334 98 8MB
German Pages XXV, 263 [282] Year 2020
Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz
Katrin Marquardt
Nachhaltigkeit und Digitalisierung Nachhaltiges und verantwortungsvolles Business im Kontext von Digitalisierung und Innovation
Sustainable Management, ¨ pfung und Effizienz Wertscho Reihe herausgegeben von Gregor Weber, ecoistics.institute, Breunigweiler, Deutschland Markus Bodemann, Warburg, Deutschland René Schmidpeter, M3TRIX, Köln, Deutschland
In dieser Schriftenreihe stehen insbesondere empirische und praxisnahe Studien zu nachhaltigem Wirtschaften und Effizienz im Mittelpunkt. Energie-, Umwelt-, Nachhaltigkeits-, CSR-, Innovations-, Risiko- und integrierte Managementsysteme sind nur einige Beispiele, die Sie hier wiederfinden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Nutzen, den solche Systeme für die Anwendung in der Praxis bieten, um zu helfen die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) umzusetzen. Publiziert werden nationale und internationale wissenschaftliche Arbeiten. Reihenherausgeber Dr. Gregor Weber, ecoistics.institute Dr. Markus Bodemann Prof. Dr. René Schmidpeter, Center for Advanced Sustainable Management, Cologne Business School This series is focusing on empirical and practical research in the fields of sustainable management and efficiency. Management systems in the context of energy, environment, sustainability, CSR, innovation, risk as well as integrated management systems are just a few examples which can be found here. A special focus is on the value such systems can offer for the application in practice supporting the implementation of the global sustainable development goals, the SDGs. National and international scientific publications are published (English and German). Series Editors Dr. Gregor Weber, ecoistics.institute Dr. Markus Bodemann Prof. Dr. René Schmidpeter, Center for Advanced Sustainable Management, Cologne Business School
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15909
Katrin Marquardt
Nachhaltigkeit und Digitalisierung Nachhaltiges und verantwortungsvolles Business im Kontext von Digitalisierung und Innovation
Katrin Marquardt Fillongley, UK The Bucharest University of Economic Studies, Doctoral School in Business Administration, Bucharest, Romania, PhD supervisor: Prof. Univ. Dr. Marieta Olaru Dissertation September 2019. Der Originaltitel der Arbeitet lautet: Untersuchung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften im Kontext von Digitalisierung und Innovation
ISSN 2523-8620 ISSN 2523-8639 (electronic) Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz ISBN 978-3-658-31919-9 ISBN 978-3-658-31920-5 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Carina Reibold Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Vorwort
Für die vorliegende Dissertation gebührt mein herzlicher und aufrichtiger Dank vielen Menschen, die mir inhaltlich, aber auch moralisch während der letzten drei Jahre geholfen haben. Als erstes möchte ich mich bei Frau Professor Marieta Olaru bedanken. Die mich vom ersten Tag an mit ihrem umfassenden Fachwissen, wertvollen Ratschlägen und anregenden Diskussion unterstützt hat, aber mir auch die Freiheit gab mich mit hochaktuellen und spannenden Themen zu beschäftigen. Ich danke ihr auch für die Professionalität, Geduld und ihren unermüdlichen Beistand bei der Strukturierung und der Ausgestaltung der Arbeit. Des Weiteren möchte ich mich bei meiner Familie und da im ganz speziellen bei meinen Großeltern, Gerda und Horst, bedanken, die jeden Abschnitt meiner Arbeit tatkräftig sekundiert haben und durch ihr enormes Wissen und ihre Erfahrung mir wertvolle Ratschläge gegeben und mein Englisch aufpoliert haben. Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Mann Markus, ohne den ich diese Doktorarbeit nicht hätte bewältigen können. Er hat mich motiviert und vorhaltlos unterstützt, mir viel Kraft und Rückhalt gegeben und war ein wichtiger Kritiker und Ratgeber. Diese Arbeit ist deshalb meinem Mann Markus und meinen Großeltern gewidmet. Katrin Marquardt
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Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Doktorarbeit wurden zuerst die Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle, Prinzipien und Grundlagen der sozialen Verantwortung von Unternehmen und Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäftsmodellen analysiert. Die Doktorarbeit leistet einen Beitrag zur Vertiefung des theoretischen und praktischen Wissens in den Themengebieten Nachhaltigkeit und soziale Verantwortlichkeit, zu laufenden Programmen und Initiativen zur Förderung der Nachhaltigkeit und zur Digitalisierung der europäischen Industrie, sowie zu Digitalisierung und Innovationen im Kontext von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften. Zusätzlich liefert die Forschung, zu klassischen und digitalen Geschäftsmodellen am Beispiel von Smart Services, weiterführende wissenschaftliche Erkenntnisse. Als Hauptforschungsbeiträge dieser Doktorarbeit können die Entwicklung eines Modells für nachhaltige Servicequalität am Beispiel von Business Services basierend auf einer Basis-, Leistungs- und Begeisterungsstufe im Kontext von Digitalisierung und die Entwicklung eines integrativen Modells für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte aufbauend auf Digitalisierung, Innovation und Qualität genannt werden. Diese Modelle sollen einen Leitfaden für die Unternehmen auf dem Weg zu Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft bilden.
Abstract In the framework of this doctoral thesis, first the developments of sustainability and sustainability models, principles and fundamentals of corporate social
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Zusammenfassung
responsibility and concepts of sustainable and responsible business models were analysed. The dissertation contributes to the deepening of theoretical and practical knowledge in the areas of sustainability and social responsibility, ongoing programs and initiatives to promote sustainability and digitisation of European industry, as well as digitalisation and innovation in the context of sustainable and responsible business. In addition, the research on classic and digital business models provides further scientific insights using the example of Smart Services. The main research contributions of this PhD thesis include the development of a model for sustainable service quality based on a basic-, performance- and enthusiasm-level on the example of business services and in the context of digitalisation and the development of an integrative model for sustainable and responsible business based on digitalisation, innovation and quality. These models are intended to guide companies on their way to sustainability and responsibility towards environment and society.
Rezumat In cadrul acestei teze de doctorat au fost, în primul rând, analizate dezvolt˘arile actuale ale sustenabilit˘at, ii s, i modelele sustenabilit˘at, ii, principiile s, i bazele responsabilit˘at, ii sociale ale întreprinderilor s, i conceptele referitoare la afacerile sustenabile s, i responsabile. Teza de doctorat contribuie la îmbun˘at˘at, irea cunoas, terii teoretice s, i practice în domeniile sustenabilit˘at, ii s, i responsabilit˘at, ii sociale, cu privire la programele s, i init, iativele actuale de stimulare a sustenabilit˘at, ii s, i cu privire la digitalizarea industriei europene, ca s, i a digitaliz˘arii s, i inov˘arii, în contextul afacerilor sustenabile s, i responsabile. În plus, cercet˘arile cu privire la modelele de afaceri clasice s, i digitale, pe exemplul serviciilor smart, ofer˘a informat, ii s, tiint, ifice suplimentare în domeniu. Cele mai importante contribut, ii ale acestei teze de doctorat se refer˘a la dezvoltarea unui model pentru calitate sustenabil˘a a serviciilor, pe exemplul serviciilor de business, dezvoltat pe nivelul de baz˘a, al performant, ei s, i al entuziasm˘arii client, ilor, în contextul digitaliz˘arii, respectiv a unui model pentru afaceri sustenabile s, i responsabile, luând în considerare digitalizarea, inovarea s, i calitatea. Aceste modele pot reprezenta un ghid pentru întreprinderi pe calea abord˘arii sustenabile s, i responsabile a mediului s, i societ˘at, ii.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Historie zum Thema Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Die drei Haupttypen von Nachhaltigkeitsmodellen . . . . . . 2.1.3 Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf Nachhaltigkeit . . . . 2.2 Prinzipien und Grundlagen der sozialen Verantwortung von Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Konzepte und Prinzipien der sozialen Verantwortung von Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf soziale Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäftsmodellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Charakteristiken der ökologischen Wirtschaft . . . . . . . . . . . 2.3.2 Tendenzen bezüglich der Kreislaufwirtschaft . . . . . . . . . . . 2.3.3 Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäftsmodelle . . . . . . . . . . . . 3 Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen im Kontext von Digitalisierung und Innovation . . . . 3.1 Untersuchung der ökologischen Megatrends . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 15 15 15 20 20 29 29 38 40 40 44 47 51 53
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X
Inhaltsverzeichnis
3.1.1 Einflüsse des Klimawandels auf die Wirtschaft und Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Aktuelle Aspekte und Prognosen bezüglich ökologischer Megatrends . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Untersuchung der gesellschaftlichen Megatrends . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Auswirkungen des Bevölkerungswachstums und der Urbanisierung auf die Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Charakteristiken der aktuellen Generationen von Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Auswirkungen der Digitalisierung auf Globalisierung und den internationalen Wettbewerb . . . . . 3.3.2 Digitalisierung und Innovationen im Kontext von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften . . . . . 4 Aktuell laufende Programme und Initiativen zur Förderung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften im Kontext von Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Die Strategie für nachhaltige Entwicklung in der Europäischen Union . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Die Initiative Digitalisierung der europäischen Industrie . . . . . . . . 4.4 Europäische Forschungs- und Entwicklungs-Programme zur Förderung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5 Modelle für integrierte Managementsysteme für Qualität, Umwelt und soziale Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Studie über die Effekte und Auswirkungen der Digitalisierung und Innovation zur Unterstützung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Allgemeiner Kontext der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Ziele und Forschungsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte und Auswirkungen der Digitalisierung und Innovation zur Unterstützung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften . . . . . . . . . . . . 5.3.1 Die Auswirkungen der Digitalisierung im Kontext der Globalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.2 Die Veränderung des Arbeits- und Kundenumfeldes . . . . .
53 56 59 59 62 65 65 70
77 77 82 88
92 101
107 107 110
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Inhaltsverzeichnis
5.3.3 Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in der Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Trends und Treiber und deren Effekte auf nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Entwicklung eines Modelles für nachhaltige Servicequalität am Beispiel von Business Services im Kontext von Digitalisierung . . . . . 6.1 Allgemeiner Kontext der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Ziele und Forschungsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Ergebnisse der Forschung in Bezug auf Qualität und Kundenzufriedenheit im Kontext von Digitalisierung . . . . . . . . . . 6.3.1 Identifizierte Modelle für Servicequalität und Kundenzufriedenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.2 Vorschlag für die Herleitung einer effektiven Messmethode für die Servicequalität im Kontext der Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Entwicklung eines Modells für nachhaltige Servicequalität basierend auf einer Basis-, Leistungs- und Begeisterungsstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Anwendung des Modells für nachhaltige Servicequalität am Beispiel von Business Services im Kontext von Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Entwicklung eines integrativen Modelles für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte Im Kontext von Digitalisierung und innovativen Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Studie zu klassischen und digitalen Geschäftsmodellen am Beispiel von Smart Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1.1 Allgemeiner Kontext der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1.2 Ziele und Forschungsmethode zur Studie . . . . . . . . . . . . . . 7.1.3 Ergebnisse der Studie zu klassischen und digitalen Geschäftsmodellen am Beispiel von Smart Services . . . . . 7.2 Studie über disruptive Innovationen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft . . . . . . . . . 7.2.1 Allgemeiner Kontext der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.2 Ziele und Forschungsmethode der Studie . . . . . . . . . . . . . . 7.2.3 Ergebnisse der Studie über disruptive Innovationen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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134 138 141 141 144 145 145
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163 163 163 167 170 180 180 184
184
XII
Inhaltsverzeichnis
7.3 Digitalisierung und disruptive Innovationen im Kontext von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften . . . . . . . . . . . . 7.4 Vorschlag für ein integratives Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte basierend auf Digitalisierung, Innovation und Qualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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201
8 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
211
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Abkürzungsverzeichnis
AHK ASE ASQ B2B B2C BDI BMAS BMBF BMF BMU BMUB BMWi BMZ BPB BSI bzw. CEO CR CRI CSR CSUD
Außenhandelskammer Academia de Studii Economice din Buchuresti (Bucharest University of Economic Studies) American Society for Quality (Amerikanische Gesellschaft für Qualität) Business to Business Business to Customer Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Deutsches Bundesministerium für Arbeit und Soziales Bundesministerium für Bildung und Forschung Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Umwelt Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Bundeszentrale für politische Bildung Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Beziehungsweise Chief Executive Officer (Vorstandsvorsitzender) Corporate Responsibility (Unternehmerische Verantwortung) Corporate Responsibility Index Corporate Social Responsibility (Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung) Council of Doctoral Studies
XIII
XIV
DIHK DIN EBCL EBIT EC, EK ECO EFQM e.g. EMAF EMAS EMS EP ER ESG Et al. etc. EU EY F&E, FuE FFG GRI HP HR IBM ICC ICT IDC IHK iiconsortium IIRC iit IoT IÖW ISA ISI
Abkürzungsverzeichnis
Deutscher Industrie- und Handelskammertag Deutsche Industrie Norm European Bioeconomy Congress Lodz (Europäischer BioökonomieKongress in Lodz) Earnings before Interest and Tax (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) European Commission (Europäische Kommission) Ecological (Ökologie) European Foundation of Quality Management Exempli gratia (zum Beispiel) Ellen MacArthur Foundation Eco-Management and Audit Scheme Environment Management System (Umweltmanagementsystem) Europäisches Parlament Europäischer Rat Environment, Social, Governance Et alii (und andere) Et cetera (und so weiter) European Union (Europäische Union) Ernst & Young Forschung und Entwicklung Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft Global Reporting Initiative Hewlett Packard, IT Unternehmen Human Resources (Personalmanagement) International Business Machines Corporation, IT Unternehmen International Chamber of Commerce Information and communication technology Informations- und Telekommunikations Technologie) International Data Corporation, Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Industrie- und Handelskammern Industrial Internet Consortium International Integrated Reporting Council Institut für Innovation und Technik in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH Internet of Things (Internet der Dinge) Institut für ökologische Wirtschaftsforschung International Society of Automation Institute for Scientific Information
Abkürzungsverzeichnis
ISO ISO/TS ISTQB IT KMU KPI KPMG Mrd. MS MT NGO OECD p. a. PDCA Prince2 PWC RnD ROI SCM SME SWOT TQM UK UN UNDP UN DESA
UNEP
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International Standardization Organization (Internationale Organisation für Normung) Technische Specifikation einer ISO Norm International Software Testing Qualifications Board Information Technology (Informationstechnologie) Kleine und mittlere Unternehmen Key Performance Indikator (Leistungskennzahl) Internationales Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Milliarden Managementsystem Megatrend Non-governmental Organization (Nichtregierungsorganisation) Organization for Economic Cooperation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) Per annum (pro Jahr) Plan-Do-Check-Act cycle Projects in controlled environment (project management methodology) PricewaterhouseCoopers, Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Research and Development (Forschung und Entwicklung) Return on Investment (Kapitalrentabilität) Supply Chain Management (Lieferkette) Small and Medium Enterprises (Kleine und mittlere Unternehmen) Strength-Weaknesses-Opportunities-Threats (Stärken-SchwächenChancen-Risiken) Total Quality Management (umfassendes Qualitätsmanagement) United Kingdom (Vereinigtes Königreich) United Nations (Vereinte Nationen) United Nations Development Program (Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) United Nations Department of Economic and Social Affairs (Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen) United Nations Environment Program (Umweltprogramm der Vereinten Nationen)
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UNESCO
UNFCCC UTB US / USA usw. VSR WBCSD WCED WEF z. B.
Abkürzungsverzeichnis
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) United Nations Framework Convention on Climate Change (Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen) Uni-Taschenbücher United States of America (Vereinigte Staaten von Amerika) Und so weiter Virtual Reality Society World Business Council for Sustainable Development (Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung) World Commission for Environment and Development (Weltkommission für Umwelt und Entwicklung) World Economic Forum (Weltwirtschaftsforum) Zum Beispiel
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.1 Abbildung 2.1 Abbildung 2.2 Abbildung 2.3 Abbildung 2.4 Abbildung 2.5
Abbildung 2.6 Abbildung 2.7 Abbildung 2.8
Abbildung 2.9
Abbildung 2.10 Abbildung 2.11 Abbildung 3.1 Abbildung 3.2
Struktur der Doktorarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einschätzung der globalen Bedrohungen für die Welt 2013–2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meilensteine der nachhaltigen Entwicklung bis hin zur Agenda 2030 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Integrierendes Nachhaltigkeitsdreieck . . . . . . . . . . . . . . . Wichtigste positive und negative Ereignisse in Bezug auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft . . . . . . Anzahl der Publikationen die im Titel oder im Thema die Begriffe Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung haben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prinzipien der Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Idealmodel des CSR Prozess im Unternehmen . . . . . . . Das Zusammenspiel zwischen Nachhaltigkeit und Konzepten zur Förderung nachhaltiger Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anzahl Publikationen zum Circular Economy, Green Economy und Bio Economy zwischen 2003 und 2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzept der Kreiswirtschaft – Lebenszyklusstadien von Produkten . . . . . . . . . . . . . . . . Archetypen für nachhaltige Geschäftsmodelle . . . . . . . . Entwicklung der globalen Risiken in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die globalen Entwicklungen zwischen 1960 und 2017 mit Einfluss auf die Ökosysteme . . . . . . . . . . . . . .
6 16 17 22 23
25 30 36
45
47 48 49 55 57
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Abbildung 3.3 Abbildung 3.4 Abbildung 3.5
Abbildung 3.6 Abbildung 3.7 Abbildung 3.8 Abbildung 4.1 Abbildung 4.2 Abbildung 4.3 Abbildung 4.4 Abbildung 4.5 Abbildung 4.6 Abbildung 4.7 Abbildung 5.1
Abbildung 5.2
Abbildung 5.3
Abbildung 5.4
Abbildungsverzeichnis
Ökologische Megatrends – beeinflussende Trends und resultierende Auswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Entwicklung der Weltbevölkerung nach Kontinenten 1950–2100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Entwicklung der Bevölkerung in China, Indien, Nigeria, den USA und Europa zwischen 1950 und 2100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesellschaftlichen Megatrends – beeinflussende Trends und resultierende Auswirkungen . . . . . . . . . . . . Entwicklung der globalen Informationsspeicherkapazität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ökonomischer Megatrends – beeinflussende Trends und resultierende Auswirkungen . . . . . . . . . . . . EU Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2014–2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2019 pro Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung des LIFE-Programms von 1992 bis 2027 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung des Rahmenprogramms/Horizon von 1994 bis 2027 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Framework für integriertes Management System und CSR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anzahl der Zertifizierung nach ISO 9001 zwischen 1999 und 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anzahl der Zertifizierung nach ISO 14001 zwischen 1999 und 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beurteilung der Rahmenbedingungen aus Sicht des Heimatlands im Vergleich zu dem Land der Tätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beurteilung der Eigenschaften aus Sicht des Heimatlands im Vergleich zu dem Land der Tätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Top 6: zukünftigen globalen Entwicklungen die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit bewertet wurden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Technologien mit hoher Bedeutung in den kommenden Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
60 61
62 65 71 76 90 91 96 98 102 104 104
114
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117 118
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 5.5 Abbildung 5.6 Abbildung 5.7 Abbildung 5.8 Abbildung 5.9 Abbildung 5.10
Abbildung 5.11
Abbildung 5.12
Abbildung 5.13
Abbildung 5.14
Abbildung 5.15 Abbildung 5.16 Abbildung 5.17
Abbildung 5.18
Abbildung 5.19
Gartner Hype Zyklus für aufstrebende Technologien 2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bedeutung der Erwartungen bei Digitalisierungsprojekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bedeutung der Hemmnisse bei Digitalisierungsprojekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahrscheinlichkeit der Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeitswelt auf die Wirtschaft . . . . Wichtigkeit der Merkmale der Arbeit in der Arbeitswelt von morgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse der Bewertung von 5 gleichen Qualifikationen und Fähigkeiten für Mitarbeiter und Führungskräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis der Bewertung der Qualifikationen und Fähigkeiten von Mitarbeitern die in der Arbeitswelt von morgen gefragt sein werden . . . . . . . . . Ergebnis der Bewertung der Qualifikationen und Fähigkeiten von Führungskräften die in der Arbeitswelt von morgen gefragt sein werden . . . . . . . . . Ergebnis der Bewertung der Bereiche, wo die bisherigen Regeln aus Sicht der Kammern verschärft oder gelockert werden sollten . . . . . . . . . . . . Top 5 Ergebnis der Bewertung der Aspekte die beim Kundensupport in der Zukunft eine Rolle spielen werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis der Bewertung der Gründe für die Umsetzung von Outsourcing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis der Bewertung der Gründe warum Outsourcing nicht erfolgreich ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis des Rankings was die Handelskammern mit den Begriffen Qualität und Qualitätsmanagement verbinden (max. 5 durften ausgewählt werden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis der Bewertung der Beweggründe für ein Bestreben nach nachhaltigem Engagement in der Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis der Bewertung der Barrieren / Hindernisse für ein Bestreben nach nachhaltigem Engagement in der Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XIX
119 120 121 122 123
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125
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129 130 131
133
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136
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 5.20 Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung
6.1 6.2 6.3 6.4 6.5
Abbildung 6.6
Abbildung 6.7
Abbildung 6.8
Abbildung 6.9
Abbildung 7.1
Abbildung 7.2
Abbildung 7.3 Abbildung 7.4 Abbildung 7.5
Abbildung 7.6 Abbildung 7.7
Ergebnis der Bewertung der Aktivitäten / Maßnahmen zum Schutz der Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . Konzeptionelles Modell der Kundenzufriedenheit . . . . . Konfirmation-Diskonfirmation-Modell . . . . . . . . . . . . . . Kano – Modell für Kundenzufriedenheit . . . . . . . . . . . . Erfolgskette des Qualitätsmanagements . . . . . . . . . . . . . Revision und Prototyp des Modells für Qualitätsmaße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unternehmen setzen auf Kundenfeedback und betriebliche Parameter, um den erfolgreichen Kundenservice zu messen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorschlag für ein Sechs-Stufen-Modell zur Entwicklung einer effektiven Messmethode für die Servicequalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorschlag für ein Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services – Qualitätsfaktor vs. Leistungsanforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services mit zugehörigen Kennzahlen und Auswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Google Trends – Suchanfragen im Web in allen Kategorien nach den ausgewählten Wörtern in den letzten 10 Jahren in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauptentwicklungsschritte der Industrie und des Internets inkl. Statistische Daten und Zukunftsvisionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauptvoraussetzungen für die Einrichtung und Bereitstellung von Smart Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . Drei Säulen eines Geschäftsmodells . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklungsschritte zur Etablierung von Smart Services mit einem unterstützenden Geschäftsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jährliche Zahl der Erwähnungen des Begriffs Disruption in 150 deutschen Printmedien . . . . . . . . . . . Anzahl der Publikationen mit dem Begriff disruptive innovation * ohne Selbstzitate . . . . . . . . . . . .
137 146 147 148 149 150
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166 171 178
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 7.8
Abbildung 7.9 Abbildung 7.10 Abbildung 7.11 Abbildung 7.12
Abbildung 7.13
Abbildung 7.14
Abbildung 7.15
Abbildung 7.16
Abbildung 7.17
Darstellung der Veränderung von Innovationszyklen am Beispiel der historischen Entwicklungsschritte von der Schreibmaschine zum iPhone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das disruptive Innovationsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absatzzahlen weltweit in Millionen Stück für iPhone und iPod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die identifizierten Auswirkungen disruptiver Innovationen auf Wirtschaft und Gesellschaft . . . . . . . . Vorschlag für ein Modell der disruptiven Innovation zu nachhaltigem und verantwortungsvollem Geschäft basierend auf der Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Unternehmen im integrativen Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte . . . . . . Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaft und Unternehmen im integrativen Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte . . . . . . Wechselbeziehungen zwischen Umwelt und Unternehmen im integrativen Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte . . . . . . Wechselbeziehungen zwischen Digitalisierung, Innovation, Qualität und Unternehmen im integrativen Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorschlag für ein integratives Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte basierend auf Digitalisierung, Innovation und Qualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 2.1 Tabelle 2.2
Tabelle 2.3 Tabelle 2.4 Tabelle 2.5 Tabelle 2.6 Tabelle 3.1 Tabelle 3.2 Tabelle 3.3 Tabelle 3.4 Tabelle 3.5 Tabelle 4.1 Tabelle 4.2 Tabelle 4.3
Drei Haupttypen von Nachhaltigkeitsmodellen . . . . . . . . . . . Vergleich der Anzahl registrierter Nachhaltigkeits/CR-Reports auf der Webseite der GRI und beim Corporate Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung des Konzepts von CSR anhand ausgewählter Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktuelle Definitionen zu CSR und intern. anerkannte Grundsätze und Leitlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergleich CSR und Nachhaltigkeit anhand häufig aufgeführter Unterscheidungskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . Internationale Initiativen und Strategien im Kontext der Green Economy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Megatrends im Kontext nachhaltiger Entwicklung . . . . . . . . Entwicklung der Umweltgesetze und Verträge bis 2018 . . . Gegenüberstellung der Generationen Baby Boomers, X, Y und Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Top 10 des KOF Globalisation Index basierend auf den Werten 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überblick über die wesentlichen digitalen Technologien und Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die 17 Ziele der Agenda 2030 für die nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Europäische Strategien und Initiativen mit Relation zu nachhaltiger Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trends bei den Kernindikatoren in den letzten acht Jahren 2008–2016 /2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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28 32 34 37 42 53 58 64 68 72 79 83 86
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Tabelle 4.4 Tabelle 4.5
Tabelle 5.1 Tabelle 5.2 Tabelle 5.3 Tabelle 6.1 Tabelle 6.2
Tabelle 6.3
Tabelle 6.4
Tabelle 7.1 Tabelle 7.2 Tabelle 7.3 Tabelle 7.4 Tabelle 7.5 Tabelle 7.6 Tabelle 7.7
Tabellenverzeichnis
Europäische Förderprogramme mit Referenz zu Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kennzahlen von den Fortschrittsberichten des Horizont 2020 Programmes, der aktuelle Stand im Vergleich zu den endgültigen Zahlen des RP7 Programmes . . . . . . . . . . . Untersuchte Megatrends, ihre Haupttreiber und mögliche Gegentrends . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beschreibung der Probe des Fragebogens nach Heimatland und dem Land der Tätigkeit / Ansässigkeit . . . . Leistungsübersicht der betrachteten Länder basierend auf dem Global Competitivness Report 2018 . . . . . . . . . . . . Ausgewählte Definitionen des Begriffs Qualität in der Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Basisstufe mit Kennzahlen Set für das Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leistungsstufe mit Kennzahlen Set für das Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begeisterungsstufe mit Kennzahlen Set für das Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurze Erläuterung der wichtigsten Begriffe aus dem Forschungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chancen im Zusammenhang mit Smart Services . . . . . . . . . Herausforderungen im Zusammenhang mit Smart Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgewählte Geschäftsmodelle und ihre Anwendbarkeit für Smart Services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Identifizierte historische Innovationen und ihre disruptiven Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Identifizierte Auswirkungen der innovativen Produkte und Dienstleistungen auf Unternehmen und Mitarbeiter . . . Hauptakteure und deren Rollen bei der Entwicklung und Realisierung technologischer Innovationen . . . . . . . . . .
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99 108 111 114 143
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160 168 172 174 176 188 192 197
Tabellenverzeichnis
Tabelle 7.8
Tabelle 8.1
Positive und negative Auswirkungen der Digitalisierung der Wirtschaft auf Umwelt und Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durchgeführte Studien im Rahmen des Forschungsprogrammes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung
Kontext und Problemstellung Die Welt, in der wir leben ist geprägt durch unzählige Veränderungen und mit ihnen einhergehende Möglichkeiten und Herausforderungen. Fast täglich gibt es neue und meistens erschreckende Meldungen über Klimawandel und Artensterben, Naturkatastrophen, Terrorismus, Giftanschläge, Amoklauf, Überbevölkerung, Hackerangriffe, Wettrüsten, Handelskonflikte und Zölle, Flüchtlingskrisen, Populismus, Vertreibung, Dieselskandal und noch viele mehr. Die Auswirkungen einiger Veränderungen haben sich in den zurückliegenden Jahren verstärkt und werden gravierende Folgen haben, wenn in absehbare Zukunft nichts unternommen wird, um ihnen Einhalt zu gebieten und sie in eine positive Richtung umzulenken. Es gibt aber nicht nur negative Meldungen und Entwicklungen sondern auch positive, wie zum Beispiel die Fortschritte in der Digitalisierung, Durchbrüche in der Wissenschaft, neue Handelsverträge und internationale Abkommen, wachsendes Interesse der Bevölkerung an Politik und Umwelt, Energiewende, Verbot von Einwegplastik und Erfolge bei Schutzmaßnahmen für die Tiere und Umwelt. Diese positiven Trends zeigen, dass ein engagiertes und gemeinsames Handeln aller Akteure, mit dem Ziel den Planeten zu schützen und zu erhalten und damit die Zukunft zu sicher, erfolgreich sein kann. Die Ursachen vieler Probleme liegen bei den Menschen und der Wirtschaft. Oft werden Fehler erst erkannt, wenn es bereits zu spät ist oder es deutlich mehr Anstrengungen kostet die Schäden zu beseitigen und die negativen Auswirkungen einzudämmen. Hier sind auf der einen Seite die Wissenschaft und die Forschung gefragt und auf der anderen Seite die Politik. Bei beiden hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan, aber ob es immer in die richtige Richtung ging ist fraglich. Frei nach Albert Einstein: ein Problem kann nicht mit dem gleichen Denkmuster gelöst werden, das bei seiner Entstehung verwendet wurde (Mielach, © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_1
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Einleitung
2012). Sicher haben die neuesten Erkenntnisse und Daten der Wissenschaft und Forschung, die mit Hilfe der technologischen Fortschritte möglich waren, einige Vermutungen bestätigt und mit Fakten unterlegt, ebenso wurde neue Lösungsansätze untersucht und entwickelt. Aber deren Übertragung in die Praxis und Fläche ist meist langwierig, mit vielen Hindernissen versehen und abhängig von Kapital und der Bereitschaft zur Veränderung. Ebenso müssen die vorliegenden Erkenntnisse anerkannt und nicht in Abrede gestellt werden. Versuche diese aus wirtschaftlichen, persönlichen oder politischen Interessen zu widerlegen, umzudeuten oder mit Unwahrheiten zu vermischen, bringen keinen Fortschritt und Behindern die Transformation. Ein sehr gutes Beispiel, wenn auch noch nicht erfolgreich, ist das Ocean-Cleanup-Projekt. Laut aktuellen Statistiken gelangen jährlich acht Millionen Tonnen Kunststoff in den Ozean, es werden nur 14% Kunststoffverpackungen weltweit recycelt und 83% des Trinkwassers enthalten Kunststofffasern. Um es eindringlicher auszudrücken, das Äquivalent einer LKWLandung Kunststoff kommt in jeder Minute dazu (Forum for the Future, 2019). Das Thema ist nicht neu, es wächst nur stätig an und außer dem Aufruf zur Nutzung von Alternativen und Verbesserung des Recyclings hatte eigentlich keiner einen richtigen Ansatz wie es beseitigt werden kann. Im Jahr 2014 wurde von dem damals 19-jährigen Niederländer Boyan Slat eine machbare Lösung vorgestellt bei der ein passives System den in der Meeresströmung treibenden Plastikabfall auffängt, laut Berechnungen sollte es binnen fünf Jahren möglich sein, 50% des Great Pacific Garbage Patch, welches die größte Ansammlungen von Plastikmüll im Ozean ist, zu reinigen. Es wurde eine Non-Profit Stiftung gegründet, die bis Ende 2017 bereits 30 Millionen Euro an Spenden von privater und wirtschaftlicher Seite erhielt (The Ocean Cleanup, 2018). September 2018 startete das erste Reinigungssystem im Nordpazifik. Leider wurde die Mission relativ schnell abgebrochen, denn zum einen funktionierte das System nicht wie erwartet, der Müll bewegte sich schneller als das System und zum anderen gab es technische Störrungen (Jungblut, 2019). Laut der Webseite von The Ocean Cleanup wird das Projekt nicht aufgegeben, es wird daran gearbeitet die technischen Probleme zu eliminieren, einen Proof of Technology zu erreichen und ab 2020 zu einem neuen Anlauf zu starten (The Ocean Cleanup, 2019). Definitiv hat diese Idee als Anreger für weitere Projekte gedient wie Pacific Garbage Screening, WasteSharks und Seekuh und dem Thema mehr Aufmerksamkeit verschafft. Ein wohl weitaus wichtigere und die eigentlichen Ursachen bekämpfender Meilenstein war das im Oktober 2018 vom EU-Parlament verabschiedete Plastikverbot, welches ab 2021 Einweg-Produkte aus Kunststoff, wie Strohhalme, Plastikteller und -besteck und andere in der EU verbietet und Hersteller bis 2025 verpflichtet 90% der Plastikartikel getrennt zu sammeln und zu recyceln. Die Umsetzung dieses Beschlusses
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Einleitung
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dauert jedoch mindestens 2–3 Jahr, da er in nationales Recht umgewandelt werden muss, was dazu führt, dass bis 2021 der Plastikmüll weiter anwächst, sich das Problem also weiter verschärft (EP, 2018). Ein weiterer positiver Trend in Richtung Plastikmüllvermeidung ist, dass laut UNEP (2018) mindestens 127 von 192 Ländern weltweit Rechtsvorschriften zur Regulierung von Plastiktüten erlassen haben und sie in 8 Länder bereits komplett verboten sind (Stand Juli 2018). An diesem Thema lässt sich sehr gut erkennen das: (a) der Verursacher der Mensch ist, (b) er sich dessen bewusst ist aber sein Verhalten nur schwer ändert, (c) die Wissenschaftler Fakten liefern und nach Lösungen zu Beseitigung der Schäden suchen, (d) die Politik zwar in die richtige Richtung steuert, aber die Konsequenz und Umsetzungszeit mangelhaft sind und (f) die Wirtschaft ihre Produktionsmethoden und Produkte nur langsam und unter Druck umstellt. Daneben gibt es natürlich noch gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren (z. B. Kultur, Qualität) und Trends (z. B. Generationenwechsel, Digitalisierung), die einen Wandel fördern, unterstützen, beschleunigen oder verlangsamen können. Es gibt eine Vielzahl von wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Untersuchungen und Forschungen zum Thema der Auswirkungen einzelner oder mehrere Megatrends auf die Gesellschaft und / oder die Wirtschaft, es gibt Umfragen, Studien, Statistiken und ebenfalls wirtschaftliche und politische Bestrebungen das Thema zu analysieren und Empfehlungen darauf abzuleiten. Jedoch bleibt unklar, welche Wirkung diese Gesamtheit der aktuellen Megatrends und jeder Einzelne von ihnen auf das Bestreben nach nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften hat. Der anhaltende Diskurs und das große Interesse an den Themen Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung und soziale Verantwortung im Bereich Wirtschaft sind nicht zu bestreiten und sie werden durch den Klimawandel und die damit einhergehenden akuten Schwierigkeiten verstärkt. Die Umsetzung stellt viele Unternehmen vor große Herausforderung, weil einerseits sie von ihren Stakeholdern abhängig sind und anderseits sie durch den Wettbewerb, Ressourcenverfügbarkeit und die technologischen Entwicklungen beeinflusst werden. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit sollen dieser unterschiedlichen Einflussfaktoren und Trends und ihre Effekte auf die Wirtschaft und Gesellschaft als multidimensionales System analysiert werden und daraus ableitende soll ein integratives Modell entwickelt werden, welches nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte fördert und die Forschungslücke in Bezug auf den komplexen Zusammenhang verkleinert. Des Weiteren soll eine Brücke zwischen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Ansätzen geschlagen und die wesentlichen Erkenntnisse beider miteinander in Beziehung gebracht werden.
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Einleitung
Übersicht der Forschungsziele und Methoden Das Forschungsprogramm für die vorliegende Doktorarbeit umfasste die Untersuchung des aktuellen Standes und der historischen Entwicklung der Nachhaltigkeit, sozialen Verantwortlichkeit sowie von Konzepten für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte. Des Weiteren, die Untersuchung und Analyse ökologischer, gesellschaftliche und wirtschaftlicher Megatrends, deren Wechselbeziehungen und laufender internationaler Initiativen, Programme und integrierter Managementsysteme im Kontext der nachhaltigen und verantwortlicher Entwicklung. Hintennach erfolgten die Überprüfung der Merkmale, Herausforderungen und Chancen der aktuellen ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Trends und Treiber und deren Auswirkungen auf die Entwicklung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften mit dem Anspruch Besonderheiten, Ziele und nützlichen Dimensionen zu erkennen. Aufbauen darauf wird ein integratives Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte im Kontext von Digitalisierung und innovativen Veränderungen entwickelt. Um die Zusammenhänge zwischen den aktuellen ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends und den Triebkräften bei der Entwicklung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften, den Gründen für Umweltschutz, grüne Wirtschaft und soziale Verantwortung zu untersuchen, wurden auf der Grundlage der in der Literatur enthaltenen und den aktuellen Diskussion die nachfolgenden Hypothesen aufgestellt, die als Leitlinien für die gesamte Arbeit dienen und in den Schlussfolgerungen verifiziert werden. • Die Globalisierung hat Auswirkungen auf die Entwicklung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften. • Neue Technologien, disruptive Innovationen, Vernetzung und Digitalisierung unterstützen die Wirtschaft bei der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit. • Verändertes Bewusstsein, Käufer- und Verbraucherverhalten zwingen Unternehmen zu wirklich nachhaltigem und verantwortungsvollem Handeln. • Der Klimawandel und Mangel an natürlichen und menschlichen Ressourcen erfordern neue Strategien, Prozesse und Methoden, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. • Qualität wird ein wichtiger Faktor der Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. • Nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln wird in den kommenden Jahren ein wichtiger Wettbewerbsvorteil sein. Basierend auf den eben erläuterten Aspekten und auf Grundlage der vorhandenen, vielfältigen theoretischen und praktischen Publikationen wurde ein
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Einleitung
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exploratives Forschungsdesign mit deduktiven Elementen ausgewählt. Die vorherrschenden Methoden für diese Studie sind daher die systematische Untersuchung und Analyse von Primär- und Sekundärliteratur, die Formulierung und Überprüfung von Hypothesen und die Durchführung von Experteninterviews. Dabei bildet die Methodik der systematischen Literaturrecherche einen reproduzierbaren, wissenschaftlichen und transparenten Prozess, der die Bewertung wissenschaftlicher und praktischer Literatur ermöglicht und zu einer Synthese von Ergebnissen führt (Tranfield et al., 2003). Dieser Prozess beginnt mit der allgemeinen Literaturrecherche innerhalb des Themengebietes basierend auf Schwerpunkten und Schlagwörtern, als zweiter Schritt erfolgt die Auswahl der relevanten Publikationen und Daten, die im Nachgang analysiert, bewertet und verglichen werden. Mit Hilfe diese Methodik werden Ergebnisse argumentativ abgesichert und auf Basis dieser die theoretischen Grundlagen und der Bezugsrahmen für die Arbeit entwickelt (Universität Bielefeld, 2016). Die Literaturrecherche wurde online über die folgenden wichtigen Suchmaschinen und Datenbanken durchgeführt: Google Scholar, Elsevier, Emerald Management Journals, PROQUEST, Sage HSS, Science Direct, Scopus, Springer und Web of Science. Des Weiteren wurden Daten in verschiedenen offiziellen Datenbanken (z. B. GRI Sustainability Disclosure Database, EC Projekt Datenbank, Corporate Register) analysiert und ausgewertet. Als zweite Methodik wurde ein explorativer Ansatz gewählt, der hauptsächlich zum Einsatz kommt, wenn die Ursachen und Zusammenhänge teilweise unbekannt sind und ein erster Einblick in unstrukturierte Situationen gewonnen werden soll (WPGS, 2019). Diese sachstandserkundende Forschung bedient sich sowohl qualitativer als auch quantitativer Methoden bei der Suche nach Mustern und für die Sammlung von Informationen (Döring und Bortz, 2016). Die Methode bildete die Basis für die eigenständig entwickelte und durchgeführte Onlineumfrage, um einen wertfreien Einblick in die Wahrnehmung aktuellen Trends, Treiber und Entwicklungen sowie deren Auswirkungen und Bedeutung zu gewinnen und offene Forschungsfragen zu beantworten. Aufbau und Gang der Arbeit Diese Doktorarbeit ist in zwei Haupteile untergliedert und umfasst insgesamt sechs Kapitel. Im ersten Teil der Arbeit werden die Entwicklung der theoretischen Grundlagen vorgestellt, der aktuelle Forschungsstand und Trends und Treiber referiert. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet der zweite Teil der Arbeit indem die durchgeführten Forschungen und deren Ergebnisse vorgestellt werden. Den Schluss der Arbeit bildet eine Zusammenfassung der in den einzelnen Abschnitten gewonnen Erkenntnisse und Ergebnisse und einen Ausblick auf die Möglichkeiten
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Einleitung
für weiterführende Forschungen. In der Abbildung 1.1 ist die Struktur der Arbeit im Hinblick auf die Forschungsmethode, die Forschungsziele, Schwerpunkte und die Themen nach Kapitel dargestellt.
Abbildung 1.1 Struktur der Doktorarbeit. (Quelle: Eigene Darstellung)
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Im zweiten Kapitel wird die historische Entwicklung der Nachhaltigkeit anhand wichtiger Meilensteine, ausgehend von der ersten verbrieften Erwähnung des Grundgedankens des Bedarfs einer nachhaltigen Wirtschaftsweise in der Forstwirtschaft in 1713 bis hin zur Verabschiedung der internationalen Agenda für nachhaltige Entwicklung in 2015, dargestellt. Es werden die drei Komponenten der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales, der Unterschied zwischen Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung sowie die Haupttypen der Nachhaltigkeitsmodelle und deren Anwendbarkeit vorgestellt. Anschließend erfolgt eine kritische Betrachtung der aktuellen Tendenzen in Bezug auf die Nachhaltigkeitsentwicklung basierend auf einschneidenden positiven und negativen Ereignissen die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft zwischen 1945 bis heute betreffend. Es wird das wachsende Interesse an dem Thema nachhaltige Entwicklung in der Wissenschaft anhand der Publikationen der letzten 10 Jahre belegt und das Nachhaltigkeitsreporting der Gegenwart analysiert. Als Quintessenz von diesem Kapitel kann festgehalten werden, dass eine nachhaltige Entwicklung für alle Bereiche der Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft von großer Bedeutung und ein Umdenken und Handeln zwingend notwendig ist und durch integrative Ansätze unterstützt werden kann. Der nachfolgende Abschnitt der Arbeit widmet sich der Thematik Verantwortlichkeit und hier im Speziellen der sozialen Verantwortung von Unternehmen. Dazu werden die Prinzipien der Verantwortung im Hinblick auf das Wer, gegenüber Wem und Wofür untersucht sowie die historische Entwicklung der sozialen Verantwortlichkeit (CSR) und ihre verschiedenen Ausprägungen. Es werden die aktuellen Definitionen der sozialen Verantwortung und das Idealmodel des CSR Prozess im Unternehmen vorgestellt. Ebenso erfolgt eine kritische Betrachtung der aktuellen Trends im Hinblick auf soziale Verantwortung seitens der Politik und Gesellschaft, wobei auch der Diskussion über die Unterschiede zwischen Nachhaltigkeit und CSR Beachtung geschenkt wird. Abschnitt drei des zweiten Kapitels bietet einen Überblick über das Thema Green Economy und damit verbundene Konzepte. Hier werden die Charakteristiken, internationale Initiativen und Strategien im Kontext der Green Economy und das Zusammenspiel zwischen Nachhaltigkeit und Konzepten zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erläutert. Im Detail wird das Konzept der Kreislaufwirtschaft, welches sich in den letzten Jahren einer steigenden Popularität in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfreut, eingehender untersucht und erörtert, welche Auswirkungen es auf die nachhaltige und verantwortungsvolle Entwicklung hat. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft gilt als ein wichtiger Ansatz für die
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Einleitung
heutige Wirtschaft, in ihm werden die Schwerpunktthemen wie Ressourcenverfügbarkeit und Alternativen, Effizienz und Ressourceneinsatz, Wiederverwertbarkeit und Produktlebensdauer, sowie die Auswirkungen auf die Umwelt vereint. Damit dieses Konzept jedoch in der Praxis erfolgreich angewandt werden kann bedarf es neben weiterführender Forschung auch neuer Geschäftsmodelle. Deshalb befasst sich der letzte Abschnitt dieses Kapitels mit dem Thema Geschäftsmodell als Schlüsselkomponente für verantwortliche und unternehmerische Nachhaltigkeit. Es werden die Archetypen aktueller und zukünftiger Geschäftsmodelle vorgestellt und untersucht welche Bedeutung die Business Model Innovation im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit hat. Zusammenfassend mit den ersten beiden Abschnitten bildet der dritte Abschnitt die theoretische Basis für die Thesis und bestätigt die Wichtigkeit für nachhaltige und verantwortungsvolle Entwicklung. Die Welt unterliegt permanenten Veränderungen die alle Bereiche betreffen und durch Megatrends beeinflusst werden, deshalb befasst sich das dritte Kapitel mit der Untersuchung und Analyse der aktuellen ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Megatrends im Kontext von Digitalisierung und Innovation. Einleitend zu diesem Kapitel wird erklärt, was einen Megatrend ist und welches seine Merkmale sind. Bei den ökologischen Megatrends werden die Punkte Erderwärmung und der dadurch verursachte Klimawandel und die Themen Ressourcenverknappung und Artenvielfalt betrachtet und mit aktuellen Fakten und Entwicklungen diesbezüglich die Dringlichkeit dieser Themen untermauert. Der nachfolgende Abschnitt widmet sich den gesellschaftlichen Megatrends, die geprägt sind durch Bevölkerungswachstum und Überalterung, Urbanisierung, Generationenwechsel und Wandel des Erwerbs und Konsums. Es werden dazu aktuelle Statistiken und Prognosen ausgewertet und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Generationen angefangen bei den Babyboomern bis hin zur Generation Z aufgezeigt. Das Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung sind dabei die beiden Megatrends, die den größten Einfluss auf die Umwelt und Natur haben und am stärksten durch sie beeinflusst werden. Hier spielen Themen wie, die Verfügbarkeit und den Zugriff auf Ressourcen, Armut und soziale Ausgrenzung, klimawandelbedingte Änderung des Lebensraumes und zugängliche Flächen eine Rolle. Eine ganz entscheidende Bedeutung kommt dem Generationenwechsel in Bezug auf die Transformation der Gesellschaft und Wirtschaft zu. Im letzten Abschnitt des Kapitels werden die wirtschaftlichen Megatrends wie Globalisierung und internationaler Wettbewerb, Digitalisierung und technologischer Wandel, sowie deren Einfluss auf nachhaltige und verantwortungsvolle
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Einleitung
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Geschäfte erörtert. Dazu werden einleitend die Begriffe spezifiziert und anschließend basierend auf aktuelle Daten und Fakten ihre Auswirkungen untersucht. Es wurde dabei festgestellt, dass die Globalisierung in Bezug auf Waren, Menschen und Kapital rückläufig ist aber durch den Einfluss der Digitalisierung im Hinblick auf internationalen Datenverkehr rasant weiter wächst und der Zugriff auf diese Daten sowie deren Verarbeitung und Analyse einer der entscheidenden Wettbewerbsfaktoren der Zukunft sein wird. Die Untersuchungen in diesem Kapitel bestätigen einmal mehr, dass die ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Megatrends komplex sind und sich wechselseitig beeinflussen sowie verstärken und abschwächen können. Die Erkenntnisse aus diesem Kapitel bilden den aktuellen Bezugsrahmen für die nachfolgende Forschung und wurden für die Entwicklung des im fünften Kapitel verwendeten Fragebogens herangezogen. Es ist unbestreitbar, dass die Politik eine entscheidende Rolle bei der nachhaltigen und verantwortungsvollen Entwicklung spielt und spielen wird. Deshalb werden im letzten Kapitel des ersten Teiles der Doktorarbeit, die gegenwärtig laufenden internationalen und europäischen Programme zur Förderung und Unterstützung der nachhaltigen Entwicklung präsentiert. Dabei werden im Speziellen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die europäische Strategie für nachhaltige Entwicklung Europa 2020 und mit ihr verbunden themenspezifische Programme betrachtet. Beide gelten als wichtige Meilensteine der internationalen Zusammenarbeit für Nachhaltigkeit, zeigen jedoch bisher nur in begrenzten Umfang Wirksamkeit was die Zielerreichung anbelangt, wie anhand aktueller Berichte belegt wird. Für die Realisierung dieser Strategien braucht es vor allem die Beteiligung der Wirtschaft und der Gesellschaft aber auch der Wissenschaft und Forschung, denn ohne neue innovative Lösungen können angestrebten Veränderungen und die sich daraus ergebenden Vorteile nicht erzielt werden. Somit spielen die Digitalisierung und finanzielle Unterstützung der Wissenschaft und Wirtschaft in Bezug auf Innovation für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Daher werden im dritten Abschnitt dieses Kapitels und die Initiative Digitalisierung der europäischen Industrie und im vierten die europäischen Forschungs- und Entwicklungsprogramme betrachtet und zwei von ihnen eingehender vorgestellt, das EU-Finanzierungsinstrument für Umwelt- und Klimapolitik – Life und das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation – Horizon 2020. Beide Programme laufen seit mehreren Jahren und es wird bereits jeweils an einem Nachfolgeprogram gearbeitet, welches einen noch größeren finanziellen Rahmen haben soll. Für beide werden die Ergebnisse der Halbzeitbetrachtung und aktuellen Berichte vorgestellt und bewertet und Optimierungspotentiale identifiziert.
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Integrierte Qualitäts-, Umwelt-, Arbeitsschutz- und Sicherheitsmanagementsysteme sind allseits bekannt und bieten für die Wirtschaft eine Unterstützung bei der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und der Transformation zu nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften. Aus diesem Grund wird im letzten Abschnitt dieses Kapitels der aktuelle Sachstand bezüglich integrierter Managementsysteme vorgestellt. Der Schwerpunkt lag dabei auf den drei ISO Normen zu Qualität, Umwelt und soziale Verantwortung. Es wird die Entwicklung der Zertifizierung weltweit für die ersten beiden Normen präsentiert und das wachsende asiatische Interesse an den Themen Umwelt und Qualitätsmanagement aufgezeigt und anhand einer aktuellen Analyse der Hintergründe diskutiert. Generell ist für die Einführung der Standards eine interne und externe Sichtweise ausschlaggebend, eine gewissenhafte Planung und Vorbereitung und es bedarf der Einbindung aller Stakeholder ansonsten besteht die Gefahr des Scheiterns. Es ist aber auch definitiv wichtig, dass die Einführung dieser Normen nicht aus falschen Motiven und Interessen passiert, denn dadurch wird keine Nachhaltigkeit und Verbesserung gefördert und es bedroht, über kurz oder lang, die eigene Position. Als Resümee aus diesem Kapitel kann gezogen werden, dass politische Programme und Initiativen und industrielle Leitlinien die Entwicklung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften fördern und unterstützen. Es muss nur immer eine gesunde Relation zwischen Aufwand und Nutzen herrschen und ein offener und ehrlicher Umgang bezüglich der erzielten Erfolge und Ergebnisse. Mit diesem Kapitel wurde der aktuelle Bezugsrahmen erweitert und es liefert einen zusätzlichen Input für den praktischen Teil der Arbeit. Der praktische Teil der Arbeit beinhaltet die Ergebnisse der durchgeführten Forschungen und Analysen sowie die daraus abgeleiteten Lösungsansätze für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte, er ist in drei Kapitel untergliedert. Dabei umfasst das erste (fünfte) Kapitel die durchgeführte empirische Studie mit Hilfe eines selbst entwickelten Onlinefragebogens bei ausgewählten Handelskammern. Den Anstoß für die Idee zu einer Befragung bei Handelskammern zu deren Sichtweisen und Einschätzungen bezüglich aktueller Trends und Treibern kam durch mein persönliches Umfeld. In den letzten 15 Jahren habe ich in verschiedenen europäischen Ländern gelebt und gearbeitet, hatte dabei Kontakt zu den jeweiligen Handelskammern und habe an zahlreichen interessanten und innovativen Veranstaltungen dieser teilgenommen. Aufgrund der Aktivitäten, Dienstleistungen und internationalen Netzwerke zu Regierungen, NGOs, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie zu allen Wirtschaftssektoren und dem daraus resultierenden breitem Fachwissen, umfassenden Kenntnisse und Erfahrungen der Handelskammern habe ich mir ein interessantes und fundiertes Ergebnis auf die von mir geplante Onlinebefragung erwartet. Für diese Befragung
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Einleitung
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wurde ein explorativer Ansatz mit dem Ziel der Suche nach Mustern und Sammlung von Informationen gewählt, bei dem die Fragen zu aktuellen Trends und Treibern in 5 Gruppen unterteilt wurden. Als Einschränkung muss gesagt werden, dass aufgrund des gewählten Zeitfensters und dem Umfang der Befragung nur ca. 37% teilgenommen haben. Dennoch präsentiert das Kapitel sehr aufschlussreiche Ergebnisse, die zusätzlich mit aktuellen Studien und Prognosen namhafter Forschungs- und Beratungsfirmen teilweise untermauert werden konnten oder von ihnen in ihrer Bedeutung abwichen. Es zeigt wie wichtig die ausgewählten Themen sind, welche Chancen und Herausforderungen mit ihnen verbunden sind und wo die Schwerpunkte in der Zukunft liegen sollten. Im letzten Abschnitt des Kapitels fünf werden die Erkenntnisse dann in Relation zu denen des dritten Kapitels gebracht. Kapitel sechs bildet eine Besonderheit in dieser Arbeit, denn es umfasst eine Studie zum Thema Qualität, Kundenzufriedenheit und Modelle für nachhaltige Servicequalität die primär den Bereich Business Services betreffen. Der Hintergrund dieser Studie ist meine eigene berufliche Tätigkeit der letzten 20 Jahre in dem Bereich IT- und Business Services und sie bezieht dabei die Erfahrungen und das Wissen, was damit einhergeht mit ein. Es ist offenkundig, dass die Bedeutung der Produkt- und Servicequalität und ihrer ständigen Verbesserung sowie Kundenzufriedenheit in den letzten Jahrzehnten in allen Geschäftsbereichen gewachsen ist. Die Kundenzentrierung spielt im Zeitalter der Digitalisierung eine immer entscheidendere Rolle, denn wer seinen Kunden nicht zum Mittelpunkt seines Business macht wird im international immer weiter anwachsenden Wettbewerb verdrängt. Denn die Kunden sind dank Digitalisierung bestens unterrichtet, erwarten gute Qualität und guten Service, kurze Reaktions- und Bearbeitungszeiten und faire Preise, wobei sie Informationen kritisch hinterfragen, sich umfassend informieren und austauschen. In dem sehr umkämpften Markt der Business Service Anbieter ist es daher geboten ein geeignetes und verlässliches Messmodell für die Servicequalität und Kundenzufriedenheit zu haben. Einleitend werden in diesem Kapitel die Bedeutung der Qualität und Kundezufrieden erläutert und bestehende Messmodelle analysiert. Darauf aufbauend wird ein Vorschlag für die Herleitung einer effektiven Messmethode für die Servicequalität durch die Unterstützung der Digitalisierung entwickelt und präsentiert. Im letzten Teil des Kapitels wird das eigenständig entwickelte Modell für nachhaltige Servicequalität basierend auf einer Basis-, Leistungs- und Begeisterungsstufe vorgestellt und die Anwendung mittels ausgewählter Kennzahlen für den Bereich Business Services skizziert. Das letzte Kapitel umfasst zwei Studien im Themengebiet Digitalisierung und Innovation. Wie bereits zu Beginn der Arbeit herausgearbeitet, sind Innovationen
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Einleitung
und technische Entwicklungen entscheidende Einflussgrößen in Kontext des Strebens nach nachhaltiger Entwicklung. Mit dem technologischen Fortschritt seit der ersten industriellen Revolution hat sich die Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft stark verändert und die Entwicklungszyklen verkürzen sich, so dass die Veränderungen schneller aufeinander folgen und teilweise sich gegenseitig überholen oder wie es gern gesagt wird, disruptieren. Wie bereits im theoretischen Teil der Arbeit nachgewiesen erfreut sich die Geschäftsmodellinnovation im Zusammenhang mit der Digitalisierung eines zunehmenden Interesses und daher wurde im Rahmen einer Forschung im Bereich Smart Services die Anwendbarkeit existierender Geschäftsmodelle auf neue Produkte und Dienstleistungen untersucht. Um sich dem Thema anzunähern werden die Hauptentwicklungsschritte der Industrie und des Internets angefangen bei der ersten industriellen Revolution bis hin zur aktuellen vierten Revolution inklusive einiger statistischer Daten vorgestellt. Zum besseren Verständnis der Thematik werden die Hauptbegriffe der aktuellen Revolution kurz erläutert. Anschließend werden, die Definition von Smart Services hergeleitet, die Hauptvoraussetzungen für die Einrichtung und Bereitstellung und die Chancen und Herausforderungen im Zusammenhang mit Smart Services untersucht und präsentiert. Smart Services werden in den nächsten Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Bereiche Bildung, Gesundheitswesen, Versorger, Einzelhandel, Produktion und Verkehr haben und die Wirtschaft muss sich den Herausforderungen stellen, um die sich ergebenden Chancen zu nutzen. Ein wichtiger Aspekt bei der Einführung neuer Produkte und Dienstleistung ist die Anpassung oder der Wechsel des Geschäftsmodelles, was nach einem sieben Schritte-Plan erfolgen sollte, der im Rahmen dieser Studie definiert wurde, und zusammen mit der Analyse der Anwendbarkeit ausgewählten Geschäftsmodelle, im letzten Teil des Abschnittes vorgestellt wird. Alles in allem konnte diese Studie belegen, dass es eine Vielzahl an Geschäftsmodellen für Smart Services gibt und die Auswahl immer von dem Kundensegment und der Art des Service abhängen. Als ein großes Problempotential wurde die Übermittlung und Speicherung der Daten, die zur Erbringung bzw. der Nutzung von Smart Services notwendig ist, erkannt. Einführend in das zweite Forschungsgebiet werden die Begriffe Disruption und disruptive Innovationen beleuchtet und deren Eigenschaften anhand ausgewählter historischer und aktuellerer innovativer Produkte und Dienstleistungen erforscht. Als nächster Schritt werden mittels dieser, nachweislich disruptiven Innovationen, deren Auswirkungen auf Unternehmen und Mitarbeiter analysiert und ein verallgemeinertes Modell bezüglich der Effekte disruptiver Innovationen auf Wirtschaft und Gesellschaft präsentiert. Im Rahmen dieser Forschung
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Einleitung
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konnte Folgendes herausgearbeitet werden, die sogenannten disruptiven Innovationen sind Aktivatoren eines natürlichen revolutionären Prozesses der nicht gestoppt werden kann und Einfluss auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft hat. Daher ist die Früherkennung, das aktive Management und die Nutzung der sich ergebenden Potentiale von entscheidender Bedeutung. Anschließend werden die Erkenntnisse aus beiden Studien zusammengeführt und die Effekte, die die Digitalisierung und disruptive Innovation auf nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte haben erörtert. Es werden die Hauptakteure und deren Rollen bei der Entwicklung und Realisierung technologischer Innovationen vorgestellt und die positiven und negativen Auswirkungen der Digitalisierung der Wirtschaft auf Umwelt und Gesellschaft untersucht. Zum besseren Verständnis der Wechselwirkungen zwischen den Akteuren und den Prozess der disruptiven Innovation durch die Digitalisierung wird ein vereinfachtes Modell entwickelt und präsentiert. Darin bilden, die Digitalisierung und die mit ihr kommenden technischen Lösungen die Basis für die disruptive Innovation hin zu nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften, bei dem sich die gesellschaftlichen und ökologischen Aspekte die Waage mit den wirtschaftlichen Aspekten hält. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels wird ein integratives Modell entwickelt, welches in sich die Erkenntnisse der durchgeführten Studien vereint und als Leitfaden für die Transformation dienen kann. Dieses Modell basiert auf dem vereinfachten Modell der Nachhaltigkeit mit seinen drei Bereichen, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft, und setzt die beeinflussenden Faktoren, die Megatrends und die übergreifenden Aspekte, Digitalisierung, Innovation und Qualität in Relation zu den unternehmensinternen Gesichtspunkten. Das Modell, seine Elemente und die Kausalitäten werden nachfolgend erläutert. Eine Zusammenfassung, welche die Verifizierung der Hypothesen und die wichtigsten Ergebnisse der Forschung noch einmal in komprimierter Form darstellt, rundet die Arbeit ab, es werden die möglichen weiterführenden Forschungen angesprochen und die Ergebnisse der eigenen Forschungen noch einmal rekapituliert.
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
2.1
Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle
2.1.1
Historie zum Thema Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung
Globale Nachhaltigkeit und Resilienz ist eine Vision von einer Welt ohne Hunger und Armut, mit sozialer Stabilität und wirtschaftlicher Wachstum, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen durch Überkonsum der natürlichen Ressourcen zu gefährden und einen gesunden und geschützten Planeten für sie zu erhalten. Um dies zu erreichen, müssen sich jedoch das Bewusstsein und das Handeln der Menschen ändern und neue und innovative Lösungen sowie unterstützende und integrative Maßnahmen umgesetzt werden. Auf der Grundlage einer vom Pew Research Center Anfang 2019 veröffentlichten Umfrage, bei der im Frühjahr 2018 mehr als 27.000 Menschen in 26 Ländern befragt wurden, sieht die Mehrheit der Menschen weltweit den Klimawandel mit 67% als die größte Bedrohung für Sicherheit und Sicherheit globaler Wohlstand (Poushter und Huang, 2019). In der Abbildung 2.1 sind die Ergebnisse (Mittelwert) auf die Frage wie groß die jeweilige Bedrohung für das Erhebungsland eingestuft wird, dabei wurden 23 Länder für die Jahre 2013, 2017 und 2018 befragt und 40 Länder für das Jahr 2015. Bei dem direkten Vergleich der Werte fällt auf, dass 2017 die Bedrohung durch den ISIS als stärkste Bedrohung angesehen wurde wohingegen es im Jahr 2018 das Thema Klimawandel ist dicht gefolgt von Bedrohung durch den ISIS und durch Cyberattacken. Dieses Ergebnis wird auch durch den Global Risk Report von 2019 bestätigt, hier belegen die ersten drei der fünf größten Risiken
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_2
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
nach Wahrscheinlichkeit Risiken, die mit dem Klimawandel verbunden sind, wie extreme Wetterereignisse, Versagen bei der Abschwächung und Anpassung an den Klimawandel und Naturkatastrophen. Auf den zwei anderen Plätzen folgen zwei Risiken, die mit Technologie verbunden sind, Datenbetrug oder Datendiebstahl und Cyberangriffe (WEF, 2019).
Abbildung 2.1 Einschätzung der globalen Bedrohungen für die Welt 2013– 2018. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Poushter, J. und Huang, C., 2019. Climate Change Still Seen as Top Global Threat, but Cyberattacks Rising Concern. Pew Research Center’s Global Attitudes Project. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 23.03.2019] und Carl, J., 2015. Climate Change Seen as Top Global Threat. Pew Research Center’s Global Attitudes Project. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 23.03.2019].)
In den letzten Jahren wurden sicherlich viele Anstrengungen unternommen, um den Klimawandel zu abzumildern beziehungsweise zu verhindern, neue Strategien und Initiativen wurden eingeleitet, internationale Erklärungen und Abkommen unterzeichnet, Wissenschaft und Forschung wurden unterstützt und intensiv nach
2.1 Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle
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neuen Lösungen und anderen Verfahren gesucht. Es krankt jedoch bei der Implementierung und Realisierung. Daher ist nachzuvollziehen, dass sich die Jugendlichen auf die Straße begeben, um für ihr Recht auf einen gesunden und lebenswerten Planeten zu kämpfen und gegen die unzureichenden Maßnahmen in der Klimakrise protestieren. Natürlich ist die Kampagne Friday for Future nicht unumstritten, aber dieser Schritt zeigt deutlich, dass die Zeit abläuft und es nicht besser wird, einfach darüber zu reden. Wie J. W. Goethe zu Recht gesagt hat: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun“ (Goethe, 2019, S. 355). Seit Jahren scheint das Wort Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien allgegenwärtig zu sein. Dabei wird es in vielfältigem Zusammenhang mit Umwelt- und Klimaschutz, Energie- und Ernährungssicherheit, Innovation und Mobilität sowie mit unterschiedlichem Management verwendet Bereiche, Bildung, Entwicklung, Design und Marketing. Aufgrund der unerschöpflichen Anzahl von Korrelationen und der unterschiedlichen Stakeholder ist es schwierig, ein gemeinsames Verständnis zu erlangen. Was bedeutet Nachhaltigkeit wirklich? Aus diesem Grund soll nachfolgend eine kurze historische Ableitung der Nachhaltigkeit (Abbildung 2.2) gegeben und die wichtigsten Erkenntnisse zusammenzufassen werden.
Abbildung 2.2 Meilensteine der nachhaltigen Entwicklung bis hin zur Agenda 2030. (Quelle: Eigene Darstellung)
Der Begriff Nachhaltigkeit wurde erstmals 1713 in der Publikation des deutschen Bergmanns Hans Carl von Carlowitz im Sinne der Erhaltung und Sicherung nachweislich verwendet. In seinem Buch Sylvicultura oeconomica schrieb er über das Konzept der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft, dass ein Gleichgewicht zwischen Waldnutzung und Wiederaufforstung anstrebt, um eine kontinuierliche, konsistente und nachhaltige Verwendung von Holz für den Bergbau zu gewährleisten. In diesem Sinne bedeutet Nachhaltigkeit die Verwendung eines natürlichen Systems, das so verwendet werden kann, dass seine wesentlichen
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Eigenschaften erhalten bleiben und seine Existenz natürlich erneuert werden kann (Pufé, 2017). Als nächster wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Nachhaltigkeitsbewusstsein muss die Veröffentlichung des Club of Rome von 1972 erwähnt werden. Ihre Studie Die Grenzen des Wachstums basierte auf einer Computersimulation und alarmierte die Welt über die Endlichkeit unserer natürlichen Ressourcen und die Tatsache, dass die Menschheit an ihrer eigenen Zerstörung arbeitet. Sie sagten voraus, dass innerhalb der nächsten 100 Jahre das Ende des Wachstumspotenzials der Welt erreicht sein wird, wenn die Bevölkerungszunahme, die fortschreitende Industrialisierung, die Umweltverschmutzung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen anhalten (Meadows et al., 1972). Diese Studie prangerte die Erschöpfung der Welt an und forderte ein Umdenken, aber erst 15 Jahre später erfolgte der nächste große Schritt. 1987 veröffentlichte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) (alias Brundtland-Kommission) ihren Bericht: Unsere gemeinsame Zukunft. Dieser Bericht enthält die bisher hauptsächlich verwendete Definition für nachhaltige Entwicklung: „Die Menschheit hat die Fähigkeit, Entwicklung nachhaltig zu gestalten – um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Gegenwart entspricht, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, deren Bedürfnisse zu befriedigen“ (WCED, 1987, S. 16). Diese Definition bildet die Grundlage der Nachhaltigkeitsbewegung, die in den Folgejahren durch den RioGipfel (1992), die UN-Klimakonferenzen (von 1995 bis heute), sowie zahlreiche internationale und nationale Abkommen und die Gründung von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen geprägt und weiterentwickelt wurde. Es ist wichtig zu unterscheiden, dass Nachhaltigkeit mit dem Zustand der Dinge und der Dauerhaftigkeit zusammenhängt und dass nachhaltige Entwicklung der Weg zur Nachhaltigkeit ist, was Bewegung und Verarbeitung bedeutet (Pufé, 2017). Im September 2000 trafen sich 149 Staats- und Regierungschefs und besprachen wie die Globalisierung zu positiver Kraft für alle werden kann und der Nutzen als auch die Kosten gleichmäßiger verteilt werden können. Die Teilnehmer verpflichteten sich zu einer neuen globalen Partnerschaft, mit dem Ziel die extreme Armut zu reduzieren und definierten die Millenniums-Entwicklungsziele (MDG) mit einer Frist bis 2015. Diese MDGs umfassten die folgenden Punkte: Ausrottung extremer Armut und Hunger, Erreichung einer allgemeine Grundschulbildung, Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Frauen, Reduzierung der Kindersterblichkeit, Verbesserung der Gesundheit von Müttern, Bekämpfung von HIV / AIDS, Malaria und anderen Krankheiten, Gewährleistung der ökologischen Nachhaltigkeit und die Entwicklung einer globalen Entwicklungspartnerschaft (UN, 2000).
2.1 Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle
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Zwölf Jahre später, im Juni 2012, und 20 Jahre nach dem ersten Rio-Summit trafen sich die Mitglieder der Vereinten Nationen ein zweites Mal in Rio, um ihr Kommittent für eine nachhaltige Entwicklung und der Förderung einer wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Zukunft zu erneuern und den Planeten für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen zu erhalten. Dabei wurden auch die Ergebnisse und Probleme bei der Umsetzung der vereinbarten Ziele besprochen, die MDGs bestätigt und neue Herausforderungen bewertet. In der gemeinsamen Abschlusserklärung Die Zukunft, die wir wollen wurde die gemeinsame Vision eine nachhaltige Entwicklung formuliert, das Konzept der Green Economy als ein mögliches Wirtschaftsmodell, dass die Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt berücksichtig aufgeführt. Jedoch wurden keine Prioritäten für die adressierten Themen, keine konkreten Maßnahmen und messbare Ziele festgelegt und die Vereinbarung hat auch keinen bindenden Charakter (BMZ, 2017a und UN, 2012). Weitere 3 Jahre später wurde 2015 auf dem UN-Summit die Post-2015Entwicklungsagenda, die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) von den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet. Diese Agenda trat am 1. Januar 2016 in Kraft und gilt für alle Länder der Welt, und jedes Land muss nationale nachhaltige Entwicklungsprogramme, Aktionspläne und Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele aufstellen und umsetzen. Diese Entwicklungsziele haben ein Ziel von 15 Jahren bis 2030 und werden mit nationalen und globalen Berichten überwacht. Dafür wurde ein Satz von 232 globalen Indikatoren festgelegt, um den Fortschritt der 17 Ziele auf regionaler und nationaler Ebene messen zu können (EU, 2017). Leider haben der globale Sustainable Development Goals Report aus den Jahren 2017 und 2018 auf enttäuschende Weise gezeigt, dass die Fortschritte bei weitem nicht ausreichend sind, um die Ziele bis 2030 zu erreichen, und dass jedes Land dringend sinnvolle und belastbare Maßnahmen ergreifen muss, um die Agenda voranzubringen und mit Leben zu füllen (UN, 2017 und 2018). In den letzten Jahren hat eine Vielzahl internationaler Organisationen und Länder mit der Bewertung und Umsetzung neuer innovativer Strategien und Lösungen begonnen und ihre vorhanden nachhaltigen Entwicklungsstrategien aktualisiert und erweitert, um die SDGs und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse widerzuspiegeln.
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2.1.2
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Die drei Haupttypen von Nachhaltigkeitsmodellen
Im Zusammenhang mit den oben aufgeführten Entwicklungen zum Thema Nachhaltigkeit wurden auch verschiedene Modelle entworfen, um das Konzept von Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung zu versinnbildlichen. In Tabelle 2.1 sind die drei Haupttypen dargestellt. Alle Modelle zeigen die drei Aspekte der Nachhaltigkeit: ökonomisch, ökologisch und sozial, und dass sie in Beziehung zueinander gesehen werden und aufeinander abgestimmt sein müssen, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Die soziale Nachhaltigkeit hat ihren Focus auf Gleichheit, Frieden und soziale Sicherheit und der demographische Wandel. Bei ökologischer Nachhaltigkeit geht es vor allem um die verantwortungsvolle Nutzung und den Schutz natürlicher Ressourcen, Erhaltung der Artenvielfalt sowie um die Verminderung der Auswirkungen auf die Umwelt. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist hauptsächlich mit dem Überleben von Unternehmen und der Steigerung der Unternehmensergebnisse verbunden (Springer Gabler Verlag, 2016). In der Theorie wird ein Gleichgewicht zwischen den drei Aspekten der Nachhaltigkeit als Ideal angesehen, jedoch zeigt die Realität, dass eine der drei Dimensionen in Abhängigkeit von den beteiligten Parteien und Interessengruppen oft eine höhere Priorität erhält. Daher sind Drei-Säulen-Modell und das Schnittmengen-Modell eher idealisierte Darstellungen, da sie eine Ausgewogenheit der aller drei Bereiche darstellt wohingegen das Nachhaltigkeitsdreieck die drei Bereiche zu einem großen Ganzen, der Nachhaltigkeit, vereint und die Möglichkeit zur inhaltlichen Differenzierung bietet. Dieses wird auch in dem von Hauff (2014) entwickeltem, integrierendem Nachhaltigkeitsdreieck sehr deutlich (Abbildung 2.3).
2.1.3
Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf Nachhaltigkeit
Basierend auf den durchgeführten Literaturrecherchen wurden die wichtigsten positiven (farbigen) und negativen (schwarzen) Ereignisse in Bezug auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Wirtschaft (blau), Umwelt (grün) und Gesellschaft (orange) seit 1945 zusammengefasst und der Zeit-Anpassungen der Weltuntergangsuhr und der Entwicklung der Weltbevölkerung gegenüber gestellt (Abbildung 2.4). Anhand dieser Darstellung kann belegt werden, dass positive Aktivitäten zu einer positiven Anpassung geführt haben und dass die negativen Ereignisse seit 1990 zunehmen und die Weltuntergangsuhr immer mehr auf Mitternacht zurückgeht. 2019 wurde der Zeiger auf 2 Minuten vor 12 belassen mit Hinblick auf
Venn-Diagramm / Schnittmengenmodell der nachhaltigen Entwicklung
Nachhaltigkeitsdreieck / magisches Dreieck
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Pufé, I., 2017. Nachhaltigkeit. 3. Ed., Konstanz und München: UVK Verlagsgesellschaft mbH, S. 110 ff. und Wildmann, L., 2012. Wirtschaftspolitik: Module der Volkswirtschaftslehre. Vol. 3, 2. Ed., München: Oldenburg Wirtschaftsverlag, S. 123 ff.
Drei Säulen der Nachhaltigkeit
Tabelle 2.1 Drei Haupttypen von Nachhaltigkeitsmodellen
2.1 Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle 21
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Abbildung 2.3 Integrierendes Nachhaltigkeitsdreieck. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an von Hauff, M., 2014. Nachhaltige Entwicklung. Grundlagen und Umsetzung. 2. Akt. Auflage, München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH)
22 Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Abbildung 2.4 Wichtigste positive und negative Ereignisse in Bezug auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. (Legende: blau – Wirtschaft, grün – Umwelt, orange – Gesellschaft relevante Punkte / schwarze Schrift negative Ereignisse / rote Linie Minuten auf der Weltuntergangsuhr. Quelle: Eigene Darstellung basierend auf der durchgeführten Recherche)
2.1 Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle 23
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
die kritische Lage bei der Klima- und Atomsicherheit und die Zunahme des Informationskrieges (Mecklin, 2019). Wenn sich diese Trends fortsetzen, wird es in naher Zukunft katastrophale Auswirkungen auf alle Menschen haben und unbestreitbar zu noch mehr Instabilität und Ungleichheit führen. Um dies zu verhindern, ist ein nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Denken und Handeln von allen Ländern, Menschen und der Wirtschaft erforderlich, das von Politik, Bildung und Wissenschaft geleitet und unterstützt wird. Eine ganz entscheidende Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung, denn nur dann sind die Menschen in der Lage sich mit den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu befassen, die Themen kritisch zu hinterfragen und ihr eigenes Verhalten zu ändern (Kropp, 2019). Im November 2014 verabschiedete die UNESCO das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Dieses Programm hat einen Zeitrahmen von 2015 bis 2019 und das Hauptziel die Transformation der Gesellschaft zu umweltbewusstem und nachhaltigem Handeln anzuregen (UNESCO, 2014). Mit Hilfe der Daten vom Web of Science kann verdeutlicht werden, dass die Themen Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung seit Start dieses Programmes an Bedeutung zugenommen haben. Beim Vergleich der Anzahl der Publikationen von 2014 und 2018 die entweder im Titel oder im Thema die Begriffe beinhalten zeigt sich, dass sich die Anzahl der Publikationen in den letzten 5 Jahren verdoppelt und zwischen 2008 und 2018 sich knapp verfünffacht hat (Abbildung 2.5). Die meisten Publikationen werden in der Kategorie Umwelt Wissenschaften und Studien mit knapp 35% veröffentlicht, gefolgt von Grünen nachhaltige Wissenstechnologie mit knapp 18%. Auf die Kategorien Wirtschaft und Bildung entfallen circa 11% und 7% (Clarivate, 2019). Jedoch gibt es auch negative Entwicklungen. Zum einen werden die Begriffe Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den letzten Jahren immer mehr zu Marketing- und Werbeslogans, viele Firmen nutzen sie dafür, sich ein besseres Image zu verschaffen indem sie ihre Produkte und Dienstleistungen mit den Themen verknüpfen oder damit werben beim Kauf selbiger etwas für die Umwelt und die Nachhaltigkeit zu tun. Als Beispiele können hier nachhaltiger Tourismus, CO2 neutrale Geräte, Bier trinken zur Rettung des Regenwaldes, Einkaufen und dabei Gutes tun, Fast-food gesund und nachhaltig, Kosmetik im Nachfüllpack, nachhaltiger Fahrzeugbau, recycelte Radiowerbung und sogar nachhaltige Werbung selbst genannt werden. Dieser inflationäre Gebrauch kann zu einer gewissen Verdrossenheit führen und dem eigentlichen Bestreben entgegenwirken. Ein anderer Punkt ist die schleppende Transformation der Wirtschaft hin zu verantwortungsvollem und nachhaltigem Handeln und Produzieren. Als Beispiele können hier die Themen
2.1 Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle
25
Abbildung 2.5 Anzahl der Publikationen die im Titel oder im Thema die Begriffe Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung haben. (Legende: Sustainability = Nachhaltigkeit, Sustainable Development = nachhaltige Entwicklung. Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Clarivate, 2019. Web of Science Search. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 02.05.2019])
Kohleausstieg und Energiewende, alternative Antriebstechnologien in der Fahrzeugherstellung, Überfischung und Monokultur, Billig- und Massenproduktion in Niedriglohnländern, Biomasse- statt Nahrungsmittelproduktion, Abkehr von Einwegverpackungen hin zu recycle-fähigem Material aufgeführt werden. Sicher ist hier wieder die Gesellschaft und jeder Einzelne gefragt, denn wenn beim Konsum nicht auf nachhaltig hergestellte und umweltverträgliche Produkte geachtet wird können die Unternehmen weiter ihre Produkte und Dienstleistungen verkaufen. Wenn es darum geht, wie nachhaltige Entwicklung der reicht werden kann, werden häufig die drei nachfolgenden Strategien aufgeführt: • Effizienz beim Material- und Energieverbrauch – mengenmäßige Reduktion und damit ergiebigere Nutzung (Dematerialisierung); • Konsistenz durch Wiederverwertung und Abfallvermeidung – Einsatz naturverträglicher Methoden und Technologien, die Ressourcen des Ökosystems nutzen, ohne sie zu zerstören oder es selbst zu schädigen (Kreislaufwirtschaft);
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
• Suffizienz beim Konsum und Verbrauch – Änderung der Lebens- und Wirtschaftsweise durch die Nachfrage im rechten Maß (Selbstbegrenzung) (Kropp, 2019 und Minge, 2018). Die beiden ersten Strategien können jedoch nur erfolgreich sein, wenn die dritte Strategie, die Suffizienz sie flankiert. Wobei die erste Strategie sicherlich die Bekannteste ist, zum einen durch die wiederkehrende Präsenz beim Thema Nachhaltigkeit und zum anderen durch die mit dem Thema verbunden strategischen Programme. Die Konsistenzstrategie hingegen ist wird zwar als die neue nachhaltige Wirtschaftsweise angesehen, jedoch muss ihre vollständige Umsetzbarkeit in allen Bereichen der Wirtschaft noch bewiesen werden. Leider wird die letzte Strategie, die Suffizienz oft missinterpretiert und mit Begriffen wie Askese und Verzicht gleichgesetzt, was eigentlich falsch ist. Diese Strategie zielt darauf ab, dass sich die Lebensweise überhaupt verändert hin zu einem bewussten Konsum und zu nachhaltigem Handeln, welches sich nicht durch Medien und Werbung verleitet lässt mehr zu konsumieren als gebraucht wird oder statt Langlebigkeit auf Billig- und Wegwerfprodukte setzt (Minge, 2018). Aber nicht nur die Gesellschaft und die Wirtschaft müssen für die nachhaltige Entwicklung mehr tun, sondern auch die Politik muss hier globaler, stärker, schneller und nachhaltiger agieren. Am Beispiel der nachhaltigen Berichterstattung lässt sich diese sehr gut erläutern. In einigen westeuropäischen Staaten gab es bereits seit einigen Jahren gesetzliche Verpflichtungen, dass bestimmte Unternehmen neben finanziellen Aspekten auch Nachhaltigkeitsaspekte in den Geschäftsberichten enthalten sein müssen (z. B. Frankreich, Niederlande, Deutschland). Erst im November 2014 wurde von der europäischen Union die Richtlinie 2013/34/EU bezüglich der Angabe nichtfinanzieller und die Diversität betreffende Informationen für Unternehmen und Gruppen bestimmter Größe und Kategorie angepasst und sollte ab dem Wirtschaftsjahr 2017 von alle Mitgliedländer rechtlich umgesetzt sein (EU, 2014). Die Umsetzung dieser Richtlinie in die deutsche Gesetzgebung wurde im März 2017 beschlossen und seit 2018 muss in Deutschland nun per Gesetz jedes kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Arbeitnehmern über seinen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz berichten sowie über die Wahrung von Menschenrechten entlang der Lieferketten und die Bekämpfung von Korruption und Bestechung (Loew, n.d.). Für das Format der Berichterstattung wird auf bestehende Rahmenwerke, wie zum Beispiel der UN Global Compact, ISO 26000, EMAS und die Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) hingewiesen aber kein einheitlicher Standard definiert. Somit ist hier ein sehr großer Spielraum, was die Inhalte, das Format und damit die Vergleichbarkeit der Informationen in den Nachhaltigkeitsberichten angeht (Pütter, 2017). Im Februar 2019 wurde von
2.1 Entwicklungen der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodelle
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dem Projekt Alliance for Corporate Transparency 100 Reports analysiert, um festzustellen, wie europäische Unternehmen die Anforderungen der Reportrichtlinie umsetzen, und um Empfehlungen zu erarbeiten, wie der EU-Rahmen für die nichtfinanzielle Berichterstattung verbessert werden kann. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass die meisten Unternehmen in ihren Berichten die Bedeutung von Umwelt- und Sozialfragen anerkennen, jedoch sind diese Informationen nicht eindeutig genug in Bezug auf konkrete Themen, Ziele und Hauptrisiken. In 50% der Fälle bei Umweltangelegenheiten und in weniger als 40% bei Sozial- und Antikorruptionsangelegenheiten sind die Informationen in Relation zu konkreten Fragen, Ziele und Hauptrisiken eindeutig (ACFT, 2019). Es hat also 4 Jahre gebraucht, um eine EU-Richtlinie in nationale Gesetzte umzuwandeln, es gibt keine bindenden Vorgaben bei dem Inhalt und der Form und im Rahmen eines Reviews wird festgestellt, dass der Inhalt zur Hälfte nichtssagend bzw. unkonkret ist. Auch bei einem Vergleich (Tabelle 2.2) der Anzahl der registrierten Reports auf der Webseite der Global Reporting Initiative und dem Corporate Register gibt es eine erhebliche Abweichung, beim Corporate Register sind fast doppelt so viele Reports registriert. In der Sustainability Disclosure Database ist auch noch zu erkennen, dass die Werte von 2017 kleiner sind als die von 2016 und das der Anteil der der registrierten Reports, die nach GRI Standard erstellt wurden, sinkt und für 2017 bei 57% liegt. Im Annual Report 2016/2017 behauptet GRI, dass sich seit ihrer Gründung vor 20 Jahren die Nachhaltigkeitsberichterstattung von einer Nische zu einer gängigen Praxis entwickelt hat und die GRI Standards die weltweit am häufigsten verwendeten Offenlegungsstandards für Nachhaltigkeit seien (GRI, 2017). Ein weiteres Beispiel ist der kürzlich (Mai 2019) veröffentlichte Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) zu Biodiversität und Ökosystemleistungen. An diesem Bericht haben 145 Experten aus 50 Ländern in den letzten 3 Jahren gearbeitet und er ist damit, aufbauend auf der Millennium Ecosystem Assessment von 2005, der erste zwischenstaatliche Bericht dieser Art. Er liefert ein wissenschaftlich fundiertes und umfassendes Bild der Beziehung zwischen wirtschaftlichen Entwicklungen und ihren Auswirkungen auf die Natur, die Menschheit und damit auf den Planeten. Die Wissenschaftler bestätigten, dass trotz einiger erzielter Fortschritte das globale Ziel von nachhaltiger Nutzung und Erhaltung der Natur mit den derzeitigen Maßnahmen nicht erreicht werden kann. Es ist eine transformative Veränderung in allen Bereichen der Wirtschaft, des Sozialen, der Politik und bei den Technologien zwingen erforderlich, wobei ein integriertes Management und Sektor übergreifende Ansätze unterstützen können. Die Entwicklung eines globalen Finanz- und Wirtschaftssystems wird als Schlüsselelement einer nachhaltigeren Zukunftspolitik angesehen, um eine globale nachhaltige Wirtschaft
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2
Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Tabelle 2.2 Vergleich der Anzahl registrierter Nachhaltigkeits- /CR-Reports auf der Webseite der GRI und beim Corporate Register Jahr
GRI-Standard Report in der Sustainability Disclosure Database
Corporate Register, globales Online-Verzeichnis für CR-Berichte
2013
5.286 Reports / 3.050 GRI-Reports 5229 Organisationen
8.745 Reports
2014
5.920 Reports / 4.266 GRI-Reports 5816 Organisationen
9.064 Reports
2015
6.376 Reports / 4.519 GRI-Reports 6.319 Organisationen
9.605 Reports
2016
7.057 Reports / 4.584 GRI-Reports 6.961 Organisationen
9.739 Reports
2017
6.812 Reports / 3.871 GRI-Reports 6.659 Organisationen
10.385 Reports
Gesamt über alle Jahre
53.400 Reports / 32.111 GRI-Reports 13.636 Organisationen
101.673 Reports 17.247 Organisationen
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf GRI, 2019. Sustainability Disclosure Database. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 03.05.2019] und Corporate Register, 2019. Live Charts. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 03.05.2019]
aufzubauen (IPBES, 2019). Dieser weltweit akzeptierte wissenschaftliche Sachstand soll als Basis für die Verhandlungen eines neuen UNO-Rahmenabkommen zur Bewahrung der biologischen Vielfalt dienen, welches im Oktober 2020 beschlossen werden soll (Schwägerl, 2019).
2.2 Prinzipien und Grundlagen …
2.2
Prinzipien und Grundlagen der sozialen Verantwortung von Unternehmen
2.2.1
Konzepte und Prinzipien der sozialen Verantwortung von Unternehmen
29
Zu Beginn dieses Kapitels wird der Begriff Verantwortung im Allgemeinen untersucht, seine Herleitung und Bedeutung. Die Historie des Wortes Verantwortung ist relativ kurz, so tauchte s zu Beginn des 13. Jahrhundert in Frankreich, Ende des 16. Jahrhunderts in England und Mitte des 17. Jahrhunderts in Deutschland auf. Nachweislich wurde anfänglich das Adjektiv verwendet und später erst das Substantiv (Sombetzki, 2014). Das englische Wort Responsibility – Verantwortung bzw. das Verb responsible hatte seinen Ursprung in der Rechtspraxis, wo es die Bedeutung hatte eine Frage des Gerichts zu beantworten und sein sprachlicher Ursprung auf das französische Wort Repondre zurückzuführen ist. (Seeger, 2010). Daher könnte die weitere Bedeutung von verantwortlich für die eigenen Handlungen kommen. Im 20. Jahrhundert wurde das Wort Verantwortung Gegenstand verschiedenster philosophischer und ethischer Diskussionen. Eine moderne und aus Sicht des Autors geeignete Definition der Verantwortlichkeit besteht darin, dass sich die Verantwortung darauf bezieht, das Denken, Verhalten und Handeln einer Person ihrer freien Entscheidung der Wahl zuzuschreiben, für die sie verantwortlich ist und für die sie die Konsequenzen tragen muss (UTB, 2003). In Abbildung 2.6 werden die wichtigsten Prinzipien der Verantwortung und ihrer Beziehungen dargestellt, wie sie heute allgemeinhin verwendet werden. Die Hauptvoraussetzungen für Verantwortung werden in Freiheit gesehen und von Normen und Sorgfalt beeinflusst. Einige häufige Synonyme für Verantwortung sind: Pflicht, Verantwortlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Haftung, Verantwortlichkeit und Stabilität (Oxford, 2016) es wird aber auch mit Gewissenhaftigkeit, Moral, Pflichtbewusstsein, Pflichtgefühl, Pflichttreue, Gewährleistung und Schuld gleichgesetzt (Wertesysteme, 2018). Diese Vielzahl von Synonymen verdeutlicht, dass der Begriff Verantwortung immer stark in seiner Bedeutung davon abhängt in welchem Zusammenhang er gebraucht wird, wer die beteiligten Personen oder Organe sind und wofür die Verantwortung übernommen werden soll. Es wird hauptsächlich zwischen Arten der Verantwortung unterschieden: Eigenverantwortung und Fremdverantwortung (Suchanek, 2018). Verantwortung kann ebenfalls im Hinblick auf individuelle, kollektive und systemische Handlungsprozesse auch in die nachfolgenden 4 Typen aufgeteilt werden:
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Abbildung 2.6 Prinzipien der Verantwortung. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Hartmann, L., 2012. Graphik zur Erläuterung der Grundbeziehungen zum Begriff Verantwortung. Verfügbar durch: Wikipedia. [online] verfügbar unter: [abgerufen: 07.04.2017].)
• als Zurechnungsfähigkeit und Zuständigkeit – handelnde Person muss für ihre Handlungen zurechnungsfähig und zuständig sein; • als folgenbasierte Legitimation – Handlungen werden im Ausgang von ihren Konsequenzen bewertet; • als kontextualistisches Reflexionsprinzip – die Suche nach angemessenen Entscheidungsgründen für die Handlung; • als Struktur- und Steuerungselement – direkte und indirekte Beziehung der handelnden Person (Heidbrink, 2016). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Begriff Verantwortung nicht eindeutig und selbsterklärend ist, wie häufig vorausgesetzt wird. Er sollte daher immer in Abhängigkeit zu der handelnden Person, für den geltenden Kontext definiert und ein einheitliches Verständnis angestrebt werden. Im nachfolgenden Abschnitt wird der Begriff soziale Verantwortung der Unternehmen auch als Coporate Social Responsibility (CSR) bekannt eingehender untersucht. Dabei liegt das Augenmerk auf der historischen Entwicklung des Begriffes, seiner Definition und der Abgrenzung gegenüber dem Konzept der Nachhaltigkeit. Im
2.2 Prinzipien und Grundlagen …
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Lexikon der Nachhaltigkeit (2016) wird CSR als die Verantwortung des Unternehmens für ihre Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft im Einklang mit den Kerngeschäften des Unternehmens und dem Ziel ökonomisch erfolgreich zu sein definiert. Doch was bedeutet dieses genau und woher kommt eigentlich der Begriff CSR und das damit verbundene allgemeine Verständnis? Die Übernahme von Verantwortung durch den Manager in sozialen Systemen wurde von Chester I. Barnard bereits in dem 1938 erstmals veröffentlichtem Buch The Functions of the Executive erläutert weshalb dies als der Beginn des CSR Verständnisses angesehen werden kann. In dem Kapitel Die Natur der Executive Responsibility erläutert Barnard bestimmte charakteristische Unterschiede bei Moral, Verantwortung und dem moralischen Status von Individuen und definiert Führungsverantwortung als höchsten Ausdruck von Verantwortung (Barnard und Andrews, 1971). Als ein nächster Meilenstein wird das, von Howard R. Bowen 1953, veröffentlichte Buch Social Responsibilities of the Businessman gewertet. Darin stellt er fest, dass die Entscheidungen und Handlungen des Unternehmers nicht nur ihn selbst betreffen, sondern Auswirkungen auf die Aktionäre, seine unmittelbaren Mitarbeiter oder seine Kunden haben (Bowen, 2013). Es steht also auch hier die persönliche soziale Verantwortung des Geschäftsmannes im Vordergrund (Maurer, 2018, Waßmann, 2014). In den darauffolgenden Jahren wurde das Thema weiterentwickelt und die Verantwortung ging dabei vom Manager auf das Unternehmen über, es wurde Implementierungsprozesse definiert, es entstanden verwandte Konzepte wie Coperate Social Responsivness und das Coporate Social Performance Modell bis hin zum Triple Bottom Line Ansatz und der engeren Verbindung mit nachhaltiger Entwicklung. In der nachfolgenden Tabelle (Tabelle 2.3) sind ein paar der wichtigsten Publikationen und deren Konzepte aufgelistet. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist durchlebte das Konzept der sozialen Verantwortung unterschiedliche Entwicklungsschritte und es entstanden eine Vielzahl überschneidender Konzepte was darin resultierte, dass es keine einheitliche Begriffsdefinition gibt und CSR häufig mit anderen Konzepten einfach gleich gesetzt wird oder synonym diese Begriffe gebraucht werden (Waßmann, 2014). Die heute gängigen Definitionen von sozialer Verantwortung beziehen ganz selbstverständlich den Aspekt der Nachhaltigkeit und der Verantwortung für die Umwelt mit ein, was den multidimensionalen Charakter von CSR verstärkt. Ebenso gewinnen ethische Gesichtspunkte, die Einhaltung legaler Vorschriften sowie ein breiter gefasstes Stakeholder Management immer mehr an Bedeutung. Um dieses zu verdeutlichen sind in Tabelle 2.4 die ursprüngliche, 2001 veröffentlichte, Definition für CSR der Europäischen Kommission und ihre aktualisierte Variante aufgeführt und die gegenwärtig international anerkannten Grundsätze und Leitlinien im Kontext von verantwortlichen Handeln.
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2
Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Tabelle 2.3 Entwicklung des Konzepts von CSR anhand ausgewählter Publikationen Autor/ Jahr
Titel der Publikation
Konzept
K. Davis/ 1960
Can Business Afford to Ignore Social Responsibilities?
Verantwortung des Unternehmers
J. W. McGuire/ 1963
Business and society
Cl. C. Walton/ 1967
Corporate social responsibilities
Verantwortung des Unternehmens
H. G. Johnson/ 1971
Reflections on current trends in economics
R.W. Ackermann/ 1973
How companies respond to social demands
H. G. Fitch/ 1976
Achieving Corporate Social Responsibility
S. P. Sethi/ 1975
Dimensions of Corporate Social Performance: An Analytical Framework
Soziale Unternehmensleistung (Corporate Social Performance)
W. C. Frederick/ 1978
From CSR1 to CSR2: The Maturing of Business-and-Society Thought
Soziale Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsiveness)
A.B. Carroll/ 1979
A three-dimensional conceptual model of corporate performance
Soziales Unternehmens Leistungsmodell (Corporate social performance model)
S. L. Wartick und P. L. Cochran/ 1985
The Evolution of the Corporate Social Performance Model
R.E. Freeman/ 1984
Strategic Management: A Stakeholder Approach
P. F. Drucker/ 1993
Post-capitalist Society
M. B. E. Clarkson/ 1995
A stakeholder framework for analysing and evaluating corporate social performance
J. Elkington/ 1994
Towards the Sustainable Corporation: Win-Win-Win Business Strategies for Sustainable Development
Implementierungsprozess von CSR
Stakeholder-Ansatz und strategisches Management
Ansatz der Triple-Bottom-Line
(Fortsetzung)
2.2 Prinzipien und Grundlagen …
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Tabelle 2.3 (Fortsetzung) Autor/ Jahr
Titel der Publikation
S. L. Hart/ 1996
Beyond Greening: Strategies Verantwortung für die for a Sustainable World Umwelt
Konzept
M. E. Porter und M. R. Kramer/ 2002
The Competitive Advantage of Corporate Philanthropy
P. Kotler und N. Lee/ 2005
Corporate Social Responsibility: Doing the Most Good for Your Company and Your Cause
Unternehmensphilanthropie (Corporate Philanthropy)
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Lee, M.-D. P., 2008. A review of the theories of corporate social responsibility: Its evolutionary path and the road ahead. International Journal of Management Reviews, Volume 10, Issue 1, S. 53–73, https://doi.org/10.1111/j.1468-2370.2007. 00226.x, Strand, R., Freeman, R. E. und Hockerts, K., 2015. Corporate Social Responsibility and Sustainability in Scandinavia: An Overview, Journal of Business Ethics, 127, S. 1–15, https://doi.org/10.1007/s10551-014-2224-6 und Waßmann, J., 2014. Grundlagen der CSR aus der Perspektive des Marketings, essentials, 3 https://doi.org/10.1007/978-3-658-04406-0_2
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich das Konzept der sozialen Verantwortung von seinem ursprünglichen Ansatz bis heute deutlich erweitert und konkretisiert hat aber nach wie vor immer noch auf Freiwilligkeit beruht. Sicher wurde in den letzten Jahren der Druck seitens der Politik und Öffentlichkeit auf Unternehmen immer stärker und viele Unternehmen haben auch die Vorteile die das verantwortliche unternehmerische Handeln mit sich bringt erkannt, aber es muss auch über die gesamte Lieferkette Anwendung finden und nachhaltig sein. Des Weiteren bilden Glaubwürdigkeit und Transparenz weitere wichtige Grundpfeiler für ein verantwortliches Handeln, häufig wird des Reporting oder die Zertifizierung nur als Image oder Marketingprodukt eingesetzt oder um Beachtung und die Einhaltung rechtlicher Anforderungen zu signalisieren (Leipziger, 2017, Heikkurinen, 2018 Zhang, Morse und Kambhampati, 2018). Die in der Tabelle aufgeführten Definitionen lassen sich auf einen einfachen verständlichen Nenner bringen: CSR bedeutet die Einhaltung rechtlicher und moralischer Vorgaben, die Vermeidung beziehungsweise Minimierung von negativen Auswirkungen in ökologischer und sozialer Hinsicht unter Berücksichtigung der ökonomischen Aspekte und der Stakeholder Interessen und generell die Übernahme der Verantwortung für das Handeln und das Streben nach nachhaltiger Entwicklung. Die grafischen Darstellungen für CSR sind sehr stark und das Schnittmengenmodell der nachhaltigen Entwicklung (vgl. 2.1.2) angelehnt
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
und mit verschiedensten internen und externen Faktoren, die auf das Unternehmen einwirken können, erweitert. Meistens werden bei den Darstellungen Mitarbeitern und Kunden separiert und die wirtschaftliche Seite somit eher indirekt beziehungsweise als Mittelpunkt durch die CSR Strategie des Unternehmens versinnbildlicht. In der nachfolgenden Grafik (Abbildung 2.7) ist der idealisierte Prozess zur Verarbeitung der CSR im Unternehmen dargestellt. Bei diesem Idealmodell bilden den Input die aktuellen Trends im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltaspekte sowie Probleme und Ereignisse, die Einfluss auf die Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft haben. Diese werden durch entsprechende politische und gesellschaftliche Rahmenparameter ergänzt und flankiert. Im Unternehmen werden diese Inputs wahrgenommen und basierend auf der Motivation entsprechende Kommittent in Relation zu den Inputs definiert. Anschließend werden konkrete Maßnahmen definiert, diese implementiert und die Ergebnisse produziert, dabei bildet die CSR Strategie sozusagen das Bindeglied zwischen Reaktion und Aktion (Performanz). Das Social wird hier in Klammern Tabelle 2.4 Aktuelle Definitionen zu CSR und intern. anerkannte Grundsätze und Leitlinien Organ
Definition
Europäische Kommission 2001
„Corporate Social EK, 2001, S. 7 Responsibility ist ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.“
Quelle
Europäische Kommission 2011
„CSR ist die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.“ „Unter Einbeziehung sozialer, ökologischer, ethischer, Verbraucher- und Menschenrechtsbelange in ihre Geschäftsstrategie und -abläufe und Einhaltung der geltenden Gesetzte“
EK, 2011, S. 7
(Fortsetzung)
2.2 Prinzipien und Grundlagen …
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Tabelle 2.4 (Fortsetzung) Organ
Definition
International Organization for Standardization (ISO)
„Gesellschaftliche BMAS, 2011, S. 11 Verantwortung: Verantwortung einer Organisation für die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Aktivitäten auf die Gesellschaft und Umwelt durch transparentes und ethisches Verhalten, das • zur nachhaltigen Entwicklung, Gesundheit und Gemeinwohl eingeschlossen, beiträgt; • die Erwartungen der Anspruchsgruppen berücksichtigt, • anwendbares Recht einhält und im Einklang mit internationalen Verhaltensstandards steht; und • in der gesamten Organisation integriert ist und in ihren Beziehungen gelebt wird.“
Quelle
OECD Leitsätze für multinationale Unternehmen
Definition von rechtlich OECD, 2011a, vgl. unverbindlichen Grundsätzen S. 3 und Maßstäben für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln von multinationalen Unternehmen, welches ökonomischen, ökologischen und sozialen Fortschritt weltweit unterstützen soll.
United Nation Global Compact
Ist eine weltweite für verantwortungsvolle Unternehmensführung deren Grundlage 10 universelle Prinzipen Bezug auf Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung bilden
UN Global Compact, 2014, S. 11
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den in der Tabelle angegeben Quellen
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Abbildung 2.7 Idealmodel des CSR Prozess im Unternehmen. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Brunn, C., 2013. Auswirkungen von Corporate Social Responsibility. In: Ökologisches Wirtschaften, 4.2013, S. 44–50, München: oekom Verlag)
gesetzt, da es eigentlich nicht nur um soziale Belange geht, sondern auch die Umweltthematik mit betrachtet wird. Die durch die Strategie realisierten Ergebnisse sollten idealerweise einen positiven Effekt auf die Gesellschaft und Umwelt haben was wiederum in einer Veränderung bei den Inputs führen kann. Deshalb ist es wichtig die CSR Strategie eines Unternehmens regelmäßig zu überprüfen und auf die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen (Brunn, 2013). Angeregt durch Diskussionen unterschiedlicher Autoren, ob CSR und Nachhaltigkeit gleich zu setzten sind oder unterschieden werden sollen (Schneider, 2015, Strand, Freeman, und Hockerts, 2015, Loew und Rohde, 2013, Landrum und Ohsowski, 2017), wird es als sinnvoll erachtet einmal die beiden Konzepte hinsichtlich ihrer Haupteigenschaften zu untersuchen und gegenüberzustellen. Wie bereits oben erwähnt werden die Begriffe sehr häufig synonym genutzt und es ist dadurch schwerer festzustellen welches Konzept eigentlich verfolgt werden soll. Vom Ursprung her waren die zwei Konzepte relativ weit auseinander und haben sich aber über die Jahre immer mehr angenähert. Anfänglich war der Focus von CSR auf soziale Aspekte ausgerichtet und der Focus der Nachhaltigkeit auf Umweltaspekte (Strand, Freeman. und Hockerts, 2015). In der Tabelle 2.5 sind die am häufigsten aufgeführten Unterscheidungskriterien zum Vergleich von CSR und Nachhaltigkeit aufgeführt. Bei dem Vergleich dieser Kriterien wird ersichtlich, dass der Punkt Verantwortlichkeit eher mit einer rückwärts gerichteten Betrachtung verbunden ist, sprich der Übernahme von Verantwortung für
2.2 Prinzipien und Grundlagen …
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die Konsequenzen, die durch die Handlung entstehen. Auch spielen die ökonomischen Aspekte eine stärkere Rolle. Bei Nachhaltigkeit geht es mehr um die Balance aller Bereiche und um eine vorrauschauende Betrachtung.
Tabelle 2.5 Vergleich CSR und Nachhaltigkeit anhand häufig aufgeführter Unterscheidungskriterien Kriterium
Soziale Verantwortung (CSR)
Nachhaltigkeit
Vision
Antiquiert – Vergangenheit Rück-gerichtetes Berichtswesen
Futuristisch – Zukunft Vorwärts-gerichtetes Planen
Zeithorizont
Kurzfristig, Ausbalancierung aktueller Interessen
Langfristig, Ausgleich Ressourcenverbrauch und die Versorgung
Fokus
Extern, starkes Stakeholder Management
Extern und Intern
Ansatz
Gesellschaftlicher Diskurs – was ist verantwortungsvoll
Expertengetriebener Ansatz – was ist nachhaltig
Business
Schwerpunkt liegt auf Einhaltung von Vorschriften und Regeln
Schwerpunkt liegt auf Geschäftstätigkeit
Adressaten
Meinungsbildner werden angesprochen: Politiker, Interessengruppen, Medien
Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette: Zulieferer, Betrieb, Partner, Kunden, Endverbrauchern
Verantwortung
Kommunikations- und Marketingbereich
Operationsbereich Marketingbereich
Antrieb
wird angetrieben von der Notwendigkeit, sich im Wettbewerb zu differenzieren und basiert hauptsächlich auf Ethik, Moral und Normen
wird von der Notwendigkeit getrieben sich zu verändern in Hinblick auf Ressourcenverknappung, Umwelteinflüsse, Stakeholder Anforderungen, etc.
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Atuluku, A. und Uchendu, J., 2016. Between Corporate Social Responsibility and Business Sustainability. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 17.05.2019], Landrum, N. E. und Ohsowski, B., 2017. Identifying worldviews on corporate sustainability: A content analysis of corporate sustainability reports. Business Strategy and the Environment, 27(1), 128–151. https://doi.org/10.1002/bse.1989, Last, A., 2012. Six differences between CSR and Sustainability. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 17.05.2019] und Olson, E., 2016. Sustainability and CSR: A Word about Terms. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 17.05.2019]
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Aus heutiger Sicht macht eine Unterscheidung der Konzepte eigentlich keinen Sinn, da sie immer mehr mit einander verschmelzen. Dies zeigt sich auch zum Beispiel die Namen für die Sozial- und Umweltberichte von Unternehmen verwendet werden, anfänglich wurden sie meist als Corporate Responsibility Report bezeichnet, so werden sie zunehmend als Sustainability Report und Environmental & Social Responsibility Report betitelt (Montiel, 2008). Ebenso verwendet die Global Reporting Initiative den Begriff Nachhaltigkeitsberichterstattung (GRI, 2019). Angesichts derart unterschiedlicher Bezeichnungen ist es schwierig zu erkennen, was das Unternehmen anstrebt und welche Ziele es bei der Erreichung von Nachhaltigkeit oder der Wahrung sozialer Verantwortung verfolgt. Daher ist es immer zwingend erforderlich das für den Bericht genau definiert wird, welches Konzept zugrunde liegt. Corporate Social Responsibility (CSR) kann in gewisser Hinsicht als Instrument der Industrie zur Erreichung nachhaltiger Entwicklung angesehen werden und bildet dadurch einen wichtigen Enabler (Zhang et al., 2018).
2.2.2
Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf soziale Verantwortung
Durch aufsehenerregenden Unternehmensskandale (z. B. VW Dieselaffäre), das öffentliche Bewusstsein im Hinblick auf dringenden sozialen und ökologischen Probleme, die Globalisierung und die technologischen Entwicklungen die zu einer größeren Transparenz führten, hat sich die Rolle des Unternehmens in der Gesellschaft verändert und damit ist CSR immer mehr zum Mittelpunkt des Interesses geworden (Zhang et al., 2018). Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS, 2018) hat sich das CSR-Verständnis in den letzten Jahren gewandelt. Anstelle der freiwilligen Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung müssen sich die Unternehmen nun für die Auswirkungen auf die Gesellschaft verantworten (EU Mitteilung 2011), die Achtung und Einhaltung der Menschenrechte garantieren (UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte 2011) und die Vermeidung negativer Auswirkungen auf das soziale und ökologische Umfeld anstreben (OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen 2011). Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die 2014 in der EU beschlossene und im Jahr 2018 europaweit in Kraft getretene Richtlinie (2014/95/EU) zur Offenlegung nicht-finanzieller Informationen. Darin werden große Unternehmen (Bilanzsumme > 20 Mio.e oder Umsatzerlöse > 40 Mio.e), die mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigen verpflichtet in ihrem Jahresbericht eine nichtfinanzielle
2.2 Prinzipien und Grundlagen …
39
Erklärung aufzunehmen: „die diejenigen Angaben enthält, die für das Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses, der Lage des Unternehmens sowie der Auswirkungen seiner Tätigkeit erforderlich sind und sich mindestens auf Umwelt-, Sozial-, und Arbeitnehmerbelange, auf die Achtung der Menschenrechte und auf die Bekämpfung von Korruption und Bestechung beziehen“ (EU, 2014, S. 4). Laut aktuellen Angaben werden davon rund 6.000 Unternehmen europaweit betroffen sein (Fairantwortung, 2017). Des Weiteren unterstützt die 2014 gestartete und seit 2016 in Kraft getretenen Reform der Vergaberichtlinien für öffentlicher Aufträge der Europäische Union das Bestreben nach Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Solidarität und Sicherheit und damit die Konzepte von CSR und nachhaltiger Entwicklung (EK, 2017a). Im Jahr 2019 gilt es beide Neuerungen hinsichtlich ihrer Umsetzung, Qualität und Wirksamkeit zu prüfen. In dem Ranking der Nachhaltigkeitsberichte welches von dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Unternehmerinitiative future – Verantwortung Unternehmen durchgeführt wurde, zeigen die im Februar 2019 veröffentlichten Ergebnisse einen positiven Trend. Knapp 70% der größten deutschen Unternehmen haben eine Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Qualität der Berichte bei Großunternehmen ist stabil und bei KMUs verbessert sie sich, die Standardisierung der Berichte nimmt zu und es lassen einige Firmen auch extern ihre Berichte prüfen (IÖW, 2019). Bei diesem Ranking fällt erneut auf, dass CSR mit Nachhaltigkeit gleichgesetzt wird, einige Berichten heißen Nachhaltigkeitsbericht und andere wieder CR Bericht, jedoch ist ein Trend hin zum Namen Nachhaltigkeitsbericht erkennbar. Trotz aller positiven Punkte wird jedoch bemängelt, dass die meisten der Berichte die Erwartung nach „transparente Offenlegung kontroverser Themen und negativer Auswirkungen sowie eine Reflektion von Zielkonflikten und Misserfolgen“ (IÖW, 2019, S. 33) noch nicht erfüllen. Parallel gibt es aktuell auch kritische Betrachtungen, so kann die Wirksamkeit von CSR-Maßnahmen nicht direkt beurteilt werden und teilweise werden diese auch durch interne Systeme eingeschränkt was es erschwert deren Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit zu messen, zu verfolgen und zu optimieren. Es mangelt teilweise und Transparenz und genauen Zielvorgaben, auch spielen die teilweise verschiedenen Interessen der Stakeholder eines Unternehmens eine entscheidende Rolle vor allem wenn es um finanzielle Ressourcen geht (Wang et al., 2016). Oder es wird sogar argumentiert das das klassische CSR Konzept am Ende ist, wen Unternehmen eine Unterscheidung zwischen ihrer Geschäftsstrategie und CSR Strategie machen. Das neue Ziel ist Nachhaltigkeit als Kerngeschäftsstrategie, das verantwortungsbewusste agieren der Unternehmen im und außerhalb ihres Geschäftsbereiches (Welsh, 2018). Weitere Trends, die im Hinblick auf CSR eine
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2
Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
zunehmende Rolle spielen werden, sind stark mit ethischen Aspekten verbunden, zum Beispiel in Bezug auf das Thema Digitalisierung und der Umgang mit Daten, Vielfalt und Gleichheit, Globalisierung und länderübergreifenden Produktionsund Lieferketten. Aber auch der Generationswechsel hin zur Generation Z, die sich mehr für die sich mit Fragen der globalen Armut und des globalen Hungers, der Umwelt und des Klimawandels sowie den Menschenrechten befassen und von der Wirtschaft und der Politik ein stärkeres Kommittent und proaktives Handeln verlangen (Jordan, 2018, McClimon, 2019 und SociSDG, 2019). Ebenso werden durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologie und Sozialen Medien die Anforderungen und das Format der Berichterstattung sich verändern, waren die Unternehmen, die ihre Berichte auf den Webseiten zur Verfügung stellten, so kann in der sogenannten CSR3.0 es zu einem Dialog und zur Mitschöpfung durch Mitarbeiter und Kunden kommen (Ali et al., 2015 und Glozer und Hibbert, 2018). Das Konzept von CSR wird sich demnach in den kommenden Jahren erneut verändern und erweitern, aus diesem Grund sollten aktuelle Forschungen bezüglich der sich daraus ergebenden Chancen und Risiken betrieben werden.
2.3
Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäftsmodellen
2.3.1
Charakteristiken der ökologischen Wirtschaft
Die ökologische Wirtschaft (Green Economy) hat viele Facetten wie zum Beispiel die Erreichung einer höherer Ressourceneffizienz durch die Nutzung technischer Innovationen und neuer Produktionsmethoden, die Implementation innovativer und nachhaltiger Geschäftsmodelle, sowie eine Veränderungen beim Konsum und Sharing-Ansätze, die dazu beitragen, langfristigen wirtschaftlichen Erfolg mit Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit zu verbinden, hinzukommen Fragen bezüglich Machbarkeit und Akzeptanz und welche institutionellen und politischen Rahmenbedingungen erforderlich sind, um die gewünschten Ziele zu erreichen (Guske et al., 2016). Im dem 1989 veröffentlichten Blueprint for a Green Economy wurden von David William Pearce, ausgehend von dem im Brundtland Bericht definierten Konzept für nachhaltige Entwicklung, erstmals praktische politische Maßnahmen, mit denen moderne Volkswirtschaften grüner und auf einen Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung gebracht werden könnten, vorgestellt (D’Amato et al., 2017, Arp et al., 2018). Bei dem UN-Nachhaltigkeitsgipfels Rio+20 im Jahr 2012 war dann Green Economy eines der Hautthemen und wurde
2.3 Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen …
41
im Kontext der nachhaltigen Entwicklung und der Beseitigung der Armut diskutiert. Die Hoffnung, dass mit Rio + 20 genügend Fortschritte erzielt würden, um dem Konzept die notwendige politische und finanzielle Unterstützung oder zumindest die Anerkennung einer zentraleren Rolle in internationalen politischen Debatten zu verleihen wurden jedoch nur bedingt erfüllt (Georgeson et al., 2017). In Vorbereitung zu Rio+20 und in den nachfolgenden Jahren wurden verschieden internationale und nationale Initiativen und Strategien bezüglich Green Economy / Green Growth gestartet beziehungsweise verabschiedet und eine Vielzahl von Definitionen für beide Begriffe entstanden. In der Tabelle 2.6 sind die prominentesten internationale Initiativen und Strategien im Kontext der Green Economy mit ihren Definitionen für Green Economy, dem häufig synonym gebrauchten Begriff Green Growth und die aktuellsten Reports beziehungsweise Veröffentlichungen aufgelistet. Was sofort auffällt ist, dass es sich um ein äußerst komplexes Konzept handelt, und es unterschiedliche Sichtweisen bezüglich seiner Bedeutung, Verwendung und Nützlichkeit sowie den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Auswirkungen gibt. Eine aktuellere und umfassendere Definition der UNEP, definiert Green Economy mittlerweile als eine kohlenstoffarme, ressourceneffiziente und sozial integrative Wirtschafte, bei der das Wachstum von Beschäftigung und Einkommen durch öffentliche und private Investitionen in solche Wirtschaftszweige, Infrastrukturen und Vermögenswerte vorangetrieben wird, die eine Verringerung der CO2-Emissionen und der Umweltverschmutzung, eine Steigerung der Energieund Ressourceneffizienz sowie die Verhinderung des Verlusts an biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen ermöglichen (UNEP, n.d.). Wie anhand dieser Definition und den Definitionen in der Tabelle erkennbar ist, geht der Ansatz der Green Economy weit über die Verbindung von Ökologie und Ökonomie hinaus und bezieht auch die soziale Komponente mit ein. Die Kombination dieser drei Aspekte der Nachhaltigkeit zeigt die enge Verbindung zwischen Green Economy und Nachhaltigkeit (Loiseau et al., 2016). Wohingegen das Konzept Green Growth sehr stark auf die Entwicklung der Wirtschaft unter Einbeziehung ökologischer Aspekte abzielt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Green Economy ein Konzept ist, welches die folgenden Aspekte verfolgt: Wechsel von fossilen Ressourcen zu erneuerbaren Ressourcen sowie deren effizienter Einsatz, Nutzung neuer und sauberer Technologien bei der Herstellung von Produkten und Dienstleistungen die keine oder nur geringe negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben und wirtschaftliches und sozial gerechtes Wachstum zum Wohle aller. Beide Konzepte sind nicht unumstritten sowie auch ihr Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung (Abramovay, 2016, Brand, 2012, Lorek und Spangenberg, 2014, Newell und Timmons Roberts, 2017). Der Schwerpunkt liegt bei beiden
Green Economy als eine Wirtschaft, die das Wohlbefinden des Menschen und die soziale Gerechtigkeit verbessert und gleichzeitig die Umweltrisiken und ökologischen Engpässe erheblich verringert
Das weltweit größte Bündnis, das den Übergang zu einer umweltfreundlichen und fairen Wirtschaft anstößt.
Green Growth strebt gleichzeitig soziale Inklusivität und Umweltschutz an und erkennt an, dass die negativen Folgen der Luftverschmutzung, des unsicheren Wassers und des Klimawandels die ärmeren Bevölkerungsschichten überproportional treffen.
Green Growth bedeutet, wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung zu fördern 2016–2017 – GGKP’s Annual und gleichzeitig sicherzustellen, dass natürliche Ressourcen weiterhin die Reports und Impact Reports Ressourcen und Umweltdienstleistungen liefern, auf die sich unser Wohlergehen stützt. Es konzentriert sich auf die Synergien und Kompromisse zwischen den ökologischen und ökonomischen Säulen einer nachhaltigen Entwicklung.
Green Growth bedeutet, wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung zu fördern und gleichzeitig sicherzustellen, dass natürliche Ressourcen weiterhin die Ressourcen und Umweltleistungen liefern, auf die sich unser Wohlergehen stützt. Dazu müssen Investitionen und Innovationen gefördert werden, die ein nachhaltiges Wachstum unterstützen und neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen
UNEP (2011) Towards a green economy
UN (2009) The Green Economy Coalition (GEC)
UN (2012) Global Green Growth Institute (GGGI)
GGGI (2012) Green Growth Knowledge Platform (GGKP)
OECD (2011) Towards green growth
(Fortsetzung)
June 2015 – Tracking Progress Report veröffentlicht June 2017 – Green Growth Indicators
2017 – GGGI Refreshed Strategic Plan 2015–2020 2019 – Annual Evaluation 2019
2
2018 – Green Economy Barometer 2017
2017 – Green Industrial Policy: Concept, Policies, Country Experiences
Green Economy ist eine Wirtschaft, die zu mehr Wohlbefinden und sozialer Gerechtigkeit führt und gleichzeitig Umweltrisiken und ökologische Engpässe erheblich verringert.
UNEP (2008) Green Economy Initiative (GEI)
Letzte Updates / Reports
Definition / Ziel der Strategie / Initiative
Organisation (Jahr) Strategie / Initiative
Tabelle 2.6 Internationale Initiativen und Strategien im Kontext der Green Economy
42 Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Green Economy kann als eine Wirtschaft verstanden werden, in der Umwelt-, 2019 – Natural capital Wirtschafts- und Sozialpolitik und -innovationen, es der Gesellschaft accounting in support of ermöglichen, Ressourcen effizient zu nutzen, das Wohlergehen des Menschen auf policymaking in Europe integrative Weise zu verbessern und gleichzeitig die natürlichen Systeme zu erhalten, die uns erhalten
European Environment Agency (EEA) (2013) Towards a green economy in Europe
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Georgeson, L., Maslin, M. und Poessinouw, M., 2017. The global green economy: a review of concepts, definitions, measurement methodologies and their interactions. Geo: Geography and Environment, 2017, 4 (1), e00036, https://doi. org/10.1002/geo2.36 und basierend auf der durchgeführten Recherche
2018 – Smarter, greener, more inclusive? – Indicators to support the Europe 2020 strategy 2018 – Leitindikatoren: Scoreboard
Smartes, nachhaltiges und inklusives Wachstum Intelligentes Wachstum – eine Wirtschaft, die auf Wissen und Innovation basiert Nachhaltiges Wachstum – Förderung einer ressourcenschonenden, umweltfreundlicheren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft Inklusives Wachstum – eine Wirtschaft mit hoher Beschäftigungsquote, die wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt schafft
EK (2010) Europe 2020: a strategy for smart, sustainable and inclusive growth
Letzte Updates / Reports 2018 – Measuring inclusive green growth
Definition / Ziel der Strategie / Initiative
World Bank (2012) Green Growth als effizientes, sauberes und widerstandsfähiges Wachstum Inclusive green growth – effizienter Umgang mit natürlichen Ressourcen, sauberes Wachstum durch Minimierung von Umweltverschmutzung und Umweltauswirkungen sowie widerstandsfähige Berücksichtigung von Naturgefahren und der Rolle von Umweltmanagement und Naturkapital bei der Verhütung von Naturkatastrophen.
Organisation (Jahr) Strategie / Initiative
Tabelle 2.6 (Fortsetzung)
2.3 Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen … 43
44
2
Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
darauf mögliche Wege und Lösungen zur Verbesserung der Wirtschaftsergebnisse zu ermitteln unter Berücksichtigung der bestehenden Klimaprobleme und des zunehmenden Mangels an natürlichen Ressourcen (Kasztelan, 2017). Neben dem Konzept der Green Economy sind in den letzten Jahrzehnten ist eine Reihe von Ideen und Konzepten aus Wissenschaft, Industrie oder politischen Bewegungen entstanden, um die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu unterstützen, indem versucht wurde, wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele in Einklang zu bringen. Um die Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit und den aktuellen Konzepten zur nachhaltigen Entwicklung etwas besser zu veranschaulichen wurde basierend auf deren verschieden Schwerpunkten und Zielen die nachfolgende Grafik entwickelt. Hierbei wird Green Growth als inklusiver Bestandteil der Green Economy gewertet und nicht separat dargestellt. Weil Circular Economy und BioEconomy sich hauptsächlich auf die Verwaltung und Nutzung von Ressourcen konzentrieren können sie als Konzepte innerhalb der Green Economy angesehen werden (D’Amato, 2019). AgroEcology wiederum ist speziell auf den Agrarbereich und dessen nachhaltige Entwicklung ausgerichtet, wobei es Vielfalt, Synergien, Effizienz, Recycling sowie soziale (soziale Werte, Wissen) und politische (Gouvernance und Policies) Aspekte enthält (FAO, 2018). Es hat also eine gewisse Schnittmenge mit allen 3 Konzepten (Abbildung 2.8). Im nächsten Abschnitt soll das Konzept der Kreiswirtschaft etwas detaillierter beschrieben und analysiert werden, welches den Aspekt der Schonung natürliche Ressourcen und effiziente Nutzung der Rohstoffe bis hin zu den Produkten als Kernelement beinhaltet.
2.3.2
Tendenzen bezüglich der Kreislaufwirtschaft
Seit der Veröffentlichung des Reports Towards the Circular Economy Vol. 1 der Ellen MacArthur Foundation im Jahr 2013 und der Präsentation des Konzeptes der Kreislaufwirtschaft auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2013 hat sich das Interesse seitens der Forschung, Politik und Wirtschaft für das Thema rasant vervielfacht. So wurde zum Beispiel 2014 das Hin zu einer Kreislaufwirtschaft: Ein Null-Abfallprogramm für Europa, 2015 ein EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und 2018 das EU Circular Economy Package verabschiedet. Basierend auf dem EU Programm und unabhängig davon wurden ebenfalls viele nationale Strategien und Initiativen in Ländern wie, Deutschland, China, Japan, UK, Dänemark, Schweiz, Portugal und Kanada, bezüglich Kreislaufwirtschaft gestartet, wobei deren Schwerpunkte variieren (Korhonen et al., 2018 und Winans et al, 2017). Das wachsende Interesse seitens der Wissenschaft und Forschung lässt sich durch
2.3 Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen …
45
Abbildung 2.8 Das Zusammenspiel zwischen Nachhaltigkeit und Konzepten zur Förderung nachhaltiger Entwicklung. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an D’Amato, D., Korhonen, J. und Toppinen, A., 2019. Circular, Green, and Bio Economy: How Do Companies in Land-Use Intensive Sectors Align with Sustainability Concepts? Ecological Economics, Volume 158, April 2019, Pages 116–133, https://doi.org/10.1016/j.ecolecon. 2018.12.026)
die Auswertung der Publikationen im Web of Science zum Thema Circular Economy im Vergleich zu Green Economy und Bio Economy der letzten 15 Jahre bestätigen (Clarivate, 2019). Wie aus der Abbildung 2.9 ersichtlich ist, ist seit 2015 die Zahl der Publikationen zu Circular Economy stetig angestiegen und zwischen 2016 und 2018 hat sie sich nahezu verdreifacht während sich sie die Anzahl der Publikationen für Bioeconomy nur verdoppelt hat und bei Green Economy eher stagniert. Auch in der Wirtschaft zeigt sich wachsendes Interesse, so habe zum Beispiele namhafte Beratungsgesellschaften wie McKinsey (Mapping the benefits of a circular economy 2017), PWC (Spinning around Taking control in a circular economy 2017) und Accenture (Mining new value from the circular economy 2019), weiterführende Studien zu diesen Themen veröffentlicht um das Interesse und die Unterstützung der Wirtschaft zu wecken. Doch was steht eigentlich hinter dem Konzept und warum ist es gerade so populär? Laut der Ellen MacArthur Foundation (2013) ist Kreislaufwirtschaft ein industrielles System, das restaurativ oder regenerativ ist und das Konzept des End-of-Life durch die Sanierung ersetzt,
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
ebenso die Nutzung erneuerbarer Energien anstrebt, die Verwendung schädlicher Chemikalien und Materialien vermeidet, und auf die Beseitigung von Abfällen durch eine überlegene Gestaltung von Materialien, Produkten und Systemen abzielt. Die Europäische Kommission formuliert es so, dass der Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich in der Wirtschaft erhalten und die Abfallerzeugung auf ein Mindestmaß reduziert und die Entwicklung einer nachhaltigen CO2-armen Wirtschaft, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft erreicht werden soll (EK, 2015a). Ein weiterer Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft ist, dass ein bestimmtes Nebenprodukt der eine Branche in eine Ressource für eine zweite Branche umgewandelt werden kann und daher eine starke branchenübergreifende Forschung und Zusammenarbeit notwendig ist (D’Amato et al., 2017). Hier hat vor allem das provokatives, visionäres Buch von Cradle to cradle: remaking the way we make things von Braungart und McDonough (2008) einen wichtigen Anstoß gegeben. Der erste Grundsatz ihres Konzeptes ist, das basierend auf dem Vorbild der Natur Abfall gleich Nahrung ist. Das heiß, Produkte sollten so konzipiert werden, dass sie nach ihrer eigentlichen Nutzungsdauer Nahrung für etwas Neues liefern, also entweder zu biologischen oder technischen Nährstoffen werden, wobei eine minderwertige Wiederverwertung (Downcycling) wie sie heute meist üblich ist vermieden werden soll. Schlussendlich soll die Kreislaufwirtschaft auch Wettbewerbsvorteil für die Wirtschaft bringen, neue Arbeitsplätze generieren und das nachhaltige Unternehmenswachstum unterstützen (WEF, 2014). Um das Konzept zu veranschaulichen wurden verschiedene Darstellungen entwickelt, die sich hauptsächlich darin unterscheiden, dass der Kreislauf in einem Kreis oder in zwei teilweise miteinander verbundenen Kreisen dargestellt wird. Bei der Darstellung mit zwei Kreisen wird zwischen biologischen und technischen Materialien unterschieden, eine sehr gute Darstellung von Mihelcic et al. (2003) entwickelt. Diese Grafik (Abbildung 2.10) soll veranschaulichen, dass die innere Kreise Wiederverwendung, Überholung / Reparatur, Wiederaufbereitung, weniger Ressourcen und Energie erfordern und wirtschaftlicher als das herkömmliche Recycling sind und das der Zeitraum, den das Produkt in ihnen verbringt maximiert werden muss. Produkte sollten zuerst zur Wiederverwendung, Aufarbeitung und Reparatur, dann zur Wiederaufbereitung und erst ganz am Schluss zur Rohstoffverwertung zurückkehren. Auf diese Weise erhalten die Wertschöpfungskette und der Lebenszyklus des Produkts den höchstmöglichen Wert und die höchstmögliche Qualität und sind außerdem so energieeffizient wie nur möglich (Korhonen et al., 2018). Wichtige Voraussetzungen, damit die Produkte so lange wie möglich in den inneren Kreisen verbleiben können sind Qualität der Produkte, die Rückführung beziehungsweise
2.3 Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen …
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Abbildung 2.9 Anzahl Publikationen zum Circular Economy, Green Economy und Bio Economy zwischen 2003 und 2018. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Clarivate, 2019. Web of Science Search. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 09.05.2019].)
die Rückgewinnung und insbesondere die Akzeptanz und Unterstützung der Verbraucher. Deshalb bildet Kreislaufwirtschaft ein gesellschaftlichen Produktionsund Verbrauchssystemen, dass die aus dem linearen Material- und Energiedurchsatz zwischen Natur und Gesellschaft hervorgehenden Leistungen maximieren (Korhonen et al., 2018). Somit bedarf es dringend neuer Geschäftsmodelle und Konsumentensysteme. Der aktuelle Boom des Themas und das Interesse aus allen Bereichen liegen hauptsächlich in der zunehmenden Volatilität der Weltwirtschaft und der Suche nach einer wesentlichen Verbesserung der Ressourcenausnutzung und alternativer Ressource begründet. Für den erfolgreichen Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft müssen die Hemmnisse überwunden werden, innovative Lösungen gefördert werden, die den gesamten Produktlebenszyklus umgestalten und ein sozialer Wandel begleitet von Forschung und Politik imitiert werden.
2.3.3
Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäftsmodelle
Wie bereits in den vorhergehenden Abschnitten erkennbar ist, hat sich in den letzten Jahren der Themenkreis der Nachhaltigkeitsforschung verändert und erweitert,
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2
Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Abbildung 2.10 Konzept der Kreiswirtschaft – Lebenszyklusstadien von Produkten. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Mihelcic, J.R., Crittenden, J.C., Small, M.J., Shonnard, D.R., Hokanson, D.R., Zhang, Q., Chen, H., Sorby, S.A., James, V.U., Sutherland, J.W. und Schnoor, J.L., 2003. Sustainability science and engineering: the emergence of a new metadiscipline. Environ. Sci. Technol, 2003 (37), 5314–5324.)
wobei Geschäftsmodell als Schlüsselkomponente für verantwortliche und unternehmerische Nachhaltigkeit in den Fokus gerückt ist. Es wird untersucht, ob und wie modifizierte oder vollständig neue Geschäftsmodelle zur Entwicklung integrativer und wettbewerbsfähiger Lösungen beitragen können und wie negative Effekte reduziert und positive Effekte für die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft erzielt werden können (Lüdeke-Freund und Dembekde, 2017, Moliterni, 2017 und Schaltegger et al., 2016). Bei Schaltegger et al. (2016) ist definiert, dass ein Geschäftsmodell für Nachhaltigkeit dabei hilft, das nachhaltige Wertversprechen eines Unternehmens gegenüber all seinen Stakeholdern zu beschreiben, zu analysieren, zu verwalten, und zu kommunizieren, wie es diesen Wert schafft und liefert, und wie wirtschaftliche Werte generiert werden, während das natürliche, soziale und wirtschaftliche Kapital über seine organisatorischen Grenzen hinaus erhalten oder regeneriert wird. Auch können nachhaltigen
2.3 Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen …
49
Geschäftsmodelle den zusätzlichen Vorteil einer höheren Risikominderung und Widerstandsfähigkeit haben und zusätzliche Diversifizierungs- und Wertschöpfungsmöglichkeiten bieten (Geissdoerfer, 2018). Basierend auf Lüdeke-Freund und Dembekde (2017) hat ein nachhaltiges Geschäftsmodell die folgenden 5 Merkmale: Betonte Nachhaltigkeitsorientierung – Einbeziehung ökologischer, sozialer und ökonomischer Belange; Erweiterter Wertschöpfungsbegriff – Hinterfragung der traditionelle Definitionen von Wert und Erfolg; Amplifizierter Wertschöpfungsbegriff – Überprüfung für wen Wert geschaffen wird; Ausdrückliche Betonung der Notwendigkeit, alle Stakeholder und nicht nur die Kunden zu berücksichtigen; Vervollständigte Perspektive auf das umfassendere System, in das ein nachhaltiges Geschäftsmodell eingebettet ist. Eine sehr einfache eines nachhaltigen Geschäftsmodell fast diese Punkte wie folgt zusammen: ein nachhaltige Geschäftsmodelle beinhaltet ein proaktives Multi-Stakeholder-Management, die Schaffung von monetärem und nicht monetärem Wert für ein breites Spektrum von Stakeholdern und hat eine langfristige Perspektive (Geissdoerfer et al., 2018). Bei den Publikationen zu nachhaltigen Geschäftsmodellen ist ein zweiter Schwerpunkt immer die nachhaltige Geschäftsmodell Innovation (Bocken et al, 2016, Breuer und Lüdeke-Freund, 2017, Geissdoerfer et al., 2018 und Ritala et al., 2018) In den letzten Jahren haben sich für die Unterteilung der nachhaltigen Geschäftsmodelle drei Hauptinnovationsfelder und 9 Archetypen (Abbildung 2.11) herausgebildet, die die Mechanismen und Lösungen aufzeigen sollen, die zum Aufbau eines nachhaltigen Geschäftsmodelles hilfreich sind.
Abbildung 2.11 Archetypen für nachhaltige Geschäftsmodelle. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Ritala, P., Huotari, P., Bocken, N., Albareda, L., Puumalainen, K., 2018. Sustainable business model adoption among S&P 500 firms: a longitudinal content analysis study. Journal of Cleaner Production, Volume 170, 1 January 2018, Pages 216–226, https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2017.09.159.)
Mit Hilfe dieser Archetypen können die häufigsten Varianten von nachhaltiger Geschäftstätigkeit abdeckt werden, da sie alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit
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Grundlagen von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
beinhalten. Die Transformation von einem traditionellen Geschäftsmodell zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell ist erfordern Investitionen, Ressourcen und ist mit dem bestehenden Geschäftsumfeld verflochten, somit verlangt sie auch meist eine grundlegende Änderung der Geschäftslogik. Aber nicht nur im akademischen Bereich hat das Thema der Geschäftsmodell Innovation mit Hinblick auf Nachhaltigkeit in den zurückliegenden Jahren viele neue Ansätze hervorgebracht, ebenso Beratungsunternehmen aller Art treiben das Thema vorangetrieben, wie zum Beispiel Deloitte (Three steps to sustainable and scalable change Part 1: Rethinking a company’s business model – 2016) Ernst & Young (How an integrated sustainability strategy can help you stand out – 2018), KPMG (Nachhaltig überzeugen – 2018) und McKinsey (Disrupting beliefs: A new approach to business-model innovation – 2015). Weitere wichtiger Treiber des Themas in der Wirtschaft und die Politik. Nachdem zahlreiche Studien bestätig haben, dass nachhaltige Geschäftsmodelle eine Differenzierungsmöglichkeit am Markt bieten, das Image und den Wert des Unternehmens durch die positive Verankerung von Beiträge für Umwelt und Gesellschaft verbessern und eine geringere Ressourcenabhängigkeit erzielen, wächst auch hier die das Verständnis für die Notwendigkeit und die Bereitschaft zum Wandel (Ahrend, 2016). Eine Umfrage der Bain & Company (2018) hat ergeben, dass 90% der Unternehmen der Ansicht sind, dass sie ihr Kerngeschäftsmodell zumindest etwas ändern müssen, um in einer wirklich nachhaltigen Wirtschaft zu operieren, und 38% der Unternehmen der Ansicht sind, dass sich ihr Kerngeschäftsmodell radikal ändern muss. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Thema Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Konzepte in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben und auch die Anpassung des Geschäftsmodells als ein wichtiger Schritt zu nachhaltigem Geschäft anerkannt ist. Jedoch ist es ein weiter Weg, der Ausdauer, die Einbindung aller von Forschung, Politik, Wirtschaft bis hin zur Gesellschaft benötigt aber angesichts der letzten Ergebnisse im Hinblick auf die Umwelt und das Klima unumgänglich ist.
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen im Kontext von Digitalisierung und Innovation
Die relevanten Fragen die innerhalb dieses Kapitels beantwortet werden sollen lauten: Was sind die Megatrends die aktuell sind und das Streben nach nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften unterstützen können, wie können sie erkannt werden und welche Auswirkungen werden sie haben? Zu Beginn werden die primären Merkmale und Treiber der aktuellen und prognostizierten Megatrends untersucht und daraus eine kurze Definition abgeleitet, um ein allgemeines und gemeinsames Verständnis zu erlangen, anschließend werden die wichtigsten Megatrends in die drei Hauptgebiete Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft untergliedert und näher beschrieben und analysiert. Um einen Megatrend zu identifizieren, sollte zunächst gefragt werden, was ein Trend ist und wie er erkannt werden kann. Laut Horx (2010) ist ein Trend im eigentlichen Sinne nichts anderes als eine Veränderungsbewegung oder ein Transformationsprozess, der in den verschiedensten Bereichen des Lebens auftreten kann – von der Wirtschaft über die Politik bis zur Konsumwelt. Basierend auf Pufé (2017) beschreibt ein Trend räumliche und zeitliche Veränderungen und Strömungen, die sich auf allen Bereichen der Gesellschaft auswirkt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Trends grundlegende Veränderungen mit den drei Charakteristika sind: Zeit, Reichweite und Stärke. In der Literatur müssen Trends die folgenden Voraussetzungen erfüllen, um als Megatrend zu gelten. Sie müssen: • Eine Halbwertszeit von 25–30 oder 50 Jahren haben; • Einen globalen Charakter haben, der sich in seiner Stärke und Spezifität in den jeweiligen Regionen und Bereichen unterscheiden kann; • Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben und sichtbare Effekte mit sich bringen (Wirtschaft, Politik, Konsum usw.); © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_3
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Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
• Teilweise miteinander verflochten sein und sich gegenseitig beeinflussen (Zukunftsinstitut, 2016, Horx, 2010). Ebenso könnte der Begriff Megatrend direkt von der Definition von Trend und den Synonymen für Mega abgeleitet und als eine enorme Veränderung über einen längeren Zeitraum mit massiven Auswirkungen auf alle Lebensbereiche weltweit definiert werden (Marquardt et al., 2018). In der Definition der European Environment Agency (2015) werden Globale Megatrends als weitreichende, wirkungsvolle und häufig voneinander abhängige soziale, wirtschaftliche, politische, ökologische oder technologische Veränderungen definiert, die entscheidende und kritische Auswirkungen haben können. In den letzten Jahren hat sich eine Reihe von Fachliteratur zu Megatrends herausgebildet, wobei der größte Teil von aus dem Wirtschaftssektor stammt (Retief et al., 2016, Pääkkönen und Vilko, 2018). So haben eine große Anzahl von global tätigen Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsunternehmen mehrere Megatrendberichte veröffentlicht, wie zum Beispiel Deloitte (Beyond the Noise The Megatrends of Tomorrow’s World, 2017), EY (What’s after what’s next? The upside of disruption Megatrends shaping 2018 and beyond, 2018), KPMG (Future State 2030: The global megatrends shaping governments, 2014), McKinsey (Navigating a world of disruption, 2019), PWC (Five megatrends and their implications for global defense & security, 2016). Aber auch Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsorganisationen befassen sich mit dem Thema, entwickeln verschiedene Szenarien über das Zusammenspiel der Megatrends und ihren Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung und analysieren die bisher von ihnen hervorgerufenen Veränderungen, beispielsweise die European Environment Agency, IPCC, UNEP und die OECD (Guske et al. 2016). Das gemeinsame Bestreben all dieser Publikationen und Untersuchungen ist, die Entwicklung der globalen Megatrends und die mit ihnen verbundenen Auswirkungen besser zu verstehen, die sich ergebenden Herausforderungen und Möglichkeiten für die Wirtschaft und die Gesellschaft zu analysieren und die Unsicherheiten und Ängste die gegenüber diesen globalen Einflüssen bestehen abzubauen (EEA, 2015, OECD, 2018a). In der nachfolgenden Tabelle 3.1 wurden die Megatrends (MT), die in den folgenden Abschnitten näher betrachtet werden sollen nach ihren Schwerpunkt aufgelistet, wobei bei der Auswahl darauf geachtet wurde, dass diese Trends eine Bezug zu nachhaltiger Entwicklung haben.
3.1 Untersuchung der ökologischen Megatrends
53
Tabelle 3.1 Megatrends im Kontext nachhaltiger Entwicklung Ökologische MT
Gesellschaftliche MT
Ökonomische MT
Klimawandel
Bevölkerungswachstum
Globalisierung
Ressourcenknappheit
Urbanisierung
Digitalisierung
Umweltverschmutzung
Generationenwechsel
Mobilität
Verlust der Artenvielfalt
Veränderung Konsum – Arbeit
Nachhaltigkeit und CSR
Quelle: Eigene Darstellung
3.1
Untersuchung der ökologischen Megatrends
3.1.1
Einflüsse des Klimawandels auf die Wirtschaft und Gesellschaft
Für einen Großteil der Menschen ist der Unterschied zwischen globaler Erwärmung und Klimawandel nicht bekannt und daher werden diese Begriffe häufig synonym gebraucht. Jedoch bezieht sich der Begriff globale Erwärmung auf den Anstieg der durchschnittlichen Oberflächentemperaturen des Planeten, der durch die vom Menschen in die Atmosphäre eingebrachten wärmespeichernden Treibhausgase verursacht werden. Somit ist globale Erwärmung ein hauptsächlich durch den Menschen verursachtes Problem. Der Klimawandel wiederum bezieht sich auf komplexe Veränderungen die sich auf das Wetter und das Klimasystems des Planeten auswirken, wie extreme Wetterereignisse, steigende Temperaturen, sich verändernde Populationen und Lebensräume von Wildtieren, steigende Meere, schmelzende Polarkappen und eine Reihe anderer Auswirkungen (WWF, 2019). Der rasante ökonomische und technologische Fortschritt und das daraus resultierende Wirtschaftswachstum haben in den letzten Jahrzehnten die Umwelt und den Planeten stark bellastetet. Es besteht ein einheitlicher Konsens darüber, dass die Klimaveränderung und die Verringerung der natürlichen Ressourcen darauf zurückzuführen sind (UNDP – UNRISD, 2017, Guske et al., 2016). So zeigt der Inclusive Wealth Report 2018, dass 44 der betrachteten 140 Länder seit 1992 einen Rückgang des inklusiven Pro-Kopf-Vermögens verzeichnet haben, obwohl das Pro-Kopf-BIP in allen Ländern bis auf eine Handvoll gestiegen ist und das nur 81 Länder (58%) eine nachhaltige Entwicklung haben (UNEP, 2018a). Zu den Hauptgründen für die Zerstörung der Umwelt zählen dabei die Übernutzung von Ökosystemen, umweltschädliche Technologien und Produktionsmethoden, das Bevölkerungswachstum, nicht nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster
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3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
(UNEP 2015b). Neben dem stetig steigenden Ressourcenverbrauch der Industrieländer bildet der wachsende Verbrauch in den Schwellenländern ein zusätzliches Problem und kann zu Versorgungsengpässen führen (Guske et al., 2016). Auch wird geschätzt, dass menschliche Aktivitäten eine globale Erwärmung von etwa 1°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau verursacht haben und die globale Erwärmung zwischen 2030 und 2052 in etwa 1,5°C erreichen wird, wenn sie mit der aktuellen Geschwindigkeit weiter ansteigt (IPCC, 2019). Laut dem Economic losses, poverty & disasters: 1998–2017 Report wurden zwischen 1998 und 2017 durch klimabedingte und geophysikalische Katastrophen 1,3 Millionen Menschen getötet und weitere 4,4 Milliarden Menschen verletzt, obdachlos, vertrieben oder brauchen Nothilfe. Der größte Teil der Todesfälle kann auf geophysikalische Ereignisse, wie Erdbeben und Tsunamis zurückgeführt werden, während 91 % aller Katastrophen durch Überschwemmungen, Stürme, Dürren, Hitzewellen und andere extreme Wetterereignisse hervorgerufen wurden (CRED – UNISDR, 2018). Alle diese Zahlen ergeben ein erschreckendes Gesamtbild und es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen wird. Hinzukommend, dass die Auswirkungen des Klimawandels und die Naturgefahren hauptsächlich die Länder und Regionen betreffen, die am wenigsten für deren Ursachen verantwortlich sind und darüber hinaus es ihnen meist an Ressourcen und Kapazitäten mangelt, um die Folgen zu bewältigen. Dieses wiederum führt dazu, dass die Ungleichheit zwischen Ländern und Bevölkerungsgruppen weiterwachsen wird (UNDP – UNRISD, 2017). Zusätzlich ist davon auszugehen, dass der Klimawandel auch einen negativen Einfluss auf die Ernährungssicherheit und Wasserverfügbarkeit haben wird, dass sich die Ressourcenverfügbarkeit und Verdrängung sich verschärfen, sowie gesundheitliche Folgen, wie Epidemien und Seuchen vermehrt auftreten werden (Retief et al., 2016). Im Global Risk Report von 2019 belegen die ersten drei Plätze bei den globalen Risiken in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit Punkte, die mit dem Klimawandel zusammenhängen: 1. Extreme Wetterereignisse, 2. Scheitern des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel, 3. Naturkatastrophen (WEF, 2019). In der Abbildung 3.1 ist die Entwicklung der globalen Risiken in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit nach dem Cluster ihrer Thematik dargestellt. Wie daraus deutlich zu erkennen ist, waren seit 2016 immer 3 bzw. 2 ökologische Punkte unter den ersten fünf Plätzen vertreten. Bei der Betrachtung der globalen Risiken in Bezug auf ihre Auswirkungen ergibt sich ein ähnliches Bild. Wobei da in den letzten drei Jahren immer der Punkt Massenvernichtungswaffen den ersten Platz vor Naturkatastrophen und Scheitern des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel belegt. Zusätzlich wird in diesem Bericht auch darauf hingewiesen, dass der Klimawandel den Verlust der biologischen Vielfalt verschärft, was wiederum die globale
3.1 Untersuchung der ökologischen Megatrends
55
Abbildung 3.1 Entwicklung der globalen Risiken in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf WEF, 2019. The Global Risks Report 2019. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 12.03.2019])
Erwärmung und damit den Klimawandel weiter vorantreibt, denn die betroffene Ökosysteme wie Ozeane und Wälder sind wichtig für die Absorption von Kohlenstoffemissionen. Auch bergen die fragilen Ökosysteme Risiken für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität (WEF, 2019). Dieses wurde durch den 2019 veröffentlichten Bericht zum globalen Assessment des Weltbiodiversitätsrates IPBES noch einmal bestätigt. In dem Bericht wurden die veränderte Land und Meeresnutzung, die direkte Ausbeutung der Natur, der Klimawandel und die Umweltverschmutzung als größten direkten Treiber aufgeführt, wobei die ersten zwei Punkte bereits 50 % aller globalen Auswirkungen auf die Ökosysteme ausmachen. Als indirekte Treiber wurden Demografie und Soziokultur, Wirtschaft und Technologie, Institutionen und Governance, Konflikte und Epidemien angegeben (Helmholtz, 2019). Auch in dem Bericht der FAO The State of the World’s Biodiversity for Food and Agriculture (2019) wird betont, dass für die Ernährungssicherheit, die nachhaltige Entwicklung und die Bereitstellung vieler wichtiger Ökosystemdienstleistungen, die biologische Vielfalt unverzichtbar ist, sie macht Produktionssysteme und Lebensgrundlagen widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels und andere Einflüsse.
56
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Die Abbildung 3.2 fasst die Entwicklungen zwischen 1960 und 2017 global und aufgeteilt nach niedriges, mittleres und hohes Einkomen und der Welt. Das erste Chart stellt dabei das Bevölkerung, das zweite den Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, das dritte die Luftverschmutzung, das vierte die Verwendung von Düngemitteln und das letzte die Inlandsextraktion und Exporte in Tonnen weltweit dar. Was aus all diesem Berichten und aktuellen Fakten hervorgeht, ist, dass wenn die gegenwärtigen Verhaltens-, Verbrauchs-, Produktions- und wirtschaftlichen Muster sich nicht verändern, die Vision einer Welt mit Ökosystemen die die menschlichen Bedürfnisse in Zukunft befriedigen kann ein Utopie ist.
3.1.2
Aktuelle Aspekte und Prognosen bezüglich ökologischer Megatrends
In den letzten dreißig Jahren hat sich das Umweltrecht als ein wichtiges Instrument zur Erreichung des Umwelt- und Ressourcenmanagements im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung herausgebildet. Die ECOLEX-Datenbank bittet einen weltweiten Online Zugang zu den umweltrechtlichen Informationen von FAO, IUCN und UNEP und umfassen die Bereich multilaterale und bilaterale Abkommen, nationale Rechtsvorschriften, internationale Soft Law –Dokumente sowie Rechts- und Fachliteratur und damit verbundene Rechtsprechung und Gerichtsentscheidungen. In der nachfolgenden Tabelle 3.2 ist die Entwicklung der bilateralen und multilateralen Verträge, Verordnungen und Gesetzgebungen basierend auf den Daten der ECOLEX-Datenbank dargestellt. Wie daraus ersichtlich ist, hat die Anzahl der Verordnungen, Gesetzgebungen und Vertragsentscheidungen seit 2001 erheblich zugenommen, jedoch die Anzahl der bilateralen und multilateralen Verträge abgenommen (ECOLEX, 2019). Es zeigt sich, dass die Politik und die internationale Gemeinschaft viel unternommen hat um die, größtenteils durch den Menschen und die in Industrie verursachte ökologischen Probleme, zu bekämpfen und der negativen Entwicklung Einhalt zu gebieten. Jedoch fehlt es bei der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen an Konsequenz, an gemeinsamem Engagement und an Nachhaltigkeit. Ebenso haben die Forschung und Wissenschaft mit Fakten nachgewiesen, dass das bisherige Handeln und die daraus resultierenden Ergebnisse unzureichend sind, wie in dem vorhergehenden Abschnitt veranschaulicht wurde. Jedoch gibt es aktuelle viele negative Trends, die die Erreichung des der vereinbarten und beschlossenen Ziele zusätzlich erschweren. Das Thema Klimawandel wird zum Beispiel von der Politik einiger Länder als zweitrangig und die globale Erwärmung als Hirngespinst abgetan. So hat der neue brasilianische Präsident Pläne
3.1 Untersuchung der ökologischen Megatrends
57
Abbildung 3.2 Die globalen Entwicklungen zwischen 1960 und 2017 mit Einfluss auf die Ökosysteme. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Daten von https:// data.worldbank.org/ und http://www.materialflows.net/visualisation-centre/ [abgerufen am: 21.08.2020].)
vorgestellt die Abholzung des Regenwaldes und die Vertreibung indigener Völker aus wirtschaftlichen Interessen zu fördern (Fischermann, 2019). Der amerikanische Präsident droht mit dem Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen und das Netzwerk der Klimaleugner erstreckt sich von Amerika bis nach Europa und hat viele Anhänger in der ganzen Welt und wird hauptsächlich durch große multinational agierende Firmen unterstützt, die nach wie vor ihre wirtschaftlichen
58
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Tabelle 3.2 Entwicklung der Umweltgesetze und Verträge bis 2018 Dokumentenart
Bis 2000
2001–2010
2011–2018
Vertrag Bilateral (aktiv)
1.070
435
4
Vertrag Multilateral (aktiv)
429
88
12
Verordnung
25.195
46.788
39.286
Gesetzgebung
12.261
14.672
14.384
Vertragsentscheidung (aktiv)
3.314
3.929
3.142
Quelle: Eigene Darstellung in basierend auf ECOLEX, 2019. The gateway to environmental law. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 31.05.2019]
Interessen an die erste Stelle setzen und ebenso von rechtpopulistischen Parteien, die in den letzten Jahren immer mehr an Macht und Einfluss gewonnen haben (Götze und Joeres 2018). Aber auch der langsame Fortschritt und der erbitterte Machtkampf beim Kohleausstieg und der Wechsel zu nachhaltigem Strom sind keine guten Signale. Sicher müssen bei jedem einschneidenden Wandel die Vorund Nachteile abgewogen werden und auch die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Ein gutes Beispiel dafür ist auch die Agrarwirtschaft. Durch den wachsenden Bedarf an biologischen Rohstoffen kommt es zu einem Spannungsfeld bei der Flächennutzung zwischen Nahrungsmittel Produktion und dem Anbau von Biomasse als Ersatz für fossile Ressourcen. Hier spielen dann auch das Konsumverhalten und eine geänderte Einstellung zu Nahrungs- und Lebensmitteln eine wichtige Rolle (Pannicke et al., 2015 und Hempel et al., 2019). Weitere strittige Punkte sind der Einsatz von Düngemitteln, hoch industrialisierte und technologische Produktion, internationale und lange Transportwege und staatliche Subventionen, die es zu hinterfragen gilt (Kimpeler et al., 2018 und Kliestikova et al., 2018). Sicher gibt es auch positive Signale und Initiativen, so wurde Ende Mai 2019 die UN Decade of Family Farming 2019–2028 offiziell gestartet. Ziel diese Aktionsplanes ist es, zum einen die Anerkennung der wachsenden Bedeutung der familiäre Landwirtschaft bei der Ernährungssicherung und zum anderen die Mobilisierung konkreter, koordinierter Maßnahmen, um ihrer Investitionskapazität zu stärken, die Lebensgrundlagen zu verbessern, die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zu erleichtern und die Beseitigung von Hemmnissen. Mit dem Anspruch einen Beitrag zur Transformation unserer Gesellschaften sowie zur Schaffung langfristiger und nachhaltiger Lösungen zu erreichen (FAO und IFAD. 2019). Ein weiteres Beispiel ist Konzept der Planetary Boundaries (PBs), welches 2009 vom Stockholm Resilience Centre vorgestellt wurde. Das Konzept definiert
3.2 Untersuchung der gesellschaftlichen Megatrends
59
einen sicheren Operationsraum für die Entwicklung und das Gedeihen menschlicher Gesellschaften und der Wirtschaft auf der Grundlage des Verständnisses der Funktionsweise und Widerstandsfähigkeit des Erdsystems. Die neun PB: Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, Biogeochemisch, Ozeanversauerung, Bodennutzung, Frisches Wasser, Ozonabbau, Atmosphärische Aerosole und Chemische Verunreinigung, sind ihrer Natur nach global und bilden insgesamt die Grenzen für den Planeten. Dieses Framework bietet auch einen tragfähigen Ansatz für die Transformation der Wirtschaft und könnte Unternehmen helfen, die Folgen ihrer Umweltauswirkungen auf globaler Ebene besser zu verstehen, ihnen eine kritische Perspektive bieten um ihre Aktivitäten zu analysieren und die richtigen Maßnahmen auszuwählen, die für wirklich nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte entscheidend sind (Steffen et al, 2015 und CISL, 2019). Zusammenfassen kann festgestellt werden, dass die ökologischen Megatrends einen globalen Einfluss auf die Gesellschaft und die Wirtschaft haben und durch diese am stärksten beeinflusst werden. Die Transformation zu einem nachhaltigen und verantwortungsvollem Umgang befindet sich erst am Anfang und bedarf einer durchdachten, zielführenden und globalen politischen Einflussnahme und Regulierung um die negativen Auswirkungen zu reduzieren und die positiven nutzbringend einzusetzen. Die ökologischen Megatrends werden durch die sozialen und ökonomischen Megatrends geprägt und können durch diese sowohl positive als auch negative verändert werden. Es ist wichtig, dass die Wissenschaft, Forschung und Bildung sich aktive mit diesen Themen befassen, Fakten offenlegen, Lösungen aufzeigen, Bewusstsein schaffen und die soziale Transformation begleiten und vorantreiben (Golowko et al., 2019). In der Grafik (Abbildung 3.3) sind die Zusammenhänge zwischen den ökologischen Megatrends und den gesellschaftlichen und ökonomischen Megatrends noch einmal komprimiert dargestellt.
3.2
Untersuchung der gesellschaftlichen Megatrends
3.2.1
Auswirkungen des Bevölkerungswachstums und der Urbanisierung auf die Nachhaltigkeit
Die Weltbevölkerung wächst aktuell um 82.557.224 Menschen pro Jahr, das sind 157 Menschen pro Minute, zum jetzigen Zeitpunkt leben zirka 7.708.636.473 Menschen auf der Erde. Laut den Prognosen der Vereinten Nationen werden 2050 in etwa 9,8 Milliarden und 2100 bereits 11,2 Milliarden sein. (DWS, 2019). Bei der Betrachtung der Entwicklung (Abbildung 3.4) der Weltbevölkerung aufgeteilt
60
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Abbildung 3.3 Ökologische Megatrends – beeinflussende Trends und resultierende Auswirkungen. (Quelle: Eigene Darstellung)
nach Kontinenten seit 1950 bis 2019 und basierend auf den Prognosen bis 2100 wird deutlich, dass die Wachstumsrate sich in Europa, Nordamerika und Ozeanien gegenüber den anderen Kontinenten unterschiedlich entwickelt haben, hier ist es eher eine Stagnation. Das Wachstum in Afrika ist besonders stark und laut Prognosen soll sich die jetzige Zahl von zirka 1,3 Milliarden bis 2050 auf etwa 2,5 Milliarden verdoppeln und bis 2100 sogar verdreifachen auf 4,5 Milliarden. Die Hauptursachen dafür liegen in der mangelnden Aufklärung, Verhütung und Gleichberechtigung der Frauen (FAZ, 2018). Diese Entwicklung wird auch zu einer Veränderung in der Liste der Bevölkerungsreichsten Länder der Welt führen. Aktuell belegen die ersten fünf Plätze die Volksrepublik China, Indien, die Vereinigte Staaten, Indonesien und Brasilien. Ausgehend von den Prognosen (Abbildung 3.5) würde sich das jedoch verschieben. Im Jahr 2025 würde Indien China vom ersten Platz verdrängen, Nigeria würde 2045 die USA und 2080 Europa überholen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nach 2100 China. Die Vorhersagen für Indonesien und Brasilien zeigen ein leichtes Wachstum bis 2050 voraus, aber danach kommt es eher zu einem negativen Trend. Das prognostizierte Wachstum und im speziellen das Wachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern birgt einige Problem in sich, wie
3.2 Untersuchung der gesellschaftlichen Megatrends
61
Abbildung 3.4 Die Entwicklung der Weltbevölkerung nach Kontinenten 1950–2100. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf countrymeters, 2019. Weltbevölkerung. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 31.03.2019] und Statista, 2019b. Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 2010 bis 2100 (in Milliarden). [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 31.03.2019].)
Armutsbekämpfung und Gleichbehandlung, Umwelt und Klimaschutz, Kriege um Rohstoffe und Vormachtstellungen, sowie damit verbundene Zerstörung, Vertreibung, Epidemien und Flüchtlingsströme in die Industrieländer (Hendrixson und Hartmann, 2018). Während der Rückgang der Bevölkerung in Europa, durch sinkende Geburtenraten zu einer Überalterung der Gesellschaft und damit zu Herausforderungen bei der Versorgung und Infrastruktur sowie einem Mangel an Arbeitskräften führt (Götmark et al., 2018). Ein bedeutender gesellschaftlicher Megatrend, der sehr eng mit der wachsenden Bevölkerung und der Industrialisierung verbunden ist, ist die Urbanisierung. Laut UN leben heute etwa 55 % der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten und dieser Anteil wird sich bis 2050 voraussichtlich auf 68 % erhöhen (UN, 2018a). Der größte Teil wird durch Migration vom Land in die Stadt hervorgerufen aber auch die hohe Fertilitätsrate in den Städten und die Umgliederung des ländlichen Raums in städtische Gebiete sind als Ursachen benannt. Während in den Industrieländern die Bevölkerung in den Städten allgemeinen eine höhere Lebensqualität genießt, sind viele der Städte in den Entwicklungsländern durch große Slums geprägt, deren Bewohner teilweise vom Zugang zu Ressourcen, Arbeitsplätzen und öffentlichen Dienstleistungen ausgeschlossen sind, was ein zusätzliches Problempotential mit sich bringt (Buhaug und Urdal, 2013, Seto, und Ramankutty, 2016). Auch wird der Trend der Urbanisierung viele Länder
62
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Abbildung 3.5 Die Entwicklung der Bevölkerung in China, Indien, Nigeria, den USA und Europa zwischen 1950 und 2100. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf countrymeters, 2019. Weltbevölkerung. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 31.03.2019] und Statista, 2019b. Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 2010 bis 2100 (in Milliarden). [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 31.03.2019].)
vor Herausforderungen stellen, zum Beispiel bei der Schaffung von Wohnen, bei der Verkehrsplanung und öffentlichen Verkehrsmittel, bei Energiesystemen und weiterer Infrastruktur (Wasser, Telekommunikation), bei der Bereitstellung der Grundversorgung bei Bildung und Gesundheit sowie der Verfügbarkeit von genügend Beschäftigungsplätzen zum Gelderwerb (UN, 2018a). Alle diese Punkte werden definitiv negative Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima haben. Durch die anhaltende Migration von Menschen aus ländlichen Gebieten in städtische Gebiete werden die Städte immer untragbarer, verletzlicher und unsicherer, daher sollte das Thema Urbanisierung und deren nachhaltige und soziale Gestaltung ganz oben auf der politischen Agenda stehen (Elmqvist et al., 2013, UN, 2018c).
3.2.2
Charakteristiken der aktuellen Generationen von Menschen
Weitere gesellschaftliche Trends sind der Wandel: von Lebensstilen, der Ausbildung und der beruflichen Karriere, dem Konsumverhalten und Anforderungen gegenüber der Wirtschaft, diese sind verbunden und werden sehr stark durch den Generationswechsel geprägt. Es gibt eine Vielzahl von Fakten und Spekulationen
3.2 Untersuchung der gesellschaftlichen Megatrends
63
zu den Eigenschaften, Vorlieben und Unterschieden der verschiedenen Generation, daher wurden in der nachfolgenden Tabelle 3.3 die wichtigsten Punkte einmal gegenübergestellt. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, macht die Generation Z den größten Anteil an der Weltbevölkerung aus und wird deshalb einen zunehmenden Einfluss auf die Gestaltung der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben. Des Weiteren gibt es große Unterschiede in Bezug auf die Einflussfaktoren bei der Entwicklung, der Grundhaltung, der Einstellung gegenüber der Arbeit und in Bezug auf die Charaktereigenschaften und Werte, die den einzelnen Generationen zugeschrieben werden. Viele Publikationen und Untersuchungen konzentrieren sich daher darauf, welche Auswirkungen die veränderten Ansprüche bezüglich Lebensweise, Konsumverhalten, Verhältnis zwischen Arbeit und Beruf, persönlichen Einstellungen gegenüber der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik (Andrione, 2018, Bencsik et al., 2016, Priporas et al., 2017 und Seemiller und Grace, 2017). Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird ein entscheidender Faktor das Verständnis und der proaktive Wandel gegenüber den geänderten Anforderungen, sein. So wird die Wirtschaft durch den Generationswechsel vom Babyboomer und der Generation X zu den Digital Natives (Generation Y und Z), die im Vergleich zu früheren Generationen einzigartige Merkmale und Fähigkeiten aufweisen, auf der einen Seite neue Arbeitsstrukturen und Führungsqualitäten benötigen und andererseits ihre Geschäftsmodelle, Organisation und Werte verändern müssen (Foerster-Metz et al., 2018). Die Wirtschaft ist also in doppelter Hinsicht betroffen, einmal von der Mitarbeiterseite und einmal von der Seite der Konsumenten und Kunden. Nur wer frühzeitig sich auf diesen Wandel einstellt wird seine Position am Markt und das Überleben sichern. Aber auch die Politik muss sich neuen Herausforderungen stellen, zum Beispiel im Hinblick auf ihre Glaubwürdigkeit und Umsetzungsfähigkeit, sowie beim Umgang mit sozialen Medien (Steinkirchner und Kiani-Kreß, 2019, Zinkler, 2019). Gute Beispiele für die geänderte Einstellung gegenüber dem Allgemeinwohl und der Umwelt sind hier die Fridays for Future Aktion oder die YouTube Aktion junger Wähler zu Europawahl (Schnaas, 2019). Teilweise wird die Generation Z sogar mit dem Namen Generation Zukunft betitelt, was ihr starkes Interesse an Umwelt und nachhaltigen Entwicklung geschuldet ist. Es bleibt abzuwarten, ob sie die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen können und den Wandel zu nachhaltigem und verantwortungsvollem Handeln in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erfüllen können. Definitiv werden die sozialen Megatrends einen sehr starken Einfluss auf die wirtschaftlichen und ökologischen Megatrends haben und sehr stark durch die Digitalisierung und den technologischen Fortschritt beeinflusst. In der Grafik (Abbildung 3.3) sind die Zusammenhänge zwischen den gesellschaftlichen
15 %
Nachkriegsgeneration, Wirtschaftswunder, Geburtenboom
Wunsch nach Veränderung, Idealismus, Suche nach Selbsterfüllung, Kollektivismus, (lokale) Gemeinschaften
Gesundheit Idealismus Kreativität
Teamorientiert Karriereorientiert – schnell in Führungspositionen aufsteigen Arbeit hat den höchsten Stellenwert
Alter (2019)
Anteil Bevölkerung
Entwicklung
Grundhaltung
Werte
Merkmale
Pragmatisch Selbstständig Streben nach einer hohen Lebensqualität Zeit ist wertvoller als Geld
Unabhängigkeit Individualismus Sinnsuche
Wunsch nach Veränderung, Skepsis, Perspektivlosigkeit Individualismus (lokale Gemeinschaften)
Wirtschaftskrise, hohe Scheidungsrate
18 %
40–54
Leben im Hier und Jetzt Mit neuen Technologien aufgewachsen Die Arbeit muss Spaß machen
Vernetzung Teamwork Optimismus
Wunsch nach Individualität, Optimismus, Leistungsbereitschaft, Kollektivismus (internationale) Gemeinschaft,
Internetboom, Globalisierung, hohes Bildungsniveau
23 %
26–39
1980–1993
Digital Natives, Millennials, Generation-Why
Y
Kollegiale Arbeitsatmosphäre, aber auch Einzelkämpfer Multimedia-affin Sinnhaftigkeit und Spaß an der Arbeit sind wichtig
Vernetzung Selbstverwirklichung Realismus
Wunsch nach Flexibilität, Realismus, Bindungslosigkeit, Unverbindlichkeit Individualismus, (globale) Gemeinschaft,
Digitalisierung des Alltags, hypervernetzte Welt, Sozial Media
24 %
9–25
1994–2010
iGeneration, Post-Millennials, Generation-We
Z
3
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Mörstedt, A.-B., 2017. Behördenleitertagung 8. Juni Generation Z – geht’z noch. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 31.05.2019] und Scholz, C., 2019. Definition der Generationen: Wann hört Y auf, wann beginnt Z?. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 31.05.2019]
1946–1964
55–73
Geboren
1965–1979
X Post Boomers
Baby Boomers
Andere Namen “Me” Generation, Moral Authority
Generation
Tabelle 3.3 Gegenüberstellung der Generationen Baby Boomers, X, Y und Z 64 Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
3.3 Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends
65
und den ökologischen und ökonomischen Megatrends noch einmal vereinfacht dargestellt. Wobei die Gesellschaft die Wirtschaft von zwei Seiten gleichermaßen beeinflusst nämlich als Kunde, durch eine geändertes Konsumverhalten und andere Qualitätsansprüche, und als Mitarbeiter mit einer geänderten Einstellung zur Arbeit und als Unterstützer des Wandels (Abbildung 3.6).
Abbildung 3.6 Gesellschaftlichen Megatrends – beeinflussende Trends und resultierende Auswirkungen. (Quelle: Eigene Darstellung)
3.3
Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends
3.3.1
Auswirkungen der Digitalisierung auf Globalisierung und den internationalen Wettbewerb
Der Megatrend der Globalisierung ist seit Jahrzenten ein Thema und ist mit positiven und negativen Aspekten behaftet. Die Globalisierung ist ein generell ein mehrdimensionales Konzept, was sich nicht so einfach beschreiben lässt. Sie umfasst verschiedene Facetten, die wirtschaftliche, finanzielle, technologische und soziale und politische Prozesse mit sich bringen und die globale Wirtschaft, die
66
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Gesellschaft und die Umwelt kontinuierlich verändern (Gangopadhyay und Chatterji, 2018). Bei der Globalisierung kann zwischen fünf Aspekten gesprochen werden: der internationale Handel, Kapitalbewegungen, Migration von Menschen und Lebewesen, Austausch von Kultur und Wissen sowie die länderübergreifende Zusammenarbeit von Organisationen und der Politik. Die Hauptauslöser der Globalisierung sind der technologische Fortschritt, hier im speziellen im Bereich Transport und Kommunikation, und das Interesse an wirtschaftlichem Wachstum durch zunehmende Spezialisierung der Wirtschaftstätigkeit in der Industrialisierung (Antunes und Fatah-Black, 2016). Geht es darum herauszufinden, wann der Trend der Globalisierung gestartet ist, so gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen, die Spanne reicht von 1850–1914 bis seit 1950 (Weis, 2016 und Hirst und Thompson, 2019). Sicher ist, dass sich das Wesen und der Umfang der Globalisierung in den letzten Jahrzehnten verändert haben und ihre Geschwindigkeit mal schneller und mal langsamer war, beeinflusst durch politische und wirtschaftliche Krisen und Konflikten. Aktuelle Diskussionen sprechen von einer starken Verlangsamung oder gar von einem Ende der Globalisierung (King, 2017, Plumpe, 2017 und The Economist, 2019). Die Globalisierung ist und bleibt ein umstrittenes Thema und eine Studie Der Bertelsmann-Stiftung ergab, sehen 56 % der Europäer (EU27) die Globalisierung als Chance und 44 % als Bedrohung, wobei 66 % angeben gute (14%) bzw. eher gute als schlechte (52%) Erfahrungen mit der Globalisierung gemacht zu haben. Bei der Frage nach der Bedeutung des Wortes Globalisierung war die Verteilung auf die unterschiedlichen Aspekte der Globalisierung relativ ausgewogen, so gaben 19 % an, das Globalisierung der freie Verkehr von Produkten ist, 17 % gaben Geld oder Menschen an, 13 % entfielen jeweils auf Technologie und Kultur und 11 % auf Ideen und 10 % auf Jobs (de Vries und Hoffmann, 2018). Die Werte, aufgeteilt nach Ländern hatten teilweise eine relative hohe Varianz. Eine vom WEF (2017) veröffentlichte internationale Umfrage zu dem Thema, zeigte gleichfalls, dass die Einschätzung gegenüber der Globalisierung stark von den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Faktoren in dem jeweiligen Land abhängen. Zum Vergleich, 40 % der Amerikaner sehen als eine positive Kraft und 83 % der Inder (Desjardins, 2017). Ein ebenfalls sehr interessanter Punkt zum Thema Einfluss der Globalisierung bildet die Verbreitung der Sprachen. So wird prognostiziert, dass von den derzeit über 6.000 gesprochenen Sprachen nur 600 das nächste Jahrhundert überleben werden Gangopadhyay und Chatterji, 2018). Laut aktuellen Statistiken, ist Englisch mit zirka 1,12 Milliarden Menschen die am weit verbreitest Sprache auf der Welt aber es gibt bereits im Vergleich dazu 1,11 Milliarden die Mandarin Chinesisch sprechen, was zum Teil der großen Bevölkerungszahl von China geschuldet ist, aber auch seine Ursache in der Globalisierungsstrategie und damit Verbunden Expansion hat (Korz, 2019).
3.3 Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends
67
Bei der Betrachtung des Themas nach der Anzahl der Menschen, die eine Sprache als Muttersprache hat, liegt Chinesisch bereits auf dem ersten Platz, gefolgt von Spanisch und Englisch (Lane, 2018). Um die Veränderungen, die durch die Globalisierung verursacht werden, besser einschätzen zu können, muss sich die Frage gestellt werden, wie globalisiert ist die Welt eigentlich heute? Ein Ansatz ist der seit 1970 ermittelte KOF Globalisierungsindex, bei dem die wirtschaftliche, soziale und politische Dimension der Globalisierung anhand von Gewichtung von 42 unterschiedlichen Variablen gemessen. In Tabelle 3.4 sind die Top 10 des KOF Globalisation Index nach gesamt und nach den Teilbereichen ökonomisch, sozial und politisch aufgelistet. Hier fällt sofort auf, dass die Schweiz in allen drei Kategorien unter den ersten 10 ist und das Belgien, Großbritannien, die Niederlande, Österreich und Schweden in zwei Kategorien unter den ersten 10 sind. Jetzt sollte daraus aber nicht automatisch abgeleitet werden, dass die Schweiz das globalisiertest Land ist, hier gilt es zu beachten, dass Aufgrund der stärkeren Verflechtung kleinerer Staaten mit ihren Nachbarländern, diese im Ranking tendenziell weiter vorn liegen und größere Staaten eher im Mittelfeld zu finden sind. Somit kann er nur bedingt zu Einschätzung herangezogen werden, zumal er stark von der Verfügbarkeit der in ihm aggregierten Rohdaten abhängig ist. Die Globalisierung ist ein sehr komplexer und sich stätig verändernder Megatrend, der durch viele Aspekte beeinflusst wird. So hat in den letzten Jahren der internationale Wettbewerb stark zugenommen und dabei geht es nicht nur um den Absatz von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch um die Rohstoffe und Ressourcen, die für deren Herstellung notwendig sind. Das Thema Digitalisierung und der wachsende internationale Datenaustausch werden hier in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb ist es generell wichtig, dass die Politik hier Leitlinien und Regeln vorgibt, um zu verhindern, dass die Globalisierung gerecht und nachhaltig wird und die negativen Auswirkungen auf einige Regionen und Ländern eingegrenzt werden (Lane, 2017). Hier können internationale Handelsorganisationen und Finanzinstitute, wie die WTO, die Weltbank und der IWF, international und bilaterale Handelsabkommen (NAFTA, CPTPP, CETA) und internationale und nationale Forschung und Entwicklungsprogramme zur Stärkung der Wirtschaft und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit eine entscheidende Rolle spielen. Oft wird in diesem Zusammenhang auch der Ruf nach einer globalen Governance laut, der Prozess dahin gestaltet sich jedoch langwierig und beinhaltet viele Hürden die zu überwinden sind, so zum Beispiel das Thema des Mitspracherechtes bei Entscheidungen, das gemeinsame Finanzmanagement und die kulturellen und entwicklungsbedingten Unterschiede in der Gesellschaft.
Schweiz
Niederlande
Belgien
Schweden
Großbritannien
Dänemark
Österreich
Deutschland
Frankreich
Finnland
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
86,99
87,20
88,17
88,95
89,14
89,35
89,88
90,50
90,97
91,17
Gesamt
Estland
Vereinigte Arabische Emirate
Schweiz
Malta
Irland
Hong Kong, China
Luxemburg
Belgien
Niederlande
Singapur
Land
86,22
86,64
86,70
87,76
87,86
88,10
88,34
88,56
89,01
93,94
Ökonomisch
Österreich
Irland
Schweden
Dänemark
Großbritannien
Kanada
Schweiz
Monaco
Norwegen
Luxemburg
Land
88,74
89,26
89,82
89,87
90,11
90,12
90,64
90,90
91,12
92,11
Sozial
Österreich
Belgien
Schweiz
Schweden
Großbritannien
Spanien
Niederlande
Deutschland
Frankreich
Italien
Land
96,08
96,12
96,17
97,31
97,38
97,45
97,46
97,56
98,16
98,25
Politisch
3
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Gygli, S., Haelg, F., Potrafke, N. und Sturm, J.-E., 2019. The KOF Globalisation Index, https://doi.org/10.1007/s11558-019-09344-2
Land
Pl.
Tabelle 3.4 Top 10 des KOF Globalisation Index basierend auf den Werten 2016
68 Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
3.3 Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends
69
Dieses kann auch sehr gut an den aktuellen Diskussionen innerhalb der Europäischen Union gesehen werden, wo bereits die Unterschiede zwischen 28 Ländern zu einem Problem werden und den Prozess zu einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Wirtschaft mit sozial gerechten Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle behindert (Bundesregierung, 2014 und FAZ, 2017). Innerhalb des turbulenten politischen Umfeldes dominieren derzeit die Medien und Publikationen Debatten über Mauern und Migration, die Erhebung von Strafzölle, die Abkehr bzw. Umkehr der Globalisierung, die nationalistischen und neoliberalistischen Ansätze und Bestrebungen. Auch wenn der Wert des Welthandels im Vergleich zur gesamten Weltproduktion auf 22,5 % (2017) gesunken ist und durch die politische Situation gebremst wird, so geht die Globalisierung weiter, sie verändert nur ihren Aspekt (Straubhaar, 2019 und Stiglitz, 2019). In einer von McKinsey (2019) veröffentlichten Studie folgende Fakten bezüglich der Globalisierung festgestellt: die Waren produzierende Wertschöpfungsketten weniger handelsintensiv, die grenzüberschreitenden Dienstleistungen wachsen 60 % schneller als der Warenhandel und generieren eine höheren wirtschaftlichen Wert, weniger als 20 % des Handels mit Waren basieren auf Arbitrage der Arbeitskosten und ihr Anteil sank im letzten Jahrzehnt, die Wertschöpfungsketten für die Warenproduktion (Automobilindustrie, Computer und Elektronik) haben eine stärker regional Konzentrierung, insbesondere in Asien und Europa. Für diese Entwicklungen wurden drei Hauptgründe identifiziert, 50 % Anstieg des globalen Verbrauchs durch die Schwellenländer, was zu einem geringeren Export führt. Zweitens wollen die aufstrebenden Volkswirtschaften ihre Abhängigkeit von importierten Vorleistungen reduzieren und bauen daher umfassendere inländische Lieferketten auf und drittens werden durch grenzüberschreitende Datenflüsse und neue Technologien die globale Wertschöpfungsketten neugestaltet (McKinsey, 2019a). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Megatrend der Globalisierung sich in den letzten Jahren abgeschwächt und seine Form verändert hat. Er wird sehr stark durch die Technologie und das Interesse der Wirtschaft beeinflusst und durch politische Entscheidungen gefördert oder gehindert. Die Globalisierung hat definitiv einen nachhaltigen und hauptsächlich negativen Einfluss auf die Umwelt und den Planeten, sie verändert und prägt die Gesellschaft, bietet Chancen und Risiken und ist einer der Gründe für die Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Die bisherigen Schwerpunkte des internationalen Austausches von Gütern, Dienstleistungen und Finanzen werden abnehmen und der digitale Handel wird wachsen. Des Weiteren beeinflusst der demographische Wandel die Globalisierung, durch den Generationenwechsel und das Bevölkerungswachstum.
70
3.3.2
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Digitalisierung und Innovationen im Kontext von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
In den letzten Jahrzehnten haben die Digitalisierung und Vernetzung der Welt, die Wirtschaft von einer hauptsächlich physischen zu einer durch Software kontrollierten Wirtschaft verändert, und die Informationstechnologie ist zu einem grundlegenden Bestandteil der Industrie und Gesellschaft geworden. In diesem Zusammenhang sind Schlagworte wie Digitalisierung, Internet der Dinge (IoT), Big Data, Robotik, Automatisierung, Mobilität usw. omnipräsent. Sie werden in sozialen Medien, in Wissenschaft und Forschung, in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft diskutiert. Aber was bedeuten diese Begriffe, wie sind sie miteinander verbunden und auf welche Weise verändern sie unsere gesamte Arbeits- und Lebensumgebung (Foerster-Metz et al., 2018)? Die Allgegenwärtigkeit der Begriffe Digitalisierung und digitale Transformation und ihre offensichtliche Verbindung zu allen anderen Begriffen ist nicht zu leugnen, deshalb sollen ihre Definitionen, Merkmale und Auswirkungen auf Führung und Mitarbeiter in diesem Abschnitt eingehender untersucht werden. Nach Ernst & Young (2011) bedeutet Digitalisierung die Umwandlung von analogen Informationen in digitale (computerlesbare) Informationen. Die Erfindung des Transistors und des Mikroprozessors ermöglichten der Digitalisierungstechnologien ab Mitte des 20. Jahrhunderts die Umwandlung der traditionellen Medien wie Bild, Papier, Ton, Video oder Signal in Bits und Bytes (Einsen und Nullen) von Computerspeicher (Press, 2015). Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts werden mit dem Aufkommen sozialer Medien, sozialer Netzwerke und der Verbesserung der Sensortechnologie zusätzliche Informationen erfasst, digitalisiert und weitergegeben, wie zum Beispiel Gewicht, Kraft Blutdruck und Stress. Nichtdigitalisierte Produkte werden heutzutage immer mehr digitalisiert, indem sie mit Sensoren ausgestattet werden, die es ihnen ermöglichen Daten zu empfangen und zu senden, um sie zu lokalisieren oder Informationen über ihren Zustand zu liefern und um sie mit anderen Produkten zu vernetzen. Die vom BMWi (2016) veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die Menge digitaler Informationen dramatisch angestiegen ist. Im Jahr 1993 waren es nur 3 % und 2007 waren es bereits 94 % der weltweiten Informationen (siehe Abbildung 3.7). Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die digitale Transformation wirtschaftlicher Prozesse, Transaktionen und menschlicher Interaktionen zu einem unausweichlichen Megatrend geworden ist. Diese wachsende Abhängigkeit von den allgegenwärtigen Technologien und Lösungen in Verbindung mit der Globalisierung der Märkte und dem zunehmenden internationalen Wettbewerb, der abnehmenden Verfügbarkeit von Ressourcen, dem demografischen Wandel, sowie
3.3 Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends
71
Abbildung 3.7 Entwicklung der globalen Informationsspeicherkapazität. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Hilbert, M., 2015. The World’s Technological Capacity to Store, Communicate, and Compute Information. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 27.07.2017].)
den steigenden Kundenanforderungen erfordern innovative Denk- und Handlungsansätze, um die damit verbundenen Herausforderungen und Möglichkeiten zu identifizieren und mit ihnen umzugehen (Marquardt, 2017). Um einen Überblick zu geben und ein allgemeines Verständnis zu erlangen, wurden in Tabelle 3.5 die wichtigsten digitalen Technologien und Lösungen auf der Grundlage ihres Hauptzweckes zusammengefasst und Beispiele aufgelistet. Alle in der Tabelle aufgeführten Lösungen und Technologien haben und werden einen wachsenden und starken Einfluss auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt haben. Sie bieten neue Funktionen, zusätzliche Informationen für Entscheidungsprozesse, steigern die Produktivität und Effizienz, erhöhen die Flexibilität und Vielfalt und ermöglichen eine bessere Wiederverwendbarkeit, Parallelität und Duplizierung. Darüber hinaus verändern sie die Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse, die Art und Weise der Arbeit und Zusammenarbeit,
72
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Tabelle 3.5 Überblick über die wesentlichen digitalen Technologien und Beispiele Technologie
Definition / Beispiele
VERNETZUNG & VERFÜGBARKEIT Mobile IoT Cloud (Computing)
Mobile ist der Oberbegriff für Mobilfunk und Mobile Computing mit drahtlosem Netzwerk / Smartphone, Tablet, Laptop IoT ist die Verbindung von ein- und ausschaltbaren Geräten zum Internet. Sie erhalten eine virtuelle Präsenz und können sich mit anderen Objekten und Datenbankdaten verbinden (Morgan, 2016) Cloud ist die bedarfsgerechte Bereitstellung einer IT-Infrastruktur (z. B. Netzwerke, Server, Speicher, Anwendungen, Dienste) über das Internet/Software-as-a-Service (SaaS), Platform-as-a-Service (PaaS), Infrastructure-as-a-Service (IaaS)
INFORMATIONEN & VERARBEITUNG Big Data & Analytics
Big Data ist das Synonym für ein riesiges und komplexes Datenvolumen, das sich durch Größe, Vielfalt und schnelle Veränderungen unterscheidet (Plattner, 2016) Analytics ist der Prozess der Untersuchung von Big Data, um Muster, Korrelationen, Markttrends, Kundenpräferenzen und andere nützliche Informationen aufzudecken (Rouse, 2017a)
AUTOMATION & EFFEKTIVITÄT (Fortsetzung)
ermöglichen und verlangen mehr Mobilität, unterstützen eine schnellere Entscheidungsfindung und Bereitstellung, begünstigen eine höhere Standardisierung, Anpassung und Wohlstand. Andererseits werden sie auch mit negativen Auswirkungen in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Immiseration, Druck, Always-on-Mentalität, zunehmende Erschöpfung, Verzweiflung, höhere Komplexität und soziale Isolation. Daher ist es wichtig, diese positiven oder negativen Auswirkungen zu kennen und zu verstehen und von Anfang an diese zu berücksichtigen (Foerster-Metz et al., 2018). In eine im April 2019 vorgestellten Bitkom-Umfrage zum Thema Digitalisierung bei deutschen Unternehmen gaben 606 der befragten Unternehmen an, dass 65 % der neuen Wettbewerber auf ihrem
3.3 Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends
73
Tabelle 3.5 (Fortsetzung) Technologie
Definition / Beispiele
Robotik Automation Roboter-Prozessautomatisierung (RPA) Intelligent Automation (IA) Künstliche Intelligenz (KI)
Robotik ist der interdisziplinäre Zweig der Ingenieur- und Naturwissenschaften, der sich mit dem Entwurf, der Konstruktion, dem Betrieb und dem Einsatz von Robotern befasst (Rouse, 2017b) Automation ist die Technik, mit der eine Maschine, ein Prozess oder ein System automatisch ohne oder mit verringerter menschlicher Intervention betrieben werden kann. Dies kann mit verschiedenen Mitteln wie mechanischen, hydraulischen, pneumatischen, elektrischen, elektronischen Geräten und Computern erfolgen (ISA, n.d.) RPA ist die vollautomatische Abwicklung strukturierter Geschäftsprozesse (wiederholbare und vorhersehbare Interaktionen) durch Softwareroboter oder durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) (Czarnecki, 2019) IA ist eine aufstrebende und kostenintensive Technologie, die es ermöglicht, nicht routinemäßige Aufgaben wie Intuition, Urteilsvermögen, Kreativität, Problemlösung usw. auf der Grundlage dynamischer Informationen zu automatisieren (Deloitte, 2017a) / Cognitive Automation KI gehört zur Informatik und bringt menschliche Fähigkeiten und Eigenschaften in Maschinen, wie das Verstehen von Sprache, Lernen, Denken, Lösen von Problemen usw. (McKinsey, 2017b) /Digitale Assistenten Siri, Alexa, Cortana oder Echo
KOMMUNIKATION & ZUSAMMENARBEIT Social (Media)
ist ein Zusammenschluss von Online-Kommunikationskanälen, die sich der Community-basierten Eingabe, Interaktion, Weitergabe von Inhalten und Zusammenarbeit widmen (Rouse, 2016a) / Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest, Snapchat, YouTube (Fortsetzung)
74
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Tabelle 3.5 (Fortsetzung) Technologie
Definition / Beispiele
PRIVATSPHÄRE & SICHERHEIT Sicherheit der nächsten Generation
ist eine neue Generation intelligenter, hoch skalierbarer Sicherheitsprodukte und -plattformen, die sowohl Cybersicherheit als auch physische Sicherheit umfassen und einen proaktiveren und anpassungsfähigeren Ansatz verfolgen (Rouse, 2016b)
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den in der Tabelle angegebenen Quellen
Markt aus der Internet bzw. IT-Branche und 60 % aus anderen Branchen kommen und das 42 % der Firmen die bereits frühzeitig auf Digitalisierung gesetzt haben besser da stehen als sie selbst. Deshalb verwundert es nicht, dass 72 % angeben, dass sie ihre Produkte und Dienstleistungen anpassen und 53 % bereits neue anbieten. 91 % der befragten Unternehmen (2015: 86 % von 504 Unternehmen) sehen die Digitalisierung eher als Chance für ihr Unternehmen, wobei 72 % Angaben eine Digitalisierungsstrategie zu verfolgen aber nur 22 % gezielt in digitale Geschäftsmodelle investieren. Als größte Herausforderungen bei der Digitalisierung gelten Datenschutz (74%), technische Sicherheit (57%), Fachkräftemangel (48%) und Zeitmangel (37%) (Bitkom Research, 2019 und 2017). Die Zahlen zeigen, dass das Thema Digitalisierung in der Wirtschaft eine große Rolle spielt und eher als Chance eingestuft wird, ähnliche Studien von PWC, Deloitte, KPMG bestätigen dieses. Doch wie wirkt die Digitalisierung auf die Umwelt, Gesellschaft und die Nachhaltigkeit. Dazu existieren eine Vielzahl Studien und Publikationen, in den die Auswirkungen entweder auf einzelne Branchen oder Bevölkerungsgruppen oder auf Regionen untersucht wurden. Ein erster unbestreitbarer negativer Effekt der Technisierung ist definitive der damit verbundene gestiegene Energiebedarf (Pohl und Finkbeiner, 2017). Laut dem Bericht Grüner Klicken von Greenpeace 2017 entfallen 7 % des weltweiten Stromverbrauches auf die IT-Branche entfallen und das, Schätzungen zu Folge der Stromverbrauch sich bis 2020 verdreifachen wird. Aber nicht nur die Infrastruktur (Server, Klimaanlagen, Sicherheitseinrichtungen, Netzanbindung) verbraucht mehr Strom, nein auch die Gesellschaft. Durch den Einzug von Smartphones, Social Media, Streamingdiensten und Onlinediensten sowie die Vernetzung und der Standby Betrieb vieler Geräte hat sich der Verbrauch vervielfacht (Mattke, 2019 und Seidel, 2019). Ebenso ist der Bedarf an seltenen Rohstoffen für die Herstellung gestiegen, der Bedarf an Nickel,
3.3 Untersuchung der wirtschaftlichen Megatrends
75
Lithium (größten Teils aus Afrika und China), Kobalt (60 % kommen aus dem Kongo), Graphit, Kupfer und Seltene Erden wächst stetig, die Abbaupraktiken und die Verfügbarkeit kann in absehbarer Zeit zu einem Problem werden (Riedel, 2018 und Lochmann, 2019). Die positiven Nettoeffekte der Digitalisierung (z. B. die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs durch die Optimierung, besser Datenverfügbarkeit), können durch die negativen Effekte in einem sogenannten Rebound-Effekt enden (Pohl und Finkbeiner, 2017). Aber auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft sind sowohl negativ als auch positiv und nicht zu unterschätzen. Bei den Negativen gibt es Punkte wie, Vereinsamung und Isolation, Verlust der Hoheit über die eigenen Daten, Desinformation und Manipulation der Entscheidungen, gesundheitliche Problem durch Nutzung und Stress, erhöhter Leistungsdruck und Kontrolle und Verlustängste durch die Automatisierung von Arbeitsplätzen (Jarke, 2018). Positive Aspekte sind bessere Verfügbarkeit und leichterer Zugriff auf Informationen und Wissen, größere Auswahl an Produkten und Dienstleistungen, Arbeitserleichterung und Wegfall von monotonen Aufgaben, Flexibilisierung der Arbeit und bessere Gesundheitsvorsorge und Pflege (Tripathy und Anuradha, 2018). Basierend auf den oben genannten Punkten lässt sich bestätigen, dass die Digitalisierung Chancen und Risiken mit sich bringt, deshalb ist es entscheidend, wie die Wirtschaft, Gesellschaft und die Politik damit umgehen. Die Vorgabe von Rahmen und Regeln durch die Politik wird immer wichtiger, jedoch darf dadurch der Fortschritt nicht gebremst und die Wirtschaft behindert werden (Bernhardt, 2018 und Capgemini, 2018). Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die beiden Konzepte, digitale Technologie und ökologische Nachhaltigkeit eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig verstärken. Die Technisierung, Vernetzung und Digitalisierung ermöglichen die Sammlung von wichtige Daten, Erkenntnisse und Forschungsergebnissen die Umwelt und das Klima betreffend und ermöglichen den weltweiten Zugriff auf diese, sie unterstützen ressourcenschonendere und effizienterer Herstellungs- und Produktionsprozesse, sie können viele Bereiche des Lebens optimieren, vereinfachen und erweitern. Auf der anderen Seite belasten sie aber auch die Umwelt, das Klima und haben Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch. Deshalb muss es Vordergrund des strategischen, verantwortungsvollen und nachhaltigen Denkens und Handelns der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sein, den nutzbringenden Einsatz der Technologien zu fördern und die negativen Auswirkungen zu reduzieren, indem innovative und vorrausschauende Lösungen und Ansätze gefunden werden (Gensch et al., 2017 und Ahmad und Murray, 2018). Ein gutes Beispiel dafür ist der von PWC 2018 veröffentlichte Bericht Fourth Industrial Revolution of the Earth, drin wird bestätig, dass die Analyse der
76
3
Aktuelle ökologische, gesellschaftliche und ökonomische …
Gefahren für die Umweltsicherheit und neuer Risiken, die sich durch die industrielle Revolution ergeben wichtig ist und diese berücksichtigt und bewältigt werden müssen. Auch müssen die Rahmenbedingungen und politischen Protokolle für Governance, Investitions- und Finanzierungsmodelle, die vorherrschenden Anreize für die technologische Entwicklung und die Art des gesellschaftlichen Engagements geändert werden, damit diese Chancen genutzt und die Risiken proaktiv gemanagten werden können. Für eine Nachhaltigkeitsrevolution bedarf es somit der proaktiven und sich gegenseitig stützenden Zusammenarbeit zwischen politischen Entscheidungsträgern, Wissenschaftlern, Bildungswesen, der Zivilgesellschaft, Technologieführern, der Wirtschaft und Investoren (PWC, 2018). In der Grafik (Abbildung 3.8) sind die Zusammenhänge zwischen den ökonomischen Megatrends und den ökologischen und gesellschaftlichen Megatrends noch einmal zusammenfassend dargestellt.
Abbildung 3.8 Ökonomischer Megatrends – beeinflussende Trends und resultierende Auswirkungen. (Quelle: Eigene Darstellung)
4
Aktuell laufende Programme und Initiativen zur Förderung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften im Kontext von Digitalisierung 4.1
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen
Vor etwa dreieinhalb Jahren, am 25. September 2015, wurde die sogenannte Agenda 2030 unter dem Namen Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung von den die Staats- und Regierungschefs der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet. Die Agenda besteht aus den folgenden Teilen: der Präambel, der Erklärung der Staats- und Regierungschefs und Hohen Vertreter, den Zielen und Zielvorgaben für nachhaltige Entwicklung (17 SDG’s), den Abschnitten zum Thema Umsetzungsmittel und Globale Partnerschaft sowie Weiterverfolgung und Überprüfung (VN, 2018). In der Agenda 2030 werden die zwei globalen Prozesse, die Armuts- und Entwicklungsagenda der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) und die Nachhaltigkeitsagenda (Rio Agenda) vereint und ein starker integrativer Ansatz im Hinblick auf die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Ziele verfolgt (Beisheim, 2015). Ein weiteres wichtiges Abkommen, welches sehr stark mit der Agenda 2030 verknüpft ist, ist das Pariser Klima-Abkommen. Dieses wurde nur zwei Monate nach der Agenda 2030, im Dezember 2015 verabschiedet. Es wurde 4. November 2016 ratifiziert und ist aktuell von 185 Ländern weltweit anerkannt. Bereits ein Jahr nach der Ratifizierung drohte der amerikanische Präsident Trump mit dem Austritt der USA aus dem Abkommen. Was jedoch nicht so einfach umsetzbar ist, denn er kann das Abkommen erst im November 2019, also drei Jahre nach dem Inkrafttreten des Abkommens kündigen. Anschließend gilt eine einjährige Übergangsfrist bis November 2020. Daher wird es sehr spannend, wie sich das Verhältnis der USA zum Thema Klimaschutz bis dahin entwickelt und
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_4
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Aktuell laufende Programme …
wer dann Präsident der USA ist, weil im Herbst 2020 sind Präsidentschaftswahlen in den USA (Ehlerding, 2018). Das Klimaabkommen ist neben der Agenda 2030 ein wichtiger Meilenstein im Streben nach Nachhaltigkeit, denn es ist das erste allgemeine, rechtsverbindliche und weltweite geltende Klimaschutzübereinkommen und bildet somit mit der Agenda 2030 den globalen Handelsrahmen hinsichtlich Energie-, Klima- und Entwicklungspolitik (BMZ, 2017b). Im nachfolgenden Abschnitt werden die Kernelemente der Agenda 2030 kurz vorgestellt und die aktuellen Trends und Ergebnisse in Bezug auf deren Umsetzung. In der Präambel der Agenda wurden die folgenden fünf handlungsleitenden Prinzipien und Kernbotschaften (5P’s) definiert und den 17 Zielen vorangestellt, um die Querverbindung zwischen ihnen aufzuzeigen: • Mensch (People) – Für eine Welt ohne Armut und Hunger; • Planet (Planet) – Schutz des Planeten und Begrenzung des Klimawandels; • Wohlstand (Prosperity) – Schaffung von Wohlstand für alle Menschen und für eine faire Globalisierung; • Frieden (Peace) – Förderung des Friedens und Wahrung der Menschenrechte; • Partnerschaft (Partnership) – Aufbau und Pflege globaler Partnerschaften (BMZ, 2017b). In dem Abschnitt Ziele und Zielvorgaben für nachhaltige Entwicklung werden die 17 Ziele und die 169 zugehörige Zielvorgaben im Einzelnen vorgestellt. Anders als bei den Millenniumzielen gelten die SDGs für alle Mitgliedsstaate, die Entwicklungsländer eingeschlossen. In der nachfolgenden Tabelle 4.1 sind die 17 Ziele für die nachhaltige Entwicklung aufgeführt. Ein weiterer Unterschied zu den MDGs ist die Definition der Mittel und Wege zur Umsetzung, hier spielen vor allem die Vorgaben der 2015 verabschiedeten Aktionsagenda von Addis Abeba eine entscheidende Rolle. In ihr wird definiert, dass eine nationale und internationale Finanzierung mobilisiert werden muss. Ebenso sollen fairer Handelsbedingungen sowie der Transfer von Technologie und Wissen gefördert werden (BMZ, 2017b). Es wird erwartet, dass neben den staatlichen Finanzierungen auch ein großer Teil aus dem privaten Sektor kommen soll, hier setzt man deshalb auf eine stärkere Einbindung der Wirtschaft, die Übernahme von Verantwortung und Durchführung von Investitionen für eine nachhaltige Entwicklung. Aber auch die Wissenschaft und zivilgesellschaftliche Organisationen sollen mitarbeiten (Abshagen et al., 2018). Der letzte Abschnitt der Agenda 2030 umfasst den Teil Weiterverfolgung und Überprüfung. Hier wird darauf verwiesen, dass die Berichtserstattung freiwillig und ländergesteuert ist und mithilfe eines Katalogs globaler Indikatoren vergleichbar gemacht werden soll. In diesem Abschnitt wird
4.1 Die Agenda 2030 für …
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auch an die Länder appelliert nationale Entwicklungsstrategien oder Strategien für nachhaltige Entwicklung aufzubauen beziehungsweise bestehende anzupassen, um die Agenda bei der Zielerreichung zu unterstützen (VN, 2018 (2015)). Für 2019 ist der erste Review im Rahmen eines hochrangigen politischen Forums unter der Schirmherrschaft der Generalversammlung geplant, diese ist für Anfang Juli 2019 angesetzt und soll in New York stattfinden (UN, 2019).
Tabelle 4.1 Die 17 Ziele der Agenda 2030 für die nachhaltige Entwicklung Nr.
Kurzbezeichnung
Beschreibung
Ziel 1
Keine Armut
Armut in allen ihren Formen und überall beenden
Ziel 2
Kein Hunger
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Ziel 3
Gesundheit und Wohlergehen
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Ziel 4
Hochwertige Bildung
Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
Ziel 5
Geschlechtergleichheit
Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
Ziel 6
Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
Ziel 7
Bezahlbare und saubere Energie
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern
Ziel 8
Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
Ziel 9
Industrie, Innovation und Infrastruktur
Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen (Fortsetzung)
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4
Aktuell laufende Programme …
Tabelle 4.1 (Fortsetzung) Nr.
Kurzbezeichnung
Beschreibung
Ziel 10
Weniger Ungleichheiten
Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
Ziel 11
Nachhaltige Städten und Gemeinden
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten
Ziel 12
Verantwortungsvoller Konsum und Produktion
Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Ziel 13
Maßnahmen zum Klimaschutz
Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Ziel 14
Leben unter Wasser
Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
Ziel 15
Leben an Land
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen
Ziel 16
Frieden, Gerechtigkeit und Starke Institutionen
Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Ziel 17
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Vereinte Nationen, 2018 (2015). Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 17.02.2019].
Ebenso wird jährlich ein Sustainable Development Goals Report veröffentlicht und es gibt freiwillige nationale Review, welche die globale Partnerschaft durch den Austausch von Erfahrungen, einschließlich Erfolgen, Herausforderungen und gewonnenen Erkenntnissen, stärken und dadurch die Umsetzung der
4.1 Die Agenda 2030 für …
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Agenda 2030 zu unterstützen. 2019 werden 47 Länder diese freiwillige nationale Überprüfung beim High-level Political Forum on Sustainable Development (HLPF) durchführen. Alles in allem ist die Agenda ein sehr anspruchsvolles und ambitioniertes Programm, welches nur erfolgreich sein kann, wenn alle sich an der Umsetzung beteiligen und ihren Beitrag zur Erreichung der Ziele leisten angefangen von der Privatperson über die Gesellschaft, Wirtschaft Wissenschaft bis hin zur Politik. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass es neben vielen positiven auch kritische Stimmen gibt und die Agenda noch nicht überall angekommen ist. So zeigte zum Beispiel eine im Sommer 2017 in Deutschland durchgeführte Meinungsumfrage, dass die Mehrzahl der Deutschen den Grundgedanken der Agenda 2030 unterstützt, aber 60% noch nichts von den 17 SDGs gehört hatten und nur circa 10% den Begriff kannten und wussten um was es sich dabei handelt und der eigene Beitrag zur Zielerreichung wurden generell eher als moderate eingestuft (Schneider et al., 2018). Weitere Kritikpunkte sind, dass: die Ziele und deren Bedeutung schwer vermittelbar sind, die Agenda an einigen Stellen zu vage formuliert und zu unverbindlich ist, zu stark auf Wirtschaftswachstum fokussiert wird und die Einflussnahme durch unterschiedliche Stakeholder ein Risiko darstellt (Beisheim, 2015, Steinhilber und Schillinger, 2015, FIAN, 2017 und Dückers, 2017). Auch geben die Ergebnisse der ersten Sustainable Development Goals Reports Anlass zur Besorgnis. In dem Bericht von 2019 wurde festgestellt, dass die Fortschritte in einigen Bereichen nicht ausreichen, um die Ziele und Vorgaben der Agenda bis 2030 zu erreichen. Im Speziellen werden hier Jugendarbeitslosigkeiten, unzureichende Schulbildung, mangelnde Grundversorgung an sanitären Einrichtungen und Stromversorgung, verschmutzte Atemluft und Diskriminierung von Frauen genannt. In dem Report wird ebenfalls bemängelt, dass für eine evidenzbasierte Politikgestaltung die Erhebung, Verarbeitung, Analyse und Verbreitung zuverlässiger, zeitnaher, zugänglicher und ausreichend aufgeschlüsselter Daten erforderlich ist und es hieran noch erheblich mangelt (UN, 2018b). Es verbleiben nur noch zehneinhalb Jahre und die Umsetzung und die Zielerreichung bleibt weit hinter den Erwartungen. In dem 2018 veröffentlichten CONCORD Aidwatch 2018 Bericht der europäischen NGO Konföderation für Unterstützung und Entwicklung, CONCORD, wird die Qualität und Quantität der von den EU-Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission geleisteten Hilfe analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass die EU weltweit der größte Geber von Entwicklungshilfe ist, jedoch die Hilfe im Vergleich zu 2016 um 4% zurückgegangen ist, dass es nach wie vor an verlässlichen und qualitativen Daten mangelt. Sie fordert daher die EU und ihre Mitgliedstaaten auf, dringend mehr zur Beseitigung der Armut zu tun und sich zu einer gleichberechtigten, demokratischen
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4
Aktuell laufende Programme …
und nachhaltigen Welt zum Wohle aller zu bekennen. CONCORD sieht dabei die Agenda 2030, das Pariser Klimaabkommen und die Menschenrechtskonventionen als den Leitrahmen für den gesamten EU-Haushalt einschließlich des auswärtigen Handelns und verweist auch darauf, dass ein Dialog und Partnerschaften mit der Zivilgesellschaft entscheidend sind (CONCORD, 2018).
4.2
Die Strategie für nachhaltige Entwicklung in der Europäischen Union
Die Europäische Union und die Mehrheit ihrer Länder verfügten über Strategien und Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung, die in den letzten Jahren aktualisiert und erweitert wurden, um die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse widerzuspiegeln und die Ziele der Agenda 2030 zu integrieren. Unter ihnen kann die Strategie Europa 2020 mit ihrem Ziel eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums als die führende Strategie angesehen werden. Sie wurde im Juni 2010 angepasst und umfasst die folgenden fünf Schlüsselelemente: Beschäftigung, Forschung und Entwicklung, Klimawandel und Energie, Bildung, Armut und soziale Ausgrenzung. Von 2014 bis 2015 wurde eine Halbzeitüberprüfung durchgeführt, die auch eine öffentliche Konsultation umfasste. Diese Überprüfung hat gezeigt, dass die Strategie immer noch ein geeigneter Rahmen ist und weiterverfolgt wird (EC, 2018). In der Zwischenzeit wurden zusätzliche Richtlinien festgelegt, um einzelne SDGs gezielter zu unterstützen. Um einen Überblick zu erhalten, wurden die wichtigsten europäischen Strategien und Initiativen betrachtet. Die Schwerpunkte sind in der Tabelle 4.2 zusammengefasst. Begonnen wurde mit der führenden Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum, die im nachfolgenden Teil etwas detaillierter beschrieben wird. Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, gibt es viele Überschneidungen zwischen den einzelnen Strategien und den gemeinsamen Nenner, das Streben nach nachhaltiger Entwicklung und Sicherung und Ausbau der wirtschaftlichen und politischen Stellung Europas. Daher ist es wichtig, dass diese europäischen Strategien und Initiativen eindeutig und vollständig umgesetzt und durch weitere Maßnahmen zur Änderung und Verbesserung ihrer Schwerpunktbereiche erweitert werden. Sie müssen außerdem regelmäßig überprüft und die glaubwürdigen Ergebnisse überwacht werden, um ihre Wirksamkeit sicherzustellen und um neue Fakten und Beweise zu berücksichtigen, die möglicherweise seit ihrer Einführung vorliegen oder nachgewiesen wurden (EC, 2019c).
März 2013/Januar 2014 • Okt 2014 – Annahme • Okt 2017 – Revision
EU-Klima- und Energierahmen 2030
• Reduktion der Treibhausgasemissionen • Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien • Verbesserung der Energieeffizienz (Fortsetzung)
• Lebenslanges Lernen und Mobilität Realität werden lassen • Verbesserung der Qualität und Effizienz der Aus- und Weiterbildung • Förderung von Gerechtigkeit, sozialen Zusammenhalt und aktive Bürgerschaft • Steigerung der Kreativität und Innovation, einschließlich des Unternehmertums, auf allen Ebenen der allgemeinen und beruflichen Bildung Dezember 2015 • Neue Ziele für das Recycling verschiedener Abfallströme • Apr 2018 – Genehmigung höherer (Kunststoffe, Lebensmittelabfälle, kritische Rohstoffe, Bau und Recyclingziele und neuer Abbruch, Biomasse und biobasierte Materialien). Maßnahmen • Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit • Mär 2019 – Umfassender Bericht • Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums zum Aktionsplan Generierung neuer Jobs
EU-Paket zur Kreislaufwirtschaft
Mai 2009 • Mär 2012 – Anpassung der Governance • Okt 2014 – Interim Evaluation • Jan 2018 – Erstes Set von Initiativen
Strategischer Rahmen ET 2020 (Europäischer strategischer Rahmen für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung)
Beschäftigung Forschung und Entwicklung Klimawandel und Energie Bildung Armut und soziale Ausgrenzung
März 2010 • • Okt 2014 – Review • • Okt 2015 – Neues Set integrierter • Richtlinien • •
Europa 2020
Schwerpunkte
Anfangsdatum / Updates
Titel
Tabelle 4.2 Europäische Strategien und Initiativen mit Relation zu nachhaltiger Entwicklung
4.2 Die Strategie für nachhaltige … 83
Anfangsdatum / Updates
2013 • Dez 2017 – Review
Oktober 2015
September 2012 • Feb 2017 – Review
2006 • Okt 2011 – Erneuerung der Richtlinie • Jan 2015 – Öffentliche Konsultation • Dez 2016 – Neue Richtlinie zur Offenlegung nichtfinanzieller Informationen
Titel
EU-Kohäsionsstrategie
EU Food 2030
EU Health 2020 (Europäischer gesundheitspolitischer Rahmen)
CSR-Politik der EU und die Multi-StakeholderPlattform der EG-SDG
Tabelle 4.2 (Fortsetzung)
Nahrungsmittel für eine nachhaltige und gesunde Ernährung Klimaschonende und umweltverträgliche Lebensmittelsysteme Zirkularität und Ressourceneffizienz von Lebensmittelsystemen Innovation und Empowerment von Communities
(Fortsetzung)
4
Verbesserung der Sichtbarkeit von CSR und Verbreitung bewährter Praktiken durch: • Verbesserung und Kontrolle des Vertrauens in Unternehmen • Verbesserung der Selbst- und Koregulierungsprozesse • Steigerung der Marktprämie für CSR Verbesserung der Offenlegung von Sozial- und Umweltinformationen durch Unternehmen • Weitere Integration von CSR in Bildung, Ausbildung und Forschung • Hervorheben der Bedeutung nationaler und subnationaler CSR-Strategien • Bessere Abstimmung europäischer und globaler Ansätze auf CSR
• Deutliche Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Bevölkerung • Reduktion gesundheitliche Ungleichheiten • Stärkung der öffentlichen Gesundheit Gewährleistung von auf den Menschen ausgerichteten Gesundheitssystemen, die universell, gerecht, nachhaltig und von hoher Qualität sind
• • • •
Hauptinvestitionspolitik der EU zur Unterstützung von: • Schaffung von Arbeitsplätzen • Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen • Wirtschaftswachstum • Nachhaltige Entwicklung • Verbesserung der Lebensqualität der Bürger
Schwerpunkte
84 Aktuell laufende Programme …
Februar 2012 • Nov 2017 – Review • Okt 2018 – Update zu einer nachhaltigen Bioökonomie für Europa
Die Bioökonomie Strategie
• Gewährleistung der Lebensmittel- und Ernährungssicherheit • Nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen • Verringerung der Abhängigkeit von nicht erneuerbaren, nicht nachhaltigen Ressourcen, unabhängig davon, ob diese aus dem Inoder Ausland stammen • Milderung und Anpassung an den Klimawandel • Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und Schaffung von Arbeitsplätzen • Produktion erneuerbarer biologischer Ressourcen und deren Umwandlung in lebenswichtige Produkte und Bioenergie
Schwerpunkte
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die in der Tabelle angegebenen Ressourcen.
Anfangsdatum / Updates
Titel
Tabelle 4.2 (Fortsetzung)
4.2 Die Strategie für nachhaltige … 85
86
4
Aktuell laufende Programme …
Aus diesem Grund werden von Eurostat jährlich aktuelle Daten zu den von der Strategie Europa 2020 abgedeckten Bereichen veröffentlicht, welche dabei helfen sollen, die Fortschritte bei der Erreichung der Ziele der Strategie zu Überprüfen. In dem 2018 veröffentlichten Bericht Smarter, greener, more inclusive? Wurde ein sehr gemischtes Ergebnis vorgestellt. So wurden erhebliche Fortschritte in den Bereichen Klimawandel und Energie bescheinigt, wohingegen die Bereiche FuE-Investitionen, Beschäftigung und Armutsbekämpfung noch weit von den angestrebten Zielen entfernt sind (Eurostat, 2018). Zur Messung wurden neun Kernindikatoren und zusätzliche Unterindikatoren definiert, die die Überwachung und Beurteilung der acht Ziele der Strategie ermöglichen sollen. In Tabelle 4.3 sind die Trends bei den Kernindikatoren in den letzten acht Jahren von 2008 bis 2016 oder sogar 2017, in Abhängigkeit von der Datenverfügbarkeit, aufgelistet. Bei der Betrachtung der Werteentwicklung, wird deutlich, dass der Trend generell in die richtige Richtung zeig, jedoch sind bei einigen Werten die Fortschritte so minimal, dass wenn es keine wesentliche Veränderung in den verbleibenden Monaten bis 2020 die Zielvorgaben nicht erreicht werden. Was ebenfalls angemerkt werden sollte, dass es neben den Europäischen Zielvorgaben teilweise abweichende nationale Vorgaben gibt, so hat zum Beispiel Deutschland einen
Tabelle 4.3 Trends bei den Kernindikatoren in den letzten acht Jahren 2008–2016 /2017 Thema
Kernindikatoren (Messgröße)
2008
2013
2014
2015
2016
2017
Ziel
Beschäftigung
Beschäftigungsquote der Altersgruppe 20–64, gesamt (% der Bevölkerung)
70,3
68,4
69,2
70,1
71,1
72,2
75
FuE
Bruttoinlandsausgaben für FuE (% des BIP)
1,84
2,02
2,03
2,04
2,03
2,06
3
Klimawandel und Energie
Treibhausgasemissionen (Index 1990 = 100)
90,6
80,4
77,4
78
77,6
78,3
80
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch (%)
11,1
15,2
16,1
16,7
17
17,5
20
Primärenergieverbrauch (Millionen Tonnen Öläquivalent)
1.693
1.571
1.509
1.532
1.543
1.562
1.483
Endenergieverbrauch (Millionen Tonnen Öläquivalent)
1.180
1.108
1.063
1.086
1.108
1.123
1.086
(Fortsetzung)
4.2 Die Strategie für nachhaltige …
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Tabelle 4.3 (Fortsetzung) Thema
Kernindikatoren (Messgröße)
2008
2013
2014
2015
2016
2017
Ziel
Bildung
Schul- und Ausbildungsabbrecher insgesamt (% der Bevölkerung im Alter von 18 bis 24 Jahren)
14,7
11,9
11,2
11
10,7
10,6
=40
Menschen, die von Armut 116,1 oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, EU-27 (Millionen Menschen)
121,6
120,8
117,8
116,9
:
96,2
Armut und soziale Ausgrenzung
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Eurostat, 2018. Smarter, greener, more inclusive?. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 17.05.2019] und Eurostat, 2019. Leitindikatoren: Scoreboard. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 26.05.2019].
Zielwert von 77% bei dem Beschäftigungsindikator, während Italien nur 67–69% als nationale Vorgabe hat. Dieses macht es zusätzlich schwierig die gemeinsam vereinbarten Ziele zu erreichen (EK, 2019b). Die Zusammensetzung des neu gewählten Europäischen Parlaments und das nahende Ende des Horizonts der Strategie Europa 2020 werden zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen, ebenso wie der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union und der wachsende Populismus in mehreren europäischen Ländern. Das Jahr 2019 wird in diesem Hinblick von entscheidender Bedeutung sein. Als erstes gab es die nicht eingeplante Beteiligung Großbritanniens an der Wahl des Europaparlaments, die aufgrund der Verschiebung des Brexits bis Ende Oktober 2019 zu erfolgen hatte, und somit 73 britischen Abgeordneten (knapp 10% des gesamten Europaparlaments) für einen knappen Zeitraum von vier Monaten die Geschicke der EU mitbestimmen können. Grotesker Weise hat die Brexit Partei mit knapp 31% die meisten Stimmen erhalten. Weiterhin hat sich die Befürchtung bestätigt, dass viele Wähler eher den Nationalisten und Rechtspopulisten ihre Stimme geben und ebenso europaskeptische Parteien dazugewinnen werden, wohingegen die Christdemokraten und Sozialdemokraten die meisten Verluste verzeichnet haben (EU, 2019a). Was bisher positiv
88
4
Aktuell laufende Programme …
an dieser Wahl war, dass die Wahlbeteiligung bei über 50% lag, was das gestiegene Interesse der Bevölkerung zeigt. Auch lässt das gute Ergebnis der grünen Parteien erhoffen, dass die Themen Klimaschutz und Umweltpolitik mehr an Bedeutung gewinnen werden (EU, 2019b). Es bleibt also abzuwarten, wie sich das Parlament ab Juli 2019 ausrichten wird, wer EU-Kommissionspräsident und wer Chef der EZB wird und ob sich dadurch die Politik der europäischen Union im Hinblick auf die Agenda 2030, das Klimaabkommen und die Europa 2020 Strategie verändern wird. Aber auch die Herausforderungen außerhalb Europas werden maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg dieser Strategien und Initiativen und ihre Praktikabilität haben. Im Jahreswachstumsbericht 2019 der Europäischen Kommission (EK, 2018d) wird deshalb auch darauf hingewiesen, dass die externen Risiken und Herausforderungen einer stärkeren und gemeinsamen europäische Antwort bedürfen, eine Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion zwingend notwendig ist und das höhere und intelligentere Investitionen in Kompetenzen und Bildung erforderlich sind. Deshalb ist ein wichtiger Eckpfeiler für den Erfolg der europäischen Strategien und Initiativen für Nachhaltigkeit, die Forschung und Entwicklung und insbesondere ihre Finanzierung, die hauptsächlich aus dem Europäischen Struktur- und Investitionsfonds, dem Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), das LIFE-Programm und Horizont gefördert wird. 2020. Aus diesem Grund konzentriert sich der Abschnitt 4.4 der Forschung auf die beiden wichtigsten Förderprogramme, ihren Status, die ersten Ergebnisse und ihre Zukunftspläne. Doch zunächst sollen ein Überblick und der aktuelle Stand zur Digitalen Agenda für Europa präsentiert und analysiert werden, denn sie bildet einen wichtigen Schwerpunkt der Strategie Europa 2020 und in der Entwicklung der europäischen Wirtschaft hin zu einem digitalen Binnenmarkt und damit der Sicherung der Wettbewerbsposition auf dem internationalen Mark.
4.3
Die Initiative Digitalisierung der europäischen Industrie
Wie von Präsident Jean-Claude Juncker gesagt, durchdringen die digitalen Technologien und die digitale Kommunikation heute unser gesamtes Leben und es ist wichtig, dass die europäische Wirtschaft den Anschluss an die weit fortgeschrittenen Volkswirtschaften der Japans, Chinas und vor allem den USA in diesem Bereich findet (EK, 2017c). Am 6. Mai 2015 hat Europäische Kommission die Strategie für einen digitalen Binnenmarkt für Europa vorgestellt. Diese Strategie basiert auf den folgenden drei Eckpfeilern:
4.3 Die Initiative Digitalisierung der europäischen Industrie
89
• Verbesserter Online-Zugang für Unternehmen und Verbraucher zu Dienstleistungen und Waren in ganz Europa; • Etablierung der richtigen Bedingungen für prosperierende digitale Netze und Dienste; • Optimale Ausschöpfung des Wachstumspotenzials der europäischen digitalen Wirtschaft (EK, 2015b). Im Rahmen dieser Strategie sollen Themen wie grenzüberschreitenden elektronischen Handel, Geoblocking, Urheberrecht, Telekommunikationsvorschriften, Mediengesetzgebung, Umgang mit personenbezogenen Daten, Sicherheit von digitalen Diensten und Interoperabilität und Normung betrachten, analysiert und anschließend neue zeitgemäße und europaweit geltende Regelungen entwickelt und verabschiedet werden (EK, 2015b). Im Mai 2017 wurde der Halbzeitüberprüfung der Strategie für einen digitalen Binnenmarkt vorgestellt. Darin heißt es, ein rasches Handeln und eine wirksame Umsetzung von Nöten sind, damit die Chancen der digitalen Technik ausgenutzt werden, europäische Unternehmen weltweit wettbewerbsfähig bleiben und Start-ups in der EU schnell und nachhaltig wachsen können. Es wurde erneut bekräftigt, dass massive Investitionen in Infrastrukturen und Kompetenzen notwendig sind und die Innovationskraft der Unternehmen und Gesellschaft gefördert werden müssen, um die Vorteile der Digitalisierung nutzen zu können (EK, 2017c). Um dieses zu unterstützen wurde im Juni 2018 ein Vorschlag für die Aufstellung des Programms Digitales Europa, welches den Zeitraum 2021–2027 umfassen soll präsentiert. Dieser soll den Grundstein für ein solides Investitionsprogramm zur Strategie für einen digitalen Binnenmarkt legen und die Stärkung der europäischen Kapazitäten in folgenden Bereichen ermöglichen: künstliche Intelligenz, Hochleistungsrechner, Cybersicherheit und fortgeschrittene digitale Kompetenzen sowie auf deren stärkere Nutzung in der Wirtschaft und Gesellschaft. Einige dieser Themen überschneiden sich mit dem Horizont Europa Programm, wobei es dort schwerpunktmäßig um Demonstrations- und Pilotprojekte, Erprobung und Innovation, Konzeptnachweise und vorkommerzieller Entwicklungen von digitalen Technologien geht. Der mehrjährigen Finanzrahmen umfasst knapp 9,2 Mrd. e und soll eine direkter Mittelverwaltung gemäß der Haushaltsordnung haben (EK, 2018e). Im Dezember 2018 wurde vom europäischen Rat sein Standpunkt für die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament festgelegt (ER, 2018). Im April 2019 erfolgte dann die legislative Entschließung des Europäischen Parlaments und der Vorschlag wurde mit großer Mehrheit angenommen (EP, 2019). Damit wurde ein entscheidender Schritt zur Förderung der Digitalisierung innerhalb der EU getan.
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Aktuell laufende Programme …
Dieses ist auch zwingend notwendig, denn wie aus dem aktuell für 2019 veröffentlichten Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) der letzten 6 Jahre ersichtlich ist, hat sich in Europa einiges bei der Digitalisierung getan aber die Fortschritte sind bei weitem nicht ausreichend (Abbildung 4.1). Mittlerweile nutzen zwar 83% der Gesellschaft mindestens einmal pro Woche das Internet, 60% aller Haushalte verfügen über eine mindestens 100 Mbit/s Anbindung und 64% nutzen digitale öffentliche Dienste. Jedoch können nur 31% der Bevölkerung fortgeschrittene Internetnutzer betrachtet werden, was gegenüber dem wachsenden Bedarf an Fachkräften mit fortgeschrittenen digitalen Kompetenzen definitiv zu wenig ist, obwohl der Indikator für Humankapital das stärkste Wachstum zeigt (EC, 2019 f).
Abbildung 4.1 EU Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2014– 2019. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf EC, 2019e. The Digital Economy and Society Index (DESI). [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 16.06.2019].)
Ebenso gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten (Abbildung 4.2). So belegen die ersten Plätzte nicht die großen Volkswirtschaften, was schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit der EU ist. Spanien liegt im Ranking auf Platz 13, gefolgt von Deutschland auf Platz 14, Frankreich auf Platz 17 und Italien sogar auf Platz 26, einzig Großbritannien ist auf Platz fünf und somit in der Spitzengruppe (EC, 2019f). Aber nicht nur bei den Ländern gibt es Differenzen, sondern auch bei den Unternehmen basierend auf deren Größe und Geschäftsausrichtung. So besitzen nur 77% der KMUs eine eigene Webseite währende es bei Großunternehmen 93% sind. Bei der Verfügbarkeit von IT Skills im Unternehmen ist der Unterschied sogar noch größer, bei KMU sind es 65% und bei Großunternehmen 90%. Auch im Bei der Verarbeitung und Nutzung von Big
4.3 Die Initiative Digitalisierung der europäischen Industrie
91
Data liegen die KMUs mit 12% ebenfalls hinter den Großunternehmen mit 33% (EC, 2019g). Hier sollte die Programme Digitales Europa und Horizont Europa definitive eine Verbesserung bringen.
Abbildung 4.2 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2019 pro Land. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf EC, 2019e. The Digital Economy and Society Index (DESI). [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 16.06.2019].)
Eine weitere wichtige Komponente der Strategie für den digitalen Binnenmarkt sind die Digitalen Industrieplattformen, welche eine Brücke zwischen technologischen Bausteinen und industriellen Anwendungen schlagen soll und deren Aufbau von der EU mit einer Investition von rund 300 Mio. e zwischen 2018-2020 unterstützt wird. Die Schwerpunkte liegen hierbei auf: digitale Fertigungsplattformen für vernetzte intelligente Fabriken, landwirtschaftliche digitale Integrationsplattformen und digitale Dienstleistungsplattformen für die ländliche Wirtschaft, intelligentes Krankenhaus und intelligentes/gesundes Wohnen zu Hause, interoperable Smart Homes und Big Data-Lösungen für Energie und vorbereitenden Maßnahmen für intelligentes Bauen (EC, 2018d). Dabei sieht die EU in der intelligenten Landwirtschaft erhebliche Chancen für Europa und erhebliche Verbesserungspotentiale bei Nachhaltigkeit und Effizienz durch die Nutzung der digitalen Plattformen. Aber auch die digitale Transformation von Gesundheit und Pflege soll zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Gesundheits- und Pflegesysteme und zur Schaffung neuer Märkte und eines Wachstums für die Industrie im Bereich digitaler Gesundheits- und Pflegesysteme führen (EU, 2017a).
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Zusammenfassend kann festgehalten, dass bereits viel erreicht wurde, seit dem Start der Strategie wurden 28 Gesetzesinitiativen vom Europäischen Parlament und vom Rat der Europäischen Union politisch vereinbart oder abgeschlossen, es wurden rund 43,2 Mrd. e in den digitalen Sektor und mehr als 14 Mrd. e in digitale Technologien investiert. Juni 2017 wurden die Roaminggebühren abgeschafft und seit Dezember 2018 gibt es neu Regelungen bezüglich Geoblocking, es gibt eine die erste Regelung zum Onlineplattform Handel, sowie modernisierte Copyright und Cybersecurity Gesetze, von denen am meisten die EU Bürger profitieren (EC, 2019h). Wenn es der Europäischen Union gemeinsam gelingt die Digitalisierung zielführend voranzubringen, so hat dieses neben den positiven Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auch positive Effekte für die Gesellschaft und Umwelt. Die Transformation kann aber nur gelingen, wenn alle Staaten gemeinsam daran arbeiten, die Politik entsprechende Regelungen verabschiedet und sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern verringern. Dabei bilden die europäischen Forschungs- und Entwicklungs-Programme einen wichtigen Grundpfeiler.
4.4
Europäische Forschungs- und Entwicklungs-Programme zur Förderung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Insgesamt verfügt die Europäische Union über rund 50 Forschungsfinanzierungsprogramme, die im Rahmen des mehrjährigen Finanzrahmens durchgeführt werden, um europäische Strategien und Initiativen zu unterstützen (EC, 2019a). In der folgenden Tabelle (Tabelle 4.4) werden die Details der aktuellen Hauptförderprogramme, die eine nachhaltige Entwicklung unterstützen, einschließlich ihrer Ziele, Maßnahmen und Budgetgröße zusammengefasst. Alle diese Förderprogramme haben ein gemeinsames Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken und auszubauen und damit die Weltmarkstellung Europas durch die Förderung von Forschung und Entwicklung zu sichern. Bei der Betrachtung der ersten Ergebnisse wird deutlich, wie groß das Interesse und der Bedarf an solchen Programmen ist, so wurden zum Beispiel mit den Investitionsplan bis Ende 2017 Investitionen in Höhe von 335 Mrd. e EUR ausgelöst von denen zirka 700.000 KMUs profitieren und mehr als 750.000 Jobs geschaffen wurden (EK, 2018a). Mit Hilfe der ESI-Fonds flossen bis Oktober bereits 405 Mrd. e in die EU-Realwirtschaft, davon 97 Mrd. e in Forschung, Innovation, Digitale Projekte und KMUs, 85 Mrd. e für soziale Inklusion und
Maßnahmen
• Große Infrastruktur • Forschung & Innovation • Beschäftigung Umweltverträglichkeit
e Generierte Investition bis zu 315 (500*) Mrd. e
2016 verlängert und erweitert
(Fortsetzung)
für strategische Investitionen) in Partnerschaft mit der Europäischen Investitionsbank
• EU-Fonds für regionale Entwicklung • EU-Sozialfonds • Kohäsionsfonds EU-Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums • EU-Meeres- und Fischereifonds Investitionsplan für https://ec.europa.eu/commission/priorities/jobs-growth-and-investment/investment-plan-europe-juncker-plan_de Europa EU-Infrastrukturinvestitionsplan Fund Pipeline von EU-Projekten mit • Neues Finanzinstrument: (Juncker-Plan) (2015–2020), *wurde im Dez. 21 (26*) Mrd. den Schwerpunkten: EFSI (Europäischer Fonds
• Forschung und Innovation • Digitale Technologien Unterstützung der CO2armen Wirtschaft • Nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen • Wettbewerbsfähigkeit KMUs
647 Mrd. e
Europäische Struktur- und Investitionsfonds (2014–2020)
Ziele
https://ec.europa.eu/info/funding-tenders/funding-opportunities/funding-programmes/overview-funding-programmes/ european-structural-and-investment-funds_de
ESI-Fonds
Budget
Thema (Zeitrahmen)
Titel
Tabelle 4.4 Europäische Förderprogramme mit Referenz zu Nachhaltigkeit
4.4 Europäische Forschungs- und Entwicklungs-Programme … 93
• • • • •
Ressourceneffizienz Wasser Abfall Schlüsseltechnologien KMU
EU-Finanzierungsinstrument für Umwelt- und Klimapolitik (2014–2020)
3.4 Mrd. e • • • • •
Umwelttechnologien Ressourceneffizienz Industrie & Produktion Abfall Wasser
http://ec.europa.eu/environment/life/www.ec.europa.eu/life
Fast 80 Mrd. e
Ziele
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die in der Tabelle angegebenen Ressourcen.
Life
EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (2014–2020)
https://ec.europa.eu/programmes/horizon2020
Horizon 2020
Budget
Thema (Zeitrahmen)
Titel
Tabelle 4.4 (Fortsetzung)
• • • •
Vorführung & Pilot Kapazitätsaufbau Beste Übung Information, Sensibilisierung und Verbreitung
• Innovationsmaßnahme • KMU-Instrument • Öffentliches Beschaffungswesen für Innovation • Vorkommerzielle Beschaffung
Maßnahmen
94 4 Aktuell laufende Programme …
4.4 Europäische Forschungs- und Entwicklungs-Programme …
95
Bildung und Beschäftigung und 142 Mrd. e wurden für Klimaschutz- und Umweltmaßnahmen und das Verkehrswesen ausgegeben (EK, 2018b). Diese Programme haben alle einen Zeitrahmen bis 2020, doch bereits jetzt wird über die Fortsetzung der meisten von ihnen verhandelt. So soll das Nachfolgeprogramm des sogenannten Juncker-Plans den Namen InvestEU Programme tragen, einen Zeitraum von 2021–2027 abdecken und soll eine Gesamtfinanzierung von 650 Mrd. e generieren. Auch soll durch schlankere und optimierte Investitionsunterstützung der Zugang zu EU-Mitteln vereinfacht und die Wirksamkeit erhöht. Dabei setzt das neue Programm auf diese 4 Säulen: nachhaltige Infrastruktur, Forschung, Innovation und Digitalisierung, KMUs, soziale Investition und Fähigkeiten (EK, 2019a). Im nachfolgenden Teil dieses Abschnittes werden die beiden Programme LIFE und Horizont 2020 eingehender analysiert und vorgestellt, ihre Anfänge, ihr Status und ihre Ergebnisse sowie die Pläne für ihre Zukunft nach 2020. Als Ausgangspunkt für die Gewährung einer finanziellen Unterstützung für den Lebensraumschutz und die Festlegung eines zweckgebundenen Budgets für den Naturschutz können die Jahre 1982 und 1983 herangezogen werden nachdem die Notwendigkeit für mehr Umweltschutzmaßnahmen erkannt wurde. Im Juli 1984 wurde vom Europäischen Parlament das Programm ACE (Action Communautaire pour l‘Environnement) ins Leben gerufen. Mit Hilfe dieses Programmes wurden bis 1991 108 Projekte für Naturschutz und saubere Technologien finanziert (EC, 2018). Im Anschluss an das ACE-Programm wurde ein umfassenderes Umweltund Klimaprogramm aufgestellt, um ein breiteres Spektrum an Forschung und Entwicklung in diesen Bereichen abzudecken. Das so genannte LIFE-Programm wurde 1992 gestartet und befindet sich derzeit im fünften Zyklus. Der sechste Zyklus ist für den Zeitraum von 2021 bis 2027 in Planung. Bislang wurden über 4.600 Projekte durch LIFE finanziert, und bis 2020 wird der Beitrag, der zum Umweltschutz bereitgestellt wurde, sich auf rund 6,5 Mrd. EUR belaufen (EG, 2019c). Die Abbildung 4.3 zeigt die Förderperioden des LIFE-Programms, deren Hauptziele, die Anzahl der realisierten Projekte und das Budget. Im November 2017 wurde der Halbzeitbericht für das LIFE Programm von der Europäischen Kommission veröffentlicht, wobei zu Beurteilung nur die Projekte von 2014 und 2015 bewertet wurden und nur eine geringe Anzahl Projekte zum Zeitpunkt der Bewertung abgeschlossen waren. Im Allgemeinen wurde festgestellt, dass das Programm ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis aufzeigt und bis 2014 einen gesellschaftlichen Nutzen von etwa 1,7 Milliarden erzielt wurde, welches ein Vielfaches des eingesetzten Budgets entspricht. Ebenso trägt LIFE dazu bei, die Anwendung der EU-Umwelt- und Klimagesetze und -politiken EU-weit zu vereinheitlichen, es fördert die Solidarität bei der
Entwicklung des LIFE-Programms von 1992 bis 2027. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf der durchgeführten
4
Abbildung 4.3 Recherche.)
96 Aktuell laufende Programme …
4.4 Europäische Forschungs- und Entwicklungs-Programme …
97
Bewirtschaftung und Erhaltung der Umweltgüter innerhalb Europas und den Wissensaustauch über nationale Grenzen hinaus. Jedoch wurden auch kritische Punkte angemerkt, die vor allem mit dem Programm, der Administration und Nutzung der Ergebnisse zu tun haben. Es wurde vorgeschlagen, die Antrags- und Berichterstattungsprozesse zu vereinfachen, eine stärkere strategischen Ausrichtung des nachfrageorientierten Teils des Programms anzustreben und die Ergebnisse der Projekte schneller und öfter zu reproduzieren und zu übertragen. Auch wurde festgestellt, dass eine Verbesserung der Kommunikationsstrategie notwendig ist, um die Kernbotschaften objektivere und zielspezifischere zu vermitteln und eine strukturiertere Koordinierung zwischen den Akteuren zu gewährleisten (EK, 2017b). Im Oktober hat die Europäische Kommission beschlossen für das LIFE Programm für die kommenden 7 Jahre (2021–2017) ein Investitionspaket in Höhe von 243 Millionen e zur Verfügung zu stellen, damit soll der Weg der europäischen Union hin zu einer nachhaltigeren und emissonsärmeren Zukunft unterstützt werden. Dabei werden die Schwerpunkte hauptsächlich auf Umwelt und Ressourceneffizienz, Natur und Biodiversität, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, sowie die Verbesserung der Verwaltungspraxis und Information liegen (EK, 2018c). Es bleibt nun abzuwarten, ob die Kritikpunkte bei dem Setup des neuen LIFE Programmes berücksichtigt und die Schwachstellen beseitigt werden, denn bei einem 60% höheren Budget sollte sichergestellt werden, dass die vorhandenen Ideen und Verbesserungen zu Projekten und die Ergebnisse so oft wie möglich reproduziert werden. Das Thema, Forschung und Entwicklung, war in der Europäischen Union immer von zentraler Bedeutung, weshalb ein forschungsbezogenes politisches Instrument erforderlich war, um auf europäischer Ebene entsprechende Projekte zu fördern. Am 25. Juli 1983 hat der Rat der Europäischen Gemeinschaften das erste Rahmenprogramm für Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (RP1) mit einem Zeitrahmen von 1984 bis 1987 und einem Gesamtbudget von 3,75 Mrd. EUR angekündigt. Das zweite Rahmenprogramm (RP2 – 1987 bis 1991) verfügte über ein Budget von 5,4 Mrd. EUR, und das dritte Rahmenprogramm (RP3 – 1990 bis 1994) verfügte über ein Budget von 6,6 Mrd. EUR (EG, n.d.). Diese Aufstockung des Budgets erreichte eine beispiellose Dimension mit dem AchtRahmenprogramm. Das sogenannte Horizont-2020-Programm, das 2014 mit dem bislang größten Budget von rund 80 Milliarden Euro für den Zeitraum von sieben Jahren von 2014 bis 2020 gestartet wurde. H2020 ist das Finanzinstrument und der Rahmen für die Strategie Europa 2020 zur Förderung des Wirtschaftswachstums, zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Sicherung der globalen
4
Abbildung 4.4 Entwicklung des Rahmenprogramms/Horizon von 1994 bis 2027. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf der durchgeführten Recherche.)
98 Aktuell laufende Programme …
4.4 Europäische Forschungs- und Entwicklungs-Programme …
99
Wettbewerbsfähigkeit Europas (EG, 2017). Die nachstehende Abbildung (Abbildung 4.4) zeigt die Förderperioden des Rahmenprogramms, beginnend mit der vierten, ihre Hauptziele, die Anzahl der realisierten Projekte und das Budget. Der Fortschritt des Programm Horizont 2020 wurde zum ersten Mal im Jahr 2015 überprüft und die letzte Überprüfung wurde im Jahr 2018 veröffentlicht. In der folgenden Tabelle 4.5 sind die wichtigsten Ergebnisse (Kennzahlen) aus beiden Berichten und dem Horizon Dashboard, welches die tagesaktuellen Werte anzeigt, aufgeführt. Hierbei können die aktuellen Ergebnisse des Dashboards mit den Ergebnissen des RP7-Programms verglichen werden. Die Auswertung der Kennzahlen und Fortschrittsberichte des H2020-Programms zeigt, dass ein hohes Interesse und ein hoher Grundbedarf bestehen. Etwa 20,5% der Teilnehmer kommen von KMUs und 73% aus Ländern außerhalb Europas. Die aktuellen Zahlen
Tabelle 4.5 Kennzahlen von den Fortschrittsberichten des Horizont 2020 Programmes, der aktuelle Stand im Vergleich zu den endgültigen Zahlen des RP7 Programmes Kennzahlen
Report 2015 (EU, 2015)
Report 2018 (EU, 2018)
Aktuelle Werte FP7 (EC, 2019a) (EC, 2015a, c)
Zeitrahmen für die Werteermittlung
Jan 2014–Dez 2014
Jan 2014–Dez 2016
Jan 2014–Apr 2019
Jan 2007–Dez 2013
Anz. Bewerbungen
123.334
400.000
658.338
598.080
Anz. Förderfähiger Vorschläge
36.732
115.235
190.867
139.292
Anz. Unterzeichneter Projekte
3.236 (bis Ende Apr 2015)
13.903
21.876
25.053
Erfolgsrate
n/a
12,06%*
11,46%*
17,98%*
EU Finanz-Beitrag
5,5 Mrd. e
24,8 Mrd. e
40,0 Mrd. e
50,5 Mrd. e
Prozentualer Anteil Neulinge
38%
54.4%
n/a
74%
Anz. Länder
73
139
156
152
Anz. Beteiligter
6.774
58.964
106.215
134.00
Anz. KMU Beteiligter
1.030
4.990
21.832
24.000
*Selbst berechnete Werte – Erfolgsquote = unterzeichnete Projekte/förderfähige Vorschläge Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die im Tabellenkopf angegebenen Ressourcen.
100
4
Aktuell laufende Programme …
des Projektes liegen sehr nahe an den endgültigen Zahlen des RP7 und es verbleiben nur noch etwa 21 Monate bis Ende 2020. In Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wachstum zeigt der Evaluierungsbericht zu Horizont 2020, dass das Programm seinen Auftrag erfüllt und das Potenzial größer wäre, da für die Finanzierung aller eingereichten Projekte, die die festgelegten Exzellenzkriterien erfüllen, rund 62 Mrd. EUR erforderlich wären und 83% der Projekte ohne diese Investition nicht realisiert worden wären (Fornero und Haupt, 2018). Diese Aussagen legen nahe, dass H2020 sinnvoll und zielgerichtet ist, aber es gibt auch andere Stimmen und Meinungen. Zum Beispiel versprach H2020 „mehr Durchbrüche, Entdeckungen und Weltneuheiten, indem großartige Ideen aus dem Labor auf den Markt gebracht würden“ (EC, 2017b). Aber warum beteiligen sich dann nur etwa 20,5% der KMU und der Beitrag des Privatsektors beträgt 29,1%, wer wird die Idee auf den Markt bringen? Eine andere Aussage ist, dass der H2020 als ein Hauptmerkmal eine Vereinfachung aufweist. Hier wiederum kann gefragt werden, warum es eine ganze Branche von Beratungsunternehmen gibt, die ihre Dienstleistungen anbieten, und dafür werden wertvolle Fördermittel ausgegeben werden. Es ist auch überraschend, dass ungefähr 42,6% der Gesamtfinanzierung für die Koordinator Rolle verwendet werden. Es ist klar, dass ein Projekt mit mehreren Partnern aus verschiedenen Ländern ein gewisses Maß an Koordination und eine regelmäßige und aussagekräftige Berichterstattung erfordert, aber der Prozentsatz spiegelt keine Vereinfachung wider. Ein weiterer Aspekt ist die Verteilung der Subventionen, die oberen Ränge sind überwiegend von westeuropäischen Staaten besetzt (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien). Natürlich sind dies wahrscheinlich die Länder, die den größten Beitrag zum Finanzierungstopf für H2020 leisten, aber sollte es nicht das Ziel der Projekte sein, die weniger entwickelten und nachfragestarken Länder Europas zu fördern? In der aktuellen Liste kommen nur ca. 12% der Teilnehmer aus osteuropäischen Ländern und 82% aus westeuropäischen Ländern. Der Nettobeitrag beträgt ca. 7% für osteuropäische Länder und ca. 90% für westeuropäische Länder. Einige der oben genannten Aspekte wurden auch in der Verpflichtung und Kohärenz – Ex-post-Bewertung des 7. EU-Rahmenprogramms (EC, 2015a) und in den wichtigsten Ergebnissen der Zwischenbewertung von Horizont 2020 (EU, 2017) bereits angemerkt. Das Programm Horizont 2020 hat fast das Ende seines Zeitrahmens erreicht und die Planung für das Folgeprogramm Horizont Europa ist in vollem Gange. Es soll über ein Budget von 100 Mrd. EUR und einen Zeitraum von erneut sieben Jahren von 2021 bis 2027 verfügen. Es wird in drei Säulen unterteilt: Offene Wissenschaft, globale Herausforderungen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit sowie offene Innovation (FFG, 2019). Eine der großen Herausforderungen wird
4.5 Modelle für integrierte Managementsysteme …
101
es sein, den Verlust Großbritanniens als einen der wichtigsten Nettozahler auszugleichen. Auch sollten die Prozesse und die Berichterstattung vereinfacht werden, um damit mehr Teilnehmer aus dem privaten Sektor und insbesondere aus den KMUs anzuziehen.
4.5
Modelle für integrierte Managementsysteme für Qualität, Umwelt und soziale Verantwortung
Integrierte Qualitäts-, Umwelt-, Arbeitsschutz- und Sicherheitsmanagementsysteme sind allseits bekannt und wurden vielfach hinsichtlich ihrer Unterstützung beim Aufbau einer sozial verantwortlichen Organisation und ihrem Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung untersucht, sowie die Hauptmotive die Implementierung, die damit verbundenen Widerstände und Probleme, die kritischen Erfolgsfaktoren und die resultierenden Vorteile (Domingues et al., 2015, Gianni, et al., 2017, Mežinska et al., 2015 und Olaru et al., 2014). Eine einfache und verständliche Definition für integrierte Managementsysteme findet sich auf der Webseite von SciQual (2019), darin heißte: Ein integriertes Managementsystem (IMS) kombiniert alle zugehörigen Komponenten eines Unternehmens zu einem System, um die Verwaltung und den Betrieb zu vereinfachen. Am häufigsten werden dabei Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheitsmanagementsysteme und soziale Verantwortung kombiniert und verwaltet, wobei diese keine separaten Systeme darstellen, sondern, vielmehr in Verknüpfungen integriert werden, sodass ähnliche Prozesse nahtlos verwaltet und ohne Duplizierung ausgeführt werden können. In der nachfolgenden Abbildung (Abbildung 4.5) ist das Framework für integriertes Management System und soziale Verantwortung in Verbindung mit den Grundsätzen der Unternehmensführung (Organisatorische Governance) und den dazugehörigen ISO Standards dargestellt. Dabei stellt die ISO 45001 den jüngsten Standard in der ISO dar. Sie wurde unter Berücksichtigung anderer verwandter Normen wie OHSAS 18001, Arbeitsschutzmanagement, der ILO-Arbeitsschutzrichtlinien von 2001 und verschiedener nationaler Normen entwickelt und steht im Einklang mit den internationalen Arbeitsnormen und konventionen der ILO (ISO, 2018a). Für die ISO 45001 und ISO 26000 gibt es keine Zertifizierung, wobei jedoch eine Zertifizierung nach OHSAS 18001 die notwendigen Vorrausetzungen für die erfolgreiche Implementierung der ISO 45001 bilden kann. Die Internationale Standardisierungsorganisation ist eine am 23 Februar 1947 gegründete, unabhängige internationale Nichtregierungsorganisation die Mitglieder aus 164 Ländern vereint und in 784 technische Komitees und Unterausschüsse
102
4
Aktuell laufende Programme …
Abbildung 4.5 Framework für integriertes Management System und CSR. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Mežinska, I., Lapi¸na, I. und Mazais, J., 2015. Integrated management systems towards sustainable and socially responsible organisation, Total Quality Management & Business Excellence, 26:5–6, 469–481, https://doi.org/10.1080/147 83363.2013.835899.)
unterteilt ist. Aktuell existieren 22.670 ISO-Normen, die verallgemeinert die Sicherheit und Qualität von Produkten und Dienstleistungen im internationalen Handel unter Berücksichtigung von Umweltaspekten, sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen gewährleisten sollen. Die ISO Standards haben eine fundierte Basis, denn sie vereinen die Kernkomponenten von vielen nationalen Standards und werden regelmäßig unter Einbeziehung von weltweit etablierten Experten überprüft und aktualisiert, um die aktuellen Entwicklungen, Methoden und Prozesse sowie neue Erkenntnisse zu reflektieren (ISO, 2019). Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der ISO Standards war die 2012 beschlossene Einführung einer einheitlichen High Level Struktur (HLS) für alle ISO Normen, denn obwohl sie gemeinsame Elemente aufwiesen hatten sie aufgrund ihrer zeitlichen Entwicklung viele verschiedenen Formen und Strukturen, welchen zunehmend zu Schwierigkeiten und Verwirrung bei der Implementierung führten und das Ziel eines integrierten Managementsystems nicht unterstützten (Tangen und Warris,
4.5 Modelle für integrierte Managementsysteme …
103
2012). Die neue definierte High Level Struktur wurde in der ISO/IEC-Richtlinien Teil 1, Annex L wie folgt definiert: • • • • • • • • • •
Artikel Artikel Artikel Artikel Artikel Artikel Artikel Artikel Artikel Artikel
1 – Geltungsbereich; 2 – Normative Verweisungen; 3 – Begriffe und Definitionen; 4 – Kontext der Organisation; 5 – Führung; 6 – Planung; 7 – Support; 8 – Betrieb; 9 – Leistungsbewertung; 10 – Verbesserung (ISO/IEC, 2019).
Mit Hilfe dieser einheitlichen Struktur soll die Implementierung effizienter erfolgen und durch die harmonisierten Begriffe das Verständnis bei Mitarbeitern und Führungskräften gefördert werden. Ebenso wurde die Idee eines geschlossenen Regelkreises, das PDCA-Modell (Plan-Do-Check-Act) nach Deming berücksichtigt, welches eine der Grundvoraussetzung für kontinuierliche Verbesserung ist (Göppel, 2017). In den letzten Jahren wurden daher viele der Normen auf die HLS umgestellt und neue Normen gleich mit dieser Struktur entwickelt. Die zertifizierbaren Managementsysteme für Qualitätsmanagementsystem ISO 9001 und das Umweltmanagementsystem ISO 14001 wurden 2015 aktualisiert. Bei der ISO 26000 gibt es derzeit Unklarheit darüber wann sie überarbeitet wird. In 2017 hatte die ISO Organisation nach Veröffentlichung (PPO) dem ISO Technisches Management Board (TMB) eine Empfehlung für eine limitierte Überarbeitung von ISO 26000 übermittelt, deren Hauptziele eine Angleichung der Norm an die UN-Nachhaltigkeitsziele 2030, die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und die OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen sein sollte. Bei einer Abstimmung im TMB im November 2017 war nur eine knappe Mehrheit (56%) für eine Revision, deshalb wurde die Entscheidung auf Dezember 2017 vertragt (ISO, 2017). Nach aktuellem Sachstand ist der nächste Review der Norm jetzt für 2020 geplant (ISO, 2018b).
104
4
Aktuell laufende Programme …
Abbildung 4.6 Anzahl der Zertifizierung nach ISO 9001 zwischen 1999 und 2017. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Daten von ISO, 2018c. The ISO Survey of Management System Standard Certifications 2018. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 26.05.2019].)
Abbildung 4.7 Anzahl der Zertifizierung nach ISO 14001 zwischen 1999 und 2017. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Daten von ISO, 2018c. The ISO Survey of Management System Standard Certifications 2018. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 26.05.2019].)
Generell kann behauptet werden, dass sich das Interesse und der daraus resultierenden Implementierung der ISO Standards über die letzten Jahre einer wachsenden Beliebtheit erfreut, wie anhand der in Abbildung 4.6 und Abbildung 4.7 dargestellten Statistiken zu den ISO Zertifizierungen für die ISO 9001 und ISO 14001 erkennbar ist. Den größten Zuwachs an Zertifizierungen haben die Länder in Asien & Pazifik, sie liegen seit 2014 vor den Ländern Europas.
4.5 Modelle für integrierte Managementsysteme …
105
Die Haupttreiber dieser Entwicklung sind vor allem China und Indien, die 77% der Zertifizierungen in Asien für 2017 auf sich verbuchen. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass diese Länder durch die Nutzung der ISO Standards ihre Produkte und Dienstleistungen aufwerten wollen und mit einer zertifizierten Qualität den Absatz auf den internationalen Märkten steigern wollen. Es gibt hier deshalb auch schon kritische Stimmen, die die Echtheit der Zertifizierungen in Frage stellen. So hat zum Beispiel eine Forschungsgruppe unter der Leitung von UPV/EHU-Professor Iñaki Heras-Saizarbitoria in Zusammenarbeit mit der Université Laval in Quebec eine Studie durchgeführt, die zu dem Ergebnis kamen, dass zwar viele chinesische Unternehmen die ISO 9001 Zertifizierung korrekt umsetzen und einhalten, aber auch viele Fälle, gibt wo die Zertifikat gefälscht waren (University of the Basque Country, 2019). Aber nicht nur im Hinblick auf Asien ist die Zertifizierung nach ISO umstritten, in einigen Veröffentlichungen und Foren wird diskutiert, ob die Unternehmen die Zertifizierung nach ISO 14001 als sogenanntes Greenwashing anwenden (Yin und Schmeidler, 2009, Di Noia und Nicoletti, 2016) oder wenn sich die Kosten für die Zertifizierung im Allgemeinen langfristig für die Unternehmen auszahlen und diese ihre Ziele erreichen können (Frondel et al, 2014, Castka und Balzarova, 2018). Wichtig ist es auch, dass für die Einführung der Standards nicht eine externe Sichtweise ausschlaggebend ist, denn dadurch werden keine operativen und organisatorischen Verbesserungen bewirkt. Es muss ein ganzheitlicher Ansatz angestrebt werden, bei dem die internen Prozesse und beteiligten Einheiten involviert sind, nur das kann zu einer stärkeren Wahrnehmung von Qualität und Kundenzufriedenheit führen und damit die nachhaltige Wettbewerbsvorteile erreicht und letztendlich finanziellen Verbesserungen erzielt werden (Castillo-Peces et al., 2018). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die internationalen Standards und das integrierte Managementsystem für die verantwortungsvolle und nachhaltige Entwicklung eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung sind und ihnen einen Vorteil beim Wettbewerb bieten.
5
Studie über die Effekte und Auswirkungen der Digitalisierung und Innovation zur Unterstützung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften 5.1
Allgemeiner Kontext der Forschung
Zu Beginn eines jeden Jahres schauen die Mitglieder der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft voller Erwartung auf die aktuellen Trends und Themen, die in diesem Jahr das Geschehen und die Entwicklung maßgeblich prägen und beeinflussen werden. Ebenso veröffentlichen namhafte Forschungs- und Beratungsunternehmen, Organisationen, Regierungen, angesehene Unternehmen und einflussreiche Persönlichkeiten ihre Prognosen über die Trends, Treiber und Entwicklungen für das laufende und die folgenden Jahre maßgebend und einen erheblichen Einfluss und Auswirkungen auf die Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt haben werden. Im Kapitel 3 dieser Arbeit wurden bereits die primären Merkmale und Treiber der aktuellen und prognostizierten Megatrends untersucht und daraus eine kurze Definition abgeleitet, um ein allgemeines und gemeinsames Verständnis zu erlangen. Anschließend wurden die wichtigsten Megatrends in die drei Hauptgruppen Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft unterteilt und eingehender erläutert. Sie bilden somit die Basis, auf der diese empirische Studie aufsetzt wurde (Marquardt et al., 2018). In der folgenden Tabelle 5.1 wurden die aktuellen Trends der heutigen Zeit, die als Megatrends gelten, und ihre jeweiligen Einflussfaktoren noch einmal zusammengefasst. Einige dieser Treiber stehen im Gegensatz zu den Megatrends und können daher als Gegentrends betrachtet werden. All diese Megatrends hatten und werden auch in Zukunft weltweiten Einfluss auf Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Umwelt haben. Auch wenn ihre Höchstwerte in Elektronisches Zusatzmaterial Die elektronische Version dieses Kapitels enthält Zusatzmaterial, das berechtigten Benutzern zur Verfügung steht https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_5 © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_5
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Studie über die Effekte …
bestimmten Gebieten, Regionen und zu bestimmten Zeiten stärker sind, sind sie immer allgegenwärtig und sollten bei Entscheidungen in allen Bereichen berücksichtigt werden. Ebenso sollten die mit ihnen verbunden Chancen und Risiken abgewogen werden (Marquardt et al., 2018).
Tabelle 5.1 Untersuchte Megatrends, ihre Haupttreiber und mögliche Gegentrends Megatrend
Haupttreiber / Gegentrends
Globalisierung
Wirtschaftswachstum, Outsourcing, Offshoring, globale Lieferketten, globaler Wettbewerb / Glokalisierung, Slowbalisation, Nationalismus und Populismus
Technologischer Wandel und Digitalisierung
Innovation, Künstliche Intelligenz, Virtuelle Realität, Big Data & Analytics, Konnektivität, Robotik und Automatisierung, Cyber-Sicherheit, Aufmerksamkeit / De-Digitalisierung und Re-Analogisierung
Zukunft der Arbeit und agile Organisationen
Wirtschaftliches Überleben, Wissensgesellschaft, Mobile Arbeit, Always on, Generationswechsel, She-economy (Sie-Wirtschaft), Kundenzentriert Organisation, Work-Life-Balance
Zukunft der Mobilität
Sharing Economy (geteilte Nutzung), E-Mobilität, Autonomes Fahren
Zukunft der Energie
Erneuerbare Energie, Kluge Netze (Smart Grids), Energieeffizienz, Ende der Kohle- und Atomkraft
Demografischer und sozialer Wandel
Bevölkerungswachstum, Alterung der Bevölkerung, Individualisierung, politischer Nationalismus, Ungleichheit, Social Media / Social Cocooning (Rückzug in die Heimeligkeit)
Gesundheit und Wohlbefinden
Wearables, Biokost / Slow Food, Veganismus, Fairtrade
Urbanisierung
Landflucht, Urbanes Wachstum, Suburbanisierung, Smart Cities / Renaissance des ländlichen Lebens
Klimawandel und Ressourcenknappheit
Globale Erwärmung, Treibhausgasemissionen, Naturkatastrophen, Verlust der biologischen Vielfalt, Begrenzung fossiler Ressourcen, Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln (Fortsetzung)
5.1 Allgemeiner Kontext der Forschung
109
Tabelle 5.1 (Fortsetzung) Megatrend
Haupttreiber / Gegentrends
Nachhaltigkeit und Transparenz
Green & Blue economy, Neoökologie, Kreislaufwirtschaft, Abfallwirtschaft, Recycling, CSR, Nachwachsende Rohstoffe
Quelle: Eigene Zusammenfassung basierend auf Zukunftsstark, 2017. Diese 16 Megatrends werden unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen. [online] verfügbar unter: [abgerufen 10.01.2018]; Pufé, I., 2017. Nachhaltigkeit. 3. Ed. Konstanz und München: UVK Verlagsgesellschaft mbH.; PWC, 2016c. Megatrends. [online] verfügbar unter: abgerufen: 10.01.2018 und OECD, 2016a. Megatrends affecting science, technology and innovation. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen: 12.02.2018].
Es ist unbestritten, dass die Globalisierung und die Internationalisierung der Wirtschaft viele Chancen mit sich bringen, aber bevor Unternehmen global agieren können, müssen sie sich mit lokalen Gesetzen und Steuervorschriften, lokalen Ressourcen und Infrastruktur sowie Sicherheitsanforderungen in verschiedenen Ländern befassen. Diese Handels- und Eintrittshindernisse machen es Unternehmen weltweit immer schwieriger, in einen lokalen Markt einzutreten und die damit verbunden Risiken abzuschätzen. Hier kommen die Handelskammern ins Spiel: Sie sollen ihren Mitgliedern im jeweiligen Zielland mit allen nötigen Informationen, Kontakten und Beratungen helfen. Im Allgemeinen ist es die Aufgabe der Kammern, den Außenhandel mit ihrem Heimatland zu fördern und die Unternehmen ihres Heimatlandes innerhalb des Staates zu beraten, zu unterstützen und zu vertreten. Daher bauen sie internationale Netzwerke mit lokalen Unternehmen und Mitgliedern auf, unterstützen und veranstalten Messen und Veranstaltungen und bieten zusätzliche lokale Dienstleistungen wie Rechts- und Steuerberatung, Markteintritt und Vor-Ort-Support, Marktanalyse, Unterstützung bei der Auswahl und Einstellung von Mitarbeitern sowie Buchhaltungsdienstleistungen an. Aufgrund der Aktivitäten, Dienstleistungen und internationalen Netzwerke der Kammern kann davon ausgegangen werden, dass sie über ein breites Fachwissen, umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in Bezug auf aktuelle Trends, Treiber und Entwicklungen verfügen. Darüber hinaus pflegen sie enge Kontakte zu Regierungen, NGOs, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie zu allen Wirtschaftssektoren.
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5.2
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Studie über die Effekte …
Ziele und Forschungsmethode
Für diese Untersuchung wurde ein explorativer Ansatz gewählt, um einen wertfreien Einblick in die Wahrnehmung aktuellen Trends, Treiber und Entwicklungen sowie deren Auswirkungen und Bedeutung zu gewinnen und offene Forschungsfragen zu beantworten. Diese sachstandserkundende Forschung bedient sich sowohl quantitativer als auch qualitativer Methoden für die Suche nach Mustern und Sammlung von Informationen (Döring und Bortz, 2016). Der explorative Ansatz kommt hauptsächlich zum Einsatz, wenn die Ursachen und Zusammenhänge teilweise unbekannt sind und ein erster Einblick in unstrukturierte Situationen gewonnen werden soll (WPGS, 2019). Um die erforderlichen Primärdaten für die Forschung, Studie zu wirtschaftlichen Trends, Triebkräften und Entwicklungen des 21. Jahrhunderts (Marquardt et al., 2018) zu erhalten, wurde zwischen November und Dezember 2017 eine Online-Umfrage unter 30 ausgewählten Handelskammern aus fünf Heimatländern in sieben verschiedenen Ländern durchgeführt. Die Auswahl der Kammern erfolgte nach sprachlichen und persönlichen Kriterien. Mit Hilfe der Webplattform QuestionPro wurde ein online Fragebogen in deutscher und englischer Sprache entwickelt (sieh Anhang 2 und 3) und der Link per Email an die ausgewählten Ansprechpartner versendet. Die Teilnahme war freiwillig mit der Zusicherung, die angegebenen Daten vertraulich und weitgehend anonym zu behandeln. Der Aufbau des Fragebogens bestand aus folgenden fünf Schwerpunktthemen: Globalisierung & internationaler Wettbewerb & volatile Märkte, Technologischer Wandel und Digitalisierung, Organisation und Führung und Mitarbeiter, Kundenzentrierter Service & Outsourcing & Quality, Ökologie und Nachhaltigkeit und Verantwortung und einem abschließenden demografischen Teil. Er umfasste 21 Multiple-Choice-Bewertungsfragen mit einer 3- bis 4-stufigen Likert-Bewertungsskala. 37 % der Handelskammern beantworteten die Umfrage. Insgesamt kann die Probe basierend auf dem Heimatland der Kammer und dem Land wo sie tätig / ansässig sind wie folgt gruppiert werden: (Tabelle 5.2). Die Ergebnisse des Fragebogens wurden analysiert und statistisch mit verschiedenen Beschreibungs- und Interpretationsstatistiken (z. B. arithmetischer Mittelwert, Standardabweichung geschätzt und Varianz) verarbeitet (detaillierte Ergebnisse pro Frage siehe Anhang 4). Anschließend wurden die Ergebnisse des Fragebogens kontrastierenden Ergebnissen von Umfragen und Vorhersagen namhafter Beratungs- und Forschungsunternehmen sowie von Organisationen gegenübergestellt. In den nachfolgenden Abschnitten werden die wesentlichen
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
111
Tabelle 5.2 Beschreibung der Probe des Fragebogens nach Heimatland und dem Land der Tätigkeit / Ansässigkeit Handelskammern nach Heimatland
Anzahl angefragt
Teilnahmequote
Deutschland
6
36 %
Frankreich
6
0%
Österreich
6
36 %
Vereinigtes Königreich
6
18 %
Vereinigte Staaten von Amerika
6
Handelskammern nach dem Land in dem Anzahl sie tätig /ansässig sind angefragt
9% Teilnahmequote
Deutschland
4
0%
Frankreich
4
9%
Österreich
4
18 %
Rumänien
5
27 %
Ungarn
5
9%
Vereinigtes Königreich
4
18 %
Vereinigte Staaten von Amerika
4
18 %
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.
Ergebnisse und ihre Beziehung zu aktuellen Vorhersagen und Ergebnissen anderer Umfragen dargestellt und diskutiert.
5.3
Ergebnisse der Studie über die Effekte und Auswirkungen der Digitalisierung und Innovation zur Unterstützung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
5.3.1
Die Auswirkungen der Digitalisierung im Kontext der Globalisierung
Die Globalisierung beschreibt im vereinfachten Sinne die Zunahme des Verkehrs mit Gütern, Dienstleistungen, Finanzen und Menschen auf der ganzen Welt und die globale Verschmelzung von Märkten. Gegenwärtig jedoch erlebt die Globalisierung eine Art Stagnation hervorgerufen dadurch, das sich einige Länder und
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5
Studie über die Effekte …
Teile der Welt auf sich selbst konzentrieren, wie die America first – Strategie von Donald Trump, der Brexit und wachsender Protektionismus und die damit verbunden Handelsstreite und zusätzliche Zölle und Handelsbarrieren oder das starke Wachstum des europäischen Populismus. Die WTO hat daher auch Anfang April 2019 ihre Prognose für das das Wachstum des Welthandels 2019 ein weiteres Mal deutlich gesenkt, so war man ein Jahr zuvor von 4,0 % (April 2018) ausgegangen, wurde dieser Wert September 2018 auf 3,7 % und nun auf 2,6 % reduziert (DW, 2018 und WTO, 2019). Dennoch sollte man das Thema Globalisierung nicht als Megatrend von gestern ansehen, im Gegenteil, die Globalisierung wird sich verändern. War sie bisher eher ein Thema für multinationale Konzerne so ist bietet sie heute Dank der Digitalisierung und der internationalen Vernetzung und Plattformen auch eine Möglichkeit für kleine Unternehmen und einzelne Personen international zu agieren (McKinsey, 2016). Die neue Globalisierung basiert weniger auf dem Austausch von Gütern und Finanzen als mehr auf dem Austausch von Informationen und Daten. Bereits vor einigen Jahren hat Alphabet, die Konzern Google-Mutter, ein Projekt (Loon) ins Leben gerufen, dass solarbetriebenen Heliumballons in die Stratosphäre sendet und damit die Anbindung abgelegener Gebiete und Regionen ans Internet ermöglicht (Loon, 2019). Aber auch die anderen US-Technologiefirmen wie Amazon, Facebook und Space-X von Elon Musk haben Pläne die noch nicht vernetzten Gegenden in Afrika und auch in weiten Teilen Asiens mittels Unterwasserkabel oder Satelliten zu erschließen. Der Ausbau durch die Telekommunikationsfirmen geht ihnen nicht schnell genug und sie wollen beim Wettrennen um die Erschließung dieser Märkte die ersten sein um somit ihre Vormachtstellung zu sichern und ihren Kundenstamm zu erweitern (Werner, 2019). Facebook plant mit dem Projekt Simba ein Unterwasser-Datenkabel rund um Afrika zu verlegen nachdem es bereits über eine Lösung mittels eigener Internet-Drohnen nachgedacht hatte, dieses Projekt namens Aquila aber Mitte 2018 eingestellt wurde (Fitzgerald, 2019 und Hinzmann, 2019). Das Projekt von Amazon mit dem Namen Kuiper will dabei an die 3.200 Satelliten in drei verschiedene Höhen der Erdumlaufbahn senden, wobei jedoch unklar ist, ob Amazon eigene Satelliten entwickeln will und wie diese in die Erdumlaufbahn gebracht werden sollen (Bauer, 2019). Basierend auf dem Literaturstudium kann festgehalten werden, dass die Globalisierung und die Digitalisierung viele Risiken und auch Chancen mit sich bringen und einen starken Einfluss auf die Wirtschaft und Gesellschaft haben. Die Kammern wurden zu Beginn dieses Abschnitts gefragt, ob sie der Ansicht sind, dass die Globalisierung aus Sicht ihres Heimatlandes und ihres Landes in dem sie tätig sind, negative (1), neutrale (2) oder positive (3) Auswirkungen auf die Wirtschaft hat (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 39 und Tabelle 40).
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
113
Das arithmetische Mittel für beide Gesichtspunkte betrug 2,8, nur die deutschen und österreichischen Kammern hatten einen Durchschnitt von 3,0. Es wurde von allen Kammern die Globalisierung als positiv eingestuft nur eine Handelskammer bewertete es negative für beide Aspekte. Bei der anschließenden Frage ob sich die allgemeine Wirtschaftslage in Ihrem Heimatland und in dem Land in dem sie tätig sind in den kommenden 1–2 Jahren verschlechtern (1), gleich bleiben (2) oder verbessern (3) wird betrug das arithmetische Mittel für beide Gesichtspunkte nur 2,5, wobei die deutschen Handelskammern die tiefste Bewertung aus Sicht des Landes in dem sie tätig sind und die englischen Handelskammern aus Sicht des Heimatlandes abgaben (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 41 und Tabelle 42). Nur fünf der Kammern gaben für beide Aspekte die gleiche Bewertung 3,0 ab. Bei der Analyse dieser Frage ist aufgefallen, dass der Brexit seine Schatten voraussendet, denn für Großbritannien waren die Bewertungen eher in die negative Richtung. Diese Tendenz wurde auch in der nachfolgenden Frage bestätigt. Hier sollten die Kammern beurteilen ob Ihr Heimatland im Vergleich zu dem Land in dem Sie tätig sind unzureichend (1), ebenbürtig (2) oder besser (3) aufgestellt ist hinsichtlich vorgegebener Rahmenbedingungen (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 43 und Tabelle 44). In der Abbildung 5.1 sind die Top 8 bewerteten Rahmenbedingungen im Ländervergleich (Heimatland besser als Land in dem sie tätig/ansässig sind) dargestellt. Die amerikanischen Handelskammern sehen ihre Stärke in den Punkten Förderprogramme für die Wirtschaft (Startups, erneuerbare Energien) und Internetanbindung & -qualität mit jeweils 3,0. Die englischen Handelskammern geben sich generell eine eher negative Bewertung lediglich der Punkt Internetanbindung & -qualität wird mit 2,5 positiver angesehen. Wiederum wird dieser Punkt von den deutschen Kammern als der schwächste beurteilt. Wichtige Treiber bei der bei dem Ausbau, der Verbesserung und Bereitstellung der Infrastruktur sind die Politik und die Wirtschaft.
114
5
Studie über die Effekte …
Abbildung 5.1 Beurteilung der Rahmenbedingungen aus Sicht des Heimatlands im Vergleich zu dem Land der Tätigkeit. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Bei dem Vergleich der Einschätzungen der Handelskammern mit dem The Global Competitiveness Report 2018 des WEF zeigen sich einige Unterschiede und Gemeinsamkeiten. In der Tabelle 5.3 sind die Hauptindikatoren nach Ländern aufgeteilt. Die beste Bewertung im Gesamtergebnis, bei der ICT Einführung, bei den Skills und der Business Dynamik erhielt die USA während Deutschland die höchsten Bewertungen bei Infrastruktur und Innovationskapazität bekam. England lag bei der ICT Einführung gleichauf mit den USA und ist im Punkt Institutionen Spitzenreiter. Österreich erhielt die meisten Punkte bei dem Thema Gesundheit.
Tabelle 5.3 Leistungsübersicht der betrachteten Länder basierend auf dem Global Competitivness Report 2018 Kriterien
DEU
AUT
GBR
USA
ROM
HUN
Gesamt
83
76
82
86
63
64
Institutionen
73
73
77
75
58
54
Infrastruktur
90
88
89
89
71
78 (Fortsetzung)
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
115
Tabelle 5.3 (Fortsetzung) Kriterien
DEU
AUT
GBR
USA
ROM
HUN
ICT – Einführung
69
65
71
71
67
61
Gesundheit
94
97
94
87
80
81
Skills
85
78
80
86
62
68
Business Dynamik
82
70
79
86
60
57
Innovationskapazität
88
74
79
87
40
48
Quelle: Eigene Darstellung in basierend auf WEF, 2018b. The Global Competitiveness Report 2018 [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 02.06.2019].
Für Ungarn und Rumänien liegen die Werte für Infrastruktur und ICT Einführung eher im Mittelfeld und die Skills, Business Dynamik und Innovationskraft im unteren Drittel. Das bestätigt, dass diese Länder ihre Anstrengungen diesbezüglich intensivieren müssen. Dieses wird auch durch die Beurteilungen der Handelskammern bestätigt. Die Abbildung 5.2 zeigt die Ergebnisse der Beurteilung der Eigenschaften und Qualifikationen auf Länderebene. Hierbei fällt auf, dass die englischen Kammern ihr Land bei dem Punkt Innovationsfähigkeit & Kreativität die höchste Bewertung gegeben haben wohingegen sie bei dem Punkt Verlässlichkeit & Verantwortungsbewusstsein eher eine Schwäche sehen. Die österreichischen Handelskammern wiederum geben dem Punkt Flexibilität Arbeitszeit & -ort mit 1,8 Punkten die geringste Bewertung. Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass Varianz bei allen abgefragten Rahmenbedingungen und Eigenschaften sehr groß ist, sie liegt zwischen 0,36 und 0,92. Das Thema Globalisierung wird in den Medien zuweilen kontrovers diskutiert. Die Globalisierung soll zu einer Verschärfung des Ungleichgewichts zwischen Arm und Reich geführt haben, zu sozialer Ausbeutung und sie soll eine der Ursachen für den Klimawandel sein (BPD, 2010 und 2018). Es ist unbestreitbar, dass die Globalisierung nicht nur positive Auswirkungen hat, sondern auch spezifische Risiken birgt und Entwicklungen hervorruft. Für die Umfrage wurde eine Liste möglicher negativer oder riskanter Szenarien zusammengestellt, die häufig im Kontext von Globalisierung und Digitalisierung diskutiert werden. Anschließend wurden die Kammern gebeten, die Wahrscheinlichkeit anhand einer möglichen vierstufigen Likert-Skala (Skala: 4 = sehr wahrscheinlich, 3 = wahrscheinlich, 2 = eher unwahrscheinlich, 1 = unwahrscheinlich) dieser möglichen künftigen globalen Entwicklungen zu beurteilen. In der nachfolgenden Abbildung 5.3 sind
116
5
Studie über die Effekte …
Abbildung 5.2 Beurteilung der Eigenschaften aus Sicht des Heimatlands im Vergleich zu dem Land der Tätigkeit. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Top 6 der möglichen Szenarien grafisch dargestellt (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 45 und Tabelle 47). Die Kammern Deutschlands, Großbritanniens und der USA maßen dem Punkt Expertendefizit auf dem Arbeitsmarkt führt zu einem zunehmenden internationalen Wettbewerb um Talente mit einem Ranking von 4,0 die oberste Priorität bei. Stattdessen gaben die österreichischen Kammern dem Punkt Die Kluft zwischen Arm und Reich wird in der Welt wachsen mit 3,8 die höchste Wahrscheinlichkeit. Der Punkt „Anstieg des internationalen Terrorismus“ wies mit 0,16 die geringste Varianz auf und der Punkt Schaffung und Platzen eines spekulativen Bubble bei einem Börsencrash (Ranking 2,3) hatte mit 0,82 die höchste Varianz, die eine extreme Uneinigkeit aufzeigt. Als am unwahrscheinlichsten wurde der Punkt Zerfall der Europäischen Union, die Kernländer verlassen die Eurozone und alle Länder kehren in ihre Landeswährungen zurück mit 1,5 Punkten eingestuft. Ein vergleichbarer Satz möglicher zukünftiger Entwicklungstrends für die globale Entwicklung ist in den kürzlich veröffentlichten Global Risk Reports 2018 des World Economic Forum (2018), in den Ergebnissen zu den Bedenken hinsichtlich der Bedrohungen der 21. CEO Umfrage von PWC (2018b) sowie in viele aktuelle Publikationen und Diskussionen zu wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Risiken und Entwicklungen in Bezug auf Globalisierung und Wirtschaft.
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
117
Abbildung 5.3 Top 6: zukünftigen globalen Entwicklungen die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit bewertet wurden. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Zum Beispiel spiegeln die jüngsten Schlagzeilen die Themen Handelskriege, Cyberangriffe, Armut und extreme Witterung wider. Es ist unumstritten, dass sich die Welt immer schneller verändert und die Innovationszyklen, in denen die technische Entwicklung voranschreitet, sich rapide verkürzen. Digitale Technologien sind einer der Haupttreiber dieses Jahrhunderts und haben einen starken Einfluss auf Gesellschaft und Wirtschaft. Daher wurden die Kammern gebeten, fünf von 16 Technologien auszuwählen, die nach ihrer Meinung / Erfahrung für die Unternehmen in den kommenden Jahren von größter Bedeutung sein werden (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 33 und Tabelle 34). In der folgenden Grafik (Abbildung 5.4) beziehen sich die Ergebnisse auf die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen und es ist deutlich zu erkennen, dass der Künstlichen Intelligenz mit 9 von 11 Stimmen die größte Bedeutung beigemessen wird.
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5
Studie über die Effekte …
Abbildung 5.4 Technologien mit hoher Bedeutung in den kommenden Jahren (IoT – Internet of Things – Internet der Dinge). (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Auf dem zweiten kommt der Punkt E-Mobility & Autonomes Fahren mit 8 Stimmen und auf den dritten Platzt mit 7 Punkten folgt Big Data, Data Mining & Analyse. Der Punkt Web 2.0 & Mobile Geräte wurde von allen als der Unwichtigste für die kommenden Jahre beurteilt, da er null Punkte erhalten hat. Ebenso halten McKinsey (2017), PWC (2018a), Gartner (2017) und viele andere renommierte Beratungs- und Forschungsunternehmen und -organisationen die Künstliche Intelligenz (KI) für das aktuelle und zukünftige Jahr. KI wird die Wirtschaft und die Gesellschaft verändern und gilt als Motor des Wachstums sowie als Quelle der Erregung und Besorgnis. An zweiter und dritter Stelle wählten die Kammern E-Mobilität und Autonomes Fahren und Big Data, Data Mining und Analysis mit nur einem Punkt zwei Punkte weniger als KI. Die Mobilität der Zukunft wird durch die Trends in Richtung Elektromobilität (aufgrund von Umweltproblemen wie Reduzierung der CO2-Emissionen), alternativer Energien und digitaler Transformation bestimmt. Der Absatz von Elektrofahrzeugen stieg im Jahr 2017 weltweit um 52 % (PWC, 2017). Immer mehr Länder und Regierungen haben angekündigt, die Umstellung in den nächsten Jahren zu fördern und voranzutreiben und Autos mit Verbrennungsmotor zu verbieten. Es wird auch erwartet, dass Big Data und Analytics in allen Bereichen der Wirtschaft
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
119
stärker Fuß fassen werden, da die positiven Auswirkungen auf die Geschäftsergebnisse und die Kundenzufriedenheit immer mehr zum Tragen kommen (Homsy, 2018). Big Data steht auch an der Spitze der Liste anderer namhafter Beratungsund Forschungsunternehmen wie PWC, KPMG und Forrester. Einen weiteren und übergreifenden Überblick über die Bedeutung aktueller technischer Neuerungen gibt der Gartner Hype Cycle 2018 (Abbildung 5.5). Hier wird jeder Innovation eine von 5 Phasen zugewiesen: Phase 1 – innovativer Auslöser, Phase 2 – Gipfel der überzogenen Erwartungen, Phase 3 – Tal der Enttäuschungen, Phase 4 – Pfad der Erleuchtung und Phase 5 – Plateau der Produktivität und es wird angezeigt, wie lange die Innovation schon existiert. Darin gibt es zum Beispiel das Thema autonomes Fahren zweimal, einmal Level 4, welches gerade in das Tal der Enttäuschungen abfällt und einmal als Level 5 was sich noch im Aufstieg befindet. Das Thema erweiterte Realität ist bei Gartner zum Beispiel auch bereits im Tal der Enttäuschung, was wiederum mit dem Ergebnis der Handelskammern korreliert, weil sie dieser Innovation keine große Bedeutung für die kommenden 5 Jahre beigemessen haben. Laut den Kammern sind Künstlicher Intelligenz, Robotik und Automation wichtige Themen und dieses spiegelt sich ebenfalls mit den
Abbildung 5.5 Gartner Hype Zyklus für aufstrebende Technologien 2018. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Gartner, 2018. 5 Trends Emerge in the Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies, 2018. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 02.06.2019].)
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5
Studie über die Effekte …
diese Themen betreffenden Innovation auf dem Gartner Hype Zyklus, die alle gerade sich im letzten Drittel des Anstieges befinden. Was jedoch bei dem Gartner Hype Zyklus etwas fragwürdig erscheint ist, dass keine Innovation in einem der letzten beiden Phasen ist. Um die Vorteile der neuen Technologien nutzen zu können haben den letzten Jahren unzählige Unternehmen, Regierungen und Organisationen Digitalisierungsprojekte initiiert oder umgesetzt, weshalb sich die nächsten beiden Fragen auf die Erwartungen und Hindernisse konzentrierten, die mit der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten einhergehen. Die Kammern wurden gebeten, sie nach ihrer Bedeutung von niedrig bis hoch zu bewerten. Die Ergebnisse pro Kategorie sind in den Abbildung 5.6 und Abbildung 5.7 dargestellt (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 47 und Tabelle 48). Für beide, Erwartungen und Hindernisse, wurden zehn Aspekte vorgegeben. Der erste Platz innerhalb der Erwartungen, die Steigerung der Produktivität, hatte eine Varianz von 0,09, was ein hohes Maß an Übereinstimmung zeigt, im Gegensatz dazu wies der erste Punkt der Hindernisse, Mangelnde IT-Kompetenzen & Verfügbarkeit von Fachkräften, eine Varianz von 0,27 auf.
Abbildung 5.6 Bedeutung der Erwartungen bei Digitalisierungsprojekten. ((Skala: 3 = hohe, 2 = mittlere, 1 = weniger Bedeutung), die rote Linie markiert den Gesamtdurchschnitt Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
121
Abbildung 5.7 Bedeutung der Hemmnisse bei Digitalisierungsprojekten. ((Skala: 3 = hohe Bedeutung, 2 = mittlere Bedeutung, 1 = weniger Bedeutung), die rote Linie markiert den Gesamtdurchschnitt pro Punkt Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Die Erwartungen und Hindernisse im Zusammenhang mit Digitalisierungsprojekten, die von den Kammern ausgewählt wurden, lassen sich perfekt auf die Ergebnisse des Global Digital Transformation Survey Report von Fujitsu im Februar 2017 übertragen. In dieser Umfrage wurden Führungskräfte gefragt, welche digitalen Transformationsprojekte zu welchen Ergebnissen geführt haben und welche Faktoren den Fortschritt digitaler Transformationsprojekte behinderten. Als Hauptvorteile und Haupthindernisse wählten die Befragten ähnliche Aspekte aus und beweisen, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften eines der wichtigsten Themen bei solchen Projekten ist.
5.3.2
Die Veränderung des Arbeits- und Kundenumfeldes
Der technologische Wandel und die Digitalisierung sind einer der Schlüsselfaktoren des 21. Jahrhunderts und haben erhebliche Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche, einschließlich der Organisation, der Führung und der Mitarbeiter. Neue Technologien, Methoden und der Generationswechsel erfordern neue
122
5
Studie über die Effekte …
Geschäftsmodelle, Arbeitsprozesse, Führungs- und Mitarbeiterfähigkeiten. Dieses wurde im Abschnitt 3.3.2 der Arbeit bereits eingehender beschrieben. In diesem Teil der Umfrage sollten die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt und die Anforderungen an zukünftige Führungskräfte und Mitarbeiter untersucht werden (Foerster-Metz et al, 2017). Die ersten Fragen konzentrierten sich daher auf die Auswirkungen, die die Digitalisierung der Arbeitswelt in den kommenden Jahren auf die Wirtschaft haben wird (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 47 und Tabelle 48). In der Abbildung 5.8 sind die Durchschnittswerte dargestellt. Die beiden Kriterien auf den ersten beiden Plätzen, Steigerung der Arbeitsproduktivität und Wegfall von Routinetätigkeiten wurde dabei von den englischen Handelskammern mit 2,0 eher niedriger bewertet. Für den Punkt Personalabbau hingegen gaben die englischen Kammern mit 3,0 den höchsten Wert und Deutschland mit 1,0 den niedrigsten Wert. Die große Unterschiedlichkeit bei der Beurteilung dieses Punktes spiegelt sich ebenfalls in der hohen Varianz von 0,96 wider.
Abbildung 5.8 Wahrscheinlichkeit der Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeitswelt auf die Wirtschaft. ((Skala: 3 = sehr wahrscheinlich, 2 = wahrscheinlich, 1 = eher unwahrscheinlich) Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
123
Eine 2018 durchgeführte Umfrage der Protiviti und die ERM-Initiative der North Carolina State University bei Direktoren, CEOs und leitenden Angestellten ergab, dass das Risiko der digitalen Transformation 2019 das größte Problem darstellt. Laut der Einschätzung erreichen 70 % aller digitalen TransformationsInitiativen ihre Ziele nicht. Als weiter Risiken in diesem Zusammenhang, wurden die Tragfähigkeit und Widerstandsfähigkeit von Geschäftsmodellen und die Veränderung der Kundenpräferenzen, sowie die Dynamik am Arbeitsplatz, zum Beispiel der Widerstand gegen Veränderungen und die Fähigkeit, in einem angespannten Arbeitsmarkt neue Mitarbeiter einzustellen genannt (Protiviti, 2018). In der nächsten Frage, bei der nach der Wichtigkeit (4-sehr wichtig, 3-wichtig, 2-weniger wichtig, 1-unwichtig) bestimmter Merkmale der Arbeit in der Arbeitswelt von morgen gefragt wurde, erreichten die ersten drei Punkte einen Mittelwert von 3,6 wobei die Varianz bei den ersten zwei Punkten mit 0,25 geringer war als beim dritten Punkt, der eine Varianz von 0,45 aufwies (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4 Tabelle 49 und Tabelle 50). In der Abbildung 5.9 kann sehr deutlich erkannt werden, dass den Punkten Wohnortnähe des Arbeitsplatzes und Arbeitsplatzsicherheit die geringste Wichtigkeit beigemessen wurde, wobei die Varianz auch bei beiden Punkten mit 0,56 und 0,82 sehr hoch war.
Abbildung 5.9 Wichtigkeit der Merkmale der Arbeit in der Arbeitswelt von morgen.((Skala: 4 = sehr wichtig, 3 = wichtig, 2 = weniger wichtig, 1 = unwichtig) Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.
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Studie über die Effekte …
Beim Vergleich auf Länderebene wurde die Arbeitsplatzsicherheit bei den amerikanischen Kammern mit 4 als sehr wichtig und bei den englischen mit 2 als eher unwichtig angesehen. Wogegen die Wohnortnähe von den englischen Kammern das höchste Ranking mit 3,5 erhielt. Diese Ergebnisse sowie aktuelle Publikationen und Diskussionen zum Thema Arbeit 4.0 zeigen deutlich, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt nicht nur Chancen bietet, sondern auch Risiken birgt. Zum Beispiel führt die Eliminierung von Routinetätigkeiten durch Automatisierung dazu, dass die Menschen, die diese Aufgaben zuvor ausgeführt haben, eine professionelle Umorientierung oder Umschulung benötigen. In ähnlicher Weise birgt die Verschiebung der Grenzen zwischen Beruf und Privatleben Gesundheitsrisiken, deren Auswirkungen aufgrund der ständigen Erreichbarkeit und des Fehlens notwendiger Ruhezeiten schwer einzuschätzen sind. Darüber hinaus verlangen die neuen Technologien und Geschäftsmodelle, der Generationswechsel und der Mangel an Talenten, die volatilen Märkte und die veränderten Kundenerwartungen andere Kenntnisse und Fähigkeiten von Mitarbeitern, Führungskräften und Managern. In der Regel werden die digitalen Fähigkeiten als erstes genannt, die Umfrage der Handelskammer bestätigt jedoch, dass zwischenmenschliche Fähigkeiten und soziale Kompetenzen
Abbildung 5.10 Ergebnisse der Bewertung von 5 gleichen Qualifikationen und Fähigkeiten für Mitarbeiter und Führungskräfte. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
125
gerade für die Führung gleichermaßen wichtig sind. Es wurden in der Frage 15 Qualifikationen und Fähigkeiten für die Führungskräfte und 11 für die Mitarbeiter zur Auswahl angeboten (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 51 bis Tabelle 54). In dem nachfolgenden Diagramm (Abbildung 5.10) sind die Bewertungen für die fünf Qualifikationen und Fähigkeiten gegenübergestellt, die bei für beide Gruppen gleichermaßen abgefragt wurden. Bei den Punkten Networking und Veränderungsfähigkeit ist die Bewertung nahezu identisch, wohingegen Innovationsfähigkeit und Technikaffinität bei den Mitarbeitern als wichtiger angesehen werden. In der Abbildung 5.11 und Abbildung 5.12 sind die Einzelergebnisse der Bewertungen der Wichtigkeit (Skala: 3 = sehr wichtig, 2 = wichtig, 1 = weniger wichtig) von Qualifikationen und Fähigkeiten im Ländervergleich dargestellt, die laut Einschätzung der Handelskammern von den Führungskräften und Mitarbeitern in der Arbeitswelt von morgen gefordert werden. Dabei wiesen sowohl die ersten Qualifikationen für Führungskräfte als auch für Mitarbeiter eine Abweichung von nahezu Null auf, was deren Bedeutung für den Arbeitsmarkt ausdrücklich bestätigt. Die geringste Bedeutung für die Führungskräfte wurde für Technologieaffinität & Technologieverständnis mit 2,1 und für Mitarbeiter mit 1,8 für Hohe Bildungsabschlüsse angegeben, wobei die Varianz bei dem Punkt für die Mittarbeiter mit 0,56 sehr hoch ausgefallen ist,
Abbildung 5.11 Ergebnis der Bewertung der Qualifikationen und Fähigkeiten von Mitarbeitern die in der Arbeitswelt von morgen gefragt sein werden. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
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Studie über die Effekte …
während der Punkt bei den Führungskräften nur eine sehr geringe Varianz von 0,09 hatte.
Abbildung 5.12 Ergebnis der Bewertung der Qualifikationen und Fähigkeiten von Führungskräften die in der Arbeitswelt von morgen gefragt sein werden. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
In den hart umkämpften Märkten für Unternehmen ist es heutzutage unabdingbar, Kenntnisse über Trends am Arbeitsplatz zu haben. Aufgrund des sich ändernden Umfelds müssen sie sicherstellen, dass sie die richtigen Ressourcen zur richtigen Zeit am richtigen Ort haben. Zu diesem Zeitpunkt ist jeder gefragt, von Schulen über Universitäten bis hin zu internen und externen Schulungszentren, um die erforderlichen Fähigkeiten zu vermitteln. Zwei weitere sehr gute Zusammenfassungen des Themas Arbeit und Qualifikationsbedarf in der Arbeitswelt von morgen finden Sie zum einen in der Studie Work 4.0: Megatrends Digital Working Future – 25 Thesen von Telekom (2015) und University of St. Gallen,
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
127
das auf den Ergebnissen einer globalen Expertenbefragung zu den Megatrends digitaler Arbeit basiert und andererseits auf dem The Future of Jobs Report des World Economic Forum (2016) basiert, der ebenfalls auf den Ergebnissen von eine Expertenbefragung. Beide zeigen in dieselbe Richtung wie die Rankings der Kammern und identifizieren ähnliche Aspekte. In der anschließenden Fragen sollten die Handelskammern beurteilen, in welchen Bereichen, im Hinblick auf dem Land in dem sie tätig/ansässig sind, die bisherigen Regeln durch die Politik verschärft (1), beibehalten (2) oder gelockert (3) werden sollten (Abbildung 5.13) (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 55 und Tabelle 56).
Abbildung 5.13 Ergebnis der Bewertung der Bereiche, wo die bisherigen Regeln aus Sicht der Kammern verschärft oder gelockert werden sollten. ((Skala: 3 = Regelungen lockern, 2 = Regelungen beibehalten, 1 = Regelungen verschärfen) Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Bei der Auswertung dieser Frage wurde deutlich, dass sich die Handelskammern mehrheitlich für eine Lockerung der Arbeitszeitregelungen und Vertragsregelungen bei Leih- und Zeitarbeit und bei der Befristung aussprechen. Lediglich bei dem Punkt Datenschutz ergab das Ranking, das eher eine Verschärfung gewünscht würde. Ein wichtiger Aspekt hinsichtlich dieser Punkte ist
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Studie über die Effekte …
die Vereinbarkeit von sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten unterstützt durch die Gesetzgebung und politische sowie ethische Leitlinien. Sicher wünscht sich die Wirtschaft immer mehr Flexibilität bei der Ausgestaltung den Regelungen bezüglich Arbeitszeit und Arbeitsverträge. Zum Beispiel, dass Europäischen Gerichtshofs (EuGH) – Urteil für die genaue Erfassung der Arbeitszeit, welches im Mai 2019 verabschiedet wurde könnte hier eine grundlegende Änderung bewirken. In diesem Urteil zur europäischen Arbeitszeit-Richtlinie werden die Arbeitgeber verpflichtet die gesamte Arbeitszeit ihrer Beschäftigten systematisch zu erfassen und es muss europaweit umgesetzt werden (Handelsblatt, 2019). Zum einen gibt es positive Aspekte für die Mitarbeiter, die dann ihre tatsächlich geleistete Arbeit und Überstunden besser nachweisen können, zum anderen aber auch negative in Bezug auf Arbeitszeitflexibilität und Arbeitsort. Für die Unternehmen bedeutet es auf jeden Fall zusätzliche Investitionen in entsprechende Systeme und zusätzlichen Aufwand. Es bleibt also abzuwarten, was der Mehrwert sein wird und wieviel Flexibilität dadurch verloren geht. Ähnlich verhält es sich bei der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die vor einem Jahr in Kraft getreten ist. Darin werden Unternehmen verpflichtet ihre Nutzer über die Verarbeitung der persönlichen Daten genauer, transparenter, verständlicher und in leicht zugänglicher Form und einfachen Sprache zu informieren. In einer Mai 2019 veröffentlichten Business-Studie der Brabbler AG, gaben mehr als die Hälfte der 729 befragten Personen zwischen 20 und 60 an, dass die DSGVO ihre Arbeit erschwert und 68 %, dass sie zwischen einer und zehn Stunden im Monat mit den Themen rund um die DSGVO verbringen. Laut Aussage der Befragten haben nur 38 % der Unternehmen oder Organisationen alle erforderlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit der DSGVO umgesetzt (Brabbler AG, 2019). Wie daraus ersichtlich ist, ist die richtige Balance zwischen Nutzen und Aufwand bei allen Gesetzen und Vorgaben wichtig und sollte deshalb genauestens vor deren Einführung abgewogen und beurteilt werden. In dem nachfolgenden Abschnitt werden die Ergebnisse der Fragen mit Referenz zu kundenzentriertem Service, Outsourcing und Quality präsentiert und erläutert. Personalisierung und Kundenzentrierung werden den Kundensupport in den kommenden Jahren immer mehr dominieren. Die erste Frage in diesem Block zielte darauf ab herauszufinden welche Aspekte beim Kundensupport in der Zukunft aus Sicht der Handelskammern eine Rolle spielen werden.
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
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Abbildung 5.14 Top 5 Ergebnis der Bewertung der Aspekte die beim Kundensupport in der Zukunft eine Rolle spielen werden. ((Skala: 3 = sehr wichtig, 2 = wichtig, 1 = weniger wichtig), in Klammern ist der Durchschnittswert pro Punkt angegeben Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
In der Abbildung 5.14 sind die Top 5 bewerteten Aspekte je nach Heimatland der Kammern dargestellt (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 57 und Tabelle 58). Dabei fällt auf, dass die Punkte Benutzerfreundlichkeit & einfache Handhabung des Selfservice und 7x24 Stunden Erreichbarkeit des Service mit schneller Reaktionszeit von den amerikanischen Kammern nur als wichtig eingestuft wurde. Auf den letzten zwei Rängen landeten die Punkte Kommunikation in der Muttersprache des Kunden mit 2,3 und Support via klassische Support Kanäle erreichbar (Telefon, Email) mit 1,9, wobei der letzte Punkt mit 0,69 die höchste Varianz in der gesamten Bewertung aufwies. Digitalisierung und Automatisierung sind zwei der aktuellen Trends, die die Outsourcing-Branche bereits verändert haben und weiter beeinflussen werden. Wie auch von Raconteur in seiner Publikation Future of Outsourcing (2018) bestätigt wurde, dort heißt es, die die Automatisierung neue IT-Modelle ermöglicht, die das Outsourcing auf den Kopf stellen und Gespräche über technologiegetriebene Transformation in den Sitzungssaal bringen. Die neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen, Automatisierung und der zunehmenden Verbreitung moderner Bereitstellungsmethoden verändert sich das
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5
Studie über die Effekte …
IT-Outsourcing rasant und wird auch den Business Process Services ebenfalls verändern (Raconteur, 2018). In den nachfolgenden zwei Grafiken sind Beurteilungen der Gründe für die Umsetzung von Outsourcing Maßnahmen (Abbildung 5.15) und die Gründe warum Outsourcing nicht erfolgreich ist (Abbildung 5.16) dargestellt.
Abbildung 5.15 Ergebnis der Bewertung der Gründe für die Umsetzung von Outsourcing. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Für die Bewertung stand folgende Skaleneinteilung zur Verfügung: 1 = keine Bedeutung, 2 = weniger Bedeutung, 3 = hohe Bedeutung, 4 = sehr hohe Bedeutung (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 59–Tabelle 62). Die höchste Varianz hatten die Punkte Erweiterte Servicezeit (z. B. 7x24 Hotline) mit 0,89 und Steigerung der Kundenzufriedenheit mit 0,82, hier wurde sogar einmal keine Bedeutung ausgewählt. Die niedrigste Varianz und damit größte Gleichbeurteilung hat der Punkt Höhere Kosten-Transparenz (0,16). Bei der Betrachtung der Ergebnisse nach Heimatland gibt es sehr große Unterschiede bei der Beurteilung der Punkte Erweiterte Servicezeit (z. B. 7x24 Hotline) und Höheres Fachwissen (z. B. schneller Zugriff auf Expertenwissen), die von den englischen Handelskammern mit einem Ranking von 4,0 wesentlich bedeutender eingeschätzt wurden als
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
131
von den Kammern der anderen Länder. Dieses trifft auch auf die Punkte Steigerung der Kundenzufriedenheit und Professionalität & Qualität zu, hier wurden 3,5 Punkte vergeben.
Abbildung 5.16 Ergebnis der Bewertung der Gründe warum Outsourcing nicht erfolgreich ist. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Bei der Studie State of the outsourcing, shared services, and operations industry 2018 von KPMG belegten die oberen fünf Plätze der Gründe für einen Wechsel des Geschäftsmodelles: Verbesserung der betrieblichen Effizienz (53 %), Verbesserung der betrieblichen Effektivität (40 %), Steigern Sie die Kundenzufriedenheit (40 %), Steigern Sie die Automatisierung der Kernprozesse (38 %), Beschleunigen Sie die Entscheidungsfindung (33 %). Auch andere Studien zeigt ein ähnliches Bild, hier liegt die Kundenzufriedenheitssteigerung meist unter den ersten 3 Plätzen. Die Ergebnisse der Beurteilung warum Outsourcing Projekte nicht erfolgreich sind (Abbildung 5.16) weisen eine sehr hohe Varianz bei fast allen Punkten auf und für den Aspekt Mangelnde Kundenakzeptanz ist sie mit 1,42 weit über dem
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5
Studie über die Effekte …
Durchschnitt der gesamten Befragung. Auch beurteilen die englischen Handelskammern wieder zwei Punkte als wesentlich wichtiger als die anderen Kammern, sie stuften Rechtliche Vorgaben & Probleme bei Datenschutz- & -sicherheit und Kulturelle Probleme als sehr bedeutend ein. Zum Vergleich dazu wurden im 2016 Global Outsourcing Survey Report von Deloitte als Top Probleme mit Outsourcing die folgenden Punkte angegeben: Reaktiv gegen Proaktiv (46 %), Mangel an Innovation (33 %) mangelnde Reaktionsfähigkeit (24 %), nicht qualifizierte Ressourcen (23 %) und Schlechte Servicequalität (20 %). Dies zeigt eine etwas andere Einschätzung, da hier das proaktivere Verhalten eine viel größere Rolle spielt als bei der Beurteilung der Handelskammern. Aus eigener beruflicher Erfahrung kann bestätigt werden, dass Proaktivität einer der wichtigsten Aspekte in Bezug auf Outsourcing Dienstleiter ist, denn nur wenn der Dienstleister vorausschauend und proaktive agiert kann er seinen Kunden rechtzeitig informieren und gemeinsam mit ihm nach einer Lösung suchen oder Prozesse und Abläufe optimieren. Ein wichtiger Aspekt in der Wirtschaft und auch in der Gesellschaft und bei Produkten und Dienstleistungen ist die Qualität. Durch die Digitalisierung und Vernetzung verändern sich auch hier die Rahmenparameter. Zum Beispiel können mit Hilfe von Sensoren Qualitätsmängel früher erkannt und behoben werden und auch der Kunde kann sich umfassend über die Qualität von Produkten und Dienstleistung mit Hilfe von Onlinereviews im Vorfeld informieren. Daher sollte in der kommenden Frage ermittelt werden, was die Handelskammern mit den Begriffen Qualität und Qualitätsmanagement verbinden. In der Abbildung 5.17 beziehen sich die Ergebnisse auf die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen und es ist deutlich zu erkennen, dass der Kundenzufriedenheit mit 9 von 11 Stimmen die größte Assoziation mit Qualität aufweist. In einer Studie von A.T. Kearney (2017) zum Thema Qualität und die Zukunft der Qualitätsmanagements bestätigt wurde sinkt die Wirksamkeit von Standardmethoden beim Qualitätsmanagement, 42 % der Befragten gaben diese an, 48 % sagten aus, dass deshalb kundenrelevante Qualitätsprobleme in den letzten 10 Jahren zugenommen haben und 50 % gehen davon aus, dass in den nächsten 10 Jahren diese deshalb wachsen werden. Laut einer Berechnung von A.T. Kearney lagen die Gewinneinbußen durch Qualitätsmängel bei 215 Mrd. US-Dollar für 30 Unternehmen der Automobil-, Investitions- und Konsumgüterindustrie.
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
133
Abbildung 5.17 Ergebnis des Rankings was die Handelskammern mit den Begriffen Qualität und Qualitätsmanagement verbinden (max. 5 durften ausgewählt werden). (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
Als wesentliche Gründe dafür wurden, der steigende Anteil von Elektronik und Software in den Produkten und die sich dadurch erhöhende Produktkomplexität, die Qualitätssicherung innerhalb verzweigter globaler Produktionsketten und die sich verkürzenden Lebenszyklen der Produkte genannt. Es ist daher notwendig das Thema Qualität zu überdenken und digitalen Innovationen wie CommunityFeedback in Echtzeit, Big-Data-Analysen und Ferndiagnose/-reparatur besser zu nutzen. Die Unternehmen müssen sich in den drei Bereichen: präventive Qualität (Produktentwicklung und -design), reaktive Qualität (Reparatur- und Serviceleistungen) und Qualitäts-Governance und –Kultur (Strategie und Gewohnheiten) neu aufstellen, um die gestiegenen Kundenerwartungen und -anforderungen hinsichtlich Qualität erfüllen zu können (A.T. Kearney, 2017). Auch in Bezug auf die Themen Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften wird das Thema Qualität an Bedeutung gewinnen (Zaidin et al, 2018).
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5.3.3
5
Studie über die Effekte …
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in der Wirtschaft
Die Nachrichten über Naturkatastrophen wie Stürme, Erdbeben, Überschwemmungen und Dürre haben sich in den letzten Jahren vervielfacht und die Abstände ihres Auftretens verringern sich und ihre Auswirkungen potenzieren sich ebenfalls. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Forderung der Gesellschaft nach Umweltbewusstsein und nachhaltigem Umweltschutz immer lauter wird. In ähnlicher Weise zwingen Themen wie Ressourcenknappheit, demografischer Wandel und Ernährungssicherheit die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dazu, sich zunehmend ernsthafter mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen und den Planeten für zukünftige Generationen zu sichern. Befragt nach der Bedeutung der drei Dimensionen des Nachhaltigkeitsdreiecks (Ökonomie, Ökologie und Soziales) sowie nach der Unternehmenskultur in einem nachhaltigen und verantwortungsbewussten Unternehmen, wiesen die Kammern der Ökologie und der Unternehmenskultur die größte Bedeutung zu (2,8). Die Ökonomie folgte mit 2,7 und Soziales mit 2,6, beide zeigten ebenfalls eine höhere Varianz. Alle Kammern bewerteten die Frage nach der generellen Bedeutung von nachhaltigem und verantwortungsbewusstem Verhalten/Handeln von Unternehmen mit 3,6 als sehr hoch, nur die österreichischen Kammern maßen mit 3,8 diesem Punkt eine noch höhere Bedeutung bei. Wie bereits einleitend im zweiten Kapitel der Arbeit erklärt wurde, sind Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sehr wichtig und der Umgang damit hat einen starken Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens und wird meist in der sogenannten Unternehmenskultur verankert. Unternehmenskultur bezieht sich dabei auf bezieht sich auf die Überzeugungen und Verhaltensweisen, die bestimmen, wie das Management und die Mitarbeiter eines Unternehmens mit externen Stakeholdern interagieren und Geschäfte abwickeln. Sie ist generell aus drei Gründen wichtig: zum einen beeinflusst sie die eigenen Mitarbeiter und hat Auswirkung auf der Loyalität, sie definiert interne Normen und Verhaltensregeln nach der sich alle im Unternehmen beschäftigten richten und sie hat Einfluss auf die Wahrnehmung des Unternehmens am Markt und gegenüber den Stakeholder. Sie beinhaltet auch Themen wie Vertrauenswürdigkeit, Ethik und Moral und Ehrlichkeit (Guiso et al, 2014 und Schwartz, 2013). Eine kürzlich durchgeführte Umfrage bei Studenten von deutschen und rumänischen Hochschulen hat ergeben, dass das Thema Nachhaltigkeit von großer Bedeutung ist, 73 % stuften die Nachhaltigkeit als sehr bedeutend und 23 % als bedeutend ein. Bei der Studie wurden knapp 460 Studenten in verschiedenen Jahrgängen und Studienrichtungen gefragt, welche Stakeholder den größten Einfluss auf die Politik und in der Wirtschaft in Bezug auf Bioökonomie
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
135
und Nachhaltigkeit haben werden. Dabei wurden an erster Stelle die Endkunden (private oder Geschäftliche) gesetzt, dann überraschenderweise die Medien, dicht gefolgt von Mitarbeitern und Eigentümer / Investoren. Bei der Frage, welche Bereiche Handlungsbedarf in Bezug auf die Förderung und Umsetzung von Maßnahmen im Bereich Bioökonomie und Nachhaltigkeit haben wurden als erstes der Finanz- und als zweites der Industriesektor genannt (Golowko et al., 2019). Es ist unbestreitbar und allgemein anerkannt, dass Unternehmen heutzutage ökonomische, ökologische und soziale Ziele in Einklang bringen müssen. Zu diesem Zweck muss die Politik die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen und nachhaltiges Verhalten in Gesetze und Vorschriften einbinden. Obwohl viele Studien gezeigt haben, dass nachhaltiges Verhalten positive Auswirkungen auf die Ergebnisse, den Marktwert und die Zukunft von Unternehmen hat, gibt es immer noch Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Belastung und nicht als Chance betrachten.
Abbildung 5.18 Ergebnis der Bewertung der Beweggründe für ein Bestreben nach nachhaltigem Engagement in der Wirtschaft. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
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5
Studie über die Effekte …
Daher konzentrierten sich die nächsten beiden Fragen auf die Gründe für ein Engagement für nachhaltiges unternehmerisches Engagement und auf Hindernisse / Hindernisse, die den Einsatz von Maßnahmen für ein nachhaltiges Management behinderten. In der Abbildung 5.18 und Abbildung 5.19 sind die Ergebnisse nach dem Heimatland der Handelskammern, basierend auf ihrer Bedeutung, dargestellt. Für beide Fragen wurde eine 4-stufige Skala verwendet, die von sehr hoher Bedeutung (4) bis keine Bedeutung (1) reicht (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 69–Tabelle 72). Überraschenderweise wurden die finanziellen Aspekte (Kostensenkung und Umsatzsteigerung) und Risikominderung als letzte Gründe für ein nachhaltiges unternehmerisches Engagement eingestuft. In der Regel haben Finanz- und Risikoaspekte eine höhere Bedeutung, wenn Unternehmen ihre Strategien ändern. Alle drei oben genannten Pro Sustainability –Probleme können mit dem Marktwert des Unternehmens in Verbindung gebracht werden. Dies spiegelt die große Bedeutung von Branding,
Abbildung 5.19 Ergebnis der Bewertung der Barrieren / Hindernisse für ein Bestreben nach nachhaltigem Engagement in der Wirtschaft. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
5.3 Ergebnisse der Studie über die Effekte …
137
Marketing und Innovation im volatilen und wettbewerbsintensiven Marktumfeld wider. Der erste Platz der Barrieren spiegelt den weit verbreiteten Irrtum wider, dass die Kosten für die Einbeziehung von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategien die Vorteile überwiegen würden. Insgesamt sind die Ergebnisse vergleichbar mit anderen aktuellen Umfragen und Veröffentlichungen wie The Innovation Bottom Line, einer globalen Studie des MIT Sloan Management Review und der Boston Consulting Group (2013) sowie The Study der CEOs der UN Global Compact-Accenture Strategie (2016). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstrategie integrieren, die Vorteile von Loyalität und Unterstützung aller internen und externen Stakeholder erkennen. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung und Schaffung einer besseren Zukunft für sich und ihre zukünftigen Generationen. Bei der letzten Frage des Fragebogens ging es um Aktivitäten/Maßnahmen zum Schutz der Umwelt die durch Unternehmen eingeführt bzw. umgesetzt werden sollten. Hier hatten die Handelskammern wieder die Bewertungsmöglichkeit von sehr hoher Bedeutung (4) bis keine Bedeutung (1) (detaillierte Ergebnisse siehe Anhang 4, Tabelle 73 und Tabelle 74) (Abbildung 5.20).
Abbildung 5.20 Ergebnis der Bewertung der Aktivitäten / Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Ergebnissen der eigenen Analyse.)
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5
Studie über die Effekte …
Die höchste Varianz hatte der Punkt Anregung und Promotion der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrgemeinschaften, Radfahren mit 1,11, es wurde bei seiner Beurteilung sogar einmal der Wert keine Bedeutung ausgewählt. Bei dem Thema Maßnahmen zum Schutz der Umwelt innerhalb des Unternehmens hängt zum einen viel von Unternehmenskultur und den Werten der Unternehmensleitung aber auch von der Einstellung und dem Wissen der Mitarbeiter ab. In einem Bericht zum Thema Nachhaltige Unternehmensführung von Ernst & Young (2012) wurde bei der Frage nach Intensivität die das eigene Unternehmen im Zusammenhang mit betrieblichen Umweltschutz betreibt, die folgende Bewertung abgegeben: Maßnahmen zur Abfallwirtschaft/Recycling (1), Energieeffizientes Gebäudemanagement (2), Maßnahmen zum verantwortungsvollen Umgang mit Wasser (3), Reduktion der CO2-Emissionen (4), Auswahl von Transportwegen nach umweltfreundlichen Kriterien (5), Umweltfreundlicher Fuhrpark (6) und Einsatz alternativer Energien (7). Was sich bis auf den Punkt Einsatz alternativer Energien relativ gut mit der Einschätzung der Handelskammern deckt. Von entscheidender Bedeutung ist hier, dass es für die Maßnahmen auch Zielwerte und geeignete Messgrößen gibt, die Belegen ob die Maßnahme erfolgreich oder weniger erfolgreich ist und sie anschließend verbessert werden können. Hierbei spielen auch die Transparenz und Kommunikation diese Punkte gegenüber den Mitarbeitern eine wesentliche Rolle.
5.4
Trends und Treiber und deren Effekte auf nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte
Die Ergebnisse der Studie unterscheiden sich teilweise in einigen Punkten vom allgemeinen Ranking in Prognosen oder anderen Umfrageergebnissen, manchmal gibt es auch unterschiedliche Bewertungen zwischen den Kammern der jeweiligen Heimatländer. Aufgrund der Teilnehmerzahl konnten diese Unterschiede zwischen den Antworten der jeweiligen Länder in dieser Studie nicht vollständig berücksichtigt werden. Die wichtigsten Trends, Treiber und Entwicklungen sowie deren Bedeutung für das 21. Jahrhundert konnten jedoch durch die Ergebnisse der Umfrage bestätigt und auch durch die neuesten Nachrichten, Prognosen und Studien untermauert werden. Die Globalisierung und die damit verbundenen anderen Megatrends müssen als logische Konsequenz legitimer Entwicklung betrachtet werden, während die politischen Entscheidungsträger den allgemeinen Rahmen und verbindliche Regelungen festlegen müssen. Basierend auf dem Eisernen ökonomischen Gesetz muss jeder Leistungsprozess einen angemessenen Managementprozess haben. Daher ist es notwendig, die Denkweise in kleinem Maßstab
5.4 Trends und Treiber …
139
zu unterbinden und die internationale Verwaltung und Zuweisung des Kapitals zu fördern, wie dies von der Europäischen Union und UNICEF gefordert wird. Nur dann kann die ganze Welt die positiven Ergebnisse aus der Globalisierung und den anderen Megatrends ziehen und Gleichheit für alle schaffen. Zusammenfassend lässt sich, anhand der Ergebnisse der Befragung feststellen, dass die Betrachtung und Bewertung der Trends und Treiber für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte von den eigenen, teilweise landespezifischen, Werten und Vorstellungen abhängig ist. Dabei spielen sowohl kulturelle wie ökonomische Aspekte eine Rolle aber auch die beruflich bedingten Erfahrungen und Kenntnisse haben einen Einfluss. In dem global agierenden Umfeld, in dem sich die Handelskammern bewegen, kommen auch noch Einflüsse durch politische und institutionelle Entscheidungen hinzu, welche das Bild partiell verzerren können. Was von allen eindeutig bestätigt wurde ist, dass nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte aktuell und für die Zukunft von entscheidendem Stellenwert sind und sie durch zahlreiche Faktoren aus dem ökologischen, ökonomischen, und sozialen Bereich beeinflusst werden. Wie bereits im Kapitel 3 der Arbeit bestätigt wurde beeinflussen sich die Trends gegenseitig, sind komplex und voneinander abhängig. Als der wesentliche Treiber für die Transformation der Wirtschaft konnten der technologische und der gesellschaftliche Wandel bestätigt werden. Hier spielen Aspekte wie Kundenzentrierung, Unternehmenskultur, Digitalisierung, Konsum, Qualität, aber auch ökologische Faktoren, wie Ressourcenverfügbarkeit und politische Rahmen, wie Gesetzgebung eine Partie. Die Transformation der Gesellschaft wiederum wird stark von den wirtschaftlichen und ökologischen Veränderungen beeinflusst, aber auch durch sich selbst aufgrund des Generationenwechsels und den damit verbunden Werten und Einstellungen. Dabei spielen vor allem die Aspekte Umweltschutz und -erhalt, Klimawandel, Vernetzung, Digitalisierung, Globalisierung, Urbanisierung, Mobilität, Veränderung der Arbeitsweise und des Konsums eine ausschlaggebende Rolle. Darüber hinaus haben politische Strategien und Entscheidungen eine Auswirkung auf die Gesellschaft und diese wiederum eine gewaltige Abhängigkeit von der Gesellschaft, wie an einigen ausgewählten Beispielen gezeigt wurde, denn Politik wird letztendlich von Menschen gemacht. Bei der ökologischen Transformation spielen bilden der gesellschaftliche und der wirtschaftliche Wandel die Basis. Als bedeutungsvollster Faktor stehen hier das Verstehen und das daraus resultierende Umdenken sowohl bei Gesellschaft als auch bei der Wirtschaft und der Politik im Vordergrund. Diese Transformation beeinflusst sich am stärksten selbst, denn mit dem sich verschlechternden Zustand der Erde und des Klimas wächst der Druck auf alle, jedoch ist es der langwierigste Prozess und die Folgen sind nur bedingt abschätzbar. Daher ist
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5
Studie über die Effekte …
es umso entscheidender, dass in diesem Bereich weiter geforscht und nach innovativen und nachhaltigen Lösungen gesucht wird. Außerdem ist es wichtig bei allen Anpassungen und neuen Lösungen den gesamten Prozess zu betrachten und nicht nur Teilbereiche wie Effizienz und Nutzen. Es gilt die Transformation mit all seinen Faktoren zu analysieren, die Effekte für alle Bereiche und die Spätfolgen abzuschätzen, denn nur dann kann Nachhaltigkeit erzielt werden. Die Bedeutung von Verantwortlichkeit und sich verantwortlich fühlen ist ubiquitär.
6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige Servicequalität am Beispiel von Business Services im Kontext von Digitalisierung
6.1
Allgemeiner Kontext der Forschung
Um ihr eigenes wirtschaftliches Überleben und ihre Nachhaltigkeit zu gewährleisten, müssen die Business-Service-Anbieter weltweit um Marktanteile, Umsatz und Kundenbindung konkurrieren. Daher ist die entscheidende Bedeutung der Servicequalität und ihrer ständigen Verbesserung sowie Kundenzufriedenheit in den letzten Jahrzehnten in allen Geschäftsbereichen gewachsen. Gartner (2015) und Forrester (2016) haben in ihren Prognosen für 2016 vorausgesagt, dass die Kundenerfahrung und die Qualität des Kundenservice in den kommenden Jahren das entscheidende Differenzierungsmerkmal sein werden. Laut eines Artikels in Forbes ist die Kundenerfahrung neue Marke und 89% der Unternehmen stehen auf Basis der Kundenerfahrung im Wettbewerb, wobei 80% der Unternehmen der Meinung sind, dass die Serviceerfahrung super war, jedoch nur 8% der Kunden zustimmen würden (Hyken, 2018). Somit gibt es da eine sehr hohe Differenz zwischen Eigenwahrnehmung und der Wahrnehmung des Kunden. In einer Studie von Salesforce (2018) bei der weltweit mehr als 6.700 Kunden befragt wurden gaben 95% der Befragten an, dass sie einem Unternehmen dem vertrauen, eher die Treue halten, 76% das die Unternehmen ihre Bedürfnisse und Erwartungen verstehen sollen und 67% das ihr Standard für gute Erfahrungen höher ist als je zuvor. Womit sich bestätigt, dass es wichtig ist, die Bedürfnisse des Kunden zu kennen, seine Erwartungen richtig einzuschätzen und eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung aufzubauen. Insbesondere Unternehmensdienstleistungsbereich gilt es die Servicequalität kontinuierlich zu verbessern, um eine hohe Kundenzufriedenheit und ein positives Kundenerlebnis zu gewährleisten. Kaplan und Norton: „Messen ist wichtig: Wenn Sie es nicht messen können, können Sie es nicht managen“
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_6
141
142
6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
(Kaplan, Norton, 1996, S. 21). Die meisten der regelmäßig durchgeführten Kundenumfragen geben kein vollständiges Bild über die Leistung eines Unternehmens. Ein wichtiger Schritt zur Qualitätsverbesserung ist daher die Identifizierung der richtigen Messreihen. Ein wichtiger Schritt zur Qualitätsverbesserung ist daher die Ermittlung einer richtigen Menge von Messungen. Bei diesen Messungen sollte es sich um eine Mischung aus Früh- und Folgeindikatoren und eine Kombination aus qualitativen und quantitativen KPIs (Leistungskennzahlen) handeln. Darüber hinaus ist es wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Aufwand für die Bewertung der Messungen und ihrem Mehrwert zu finden (Ehrmann, 2003). Sich aus diesen Gedankengängen ableitend, wurden für diese Forschung, Studie zur Entwicklung von Qualitätsmessmodellen zur Steuerung von Unternehmensdienstleistungen in Bezug auf die Kundenzufriedenheit (Marquardt et al., 207), deren Erkenntnisse und Ergebnisse in den nachfolgenden Abschnitten erläutert und präsentiert werden, die nachfolgenden Hauptziele definiert: • Herstellung eines grundlegenden Verständnisses in Bezug auf die Bedeutung von Qualität und Kundenzufriedenheit und deren Korrelation; • Bewertung bekannter Leistungsmesssysteme; • Herleitung eines Leistungskennzahlenmodells zur Korrelation von Kundenzufriedenheitskriterien und betrieblichen Indikatoren. Einleitend kann gesagt werden, dass jeder Mensch hat seine eigene Auffassung was Qualität für ihn bedeutet, daher ist Qualität ein undeutliches und schwer greifbares Konstrukt. Aus diesem Grund ist es notwendig, ein gemeinsames Grundverständnis über den Begriff Qualität zu etablieren. Den Ausgangspunkt dafür bilden die in der nachfolgenden Tabelle zusammengefassten Definitionen und Aussagen zu Qualität aus philosophischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. (Tabelle 6.1). Basierend auf dieser Aufstellung kann die Definition von Qualität unter Verwendung dieser drei Merkmale zusammengefasst werden: Qualität hat eine Zweckbindung; sie ist die Summe der Eigenschaften eines Produkts oder einer Dienstleistung und sie bezieht sich auf bestimmte Anforderungen zu einem bestimmten Zeitpunkt (Marquardt et al., 2017). Bei Unternehmensdienstleistungen wird die Zweckbindung durch die Kundenanforderungen dargestellt. Die Qualität gibt somit an, wie die erbrachten Dienstleistungen die Kundenanforderungen und -erwartungen erfüllt oder übertroffen haben.
6.1 Allgemeiner Kontext der Forschung
143
Tabelle 6.1 Ausgewählte Definitionen des Begriffs Qualität in der Literatur Autor
Quelle
Definition
Pierer, Heinrich August
Pierer‘s Universal-Lexikon
„Qualität, heißt Beschaffenheit, das, was etwas ist oder als was es gedacht wird. Die Qualitäten der Dinge sind daher ihre Eigenschaften“ (Pierer, 1861, Bd. 13, S. 735)
Eisler, Rudolf
Wörterbuch der philosophischen Begriffe
„Qualität: Beschaffenheit, ist eine der Grundformen der Auffassung, des Denkens von Objekten“ (Eisler, 1904, Bd. 2, 169)
Friedrich Kirchner, Carl Michaëlis
Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe
„Qualität, d.h. Beschaffenheit, wird Dingen, Begriffen und Urteilen zugeschrieben. Die Qualitäten eines Dinges sind … erfassten Eigenschaften“ (Kirchner & Michaëlis, 1907, S. 476)
Philip B. Crosby
Quality is free: the art of making quality certain
Qualität ist Erfüllung von Anforderungen (Crosby, 1979)
W Edwards Deming
Out of the Crisis
Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung wird vom Kunden definiert und verändert sich in Abhängigkeit von seinen Anforderungen (Deming, 2000)
Joseph M. Juran Juran‘s quality handbook
Qualität: Gebrauchstauglichkeit, Balance zwischen Produkteigenschaften und Produkt frei von Mängeln (Juran, 1998)
Meyers Großes Konversations-Lexikon
„Qualität, Beschaffenheit, Eigentümlichkeit des Wesens“ (Meyers, 1908, Bd. 16, S. 493)
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon
„Qualität eines Gegenstandes versteht man dessen Beschaffenheit oder die sämtlichen Eigenschaften” (Brockhaus, 1837, Bd. 3, S. 605)
UTB-Online-Wörterbuch Philosophie
„Qualität, Beschaffenheit: … Merkmalen, die etwas im Vergleich mit anderen (vergleichbaren) Gegenständen oder mit sich selbst (wie es zu früheren Zeitpunkten war) und im Unterschied dazu hat (oder hatte)“ (UTB, 2003)
Gabler Wirtschaftslexikon
„Qualität: Übereinstimmung von Leistungen mit Ansprüchen. Ansprüche stellen Kunden, Verwender (Konsument/Produzent), Händler und Hersteller.“ (Springer Gabler, 2016b)
ISO Standard 9000:2015
„Qualität: Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale eines Objekts Anforderungen erfüllt“. (ISO, 2015b)
Project Management PRINCE2
Der Grad, in dem eine Reihe von inhärenten Merkmalen eines Produkts, einer Dienstleistung, eines Prozesses, einer Person, eines Unternehmens, eines Systems oder einer Ressource die Anforderungen erfüllt (Axelos, 2017)
Quelle: In Anlehnung an Marquardt, K., Olaru M., Ceaus, u I., 2017. Study on the development of quality measurements models for steering business services in relation to customer satisfaction, Amfiteatru Economic, 19(44), S. 97.
144
6.2
6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
Ziele und Forschungsmethode
Die Basis einer wissenschaftlichen Arbeit bildet immer das sich Vertraut machen mit dem vorhandenen Wissen zum Forschungsgebiet. Um also ein Verständnis für das Thema und die Zusammenhänge zu erlangen und die beste Vorgehensweise und Methode für die Entwicklung einer Messung der Servicequalität zu ermitteln wurde eine systematische Untersuchung von Primär- und Sekundärliteratur durchgeführt. Die Methodik der systematischen Literaturrecherche ist ein replizierbarer, wissenschaftlicher und transparenter Prozess, der die Bewertung wissenschaftlicher Literatur ermöglicht und zu einer Synthese von Erkenntnissen führt (Tranfield, Denyer und Smart, 2003). Dieser Prozess lässt sich in die nachfolgenden drei Elementen unterteilen: Die allgemeine Literaturrecherche; die Auswahl der relevanten Publikationen; die Bereitstellung der ausgewählten Literatur. Darüber hinaus trägt diese Methodik dazu bei, die Ergebnisse argumentativ abzusichern und auf der Grundlage des geprüften Materials zu eigenen Thesen zu gelangen (Universität Bielefeld, 2016). Die Literaturrecherche zu dieser Forschung wurde online mithilfe der folgenden Hauptsuchmaschinen und Datenbanken durchgeführt: Emerald Management Journals, Scopus, Elsevier, Springer und Google Scholar. Sie wurde mit einer Kombination der Schlüsselwörter Qualität und Kundenzufriedenheit und deren englische Übersetzung durchgeführt und auf den Bereich IT- und Business Services bezogen. Ebenfalls wurden Umfragen, Studien und Prognosen namhafter Forschungsunternehmen zu den Einflussfaktoren der Kundenzufriedenheit und Qualität analysiert und deren Bedeutung für Dienstleistungsunternehmen bewertet. Zusätzlich wurde eine zweite Suche mit den Begriffen Digitalisierung und Reporting durchgeführt, um die aktuellen Trends zu identifizieren. Diese Forschung wurde zwischen August und September 2016 durchgeführt und durch eine zweite Forschung zwischen Januar und Juni 2019 aktualisiert und erweitert. Ebenso wurde persönliche und praktische Erfahrung aus der eigenen beruflichen Tätigkeit in international agierende IT- und Business Service Dienstleistungsunternehmen in die Entwicklung des Sechs-Stufen-Modell zur Entwicklung einer effektiven Messmethode und des Servicequalitätsmodels mit einbezogen. Insbesondere die Ergebnisse und Lehren aus Qualitätsverbesserungsprojekten und Projekten zur Steigerung der Kundenzufriedenheit wurden überprüft und einbezogen und bildeten die Grundlage für die Empfehlungen für optimale Verfahren in dieser Studie. Die Forschung ist in drei Teile gegliedert. Die Theorie hinter den Hauptbegriffen Qualität und Kundenzufriedenheit und ihre Zusammenhänge werden im Kontextteil erläutert. Der zweite Teil enthält die Ergebnisse der online Recherche zu Messmethoden für die Servicequalität und verwendeten Kennzahlen. Darüber
6.3 Ergebnisse der Forschung …
145
hinaus wird in diesem Teil auch das entwickelte sechsstufige Modell zur Entwicklung einer effektiven Messmethode für die Servicequalität vorgestellt. Im Ergebnisteil dieser Studie wird ein selbst entworfenes theoretisches Messmodell für die Servicequalität präsentiert, das auf die drei Kriterien des Kano-Modells abgestimmt ist und mit den eigenen beruflichen und praktischen Erfahrungen übereinstimmt. Die Ergebnisse dieser Forschung werden sicherlich Managern von Business Service Operationen eine Quelle sein, um die Art und Weise, wie die Einflussfaktoren für die Qualität umgesetzt und gemessen werden, zu überdenken und die Kundenzufriedenheit zu sichern und zu verbessern (Marquardt et al., 2017).
6.3
Ergebnisse der Forschung in Bezug auf Qualität und Kundenzufriedenheit im Kontext von Digitalisierung
Die Untersuchung der Hauptforschungsziele der systematischen Literaturrecherche und der gesammelten Daten lassen sich zu den folgenden zentralen Erkenntnissen zusammenfassen: • Die Qualität eines Subjekts wird durch seine Eigenschaften dargestellt und hängt mit bestimmten Anforderungen zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammen; • Kundenzufriedenheit ist eine Reaktion auf einen bestimmten Fokus zu einem bestimmten Zeitpunkt; • Die Qualitätseigenschaften wirken sich direkt auf die Kundenzufriedenheit aus; • Laut Kano kann die Zufriedenheit je nach Erwartung und Einfluss in drei Stufen eingeteilt werden, wie in Abbildung 6.3 dargestellt; • Die Bewertung der Servicequalität und der Kundenzufriedenheit kann anhand subjektiver (Umfragen) und objektiver (KPI) Metriken erfolgen, wobei eine Kombination aus beiden das umfassendste Ergebnis liefert (Marquardt et al., 2017).
6.3.1
Identifizierte Modelle für Servicequalität und Kundenzufriedenheit
In der ISO-Norm 10004 für Qualitätsmanagement – Kundenzufriedenheit – Richtlinien für Überwachung und Messung wird sehr gut veranschaulicht wie
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6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
Lieferseite (Anbieter) und Kundenseite in Bezug auf Qualität und Zufriedenheit zusammenwirken (Abbildung 6.1).
Abbildung 6.1 Konzeptionelles Modell der Kundenzufriedenheit. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an ISO, 2018. ISO Standard 10004:2018: Qualitätsmanagement – Kundenzufriedenheit – Leitfaden zur Überwachung und Messung, Genf: ISO, S. 18.)
Dabei wird die Lücke zwischen den Kundenerwartungen und dem Service des Providers als Kundenzufriedenheit definiert (ISO, 2018). Die Kundenzufriedenheit kann im Allgemeinen entweder positiv oder negativ sein und ist eine subjektive Wahrnehmung, die von früheren Erfahrungen und Erwartungen beeinflusst wird (Raab, Werner, 2009). Ein weiteres, in der Literatur häufig zitiertes Modell, ist das KonfirmationDiskonfirmation-Paradigma (Confirmation-Disconfirmation-Paradigm). Dieses Model veranschaulicht den Vergleich der Kundenerwartung gegenüber der gelieferten Leistung und der daraus resultierenden Kundenzufriedenheit oder Unzufriedenheit (Homburg et al., 2013). In diesem Modell (Abbildung 6.2) wird die Kundenzufriedenheit als ein zweiteiliges System von Gegensätzen betrachtet: Zufriedenheit und Unzufriedenheit, wobei die Zufriedenheit noch einmal, in die einfache Erfüllung und die Übererfüllung der Anforderungen, unterteilt ist. In den achtziger Jahren entwickelte Professor Noriaki Kano das sogenannte Kano-Modell (Abbildung 6.3), ein theoretisches Modell, das Produktentwicklung und Kundenzufriedenheit miteinander in Beziehung setzt (Coleman, 2014). Dieses
6.3 Ergebnisse der Forschung …
147
Abbildung 6.2 Konfirmation-Diskonfirmation-Modell. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Homburg, C., Giering, A., Hentschel, F., 2013. Der Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. In: Bruhn, M.; Homburg, C., Handbuch Kundenbindungsmanagement: Grundlagen, Konzepte, Erfahrungen. 8. Edition. Wiesbaden: Springer Gabler., S. 105.)
Modell hat sich seit seiner ersten Veröffentlichung von den ursprünglichen fünf Kriterien zu den jetzt am häufigsten verwendeten drei Qualitätsfaktoren verändert: Basisanforderungen oder erwartete(minimale) Qualität; Leistungsanforderungen oder normale Qualität und Begeisterungsanforderungen oder übertreffende Qualität. Verglichen mit dem Konfirmation-Diskonfirmation-Paradigma kann das Kano-Modell den Begeisterungslevel der Kundenzufriedenheit besser darstellen. Das Modell veranschaulicht für jede der drei Kategorien, in welche Richtung sie sich entwickeln, wenn die Anforderungen erfüllt oder nicht erfüllt sind. Die Erfüllung der Basisanforderungen führt nicht zur Zufriedenheit und die Nichterfüllung der Begeisterungsanforderungen führt nicht zu Unzufriedenheit. Es kann festgehalten werden, dass eine nachhaltige Kundenzufriedenheit nur erreicht werden kann, wenn zuerst die Basisanforderungen erfüllt werden, anschließend die Leistungsbedürfnisse und zuletzt die Begeisterungsanforderungen. Auch ist es
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6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
Abbildung 6.3 Kano – Modell für Kundenzufriedenheit. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Coleman, L. B., 2014. The Customer-Driven Organization: Employing the Kano Model. Boca Raton, London, New York: CRC Press, S. 3 und Königskonzept, 2016. Begeisterung bekommt man nicht geschenkt. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 08.09.2016].)
wichtig anzumerken, dass die Begeisterungsfaktoren von heute die Leistungsanforderungen von morgen und die Basisanforderungen von übermorgen sein können, da sich der Kunde nach einiger Zeit an einen gewissen Level von Zufriedenheit gewöhnt (Königskonzept, 2016). Es ist also von entscheidender Bedeutung, dass man zwischen diesen drei Anforderungslevel unterscheiden kann, um den Erfolg des Service langfristig zu sichern. Welchen Einfluss der Kundenzufriedenheit auf ein Unternehmen hat wird durch die von Manfred Bruhn (2008) entwickelte Erfolgskette des Qualitätsmanagements sehr anschaulich dargestellt (Abbildung 6.4). Der Startpunkt oder Eingang für alle Ausgänge wird von der Servicequalität bestimmt. Als erster Output wird die Kundenzufriedenheit definiert und als
6.3 Ergebnisse der Forschung …
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Abbildung 6.4 Erfolgskette des Qualitätsmanagements. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bruhn, M., 2008. Qualitätsmanagement für Dienstleistungen: Grundlagen. Konzepte, Methoden. 7. Edition. Berlin – Heidelberg: Springer Verlag, S. 9.)
zweiter die Kundenloyalität. Beides kann zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens führen, der als dritter Output dargestellt wird. Zum besseren Verständnis der Interaktionen sei folgendes Beispiel genannt: Wenn die Servicequalität negativ ist, ist der Kunde unzufrieden und kündigt möglicherweise den Vertrag. Dies führt dazu, dass auf der internen Ebene des Unternehmens ein negativer Einfluss auf die Erträge und auf der externen Ebene, der Marktebene ein negativer Einfluss auf die Reputation wirkt. Basierend auf den Ergebnissen der Literaturrecherche und auf Giese und Cote (2002) lässt sich die Kundenzufriedenheit durch folgende allgemeine Punkte zusammenfassen: Kundenzufriedenheit ist eine Reaktion: Sie kann kognitiv oder emotional sein und die Reaktion bezieht sich auf einen bestimmten Fokus und tritt zu einer bestimmten Zeit auf (Marquardt et al, 2017). Die Kundenzufriedenheit wird stark von der Qualität der Dienstleistung oder des Produkts beeinflusst und sie hat einen Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Unternehmens und seine Position auf dem Markt. Daher ist die Bedeutung von Qualität für Unternehmen und Konsumenten eindeutig. Die Messung der Produktqualität ist einfach, da sie auf vordefinierten Parametern basiert, die das Produkt besitzen sollte, um seinen beabsichtigten Zweck zu erfüllen (Verwendung). Die Messung der Servicequalität ist komplexer, da sie nicht greifbar und meist subjektiv ist und stark von der Zeit, in der sie erlebt wurde, und von den betroffenen und involvierten Personen abhängig ist. In der Literatur werden verschiedene Messansätze diskutiert, sie haben jedoch eine gemeinsame Klassifikation. Sie können entweder subjektiv oder objektiv sein. Eines der bekanntesten subjektiven Messmodelle zur Messung der Servicequalität ist SERVQUAL (Abkürzung von SERVice und QUALität). Dieses Modell wurde von Parasuraman, Zeithaml und Berry (1985, 1991) entwickelt und hatte ursprünglich (Prototyp) zehn Bewertungskriterien aus denen die
150
6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
folgenden fünf Hauptdimensionen (Revision) der Servicequalität hervorgegangen sind (siehe Abbildung 6.5).
Abbildung 6.5 Revision und Prototyp des Modells für Qualitätsmaße. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Parasuraman, A., Zeithaml, V.A. und Berry, L.L., 1985. A conceptual model of service quality and its implication. Journal of Marketing. Vol. 49. Fall. S. 41–50 und Parasuraman, A., Zeithaml, V.A. und Berry, L.L., 1991. Refinement and reassessment of the SERVQUAL scale. Journal of Retailing. Vol. 67. S. 420–450.)
Die Bedeutung der einzelnen Faktoren kann für jeden Kunden unterschiedlich sein und ist stark von der Art der erbrachten Dienstleistung abhängig. SERVQUAL dient hauptsächlich dazu, Kundenumfragen zu strukturieren bei denen die Benutzer aufgefordert werden, den gelieferten Service im Verhältnis zu ihren Erwartungen zu bewerten. Solche Umfragen liefern höchst subjektive und zeitabhängige Ergebnisse. Deshalb sollten sie nur als Indikatoren für Bereiche mit Unzufriedenheit und als Lieferant für Verbesserungsansätze verwendet werden. Neben den Ergebnissen von Kundenbefragungen oder Feedback-Rankings ist es jedoch wichtig, objektive Messwerte für die Servicequalität zu definieren, um ein umfassenderes Bild zu erhalten und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung zu initiieren. In der Praxis werden diese Kennzahlen häufig aus vorhandenen Finanz- und Betriebsberichten extrahiert. Zum Beispiel werden folgenden Kennzahlen häufig zur Beurteilung der Servicequalität verwendet: Volumen pro
6.3 Ergebnisse der Forschung …
151
Eingangskanal; Zeit bis zur Anfragenannahme; Bearbeitungszeit; Lösung beim Erstkontakt, Mittlere Reparaturzeit; Anzahl der Umleitungen; SLA (Service Level Agreement – Beschreibung der bestellten Services in vollem Umfang) Konformität (red ratio); Anzahl der Beschwerden und Agentenproduktivität; Kosten pro Ticket. Im Jahr 2012 führte Forrester Consulting eine umfassende Studie durch, um die aktuellen Trends im Kundenservice zu ermitteln. Zu den Ergebnissen gehörte das folgende Diagramm (Abbildung 6.6) mit den wichtigsten Erfolgsparametern für den Kundendienst, basierend auf den Antworten von fast 200 US-amerikanischen Entscheidungsträger im Kundendienst (Forrester, 2013). Den ersten Platz belegt dabei die Kundenzufriedenheit mit knapp 90%, jedoch folgen auf den nachfolgenden Plätzen fast ausschließlich objektiv ermittelbare Kennzahlen. Ebenso wurde in der Studie bestätigt, dass die Lösung im Erstkontakt mit 67% den größten Einfluss auf die Kundenzufriedenheit hat (Forrester, 2013).
Abbildung 6.6 Unternehmen setzen auf Kundenfeedback und betriebliche Parameter, um den erfolgreichen Kundenservice zu messen. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Forrester Consulting, 2013. The Five Imperatives To Delivering Great Customer Service. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 08.08.2016].)
152
6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
Die Ergebnisse der Forrester Studie bestätigen die Hypothese, dass die Messung der Servicequalität durch Kundenbefragung neben der Liste objektiv messbarer KPIs die am häufigsten verwendete Methode ist. Diese Kennzahlen werden von den Unternehmen im Allgemeinen bereits in verschiedenen Berichten ausgewertet und könnten theoretisch wiederverwendet werden, um die Servicequalität zu messen.
6.3.2
Vorschlag für die Herleitung einer effektiven Messmethode für die Servicequalität im Kontext der Digitalisierung
Ein häufiges Missverständnis in der Praxis besteht darin, dass die Werte der Kennzahlen aus den verschiedenen Unternehmensberichten als einzige Quelle der Wahrheit betrachtet werden ohne sie im Kontext und im zeitlichen Rahmen zu setzen. Dies führt zu fehlenden Informationen und bietet nicht die vollen Möglichkeiten, Schwachstellen zu erkennen und proaktive Maßnahmen einzuleiten, bevor die Kunden sie erkennen und unzufrieden werden. Zur Entwicklung einer effektiven Messmethode für Servicequalität mit realer Nachhaltigkeit sollten die sechs Schritte, wie in Abbildung 6.7 veranschaulicht, abgearbeitet werden.
Abbildung 6.7 Vorschlag für ein Sechs-Stufen-Modell zur Entwicklung einer effektiven Messmethode für die Servicequalität. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Olaru, M. und Ceausu, I., 2017. Study on the Development of Quality Measurements Models for Steering Business Services in Relation to Customer Satisfaction. Amfiteatru Economic, 19(44), S. 95–109, S.103.)
6.3 Ergebnisse der Forschung …
153
Die folgenden Überlegungen führten zur Entwicklung dieses Sechs-StufenModells: Manager und Forscher bestätigen, dass die Servicequalität eine Analogie zwischen den Erwartungen des Kunden und dem erbrachten Service des Dienstleisters darstellt. Deshalb muss der erste Schritt die Identifizierung und das Verstehen der Kundenanforderungen sein. Als nächster Schritt ist es notwendig, diese Kundenanforderungen mit entsprechenden und messbaren Größen abzubilden und ihre Beziehungen untereinander zu kennen. Bevor mit der regelmäßigen Messung begonnen werden kann ist es zwingend erforderlich, die definierten Kennzahlen einmal zu ermitteln, den erforderlichen Aufwand für die Ermittlung zu überprüfen, eine Baseline zu definieren und die Maßnahmen festzulegen, die angewendet werden müssen wenn eine Risiko besteht oder wenn die Schwellenwerte überschritten bzw. unterschritten werden. Wenn diese Schritte ausgelassen werden, kann die gesamte Messung zu einem nutzlosen Bericht führen, der keinen Mehrwert schafft sondern nur zusätzlichen Aufwand generiert und im schlimmsten Fall zu einer Verschlechterung der Kundenzufriedenheit durch falsch oder fehlende Maßnahmen bei Risiken führt. Durch die Einhaltung der aufgelisteten Schritte in dieser Reihenfolge kann sichergestellt werden, dass die richtigen Kennzahlen mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand gemessen werden und geeignete Gegenmaßnahmen im Vorfeld definiert wurden. Ebenso werden fehlende Daten eliminiert und die Servicequalität wird kontinuierlich verbessert. Wie bereits im theoretischen Teil der Arbeit erklärt hat die Digitalisierung einen starken Einfluss auf alle Geschäftsbereiche eines Unternehmens, so auch auf das Reporting. Mit Hilfe der Digitalisierung können die Qualität und Verfügbarkeit von Daten, die Effizienz bei der Verarbeitung und Berichtserstellung und für den Bereich Reporting eine Vielzahl neuer Möglichkeiten entstehen, zum Beispiel durch Themen wie: Reporting und Analyse in der virtuellen Realität, Big Data Analytics und prädiktives Forecasting, Dashboarding, automatisiertes Reporting durch künstliche Intelligenz und Robotik Prozessautomatisierung, Blockchain als Single Point of Truth, mobile Reporting und Self-Service und auch Kultur und Change Management für ein digitales Reporting (Horváth & Partners, 2019). Eine wichtige Voraussetzung bilden dabei die Integration und Verknüpfung der digitalen Technologien, welches zwar mit anfänglichen Kosten verbunden ist, aber auf lange Sicht den Unternehmen helfen die Qualität zu steigern, aktuelle und aussagefähige Kennzahlen zu haben, standortunabhängig und interaktive auf diese zu zugreifen und an vielen Stellen effizienter und kostengünstiger zu werden und vordringlich bessere Entscheidungen zutreffen. Hierzu müssen alle drei Bereiche des Reportings: der Meldeprozess, der Verarbeitungsprozess und der eigentliche Reportingprozess, angepasst und aufeinander abgestimmt werden. Der größte Risikofaktor bei der Digitalisierung des Reportings bildet die Datensicherheit und
154
6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften. Die Unternehmen müssen bei der Sammlung, Verarbeitung und Auswertung von Daten immer darauf achten, dass nur Daten verwendet werden, die auch verarbeitet werden dürfen, dass nur Personen Zugriff zu den Daten haben, die diese für die Arbeit benötigen und das die Daten und Ergebnisse vor unbefugten Zugriffen geschützt sind. Daher ist es zwingend notwendig bei der digitalen Transformation des Reporting diese Punkte von Beginn an zu berücksichtigen wobei hier das Thema Blockchain eine entscheidende Rolle spielen wird. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Digitalisierung des Reportings neue Chancen bietet, manuelle Prozesse eliminiert und die Verlässlichkeit und das Vertrauen in die Informationen bei allen Stakeholdern steigern kann.
6.4
Entwicklung eines Modells für nachhaltige Servicequalität basierend auf einer Basis-, Leistungsund Begeisterungsstufe
Basierend auf den Forschungsergebnissen, dem Kano-Modell und den persönlichen Erfahrungen bei der Definition von Betriebsberichten, wurde ein Modell für nachhaltige Servicequalität auf drei Stufen entwickelt. Das Modell stellt die Qualitätsfaktoren auf Kundenseite den Leistungsanforderungen auf der Lieferseite gegenüber (Abbildung 6.8). Die fundamentale Ebene (Basisstufe) jedes Servicebetriebs ist die Sicherung des täglichen Betriebs. Daher ist es unabdingbar eine funktionierende Umgebung und die richtige Anzahl von Personen mit den richtigen Fähigkeiten zur richtigen Zeit zu haben. Wenn dieses sichergestellt werden kann wird der Kunde nicht unzufrieden sein. Als Leistungsmessungen für diese Stufe können KPIs aus dem operativen Bericht und dem Personalbericht (Personalwesen) verwendet werden, wie beispielsweise die Fluktuationsstatistik und die Anzahl der Ausfälle. Die nächste Stufe (Leistungsstufe) ist die Einhaltung der vertraglich vereinbarten SLAs. Auf dieser Ebene muss der Betrieb die offiziellen vertraglichen Anforderungen des Kunden erfüllen. Daher können vorhandene Daten aus der Vertragsberichterstattung, wie zum Beispiel die Annahmerate von Telefonanrufen, zusammengestellt und mit Daten aus der operativen Berichterstattung wie Fehlleitung und Agentenproduktivität ergänzt werden. Die dritte Ebene (Begeisterungsstufe) repräsentiert die Entwicklung vom Lieferantenservice zu einem Partnerschafts- und Innovationsansatz. Dies kann nur durch proaktive Maßnahmen, Seniorität und Erfahrung der Operation erreicht werden. Metriken für diese Ebene können aus operativen Berichterstattungs- und
6.4 Entwicklung eines Modells für nachhaltige …
155
Abbildung 6.8 Vorschlag für ein Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services – Qualitätsfaktor vs. Leistungsanforderungen. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Olaru, M. und Ceausu, I., 2017. Study on the Development of Quality Measurements Models for Steering Business Services in Relation to Customer Satisfaction. Amfiteatru Economic, 19(44), S. 95–109, S. 104.)
Qualitätsverbesserungszyklen stammen, zum Beispiel die Agentenbindungsrate und die Anzahl der Innovationen oder der Net Promoter Score (Weiterempfehlungsrate). Die Abbildung 6.9 stellt das erweiterte dreistufige Modell für nachhaltige Servicequalität dar, indem für jede Ebene ein möglicher Satz von Kennzahlen hinzugefügt wurde. Wie in der Abbildung zu sehen, basieren die Ebenen aufeinander und haben klare Ergebnisse. Die Messwertsätze für jede Ebene wurden basierend auf ihrer Bedeutung für die jeweilige Ebene ausgewählt. Zum Beispiel werden Sprachund Wissensfähigkeiten als Grundvoraussetzungen für die Bereitstellung eines Kundendienstes betrachtet und führen zu Unzufriedenheit, wenn sie nicht erfüllt werden, bedeuten jedoch keine Zufriedenheit, wenn sie gewährleistet sind. Auch fehlende Ressourcen und technische Probleme können zu Unzufriedenheit führen und enden häufig mit Eskalationen von Kunden. Die Kennzahlen für das Leistungsniveau sind eine Teilmenge von Messungen, die in Standard-ServiceLevel-Vereinbarungen vertraglich festgelegt sind. Durch die Einhaltung dieser Vereinbarungen wird der Kunde generell zufrieden sein und die erbrachte Leistung wird entlohnt. In der letzten Ebene werden hauptsächlich geschäftsbezogene Softfacts bewertet. Sie zeigen zum einen die Loyalität des Kunden und des
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6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
Abbildung 6.9 Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services mit zugehörigen Kennzahlen und Auswirkungen. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Olaru, M. und Ceausu, I., 2017. Study on the Development of Quality Measurements Models for Steering Business Services in Relation to Customer Satisfaction. Amfiteatru Economic, 19(44), S. 95–109, S. 105.)
Mitarbeiters und zum anderen die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit dem Kunden. Die Rückwärtspfeile auf der linken Seite des Modells veranschaulichen die inverse Rückmeldung, wenn eine der nachfolgenden Ebenen ausfällt. Im Allgemeinen kann festgehalten werden, dass valide Werte essential sind, aber ebenso wichtig ist die Interpretation dieser Werte; diese müssen immer im relevanten Kontext analysiert werden. Wie im Modell abgebildet, hat das Versagen der Basisstufe die größte Auswirkung auf die Unzufriedenheit des Kunden und das höchste Eskalationspotenzial durch den Auftraggeber. Fehler in der Leistungsstufe werden hauptsächlich die Zufriedenheit des Kunden und die Bezahlung der Dienstleistung und damit den Cashflow beeinflussen, während die Begeisterungsstufe äußerst positive Vorteile im Marktwettbewerb bringt und Nachhaltigkeit der Kundenbeziehung und damit die Beständigkeit des Dienstleistungsunternehmens gewährleistet.
6.5 Anwendung des Modells für nachhaltige Servicequalität …
6.5
157
Anwendung des Modells für nachhaltige Servicequalität am Beispiel von Business Services im Kontext von Digitalisierung
In dem neu entwickelten Sechs-Stufen-Modells zur Etablierung einer kompetenten Messmethode für die Servicequalität in Abschnitt 6.3.2 ist der nächste wichtige Schritt nach der Definition der Messungen und der Basislinie die Festlegung von Maßnahmen die getroffen werden sollten wenn Schwellenwerte überschritten, unterschritten oder gefährdet sind. Daher wurde das entwickelte dreistufige Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Tabellen (Tabelle 6.2, Tabelle 6.3, Tabelle 6.4) mit den zugehörigen Kennzahlen, ihrer Bewertungsbasis (Ermittlung der Qualität der Kennzahl), den Auswirkungen die sie zeigen und den entsprechenden Maßnahmen bei Gefährdung überführt. Der Inhalt der Tabellen bezieht sich auf den Bereich Business Services. Begleitende beziehungsweise unterstützende Maßnahmen können außerdem die proaktive Information des Kunden- und Servicemanagements sein, sowie interne Eskalation für Prozessverbesserungen und Betriebsstabilität, regelmäßige Wissensauffrischungstrainings und das Herausnehmen von Ressourcen. Diese in den drei Tabellen aufgelisteten Maßnahmen stellen nur Beispiele dar, da sie stark von der Art der bereitgestellten Dienstleistung, der Organisation des Betriebes, der Struktur und der Größe des Unternehmens abhängig sind. Entscheidend ist, dass diese Maßnahmen im Voraus definiert werden, dass sie dokumentiert und mit dem Kunden abgeglichen werden, um die Kundenakzeptanz sicherzustellen und Eskalationen zu vermeiden und dass ein Verantwortlicher für die Aktivierung der Maßnahme bestimmt wurde. In der Praxis werden solche Maßnahmen häufig spontan ergriffen, was zu Unzufriedenheit auf Kunden- und Arbeitnehmerseite führt, da Information und Anleitung fehlen und mögliche Nebeneffekte im Vorfeld nicht berücksichtig werden können. Basierend auf der Analyse der referenzierten Datenquellen besteht eine entscheidende, gegenseitige Abhängigkeit zwischen Servicequalität und Kundenzufriedenheit sowie ein großer Unterschied zwischen der Wahrnehmung von Qualität aus Sicht des Benutzers und des Anbieters. Es reicht nicht aus, ein Qualitätsmesssystem einzurichten, es ist wichtig, dies auf strukturierte Weise zu tun, wie im entwickelten Sechs-Stufen-Modell definiert (Marquardt et al., 2017). Bereits jetzt und auch in den kommenden Jahren wird die Kundenerfahrung und -zufriedenheit für Dienstleistungs-Unternehmen im hart umkämpften Markt von größerer Bedeutung sein und dabei wird auch die effiziente Nutzung der Digitalisierung eine ausschlaggebende Rolle spielen. Die Forschung
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6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
Tabelle 6.2 Basisstufe mit Kennzahlen Set für das Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services Kennzahl
Ermittlung der Qualität der Kennzahl
Auswirkungen der Qualität der Kennzahl
Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität
Sprachniveau
Einstufung des Sprachniveaus basierend auf der Berlitz Skala
Agent und Kunde können sich in einer gemeinsamen Sprache verständigen
Job-basiertes Sprachtraining & Small-Talk-Runden
Kenntnisse der Prozesse
Qualitätsprüfung von Soft Skills und Prozesseinhaltung
Agent kennt die Basis- AuffrischungstraiTelefone-Etikette und ning & den generellen Coaching Arbeitsprozess
Servicewissen
Testergebnisse der Basis- und kundenspezifischen Schulungen
Agent hat Update Training & entsprechendes Coaching Servicewissen, um die häufigsten Themen lösen bzw. bearbeiten zu können
FluktuaAnzahl Abgänge/ tion/Neueinsteiger Zugänge
Identifizierung und Behebung von Ressourcen- und Serviceproblemen
Überbesetzung & Recruiting-Pipeline
Verfügbarkeit/Abwesenheit
Wie viele Agenten stehen laut Dienstplan zur Verfügung?
Es sind genügend Agenten für den Support verfügbar
Unterstützung von anderen Teams & Bereichen
Ausfall
Anzahl und Dauer Identifizierung und technischer Ausfälle Behebung von technischen Problemen
Notfallplan
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Olaru, M. und Ceausu, I., 2017. Study on the Development of Quality Measurements Models for Steering Business Services in Relation to Customer Satisfaction. Amfiteatru Economic, 19(44), S. 95–109, S. 106.
zeigt die Notwendigkeit eines dedizierten Messmodells für die Servicequalität mit wiederverwendeten vorhandenen Werten aus anderen Berichten, die im Kontext sich ändernder Servicequalität und der Verbesserung der Kundenzufriedenheit zusammengefasst und interpretiert werden. Durch die Verwendung des entwickelten dreistufigen Servicequalitätsmodells in Kombination mit definierten
6.5 Anwendung des Modells für nachhaltige Servicequalität …
159
Tabelle 6.3 Leistungsstufe mit Kennzahlen Set für das Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services Kennzahl
Ermittlung der Qualität der Kennzahl
Auswirkungen der Qualität der Kennzahl
Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität
Erstlösung
Anzahl der Fälle, die im ersten Kontakt gelöst wurden
Kundenanfragen werden direkt beantwortet
Update Training & Coaching
Mittlere Reparaturzeit
Zeit zwischen aufgezeichnetem Fall und gelöstem Fall
Kundenwünsche Spezielles Fallwerden so schnell Management wie möglich gelöst
Produktivität
Anzahl der aktiven Mitarbeiter im Vergleich zu Abwicklungsfragen
Die Mitarbeiter werden eine ausgeglichene Arbeitsbelastung haben
Überprüfen des Knowhow basierten automat. Routings
Erreichbarkeit
Zeit zwischen Klingeln und Rufannahme
Service wird so schnell wie möglich geliefert
Überbesetzung
Fehlroutings
Anzahl der Fälle mehr als x mal weitergeleitet
Prozess- und Wissenslücken werden beseitigt
Aktualisierung der Routing-Matrix
Red Ration
Anzahl der Fälle, wo die SLAs gebrochen wurde
Einhaltung der vertraglich vereinbarten SLAs wird sichergestellt
Spezielles FallManagement
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Olaru, M. und Ceausu, I., 2017. Study on the Development of Quality Measurements Models for Steering Business Services in Relation to Customer Satisfaction. Amfiteatru Economic, 19(44), S. 95–109, S. 106.
Maßnahmen kann sichergestellt werden, dass sich die Kundenzufriedenheit kontinuierlich verbessert. Der Aufwand für die anfängliche Festlegung der Metriken ist dabei geringer als der Aufwand, um ein solides Qualitätsniveau zu erreichen und die Zufriedenheit und Loyalität der Kunden sicherzustellen. Hierbei können die neuen digitalen Technologien unterstützen und den Entwicklungsprozess sowie den eigentlichen Reportingprozess unterstützen und vereinfachen.
160
6
Entwicklung eines Modelles für nachhaltige …
Tabelle 6.4 Begeisterungsstufe mit Kennzahlen Set für das Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Stufen für Business Services Kennzahl
Ermittlung der Qualität der Kennzahl
Auswirkungen der Qualität der Kennzahl
Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität
Kundenverbesserung
Anzahl der vorgeschlagenen Verbesserungen
Wachsende Kundenloyalität
Verbesserungsinitiative
Kundenbindung
Anzahl der Höhere Vertragsverlängerungen Kundenkenntnisse und -erfahrungen
Kundenbefragung
Weiterempfehlung durch Kunden
Anzahl aktiver Empfehlungen von Kunden
Wachsende Kundenbasis & Synergien steigern
Kundenbindungsprogramm
Mitarbeiterbindung
Seniorität der Mitarbeiter
Höhere Seniorität und Erfahrungen
Mitarbeiterbefragung & Treueprogramm
Top Kunden
Kunden mit der höchsten Anzahl an Interaktionen
Proaktives Engagement zur Verbesserung
n/a
Gewonnene Erkenntnisse
Kundenfeedback und Best Practices zur Verbesserung verwenden
Identifikation für Verbesserungen
n/a
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Olaru, M. und Ceausu, I., 2017. Study on the Development of Quality Measurements Models for Steering Business Services in Relation to Customer Satisfaction. Amfiteatru Economic, 19(44), S. 95–109, S. 107.
Kein Unternehmen kann heutzutage ohne angemessene Kundenzufriedenheit überleben. Die wichtigen Erkenntnisse, die durch die Forschung gewonnen wurden, werden im entwickelten dreistufigen Modell für nachhaltige Servicequalität vereint, welches hoffentlich Interesse an weiteren empirischen und praktischen Forschungen auf diesem Gebiet wecken wird. Die Hauptergebnisse der Forschung basieren auf einer explorativen Literaturrecherche, synthetisierten Informationen anderer Forscher und den eigenen praxisorientierten Erfahrungen. Um die Anwendbarkeit und die Effizienz des vorgeschlagenen Modells zu ermitteln könnte ein nächster Schritt die Verifizierung der Ergebnisse durch
6.5 Anwendung des Modells für nachhaltige Servicequalität …
161
eine Expertenbefragung und der Kontakt mit Geschäftsdienstleistern sein, um das entwickelte Messmodell durch praktische Implementierung zu validieren. Die Ergebnisse dieses Proof-of-Concept könnten dann eine Grundlage für weitere Forschungsarbeiten bilden.
7
Entwicklung eines integrativen Modelles für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte Im Kontext von Digitalisierung und innovativen Veränderungen 7.1
Studie zu klassischen und digitalen Geschäftsmodellen am Beispiel von Smart Services
7.1.1
Allgemeiner Kontext der Studie
Die Weltwirtschaft muss sich zahllosen Herausforderungen stellen, die durch den demografischen Wandel, die Verfügbarkeit von Ressourcen, die Globalisierung der Märkte und den wachsenden internationalen Wettbewerb verursacht werden. Darüber hinaus erfordern die ständig wachsenden Kunden- und Qualitätsanforderungen und die damit verbundene Nachfrage nach Innovationen eine Neuausrichtung und eine höhere Flexibilität der Unternehmen, um ihre Zukunft zu sichern (Marquardt et al., 2017; KPMG, 2016; O’Halloran und Kvochko, 2015). Daher ist es kein Wunder, dass in den Wirtschaftsnachrichten Schlagworte wie „Industrie 4.0“, Digitalisierung, Internet der Dinge (IoT), Big Data und Smart Services unübersehbar sind. Mit Hilfe der Google Trends-Analyse kann gezeigt werden, wie sich das Interesse der Bevölkerung an diesen Themen in den letzten 10 Jahren in Deutschland verändert hat (Abbildung 7.1). Zu Beginn des Jahres 2015 gab es einen extremen Anstieg der Suchanfragen zu den Begriffen Industrie 4.0 und IoT, bei beiden Begriffen waren es im März knapp 30% mehr Anfragen als im Januar des gleichen Jahres. Was ebenfalls auffällt ist, dass die Suchanfragen zu den Themen Industrie 4.0 und Big Data seit Anfang 2018 eher rückläufig sind. Die Suchanfragen zum Thema Smart Services sind im Vergleich zu allen anderen Themen eher auf einem gleichbleibenden niedrigeren Niveau. Eine Überprüfung der Citation Reports vom Web of Science zeigt ebenfalls, dass die Veröffentlichungen zu diesen Themen in den letzten Jahren vervielfacht oder teilweise
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_7
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7
Entwicklung eines integrativen …
verdoppelt wurden. Beim Thema Industrie 4.0 gab es zwischen 2016 und 2018 einen Anstieg von 426 auf 1.111 Publikationen, was fast eine Verdreifachung darstellt. Auch hier ist das Thema Smart Services eher weniger vertreten und liegt mit im Durchschnitt von 65 Publikationen pro Jahr in den letzten drei Jahren weit unter den anderen Themen (Clarivate, 2019).
Abbildung 7.1 Google Trends – Suchanfragen im Web in allen Kategorien nach den ausgewählten Wörtern in den letzten 10 Jahren in Deutschland. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Google, 2019. Google Trends Erkunden. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 09.05.2019].)
Die sogenannte vierte industrielle Revolution oder der digitale Wandel oder das industrielle Internet ist jedoch umstritten. In vielen Publikationen und Foren wird zunehmend diskutiert, ob es sich um eine Revolution oder Evolution handelt oder ob es sich nur um einen Hype oder ein von der Politik forciertes Thema handelt (Syska und Liévre, 2016; O‘Halloran und Kvochko, 2015; Wee et al., 2015; Brynjolfsson und Mcafee, 2014). Der allgemeine Grundtenor der Publikationen zu dem Themenbereich lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es werden viele Chancen prognostiziert, eine Vielzahl von Herausforderungen werden zu bewältigen sein und am Ende geht es für Regierungen und Unternehmen um die Beherrschung der strategisch wichtigen Kontrollpunkte in der zukünftigen Wertschöpfungskette, um potenzielle Wettbewerber zu entschärfen und das eigen Überleben auf dem
7.1 Studie zu klassischen …
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Weltmarkt zu sichern. Um diese Entwicklung zu unterstützen, haben mehrere Unternehmen und Regierungen in den letzten Jahren strategische Programme und Initiativen auf den Weg gebracht, wie zum Beispiel das in den USA von globalen IT-Unternehmen (iiconsortium.org, 2017) gegründete Industrial Internet Consortium (IIC) und die Autonomics for Industrie 4.0 und das in Deutschland initiierte Smart Service World – Programme (BMWi, 2016b). Ziel dieser Programme und Initiativen ist es, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, Orientierungshilfen für den digitalen Wandel zu geben, neue Standards und Plattformen zu entwickeln und zu definieren, um den Wandlungsprozess zu unterstützen, und natürlich auch um die eigenen Ansprüche geltend zu machen. In Abbildung 7.2 wurden die wichtigsten Schritte der industriellen Evolution, die wichtigsten Entwicklungen des Internets und die Zukunftsvisionen zusammengefasst. Um es greifbarer zu machen, wurden weitere statistische Daten und wichtige technische Neuerungen in Richtung Mobilität hinzugefügt. Beim Vergleich der Anzahl der Internetnutzer in der Mitte der neunziger Jahre (rund 100 Millionen) mit dem Wert von 2010 (mehr als zwei Milliarden) und schließlich 2017 (mehr als vier Milliarden) wird sehr deutlich, wie sich der Anstieg in den letzten Jahren vervielfacht hat. Das Verhältnis der Anzahl der Internutzer zur Weltbevölkerung liegt mittlerweile bei knapp 55% und lag 2010 bei nur knapp 30%. Dies vermittelt einen Eindruck von der erstaunlichen Geschwindigkeit der Evolution und der gewaltigen Verbreitung des Internets. Die wachsende Abhängigkeit von dieser allgegenwärtigen Technologie und die steigenden Kundenanforderungen erfordern neue Denk- und Handlungsweisen, um die sich ergebenden Chancen zu erkennen und zu handhaben und die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern. Wie Louis Pasteur sagte: „Chancen begünstigen nur den vorbereiteten Geist“ (Goodreads, n. d.).
7
Abbildung 7.2 Hauptentwicklungsschritte der Industrie und des Internets inkl. Statistische Daten und Zukunftsvisionen. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Daten von UN DESA, 2017. Weltbevölkerung – Anzahl der Einwohner auf der Welt 2015. Basierend auf: de.statista.com. verfügbar unter: , Davies, R., 2015. Briefing – Industry 4.0 Digitalisation for productivity and growth. EPRS | European Parliamentary Research Service. [pdf] verfügbar unter: , IDC, 2015. Daten – Volumen der weltweit generierten Daten bis 2020 | Statistik. Basierend auf: de.statista.com. verfügbar unter: , InternetLiveStats, 2019. Internet Live Stats. [online] verfügbar unter: [abgerufen: 02.05.2019], Tydecks, W., 2013. Krise 2009, Ursachen und weitere Aussichten. [online] verfügbar unter: , Aghaei, S., Nematbakhsh, M.A., Farsani, H.K., 2012. Evolution of the World Wide Web:From Web 1.0 to Web 4.0. International Journal of Web & Semantic Technology (IJWesT), 3 (1), 1–10. https://doi.org/10.5121/ijwest.2012.3101 und Bosch Software Innovations, 2012, March. InnovateIT – Enabling Business Success in a Connected World. [pdf] verfügbar unter: .)
166 Entwicklung eines integrativen …
7.1 Studie zu klassischen …
7.1.2
167
Ziele und Forschungsmethode zur Studie
Ausgehend von dem einleitenden Abschnitt ist es eine logische Konsequenz, weitere Forschungen in den neuen aufstrebenden Bereichen und dort insbesondere im Bereich Smart Services, den Nuggets der nahen Zukunft, zu betreiben. Deshalb war das Hauptziel dieser Studie, Smart Services – Merkmale, Herausforderungen, Chancen und Geschäftsmodelle (Marquardt, 2017), die Bedeutung und die Merkmale von Smart Services, ihre Auswirkungen auf Unternehmen, Kunden und Geschäftsmodelle sowie die Festlegung der Voraussetzungen für die Umstellung auf diese neuen Services zu erarbeiten. Das Bestreben bei der Ermittlung dieser Punkte bestand auch darin, ein Verständnis der besten Praktiken im Zusammenhang mit intelligenten Diensten zu erlangen und das Interesse an weiteren empirischen und praktischen Nachforschungen in diesem Bereich zu wecken. Es wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, in der Artikel und Publikationen, die in Forschungszeitschriften, Regierungsveröffentlichungen, Umfragen und Studien namhafter Beratungs- und Forschungsunternehmen sowie auf Websites veröffentlicht wurden, untersucht wurden. Die Recherche wurde online mit den folgenden Hauptsuchmaschinen und Datenbanken durchgeführt: Emerald Management Journals, Scopus, Elsevier, Springer und Google Scholar. Im Fokus standen Publikationen der letzten 5 Jahre und die Themen Industrie 4.0, Digitalisierung, Internet der Dinge und Smart Services. Anschließend wurde ein strukturiertes Auswahlverfahren basierend auf Themenrelevanz und Datenqualität durchgeführt. Dadurch wurde das verwendete Material von etwa 180 Publikationen auf etwa 65 relevante Publikationen eingegrenzt. Diese Forschung wurde zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 durchgeführt und im Frühjahr 2019 ergänzt. Der erste identifizierte Punkt war die enge Korrelation von Smart Services mit Digitalisierung und Vernetzung sowie Big Data- und Datenanalyse. Zweitens stellte sich heraus, dass es nur eine handvoll Forschungen zu Smart Services und den damit verbundenen Möglichkeiten, Herausforderungen und vorgeschlagenen Geschäftsmodellen gibt. Als Ausgangspunkt und um ein gemeinsames Verständnis zu erlangen, werden die wichtigsten Begriffe des Forschungsfelds in Tabelle 7.1 zusammengefasst und kurz erläutert. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass nicht für alle Begriffe eine einheitliche Definition besteht und sie stark vom Umfeld, in dem sie betrachtet werden, abhängig sind. Je weiter die Entwicklung und die Forschung in diesen Bereichen voranschreiten, desto genauer können die einzelnen Begriffe voneinander getrennt werden und es entstehen allgemeingültige Standarddefinition.
168
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Entwicklung eines integrativen …
Tabelle 7.1 Kurze Erläuterung der wichtigsten Begriffe aus dem Forschungsbereich Begriff
Bedeutung/Definition
Industrie 4.0
• wurde zum ersten Mal im Jahr 2011 auf der Cebit in Hannover als eine Initiative aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft präsentiert (Kagermann und Lukas, 2011). • ist eins der 10 Zukunftsprojekte in der High-Tech Strategie 2020 der deutschen Bundesregierung (BMBF, 2014b). • wird häufig als Verbindung der virtuellen und der physischen Welt zusammengefasst und hängt von den folgenden wichtigsten innovativen technologischen Entwicklungen ab: – Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT), um Informationen zu digitalisieren und Systeme zu integrieren – Cyberphysische Systeme, integrierte Sensoren, intelligente Roboter und additive Fertigung – Netzwerkkommunikation einschließlich Wireless- und Internet-Technologien – Simulation, Modellierung und Virtualisierung im Produktdesign und Prozessaufbau – Big Data Analyse und Cloud Computing – Robotik, Augmented Reality und intelligente Werkzeuge zur Unterstützung von Arbeitern (Davies, 2015). • basiert auf der Vernetzung und intelligenten Selbststeuerung ohne menschlichen Eingriff (Ravling, 2018 und Marr, 2018).
Digitalisierung
• ist der Einsatz digitaler Technologien, um ein Geschäftsmodell zu verändern und neue Umsatz- und Wertschöpfungsmöglichkeiten zu schaffen. Es ist der Prozess des Umstiegs auf ein digitales Geschäft (Gartner, n.d.). • ist der vollständige oder teilweise Ersatz von analoger Leistungserbringung durch digitale Leistungserbringung basierend auf einem computerhandhabbaren Modell (Wolf und Strohchen, 2018). • umfasst Entwicklung und Nutzung digitaler Technologien, die mit anderen Technologien und Methoden verbunden ist und dieser ergänzt und sich auf alle Bereiche auswirkt und diese beeinflusst (WBGU, 2019).
Web 3.0
• ist die grundlegende Änderung sowohl bei der Erstellung von Webseiten als auch bei der Interaktion mit ihnen, • ist häufig vergleichbar mit dem semantischen Web, was bedeutet, dass der Inhalt von Webseiten durch maschinenlesbare Anmerkungen verbessert wird (Schibrowski, 2008). • Verknüpfung, Integration und Analyse verschiedener Daten aus verschiedenen Datensätzen zur Generierung neuer Informationen (Aghaei et al., 2012). • wird auch als intelligentes Web bezeichnet und erstreckt sich von 2010 bis 2019 (Almeida, 2017). (Fortsetzung)
7.1 Studie zu klassischen …
169
Tabelle 7.1 (Fortsetzung) Begriff
Bedeutung/Definition
Web 4.0
• wird als symbiotisches Web der nahen Zukunft bezeichnet bei dem Menschen und Maschinen in Symbiose agieren (Aghaei et al., 2012). • vereint alle Aspekte von Web 2.0 und Web 3.0 und wird allgegenwärtig sein (Almeida, 2017). • jeder Mensch ein digitales Ich haben und intelligenten Maschinen sprechen und interagieren (Maida, 2018).
Begriff
Bedeutung/Definition
Internet der Dinge (IoT)
• ist einfach ausgedrückt, die Verbindung von ein- und ausschaltbaren Geräten zum Internet. Sie erhalten eine virtuelle Präsenz und können sich mit anderen Objekten und Datenbankdaten verbinden (Morgan, 2016).
Internet der Dienste (IoS)
• ermöglicht die einfachere und schnellere Erstellung und Konfiguration neuer, webfähiger Dienste und deren Bereitstellung auf Basis von Entwicklungs- und Serviceplattformen im Internet (Wahlster, 2008).
Smarte (Intelligente) Produkte
• sind Produkte mit eingebetteter IT-Technologie, die Nutzungsdaten sammeln, verarbeiten, produzieren und übertragen (Cronin, 2010; Rijsdijk und Hultink, 2009). • diese Produkte: – führen selbstständig Aufgaben aus und aktualisieren Sie sich selbst – passen sich eigenständig den Bedürfnissen des Kunden an – erkennen Fehler und reagieren proaktiv auf diese – senken kontinuierlich ihre Betriebskosten, optimieren sich selbst und steigern ihre Produktivität - kommunizieren mit anderen Dingen (Geräten) (Steimel, 2016)
Big Data
• wird als Synonym für große und komplexe Datenmengen verwendet, die sich in ihrer Größe, Diversität und ihrer schnellen Veränderlichkeit unterscheiden und die mit aktuellen Datenbanken und Datenmanagement-Tools nur begrenzt verarbeitet werden können (Plattner, 2016).
Smart Data • können als die nützliche Extraktion von Big Data definiert werden. An dieser Stelle werden die unstrukturierten Daten mit Hilfe von Informationsextraktionsmethoden und maschinellem Lernen verarbeitet, analysiert, interpretiert und neu zusammengesetzt (Kagermann et al., 2015). Geschäftsmodelle
Es ist die Antwort auf drei einfache Fragen: – Wie will das Unternehmen Geld verdienen und die Kundenanforderungen erfüllen? – Wie kann das Unternehmen wachsen und sein Geschäft erweitern? – Wie überlebt das Unternehmen den Wettbewerb am Markt und kann Einzigartigkeit erreichen? (Ovans, 2015; Financial Times Lexicon, n.d.)
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den in der Tabelle angegebenen Referenzen
170
7.1.3
7
Entwicklung eines integrativen …
Ergebnisse der Studie zu klassischen und digitalen Geschäftsmodellen am Beispiel von Smart Services
Heutzutage haben viele Produkte und Dienstleistungen Namen, die mit smart beginnen, zum Beispiel Smartphone, Smart TV, Smart Home, Smart Energy und so weiter. Aber was bedeutet das Wort smart, was ist die Botschaft dahinter? Einfache Synonyme für smart sind: intelligent, klug, patentiert, geschickt, stilvoll und effizient. Im Grunde sollten dies die Eigenschaften von Produkten und Dienstleistungen sein, die dieses Wort enthalten. Es ist schwierig herauszufinden, wo der Begriff smart zum ersten Mal in einem Produktnamen auftauchte, aber es kann als Trend in den letzten Jahren gesehen werden. Bald genügte es nicht, ein Produkt oder eine Dienstleistung anzubieten, es muss ein smart Produkt oder Service sein. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass aus wirtschaftlichem und gewinnorientiertem Denken heraus Smarte Produkte und Smart Services die neuen Dinge waren, die entwickelt und bereitgestellt werden sollten und wenn auch nur dem Namen nach. In den untersuchten Studien und Veröffentlichungen wurden einzelne Definitionen für den Begriff Smart Services identifiziert, die eine starke Abhängigkeit von der Art des Geschäfts (z. B. Fertigung, Lieferanten und Dienstleister) oder dem Kontext (z. B. Smart Factory, Internet der Dinge, Big Data und Digitalisierung) mit denen sie verbunden sind aufweisen. Um eine verständliche Basisdefinition zu bilden wurden die folgenden fünf Merkmale ausgewählt, um Smart Services zu definieren: • • • • • •
Verbindung zwischen der physischen und der digitalen Welt; Steigerung der Wertschöpfung und Wirtschaftlichkeit; Erweiterung der Produkte und Dienstleistungen um einen digitalen Level; Umwandlung des Produkts in einen Teil des Services; Wechsel von produktzentrierten zu kundenorientierten Geschäftsmodellen; Kurze Release-Zyklen und Agilität (Legner et al., 2017; Steimel, 2016; eurodata, 2015; Allmendinger und Lombreglia, 2005).
Weitere Unterscheidungsmerkmale gegenüber klassischen Diensten sind ihre starke Abhängigkeit von Daten, die erforderliche hohe Flexibilität während der Entwicklung und das Smart Services häufig unternehmensübergreifend und branchenübergreifend produziert werden (Kagermann et al., 2015). Das Projekt Smart Urban Services definierte Smart Services als Dienste, die mit Hilfe von Daten und intelligenter Verarbeitung auf spezifische Anwendungsfälle von Kunden zugeschnitten sind (Hermann, 2016). Deshalb ist es für das
7.1 Studie zu klassischen …
171
Design und die Entwicklung von Smart Services unerlässlich, den Kunden und seine Umgebung zu verstehen, intelligente Daten und Plattformen zu haben, um die Daten zu integrieren und zu verarbeiten sowie die Geschäftsmodelle und die Denkweise des Unternehmens zu ändern. In Abbildung 7.3 sind die wesentlichen Voraussetzungen für die Etablierung und Bereitstellung von Smart Services zusammengefasst und dargestellt.
Abbildung 7.3 Hauptvoraussetzungen für die Einrichtung und Bereitstellung von Smart Services. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., 2017. Smart Services – Characteristics, Challenges, Opportunities and Business Models. 11th International Conference on Business Excellence – Strategy, Complexity and Energy in changing times, Bucharest, Romania, 03/30-03/31/2017, pp. 789–801, The Bucharest University of Economic Studies, ISSN 2558-9652, Published by De Gruyter Open Proceedings of the International Conference on Business Excellence, Vol. 11, No. 1, https://www.degruyter. com/view/j/picbe.2017.11.issue-1/issue-files/picbe.2017.11.issue-1.xml.)
Es ist unbestreitbar, dass die Smart Services vielfältige Chancen bieten und es ist auch als realistisch anzusehen, dass sie eine ganze Reihe von Branchen in der Privat- und Unternehmenswirtschaft, sowie in all ihren Bereichen verändern werden. Dabei liegen die Potentiale von Smart Services vor allem in der Optimierung, Erweiterung und Unterstützung (Marquardt, 2017). Die Chancen, die direkt oder indirekt mit Smart Services in Verbindung gebracht werden können, sind in Tabelle 7.2 beschrieben und werden durch deren Voraussetzungen und einige Beispiele ergänzt. Neben den Chancen ist es ebenso wichtig sich mit den Herausforderungen, die im Zusammenhang mit Smart Services gesehen werden können, zu befassen. Die
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Entwicklung eines integrativen …
wichtigsten Herausforderungen für Unternehmen auf dem aktuellen Wettbewerbsmarkt sind: Agilität, Progressivität, Visionär sein und Fortschrittlichkeit. Dies ist notwendig, um neue Möglichkeiten für die Beibehaltung und Ausweitung des Geschäfts zu erkennen und um schnelle potenzielle Herausforderungen aufzudecken, die mit dem Konkurrenzkampf auf dem Markt verbunden sind. Bei Smart Services werden Big Data, die intelligenten Plattformen und deren Management oft als zukünftiger Wettbewerbsvorteil vorangestellt. Sicherheit und Datenschutz werden durch das wachsende Netzwerk und die enorme Menge an gesammelten und gemeinsam genutzten Daten bestimmt und immer mehr auch mit ethischen Aspekten erweitert.
Tabelle 7.2 Chancen im Zusammenhang mit Smart Services Möglichkeiten
Voraussetzungen
Beispiele
Zusätzlich Einnahmen
Verkauf von Smart Service als Erweiterung bestehender Produkte oder Dienste oder als neue Dienste
Smartphone und Apps Smart TV
Verbessert Effizienz
Nutzung von Smart Service wie Überwachung, frühzeitige Alarmierung, vorausschauende Wartung und Fernverwaltung
Warnung zum Tonerfüllstand Proaktive Wartung basierend auf Nutzungsdaten
Erhöhte Sichtbarkeit und Kostensenkung
Sammlung und Nutzung der von Smart-Produkten und -Diensten gesammelten Daten und daraus resultierende Prozessoptimierung
Smart Home Smart Grid (Netze)
Erweiterter Wechsel zur Kundenstamm, Beziehung Ergebnisökonomie, liefern, verbessern und was der Kunde benötigt oder Befriedigung was zur Erfüllung seiner Anforderungen beiträgt, kundenorientierten Geschäftsmodelle
As a Service Lösungen Car-sharing Essenbestellung und Lieferdienst
Größere Mobilität und Unabhängigkeit
Navigationssystem Online Banking Remote Health Support
Virtualität der Dienste, für die nur ein Gerät mit mobiler Verbindung erforderlich ist
(Fortsetzung)
7.1 Studie zu klassischen …
173
Tabelle 7.2 (Fortsetzung) Möglichkeiten
Voraussetzungen
Beispiele
Stärkere Vernetzung
Gemeinsame Nutzung erforderlicher Daten im Rahmen der Integrationsplattformen und der Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungsketten
Kollaborationsplattformen Outsourcing
Schnellere Verwendung von Virtueller Assistent Entscheidungsfindung und Datenanalyse, interaktivem Autonomes Fahren Handeln Data Mining und datenbasierter Intelligenz zur Unterstützung des Menschen Höhere Mitarbeiterproduktivität, Zufriedenheit und Qualifikation
Automatisierung von Chat Roboter Standardaufgaben und Mobiler Arbeitsplatz wiederkehrenden Aufgaben eLearning sowie höhere Flexibilität am Arbeitsplatz führen zu ansprechenden Arbeitserfahrungen
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Wee, D., Kelly, R., Cattel, J., und Breunig, M., 2016. Industry 4.0 after the initial hype where manufacturers are finding value and how they can best capture it. McKinsey & Company. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 19.02.2017]; Kagermann, H., Riemensperger, F., Hoke, D., Schuh, G., Scheer, A.-W., Spath, D., Leukert, B., Wahlster, W., Rohleder, B. und Schweer, D., 2015. Smart Service Welt. Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste für die Wirtschaft (Abschlussbericht). [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 19.04.2017]; Davies, R., 2015. Briefing – Industry 4.0 Digitalisation for productivity and growth. EPRS | European Parliamentary Research Service. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 19.02.2017]; O‘Halloran, D. und Kvochko, E., 2015. Industrial Internet of Things: Unleashing the Potential of Connected Products and Services. World Economic Forum. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 06.02.2017]; Steimel, B., 2015. Einstieg in die Smart Service Welt/Neue Wertschöpfungspotentiale durch digitale Dienstleistungen. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 06.02.2017].
Ebenso bemerkenswerte Barrieren wie: fehlende intelligente Talente, fehlende Standards und Governance-Regeln, neue und verwundbare Technologien und
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7
Entwicklung eines integrativen …
hohe Investitionen mit ungewissem Return-on-Investment (ROI) sind auch in zahlreichen Veröffentlichungen zu diesem Thema aufgeführt. In den letzten zwei Jahren führten namhafte Beratungs- und Forschungsunternehmen wie McKinsey, KPMG, Ernst und Young, PWC und das World Economic Forum industrielle Umfragen und Studien in Bezug auf Industrie 4.0, industrielles Internet, Digitalisierung und Smart Services durch. Als Hauptherausforderungen und Hindernisse, die bewältigt und überwunden werden müssen, wurden die folgenden Punkte (Tabelle 7.3) aus den in diesen Studien vorgestellten Rückmeldungen extrahiert. Auf den ersten Blick stehen diese nicht direkt mit Smart Services in Verbindung, jedoch können sie mit den Anforderungen verknüpft werden, die erfüllt sein müssen, damit Smart Services wie in der Tabelle angegeben bereitgestellt werden können. Konsolidierend lässt sich festhalten, dass Smart Services in den nächsten Jahren erhebliche Auswirkungen auf die Bereiche Bildung, Gesundheitswesen, Versorger, Einzelhandel, Produktion und Verkehr haben werden. Unternehmen, die sich den Herausforderungen nicht stellen und die Chancen nutzen wollen, werden unweigerlich Schwierigkeiten haben am Markt überleben zu können oder sogar aufhören zu existieren. Es ist für ein Unternehmen wichtig die bisherigen Leistungsangebote zu begutachten und die Anforderungen und Wünsche der Kunden zu kennen um anschließend die Leistungsangebote mit Hilfe der Smart Services zu modernisieren und zu erweitern. Daher benötigen Unternehmen Bewusstsein, Konnektivität, Mut und Kundenfokus, um wertvolle Smart Services aufzubauen zu können (Töytäri, 2017 und Acatech, 2018). Nach der Synthese der Merkmale, Möglichkeiten und Herausforderungen, die mit Smart Services verbunden sind, ist es wichtig, die so genannten neuen Geschäftsmodelle für Smart Services näher zu untersuchen und welche Ansätze
Tabelle 7.3 Herausforderungen im Zusammenhang mit Smart Services Herausforderungen
Zugehörige Voraussetzungen
Fehlende Standards und Interoperabilität
Intelligente Plattformen zur Datenerfassung
Dateneigentum, Sicherheits- und Datenschutzbedenken, ethische Aspekte
Big Data, Smart Data, kommerzielle Verwendung
Hohe Investitionen und unsicherer ROI
IT Infrastrukturen
Defizite bei der Vernetzung und Bandbreite
Echtzeitzugriff auf Daten und Informationen
Defizite in der Technologie- und Datenanalyse
Sensoren und Business Intelligence zum Sammeln und Verarbeiten von Daten (Fortsetzung)
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Tabelle 7.3 (Fortsetzung) Herausforderungen
Zugehörige Voraussetzungen
Fachkräftemangel und unzureichendes Wissen
Datenanalysten, Data-Mining-Fähigkeiten
Mangel an Mut zur Veränderung und zum Visionäre Führung, disruptive Ansätze Management des Wandels Fehlende Visionen und Geschäftsmodelle
Identifikation von Potenzialen, Verkaufsstrategien
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Bley, S., Dr. Kilger, C., und Prof. Dr. Vogel, J., 2016. Industrie 4.0 — das unbekannte Wesen?. Ernst & Young GmbH. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 14.02.2017]; KPMG, 2016. Zeit zum mutigen Handeln. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 14.02.2017]; Wee, D., Kelly, R., Cattel, J., und Breunig, M., 2016. Industry 4.0 after the initial hype where manufacturers are finding value and how they can best capture it. McKinsey & Company. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 19.02.2017]; PWC, 2016a. Industry 4.0: Building the digital enterprise. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 12.02.2017]; Kagermann, H., Riemensperger, F., Hoke, D., Schuh, G., Scheer, A.-W., Spath, D., Leukert, B., Wahlster, W., Rohleder, B. und Schweer, D., 2015. Smart Service Welt. Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste für die Wirtschaft (Abschlussbericht). [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 19.02.2017]; O‘Halloran, D. und Kvochko, E., 2015. Industrial Internet of Things: Unleashing the Potential of Connected Products and Services. World Economic Forum. [pdf] verfügbar unter:
[abgerufen am: 06.02.2017].
sich für Smart Services empfehlen. Die meisten der analysierten Veröffentlichungen beziehen sich allgemein nur auf neue Geschäftsmodelle und Geschäftsmodellinnovationen für Smart Services, sie geben jedoch nicht genau an, um welche es sich dabei handelt. Daher war es notwendig, die Forschung zu erweitern und die am häufigsten verwendeten Geschäftsmodelle in physischen (traditionellen) und digitalen (virtuellen) Umgebungen zu untersuchen und anschließend ihre Anwendbarkeit für Smart Services zu überprüfen. In Tabelle 7.4 sind die ausgewählten Geschäftsmodelle mit einer kurzen Beschreibung, sowie physische und digitale Beispiele aufgeführt. Es wird darauf hingewiesen, dass diese Tabelle
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7
Entwicklung eines integrativen …
keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern lediglich eine Zusammenfassung der häufigsten erwähnten Geschäftsmodelle ist. Wie die Tabelle deutlich zeigt, gibt es teilweise keine eindeutige Benennung der Geschäftsmodelle und es gibt teilweise Überschneidungen zwischen den Modellen, auch können Anbietern mehrerer Dienste verschiedenen Modellen parallel zugewiesen werden.
Tabelle 7.4 Ausgewählte Geschäftsmodelle und ihre Anwendbarkeit für Smart Services Geschäftsmodelle
Beschreibung des Modells
Physische Beispiele
Digitale Beispiele
Abonnement
Der Benutzer muss eine periodische Gebühr (z. B. täglich, monatlich, jährlich) zahlen, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu abonnieren
Zeitschriften, Magazine
Netflix, Apple Music
Nutzungsbasiert oder On-Demand
Die Zahlung basiert auf dem gemessenen Verbrauch oder Pay as you go -Ansatz, wobei der Benutzer nur für das bezahlt, was er für eine bestimmte Zeit oder ein bestimmtes Volumen verwendet
Strom, Prepaid Uber, Karte TaskRabbit, Mobile Day pass
Geschäftsmodelle
Beschreibung des Modells
Physische Beispiele
Werbungsbasiert oder kostenlos
Ist eine Erweiterung des traditionellen TV, Radio Medienübertragungsmodells, das kostenlose Inhalte oder Dienste bereitstellt und im Austausch Werbeanzeigen schaltet oder Daten zum Verkauf sammelt
Pinterest, Google, Facebook, Twitter, Huffington Post
Community oder Social Media
Ähnlich wie das oben genannte Modell, Werbeveranbietet es einen kostenlosen Online-Service staltungen, oder -Raum an, erfordert Benutzerbindung Messen und wird über Anzeigen finanziert, zusätzlich Abonnements für Premium-Dienste erhältlich
RedHat, Wikipedia, Facebook, LinkedIn
Freemium
Der Name ist eine Kombination aus Gratis Freeware, und Premium und bedeutet, dass der Testlizenz Benutzer kostenlos einen Basisdienst erhält und für zusätzliche Premiumdienste bezahlen muss
Spotify, LinkedIn, Dropbox
Ersteller oder Entwerfen und produzieren Produkte und Hersteller Dienstleistungen und verkaufen sie direkt (direkt)
Digitale Beispiele
Automobilher- Dell, steller Microsoft (Fortsetzung)
7.1 Studie zu klassischen …
177
Tabelle 7.4 (Fortsetzung) Geschäftsmodelle
Beschreibung des Modells
Physische Beispiele
Digitale Beispiele
Distributoren, Wiederverkäufer oder Händler
Kaufen und verkaufen Produkte und Dienstleistungen von anderen und erweitern diese manchmal mit eigenen Leistungen
Autohändler, Bekleidungsgeschäfte
Amazon, Lands End, iTunesEMAG
Makler, Verkäufer oder Marktplatz
Bringen Verkäufer und Käufer zusammen, indem sie eine Plattform bereitstellen und durch Transaktionen oder Vermittlungsgebühren bezahlt werden
Auktionshaus, Handelsbörse
eBay, AirBnB, Uber, App Store, TrivagoOLX.ro
Eigentümer, Vermieter oder Verleiher
Sharing Economy, wenn jemand ein Mietwagenver- AirBnB, Produkt oder eine Dienstleistung besitzt leih, Car Peerbuy, und davon profitiert, wenn er sie zeitweise sharing Microsoft andern gegen ein Entgelt überlässt Azure X as a Service Angebote
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Tomaro, N., 2016. 9 Proven Business Models to Consider for Your Startup. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 23.11.2016]; Sviokla, J., 2016. Four Business Models of the Digital Age. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 03.12.2016]; Arp, L., 2015. Do you know these popular online business models? [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 03.12.2016]; Muehlhausen, J., 2013. Internet Business Models. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 03.12.2016]; Rappa, M., Prof., 2010. Business Models on the Web. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 03.12.2016].
Basierend auf abwechselnden Strategien, Umgebungen, Kunden und Wettbewerb im Markt ändern sich manchmal die Geschäftsmodelle während der Entwicklung eines Unternehmens. Aus diesem Grund kann nicht genau definiert werden, welches Geschäftsmodell das Richtige ist und von Smart Service Providern adaptiert und verwendet werden kann. Es ist wichtig, dasjenige zu wählen, das am besten für das Unternehmen geeignet ist und welches dazu beiträgt, Wert zu schaffen, zu liefern und zu erfassen. Am Ende muss ein Unternehmen eine klare Sicht auf die drei in Abbildung 7.4 dargestellten Säulen haben. Der Anbieter der Smart Services muss definieren welche Dienstleistung (Angebot) er bereitstellen mag, wie er diese Leistung erbringen will (Produktion), welches seine Kunden sind (Zielgruppe), in welchem Umfang die Dienstleistung die Anforderungen der Kunden erfüllen soll (Zufriedenheit) und schlussendlich über welche Plattform (Marktplatz) die Leistung bereitgestellt beziehungsweise
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7
Entwicklung eines integrativen …
Abbildung 7.4 Drei Säulen eines Geschäftsmodells. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rossides, N., 2014. Digital Business Models. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 14.02.2017].)
abgerufen werden kann. Aber nicht nur die richtige Auswahl des Geschäftsmodells ist wichtig, es gibt noch einige weitere Punkte zu beachten, um erfolgreich und nachhaltig einen Smart Service aufzubauen. In Abbildung 7.5 werden die wichtigsten Schritte aufgelistet, die bei der Umstellung auf Smart Services und die Auswahl eines unterstützenden Geschäftsmodells erforderlich sind, basierend auf den Erkenntnissen aus dieser Forschung. Bei einem kundenorientierten Ansatz an erster Stelle immer der Kunden und seiner Anforderung stehen. Wenn ein Unternehmen dies erkannt hat, ist der zweite logische Schritt die Überprüfung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten sowie der Marktsituation in Bezug auf Angebot, Nachfrage und Konkurrenz. Nachdem darüber ein Verständnis erzielt wurde, geht es um das Mapping des Bedarfs auf die neu mögliche Lösung. Bevor der Wandel hin zu diesem neu definierten Service beginnen kann, ist es unerlässlich, über die erforderlichen Ressourcen, Technologien und Kenntnisse für die Umsetzung zu verfügen und deren Verfügbarkeit für die Dauer der Leistungserbringung zu planen. Es ist auch wichtig im Vorfeld sich die Akzeptanz für die Veränderung und den neuen Ansatz von allen beteiligten Parteien einzuholen, da dies ansonsten zu Problemen bei der Umsetzung (7 Phasen Modell der Veränderung) und nachträglichen Rechtfertigungen führen kann. Vor allem sollte das neue Service- und Geschäftsmodell getestet werden, bevor die Änderung durchgeführt wird und produktiv geht. Was auch sehr häufig nach der Umstellung auf ein neues Geschäftsmodell und die Fertigung neuer Services vergessen wird, ist die kontinuierliche Verbesserung basierend auf regelmäßig ermittelten Kennzahlen und Feedback seitens der beteiligten Personen und Kunden.
7.1 Studie zu klassischen …
179
Abbildung 7.5 Entwicklungsschritte zur Etablierung von Smart Services mit einem unterstützenden Geschäftsmodell. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., 2017. Smart Services – Characteristics, Challenges, Opportunities and Business Models. 11th International Conference on Business Excellence – Strategy, Complexity and Energy in changing times, Bucharest, Romania, 03/30–03/31/2017, pp. 789–801, The Bucharest University of Economic Studies, ISSN 2558-9652, Published by De Gruyter Open Proceedings of the International Conference on Business Excellence, Vol. 11, No. 1, https://www.degruyter.com/view/j/picbe.2017.11.issue-1/issue-files/picbe.2017. 11.issue-1.xml.)
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Smart Services in einem sehr hohen Maße von der Digitalisierung, neuen Technologien und den gesammelten Daten abhängig sind, und es ist wichtig zu erkennen, dass sie nicht nur als eine Ergänzung zu bestehenden Produkten, die einfach zu realisieren sind angesehen werden. Die identifizierten Chancen und Herausforderungen zeigen, dass es ein komplexes Themengebiet ist und die Einrichtung von intelligenten Diensten viele Potenziale in sich bergen. Daher sind paradigmatische Veränderungen in Bezug auf die Art der Zusammenarbeit, Verwaltung und Nutzung von Diensten erforderlich. Für engagierte und visionäre Unternehmen bietet die vierte industrielle Revolution viele Möglichkeiten, und die Vorreiter am Markt haben bereits gezeigt, was mit den neuen Technologien erreicht werden kann und wie sich der Wettbewerb verändert. Darüber hinaus wird sich in den nächsten Jahren zeigen, welchen Einfluss die staatlichen und industriellen Initiativen haben werden, um unterstützende
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7
Entwicklung eines integrativen …
Standards und Regulierung festzulegen. Auch wird das Thema Datenhoheit, sicherheit und -speicherung an enormer Tragweite gewinnen. Bereits jetzt gibt es zahlreiche Diskussionen im Zusammenhang mit der kommerziellen Nutzung gesammelter privater Daten, wer der Eigentümer ist und welche ethischen Grundsätze bei der Datensammlung und Nutzung zu beachten sind. Die Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Mai 2018 bildet hier einen wichtigen Grundstein. Die Studie sollte des Weiteren das Verständnis von Smart Services und den Zusammenhängen verbessern und weitere Forschung zu diesem jungen und interessanten Thema anregen, sowie das Interesse von Manager wecken die Potentiale von Smart Services für ihre Unternehmen und Kunden zu nutzen. Das einundzwanzigste Jahrhundert hat unter den Auspizien von Innovationen und Transformationen begonnen. All diese Dinge, die vor zehn Jahren als Science-Fiction galten, sind heute meistens wissenschaftliche Fakten und diese Entwicklung wird sich fortsetzen und die Entwicklungszyklen werden sich rapide verkürzen. In einer weiterführenden Forschung wäre es hilfreich Beispiele von erfolgreiche Smart Services eingehender zu untersuchen, von der Idee bis hin zur Umsetzung und die damit verbunden Veränderungen, insbesondere weil der wirtschaftliche Wert zu Beginn der Implementierung und der hohe Aufwand für die Vorbereitung viele Unternehmen abschrecken.
7.2
Studie über disruptive Innovationen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft
7.2.1
Allgemeiner Kontext der Studie
Der aufmerksame Beobachter kann beim Verfolgen der Nachrichten und beim Lesen der täglichen Schlagzeilen dazu neigen, im Stil von Karl Marx zu sagen: Ein neues Gespenst verfolgt die Welt – das Gespenst der Disruption (Marx und Engels, 1928). Der Grund dafür ist, dass in unzähligen Veröffentlichungen und Nachrichten das Wort Disruption allgegenwärtig zu sein scheint. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Disruption als Wirtschaftswort des Jahres 2015 aufgrund der Häufigkeit in gedruckten Publikationen nominiert hatte (Meck und Weiguny, 2015) (Abbildung 7.6). Ebenso zeigt eine aktuelle Auswertung des Webs of Science, dass sich die Anzahl der Publikationen mit disruptive innovation in den letzten zehn Jahren fast verfünffacht und zwischen 2013 und 2018 fast verdoppelt hat (Clarivate, 2019). Bei den Zitierungen ist der Anstiegt von 2013 und 2018 mit einem Wert von 1.246 mehr als vier Mal höher (Abbildung 7.7).
7.2 Studie über disruptive Innovationen …
181
Abbildung 7.6 Jährliche Zahl der Erwähnungen des Begriffs Disruption in 150 deutschen Printmedien. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Meck, G. und Weiguny, B., 2015. Disruption, Baby, Disruption! [online] verfügbar unter: [abgerufen 19.12.2016].)
Dieses zeigt zweifellos ein zunehmendes Interesse an dem Thema. Was Disruption wirklich bedeutet, ob es gut oder schlecht ist disruptive Innovationen zu haben und ob es sich um ein neues oder ein altes wiederkehrendes Phänomen handelt, wird in den nachfolgenden Kapiteln eingehender analysiert. Es ist unumgänglich zu erkennen, dass jeder aus Politik, Bildung oder Wirtschaft den Begriff Disruption verwendet, um neue Trends, Methoden und Technologien zu beschreiben. Ebenso ist es ein kontroverses Thema und provoziert Diskussionen in vielen Veröffentlichungen und Nachrichtenpanels (Horx, 2016; Maier et al., 2016; Moazed und Johnson, 2016; Meck und Weiguny, 2015). Andererseits ist wohl jedem bewusst, dass die Welt einem ständigen Wandel unterliegt und die Innovationszyklen mit der Zeit mit dem Fortschritt der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung abnehmen. Einige der Innovationen aus den letzten Jahrzehnten hatten einen kleinen Einfluss (z. B. der Teebeutel), und einige von ihnen hatten die Fähigkeit, ein gesamtes Ökosystem (z. B. den Mikroprozessor) zu verändern. Es ist auch unumstritten, dass alle großen evolutionären Veränderungen von Visionen und Innovationen geprägt waren und einen entscheidenden Einfluss auf Wirtschaft, Umwelt und Bevölkerung hatten.
182
7
Entwicklung eines integrativen …
Abbildung 7.7 Anzahl der Publikationen mit dem Begriff disruptive innovation * ohne Selbstzitate. (Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Werten von Clarivate, 2019. Web of Sience. Citation Report Disruptive Innovation. [online] verfügbar unter: [abgerufen 04.02.2019].)
In der Abbildung 7.8 sind als Beispiel die wichtigsten Evolutionsschritte vom Bau der ersten Schreibmaschine bis zum ersten iPhone kombiniert, um die Verkürzung der Entwicklungszyklen und die unterschiedlichen Inkubationszeiten zu demonstrieren bevor die neue Technologien zum Mainstream wurden und damit die Welt veränderten. So vergingen in etwa 70 Jahre von der Entwicklung der ersten Schreibmaschine bis zum nächsten Entwicklungsschritt, der Erfindung der Schreibmaschine mit der Umschaltfunktion zwischen Klein- und Großbuchstaben. Heute ist ein derartiger Lebenszyklus kaum vorstellbar, da jedes Jahr ein neues iPhone auf den Markt gebracht wird. Ebenso ist die Inkubationszeit von etwa 60 Jahren von der ersten elektrischen Schreibmaschine bis zur ersten kommerziell verkauften elektrischen Schreibmaschine ein Beispiel dafür, wie viel Zeit ein Innovationszyklus vom Prototyp bis zur Massenproduktion benötigen kann. Ein weiteres interessantes Beispiel ist die Entwicklung des Tablets. Hier waren die ersten Versuche zu Beginn der neunziger Jahre nicht erfolgreich, das mobile Internet war zu diesem Zeitpunkt nicht effizient genug und die Bedienung mit dem Stift war umständlich. Hingegen dauerte es nur knapp ein Jahr von iPad 1 (3. April 2010) zum iPad 2 (2. März 2011) und wieder ein Jahr später zum iPad 3 (16. März 2012) (Fingas, 2018). Weiterhin kann anhand dieses Beispiels
7.2 Studie über disruptive Innovationen …
183
erkannt werden, dass ein bestehendes Produkt trotz der sich am Markt dursetzenden neuen Technologien immer noch einen langen Zeitraum parallel existieren kann und die Herstellung für den allgemeinen Markt nur eingestellt wird, wenn es keine Nachfrage mehr dafür gibt. Im Fall der Schreibmaschine wurde zwar die Produktion aus Kostengründen in Deutschland eigestellt und nach Asien ausgelagert, aber sie werden immer noch in Deutschland verkauft. Die Gründe dafür sind verschieden, zum Beispiel gibt es für die Ausfühlung behördlicher Formulare noch keine wirkliche Alternative oder in Gegenden wo keine beziehungsweise eine instabile Anbindung an Internet und Strom vorhanden ist und natürlich auch aus nostalgischen Gründen (Wittenhorst und Bock, 2018).
Abbildung 7.8 Darstellung der Veränderung von Innovationszyklen am Beispiel der historischen Entwicklungsschritte von der Schreibmaschine zum iPhone. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Just, V., Geldmacher, W. und Sommer, M., 2017. Disruptive innovations and their implications on economy and people. Conference proceedings, BASIQ international conference, New Trends in Sustainable Business and Consumption 2017. pp. 410–418. Editura ASE. ISSN 2457-483X.)
184
7.2.2
7
Entwicklung eines integrativen …
Ziele und Forschungsmethode der Studie
Basierend auf den ersten Erkenntnissen, der Präsenz des Themas und den kontroversen Diskussionen war es Ziel der durchgeführten Forschung, Disruptive Innovationen und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Menschen (Marquardt et al, 2017), die Bedeutung und die wesentlichen Merkmale von disruptiven Innovationen anhand einer kurzen historischen Untersuchung zu analysieren und ein allgemeines Verständnis über die Bedeutung der Begriffe Disruption und disruptive Innovation zu erlangen. Des Weiteren sollen deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft anhand ausgewählter historischer Beispiele analysiert und ein Muster erarbeitet werden. In den nachfolgenden Kapiteln werden die Ergebnisse dieser Studie vorgestellt. Für diese Studie wurde zwischen Dezember 2016 und März 2017 eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, bei der circa 75 wissenschaftliche Publikationen und wirtschaftliche Studien analysiert wurden. Der Fokus lag auf Veröffentlichungen der letzten Jahre mit den Themen: Disruption, disruptive Innovationen und Beziehungen zu Wirtschaft, Gesellschaft und industriellen Entwicklungen und Revolutionen. In Zeitungen und Forschungszeitschriften veröffentlichte Artikel und Artikel (online und gedruckt), Regierungsveröffentlichungen, Online-Diskussionen, Studien von Forschungsunternehmen und Webseiten dienten als Ausgangspunkt und anschließend wurden durch ein strukturiertes Auswahlverfahren auf der Grundlage der Themenrelevanz und Datenqualität das verwendete Material weiter eingegrenzt. Das Forschungsgebiet war in drei Hauptteile gegliedert: Ableitung von Definitionen und Merkmalen, Bewertung der Geschichte und Analyse der Gegenwart. Im Frühjahr 2019 wurde die Studie überarbeitet und mit aktuellen Fakten ergänzt.
7.2.3
Ergebnisse der Studie über disruptive Innovationen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft
Aufgrund der unerschöpflichen Anzahl neuerer Veröffentlichungen und Artikel über Disruption und disruptive Innovationen, die darauf abzielten, die geeignete und neueste Definition von Disruption und die historische Herleitung darzustellen, wurden im nachfolgenden Abschnitt die interessantesten und wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst. So wird zum Beispiel in einigen Veröffentlichungen wird die Geschichte der Disruption (Zerstörung) in der Analogie des Phönixes, des Glaubens der Reinkarnation und im Gott Shiva (dem Schöpfer und Zerstörer) gesehen (Weis, 2014). Wiederum in anderen Publikationen werden
7.2 Studie über disruptive Innovationen …
185
berühmte Namen aus dem philosophischen, soziologischen und wirtschaftlichen Bereich aufgeführt, wie Karl Marx mit seinem Buch Das kommunistische Manifest, Josef Alois Schumpeter mit seiner Theorie der schöpferischen Zerstörung, Friedrich Nietzsche mit seinem Buch Also sprach Zarathustra bis zu den Disruption Messias des 20. Jahrhunderts, Clayton M. Christensen mit seinem Buch The Innovator‘s Dilemma (Denning, 2016; Kiehne et al.,2016; Meck und Weiguny, 2015; Weis, 2014). Um sich der Bedeutung von disruptive innovation zu nähern, wurde zunächst für jedes einzelne Wort eine linguistische Nivellierung basierend auf Synonymen durchgeführt. Hierbei kann bei dem Wort Disruption zwischen zwei Ausrichtungen unterschieden werden. Zum einen im Zusammenhang mit Kontinuität oder Regelmäßigkeit wird Disruption mit Diskontinuität, Unterbrechung und Stillstand gleichgesetzt und zum anderen im Zusammenhang mit Verwirrung und Bruch hat es eher die Bedeutung von Unordnung, Desorganisation, Behinderung, Verwirrung (Harper, 2016; LoveToKnow, 2016 und Oxford, 2016). Für den Begriff Innovation lassen sich zahlreiche Synonyme finden, wie zum Beispiel Verbesserung, Modernisierung, Relaunch, Neuheit, Unkonventionelles, Variation, Veränderung und Entwicklung (WebFinance Inc, 2019; Collins, 2016 und Specht, D. 2016). Im Oslo Manual der OECD (2018) wird zwischen Innovation als Ergebnis und als Aktivität unterschieden. In dem Handbuch wird Innovation als ein neues oder verbessertes Produkt oder Verfahren definiert, welches sich erheblich vorherigen Produkten oder Verfahren unterscheidet (OECD, 2018b). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Disruption mit einem störenden oder vernichtenden Attribut verbunden ist und häufig verwendet und anhand von Beispielen betrachtet wird, bei denen Unternehmen ihre Marktbeherrschung verloren beziehungsweise aufgehört haben zu existieren. Auf der anderen Seite ist Innovation mit etwas Verbessertem oder Neuem verbunden. Diese Theorien zusammenbringend ist disruptive Innovation: etwas entscheidend Verbessertes oder Neues, das eine bestehende Umgebung stört oder sogar zerstört und umformt. Wie bereits am Anfang dieser Studie erwähnt, stammt die heute am häufigsten angewandte Definition für disruptive Innovation von Clayton M. Christensen. Er beschreibt disruptive Innovation als einen Prozess, durch den ein Produkt oder eine Dienstleistung zunächst in einfachen Anwendungen am unteren Ende eines Marktes Fuß fasst und sich dann unerbittlich im Markt nach oben bewegt und schließlich den etablierten Wettbewerber verdrängt (Christensen, 2017). Dabei teilt er Innovation in zwei Kategorien ein, die evolutionäre Innovationen der bestehenden Unternehmen auf dem Markt, die so genannten etablierten Unternehmen, und die bahnbrechenden Innovationen der neu eintretenden Unternehmen, die so genannten neuen Marktteilnehmer. In der Abbildung 7.9 ist diese Theorie visualisiert und zeigt die verschiedenen Einstiegspunkte für die evolutionäre (sustaining)
186
7
Entwicklung eines integrativen …
Innovation der etablierten Unternehmen und die disruptive Innovation der neuen Marktteilnehmer gegenüber den vier Phasen der Disruption.
Abbildung 7.9 Das disruptive Innovationsmodell. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Christensen, C. M., Raynor, M. E. und McDonald, R., 2015. What Is Disruptive Innovation. [online] verfügbar unter: [abgerufen: 12.12.2016] und Duivestein, S., Bloem, J., van Doorn, M. und van Manen, T., 2015. Design to disrupt. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen: 08.01.2017].)
Die Darstellung zeigt, dass die etablierten Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen auf der Grundlage der Rückmeldungen und Anforderungen der hohen und anspruchsvollsten Kunden verbessern und den niedrigen und mittleren Markt vernachlässigen, wo weniger Gewinn erzielt werden kann. Die neuen Marktteilnehmer konzentrieren sich stattdessen auf den niedrigeren Markt und verbessern dann ihre Produkte und Dienstleistungen, um den Markt zu verbessern und am Ende die etablierten Unternehmen herauszufordern, wenn sie eine bestimmte Qualität und einen bestimmten Marktanteil erreicht haben (Christensen et al., 2015). Die Theorie von Christensen wird häufig auf die disruptiven Auswirkungen auf den Markt reduziert und die betrachtete Disruption kommt hauptsächlich von außerhalb des etablierten Unternehmens. Disruption kann aber
7.2 Studie über disruptive Innovationen …
187
auch von innerhalb eines bestehenden Unternehmens kommen, nämlich wenn die evolutionären Innovationen eine revolutionäre Stufe erreichen oder sie parallel laufende Innovationen mit einer gewissen Ähnlichkeit in den Funktionen haben kann die neuer Innovation die ältere verdrängen. Ein gutes Beispiel ist dafür der iPod und das iPhone. In Abbildung 7.10 sind die weltweiten Absatzzahlen für iPhone und iPod dargestellt, wobei es seit 2014 für das iPod keine einzelnen Angaben mehr gibt.
Abbildung 7.10 Absatzzahlen weltweit in Millionen Stück für iPhone und iPod. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Statista, 2019a. Absatz von Apple iPhones weltweit bis 2018. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 09.05.2019] und Statista, 2015. Absatz von Apples iPod weltweit bis 2014. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 09.05.2019].)
Im Oktober 2001 wurde der iPod mit einer 5 Gigabyte-Festplatte als erster MP3-Player von Apple auf den Markt gebracht und ab da im jährlichen Rhythmus erweitert und transformiert über das Model Mini, Schuffle, Nano bis hin zum Model Touch. Doch der Siegeszug währte nicht lang, denn bereits 2014 wurde die Produktion des iPod Urmodelles eingestellt und Apple kündigte an die Produktion der Nachfolgemodelle ebenfalls einzustellen, deren Verkaufszahlen von 54 Millionen im Jahr 2008 auf 14 Millionen im Jahr 2014 gefallen waren (Firlus,Emmrich 2017 und Dernbach, 2018). Die Hauptursache lag darin, dass Apple
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7
Entwicklung eines integrativen …
mit dem iPhone 2007 eine eigene für den iPod disruptive Innovation auf den Markt brachte die nicht nur den Smartphone Markt revolutionierte. In den darauffolgenden Jahren wurde das iPhone immer weiterentwickelt und um zahlreiche Funktionen erweitert, so dass es innerhalb weniger Entwicklungsschritte auch die Funktionen des iPods mühelos übernehmen konnte. Damit war das Ende für die einfachen Musikabspielgeräte besiegelt, lediglich der iPod Touch hält sich noch auf dem Markt und es gibt aktuell auch Spekulationen über eine neue verbesserte Variante, die 2019 auf den Markt kommen soll (Schwan, 2019). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass disruptive Innovationen als Auslöser eines evolutionären Prozesses angesehen werden können, der die schwachen, teilweise teuren und veralteten Lösungen eliminiert und durch moderne, günstige, bequemere und umfangreichere Lösungen ersetzt. Aus Kundensicht sind disruptive Innovationen fast immer positiv und wertschöpfend. Aus Unternehmenssicht sind sie manchmal existenziell, wenn die Unternehmen die Signale nicht erkennen und sich in ihrem gestrigen Erfolg sonnen, ohne das Herannahen der disruptiven Innovationen zu bemerken beziehungsweise deren Potentiale zu erkennen. Daher sollen im nachfolgenden Abschnitt die Eigenschaften und Auswirkungen disruptiver Innovationen eingehender beleuchtet werden. Zahlreiche Beispiele für disruptive Innovationen und deren Auswirkungen sind in den analysierten Publikationen aufgeführt und erläutert: Kodak und die digitale Fotografie, Amazon und E-Books, Apple und iTunes, Netflix und Movie Streaming, Airbnb und Hotellerie sowie Uber- und der Taximarkt (Christensen et al., 2015; Diamandis, 2015; Horton, 2014). Es stellen sich die Fragen, ob es sich bei all den vielfach genannten Innovationen tatsächlich um disruptive Innovationen handelt, wenn die im vorhergehenden Abschnitt identifizierten Merkmale für sie zutreffen und welche Auswirkungen sie auf Wirtschaft und Gesellschaft hatten beziehungsweise haben. In Tabelle 7.5 sind
Tabelle 7.5 Identifizierte historische Innovationen und ihre disruptiven Eigenschaften Jahr
Innovative Produkte & Dienstleistungen
Disruptive Eigenschaften beim Markteintritt im Vergleich zu den disruptierten / existierenden Lösungen
1788
Mechanischer Webstuhl
+ Neue Technologie, schnellere und billigere Produktion, höhere Flexibilität und Vielfalt – Teuer im Vergleich zum Handwebstuhl (2. Jh. N. Chr.)
1913
Fließbandproduktion des Ford Model T
+ Neuer Produktionsprozess, schnellere und billigere Produktion, größere Reichweite, höhere Standardisierung, Massenmarkt + Günstiger im Vergleich zum altmodischen Elektroauto (1839) und handgefertigtem Automobil (1886) (Fortsetzung)
7.2 Studie über disruptive Innovationen …
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Tabelle 7.5 (Fortsetzung) Jahr
Innovative Produkte & Dienstleistungen
Disruptive Eigenschaften beim Markteintritt im Vergleich zu den disruptierten / existierenden Lösungen
1941
Computer
+ Neue Technologien und Funktionalitäten, neue Arbeitsweise, höhere Wiederverwendbarkeit und Duplizierung – Teuer im Vergleich zur Schreibmaschine (1808)
1969
Internet
+ Neue Technologien und Funktionalitäten, neue Formen der Zusammenarbeit – Teuer im Vergleich zum Telefon (1860) und Medien
1971
Email
+ Neue Technologie, schnellere Lieferung, höhere Parallelität + Günstiger im Vergleich zur Post (1520) und Telegramm (1844)
1973
Mobiltelefon
+ Neue Technologien und Funktionalitäten, Mobilität, neuer Markt – Teuer im Vergleich zum Telefon (1860)
1995
MP3 Spieler
+ Neue Technologie, höhere Kapazität, kleinere Größe, neue Plattform – Teuer im Vergleich zu Walkman (1979) und Discman (1984)
2007
Apple iPhone
+ Neue Technologien und Funktionalitäten, höhere Mobilität, kleinere Größe – Teuer im Vergleich zum Laptop (1996) und iPod classic (2001)
+ bedeutend positive Eigenschaften, − bedeutend negative Eigenschaften Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Diamandis, P., 2015. 12 Industries Disrupted by Tech Companies Expanding Into New Markets. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 05.01.2017], Horton, G., 2014. Beispiele für Disruptive Innovation. [online] verfügbar unter: [abgerufen: 19.12.2016] und Allis, R., 2013. The 40 Greatest Innovations of All Time. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 19.12.2016].
einige ausgewählte wichtige historische Neuerungen aufgeführt, um zu überprüfen, ob sie die Voraussetzungen für eine disruptive Innovation erfüllen oder nicht. Wie anhand der Beispiele in der Tabelle erkennbar ist, erscheinen disruptive Innovationen fast immer gleichzeitig mit technischen Innovationen und neuen oder unterschiedlichen Funktionalitäten. Ebenfalls weisen zu Beginn ihres Lebenszyklus die neuen Lösungen zum Teil einen höheren Aufwand auf oder haben eine andere Qualität als vergleichbare etablierte Lösungen. Daher muss der Mehrwert
190
7
Entwicklung eines integrativen …
dieser neuen Lösungen signifikant sein, sie muss die Grundbedürfnisse erfüllen oder übererfüllen und sie müssen den Zeitgeist berühren. Außerdem gibt es sehr oft die Situation, dass die disruptierten Lösungen für einen bestimmten Zeitraum parallel produziert werden, aber sie werden früher oder später verschwinden, wenn sie keine einzigartigen Eigenschaften und verbleibende Nachfrage haben. Manchmal überleben solche Produkte auch im Untergrund und durch Liebhaber können sie später eine Art Renaissance erleben, wenn sie wieder modern werden oder sich die Umgebung entscheidend verändert hat. Ein sehr gutes Beispiel für die Disruption und Rückkehr aufgrund eines geänderten Umfeldes bietet das Elektroauto. Das erste Elektroauto wurde 1881 entwickelt und wurde eigentlich durch die Entwicklung elektrischer Anlasser für Verbrennungsmotoren (1911) und die Fließbandproduktion (1913) disruptiert. Um 1910 wurde die Herstellung von Elektroautos eingestellt, als die Massenproduktion begann und das Automobil mit Verbrennungsmotor den Markt eroberte. Seit Ende der 1990er Jahre erlebten Fahrzeuge mit Elektromotor aufgrund der schwindenden natürlichen Ressourcen, der emissionsfreien Mobilität und der Suche nach dem Antrieb der Zukunft eine zunehmende Aufmerksamkeit. Der wichtigste Aspekt bei diesem Comeback war der ökologische Druck, der zu einem politischen und gesellschaftlichem Wandel geführt hat, um die Elektromobilität von der Nische in den Massenmarkt zu bringen. In den letzten Jahren wurde viel in die Entwicklung neuerer und besserer Modelle in Bezug auf Geschwindigkeit und Reichweite investiert, was sich jedoch in den Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge widerspiegelt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass einige Staaten, die ein starkes Interesse am Wechsel von Fossilen hin zu erneuerbaren Ressourcen haben, die Anschaffungskosten durch staatliche Subventionen und Förderprogramme abmildern wollen. So gibt zum Beispiel in England, Frankreich, Italien und Deutschland Zuschüsse beim Kauf eine Elektro- bzw. Hybridfahrzeuges oder wie in Norwegen und Deutschland zum Beispiel eine Steuerbefreiung (Krieger, 2016 und ADAC, 2019). Dennoch sind die Wachstumszahlen der letzten Jahre im Hinblick auf die Elektromobilität sehr moderat, aktuell geht man von einem Anstieg auf circa 3% Markanteil aus (Michael, 2019). Wenn man jedoch den Prognosen glaubt, soll es innerhalb der nächsten Jahre eine umgekehrte Repression geben, wenn neben den Anschaffungskosten auch die Probleme mit der Laderate, den Ladestellen, der Zelldichte der Batterien und damit der erzielbaren Entfernung verbessert werden. Die Renaissance der Schallplatte ist dagegen ein gutes Beispiel, um zu zeigen, dass eine einst disruptierte Lösung wieder aus der Bedeutungslosigkeit ohne äußere Einwirkungen zurückkehren kann. Laut dem letzten Global Music Report 2019 sind die Umsätze mit physischen Musikmedien im Jahr 2018 generell um
7.2 Studie über disruptive Innovationen …
191
10,1% gefallen und machen damit nur noch ein Viertel des Gesamtmarktes aus. Jedoch erlebt die Schallplatte seit Jahren einen Aufwärtstrend mit 6% jährlich und liegt damit bei 3,6% Marktanteil (IFPI, 2019). Bei der Suche nach den Hintergründen springen verschiedene Aspekte ins Auge, zum einen der Liebhaberstatus, diejenigen die die Schallplatte nie haben aussterben lassen. Zum anderen die bewusste Abkehr von digitalen Medien, dem Unpersönlichen und die bewusst gewählte Entschleunigung. Diesem Trend folgend werden neben Neupressungen alter Schallplatten auch viele Neuerscheinungen auf Vinyl veröffentlicht und Plattensammeln wird auch neben dem Kultstatus zu einem Anlageund Prestigeobjekt (Lenz, 2017 und Hussain, 2017). Es gibt sogar eine Neuentwicklung, die sogenannte HD-Vinyl, wobei die Vorlage für die Schallplatte mit einem neuen lasergestützten Verfahren hergestellt wird und dadurch eine höhere Qualität in Bezug auf die Kapazität, Laufleistung und den Klang haben soll. Die erste Produktion dieser HD-Schallplatte ist für 2020 geplant und könnte damit den Marktanteil für Schaltplatten weiter ansteigen lassen (Gieselmann, 2019) und sie könnte somit sogar die CD wieder diruptieren, die sie einst in den Nischenmarkt verdrängt hatte. Weitere Merkmale die sich anhand der Beispiele in Tabelle 7.5 identifizieren lassen, sind das Aufkommen neuer Märkte, Plattformen und Prozesse, wie zum Beispiel die Neuerungen im Internet, beim Mobiltelefon und der Massenproduktion und die Bedeutung kleinerer und höherer Mobilität wie beim MP3-Playern und Mobiltelefon. In knappen Worten, die ermittelten Eigenschaften disruptiver Innovationen können durch diese ausgewählten Innovationsbeispiele belegt und als disruptive Innovationen eingestuft werden, da sie die zuvor verwendete Lösung entweder vom Markt oder in einen Nischenmarkt verdrängt haben, nachdem ihre Kinderkrankheiten beseitigt waren und sie nach einigen nachhaltige Innovationsschritte Mainstream und ihre Preise fair wurden. Wie zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, werden echte disruptive Innovationen immer Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft haben. Durch ihre Durchdringung des Marktes können sie einen Umstrukturierungsprozess einleiten. Im folgenden Abschnitt wurden diese Implikationen von disruptiven Innovationen für die Wirtschaft und die Gesellschaft analysiert. Dazu werden die Beispiele aus dem vorherigen Abschnitt wiederverwendet und die Veränderungen, die sie in der Wirtschaft und für die damalige Bevölkerung erzwungen hatten, wurden zusammengefasst (Tabelle 7.6). Das Ziel besteht darin, ein Muster zu identifizieren und zu zeigen, dass disruptive Innovationen stark mit der Wiederholung industrieller und technologischer Entwicklungen und Revolutionen zusammenhängen. Zunächst kann festgehalten werden, dass die ausgewählten disruptiven Innovationen immer im Zeitalter einer industriellen Revolution stattfanden. Jede dieser
Innovative Produkte & Dienstleistungen
Mechanischer Webstuhl
Fließbandproduktion des Ford Model T
Computer
Jahr
1788
1913
1941
→ Geändertes Profil von Qualifikation & Jobtypen → Massenkonsumentengesellschaft → Niedrigpreisige Waren → Wachsender Wohlstand → Motorisierung & Mobilität → Wachsender Lebensstandard durch Stromerzeugung → Sozialrecht → Geändertes Profil von Qualifikation & Jobtypen → Spezialisierung & Monotonie → Erhöhung des materiellen Vermögens
→ 1870 Beginn der 2. Industriellen Revolution → Fließbandfertigung → Standardisierung & Automatisierung → Zulieferindustrie → Massenproduktion → Produktivitätssteigerung → Erzwungenes Wirtschaftswachstum → Globalisierung → → → → →
(Fortsetzung)
→ Arbeitslosigkeit & Verzweiflung → Geändertes Profil von Qualifikation & Jobtypen → Entstehung von Fachschulen & umstrukturierter Gesellschaft → Ausbeutung von Arbeit & Kinderarbeit → Organisierte Arbeiter & Gewerkschaften
→ 1784 Beginn der 1. Industriellen Revolution → Mechanisierung & Rationalisierung der Arbeit → Wechsel von Heim- zur Fabrikarbeit → Arbeitslohn → Erhöhte Produktivität → Neue Logistik & Transport
7
Automatisierung der Produktion Neu Industrien Elektronische Datenverarbeitung Umstrukturierung von Workflows Zunehm. Komplexität der Arbeit
Gesellschaft – Mitarbeiter
Wirtschaft – Unternehmen
Auswirkungen auf
Tabelle 7.6 Identifizierte Auswirkungen der innovativen Produkte und Dienstleistungen auf Unternehmen und Mitarbeiter
192 Entwicklung eines integrativen …
Internet
Email
Mobiltelefon
MP3 Spieler
Apple iPhone
1969
1971
1973
1995
2007
Gesellschaft – Mitarbeiter → Geändertes Profil von Qualifikation & Jobtypen → Einfacherer Zugang & Austausch von Informationen & Nachrichten → Entfremdung & Social Networking → Neues Verbrauchsverhalten → Verschiedene Formen der Zusammenarbeit → Höhere Mobilität & Geschwindigkeit → Soziale Plattformen → Änderung des Verbrauchsverhaltens → Sinkende Privatsphäre & zunehmender öffentlicher Austausch → Sofortiger Kontakt & Aktion
Wirtschaft – Unternehmen → 1970 Beginn der 3. Industriellen Revolution → Neue Branchen & Märkte & Plattformen → Neue Formen der Kommunikation & Zusammenarbeit → Reduzierter direkter Kundenkontakt → Anfänge der Digitalisierung → Höhere Erreichbarkeit → 2010 Beginn der 4. Industriellen Revolution → Wachsende Vernetzung → Virtualisierung → Neue Märkte & Plattformen → Hochflexible Produktion
Auswirkungen auf
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., 2017. Smart Services – Characteristics, Challenges, Opportunities and Business Models. The 11th International Conference on Business Excellence: Strategy, Complexity and Energy in changing times. 30-31. March. Bucharest; Paeger, J., 2016. Die Industrielle Revolution. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 20.12.2016]; Wolter, M. I., Mönnig, A., Hummel, M., Schneemann, C., Weber, E., Zika, G., Helmrich, R., Maier, T. and Neuber-Pohl, C., 2015. Industrie 4.0 und die Folgen für Arbeitsmarkt und Wirtschaft. [pdf] verfügbar unter: [abgerufen am: 20.12.2016] und Rammert, W., 2002. Wie sich Computer und Gesellschaft gegenseitig verändern. [online] verfügbar unter: [abgerufen am: 20.12.2016].
Innovative Produkte & Dienstleistungen
Jahr
Tabelle 7.6 (Fortsetzung)
7.2 Studie über disruptive Innovationen … 193
194
7
Entwicklung eines integrativen …
Revolutionen ging mit einer massiven Modernisierung oder Substitution bestehender Industrien und Technologien einher, veränderte die Arbeitsweisen und die zugehörigen Prozesse und verursachte dadurch einen zirkulierenden Effekt auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft (Perez, 2009). Es kann geschlussfolgert werden, dass die disruptiven Eigenschaften von Innovationen zweifellos durch die industrielle Entwicklung der Vergangenheit provoziert und beeinflusst wurden und vermutlich auch in Zukunft diesen Mustern folgen werden. Die häufigsten Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft lassen sich mit den in Abbildung 7.11 dargestellten allgemeinen Punkten zusammenfassen, wobei sie miteinander in Beziehung gesetzt wurden, um die gegenseitige Wechselwirkungen aufzuzeigen. Zum Beispiel hat eine Verbesserung der Produktivität, der Standardisierung und der Automatisierung einen direkten Einfluss auf die Arbeitslosigkeit.
Abbildung 7.11 Die identifizierten Auswirkungen disruptiver Innovationen auf Wirtschaft und Gesellschaft. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Marquardt, K., Just, V., Geldmacher, W. und Sommer, M., 2017. Disruptive innovations and their implications on economy and people. Conference proceedings, BASIQ international conference, New Trends in Sustainable Business and Consumption 2017. pp. 410–418. Editura ASE. ISSN 2457-483X.)
7.3 Digitalisierung und disruptive Innovationen …
195
Bei der Rückkehr zur Gegenwart und dem disruptive Innovation Hype kann festgehalten werden, das einige der aktuellen sogenannten disruptiven Innovationen nicht das identifizierte Merkmal des Revolutionärseins besitzen und sie werden auch keine enorme wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen mit sich bringen. Der Begriff disruptive Innovation ist nach den gewonnenen Erkenntnissen nur ein inflationär verwendetes Wort für Innovationen, die Aktivatoren eines natürlichen revolutionären Prozesses beschreiben. Tatsache ist, dass dieser revolutionäre Prozess nicht gestoppt werden kann wie auch die drei industriellen Revolutionen zuvor nicht gestoppt werden konnten und es ist nichts wovor man Angst haben muss. Es ist nur eine Frage der Früherkennung, des aktiven Managements und der Nutzung der sich ergebenden Potentiale. Für offene, flexible und visionäre Unternehmen, die risikobereit und weitsichtig sind, bieten disruptive Innovationen viele Möglichkeiten, und die Avantgarde und Marktführer haben bereits gezeigt, was erreicht werden kann, wenn disruptive Innovationen aktiv genutzt werden. Dieses kann mit einem sehr interessanten aktuellen Beispiel ergänzt werden. Unter dem Titel Dinosaurier werden zu Disruptoren wird die Ankündigung von Disney Ende des Jahres einen eigenen Streamingdienst anzubieten diskutiert. Die Filmindustrie unterliegt seit Jahrzehnten einer starken Veränderung, erst die Entwicklung des Fernsehens, dann kamen VHS, DVD und Blu-Ray und schließlich die Video-on-Demand-Dienste wie Netflix, Amazon Video und Co. Und mit jeder dieser technologischen Veränderungen musste die Filmindustrie ihr Geschäftsmodell anpassen. Doch mit der Einführung eines eigenen Streamingdienstes will Disney sich von Netflix unabhängig machen und die mit dem Streamingservice verbunden Gewinne selbst einstreichen, sozusagen den Disruptor disruptieren (Hewgill, 2019). Wie es treffend vom griechischen Philosophen Heraklit von Ephesus vor mehr als 2.500 Jahren formuliert wurde: „Nichts ist dauerhaft außer Veränderung“. (Hainsch, 2014).
7.3
Digitalisierung und disruptive Innovationen im Kontext von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften
Basierend auf den Ergebnissen und Erkenntnissen der Forschung im Kontext disruptive Innovationen und Digitalisierung, als Oberbegriff des digitalen und technologischen Wandels, soll in diesem Abschnitt deren Zusammenspiel und Einfluss auf das Streben nach nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften erörtert werden. Die Geschichte hat ausgehend von der ersten bis zur jetzigen vierten industriellen Revolution gezeigt, dass jeder technologischer Fortschritt
196
7
Entwicklung eines integrativen …
Auswirkungen und Veränderung in allen Bereichen der Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt hervorruft. Wobei die Innovationszyklen mit zunehmender technologischer und gesellschaftlicher Entwicklung sich verkürzen und die sogenannten disruptiven Innovationen das Potential in sich bergen, eine bestehende Umgebung erheblich zu stören, zu zerstören und zu transformieren. Ebenso wurde nachgewiesen, dass es einhergehend mit der Einführung neuer technischer Lösungen ebenfalls einer Anpassung der Strategie und des Geschäftsmodells des Unternehmens bedarf und die Einbindung aller Stakeholder, intern und extern, von entscheidender Bedeutung ist. Die Hauptziele der Wirtschaft sind dabei Wachstum, Gewinn- und Effizienzsteigerung, Sicherung der Wettbewerbsposition und Adaption an die geänderten Anforderungen seitens der Kunden und des Marktes. Das letzte Ziel spielt dabei eine dominierende Rolle, denn kein Unternehmen kann am Markt überleben, wenn es keine Nachfrage bedient oder mit seinen Produkten und Dienstleistungen eine Nachfrage hervorruft, weil es einen Wert generiert. Nun stellt sich die Frage, wer sind die eigentlichen Treiber und Auslöser für technische und disruptive Innovationen, wie ist das Zusammenspiel dieser und welchen Einfluss haben sie im Nexus mit Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit? Sicher ist, dass einer der größten Treiber der heutigen Zeit der Klimawandel und Umwelt sind, welcher die Gesellschaft und die Wirtschaft vor eine der größten und komplexesten Herausforderungen stellt und ein gemeinsames Handeln erfordert, denn die Natur bildet ein in sich geschlossenes und endliches System. Es wird dabei bei Weitem nicht ausreichend sein, die Wirtschaft aufzufordern, etwas zu Unterlassen oder zu reduzieren, genauso wie es nicht ausreicht die Gesellschaft aufzufordern den Verbrauch und Konsums einzuschränken oder zu unterlassen. Der transformative Wandel zu Nachhaltigkeit bedeute weitaus mehr und kann eigentlich nur durch die Gesellschaft initiiert, von der Wirtschaft gefördert und der Politik als Rahmengeber realisiert werden. Gleichfalls muss es jedem bewusst sein, dass die technologischen und disruptive Innovationen nicht nur das hervorbringen von Veränderungen oder etwas Neuem um des Fortschrittswillens sein können, sie müssen einen Wert bzw. Mehrwert generieren, denn sonst gibt es keine Finanzierung und Kommerzialisierung. Es geht also auch hier um das Zusammenspiel zwischen verschiedensten Akteuren auf unterschiedlichen Märkten. In der nachfolgenden Tabelle 7.7 sind die Hauptakteure und deren Rolle bei der Entwicklung technologiescher Innovationen und deren Realisierung im Kontext der Nachhaltigkeit aufgeführt und am Beispiel der Energiewende als eines der Hauptthemen veranschaulicht. Neben den in der Tabelle dargestellten Hauptakteuren, haben aber unternehmensinterne Akteure, wie die Führungskräfte und Mitarbeiter, die durch ihre persönliche Einstellung und den Anforderungen gegenüber dem Unternehmen einen Einfluss und können den technologischen Wandel
7.3 Digitalisierung und disruptive Innovationen …
197
Tabelle 7.7 Hauptakteure und deren Rollen bei der Entwicklung und Realisierung technologischer Innovationen Akteure
Rolle in Bezug auf technologische Innovationen
Beispiel Energiewende
Forscher und Wissenschaftler
Erforschung des Istzustandes und Handlungsbedarf Lieferung von Basisinformation Entwurf mögliche Lösungsansätze
Rückgang fossiler Brennstoffe, Ideen für alternative Energiequellen
Entwickler und Erfinder
Entwicklung neue Technologien und innovativer Lösungen basierend auf den Vorschlägen und dem Bedarf
Solarzellen, Windrad Batterie
Kapitalgeber
Finanzierung die Entwicklung nach Überprüfung der Marktchancen, des Bedarfs und der Nachfrage
Banken, Bund- und Länder, Energieversorger, Automobilhersteller
Kunden
Sehen einen Mehrwert in der Technologie und sind bereit dafür zu zahlen Nachfragen die Entwicklung durch veränderte Anforderungen
Grüner Strom E-Autos
Organisationen und Aktivisten
Erzeugen einen Druck für die Entwicklung und Umsetzung im Sinne der Nachhaltigkeit
Kohlekraftgegner Klimaschützer
Politik und Regierungen
Schaffen Anreize zur Investition in die Entwicklung und Einführung neuer Technologien Wirken regulierend und begrenzend (Subventionen, Gesetzte, Steuern)
Programm und Subvention erneuerbarer Energien CO2 Steuer
Quelle: Eigene Darstellung
unterstützen, indem Vorschläge einbringen, wie ihre Arbeitsprozesse im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit verbessert werden können und sie nur für Unternehmen tätig sind, mit deren Strategien und Werten, Herstellungund Produktionsmethoden, sie sich vereinbaren können. Einen weiteren Einfluss haben natürlich auch die Medien und da im speziellen die digitalen Medien aufgrund ihrer größeren Reichweite. Sie können das Thema fördern, indem sie Interesse wecken und Informationen verbreiten, leider können sie auch das Gegenteil bewirken. Die Tabelle veranschaulicht gleichfalls, dass es ein Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ist. Daraus leitet sich ab, dass ein weiterer wesentlicher Treiber der technologischen und disruptiven Innovationen der Mensch bzw. die Gesellschaft ist, weil sie letztendlich die Kunden und Mitarbeiter des
198
7
Entwicklung eines integrativen …
Unternehmens sind und damit die Vorgaben definieren, die für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte stehen. Würden zum Beispiel die Menschen ab sofort bei Unternehmen, die keinen erneuerbaren Strom für ihre Produktion verwenden einkaufen oder arbeiten wollen, so müssten die Unternehmen darauf reagieren. Mit dem zunehmenden Fachkräftemangel erhöht sich dadurch auch das Druckpotential der Gesellschaft und fördert die Transformation. Bei den bisherigen Betrachtungen wurden schwerpunktmäßig der technologische Fortschritt und die daraus resultierende Transformation berücksichtigt. Wenn es nun um disruptive Innovationen geht, so gibt es hier ebenfalls verschiedene Blickwinkel. Eine disruptive Innovation wird häufig auf ein Produkt oder eine Dienstleistung referenziert, aber es ist eigentlich auch ein Prozess, denn ausgehend von dem im Abschnitt 7.2.3 vorgestellten Modell erfolgt die Disruption nicht sofort mit dem Erscheinen, sondern über das Anwachsen der Nachfrage und die Maturität. Generell kann gesagt werden, dass Disruption eigentlich eine bereinigende Wirkung hat, weil es das Veraltete zerstört, Neues und Innovatives fördert und die Transformation beschleunigt und verstärkt. Somit könnte eigentlich die Digitalisierung als der Anfang der disruptiven Innovation angesehen werden, denn durch sie entstanden und entstehen neue Technologien und Lösungen, die Bisherige verdrängt haben oder im Lauf der Zeit verdrängen werden, sie verändert gleichfalls die Interaktionen und Verhaltensweisen der Gesellschaft und Wirtschaft. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse rekapitulierend, haben alle Veränderungen immer zwei Seiten, eine positive und eine negative, sie bergen in sich Chancen und Risiken. Um dieses etwas eingehender zu beleuchten, wurden in der nachfolgenden Tabelle positive und negative Auswirkung der Digitalisierung und der technologischen Innovationen der Wirtschaft im Hinblick auf Umwelt und Gesellschaft und damit auf Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit aufgelistet. Diese Tabelle erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit (Tabelle 7.8). Bei vielen der Punkte gibt es eine Wechselwirkung zwischen positiv und negativ, so ist zum Beispiel das Thema Infrastruktur und Serverarchitektur für die Digitalisierung ein eher ins Negativ schlagender Aspekt bei der Umwelt. Es werden Flächen für die Rechenzentren und zusätzliche Energie gebraucht, für die Herstellung der Computertechnik werden seltene Metalle und Erden verwendet und es werden Anbindungen und Verkabelungen benötigt. Sicher kann die Energie aus erneuerbaren Energien genutzt und die Größe und der Energiebedarf der Technik weiter optimiert werden aber vom ersten Gesichtspunkt aus betrachtet schadet es der Umwelt. Hier ist es also nötig zu Optimieren und Alternativen zu finden, wie Cloudlösungen, die eine eigene Infrastruktur überflüssig machen. Sicher sind damit wieder andere Aspekte wie, Eigenständigkeit, Abhängigkeit, Datenhoheit und Sicherheit und so weiter verbunden. Anhand dieses Beispiels
7.3 Digitalisierung und disruptive Innovationen …
199
Tabelle 7.8 Positive und negative Auswirkungen der Digitalisierung der Wirtschaft auf Umwelt und Gesellschaft Positive Auswirkungen
Bereich
Negative Auswirkungen
• Weniger Ressourcenverbrauch • Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen • Nutzung alternativer Rohstoffe • Geringerer Platzbedarf • Bessere Recyclingfähigkeit und Widerverwertbarkeit
Umwelt
• • • • •
• Automatisierung und Arbeitserleichterung • Optimierung der Produktionsmethoden und Arbeitsweisen • Erhöhung Arbeitssicherheit • Arbeitsentlastung durch selbstständige Anpassung und automatische Regulierung • Echtzeitzugriff auf Information und Daten • Vermeidung von Störfällen • Erkennen von Mustern und Zusammenhängen als Verbesserungspotential • Optimierung von Entscheidungsprozesses • Transparenz
Gesellschaft • Stress und Druck durch Prozessoptimierung • Wegfall von Arbeitsplätzen • Verantwortung bei Unfällen verursacht • Soziales Ungleichgewicht wächst • Ethische Aspekte bei autonomen Entscheidungen • Leistungskontrolle und Überwachung • Datenmissbrauch und Handel • Datenschutz und Security
Verbrauch seltener Ressourcen Zusätzlicher Ressourcenverbrauch Erhöhter Flächenbedarf Wegwerfprodukte Rebounce Effekt
Quelle: Eigene Darstellung
ist ersichtlich, dass auch Besitzverhältnisse durch die Digitalisierung verändert werden. Bei der Betrachtung der gesellschaftlichen Aspekte der Digitalisierung, lassen sich parallelen zu den früheren industriellen Revolutionen erkennen, wie Arbeitsplatzverlust, Verarmung, erhöhte Anforderungen, Stress und Kontrolle. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Chancen auf neue Arbeitsplätze, neue Formen der Arbeit, die Freiheit des Arbeitsortes und – zeit, die Entlastung, besserer Bezahlung usw. Hier müssen der Staat und die Politik den Rahmen schaffen und Unterstützung leisten, um die negativen Aspekte minimieren und die positiven fördern, wie zum Beispiel Gesetzte, Sozialmaßnahmen, Subventionen, Steuern und Förderprogramme. Die Unternehmen müssen dies finanziell
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7
Entwicklung eines integrativen …
unterstützen und die Regelungen einhalten und nicht aus Eigeninteresse sie versuchen zu umgehen, dafür ist dann wieder Unternehmenskultur, Transparenz, Offenlegung und Verantwortung wichtig. Um diese Wechselwirkungen zwischen den Akteuren und den Prozess der disruptiven Innovation durch die Digitalisierung einmal zu veranschaulichen, wurde das nachfolgende vereinfachte Modell entwickelt (Abbildung 7.12).
Abbildung 7.12 Vorschlag für ein Modell der disruptiven Innovation zu nachhaltigem und verantwortungsvollem Geschäft basierend auf der Digitalisierung. (Quelle: Eigene Darstellung)
In dem Modell sind links die vier wichtigsten Treiber der Digitalisierung dargestellt. Der Einsatz der Digitalisierung unterstützt den Transformationsprozess und die disruptive Innovation, welche durch die Politik, Kunden, Bildung, Mitarbeiter, Kapital und Ressourcen unterstützt und geregelt werden. Das Ziel der Transformation und disruptiven Innovation ist es ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Geschäft zu erreichen, bei dem sich ökologische und gesellschaftliche Interesse die Waage mit wirtschaftlichen Interessen halten. Ein Unternehmen muss also immer den Blick auf das Ganze im Auge haben, während es sich wandelt und bildet somit den inneren Kreis der Nachhaltigkeit. Die Wirtschaft muss bei allen ihren Entscheidungen den Wert der Umwelt und der Gesellschaft gegenüber dem Wert des Gewinnes betrachten, nur dann handelt sie nachhaltig und verantwortungsvoll.
7.4 Vorschlag für ein integratives …
7.4
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Vorschlag für ein integratives Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte basierend auf Digitalisierung, Innovation und Qualität
Die Gesamtheit aller durchgeführten Studien und deren Ergebnisse und Erkenntnisse zeigen, dass es ein multidimensionales System ist, welches durch unterschiedlichste Einflüsse von innerhalb und außerhalb schwer zu erfassen ist. Bei der Betrachtung der einzelnen Trends und Treiber dieses Jahrhunderts wird deutlich, dass keiner für sich allein einen Wandel zu nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften ermöglicht und das die übergreifenden Aspekte, Digitalisierung, Innovation und Qualität zunehmend an Bedeutung gewinnen. Es ist vielmehr wichtig einen umfassenden Blick auf die positiven und negativen Aspekte zu haben und davon die unternehmerischen Entscheidungen leiten zu lassen. Aus diesem Grund wurde ausgehend von dem einfachen Modell der Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit ein integratives Modell entwickelt, welches die beeinflussenden Faktoren, die Megatrends und die übergreifenden Aspekte in Relation zu den unternehmensinternen Gesichtspunkten setzt. Nachfolgend werden alle Teile des Modells einzeln erklärt. Den Ausgangspunkt im Modell bildet das Unternehmen mit seinen sechs wichtigen Handlungsfeldern, die betrachtet werden müssen, wenn ein Unternehmen nachhaltig und verantwortungsvoll handeln und agieren will. Anfangen sollte es immer bei der Strategie und Unternehmenskultur, in ihr wird die Entwicklungsrichtung und die geltenden Werte und Normen festgelegt und sie muss eine kurzund langfristige Sichtweise haben. Beide Punkte werden sehr stark durch innere und äußere Faktoren beeinflusst und müssen die Stakeholderinteressen, Unternehmensinteressen mit den gesellschaftlichen und ökologischen Interessen in Einklang bringen. Den nächsten wichtigen Block bilden das Geschäftsmodell, in ihm wird die Wertschöpfung, das Ertragsmodell und der Nutzen, also das was, für wen und wie definiert. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dass hier der Nachhaltigkeitsaspekt, also das proaktive Stakeholder-Management, die Schaffung von monetärem und nicht monetärem Wert und eine langfristige Perspektive, im Vordergrund stehen. Ähnlich verhält es sich auch beim dem Block Managementsysteme, wobei hier ein integrierter und alle Bereiche einschließende Ansatz für Qualität, Sicherheit, Risiko, Umwelt, soziale Verantwortung und Datenschutz wichtig ist und ein einheitliches und transparentes Berichtswesen. Bei den Managementsystemen sollten die internationalen Normen und Standards angewandt werden, da diese auf Bestpractices basieren und eine fundierte Basis bieten. Bei den Produktionsprozessen und Methoden gilt es die neuen technologischen Innovationen zielführend einzusetzen und die Auswirkungen auf die Mitarbeiter
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und die Umwelt zu berücksichtigen. Dazu zählen Aspekte wie Arbeitsentlastung durch Automation versus Stress und Gesundheit, Effizienz versus Energieund Ressourceneinsatz, sowie Aufwand versus Nutzen zu beachten. Selbiges gilt auch bei dem Thema Ressourcen, wobei hier Rohstoffe, Kapital und Mitarbeitern betrachten werden. Bei den Rohstoffen sollten die Aspekte der Nachhaltigkeit und Umwelt das Leitbild sein, sprich es sollten möglichst nachwachsende Rohstoffe und Wiederverwertung im Vordergrund stehen. Die Mitarbeiter sollten entsprechend ihren Fähigkeiten und Stärken eingesetzt und gefördert werden und bei den wichtigen Entscheidungen im Unternehmen eingebunden sein. Auch spielen hier soziale Verantwortung, Gesundheits- und Arbeitsschutz sowie wie Entfaltungsmöglichkeiten und Arbeitsmodelle eine Rolle. Letztendlich sollen alle bisher betrachteten Teilbereiche die Herstellung bzw. Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen ermöglichen, die einen Wert schaffen, keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben, qualitativ hochwertig sind, um eine lange Lebensdauer zu haben und so modular wie möglich, um wartungsfreundlich und wiederverwendbar zu sein. Dabei kann das Konzept der Kreislaufwirtschaft als Leitfaden dienen, bei dem Wiederverwendung, Aufarbeitung und Reparatur, Wiederaufbereitung und am Schluss Rohstoffverwertung stehen und das ganzen mit dem geringstmöglichen Einsatz von Ausgangsstoffen und Energie. Der nächste Rahmen (Abbildung 7.13) der zu betrachten ist, ist die Wirtschaft an sich, in die das Unternehmen eingebunden ist. Hier wirken auf der einen Seite die Megatrends wie Globalisierung, Konnektivität und Mobilität und auf der anderen Seite die Einflussfaktoren Normen und Standards, Konkurrenz, Partner und Lieferanten und das Kapital am stärksten auf das Unternehmen ein. Durch die Megatrends kann das Unternehmen sich weiterentwickeln und sich verändern, es sollten jedoch dabei die gesellschaftlichen und ökologischen Aspekte und Auswirkungen berücksichtigt werden. Zum Beispiel bietet die Globalisierung die Möglichkeit der neuen Märkte, anderer Ressourcenquellen, größere Auswahl an Mitarbeitern, sowie effizientere und optimierte Produktion. Die Konnektivität hilft durch neue Informationen und Daten bei der Beurteilung und Entscheidungsfindung, bei der Optimierung und Effizienzsteigerung, bei der Vereinfachung und Automatisierung sowie die Schaffung von mehr Transparenz und Interaktionen zwischen dem Unternehmen und seinen Stakeholdern. Die Mobilität ist einer der Zukunftsmärkte, hier spielen ressourcenschonender und umweltfreundlicher Transport, Sharingmodelle sowie die Umstellung auf alternative Antriebstechnologien eine Rolle. Die Einflussfaktoren Kapital, Konkurrenz, Partner und Lieferanten sind von Bedeutung, wenn es darum geht ein Unternehmen in Richtung nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte zu entwickeln.
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Abbildung 7.13 Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Unternehmen im integrativen Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte. (Quelle: Eigene Darstellung)
Deshalb sollten zum Beispiel die Kapitalgeber die ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines Unternehmens als Grundlage für die Entscheidung über die Finanzierung nehmen, Partner und Lieferanten nur mit Firmen zusammenarbeiten, die eine nachhaltige und verantwortungsvolle Strategie umsetzen. Der Konkurrenzdruck hilft Unternehmen vom Markt zu verdrängen die nur auf Gewinnmaximierung und Wachstum setzen und dabei der Umwelt und Gesellschaft schaden. Die Normen und Standards können die Unternehmen bei der Transformation unterstützen und gleichzeitig den Wert des Unternehmens steigern indem sie Transparenz und Auditierbarkeit erhöhen. Zusammenarbeit und Kooperation zwischen den Unternehmen wird zunehmend ebenfalls eine Rolle spielen, dabei geht es um die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, den Austausch von Erfahrungen, die gemeinsame Erarbeitung von neuen Lösungen und Methoden und die schnellere Umsetzung dieser in der Praxis.
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Abbildung 7.14 Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaft und Unternehmen im integrativen Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte. (Quelle: Eigene Darstellung)
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Bei dem Rahmen Gesellschaft (Abbildung 7.14) haben die Megatrends Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Generationenwechsel eine starke Auswirkung auf die Unternehmen und als Einflussfaktoren können hier Bildung, Forschung, Gesetzte, Politik, Mitarbeiter und Kunden eine Rolle spiele. Durch das Bevölkerungswachstum kommt es zu einer globalen Veränderung der Welt, wie es bereits im dritten Kapitel der Arbeit erläutert wurde, es verlangt hier vor allem an Lösungen um die Grundversorgung der wachsenden Bevölkerung sicherzustellen und die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Die Urbanisierung hat ebenfalls einen Einfluss auf die Wirtschaft, denn hier geht es um Aspekte wie, Fläche, Anbindung und Konzentrierung. Bei beiden Megatrends spielen Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit der Wirtschaft eine große Rolle, so können Unternehmen mit Produkten und Lösungen die innovativ und umweltverträglich sind den wachsenden Bedarf befriedigen und neue Lösungen und Konzepte die begrenzt zur Verfügung stehenden Flächen optimaler Nutzen. Als Ansätze könnten vertikale Gärten, Solardächer, Nachverdichtung und Umnutzung von Gebäuden, Smart City Konzepte und andere genannt werden. Der Generationenwechsel gilt als einer der Megatrends, dem der meiste Einfluss auf die Wirtschaft, Gesellschaft und die Umwelt in den kommenden Jahren zugerechnet wird. Mit der sogenannten Generation Z verändern sich gleich zwei Bereiche für das Unternehmen, einmal das Arbeitsumfeld und zum anderen der Konsumermarkt. Wenn also ein Unternehmen sich nicht nachhaltig und verantwortungsvoll verhält, könnte es zum einen seine Kunden verlieren und zum anderen seine Mitarbeiter bzw. keine neuen mehr finden. Die Einflussfaktoren Bildung und Forschung sind als Unterstützer und Ratgeber im Transformationsprozess entscheidend. Sie schaffen Verständnis und Bewusstsein, liefern Fakten, Daten und entwickeln neue Lösungen und Vorschläge. Für die Wirtschaft ist es deshalb immer wichtiger eng mit diesen beiden Bereichen zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen. Die Gesetzte und die Politik bilden die Rahmenparameter für die nachhaltige und verantwortungsvolle Entwicklung der Wirtschaft. Sie fördern mit international Initiativen, Programmen und Strategien die Transformation der Gesellschaft und der Wirtschaft, lenken und katalysieren den globalen Wandel. Dabei ist es enorm wichtig, dass die Gesetzte zum Wohle der Umwelt und Gesellschaft zeitnahe international Anwendung finden, dass die finanziellen Unterstützungen allen zu Gute kommen und der Nutzen und Aufwand im Verhältnis stehen. Schädlich darauf wirken sich populistische und nationalistische Interessen aus, es ist essenziell das alle Interessen eine globale Ausrichtung haben und die Länder und Staaten kooperieren und das gemeinsame Ziel der Nachhaltigkeit verfolgen. Die Umwelt und damit der Planet als Ganzes bilden den äußeren Rahmen (Abbildung 7.15), da sie die natürlichen Grenzen für alles darstellen.
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Abbildung 7.15 Wechselbeziehungen zwischen Umwelt und Unternehmen im integrativen Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte. (Quelle: Eigene Darstellung)
Es gibt keine Möglichkeit diese zu erweitern oder auszutauschen. Hier spielen die Megatrends Erderwärmung, Klimawandel, Ressourcenknappheit und Artenvielfalt eine ausschlaggebende Rolle. Wie bereits aus den vorliegenden Forschungen hervorgeht sind die Megatrends zum größten Teil durch den Menschen und die Wirtschaft verursacht und haben Auswirkungen auf alle Bereiche. Nur mit einer nachhaltigen Entwicklung und einem verantwortungsvollen Einsatz der natürlichen Ressourcen kann der negative Trend aufgehalten und die Welt auch für nachkommende Generationen erhalten werden. Die offensichtlichen Einflussfaktoren sind die Fläche, die fossilen und natürlichen Ressourcen sowie Abgase und Abfall. Ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Geschäft muss bestrebt sein, den Einsatz fossiler Ressourcen zu minimieren, auf natürliche Ressourcen oder Abfall als Rohstoffe zu wechseln, seine Flächen optimal nutzen und die schädlichen Auswirkungen wie Abgase und Abfall zu verkleinern. Hierbei können neue Konzepte wie die Kreislaufwirtschaft, die Bioeconomy und Agroecology bei der Transformation helfen und gleichfalls neue technische und innovative Lösungen und Methoden. Ein Unternehmen, was sich bereits beim Design Gedanken über Alternativen, die Lebensdauer, die Entsorgung und die Schädlichkeit seiner
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Produkte macht und diese Berücksichtigt kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Aber auch der Wandel der Produktionsprozesse und Methoden mittels neuer effizienterer Technologien, alternativer Energien, optimiertem Ressourceneinsatz und verkürzter Transportwegen bilden einen wichtigen Baustein. Die natürlichen Grenzen zwingen alle zu einem Umdenken und werden aufgrund der wachsenden Probleme einen zunehmenden Druck ausüben, dem sich weder die Gesellschaft noch die Wirtschaft entziehen kann. Deshalb können sie auch als Initiator einer disruptiven Innovation angesehen, die Unternehmen, welche nicht nachhaltig und verantwortungsvoll agieren verdrängen wird.
Abbildung 7.16 Wechselbeziehungen zwischen Digitalisierung, Innovation, Qualität und Unternehmen im integrativen Modell. (Quelle: Eigene Darstellung)
Das letzte Element des integrativen Modells (Abbildung 7.16) bilden die drei übergreifenden Aspekte: Digitalisierung, Innovation und Qualität. Diese Querschnittsthemen haben einen Einfluss auf alle Bereiche eines Unternehmens und sollten deshalb zentral und übergreifend betrachtet werden. Wie bereits im vorherigen Abschnitt der Thesis erläutert bietet die Digitalisierung viele Möglichkeiten und kann nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte effektive und wirkungsvoll unterstützen. Sie bildet bereits heute einen wichtigen Baustein für alle unternehmensinternen Bereiche, sei es bei der Sammlung und Bereitstellung von
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Informationen, bei der Verarbeitung und Auswertung von Daten bis hin zu Simulationen und automatischen Abläufen. Die Innovation ist der treibende Motor der Unternehmen, wobei es dabei nicht nur um technologische Innovationen geht. Auch die Weiterentwicklung und Erneuerung von Prozessen und Abläufen im Unternehmen zählt als Innovation. Hier ist es wichtig die Mitarbeiter mit einzubinden und deren Kreativität und Ideenreichtum zu nutzen. Ebenso sollten Unternehmen sich am Markt orientieren und bei der Forschung Anregungen und neue Lösungen suchen bzw. diese mit ihnen gemeinsam entwickeln. Der letzte Punkt, die Qualität, sollte von zwei Seiten betrachtet werden, zum einen gibt es die interne Qualität und deren Management zum anderen gibt es die Qualität aus Sicht der Stakeholder. Dabei ist es wichtig, dass ein Unternehmen die Feedbacks seiner Stakeholder regelmäßig einholt und bewertet. Ein Unternehmen sollte die Qualität seiner Leistungen und Produkte kontinuierlich überprüfen und verbessern, um nachhaltig und verantwortungsvoll zu Handeln und damit sein eigenes Fortbestehen zu sichern. Rekapitulierend und in Einklang mit den untersuchten Teilgebieten basierend auf wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Publikationen, Daten und Analysen bildet dieses integrative Modell (Abbildung 7.17) einen Leitfaden für die Transformation. Ein Unternehmen sollte alle dargestellten Einflussfaktoren der Umwelt, Gesellschaft und der Wirtschaft bedenken und berücksichtigen. Die Megatrends geben hier die langfristige Perspektive und sollten als globale Indikatoren betrachtet werden und die übergreifenden Aspekte sind die Querschnittsthemen, die in allen Bereichen Einfluss haben und eines zentralen Managements bedürfen. Mit Hilfe dieses Modelles sollte es Unternehmen möglich sein ihre Strategie schrittweise in Richtung nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte zu verändern, indem es Einsicht auf Zusammenhänge und Interferenzen schafft, hilft ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, die Realität zu analysieren und die Problemfelder zu identifizieren und die Stakeholder in den Prozess der Transformation mit einbindet. Um die sich ergebenden Effekt des integrativen Modells beurteilen zu können sind weiterführende Forschungen notwendig, bei denen die Anwendung des Modells in der Praxis überprüft wird. Außerdem könnte eine Umfrage bei Unternehmen zu den identifizierten Zusammenhängen und Korrelationen Aufschluss geben, wie diese aktuell in der Praxis berücksichtigt werden und wo Probleme bestehen. Des Weiteren könnten Studien sich mit möglichen Leitfäden für die einzelnen Schwerpunkte befassen und basierend auf dem Modell könnte ein Reportingsystem mit dem Ziel für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit entwickelt werden.
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Abbildung 7.17 Vorschlag für ein integratives Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte basierend auf Digitalisierung, Innovation und Qualität. (Quelle: Eigene Darstellung)
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Schlussfolgerungen
Das erste Anliegen dieser Arbeit war es, die wesentlichen Erkenntnisse und Ergebnisse der Analysen und Forschungen zu aktuellen Trends und Treibern, die die Transformation hin zu einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Wirtschaft unterstützen und beeinflussen können, zu präsentieren. Als Zweites sollten die im Rahmen des Forschungsprogrammes entwickelten Vorschläge für Messmodelle zur Steuerung der Servicequalität und das integrative Model für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte vorgestellt und erläutert werden. Damit soll die Arbeit die Eingehens erwähnte Forschungslücke verkleinern, die mehrdimensionalen Korrelationen zwischen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft verständlicher machen, neue Wege und Ansätze aufzeigen und zu weiterführenden Forschungen anregen. Im Nachgang werden alle im Rahmen dieses Forschungsprogrammes durchgeführten Studien mit ihrem Forschungsschwerpunkt aufgelistet, die in der Einleitung präsentierten Forschungshypothesen verifiziert und die Schwerpunkte der Arbeit zusammengefasst und kritisch gewürdigt. Die Möglichkeiten für weiterführende Forschungen sowie Implikationen für die Praxis werden am Schluss angesprochen (Tabelle 8.1). Die zu Beginn der Doktorarbeit definierten sechs Forschungshypothesen konnte alle durch die in der Arbeit vorgestellten und weiterführenden Studien bestätigt werden. Die erste Hypothese lautet: Die Globalisierung hat Auswirkungen auf die Entwicklung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften. Es wurde im theoretischen Teil der Arbeit festgestellt, dass die Globalisierung Möglichkeiten bietet aber die Gesellschaft und Wirtschaft ebenso vor Herausforderungen stellt. Ihr Motor liegt hauptsächlich in der Entwicklung des Transportwesens und der Vernetzung. Der globale Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Kapital ist zwar in den letzten Jahren rückläufig, aber eine neue © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Marquardt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, Sustainable Management, Wertschöpfung und Effizienz, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31920-5_8
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Schlussfolgerungen
Tabelle 8.1 Durchgeführte Studien im Rahmen des Forschungsprogrammes Schwerpunkt
Thema
Nachhaltigkeit & CSR
Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmodellen Das Konzept und die Prinzipien der sozialen Verantwortung Internationaler Programme und Initiativen zu Förderung der nachhaltigen Entwicklung und der Digitalisierung Modelle für integrierte Managementsysteme für Qualität, Umwelt und soziale Verantwortung
Aktuelle Trends
Studie und Analyse der ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftliche Megatrends
Qualität
Der Zusammenhang zwischen Qualität und Kundenzufriedenheit Modelle für Servicequalität und Kundenzufriedenheit
Innovation & Technologie
Studie der technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung im Rahmen der vier industriellen Revolutionen Merkmale, Chancen und Herausforderungen im Zusammenhang mit Smart Services Analyse der klassischen und digitalen Geschäftsmodelle am Beispiel von Smart Services Untersuchung disruptiver Innovation und der Auswirkungen
Quelle: Eigene Darstellung
Art der Globalisierung wächst schnell und zwar die Globalisierung der Daten. Diese stellt eine größere Challenge dar und wird den Wettbewerb mit Sicherheit verschärfen. In Zukunft wird es von großer Bedeutung sein, wer die Infrastruktur und Plattformen für die Datensammlung und Bereitstellung kontrolliert, wie diese geschützt werden und wer die Hoheit über diese Daten hat. Dazu kommen rechtliche, moralische und ethische Aspekte, bei deren Lösung und Regulierung die Politik eine entscheidende Rolle spielt, wie die Einführung der DSGVO und das Urheberrechtsgesetz bereits bewiesen haben. Des Weiteren hat die Globalisierung einen gravierenden und hauptsächlich negativen Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft. Es geht hier dabei um Themen wie Produktion in Niedriglohnländern, Ausbeutung von Rohstoffen in Drittländern und damit eine Zunahme von Armut und Ungleichheit. Zusammenfassend kann gesagt werden, das Wettrennen um die Welt ist noch in vollem Gange und es kommt stark darauf an,
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Schlussfolgerungen
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wie die Wirtschaft und die Unternehmen sich positionieren. Wenn sie die ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte bei ihren Strategie, Geschäftsmodellen und Fertigungsmethoden berücksichtigen, so kann sich positiv auf das Bestreben nach Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit auswirken, wenn jedoch Marktposition, Gewinnsteigerung und Expansion die Treiber sind, dann ist die Wirkung negativ und wird ebenfalls das Problem der Ungleichheit verstärken. Die zweite Hypothese ging davon aus, dass neue Technologien, disruptive Innovationen, Vernetzung und Digitalisierung die Wirtschaft bei der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit unterstützen. Im Kapitel 7 dieser Arbeit wurde dieses eindeutig bestätigt. Die neuen Technologien und die disruptiven Innovationen haben die Kraft die bestehenden Strukturen zu beeinflussen und entscheidend zu verändern. Wobei die Technologie der Auslöser und Unterstützer ist und die disruptive Innovation der bereinigende und erneuernde Prozess. Dank der neuen Technologien kann die Wirtschaft ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft besser messen, kontrollieren und damit reduzieren und gleichzeitig kann sie ihre Effizienz erhöhen, ihre Prozesse optimieren und ihren wirtschaftlichen Erfolg verbessern. Von einer anderen Seite, der Kundenseite kann die Digitalisierung und Vernetzung ebenfalls als Hilfsmittel genutzt werden, um den Druck auf Unternehmen zu erhöhen nachhaltig und verantwortungsvoll zu agieren, denn sie schafft Transparenz, liefert mehr und detaillierter Daten und erleichtert den Austausch von Informationen. Damit wurde auch die dritte Hypothese, dass ein verändertes Bewusstsein, Käuferund Verbraucherverhalten Unternehmen dazu zwingen kann wirklich nachhaltig und verantwortungsvoll zu Handeln. Wenn nämlich der zunehmende Wandel der Gesellschaft hin zu einem höheren Umweltbewusstsein und mehr Nachhaltigkeit anhält, werden die Unternehmen sich darauf einstellen müssen. Die sich verändernden Besitzansprüche und Geschäftsmodelle sind erst der Anfang und werden eine signifikante Rolle spielen, wie zum Beispiel die Sharing Economy, Service as a Service und Produkt as a Service Modelle oder die wachsende Nachfrage nach Bioprodukten und gesunden Nahrungsmittel. Auch gewinnen die Kunden an Stärke und Einfluss durch den Gebrauch der Sozialen Medien mit deren Hilfe sie beispielsweise ihren Unmut über Produkte und Leistungen von Unternehmen mit anderen Teilen und durch diese negative Werbung einem Unternehmen schaden können oder mit gezielter Meinungsmache das Image eines Unternehmens beeinflussen. Die vierte Hypothese, dass der Klimawandel und Mangel an natürlichen und menschlichen Ressourcen erforderlich macht neue Strategien, Prozesse und Methoden zu etablieren und zu nutzen, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, trifft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu. Der transformative Prozess
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hat aber erst begonnen und wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Hier spielen von allem die Stakeholder, ob intern oder extern, eine entscheidende Rolle sowie die Managementetagen der Unternehmen selbst. Solange Kapitalgeber Unternehmen unterstützen die keine erneuerbaren Energien und umweltschonende Produktionsmethoden einsetzten, oder Kunden lieber qualitative minderwertige Wegwerfprodukte kaufen und die Politik nur mit dem erhobenen Zeigefinger droht, statt wirkliche Maßnahmen einzuführen oder Strafen zu verhängen, solange wird der Wandlungsprozess nicht beschleunigt. Der Faktor Qualität spielt gemäß der fünften Hypothese eine wichtige Rolle in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft und die Nachhaltigkeit. Im theoretischen Teil wurde das Modell der Kreislaufwirtschaft vorgestellt, wobei wichtige Aspekt die Verlängerung der Lebensdauer und die Wartungsfreundlichkeit sowie in gewisser Weise die Modularität und Wiederverwertbarkeit sind. Wenn jedoch die Qualität der Rohstoffe oder eines Produktes minderwertig sind, wird es schwierig ein Produkt lange zu benutzen oder es weiterzugeben an einen nächsten Nutzer. Aber nicht nur die Qualität an sich ist signifikant, sondern auch das Qualitätsmanagement, denn mit Hilfe eines effektiven und integrierten Qualitätsmanagements können die durch die Digitalisierung angestrebten Effekte überwacht und kontinuierlich optimiert werden. Das wachsende Interesse an dem Thema als wichtiger Wettbewerbsfaktor konnte anhand der Entwicklung der Zertifizierungen nach ISO Normen nachgewiesen werden, bei denen die asiatischen Staaten in den letzten Jahren sich enorm gesteigert haben und sich dadurch den leichteren Zugang zum europäischen und amerikanischen Markt erhoffen und bei den Kunden das Vertrauen in Produkte aus diesen Ländern stärken wollen. Made in India oder Made in China sollen bald genau einen vergleichbaren Stellenwert in Punkto Qualität haben wie zum Beispiel Made in Germany. Die letzte Hypothese bezog sich deshalb auch auf das Thema Wettbewerbsvorteil im Allgemeinen und ob dabei in den kommenden Jahren nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln der Unternehmen eine wichtige Rolle spielen wird. Wie bereits erörtert verändert sich die Welt ständig und mit ihr auch die Parameter, unter denen die Wirtschaft mit der Umwelt und der Gesellschaft interagiert. Wesentliche Treiber sind die Ressourcenverknappung und die Auswirkungen des menschlichen Handels auf die Umwelt. Innerhalb der Forschung konnte anhand aktueller Studien und der eigenständig durchgeführte Umfrage bestätigt werden, dass Unternehmen, die sich nicht für das Wohl der Gesellschaft und der Umwelt einsetzten es schwer haben werden in Zukunft ihre Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen auch wird es zunehmend schwieriger die geeigneten Ressourcen für deren Schaffung zu bekommen. Wie bewiesen ändern sich der Konsumermarkt und der Arbeitsmarkt aufgrund des Generationswechsels und der
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Digitalisierung. Um mit dieser Entwicklung in Einklang zu bleiben müssen die Unternehmen ihren Fokus von Produkten auf die Kunden ändern, neue Geschäftsmodelle implementieren und ihre Unternehmenskultur anpassen. Es kann nicht mehr die Gewinnmaximierung an erster Stelle stehen, sondern es bedarf einer langfristigen Strategie die auf Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit beruht. Bei der Realisierung dieser Transformation können integrierte Managementsysteme, die einen mehrdimensionalen Ansatz verfolgen, unterstützen aber die Ausgangspunkte bilden immer das Bewusstsein und die Wertvorstellung. Definitiv wird nachhaltiges und verantwortungsvolles Geschäft ein zunehmendes und sichtbares Unterscheidungsmerkmal des Wettbewerbs. Im nachfolgenden Abschnitt werden die wesentlichen Ergebnisse und Erkenntnisse der Arbeit noch einmal rekapituliert. Basierend auf den untersuchten Quellen konnte bestätigt werden, dass es umfangreiche theoretische und praktische Ansätze und Erkenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit im Kontext der Wirtschaft gibt und das Thema in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. In diesem Zusammenhang wurden vor allem Konzepte zur Förderung nachhaltiger Entwicklung und verantwortungsvollem Wirtschaften eingehender studiert. Des Weiteren wurde bei der Analyse der Materialien und Onlineressourcen festgestellt, dass den Megatrends, die als tiefgreifende, komplexe und sich gegenseitig beeinflussende Veränderungen definiert sind, entscheidende und kritische Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft nachgesagt werden. Ableitend davon haben sie somit auch einen Einfluss auf die Entwicklung hin zu nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften. Die durchgeführte Onlinebefragung bei den Handelskammern zu aktuellen Trends und Treibern und der Vergleich mit anderen Studien und Prognosen haben bewiesen, dass Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit der Wirtschaft einen sehr hohen Stellenwert einnehmen und die Unternehmenskultur ebenfalls eine wichtige Komponente ist. Gleichfalls wurde von den Teilnehmern der Umfrage der Megatrend Globalisierung als positiv für die Entwicklung eingestuft, wobei es hier verschiedene Sichtweisen auf die notwendigen Rahmenbedingungen, wie Infrastruktur, Förderprogramme und Innovationskapazität, Skills und Knowhow, Bildungswesen, soziale Absicherung und Verkehr gibt. Bei den viel diskutierten möglichen zukünftigen globalen Entwicklungen waren sich alle einig, dass die Punkt Schere zwischen Arm und Reich, Flüchtige, Fachkräftemangel, Terrorismus und Populismus die Welt in den kommenden Jahren vermehrt beschäftigen werden, dicht gefolgt von dem wachsenden wirtschaftlichen und politischen Einfluss des asiatischen Raumes und der Schwellenländer und der Ressourcenverknappung sowie dem daraus resultierenden sich verstärkenden Wettbewerbsdruck. Diese Ergebnisse konnten mit aktuellen Ereignissen
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wie der Wahl des Europaparlaments, dem Brexit und der America first Strategie, sowie den zunehmenden Handelskonflikten und Kriegsdrohungen bestätigt werden. Bei dem Themenblock Digitalisierung und technologischer Wandel haben die Kammern den Punkten künstliche Intelligenz, Mobilität und autonomes Fahren, Big Data, Robotik und Automatisierung die meiste Bedeutung für die nächsten fünf Jahre zugeordnet und damit die Prognosen namhafter Beratungs- und Forschungsunternehmen bestätigt. Gleichfalls wurden von ihnen auch die mit der digitalen Transformation verbundenen Chancen und Hemmnisse ähnlich bewertet. Die oberen Plätze belegten Steigerung der Produktivität, Kostenreduktion, Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Umsatzsteigerung bei den sich ergebenden Chancen und mangelndes Fachwissen, rechtliche Bedenken sowie Schwierigkeiten bei der Umstellung der IT und der Organisation als die größten Hemmnisse. Die sich aus der technologischen und organisatorischen Transformation ergebenden Veränderungen des Arbeitsumfeldes und die neuen Anforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte wurden teilweise sehr unterschiedlich beurteilt. Wobei bei der Arbeitswelt von Morgen die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, Flexibilität und Wertschätzung und Anerkennung, sowie der Wegfall von Routineaufgaben, Steigerung der Arbeitsproduktivität und Fachkräftemangel die entscheidenden Faktoren sind. Die ersten drei Aspekte passen auch sehr gut zu den Anforderungen der in den Arbeitsmarkt vordringen Generation Z wie im theoretischen Teil der Arbeit veranschaulicht wurde. Gleichfalls passen sie zu den Anforderungsprofilen für Mitarbeiter und Führungskräfte. Insgesamt wurde die Verlinkung der einzelnen Aspekte miteinander sehr deutlich sichtbar und durch die Sekundärquellen bestätigt. Bei der letzten Frage in diesem Abschnitt wurde die Zunehmende Brisanz des Themas Datenschutz und Datensicherheit erkenntlich, denn die Handelskammer urteilten hier, dass es einen Handlungsbedarf seitens der Staaten gibt, während sie bei Arbeitszeit und Arbeitsregelungen eher für eine höhere Flexibilisierung sind. Im Bereich Qualität wurde Kundenzufriedenheit, kontinuierliche Verbesserung, Monitoring und Reporting sowie Fehlervermeidung als entscheidende Faktoren eingestuft, um die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Unternehmen zu sichern. Die Zertifizierung und Auditierung wurden eher als unwichtig angesehen, was die Ergebnisse des theoretischen Kapitels kontrastiert. Hier war ein starker Anstieg der Zertifizierungen und der Bedeutung des Reportings, mit dem Ziel besserer Transparenz, Marktzutritt und Kundengewinnung zu erreichen, nachgewiesen wurden. Im letzten Abschnitt der Befragung sollte die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit gegenüber der Umwelt durch die Wirtschaft bestätigen. Darin wurden zum einen die Attraktivitätssteigerung und damit der Wettbewerbsvorteil
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Schlussfolgerungen
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und die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern als die Hauptbeweggründe für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte belegt und bei den Hindernissen erneut das Fachknowhow, finanzielle Aspekte und fehlende staatliche Förderung und Interesse seitens der Gesellschaft angeführt. Schlussendlich konnten die Abfallvermeidung, Ressourceneffizienz, Einsatz regenerativer Energien und die Reduzierung der Umweltschäden als primäre Handlungsfelder der Unternehmen im Hinblick auf die Transformation verifiziert werden. In ihrer Gesamtheit zeigten die Ergebnisse der Umfrage, dass es einer multidimensionalen Betrachtung aller internen und externen Einflussfaktoren und Entwicklungen Bedarf, um den Wandel in die positive Richtung zu lenken. Die im Anschluss vorgestellte Studie basierte auf den eigenen beruflichen Erfahrungen im Kundenservice und der gewonnenen Erkenntnisse, dass die Kundenerfahrung und die Qualität des Kundenservice in den kommenden Jahren ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb sein werden. Viele Unternehmen haben dieses bereits erkannt und begonnen ihr produktzentriertes Geschäftsmodell auf ein kundenzentriertes umzustellen und mithilfe integrierter Qualitätsmanagementsystem die Optimierung und kontinuierliche Verbesserung in allen Bereichen des Unternehmens zu fördern. Dabei bildet ein transparentes und vor allem aussagefähiges Reporting einen der Grundpfeiler. Als Einleitung und Basis für die Studie der Zusammenhang zwischen Qualität und Kundenzufrieden herausgearbeitet und folgende Punkte festgestellt: • Die Qualität eines Subjekts wird durch seine Eigenschaften dargestellt und hängt mit bestimmten Anforderungen zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammen; • Kundenzufriedenheit ist eine Reaktion auf einen bestimmten Fokus zu einem bestimmten Zeitpunkt; • Die Qualitätseigenschaften wirken sich direkt auf die Kundenzufriedenheit aus; • Laut Kano kann die Zufriedenheit je nach Erwartung und Einfluss in drei Stufen eingeteilt werden; • Die Bewertung der Servicequalität und der Kundenzufriedenheit kann anhand subjektiver (Umfragen) und objektiver (KPI) Metriken erfolgen, wobei eine Kombination aus beiden das umfassendste Ergebnis liefert (Marquardt et al., 2017). Im Anschluss daran wurden die gängigsten Modelle für Servicequalität und Kundenzufriedenheit, wie die ISO Norm 10004:2018, das KonfirmationDiskonfirmation-Modell und das Kano-Modell vorgestellt und analysiert, ableitend davon wurde ein Vorschlag für die Herleitung einer effektiven Messmethode
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Schlussfolgerungen
für die Servicequalität mit sechs Schritten definiert und erläutert. Diesem Prozess folgend und aufbauend auf die drei Stufen des Kano-Modells wurde ein Modell für nachhaltige Servicequalität basierend auf einer Basis-, Leistungs- und Begeisterungsstufe entwickelt, welches Qualitätsfaktoren und Leistungsanforderungen in Relation zueinander setzt. Um das Modell besser zu veranschaulichen wurden für jede Stufe Kennzahlen und deren Auswirkungen auf den Kunden und das Unternehmen präsentiert. Das Versagen der Basisstufe hat dabei die größte Auswirkung auf die Unzufriedenheit des Kunden und das höchste Eskalationspotenzial durch den Auftraggeber. Fehler in der Leistungsstufe werden hauptsächlich die Zufriedenheit des Kunden und die Bezahlung der Dienstleistung und damit den Cashflow beeinflussen, während die Begeisterungsstufe äußerst positive Vorteile im Marktwettbewerb bringt und Nachhaltigkeit der Kundenbeziehung und damit die Beständigkeit des Dienstleistungsunternehmens gewährleistet. Im letzten Abschnitt dieser Forschung wurde die Anwendung des Modells für nachhaltige Servicequalität am Beispiel von Business Services betrachtet. Es wurden dazu das dreistufige Modell für nachhaltige Servicequalität in drei Tabellen heruntergebrochen und mit den zugehörigen Kennzahlen, ihrer Bewertungsbasis (Ermittlung der Qualität der Kennzahl), den Auswirkungen, die sie zeigen und den entsprechenden Maßnahmen bei Gefährdung ergänzt. Durch die Verwendung des entwickelten dreistufigen Servicequalitätsmodells in Kombination mit definierten Maßnahmen soll sichergestellt werden können, dass sich die Kundenzufriedenheit kontinuierlich verbessert. Die Verifizierung des Models durch eine Expertenbefragung und die Erprobung in der Praxis könnten hier weitere Erkenntnisse und Ergebnisse liefern. Das siebente Kapitel der Arbeit präsentierte die Ergebnisse zweier Studien im Bereich der Digitalisierung und technologischen Innovationen und der Entwickelung eines integrativen Modelles für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte im Kontext von Digitalisierung und innovativen Veränderungen. Dabei wurde in der ersten Studie die Geschäftsmodellinnovationen am Beispiel von Smart Services analysiert. Zum besseren Verständnis der Thematik Digitalisierung wurden die vier industriellen Revolutionen mit einigen wichtigen Kennzahlen und ihren Schwerpunkten veranschaulicht, die wichtigsten Fachbegriffe erläutert und die Eigenschaften von Smart Services sowie die mit ihnen einhergehenden Chancen und Herausforderungen erarbeitet. Anschließend wurden die häufigsten Geschäftsmodelle der physischen Welt auf ihre Anwendbarkeit in der digitalen Welt überprüft und in einer Tabelle mit Beispielen präsentiert. Es wurde bestätigt, dass Smart Services ein großes Potential für alle Wirtschaftsbereiche bieten und aufgrund ihrer Eigenschaften eine starke Abhängigkeit von der Digitalisierung
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und Daten haben und der Wechsel von produktzentrierten zu kundenorientierten Geschäftsmodellen eine bessere Ausschöpfung der Potentiale ermöglicht. Datenschutz, Datensicherheit sowie die Plattformen bilden die größten Herausforderungen und können ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein, zum einen bei deren Nutzung und zum anderen bei deren Bereitstellung. Darüber hinaus spielen staatliche und industrielle Initiativen und Entscheidungen eine wesentliche Rolle, denn sie definieren die Standards und Regeln mit Vorschriften und Gesetzen den Umgang und den Schutz der Daten. Bezüglich der Geschäftsmodelle ist es für den Anbieter der Smart Services wichtig seine eigenen Möglichkeiten und Ressourcen und das Markt und Kundenumfeld zu analysieren, daraus ableitend zu definieren welche Dienstleistung (Angebot) er bereitstellen mag, wie er diese Leistung erbringen will (Produktion), welches seine Kunden sind (Zielgruppe), in welchem Umfang die Dienstleistung die Anforderungen der Kunden erfüllen soll (Zufriedenheit) und schlussendlich über welche Plattform (Marktplatz) die Leistung bereitgestellt beziehungsweise abgerufen werden kann. Es kann durchaus vorkommen, dass ein Unternehmen sein Geschäftsmodell während der Entwicklung eines Unternehmens und aufgrund des Marktes und Kundenumfeldes verändern muss. Das Kapitel schließt mit der Feststellung, dass das einundzwanzigste Jahrhundert hat unter den Auspizien von Innovationen und Transformationen begonnen hat und Dinge, die vor zehn Jahren als Science-Fiction galten, heute meistens wissenschaftliche Fakten sind und diese Entwicklung wird sich fortsetzen wird und die Entwicklungszyklen sich rapide verkürzen werden. Eine weiterführenden Forschung die Beispiele von erfolgreiche Smart Services eingehender untersuchen, von der Idee bis hin zur Umsetzung und die damit verbunden Veränderungen wäre empfehlenswert, da die Implementierung mit finanziellem und personellen Aufwand verbunden sind, wo der ROI anfänglich schwer abzuschätzen ist, was viele Unternehmen abschreckt. Die zweite Forschung, die vorgestellt wurde, bezog sich auf Disruption und disruptive Entwicklungen. Beide Begriffe haben aktuell Hochkonjunktur und werden in unterschiedlichsten Zusammenhängen und von unterschiedlichsten Personengruppen verwendet. Deshalb wurde zu Beginn erst einmal eine Definition präsentiert und anschließend an historischen Beispielen aus den vier industriellen Revolutionen untersucht was die Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft sind. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass disruptive Innovationen als Auslöser eines evolutionären Prozesses angesehen werden können, der die schwachen, teilweise teuren und veralteten Lösungen eliminiert und durch moderne, günstige, bequemere und umfangreichere Lösungen ersetzt. Aus Kundensicht sind disruptive Innovationen fast immer positiv und wertschöpfend. Aus Unternehmenssicht sind sie manchmal existenziell, wenn die Unternehmen die Signale
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nicht erkennen und sich in ihrem gestrigen Erfolg sonnen, ohne das Herannahen der disruptiven Innovationen zu bemerken beziehungsweise deren Potentiale zu erkennen. Disruptive Innovationen können innerhalb eines Unternehmens passieren, wie am Beispiel des iPods belegt wurde oder außerhalb, wie es am häufigsten vorkommt. Basierend auf den Erkenntnissen beider Studien wurde im nachfolgenden Abschnitt eine Prüfung der Auswirkungen von Digitalisierung und disruptiven Innovationen auf nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte vorgenommen und das Ergebnis präsentiert. Als erstes wurde festgelegt, dass die Digitalisierung als Initiator und Unterstützer für eine disruptive Innovation zu betrachten ist. Es wurden die Hauptakteure und deren Rollen bei der Entwicklung und Realisierung technologischer Innovationen vorgestellt und die positiven und negativen Auswirkungen der Digitalisierung der Wirtschaft auf Umwelt und Gesellschaft zusammengefasst. Um diese Wechselwirkungen zwischen den Akteuren und den Prozess der disruptiven Innovation durch die Digitalisierung zu veranschaulichen wurde ein vereinfachtes Modell entwickelt indem die die vier wichtigsten Treiber der Digitalisierung, der Transformationsprozess und die disruptive Innovation und die notwendige Unterstützung durch Politik, Kunden, Bildung, Mitarbeiter, Kapital und Ressourcen dargestellt wurde. Die Gesamtheit der Erkenntnisse und Ergebnisse der durchgeführten Studien wurde abschließend dazu verwendet einen Vorschlag für ein integratives Modells für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte basierend auf Digitalisierung, Innovation und Qualität zu entwickeln und zu präsentieren. Dieses Modell umfasst die beeinflussenden Faktoren und Megatrends und setzt sie in Relation zu den unternehmensinternen Gesichtspunkten. Dieses integrative Modell kann als Leitfaden für die Unternehmen auf dem Weg zu nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften dienen und die Basis für weiterführende Forschungen bilden. Das Fazit dieser Arbeit ist, dass nur der Wandel von Unternehmen unter Berücksichtigung aller internen Handlungsfelder und der von außen wirkenden Megatrends, die übergreifenden Aspekte und Einflussfaktoren zu einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Wirtschaft führen kann. Dabei spielen die Politik und die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Rollen, denn sie können diesen Wandel von innen heraus beeinflussen, von außerhalb fördern aber auch in die richtigen Bahnen lenken durch Normen, Regeln und Gesetzte. Ein Unternehmen, welches die ökologischen und gesellschaftlichen Bedürfnisse und Rahmenparameter nicht berücksichtig wird im globalen Transformationsprozess beeinflusst durch den technischen Fortschritt untergehen. Der Bedarf an weiterführenden Forschungen und sich daraus entwickelnden Lösungsansätzen ist deutlich zu Tage getreten und sollte durch die Politik, Gesellschaft und
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die Wirtschaft gefördert werden. Entscheidend dabei werden auch die Kooperation und Zusammenarbeit untereinander sein und der transparente und ehrliche Umgang mit Fakten und Problemen. Dank der technologischen Fortschritte und des gesellschaftlichen Wandels der letzten Jahre, hat die Welt die Chance erhalten und für nachfolgende Generationen lebenswert gemacht zu werden. Dabei spielt das nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäft eine maßgebliche Rolle und sollte die Mission und Vision eines jeden Unternehmens sein. Mit dieser Doktorarbeit wurde versucht bekannte Aspekte und Theorien in Relation zu neuesten Erkenntnissen, aktuellen Trends und Treibern zu setzten und zum Nachdenken und Hinterfragen eigener Einstellungen anregen sowie das Bewusstsein für eine notwendige Veränderung zu schärfen. Sicher konnten nicht alle Perspektiven berücksichtig und detailliert betrachten werden und sind einige der Erkenntnisse durch persönliche Erfahrungen subjektive gefärbt aber durch weitere und ergänzende Studien könnten diese relativiert und erweitert werden. Als konkrete Vorschläge für weiterführende Forschung lassen sich zum einen eine Umfrage bei Unternehmen basierend auf dem integrativen Modell nennen, bei der analysiert werden könnte, ob die Zusammenhänge und Korrelationen bekannt sind, in der Praxis berücksichtigt und betrachtet werden und welche Herausforderungen sich bei der Transformation ergeben. Ebenfalls könnte basierend auf dem Modell ein Vorschlag für einen Implementationsplan erarbeitet werden, der Schritt für Schritt definiert welche Aktionen zu welchen Ergebnissen führen können und eine Zeitabschätzung enthält. Zum anderen könnten die Erkenntnisse der Forschung genutzt werden um die Form und den Inhalt der Reports zu Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit von Unternehmen überdacht, überarbeitet und besser standardisiert werden. Damit könnte dem Thema Greenwashing entgegengewirkt und für die Stakeholder eine bessere Transparenz erzielt werden. Die Erkenntnisse und Vorschläge könnten auch zu weiteren wissenschaftlichen Analysen verwendet werden, um die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu verkleinern und konkretisierter Handlungsempfehlungen zu geben. Dies ist vor allem wichtig bei der Ausbildung zukünftiger Mitarbeiter und Manager, die auf teilweise überholten, theoretischen Aspekten mit minimalem Praxisbezug basieren. Aufgrund der Aktualität und der breit gefächerten Analyse ergeben sich hier sehr viele Möglichkeiten. Im Rahmen der Doktorarbeit wurden eine Vielzahl an Studien durchgeführt nachfolgend werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse und praktischen Ergebnisse dieser zusammengefasst: • Es wurden die historische Entwicklung und der aktuelle Stand zu den Themen Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung und soziale Verantwortung von
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Unternehmen erläutert und eine eindeutige Definition der Begriffe dokumentiert. Die drei Haupttypen von Nachhaltigkeitsmodellen, die Prinzipen der sozialen Verantwortung und aktuelle Konzepte von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäftsmodellen wurden präsentiert und erklärt. Dabei wurde festgestellt, dass das Konzept der Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat und für die Transformation zu nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften ein maßgeblicher Lösungsansatz sein wird. Bei der Untersuchung der aktuellen ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen im Kontext der Digitalisierung und Innovation konnte herausgearbeitet werden, dass diese miteinander interagieren, sich gegenseitig beeinflussen und in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werden. Es wurden die wichtigsten Megatrends vorgestellt und ihre Wechselbeziehungen grafisch aufbereitet. Es konnte gezeigt werden, dass die aktuell laufenden Programme und Initiativen von großer Bedeutung für die Förderung von nachhaltigen und verantwortungsvollen Geschäften sind. Die Ergebnisse der Studien zu den Nachhaltigkeitsstrategien Agenda 2030 und Europa 2020, zur europäischen Digitalisierungsstrategie sowie den europäischen Forschungs- und EntwicklungsProgrammen liefern einen umfassenden Überblick über die Inhalte, Ziele und die aktuellen Ergebnisse. Ableitend daraus wurden auch Herausforderungen und notwendige Verbesserungsmöglichkeiten aufgelistet. Die Analyse der Modelle für integrierte Managementsysteme für Qualität, Umwelt und soziale Verantwortung erklärt in komprimierter Form deren Zusammenspiel und Neuerungen. Mit Hilfe aktueller Statistiken wurde veranschaulicht, dass die Umsetzung und Zertifizierung einen Wettbewerbsvorteil auf dem globalen Markt bringen und, dass im asiatischen Raum und in den Schwellenländern die Anzahl der Zertifizierungen in den letzten Jahren überproportional zugenommen hat. Mit Hilfe der Studie zu den Effekten und Auswirkungen der Digitalisierung und Innovationen konnten aktuelle Prognosen und Vorhersagen in Bezug auf die ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen überprüft und verifiziert werden. Es wurden die Wichtigkeit der Themen Nachhaltigkeit, Verantwortung, Digitalisierung und Innovation für die Wirtschaft und Gesellschaft bestätigt und ein Überblick über die Charakteristiken der aktuellen Generationen von Menschen erstellt, aus dem sich ebenfalls wichtige Erkenntnisse bezüglich der Anforderungen an die Politik und Wirtschaft ableiten lassen.
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• Im Rahmen der Entwicklung eines Modells für nachhaltige Servicequalität am Beispiel von Business Services im Kontext von Digitalisierung wurden die Abhängigkeit der Kundenzufriedenheit von der Qualität und deren Bedeutung im globalen Wettbewerb attestiert. Das entwickelte Modell basierend auf einer Basis-, Leistungs- und Begeisterungsstufe und kann die Business Services bei der kontinuierlichen Verbesserung ihrer Qualität fundamental unterstützen. • Die Forschung zu klassischen und digitalen Geschäftsmodellen am Beispiel von Smart Services gibt einen Überblick über die Eigenschaften und Potential von Smart Services und welche Herausforderungen bei deren Implementierung zu bewältigen sind. Des Weiteren zeigt der Vergleich der klassischen und digitalen Geschäftsmodelle wie Digitalisierung und Big Data die Geschäftsmodellinnovation beeinflussen wird. • Bei der Analyse des Themas Disruption und disruptiver Innovationen konnte anhand historischer Beispiele aus den 4 industriellen Revolutionen belegt werden, dass disruptive Innovationen nichts Neues sind, sondern die Aktivatoren eines natürlichen revolutionären Prozesses beschreiben. Die herausgearbeiteten Auswirkungen der disruptiven Innovationen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft wurden verallgemeinert und in einer Übersicht präsentiert. • Es wurde basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen der beiden vorangegangenen Forschungen wurde ein Vorschlag für ein Modell der disruptiven Innovation zu nachhaltigem und verantwortungsvollem Geschäft basierend auf der Digitalisierung entwickelt und erläutert. Dieses Modell veranschaulicht die vier wichtigsten Treiber der Digitalisierung, den Transformationsprozess und die disruptive Innovation, welche durch die Politik, Kunden, Bildung, Mitarbeiter, Kapital und Ressourcen unterstützt und geregelt werden. • Der Vorschlag für ein integratives Modell für nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäfte basierend auf Digitalisierung, Innovation und Qualität soll einen Leitfaden für den Transformationsprozess der Unternehmen bilden. In ihm wurden, ausgehend von dem einfachen Modell der Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit, die beeinflussenden Faktoren, die Megatrends und die übergreifenden Aspekte, Digitalisierung, Innovation und Qualität, in Relation zu den unternehmensinternen Handlungsfeldern gesetzt. • Im Rahmen der Doktorarbeit konnten die Wichtigkeit der Transformation zu nachhaltigen und verantwortungsvollen Prozessen wissenschaftlich bestätigt und die, diesen Prozess beeinflussten Faktoren, Globalisierung und Wettbewerb, Digitalisierung, Qualität, technologische Innovationen, Klimawandel und Ressourcen, sowie verändertes Bewusstsein und Käufer- und Verbraucherverhalten, identifiziert werden.
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