofort nachdem die französischen Truppen eingerückt waren und mit den Worten schließt: »Das waren alle .Intrigen' Großbritanniens in dieser Angelegenheit«, so übersieht er, daß der springende Punkt nicht darin liegt, daß Moores Tätigkeit aufhörte, ehe sie begonnen hatte, weil ihm die Ereignisse zuvorkamen, sondern in der Tatsache, daß er den offiziellen Auftrag hatte, den Bürgerkrieg in der Schweiz zu unterstützen, die Widersacher des ersten Konsuls des »tiefgehenden Interesses« zu versichern, das »Se. Majestät an dem Erfolg ihrer Bemühungen nehme«, mit den Vertretern Englands in Wien und München in Verbindung zu treten und über jede etwaige Absicht Österreichs, der Schweiz beizuspringen, genauesten Bericht zu erstatten. Vgl. die Instruktion Moores vom 10. Oktober 1802, Annual Register 1803, S. 673 ff. >) Moniteur, 21. Frimaire XI (12. Dezember 1802). ') Argus, 8. Januar 1803.
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Am häufigsten und nachdrücklichsten bekämpften die französischen Blätter den grundsätzlichen Anspruch Englands, bei der Regelung der kontinentalen Verhältnisse mitzureden. Sie griffen dabei auf jene Argumente zurück, die einst Hauterive mit so eindringlicher Beredsamkeit entwickelt hatte. Überall tauchten sie nun wieder auf, bald in knapp gefaßten Anspielungen, bald in ausführlichen Darlegungen, am auffallendsten aber in einer Flugschrift, die im Dezember 1802 erschien, und die ihre Beurteilung der europäischen Verhältnisse auf derselben Grundlage aufbaute wie der »Etat de la France à la fin de l'an VIII« zwei Jahre zuvor. Unter dem Titel »Quelques réflexions sur les dernières séances du Parlement d'Angleterre «1) enthielt sie nicht nur eine Kritik der von der neuen Opposition vertretenen politischen Grundsätze, sondern eine erneute Darstellung des unüberbrückbaren Gegensatzes zwischen den Interessen Englands und denen des Kontinents. Wieder ist da von der Notwendigkeit der Wiederherstellung des seit dem Westfälischen Frieden vernichteten politischen Gleichgewichts die Rede, wieder sucht Frankreich die Furcht seiner Nachbarn vor der ihm zugeschriebenen Eroberungspolitik zu bannen, und wieder ist es England allein, das aller Kontinentalmächte Feind ist und gegen das sie alle ein gemeinsames Interesse verbindet. England hat kein Recht, über das verletzte europäische Gleichgewicht Klage zu führen, weil es »durch das wunderbare Anwachsen seiner Marine, durch seine alten Erwerbungen und seine neuesten Raubzüge in Indien jedes Gleichgewicht von Macht und Reichtum in einer Weise zerbrochen hat, daß man es mit keiner Macht der antiken oder der modernen Zeiten in Vergleich bringen kann«. An der englischen Regierung geht die Schrift mit absichtlicher Schonung vorüber; alle Vorwürfe gelten der Partei Gren*) Im Auszug: Journal de Paris, 1. Nivôse XI (22. Dezember 1802); im Original: Universitätsbibliothek München, Collection de brochures, Hist. 6417, sign. 410Xiv.
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ville1). Jedoch wurde der Umweg über die Kriegspartei nicht immer gewählt, um die Forderungen, welche die Minister allmählich von ihr übernahmen, zu bekämpfen. Das Bulletin de Paris z. B. warf dem »ehrlichen, aber allzu schwachen« Addington vor, mit den »Windhamisten und Grenvillisten« gemeinsame Sache zu machen, wies ihn aber auf ein Mittel hin, seinen Ruf zugleich mit dem Frieden zu retten: er solle sich im Parlament mit denen verbinden, »die von der öffentlichen Meinung als die wahren Freunde des Friedens erkannt würden«2). Der Argus ging sogar so weit, die Minister direkt zum Verzicht auf ihre Ämter zugunsten der alten Opposition aufzufordern3). Tatsächlich trug sich Bonaparte schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken an ein Ministerium Fox und ein Zusammenwirken mit diesem zur Aufrechterhaltung des Friedens. Dem der alten Opposition und ihren französischen Sym-' pathien gegenüber stets mißtrauischen Otto ließ er auf seine Warnungen und seinen Rat, das schwache, aber gut') Dasselbe System herrscht in einem Artikel des Moniteur vom 15. Brumaire XI (6. November 1802), der mit echt napoleonischem Pathos alle Versuche, Frankreich einzuschüchtern, zurückweist. *) Bulletin de Paris, 20. Frimaire XI (11. Dezember 1802). •) The Argus, 12. Januar 1803 (22. Nivôse XI): »In the aggregate we think well of Mr. Addington, as an honest and candid character. We entertain also a favorable opinion of Lord Hawkesbury, and believe they both wish for peace; but if they have not nerve sufficient to resist the impetuosity of the turbulent G r e n v i l l e s , they should, for the interest of Europe, resign their situation to men who are capable of repelling the fury of W i n d h a m , and his blood-stained satellites. « Dieser Passus wurde von Andréo8sy aus Qründen getadelt, die für die Charakterisierung des Argus nicht uninteressant sind : »II me parait que l ' A r g u s . . . n'est pas toujours très conséquent, et qu'il marche dans un sens directement contraire à l'effet qu'il veut ou devrait produire; je citerai, à ce sujet, le passage suivant extrait du Nr. 34, vendredi 22 Nivôse an X I . . . « Es folgt dann die oben angeführte Stelle. (Andréossy, 29. Nivôse XI, 19. Januar 1803.) E b b i n g h a u s , Napoleon, England und die Prasse.
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gesinnte Ministerium nicht zu verlassen, antworten, daß die fortgesetzte Weigerung der englischen Regierung, den täglich gegen Frankreich geschleuderten Beleidigungen ein Ende zu machen, einen unerträglichen Zustand schaffe, der nicht dauern könne, ohne die Grundlagen des Friedens selbst zu erschüttern 1 ). Es war eben nicht mehr zu übersehen, daß in der anfänglich so friedlichen Gesinnung der Minister eine Wandlung eingetreten, und daß der beständige Hinweis auf den Druck der öffentlichen Meinung und den von ihr ausgeübten Zwang nur ein Scheinmanöver war, hinter dem sich die Absicht verbarg, den Übergang zu erneuter Kriegspolitik zu finden, ohne zugleich der eigenen Stellung verlustig zu gehen. »Seien Sie ein wenig mißtrauisch«, schrieb Talleyrand an Andréossy2), »bei den vertraulichen Mitteilungen, die Lord Hawkesbury und Mr. Addington über den Einfluß der inneren Verhältnisse des Landes auf das Parlament sowohl als auf das Kabinett Se. Majestät zu machen pflegen: das öffentliche Zetergeschrei, das man vorschiebt, wird in den meisten Fällen angestiftet, weil es sehr angenehm ist, sich seiner zu bedienen. « Immer mehr befestigte sich bei dem ersten Konsul die Überzeugung, daß England zu einem neuen Waffengang rüste; wenn möglich, wollte er das aufsteigende Kriegswetter beschwören, allein es würde seinem Charakter widersprochen haben, hätte er sich angesichts der Tatsache, daß der Krieg ein ungerüstetes und kämpf müdes Frankreich M Depesche an Otto, 3. Vendémiaire XI (25. September 1802): »S'il pourrait être vrai que le ministère britannique n'eut pas une influence suffisante pour arrêter ce débordement de quelques misérables libellistes, quelle confiance pourrait-il inspirer et l'opinion qu'on prendrait de sa force ne devrait-elle pas aller jusqu'au mépris ? Serait-il donc extraordinaire alors qu'on rechercha les hommes qui ont vraiment de l'influence et de crédit et qu'on désira de les voir dans une position, dont ils sauraient tirer parti pour donner à l'association de la France et de la Grande-Bretagne les développements heureux qu'on avait droit d'en attendre.« *) Depesche an Andréossy, 11. Frimaire XI (2. Dezember 1802).
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traf, nachgiebig und willfährig gezeigt, während er beim Gegner nur Drohungen und Beleidigungen hörte. Aber mochte er immerhin im gleichen Tone antworten, so ließ er doch stets durchblicken, daß er bei einigem Entgegenkommen der englischen Regierung zum Einlenken bereit sei. Zahlreiche derartige Wendungen finden sich selbst in Artikeln, die im ganzen scharf und aggressiv gehalten sind. Auch seinen Gesandten wies er an, dem Kabinett von St. James in diesem Sinne Eröffnungen zu machen 1 ). Im letzten Grunde glaubte er doch kaum — vorderhand wenigstens — an den bitteren Ernst in der feindseligen Haltung der englischen Regierung: zu oft hatte er sie vor den letzten Konsequenzen ihres Handelns zurückweichen sehen. Dazu trat die Überzeugung, daß England nicht an Krieg denken könne, solange das Schicksal S. Domingos nicht entschieden sei und Jamaika vor dem Übergreifen der Negerrevolte auf sein Territorium zu zittern habe. Unter den Zeitungen wurde namentlich das Bulletin de Paris zum Interpreten dieser Anschauung berufen. Immer wieder fand es in den gemeinsamen Kolonialinteressen die Brücke, die über ein Meer von Unstimmigkeiten und Eifersucht zur Verständigung führen könne. »Das Interesse an den amerikanischen Kolonien«, schrieb es, um die entgegengesetzte Ansicht Windhams zu widerlegen, »ist mächtig in der City von London, und die Kaufleute der City sind mächtig im Staate.« 2 ) Und im Anschluß an eine energische Verteidigung der Gebietserweiterung Frank*) Ibid. » . . . toutes les fois qu'on vous parlera commerce et qu'on vous témoignera le désir de s'entendre sur les affaires du continent, répétez au ministère britannique tout ce que nous sommes en droit d'exiger de lui, et dites lui que, cela fait, nous serions à notre tour disposés à lui donner toutes les satisfactions de police qu'il pourrait désirer. Une fois que les rapports de voisinage seront établis sur le meilleur pied, on pourra même s'entendre sur les affaires du continent et de manière à ce que l'Angleterre puisse y jouer le rôle des plus grandes puissances.« 2 ) Bulletin de Paris, 25. Nivôse XI (15. Januar 1803).
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reichs seit dem Vertrage von Amiens hieß es: »Trotz so vieler Gründe zur Eifersucht und Unzufriedenheit besteht zwischen den beiden Ländern ein gemeinsames Interesse; es liegt in Amerika, und obgleich man es nur für ein augenblickliches halten darf, hat es einen mächtigen Einfluß auf die Geschäfte.«1) Ähnlich wurde argumentiert, wenn die Rede auf Englands vertragswidriges Festhalten an Malta und Ägypten kam, das auf einen beabsichtigten Bruch schließen lassen könne, der »vielleicht nur durch einige Betrachtungen über die Ereignisse auf S. Domingo verhindert werden konnte«2). Wirklich wurden in England besorgte Stimmen laut, als man den Tod Leclercs, des Führers der französischen Expedition erfuhr und die Nachrichten aus S. Domingo immer hoffnungsloser lauteten. Man verhehlte sich nicht die gemeinsame Gefahr, mit welcher der Verlust dieser einen Kolonie alle übrigen europäischen Niederlassungen in den Antillen bedrohte3). Andréossy und sein Sekretär Portalis, der Sohn des Staatsrates, taten ihr Bestes, um diese Ideen zu fördern und dem Frieden dadurch neuen Rückhalt zu gewinnen4). Selbstverständlich war dabei allein ausschlaggebend, inwieweit sich die englische Regierung von dieser Auffassung beeinflussen ließ. Einst hatten die Minister selbst beim ersten Konsul die Überzeugung geweckt, daß Großbritannien an seinen westindischen Plänen mit lebendigem Interesse beteiligt sei. Aber seit jener Zeit hatte sich vieles verändert. Die Angriffe der Parteien auf das Ministerium hatten sich in gefährlicher Weise verstärkt, seit der erste Jubel über den Frieden einer allgemeinen Enttäuschung Platz gemacht hatte. Selbst von den Mitgliedern der alten Opposition fanden sich nicht viele mehr bereit, ihn rückhalt») ') ») «)
Bulletin de Bulletin de Pfeffel, 18. Pfeffel, 21.
Paris, 2. Pluviôse XI (22. Januar 1803). Paris, 9. Pluviôse XI (29. Januar 1803). Januar 1803. Januar 1803.
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los zu verteidigen. Freilich gehörte zu diesen wenigen Fox selbst1), aber seine eindringlichen Reden, in denen er auf die buchstäbliche Ausführung des Vertrages von Amiens drang und behauptete, Großbritannien müsse sich in erster Linie von den Grundsätzen strengster Gerechtigkeit leiten lassen, an zweiter Stelle von seiner Ehre und erst an dritter von seinem Interesse, so mächtig es auch sei2), schmeckten zu stark nach Doktrin, um in so erregter Zeit tiefen Eindruck zu machen. Er hatte sich durch die einseitige Fortentwicklung seiner Prinzipien ziemlich weit von der Partei entfernt, deren Führer er gewesen war und die große Mehrheit seiner einstigen Anhänger schloß sich unter Grey und dem Herzog von Norfolck aufs neue zusammen. Sie billigten den Frieden als Maßregel, aber sie wollten die Interessen und die Sicherheit Großbritanniens gewahrt wissen und berührten sich mit der neuen Opposition, wenn sie dem Ministerium vorwarfen, in dieser Hinsicht zu nachlässig und zu unbedacht vorgegangen zu sein3). Anhänger beider Richtungen der alten Opposition, darunter Fox selbst, gründeten außerdem eine neue Interessengemeinschaft, die als »Partei des Prinzen von Wales« bekannt war und die Gegensätze zwischen Fox und seinen alten Kampfgenossen insofern überbrückte, als sie in einem der ergebensten Freunde des Thronfolgers, dem Lord Moira, einen Kandidaten für das Amt des Premierministers aufstellte 4 ), dessen Charakter, Anschauungen und friedlicher Gesinnung auch Fox die Anerkennung nicht versagen konnte. Die zur Zeit des Friedensschlusses zwischen dem Prinzen von Wales und dem Kabinett Addington bestehende Freundschaft, auf die der erste Konsul zeit') Vgl. seine Rede im Unterhaus, 8. Dezember 1802; Parliam. hist. 36, 1083 ff. ') Pfeffel, 31. Dezember 1802, Beilage C: L'ancienne opposition. »} Ibid. 4 ) Ibid. Beilage D: Le parti du Prince de Galles.
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weilig seine Pläne gebaut hatte, war nämlich längst einer ernstlichen Spannung gewichen; dagegen hatte der Prinz seine franzosenfreundliche Haltung noch nicht aufgegeben: er empfing den General Andröossy mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit1) und erregte dadurch die Hoffnung Bonapartes aufs neue, eine Hoffnung, die allerdings auf schwachen Grundlagen ruhte, denn die Hinneigung des Prinzen zu Frankreich entsprang keineswegs einer persönlichen Uberzeugung von der Notwendigkeit und den Vorteilen einer längeren Friedensdauer, sondern lediglich dem Parteiinteresse. Diesem durfte er aber natürlich nie so weit nachgeben, daß er im Ernstfall alles, was er an Popularität und politischem Ansehen besaß, aufs Spiel setzte, während allenthalben eine mächtige Bewegung durch die Nation ging und zum Kriege gegen den Erbfeind drängte. — Den festesten Bückhalt im Lande gewann in dieser Zeit selbstverständlich die Partei Grenville. Ihre Politik hatte ein doppeltes Ziel: Sturz des Ministeriums und Erneuerung des Krieges gegen Frankreich. Mit zäherem Eifer als je arbeitete sie gegen die Begierung und gewann viele Anhänger, als sie begann, laut und energisch die Bückkehr Pitts ins Kabinett zu fordern, von dem sie sich seit seinem Bücktritt grollend ferngehalten hatte, weil er persönlich seinem Amtsnachfolger Unterstützung gewährte. Gewaltig aber wuchs ihre Zuversicht, als der Graf Woronzow als russischer Gesandter nach London kam und durch sein markiert schroffes Betragen gegen alle Freunde Frankreichs auf eine ähnliche Gesinnung seines Hofes schließen ließ2). Er schloß sich sofort der neuen Opposition an, und als im Februar Lord Grenville und sein Bruder Thomas zum erstenmal wieder bei Hofe erschienen, den sie seit fast einem Jahre gemieden hatten, fiel ihre freundschaftliche Begrüßung durch Woronzow l
) Andréossy, 27. Frimaire XI (18. Dezember 1802). ») Pfeffel, 7. Januar 1803. Vgl. Malmesbury IV, 68 f.
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allgemein auf, da sie mit dem sonst kalt zurückhaltenden Wesen des Russen in schroffem Widerspruch stand und doppelt bemerkenswert war, weil er es sich in Gegenwart der Grenvilles angelegen sein ließ, Lord Hawkesbury seine ganze Unnahbarkeit fühlen zu lassen1). Das Ministerium sah sich also im eigenen Lande fast völlig isoliert, von allen Seiten umbrandet von den Wogen eines wütenden Parteikampfes. Seine Stellung war mehr und mehr erschüttert, fast unhaltbar geworden und eigentlich nur noch durch einen entschlossenen Verzicht auf den bisher verteidigten Frieden zu retten. Die Minister zögerten nicht lange, den entscheidenden Schritt zu tun. Wir haben die ersten Spuren des Umschwungs früher verfolgt und gesehen, welche Beweggründe sie zwangen, zunächst noch eine abwartende Stellung einzunehmen, nach allen Seiten Deckung zu suchen und selbst in Sachen der Schweiz nur mit Vorsicht ihren Protest laut werden zu lassen. Aber während sie Otto gegenüber diesen Interventionsversuch als ein bloßes Zugeständnis an die öffentliche Meinung erklärten und an ihrem Entschluß, sich in keiner Weise in die Angelegenheiten des Kontinents einzumischen, festzuhalten vorgaben, erhielt fast gleichzeitig Lord Whitworth, der im November 1802 als englischer Gesandter nach Paris ging, Befehl, die Absicht des Königs kundzutun, »niemals auf sein Recht des Eingriffs in die Angelegenheiten des Kontinents zu verzichten in allen Fällen, in denen die Interessen seiner eigenen Besitzungen oder diejenigen Europas im allgemeinen ihm dies erforderlich zu machen scheinen«*). Wichtiger aber sind die Punkte der Instruktion, die sich auf Malta beziehen. Über die Absichten des Königs, diese Insel betreffend, sollte Whitworth durchaus nichts verlauten lassen und jedes Wort ver-
!) Pfeffel, 18. Februar 1803. *) Rose I, 392. S. 6 ff.
Browning, England and Napoleon in 1803,
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meiden, das Se. Majestät selbst nach Erfüllung der zu Amiens festgesetzten Bedingungen über die Räumung Maltas — Garantie der Mächte und Wahl des Großmeisters — verpflichten könne, die Insel zurückzugeben; zweifellos sei er im Rechte, wenn er den Besitz von Malta als Gegengewicht gegen Frankreichs Erwerbungen fordern würde, doch dränge der gegenwärtige Augenblick noch nicht zu einer Entscheidung 1 ). Als Whitworth nach Paris kam, erkannte er sofort, daß die Absichten der französischen Regierung nicht auf Krieg gerichtet seien und hielt an dieser Ansicht fest bis zum Schluß seines kurzen Aufenthalts in Frankreich. Sogar der bekannte heftige Auftritt in den Tuilcrien am 13. März 1803, bei dem von Seiten des ersten Konsuls ungemein schroffe, von starken Drohungen begleitete Worte fielen, vermochte ihn nicht umzustimmen: »Es ist gewiß«, schrieb er am 17. März, »daß der erste Konsul nicht wünscht, in den Krieg zu ziehen«, und einige Tage später, am 21. März: »Im Herzen ist ihm der Krieg zuwider, sodaß er, davon bin ich überzeugt, schließlich viel tun wird, um ihn zu vermeiden.« 2 ) Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die kolonialen Pläne des ersten Konsuls, und als in S. Domingo ein Mißgeschick dem anderen folgte und er sich mehr und mehr überzeugte, daß Bonaparte willens sei, alles zu tun, um diese Kolonie zu retten, daß er damit seine finanziellen und militärischen Mittel stark in An*) Vgl. Browning a. a. O. »1 recommend you, however, to avoid saying anything which may engage his Majesty to restore the island even if this arrangements could be completed according to the true intent and spirit of the 10th article of the treaty of Amiens. His Majesty would certainly be justified in claiming the possession of Malta, as some counterpoise to the acquisition ot France, since the conclusion of the definitive treaty; but it is not necessary to decide in the present moment whether his Majesty will be disposed to avail himself of his pretensions in this respect.« (Geheiminstruktion vom 14. November 1802.) *) Vgl. auch Lenz, Napoleon, 8 . 1 1 7 it.
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spruch nahm und außerstande schien, dem Lande zu der Last des Kolonialkrieges noch die unendlich viel größere Anstrengung eines neuen Kampfes gegen England aufzubürden, da hielt Whitworth die Zeit für gekommen, durch drohende Geltendmachung der englischen Ansprüche die französische Regierung zum Nachgeben zu zwingen und sie vor die Alternative zu stellen: Malta oder Krieg1). Seine Ratschläge fielen in London auf fruchtbaren Boden. Auch hier wartete man nur das völlige Scheitern der Westindischen Expedition ab, um die Maske fallen zu lassen. Die englische Presse triumphierte bei den Hiobsbotschaften aus S. Domingo laut über das Unglück der französischen Waffen 2 ). Die Sprache der Zeitungen, besonders der Emigrantenblätter, wurde maßloser als je. Während der Prozeß Peltiers noch schwebte, durfte Tinsceau, ein anderer Emigrant und ebenfalls ein erbitterter Gegner Frankreichs, ungestraft und unbeanstandet die Herausgabe einer Schrift wagen, die den ersten Konsul mit Schmähungen überhäufte und zum Kriege aufrief 3 ). Ein neues Symptom des Kurswechsels im englischen Kabinett zeigte sich, als der gefeierte Gentz nach England kam und, obwohl seine näheren Freunde sämtlich Mitglieder der neuen Opposition waren, von Addington mit bemerkenswerter Aufmerksamkeit und Liebenswürdigkeit begrüßt wurde 4 ). Mit wachsamen Augen betrachtete der erste Konsul die Entwicklung der Dinge. Er sah sich herausgefordert ») Whitworth, 21. März 1803, Browning, S. 133: » . . . t h i s government and this country must be convinced that we are in earnest; that we have not adopted the present vigorous measures with a view solely to intimidate, but that our unshaken resolution is Malta or war. To impress on this country such a conviction, no means should be neglected, and, were such a thing practicable, every newspaper even which finds its way here should repeat to them, Malta or war.« ») Pfeffel, 21. Januar 1803. ») Pfeffel, 21. Dezember 1802. 4 ) Pfeffel, 30. November und 24. Dezember 1802.
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von einer Nation, der er weder die Kraft noch den Mut und den Willen zutraute, ihre Drohungen wahr zu machen und einen Krieg zu beginnen, in dem sie der Macht Frankreichs allein und ohne Verbündete auf dem Kontinent gegenüber stehen würde. Dazu kam, daß die Polizeiberichte neue geheime Emigrantenverbindungen meldeten, verdächtigem Treiben englischer Agenten und heimlichem Verkehr zwischen London und Paris auf die Spur kamen. Als der Moniteur mit scharfen Worten diese stille Wühlarbeit, das feindselige und gehässige Betragen »der Grenville, Minto und Windham«, sowie das Libell Tinsceaus geißelte1), antwortete die englische Presse nur mit um so leidenschaftlicheren Angriffen. Times, Morning-Post und alle bedeutenderen Zeitungen der Hauptstadt riefen laut nach Krieg, weit aber übertraf alle der Courier de Londres, dessen Gehässigkeit jedes Maß überschritt und dessen Schweigen der ehrliche alte Menschen- und Friedensfreund Sir John Macpherson vergebens durch bedeutende Geldopfer zu erkaufen versuchte8). Alles das steigerte zweifellos die Gereiztheit des ersten Konsuls und seinen Unwillen gegen die englische Regierung, die solche Feindseligkeiten duldete, aufs höchste, zu einer entschiedenen Gegenmaßregel aber entschloß er sich erst, als ein erneuter Angriff sich nicht nur gegen seine Person richtete, sondern sein Ansehen bei der Armee zu untergraben und seine Politik in einem Punkte zu treffen suchte, der seinem persönlichen Ehrgeiz ebenso nahe lag wie den lebendigsten Mittelmeer- und Orientinteressen Frankreichs: in Ägypten. Schon längst hatte man in England sorgenvoll auf die Mittelmeerpolitik des ersten Konsuls geblickt und ihm die verschiedenartigsten Teilungs- und Eroberungspläne zugeschrieben. Seit jedoch im Herbst der Oberst Sebastiani seine Informationsreise angetreten hatte, beschäf») Moniteur, 11. Nivôse XI (1. Januar 1803). *) Pfeffel, 14. Januar 1803.
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tigte sich die Öffentlichkeit aufs lebhafteste mit Vermutungen über den möglichen Zweck seiner Sendung; Whitworth selbst äußerte lebhafte Befürchtungen und glaubte sie mit Absichten des ersten Konsuls auf die Rückerwerbung Ägyptens in Zusammenhang bringen zu müssen 1 ). Ähnlich urteilte die Presse2). Bonaparte hatte seinerseits nie die Orientinteressen Frankreichs geleugnet oder verschwiegen, doch auch alles vermieden, was jene Besorgnisse verstärken und rechtfertigen konnte. Da erschien Mitte Januar in London eine von einem Obersten Wilson verfaßte Schrift über Ägypten und den Aufenthalt und die Kriegstaten Bonapartes in diesem Lande. Sie war mit Verleumdungen und Verdächtigungen niedrigster Art erfüllt und hatte den Zweck zu beweisen, daß die auf dieser Expedition gefallenen Offiziere und Soldaten nichts seien als die Opfer bonapartischen Ehrgeizes. Klar trat das Bestreben hervor, jede fernere ägyptische Politik des ersten Konsuls in Frankreich unpopulär zu machen und ihm so den Weg zum Nil und nach Indien dauernd zu verlegen. Gleichzeitig suchten Geheimagenten überall Gerüchte über die Unbeliebtheit Bonapartes im Heere, besonders in der Orientarmee, zu verbreiten und die Absichten Wilsons zu unterstützen 3 ). Für die Stellungnahme des ersten Konsuls in dieser Angelegenheit war die Beantwortung der Frage entscheidend, ob er die Arbeit Wilsons als eine Äußerung offiziöser oder privater Natur zu betrachten habe. Diese Ungewißheit dauerte nicht lange. Am 18. Januar sprach sich die Times voll Lob und Anerkennung über »die ausgezeichnete Erzählung« Wilsons aus und führte mit unverkennbarer Absichtlichkeit diejenigen Stellen an, welche die Tendenz am schärfsten hervortreten ließen. Am 25. Januar erhielt Bonaparte Kenntnis von diesem Artikel des ministeriellen Blattes. Gleich Whitworth, 22. und 27. November 1802; Browning, S. 15 f. •) Pfefiel, 28. Dezember 1802. *) Aus den Polizeiberichten vom 22. und 25. Januar 1803.
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darauf hatte Talleyrand eine Unterredung mit Whitworth, in der ersterer aufs neue verlangte, die Minister sollten jenen Mißbrauch der Preßfreiheit verhindern, den man sonst als von ihnen gutgeheißen betrachten müsse1). Als Whitworth das alte Lied von der Unantastbarkeit der Preßfreiheit wiederholte und damit wieder einmal die Ansicht vernichtete, auf diplomatischem Wege Genugtuung zu erlangen, entschloß sich Bonaparte kurzerhand zu Repressalien: am 30. Januar erschien im Moniteur der offizielle Rapport des Obersten Sebastiani über seine Erlebnisse und Eindrücke im Orient 2 ). Er sprach mit großer Ausführlichkeit von dem hohen Ansehen, in dem Frankreich, seine Armee und in erster Linie Bonaparte selbst noch immer dort, vor allem aber in Ägypten ständen, erzählte, wie gut man sich der Heldentaten und der weisen und wohltätigen Verwaltung der Franzosen erinnerte und mit welcher hohen Genugtuung man überall das Interesse und die Teilnahme begrüßte, welche er, Sebastiani, den Scheiks im Namen des ersten Konsuls ausgedrückt habe. Gleichzeitig erstattete er Bericht über die militärische Situation Ägyptens, lieferte eine detaillierte Beschreibung aller befestigten Plätze, der überall vorhandenen englischen, türkischen, arabischen Streitkräfte, der Stärke der Artillerie usw. und schloß seine von genauen statistischen Angaben gestützte Darstellung mit der Behauptung, »daß heute sechstausend Franzosen genügen würden, um Ägypten zu erobern«. In den im allgemeinen sachlich gehaltenen Bericht kam dadurch eine feindselige Note, daß Sebastiani dem englischen Oberkommandierenden in Ägypten, General Stuart die Absicht zuschrieb, er habe ihn gelegentlich seines Aufenthaltes in Alexandria ermorden lassen wollen, eine Verdächtigung, die in England natürlich berechtigte Entrüstung hervorrief. >) Whitworth, 27. Januar 1803; Browning, S. 53. 2 ) Sebastiani war am 25. Januar nach Paris zurückgekehrt. Vgl. Driault a. a. 0., S. 371.
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Zweifellos war die Veröffentlichung dieses Rapports eine Antwort auf die englischen Preßangriffe, vor allem auf das Wilsonsche Libell1), doch spielten auch noch andere Beweggründe mit. Die französische Regierung, erklärte Andréossy in London, müsse alle Mittel ergreifen, um das vertragswidrige Benehmen Englands in Ägypten aufzudecken 2 ), und von Paris aus wurde er angewiesen, der englischen Regierung nahezulegen, daß Sebastiani, ein mit der Politik nicht vertrauter Offizier, erstaunt gewesen sei, bei seiner Ankunft Ägypten noch nicht geräumt zu finden, daß er darin einen Widerspruch mit einem feierlichen Vertrage entdeckt und als Militär sogleich Berechnungen angestellt habe, um die Chancen zu prüfen, die sich im Fall eines neuen Krieges für Frankreich bieten würden. Unmöglich könne man es unnatürlich finden, daß er alsbald an einen Abbruch der Beziehungen zwischen England und Frankreich gedacht habe, denn eingegangene Verträge nicht ausführen, heiße doch wahrlich zum Kriege reizen3). Natürlich erregte der Rapport über die so viel besprochene Sendung Sebastianis in England gewaltiges Aufsehen. Alle Zeitungen erklärten ihn für einen neuen Beweis der feindlichen Absichten des ersten Konsuls gegen England 4 ). Aber diese Wirkung hatte Bonaparte nicht beabsichtigt und nachdrücklich bemühte er sich, ihr entgegenzuarbeiten. Energisch wies die Presse jeden Versuch zurück, die Publikation als Zeichen der Eroberungsgelüste und kriegerischen Absichten Frankreichs zu deuten und brachte sie einzig in Beziehung zu der englischen Preßhetze, zu den Anschuldigungen der Kriegslustigen, die vor aller Welt Frankreichs vertragswidriges l ) tôse XI •) *) *)
Das bezeugt eine Depesche an Andréossy vom 16. Ven(7. März 1803). Andréossy, 19. Pluviôse XI (8. Februar 1803). Depesche an Andréossy, 16. Pluviôse XI (5. Februar 1803). Pfeffel, 8. Februar 1803.
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Verhalten bloßzustellen trachteten, ohne der eigenen Unterlassungssünden zu gedenken, und endlich zu den Beleidigungen, welche die französische Nation täglich von dem streitsüchtigen Gegner hinzunehmen habe. Der englischen Regierung gegenüber trat Bonaparte jedem Bedenken in aller Form entgegen. Er selbst versicherte Whitworth, daß ihm jede kriegerische Absicht fernliege; Talleyrand bestätigte seine Worte, indem er den englischen Gesandten darauf hinwies, daß Frankreich zurzeit unmöglich den Krieg wollen könne, was auch Whitworth keineswegs bezweifelte1). Ferner wurde Andreossy angewiesen, in London zu erklären, daß es völlig unangebracht sei, aus dem Rapport Sebastianis auf verborgene Absichten der französischen Regierung zu schließen, und daß der erste Konsul bereit sei, über die Aufrichtigkeit seiner Friedensneigung jede gewünschte Garantie zu geben2). Und in der Tat — wie kann man den Bericht Sebastianis ernsthaft als einen Beweis kriegerischer oder provokatorischer Absichten Bonapartes auffassen ? Würde er die Schwächen der feindlichen Position in einem Augenblick enthüllt haben, in dem er zum Kampfe rüstete ? Würde er alles, was Sebastiani an militärischen und politischen Beobachtungen gesammelt hatte, der Öffentlichkeit preisgegeben haben, wenn er, wie man ihm vor>) Whitworth, 17. Februar 1803; Browning, S. 74. ») Depesche an Andréossy, 27. Ventôse XI (18. Marz 1803): »11 faut donc répondre à ce ministre (se. Hawkesbury) qu'en laissant aux expressions et aux réflexions du journal du colonel Sebastiani toute la gravité, qui peut leur appartenir, il est absolument chimérique de leur supposer un sens caché et une intention de gouvernement, que le premier Consul n'a eu et n'a aujourd'hui aucune vue de troubler le commerce de l'Inde par l'Egypte et de rien changer aux dernières déterminations de la Porte relativement à cette contrée, que l'Angleterre peut être parfaitement tranquille sur tous ces points et qu'elle obtiendrait à cet égard sur la sincérité des dispositions pacifiques du premier Consul toutes les assurances et les garanties qu'elle désirera.«
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warf, den neuen Krieg mit der Eroberung Ägyptens eröffnen wollte — zumal in einer Zeit, da er das Land noch von englischen Truppen besetzt glaubte und voraussetzen mußte, der Gegner sei in der Lage, die gefährdeten Punkte ungehindert zu befestigen und zu verstärken 1 )? Und die so stark angefeindete Bemerkung über die sechstausend Franzosen! Ist es nicht eher eine Verspottung der prahlerischen Siegeszuversicht, die man in England bei den französischen Niederlagen in Westindien zur Schau trug, als eine Provokation ? Die gehässigen Äußerungen über General Stuart, so sehr sie das britische Nationalgefühl verletzen mußten und so gewiß sie nicht unbeabsichtigt waren, bezweckten doch nur, die englische Regierung einmal das ganze Gewicht einer von der höchsten Autorität geduldeten Beleidigung fühlen zu lassen und unterschieden sich — so Ungeheuerliches sie behaupteten — in nichts von jenen, die Tag für Tag in den offenbar vom Ministerium abhängigen Blättern erschienen und sich gegen das Oberhaupt der französischen Republik richteten*). Die englische Regierung nahm die Publikation des Sebastianischen Rapports zum Anlaß, jetzt mit ihren *) Dies gab auch Andréossy der englischen Regierung zu bedenken, als Hawkesbury Befürchtungen über die Absichten Frankreichs auf Ägypten äußerte: »Lorsque sans une marine bien considérable, ai-je dit, on médite de pareils projets, on prend soin de ne pas les divilguer.« (Andréossy, 26. Pluviôse XI, 15. Februar 1803). s ) Depesche an Andréossy, 27. Ventôse XI (18. März 1803): »Du reste, le gouvernement anglais par sa tolérance sur les outrages qui tous les jours du sein de l'Angleterre s'élèvent contre tout ce qu'il y a de grand et de respectable sur le continent, a perdu le droit de se plaindre d'aucune offense de la même nature. L'ouvrage récent de M. Wilson sur l'Egypte est un redoublement des constantes diffamations que les écrivains anglais se permettent contre les gouvernements de l'Europe et laissera longtemps derrière lui toutes les infamies que la méchanceté pourra jamais inventer en Europe pour ternir les réputations dont l'Angleterre peut se montrer jaloux.«
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Ansprüchen auf Malta unverhohlener hervorzutreteL Der erste Konsul erkannte, daß die Dinge einer Entscheidung entgegendrängten. Er sah in dem entschlossenei Auftreten Whitworths und in den Berichten Andreossy^ die stets von der aufrichtigen Friedensliebe der englischei Minister sprachen, einen Gegensatz, der über die wahret Absichten Englands ewige Zweifel bestehen ließ. Un diesem unhaltbaren Zustande ein Ende zu machei, beschloß er, eine Entscheidung herbeizuführen 1 ) »zi sehr durchdrungen von dem Gefühl des gemeinsamei Interesses, das Frankreich und England haben, die Feine» Seligkeiten nicht wieder zu beginnen, um eine Erklärung zu fürchten«. Diese Erwägungen führten zu den Äuße rungen über das Verhältnis zu England in dem »Expos de la Situation de Ia Republique« vom 20. Februa18032). Die sorgfältig abgewogenen Sätze dieser Da> legung hielten sich von jeder Aggressivität geflissentlici fern: nur die Vorsicht und die durch den Streit der Pa> teien in England heraufbeschworene Kriegsgefahr mach es der Regierung zur Pflicht, 500 000 Mann unter dei Waffen zu halten, doch sei der Krieg durchaus nicht wahischeinlich, da beide Länder ein gleiches Interesse an Frieden hätten und außerdem Großbritannien, ohne Aus M Depesche an Andréossy, 30. Pluviôse XI (19. Februar 1803: »Le premier Consul a de nouveau réfléchi sur la conversation qui a eue hier avec Lord Whitworth et il continue à prévoir que le expressions dont il aura été forcé de se servir dans l'exposé de k situation de la République, seront vivement sensibles au gouvenement britannique: il n'en regrette pas l'impression à Londre. . . . Forcée de se tenir dans un état constant de représaille, la France repugne à prolonger ce rôle; et d'une autre par, le premier Consul a trop bien le sentiment du commun intért qu'ont la France et l'Angleterre à ne pas recommencer le hostilités, pour craindre une explication. Il faut donc, qu'eb soit entière.« ») Corresp. VIII, 6591. Moniteur, 4. Ventôse XI (23. Februr 1803).
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sieht eine neue Koalition zusammenzurufen, allein nicht imstande sei, gegen Frankreich zu kämpfen. Es ist bekannt, welche Antwort auf diese Erklärung der französischen Regierung erfolgte: eine königliche Botschaft vom 8. März forderte eine Verstärkung der Seewehr und die Einberufung der Miliz mit Hinblick auf angebliche umfassende Rüstungen in den französischen Häfen. In England selbst kam diese Kundgebung überraschend; man betrachtete sie fast allgemein als Kriegserklärung 1 ). Der Moniteur verhielt sich äußerst zurückhaltend. Er begnügte sich damit, die Botschaft unter der Rubrik »England« abzudrucken und ihr als Kommentar einen Artikel des Morning-Chronicle beizugeben, der bedauernd erklärte, sie komme einem Abbruch der Beziehungen gleich, aber dennoch Hoffnung auf Versöhnung ausdrückte 2 ). Die übrigen französischen Zeitungen schlugen den Ton des Erstaunens und des Bedauerns an; sie bemühten sich vor allem, die falsche Behauptung über die Rüstungen Frankreichs richtigzustellen und vor neuem Kriege zu warnen. Inzwischen hörten, während die Verhandlungen über die Räumung oder Nichträumung Maltas und bald auftauchende neue und erweiterte Forderungen Englands geführt wurden, die Klagen des ersten Konsuls über die englische Presse nicht auf. Whitworth erkannte ihre Berechtigung ohne weiteres an. So zäh und beharrlich er die Ansprüche Englands vertrat und so kalt und unbeweglich er sich bei allen französischen Deklamationen über Englands mangelnde Vertragstreue, über seine Kriegslust und Zweideutigkeit verhielt, so ruhig und billig urteilte er über die Preßstreitigkeiten, deren Bedeutung er wohl zu würdigen wußte. Zwar wiederholte er Talleyrand gegenüber pflichtgemäß die l)
Pfeffel, 11. März 1803. ') Moniteur, 23. Ventôse X I (14. März 1803). B b b l n g h a u « , Napoleon, England und die Presse.
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Erklärungen über die Unverletzlichkeit der Preßfreiheit, mit denen auch Hawkesbury die französischen Beschwerden abzuweisen pflegte, völlig anders aber urteilte er in den Berichten an seine Regierung. Eine gewisse Genugtuung, bemerkte er einmal, werde nicht nur auf die Sprache der französischen Zeitungen einen mäßigenden Einfluß haben, sondern vielmehr dazu beitragen, »die außerordentliche Erbitterung des ersten Konsuls wesentlich zu beschwichtigen«1). Je stärker in ihm die Überzeugung wurde, daß Frankreich keinen Krieg führen wolle, weil es ihn nicht führen könne, und daß England durch Drohungen allein seine Forderungen durchzusetzen vermöge, mit um so ernsterer Sorge sah er dem Ungestüm der englischen Presse zu, ja, er fürchtete, die hauptsächlich durch die französisch geschriebenen Londoner Blätter »verletzte Eitelkeit« Bonapartes werde diesen zum Äußersten fortreißen, »was sonst vermieden werden könnte «2). Ende Februar konstatierte er beim ersten Konsul, wenigstens soweit der Zeitimgskrieg in Frage kam, »ein starkes Symptom der Friedensneigung«. Um diese Zeit wurde nämlich Goldsmith, der seine Befugnisse als Redakteur des Argus überschritten zu haben scheint, entlassen. Seine Stellung erhielt Badini, der früher in London die einzige in Frankreich geduldete englische Zeitimg, den »Weekly Messenger« redigiert hatte und kürzlich unter Anwendung der Alien-Bill aus England ausgewiesen worden war8). Whitworth sah in diesem Redaktionswechsel ein bemerkenswertes Zeichen des Entgegenkommens und fügte seiner Betrachtung den aufrichtigen Wunsch hinzu, daß die englischen Blätter keine Gelegen-
') Whitworth, 11. Februar 1803; Browning, S. 68. *) Whitworth, 28. Februar 1803; Browning, 8. 91. ») Pieffel, 11. Februar 1803. Er schließt seinen Bericht über Badinis Ausweisung mit folgenden Worten: » . . . il est à prévoir que, s'attachant... au contraste de cette sévérité envers l'auteur
— 195 — heit geben möchten, den Zwist zu erneuern1). Vergebliche Hoffnung 1 Schon gleich darauf klagte er wieder über dier verhängnisvolle Wirkung der Londoner Zeitungen, hauptsächlich des Courier de Londres und wieder drückte er den »heißen Wunsch« aus, daß es sich ermöglichen lasse, den Zeitungen Einhalt zu tun. Er war der Meinung, es könne niemals die Absicht bestanden haben, die Preßfreiheit so ohne jede Aufsicht zu lassen, »daß es in die Macht irgendeines obskuren Schreibers . . . gegeben sein sollte, Länder in Krieg zu verwickeln, die ohne das zur Versöhnung geneigt sein würden«. Ist es denkbar, daß ein erfahrener Diplomat und Staatsmann wie Whitworth derartige Winke und Wünsche äußerte, wenn er von der Unmöglichkeit, ihnen gerecht zu werden, überzeugt war ? Er empfahl dringend, die französischen Journalisten in London scharf zu überwachen und riet selbst zur Anwendung der Alien-Bill, weil er glaubte, daß diese Emigranten das Land in Kriegsgefahr brächten, das ihnen ein Asyl gewähre. Gerade mit Rücksicht auf die unter Badinis Leitung so versöhnliche Haltung des Argus hielt er es für angebracht, Frankreich in dieser Frage größeres Entgegenkommen zu zeigen2). Allein in London stießen seine Vorschläge auf geringes Entgegenkommen. Man dachte gar nicht daran, von irgendwelchen Einflußmitteln Gebrauch zu machen und die wild entfesselten Leidenschaften zurückzudämmen. Unter diesen Umständen kann es nicht wundernehmen, wenn in Frankreich die nach einem langwierigen Prozeß erfolgte Verurteilung Peltiers verhältnismäßig kühl aufgenommen wurde. Der Moniteur zollte zwar der Weis-
du Weekly Messenger avec l'indulgence pour celui du Courier de Londres, le gouvernement français ajoutera cet incident à ses autres griefs contre l'Angleterre.« ») Whitworth, 28. Februar 1803. ») Whitworth, 3. Marz 1803. 13»
— 196 — heit und Unparteilichkeit der englischen Gerichtshöfe volle Anerkennung, aber den Prozeß selbst bezeichnete er als überflüssig, denn die Alien-Bill gebe den Ministern Vollmacht, Fremde aus dem Lande zu weisen, und man habe gerade in letzter Zeit bemerken können, daß von diesem Gesetz besonders Franzosen gegenüber Gebrauch gemacht worden sei1). Einmal noch, zum letztenmal, kam es zwischen den beiden Regierungen zu diplomatischen Erörterungen über die Presse. Veranlaßt wurden sie durch die Nachricht von der Wiederbesetzung des Kaps der Guten Hoffnung durch die Engländer, welche einer weiterenVerletzung desVertrages von Amiens gleichkam2). Bonaparte ließ daraufhin in den allbekannten und viel gelesenen »HamburgerCorrespondenten« einen Artikel einrücken, den er vermutlich selbst verfaßt hatte, der das feindselige Betragen Großbritanniens in den schärfsten Ausdrücken geißelte und Frankreich als Schützer der europäischen Freiheit und Verteidiger geheiligter Verträge feierte. Empört erteilte die englische Regierung sofort Whitworth den Befehl, sich zu beschweren. Von weiterer Bedeutung war der Zwischenfall nicht, denn der erste Konsul zeigte sich sofort bereit, die gewünschte Genugtuung zu geben und seine unverminderte Friedensliebe zu beteuern8). Vielleicht war es ihm nicht unwillkommen, mit dieser Bereitwilligkeit einen auffälligen Gegensatz zwischen seinem Betragen und dem der englischen Regierung bei ähnlichen Anlässen markieren zu können. Ehe noch der englische Protest erfolgt war, yersuchte der Argus, den Artikel des Hamburger Correspon») Moniteur, 12. Ventöse XI (3. Marz 1803). ') Der Moniteur publizierte die diesbezügliche Konvention zwischen Holländern und Engländern am 1. April 1803 und begleitete sie nur mit den wenigen, aber vielsagenden Worten: »Une capitulation en temps de p a i x l l l l l . . .« •) Whitworth, 18. April 1803.
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denten zu rechtfertigen 1 ). Solange Großbritannien sich weigere, sagte er, heilige Verträge auszuführen, »solange wenigstens sollte es Frankreich gestattet sein, zu r e d e n und Europa, zu h ö r e n . Sicherlich ist es nicht Frankreich, bei dem man Argwohn hegen kann, es plane die Erneuerung des Krieges in einer Zeit, wo der Rest seiner Flotte in entfernten Häfen weilt, in einer Zeit, wo es ein so starkes Bedürfnis nach Ruhe hat, um seiner Industrie, seinen Kolonien und seiner Marine zu ihrem alten Glänze zu verhelfen. Nichts ist nötig als ein paar Körnchen gesunden Menschenverstandes, um diese Dinge zu bemerken«. In den letzten Friedenswochen beherrschte nur noch ein Thema die französische Presse: auf jede Weise suchte sie die beruhigende Gewißheit zu verbreiten, daß, wie sich auch die Beziehungen zwischen Frankreich und England gestalten würden, der Kontinent nichts zu fürchten habe. Nur einmal, eine Woche vor Ausbruch des Krieges, brachte das offiziöse Bulletin de Paris eine Notiz, die auf die mögliche Einbeziehung der Kontinentalmächte in den bevorstehenden großen Kampf hinwies und in zwei Sätzen die ganze politische Entwicklung der kommenden Jahre vorzeichnete. »Frankreich«, hieß es da, am 7. Mai 1803, »kann England auf zweierlei Weise angreifen; entweder, indem es alle seine Kräfte auf eine Landung konzentriert oder, indem es seinen ganzen Einfluß aufbietet, um den Ruin des englischen Handels zu bewirken. Im ersten Falle würde die Neutralität des Kontinents in Frankreichs Interesse hegen; im zweiten würden alle Mächte genötigt sein, für oder gegen England Partei zu ergreifen «. Als das Bulletin de Paris diese Erklärung brachte, hatte England schon alle Brücken hinter sich abgebrochen, Whitworth seine Pässe verlangt, waren die ') Argus, 11. April 180».
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Würfel über Krieg und Frieden bereits gefallen. Die letzten entgegenkommenden Vorschläge Frankreichs fanden kein Gehör. Die Feindseligkeiten begannen. Der kurze Friede war vorbei. *
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Noch immer ist die so oft gestellte, so oft beantwortete Frage, ob Napoleon den Wiederausbruch des Krieges gegen England bezweckt hat, nicht endgültig entschieden. Zwar, daß er ihn im Frühjahr 1803, ungerüstet wie er damals war, nicht herbeiführen wollte, wird kaum noch bezweifelt, dagegen wird häufig die Ansicht vertreten, er habe ihn für das Jahr 1804 erwartet und vorbereitet. Allein auch dies darf mit Fug bestritten werden. Wohl ist es richtig, daß er dem General Decres, der als Führer einer Expedition nach Ostindien ging, umfassende Instruktionen mitgab, in denen die Erneuerung des Krieges in absehbarer Zeit vorgesehen war, aber das war in einer Zeit (März 1803), als er schon erkannt hatte, England werde den Bruch nicht mehr allzu lange hinauszögern. — Eine andere Frage aber ist die: hat er überhaupt nicht an Krieg gedacht, glaubte er den Vertrag von Amiens zur Grundlage eines dauernden Friedens machen zu können, und war er gesonnen, bei diesem Frieden stille zu stehen ? Wer möchte diese Frage ohne weiteres bejahen? Der Kampf mit England war nicht zu Ende. Seit den ersten Tagen des Friedens verschlossen sich denkende Köpfe in ganz Europa dieser Überzeugung nicht, Napoleon selbst am allerwenigsten1). Der Vertrag von Amiens bedeutete einen unleugbaren Sieg über England, aber nicht den endgültigen Triumph. Der letzte, entscheidende Waffengang um die Weltherrschaft stand noch bevor. Wer möchte annehmen, daß Napoleon, der wie kaum ein anderer vor und nach ihm das l
) Vgl. Corresp. VII, 5968.
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Bewußtsein der eigenen welthistorischen Bedeutung in sich trug, diesen Kampf nicht auch selbst zu Ende zu bringen gedachte ? Alles in ihm drängte zur Tat und so wollte er auch den Krieg gegen England persönüch führen und er, er selbst, das dominium mundi für Frankreich gewinnen. Aber der Plan, der so groß angelegt war — er ist uns des öfteren begegnet — bedurfte jahrelanger Vorbereitung. Weder 1803 noch 1804 konnte der Kampf beginnen. Nicht nur im Frieden, im Bunde mit dem Kontinent sollte er Frankreich finden; eine starke Marine, Flottenstützpunkte und koloniale Niederlassungen in allen Teilen der Welt waren geplant, um der englischen Macht Trotz zu bieten: was war von dieser Rüstung 1803 erreicht, was konnte bis 1804 erreicht werden ? Die drei- und vierfache Zahl der Friedensjahre hätte kaum genügt, sie zu vollenden. Völlig müssig ist es, die Schuldfrage zu stellen bei Ereignissen, die durch den ehernen Gang der Entwicklung so bedingt waren, wie dieser erneute Krieg zwischen Frankreich und England. Für letzteres war er ein Lebensinteresse geworden, wer darf es tadeln, daß es ihn herbeiführte und seinen Ausbruch beschleunigte ? Die Betrachtung der französischen Presse während dieser ganzen so kritischen Zeit unterstützt die Ansicht derer, die in Napoleon den Angegriffenen, nicht den Angreifer sehen. Gleichzeitig aber lehrt sie erkennen, daß der Politik des ersten Konsuls e i n Ziel dauernd und unverrückbar vor Augen stand: die Erlangung der Seeherrschaft und damit des Welthandelsmonopols und der ausschlaggebenden Stimme in den Angelegenheiten der gesamten politischen Welt, Vorteile, die England bisher innegehabt, die es jedoch — der Charakter einer reinen Seemacht verbot es — niemals in dem von Napoleon angestrebten Grade hatte ausbeuten können. Alles das aber konnte nur erreicht werden durch ein einziges Mittel: die Bezwingung Eng-
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lands. Seit den ersten Tagen der Amtsführung Bonapartes ließ die Presse, wir sahen es, keinen Feind Frankreichs außer England gelten. Wir hörten schon früh die lockende Stimme erklingen, die den Mächten Europas Größe und Reichtum verhieß, wenn sie sich mit Frankreich gegen den seegewaltigen Gegner verbinden würden. Wir sahen die Hoffnung, mit e i n e m kühnen und glücklichen Griff den Siegespreis zu erlangen, jählings emporflammen, als Österreich Frieden schloß und Rußland die Hand zum Bunde bot und sahen sie ebenso plötzlich verlöschen und von bitterster Enttäuschung verdrängt, als mit dem unerwarteten Tode des Zaren die ersten Glieder der Kette brachen, die England unauflöslich umschmieden sollte. Dann trat die Wendung ein: der Versuch einer gewaltsamen Niederwerfung wurde aufgegeben, der Friede, d. h. eine Zeit des Sichsammeins und Rüstens, energisch betrieben und , einmal gewonnen, mit aller Kraft aufrecht zu halten gesucht. Der Moniteur trat in den Dienst britischer Kabinettsinteressen, der Kampf gegen die Kriegspartei in London bildete die Haupttätigkeit der Pariser Zeitungen. Aber wir bemerkten zugleich, daß, je heftiger sie für den Frieden eintraten, man in England desto lebhafter fühlte, dieser Friede sei eine Umklammerung und berge so viele Vorteile für den Gegner wie unermeßliche Nachteile für den eigenen Staat. Man durfte jenen seinen Weg nicht vollenden lassen, man mußte losschlagen, ehe es zu spät war und die Regierung, schwach aber geschmeidig, fand den günstigsten Augenblick geschickt heraus. Wir glaubten zu erkennen, daß die kolonialpolitischen Pläne des ersten Konsuls ihren Entschluß zum Kriege reifen ließen, aber ergänzend müssen wir hinzufügen, daß sie deren Ausführung weit eher herbeiwünschte als fürchtete, weil sie die Kräfte des Gegners auf Punkte konzentrierte, die englischen Angriffen erreichbar waren und den Kampf auf ein Gebiet verlegten, auf dem England sich mit Recht überlegen
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fühlen durfte 1 ). Wie aber trat der erste Konsul den immer deutlicher zutage tretenden englischen Angriffsgelüsten entgegen ? Auch darüber gab die Presse klare Auskunft: es zeigte sich der unerschütterliche Wille, niemals, auch um den Preis des Friedens nicht, einen Fuß breit von dem einmal errungenen Terrain zurückzuweichen, ein Entschluß, der dann doch ins Wanken geriet, als ein Nachgeben wenigstens in der Maltafrage den Krieg verhindern zu können schien. Es zeigte sich aber auch die für Napoleon so charakteristische Neigung, unerschrocken die Gefahr aufzusuchen, sie zu bekämpfen, statt sie klug zu vermeiden, zu drohen und einzuschüchtern, jeden Widerstand und Widerspruch mit harter Hand zu ersticken und daneben immer wieder jener kühne, phantasievolle Plan, den Kontinent unter Frankreichs Führung zu vereinigen, eine festländische Interessengemeinschaft
') Whitworth, 20. November 1802. Vgl. Wahl, Gesch. des Europ. Staatensystems im Zeitalter der französ. Revolution, 8. 144. Whitworth schrieb damals, der erste Konsul könne jetzt entweder fortfahren in den Plänen, ein Kolonialreich neu zu begründen, das sei »heiß herbeizuwünschen« oder sich auf Ausdehnung seines Besitzes und Einflusses in Europa beschranken: »Das ist, was wir zu fürchten haben.« Wahl will in den Worten Whitworths nur dann einen Sinn entdecken, »wenn Whitworth meint: solange Napoleon sich auf festländische Politik beschränke, könne die Regierung das Parlament nicht zum Kriege hinreißen, bedrohe er dagegen Englands Kolonialherrschaft, so könne dies gelingen.« Aber beweist nicht die, gerade zur Zeit der Abfassung der Whitworthschen Depesche noch sehr stürmische englische Begeisterung für die Schweiz, daß Napoleons Festlandspolitik sehr wohl Gründe liefern konnte, mit denen sich ein Krieg motivieren ließ? Ich möchte die Äußerungen Whitworths eher so deuten, d a ß er Napoleons Einfluß auf dem Kontinent deshalb fürchtete, weil Englands Aussichten auf neue Allianzen dadurch bedroht wurden, während die Gründung eines Kolonialreiches nicht allein ganz England zum Kriege spornte, sondern die Kräfte des Feindes zersplitterte, indem er genötigt wurde, zur See gegen England und zu Lande gegen Englands Freunde zu kämpfen oder doch auf der Wacht zu stehen.
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zu begründen und die europäischen Mächte in geschlossener Masse gegen England aufzubieten. Sicherlich ist das Bild, das die französische Presse von der politischen Denkweise des ersten Konsuls entwirft, nicht lückenlos zu nennen. Die Presse, abhängig und eine Hilfsarbeiterin der Diplomatie, vertrat die Gedanken ihres Gebieters natürlich nur in einer ihm genehmen Form und innerhalb vorgeschriebener Grenzen, verteilte Licht und Schatten nach seinem Gutdünken, aber so wenig diese Einseitigkeit der Darstellung über diese Mängel und über die Härten des ganzen Systems hinwegtäuschen kann, ebensowenig vermag sie das Ziel zu verstecken, dem alle seine Gedanken zustrebten, ja, man kann sagen, sie mußte es mit Notwendigkeit klar und scharf hervortreten lassen, weil kein anderes Wort, kein anderer Wille laut werden konnte als der eigene und uneingeschränkte Napoleons selbst. Die völlige Gebundenheit der Presse erleichtert also die Aufgabe, dieses Ziel zu erkennen, sehr wesentlich und ermöglicht die Erarbeitung sicherer Ergebnisse und fester Überzeugungen. Mag man zugeben, daß diese auf anderen Wegen und mit anderen Mitteln bereits gewonnen wurden, so wird diese Erkenntnis allerdings das Resultat auf ein sehr bescheidenes Maß zurückführen, aber sie vermag nicht, dem Versuche an sich die Berechtigung zu nehmen.
Anhang. i. Schreiben des französischen Bevollmächtigten Otto in London an den Minister des Auswärtigen Talleyrand in Paris. (Lettre confidentielle.) L o n d o n , le 9 pluviôse, an X (29. Januar 1802). Citoyen Ministre. Permettez, que je vous donne confidentiellement la clé des communications, que j'ai eu l'honneur de vous faire à différentes reprises tant de la part du ministère que de celle du Prince de Galles. Il est sans doute dans l'esprit de l'un et de l'autre de renforcer les institutions politiques des deux pays par un accord franc et durable, mais on ne voudrait pas borner ce soutien mutuel à la conservation de la forme de gouvernement; on voudrait l'étendre h cimenter la puissance des hommes, qui exercent aujourd'hui l'autorité dans les deux pays. — Le prince et les ministres actuels sont fortement portés pour le premier consul, dont ils admirent le génie et dont ils honorent le caractère. Ils se flattent de pouvoir, sinon affermir son autorité, dont ils connaissent la solidité, du moins lui donner un appui accessoire et dissiper les
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nuages qui pourraient encore obscurcir momentanément notre horizon politique. D'un autre côté ils regardent le premier consul comme le restaurateur du bon ordre et de la civilisation en Europe, et son opinion, ses affections personnelles leur paraissent d'un trop grand poids pour n'avoir pas une influence majeure même sur le peuple anglais. On se rappelle la bonne intelligence qui a régné entre le cardinal de Fleury et le fameux Walpole et qui a été la cause d'une très longue paix. Si, comme on doit l'espérer, les négociations d'Amiens se terminent d'une manière satisfaisante pour les deux pays, quelques témoignages publics d'estime et d'intérêt pour le ministère actuel produiraient ici le plus grand effet. Vous le trouverez sincèrement disposé à seconder les vues du premier consul aux Antilles et à faire tout ce qui dépendra de lui pour nous témoigner sa reconnaissance. Croyez que les intentions sont pures. On ne peut reprocher au ministère que d'être un peu tâtonneur, d'avoir toujours peur de se compromettre, de ne prendre un parti que lorsqu'il est trop tard d'en prendre un autre et de ne pas savoir maîtriser les événements. Mais il est nouveau; il n'a d'autre base que sa droiture, qui dans le 19® siècle ne suffit pas en Angleterre pour conduire le Parlement; enfin il a réellement besoin de la force morale, que lui donneront l'appui du premier consul et l'opinion, qu'une paix permanente en sera le résultat. — Sans doute, cette paix permanente est un beau rêve, mais ce rêve plaira au peuple et rendra plus cher celui qui l'aura fait naître: »Personne«, me dit-on souvent, »n'est plus intéressé que nous aux succès de votre administration.« — En effet, le sort du ministère actuel y est attaché et quand même il ne m'eut assuré cent fois de son dévouement pour le premier consul, je n'en serais pas moins convaincu. Le prince de Galles se trouve dans les mêmes sentiments et par leB mêmes motifs. Des amis communs lui
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ont fait entendre que les succès de Bonaparte en affermissant le gouvernement français ont consolidé le thrône britannique. — Il en est intimément convaincu. Ces explications, citoyen Ministre, m'ont paru nécessaires. Elles eussent été déplacées dans une dépêche officielle. . Salut et respect. (Paris, Arch. des Aff. étrangères.)
Otto.
II. J. Fiévée und die englische Presse. Fiévée hat über die Audienz, in der er die Aufträge des ersten Konsuls erhielt, einen detaillierten Bericht hinterlassen (Correspondance et relations de J. Fiévée avec Bonaparte, premier consul et empereur (1802—1813) publié par l'auteur, Brüssel 1837, Einleitung, S. CLXVIII ff.), aber seine Zuverlässigkeit ist nicht so groß, daß man seinen Angaben unbedingten Glauben schenken dürfte. G. Le Poittevin (La liberté de la presse depuis la révolution, S. 164) hat auf Grund einer im Pariser Nationalarchiv gefundenen, aus dem Jahre 1805 stammenden Note Fiévées nachgewiesen, daß der Text des Originals von der von ihrem Verfasser später veröffentlichten Fassung vollständig abweicht, welche Feststellung natürlich auch seinen übrigen Aufzeichnungen gegenüber Vorsicht zur Pflicht macht. Das große Vertrauen, das Hatin (Histoire de la presse en France, VII, 399 ff.) und Welschinger (La censure sous le premier Empire, p. 15) in seine persönliche Glaubwürdigkeit setzen, ist nicht ganz gerechtfertigt. Zum mindesten schloß die von ihm selbst so auffällig betonte und in den eben genannten Werken so gerühmte Freimütigkeit und Unabhängigkeit nicht aus, daß er sich Bonaparte gegen-
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über zu Schmeicheleien verstand, die zu dem Charakterbilde eines so aufrechten Mannes wenig passen wollen. So heißt es in einer der Noten, die er von England aus an den ersten Konsul richtete: »Les grandes pensées sont si familières à celui qui nous gouverne, qu'il mettra sans doute peu d'importance aux miennes«. Die Note, die diese Bemerkung enthält, befand sich freilich nicht mehr in Fiévées Besitz, als er seine Erinnerungen veröffentlichte, er hätte das Konzept nicht aufbewahrt, weil er damals nicht ahnte, daß er in weiterer Verbindung mit Bonaparte bleiben werde (Corresp. et relat. I, 129). Sie befindet sich jedoch nebst einer anderen im Nationalarchiv in Paris ( + + A F i v 1672); die dritte — nach Fiévées eigener Aussage schickte er von England aus drei Noten an den ersten Konsul — war leider nicht aufzufinden. In England bestand seine Aufgabe darin, Land und Leute und die öffentliche Meinung zu studieren (vgl. Corresp. et relat. I, CLXIX und Corresp. de Napoléon IK VII, 5995), doch hat er daneben jedenfalls noch einen anderen Auftrag gehabt, trotzdem er selbst nicht davon spricht und auch jene beiden Noten im Nationalarchiv nichts darüber enthalten — möglich, daß die dritte Note über diesen Punkt Klarheit geben könnte — er sollte nämlich versuchen, die Zeitungen, welche in London am lautesten gegen Frankreich agitierten, durch Geld zum Schweigen zu bringen. Ich entnehme das einer Depesche Andréossys vom 1. Januar 1803, in der er von seinen Bemühungen spricht, die Zeitungen zu beeinflussen, was auf direktem Wege, d. h. durch Geld, nicht möglich sei : man habe die Sendung Fiévées noch in zu guter Erinnerung. Eine Dame, mit der Andréossy über Fiévées Roman »Le dot de Suzette« sprach, und auf dessen Verfasser sich beide momentan nicht besinnen konnten, sagte zu ihm, um ihn auf den Namen zu bringen: »Vous devez le connaître, c'est celui qui est venu acheter les journaux«, worauf Andréossy sofort orientiert war, sich freilich hütete, seine
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Kenntnis zuzugeben. — Bestätigt wird diese Angabe durch Pfeffel (31. Dezember 1802): » . . . on assure que M. Fiévée et quelques autres agents secrets furent chargés de cette commission (se. de gagner les journalistes) au commencement de l'été dernier«. — Das gänzliche Schweigen Fiévées deutet darauf hin, daß mit dieser Seite seiner Mission keine sehr angenehmen Erinnerungen verbunden waren, und auch aus einer Depesche Talleyrands an Andréossy geht hervor, daß man die im Sommer gemachten Erfahrungen nicht zu wiederholen wünschte (Depesche vom 18. Nivôse XI (8. Januar 1803): ». . . Quant aux journalistes, j'ai bien eu quelque connaissance de la mission du citoyen Fiévée, mais elle n'émanait pas de mon département, et le premier Consul m'a chargé de vous recommander seulement d'appeller souvent la surveillance du gouvernement britannique sur les gazettes, sans chercher à en acheter les auteurs : ce genre de marché a peu de profits et beaucoup d'inconvénients«. — Jedenfalls ist es nicht ohne Interesse, festzustellen, daß Bonaparte zuerst auf eigene Faust versuchte, der feindseligen englischen Presse Herr zu werden, ehe er sich zu offiziellen Schritten bei der Regierung entschloß.
Register. A.
B.
Addington, Henry, englischer Premierminister (1801 — 1804) 51 f., 56f., 71 f., 74, 100, 105, 107, 115, 118, 120, 142 f., 152, 153, 177, 178, 185. , Kabinett 621!., 63ff., 71 f., 78, 84f., 92ff., 105f„113, 146, 149f., 154, 155, 166, 16»!., 161, 174f., 177, 179, 180, 188!!., 186f., 189f., 191 f., 106, 200, 203 f. — — — (Verhältnis zur Presse) 59, 61 ff., 74f., 83, 93ff., 96, 115, 121 f., 156 ff., 165, 169, 185, 195. Ägypten 16f., 27, 34, 75, 78, 87, 92, 123, 138, 140, 142, 167, 180, 1 8 6 » . Alexander I., Kaiser von Rußland 47, 108 f., 129. Allgemeine Zeitung (Cotta) 21,
Badini, Redakteur des »Weekly Messenger« in London, später des »Argus« in Paris 194f. Barbareskenstaaten, Die nordafrikanischen H 7 , 141. Barère (Barrère), Bertrand de Yieuzac; französischer Journalist 13 f., 125. Baudus, Jean-Louis; Redakteur des »Spectateur du Nord« in Hamburg 14, 144f. Bulletins à la main 108 f. Bulletin de Paris, Le 11, 141, 147, 177, 179f., 197.
154. Ambigu, 1' 152, 156, 163, 173. Andriossy, General, französischer Gesandter in London (1802-1803)170,177,178,180, 182, 189 f., 192, 206f. Argus, The 11, 14, 171 ff., 175, 177, 194 f., 196 f.
C, Citoyen français, Le 11. Clef du Cabinet des Souverains, La 11, 12. Cobbet, englischer Publizist 96. Courier de Londres, Le 72, 152, 156, 158 f., 160, 164, 173, 18G, 195. E. État de la France à la fin de l*an V I I I , De 1' (Flugschrift aus dem Jahre 1800) 36f., 126 ff., 137, 176.
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209
P. Fi6v6e, Joseph; Journalist, Redakteur des Mercure de France 5, 6, 8, 11, 13, 146ff., 149, 154, 163, 169, 205ff. Fouch6, Joseph; französ. Polizeiminister 10 f., 14, 109. Fouilhoux, Verfasser eines »Bulletin ä la main« in Paris 108f. Fox, Charles James, Führer der parlamentarischen (alten) Opposition in England 55, 67, 98 f., 174, 177, 181. Franz II., deutscher Kaiser ( 1 7 9 2 - 1 8 0 6 ) 19, 27, 28ff., 33, 76. G. Gazette de France, La 6, 10. Gentz, Friedrich 131,133ff., 185. Georg III., König von England ( 1 7 6 0 - 1 8 2 0 ) 17, 92. Georg, Prinz von Wales 100, 106 f., 110f., 113, 115, 149 f., 152, 181 f., 203ff.
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Hawkesbury, Lord ; englischer Minister des Auswärtigen im Kabinett Addington 45, 52, 69, 74f., 82f., 84, 86, 105, 115, 116f„ 118, 137, 152, 162, 178, 194.
J. Invasion, französische, in England 65f., 80 ff. Italienische Republik 104, 108, 114. Jackson, Bevollmächtigter des Königs von England in Paris (1800 bis 1802) 103, 119, 150. Journal des Débats, Le 6, 10, 170. Journal des Défenseurs de la Patrie, Le 10, 12. Journal des hommes libres, Le 10. Journal de Paris, Le 2, 6, 10, 13, 45, 81, 161 f., 170.
Goldsmith, Lewis; englischer Journalist, Redakteur des »Argus« in Paris 14, 174f., 194.
Jullien (de Paris), Marc-Antoine ; französischer Publizist 3.
Grenville, Lord; englischer Minister des Auswärtigen im Kabinett P i t t ; später Führer der (neuen) Opposition 20, 23, 49, 50, 54, 56, 60, 96, 118, 144, 175, 186.
K.
H. Hamburger Correspondent 196f. Hauterive, Alexandre-MauriceBlanc de Lanautte, comte d' (1754 — 1830); französischer Diplomat und Publizist 13, 14, 36f., 41, 126ff., 138, 176.
Kolonialpolitik, französische 89f. 100, 120f., 123 ff., 139 ff., 179 f. 200 f. Komitee, englisches, in Bayreuth 61, 76. Kontinentalpolitik, englische 20, 90, 102, 105, 114, 125 ff., 138f., 143, 167, 176, 183 f. Kontinentalpolitik, französische 2 5 f „ 36f., 70, 86, 89f., 124ff., 138f., 172f., 197, 200f.
E b b i n g b a u s , Napoleon, Gagland und die Presse.
14
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210
M. Macpherson, Sir John 72, 100, 186. Malta 27 f., 34, 93, 140, 142, 167, 180, 183ff., 192f., 201. Mercure de France, Le 6, 11, 14, 35 f., 144f., 146 ff., 152, 170. Merry, Sekretär b. d. englischen Gesandtschaft in Amiens 116 f. 119. Moniteur, Le, ou gazette nationale 2, 6, 9f., 11, 13, 18, 21, 26, 26, 28, 82, 37 f., 89Î., 41 f., 44, 46, 62, 70(f., 76ff., 7»f., 84, 98, 102, 104,109, 1 1 1 , 1 1 4 , 1 1 7 0 . , 120, 140, 144, 1511., 158, 1 6 5 , 1 5 7 f f . , 160 ff., 1671., 170, 173, 175, 186, 188, 193, 195f., 200. Montlosier, Redakteur des »Courier de Londres« 72. Moore, englischer Unterstaatssekretär 174f. Morning-Chronicle, The 21, 55f., 82, 97 f., 116, 193. Morning-Post, The 55, 97 f., 186. 0. Österreich 16f., 19, 26f., 28ff., 32, 35, 37, 38, 39f., 64, 114, 118, 137, 141 f. (Separatfrieden m. Frankreich) 19, 28ff„ 33f., 42f., 50, 200. Opposition, Die (alte) parlamentarische, in England 54 ff., 63, 65, 67, 96H., 106, 107, 150, 172, 174, 177, 180Î. (Spaltung) 98f., 181. (Presse) 55t., 59f., 97f. Opposition, Die (neue) parlamentarische, in England (Partei Grenville) 56tf., 60, 67, 89,
— 94, 95f., 101, 102, 103, 109, 116, 118f., 139, 152, 168f., 174, 176f„ 182f. (Presse) 59, 95f.
Oracle, The 61, 63 f. Otto, Louis Guillaume ; französischer Unterhändler in London ( 1 8 0 0 - 1 8 0 1 ) , dann Bevollmächtigter Minister der franz. Republik in England bis Herbst 1802 14, 34, 45, 67, 72, 74, 78, 79, 82tf., 84f„ 88, lOOff., 106f., llOff., 117 f., 120 ff., 137, 140, 150 ff., 154, 160, 161, 162 f., 167 f., 177 f., 203 ff. — — (Urteile über die englische Presse) 62, 74f., 82ff., 115, 150 ff., 157, 164f., 171. (Urteile über die französische Presse) 4 1 , 1 0 4 , 1 0 8 , 1 0 9 f . , 120, 133, 150, 170 f. P. Paul I., Kaiser von Rußland 16f., 26, 43f., 46f., 53, 69, 137, 160, 200. Peltier, französischer Emigrant, Journalist in London 96, 112, 115, 119, 121 f., 152f„ 156f„ 163. (Prozeß) 156f., 185, 195 (. Pitt, William, d. J . ; englischer Premierminister (1783—1801 u. 1804-1806) 20, 26, 34, 52, 54f., 56, 60, 62, 65, 71, 9 4 , 1 1 0 , 148, 182. — — (Rücktritt vom Ministerium, 1801) 48ff., 60. , Kabinett 21, 23, 24f., 2 6 f „ 32, 34, 36, 38, 46, 60, 71. (Rücktritt) 48ff., 57, 67.
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211
Porcupine, The, (Antigallican) 95 f., 150. Portalis, Jean-Etienne; Mitglied des französ. Staatsrats 5, 11, 169.
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Talleyrand, Charles - Maurice ; französischer Minister des Auswärtigen 10, 13, 14, 29, 31, 43, 79, 108, 110, 167, 178, 188, 190, 194, 203, 207. Thugut, Frhr. v., österreichischer »Minister der auswärt. Geschäfte« (1794-1800) 17, 19, 30, 32. Times, The 61H., 77f., 82, 84, 94 f., 104, 116, 119, 121, 155, 167 f., 169, 186, 187. Tinsceau, französischer Emigrant, Journalist in London 96, 185f. True-Briton, The 61 f., 68, 93f., 96,119,1211., 150,166ft., 169. Türkei, Die 123, 141 f., 158.
Publiciste, Le 6, 10, 23, 39, 76. ft. Roederer, Pierre-Louis; Mitglied des französ. Staatsrats unter dem Konsulat 2, 11, 31. Royalistenverbindungen, Geheime 60f., 73ff., 103f., 186f. Rußland 26, 43, 46, 64, 118, 137, 142, 200.
8. S. Domingo 120f., 123, 140, 174, 179f., 184 f. , Expedition nach 91,100, 110, 120, 123, 139 f., 180. Saint-Julien, General, Graf 29ff. 31, 32, 38. (Präliminarvertrag) 29 ff. Schweiz, Die 166ff., 174f. Sebastiani, Oberst 141, 186f., 189 f. (Rapport) 188 ff. Seeherrschaft, englische 36, 89f., 127 ff., 143. Seeherrschaft, französische 89f., 124 ff., 199 ff. Spectateur du Nord, Le (Hamburg) 14, 145. Suard, französischer Journalist, Redakteur des »Publiciste« 39 f.
W. Weekly Messenger, The 164, 194 f. Weekly Register, The 96. Whitworth, Lord; englischer Gesandter in Paris (1802—1803) 188 ff., 187 f., 190, 192, 1981t., 196, 197, 201. Wilson, Oberst 187f., 189. Windham, englischer Kriegsminister im Kabinett Pitt; später Führer der (neuen) Opposition 49, 50, 56, 60, 67, 96, 118, 144, 154, 179, 186.
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