Mittelbare Gasheizung 9783486737363, 9783486737356


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Mittelbare Gasheizung
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 9783486737363, 9783486737356

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MITTELBARE GASHEIZUNG •••• •• ••

VON

FRANZ SCHÄFER

OBERINGENIEUR IN DESSAU

MIT SIEBEN ABBILDUNGEN

MÜNCHEN UND BERLIN 1908 PRUCK UND VERLAG VOM R. OLPENBOU

Mittelbare Gasheizung.1' Von Oberingenieur Franz Schäfer in Dessau.

T T o r etwas mehr als anderthalb Jahren trat ich im »Ge* sundheits-Ing.« 2 ) in einer danach auch als Sonderabdruck 3) herausgekommenen Abhandlung »Muls der Gasbadeofen im Badezimmer stehen?« dafür ein, Gasbadeöfen nicht unmittelbar in den Badezimmern, sondern in anderen, gröfseren, womöglich nicht zum dauernden Aufenthalt von Menschen bestimmten Räumen aufzustellen und sie durch Vorschaltung selbsttätiger Einrichtungen zum An- und Abstellen des Gaszuflusses zu H e i f s w a s s e r a u t o m a t e n umzugestalten und zu Ausgangspunkten von Heifswasserleitungen zu machen, weil dadurch zunächst die Aufstellung der Badeöfen und ihr Anschlufs an einen Abzugskamin erleichtert, dann aber die Bequemlichkeit der Benutzung und vor allem die Zuverlässigkeit und Gefahrlosigkeit des Betriebs wesentlich erhöht wird. Der Vorschlag fand in erfreulichster Weise Beachtung und Befolgung, indem seither fast alle Gasbadeofenfabriken aufser ihren gewöhnlichen Erzeugnissen auch druckfeste Automaten auf den Markt brachten und, soweit mir bekannt, zumeist ') Zuerst veröffentlicht im »Gesundheits-Ingenieur«, Jahrg. 1908, Nr. 3, Seite 33. ») Jahrgang 1906, S. 205 u. ff. ®) Unter dem Titel »Die Warmwasserversorgung ganzer Häuser und einzelner Stockwerke durch selbsttätige Erhitzer mit Gasfeuerung«, im Verlag von R. Oldenbourg, München.

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guten Absatz darin erzielten. Es sind in Deutschland jetzt schon sicher verschiedene tausend Heifswasseranlagen mit Gasfeuerung im Betriebe. Heute möchte ich nun zeigen, d a l s d e r G e d a n k e , die V e r b r e n n u n g des Gases n i c h t u n m i t t e l b a r an d e r S t e l l e o d e r i n d e m R ä u m e v o r z u n e h m e n , wo deren W i r k u n g g e w ü n s c h t wird, a u c h auf e i n e m a n d e r e n A n w e n d u n g s g e b i e t der G a s f e u e r u n g aus denselben Gründen empfehlenswert und mit d e m s e l b e n E r f o l g d u r c h f ü h r b a r i s t , nämlich beider R a u m h e i z u n g in Wohnhäusern, Geschäftslokalen, Kirchen, Sälen usw., und dafs seine Verwirklichung überdies sehr einfache und selbsttätige Aushilfs- und Ergänz u n g s a n l a g e n zu b e s t e h e n d e n o d e r n e u zu e r r i c h t e n d e n Z e n t r a l h e i z u n g e n zu schaffen gestattet. Es ist bekannt, dafs die vor etwa 28 Jahren von Sir William S i e m e n s zuerst ausgesprochene Erwartung, man werde bald nur noch gasförmige Brennstoffe verwenden, nicht in Erfüllung gegangen ist und nach dem derzeitigen Stande der Gaserzeugungstechnik und unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen auch gar nicht in Erfüllung gehen kann. Klarblickende Gasfachmänner haben stets offen eingeräumt, dafs die Gasheizung für dauernd zu erwärmende Räume in der Regel viel teurer zu stehen kommt, als die unmittelbare oder mittelbare Heizung mit Stein- oder Braunkohlen, Koks, Briketts o. dgl., und haben auch stets den Gedanken weit von sich gewiesen, Alleinpächter der Wärmeversorgung unserer Städte zu werden. Nur für gewisse eng begrenzte Gebiete haben sie die Anwendung von Gasheizöfen für zweckmäfsig erklärt, nämlich für alle die Fälle, wo es weniger auf die Betriebskosten, als vielmehr auf stetige Betriebsbereitschaft, schnelle Wirkung, leichte Regulierbarkeit, geringe Raumbeanspruchung oder sonst einen durch die Gasform des Brennstoffs gewährleisteten Vorteil ankommt, z. B. in nicht ständig benützten Räumen, wie Junggesellenwohnungen, Fremdenzimmern, Fest- und Konzertsälen, Kirchen, Klubräumen u. dgl., aufserdem besonders noch zur E r g ä n z u n g v o n Z e n t r a l h e i z u n g s a n l a g e n a l l e r Art. Das letztgenannte Gebiet wird heute, wo fast jedes bessere

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bürgerliche Wohnhaus mit Zentralheizung ausgerüstet wird, als besonders aussichtsvoll betrachtet, da die Erfahrung gelehrt hat, dafs auch die beste Zentralheizung nicht alle Ansprüche an Zuverlässigkeit, Bequemlichkeit und Behaglichkeit zu erfüllen vermag, indem, ganz abgesehen von den Schwierigkeiten der Übergangszeiten, allerlei Störungen und Umstände eintreten können, die das Vorhandensein einer ergänzenden anderen Heizeinrichtung überaus nützlich erscheinen lassen. In all diesen Fällen ist man bisher — von schüchternen und zumeist wenig erfolgreichen Versuchen und kleinen Anlagen für Sonderzwecke abgesehen — in der Weise vorgegangen, dafs man einen Gasheizofen (oder deren mehrere) u n m i t t e l b a r i n d e m zu b e h e i z e n d e n R a u m aufstellte. Diese Lösung ist die zunächstliegende und hat, wenn sie gut und richtig ausgeführt wird, zweifellos manche Vorteile technischer, wirtschaftlicher, praktischer und ästhetischer Art. Leider aber wird sie nicht immer gut und richtig durchgeführt , und dann entstehen allerlei Unzuträglichkeiten, hygienische Bedenken, ja geradezu Gefahren. Man hat längst erkannt, dafs es nicht genügt, das Gas bis zum Ofen hinzuleiten, dafs man vielmehr auch seine V e r b r e n n u n g s p r o d u k t e a b l e i t e n mufs. Die Erfüllung dieser Forderung hat sich jedoch oft überaus schwierig erwiesen, und es sind dann nicht immer einwandfreie Wege gefunden, sondern häufig recht gewagte Dinge gemacht worden. Nicht wenige Explosionen und Brände, sowie Erkrankungen und tötliche Vergiftungen von Menschen sind durch mangelhafte Bauart, verfehlte Aufstellung oder verkehrte Handhabung von Gasheizöfen verursacht worden. Nun besteht zwar die Möglichkeit, die Bauart von Gasheizöfen an sich einwandfrei zu gestalten 1 ), so dafs weder ein Ersticken der Flammen noch ein Austreten unvollkommener Verbrennungsprodukte in den zu beheizenden Raum vorkommen kann, und die dafür gegebenen Regeln werden von den Fabrikanten immer mehr befolgt. Auch werden die von der Gasheizkommission des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern unter Mitwirkung des Herrn Geh. Rate Prof. R i e t s c h e l auf') Vergl. S c h ä f e r , »Hygienische Anforderungen beizangen «, Journal für Gasbeleuchtung, 1905, S. 793.

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an Gas-

gestellten Leitsätze 1 ) und die von Herrn Prof. J u n k e r s Aachen veröffentlichten Vorschläge2) sicherlich viel zur einwandfreien Installation von Gasheizöfen beitragen. In N e u b a u t e n können danach jedenfalls immer gute Vorbedingungen geschaffen werden, sofern schon bei der Projektbearbeitung festgelegt wird, in welchen Räumen Gasheizöfen aufgestellt werden sollen; in bestehenden Gebäuden wird man aber auch künftig noch oft zu regelwidrigen Notbehelfen greifen müssen. Die verkehrte Handhabung von Gasheizöfen kann nicht völlig hintangehalten werden, so einfach und so eindringlich auch die dazu erteilten Anweisungen verfalst sein mögen. In gewissem Grade bleibt daher die Gefahr des Austretens unverbrannten Gases in den zu beheizenden Raum bei jeder unmittelbaren Gasheizung bestehen, auch schon im Hinblick auf das Leckwerden der Gasleitungen. Alle diese U n z u t r ä g l i c h k e i t e n u n d Sch wierigk e i t e n k o m m e n in F o r t f a l l , w e n n m a n d a s G a s a u f s e r h a l b d e s zu b e h e i z e n d e n R a u m e s in e i n e m W a r m w a s s e r - o d e r D a m p f e r z e u g e r v e r b r e n n t , die d a b e i f r e i w e r d e n d e W ä r m e in e i n e m K r e i s l a u f s y s t e m d u r c h W a r m w a s s e r oder Dampf nach der G e b r a u c h s s t e l l e f o r t l e i t e t u n d d o r t in H e i z k ö r pern der b e k a n n t e n B a u a r t e n und A n o r d n u n g e n zur W i r k u n g k o m m e n l ä f s t , mit anderen Worten, wenn man eine m i t t e l b a r e G a s h e i z u n g anlegt. Dadurch wird jede Schwierigkeit in der Abführung der Verbrennungsprodukte ausgeräumt und jede Möglichkeit des Ausströmens von Verbrennungsprodukten oder gar von unverbranntem Gase in Räume, die zum dauernden Aufenthalt von Menschen dienen, unterdrückt. Obendrein wird eine einfache und zuverlässige selbsttätige Regelung der Wärmeabgabe und des Gasverbrauchs, sowie der grofse hygienische Vorteil der Zu g ä n g l i c h k e i t a l l e r w ä r m e a b g e b e n d e n F l ä c h e n ermöglicht.3) ») Vergi, ds. Zeitschrift, 1907, 8. 401. ') Vergi, die Broschüre »Über Abführung der Abgase bei Gasöfen«, erhältlich bei Junkers & Co. in Dessau. ') Bei den weitaus meisten Bauarten yon Gasheizöfen können die wärmeabgebenden Flächen nicht abgestäubt, geschweige denn

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Dieser Vorschlag ist nun nicht gerade völlig neu; man findet ihn vielmehr in der Literatur und in Patentschriften aus älterer Zeit wiederholt erwähnt, zuweilen ist er wohl auch schon ausgeführt worden, z. B. in Pflanzenhäusern in England. Er hat aber in der jüngsten Zeit, und zwar in der Zentralwerkstatt der Deutschen Continental-Gas-Gesellschaft in Dessau, hauptsächlich durch deren Obermeister Fr. Mucke, eine so gründliche und so vielseitige Durchbildung erfahren, dafs er heute in viel umfassenderem Mafse und mit viel besserem Erfolg verwirklicht werden kann als bisher. Deshalb dürfte eine eingehende Besprechung der vorliegenden neuen Formen und Möglichkeiten an dieser Stelle vielen willkommen sein. Die Firma benutzt bei den von ihr durchgebildeten »Gasfernheizungen« entweder W a s s e r oder (Niederdruck) D a m p f als Zwischenträger der Wärme und schafft damit sowohl s e l b s t ä n d i g e , wie nur e r g ä n z e n d e Heizanlagen. Der für mittelbare Gasheizung bestimmte W a r m wassererzeuger (Abb. 1, S. 8) ist ein aus starkem Kupferblech hergestellter kleiner stehender Feuerröhrenkessel von kreisrundem Querschnitt; er ist mit einem herausschwenkbaren Gasbrenner Gr, einem Wasserausgangsstutzen A, einem Rücklaufstutzen E, einem von Hand zu betätigenden Gasabsperr- und Regulierhahn H und einem selbsttätigen Regler R versehen. Der Brenner arbeitet mit leuchtenden Flammen; er mufs zum Anzünden aus dem Kessel herausgeschwenkt werden; eine Sperrvorrichtung verhindert vorher das Aufdrehen des Gashahns H. Der selbsttätige Regler R besteht aus einem mit dem Kesselinhalt verbundenen Gehäuse, worin eine mit leichtsiedender Flüssigkeit gefüllte Federdose liegt, deren Bewegung auf ein in das Gasrohr eingebautes Kegelventil übertragen wird. Den festen Stützpunkt der Federdose bildet eine Stellschraube, durch deren Ein- oder Auswärtsdrehung die Temperatur, bei welcher das Kegelventil geschlossen wird, innerhalb gewisser Grenzen (von etwa 50° bis etwa 90°) willkürlich verändert werden kann). Warmwassererzeuger abgewaschen werden, so daTs aller Staub, der sich den Sommer über darauf absetzt, beim ersten Anheizen unter Entwicklung abelriechender Dünste gertfstet wird, was zu dem Vorurteil geführt hat, schlechte Gerüche seien bei der Gasheizung unvermeidlich.

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dieser Art werden bis jetzt in fünf Gröfsen gebaut, deren kleinste nur 40 cm Höhe und 14 cm Durchmesser aufweist und in der Stunde 0,6 cbm Gas zu verbrennen vermag, während die gröfste etwa 80 cm hoch und 32 cm breit ist und 4 cbm gröfsten Gasverbrauch hat. Dafs die Kesselchen trotz ihrer zwerghaften Abmessungen verhältnismäfsig grobe Gasmengen mit sehr guter Ausnutzung zu verbrennen gestatten, ist durch den Einbau von Heizrippenkörpern in die Feuerröhren ermöglicht. Die zwei kleinsten Modelle sind nicht mit Selbstreglern versehen, da sie nur e i n e n Radiator zu speisen vermögen, der dann ohne Absperr- und Drosselhahn in den Kreislauf eingeschaltet werden muls und dessen Wärmeabgabe durch entsprechende Einstellung des Gashahns am Warmwassererzeuger geregelt wird. Die gröfseren Modelle dagegen gestatten den Einbau von Drosselventilen vor jedem einzelnen Heizkörper und die völlige Ausschaltung eines oder mehrerer oder aller Heizkörper und regeln dabei selbsttätig den Gas verbrauch genau nach der jeweiligen Wärmeabgabe. Bei plötzlicher Fig. 1. Desnaner Warmiransererzengtr Ausschaltung aller angeschlossenen für mittelbare Gasheizung. Heizkörper setzen sie den Gasverbrauch fast sofort auf das zur Warmhaltung des Kesselinhaltes erforderliche geringe Quantuni herab. Das Anheizen dauert nur wenige Minuten, da die Flammen sofort mit voller Kraft brennen. Der D a m p f e r z e u g e r für mittelbare Gasheizung (Abb. 2) ist ebenfalls ein Feuerröhrenkessel mit herauBschwenkbarem Gasbrenner und Hahnsicherung und unterscheidet sich von dem Warmwassererzeuger nur durch die andere Bauart des selbsttätigen Reglers. Dieser besteht aus einem geschlossenen Schwimmergefäfs S, welches durch Röhren mit dem Wasserund mit dem Dampfraum des Kessels und ferner durch ein

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Rohr R mit dem offenen Ausdehnungsgefäß A verbunden ist, und einem darin auf und ab beweglichen Schwimmer, dessen Bewegungen durch einen Winkelhebel auf ein in die Gasleitung eingebautes Kegelventil übertragen werden. Das

Fig.

Dessaner Dampferzeuger für mittelbare Gasheizung.

Schwimmergefäfs ist mit einem Wasserstandsschauglas versehen, der Kessel mit einer Überlaufschraube, so dafß er nicht über eine gewisse Marke hinaus gefüllt werden kann; das mit Trichter und Hahn ausgestattete Wassereinfüllrohr W mündet in das Schwimmergefäfs. Die Einrichtung wirkt in der Weise, dafs der Schwimmer nach Einfüllung von Wasser bis zur Marke das Gasventil zunächst voll geöffnet hält, es aber bei durch Verdampfung sinkendem Wasserstande langsam drosselt und bei etwa auftretendem Dampfdruck, der

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Ctrundri &. Fig. 3.

Mittelbare Gasheizung eines Zimmers von einem Im Korridor stellenden Warmvassererzeuger ans.

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das Wasser aus dem Kessel und dem Schwimmergefäis in das Ausdehnungsgefäis hinaufdrückt, sofort völlig schliefst, so dafs nur noch eine ganz kleine Zündflamme weiterbrennt. Die Schwimmeranordnung löst also vier Aufgaben zu gleicher Zeit: Sie gestattet die Ingangsetzung erst dann, wenn der Kessel ordnungsmäfsig mit Wasser gefüllt ist; sie regelt den Gasverbrauch genau entsprechend der Wärmeabgabe, schliefst bei etwa eintretendem Wassermangel das Gasventil und wirkt aufserdem bei etwa eintretendem unzulässigem Dampfdruck als Sicherheitsventil. Dampferzeuger dieser Art werden vorläufig in drei Gröfsen gebaut, von 90 cm Höhe und 2ü bzw. 32 cm Durchmesser, für 21/a bzw. 4 oder 6 cbm stündlichen Gasverbrauch bei voller Beanspruchung. Sie liefern binnen vier bis höchstens fünf Minuten nach dem Anzünden Dampf und bedürfen während des Betriebes ebensowenig einer Überwachung oder Bedienung, wie die Warmwassererzeuger; es ist nur nötig, von Zeit zu Zeit (etwa alle vier Wochen) Wasser nachzufüllen. Gröfsere Modelle befinden sich in Vorbereitung. Mit Hilfe solcher Warmwasser- oder Dampfkesselchen werden nun s e l b s t ä n d i g e mittelbare Heizanlagen in der Weise ausgeführt, dafs in den zu beheizenden Räumen Radiatoren, Rippenheizkörper oder Rohrschlangen bekannter Art und Gröfse an den üblichen Stellen (z. B. in den Fensterbrüstungen) aufgestellt und durch Rohrleitungen mit den in irgendeinem Neben- oder darunter liegenden Kellerraum installierten Kesselchen verbunden werden. Die Abbildung 3 zeigt beispielsweise die Anordnung eines Radiators in einem Zimmer und des dazu gehörigen Warm wasserkesselchens in dem davor liegenden Korridor, eine Ausführung, die stets dann am Platze ist, wenn im Zimmer selbst kein Schornstein erreichbar ist (Hotelzimmer, geschlossene Veranden, Pförtnerstuben u. dgl.). Abbildung 4 veranschaulicht eine gröfsere Anlage mit einem Warm wassererzeuger und drei Heizkörpern in demselben Geschofs, Abbildung 5 eine Anlage mit Dampferzeuger im Keller und je zwei Heizkörpern im Erd- und Obergeschofs. Diese Anlagen können als k l e i n e Z e n t r a l h e i z u n g e n m i t G a s f e u e r u n g bezeichnet werden und sind u. a. überall da anwendbar, wo für eine Zentralheizung

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mit Koksbrand die notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt sind, z. B. in niedrigen Häusern, wo die nötige Schornsteinhöhe fehlt oder in Kirchen und anderen Gebäuden, denen man aus ästhetischen Rücksichten keinen Schornstein geben darf. Da die gröfsten bis jetzt geschaffenen Kesselmodelle nur etwa vier bis höchstens fünf Heizkörper normaler Gröfse gleichzeitig voll zu betreiben gestatten, mufs man zur Heizung grolser Räume, wie Kirchen, ihrer mehrere aufstellen, und zwar entweder nebeneinander, in das nämliche Kreislaufsystem arbeitend, oder (was zumeist besser sein wird) getrennt, jedes mit seinem eigenen Kreislauf, wodurch gewöhnlich bedeutende Ersparnisse an Leitungskosten erzielt werden. Als Aufstellungsort für die Kesselchen kommt in VVohngebäuden bei Stockwerksheizungen aufser Korridoren, Vorzimmern, Kleiderablagen o. dgl. hauptsächlich die Küche oder das Klosett in Betracht, sonst vornehmlich irgendein Kellerraum, wo Anschlufs an ein Abzugsrohr möglich ist. Die A n l a g e k o s t e n einer solchen mittelbaren Gasheizung werden sich zumeist e t w a s h ö h e r stellen, wie die Kosten der Anschaffung und Aufstellung der entsprechenden Anzahl von Gasheizöfen der meistgebräuchlichen Art. Nur in Fällen, wo für die Ableitung der Abgase gewöhnlicher Gasöfen erhebliche bauliche Veränderungen vorgenommen werden müfsten, kann die »Gaßfernheizung« dann und wann billiger zu stehen kommen. Im übrigen jedoch werden ihre anderen Vorteile den Ausschlag geben müssen, vor allem die grofse Freiheit in der Platzwahl für die Heizkörper (Gasheizöfen kann man z. B. nicht in Fensternischen unterbringen), die bedeutende Raumersparnis (ein Gasofen mit 4 cbm stündlichem Gasverbrauch ist zumeist ein recht ansehnlicher Kasten), die Möglichkeit, in einem gröfseren Raum (Laden, Festsaal) mit nur e i n e m erreichbaren Schornstein mehrere Heizkörper aufzustellen und dadurch eine gleichmäfsigere Erwärmung zu erzielen, die hygienische Überlegenheit und die Sicherheit vor Gas- und Abgasausströmungen in die zu beheizenden Räume. An Verwendungsgebieten wird es daher nicht fehlen! Der N u t z e f f e k t einer mittelbaren Gasheizung ist unzweifelhaft ebenso hoch, wie derjenige der besten Gaeheizöfen. Die Warmwasser- bzw. Dampfkesselchen machen nämlich in

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Fig. 5.

Mittelbare Gasheizung In einem mehrgeschossigen H a u e Ton einem im K e l l e r stehenden Dampferzenger ans.

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folge ihrer grofsen, aber auf kleinem Räume zusammengedrängten Wärmeaustauschflächen bei vollem Betrieb rund 9 0 % , bei etwas schwächerer Beanspruchung sogar noch etwas mehr von der Verbrennungswärme des Gases nutzbar, und Leitungsverluste kommen in den meisten Fällen überhaupt nicht in Frage. Infolge der ausgezeichnet wirksamen selbsttätigen Regelung wird allenthalben bei mittelbarer Gasheizung w e n i g e r G a s verbraucht werden, als bei unmittelbarer, die keine so empfindliche Selbstregelung zuläfst. Nach alledem darf man schon den selbständigen »Gasfernheizungen« einen guten Erfolg in Aussicht stellen. Weit gröfsere Bedeutung wird jedoch denjenigen Anlagen zuerkannt werden, die zum Einbau in die Rohrleitungen und dadurch zur E r g ä n z u n g v o n Z e n t r a l h e i z a n l a g e n bestimmt sind. Wird doch nicht nur von Benutzern, sondern auch von Erbauern von Zentralheizungen aller Art das Vorhandensein einer Aushilfsheizung für die Übergangszeiten und für den Fall irgendeiner Betriebsstörung oder ausbleibender Brennstoffzufuhr als überaus erwünscht, ja als unentbehrlich bezeichnet. In der Abhandlung »Das Gas im bürgerlichen H a u s e « h a b e ich hierauf hingewiesen und gezeigt, wie man in Neubauten eine Hilfsheizung mittels Gas anlegen soll und kann, indem man von vornherein alles vorsieht, was nach Vollendung des Rohbaues zur Aufstellung von Gasheizöfen oder Gaskaminen in den hauptsächlichen Aufenthaltsräumen notwendig ist. Zweifellos kommt so die ästhetisch schönste und für den Gebrauch praktischste Lösung der Aufgabe zustande, denn ein Gaskamin wirkt dekorativ und beim Betrieb traulich anheimelnd, und es ist nichts bequemer, als ihn unmittelbar im Räume selbst zu haben. Aber diese Art der Aushilfsheizung ist ziemlich kostspielig und in bereits vorhandenen Gebäuden häufig gar nicht oder nicht einwandfrei ausführbar. D e r E i n b a u e i n e s H i l f s k e s s e l c h e n s m i t G a s h e i z u n g i n den K r e i s l a u f e i n e r D a m p f - o d e r Warmwasserheizung ist h i n g e g e n jederzeit und überall und mit geringen Kosten möglich. *) Vergl. »Deutsche Bauzeitung«:, 1906, 8. 605, oder den im Verlag von R. Oldenbourg in München erschienenen Sonderabdruck.

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Die Abbildung 6 zeigt, in wie einfacher Weise eine Warmwasserheizung durch mittelbare Gasheizung zu ergänzen ist. Es wird in der Nähe des guis- oder schmiedeisernen, mit Koks geheizten Hauptkessels ein Warmwasserkeseelchen der oben beschriebenen Bauart aufgestellt und mit der Steigund der Rücklaufleitung verbunden. Die auf dem Bilde angegebenen beiden Ventile in den Verbindungsröhren dienen lediglich dazu, das Kesselchen behufs etwa einmal erforderlicher Ausbesserung abnehmen zu können, ohne erst das ganze System entleeren zu müssen. Sonst bleiben sie stets geöffnet und bedürfen keiner Bedienung Eine solche Ergänzungsanlage schafft folgende Annehmlichkeiten: Tritt einmal, wenn der Hauptkessel noch nicht oder nicht mehr im Betrieb ist, plötzlich kühles Wetter ein, so braucht man nur den Gashahn aufzudrehen und den Brenner anzuzünden, worauf binnen wenigen Minuten die Wärmeabgabe an den Heizkörpern beginnt. Die Aushilfsheizung gestattet daher, in den Übergangszeiten den Hauptkessel erst später in Betrieb und früher aufser Betrieb zu setzen, als sonst nötig oder zulässig wäre. Ist aber der Hauptkessel mit Koksfeuerung in Dauerbrand gesetzt, so bleibt das Hilfskesselchen so lange aufser Funktion, als die Warmwassertemperatur hinreichend hoch ist, es schaltet sich aber selbsttätig ein, sobald aus irgendeinem Grunde die Temperatur mehr als zulässig zurückgeht, arbeitet also dem weiteren Sinken entgegen. Dies erweist sich besonders wertvoll bei Anlagen, deren Koksvorrat im Füllraum bei einigermafsen kräftigem Betrieb nicht eine ganze Nacht hindurch ausreicht, bei denen also gerade während strenger Kälte eine starke Abkühlung in den frühen Morgenstunden einzutreten pflegt. Wenn gar einmal das Koksfeuer völlig erloschen und nicht alsbald wieder in Gang zu bringen ist oder wenn sich die Koksanfuhr verzögert, so gibt die kleine Aushilfsheizung allein arbeitend die Möglichkeit, wenigstens in einem Teile des Hauses, in zwei bis vier Räumen, eine behagliche Wärme zu erhalten. Es ist übrigens nicht unbedingt notwendig, das Hilfskesselchen in der Nähe des Hauptkessels aufzustellen. Man kann es vielmehr auch an anderen Stellen einbauen, beispielsweise im oberen Geschofs oder im Seitenflügel eines Hauses.

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Nur beschränkt sich dann die Wirkung der Aushilfsheizung auf die hinter der Einbausteile oder kurz vor ihr eingeschalteten Heizkörper und kommt nicht der ganzen Anlage zugute. Für weitverzweigte Heizungen, die sich in ihren äufsersten Ausläufern bei schroffer Kälte nicht völlig ausreichend erweisen, wird sich die Anordnung des Hilfsk esselchens in dieser Weise empfehlen. Ein Schema für die Anordnung einer mit D a m p f arbeitenden Hilfsanlage zeigt die Abbildung 7. Auch hier ist das Hilfskesselchen nahe beim Hauptdampfkessel aufgestellt. Aus Rücksicht auf die selbsttätigen Regler beider Dampferzeuger ist es jedoch nicht angängig, beide Kessel gleichzeitig zu betreiben; es kann vielmehr stets nur der eine arbeiten , und der andere mufs währenddessen durch die in die Dampf- und die Rücklaufleitung eingebauten Ventile abgeschaltet werden. Vielfach wird man die vier einzelnen Ventile durch zwei gekuppelte Dreiweghähne ersetzen und so die Umschaltung von einem Kessel auf den anderen erheblich vereinfachen können. Bemerkt sei schlieislich noch, dafs es sich nicht empfiehlt, die Abgase der Hilfskesselchen in den für den Hauptkessel angelegten Schornstein zu leiten. Es ist besser, wenn man sie in den Lüftungsschlot des Heizraums oder auf irgendeinem kurzen Weg direkt ins Freie abführt. Solche HilfBanlagen mit Dampfkesselchen können u. a. bei mit Auspuffdampf betriebenen Heizanlagen, wo vor Beginn des Betriebs gewöhnlich nicht geheizt werden kann und daher namentlich am Montag Vormittag die Räume kalt zu sein pflegen, gute Dienste leisten. Die A n l a g e k o s t e n derartiger Aushilfs- und Ergänzungskesselchen mit Gasfeuerung sind im Verhältnis zu den Kosten der gesamten Heizungsanlage und namentlich im Verhältnis zu den grofsen Annehmlichkeiten sehr mäfsig. Die Preise der Kesselchen bewegen sich nämlich nur zwischen 160 und 450 J l . Ihr Einbau ist bei bestehenden Heizungsanlagen fast immer mit geringem Arbeits- und Geldaufwand möglich, bei neuen Anlagen überaus leicht und billig. Zweifellos erfordern andere Aushilfsheizungen, etwa mit Gas-

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oder Kachelöfen in einigen Zimmern, erheblich höhere Aufwendungen und beanspruchen auch weit mehr Raum. D u r c h d i e , wie e r s i c h t l i c h , s c h o n r e c h t v i e l gestaltige A u s b i l d u n g und E r p r o b u n g der mittelb a r e n G a s h e i z u n g i s t s o m i t e i n g u t e r S c h r i t t vorw ä r t s g e t a n u n d d a s A n w e n d u n g s g e b i e t d e r gasf ö r m i g e n B r e n n s t o f f e w i e d e r u m ein b e d e u t e n d e s Stück erweitert worden. T e c h n i s c h e Schwierigkeiten, praktische, hygienische und finanzielle B e d e n k e n , d i e b i s h e r so v i e l f a c h h e m m e n d w i r k t e n , s i n d a u s dem Wege g e r ä u m t . Möge d a r u m in ausg e d e h n t e m Maiee von den n e u e n M ö g l i c h k e i t e n Gebrauch gemacht werdenl

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