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German Pages [304] Year 2019
IMPRESSUM Dieses E-Book ist ein Verlagsprodukt, an dem viele mitgewirkt haben, insbesondere: Lektorat Juliane Neumann Korrektorat Alexandra Müller, Olfen Herstellung E-Book Vera Brauner Covergestaltung Mai Loan Nguyen Duy Coverfoto Nora Scholz Satz E-Book weiss.design/zienke.design Stefan Zienke
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-8362-6990-2
1. Auflage 2020, 1., korrigierter Nachdruck 2020 © Rheinwerk Verlag GmbH, Bonn 2020 www.rheinwerk-verlag.de
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, mit Porträtfotos können Sie Lebensgeschichten erzählen, Emotionen wecken und den Betrachter neugierig machen. Doch wie gelingt ein gutes Porträt? Die fünf Autoren dieses Buches fotografieren Menschen auf ganz unterschiedliche Weise, doch sie sind sich einig: Die wichtigste Voraussetzung ist die vertrauensvolle Kommunikation zwischen Fotograf und Modell. Denn wenn sich der Mensch vor der Kamera wohlfühlt, können seine Charakterzüge auf dem Bild sichtbar werden. Zu diesem wichtigen Aspekt werden Sie deshalb an mehr als einer Stelle im Buch Informationen und Tipps finden. Damit Sie eine Fülle an Inspiration und Bildideen für Ihre Porträtaufnahmen erhalten, prä sentieren Ihnen die Autoren auf den folgenden Seiten die große Bandbreite dieses Genres und zeigen ihre besten Aufnahmen. Von natürlichen Porträts über Charakterporträts bis zu Paaraufnahmen ist alles dabei. Zu jedem Bild erfahren Sie die Entstehungsgeschichte: Wie war die Bildidee, wie lief das Shooting ab, und wie wurde das Modell ausgeleuchtet? Lichtskizzen veranschaulichen das Setup und machen Ihnen das Nachfotografieren leicht. Die Grundlagenexkurse am Ende jedes Kapitels vermitteln Ihnen von den Foto-Basics über die Shooting-Planung bis zur Porträtretusche außerdem das nötige Hintergrundwissen für die Porträtfotografie. Nutzen Sie dieses Buch, um sich Anregungen für Ihre eigenen Bilder zu holen, kreative Tech niken kennenzulernen und mit den vielen praktischen Tipps schon bald bessere Fotos zu machen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und bei Ihren nächsten Porträt-Shootings! Sollten Sie Anregungen oder Fragen zu diesem Buch haben, so freue ich mich, wenn Sie mir schreiben.
Ihre Juliane Neumann Lektorat Rheinwerk Fotografie [email protected] www.rheinwerk-verlag.de Rheinwerk Verlag • Rheinwerkallee 4 • 53227 Bonn
NATÜRLICHE PORTRÄTS 009 Vorwort
017 Natürlicher Rahmen
010 Einführung
018 Ein Meer aus Blüten 021 Aussichtstempel
293 Die Autoren
023 Unverhofft kommt oft
299 Wer ist wo
025 Auf dem Dach
300 Index
026 Exkurs: Brennweiten für Porträts 029 Shades of Red 030 Ein Lifestyle-Bild 032 Fake Sun 035 Blütentraum 036 Neues wagen 038 Exkurs: Available Light 043 Das Modell im Zentrum 044 Der richtige Moment 047 Kirschblüten-Shooting 048 Farbakzente
051 Tagtraum 052 Die Schönheit der Unschärfe 054 Mit der Offenblende spielen 057 Vintage-Look 058 Herbstfarben 060 Jenseits der Schönwetterfotografie 063 Im Café 064 Exkurs: Foto-Basics
CHARAKTERPORTRÄTS
FANTASIEVOLLE PORTRÄTS
071 Künstler im Porträt
101 Projektion
074 Der Schriftsteller
102 Behind the Canvas
138 Auf Grün gebettet
077 A Man’s World
105 Mehl-Shooting
140 Die Vision
078 Das Street-Porträt
106 Über dem Nebel
143 Der Kurzurlaub
080 Warmes Licht
108 Wie Dornröschen
144 Die Zeitreise
082 Geheimnisvoll
111 Shooting im Wasser
147
085 Eine Reportage fotografieren
112 Mit einer Lichterkette spielen
148 Eine traurige Elfe
089 Bildhauer bei der Arbeit
114 Die Balletttänzerin
092 Drama mit Rembrandt
117 Schnee im Sommer
094 Exkurs: Schwarzweiß
119 Blumengarten 120 Durch Wolken treiben 123 Freelensing 124 Die doppelte Tänzerin 126 Loop-Licht 129 Blütenbad 131 Lichtspiele 132 Exkurs: Licht im Studio
BEAUTY- UND FASHIONPORTRÄTS
Frühlingserwachen
150 Eine Geschichte erzählen 153 Viel hilft manchmal viel 156 Mit Farben arbeiten 158 Exkurs: Ein Shooting planen
SINNLICHE PORTRÄTS
KLASSISCHE PORTRÄTS
PAARE UND GRUPPEN
168 Vertrauen aufbauen
208 Natürlich schön
234 Bandformation
171 Abseits des Weges
211 Lichtsetzung nach Roger Deakins
237 Was sich liebt, das neckt sich
215 Augen betonen
238 Huckepack
216 Mischlicht
241 Ein Tag am Fluss
177 Zusammenspiel
219 Der Zufall
242 Im Wasser
178 Auf dem Kopf
221 Durch die Scheibe
245 Auf dem Parkdeck
180 Mein bester Freund, der Stuhl
222 Licht und Schatten
246 In Bewegung
225 Modellieren mit Streiflicht
249 Der Antrag
226 Exkurs: Porträts bewusst gestalten
250 LifestylePaar-Shooting
172 She’s like the Wind 174 Den richtigen Moment einfangen
183 Sinnliches Home-Shooting 186 Perspektivwechsel 189 Wie der Anschnitt die Bildwirkung beeinflusst 190 Gemeinsam wachsen 194 Purer Ausdruck 197 Fensterlicht 198 Eine Location – drei Looks 200 Exkurs: Posing
255 Eine Pose, zwei Bilder 256 Ein gefühlvolles Paarfoto 258 Exkurs: Porträtretusche
AUFNAHMEDATEN Zu jedem Bild werden die wichtigsten technischen Aufnahmedaten angegeben – Kameramodell, Brennweite, Blendenöffnung, Belichtungszeit und ISO-Wert. Diese Angaben können Sie als Orientierung für Ihre eigenen Bilder nutzen.
SCHWIERIGKEITSGRAD Zu jedem Bild erfahren Sie, wie anspruchsvoll die Umsetzung der Aufnahme war. Dazu werden die Bilder in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilt:
SCHWANGERE, BABYS UND KINDER 266 An der Hauswand 269 Hannes zieht aus 270 Im Kornfeld
Schwierigkeitsgrad 1: geringer Aufwand, kein Zusatzequipment Schwierigkeitsgrad 2: erhöhter Aufwand, technisch anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad 3: hoher Aufwand, künstliches Licht und/oder umfassende Bildbearbeitung
SKIZZE DES LICHT-SETUPS Lichtskizzen veranschaulichen die verwendeten Lichtformer und eventuell eingesetzte Lichtlenker wie Reflektoren oder Styroporplatten. Zusätzliche Hilfsmittel sind direkt an der Lichtskizze beschriftet.
272 Spaß im Herbst 275 Familien-Posing
Aufsteckblitz
Octabox mit Wabe
279 Es muss nicht immer Farbe sein
Beautydish
Softbox
280 Familienglück
Normalreflektor
Softbox mit Wabe
283 Ich bin jetzt eine große Schwester
Normalreflektor mit
276 Ein neuer Lebensabschnitt
284 Schlafende Schönheit
Wabe Octabox
f 10
286 Exkurs: Selbstvermarktung
Striplight Striplight mit Wabe
LISA HAFENEGER
JULIUS ERLER
FELIX RÖSER MAEDEH AMINI
NORA SCHOLZ
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VORWORT Vielleicht halten Sie dieses Buch in den Händen, weil Sie neu in die Porträtfotografie einsteigen möchten und nicht wissen, wie Sie beginnen können. Oder Sie fotografieren bereits seit einiger Zeit und suchen nun nach Inspiration und neuen Ideen, um Ihre Bildsprache auf die nächste Stufe zu bringen. Ob Einsteiger, Hobbyfotograf oder Fortgeschrittener: Dieses Buch bietet Ihnen durch fünf unterschiedliche Fotografen ein buntes Spektrum an Bildideen, Hintergrundwissen und hilfreichen Tipps für Ihre Fotos. Lernen Sie, wie Sie selbst solche oder ähnliche Bilder fotografieren und inszenieren können. Verbessern Sie Ihre Bilder, indem Sie uns über die Schulter schauen und neue Wege des Fotografierens kennenlernen. Zu jedem Bild wird Ihnen in kurz gehaltenen Texten fotografisch-technisches und bildgestalterisches Know-how vermittelt, sodass Sie ganz einfach auch selbst ein ähnliches Bild umsetzen können. Damit für jeden etwas dabei ist, werden Fotografien aus unterschiedlichen Bereichen der Porträtfotografie gezeigt und beschrieben. So lernen Sie nicht nur, ausdrucksstarke Einzelporträts zu erstellen, sondern auch, wie Sie Liebespaare und größere Gruppen in Szene setzen können. Anhand unterschiedlicher Exkurse werden wir Ihnen die Möglichkeit bieten, Ihr Wissen zu vertiefen. So lernen Sie zum Beispiel, welche Brennweiten für Porträtaufnahmen am besten geeignet sind oder wie Sie mit Licht im Studio arbeiten können. Außerdem erfahren Sie, wie Sie Ihre Shootings optimal vorbereiten und eine angenehme Atmosphäre schaffen. Machen Sie Ihre Liebe zur Fotografie nicht vom Equipment abhängig, denn mit wenigen Mitteln und einer guten Vorbereitung können Sie schöne Porträts fotografieren können. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude und Erfolg mit diesem Buch! Maedeh Amini, Julius Erler, Lisa Hafeneger, Felix Röser und Nora Scholz
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EINFÜHRUNG Was bedeutet das Wort Porträt? Im klassischen Sinne wird
Es gibt viele Möglichkeiten, um die eigenen fotografischen
darunter die bildliche Darstellung einer Person verstanden.
Fähigkeiten voranzubringen. Dieses Buch gibt Ihnen die
Man könnte also meinen, dass das Wort Porträt »Gesicht«
Möglichkeit, zu jeder Zeit die gewünschte Seite aufzuschla-
oder »Abbild« bedeuten könnte. Es kommt jedoch von dem
gen und darin nach passenden Antworten und Inspiration
lateinischen Wort protrahere und bedeutet »hervorziehen;
zu suchen. Zusätzlich können Sie Workshops besuchen,
ans Licht bringen«. Es ist berechtigt, wenn Sie sich nun fra-
wenn Sie zum Beispiel ein ganz spezifisches Thema ver-
gen, wie diese Bedeutung mit dem uns bekannten, klassi-
tiefen möchten. Hier haben Sie außerdem die Möglichkeit,
schen Porträt eines Menschen zusammenhängt.
sich zu vernetzen und dem Fotografen hautnah Fragen zu
Ein Porträt ist nicht nur einfach ein Foto oder Gemälde ei-
stellen. Außerdem können Sie sich Feedback von Freun-
ner Person. Es kann vielmehr die Charakter- und Wesens-
den, Kollegen oder anderen Fotografen einholen, die Ihnen
züge des Porträtierten »ans Licht bringen«. Zudem können
konstruktive Kritik geben, damit Sie sich verbessern kön-
Sie mit einem Porträt ganz unterschiedliche Informationen
nen. Haben Sie keine Angst, Fehler zu machen, denn Angst
vermitteln. Sie können eine Person interpretieren, indem
bremst die Kreativität.
Sie Charakterzüge »hervorziehen« und diese andeuten, karikieren oder übersteigern. Auf diese Weise können Sie mit
WENN ICH DOCH NUR DIESE KAMERA HÄTTE ...
Ihren Porträtaufnahmen Geschichten erzählen.
Vielleicht fallen Ihnen viele Gründe ein, warum Sie mit der Porträtfotografie nicht beginnen können. Möglicherweise
ÜBUNG MACHT DEN MEISTER Wie heißt es so schön?
denken Sie, dass Sie keine guten Bilder machen, weil Sie
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Seien Sie
nicht die richtige Kamera haben. Darauf kommt es aber gar
nicht streng mit sich selbst, und erwarten Sie nicht, dass
nicht an.
Sie innerhalb eines Tages alles fehlerfrei umsetzen können.
Jede Kamera ist besser als gar keine. In der Fotografie ist es
Fotografieren ist ähnlich wie Autofahren. Erst wenn Sie
wichtig, dass Sie zunächst lernen zu sehen und einen Blick
sich hinter dem Steuer wohlfühlen, können Sie Ihre Auf-
dafür bekommen, wie Sie Ihre Bilder interessant gestalten
merksamkeit auf Ihre Umgebung richten.
können. Wenn Sie das beherrschen, können Sie anschlie-
Das Geheimnis? Es existiert keines. Sie müssen üben, üben,
ßend über neues Equipment nachdenken. Vielleicht macht
üben. Haben Sie Freude, neue Dinge auszuprobieren, und
dieser Vergleich es deutlich: Wer noch nie Gitarre gespielt
feilen Sie, wenn möglich, täglich an Ihren fotografischen
hat, der wird auch nicht mit der teuersten Gitarre der Welt
Fähigkeiten, um sich zu verbessern. Probieren Sie Ihre
spielen können.
Kamera aus, indem Sie zunächst Landschaften zu unter-
Lernen Sie zunächst, wie Sie das Beste aus Ihrer Kamera he-
schiedlichen Tageszeiten fotografieren oder Freunde bit-
rausholen und wie Sie Ihre Aufnahmen bewusst gestalten
ten, für Sie Modell zu stehen.
können. In diesem Buch werden zudem simple Licht-Settings vorgestellt, die Sie einfach und preiswert in Ihren eige-
nen vier Wänden oder draußen nachstellen können. Wenn
schwierige Hürde, sondern vielmehr als eine Möglichkeit,
Sie sich nach einer Weile auf ein Genre festgelegt haben
sich auf eine unbekannte Reise zu begeben.
und sich mit Ihrem Kamerasystem wohlfühlen, können Sie
Die Stilfindung hängt nämlich stark mit der Selbstfindung
gezielt neues Equipment kaufen. Sie wissen dann nämlich
zusammen: Wer bin ich, und was mache ich? Was macht
genau, ob Sie für Ihre Sportfotografien zum Beispiel eine
mich aus, und was unterscheidet mich von anderen? Was
besonders schnelle Kamera benötigen oder ein besonders
fasziniert mich? Es ist es dabei wichtig, nicht dem Stil an
lichtstarkes Objektiv für Ihre Hochzeitsreportagen. Lassen
derer hinterherzujagen, sondern auf die eigene Stimme
Sie das Equipment also mit Ihren Anforderungen wachsen.
zu hören. Diese Stimme entwickelt sich mit der Zeit. Denn jede Art von Kunst bietet den wunderbaren Nebeneffekt,
WAS MOTIVIERT SIE? Beschäftigen Sie sich frühzeitig
sich selbst zu reflektieren.
mit der Frage, warum Sie fotografieren möchten und was
Für die Entwicklung eines eigenen Stils ist es natürlich
Sie motiviert. Motiviert Sie zum Beispiel die Zusammen
wichtig, zunächst fotografisches Grundwissen zu erwer
arbeit mit Menschen, oder haben Sie einfach Spaß an der
ben. Mit diesem Grundwissen können Sie Ihre Bilder an
Fotografie? Motiviert Sie das Lächeln Ihres Modells, nach
schließend nach Ihren Wünschen gestalten. Um den Ver
dem es begeistert die Bilder des gemeinsamen Shootings
gleich noch einmal aufzugreifen: Wenn Sie gelernt haben,
erhalten hat? Motiviert Sie die Erkenntnis, dass Sie die
wie Sie richtig Gitarre spielen, dann können Sie auch Ihre
Welt nun mit anderen Augen sehen können? Schreiben Sie
eigenen Lieder komponieren.
sich Ihre Motivation, Wünsche und Ziele auf, damit Sie sich auch in schwierigen Zeiten daran erinnern können, warum
AUF DER SUCHE NACH INSPIRATION? Sie können
Sie tun, was Sie tun.
zunächst natürlich in Büchern wie diesem nach Inspirati
Denn leider gibt es viele Anfänger oder Fortgeschrittene,
on suchen. Unsere Beispiele können Sie ähnlich oder gleich
die sich durch den ständigen Vergleich mit anderen Foto
nachstellen, damit Sie ein Gefühl für die Fotografie bekom
grafen demotiviert fühlen und frühzeitig aufgeben. Oder
men. Außerdem finden Sie im Internet zahlreiche Bilder,
vielleicht demotiviert Sie der Gedanke, dass es bereits ge
durch die Sie sich inspirieren lassen können. Doch seien Sie
nügend andere Fotografen gibt. Vergessen Sie jedoch nicht,
hier besonders vorsichtig. Es besteht die Gefahr, dass das
dass jeder klein angefangen hat und nur durch Fleiß er
pausenlose »Durchscrollen« von Bildern dazu führen kann,
reicht hat, was Sie anstreben. Welche Motivation Sie auch
dass Sie sich unbewusst vergleichen. Anstelle von Inspirati
immer haben mögen: Erinnern Sie sich daran, warum Sie
on haben Sie Entmutigung gefunden.
angefangen haben und was Sie antreibt.
Möchten Sie nicht auf Inspirationen aus dem Internet verzichten, so empfiehlt es sich, sich vorher Gedanken zu
DEN EIGENEN STIL FINDEN Es gibt viele Bücher, Vi
machen, wonach Sie suchen. Möchten Sie sich hinsichtlich
deos und Texte, die versuchen, Ihnen dabei zu helfen, einen
einer Pose inspirieren lassen? Oder fragen Sie sich, wie Sie
eigenen fotografischen Stil zu entwickeln. Dafür gibt es
ein Liebespaar schön in Szene setzen können? Erstellen Sie
jedoch nicht die Antwort. Es ist vielmehr ein Prozess, und
einen Ordner, und füllen Sie diesen zum Beispiel mit maxi
alles, was Sie brauchen, sind Zeit und Geduld. Manche fin
mal zehn Bildern. Fragen Sie sich, warum gerade diese Bil
den ihren Stil nach fünf Jahren, manche früher und man
der Sie inspirieren und welche dieser Elemente Sie in Ihren
che später. Betrachten Sie diesen Prozess weniger als eine
eigenen Shootings einsetzen möchten.
Die besten Inspirationen finden Sie allerdings dort, wo
Linien zu beschäftigen, damit Sie ein Gefühl für eine har-
Sie sie nicht erwarten. So können Sie zum Beispiel einen
monische Bildkomposition erhalten (siehe dazu den Exkurs
Spaziergang durch einen Park machen und Ihrer Fanta-
»Porträts bewusst gestalten« ab Seite 226). Schulen Sie Ihr
sie freien Lauf lassen. Stellen Sie sich vor, an solch einem
Auge, indem Sie anfangs bewusst und regelmäßig auf die-
Ort ein Shooting zu inszenieren. Oder setzen Sie sich in
se Weise fotografieren. Mit der Zeit wenden Sie diese Re-
ein Café, und beobachten Sie die Menschen, die an Ihnen
geln »aus dem Bauch heraus« an.
vorbeigehen. Studieren Sie die Gesichter, die Mimik und
Bedeutet das nun, dass Sie für alle Ewigkeiten nach den alt-
die Haltung. Fragen Sie sich, wie Sie eine Szene wie diese
bewährten Regeln arbeiten müssen? Nein. Doch dafür ist
festhalten würden und welche Perspektiven sich anbieten
es wichtig, die Regeln zu kennen, um sie bewusst brechen
würden.
zu können. So werden Sie in diesem Buch viele Bilder ent-
Lesen Sie ein Buch, und stellen Sie sich vor Ihrem geistigen
decken, die nicht »nach allen Regeln der Kunst« inszeniert
Auge vor, wie Sie den Protagonisten mit einem Porträt in-
worden sind und dennoch sehr ansprechend wirken.
terpretieren würden. Würde das Bild besonders düster oder hell wirken? Mit welcher Haltung oder Mimik würden Sie
JEDER MENSCH IST FOTOGEN Als Porträtfotograf ar-
ihn mit einem Porträt beschreiben? Wie würde die Um-
beiten Sie nicht nur für, sondern auch mit Menschen. Die
gebung aussehen, in der er sich aufhält? Fragen Sie sich,
Porträtfotografie bietet Ihnen die Möglichkeit, in die Welt
wie Sie ihn sehen und wie der Protagonist sich selbst be-
und Geschichten Ihrer Modelle einzutauchen. Menschen,
schreibt.
denen Sie in manchen Fällen sonst nie begegnet wären.
Es ist außerdem sehr empfehlenswert, sich Filme aus un-
Sie haben als Fotograf die Möglichkeit, den Menschen vor
terschiedlichen Genres anzusehen. Beobachten und über-
Ihrer Kamera ein gutes Gefühl zu geben. Helfen Sie ihnen,
legen Sie, was Sie besonders ansprechend finden und was
sich aus einer neuen Perspektive zu sehen oder unvergess-
Sie an einem Film fasziniert. Sind es die Farben? Finden Sie
liche Erinnerungen zu schaffen. Bemühen Sie sich deshalb
die Kulisse besonders ansprechend? Würden Sie die Cha-
darum, neben Ihrem Handwerk auch den Umgang mit
raktere als distanziert oder sehr offen beschreiben? Wie
Menschen zu beherrschen. Mit Empathie und gegenseiti-
werden Ihnen diese Eigenschaften durch Bilder vermittelt?
gem Vertrauen werden Sie jeden Menschen von seiner bes-
Lassen Sie sich außerdem von Künstlern aus anderen Berei-
ten Seite festhalten können.
chen wie der Malerei oder der Musik inspirieren. All diese
Versuchen Sie, Ihre Modelle etwas besser kennenzulernen,
Arten der Inspiration lassen Ihnen viel Raum für eigene In-
indem Sie sich vor dem Shooting mit ihnen unterhalten. Er-
terpretationen und helfen Ihnen dabei, das fotografische
fahren Sie zum Beispiel, wofür sie sich begeistern, oder bei
Sehen zu schulen.
Liebespaaren, was sie besonders aneinander schätzen. Mit diesen Anhaltspunkten können Porträts gelingen, die das
GESTALTUNGSREGELN IN DER FOTOGRAFIE Tat-
Wesen und den Charakter der Modelle zeigen. Halten Sie
sächlich gibt es für die Bildgestaltung besondere Regeln,
etwa die Freude der Eltern über ihr erstes Kind fest, erin-
die Sie anwenden können, um ein Bild harmonischer zu
nern Sie das verliebte Paar mit Bildern an ihre Liebe, oder
gestalten. Es ist sehr empfehlenswert, sich mit Regeln wie
helfen Sie Ihrem Modell, sich von einer ganz neuen Seite
zum Beispiel dem Goldenen Schnitt oder blickführenden
zu entdecken.
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Im Exkurs »Ein Shooting planen« auf Seite 158 erhalten Sie
ßerdem können Sie mit Bildbearbeitungsprogrammen wie
weitere Tipps für eine angenehme und erfolgreiche Zusam-
Photoshop oder Lightroom die Haut retuschieren. Im Ex-
menarbeit mit Ihren Modellen.
kurs »Porträtretusche« auf Seite 258 lernen Sie in wenigen Schritten die wichtigsten Grundlagen dafür kennen.
WER BESTIMMT DAS FINALE BILD? In vielen Grup-
Bearbeiten Sie Ihre Fotografien individuell: Ein Bild im Stu-
pen und Foren kursieren Diskussionen über die Frage, wer
dio wird in der Regel anders bearbeitet als ein Bild, das im
über das Ergebnis und die Auswahl der Bilder bestimmen
Freien fotografiert worden ist. Das Ausgangsbild spielt eine
darf. Der Fotograf oder das Modell? Dafür müssen Sie sich
wesentliche Rolle, weshalb Sie die Bearbeitung stets den
zunächst die Frage stellen, für welchen Zweck Sie die Bilder
Ausgangsfarben und der Lichtsituation anpassen sollten.
erstellen. Möchten Sie die Bilder für private Zwecke erstellen, oder möchten Sie eine Dienstleistung anbieten?
EINFACH ANFANGEN Bleiben Sie nicht sitzen, nach-
Haben Sie sich dafür entschieden, die Bilder für private
dem Sie dieses Buch gelesen haben. Probieren Sie Ihre Ka-
Zwecke zu erstellen, können Sie mit Ihren Modellen ver-
mera aus, und planen Sie ein Shooting, damit Sie die hier
traglich vereinbaren, dass Sie über die Auswahl und Editie-
aufgeführten Tipps auf Ihre Bilder anwenden können. Se-
rung der Bilder bestimmen werden. Darüber hinaus kön-
hen Sie die Hinweise aus diesem Buch als Bausteine, die
nen Sie ihnen vor dem Shooting mitteilen, dass sie ähnliche
Sie nach Ihren Wünschen aufeinander aufbauen und um-
Bilder wie in Ihrem Portfolio erhalten werden. Arbeiten Sie
setzen können.
hingegen für eine gegenseitige Portfolioerweiterung, soll-
Zu guter Letzt: Haben Sie Spaß und Freude an der Fotogra-
ten Sie Ihr Modell bei der Auswahl der Bilder einbeziehen.
fie! Haben Sie keine Angst davor, etwas falsch zu machen.
Entscheiden Sie sich dafür, die Fotografie als Dienstleistung
Üben Sie regelmäßig, und erlauben Sie sich, Fehler zu ma-
anzubieten, dann geht es in erster Linie um eine zufrieden-
chen, damit Sie aus ihnen lernen können.
stellende Leistung für Ihre Kunden. Ihre Kunden werden Sie
Nehmen Sie an Wettbewerben teil, die Ihnen gezielte Auf-
gewiss aufgrund Ihrer Bildsprache ausgewählt haben. Aber
gaben stellen, damit Sie sich selbst herausfordern können.
Sie sollten sich darum bemühen, in Erfahrung zu bringen,
Auf diese Weise bleiben Sie motiviert, Neues auszuprobie-
welche speziellen Wünsche sie für das Shooting haben. Ge-
ren und Ihrem persönlichen Stil vielleicht ein Stückchen
ben Sie Ihren Kunden außerdem die Möglichkeit, die Bilder
näher zu kommen. Erfreuen Sie sich Tag für Tag an Ihren
aus einer von Ihnen erstellten Vorauswahl selbst auszu-
Fortschritten und natürlich an Ihren Bildern.
wählen. Ihre Maedeh Amini
DIE BILDBEARBEITUNG Für viele Fotografen gehen Fotografie und Bildbearbeitung Hand in Hand. Dabei sind keine Grenzen gesetzt. Von einer leichten Retusche bis hin zu aufwendigen Montagen ist alles möglich. Es ist sehr empfehlenswert, digitale Fotos zu bearbeiten, damit Sie zum Beispiel die Belichtung, den Kontrast oder die Farben nach Ihren Wünschen anpassen können. Au-
NATÜRLICHE PORTRÄTS Natürlicher Rahmen Ein Meer aus Blüten Aussichtstempel Unverhofft kommt oft Auf dem Dach Exkurs: Brennweiten für Porträts Shades of Red Ein Lifestyle-Bild Fake Sun Blütentraum Neues wagen Exkurs: Available Light Das Modell im Zentrum Der richtige Moment Kirschblüten-Shooting Farbakzente Tagtraum Die Schönheit der Unschärfe Mit der Offenblende spielen Vintage-Look Herbstfarben Jenseits der Schönwetterfotografie Im Café Exkurs: Foto-Basics
Bei dieser Aufnahme beobachtete ich die Umgebung genau. Ich nutzte die in der Natur vorkommenden Elemente, um den Fokus auf das Modell zu lenken. (Modell: Maya)
A
B
Links: Bildaufteilung nach dem Goldenen Schnitt: Das Verhältnis der Flächen A (Modell) und B (Blätter) entspricht etwa dem Goldenen Schnitt. Rechts: Der Blick des Betrachters wird über die Hand des Modells zu seinen Augen geführt. Der Bildaufbau entspricht also auch der Goldenen Spirale.
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NATÜRLICHER RAHMEN Für meine Porträtaufnahmen nutze ich gerne die Umgebung als Rahmen. Für diese Aufnahme platzierte ich das Modell so hinter den Ästen, dass die großen Blätter einen Teil seines Oberkörpers bedeckten. Bevor ich mein Modell in eine bestimmte Pose stellte, beobachtete ich die in der Umgebung vorkommenden Linien und Strukturen. Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den rechten Ausschnitt des Bildes lenken, sehen Sie, dass manche Blätter in die Richtung des Modells zeigen. Um diese Linien aufzugreifen, bat ich das Modell, sich mit dem Rücken zu diesem Abschnitt zu stellen und eine Hand sanft auf die Lippen zu legen. Die Hand führt den Blick des Betrachters ebenfalls zum Gesicht des Modells. Die Proportionen im Bild wollte ich ungefähr nach dem Goldenen Schnitt aufteilen. Solche Proportionen findet man oft in der Natur. Daher empfinden Menschen dieses Verhältnis als besonders harmonisch. Sie können, wenn Sie die Methode das erste Mal ausprobieren, das Porträt zunächst großzügig fotografieren und viel Platz auf der rechten und linken Seite des Bildes lassen. Anschließend können Sie Hilfslinien in Photoshop oder Lightroom nutzen, um den Bildausschnitt dem Goldenen Schnitt oder der Goldenen Spirale anzupassen. GOLDENE SPIRALE Eine verwandte Gestaltungsregel zum Goldenen Schnitt ist die Goldene Spirale. Hier wird eine Spirale erzeugt, die sich durch Kreisbögen beschreiben lässt, die jeweils ein Quadrat ausfüllen, das sich im Verhältnis des Goldenen Schnitts verkleinert.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f2,5 | 1/160 s | ISO 320 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
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EIN MEER AUS BLÜTEN Ich finde es wunderschön, wenn Modelle in einem Meer aus Blüten versinken. Ich bitte sie daher in der Regel, sich direkt in einen Busch hineinzustellen, damit sie dicht an den Blüten stehen. So erhalte ich auch ganz automatisch mehrere Schärfeebenen, wodurch das Bild an Tiefe gewinnt. Bei diesem Bild möchte ich auf die Farben eingehen, da ich diese im Nachgang mit Lightroom stark verändert und angepasst habe. Generell mag ich erdige sowie entsättigte Töne mehr als zu knallige und bunte Farben.
Das Modell steht mitten in einem Blütenmeer. Die Blüten im Vordergrund und Hintergrund sind unscharf, was dem Bild eine schöne Tiefenwirkung verleiht. (Modell: Anne-Kathrin)
Daher habe ich bei der Nachbearbeitung die Grün- und Gelbtöne entsättigt und so ein für mich harmonisches Gesamtbild erzeugt. Wenn Sie mit Lightroom arbeiten, erreichen Sie dieses Ergebnis, indem Sie auf der Registerkarte HSL/Farbe den Regler Sättigung in den Farbtönen Grün und Gelb, je nach gewünschter Intensität, nach links ziehen. Dabei müssen Sie unbedingt darauf achten, dass die Hauttöne erhalten bleiben und immer noch natürlich aussehen. Dies können Sie entweder realisieren, indem Sie den Kopf mithilfe des Radial-Filters partiell bei der Entsättigung der einzelnen Farben aussparen oder aber das Bild insgesamt nur sehr sanft entsättigen. FARBEXPERIMENT Um Farben noch besser anpassen und/oder sogar verändern zu können, nutzen Sie Photoshop. Erstellen Sie zunächst eine Einstellungsebene Farbton/Sättigung. Mit der Pipette wählen Sie die Farbe aus, die Sie gern verändern möchten, und verschieben anschließend den Farbregler in die gewünschte Richtung, bis Ihnen das Ergebnis zusagt. Über die Funktion Korrekturen E Farbbalance können Sie den Farblook zusätzlich noch verändern oder verstärken.
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/250 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Die Farben waren mir im Originalbild zu knallig, deshalb habe ich die Grün- und Gelbtöne in der Nachbearbeitung entsättigt.
Modell und Umgebung harmonieren durch den Bildaufbau und die Farben. Um die Wirkung des Bildes zu unterstreichen, lag es nahe, eine High-Key-Aufnahme zu inszenieren. (Modell: Maren)
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AUSSICHTSTEMPEL In der Fotografie ist die Realität das Fundament Ihrer Arbeit. Sie können nichts fotografieren, was nicht existiert. Doch Sie können durch Farben, Formen und Perspektiven eine neue Sicht auf die Dinge erschaffen und den Blick des Betrachters gezielt lenken. In dieser Szenerie ließ ich mich von der Umgebung inspirieren. Die feuerroten Haare des Modells passten gut zu den rostfarbenen Säulenfüßen. Da die Säulen eine altweiße Farbe hatten, kleidete ich das Modell in einem fast identischen Weißton ein. Um die Anordnung der Säulen aufzugreifen, platzierte ich das Modell in der Mitte des Aussichtstempels. Dabei orientierte ich mich an dem Kreis, der auf dem Boden zu sehen war. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Umgebung bei der Positionierung Ihres Modells genau unter die Lupe zu nehmen, um das Bild so harmonisch wie möglich zu gestalten. Achten Sie insbesondere bei deutlich erkennbaren Linien darauf, diese so gerade wie möglich aufzunehmen. Dafür können Sie sich ein Stativ zur Hilfe nehmen. Zusätzlich können Sie die Gitterlinien auf Ihrem Kameramonitor einblenden. Da die Säulen sehr statisch und geradlinig sind, wollte ich das Modell dynamischer wirken lassen. Daher bat ich das Modell, das Gewicht auf das rechte Bein zu legen und die linke Hüfte nach außen zu strecken. Auf diese Weise heben Sie die weiblichen Kurven stärker hervor. Damit das Gesicht gut zu erkennen war, drehte sich das Modell mit dem Oberkörper zu mir. Natürlich können Sie dabei unterschiedliche Varianten der Körperhaltung ausprobieren. Bei genauerer Betrachtung des Bildes erkennen Sie nun ein harmonisches Zusammenspiel des Modells mit der Umgebung. FOKUS SETZEN Bei diesem Ganzkörperporträt war es mir wichtig, das Modell in den Fokus zu setzen. Die Umgebung bzw. Säulen, die eine ebenso bedeutsame Rolle in diesem Bild spielen, sollten nicht zu sehr im Vordergrund stehen. Deshalb platzierte ich das Modell im Zentrum der Aufnahme. TECHNIK: Canon EOS 6D | 50 mm | f3,5 | 1/1000 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Dieses Foto ist an einer unscheinbaren, aber dennoch wunderschönen Foto-Location am Wegesrand entstanden. Die blauen Früchte passten farblich gut zur Hose des Modells. (Modell: Amelie Curie)
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UNVERHOFFT KOMMT OFT Jede Location, ganz gleich, wie unscheinbar sie ist, kann auf Fotos besonders wirken. Die Location-Wahl hat mittlerweile keinen hohen Stellenwert mehr für mich, weil ich weiß, dass ich fast überall fotografieren kann. Diese Location befand sich unmittelbar an einem Fußgängerweg und war nicht viel größer, als auf dem Bild zu sehen. Das Shooting mit Amelie war eigentlich schon vorbei, als wir auf dem Nachhauseweg an dieser interessanten Hecke vorbeiliefen. Hier wollte ich unbedingt noch ein Bild schießen. Das Licht war sanft, und die blauen Früchte des Strauchs gefielen mir gut. Amelie platzierte ich kurzerhand auf dem Boden, unmittelbar an der Hecke. Ich habe darauf geachtet, dass sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund Unschärfe zu sehen ist. Da ich nun auf das Modell scharf stellte, sind drei Schärfeebenen entstanden. So konnte ich optisch mehr Tiefe im Bild erzeugen. Ich nahm die Bilder mit meiner Leica Q mit der weitwinklingen 28-mm-Brennweite auf und fotografierte aus einem steilen Winkel von oben. So konnte ich möglichst viel von der Hecke einfangen. Da ich an der Location nicht viel Spielraum für unterschiedliche Blickwinkel hatte, habe ich stattdessen versucht, verschiedene Emotionen und Gesichtsausdrücke aufzunehmen. Dafür ist eine gute Kommunikation mit dem Modell natürlich ausschlaggebend. Um ein ehrliches Lächeln wie im linken Bild einzufangen, müssen Sie mit dem Modell lachen und scherzen. Im rechten Bild wollte ich eine ruhige und melancholische Stimmung erzeugen. Mit geschlossenen Augen und einem sanften Lächeln hat mein Modell dies sehr gut ausgestrahlt. UNSCHEINBARE LOCATIONS Manchmal wirken die unscheinbarsten Orte auf Fotos am besten. Ich kann Sie nur dazu ermutigen, Ihre Augen offen zu halten – vor allem für Farben, Licht und Strukturen in Ihrer Umgebung. TECHNIK: Beide Bilder: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/500 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Suchen Sie nicht stundenlang nach der perfekten Location, sondern nutzen Sie die Gegebenheiten vor Ort, und machen Sie das Beste daraus.
Ich wählte den Bildausschnitt bewusst so, dass der Betrachter nicht sieht, auf welchem Untergrund das Modell steht. So rückt der Hintergrund in den Fokus und vermittelt ein Gefühl von Weite.
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AUF DEM DACH Während der Sanierung unseres Flachdachhauses war das gesamte Haus von einem Gerüst umgeben. Von diesem konnte man leicht auf das Dach gelangen. Ich habe leider Höhenangst, also traute ich mich erst einmal nicht so hoch hinauf. Irgendwann, mit langer Überredungskunst meines Mannes, habe ich mich dann doch getraut. Die Sonne ging gerade unter, und der Blick über die Dächer und die angrenzenden Felder war unglaublich schön. Ein idealer Platz für ein Foto-Shooting! Schon am nächsten Abend war ich mit meiner Freundin Nasila und meiner Kamera wieder oben auf unserem Flachdach. Die Höhenangst war ganz vergessen. Ich fotografiere meine Porträts sehr gerne mit 85 mm Brennweite. Ich glaube, so hat jeder Fotograf sein Lieblingsobjektiv. Bei diesem Shooting wollte ich einmal eine andere Brennweite ausprobieren. Weitwinkliger sollte es werden, also habe ich mein 35-mm-Objektiv gewählt. Schließlich sollte man den Hintergrund – den Blick über die Dächer der Nebengebäude – auch erkennen. Es war durchaus eine Umstellung, nicht in meinem gewohnten Telebereich zu fotografieren, aber schon nach ein paar Bildern habe ich gemerkt, dass mein Auge sich anpasst und auf andere Dinge achtet. Es geht eben im Weitwinkelbereich auch darum: Was passiert im Hintergrund, und wie kann ich Modell und Hintergrund so in Szene setzen, dass das Bild insgesamt stimmig wirkt? Das im Gegenlicht der Abendsonne fotografierte Bild von Nasila schafft das meiner Meinung nach gut. Dadurch, dass das Objektiv sehr lichtstark ist, ist der Hintergrund mit der Offenblende verschwommen und lenkt nicht von ihr ab. Seit diesem Shooting nutze ich das 35-mm-Objektiv immer häufiger, auch wenn meine Lieblingsbrennweite für Porträts nach wie vor 85 mm beträgt. MIT DER BRENNWEITE SPIELEN Ich glaube, viele Fotografen haben ihr persönliches Lieblingsobjektiv. Es ist aber sinnvoll, zwischendurch auch mit anderen Brennweiten zu arbeiten. So bleibt man offen für neue BildkomTECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 35 mm | f1,8 | 1/400 s | ISO 160 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
positionen, schult das Auge und erhält am Ende ein vielseitiges Portfolio.
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EXKURS: BRENNWEITEN FÜR PORTRÄTS
Für die Porträtfotografie eignen sich vor allem lichtstarke Festbrennweiten. Der Bildeindruck wird nicht nur von Blende, Belichtungszeit
richtige für die Porträtfotografie? In diesem Exkurs möchte
und ISO-Wert bestimmt. Die Wahl des passenden Objektivs
ich gerne ein wenig Ordnung in den Objektivdschungel
kann ebenfalls wesentlich zur Bildwirkung beitragen. Denn
bringen, damit Sie für sich das richtige Werkzeug finden.
jedes Objektiv hat abhängig von seiner Brennweite ganz bestimmte optische Eigenschaften. Es gibt Zoomobjektive,
WAS BEDEUTET BRENNWEITE? Die Brennweite eines
Festbrennweiten, verschiedene Lichtstärken und unter-
Objektivs beschreibt den Abstand zwischen der Linsenmit-
schiedliche Brennweiten. Welches Objektiv ist aber nun das
te und ihrem Brennpunkt. Das ist der Punkt der Linse, an
an dem die einfallenden Lichtstrahlen gebündelt werden.
ein verkleinerter Bildausschnitt zu sehen. Der optische Ein-
Eine Brennweite, die der Diagonalen des Aufnahmefor-
druck bleibt also der eines 50-mm-Objektivs.
mats (also der Sensordiagonalen) entspricht, wird als Normalbrennweite bezeichnet. Das sind Objektive von 40 bis
ZOOMOBJEKTIV ODER FESTBRENNWEITE? Mit ei-
55 mm Brennweite. Diese sind in der Porträtfotografie sehr
nem Zoomobjektiv kann man, wie der Name schon sagt,
beliebt, da sie dem natürlichen Seheindruck eines mensch-
zoomen. Das heißt, Sie können eine feste Position einneh-
lichen Auges entsprechen. Objektive mit Brennweiten klei-
men und die Brennweite und somit den Bildausschnitt ver-
ner als 40 mm werden als Weitwinkelobjektive bezeichnet,
ändern, ohne dass Sie das Objektiv auswechseln müssen.
und Objektive mit größeren Brennweiten als 55 mm als
Festbrennweiten dagegen haben nur eine Brennweite.
Teleobjektive. Auch Teleobjektive sind für die Porträtfoto-
Wollen Sie den Bildausschnitt verändern, dann müssen Sie
grafie geeignet, da Bilder, die damit fotografiert werden,
sich auf auf das Motiv zu- oder von ihm wegbewegen. Sie
eine geringe Schärfentiefe aufweisen, selbst dann, wenn
zoomen quasi »mit den Füßen«. Alternativ könnten Sie das
Sie die Blende nicht ganz geöffnet haben. Weitwinkelob-
Objektiv wechseln und eine andere Brennweite auswählen.
jektive sind hingegen für die Porträtfotografie eher unge-
Festbrennweiten haben im Gegensatz zu Zoomobjektiven
eignet, da Gesichter verzerrt dargestellt werden. Sie wer-
meistens eine höhere und durchgängige Lichtstärke. Diese
den eher für die Landschaftsfotografie verwendet, da man
beschreibt die größtmögliche Blendenöffnung, die man
aus einer kurzen Distanz großflächige Motive fotografieren
bei dem jeweiligen Objektiv einstellen kann. Ich persönlich
kann.
nutze für die Porträtfotografie ausschließlich Festbrenn-
Je größer bzw. länger die Brennweite ist, desto größer ist
weiten, da ich immer mit weit offener Blende fotografiere,
auch der Vergrößerungsfaktor. Eine lange Brennweite (zum
um eine möglichst geringe Schärfentiefe zu erzielen.
Beispiel 135 mm) zeigt also einen kleineren Bildausschnitt mit vergrößertem Motiv. Im Gegensatz dazu zeigt eine kurze Brennweite (zum Beispiel 18 mm) einen größeren Bildausschnitt mit einem verkleinerten Motiv.
CROPFAKTOR Brennweitenangaben beziehen sich in der Regel auf das Kleinbildformat (24 × 36 mm). Wenn Sie ein Objektiv an eine Kamera mit einem kleineren Sensor anschließen, verkleinert sich der Bildwinkel um den gleichen Faktor, den der Sensor kleiner ist. Dieser Faktor wird Cropfaktor genannt. Er führt dazu, dass der kleinere Sensor auch nur einen kleineren Teil des vom Objektiv projizierten Bildkreises erfasst. Ein 50-mm-Objektiv hat zum Beispiel bei einem APS-C-Sensor (Cropfaktor 1,6) den gleichen Bildwinkel, den ein 80-mm-Objektiv an einem Vollformatsensor hat. Dadurch ändert sich die Brennweite beim APS-C-Sensor aber nicht von 50 mm in 80 mm, es ist nur
DAS RICHTIGE OBJEKTIV FINDEN Probieren Sie am besten verschiedene Brennweiten aus. Sie können diese auch erst einmal nur leihen. Dazu gibt es im Internet zahlreiche Anbieter, oder Sie fragen in einem Fotofachgeschäft in Ihrer Nähe nach. Sie werden schnell merken, welche Brennweiten zu Ihnen und Ihrer Fotografie passen. Dann lohnt sich auch die entsprechende Investition. Objektive kann man übrigens durchaus auch gebraucht kaufen. Sie haben bei guter Pflege eine lange Haltbarkeitsdauer. Kontrollieren Sie allerdings persönlich, ob sie frei von Kratzern und Staub sind.
Das weiße Oberteil des Modells stellt einen schönen Kontrast zu den eher dunklen Rottönen im Bild dar. Auf der hellen Haut kommen die rötlichen Sommersprossen gut zur Geltung. (Modell: Maren)
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SHADES OF RED Farben sind eines der wichtigsten Gestaltungsmittel der Fotografie. Durch eine gezielte Farbwahl haben Sie die Möglichkeit, die Wirkung Ihres Bildes entscheidend zu beeinflussen. Müssten Ihre Bilder dementsprechend ab jetzt kunterbunt sein? Ganz im Gegenteil! Es genügt eine Farbe Ihrer Wahl, um ein Bild bewusst zu gestalten. Bei dieser Aufnahme ließ ich mich von den Haaren und dem Typus meines Modells inspirieren. Die Haare schimmerten in einem satten Rot. Auch die Hautfarbe hatte einen leicht rötlichen Ton. Ich wollte die Aufnahme daher in unterschiedlichen Rotnuancen gestalten. Ich fand eine Tür, die zu meiner gewünschten Farbpalette passte, und bat das Modell, sich seitlich davorzusetzen. Da es mir wichtig war, das Gesicht des Modells in den Fokus zu rücken, wählte ich ein neutrales, weißes Oberteil. Die Farbe Rot steht unter anderem für Leidenschaft, Stärke und Sinnlichkeit. Daher wählte ich für diese Aufnahme eine stolze, aber zugleich zärtliche Pose. Durch den angehobenen Kopf wirkt das Modell selbstbewusst. Damit die Pose auch eine sinnliche Note bekam, bat ich das Modell, sich sanft durch die Haare zu fahren. Das sanfte Lächeln unterstreicht den gewünschten Bildlook. TON IN TON Um das Bild ganz monochrom zu gestalten, können Sie alternativ Kleidung in ähnlichen Farbnuancen einsetzen.
TECHNIK: Canon EOS 6D | 50 mm | f2,5 | 1/125 s | ISO 125 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
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EIN LIFESTYLE-BILD Als ich mit der Fotografie angefangen habe, mussten viele meiner Freundinnen für meine Bildideen herhalten. Ich wollte mich ausprobieren und habe mich fotografisch ausgetobt, um meinen eigenen Stil zu finden. Dieses Bild von Johanna entstand in meinem zweiten Jahr. Ich hatte die Vorstellung, dass ich vielleicht einmal in der Lifestyle- oder Werbefotografie meinen Platz finden könnte. Porträtbilder aus diesem Bereich zeigen oftmals fröhliche Menschen in ihrem Alltagskontext, da solche Aufnahmen modern und aus dem Leben gegriffen wirken. Diese Bilder findet man in Magazinen, in sozialen Netzwerken oder wenn es darum geht, ein bestimmtes Produkt zu bewerben. So ein Bild wollte ich machen. Ich habe mich mit Johanna oben auf einem Parkhaus in Münster getroffen. Es ist ideal für Gegenlichtaufnahmen, die immer sehr sommerlich und frisch wirken. Johanna hatte allerhand Accessoires mitgebracht, wie zum Beispiel eine coole Mütze, einen iPod und Kopfhörer. Bei meinem Lifestyle-Bild sollte es um Musik gehen. Für dieses Bild hat Johanna sich auf die Mauer des Parkhauses gesetzt. Die Sonne ging hinter ihr unter und stand tief genug für Gegenlichtaufnahmen. Im Hintergrund erkennt man noch die Dächer der urbanen Gebäude. Johanna hört freudig ihre Musik und schaut nicht in die Kamera. Das lässt den Betrachter glauben, ich hätte diese wunderschöne Frau durch Zufall auf dem Parkdeck sitzen sehen und mit einem Schnappschuss eingefangen. Ein Lifestyle-Bild eben. DER WEG ZUM EIGENEN STIL Ich schlug letztlich doch einen anderen fotografischen Weg ein. Ich fotografiere nicht für angesagte Magazine, mache keine Werbefotos und arbeite hauptsächlich mit privaten Kunden. Es war aber unglaublich wichtig, viele Schlenker zu gehen, um meinen Weg zu finden. Machen Sie sich also nicht verrückt, wenn Sie Ihren Stil noch nicht gefunden haben. Fotografieren Sie einfach, worauf Sie Lust haben. Irgendwo werden Sie hängen bleiben, und dann können Sie Ihre Fähigkeiten in genau diesem Bereich weiter ausbauen. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark II | 100 mm | f3,5 | 1/500 s | ISO 350 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Auf dem Weg zu Ihrem eigenen Stil und Ihrem Platz in der Fotografie werden Sie sicherlich einige Schlenker gehen und sich ausprobieren müssen. Dieses Lifestyle-Bild gefällt mir bis heute gut, auch wenn ich mich fotografisch in einer andere Richtung entwickelt habe.
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FAKE SUN
Blitz
Stellen Sie sich vor, Sie haben mit Ihrem Modell eine Foto-Session während der Goldenen Stunde geplant und müssen dann feststellen, dass die Sonne sich hinter den Wolken versteckt hält. Bedeutet das, dass Sie nun gezwungen sind, die Foto-Session zu verschieben? Nicht unbedingt. Anblitz Ihre eigene Sonne simulieren können! Für den Aufbau benötigen Sie lediglich einen Systemblitz mit Funksys-
f 10
hand des folgenden Beispiels zeige ich Ihnen, wie Sie mit einem System-
tem, damit Sie entfesselt blitzen können, ein Stativ und einen Reflektor. Ich montierte zunächst den Blitz auf das Stativ. Da ich für diese Szenerie die Sonne nachahmen wollte, stellte ich das Stativ um ungefähr zwei Kopflängen höher als das Modell ein. Anschließend platzierte ich das Stativ mit Blitz etwa zwei Meter hinter dem Modell und richtete den Blitzkopf direkt auf das Modell. Mein Ziel war es, die Silhouette des Modells mit einem leuchtenden Rand hervorzuheben. Je dunkler die Umgebung
Da sich die Sonne hinter den Wolken versteckt hielt, inszenierte ich mit nur einem Blitz meine eigene Sonne. Dafür platzierte ich den Blitz wenige Meter hinter dem Modell und fotografierte dabei aus der Froschperspektive.
ist, desto stärker wird die Silhouette hervorgehoben. Für eine gleichmäßige Ausleuchtung der Vorderseite des Modells verwendete ich einen Reflektor. Dieser wirft einen Teil des Blitzlichts auf das Modell zurück. Nehmen Sie sich Zeit für die Einstellung des Blitzes, da Sie unter Umständen den Abstand des Stativs zum Modell und den Winkel des Systemblitzes anpassen müssen. Da ich bei dieser Szenerie das Umgebungslicht mit einbeziehen wollte, schaltete ich den Systemblitz zunächst aus. Anschließend stellte ich ISOWert, Blende und Belichtungszeit so ein, dass das Umgebungslicht bei einem Testschuss erkennbar und das Modell unterbelichtet war. Nun können Sie sich den Einstellungen des Blitzlichts widmen. Beginnen Sie bei einer mittleren Blitzleistung von etwa 1/16. SONNENSTRAHLEN SIMULIEREN Für einen besonderen Effekt können Sie einen Teil des Blitzlichts hinter dem Kopf des Modells direkt in die Kamera fallen lassen. So entsteht ein schöner Lichtreflex. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 35 mm | f2,8 | 1/160 s | ISO 250 LICHT: Systemblitz + Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Inszenieren Sie interessante Motive, indem Sie gezielt mit Gegenlicht arbeiten. Die hellen Konturen sorgen für eine zusätzliche Hervorhebung des Modells Lilly.
Die Natur bietet viel Raum für Kreativität. Lichtspiele, Blumen, Sträucher, Gestein und verschiedene Farben können wir für die Fotografie nutzen. Werden Sie kreativ! (Modell: Theresa Franke)
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BLÜTENTRAUM Porträts in Kombination mit Blumen wirken auf mich romantisch, weiblich und verträumt. Genau diesen Look wollte ich auf diesem Bild umsetzen. Ich entschied mich daher für ein Shooting im Sonnenuntergang. Das Modell Theresa trug einen Blumenkranz im Haar sowie pastellfarbene Kleidung. Als Location suchten wir uns die Sächsische Schweiz aus, die eine atemberaubende und romantische Kulisse bietet. Zu dieser Zeit blühte damals lilafarbenes Heidekraut in voller Pracht. Ich wollte, dass sich Theresa direkt in das Heidekraut hineinlegte und in den Blumen versank. Es sollte aussehen, als läge sie in einem Blumenbett. Auf zusätzliche Accessoires haben wir bewusst verzichtet, da die Blumen und das Gesicht im Vordergrund stehen sollten. Während der Aufnahme stand die Sonne schon sehr tief. Gern hätte ich sie direkt im Rücken des Modells gehabt und mit Gegenlicht fotografiert, doch leider funktionierte das an dieser Stelle nicht. Das Heidekraut befand sich nämlich hinter einem großen Stein im Schatten. Glücklicherweise blitzte dennoch etwas Sonne hervor und beleuchtete ein paar Blüten, weshalb diese golden, rosa und lila schimmern. Zusätzlich habe ich ein paar Blüten direkt vor mein Objektiv gehalten. Diese Spielerei erkennt man vor allem in der rechten Bildhälfte: Es sind rosa schimmernde, unscharfe Punkte entstanden. WARMER BILDLOOK Den warmen und soften Farblook habe ich in Lightroom erzeugt, indem ich den Regler für den Weißabgleich etwas in den gelben Bereich gezogen habe.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,6 | 1/640 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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NEUES WAGEN Vor diesem Shooting war ich aufgeregt. Es handelte sich um ein freies Shooting, und ich kannte das Modell, Judith, bislang nicht persönlich. Ich bin durch soziale Netzwerke auf sie aufmerksam geworden. Dort führt sie erfolgreich einen Kanal zu Lifestyle-Themen wie Interieur und Mode. Da sie mir dort immer sehr sympathisch war und ich sie unglaublich fotogen finde, habe ich irgendwann den Mut gefasst und ihr mit der Frage, ob sie nicht einmal Fotos mit mir machen wolle, eine E-Mail geschrieben. Sie sagte zu. Tatsächlich ist sie im echten Leben genauso sympathisch und authentisch wie »online«. Als Location hatten wir uns den Aasee in Münster ausgesucht. Zum Teil ist dieser von Wiesen und kleinen Wäldern umgeben. Eine wunderschöne Location. Die Ecke, an der wir uns trafen, kannte ich noch gar nicht. Es war also ein Shooting mit vielen Unbekannten. Das kann auch schon mal etwas nervös machen. Wir sind also erst einmal ein bisschen herumgelaufen und haben uns die verschiedensten Plätze zum Fotografieren ausgesucht. Dieses Bild entstand zu Beginn unseres Shootings. Ich hatte mir auf dem Markt ein paar Blumen gekauft, da ein Blumenstrauß immer ein schönes Accessoire ist. Das Modell kann ihn verträumt im Arm halten und mit verschiedene Posen experimentieren. Oft fühlen sich die Modelle, wenn sie noch etwas unerfahren sind, sicherer, wenn sie etwas in der Hand haben. Die erste Frage lautet nämlich oft: »Was mache ich mit meinen Händen?«. Judith hatte jedoch schon Kameraerfahrung, und das Posing saß sehr schnell. So war ein Bild schöner als das andere. EINFACH FRAGEN Nach diesem Shooting kann ich sagen: Es lohnt sich, Menschen, die man gerne einmal fotografieren möchte, einfach zu fragen! Mehr als Nein sagen können sie schließlich nicht. Sagt die Person Ja, erhalten Sie Bilder für Ihr Portfolio, die Sie sich immer schon gewünscht haben, und nebenbei haben Sie vielleicht einen tollen Menschen kennengelernt. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/1000 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Judith hält den Blumenstrauß in beiden Händen, während sie verträumt nach unten schaut. Ihre Haare wehen leicht im Wind.
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EXKURS: AVAILABLE LIGHT Available Light heißt übersetzt vorhandenes/verfügbares
Herausforderung. Ich persönlich fotografiere zu 95 % nur
Licht. Zum Fotografieren wird nur das Licht genutzt, das
mit Available Light, weil ich es sehr vielseitig einsetzen und
Sie an der Location vorfinden. Wenn Sie mit künstlichen
zu fast jeder Tageszeit nutzen kann. Ich mag natürliche Por-
Lichtquellen arbeiten, wissen Sie für gewöhnlich, welchen
träts, und da liegt es nahe, dass ich auch bei der Wahl des
Look Sie erzeugen. Bei Available Light kann man das so
Lichts auf Natürlichkeit setze.
pauschal nicht immer sagen, da dieses Licht bei jeder Per-
Am liebsten fotografiere ich zum Sonnenuntergang – die-
son, an jeder Location und in Kombination mit bestimmten
ses Licht ist einfach unschlagbar. Auf dem Bild unten sehen
Kleidungsstücken immer anders aussehen wird. Ich finde
Sie ein typisches Sonnenuntergangsbild. Die Sonne strahlt
diesen Aspekt sehr spannend, denn jedes Shooting ist eine
auf Höhe des Modells und taucht vor allem Haare und Um-
Eine Gegenlichtaufnahme in der Sächsischen Schweiz: Die Sonne befindet sich auf gleicher Höhe wie das Gesicht des Modells Theresa.
Available Light können Sie zu verschiedenen Tageszeiten wunderbar für Ihre Porträt-Shootings nutzen. Dieses Bild ist am späten Nachmittag entstanden. Die Sonne schien durch eine leichte Wolkenschicht, so entstand ein schönes weiches Licht. (Modell: Sarah)
gebung in goldene Farben. Im Folgenden erkläre ich Ihnen,
mit Festbrennweiten, die eine Offenblende von f1,4 oder
wie solch ein Gegenlichtbild entstehen kann und wie Sie
f1,8 besitzen. Sie können viel Licht aufnehmen und bie-
das goldene Licht am Abend nutzen können.
ten mir dadurch viele Möglichkeiten im Umgang mit dem schönen Abendlicht. Diese lichtstarken Objektive schaffen
DIE GOLDENE STUNDE Die Goldene Stunde gibt es,
es, so viel Licht aufzunehmen, dass ich Personen im Gegen-
genau genommen, gleich zweimal am Tag: bis zu einer
licht fotografieren kann, ohne dass die Gesichter zu dunkel
Stunde nach Sonnenaufgang und bis zu einer Stunde vor
wirken.
Sonnenuntergang. Zu diesen Uhrzeiten findet man – wenn
Um besonders schöne Ergebnisse im Sonnenlicht zu er-
die Sonne denn scheint – das schönste Licht vor. Die Sonne
zielen, empfehle ich eine Blende von f1,8 bis f2,2. Den ISO-
steht zu diesen Zeiten besonders tief, weshalb man sie gut
Wert stelle ich meistens auf 100. Die Belichtungszeit sollte
mit der Kamera einfangen kann. Meine Fotos entstehen
1/160 s nicht unterschreiten, da die Verwacklungsgefahr
Dieses Porträt ist in einer Gasse im Sonnenuntergang entstanden. Das goldene Licht streift das Gesicht und die Haare des Modells, und es entsteht eine schöne Gegenlichtsituation. (Modell: Larissa)
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sonst zu groß wird. Sollte das Foto zu dunkel sein, passen
nicht nur zum Sonnenuntergang können Sie Available Light
Sie stattdessen den ISO-Wert an.
perfekt nutzen. Auch zu anderen Tageszeiten findet man
Damit Ihr Foto einen schönen goldenen Look erhält, emp-
tolle Lichtverhältnisse.
fehle ich Ihnen, den Weißabgleich auf Schattig zu stellen. Falls Sie sich unsicher sind oder das Ergebnis zu intensiv
DIE BLAUE STUNDE Ungefähr eine Stunde vor Sonnen-
wirkt, stellen Sie den Weißabgleich auf Automatik, und
aufgang beginnt die Blaue Stunde. Abends beginnt sie, so-
passen Sie die Farbtemperatur im Nachhinein nach Ihren
bald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. In
Wünschen an. Dies funktioniert jedoch nur, wenn Sie im
dieser Zeit ist das Licht besonders kühl und – wie der Name
RAW-Format fotografieren.
schon sagt – blau. Bilder, die in dieser Zeit entstehen, wir-
Hilfsmittel wie Reflektoren, Dauerlichter oder Blitze nutze
ken dementsprechend eher kühl und düster. Da das Licht
ich für Sonnenuntergangsfotos nicht. Wenn Sie dies jedoch
jetzt nur noch sehr schwach ist, lasse ich das Modell abends
einmal ausprobieren möchten, empfehle ich Ihnen, nur ei-
in Richtung untergegangener Sonne blicken. Das Restlicht
nen Reflektor als Hilfsmittel zu nutzen. Bitten Sie einen As-
ist sehr weich und wirkt auf der Haut und im Gesicht des
sistenten, den Reflektor ca. zwei bis drei Meter hinter Ihnen
Modells sehr vorteilhaft.
in Richtung des Modells zu halten. Das Licht wird durch die
Sie sollten in der Blauen Stunde unbedingt auf den Weiß-
Entfernung abgeschwächt und wirkt nicht so hart, hellt das
abgleich achten. Indem Sie diesen etwas mehr ins Gelbe
Gesicht des Modells aber dennoch ausreichend auf.
ziehen, können Sie dem natürlichen Blau entgegenwirken
Ein toller Effekt, der im Sonnenuntergang entsteht, sind
– testen Sie auch die Einstellung Schattig an Ihrer Kamera.
Lensflares. Diese können Sie erzeugen, indem Sie die Ge-
Generell kann man aber sagen, dass Lichtsituationen nie
genlichtblende Ihres Objektivs abnehmen und in Richtung
komplett dieselben sein werden.
Sonne fotografieren. Dafür benötigen Sie jedoch ein wenig Geduld. Es kann etwas länger dauern, bis Sie herausgefun-
MITTAGSLICHT Zu dieser Tageszeit ist das direkte Son-
den haben, in welchem Winkel zur Sonne Sie fotografieren
nenlicht sehr hart. Ich persönlich nutze dieses Licht nur
müssen. Die Farben und die Intensität der Lensflares unter-
sehr selten, da mir die harten Schatten nicht gefallen. Wer
scheiden sich von Bild zu Bild – keines wird dem anderen
experimentierfreudig ist, kann im direkten Sonnenlicht
gleichen.
aber auch tolle Licht-Schatten-Effekte erzielen. Halten Sie
Da sich das Licht immer ändert und aus jeder Perspektive
zum Beispiel ein Sieb zwischen Modell und Sonne, und
anders aussieht und wirkt, bin ich während des Shootings
Sie werden sehen, dass auch direktes Mittagslicht kreativ
immer in Bewegung und probiere unterschiedliche Winkel
nutzbar ist. Im Schatten oder bei bewölktem Himmel kann
aus. Sie können das Licht direkt hinter Ihrem Modell ver-
man mittags ebenfalls sehr gut fotografieren. Dieses indi-
schwinden lassen oder aber vereinzelt ein paar Strahlen
rekte Licht ist sehr weich, soft und schmeichelt der Haut.
hinter Gebäuden oder zwischen Bäumen hervorscheinen
Wenn Ihnen das Mittagslicht zu hart ist, können Sie Ihr Mo-
lassen. Es gibt wirklich viele verschiedene Möglichkeiten,
dell auch mit dem transparenten Innenteil eines Reflektors
das goldene Licht einzufangen. Studieren Sie unterschied-
abschatten. Er wirkt wie eine Softbox und sorgt für weiches
liche Varianten, indem Sie alle Möglichkeiten testen. Doch
Licht.
Kurz nach Sonnenuntergang habe ich mein Modell mit dem Blick in Richtung untergegangener Sonne positioniert. Das Restlicht war sehr weich und ließ die Haut ebenmäßig erscheinen.
Für den speziellen Schatteneffekt im Bild habe ich einen Stoff verwendet, welcher ein löchriges Muster hatte – sehr gut eignet sich auch Spitze. Das Modell habe ich mit dem Gesicht zur Sonne schauen lassen und es gebeten, den Stoff vor das Gesicht zu halten. Dadurch sind interessante Schatten entstanden.
Die Froschperspektive ermöglichte es mir, den blauen Himmel als Hintergrund zu nutzen. Dadurch strahlt das Bild ein Gefühl von Weite aus. (Modell: Lamacra)
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DAS MODELL IM ZENTRUM In der Fotografie ist die Bildkomposition oftmals für eine gelungene Bildwirkung ausschlaggebend. So können Sie durch eine bewusste Gestaltung der Perspektive und des Bildausschnitts erreichen, dass Ihr Bild spannend auf den Betrachter wirkt. In der Landschaftsfotografie werden zum Beispiel gerne aufeinander zulaufende Linien genutzt, um den Blick zu lenken und den Fokus auf ein gewünschtes Objekt zu richten. Anhand dieses Bildes möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie auch Menschen mit dieser simplen Technik in Szene setzen können. Bei diesem Bild positionierte ich das Modell auf einem Weg. Da dieser nicht sehr lang war, legte ich mich auf den Boden, um aus der Froschperspektive zu fotografieren. Das dafür ausgewählte 35-mm-Objektiv ermöglichte mir, viel von der Umgebung aufzunehmen. Auf diese Weise wirkt der Teil des Weges, der näher am Objektiv ist, breiter und der nach hinten verlaufende Teil schmaler. Die Büsche auf der linken und rechten Seite des Wegesrands bestärken optisch diesen Verlauf. Dieses Phänomen können Sie zum Beispiel auch auf Landstraßen beobachten. Da die gedachten Linien zur Mitte des Bildes laufen, platzierte ich das Modell auch im Zentrum. Auf diese Weise wird der Blick des Betrachters automatisch auf das Modell gelenkt. Um dem Bild eine geheimnisvolle Note zu verleihen, stellte ich das Modell mit dem Rücken zu mir und bat es, einige Schritte zu gehen. Damit das Gesicht des Modells auf dem Bild erkennbar und korrekt ausgeleuchtet blieb, richtete es den Kopf zum Sonnenuntergang. MENSCH IN DER LANDSCHAFT Ich verbinde gerne Mensch und Landschaft, um verträumte Bilder zu inszenieren. Achten Sie dabei darauf, dass alle im Bild vorkommenden Elemente miteinander harmonieren. TECHNIK: Canon EOS 6D | 35 mm | f3,5 | 1/2500 s | ISO 400 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
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DER RICHTIGE MOMENT Fotografie bedeutet für mich nicht nur abzudrücken, sondern auch abzuwarten, mit dem Modell zu reden und dennoch immer bereit zu sein, ein Foto zu schießen. Oftmals warte ich auf einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck, der besonders und ausdrucksstark ist. Bei diesem Bild habe ich darauf gewartet, dass der Blick des Modells etwas Melancholie und Wehmut ausdrückt. Ebenso war es mir wichtig, dass zeitgleich ein Windhauch im Haar zu sehen ist, um auch ein Gefühl von Freiheit zu vermitteln. Manchmal nimmt man während eines Shootings viele Bilder auf und denkt, dass alle Fotos gut geworden sind. Aber beim Sichten am PC erkennt man, dass nur wenige Bilder den Ausdruck besitzen, den man sich gewünscht und erhofft hat. Ich möchte Sie gern dafür sensibilisieren, schon während des Shootings zu erkennen, welche Momente perfekt sind, und diese sogar selbst zu kreieren. Fotografieren Sie bewusster, warten Sie auch einmal ab, und vor allem: Reden Sie mit dem Modell, und lenken Sie es mit Ihren Worten emotional in die Richtung, die Sie im Bild sehen wollen. Analysieren Sie am PC, welche Bilder Ihnen gut gelungen sind, und versuchen Sie, sich zu erinnern, wie diese entstanden sind. Haben Sie bestimmte Anweisungen gegeben oder etwas getan, das das tolle Ergebnis hervorgerufen haben könnte? Versuchen Sie auch herauszufinden, welche Posen, Gefühle und Ausdrücke gut wirken, und überlegen Sie sich, wie Sie das Modell dorthin führen können. SHOOTING IM SONNENUNTERGANG Das Foto ist in der Sächsischen Schweiz zum Sonnenuntergang entstanden. Sonnenuntergangsbilder nehme ich gern mit der Sonne im Rücken des Modells auf. Hier stand das Modell im Schatten eines Baums, nur am Hinterkopf und der Schulter wird es vom Sonnenlicht gestreift. Einen Reflektor oder andere Hilfsmittel habe ich nicht verwendet.
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/1000 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Den richtigen Moment erwischt man meist, wenn das Modell nicht damit rechnet, fotografiert zu werden. Auf diesem Bild ist es mir gelungen, einen sehr intensiven Ausdruck einzufangen. (Modell: Mandy Scherzer)
Das Modell steht unter einem Kirschbaum und schnuppert an einer der Blüten. Den Bildausschnitt wählte ich bewusst sehr eng, damit nichts von der Szene ablenkt.
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KIRSCHBLÜTENSHOOTING Lange Zeit zierte dieses Bild die Titelseite meiner Webseite. Mir gefallen die Farbigkeit und der Bildausschnitt sehr gut. Fotografiert habe ich es im Frühling, als gerade die Kirschblütenbäume in voller Blüte standen. In meinem Wohnort Münster gibt es einen Platz, an dem drei Zierkirschen stehen. Ihre Äste hängen so tief, dass man die Modelle mitten ins rosa Blütenmehr stellen kann. Sobald die ersten Blüten zu sehen sind, werden alle Fotografen nervös und warten auf den perfekten Sonnentag. Auf diesem Bild steht mein Modell Monique unter einem Kirschblütenzweig, den man aufgrund des von mir gewählten Bildausschnitts nicht mehr erkennen kann. Sie können nur einzelne Blüten als kleine Lichtpunkte im Hintergrund entdecken. Mit diesem Bild verstoße ich gleich gegen mehrere fotografische Regeln. Zum einen habe ich das Bild in der Mittagssonne fotografiert. Monique steht zwar im Schatten des Astes, wodurch ich keine Schwierigkeiten hatte, sie richtig zu belichten. Allerdings erkennt man am teilweise überstrahlten Ast in ihrer Hand und am Hintergrund, dass es nicht das perfekte Licht zum Fotografieren war. Zum anderen habe ich ihren Kopf und auch ihre Hände angeschnitten. Beim Anschneiden von Köpfen scheiden sich die Geister. Bei Händen sind jedoch viele Fotografen der Meinung, dass man sie nie an den Gelenken abschneiden sollte. Das Bild würde dann unvollständig wirken. Hätte ich all diese Regeln beachtet, wäre ein Bild mit gleicher Wirkung entstanden? Ich denke, nicht. Darüber hinaus vertrete ich die Meinung: Brechen Sie die Regeln, wenn es für die gewünschte Bildwirkung notwendig ist. REGELN BRECHEN Ein Fotograf sollte die von ihm gewünschte Bildaussage meiner Meinung nach nicht von Regeln abhängig machen, die einmal TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f2,8 | 1/160 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
formuliert wurden. Nutzen Sie diese nur als Richtlinien. Am Ende zählt, ob Ihnen und dem Betrachter das Bild gefällt.
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FARBAKZENTE Farben sind ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Lebens. Wohnräume werden zum Beispiel in bestimmten Farben gestaltet, um ruhiger schlafen zu können oder die Konzentration zu fördern. Auch in der Werbung werden Farben bewusst gewählt, um den Käufer von einem Produkt zu überzeugen. Der Einsatz von Farben hat demnach eine große Wirkung auf den Betrachter. Dieses Wissen können Sie nutzen und Ihre Bilder mit Farben bewusst gestalten. Wenn Sie interessante Akzente setzen möchten, wählen Sie am besten einen Komplementärkontrast, zum Beispiel Rot und Grün oder Gelb und Blau. Diese Farben stehen sich im Farbkreis gegenüber (mehr darüber erfahren Sie im Exkurs »Porträts bewusst gestalten« ab Seite 226). Für dieses Bild orientierte ich mich am Typus des Modells. Die roten Haare und der warme Farbton der Haut inspirierten mich dazu, die Komplementärfarbe Grün auszuwählen. Also bat ich das Modell, ein grünes Ober-
Hier wählte ich einen engen Bildausschnitt, um die Aufmerksamkeit des Betrachters bewusst auf das Gesicht des Modells zu lenken.
teil zu tragen. Damit auch die Umgebung diesen Farbtönen entsprach, wählte ich eine Location, die von Grün- und Rottönen dominiert wurde. Da ich verhindern wollte, dass die Umgebung zu sehr in Unschärfe verschwimmt, wählte ich einen mittleren Blendenwert von f4,5. BILDAUSSCHNITT VARIIEREN Testen Sie bei jedem Shooting unterschiedliche Bildausschnitte. So haben Sie hinterher eine große Auswahl und können entscheiden, welcher Ausschnitt Ihnen am besten gefällt.
TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f4,5 | 1/250 s | ISO 250; Bild rechts: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f4,5 | 1/250 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Auf diesem Bild spielt die Farbgestaltung eine wichtige Rolle. Da ich mich am Typus des Modells orientierte, wählte ich die Komplementärfarben Grün und Rot. (Modell: Maren)
Das Tuch und die ausgestreckte Hand erzeugen eine interessante Verbindung zwischen Betrachter und Modell.
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TAGTRAUM Ihre Wohnung birgt sicherlich viele unscheinbare Schätze, die Sie für Ihre Porträt-Sessions nutzen können. Ich lasse mich gerne von herumliegenden Accessoires und Dekomaterialien für Shootings inspirieren – so war es auch mit diesem Tuch. Mir kam die Idee, ein verträumtes Bild mit viel Tiefe zu erstellen. Dafür wollte ich aus der Vogelperspektive fotografieren und bat daher das Modell, sich hinzusetzen. Ich legte anschließend das Tuch über unsere Köpfe. Dabei hielt ich das Tuch mit einer Hand fest, damit ich eine freie Sicht auf das Modell hatte. Um Verwacklungen und damit unscharfe Bilder zu vermeiden, wählte ich eine kurze Belichtungszeit von 1/400 s. Wenn Sie sich mehr Kontrolle wünschen, können Sie ein Stativ einsetzen. Durch die Verbindung des Tuchs zwischen mir und dem Modell Lilly wird der Blick des Betrachters unmittelbar zu Lillys Gesicht geführt. Damit dieses nicht gänzlich verdeckt wird, drückte Lilly das Tuch mit der linken Hand leicht nach außen. Achten Sie dabei darauf, dass die Hand nicht vollständig durch den Unschärfebereich verschwimmt und erkennbar bleibt, damit das Bild in sich geschlossen wirkt. Mit der anderen Hand wollte ich eine weitere Verbindung zum Betrachter herstellen, weshalb ich das Modell bat, die rechte Hand zum Objektiv auszustrecken. Dabei sollte die Hand so nah wie möglich an das Objektiv. Halten Sie jedoch so viel Abstand, dass Sie die Umrisse der Hand noch erkennen können. Je näher die Hand an das Objektiv rückt, desto stärker verschwimmt sie. SCHÄRFEVERLAUF Wählen Sie für diese Aufnahme eine offene Blende, um gezielt mit Schärfe und Unschärfe spielen zu können.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 35 mm | f2,8 | 1/400 s | ISO 1 000 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
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DIE SCHÖNHEIT DER UNSCHÄRFE Ein schönes Bokeh entsteht vor allem dann, wenn sich im Hintergrund Ihres Modells helle Objekte oder Lichter befinden. Nutzen Sie dafür zum Beispiel Lichterketten, Sonnenstrahlen, Blumen oder Lichter in einer Einkaufspassage. Dieses Shooting fand vor einem blühenden Magnolienbaum statt. Lichtstarke Festbrennweiten mit langer Brennweite eignen sich besonders gut, um Porträtaufnahmen mit einem unscharfen Hintergrund zu fotografieren. Die Blende sollte dafür auf die größtmögliche Blendenöffnung (kleine Blendenzahl) eingestellt werden. Da ich bei diesem Shooting ein 50-mm-Objektiv, also eine Normalbrennweite, verwendet habe, platzierte ich mein Modell mit etwa drei bis vier Metern Abstand zu den Magnolien. Je größer der Abstand zwischen Modell und Hintergrund ist, desto unschärfer erscheint der Hintergrund. Die hellen Blüten waren nun als verschwommene Punkte zu sehen. Den Abstand zwischen mir und dem Modell habe ich gering gehalten, damit das Gesicht des Modells noch mehr im Fokus lag. BOKEH Das Wort Bokeh stammt aus dem Japanischen und ist ein Begriff für die Qualität der Unschärfe im Bild. Er sagt aus, wie schön die Bereiche abgebildet werden, die nicht im Schärfebereich liegen. Das Aussehen des Bokehs hängt von der Objektivkonstruktion ab; ein wichtiger Teil ist die Form der Blende, die möglichst rund sein sollte. Im Bereich der Porträtbrennweiten (85 bis 135 mm) findet man viele Objektive, die ein schönes Bokeh aufweisen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,4 | 1/640 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Die Magnolienblüten erscheinen als helle, unscharfe Punkte und ergeben ein schönes Bokeh. (Modell: Anna-Dora)
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MIT DER OFFENBLENDE SPIELEN Lichtstarke Objektive bieten beste Voraussetzungen für schöne Porträts. Für dieses Bild verwendete ich mein, zu dem Zeitpunkt nagelneues, 85-mm-Objektiv. Das wartete nur darauf, von mir ausprobiert zu werden. Ich wollte meine Freundin Sissi vor einem wundervollen Magnolienbaum in ihrem Garten fotografieren. Auf dem Bild sieht man davon allerdings kaum etwas, da ich natürlich die Blende auf f1,2 gestellt habe. Wenn schon, denn schon. Bei einer so weit geöffneten Blende ist die Schärfentiefe sehr gering. Der Fokus liegt auf Sissis schönem Mund und ihrer Nasenspitze. Schauen Sie sich einmal das Spitzenoberteil an: Es liegt schon zum großen Teil im Unschärfebereich. Hier zeigt sich die Schwierigkeit einer offenen Blende: Man braucht eine sehr ruhige Hand. Kleinste Bewegungen der Kamera oder des Modells lassen den Schärfepunkt verrutschen oder das gesamte Bild unscharf wirken. Sissis Pose auf diesem Bild entstand eher durch Zufall. Sie hatte gerade ein Selfie gemacht, worin sie ziemlich gut ist, da sie einen erfolgreichen Account in den sozialen Netzwerken führt, für den sie sich immer wieder selbst fotografiert. Ihre Haare fielen ihr dabei ins Gesicht, was mir so gut gefiel, dass ich das für mein Bild direkt übernommen habe. Es macht das Bild etwas geheimnisvoller. Wir hatten dann übrigens viel Spaß dabei, die ganze Serie so zu fotografieren: Erst ihr Selfie, dann mein Foto. Auf diese Weise konnte Sissi selbst immer wieder neue Posen ausprobieren. Das sollte bei Shootings allerdings nicht die Regel sein, meistens ist es besser, wenn Sie als Fotograf die Modelle durchs Shooting führen. UNSCHÄRFEBEREICHE Große Unschärfebereiche im Bild sind bei einer weit geöffneten Blende natürlich erwünscht. Diese entstehen aber oft auch im Bereich des Gesichts. Achten Sie deshalb darauf, dass die von Ihnen gewünschten Bereiche, zum Beispiel die Augen, scharf dargestellt werden.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,2 | 1/400 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Bei einer geringen Schärfentiefe ist es wichtig, dass die Bewegungen von Fotograf und Modell gering ausfallen, sonst wird das Bild unscharf. Legen Sie den Fokus unbedingt auf das Gesicht.
Eine Location, viele Möglichkeiten: Bei diesem Shooting habe ich das Sonnenlicht unterschiedlich eingesetzt sowie Posing und Hintergrund variiert. (Modell: Luise Blumstengel)
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VINTAGE-LOOK Die Serie mit Luise ist auf einem schönen, alten Hof entstanden. Outfit und Styling haben wir an den Vintage-Look der Location angepasst. Als Lichtquelle habe ich ausschließlich das natürliche Sonnenlicht genutzt und auf unterschiedliche Weise verwendet. Auf dem hier gezeigten Bild habe ich die Sonne hinter der Mauer hervorstrahlen lassen, sodass das Gesicht des Modells noch zu erkennen, aber nicht überstrahlt ist. Auf viel Bewegung habe ich in diesem Bild verzichtet, da mir das Spiel mit der Sonne in Kombination mit einem starken Gesichtsausdruck wichtig war. Wenn Sie einen intensiven Ausdruck erzeugen möchten, bitten Sie Ihr Modell, den Blick umherschweifen zu lassen und dann immer wieder neu zu Ihnen in die Kamera zu richten. Durch diese kurzen Pausen hat das Modell Zeit, sich zu entspannen, um dann wieder frisch und ausdrucksstark zu Ihnen blicken zu können. Das Bild auf der linken Seite ist in einer Gartenlaube entstanden. Das Sonnenlicht strahlte sanft durch das Glasfenster hinein. Der Blick des Modells wirkt sanft und sinnlich. Diese Vertrautheit in den Augen kommt vor allem dadurch zustande, dass dieses Foto gegen Ende des Shootings aufgenommen wurde – das Modell und ich hatten uns gut eingespielt. Zudem hatten wir uns bereits vor dem Shooting kennengelernt und eine Vertrauensbasis aufgebaut. TREFFEN VORAB Als Tipp möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben, sich nach Möglichkeit vor dem Shooting mit dem Modell zu treffen, über das Shooting und die Erwartungen zu sprechen, sich kennenzulernen und eine Vertrauensbasis aufzubauen. Daran können Sie dann am Tag des Shootings perfekt anknüpfen, sodass viel schneller und einfacher schöne Fotos entstehen werden.
TECHNIK: Bild oben: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/2000 s | ISO 100; Bild links: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,8 | 1/1640 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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HERBSTFARBEN Gehen Sie gerne spazieren? Um neue Motivideen zu finden, kombiniere ich meine Spaziergänge gerne mit der Suche nach schönen Locations. So lasse ich mich für zukünftige Shootings von der Umgebung inspirieren. Stoße ich auf interessante Kulissen und Hintergründe, fotografiere ich diese zunächst mit meinem Smartphone und speichere sie in einem separaten Ordner ab, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. So entstand auch die Idee für dieses Shooting. Bei der hier dargestellten Location handelt es sich um einen Garten im japanischen Stil. Meine Vision war es, ein Modell mit verträumtem Blick in die Ferne auf die Brücke zu setzen und den interessanten Hintergrund dabei mit einfließen zu lassen. Daher lag die Idee nahe, das Modell passend dazu einzukleiden. Bei genauerer Betrachtung können Sie erkennen, dass das Bild von natürlichen Farben wie Braun und Grün dominiert wird. Um eine harmonische und warme Farbtafel zu schaffen, bat ich das Modell, ein gelb-orangefarbenes Outfit mitzubringen, das ich zuvor in seinem Portfolio entdeckt hatte. Eine passende Mütze aus meinem eigenen Fundus für Shootings sollte dem Bild eine weitere interessante Note verleihen. Die dunklen Haare und der blasse Teint des Modells stellen einen schönen Farbkontrast dar. Um eine gleichmäßige Ausleuchtung des Modells und des Hintergrunds zu ermöglichen, fand das Porträt-Shooting wenige Stunden vor Sonnenuntergang statt. Die weichen und warmen Lichtstrahlen der untergehenden Sonne sorgten für eine warme Lichtstimmung. WEISSABGLEICH Die Lichtstimmung im Bild können Sie mit dem Weißabgleich in Ihrer Kameraeinstellung korrekt wiedergeben oder auch bewusst verfremden. Dort finden Sie verschiedene Vorgaben wie Tageslicht, Bewölkt oder Kunstlicht. Wenn Sie im RAW-Format fotografieren, können Sie den Weißabgleich in der Nachbearbeitung gezielter anpassen. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 35 mm | f2,8 | 1/400 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Beobachten Sie bei den Locations Ihrer Wahl die vor Ort dominierenden Farben, um Ihr Modell in ähnlichen oder kontrastierenden Farben einzukleiden. Auf diese Weise schaffen Sie ein interessantes Zusammenspiel aller Farben im Bild. (Modell: Dilara)
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JENSEITS DER SCHÖNWETTERFOTOGRAFIE »Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung.« – Dies ist einer jener Sprüche, die man im Leben mindestens einmal zu oft hört und gar nicht mehr reflektiert. Die Couch und ein warmer Tee verlocken im ersten Moment mehr, als sich die Kamera zu nehmen und ein Modell anzufragen, um draußen bei Wind und Wetter zu fotografieren. Doch ein Kernbestandteil der Fotografie ist die Atmosphäre. Die Umgebung und auch das Wetter beeinflussen die Stimmung eines Fotos maßgeblich. Dabei lassen sich auch bei Regenwetter ganz verschiedene Aussagen treffen: Springt das Modell mit bunten Gummistiefeln von Pfütze zu Pfütze oder läuft es dem Wind strotzend der Kamera entgegen? Dieses Foto von Freya entstand an der Nordsee. Sie scheint den sanften Regen und die Ruhe zu genießen und gibt sich der Zweisamkeit mit der Natur hin. Die leicht feuchten, gewellten Haare und das Fehlen von Makeup unterstreichen den natürlichen Look. Die Kleidung ist farblich der Umgebung angepasst und eher zurückhaltend. Der Fokus liegt auf Freya und ihrem Spiel mit der Umgebung. Dieses Foto zeigt, dass auch bei schlechtem Wetter gelungene Aufnahmen entstehen können, wenn man sich nur darauf einlässt. Eine offene Blende und eine moderne Kamera mit einem guten Rauschverhalten bei höherer Lichtempfindlichkeit (ISO-Wert) machen dies problemlos möglich. Und natürlich die passende Kleidung für Fotograf und Modell. VORBEREITUNG IST ALLES Bei kaltem Wetter ist es ratsam, zwei wiederverwendbare Wärme-Gelkissen dabeizuhaben. Diese kann das Modell in seine Manteltaschen stecken und immer wieder seine Hände aufwärmen, damit sie nicht zu rot werden.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,8 | 1/125 s | ISO 1 000 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAF: Julius Erler
Das Modell Freya steht scheinbar allein in den Dünen und genießt die Ruhe.
Bilder in Cafés wirken sehr authentisch, da die Umgebung nah an unserem Lebensalltag ist. (Modell: Luisa Anders)
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IM CAFÉ Ich persönlich fotografiere nicht gern in einem Studio, sondern lieber draußen in der Natur, in Cafés, botanischen Gärten, bei den Modellen zu Hause sowie auf öffentlichen Plätzen. Ein Bild wirkt auf mich viel authentischer, wenn man sich in einem Umfeld befindet, das man auch fernab des Shootings aufsuchen und in dem man Zeit verbringen würde. Zudem kann ich auf diese Weise mit meinen Bildern Geschichten erzählen. Dieses Bild ist in einem meiner Lieblingscafés entstanden. Es hat ein schönes Ambiente, bietet viel Fensterlicht, und das nette Personal hat gegen Fotos nichts einzuwenden. Natürlich muss man darauf achten, dass keine anderen Gäste fotografiert und gestört werden. Da ich Spiegelungen liebe, bin ich für ein paar Aufnahmen auf die Straße gegangen und habe mein Modell gebeten, durch das Fenster zu schauen. Weil sich die Kommunikation durch ein Fenster eher schwierig gestaltet, war das Modell nahezu auf sich allein gestellt. Im Vorfeld habe ich mit Luisa besprochen, welche Posen sie umsetzen könnte. Meine Anweisungen waren wie folgt: Blick in die Kamera, Blick in Richtung Kaffeetasse, Wechseln zwischen einem verträumten Blick und einem Lächeln, melancholischer Blick in die Ferne. Zwischendurch bin ich immer wieder reingegangen und habe ihr die Ergebnisse auf der Kamera gezeigt, damit sie bestimmte Posen noch einmal verfeinern oder abändern konnte. Die größte Schwierigkeit stellte für mich jedoch die Spiegelung dar. Gern wollte ich eine Mischung aus Café-Lichtern und Straßengeschehen im Bild vereinen, dennoch durfte es nicht zu überladen wirken. Vor allem das Gesicht musste trotz Spiegelung gut zu erkennen sein. Diese Art des Fotografierens erfordert ein wenig Geduld, Spaß am Experimentieren, aber auch ein gutes Auge für einen harmonischen Bildaufbau. REQUISITEN Denken Sie bei Shootings im Café auch an die passenden Requisiten. Hier wählten wir eine schlichte Kaffeetasse, ein Smartphone und die Brille des Modells und drapierten sie auf dem Holztisch vor Luisa. TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f2,0 | 1/500 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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EXKURS: FOTO-BASICS Ein ansprechender Hintergrund, die Art der Positionierung Ihres Modells oder ein schöner Bildausschnitt sind Elemente, die Ihr Porträt besonders machen. Darüber hinaus können Sie das Aussehen Ihrer Aufnahmen mit den richtigen Kameraeinstellungen beeinflussen. Genau darum geht es in diesem Exkurs. Ich werde Ihnen die wichtigsten Einstellungsmöglichkeiten und deren Auswirkungen auf Ihr Bild aufzeigen. Wir konzentrieren uns dazu auf die folgenden drei Parameter: Blendenwert, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit (ISO-Wert). Alle drei sind einzeln einstell-
f 1,8
bar, gehören aber unabdingbar zusammen. Es kommt auf das richtige Zusammenspiel an.
DIE BLENDE Über die Blende steuern Sie, wie viel Licht bei Ihrer Aufnahme auf den Sensor fallen soll. Sie ist eine Öffnung im Objektiv, die aus Lamellen besteht, die Sie über die Einstellung des Blendenwerts unterschiedlich weit öffnen und schließen können. Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht kann auf den Bildsensor der Kamera fallen.
f 8
Anhand dieser drei Bilder können Sie wunderbar erkennen, wie sich die Schärfentiefe bei wechselnder Blendenzahl verändert. Das obere Bild ist mit Blende f 1,8 fotografiert. Mein Modell hebt sich ganz deutlich vom unscharfen Hintergrund ab. Das untere Bild hingegen wurde mit Blende f 16 fotografiert. Der Hintergrund ist deutlich schärfer.
f 16
Mit der Blende beeinflussen Sie außerdem die Schärfentie-
Belichtungszeit sein. In beiden Fällen entsteht ein korrekt
fe im Bild: Wenn Sie mit einer offenen Blende fotografieren
belichtetes Bild.
(kleine Blendenzahl), wird der Schärfebereich sehr klein.
Natürlich können Sie mit der Belichtungszeit auch spielen.
Das Fotografieren mit einer offenen Blende ist in der Port-
Kennen Sie die Fotos, auf denen eine mit Autos befahrene
rätfotografie ein beliebtes Stilmittel, denn Ihr Modell wird
Straße zu sehen ist, deren Lichter nur als verwischte Strei-
je nach Position scharf vor dem unscharfen Hintergrund
fen zu erkennen sind? Die Belichtungszeit wurde in diesem
freigestellt. Beim Fotografieren mit einer geschlossenen
Fall sehr lang eingestellt. Diesen Effekt können Sie natür-
Blende ist der Schärfebereich wesentlich größer. So können
lich auch mit sich bewegenden Personen erzielen. Für sol-
Sie eine durchgängige Schärfe vom Vordergrund bis zum
che Aufnahmen sollten Sie ein Stativ verwenden, damit der
Hintergrund erreichen.
Hintergrund, der sich nicht bewegt, deutlich zu erkennen
Der Blendenwert wird mit dem Buchstaben f und mit ei-
ist und scharf abgebildet wird.
ner Zahl angegeben (zum Beispiel f1,8). Bei dieser Bezeich-
Folgende Faustregel sollten Sie sich merken: Wenn Sie aus
nung ergibt sich eine kleine Denkhürde, die Sie beachten
der Hand (ohne Stativ) fotografieren, sollte die Belichtungs-
müssen: Je kleiner der Zahlenwert, desto größer ist die
zeit nicht länger als der Kehrwert der Brennweite sein. Bei
Blendenöffnung. Machen Sie sich aber keine Sorgen, Sie
einem Objektiv mit 50 mm Brennweite sollte sie also nicht
gewöhnen sich sicher daran.
länger als 1/50 s sein, bei 85 mm nicht länger als 1/85 s etc.
Sie können die Blende sowohl im manuellen Modus M als
Nun gilt für Sie: üben und ausprobieren. Spielen Sie mit un-
auch in der Halbautomatik Blendenvorwahl (A/Av) gezielt
terschiedlichen Belichtungszeiten und Blendenöffnungen.
verändern.
Nutzen Sie zum Üben auch die Halbautomatiken Ihrer Kamera. Bei der Zeitvorwahl (S/Tv) wählen Sie die gewünschte
DIE BELICHTUNGSZEIT Mit der Belichtungszeit regeln
Belichtungszeit, und die Kamera wählt die passende Blen-
Sie, wie lange das Licht durch die Blendenöffnung auf den
de. Bei der Blendenvorwahl (A/Av) wählen Sie den Blenden-
Sensor fallen soll. Die Angabe der Belichtungszeit erfolgt
wert, und die Kamera stellt automatisch die passende Be-
in Sekunden. In der Regel wird sie nur in Bruchteilen einer
lichtungszeit ein. Dabei müssen Sie jedoch aufpassen, dass
Sekunde geöffnet, zum Beispiel 1/200 Sekunde. Je länger
die Belichtungszeit in einer dunkleren Umgebung nicht zu
die Belichtungszeit ist, desto heller wird das Bild. Auch die
lang ausfällt. Für diesen Fall haben Sie jedoch noch eine
eingestellte Blende beeinflusst die Helligkeit des Bildes:
dritte Stellschraube: den ISO-Wert.
Durch eine große Blendenöffnung (kleiner Zahlenwert) gelangt viel Licht auf den Sensor, das Bild wird heller. Je weiter
DER ISO-WERT Mit dem ISO-Wert steuern Sie die Licht-
Sie die Blende also öffnen, desto kürzer sollte die Belich-
empfindlichkeit des Sensors. Wenn Sie eine bestimmte
tungszeit sein. Das gilt natürlich auch umgekehrt: Je klei-
Kombination von Blende und Belichtungszeit einstellen
ner die Blende (großer Zahlenwert), desto länger sollte die
möchten, erhalten Sie vor allem bei schlechtem Umge-
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bungslicht nur durch die Heraufsetzung des ISO-Werts
DAS HISTOGRAMM Das Histogramm ist ein hilfrei-
ein korrekt belichtetes Bild. Sie müssen allerdings wissen,
ches Werkzeug, mit dem Sie die Belichtung kontrollieren
dass der Kamerasensor über ein gewisses Grundrauschen
und gegebenenfalls justieren können. Sie können es ent-
verfügt. Dieses Rauschen wird durch einen hohen ISO-Wert
weder auf dem Monitor Ihrer Kamera (vor oder nach der
verstärkt und hat Auswirkungen auf die Qualität Ihres Bil-
Aufnahme) einblenden oder später am Computer einse-
des: Es wirkt körniger, kontrastärmer und unschärfer. Das
hen. Es liefert Ihnen detaillierte Informationen zur Hellig-
Grundrauschen ist abhängig von der Größe des Sensors.
keitsverteilung im Bild, indem es aufzeigt, wie viele Pixel
Bei einer Vollformatkamera können Sie zum Beispiel auch
des Bildes einen bestimmten Helligkeitswert haben. Der
mit sehr hohen ISO-Werten fotografieren, ohne dass das
rechte Teil bezieht sich dabei auf die hellen (weißen) und
Bild an Qualität verliert.
der linke auf die dunklen (schwarzen) Anteile. Ein Histo-
Testen Sie Ihre Kamera, und prüfen Sie, ab welchem ISO-
gramm ist dann ausgewogen und ein Bild somit korrekt
Wert Ihre Bilder rauschen. Mein Tipp: Fotografieren Sie bei
belichtet, wenn sich die Balken hauptsächlich im mittleren
Tageslicht draußen mit ISO 100–200 und bei schlechteren
Bereich befinden.
Lichtverhältnissen mit ISO 400–800. Nur in Ausnahmefäl-
Denken Sie jedoch daran, dass bei High-Key- bzw. Low-Key-
len sollten Sie den ISO-Wert noch höher setzen.
Aufnahmen eine Über- bzw. Unterbelichtung erwünscht
ISO 800
ISO 16 000
Auf dem linken Bild habe ich einen ISO-Wert von 800 gewählt, auf dem rechten Bild ISO 16 000. Bei der verwendeten Vollformatkamera ist das Bildrauschen erst ab sehr hohen ISO-Werten zu erkennen. Bei Kameras mit kleineren Sensoren fängt das Rauschen schon bei wesentlich geringeren ISO-Werten an.
ist. Das Histogramm zeigt dann eine Fehlbelichtung an,
sein dürfen, wie das auf dem überbelichteten Bild in der
das ist aber in dem Fall genau der Bildeffekt, den das Foto
Mitte der Fall ist. Dann ist in manchen Bereichen des Bildes
haben soll. Es gilt jedoch immer die Regel, dass die Wer-
keine Zeichnung mehr vorhanden, und es gehen Bildinfor-
te im Histogramm weder rechts noch links angeschnitten
mationen verloren.
85 mm / f5,0 / 1/60 s / ISO 100
Dieses Bild ist offensichtlich viel zu dunkel. Sie erkennen, dass sich die Balken im linken Bereich befinden. Es sind also viele dunkle Tonwerte im Bild. Es ist unterbelichtet.
85 mm / f1,8 / 1/80 s / ISO 100
Im Histogramm zu diesem viel zu hellen Bild verhält es sich genau umgekehrt. Die Balken konzentrieren sich auf den rechten Bereich und werden sogar an der Begrenzung abgeschnitten. Es sind also viele helle Tonwerte im Bild, und es ist somit überbelichtet.
85 mm / f1,8 / 1/100 s / ISO 100
Dieses Bild ist korrekt belichtet. Sie erkennen das daran, dass sich die Balken des Histogramms im mittleren Bereich befinden.
CHARAKTERPORTRÄTS Künstler im Porträt Der Schriftsteller A Man’s World Das Street-Porträt Warmes Licht Geheimnisvoll Eine Reportage fotografieren Bildhauer bei der Arbeit Drama mit Rembrandt Exkurs: Schwarzweiß
Der Metallkünstler Florian Zeitler (oben) und der Stein bildhauer Michael König (unten) vor und nach der Arbeit an ihren Skulpturen.
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KÜNSTLER IM PORTRÄT Diese Porträts sind im Rahmen meiner Serie »Artists after Work« entstanden. Ich besuchte verschiedene Künstler in ihren Ateliers und porträtierte sie einmal vor und einmal nach der Arbeit. Mir ging es bei der Serie vor allem darum, darzustellen, was mit einem Künstler während eines kreativen Prozesses passiert und wie sich sein Ausdruck ändert. Die Bilder funktionieren aber auch einzeln als sogenannte Charakterpor träts. Das Ziel eines solchen Porträts ist für mich, den Protagonisten möglichst authentisch und losgelöst von Schönheitsidealen oder sonstigen Idealvorstellungen zu fotografieren. Ich möchte eine Person so darstellen, wie sie sich eben in diesem Moment fühlt oder wie ich sie im Moment der Aufnahme wahrnehme. Das ist natürlich ein hoher Anspruch, denn viele Menschen verkrampfen oder nehmen eine Pose ein, sobald sie vor eine Kamera treten. Darum ist die Kommunikation zwischen Modell und Fotograf eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein gelungenes Charakterporträt. Aber zuerst möchte ich auf die Lichtsetzung eingehen. Das Licht, das ich verwendet habe, ist relativ einfach, aber effektiv. Von leicht rechts oben habe ich einen 500-Ws-Blitzkopf mit einer quer gedrehten Softbox in der Größe 90 × 60 cm verwendet. Direkt vor dem Modell lag auf Hüfthöhe ein rechteckiger Reflektor, der das Licht meines Blitzes leicht von unten auf das Modell reflektierte. So entstand ein kleiner Lichtreflex im unteren Teil der Augen. Ein Lichtreflex im Auge lässt den Blick lebendiger wirken und zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Der Reflektor hellte auch den Bereich des Kinns leicht auf, sodass eine schwache Lichtkante am Kinn entstand, die die Form des Gesichts unterstreicht. Bei solchen
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f4,5 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Softbox + Sunbounce SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
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Aufnahmen ist es wichtig, das Licht nicht ganz frontal zu platzieren, um dem Gesicht Zeichnung zu geben und so Spannung zu erzeugen. Als Hintergrund verwendete ich hier eine Bahn aus schwarzem Molton, um die Person gänzlich vor dem Hintergrund freizustellen. Damit beim Shooting alles reibungslos und flüssig funktionierte, habe ich das Licht vorher mit meinem Assistenten getestet und die Stelle markiert, an der später mein Modell stehen sollte. Bevor es losging, musste ich den Künstlern natürlich meine Bildidee und den Ablauf kommunizieren und ihnen vermitteln, was ich mit dem Bild erreichen will. Ich habe ihnen die gewünschte Haltung – ein frontaler Blick in die Kamera – erklärt. Denn durch den unmittelbaren Blick in die Kamera fühlt sich der Betrachter angesprochen, und es entsteht ein sehr intensiver Bildeindruck. Am Set selbst habe ich die Künstler, die gerade an ihren Werken arbeiteten, an der vorher festgelegten Stelle positioniert und sie gebeten, die Augen zu schließen, durchzuatmen und mit den Gedanken bei ihrer Arbeit zu sein. Auf mein Zeichen ließ ich sie die Augen öffnen und drückte ab. Damit war das Shooting in den meisten Fällen auch schon wieder vorbei, denn ich hatte das im Kasten, was ich erreichen wollte. Natürlich klappt das nicht immer auf den ersten Schuss, und ich muss das Ganze möglicherweise ein- oder zweimal wiederholen. Aber um diesen unverfälsch-
schwarzer Molton
ten Ausdruck zu erreichen, vermeide ich es, zu viele Fotos zu schießen, und verhindere damit, dass mein Modell verkrampft und sich der Situation zu sehr bewusst wird. SCHWARZWEISS Charakterporträts wirken in Schwarzweiß oft noch eindrucksvoller und markanter. Konvertieren Sie Ihr Bild testweise in
f 10
Schwarzweiß, und vergleichen Sie die Bildwirkung.
Eine Softbox strahlt ca. in einem 45°-Winkel leicht von oben auf mein Modell und be leuchtet ebenfalls den Reflektor, der direkt vor dem Modell etwa auf Hüfthöhe liegt. Als Hintergrund kommt schwarzer Molton zum Einsatz.
Der direkte Blickkontakt mit dem Betrachter intensiviert die Bildwirkung und erzeugt Spannung. Die Reflexionen im Auge unterstreichen diesen Effekt.
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DER SCHRIFTSTELLER Auf diesem Bild sehen Sie den Schriftsteller Rafael Seligmann, den ich für ein Interview in einem Magazin fotografierte. Einen Menschen, der schon viel gesehen und sich viele Gedanken gemacht hat, was sich auch in seinen Worten widerspiegelt. Ich klingelte an seiner Tür, und er ließ mich in seine Wohnung hinein. Während er mir die verschiedenen Zimmer der Wohnung zeigte, damit ich mir ein Bild von der Lichtsituation machen konnte, stellten wir uns gegenseitig vor. In seinem Arbeitszimmer begegneten wir den unter der Heizung lebenden Schildkröten. Im Salon stand der Laptop neben einem Kaffee sowie Büchern und Zeitschriften. Hier ließen wir uns nieder und diskutierten noch eine Weile miteinander, tauschten Ideen und Gedanken aus. Nachdem wir uns kennengelernt hatten, entschied ich mich dafür, das Porträt in der Bibliothek aufzunehmen. Die Bücherregale ragten bis unter die Decke, und durch das große Fenster fiel sanftes Licht in den Raum. Einzig die Tischtennisplatte mitten im Raum schränkte etwas in der Bewegung ein. Ich positionierte den Schriftsteller leicht schräg vor dem Fenster, um eine klassische Rembrandt-Beleuchtung zu erhalten, und machte fünf Fotos. Mehr waren nicht nötig. KOMMUNIKATION Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig die Kommunikation abseits der Kamera für ein authentisches Foto ist. So kann man nicht nur die angespannte Situation eines Foto-Shootings auflösen, sondern ebenso den Menschen kennenlernen und erfahren, was ihn beschäftigt und umgibt. So können Sie seinen Charakter im Bild wiedergeben, als hätte ein Freund das Foto gemacht. Das verlangt natürlich, dass man sich selbst anderen Menschen öffnet. Im Gegenzug gibt die Fotografie einem die Möglichkeit, viele spannende und interessante Menschen kennenzulernen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,8 | 1/200 s | ISO 800 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
Durch das seitliche Fensterlicht entsteht ein interessantes Schattenspiel, durch das sich der Schrift steller vor dem Hintergrund abhebt. Die offene Blende sorgt außerdem dafür, dass das Bücherregal im Hinter grund unscharf erscheint.
Damit aus der Froschperspektive die Umrisse des Gesichts gut erkennbar blieben, bat ich das Modell, in die Richtung zu schauen, aus der das Licht kam. (Modell: Monrico Couard)
Ich platzierte das Modell in der Bildmitte und ließ es auf mich zugehen. Die Linien an der Wand und auf dem Boden unterstützen den Bildaufbau.
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A MAN’S WORLD Was typisch männlich oder typisch weiblich ist, wird durch Klischees beeinflusst: Männern werden bekanntlich ganz andere Eigenschaften zugeschrieben als Frauen. Das macht sich auch in der Porträtfotografie bemerkbar: Während viele Frauen eher zärtlich und liebevoll festgehalten werden möchten, möchte der typische Mann stark, dominant und lässig wirken. Sie können diese Klischees bewusst aufgreifen oder auch damit brechen. Durch Kleidung, Posing und eine zielgerichtete Lichtführung können Sie bestimmte Attribute unterstreichen. Bei dieser Aufnahme wollte ich die maskulinen Seiten meines Modells betonen und die Ecken und Kanten des Gesichts unterstreichen. Ich fotografierte daher im Mittagslicht, um mehr Kontraste zu erzeugen. Durch starke Schatten werden unter anderem die Umrisse des Kiefers, der Nase und der Wangenknochen betont. Dadurch wirkt das Modell maskuliner und stärker. Die schlichte Betonwand im Hintergrund unterstreicht die Bildwirkung und harmoniert mit der Business-Kleidung des Modells. Wichtig ist auch der Gesichtsausdruck: Für einen seriösen, aber lässigen Look bat ich das Modell, nicht zu lächeln. Für das Bild stellte ich mich wenige Schritte vor das Modell und fotografierte aus der Froschperspektive. Auf diese Weise lassen Sie Menschen dominant und selbstbewusst wirken. Bitten Sie das Modell, die Beine schulterbreit aufzustellen. Dadurch helfen Sie ihm, eine standfeste Haltung einzunehmen. Damit das Bild wie eine Momentaufnahme wirkt, bat ich das Modell, in die Innentasche seines Anzugs zu greifen und dabei in die Ferne zu schauen. Dadurch wirkt die Haltung natürlich. Um noch mehr Dynamik in das Bild zu bringen, fotografierte ich das Modell anschließend frontal (siehe Bild unten) und bat es, direkt auf mich zuzugehen. Diesmal deutete das Modell mit den Händen an, dass es das Jackett schließen würde. Die klaren Linien der Wand und des Bodens sorgen für ein stimmiges Gesamtbild. TECHNIK: Beide Bilder: Canon EOS 5D Mark IV | 35 mm | f3,2 | 1/200 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
BETONWAND Das helle Grau und die glatte Struktur der Betonwand eignen sich sehr gut für moderne Business-Porträts.
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DAS STREET-PORTRÄT In der Fotografie gibt es sehr viele Genres. Oft ist die Kamera nur das Mittel, um den persönlichen Interessen Ausdruck zu verleihen, etwa für Architektur, Tiere, Sport, Natur oder eben Menschen. Ich persönlich probiere mich gern in den unterschiedlichen Genres aus, um mich davon wiederum für die Porträtfotografie inspirieren zu lassen. In diesem Fall habe ich die klassische Street-Fotografie in meine Porträtfotos einfließen lassen. Dafür suchte ich mir eine viel befahrene Straße unter einer Brücke als Location aus und verwendete ein 35-mm-Objektiv, also eine relativ weitwinklige Brennweite. In dieser urbanen Szenerie fotografierte ich das Modell Nell, das über die Straße lief. Wie durch Zufall schaut Nell über die Schulter zum Betrachter. Ihr Gesicht wird durch den Lichteinfall hell erleuchtet, während die Umgebung unter der Brücke dunkel erscheint. Dadurch wird sie optisch in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. Bei der Bearbeitung entschied ich mich für eine Schwarzweiß-Entwicklung, um dem Bild eine Zeitlosigkeit zu verleihen. Keine Farben im Hintergrund, von denen es auf einer Straße sehr viele gibt, lenken von dem eigentlichen Motiv ab. Dank der starken Kontraste und der leichten Unschärfe im Hintergrund wird der Blick auf das Gesicht gelenkt. VORSICHT, STRASSENVERKEHR Bei einem Foto wie diesem sollte man die Gefahren des Straßenverkehrs nicht aus den Augen verlieren. Wir haben uns beim Fotografieren so sehr auf uns konzentriert, dass ein Bus Nell fast gestreift hätte.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 35 mm | f2,8 | 1/160 s | ISO 500 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
Nell blickt beim Überqueren der Straße zurück auf den Betrachter. Das Foto wirkt wie ein flüchtiger Moment, der durch Zufall eingefangen wurde.
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WARMES LICHT Reflektoren sind ein oft unterschätztes Hilfsmittel in der Porträtfotografie. Das liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass es sich dabei um einen denkbar simplen Gegenstand handelt. Ein Reflektor ist schließlich nur eine große Fläche, die das darauffallende Licht zurückwirft und so in eine andere Richtung lenkt. Mit dieser simplen Technik ergibt sich eine Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten. Das beginnt bereits bei dem verwendeten Material. Eine goldene Fläche erzeugt warme Farben, die silberne Fläche hingegen erzeugt mehr Kontrast. Ein weißer Reflektor wirft weniger und flacheres Licht zurück, und ein schwarzer absorbiert sogar das Licht. Mit zunehmender Größe der Fläche wird natürlich mehr Licht reflektiert. Ein kleiner Reflektor ermöglicht eine Hervorhebung von Details, ein großer dient der Ausleuchtung einer ganzen Szenerie. Dazu kommt noch der Vorteil der Flexibilität. Reflektoren sind handlich und leicht. Ein Assistent kann problemlos und schnell der Bewegung des Modells folgen und sich gleichzeitig auf wechselnde Lichtbedingungen einstellen. Aus diesem Grund arbeite ich auch im Studio sehr gerne mit Reflektoren. Entweder in Verbindung mit Blitzen oder – wie in diesem Fall – mit dem Tageslicht, das durch das Fenster ins Studio fiel. Dieses habe ich über einen großen, goldenen Reflektor direkt in die Ecke des Raums reflektiert. Die weiße Wand auf der linken Seite des Modells diente ebenfalls als Reflektor und hellte die Szene von der anderen Seite auf. Durch die Verwendung des Reflektors wurde das Licht gleichmäßig verteilt, was zu weichen Schattenverläufen führte. Die goldene Farbe des Reflektors taucht die Szenerie in ein warmes Licht, und es wirkt so, also würde die Abendsonne ins Studio scheinen. REFLEKTOR EINSETZEN Die vielen Verwendungsmöglichkeiten, kombiniert mit dem vergleichsweise günstigen Preis eines Reflektors, machen ihn für mich zu der besten Investition, wenn es um das Thema Licht in der Fotografie geht.
TECHNIK: Leica M2 | KODAK Portra800 | 35 mm | f2,0 | 1/125 s | ISO 800 LICHT: Available Light + Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
Das sanfte Sonnenlicht wurde mithilfe eines Re flektors durch den ganzen Raum in die Ecke projiziert, um die Wirkung eines lichtdurchfluteten Raums zu erzielen.
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GEHEIMNISVOLL Foto-Sessions müssen nicht kompliziert sein, damit Sie schöne Bilder gestalten können. Ich bevorzuge es, mit simplen Settings zu arbeiten, damit ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Dieses Bild ist relativ spontan entstanden, weshalb Improvisation gefragt war. Da das Modell rote Haare hat, entschied ich mich, mit ihm ins Grüne zu fahren. Meine Vision war es, ein Porträt zu schaffen, das intim und geheimnisvoll zugleich wirkt. Ich bat das Modell, sich unter eine Tanne zu stellen, um die Tannenzweige links und rechts als Rahmen nutzen zu können. Da es an diesem Tag sehr wolkig war und ich mehr Licht in das Gesicht des Modells werfen wollte, setzte ich einen Reflektor ein. Ich wählte die silberne Seite des Reflektors, da die dadurch entstandenen Reflexionen in den Augen gut mit dem Schmuck des Modells harmonierten. Außerdem können Sie mit der silbernen Seite des Reflektors an dunkleren Tagen mehr Licht in die gewünschte Richtung streuen. Bei genauerer Betrachtung erkennen Sie alle im Bild auftauchenden Farben auch in den Augen des Modells. Ich wollte das Gesicht des Modells ins Zentrum des Bildes rücken. Daher stellte ich mich näher an das Modell, sodass der Kopf leicht angeschnitten wurde. Dieser Bildausschnitt bewirkt, dass die Augen des Modells präsenter wirken und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Betrachter bleibt vor allem am vorderen Auge des Modells hängen, auf das ich die Schärfe legte. Der enge Bildausschnitt sorgt auch für mehr Nähe und Intimität. Damit das Gesicht aus dieser Position gut zu erkennen bleibt, bat ich das Modell, die Haare vollständig auf die rechte Seite zu kämmen. Um nun eine geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen, hob das Modell die Schulter leicht an. ELEMENT IM VORDERGRUND Für eine verträumte Atmosphäre können Sie Blätter oder Zweige nah an das Objektiv halten. Das sorgt für Unschärfe im Vordergrund, wie Sie es hier am oberen Bildrand sehen. TECHNIK: Canon EOS 6D | 50 mm | f2,8 | 1/250 s | ISO 400 LICHT: Available Light + Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Für einen schönen Farbübergang ließ ich den Boden der Umgebung mit ins Bild einfließen. Die sanften Beigetöne harmonieren mit der Gesichtsund Haarfarbe des Modells. Das Grün der Tannenzweige erzeugt dazu einen schönen Komplementärkontrast. (Modell: Jennifer)
Der Metallkünstler Florian Zeitler arbeitet an einer neuen Metallskulptur. Ganz traditionell arbeitet er mit Hammer und Amboss, um das Metall seinen Wünschen anzupassen. Diese archaische Arbeitsweise bietet unzählige tolle Fotomotive.
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EINE REPORTAGE FOTOGRAFIEREN Vor einiger Zeit war ich auf einem Bildhauersymposium eingeladen, um dort eine Reportage über die Künstler zu fotografieren. Jeder Künstler hatte seinen eigenen Arbeitsplatz und arbeitete an einer Skulptur, die dann nach zwei Wochen dort ausgestellt wurde, ebenso wie meine in dieser Zeit aufgenommenen Bilder. Um nicht einfach »nur« eine Reportage zu fotografieren, wollte ich den Bildern einen bestimmten Look geben. Ich wollte erreichen, dass der Metallkünstler Florian Zeitler selbst wie eine seiner stählernen Skulpturen wirkt, ohne dabei an Dynamik zu verlieren. Nun gibt es unglaublich viele Herangehensweisen an so ein Thema. Von Robert Capa etwa stammt der berühmte Satz »Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.« Dem stimme ich auch grundsätzlich zu, in diesem Fall aber wollte ich den Künstler in Momenten fotografieren, in denen er sich gänzlich unbeobachtet fühlte. Also habe ich mich für eine 100-mm-Festbrennweite entschieden. Mit dieser war ich weit genug weg und dennoch nah genug dran, um Mimik und Details formatfüllend festzuhalten. Ein weiterer positiver Effekt der längeren Brennweite ist auch der kleinere Schärfentiefebereich, der meinen Protagonisten wunderbar vor dem Hintergrund freistellt. Für mich war es wichtig, dem Künstler Raum zu geben, sich frei zu entfalten und sich nicht von meiner Kamera beeinflussen zu lassen. Dafür hilft es, sich ruhig zu bewegen, in bestimmten Perspektiven kurz zu verweilen und vielleicht auch ab und zu mal im Vorbeigehen eine Szene zu fotografieren. Ich habe viele der Aufnahmen aus einer niedrigen Perspektive, also auf dem Boden liegend, aufgenommen. Das hatte einerseits praktische Gründe, denn viele seiner Arbeitsabläufe richteten sich nach unten auf den Amboss oder mit Blick in die Esse. Andererseits wirkte er dadurch deutlich monumentaler, was die von mir gewünschte Bildästhetik unterTECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f2,8 | 1/1250 s | ISO 100 LICHT: Sonnenlicht + Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
stützte.
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Ich wollte den Fokusbereich immer ganz gezielt auf das Gesicht legen und alle anderen Elemente, soweit es ging, unscharf halten. Deshalb habe ich mit einer offenen Blende von f2,8 gearbeitet. Mir ging es einzig um den Menschen und was mit ihm während eines Schaffensprozesses passiert und nicht um die Arbeitsabläufe an sich. Sie sind natürlich vollkommen frei in Ihrer Motivwahl. Sollte es bei Ihrer Reportage um das Handwerk an sich gehen, empfiehlt es sich, eine leicht geschlossene Blende (etwa f8) zu wählen, um sowohl Mensch als auch Arbeitsgerät scharf abzubilden. genpol zum direkten Sonnenlicht von oben habe ich einen Sunbounce-Zebra-Reflektor in der Größe 120 × 90 cm in kleiner Distanz zum Künstler auf
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Mein Licht-Setup bei dieser Serie war denkbar simpel gehalten. Als Ge-
den Boden gelegt. Durch die nun fast gleichwertigen Lichtquellen von oben und unten entstand ein surrealer Lichteindruck. Das Licht des Reflektors zeichnete die Konturen meines Protagonisten nach und verlieh dem gesamten Bild deutlich mehr Tiefe und Dreidimensionalität. Die Entscheidung, die Bilder in Schwarzweiß zu zeigen, stand für mich eigentlich von vornherein fest. Die damit verbundene Reduktion auf For-
Der Reflektor auf dem Boden schafft ein schönes Gegengewicht zu der direkten Son ne von oben, zeichnet die Konturen meines Protagonisten wunderbar nach und macht das Bild plastischer.
men und Strukturen betont den »eisernen« Look, den ich anstrebte. Farben würden in diesem Kontext zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen (mehr darüber erfahren Sie im Exkurs »Schwarzweiß« auf Seite 094). VORBEREITUNG Bei einer Reportage sollten Sie immer darauf achten, nicht zu viel in das Geschehen einzugreifen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Etwas Vorbereitung schadet jedoch nie. Ein kurzes Vorgespräch über die anstehenden Arbeitsabläufe und die Vorgänge am Arbeitsgerät helfen beim Fotografieren ebenso wie eine kurze Auseinandersetzung mit der Lichtsituation. Also: Wie ist das vorherrschende Licht, und wie kann ich den von mir gewünschten Bildlook mit diesen Gegebenheiten umsetzen?
TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f2,8 | 1/2000 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f2,8 | 1/1600 s | ISO 100 LICHT: Sonnenlicht + Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
Auch andere Situationen abseits der Arbeitsschritte können interessant sein. Etwa die Zigarettenpause oder der sinnierende Blick in die Ferne.
Durch die niedrige Perspektive ist nur noch der Himmel im Hintergrund zu erkennen, und ein surrealer Eindruck entsteht. Es sieht fast aus, als würde der Künstler in den Wolken schweben wie der Schmiedegott Hephaistos.
Der Steinbildhauer Michael Königer betrachtet nachdenklich den Zwischen stand seiner Skulptur. Durch das Gegenlicht spiegelt sich die Skulptur in seinem Auge. Intime Momente wie diese sind schwer zu fotografieren und erfordern oft sehr viel Geduld von Fotograf und Künstler.
Nach jedem Arbeitsschritt wird dieser akribisch kontrolliert und begutachtet. In diesen Momenten zwischen den Arbeitsschritten entstanden die für mich eindringlichsten Bilder.
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BILDHAUER BEI DER ARBEIT Ziemlich genau ein Jahr habe ich den Bildhauer Michael Königer für ein gemeinsames Projekt bei seiner Arbeit begleitet. Immer wieder besuchte ich ihn in seiner Werkstatt und fotografierte ihn bei der Entstehung diverser Skulpturen, immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Aber was zeichnet so einen »perfekten Moment« eigentlich aus? Für mich entsteht dieser immer dann, wenn der Porträtierte sich dem Fotografen ganz öffnet und der Fotograf es schafft, einen authentischen, ungestellten Augenblick einzufangen. Das gilt sowohl für eine Reportage als auch für ein klassisches Porträt. Damit ein solches Bild gelingt, ist eine gewisse Vertrautheit zwischen beiden Parteien Voraussetzung. Diese Vertrautheit entsteht, wenn Sie und das Modell über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten. So kann sich Ihr Modell öffnen und sich gewissermaßen fallen lassen bzw. darauf vertrauen, dass Sie ihn oder sie im rechten Licht fotografieren. Aber nicht nur der zwischenmenschliche Aspekt spielt eine große Rolle, sondern natürlich auch die gestalterische Umsetzung eines solchen Projekts. »Vordergrund macht Bild gesund ...«: Dieser Satz, den wohl jeder Fotograf schon einmal gehört hat, lässt sich auf nahezu alle Bereiche der kreativen Fotografie übertragen – egal, ob Landschafts-, Werbe- oder Porträtfotografie. Vordergründe schaffen eine zusätzliche Ebene im Bild und geben ihm, wenn sie geschickt eingesetzt werden, deutlich mehr Tiefe. Wir leben in einer dreidimensionalen Welt, und durch das Einbeziehen mehrerer Schärfeebenen, also auch Vordergründen, können Sie diese Dreidimensionalität in ein zweidimensionales Foto verwandeln. Haben Sie diesen TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f2,8 | 1/160 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f4,0 | 1/320 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Felix Röser
Ansatz erst einmal verinnerlicht, werden Sie feststellen, dass Ihre Bilder deutlich stärker und interessanter werden. Betrachten Sie dazu das Bild oben links. Der sehr dominante und unscharfe Vordergrund nimmt fast zwei Drittel des Bildes ein und verdeckt sogar das Gesicht des Künstlers,
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sodass nur eine Gesichtshälfte zu sehen ist. Aber genau dieser Umstand erzeugt Spannung und lässt Platz für die Fantasie des Betrachters. Die Bildaufteilung erzeugt zudem ein räumliches Empfinden, fast so, als würde man gerade selbst hinter der Skulptur stehen und den Künstler beobachten. Manchmal bedarf es auch einer gewissen Nähe zum Motiv bzw. eines engen Bildausschnitts, um einen bestimmen Augenblick entsprechend zu transportieren. Nahe heran ist also das Motto, vorausgesetzt, die beschriebene Vertrautheit zwischen Fotograf und Modell ist gegeben. Je näher Sie an einem Moment dran sind, desto intimer und intensiver wirkt das Bild. Trotz Nähe sollten Sie immer auch auf Ihre Bildgestaltung achten. Beim Bild rechts etwa habe ich darauf geachtet, das Gesicht des Künstlers ungefähr im Goldenen Schnitt zu platzieren. So wird das Bild deutlich dynamischer, und mein Motiv wirkt nicht in das Format hineingepresst. Außerdem habe ich die Blende ein wenig geschlossen, um etwas mehr Schärfentiefe zu erhalten, da der Schärfentiefebereich durch den geringen Abstand zum Motiv bei 100 mm Brennweite ohnehin sehr gering ist. VORDERGRUND UND PERSPEKTIVE Versuchen Sie, öfter Vordergründe in Ihre Bilder einfließen zu lassen, und testen Sie unterschiedliche Perspektiven auf Ihr Motiv. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Achten Sie nur darauf, dass Spannung und Tiefe im Bild erzeugt werden.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 100 mm | f4,0 | 1/320 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Felix Röser
Nach einem langen Arbeitstag sinniert der Bildhauer erschöpft über sein Tagewerk. Die leichte Froschperspektive lässt ihn weiser und erhabener erscheinen, der Blick an der Schulter vorbei suggeriert das Gefühl von Nähe und macht das Foto deutlich lebendiger.
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DRAMA MIT REMBRANDT Es besteht manchmal der Irrglaube, dass das Fotografieren mit künstlizeugen Sie sich selbst vom Gegenteil, und lernen Sie anhand dieses Beispiels, wie Sie mit einem einfachen Blitz-Setup Ihre Bilder auf die nächste
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chem Licht unnatürlich wirke und außerdem viel zu kompliziert sei. Über-
Stufe bringen können. Mit künstlichem Licht können Sie das Licht zudem kontrollieren und sind weniger an äußere Bedingungen gebunden. Bei dieser Szenerie fotografierte ich das Modell zunächst mit natürlichem Licht. Das Ausgangsbild war schön, allerdings wünschte ich mir mehr Kontrast und eine gezieltere Lichtführung. Für den Aufbau benötigte ich
Für das Rembrandt-Licht stellte ich links von dem Modell einen Blitz mit Octabox auf. Na türlich können Sie das Licht auch von rechts auf das Modell fallen lassen.
lediglich eine Octabox, einen Systemblitz und ein Stativ. Für ein kontrastreiches und dramatisches Porträt verwende ich gerne das sogenannte Rembrandt-Licht. Ziel ist es, dass eine Gesichtshälfte vom Blitz angeleuchtet wird, während die andere fast dunkel bleibt. Platzieren Sie dafür die Octabox in einem Abstand von ca. 1–2 m und in einem Winkel von 45° zu Ihrem Modell. Ziehen Sie anschließend das Stativ so weit nach oben, bis das Licht der Octabox von schräg oben auf Ihr Modell fällt. Erstellen Sie anschließend eine Probeaufnahme ohne Blitz. Ihre Aufnahme sollte etwas unterbelichtet sein, da Sie den Blitz im Anschluss als Lichtquelle einsetzen möchten. Schalten Sie nun den Blitz ein. Ich stellte den Blitz zunächst auf einen mittleren Wert ein und variierte den Abstand und Winkel zum Modell. Seien Sie also nicht beunruhigt, wenn es nicht beim ersten Versuch klappt. Der Nasenschatten sollte idealerweise nach unten fallen und die Lippen nicht durchschneiden. Außerdem sollte der Schatten nicht zu dunkel oder zu kurz sein. LICHTDREIECK Diese Art der Ausleuchtung ist nach dem berühmten Maler Rembrandt van Rijn benannt. Charakteristisch ist vor allem das Lichtdreieck auf der Schattenseite des Gesichts unter dem Auge. Die Lichtquelle sollte dafür ungefähr in einem Winkel von 45° von schräg oben auf das Modell gerichtet werden.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f1,8 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Octabox SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Das Rembrandt-Licht sorgt für mehr Dramatik und Kontrast im Bild. Die Au genhöhlen werden erhellt, und es bildet sich idealer weise eine schöne Reflexi on der Lichtquelle in den Augen. (Modell: Scherin)
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EXKURS: SCHWARZWEISS Wer sich etwas intensiver mit der Fotografie beschäftigt
ihre Kleidung. Wenn du sie in Schwarzweiß fotografierst,
und dazu vielleicht auch ein paar Recherchen anstellt,
dann fotografierst du ihre Seelen.«
der wird früher oder später auch auf die alten Meister ih-
Wenn Sie also besonderen Wert auf den Ausdruck des Mo-
rer Zunft stoßen. Ob August Sander, Robert Capa, Richard
dells legen, dann sollten Sie durchaus in Erwägung ziehen,
Avedon oder die noch lebenden Legenden Konrad Rufus
dieses Bild monochrom zu gestalten. Achten Sie aber dabei
Müller und Sebastião Salgado, sie alle haben eines gemeinsam: Sie fotografierten fast ausschließlich in Schwarzweiß oder tun es noch heute. Während etwa August Sander nur in Schwarzweiß fotografieren konnte und aus der Not eine Tugend machte – denn zu seiner Zeit war Farbfotografie noch eine sehr zeitaufwendige und kostspielige Angelegenheit –, ist es bei den moderneren Fotografen eine sehr bewusste Entscheidung, ihre Bilder lediglich in Grauabstufungen zu zeigen. Aber warum sollte man sich bewusst dafür entscheiden, einen wesentlichen Teil unserer optischen Wahrnehmung, nämlich die Farbe, aus einem Bild zu verbannen? Einige gute Argumente dafür werde ich Ihnen in diesem kleinen Exkurs zur monochromen Fotografie aufzeigen. Außerdem werde ich auf die Technik eingehen, mit der Sie Ihr digitales Foto möglichst gut in ein Schwarzweiß-Bild umwandeln können.
REDUKTION AUF DAS WESENTLICHE Durch das gezielte Entfernen von Farbe aus einem Porträt werden andere Aspekte des Bildes oder der porträtierten Person wichtiger. Linien, Formen, Strukturen, Kontraste und Komposition gewinnen an Bedeutung, weil unser Auge nicht durch Farben abgelenkt wird. Die Essenz eines Bildes wird somit sichtbar. Dazu lässt sich wunderbar der kanadische Fotograf Ted Grant zitieren, der einmal gesagt hat: »Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du
Das farbige Bild wirkt durch das blaue Shirt eher unruhig, da es im Kontrast zur Hautfarbe steht und viel Aufmerk samkeit auf sich zieht.
dells. Flaches oder zu weiches Licht wirkt einer markanten
EINFACHE SCHWARZWEISS-KONVERTIERUNG IN PHOTOSHOP Photoshop und andere Bildbearbeitungs-
Bildwirkung entgegen. Schauen Sie sich dazu das folgende
programme bieten mannigfaltige Möglichkeiten, um ein
Foto an, einmal in Farbe und einmal in Schwarzweiß, und
Farbbild in ein Graustufenbild zu konvertieren. Grundsätz-
vergleichen Sie die Bildwirkungen.
lich sollten Sie nach Möglichkeit im RAW-Format fotogra-
schon auf eine eher kontrastreiche Ausleuchtung Ihres Mo-
fieren und Ihr digitales Bild immer erst am Computer in ein Schwarzweiß-Bild konvertieren. So können Sie das Bild in der Nachbearbeitung in Ihrem Sinne gestalten. Die einfachste Methode ist, die Sättigung auf 0 zu setzen. Dabei haben Sie aber keinerlei Möglichkeiten, Einfluss auf die einzelnen Tonwerte zu nehmen, also die Helligkeit der einzelnen Farben zu steuern. Ich nutze für die Schwarzweiß-Umwandlung daher eine Schwarzweiß-Ein stellungsebene in Photoshop 1. Hier können Sie entweder die Vorgaben 2 (siehe Seite 097) für bestimme Filter wie Blaufilter oder Infrarot verwenden oder gezielt die Helligkeiten der einzelnen Farben beeinflussen 3.
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Das komplett entsättigte Bild: Die Farbkontraste ver schwinden, und das Bild wirkt ruhiger. Die Aufmerksam keit wird stärker auf das Gesicht gelenkt.
Wenn Sie den Button 1 drücken, öffnet sich ein Drop down-Menü mit verschiedenen Einstellungsebenen. Für eine Schwarzweiß-Umwandlung wählen Sie Schwarzweiß.
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Die Vorgaben entsprechen in etwa den Filtern, die früher
Wie Sie sehen, können Sie durch eine gezielte Steuerung
in der analogen Schwarzweiß-Fotografie zum Einsatz ka-
der einzelnen Tonwerte die Bildwirkung deutlich steigern.
men. Diese Filter wurden vor das Objektiv geschraubt, um
Das ist natürlich auch mit anderen Bildbearbeitungspro-
bestimmte Wellenlängen bzw. Farben auszusperren und
grammen möglich. Achten Sie schon bei der Aufnahme
somit die jeweiligen Komplementärfarben stärker her-
darauf, eine ausgewogene Tonwertkurve in Ihrem Bild zu
vorzuheben. Ein Rot- oder Gelbfilter eignet sich etwa, um
haben, also ein korrekt belichtetes Foto aufzunehmen. Ge-
Himmel abzudunkeln oder Hautfarben aufzuhellen und
gebenenfalls können Sie die Werte in der RAW-Entwicklung
kleine Hautunreinheiten zu kaschieren. Blaufilter sper-
noch nachbessern (mehr darüber erfahren Sie im Exkurs
ren Rottöne und bewirken, dass zum Beispiel Lippen oder
»Porträtretusche« ab Seite 258). Sie können aber schon
Sommersprossen stark abgedunkelt werden. Möchten Sie
beim Aufnehmen des Fotos den Bildstil in der Kamera auf
also etwa Hautstrukturen hervorheben und den Kontrast
Monochrom einstellen, um ein Gefühl für das Schwarzweiß-
der Haut steigern, dann ziehen Sie einfach die Hauttöne,
Bild zu bekommen. In diesem Fall sollten Sie im RAW- und
also Rot und Gelb, in den dunklen Bereich. Aber Vorsicht!
im JPEG-Format fotografieren. Dabei wird nur das JPEG in
Übertreiben Sie es nicht, um das Bild nicht zu unnatürlich
Schwarzweiß aufgenommen, in der RAW-Datei bleiben die
aussehen zu lassen.
Farbwerte für die spätere Konvertierung erhalten.
Schauen Sie sich nun das Bild noch einmal mit den entsprechenden Einstellungen auf der Schwarzweiß-Einstellungsebene an.
In dieser monochromen Variante habe ich die Blau- und Cyantöne des T-Shirts deutlich in den dunklen Bereich ver schoben, um den Fokus stärker auf das Gesicht zu legen. Die Gelb- und Rottöne sind ebenfalls im unteren Bereich, dadurch entstehen stärkere Kontraste in den Hauttönen, und die gesamte Gesichtspartie wird markanter. Die Magentatöne sind hier stark aufgehellt, das unterstreicht die Glanzstellen im Gesicht des Modells. Das ist natür lich in der Beauty-Fotografie eher unerwünscht, aber bei einem Charakterporträt wie diesem gibt es dem Gesicht etwas mehr Tiefe.
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FANTASIEVOLLE PORTRÄTS Projektion Behind the Canvas Mehl-Shooting Über dem Nebel Wie Dornröschen Shooting im Wasser Mit einer Lichterkette spielen Die Balletttänzerin Schnee im Sommer Blumengarten Durch Wolken treiben Freelensing Die doppelte Tänzerin Loop-Licht Blütenbad Lichtspiele Exkurs: Licht im Studio
Die Grafikerin Irina verschmilzt mit ihrer gezeichneten Grafik. Ich platzierte sie so, dass es so wirkte, also würde die Grafik als Tattoo auf der Haut fortgeführt.
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PROJEKTION Bei freien Projekten versuche ich immer, die Persönlichkeit des Modells in die Konzeption der Porträtaufnahmen einfließen zu lassen. So entstehen sehr individuelle Porträts. In diesem Fall handelt es sich um eine Grafikerin, die bei unserem ersten Treffen zufällig ihr Notizbuch dabeihatte. In dieses Notizbuch zeichnet sie mit Fineliner Grafiken und Skizzen, die ich so spannend finde, dass ich sie auf den Fotos in Verbindung mit der Schöpferin bringen wollte. Als wir uns im Studio trafen, brachte sie allerhand Grafiken mit, die wir mit einem Beamer auf eine weiße Wand projizierten. Das Modell platzierte ich ebenfalls vor der Wand, so konnte es regelrecht mit seinen Arbeiten verschmelzen. Bei einer solchen Aufnahme sollten Sie darauf achten, dass der Beamer wirklich gerade auf die Wand strahlt, damit keine unschönen Schatten im Gesicht und auf der Wand entstehen, die das Motiv verdecken können. Ab diesem Zeitpunkt heißt es dann: experimentieren! Ich probierte verschiedene Bildausschnitte aus und platzierte das Modell mal näher an der Wand oder am Beamer. Mir war es wichtig, dass die Grafik gut zu erkennen ist, aber auch eine Einheit mit dem Körper bildet. Sie müssen bedenken, dass das Modell das Projizierte nicht sieht und immer wieder in eine direkte Lichtquelle schaut. Mit einem Beamer als einziger Lichtquelle zu arbeiten erfordert also genaueste Anweisungen. Sie müssen ebenfalls darauf achten, die Belichtungszeit der Kamera an die Darstellungsgeschwindigkeit des Beamers anzupassen. Wenn Sie diese Aspekte beachten und sich kreativ auf die Arbeit mit einem Beamer einlassen, können Sie damit sehr schöne Effekte erzielen. ANPASSUNG DES WEISSABGLEICHS Der farbliche Aufbau der Projektion eines Beamers erfolgt in drei Frequenzen (RGB), weshalb in der Nachbearbeitung eine partielle Anpassung des Weißabgleichs nötig ist. Erstellen Sie dafür eine Verlaufskorrektur für die entsprechenden Bereiche, und gleichen Sie die Farbtemperatur dem restlichen Bild an. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f2,0 | 1/60 s | ISO 250 LICHT: Beamer SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
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BEHIND THE CANVAS Wenn Sie dieses Bild betrachten, was denken Sie, wie es entstanden ist? Im Bad? Vor einem Fenster? War vielleicht etwas Wasser im Spiel? Nein. Dieses Bild ist inmitten eines Wohnzimmers entstanden, mehrere Meter vom Fenster entfernt. Betrachter sehen soll. So können Sie zum Beispiel durch Zweckentfremdung von Gegenständen eine ganz neue Kulisse in Ihren eigenen vier
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Das Schöne an der Fotografie ist, dass wir entscheiden können, was der
Wänden errichten. Anhand dieses Bildes werde ich Ihnen zeigen, wie das möglich ist. Ich verbinde meine Fotografie gerne mit malerischen Elementen. Da mir im Innenbereich mehr Grenzen gesetzt sind als im Freien, suchte ich nach einer Möglichkeit, meinem Bild das gewisse Etwas zu verleihen. Mein Ziel
Das Fensterlicht fiel frontal auf das Gesicht des Modells, das vor einem schwarzen Hintergrund saß.
war es, ein Bild zu schaffen, das einem Porträt auf einer Leinwand ähnlich sieht. Gleichzeitig war es mir wichtig, den fotografischen Charakter nicht zu verlieren und das Gesicht gut erkennen zu können. Ich kaufte einen Bilderrahmen in der Größe 50 × 70 cm, entfernte das Glas und bestrich es mit einer Handvoll Haargel. Dies hinterließ Spuren auf dem Glas, die an Aquarellfarben auf einer Leinwand erinnern. Um unruhige Elemente im Hintergrund zu vermeiden, baute ich einen grauen Hintergrund auf und bat das Modell, sich auf den davor platzierten Stuhl zu setzen. Für das optimale Licht wurde das Set einige Meter vor dem Fenster aufgebaut. Um Flecken auf der Hose des Modells zu vermeiden, breitete ich ein Handtuch auf dem Schoß aus. Anschließend bat ich sie, das Glas vor ihr Gesicht zu halten. Die Herausforderung war nun, die Reflexionen des Fensters so zu platzieren, dass ein interessanter und nicht zu aufdringlicher Lichteffekt entsteht. Probieren Sie dazu unterschiedliche Distanzen und Perspektiven aus. SPIEGELUNG Achten Sie darauf, dass Sie in der Spiegelung nicht zu erkennen sind. Dafür bietet es sich an, von der Seite zu fotografieren. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f2,8 | 1/160 s | ISO 500 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Bevor ich das Modell fotografierte, sah ich mir die Spiegelungen im Glas an. Das Glas wurde nach Bedarf weiter nach oben oder zur Seite gehalten. (Modell: Alina)
Das Modell Steffi verharrt in einer starken Pose, während die Haare noch leicht nachschwingen und Mehl um sie herumfliegt.
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MEHL-SHOOTING
1. Assistent
Das Arbeiten mit Mehl kann zu spektakulären Bildergebnissen führen, vor allem – wie in diesem Beispiel – in Verbindung mit einer professionellen Balletttänzerin. Bei diesem Shooting habe ich mit einer Maskenbildnerin 2. Assistent
und zwei Assistenten zusammengearbeitet.
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Steffi, die Tänzerin, habe ich von zwei Seiten mit Striplights beleuchtet, um die starke Pose mit hartem Licht herauszuarbeiten. Die Umgebung ist dunkel, weshalb das Foto maßgeblich von den Blitzen belichtet wird. Für eine durchgehende Schärfe habe ich die Blende geschlossen. Die BelichAchten Sie bei diesem Aufbau darauf, dass die Assistenten das Licht der Blitze nicht verdecken.
tungszeit stellte ich knapp unter der kürzesten wählbaren Belichtungszeit ein, die die Kamera in Kombination mit Blitzen zulässt. Diese sogenannte Blitzsynchronzeit liegt bei meiner Kamera bei 1/200 s. Kompliziert wird es nun, wenn es um den Einsatz des Mehls geht. Zunächst ist es wichtig, dass Sie für das Shooting möglichst viel Platz zur Verfügung haben und der Raum gut belüftet ist. Das liegt nicht nur daran, dass der Raum in kürzester Zeit sehr schmutzig sein wird, sondern auch an der Gefahr einer Mehlexplosion. Um das zu verhindern, sollten die Blitze auch weit genug von dem Mehl entfernt stehen. Wir haben deshalb in einer großen Fabrikhalle fotografiert. Steffi hat mit Schwung aus einer Kopfüberhaltung die Haare nach hinten geworfen, um dann in der finalen Position zu verharren. In ihre Haare haben wir zuvor das Mehl hineingepudert, sodass es durch den Schwung flächig um sie herum verteilt wurde. Die beiden Assistenten haben von den Seiten ebenfalls Mehl in die Szene geworfen. Dabei ist es wichtig, das Mehl nicht aus der Hand zu werfen, sondern verteilt von einer großen Fläche, wie zum Beispiel großen Pappen, damit es möglichst weit gestreut wird. Die Maskenbildnerin Theresa Roick hat darauf geachtet, dass Steffi nicht zu sehr von Mehl bedeckt war und das Make-up und die Haare immer noch gut aussahen. NICHT DIE ZEIT VERGESSEN Bei Mehl-Shootings sollte man immer viel Zeit
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f7,1 | 1/160 s | ISO 160 | Stativ LICHT: Zwei Striplights SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
einplanen. Einerseits bedarf es einiger Versuche, bis das Mehl richtig fliegt. Auf der anderen Seite dauert die anschließende Reinigung sehr lange.
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ÜBER DEM NEBEL Für dieses Shooting war ich an einem Herbsttag frühmorgens mit der Musikerin »Die Nowak« in der Hersbrucker Schweiz unterwegs. Ursprünglich war eine andere Location vorgesehen, aber die Zufahrt dorthin war gesperrt. Also mussten wir kurzfristig umdisponieren und sind zu dieser märchenhaften Location in unmittelbarer Nähe gefahren. Der Fels ragt hier wunderbar über den Wald, und man hat eine fantastische Aussicht – der ideale Platz für ein Modell. Wenn Sie ein Shooting im Freien planen, sollten Sie unbedingt immer einen Plan B haben. Draußen weiß man nie genau, welche Hindernisse eventuell auftauchen können. Der Nebel und die dünne Wolkenschicht am Himmel wirken hier wie ein großer Diffusor, der das tief stehende Sonnenlicht wunderbar weich macht. Trotzdem ist eine klare Lichtrichtung erkennbar, die der Szenerie Tiefe verleiht und die Strukturen im Kleid sichtbar macht. Ich habe hier tatsächlich nur das natürliche Licht verwendet. Hätte ich dieses Bild mittags aufgenommen, wäre die gesamte Ausleuchtung eher flach und undefiniert ausgefallen. Bei der Positionierung der Musikerin habe ich darauf geachtet, die Vegetation mit einzubeziehen und meiner Akteurin eine Art Rahmen zu geben. Diesen bilden die Pflanzen im Vordergrund, die der Aufnahme zusätzlich auch mehr Dreidimensionalität verleihen. Pose und Gesichtsausdruck entstanden hier ganz natürlich in Verbindung mit dem Jumpsuit, der mit Fäden an ihren Händen befestigt war. Um eine elegante Haltung zu erzielen, sollte sich die Musikerin auf die Zehenspitzen stellen. Das verbessert die Körperspannung erheblich. PLANUNG MIT EINER APP Um Lichtrichtung und Sonnenstand für Ihr nächstes Outdoor-Shooting genau zu bestimmen, können Sie Apps wie Photopills oder The Photographer’s Ephemeris verwenden. Diese zeigen Ihnen ganz genau, wie die Sonne wandert und ob sich eine Location überhaupt für ein Shooting eignet. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 35 mm | f8 | 1/320 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Felix Röser
Früh am Morgen lassen sich in der Natur wunderbare Kulissen für Ihre Modelle finden. Auf diesem Bild steht der Frühnebel noch über den Wäldern der Hersbrucker Schweiz.
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WIE DORNRÖSCHEN Es gibt viele Möglichkeiten, ein ausdrucksstarkes Porträt zu inszenieren. Denken Sie neben klassischen Posen im Stehen oder Sitzen auch an Körperhaltungen im Liegen. So können mystische und märchenhafte Porträts entstehen. Für dieses Bild verwendete ich ein langes, weißes Stück Stoff, das breit genug war, um das Modell darin einzuhüllen. Ich breitete den Stoff aus, das Modell legte sich darauf, und ich deckte seinen Oberkörper anschließend mit dem restlichen Stoff zu. Mein Ziel war es, den Stoff wie ein außergewöhnliches Kleid wirken zu lassen. Die Kleidung des Modells war farblich auf den Stoff abgestimmt. Wenn Sie Ihr Modell nun in einer liegenden Position fotografieren möchten, gibt es einige Kleinigkeiten zu beachten. Da sich die Gewichtsverlagerung im Liegen verändert, kann das Gesicht schnell langweilig oder gar unvorteilhaft wirken. Bitten Sie das Modell daher, den Kopf zum Beispiel leicht zur Seite in Ihre Richtung zu strecken. Auf diese Weise vermeiden Sie ein Doppelkinn, und es entsteht eine harmonische Linie zwischen Kinn- und Halspartie. Achten Sie für einen vorteilhaften Ausdruck auch darauf, dass beide Augen des Modells vollständig sichtbar bleiben. Die Sträucher, auf denen das Modell liegt, zeigen in seine Richtung und geben dem Bild zusätzlich einen mystischen Charakter. Daher ließ ich über dem Kopf viel Raum nach oben. UNTERGRUND Wählen Sie Ihren Untergrund je nach gewünschter Bildwirkung: Einfache Holz- oder Steinböden bieten sich für Shootings im Liegen ebenso an wie Wiesen oder Waldböden. Natürlich können Sie mit Stoff oder anderen Materialien auch selbst einen Untergrund gestalten.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 35 mm | f2,8 | 1/250 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Für dieses Bild habe ich die Haare eingedreht und seitlich an das Gesicht des Modells Lilly gelegt, um die Struktur des Untergrunds nicht zu verdecken.
Das Modell lag ruhig im Wasser – so entstand eine schöne Spiegelung des Gesichts. (Modell: Jennifer Sophie Coast)
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SHOOTING IM WASSER Ein Porträt im Wasser wollte ich schon immer fotografieren. Eigentlich war ein solches Shooting an diesem Tag nicht geplant, daher war es umso schöner, dass es sich spontan ergab. Es war recht spät, und die Sonne war schon fast untergegangen. Viel Zeit und Licht blieben uns daher nicht. Ein passendes Outfit hatten wir glücklicherweise dabei – die weiße Spitze und das dunkle Blau des Oberteils ließen sich ideal mit der Umgebung kombinieren. Wichtig war mir auch, dass das Outfit nicht vom Modell und seinem Gesichtsausdruck ablenkte. Jenny legte sich vorsichtig ins Wasser, und ich gab ihr Anweisungen für die Haltung der Hände und des Kopfes. Es sollte so aussehen, als würde sie schlafen. Damit das Wasser ruhig und glatt war, bliebt Jenny fast bewegungslos in dieser Pose. Ich bat sie, ihre Augen zu schließen. Um das Wasser möglichst ruhig zu halten, sollten Bewegungen, etwa, um die Pose zu ändern, langsam ausgeführt werden. Ich habe mich daher auch außerhalb des Wassers auf dem Boden platziert. Durch diese Position konnte ich perfekt auf Höhe des Modells fotografieren, brauchte keine Angst um meine Kamera zu haben und hatte einen sehr schönen Winkel zum Fotografieren. Für das Shooting habe ich ein 85-mm-Objektiv verwendet, da diese etwas längere Brennweite ein wunderschönes, weiches Bokeh zaubert. Der Hintergrund erschien unscharf, und so lenkte auch nichts vom Gesicht und der Spiegelung ab. WAHL DES OUTFITS Oftmals wirken auffällige Outfits für mich eher störend, weshalb ich bei meinen Shootings Kleidung mit zurückhaltenden Farben und wenig Mustern bevorzuge. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f2,2 | 1/320 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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MIT EINER LICHTERKETTE SPIELEN Ich bin eigentlich Outdoor-Fotografin, denn natürliches Licht gehört fest zu meinem Stil. Allerdings fotografiere ich im Winter auch gerne einmal in Innenräumen. Mein Studio verfügt über mehrere große Fenster, sodass ich ein schönes, natürliches Licht für meine Aufnahmen habe. An dem Tag, als dieses Bild entstanden ist, war es draußen sehr trüb. So stand uns auch im Innenraum nicht das allerbeste Licht zur Verfügung. Ich musste also eine andere zusätzliche Lichtquelle finden. Ein kurzer Blick durchs Studio, und mir kam eine Idee. Ich entdeckte eine Lichterkette, die mir genau richtig für Experimente erschien. Die Lichterkette sollte nicht nur eine zusätzliche Lichtquelle werden, sondern gleichzeitig auch ein Accessoire für das Modell. Wichtig war, dass die Lichterkette warme, nicht zu große Lichter und eine durchsichtige Schnur hatte. Auf dem Bild sitzt das Modell Yaleen vor dem Fenster des Studios. Yaleen hat ihren Ellbogen auf der Fensterbank abgestützt. Ihre Hand hat sie leicht an ihren Kopf gelegt. Bei einer solchen Pose ist es wichtig, dass sich das Modell nicht zu sehr auf seiner Hand abstützt, dass führt sonst zu unvorteilhaften Verformungen im Gesicht. Die Lichterkette liegt auf der Fensterbank und teilweise auch über Yaleen. Ich bin für das Foto auf einen Hocker gestiegen, sodass ich das Porträt von oben fotografieren konnte. Das Ende der Lichterkette hatte ich in der Hand, die ich so hielt, dass ich an der Lichterkette entlangfotografieren konnte. Der Fokus liegt dabei auf Yaleens Gesicht. Durch die weit offene Blende verschwimmen die einzelnen Lichter zu Lichtpunkten. Das Ergebnisbild passt perfekt zum Winter und wirkt durch die Pose und das simple Accessoire sinnlich und verträumt. ACCESSOIRES EINSETZEN Manchmal reichen schon kleine Accessoires – wie zum Beispiel eine Lichterkette – und ein wenig Experimentierfreude aus, um ein Porträtbild wirkungsvoller zu gestalten.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,4 | 1/800 s | ISO 400 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Passend zu Weihnachten ist dieses romantisch-verträumte Bild von Yaleen entstanden. Die gelb-orangefarbenen Lichtpunkte heben sich gut von ihrem weißen Oberteil und den braunen Haaren ab.
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DIE BALLETTTÄNZERIN Gina ist Ballettsolistin. Ihre Bewegungen sind elegant und leicht, aber auch kraftvoll und bis in das feinste Detail ausdefiniert. Würdevoll in der Luft zu schweben ist ihre Profession. Genau das wollte ich in einer Fotoserie einfangen. Das wichtigste Instrument beim Ballett sind zunächst einmal die Füße. Deshalb habe ich mich bei dem Bild unten auf genau dieses Detail konzentriert. Die Füße befinden sich gerade im Absprung. Das ausgestreckte linke Bein ist zum Teil hinter dem fliegenden Sand verborgen, während das elegant angewinkelte rechte Bein gut sichtbar ist. Dieser Moment zeigt sowohl die Kraft als auch die Leichtigkeit der Tänzerin. Dieses Bild habe ich auf Augenhöhe mit den Füßen – sogar leicht von unten – fotografiert, um den sandigen Boden wie eine Bühne wirken zu lassen. In der Abbildung oben ruht Gina entspannt auf einem Metallträger in der Luft und schaut in die Ferne. Ihre Haltung ist entspannt, aber ihre Füße
Auf einem Metallträger sitzend, schwebt die Ballerina in der Luft. Durch den fehlenden Bezug zum Boden hat der Betrachter keine Höhenrelation. Die Linien des Metallträgers lenken den Blick des Betrachters zum Modell.
zeigen die typische Balletthaltung. Sie scheint über den Dingen zu schweben. Die leitenden Linien des Trägers von einer Bildkante zur anderen lenken den Blick genau zu ihr. Auch hier spielt die Perspektive eine wichtige Rolle. Der Träger befindet sich kaum einen Meter über dem Boden, aber da ich vom Boden aus liegend fotografiert habe, fehlt dem Betrachter die Relation zur Höhe des Trägers. Damit scheint er weit oben in der Luft zu schweben. UNGEWÖHNLICHE LOCATION Eine Balletttänzerin erwartet man nicht unbedingt auf sandigem Boden oder einer industriell anmutenden Kulisse. Genau dieser Kontrast macht die Bilder spannend. Das Shooting fand in einem Sandtagebau statt.
TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,8 | 1/400 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f4,0 | 1/4000 s | ISO 100; LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
Im Moment des Absprunges ziehen die Füße noch ein wenig Sand mit nach oben. Die Konturen zeichnen sich hart vor dem hellen Himmel ab.
Nell scheint aus der dunklen Umgebung hervor. Pollen tanzen wie kleine Schneeflocken um sie herum.
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SCHNEE IM SOMMER Wenn ich beruflich oder privat fremde Städte besuche, versuche ich, mindestens ein freies Shooting zu organisieren. Das ermöglicht nicht nur die Zusammenarbeit mit neuen Menschen, sondern erleichtert mir auch das Erforschen der fremden Umgebung. Jeder Ort hat seine Besonderheiten, die in die Fotografie einfließen können. So ergeben sich zum Beispiel völlig neue Hintergründe sowie Licht- und Wetterbedingungen, die in den Schaffungsprozess integriert werden können. In diesem Fall war ich für einen Tag in Hamburg und hatte einen straffen Zeitplan. Aus diesem Grund entschied ich mich, mich im Umkreis meines Termins mit dem Modell Nell zu treffen und eine Runde um den Block zu gehen. Innenstädte bieten in der Regel eine Vielzahl an Hintergründen, die sich mit einem wachen Blick entdecken lassen. Dabei spielten vor allem das Erkunden und genaue Analysieren der Umgebung eine große Rolle. Abseits der Hauptstraßen befinden sich oft unscheinbare, aber besondere Plätze, die auch genügend Ruhe zum Fotografieren bieten. Während wir also durch eine Straße liefen, fiel uns das Glitzern besonders großer Pollen im Sonnenlicht auf. Sie wurden vom Wind aus einer Seitenstraße herausgetragen. Wir folgten der Spur bis zu einem Kindergarten, in dessen Mitte ein Baum stand, der so viele Pollen abwarf, dass es wie in einem Schneesturm wirkte. Gleichzeitig fiel das abendliche Sonnenlicht flach über das niedrige Dach der Einrichtung. Dies führte zu einem schattigen Hintergrund und einer direkten Beleuchtung von hinten, mit der ich sowohl Nell als auch die Pollen in Szene setzen konnte. REFLEKTOR EINSETZEN Für solche Situationen habe ich stets einen Reflektor dabei, mit dem ich das Gesicht punktuell beleuchten kann, sodass es aus der dunklen Szenerie hervorsticht. Ohne einen Assistenten mit einem Reflektor zu arbeiten erfordert einiges an Übung. Doch es lohnt sich, dieses einfache Hilfsmittel in den verschiedensten Situationen einzusetzen. So können Sie das vorhandene Licht ganz ohne aufwendige Blitztechnik in die TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f2,8 | 1/640 s | ISO 100 LICHT: Available Light + Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
gewünschte Richtung lenken.
Einzelne Blüten lenken den Fokus auf den von Ihnen gewünschten Punkt. In diesem Bild sollte insbesondere das Auge betont werden. Das gelbe Oberteil des Modells harmoniert mit den anderen Farben im Bild. (Modell: Carla)
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BLUMENGARTEN Blumen sprechen je nach Anlass ihre ganz eigene Sprache. In der Fotografie kann man sie auf verschiedene Art und Weise als Requisiten einsetzen. Zum Beispiel können Blumen für schöne Farbkontraste sorgen oder die gewünschte Bildwirkung unterstreichen.
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Die Auswahl der Blumen sollte hinsichtlich der folgenden Kriterien erfolgen: Am wichtigsten ist es, dass die Blumen zu Ihrem Modell (etwa Haar-/ Augenfarbe und Kleidungsstil) passen. Außerdem sollten Sie bei der Auswahl auch dafür sorgen, dass die Blumen mit der Hintergrundfarbe harFür diese Aufnahme verwendete ich eine Octabox und erzeugte ein klassisches Rembrandt-Licht (siehe Seite 092).
monieren. Das gesamte Setup mitsamt den Blumen muss also stimmig sein. Für dieses Bild wählte ich einen Hintergrund in einem Brombeerton. Passend dazu verwendete ich eine Gerbera in einer ähnlichen Farbnuance. Einzelne Blumen eignen sich sehr gut dazu, den Fokus auf einen bestimmten Punkt im Bild zu lenken oder für Farbtupfer zu sorgen. In diesem Fall sollte ein Auge des Modells mit der Blume verdeckt werden, während das andere Auge durch den Schärfepunkt hervorgehoben wurde. BLUMEN IN DER MALEREI Auch in der Malerei findet man Porträts mit Blumen, zum Beispiel im Haar einer Frau. Lassen Sie sich im Internet oder in Kunstausstellungen für Ihre Fotos inspirieren.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f2,8 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Octabox SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
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DURCH WOLKEN TREIBEN Dieses Bild ist schon einige Jahre alt, zählt aber bis heute zu einem meiner liebsten Bilder. Meine Freundin Melanie führte bis vor einiger Zeit ein sehr erfolgreiches Food-Blog. Hin und wieder habe ich sie in einer von ihr themenspezifisch dekorierten Kulisse fotografiert. So sollte es auch an diesem Tag sein. Das Thema lautete »Picknick am See«. Melanie hatte eine unglaubliche Torte gebacken, Luftballons und andere Accessoires mitgebracht. Die Location war ein kleiner Steg an einem schönen ländlich gelegenen See. Während wir unsere Fotos auf dem Steg produzierten, fiel uns immer wieder auf, wie schön sich die Wolken im Wasser spiegelten. Melanie, die wirklich hart gesotten ist, wenn es um gute Fotos geht, erklärte, sie wolle für ein Foto ins Wasser steigen. Sie müssen wissen, das Shooting fand im März um 19 Uhr statt – also war es schon ziemlich kalt. Wir bauten eine Art Hocker, auf dem sie im Wasser stehen konnte, sodass es aussah, als würde sie mit den Ballons in der Hand übers Wasser schweben. Die Ergebnisse auf der Kamera machten uns sprachlos. Wir wollten mehr. Also beschloss Melanie, ganz ins Wasser zu steigen. Sie legte sich auf den Rücken und ließ sich auf dem See treiben. Mit Kleidung, die immer schwerer wurde, war das nicht ganz so leicht. Schon vom Ufer aus sah ich, dass das ein sensationelles Bild werden könnte. Leider fand ich aber nicht die richtige Perspektive. Kurzerhand bin ich auch ins Wasser gestiegen. Ich musste irgendwie zu einer Boje kommen, auf die ich klettern konnte, um ein Bild von weiter oben fotografieren zu können. Es war unglaublich kalt, und meine Kamera durfte auf keinen Fall nass werden. Irgendwie habe ich es geschafft, und wenn ich heute das Ergebnis sehe, weiß ich, dass es sich absolut gelohnt hat. GANZER EINSATZ Vielleicht kennen Sie das: Wenn Sie DAS Foto machen wollen, dann vergessen Sie alles um sich herum. So ging es uns an diesem Tag, und für ein perfektes Foto wie dieses würde ich das tatsächlich jederzeit wieder machen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 35 mm | f1,4 | 1/800 s | ISO 400 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Eine Frau, die in den Wolken schwimmt – so wirkt das Bild auf den ersten Blick. Nur durch Zufall, mit viel Mut und einem geringen Kälteempfinden ist dieses Bild entstanden. Für dieses ganz besondere Foto hat es sich gelohnt.
Bei diesem Bild habe ich die Freelensing-Technik angewandt, um diesen besonderen Bildlook zu erzielen. (Modell: Theresa Berger)
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FREELENSING Ein Foto, das aussieht wie gemalt, mit viel Unschärfe und einem einzigartigen Look können Sie mit der sogenannten Freelensing-Technik aufnehmen. Diese Art des Fotografierens erfordert jedoch sehr viel Geduld und ein ruhiges Händchen. Schritt für Schritt möchte ich Ihnen nun erklären, wie Sie dabei vorgehen können. Stellen Sie zunächst den manuellen Modus (M) an Ihrer Kamera ein. Wählen Sie eine offene Blende und die dazu passende Verschlusszeit sowie den ISO-Wert. Wechseln Sie vom Autofokus zum manuellen Fokus. Nehmen Sie Ihr Objektiv nun von der Kamera, und halten Sie es dicht vor das Kamerabajonett – es darf jedoch nicht fest auf der Kamera sitzen. Wenn Sie Ihre Kamera nun einschalten, muss die Blendenzahl 00 anzeigt werden. Jetzt kommt der schwierigste Part: Versuchen Sie, Ihr Modell bzw. die Augen des Modells oder einen anderen gewünschten Punkt manuell scharf zu stellen. Währenddessen verändern Sie minimal den Winkel des Objektivs, indem Sie es nach oben, unten, links oder rechts kippen. Kontrollieren Sie das Ergebnis anschließend auf Ihrer Kamera. Ihr Modell sollte auf viel Bewegung verzichten und möglichst in ruhiger und entspannter Pose verweilen, damit Sie genug Zeit haben, den richtigen Schärfepunkt und Schärfeverlauf zu finden. Höchstwahrscheinlich werden gar nicht so viele brauchbare Bilder dabei entstehen, und es wird eine ganze Weile dauern, bis Sie den Dreh heraushaben. Aber dafür sind die wenigen guten Fotos einmalig und etwas ganz Besonderes. Haben Sie Geduld, es wird sich definitiv lohnen. TILT-SHIFT-OBJEKTIV Denselben Effekt wie beim Freelensing können Sie mit einem Tilt-Shift-Objektiv erzielen. Das einzige Manko: Diese Objektive sind ziemlich teuer. Eine günstigere Variante wäre ein Lensbaby-Objektiv. Kostenlos ist jedoch nur das Freelensing.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f0,0 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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DIE DOPPELTE TÄNZERIN Scheiben und Spiegel sind spannende Elemente, um ein Motiv besonders zu inszenieren. Je nach Blickwinkel eröffnen sich neue Perspektiven und Reflexionen. In diesem Fall habe ich die große Glasfront der Oper ins Oslo verwendet, um die Figur der Balletttänzerin Rebekah zu spiegeln. Die elegante und akkurate Pose wird somit vervollständigt und verschmilzt zu einer komplett neuen Figur. Ebenso wirft die Scheibe das Licht zurück und hellt Rebekahs Gesicht auf. Um eine genaue Spiegelung zu erhalten, ist es notwendig, direkt an der Scheibe entlangzufotografieren. Den richtigen Winkel und die Position für die optimale Spiegelung zu finden ist jedes Mal eine Herausforderung. Scheiben sind unterschiedlich beschichtet und verdichtet. Deshalb wird das Licht auch immer anders reflektiert. Auch der Blick durch eine Scheibe oder direkt auf die Bruchkante kann die Wirkung komplett verändern. Ausprobieren ist hier das Motto. MIT SPIEGELUNGEN SPIELEN Nicht nur große Fensterscheiben sind für derartige fotografische Experimente geeignet. Kleine Bruchscherben, Spiegel oder selbst das eigene Smartphone können, im richtigen Winkel fotografiert, schöne Spiegelungen erzeugen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,8 | 1/250 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
In der Fensterfront spiegelt sich die Figur der Ballerina.
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LOOP-LICHT Blumen sind ein tolles Accessoire für Porträt-Shootings. Dabei bietet es sich an, künstliches Licht einzusetzen, da Sie die Struktur der Blüten durch das Licht- und Schattenspiel gut hervorheben können. Außerdem wirken die Farben durch den Einsatz von künstlichem Licht oftmals satter. grund. Ich ordnete die Blumen anschließend wie einen Rahmen um den Kopf des Modells an. Die Haare des Modells verteilte ich behutsam auf
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Für das Bild oben legte sich das Modell Isabel auf einen schwarzen Unter-
die freien Stellen. Damit alle Elemente im Bild gut ausgeleuchtet wurden, arbeitete ich mit dem sogenannten Loop-Licht. Diese Methode erzeugt gegenüber dem Rembrandt-Licht (siehe Seite 092) weniger starke Schatten im Gesicht des Modells. Die Softbox wird dabei näher am Modell und
Setzen Sie künstliches Licht ein, um alle Elemente im Bild kontrastreicher darzustellen.
etwas zentraler aufgestellt. Ziel ist es, dass nur ein kleiner Schatten schräg unterhalb der Nase entsteht. Diesen Schatten nennt man Loop. Dieser ist besonders gut zu erkennen, wenn Ihr Modell frontal in die Kamera schaut. In diesem Fall bat ich das Modell jedoch, die Augen zu schließen und den Kopf leicht zur Seite zu drehen, um eine sinnliche Atmosphäre zu schaffen. Das Loop-Licht ist sehr beliebt, da es sehr simpel ist und fast jedem Gesicht schmeichelt. Die Wangenknochen des Modells werden hervorgehoben, und das Gesicht wirkt schmaler. Dieses Licht-Setup können Sie natürlich auch einsetzen, wenn Sie Ihr Modell stehend fotografieren möchten wie beim zweiten Bild unten. Ich wählte hier künstlich eingefärbtes Schleierkraut, um damit einen Rahmen für die Szene zu kreieren. Damit die Farben der Blüten optimal zur Geltung kommen, trug das Modell Carla ein weißes Oberteil. SCHATTEN AUFHELLEN Setzen Sie von frontal unten einen Reflektor ein, um ausgeprägte Schatten unterhalb der Augen- oder Kinnpartie zu vermeiden und einen fließenden Übergang zu schaffen. TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f2,8 | 1/160 s | ISO 200; Bild unten: Canon EOS 5D Mark IV | 35 mm | f2,8 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Octabox SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Das Loop-Licht schmeichelt nicht nur dem Modell, sondern hebt durch das Licht- und Schattenspiel auch die Struktur der Blüten deutlicher hervor.
Das perfekte Bild entsteht nicht unbedingt mit der ersten Aufnahme. Es macht durchaus Sinn, ein paar Dinge auszuprobieren. Nach einigen Experimenten entstand dieses Bild, auf dem die weißen Blüten gut zur Geltung kommen.
Was für unser Auge vorerst stimmig aussieht, wirkt mit Blick durch die Kamera manchmal ganz anders. Auf diesem Bild lenkt der Hintergrund zu sehr von den Blüten auf dem Waldboden ab.
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BLÜTENBAD Jedes Jahr im Frühling machen meine Freundin Alina und ich ein gemeinsames Shooting. Mittlerweile sind es bereits sieben Jahre – also sieben Shootings. Im Frühling dieses Jahres hatte ich beim Joggen in einem nahe gelegenen Wald diese kleinen, wunderbar weißen Blüten entdeckt. Sie bedeckten den gesamten Waldboden und boten eine perfekte Kulisse für unser alljährliches Shooting. Ich bat Alina, sich etwas Weißes anzuziehen, passend zu den Blüten. Wir fingen damit an, erst ein bisschen mit den Posen und den Blüten herumzuexperimentieren. Mir war es wichtig, dass diese neben Alina ebenfalls ausreichend zur Geltung kamen. Zunächst fotografierte ich Alina im Stehen. Das wirkte allerdings auf dem Bild leider nicht so gut, da der Hintergrund viel zu sehr von den Blüten ablenkte und diese so gar nicht zur Geltung kamen. Als Nächstes habe ich Alina gebeten, sich einfach hinzulegen. Das wirkte wesentlich vielversprechender. Ich habe sie von oben fotografiert, indem ich mich über sie stellte. Allerdings sah das Bild in der Kamera dann doch ganz anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte, weil ich noch zu nah dran war. Also haben wir kurzerhand von zu Hause einen Hocker geholt, auf den ich mich stellte. Alina legte sich entgegengesetzt von mir auf den Boden. Die Tatsache, dass das Bild somit auf dem Kopf aufgenommen wurde, lässt es für Betrachter spannender wirken. Die Blüten um Alina herum kommen zudem gut zur Geltung. Sie sehen: Das perfekte Bild entsteht nicht unbedingt bei der ersten Aufnahme. Manchmal macht es Sinn, ein wenig herumzuexperimentieren. VIGNETTE ERSTELLEN Damit der Fokus stärker auf Alina gerichtet wurde, habe ich bei der Nachbearbeitung eine Vignette im Bild erstellt. Durch die dunklen Bildränder wird der Blick des Betrachters zur Bildmitte gelenkt.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 35 mm | f1,4 | 1/3400 s | ISO 160 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Mit Glitzer, einer Glasscheibe und Sonnenlicht habe ich diese kunstvollen Effekte erzielt. (Modell: Alexandra)
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LICHTSPIELE In meinem Kamerarucksack befinden sich neben meiner Kamera, einer Zweitkamera, Objektiven, Akkus und Speicherkarten oftmals auch ein paar kreative Utensilien. Je nach Licht, Location, Modell und Bildidee experimentiere ich dann mit diesen Gegenständen. An diesem Tag hatte ich eine Glasscheibe und verschiedenfarbigen Glitzer dabei. Ich suchte nach einer geeigneten Stelle mit Sonneneinfall und bat Alex, sich dorthin zu legen, damit ich die Glasscheibe gerade über sie halten konnte. Ich verstreute den Glitzer großzügig auf der Scheibe und ließ einen kleinen Spalt offen, damit ich hindurchfotografieren konnte. Damit der Glitzer auch wirklich funkelt, ist der Winkel der Glasscheibe sehr entscheidend. Hier heißt es: ausprobieren. Natürlich funktioniert der Effekt nur, wenn die Sonne auch tatsächlich scheint. Ich habe die Glasscheibe immer ein wenig hin und her bewegen müssen, denn der Glitzer-Effekt ist je nach Winkel mal stärker, mal schwächer und oftmals auch gar nicht zu sehen. WEITERE IDEEN Sollte Ihnen die Glitzer-Variante nicht zusagen, können Sie stattdessen auch Wasserspritzer oder Konfetti auf der Glasscheibe verteilen. Alternativ können Sie auch nur die Glasscheibe verwenden und durch sie hindurchfotografieren. Je nach Winkel können Sie damit wirklich wunderschöne Effekte und Spiegelungen erzielen. Generell sind Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt!
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f2,5 | 1/500 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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EXKURS: LICHT IM STUDIO Die Studiofotografie ist nicht nur eine warme Alternative zu Outdoor-Shootings in der kalten Jahreszeit, sondern kann auch zu einer Spielwiese allerhand kreativer Fotoideen werden. Denn im Studio haben Sie Zeit und sind Herrscher über Licht und Schatten. Erarbeiten Sie sich genau die Lichtstimmung, die Sie sich für Ihr Projekt vorstellen. Jeder Einfallswinkel und jeder Millimeter können eine große Rolle spielen, und Sie haben auf alles Einfluss. Mit der Tethering-Funktion der meisten Kameras können Sie die Fotos auch unmittelbar, während Sie fotografieren, auf Ihren Rechner übertragen, um diese noch besser mit Ihrem Modell auswerten zu können. Erzeugen Sie für sich und Ihr Modell eine angenehme Atmosphäre. Denken Sie an Musik und Verpflegung. Je nachdem, wie perfektionistisch Ihr Ansatz ist, können Sie sehr viel Zeit in einem Fotostudio verbringen. Der Baumarkt in Ihrer Nähe kann schnell zu Ihrem besten Freund werden, wenn Ihnen spontan eine Idee kommt oder Sie etwas vergessen haben. Tasten Sie sich langsam an die Studiofotografie heran, und erwarten Sie am Anfang nicht zu viel. Ein einigermaßen gut ausgeleuchtetes Foto zu bekommen ist nicht die Hürde, aber um spannende und extravagante Lichtsituationen zu
Shooting mit einer weißen Hohlkehle und zwei Blitzen mit Octabox von rechts und links in einem Mietstudio.
erzeugen, die das von Ihnen gewünschte Konzept wiedergeben, brauchen Sie Zeit und Übung.
professionelle Produktionen ausgerichtet sind, oft mehrere Abteilungen haben und mitunter Platz für ein Auto bieten.
DAS STUDIO Fotostudio ist nicht gleich Fotostudio.
Doch fernab vom klassisch leeren Raum gibt es mittlerwei-
Wenn Sie eines mieten möchten, gibt es viele Größen und
le auch fertig eingerichtete Sets und Wohnungen zur Mie-
Ausrichtungen mit ganz unterschiedlichen Stärken und
te. Diese sind besonders für natürliche und authentische
Schwächen. So ist zum Beispiel ein reines Porträtstudio
Fotos ausgelegt. Jedoch kann sich der hohe Wiedererken-
vergleichsweise klein, bietet aber auf engstem Raum vie-
nungswert schnell abnutzen und langweilen. Bei der Wahl
le Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Porträts. Im
oder dem Bau eines Studios kommt es also darauf an, wel-
starken Kontrast dazu stehen große Fotostudios, die auf
che Konzeption dem Shooting zugrunde liegt.
Mit einfachen Mitteln können Sie sich natürlich auch selbst
Modus (M) arbeiten, um die Belichtung des Bildes passend
ein Studio einrichten. Dazu brauchen Sie je nach gewünsch-
einstellen zu können. Die kürzeste Belichtungszeit, die Sie
ter Optik einen einfarbigen Hintergrund, eine Lichtquelle
in Kombination mit dem Blitz an Ihrer Kamera einstellen
und Lichtformer.
können, entnehmen Sie dem Handbuch. Diese wird Blitzsynchronzeit genannt (siehe dazu auch den Kasten auf
DER HINTERGRUND Der Hintergrund spielt eine große
Seite 219). Um zu überprüfen, ob Ihr Bild korrekt belichtet
Rolle in der Studiofotografie. Anstelle der normalen Wand
wurde, hilft Ihnen das Histogramm, das im Exkurs »Fo-
gibt es verschiedene Systeme, die verwendet werden. Stoff
to-Basics« auf Seite 066 angesprochen wurde.
und Papier sind vor allem die Wahl in kleineren bis mittel-
Dauerlicht ist eine konstant leuchtende Lichtquelle. Dies
großen Räumen. Stoff ist flexibler, dafür aber knitteranfäl-
ermöglicht nicht nur kürzere Belichtungszeiten, sondern
liger, Papier hingegen ist glatt, aber steif. Beide Materialien
auch einfacheres Einstellen des Lichts, da genau ersichtlich
gibt es in den unterschiedlichsten Farben, wobei ich klas-
ist, wie und wo das Licht hinfällt. Dafür ist ein Dauerlicht
sisch ein neutrales Grau empfehle. Dieses lässt sich mit ei-
deutlich schwächer als ein Blitz.
ner guten Lichtsetzung in jede Helligkeit transformieren. In großen Studios hingegen sind oft sogenannte Hohlkehlen
DER REFLEKTOR Hilfsmittel wie Reflektoren oder sepa-
vorhanden. Dabei handelt es sich um eine spezielle Bauart,
rate Stellwände können Sie einsetzen, um das Licht flexi-
bei der meist eine frei stehende Wand optisch nahtlos in
bel zu lenken. Wenn Sie eine Seite des Modells aufhellen
den Boden übergeht. Abgerundete Räume sind dabei auch
möchten, platzieren Sie eine entsprechend helle Stellwand
möglich. Grundsätzlich sollten Sie bei der Wahl des Hinter-
auf dieser Seite. Nach demselben Prinzip können Sie mit-
grunds beachten, dass dieser das Licht je nach Helligkeit
hilfe einer schwarzen Stellwand Licht reduzieren oder so-
und Farbe auch reflektiert bzw. absorbiert. Mit Hinter-
gar ganze Bereiche abschirmen.
grundrollen aus Papier können Sie sich ganz einfach selbst eine Hohlkehle einrichten.
DIE LICHTQUELLE Im Studio werden Sie zum Meister des Lichts und entscheiden, wie viel Licht aus welcher Richtung wo hinfällt. Als Lichtquellen gibt es Blitze und Dauerlichtlampen. Ein Blitz gibt eine hohe Energie in sehr kurzer Zeit über eine Gasentladungslampe ab und erzeugt damit einen intensiven Lichtblitz. Dieser friert die Situation ein und ermöglicht scharfe und detaillierte Fotos. Beachten Sie dabei, dass der Blitz die Szenerie nur für einen kurzen Augenblick erhellt. Sie müssen daher mit dem manuellen
Reflektoren mit verschiedenen Farben (Bild: Walimex)
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LICHTFORMER Sogenannte Lichtformer werden vor al-
EE
Mit einem Spotaufsatz können Sie das Licht wie einen
lem für Studioblitze verwendet, um dem harten und eher
Spot auf das Modell richten und gezielt Highlights set-
ungerichteten Licht die gewünschte Charakteristik zu ver-
zen.
leihen. Dafür steht Ihnen eine Vielzahl an Aufsätzen zur Verfügung. Alle Aufsätze dienen dazu, dass sich das Licht
Lassen Sie sich durch die große Auswahl an verschiedenen
nicht unkontrolliert im Raum verteilt, sondern in einer be-
Vorsätzen nicht verunsichern, wenn Sie beginnen, sich mit
stimmten Form, Richtung und Intensität ausgestrahlt wird.
der Formung des Lichts im Studio zu beschäftigen. Probie-
Softboxen lassen das Licht, wie der Name schon sagt,
ren Sie alle Lichtformer einfach mal aus, und experimentie-
sehr weich und flächig erscheinen. Es gibt sie in ver-
ren Sie mit verschiedenen Kombinationen. Oft kristallisie-
schiedenen Formen und Größen. Mit einem Striplight,
ren sich dann bestimmte Vorlieben heraus.
EE
das schmal und lang ist, können Sie vor allem Konturen gut modellieren. Mit einer Octabox, die achteckig ist, können Sie vor allem Flächen ausleuchten und schöne runde Augenreflexion erzeugen. EE
Beautydish
Reflektorschirme sehen aus wie Regenschirme, die direkt vor den Blitz gespannt werden. Es gibt sie sowohl
Normalreflektor
reflektierend als auch lichtdurchlässig (Durchlichtschirm). Die Wirkung ähnelt der einer Softbox. Der Preis und das Gewicht liegen aber deutlich darunter. Lediglich
Octabox
in Bezug auf die Handhabung sind sie der Softbox unterlegen. EE
Ein Beautydish ähnelt einer glänzenden Schüssel, die
Softbox
vor die Lichtquelle gesetzt wird. Das Licht wird im Dish reflektiert und dann auf das Modell geleitet. Daraus resultiert ein härteres Licht mit nach außen hin weicher werdendem Schattenverlauf. Der Beautydish bietet sich vor allem als Hauptlicht in der Porträtfotografie an und ist auch in der Modefotografie sehr beliebt. EE
Striplight
Normalreflektor mit Durchlichtschirm
Ein Normalreflektor ist ein von innen silbern oder weiß beschichteter Reflektor, der das Licht bündelt und ein hartes, leicht gerichtetes Licht erzeugt.
Spotaufsatz
f 10 f 10
Das harte Streiflicht, erzeugt durch zwei Striplights von links und rechts, betont die Konturen des Körpers.
Die Position der Lichtquellen ist entscheidend für die Bildwirkung. Striplights von links und vorne rechts sorgten für weiches Licht. Unterschiedliche Helligkeiten der Blitze erzeugten dennoch Tiefe im Bild.
BEAUTY- UND FASHION-PORTRÄTS Auf Grün gebettet Die Vision Der Kurzurlaub Die Zeitreise Frühlingserwachen Eine traurige Elfe Eine Geschichte erzählen Viel hilft manchmal viel Mit Farben arbeiten Exkurs: Ein Shooting planen
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AUF GRÜN GEBETTET Um Spannung und Dynamik in einem Bild zu erzeugen, muss man manchmal ein wenig experimentieren und mit verschiedenen Materialien spielen. So können Sie neue und interessante Looks kreieren, die über ein »normales« Porträt hinausgehen. Für solche Projekte empfehle ich, den professionellen Rat einer Stylistin einzuholen, oder noch besser, eine beim Shooting dabeizuhaben. Das erspart Zeit und Nerven. Stylisten sind geschult im Umgang mit Stoffen und Make-up und haben meist ein sehr gutes Gespür für die Vorstellungen des Fotografen. Die Idee für dieses Foto habe ich zusammen mit der Stylistin entwickelt und im Studio umgesetzt. Wir wollten das Tuch gleichzeitig als Hintergrund verwenden und das Modell damit verschmelzen lassen. So eine Aufnahme lässt sich nur schwer im Stehen realisieren, also durfte es sich unser Modell auf einem Kissen bequem machen. Während ich mich »nur« um Lichtsetzung und Kameraperspektive kümmern musste, hat meine Stylistin Martina sich um die Gestaltung des Stoffes gekümmert. Ich wollte ein schön knackiges, aber nicht zu hartes Seitenlicht, um einerseits die Struktur des Stoffes zu betonen, aber auch ein gleichmäßiges Licht auf das Gesicht des Modells zu bekommen. In solchen Situationen entscheide ich mich gerne für den Beautydish, der ein gleichmäßiges, mittelhartes Licht erzeugt. Um die Schatten auf der rechten Seite etwas abzumildern, habe ich einen kleinen Reflektor eingesetzt. Dieser zeichnete gleichzeitig auch die Raffungen des Stoffes ein wenig nach, sodass eine gleichmäßige, aber dennoch dynamische Lichtstimmung im Bild entstand. Wenn Sie mit Stoffen fotografieren wollen, dann sollten Sie vorher ausprobieren, welches Licht zu welchem Stoff passt, denn nicht jedes Licht sieht auf jedem Stoff gut aus. Eine wichtige Rolle spielen hier natürlich die Farbe des Stoffes sowie sein Glanz und seine Oberflächenbeschaffenheit. Entscheidend für die Lichtsetzung ist natürlich auch der Effekt, den Sie mit dem jeweiligen Material erzielen wollen. TEAMWORK Das gemeinsame Arbeiten mit einer Stylistin macht besonders viel Spaß und bringt neue Impulse für die eigene Arbeit.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f6,3 | 1/100 s | ISO 100 LICHT: Beautydish + Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
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Durch den kreativen Einsatz von verschiedenen Accessoires oder Textilien lassen sich tolle Bildwirkungen erzielen. Bei diesem Foto ist alles auf das grüne Tuch abgestimmt: Make-up, Schmuck und Licht.
Der Beautydish leuchtet etwa im 30°-Winkel von links oben auf mein Modell. Um die rechte Seite aufzuhellen, wurde ein runder Reflektor mit Silberbespannung eingesetzt.
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DIE VISION 1
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Entstehung dieses Bildes. Nachdem mir eine Designerin diesen Kopfschmuck geschickt hatte, hatte ich sofort ein Bild von einer Frau im Profil im Kopf. Es meldeten sich mehrere
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Bewerberinnen, doch niemand passte zu meiner Vision. Ein Jahr verging, bis ich durch Zufall dieses Modell entdeckte. Erlauben Sie sich also, sich für die Entfaltung Ihrer Ideen Zeit zu nehmen! Da es mir wichtig war, den Turban eindrucksvoll abzubilden, beschäftigte ich mich zunächst mit den darin vorkommenden Farben und deren Eigenschaften. Die Farbe Lila wirkt auf mich melancholisch, aber auch mystisch. Zunächst musste ich also einen Hintergrund finden, der diese mystische Stimmung untermalt und auch zur Farbe Lila passt. Dafür suchte ich einen dunklen Hintergrund im Freien. Ich fand einen Standort, der mit großen grünen Pflanzen bedeckt war. Das Modell erhielt die Anweisung, sich seitlich zu mir zu stellen und in den vor ihm parallel platzierten Reflektor zu schauen, der an einem Reflektorhalter befestigt war. Dieser sollte das Gesicht gleichmäßig beleuchten. Um eine anmutige Haltung darzustellen, bat ich mein Modell,
Klicken Sie in Photoshop im Menü auf Bild E Korrekturen, und wählen Sie Farbton/Sättigung aus. Wechseln Sie unter Eigenschaften nun auf die Grüntöne 1. Passen Sie die Grüntöne nach Ihren Wünschen an 2.
die Schultern leicht nach vorne zu ziehen. Damit der Gesichtsausdruck entspannt wirkte, öffnete das Modell die Lippen leicht. Einfarbige Hintergründe bieten den Vorteil, dass Sie die Farbe in der Nachbearbeitung leicht anpassen können. In diesem Fall wählte ich die Grüntöne aus und passte die Regler so an, dass die Farbe optimal mit dem Kopfschmuck harmonierte. SCHMUCK Besondere Schmuckstücke und Accessoires können Sie zu neuen Bildideen inspirieren.
TECHNIK: Beide Bilder: Canon EOS 5D Mark IV | 50 mm | f2,8 | 1/400 s | ISO 320 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Das Modell Senami besaß alle Eigenschaften, nach denen ich suchte, um meine Vision umzusetzen: natürlich, ausdrucksstark und liebevoll. Da es mir außerdem wichtig war, den Kopfschmuck in Szene zu setzen, wählte ich eine zu den Farben passende Umgebung.
Aus dieser Position konnte ich nun aus unterschiedlichen Perspektiven fotografieren. Für dieses Bild bat ich das Modell, zu mir zu schauen. Achten Sie dabei darauf, dass sich nicht zu starke Falten am Hals bilden, da dies unentspannt wirken kann.
Laura posiert mit schlichter Pose vor einem Wasserfall mitten in Barcelona. Der Kopf ist leicht nach vorne geneigt, wodurch der Wind sanft durch ihre Haare gleiten kann.
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DER KURZURLAUB Spontan war ich nach Barcelona geflogen, ein Kurztrip von drei Tagen. Neben der kleinen Auszeit wollte ich die Zeit natürlich auch für die Fotografie nutzen. Ohne jegliche Planung kam ich in der Hauptstadt von Katalonien an und bezog mein Zimmer zur Untermiete. Bei meinem Host erkundigte ich mich nach seinen Lieblingsorten in der Stadt und erkundete die Stadt zu Fuß. Von den üblichen Touristenplätzen halte ich mich in der Regel fern oder schlendere lediglich an ihnen vorbei. Mich interessiert vor allem das Leben der Menschen in einer Stadt, und um das zu erkunden, nehme ich mir sehr viel Zeit. Das bedeutet aber auch einiges an Laufstrecke. Während ich durch die Gassen von Barcelona streifte und Fußball spielende Kinder fotografierte, versuchte ich über Instagram, ein Modell für den kommenden Tag zu akquirieren. Für eine Anfrage bei den Modellagenturen war mein Ausflug leider zu spontan. Nebenbei hielt ich die Augen nach interessanten Locations offen. Am kommenden Morgen traf ich mich mit Laura in einem Park. Mir war es wichtig, meinen Eindruck von Barcelona mit ihr zusammen in einer Fotoserie darzustellen. Wir machten sowohl im Park als auch in kleinen Seitenstraßen Fotos. Die Posen von Laura sind natürlich und nicht überUnbeobachtet spaziert Laura durch eine kleine Gasse in Barcelona.
trieben, ihre Kleidung vermittelt ein sommerliches Flair. Damit die vielen Farben der Stadt nicht vom Modell ablenkten, setzte ich die Bilder in Schwarzweiß um. Sie wirken dadurch zeitlos. Der Betrachter kann sich darin verlieren, immer wieder Neues entdecken und von einem Kurzurlaub träumen. EIN MODELL FINDEN Um an einem bestimmten Ort Modelle zu finden, schreibe ich die ansässigen Modellagenturen mit einem kleinen Moodboard mit meinen Bildideen an. Oft ergibt sich die Möglichkeit, mit einem »New Face«, also einem Modell mit wenig Erfahrung, zu arbeiten. Zusätz-
TECHNIK: Bild links: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f3,2 | 1/640 s | ISO 100; Bild oben: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f2,0 | 1/400 s | ISO 500 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
lich suche ich vor Ort über Instagram nach spannenden Gesichtern.
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DIE ZEITREISE Reisen Sie einmal ganz ohne Zeitmaschine zurück in die 70er-Jahre! In diesem Beispiel zeige ich Ihnen, wie das geht. Für eine fotografische Zeitreise spielt jedes Element im Bild eine wichtige Rolle. Daher ist eine gute Vorbereitung des Shootings besonders wichtig. Suchen Sie sich zunächst das gewünschte Zeitalter aus, und nutzen Sie das Internet oder Bücher, um sich inspirieren zu lassen. Stellen Sie sich eine Pinnwand mit Bildern zusammen, die diese Zeit repräsentieren. Wählen Sie nun ein Modell, das zu dem gewünschten Zeitalter passen könnte. Das können bestimmte Merkmale wie zum Beispiel die Beschaffenheit der Haare oder der Ausdruck sein. Für die Zeitreise in die 70er-Jahre arbeitete ich mit einem Modell mit sehr langen Haaren und einer natürlichen Ausstrahlung. Die Mode der 70er-Jahre ist insbesondere für ihre große Farbenvielfalt bekannt. Daher lag es nahe, das Modell farbenfroh einzukleiden. Passend dazu fand ich in meiner Stadt eine Reihe bunter Altbauhäuser. Da ich mit warmen Tönen arbeiten wollte, wählte ich als Hintergrund eines der gelben Häuser. Die Farbe harmoniert auch mit der Kleidung des Modells. Natürlich durfte auch eine markante Sonnenbrille als Accessoire nicht fehlen. Fertig war die Zeitreise! POSING Die Hippie-Bewegung der 70er-Jahre war für ihren offenen und lebendigen Charakter bekannt, weshalb ich eher lässige Posen für das Shooting wählte.
TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 6D | 35 mm | f2 | 1/125 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 6D | 35 mm | f2 | 1/250 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Das selbstbewusste Posing des Modells unterstrich ich, indem ich aus der Froschperspektive fotografierte. Außerdem ermöglichte mir die Perspektive, mehr vom Hintergrund einfangen zu können. (Modell: Lamacra)
Fotografieren Sie aus mehreren Perspektiven, und wählen Sie unterschiedliche Bildausschnitte, um alle wichtigen Elemente der Szenerie einfangen zu können.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter – jede Jahreszeit hat ihren eignen Charme, den es zu nutzen gilt. Diese Bilder entstanden im Frühling vor einer blühenden Magnolie. (Modell: Anna Sonne)
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FRÜHLINGS ERWACHEN Ich bin vor allem Outdoor-Fotografin und kann deshalb jede Jahreszeit unterschiedlich nutzen – jede Zeit hat ihre Besonderheit. Das Bild mit Anna ist im Frühling entstanden. Hier gilt: Seien Sie aufmerksam. Schon Wochen vor der Blüte spreche ich mich mit möglichen Modellen ab, entwickle Ideen und halte mir entsprechende Termine frei. Denn im Frühling weiß man nie, wann die Blüte beginnt und endet. Doch eins ist sicher: Stehen die Bäume erst einmal in voller Pracht, bleibt nicht viel Zeit – bereits nach dem ersten Regenguss ist der Zauber meist wieder vorbei. Im Frühling warte ich vor allem auf die Magnolien-, Kirsch-, Apfel- und Fliederblüte. Die Bilder mit Anna habe ich vor einer riesigen Magnolie aufgenommen. Porträts vor Blüten wirken auf mich meistens romantisch und verträumt. Diesen Bildlook wollte ich jedoch gern vermeiden, weshalb wir als Outfit eine dunkle Jeans und eine schlichte Bluse gewählt haben. Anna posierte nun selbstbewusst und mit frontaler Körperhaltung vor der Magnolie. Vor allem im oberen Bild wirkt ihre Pose cool und lässig. Ihre Bluse steht im Kontrast zu den Blüten und rückt deshalb ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das lässt die Aufnahme wie ein Fashion-Foto wirken. EINE LOCATION, ZWEI BLICKWINKEL Für die untere Aufnahme habe ich Anna mitten in die Magnolie gestellt. Ich wollte nun vor allem ihr Gesicht hervorheben und die Magnolien sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund erscheinen lassen. Die Haare fallen ihr teilweise ins Gesicht, und sie schaut mit einem sanften Lächeln über ihre Schulter. Das Bild wirkt deutlich verträumter, und im Vergleich der beiden Bilder wird deutlich, wie unterschiedlich man ein und dieselbe Location nutzen kann. TECHNIK: Bild oben: Leica Q | 28 mm | f1,8 | 1/1000 s | ISO 100; Bild unten: Leica Q | 28 mm | f1,8 | 1/500 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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EINE TRAURIGE ELFE Die winzige Elfe Gypsy Bell ist ein schönes Wesen, das von einem hellen Schimmern umgeben ist. Doch Eifersucht treibt sie um. Sie ist die ständige Begleiterin von Peter Pan und verehrt ihn so sehr, dass sie auf jedes weibliche Wesen in seiner Umgebung eifersüchtig ist. Sie spinnt böse Intrigen, was zu einer zeitweisen Verbannung führt. Diese Figur und drei weitere aus dem Werk von James M. Barrie sind Kern der maskenbildnerischen Diplomarbeit von Franziska Monden, die ich mit ihr zusammen fotografisch inszenierte. Um ihr Modell Helena in die Elfe Gypsy Bell zu verwandeln, fertigte Franziska einen in Weiß- und Pastelltönen gehaltenen Kopfschmuck aus verschiedenen Blüten und Blättern und ein dazu passendes Kleid an. Für die Flügel verwendete sie Peddigrohr und silbernes Vlies. Die Rachsucht und Bosheit des Charakters spiegeln sich in dem dunklen und mit Rottönen abgestuften Augen-Make-up wider. Für die fotografische Umsetzung nutzten wir einen etwas versteckten Steinbruch, der das Nimmerland darstellen sollte. Wir orientierten uns an dem Moment der Verbannung, als Gypsy Bell traurig am Wasser über ihr Verhalten sinniert. Ihr Blick führt ins Leere. Sie wirkt abwesend und in sich versunken, wodurch das Bild wie eine Filmszene wirkt. Um diesen Charakter zu untermalen, habe ich mich für ein 35-mm-Objektiv entschieden, da in Filmen oft mit weitwinkligen Brennweiten gearbeitet wird. Da ich ebenfalls das fantasievolle und träumerische Setting der Geschichte nachempfinden wollte, habe ich ein älteres, analoges Objektiv verwendet. Das Bokeh ist farblich leicht unsauber, und die Bildränder verschwimmen etwas, was aber gut zur Szenerie passt. Mit analogen Objektiven müssen Sie zwar manuell fokussieren, sie bieten aber oft einen interessanten Look, ohne das Budget großartig zu belasten. ALTE OBJEKTIVE Es lohnt sich, auf Flohmärkten oder im Internet nach alten Objektiven Ausschau zu halten. Meist müssen diese auf moderne Kamerasysteme adaptiert werden, stellen aber dafür eine günstige Möglichkeit für Experimente dar.
TECHNIK: Beide Bild: Canon EOS 5D Mark III | 35 mm | f2,8 | 1/250 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
Nachdenklich schaut das Modell an der Kamera vorbei, was der Szene eine filmischen Charakter verleiht. Auf diesem Bild kommt auch das Make-up gut zur Geltung.
Traurig sitzt die Elfe Gypsy Bell am Wasser. Sie ist vom Licht abgewandt, was ihre dunklen Gedanken unterstreicht.
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EINE GESCHICHTE ERZÄHLEN Diese Fotoserie zeigt die maskenbildnerische Diplomarbeit von Ines Ruwoldt, die sich mit Oscar Wildes Werk »Das Bildnis des Dorian Gray« auseinandersetzte. Sie inszenierte die drei Hauptcharaktere, und ich fotografierte ihre Arbeit zur Dokumentation und setzte ebenfalls einen Trailer zu dem Werk um. Bei diesen Bildern handelt es sich um Dorian Gray. Er ist nicht nur reich und schön, sondern auch im Besitz eines Porträts, das anstelle seiner selbst altert, vom Leben gezeichnet wird und alle seine Eskapaden aufzeigt. Er selbst wiederum bleibt Zeit seines Lebens jung und ohne Altersspuren. Daraus folgen eine Maßlosigkeit und Arroganz im Umgang mit sich selbst und anderen, die jedoch spurlos an ihm vorbeigehen. Wir fotografierten in einem Fabrikantenwohnhaus aus der Nachkriegszeit. Der moderne Architekturstil sollte den Reichtum von Dorian Gray
Das Modell konzentriert sich darauf, seine Zigarette anzuzünden. Die Umsetzung in Schwarzweiß lässt das Bild zeitlos wirken.
widerspiegeln und bot gleichzeitig eine spannende Umgebung mit vielen Fenstern, die ich in die Komposition des Bildes integrieren konnte. Die legere Abendgarderobe und die Verwendung von Requisiten wie Zigaretten oder Alkohol boten dem Modell genügend Spielraum, um den Charakter des Dorian Gray authentisch in Szene zu setzen. Zeitlich ordneten wir das Shooting zu einem späten Zeitpunkt der Geschichte ein. Optisch ist Dorian Gray noch jung und makellos, doch sein Charakter ist verdorben. Dies ist die spannendste Phase dieser Person. Die innerliche Kälte, Arroganz und Einsamkeit stellten wir rein über die Mimik und Gestik des Modells Fabian dar. EINE GESCHICHTE ALS VORLAGE NUTZEN Eine so konkrete Vorlage bietet die Möglichkeit, beim Fotografieren konsequent an einem gewünschten Look zu arbeiten und auf neue Ideen zu kommen. Das Modell hat zudem die Möglichkeit, sich in eine Rolle zu versetzen und in dieser aufzugehen.
TECHNIK: Bild oben links: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,5 | 1/1250 s | ISO 100 | Reflektor; Bild oben rechts: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,5 | 1/2000 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,8 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
Lasziv lehnt das Modell zwischen Fensterfront und Treppe. Sein Blick ist kalt. Sein Anblick spiegelt sich in der Fensterfront wider.
Das Modell schaut gedankenverloren aus dem Fenster in die Ferne. Das Foto ist durch die Scheibe aufgenommen, und der Baum vor dem Fenster spiegelt sich darin.
Da das Modell rote Kleidung und einen roten Turban trug, wählte ich die Komplementärfarbe Grün als Hintergrund.
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Styroporplatte f 10
Styroporplatte
VIEL HILFT MANCHMAL VIEL Vor einigen Jahren durfte ich für den renommierten Goldschmied Florian Huhoff Modellaufnahmen mit seinem Schmuck fotografieren. Wir hatten uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie man Modell und Schmuck interessant in Szene setzen könnte, und wollten auch Anklänge an bekannte Motive schaffen. Bei diesem Bild hat uns Vermeers »Das Mädchen Die Styroporplatten dienen hier lediglich der Einspiegelung des Rings, also dem Ausmerzen ungewollter bzw. unruhiger Spiegelungen in der Metallfläche des Schmuckstücks.
mit dem Perlenohrgehänge« als Inspiration gedient. Natürlich wollten wir das Bild nicht eins zu eins nachstellen, aber eine gewisse Reminiszenz lässt sich immer noch erkennen. Das Modell trug in Anlehnung an das Bild einen Turban und zog ein passendes Kleid dazu an. Die Pose hat sich dann nach und nach beim Shooting ergeben, nachdem wir uns Vermeers »Vorlage« noch einmal angesehen hatten. Normalerweise bin ich ein Verfechter eines möglichst simplen Lichtaufbaus, doch um hier Spannung in das Bild zu bekommen, habe ich insgesamt drei Lichtquellen und zwei Aufheller benutzt. Als Hauptlicht diente mir hier eine Octabox mit einem Durchmesser von 120 cm, die von oben rechts auf mein Modell schien. Damit erzielten wir eine relativ flächige Ausleuchtung. Von rechts hinten zeichnet ein Striplight (120 × 30 cm) mit Wabe die Konturen nach, was eine schöne Abgrenzung zum Hintergrund bewirkt. Die Wabe auf dem Striplight bündelt das Licht besser, und das Licht kommt gezielter dort an, wo ich es haben möchte. So vermeiden Sie zum Beispiel auch Falschlicht, was bei Gegenlichtaufnahmen gerne einmal ins Objektiv streut und seltsam milchige Effekte hervorruft. Manchmal kann man das natürlich auch als Stilmittel einsetzen. Für eine solche Studioaufnahme ist es meist aber eher unpassend.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 70 mm | f7,1 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Octabox, Striplight mit Wabe, Normal reflektor mit Wabe, zwei Styroporplatten SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
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Um den Hintergrund zu beleuchten, habe ich einen Blitz mit Normalreflektor und Wabe auf ein Bodenstativ gestellt und leicht nach oben auf den Hintergrund gerichtet. Die Wabe sorgt dabei wieder für eine Bündelung des Lichts, sodass ich einen schmaleren Lichtstreifen auf dem Hintergrund erzeugte. Dabei sollten Sie darauf achten, die Leistung nicht zu hoch zu drehen, damit nicht zu viel Licht auf Ihr Modell zurückfällt und der Hintergrund nicht überbelichtet wird. Rechts und links vor dem Modell stellte ich einfache Styroporplatten in der Größe 100 × 100 cm auf kleine Sockel, die zur Aufhellung bzw. Entspiegelung des Rings dienten. Diese spielen eine eher untergeordnete Rolle bei der Ausleuchtung des Modells selbst. Wenn Sie mit so vielen verschiedenen Lichtformern arbeiten, sollten Sie immer ein bisschen mit Lichtwinkeln experimentieren. Oft machen hier ein paar Zentimeter oder ein paar Grad einen enormen Unterschied. Auch das »Spielen« mit der Leistung der einzelnen Lampen gewichtet unterschiedliche Bereiche des Bildes. So können ganz verschiedene Aufnahmen mit ein und demselben Setup entstehen, nur aufgrund der Leistungsgewichtung der Lampen zueinander. WARUM DEN HINTERGRUND BELEUCHTEN? Durch einen Blitz, der den Hintergrund separat beleuchtet, geben Sie der Person im Bild eine Art Spot, der sie umrahmt und den Blick des Betrachters ins Bildzentrum lenkt. Außerdem erzeugen Sie durch den ungleichmäßig ausgeleuchteten Hintergrund Spannung im Bild.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 70 mm | f7,1 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Octabox, Striplight mit Wabe, Normal reflektor mit Wabe, zwei Styroporplatten SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
Nachdem die geplante Aufnahme im Kasten war, experimentierten wir mit weiteren Posen und Bildauschnitten.
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MIT FARBEN ARBEITEN Eines der wichtigsten Gestaltungsmittel in der Fotografie ist Farbe. Mit Farben kann man unter anderem Blickfänge schaffen oder Bilder auch mit nur einer Farbe gestalten. Ich versuche meist, mich auf zwei Hauptfarben zu beschränken. Dafür orientiere ich mich an den Komplementärfarben. In der Farbenlehre spricht man von zwei komplementären Farben, wenn diese zusammengemischt ein Grau ergeben, weil die eine als exakte Gegenfarbe die zweite Farbe aufheben kann. Dieses Bild ist hauptsächlich mit den Komplementärfarben Rot und Cyan gestaltet. Darüber hinaus sind viele dunkle Flächen im Bild zu sehen, die die beiden Farben stärker hervorheben. Die Farbe Rot hat Signalwirkung, und so wollte ich vor allem den leuchtend roten Rock des Modells betonen. Ich entschied mich daher, es vor einer dunklen Scheibe zu positionieren. Die Spiegelungen im oberen Teil der Scheibe erscheinen in einem sanften Cyanton und bilden somit den perfekten Farbkontrast zum roten Rock. Die Farb- und Hell-Dunkel-Kontraste verleihen diesem Bild Spannung QUALITÄTSKONTRAST Wenn sich die Bildelemente in der Farbsättigung stark unterscheiden, spricht man von einem Qualitätskontrast. Sehr bunte Elemente, wie in diesem Fall der Rock, treffen auf wenig gesättigte Flächen, wie hier der dunkle Hintergrund mit dem sanften Cyanton in der Spiegelung. Dadurch wird die Farbwirkung des bunten Elements weiter verstärkt.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,8 | 1/400 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAF: Julius Erler
Das Modell Tabea steht seitlich vor einer Glasscheibe, in der sich die Umgebung spiegelt. Der rote Rock dient als Blickfang.
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EXKURS: EIN SHOOTING PLANEN In diesem Buch lernen Sie unter anderem, wie Sie bestimm-
möchten. Doch lassen Sie sich nicht beunruhigen, wenn
te Techniken und Herangehensweisen anwenden können,
die Idee in Ihrem Kopf noch nicht vollständig ausgearbei-
um Ihre Bilder auf die nächste Stufe zu bringen. Sicher-
tet ist. Zu Beginn steht meistens erst einmal eine grobe
lich können Sie es kaum abwarten, einige davon in Ihren
Bildidee. Vielleicht haben Sie bei einem Spaziergang eine
nächsten Shootings umzusetzen. Doch beachten Sie, dass
interessante Location entdeckt oder wollten schon immer
es beim Fotografieren von Menschen nicht nur auf die rich-
eine rothaarige Schönheit fotografieren. Nehmen Sie diese
tige Technik oder Bildidee ankommt. Für ein erfolgreiches
Wünsche als Startpunkt, und arbeiten Sie sich weiter vor.
Shooting ist es ebenso wichtig, die zwischenmenschliche
Angenommen, Sie haben eine faszinierende grüne Land-
Komponente nicht außer Acht zu lassen, denn der Kern der
schaft entdeckt. Fragen Sie sich nun, welche Farben mit
Porträtfotografie ist der Mensch vor der Kamera. Sie zeigen
Grün harmonieren würden. Welche Charakteristika müss-
Menschen mit Wünschen, Visionen und Gefühlen. Ihre Auf-
te Ihr Modell haben, um ins Bild zu passen? Zu welcher
gabe ist es, all diese Komponenten in das Bild einfließen zu
Tageszeit können Sie mit angenehmem Lichtfall rechnen?
lassen.
Benötigen Sie künstliches Licht? Welche Stimmung und
Daher sollten Sie besonderen Wert auf die Kommunikati-
Atmosphäre sehen Sie für das Bild vor? Würden Sie gerne
on legen. Stimmt diese nicht, laufen Sie Gefahr, nicht das
weitere Teilnehmer wie Visagisten oder einen Assistenten
optimale Ergebnis aus dem Shooting herauszuholen. Be-
mit einplanen? Setzen Sie diese Fragen nach Ihren eigenen
sonders die richtige Planung des Shootings wird häufig
Wünschen und Vorstellungen fort, und notieren Sie sich
unterschätzt. Das führt dazu, dass sich viele Fotografen
diese. Erstellen Sie eine Mindmap für jedes Shooting, und
und Modelle im Nachhinein über Missverständnisse, Un-
lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf! Damit Sie einmal se-
stimmigkeiten und Konflikte ärgern, die bei ausreichender
hen, wie aus einer Idee ein fertiges Bild werden kann, zeige
Absprache im Vorfeld hätten vermieden werden können. In
ich Ihnen hier, wie die Aufnahme »Herbstfarben«, die Sie
diversen Social-Media-Plattformen findet man unzählige
auf Seite 058 finden, entstanden ist.
Beiträge unzufriedener Fotografen und Modelle, die sich aus unterschiedlichen Gründen übereinander beschweren
MODELL FINDEN Nachdem Sie eine Bildidee entwickelt
und von negativen Erfahrungen berichten.
haben, benötigen Sie ein Modell, mit dem Sie Ihre Vision
Dieser Exkurs soll Ihnen dabei helfen, Shootings durchzu-
umsetzen können. Sollten Sie noch kein Portfolio vorwei-
führen, die allen Beteiligten in positiver Erinnerung blei-
sen können oder Ihr erstes Shooting planen, empfiehlt es
ben. Ich werde Ihnen viele wichtige Schritte für die Vorbe-
sich, zunächst mit Freunden und Familienmitgliedern zu
reitung eines reibungslosen Shootings mit auf den Weg
üben, da Sie sich kennen und bereits ein vertrautes Verhält-
geben – vom ersten Kontakt bis zum Auftragsabschluss.
nis zueinander haben. Mit ihnen können Sie entspannt und ohne hohe Erwartungen Ideen umsetzen und üben. Wenn
BILDIDEE Entwickeln Sie vor der ersten Kontaktaufnah-
Sie schon etwas Erfahrung haben, können Sie auch nach
me mit Ihrem Modell ein Konzept, das Sie gerne umsetzen
Modellen suchen, die Sie noch nicht kennen. Durch Social-
kontrastreiches Bild verträumtes Bild natürliches, verträumtes Modell
Ziele/Vision
natürlich Interessante Location
Diesen japanischen Garten entdeckte ich bei einem Spaziergang an einem regnerischen Herbsttag. Die Location gefiel mir gut, und ich sammelte mit einer Mindmap Ideen für ein Shooting.
morgens/ abends
Atmosphäre/ Stimmung
braun
sanfte Lichtstimmung
farbenfroh gelb herbstlich verträumt
grün farbenfrohe Kleidung
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Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram haben
dem Modell, falls möglich, die Arbeiten oder Websites der
Fotografen und Modelle die Möglichkeit, sich einfach und
anderen Teilnehmer zu. Anschließend erklären Sie, warum
schnell zu vernetzen. Leider verpassen jedoch dabei vie-
Sie gerne mit ihm/ihr zusammenarbeiten möchten. Viel-
le durch knappe und nichtssagende Formulierungen die
leicht ist Ihnen bei Ihrem gewünschten Modell ein beson-
Chance, bereits bei der ersten Kontaktaufnahme einen
deres Merkmal aufgefallen, für das Sie sich begeistern. Dies
professionellen und damit vertrauenswürdigen Eindruck
können lange Haare sein oder ein starker Ausdruck. Geben
zu hinterlassen. Dies führt dazu, dass sich viele Fotografen
Sie dem Modell das Gefühl, besonders zu sein, um einen
über unbeantwortete Nachrichten und Absagen wundern.
freundlichen und aufmerksamen Eindruck zu hinterlas-
Haben Sie ein bestimmtes Modell ins Auge gefasst, kann es
sen. Schließen Sie Ihre Nachricht mit einem Verweis auf Ihr
für eine positive Rückmeldung ausschlaggebend sein, dass
Portfolio ab, wo sich das Modell ein Bild von Ihrer Arbeit
Sie sich folgende Fragen stellen:
machen kann.
EE
Wie heißt das Modell?
Eine weitere Möglichkeit wäre, das Modell darauf hinzu-
EE
Warum möchten Sie mit ihm arbeiten?
weisen, dass Sie derzeit an einem Portfolio arbeiten.
EE
Wo kommt das Modell her? Müsste die Person für das
EE
Shooting einen weiten Weg zurücklegen?
VOR DEM SHOOTING IST NACH DEM SHOOTING
Hat das Modell bereits bestimmte Informationen und
Ein kleiner Hinweis: Im Folgenden werde ich Ihnen zeigen,
Angaben für die Zusammenarbeit hinterlassen?
wie Sie ein einfaches Porträt-Shooting optimal gestalten können. Wenn Sie mit Babys und/oder Familien arbeiten
Sobald Sie alle Fragen beantwortet haben, können Sie zum
möchten, können Sie die folgenden Tipps natürlich eben-
nächsten Schritt übergehen.
falls anwenden. Wenn sich die Person interessiert an einer Zusammen-
DIE ERSTE KONTAKTAUFNAHME Wählen Sie für die
arbeit mit Ihnen zeigt, können Sie nun zur gemeinsamen
erste Kontaktaufnahme ein Medium aus, in dem Ihnen kei-
Planung übergehen. Schildern Sie Ihre Ideen, indem Sie er-
ne Zeichenlimits gesetzt werden. Meine persönliche Emp-
klären, welche Stimmung Sie zum Beispiel mit den Bildern
fehlung für die erste Kontaktaufnahme sind E-Mails. Diese
vermitteln wollen. Auf diese Weise kann sich die Person auf
wirken professioneller und geben Ihnen die Möglichkeit,
Ihre Vision einstellen und sich darauf vorbereiten.
organisiert zu bleiben.
Steht das Shooting bereits unmittelbar vor der Tür, können
Haben Sie sich für ein Medium entschieden, leiten Sie Ihren
Sie ihr alle wichtigen Details für die Foto-Session senden.
Text mit einer freundlichen Begrüßung ein, indem Sie das
Falls Sie keinen Visagisten eingeplant haben, sollten Sie
Modell mit Namen ansprechen. Dies gibt der Person das
das Modell darüber informieren, wie es die Haare tragen
Gefühl, dass Sie sich Zeit für sie genommen haben und es
soll und wie stark das Make-up sein darf. Außerdem kön-
sich somit um keinen Kettenbrief handelt. Stellen Sie sich
nen Sie es darauf hinweisen, dass bei Ihren Porträts auch
kurz vor, und erzählen Sie begeistert von Ihrem anstehen-
die Hände zu sehen sein werden und Sie es toll fänden,
den Projekt und Ihrer Bildidee. Sollten mehrere Teilnehmer
wenn es mit gepflegten Nägeln bzw. Händen zum Shoo-
für Ihr Projekt geplant sein, teilen Sie das mit. Senden Sie
ting erscheint. Stellen Sie eine Bildergalerie mit Beispielen
für Kleidungsstücke zusammen, und senden Sie diese dem
EE
Aufnahmeart (zum Beispiel Porträt, Fashion, Akt)
Modell zu. Zeigen Sie, welchen Kleidungsstil Sie sich für Ihr
EE
Regelung zu den Bildrechten (Wo werden die Bilder veröffentlicht?)
Shooting wünschen. Zu welchem Thema soll die Kleidung passen? Welche Farben darf die Kleidung haben? Wie soll
EE
Regelung zur Bildbearbeitung
das Oberteil oder die Hose geschnitten sein? Seien Sie of-
EE
Regelung zur Namensnennung des Modells und des Fotografen
fen für Vorschläge. Binden Sie das Modell für eine freundliche und vertraute Kommunikation mit ein.
EE
Honorarregelung
Teilen Sie Ihrem Modell frühzeitig mit, wo und wann das
EE
Regelung zum Urheberrecht des Fotografen
Shooting stattfinden wird, damit es genügend Zeit hat, die
EE
Regelung zur Bildübergabe (Wie viele Bilder erhält das Modell von Ihnen?)
Fahrt zu planen. Seien Sie zuvorkommend, und bieten Sie ihm zum Beispiel an, es vom Bahnhof abzuholen. Dies ist
EE
Datenschutzerklärung (seit Mai 2018 Pflicht)
eine freundliche Geste und bietet zudem die Möglichkeit,
EE
Unterschrift des Fotografen
das Modell vor dem Shooting persönlich kennenzulernen.
EE
Unterschrift des Modells (bei minderjährigen Modellen
Es ist möglich, dass das Modell gerne eine Begleitperson
auch ein Erziehungsberechtigter)
mitbringen möchte, da es Ihnen zum ersten Mal begegnen wird. Seien Sie verständnisvoll, und lehnen Sie diese Bitte nicht ab.
DER MODELLVERTRAG Sicherlich möchten Sie und das Modell die Fotos nach dem Shooting im Internet veröffentlichen. Nach dem Kunsturhebergesetz (§22, §23) gilt für Fotos, auf denen eine Person das Hauptmotiv ist, das Recht am eigenen Bild. Dieses besagt, dass Bildnisse nur mit der Einwilligung der abgebildeten Person veröffentlicht werden dürfen. Damit Sie nicht in rechtliche Schwierigkeiten geraten oder sich über sonstige Missverständnisse ärgern, empfehle ich Ihnen, vorab alles schriftlich in einem Vertrag festzuhalten. Senden Sie den Vertrag vor dem Shooting per E-Mail oder per Post an das Modell, damit es diesen in Ruhe durchlesen und gegebenenfalls Rückfragen stellen kann. In Ihrem Vertrag sollten mindestens folgende Punkte aufgeführt sein: EE
Name des Fotografen
EE
Name des Modells
EE
Aufnahmeort, Aufnahmezeit und Aufnahmedauer
VORLAGE FÜR EINEN MODELLVERTRAG Unter www.rheinwerk-verlag.de/menschen-fotografieren_4888 finden Sie im grau hinterlegten Kasten oben auf der Seite das Register Materialien zum Buch. Dort finden Sie jeweils eine Vorlage für einen Modellvertrag (mit Honorar für das Modell) und einen TFP-Vertrag (»Time for Prints«, ohne Honorar für das Modell) zum kostenlosen Download. Beide Vorlagen wurden von Rechtsanwalt Wolfgang Rau erstellt und zur Verfügung gestellt. Wenn Sie sich umfassender mit den rechtlichen Fragen rund um die Fotografie beschäftigen möchten, werden Sie in seinem Buch »Recht für Fotografen« (ISBN: 978-3-8362-4527-2) vom Rheinwerk Verlag fündig.
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EIN SHOOTING VORBEREITEN Damit Sie sich wäh-
Halten Sie den Wetterbericht im Auge, falls Sie ein Shoo-
rend des Shootings nicht über leere Akkus oder defekte
ting im Freien planen. Auf diese Weise können Sie frühzei-
Speicherkarten ärgern müssen, sollten Sie Ihre Shootings
tig reagieren und gegebenenfalls das Shooting nach drin-
gut vorbereiten.
nen verlegen oder anderweitig kreativ werden. Nehmen
Was können Sie tun, damit Sie nichts mehr vergessen? Er-
Sie je nach Location Decken oder Handtücher mit, damit
stellen Sie zum Beispiel eine Checkliste mit Ihrem Equip-
Sie das Shooting für das Modell so angenehm wie möglich
ment, und bewahren Sie diese auf. Nun können Sie einfach
gestalten können.
jederzeit während der Vorbereitung eines Shootings sehen,
Wenn ich ein Shooting im Innenraum plane, bereite ich
was Sie für das anstehende Shooting mitnehmen könnten.
gerne einen Tisch mit Snacks und Getränken vor. Hier bietet
So könnte Ihre Checkliste aussehen:
es sich an, kurz Platz zu nehmen, um das Modell näher ken-
CHECKLISTE
nenzulernen. Ist ein Shooting im Freien geplant, können Sie
EE
Kamerabody
natürlich ebenfalls Snacks und Getränke mitnehmen und
EE
Objektive (24–70 mm, 35 mm, 50 mm,
zwischendurch anbieten.
85 mm, 70–200 mm) EE
Speicherkarten (leer und formatiert?)
VERTRAUEN AUFBAUEN Damit Termine nicht unbe-
EE
Akkus (aufgeladen?)
absichtigt in Vergessenheit geraten, schreibe ich meinen
EE
Stativ
Modellen gerne zwischen einem und drei Tagen vor dem
EE
Reflektor
Shooting eine Nachricht. Gehen Sie dabei kurz den Plan
EE
Blitz
und die Zeiten durch, damit Sie das Modell pünktlich ab-
EE
Softbox
holen können. Hinterlassen Sie einen vertrauenswürdigen
EE
Kameragürtel
Eindruck, und halten Sie die Termine zuverlässig ein. Kündi-
EE
…
gen Sie Verspätungen rechtzeitig an, und tauschen Sie dafür vor dem Shooting die Nummern aus. Fürchten Sie, aus
Laden Sie mindestens zwei Nächte vor dem Shooting Ihre
krankheitsbedingten Gründen absagen zu müssen, melden
Akkus auf. Ich empfehle Ihnen, für ein Porträt-Shooting
Sie sich schnellstmöglich bei Ihrem Modell.
mindestens einen Ersatzakku mitzunehmen. Packen Sie
Mit etwas Zeit und Erfahrung wird es für Sie kein Problem
außerdem genügend Speicherkarten ein. Es wäre für beide
mehr sein, auf fremde Menschen zuzugehen. Begrüßen Sie
Parteien ärgerlich, aufgrund defekter Speicherkarten oder
das Modell wie einen guten Freund. Lassen Sie sich nicht
leerer Akkus ein Shooting verschieben zu müssen.
verunsichern, und nehmen Sie es nicht persönlich, wenn
Sollten Sie mit Hintergründen und Studiolicht arbeiten, be-
das Modell anfangs zurückhaltend ist. Geben Sie dem Mo-
reiten Sie alles vor, damit Sie sich während des Shootings
dell Zeit, mit Ihnen warm zu werden. Fragen Sie das Modell
auf das Fotografieren konzentrieren können. Überprüfen
zum Beispiel, wie die Fahrt war, um ein auflockerndes Ge-
Sie außerdem die Einstellungen Ihrer Kamera. Es kann zum
spräch zu beginnen. Vielleicht entdecken Sie im laufenden
Beispiel passieren, dass Sie unbeabsichtigt die kleinstmög-
Gespräch Gemeinsamkeiten, über die Sie sich ausgiebig
liche Auflösung gewählt haben.
unterhalten können. Dies hilft dem Modell, sich auf einer
Ich hatte das passende Modell gefunden, und wir trafen uns an einem Abend im Frühling. Wir testeten verschiedene Posen und Blickwinkel, um Modell und Umgebung bestmöglich zu inszenieren.
emotionalen Ebene mit Ihnen zu verbinden, um sich wäh-
Körperhaltung. So sollte zum Beispiel Ihr Oberkörper in
rend des Shootings fallen lassen zu können.
Richtung des Modells zeigen, während Sie miteinander
Viele Modelle haben im Anschluss Termine, die sie wahr-
kommunizieren. Damit signalisieren Sie dem Modell, dass
nehmen müssen. Respektieren Sie das Zeitlimit, und über-
Sie ihm Ihre ganze Aufmerksamkeit schenken. Schauen Sie
schreiten Sie dieses nicht. Behalten Sie also die Uhrzeit un-
das Modell an, während Sie ihm Anweisungen geben, und
auffällig im Auge.
legen Sie Ihre Kamera dabei kurz zur Seite. Wenn Sie Ihr Modell in Position bringen möchten, geben
DAS SHOOTING Schauen Sie gemeinsam über die vom
Sie ihm genaue Anweisungen. Das Modell kann nicht se-
Modell mitgebrachten Kleidungsstücke, und wählen Sie
hen, was Sie sehen. Eine tolle Möglichkeit wäre, die Pose
ein Outfit. Bieten Sie anschließend dem Modell die Mög-
vorzumachen, damit das Modell Sie ganz einfach spiegeln
lichkeit, sich in Ruhe umzuziehen. Sollte das Shooting im
kann. Wenn Sie die Haare oder zum Beispiel das Oberteil
Freien stattfinden, halten Sie zum Beispiel eine Decke be-
des Modells richten möchten, bitten Sie vorher um Erlaub-
reit, um diese, wenn nötig, vor das Modell zu halten.
nis. Sie zeigen auf diese Weise, dass Sie das Modell respek-
Das Shooting kann nun losgehen. Eine angenehme und
tieren.
entspannte Atmosphäre ist auch während des Shootings
Vergessen Sie nicht, dass Ihr Modell kein Objekt ist, sondern
sehr wichtig. Ein Großteil unserer Kommunikation läuft
ein Mensch mit Gefühlen. Schweigen Sie also nicht, wäh-
über die Körpersprache ab. Achten Sie demnach auch auf
rend Sie das Modell fotografieren. Egal, wie erfahren das
Ihre nonverbale Kommunikation wie Gestik, Mimik und
Modell ist: Er braucht Ihr Feedback! Schweigen ruft beim
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Modell Unbehagen hervor, da es befürchtet, dass Sie unzu-
machen oder vorhaben. Wenn Ihnen etwas nicht gefällt,
frieden seien oder es etwas falsch mache. Die goldene Re-
lassen Sie es sich nicht anmerken, und probieren Sie eine
gel: loben, loben, loben! Zeigen Sie dem Modell begeistert
andere Pose oder Location aus. Denn das Modell kann Ihre
die Ergebnisse auf Ihrem Kameradisplay. Lob steigert das
Kritik persönlich nehmen und sich während der weiteren
Selbstbewusstsein Ihres Modells, und Sie werden sehen,
Zusammenarbeit demotiviert fühlen.
dass sich das Modell von Minute zu Minute entspannen
Legen Sie bei längeren Shootings kurze Pausen ein, damit
und Spaß an der Zusammenarbeit mit Ihnen haben wird.
das Modell sich kurz entspannen kann. Gesichtsgymnastik
Beobachten Sie sich selbst, und achten Sie bei der Über-
ist anstrengender, als man denkt!
prüfung von Testaufnahmen darauf, nicht grimmig auf Ihr
Bieten Sie ihm außerdem am Ende des Shootings die Mög-
Kameradisplay zu starren. Ihr Gegenüber kann nicht wis-
lichkeit, sich die Bilder anzusehen und persönliche Favo-
sen, dass Sie möglicherweise nur mit der Kameraeinstel-
riten festzulegen. Diese können Sie bei Ihrer endgültigen
lung unzufrieden sind, und wird womöglich nervös. Setzen
Auswahl berücksichtigen und bearbeiten.
Sie daher das Modell darüber in Kenntnis, was Sie genau
Geben Sie Ihrem Modell während des Shootings positives Feedback, und schweigen Sie nicht, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Ein höflicher und zuverlässiger Umgang mit dem Modell
Sie anhand dessen bewerten. Setzen Sie die in diesem Ex-
ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie werden sich stets an das
kurs genannten Tipps um, damit Sie in liebevoller Erinne-
»Gefühl« erinnern, das sie in der Zusammenarbeit hatten.
rung bleiben und sich an Ihren Ergebnissen erfreuen kön-
Wenn Sie dem Modell also zwar schöne Bilder zur Verfü-
nen. In der folgenden Tabelle habe ich Ihnen die Dos und
gung stellen, aber unzuverlässig oder unfreundlich waren,
Don’ts für ein erfolgreiches Shooting mit einem Modell
wird es sich auch an Ihre unfreundliche Art erinnern und
zusammengefasst:
DOS
DON'TS
E
Konzeptentwicklung/gute Vorbereitung
E
planlos shooten/Equipment vergessen
E
freundliches und persönliches Anschreiben
E
unpersönliche Kettenmails
E
wichtige Informationen zusammenstellen und dem
E
Das Modell muss Ihnen alles aus der Nase ziehen.
Modell frühzeitig zusenden
E
Unzuverlässigkeit/Termine vergessen/Absagen in
E
Zuverlässigkeit/Einhaltung der Termine/persönliche
letzter Sekunde Gleichgültigkeit
Erinnerungen notieren
E
E
entgegenkommen, zum Beispiel das Modell abholen
E
ohne vertragliche Absicherung arbeiten
E
vertragliche Abmachung (Modellvertrag)
E
sehr späte Lieferung der Bilder (zum Beispiel nach
E
Einhalten der Fristen und Abmachungen
E
weitere Termine des Modells respektieren/Uhr im
einem Jahr) oder nie E
Auge behalten E
aufmerksam sein/zuhören
E
angenehme und entspannte Atmosphäre schaffen
E
genaue Anweisungen hinsichtlich des Posings geben
E
loben und positives Feedback geben
E
lächeln
E
fragen, ob Sie eventuell die Haare richten dürfen
E
Ergebnisse während des Shootings zeigen
Shooting hinauszögern und dafür verantwortlich sein, dass das Modell seine Termine verpasst
E
regelmäßig abgelenkt sein (zum Beispiel durch das Handy)
E
unangenehme und angespannte Atmosphäre, entsteht zum Beispiel bei schlechter Vorbereitung
E
das Modell »einfach machen lassen« (außer, das Modell hat eigene Ideen und ist sehr erfahren)
E
schweigen/kritisieren
E
grimmig schauen
E
grob oder unsensibel die Haare oder Kleidung richten
E
keine Fotos zeigen
SINNLICHE PORTRÄTS Vertrauen aufbauen Abseits des Weges She’s like the Wind Den richtigen Moment einfangen Zusammenspiel Auf dem Kopf Mein bester Freund, der Stuhl Sinnliches Home-Shooting Perspektivwechsel Wie der Anschnitt die Bildwirkung beeinflusst Gemeinsam wachsen Purer Ausdruck Fensterlicht Eine Location – drei Looks Exkurs: Posing
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VERTRAUEN AUFBAUEN Vor allem im Bereich der Teilakt- und Aktfotografie ist das Vertrauen zwischen Fotograf und Modell sehr wichtig. Kaum eine Art der Fotografie ist so intim und sensibel. Ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und freundschaftlicher Kommunikation vonseiten des Fotografen ist die Grundvoraussetzung für ein gelungenes Shooting mit besten Ergebnissen. Vor einem Shooting dieser Art ist es mir besonders wichtig, mit dem Modell abzuklären, in welche Richtung das Shooting gehen wird – wie viel Haut es zeigen möchte, welche Outfits möglich sind und welche Locations infrage kommen. Denn auch die Umgebung ist für das Wohlbefinden wichtig und kann für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Vor dem Shooting versuche ich immer, höflich und freundschaftlich mit dem Modell zu sprechen und in Erfahrung zu bringen, ob das Modell in dem Bereich schon Shootings durchgeführt hat. Hilfestellung und Tipps zum Posing sind bei Modellen ohne Erfahrung immer enorm wichtig. Während des Shootings schenkt das gemeinsame Begutachten der Fotos auf der Kamera dem Modell Vertrauen und Sicherheit. Finden Sie heraus, ob das Modell eine persönliche Schokoladenseite hat oder Problemzonen, die es auf Bildern lieber verbergen möchte. Schlagen Sie dann vorteilhafte Posen vor. Geben Sie dem Modell während des Shootings gern auch ehrlich gemeinte Komplimente, und teilen Sie ihm mit, ob Sie mit den bisherigen Fotos zufrieden sind. Fragen Sie das Modell auch nach seiner Lieblingsmusik, und lassen sie diese gegebenenfalls im Hintergrund laufen. Das sorgt zusätzlich für eine entspannte Atmosphäre. BOUDOIR-FOTOGRAFIE Bei diesem Bild wollte ich einen geheimnisvollen und erotischen Look umsetzen, ein klassisches Boudoir-Foto. Dazu ließ das Modell die Haare über eine Gesichtshälfte fallen und blickte mit leicht geöffnetem Mund zur Seite. Durch das Licht- und Schattenspiel werden die weiblichen Kurven gut betont.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,6 | 1/160 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Das Fensterlicht kam hier von links, sodass durch das Streiflicht wunderschöne Schattenpartien auf dem Körper entstanden sind. (Modell: Saskia)
Elena hat die Haare nach hinten geworfen und schaut in den Himmel. Ihre Silhouette hebt sich von dem beleuchteten Hintergrund mit harten Konturen ab.
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ABSEITS DES WEGES Bei kaum einem Foto werde ich so oft nach der Lichtsetzung gefragt wie bei diesem hier. Die Antwort hingegen ist einfacher, als oft vermutet wird. Der entscheidende Punkt an diesem Foto ist tatsächlich die Location. Das Location-Scouting ist eine essenzielle Aufgabe, die gerne vernachlässigt wird. Vor allem Plattformen wie Instagram, auf denen man eine Fülle an Orten für potenzielle Foto-Shootings angeboten bekommt, führen einen leicht in die Versuchung, faul zu werden und nur noch an bereits bekannten Orten zu fotografieren. Dabei entstehen aber nicht nur austauschbare Fotos. Die sensiblen Orte, die dafür meist gar nicht ausgelegt sind, werden auch touristisch überlaufen. Daher lohnt es sich, sich selbst auf die Suche nach spannenden und neuen Spots zu machen. Dafür gehe ich oft spazieren und nehme auch gerne mal einen Umweg in Kauf. Dabei halte ich die Augen offen und analysiere die Umgebung auf Lichtstimmungen, interessante Hintergründe oder andere Besonderheiten. Bei solch einem Spaziergang habe ich auch diese unscheinbare, bodentiefe Milchglasscheibe eines Schaufensters entdeckt. Nachts wird dieses von innen beleuchtet, womit es zu einer riesigen Softbox wird. Für dieses Foto habe ich das Schaufenster als Gegenlicht verwendet, um lediglich die Silhouette des Modells hervorzuheben. Die große Lichtquelle beleuchtete aber auch Teile des Gesichts und die Kontur des rechten Arms des Modells und sorgte so für mehr Plastizität. Durch das Milchglas und die Beleuchtung von oben hinten wirkt der Hintergrund wie dichter Nebel. Das wird durch diverse Gegenstände, die hinter der Scheibe stehen und nur schemenhaft erkennbar sind, unterstützt. EINE SILHOUETTE FOTOGRAFIEREN Wenn Sie eine Person als Silhouette zeigen möchten, müssen Sie manuell belichten oder die ermittelte Belichtung der Kamera in Richtung minus korrigieren. Sonst wird die Person gegebenenfalls viel zu hell dargestellt. Bei der Fokussierung sollten Sie sich TECHNIK: Canon EOS 5D Mark II | 85 mm | f1,2 | 1/320 s | ISO 640 LICHT: Schaufensterlicht SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Julius Erler
an den Konturen der Silhouette orientieren, damit diese scharf dargestellt wird und die Kamera am schnellsten einen Fokus findet.
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SHE’S LIKE THE WIND Der Wetterbericht sagt starke Windböen voraus? Sehr schön! Packen Sie Ihre Kamera ein, denn Sie haben nun die Möglichkeit, sinnliche und verträumte Porträts zu inszenieren. Der Wind kann jedoch auch sehr launisch sein. Daher möchte ich Ihnen anhand von diesen Motiven zeigen, wie Sie ein optimales Porträt bei Wind und Wetter inszenieren können. Prüfen Sie vor Ort zunächst, aus welcher Richtung der Wind weht. Das Modell sollte sich mit dem Rücken entgegen der Windrichtung stellen. Auf diese Weise streichen die Haare am Gesicht vorbei. Sollten Sie ein Ganzkörperporträt planen, empfiehlt es sich, ein luftiges Kleid auszuwählen, um den Windstoß auch aus größerer Distanz deutlich hervorheben zu können. Wenn der Wind nicht stark genug ist, können Sie Ihren Assistenten bitten, mit einem Reflektor Wind in die gewünschte Richtung zu schlagen. Halten Sie stets eine Jacke oder eine Decke bereit, um das Modell bei kühleren Temperaturen zwischendurch wärmen zu können. Mein Ziel war es, den Wind beim Anblick des Bildes wahrnehmbar zu machen. Ich wählte dafür zunächst eine kurze Verschlusszeit, um die Bewegungen der Haarsträhnen einzufrieren. Das Modell stellte sich nun leicht seitlich zu mir und zog die Schulter nach oben. In Kombination mit den wehenden Haaren erweckt diese Pose den Eindruck, als würde der Wind über die Schulter meines Modells streichen. Ich bat es, die Augen zu schließen, um das Bild noch sinnlicher wirken zu lassen. SERIENMODUS Da die Haare bei stärkeren Windböen binnen Sekunden in unterschiedliche Richtungen fliegen, empfiehlt es sich, im Serienmodus zu arbeiten. Wählen Sie Ihren Favoriten später in Ruhe am Computer aus.
TECHNIK: Canon EOS 6D | 35 mm | f2,0 | 1/160 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
Durch die geschlossenen Augen und wehenden Haare des Modells Krissie ist ein sehr sinnliches Porträt entstanden.
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DEN RICHTIGEN MOMENT EINFANGEN Ein ehrliches Lachen zu fotografieren ist nicht ganz einfach. Es erfordert viel Aufmerksamkeit, Schnelligkeit und eine freundschaftliche Kommunikation mit dem Modell. Es bedeutet auch, im richtigen Moment abzudrücken, bevor das authentische und ansteckende Lachen zu einem leeren Ausdruck wird. Ich erwarte von meinen Modellen nicht, dass sie während des Shootings auf Kommando lachen – dann wirkt der Ausdruck meiner Meinung nach nie ehrlich und authentisch, sondern immer starr und ausdruckslos. Wenn ich ein Lachen erwische, passiert das in den meisten Fällen zwischendurch in Pausen des eigentlichen Shootings. Das Modell kann sich entspannen, aufatmen, und man scherzt gemeinsam. In diesen Augenblicken sollten Sie als Fotograf sehr aufmerksam und immer bereit sein, den Auslöser zu drücken. Natürlich werden nicht alle Fotos perfekt, und vielleicht stimmt der Bildausschnitt oder die Schärfe nicht ganz, doch viel wichtiger sind die Emotionen, die transportiert werden. SCHWARZWEISS Bei diesem herzlichen Porträt habe ich mich bewusst für eine Schwarzweiß-Variante entschieden, da ich nicht wollte, dass Farben und sonstige Lichter im Hintergrund von dem bezaubernden Lächeln des Modells ablenken – alle Aufmerksamkeit soll auf ihm und seinem tollen Ausdruck liegen.
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/250 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Dieses ehrliche Lachen fing ich nach einer ShootingPause ein, in der ich AnnaDora die ersten Bildergebnisse gezeigt hatte. In diesem Moment nahm sie gerade wieder ihre Position ein, und wir scherzten ein wenig.
Hier ließ ich mich von der Umgebung inspirieren. Die Erdtöne harmonieren mit der Kleidung des Modells. Für diese Szenerie bot sich eine sinnliche Pose an. Da das Gesicht des Modells Krissie nach oben gerichtet ist, habe ich viel Raum über dem Kopf gelassen.
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ZUSAMMENSPIEL Damit ein harmonisches Zusammenspiel zwischen der Umgebung und Ihrem Modell entsteht, gibt es kleine Details zu beachten. Bei diesem Bild konzentrierte ich mich insbesondere auf die Posing- und Kleiderwahl. Bei dunklen Hintergründen kleide ich meine Modelle gerne in helle Outfits. Auf diese Weise heben sie sich, wie auf diesem Bild, vom Hintergrund ab, und es entsteht ein schöner Kontrast. Ich habe mich bewusst für eine weite, ungebügelte Bluse entschieden. Verzichten Sie für einen natürlichen Look auch auf perfekt sitzende Haare. So können Sie zum Beispiel bei einem Shooting in Wassernähe die Haare des Modells leicht mit Wasser befeuchten, um den Look an die Umgebung anzupassen. Für ein harmonisches Gesamtbild ist eine passende Pose ausschlaggebend. Mein Ziel war es, eine entspannte Haltung zu zeigen. Dadurch wirkt das Bild lebendiger und harmoniert mit der natürlichen Umgebung. Achten Sie für eine vorteilhafte Ausleuchtung darauf, dass das Modell mit dem Gesicht und Körper zur Lichtquelle sitzt. Nun können Sie sich auf die Position und Ausrichtung der Arme und Beine fokussieren. Sie können, wie in diesem Bild, Ihr Modell bitten, zunächst das Bein, das am nächsten zu Ihnen steht, näher an den Körper zu ziehen. Das andere Bein soll dabei weiter durchgestreckt werden. Überprüfen Sie, ob die Beine entspannt und natürlich auf Sie wirken. Beine und Füße sollten zudem eine harmonische Kurve bilden, daher sollten auch die Fußspitzen nicht außer Acht gelassen werden. Richten Sie nun Ihre Aufmerksamkeit auf die Arme und das Gesicht des Modells. Ihr Modell könnte zum Beispiel die Hand langsam über den Hals streichen und den Kopf mit geschlossenen Augen nach oben strecken. Setzen Sie sich für die Aufnahme auf Augenhöhe mit dem Modell, und fotografieren Sie, sobald Sie das Gesicht des Modells erkennen können. Wenn das Modell in Bewegung ist, ergeben sich natürlichere Bilder. TIPP Halten Sie stets ein Handtuch griffbereit, auf das sich das Modell setTECHNIK: Canon EOD 5D Mark IV | 35 mm | f2,8 | 1/125 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Maedeh Amini
zen kann, um das Shooting so angenehm wie möglich zu gestalten.
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AUF DEM KOPF f 10
dennoch oft vernachlässigt. Dabei haben Sie sowohl während der Aufnahme als auch in der Nachbearbeitung zahlreiche Möglichkeiten, die Pers-
Fenster
Die Perspektive spielt in der Porträtfotografie eine wichtige Rolle und wird
pektive zu beeinflussen. Zum Beispiel kann mit einer simplen Drehung des Bildes ein ganz neuer Bildeindruck geschaffen werden. Während der Aufnahme sind die Möglichkeiten natürlich noch viel umfangreicher. Fotografieren Sie Personen auf Augenhöhe, wirken sie offen und gleichberechtigt – wie auf Bewerbungsbildern zum Beispiel. Eine leichte Verschiebung des Kamerawinkels führt aber bereits zu einer Gewichtung der Autoritäten. Schaut die Kamera von oben auf den Menschen herab, dann macht das auch der Betrachter, der somit in eine überlegene Position gerät. Das Modell wirkt schwächer und verletzlicher. Gleichzeitig
Ich stand hinter der schwarzen, halbhohen Wand eine Etage über dem Modell und fotografierte das Modell, das auf einem Stuhl saß, von oben.
lässt diese Perspektive jedoch den Körper schlanker erscheinen und streckt durch das leichte Anheben des Kopfes den Hals. Unter anderem deshalb werden Smartphone-Selfies gerne aus dieser Perspektive gemacht. Wenn man wiederum von unten fotografiert, wirkt der porträtierte Mensch erhaben und stärker als der Betrachter. Es ist also wichtig, bewusst mit diesen Perspektiven zu arbeiten. Doch das ist nur der Anfang. Sie können die Sehgewohnheiten des Betrachters auch bewusst auf den Kopf stellen. In diesem speziellen Fall sitzt das Modell auf einem Hocker vor einer schwarzen Wand. Von rechts strahlt Tageslicht in das Studio und wird von der weißen Wand links von dem Modell reflektiert. Ich fotografierte das Modell von oben direkt hinter der schwarzen Wand. Dadurch sieht es so aus, als sei die schwarze Wand der Boden, und das Modell scheint mit seinem Kopf darauf zu balancieren. Die Haare, die das Modell die ganze Zeit hin und her geworfen hat, unterstützen den lebendigen Charakter. Das Modell selbst wirkt jedoch ruhig und anmutig. DAS MODELL FÜHREN Wenn Sie mit neuen Perspektiven experimentieren, ist es wichtig, dem Modell klare Anweisungen zum Posing zu geben. Denn ein ungewöhnlicher Blickwinkel erfordert oft auch außergewöhnliche Posen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/160 s | ISO 320 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
Das Modell Elvira scheint mit dem Kopf auf dem Boden zu balancieren.
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MEIN BESTER FREUND, DER STUHL Um gut vor der Kamera posieren zu können, hilft es dem Modell, wenn es eine Requisite zur Hand hat. Mit dieser kann es spielen und kreativ inter agieren. Der Stuhl ist dafür eine gute Möglichkeit. Das liegt vor allem daran, dass man dieses unscheinbar wirkende Möbelstück vielfältig einsetzen kann. Am offensichtlichsten ist es, auf dem Stuhl zu sitzen. Aber selbst da gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich auf dem Stuhl zu platzieren. Jede Sitzposition kann eine unterschiedliche Wirkung erzeugen. Auch die Sitzfläche kann vielfältig variiert werden. In der Abbildung links zum Beispiel hockt Elvira auf der Seitenlehne des Stuhls. Ihre Füße sind leicht gestreckt und verleihen den Beinen einen eleganten Schwung. Verträumt schaut sie in Richtung des Betrachters. Die Kunst besteht vor allem dar-
Das Modell sitzt nachdenklich auf der Lehne des Stuhls. Der dunkle Boden und die rechte Raumecke erzeugen Tiefe im Bild.
in, diese Pose selbstverständlich und lässig aussehen zu lassen. Doch wie die Abbildung rechts zeigt, sind auch stehende Posen in Verbindung mit einem Stuhl möglich. Dieses Foto entstand ungeplant, während wir mit den Möglichkeiten des Stuhls experimentierten und das Modell mich mit der Kamera aus Spaß nachahmte. Die unterschiedlichen Dynamiken der beiden Bilder zeigen gut, was alles möglich ist. EIN STUHL, VIELE MÖGLICHKEITEN Dem kreativen Arbeiten mit einem Stuhl sind kaum Grenzen gesetzt. Das gilt nicht nur für die Posen des Modells. Auch der Fotograf kann den Blickwinkel und Bildausschnitt variieren oder mit dem Stuhl Unschärfe im Bildvordergrund erzeugen. Aus diesem Grund habe ich vor allem bei Shootings in Innenräumen oder in einem Studio gerne einen guten Stuhl zur Hand.
TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,8 | 1/160 s | ISO 320; Bild rechts: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,8 | 1/160 s | ISO 800 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAF: Julius Erler
Das Modell Elvira posiert stehend hinter dem Stuhl und ahmt die Haltung des Fotografen nach.
Das Fensterlicht von rechts beleuchtet das Modell sanft und vorteilhaft. Die Elemente im Hintergrund habe ich bewusst miteinbezogen, da es so wirken sollte, als hätte ich das Bild zu Hause aufgenommen. (Modell: Saskia)
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SINNLICHES HOME-SHOOTING In den letzten Jahren hat sich ein schöner Trend in der Fotografie herauskristallisiert: die Home-Shootings. Egal, ob Paar-, Familien-, Baby- oder Fashion-Fotos – die Devise lautet: so natürlich und ungestellt wie möglich. In den eigenen vier Wänden oder in Fotostudios, die wie private Wohnungen eingerichtet sind, lassen sich solche Shootings am besten umsetzen. Wenn Sie ein Home-Shooting planen, achten Sie darauf, dass die Wohnung hell ist, und wählen Sie immer die Zimmer mit den größten Fenstern oder dem schönsten Lichteinfall aus. Machen Sie vor dem Shooting ein paar Testbilder, um auf der Kamera zu sehen, wo Licht und Hintergrund am besten wirken. Gibt es störende Gegenstände oder Möbel im Hintergrund? Wenn ja, räumen Sie diese gegebenenfalls zur Seite, und/oder ersetzen Sie sie durch ein paar Pflanzen oder andere schöne Gegenstände. Diese beiden Fotos sind in einem tollen Mietstudio in Leipzig entstanden. Ich habe mit Available Light und keinerlei Hilfsmitteln gearbeitet. Auf diesem Bild habe ich das Modell seitlich zu einem sehr großen Fenster gestellt – durch das Streiflicht werden Muskeln und Kurven wunderbar betont, gleichzeitig ist das Licht sehr diffus und sanft. Die Fotowand sowie Bücher im Hintergrund wollte ich unbedingt im Sichtfeld belassen, weil ich finde, dass diese Dekoration den Charme eines Zuhauses widerspiegelt. Es wirkt authentisch und gemütlich.
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/250 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
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Auf diesem Bild wollte ich eine ganz andere Bildwirkung erreichen. Neben dem intensiven Blick legte ich viel Wert auf die Haare des Modells. Eine perfekt gestylte Frisur war mir dabei jedoch nicht wichtig, sondern vielmehr ein natürlicher Schwung. Ich habe mein Modell gebeten, den Blick in unterschiedliche Richtungen schweifen zu lassen und dabei mit der linken Hand durch die Haare zu fahren, um Bewegung zu erzeugen. Dadurch ist am Haaransatz eine natürliche, wilde Welle entstanden, die den überraschten Blick des Modells unterstreicht und dadurch eine kleine Geschichte entstehen lässt. Nutzen Sie ein Home-Shooting also auch, um ganz unterschiedliche Bilder umzusetzen. HOME-SHOOTING PLANEN Sollte Ihnen für ein Home-Shooting keine passende Wohnung zur Verfügung stehen, machen Sie sich auf die Suche nach einer Airbnb-Wohnung, einem Mietstudio, oder fragen Sie im Bekanntenkreis nach einer schönen, hellen Wohnung.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,6 | 1/160 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Dieses Porträt fesselt den Betrachter durch den engen Bildausschnitt und den intensiven Blick des Modells. Der Hintergrund des Fotostudios lässt sich hier nur noch erahnen. So lenkt nichts vom Ausdruck des Modells ab.
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PERSPEKTIVWECHSEL Durch fotografische Gewohnheiten entstehen irgendwann kreative Löcher. Wer kennt sie nicht – diese Phasen, in denen man keines seiner Bilder mag und dennoch nicht weiß, wie man vorankommen und sich verbessern soll. Ich gebe zu, dass es nicht einfach ist, aus seinen gewohnten Mustern auszubrechen, sich neue Perspektiven auszudenken und anders zu fotografieren als üblich – doch es lohnt sich. Lassen Sie sich zunächst einmal auf Fotoplattformen inspirieren, und speichern Sie alle Bilder ab, die Sie gern ähnlich umsetzen möchten. Bitte kopieren Sie die Bilder nicht, sondern nutzen Sie Fotos von anderen Fotografen nur als Anregung für eigene Shootings. Auch neue Locations können Sie dazu inspirieren, eine andere fotografische Richtung einzuschlagen. Dieses Foto habe ich zum Beispiel in einer mir fremden Location aufgenommen, während eines Foto-Meet ups. Etwa 15–20 Fotografen und Modelle hatten sich für eine Woche eine Airbnb-Wohnung gemietet, um freie Shootings durchzuführen. Ich habe mir die unterschiedlichen Räume angesehen und überlegt, in welchem Raum ich etwas ausprobieren könnte, das für mich neu wäre. Ein Hochbett kam mir da wie gerufen. Dadurch konnte ich ein Bild aus der Vogelperspektive aufnehmen. Mein Modell legte sich auf den Boden und ich stieg auf das Hochbett, um von oben zu fotografieren. Ich bat Maria, die Arme und Hände auszustrecken und sie in unterschiedliche Richtungen zu bewegen. Auf mich wirkt das Foto, als würde das Modell den Betrachter in seinen Bann ziehen. Für mich war es das erste Foto aus dieser Perspektive, und ich bin froh, etwas Neues ausprobiert zu haben. FOTO-MEETUP Foto-Meetups sind eine tolle Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen, von anderen Fotografen zu lernen und neue Bildideen umzusetzen. In manchen Fällen verbringt man mehrere Tage miteinander und hat viel Zeit für kreative Experimente. TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/250 s | ISO 400 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Perspektivwechsel sind sehr wichtig für die Kreativität. Probieren Sie Blickwinkel aus, an die Sie vorher noch nie gedacht haben! (Modell: Noctis Legato)
Stefanie schaut den Betrachter direkt an, während sie sinnlich mit ihren Haaren spielt.
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WIE DER ANSCHNITT DIE BILDWIRKUNG BEEINFLUSST Beim Betrachten dieses Fotos fällt auf, dass der Blick direkt auf das rechte Auge des Modells gelenkt wird. Es ist so dominant in Szene gesetzt, dass es die ganz Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Modell steht vor einem schwarzen Hintergrund und wird fast frontal von einem Blitz mit Octabox beleuchtet.
Die Vermutung liegt nahe, dass das an der geringen Schärfentiefe und dem Schärfebereich auf dem Auge liegt. Doch dies ist nur einer von mehreren Gründen. Um das Auge so zu inszenieren, habe ich verschiedene Gestaltungstechniken angewandt. Zunächst habe ich das Auge genau im Goldenen Schnitt platziert. Darüber hinaus wird es von dem Blitzlicht von links hell erleuchtet. Helle Bereiche im Bild nehmen wir besser wahr als dunkle, und ruhige Bereiche lassen sich besser verarbeiten als chaotische. Somit wirkt das Auge mit der hellen Haut darum wie ein Ruhepol neben den wilden und zum großen Teil im Schatten liegenden Haaren. Diese beiden Aspekte werden durch den auffällig engen Bildanschnitt unterstützt. Die Ausmaße des Kopfes lassen sich nur erahnen, Hals und Oberkörper verschwinden in der Dunkelheit. Um das Bild noch reduzierter zu gestalten, entschied ich mich bei der Nachbearbeitung für eine Umsetzung in Schwarzweiß. GESTALTUNGSREGELN Es gibt verschiedene Regeln zur Bildkomposition und -gestaltung, die Ihnen wichtige Anhaltspunkte bieten, um den Blick des Betrachters gezielt zu lenken. Mehr dazu erfahren Sie im Exkurs »Por träts bewusst gestalten« ab Seite 226.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f4,5 | 1/125 s | ISO 50 LICHT: Octabox SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
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GEMEINSAM WACHSEN Das Arbeiten mit Menschen vor der Kamera umfasst viele Aspekte, ein durch Kreativität und Spontaneität, aber vor allem durch Routine. Das gilt für Fotograf und Modell und ist natürlich längst nicht immer der Fall. Aus
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wichtiger davon ist das Posing des Modells. Interessante Posen entstehen
diesem Grund gehe ich an meine Shootings ganz unterschiedlich heran, je nachdem, mit was für einem Menschen vor der Kamera ich zusammenarbeite und was für Fotos entstehen sollen. Sehr einfach dargestellt, gibt es – natürlich auf beiden Seiten der Kamera – den Neuling, den Routinierten und den Profi. Im Folgenden werde ich
Striplights von links und vorne rechts sorgen für ein weiches Licht. Sie wurden unterschiedlich hell eingestellt, um dennoch Tiefe im Bild zu erzeugen.
mich auf die Person vor der Kamera beziehen, da es Ihnen als Fotograf helfen kann, Ihr Modell besser einzuschätzen. Der Neuling ist oft noch sehr unsicher vor der Kamera. Die Situation ist fremd und wirkt mitunter etwas einschüchternd. Vielleicht möchte diese Person sogar gar nicht fotografiert werden. Das ist eine Situation, die manchmal bei Mitarbeiterporträts auftritt. Hier sind viel Empathie und vor allem ganz konkrete Anweisungen gefordert. Sie geben dem Modell Anhaltspunkte für die Körperhaltung und somit mehr Sicherheit. Nach intensiver gemeinsamer Arbeit können dabei sehr authentische Bilder entstehen. Ein routiniertes Modell hingegen weiß schon genau, wie es sich in Szene setzen soll. Es stellt eine Bandbreite an Posen und Ausdrücken zur Verfügung, mit denen Sie als Fotograf gut arbeiten können. Das Modell fühlt sich vor der Kamera wohl oder weiß zumindest seine Unsicherheit gut zu überspielen. Doch oft wirken Pose und Ausdruck zu routiniert und lassen sich schwer aufbrechen, da die betreffende Person durch neue Ansätze schnell verunsichert wird. Hier können Sie vor allem gut mit konkreten Bildbeispielen arbeiten, um neue Posen auszuprobieren.
TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f5,6 | 1/125 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f5,6 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Zwei Striplights SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
Das Modell sitzt mit angezogenen Beinen auf dem Hocker und schaut konzentriert zum Betrachter. Das vordere Bein wird durch diese Haltung optisch betont.
Hier wählte ich einen engeren Bildausschnitt. Sinnlich spielt das Modell mit seinen Haaren. Das Gesicht wird teilweise von den Haaren verdeckt, und das Modell schließt die Augen, daher wird der geöffnete Mund zum Blickfang des Bildes.
Das einseitige Streiflicht erzeugt spannende Schatten und hüllt die Vorderseite des Modells in eine geheimnisvolle Dunkelheit.
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Der Profi verfügt natürlich ebenfalls über eine Bandbreite an Posen und Ausdrücken, weiß diese aber zu kombinieren und zu variieren. Es handelt sich dabei um professionelle Modelle, die vor der Kamera zu Hause sind und somit vollkommen in die Situation eintauchen können. Hier reichen kleine Anweisungen, um dem gewünschten Ergebnisbild näher zu kommen. Dieses Potenzial sollten Sie als Fotograf nutzen und sich nicht mit einem nur guten Ergebnis zufriedengeben. Auf diesem Bild und den Bildern auf der vorigen Doppelseite sehen Sie Taya. Sie ist ein Profi vor der Kamera, und ich arbeite mittlerweile seit einigen Jahren immer wieder gern mit ihr zusammen, da unsere Arbeitsweise harmoniert und wir immer wieder Neues ausprobieren und gemeinsam wachsen können. Diese Fotos entstanden, als wir im Rahmen eines freien Shootings das erste Mal zusammengearbeitet haben. Wir verstanden uns auf Anhieb und experimentierten mit verschiedenen Posen und Lichtsetzungen. Wir wollten sinnlich und geheimnisvoll anmutende Porträts aufnehmen. Die Bilder wurden später in einer Kampagne für Haarprodukte verwendet. DAS PASSENDE MODELL FINDEN Ich kann Ihnen, ganz unabhängig von Ihrer bisherigen Erfahrung, empfehlen, mit unterschiedlichen Modelltypen zusammenzuarbeiten. Dann finden Sie schnell heraus, ob Ihnen die Arbeit mit einem Profi oder mit einem Neuling vor der Kamera leichter fällt. Wenn Ihre Arbeitsweise mit einem Modell besonders gut harmoniert, können Sie
TECHNIK: 50 mm | f7,1 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Striplight SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
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immer wieder zusammenarbeiten und gemeinsam Neues ausprobieren.
Hier verwendete ich nur eine Lichtquelle von rechts, um das Spiel mit Licht und Schatten zu erzeugen.
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PURER AUSDRUCK Farbe oder Schwarzweiß? Bei diesem Porträt habe ich mich ganz klar für die farblose Variante entschieden. Bilder in Schwarzweiß wirken für mich zeitlos, und genau das wollte ich hier umsetzen. Ich habe Alex bewusst mittig platziert und sie frontal zu mir schauen lassen. Sie stützt sich mit den Armen auf und hat eine Hand am Gesicht, was ihren nachdenklichen, aber auch sehr intensiven Blick unterstreicht. Ich habe bewusst auf auffällige Kleidung oder Accessoires verzichtet – nichts sollte von ihrem Ausdruck ablenken. Auch im Hintergrund befinden sich keine störenden Elemente. Als Lichtquelle habe ich das softe Fensterlicht von links verwendet. Alex habe ich ganz leicht schräg zum Fenster positioniert, damit ihre rechte Gesichtshälfte möglichst viel Licht bekommt, aber dennoch ein sanfter Schatten in ihre andere Gesichtshälfte fällt. Somit ist das Foto nicht so flach und perfekt ausgeleuchtet und wirkt vielschichtiger. ABSTUFUNGEN VON GRAU Bei der Umwandlung in Schwarzweiß habe ich auf sanfte Grauabstufungen geachtet – harte Kontraste hätten zu dieser nachdenklichen Pose nicht gepasst. Auch ein leichtes Rauschen habe ich hinzugefügt, da mir der Look eines analogen Fotos sehr gefällt und das Bild noch zeitloser wirken lässt.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,4 | 1/250 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Durch den intensiven Blick und die Pose entsteht ein interessantes Porträt. Fensterlicht fällt sanft von links ins Bild. (Modell: Alexandra)
Durch das natürliche Streiflicht vom Fenster wurde das Modell wunderschön und geheimnisvoll beleuchtet. (Modell: Alexandra)
Achten Sie bei Porträts im Liegen immer auf einen entspannten Gesichtsausdruck und eine vorteilhafte Pose. Vor allem die Stirn sollte keine Falten bilden.
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FENSTERLICHT Der Hintergrund auf dem Bild unten sieht in natura auf den ersten Blick unscheinbar und veraltet aus, wirkt auf Fotos aber unglaublich interessant. Ich war mir zuerst unsicher, ob dieser Raum und die spezielle Wand in Kombination mit meinem Modell stimmig waren, doch ich wurde sehr positiv überrascht. Die Struktur der Wand hatte einen Vintage-Charakter, und das durchschimmernde Blau sorgte für einen interessanten FarbTouch. Auch das Fensterlicht spiegelte sich auf der Wand wider und hinterließ immer mal wieder einen glänzenden Schimmer. Als Lichtquelle habe ich ausschließlich Fensterlicht genutzt und mein Modell Alexandra in diese Richtung schauen lassen. Ihren Körper habe ich jedoch seitlich zum Licht gestellt, da ich ein natürliches Streiflicht erzeugen wollte. Durch die sinnliche Pose und den seitlichen Lichteinfall sieht ihr Körper schön definiert aus, und die weiblichen Kurven kommen sehr gut zur Geltung. Auch im Bild oben kam das Licht vom Fenster rechts und erzeugte wun derschöne sanfte Schatten. Vor allem das Schlüsselbein und die Brust wurden sehr gut betont. Es ist eines meiner liebsten Fotos. Hier hatte ich eine konkrete Idee im Kopf und war überrascht, dass das Bild trotz des scheinbar einfachen Aufbaus anspruchsvoll aufzunehmen war. Licht, Pose und Gesichtsausdruck in Einklang miteinander zu bringen war eine große Herausforderung. Gesichter sehen im Liegen oftmals angespannt aus, und die Stirn beginnt hin und wieder, sich in Falten zu legen. Zeigen Sie dem Modell die ersten Ergebnisse auf der Kamera, und erarbeiten Sie dann gemeinsam eine vorteilhafte Pose, die sowohl auf der Kamera gut aussieht als auch für das Modell komfortabel ist. Denn wenn die Haltung unentspannt ist, wirkt sich das natürlich auch auf den Gesichtsausdruck aus.
TECHNIK: Bild oben: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,4 | 1/160 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,4 | 1/125 s | ISO 125 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
FLEXIBEL BLEIBEN Probieren Sie lieber gemeinsam mit dem Modell neue Posen aus, als stur das umsetzen zu wollen, was Sie sich vorher in den Kopf gesetzt hatten.
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EINE LOCATION – DREI LOOKS Ästhetische und sinnliche Dessous-Fotos von weiblichen Modellen sind für mich immer wieder eine spannende Aufgabe. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass meine Fotografien weder geschmacklos noch billig wirken. Allzu sexuell aufreizendes Posing möchte ich auf meinen Fotos unbedingt vermeiden. Um dies zu erreichen, bitte ich meine Modelle, sich sehr natürlich vor der Kamera zu bewegen und so wenig wie möglich aufgesetzt zu posieren. Sollte das Modell jedoch in der Lage sein, auch außergewöhnliche künstlerische Posen einnehmen zu können wie im Bild rechts unten, dann lasse ich mich gern überraschen und schaue, ob es zur jeweiligen Situation passt. Auch die Outfit-Wahl und die Farben sind meiner Meinung nach sehr ausschlaggebend dafür, wie die Fotos wirken. Ich nutze gern dezente Pastelltöne, aber auch Schwarz, Dunkelrot oder Weiß. Generell lasse ich mich aber von den Outfits der Modelle und der Location inspirieren und kreiere mit den Gegebenheiten ein schönes Gesamtbild. Insgesamt gilt: Outfit, Location und Posing sollten immer zum Modelltyp passen. Bei solchen Shootings setze ich gerne Accessoires wie Blumen, leichte Tücher und Schmuck sowie dezentes Make-up ein. Blumen eignen sich zum Beispiel auch wunderbar, um sie direkt vor die Kamera zu halten und durch sie hindurchzufotografieren. Dadurch entsteht im vorderen Bildbereich ein schöner Unschärfebereich. Dasselbe gilt für Tücher oder – wie auf diesen Bildern – Bänder. Beides eignet sich perfekt, um Bewegung und Dynamik ins Bild zu bringen. LOCATION Der Bauernhof Fünfhausen ist eine tolle Location für Fotografen. Sie befindet sich zwischen Chemnitz, Dresden und Leipzig und eignet sich besonders für größere Fotogruppen. Die Zimmer sind im Vintage-Look eingerichtet. Auch auf dem Hof gibt es viele tolle Ecken zum Fotografieren.
TECHNIK: Bild rechts oben: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/125 s | ISO 100; Bild rechts unten: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/250 s | ISO 100; Bild links oben: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/125 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Eine Location, ein Modell und drei unterschiedliche Bildlooks. (Modell: Luise Blumstengel)
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EXKURS: POSING Sie können anhand von Mimik, Gestik, Haltung und Bewe-
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gungen die Stimmung und Gefühle Ihres Modells transportieren. Natürlich können Sie das Modell auch gezielt anlei-
Wünschen Sie eine selbstbewusste oder zurückhaltende Pose?
E
Soll das Modell gedankenversunken oder aufgeweckt wirken?
ten, um eine bestimmte Stimmung im Bild auszudrücken. In diesem Exkurs möchte ich Ihnen einige Körperhaltungen
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Maskulin oder feminin?
und ihre Wirkung erklären, damit Sie diese für Ihre eigenen
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Geheimnisvoll oder offen?
Shootings anwenden können. Denn auswendig gelernte
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Fröhlich oder traurig?
Posen geraten schnell in Vergessenheit und können zudem steif und langweilig wirken. Ich beziehe mich dabei insbe-
Diese und viele weitere Gefühle, Eigenschaften und Stim-
sondere auf die Körpersprache für ein inszeniertes Porträt-
mungen können Sie unter anderem durch die Körperspra-
Shooting. Es geht also vor allem darum, wie bestimmte
che Ihres Modells vermitteln. Im Folgenden zeige ich Ihnen,
Posen auf einem Bild wirken. Oft müssen diese auch über-
worauf Sie bei der Haltung von Kopf bis Fuß achten sollten,
spitzt dargestellt werden, um vom Betrachter wahrgenom-
damit das Bild die von Ihnen gewünschte Wirkung trans-
men zu werden.
portiert.
DIE MACHT DER KÖRPERSPRACHE Als Porträtfoto-
AUGEN Es heißt, die Augen seien das Tor zu unserer See-
graf können Sie mit Ihren Bildern Wesenszüge und Gefühle
le. Wir schauen Menschen in die Augen, um mehr über die
eines Menschen vermitteln. So können Sie einen in natura
Gefühlswelt unseres Gegenübers zu erfahren.
zurückhaltenden Menschen durch ein gezieltes Posing do-
Achten Sie darauf, wie die Augenpartie auf Sie wirkt. So
minant und selbstbewusst erscheinen lassen. Außerdem
können weit aufgerissene Augen das Modell angespannt
können Sie Menschen durch die Kombination von Posing
und nervös wirken lassen. Hat das Modell Schwierigkeiten,
und Perspektiven größer oder kleiner, fröhlich oder traurig
die Augenpartie zu entspannen, bitten Sie es zum Beispiel,
wirken lassen.
die Augen zu schließen und sie anschließend langsam zu
Bevor Sie mit Ihrer Bildgestaltung beginnen, sollten Sie sich
öffnen. Fotografieren Sie das Modell im Serienbildmodus,
fragen, welche Stimmung Sie mit Ihrem Bild ausdrücken
während es die Augen öffnet, und erhaschen Sie den Mo-
wollen. Was möchten Sie mit der Pose des Modells kom-
ment, in dem die Augenpartie entspannt wirkt.
munizieren?
Lassen Sie das Modell in die Kamera blicken, wenn Sie eine
Mögliche Fragen, die Sie sich vor oder während des Shoo-
Verbindung zum Betrachter aufbauen möchten. Das wirkt,
tings stellen können:
wie Sie auf dem Bild oben rechts sehen können, offen und
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Welche Pose passt zur Umgebung?
E
Welche Stimmung soll vermittelt werden?
selbstbewusst.
Bitten Sie das Modell, die Augen zu schließen oder in eine andere Richtung zu schauen, wenn Sie eine geheimnisvolle Pose umsetzen wollen. Das Modell wirkt dann eher in sich gekehrt, und es entsteht keine direkte Verbindung zum Betrachter.
KOPF UND RUMPF Vielleicht kennen Sie die typischen
Das Modell schaut aufmerksam in die Kamera und baut dadurch eine Verbindung zum Betrachter auf.
Signale, die während eines Dates ausgesendet werden können: Zeigt sich die Person interessiert, wird sie sich mit dem ganzen Oberkörper in Ihre Richtung drehen. Schaut allerdings nur der Kopf in Ihre Richtung, während der Rumpf in eine andere zeigt, wird damit oftmals Desinteresse oder Misstrauen signalisiert. Doch inwiefern können Sie dieses Wissen nun auf Ihre Bilder anwenden? Schauen Sie sich als Beispiel für eine geheimnisvolle Pose das Bild rechts unten an. Welches Gefühl überkommt Sie, wenn Sie dieses Bild betrachten? Die Augen des Modells sind auf den Betrachter gerichtet, während der Rumpf fast vollständig vom Betrachter abgewandt ist. Durch die ein-
Bitten Sie das Modell, die Augen zu schließen, um eine verträumte Atmosphäre zu schaffen.
gezogene Schulter können Sie einen Teil des Gesichts nicht erkennen. Durch den direkten Blickkontakt zeigt die Person Interesse an ihrem Gegenüber. Die Augenpartie des Modells wirkt entspannt und aufmerksam. Doch der Rumpf spricht eine andere Sprache. Dieser könnte signalisieren, dass die Person etwas zu verbergen hat oder sich unwohl fühlt. Der Hals ist eine sensible Partie. Daher kann eine hochgezogene Schulter auf eine Schutzhaltung hindeuten. Der gesenkte Kopf kann Schüchternheit, Traurigkeit oder Unterordnung signalisieren. Das Modell wirkt schüchtern, aber interessiert.
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Stellen Sie das Modell mit dem Rumpf in Richtung der Kamera, wenn Sie eine offene Pose kommunizieren wollen. Ein direkter Blickkontakt, kombiniert mit einem dem Betrachter zugewandten Kopf und Oberkörper, kann selbstbewusst und entschlossen wirken, wie Sie auf dem Bild links sehen können.
ARME UND HÄNDE Wir benutzen unsere Hände, während wir enthusiastisch diskutieren oder auf etwas hinweisen möchten. Wir halten die Hände vor die Augen, wenn wir etwas nicht sehen möchten, oder werfen die Arme in die Höhe, wenn wir begeistert sind. Lernen Sie, die Signale zu deuten und zu verstehen, damit Sie die Haltung der Hände bewusst anleiten können. Versteckte Hände können signalisieren, dass die Person etwas verbergen möchte oder schüchtern ist. Allerdings können Hände, die für eine Pose in die Hosentasche gesteckt werden, auch cool und lässig wirken. Wenn das Modell mit den Händen spielt, kann es nervös und unsicher auf den Betrachter wirken.
Kopf und Rumpf sind frontal zur Kamera positio niert, die Haltung des Modells ist aufrecht und selbstbewusst.
Vor dem Körper verschränkte Arme wirken wie eine Schutzwand, da der Rumpf nicht frei liegt. Dies kann zum Beispiel Misstrauen oder Nervosität signalisieren. Verschränkte Arme können dem Modell aber auch mehr Sicherheit geben, zum Beispiel bei Bewerbungs- oder Business-Porträts. Die Haltung strahlt dann mit einem entsprechenden Gesichtsausdruck Entschlossenheit aus. Das Modell auf dem Bild rechts oben wirkt eher geheimnisvoll. Ein Arm bedeckt den Bauch, der andere ist nah am Körper. Mit beiden Händen spielt das Modell mit den Haaren. Hängende Hände können, je nach Kontext, gelangweilt oder teilnahmslos wirken. Sie können aber in Kombination mit einem zur Seite geneigten Kopf, einer aufrechten Haltung und direktem Blickkontakt selbstbewusst wirken. Eine Pose, die im Fashion-Bereich oft zu sehen ist.
Das Modell hält die Arme eher geschlossen und spielt mit den Haaren. Dadurch wirkt es, obwohl das Bild aus der Froschperspektive fotografiert wurde, eher geheimnisvoll.
Hände, die den Rumpf nicht bedecken, wirken in der Regel sehr dominant. Bitten Sie Ihr Modell dafür zum Beispiel, die Hände in die Hüften zu stemmen oder sie hinter den Kopf zu legen. Für die Pose auf dem Bild rechts unten bat ich das Modell, die Hände auszubreiten. Durch das Festhalten an den Zäunen konnte es den Oberkörper leicht nach vorne lehnen. Der angehobene Kopf signalisiert Selbstsicherheit, kann aber auch Überlegenheit oder Arroganz bedeuten. Ein zur Seite geneigter Kopf kann fragend, skeptisch oder auffordernd wirken. Diese Pose kommuniziert eindeutig die Gelassenheit und Selbstsicherheit des Modells. Um eine dominante Pose zu unterstreichen, fotografieren Sie aus der Froschperspektive. Auf diese Weise steht das Modell über dem Betrachter, und es wirkt, als würde es auf ihn herabsehen.
Die Arme sind weit ausgebreitet, und das Modell wirkt selbstbewusst und lässig.
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FÜSSE UND BEINE Die Beine und Füße sind die wohl
Für anmutig wirkende Bilder bevorzuge ich einen filigranen
verräterischsten Teile unseres Körpers, da wir uns in diesem
Stand der Füße. Dazu bitte ich das Modell, die Füße eng zu-
Bereich oft unbeobachtet fühlen. Achten Sie daher bei der
sammenzustellen und das Gewicht auf einen Fuß zu ver-
Bildgestaltung auch auf diesen Teil des Körpers.
lagern, wie auf dem Bild unten zu sehen. Auf diese Weise
Füße, die mit der Fußspitze nach innen zeigen, signalisie-
können Sie unter anderem die weiblichen Kurven betonen.
ren Unsicherheit. Lassen Sie das Modell die Beine eng zu-
Nach vorn zeigende Fußspitzen signalisieren Selbstbe-
sammenstellen, wenn Sie eine schüchterne oder geheim-
wusstsein. Kombinieren Sie diese zum Beispiel mit einem
nisvolle Haltung zeigen möchten. So können Sie Ihr Modell
Stand der Beine in Schulterbreite, oder bitten Sie das Mo-
zum Beispiel bitten, die Beine im Sitzen stark anzuziehen
dell, auf Sie zuzugehen, um die Wirkung zu unterstreichen.
und die Arme um die Beine zu legen.
Das Bild rechts oben ist ein Beispiel für eine offene/selbstbewusste Pose.
Die Haltung der Füße wirkt durch die Gewichtsverlagerung schon leicht tänzerisch.
Die Fußspitzen zeigen nach vorn zum Betrachter und signalisieren Selbstsicherheit.
ÜBERSICHT Der folgenden Tabelle können Sie entnehmen, wie Sie Ihr Modell anleiten sollten, um mit einer Pose bestimmte Gefühle und Eigenschaften zu kommunizieren. Natürlich handelt es sich nur um erste Anhaltspunkte. Betrachten Sie die gezeigten Bilder in diesem Buch unter diesen Gesichtspunkten, und prüfen Sie, wie die porträtierten Menschen auf Sie wirken. Merken Sie sich bestimmte Posen, die Sie bei Ihren nächsten Shootings ausprobieren möchten.
Nutzen Sie die Angaben in dieser Tabelle als Bausteine, die Sie frei kombinieren können. Sie können natürlich auch offene und geschlossene Posen der einzelnen Körperbereiche miteinander kombinieren, um die gewünschte Stimmung zu kommunizieren.
Wirkung
Augen
Kopf und Rumpf
Arme und Hände
Füße und Beine
offen/selbstbewusst
direkter Blickkontakt
Rumpf in Richtung des Betrachters, aufrechte Haltung
offene Haltung der Hände und Arme
Beine in Schulterbreite, fester Stand
geschlossene/ geheimnisvolle Pose
geschlossene Augen, kein direkter Blickkontakt
Rumpf nicht frontal zum Betrachter, hängende Schultern
verschränkte Arme, versteckte Hände
angezogene oder eng zusammenstehende Beine
KLASSISCHE PORTRÄTS Natürlich schön Lichtsetzung nach Roger Deakins Augen betonen Mischlicht Der Zufall Durch die Scheibe Licht und Schatten Modellieren mit Streiflicht Exkurs: Porträts bewusst gestalten
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NATÜRLICH SCHÖN Manchmal braucht es nicht viel Aufwand, um ein schönes Porträt zu fotografieren. Ein weißer Hintergrund, ein dezentes Make-up, ein schnörkel loses Outfit und eine einfache Lichtsetzung reichen aus, um eine gelungene Bildwirkung zu erzielen. In diesem Fall habe ich das Modell vor eine fühlte. Wichtig war mir, die Haltung nicht zu gestellt bzw. erzwungen aussehen zu lassen. Eine entspannte Kommunikation zwischen Modell und
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weiße Hintergrundrolle gesetzt, in einer Pose, in der es sich selbst wohl-
Fotograf hilft, die Stimmung aufzulockern und den gewünschten Look entstehen zu lassen. Um ein natürlich anmutendes Porträt im Studio zu fotografieren, empfehle ich, auch eine natürliche Lichtquelle zu simulieren. In diesem Fall wollte ich den Eindruck von weichem Fensterlicht erzeugen. Dazu habe ich mit einer großen Octabox mit ca. 120 cm Durchmesser gearbeitet. Um die Konturen und die Gesichtsform zu betonen, habe ich das Licht etwa im 45°-Winkel zu meinem Modell platziert. Frontal platziert, würde das
Die große Octabox ist etwa im 45°-Winkel zum Modell platziert. Um einen zu dunklen Schattenwurf auf dem Hintergrund zu vermeiden, sitzt das Modell ca. 2 m vor dem Hintergrund, sodass das Licht gleichmäßig um das Modell herum auf den Hintergrund fällt.
Porträt sehr flach wirken, und es würde jegliche Dynamik verloren gehen. Bei einer Lichtsetzung wie dieser können Sie quasi nichts falsch machen. Große Lichtformer sorgen immer dafür, dass das Licht weich ist und Falten sowie kleine Hautunreinheiten kaschiert werden. Sie sollten hier immer ein wenig mit den verschiedenen Einstrahlwinkeln des Lichtformers experimentieren und diesen an Ihr Modell anpassen. Je nach Gesichtsform schmeichelt ein anderer Winkel dem Gesicht Ihres Modells vielleicht mehr. Da Sie im Studio weitestgehend unabhängig von Tageslicht sind und die Leistung Ihres Blitzes einfach nach oben regeln können, sind Sie hier vollkommen frei in der Wahl der Blende. In diesem Fall habe ich eine geschlossene Blende von f7,1 gewählt, um mein Modell möglichst scharf abbilden zu können. Eine Freistellung vor dem Hintergrund erfolgte hier automatisch durch den gleichmäßigen weißen Hintergrundkarton. DEN BLICK FÜR DAS LICHT SCHULEN Achten Sie auf Lichtsituationen im Alltag, die Sie als schön empfinden, und versuchen Sie, diese im Studio zu imitieren. Das schult Ihr Verständnis von Lichteinfall und Lichtformern.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 24 mm | f7,1 | 1/160 s | ISO 100 LICHT: Octabox SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAF: Felix Röser
Ein natürliches Make-up und eine entspannte Pose reichen oft aus, um ein schönes Porträt zu fotografieren.
Durch die seitliche Platzierung des Ringlichts werden nur die Konturen des Gesichts von Modell Tabea ausgeleuchtet.
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LICHTSETZUNG NACH ROGER DEAKINS Filme stellen eine unermessliche Inspirationsquelle für mich dar. Das be-
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deutet nicht nur, dass ich Dauergast im Kino bin, sondern auch, dass ich mich eingehend mit dieser Thematik auseinandersetze. Selbst wenn man es auf die rein technischen Aspekte reduziert, gibt es viel zu entdecken, zum Beispiel die unterschiedliche Verwendung von Farben und Kamerawinkeln, die Objektivwahl, Lichtstimmung und vieles mehr. Jeder Regisseur und Kameramann hat dabei seine ganz eigene Art, ein Bild zu inszenieren, bestimmte Aspekte herauszuarbeiten und so seinen eigenen Stil zu prägen. Da lohnt es sich, wenn möglich, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, um zu erfahren, was genau einen bestimmten Film so besonders macht und was man davon lernen kann. Dieses Bild ist von der außergewöhnlichen Lichtsetzung im Film »Blade Runner 2049« inspiriert. Es ist der Nachfolger des legendären Kultklassikers »Bladerunner« von Ridley Scott, der 1982 erschienen ist. Ein Science-Fiction-Film, der zur Blaupause für Cyberpunk und dystopische Filme wurde. Viele nachfolgende Filme orientierten sich an der Machart und Stimmung dieses Films. Denis Villeneuve führte Scotts grandiose Arbeit in seiner Inszenierung von »Blade Runner 2049« fort und verließ sich dabei, wie so oft, auf seinen Kameramann Roger Deakins. Deakins wurde für seine Arbeit an »Blade Runner 2049« schließlich mit einem Oscar prämiert. Doch woran liegt das? Deakins Spezialität, oder vielmehr seine Signatur, sind selbst gebaute Ringlichter. Das sind Lichtkonstruktionen, die mit jedem Film größer und ausgeklügelter wurden. Basierend auf einem Stück Holz und simplen Glühbirnen, die man in jedem Haushalt finden kann, kreiert Deakins mit einem vergleichsweise geringen Budget Lichtstimmungen, die ihresgleichen suchen. Inspiriert von dieser Arbeitsweise, baute ein Filmemacher, TECHNIK: Leica M2 | KODAK T400 CN | 35 mm | f2,8 | 1/125 s | ISO 400 LICHT: DIY-Ringlicht SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
mit dem ich befreundet bin, das Ringlicht, das auf einem Behind-the-Scenes-Foto von »Blade Runner 2049« zu sehen war, nach. Einen kurzen Be-
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such im Baumarkt und einen Samstagnachmittag später war das Ringlicht mit einem Durchmesser von 1,5 Metern fertig. Es verteilt ein sanftes Licht im ganzen Raum, bietet ein Standlicht zum Filmen und kann mittels Dimmer reguliert werden. Für ein analoges Fotoprojekt habe ich mir dieses DIY-Ringlicht ausgeliehen und damit experimentiert. Größe und Ausleuchtung der Lampe gaben mir die Möglichkeit, sanfte und flächige Lichtstimmungen zu erzeugen, die so sonst nur mit teurem Equipment möglich sind. Das stehende Licht oder – wie in meinem Fall – für das Arbeiten mit alten, analogen Kameras, die nicht mehr mit neuen Blitztechnologien vereinbar sind. Lediglich
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bringt den Vorteil mit sich, dass man es auch zum Filmen verwenden kann
die sehr warme Farbtemperatur der Halogenlampen, die wir verwendet haben, könnte zu Schwierigkeiten mit anderen Lichtquellen führen, wenn zum Beispiel eine ungewollte Mischlichtstimmung entstünde. Auf diesen Aspekt sollten Sie bei der Einstellung des Weißabgleichs beziehungsweise – wie in meinem Fall – bei der Auswahl des Films achten. Ich habe mich bei diesem Shooting für einen Schwarzweiß-Film mit einem ISO-Wert von 400 entschieden, da ich so das Farbproblem umgehen konnte. Die Bauart des Ringlichts in überdimensionierter Form sorgte für eine sanfte und flächige Ausleuchtung. Aber das stellt dabei nur eine mögliche Anwendungsform dieser Technik dar. Deakins treibt es in seiner Arbeit mit den wildesten Anordnungen wie zum Beispiel mit mehrfach verschachtelten Oktogonen auf die Spitze. Damit kreiert er beeindruckende Lichtstimmungen, Reflexionen und Ausleuchtungen, die man teilweise nicht mal mit professionellem Licht-Equipment nachempfinden kann. FILMKORN Diese Fotos wurden mit einer analogen Kamera fotografiert. Dafür gibt es Filme mit unterschiedlichen Lichtempfindlichkeiten und Qualitäten, woraus die Stärke und Art des Filmkorns auf dem Foto resultiert. Bei diesem Shooting wurde ein abgelaufener Schwarzweiß-Film verwendet, was sich erheblich auf die Körnung ausgewirkt hat. Für mich hat dieser Look einen besonderen Charme.
TECHNIK: Leica M2 | KODAK T400 CN | 90 mm | f2,8 | 1/125 s | ISO 400 LICHT: DIY-Ringlicht SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
Das Licht scheint durch die Handflächen hindurch und erzeugt ein spannendes Lichtspiel auf dem Gesicht von Tabea.
Durch die Lichtreflexionen in Annas Augen werden diese betont und ziehen den Blick des Betrachers auf sich.
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AUGEN BETONEN Egal, wie aufwendig oder simpel der Lichtaufbau, wie extravagant oder reduziert der Bildaufbau ist: Der Ausdruck der porträtierten Person ist am Ende die entscheidende Komponente eines jeden Porträts. Er dominiert die gesamte Stimmung des Bildes, denn dadurch kann der Betrachter er-
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ahnen, wie sich die Person in dem Moment gefühlt hat. Er erhält somit die Möglichkeit, in dem Porträt zu lesen oder sogar mit ihm zu kommunizieren. Ein Großteil unserer Kommunikation erfolgt schließlich nonverbal, also durch unsere Körpersprache. Diese setzt sich aus vielen KompoDie Lichtquellen wurden rechts und links vom Modell aufgebaut. Das Modell richtet seinen Blick in Richtung des Hauptlichts mit Softbox.
nenten zusammen. Die Körperhaltung ist dabei noch am einfachsten zu beeinflussen. Komplizierter wird es, wenn es um den tatsächlichen Ausdruck geht, also um die Emotionen, die im Gesicht ablesbar sind. Die beiden markantesten Merkmale sind der Mund und die Augen. Während der Mund noch recht offensichtlich kommuniziert, geschieht das in den Augen eher dezent. Dennoch offenbaren sie schonungslos jede Emotion, nicht ohne Grund werden sie auch oft als der Spiegel der Seele bezeichnet. Mit dem Mund können Sie lächeln, doch erst Ihre Augen verraten, ob Sie wirklich fröhlich sind. Damit werden sie zum zentralen Element in einem Porträt. Richtig inszeniert, können sie den Betrachter in ihren Bann ziehen. In diesem Foto habe ich durch ein einfaches Licht-Setup aus Beautydish und Softbox die Augen betont, um den Blick des Betrachters direkt auf sie zu lenken. Das Modell Anna steht vor einer schwarzen Hintergrundrolle, Annas weiße Bluse bildet einen schönen Kontrast. Das Bild ist so reduziert wie möglich gestaltet, damit nichts von dem Ausdruck der Augen ablenkt. DEN AUSDRUCK EINFANGEN Essenziell für eindrucksvolle Porträts ist es, eine Situation zu schaffen, in der die fotografierte Person sich frei entfalten kann, damit sich der individuelle Charakter im Ausdruck auch widerspiegelt. Das gelingt vor allem durch eine gute Kommunikation mit dem Modell.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f5,6 | 1/125 | ISO 100 LICHT: Beautydish + Softbox SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
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MISCHLICHT Wenn Sie draußen fotografieren, sind Sie nicht zwangsläufig nur auf das natürliche Licht angewiesen. Mit einem mobilen Studioblitz sind Sie sehr flexibel und haben die Möglichkeit, natürliches Licht und Kunstlicht zu kombinieren. den Wald gefahren, um für ihre Website einige Künstlerfotos zu schießen. Um trotz der eher düsteren Lichtverhältnisse im Wald eine helle und
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Für dieses Foto bin ich mit der Musikerin »Die Nowak« frühmorgens in
freundliche Bildwirkung zu erzielen, habe ich für das Shooting mein mobiles Blitzsystem eingepackt. Die noch tief stehende Morgensonne zauberte ein herrliches Streiflicht in den frühlingshaften Wald. Dieses Streiflicht habe ich mit meinem Blitz und einem Beautydish kombiniert. Da die meisten Blitze eine sehr tageslichtähnliche Temperatur haben, sieht man keine großen Farbunterschiede zum natürlichen Licht. Den Weißabgleich habe ich entsprechend auf ca. 5 500 Kelvin gestellt. Der automatische Weißabgleich der meisten Kameras ist sehr treffsicher, somit können Sie diesen in einer solchen Situation auch getrost verwenden.
Der Beautydish kommt von links oben und leuchtet das Gesicht der Sängerin gleichmäßig aus, während der unterhalb der Brust platzierte Reflektor, der von einem Assistenten gehalten wurde, die Konturen betont. Das Sonnenlicht von links hinten erzeugt ein schönes Streiflicht auf ihren Haaren und der linken Seite des Gesichts
Der Blitz kommt hier von leicht links oben. Durch einen Reflektor, den ich unterhalb der Sängerin platziert habe, wurde das Licht ebenfalls noch einmal reflektiert und zeichnete ihr Kinn nach, sodass eine schöne Trennung zwischen Gesicht und Hals entstand. Zusätzlich erzeugt der Reflektor eine Lichtreflexion in den Augen und lässt ihren Blick lebendiger wirken. Bei solchen Porträts bevorzuge ich eine offene Blende, um ein schönes Bokeh zu erhalten und die Person vor dem Hintergrund freizustellen. Generell sollten Sie bei Aufnahmen im Freien die Lichtrichtung beachten. Meist wirkt ein schönes Gegenlicht oder Streiflicht am lebendigsten. MISCHLICHT UND WEISSABGLEICH Tageslicht und Blitz zu kombinieren ist in den meisten Fällen kein Problem. Sollte sich die Farbtemperatur der Lichtquellen zu stark unterscheiden, können Sie mit Farbfolien, die Sie vor den Blitz spannen, die Farbtemperatur des Blitzes an die Hauptlichtquelle anpassen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark IV | 100 mm | f3,5 | 1/160 s | ISO 200 LICHT: Available Light, Beautydish, Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAF: Felix Röser
Durch einen engen Schnitt können Sie die Bildwirkung intensivieren und einem Porträt deutlich mehr Kraft verleihen.
Schwungvoll wirft das Modell Leonie die Haare nach oben und lacht. Für ein solches Bild sind in der Regel viele Versuche notwendig.
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DER ZUFALL Trotz der Verwendung eines schlichten Studiohintergrunds und der Umsetzung in Schwarzweiß ist dieses Foto überraschend lebendig. Im Fokus steht die Dynamik des Modells. Die fliegenden Haare streben nach oben und bilden durch die dunkle Farbe einen Kontrast zu Leonies Körper und
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ihrer hellen Kleidung. In der Bildmitte befindet sich das fröhlich lachende Gesicht von Leonie. Alles in allem ein Moment, der so nicht reproduzierbar ist und lediglich im Bruchteil einer Sekunde auftritt. Der Moment entstand durch Zufall, doch wir haben ihn für das Foto provoziert. Leonie steht vor einem weißen Hintergrund und wird fast frontal von einem Blitz mit Beautydish beleuchtet.
Ich habe mit einem relativ frontal platzierten Beautydish gearbeitet, um diese harte Ausleuchtung zu erzielen. Eine möglichst kurze Belichtungszeit war unerlässlich, um die schnelle Bewegung einzufrieren, wobei Sie hier auf die Blitzsynchronzeit achten müssen. Doch das wirklich Komplizierte war nun, den richtigen Moment zu erwischen. Vor allem, da die meisten Blitzsysteme nach dem Auslösen Zeit zum Wiederaufladen benötigen und man somit nur ein Foto je Versuch schießen kann. Der richtige Moment zum Auslösen ist genau nach der Aufwärtsbewegung, kurz bevor die Abwärtsbewegung, in diesem Fall der Haare, beginnt. Doch bis man den perfekten Moment genau trifft, bedarf es einiger Versuche. Und das ist die Schwierigkeit für das Modell. Leonie musste sich viele Male kopfüber nach vorne beugen und dann die Haare nach oben werfen. Dabei so locker auszusehen wie Leonie auf diesem Foto ist gar nicht so selbstverständlich. Regelmäßige Pausen sind dafür unabdingbar. BLITZSYNCHRONZEIT Die Blitzsynchronzeit ist die kürzeste Zeit, bei der der Verschluss den Sensor ganz freigibt und ein kurzer Lichtblitz den Sensor auf einmal belichten kann. Sie liegt je nach Kamera zwischen 1/125 und 1/250 s. Wenn Sie eine kürzere Belichtungszeit als die Blitzsynchronzeit einstellen, wird der Verschluss im Bild sichtbar, und nur ein Teil des Bildes ist ausgeleuchtet.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,8 | 1/125 s | ISO 320 LICHT: Beautydish SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
Ich liebe es, durch Fensterscheiben zu fotografieren. Die Spiegelungen erzeugen immer ein stimmungsvolles und interessantes Ergebnis. Solche Bilder stellen den Fotografen aber auch vor Herausforderungen, da das Fokussieren oftmals schwerfällt.
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DURCH DIE SCHEIBE Immer mal wieder buche ich in einem bekannten Münsteraner Hotel eine große Suite für Kunden-Shootings. Es ist die perfekte Location. Die Suite verfügt über riesengroße Fenster, ein großes Bett und Wände aus grauem Beton. Das Licht ist gleichmäßig, und die Modelle werden immer wunderbar ausgeleuchtet. Als ich noch kein eigenes Studio hatte, war das eine gute Option, um, vor allem bei schlechtem Wetter, schöne IndoorBilder zu machen. Auf diesem Bild ist meine Visagistin Nasila zu sehen. Ich wollte unbedingt ein Fensterbild von ihr machen, also habe ich mich nach draußen auf den Balkon gestellt, während Nasila mir gegenüber am Fenster stand. Nur die Scheibe trennte uns voneinander. Modelle durch eine Scheibe zu fotografieren stellt den Fotografen immer vor einige Herausforderungen. Es gibt aber Tricks, wie Sie zum perfekten Fensterbild kommen. Die Spiegelungen führen dazu, dass die Kamera nur schwer fokussieren kann. Dann kann es hilfreich sein, den automatischen Fokus auszustellen und manuell zu fokussieren. Das Modell und Sie müssen dann jedoch möglichst stillhalten, sodass das Bild nicht zu schnell unscharf wird, vor allem, wenn Sie mit einer weit geöffneten Blende fotografieren. Bei diesem Bild habe ich außerdem meinen eigenen Schatten genutzt, um die hellen Spiegelungen des Himmels zu reduzieren. Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie meine Umrisse. Damit die hellen Spiegelungen nicht zu sehr auf dem Gesicht liegen, habe ich mich vor dem Fotografieren ein bisschen hin und her bewegt, um die richtige Position zu finden. POSING AM FENSTER Fensterbilder wirken für mich durch die Spiegelungen sehr verträumt. Die Tatsache, dass Nasila nicht in die Kamera, sondern in die Ferne schaut, unterstützt die Stimmung. Ihren Arm hält sie entspannt hinter den Kopf, das macht das Bild etwas dynamischer. Wichtig bei dieser Pose ist, dass der Arm nicht in Konkurrenz zum Gesicht tritt, deshalb war es sinnvoll, ihn entspannt hinter den Kopf zu legen. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/100 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
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LICHT UND SCHATTEN An diesem Foto mag ich vor allem die reduzierte und klare Gestaltung. Der Hintergrund ist einfarbig und gleichmäßig beleuchtet. Vor diesem zeichnet sich die Silhouette des Modells Anna mit klaren Konturen ab. Anna wird nur von einem Beautydish beleuchtet. Der zur Lichtquelle gewandte Gesicht dreht Anna leicht von der Lichtquelle weg, wodurch sich die linke Gesichtshälfte im Schatten verbirgt. Das Gesicht wird genau in der Mit-
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Körper erhält durch das seitliche Licht eine ausgeprägte Plastizität. Das
te entlang der Nase und der Lippen geteilt. Die markante Gesichtsform sowie die prägnanten Lippen werden so zusätzlich hervorgehoben. Die schattige Gesichtshälfte und ihr herausfordernder Blick wirken geheimnisvoll und fesseln den Betrachter. Er versucht, ihren Blick zu deuten und
Das Modell wird von links mit einem Blitz mit Beautydish beleuchtet. Rechts von ihm befindet sich ein goldener Reflektor.
auf der dunklen Seite etwas zu erkennen. Lediglich ein seitlich positionierter, goldener Reflektor hellt die vom Licht abgewandte Körperseite leicht auf und verleiht ihr etwas Zeichnung. VORTEIL IM STUDIO Die Studiofotografie ist ideal dafür geeignet, um mit dem Kontrast von Licht und Schatten zu spielen. Sie haben direkten Einfluss auf die Lichtrichtung, und es befinden sich keine störenden Elemente im Hintergrund. So kann auch der Ausdruck des Modells perfekt zur Geltung kommen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f4,5 | 1/125 s | ISO 125 LICHT: Beautydish + goldener Reflektor SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
Das Modell Anna ist zentral platziert und mit einem spannenden Licht- und Schattenspiel beleuchtet. Annas Blick wirkt geheimnisvoll.
Nur die Silhouette von Antonia zeichnet sich ab, während ihr Rücken mit der Dunkelheit des Hintergrunds verschmilzt.
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MODELLIEREN MIT STREIFLICHT Das Arbeiten mit Blitzen bedeutet nicht nur, dass Sie mit einer guten Aus-
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leuchtung und Schärfe fotografieren können. Blitze mit den verschiedensten Lichtformen geben Ihnen auch die Möglichkeit, das Licht nach Ihren Wünschen und Vorstellungen zu modellieren. Und im Gegensatz zum Arbeiten mit vorhandenem Licht haben Sie die volle Kontrolle. Wichtig ist, dass die beiden Blitze im gleichen Winkel und Abstand auf das Modell gerichtet sind.
Ich persönlich analysiere gerne das natürliche Licht und lasse mich von interessanten Lichtstimmungen inspirieren, um sie im Studio nachzuempfinden. So auch bei diesem Bild. Ich beobachtete in einer Alltagssituation eine ähnliche Lichtstimmung auf dem Gesicht einer Person vor mir. Das Licht fiel von rechts durch das Fenster und wurde von einer weißen Wand auf der linken Seite reflektiert. Da die Person nach vorne gebeugt war, wurden nur die Wangen von einem Streiflicht gleichmäßig beleuchtet, während der Rest sich im Schatten verbarg. Im Studio empfand ich diese Lichtsituation mithilfe von zwei Striplights, die ich seitlich von hinten positionierte, nach. Um ein geheimnisvolles Porträt aufzunehmen, bat ich das Modell, sich mit dem Rücken zu mir zu stellen. Das Foto konzentriert sich somit auf die gleichmäßig ausgeleuchteten Körperkonturen des Modells. Der Rest verschwindet komplett in der Dunkelheit, wodurch ein geheimnisvoller, aber auch kraftvoller Bildeindruck entsteht. NATÜRLICHES STREIFLICHT Streiflicht entsteht immer dann, wenn das Modell seitlich zur Lichtquelle steht und das Licht in einem flachen Winkel auf das Modell trifft. Wenn Sie draußen fotografieren, finden Sie eine solche Lichtsituation morgens oder abends vor, wenn die Sonne tief steht.
TECHNIK: Canon EOS 1D Mark III | 50 mm | f6,3 | 1/125 s | ISO 50 LICHT: Zwei Striplights SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Julius Erler
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EXKURS: PORTRÄTS BEWUSST GESTALTEN Smartphone-Kameras werden immer besser und leistungs-
DEN FOKUS SETZEN Das erste und offensichtlichste
stärker. Da stellt sich die Frage: Kann heutzutage jeder gute
Gestaltungsmittel ist der Fokus der Kamera in Verbindung
Fotos machen? Und was ist der Unterschied zwischen ei-
mit der Blende. Bei der Verwendung einer offenen Blende
nem Profi und einem Hobby-Knipser? Gibt es überhaupt ei-
(kleine Blendenzahl) werden die Bereiche vor und hinter
nen? Ja, den gibt es, und zum Glück ist nicht nur die teurere
dem fokussierten Motiv unscharf dargestellt. Da unscharfe
Kamera oder das längere Objektiv ausschlaggebend. Wer
Bereiche deutlich informationsärmer sind als scharfe, neh-
gut fotografieren kann, kann dies auch mit dem Smart-
men wir diese als weniger relevant wahr. Der Betrachter
phone. Er macht sich mehr Gedanken um das Motiv und
konzentriert sich somit auf den scharfen Bereich. Wenn Sie
darum, wie er es in Szene setzt. Er gestaltet das Foto. Dafür
sich also auf ein Detail fokussieren möchten, dann setzen
braucht man Wissen und Regeln, die man anwenden oder
Sie dieses auch entsprechend in den richtigen Fokus. Wol-
sogar gezielt missachten kann. Denn nur wer die Regeln
len Sie die ganze Umgebung zeigen, dann schließen Sie die
kennt, kann sie auch brechen. In diesem Exkurs lernen Sie
Blende (hohe Blendenzahl), um eine hohe Schärfentiefe
einige Gestaltungsprinzipien kennen, mit denen Sie Ihre
zu erhalten. Bei Porträts bietet es sich in der Regel an, sich
Porträts bewusst gestalten können. Sich darüber hinaus
auf die Augen zu konzentrieren und diese scharf zu stellen.
noch weiter damit zu beschäftigen und Bilder unter diesem
Dann fühlt sich der Betrachter direkt angesprochen.
Gesichtspunkt zu analysieren, wird Sie nachhaltig voranbringen – sowohl in Ihrer Wahrnehmung als auch in der Gestaltung Ihrer Fotos.
GESTALTEN BEDEUTET, DEN BLICK ZU LENKEN Das Wichtigste zuerst: Warum wird ein Foto überhaupt gestaltet? Rein technisch betrachtet, ist ein Foto eine Momentaufnahme der Realität, entstanden im Bruchteil einer Sekunde. Aufgrund der Masse an Informationen, die unser Gehirn verarbeiten muss, sortiert es die Reize nach Relevanz, und wir nehmen unsere Umgebung nur selektiv wahr. Die Kamera macht genau das nicht. Aus diesem Grund müssen Sie den Fokus auf einem Foto klar setzen, um den Blick auf die Information zu lenken, die Sie vermitteln möchten.
Trotz der stark strukturierten Umgebung fällt der Blick direkt auf das Modell, da der Fokus auf ihm liegt und die Umgebung zum großen Teil unscharf dargestellt wird.
Der norwegische Krimiautor Lars Lenth thematisiert den Lachsfang in seinem Roman »Der Lärm der Fische beim Fliegen«. Das Porträt von ihm nahm ich deshalb im Hafen von Oslo vor dem Lachsstand auf.
Die Linien des Opernhauses in Oslo führen den Blick am Haus entlang zum Modell.
DIE UMGEBUNG MITEINBEZIEHEN Für jedes Porträt
LINIEN NUTZEN Doch nicht nur atmosphärisch spielt
foto brauchen Sie eine Umgebung. Doch diese ist nicht nur
die Umgebung eine wichtige Rolle. Überall in der Welt se-
schmückendes Beiwerk, sie ist eine wichtige Komponen-
hen wir uns konfrontiert mit Mustern, Linien und Struktu-
te Ihres Fotos. Sie ist maßgeblich verantwortlich für die
ren. Versuchen Sie, solche Elemente für den Bildaufbau zu
Atmosphäre, und zwar nicht nur auf dem Foto, sondern
nutzen. Linien, die von der Bildkante zum Hauptmotiv hin-
auch während des Foto-Shootings selbst. Unterschwellig
führen, wirken wie imaginäre Pfeile für den Betrachter. Je
erzeugt die Umgebung eine Stimmung, die der Betrach-
mehr und größere Linien in einem Foto leiten, desto offen-
ter wahrnimmt. Selbst wenn die Umgebung nicht auf den
sichtlicher wird der Bildaufbau. Wenn Sie zum Beispiel eine
Fotos zu sehen ist, nimmt sie Einfluss auf Ihr Modell. Sie
Person auf einem Steg im Wasser fotografieren möchten,
hilft dem Modell, sich in die gewünschte Stimmung zu
bietet es sich an, am Steg und Handlauf entlangzufoto-
versetzen. So ist es zum Beispiel hilfreich, für Bewerbungs
grafieren und an deren Ende das Modell zu platzieren. Mit
fotos eine professionelle Umgebung zu inszenieren und im
Mustern und Strukturen ist es wiederum möglich, das Foto
Gegensatz dazu zum Beispiel für gefühlvolle Porträts eine
in einzelne Segmente zu separieren und damit den Inhalt
geborgene Atmosphäre zu schaffen. Eine Interaktion des
zu ordnen.
Modells mit der Umgebung verleiht dem Foto noch mehr Tiefe und Authentizität.
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a PLATZIERUNG DES MODELLS Für die Bildwirkung ist es ebenfalls wichtig, das Hauptmotiv, also Ihr Modell, an der richtigen Stelle zu platzieren. Dafür können Sie zum Beispiel die wohl bekannteste Gestaltungsregel nutzen,
b
Der Goldene Schnitt teilt eine Strecke so, dass a : b = (a + b) : a. Die größere Teilstrecke steht zur kleineren also im selben Verhältnis wie die größere zur Gesamtstrecke.
den Goldenen Schnitt. Eine Strecke wird dabei so unterteilt, dass das Verhältnis des kleineren Teils zum größeren Teil
Die Drittelregel ist eine vereinfachte Form des Goldenen
dem des größeren Teils zur Gesamtstrecke entspricht. Das
Schnitts. Dabei ziehen Sie in gleichen Abständen zwei waa-
Verhältnis liegt bei 1:1,618. Der Goldene Schnitt ist ein in
gerechte sowie zwei senkrechte Linien durch das Bild, so-
der Natur oft vorkommendes Verhältnis und wird deshalb
dass neun gleich große Bildsegmente entstehen. Nun plat-
als harmonisch wahrgenommen. Er kann dabei helfen, ein
zieren Sie bildwichtige Elemente am Schnittpunkt zweier
interessantes Spannungsverhältnis im Bild zu erzeugen.
Linien oder lassen sie an einer Linie entlanglaufen.
Dafür wird das Hauptmotiv nicht in der Bildmitte, sondern
Oft vernachlässigt wird die Zentralkomposition. Dies liegt
etwas dezentraler positioniert.
vor allem daran, dass sie etwas verpönt ist und gerne den
Viele Kameras und auch Bildbearbeitungsprogramme bie-
Anfängern in der Fotografie zugesprochen wird. Dabei wird
ten die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Raster über
das Motiv direkt mittig platziert. Da keine Gewichtung
dem Foto einzublenden. Auf diese Weise lässt sich das
entsteht, wirken die Bilder etwas statisch und langweilig.
Hauptmotiv gezielt auf den Linien oder Schnittpunkten des
Doch eine bewusste Verwendung der Zentralkomposition
Rasters platzieren.
kann ebenfalls zu spektakulären Fotos führen.
Hier habe ich das Raster des Goldenen Schnitts eingeblendet und die Beine des Modells auf der linken vertikalen Linie positioniert.
Hier habe ich das Bild nach der Drittelregel unterteilt und die Beine an der linken vertikalen Linie positioniert. Das Modell wird so noch stärker aus der Bildmitte herausgerückt.
Bei der Zentralkomposition befindet sich das Modell direkt in der Mitte des Bildes.
PUNKT-FLÄCHEN-KONTRAST Neben der Platzierung
Freya ist verhältnismäßig klein auf dem Foto zu sehen. Da die Flächen um sie herum jedoch eher dunkel und farb- los sind, fällt der Blick sofort auf ihr Gesicht. Natürlich lässt sich ein Punkt-Flächen-Kontrast auch noch deutlich plakativer gestalten. Es kommt dabei auch immer auf die gewünschte Bildaussage an.
des Modells nach den Kompositionsregeln können Sie mit dem sogenannten Punkt-Flächen-Kontrast für mehr Spannung im Bild sorgen. Dieser besagt, dass ein einzelnes kleines Bildelement sich allein durch seine Helligkeit, Farbe, Form und/oder Schärfe von einer ansonsten ruhigen, einheitlichen Fläche abheben bzw. gleichwertig sein kann. Platzieren Sie Ihr Modell dafür zum Beispiel in einer weiten Landschaft oder vor einer einfarbigen Wand.
GESTALTEN MIT LICHT UND SCHATTEN Eine weitere Möglichkeit, den Blick des Betrachters zu lenken, besteht darin, mit Helligkeit und Dunkelheit zu arbeiten. Helle Bereiche vermitteln uns, dass es sich dabei um den wichtigen Inhalt des Bildes handelt. Dunkle wiederum sinken in der Wahrnehmung. So richtet zum Beispiel eine Vignette, also der dunkle Verlauf an Bildrändern, den Blick des Betrachters in die Bildmitte. Auch Licht- und Schattenspiele und starke Kontraste können eine interessante Spannung im Bild erzeugen.
Das Modell steht im Licht und somit klar im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die dunkle Umgebung verliert an Relevanz.
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Durch die tiefe Aufnahmeperspektive und den Blick des Modells Anna über den Betrachter hinweg wirkt Anna stark und selbstbewusst.
Das Modell Gina hebt sich durch die roten Haare gut vom blauen Himmel im Hintergrund ab.
DIE PASSENDE PERSPEKTIVE WÄHLEN Je nachdem,
FARBEN GEZIELT EINSETZEN Das Thema Farbe ist ein
von welchem Standpunkt oder Winkel aus Sie das Modell
großer Streitpunkt in der Fotografie. Es gibt die Verfech-
fotografieren, verändert sich auch die Wahrnehmung des
ter der reinen Schwarzweiß-Fotografie und diejenigen,
Betrachters. Ein Foto auf Augenhöhe vermittelt Gleichbe-
die es lieben, mit Farben zu arbeiten. Dazwischen gibt es
rechtigung. Der Betrachter begegnet dem Modell auf einer
natürlich wie immer auch eine große Bandbreite an ande-
Ebene und kann mit diesem in Kontakt treten. Verlagert
ren Meinungen. Das ist aber eine reine Geschmacksfrage.
sich der Aufnahmewinkel nach oben, schaut der Betrach-
Fakt ist, dass Farben ein großes Repertoire an Emotionen
ter auf das Modell herab. Dieses wirkt dann niedlicher und
vermitteln und in unterschiedlichem Maße Aufmerksam-
freundlicher, aber ebenso unterwürfig und schwach. An-
keit auf sich ziehen. Jede einzelne Farbe vermittelt, je nach
dersherum wirkt das Modell mit einem Blickwinkel von un-
gesellschaftlichem Kontext, eine andere Emotion und lässt
ten aufgenommen deutlich autoritärer. Das Modell schaut
diverse Assoziationen zu. Blau lässt sich zum Beispiel mit
auf den Betrachter herab und vermittelt somit Stärke und
dem Himmel verknüpfen und vermittelt Weite, während
Macht. Ein Phänomen, das vor allem bei klassischen Herr-
Grün mit der Natur und Gesundheit in Verbindung ge-
scherporträts in der Malerei zu beobachten ist.
bracht werden kann. Interessant ist, dass in der Farbwahr-
Aber auch die Perspektive des Fotos kann kreativ genutzt
nehmung erhebliche regionale Unterschiede auftreten, da
werden. Die Wahrnehmung des Betrachters orientiert sich
viele Assoziationen auf gesellschaftlichen Konventionen
an der Natur. Das bedeutet: Der Boden ist unten, der Him-
beruhen.
mel oben. Durch das Drehen der Aufnahme können Sie mit
Bei der Gestaltung mit Farben spielen vor allem Kontras-
dieser Wahrnehmung spielen. Um diesen Effekt authen-
te eine Rolle. Werden gesättigte gegen getrübte Farben
tisch einzusetzen, sollten Sie entsprechende Relationen zur
gestellt, spricht man von einem Qualitätskontrast. Die ge-
Umgebung vermeiden oder gezielt mit einfließen lassen.
sättigte Farbe zieht dabei den Blick auf sich. Der Quanti-
tätskontrast beschreibt die Menge, also die zahlenmäßige
BEDENKEN SIE DIE LESERICHTUNG Wir schreiben
Flächengröße, der verwendeten Farben. Der unterschiedli-
und lesen in unserem Kulturkreis primär von links nach
che Mengenanteil von Farben im Bild kann Spannung und
rechts und von oben nach unten. Genauso ist unsere Wahr-
Lebendigkeit erzeugen.
nehmung aller anderen Inhalte. Wir beginnen oben links
Weitere Kontraste, auf die Sie bei der Kombination von Far-
und enden unten rechts. Diese Leserichtung kann bewusst
ben zurückgreifen können, sind der Kalt-Warm-Kontrast,
genutzt werden, indem man Hilfsmittel, die dem Betrach-
der Hell-Dunkel-Kontrast oder der Komplementärkontrast.
ter bei der Interpretation des Bildes helfen sollen, in diesen Ecken platziert. Beginnen Sie zum Beispiel mit der Kom-
KOMPLEMENTÄRKONTRAST
position der Blickführung oben links, um den Betrachter zu dem Motiv hinzuleiten. Holen Sie ihn wiederum unten rechts ab, um ihn zurück zu dem Motiv zu lenken. Die Blickrichtung des Modells spielt dabei auch eine ent-
Der Komplementärkontrast beschreibt die Wirkung
scheidende Rolle. Schaut es den Betrachter an, »spricht« es
zweier Farben, die im Farbton die größte Verschieden-
direkt zu ihm. Schaut es wiederum weg, folgt der Betrach-
heit haben. Dadurch ergänzen sie sich ideal, und jede
ter automatisch dem Blick und möchte herausfinden, wo-
Farbe kommt voll zur Geltung. Auf dem Farbkreis ste-
hin es schaut.
hen sich die komplementären Farben gegenüber, zum Beispiel Blau und Gelb, Rot und Cyan sowie Grün und Magenta.
Der Farbkreis zeigt komplementäre Farben.
Der Blick des Betrachters startet am oberen linken Bild rand und wird zunächst vom Gesicht angezogen. Daraufhin folgt der Blick der nahe liegenden Schattenlinie im Hintergrund zum unteren rechten Bildrand. Über die leitende Linie des Geländers wird der Blick in Richtung der Hände gelenkt, über diese schweift er wieder zum Gesicht und kann an diesem Punkt verweilen oder den Blick erneut schweifen lassen.
PAARE UND GRUPPEN Bandformation Was sich liebt, das neckt sich Huckepack Ein Tag am Fluss Im Wasser Auf dem Parkdeck In Bewegung Der Antrag Lifestyle-Paar-Shooting Eine Pose, zwei Bilder Ein gefühlvolles Paarfoto Exkurs: Porträtretusche
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BANDFORMATION Bei dieser Aufnahme ging es darum, insgesamt acht Mitglieder der Band »Don Horn Orchester« auf ein Foto zu bringen. Der Klassiker, den ich bei Gruppenfotos auch immer mitfotografiere, ist natürlich, alle in einer Reihe aufzustellen. Aber dieses Motiv wird schnell langweilig. Also musste eine etwas interessantere Konstellation her. Mir kam die Idee, die Symmetrie des Raums der Orangerie Erlangen aufzugreifen. Drei der Männer sollten sich jeweils links und rechts der großen Flügeltür aufstellen und zwar leicht schräg versetzt, um ein wenig Dynamik in das Bild zu bekommen. Um die Symmetrie aufzulockern, rollten wir den großen Flügel genau in die Mitte und legten die Frontfrau in rotem Kleid darauf, was einen Kontrastpunkt zu dem sonst recht monochrom gehaltenen Motiv erzeugte. Der Blick des Betrachters wird so ins Zentrum des Bildes gelenkt. Das achte Bandmitglied, der Pianist, durfte sich an das Piano setzen. Mit den Posen und Gesichtsausdrücken der Personen können Sie ein wenig experimentieren. Fragen Sie die Gruppe, wie sie sich gerne zeigen würde. Wir haben uns bei diesem Bild für cool und lässig wirkende Posen entschieden und außerdem die Instrumente mit ins Bild genommen. Damit erledigt sich die oft gestellte Frage »Wohin mit den Händen?«. Das Licht-Setup ist hier relativ einfach gehalten. In dem Raum herrschten schon optimale Bedingungen: Es gab zwei große Fenster links und rechts, weiße Wände und eine hohe Decke. Die Sonne strahlte nur indirekt durch die Fenster, was eine sehr gleichmäßige, weiche Beleuchtung im Raum erzeugte. Um das »Zangenlicht« der Fenster noch ein wenig abzumildern und Licht auf die Gesichter zu bekommen, habe ich mit einen 500-Ws-Blitzkopf mit voller Leistung gegen die Decke geblitzt. Ich erzeugte also ein indirektes Licht von oben. Indirekt, um die insgesamt schon weiche Lichtstimmung nicht durch einen frontalen Blitz zu zerstören. EXPERIMENTIEREN SIE! Bei solchen Motiven versuche ich immer, möglichst viele Varianten zu fotografieren, einfach um später eine große Auswahl bzw. ein Backup-Motiv zu haben, falls sich jemand doch nicht gefällt.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 24 mm | f6,3 | 1/100 s | ISO 1 000 LICHT: Fensterlicht + indirektes Blitzlicht SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
Die beiden großen Fenster erzeugen ein wunderbar weiches und gleichmäßiges Licht. Um das so entstandene »Zangenlicht« auszugleichen, habe ich noch mit einem Blitz indirekt gegen die Decke geblitzt, um eine leichte Aufhellung in den Gesichtern zu erzeugen.
Fenster
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Fenster
Das »Don Horn Orchester« in der Orangerie in Erlangen. Die Symmetrie des Raums floss in die Aufstellung der Band mit ein. Um einen Kontrast zu setzen, haben wir das Piano samt Pianist und Sängerin in der Mitte des Raums platziert.
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In einer Beziehung geht es nicht immer harmonisch zu, warum also nicht auch einmal die Momente fernab der »Romantikidylle« fotografieren?
Meine Modelle stehen ca. 1,5 m vor dem Hintergrund, damit darauf nicht zu viel Licht landet und dieser relativ dunkel bleibt. Das Striplight kommt leicht von oben, sodass eine Schattenkante unterhalb der Arme der Modelle entsteht. Das verleiht dem Bild mehr Dynamik, und es wirkt trotz des frontalen Blitzlichts nicht zu flach.
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WAS SICH LIEBT, DAS NECKT SICH Gibt man bei Google die Schlagworte »Pärchen« und »Fotografie« ein, stößt man auf eine Fülle an Bildern, die ähnlich aussehen: Menschen, die sich verliebt in den Armen liegen oder sich küssen. Klar ist es genau das, was die meisten Paare wollen, wenn sie zum Fotografen ihres Vertrauens gehen und ihn für ein Paar-Shooting engagieren. Diese Bilder haben auch ihre Berechtigung und sollen keinesfalls abgewertet werden. Dennoch ist es manchmal schön, genau diese stereotypen Bilder zu vermeiden. Wie Sie sehen, zeigt dieses Bild alles andere als eine harmonische Szene. Um so ein Bild authentisch umzusetzen, bedarf es meist einer guten Regie des Fotografen. So mussten sich die beiden für diese Aufnahme wirklich anschreien. Das intensiviert die Mimik und sorgt dafür, dass die Muskeln sich automatisch anspannen und nicht doch ein leichtes Lächeln entsteht, was die Stimmung des Bildes sehr schnell zerstören würde. Überlegen Sie also, was die Szene authentisch wirken lässt, und geben Sie die passenden Anweisungen, um genau diese Bildwirkung zu erzielen. Ich habe mich für eine sehr frontale Ausleuchtung mit einem großen, quer gedrehten Striplight entschieden. So erreichte ich eine relativ gleichmäßige Lichtwirkung im Bereich der Köpfe und Arme und erzeugte einen leichten Schatten auf der Unterseite der Arme, was dem Bild mehr Dynamik verleiht. Ein frontales Licht lässt die Szene »härter« wirken und leuchtet gleichzeitig die Gesichter der Modelle aus, sodass ihre Mimik gut erkennbar wird. Um das harte Licht zu unterstreichen, habe ich mich für eine kontrastreiche Schwarzweiß-Umwandlung entschieden. PAARDYNAMIK Um Haltungen und auch Gesichtsausdrücke authentisch wirken zu lassen, hilft es oft, wenn das Paar in Aktion ist, wie in diesem Fall durch das Anschreien. Auch Aufnahmen im Gehen oder beim Küssen bieten TECHNIK: Canon EOS 7D | 27 mm | f8 | 1/160 s | ISO 100 LICHT: Striplight SCHWIERIGKEITSGRAD: 3 FOTOGRAF: Felix Röser
sich dafür an. Das lockert das Shooting auf und wirkt nicht gestellt.
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HUCKEPACK Zwei- bis dreimal im Jahr geben meine Kolleginnen und ich einen Workshop rund um das Thema Hochzeitsfotografie. Neben einem ausgiebigen Theorieteil, in dem wir zum Beispiel über die Kundenakquise, Bürokratie, Abläufe, Equipment und viele andere Themen sprechen, gibt es auch einen großen Praxisteil. Dazu dekorieren wir im Vorfeld Kulissen mit Hochzeitsaccessoires und wählen verschiedene schöne Locations für Paar-Shootings aus. Mittlerweile hat es sich bewährt, dass wir neben ein oder zwei Brautpaaren auch immer ein »normales« Paar als Modelle integrieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich von Kunden oftmals nicht nur als Hochzeitsfotografin, sondern schon für ein Paar-Shooting im Vorfeld gebucht werde. Mit den Bildern werden dann Einladungskarten oder Ähnliches produziert. Ich persönlich empfehle so ein Shooting vorab, weil man so sein Brautpaar kennenlernen und vor dem großen Tag schon gemeinsam Fotoerfahrung sammeln kann. Dieses Bild hier ist im Rahmen unseres Hochzeitsworkshops im Frühling entstanden. Es zeigt unser Paar auf einem kleinen Weg mitten in einem Wald. Ich habe den Teilnehmern unseres Workshops verschiedene Posen für Paare gezeigt. Eine davon ist das Huckepacktragen. Hier sind allerdings ein paar Voraussetzungen wichtig. Der Mann muss auf der einen Seite stark genug sein, seine Frau zu tragen. Wenn das nicht der Fall ist, wirkt er auf den Bildern sehr gequält. Die Frau muss zudem darauf achten, dass sie sich nicht zu sehr an ihren Mann klammert, sonst sieht es oft so aus, als wolle sie ihn erwürgen. Sind die Voraussetzungen gegeben, nimmt der Mann seine Herzensdame Huckepack und läuft dann ein paar Schritte mit ihr auf dem Rücken. Glauben Sie mir, es ist ein Garant für lustige und fröhliche Bilder. Genau das zeigt Ihnen dieses Bild. Bei den beiden hat die Pose gut funktioniert, und sie haben offensichtlich Spaß. BELICHTUNGSZEIT Denken Sie bei solchen Aufnahmen an eine kurze Belichtungszeit, damit die schnellen Bewegungen nicht verwischen. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/1000 s | ISO 400 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Das Huckepacktragen ist ein Garant für fröhliche, natürliche und ausgelassene Paarbilder.
Schon immer wollte ich ein Bild von einem Paar in einem Boot fotografieren. Was hier ruhig und harmonisch wirkt, verhielt sich in der Realität etwas anders. Hauptsache, das Ergebnis stimmt, und alle hatten Spaß.
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EIN TAG AM FLUSS Dieses Bild entstand auf unserem Grundstück an der Werse, einem wunderschönen, natürlichen Fluss ganz in der Nähe von Münster. Es gibt dort viele wild bewachsene Ecken, und direkt am Wasser liegen zwei Kanus. Bevor ich hier meine ersten Kunden-Shootings anbot, wollte ich erst einmal ein freies Probe-Shooting machen. Für dieses sogenannte TPF-Shooting konnte ich Alina und Kevin gewinnen. Ich wollte schon immer ein Foto von einem Paar in einem Boot machen. Ich war also überglücklich, als die beiden sich dazu bereit erklärten, in ein Kanu einzusteigen. Ich selbst passte nicht mehr mit ins Kanu, ins Wasser konnte ich aber auch nicht. Also habe ich mich auf einem kleinen Steg positioniert. Mein Mann hat das Kanu netterweise immer wieder in Position vor den Steg geschoben, sodass ich eine tolle Perspektive hatte. Es wirkt so, als sei ich selbst im Wasser gewesen. Was Sie auf dem Bild nicht erkennen, ist, dass das Ganze eine überaus wackelige Angelegenheit war. Alina sitzt zwischen Kevins Beinen, was zwar bequem aussieht, in der Realität aber nicht der Fall war. Als ich die beiden Für manche Shootings ist ein Assistent unabdingbar. Mein Mann sorgte für die richtige Position des Kanus.
dann auch noch bat, sich einen Kuss zu geben, wurde es nur noch wackeliger. Das fanden alle Beteiligten allerdings ziemlich lustig, und genau da entstand mein Bild. Dieses wirkt ganz entspannt, romantisch und ruhig. Manchmal gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem fertigen Bild und der Realität. Am Ende zählt aber, dass alle Beteiligten Spaß hatten und mit den Ergebnissen zufrieden sind. Das habe ich mit diesem Bild in jedem Fall erreicht. TFP-SHOOTING Die Abkürzung TFP steht für »Time for Prints«, was bedeutet, dass zwischen Modell und Fotograf kein Geld fließt. Das Modell gibt seine Zeit (Time), und der Fotograf darf die Bilder (Prints) anschließend für Werbezwecke nutzen. Denken Sie auch bei so einer Art Shooting immer daran, einen Vertrag aufzusetzen (für nähere Infos siehe den Exkurs »Ein Shooting planen« ab Seite 158).
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/1250 s | ISO 640 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
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IM WASSER Nach einem langen Shooting-Tag auf der Insel Mallorca, nach vielen zurückgelegten Kilometern und mit müden Beinen, hatten wir uns ein wenig Entspannung am Wasser redlich verdient. Und da saßen wir nun – an einem warmen Sommerabend, mit Blick auf das wunderschöne Meer und einer Kamera voller genialer Bilder. Doch die Fotografie wäre nicht meine größte Leidenschaft, wenn ich in solch einem besonderen Moment meine Kamera aus der Hand legen könnte. Natürlich habe ich vor allem in den schönsten Augenblicken das größte Bedürfnis, zu fotografieren und diese Momente einzufangen. Ich bat das Paar, noch ein paar letzte Fotos mit mir im Meer zu machen, und ich hatte Glück, denn auch sie waren von der Idee begeistert. Dies war mein erstes Paar-Shooting im Wasser, und ich muss sagen, es hat sich definitiv gelohnt. Das Paar habe ich sitzend im Wasser platziert. Sie sollten sich so nah wie möglich sein und mich gar nicht beachten, sondern miteinander interagieren. Durch die sitzende Pose konnte ich schräg von oben fotografieren. Dies hat nicht nur mich und meine Kamera vor Wasser geschützt, sondern auch einen schönen Blick auf die Spiegelungen im Wasser ermöglicht. Ich habe nahezu keine weiteren Anweisungen gegeben, sondern einfach die liebevolle Verbindung zwischen dem Paar festgehalten. FARBE ODER SCHWARZWEISS? Auf den Bildern wollte ich die traumhafte Umgebung miteinbeziehen, aber den Fokus dennoch auf die Interaktion des Paares legen. Deshalb habe ich dieses Bild in Schwarzweiß umgewandelt. Die Farben hätten zu sehr von dem besonderen Moment abgelenkt.
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f1,8 | 1/2000 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Dieses Paarfoto im Wasser entstand ganz spontan nach dem eigentlichen Shooting auf Mallorca. Dabei ist diese schöne und intime Momentaufnahme entstanden. (Modelle: Anne-Sophie und Mathias)
Dieses Bild ist im Rahmen eines Verlobungsshootings entstanden und gehört bis heute zu einem meiner liebsten. Das Gegenlicht der Abendsonne taucht das Paar in goldene Farben.
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AUF DEM PARKDECK Als Location für dieses Verlobungsshooting mit Marta und Peter hatte ich mir das Dach eines Parkhauses in Münster ausgesucht. Das ist eine tolle Location, auf der sich abends gerne Fotografen tummeln, da man dort wunderbare Gegenlichtaufnahmen machen kann. Das Parkhaus liegt unmittelbar in der Nähe des Bahnhofs. Im Hintergrund erkennt man ganz leicht noch ein paar Züge und das Bahnhofsgebäude, hinter dem die Sonne langsam verschwindet. Gegenlichtaufnahmen sind immer eine Herausforderung für Fotografen. Die Sonne darf nicht zu hoch stehen, dann erzielt man nicht den gewünschten Effekt im Bild. Auf einem hohen Gebäude befindet man sich aber oberhalb der untergehenden Sonne, was das Fotografieren leichter macht. Die Modelle sind dann gut ausgeleuchtet, und ihre Konturen überstrahlen nicht so stark. Wenn Sie keine vergleichbare Location finden, empfehle ich Ihnen, Gegenlichtaufnahmen kurz vor Sonnenauf- oder -untergang zu einzuplanen, damit die Sonne möglichst tief steht. Marta und Peter stehen am Geländer des Parkhauses. Sie lehnt sich entspannt zurück, während er seitlich zu ihr steht. Bei dieser Pose war es mir wichtig, dass sich ihre Köpfe berühren. Ich nenne das für meine Modelle immer »Stirn an Stirn«. Diese Nähe wirkt harmonisch und vertraut. Bei einem Paar-Shooting ist es immer interessant, zu sehen, wie sich die Gesichtsausdrücke der Paare verändern, wenn sie nicht in die Kamera schauen. Probieren Sie das einmal aus, indem Sie ein Paar bitten, erst in die Kamera zu blicken und sich dann gegenseitig anzuschauen. Sie werden sehen, wie sich sofort die Mimik verändert. Der Partner ist vertraut, und das spiegelt sich direkt in den Gesichtern wider. Für uns Fotografen ist es dann leicht, ein natürliches und emotionales Bild zu fotografieren. BELICHTUNG BEI GEGENLICHT Möchten Sie eine schöne Gegenlichtaufnahme erstellen, bei der die Gesichter der porträtierten Personen hell erscheinen, ist es wichtig, dass Sie die Belichtung manuell vornehmen oder TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 35 mm | f1,8 | 1/250 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
eine Belichtungskorrektur einstellen. Mit der Belichtungsautomatik werden Gegenlichtbilder meist zu dunkel oder auch zu hell.
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IN BEWEGUNG Die Bilder auf dieser Doppelseite zeigen Hanna und Lukas beim Verlobungsshooting. Anhand dieser Bilder möchten ich Ihnen zeigen, dass es bei Paar-Shootings gut funktioniert, das Paar ein Stück gemeinsam gehen zu lassen. Angefangen haben wir auf einem Weg, der durch einen Wald führt. Die beiden sollten erst einmal ein Stück von mir weggehen. Dabei hatte ich schon die erste Aufnahme im Kasten. Als sie weit genug entfernt waren, bat ich die beiden, sich umzudrehen und wieder auf mich zuzukommen. Wichtig ist, dass Sie das Paar daran erinnern, das langsam zu tun. Sie tendieren sonst häufig dazu, immer schneller zu werden, was das Fotografieren erschwert. Wenn Sie möchten, können Sie den Mann bitten, seiner Frau etwas ins Ohr zu sagen. Dabei entstehen meistens fröhliche Bilder, und Sie erhalten eine Aufnahme, auf der das Paar interagiert. Das Bild oben rechts entstand unmittelbar danach. Hanna sollte Lukas ein Stück hinter sich herziehen. Die beiden gehen über eine kleine Wiese, die an den Wald und an ein Maisfeld grenzt. Dadurch entstand eine schöne Flucht, die sich gut zum Fotografieren eignete. Unser Shooting fand abends im Hochsommer statt. Die Sonne stand allerdings noch nicht so tief, dass man perfekte Gegenlichtaufnahmen machen konnte. Deshalb habe ich die beiden im Schatten positioniert, damit ihre Konturen nicht zu sehr überstrahlten. Hanna ist auf dem Bild jedoch schon teilweise in der Sonne, Sie erkennen deshalb überstrahlte Flächen an den Konturen ihres Kleides und ihren Haaren. Auch im Hintergrund sind überstrahlte Flächen zu sehen. Dennoch gefällt mir das Bild sehr gut, da es eine schöne Paardynamik zeigt. Das goldene Licht der Abendsonne verleiht dem Bild zudem eine romantische Atmosphäre. KLEINE AUFGABEN Sie sehen, dass es sich lohnen kann, Paarbilder in Bewegung aufzunehmen. Gerade, wenn Sie Menschen vor der Kamera haben, die noch nicht so erfahren sind, ist es hilfreich, wenn Sie ihnen kleine Aufgaben und Anweisungen geben. Zeigen Sie ihnen zwischendurch auch die Ergebnisse, dann werden sie sofort sicherer und selbstbewusster, und der Rest des Shootings ist ein Klacks.
TECHNIK: Bild rechts oben: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/800 s | ISO 200; Bilder oben und rechts unten: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/320 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Modelle in Bewegung zu bringen und ihnen somit eine Aufgabe zu geben ist immer eine gute Möglichkeit, Unsicherheiten vor der Kamera zu verringern. Dabei entstehen dann oft gleich mehrere tolle Bilder.
Dieses Bild ist in einer ganz besonderen Situation entstanden: Til machte Julia einen Heiratsantrag. Ich fotografierte das Paar im stimmungsvollen Licht der Abendsonne am Waldrand vor einem Maisfeld.
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DER ANTRAG An dieses Shooting erinnere ich mich sehr gerne zurück. Es war für alle Beteiligten ein ganz besonderes Shooting. Der Grund dafür war, dass Til seiner Freundin Julia während des Shootings, also vor meiner Kamera, einen Heiratsantrag gemacht hat. Als Til mir von seinem Vorhaben erzählte, war ich unglaublich aufgeregt und voller Vorfreude. Wir hatten uns einen guten Plan zurechtgelegt, wie das Ganze, ohne das Julia etwas ahnte, ablaufen sollte. Ich habe sie mit dem Rücken zu Til gestellt, sodass sie ihn nicht sehen konnte und dachte, ich würde nur eine andere Pose fotografieren. Til zog währenddessen den Ring aus seiner Tasche. Auf mein Kommando drehte sich Julia um und sollte auf ihren Mann zugehen, der sich mittlerweile hingekniet hatte. Ich habe das Shooting mit einem 135-mm-Objektiv fotografiert, das ich bewusst ausgewählt hatte, weil ich nicht zu nah bei den beiden stehen wollte. Sie sollten den Moment möglichst ganz für sich haben. Ich konnte also nicht alles verstehen, was Til seiner Liebsten gesagt hatte. Was ich aber verstehen konnte, war das klare und deutliche »Ja« von Julia. Außerdem habe ich ihre Freudentränen gesehen. Wir waren alle sehr gerührt. Das Bild, das Sie hier sehen, entstand kurz nach dem Antrag, und Sie können deutlich erkennen, wie glücklich und gelöst die beiden sind. Es entstand völlig ohne Anleitung aus dem Moment heraus. TELEOBJEKTIV Das Schöne beim Fotografieren im Telebereich ist: Sie sind als Fotograf so weit entfernt, dass sich das Paar unbeobachtet fühlt und dementsprechend natürlich interagiert. Dieses Bild wirkt dennoch so, als hätte ich mich in ihrer unmittelbaren Nähe aufgehalten.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 135 mm | f2,0 | 1/400 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
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LIFESTYLEPAAR-SHOOTING In den meisten Fällen bereite ich meine Shootings vor, überlege mir einen bestimmten Bildlook, wähle die dazu passende Location und stimme das Outfit mit den Modellen ab. In diesem Fall ließ ich mich einfach überraschen. Maria und Axel habe ich während eines kurzen MallorcaAufenthalts auf Instagram entdeckt. Ich habe gezielt nach einem Paar gesucht, das ebenfalls gerade auf der Insel war und Lust auf ein spontanes Paar-Shooting hatte. Nach wenigen Minuten wurde ich fündig, schrieb die beiden an und bekam sofort eine positive Antwort. Gemeinsam suchten wir per Hashtag- und Standortsuche auf Instagram ein paar Locations aus. Leicht fiel uns die Entscheidung nicht, da Mallorca so viel zu bieten hat und es an nahezu jeder Ecke schön ist. Wir einigten uns auf das Felsentor Es Pontás – dort gab es eine atemberaubende Steinküste sowie einen Badestrand. Das Outfit haben wir direkt vor Ort ausgewählt. Maria und Axel hatten schon eine ungefähre Idee, was sie gern anziehen wollten. Zu Beginn des Shootings habe ich die beiden erst einmal machen lassen, um zu sehen, wie viel Hilfestellung sie beim Posing benötigten und wie entspannt und locker sie sich vor der Kamera bewegten. Zu meiner Überraschung gab es einen perfekten Moment nach dem anderen. Sie vermittelten so viel Energie, Liebe und Spaß, dass ich sie gar nicht stören und eingreifen musste, sondern nur zu fotografieren brauchte. So konnte ich viele stimmungsvolle Momente einfangen, die durch die traumhafte Kulisse unterstrichen werden.
TECHNIK: Bild oben: Leica Q | 28 mm | f1,7 | 1/2000 s | ISO 100; Bild unten: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f2,0 | 1/640 s | ISO 160 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Durch die fröhlichen und ungezwungenen Posen sowie die traumhafte Kulisse wirken diese Bilder wie Lifestyle-Aufnahmen. (Modelle: Maria und Axel)
Für eine besondere Bildkomposition habe ich dieses Bild einfach gedreht. (Modelle: Maria und Axel)
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Auf diesem Bild wollte ich einen vertrauten Moment zwischen dem Paar festhalten. Um diese Intimität auf dem Bild zu vermitteln, musste ich dem Paar manchmal auch physisch nahe sein. Für solche Situationen verwende ich gern meine Leica Q mit dem 28-mm-Objektiv. Da dies ein weitwinkliges Objektiv ist, musste ich wirklich sehr dicht an das Paar herangehen, um nur wenig von der Umgebung auf dem Bild zu haben. Zu Beginn war mir dies eher unangenehm, doch als ich die entstandenen Bilder gesehen hatte, war ich begeistert. Ich finde, dass man vor allem auf diesen Fotos die Vertrautheit des Paares spüren kann. Natürlich können Sie auch schöne Fotos mit einem Zoomobjektiv und aus einigen Metern Distanz festhalten, doch die Wirkung wird eine andere sein. Probieren Sie aus, was Ihnen besser gefällt und womit Sie und das Paar vor Ihrer Kamera sich wohlfühlen. INSTAGRAM NUTZEN Wenn Sie ein spontanes Shooting planen möchten, kann Instagram sehr nützlich sein: Innerhalb kürzester Zeit kann man ganz problemlos Menschen in bestimmten Gebieten finden, sich mit ihnen austauschen, Locations ausfindig machen und Beispielbilder teilen.
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f1,8 | 1/2000 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Beim Close-up oben geht es um den intimen Moment. Das Gesicht von Susanne ist scharf, der Hintergrund und auch Teile von Thomas verschwimmen in Unschärfe. Mit größerem Abstand (unten) wurde das Paar scharf dargestellt, und ich bezog den Hintergrund in die Komposition mit ein.
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EINE POSE, ZWEI BILDER Die Pose dieses Paares gehört für mich zu meinem festen Posing-Repertoire. Ich kann Ihnen versichern, dass es sehr beruhigend sein kann, wenn man ein paar Posen im Kopf hat, bei denen man weiß, dass diese funktionieren. Gerade mit wenig Fotoerfahrung ist man bei einem Shooting vielleicht noch etwas unsicher, da können feste Posen immer helfen. Auf diesen beiden Bildern sehen Sie Susanne und Thomas. Sie sitzen auf einer Mauer im Garten meiner Mutter. Susanne sitzt leicht seitlich mit dem Rücken an Thomas gelehnt. Er hat seine Arme um sie gelegt. Die Hände halten sie in ihrem Schoß zusammen. Die Pose können Sie auch auf zwei Stühlen oder einer Bank nachstellen. Die Personen sollten dabei nur eng aneinandersitzen können. Ich persönlich mag es nicht, wenn der Hintergrund zwischen dem Paar zu erkennen ist. Bei mir heißt es immer: Keine »Körperlücken«. Das Bild wirkt dann einfach intimer. Bei dem Close-up oben habe ich die beiden gebeten, ihre Köpfe aneinanderzulegen und den Blick auf Susannes Schulter zu richten. Die Pose erzeugt durch den engen Bildausschnitt ein Gefühl von Intimität. Der Fokus liegt bei diesem Bild auf Susannes Mund, weil sie so schön lächelt. Sie können ihn natürlich auch auf die Augen legen, das Bild wird dann genauso stimmungsvoll. Ist ein Paar erst einmal so in Pose, kann man als Fotograf auch einfach ein paar Schritte zurückgehen oder herauszoomen. Es entsteht dann ein völlig neuer Bildausschnitt. Das sehen Sie im Bild unten. Die Köpfe der beiden liegen noch aneinander, ich habe sie nur gebeten, den Blick in eine andere Richtung zu lenken. Sie sehen: Eine leichte Veränderung, entweder durch einen neuen Bildausschnitt oder durch eine andere Blickrichtung der Modelle, kann schon ein ganz anderes Bild erzeugen. Sie können also mit wenigen Posen viele tolle Bilder anfertigen. TECHNIK: Beide Bilder: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/3200 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
DOPPELKINN Achten Sie bei dieser Pose immer auf ein mögliches Doppelkinn. Ist das der Fall, reicht es, wenn das Modell sein Kinn einfach ein bisschen nach vorne schiebt.
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EIN GEFÜHLVOLLES PAARFOTO Für mich hat die Paarfotografie nur ein Ziel: die emotionale Verbindung zwischen zwei Menschen in natürlichen Aufnahmen widerzuspiegeln. Und auch die Paare vor meiner Kamera geben mir in dieser Annahme recht, denn sie bitten mich stets darum, lockere, emotionale und natürliche Fotos von ihnen aufzunehmen. Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, gehe ich wie folgt vor: Zuallererst kläre ich in einem freundschaft lichen Gespräch, welche Wünsche und Vorstellungen das Paar für die Fotos hat. Außerdem versuche ich, Charaktereigenschaften des Paares herauszufinden: Was sind ihre Hobbys, kuscheln sie gern, sind sie eher emotional oder vielleicht cool und witzig? Wie möchten sie auf den Bildern wahrgenommen werden? Während des Gesprächs versuche ich, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und dem Paar damit zu signalisieren, dass es vor meiner Kamera gern so sein darf, wie es ist. Während des Shootings leite ich das Paar etwas an und schlage verschiedene Posen vor. Für dieses Bild habe ich das Paar gebeten, sich dicht nebeneinanderzusetzen und die Köpfe zueinanderzudrehen. Körperhaltung und Pose haben mir so gut gefallen, dass es bereits jetzt schon ein schönes Foto gewesen wäre. Doch um diesem Bild noch mehr Leben einzuhauchen, sollten sich die beiden nun innerhalb meiner vorgegeben Pose bewegen und sich so berühren, wie sie es auch ohne Fotograf in einer vertrauten Situation tun würden. Meine Anweisungen sorgen also für eine schöne Pose, aber Romantik ist auf dem Bild nur zu spüren, wenn sich das Paar möglichst natürlich verhält. In diesem Fall hat Anne-Sophie ihren Partner an Hals und Wangen gestreichelt und dabei ihre Augen geschlossen. Solche liebevollen Gesten machen ein Paarfoto für mich perfekt. ALLE FAKTOREN IM ZUSAMMENSPIEL Das Foto wirkt nicht nur durch die schöne Pose und die tolle Location, sondern vor allem durch die ehrlichen Emotionen und kleinen Gesten, die jedes Paar auf unterschiedliche Weise in das Shooting mit einbringt.
TECHNIK: Leica Q | 28 mm | f2,0 | 1/2000 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Nora Scholz
Dieses romantische Paarfoto entstand bei einem AfterWedding-Shooting im Gebirge Serra de Tramuntana auf Mallorca. (Modelle: Anne-Sophie und Mathias)
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EXKURS: PORTRÄTRETUSCHE Wie so oft in der Fotografie gilt auch für die Porträtretusche das Motto: »Weniger ist mehr«. Konkret bedeutet das, dass Sie es mit der Retusche keinesfalls übertreiben sollten. Porzellanpuppengesichter und komplett veränderte Gesichtsproportionen sehen nicht nur seltsam aus, sondern führen auch noch dazu, dass die Person, die Sie fotografiert haben, ihren Charakter bzw. die Merkmale, die sie ausmachen, verliert. Die Retusche im Porträtbereich sollte immer nur ein dezentes »digitales Make-up« sein, mit dem Sie vielleicht kleine Hautunreinheiten kaschieren oder die Person frischer aussehen lassen. Nutzen Sie Ihr Bildbearbeitungsprogramm also vor allem dafür, das Beste aus Ihrem Fotomotiv herauszuholen. Wie Sie Ihre Bilder mit ein paar sehr einfachen Kniffen aufpeppen, zeige ich Ihnen in diesem Exkurs.
RAW VERSUS JPEG Was ist der Unterschied zwischen einer RAW- und einer JPEG-Datei? Vielleicht haben Sie sich diese Frage schon einmal gestellt, aber nicht gleich die passende Antwort gefunden. Um diese Frage zu beantworten, sollten Sie verstehen, was bei der Verarbeitung der Bilder in der Kamera passiert, wenn Sie nur im JPEG-Format fotografieren. Sobald Sie ein Bild aufnehmen, werden im Bildprozessor die Daten, die der Sensor gerade aufgenommen hat, verarbeitet und die internen Einstellungen wie Kontrast, Schärfe und Sättigung auf
35 mm / f5,6 / 1/125 s / ISO 100
Oben sehen Sie das Originalbild und unten das gleiche Bild nach der RAW-Entwicklung mit einfachen Korrekturen und Farbanpassungen.
das Datenpaket angewandt. Danach wird das ganze Bild komprimiert, um Speicherplatz auf der Karte zu sparen. Bei dieser Komprimierung gehen viele Informationen verloren.
oder den Kontrast verlustfrei zu verändern. All das können
Das sehen Sie schon an der Dateigröße, wenn Sie einmal
Sie bei einer RAW-Datei nachträglich selbst steuern, da die
den Modus RAW+JPEG in Ihrer Kamera wählen und dann
Kamera Ihnen quasi das komplette Datenpaket ohne jegli-
die Dateien vergleichen. Durch diesen Informationsverlust
che oder nur mit einer leichten Komprimierung zur Verfü-
haben Sie im Nachhinein nicht mehr die Möglichkeit, den
gung stellt. Das ist zwar mit etwas mehr Aufwand verbun-
Weißabgleich zu verändern, das Bild selbst nachzuschärfen
den, aber es lohnt sich.
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In den Grundeinstellungen von Adobe Camera Raw können Sie die Parameter Weißabgleich, Belichtung und Kontrast Ihrer Bilder anpassen.
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DIE RAW-ENTWICKLUNG Nun soll es darum gehen,
zu blaustichig geworden sein. Mit dem Regler darunter 3
Ihre Aufnahmen zu entwickeln, um sie dann anschließend
können Sie noch die Grün- bzw. Magenta-Werte beeinflus-
einfach retuschieren zu können. Ich zeige Ihnen die einzel-
sen. Der gesamte mittlere Bereich der Regler 5 ist für die
nen Schritte anhand von Adobe Photoshop. Sie können die
Helligkeits- und Kontraststeuerung verantwortlich.
Bearbeitung aber auch mit anderen Bildbearbeitungsprogrammen wie GIMP oder Affinity Photo durchführen, da
3. Belichtungskorrektur Grundsätzlich sollten Sie bei der
viele Regler und Werkzeuge ähnlich sind.
RAW-Entwicklung darauf achten, dass Ihr Bild eine ausgeglichene Tonwertkurve 1 aufweist. Verändern Sie die
1. Bild öffnen Öffnen Sie Ihr Foto zunächst mit Adobe
Parameter Ihres Bildes dahingehend, dass die Zeichnung
Camera Raw, dem RAW-Konverter von Adobe Photoshop
in den dunklen und hellen Bereichen Ihres Fotos erhalten
CC. Das Fenster oben rechts sollte sich öffnen.
bleibt. Sollten Sie zum Beispiel ein tendenziell überbelichtetes Foto gemacht haben, dann konzentrieren Sie sich in
2. Weißabgleich Der oberste Schieberegler 2 beeinflusst
der RAW-Entwicklung darauf, die Zeichnung in den hellen
die Farbtemperatur des Bildes, also den Weißabgleich. Sie
Bereichen wieder zurückzuholen. Dafür eignen sich die
können damit gezielt die Farbstimmung beeinflussen oder
Regler Belichtung und Lichter am besten. Passen Sie die
korrigieren, sollte Ihr Bild bei der Aufnahme zu gelb- oder
Regler so an, dass eventuell zu helle Bereiche wieder Struk-
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tur bekommen. Wenn Sie die (Alt)-Taste gedrückt halten
Im Klartext heißt das: Ihr Bild wird detailreicher. Allerdings
und dabei den Regler verschieben, zeigt Ihnen Photoshop
ist der Regler mit Vorsicht zu genießen, da der Effekt sehr
die überbelichteten oder unterbelichteten Teile des Bildes
schnell übertrieben wirkt und eventuelle Hautunreinhei-
an. Sie können Photoshop auch automatisch eine Korrektur
ten oder Augenringe betont werden. Den Regler Dunst
vornehmen lassen, indem Sie auf den Button Automatisch
entfernen können Sie in der Porträtretusche getrost unan-
4 (Abbildung auf Seite 259 oben) klicken. Meistens wirkt
getastet lassen. Eine Erhöhung der Sättigung verstärkt die
das Ergebnis aber sehr flach und kontrastarm.
Farben im Bild als Ganzes, während eine Erhöhung der Dynamik eine insgesamt subtilere Farbveränderung bewirkt,
4. Sättigung und Mikrokontraste anpassen Der untere Teil
da die Farben nur proportional zueinander verändert wer-
dieses Menüs 6 widmet sich der Sättigung und den Mikro-
den. Am besten probieren Sie die Regler einfach aus und
kontrasten, also dem Kontrast von Kanten und Strukturen
verändern die Werte nach Ihrem Geschmack.
im Bild. Mit dem Regler Klarheit können Sie Ihr Bild knackiger aussehen lassen. Wenn Sie diesen nach rechts ziehen,
5. Schärfen Um das Optimum aus Ihrer Aufnahme heraus-
wird der Kontrast an Hell-Dunkel-Übergängen verstärkt,
zuholen, können Sie das Bild in Adobe Camera Raw bereits
während flächige Bereiche davon eher unberührt bleiben.
etwas schärfen. Dazu klicken Sie in der oberen Symbolleiste
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8 9 j k l
Im Bereich Details können Sie die einzelnen Schärfe parameter Ihres Bildes steuern und gegebenenfalls auch eine Rauschreduzierung l durchführen.
auf den Button Details 7. Um eine schöne Schärfe ins Bild zu bekommen, sollten Sie den Regler Betrag 8 ungefähr auf 50 stellen. Damit legen Sie die Grundschärfe des Bildes fest. Werte über 50 sehen häufig überschärft aus. Der Regler Radius 9 sollte bei 1,0 bleiben. Den Detail-Regler j können Sie etwas nach rechts ziehen. Er legt fest, ob Adobe Camera Raw großflächige Bereiche oder auch feinere Details schärfen soll. Bei mir verbleibt er meist auf 35. Mit Maskieren k legen Sie fest, welche Teile des Bildes geschärft werden sollen. Halten Sie die (Alt)-Taste gedrückt, während Sie den Regler verschieben, zeigt Photoshop Ihnen die Konturen, die beim Schärfen beeinflusst werden. 6. Bild in Photoshop öffnen Wenn Sie mit Ihren Einstellungen zufrieden sind, klicken Sie unten rechts auf Bild öffnen, um das Bild in Photoshop zu laden. Bevor es dann weiter-
Durch sanftes Arbeiten mit dem Kopierstempel bleibt die Textur der Haut erhalten und sieht nicht unnatürlich aus. Hier wurden die Augenringe etwas abgemildert.
geht, sollten Sie als Erstes eine Kopie Ihrer Hintergrundebene erstellen. Drücken Sie dazu einfach (Strg) / (š)+(J). Die Hintergrundkopie dient als Backup, falls Sie beim Retuschieren wieder zum Urzustand zurückkehren wollen.
HAUTUNREINHEITEN UND AUGENRINGE ENTFER NEN Die hohe Auflösung heutiger Digitalkameras ist oft
drückt. Jetzt können Sie den Bereich aufnehmen, den Sie
schonungslos in der Darstellung kleinster Details. Darum
lassen Sie die Maustaste und die (Alt)-Taste los und kli-
kommt man meist selbst bei tollem Make-up nicht um ein
cken in den Bereich, den Sie durch den vorher festgeleg-
wenig Feintuning im Erscheinungsbild der Haut herum. In
ten Bereich ersetzen möchten. Mit dieser Methode lassen
Photoshop haben Sie einige Tools zur Verfügung, mit de-
sich sehr einfach Augenringe abmildern. Verringern Sie die
nen Sie schnell und unkompliziert für ein ebenmäßiges
Deckkraft des Kopierstempels dazu auf etwa 25 %, und neh-
Hautbild sorgen können.
men Sie zunächst einen Hautbereich unterhalb der Augen-
kopieren möchten. Wenn Sie den Bereich festgelegt haben,
höhle auf. Malen Sie nun mit einer sehr weichen Pinselspit1. Augenringe abmildern Das gängigste Werkzeug ist mit
ze mehrmals über die Bereiche, die Sie abmildern möchten.
. Mit diesem können Sie
Je öfter Sie darübermalen, desto deckender wird der Effekt.
einen Bereich Ihres Bildes aufnehmen bzw. kopieren und
Die Struktur der Haut bleibt bei dieser Vorgehensweise er-
an anderer Stelle einfügen. Wählen Sie dazu zunächst
halten. Sie können die Deckkraft des Kopierstempels erhö-
den Kopierstempel aus, und halten Sie die (Alt)-Taste ge-
hen, um den Effekt zu verstärken.
Sicherheit der Kopierstempel
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1 Mit dem Bereichsreparatur-Pinsel können Sie kleine Hautunreinheiten entfernen.
2
2. Hautunreinheiten entfernen Zum Entfernen kleiner Pi
schwarzen Pinsel darauf, wird nur der Bereich auf der Ebe-
ckelchen oder Schminkreste eignet sich der Bereichsrepa-
ne darunter abgedunkelt. Mit einem weißen Pinsel können
ratur-Pinsel 1 mit der Standardeinstellung Inhaltsbasiert
Sie dementsprechend Bereiche des Bildes aufhellen. Dieser
2 am besten. Für Hautretuschen ist eine mittelweiche Pin-
Effekt wirkt ähnlich wie das Abwedler- bzw. Nachbelich-
selspitze empfehlenswert. Nun müssen Sie nur noch auf
ter-Werkzeug.
die entsprechenden Hautstellen klicken, und Photoshop füllt den Bereich automatisch mit umliegenden Pixeln auf, sodass die Hautstruktur erhalten bleibt. Mit diesem Werkzeug können Sie schnell und effizient arbeiten. Auch zum Glätten von störenden Fältchen lässt es sich hervorragend einsetzen. Übertreiben Sie es jedoch nicht. Fältchen gehören zum Gesicht und verleihen der Person ihre charakteristische Ausstrahlung.
ABWEDELN UND NACHBELICHTEN (DODGE AND BURN) Wenn Sie mit der Grundretusche zufrieden sind, geht es jetzt ans Feintuning. Mit dem sogenannten Dodge
3
and Burn, also dem gezielten Abdunkeln und Aufhellen von Bildbereichen, lassen sich Formen und Strukturen betonen sowie mehr Plastizität erzeugen. Wie so oft in Photoshop führen tausend Wege zum gleichen Ziel. Ich möchte Ihnen eine relativ einfache Variante des Dodge and Burn zeigen. 1. Neue Ebene erstellen Erstellen Sie zunächst eine neue Ebene über Ihrer Retusche-Ebene, und stellen Sie die Ebenen-Füllmethode auf Ineinanderkopieren 3. Diese Füllmethode sorgt dafür, dass diese Ebene nur die Ebenen darunter beeinflusst. Malen Sie also zum Beispiel mit einem
Die EbenenFüllmethode Ineinander kopieren finden Sie im Dropdown-Menü.
Die Konturen von Nase, Wangen und Kiefer wurden abgedunkelt, während Lippen, Augen, Wangenknochen, Haare und Nasenbein aufgehellt wurden. Das verleiht dem fertigen Bild deutlich mehr Plastizität und Tiefenwirkung.
4. Kontrast erhöhen Für das abschließende Finish und für mehr Kontrast können Sie noch eine Schwarzweiß-Ein stellungsebene 5 erstellen und diese auf die Ebenen-Füllmethode Weiches Licht 4 setzen. Verringern Sie die Deck2. Aufhellen Stellen Sie die Deckkraft des Pinsels am bes-
kraft der Ebene auf etwa 25 % für eine leichte Kontraster-
ten auf einen Wert zwischen 3 und 5 %, und verwenden
höhung. Je höher die Deckkraft, desto höher wird auch der
Sie eine weiche Pinselspitze. Nun können Sie mit einem
Kontrast.
weißen Pinsel auf die Bereiche malen, die Sie hervorheben
4
bzw. aufhellen wollen, etwa die Wangen oder Lippen. Auch die Iris lässt sich damit perfekt aufhellen, das verleiht den Augen deutlich mehr Strahlkraft. Je öfter Sie darübermalen, desto stärker wird der Effekt. Sollten Sie sich einmal »vermalt« haben, können Sie den Pinselstrich einfach wieder mit dem Radiergummi
5
entfernen.
3. Abdunkeln Mit einem schwarzen Pinsel können Sie jetzt dunklere Bereiche verstärken, etwa die Konturen des Gesichts. Tasten Sie sich langsam heran, und orientieren Sie sich an dem, was bereits an Licht und Linienführung im Bild vorhanden ist, damit die Bearbeitung nicht unnatürlich wirkt. Das Ganze braucht ein wenig Übung, um das richtige Fingerspitzengefühl zu entwickeln, aber mit der Zeit werden Sie merken, dass Sie mit dieser Technik noch einiges aus Ihren Bildern herausholen können. Im Bild oben habe ich visualisiert, welche Bereiche des Gesichts ich mit dem schwarzen bzw. weißen Pinsel betont habe.
Die EbenenFüllmethode Weiches Licht sorgt für mehr Kontrast.
SCHWANGERE, BABYS UND KINDER An der Hauswand Hannes zieht aus Im Kornfeld Spaß im Herbst Familien-Posing Ein neuer Lebensabschnitt Es muss nicht immer Farbe sein Familienglück Ich bin jetzt eine große Schwester Schlafende Schönheit Exkurs: Selbstvermarktung
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AN DER HAUSWAND Dieses Porträt zeigt meine kleine Nichte Thea. Aufgenommen habe ich es an einem sonnigen Frühlingstag im Mai. Wie so oft verbrachten wir unseren Sonntag mit der ganzen Familie im traumhaften Garten meiner Mutter. Dort gibt es eine wunderschöne berankte Hauswand, die im Frühling blüht und eine optimale Fotokulisse darstellt. Ich bat Thea, ihr Spielen kurz zu unterbrechen und sich mit dem Rücken Richtung Wand zu stellen. Der Bildaufbau war für mich schnell klar. Ich wollte, dass Thea nicht zentral, sondern etwa im Goldenen Schnitt auf dem Bild positioniert ist. Damit der Fokus bei dieser Art der Positionierung richtig liegt, können Sie das Fokusfeld einblenden und den Fokuspunkt manuell festlegen. Mir dauert das allerdings oft zu lange. Deshalb habe ich bei diesem Bild folgende Technik angewandt: Ich habe Thea mittig positioniert und meinen Auslöser nur halb durchgedrückt, bis die Kamera sie scharf fokussiert hatte. Anschließend habe ich die Kamera so bewegt, dass Thea nicht mehr mittig, sondern am Bildrand zu sehen war. Erst dann habe ich ausgelöst. Diese Technik funktioniert bei den meisten Kameras, allerdings sollten Sie sie üben, um eine gewisse Sicherheit zu erlangen. Schauen Sie sich das Bild noch einmal an. Ihre Augen sind es gewohnt, von links nach rechts zu lesen. Da ich mit einer offenen Blende fotografiert habe, ist der Vordergrund unscharf, und Ihr Blick wandert direkt daran vorbei und macht erst bei dem scharf gestellten Gesicht von Thea Halt. Spannung erzielte ich zusätzlich dadurch, dass Thea direkt in die Kamera schaute. Besonders gelungen finde ich ihren Gesichtsausdruck. Sie war bereits müde und vom Spielen zerzaust, was das Porträt sehr natürlich wirken lässt. Auch wenn ich sie »in Position« gebracht habe, wirkt das Porträt nicht gestellt. LÄCHELN Kinder müssen, wie ich finde, auf Bildern nicht immer lachen. Fordern wir sie mit einem »bitte jetzt lächeln« dazu auf, wird das Bild sicherlich nicht natürlich wirken. Dieses Bild von Thea gehört zu einem meiner liebsten Fotografien – auch ganz ohne Lächeln.
TECHNIK: Canon EOS 6D | 126 mm | f2,8 | 1/400 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Die kleine Thea passt farblich wunderbar in diese schöne, grün-weiße Kulisse. Diese harmonische Farbgebung sorgt dafür, dass der Fokus auf ihrem Ausdruck liegt.
Ich habe Thea am Bildrand etwa im Goldenen Schnitt positioniert.
»Wenn ihr weiter so streng seid, dann ziehe ich endgültig aus.« So lauteten die Worte meines damals vierjährigen Sohnes, an die ich mich glücklicherweise erinnerte, als mir durch Zufall ein alter Koffer und ein Teddy in die Hände fielen.
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HANNES ZIEHT AUS Auf diesem Bild ist mein Sohn Hannes zu sehen. Er muss häufig für meine Bildideen herhalten und ist ein echter Profi vor der Kamera. Falls er einmal keine Lust hat, helfen Gummibärchen als Bestechung ungemein. Die Idee zu diesem Bild kam mir relativ spontan. Hannes – damals vier Jahre alt – hatte sich eines Abends vor mir aufgebaut und mir erklärt, dass er bald ausziehen würde, wenn wir weiter so streng zu ihm wären. An diesen Satz erinnerte ich mich, als wir kurze Zeit später bei meiner Mutter auf dem Dachboden meinen alten Koffer und meinen Teddy fanden. Da es direkt um die Ecke eine wunderbare Birkenallee gibt, die wir gerne für Shootings nutzen, war die Bildidee schnell geboren. Es war ein heißer Sommertag, und wir hatten im Prinzip nur diese beiden Accessoires: Koffer und Teddy. Hannes selbst trägt nur seine Spielhose und nicht mal Schuhe. Einen Sonnenhut hatten wir zu Hause vergessen, also lieh der Papa ihm kurzerhand seinen alten Angelhut. Der war Hannes viel zu groß, erfüllte aber seinen Zweck. Bei meiner Objektivwahl setzte ich auf eine lange Brennweite. Der starke Vergrößerungsfaktor und die weit geöffnete Blende lassen den Hintergrund unscharf erscheinen. Die Birken und Schatten auf der Straße sollten nicht zu stark von Hannes ablenken. Er selbst steht im Schatten einer Birke, damit seine Konturen scharf und deutlich zu erkennen sind. Das Bild war schnell im Kasten, und ich benötigte nur eine Handvoll Gummibärchen als Belohnung. EINE GESCHICHTE ERZÄHLEN Dieses Bild ist kein klassisches Porträt, bei dem der Fokus auf dem Gesicht liegt. In diesem Bild geht es um die Gesamtkomposition. Ein Junge, der offensichtlich seine Sachen gepackt und sich auf den Weg gemacht hat. Wieso? Das bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.
TECHNIK: Canon EOS 6D | 135 mm | f2,0 | 1/1250 s | ISO 100 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
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IM KORNFELD Auf diesem Bild sind Inga und Constantin zu sehen, die ich schon bei ihrer Hochzeit fotografisch begleiten durfte. Der Anlass für dieses Shooting ist für Sie sicherlich offensichtlich: Die beiden erwarten ihr erstes Kind. Das Bild haben wir an einem Abend im Sommer fotografiert. Die Location war ein nahe gelegenes Kornfeld. Ich liebe es, in Feldern zu fotografieren. Sie geben Bildern immer eine tolle Farbstimmung, und man kann durch Gräser oder Halme hindurchfotografieren. Ich möchte Ihnen anhand des Vorher-nachher-Bildes zeigen, wie ich zu meinem finalen Ergebnis gekommen bin. Sie sehen im Originalbild rechts unten, dass die beiden im Schatten stehen. Die Sonne geht hinter den Bäumen im Hintergrund unter. Das Paar ist gut belichtet. Es gibt keine Schatten auf den Gesichtern oder auf der Kleidung. Es ist allerdings eine überstrahlte Fläche links oben im Himmel zu sehen. Aus dieser Richtung kam die Sonne, sodass der Teil des Bildes zu hell erschien. Für mich ist die Bildbearbeitung fester Bestandteil auf dem Weg zum fertigen Bild. Ich sitze dafür nicht stundenlang am Computer. Im Gegenteil, manchmal brauche ich nur einige Sekunden. Mein Bildbearbeitungsprogramm ist Adobe Lightroom. Es gibt sicherlich noch weitere gute Programme, aber dieses kann ich Ihnen absolut empfehlen. Wichtig ist, dass Sie verschiedene Parameter wie etwa Helligkeit, Kontrast, Weiß- und Schwarztöne justieren können. Bei diesem Bild habe ich zuerst die Belichtung minimal heller gestellt und dann den Temperatur-Regler Richtung Gelb gezogen. Sofort wirkte das Bild heller und sonniger. Abschließend habe ich den Schwarz-Regler noch etwas nach rechts und den Weiß-Regler nach links gezogen. Das gab dem Bild mehr Frische. Das finale Bild habe ich im oberen Bereich etwas beschnitten, sodass der überstrahlte Bereich im Himmel nur noch minimal zu sehen ist. PRESETS Das Schöne an Lightroom ist, dass Sie, wenn Sie Ihre Art der Bearbeitung gefunden haben, diese als sogenannte Presets speichern und anschließend auch auf weitere Bilder anwenden können. So geht die Bearbeitung noch schneller.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,6 | 1/2500 s | ISO 500 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Rechts sehen Sie das Originalbild. Dieses hellte ich unter anderem etwas auf und stellte eine wärmere Farbstimmung ein (oben).
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SPASS IM HERBST An der tollen Farbgebung der Blätter erkennt man unschwer, dass dieses Bild an einem schönen Tag im Herbst entstanden ist. Es zeigt meine Nichten Emma und Thea und meinen Neffen Paul. Jedes Jahr im Herbst mache ich für die Weihnachtskarte der Familie Bilder. Neben den Bildern mit der gesamten Familie entstehen häufig auch Bilder nur mit den Kindern. Von einem anderen Shooting waren noch zwei Blumenkränze übrig, die sich Emma und Thea spontan aufzogen. Ein bisschen Verkleiden spielen doch alle Kinder gern. Ich habe die drei nun gebeten, sich unter einen Baum zu stellen, den man hier nur noch am Rand des Bildes erahnen kann. Sie stehen auf einem kleinen Hügel, und ich befand mich etwas unterhalb der drei. So bekam ich eine interessante Perspektive und konnte einen Baum mit rötlich gefärbten Blättern als Hintergrund verwenden. Paul sollte seine beiden Schwestern nun umarmen. Damit das Bild allerdings authentisch und nicht zu steif wirkt, ist es wichtig, dass man den Kindern kleine Aufträge gibt. Ein »Bitte lächeln« bringt oft kein so tolles Ergebnis. Kommunikation – egal, bei welcher Form eines Shootings – ist meiner Meinung nach unerlässlich. Paul bekam von mir also den Auftrag, seine beiden Schwestern zu kitzeln, was er bereitwillig tat. »Jetzt noch mal den Arm um beide legen und zu mir schauen« war das Kommando, zu dem dann dieses Bild hier entstand. Man erkennt, dass die drei Spaß haben. Sie lachen – nicht gestellt, sondern von Herzen. FAMILIEN-SHOOTINGS Bei Familien-Shootings mache ich immer Bilder von verschiedenen Konstellationen und auch Einzelporträts. So hat die Familie am Ende eine umfassende Auswahl.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/500 s | ISO 400 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Kinder sollten bei Shootings Spaß haben, nur so entstehen authentische und natürliche Bilder.
Bei diesem Familienbild finde ich es schön, dass alle Beteiligten in die Kamera schauen. Das ist bei einem Shooting mit Kindern gar nicht so einfach. Ich fotografierte die Familie schräg vor einer bepflanzten Mauer und nahm ein paar Blätter unscharf in den Vordergrund. Dadurch entsteht mehr Tiefe im Bild.
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FAMILIEN-POSING Dieses Bild entstand bei einem Familien-Shooting im beginnenden Herbst. Die Weinblätter an unserer Garage hatten sich langsam rot gefärbt, sodass sie einen idealen Hintergrund für das Foto boten. Anhand dieses Bildes möchte ich Ihnen zeigen, wie man eine Familie in Pose setzen kann. Bei solch einem Shooting stelle ich mir oft die Frage, wie ich das Gruppenbild so gestalten kann, dass es natürlich und nicht zu gestellt wirkt. Das wäre hier zum Beispiel der Fall gewesen, wenn ich die beiden Kinder vor die Eltern gestellt hätte. Das kann toll aussehen, wirkt aber oft sehr steif. In meinem Fall kam dazu, dass die beiden Kinder zwei kleine Wirbelwinde waren, die sicherlich nicht lange stillgehalten hätten. Darüber hinaus wollte ich auch die Größenunterschiede zwischen Kindern und Eltern minimieren. Also habe ich die Eltern gebeten, ihre Kinder auf den Arm zu nehmen. Ihre Köpfe liegen dadurch auf einer diagonalen Linie. Das lässt das Bild dynamisch und dennoch harmonisch wirken. Natürlich ist auch immer der Gesichtsausdruck entscheidend. Sie kennen sicherlich das Phänomen, dass bei Gruppenbildern immer einer wegguckt, die Augen geschlossen hat oder das Gesicht verzieht. In diesem Fall habe ich das »Kuck-Kuck«-Spiel mit meiner Kamera gespielt. Ich habe hinter der Kamera hervorgeschaut und immer wieder »Kuck-Kuck« gerufen. Das finden dann oft nicht nur die Kinder lustig. ERINNERUNGEN Bilder von Familien festzuhalten ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Damit kann ich die Zeit für die Eltern kurz anhalten. Denn Kinder werden doch wirklich viel zu schnell groß! Bei einem Familien-Shooting dürfen dann ruhig ein paar Klassiker dabei sein, denn solche Bilder sind einzigartige Erinnerungen.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/400 s | ISO 125 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
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EIN NEUER LEBENSABSCHNITT Dieses Bild entstand während eines Babybauch-Shootings im Herbst, meiner liebsten Fotojahreszeit. Durch die tief stehende Sonne kann man auch zu früheren Uhrzeiten schöne Gegenlichtaufnahmen erstellen. Durch die Verfärbungen der Blätter und die Farbe des Sonnenlichts entsteht zudem eine wunderschöne, warme Farbgebung. Auf dem Bild sehen Sie Janne und ihren Ehemann. Die beiden waren zu dem Zeitpunkt unseres Shootings frisch verheiratet und erwarteten ihr erstes Kind. Die erste Schwangerschaft und auch das erste Kind sind immer ein emotionales und einschneidendes Erlebnis im Leben eines Paares. Aus dem Grund sind Babybauch-Shootings, wie ich finde, immer eine wunderbare Erinnerung an diese besondere Zeit. Mir ist es sehr wichtig, dass meine Fotos diese Emotionalität widerspiegeln. Auf diesem Bild sollte es in erster Linie um Janne gehen. Um das auf meinem Foto umsetzen zu können, habe ich mich hinter ihren Mann gestellt. Dieser sollte nicht im Mittelpunkt stehen, aber dennoch miteinbezogen werden. Deshalb steht er mit dem Rücken zu mir. Janne sollte seine Hand nehmen, ihn anschauen und ihn ein wenig zu sich ziehen. Eine Pose mit etwas Bewegung zu verbinden ist meistens ein Garant für ein schönes Ergebnis. Die Bewegung sorgt für Natürlichkeit, und der auf den Partner gerichtete Blick lässt das Paar kurz vergessen, dass der Fotograf mit seiner Kamera überhaupt da ist. DIE PASSENDE BRENNWEITE Dieses Bild habe ich mit meinem 85-mmObjektiv, also im Telebereich, fotografiert. Zwischen den Modellen und mir bestand also eine größere Entfernung. Das war ein Vorteil, da sich das Paar unbeobachtet fühlte und ein sehr natürliches Bild entstanden ist. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f1,8 | 1/640 s | ISO 160 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Auf diesem Bild liegt der Fokus nicht ausschließlich auf dem Babybauch von Janne. Der Betrachter erkennt jedoch, dass er der Grund für ihr strahlendes Gesicht ist.
Durch die Wahl einer offenen Blende und die Umsetzung in Schwarzweiß habe ich den Fokus auf die Interaktion zwischen den Geschwistern gelegt.
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ES MUSS NICHT IMMER FARBE SEIN Das sind Emma, Thea und Paul, meine zwei Nichten und mein Neffe. Das Bild ist an einem Sommertag auf einer Wiese entstanden. Wir hatten eine Decke zum Picknicken ausgelegt, und ich bat die drei, sich bäuchlings daraufzulegen. Es ist übrigens immer eine gute Idee, bei einem FamilienShooting draußen eine Decke dabeizuhaben. Man kann dann wunderbar Posen im Sitzen und Liegen fotografieren. Die Jüngste, Thea, sollte in der Mitte liegen. Ich selbst lag ebenfalls auf dem Bauch, etwas unterhalb der drei. Leicht von unten zu fotografieren finde ich gerade bei Kinderporträts sehr schön. Es lässt sie größer erscheinen und mehr zum Zentrum des Bildes werden. Natürlich können und wollen Kinder nicht lange in einer Pose bleiben. Das ist meiner Meinung nach auch völlig in Ordnung. Bei Shootings mit Kindern sollte man den Anspruch haben, dass sie am Shooting Spaß haben. Die Bilder wirken dann umso natürlicher. Kenne ich die Kinder bei einem Shooting noch nicht, nehme ich mir vorher ausreichend Zeit, um sie kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen, sodass sie sich möglichst natürlich vor meiner Kamera bewegen. Die drei musste ich, nachdem ich ihnen gesagt hatte, dass sie sich hinlegen sollten, gar nicht weiter instruieren. Geschwister interagieren sowieso vertraut miteinander. So auch hier. Klassischerweise fing der große Bruder an, die kleine Schwester zu ärgern. Diese suchte sofort Schutz bei ihrer großen Schwester. Das erkennt man wunderbar daran, wie sie sich zu ihr lehnt. Die große Schwester geht direkt auf sie ein und spricht ein paar beschwichtigende Worte. Genau diesen Moment hielt ich auf meinem Bild fest. SCHWARZWEISS Ich finde diese Interaktion so schön, dass ich das Bild in Schwarzweiß bearbeitet habe. Schwarzweiß-Bilder können eine Szene TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 85 mm | f2,0 | 1/1250 s | ISO 250 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
manchmal noch eindringlicher transportieren. Es gibt keine Farbe, die davon ablenken könnte.
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FAMILIENGLÜCK Das ist der kleine Matti. Auf diesem Bild ist er gerade einmal ein paar Tage alt. Mir wird sehr häufig die Frage gestellt, ab wann man denn mit einem Neugeborenen zum Shooting kommen sollte. Ein kleines Baby lässt sich gut in eine Pose legen. Grund dafür ist, dass Neugeborene noch viele und tiefe Schlafphasen haben und sich so gut positionieren und pucken lassen. Viele Babyfotografen sagen, sechs bis zehn Tage sind das beste Alter für ein Neugeborenen-Shooting. Ich selbst mache es allerdings davon abhängig, wie es den Eltern, vor allem der Mutter, nach der Geburt geht. Diese und auch das Wochenbett im Anschluss sind schließlich für Mutter und Kind kein Spaziergang. Eltern und Baby müssen sich in der ersten Zeit erst einmal ausgiebig kennenlernen. Sie sollen sich nicht gezwungen fühlen, ihr Baby unbedingt fotografieren zu lassen, weil es sonst keinen guten Moment mehr dafür gibt. Tolle Bilder von den Kleinen kann man auch machen, wenn sie etwas älter, beweglicher und wacher sind. Anne, die Mutter von Matti, war nach der Geburt allerdings schnell fit und schon sehr früh beim Shooting. Das Bild ist am Fenster entstanden. Matti ist durch leichtes Schuckeln auf Papas Arm eingeschlafen. Ich fotografiere Babys in der Regel immer zuerst alleine, dann mit ihren Vätern und erst am Ende des Shootings mit der Mutter. Da die meisten Mütter stillen, werden die Babys von ihrem Geruch schneller wieder hungrig. Ich habe Matti also erst mit dem Vater allein fotografiert und anschließend Anne gebeten, sich dazuzustellen. Da es bei diesem Bild aber um Matti gehen sollte, habe ich den Schärfepunkt auf sein Gesicht gelegt und mit weit offener Blende fotografiert. Die Mutter ist im Hintergrund also nur unscharf zu erkennen. Dennoch zeigen ihr Blick und ihr Lächeln ihren ganzen Stolz. Den Vater habe ich angeschnitten. Es ist dem Betrachter aber sicherlich klar, in wessen Armen der kleine Matti da so friedlich schlummert. ABSTAND VARIIEREN Sie könnten, wenn Sie das Bild im Kasten haben, auch einfach ein paar Schritte zurücktreten, die Blende etwas schließen und mit der gleichen Pose ein schönes Familienbild fotografieren.
TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,2 | 1/200 s | ISO 640 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Der kleine Matti schläft friedlich auf dem Arm seines Papas, seine Mutter steht dahinter. Ein intimer Moment, der durch den engen Bildausschnitt gut zur Geltung kommt.
Große Schwester oder großer Bruder zu werden ist aufregend und manchmal auch ganz schön anstrengend. Auf diesem Bild schläft Mateo, und seine Schwester Mia liegt ruhig neben ihm. Die hellen Farben der Kleidung und des Untergrunds verleihen der Szene einen sanften Look.
282 | 283
ICH BIN JETZT EINE GROSSE SCHWESTER Ein neues Familienmitglied ist nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Geschwister etwas ganz Aufregendes. Die Familienkonstellation verändert sich, und auf einmal dreht sich alles um dieses kleine Wesen, das noch so viel Aufmerksamkeit braucht. Manchmal ist das für Geschwister nicht ganz so leicht. Das ist ein Grund, warum ich bei meinen Baby-Shootings auch immer die Geschwister miteinbeziehe. Mit diesem Bild von Mia und dem kleinen Mateo möchte ich Ihnen eine schöne Möglichkeit zeigen, Geschwisterkinder zusammen zu fotografieren. Das funktioniert gerade mit jüngeren Kindern gut, die vielleicht noch unsicher damit sind, ein Neugeborenes auf dem Arm zu halten. Alles, was sie dazu brauchen, ist eine Decke. Mateo habe ich zuerst daraufgelegt. Die Tatsache, dass er fest schlief, war ein klarer Vorteil. Mia sollte sich entgegengesetzt dazu legen. Wichtig bei dieser Positionierung ist, dass die Köpfe der Kinder nah beieinander und auf einer Linie liegen. Die Symmetrie lässt das Bild harmonisch wirken. Mia sollte nun ihren Arm um Mateos Kopf legen. Zum einen erscheinen die beiden Köpfe dann noch mehr als eine Einheit. Zum anderen begrenzt der Arm auch den Kopf des Babys. Wäre es wach gewesen, hätte das auch geholfen, damit es sich nicht wegdreht. Ich selbst stand breitbeinig über den beiden und fotografierte von oben. Manchmal ist es ein etwas längerer Weg, in dieser Position ein gutes Bild zu fotografieren. Kinder bewegen sich gerne, und das dürfen sie auch. Also erzwingen Sie bitte nichts. NUR EIN KIND? Wenn Sie ein ähnliches Bild mit nur einem Kind aufnehmen wollen, dann können Sie den Bildaufbau auch mit einem Kuscheltier umsetzen. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,8 | 1/250 s | ISO 200 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 1 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
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SCHLAFENDE SCHÖNHEIT Dieses ist eines meiner liebsten Porträts eines Neugeborenen. Es ist schon vor einigen Jahren entstanden, und ich mag es heute noch genauso gern wie damals. Das kleine Modell heißt Theresa. Sie war beim Shooting erst ein paar Tage alt und brauchte noch ganz viel Schlaf. Für mich war das optimal, da ich sie so ganz leicht in die Pose legen konnte, die Sie auf dem Bild sehen. Theresa liegt auf einer Art Sitzsack. In meinem Fall ist es einer, der extra für die Babyfotografie gemacht wurde. Sie können aber auch mit jedem anderen Sitzsack arbeiten, diese sind für die Babyfotografie absolut zu empfehlen. Man kann ganz wunderbar Kuhlen bauen, in die man das Baby legen kann. So ist das Baby geschützt und fühlt sich geborgen. Das funktioniert sowohl bei schlafenden Kindern als auch bei wachen. Die Kuhle bildet zudem noch eine Art Rahmen für das Bild. Bei meinen Baby-Shootings verwende ich gerne verschiedene Decken und Tücher in gleicher Farbgebung, aber aus unterschiedlichen Materialien. Theresa liegt auf einer flauschigen Decke, in der sich Babys wohlfühlen und die beim Fotografieren mit weit geöffneter Blende gut zur Geltung kommt. Sie trägt nur eine Windel und ist in eine dünne Babydecke gepuckt. Auf dem Kopf trägt sie eine Mütze, die meine Mutter extra für Baby-Shootings gehäkelt hat. Das Gesicht habe ich leicht zu mir gedreht und die Hände auf der Brust zusammengelegt. Das Baby wirkt so ruhig und friedlich. ACCESSOIRES BEI BABY-SHOOTINGS Damit meine Babyfotos möglichst natürlich wirken, verwende ich nur verschiedene Decken und gelegentlich ein paar Mützchen als Accessoires. Ich bin der Meinung, dass sie den Fokus aufs Kind unterstützen, aber in keinem Fall von ihm ablenken sollten. Die Kleinen sind auch für sich schon süß genug. TECHNIK: Canon EOS 5D Mark III | 50 mm | f1,2 | 1/160 s | ISO 500 LICHT: Available Light SCHWIERIGKEITSGRAD: 2 FOTOGRAFIN: Lisa Hafeneger
Die kleine Theresa wurde hier mit einer weit offenen Blende von f1,2 fotografiert. Das funktioniert meistens nur, wenn die Babys schlafen. Zu viel Bewegung erzeugt schnell Unschärfe im Bild.
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EXKURS: SELBSTVERMARKTUNG Sich selbst zu vermarkten war noch nie so einfach wie in
MÖGLICHE ANTWORTEN
der heutigen Zeit. Dank der zahlreichen Onlineplattformen
EE
Ziel des Fotografen: hauptberuflich Hochzeitsfotograf, 15–20
sind die Möglichkeiten nahezu endlos. In erster Linie soll-
Hochzeiten
pro
Jahr,
Einkommenswunsch
50 000–60 000 EUR pro Jahr
ten Sie sich darüber Gedanken machen, was Sie mit der Fotografie erreichen und wen Sie ansprechen möchten. Ist
EE
Alter der Zielgruppe: 18–35 Jahre
Ihnen das Ziel Ihrer fotografischen Reise bewusst, werden
EE
Geschlecht der Zielgruppe: weiblich und männlich
Sie auch wissen, welche Plattform Sie bedienen und welche
EE
Beruf der Zielgruppe: zum Beispiel Fotograf, Künstler, Designer, Musiker
Kunden Sie ansprechen müssen. EE
Interessen der Zielgruppe: alles rund um das Thema
EIGENES ZIEL UND ZIELGRUPPENANALYSE Um he-
Heiraten (Brautkleider, Blumen, Schmuck, Locations,
rauszufinden, welche Plattformen für Ihre Zwecke geeignet
Hochzeitsfotos), außerdem zum Beispiel Fotografie,
sind, sollten Sie sich zunächst über Ihr eigenes Ziel und Ihre mögliche Zielgruppe Gedanken machen. Beantworten Sie
Kunst, Nachhaltigkeit EE
Probleme der Zielgruppe: Wo finde ich den besten Hochzeitsfotografen? Wie läuft ein Hochzeitsshooting ab?
dazu folgende Fragen: EE
FRAGEN
Social-Media-Kanäle der Zielgruppe: Pinterest, Instagram, Facebook und Hochzeitsblogs
EE
Welches Ziel verfolge ich mit der Fotografie?
EE
Welche Zielgruppe möchte ich erreichen?
EE
Wo halten sich diese Personen offline und online auf?
EE
Wann ist meine Zielgruppe im Netz aktiv?
SOCIAL-MEDIA-PLAN Wenn Sie genügend Informatio-
EE
Welche Interessen und Hobbys hat meine Zielgruppe?
nen über Ihre Zielgruppe gesammelt haben und genau wis-
EE
Welche Probleme hat meine Zielgruppe?
sen, wen Sie ansprechen möchten, erstellen Sie als Nächs-
EE
Welche Probleme kann ich lösen bzw. Lösungsansätze
tes einen Social-Media-Plan für die nächsten Wochen.
aufzeigen?
Welche Fragen können Sie Ihrer Zielgruppe beantworten,
Hat meine Zielgruppe Fragen? Kann ich sie beantwor-
wo können Sie helfen? Lassen Sie Ihre Community ebenso
ten?
in Ihren Alltag als Fotograf blicken, und seien Sie dabei au-
Welche Werte hat meine Zielgruppe?
thentisch und individuell. Sie müssen jedoch nicht zu pri-
EE
EE
EE
Aktivität im Netz der Zielgruppe: unter der Woche und am Wochenende gegen Abend
vat werden. Es genügt schon, wenn Sie Einblicke in Ihren Beantworten Sie so viele Fragen wie möglich, und seien Sie
Fotografenalltag geben und Ihrer Community zeigen, wie
dabei sehr präzise, damit Sie am Ende ein genaues Bild Ih-
Sie arbeiten und was Ihnen dabei wichtig ist. Ein möglicher
rer Zielgruppe erhalten. Überlegen Sie sich gern noch wei-
Social-Media-Plan könnte wie folgt aussehen:
tere Fragen, die Ihnen relevant erscheinen.
SOCIAL-MEDIA-PLAN MONTAG E
Blogpost »10 Hochzeitstipps für Brautpaare« auf der
DONNERSTAG: E
eigenen Website/dem eigenen Blog veröffentlichen E
Auszüge/Teaser davon auf Instagram posten (für den
Collage angeordnet E
ganzen Blogpost auf Website verweisen) DIENSTAG: E
Instagram-Fragerunde: »Welche Fragen habt ihr rund
E
FREITAG: E
Website (vom Donnerstag) verweisen
und später auf der eigenen Website/dem eigenen
SAMSTAG:
Blog veröffentlichen
E
und in der Bildbeschreibung darauf hinweisen, dass
posten
man später mit einer Hochzeitsplanerin live geht in der Instagram-Story mit der Hochzeitsplanerin live gehen und Fragen der Community beantworten
zwei Fragen und Antworten von der Fragerunde am Dienstag in einem Instagram-Post verwenden
SONNTAG:
Blogpost »10 Hochzeitstipps für Brautpaare« auf Pin-
E
terest teilen E
Instagram-Post veröffentlichen: Hochzeitsbild zeigen
Fragen und Antworten ebenso in der Instagram-Story
MITTWOCH:
E
in einer Instagram-Story auf die neue Serie auf der
Blogpost mit den Fragen und Antworten vorbereiten
E
E
eine neue Fotoserie auf der Website und bei Behance veröffentlichen
um das Thema Hochzeitsfotografie?« E
Hochzeitsbilder auf Pinterest teilen – eventuell als
Instagram-Story erstellen: Making-of-Fotos eines
in der Instagram-Story von der letzten Hochzeit berichten
E
Blogpost auf der eigenen Website/dem eigenen Blog
Hochzeitsshootings oder erste Ergebnisbilder einer
über das Gespräch mit der Hochzeitsplanerin veröf-
kürzlich fotografierten Hochzeit zeigen
fentlichen
Wie Sie sehen, können Sie Inhalte (Content) einfach mehr-
Doch welche Plattform ist die richtige für Sie? Aus meiner
fach verwenden und abwandeln – denn auf den verschie-
Sicht sind die wichtigsten Onlineplattformen für Fotogra-
denen Plattformen werden Sie auch unterschiedliche Men-
fen momentan Instagram, Behance, Pinterest, Facebook
schen antreffen. Natürlich gibt es vereinzelt Menschen, die
und die eigene Website. Auch Podcasts und YouTube sind
Ihnen überall folgen, aber das ist eher die Seltenheit. Ver-
dafür geeignet, auf sich aufmerksam zu machen. Es liegt
werten Sie Ihren erstellten Content weiter, und passen Sie
nun an Ihnen, herauszufinden, welche Plattformen am
ihn an die unterschiedlichen Plattformen an. So können Sie
besten zu Ihnen und Ihrem Business passen und Ihnen am
aus einem einzigen Blogpost Content für Instagram, Pinte-
meisten Freude bereiten. Denn die Selbstvermarktung soll
rest, Facebook und andere Plattformen generieren.
schließlich auch Spaß machen.
288 | 289
INSTAGRAM Instagram bietet seinen Nutzern viele Features und Möglichkeiten, um mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten und sich selbst darzustellen – zum Beispiel den normalen Feed, die Instagram-Storys oder IG-TV. Der Feed ist meines Erachtens das Aushängeschild. Hier sieht der Nutzer sofort, mit wem er es zu tun hat und ob ihm die Person interessant erscheint, sodass er ihr folgen möchte. Achten Sie daher auf einen geordneten und einheitlichen Feed. Ihr Stil sollte auf den ersten Blick erkennbar sein. Damit gewonnene Follower bei Ihnen bleiben und die Reichweite steigt, sollten Sie regelmäßig im Feed posten, Einblicke mittels Instagram-Storys teilen und Videos im IGTV hochladen. Doch es ist nicht nur wichtig, selbst Content zu posten, sondern ebenso, die Posts von anderen Fotografen zu liken und zu kommentieren, wenn Ihnen deren Bilder gefallen. So erschaffen Sie eine aktive Community und es entstehen vielleicht sogar Freundschaften. Auf Instagram ist vor allem ein inhaltlich und visuell stimmiger Feed wichtig.
BEHANCE Behance ist eine Plattform von Adobe. Hier findet man vorrangig Fotografen, Illustratoren und Designer. Die Nutzer gehören eher zum Profi-Bereich und laden hier keine einzelnen Fotos hoch, sondern teilen ganze Serien ihrer Arbeiten und präsentieren somit ein besonders aussagekräftiges Portfolio. Auch auf Behance können Sie sich eine Community aufbauen und mit dieser in Kontakt treten. Liken, kommentieren, folgen oder Nachrichten versenden können Sie auch auf dieser Plattform.
Behance eignet sich gut, um ganze Bildserien zu präsentieren.
Auf Pinterest können Sie Pinnwände zu unterschiedlichen Themen erstellen.
PINTEREST
net. Das ist beachtlich. Wer also dachte, dass Facebook
Pinterest ist eine tolle Plattform, um seine Bilder zu teilen,
»längst tot« sei, hat sich geirrt.
aber auch um sich selbst inspirieren zu lassen. Sie können
Auf Facebook haben Sie nicht nur die Möglichkeit, ein nor-
sich unterschiedliche Pinnwände basierend auf Ihren Inter-
males Profil zu erstellen, sondern können auch eine Un-
essen anlegen, Bilder und Collagen suchen und sie dort ab-
ternehmensseite einrichten. Diese sollte mit ausreichend
speichern, um später wieder darauf zugreifen zu können.
Informationen und Bildern gefüllt sein. Eine tolle Funktion
Für die Planung von Hochzeiten etwa ist Pinterest gut ge-
ist meiner Meinung nach auch die Kundenbewertung. Po-
eignet. So kann die zukünftige Braut einzelne Pinnwände
tenzielle Neukunden können sich somit anhand der Bewer-
mit Ideen für das Brautkleid, Brautfrisuren, Make-up, Deko,
tungen ein besseres Bild eines Unternehmens oder einer
Locations, Farbkonzepten etc. anlegen und diese auch mit
Dienstleistung machen. Diese Bewertungen sehen ähnlich
den Dienstleistern teilen. Wenn ich als Hochzeitsfotogra-
wie die Google-Bewertungen aus.
fin thematisch passende Inhalte auf Pinterest zeige und
Um die Reichweite zu steigern und das Interesse der Nutzer
meinen Standort mit angebe, stehen die Chancen sehr gut,
beizubehalten, sollten Sie auch auf Facebook regelmäßig
dass mich zukünftige Brautpaare auch über diese Platt-
posten. Welche Beiträge am meisten Reichweite generiert
form finden werden.
haben, welche Vorlieben Ihre Zielgruppe hat und wann die Nutzer online sind, können Sie in den Zielgruppen-Insights
FACEBOOK
auswerten. Je nach Verhalten der Nutzer können Sie dann
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass Facebook trotz der
Ihre Beiträge planen und auch an die Interessen der Nut-
scheinbar abnehmenden Beliebtheit immerhin noch über
zer anpassen. Wenn ein Beitrag sehr viele Interaktionen
32 Millionen monatliche Nutzer in Deutschland verzeich-
(Klicks, Likes und Kommentare) aufweist, ist es sinnvoll, ihn
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zu bewerben. Doch nicht nur vorhandene Beiträge können gepusht, auch mit gezielten Ads kann Werbung geschaltet werden. Dafür sollte man schon im Vorfeld eine ungefähre Zielgruppe im Kopf haben, die man aber während des Er-
WIE HEBE ICH MICH VON DER MASSE AB?
stellens der Anzeige noch präziser definieren kann. Wenn
Gewinnen Sie das Vertrauen Ihrer Zielgruppe, indem
Sie Beiträge und Werbung verfassen, achten Sie immer auf
Sie Ihre Persönlichkeit zeigen und nahbar werden. Ihre
eine freundschaftliche, persönliche und authentische Kom-
eigene Handschrift sollte erkennbar sein, sodass po-
munikation, und gehen Sie auf die Fragen und Probleme
tenzielle Kunden Sie buchen, weil sie sich genau solche
der Nutzer ein.
Bilder wünschen.
Facebook ist aktuell eine der wichtigsten und größten Social-Media-Plattformen. Ich persönlich bin jedoch gespannt, in welche Richtung sich die Social-Media-Welt ver-
DIE EIGENE WEBSITE
ändern wird und welche neuen Plattformen hinzukommen
Die eigene Website ist meiner Meinung nach das wich-
und welche allmählich verschwinden werden. Denn eins ist
tigste Aushängeschild im Internet. Natürlich sind Social-
klar: Diese Dienste befinden sich in stetigem Wandel, und
Media-Plattformen für das eigene Marketing sehr nützlich,
man kann niemals ganz sicher sein, ob und wie lange sie
aber dennoch sollte man immer im Hinterkopf behalten,
sich am Markt halten und von den Nutzern in Anspruch ge-
dass man von diesen Anbietern und deren Beliebtheit ab-
nommen werden.
hängig ist. Sollte Instagram irgendwann einmal keinen starken Zulauf mehr haben, sind Ihre Follower-Zahlen nichts mehr wert. Daher sollten Sie neben Instagram und Co. auch Zeit und Mühe in Ihre eigene Website investieren, um im Netz und bei den bekannten Suchmaschinen gefunden zu werden. Mittlerweile gibt es sehr viele Anbieter, die dem Nutzer versprechen, mit nur wenigen Klicks und ohne Programmierkenntnisse eine eigene Website erstellen zu können. Dank vieler toller Designvorlagen gelangt man schnell zu einem guten Ergebnis und kann sich an seiner eigenen Internetpräsenz erfreuen. Die bekanntesten Anbieter sind WordPress, Wix, Jimdo, GoDaddy, Squarespace und Weebly.
Auf Facebook können Sie sich als Fotograf eine eigene Unternehmensseite einrichten.
Die Liste könnte jedoch noch lange fortgeführt werden. Ne-
können. Bleiben Sie im Gedächtnis, hören Sie zu, stellen Sie
ben der eigenen Website halte ich auch einen Newsletter,
immer eine Frage mehr als Ihr Gegenüber, seien Sie wirk-
für den sich Ihre Website-Besucher eintragen können, für
lich interessiert. Ich rate Ihnen enorm davon ab, einfach
durchaus sinnvoll. So sammeln Sie einen wertvollen Pool
nur Visitenkarten zu verteilen. Sie sollten so lange zuhören,
an potenziellen Kunden, an die Sie jederzeit Informationen
bis Ihr Gegenüber auch mehr von Ihnen wissen möchte
zu Ihren Dienstleistungen, Spezialangebote oder Neuigkei-
und nach Ihrer Karte fragt – bis zu diesem Zeitpunkt be-
ten versenden können. Tolle Anbieter für Newsletter sind
halten Sie Ihre Visitenkarte in der Tasche. Sollte es in Ih-
MailChimp, rapidmail, SendinBlue und Benchmark. Sowohl
rer Umgebung keinen Stammtisch oder Ähnliches geben,
für die Website als auch für einen Newsletter muss man
gründen Sie selbst einen. Suchen Sie zum Beispiel nach für
Zeit und Mühe investieren, doch die Arbeit wird sich mit
Sie passenden Facebook-Gruppen, erstellen Sie eine Veran-
Sicherheit lohnen und auszahlen. Wenn Sie jedoch keine
staltung/einen Stammtisch, und teilen Sie diese(n) in der
Zeit und Muße besitzen, sich selbst dranzusetzen, besteht
Gruppe. Ich kann Sie nur dazu ermutigen, in Kontakt mit
natürlich auch immer noch die Möglichkeit, Ihre Website
Gleichgesinnten zu treten, denn daraus ergeben sich die
nach Ihren Wünschen von einem professionellen Webdesi-
besten Möglichkeiten und oft auch Freundschaften.
gner anfertigen zu lassen.
Knüpfen Sie auch Kontakte in andere Berufszweige, mit denen Sie Berührungspunkte haben. Als Hochzeitsfotograf
FOTO-MEETUPS/NETWORKING
wären das zum Beispiel Visagisten, Floristen, Brautläden,
Werden Sie selbst aktiv! Networking ist das A und O. Suchen
Bäcker, Hochzeitsplaner etc. Erweitern Sie Ihren Horizont,
Sie zum Beispiel online nach Stammtischen, Foto-Meetups,
und erkunden Sie, was Sie aus anderen Unternehmen in Ihr
Messen oder ähnlichen Veranstaltungen, die Sie besuchen
eigenes Business übernehmen können.
Dieses Foto-Meetup fand an einem lauen Sommerabend an der Elbe statt. Einmal im Monat treffen wir uns zum entspannten Networken, wobei sich auch die eine oder andere Shooting-Situation ergeben kann.
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KOOPERATIONEN
NEWSLETTER
Ein Konkurrenzdenken lohnt sich aus meiner Sicht nie. Viel
Herzlichen Glückwunsch! Sie haben auf all Ihren Social-
wirksamer ist es, sich als Kollegen zu sehen, sich gegensei-
Media-Kanälen viele Tausend Follower. Doch was sind
tig zu unterstützen, Aufträge weiterzuleiten und sich mit-
diese Follower wert, wenn bestimmte Plattformen plötz-
einander auszutauschen. Es kommt sicherlich der Tag, an
lich nicht mehr existieren oder neue Kanäle interessan-
dem Sie die Hilfe eines anderen Fotografen benötigen, und
ter werden? So hart es auch klingen mag, aber Ihre Fol-
wenn es so weit ist, haben Sie viele Fotografen-Freunde, auf
lower nutzen Ihnen in diesem Fall nichts mehr. Daher ist
die Sie sich verlassen und bei denen Sie nachfragen können.
es wichtig, das Augenmerk auch auf Newsletter-Marke-
Planen Sie mit anderen Fotografen Meetups, Shootings
ting/E-Mail-Marketing zu legen. Wenn Sie sich selbst einen
oder sonstige Treffen. Auch sogenannte Style-Shootings
Pool an potenziellen Kunden anlegen, können Sie jederzeit
können mit anderen Dienstleistern geplant und umgesetzt
darauf zurückgreifen und Ihre Kunden anschreiben – ganz
werden. Sie sind vor allem im Bereich der Hochzeitsfoto-
egal, ob Instagram und Co. noch existieren oder nicht.
grafie verbreitet. Dafür arbeitet der Hochzeitsfotograf zum Beispiel mit Dienstleistern für Make-up, Haarstyling und
KUNDENBINDUNG
Floristik und natürlich einem Hochzeitspaar zusammen,
Es ist toll, Feedback von zufriedenen Kunden zu erhalten.
um einen besonderen Look oder eine ausgefallene Idee
Daher gibt es kein besseres Offline-Marketing als glück-
umzusetzen. Die entstandenen Bilder kann dann jeder für
liche Kunden. Erhalten und bestärken Sie diese positive
sein Portfolio nutzen.
Bindung, indem Sie den Kontakt aufrechterhalten, etwa am Jahrestag zur Hochzeit gratulieren oder kleine Fotogeschenke oder Kalender versenden. Denn kleine Geschenke erhalten schließlich die Freundschaft. So ist es sehr wahrscheinlich, dass diese zufriedenen Kunden noch einmal mit einer Buchung auf Sie zukommen oder ihren Freunden von dieser tollen fotografischen Erfahrung erzählen.
DIE AUTOREN Maedeh Amini Julius Erler Lisa Hafeneger Felix Röser Nora Scholz
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MAEDEH AMINI
Die Kunst spielt seit meiner Kindheit eine große Rolle in meinem Leben. Ich habe bis zur Oberstufe exzessiv gezeichnet. Durch Zufall entdeckte ich dann die Fotografie für mich. Das war ungefähr 2007. Meine ersten Fotos entstanden damals mit einem Handy. Das Spiel mit Perspektiven, Farben und dem Licht reizte mich sehr, und ich hatte eine neue Möglichkeit gefunden, meine Kreativität auszuleben. Da mich Gesichter, Augen und die Geschichten von Menschen sehr faszinieren, habe ich mich schließlich auf Porträts und Hochzeitsreportagen spezialisiert. Meine Bilder sind natürlich, aber auch farbenfroh. Ich bin der Überzeugung, dass die schönsten Bilder in einer entspannten Atmosphäre entstehen. Daher lege ich sehr viel Wert auf eine gute Kommunikation mit meinen Fotomodellen. www.aminiphotography.de
JULIUS ERLER
Die Fotografie verfolge ich mittlerweile seit zehn Jahren. Meine Ursprünge liegen aber eigentlich in der digitalen Bildbearbeitung. Dafür benötigte ich Fotomaterial, weshalb ich anfing zu fotografieren. Sukzessive wuchs der Anteil der Fotografie gegenüber der Bildbearbeitung. Als Assistent verschiedener Fotografen erweiterte ich vor allem mein Wissen in der Studiofotografie. Nach der Ausbildung zum Mediengestalter Digital und Print arbeite ich mittlerweile in einer Werbeagentur, vor allem im Bereich der Werbefotografie, und setze Kampagnenmotive um. Nebenbei spezialisiere ich mich auf Porträt- und Editorial-Fotografie. Meine persönliche Leidenschaft gilt der analogen Fotografie, und immer häufiger setze ich komplette Projekte analog um. Für meine Porträtaufnahmen lasse ich mich außerdem von filmischen Stilmitteln inspirieren. www.juliuserler.de
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LISA HAFENEGER
Zur Fotografie kam ich auf Umwegen. Nach dem Abitur arbeitete ich ein Jahr in einer Werbeagentur und entdeckte dort meine Liebe zur Fotografie und Bildbearbeitung. Seit 2010 arbeite ich selbstständig als Fotografin und beschäftige mittlerweile zwei weitere Fotografinnen in meinem Team. Besonders wichtig ist mir der persönliche, freundschaftliche Kontakt zu meinen Modellen. Das ist meiner Meinung nach die beste Voraussetzung für ein gelungenes Shooting. www.einblickfotografie.de
FELIX RÖSER
Ich arbeite seit 2012 als freischaffender Fotograf in den verschiedensten Bereichen. Besonders faszinieren mich in der Porträtfotografie die ungestellten, »echten« Momente, die ich am liebsten in Schwarzweiß fotografiere. Immer wieder suche ich dabei auch die Nähe zu Künstlern, um deren Schaffensprozesse zu dokumentieren und hinter die Fassade dieser kreativen Menschen zu blicken. www.photography-roeser.de
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NORA SCHOLZ
Ich entdeckte 2014 meine Liebe zur Fotografie und arbeite seitdem als freiberufliche Porträt-, Paar- und Hochzeitsfotografin in Dresden. Mein Herz schlägt für emotionale Paarbilder, natürliche Porträtaufnahmen, aber auch für inszenierte Fashion-Shootings. Typisch für meine Bilder ist ein warmer und sanfter Look. Mein Ziel ist es, Menschen so abzubilden, wie sie sind und wie sie sich wohl fühlen. Dafür begegne ich den Menschen vor meiner Kamera freundlich, geduldig und interessiert. So entstehen ehrliche und gefühlvolle Bilder. Ich liebe den Austausch mit anderen Fotografen, plane regelmäßig FotoMeetups und bin mehr als glücklich darüber, wie viele Menschen ich durch die Fotografie bereits kennenlernen durfte. www.norascholz-photography.de
WER IST WO Hier sehen Sie auf einen Blick, auf welchen Seiten die Bilder der einzelnen Fotografen im Buch zu finden sind. MAEDEH AMINI 016 | 017, 020 | 021, 028 | 029, 032 | 033, 042 | 043, 048 | 049, 050 | 051, 058 | 059, 076 | 077, 082 | 083, 092 | 093, 102 | 103, 108 | 109, 118 | 119, 126 | 127, 140 | 141, 144 | 145, 172 | 173, 176 | 177 JULIUS ERLER 060 | 061, 074 | 075, 078 | 079, 080 | 081, 100 | 101, 104 | 105, 114 | 115, 116 | 117, 124 | 125, 142 | 143, 148 | 149, 150 | 151, 156 | 157, 170 | 171, 178 | 179, 180 | 181, 188 | 189, 190 | 191, 192 | 193, 210 | 211, 212 | 213, 214 | 215, 218 | 219, 222 | 223, 224 | 225 LISA HAFENEGER 024 | 025, 030 | 031, 036 | 037, 046 | 047, 054 | 055, 112 | 113, 120 | 121, 128 | 129, 220 | 221, 238 | 239, 240 | 241, 244 | 245, 246 | 247, 248 | 249, 254 | 255, 266 | 267, 268 | 269, 270 | 271, 272 | 273, 274 | 275, 276 | 277, 278 | 279, 280 | 281, 282 | 283, 284 | 285 FELIX RÖSER 070 | 071, 084 | 085, 086 | 087, 088 | 089, 090 | 091, 106 | 107, 138 | 139, 152 | 153, 154 | 155, 208 | 209, 216 | 217, 234 | 235, 236 | 237 NORA SCHOLZ 018 | 019, 022 | 023, 034 | 035, 044 | 045, 052 | 053, 056 | 057, 062 | 063, 110 | 111, 122 | 123, 130 | 131, 146 | 147, 168 | 169, 174 | 175, 182 | 183, 184 | 185, 186 | 187, 194 | 195, 196 | 197, 198 | 199, 242 | 243, 250 | 251, 252 | 253, 256 | 257
300 | 301
INDEX 70er-Jahre 144
A Accessoire Sonnenbrille 144 After-Wedding-Shooting 257 Airbnb-Wohnung 186 App 106 Arme Posing 202 Assistent 241 Augen 200, 215 Augenringe abmildern 261 Available Light 038
B Baby 280, 283, 284
Bildbearbeitung Porträtretusche 258
Doppelkinn 255
Schwarzweiß-Konvertierung 94
Dorian Gray 150
Bildgestaltung 226
Dornröschen 108
Bildhauer 089
Drittelregel 228
Bildidee 158
Düne 061
Bildrauschen 066
Dynamik 219
Blaue Stunde 040 Blende 064 Blitz 133 Systemblitz 032 Blitzsynchronzeit 105, 219 Blume 36, 119, 126
Bandfoto 234 Barcelona 143 Bauernhof Fünfhausen 198 Beamer 101 Beautydish 134 Behance 288 Beine Posing 204
E Elfe 148 Emotion 256
Blumenkranz 035, 272
F
Blüte 018, 035, 129, 147
Facebook 289
Bokeh 052
Falschlicht 153
Boudoir 168
Familie 275, 280
Brennweite 026
Farbe 230
Babybauch 270, 276 Ballett 114
Dodge and Burn 262
Erdtöne 176
C Café 063 Charakterporträt 069 Content 287 Cropfaktor 027
D Dateiformat
Herbstfarben 058 Komplementärfarbe 048, 156 Qualitätskontrast 156 Ton in Ton 029 verändern 018 Farbfolie 216 Farbkontrast 156 Fensterlicht 197 Fensterscheibe → Scheibe
Belichtungskorrektur 259
JPEG 258
Festbrennweite 027
Belichtungszeit 065
RAW 258
Film 211
Betonwand 077
Dauerlichtlampe 133
Fluss 241
Bewegung 246
Dessous 195, 198
Fokus setzen 226
einfrieren 238
Foto-Meetup 186, 291
Hohlkehle 133
Freelensing 123
Home-Shooting 183
Froschperspektive 032, 043, 076, 087,
Huckepack 239
091 Frühling 147 Füße Posing 204
G geheimnisvoll 199 Geschichte 150, 269 Geschwister 272, 283 Glasscheibe → Scheibe
Lachen 174 Landschaft 043 Lensflare 040
I
Leserichtung 231
Idee 158
Licht
Instagram 253, 288
Blaue Stunde 040
Interaktion 279
Gegenlicht 038
ISO-Wert 065
Goldene Stunde 039 im Studio 132
Gefühl 256 Gegenlicht 033, 038, 245
L
Lensflare 040
J Japanischer Garten 159 JPEG-Format 258
Mittagslicht 040 Lichtdreieck 092 Lichterkette 112 Lichtformer 007, 134
Glitzer 130
K
Goldener Schnitt 017, 228, 266
Kalt-Warm-Kontrast 231
Lichtstärke 027
Goldene Spirale 017
Kanu 241
Licht- und Schattenspiel 223
Goldene Stunde 039
Kirschblüte 044
Lifestyle 030, 250
Grafikerin 100
Koffer 268
Linien 043, 114, 227
Grauabstufung 194
Kommunikation 074, 163
Location
Gruppenfoto 232
Komplementärfarbe 048, 156
H Hände Posing 202 Hautunreinheiten entfernen 262 Hecke 023 Heidekraut 035 Heiratsantrag 249 Hell-Dunkel-Kontrast 231 Herbst 058, 272 High Key 020 Hintergrundrolle 133 Histogramm 066
Lichtreflex 032
finden 171
Komplementärkontrast 231
Loop-Licht 126
Kontaktaufnahme 158
Luftballon 120
Kontrast 222 erhöhen 263 Konzept 158 Kooperation 292 Kopf 201 Kopfhörer 030 Kopfschmuck 140 Kornfeld 270 Körpersprache 200 Kostüm 148 Kundenbindung 292 Künstler 071, 085
M Magnolie 147 Mallorca 242 Mehl 105 Mietstudio 183 Milchglas 171 Mindmap 159 Mischlicht 216 Mittagslicht 040
302 | 303
Modell finden 143, 158, 193 Modellvertrag 161
Posing 198
Schärfentiefe 065
Presets 270
geringe 055
Punkt-Flächen-Kontrast 229
Musiker 235 Mütze 030, 058
N
aufhellen 126
Q Qualitätskontrast 156, 230 Quantitätskontrast 231
Nebel 106 Networking 291 Neugeborenes 284 Newsletter 292 Normalbrennweite 027 Normalreflektor 134
O
Schatten
R Rahmen 017
Schaufenster 171 Scheibe 102, 124, 130, 171, 221 Schmuck 153 schreien 237 Schriftsteller 074 Schwarzweiß 094 Konvertierung 095
Rauschen → Bildrauschen
selbstbewusst 198
RAW-Entwicklung 259
Serienmodus 172
RAW-Format 258
Shooting
Reflektor 080, 117, 133
Kommunikation 163
Reflektorschirm 134
vorbereiten 162
Regen 060
Silhouette 171, 222, 224
altes 148
Rembrandt-Licht 092
Skulptur 090
Teleobjektiv 027
Reportage 085
Social-Media-Plan 286
Tilt-Shift-Objektiv 123
Requisite 063
Softbox 134
Objektiv
Weitwinkelobjektiv 027
Blumenkranz 035
Sonne simulieren 032
Octabox 134
Mütze 058
Offenblende 054
Stuhl 180
Sonnenbrille 144
Tuch 051
Sonnenstand 106
P Paare 232 Parkdeck 245 Perspektive 178, 186, 230 Froschperspektive 032, 043, 076,
Retusche 258
Sonnenuntergang 044
Ringlicht 211
Spaß 238
Roger Deakins 211
Spiegelung 063, 102, 124 , 151, 221
Rumpf 201
Spotaufsatz 134 Stoff 108 Straßenverkehr 078
087, 091
S
Vogelperspektive 051, 186
Sand 115
Photoshop 261 Schwarzweiß-Konvertierung 095
Sättigung anpassen 260
Piano 234
Säule 021
Pinterest 289
Schärfe
Pollen 200
optimieren 260
Street-Porträt 0780 Streiflicht 169, 197, 225 Striplight 134 Studio 132 Stuhl 180 Style-Shooting 292
Stylistin 138 Symmetrie 235 Systemblitz 032
T Tanne 082 Tänzerin 124 Teddy 268 Teleobjektiv 027 TFP-Shooting 241 TFP-Vertrag 161 Tilt-Shift-Objektiv 123 Time for Prints 161
U Umgebung miteinbeziehen 227 Unschärfe 052, 054
Website 290 Weißabgleich 259 Weitwinkelobjektiv 027 Wetter schlechtes 060
V
Wind 172
Verlobungsshooting 246
Wolken 120
Vertrauen 162, 168 Vignette 129, 229 Vintage-Look 057, 198 Vogelperspektive 051 Vordergrund 089
Z Zeitreise 144 Zentralkomposition 228 Zielgruppenanalyse 286 Zielgruppen-Insights 289
Tuch 051, 139
W
Turban 140
Wald 107
Zoomobjektiv 027
Wärme-Gelkissen 060
Zufall 219
Wasser 111, 241, 242
Zigarette 150
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