Musikalische Impulse: Kreative Wege für interdisziplinäre Teams 9783748601340

Musik hebt die Stimmung und weckt Erinnerungen. Doch wie und wann ist der Einsatz in der Pflege sinnvoll? Wie lassen sic

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German Pages 78 [80] Year 2018

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Table of contents :
Inhalt
Die Idee zum Buch – Vorwort
Zum Aufbau des Buches
Interdisziplinäres und interprofessionelles Denken, Fühlen und Handeln
Musik als kreativer Motor
Geschichten aus dem Alltag
Kreative Impulse zur Eigenwahrnehmung und Psychohygiene
Nachlese: Tipps zum Einstieg in interdisziplinäre Teambegegnungen
Anhang
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Musikalische Impulse: Kreative Wege für interdisziplinäre Teams
 9783748601340

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Simone Viviane Plechinger

Musikalische Impulse Kreative Wege für interdisziplinäre Teams

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet. Der Verlag und der Autor können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen.

© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2018 Besuchen Sie uns im Internet: www.altenpflege-online.net Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen. Druck: BWH GmbH, Hannover Foto Titelseite: fotolia, furtseff Illustrationen: fotolia, Trueffelpix ISBN 978-3-74860-134-0

Simone Viviane Plechinger

Musikalische Impulse Kreative Wege für interdisziplinäre Teams

VINCENTZ NETWORK

Inhalt Die Idee zum Buch – Vorwort

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Zum Aufbau des Buches

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Interdisziplinäres und interprofessionelles Denken, Fühlen und Handeln 

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Musik als kreativer Motor

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Geschichten aus dem Alltag:

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Schlaflos in der Einrichtung Was zurzeit bewegt Tangierte Themenfelder Kreative Herangehensweise im Team Ideen für den Alltag Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung Bisherige Übersicht der strukturierten ­Informationssammlung Ergänzender Formulierungsvorschlag im ­interdisziplinären Team

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Rollstuhlakrobatik der anderen Art Was zurzeit bewegt Tangierte Themenfelder Kreative Herangehensweise im Team Ideen für den Alltag Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung Bisherige Übersicht der strukturierten ­Informationssammlung Ergänzender Formulierungsvorschlag im ­interdisziplinären Team

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Die Knödelpolka Was zurzeit bewegt Tangierte Themenfelder Kreative Herangehensweise im Team Ideen für den Alltag Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung Bisherige Übersicht der strukturierten ­Informationssammlung Ergänzender Formulierungsvorschlag im ­interdisziplinären Team

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Die Posaune Was zurzeit bewegt Tangierte Themenfelder Kreative Herangehensweise im Team Ideen für den Alltag Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung Bisherige Übersicht der strukturierten ­Informationssammlung Ergänzender Formulierungsvorschlag im ­interdisziplinären Team

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Immer nur Leberwurst Was zurzeit bewegt Tangierte Themenfelder Kreative Herangehensweise im Team Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung Bisherige Übersicht der strukturierten ­Informationssammlung Ergänzender Formulierungsvorschlag im ­interdisziplinären Team

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Kreative Impulse zur Eigenwahrnehmung und Psychohygiene Schreibtischpercussion „Alltag-Routine-Stress“ (Das 3 Bälle-Spiel fürs Team) Aktives Musikhören Puls-Atem-Rhythmus Braincrosspercussion Klein anfangen Die Klangreise Klingende Minipausen Die Reise (Spiel im interdisziplinären Team) Fingerspitzen-Atem Atem, Puls, Bewegung Das „Für…Spiel“ (Spiel im interdisziplinären Team) Das „Immer-so-Spiel“ (Spiel im interdisziplinären Team) Das Erfinder-Spiel (Spiel im interdisziplinären Team oder zu zweit) Symphonie des Augenblicks

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Nachlese: Tipps zum Einstieg in interdisziplinäre ­Teambegegnungen Einfach anfangen Von der Multiprofessionalität zur Interdisziplinarität Der erste Schritt Zeit für Visionäre Was sich schon heute umsetzen lässt 

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Anhang

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Die Idee zum Buch – Vorwort Wenn Sie meine Bücher im Vincentz Network („Mit Musik geht vieles besser – der Königsweg in der Pflege bei Menschen mit Demenz“ und „Musik bewegt – mit Evergreens Herz und Hirn aktivieren“), die ich mit sympathischen und kompetenten Co-Autorinnen verfassen durfte, bereits kennen, so wissen Sie, dass mir eines besonders am Herzen liegt: das Miteinander ALLER Berufsgruppen, die alte Menschen begleiten. Jeden Tag für den Erhalt von Fähigkeiten und für das Entdecken von Potenzialen zu sorgen, Senioren fernab aller Diagnosen als erwachsenes Gegenüber wahrzunehmen und gemeinsam aktiv Atmosphäre gestalten – das gelingt im stationären Alltag nur, wenn die Vielfalt der einzelnen Disziplinen, die Einzigartigkeit und der Facettenreichtum von der Heimleitung bis zum ehrenamtlich Engagierten gesehen werden und zu einer gemeinsamen Haltung im Team verschmelzen. Haben Sie schon einmal den Hausmeister Ihrer Institution befragt, was er zum Thema „Demenz“ zu sagen hat und wie er Bewohner mit einer demenziellen Veränderung wahrnimmt? Seine Antwort wird Sie überraschen und für einen ganz anderen, neuen Blick, eine andere Momentaufnahme auf die Erkrankung und die Bewohner sorgen, dessen bin ich mir sicher. Fällt Ihnen auf, wie stark und wie maßgeblich die engagierten Mitarbeiter der Hauswirtschaft als eine Art Querschnittdisziplin an der täglichen Gestaltung von Atmosphäre auf Ihrer Station beteiligt sind? Im vergangenen Jahr durfte ich mit einem Artikel Teil eines Buchprojektes (S. Willig in E. Leicht-Eckardt: „Zahncreme auf Spaghetti – Sinn und Sinnlichkeit in der Alltagsgestaltung von Menschen mit Demenz“, Verlag Neuer Merkur) für die Hauswirtschaft sein und mir die Frage stellen: „Was haben professionelle Musiktherapie und Hauswirtschaft gemeinsam?“ Das hat mein Denken, Fühlen und Handeln im therapeutischen Kontext verändert.

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Ich habe in meiner fast 20jährigen Tätigkeit als Musiktherapeutin, Seminarleiterin und Trainerin für interdisziplinäre Teams viel von den anderen Disziplinen gelernt. Mein Wissen, manchmal auch nur meine Ahnung, dass der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand sich lohnt und das Profil meiner eigenen Arbeit schärft, hat mein Verständnis für dynamische Prozesse im Team geprägt. Wir können als einzelne „Bausteine“ des Teams nur in dem Maße „gute“, stimmige Arbeit leisten, indem wir uns wahr- und ernstgenommen fühlen. Damit sitzen wir mit den Senioren, die wir begleiten dürfen, in einem Boot. Denn Atmosphäre ist bedeutsam: Für die alten Menschen, die eine stationäre Einrichtung ihr Zuhause nennen, aber auch für uns, die wir uns täglich in den Räumen bewegen. Kennen Sie das Gefühl der Unsicherheit und Unzufriedenheit, das entstehen kann, wenn wir fokussiert auf die Begegnung mit Menschen an institutionellen Herausforderungen „kleben“ oder hängen bleiben? Wenn wir uns fragen, in welchen Schrank die Hauswirtschaft die Gläser eingeräumt hat? Wenn die Kollegin die Hautcreme des Bewohners an einem anderen Platz als am Vortag deponiert hat? Wir sprechen von Zeitfressern, und wir erleben Zeitdruck. Auch mit den Gefühlen von Unsicherheit und Unzufriedenheit (zusätzlich zur körperlichen Belastung im Pflegealltag) sitzen wir mit unseren Bewohnern in einem Boot, denn diese erleben sich mit ihren körperlichen Veränderungen im Rahmen des Alterungs- und/oder Krankheitsprozesses. Ich glaube, wir erleben Unsicherheit und Unzufriedenheit auch deshalb, weil wir gelernt haben, nahezu ausschließlich fachspezifisch zu denken. Früher habe ich häufig die Formulierung verwendet, es gäbe „Schnittstellen“, „Schnittmengen“ zwischen Musiktherapie und Pflege oder Alltagsbegleitung. Heute möchte ich sagen, es sind keine Schnitt- , es sind vielmehr Nahtstellen zwischen den verschiedenen Professionen. Wir haben es selbst in der Hand, Unsicherheiten und Unzufriedenheiten entgegenzutreten, indem wir weniger fachspezifisch und mehr interdisziplinär denken. Und indem wir beginnen, nicht nur auf eine neue Art zu denken, sondern diese Interdisziplinarität und Interprofessionalität auch zu fühlen und zu leben.

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Die Idee zum Buch – Vorwort 

Ich ahne, dass Sie beim Lesen nun aufschrecken: „Was soll ich denn noch alles machen? Mein (fachspezifischer) Alltag ist schon stressig genug!“ Es geht nicht darum, mehr zu tun oder sich weitere Aufgaben anzueignen. Es geht darum, eine andere Perspektive und Haltung – vielleicht fernab meiner eigentlichen Profession einzunehmen und sich offen und konstruktiv an interdisziplinäres Denken, Fühlen und Handeln heranzutasten. Dazu möchte ich Sie mit diesem Buch auf der Basis von Kreativität einladen. „Schreib doch deine Geschichten nochmal auf!“ war der Tenor vieler Seminare. Hier halten Sie nun eine Auswahl in den Händen, die Ihnen ein erstes Sich-vertraut-Machen mit dem Gedanken eines interdiszi­ plinären Teams ermöglichen soll. Wenn Sie mögen, können Sie die Fallgeschichten und deren Lösungsansätze wie eine Art Schulungsleitfaden verwenden und die Geschichten in Teamgesprächen zum Diskussionseinstieg nutzen. In meinen ersten beiden Autorenwerken habe ich versucht, mein musiktherapeutisches, fachspezifisches Wissen in seiner Bedeutung für den Pflege- und Begleitungsalltag transparent zu machen. In diesem Buch möchte ich das sprichwörtliche Pferd gerne von hinten aufzäumen: Anhand von Fallbeispielen aus dem Alltag aller Professionen und dem Zusammentragen der einzelnen Bausteine möchte ich Sie im weiten Kontext des Strukturmodells zu musikalisch-kreativen Impulsen für Ihr interdisziplinäres Team animieren. Ich wünsche mir, dass es gelingt deutlich zu machen, wie stark die Themenfelder des Strukturmodells ineinandergreifen und sich bedingen, wie stark wir also allein durch dieses Modell gefordert sind, Nahtstellen in unserer Arbeit zu entdecken und zu nutzen. Kreativität sorgt für die Reorganisationsfähigkeit unseres Gehirns. Kreativität und interdisziplinäres Denken und Handeln sorgen für die Vernetzung unserer Neuronen. Kreativität und interdisziplinäres Denken und Handeln beugen dem Abbau unseres Hirns vor. Ich möchte Sie einladen, Verständnis für die Atmosphäre, Alltagssituationen in Ihrer Institution und das Miteinander mit Bewohnern und Teamkollegen dadurch zu vertiefen, dass Sie entdecken, dass die im Buch vorgestellten Impulse für uns alle 11

persönlich greifen. So sind an jede Fallgeschichte und an alle Impulse auch immer Übungen zur eigenen Psychohygiene gebunden, die Sie allein und oder im Team durchführen können. Der Musik kommt hier nur in einem übergeordneten Sinn eine Rolle zu: Sie wird wirksam als Bedeutung tragendes Signal. Die kreativen Impulse können natürlich auch nur als Handwerkszeug zu den Leitfragen der Strukturierten Informationssammlung (SIS) verstanden werden. Für mich sind sie – kurz und knapp – schlicht Teil des prallen Lebens. Viel Spaß beim Lesen, Diskutieren und Ausprobieren, herzlichst, Ihre Simone Viviane Plechinger

Herborn, im Januar 2018

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Die Idee zum Buch – Vorwort 

Zum Aufbau des Buches Das kreative Buch zur Interdisziplinarität orientiert sich an den Handlungsfeldern des Strukturmodells. Schwingungsfähige Geschichten aus dem Alltag, angelehnt an die vertrauten, durchschimmernden Themenfelder (Kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Mobilität und Beweglichkeit, Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen, Selbstversorgung, Leben in sozialen Beziehungen, Wohnen und Häuslichkeit) finden Sie in den Kapiteln. Daran schließen sich ihre Bedeutung für den interdisziplinären Kontext, Möglichkeiten zur Wahrnehmung der Situation im interprofessionellen Team und kreative Ideen zur Interaktion an. Ein Fokus wird auf das Finden von gemeinsamer Sprache gelegt – die Formulierungen können als Formulierungshilfen für die Dokumentation auf der Basis von interdisziplinärem und interprofessionellem Denken, Fühlen und Handeln im Rahmen der SIS dienen oder als Einstiegshilfe zu Diskussionsrunden im Team und mit den Senioren herangezogen werden. Jede Geschichte aus dem Alltag („Was zurzeit bewegt“) mündet in eine kreativ-interdisziplinäre Herangehensweise des Teams. Entsprechend finden sich zu jeder Geschichte – mit Ausnahme der letzten – jeweils vom gesamten Team leicht umzusetzende Impulse für den Alltag. Ein ergänzender Formulierungsvorschlag in der Dokumentation rundet die Fallbeispiele ab, die in zwei Momenten auch das Thema Palliative Care aufgreifen. In den gesonderten Kapiteln am Ende des Buches finden Sie Übungen für Ihre eigene Achtsamkeit rund um eine interdisziplinäre Haltung sowie Tipps für den Start in interdisziplinäre Teamgespräche. Angelehnt an den Gedanken, dass das Strukturmodell rund um den personzentrierten Ansatz auch Räume eröffnet, meine Selbstfürsorge in den Pflege- und Betreuungsalltag zu integrieren, finden Sie ein Kapitel mit Übungen zu Achtsamkeit und eigener Psychohygiene.

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Diese Einleitung des Buches mag kompliziert klingen – in den Kapiteln selbst wurde auf Praxisnähe und Alltagstauglichkeit geachtet. Die Geschichten entspringen meinen Erlebnissen als Musiktherapeutin in den Pflegeeinrichtungen sowie den Coaching-Gesprächen in meinen Weiterbildungen für interdisziplinäre Teams. Mit diesem Buch betreten sowohl Vincentz Network als DER Fachverlag für Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft als auch ich als Autorin neue Pfade. Es ist ein Versuch, etwas zu beschreiben, das es so gelebt im Pflegealltag nur vereinzelt gibt, von dem aber sowohl ich als auch das Lektorat des Verlages glauben, dass die Zeit dafür gekommen ist. Bitte schreiben und mailen Sie uns, lassen Sie uns teilhaben an Ihren Erlebnissen rund um Ihre Gedanken zu einem neuen Teamkonzept. Was ist für Sie umsetzbar? Wo sehen Sie individuelle Herausforderungen?

• „Ich verstehe nicht, warum die Menschen immer Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den ewig alten.“ (John Cage, amerikanischer Komponist und Künstler) • In diesem Buch wird zugunsten der besseren Lesbarkeit im Singular häufig die weibliche Form, im Plural die männliche verwendet. Angesprochen fühlen möge sich immer das gesamte Team unabhängig von Genderzugehörigkeiten.

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Zum Aufbau des Buches 

Interdisziplinäres und interprofessio­ nelles Denken, Fühlen und Handeln – eine Einleitung vom Contra zum Pro

• „Interdisziplinär heißt oft nur undiszipliniert multidisziplinär“ (Dr. Gerhard Kocher, Schweizer Politologe) • Interdisziplinarität – ein Wort, das sowohl schwer zu schreiben als auch auszusprechen ist. Ein zeitgeistiger Begriff, ein „Modewort“ mit mehr als 46.000 Einträgen bei Google. Ein Wort, das sich „irgendwie eingebürgert“ hat, von dem aber eigentlich niemand so recht weiß, was es genau meint und dessen Erklärung und Definition trotz vieler Internetlinks schwammig bleibt, während sich gleichzeitig und nur schwer erklär- und fassbar hohe Erwartungen an den Begriff zu knüpfen scheinen. Folgende Definition habe ich zusammenkomponiert: Interdisziplinarität meint die Nutzung von Ansätzen, Denkweisen oder Methoden verschiedener Fachrichtungen – meist auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Fragestellung. Ziel ist die Entwicklung von Lösungsstrategien, nicht nur der Austausch von Erfahrungen oder Konzepten. Uff. Das klingt sehr theoretisch. Wo bleibt denn da die Praxis – vor allem für den Pflegealltag? Brauchen wir noch mehr Konzepte, konzeptionelle Verankerungen, wo wir uns eh schon „zu Tode dokumentieren“? Prallen in Pflege, hauswirtschaftlicher Versorgung und Betreuung nicht eh schon unterschiedliche Systeme und Denkweisen aufeinander? Sind wir „undiszipliniert multidisziplinär“, versinken wir im 15

Chaos? Das Strukturmodell mit Fokus auf den personzentrierten Ansatz eröffnet neue Spielräume, das Wort Interdisziplinarität mit Inhalt zu füllen. Neue Spielräume dahingehend, dass wir die Kerngrundhaltungen Kongruenz (Echtheit), Empathie (dem Gegenüber auf emotionaler Ebene zugewandt sein) und Akzeptanz (dem Gegenüber seine Art der Wahrnehmung wertfrei zugestehen) leichter auf das eigene Team und unsere Haltung darin übertragen können: Verstehen wir gegenseitig, was der andere sagt? Meinen wir mit dem Gesagten dasselbe? Sind wir uns über die Handlungsmaßnahmen im Klaren und sind wir bereit, neue, andere kreative Wege zu beschreiten? „Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse“ heißt es im Buch „Der kleine Prinz“ des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry. In der Tat scheint mir dort der größte Stolperstein rund um die Entwicklung einer interdisziplinären Haltung zu liegen: die Fachsprache, die wir uns als Ärzte, Therapeuten, Pflegefachkräfte, Hauswirtschaftskräfte angeeignet haben, erschwert die gemeinsame Sicht auf die Sache, auf die Personen, die wir begleiten dürfen. Und der Jargon selbst erschwert oft auch das Entdecken einer gemeinsamen Sprache, das Fixieren von Nahtstellen im Wort. Interdisziplinarität meint zu allererst auch: sich einlassen auf einen neuen Verständigungsprozess, das Finden einer gemeinsamen Sprache zur Beschreibung von Herausforderungen des Pflegealltags UND deren Lösungsideen. Unbestritten ist, dass sich tragfähige und wirksame Lösungen für Herausforderungen des Pflegealltags auf Dauer nur in guter Kooperation aller Beteiligten entwickeln. Der unmittelbare Austausch und das Hand-in-Hand-Arbeiten sind unverzichtbar. Diesbezüglich wird noch viel zu wenig beachtet, dass die alleinige Betrachtungsweise aus dem Blickwinkel nur einer Profession heraus Grenzen setzt, die nicht sein müssen. Hilfreiche Unterstützung im Alltag kann entstehen, wenn die verschiedenen Denkweisen, Ansätze und Methoden der einzelnen Professionen zusammenkommen. Direkte Kommunikation und eine interdisziplinäre Grundhaltung helfen allen Mitarbeitern, sich auf die einzelnen Situationen und Aufgaben einzustellen. 16 

Interdisziplinäres und interprofessio­nelles Denken, Fühlen und Handeln 

In der Tat: Der Pflegealltag stellt uns vor Herausforderungen in Form von Hürden im System und Hürden der zwischenmenschlichen Art: Hierarchien, Altersunterschiede, andere Ansichten und Meinungen, häufiger Personalwechsel, ein Bündel an Erwartungen an mich selbst und andere, Machtbefugnisse, unterschiedliche Berufserfahrung, Konkurrenz und Rivalität usw. Aber: Nirgends sonst als im Austausch mit den unterschiedlichen Professionen der Institution haben wir die Möglichkeit, Toleranz und Akzeptanz mit unserem ureigenen Fachwissen zu kombinieren, Vorurteile und Klischees über Bord zu werfen. Interprofessionelle Kooperation ermöglicht schwingungsfähige Begleitung auf Augenhöhe in Kurzkontakten, Wertschätzung von Teamkollegen und BewohnerInnen gleichermaßen. Ja, sie erfordert Eigenverantwortung, Zielbewusstsein, Leistungsbereitschaft und Toleranz. Sie ermöglicht aber gleichzeitig mehr gegenseitiges Verständnis und Freude an gemeinsamen Tätigkeiten im Sinne der Sache (bzw. im Sinne einer Begegnung auf Augenhöhe mit den BewohnerInnen). Das Strukturmodell plus eine interdisziplinäre Haltung im Team kann eine Basis bieten, sinnvoll und sinnenvoll auf den Arbeitskontext zu reagieren: Die Zunahme von hochbetagten Menschen in unseren Einrichtungen, die Zunahme von Multimorbidität, die gewandelten und sich wandelnden „Patientenrollen“. Es mag durch die rosarote Brille betrachtet sein, doch ich bin aufgrund meiner Beobachtungen sicher: Kreatives, interdisziplinäres Denken kann auch die eigene Arbeitszufriedenheit positiv beeinflussen, z.B. dadurch, dass Humor und eine Form von echtem Kontakt fernab von Betreuungskonzepten Einzug in den Institutionsalltag halten: „Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse“ – haben wir Mut, eine gemeinsame Sprache zu finden und/oder auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen – mit Interventionen, die persönlich und bedürfnisorientiert sind. Und den Mut, die andere Sprache, die sich uns als roter Faden in unseren Lebensläufen zeigt, zu nutzen: die Musik. So wie wir im personzentrierten Ansatz die Senioren, die wir begleiten dürfen, unabhängig von ihren Einschränkungen als Individuen betrachten, selbstbestimmtes Agieren und ihre Entscheidungs­ 

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kompetenzen in den Mittelpunkt rücken, so können und dürfen auch wir uns auf einen Paradigmenwechsel einlassen: Einmal in neuen Konzepten denken und Grundüberzeugungen, die wir über Generationen hinweg möglicherweise unreflektiert weitergegeben haben, einmal über Bord werfen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team kann spielerisch gelingen, wenn: –– Leitung und Führungsebene einen Boden bieten, auf dem sich die Bereitschaft zur Zusammenarbeit aller Berufsgruppen entwickeln kann –– eine wertschätzende und respektvolle Gesprächskultur Standard ist –– Flexibilität in der Zusammenarbeit an erster Stelle steht, –– jede Berufsgruppe ihre Ideen zur Umsetzung von interdisziplinärer Zusammenarbeit einbringen kann und ihre Meinung mitteilen kann. Unser Hirn ist in der Lage, sich immer wieder neu zu organisieren, Nervenbahnen neu und anders miteinander zu vernetzen, und das gelingt ihm trotz oder mit allen Einschränkungen. Die Fähigkeit, die wir bei den Senioren, z.B. bei einem Umzug ins Heim, beobachten können, die Fähigkeit also, ein Leben lang mit neuen Anforderungen umzugehen, können wir auch einmal auf uns als Teamgestalter anwenden. Neubildung und Reorganisationsprozesse kommen besonders gut unter günstigen Bedingungen in Gang. Umso bedeutsamer wird es, alle, die in einer Institution (vielleicht auch in einem ambulanten Team?) mit den Senioren in Kontakt kommen, an einen Tisch und ins gemeinsame Boot zu holen: den Hausmeister, die Hauswirtschaftskräfte, die Angehörigen, die ehrenamtlich Engagierten, das Leitungsteam, die Sekretärinnen, die Alltagsbegleiter, die Mitarbeiter der Pflege usw. Gute Atmosphäre sorgt dafür, dass wir die innere Überzeugung entwickeln, Herausforderungen konstruktiv zu meistern. Wenn wir uns bewusst werden, wie bedeutsam gute Atmosphäre und der 18 

Interdisziplinäres und interprofessio­nelles Denken, Fühlen und Handeln 

sprichwörtliche Blick über den Tellerand sind, können wir sowohl unsere Grundbedürfnisse (das Pendeln zwischen den Polen Sicherheit und Geborgenheit auf der einen und Autonomie und Freiheit auf der anderen Seite) als auch die der Bewohner (deren Bedürfnisse die gleichen sind) besser wahrnehmen. Indem wir alle – begleitende Therapien, Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft und Haustechnik unsere Konzepte bei allem Blick für die fachspezifischen Aufgaben wieder mehr miteinander verweben, ermöglichen wir Normalität: Normalität des Miteinander Lebens, Normalität des sozialen Klimas im Rahmen einer Institution anstelle eines Fokus auf die „Versorgung“ der uns anvertrauten Menschen. Allein eine interdisziplinäre Haltung im Team bringt uns an einen Tisch, bringt manches unter einen Hut – so formuliere ich es auf meiner Website – von dem wir gar nicht vermuten, dass es zusammengehören könnte. Sich einmal einen anderen Hut aufzusetzen und neue Perspektiven auszuloten, sorgt für mehr gegenseitiges Verständnis und letztendlich für einen intensiveren Austausch zum Wohle derer, die wir begleiten dürfen. Wenn bspw. eine herausfordernde Begegnung im Rahmen der morgendlichen Grundpflege für „atmosphärisches Unbehagen“ bei Pflege und Bewohner sorgt und diese Situation im interdisziplinären Team offen kommuniziert wird, kann die Betreuungskraft dem möglicherweise schlecht gelaunten Bewohner in der Frühstücksgruppe viel entspannter begegnen und eine weitere Konfliktsituation vermeiden, wenn dieser über ihre „ewig langweiligen Geschichten aus der Zeitung schimpft“.



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Die Hauptziele interdisziplinärer Zusammenarbeit sind: –– die Erweiterung von Handlungs- und Entscheidungsspielräumen –– die Reduktion von Blindleistung und Doppelarbeiten durch bessere Verknüpfung der internen Nahtstellen von Hauswirtschaft, Betreuung und Pflege –– mehr zeitliche und inhaltliche Flexibilität –– eine Steigerung der Reaktionsfähigkeit auf veränderte Anforderungen im Pflegealltag –– beschleunigte Lösungswege bei auftretenden Problemen –– die Senkung von Konflikten und daraus resultierenden Konfliktkosten –– eine erlebbare Verbesserung des Arbeitsklimas und der Arbeitszufriedenheit. Dieses Buch ist weit davon entfernt, ein wissenschaftliches Buch zu sein und erhebt auch keinen Anspruch daran. Vielmehr ist es mit seinen teils emotionalen Geschichten aus dem Alltag als Einladung zu verstehen, einmal genau die eigene Haltung, die innere Einstellung und die Bereitschaft zu kreativem Miteinander zu fokussieren. Das Buch möchte Sie zu einem tiefen Verstehens- und neuen Verständigungsprozess anregen, Sie ermutigen, Arbeitsstrukturen und Gewohnheiten zu überdenken und in Diskussionen im Team und in Gesprächen mit den Bewohnern unterstützen. Wie Ihr konkretes, individuelles, interprofessionelles und interdisziplinäres Team aussieht, liegt ganz bei Ihnen. So kann es bspw. ein erster Schritt sein, die engere Verzahnung von Hauswirtschaftskräften und AlltagsbegleiterInnen zu ermöglichen und beide in ihrer Rolle und Beobachtungsgabe zu stärken. Die Themenfeld-Beschreibungen und Fallgeschichten in diesem Buch stehen beispielhaft und für eine erste Annäherung an dieses Thema. Der Kreativität sind in der Einführung und Gestaltung eines Teams keine Grenzen gesetzt. Für ein kreatives Leben und Erleben miteinander und weniger (ausschließlich) konzeptionelles (Ab)arbeiten. 20 

Interdisziplinäres und interprofessio­nelles Denken, Fühlen und Handeln 

Musik als kreativer Motor Zwei Fragen mögen Sie jetzt am meisten umtreiben: 1. Warum Übungen rund um das eigene Erleben? 2. Warum ausgerechnet Musik (bzw. all das, wir im weitesten Sinne zugeordnet ist, einschließlich ihren Gegenspielern Pause und Stille) als Grundlage für die Übungen zur eigenen Psychohygiene? Auf Situationen, die wir als anhaltend belastend erleben (und die sind in Zeiten des Pflegenotstandes sicher keine Seltenheit), reagiert unser Gehirn mit deutlichen Signalen. Es entwickelt mitunter Ängste, dem beruflichen Alltag nicht gewachsen zu sein. Wir haben möglicherweise Schwierigkeiten, uns über einen längeren Zeitraum zu konzen­ trieren, können uns Dinge schlechter merken oder reagieren in eigentlich vertrauten Situationen ungewohnt „dünnhäutig“. Unser Gehirn ist im „Stress-Modus“. Anhaltend erlebter Stress lässt Neuronen im sogenannten Hippocampus absterben. Die Fähigkeit, Freude zu empfinden, sich selbst zu regulieren, eigenständig für Wohlbefinden zu sorgen lässt nach, emotionale Erschöpfung droht. Sich aktiv auf Situationen im institutionellen Alltag – und auch auf gezielte ­Tätigkeiten zur aktiven Entspannung – einzulassen, fällt uns schwerer, da die Informationsverarbeitung zwischen den Nervenzellen gestört ist. Ebenso wie unsere Bewohner, die mit Einschränkungen aufgrund von krankheitsbedingten Veränderungen leben, sind wir gefordert, uns den Herausforderungen des Alltags zu stellen.

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Musik – emotionaler „Klebstoff“ fürs Gehirn Klänge stimulieren und vernetzen unterschiedliche Hirnareale. ­Musik hören und Musik machen aktiviert verschiedene Hirnregionen zur gleichen Zeit. Musik legt neue „Neuronenautobahnen“ in unserem Kopf an und vernetzt verschiedene Hirnareale gleichzeitig miteinander. ­Beschäftigen wir uns aktiv und konzentriert mit einer Musik (gemeint ist hier das bewusste Wahrnehmen, nicht das Hören „nebenbei“), so sind viele Teile unseres Gehirns gleichzeitig aktiv: Der Hirnstamm sorgt für den Fokus auf das zeitliche Erleben in der Musik und ermöglicht, dass wir uns auf sie konzentrieren, während die Temporallappen links und rechts für Wiedererkennung von Songtexten und Melodie sorgen. Das limbische System lässt uns eine Musik und daran geknüpfte Emotionen erinnern und uns blitzschnell entscheiden, ob wir uns mit dem gehörten Klang wohl oder unwohl fühlen, während der präfrontale Kortex sich mit dem Tempo einer Musik auseinandersetzt und mit den Frontallappen rechts und links dafür sorgt, dass wir durch Musik in Bewegung kommen. Es lässt sich erahnen, wie aktiv unser Gehirn ist, wenn es mit Musik in Berührung kommt. Musik ist das einzige Medium, das im Gehirn gleichzeitig das Belohnungszentrum aktiviert und parallel in der Lage ist, den Mandelkern (mit Sitz des Stress-und Angstzentrums) zu deaktivieren. Musik wird vom Gehirn als eine Art Sprache aufgefasst und verstanden. Bewusst gehörte (Lieblings-) Musik scheint in der Lage, die mangelnde Neuronenproduktion und damit das Empfinden von Spaß, Freude und emotionaler Schwingungsfähigkeit wieder anzukurbeln. Musik ermöglicht also ein gezieltes Training zur Verbesserung von Konzentration und Aufmerksamkeit, unterstützt den achtsamen Umgang mit uns selbst und sorgt für die Anbahnung zur Entspannung.

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Musik als kreativer Motor 

Über musikalisch-spielerische Aktionen lassen sich Verhaltensweisen unseres Gehirns trainieren, die im täglichen (Pflegearbeits-) Leben gebraucht werden: Organisationsfähigkeit, Entscheidungsfindung, anhaltende und geteilte Aufmerksamkeit (gemeint ist hier auch die Wachheit als Basis, um den Gegenpol der Entspannung spüren zu können), Problemlösung, Verständnis für eine Aufgabe und Situation. Trainiert werden dabei funktionale und emotionale Aspekte rund um den Stressabbau, die „Datenautobahn“ in unserem Kopf erweitert sich. Die Achtsamkeit, die ich mir selbst entgegenbringe, überträgt sich unmittelbar auf die Begegnung mit dem Bewohner. Wenn ich mir gegenüber achtsam bin, bin ich offen und bereit, einmal andere „Hüte“ im Pflegealltag aufzuprobieren, andere Perspektiven einzunehmen und Neues zu erproben. Viel Spaß beim Ausprobieren!

• „Musik verbindet uns mit unsichtbaren Fäden“ (Pam Brown) •



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Geschichten aus dem Alltag Aus Gründen des Datenschutzes und der ärztlich-therapeutischen Schweigepflicht wurden alle in den nachfolgenden Fallbeispielen auftauchenden Personennamen geändert. Jegliche Ähnlichkeiten mit ­realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.



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Schlaflos in der Einrichtung Was zurzeit bewegt: Herr Weber lebt mit einer demenziellen Erkrankung im Anfangsstadium. Zunehmend oft steht er nachts auf und läuft herum. „Nachts schlafe ich so schlecht“, erzählt er einer Mitbewohnerin. „Ich kann nur schlecht einschlafen und tagsüber bin ich müde. Das kenne ich von mir gar nicht!“ kann er sich selbst reflektieren. Der Alltagsbegleiterin aus der Hauswirtschaft fällt auf, dass Herr Weber zunehmend „vergisst“, seinen Kakao zu trinken. Während sie den Servierwagen vom Frühstück mit Geschirr bestückt und durch den Wohnbereich schiebt, beobachtet sie Herrn Weber, der zwar zur Tasse greift, diese jedoch „auf halbem Weg“ wieder abstellt, ohne davon zu trinken. Die Betreuungskraft notiert: Aus der Gymnastikgruppe, an der Herr Weber immer mit viel Spielspaß teilgenommen hat, zieht Herr Weber sich zunehmend zurück. Koordinationsübungen wie bspw. das Stampfen mit dem rechten Fuß und das Klatschen mit der Hand auf den linken Oberschenkel, umzusetzen, fällt ihm schwer. Sie teilt ihre Beobachtungen der Pflege mit, die sie im Kontext des Expertenstandards der Sturzprävention vermerkt.

Tangierte Themenfelder: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (veränderter Tag-Nacht-Rhythmus, nächtliche Unruhe) Mobilität und Beweglichkeit (Veränderungen in gewohnten ­Bewegungsabläufen) Selbstversorgung (im Kontext Essen und Trinken) Leben in sozialen Beziehungen (Sozialer Rückzug)

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Geschichten aus dem Alltag 

Kreative Herangehensweise im Team: Statt die Veränderungen von Herrn Weber ausschließlich dem Fortschreiten in der demenziellen Veränderung und/oder einer Nebenwirkung von Medikamenten zuzuordnen und zu dokumentieren, werden die Beobachtungen in Achtsamkeit und Aufmerksamkeit rund um das akustische Milieu der Institution eingepflegt und im interdisziplinären Team betrachtet: Die Wohnumgebung einer Pflegestation ist geprägt durch eine Vielzahl an akustischen Reizen: Telefon- und Klingelanlagen mit unterschiedlichen Signaltönen, eilige Schritte auf dem Flur, dumpfe Geräusche der Handwerker, die gerade eine Umbaumaßnahme im Haus gestalten, schnell herübergerufene Arbeitsanweisungen, anhaltend laufende Fernseher, klappernde Servierwagen, schreiende Bewohner, ein Radio im Dauerbetrieb usw. Diese Geräusche sind so allgegenwärtig, dass wir als „Tätige“ sie nur selten bewusst wahrnehmen oder ihnen aktiv Beachtung schenken. Die Gestaltung der Lebensumwelt von alten Menschen und besonders von Menschen mit Demenz bedarf besonderer Sorgfalt. Damit ist nicht gemeint, dass alle plötzlichen und/oder lauten Geräusche vermieden und Menschen mit Demenz sprichwörtlich „in Watte gepackt“ werden sollen. Viel wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, dass Menschen mit Demenz besonders abhängig von Atmosphären sind, sie erspüren und in besonderem Maße darauf reagieren, manchmal ähnlich einem Seismographen. Situationen der Geborgenheit und Sicherheit werden vor allem dadurch vermittelt, dass wir in der Lage sind, ein ausgewogenes „Reizklima“ zu schaffen. Im Gegensatz zu unseren Augen, die wir schließen können, wenn wir nah am Fenster sitzen und uns plötzlich die Sonne blendet, sind wir mit unseren „nicht verschließbaren“ Ohren akustischen Einflüssen verstärkt ausgesetzt. Dauerbeschallung führt zu Defiziten in der räumlich-akustischen Wahrnehmung, einer Fähigkeit des Gehirns, die für den Erhalt des Gleich-



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gewichtes und damit maßgeblich für sicheres Stehen und Gehen ist. Darüber hinaus führt sie zu Veränderungen im Tag/Nachtrhythmus. Reizüberflutung aber auch Unterforderung mit akustischem „Futter“ können für hausgemachte Stress-Situationen sorgen. Die Beobachtung zeigt, dass Menschen mit Demenz auf viele Geräusche, auch auf einst vertraute, häufig befremdet reagieren. Dies liegt an Veränderungen der sinnlichen Wahrnehmung. Konkurrierende Reize (wie z.B. der laufende Fernseher und gleichzeitige Gespräche am Tisch) können beunruhigend wirken und Verwirrung und Unsicherheiten verstärken. Das Gleiche gilt für einen Mangel an akustischen Reizen oder monotone Geräusche wie bspw. das alleinige Surren der Wechseldruckmatratze. Geräusche und Musik, deren Quelle und Ursprung nicht erkennbar ist, wirken befremdlich und können Angst auslösen. Besonders in Krankenhäusern finden sich oft stationsinterne Anlagen, aus denen Musik oder Durchsagen ertönen. Dass es Unbehagen auslöst, wenn plötzlich eine Stimme aus der Wand zu mir spricht, ist leicht vorstellbar. Unerwartete und laute Geräusche wie ein Schrei oder klirrendes Geschirr lösen nicht selten Schutzreaktionen aus. Last but not least nimmt Dauerberieselung und Hintergrundmusik Menschen mit Demenz die Fähigkeit, unterschiedliche Reize zu filtern und darauf adäquat zu reagieren – sie „stumpfen ab“. Mögliche Reaktionen auf akustische Über- und/oder Unterforderung können sein: Aggression (Kampf ) – Apathie („Sich totstellen“) – Weglaufen (Flucht)

Ideen für den Alltag: Schaffen Sie eine Atmosphäre auf Augenhöhe, indem Sie reflektiert und bewusst Phasen von Aktion und Stille miteinander kombinieren und den Beziehungsaspekt von beidem in den Mittelpunkt rücken. Zum Beispiel, indem Sie während der Grundpflege gemeinsam singen und/oder Musik hören, indem Sie zur Frühstücksgruppe das Radio einschalten und die Nachrichten des Tages in Ihre Betreuungsarbeit integrieren, indem Sie im Anschluss an ein gesungenes Lied oder ein gesprochenes Gebet bewusst Stille miteinander teilen und so Nähe 28 

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schaffen, indem Sie im Anschluss an einen Moment der Stille im Garten über den Gesang der Vögel ins Gespräch kommen, indem Sie in der Betreuung bewusst und gemeinsam eine Sendung im Fernsehen ansehen usw. Suchen Sie und benennen Sie Wechsel von Aktion und Stille, die für Ihre Einrichtung „stimmig“ sind und bleiben Sie flexibel – was an einem Tag passend war, kann am nächsten unangebracht sein. Erstellen Sie im Rahmen der SIS einen „Musikplan“ mit den Bewohnern: Das Mittagessen läuft entspannter, wenn Sie auf Hintergrundmusik verzichten? Dann kann das eine aktive „Pause für die Ohren“ sein. Die beste Zeit für ein gemeinsames Singen ist gegen 10.30 Uhr, weil Ihre Bewohner dann sehr aufnahmebereit wirken? Dann ist es die beste Zeit für aktive Vigilanzsteigerung. Gut sichtbare und als Klangkörper erkennbare Schallquellen erleichtern Menschen mit Demenz die Zuordnung von Klängen. Der vertraute Eindruck eines Plattenspielers ist genauso bedeutsam wie die leichte Bedienbarkeit und die Atmosphäre, die von den Geräten auf Besucher und Mitarbeiter ausstrahlt. Beobachten Sie, ob mögliche Funktionsgeräusche auf Station für Unbehagen sorgen: der Motor der Wechseldruckmatratze, das Summen von Ventilator und Klimaanlage, das Klingeln im Stationszimmer, das Rattern des Geschirrwagens während einer Veranstaltung usw. Stand-, Wand- oder Kuckucksuhren können durch ihr regel­ mäßiges Signal eine vertraute Atmosphäre schaffen und das ­Gefühl vermitteln, dass alles in der Zeit geschieht. Bleiben Sie wach und flexibel und weiterhin bereit, Menschenpflege vor Gebäudepflege zu stellen.



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Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung Der von Herrn Weber selbst wahrgenommene Zustand des sich verschiebenden Tag-Nacht-Rhythmus ist nicht zwingend und alleinig einem Fortschreiten der demenziellen Veränderung zuzuordnen. Auch das „Vergessen“ rund um die angehobene Kakaotasse kann der Verunsicherung rund um die Hektik des Tischabräumens und der Geräuschkulisse des Servierwagens geschuldet sein. Die Alltagsbegleiterin der Hauswirtschaft zeigt eine sensible Beobachtungsgabe. Sie reagiert durch die Übungen im interdisziplinären Team ihrerseits mit Veränderung ihrer hauswirtschaftlichen Handlungsabläufe (bspw. langsame Bewegungen, wiederholte und gezielte Ansprache von Herrn Weber). Ihrer möglichen eigenen Verunsicherung wird durch das Wissen um die Gestaltung einer bedeutsamen akustischen Atmosphäre entgegengewirkt. Das Wissen eines Teams darum, dass unsere Sinne die Wahrnehmung der Dienstleistung in einer Einrichtung leiten, eröffnet Räume für eine atmosphärische Gestaltung, in der auf Herrn Weber als Person eingegangen werden kann. Die Betreuungskraft, die die Gymnastikeinheiten leitet, teilt ihre Wahrnehmungen mit der Pflege. Die Pflege kennt in ihrer Profession die Bedeutung der räumlich-akustischen Orientierung für sicheres Gehen und Stehen im Raum (Achtsamkeit für Themenfeld Mobilität und Bewegung). Gemeinsam mit Herrn Weber kann über gezielte Übungen nachgedacht werden, die sowohl den Bereich der Betreuung, der Pflege und der atmosphärischen Gestaltung durch die Hauswirtschaft erfassen. Über die Stärkung der Fähigkeit zur räumlich-akustischen Orientierung kann der Tag/Nacht-Rhythmus von Herrn Weber erhalten werden. Folgende Übungen können Unterstützung für die Wahrnehmung des akustischen Klimas im Stationsalltag bieten und parallel Herrn Weber im Erhalt von räumlich-akustischer Orientierung unterstützen:

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Übung 1: Schließen Sie für 2 Minuten die Augen und nehmen Sie bewusst wahr, welche Klänge und Geräusche an Ihr Ohr dringen. Was hören Sie? Wie laut ist es, wenn es leise ist? Notieren Sie im Anschluss Ihre Beobachtungen und tragen Sie sie im Team zusammen.

Übung 2: Gehen Sie bewusst über die Station und/oder durch die Zimmer. Nehmen Sie wahr und besprechen Sie, in welchen Situationen Sie geneigt sind, für anhaltende Stimulation zu sorgen. Entspringt es möglicherweise einem Gefühl von Hilflosigkeit, wenn der Fernseher zur dauerhaften Unterhaltung eingesetzt wird? Seien Sie ehrlich mit sich selbst und diskutieren Sie im Team und in der Supervision.

Übung 3: (gezieltes Training rund um die räumlichakustische Orientierung): Musik/Klänge/Gesang/Geräusche werden Herrn Weber von verschiedenen Stellen im Raum angeboten. Herr Weber wird ermutigt, den Kopf zur Schallquelle zu drehen, sofern er dies nicht automatisch tut. Dauerbeschallung wird vermieden. Auf langsame Reaktionen und Handlungen im Speisesaal während der Mahlzeiten wird geachtet. Im Kontakt mit seiner Tochter entwickelt sich die oben beschriebene Übung weiter: In den Begegnungen mit dem Vater summt die Tochter vertraute Melodien, während Herr Weber mit geschlossenen Augen zuhört und die Melodie zu erraten versucht. Die Tochter führt die Hand ihres Vaters an ihren Brustkorb, so dass Herr Weber die Schwingungen der Töne erspüren kann und wechselt während des Singens die Position (linke oder rechte Seite).



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Bisherige Übersicht der strukturierten Informationssammlung: Herr Weber äußert Wünsche und Bedürfnisse, zeitweilig hat er Orientierungsstörungen und leichte kognitive Einschränkungen, so dass er vor allem Anleitung und Hilfestellung bei der Grundpflege benötigt (Themenfeld 1 und 4). Es zeigen sich zunehmend nächtliche Unruhe (Themenfeld 1) sowie leichte motorische Einschränkungen (Themenfeld 2 und 5)

E rgänzender Formulierungsvorschlag im interdisziplinären Team: Situationen der Geborgenheit und Sicherheit über vertraute akustische Erfahrungen geschaffen sowie Fähigkeiten in der räumlich-akustischen Wahrnehmung trainiert. Gemeinsam auf Phasen von Aktion und Stille geachtet. Für ein angemessenes akustisches Milieu durch Hauswirtschaft, Pflege und Alltagsbegleitung gesorgt.

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Rollstuhlakrobatik der anderen Art Was zurzeit bewegt: Der engagierte und sehr reflektierte Pflegeschüler Tom berichtet aufgeregt von den Begegnungen mit Frau Müller. Fast täglich wiederholen sich konflikt- fast schon schicksalshafte Momente, wenn er bei der Dame mit Demenz den Transfer vom Bett in den Rollstuhl durchführt und die Fußstützen an den Rollstuhl anbringen will. Frau Müller, die sich aufgrund ihrer fortgeschrittenen Demenz nicht mehr verbal äußern kann, scheint den Handlungsablauf nicht zu verstehen, wirkt verunsichert, irritiert, zunehmend auch ängstlich und unruhig. Eine Wahrnehmung, die auch die weiblichen Kollegen aus der Pflege und Physiotherapie sowie Betreuungsassistenten teilen. Tom fühlt sich hilflos. Die Situation scheint regelmäßig an Spannung zu gewinnen, sobald Tom intensiv erklärt und beschreibt, was er tut. Frau Müller reagiert mit deutlicher psychomotorischer Anspannung. Der Hausarzt vermutet eine Schmerzsymptomatik und nachlassende Rumpfstabilität.

Tangierte Themenfelder: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (Herausforderung in der Kommunikation im Rahmen der Demenzerkrankung) Mobilität und Beweglichkeit (Sicherer Transfer in den Rollstuhl, Rumpfstabilität) Leben in sozialen Beziehungen (Biografie, Kriegserlebnisse)



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Kreative Herangehensweise im Team: Statt alleinig auf mögliche Schmerzen und veränderte Körperwahrnehmung im Rahmen des Transfers (Themenfeld 3) zu fokussieren, wird ein zeitgeschichtlicher Kontext für das Verhalten von Frau Müller in Betracht gezogen. Frau Müller stammt aus Ostpreußen und hat im Winter 1945 Flucht und Vertreibung aus ihrer Heimat erlebt. Tom überlegt, ob Frau Müller als Jugendliche zu Kriegsende „schlechte Erfahrungen mit Männern“ gemacht habe, deren Erinnerungen nun aufflammen. Vielleicht fühle sie sich unbehaglich, wenn ein Mann sie umfasse, um gleich darauf mit dem Anbringen der Fußstützen für weitere Verunsicherung zu sorgen, dass ihre Beine ausgestreckt werden sollen und angehoben werden, um sie auf die Stützen zu stellen, formuliert Tom. Da die Verunsicherung Frau Müllers im Transfer auch bei weiblichen Teammitgliedern auftritt und Zugehörige nicht befragt werden können, bleiben die wirklichen Ursachen spekulativ, nachdem Schmerzen als Hauptursache ausgeschlossen werden können. Entsprechend wird gemeinsam mit allen ein kreativ-musikalischer Maßnahmenplan bestehend aus funktionalen und emotionalen Bausteinen entwickelt, der es Frau Müller ermöglicht, weitestgehend selbstbestimmt auf die Situation zu reagieren und in ihr handlungsfähig zu bleiben. Dabei wird zum einen auf den Mobilitätserhalt via Musik fokussiert, zum anderen rückt die Beziehungsgestaltung über dieses Medium inklusive der Darstellung von Handlungsabläufen in den Mittelpunkt: Ein rhythmischer Impuls soll Frau Müller helfen, die kurzen Schritte im Transfer möglichst eigenständig zu bewältigen. Dazu wird auf die rhythmischakustische Ankopplung unseres Gehirns fokussiert. Statt sich in langen, verbalen Erläuterungen zum Handlungsablauf zu verstricken, besingt Tom in einem Situationslied zu einer vertrauten Melodie, was er tut: „Ich setze nun die Fußstützen dran“. Die Melodie ermöglicht es Frau Müller, Inhalte des Handlungsablaufs leichter zu verstehen. Auch das Kinderlied „Zeigt her Eure Füße, zeigt her Eure Schuh“, das Frau Müller kennt, führt zu einer atmosphärisch anderen Gestaltung und Wahr-

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nehmung des Geschehens. In dieser Liedzeile wird besungen, was aktiv von Frau Müller gestaltet werden soll: Das Ausstrecken der Beine, um ein Anbringen der Fußstützen zu ermöglichen.

Ideen für den Alltag: Der Erhalt und/oder die Wiederherstellung einer größtmöglichen sicheren Mobilität, die eigenständig gestaltet werden kann, ist immer mit höherer Lebensqualität verbunden. Da mag der Bewegungsradius noch so klein sein. Entsprechend hoch ist ihre Bedeutung im Pflegealltag. Neben den physischen Auswirkungen eines möglichen Sturzes, wie schmerzhafte Prellungen, Wunden, Frakturen, Verstauchungen etc., sind auch ihre psychischen Auswirkungen bedeutsam: Der Verlust des Vertrauens in die eigene Mobilität, die (selbst gewählte oder von außen vorgegebene) Einschränkung des persönlichen Bewegungsradius und eine mögliche, daraus resultierende soziale Isolation – zusätzlich zur Demenzerkrankung. Musikalische Übungen zu Balance und Gleichgewicht sowie ein individuell ausgearbeitetes Bewegungstraining von Physio- und Musiktherapeut zu einer schwungvollen Musik im individuellen Bewegungstempo vermitteln häufig einen spielerischen Charakter im Umgang mit dem Thema. Musikalische Übungen im Rahmen einer Gymnastikgruppe und/ oder in Beziehung mit einer Pflegekraft werden leicht verstanden und sind leichter umsetzbar. Der gemeinsame Spielspaß und das multisensorische Erlebnis wirken möglichen Ängsten und sozialer Isolation entgegen. Die unwillkürliche motorische Ankopplung an einen gehörten Rhythmus ermöglicht ein positives Körpererleben und das autonome Ausführen von Bewegungen. Musik lässt Anstrengungen weniger spüren und motiviert durch ihr Tempo zum Durchhalten. Das Anknüpfen an vertraute Situationen auch beim Transfer in den Rollstuhl unterstützt Frau Müller durch ritualisierte Wiederholungen. Musik verbessert die zeitliche Steuerungsfähigkeit des Gehirns. Hören wir einen Rhythmus, entsteht ein unmittelbarer Ankopplungseffekt. Das Gehirn „berechnet“ sozusagen die Wegstrecke von einem akustischen Signal zum nächsten. Wird ein gleichbleibender Rhyth

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mus vorgegeben, löst er motorisch eine direkte Reaktion auf kürzestem Wege aus: Hören wir eine schwungvolle Musik, wippen häufig unsere Füße dazu im Takt – ganz unwillkürlich. Durch das Hören eines vorgegebenen Rhythmus werden unbewusst Bewegungen angepasst und die Ausführung einer Bewegung wird stabiler und gleichmäßiger. Musik als Impulsgeber kann helfen, Länge und Gleichmäßigkeit der Schritte zu beeinflussen – z.B. durch das Singen eines Wanderliedes beim Gang über den Flur, durch das Singen eines Situationsliedes beim Transfer, das die Handlungsabläufe erkennen lässt, oder schlicht durch das rhythmische Sprechen im Rahmen der durchgeführten Aktion beim Transfer in den Rollstuhl. Die unmittelbare motorische Ankopplung erfolgt automatisch – das Gehirn braucht keine höheren kognitiven Fähigkeiten. Somit ist die rhythmisch-akustische Stimulation besonders für Menschen mit Demenz bedeutsam. Ein interdisziplinäres Gangtraining mit der Unterstützung von Musikund Physiotherapeuten, die auf einen stimmigen Bewegungsablauf achten, kann bspw. so aussehen: 1. Verwenden Sie eine Metronom-App mit Tap-Tempo-Funktion (z.B. Metronome beats). Lassen Sie den Bewohner ein paar Meter gehen und tippen Sie jeden Schritt in die Tapping- Funktion der App ein. Die App errechnet über die Schrittfrequenz (normales Gangbild 105-120 Schritte pro Minute) die Gehgeschwindigkeit (normal ca. 80m pro Minute) und weist sie in „Beats per minute“ aus (80 beats per minute). Die ermittelten musikalischen Parameter (Tempo, Schrittlänge des Bewohners – bspw. kleinschrittiger Gang im langsamen Tempo) geben Ihnen zusätzlich Aufschluss über das Sturzrisiko. 2. Schalten Sie den Ton der Metronom App ein und gehen Sie mit dem Bewohner zu dem nun hörbaren Takt im vorher ermittelten Tempo (2/4 Takt).

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3. Variante: Singen Sie ein Wanderlied im vorher ermittelten Tempo und gehen Sie mit dem Bewohner. 4. Gangmanöver: Üben Sie verschiedene Manöver zum Takt der App und/oder zur gesungenen Musik (Kurven gehen, Laufen auf unebenem Untergrund, mit Hilfsmitteln, ohne Hilfsmittel etc.). 5. Variante: Falls möglich und sinnvoll können Sie das Tempo steigern. 6. Fade out: Schleichen Sie die Musik aus und lassen Sie den Bewohner ohne die Musik noch einmal den Parcours begehen.

Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung: Pflegeschüler Tom zeigt in der Kommunikation mit Frau Müller eine sensible Beobachtungsgabe der gesamten Situation. Er entwickelt Kreativität und Spielspaß, funktionale Aspekte aus den Bereichen Physiound Musiktherapie plus Betreuungsalltag mit dem emotional atmosphärischen Gestalten der herausfordernden Situation mit Frau Müller zu verbinden, die Dame dadurch in ihrer Eigenständigkeit zu unterstützen, Kommunikationsbarrieren im Kontext der Demenzerkrankung zu überwinden und für sich selbst in eine entspannte Grundhaltung zurückzufinden. Vermitteln Sie dem interdisziplinären Team folgende Übungen zur Umsetzung im Pflege- und Betreuungsalltag. Fördern Sie die Kreativität der Mitarbeiter aus der Betreuung rund um vielfältige Ideen und spaßbringende Übungen zu Gleichgewicht und Koordination und binden Sie die Übungen in den Pflegealltag mit ein. Machen Sie umgekehrt die Mitarbeiter der Betreuung auf die Notwendigkeit und Bedeutsamkeit der Sturzprophylaxe aufmerksam und vermitteln Sie pflegerisches Basiswissen in einer Schulung. So verstehen alle, dass und warum Sie „an einem Strang“ ziehen.



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Übung 1: Gleichgewicht und Balance im Alltag Gehen Sie einmal über die Station und halten Sie nach sprichwörtlichen Stolperfallen Ausschau. Notieren Sie Ihre Beobachtungen im Team. Wie können Sie beim Wechsel von Fußbodenuntergründen für Sicherheit sorgen? Unterstützen Sie die Bewohner im Alltag gezielt in ihrer Körperwahrnehmung. Wählen Sie im Rahmen der Gymnastik eine bekannte Schlagermelodie von CD im 4/4 Takt, („Marschmusik“). Die Bewohner sitzen oder stehen (Fähigkeiten beachten!) im Kreis und marschieren zur Musik im Takt solange die Musik läuft. Animieren Sie die Bewohner, sich von der Lehne zu lösen, nahe an der Stuhlkante zu sitzen und die Füße im Takt zu heben (Achtsames Fokussieren auf Fußheber). Unser Gehirn speichert sich die Übungen, die mit Musik ausgeführt werden, leichter ab.

Übung 2: Gleichgewicht und Balance Wählen Sie eine bekannte Melodie von CD im 3⁄4 Takt. Ermuntern Sie die Bewohner zum Schunkeln mit deutlicher Gewichtsverlagerung über die Körpermitte (Achtsames Fokussieren auf die Rumpfstabilität und die eigene Körpermitte). Der Expertenstandard Sturzprophylaxe eignet sich wunderbar zum Schaffen einer gemeinsamen Basis rund um die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pflege und Betreuung: Die aufgezeigten Übungen leben von der Umsetzung in die Praxis und von der Wiederholung. Sorgen Sie für weiterführende interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team, auch, indem sie externe Kollegen und Kolleginnen aus Physiotherapie und Musiktherapie mit einbinden und üben Sie die einzelnen Schritte gemeinsam. Probieren Sie die einzelnen Schritte zur rhythmisch-akustischen Stimulation im oben genannten Gangtraining an sich selbst aus (eventuell mit einem Kollegen, einer Kollegin, die das Tappen in der App für Sie übernimmt) und gehen Sie verschiedene „Gangmanöver“. So bekommen Sie ein noch griffigeres Gefühl für mögliche räumliche bedingte Unsicherheitsfaktoren in Ihrer Einrichtung.

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Bisherige Übersicht der strukturierten Informationssammlung: Frau Müller ist nicht orientiert. Sprachverständnis und Sprachvermögen sind aufgrund der Demenz stark eingeschränkt (Themenfeld 1). Sie reagiert unsicher und verängstigt, wenn sie merkt, dass sie eine Situation nicht erfasst (Themenfeld 1). Eingeschränkte Eigenbewegungen möglich (Themenfeld 2). Erhalt und Unterstützung durch Physiotherapie zur Verbesserung und Erhalt von Körperkraft, Körperwahrnehmung und Steuerungsfähigkeit.

Ergänzender Formulierungsvorschlag im interdisziplinären Team: Einsatz von Situationsliedern zur Darstellung des aktuellen Handlungsablaufes. So werden Situationen der Geborgenheit und Sicherheit für Frau Müller geschaffen. Unterstützung von automatisierten Bewegungsabläufen mit musikalisch-rhythmischen Parametern. Wiederholung der Übungen zur Sturzprävention und Körperwahrnehmung durch interdisziplinäres Team aus Betreuung, Pflege, Physiotherapie.



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Die Knödelpolka Was zurzeit bewegt: Frau Berger sitzt auf ihrem Rollator in der Wohnküche und schnuppert in die Luft. All die Düfte, Gerüche, Leckereien – in der Vorweihnachtszeit scheinen sie noch intensiver zu sein. Frau Berger sieht der Küchenfee bei der Zubereitung des Mittagessens zu. Der Duft von aromatisch angebratenem Fleisch und frischen Kräutern vermischt sich mit dem eines „auf die Schnelle“ gezauberten Kuchens im Ofen. Eine intensive Atmosphäre, die es zu erschmecken gilt. Frau Berger erzählt – von der deftigen böhmischen Küche ihrer Heimat, die sie in den letzten Kriegswochen verlassen musste, vom Lieblingsessen aus Kindertagen und auch von den Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre und dem intensiven Gefühl, Hunger zu leiden. Frau Berger sieht sich jetzt in einer ähnlichen Situation, so erzählt sie der Hauswirtschaftskraft. Sie leide zwar objektiv betrachtet keinen Hunger, dennoch mache es ihr die Krebserkrankung zunehmend unmöglich, Speisen zu verzehren und das Essen zu genießen. Die Hauswirtschaftskraft beschreibt erlebte Hilflosigkeit in der Begegnung mit Frau Berger, möchte sie doch dafür sorgen, dass die an Krebs erkrankte Dame sich in der Begegnung mit ihr wohl und verstanden fühlt. Sie fragt sich, ob sie die Gespräche über die belastende Situation von Frau Berger im Kontext des Palliative Care an die Pflege und Betreuung abgeben soll und/oder was sie tun kann, um auch sich selbst in der Begegnung mit Frau Berger wieder sicherzufühlen. Die Tatsache, dass Frau Berger gerne essen möchte, es aber nur begrenzt kann, stellt die Hauswirtschaftsfachkraft vor eine Herausforderung in ihrer Profession.

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Tangierte Themenfelder: Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen (Krankheitsverarbeitung in Palliative Care) Selbstversorgung (Lieblingsspeisen, Expertenstandard Essen und Trinken) Leben in sozialen Beziehungen (Biografie, Kriegserlebnisse) Wohnen/Häuslichkeit (Schwerpunktthema Heimat: Was macht für Frau Berger Heimat aus? Wie kann darauf Bezug genommen werden, damit Frau Berger sich sicher fühlt?)

Kreative Herangehensweise im Team: Statt die Herausforderungen rund um den Krankheitsverlauf im Gespräch in den Mittelpunkt zu rücken, sucht die Hauswirtschaftskraft nach Möglichkeiten, neben der Einbindung in die Alltagsgestaltung des Kochens und das Wissen um Kochrezepte aus Frau Bergers Heimat, weitere biografische Ressourcen einzubringen. Dabei versteht sich die Hauswirtschaft korrekt als ein Bindeglied zur Pflege, die dafür Sorge trägt, dass die Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme, die durch die Krebserkrankung eingeschränkt ist, für Frau Berger gut gelingt. Mit dem Wissen darum, dass Nahrungsaufnahme (nicht nur im biografischen Kontext von Frau Berger) Lebensqualität bedeutet und gerade der Alltagsbegleitung die besondere Aufgabe zuteil wird, durch die Gestaltung von Atmosphäre die Lebensqualität einer Wohnumgebung direkt zu beeinflussen, wird im Team gemeinsam mit Betreuung, Ergound Musiktherapie nach kreativen Lösungswegen gesucht. Diese entstehen auch dadurch, dass die Alltagsbegleiterin um die Symbolkraft der „Küchenlieder“ weiß, die in früheren Zeiten Lebensthemen und bedeutsame Lebensweisheiten widerspiegelten und weitergaben. In diesen Liedern waren Geschichten und Wertvorstellungen eincodiert, nicht selten waren sie als praktische Lebenshilfe gedacht, mit herausfordernden Situationen umzugehen. Auch, wenn diese sogenannten Küchenlieder in der heutigen Zeit inhaltlich überholt scheinen, hat sich an der generellen Symbolkraft eines Liedes nichts geändert. Auch an

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genehme Klänge schaffen eine Atmosphäre aus Vertrautheit und Sicherheit, in der Frau Berger sich mit all ihren Belastungen im Kontext der Erkrankung wiederfinden kann.

Ideen für den Alltag: Musik verbindet. Gemeinsame musikalische Aktionen stärken das Gemeinschaftsgefühl und erhalten die emotionale Schwingungs- und Ausdrucksfähigkeit. Das entstehende Gemeinschaftsgefühl ist übertragbar auf Alltagssituationen und kann bspw. bedeutsam für die Entwicklung gemeinsamer Tischkultur und das Finden von Ritualen sein – ein Grundbaustein für Atmosphäre, der den Bewohnern, die, aus welchen Gründen auch immer, nur noch wenig Nahrung zu sich nehmen können, Teilhabe ermöglicht. Lieder bzw. Liedtexte sind symbolische Überbringer einer gemeinsamen emotionalen Sprache. In Liedern und ihren Texten sind Lebensthemen eingespeichert, die Patienten mit einer schweren Erkrankung in besonderem Maße beschäftigen. Die Lieder stehen oft für sich, sie sind ein Kanal, über den alles Bedeutsame angesprochen werden kann, für das die Patienten nur schwer Worte finden. Die Lieder entspringen sozusagen einem Schatz von kollektivem Unbewussten, einem Verständnis, das weitere Worte überflüssig machen kann. Besonders Heimatlieder vermitteln den Bewohnern Sicherheit und Geborgenheit, gleichzeitig sind sie in dem konkreten Fall von Frau Berger Ausdruck für die vielen Abschiede in ihrem Leben, die für sie bedeutsam waren, und es ist Ausblick, Trost und Mutschöpfung für die nächsten Wochen. Die Musik bietet den Bewohnern in der für sie als herausfordernd erlebten Situation die Möglichkeit, nicht nur als Kranke wahrgenommen zu werden. Welche Bedeutung dieses Erleben von Selbstbestimmung im Kontext der interdisziplinären Arbeit für die Krankheitsverarbeitung hat, zeigt das Beispiel von Frau Berger. Gerade in den Liedern aus Frau Bergers Heimat, dem Egerland, finden sich Lieder, die neben dem Vermitteln von Vertrautheit in Text und Melodie ganz konkret das Thema „Essen und Trinken“ aufgreifen. So z.B. in der Polka von Ernst Mosch „Kannst Du Knödel kochen“: 42 

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• „Kannst Du Knödel kochen frag ich mich seit Wochen So wie einst die Mutter hat gekocht mit Butter Luftig, locker, zart und fein Und bitte nicht zu klein Dann sollst Du fürs Leben Meine Knödelköchin sein“ (Ernst Mosch) • Die Kombination von vertrauten Melodien und einem Text, der das momentane Erleben und Empfinden spiegelt, führt zu einer emotionalen Atmosphäre, in der Frau Berger sich verstanden fühlt, ohne dass weitere Worte gebraucht werden müssen. Die Musik ermöglicht das Auffangen aller Emotionen (der von Frau Berger und denen der Alltagsbegleiterin). Im gemeinsamen „Tun“ über das Hören oder Singen der Heimatlieder entwickelt sich eine aktive Bewältigungsstrategie für die gefühlsmäßig aufgeladene Situation. Gemeinsame Singrunden direkt vor den Mahlzeiten bzw. während deren gemeinsamer Zubereitung bieten neben dem entstehenden Gemeinschaftsgefühl, dem Kontakt und der Basis für geselliges Zusammensein auch funktionale Unterstützung durch Training von Mundmotorik, verbessertem Lippenschluss sowie Training von Mundboden-, Wangen- und Zungenmuskulatur. Damit werden spielerisch die „Weichen“ auf Nahrungsaufnahme gestellt, der Einsatz von Musik kann also im weitesten Sinn appetitanregend wirken und den Speichelfluss anregen. Klänge ergänzen die durch Düfte geschaffene Atmosphäre.



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Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung: Die Hauswirtschaftskraft ist sich ihrer Profession und Rollen bewusst. Sie versteht sich als ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im Kontext erlebter Lebensqualität von Frau Berger und initiiert so eigenständig Lösungswege – im Team, mit Frau Berger und im Kontakt mit den Zugehörigen. Dabei dienen ihr auch eigene erlebte Unsicherheiten als Motor. Über den Schlüssel der Musik und das Wissen um die emotionalen wie funktionalen Wirkungsweisen wir ein zusätzlicher Verstehenszugang zu Frau Berger geschaffen, den sich Alltagsbegleiter, Pflege und Zugehörige gleichermaßen zunutze machen können und der einen Raum für die Wertschätzung von Gefühlen eröffnet. Frau Berger ist in der Lage, via Musik als Katalysator sowohl ihre biografisch bedeutsamen Erlebnisse als auch Aspekte ihrer Krankheitsverarbeitung und den Wunsch nach dem Erleben von Sicherheit und Geborgenheit auszudrücken. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Kombination von funktionalen Aspekten (wie das Training rund um Lippenschluss und Mundmotorik) und emotionalen Anteilen wird von allen Teammitgliedern leicht verstanden und kann vor allem durch Alltagsbegleitung und Betreuung eine Unterstützung für die Pflege im Expertenstandard Essen und Trinken sein. Es ist hilfreich für alle Berufsgruppen, sich immer wieder bewusst zu machen, wie bedeutsam Momente der alltäglichen Atmosphäre für die Krankheitsbewältigung und für die individuelle Lebensqualität sein können. Folgende Übungen können helfen, diese bedeutsamen Kleinigkeiten rund um das Thema im Stationsalltag bewusst wahrzunehmen:

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Übung 1: Gestalten Sie gemeinsam mit den Bewohnern ein Kochbuch. Erfahren Sie so Wissenswertes über Wertvorstellungen zum Thema Essen und Trinken (bspw. „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“), Vorlieben und Abneigungen. Arbeiten Sie interdisziplinär mit den Kollegen der Hauswirtschaft und binden Sie sie konkret in die Projektplanung und Gestaltung mit ein.

Übung 2: Besprechen Sie im interdisziplinären Team, in welchen Situationen Ihnen sprichwörtlich der Appetit vergeht und ob sie Musik zum Essen als angenehm oder eher störend empfinden. Richten Sie Ihren Blick auf diese Ergebnisse in den nächsten Begegnungen im Speisesaal.

Bisherige Übersicht der strukturierten Informationssammlung: Frau Berger teilt sich mit den Herausforderungen ihrer Krankheitsbewältigung mit, ihre Bewältigungsstrategien bleiben jedoch vage (Themenfeld 3). Isst gerne Hausmannskost, kann nur noch kleine Mengen zusichnehmen (Themenfeld 4).

E rgänzender Formulierungsvorschlag im interdisziplinären Team: Auf den gezielten Einsatz von biografisch bedeutsamer Musik zur Darstellung der aktuellen Gefühls- und Bedürfnislage wird geachtet. Diese wird durch ein interdisziplinäres Team bestehend aus Betreuung, Pflege und Hauswirtschaft geleistet, die für die Gestaltung von Atmosphäre sorgen. Dies bezieht sich sowohl auf die persönliche Begegnung als auch die Atmosphäre der Station/Wohngruppe. Der Einsatz von biografisch bedeutsamer Musik kann das Heimatgefühl unterstützen. 

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Die Posaune Was zurzeit bewegt: Herrn Maier laufen die Tränen. Viele Momente der letzten Wochen, in denen er sich zusammengenommen hat, brechen sich Bahn. „Da will viel nach außen“, sagt Herr Maier. Die Tränen spülen Emotionen und Wünsche der Kindheit an die Oberfläche, die in den Nachkriegsjahren voll waren von Entbehrungen. Vor zwei Jahren hat sich Herr Maier einen Kindheitstraum erfüllt: Gemeinsam mit seinem Enkel hat er begonnen, ein Instrument zu lernen. Posaune. Mit den Jugendlichen fuhr der Opa auf Musikerfreizeit – weil er, wie die anderen 13-Jährigen – ja auch ein „Jungbläser“ ist. Gemeinsam mit seinem Enkel auf der Bühne zu stehen – wenn Herr Maier davon erzählt, platzt seine Stimme vor Glück und Stolz. Dann kam die Diagnose Lungenkrebs und mit ihr die Aussage eines Arztes, Herr Maier dürfe nie wieder auch nur ein einziges Mal in die Posaune blasen. Nach einer Chemo hat sich der Tumor verkleinert, die Metastasen in seinem Körper jedoch schließen eine Heilung aus. Den Alltag kann der verwitwete Herr Maier allein zu Hause nicht mehr bewältigen. Er entschließt sich zum Umzug in ein Pflegeheim. Dort stellen seine Luftnotattacken Pflege, Betreuungskräfte und Zugehörige immer wieder vor Herausforderungen.

Tangierte Themenfelder: Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen (Dyspnoe im Kontext Palliative Care) Leben in sozialen Beziehungen (Begegnung mit dem Enkel, verlässliche Begleitung, Vertrauensverhältnis zur Pflegekraft) Wohnen und Häuslichkeit (Umzug in die Pflegeeinrichtung als sensibles Moment)

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Kreative Herangehensweise im Team: Mit dem Wissen um die Wirkungsweisen von Musik im Kontext von Atemregulierung und Atemvertiefung kann den als belastend erlebten Situationen sowohl für Herrn Maier als auch für das Gegenüber der Schrecken genommen werden. Gemeinsam mit der Pflege und einem Palliativmediziner kann zum aktuellen Stand der Erkrankung die Aussage des Arztes vor der Chemo rund um den Einsatz der geliebten Posaune revidiert werden. Die Musik ist in der Lage, Gefühle und funktionale Wirkungen perfekt zu vereinen. Ein besseres und gezielteres Training gegen Dyspnoe und mögliche Luftnotattacken kann es nicht geben als der Einsatz eines Blasinstrumentes. Und ein stärkeres, innigeres Band kann es nicht geben als die gemeinsame Musik von Enkel und Opa.

Ideen für den Alltag: Aufgrund der in den Dyspnoeattacken vorherrschend erlebten Angst ist es Herrn Maier nur schwer möglich, Angebote mit gezielten Atemübungen umzusetzen. Beim Singen und bei der Verwendung eines Blasinstrumentes wird ganz automatisch tief ein- und langsam ausgeatmet. Auf ganz natürliche Weise wird eine vertiefte Zwerchfell-Atmung aktiviert. Dies funktioniert auch dann, wenn die zu pflegende Person selbst nicht mitsingt oder –summt, sondern das Singen seitens der Pflege- und Betreuungskräfte oder Zugehörigen und Freunde übernommen wird. Voraussetzung dazu ist, sich auf den Atemrhythmus des Gegenübers einzulassen und versuchen – möglcherweise entgegen dem eigenen Puls – im Atemrhythmus des anderen zu singen.. Wiegenlieder helfen durch ihre musikalische Struktur, eine ruhige, gleichmäßige und in Ansätzen vertiefte Atmung zu unterstützen. Ähnlich dem Bereich Essen und Trinken (vgl. die Geschichte der „Knödelpolka“) können auch hier Handlungen in einfachen Melodien besungen werden (bspw. „Ich atme tief“). Das Singen im Atemrhythmus des Gegenübers gelingt leichter, wenn die Lieder bewusst langsam, quasi in einem „verschleppten Tempo“ gesungen werden. Für die 

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Liedauswahl gilt neben den biografisch-persönlichen Aspekten und der zu beobachtenden Stimmungslage des Bewohners „je einfacher, desto besser“. Neben Wiegenliedern eignen sich auch Volkslieder oder Schlager mit biografischem Bezug sehr gut. Es muss nicht zwingend eine Posaune sein – einfache Blasinstrumente, die schnell und einfach zu handhaben und leicht zu desinfizieren sind, wie bspw. eine Melodica mit abnehmbaren Mundstücken, können in den Begegnungen mit Bewohnern, die kein Instrument erlernt haben, ohne musikalische Vorkenntnisse eingesetzt werden. Musik kann auch im Kontext von basaler Stimulation gezielt eingesetzt werden: Das symmetrische Arbeiten und der Einsatz von Vibrationen kann über sogenannte vibroakustische Instrumente unterstützt werden. Über die Sensoren in Knochen und Gelenken sowie über die Rezeptoren der Haut werden die Klänge wahrgenommen und transportiert. Über die Wahrnehmung der akustischen Reize kann eine psychomotorische Entspannung erfolgen, die Herrn Maier entlastet.

Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung: In den intensiven Austausch über die sowohl für Herrn Maier als auch seine Begleiter belastenden Situationen werden neben den Teammitgliedern aus Pflege und Begleitung bewusst auch Zugehörige, Freunde und der 13-Jährige Enkel involviert. Die angstlösende Wirkung von Musik und ihre hohe biografische Bedeutsamkeit ermöglichen Herrn Maier sowie allen Begleitern eine selbstbestimmte Haltung und Fähigkeiten zum Handeln in einer herausfordernden Situation und damit neue Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Erkrankung. Auch im Hinblick auf den bevorstehenden Sterbeprozess und dessen Begleitung kann der kreative Einsatz von Musik bedeutsam sein. Die interdisziplinäre Haltung des Teams der Pflegeeinrichtung wird ausgeweitet durch Konsultation eines Palliativmediziners, der rund um die emotional-funktionale Komponente der Posaune befragt werden kann. 48 

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Übung 1: Das akustische Feedback eines Blasinstrumentes gibt Aufschluss über die Stärke von Lungenkapazität und Atemtiefe – ist der Ton laut und deutlich hörbar? Wie lange kann er gehalten werden? Ist genügend Luft für ein ganzes Lied da? Lassen Sie humorvoll Situationen voll Spielspaß entstehen, indem Sie das Spiel mit der Melodica einmal selbst und gemeinsam in der Begegnung mit den Bewohnern ausprobieren.

Übung 2: Probieren Sie das Singen im Atemrhythmus Ihres Gegenübers vorab im Team aus – am besten mit Personen, mit denen Sie sich sehr wohlfühlen. Hilfestellung kann auch eine Musiktherapeutin oder ein geschultes SAPV Team (Spezielle ambulante Palliativ Versorgung) als Experte für die Palliative Praxis geben. Wie die rhythmisch-akustische Stimulation (vgl. Kapitel 5.2) braucht auch das Singen im Atemrhythmus ein gewisses Training. Die Kollegen können Feedback geben, wie es ihnen dabei ergangen ist. Bemerkung am Rande: Haben Sie keine Hemmungen, „falsch“ oder „schief“ zu singen, es geht um die Qualität der Begegnung, nicht um die Qualität des Gesanges, es geht um die Ziele, die Sie erreichen möchten, nicht um die Musik an sich.

Bisherige Übersicht der strukturierten Informationssammlung: „Dass ich gar keine Posaune mit meinem Enkel mehr spielen darf, b ­ elastet mich am meisten.“ Atemtraining im Kontext von Physiotherapie und Pflege wird durch­ geführt. ­( Themenfeld 3)



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E rgänzender Formulierungsvorschlag im interdisziplinären Team: Palliativmediziner wird angesprochen. Angebot zum Einsatz von ­Situationsliedern zur Unterstützung der vertieften Atmung. Gemein­ sames Hören von Lieblingsmusik in Begleitungs- und Pflege­ momenten als eine Möglichkeit, um Angstattacken entgegen­zuwirken. Schulung von interdisziplinären Team­mitgliedern zu Wirkung des Singens wird angeboten.

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Geschichten aus dem Alltag 

Immer nur Leberwurst Was zurzeit bewegt: Die ehrenamtliche engagierte Frau Rose macht sich im Rahmen einer Inhouse-Schulung Luft: Sie hat ein enges Verhältnis zu Frau Winter, die sie schon aus Schulzeiten kennt und die nach einem Schlaganfall vor einem halben Jahr in eine Pflegeeinrichtung gezogen ist, wo sie von der Ehrenamtlerin regelmäßig Besuch erhält. Frau Rose backt mit Leidenschaft und viel Talent Torten im Rahmen einer Backgruppe im Haus, an der auch Frau Winter teilnimmt. Frau Winter teilt die Backleidenschaft und liebt Kuchen, verhält sich in letzter Zeit – für die Ehrenamtlerin absolut unverständlich – aber häufig unwirsch im Rahmen der gemeinsamen Zeit. So verkündet sie lautstark, es sei doch „eh immer dasselbe“, und „es schmecke alles gleich“. Frau Rose ist gekränkt. Sie mag Frau Winter und schätzt deren Know-how rund um die gemeinsame Leidenschaft das Backens. Dadurch, dass Frau Winters Sprache nach dem Schlaganfall „verwaschen“ klingt und Frau Winter sich anstrengen muss, um diese zu produzieren, erscheinen Frau Rose die Worte und die Reaktionen von Frau Winter „noch härter“.

Tangierte Themenfelder: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (Unterstützung von Kommunikation im Rahmen der Pflegebedürftigkeit nach Apoplex) Selbstversorgung (Essen und Trinken, Lieblingsspeisen) Leben in sozialen Beziehungen (verlässliche Begleitung, Vertrauensverhältnis zu ehrenamtlich engagierter Bezugsperson)



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Kreative Herangehensweise im Team: Neben den Gesprächen mit der ehrenamtlich tätigen Frau Rose rund um das Krankheitsbild von Frau Winter, möglichen Erklärungen, wie eines möglicherweise veränderten Geschmackssinnes durch den Schlaganfall, und dem Sammeln von Ideen zur Konfliktlösung wird eine gemeinsame musikalische Improvisation unter der Seminarleitung ausprobiert. Die Gruppe spielt zunächst in Anlehnung an die beschriebene Situation einen gleichbleibenden Rhythmus („alles schmeckt gleich, es ist doch eh immer dasselbe“). Jeweils ein Teilnehmer versucht, aus diesem Rhythmuskorsett auszusteigen und/oder es mit einer Melodie zu versehen. Im Nachgespräch zur Musik beschreiben die Teilnehmer zum einen, wie sie sich in den jeweiligen Rollen gefühlt haben, zum anderen können sie berichten und reflektieren, ob es innere Bilder zur Situation selbst gab. Dabei erinnern eine Pflegefachkraft und eine Hauswirtschaftskraft, dass sie im Rahmen der strukturierten Informationssammlung notiert haben, dass Frau Winter zu Abend am liebsten Leberwurst esse. Eine selbstkritische Reflexion der letzten Wochen ergibt, dass diese Notiz das Team dazu verführte, Frau Winter nahezu ausschließlich Leberwurst anzubieten.

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Geschichten aus dem Alltag 

Die interprofessionelle Haltung und Wahrnehmung: Geschaffen wird ein wertfreier Raum, in dem Frau Rose mit den erlebten Kränkungen ernst genommen wird. In der musikalischen Improvisation, einem Ereignis, dass den Augenblick erlebbar werden lässt, entsteht die Lösung durch das kreative Spiel. Im sich wiederholenden Rhythmus und den Versuchen, sich einmal musikalisch davon zu lösen, kann die sensible und achtsame Teilnehmerin der Hauswirtschaft erinnern und visualisieren, wo die eigentliche Quelle des Missverständnisses angesiedelt ist. Das kreative Finden der Lösungen geht hier quasi über Bande: Die Musik ist hier das kreative Mittel zum Zweck, um neue Denkstrukturen der Teilnehmer anzuregen und zu ermög­ lichen, eine gute „Gesprächskultur“ aufrechtzuerhalten und das Miteinander im Team zu fördern. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ermöglicht es dem Team, Ursachenforschung zu betreiben und sich eigenverantwortlich mit der Situation auseinanderzusetzen. Eine spielerische Suche nach Lösungsmöglichkeiten gelingt. Das Beispiel zeigt deutlich die Entwicklung vom institutionellen Denken hin zu dem eingangs beschriebenen „Normalitätsprinzip“, dem Teilen von Leben und Erleben: Auch, wenn ich für mein Leben gerne ein Leberwurstbrot esse wie Frau Winter, mache ich mir eine solche Schnitte nicht jeden Abend zurecht. Diese Logik, die schlicht dem gesunden Menschenverstand entspringt, hilft, mit der Situation humorvoll und eigenverantwortlich umzugehen, und sorgt darüber hinaus dafür, dass Frau Winters Verhalten und Aussagen nicht noch stärker pathologisiert werden (z.B. durch die Vermutung, ihre Geschmacksnerven seien beeinträchtigt). Die ehrenamtlich engagierte Frau Rose kann die vermeintliche negative Beurteilung ihres Wirkens in der Backgruppe außer Acht lassen. Sie erkennt, dass die Reaktionen von Frau Winter und das Verhalten ihr gegenüber nichts mit ihrer Person zu tun haben. Auch die vermeintliche Kritik an ihren Backkünsten stellt sich als nicht bedeutsam heraus. Das ermöglicht ihr neue Spielräume, sich in Zukunft auf das Gestal

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ten von Atmosphären in ihrer Rolle zu konzentrieren und sich mit dieser einzubringen. Frau Rose lernt die Professionen aus Hauswirtschaft, Pflege und Betreuung im Rahmen der interdisziplinären Inhouseschulung besser kennen und verstehen und entwickelt im Team Spaß am eigenverantwortlichen Handeln. Folgende Übungen entwickelt das interdisziplinäre Team im Anschluss, um detaillierte Informationen rund um die Vorlieben und Abneigungen zum Thema Essen zu sammeln und dabei in der Kommunikation eingeschränkte Bewohner mit einzubinden.

Übung 1: Sammeln Sie mit den Bewohnern und Teammitgliedern aus Pflege, Hauswirtschaft, Betreuung und Ehrenamt gemeinsam in einem Projekt Lieder und Redewendungen, die das Thema Essen und Trinken zum Inhalt haben („Es gibt kein Bier auf Hawaii“, „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“, „Aber bitte mit Sahne“ etc.). Schreiben Sie die verbalen und nonverbalen Reaktionen der Teilnehmer rund um die Lieder auf.

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Geschichten aus dem Alltag 

Übung 2: Ermutigen Sie Teammitglieder und andere Bewohner, sich einander einmal „singend“ zu fragen, ob sie etwas essen oder trinken möchten. Fragen in Kombination mit einer einfachen Melodie werden von unserem Gehirn leichter verstanden, die Vernetzung aller Hirnareale ist aktiv. Das kann besonders für Menschen mit eingeschränktem Sprachverständnis bedeutsam sein. Nutzen Sie den entstehenden Spielspaß rund um diese Übung, wenn Sie bekannte Schlagermelodien mit dem Text „Möchtest Du etwas trinken?“ versehen.

Bisherige Übersicht der strukturierten Informationssammlung: Frau Winter spricht aufgrund ihres Schlaganfalls stockend und ist nicht gut zu verstehen. Wenn sie nicht verstanden wird, reagiert sie verärgert (Themenfeld 1). Dies kann zu Missverständnissen führen. Das Thema Essen und Trinken ist für Frau Winter wichtig (Themenfeld 3).

E rgänzender Formulierungsvorschlag im interdisziplinären Team: Für die atmosphärische Gestaltung rund um die Tischkultur sowie Vorlieben und Abneigungen rund um die Speisen und deren Variationen fühlen sich alle im Team verantwortlich. Ehrenamtliche Mitarbeiter werden inkludiert. Eine Logopädin wird rund um die funktionelle Unterstützung im Bereich Schluckstörungen und Sprechtraining involviert. Auf eine enge Verzahnung von Pflege und Hauswirtschaft und auf eine Vielfalt beim Angebot der Speisen wird geachtet.



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Geschichten aus dem Alltag 

Kreative Impulse zur Eigen­ wahrnehmung und Psychohygiene • „Wenn du dein Leben so intensiv und vollständig leben möchtest, wie es geht, dann sei dort, wo es stattfindet: Im Hier und Jetzt!“ (Doris Kirch) • Mit diesem Kapitel soll noch einmal bewusst gemacht werden, wie sehr meine Fähigkeit, anderen gegenüber achtsam und mit ihnen achtsam zu sein, auch von der Achtsamkeit mir selbst gegenüber abhängt. Sie finden im Folgenden klangvolle Übungen für individuelle Auszeiten, die Sie teils allein, teils mit Unterstützung Ihres (interdiszplinären) Teams erleben und erfühlen können. Ich sprach eingangs davon, dass es um das Ermöglichen und Erleben von Normalität, sprich unser aller Lebensalltag, geht. Darum, sich einmal wegzudenken von dem reinen „Versorgungsgedanken“ hin zu einem guten Maß an Normalität im Pflegealltag. Das klingt so leicht und ist doch so schwer. Aber es gelingt spielerischer, sobald ich bereit bin, Situationen bspw. einmal mit Humor zu betrachten, mich aus starren Strukturen zu lösen und mich bemühe, auch und gerade in meinem Tun am Arbeitsplatz ganz bei mir selbst zu sein.



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Schreibtischpercu

ssion

Hören Sie Ihr aktuell es Lieblingsmusikstü ck von CD, Smartphone oder MP3. Ne hmen Sie zwei Stift e als Drumsticks und trommeln Sie zu Hause oder im Pfleg es tützpunkt oder im Büro im Grundtak t des Musikstücks die Begleitung auf die Schreibtischkant e, das Telefon, den Müll­eimer­deckel, das Ablageregal. Variie ren Sie nach einiger Zeit den Rhythmus und er finden Sie ein Motiv, das Sie wiederholen; z. B. zwei Schläge auf den Schreibtis ch, zwei auf das ­Feder­mäppchen un d viele schnelle Schlä ge hin und her im Hohlraum des Ta ssenhenkels. Gleichz eit ig oder alternativ können Sie zu m CD-Stück die Melo die mitsummen. Achten Sie darauf, da ss Sie die Musik so lan ge begleiten, bis das Stück zu Ende ist. Fokussieren Sie au f die Musik und lassen Sie sich nicht ablenken.

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Kreative Impulse zur Eigen­wahrnehmung und Psychohygiene 

ress“ „Alltag-Routine-St fürs Team) (Das 3 Bälle-Spiel t vor Beginn als spie-

h besonders gu Dieses Spiel eignet sic Teambespre er interdisziplinären lerischer einer zu ein n Abschluss: chung oder als dere n oder ähnlir Ball, ein Glöckche ine kle ein rd wi t tig Benö h den Ball zu Kreis und werfen sic im n ze sit TN e Di . ches mer wieder für „Routine“) wird im t eh (st ll Ba ste er r 1. De rfen, diese der Gruppe zugewo derselben Person in n ist für to gt (Bspw. Au fahre ele tg fes r vo zu rd wi Person und tue es iß genau, wie es geht mich Routine, ich we regelmäßig) den „Alltag“) wird Ton, er symbolisiert 2. Der 2. Ball (oder rgegeben ten Nachbarn weite immer an den direk niger bewieder gleich und we (Der Alltag ist immer ich ins Bad, m Aufstehen, gehe wusst – z.B. nach de putze die Zähne etc.) e Situationen im eint herausfordernd 3. Der dritte Ball m das Glöcknicht vorhersehbar, Alltag („Stress“), er ist mpo an eine wird in erhöhtem Te ll) Ba r De . zw (b en ch richtet beliebige Person ge oll. Wie erleben r Gruppe sind sinnv de in he räc sp ge ch Na und bei Rouonen“, wie im Alltag ati itu sss re „St in h Sie sic tine?



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n Aktives Musikhöre

Sie nichts ganz bewusst. Tun ck tü iks us M ein Hören Sie Sitzposition, stelSie eine bequeme „nebenbei“. Wählen e es für Sie anh in den Raum, so wi len oder legen Sie sic Hörposition wäher wechseln Sie die genehm ist und/od Sie die Augen n Sie mögen, können en W ik. us M r de nd re schließen. hr. An welnamik des Stückes wa Dy die Sie en hm –– Ne en leise? Musik laut, an welch chen Stellen ist die und wo in ihte hören Sie heraus en m tru Ins he elc W –– Sie sie spüren? rem Körper können tiefe Töne voreher hohe oder eher ik us M r de in d Sin –– stechend? de der Musik. besonders auf das En al m ein Sie en ht Ac –– n Schluss? t sie einen markante Ebbt sie ab oder ha und malen Sie paar Stifte zur Hand ein Sie en hm Ne – – t. in die Finger komm zur Musik, was Ihnen

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Kreative Impulse zur Eigen­wahrnehmung und Psychohygiene 

Puls-Atem-R hythmus

Suchen Sie Ih ren Puls am H andgelenk od Sie im Pulstakt er Hals. Klopfe und beginnen n Sie in diesem ... Nach einig Puls zu gehen er Zeit heben . Sie zusätzlich Einatmen un Ihre Arme bei d senken Sie m sie mit dem A usatmen.

ion

Braincrosspercuss

u.a. die Gehirnngen synchronisiert Diese Überkreuz-Übu ken Fuß (auf den mpfen Sie mit dem lin sta nd he Ste . en lft hä ken Hand auf tschen Sie mit der lin kla ), lag ch kts Ta n erste Taktschlag), hten Oberschenkel (2. rec en nd be he er h den sic ), und klatn Fuß (3. Taktschlag te ch re m de it m en den sich stampf r rechten Hand auf de it m d en eß hli sc schen an ktschlag). Halten Oberschenkel (4. Ta erhebenden linken it, gerne auch zu Rhythmus einige Ze Sie diesen 4taktigen t! Wenn Sie die ik. Gar nicht so leich Metronom oder Mus en, Ihr individu, können Sie versuch en ch rrs he be g un Üb hmung und Bafür Ihre Körperwahrne ing gg njo hir Ge es ell lance zu variieren.



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Klein anfang en (und z.B. ein e Minipause n St

utzen) recken Sie d ie Finger bei der Hände au zu wirklichen s (Handfläch Flächen werd en en lassen). Je Daumen kreise tzt lassen Sie n – erst von au d en ßen nach inn beginnen am en (die Daum Zeigefinger u en nd wandern finger und Rin über den Mit gfinger nach te laußen), dann gekehrt: von kreisen Sie um innen nach au ßen. Führen Si nun im Takt u e die Übungen nd Fluss Ihrer Lieblingsmusi k durch.

Die Klangreise

en Sie dazu, usikstück und versuch sm ng bli Lie Ihr Sie ? Was ist Hören gehen. Wo startet Sie zu ise Re e ein f au innerlich ? In ferne Länder, ohin führt die Reise Ihr Heimathafen? W s Songs verspüAn welcher Stelle de zu sonnigen Zielen? kehren? nach Hause zurückzu ren Sie Lust, wieder

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Kreative Impulse zur Eigen­wahrnehmung und Psychohygiene 

Klingende M

inipa

usen Lassen Sie fü r sich in stress igen Momen bereitung au ten oder zur f die Pause ei Vornen Gong er Handysignal) klingen (z.B. und lauschen als Sie ihm jewei nach. Für die ls bis in die St Arbeit im Bü ill e ro bspw. Zur lung lässt sich Dienstplaner eine Schleife st el im Computerm anlegen, in d usikprogramm er jeweils ein oder mehrere 30 Minuten Musikstücke Stille abwech mit seln. Verwen mentane Lieb d et man die mo lingsmusik, zi eht sie die A vom Arbeitsso ufmerksamke g weg – die it M o tivation und lichkeit steig t, sich vorgen Wahrscheinommene Pau Sie gehen bew sen einzuhal usster in die ten. Pause – und der aus ihr her bewusster w aus. ie-



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Die Reise (Spiel im Team)

interdisziplinären

ig um das Finl geht es hintergründ Bei diesem Impulsspie d das Trainieren Entscheidungen un n ve kti lle ko n vo n de it dem Fokus auf fmerksamkeit (z.B. m Au er nd lte ha an n vo linären Teamkreativen, interdiszip an en eib bl an Dr dem prozessen). en Rhythin einem gemeinsam h sic n de fin er m eh nt quasi Die Teiln Reise startet, begin e m sa ein m ge die mus ein – samen Zug. Sozu Hause im gemein mit der Abfahrt von Zwischenstopp für einen individuellen bald ein Teilnehmer einer wieder „einppt das Spiel. Sobald „aussteigen“ will, sto em neuen oder rd die Reise mit ein wi e, ht öc m n“ ige ste zt. Der letzte Rhythmus fortgeset en en ng ga ge ran vo dem r Zug – viele ein ankommende wi s au t ng kli us m Rhyth Länder und mer bis in entfernte eh iln Te ein r nu ist leicht re ig und war aus? Seien Sie mut he frü n ige ste n re die ande spräch. gen Sie ein Nachge

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Kreative Impulse zur Eigen­wahrnehmung und Psychohygiene 

Fingerspitze n

-Ate

m Legen Sie die Fingerkuppen aufeinander, nach, die and alle der Reih eren Finger lo e cker wegstre Kontakt den cken. Bei jed Atem in die R em ichtung verstä spüren. rken und nac h-

ng

u Atem, Puls, Beweg

en Sie ihn ßen und beobacht flie em At n re Ih Sie Lassen Beim Einatmen ht zu beeinflussen); (versuchen Sie, ihn nic en nach hintm haukeln, beim Ausa etwas nach vorne sc obachten und ukelbewegungen be ten. Die eigenen Scha , Ihren Puls am finden. Versuchen Sie ein eigenes Ausmaß mus z.B. mit eiachten und den Rhyth ob be zu k len ge nd Ha obieren Sie diese ung zu verbinden. Pr eg ew kb nic pf Ko r ne ist nicht ganz Kombination aus. Es in en ng gu we Be n beide Dreiertakt, rhythmus eher einem em At r se un da h, einfac fokussiert eiertakt gleicht. Es Zw em ein er eh ls Atmung unser Pu re eigene vertiefte Ih f au it ke am ks er Ihre Aufm und – im Are aktive Entspannung und unterstützt so ein hlen in die Menensiveres sich Einfü beitsalltag – ein int iten dürfen. schen, die Sie begle



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Das Für…Spiel (Spiel im interdiszi

plinären

Team) Vor Beginn (oder am Ende) einer Überga be und/oder eines interdisziplinären Teamgesprächs und je nachdem, ob der Schwerpunkt au f der Fokussierung od er der emotionalen Entspannung liegt, wird ein Song gehört, den eine Mitarbeiterin für ein e andere Mitarbeiter in ausgewählt hat. Schön ist es, wenn au ch hier der Blick und Klang über den Tellerrand gelingt (al so Mitarbeiter aus de r Betreuung für Mitarbeiter aus der Ha uswirtschaft, Ehrenam tle r für Pflegefachkräfte, Pflegefach kräfte für den Hausm eis ter usw. ein Musikstück auswäh len). Die Gründe für die Auswahl müssen nicht genannt we rden, alle dürfen in de r Musik schlicht gemeinsam Zeit teile n und sich tragen las sen. Die Musikauswahl für den Kolle gen drückt Wertschä tzung aus. Das gemeinsame Hören ermöglicht zum ein en das Fokussieren auf ein gemein sames Tun, zum an deren erlaubt die Musik jedem Teilneh mer, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen und so Ab stand zum Alltag zu gewinnen oder aktiv Bewusstwerdun g für das Team zu ge stalten.

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Kreative Impulse zur Eigen­wahrnehmung und Psychohygiene 

l im -Spiel“ (Spie o s re m Im „ Das ) nären Team bergabe auf das interdiszipli ch vor der Ü

er einigen si ythmus mit onotonen Rh Alle Teilnehm m en m sa n lig wird, gemei es zu langwei Klopfen eines em W . h sc Ti on endet auf dem e Improvisati m ihren Stiften sa n ei em g „Stop-Rufen, die mus, den der h dar f „Stop“ ru yt h R en eu „Stopin einen n sich ein neuer is b und mündet e, g n la so Handausdenkt – urch andere d n o fer“ sich nun ti sa vi ro aus, zw. die Imp ch im Team ball“ findet b uschen Sie si Ta . anet s d al an s rs u ve hm lungsabläufe kturierter Rhyt ru st n nd ei u e g ird n ie la lebt w wann und w nd eintönig er u n to n o ei n ts o ss m n als Bewu ung und Ihr genehm, wan m eh rn ah W so Ihre schär fen Sie ationen. u it für Alltagss

Das Erfinder-Spiel (Spiel im interdisziplinären Team oder zu zweit): Ein Spieler trommelt

mit dem Stift oder de n Händen einen Rhythmus auf den Tis ch. Der andere (oder die Gruppe) versucht, diesen zu imitie ren. Dann Rollentau sch. Versuchen Sie, sich vom Spiel spaß dieser Übung zu r anhaltenden und geteilten Aufm erksamkeit leiten zu las sen und nehmen Sie wahr, wann Sie in erlebten Stress ge raten (diese Aufmerksamkeitsfu nktion Ihres Gehirns benötigen Sie in vielfältigen Situatione n des Alltags, z.B. be im Autofahren oder bei der Erstellu ng des Dienstplanes ) 

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Symphonie d

es A

ugenblicks: Gehen Sie zu Hause und/o der in Ihrer Ei Klangsuche. nrichtung au Was können f Si e alles zum Klin Was klingt wie gen bringen und warum an ? ders, wenn Si schiedlichen e es mit unte Materialien b respielen? Entw spaß und Mu ickeln Sie Spie t, Dinge und lSituationen au nelle Art und f unkonventi Weise zu ges otalten.

• „Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt.“ (Leo Tolstoi) •

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Kreative Impulse zur Eigen­wahrnehmung und Psychohygiene 

Nachlese: Tipps zum Einstieg in interdisziplinäre Teambegegnungen Wenn Sie nach diesen emotionalen Geschichten nun Lust bekommen haben – was ich sehr hoffe – , interdisziplinäre Gedanken im Team noch näher an sich heranzulassen, es „einfach mal auszuprobieren“, aber noch nicht genau wissen, wie Sie bestmöglich die Fühler ausstrecken können, um die kreativen Ideen Ihres Teams zusammenzutragen – hier kommen ein paar Ideen zur strukturiert- konzeptionellen Umsetzung:

Einfach anfangen! Sammeln Sie zunächst im Rahmen eines offenen Teamgesprächs, welche unterschiedlichen Mitarbeitergruppen sich für welche Aufgaben und Aufgabenbereiche verantwortlich fühlen. So bündeln Sie die Aufmerksamkeit auf das Thema der Vernetzung (von der Profession ausge­ hend). Was sind die typischen Aufgaben von Pflege/Hauswirtschaft/ Betreuung in Ihrer Einrichtung? Welche Aufgabenbereiche werden von den einzelnen Gruppen eher selten ausgeführt und ausgefüllt? Und selbstkritisch reflektierend: Welche Bereiche werden von wem häufiger aufgeschoben? Visualisieren Sie die Aufgabenbereiche und Professionen sowie deren Reflexionen auf einer Karte/dem Flipchart.



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Von der Multiprofessionalität zur Interdisziplinarität Mischen Sie in einem nächsten Arbeitsschritt die Gruppen und lassen Sie die Teilnehmer nach gemeinsamen Nahtstellen ihres Tuns suchen und diese diskutieren. Wo liegen Schnittmengen der jeweiligen Aufgabenfelder? Wofür fühlen sich die verschiedenen Gruppen verantwortlich jenseits der Darstellung ihrer spezifischen Aufgabenbereiche? Visualisieren Sie die erarbeiteten Punkte am Flipchart.

Der erste Schritt Regen Sie die Teilnehmer an, sich in die jeweils anderen Berufsgruppen einzufühlen. Wofür danken die Mitarbeiter aus der Betreuung der Pflege? Was meint die Pflege sind die größten Herausforderungen für die Mitarbeiter der Hauswirtschaft? Welche Aufgaben können Mitarbeiter aus Betreuung und Pflege/Betreuung und Hauswirtschaft gemeinsam angehen?

Zeit für Visionäre Es ist Zeit für Visionäre: Ermutigen Sie die Mitarbeiter der gemischten Gruppen, sich ihr interdisziplinäres Team im Jahre 2030 vorzustellen. Ihre Einrichtung hat soeben einen Preis für das beste und kreativste interdisziplinäre Team gewonnen, Sie wurden ausgezeichnet – aber wofür? Visualisieren Sie ein Poster, auf dem alle gemischten Gruppen ihre Ideen zusammentragen und überlegen, was sie in der Zukunft auszeichnet, was sie den Award für Ihr individuelles kreatives Miteinander gewinnen lässt.

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Nachlese: Tipps zum Einstieg in interdisziplinäre Teambegegnungen 

Was sich schon heute umsetzen lässt Das „Rumspinn-Plakat“ bringt es an den Tag: Die Kreativität aller Mitarbeiter ist Ihr größter Schatz. Welche Möglichkeiten haben Sie ausgehend von dem Können Ihrer Mitarbeiter, sich in die anderen Berufsgruppen einzufühlen? Was lässt sich ohne großen Aufwand im Team umsetzen und einmal ausprobieren? Diskutieren Sie in den gemischten Kleingruppe und visualisieren Sie auch diesen Arbeitsschritt anhand von Karten oder als Plakat. ZUM ABSCHLUSS: Eine gute Idee passt auf einen „Bierdeckel“ heißt ein geflügeltes Wort. Wieviel Spielspaß in kleinen interdisziplinären Projekten steckt und welche Besonderheiten sie ans Tageslicht bringen, zeigt meines Erachtens auch ein kreatives Projekt, das ich in den Jahren 2016 und 2017 gemeinsam mit meinem Mann für den damaligen Verein Trotzdemenz e.V. in verschiedenen Seniorenheimen umgesetzt habe – und das fast ganz ohne Musik auskommt. „Bewaffnet“ mit Kamera und Mikrofon haben wir Menschen der Einrichtung befragt, was sie zum Thema Demenz zu sagen haben. Dabei hat uns die Wahrnehmung von Menschen mit und ohne Demenz interessiert, die Wahrnehmung der Bewohner gleichsam wie die Wahrnehmung von Mitarbeitern (von der Heimleitung über den Hausmeister bis zum Taxidienst) und Zugehörigen. Entstanden sind kurze Imagefilme voller Lebendigkeit und vielfältigen und individuellen Aussagen, die wir an die Einrichtungen unter dem Slogan „Trotz Demenz“…als Posterkampagne übergeben haben. Ihrer Fantasie in der Entwicklung von kreativen Projekten, die Ihre Ideen zur interdisziplinären Zusammenarbeit bündeln und widerspiegeln, sind keine Grenzen gesetzt.

• „Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die neue Idee durchgesetzt hat.“ (Mark Twain) • 

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Anhang 

Anhang Literatur und Internetlinks Beikirch, E., Nolting, H., Wipp, M.: Dokumentieren mit dem Strukturmodell, Vincentz Network 2017 Friese, A.: Aktivitäten der sozialen Betreuung dokumentieren, Vincentz Network, 2017 Greb-Kohlstedt, B., Kammeyer, U., Rücker, R.: Dokumentation in der Betreuungs­ arbeit, Vincentz Network, 2017 Jasper, B: Mobilität und Bewegung – individuell beschreiben, Vincentz Network, 2016 Jasper, B.: Das Gehirntrainingsbuch, Vincentz Network, 2015 Jasper, B.: Bewegungshäppchen – Alltagsmobilität täglich individuell fördern, ­Vincentz Network 2017 Jasper, B., Willig, S.: Musik bewegt – Mit Evergreens Herz und Hirn aktivieren, Vincentz Network, 2016 Leicht-Eckhardt, E. (Hrsg): Zahncreme auf Spaghetti – Sinn und Sinnlichkeit in der Alltagsgestaltung von Menschen mit Demenz, Verlag Neuer Merkur 2017 Willig, S., Kammer, S.: Mit Musik geht vieles besser – der Königsweg in der Pflege bei Menschen mit Demenz, Vincentz Network, 2012 Weinzierl, B.: Musik wirkt Wunder – Musikalische Begleitung älterer Menschen, ­Singliesl Verlag, 2017



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Internetlinks – Lesenswertes zu Musik, interdisziplinären und innovativen Ideen Deutsche Gesellschaft für Musiktherapie: mehr zu Wirkungsweisen von Musik. www.musiktherapie.de Musikgeragogik als ein möglicher Teil von Alltagsbegleitung: www.musikgeragogik.de Verein Singende Krankenhäuser e.V.: bietet Schulungen zum gezielten Einsatz von Liedern im Krankenhaus und Heimalltag an, Informationen über die heilsamen Wirkungen des Singens: www.singende-krankenhaeuser.de Martina Feulner: interdisziplinäre Grenzgängerin. H wie Hauswirtschaft, Schwerpunkt Alltagsbegleitung www.h-wie-hauswirtschaft.de Thomas Bade: Universal Design e.V., beschäftigt sich mit unterschiedlichen Wohnund Lebensräumen und deren Design www.universal-design.org Jana Glück: Dipl.-Sozialpädagogin (FH) mit Schwerpunkt Systemische Beratung in der Pflege www.janaglueck.com Ralf Roland Oberle: Erziehungswissenschaftler mit Spezialisierung soziale Gerontologie, Geschäftsbereichsleiter bei Apetito consult, Fokus auf Ernährung bei Demenz www.apetito.de Caritas Gießen und das Heim der Franziskanerinnen in Wien: Zwei Beispiele für die Gestaltung von kreativen Filmprojekten im interdisziplinären Kontext: www.caritas-giessen.de, www.heime-franziskanerinnen.at Jörg Plechinger: Filmemacher, Audiovisuelle Kommunikation im Gesundheitswesen, www.joergplechinger.de

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Dank Mein besonderer Dank zu diesem auch für mich besonderen Buch geht an: Den Verlag Vincentz Network unter dem Fachlektorat von Klaus Mencke und Bettina Schäfer, die immer wieder bereit sind, sich auf neue Ideen, Denkweisen und Denkansätze einzulassen, diese im geschriebenen Wort festzuhalten und so neue Kombinationen und Räume zwischen Theorie und Praxis in Teambegegnungen zu schaffen. Den Entscheidern, dem Management sowie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Einrichtungen, für die ich als Coach in interdisziplinären Teams tätig sein darf, beispielhaft sei hier die Unternehmensgruppe Haus des Lebens gGmbH genannt. Den Teilnehmern meiner Seminare, immer bestehend aus einem bunten Strauß an Pflegefachpersonen, Mitarbeiter der Leitungsteams, Alltagsbegleitern, Ehrenamtlichen und Hauswirtschaftskräften, für den lebendigen Austausch, für ihre Geschichten und Erlebnisse, für den Spielspaß und die kreative Umsetzung rund um den gemeinsamen Nenner Musik – trotz und mit allen Ängsten, z.B. der Sorge, nicht singen zu können. Meinem Mann Joerg Plechinger für die audiovisuelle Umsetzung und Kommunikation meiner Ideen und Projekte zu diesem Buch. Meiner Tochter Jara für Verpflegung, der Bereitstellung ihres Zimmers als Rückzugsmöglichkeit während der Manuskripterstellung sowie ihrer Unterstützung als „Zwischenlektorat“ bei der Tippfehlersuche. Last but not least all den Menschen, die ich in meiner fast 20-jährigen Tätigkeit kennenlernen und ein Stück ihres Lebensweges begleiten durfte und die mich mit ihrer Lebenserfahrung, ihren individuellen und ureigenen Gedanken und Klängen reich beschenkt haben. Herzlichst, Ihre Simone Viviane Plechinger

Herborn, im Januar 2018



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Anhang 

Die Autorin Simone Viviane Plechinger (ehemals ­Willig), Dipl.-Musiktherapeutin (FH/DMtG), Neurologische Musiktherapeutin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Dementia Care Mapper, arbeitet im In- und Ausland als Referentin und Coach in der Entwicklung von interdisziplinären Teams in der Pflege. Simone Plechinger ist mehrfache Buchautorin und fühlt sich in ihren Schwerpunktarbeitsbereichen Demenz, Neurologie und Palliative Care zuhause. Sie selbst sagt über ihr Angebot: „Methoden, kleine alltagstaugliche Kniffe, die meiner musiktherapeutischen Profession entspringen und die von Mitarbeitern in Pflege, Medizin, Betroffenen und Zugehörigen gleichermaßen verstanden und eingesetzt werden können, können Sie mit mir erarbeiten und trainieren. Ich freue mich auf IHR Team, Ihre individuellen Konzepte und unsere gemeinsame Entdeckung der interdisziplinären Zusammenarbeit.“ www.simoneplechinger.de



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Unser Tipp

... zum Thema Bewegung

Musik bewegt Mit Evergreens Herz und Hirn aktivieren Bettina M. Jasper, Simone Willig Musik ist wunderbar geeignet, Körper und Geist zu trainieren. Das Autorenduo kombiniert bekannte Melodien mit Bewegungs- und Gedächtnistraining zu vergnüglichen Gruppenstunden. Tipps zur Durchführung runden die Sammlung ab. Auch als eBook (ePub) erhältlich. 2016, 132 Seiten, kart., Format: DIN A4 ISBN 978-3-86630-456-7, Best.-Nr. 831

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Haben Sie schon einmal den Hausmeister Ihrer Pflegeeinrichtung gefragt, was er zum Thema Demenz zu sagen hat und wie er Bewohner mit einer demenziellen Veränderung wahrnimmt? Fällt Ihnen auf, wie stark und wie maßgeblich die engagierten Mitarbeiter der Hauswirtschaft an der täglichen Gestaltung von Atmosphäre auf Ihrer Station beteiligt sind? Es geht um die gemeinsame Haltung aller Beteiligten im stationären Alltag – von der Heimleitung, der Leitung des Sozialen Dienstes bis zum ehrenamtlich Engagierten. Über das Medium Musik führt Autorin Simone Viviane Plechinger (ehemals Willig) Sie als Leitung des Sozialen Dienstes mit Ihrem gesamten Team von der Multiprofessionalität zum interdisziplinären Arbeiten und zu einer kreativen Gestaltung Ihres Pflegeteams. Die emotionalen Fallgeschichten, deren Lösungsansätze und Formulierungsvorschläge können als Schulungsleitfaden und als Diskussionseinstieg in Teambesprechungen dienen. Auch an Ihre „Auszeiten“ hat die Autorin gedacht. Es macht Spaß, in die vorgestellten Übungen einzusteigen, die zeigen, wie sehr unsere Fähigkeit, anderen gegenüber achtsam zu sein, auch von der Achtsamkeit uns selbst gegenüber abhängig ist. ISBN 978-3-74860-134-0