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German Pages 230 [234] Year 2012
Medizinische Belehrung für das Bürgertum Medikale Kulturen in der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ (1853–1944) en i
von Florian Mildenberger MedGG-Beiheft 45
Franz Steiner Verlag Stuttgart
Medizinische Belehrung für das Bürgertum
Medizin, Gesellschaft und Geschichte Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung herausgegeben von Robert Jütte Beiheft 45
Medizinische Belehrung für das Bürgertum Medikale Kulturen in der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ (1853–1944) von Florian Mildenberger
Franz Steiner Verlag Stuttgart 2012
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch Stiftung GmbH
Umschlagabbildung: „Das Heil der Menschheit“. Karikatur von K. Kögler, entnommen aus: Die Gartenlaube (1878), Nr. 24, S. 399. Zur Interpretation des Bildes siehe Jütte, Robert: Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. München 1996, S. 32.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012 Druck: Laupp & Göbel GmbH, Nehren Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-515-10232-2
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Quantitative Literaturanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Medikale Kulturen im Vorfeld der Gründung der Gartenlaube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Der Kaffeehausdiktator. Carl Ernst Bock als medizinischer Ratgeber in den ersten Jahren der Gartenlaube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Jahre des Triumphes und der Arroganz (1858–1867) . . . . . . . . . . . . . . 68 Die neue Zeit, der alte Herr Bock und die Gartenlaube (1868–1874) . . . 93 Medizinische Aspekte in der Trivialliteratur der Gartenlaube nach 1870 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Die Kehrtwende in die Realität: Medizinischer Fortschritt und die Gartenlaube 1874–1900 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Ratgeber ohne Rat? Die Medizin in der Gartenlaube zwischen Jahrhundertwende und 1918 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Gartenlaube und Medizin in der Weimarer Republik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Glücklich im Reich des Führers? Heilkulturen, Gartenlaube und Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Abbildungsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Register. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Vorwort Möchte man heute ein Printmedium als langweilig oder weltfremd titulieren, ohne diese Begriffe gebrauchen zu müssen, so fällt leicht die Benennung des Journals als moderne Gartenlaube – und schon ist allen Beteiligten klar, was damit gesagt werden soll: vorweltlich, weltfern, reaktionär, ein Blättchen für Heimchen und Dummchen. Was nicht mitschwingt, ist die Tatsache, dass weitere Attribute im Gegensatz zu diesen Vorurteilen wirklich zutreffend wären, nämlich ungeheuer erfolgreich und meinungsbildend. Dass die Gartenlaube lange Zeit mehr war als eine Zeitschrift für Zeitgenossen, die sich vor der Gegenwart und der Zukunft ängstigten, wird dem Betrachter erst bei genauerer Lektüre mehrerer Jahrgänge deutlich. Dies ist nicht ganz einfach, manche Bibliotheken halten nur unvollständige Bände bereit, gelegentlich fehlt das Inhaltsverzeichnis oder es stimmt nicht so recht mit dem Inhalt überein. Das Dünndruckpapier und die kleine Schrift erregten schon den Zorn zeitgenössischer Augenärzte1, die Verschlagwortung durch spätere Bibliographen ist lückenhaft2, und manche Fußnote in der neueren Forschungsliteratur führt ins Nichts, da die Artikel falsch benannt wurden3. Es bedarf also grundlegender Recherche, die noch dadurch erschwert wird, dass die Zeitschrift genau in den Jahren erstmals erschien, die in der historischen Rezeption gemeinhin als „Ära der Reaktion“ (1850er/1860er Jahre) charakterisiert werden und nicht in dem Umfang untersucht wurden wie frühere oder spätere Abschnitte der neueren deutschen Geschichte. Auch wurde die Gartenlaube nicht im gut erforschten Preußen herausgegeben, sondern in Sachsen. Auf die Medizin bezogen handelt es sich um die Zeit, welche die Wiener Medizinhistorikerin Erna Lesky (1911–1986) mit dem Begriff des „therapeutischen Nihilismus“ umschrieb4 – keine Epoche, über die man später gerne etwas lesen wollte. Die internen Debatten in der Zeitschriftenredaktion können allenfalls erahnt werden, die archivalischen Quellen wurden nämlich nahezu ausnahmslos im Zweiten Weltkrieg vernichtet.5 Umgekehrt könnte man jedoch auch schlussfolgern, dass eine solche Untersuchung mehr Neues hervorbringen würde als Studien und Recherchen über Gebiete, die bereits tiefgehender analysiert wurden. Die Zusammenführung aus biographischer, sozial-, gesellschafts- und medizinhistorischer Erkenntnisfindung vermag einen umfassenden Einblick zu gewähren, bietet aber auch genügend Chancen zu Ab-/Irrwegen sowie Überschätzung der eigenen Forscherleistungen. Daher ist es mir ein großes Anliegen, all jenen Kollegen zu danken, die mir sowohl die Durchführung des vorliegenden Werkes ermöglichten als auch durch fruchtbare und bisweilen für mich schmerzliche Kritik das Abgleiten in 1 2 3 4 5
Hermann Cohn (1891/92), S. 488. Estermann (1995). Siehe z. B. Ko (2008), S. 123. Lesky (1965), S. 170. Barth (1974), S. 3.
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Vorwort
unsichere Gefilde verhinderten. Zuvorderst gilt mein Dank Prof. Dr. Robert Jütte und Prof. Dr. Martin Dinges vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart, die nicht nur das „Fundraising“ übernahmen, sondern mir auch mit Rat und Tat zur Seite standen. Dr. Marion Baschin versorgte mich mit wertvollen Hinweisen zur Geschichte der Homöopathie in den 1850er Jahren. Des Weiteren möchte ich mich herzlich bei einer Reihe weiterer Kollegen bedanken, die mich und mein Forschungsvorhaben förderten: Prof. Dr. Olaf Breidbach und den Mitarbeitern des Ernst-Haeckel-Hauses in Jena, Prof. Dr. Hans Christian Andree in Lübeck, Prof. Dr. Hartmut Schröder in Frankfurt/ Oder, Prof. Dr. Matthias M. Weber und Dr. Wolfgang Burgmair vom Historischen Archiv des MPI für Psychiatrie in München, Dr. Karl Otto Sauerbeck in Stuttgart, den Mitarbeitern des Bundesarchivs Berlin, des Universitätsarchivs Leipzig, Staatsarchivs Leipzig, Hauptstaatsarchivs Dresden (insbesondere Dr. Jörg Ludwig), der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin und der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Oliver Hebestreit und Dr. Sylvelyn Hähner-Rombach vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart haben mich – wie immer – hervorragend als Lektoren betreut. Eike Stedefeldt hat wieder (wie auch bei früheren Projekten) in großartiger und selbstausbeuterischer Weise die Scannerarbeiten übernommen. Schlussendlich gilt mein Dank meiner Mutter für ihre stete moralische Unterstützung und meinem Lebensgefährten Florian für seine Geduld.
Einleitung Im 19. Jahrhundert wurde „Gesundheit“ zu einem erklärten Ziel der bürgerlichen Schichten.1 Zwar war bereits im 18. Jahrhundert „Reinlichkeit“ ein Instrument des Bürgertums gewesen, um sich von den anderen Teilen der Gesellschaft zu distinguieren, aber zum einen war der Terminus noch vage, zum anderen das „Bürgertum“ recht klein.2 Ein Schwerpunkt hatte auf der moralischen Erziehung der Kinder gelegen, ein anderer auf der allgemeinen Reinlichkeit des Körpers.3 Verbreitet wurde dieses Programm durch Gesundheitskatechismen, die Erkenntnisse der modernen medizinischen Forschung mit überkommenen Vorstellungen aus dem Volkswissen vermengten.4 Um wirkliche Gesundheit durch prophylaktische Maßnahmen dauerhaft zu erlangen, bedurfte es im „naturwissenschaftlichen Zeitalter“ genauer Informationen, Instruktionen und Abgrenzungen.5 Die Informationsübertragung musste aktuell, regelmäßig und leserfreundlich sein. Eine Schlüsselbedeutung kam hierbei der Zeitschrift Gartenlaube zu, die nicht nur Informationen unters wissbegierige Volk brachte, sondern die komplexen Forschungsergebnisse aus Kliniken, Universitäten und Akademien filterte und verändert darstellte.6 Die Zeitschrift war ursprünglich eine Ausgründung bzw. Beilage zum 1844 eingeführten, von Ferdinand Stolle (1806–1872) gegründeten Journal Der Dorfbarbier und hatte bei ihrem ersten Erscheinen 1853 gerade einmal eine Auflage von 5.000 Stück. Man profitierte von den neuesten technischen Errungenschaften: 1846 war die Rotationsmaschine, 1851 die maschinelle Falzbindung erfunden worden.7 Herausgeber und Vater des Projektes war ein Veteran der Revolution von 1848, der jedoch zeitweise mit journalistischem Arbeitsverbot belegte Ernst Keil (1816–1878). Schon 1857 machte das Blatt keine Verluste mehr und sollte bis zu seiner endgültigen Einstellung 1944 in der Gewinnzone bleiben.8 1860 durchbrach die mittlerweile selbständige Zeitschrift die 100.000er-Schranke, 1864 wurden bereits 180.000 Stück pro Ausgabe abgesetzt, 1875 382.000. Danach sank die Auflage bis auf 260.000 im Jahre 1885, um sich für wenige Jahre bei etwa 270.000 zu stabilisieren.9 Die Zeitschrift profitierte lange Zeit von der Ausweitung des Kolportagebuchhandels, wodurch sie bis in die hintersten Winkel des deutschsprachigen Raumes geliefert werden konnte.10 An Konkurrenz gab es seit 1856 Westermanns Monatshefte, 1857 Über Land und Meer, 1864 folgte Daheim, jeweils mit erheblich geringerer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Labisch (1992), S. 255, 309. Frey (1997), S. 37ff., 90f. Göckenjan (1991), S. 119f.; Stolberg (1998), S. 307f. Samland (1991), S. 67. Nipperdey (1990), S. 602. Zum Begriff des „naturwissenschaftlichen Zeitalters“ siehe Goschler (2004), S. 219. Koch (2003), S. 115f. Werner Faulstich (2004), S. 25. Barth (1974), S. 327. Kirschstein (1937), S. 89. Stegmann (2006), S. 22.
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Auflage.11 Ab 1883 gehörte die Zeitschrift zum Konglomerat der Gebrüder Kröner, die sich in den 1880er Jahren ein Verlagsimperium zusammenkauften, zu dem neben der Gartenlaube auch der Verlag Cotta zählte.12 Tageszeitungen hatten zur selben Zeit höchstens eine Auflage von 4.000 Exemplaren und waren regional beschränkt, die Gartenlaube hingegen ein deutschlandweit bekanntes Journal. Doch genau dieser Vorteil spielte ab den frühen 1880er Jahren eine immer geringere Rolle, da der Zeitungsmarkt immer mehr von gewinnorientierten Unternehmern wie Rudolf Mosse (1843–1920) oder Leopold Ullstein (1826–1899) entdeckt wurde.13 Allmählich sank die Auflage der Gartenlaube auf 100.000, während die Zeitungen expandierten. 1904 übernahm Ullsteins Konkurrent August Scherl (1849–1921) Zeitschrift und Verlag. Lange Zeit blieben die Verkaufszahlen relativ stabil, auch als die Gartenlaube zum Presseimperium Alfred Hugenbergs (1865–1951) gehörte. Als sie aber bis 1936 auf 83.000 gesunken waren, erfolgte im Januar 1938 ein Relaunch als Neue Gartenlaube, die bis Herbst 1944 erschien.14 Die Tageszeitungen, vor allem aber die bunten, tagesaktuelleren Illustrierten, waren als Konkurrenz zu mächtig geworden.15 Versuche einer Neugründung nach 1945, z. B. durch Otto Melchert (1913–2000) in Hamburg, scheiterten.16 Die herausragende Bedeutung der Gartenlaube für die Verbreitung naturwissenschaftlichen und heilkundlichen Wissens wurde bereits durch die neuen Arbeiten von Belgum und Ko sowie durch Barth, Lorenz und Zimmermann herausgearbeitet, jedoch nie im Detail aufgeschlüsselt oder in Bezug zu den jeweils aktuellen Debatten und Forschungsrichtungen in den etablierten Wissenschaften gesetzt.17 Während für die Naturwissenschaften in den ersten Jahren vorrangig Emil Adolf Roßmäßler (1806–1867) verantwortlich zeichnete, spielte für die Medizin in all ihren Schattierungen der Anatom Carl Ernst Bock (1809–1874) die zentrale Rolle. Beide waren sie neben anderen Persönlichkeiten mit „schlafwandlerischer Sicherheit“ von Ernst Keil ausgewählt worden, um das materialistische Weltbild in den bürgerlichen Schichten zu verbreiten.18 Die Rolle als „Volksaufklärer“ war jedoch nicht allein abhängig von der Person Carl Ernst Bocks. Auch in den Jahren nach seinem Tod 1874 spielte die Gartenlaube eine Schlüsselrolle in der Verbreitung von Kenntnissen zur Krankheitsvermeidung, allerdings in einem anderen Umfeld mit einer neuen Zielsetzung.19 Zu Recht konnte sich die Redaktion 1891 rühmen, seit Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen zu haben, der Verbreitung hygieni-
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Lutz (1998), S. 337. Jäger (2001), S. 211; Heidemarie Gruppe (1976), S. 13. Werner Faulstich (2004), S. 43f. Barth (1974), S. 326. Wischermann (1983), S. 27. Unterhaltung (1963), S. 69. Siehe Belgum (1998); Ko (2008); Barth (1974); Karoline Lorenz (1951); Magdalene Zimmermann (1963). Karoline Lorenz (1951), S. 24. Guddat (1999), S. 3.
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schen Wissens den Weg bereitet zu haben.20 Stets fanden sich in der Gartenlaube Artikel zu der miserablen Situation von Proletariern, zur Säuglingserziehung, zum Arztbild und zu gesundheitspolitischen Fragen.21 Sie wurden jedoch nicht mit der auch nur unterschwelligen Zielsetzung eines sozialen Umsturzes verbreitet, sondern dienten der Information und Aufklärung der bürgerlichen Schichten, die ebenso wie die Betroffenen selbst ihre Schlüsse aus der misslichen Gesamtlage ziehen sollten, am besten durch Selbsthilfe und Bildungsemanzipation. Aus politisch linker Perspektive könnte man schlussfolgern, bei der Redaktion der Gartenlaube habe es sich um ein von der realen Außenwelt abgekapseltes „Labor“ gehandelt, in dem Wahrheiten produziert wurden, die außerhalb des „Labors“ keine Gültigkeit besaßen.22 Den bürgerlichen Fluchtbewegungen in die Lebensreform standen die Autoren der Gartenlaube abwartend bis ablehnend gegenüber. Den Familienzeitschriften wie Gartenlaube, Über Land und Meer oder Daheim kam eine Bedeutung zu, die man am besten mit der Rolle des Fernsehens in der heutigen Alltagskultur vergleichen kann.23 Der Begriff „Familienblatt“ war erstmals 1817 von Caecilia. Ein wöchentliches Familienblatt für Christen und Christenfreunde gewählt worden.24 Zu dieser Zeit gab es noch parallel den großen Markt der Almanache und Volkskalender, denen 1833 mit dem PfennigMagazin erstmals das Vorläufermodell einer regelmäßig erscheinenden und inhaltlich ausgewogenen Familienillustrierten gegenübergestellt wurde. Publiziert wurde es in Leipzig, erreichte eine Auflage von 35.000 Stück, die von schätzungsweise 100.000 Menschen rezipiert wurde, und stellte 1855 sein Erscheinen ein.25 Zur Bindung der Leser an das Blatt und zur Gewinnung neuer Kunden erfolgte die Popularisierung naturwissenschaftlichen und medizinischen Wissens, z. T. in Fortsetzungen.26 Derartige Literatur war in den zeitgenössischen Leihbibliotheken deutlich unterrepräsentiert.27 Medizinische Aufklärung hatte es bis dahin vor allem fallweise im Angesicht großer Seuchen gegeben, zunächst durch „Noth- und Hülfsbüchlein“ und Onanie-Warnungen im 18. Jahrhundert28, später dann vor allem rund um die Cholera-Epidemie nach 1830. Einzelne Ärzte hatten sich hier durch Ratschläge zur Diätetik und gesunden Lebensweise positioniert und mit Kritik an der Verschreibungswut vieler Kollegen nicht gespart.29 Immerhin wirkten die diätetischen Maßre20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
Mathieu (1993), S. 101. Heckel/Jugel (1974); Nasilowski (2000); Guddat (1999). Felsch (2005), S. 32. Stegmann (2006), S. 21. Eine Zeitschrift, die zumindest ähnlich funktionierte, war seit den 1950er Jahren die Illustrierte Hör zu, siehe Unterhaltung (1963), S. 69f. Barth (1974), S. 9. Die Caecilia wurde allerdings bereits 1819 wieder eingestellt. Stodiek (2009), S. 91; Belgum (1998), S. 9. Taschwer (2006), S. 74. Siehe z. B. Die Lungen- (1833); Anwendung (1833); P. (1834). Allerdings waren die Artikel nicht namentlich gekennzeichnet, im besten Fall durch Initialen hervorgehoben. Winterscheidt (1970), S. 77f.; siehe auch Mann (1956). Böning (1998), S. 30f.; Siegert (2007); Todt (2007), S. 238ff. Osten (2008), S. 244.
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geln, die infolge der Cholera-Epidemie von Ärzten entwickelt worden waren, lange nach.30 Aus dem Scheitern bei der Behandlung der Cholera war aber keine grundsätzliche Abkehr von den idealistischen Vorstellungen der romantischen Medizin und Naturphilosophie abgeleitet worden. Genau dies zeichnete jedoch Carl Ernst Bock aus, der dadurch dazu beitrug, der Gartenlaube zu einem einzigartigen Charakter zu verhelfen, der es der Zeitschrift ermöglichte, angesichts der enormen Konkurrenz von volksaufklärerischen, unterhaltsamen und politischen Gazetten zu bestehen. Dabei steht seine Rolle sinnbildlich für die ganzer Generationen von Wissenschaftspopularisierern. Da Bock über mehr als 20 Jahre der Gartenlaube seinen Stempel aufdrückte und eine herausragende Rolle im populärwissenschaftlichen Diskurs spielte31, ist ihm ein biographischer Abschnitt gewidmet, dem Untersuchungen zum medikalen Diskurs in der Gartenlaube in den Jahren bis 1874 folgen. Anschließend wird die nun von mehreren ärztlichen Autoren gleichzeitig bediente und nicht mehr von einem zentralen Herausgeber ideell gelenkte Gartenlaube vorgestellt – eine Zeitschrift zwischen Marktbehauptung, Konkurrenz und der Suche nach einer neuen Verankerung im wilhelminischen Deutschland. Schon früh hatte man sich von der Konkurrenz absetzen wollen und zugleich immer wieder auf diese Bezug genommen, daher wird gelegentlich auf die Familienzeitschrift Über Land und Meer und das Verhalten ihrer Autoren in heilkundlichen Fragen eingegangen. Im Zeitalter von Bakteriologie und Zellularpathologie suchte die Gartenlaube vergeblich nach festen Orientierungen, die aufstrebende Lebensreformbewegung, die Neuentfaltung des alternativen Gesundheitssektors und die Politisierung weiter Teile der Bevölkerung machten es neben der Konkurrenz durch farbige Illustrierte unmöglich, eine meinungsund marktbeherrschende Stellung einzunehmen wie noch in den 1860er Jahren. Infolgedessen lavierte die Redaktion auch in medikalen Fragen nach tagesaktuellen Stimmungen. Noch jedoch konnten sich die Autoren der Gartenlaube als Repräsentanten eines mächtigen Staates fühlen, nach 1918 war dies vorbei. Für die Ärzteschaft änderte sich materiell gesehen eher wenig zum Schlechteren. Die Einkommen der Mediziner waren seit 1900 kontinuierlich angestiegen.32 Die Inflation unterbrach diesen Trend nur kurzzeitig.33 Gleichwohl sahen sich die Ärzte in ihrem Selbstverständnis als selbständige Akteure in einem sicheren Umfeld in den 1920er Jahren bedroht („Krisis der Medizin“), worauf ein Teil der Ärzteschaft mit einer Hinwendung zur Eugenik reagierte.34 Die Gartenlaube verhielt sich diesem Trend gegenüber abwartend, nur 1927 erschien ein eindeutiger Artikel. Die Redaktion schien insgesamt eine passive politische Haltung zu bevorzugen. Es war aber mehr als ein Warten auf den „Führer“, den man gleichwohl 1933 nicht gerade frenetisch begrüßte. Die bürgerliche Familienillustrierte, eines von vielen Produkten des 30 31 32 33 34
Lachmund/Stollberg (1995), S. 151. Daum (1998), S. 426. Wolff (1997), S. 127; Huerkamp (1985), S. 212. Wolff (1997), S. 128. Schmuhl (1987), S. 94.
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Scherl-Hugenberg-Verlages, musste sich neu ausrichten, sich gegen die farbenfrohen Boulevardblätter verteidigen und dafür Sorge tragen, dass die durch Inflationsfolgen zusammengeschrumpfte Leserschaft nicht abwanderte. Die Gesundheit konnte da als Vehikel zum Glücklichsein eventuell nützen. Nach 1933 sollte sich daran nichts ändern, auch wenn „Gesundheit“ nun einen anderen, rassenhygienischen Stellenwert im öffentlichen Diskurs erlangte. Diesen erneuten Schwenk vermochte die Gartenlaube nicht mehr nachzuvollziehen – zeitgenössische Kritiker brachten dies in Zusammenhang mit „jüdischem Geist“, der seit jeher die Familienzeitschrift begleitet habe.35 Oder anders formuliert: Für ein Journal, das auf Bewahrung, Beständigkeit und schichtenspezifische Toleranz setzte, war der nationalsozialistische „Rassenkampf“ nicht kompatibel. Der Relaunch 1938 als Neue Gartenlaube ging einher mit dem Versuch einer totalen Anbiederung an die NS-Machthaber und einer vollkommenen Banalisierung des Inhalts, wovon auch die Berichte über die medikalen Kulturen nicht frei blieben. Längst hatte man sich in vielerlei Hinsicht von den Wurzeln und den Autoren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gelöst – wie weit, wird aufzuzeigen sein. Als die Gartenlaube eingestellt wurde, folgte sie somit nur ihrem Milieu, das sich ebenfalls zerstreut hatte. Die Gesundheitsaufklärung der bürgerlichen Schichten übernahm nach 1945 der Ratgeber für Kranke und Gesunde – ein Vorläufermodell der Apotheken-Umschau. Alternativmedizinische Angebote waren und sind in Illustrierten zu entdecken. Die Kombination von Kollegenschelte, Fundamentalkritik an nicht schulmedizinischen Angeboten und reflexionsloser Überhöhung eigener Leistungen, wie sie Carl Ernst Bock zeitweise vertreten hatte, findet sich z. B. neuerdings in den Artikeln und Büchern von Werner Bartens.36 Doch die Verbindung aus Politik, Medizin, Sozialpolitik, Bildungsbürgererziehung und Feuilleton, wie sie die Gartenlaube ausgezeichnet hatte, sollte nicht wieder entstehen. Bezüglich der Untersuchungsmethoden der vorliegenden Arbeit ist anzumerken, dass frühere Studien meist quantitativer Art waren, auch wenn ihre Verfasser qualitative Methoden für sich in Anspruch nahmen. So wertete beispielsweise Nasilowski 2.000 Ausgaben der Gartenlaube der Jahre 1880 bis 1918 aus, um dann 400 Beiträge für ihre Dissertation zu nutzen – warum die übrigen Artikel doch nicht Verwendung fanden, bleibt für den Leser aber im Dunkeln.37 Anders verhielt sich Baumgaertner, die zwar alle Ausgaben der Gartenlaube von 1853 bis 1944 auswertete, sich jedoch auf das eher schmale Gebiet der zahnheilkundlichen Problematik beschränkte.38 Allen früheren Autoren war gleich, dass sie Samples bildeten, ohne sich mit den Methoden der empirischen Sozialforschung vertraut zu machen. Die Frage nach dem gefürchteten „Beobachterfehler“ stellten sie nie, eine Hinterfragung der eigenen Stichproben durch Kontrollen, z. B. Durchsicht anderer 35 36 37 38
Zang (1935), S. 27. Siehe z. B. Bartens (2004); Bartens (2007). Nasilowski (2000), S. 2. Baumgaertner (2004), S. 12.
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Jahrgänge39, erfolgte nicht. Offensichtlich versuchten insbesondere Belgum und Ko eine Valenzanalyse. Doch der Frage nach der „Mehrdeutigkeit von Begriffen“, wie sie in der Sozialforschung diskutiert wird40, gingen sie nicht nach. Ein anderes Thema in der sozialempirischen Diskussion der letzten Jahrzehnte war die Vermutung, dass die Untersuchungspersonen stets bemüht waren, ihre Ergebnisse in Einklang mit dem Forschungsmainstream zu setzen, bisweilen ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Ergebnisse der eigenen Studie.41 In diesem Zusammenhang sei auch auf das Problem der sogenannten „Abnutzung“ verwiesen.42 Hinsichtlich einer Zeitschriftenanalyse würde dies bedeuten, dass man bei zu stringentem Einhalten der Untersuchungszeiträume (z. B. ein Jahrgang alle zehn Jahre) wichtige Debatten einfach übersieht. Auffällig wird diese Problematik bei Ko, die jeweils drei Jahrgänge in einem Jahrzehnt untersuchte (1853–1855, 1863–1865, 1873–1875, 1884–1886, 1894– 1896, 1901–1903).43 Oder in anderen Worten: Die eigene Studie sollte zentrale Diskurse der Vergangenheit einbeziehen, auch wenn es den Umfang der Arbeit erhöht. So kann frühzeitig bemerkt werden, ob „Erwartungswerte“ zutreffen oder eher nicht.44 Daher erschien es zielführend, ein sogenanntes „Misch-Sample“ zu bilden. Es sollten zunächst die Gründungsjahre der Gartenlaube sowie das „Bocksche Zeitalter“ durchgesehen, anschließend jeweils im Zehn-Jahres-Rhythmus ein Band gesondert erforscht und zusätzlich bestimmte Jahrgänge ausgewählt werden, die im Zusammenhang mit wichtigen gesundheitspolitischen Diskursen stehen. Darüber hinaus wurden weitere Studien, die sich mit medikalen Kulturen und ihrer Repräsentation in der Gartenlaube beschäftigten, in die Untersuchung einbezogen. Hierbei sei neben den neueren Werken von Ko und Belgum vor allem auf die Forschungsarbeiten von Guddat, Nasilowski, Turck, Lorenz, Bessinger oder auch Mann verwiesen.45 Insgesamt wird die historische Aufarbeitung durch eine qualitative Untersuchungsweise gewährleistet. Quantitative Aspekte werden zwanglos eingearbeitet. Um jedoch den Bedeutungswandel von Schlüsselbegriffen aus der Anfangszeit der Gartenlaube (z. B. Homöopathie) nachvollziehen zu können, wurde eine quantitative Frequenzanalyse durchgeführt. Ihre Präsentation findet sich am Beginn des Buches, um dem Leser quasi vorab einen Überblick zu verschaffen.
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Schnell/Hill/Esser (2005), S. 401–407. Krippendorf (2004), S. 214. Schnell/Hill/Esser (2005), S. 413. Schnell/Hill/Esser (2005), S. 414. Ko (2008), S. 25. Fassl (1999), S. 23, 326. Ko (2008); Belgum (1998); Guddat (1999); Nasilowski (2000); Turck (1993); Karoline Lorenz (1951); Bessinger (1956); Mann (1952).
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Aufbau des Misch-Samples: Auswertung der Jahrgänge 1853–74 1883 1893 1903 1913 1923 1933 1943 Damit überschneidet sich z. T. die Auswertung folgender Jahrgänge unter thematischen Gesichtspunkten: 1869 (Kurierfreiheit-Debatte) 1890–1895 (Streit um das Tuberkulin) 1910–1912 (Diskussion um das Salvarsan) 1914–1918 (Erster Weltkrieg, Ressourcenverknappung, zugleich „nationaler Schulterschluss“) 1927 (Reichsgesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten) 1935–1936 (Reichsarbeitsgemeinschaft Neue Deutsche Heilkunde) 1939–1944 (Legalisierung der Heilpraktikerschaft, Zweiter Weltkrieg) Der Begriff „Auswertung“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht die ausschließliche Suche nach Artikeln oder Essays, die sich explizit im Titel mit „Medizin“ oder „Gesundheit“ beschäftigen, sondern die systematische Erforschung der gesamten Jahrgänge inklusive der Literatur und die Lektüre aller greifbaren Inhalte, um so die Haltung der gesamten Zeitschrift zu medikalen Kulturen ergründen zu können. Denn die Ansichten einzelner Autoren (z. B. Bock) sind theoretisch abschnittsweise bekannt, doch muss dies ja nicht automatisch bedeuten, dass die gesamte Redaktion hinter ihnen stand oder die Zeitschrift nicht doch von heftigen inneren Disputen erschüttert wurde. Schließlich waren beispielsweise die maßgeblichen Akteure der ersten Gartenlaube-Generation debattenerprobte Veteranen der demokratischen Bewegungen aus dem Vormärz und der Märzrevolution 1848.
Quantitative Literaturanalyse Dass die Gartenlaube verschiedene Phasen der Popularisierung medizinischen Wissens mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Zielsetzungen und Autoren über einen Zeitraum von fast 100 Jahren anbot, macht sie für eine quantitative Literaturanalyse interessant. Die quantitative Linguistik begann etwa zur selben Zeit Gestalt anzunehmen, als die Gartenlaube erstmals erschien – in den 1850er Jahren.1 Die ursprüngliche Vorgehensweise bestand hauptsächlich darin, Texte ohne bekannten Autor aufgrund von sprachlicher Übereinstimmung zuzuordnen. Im Fall der Gartenlaube wäre dies interessant bezüglich der frühen, mit Initialen oder ohne Namensnennung aufgeführten Artikel zum Thema Medizin gewesen, jedoch enttarnte sich der entsprechende Autor – Carl Ernst Bock – einige Jahre später selbst. In späteren Jahrzehnten, vornehmlich in den 1920er und 1930er Jahren, erschien eine Reihe von anonymen Artikeln zu heilkundlichen oder kosmetischen Fragestellungen, doch waren diese in Stil und Aufbau so unterschiedlich, dass davon ausgegangen werden muss, dass sie nicht von einer kleinen Gruppe zweier oder dreier Autoren, sondern einer Vielzahl nicht identifizierbarer Gelegenheitsschreiber verfasst wurden. Von größerem Interesse erscheint die moderne wahrscheinlichkeitstheoretische Untersuchung von Texten oder Textbausteinen. Diese Forschungsrichtung war zwar in den 1930er Jahren bereits skizziert worden, aber erst 30 Jahre später begann die sowjetische Linguistin Revekka M. Frumkina (geb. 1931) mit der systematischen Ausarbeitung eines zuverlässigen wahrscheinlichkeitstheoretischen Modells zur Bestimmung von Textpassagen.2 Die Problematik bei der Übertragung dieser Konzeption auf die medikalen Texte der Gartenlaube liegt im Detail. So streben Linguisten danach, anhand eines Textes theoretische Werte zu berechnen und sie dann auf andere zu übertragen.3 Dies setzt jedoch voraus, dass der Autor stringent handelt. Dies wäre beispielsweise bei Carl Ernst Bock nur phasenweise gegeben – seine theoretischen Annahmen und deren praktische Ausformulierungen änderten sich zwischen 1853 und 1874 mehrfach, insbesondere in den 1860er Jahren. Spätere medizinische Schriftsteller in der Gartenlaube verfügten über kein einheitliches Programm, das sie verbreiten wollten – sie agierten als bezahlte Präsentatoren medizinischen oder pharmazeutischen Wissens, das aber nicht von ihnen stammte, sondern das sie nur referierten. Außerdem gibt es kein einheitliches zu untersuchendes Textkorpus. Bock verwandte essayistische Strafpredigten ebenso wie fingierte Briefe (an Damen) oder philosophische Überlegungen ohne konkrete Zielsetzung. Eines der bevorzugten Untersuchungsmodelle der quantitativen Linguistik wiederum ist die Überprüfung von Wortlängen im Text.4 Da es jedoch bei den medizinisch relevanten Texten in der Gartenlaube meist um 1 2 3 4
Best (2006), S. 7. Kelih (2008), S. 180. Altmann/Altmann (2008), S. 84. Altmann/Altmann (2008), S. 124f.
Quantitative Literaturanalyse
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sehr ähnliche Themen geht, wird man so nur immer wieder auf die gleichen Ergebnisse kommen. Und genau hier liegt die Chance für eine Untersuchung. Die Häufigkeit bestimmter Termini lässt erkennen, welche Bedeutung bestimmte Themen für Autoren (und somit indirekt die Leserschaft) über die gesamte Erscheinungsdauer der Gartenlaube hatten. In Kenntnis der medizinischen Ideologien der Autoren lassen sich so einige Begriffe als wertvoll für eine Häufigkeitsuntersuchung erkennen. Durch die kombinierte Verwendung von Jahresstichproben (1893 – 1903 – 1913 etc.) und die Einbeziehung wichtiger Debatten in der Medizin (z. B. Tuberkulin, Salvarsan) lässt sich nachvollziehen, ob und inwieweit tagesaktuelle Themen für die Gartenlaube relevant waren. Der Komplettkorpus der „Ära Bock“ gestattet zudem eine umfassende Betrachtung der ersten Jahrzehnte des Erscheinens der Familienzeitschrift. Infolgedessen werden folgende Begriffe auf ihre Häufigkeit untersucht5: Homöopathie – weil sie ein zentraler Angriffspunkt für Bock war und sich so nachvollziehen lässt, welchen Bedeutungswandel ein Begriff in einer Zeitschrift durchmacht, sobald sein wichtigster Antagonist ausscheidet Carl Ernst Bock – als Autor und später als Erinnerungsfigur (inklusive später von ihm aufgeschlüsselter Pseudonyme) Cholera – ein medizinischer Topos für eine Seuche, die wie keine andere mit dem Kampf deutscher Ärzte um die Durchsetzung hygienischer Standards verbunden war „Weibliche Themen“ – die Gartenlaube gilt in der historischen Rezeption als Familienzeitschrift, die sich besonders an Frauen wandte; es könnte interessant sein, zu beleuchten, wie häufig bei medizinischen Themen weibliche Belange und Interessen berücksichtigt wurden
1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 5
Homöopathie 1 2 2 2 2 1 3 4 2 1
Carl Ernst Bock 16 28 26 16 12 11 9 13 10 5
Cholera 0 1 0 2 1 0 0 1 0 0
Weibl. Themen 5 5 5 3 3 6 5 5 2 2
Erwähnungen in Fortsetzungsromanen oder Gedichten fanden keine Berücksichtigung.
18
1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1883 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1903 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1923 1927 1933 1935 1936 1939 1940 1941
Quantitative Literaturanalyse
Homöopathie 0 0 0 2 4 3 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0
Carl Ernst Bock 6 5 2 9 5 7 3 5 2 2 5 4 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Cholera 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 4 4 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 07 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Weibl. Themen 2 4 2 3 1 3 0 3 2 1 3 2 2 2 1 2 1 3 3 5 3 1 66 0 1 3 2 3 1 5 11 18 9 7 14 9 2
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Quantitative Literaturanalyse
1942 1943 1944 Gesamtzahlen
Homöopathie 1 0 0
Carl Ernst Bock 0 0 0
Cholera 0 0 0
Weibl. Themen 0 5 5
33
203
18
191
67
Es zeigt sich, dass die Homöopathie nach dem Ende der Ära Bock fast überhaupt keine Rolle mehr spielte, weder im positiven noch im negativen Sinne. Sie war einfach aus dem Blickwinkel der Gartenlaube völlig verschwunden. Denn die zentrale Kontinuität in der medizinischen Betrachtung war stets gewesen, dass ein Arzt die Kontrolle über die Gesundheit eines Bürgers übernahm, die Homöopathie hingegen war eine Möglichkeit zur gänzlich unabhängigen Selbstmedikation. Die Existenz einer solchen Variante, auch in der Gesundheitsplanung, war schon nicht erwähnenswert für die Autoren der Gartenlaube. Erst als dies politisch gewollt war (1935), wurde das totale Schweigen gebrochen. Auch die Ressourcenverknappung im Krieg dürfte die Erwähnung als Vorbeugemittel (bei Erkältung) 1942 begünstigt haben. Schwieriger gestaltet sich die Untersuchung der Erwähnung naturheilkundlicher Maßnahmen. Denn die Autoren der Gartenlaube benannten meist nicht die Naturheilkunde als solche, sondern einzelne Maßnahmen (Güsse, Massagen etc.), wobei unklar bleibt, ob sie diese als Teil einer größeren Heilkunde interpretierten oder nicht. Die Cholera, Symbol des unentwegten Hygienisierungswillens der deutschen medizinischen Forschung und insbesondere der Bakteriologie, spielte selten eine Rolle. Nur in den Jahren, als die Epidemie in Hamburg diskutiert wurde, fand sie signifikanten Widerhall in der Gartenlaube. Offenbar gab es verhältnismäßig wenig Positives zu berichten – über Rückschläge in der Forschung und Fehleinschätzungen führender Gelehrter findet sich nichts in der Gartenlaube. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass in der Zeit, als die Krankheit noch einmal ein großes Thema in Deutschland wurde, die meisten Leser der Gartenlaube bereits über fließendes Wasser und Kanalisationsanschluss verfügten. Carl Ernst Bocks Ruhm als herausragender Autor verblasste bereits in den 1860er Jahren. Nach seinem Tod wurde er nur noch selten erwähnt, nach 1893 reißt die Erinnerung an ihn völlig ab. Im Vergleich zur Homöopathie und der Cholera waren frauenspezifische Gesundheitsthemen in der Gartenlaube auffallend überrepräsentiert – oder auch angebracht. Denn die Frauen als Zielgruppe waren für die Familienzeit6 7
Ohne die Beilage Die Welt der Frau. Offenbar hatte infolge des Grabenkrieges an der Westfront der Typhus die Cholera als Thema abgelöst, siehe Meißner (1917b).
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Quantitative Literaturanalyse
schrift enorm wichtig. Es wäre jedoch falsch, anzunehmen, dass die Frauen umso stärker ins Zentrum medikaler Diskurse gerückt wären, je weniger die Gartenlaube volksaufklärerische und emanzipatorische Ansätze vertrat. Exzeptionelle Zuwächse in ihrer Bedeutung zeichneten sich erst in den 1920er Jahren ab und konzentrierten sich auf zwei Gebiete: kosmetische Anleitungen und Hinweise zur Rolle als Mutter. Diese Schwerpunktsetzung kann als Tendenz gegen die Emanzipation der „neuen Frau“ interpretiert werden. Dass die Gartenlaube dann in der Zeit des Nationalsozialismus nicht noch stärker dieses Teilgebiet ins Zentrum der Berichterstattung rückte, lässt meines Erachtens auf die Überalterung des Leserkreises schließen. Stattdessen wurde die Rolle als Hausfrau überhöht. So erschienen 1933 bereits neben den 18 Artikeln, die – wenn auch teilweise nur am Rande – Bezug zur frauenrelevanten Medizin aufwiesen, insgesamt 133 Artikel mit Modeempfehlungen, 154 Tipps zur Hauswirtschaft und 134 allgemeinere „praktische Ratschläge“ für Frauen. 1936 waren es bei 7 Artikeln mit Heilkunderelevanz 129 Modehinweise, 148 Haushaltsratschläge und 113 praktische Tipps. Für die weibliche Leserschaft wurde ein eigener „Schönheitsdienst“ initiiert, während gleichzeitig der Begriff des „Doktors“ inflationär gebraucht wurde.8 So erschienen die Hinweise zum Tuning des Volksempfängers unter dem Begriff „Radiodoktor“.9 Im Krieg schließlich kamen immer häufiger Witze über Ärzte oder mit Ärzten als Zeilenfüller in Gebrauch.10
8 9 10
Siehe z. B. Charlotte (1937). Der Radiodoktor (1933). Siehe z. B. Von Feldscheren (1942).
Medikale Kulturen im Vorfeld der Gründung der Gartenlaube In der deutschsprachigen medizinischen Forschung zeichnete sich in den 1840er Jahren eine langsame Ablösung des idealistisch-naturphilosophischen Denkens zugunsten einer naturwissenschaftlich motivierten Arbeitsweise ab. Es wäre aber falsch, von einem Paradigmenwechsel im Sinne von Thomas S. Kuhn (1922–1996) zu sprechen1, es war eher die Aneinanderreihung und partielle Weiterführung verschiedener Denkmodelle nebeneinander und gegeneinander, ohne dass vor Mitte/Ende der 1860er Jahre ein Durchbruch in Physiologie, Pathologie, Anatomie und Therapie erzielt werden konnte. Dies war jedoch ebenfalls kein „Paradigmenwechsel“, sondern die Weiterentwicklung bereits zuvor eingeschlagener Konzepte, die durch neue Entdeckungen innerhalb des bestehenden Denksystems ergänzt wurden, aber noch nicht frei von Fehlern theoretischer und praktischer Art waren.2 Auch das naturhistorische Modell war keine etablierte Lehre im Sinne Kuhns, sondern seinerseits eine Alternative zu den vielfach modifizierten und diversifizierten Ansichten des schottischen Arztes John Brown (1735–1788). In dieser Umbruchphase gab es immer wieder eine Anzahl von selbsternannten Gesundheitspropheten, die scheinbar mit den Lehren ihrer akademischen Väter brachen, in Wahrheit diese aber nur modifizierten und sich von der Vergangenheit vor allem deshalb lösten, um sich selbst besser als Erneuerer in Szene setzen zu können. Dies wurde auch von Zeitgenossen so interpretiert. Wie der österreichische Arzt Isaac Jeitteles (1779–1852) 1843 bemerkte, hatte er nach 35 Jahren Praxis schon mehrfach „Wechsel der medicinischen Principien“ erlebt.3 Der „Gärungsperiode unserer Zeit“ stand er daher kritisch gegenüber und befürchtete, erneut würden die Verdienste früherer Gelehrter leichtfertig von den Revolutionären über Bord geworfen werden.4 Durch den Einfluss von Andreas Röschlaub (1768–1835) war in Deutschland die Reizlehre Browns seit 1800 weit verbreitet.5 Brownianer verzichteten auf eine Differenzierung zwischen Pathologie, Physiologie und Therapie, forderten die Stärkung des Organismus durch Diätetik und Training und lehnten den Aderlass ab.6 Stattdessen setzten sie auf die Anwendung neuer Pharmazeutika, vor allem Opium, und eine empirische Annäherung an die Kranken und ihre Leiden. Brown gelang es, die bislang inflationär gebrauchten Begriffe Reizbarkeit und Irritabilität zu konkretisieren.7 Theoretisch ermöglichte die 1 2 3 4 5 6 7
Dies tat z. B. Tsouyopoulos (2008). Bei der Kritik an Kuhn folge ich Breidbach (2011), S. 168ff. Jeitteles (1843), S. 813. Jeitteles (1843), S. 815. Röschlaub (1798), S. 31ff. Tsouyopoulos (2008), S. 97. Zur inflationären Anwendung des Aderlasses am Ende des 18. Jahrhunderts und der Kritik daran siehe Maibaum (1983), S. 30–35. Rothschuh (1978), S. 342. Es gab nicht „die“ Brownsche Lehre, sondern Variationen davon, siehe z. B. Brunn (1965).
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Mediale Kulturen im Vorfeld der Gründung der Gartenlaube
Brownsche Lehre eine Abkehr von der Humoralpathologie, die jedoch weiterhin von vielen Ärzten als Grundlage ihres therapeutischen Handelns geschätzt wurde. Auch konnte die Brownsche Lehre dazu dienen, die Medizin naturwissenschaftlich-exakter zu gestalten.8 Darüber hinaus verursachte die Anwendung der Vorgaben Browns jedoch ein heilloses Durcheinander in der Krankheitszuordnung und Behandlung. Insbesondere die empirische Arbeitsweise, die sich u. a. darin äußerte, dass keine klinischen Studien, sondern ein Sammelsurium von Einzelfällen aus der Praxis den Inhalt von Lehrbüchern darstellte, erregte die Wut der Kritiker.9 Das Opium wurde zudem innerhalb kürzester Zeit von den „Buckelapothekern“ in Thüringen entdeckt und zur Ausweitung des laienmedizinischen Marktes genutzt, wodurch die Konkurrenz für die akademischen Ärzte zunahm.10 Gegen das Vorgehen der Brownianer opponierten die Anhänger der naturhistorischen Schule um Johann Lukas Schönlein (1793–1864)11, der die Krankheitseinordnungen systematisieren wollte, und die experimentellen Physiologen unter Leitung von Johannes Müller (1801–1858), die das naturwissenschaftliche Experiment an die Stelle der Empirie rückten12. Impulse erhielten sie durch die empirischen Studien Philippe Pinels (1745–1826) oder François Xavier Bichats (1771–1802) aus Frankreich.13 Gleichzeitig erlangte eine Reihe von herausragenden Einzelpersonen, die keiner bestimmten Schulrichtung angehörten, beträchtlichen Einfluss, z. B. Kurt Sprengel (1766–1833) oder Christoph Wilhelm Hufeland (1762–1836).14 Letzterer hatte in seinem wirkmächtigen Buch „Makrobiotik“ die These aufgestellt, man könne durch die Anwendung diätetischer Praktiken und hygienische Maßnahmen die Lebenskraft steuern und stimulieren.15 Explizit sprach er sich gegen eine „überzivilisierte“ Lebensweise, zu langes Sitzen, zu wenig frische Luft und zu geringe körperliche Bewegung aus.16 Ähnlich argumentierte der Nervenarzt Johann Christian Reil (1759–1813).17 Johannes Müller war trotz seiner Orientierung an Ergebnissen von „materiellen“ Experimenten lange Zeit von der Existenz einer „Lebenskraft“ überzeugt und wollte Medizin und Naturphilosophie verbunden wissen.18 Damit entsprach er der Idee des ärztlichen Universalgenies, wie es in Sachsen durch Carl Gustav Carus (1789–1869) vorgelebt wurde.19 Müller gelang durch seine Experimente der Nachweis, dass eine naturwissenschaftliche Annäherung an 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Hess (1993), S. 143. Nolte (2006), S. 65f. Ludwig (1984), S. 67. Bleker (1981), S. 73. Hagner (2008), S. 251. Rothschuh (1978), S. 172–175. Hess (1993), S. 218. Göckenjan (1985), S. 79; Eckart (1996a), S. 3. Melzer (2003), S. 60f. Roelcke (1999), S. 34–38. Martin Müller (1926), S. 133–136. Brockmeyer (2009), S. 55.
Mediale Kulturen im Vorfeld der Gründung der Gartenlaube
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den Menschen unter Umgehung der empirischen Arbeitsweise am Krankenbett theoretisch möglich war.20 Aus dieser Erkenntnis heraus wandte sich Müller im Laufe der 1840er Jahre von Vitalismus und spekulativer Naturphilosophie ab und zog eine Reihe von bedeutenden Schülern heran, die er anregte, physiologische Forschung durch chemische, physikalische und mikroskopische Studien zu erweitern.21 Hierzu zählten u. a. Theodor Schwann (1810– 1882), Hermann v. Helmholtz (1821–1894), Rudolf Virchow (1821–1902) und Emil du Bois-Reymond (1818–1896). Schwann war zusammen mit Matthias Jakob Schleiden (1804–1881) bereits 1839 der Nachweis geglückt, dass das Leben mit den „Zellen“ zusammenhing.22 Dadurch erhielt die bis dahin im Vergleich zum Vitalismus nicht weniger spekulative Strömung des Materialismus eine experimentelle Grundlage.23 Schleiden war es auch, der sich Kritik an seiner Arbeit durch Anhänger der Naturphilosophie schon allein deshalb verbat, weil diese einem anderen (älteren) Weltbild anhingen als er selbst.24 Die Formulierung des Krafterhaltungsgesetzes 1845/47 durch Helmholtz bzw. Julius Robert Mayer (1814–1878) ließ die Idee der Lebenskraft zusätzlich unglaubwürdig erscheinen.25 Die Emanzipation der Physiologie aus der Anatomie beflügelte auch die Weiterentwicklung anderer medizinischer Fächer.26 Hierzu wären eine Abnabelung von der empirischen Vorgehensweise und eine Kooperation mit naturwissenschaftlich-experimentell agierenden Kollegen sinnvoll gewesen. Doch gerade in der Therapie unterblieb dies, was die sich selbst als „Physiologen“ begreifenden Ärzte Carl August Wunderlich (1815–1877, eigentlich Internist) und Wilhelm Roser (1817–1888, Chirurg) 1843 zu der Kritik veranlasste, Schönlein habe die Chancen der physiologischen Forschung gar nicht begriffen.27 Die Kritik an der herkömmlichen Therapie kulminierte in einem Angriff auf Johann Lukas Schönlein durch Wunderlich, den Nervenarzt Wilhelm Griesinger (1817–1868) und Roser wegen des Buches „J. L. Schönlein’s Allgemeine und specielle Pathologie und Therapie. Nach dessen Vorlesungen niedergeschrieben und herausgegeben von einigen seiner Zuhörer“.28 Von diesem Werk distanzierte sich Schönlein nicht öffentlich, sondern nur durch eine winzige Annonce im Magazin für die gesammte Heilkunde, so dass seine Haltung nur weni-
20 Lohff (1992), S. 115. Zur Kritik an der herkömmlichen Arbeitsweise der romantischen Medizin siehe Herrlinger (1962); Rothschuh (1962). 21 Leiber (2000), S. 206–211. 22 Wittkau-Horgby (1998), S. 131. 23 Wittkau-Horgby (1998), S. 131. Zum zeitgenössischen Materialismusbegriff siehe Mensching (2007); Wahsner (2007). 24 Breidbach (2011), S. 200f. 25 Rothschuh (1958), S. 2973f.; Rothschuh (1966), S. 344; Franz Werner (1997), S. 101. 26 Eulner (1970), S. 48. Hierzu zählte u. a. die Pharmakologie, die bislang nur Teil verschiedener Disziplinen gewesen war, siehe Heischkel (1958). 27 Bleker (1981), S. 112–115. 28 Schönlein (1832); Bleker (1982), S. 186. Zu Griesingers positivem Verhältnis zu Rokitansky siehe Mette (1976), S. 30.
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gen Zeitgenossen bekannt wurde – von späteren Medizinhistorikern ganz zu schweigen.29 Doch die theoriegeleiteten Therapieansätze der neuen naturwissenschaftlichen Medizin konnten in der Praxis nicht bestehen, im Ganzen blieb die Krankheitskurierung der 1850er Jahre trotz hoher Ansprüche im Grunde „empirisch-rationale Wissenschaft“.30 Es gab immer noch den Aderlass, obwohl dieser Eingriff („Vampirismus“) als diskutabel angesehen wurde.31 Aus Frankreich wurde das Bromkalium als neues Medikament übernommen und vielfach eingesetzt.32 Als Erklärung der Wirkung wurde humoralpathologisch auf den Effekt des Medikaments auf die „Säftemasse“ verwiesen.33 Den vielfachen Einsatz des neuen Wundermittels kritisierten alsbald die Homöopathen.34 Wunderlich perfektionierte zwar die Messung der Körpertemperatur35, doch verfügte er nicht über die Möglichkeiten einer genauen Diagnosestellung, weil statt einer exakten Methodik der Diagnose eine semiotische Merkmalsorientierung Verwendung fand, die Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt worden war und in den sich abwechselnden tagesaktuellen ärztlichen Denkmodellen überdauert hatte36. So existierten für das heutige Krankheitsbild der Appendizitis (akute Blinddarmentzündung, ICD-10: K-35) verschiedene Bezeichnungen wie „Appendicitis“, „Typhilitis“ oder „Inflammation de l’appendice de coecum“, die wiederum unterschiedlich behandelt werden sollten, z. B. mit warmen Bädern und Blutegeln oder Ruhe und Opium.37 Auch überkommene Diagnoseverfahren wie die Harnschau fanden weiter Verwendung.38 Normen gab es allenfalls in der Ästhetik, so dass Chirurgen wie Johann Friedrich Dieffenbach (1792–1847) vielfach damit beschäftigt waren, jungen Frauen mit schiefen Nasen zu helfen, da eine solche Missbildung auf schlechten Charakter zu verweisen schien.39 Kritik an der Mischung aus alten Praktiken und neuer Forschung kam aus dem innersten Kreis der Reformschüler. Wunderlichs Anhänger Friedrich Oesterlen (1812–1877) präsentierte schon 1852 eine Methodik der Medizin, in der er die Heilmittellehre seines Lehrmeisters als voller „Mysterien und unfruchtbarer Spekulationen des Vitalismus“ zurückwies.40 Doch seine eigene „medizinische Logik“ strotzte von willkürlichen nosologischen Abgrenzungen und Weitschweifigkeit.41 Zudem misstrauten sich Pathologen und Physiologen 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41
Bleker (1982), S. 187. Engelhardt (1978), S. 62. Zu den Problemen der Therapie siehe auch Engelhardt (1988). Maibaum (1983), S. 34–36. Koelbing (1985), S. 127. Zur Rezeption der Nebenwirkungen siehe Krosz (1875). Otto Graf (1842), S. 9. Hirschel (1853a), S. 74. Anschütz (1987), S. 39. Hess (1993), S. 48f. Sachs (2004), S. 240–244. Stolberg (2009), S. 221. Gilman (1999), S. 52, 56f. Oesterlen (1852); Rothschuh (1968), S. 102. Rothschuh (1968), S. 112, 119.
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innerhalb von Wunderlichs Reformteam.42 Die Gegner Brownscher Lehren oder Schönleins empirischer Arbeitsweise hatten sich außerdem selbst einer sinnvollen Methodik in der Krankheitenbekämpfung beraubt, als sie im Zuge der Cholera-Epidemie 1831/32 das moderne Modell des Antikontagionismus gegen die miasmatische Krankheitserklärung eintauschten.43 Wunderlich wandte sich explizit gegen die Idee von einem Krankheitserreger.44 Erstaunlich erscheint in der Rückschau, dass weniger medizinisch begründete Zweifel – Diskussionen gab es genügend –, sondern das Scheitern von obrigkeitsstaatlichen Maßnahmen (militärische Kordons zur Seuchenabwehr) ausschlaggebend für die Kehrtwende hin zum Miasma waren.45 Das Verhalten vieler Ärzte gegenüber den erkrankten Patienten untergrub das Verhältnis beider Seiten zueinander. So berichtete der Chirurg Georg Friedrich Louis Stromeyer (1804–1876) über Kollegen, die die Häuser der Erkrankten nicht betraten, mit den Patienten nicht sprachen und sich ständig glühende Räucherstäbchen aus Wacholderholz vor das Gesicht hielten.46 Das Versagen in der Therapie, die ungenauen Krankheitsbezeichnungen in der Diagnostik und die Zweifel an den Vorstellungsmodellen vom lebenden Organismus und seiner eventuellen „Beseeltheit“ sowie die Erfolge der experimentellen Physiologie (Tierversuch) begünstigten eine Hinwendung zur Erforschung der Krankheiten an Leichen. Dies verlangte ein enges Zusammenwirken von Anatomen, Klinikern, Chirurgen und Geburtshelfern, wie es zu Beginn der 1840er Jahre durch die „Wiener medizinische Schule“ um Carl Rokitansky (1804–1878) und Joseph Skoda (1805–1881) verwirklicht wurde. Zuvor hatten die Kliniker häufig Sektionen ohne Einschaltung der Anatomen unternommen.47 Rokitansky wollte bei seiner Arbeit eine Korrelation von „anatomischem Substrat und klinischem Symptom“ erzielen, die Krankheitsbegriffe neu ordnen und zugleich die Diagnostik verbessern.48 Dem diente die intensive Nutzung „physikalischer“ Methoden und ihre permanente Verbesserung – Perkussion und Auskultation in der Klinik Skodas, was u. a. von Wunderlich und Roser begrüßt wurde.49 Die Verwendung des Stethoskops erlaubte dem Arzt die Anamnese ohne Beiziehung des „subjektiven“ Patienten.50 Damit wurden in Wien die Konzepte übernommen und weitergeführt, die René Théophile Laënnec (1781–1826) in Paris entwickelt hatte.51 Um Krankheiten in ihrer Entfaltung erklären zu können, bediente sich Rokitansky eines überkommenen Konzeptes, das so gar nicht in die Aufbruchsphase der 1840er Jahre zu passen schien – die Humoralpathologie im Ge42 43 44 45 46 47 48 49 50 51
Bleker (1981), S. 124. Ackerknecht (2007), S. 91. Siehe auch Frey (1997), S. 261ff. Ackerknecht (2007), S. 73. Zur Cholera siehe ferner Ackerknecht (1963), S. 21–26. Stamm-Kuhlmann (1989), S. 183. Siehe Valentin (1953), S. 419f. Huerkamp (1985), S. 90. Lesky (1965), S. 132f. Roser/Wunderlich (1975), S. 57; Lachmund (1997), S. 148. Lachmund (1997), S. 148. Lachmund (1997), S. 55, 62ff.
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Mediale Kulturen im Vorfeld der Gründung der Gartenlaube
wand der sogenannten Krasenlehre. Dabei war das zentrale „Blutorgan“, das Herz, mit seinen Erkrankungen noch gar nicht richtig erforscht.52 Eine Veränderung der Blutmischung (Krase) würde demnach Krankheiten verursachen. Aber die Schlüsseldisziplin, der Rokitansky und seine Anhänger vertrauten, weil ihre Vertreter die Bestandteile des Blutes aufzuschlüsseln halfen, die Chemie unter Justus v. Liebig (1803–1873), war nicht frei von Einschätzungen, die außerhalb der kausal erklärbaren Naturwissenschaften lagen. So hatte Liebig in den 1840er Jahren zeitweise die „Odlehre“ seines Bekannten Karl v. Reichenbach befürwortet, ehe er sich 1852 hiervon distanzierte und dabei gleich auch noch den Spiritismus als solchen verurteilte.53 Zu den Schülern Rokitanskys und Skodas zählte alsbald Johann v. Oppolzer (1808–1871), der sich besonders um die akademische Lehre und Weiterverbreitung der Konzepte seiner Lehrer verdient machte.54 Er sollte aufgrund dieser Qualifikationen später nach Leipzig berufen werden und mit Carl Ernst Bock zusammenarbeiten. Joseph Hyrtl (1810–1894) betonte den Wert der Diagnose, durch die sich der Arzt vom „Kurpfuscher“ unterscheide.55 Doch erreichten die „Wiener“ damit die avisierten Zielgruppen? Selbst in den Hörsälen der Universitäten waren Physiologen wie Eduard Pflüger (1829–1910) Anfang der 1860er Jahre nicht vor klinischen Kollegen sicher, die anstelle exakter Experimente „Magnetisiren und Bestreichen“ ins Zentrum der Lehre stellten.56 Es gab neben den vielen Humoralpathologen noch Solidarpathologen oder Brownianer unter den deutschen Ärzten.57 In Süddeutschland galt der Tod eines Säuglings als gottgewollt, Ärzte wurden selten hinzugezogen.58 Gegen die Konkurrenz der Homöopathie hatten die österreichischen akademischen Ärzte nicht einmal das offizielle Verbot der Gegner der Allopathie von 1819 auf Dauer durchsetzen können, 1837 wurde es wieder aufgehoben.59 Hinter dem Rücken des naturwissenschaftlichen Arztes benutzten zahlreiche Familien des Bürgertums heimlich eine „homöopathische Hausapotheke“ oder suchten Wunderheiler auf, wie der Arzt Alfred Sternthal (1862–1942) im Rückblick auf seine Kindheit und das Familienleben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts räsonierte.60 Den Patienten missfiel die neue Behandlungsweise generell.61 Apotheker verkauften u. a. die „Augsburger Lebensessenz“ Johann Georg Kiesows (1718–1786) gegen Verstopfung, Skorbut und Hysterie.62 Die Produkte waren
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Anschütz (1987), S. 48. Erdbeer (2008), S. 128; Bohley (2008), S. 105. Lesky (1965), S. 149. Rosner (1978), S. 435. Pieper (1998), S. 23. Rothschuh (1942), S. 300; Tsouyopoulos (1982), S. 155f. Gross (1998), S. 224. Lesky (1954), S. 127. Leo Baeck Institute New York, Archive/Memoir Collection MM 75, Alfred Sternthal, Sanitätsrat: Erinnerungen eines alten Arztes, 1937, S. 13. 61 Göckenjan (1985), S. 250. 62 Probst (1992), S. 116.
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häufig ungenau deklariert.63 Außerdem boten die Pharmazeuten Heilwässer an, deren angebliche Wirkung sie gleich selbst attestierten.64 An interessierte Kunden wurden Leinwandfetzen als „Mumia vera“ oder mit Schwefel vermengter Straßendreck als „sulfur caballinum“ (Rossschwefel) sowie „Affenfett“ zweifelhafter Herkunft verkauft.65 Manche Mischungen basierten offenbar auf den Rezepturen von Christian Franz Paullinis (1643–1712) „DreckApotheke“.66 Es lag für die akademischen Ärzte nahe, aus diesen Zuständen – sofern sie von ihnen Kenntnis erlangten – die Existenz einer allumfassenden „Volksmedizin“ als Instanz des Aberglaubens zu konstruieren, doch war dies häufig eher Irrglauben als Realität.67 Es handelte sich mehr um Unsicherheit als Ablehnung seitens der potentiellen Patienten. Auch war eine flächendeckende Versorgung mit Ärzten im 19. Jahrhundert nicht gegeben – Hebammen, Bader-Chirurgen oder Laienheiler spielten eine wichtige Rolle und rezipierten Aspekte der schulmedizinischen Reformanstrengungen.68 Das energische Auftreten Rokitanskys und seiner Schüler begünstigte sogar das Wiederaufleben scheinbar längst untergegangener Krankheitsbilder. So erlebte die Ende des 18. Jahrhunderts verbreitete und diskutierte Hypochondrie ein Erstarken als „Spinalirritation“, die sich scheinbar mit Hilfe der pathologischen Anatomie nachweisen ließ.69 Die synthetische Arbeitsweise produzierte zunächst nur geringen Gewinn für die Patienten, auch wenn bereits 1847 die Äthernarkose in die Wiener Praxis eingeführt wurde. Die physikalische Diagnostik erregte vor allem den Spott niedergelassener Ärzte, die bemängelten, dass die Kliniker die Krankheit erst „erlauschten“, wenn es zu spät sei.70 Denn was konnten die praktischen Ärzte aufbieten? In den 1840er Jahren bestand das Instrumentarium eines naturwissenschaftlich interessierten Praktikers aus hölzernem Stethoskop, einer Lupe, Sekundenuhr, ein paar Reagentien und dem Elektrometer – Augenspiegel, Kehlkopfspiegel und Fieberthermometer kamen erst später hinzu.71 Versagte die medizinische Kunst, konnten die Ärzte nur darauf hoffen, dass die Angehörigen den Tenor aus der zeitgenössischen Literatur akzeptierten, in welcher der Tod eine ganz selbstverständliche und unkommentierte Konstante darstellte.72 Für eine Gruppe von Kranken ergab sich gar eine gesteigerte Sterblichkeitsrate. Da die klinisch und pathologisch arbeitenden Gelehrten eine kritische Hinterfragung der eigenen Arbeitsweise und ihrer Kon63 64 65 66 67
Ernst (1975), S. 51. Huhle-Kreutzer (1989), S. 69. Ratzel (1966), S. 66; Friedrich (1995), S. 3. Paullini (1896); Köhler (1965). Zur Methodik Paullinis siehe Frey (1997), S. 35. Wolff (1996), S. 426f. Es gab zwar eine ganze Reihe gut geschulter Heilkundiger, doch waren diese nur lokal von Bedeutung, siehe z. B. Wrede (1982); Moro (1992). 68 Teichler (2002), S. 13. 69 Fischer-Homberger (1970b), S. 81–83. 70 Lachmund (1997), S. 199. 71 Heischkel-Artelt (1967), S. 11. 72 Wild (1987), S. 157.
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sequenz für die Praxis unterließen, kam es in den Gebäranstalten Wiens und den Kliniken, die sich an Rokitansky und Skoda orientierten, zu einer unerhörten Steigerung der Todesfälle unter Wöchnerinnen durch Kindbettfieber. Rokitansky interpretierte dies als typische Krasenerkrankung, während zeitgleich Ignaz Semmelweis (1818–1865) vergeblich auf Interdependenzen zwischen pathologischer und gynäkologischer Praxis hinwies.73 Auch ohne Semmelweis, dessen kontagionistische Argumentation erst nach seinem Tod in den 1860er Jahren rezipiert wurde, regte sich Kritik an der einseitig pathologischen Vorgehensweise der „Wiener Schule“. Kritiker sprachen von „therapeutischem Nihilismus“.74 Dazu trug auch die Tatsache bei, dass Akteure der „Wiener Schule“ wie Joseph Dietl (1804–1878) anstelle heroischer pharmakologischer Eingriffe – wie sie z. B. Wunderlich präferierte – auf Diätetik und Ruhe setzten.75 1845 stellte Rudolf Virchow erstmals sein Konzept der medizinischen Trias vor. Demnach sollten zunächst in der Klinik die Patienten mit allen Hilfsmitteln, welche chemische und physikalische Forschungen hervorgebracht hatten, untersucht werden. Unter Federführung von Physiologen und Anatomen würden anschließend Experimente durchgeführt werden, die letztlich durch Studien an Leichnamen ergänzt werden sollten.76 Hypothesen und Analogien sollten den Weg zu weiteren Erkenntnissen ebnen.77 Ähnlich wie Claude Bernard (1813–1878) in Frankreich rückte Virchow die Zelle in den Mittelpunkt seiner Betrachtung.78 Er verschwieg nicht, dass seine Arbeitsweisen bereits von früheren Gelehrten erdacht worden waren, synthetisierte sie jedoch für die praktische Anwendung. In seinen methodischen Rekursen bezog sich Virchow in den folgenden Jahren gleichermaßen auf die Forschungen von Zeitgenossen (Helmholtz, Müller) wie verstorbener Vordenker (Schelling, Goethe, Helmont, Paracelsus).79 Trotz dieser Rückgriffe drifteten Medizin und Philosophie, bis zu Hegel eng methodisch verbunden, sukzessive auseinander.80 Virchow begriff Medizin als soziale Wissenschaft, die der Bevölkerung und dem Staat dienen sollte, der im Gegenzug aber auch das Monopol in der Gesundheitsversorgung den Ärzten übertragen müsse.81 Diese Forderung erschien den Reformern aller Schulrichtungen nach 1830 notwendig, da das Versagen der akademischen Medizin in der Cholera nicht nur die Fragwürdigkeit vieler eigener Annahmen herausgestellt hatte, sondern auch den Homöopathen zu einem gewalti-
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Böttger (1955), S. 347. Lesky (1965), S. 170. Siehe auch Wiesemann (1991). Huerkamp (1985), S. 95; Lachmund (1997), S. 207. Siehe z. B. Dietl (1848). Simmer (1993), S. 87f. Engelhardt (1978), S. 76. Tsouyopoulos (2008), S. 219. Jacob (1967), S. 146. Engelhardt (1994), S. 33. Balkhausen (2007), S. 127f.
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gen Aufschwung verhalf.82 Dass Samuel Hahnemann (1755–1843) wahrscheinlich nie einen Cholerapatienten selbst gesehen hatte und sich nur auf die Auskünfte von Kollegen verließ, spielte keine Rolle.83 Er präsentierte eine spezielle Diätetik und verzichtete auf Aderlässe und große Gaben Kalomels und Quecksilbers, wie dies seine schulmedizinischen Kollegen verordneten.84 Auch untersuchte Hahnemann den Patienten am Krankenbett und verzichtete auf den Umkehrschluss aus dem Sektionssaal, wie ihn die Anhänger der pathologischen Anatomie präferierten.85 Seine Diätetik, später u. a. durch Clemens v. Bönninghausen (1785–1864) verfeinert, beinhaltete den Verzicht auf reizende Getränke (z. B. Kaffee), Gewürze und Rauchwaren, verlangte den Konsum reiner Luft, die Verwendung nicht einschnürender Kleidung und gestattete vorrangig fettfreien Fleisch- und Fischgenuss in flüssiger Form (Suppe).86 Insgesamt verwahrten sich die Homöopathen gegen „Überzivilisierung“, wie sie auch schon Hufeland kritisiert hatte.87 Ein eminentes Problem war, dass die Homöopathen sich im Grunde auf Konzeptionen stützten, die Akteuren der Schulmedizin mindestens bekannt waren oder gar von ihnen geschätzt wurden. So war die Lehre Samuel Hahnemanns mit John Browns Überlegungen verwandt.88 Beiden ging es um die Wiederherstellung der „Lebenskraft“ mit Hilfe therapeutischer Experimente.89 Die Eklektiker aus der naturphilosophischen Schule hatten sich bisweilen für die Homöopathie interessiert.90 Hufeland hatte Hahnemann immer wieder gegen Kritik in Schutz genommen.91 In Bayern gestatteten monarchische Spitze und universitäre Vertreter (z. B. Franz v. Ringseis) den Homöopathen zeitweise die Verteidigung ihrer Konzepte und Integration in den klinischen Unterricht.92 Ähnlich waren sich Homöopathen und Naturphilosophen auch in ihren psychosomatischen Ansätzen.93 Für Materialisten war diese Orientierung an der „Seele“ jedoch veraltetes Denken – Psychosomatik spielte bis zu den Hysterie-Experimenten Jean-Martin Charcots (1825–1893) in der sich „naturwissenschaftlich“ begreifenden deutschen Medizin keine Rolle mehr.94 Grundsätzliche Kritik an der Homöopathie hatten vor allem Leipziger Ärzte 82 Huerkamp (1985), S. 89. Die Schulmediziner hatten die Cholera vorrangig mit Aderlass, Kalomel und Opium behandelt. 83 Scheible (1996), S. 41. 84 Scheible (1996), S. 41. 85 Hahnemann (1987), S. 173. 86 Bönninghausen (1833), S. 7–14; Hahnemann (2005), S. 219. Siehe auch Brockmeyer (2009), S. 118–127. 87 Baschin (2010), S. 360f. 88 Leibbrand (1937), S. 114. Zeitgenössische Kritiker wussten um diese Ähnlichkeit und sahen gerade darin die besondere Gefährlichkeit der Homöopathie, siehe z. B. Werber (1840). 89 Schwanitz (1983), S. 103. 90 Tsouyopoulos (1982), S. 156. 91 Wiesemann (1996), S. 36. 92 Stolberg (1999), S. 17–21. 93 Brockmeyer (2007), S. 63. 94 Fischer-Homberger (1970a), S. 229; Bauer (2001), S. 88.
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frühzeitig geäußert, allen voran 1822 der Inhaber der Lehrkanzel für Geburtshilfe an der Universität, Johann Christian Gottfried Jörg (1779–1856).95 Die Psychosomatik spielte auch in den Überlegungen der sich seit den 1820er Jahren entfaltenden neuen Laienheilkunde um den schlesischen Bauer Vincenz Prießnitz (1799–1851) eine wichtige Rolle.96 Er therapierte in Kooperation mit Ärzten Patienten mit Voll- und Halbbädern unterschiedlicher Temperatur. Die Behandlung chronischer Krankheiten mit kaltem Wasser nahm eine zentrale Rolle ein.97 Hinzu kamen ab etwa 1845 Einpackungen mit feuchten Tüchern, zunehmend auch Sonnenbäder und Spaziergänge. Ein wichtiger Teil der Behandlung war die Trinkkur mit Quellwasser. Sukzessive wurde dies durch diätetische Verpflegung mit dem „Prießnitzbrot“ ergänzt.98 Bereits seit 1837 behandelte in Nieder-Lindewiese unweit Gräfenbergs Johann Schroth (1798–1856) Patienten mit trockener Kost und Schwitzpackungen. In rascher Folge entstanden weitere Kurorte, in Sachsen beispielsweise 1839 Kreischa, 1840 Muldenthal, 1842 Dippoldiswald, Lauenstein und Hohenstein. In Leipzig erschienen 1838 erstmals die Volksblätter für homöopathisches Heilverfahren mit Bezug auf Wasserheilkunde, die präzeptorisch auf eine Synthese der beiden medizinischen Systeme hindeuteten, die der akademischen Medizin die Patienten abspenstig zu machen drohte.99 In dieser problematischen Situation aus divergierenden Lehrmeinungen und diversifizierten therapeutischen Konzepten war es zwar schwierig, als praktischer Arzt zu reüssieren, jedoch boten sich für einen entschlossenen akademischen Gelehrten durchaus Chancen zur Profilierung. Eventuell lagen diese nicht unbedingt innerhalb der streitbaren Zirkel des Elfenbeinturms, es bedurfte eines Akteurs, der bereit war, die Öffentlichkeit gezielt zu umwerben. Wie Andreas Daum in seiner epochalen und wirkmächtigen Studie zur Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert bemerkte, trat bei Carl Ernst Bock die Arbeit an der Universität im Vergleich zu seiner Tätigkeit in der Wissenschaftspopularisierung völlig in den Hintergrund.100 Dies war jedoch keinesfalls Produkt eigener Wünsche Bocks, sondern eher den Umständen geschuldet. Er dürfte aber stilbildend für die späteren Generationen von „ewigen Privatdozenten“ gewirkt haben, die nach 1900 den Volkshochschulen in Deutschland und Österreich-Ungarn als Dozenten zur Verfügung standen.101
95 Schreiber (2002), S. 115. Jörg war ferner als Präzeptor der Orthopädie von Bedeutung, siehe Valentin (1961), S. 245. 96 Heyll (2006), S. 15. 97 Sajner/Krizek (1978), S. 207. 98 Helfricht (2006), S. 146. 99 Helfricht (2006), S. 221. Zur wechselseitigen Ergänzung von Hydrotherapie und Homöopathie siehe Baschin (2010), S. 134. 100 Daum (1998), S. 426. 101 Felt (1996), S. 53. Zur Popularisierung medizinischen Wissens durch Universitätsgelehrte nach 1900 siehe als Lokalstudie auch Golob (2011).
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Abb. 1: Carl Ernst Bock (1809–1874)
Carl Ernst Bock wurde am 21. Februar 1809 in Leipzig als ältestes von fünf Kindern des angesehenen Anatomen August Karl Bock (1782–1833) geboren. Dieser wurde 1814 zum Prosektor des Anatomischen Theaters in Leipzig ernannt, das er bis zu seinem Tod leiten sollte. Der junge Carl Ernst sollte und wollte offenbar in die Fußstapfen seines Vaters treten, studierte in Leipzig Medizin und Chirurgie und konzentrierte sich auf das Arbeitsfeld der Anatomie. 1830/31 ließ er sich von der Polenbegeisterung seiner Zeitgenossen mitreißen und begab sich nach Warschau, um verwundete Aufständische zu versorgen.102 Doch nicht nur die lebenden, auch die toten Revolutionäre interessierten ihn, denn ihnen zog er die gesunden Zähne, um sie dann gewinnbringend nach seiner Rückkehr nach Leipzig zur Finanzierung seiner Habilitation an Zahnärzte zu verkaufen.103 Zuvor allerdings wechselte er noch rasch die Seiten und diente nach der Kapitulation Warschaus den russischen Besatzungstruppen als Feldarzt.104 Nach dem Tod des Vaters bewarb er sich sogleich auf dessen Stelle, doch wurde statt seiner Friedrich W. Assmann als Prosektor bestimmt. Bock jr. musste sich auf die Abhaltung von Vorlesungen beschränken – diese Tätigkeit
102 Bessinger (1956), S. 7f. 103 Richter (1863a), S. 486. 104 Keil (1874), S. 480.
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war bereits 1820 dem Prosektor Bock sr. entzogen worden.105 Bock jr. musste nicht nur seine vier Geschwister, sondern auch seine Mutter versorgen und war infolgedessen auf zusätzliche Einnahmen dringend angewiesen. Nach Erinnerung von Zeitgenossen stand er über Jahre hinweg jeden Tag um drei Uhr morgens auf, um populäre Artikel zu verfassen und anschließend die Repertorien für Studierende zu leiten.106 1839 erhielt Bock den Titel eines außerordentlichen Professors, blieb aber weiter ohne Bestallung. Er scheint in diesen Jahren nach Möglichkeit auch gereist zu sein, um sich fortzubilden oder vorzustellen. Anfang der 1840er Jahre traf er auf dem Weg nach Hamburg den Schriftsteller Karl Gutzkow (1811–1878), der sich später in seiner Autobiographie erinnerte, welchen nachhaltigen Eindruck Bock auf ihn gemacht habe: „Bock sprach frisch von der Leber weg seine Ueberzeugungen aus. Sie nahmen auf allen Gebieten, politischen und theologischen, die Illusionen wie Spinneweben weg.“107 Auch habe er u. a. dem „Cynismus“ in der Medizin entgegengewirkt.108 Doch die Anerkennung durch die universitären Kollegen oder das sächsische Kultusministerium blieb Bock weiterhin verwehrt. Dabei engagierte er sich intensiv für die Reform des Medizinalwesens, des klinischen Unterrichts an der Universität und der pathologischen Forschung. Er erarbeitete das erste auf Studierende zugeschnittene „Anatomische Taschenbuch“, ein Handbuch der Anatomie, einen studentenfreundlichen Handatlas und ein Lehrbuch für Pathologische Anatomie, das spätere Historiographen seines Faches in eine Reihe mit den Werken Virchows, Rokitanskys und anderer Größen stellen sollten.109 Beseelt von dem Gedanken, durch körperliche Ertüchtigung Gesundheit erzielen zu können, verbündete sich Bock mit seinen in Leipzig aktiven Kollegen Moritz Schreber (1808–1861) und Karl Biedermann (1812–1901), um 1847 den Leipziger Turnverein offiziell zu gründen – inoffiziell hatte man bereits seit den 1830er Jahren trainiert.110 Die Übungen hatten Bock und Schreber gemeinsam entwickelt.111 Bock, Biedermann und Schreber kannten sich seit Studententagen, Bock sr. war Schrebers akademischer Mentor gewesen.112 Die Idee, dem Organismus durch Reize zu stärkerer Abwehrkraft zu verhelfen, harmonierte vorzüglich mit dem weitverbreiteten medizinischen Weltbild des John Brown.113 1855 rühmten die offiziellen Turnerverbände Bock als einen
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Rabl (1909), S. 82, 92. Richter (1863a), S. 487. Gutzkow (2006), S. 200. Gutzkow (2006), S. 200. Bock (1839); Bock (1840); Bock (1841); Bock (1848/1849); Chiari (1903), S. 555. Turck (1993), S. 71. Brauchle (1951), S. 188. Israels (1989), S. 27, 48. Tsouyopoulos (2008), S. 79.
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der Wegbereiter der „rationellen Gestaltung“ des Sports.114 Diesem Lob sollte sich später auch der Hygieniker Alfons Fischer (1873–1936) anschließen.115 Schreber und Bock waren sich in vielerlei Hinsicht ähnlich, suchten sie doch beide ihre Erfüllung nicht in der wissenschaftlichen Diskussion mit Fachgelehrten, sondern durch Popularisierung und Schulung von Laien.116 Schreber konzipierte ab 1839 einen „hygienisch-diätetischen Vorsorgekatalog“, um Krankheiten vorzubeugen und die Menschen zu steter Selbstkontrolle anzuhalten.117 Dabei achtete er stets darauf, dass die von ihm erdachten Techniken der körperlichen Disziplinierung nicht durch Laien variiert und verbreitet wurden.118 Auch Bock trat beispielsweise vehement Bestrebungen der „schwedischen Heilgymnastik“ entgegen, deren Vertreter Per Henrik Ling (1776– 1839) kein Arzt war, jedoch für seine eigene Technik intensiv warb und Anhänger in Deutschland fand.119 Ling hatte im Gegensatz zu Konkurrenten, die nur Übungen anboten, ein komplettes hochkomplexes gymnastisches und diätetisches System entworfen.120 Möglicherweise sensibilisierte Schreber Bock für diese Trennung in Herrschafts- und Laienwissen. Der Laie durfte nur bei genauer Anwendung der ärztlich-pädagogischen Vorgaben Selbstkontrolle üben, um sich nicht zu überanstrengen und so eventuell dem Turnen als Institution zu schaden: „Man braucht noch lange nicht Doctor der Medicin zu sein, um zu erkennen, ob ein Mensch blutarm und schwächlich ist.“121 1845 erhielt Bock nach langen Querelen endlich eine Anstellung, aber kein Ordinariat oder eine Lehrkanzel.122 Wie er einem Freund 1846 mitteilte, hatte er sich 1844 für einige Monate nach Wien begeben und später noch wochenlange Aufenthalte in Prag unternommen, um sich mit den neuesten Trends der pathologisch-anatomischen Forschung vertraut zu machen.123 In Wien hospitierte er bei Rokitansky, Skoda und Oppolzer. Die dort gewonnenen Erkenntnisse nutzte er zur Einführung der neuen „physiologischen Medizin“ in Leipzig. Ein Jahr später hatte sich Bocks ökonomische Situation derartig verschlechtert, dass er einen ehemaligen Studienkollegen förmlich anflehen musste, ihn als seinen Nachfolger zu empfehlen, wenn dieser nach Leipzig 114 Sachsen (1855), S. 95. 115 Alfons Fischer (1933), S. 366. Siehe auch Brauchle (1951), S. 187. 116 Israels (1989), S. 195. Allerdings war Schreber auch ein Anhänger medikamentöser Behandlungen von Krankheiten, eine Vorgehensweise, die Bock nur in Ausnahmefällen zuließ, siehe Schreber (1840), S. 5. 117 Rethschulte (1995), S. 67–74. 118 A. Eulenburg (1859), S. 167. 119 Heyll (2006), S. 78f.; Bum (1896), S. 6. Zu zeitgenössischen Anhängern und ihrer Argumentation siehe Martin Eulenburg (1860); Schildbach (1865). Zu Bocks Argumentation siehe Das Buch (1856), S. 82. 120 Nebel (1886–1890), S. 2648. Zustimmung hierzu in der Geschichtsschreibung der Naturheilkunde bei Brauchle (1957), S. 70. 121 Bock (1865a), S. 260. 122 Bessinger (1956), S. 9. Zu den Debatten siehe auch Universitätsarchiv Leipzig, Bestand Personalakten PA 1267. 123 Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Abt. Handschriften, 21.8.1846, Brief, handschr., Leipzig, Bock an „Harro“. Siehe auch Winter (1884), S. 496.
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wechsle.124 Erneut beschwor Bock seine rege Vortragstätigkeit, die jedes Mal etwa 40 Ärzte interessiere, auch zwei Leibärzte aus thüringischen Kleinstaaten. Zudem widme er sich täglich der Arbeit im Krankenhaus (vermutlich im städtischen St. Josephspital).125 In Eingaben an das sächsische Kultusministerium schlug Bock eine Reform des Medizinstudiums vor.126 Außerdem benannte er die seiner Ansicht nach grundlegenden Probleme des ärztlichen Standes in Sachsen: Irrglauben an die „Lebenskraft“, eine überholte Heilmittellehre, unzureichende naturwissenschaftliche Bildung und zu starke Trennung von Theorie und Praxis.127 Welcher Mittel er sich in seiner eigenen therapeutischen Praxis im städtischen Krankenhaus Leipzig bediente, ist nicht so ganz klar. Möglicherweise schwankte er zu dieser Zeit noch angesichts der Vielfalt unterschiedlicher Konzepte und der Zerstrittenheit der selbsternannten Reformer. Wie Kritiker in den 1850er Jahren anmerkten, könne er bei Cholera nur warmes Wasser und eventuell Alkoholika verabreichen.128 Bock vermochte jedoch gerade in Leipzig zu verfolgen, dass sich einerseits eine einheitliche Lehrmeinung in der Schulmedizin nicht durchgesetzt hatte und andererseits die Konkurrenz der Homöopathen ebenfalls vor Selbstzerfleischung nicht gefeit war. Während er an der Universität versuchte, die Forschungsrichtung der „Wiener medizinischen Schule“ zu verbreiten, dürfte er in seiner praktischen Tätigkeit im Krankenhaus gelegentlich erfahren haben, dass sich Patienten Rat auch aus Hausbüchern holten.129 In Leipzig war hier der Frauenarzt Georg Friedrich Most (1794–1845) sehr erfolgreich. Er lehnte einerseits die „Arzneigelahrtheit“ ab, beschied andererseits aber die pathologische Anatomie, sie könne nur dann positiv wirken, wenn ihre Vertreter wüssten, was gesund und was krank sei – dass Rokitansky, Virchow und auch Bock dies erst herausfinden wollten, ließ er nicht gelten.130 In seinen „Denkwürdigkeiten“ bemängelte Most die diagnostische Unsicherheit seiner Kollegen und bewarb die Anwendung warmer Bäder und – entgegen früheren Einschätzungen – den Einsatz einer Vielzahl von Arzneien.131 Doch auch gute Luft würde hilfreich sein.132 In seinem alphabetisch angelegten, postum erschienenen „Hausarzt“ (1849) überschlug sich Most in pharmakologischen Empfehlungen 124 Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Abt. Handschriften, 19.11.1847, Brief, handschr., Leipzig, Bock an N. N. 125 Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Abt. Handschriften, 19.11.1847, Brief, handschr., Leipzig, Bock an N. N. 126 Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand Kreishauptmannschaft Leipzig 1531–1944, Akte 3964, Filmnummer 529–548. 127 Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Bestand Kreishauptmannschaft Leipzig 1531–1944, Akte 3964, Filmnummer 614–623, Carl Ernst Bock: Auch ein Votum in Betreff der Medicinalreform in Sachsen (1846), S. 4–10. 128 B. Miscelle (1855), S. 8; Bessinger (1956), S. 28. 129 Dass auch Homöopathen unter ähnlichen Problemen mit ihren Patienten litten, dürfte Bock kaum getröstet haben, siehe Baschin (2010), S. 357f. 130 Most (1841), S. 286f. 131 Most (1842), S. 27. 132 Most (1842), S. 27.
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und einer Vielzahl von Zweideutigkeiten: Aderlass sei schlecht, aber nicht immer, Ärzte würden häufig zu viele Rezepte ausstellen (wovon er sich offenbar ausnahm), und er empfahl vorrangig lokalpathologische Maßnahmen, um am Ende des Buches die „Makrobiotik“ Hufelands wiederzubeleben.133 Passend zur revolutionären Situation verknüpfte Most die Notwendigkeit zu Reinlichkeit und persönlicher Hygiene mit dem Hinweis, „Treue und Redlichkeit in deinem Dienst als Mensch und Staatsbürger“ würden ebenfalls der Gesundheit dienen.134 In den ärztlichen Ratgebern zur Schwangerschaftshygiene hatten vielfach antike Säftelehre und Brownianismus überdauert.135 Die homöopathische Konkurrenz, durch die Erfolge in der Choleraprophylaxe gestärkt, plante 1832 die Errichtung eines eigenen Krankenhauses, um so die universitäre Klinik direkt herauszufordern. An der Universität selbst waren sie spätestens 1834 nicht mehr vertreten.136 Doch zerstritt sich Hahnemann mit der lokalen Anhängerschaft um Moritz Müller (1784–1849), so dass sich die Eröffnung der Klinik erst verzögerte und dann die divergierenden Flügel aus „Reinen“ und „Bastardhomöopathen“ sich nicht auf eine gemeinsame Leitung des Krankenhauses einigen konnten.137 Daher wurde als Kompromisskandidat der bis dato unbedeutende Karl W. Fickel zum 1. Januar 1836 mit der Leitung beauftragt. Alsbald erwies sich, dass Fickel nicht nur unter Pseudonym antihomöopathische Pamphlete verfasst, sondern auch die für seine Ernennung maßgeblichen Forschungsergebnisse frei erfunden hatte.138 Der Skandal beendete faktisch die Existenz des homöopathischen Krankenhauses und beschränkte die Aktivität der Anhänger Hahnemanns bzw. Müllers auf eine Poliklinik. 1840 publizierte Fickel eine Abrechnung mit seinen früheren Kollegen, in der er u. a. behauptete, die in den theoretischen Schriften so betonte Anamnese werde in der Praxis völlig anders gehandhabt bzw. vernachlässigt.139 Außerdem schrieb Fickel, die Homöopathie könne nur aufgrund von Protektion durch staatliche Autoritäten überdauern, nicht aufgrund irgendwelcher Leistungen.140 Die mit dem Neuaufbau der eigenen Strukturen beschäftigten Homöopathen mussten sich zur selben Zeit noch der wütenden Angriffe Hahnemanns auf ihre Repräsentanten erwehren141, als 1843 Johann Gottfried Rademacher (1772–1850) eine eigene homöopathisch angehauchte Heilmethode präsentierte142. Er benannte drei zentrale Krankheiten, gegen die seine drei Universalheilmittel Würfelsalpeter, Kupfer und 133 Most (1849), S. 1, 80, 271, 442. Außerdem war Most ein eklektischer Sammler volksmedizinischer Überlieferungen gewesen, womit er die Selbstmedikation unter wohlwollender ärztlicher Anleitung begünstigte, siehe Most (1843). 134 Most (1849), S. 257–259. 135 Borkowsky (1988), S. 12f. 136 Lucae (1998), S. 38. 137 Eppenich (1995), S. 38–42. 138 Tischner (1937), S. 116f. 139 Fickel (1840), S. 29. 140 Fickel (1840), S. 17. 141 Hahnemann (2005), S. XV. 142 Tischner (1937), S. 188.
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Eisen helfen sollten.143 An Hahnemanns alter Wirkungsstätte in Köthen präsentierte sich der ehemalige Postbeamte Arthur Lutze (1813–1870) als Wegbereiter der homöopathischen Laienheilkunde und verwirrte seine akademisch sozialisierten Kollegen mit immer neuen Variationen der Lehre Hahnemanns.144 Hierzu zählte u. a. eine Kombination mit dem Magnetismus Franz Anton Mesmers (1734–1815). Auch positionierte er sich als Gegner moderner physiologischer Untersuchungsmethoden.145 Anstatt die Schwäche der Schulmedizin ausnutzen zu können, befanden sich die sächsischen Homöopathen bis in die 1850er Jahre in einem Prozess der Selbstfindung, was Carl Ernst Bock sicher nicht entging. 1848 schienen sich Bocks Reformwünsche zu erfüllen – das sächsische Kultusministerium berief mit Johann v. Oppolzer einen Repräsentanten der „Wiener Schule“ zum Leiter der medizinischen Klinik in Leipzig und ernannte ihn zum Professor an der Universität. Sämtliche Reformvorhaben wurden jedoch durch die revolutionären Ereignisse 1848 über den Haufen geworfen. Eine gleichzeitig ausbrechende neue Cholera-Epidemie in Sachsen schränkte Bocks Handlungsspielraum für revolutionäre Aktionen erheblich ein, was die sächsische Polizei nicht daran hinderte, ihn nach Niederschlagung des Aufstandes 1849 ins Gefängnis zu werfen. Vermutlich hielt man ihn für den Handlanger seines Turnfreundes Biedermann, der als Angehöriger der Fraktion „Württemberger Hof“ dem Paulskirchenparlament angehört hatte.146 Bock musste mit ansehen, wie seine Kollegen Otto Jahn (1813–1869), Theodor Mommsen (1817–1903), Karl Biedermann und Moriz Haupt (1808–1874) ihre Professuren verloren.147 Das durch den Aufstand in Leipzig 1848 ermöglichte liberale Wahlrecht wurde 1850 abgeschafft. Im März 1851 folgte ein neues Pressegesetz, „das reaktionärste in deutschen Landen“, parallel zur Legalisierung des Spitzelwesens durch die politische Polizei.148 In ganz Deutschland schlugen die Reformer in der Medizin (Helmholtz, Virchow u. a.) moderate Töne an, um nicht anzuecken.149 Bock musste seine unbefriedigende Tätigkeit als Repetitorienleiter, Konsiliararzt im städtischen Krankenhaus, Autor studentenfreundlicher Taschenbücher, Organisator von Turnveranstaltungen und unterbezahlter Universitätsdozent fortsetzen. Außerdem überarbeitete er seine bisherigen Bücher und publizierte ein weiteres Werk, das vor allem auf Medizinstudenten, jüngere Ärzte und Juristen zugeschnitten war.150 Dass er mit seiner selbständigen Lebensweise indirekt dem Idealtypus des „unabhängigen Bürgers“ entsprach, dürfte nur ein geringer Trost für Bock gewesen sein.151 Von der Förderpolitik 143 144 145 146 147 148 149 150 151
Mayer-Steinegg/Sudhoff (2006), S. 279f. Eppenich (1995), S. 135. Lutze (1866), S. 191. Zu seinem Erfolg siehe Friedrich W. Ebeling (1854). Bazillion (1989), S. 170. Fellmann (2000), S. 122. Fellmann (2000), S. 123. Hagner (2008), S. 259. Bock (1852). Hettling (2000), S. 57.
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für Wissenschaft und Kunst, die der sächsische König Friedrich August II. (1797–1854) nach 1848 entfaltete, erhielt er keinen Anteil.152 Nach dem Abgang Oppolzers 1850 musste er noch zusätzlich – ohne Bezahlung – die medizinische Klinik leiten. Es dürfte zweifelhaft sein, ob er und Oppolzer tatsächlich so gut zusammengearbeitet hatten, wie in der Literatur gelegentlich unterstellt wurde.153 Denn Oppolzer verstand unter „physikalischer“ Medizin etwas anderes als Bock, der diese mit den diagnostischen Methoden der Auskultation und Perkussion verband. Oppolzer hingegen gilt in der medizinhistorischen Forschung als Wegbereiter hydrotherapeutischer („physikalischer“) Maßnahmen.154 Bock sah in dieser Forschungsrichtung vor allem die laienmedizinische Konkurrenz aus Gräfenberg, dürfte sich allenfalls zeitweise für die Hydrotherapie interessiert haben.155 1849 soll Oppolzer die Fähigkeiten seines Mitarbeiters teilweise in Zweifel gezogen haben, indem er äußerte, Bock sei zwar ein guter Anatom, aber auch ein „herzlich schlechter Therapeut“.156 Eventuell war Bock auch einfach unsicher, da bei der Cholera-Epidemie 1848/49 Diskussionen in der deutschen Ärzteschaft ausbrachen, ob die Miasmatheorie wirklich zutreffend war oder die 1831 verworfene Contagionlehre vielleicht überstürzt aufgegeben worden war.157 Gleichzeitig musste er mit ansehen, wie trotz des Baus von Kanalisationen und Rohrleitungen die Cholera immer wiederkehrte.158 Im Ausland wurde Bock als bedeutender Gelehrter rezipiert, aber nicht zu Vorträgen oder Lehraufträgen eingeladen.159 Erneut wurde nicht er, sondern ein auswärtiger Kollege zum Leiter der Klinik bestellt – Carl A. Wunderlich erhielt im Sommer 1850 den Ruf. Sogleich begann dieser mit einer Neugestaltung der klinischen Forschung, die dazu dienen sollte, die Dosierungen von Arzneien (z. B. Morphium) zu vereinheitlichen.160 Das war das Gegenteil des diätetischen Zuwartens, das Anhänger der „Wiener Schule“ bevorzugten. Gleichzeitig begann sich Wunderlich von Oppolzer und Skoda – mithin der „Wiener Schule“ – direkt zu distanzieren.161 Seit seiner Verhaftung 1849 wusste Bock, dass es ungünstig war, sich mit vollem Namen zu revolutionär anmutenden Veränderungen und Wünschen zu bekennen, infolgedessen schrieb er ab 1853 in der Gartenlaube zunächst unter Pseudonym. Die Artikel dort waren zunächst nur eine weitere Einnahmequelle im beschwerlichen Leben des Carl Ernst Bock. Die „schlafwandleri152 Kraus (2004), S. 245. Möglicherweise hing dies auch damit zusammen, dass das Königreich Sachsen 1852 in eine tiefe ökonomische Krise geriet, als der Zollverein beinahe auseinanderbrach, siehe Flöter (2001), S. 121. 153 Krause/Meyer (1871), S. 650; Keil (1874), S. 480. 154 Skopec (1991), S. 672; Heyll (2006), S. 109. 155 Siehe Vom Bodensee (1853). 156 Heinigke (1881), S. 43. 157 Bauer (1989), S. 75ff., 80; Riha (2003), S. 98. 158 Zu dieser Problematik siehe Birkner (2002), S. 94f. 159 Siehe z. B. Reviews (1855). 160 Sticker (1940/41), S. 14. 161 Sticker (1940/41), S. 16.
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sche Sicherheit“162, mit der ihn Ernst Keil ausgesucht hatte, beruhte wahrscheinlich auf dem Wissen, dass Bock das Geld dringend brauchte und er auch unter Wunderlich in keine gesicherte Position gelangt war.
162 Karoline Lorenz (1951), S. 24.
Der Kaffeehausdiktator. Carl Ernst Bock als medizinischer Ratgeber in den ersten Jahren der Gartenlaube Redigiert von Ferdinand Stolle (und Ernst Keil im Hintergrund), versorgte die vierteljährlich 12 ½ neue Groschen teure und jede Woche erhältliche Gartenlaube mit je 1 ½ bis 2 Bogen Papier die Leserschaft des Dorfbarbiers (Auflage: 14.000) mit Neuigkeiten aus aller Welt.1 In der vierten Nummer meldete sich erstmals Carl Ernst Bock – noch ohne Namensnennung oder Pseudonym – zu Wort, um über Zahnschmerzen und ihre Behandlung zu schreiben.2 Er empfahl die Zahnpflege als notwendig und hygienisch sinnvoll; ferner betonte er die Sinnhaftigkeit der Behandlung von Schmerzen durch einen Spezialisten.3 Ab der siebten Nummer findet man Bock als unregelmäßigen Mitautor der Kolumne „Blätter und Blüthen“. In der ersten Ausgabe dieser über 20 Jahre von ihm mitbestimmten Artikelserie benannte er die Ursprungsprodukte der neuen Parfüms, mit denen die Damen der Gesellschaft seiner Ansicht nach in zu großem und die Umwelt belästigendem Maße hantierten. So enttarnte er, dass das geschätzte „Eau de mille fleurs“ aus der Jauche von Kuhställen gewonnen wurde.4 In der folgenden Nummer eröffnete Bock den Reigen seiner nächsten langlebigen Serie, die „Briefe“, welche sich wahlweise an Mütter, Damen, Jugendliche oder Zeitgenossen wandten. Im Gegensatz zu späteren Einlassungen warb er hier nur ganz freundlich für Friedrich Fröbel (1782–1852) und seine Kindergärten.5 Zum Thema Frauenemanzipation äußerte sich Bock geradezu humorvoll: Wenn die Frauen – nach Ansicht vieler Männer – zu schwach seien für die Selbständigkeit, wie schwach müssten dann erst die Männer sein, aus deren Rippen die Frauen ja geformt seien?6 In Heft 9 nahm sich Bock ein Pseudonym, „Dr. L.-n“, um auf wenigen Seiten „Herz und Blutlauf“ des Menschen zu erklären.7 Ganz im Sinne Rokitanskys benannte er das Herz als „Centralorgan“ des Menschen.8 Eine ganz andere Stellungnahme findet sich zwei Ausgaben später. Offenbar im Auftrag der Gartenlaube-Redaktion – eventuell jedoch auch mit Billigung Wunderlichs – war Bock zum Sanatorium von Theodor Hahn (1824–1883) gereist, um diesen zu treffen und sich dem Studium der Hydrotherapie zu widmen.9 Bock ließ seine Leser wissen, 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Barth (1974), S. 305. Drei Uebel (1853). An dieser Stelle sei angemerkt, dass die von Bock verfassten, aber nicht von ihm als solche gekennzeichneten Artikel nicht unter seinem Namen im Literaturverzeichnis aufgeführt sind. Drei Uebel (1853), S. 40. Siehe auch Baumgaertner (2004), S. 16, 95–99. Blätter und Blüthen (1853a), S. 74. Friedrich Fröbel (1853), S. 84. Siehe hierzu Dorn/Wagner (2011), S. 245–249. Blätter und Blüthen (1853b), S. 86. Dr. L.-n (1853). In Heft 17 verwies Bock auf diesen früheren Aufsatz und enttarnte so sein eigenes Pseudonym, siehe Bock (1853a), S. 184. Dr. L.-n (1853), S. 91. Vom Bodensee (1853), S. 112.
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dass Vincenz Prießnitz zwar durchaus seine Verdienste habe, jedoch alles Wissen verlorengegangen wäre, wenn die Hydrotherapie nicht durch J. H. Rausse (d. i. Heinrich Friedrich Francke, 1805–1848) professionalisiert worden wäre.10 Bock stellte die Wasserheilkunde in eine Reihe neben andere Formen des Selbstmanagements, z. B. die Turnvereine und die angewandte Physiologie, wodurch er den Bogen von den Laien zu den Gelehrten wie Oppolzer, Rokitansky und sich selbst spannte.11 Bock schien eine Synthese der Heilbemühungen zu präferieren und ließ doch erkennen, wie ungefestigt sein Weltbild noch war. In seinen Empfehlungen zur „Athmungs-Diätetik“ äußerte er sich dann Mitte 1853 schon deutlicher: Die freie Luft ist das Hauptmittel zur Erhaltung der Gesundheit, die freie Luft ist es auch, welche die Heilung der meisten Krankheiten unterstützt und der die Bäder, die Kaltwasseranstalten und die Reisen usw. zum allergrößten Theile ihre günstige Wirkung auf Kranke verdanken.12
Er beschränkte sich nicht auf allgemeine Hinweise, sondern gab Empfehlungen, wie tief ein- und auszuatmen sei. Im gleichen Heft (17) begann Bock seinen jahrelangen Feldzug gegen den Spiritismus.13 Offenbar hatte Bock diese ersten Artikel vor allem als Versuchsballons genutzt, um die Stimmungslage des Publikums und Abwehrbereitschaft seiner Gegner auszuloten. Als diese Phase zu seiner Zufriedenheit abgeschlossen war, begann er den Großangriff auf alle Akteure des medizinischen Marktes und ließ so erkennen, dass er sich selbst – und nur sich – für den Hüter des Wissens um Heilung und Gesundheit wähnte. So notierte er: Bei der allopathischen Quacksalberei, welche auch Kranke heilt ohne dieselben gesehen zu haben, kann jede Krankheit so ziemlich mit demselben Mittel (am liebsten aber mit Jod, Quecksilber, rothem Fingerhut oder Leberthran) curirt werden, da jedes Mittel fast bei allen Krankheiten probat gefunden werde. Beim homöopathischen (oder Samuel Hahnemann’schen) Aberglauben soll Nichts mit Milchzucker vor unseren sichtlichen Augen überirdische Dinge thun, während man bei der Vincenz Prießnitz’schen Kaltwasserquälerei die alten Sünden des Patienten und seiner frühern Aerzte stromweise in’s Bett laufen und ersaufen sieht. Durch die altbackene Semmel- oder Austrocknungscur des Bauer Schroth, wird die Krankheit zum Verdursten gebracht und dann ihre Leiche in einem Semmelsarge aus dem Körper geschafft. Die Rademacher’sche oder Erfahrungsheilkunst probirt an einem Kranken erst Salpeter, Eisen oder Kupfer, und war die Krankheit zufällig keine Salpeter-, Eisen- oder Kupferaffection, d. h. wurde der Kranke beim Gebrauch dieser Mittel nicht gesund, dann versetzt man ihm noch so lange dieses und jenes Medicament (am liebsten nach dem Alphabet) bis seine unverwüstliche Natur doch noch über die Krankheit siegt oder Patient sich durch den Tod seinen Quälern entzieht. Der Trost bleibt aber dann den Hinterlassenen, daß der Verstorbene bei der schrecklichen Salpetereisenkupferquassiabrechnußchininarsenikkrankheit, von welcher er heimgesucht worden war, nicht länger leben konnte.14
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Vom Bodensee (1853), S. 115. Vom Bodensee (1853), S. 116. Bock (1853a), S. 185. Blätter und Blüthen (1853c), S. 187. Siehe zu dieser Thematik Doering-Manteuffel (2008). Bock (1853b), S. 193.
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Anschließend empfahl Bock in beißendem Sarkasmus, eventuell die Applikation von Sympathiemitteln zu versuchen, z. B. „Eselsgehirn“ für Menschen, die der Homöopathie vertrauten. Am Ende seiner Philippika verwarf Bock noch die gymnastische Lehre von Ling („linksstreckrechtsklafterrechtsseitfallrechtshalbstehende Stellung“) und erklärte, Badekuren hätten Erfolg, weil die Patienten sich gesund ernährten und entspannten – die Hydrotherapie selbst sei ohne Bedeutung.15 Anstelle von Spekulationen müsse der emanzipierte Bürger „Einsicht in die Oeconomie des Körpers“ gewinnen.16 Bock widersetzte sich dem Gedanken, die Kranken in einem Hospital zu behandeln, wollte aber auch den Diätetikgedanken von der Selbstmedikation lösen, um so den Arzt als alleinigen Wegbereiter zu vollkommener Gesundheit im Diskurs zu verankern. Bock sicherte sich ab, indem er darauf verwies, dass er nicht der einzige Arzt mit solchen Ansichten sei, und nannte seinen Kollegen Hellmuth Steudel.17 Auch dieser hatte gegen Hydrotherapeuten, Anhänger Rademachers, die Veteranen der Brownschen Lehre und die Verschreibungswut vieler Kollegen gewettert. Zudem fand er deutliche Worte für Kranke, die ihren Lebensstil nicht ändern wollten: Bei dem Worte „Diät“ bekreuzen sich alle Philister und greifen ängstlich an die Rocktasche nach der Cigarrenbüchse und Schnupftabakdose, denken sehnsüchtig an Portwein und Weißbier, an die Sardelle und den Schmierkäs. Sie beschweren sich laut, daß man ihnen alle Erdenfreuden nehmen wolle und alle die herrlichen Stärkungsmittel vom Cognac bis zum Kartoffelfusel.18
Die Antwort der Homöopathen ließ nicht lange auf sich warten. In einer Artikelserie in der Zeitschrift für homöopathische Klinik warfen sie ihrem Opponenten vor, dem „therapeutischen Nihilismus“ zu huldigen und eher darauf zu warten, dass der Patient sterbe, um so die Leiche sezieren zu können, anstatt am Krankenbett zu helfen.19 Dieser Arbeitsweise habe sich nun aber Carl Wunderlich verschlossen, der – ähnlich wie die Homöopathen – das Leben der Patienten erhalten wolle.20 Geschickt hatte der Autor des Artikels Differenzen innerhalb der Leipziger Klinik für sich genutzt. Der Dresdner homöopathische Arzt Bernhard Hirschel (1815–1874) qualifizierte zusätzlich die Ausführungen Steudels ab.21 Bock ließ sich hiervon nicht beirren und musste direkte Kritik auch nicht fürchten – Ernst Keil unterband den Antrag Bernhard Hirschels zur Gegendarstellung in der Gartenlaube.22 Offenbar waren sich He15 16 17
Bock (1853b), S. 193. Bock (1853b), S. 194. Hellmuth Steudel (1853), S. 44, 57, 67, 71. Eine weitere, nicht genannte Informationsquelle war wahrscheinlich die kritische Überprüfung der Homöopathie durch einen Leipziger Arzt, Karsch (1833). 18 Hellmuth Steudel (1853), S. 116. Die Verbreitung des „Kartoffelfusels“ war den Geschäftsinteressen der Großgrundbesitzer geschuldet, die sich so neue Einnahmequellen erschlossen, siehe Tappe (2004), S. 285. 19 Herausgeber (1853), S. 42; Die „Physiologiker“ (1853), S. 66. 20 Die „Physiologiker“ (1853), S. 75. 21 Hirschel (1853b), S. 162. 22 Tagesgeschichte (1854), S. 119.
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rausgeber und sein wichtigster Autor in ihren Ansichten über die Homöopathie einig. Die Homöopathen vermuteten in Bocks Angriffen eine Racheaktion zugunsten seines Freundes und Weggefährten Hermann Eberhard Richter (1808–1876), des späteren Gründers des Ärztevereinsbundes, der in seiner Eigenschaft als Lektor der einflussreichen Schmidt’s Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medicin 1852 die Homöopathie als „Mummenschanz“ verunglimpft und zeitgleich mehrere homöopathische Ärzte wegen Selbstdispensierens angezeigt hatte.23 Doch diese wehrten sich; Richter musste sich entschuldigen. Diese Affäre mag Bock eventuell zu noch mehr Eifer angespornt haben, seine ablehnende Haltung gegenüber der Homöopathie begründete sie jedoch nicht allein. In den folgenden Ausgaben der Gartenlaube zog Bock gegen seiner Ansicht nach unfähige Ärzte und unwillige Patienten gleichermaßen zu Felde. Tatsächlich hatten sich viele Ärzte in den 1840er Jahren der „Geschäftemacherei“ zugewandt, um so die Konkurrenz durch lokale Heiler abzuschütteln.24 Bei Diagnosen waren Ärzte häufig zweifelnd.25 In der Chirurgie dominierte die Vorstellung, der Patient bedürfe keiner Aufklärung.26 Klinische Praktika waren in der ärztlichen Ausbildung noch nicht verpflichtend.27 Versuche der ethischen und fachlichen Professionalisierung der Ärzteschaft durch Rudolf Virchow und Rudolf Leubuscher (1822–1861) waren nach 1849 verebbt.28 Bock schrieb, zahlreiche seiner Kollegen würden nur höchst oberflächlich untersuchen und Medikamente verschreiben, die ohnehin ohne jeden Wert seien (Chinin, Opium).29 Damit träfen sie aber die Interessen der meisten Patienten, die gar nicht wissen wollten, was eigentlich zu ihrem Leiden geführt habe, und sich damit zufriedengäben, „gerademachert, geschrothet oder geprießnitzt“ zu werden.30 Um die mündigen Patienten zu erschaffen, begann Bock die einzelnen Funktionen der Körperorgane detailliert zu erläutern.31 In Heft 26 eröffnete er seine Attacken auf die „Einschnürung“, d. h. das Korsett der Frau und Laibchen des Mannes. Bock behauptete, das Korsett enge u. a. die Leber ein, was wiederum den zänkischen Charakter vieler Frauen verursache.32 Auffallend ist die Anrede. Bock sprach direkt die Frauen an: „Liebe Leserin“.33 So 23 24 25 26 27 28 29 30
Helbig (1856), S. 4f.; Richter (1854). Jütte (1997), S. 27. Lachmund/Stollberg (1992), S. 60. Nolte (2006), S. 66; Moulinié (1844), S. 36. Lachmund (1997), S. 212f. Jütte (1997), S. 34. Bock (1853c), S. 225. Bock (1853d), S. 226. Bocks Kritik an den hydrotherapeutischen Maßnahmen könnte u. a. daher rühren, dass Badeanstalten des frühen 19. Jahrhunderts eher der Unterhaltung als der Gesundheit dienten, siehe Frey (1997), S. 223. 31 Bock (1853e); Bock (1853g); Bock (1853j); Bock (1853k); Bock (1853l); Bock (1853m); Bock (1853n). 32 Bock (1853f). Zur Verbindung von hygienischem Sauberkeitsdiskurs und weiblichen Allegorien siehe Frank (2006). 33 Bock (1853f), S. 277. Zu speziellen Frauenzeitschriften in dieser Zeit siehe Phlegley (2004). Hinsichtlich der Erklärung der Wissenschaft speziell für Frauen seit dem 18. Jahrhundert
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wollte er wahrscheinlich die das ärztliche Handeln beschränkenden Schamgrenzen im Arzt-Patient-Diskurs überwinden.34 Auch zeigt sich hier, wie sehr Bock bemüht war, die neuesten Erkenntnisse und Diskurse in der akademischen Welt sogleich den Laien zugänglich zu machen: Leberkrankheiten waren ein wichtiges Thema auf den Versammlungen deutscher Naturforscher und Ärzte in den 1850er Jahren.35 Um sich von den nur oberflächlich arbeitenden Ärzten abzusetzen, ließ Bock über eine redaktionelle Erklärung verbreiten, er werde in der Gartenlaube und auch sonst niemals brieflich Ratschläge erteilen, weil „nur gewissenlose oder unwissende Aerzte einem Kranken ärztlichen Rath ertheilen ohne denselben besehen, befühlt, beklopft oder behorcht zu haben“.36
Abb. 2: „Die bucklige, verkrüppelte Frauenleber“ (oben die gesunde, unten die kranke Leber)
siehe Sász (2004). 34 Lachmund (1997), S. 39. 35 Bauer (1989), S. 157. Bock gehörte jedoch der Gesellschaft deutscher Naturforscher offenbar nicht an. 36 Erklärung (1853), S. 284.
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Durch diese Formulierungen ließ Bock erkennen, dass er nun, nach einer Phase von Selbstzweifeln und der eventuellen Umorientierung hin zu den Forschungsmeinungen von Vorgesetzten (Oppolzer und die physikalischen Heilmethoden), gewillt war, sich der reinen Lehre der „Wiener Schule“ wieder zuzuwenden. Dabei wurde diese in Wien selbst nicht mehr praktiziert. Dort interessierte man sich eher für neuere Methoden zur Arzneiapplikation, z. B. die subkutane Injektion.37 Gleichwohl propagierte Bock sogleich die diätetische und gesunde Lebensweise, um so u. a. Hustenkrankheiten zu vermeiden. Habe einen Menschen gleichwohl das Leiden bereits ereilt, so sei es völlig falsch, „Hustenbonbon, Liebertsche Kräuter, Serapium, Dr. Kerry’s Brustsyrup und wie das dumme unnütze, aber theure Zeug alles heißt“ zu kaufen, sondern besser, feuchte Kleidung und kalte Luft zu meiden.38
Abb. 3: Zeitgenössische Karikatur des verschreibungswütigen niedergelassenen Arztes
Im Fall eines Magenkrampfes konzipierte Bock eine konkrete Nahrungsmittelveränderung: Vermeidung von Pfeffer, Senf, Schwarzbrot und Hülsenfrüchten, stattdessen „Fleischbrühe, flüssiges Ei“ sowie zartes Fleisch und warmes Wasser.39 Auch beengende Kleidung sei zu vermeiden. Ähnlich deutlich 37
Schramm (1987), S. 38. In Deutschland wurde diese Behandlungsweise vor allem von Ärzten in Kurbädern beworben. 38 Bock (1853h), S. 361. 39 Bock (1853j), S. 457f. Bezüglich des Einsatzes von Fleischbrühe als Stärkung befand sich Bock im Einklang mit den Ausführungen der Verfasser von Schwangerschaftsratgebern,
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wurde er in der Artikelserie „Bausteine zu einer naturgemäßen Selbstheillehre“ zum Thema Bleichsucht. Nachdem er die Symptome (Migräne, Kurzatmigkeit, Neuralschmerz) vorgestellt hatte, empfahl Bock, die Neubildung von Blut durch gezielte Diätetik zu fördern. Hierzu zählten neben Salzen und Butter auch Mehlspeisen, aber keine Kartoffeln, „saure Sachen“ oder Milch.40 Bock glaubte offenbar, die Natur bei der Selbstheilung nur unterstützen zu müssen (wie bereits im Corpus Hippocraticum beschrieben41), von weiteren ärztlichen Eingriffen sah er ab. Hydrotherapeutische Maßnahmen reizten seiner Ansicht nach den Organismus nur unnötig. Auch „Eisenmittel“, von Ärzten gerne verschrieben, seien gänzlich sinnlos.42 In seinen Konzeptionen ähnelte Bocks Diätetik den Überlegungen Bönninghausens. Eventuell war seine Ablehnung der Homöopathie in Teilen Konsequenz der Ähnlichkeit in manchen Gedankengängen. Möglicherweise fürchtete Bock um den Originalitätscharakter seiner Empfehlungen. Es wäre jedoch falsch, anzunehmen, dass Bock mit seinen Einlassungen die Deutungshoheit innerhalb der Gartenlaube besaß. So berichtete eine Autorin von erfolgreicher Geistheilung einer jungen Mutter, während Bock gegen den Spiritismus wetterte.43 Auch erschien 1853 eine Werbeannonce für Rausses Buch „Anleitung zur Ausübung der Wasserheilkunde für Jedermann“, das Ernst Keil in seinem Verlag herausgebracht hatte.44 Ein ungenannter Autor erinnerte die Leser daran, dass es genügend Menschen gab, die aufgrund materieller Verknappungen sich kein gesundes Leben leisten konnten und deshalb die Hilfe des Pestalozzi-Vereins in Anspruch nehmen mussten.45 Außerdem wurde Bock mit Ausgabe Nr. 26 von der „Naturaufklärung“ entbunden, diese Aufgabe übernahm nun Emil Adolf Roßmäßler.46 Und schließlich wurden die Leser über das Versagen der zeitgenössischen Medizin bei der Bekämpfung der Pest in New Orleans informiert.47 Die Schulmedizin wurde darin als eine Ansammlung gänzlich unfähiger Gestalten präsentiert, die der Ausbreitung der Krankheit tatenlos zusahen – eine möglicherweise versteckte Kritik an der diätetischen Praxis Bocks.
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die vielfach noch im Ideengebäude des Brownianismus gefangen waren, siehe Borkowsky (1988), S. 123f. Bock (1853m), S. 540. Schott (2005), S. 187. Siehe auch Rothschuh (1978), S. 197–207. Dass der Organismus selbsttätig gegen Krankheiten vorgehe und diese somatischer und nicht seelischer Natur seien, hatte in der Phase der romantischen Medizin bereits Gottfried Reinhold Treviranus (1776–1837) formuliert, doch war er relativ einflusslos geblieben, siehe Nitzsche (2001), S. 43. Bock (1853m), S. 540. Die Heilung (1853). Buchanzeige (1853), S. 262. Ein Asyl (1853). An unsere Leser (1853). In der Praxis war Bock gleichwohl weiterhin naturkundlich aufklärerisch tätig, siehe Bock (1854d); Bock (1854g). Die Pestilenz (1853).
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Die Zeitschrift gab daher im ersten Jahr ihres Erscheinens ein recht uneinheitliches Bild ab. Vermutlich tastete man sich noch an den Lesergeschmack heran. Offenbar jedoch hatte sich die Gartenlaube nicht gut eingeführt, denn zum Jahresbeginn 1854 sank der Bezugspreis auf 10 neue Groschen im Vierteljahr. Die medizinische Aufklärung Bocks wurde im Stil zurückhaltender, zugleich war er bemüht, seine Form der Wissenschaft als Teil eines großen progressiven Ganzen zu präsentieren, indem er neben der Medizin noch geologische und biologische Themen bediente.48 Hierbei ließ er seine weit gespannten Interessen durchblicken, wenn er die moderne Dinosaurierforschung schilderte, die das Alter der Erde erahnen lasse.49 Ansonsten empfahl Bock den Mittagsschlaf50 und riet den Lesern zum reichlichen Konsum von Milch, die man durch Zugabe von kohlensaurem Natron verträglicher machen könne51. Auch legte er dar, wie er über die Abschnitte im Leben des Menschen dachte: Bis zum 24. Lebensjahr hielt er Männer und bis zum 20. Geburtstag Frauen für unreif, danach erst seien sie richtig bereit für das Leben, ehe sie mit über 45 Jahren langsam verwelkten.52 Jede Person über 70 schien Bock nur noch als „vegetative Existenz“ vorhanden.53 Gleichwohl sei zu allen Zeiten der Mensch fähig, mittels diätetischer Behandlung und Lebensweise sich gegen Krankheiten zu wappnen. So seien Unterleibsbeschwerden54, Hautkrankheiten55 und Augenleiden vermeidbar56. Besondere Aufmerksamkeit widmete Bock der Verhinderung der Säuglingssterblichkeit. Hier gab er Ratschläge zum Warmhalten der Kleinkinder und riet von Blutegeln und Abführmitteln ab.57 Stattdessen gelte es, die Ernährung auf Eiweiß und Kartoffeln auszurichten. Zu viel der neuen Nahrung dürfe es auch nicht sein, sonst würden die Kinder „wollsackähnlich dick“ werden.58 Außerdem empfahl Bock, sich frühzeitig mit dem Säugling zu beschäftigen.59 Bezüglich des Impfens riet er zu warten, bis das Kind ein Jahr alt sei.60 Auch der erwachsene Mensch bedürfe, so fügte Bock wenige Ausgaben später hinzu, einer Bewusstwerdung, dass man den ganzen Lebensstil umstellen müsse mit Ruhephasen und gesunder Ernährung. Es sei nicht möglich, mit „Eisen“ aus der Apotheke oder durch „Revalenta“ den Organismus zu stärken.61 Dabei handelte es sich um ein weithin bekanntes Wundermittel, das 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61
Siehe z. B. Bock (1854d). Bock (1854g), S. 106. Bock (1854e). Bock (1854h), S. 132. Bock (1854j), S. 163. Bock (1854j), S. 163. Bock (1854l). Bock (1854y). Bock (1854v); Bock (1854w). Bock (1854k), S. 198. Bock (1854k), S. 198. Siehe auch Bock (1854x); Bock (1854z). Bock (1854aa), S. 623. Bock (1854aa), S. 624. Bock (1854n), S. 268.
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vorgeblich aus den Wurzeln von Glossotemon bruguieri (mesopotamisches Malvengewächs), in Wahrheit aber aus Bohnenmehl bestand und das über Apotheken vertrieben wurde.62 Es sollte gegen Schwächezustände jeder Art abhelfen. In Sachsen wurde es auch unter der Bezeichnung „Revalescière“ vertrieben.63 Bocks Pochen auf eine gesunde Ernährung war durchaus zeitgemäß. Die bürgerliche Küche war geprägt vom Einsatz von viel Butter und Fett, wie es im weitverbreiteten Kochbuch von Henriette Davidis (1801–1876) empfohlen wurde.64 Alkoholika, Schokolade und Kaffee wurden in großen Mengen getrunken und verspeist.65 Diätempfehlungen von Ärzten wurden häufig ignoriert.66 Bock suchte dieses Problem zu umgehen, indem er anstelle einzelner Ratschläge ein umfassendes diätetisches Lebensprogramm entwarf. Zwischen diesen zurückhaltenden Empfehlungen platzierte Bock aber auch immer wieder einzelne Artikel, in denen er sich in scharfer Form gegen Missstände auf dem Gesundheitsmarkt positionierte. Dies konnte im Zusammenhang mit der Verschreibungswut seiner Kollegen bei Cholera geschehen oder wenn in Leipzig Somnambule von sich reden machten.67 Seine eigene Therapie bei Cholera war recht einfach: War dem Patienten kalt, solle er Wärme und viel Flüssigkeit erhalten, fiebere er, seien heißes Wasser und Alkoholika förderlich. Medikamentöse Eingriffe lehnte er ab.68 Insgesamt sei Gesundheit nichts anderes als das „richtige Vorsichgehen des Stoffwechsels“, das der Arzt dadurch begünstige, indem er die Patienten mit den natürlichen Heilmitteln Wasser, Luft, Wärme, Kälte, Ruhe und Bewegung im richtigen Maße und Verhältnis vertraut mache.69 Hierzu gehöre auch der reichliche Konsum von Fleisch in gebratenem Zustand.70 Nur bezüglich der Homöopathie ließ Bock weiterhin seinem Elan freien Lauf. Wer an diese glaube, halte sicher auch Geisterbeschwörungen und „Tischklopfen“ (gemeint ist das Tischrücken) für adäquate Beschäftigungen.71 Grundsätzlich zog er die Lehre von den Verdünnungen in Zweifel: z. B. man genießt nur ein winziges Bischen von einem einzigen Caviarkörnchen und merkt dann hinterher Zucken am Mittelfinger und Neigung zum Schlafe, man träumt von der Pepita und stöhnt dabei dreimal usw., so würde eben dieses Mittel heilsam beim Pepitatraume, dreimaligen Stöhnen im Schlafe, Mittelfingerzucken etc. sein. Sollte etwa Jemand glauben, daß dieser erdichtete Unsinn ein unpassendes Gleichniß für die homöo62 63 64 65 66 67 68 69 70 71
Eduard Hahn (1874), S. 115. Siehe auch Nützer (1855). Entlarvte Geheimmittel (1868), S. 8. Artelt (1976), S. 360–363. Spode (1999); Pfiffner (1999). Zur Gesamtentwicklung in Deutschland siehe Spree (1978), S. 52–64. Oyen/Chantelau/Berger (1985), S. 12f. Bock (1854s); Bock (1854u). Bock (1854u), S. 414. Bezüglich des Wassers sei angemerkt, dass es noch keine Qualitätsuntersuchungen gab, gemeinhin wurde nur daran gerochen und dann für gut oder schlecht befunden, siehe Büschenfeld (1997), S. 23. Bock (1854f), S. 97; Bock (1854b), S. 19. Bock (1854m). Bock (1854o), S. 280.
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Der Kaffeehausdiktator. Carl Ernst Bock als medizinischer Ratgeber pathischen Arzneiversuche wäre, so lese er nur in Hahnemann’s und seiner Schüler Werken und er wird von der Wahrheit des Gesagten überzeugt werden.72
Widerspruch erntete Bock in diesem Zusammenhang nicht, wohl aber bei einem anderen Thema. So hatte er empfohlen, Frauen sollten „innere Bildung“ erlangen, so dass sie durch den Sinn für Schönheit und Familie dem Mann dienen könnten.73 Für die Wissenschaft hielt er sie für ungeeignet und präzisierte so zugleich seine Einlassungen aus dem Jahr 1853. Dem entgegnete in der Gartenlaube Amely Bölte, wonach entsprechende Überlegungen nur die Fortsetzung der unwissenschaftlichen Romantik seien, fern aber jeder materiellen Realität.74 Bezüglich der Ausbildung weiblicher Schönheit bezog sich Bölte aber direkt auf die Vorgaben zur „physischen Pflege“, die Bock allgemein für die Gesunderhaltung aufgestellt hatte.75 Auffallend ist, dass Bock sich Mitte der 1850er Jahre überhaupt nicht zum Thema der Verwundetenfürsorge äußerte – schließlich tobte damals der Krimkrieg, zumal Bock als Veteran des polnischen Befreiungskrieges durchaus Erfahrung hatte. Lediglich ein kleiner, nicht namentlich gekennzeichneter Artikel erschien 1854 zu diesem Thema in der vorletzten Ausgabe der Gartenlaube.76 Nur wenig mit Bocks einheitlicher Lehre der Diätetik harmonierte die Präsentation der „Menschentypen“ (Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker), wodurch der Eindruck entstand, es sei notwendig zu differenzieren, anstatt für alle Menschen gleichermaßen eine umfassende Verhaltenslehre zu konzipieren.77 Eventuell nahm Bock diese Überlegungen als Stimulans für die Vertiefung seiner eigenen Lehre. Schon eher korrelierte der Fortsetzungsroman „Der Bürge“ von Eduard Gottwald mit Bocks Gedanken. In einer fiktiven deutschen Stadt des 16. Jahrhunderts musste ein polnischer Quacksalber seine Schulden abarbeiten, weil er ein teures Pferd durch seine Schwindelkuren ins Jenseits befördert hatte.78 Er schien sich insbesondere vor dem Gefängnis zu ängstigen, die dortige dürftige Verpflegung wurde als „Wasserkur“ bezeichnet – eventuell eine Verspottung der Prießnitz’schen Diätetik. In August Schraders Unterhaltungsroman „Arzt und Advokat“ kam Ersterem die Rolle des psychosomatisch wirkenden Gelehrten zu, der die Patienten beruhigte und ihnen empfahl, sich vor Aufregungen zu schützen.79 Auch an anderer Stelle erschien der Arzt als der naturwissenschaftliche Denker und zuvorkommende Berater, z. B. wenn er einen Soldaten, der annahm, verwundet zu sein, vom Gegenteil überzeugen konnte.80
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Bock (1854o), S. 279. Bock (1854p), S. 306. Bölte (1854a), S. 101. Bölte (1854b). Die Pflege (1854). Zur Bedeutung des Krimkrieges siehe Figes (2011). Die Charaktere (1854). Gottwald (1854), S. 216. Schrader (1854), S. 345. Gewalt (1854), S. 452.
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Der Verlag der Gartenlaube warb in einigen Ausgaben auch für ein Buch. Dabei handelte es sich um das wirkmächtigste Werk, das je zur Popularisierung medizinischen Wissens in Deutschland im 19. Jahrhundert publiziert worden war: „Das Buch vom gesunden und kranken Menschen“, verfasst von Carl Ernst Bock.81 In diesem Ratgeber versammelte Bock seine bislang in der Gartenlaube verbreiteten Thesen mit den pathoanatomischen Grundlagen der modernen naturwissenschaftlichen Medizin, die er in seinen Taschen- und Lehrbüchern für den akademischen Gebrauch formuliert hatte. Er stellte damit einen neuen Standard in der Populärliteratur auf. Mit dem Werk forderte Bock die anderen Akteure des Gesundheitsmarktes direkt heraus, provozierte aber auch seine akademisch sozialisierten Kollegen, die zu fürchten begannen, er beginne Expertenwissen zu verbreiten. Allerdings wähnte sich Bock auf der sicheren Seite, hatten doch Forschungsergebnisse und Fachdiskurse der Jahre 1853/54 die Ansichten der naturwissenschaftlichen Medizin scheinbar gefestigt. So hatte Rudolf Virchow nach 1849 in Würzburg begonnen, die pathologische Anatomie neu zu begründen, wenn auch – für Bock schmerzlich – in Abgrenzung zur Krasenlehre Rokitanskys.82 Gleichwohl lobte Virchow Rokitansky wegen seines übrigen Werkes.83 1854 bewies Virchow, dass Thrombosen ihre Ursache in Blutstockung haben und nicht durch schwindende Lebenskraft hervorgerufen werden.84 Dadurch beraubte er die Aderlassanhänger ihres methodischen Grundgerüsts und schwächte insgesamt die vitalistische Fraktion in der Medizin. Mit seinen Forschungsergebnissen dürfte Virchow aber auch Wunderlich verärgert haben, der weiterhin den Aderlass verwendete.85 Etwas später sprach Virchow der Homöopathie explizit die Naturwissenschaftlichkeit ab.86 Virchows Forschungserfolge sind im Kontext mit weiteren Anstrengungen anderer Kollegen zu sehen, die ihre Schlüsse aus dem Scheitern der Revolution von 1848/49 zogen. Der Staatsstreich in Sachsen 1850 mit Einschränkung der Pressefreiheit und Entlassung mancher Professoren in Leipzig hatte im übrigen Deutschland eher zu einer Befestigung materialistischer Ansätze geführt. Carl Vogt folgerte aus den Erfolgen der politischen Reaktion 1851, dass die Naturwissenschaften der Schlüssel zur Veränderung der gesellschaftlichen Realitäten sein könnten.87 Aus Sicht Vogts war die „Seele“ nur ein Produkt des Gehirns, nicht umgekehrt.88 Einen absolut freien Willen wollte Vogt dem Menschen nicht zubilligen, ein Organismus könne nur so funktionieren, wie er materiell zusammengesetzt sei.89 Dies bedeutete nach Ansicht seines Kollegen Jacob Mole81 An unsere Leser (1854), S. 532. 82 Virchow (1846), S. 238; Huerkamp (1985), S. 90. Zum Streit zwischen Virchow und Rokitansky siehe Andree (2005). 83 Andree (2005), S. 84. 84 Schadewaldt (1978), S. 249; Andree (2002), S. 46. 85 Wunderlich (1852), S. 102. 86 Henne (1978), S. 287. 87 Jansen (2007), S. 232. 88 Vogt (1854), S. 323, 647. 89 Vogt (1852), S. 446.
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schott nichts anderes als die Feststellung, dass die Ernährung entscheidend sei für die Fähigkeit des Menschen, zu denken und zu handeln. „Ohne Phosphor kein Gedanke“, formulierte Moleschott daher in Anlehnung an die chemischen Forschungen Justus v. Liebigs.90 Aus solchen Aussagen konnte Carl Ernst Bock sein diätetisches Weltbild zwanglos ableiten und sich auf der Höhe des wissenschaftlichen Fortschritts wähnen. Materialismus bedeutete für Vogt, Moleschott und wohl auch für Bock nichts anderes, als dass der Mensch in einer objektiven Welt nach Glück strebte.91 Die Ausschaltung der „Lebenskraft“ als Faktor des Daseins betrieb massiv Ludwig Büchner (1824–1899) durch die Publikation seiner Studie „Kraft und Stoff“ 1855.92 An den Universitäten und Akademien blieben die Popularisierer noch in der Minderheit, wie sich auf der Versammlung deutscher Naturforscher 1854 in Göttingen zeigen sollte, doch in der öffentlichen Debatte dominierte der neue wissenschaftliche Materialismus.93 Gleichzeitig aber erfreute sich der Spiritismus großer Beliebtheit. Ab 1853 breitete sich dieser quasi als Gegenströmung zum Materialismus aus.94 In Sachsen tat sich hierbei Carl Gustav Carus hervor.95 Carl Ernst Bock dürfte dies mit Grausen zur Kenntnis genommen haben. In der Medizin triumphierten die Anhänger der Lokalisationslehre, die auf Franz Joseph Gall (1758–1828) zurückging. Der pathologischen Anatomie kam nun eine Schlüsselbedeutung in der Nachweisführung von Krankheitsursachen zu.96 1854 konnte in London der Arzt John Snow (1813–1858) aufzeigen, dass die Cholera durch verunreinigtes Trinkwasser ausgelöst wurde, was die Debatte um Miasma oder Contagion neu anheizte.97 Allmählich trat die Idee der Ähnlichkeiten in der Diagnostik zugunsten einer speziellen Pathologie zurück.98 Neue Hilfsmittel erleichterten die Diagnose, so z. B. der von Helmholtz entwickelte Augenspiegel, der rasch in neuen technischen Varianten produziert wurde.99 Die in den späten 1840er Jahren entdeckten Anästhetika Chloroform und Äther begannen sich durchzusetzen. Die sich entfaltende organische Chemie lieferte Forschungsergebnisse, die Bocks diätetische Empfehlungen bestätigten, z. B. die Folgen von Zuckerkonsum für die Fettbildung.100 Justus v. Liebigs theoretische Annahmen über Muskelaufbau durch Substanzen aus Milch und Fleisch wurden nachgewiesen.101 Damit wurde die Überhöhung der Fleischernährung und des Eiweißkonsums gegenüber den 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99
Mensching (2007), S. 41. Bayertz (2007), S. 51. Gerhard (2007), S. 127. Siehe auch Rabinbach (2001), S. 64f. Kühne-Bertram (2007), S. 142. Bohley (2008), S. 100; Heimerdinger (2001), S. 60. Schipperges (1959), S. 187. Hagner (2008), S. 225. Volker Zimmermann (2003), S. 195. Diepgen (1941), S. 66. Wolf (1978), S. 481. Zur Verbindung von Physik und Medizin durch Helmholtz u. a. siehe Schipperges (1976). 100 Mani (1976), S. 27. 101 Lieben (1935), S. 62f.; Mani (1976), S. 33.
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Vegetabilien festgeschrieben. Moleschott begann mit der Definition von Mindestmengen.102 In der ärztlichen Populärliteratur fand die Diätetik, wie sie Bock empfahl, u. a. bei dem Vielschreiber Emil v. Rußdorf (1816–189?) Einzug, der in seinen Werken (z. T. speziell für Frauen) eine diätetische Lebensweise als Prophylaxe gegen Leiden jeder Art empfahl.103 Auch war er ein Anhänger gymnastischen Selbstmanagements.104 Dass die Bewerbung von Diätetik nicht gleichzusetzen war mit einer Hinwendung zur „rationellen“ Medizin, bewies der Arzt Carl Kissel, der den Begriff der „naturwissenschaftlichen Therapie“ für seine Lehre, basierend auf den Überlegungen Rademachers und Liebigs, anpries, wobei er sich explizit gegen Carl Wunderlich aussprach.105 Auch musste Bock hinnehmen, dass seine erklärten Vorbilder der „Wiener Schule“ ihrerseits eine gewisse Umorientierung ihrer therapeutischen und pathologischen Konzepte vornahmen. In Weiterentwicklung der diätetischen Behandlungsweise präferierten Joseph Dietl und Joseph Skoda die Balneotherapie und sprachen sich für eine Ausweitung dieser Behandlungsformen aus, wie sie auch Oppolzer präferiert hatte.106 Es kam zu einer Verwissenschaftlichung der Behandlungsweise sowie zu einer Kooperation zwischen Balneologen und Anhängern der Phototherapie.107 Dies führte u. a. dazu, dass von Eisenmangel betroffene Patienten in spezielle Bäder gingen, ohne – wie z. B. von Bock gefordert – dauerhaft ihren Lebensstil zu verändern.108 Die Balneotherapie aus Laienhand (Hydrotherapie) hatte ebenfalls in den 1840er Jahren eine Professionalisierung erfahren, z. B. durch den Militärarzt Lorenz Gleich (um 1798–1865), der die Erkenntnisse der modernen Schulmedizin in die Theorie der Wasseranwendungen integrierte.109 Als Grundlage für die Diätetik galt jedoch weiterhin die „Makrobiotik“ Christoph Wilhelm Hufelands.110 In der ärztlichen Therapie von Krankheiten vor Ort dominierten noch immer Mittel, die parallel in Volksheilkunde, Homöopathie und akademischer Medizin angewandt wurden, z. B. Stechapfel oder Chinarinde bei Asthma bronchiale.111 Die Fortschritte der experimentellen und klinischen Forschung erreichten erst langsam die Patienten fernab der Entwicklungsstätten – hierin könnte Bock eine Bestätigung der Notwendigkeit seiner Tätigkeit erblickt haben. Diese führte er 1855 weiter. Die ersten Aufsätze entsprachen weitgehend den Inhalten seines Gesundheitsratgebers, wenn er über Verstopfung, Turnen und Schmerz schrieb bzw. seine Empfehlungen zur Gesundheit der Kleinkinder fortführte.112 Deren Gesundheit wurde in der klinischen Me102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112
Mani (1976), S. 40. Siehe auch Mani (1967), S. 275ff. Rußdorf (1852), S. 195f.; Rußdorf (1854a), S. 53; Rußdorf (1854b), S. 7, 93–97. Rußdorf (1856), S. 39. Kissel (1853), S. VII, 16, 79f. Johannes Steudel (1967), S. 87. Siehe auch Dietl (1855). Johannes Steudel (1967), S. 92. Johannes Steudel (1967), S. 94. Melzer (2003), S. 70ff. Melzer (2003), S. 61ff. Strobel (1994), S. 108–111. Bock (1855b); Bock (1855c); Bock (1855d); Bock (1855f); Bock (1855g); Bock (1855h).
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dizin zunehmend thematisiert, z. B. in Würzburg, womit sich Bocks Engagement an neuesten Forschungstrends orientierte.113 In zunehmend drastischer Sprache bedrängte Bock seine Leser, ungesunden Lebensstil zu verändern: Im Fall eines „Schlagflußes“ könne man nur noch zusehen, wie der Patient leide, aber Vorbeugung könne definitiv vor einem solchen Schicksal bewahren.114 Ein grausiges Schicksal erwarte auch Frauen, die zu enge Schuhe und Korsetts trügen – hier sei die Prophylaxe denkbar einfach, ausziehen genüge.115 Erstmals stellte er ein Hilfsmittel vor, das bereits erkrankten Personen (Lungenleidenden) die Möglichkeit eröffnete, eine Verschlimmerung der Krankheit zu verhindern, und es ihnen so ermöglichte, strengere diätetische Veränderungen durchzustehen, den „Respirator“.116 Dabei handelte es sich um eine Art Mundschutz, der mit Bändern am Kopf befestigt war und eine Erwärmung der Atemluft vor der Aufnahme in den Körper ermöglichen sollte. Bock gestand freimütig ein, dass es natürlich seltsam aussehe, mit einer Art Rüssel im Gesicht auf die Straße zu treten: Vielleicht ist aber die Zeit nicht mehr so fern, wo man, ohne sich zu schämen, lieber bei Zeiten einen Respirator als Schutz für seine Athmungsorgane trägt, als daß man mit dem geringen Reste von Lunge im skelettartigen Körper erfolglos nach Italien, Salzbrunnen, Ems u. s. w. wandert.117
In einem Folgeartikel pries er erneut die Wirkung des in Leipzig vertriebenen Geräts und empfahl dieses anstelle enger Kleidung, sinnloser Bäder und reizender Genüsse.118 Die Ansteckungswege des Lungenleidens – Tuberkulose – klammerte Bock angesichts der Unsicherheit in der Miasma/Contagion-Debatte aus, der Erreger war ohnehin noch unbekannt.119 Wie bereits im Fall des „Respirators“ empfahl Bock, sich von Ängsten oder überkommenen gesellschaftlichen Vorstellungen frei zu machen. Man solle offen über Gesundheit reden, z. B. würden nur „ungebildete Zieraffen“ das Gespräch über die sinnvollen und notwendigen Klistiere meiden.120 So wollte Bock hierdurch z. B. Nahrung einführen oder zur Dehnung der Därme Tabakqualm in den Körper pumpen.121 Dies widersprach offenkundig seinen bisherigen Ausführungen, in denen er den Einsatz von Medikamenten geradezu verurteilt hatte. Klistiere waren Ende des 18. Jahrhunderts häufig in Kombination mit vielseitigen pharmakologischen Mixturen eingesetzt worden.122 Zu Bocks Lebzeiten wurden sie verwendet, um im Sinne der Humoralpathologie (oder Krasenlehre) Säfte 113 114 115 116 117 118 119 120 121
Tomasevic (2003), S. 97f., 104. Bock (1855k), S. 249. Bock (1855j), S. 214. Bock (1855e). Bock (1855e), S. 103. Bock (1855i), S. 196. Hähner-Rombach (1998), S. 59. Bock (1855l), S. 276. Bock (1855l), S. 277. Das Nikotin als Wirkstoff des Tabaks war 1828 durch Karl Ludwig Reimann (1804–1872) entdeckt worden, siehe Müller-Jahncke/Friedrich/Meyer (2005), S. 71. 122 Ritterbeck (1990), S. 134.
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auszuschwemmen.123 Sie waren eher das Gegenteil diätetischer Prophylaxe. Außerdem waren sie in der Volksmedizin und der Prießnitz’schen Hydrotherapie verbreitet124, doch auch Wunderlich befürwortete sie125. Sollte dieser Aufsatz ein letzter Versuch der Handreichung zu seinem Vorgesetzten sein? Wollte Bock für „gute Laune“ sorgen? Oder nur ausloten, wie sein Chef zu ihm stand? Denn insgeheim plante Bock zu dieser Zeit bereits seine Generalabrechnung mit den bei den Patienten erfolgreichen Homöopathen und seinen akademischen Vorgesetzten, die sich für ihn offensichtlich nicht einsetzten. So brach er im Juni 1855 in einem Artikel in der bei Brockhaus erscheinenden Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ) einen Streit mit den Homöopathen und insbesondere seinem Leipziger Opponenten Clotar Müller (1818– 1877) vom Zaun126 und publizierte gleichzeitig eine gehässige Broschüre, in der er sich über die Tätigkeit seiner Standesgenossen ausließ und der scheinbaren Unfähigkeit Oppolzers, Schönleins und (indirekt) Wunderlichs widmete127. In drastischer Sprache benannte er die Krankheiten seiner Zeit: Der Diabetes, wißt, das ist Die Krankheit, wo man Zucker pißt Bei trockner Haut vor Durst vergeht Der Penis niemals nicht mehr steht128,
um danach die diagnostischen und therapeutischen Kompetenzen seiner Kollegen in Zweifel zu ziehen: Ein krankes Kind nennt scrophulös Der Arzt, sobald er nicht viel weß Und Hülfe sucht in seinem Wahn Vom Soolbad und vom Leberthran.129
Schlussendlich bezeichnete er indirekt Oppolzer und Schönlein als unfähig und stellte sie in eine Reihe mit quacksalbernden Apothekern und unwissenden „Heilkünstlern“: Drei Mittel nenn ich Euch, wirkungsschwer, Sie verordnet Oppolzer und Schönlein, Die Heroen vom großen Arzneiheer, S’ist Calomel, Opium und Brechstein. Dem Arzt ist all seine Macht geraubt, Wenn er nicht an die drei Mittel glaubt.130
Bock wurde daraufhin Ende Juli 1855 nach Dresden ins Kultusministerium einbestellt. In der Landeshauptstadt regierte seit einigen Monaten mit Johann 123 124 125 126 127 128 129 130
Borkowsky (1988), S. 170. Probst (1992), S. 27; Helfricht (2006), S. 141. Wunderlich (1854), S. 685. Bock (1855a), S. 1103. Gesamtdarstellung der Debatte bei Zweite Auflage (1855). Der gereimte (1855). Der gereimte (1855), S. 8. Der gereimte (1855), S. 9. Der gereimte (1855), S. 31.
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(1801–1873) ein neuer König, der den Leipziger Gelehrten kritisch gegenüberstand. 1845 hatte er – noch als Prinz – das sogenannte „Leipziger Gemetzel“ (neun Tote und 20 Verletzte bei einer antikatholischen Demonstration) zu verantworten gehabt.131 Infolge dieses Ereignisses waren alle politischen Vereine verboten worden, worauf deren Akteure sich als „Turner“ tarnten.132 Die Universität hatte sich ihm gegenüber stets ablehnend gezeigt. Nun konnten seine Beamten über einen der prononciertesten Vertreter der Alma Mater Lipiensis urteilen. Sie eröffneten ihm, das Ministerium verurteile seine Angriffe, sowohl gegen die allopathischen Kollegen wie die homöopathischen Konkurrenten. Da man sich in Dresden sicher war, dass Bock sich nicht bessern würde, entband das Ministerium ihn mit sofortiger Wirkung von seinen universitären Lehrverpflichtungen und enthob ihn seines Postens.133 Diese harte Entscheidung war möglicherweise eine Kurzschlusshandlung der zuständigen Beamten gewesen. Denn am gleichen Tag (25. Juli 1855) war ein – im Vergleich zu früheren Einlassungen in der Gartenlaube und DAZ harmloser – Artikel Bocks in der Sächsischen Constitutionellen Zeitung erschienen, in dem sich Bock gegen die Homöopathie und Hahnemann geäußert hatte.134 Anfang Oktober wurde die inkriminierte Druckschrift eingezogen und verboten. Nur eine direkte Petition der Professoren der Leipziger medizinischen Fakultät, darunter neben dem alten Hahnemann-Gegner Johann Jörg auch der von Bock nicht direkt angegriffene, mit den Attacken auf die dilettierende übrige Heilkunst aber offensichtlich gemeinte Carl Wunderlich, rettete Bock vor Landesverweis und faktischem gesellschaftlichen und finanziellen Bankrott.135 Ansonsten hätte er sich seinem Turnkameraden Karl Biedermann anschließen müssen, der nach 1849 in Sachsen-Eisenach hatte Zuflucht nehmen müssen.136 Nur das Wohlwollen seiner Antagonisten bewahrte Bock vor dem Ruin. Dies dürfte ihn darin bestärkt haben, ab sofort der universitären Karriere gänzlich zu entsagen und sich vollends der Wissenschaftspopularisierung zu widmen – eventuell hatte Wunderlich deutliche Worte gefunden.137 Dazu diente auch die Abgrenzung gegenüber den Jüngern Hahnemanns. Diese waren nun seine direkten 131 Fellmann (2000), S. 106, 137. Zum schlechten Verhältnis Universität Leipzig – sächsische Krone nach 1848 siehe auch Kraus (2004), S. 258. 132 Fellmann (2000), S. 107. 133 Hauptstaatsarchiv Dresden, Sächsisches Ministerium für Volksbildung, Nr. 20208, 25.7.1855, Erlass des sächsischen Kultusministeriums in der Sache gegen Carl Ernst Bock. 134 Hauptstaatsarchiv Dresden, Sächsisches Ministerium für Volksbildung, Nr. 20208, Carl Ernst Bock: Zur Charakteristik des Gründers der Homöopathie. In: Sächsische Constitutionelle Zeitung Nr. 169, 25.7.1855, S. 676. 135 Hauptstaatsarchiv Dresden, Sächsisches Ministerium für Volksbildung, Nr. 20208, 20.11.1855, Eingabe der Professoren der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig an das Sächsische Kultusministerium betreffs Causa Bock; 12.12.1855, Rücknahme der Entlassung Bocks durch das Ministerium. 136 Bazillion (1989), S. 246. Bock scheint aber nie überlegt zu haben, aus ökonomischen Gründen seine Heimat zu verlassen, wie es beispielsweise Joseph Hyrtl in Wien andachte, siehe Rath (1962). 137 So ist auffallend, dass in den Korrespondenzen Wunderlichs, aber auch Carl Ludwigs oder Emil du Bois-Reymonds nach 1855 immer wieder verschiedene Kollegen genannt
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und einzigen Konkurrenten. Der Konflikt mit dieser Fraktion schwelte ja schon seit mindestens zwei Jahren. Vordergründig schien die homöopathische Diätetik zwar mit Bocks Überlegungen vereinbar zu sein, wollten doch beide der Natur zuarbeiten.138 Jedoch hatte Hahnemann hinsichtlich der von Bock so betonten „Naturheilkraft“ ganz andere Ansichten: Die Allöopathie der alten Schule überschätzte nicht nur bei weitem diese Anstrengungen der rohen automatischen Naturkraft, sondern mißdeutete sie gänzlich, hielt sie fälschlich für ächt heilsam, und suchte sie zu erhöhen und zu befördern, in dem Wahne, dadurch vielleicht das ganze Uebel vernichten und gründlich heilen zu können.139
Wenn der Körper etwas auswerfe, so bedeute dies mitnichten eine Stärkung, sondern eine Schwächung des Organismus.140 In der praktischen Tätigkeit forderte Hahnemann – ebenso wie Bock – den Einsatz einer „rationellen Therapie“.141 Allerdings begründete er diese mit einer in den 1850er Jahren antiquiert erscheinenden Diagnostik ohne Perkussion/Auskultation. Bock wiederum wollte die Homöopathie mit den Mitteln der modernen naturwissenschaftlichen Forschung widerlegen. Gestützt auf die Erkenntnisse der sich formierenden Pharmakologie und der organischen Chemie, verlangte er von den Homöopathen den Nachweis der Wirksamkeit ihrer Therapeutika. „Im Interesse der Aufklärung des Volkes“ wolle er überprüfen, ob ein homöopathisches Heilmittel im gesunden Körper Wirkungen hervorrufen könne, gegen die es empfohlen werde.142 Dieser offenen Einladung in der DAZ entsprach Clotar Müller und bot Bock an, ihn mit „Belladonna, Cantharis, Glonoin, Merc.solub.Hahnem. und Veratrum album“ aus der homöopathischen Apotheke zu behandeln.143 Gemeinsam mit seinen Kollegen Carl Haubold (1796–1862) und Veit Meyer (1815–1872) schlug er eine strenge Versuchsanordnung vor, die die Isolierung Bocks in eine Art Labor und eine strenge Abfolge und Überwachung seiner Befindlichkeiten implizierte.144 Der Weimarer Homöopath Heinrich Goullon sr. (1801–1883) warnte derweil Bock vor den möglichen Gefahren für seine Gesundheit. Seine Forderung lasse eine „kaum begreifliche Unkenntnis“ über die Homöopathie erahnen.145 Bock war wahrscheinlich überrascht von der Bereitschaft seiner Antagonisten und ihren Überlegungen – ein Blick in die gängige Literatur hätte ihm jedoch gezeigt, dass naturwissenschaftliche Arbeitsweisen den homöopathischen Ärzten wohl vertraut waren.146 Clotar Müller schien die Herausforderung Bocks geplant zu
138 139 140 141 142 143 144 145 146
werden, nur Bock fand keine Erwähnung. Siehe Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung, Nachlässe Carl Ludwig, Emil du Bois-Reymond, Carl A. Wunderlich. Schott (2005), S. 193. Hahnemann (1987), S. 39. Hahnemann (1987), S. 41. Lachmund (1997), S. 219. Bock (1855a), S. 1103. Clotar Müller (1855a), S. 1119. Müller/Haubold/Meyer (1855a). Goullon (1855), S. 1209. Ein Blick (1853); Gruber (1855). Siehe hierzu Dean (2001), S. 262, 271.
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haben, indem er ihn immer wieder über Jahre hinweg provozierte.147 Bock erwiderte nun, die Vorgehensweise Müllers erscheine ihm „abnorm“, und verlangte stattdessen, die Homöopathen sollten von ihm „bestimmte, vorausbestellte Krankheiten durch ihre Mittel wirklich erzeugen“.148 Auch fragte er, wie die Anhänger Hahnemanns zu der Erkenntnis gelangt seien, dass Brechweinstein den Scheintod bei Neugeborenen verhindere, wenn sie ihre Arzneien vorgeblich stets am lebenden Patienten getestet hätten?149 Haubold, Meyer und Müller beschuldigten Bock der Feigheit, sich den Tests zu entziehen, und erklärten, er habe überhaupt nicht verstanden, worum es bei Homöopathie gehe150 – in seinem Antwortartikel zieh umgekehrt Bock seine Gegner der Feigheit, weil sie seine Wünsche nicht erfüllt hätten151. Im gleichen Heft der DAZ hätte Bock aber auch nachlesen können, wie wenig sich beispielsweise die Spitzen des sächsischen Staates für seine Werbung für Diätetik interessierten – die Kronprinzessin zog es vor, in Marienbad zu kuren.152 In der Allgemeinen homöopathischen Zeitung (AHZ) wurden weitere Details der Debatte ausgewalzt. So hatte Bock offenbar zeitweise Krankheit vorgeschützt, nachdem ihn seine Gegner offen zur Arzneimittelprüfung am eigenen Körper eingeladen hatten.153 In der Redaktion der Zeitschrift für wissenschaftliche Therapie hatte man zuerst überlegt, die ganze Herausforderung Bocks zu negieren, sich aber aufgrund seiner Hetze in der Gartenlaube anders entschieden: Ganz dazu zu schweigen, hielten wir aber doch nicht für gut, da Bock in seiner bekannten Ueberschätzung seiner selbst sonst leicht glauben könnte, man fürchte sich vor ihm, oder es könne ihm nichts entgegnet werden.154
Letztendlich sei bei dem „ärztlichen Hahnengefecht“ nur herausgekommen, dass Bock von Homöopathie wenig wisse.155 Denn er habe nicht verstanden, dass homöopathische Arzneien keine Krankheiten, sondern Krankheitsbilder verursachen – ein Blick in die Werke Hahnemanns hätte genügt.156 Carl Ludwig Battmann (1819–1866) rezensierte Bocks „Buch vom gesunden und kranken Menschen“ und hielt dem Autor vor, gänzlich weltfremd zu agieren.157 Seine Diätetik sei voller Widersprüche, wenn er fettes Fleisch zulasse und gleichzeitig eine Lebensumstellung fordere. Ihm fehle schlichtweg der Bezug zur Praxis.158 Bock gab jedoch nicht auf und publizierte eine eigene Kampfschrift gegen die Homöopathie159, was seine Gegner mit der Bemerkung gou147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159
Tagesbegebenheiten (1855), S. 36. Siehe auch Kleinert (1863), S. 431. Bock (1855x), S. 1217. Bock (1855y), S. 1225. Müller/Haubold/Meyer (1855b). Bock (1855z). Königreich Sachsen (1855). Tagesbegebenheiten (1855), S. 71. B. (1855), S. 8. Zur Tagesgeschichte (1855), S. 398. Zur Tagesgeschichte (1855), S. 397; Für Herrn Bock (1855), S. 80. Battmann (1855), S. 39. Battmann (1855), S. 37. Bock (1855aa).
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tierten, „die totale Niederlage, welche Prof. Bock erlitten, hat sein Herz zur Rache entflammt“160. Bock behauptete erneut, die Homöopathie könne keinen Beweis für ihre Arzneimittelwirkungen erbringen, und ließ durchblicken, von wem er seine Ansichten übernommen hatte: Karl W. Fickel.161 Dass sich Bock ausgerechnet auf Fickel berief, obwohl die Fragwürdigkeit von dessen Rolle ihm bestens bekannt gewesen sein musste, lässt erahnen, wie unsicher die Schulmedizin in ihrer Argumentation gegenüber der Homöopathie war. Mittlerweile verdiente Fickel sein Geld mit dem Versand von Blutegeln – nicht eben die bevorzugte Behandlungstechnik der „Wiener Schule“.162 Aus der österreichischen Hauptstadt stammte auch der Autor von Bocks zweiter Referenzquelle, der Arzt Carl Eigenbrodt, der seine eigenen Schwierigkeiten bei der Behandlung von Patienten auf die scheinbar unwissenschaftliche Arbeitsweise des homöopathischen Krankenhauses in der Leopoldstadt unter Franz Wurmb (1805–1864) projiziert hatte.163 Auffallend ist, dass Bock die Homöopathie wider besseres Wissen allein auf die medikamentöse Behandlung beschränkte und die Bedeutung der Veränderung von Lebensgewohnheiten (Diätetik) zur Krankheitsprophylaxe gänzlich unberücksichtigt ließ – vermutlich um jeden Verdacht einer Affinität zwischen ihm und Hahnemann (so unähnlich man sich in den Intentionen auch war) zu vertuschen. Es ging ihm darum, „kognitive Schranken“ im Bewusstsein des Lesers zu errichten.164 Interessanterweise gingen auch die Homöopathen nicht auf diese Schwäche ein, eventuell weil sie selbst in keiner Weise in die Nähe von Bock gerückt werden wollten.165 Dadurch verspielten sie auch ein zentrales Argument gegen Bock, lassen aber so im Nachhinein erkennen, dass sie sich (zu Recht?) als die eigentlichen Herren des Diskurses fühlten und Bock als Angreifer von außen betrachteten. Parallel attackierte Bock in der Gartenlaube seine Gegner, unterstellte die Nichtwirksamkeit der Arzneimittel166, die er „Nichts mit Milchzucker“ nannte167, und machte sich über die angeblichen Wirkungen lustig168: „Ein Heilkünstler, welcher sich mit einer solchen Heilung brüstet, ist entweder ein Lügner und Betrüger oder ein Dummkopf“169. Durch die Bezeichnung „Heilkünstler“ sprach er seinen Antagonisten, selbst wenn sie promoviert waren, den Rang als Ärzte und somit die Gleichrangigkeit ab. In der Zusammenfassung seiner Angriffe aus der DAZ ließ er 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169
Tagesbegebenheiten (1855), S. 110. Bock (1855aa), S. 20. Egidy/Fickel (1844). Eigenbrodt (1854). Zur zeitgenössischen Homöopathie in Österreich siehe Skopec (1996); Lucae (1999). Koch (2003), S. 116. Zur zeitgenössischen Vorstellung, wonach Homöopathie mehr war als Heilung, mämlich auch Anthropologie, Gesundheitserziehung und Diätetik, siehe Verwey (1858), S. 88f. Bock (1855m), S. 316. Bock (1855n), S. 330. Bock (1855q), S. 411. Bock (1855q), S. 411.
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erkennen, welche tiefverwurzelten Ängste und Feindbilder er auf die Homöopathie projizierte: Dagegen trifft man auf eine Menge Heilkünstler mosaischen Glaubens, auf Söhne homöopathischer Aerzte, auf verdorbene Apotheker, Mediciner und Chirurgen, auf Laien (Stallmeister, Postsecretaire, Amtmänner, Oeconomen und Andere, denen es schmeichelt, ihre eigenen Viehdoctors zu sein), sowie auch auf Weiber (Frauen, Wittwen, Töchter und Schwestern von Homöopathen).170
Als Gefahr für die Zukunft der Medizin (und seine eigene) benannte er also vor allem Juden, komplementärmedizinisch tätige Familien und selbständige Frauen.171 Dass er selbst nur aufgrund der privilegierten Stellung seines Vaters an die Universität gelangt war, blendete Bock aus. In Kenntnis der Unmöglichkeit – ja, er war davon nun restlos überzeugt – der Erschaffung von Krankheiten am gesunden Menschen durch homöopathische Arzneien schrieb Bock, man sollte Menschen, die Medikamente verabreichen, die Herzinfarkte hervorrufen, als Mörder vor Gericht anklagen.172 Und erneut stellte er sich hinter Fickel, dessen homöopathisches Pseudonym „Ludwig Heyne“ er enttarnte, sowie hinter den bereits erwähnten Eigenbrodt.173 Doch gleichzeitig ließ Bock indirekt erkennen, dass auch er therapeutisch voller Selbstzweifel war. So notierte er, ein Arzt könne bei „widernatürlicher Anhäufung von Blut“ eingreifen, nannte aber nicht die Methode.174 Hätte er zugeben sollen, dass er den verhassten Aderlass benötigte, wenn seine Diätetik versagte? Bei Halsentzündungen empfahl er gar den in Gedichtform noch verspotteten Höllenstein (d. i. Silbernitrat) bzw. schlug die angeblich „fast schmerzlose“ Entfernung der Tonsillen vor.175 Bis Ende des Jahres widmete sich Bock verstärkt den Leiden der Stimme und des Halses sowie den über Apotheken vertriebenen Hilfsmitteln.176 Die beliebten Kräuterbonbons bezeichnete er als unnötige Konditorware und verwarf zusätzlich Geheimmittel wie die „Morrison’schen Pillen“.177 Bocks „Buch vom gesunden und kranken Menschen“ erfreute sich einer Reihe wohlwollender Rezensionen (z. B. durch 170 Bock (1855r), S. 430. 171 An dieser Stelle ist anzumerken, dass die „physikalische Medizin“ Oppolzers seit den 1850er Jahren zu einem bevorzugten Betätigungsfeld jüdischer Ärzte wurde, siehe Wolfgang Krauss (1995). Die Aversion gegenüber Frauen könnte durch das zahlreiche Engagement von Frauen im Spiritismus beflügelt worden sein, siehe Gutierrez (2008). Glaser (1964), S. 173f., hielt die Gartenlaube per se für misogyn. Wenn es Bock zupass kam, arbeitete er jedoch mit jüdischen Ärzten zusammen, z. B. Robert Remak (1815–1865), der ähnliche materialistische Interessen hatte, siehe Schmiedebach (1995), S. 117. 172 Bock (1855r), S. 427. 173 Bock (1855r), S. 430. 174 Bock (1855s), S. 473. 175 Bock (1855t), S. 502f. 176 Bock (1855u); Bock (1855v); Bock (1855w). Anzumerken bleibt, dass die chemisch forschenden Apotheker Bock nicht unähnlich waren. Auch sie wollten zunächst einmal die chemischen Prozesse verstehen und nicht vorrangig Medikamente entwickeln, siehe Breidbach (2011), S. 151f. 177 Bock (1855u), S. 624. Zu den „Morrison’schen Pillen“ siehe Lissner (1870), S. 214.
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Karl Gutzkow), wie Ernst Keil freudig vermeldete.178 Überhaupt schien die Gartenlaube nun ein sicheres Publikum gefunden zu haben, so dass Keil den Preis auf 15 neue Groschen im Vierteljahr erhöhen konnte.179 Jedoch war Bock 1855 sehr eingespannt durch seine vielfältigen Aktivitäten. Daher kam neben ihm in der Gartenlaube eine Reihe weiterer Autoren zu gesundheitlichen und medizinischen Fragen zu Wort. Ganz im Sinne Bocks bewarb sein Leipziger Arztkollege Heinrich Hirzel (1828–1908) die Verwendung von Kochgeschirr ohne Bleiglasur.180 Erstmals wurde im Januar 1855 einer Frau eine zentrale Rolle in der Krankenversorgung zugebilligt. Florence Nightingale (1820–1910) wurde ein hagiographischer Aufsatz über ihren Einsatz im Krim-Krieg gewidmet.181 Quasi als Antwort erklärte Karl Biedermann, Frauen könnten aufgrund unterschiedlicher Lebensziele niemals männliche Fähigkeiten erlernen.182 In der Wissenschaft würden sie grundsätzlich versagen.183 Damit folgte Biedermann den Ansichten führender Gelehrter, u. a. Bocks Kollegen aus der pathologischen Anatomie, Theodor Bischoff (1807–1882). Dieser sollte seine Ansichten 1872 konkretisieren: „Der wahre Geist der exacten Naturwissenschaften und sein Einfluss auf das Denken und Handeln des Arztes wird dem Weibe stets verschlossen bleiben.“184 Aus London informierte ein Arzt voller Stolz über das großzügig angelegte Bethlem-Hospital185, während ein anderer Autor über die Gesundheitsschädlichkeit der Fabrikarbeit in England berichtete, gegen die es offenbar keinen Schutz gab186. Ein weiterer ungenannter, jedoch zweifellos in Fragen der Statistik und Medizin versierter Gelehrter schrieb, die Sterblichkeit in einer Gesellschaft sei möglicherweise unabhängig vom Stand der Medizin – eine Ohrfeige für Bock.187 Durch seine Angriffe im Jahr 1855 beschwor dieser einen Sturm der Entrüstung auf Seiten der Homöopathen herauf, der seinen Ausdruck in einer breitgefächerten Publikationsflut gegen ihn und seine Ansichten fand. An Einseitigkeit und Fehleinschätzungen ließen auch diese Schriften – ähnlich wie bei Bock – teilweise nicht zu wünschen übrig. Die Homöopathen begannen gerade in Sachsen in diesen Jahren mit ihrer standespolitischen Professionalisierung – ob Zufall oder Reaktion auf Bock, ist unklar. 1854 wurde der erste homöopathische Verein in Annaberg gegründet.188
178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188
Anzeige (1855). Zur Beachtung (1855). Hirzel (1855a); Hirzel (1855b), S. 558. Hospital-Scenen (1855). Biedermann (1855a), S. 137. Biedermann (1855b), S. 223. Bischoff (1872), S. 28. L. P. (1855). Sorge (1855), S. 290. Ist die Sterblichkeit (1855). Grubitzsch (1996), S. 57.
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Den Reigen der Kritiker eröffnete der Prager Arzt und Universitätsdozent Elias Altschul (1797–1865), der sich um die Erstarkung und Professionalisierung der Homöopathie in Österreich verdient gemacht hatte. Er ließ Bock wissen, seine Volksaufklärung sei in Wahrheit „Volksverdummung“, da er sowohl die Verdienste der Homöopathie wie auch das Versagen der Schulmedizin leugne.189 Seine Behauptung, u. a. Typhus allein mit Diätetik und Selbstheilungsförderung zu kurieren, finde in der Praxis von Anhängern der „Wiener Schule“ keine Beachtung. Hierfür konnte er auch Literaturbeispiele anführen.190 Zudem verliere Bock kein Wort über ein durchaus häufiges Krankheitsbild, das andere von ihm bekämpfte Leiden (Kopfschmerz) mit provoziere, die Syphilis.191 Altschuls Landsmann Carl Hugo Caspar (1817–1893), der u. a. als Assistent Wurmbs gearbeitet hatte und der Eigenbrodts Argumentation zerlegte, kam u. a. zu dem Schluss, dass die homöopathische Therapie viel eher die Naturheilkraft nutze als die Protagonisten der „Wiener Schule“, die noch immer Aderlässe für notwendig erachteten (z. B. Dietl).192 Der Nihilismus in den Kliniken ermögliche u. a. die Erfolge der Homöopathie193 – eine Einsicht, die Bock möglicherweise nicht fremd war und seinen missionarischen Eifer und die blinde Wut auf den Gegner mit erklärt. Der Münchner Arzt Benedikt Osterrieder begegnete Bock mit Sarkasmus: Er sei nur ein kleiner Arzt und mache keine Werbung für sich, da er seine Zeit lieber den Patienten widme.194 Im Übrigen seien Bocks pharmakologische Kompetenzen „bedauernswürdig“.195 Sein Eisenacher Mitstreiter Oskar Wislicenus (1827– 1898) ließ Bock ebenfalls spüren, dass er ihn für gänzlich inkompetent hielt, da ihm die Forschungen französischer Ärzte unvertraut seien (z. B. Magendie).196 Zu Bocks Einlassungen im Streit mit den Leipziger Homöopathen in der DAZ bemerkte er: Hätte Prof. Dr. Bock diesen Satz nicht in höchst gereizter Stimmung geschrieben, man müsste an seinem gesunden Menschenverstande irre werden. Jedenfalls ist aber hier das Interesse der Volksaufklärung schlecht vertreten.197
Bock wolle wohl nur die Gesetze der pathologischen Anatomie als gültig anerkennen, verkenne aber, dass die Naturheilkraft allein zu schwach sei, um Leiden zu beheben.198 Seine Idee, bei Croup Erbrechen zu provozieren, lasse erkennen, dass er zwar sicher von Leichen, aber wenig von lebenden Menschen und ihren Organen verstehe. Abschließend fragte sich Wislicenus, ob Bock 189 Altschul (1856), S. 4. 190 Oberstadt (1840); Frölichsthal (1843). 191 Altschul (1856), S. 11. Einige Jahre später sollte Altschul Bock noch einmal herausfordern, als er schrieb, die Forschungsergebnisse von Moleschott zu „Kraft und Stoff“ seien eine Bestätigung der Wirkung homöopathischer Arzneien, siehe Altschul (1859). 192 Caspar (1856), S. 38, 81. 193 Caspar (1856), S. 84. 194 Osterrieder (1856), S. 3. 195 Osterrieder (1856), S. 12. 196 Wislicenus (1856), S. 7. 197 Wislicenus (1856), S. 11. 198 Wislicenus (1856), S. 22.
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eventuell betrunken gewesen sei, als er seine Angriffe startete.199 Doch hatte Wislicenus selbst einige Fehler in seiner Schrift übersehen, z. B. wenn er Bock in einen Topf mit Allopathen warf, die gerne Eisen verordneten200 – Bock hatte sich offiziell explizit dagegen ausgesprochen201. Noch ungenauer agierte Carl Helbig, der versuchte, Bock Fehler in seinem Bestseller „Buch vom gesunden und kranken Menschen“ nachzuweisen.202 So habe Bock wirre diätetische Empfehlungen bei Brustleiden jeder Art gegeben203, doch hatte dieser tatsächlich an besagter Stelle in seinem Buch eine trophologische Differentialdiagnose zwischen Erkältung und Tbc vollzogen204. An anderer Stelle unterstellte Helbig Bock, er zwinge Brustleidende in enge Kleider und bespritze sie mit Eiswasser205 – tatsächlich hatte sich Bock explizit gegen Korsetts und für eine Zusammenpressung der Brust nur im Rahmen eines Muskeltrainings ausgesprochen. Das Eiswasser verwendete er zur Verbesserung des Raumklimas, nicht zur Abkühlung der Patienten.206 In einem weiteren Werk Bocks behauptete Helbig den Hinweis gefunden zu haben, der Autor verordne „Blutentziehung“ bei „Bluthusten“.207 Das war falsch, der entsprechende Absatz handelte von der Behandlung der Syphilis.208 Von „Blutentziehung“ war nur indirekt die Rede, sie sollte durch reizarme Ernährung und Ruhe erlangt werden.209 Schließlich unterstellte Helbig seinem Gegner, er entwöhne Alkoholiker durch „morgenländische Opium-Sauferei“ – auch diese Zitate waren falsch.210 An anderer Stelle verwies Bock ausdrücklich auf die Gefahr der Alkoholabhängigkeit, was Helbig bestritt.211 Ansonsten behauptete Helbig über Bock, er wolle die Krankheiten in seine pathologischen Muster pressen, anstatt sich am Patienten zu orientieren212 – womit Helbig in der Sache recht hatte, weil genau dies der Erkenntnisweg der pathologischen Anatomie war. Auch lag er richtig in der Feststellung, dass Bock den Begriff „Contagium“ krampfhaft vermeide, weil dieser sich nicht mit seiner diätetischen Lehre vertrage.213 Zuletzt betonte er, dass es sich Bock zu leicht mache, wenn er alle homöopathischen Schulen zusammenwerfe.214 Damit berührte Helbig ein Problem der Homöopathen – sie konnten 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211
Wislicenus (1856), S. 26. Wislicenus (1856), S. 9. Siehe z. B. Bock (1853m), S. 540. Helbig (1856). Helbig (1856), S. 11. Bock (1855ab), S. 343. Helbig (1856), S. 39. Bock (1855ab), S. 339. Helbig (1856), S. 13. Bock (1853o), S. 485. Bock (1853o), S. 485. Helbig (1856), S. 14; Bock (1853o), S. 172, 353. Helbig (1856), S. 74; Bock (1855ab), S. 302, 370, 420. Immerhin waren an dieser Stelle die Seitenzahlen zutreffend. 212 Helbig (1856), S. 46f. 213 Helbig (1856), S. 41. 214 Helbig (1856), S. 50f.
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nicht geschlossen Bock entgegentreten, weil sie viel zu sehr mit sich selbst und den eigenen divergierenden Richtungen beschäftigt waren. 1857 folgte noch eine letzte Verurteilung Bocks aus der Feder von Heinrich August Fielitz (1796–1877), der bei dieser Gelegenheit gleich noch mit anderen Kritikern der Homöopathie abrechnete.215 Dadurch ließ er indirekt erkennen, dass Bock Teil einer größeren Abwehrbewegung der Schulmedizin war: In Leipzig war Carl Reclam (1821–1887), in Göttingen August Förster (1822–1865) und in Oldenburg Jonas Goldschmidt ähnlich interessiert. Fielitz wagte zudem, die Forschungen Justus v. Liebigs als Nachweis für die Wirkungsweise homöopathischer Arzneien zu benennen – eine ähnlich gewagte Uminterpretation von Zitaten wie zuvor bei Helbig.216 In einem Punkt traf er bei Bock jedoch mit seiner Kritik ins Schwarze. Fielitz hatte herausgefunden, dass Bock zwar gegen die Verabreichung von Eisen durch Ärzte und Apotheker wetterte, selbst jedoch am Verkauf von „Eisenschnaps“ finanziell beteiligt war.217 Ob Bock wohl am Leid des Volkes noch verdienen wolle? Die Zunahme des Konsums von Branntwein anstelle des Biers, gerade in Sachsen, konnte Bock kaum entgangen sein.218 Tatsächlich wurde „Robert Freygang’s Eisen-Liqueur und EisenMagenbitter für Blasse (Blutarme), Magere, Muskel- und Nerven-Schwache, auch Verdauung befördernd“ in vielerlei Gazetten beworben, stets mit dem Hinweis „Fabrizirt auf Veranlassung und Empfehlung des Professors Dr. Bock in Leipzig“.219
Abb. 4: Annonce für „Bock’s Eisen-Liqueur“
Verheerende Kritik an Bock kam noch aus einer ganz anderen Richtung. Ein Autor, den Homöopathen wie Hirschel zuvor nur belächelt hatten220, griff Bock frontal an, der Münchner Balneologe Lorenz Gleich. Zunächst sprach er allgemein den Anhängern der Naturheilkraft jede Originalität ab, ihre Kon-
215 216 217 218 219 220
Fielitz (1857a); Fielitz (1857b). Fielitz (1857a), S. 49; Liebig (1845), S. 28. Fielitz (1857a), S. 15. Tappe (2004), S. 284. Siehe z. B. Geschäfts-Anzeigen (1863), S. 424; Annoncen (1863), S. 488. Hirschel (1853b), S. 163. Zu Gleichs ablehnender Haltung zur Homöopathie siehe Gleich (1860b), S. 29.
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zepte habe schon Hippokrates verbreitet.221 Anschließend wandte er sich direkt gegen die von Bock vertretene „physiologische Medizin“, wobei Gleich zwar anklingen ließ, gegen wen sich seine Kritik richtete, aber er erwähnte Bock 1856 namentlich noch nicht: Am allerinteressantesten aber benehmen sich nach den Homöopathen die sogenannten „physiologischen Aerzte“ aus der physiologischen Schule, wie man’s nennt; diese halten sich immer für besser, als die Uebrigen, sie wollen keine Allopathen, keine Homöopathen, und auch keine Hydropathen oder „Physiurgen“ seyn, stellen sich an, als wüßten sie ganz besonders wirksame Heilmittel und Heilmethoden, meinen Wunder, welche Heldenthat sie vollbracht, daß von ihnen die Bezeichnung „Allopathie“ abgeschafft und dafür „physiologische Medizin“ oder: „physiologische Therapie“ ist gesetzt worden, ja sei eisern bei jeder Gelegenheit gegen die medizinische Behandlung in jeder Form und machen diese in Zeitungs- und Journal-Artikeln sogar lächerlich. In der Praxis dagegen stehen sie eben so rath- und thathlos ohne eine bessere Therapie da, wie die Andern, und greifen gerade so blindlings halb nach Medizinen bald nach Wasser; bald lassen sie Alles gehen, wie es der Natur gefällt, was gewiß das Allerbeste ist, damit vergiften sie doch wenigstens die Kranken nicht. Grundsatzlosigkeit, ängstlicher Zweifel verfolgen sie Tag und Nacht gleich höllischen Gespenstern, von diesen werden sie in ihrem eingebildetem Tempel der Wissenschaft ganz verzweiflungsvoll aus einer Ecke in die andere getrieben, tappen vorbei, den Naturinstinkt mißachtend, ohne Führer blindlings im dicksten Nebel umher, schwatzen aber unaufhörlich in’s Blaue hinein von ihrer „physiologischen Medizin“ und von der Wissenschaft. Viele von ihnen wissen recht wohl, wo es fehlt, haben aber den Muth nicht, den Kampf mit den Meinungen, mit der Verworrenheit aufzunehmen um dadurch zum Besserwerden, soviel an ihnen liegt, mitzuwirken.222
Erst 1858 nannte Gleich Bocks Namen, sprach ihm einen „ehrenhaften Charakter“ ab und unterstellte ihm, am Krankenbett völlig zu versagen.223 Hofften die Homöopathen und Balneologen mit ihren Schriften, das eigene Lager hinter sich zu bringen oder gar Bock überzeugen zu können? Der ließ sich durch die Schmähschriften scheinbar nicht beeindrucken. Allerdings dürfte ihn insbesondere der Vorwurf pharmakologischen Unwissens getroffen haben, denn 1856 begann er gerade dieses Terrain in der Gartenlaube zu beackern. Unumstritten war er in der eigenen Zeitschrift nicht, wie gegenläufige Artikel neben seinen nahelegen. Auffallend ist, dass er 1856/57 erheblich weniger publizierte als in den Jahren zuvor. War dem Herausgeber Ernst Keil der Wirbel zu groß geworden? Eventuell war Bocks Popularität für die Gartenlaube nicht nur von Vorteil – die sächsische Polizei identifizierte die Zeitschrift spätestens 1858 eben wegen der Bekanntheit ihrer Autoren als „gefährliche Waffe“ der Republikaner und merkte das Blatt für ein eventuelles Verbot vor.224 Vielleicht lag dies auch in den Intentionen der homöopathischen Antagonisten, die ihrerseits (zumindest diejenigen, die im Kaiserreich Österreich tätig waren) wussten, dass zu viel Publizität leicht Verbote in einem neo-absolutistischen Staatswesen nach sich ziehen konnte?
221 222 223 224
Gleich (1860a), S. 6. Gleich (1860d), S. 19. Gleich (1860d), S. 18f. Lutz (1998), S. 338.
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Während von außen die Angriffe gegen Bock anliefen, gab dieser Ratschläge zur Diätetik für Leser der Gartenlaube, die nicht aus dem Vollen schöpfen konnten.225 Nebenbei verordnete er Publikum mit Dienstpersonal, dieses ebenfalls gut zu ernähren, alles andere sei „subtiler Mord“.226 Als geeignete Domestikennahrung benannte er ausdrücklich tierisches und pflanzliches Eiweiß, viel Butter, Schmalz, Öle, Zucker, Stärke und Branntwein.227 Damit legte Bock den Grundstein für spätere Auseinandersetzungen mit Vertretern des alternativen Sektors, z. B. der sich entfaltenden vegetarischen Bewegung.228 Wie selbstverständlich attackierte er weiterhin Homöopathen und gewinnsüchtige Geheimmittelhändler, die ihren Geschäftsschwerpunkt in Leipzig und Umgebung hatten.229 Bisweilen zeitigte sein Hass auf die Homöopathie geradezu absurde Folgen. So trat er vor Gericht als Gutachter zugunsten eines – später verurteilten – Kindermörders auf, der nach Bocks Ansicht nicht der Täter sein konnte, weil er dem Opfer homöopathische Arzneien verabreicht hatte, die niemals letale Konsequenzen hätten verursachen können.230 Ansonsten stieß die Arznei Arnica bei Bock auf Ablehnung, sie sei eher ein Gift und führe zu Erbrechen.231 Daß die Arnica hoffnungslos machen kann, muß der Verfasser bestätigen, da er selbst, ja ohne dieses Mittel eingenommen zu haben, schon während des Niederschreibens dieser Zeilen bei dem Gedanken an die Arnica alle Hoffnung auf Verständigwerden der Menschheit in Bezug auf Alles, was ihrem gesunden und kranken Körper angeht, verloren hat.232
Diese Worte ließen erkennen, dass Bock zunehmend am Verstand kranker Menschen zu zweifeln begann, die trotz seiner vielfältigen diätetischen Hinweise einfach nicht die Vorteile der „physiologischen Medizin“ erkennen wollten.233 Als neues Instrument griff er zu „Ärztlichen Strafpredigten“, um die Menschen auf den rechten Weg zurückzuzwingen.234 Doch musste Bock indirekt einräumen, nicht sehr viel mehr zu wissen als noch einige Jahre zuvor. Cholerakranke und ihre Angehörigen ermahnte er, den Auswurf nicht einfach liegen zu lassen, sondern ihn in Behälter mit Eisenvitriol zu kippen.235 Hierbei bezog er sich auf Pettenkofer, dessen Miasmenlehre er ebenfalls verteidigte.236 Schließlich gab Bock auch noch kosmetische Ratschläge und empfahl „Po-
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Bock (1856b). Bock (1856b), S. 40. Bock (1856b), S. 41. Ähnlich äußerte sich Grünee (1856). Melzer (2003), S. 81. Bock (1856e); Bock (1856g). Bock und die Homöopathie (1858), S. 158. Bock (1856p), S. 696. Bock (1856p), S. 696. Siehe auch Bock (1856d); Bock (1856j); Bock (1856m); Bock (1856o). Bock (1856i). Bock (1856l), S. 511. Bock (1856n), S. 594.
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mate“ und Olivenölbehandlungen für gestresstes Kopfhaar.237 Das eigentliche medizinische „Knüllerthema“ des Jahres 1856 hingegen, den Prozess gegen den britischen Arzt und Serienmörder William Palmer (1824–1856), durfte er nicht bearbeiten.238 Auch musste Bock hinnehmen, dass die Schriftstellerin Luise Mühlbach (1814–1873) einen hagiographischen Artikel über Franz Anton Mesmer präsentieren durfte, in dem sie insbesondere auf die neidischen Ärzte rekurrierte, die Mesmer das Leben schwer gemacht hatten.239 Man könnte fast annehmen, Ernst Keil war bedacht, eine Art Gleichgewicht innerhalb der Zeitschrift zu wahren, um Bock seine Ersetzbarkeit jederzeit vor Augen halten zu können. Insgesamt büßte die Gartenlaube dadurch an Eindeutigkeit bezüglich ihrer Haltung zu medikalen Kulturen ein. Aus Sicht der Homöopathen jedoch war sie endgültig die Zeitschrift der „Bildungsphilister“ geworden.240 Bock habe mit seinen Attacken der Homöopathie enorm geschadet.241 Einer der wichtigsten Kritikpunkte an Bock war stets gewesen, er habe im Grunde keine Ahnung von Homöopathie und rede dennoch über sie. Dies war auch literarisch möglich. In Gustav Freytags (1816–1895) Roman „Soll und Haben“ darf eine der Romanfiguren offen über Homöopathie plappern, ohne davon etwas zu verstehen, und sich sogar noch ihrer Unkenntnis brüsten.242 Bock war es in jedem Fall gelungen, sich unsterblich zu machen. Er verzichtete zunehmend darauf, sich zu erklären, warum es notwendig sei, naturwissenschaftlich zu argumentieren.243 Auch soziale Faktoren oder moralische Erwägungen fehlten. Wer ihm nicht folgen wollte, der sollte dumm bleiben und ihm nicht mehr widersprechen. Er hielt sich wohl – um mit Rudolf Vierhaus zu sprechen – in seiner Eigenschaft als Mitglied der deutschen Professorenschaft für moralisch höchststehend.244 Diese Haltung findet ihren Ausdruck in seinen „Strafpredigten“, die er 1857 vermehrt publizierte. Dadurch trichterte er den Lesern die moderne Hygiene geradezu ein. Doch wenn Bock von Stoffwechsel schrieb, hatte er davon noch nicht die modernen Vorstellungen, sondern eher eine vage Idee unterschiedlicher Konstitutionstypen.245 Auffallend ist, dass Bock nicht nur weiterhin theoretische Ratschläge erteilte, sondern ganz konkret bei bestimmten Leiden therapeutische Vor-
237 Bock (1856a); Bock (1856c), S. 75. Eventuell publizierte er unter dem Pseudonym „H. K.g.“ einen Artikel, in dem er sich über die Gepflogenheiten in Kurbädern lustig machte. Die Diktion erinnert jedenfalls sehr an ihn, auch die Argumentation ist ähnlich, siehe K.g. (1856). 238 Der Giftmischer (1856). 239 Mühlbach (1856), S. 297. 240 Tischner (1939), S. 47. 241 Clotar Müller (1855b), S. 3f.; Kleinert (1863), S. 435; Tischner (1939), S. 46f.; Tischner (1950), S. 173. Manch Zeitgenosse aus dem Lager der Homöopathie hoffte jedoch, dass dem nicht so sei, siehe Buchmann (1859), S. 151. 242 Sauerbeck (2010), S. 147. 243 Labisch (1992), S. 123. 244 Vierhaus (1995), S. 17. 245 Sarasin (2001), S. 106.
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schläge machte, kombiniert mit Ideen zur Verhinderung einer Wiederkehr der Erkrankung, z. B. bei Scabies (Krätze).246 Bock wollte sich ganz offenkundig von dem Verdacht frei machen, seine Vorgehensweise sei nur „therapeutischer Nihilismus“. Ganz explizit sprach er sich gegen das „Nichts-Thun“ bei Krankheiten aus.247 Die diätetische Behandlung und Prophylaxe sei zielführend, aber nur dann, wenn sie mit exakter naturwissenschaftlicher Diagnostik (Auskultation/Perkussion) verbunden werde.248 In Zukunft, so hoffte Bock, würden Ärzte durch Prophylaxe mehr erreichen als mit Therapie. Dies würde allerdings ein Umdenken bei Ärzten und Patienten gleichermaßen verlangen, was so richtig niemand wolle.249 Deshalb wird auch noch lange der allopathische, homöopathische, isopathische, hydropathische, dynamische, schrothsche, rademachersche, sympathische, mystische und gymnastische Curir-Hokuspokus und Schwindel großen Anklang finden; auch werden noch lange zu ihrem Aerger die bedoctorhuteten Heilkünstler neben sich Huffschmiede, Schäfer, alte Weiber, Somnambule, lebens-magnetische Kraft-Secretaire, Tischrücker und Geisterklopfer, buchhandelnde Geheimmittelkrämer u. dgl. heilmächtige Personen als Collegen sehen.250
Die werten Kollegen bedachte Bock noch an anderer Stelle. Er unterstellte ihnen, zur Gewinnmaximierung den Patienten Krankheiten anzudichten, z. B. die „Wahnschwindsucht“.251 Wenn sie nicht mehr weiter wüssten, redeten sie sich auf die Seele hinaus.252 Diese Vorwürfe müssen wahrscheinlich im Kontext mit der sich in dieser Zeit entfaltenden Debatte um die Festsetzung bzw. Erhöhung ärztlicher Honorare gesehen werden.253 Erneut empfahl Bock eine Änderung der Lebensweise und machte sich für den Milchkonsum stark.254 Patienten, die nicht vom Alkohol lassen wollten, gedachte Bock auf drastische Weise zu kurieren: Er mischte ihnen Brechmittel in den Branntwein.255 Überhaupt schien Bock wenig Sinn für Konventionen zu haben. Er riet den Lesern offen, nicht irgendwelche Blumen auf Gräbern zu pflanzen, sondern Gemüse – die Nährstoffe aus der Leiche würden so nicht sinnlos vergeudet.256 An gleicher Stelle ermahnte er die Leser, im Fall des Zweifels, ob ein Angehöriger noch lebte oder tot war, einen Spiegel vor den Mund zu halten. Damit versuchte Bock damals weitverbreiteten Ängsten, eventuell lebendig begraben zu 246 Bock (1857b). Zum Bandwurm siehe Bock (1857a). Anzumerken bleibt, dass die bürgerlichen Schichten selbst ihre hygienischen Probleme bei Krätze in den Griff bekommen durften, während Angehörige der Unterschichten hier frühzeitig Zwangsmaßnahmen unterlagen, siehe Frey (1998), S. 18. 247 Bock (1857c), S. 153. 248 Bock (1857h), S. 400. 249 Bock (1857c), S. 154. 250 Bock (1857c), S. 154. 251 Bock (1857e), S. 265. 252 Bock (1857i), S. 479. 253 Bannert (1986), S. 40f. 254 Bock (1857f), S. 303. 255 Bock (1857g), S. 345. 256 Bock (1857j), S. 530.
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werden, entgegenzuwirken.257 Zuletzt sprach Bock von sich aus ein Problem an, dem er mit den Mitteln der pathologischen Anatomie nicht beikommen konnte, den Biss eines Gift injizierenden oder tollwütigen Tieres.258 Freimütig räumte er ein, dass die Sektion hier keine Hinweise auf den Krankheitsverlauf ermögliche.259 Offenbar wollte er so den Kritikern entgegentreten und eröffnete zugleich für sich ein gefährliches Feld. Denn wenn die Forschung nur am lebenden Menschen sinnvoll schien, brachte er sich dann nicht in die Situation, die er den Homöopathen unterstellte? Bock äußerte sich überhaupt nicht zu dem Thema, das andere Autoren gleichwohl in der Gartenlaube ansprachen: die Experimente Guillaume-Benjamin Duchennes (1806–1875).260 Unterstützt durch eine Illustration261, bewarb Hermann Eberhard Richter das Verfahren als gewaltigen Fortschritt auf dem Gebiet der theoretischen Kenntnisse der Medizin262. Ähnlich äußerte sich der Arzt Paul Niemeyer (1832– 1890).263 Hier deutete sich ein Kurswechsel innerhalb der Medizin an, an die Stelle der Leichenöffnung rückte das physiologische Experiment. Wollte Bock auf diesen Zug aufspringen, indem er sich sanft vom eigenen Fach emanzipierte? Oder war dies nur der Beruhigung der Leserschaft und Kritiker geschuldet? In den folgenden Jahren sollte sich erweisen, dass eher Letzteres wahrscheinlich ist.
257 Kessel (2001), S. 134–137. Zur zeitgenössischen Debatte in der Medizin siehe z. B. Métraux (2001). 258 Bock (1857l); Bock (1857m). 259 Bock (1857m), S. 700. 260 Siehe Guillaume-Benjamin Armand Duchenne (2008). 261 Duchenne (1857), S. 209. 262 Richter (1857), S. 214. 263 Paul Niemeyer (1857), S. 519.
Jahre des Triumphes und der Arroganz (1858–1867) Carl Ernst Bock war offenbar weiterhin bemüht, die Gemüter um seine Person zu beruhigen. Eventuell spielte hier Druck seitens der Universität eine Rolle. Daher ging er 1858 dazu über, besonders provokante Artikel nicht unter eigenem Namen zu publizieren, doch lässt sich anhand der Sprache leicht die Autorenschaft eruieren. Als „gesuchter Damenarzt“ gab er Ratschläge in den Heften 13 und 34, wobei er in letzterem Artikel behauptete, seine Anonymität habe ihm die Möglichkeit eröffnet, Urteile von Kollegen in Erfahrung zu bringen.1 Dies könnte ein Eingeständnis sein, dass die wahlweise als vorweltlich oder an Patienten desinteressiert geschilderten lokalen Ärzte den Vielschreiber Bock mittlerweile schnitten. In seiner Rolle als „Damenarzt“ stellte Bock fest, dass viele Frauen unter organisch nicht nachweisbaren Erkrankungen litten – für einen Materialisten eine erstaunliche Einsicht, die jedoch sogleich revidiert wurde.2 Die Krankheiten führten zu organischen Folgen: Nervenverspannungen, vor allem im Unterleib, wodurch die Hysterie ausgelöst werde. Als Therapie empfahl der „Damenarzt“, genauer zu suchen, um doch noch organische Malaisen zu entdecken, bei deren Abstellung sogleich die Hysterie ebenfalls verschwinden würde.3 Wie wenig psychosomatische Erwägungen für ihn eine Rolle spielten, ließ der „Damenarzt“ bei einem Seitenhieb auf die Homöopathie erkennen. Diese bekämpfe mit „Arzneinullitäten“ die „Krankheitsnullitäten“.4 Ein wesentliches Problem für die Beschwerden der Frauen sei ihre mangelhafte Erziehung.5 Diese Einschätzung korrespondierte mit zwei „aerztlichen Strafpredigten“, die sich direkt an Frauen wandten.6 Bock verlangte, junge Frauen auf die Rolle als Mutter besser vorzubereiten und insbesondere in der Säuglingspflege zu schulen.7 Hierbei verwies er auf die Forschungen seines Kollegen Leopold Besser (1820–1906).8 In der Schwangerschaft sei beengende Kleidung abzulegen, „blähende Gewürze“ von der Speisekarte zu verbannen und der Sport umgehend einzuschränken.9 Seine grundsätzlich misogyne Haltung offenbarte Bock an anderer Stelle, als er erklärte, Frauen, die zu viel Kaffee tränken, würden rasch altern und bleichsüchtig werden.10 Da der Kaffee vorrangig in Gaststätten genossen wurde, zielte diese Mitteilung indirekt auf eine Beschränkung der Sozialität der weiblichen Bevölkerung ab.11 Männern empfahl Bock, sich
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Gesuchter Damenarzt (1858a); Gesuchter Damenarzt (1858b), S. 487. Gesuchter Damenarzt (1858a), S. 178. Gesuchter Damenarzt (1858a), S. 179. Gesuchter Damenarzt (1858a), S. 179. Gesuchter Damenarzt (1858b), S. 488. Bock (1858d); Bock (1858e). Bock (1858d), S. 313. Besser (1857). Bock (1858e), S. 393. Bock (1858c), S. 148. Teuteberg (1999), S. 103.
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sexuell nicht zu sehr zu verausgaben.12 Im Gegensatz zu 1854, als er Greise noch als rein „vegetativ“ abqualifiziert hatte, wandte Bock nun 1858 viel Mühe auf, eine Altersdiätetik zu konfigurieren.13 Offenbar war er auf diese Weise bemüht, die Behandlung der Senioren den niedergelassenen (und verschreibungswütigen) Hausärzten zu entziehen, die dieses Feld bislang, u. a. aufgrund der Tatenlosigkeit der klinischen Medizin, dominierten.14 Außerdem folgte Bock damit anderen Autoren der Gartenlaube, die begannen, den letzten Lebensabschnitt zu entdämonisieren und tendenziell zu verherrlichen.15 An die Stelle vager, vor allem in die Zukunft gerichteter Wünsche nach umfassender Prophylaxe trat bei Bock zunehmend die Taktik, konkrete Hinweise zu liefern. So gab er Ratschläge für luftige Kleidung, häufiges Waschen und die Vermeidung „zugiger Abtritte“ in den Häusern.16 Das ging so weit, dass er die am Anfang seiner Karriere als Hausautor der Gartenlaube verdammten Haus- und Universalmittel als wertvolle Helfer für die Wahrung der individuellen Gesundheit präsentierte.17 Da jeder Mensch eine individuelle Konstitution aufweise18, müsse der kundige Zeitgenosse bei der Anwendung natürlich von Fall zu Fall selbständig entscheiden, ob nun Talg, Ton, Quecksilberseife oder Terpentinöl zur Hautpflege erforderlich sei19. Waren dies nicht die „Wundermittel“, mit denen gewinnsüchtige Apotheker hausieren gingen? Bock hatte nicht nur die Taktik variiert, sondern seine gesamte Strategie verändert. Es ging ihm nun darum, die Bevölkerung zur umfassenden Hygiene zu bewegen, was weit über die fallweise Diätetik gegen häufige Erkrankungen hinausging. Dazu gehörte auch, kosmetische Hinweise zu geben, um das Zusammenleben in der bürgerlichen Stube zu erleichtern. Bereitwillig gab Bock Hinweise, wie Mundgeruch durch praktische Hygiene vermeidbar wurde und welche einfachen Hausmittel zu Hause hergestellt werden konnten.20 Ganz ähnlich verhielt sich Bocks Mitautor Paul Niemeyer, der orthopädische Maschinen zur Fehlhaltungskorrektur und selbständige gymnastische Übungen nach Schlaganfällen bewarb.21 Erreichte Bock so sein Publikum besser? Die Forschungen von Jens Lachmund und Gunnar Stollberg lassen zumindest erkennen, dass Patienten dem Aderlass sowie der großen Zahl der verschriebenen Medikamente höchst kritisch gegenüberstanden.22 Auch die Widersprüchlichkeit ärztlicher Aussagen 12 13
Bock (1858c), S. 148. Bock (1858b). Damit folgte Bock einem generellen Trend in der Gartenlaube. Viele Autoren waren bemüht, dem Alter den Schrecken zu nehmen, siehe Göckenjan (1993), S. 414. 14 Lüth (1965), S. 188f., 196. 15 Tölle (1996), S. 39f. 16 Bock (1858a), S. 22. Zur Aufrüstung der „finsteren Abtritte“ zu Badezimmern siehe Adorno (1951), S. 97. 17 Bock (1858f); Bock (1858g). 18 Bock (1858a), S. 22. 19 Bock (1858g), S. 627. 20 Bock (1858h), S. 676. 21 Paul Niemeyer (1858a); Paul Niemeyer (1858b). 22 Lachmund/Stollberg (1995), S. 91.
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verärgerte die Kranken.23 Viele von ihnen, gerade wenn sie aus gebildeten Schichten kamen, waren auf der Suche nach etwas Neuem, und sie wünschten, nicht mehr bevormundet zu werden. Beides konnte Bock bieten: Die prophylaktische Sichtweise veränderte den Blick auf die Krankheit hin zu einer umfassenden Perspektive auf den menschlichen Organismus, der durch den materialistischen Blickwinkel steuerbar erschien. Dazu war der selbständig tätige Bürger erforderlich, der unter ärztlicher Anleitung vollkommene Gesundheit erlangen konnte – wenn er nicht gerade der Homöopathie oder Naturheilkunde vertraute. Der Blick auf den eigenen Körper wurde durch das Eindringen von Licht in den Alltag infolge der Versorgung mit Stadtgas erleichtert.24 In bürgerlichen Häusern war die Waschküche zwar schon seit Ende des 18. Jahrhunderts bekannt25, aber die hochwertige Seifenproduktion in großer Menge begann erst in den 1850er Jahren mit der Bereitstellung von künstlichem Soda26. Die Verlegung von Wasserleitungen bis in die Wohnhäuser erleichterte zusätzlich den Einzug der Hygiene in die Haushalte des Bürgertums.27 Prominente Kranke, die mit herkömmlichen Mitteln nicht kuriert werden konnten, dürften die Wirkung von Bocks Propaganda erhöht haben. So konnten Zeitgenossen verfolgen, wie weder Kuraufenthalte in Marienbad noch Aderlässe den geistigen und körperlichen Verfall des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) aufhalten konnten.28 Insgesamt setzte Bock mit seiner Propaganda die Ideen Hufelands um, der jedoch zu einer Zeit die Hygiene beworben hatte, als weder die technischen Voraussetzungen vorhanden waren noch das systematisch naturwissenschaftliche Weltbild in der Medizin dominiert hatte.29 Außerdem stand Hufeland nur für sich selbst, er hatte keine wirkmächtige, in alle Haushalte vordringende Zeitschrift als Medium, wie dies Bock mit der Gartenlaube besaß – oder die Gartenlaube mit Bock. Schließlich stand der Herausgeber Keil zu Bocks Konzeptionen und verhinderte Fundamentalkritik an ihm und seinem Gesundheitsprogramm. Allerdings drohte Bock durch diese Erziehungsmaßnahmen langfristig den professionellen Ärztestand überflüssig zu machen bzw. ihn auf die Rolle des Chirurgen, Geburtshelfers oder Orthopäden zu reduzieren. Auch setzte er voraus, dass seine Leser alle seine Ratschläge sinnvoll zusammensetzten, was insbesondere Bocks Vorgesetzter an der Universität Leipzig bezweifelte. Carl A. Wunderlich warnte 1859 eindringlich vor dem „Chaos verdauter Fragmente“ in der Populärwissenschaft30, während er gleichzeitig der pathologischen Anatomie an sich ein gutes Zeugnis ausstellte, weil ihre Vertreter die 23 24 25 26 27 28 29 30
Lachmund/Stollberg (1995), S. 94. Schivelbusch (1983), S. 43f. Barleben (1951), S. 53. Brede (2005), S. 64. Trümpy (1986), S. 264; Frey (1997), S. 275. Goeman (1967), S. 20f. Trümpy (1986), S. 262. Wunderlich (1859), S. 98.
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letalen Fehlbehandlungen von Patienten durch Homöopathen beweisen würden31. Zugleich lehnte Wunderlich eine vertiefende Kritik der Lehre Hahnemanns ab, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.32 Zusätzlich distanzierte er sich von der materialistischen Weltsicht.33 Auch diese Einlassungen können als versteckte Kritik an Bock verstanden werden. Eventuell war Wunderlich schlichtweg eifersüchtig auf Bock, der seinen Vorgesetzten an landesweiter Popularität längst in den Schatten gestellt hatte. Etwas später sollte er Wunderlich gar öffentlich demütigen. Dieser hatte vergeblich durch Appelle versucht, die Deutschen zur Anschaffung von Fieberthermometern zu überreden – Bock schrieb den Bedarf in seinem „Buch vom gesunden und kranken Menschen“ einfach herbei und qualifizierte sich so zum medikalen Volksaufklärer.34 Die Kliniken durften sich allein mit denjenigen Patienten befassen, die nicht auf die hygienischen Ratschläge Bocks hatten hören wollen. Wunderlich und der nach Österreich zurückgekehrte Oppolzer wurden faktisch zu Bocks Subalternen degradiert. Die Ärzteschaft dürfte vor einem Problem gestanden haben, das auch heute immer wieder eine Rolle spielt, nämlich dass Patienten die Ärzte mit Zeitungsausschnitten über neue Behandlungsweisen konfrontieren. Bocks Kurswechsel hin zur praktischen Hygiene kann auch als Rache an der akademischen Welt verstanden werden, die ihn letztlich verstieß. Zur Gegenwehr waren die alten Antagonisten kaum fähig, Oppolzer beispielsweise stand im anbrechenden Zeitalter der Hygiene vor einer nicht in den Griff zu bekommenden Welle von Wundfieberepidemien in seiner Klinik.35 Bock war der sich selbst verwirklichende, die Seinen schützende bürgerliche Held, der sich von allen früheren Zwängen frei machte, wie er durch die Literatur Gustav Freytags und die Bühnenhelden Richard Wagners (1813–1883) in der zeitgenössischen Populärkultur verherrlicht wurde.36 In dieser Rolle des treusorgenden Helden wandte sich Bock 1859 in der Gartenlaube der Mütteraufklärung zu, wodurch er endgültig die alten Maßgaben des „Gesundheitskatechismus“ mit den neuesten Aspekten der pathologischen Forschung verknüpfte. Bock warnte insbesondere vor den Krankheitsbildern von Croup und Bräune, die er als identisch bezeichnete.37 Damit befand er sich auf der Höhe der fachlichen Diskussion. Die Krankheit war für Kinder durchaus gefährlich, zwischen 1849 und 1857 starben in Preußen jedes Jahr bis zu 250 Kinder an Croup bzw. der fehlerhaften Behandlung.38 Nach Ansicht Bocks sollten die 31 32 33 34 35 36 37 38
Wunderlich (1859), S. 274. Verheerende Kritik an diesen Einlassungen erfolgte sogleich durch Clotar Müller, siehe Clotar Müller (1859). Wunderlich (1859), S. 279. Wunderlich (1859), S. 279. Hess (2000), S. 238. Zum Einsatz des Fieberthermometers als geheiligtes Instrument in bürgerlichen Familien siehe Benjamin (2011), S. 39. Lesky (1965), S. 472. Zu den Zerfallserscheinungen innerhalb der „Wiener Schule“ nach 1848 siehe Schmidt/Holubar (1990). Frevert (1998), S. 327f. Bock (1859b). Ritterbeck (1990), S. 351–354.
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Kinder warm gehalten werden, nicht rasch zwischen Kälte und Wärme wechseln, um so zu verhindern, dass sich das Leiden zu einer Lungenentzündung entwickle.39 Auch warnte Bock vor der Gefahr der Infektion durch andere Kinder.40 Neben der Sicherstellung von Wärme und Schutz riet er zu milder Diät mit Bouillon, Milch, Fleisch und Eiern.41 Hinzu kamen Inhalationen mit Wasserdampf, um das Exsudat zu lösen.42 Offenbar hatte Bock die Ratschläge seiner homöopathischen Gegner Hirschel und Müller genau gelesen, denn er gab sie exakt wieder, nicht ohne sie als gänzlich sinnlos zu verwerfen.43 Neben homöopathischen Mitteln erschienen Bock die volksmedizinischen Vorschläge als besonders gefährlich für das Leben des Nachwuchses. Mütter! Mütter! Lernt doch endlich einmal „ordentliche Mütter“ sein. Ich sage: „lernt’s!“ denn beim Heirathen und im Schlafe zieht der mütterliche Verstand wahrlich nicht in Euer Gehirn ein; ebenso können Euch die alten, größthenteils unverständigen, von der Großmutter auf die Mutter und Tochter vererbten Kinderstuben-Regeln und Erfahrungen nur verdummen, und was sich gar die Frauen Mütter in Kaffee’s und Thee’s von der Behandlung und Erziehung der Kinder erzählen, das ist keinen Pfifferling werth.44
Auch zieh Bock die Ammen und Kinderwärterinnen der Untätigkeit und verlangte von diesen mehr Engagement.45 Wie dies auch bei „geistesschwachen“ Kindern aussehen konnte, zeigte sogleich die Fröbel-Schülerin Auguste Herz (1824–1880) auf.46 Erstmals wagte sich Bock 1859 an eine genaue Definition von Krankheit heran und entschied sich, als Ursache nicht „Krasen“ im Sinne Rokitanskys, sondern „veränderte Thätigkeit der Zellen“ im Sinne Virchows anzugeben.47 Sei dies festgestellt, müsse man versuchen, den „Naturheilprocess“ in Gang zu bringen. Dazu gehöre der Stoffwechsel, den Bock mit dem „Mausern“ verglich und der durch gute Luft begünstigt werde.48 Mit dem Begriff „Naturheilprocess“ instrumentalisierte Bock einen ursprünglich vitalistisch aufgeladenen Terminus für sich neu. Zu vertiefende Gespräche mit Patienten lehnte Bock ab, dies würde nur die Hypochondrie begünstigen.49 Diese bedienten insbesondere homöopathische Ärzte, die dann sogleich ihre Lieblingsarznei Arnica verschreiben würden.
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Bock (1859a), S. 7; Bock (1859b), S. 39. Bock (1859c), S. 115. Bock (1859c), S. 116. Bock (1853o), S. 417. Bock (1859a), S. 8. Siehe auch Clotar Müller (1855c); Hirschel (1868). Bock (1859h), S. 683. Außerdem verspottete Bock die Sympathiekuren, siehe Bock (1859g). Er erhielt hierbei Unterstützung durch den Mitautor Erich Schmitz, siehe Schmitz (1859). Bock (1859h), S. 683. Herz (1859). Zur Geschichte der Betreuung dieser Kinder siehe Kuhlo (1971); Dorn/Wagner (2011), S. 249. Bock (1859d), S. 262. Bock (1859e), S. 287. Bock (1859d), S. 262.
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Der erneute Hinweis auf Arnica (Arnica montana) ist darauf zurückzuführen, dass diese Arznei für die akademische Medizin bis zur physiologischen Wende eine ganz zentrale Rolle gespielt hatte50, mittlerweile jedoch nur noch von der Homöopathie gegen eine Vielzahl von Leiden eingesetzt wurde51. Die Kritik an der Verwendung des Wirkstoffs war durch den Gegner Wunderlichs, Oesterlen, eingeleitet worden.52 Als völlig entbehrlich wurde Arnica aber erst 1878 in einem schulmedizinischen Standardwerk befunden.53 Anstelle untauglicher Arzneien empfahl Bock moderne technische Hilfsmittel und brach erneut eine Lanze für den „Respirator“.54 Parallel sei es jedoch erforderlich, die geschwächte Lunge zu stärken. Dies gelinge durch kalte Waschungen und Fußbäder sowie den Verzicht auf blähende Speisen.55 Für diejenigen Leser, die nun nach Jahren der Erläuterung konkreter Maßnahmen und pathologisch verformter Organe infolge antidiätetischen Verhaltens von den Mechanismen des Körpers mehr wissen wollten, bot Bock 1860 eine Einführung in die Funktionsweise der Nerven.56 Ihm stand hierbei als korrespondierender Autor der Schriftsteller und Moralphilosoph Julius Frauenstädt (1813–1879) zur Seite.57 Darauf aufbauend widmete sich Bock der Genese der „krankhaften Nervenreizbarkeit“ – mithin der Nervosität, womit er seinen klinischen Kollegen um Jahrzehnte voraus war.58 Allerdings waren die hydrotherapeutisch tätigen Naturheilkundigen auf dem Gebiet der Kurierung nervöser Zustände seit den 1840er Jahren erfolgreich tätig.59 Eventuell deshalb versuchte Bock, dieses Terrain ebenfalls zu besetzen. Als Abhilfe präsentierte er Überlegungen, die Jahrzehnte später im Zusammenhang mit den Konzepten der Lebensreform wieder diskutiert werden sollten: Außer der Nahrung dient auch Luft, Licht und Wärme zur Kräftigung des geschwächten Nervensystems. Eine reine, frische Luft in sonniger Waldgegend, helle, warme Wohnung mit luftigem Schlafzimmer, warme Bäder (aber nicht zu lange und zu heiß gebraucht) beschleunigen die Heilung. Wer sich bei seiner Nervosität auf ein nervenstärkendes Apotheken-Mittel oder auf ein Bad und Mineralwasser verläßt, ist verlassen. Dafür also: zuerst Kräftigung des geschwächten Nervensystems durch Hebung seiner Ernährung mit Hülfe von Ruhe, Nah-
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Wilckinghoff (1880), S. 6f.; Wolfgang Schneider (1974), S. 131f. Altschul (1864), S. 37. Oesterlen (1851), S. 498. Nothnagel/Rossbach (1878), S. 550. Die genaue Aufschlüsselung der Wirkstoffe erfolgte erst nach 1918, siehe Friebel (1972), S. 2f. Für die homöopathische Arzneimittelfirma Willmar Schwabes war die Lieferung von Arnicaprodukten noch viele Jahre ein wichtiger Teil der Produktpalette, siehe Schmitz/Friedrich/Müller-Jahncke (2005), S. 1007. Bock (1859i), S. 715. Bock (1859f), S. 328. Bock (1860a); Bock (1860b); Bock (1860d). Frauenstädt (1860). Bock (1860h), S. 391. Geberth (2004), S. 29–32, 45. Dass die moderne Lebensweise in der sich entfaltenden Industrialisierung nervöse Krankheitszustände begünstige, konnte Bock auch dem Roman „Soll und Haben“ von Gustav Freytag entnehmen, siehe Cowan (2008), S. 37.
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Jahre des Triumphes und der Arroganz (1858–1867) rung, Luft, Licht und Wärme; dann erst allmähliche Abhärtung desselben durch Thätigsein und Kälte, sowie durch Hebung der Willenskraft.60
Gleichzeitig ließ Bock den versierten Leser nicht über seine eigene Unsicherheit im Unklaren. Einerseits beschwor er die Rolle der Zellen als Grundlage ärztlichen Denkens61, betonte aber zugleich im Sinne der „Wiener Schule“ die Rolle des Blutes bei Erkrankungen62. Ganz ohne Verwirrung agierte Bock bei der Verfeinerung seiner Ratschläge für die perfekte Diätetik. Dabei erhielt er Unterstützung durch seinen alten Mitkämpfer Moritz Schreber.63 Zu den diätetischen Empfehlungen Bocks gehörte, dass Patientinnen keinen Ärzten vertrauen sollten, die sie nicht am Körper untersuchten und die ihnen das Tragen von Korsetten nicht verboten.64 Darmblutungen – ausgelöst durch Einengungen – wollte Bock mit Höllenstein (Silbernitrat) als Adstringens bekämpfen.65 Ansonsten könne man natürlich durch kleine leichtverdauliche Speisen und die Verwendung von Wärmflaschen vorbeugen.66 Ähnliches Verhalten, angereichert mit dem Konsum warmen Wassers und Bewegung, könne bei dem häufig diagnostizierten „Pfortaderverschluss“ erheblich mehr helfen als der Konsum vieler Arzneien oder Bäderreisen („Schwefel und Karlsbad“).67 Weiter gestattete sich Bock noch einen Seitenhieb auf seinen alten Gegner Clotar Müller: Unsere spaßige Feindin, die Homöopathie, die doch sogar gegen unglückliche Liebe mit Weinerlichkeit und Selbstentleibungssucht im Aurum (Gold! Vielleicht gemünztes?) ein vorzügliches Heilmittel besitzt, hat zur Zeit leider kein Hauptmittel, das dem trägen Pfortaderblutlauf auf die Beine helfen könnte, und man ist deshalb gezwungen, gegen die einzelnen beschwerlichen Folgen dieser Trägheit mit verschiedenen Mitteln anzukämpfen.68
Ansonsten erboste Bock der weiter bestehende Glaube der Menschen an neuartige Wundermittel wie die Abkochung von Cordia boissieri aus Mexiko unter dem Handelsnamen „Anacahuite“ gegen Tuberkulose. Wütend schrieb Bock, anstelle dessen könnten die Patienten auch gleich eine „Abkochung von geraspeltem Ofenbankholze trinken“.69 Einzig eine diätetische Lebensweise und das Tragen des „Respirators“ hielt Bock für sinnvoll. Er schien sich nie die Frage zu stellen, warum seine Zeitgenossen sich von den offiziösen Akteuren des Gesundheitsmarktes abwandten. Stattdessen nahm er den Kranken, die lange Reisen in Kurbäder auf sich nahmen und dann ungeheilt zurückkehrten, auch noch übel, dass sie diese Misserfolge nicht kundtaten.70 Zudem mokierte 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70
Bock (1860h), S. 392. Bock (1860m), S. 808. Bock (1860h), S. 391. Schreber (1860), S. 415. Bock (1860e), S. 184. Bock (1860e), S. 184. Bock (1860c), S. 103. Bock (1860g), S. 329. Bock (1860g), S. 329. Bock (1860l), S. 774. Bock (1860j), S. 616.
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er sich über die bisweilen „fordernde“ Haltung von Patienten gegenüber Ärzten – fürchtete er etwa die Früchte seiner eigenen Arbeit als Gesundheitsaufklärer in der Gartenlaube?71 Oder wusste er insgeheim um die Schwierigkeiten, sein diätetisches Programm stets zielführend umzusetzen? Dass die pathologische Anatomie längst noch nicht alle Ursachen für die Epidemien seiner Zeit entdeckt hatte, wusste er aus eigener Erfahrung, thematisierte es aber nicht. Ahnte Bock, dass die Fortführung seiner eigenen Turnexperimente, die Paul Niemeyer zur Korrektur orthopädischer Leiden bewarb, noch unausgereift war?72 Wie unsicher Bock insgeheim war, trotz der nach außen getragenen Zuversicht und seines unbedingten Willens, jedem Leser der Gartenlaube zu verdeutlichen, dass er im Besitz des Schlüssels zur Wahrheit sei, lässt sich an seiner schwankenden Haltung zur Frage nach Miasma oder Contagion erkennen. So notierte er in der vierten Auflage seines für Fachpublikum gedachten Lehrbuchs zur medizinischen Diagnostik: Als Miasma bezeichnet man ein ausserhalb des lebenden Organismus erzeugtes, die atmosphärische Luft verunreinigendes und als auf den Gesundheitszustand Vieler nachtheilig einwirkendes Krankheitsgift, welches nicht selten bei vielen Personen gleichzeitig ein und dieselbe Krankheitsform (Epidemie) hervorruft und dann bisweilen zur Erzeugung eines Contagium Veranlassung gibt, welches sich im kranken Organismus entwickle und ansteckend auf andere gesunde Organismen einwirkt. Am häufigsten entwickeln sich Miasmen durch Fäulniss organischer Körper und zwar vorzugsweise bei solcher Wärme und Feuchtigkeit, welche den Fäulnisprocess sehr begünstigt. Doch wissen wir zur Zeit noch nicht, was sich eigentlich dabei aus den faulenden Stoffen erzeugt, und Miasma, sowie Contagium sind für uns hinsichtlich ihrer physikalischen Eigenschaften noch total unbekannt, überhaupt nur ganz dunkle Begriffe, deren Existenz wir in ihren Wirkungen blos ahnen können.73
Es war wohl kein Zufall, dass die Anregung aus der Schweiz, wonach Ozongehalt und Krankheitsverbreitungen zusammenhängen könnten, nicht von Bock thematisiert worden war.74 Denn die Vorstellung eines wirkmächtigen Gases erinnerte zu stark an die Idee vom Fluidum und hätte auch einer Festlegung bezüglich Miasma oder Contagion bedurft. Hämisch machten sich die Autoren der Gartenlaube über den sich ausbreitenden Spiritismus lustig.75 Nur einmal klang kurz der Gedanke an Psychosomatik durch, als der Arzt Dr. Pincus aus Glogau bei der Besprechung einer neuen elektrischen Betäubungsmethode anmerkte, es gehe hierbei weniger um die physikalischen Impulse als die Entspannung der Patienten allgemein.76 Die sich 1860/61 wieder steigernde Abgrenzung zur Homöopathie, ja die Verächtlichmachung der Antagonisten war ein Zeichen für Bocks zunehmende Unsicherheit. Hatte er zuvor zumindest noch in Ansätzen die Auseinandersetzung gesucht, griff er nun zunehmend zum Stilmittel des Sarkasmus: 71 72 73 74 75 76
Bock (1860k), S. 686. Paul Niemeyer (1860a); Paul Niemeyer (1860b). Bock (1861k), S. 160. Der neue Gesundheits- (1860), S. 670. Kossak (1860); Die Spiritualisten (1860). Pincus (1860), S. 120.
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Jahre des Triumphes und der Arroganz (1858–1867) Schwache Kinder brauchen nur an Kalk zu riechen, und bekämen sie Beschwerden davon, dann hilft das Riechen an Kampfer oder an versüßten Salpetergeist. China kann gegeben werden, wenn zahnende Kinder oft in’s Bett pissen und sich sehr an der Nase reiben, Chamonille aber, wenn sie einen grünen, gehackten Stuhl haben. Ist das nicht eine nette Heilkunst?77
Wohl um verständlicher für die breitere Leserschaft zu wirken, konzentrierte sich Bock 1862 auf die Bewerbung der „Wärme“ als Prophylaktikum – als warmes Wasser, Unterhose, Wärmflasche und gut geheizte Stube.78 Zusätzlich empfahl er Entspannung in frischer Luft.79 Auch warnte er die Leser vor Wundermitteln aus dem Versandgeschäft. Anstelle der üblichen überteuerten „Kräftigungstinctur“ könne man eine Tasse Kaffee trinken.80 Ähnlich positionierte sich ein anderer Autor gegenüber den „volta-elektrischen Metallbürsten“.81 Unterstützung erhielten Bocks Anliegen durch seinen Weggefährten Hermann Eberhard Richter, der ihm hinsichtlich des Wertes von Bewegungstherapien in frischer Luft folgte.82 Auch 1862 setzte Bock seine Werbung für die gemäßigte Lebensweise fort, wobei er in diesem Jahr anstelle der Homöopathie die Produzenten und Vertriebsorganisatoren der vorgeblich stärkend wirkenden Malzpräparate ins Visier nahm.83 Diese „Gesundheitsbiere“ stellten einen erheblichen Teil des Geheimmittelmarktes der 1860er Jahre dar.84 Sie wurden von den Konsumenten für Medikamente gehalten, wie zeitgenössische Kritiker notierten.85 Eventuell lag dies daran, dass durch die jahrelange Propaganda Bocks gegen „künstliche“ Produkte aus Apotheken für Naturprodukte der Markt bereitet war. Entsprechende selbstkritische Gedanken fehlen jedoch bei Bock. Stattdessen warb er weiter für den „Naturheilprocess“ als einzig wirklich wirksame Maßnahme, die der Arzt unterstützen könne, und behauptete dreist, er bewege sich damit im Einklang mit den Forschungen von Wunderlich und Oesterlen.86 Im Falle der Schwindsucht würden Erkrankte zwar einen Teil der Lunge einbüßen, könnten die Reste des Organs jedoch dank der Hilfe des Arztes umso effizienter nutzen.87 Ansonsten be77 78 79 80 81 82 83 84 85
Bock (1861d), S. 344. Bock (1861a); Bock (1861b); Bock (1861e); Bock (1861f). Bock (1861c); Bock (1861g); Bock (1861h). Bock (1861i), S. 792. Blätter und Blüthen (1861), S. 640. Richter (1862a); Richter (1862b). Bock (1862d); Bock (1862e). Ernst (1975), S. 88. Lissner (1870), S. 216. Die Malzpräparate sollten über Jahrzehnte am Markt erfolgreich sein und die Produzenten Ziel von Attacken selbsternannter „Kurpfuscherjäger“ bleiben, siehe Thüringen (1937); Einige Worte (1938). Als „Kräftigungspräparate“ blieben die Produkte bis in die 1960er Jahre Teil des Versandhandels und Haustürgeschäfts in Deutschland, siehe Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 69, Zentrale, Nr. 489d, Fall der Firma „Vitamalt“, Vorgehen der Zentrale zur Bekämpfung der Unlauterkeit im Heilgewerbe (ZBUH). 86 Bock (1862b), S. 152. 87 Bock (1862c), S. 199.
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schränkte sich Bock auf Erziehungsratschläge, wobei er sich als Anhänger einer autoritären Behandlung kleiner Kinder erwies.88 Schrebers Epigone Karl Hermann Schildbach (1824–1888) übertrug Bocks Ratschläge zur Krankheitsprophylaxe auf die Orthopädie.89 Bock schien sich in der Rolle des Provokateurs und Volksaufklärers zu gefallen. 1862 war sein Ton relativ verhalten im Vergleich zu früher, vermutlich weil Ernst Keil seinen Autoren einen „Maulkorb“ verpasste: Die Gartenlaube war in Preußen verboten worden, die Auflage sank von 160.000 auf 105.000.90 Immerhin ermöglichten technische Fortschritte in der Drucktechnik eine schnellere Herstellung der Auflage – und somit größere Aktualität.91 Für Bock schienen die 1860er Jahre ein goldenes Jahrzehnt zu werden. Endlich wurde er nun auch zu Vorträgen an andere Universitäten eingeladen.92 Er konnte sich größere Reisen finanziell leisten.93 Widerspruch erntete er zumindest in Leipzig 1862 nicht mehr, wie er befriedigt an einen Bekannten schrieb.94 Ausruhen wollte er sich nicht, weiterhin erzürnte ihn das „Unverständnis“ im (Leser)volk für die wohltuenden Erkenntnisse der Diätetik und pathologischen Anatomie.95 Er erreichte Leser weitab des Publikums der Gartenlaube. In den neu eingerichteten Arbeiterbibliotheken der Sozialdemokraten stand das „Buch vom gesunden und kranken Menschen“ gleich neben den Werken von Karl Marx (1818–1883) und Ferdinand Lassalle (1825–1864).96 Bereits 1851 hatte Roland Daniels (1819–1855) Marx mitgeteilt, wie gut ihm die öffentlichen Vorträge Bocks in Leipzig gefallen hatten.97 Bock scheint diese Rezeption jedoch herzlich gleichgültig geblieben zu sein. Im ferneren Ausland wurde er ebenfalls wahrgenommen. Sein bis 1929 in unzähligen Auflagen und Versionen aufgelegtes „Buch vom gesunden und kranken Menschen“ avancierte zum ersten in Japan eingesetzten westlichen Lehrbuch.98 Gleichzeitig aber begannen sich Entwicklungen und Trends in der Forschung abzuzeichnen, die Bocks pathologisch-anatomisches Weltbild in Frage stellten. Es waren die Forschungen eines Mannes, den ein Autor in der Gartenlaube 1862 als „kaltblütig nüchtern“ beschrieb und der „glanzvolles Rednertalent“ mit „volkstümlich, mannhafter Gesinnung“ verband und somit ein direk88 Bock (1862a). 89 Schildbach (1862). 90 Barth (1974), S. 323. Grund für das Verbot war ein kritischer Artikel in Nr. 27/1862 über den Untergang der preußischen Segelkorvette SMS Amazone gewesen. Doch konnte sich die Gartenlaube offenbar sehr rasch erholen, denn bereits 1864 verzeichnete die Zeitschrift wieder eine Auflage von 180.000 Exemplaren. 91 Schulz (1925), S. 118; Belgum (1998), S. 1. 92 Magdalene Zimmermann (1963), S. 189. 93 Zu den Reisegewohnheiten deutscher Ärzte in den 1860er Jahren siehe Heischkel (1953). 94 Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung, Slg. Darmstädter K.30, Nov. 1862, Brief, Leipzig, handschr., Bock an Weiss. 95 Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung, Slg. Darmstädter 3 (a) 1860, 3.4.1860, Brief, Leipzig, handschr., Bock an Schwendelein. 96 Ilse Fischer (1994), S. 50f. 97 Bleker (1988), S. 258. 98 Vianden (1985), S. 67.
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ter Gegenspieler Bocks zu sein schien: Rudolf Virchow.99 Er hatte durch seine Kritik Rokitansky genötigt, in der Neuauflage seines pathologisch-anatomischen Lehrbuches 1855 die Krasenlehre zu entfernen, wodurch Bocks eigenes Wissenschaftsgebäude einen seiner Stützpfeiler einbüßte.100 Gleichwohl hielt er noch 1861 prinzipiell an der Krasenlehre fest.101 Im Streit Rokitansky/Virchow, den Virchows Schüler Ernst Haeckel 1856 heraufbeschworen hatte, wahrte Bock jedoch strikte Neutralität.102 Rokitansky hatte versucht, die mikroskopische und experimentelle Forschung der pathologischen Anatomie zu unterstellen – hierauf basierte auch Bocks Weltsicht. Doch wurden diese Anstrengungen durch die neue Herangehensweise Virchows unterbrochen. Dieser strebte keine disziplinäre, sondern eine methodisch-theoretische Kontrolle der selbständigen medizinischen Fächer an.103 Auch war Virchow vorrangig Pathologe und nicht Anatom – Bock schwankte zwischen beiden Bereichen, insbesondere seit er in der Gartenlaube nach 1855 einen Kurswechsel hin zur Hygiene vollzogen hatte und so gezwungen war, über den lebenden Körper zu schreiben. Insofern ist Karl Sudhoff (1853–1938) zu widersprechen, der Bock und Virchow als Verbündete im Geiste sah.104 Natürlich hatten Virchow und Bock auch Gemeinsamkeiten – beide wurden von Carl A. Wunderlich kritisiert105, beide hatten nach der Revolution 1848 mit Pressionen zu kämpfen gehabt, beide waren Befürworter des wissenschaftlich begründeten Fleischkonsums106, beide verstanden unter weiblicher Emanzipation die Professionalisierung als Hausfrauen107 und waren strikte Gegner vitalistischen Gedankengutes. Doch schon in der Einschätzung gegenüber der Homöopathie differierten sie in ihrer Motivation. Während Bock den Homöopathen und Hahnemann jede Form von Wissenschaftlichkeit grundsätzlich absprach, differenzierte Virchow hier sehr genau. Zunächst gestand er Hahnemann zu, in einer anderen Zeit mit anderem Wissensstand gelebt zu haben – eine Hinterfragung, die Bock nie unternahm –, und lobte den Begründer der Homöopathie für seine genauen Arzneimitteluntersuchungen.108 Die neuere Homöopathie wie auch die Wissenschaftstheorie Hahnemanns verwarf Virchow jedoch frühzeitig, wahrscheinlich noch vor Bock in den 1840er Jahren.109 Virchow wusste stets um die Grenzen seiner eigenen wissenschaftlichen Erkenntnis und thematisierte das, Bock verweigerte sich solchen Beschrän-
99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109
Schmidt (1862), S. 747. Lesky (1965), S. 135. Bock (1861k), S. 120. Andree (2005), S. 85f. Lesky (1965), S. 549. Sudhoff (1915), S. 410. Diese Interpretation findet sich auch bei Bleker (1978), S. 113. Volker Becker (2008), S. 66. Merta (2008), S. 48. Frevert (1985), S. 431. Lucae (1998), S. 92. Virchow (1986); Jütte (1996), S. 29.
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kungen.110 Virchow wollte die Aura des unabhängigen Naturwissenschaftlers mit Popularisierung ex cathedra verbinden, um so Medizin als soziale Wissenschaft zu begründen.111 Dies bedeutete u. a., dass er gerade auch die ländlichen Unterschichten erreichen wollte, um ihnen die Errungenschaften der modernen Medizin zugänglich zu machen.112 Bock und seine Weggefährten hatten diesen Weg nach der gescheiterten Revolution 1848 z. T. verlassen. Bock beschränkte sich weitgehend auf die Erziehung des gehobenen Bürgertums und nahm seine Rezeption in der Arbeiterbewegung lediglich zur Kenntnis. Karl Biedermann hatte sich gar völlig aus dem Diskurs zurückgezogen und beschränkte sich auf Forderungen nach nationaler Vereinigung unter Ausklammerung sozialer Probleme.113 Virchow konnte auf seine eigene wissenschaftliche Lehre, die Zellularpathologie, aufbauen, die seit den späten 1850er Jahren diskutiert wurde, aber allmählich Anklang fand.114 Die Jahre, in denen er sich gefallen lassen musste, dass seine Arbeiten als „Gespenst von Nichtigkeiten“ brüsk zurückgewiesen wurden, gingen um 1862 zu Ende.115 Virchow konnte den Rahmen seiner Wissenschaft abstecken. Bei der Naturforscherversammlung 1860 in Königsberg hatte er noch seine Lehre als Theorie umrissen, 1863 in Stettin sprach er schon von „Tatsachen“.116 1869 erklärte er, man könne ein Volk mit naturwissenschaftlicher Arbeit glücklich machen.117 Virchow forderte eine Politik in Preußen/Deutschland, die auf naturwissenschaftlichen Tatsachen basierte, und betätigte sich in der medizinischen Volksaufklärung, ohne dabei jedoch die heiligen akademischen Hallen zu verlassen.118 Dies kam bei vielen Kollegen gut an, u. a. bei Felix v. Niemeyer (1820–1871), der 1858 die Anerkennung von Virchows Zellularpathologie durch Aufnahme in sein Lehrbuch der Physiologie eingeleitet hatte.119 In einer Philippika gegen überkommene Volksheilmittel betonte Niemeyer 1864, Universitätsdozenten sollten die Volksaufklärung qua ihrer Autorität übernehmen, um so den Einfluss der Volksheiler und Hydrotherapeuten zurückzudrängen.120 Als idealen Volksaufklärer benannte Niemeyer Virchow, da dieser es unterlasse, Laien mit Brocken der speziellen Pathologie zu konfrontieren, wie dies Bock in der Gartenlaube ma-
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Goschler (2004), S. 233; Virchow (1854), S. 9. Göckenjan (1985), S. 256. Frey (1997), S. 312. Bazillion (1989), S. 311, 325; Neumann (2000), S. 30f. Virchow (1855); Diepgen (1965), S. 97; Bauer (1989), S. 47f.; Tsouyopoulos (2008), S. 220. Sticker (1940/41), S. 8. Schipperges (1977), S. 321. Schipperges (1977), S. 322. Balkhausen (2007), S. 138f. Diepgen (1965), S. 154; Felix v. Niemeyer (1858). Felix v. Niemeyer (1864), S. 43–45.
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che.121 Dadurch würde er nur der Hypochondrie Vorschub leisten.122 Vermutlich störte Niemeyer vor allem Bocks Unwilligkeit, die für einen erfolgreichen Therapeuten als notwendig angesehene Zurückhaltung, Distanz und Selbstreflexion zu wahren.123 Für die universitär tätigen Zeitgenossen wurde Bock offenbar zunehmend zur Belastung. In ihren Augen war er der „Typ mit der Brechstange“, Virchow hingegen der elegante Florettfechter. Virchow erfüllte in seiner Tätigkeit nur eine Forderung, die er selbst 1849 aufgestellt hatte, als er beklagt hatte, die medizinische Volksbelehrung, die noch im 18. Jahrhundert bestanden habe, sei verschwunden und müsse erneuert werden.124 Die Hinwendung zur Zellularpathologie allein war für Bock noch kein Grund zur Besorgnis. Auch ohne „Krasen“ konnte er seine Diätetik lehren. Er tauschte einfach den Begriff gegen „Zellen“ aus. Bedeutsamer war, dass er nun völlig von der Gunst der Massen abhängig war. Persönlich kränkend war vermutlich die Einsicht, dass Virchow ihn mit der Verbindung aus wissenschaftlichem und gesellschaftspolitischem Engagement überflügelte, das er selbst aus eigenem Antrieb heraus aufgegeben hatte. Bock zog aber keine Konsequenzen aus der unterschiedlichen Vorgehensweise Virchows, an seiner schrillen „Dampfhammervolksbeglückung“ änderte sich nichts. Denn es schien weiterhin kaum eine Alternative in der Krankheitsanamnese und Therapie zur modifizierten naturwissenschaftlichen Vorgehensweise von Bocks Lehrmeistern und seiner eigenen Diätetik zu geben. Es war wohl kein Zufall, dass Bock gerade diese Aspekte in seinen Artikeln in der Gartenlaube 1863 hervorhob. Im Falle von Knochenbrüchen beispielsweise gab es nur die „konservative Therapie“, d. h. das Hoffen auf das Einsetzen des Naturheilprozesses mit Zusammenwachsen der Knochen.125 Bei Tuberkulose war es noch problematischer, hier half faktisch nur die Prophylaxe, betonte Bock.126 Routiniert verwarf er Mineralwässer und Badekuren vor Ort und verwies auf frühere, ähnliche Einlassungen in der Gartenlaube zu Kinderkrankheiten. Auch positionierte er sich gegen sozialpolitische Maßnahmen wie die Einrichtung von Findelhäusern, stattdessen gelte es, die Familien und insbesondere die Mütter zu erziehen. In den staatlichen Institutionen würden „Kinder auf öffentliche Kosten umgebracht“.127 Die zunehmende Binnenwanderung in Deutschland, die Verschärfung des Wohnraummangels der Unterschichten blendete Bock völlig
121 Felix v. Niemeyer (1864), S. 37. Angelsächsische Gelehrte billigten Virchow durch sein Auftreten zu, die „Foundation of bioethics“ eingeleitet zu haben, siehe Watson (2010), S. 384f. 122 Felix v. Niemeyer (1864), S. 38. Siehe auch Felt (2000). Wie sehr Ärztefunktionäre in Deutschland noch immer die Professionalisierung von Laien fürchten, ist nachzulesen bei Jütte (2008), S. 57. 123 Zur idealen Rolle des Therapeuten siehe Duttweiler (2010), S. 412. 124 Andrea Becker (2001), S. 168. 125 Bock (1863a), S. 12. 126 Bock (1863b), S. 76. 127 Bock (1863b), S. 76.
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aus.128 In den überfüllten Mietskasernen starben die Säuglinge an Sommerdiarrhö oder Tuberkulose.129 Außerdem verfasste Bock wieder einmal eine Abrechnung mit Homöopathen und – neuerdings – mit Anhängern von Carl Baunscheidt (1809–1873). Deren Arbeit würde nur niemand in der Wissenschaft mehr interessieren.130 Baunscheidts Therapie gegen Krankheiten jeder Art beschrieb ein zeitgenössischer Kritiker undogmatischer Heilweisen folgendermaßen: Der sog. Lebenswecker besteht aus einem Cylinder von Holz, worin eine gewisse Anzahl feiner Nadeln angebracht ist, welche in die Haut geschnellt werden können und darin kleine Wunden erzeugen. In diese Wunden wird dann, der beigegebenen Gebrauchsanweisung gemäss, eine gewisse Quantität eines ebenfalls beigegebenen fetten Oeles gerieben.131
Bock präsentierte sich coram publico als Sieger über die nicht schulmedizinischen Heilweisen, erhielt auch einen unterstützenden Artikel in der Gartenlaube.132 Gänzlich frei von Selbstzweifeln oder Ironie bezeichnete sich Bock selbst als Hüter ärztlichen Wissens und Bewahrer des Volkes vor populärmedizinischen Fehlinformationen.133 Schließlich vollzog er eine Trennung zwischen seinem eigenen, vorgeblich wirksamen „Eisentrank“ und den unnützen „Geheimmitteln“.134 In einem Essay zum Thema der Idealfigur empfahl sich Bock als Mittler zwischen den Extremen „Wespentaille“ und „Fettbauch“.135 Hermann Eberhard Richter brachte ihm ein hagiographisches Portrait dar, in dem er Bock als Helden des klinischen Unterrichts und der Popularisierung gleichermaßen, allseits geschätzten Gelehrten und Weggefährten Oppolzers präsentierte.136 Als Vater der modernen naturwissenschaftlichen Forschung benannte Richter zudem allein „Vater Roki“ (Carl Rokitansky), den er zum Wegbereiter Virchows stilisierte.137 Bocks turnerisches Engagement führte mittlerweile Carl Schildbach weiter, der Bocksches Selbstmanagement („Selbstrichten des Patienten“) unter ärztlicher Aufsicht bei orthopädischen Beschwerden bewarb.138 Andere Autoren gaben Hinweise zur Filtrierung von Wasser im Haushalt und der Reinigung von Kupfertöpfen, die viele Hausherren mittlerweile anstelle der Geräte aus Blei oder mit Bleiglasur angeschafft hatten.139 Es schien, als ob die Gartenlaube dank Bock weiterhin auf der Höhe 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139
Kocka (1990), S. 53ff.; Clemens Zimmermann (1991), S. 21f. Ritter/Tenfelde (1992), S. 653. Bock (1863c). Wittstein (1867), S. 98. Vogel (1863). Bock (1863f), S. 459. Zur Eisen-Liqueur-Frage (1863). Bock (1863d). Zur Verbindung von Korsett und Abmagerungskuren siehe Foxcroft (2011). Richter (1863a), S. 488. Richter (1863b), S. 748f. Schildbach (1863), S. 616. Blätter und Blüthen (1863); R. (1863), S. 703; zur Bekämpfung der Bleiglasuren siehe Hirzel (1855a).
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der Zeit war und die Leserschaft mit den neuesten und wertvollen Informationen zur Wahrung der eigenen Gesundheit zu versorgen vermochte. Die Leser konnten sich an kulturpessimistischen Einschätzungen zum Ausbruch von „Geistesepidemien“ ängstigen140, erfahren, dass das Bett, auf dem der italienische Revolutionär Giuseppe Garibaldi (1807–1882) Verwundungen auskurierte, von deutschen Meistertischlern erdacht worden war141 und welche Stiefelformen zu bestimmten Füßen passten142. Abonnenten in Süddeutschland klärte der Materialist Carl Vogt über das Phänomen des Föhnsturms auf.143 Stets wurde unterschwellig suggeriert, dass individuelles Wohlverhalten und Zurückhaltung vor Erkrankungen jeder Art schützen konnten. Diese Warnung war im Sinne eines gesundheitswissenschaftlichen Weltbildes notwendig, das darauf basierte, Erkenntnisse über Krankheit und Heilung stets aus den Leichen Verstorbener zu beziehen und keine statistischen Nachweise über den Erfolg der Prophylaxe vorweisen zu können. Doch hatte sich die medizinische Theorie und Praxis auch auf diesem Gebiet weiterentwickelt, wie sich gerade ab Anfang der 1860er Jahre zeigen sollte. Die Experimente Wunderlichs zur Fiebersenkung und Behandlung von Typhus zeigten erste Erfolge, er setzte auf das kalte Wasser als Therapeutikum – während Bock sich in der Gartenlaube vehement gegen jede Form von „Abhärtung“ ausgesprochen hatte.144 Zusätzlich erwies sich das Chinin als „Antipyreticum universale“ und wurde zuerst in Dorpat, dann auch in Leipzig eingesetzt.145 Inhalationen von verdünnten Medikamenten wurden durch die Einführung neuer „Arzneimittel-Zerstäuber“ 1862 erleichtert.146 Daneben setzten Wunderlich, aber auch die Epigonen Schönleins erfolgreich Digitalis zur Fiebersenkung ein und erprobten bei Pneumonie Veratrin.147 Die Versuche ließen die Frage aufkommen, ob es eventuell Gesetzmäßigkeiten bei der Entstehung fibröser Erkrankungen gebe.148 Um diese zu ergründen, war das Instrumentarium der pathologischen Anatomie allerdings völlig nutzlos, notierte der Wegbereiter der neuen experimentellen Medizin, Claude Bernard.149 Er wollte nun endlich Pathologie und Therapie effektiv zusammenführen und vor allem das Tierexperiment professionalisieren.150 Ein erster Erfolg war der Nachweis der Krankheitsübertragung bei Milzbrand, die 1863 Casimir-Joseph Davaine (1812–1882) nach Studien an Tieren belegen konnte.151
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Reimer (1863). Das Ruhebett (1863). Landsberg (1863). Vogt (1863). Rageth (1964), S. 17, 21; Stille (1994), S. 241. Rageth (1964), S. 30. Lewin (1865), S. 143. Rageth (1964), S. 24, 30. Wunderlich (1870), S. 37. Bernard (1961), S. 164f. Bernard (1961), S. 165, 271. Stille (1994), S. 368.
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Für die Erforschung von Krankheiten am Menschen stand den Klinikern ein erweitertes Repertoire zur Verfügung, das sie nun mit dem neuen übergeordneten Weltbild der Erprobung am lebenden Patienten zusammenführten. In den Kliniken hielt die Mechanisierung Einzug. 1862 war der Gas-, 1866 der Elektromotor in die Alltagswelt eingeführt worden.152 Der Kehlkopfspiegel setzte sich in der Praxis durch, der Blasenspiegel Antonin-Jean Desormeauxs (1815–1894) wurde ab 1868 erfolgreich eingesetzt.153 Etwa zeitgleich entwickelte Adolf Kußmaul (1822–1902) die erste Magensonde. In die Augenheilkunde wurde die Spaltlampe eingeführt, wodurch Operationen enorm erleichtert wurden.154 In der Orthopädie stellte der Chirurg Richard v. Volkmann (1830–1889) 1862 eine neue Belastungstheorie vor, die das Behandlungskonzept Schrebers und Schildbachs widerlegte.155 Gerade in der Orthopädie wurden auch zunehmend Photographien zur Dokumentation und Beschreibung von Krankheiten verwendet. Die Zeit des in dicken Lehrbüchern mit teuren Holzschnitten versammelten hermetischen anatomischen Wissens ging zu Ende.156 Die Vorarbeiten Schrebers, Biedermanns und auch Bocks verloren an Bedeutung. Chirurgische Eingriffe wurden durch die Umsetzung der Wundinfektionstheorie Joseph Listers (1827–1912) ab 1867 erleichtert – Karbolsäure und Phenolkompressen sorgten für die Desinfektion der durch die Luft übertragenen Erreger.157 Diese Entdeckung sowie Umsetzung der Erkenntnisse von Semmelweis begünstigten eine Orientierung der klinischen Medizin an der kontagionistischen Übertragungstheorie. Doch gab es weiterhin bedeutende Gelehrte, die an der Idee des Miasmas festhielten, allen voran die Verfechter des neuen, staatlich sanktionierten Faches der Hygiene um Max v. Pettenkofer (1818–1901) in München. Hier zeigte sich, wie Bock zum Opfer seiner eigenen Politik wurde. Die Hygiene der bürgerlichen Haushalte, von ihm stets beschworen, war zum Standard geworden. Sie wurde von den universitären Gelehrten vorausgesetzt. Für Max v. Pettenkofer, seit 1865 Ordinarius für Hygiene in München, war Sittlichkeit nichts, was noch extra gelehrt werden musste.158 Zum „deutschen Habitus“ zählte nun die Sauberkeit per se.159 Zugleich emanzipierten sich Pettenkofer und seine Kollegen von eventuellen Vorbildern – für Bock war in der hygienischen Ruhmeshalle kein Platz. Pettenkofer beschränkte sich nicht auf die an Selbstmedikation grenzenden diätetischen Ratschläge, die Bock gegeben hatte. Er verbündete sich mit dem Staat, trieb die Hospitalisierung voran, beförderte den Ausbau von Kanalisationen und verstand sich als Diener des Staates, was Bock nie so recht getan hatte. 152 153 154 155 156 157 158 159
Friedrich Wilhelm Henning (1978), S. 57. Goerke (1988), S. 54. Goerke (1988), S. 58. Schwarzmann-Schafhauser (2004), S. 83. Stahnisch (2009), S. 316. Koelbing (1985), S. 139f. Labisch (1986), S. 275; Stolz (1992), S. 222–228. Reagin (2007), S. 3f.
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Die Nervenärzte professionalisierten sich zu Psychiatern. Sie lösten sich zwar aus der Abhängigkeit von der pathologischen Anatomie, verwarfen zugleich die Idee der Selbstheilung von Körper und Geist durch Naturheilprozesse und entwickelten eine eigenständige Gehirnpathologie.160 Ein Teil der Gelehrten entschied sich für eine rein materialistische Deutung der Krankheiten, andere suchten nach weiteren Erklärungen für psychische Leiden.161 Neue Untersuchungsmethoden ermöglichten ab 1870 die genaue Lokalisation motorischer Reflexe am Versuchstier – eine Orientierung an den Studien der Anatomen wurde immer weniger notwendig.162 Die Degenerationshypothese Bénédict Morels (1809–1873) befeuerte die Diskurse in den 1860er Jahren.163 Im Alltag in den psychiatrischen Anstalten aber spielten Anstaltsgeistliche eine Schlüsselrolle bei der Erstellung von Gutachten, z. B. in der Anstalt Siegburg bei Bonn.164 In Leipzig, an seiner eigenen Klinik, erhielt Bock direkten Einblick in seinen Bedeutungsverlust. Hier arbeitete der aus Wien berufene Carl Ludwig (1816–1895), der über Blutkreislauf, Sekretion, Blutgase und Nervensystem forschte.165 Es gelang ihm, den Nervus depressor zu entdecken und die vasomotorischen Reflexe zu lokalisieren. Er setzte bereits bekannte Geräte neu ein, z. B. das Kymographion, und entwickelte diese weiter. Hierbei kooperierte er mit lokalen medizintechnischen Betrieben.166 Die Geräte wurden nun in großer Zahl produziert, um die Studenten direkt daran anlernen zu können.167 Auch kam es zum engen Anschluss an die physiologische Chemie.168 Innerhalb weniger Generationen von angehenden Ärzten vollzog sich ein Wandel in der Anamnese und Erforschung von Krankheiten, der dafür sorgte, dass ältere Gelehrte wie Bock quasi über Nacht vom Forschungsdiskurs abgekoppelt waren. Nicht mehr die großen Fragen, sondern die Lösungen im Detail standen im Mittelpunkt.169 Hierzu zählte die Definierung normaler und „entarteter“ Reaktionen, wie sie Wilhelm Erb (1840–1921) ab 1867 nannte.170 Schließlich musste Bock auch noch anerkennen, dass manche der von ihm als perfekt geschilderten Diagnosemöglichkeiten durch Auskultation/Perkussion schlichtweg falsch gewesen waren. 1863 definierte Anton Biermer (1827–1892) die genaue „Schallhöhe des Metallklangs“, mittels derer ein Pneumothorax überhaupt nachgewiesen werden konnte.171
160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171
Schott/Tölle (2006), S. 47, 60. Schott/Tölle (2006), S. 74; Hagner (2008), S. 268ff. Breidbach (1997), S. 128, 143, 246f. Roelcke (1999), S. 87. Braun (2010), S. 43, 49. Gerabek (1991), S. 174. Gerabek (1991), S. 177. Chadarevian (1993), S. 42f. Eulner (1970), S. 79. Rothschuh (1966), S. 353f. Diepgen (1965), S. 169. Diepgen (1965), S. 171.
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1860 hatte bereits Eugen Seitz (1817–1899) in Gießen die Möglichkeiten zur korrekten Deutung der Lungengeräusche als Phthise definiert.172 Hierbei wurde auch gleich die vage Semiotik durch die moderne Diagnostik ersetzt. An die Stelle des Begriffs „Zeichen“ trat allmählich der Terminus „Symptom“.173 Die Forschung zur Tuberkulose erlebte in den 1860er Jahren einen Aufschwung, nachdem Jean-Antoine Villemin (1827–1892) den infektiösen Charakter herausgestellt hatte. Dies wiederum ließ die Frage akut werden, ob und wie die Krankheit behandelt werden könnte. Die Idee der Sanatorien wurde als „klimatisch-hygienisch-diätetische Kur“ zunehmend umgesetzt.174 Das klang sehr nach „Bock“, bedeutete in der Praxis aber eine Annäherung an die Behandlungsformen der physikalischen Medizin, wie sie Oppolzer skizziert hatte, jedoch vorrangig von Laienheilkundigen umgesetzt worden war. In vielen Orten Deutschlands entfaltete sich eine naturheilkundliche Vereinskultur, die mit einer Verbindung aus Ernährungsumstellung, Licht-Luftbädern und gymnastischen Behandlungen Naturheilprozesse im kranken Körper stimulieren wollte.175 Dabei orientierte sie sich nicht an den Vorstellungen einer „physiologischen Medizin“, sondern am Gedanken übergeordneter Kräfte im Naturwirken.176 Von der Schulmedizin enttäuschte ehemalige Patienten entwickelten eigene Heilkonzepte, z. B. Louis Kuhne (1835–1901), der ab 1864 eine eigene Ernährungslehre propagierte.177 Auch nach dem Tod einzelner Propagandisten lebte ihre Idee weiter, so im Falle Johann Schroths, dessen Lehren in den 1860er Jahren immer mehr Anhänger fanden.178 Großen Erfolg verbuchte der Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897), der sowohl die Korsetts verwarf als auch die ungesunde Ernährung in den Städten.179 Er warb für Milchkonsum und stickstoffreiche Nahrung180, womit er Bock, auch was die Volkstümlichkeit seiner Ausführungen anging, ähnelte. Gleichzeitig aber bewarb er vor allem den Einsatz kalten Wassers und den Konsum überkommener Kräuterheilmittel.181 Die etablierten Bäder reagierten auf diese Herausforderung mit einer Professionalisierung der Eigendarstellung: Naturwissenschaftlich exakt wurden die Wirkstoffe in den Heilwässern nach den neuesten Methoden der Chemie aufgeschlüsselt und Spezialangebote entwickelt. Bad Mergentheim bewarb sich selbst als Kurort bei Gallen- und Leberleiden, Bad Nauheim verkündete den organismusstabilisierenden Effekt der Kohlensäurebäder.182 Angebote der laienheilkundlichen Konkurrenz wurden hemmungslos kopiert, aber auch 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182
Diepgen (1965), S. 171. Eckart (1996a), S. 12. Koelbing (1985), S. 149f.; Wolff (2010), S. 33f. Diepgen (1965), S. 195; Heyll (2006), S. 40–50, 61. Zur Abwendung vom Materialismus siehe z. B. Mummert (1935), S. 87. Melzer (2003), S. 94. Roth (2004), S. 309f. Kneipp (1889b), S. 24, 63. Kneipp (1889b), S. 61. P. Friedrich Mayer (1893), S. 103, 156. Johannes Steudel (1967), S. 90–95.
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verwissenschaftlicht.183 Versuchen, die neue umfassende Balneologie in die klinische Praxis zurück zu überführen, z. B. in der Fieberbekämpfung, wie sie Theodor v. Jürgensen (1840–1907) in Kiel unternahm, war hingegen kein Erfolg beschieden.184 Wie im Falle des kranken preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. das Versagen von Schönlein und seiner Anhänger den Erfolg Bocks begünstigte, so musste Bock in den 1860er Jahren mit ansehen, wie die Protagonisten der „Wiener Schule“ bei der prominentesten Patientin im deutschsprachigen Raum versagten und so ihrer Forschungsrichtung schweren Schaden zufügten. Im Winter 1860 diagnostizierte Joseph Skoda bei der österreichischen Kaiserin Elisabeth (1837–1898) „Bleichsucht“, ein Jahr später Lungentuberkulose.185 Dass die Patientin sich eventuell am Wiener Hof eingeengt fühlte und nach mehreren Schwangerschaften schlichtweg erschöpft sein könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Der Vertrauensarzt der herzoglichen Nebenlinie des Hauses Wittelsbach, Heinrich Fischer (1814–1874), der Elisabeth schon früher betreut hatte, erkannte hingegen die psychosomatische Problematik und schickte die Kaiserin zur balneologischen Kur nach Kissingen.186 Zwar war es offensichtlich – wie Bock früher geschrieben hatte – die Ortsveränderung und das Reisen, wodurch sich Elisabeth erholte, jedoch war Fischers Erfolg auch eine Niederlage für Skoda und die „Wiener Schule“. Deren Repräsentanten hatten nicht einmal den anschwellenden Diskurs um das Krankheitsbild der Magersucht (Anorexia nervosa, damals noch nicht so genannt) rezipiert.187 Elisabeth verkörperte noch in anderer Hinsicht das Versagen Bocks. Sie war eine stolze und selbstbewusste Trägerin des Korsetts, sogar in seiner extremen Form (Cul de Paris).188 Durch die stete aufrechte Haltung verkörperte Elisabeth Moral, Disziplin, Unantastbarkeit und Losgelöstheit von jeder Kritik.189 Sie verwandelte das Instrument der weiblichen Unterdrückung in ein Symbol der Stärke – von bürgerlichen Aufklärern wie Bock ließen sich Frauen, die diese Idee massenhaft kopierten, nicht beirren. Zur Selbststilisierung der stets jugendlich-bleich wirkenden, 172 cm großen und 45–50 kg leichten Kaiserin gehörte auch eine ausgefeilte Kosmetik mit Kalbfleisch- oder Erdbeermasken in der Nacht, tagelanger Haarwäsche, Meersalzbädern und teuren Parfüms.190 Bürgerliche Frauen, die sich die teuren Naturprodukte nicht leisten konnten, steigerten den Absatz der synthetischen Industrie und persiflierten ungewollt das Ideal der Naturschönheit.191 Dabei gefährdeten sich die Frauen bisweilen sehr, denn manch kosmetisches Produkt enthielt schädliche chemi183 Johannes Steudel (1967), S. 92. 184 Jürgensen (1866). Zur Kritik aus naturheilkundlicher Sicht siehe Lewi (1878). Medizinhistorische Einordnung bei Rageth (1964), S. 17f. 185 Brigitte Hamann (1993), S. 151, 157. 186 Brigitte Hamann (1993), S. 168. 187 Schadewaldt (1965), S. 2f.; Vandereycken/Deth/Meermann (1990), S. 85–93, 161f. 188 Junker/Stille (1988), S. 128. 189 Miller (2010), S. 85. 190 Fellner/Unterreiner (2006), S. 55–62. 191 Fellner/Unterreiner (2006), S. 85f.
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sche Stoffe. Eine Marktüberwachung gab es noch nicht.192 In ihrem Streben nach perfekter Schönheit unter Verwendung industrieller Mittel ähnelten die bürgerlichen Frauen aber dem Streben mancher Fortschrittsideologen. Um das Problem der Volksernährung im Allgemeinen und der Kleinkinderversorgung im Besonderen naturwissenschaftlich lösen zu können, konzipierte der Chemiker Justus v. Liebig seit den späten 1840er Jahren die Idee einer Fertignahrung.193 1865 stellte er seine „Suppe für Säuglinge“ vor, die, ebenso wie fast zeitgleich produzierte Konkurrenzprodukte, die für Säuglinge unverträglichen, aber häufig in Unwissenheit gegebenen Mehlzubereitungen ablösen sollte.194 Es handelte sich dabei um eine Art Maische mit Gerstenmalz mit doppelt kohlensaurem Kali. Auf dem Markt behauptete sich ab 1866 eine Mischung aus Liebigs Rezept mit „Schweizer Milch“, die Nestlé produzierte.195 Basierend auf seiner Vorstellung von der überragenden Bedeutung des Eiweißes stellte Liebig auch seinen Fleischextrakt, der ab 1863 industriemäßig produziert wurde, als Ergänzungsmahlzeit für Kranke vor.196 Erste Normnahrungsmengen als Grundlage hatte Moleschott entwickelt.197 Die in Fray Bentos in Uruguay angesiedelte Firma „Liebig’s Extract of Meat Company Ltd.“ lieferte 1867 bereits 145.746 kg des Produkts. Liebig provozierte mit seinem Fleischextrakt auch einen Gelehrtenstreit. Pettenkofer und sein Mitstreiter Carl v. Voit (1831–1908) bezweifelten massiv den Nährwert.198 Liebigs Konzentration auf das Fleisch als Hauptnahrungsmittel beinhaltete auch eine Ablehnung überkommener diätetischer Ideen und beschwor den entschiedenen Widerstand der vegetarisch interessierten Gruppierungen der Naturheilkunde herauf.199 Außerdem verunmöglichte eine strikte Orientierung am „Fleischdiktat“ faktisch die Erreichung der schlanken Linie, die durch das Korsett für die Frau vorgegeben war. Es waren also gerade die bürgerlichen Frauen, die bedacht sein mussten, sich nach Alternativen umzusehen. Dies war aber genau die Zielgruppe, die Carl Ernst Bock von Anfang an umworben hatte. Die Fortschritte auf dem Gebiet der Medizintechnik und Krankheitsforschung beschädigten nicht einfach nur seine theoretischen Grundfesten, sie drohten alles, was er bislang erforscht und propagiert hatte, wahlweise als laienmedizinisches Gedankengut abzustempeln oder aber als gänzlich nutzlos für die Erfüllung gesellschaftlicher Rollenverhältnisse zu identifizieren. Es ist interessant nachzuvollziehen, wie einerseits Bock und andererseits die Redaktion der Gartenlaube auf diese Entwicklungen, die alles auf den Kopf stellten, wofür die Zeitschrift bislang in medikalen Fragen geworben hatte, reagierten. 192 193 194 195 196 197 198 199
Grüne (1994), S. 35f.; Brede (2005), S. 123f. Lieben (1935), S. 64. Thoms (1994), S. 62; Orland (2004), S. 295. Orland (2004), S. 299. Teuteberg (1990), S. 12f.; König (2008), S. 107. Mani (1976), S. 40. Teuteberg (1990), S. 24f. Siehe auch Voit (1870). Merta (2004), S. 268.
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Abb. 5: Werbung für „Liebig’s Fleisch-Extrakt“ (1913)
Auffallend ist, dass fortan die Zahl der von Bock verfassten Artikel zurückging und er zudem neue Autoren, die seine Ansichten über Krankheitsvermeidung oder Behandlung nicht oder nur partiell teilten, auf Dauer neben sich akzeptieren musste. Offenbar hatte Ernst Keil die Entwicklungen auf dem medizinischen Markt genau verfolgt, und er zeigte eine größere Anpassungsfähigkeit als sein bis dahin wichtigster Autor. Keil hatte den Markterfolg der Zeitschrift im Blick, Bock sein Lebenswerk. 1864 zeigten sich die Differenzen erstmals deutlich. Bock warnte in Form einer „Aerztlichen Strafpredigt“ vor Fehlernährung und empfahl eine gleichmäßigere Lebensweise, um unregelmäßigem Schlaf und daraus resultierenden Magenleiden vorzubeugen.200 Sein neuer Mitautor Friedrich Dornblüth (1825–1902) hingegen akzeptierte, dass in der industrialisierten Welt geregelte Tagesabläufe einfach nicht immer möglich waren, und gab stattdessen Ratschläge, wie trotz der Hektik eine gesunde Verdauung möglich war.201 Der Arzt Georg Seifert brach mit Bocks Dogma von der Ablehnung der Kuren in Heilbädern und empfahl, auf moderne Technik in den Anstalten sowie eine genaue ärztliche Diagnose vor Aufnahme der Therapien zu achten.202 Bock durfte noch gegen das „Kohlengrab“ der offenen Heizbecken wettern und die Leser vor dem Verzehr rohen Fleisches warnen – für weitere Attacken auf Konkurrenten am Gesundheitsmarkt war offenbar kein Platz mehr.203 In den kleineren Mitteilungen („Blätter und Blüthen“) wurde auf die Möglichkeit des Zigarettenkonsums ohne Nikotin hingewiesen, 200 201 202 203
Bock (1864b); Bock (1864c); Bock (1864d); Bock (1864e). Dornblüth (1864). Seifert (1864), S. 264. Bock (1864a); Bock (1864f), S. 747.
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anstatt die Konzeption einer umfassenden Diätetik zu wiederholen.204 1865 durfte Bock ein einziges Mal profane Hinweise zur Ernährung kleiner Kinder geben (Milch statt Bier).205 Die schreibenden Kollegen brachen mit seinem Dogma von der Ablehnung der Kartoffel206, verwarfen den alleinigen Wert warmer Bäder207 und äußerten sich am Beispiel Kissingens grundsätzlich freundlich über Kurbäder208. Bisweilen allerdings seien die Kurgäste eher im Kasino als im Schwimmbecken zu finden.209 Das Problem der Hypochondrie wurde sachlich, frei von „Strafpredigten“ diskutiert.210 Ansonsten erhielten die Leser Aufklärung über die negativen Folgen von Nikotingenuss211, Möglichkeiten zur Wiederbelebung Bewusstloser212 und den Wert des „Fleischextraktes“ von Liebig213. 1866 beschloss Bock offenbar, die Notbremse zu ziehen und eine radikale Anpassung an die neuen Verhältnisse zu vollziehen, sich aber gleichzeitig vor der Welt zu rechtfertigen, indem er die Richtigkeit früherer Ansichten betonte. Zu diesem Zweck führte er nicht nur eine Runderneuerung seines „Buches vom gesunden und kranken Menschen“ durch214, sondern fügte dieser mittlerweile 7. Auflage seines Bestsellers einen „Supplement-Band“ an, in welchem er seine deftigsten und härtesten Kolumnen aus der Gartenlaube zusammenfasste215. Dadurch fühlten sich alle früheren Gegner aus der Homöopathie wie auch die Erben von Prießnitz und Schroth in übergroßem Maße herausgefordert. In seinen Kolumnen in der Gartenlaube vollführte Bock einen Spagat aus Diätetik und aktiver Krankenbehandlung. Weiterhin wollte er die „Naturheilprocesse“ nicht stören, gab aber gleichzeitig Hinweise zur Behandlung der Verstopfung oder der richtigen Ernährung.216 Sein Hauptaugenmerk lag aber weiter auf dem Selbstmanagement zur Vorbeugung, z. B. durch Gymnastik.217 Ein Schwerpunkt seines Engagements war den weiblichen Lesern gewidmet. Bock sprach sich gegen die „Wespentaille“, aber auch gegen die barocken Formen aus und verwarf erneut das Korsett.218 Bezüglich der kosmetischen Pro-
204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216
Blätter und Blüthen (1864). Bock (1865b). A. (1865), S. 207. Dornblüth (1865), S. 126. Aus den deutschen Bädern (1865a), S. 511. Aus den deutschen Bädern (1865b), S. 591. Aus dem Tagebuche (1865). Siehe auch V. (1865). Pfaff (1865). H. (1865). Rothe (1865). Bock (1866a). Bock (1866b). Bock (1866a), S. 9; Bock (1866k), S. 815. Dass Bocks Ausführungen zum Naturheilprozess gelegentlich unglaubwürdig waren, betonten insbesondere homöopathische Gegner, siehe Prof. Dr. Bock (1857), S. 46. 217 Bock (1866d). 218 Bock (1866f), S. 266; Bock (1866g), S. 361.
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dukte entschied er sich für natürliche Präparate.219 Erstmals rang sich Bock dazu durch, einen Badekurort zu empfehlen.220 Gekonnt rekurrierte Bock auf den „Deutschen Krieg“ und betonte die Wichtigkeit von natürlicher Heilung von Verletzungen, die sich Männer auf dem Schlachtfeld zugezogen hatten.221 Eventuell profitierte Bock von den Kriegsereignissen direkt. Die Unterbrechung der Nachrichtenverbindungen durch die preußische Armee nötigte Ernst Keil, auf Autoren zurückzugreifen, die direkt in Leipzig tätig waren. Auch musste er Kontinuitäten suggerieren, um die preußische Regierung von der Harmlosigkeit der Gartenlaube zu überzeugen, so dass sie das seit 1862 geltende Verkaufsverbot in Preußen, das für die Dauer des Krieges auch im besetzten Sachsen galt, aufheben würde. Letztlich war es der preußische Ministerpräsident Otto v. Bismarck (1815–1898), der die Gartenlaube wieder legalisierte.222 Bock musste 1866 aber auch akzeptieren, dass neben seinen Ausführungen ein hagiographischer Artikel über den Lebensreformer Eduard Baltzer (1814–1887) Platz fand.223 Eher zustimmen konnte er wohl den Ausführungen von Wilhelm Hamm, der die neue Wasserleitung in Leipzig als Triumph im Kampf gegen „Miasmen“ bewarb.224 1867 vollzog Bock scheinbar weiter eine Abkehr von seiner früheren prophylaktischen Sichtweise, indem er sich der „Behandlung“ von Krankheiten widmete. Hier erwies er sich als der überzeugte Schüler Rokitanskys und Skodas, indem er die genaue Anamnese ins Zentrum der Betrachtung rückte und von pharmakologischen Ratschlägen Abstand nahm.225 Mit diesen Ausführungen korrespondierte der Aufsatz eines Kollegen, der die Verwendung von Reflexspiegeln zur Anamnese von Ohrenkrankheiten durch den Wiener Arzt Adam Politzer (1835–1920) pries.226 Allerdings waren auch die Repräsentanten der „Wiener Schule“ wie Skoda längst von der reinen diätetischen Krankenbehandlung abgerückt und hatten sich pharmakologischen Experimenten zugewandt.227 Darauf ging Bock nicht ein, stattdessen erging er sich in Hasstiraden gegen die erfolgreichen Hydrotherapeuten und Homöopathen, die er mit den Produzenten von Geheimmitteln in einen Topf warf.228 Erneut warnte er vor der „Unzahl von Arzneistoffen in Nichts-Form“ der Jünger Hahnemanns.229 Etwas deplatziert wirkte da-
219 Bock (1866g), S. 359. Auch an anderer Stelle wurde vor den chemischen Kosmetika gewarnt, siehe Teufelsthränen (1866). 220 Bock (1866j), S. 675. Dabei handelte es sich um Mildenstein in Sachsen. 221 Bock (1866h); Bock (1866i). In der Gartenlaube wurde auch kurz über die Versorgung von Verwundeten im amerikanischen Bürgerkrieg berichtet, siehe Blätter und Blüthen (1866). 222 Barth (1974), S. 324. 223 Storch (1866). 224 Hamm (1866), S. 92. 225 Bock (1867b); Bock (1867c), S. 537f. 226 Hassenstein (1867). 227 Koelbing (1985), S. 127. 228 Bock (1867d), S. 746f. 229 Bock (1867d), S. 747.
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her Bocks Aufsatz über das korrekte Benehmen in der Öffentlichkeit, in dem er für mehr Höflichkeit warb.230 Auffallend ist, dass Bock – wie auch die übrigen Autoren der Gartenlaube – den Diskurs um die Degenerationshypothese nicht einmal streifte und auch die anschwellende Diskussion um deviante Sexualitäten mied. Der Präzeptor der homosexuellen Emanzipationsbewegung, Karl Heinrich Ulrichs (1825– 1895), hatte mindestens eine seiner Schriften („Incubus“) der Redaktion geschickt.231 Möglicherweise hing dies damit zusammen, dass der Vorreiter einer Sexualpathologie innerhalb der „Wiener Schule“, der Arzt Heinrich Kaan (1816–1893), sich ab den späten 1850er Jahren vor allem als Bäderarzt und Freund der Homöopathie ausgezeichnet hatte.232 Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass Bock und seine Kollegen hier den Vorgaben des Herausgebers Ernst Keil folgten. Denn jenseits der Gartenlaube unternahm Bock in seiner Freizeit sehr wohl sexologische Studien. So schrieb er 1873 an Ernst Haeckel: […] Schließlich gestatten Sie mir wohl noch die Bemerkung, anschließen [sic!] an den schwanzlosen und behörnthen Stier, dessen Nachkomme des Schwanzes und der Hörner entbehrten, daß die Beschneidung deshalb vielleicht noch nicht Veranlassung zur Erzeugung vorhautloser Knaben gegeben hat, weil der beschnittene Teil von den Eltern (Vater) nicht genug betrachtet wird. Sollte zur Erwerbung von Mängeln nicht etwa öfters Anschauen des mangelhaften Teiles nöthig sein? Entschuldigen Sie diese meine neugierige Bemerkung, welche Sie vielleicht veranlasst, mir einmal Ihre Ansicht darüber in wenigen Worten mitzuteilen. Wenn ich mir erlaube, diesem Bericht eine Entstehung über willkürliche Zeugung von Knaben und Mädchen beizulegen, so getraue ich mir dies nur deshalb, weil ich bei Mensch und Thier seit wenigstens 12 bis 16 Jahren kein Beispiel gegen diese Theorie erfahren habe.233
Anstelle der Thematisierung sexualwissenschaftlicher oder sexualpathologischer Diskurse hatte die Redaktion ein anderes Themenfeld für die Zeitschrift entdeckt. Nicht Bock, sondern Eugenie Marlitt (d. i. Friederike Henriette Christiane Eugenie John, 1825–1887) spielte nun in der Gartenlaube die zentrale Rolle als lesergewinnende Autorin. 1865 erschien ihre erste Novelle in Fortsetzungen in der Gartenlaube, die „Zwölf Apostel“, denen die Romane „Goldelse“, „Das Geheimnis der alten Mamsell“ und „Reichsgräfin Gisela“ bis 1869 folgen sollten.234 In allen Werken spielten Frauen die zentrale Rolle als aufopferungswillige, aber auch selbstbewusste Protagonistinnen, während die Rollen der Männer höchst ambivalent waren. Die Romane entsprachen im Grunde der komplex gewordenen Welt im sich industrialisierenden Deutschland. Mit ihren Geschichten trug Marlitt entscheidend zum anhaltenden Erfolg der Gartenlaube bei und dürfte mitbewirkt haben, dass Carl Ernst Bock als 230 231 232 233
Bock (1867a). Sigusch (2000), S. 95. Sigusch (2008), S. 171f. Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, 12.09.1873, Brief, Bad Lößnitz, Bock an Haeckel. Hervorhebung im Original. 234 Haas (2009), S. 49f.
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profilierter Autor bereits 1869 zur quantité négligeable geworden war.235 Sobald die Romane in Buchform vorlagen, standen die Leserinnen vor den Buchhandlungen Schlange – derartigen Erfolg hatte Bock nie zu verzeichnen gehabt.236 Marlitt erschreckte ihre Leser nicht, wie Bock es tat, sie nahm sie mit auf eine Reise in eine andere Welt, die gleichwohl mit der existierenden Realität der Leser verwandt war. Der Durchbruch Marlitts markiert die Veränderung der Gartenlaube vom aneckenden politisierenden Journal zum scheinbar braven Familienblatt. Thomas Nipperdey notierte: Bei der ursprünglich durchaus entschieden liberalbürgerlichen „Gartenlaube“ kann man eine Pazifizierung des Politischen und eine stärkere Status-quo-Orientierung, ein Vordringen des Gemütvoll-Harmonisierenden mit der Zeit deutlich beobachten, ja Traumwelten und Surrogate.237
Kritik daran kam im liberalen Zeitalter nicht auf. Man nahm an, dass sich „schlechter Journalismus“ ohnehin nicht am Markt halten könnte – eine sträfliche Vernachlässigung und Unterschätzung des Massengeschmacks.238 Marlitt beflügelte mit ihren Werken die Ausbildung eines schichtenübergreifenden Leseinteresses, das sich nicht nur auf die Literatur, sondern auch auf die Einrichtung der bürgerlichen Häuser auswirkte, die bald so aussahen, als ob die Bewohner vom horror vacui befallen gewesen wären.239 Auch stimulierte sie die Kultivierung der Blässe als Merkmal der bürgerlichen Frau – Bock hätte dies noch als Krankheitssymptom gedeutet. Nun war dies, verbunden mit dem Korsett, das Ideal der selbstbewussten Dame von Welt geworden.
235 236 237 238 239
Brauer (2006), S. 83; Haas (2009), S. 34. Dingeldey (2007), S. 22. Nipperdey (1990), S. 809. Nipperdey (1993), S. 593. Sternberger (1974), S. 167; Saldern (1997), S. 180.
Die neue Zeit, der alte Herr Bock und die Gartenlaube (1868–1874) Die politischen Umwälzungen im Deutschland der 1860er Jahre hatten den Weg zur deutschen Einheit bereitet. Die Hoffnungen der Veteranen der Revolution von 1848 auf Demokratisierung der deutschen Staaten wurden nicht erfüllt, die nationale Einigung erhielt zunehmend die Priorität in ihrem Denken. Im Falle der Gartenlaube bedeutete dies, dass der Herausgeber Ernst Keil Bismarck unterstützte. Doch die politischen Prozesse hatten den Nebeneffekt, dass die Zeitschriften, die auch in der Ära der Reaktion politische Botschaften vermittelt hatten, nun andere Zielsetzungen benötigten. Die Erziehung der Menschen zu selbstbewussten, gesunden und letztlich demokratischen Staatsbürgern verlor an Bedeutung. Die gewaltigen Fortschritte in der medizinischen Forschung der 1860er Jahre hatten die Ansichten des Hauptpropagandisten der Gartenlaube, Carl Ernst Bock, widerlegt oder beschädigt. Aufgrund von Bocks zentraler Bedeutung war damit das Ansehen der gesamten Zeitschrift gefährdet. In den Jahren 1864/65 hatte Keil offensichtlich gegengesteuert, ehe er Bock die Chance zu Selbstkritik und Umorientierung gab. Doch anstelle eines Schlussstrichs versuchte Bock sein Lebenswerk möglichst umfänglich zu retten. Dabei besaß er nicht einmal mehr reines Herrschaftswissen. Längst war sein wichtigstes ärztliches Instrument, das Stethoskop, für Laien zugänglich – über den Versandhandel.1 Der reine Materialismus war ebenfalls auf dem Rückzug, wie Bock gerade in Leipzig beobachten konnte. Der überwunden geglaubte Magnetismus Mesmers wurde dort zugunsten eines psychophysiologischen Forschungsprogramms durch Gustav Theodor Fechner (1801–1887) ersetzt, um so die „Seele“ naturwissenschaftlich deuten zu können.2 Der Spiritismus entstand dank des Engagements Alexander Aksakows (1832–1903) in Leipzig neu.3 Die überwunden geglaubte Idee der Seelenwanderung spielte eine zentrale Rolle in den Opern Richard Wagners (z. B. Lohengrin).4 Auch die Kombination aus Geheimmittelwerbung und hausärztlicher Beratungstätigkeit feierte vor den Augen Bocks in Leipzig durch die von dem Arzt Carl Schoepffer herausgegebene Zeitschrift Der Volksarzt fröhliche Urstände.5 Hier wurden Bock und sein Werk verspottet.6 Stolz präsentierte sich dort die homöopathische Poliklinik, und die Anhänger der Homöopathie verkündeten, alle Hoffnung der Gegner, sie würden untergehen, seien verfehlt gewesen.7 Gerade die Homöopathen aber forderte Bock durch den Wiederabdruck seiner alten beleidigenden Ko-
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Lachmund (1997), S. 183. Teichler (2002), S. 22. Pytlik (2005), S. 40. Zander (1999), S. 454. Wolbold (1873), S. 85. Miscellen (1871), S. 478; Vorwort (1874). Lorbacher (1870); Kliniken (1870).
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lumnen in einem Sammelband erneut heraus.8 Dabei waren diese Schattengefechte längst überholt. Bock stand nicht mehr einem elitären Club einiger homöopathischer Ärzte, sondern einer breiten Laienkultur gegenüber, die erheblich vielfältiger, aber auch mächtiger war als die Herren Müller, Haubold & Co. in den 1850er Jahren. Als Hauptgegner präsentierte sich Bock sein Gesprächspartner aus dem Jahre 1853, Theodor Hahn. Er hatte seinen Vegetarismus vervollständigt und kritisierte Bocks Idole Liebig und Moleschott sowohl aufgrund ihrer Fokussierung auf den Wert tierischen Eiweißes als auch wegen des Verdachts auf Materialismus.9 In Reaktion auf Bocks „Supplement-Band“ spottete Hahn, Bock versuche vergeblich eine Kehrtwende von seiner alten dogmatischen Lehre hin zu den neuen Entwicklungen auf dem Gesundheitsmarkt.10 Bock habe nicht erkannt, dass die Zukunft nicht in der Schulmedizin zu finden sei und schon gar nicht im Fleischkonsum. Ironisch äußerte Hahn Verständnis, dass Bock mit seinen Lesern seit 15 Jahren wie ein „Despot“ umgehe: Wir glauben gerne, daß man bei der häufig beobachteten Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit des kranken, rathsuchenden Publicums oft Ursache bekommt, unwillig und eifrig zu werden und daß man alle Lust gewinnt, mit den geißelnden Witzesfunken einer Abraham von St. Clara’schen Predigt oder den wuchtigen Keulenschlägen eines zelotischen Kanzelredners dreinzufahren, treffender Witz und gerechter Zorn finden, wenn auch widerstrebend, dennoch ihre Stellen, aber man soll nicht roh ausfällig, verletzend und zurückstoßend werden. Solches ist allüberall von Uebel und ziert so wenig die gesprochene oder geschriebene Rede, wie es umgekehrt dem beabsichtigten Erfolge den allergrößten Eintrag thut. Schade darum! Hr. Prof. Bock hat sich – fürchten wir – überlebt!11
In einer von ihm verfassten Streitschrift bezeichnete sich Hahn als einen unfreiwilligen Wegbereiter der Naturheilkunde und verwies stolz auf Zustimmung zu seinem Werk durch einen Vertreter der „Wiener Schule“.12 Anschließend kritisierte Hahn Bocks „Supplement-Band“ und wies ihn darauf hin, wie sehr seine Forderung nach Diätetik von seinen eigenen Empfehlungen zur Nutzung von Magenpflastern oder Höllenstein konterkariert werde.13 Wie solle sich überhaupt die Ablehnung von Badekuren mit der Verabreichung von „Karlsbader Wasser“ vertragen?14 Alles zusammengenommen unterscheide sich Bock in nichts von den wirklichen „Quacksalbern“.15 Gekonnt hatte Hahn dadurch Bocks Versuche, sich den neuen Entwicklungen anzupassen und dabei zugleich sein Lebenswerk zu retten, durchkreuzt. Auch Bocks
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Bock (1866b). Theodor Hahn (1859), S. 19–22; Hahn (1868b), S. 5, 28. Theodor Hahn (1868a), S. 49. Theodor Hahn (1868a), S. 75. Theodor Hahn (1868b), S. 1f. Gemeint war damit der Wiener Primararzt Friedrich Lorinser, der in Hahns Zeitschrift Naturarzt publizierte, siehe Lorinser (1867). Theodor Hahn (1868b), S. 11; Bock (1866b), S. 93, 134. Bock (1866b), S. 161. Theodor Hahn (1868b), S. 13.
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Festhalten am „Respirator“ überzog Hahn mit Spott.16 Vermutlich lag er richtig, als er abschließend Bock unterstellte, 15 Jahre „autokratische, selbstherrliche Stellung“ hätten diesen kritikunfähig gemacht.17 Gerade die Auswahl der Begriffe musste für einen Alt-Revolutionär wie Bock beleidigend sein – wurde er doch terminologisch auf eine Stufe mit den von ihm bekämpften monarchischen Alleinherrschern gestellt. In einem Artikel in der von Hahn redigierten Zeitschrift Naturarzt zieh ein Autor Bock zudem des Darwinismus, weil er gerne vom Tier auf den Menschen schließe.18 Vermutlich war es kein Zufall, dass Hahn in seinen eigenen Lehrbüchern bewusst Ausdrücke wie „naturgemäße Heilslehre“ oder „diätetische Lebensreize“ gebrauchte, die sehr an Bock erinnerten, jedoch nach Ansicht Hahns von Prießnitz und Schroth inspiriert waren.19 Ein noch vehementerer Kritiker war der Arzt Fritz Moldenhauer. Er verbat sich Bocks Behauptung, nur durch Zuwarten könne man irgendwelche Krankheiten kurieren. Das sei ein Missbrauch des Naturheilungsbegriffs.20 Von moderner pharmakologischer Forschung habe Bock nicht die leiseste Ahnung.21 Außerdem leiste Bock mit seinen Ausführungen der Selbstmedikation der Patienten Vorschub und untergrabe das Verhältnis zwischen Arzt und Patient.22 Unterstützung bekam Bock nur ansatzweise von dem Berner Professor Hermann Munk (1839–1912), der seine Ablehnung der Homöopathie teilte und sie mit denselben Kritikpunkten belegte wie Bock in der Gartenlaube in den 1850er Jahren.23 Prompt beschied ihn der homöopathische Arzt Jacob Friedrich Baumann (1818–1879), nur „höheren Blödsinn“ zu verbreiten.24 Doch als Homöopath sei er es gewohnt – ebenso wie Prießnitz oder Schroth –, auf dümmliche Art beleidigt zu werden, z. B. durch die Nußdorf’schen Verläumdungen, die Reclam’schen Impertinenzen, die Goldschmidt’schen Albernheiten, die Richter’schen Sottisen, die Schlegel’schen Schnurrpfeifereien, die Karsch’schen Malicen, die Munk’schen Fakeleien und die Bock’schen Grobheiten.25
In geschickter Interpretation der Forschungen Liebigs erklärte er diese zum Beweis für die Wirkung homöopathischer Arzneidosen: Liebig habe (und hatte tatsächlich!) geschrieben, bei der Düngung von Boden sei die ideale Menge 100 kg Kalk auf 33.000 Liter Wasser.26 Dies benutzte Baumann als Beweis, dass die Homöopathie wahre angewandte Naturwissenschaft sei. Bock mochte darauf vielleicht nicht antworten, aber in einem anderen Gebiet hatte die Homöopathie ihn tatsächlich seines wissenschaftlichen Fundaments beraubt. 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Theodor Hahn (1868b), S. 23. Theodor Hahn (1868b), S. 29. Herrn Professor Bock’s (1868), S. 128. Theodor Hahn (1870), S. 39, 72. Moldenhauer (1867), S. 42. Moldenhauer (1867), S. 16, 34. Moldenhauer (1867), S. 54. Munk (1868), S. 19f. Baumann (1869), S. 34. Baumann (1869), S. 7. Baumann (1869), S. 24; Liebig (1859), S. 291–298.
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Durch die Formulierung einer eigenen Konstitutionslehre durch Eduard v. Grauvogl (1811–1877) errichteten die Homöopathen in den 1860er Jahren ein typologisches Anwendungskonzept, das Bock zuvor für seine Diätetik genutzt hatte.27 Grauvogl akzeptierte den Gedanken, dass sich die Konstitution eines Patienten ändern konnte, wenn ein Leiden behandelt wurde oder auch nicht.28 Damit glich die homöopathische Konstitutionslehre den Überlegungen, die Bock und die „Wiener Schule“ unter dem Begriff des „Naturheilprocesses“ zusammengefasst hatten. Bock reagierte auf all diese Angriffe allein mit der Mitteilung, dass er Zuschriften und Kritik überhaupt nicht zur Kenntnis nehme.29 Im gleichen Zusammenhang musste er einräumen, dass sich immer wieder Geheimmittelhersteller an ihn wandten, was er sich dringend verbitte.30 Offenbar war Bock Ende der 1860er Jahre nach Ansicht mancher Akteure des Gesundheitsmarktes in genau das Milieu abgerutscht, das er in den 1850er Jahren immer bekämpft hatte. Um sich davon zu lösen, bekämpfte Bock in schriller Sprache Geheimmittel jeder Art.31 Doch ließ er auch seine Fähigkeit erkennen, gesellschaftliche Debatten zu rezipieren. So übernahm er die Kritik an Liebigs Fleischextrakt, den er für geringwertiger erachtete als eine richtige Fleischbrühe. Damit schlug sich Bock auf die Seite Pettenkofers.32 In dessen Sinne wurde auch die Anlage von Kanalisationen beworben.33 1868 musste Bock allerdings mit ansehen, wie ein Autor, der sich zur weiblichen Emanzipation ähnlich geäußert hatte wie Bock zehn Jahre zuvor34, seitens der Redaktion nach stürmischen Protesten in der Leserschaft kritisiert wurde35. Die Zeiten änderten sich für Bock in jeder Hinsicht, er wurde immer mehr zu einem lebenden Museum. Wahrscheinlich steckte er auch wieder in Geldschwierigkeiten und sah sich deshalb 1868 genötigt, ein anatomisches Lehrbuch für Oberschulen zu verfassen, das die Gartenlaube äußerst knapp erwähnte.36 Dieses Mal musste er sich gar von einem Leipziger Studenten in der Zeitschrift Naturarzt vorhalten lassen, wieder einmal von Dingen zu schreiben, von denen er nichts verstehe.37 Keiner seiner Kollegen rührte auch nur einen Finger angesichts dieses Affronts. Bocks Publikationen in der Gartenlaube in den Jahren 1869 bis 1871 beschränkten sich auf die Wiederholung alter Positionen sowie die kapitelweise Verwertung seines Schulbuchs.38 Die neuen Impulse setzten 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
Czech (1996), S. 69. Czech (1996), S. 76. Bock (1868d), S. 384. Bock (1868d), S. 384. Bock (1868a); Bock (1868c); Bock (1868e); Bock (1868f). Bock (1868c), S. 187. Gutes Wasser (1868). Gerstäcker (1868). Frauen-Emancipation (1868). Blätter und Blüthen (1868); Bock (1868h). Thilo (1871), S. 8. Siehe z. B. Bock (1869a); Bock (1869b); Bock (1870a); Bock (1870b); Bock (1870c); Bock (1870d).
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andere. Bocks Artikel waren auch nicht mehr zentral als Aufmacher gesetzt, sondern eher im hinteren Teil der jeweiligen Ausgabe zu finden. Es gelang der Redaktion aber nicht, einen neuen, jüngeren „Bock“ aufzubauen oder auch nur ein ähnlich eigenständiges Profil für die Zeitschrift im Bereich medikaler Fragen zu entwickeln. Bock selbst hatte (wohlweislich?) keinen Nachfolger aufgebaut. Gesundheitsfragen oder Berichte über Ärzte oder Arzneien glichen schon 1869 einem planlosen Potpourri: Deutsche Ärzte in fernen Ländern wurden gefeiert39, ein angebliches Heilmittel der Tollwut (arsensaures Kali) beworben40, die Verwendung von Lachgas erwähnt41 oder auf die Giftigkeit von Anilinfarben verwiesen42. Ein Autor erinnerte an den in Deutschland kaum mehr bekannten Samuel Heinicke (1727–1790), der in London eine erste wissenschaftliche Taubstummenerziehung entwickelt hatte („eine kleine israelitische Anstalt“).43 1870 stellte der Arzt Otto Funke (1828–1879) erstmals den Vegetarismus objektiv vor und lobte das Lebenswerk Theodor Hahns, der gerade dazu beigetragen hatte, Carl Ernst Bock lächerlich zu machen.44 Nach dem Ausbruch des Krieges gegen Frankreich wurde für die freiwillige Krankenpflege an der Front geworben.45 Auffallend ist, dass kein Mitarbeiter der Gartenlaube bemerkte, dass die deutsche Medizin 1869 erstmals über ein synthetisches Psychopharmakon verfügte, das vielerlei diätetische Maßregeln überflüssig zu machen schien. Die Einführung des Schlafmittels Chloralhydrat (2,2,2-Trichlor-1,1,-ethandiol) ermöglichte gestressten Patienten unter Umgehung komplizierter Umstellung des Lebensstils das Einschlafen.46 Offenbar spielte die Medizin als zentrales Thema in der Präsentation der Gartenlaube keine Rolle mehr. 1871/72 durfte ein Arzt Ratschläge zur Wahrung der Kopfhaardichte beim Mann geben.47 Er empfahl vorrangig teure Naturprodukte und lehnte die Synthetika aus der Drogerie ab. In diesem Zusammenhang kam es zu einem Streit zwischen dem Produzenten eines Haarwuchsmittels und dem Mitarbeiter der Gartenlaube.48 In Gedichtform und mit einem literarischen Rückgriff auf die Figur des Mephisto wurden die Vorzüge des Badelebens betont und darauf hingewiesen, dass in Kurorten neben Gesundheit auch politisches Verständnis gefördert werde.49 Carl Ernst Bock bezog erneut gegen 39 Blätter und Blüthen (1869). 40 Heilmittel (1869). Die Bewerbung dieses Produkts stellte einen absoluten Tabubruch im Vergleich zum Wirken Bocks dar. 41 Polytechnikum (1869b). 42 Polytechnikum (1869a). 43 Stötzner (1869), S. 42. 44 Funke (1870), S. 455. 45 Pagenstecher (1870), S. 675. 46 Matthias M. Weber (1999), S. 61f. Zu den Debatten innerhalb der sich entfaltenden pharmazeutischen Industrie siehe Arndt Fleischer (1984). Zu den Nebenwirkungen von Chloralhydrat siehe Goder (1985), S. 25. 47 Pincus (1871a); Pincus (1871b); Pincus (1871c); Pincus (1872a); Pincus (1872b). 48 Blätter und Blüthen (1872a); Blätter und Blüthen (1872b). 49 Freund Mephisto (1872); Rödiger (1872), S. 377, 380.
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das Korsett Stellung, betonte nun aber im Rückgriff auf seine ersten Einlassungen Mitte der 1850er Jahre, dass kranke Menschen von Medikamenten wie Höllenstein, Wismut oder Creosot die Finger lassen sollten.50 Da er 1873 erneut gegen Geheimmittel zu Felde zog51, schien sich abzuzeichnen, dass Bock einen erneuten Kurswechsel vorzunehmen gedachte – eine völlige Rückkehr zur alten Diätetik. Doch hierzu kam es nicht. Möglicherweise wurde er von Ernst Keil gestoppt und auf ein anderes Thema hingewiesen, das bislang in der Gartenlaube auffallend unterrepräsentiert gewesen war: die Diskussion um die Darwinsche Lehre. Roßmäßler war 1867 gestorben, ohne einen direkten Epigonen zu hinterlassen. Mit Feuereifer stürzte sich Bock auf die Aufgabe, hatte er doch hier zugleich die Möglichkeit gefunden, sich für einen Gelehrten zu begeistern, der sich sukzessive zum Konkurrenten und Gegner des Mannes mauserte, der Bock seines methodischen Gerüsts in der pathologischen Anatomie beraubt hatte (Virchow). Außerdem stellte die Orientierung an Darwin die Fortsetzung von Bocks Kampf zur Selbstemanzipation des Bürgertums mit anderen Mitteln dar. Durch Darwin/Haeckel erhielten Bocks (und Keils) Bemühungen eine Art biologisch-evolutionäre Rechtfertigung. Denn überkommene Standesvorteile konnten in einer an Darwin orientierten Weltsicht nicht auf Unterstützung hoffen, vielmehr verloren sie jede Berechtigung. Schon in seinem ersten Artikel empfahl Bock all jenen, die über die Natur redeten, aber wenig Ahnung besäßen, die Lektüre der „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ von Ernst Haeckel (1834–1919).52 Seit 1873 stand Bock mit Haeckel in brieflichem Kontakt, wollte ihn offenbar auch als Leser und Autor für die Gartenlaube gewinnen.53 Er versicherte ihm u. a., die „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ in eine Neuauflage seines „Buchs vom gesunden und kranken Menschen“ einarbeiten zu wollen.54 Umgekehrt hoffte er, in der Neuausgabe von Haeckels Werk Erwähnung zu finden55 – ein Wunsch, den Haeckel ihm ebenso wenig erfüllte wie eine persönliche Begegnung. In einem Folgeaufsatz betonte Bock, es sei Haeckel anzurechnen, dass aus der Theorie Darwins eine „Thatsache“ geworden sei.56 Haeckels Fähigkeit, andere zu begeistern, hatte auch Bock erfasst. Er versicherte seinem Korres-
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Bock (1872), S. 772. Bock (1873a); Bock (1873b). Bock (1873c), S. 374. Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, 12.09.1873, Brief, Bad Lößnitz, Bock an Haeckel. 54 Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, o. D. (1873), Brief, Wiesbaden, Bock an Haeckel. 55 Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, 12.09.1873, Brief, Bad Lößnitz, Bock an Haeckel. Bei Haeckel (1874) wird Bock nicht erwähnt. 56 Bock (1873d), S. 699; Bock (1873e), S. 713. Zu Haeckel in diesem Zusammenhang siehe Irmgard Müller (1998), S. 119f.; Lefevre (2007), S. 20f.
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pondenzpartner, sich in Zukunft vertiefend mit der Thematik beschäftigen zu wollen.57 Bereits 1873 hatte Haeckel begonnen, mit seinen Ausführungen andere Wissenschaftler zu verschrecken, 1877 sollte es auf der Versammlung der Naturforscher in München zum offenen Streit mit Rudolf Virchow kommen.58 Durch die Hinwendung zur Biologie hatte Bock aber das Feld der Medizin geräumt, hier dominierte nun weiter ein breites Angebot verschiedener Ansichten. Neben Warnungen vor Aberglauben59 konnte der Leser die Biographie des „Wundercur-Fürsten“ Alexander v. Hohenlohe (1794–1849) kennenlernen60 oder auch von der schlechten Ernährungssituation der Eisenbahnarbeiter Kenntnis nehmen61. Daneben gab es Berichte über die historische Entwicklung der „Buckelapotheker“ in Thüringen62 und den Hinweis, dass kein Kultururlaub in Italien komplett sei ohne einen Besuch in den heilsamen Bädern von Monsummano63. Deutsche Auswanderer in Kalifornien wurden für die Errichtung eines Krankenhauses und Gesundheitsvereins gelobt64 – die Überhöhung der Leistungen von „Deutschen im Ausland“ gehörte ohnehin zum Repertoire der Gartenlaube65. Carl Ernst Bock dürfte diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen verfolgt haben. Seine Gesundheit war mittlerweile stark angegriffen. Nach Berichten von Zeitgenossen litt er an einer seit Jahren zunehmenden Schwächung der Lungen, so dass er es vorzog, die Industriestadt Leipzig zu verlassen und nach Wiesbaden umzuziehen.66 Zeitweise hatte er gar auf die Heilwirkung von Aufenthalten in Kurbädern vertraut. So hielt er sich 1873 u. a. in Bad Lößnitz in der Nähe von Gera auf.67 Bock muss ziemlich verzweifelt gewesen sein, auf eine Heilkunst zu vertrauen, die er einst als nutzlos gegeißelt hatte. Die von ihm immer wieder gepredigte Diätetik hatte ihm selbst nicht genutzt, was der Schlagkraft seiner Argumentation sicherlich nicht dienlich war, insbesondere in seinen letzten Lebensjahren. Wie sehr ihn die Krankheit – wahrscheinlich Asthma – lähmte, geht indirekt aus seinen Briefen an Kollegen hervor. Immer wieder erwähnte er seinen Gesundheitszustand. An Ernst Haeckel schrieb er im Herbst 1873: „Wenn ich Ihnen nicht mehr 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67
Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, o. D. (1874), Brief, Wiesbaden, Bock an Haeckel. Daum (1998), S. 66. Sterne (1873). Ein deutscher (1873). Siehe hierzu Koskull (1988), S. 19–25. Für die armen (1873). Sigismund (1873a); Sigismund (1873b). Noé (1873), S. 780. Kirchhoff (1873). Janeck (2003), S. 195. Keil (1874), S. 482; Karl Sudhoff Institut für Geschichte der Medizin Leipzig, Sonderdrucksammlung, Il 3109, Bock’s Ruhestätte. Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, 12.09.1873, Brief, Bad Lößnitz, Bock an Haeckel. Dieses Lößnitz ist nicht identisch mit Oberlößnitz bei Radebeul, wo sich später das Bilz-Sanatorium befand.
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schreibe, so liegt die Schuld an meinem Schwächezustand, der sich durch ein ausdauerndes Nasenbluten vermehrt hat.“68 Gleichwohl schmiedete er weiterhin Pläne für künftige Projekte.69 Doch sein Zustand verschlechterte sich immer weiter. Am 16. Februar 1874 traten Lähmungserscheinungen auf, am 19. Februar starb Bock und wurde auf dem Friedhof bestattet, den er schon seit Monaten von seinem Balkon aus hatte betrachten können.70 Bis zuletzt hatte er noch für die Gartenlaube geschrieben und sich für die Nutzung des „Naturheilprocesses“ verwendet.71 Auch versäumte er nicht, die 1869 gewährte Kurierfreiheit als Fehler zu geißeln, und schrieb lieber von „Curirfrechheit“.72 Letztendlich war Bock seit Mitte der 1860er Jahre nur auf der Flucht vor den eigenen früheren Einlassungen und den Entwicklungen in der modernen Medizin gewesen – das medikale Erscheinungsbild der Gartenlaube hatte darunter entscheidend gelitten. Auch wenn man die politischen Ordnungsfaktoren bedenkt, hätte es Bock in der Hand gehabt, die herausragende Bedeutung der Medizin und Gesundheit innerhalb der Gartenlaube zu wahren, anstatt durch Romanfragmente aus der Feder einer Eugenie Marlitt ersetzt zu werden. Er hätte jedoch Ton, Auftreten und Argumentation verändern müssen. Es hätte durchaus Möglichkeiten für Bock gegeben, sich neu zu positionieren und ohne großen Aufwand beispielsweise die sozialen Komponenten der Industrialisierung in seine Abhandlungen einzubinden. Informationen über die drangvolle Enge in Mietwohnungen, das Lohn-/Preisverhältnis oder andere statistische Fragen stellte seit 1860 für Preußen die Zeitschrift des königlich preußischen statistischen Bureaus bereit.73 Er hätte sich an seinem zeitweiligen Kollegen in der Gartenlaube, Karl Ruß, ein Beispiel nehmen können, der gekonnt geschlechterübergreifende Diätetik, gymnastische Übungen, moderne pharmakologische Konzepte und Schönheitsberatung für die bürgerliche Frau in seinen Volksbüchern kombinierte.74 Auch hätte sich Bock an den Bemühungen zur Professionalisierung der Ärzteschaft beteiligen können, wie sie sein Weggefährte Hermann Eberhard Richter unternahm.75 Doch Bocks Name fehlt in den Mitgliederlisten der ärztlichen Kreisvereine in Sachsen.76 Möglicherweise hatten ihm die Kollegen die Attacken auf ihren Stand aus den 1850er Jahren noch nicht verziehen.77 Bei der Konstituierung des Deutschen 68 Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, 1873, Brief, Wiesbaden, Bock an Haeckel. 69 Archiv des Ernst-Haeckel-Hauses / Institut für Geschichte der Naturwissenschaften Jena, Nachlass Ernst Haeckel, Ende 1873, Brief, Bock an Haeckel. 70 Karl Sudhoff Institut für Geschichte der Medizin Leipzig, Sonderdrucksammlung, Il 3109, Bock’s Ruhestätte. 71 Bock (1874), S. 145. 72 Bock (1874), S. 146. 73 Michael C. Schneider (2010), S. 269. 74 Ruß (1865), S. 46, 343ff.; Ruß (1869), S. 90. 75 Göckenjan (1985), S. 276f. 76 Verzeichnis (1866); Gratisbeilage (1868). 77 Entsprechende Andeutung bei Baumann (1868), S. 187.
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Ärztevereinsbundes am 17. September 1873 an Bocks neuem Wohnort Wiesbaden war er anscheinend nicht anwesend.78 Bocks Leipziger Kollege Carl Reclam tat sich führend bei der Formierung des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege hervor.79 In dessen Zeitschrift wurden die diätetischen Empfehlungen Bocks mit den neuesten Forschungen der Chemie kombiniert.80 Themen, die Bock frühzeitig angesprochen hatte, z. B. Säuglingssterblichkeit und ihre Bekämpfung, wurden hier diskutiert.81 Doch in diesem Zusammenhang fehlt Bocks Name. Er hatte sich schlichtweg überlebt und es wahrscheinlich selbst bemerkt. Dass es nicht notwendig war, Diätetik stets mit Ablehnung komplementärer Heilweisen zu verbinden, musste Bock ebenfalls zur Kenntnis nehmen. In der Zeitschrift Über Land und Meer bewarb der Arzt Adolph Löwenstein (1811– 1882) volkstümlich u. a. Bewegung als „diätetisches Heilmittel“ wie auch eine allgemein gesunde Lebensweise.82 Ferner lehnte er die „Vergnügungsheilbäder“ ähnlich wie Bock ab.83 Sein Nachfolger war der umstrittene Philipp Friedrich Hermann Klencke (1813–1881), der ab 1869 als „Gesundheitslehrer“ auftrat und in eher distanziert-wissenschaftlicher Sprache über Kinder- und Zivilisationskrankheiten dozierte.84 Gleichzeitig zeigten sowohl Löwenstein als auch Klencke Interessen für zahlreiche Heilmethoden, die Bock unter Quacksalberei einordnete, z. B. Magnetisieren oder Selbstplombieren von Zähnen.85 Im Gegensatz zur Gartenlaube bestand jede Ausgabe von Über Land und Meer beinahe zur Hälfte aus geschäftlichen Annoncen. Deren massenhafte Verbreitung wurde in Deutschland seit 1866 durch die Existenz des Allgemeinen Anzeigers enorm angekurbelt. Der Gründer Robert Apitsch hatte sich vom Erfolg der Gartenlaube inspirieren lassen.86 Über Land und Meer präsentierte im Annoncenteil neben einer Reihe von Erzeugnissen des Gesundheitsmarktes, die Bock ausdrücklich bekämpft hatte, auch den „Respirator“. Zudem gab es über das Produkt eine langjährige Debatte, da in Über Land und Meer gegenteilige Meinungen vom Herausgeber nicht einfach ausgeblendet wurden.87 Das Buch George Catlins (1796–1872), der den „Respirator“ aufgrund der Mundatmung verwarf und stattdessen die Nase trainieren wollte, wurde breit rezipiert.88 Das Vorwort hatte Bocks Weggefährte Hermann Eberhard Richter beigesteuert, der in dieser Frage offenbar mit Bock differierte. Vielleicht waren die Differenzen auch größer gewesen – schließlich hatte sich Bock stets für
78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88
Hedwig Schmidt (1997), S. 46. Reclam (1869); Rodriguez-Lores (1991); Stolz (1992), S. 224ff. Breitling (1870); Die Schädlichkeit (1870); Felix (1872). Siehe auch Grüne (1994), S. 31ff. Stöckel (1996), S. 15ff. Löwenstein (1863). Mann (1952), S. 23. Klencke (1870a); Klencke (1870b). Mann (1952), S. 121f. Borscheid (2009), S. 82. Briefmappe (1871); Klencke (1872). Siehe auch Mann (1979). Catlin (1870), S. 24.
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die Professionalisierung der Ärzte verwendet und dann doch nicht an der von Richter vorangetriebenen Gründung einer Standesorganisation partizipiert.
Abb. 6: Anzeigenpotpourri aus Über Land und Meer 9 (1862/63)
Angesichts des Ärgers, den Bock mit seinen Artikeln hervorrief, und des Einflusses, den er zeit seines Lebens zweifellos besaß, gab es erstaunlich wenige Nachrufe. Auch Nachtretereien unterblieben größtenteils. In der Schweiz erschien 1877 ein kleines Büchlein, in dem sich der Autor über Bock und seine popularisierenden Kollegen aus Über Land und Meer lustig machte. Darin wurde ihnen allen unterstellt, nur bei gutaussehenden weiblichen Patienten therapeutischen Eifer gezeigt zu haben.89 Zur Diätetik und den Jahreszeiten – einst ein wichtiges Thema Bocks – erdachte der Verfasser einige Knittelverse: Seit mancher Woche regnet’s schon, Will nimmer anders werden; Die katarrhalische Region, 89 Reymond (1877), S. 41. Im Bundesarchiv Berlin hat sich zwar der Hinweis auf ein scheinbar Bocks Namen und Nimbus nutzendes „Geheimmittel“ erhalten, doch ist dies ein Fehler in der Katalogaufnahme des zuständigen Kaiserlichen Gesundheitsamtes. „Bock’s Pectoral“ gegen Keuchhusten scheint von einem Apotheker Robert Bock erfunden worden zu sein, siehe Bundesarchiv Berlin, Bestand R 86/1818, fol. 1.
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Fühlt herbstliche Beschwerden, Die Phthisis schleicht, das Asthma keucht, der Gichtler Beine knarren, Geplagt ist, was da kreucht und fleucht Von Rheuma und Katarrhen.90
Die akademischen Zeitgenossen hatten sich wohl nie damit abfinden können, dass einer der ihren den Elfenbeinturm verließ und mehr Einfluss erlangte als sie selbst. Die zu „Kurpfuschern“ gestempelten Homöopathen und Naturheiler diversifizierten sich zu dieser Zeit. Die Generation der alten promovierten homöopathischen Ärzte, die Bock vor allem bekämpft hatte, starb allmählich aus.91 An ihre Stelle rückten zahlreiche Laienheiler, die mächtige eigene Organisationen gründeten, z. B. 1868 die „Hahnemannia“ in Stuttgart.92 Sie übernahmen vielfach die Aufklärung des Volkes in gesundheitlichen Fragen.93 Innerhalb der Kliniken hatten sich die Ansichten über Anamnese, Pathologie und Therapie längst weiterentwickelt, Bock musste den jüngeren Studierenden wie ein Relikt aus einer untergegangenen Epoche erschienen sein. In der Medizingeschichte wurde er kurzzeitig als „Unser Bock“ überhöht94, ehe die Weiterentwicklung des ärztlichen Standes Personen wie ihn gänzlich obsolet erscheinen ließ. Bock war ein Relikt aus der Zeit vor den Spezialärzten, er kannte keine pharmazeutischen Großbetriebe, und selbst die Verwendung synthetischer Präparate war ihm fremd. In seinem Todesjahr kam die Salicylsäure auf den Markt, 1884 das Antipyrin.95 Nun erschienen umfassende und zeitaufwendige diätetische Lebensreformen gänzlich unnötig – ein Pulver würde ausreichen, den geschwächten Organismus wieder arbeitsfähig zu machen. Die Gedanken Bocks lebten weiter, allerdings abgelöst von ihrer materialistischen Umrahmung in den ganzheitlichen Körperbildern der komplementären Heilweisen. Bocks vormaliger Weggefährte Paul Niemeyer blieb seinen diätetischen Vorstellungen beispielsweise treu, vollzog aber den Wechsel hin zur Naturheilkunde. Ab 1876 integrierte er diese in seine Kurse an der Leipziger Universität.96 Die Gartenlaube, schon in den letzten Lebensjahren Bocks ohne gesundheitswissenschaftliches Profil, musste sich völlig neu orientieren. Der „systematische Zusammenhang“ von materialistischer Philosophie und medizinischer Wissenschaft aber endete 1874.97
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Reymond (1877), S. 157. Lucae (1999), S. 82. Siehe hierzu Wolff (1985/87), S. 65ff. Wolff (1985/87), S. 81. Baas (1876), S. 687. Baas war auch Autor in der Gartenlaube. Koelbing (1985), S. 158. Lienert (1996), S. 60. Zu dieser Thematik siehe z. B. Mittelstraß (1974), S. 14.
Medizinische Aspekte in der Trivialliteratur der Gartenlaube nach 1870 Die Gartenlaube war etwa bis zur Reichsgründung eher ein politisches als literarisches Blatt. Gleichwohl wurden über die Ebene der Kurzgeschichten, Gedichte, Novellen und Fortsetzungsromane gesellschaftspolitische Ziele transportiert. Die Abwertung aristokratischer Standesvorteile und die Herausstellung moralischer Überlegenheit des Bürgertums besorgten bereits in den 1850er Jahren August Schrader (1815–1878)1 sowie die von dem Erfolgsschriftsteller Friedrich Spielhagen (1829–1911) protegierte Fanny Lewald (1811– 1889)2. Lewald persiflierte zudem die wichtigste weibliche Autorin der 1840er und 1850er Jahre, Ida Gräfin Hahn-Hahn (1805–1880). Hahn-Hahn war eine katholische Konvertitin, die in ihren Romanen offen ihre Verachtung für demokratische Umbrüche und einen Aufstieg des Bürgertums zur Schau stellte.3 Sie repräsentierte damit die konservative Zeitkritik. Gegen diese Literaturpropaganda positionierten sich die Protagonisten des Realismus, die (mit Fontane gesprochen) das „Wahre“ ergründen wollten und die Welt aus der Perspektive des aufstrebenden Bürgertums zu deuten gedachten.4 Zu präzise durften die Lebenswirklichkeiten aber nicht geschildert sein, sonst wäre das Endprodukt für die Leser zu kompliziert.5 Vorläufig allerdings war das Hauptziel der Gartenlaube die Unterstützung liberaler bzw. nach 1859 vorrangig nationaler Bestrebungen. Zudem bedurfte das „Volk ohne Buch“6 erst einer detaillierten Aufklärung über die politischen, wirtschaftlichen und auch gesundheitswissenschaftlichen Idealvorstellungen. Dies erfolgte weniger über Romane als über an Deutlichkeit durch nichts zu überbietende Essays, beispielsweise durch Carl Ernst Bock. Dramatische Darstellungen über Missstände boten lyrische Ergüsse, z. B. durch Ferdinand Stolle, der 1862 die Kindersterblichkeit thematisierte: Sieh dorten unterm Lindenbaum Ein kleines Grab im stillen Raum Davor, allein mit seinem Schmerz Ein gramgebrochen Mutterherz. Die bleiche Mutter, ganz verarmt. Sie hält das kleine Grab umarmt Denn hier in Blumen, sanft und lind, hat man versenkt ihr einzig Kind.7
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Schrader (1854). Lewald (1862); Spielhagen (1862), S. 661. Zu Spielhagen und seinem Oeuvre siehe Sammons (2004), S. 80–84, 94. Haffner (1880), S. 15; Oberempt (1980), S. 253, 275. Bender (2009), S. 465; Sabina Becker (2003), S. 19–27; Neuhaus (2002), S. 174f. Adorno (1951), S. 180. Schenda (1970). „Thränen der Rose“, 1862 erschienen, entnommen aus Rischke (1982), S. 229f.
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Erst als die nationale Einigung greifbar vor Augen lag und die wirtschaftliche Entfaltung des Bürgertums Konturen gewonnen hatte, unternahm die Redaktion der Gartenlaube eine Änderung ihres Aufklärungskonzepts. Anstelle brachialer Aufsätze begann die Ära des Feuilletons. Nun sollten die bereits am Wissen um das richtige Leben teilhabenden Leser über die literarische Ebene weiter beflügelt und zugleich unterhalten werden. Hierfür gewann Ernst Keil eine Reihe herausragender Autoren, z. B. Friedrich Spielhagen, Gustav Freytag oder Theodor Fontane. Um die Herzen der Leserinnen zu gewinnen, suchte Ernst Keil jedoch offenbar nach einer weiblichen Autorin und fand sie 1865 in Eugenie John, die unter dem Pseudonym Eugenie Marlitt wie keine andere Autorin der Zeitschrift ihren Stempel aufdrücken sollte.8 Sie fand Leser vom Proletariat bis ins Großbürgertum.9 Der Charakter dieses Genres ist mit dem Wort „Gartenlaube“ erschöpfend bezeichnet, die zum Gattungsbegriff avanciert ist, und seine Meisterin war Eugenie Marlitt, die mit Recht unsterblich geworden ist, weil sie inmitten der gediegen und gedankenvoll, sozial und realistisch tuenden Zeitromane ein Naturgewächs war, indem sie an ihre rosa Lügen glaubte, wodurch ihre Geschöpfe etwas von dem lieblichen Stumpfsinn einer Wasserrose oder der überzeugenden Kitschigkeit eines Goldkäfers erhielten.10
Medizinische Aspekte spielten in ihren Romanen nur eine untergeordnete Rolle – John/Marlitt selbst litt an Gehörproblemen und rheumatischen Beschwerden, die nicht so recht zur Beschwörung einer heilen Welt passten. Der Publizist Hermann Glaser (geb. 1928) spottete, sie habe „ihr rheumatisches Leiden mit Romanschöpfungen kompensiert“.11 Gänzlich fehlte die Erotik bzw. Sexualität.12 Auch in ihrem privaten Leben versagte sich die Erfolgsautorin entsprechenden Genüssen. Als ihr Fürst Hermann v. Pückler-Muskau (1785–1871) 1868 Avancen machte, brach sie den Briefkontakt sogleich ab.13 Marlitt stellte in ihren Schriften die Frau in den Mittelpunkt, die sich in idealisierten Lebenswelten an der Seite ihres Mannes als Ehefrau und Mutter zur Perfektion entwickeln konnte – vorausgesetzt, die Männer benahmen sich nicht wie Schweine.14 Die dargestellten Frauen sollten für die Leserinnen des Bürgertums Vorbildcharakter einnehmen, Marlitt bediente Mädchenträume.15 Die angeblichen Wirklichkeiten, die sie beschrieb, waren frei erfunden.16 Ganz ohne sozialen Bezug jedoch waren diese Bücher nicht. Gelegentlich war eine Protagonistin berufstätig („Heideprinzeßchen“)17 oder es fanden die 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Haas (2009), S. 49; Brauer (2006), S. 83; Nutz (1962), S. 39–41. Bonter (2005), S. 11. Zur Rezeption siehe auch Messerli (2010), S. 44. Friedell (2007), S. 1214f. Glaser (1964), S. 176. Bonter (2005), S. 61; Thiel (1993), S. 80. Potthast (1926), S. 17. Horovitz (1937), S. 71f.; Belgum (1998), S. 131; Stegmann (2006), S. 26. Potthast (1926), S. 50f. Schulte-Sassen (1979), S. 54. Schönberg (1986), S. 37.
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schlechten Lebenssituationen der Arbeiterschichten Erwähnung („Reichsgräfin Gisela“)18. Es gab nicht einfach gut/böse, auch löste der Tod eines Akteurs nicht einfach dessen Probleme im Diesseits.19 Modern gesprochen könnte man sagen, dass viele Heldinnen aus Patchworkfamilien kamen.20 Gleichwohl waren Marlitts Romanheldinnen erheblich kompatibler für das Lesepublikum der Gartenlaube als beispielsweise die Akteure der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters (1819–1895), die nicht nur 1848 die erste Frauen-Zeitung initiiert hatte, sondern auch seit 1860 in Leipzig publizistisch tätig war, was Ernst Keil kaum entgangen sein konnte.21 Während Marlitt die Naturmetaphorik nutzte, um die ewige Kraft der Liebe für ihre weltfernen Protagonistinnen zu beschwören, verwendete Otto-Peters dieses Stilbild zur Verdeutlichung ihrer politischen Ziele nach Gleichberechtigung der Frauen in der Gesellschaft.22 Dabei waren sich Otto-Peters und Marlitt in Adelskritik und Anti-Katholizismus durchaus ähnlich.23 Die „degenerierten“ adeligen Damen leiden an hysterischen Anfällen und scheitern im Leben.24 Eugenie Marlitt streift Krankheiten ebenfalls nur am Rande, so im Roman „Das Geheimnis der alten Mamsell“, in dem eine Baronin mit ihrer „skrophulösen“ Tochter in eine Stadt reist, in der ein Heilbad existierte.25 Ob sie dieses auch besuchten, bleibt unklar. Im Roman „Reichsgräfin Gisela“ wurde der Ärztestand durch einen schleimigen Medizinalrat verkörpert, der offenbar alle schlechten Eigenschaften vereinte, die eine zeitgenössische Autorin einem Mann zubilligen konnte.26 Am deutlichsten zeigt sich die Verbindung aus Kritik am Adel und medizinischen Aspekten im 1880 erschienenen Roman „Im Schillingshof“.27 Hier dringt die Krankheit „Typhus“ in die zuvor von revolutionären Einflüssen abgeschottete Welt der aus den sklavenhaltenden Südstaaten entflohenen Hausherrin Donna Mercedes ein.28 Ihre missgünstige und intrigante Schwägerin Lucie zeigt nicht das geringste Mitleid oder Verständnis für Kranke und die Ursachen der Seuche. Räucherungen der Zimmer sollen den Erreger außen vor halten, auch werden alle Infizierten vor die Tür gesetzt.29 Die Rache der Natur folgt umgehend: Lucie muss mit ansehen, wie alle ihre Töchter von der Seuche hinweggerafft werden und ihre Familie ausstirbt – weil sie sich der 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
Radeck (1967), S. 79. Zur Annahme, Marlitts Romane seien auch im Proletariat rezipiert worden, ist anzumerken, dass dies wohl eher auf die „Arbeiteraristokratie“ wie Bildhauer, Gießer oder Drucker zutraf, siehe Werner Faulstich (2004), S. 17. Arens (1994), S. 63f. Kienzle (1975), S. 73. Louise-Otto-Peters-Gesellschaft (1995), S. 61, 72f. Zu Otto-Peters siehe Diethe (2002). Christine Otto (1995), S. 71, 125. Mosse (1980), S. 41. Christine Otto (1995), S. 133. Arens (1994), S. 228. Keine Erwähnung finden medizinische Aspekte in den Privatbriefen Marlitts, siehe Hobohm (1996). Arens (1994), S. 267. Marlitt (1929a), S. 293f. Tatlock (2009), S. 120. Marlitt (1929a), S. 295, 297.
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Welt verschloss.30 Sie selbst stirbt an Tuberkulose. Donna Mercedes hingegen erkennt die geschichtliche Entwicklung mit dem Untergang ihres inhumanen Gesellschaftsmodells an und ebnet ihrer deutschen Familie (in die sie eingeheiratet hat) den Weg in die Moderne.31 Anders als in „Reichsgräfin Gisela“ findet hier die Ärzteschaft wenigstens teilweise Anerkennung: Bis zum Schluss hält nur noch der Hausarzt Lucie die Treue, obwohl diese ihn von der Behandlung der kranken Töchter ausschloss und lieber auf Koryphäen aus der Hauptstadt vertraute.32 Lucie findet überhaupt keine Erlösung, nicht einmal im Gebetbuch, das immerhin der „alten Mamsell“ im gleichnamigen, 1867 publizierten Roman auf dem Totenbett die Situation erträglicher macht.33 Ein Arzt, der Trost spenden könnte, findet sich nicht. Interessanterweise führt Marlitt in diesem Roman aus, „überreizte Phantasie“ führe zu Erschöpfung.34 Eventuell spielte sie hier mit den ärztlichen Vorurteilen ihrer Zeit, denn das Lesen von „Schundromanen“, wozu auch die Trivialliteratur gerechnet werden konnte, galt zeitgenössischen Nervenärzten als auslösendes Moment für hysterische Erkrankungen.35 Auffallend ist, dass Marlitt auf eine Verknüpfung der Begriffe „Organismus“ und „Volk“ völlig verzichtete und sich so den Tendenzen ihrer deutschtümelnden Kollegen (z. B. Felix Dahn) verschloss.36 Dies hinderte Gegner der Gartenlaube jedoch nicht, sie persönlich und fachlich zu attackieren. Der brandenburgische Pastor Otto Weber unterstellte ihr, eine „Verneinung des Christentums“ zu betreiben. Innerhalb der Literaturszene hagelte es Spott.37 Marlitt aber trat den Kritikern bisweilen in persönlichen Briefen entgegen.38 Neben Marlitt erlangte parallel Elisabeth Bürstenbinder (1838–1918) unter dem Pseudonym „E. Werner“ als Autorin der Gartenlaube große zeitgenössische Bedeutung. Ab 1872 publizierte sie Kurzgeschichten und Fortsetzungsromane, die im Verlag von Ernst Keil als Bücher erschienen. Im Stil ähneln sie Marlitts Werk, auch im Lebensstil gibt es Parallelen. Ebenso wie Marlitt hatte Bürstenbinder nicht die Chance gehabt, ihr Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten, die „große Liebe“ blieb ihr verschlossen. Erst die Verdienste aus der schriftstellerischen Tätigkeit erlaubten ihr ein sorgenfreies Leben auf Schloss Labers bei Meran. Ärzte spielen in den Romanen und Kurzgeschichten keine Rolle, Gesundheit wird von den Akteuren selbst in die Hand genommen und gewahrt, wenn die Lebensumstände glücklich und bürgerlich sind. So benötigt eine Protagonistin bei einer Ohnmacht kein Riechsalz, sondern nur den gütigen Arm des geliebten Mannes.39 Im Erfolgsroman „Flammenzeichen“ (1890) 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39
Marlitt (1929a), S. 406. Tatlock (2009), S. 125. Marlitt (1929a), S. 406. Marlitt (1929b), S. 176. Marlitt (1929b), S. 179. Nolte (2003), S. 229. Zur Kontinuität dieses Denkens siehe Nutz (1962), S. 110. Neuhaus (2002), S. 177–181. Otto Weber (1877), S. 13; Potthast (1926), S. 20. Necker (1899), S. 198. E. Werner (1925), S. 178.
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wahrt der Protagonist seine Gesundheit durch lange Spaziergänge.40 Ein langes Leben garantiert die Ehe aus Liebe anstelle der arrangierten (standeskonformen) Verbindung, die seine Mutter vergeblich einzufädeln suchte.41 Das „ruhelose Stürmen von Genuß zu Genuß“, das ein junger Deutscher in Italien genießt, erweist sich nur als „Betäubung“ seiner Natur und extrem gesundheitsschädlich.42 Daher heiratet er lieber ein Mädchen aus der Heimat („Gesprengte Fesseln“, 1875), woher auch ein Bekannter kommt, der moralisch so gefestigt ist, dass ihm das südliche Klima in keiner Weise zusetzen kann.43 Ist jedoch ein Mann nicht in der Lage, gemäß den Wünschen seiner Seele zu leben, so kann ihm keine Macht der Welt beistehen, und er stirbt wie Aldrian in der Novelle „Adlerflug“ (1886).44 Auch wenn Ereignisse von außen auf die Menschen hereinbrechen, auf deren Ausgang sie keinen Einfluss nehmen können, z. B. Kriege, wird der Tod von Angehörigen als etwas Gottgegebenes akzeptiert und ebenso wenig hinterfragt wie die Gründe des Krieges („Vineta“, 1877).45 Allerdings genossen die Werke Werners/Bürstenbinders in der Redaktion der Gartenlaube offenbar kein überragendes Ansehen, denn nicht sie, sondern „Fräulein Bertha Behrens“46 (1848–1912), die unter dem Pseudonym Wilhelmine Heimburg schrieb, wurde ausersehen, den unfertigen Roman Marlitts, „Das Eulenhaus“, zu vollenden47. Dadurch beflügelte Adolf Kröner (1836– 1911) in seiner Eigenschaft als Herausgeber der Gartenlaube die weitere Karriere Heimburgs, die zu einer der gefragtesten Autorinnen der Zeitschrift aufsteigen sollte. Ab 1890 erschienen ihre Romane und Novellen in Buchform, später auch einige in erfolgreichen Einzelausgaben. Die Novelle „Aus dem Leben meiner alten Freundin“ erreichte 1932 beispielsweise die 67. Auflage. Von Zeitgenossen wurde Heimburg als Epigonin und Vollstreckerin Marlittscher Idealisierungen gesehen, doch ist dieses Urteil falsch. Heimburg ersparte den Lesern in den 1890er Jahren nicht die gesellschaftlichen Veränderungen, denen sich das Bürgertum in seinen verschiedenen Teilen im Zuge einer radikalisierten Industrialisierung ausgesetzt sah.48 Bereits in ihren frühen Fortsetzungsgeschichten, wie der 1878 erstmals vorgestellten Schilderung „Aus dem Leben meiner alten Freundin“, bot Heimburg ein Potpourri aus Lügen, Scheitern einer halluzinierten Liebesehe, Intrigen, dem Verlust von Kindern und Rückzug der von allen verlassenen Witwe in einen Kokon idealisierter Erinnerungen.49 In späteren Novellen spielten unheilvolle Geldheiraten eine wichtige Rolle. Hieraus konnte und musste sich eine Frau lösen. Tat sie das, konnte 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49
E. Werner (1890), S. 19. E. Werner (1890), S. 99. E. Werner (1875a), S. 187f. E. Werner (1875b), S. 21. E. Werner (1922), S. 134. E. Werner (1932), S. 308. Locella (1912), S. 837. Bonter (2005), S. 76. Bonter (2005), S. 80. Bonter (2005), S. 81; Heimburg (1932a), S. 17, 152.
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sie nichts mehr zurückbringen in den Schoß der Familie und den Hort der Lüge, auch keine Aussicht als Arztgattin („Trotzige Herzen“): „Und du hast ihm Hoffnung gemacht?“ fragte das Mädchen und stand hochaufgerichtet vor der Mutter. „Warum denn nicht? Worauf sollen wir denn noch warten, Kind? Denke doch nur – Vermögen, ein tüchtiger Arzt, die ganze Praxis des seligen Vaters hat er, und gut ist er dir, rein närrisch – ich dachte doch - -“50
Doch die Tochter lebt lieber selbständig und frei von gesellschaftlichen Fesseln. Aber zu diesem Glücksgefühl gehört für Heimburg auch die entsprechende Figur, „lebenslustig und korpulent“ gehören für sie zusammen (wie bei Marlitt und Ganghofer).51 Heimburgs Protagonisten wissen zwar um ihren ungesunden Lebensstil, wollen davon aber nicht ablassen, nur weil ihnen ein Arzt zur Diätetik rät.52 Überhaupt können Ärzte meist nicht helfen, wenn man sie am dringendsten braucht: im Falle unvorhersehbarer Seuchen wie der Cholera, die in mehreren Romanen Heimburgs eine zentrale Rolle spielt („Unter der Linde“, „Gute Freunde und getreue Nachbarn“ u. a.). Dabei blieb Heimburg vage in der Beschreibung der Symptome und der Katastrophen und ließ die Leser wie durch einen dünnen Vorhang auf die Geschehnisse der 1830er Jahre blicken: Im Frühsommer des kommenden Jahres meldete sich ein unheimlicher Gast in Deutschland an, die Cholera. Erst nahm sie ihre Opfer hier und da, wie zum Spiel verschonte sie manche Orte ganz, dann verschwand sie in grausamer Neckerei ein Weilchen, um mit Herbstes Anfang sich wüthend auf viel blühendes Leben zu werfen.53
Anstatt sich um die verängstigte Bevölkerung zu kümmern, türmt die zuvor so selbstbewusst auftrumpfende Fürstin mit ihrem Gefolge aus Arnstein. Eine Mutter erkrankt, schafft es aber noch, ihre Geschäftsunterlagen im Fiebertaumel korrekt an die Nachkommen zu übergeben, die ohne jede Ansteckungsfurcht neben dem Bett ausharren.54 In einer Kurzgeschichte weiß der Doktor Rose keinen anderen Rat, als den ihm anvertrauten Menschen die Flucht zu empfehlen.55 Nach Monaten kehren einige zurück und müssen feststellen, dass viele Nachbarn gestorben sind. „Aber über all diese Lücken floß das Leben dahin und verwischte die Spuren der Menschen.“56 Mehr Informationen zur Krankheit bekam der Leser nicht geboten, auch bei der Schilderung der Tuberkulose in „Lumpenmüller’s Lieschen“ blieb sie vage und nannte nur das traurige Ergebnis einer unheilbaren Krankheit.57 Vertiefender beschrieb Heimburg die Folgen psychischer Traumatisierung. Detailliert wird die Protagonistin Hortense bei ihren Bemühungen be50 51 52 53 54 55 56 57
Heimburg (1921a), S. 337. Heimburg (1921b), S. 21. Heimburg (1921b), S. 21. Heimburg (1932b), S. 38f. Heimburg (1932b), S. 43, 47f. Heimburg (1921c), S. 143. Heimburg (1921c), S. 144. Heimburg (1894), S. 233.
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gleitet, sich mittels Chloroform zu suizidieren.58 Sie tränkt Bett und Kissen damit und legt sich hinein, wird aber von der Freundin Lucie gerettet, die dabei die „Spitzengardine“ zerstört, als sie das Fenster aufreißt, um für Luftausgleich zu sorgen.59 Lucie vernichtet den Abschiedsbrief, suggeriert der Dienerschaft, ihrer Herrin sei nur übel geworden, und ruft den Arzt herbei. Hortense fühlt sich in ihrer Selbstverwirklichung gehindert und reagiert ohne Dank, Doktor Adler erweist sich als keine große Hilfe, da er sich nur um die somatischen Beschwerden, nicht aber die gekränkte Seele der Patientin kümmern will.60 Die Unfähigkeit der Ärzte, psychosomatisch zu denken, zeigt sich in weiteren Romanen Heimburgs. Doktor Maiburg vermag den Tod der Mutter nur als natürlichen Vorgang anzusehen („Eine unbedeutende Frau“) und weiß über die Melancholie der Tochter nichts zu sagen.61 Bei Liebeskummer kann nur der Rat einer Freundin, nicht der eines Arztes helfen, berichtet an anderer Stelle eine Protagonistin aus leidvoller Erfahrung.62 Die überforderte Hausfrau/Mutter/Schwiegertochter Pine erleidet einen Nervenzusammenbruch. Sie sieht „plötzlich rot vor Augen, tanzende Funken davor“.63 Danach liegt sie vier Wochen apathisch im Bett, ehe sie wieder zu klarem Verstand gelangt. Die Gesundung leiten keine medizinischen Maßnahmen ein, sondern die Bereitschaft der Familienmitglieder, in Zukunft der Dame des Hauses mehr Freiraum zu gewähren.64 In der Novelle „Lotte Lore“ verabreicht ein Arzt einem alten Fürsten eine „herzhafte Dosis Opium“, ehe er ihn vom Tod seines Sohnes unterrichtet.65 Selbst bei vorrangig somatischen Problemen wissen die Ärzte in Heimburgs Romanen wenig Rat. Wochenbetterkrankungen müssen von leptosomen Damen hingenommen werden66, und war der Vater eines Protagonisten „sentimental“, so muss die Familie damit leben, dass der Stammhalter ebenfalls weicher Natur ist67. Nicht immer war die Redaktion der Gartenlaube mit den Schriften Heimburgs einverstanden, aber möglicherweise genoss sie einen „Frauenbonus“. Ihre Manuskripte wurden nie zurückgewiesen, im Gegensatz zu Fontanes „Effi Briest“.68 Bot Heimburg tatsächlich ein relativ unverblümtes Bild der hohl gewordenen Ideale des Bürgertums am Ende des 19. Jahrhunderts, so offerierte ein anderer Erfolgsautor der Gartenlaube Möglichkeiten, sich als Leser in paradiesische Welten zu begeben, die scheinbar direkt vor der eigenen Haustüre lagen. Ludwig Ganghofer gilt bis heute als der Autor, der die Romantik des oberbayerischen „Hochlandes“ südlich von München und bis hinein in die Tiroler 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68
Heimburg (1932d), S. 45. Heimburg (1932d), S. 45. Heimburg (1932d), S. 296. Heimburg (1891), S. 59ff., 237. Heimburg (2011), S. 201. Heimburg (1921d), S. 203. Heimburg (1921d), S. 204. Heimburg (1913), S. 182. Heimburg (1895), S. 67. Heimburg (1932c), S. 19. Bonter (2005), S. 106.
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Bergwelt beschwor. Er bediente damit das „natürliche Naturgefühl“, das seit den 1860er Jahren dem durch Reisebüros in die Bergwelt zu Ferienaufenthalten geschickten gehobenen Bürgertum Erholung und Flucht aus dem Alltag ermöglichte.69 Da der „Bürger“ seine Affekte für sich behalten musste, waren mit der Eisenbahn erreichbare (und bei Nichtgefallen wieder verlassbare) Gegenwelten ein wichtiges Ventil.70 Wer nicht die Möglichkeit besaß, gleich direkt in die romantisierte Welt der Berge einzutauchen, konnte dies dank Ganghofer über die literarische Ebene tun. Seine herbeigeschriebenen Landschaften waren als das Gegenmodell zur industrialisierten, dekadenten städtischen Welt angelegt.71 Häufig verband er real existierende Orte (z. B. Berchtesgaden) mit fantastisch anmutenden Bergregionen, in denen sich Generationenkonflikte, Liebeshoffnungen und Streit zwischen gesetzestreuen und romantisiert dargestellten Wilderern abspielten.72 1884 erschien erstmals seine Hochlandgeschichte „Dschapei“ in der Gartenlaube, 1885 folgte der Vorabdruck des „Edelweißkönigs“.73 Ganghofer hatte schon als Journalist gearbeitet, um seine in Studentenzeiten aufgehäuften Schulden bedienen zu können, und dabei beobachtet, dass es für Eugenie Marlitt eigene Lesezirkel gab. Die Breitenwirkung der Gartenlaube war ihm also wohlbekannt, und alsbald konnte er feststellen, dass die Zeitschrift gut bezahlte. 23 Jahre lang belieferte er die Redaktion mit Manuskripten, sanierte sich auf diese Weise und avancierte zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit.74 Impulse für sein Werk empfing er u. a. von Gustav Freytag, der ihm riet, „die Geschichte einer deutschen Dorfgemeinschaft von den Anfängen her zu schreiben“.75 So lässt sich eine Kontinuität innerhalb der Gartenlaube feststellen, die erste Generation der Schriftsteller, die in den 1870er Jahren an Bedeutung einbüßte, beeinflusste ihre Epigonen und ermöglichte so einen kohärenten Übergang in der Literatur der Zeitschrift.76 Ganghofer ähnelte Marlitt dadurch, dass er die von ihm beschriebenen Ideale auch selbst lebte, sie völlig verinnerlicht hatte. Die Moralvorstellungen in seiner eigenen Jugend hinterfragte er nie, die vielfach beschriebene Natur konnte von Menschenhand nicht verändert werden – Gottvertrauen und Optimismus ersetzten Sozialkritik.77 In seiner Jugend hatte Ganghofer mit ansehen müssen, wie einer seiner Onkel an Typhus starb, ein anderer endete in der Irrenanstalt.78 Krankheit und Tod gehörten wie selbstverständlich auf dem Lande dazu. War jemand krank, erhielt er spezielle Nahrung („eingemachtes 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78
Köck (1990), S. 52. Köck (1990), S. 53–56, 112. Pecher/Stegherr (2005), S. 73. Braito (2005), S. 258–260. Zur Geschichte (1903), S. 90. Braito (2005), S. 257; Marita Krauss (2005), S. 50. Minder (1971), S. 142. Ganghofer selbst beeinflusste eher indirekt spätere Autoren, die wie er die überzivilisierte städtische Welt verachteten, siehe Pörnbacher (2005), S. 23. Dippel (2005), S. 13. Ganghofer (1921a), S. 19.
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Kalbfleisch, Hühnersuppe, Gerstenschleim“), die vage an die diätetischen Vorgaben Carl Ernst Bocks erinnerte.79 Als sich Ganghofer selbst verletzte, heilten seine Wunden seiner Ansicht nach deshalb rasch, weil er „gesundes Turnerblut“ besaß und sich stets prophylaktisch vor Krankheiten schützte.80 In seinen Romanen beschwor Ganghofer die Rolle der Frau als Mutter, worin sie ihre Selbstverwirklichung finden könnte. Jähzornige Männer, die an überkommenen Standesrechten festhielten, oder schießwütige Jäger, die die Natur in ihrer Wirkmächtigkeit nicht ehrten, galten ihm als negative Charaktere und Anti-Vorbilder.81 Carl Ernst Bock wäre sicher begeistert gewesen, seine Leser dürften auch Ganghofer freundlich rezipiert haben. In gewisser Weise führte Ganghofer die medizinischen Ideale Bocks fort, nur unter anderen Vorzeichen. Hatte dieser die ärztliche Zurückhaltung bei Erkrankungen mit der naturwissenschaftlichen Beobachtungsnotwendigkeit begründet, um den Naturheilprozess nicht zu behindern, so begründete Ganghofer die Passivität bei Heilungsanstrengungen mit dem Vertrauen auf transzendentale Wirkmechanismen. In seinem 1886 erschienenen Roman „Edelweißkönig“ ruft eine am Knöchel verletzte Frau den imaginären Geist an, um sie zu heilen, damit sie vom Berg sicher ins Tal gelangen könnte.82 Im Fiebertraum erscheint ihr der „Edelweißkönig“, und sie schafft es zurück zu ihrer Familie. Die Heilung kommt ohne Eingreifen des Arztes zustande, der Knöchel ist „nur“ verstaucht und kann sich selbst regenerieren.83 Im bekanntesten und kitschig verfilmten Roman „Der Jäger von Fall“ (1883) erleidet ein Hausbesitzer nach einem Brand, der mehrere Familienmitglieder das Leben kostet, eine schwere Depression, von der er auch im Krankenhaus in Tölz nicht geheilt werden kann.84 Seine Haare werden über Nacht weiß, dann fallen sie aus, und erst allmählich kann der Mann sich erholen. In der Welt der Almbauern gibt es hier auch einen älteren Mann mit einer „großen blauen Brille auf der gebogenen Nase“, den man spöttisch „Almhippokrates“ oder „Doktormartl“ nennt.85 Doktormartl? Vor langen Jahren, als er zu Dillingen bei den Ulanen gedient hatte, war er Gehilfe des Regimentsveterinärs gewesen. In die Heimat zurückgekehrt, versuchte er das in solcher Stellung errungene Wissen an den Pferden und Hunden von Lenggries und an den Kühen der umliegenden Almen. Er „doktorte“. Und diesen, frei von ihm, ohne Wissen und Zustimmung der Behörde gewählten und ausgeübten Beruf vereinigte der Volksmund mit seinem Vornamen zu dem Ehrentitel: Doktormartl.86
Gelegentlich darf er auch Menschen behandeln und attestiert bei einer älteren unverheirateten Frau die „Altjungfernkrankheit“. Das „verhaltene Geblüt“ 79 Ganghofer (1921a), S. 107. 80 Ganghofer (1921a), S. 194. 81 Marita Krauss (2005), S. 56, 63. Dies bezieht sich vor allem auf den Roman „Schloß Hubertus“: Ganghofer (1906a). Genaue Erläuterung dieses Problems bei Luckscheiter (2007), S. 237. 82 Ganghofer (1906b), S. 157. 83 Ganghofer (1906b), S. 160, 165f. 84 Ganghofer (1936), S. 72f. 85 Ganghofer (1936), S. 156. 86 Ganghofer (1936), S. 145.
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schlage sich auf die „Nerviatur“, und deshalb sei die Dame krank, aber sterben müsse sie deswegen nicht.87 Der „Almhippokrates“ empfiehlt anstelle einer Therapie vorbeugende Maßnahmen: Vermeidung von fettem Essen und Beachtung der Diätetik im Lebensstil.88 Ganghofer bediente so in vielerlei Hinsicht die Interessen seiner Leser. Einerseits verhielt sich der „Doktormartl“ nicht anders als viele von Ganghofers ärztlichen Zeitgenossen, andererseits versicherte er den Leser der Rückständigkeit des Alpenlandes und der eigenen Überlegenheit. Diese Sicherheit des zivilisierten Menschen wurde insbesondere in den Historienromanen herausgehoben. In der „Martinsklause“ (1894) hilft ein Klosterbruder Verletzten, die er anstelle von Arzneien vorrangig mit Messwein und Gebeten stärkt.89 Im „Ochsenkrieg“ kommen Ärzte gar überhaupt nicht vor, obwohl es angesichts der Toten und Verwundeten auf den Schlachtfeldern genügend zu tun gegeben hätte.90 Auch der durch einen Bären verletzte, im 14. Jahrhundert lebende „Klosterjäger“ kann nicht auf ärztliche Hilfe hoffen.91 Allenfalls ein Wunderöl des Klosters Tegernsee („Oleum Sancti Quirini“) wird Patienten auf die Stirn geträufelt.92 Ratschläge von Quacksalbern wurden nur von den Ehefrauen, nicht aber den Männern beachtet.93 In der „Geschichte aus anno Domini 1445“ über die „Trutze von Trutzberg“ (1915) wechseln sich Sympathiekuren und Vertrauen in die Heilkraft natürlichen Wassers ab.94 Ärztliche Maßnahmen erweisen sich meist als falsch: Die Zahnwehbinde bindet den Schmerz nur lokal, ein energischer Griff erlöst den Kranken von Zahn und Leid.95 Wird ein Arzt gerufen und ist bereits ein weiterer anwesend, so kümmern sich diese wenig um den Kranken, sondern eher um sich selbst: „Die beiden Lieblinge des Äskulap tauschten Blicke, die wie geschliffene Dolchklingen funkelten.“96 Auch im Roman „Der Mann im Salz“ (1906) spielen Ärzte eine eher zweideutige Rolle. Der sich als objektiver Naturwissenschaftler und Arzt begreifende Hexenjäger muss bei seiner Jagd auf gesellschaftliche Außenseiter Verleumdungen als Beweise akzeptieren, um überhaupt jemanden auf den Scheiterhaufen verfrachten zu können. Dem steht der gott- und heimatverbundene Pfarrer gegenüber, der seine Gemeinde vor äußeren Einflüssen zu schützen versucht.97 In den tatsächlich zeitgenössischen oder nur um wenige Jahrzehnte zurückverlegten Romanen hingegen, die allesamt in der Gartenlaube Erwähnung 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97
Ganghofer (1936), S. 160. Ganghofer (1936), S. 157f. Ganghofer (1906c), S. 210. Ganghofer (1921d). Ganghofer (1906d), S. 200ff. Ganghofer (1906d), S. 79ff. Ganghofer (1906d), S. 179. Ganghofer (1921e), S. 319, 329, 343. Ganghofer (1921e), S. 298f. Ganghofer (1921e), S. 317. Ganghofer (1908a).
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fanden, dürfen Ärzte tatsächlich heilsam agieren, jedoch nur, wenn sie im Einklang mit der Natur arbeiten. Im Hochlandroman „Dorfapostel“ wird ein junger Mann bei einer Wirtshausschlägerei verletzt, die Lunge getroffen.98 Der Arzt verordnet strikte Ruhe über zwei Wochen, aber keine Arzneien, um der Natur die Möglichkeit zur Selbstheilung zu geben.99 Das einzige Problem ist die Widerborstigkeit des Patienten, der ärztliche Ratschläge ignoriert. Im Fall einer geschwächten Patientin verordnet der Hausarzt Ruhe, Fleischsuppe und Kühlung der Stirn mit Eis.100 Doch auch hier stellt sich die Frage, ob Angehörige und Kranke die ärztlichen Ratschläge befolgten. Im Roman „Der hohe Schein“ thematisierte Ganghofer die Außenseiterrolle des wohlmeinenden Doktors, dem die Dorfgemeinschaft freundlich im Ton, aber ablehnend in der Praxis gegenübersteht.101 Doch als der Doktor einen Hof kauft und zum Nachbarn wird, gerät die dörfliche Welt aus den Fugen.102 Es ist nun nicht mehr möglich, dem Arzt einfach aus dem Weg zu gehen, und die Dörfler beginnen damit, die Heilungsempfehlungen zu befolgen. Ist der Doktor hingegen hoffnungslos bei schweren Leiden – verursacht durch einen widernatürlichen Lebensstil –, versuchen Angehörige mit Arzneien aus der gewinnorientierten Apotheke doch noch das Leben des Angehörigen zu retten („Die Sünden der Väter“, 1886).103 Ärzte können bei Ganghofer grundsätzlich nur somatische Leiden kurieren. Ist das „Herz gebrochen“, versagt ihre Kunst.104 Hier hilft auch eher ein Talisman als ein Ratschlag aus der akademischen Medizin.105 Sexualität wurde romantisiert, die eigentlichen Handlungen blieben ausgeblendet. Allenfalls weibliche Idealtypen wurden beschworen – mollige Damen galten Ganghofer als sexuell erfüllter als die schlanken, „nervösen“ Frauen, womit er zwanglos zeitgenössischen Vorurteilen über Hysterie und Blutarmut folgte.106 Ganghofers Ärzte waren zwar um die Heilung ihrer Patienten bemüht, aber nicht sonderlich geduldig. Im Fall der Weigerung einer kranken Bäuerin, sich am Körper untersuchen zu lassen, folgte sogleich „ein grobes Wort des Doktors. Dann war es still in der Kammer.“107 Meist war es die Furcht vor dem „Schneiden“, der chirurgischen Operation. Doch stets vermeidet der Arzt diesen Eingriff nach Möglichkeit und sucht nach Wegen, den kranken Organismus zu stärken, ihm die Möglichkeit zur Regeneration zu geben. So auch im Fall der erkrankten Bäuerin:
98 99 100 101 102 103 104 105 106 107
Ganghofer (1908b), S. 125. Ganghofer (1908b), S. 129. Ganghofer (1906e), S. 181. Ganghofer (1908c), S. 229. Ganghofer (1908d), S. 102ff. Ganghofer (1921f), S. 162f. Siehe z. B. Ganghofer (1908e), S. 32. Ganghofer (1927), S. 371. Thiel (1993), S. 80. Ganghofer (1949), S. 101.
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Der Doktor gab dem Krispin keine Antwort, sondern sagte zur Kathrin: „Bis in zehn Minuten muß die Suppe fertig sein! Ein Drittel vom Fleischextrakt, zwei Drittel Wasser. Und Salz, was zwischen drei Finger geht. Aber reines Wasser! Vom Brunnen! Nicht aus der Herdwanne! Und die Pfoten kannst du dir waschen, bevor du ins Salzfaß hineintappst! […]108
Doch die ärztliche Kunst hat auch bei Ganghofer Grenzen. Hier hilft dem verzweifelten Sohn der „Waldrauscher“, ein alter weiser Mann, der im Einklang mit der Natur lebt und dem weltgewandten, jedoch städtisch „verdorbenen“ Protagonisten verdeutlicht, dass der Tod einfach zum Leben dazugehört, das Leben an sich dadurch aber keine Veränderung erfährt.109 Die Natur bleibt unantastbar und unhinterfragbar. Ganghofers Romane erreichen ihre große Verbreitung zu dem Zeitpunkt, als andere Literaten die bürgerliche Welt auf Reisen in die proletarische Subkultur vor der Haustüre mitzunehmen versuchten.110 Ganghofer hingegen erlaubte dem Leser eine Reise in Fluchtwelten. Dabei war er keineswegs fortschrittsfeindlich, wenn es um die Verbreitung des eigenen Werkes ging. Er war derjenige Autor der Gartenlaube, der sich am meisten für neueste Technik begeistern konnte, während er gleichzeitig die heile Welt der Romantik beschwor. 1912 organisierte Ganghofer die Verfilmung seines Bühnenstücks „Die Hochzeit von Valeni“, 1919 drehte er selbst vor den Toren Münchens den „Ochsenkrieg“.111 Die Redaktion der Gartenlaube förderte ihren vormals bedeutendsten Autor hierbei nicht – dem neuen Medium Film stand man offenbar eher zweifelnd gegenüber und erblickte darin nur eine weitere Konkurrenz neben den Illustrierten und Tageszeitungen. Theodor Heuss (1884–1963) notierte in seinen Jugenderinnerungen, er habe zunächst Friedrich Spielhagen und Paul Heyse (1830–1914) – also typische Autoren der Gartenlaube – konsumiert, jedoch um 1900 lieber den gesellschaftskritischeren Simplicissimus gelesen.112 Damit stand er nicht allein, und auch auf literarischer Ebene konnten die Autoren nach Ganghofer und Marlitt nicht an die früheren Erfolge anknüpfen, einfach weil sich das Interesse des Publikums vom idealisierten Realismus hin zum Naturalismus verlagert hatte. Die zunehmend konservative politische Ausrichtung der Gartenlaube fand ihre Ergänzung in den literarischen Teilen der Zeitschrift, wobei hier weiterhin weibliche Autoren eine wichtige Rolle spielten, z. B. Isolde Kurz (1853–1944).113 Nur gelegentlich blitzte einmal emanzipatorisches Gedankengut durch. 1913 beschrieb Ida Boy-Ed (1852–1928) in ihrem Fortsetzungsroman „Vor der Ehe“ die Schwierigkeiten der beiden Heldinnen Marieluis und Dory mit der Männerwelt, die
108 Ganghofer (1949), S. 100. 109 Ganghofer (1949), S. 116. 110 Klaus Bergmann (1984), S. 209f. Dies bezieht sich vor allem auf die Romane von Karl Böttcher oder Hans R. Fischer, siehe Böttcher (1888); Hans R. Fischer (1887). 111 Thumser (2005), S. 33f. 112 Heuss (1953), S. 160–162. 113 Hillenbrand (2000), S. 11f.; Chambers (2007), S. 156f. Zur politischen Orientierung und der Haltung zu sozialen Fragen in der Gartenlaube siehe Radeck (1967), S. 78–84.
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sich so gar nicht für emanzipatorische Anliegen erwärmen konnte.114 Marieluis wird von einem Verehrer gefragt, warum sie sich ständig in Gefahr begebe, und sie erwidert, sie orientiere sich an ihrem Vater. Den Einwand, sie sei doch eine Frau, ließ sie nicht gelten.115 Solchen Ausführungen stellte die Redaktion das Werk „Die Krafft von Illzach“ aus der Feder Hermann Stegemanns (1870–1945) gegenüber.116 Eine junge Frau hat ihr Kind verloren und verweigert sich dem Hinweis, sie habe dadurch auch ihre Freiheit zurückgewonnen. Denn eine Frau könne nur frei und glücklich mit einem Kind sein.117 Ähnlich positionierte sich im gleichen Jahr Goswina v. Berlepsch (1845–1916) mit ihrer Novelle „Das ewig Weibliche“.118 Einen anderen interessanten Autor des 19. Jahrhunderts vermochten weder Ernst Keil noch Adolf Kröner an die Gartenlaube zu binden, wobei Ersterer den Autor sogar 1858 als untalentiert abgelehnt hatte: Karl May (1842– 1912).119 Entgegen einiger Einschätzungen in der Sekundärliteratur publizierte May seine Romane nicht in Keils Gartenlaube, sondern in der erheblich bedeutungsärmeren Deutschen Gartenlaube.120 May war für die Gartenlaube faktisch inkompatibel: Er hatte ein Faible für den Pustet-Verlag und stand somit auf der katholischen Seite im Kulturkampf.121 May schrieb nicht nur Indianergeschichten, sondern auch eine Vielzahl an historischen Romanen, weshalb er als direkter Gegenspieler zu Ganghofer bezeichnet werden könnte, der ihn aber bewusst ignorierte.122 Die Darstellungen über den „Wilden Westen“ verfasste statt May in der Gartenlaube der Freund Alexander v. Humboldts (1769– 1859), Balduin Möllhausen (1825–1905).123 Er beteiligte sich auch im Kulturkampf gegen die katholische Seite.124 In medizinhistorischer Hinsicht ist Karl Mays Werk hochinteressant, jedoch auch bereits gut erforscht.125
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Boy-Ed (1913b), S. 847. Boy-Ed (1913a), S. 751f. Stegemann (1913). Stegemann (1913), S. 699. Berlepsch (1913). Wohlgschaft (1994), S. 65; Jänsch (2011), S. 5. Ueding/Rettner (2001), S. 304. Wohlgschaft (1994), S. 224. Braito (2005), S. 257. Dinkelacker (1990), S. 75. Zur Darstellung der USA in der Gartenlaube siehe Janeck (2003). Möllhausen war im Gegensatz zu May tatsächlich vor der Abfassung seiner Schriften in den USA gewesen, siehe Honold (2009), S. 49. 124 Andreas Graf (1993), S. 134. Zu Möllhausens Leben siehe Andreas Graf (1991). 125 Siehe Zeilinger (2000); Kohl/Kohl (1996); speziell zur Homöopathie in Mays Werk siehe Sauerbeck (2005); Sauerbeck (2010).
Die Kehrtwende in die Realität: Medizinischer Fortschritt und die Gartenlaube 1874–1900 Im Laufe der 1860er Jahre hatte das Feuilleton immer mehr an Raum in den Ausgaben der Gartenlaube gewonnen. Der Fortschritt in der klinischen und experimentellen Medizin war von dem wichtigsten Autor der Zeitschrift, Carl Ernst Bock, nicht oder kaum rezipiert worden. Seine angriffslustige Argumentationsweise war schon zu seinen Lebzeiten unmodern geworden. In den Fortsetzungsromanen, die nach 1865 in der Gartenlaube erschienen, kam Ärzten eine zumindest ambivalente Rolle zu. Meist versagten sie in der Kurierung der Patienten und mussten notgedrungen auf das vertrauen, was Bock einst als wichtigstes Instrument der naturwissenschaftlichen Medizin avisiert hatte, den Naturheilprozess. Es stellt sich daher zwingend die Frage, wie sich ärztliche Autoren in den Jahren nach 1874 hinsichtlich der veränderten Situation innerhalb der Gartenlaube, aber auch hinsichtlich der Neuerungen im heilkundlichen Diskurs (Kurierfreiheit 1869, reichseinheitliche Regelungen) und der Fortschritte in Experiment und Therapie orientierten. Eine kurze Stichprobe der Jahre 1875 bis 1881 lässt erkennen, wie mit dem Erbe Bocks verfahren wurde. Wann immer es möglich schien, bezogen sich Autoren auf Bock – vornehmlich wenn diätetische Ratschläge auch im Zeitalter einer pharmakologisch und therapeutisch verbesserten Medizin sinnvoll erschienen oder vor Geheimmitteln gewarnt wurde.1 Doch zugleich passten die Autoren der Gartenlaube sich dem medizinischen Fortschritt an und lösten sich von den Überlegungen des verblichenen propagandistischen Übervaters. Der Autor Carus Sterne erteilte 1875 der rein pathologischen Sicht auf den Patienten eine Absage und empfahl, mehr auf die Psyche zu achten.2 An anderer Stelle fand er warme Worte für die Mystik3, betonte aber, diese nicht in der Diagnose einzusetzen, sondern sich allein an Virchow zu orientieren4. Ein Kollege schrieb im Zusammenhang mit Kehlkopfkrankheiten lieber von Operationen als über Vorbeugung.5 1876 vollzog der Bäderarzt Eduard Hlawacek (1808–1879) einen Kurswechsel bezüglich der Hydrotherapie, lobte den Ort Karlsbad und verwahrte sich gegen Autoren, die den Bädern und ihren naturwissenschaftlichen Methoden Heilwirkung absprachen.6 Damit brach er mit einer der zentralen Thesen Bocks. 1877 erhob er gar die Bädertherapie selbst zum Vorbeugungsmittel gegen Krankheiten.7 1879 brach ein anderer ärztlicher Schriftsteller mit der Bock’schen Orientierung an der Miasmatheorie.8 1 2 3 4 5 6 7 8
Wiel (1876), S. 231; Dornblüth (1879a), S. 270; Dornblüth (1879b), S. 710; Die Helfershelfer (1880), S. 177. Sterne (1875b), S. 606. Sterne (1875a). Sterne (1875c), S. 804. Klemm (1875), S. 634. Hlawacek (1876), S. 803f. Hlawacek (1877), S. 268. Anzufügen bleibt, dass Hlawacek selbst in Karlsbad tätig war. Fr. (1879).
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1881 schließlich erklärte der Arzt Julius Erdmann den schwedischen Gymnasten Per Henrik Ling zum Wegbereiter der modernen Massage und des Gesundheitstrainings, wodurch er die Traditionslinie zu Schreber und Bock durchtrennte.9 Daneben setzten die Autoren auch eigene Schwerpunkte, indem sie u. a. die staatliche Überwachung des Lebensmittelmarktes forderten bzw. bewarben.10 1881 publizierte der Arzt Johann Hermann Baas (1838–1909) einen zusammenfassenden Aufsatz über die moderne Chirurgie, in dem er die Leistungen Pettenkofers, Listers und der operativen Chirurgie zusammenführte.11 Baas war kein gewöhnlicher Mediziner, der sich gelegentlich sein Gehalt durch Artikel aufbesserte, sondern ein begeisterungsfähiger Popularisator. Er gehörte der Gruppe von Professoren und niedergelassenen Ärzten an, die Anfang der 1880er Jahre von der Redaktion der Gartenlaube umworben wurde. Hierzu zählten u. a. Rudolf Virchow, Max v. Pettenkofer, Johann Nepomuk v. Nußbaum (1829–1890), Friedrich v. Esmarch (1823–1908), Hermann Cohn (1838–1906), Paul Fürbringer (1849–1930) oder auch Friedrich Dornblüth und Carl Posner (1854–1928).12 Neben Artikeln zu Forschungsfortschritten setzten die Autoren Schwerpunkte, die im Einklang mit übergeordneten Zielen der Gartenlaube-Redaktion standen. Diese wurden bereits durch mehrere Dissertationen aus medizinhistorischen Instituten in den letzten Jahren erforscht: das Bild des Arztes in der deutschen Gesellschaft13, medizinisch und psychologisch korrekte Kindheitserziehung14 sowie populärwissenschaftliche Aufklärung der Mütter im Deutschen Reich15. Hinzu kam eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Produzenten von Geheimmitteln und Wunderkuren sowie die Präsentation darwinistischer Diskurse.16 Damit begann eine neue Ära in der Präsentation medikaler Kulturen in der Gartenlaube. Nach einer Phase der Schwäche und Orientierungslosigkeit hatte die Zeitschrift neu an Profil gewonnen und betätigte sich in der Verbreitung neuester Erkenntnisse aus berufener Feder. Aber die Tage, dass die Leser aus der Gartenlaube erfahren konnten, wie sie ihr Leben selbst in die Hand nahmen und selbständig zu Hütern ihrer Gesundheit wurden, waren vorbei. Zu sehr hatte sich die heilkundliche Landschaft seit 1874 verändert. Von großer Bedeutung war die Entfaltung einer selbständigen Pharmakologie unter Federführung Oswald Schmiedebergs (1838–1921), der ab 1872 nicht nur den Weg für die Digitalischemie bereitete und eine Vielzahl von 9 10 11 12 13 14 15 16
Erdmann (1881), S. 445. Dannehl (1877); Baeblich (1880). Baas (1881). Zur Geschichte (1903), S. 87f. Nasilowski (2000). Guddat (1999). Turck (1993). Es bleibt anzumerken, dass die Faszination, welche die Gartenlaube auf weibliche Leser ausübte, sich auf die Generation der Forscher übertragen zu haben scheint: Alle drei Dissertationen wurden von Frauen geschrieben. Ko (2008), S. 177, 153f.
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Schülern heranzog, sondern auch den Grundstein für die Kooperation zwischen forschenden Universitätsinstituten und gewinnorientierten Pharmaunternehmen legte.17 Ab 1874 wurde die Verabreichung der Arzneien durch die Markteinführung der Tablette in Deutschland verändert. Verbesserte Gerätschaften in den sich entfaltenden pharmazeutischen Betrieben ermöglichten eine milligrammgenaue Bereitstellung der Wirkstoffe, deren Zahl ebenfalls zunahm.18 Seit 1876 wurde das Koffein zur Kreislaufstabilisierung verwendet. Ähnlichkeiten in der Arbeitsweise und Rohstoffverwendung motivierten die Akteure der etablierten Teerfarben- und chemischen Industrie, in die Herstellung von Arzneimitteln einzusteigen.19 Gleichzeitig begünstigten die Forschungsergebnisse der Hygieniker einen erhöhten Bedarf an Desinfektionsmitteln und deren Weiterentwicklung, von der u. a. die Chirurgen profitierten.20 In Wien gelang Theodor Billroth (1829–1894) nach intensiven Vorstudien an Hunden 1881 die erste Magenresektion, er eröffnete somit ein neues großes Betätigungsfeld für Chirurgen.21 Zugleich dürfte er damit große Erwartungen der Patienten geweckt haben, die bislang bei Magenleiden umständliche und langjährige diätetische Maßnahmen ergreifen mussten und nun zumindest hoffen durften, dass eine einmalige Operation dies ersetzen würde. Die große Patientengruppe der Lungenleidenden fasste neuen Mut, als 1882 Robert Koch (1843–1910) den Erreger der Tuberkulose identifizieren konnte. Hierbei halfen ihm die neuen Färbemethoden, die 1877 Paul Ehrlich (1854– 1915) eingeführt hatte, wodurch pathologisch-anatomische Studien erleichtert wurden.22 Dem lebenden Kranken nutzten die neuen diagnostischen Hilfsmittel: 1873 Einführung des Kapillarelektrometers für die Herzfrequenzmessung, 1878 Beginn der Ära der Zystoskopie, 1879 erstmalige Verwendung des Magenspiegels, 1883 apparative Hörprüfung durch Friedrich Bezold (1842–1908) und die Verbesserung der gynäkologischen Operationsmethoden.23 Auch der deutsche Staat trat als Akteur auf dem Gesundheitsmarkt in den 1870er Jahren erstmals engagiert in Erscheinung. Seit den 1860er Jahren war die medizinische Statistik verbessert worden, ab 1873 führte die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege eine Kampagne zur Errichtung eines reichsweit zuständigen Gesundheitsamtes.24 Zwar war die Inverkehrbringung verdorbener Lebensmittel in Deutschland verboten, gleichwohl wurde Wein mit Alaun und Bleisalzen versetzt, um ihn haltbarer zu machen.25 Findige Müller und Bäcker streckten Mehl mit Gips, Kreide und Kalk.26 In der gesamten Lebens17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Stille (1994), S. 223f. Müller-Jahncke/Friedrich/Meyer (2005), S. 32f. Wimmer (2010), S. 38. Goerke (1988), S. 124. Koelbing (1985), S. 142. Schadewaldt (1981), S. 357. Goerke (1988), S. 53, 97, 123. Alfons Fischer (1933), S. 496. Grüne (1994), S. 39. Grüne (1994), S. 35.
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mittel- und kosmetischen Industrie wurden bedenkenlos giftige Industriefarben (z. B. Fuchsin) eingesetzt.27 Dem sollte das personell zunächst schlecht ausgestattete, jedoch mit weitreichenden Kompetenzen versehene kaiserliche Gesundheitsamt entgegenwirken, das 1876 aus der Taufe gehoben wurde.28 In der Folgezeit erließ diese Behörde Normen und Vorgaben zur Kontrolle des Marktes und griff aktiv in die Hygienemaßnahmen anderer staatlicher Stellen ein.29 Die kontrollierende Hand des Staates bis hin zu Wäschedesinfektion war notwendig, weil durch den Wandel in der Mode Kragen, Manschetten und Hemden selbst von den Angehörigen der Unterschichten getragen wurden, die sich hauseigene Reinigungen nicht leisten konnten.30 Die Unterschichten und die von sozialem Abstieg bedrohten Teile des Kleinbürgertums profitierten in herausragender Weise von einem weiteren staatlichen Eingriff in den Gesundheitsmarkt, der Einführung der Krankenversicherung im Jahre 1883.31 Dadurch wurde allerdings auch das Arzt-Patienten-Verhältnis neu geordnet.32 Eine bis in die 1860er Jahre hinein unabhängig operierende Berufsgruppe verlor durch staatliche Überwachungen und die Fortschritte der chemischpharmazeutischen Industrie faktisch ihren Status als eigenständige Heilkundige: Die Apotheken bezogen nun ihre Produkte direkt von der Industrie und stellten die eigenständige Grundstoffherstellung ein.33 Für den Patienten brachten diese Entwicklungen eine Reihe von abhängigkeitsbegünstigenden Fortschritten. Krankheiten, die zuvor allenfalls durch Vorbeugungsmaßnahmen vermieden werden konnten, waren nun erkennbar und eventuell sogar heilbar geworden. Die Prophylaxe rückte da fast automatisch in den Hintergrund, wodurch die Patienten allerdings auch teilweise ihre Autonomie aufgaben. Die große Gruppe der psychisch leidenden Frauen erhielt durch die Forschungen des Pariser Neurologen Jean-Martin Charcot ein einheitliches Krankheitsbild übertragen: die Hysterie. In den 1870er und 1880er Jahren präsentierte Charcot immer wieder Patientinnen, die er willkürlich zu hysterischen Anfällen veranlassen konnte.34 Dadurch vermochte man Frauen als nicht zurechnungsfähig zu interpretieren. 1880 legte der New Yorker Arzt George M. Beard (1839–1883) das Krankheitsbild der Neurasthenie vor.35 Sanatoriumsbehandlungen der nervösen Männer und Frauen wurden im Bürgertum salonfähig.36 Bei den tatsächlichen psychischen Leiden kam es durch die Neuklassifizierungen der bislang vage umrissenen Krankheitsdefinitionen und neue Untersuchungsmethoden ebenfalls zu einer theo27 28 29 30 31 32 33 34 35 36
Brede (2005), S. 124. Hüntelmann (2006), S. 34f. Hüntelmann (2006), S. 42; Engelhardt (1978), S. 59. Barleben (1951), S. 57; Vögele/Kopplitz (2006), S. 78. Knorr-Cetina (2009), S. 57. Göckenjan (1986), S. 288f. Huhle-Kreutzer (1989), S. 65. Schott/Tölle (2006), S. 359. Beard (1880), S. 29f. Radkau (2000), S. 70f.
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retischen Professionalisierung der Psychiatrie.37 In der therapeutischen Praxis dominierten aber weiter hydrotherapeutische Anwendungen, strengste Bettruhe38 sowie reichliche Opiumgaben39. Insgesamt lässt sich in den 1870er Jahren die Hinwendung zur großen staatlichen Klinik konstatieren. Private Institute, z. B. in der Orthopädie, konnten – anders als in Frankreich – hier nicht konkurrieren.40 Auch die Frage, ob in Zukunft die Menschen überhaupt geeignet sein würden, gesund zu leben, blieb nicht unbeantwortet. Hierzu äußerten sich vorrangig Psychiater wie Richard v. Krafft-Ebing (1840–1902) und Heinrich Schüle (1840–1916). Sie nahmen an, die moderne Industriegesellschaft überfordere viele Menschen und begünstige die Degeneration größerer Kollektive.41 Vielfach bezogen sie sich hierbei auf die Theorien Charles Darwins. Carl Ernst Bock hatte in seiner letzten Schaffensphase noch den Darwinismus für sich entdeckt und hierbei insbesondere Ernst Haeckel und sein Werk beworben. Doch in den 1870er Jahren begann Haeckel die eingeschlagenen Pfade der rein naturwissenschaftlichen Betrachtung der Evolution zu verlassen. Auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 1877 in München sprach Haeckel nicht nur zur Deszendenzlehre, sondern entwarf auch das Bild eines naturreligiösen Monismus, mit Allbeseelung der Natur bis hin zu Atomseelen.42 Dagegen opponierte Rudolf Virchow, der die Überlegungen Darwins weiterhin nur als Hypothesen betrachtete, worauf es zwischen ihm und Haeckel zum Bruch kam. In den folgenden Jahrzehnten spalteten sich die Anhänger Darwins in die Fraktion der begeisterten und popularisierenden Anhänger und jene, die vor allem die streng naturwissenschaftliche Nachüberprüfung bevorzugten. Diese in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommene Gruppe wollte beispielsweise gewisse „Welträtsel“ erst einmal im Raum stehen lassen, anstatt sie populistisch anzugehen. Der wichtigste Forscher war hier Emil du Bois-Reymond, der seine Ansichten 1880 präzisierte.43 Du Bois-Reymond wusste sich hier mit Virchow einig.44 In der öffentlichen Debatte wurden die Anhänger Haeckels von den Konservativen als Wegbereiter des sozialistischen Materialismus angesehen, deren Thesen daher aus den Schulen verbannt werden müssten.45 Dass führende Sozialdemokraten wie August Bebel (1840–1913) Haeckels Konzeptionen ablehnten, spielte dabei keine Rolle.46 Ergebnis all dieser Debatten war, dass zu Beginn der 1880er Jahre die Frage, ob Darwins Hypothesen zutreffend waren und welche Schlüsse hieraus gezogen werden sollten, hochgradig ideologisiert 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46
Engstrom (2003a), S. 128f.; Roelcke (2003), S. 179. Engstrom (2003b), S. 133f. Kreutel (1988), S. 224. Schwarzmann-Schafhauser (2004), S. 156. Weingart/Kroll/Bayertz (2002), S. 48f.; Oosterhuis (2003), S. 160. Daum (1998), S. 66; Goschler (2004), S. 229f. Reichenberger (2007). Engelhardt (2007), S. 105. Daum (1998), S. 72. Daum (1998), S. 72.
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war und rein naturwissenschaftliche Überlegungen in der Öffentlichkeit nicht in dem Maße wahrgenommen wurden wie die Ausführungen überzeugter Popularisatoren wie Haeckel oder Wilhelm Bölsche (1861–1939). Es prägte sich sogar der Begriff „gebölscht“ ein, um zu erklären, wie in Schulen über Darwins Theorien geredet wurde – nicht mehr aus der Rezeption Darwins selbst, sondern nur noch über die leicht lesbare Sekundärliteratur.47 In die Gartenlaube schaffte es Haeckels Gedankengut durch die Feder Bölsches aber erst nach 1900. Die Darwinanhänger unterschieden sich in einem wichtigen Punkt von den anderen Akteuren des naturwissenschaftlichen und medizinischen Sektors: Sie setzten auf die Selbstbildung der Rezipienten und verweigerten sich einer Zwangsbeglückung „von oben“, z. B. durch staatliche Maßnahmen. Zu Beginn der 1880er Jahre wurde die Notwendigkeit einer solchen Vorgehensweise von Seiten der Ärzte erkannt, die gesellschaftliche Reformen für sinnvoll hielten. So bildeten sich medizinisch angeleitete Mäßigkeitsvereine, um u. a. den Alkoholismus durch Maßnahmen vor Ort unter Einbeziehung der Betroffenen zu bekämpfen.48 Allerdings vergrößerte sich seit den 1870er Jahren der Anteil derjenigen Bürger, die nicht durch exakte Wissenschaft, sondern transzendentale Erkenntnisfindung zu Wissen gelangen wollten. 1875 gründete sich in New York unter Federführung von Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891) und Henry Steel Olcott (1832–1907) die „Theosophical Society“.49 Die theosophische Lehre breitete sich rasch aus, war aber nur eine Strömung neben den Spiritisten um Carl du Prel (1839–1899) und Eduard v. Hartmann (1842–1906) in Deutschland.50 Diesen Organisationen und Ideologien war gemeinsam, dass sie sich nicht als Gegner, sondern Akteure auf dem weiten Gebiet der exakten naturwissenschaftlichen Forschung begriffen und u. a. über die Methode der Hypnose in die Medizin hineinstrahlten, vor deren Missbrauch wiederum in der Gartenlaube gewarnt wurde.51 Es boten sich daher auf dem medizinischen Markt und seinen anverwandten Gebieten genügend Ansatzpunkte für die Gartenlaube, ihre Leser mit den neuesten Trends und Überraschungen zu erfreuen. Politisch gesehen standen die 1870er und frühen 1880er Jahre ganz im Zeichen sich stetig verändernder Rahmenbedingungen. Zunächst entfesselte Reichskanzler Otto v. Bismarck den Kulturkampf gegen die politisch aktiven Katholiken in Deutschland, wobei die Gartenlaube dem Kanzler hier treu folgte. Ende der 1870er Jahre wandte sich die politische Führung des Reiches von elementaren Prinzipien des Liberalismus (Freihandel) ab, wodurch auch das Selbstverständnis vieler Leser der Gartenlaube beschädigt worden sein dürfte. Gleichzeitig aber begünstigten die 47 48 49 50 51
Mocek (2007), S. 203. Schott/Tölle (2006), S. 343. Zander (1999), S. 477. Amadou (1957), S. 122; Kiesewetter (1909), S. 572. Siehe auch Linse (2009), S. 104ff. Der Hypnotismus (1888), S. 493f. Auffallend ist jedoch, dass die Gartenlaube sich nicht in die Debatte um den Hypnotiseur Hansen einschaltete, siehe hierzu Kaiser (2009), S. 80.
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wirtschaftlichen Veränderungen, denen das Bürgertum in den Jahren nach dem „Gründerkrach“ 1873 ausgesetzt war, den Wunsch nach Sicherung der eigenen Existenz unter Opferung zuvor – in wirtschaftlich guten Zeiten – vertretener Überlegungen.52 Von zentraler Bedeutung für die Angehörigen des Bürgertums war aber die Furcht vor dem Abrutschen in proletarische Zusammenhänge und zugleich die Angst vor gesellschaftlichen, sozialen und politischen Begehrlichkeiten aus dieser Schicht. Das Handwerk diversifizierte sich in diesen Jahren. Viele vormals selbständige „Meister“ wurden zu angestellten und abhängigen „Facharbeitern“, wodurch sich auch ihr sozialer Status änderte.53 Die Arbeiter, organisiert in Gewerkschaften und der SPD, verlangten neben Lohnerhöhungen langfristige Sicherheitsleistungen (z. B. Arbeitsschutz) sowie politische und gesellschaftliche Reformen.54 Der Obrigkeitsstaat reagierte mit dem Erlass von Sozialistengesetzen und der Einführung eines Krankenkassensystems in den 1880er Jahren.55 Dadurch verwandelte sich der nationalliberale preußisch-deutsche Staat in eine sozial dirigistische Obrigkeit mit einer stetig steigenden Zahl von Beamten.56 Dieses neue Bürgertum stand in einem engeren Loyalitätsverhältnis zum Staat als die früheren Bürger, die in den 1850er Jahren die Gartenlaube gelesen hatten. Es war also für die Redaktion ungemein schwierig, eine einheitliche Linie zu definieren, die keine Gruppe von Lesern verschreckte. Daher wurden politische Forderungen gänzlich ausgeblendet – die letzten Jahre hatten gezeigt, dass scheinbar sichere Grundlinien der Politik sich jederzeit ändern konnten. Stattdessen sollten die medizinischen bzw. gesundheitswissenschaftlichen Artikel, Notizen und Essays dazu dienen, der Leserschaft im Hier und Jetzt ein hygienisches Dasein und Fortkommen zu ermöglichen. Hierzu zählte Hilfe für schulpflichtige Kinder, die an Schreibschwierigkeiten litten oder eine Brille benötigten.57 Unter dem Eindruck der Rezeption der popularisierten Lehren Darwins/Haeckels verfolgte das Bildungsbürgertum entsprechende Studien über den körperlichen Verfall der Jugend mit besonderem Interesse.58 Der Arzt Livius Fürst verortete die Ursache von Atemwegserkrankungen in der mangelhaften Hygiene der Schulgebäude.59 Aufklärung der Kinder, aber auch staatliche Eingriffe sah er als geboten an.60 Darüber hinaus sprach er sich für den Einsatz von „Geradehaltern“ aus, um Fehlhaltungen der Kinder zu verhindern.61 Die Kleinkinder waren in ihrer Gesundheit durch verunreinigte Milch und die Unfähigkeit ihrer Eltern, das Fieberther-
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Zu den Konjunkturzyklen siehe Spree (1978). Kocka (1990), S. 431. Siehe Ritter/Tenfelde (1992), S. 35–42. Hentschel (1983), S. 12–23. Langewiesche (1989), S. 632; Ritter/Tenfelde (1992), S. 107. Blätter und Blüthen (1883a); Baas (1883b); Baas (1883c). Albisetti/Lundgreen (1991), S. 232. Fürst (1883a), S. 554. Fürst (1883a), S. 520. Fürst (1883a), S. 539.
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mometer korrekt einzusetzen, bedroht.62 Auch Zahnprobleme spielten eine Rolle und wurden in der Gartenlaube diskutiert.63 Für beide Fälle bot die Zeitschrift Ratschläge. Auch der ideale Schuh („rationelle Fußbekleidung“) fand Erwähnung.64 Gleichwohl gab es in Deutschland ebenfalls Probleme, die nicht so einfach gelöst werden konnten, z. B. die Hungersnot in der Eifel.65 Trotz dieser offensichtlichen gesundheitspolitischen Probleme gewährten die Autoren der Gartenlaube ihren Lesern Einblicke in Regionen, in denen erheblich größere Gefahren lauerten, beispielsweise in Ägypten, wo die Cholera u. a. aufgrund der unfähigen Regierung immer mehr Opfer fordere.66 Mangelhafte Hygiene wurde für die Lepra im „Heiligen Land“ verantwortlich gemacht.67 Im Orient gab es keine Rettung für die Betroffenen, wohl aber hierzulande: Ahnlich wie in den 1860er Jahren rief die Gartenlaube zu Sammlungen für die Notleidenden in der Eifel auf und trieb so mehr als 8.000 Goldmark auf.68 Den Einwohnern des Deutschen Reiches aber bot die Gartenlaube eine scheinbar ganz neue Möglichkeit, Krankheiten zu vermeiden: die effektive Diätetik – oder anders formuliert: „die Vervollkommnung des Lebens selbst durch Verbesserungen auf individueller Ebene“.69 Hierbei rekurrierte man auf eine Neuausgabe von Carl Ernst Bocks „Buch vom gesunden und kranken Menschen“, die ein Mitarbeiter der Gartenlaube, Max v. Zimmermann, besorgt hatte.70 Dieser habe das Werk „ergänzt“ – eine sanfte Umschreibung für eine Verkehrung der ursprünglichen Zielsetzung. Zimmermann hatte das vormalige Werk zur Selbstdisziplinierung in ein Bilderbuch bakteriologischer und chirurgischer Fortschritte verwandelt, die Hydrotherapie von Prießnitz als ideal zur Einleitung des „Naturheilprocesses“ beschrieben und die Ausführungen über Homöopathie zusammengekürzt.71 Ähnlich gelagert waren die weiteren Aufsätze im Jahre 1883 zum Thema der Gesundheitslehre. Hygienemaßnahmen des Staates für öffentliche Einrichtungen72 und balneologische Anwendungen in Kurbädern73 sowie die Präsentation der Leistungen Pettenkofers in Hygieneausstellungen74 seien als moderne Diätetik zu verstehen. Individuelle Handlungen bezögen sich vor allem 62 63 64 65 66 67 68
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Fürst (1883b), S. 655; Chainbäus (1883). Baumgaertner (2004), S. 24, 33. Blätter und Blüthen (1883b), S. 56. Adolf Ebeling (1883a), S. 259. Adolf Ebeling (1883b), S. 558. Lange (1883), S. 420. Blätter und Blüthen (1883e), S. 836. Dass nicht wenige Angehörige der Unterschichten die „milden Gaben“ ablehnten, wurde in der Gartenlaube nicht thematisiert. Zur abschätzigen Meinung im Subproletariat über beispielsweise die Volksküchen siehe Günther (1984), S. 71. Knorr-Cetina (2009), S. 63. Blätter und Blüthen (1883c). Bock/Zimmermann (1889), S. 619, 625, 713. J. (1883), S. 199. Wo unsere Frauen (1883), S. 314. Boerner (1883); Hirsch (1883).
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auf das Ablegen des Korsetts durch die Frau75 und den morgendlichen Kontrollblick in den Rachen, ob sich eventuell Diphtherie bemerkbar mache76. Zuletzt empfahlen Autoren noch die Beteiligung engagierter Frauen an der Bewerbung öffentlicher Hygienemaßnahmen, z. B. durch Dampfdesinfektionen von Kleidung.77 Wer die Seinen zum Weiterdenken veranlassen wollte, konnte in Heft Nr. 47 unter der Rubrik „Als Weihnachtsgeschenke empfohlen!“ zwischen Carl Ernst Bocks überarbeitetem Werk sowie Eugenie Marlitt und Wilhelmine Heimburg wählen.78 Zusammenfassend ließen sich die gesundheitlichen und medizinischen Artikel als Aufforderung verstehen, sich im Notfall einfach an den Staat zu wenden. Alternativ konnte man als besorgter Bürger seit Heft 7 des Jahres 1886 auch die Gartenlaube kontaktieren. Auf vielfach geäußerten Wunsch habe man, so die Redaktion, eine neue Rubrik eingeführt, den „Sprechsaal“. Hier traten Leser und Autoren brieflich miteinander in Kontakt, und die ersten drei Fragen behandelten sogleich medizinische Probleme: welcher Ofen für das Kinderzimmer hygienisch am besten geeignet sei (Kachelofen), wie man beim Keimabkochen von Milch ein Überschäumen verhindere (spezielle Töpfe) und wie man das Gaslampenlicht zum Lesen am besten nutze (polierte Blechschirme verwenden).79 Daneben gab es für diskretere Anfragen noch auf der letzten Seite jedes Heftes in Kleinstdruck den „Kleinen Briefkasten“. Hier fand sich unter Nennung eines gewünschten Kennwortes eine knappe Antwort auf Fragen an die Redaktion, beispielsweise „Prietzel. Nicht zu empfehlen. Nur der Arzt kann helfen“.80 Die Einführung der Rubrik „Sprechsaal“ kam relativ spät, Bock war noch indirekt auf Leserfragen eingegangen, spätere ärztliche Autoren nicht. Der Grund für das Zögern war wahrscheinlich nicht nur, dass die Ratgeber sich nicht auf eine Stufe mit den Ratsuchenden stellen wollten. Die Ursache dürfte vielmehr in der grundsätzlichen Haltung des Deutschen Ärztetages zur medizinischen Aufklärung in populären Journalen gelegen haben. Auf dem VIII. Deutschen Ärztetag in Eisenach im Sommer 1880 war ein folgenreicher Beschluss gefasst worden: […] es schädigt das Ansehen des ärztlichen Standes und ist unangemessen, in öffentlichen Blättern („Briefmappen“, „Briefkasten“, „Aerztliche Correspondenzen“ etc.) ärztlichen Rath an Kranke zu ertheilen oder durch Vermittlung solcher Blätter als ärztlicher Berather in Privatcorrespondenz mit unbekannten Personen zu treten.81
Diese Argumentation zielte direkt auf Autoren und Herausgeber von Gartenlaube und Über Land und Meer ab.82 Erstere beeilten sich zu versichern, dass
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Katscher (1883), S. 511. Blätter und Blüthen (1883d). St. v. J. (1883), S. 850; Die Frauentage (1883). Als Weihnachtsgeschenke empfohlen (1883), S. 772. Sprechsaal (1886), S. 132. Kleiner Briefkasten (1890), S. 228. Verhandlungen (1880), S. 181. Stein (1880a), S. 201.
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man sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewege83, Letztere ließen es auf einen Prozess ankommen84. Diesen verlor der Repräsentant des Ärztetages, Dr. Oscar Heinze, und musste sich auch noch als „unanständige[r] Redacteur“ beschimpfen lassen.85 Gleichwohl agierten die Redaktionen beider Zeitschriften in den folgenden Jahren vorsichtiger, auch konnte die Rubrik „Sprechsaal“ nie die Bedeutung des wirkmächtigen „Buches vom gesunden und kranken Menschen“ erreichen. Das Werk musste nur immer den neuesten Trends bzw. Entwicklungen in der Medizin und Wünschen der Gartenlaube-Redaktion angepasst werden. Daher war die Uminterpretation 1883 noch keineswegs abgeschlossen. 1888 präsentierte der Gartenlaube-Autor Friedrich Dornblüth sein „Bock-Hufeland’s Hausärztliches Buch vom gesunden und kranken Menschen in zwei Bänden“.86 Bock, der sich immer als Revolutionär gesehen und bewusst von früheren Traditionslinien, wie sie Hufeland verkörperte, distanziert hatte, wurde nun mit diesem auf eine verkaufsfördernde Ebene gestellt. Das vormalige Handbuch hatte sich in ein Lexikon verwandelt, in dem die Hausfrau nachlesen durfte, welche Arznei bei welchem Leiden hilfreich sein könnte. In einer erneuten „Umarbeitung“ verwandelte sich das Werk Bocks 1912 zum Sammelband verschreibungsfreudiger niedergelassener Ärzte, die bei über 500 Seiten nur noch eine Doppelseite für Krankheitsprophylaxe übrig ließen.87 Der Naturheilprozess fand sich im Register nur noch ein einziges Mal. Der schon 1883 sich andeutende Trend zur reinen Rezeption neuer Entwicklungen in der medizinischen Forschung und bei gesundheitspolitischen Maßnahmen des Staates hielt auch in den folgenden Jahren an. Der selbständige Bürger durfte in begleitenden Maßnahmen Hilfestellungen zur Selbstbefreiung aus Not und Übel geben, z. B. durch Geldzuwendungen an Hungernde in der Eifel. Die Hintergründe für diese Ernährungskrise – Verteuerung der Lebensmittel durch die staatliche Schutzzollpolitik – wurden nicht thematisiert. 1890 wurde erneut auf private Initiativen verwiesen: Volksheilstätten, um ärmeren chronisch Kranken beizustehen, damit sie alsbald wieder arbeiten konnten.88 Was verschwiegen wurde, war die Tatsache, dass nicht Bürger direkt, sondern die neugegründeten (und von den Sozialdemokraten dominierten) Ortskrankenkassen mit den Geldern ihrer Beitragszahler die Volksheilstätten auf den Weg brachten.89 Diese waren vor allem für Lungenkranke gedacht, für die die Redaktion der Gartenlaube 1890 aber Rettung verhieß, indem sie das Tuberkulin Robert Kochs euphorisch bewarb. Drei oder vier Injektionen würden vollständige Heilung ermöglichen – ein Verdienst der ziel-
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Redaction (1880), S. 204. Stein (1880b), S. 252. Gesundheitspflege (1881), S. 982. Dornblüth u. a. (1888). Hase/Katz (1912). Fürsorge (1890); Driver (1890), S. 570. Seeliger (1988), S. 30f.
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gerichtet arbeitenden „deutschen Wissenschaft“.90 Koch wurde gar die seltene Ehre eines Stahlstichs gewährt – eine Art Pin-up-Poster für den Bildungsphilister. Nicht so erfolgreich waren die deutschen Forscher bei der ebenfalls um sich greifenden Influenza-Epidemie. Außer Krankendiät, Vermeidung von Reizmitteln und kalten Kompressen konnten keine Empfehlungen ausgesprochen werden.91 Bei Nervenschmerzen offerierte der Frauen- und Bäderarzt Enoch Heinrich Kisch (1841–1918) ein Potpourri von Maßnahmen, zu denen Morphium, chirurgische Amputationen, Senfpflaster und Eisbeutel zählten – alle mehr oder weniger erfolglos.92 Auch die zeitgenössischen Hörgeräte waren nur bedingt einsatzfähig.93 Offenbar ahnte die Redaktion der Gartenlaube, wohin solche Schwierigkeiten führten, und warnte umgehend vor dem Vertrauen in teure Geheimmittel.94 In dieser Phase aus Hoffen auf Kochs Tuberkulin und dem Wissen um zahlreiche Schwierigkeiten im medizinischen Bereich, die möglicherweise ihre Ursache in der rein somatischen Betrachtung der Krankheit hatten, bewarb ein Autor der Gartenlaube die Zulassung der Frauen zum medizinischen Universitätsstudium.95 Dadurch präzisierte die Zeitschrift ihre bislang vagen Vorstellungen zur weiblichen Emanzipation und brach mit alten Überlegungen, die eine Professionalisierung allein als Hausfrau und Mutter vorsahen. So progressiv sich die Gartenlaube hier positionierte, so rückschrittlich verhielten sich ihre Autoren in der weiteren Tuberkulindebatte. Das vorgebliche Heilmittel erwies sich spätestens im Januar 1891 als nutzlos.96 Noch bis Mitte der 1890er Jahre dauerte die Debatte, die seitens der Gartenlaube mit keiner Silbe erwähnt wurde. Den Sturz des vormaligen Helden Koch und die Reduzierung seiner Forschungen auf den „Tuberkulinschwindel“ wollte die Zeitschrift offenbar nicht vollziehen.97 Stattdessen wurde er noch Anfang 1891 als großer Gelehrter vorgestellt98 und die Wissenschaft der Bakteriologie anschließend durch die Präsentation der Studien Emil v. Behrings (1854–1917) erneut gefeiert99. Probleme in der Trinkwasseraufbereitung wurden nicht den staatlichen Akteuren, sondern der Unwissenheit von Laien angelastet. So hätten vor 25 Jahren Ärzte noch angenommen, man könne durch übermangansaures Kali Wasser von allen Erregern befreien, was sich mittlerweile als falsch erwiesen habe.100 „Die Medizin hat ihren Irrthum rückhaltlos eingestanden, aber im Volke hat sich noch eine ganze Anzahl sol-
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Max Salomon (1890), S. 821. Taube (1890), S. 64. Siehe auch Quinn (2008), S. 120. Kisch (1890), S. 235f. Bürkner (1890). Warnung (1890). Siehe auch Falsche Haare (1890). Meyer (1890), S. 655. Gradmann (2009), S. 103. Gradmann (2009), S. 105f. Lindenberg (1891), S. 14. Fürst (1891), S. 27. Blätter und Blüthen (1891b), S. 407.
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cher Mittelchen zur Verbesserung des Trinkwassers erhalten.“101 Dass diese „Mittelchen“ häufig eine Generation zuvor auf Anraten von Ärzten angeschafft worden waren, thematisierte die Familienzeitschrift nicht. Ansonsten wiederholten die Autoren der Gartenlaube ihre früheren Empfehlungen und Ratschläge zur Reinlichkeit von Schulen und Schülern102, der Bewerbung weiblicher Tätigkeit in der Krankenpflege103, der Gefahr von Augenleiden104 und Geheimmitteln105. Kisch riet von dem übermäßigen Konsum von Süßigkeiten ab, die seit den 1870er Jahren vermehrt genossen wurden.106 Auch sprachen ärztliche Autoren die Problematik der Morphium- und Kokainabhängigkeit an: Unheimliche Gäste sind es, die oft den Menschen nach kurzer Bekanntschaft so ganz sich zu eigen machen, daß all sein Denken ihnen unterthan wird, und daß keine Warnung, keine Mahnung der Pflicht und der Ehre, kein Aufblitzen der Vernunft ihren Einfluß brechen kann.107
Die Entziehung sei lang und qualvoll, jedoch notwendig.108 Die Drogenabhängigkeit war durch die Einführung der Pravaz-Spritze 1856 enorm erleichtert worden, gesetzliche Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung wurden erst nach 1900 erlassen.109 Auch Entzugsfürsorge unter ärztlicher Aufsicht kam erst nach der Jahrhundertwende auf.110 Das Kokain war 1860 als Medikament eingeführt worden, wurde aber mittlerweile über Apotheken verbreitet. In der medizinischen Anwendung erlebte es in den 1880er Jahren einen Hype, u. a. bei der Behandlung von Asthma bronchiale, wodurch die Patienten förmlich in die Abhängigkeit getrieben wurden.111 Nach Ansicht von Autoren der Gartenlaube gehörte Kokain noch 1905 in jede gut sortierte Hausapotheke, z. B. zur Behandlung von Augenleiden.112 In den Jahren 1892/93 konzentrierten sich die ärztlichen Autoren und Ratgeber der Gartenlaube neben der konventionellen Gesundheitsaufklärung vor allem auf zwei Gebiete: korrekte Ernährung und Cholera. Enoch Heinrich Kisch äußerte sich sowohl zu Abmagerungs- als auch Mastkuren. Er warnte vor der Lehre Schroths, da sie gesundheitsgefährdend sein könnte, sprach ihr aber die Wirkungsfähigkeit nicht ab.113 Bei Untergewicht sei Fleischsuppe hilfreich, zudem stickstoffhaltige Pflanzennahrung und 101 Blätter und Blüthen (1891b), S. 407. 102 Die Reinlichkeit (1891); Zur Bekämpfung (1891). Hier spielten gerade auch Zahnkrankheiten eine wichtige Rolle, siehe Baumgaertner (2004), S. 107. 103 Blätter und Blüthen (1891a), S. 324. 104 Hermann Cohn (1891); Baas (1891). 105 Guth (1891), S. 734. 106 Kisch (1891), S. 873. Siehe auch Pfiffner (1999), S. 142. 107 H. Otto (1891), S. 191. 108 Siehe hierzu u. a. Maier (1926), S. 209–217; Joel (1928). 109 Tanner (1999), S. 241, 250. 110 Schott/Tölle (2006), S. 347, 351f. 111 Strobel (1994), S. 133. 112 Hermann Cohn (1905), S. 135. 113 Kisch (1892a), S. 363.
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Mehlspeisen. Fleisch allein sei nicht günstig.114 Insgesamt sei Diät „ein Triumph der Küche über die Apotheke“.115 Weitere Autoren warnten vor durch Abgase verunreinigtem Essen116, empfahlen die Einhaltung des Mittagsschlafes117, schrieben über die schädliche Wirkung des Kaffees118, und Kisch beschrieb die Diätetik der Asthmaleidenden119. Die Cholera-Epidemie in Hamburg fand erstmals in Heft 42/1892 Eingang in die Gartenlaube.120 Die öffentliche Hygiene sei nun gefordert, das Problem zu lösen. Durch prophylaktische Maßnahmen könne man viel mehr Geld sparen als durch nachträgliche Behandlung der erkrankten Menschen, erklärte Friedrich Dornblüth.121 Dass die Cholera nur deshalb ausgebrochen war, weil die öffentliche Gesundheitsfürsorge in Hamburg krass versagt hatte, blendete Dornblüth aus.122 In bewährter Manier warb die Redaktion der Gartenlaube für Spenden zugunsten von „Cholera-Waisen“, wies aber auch darauf hin, dass die anstehenden seuchenhygienischen Maßnahmen allein durch den Staat gewährleistet werden könnten.123 Ebenso äußerte sich wenig später Dornblüth.124 Er behauptete nun sogar, durch Abwasserleitungen und Lüftung seien Rheuma, Scharlach und Masern vermeidbar.125 Angesichts des Versagens der Schulmedizin bei rheumatischen Erkrankungen musste Dornblüth – wie einst Bock – auf die Prävention setzen.126 Zudem sprach er die Hamburger Ärzte von eventuellem Versagen frei, sie hätten sich aller Kranken angenommen.127 Dass dies nicht der Wahrheit entsprach, hätte er wissen können.128 So aber musste Dornblüth diese Erkenntnis den Ausführungen seines Kollegen Gustav Kopal in Heft 50 entnehmen. Darin beschrieb Kopal die Notwendigkeit einer völligen Umstrukturierung der Gesundheitsbehörde und der Kanalisationsorganisation.129 Doch auch Kopal glaubte dem Leser suggerieren zu müssen, dass die Hamburger Ärzte von sich aus diese Entwicklung angestoßen hätten – und nicht auf Druck von Robert Koch, Rudolf Virchow und der Reichsbehörden, die den Hamburger Senat quasi entmachteten und nur so die Cholera in den Griff bekamen.130 Parallel wurde in der Gartenlaube diskutiert, ob der Cholera-Erreger eventuell identifiziert worden sei – dass 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130
Kisch (1892b), S. 587. Kisch (1892a), S. 364. Blätter und Blüthen (1893a). Berdrow (1893), S. 45. Befördern (1893). Kisch (1893), S. 778. Dornblüth (1892a). Dornblüth (1892a), S. 699. Evans (2005), S. 191f. Redaction (1892), S. 718. Dornblüth (1892b). Dornblüth (1893a), S. 74. Benedum (1994), S. 50, 64. Dornblüth (1893b), S. 251. Evans (2005), S. 382f. Kopal (1893), S. 866. Evans (2005), S. 273.
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dies Robert Koch bereits 1884 gelungen war, hatte wohl keiner der Autoren bemerkt.131 So verstanden Dornblüth und Kopal offenbar nicht die Neuerungen, die sich mit den Erkenntnissen Kochs verbanden: Nun war es zumindest theoretisch möglich, den Erreger und somit die Krankheit direkt durch hygienische Maßnahmen zu bekämpfen und nicht wie bisher eher ziellos unter großem Mittelaufwand vorzugehen.132 Daneben spielte die Influenza noch eine Rolle133, der Chirurg Theodor Billroth wurde gefeiert134 und das Problem des Schreibkrampfs erneut erläutert135. Außerdem unterrichteten die Autoren der Gartenlaube ihr Publikum über Volksheilstätten für Tbc-Kranke136, Vorbeugemaßnahmen gegen Masern137 und die Toxizität von handelsüblichen Gummiwaren138. Angesichts der offensichtlichen Schwierigkeiten der Schulmedizin, das Choleraproblem in den Griff zu bekommen, und der noch nicht beendeten Debatte um das Tuberkulin sah die Redaktion der Gartenlaube wohl die Notwendigkeit, in einem aggressiven Essay der Naturheilkunde den Kampf anzusagen.139 Deren „Dürftigkeit und Einförmigkeit“ lasse sich schon an den Heilmethoden erkennen, die sich im Grunde auf den Einsatz von Wasser reduzieren ließen, giftete der Arzt und Naturwissenschaftler Ludwig Büchner.140 Auch warnte er Kranke davor, sich einem Laien anzuvertrauen. Dabei könnten sie nur Schaden nehmen.141 Aufmachung und Ton des Artikels erinnern stark an Carl Ernst Bock, auf den sich Büchner aber nicht bezog. Offenbar sollte das Essay aber die Leser der Gartenlaube daran hindern, sich der Naturheilkunde zuzuwenden. Diese Ausführungen wurden 1894 jedoch durch einen Artikel aus der Feder Kischs konterkariert. Kisch meinte, jede Mutter sei bereits ein „halber Doctor“ und könne (gelegentlich in Kooperation mit einem Arzt) Fiebererkrankungen in den Griff bekommen.142 Nun war die Cholera abgeflaut und die Gartenlaube voller Artikel zu den gesundheitlichen Problemen Jugendlicher, die sich allesamt in der Schule stellten, weil dort hygienische Maßregeln nicht beachtet würden.143 Auch die Diphtherie wurde erwähnt und vorgeschlagen, sie durch Gurgeln mit Quecksilbercyanid, Chlorkalklösungen und neuerdings Zitronensäure zu bekämpfen.144 Dass bereits ein Antitoxin in Entwicklung war, entging allen ärztlichen Autoren der Gartenlaube. Stattdessen bewarb man nun 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144
Falkenhorst (1893); Blätter und Blüthen (1893b). Vögele/Kopplitz (2006), S. 77. Heß (1892). Ernst v. Bergmann (1892). Falkenhorst (1892). Die erste (1893). Verhütung (1893). Siehe auch Chlor und Spiegel (1893). Giftige Gummiwaren (1893). Büchner (1893). Büchner (1893), S. 687. Büchner (1893), S. 687. Kisch (1894a), S. 18. G. F. (1894a); J. (1894a); Falkenhorst (1894b); Hermann Cohn (1894). Falkenhorst (1894a).
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verstärkt hygienische Maßnahmen zur Krankheitsvorbeugung und empfahl u. a. die Desinfektion von Friseurutensilien mit Chlorkalk oder Formaldehyd.145 Dies konnten interessierte Leser als Eingeständnis des Versagens der interventionistischen Bakteriologie interpretieren. Das ganze Jahr 1894 über dominierten hygienisch-prophylaktische Ratschläge: Kleiderdicke146, Gefahr des Alkoholkonsums gegen Durst147, Verwertung von verderblichen Speiseresten148, Gefahr des Unterleibstyphus149 und der Einsatz von eisenhaltigen Medikamenten zur Stärkung des Organismus150. Ablehnung fanden die naturheilkundliche Schweninger-Kur151 und der Einsatz tierischer Organpräparate als Therapeutika152. Dies sei ein Rückfall in sympathische und volksmedizinische Kuren. Damit verpasste die Gartenlaube den Einstieg ins endokrinologische Zeitalter der Medizin. Im folgenden Jahr wurde kein einziger Aufsatz zu Cholera, Diphtherie oder anderen Infektionskrankheiten publiziert, auch neue Behandlungsmethoden fanden keine Erwähnung. Stattdessen erschien eine Reihe kritischer Artikel. So verwahrte sich ein Arzt gegen die massenhafte Verschreibung des Antipyrins als Universalheilmittel153, ein anderer warnte vor frühkindlichen Fehlentwicklungen aufgrund des Fehlens der Muttermilch154 – in den 1860er Jahren waren die Entwicklungen Liebigs und Produkte Nestlés noch als Fortschritt begriffen worden. Die Vorbeugung gegen Meningitis fand Erwähnung wie auch das Problem des kindlichen Alkoholismus – jeweils aufgrund des Versagens der Eltern.155 Die Gartenlaube offerierte infolgedessen ihren Lesern ein Potpourri ohne Linie. Schwerpunktmäßig wurden die Leiden der jüngeren Generationen in einer urbanisierten und durchgeplanten Gesellschaft vorgestellt, dazu vor Naturheilkunde gewarnt und zugleich die vorgeblichen oder tatsächlichen Leistungen der klinisch-experimentellen Medizin überhöht. Umrahmt wurden diese Artikel von weiteren Ratschlägen zur hygienischen Planung des täglichen Lebens in den Häusern des gehobenen Bürgertums. Bot die Zeitschrift damit Mitte der 1890er Jahre das tatsächlich Neueste auf dem Gesundheitsmarkt an? Wurde so die fehlende Stringenz durch Inhalte kompensiert? Auffallend ist die geringe Relevanz des Neurastheniediskurses. Dieser flammte insbesondere nach Ende des „Taumels der Tuberkulinimpfungen“ wieder auf, nachdem Nervenärzte bereits Anfang der 1880er Jahre die Schlagworte der „Neurasthenie“ und „Nervosität“ geliefert hatten.156 Nach Ansicht 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156
Blätter und Blüthen (1894a). Lorenz (1894). G. F. (1894b). Blätter und Blüthen (1894b). Kisch (1894b). Blut und Eisen (1894). Weiß (1894), S. 331. J. (1894b). Schaefer (1895), S. 19. Schütz (1895), S. 499. Rudolf Haug (1895); Falkenhorst (1895b). Radkau (2000), S. 93.
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der meisten Nervenärzte lag der Schlüssel zur Behebung der Schwäche des Mannes im Daseinskampf im Ehebett und der Vermeidung von Alkoholkonsum.157 Doch die Thematik der Sexualität wurde in der Gartenlaube vollkommen ausgeklammert. Damit stand die Zeitschrift in der Tradition der „moralischen Wochenschriften“ früherer Jahrzehnte.158 So erschien zwischen 1887 und 1908 zwar eine Vielzahl von Artikeln, die das Thema der Nervenschwäche zumindest berührten, die möglichen Ursachen aber allenfalls streiften.159 Denn eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dieser Thematik hätte die Fundamente, auf denen die Gartenlaube den wilhelminischen Obrigkeitsstaat ruhen sah, zum Einsturz gebracht. Das Zugeständnis an die weibliche Emanzipationsbewegung in Form des Zugangs zum Studium stellte das Äußerste dar, was die Redaktion für vertretbar erachtete. Alle weiteren Diskussionen um Teilhabe der Frau am politischen Leben, die Hinterfragung der männlichen Rollen in einer militarisierten Gesellschaft oder auch den zukünftigen Ausgleich der sozialen Schichten wurden nicht einmal ansatzweise geführt. Die zahlreichen Probleme, die durch scheinbare „Fortschritte“ auf dem Gebiet der experimentellen Pharmakologie ausgelöst wurden, fanden ebenfalls keinen Widerhall. Das 1869 eingeführte Schlafmittel Chloralhydrat machte abhängig und förderte die Bildung von Ekzemen, das an seine Stelle gerückte und in der psychiatrischen Behandlung häufig verwendete Kaliumbromid begünstigte eine noch schnellere Abhängigkeit.160 Ebenso verhielt es sich mit Amylenhydrat und Uretan.161 Bezüglich der Zivilisationskrankheit Diabetes mellitus hätten die Autoren der Gartenlaube vielerlei Möglichkeiten gehabt, über Fortschritte in der theoretischen Forschung zu berichten – Erfolge in der praktischen Behandlung stellten sich jedoch damit nicht ein. Nacheinander experimentierte man mit Milch-, Fleisch-, Mehl-, Früchte-, Weizenmehl- und Kartoffeldiäten.162 Ab 1892 begannen die Tierexperimente mit Extrakten aus Tierorganen, die schließlich zur Insulintherapie führen sollten.163 Aber entsprechende Studien hatten in der Gartenlaube keinen Anklang gefunden und waren in die Vorwelt der Volksmedizin verlagert worden. Doch nicht nur die bereits in den 1880er und 1890er Jahren unübersehbaren negativen Begleiterscheinungen des medizinischen Fortschritts, auch zahlreiche positive Errungenschaften fanden sich in der Gartenlaube nicht wieder. So negierten ihre Autoren die Einführung der Kochsalzinfusion 1881 ebenso wie die Erprobung von Ampullen.164 Das für die pharmazeutische Industrie bedeutsame neue Reichspatentgesetz aus dem Jahre 1891 wurde ebenfalls nicht gewürdigt.165 Und obwohl die Gartenlaube als die Zeitschrift schlechthin 157 158 159 160 161 162 163 164 165
Radkau (2000), S. 155. Weber-Kellermann (1981), S. 114. Guddat (1999), S. 49. Goder (1985), S. 20–29. Goder (1985), S. 32–35. Schadewaldt (1989), S. 94–97. Leickert (1989), S. 440f. Goerke (1988), S. 133; Huhle-Kreutzer (1989), S. 110. Arndt Fleischer (1984), S. 167.
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gilt, die alte Menschen als wertvolle Teile der Gesellschaft bewarb166, spielten die Senioren in der Rezeption der zeitgenössischen Medizin nicht die geringste Rolle167. Zwar warnte die Gartenlaube immer wieder vor den Geheimmitteln, bedachte aber die Rolle der Apotheken in diesem Geschäft mit keiner Silbe.168 Immerhin wurde die Röntgenforschung frühzeitig in ihrer Bedeutung erkannt.169 Kurz vor der Jahrhundertwende konnten die Autoren sich gratulieren: Die Zulassung der Frauen zum medizinischen Universitätsstudium erfolgte zum Wintersemester 1899/1900 im Großherzogtum Baden – bis zum Sommersemester 1909 hatten alle deutschen Staaten nachgezogen.170 Der Okkultismus, gelegentlich negativ in der Gartenlaube erwähnt171, blieb ebenfalls ein Randthema, obwohl sich dieser im Deutschen Reich immer mehr entfaltete172. Die seit den Tagen Carl Ernst Bocks vielfach abgelehnte Naturheilkunde hatte sich längst von dem Betätigungsfeld einiger Außenseiter zu einer sozialen Bewegung gewandelt. 1883 erfolgte die Gründung des „Deutschen Vereins für Naturheilkunde und volksverständliche Gesundheitspflege“ als erster Dachverband, der sich nach langen Querelen bis 1900 zu einer schlagkräftigen Organisation mit 19.000 Mitgliedern entwickelte.173 Insbesondere in Sachsen – also vor der Haustüre der Gartenlaube – formierte sich eine starke homöopathische Laienbewegung.174 1890 publizierte der in Leipzig ansässige Autodidakt und Popularisator Louis Kuhne seine erfolgreiche Schrift „Die neue Heilwissenschaft“.175 Dazu gründeten herausragende Protagonisten der Naturheilkunde in Sachsen ihre großen Sanatorien, z. B. Friedrich Eduard Bilz (1842–1922) 1895 in Oberlößnitz/Radebeul. Daneben professionalisierten sich weitere Akteure des alternativen Gesundheitsmarktes, u. a. die Vegetarier oder Sonnenanbeter.176 Gerade innerhalb der Naturheilkunde spielte der Gedanke der Krankheitsprophylaxe und -vermeidung durch eine gesunde Lebensweise eine zentrale Rolle.177 Das Potential der bürgerlichen Anhänger alternativer Gesundheitsgewinnung erkannten die Macher der GartenlaubeKonkurrenz Über Land und Meer. Sie gestatteten in den 1880er Jahren Repräsentanten der Naturheilkunde, u. a. Heinrich Lahmann (1860–1905), sich und
166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177
Tölle (1996), S. 42f. Zur klinischen Behandlung der Senioren siehe Moses (2005). Ernst (1975), S. 174f. Büchner (1896). Siehe auch Nasilowski (2000), S. 82. Burchardt (1993), S. 16. Siehe z. B. Forst (1894). Mit ihrer konsequent ablehnenden Haltung zum Okkultismus widersetzte sich die Gartenlaube einem Trend in der zeitgenössischen Berichterstattung, siehe Hochgeschwender (2009), S. 91. Doering-Manteuffel (2008), S. 161, 198. Zum Stand der Forschung siehe Hövelmann (2010), S. 214. Heyll (2006), S. 146; Fritzen (2006), S. 37. Grubitzsch (1996). Krabbe (1974), S. 79. Merta (2008), S. 33–39. Huerkamp (1986), S. 174.
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ihr Programm den Lesern vorzustellen.178 Gleichzeitig verwahrte sich die Redaktion aber gegen ihrer Ansicht nach als Schwindler auftretende Personen.179 In der Gartenlaube hingegen fand keine solche Differenzierung statt. JaeBaek Ko urteilte: Die Wörter „Geheimmittelschwindel“ (im ganzen Untersuchungszeitraum) und „Kurpfuscherei“ (seit den 1870er Jahren) wurden als Kampfbegriffe in den medizinischen Texten des Blattes im hier untersuchten Zeitraum sehr umfangreich eingesetzt, es reichte sozusagen vom traditionellen Hausheilmittel und der religiös-magischen Heilweise über die gewinnorientierten Geheimmittel bis zur Homöopathie oder verschiedenen Naturheilkundeverfahren.180
Die gesamten 1880er und 1890er Jahre über erschienen immer wieder kampfschriftartige Artikel, in denen die Autoren das Publikum vor jeder Art von Heilkunde jenseits der Schulmedizin warnten.181 Weshalb behielt die Gartenlaube ihren Kurs bei? Die Zeitschrift war etabliert und Marktführer – in einer solchen Situation hält man Experimente und Neuerungen eigentlich für nicht nötig. Außerdem waren die Zeiten vorüber, in denen die Zeitschrift politisch oder medizinisch aufklären wollte. Seit die Gartenlaube im Besitz der Gebrüder Kröner war, sollte sie ausschließlich Rendite einbringen.182 Dies war jedoch nur möglich, wenn die Zeitschrift in Zeiten steter sozialer und wirtschaftlicher Bedrohungen und Veränderungen den Lesern eine Heimat bot – und nicht noch zusätzlich verschreckte. Saturierte Ärzte wie Virchow oder die Direktoren großer Kliniken stellten Errungenschaften vor, und über den „Sprechsaal“ konnten konkrete Fragen bedient werden, ohne tiefergehende Diskussionen über pharmazeutische oder pharmakologische Abhängigkeit führen zu müssen. Hinsichtlich der Instrumentalisierung früherer Heroen wie z. B. Carl Ernst Bock verhielt sich die Redaktion nicht anders als die offiziösen Geschichtsdeuter im Deutschen Reich, die für die Zwecke der Gegenwart verstorbene Recken bedenkenlos instrumentalisierten und z. T. durch monströse Denkmäler überhöhten („Hermann“, Sieger in der „Varusschlacht“; Barbarossa). Außerdem drohte der Gartenlaube eine ganz andere existentielle Gefahr, die nicht von möglicherweise verpassten Trends aus der Heilkunde herrührte. Vielmehr sah sich die etablierte Familienzeitschrift einer zunehmenden Konkurrenz durch andere Druckformate ausgesetzt. Der Schnelldruck ermöglichte hohe Auflagen, und die Illustrierten wurden zeitnaher zu aktuellen Ereignissen produziert als je zuvor. 1891 erschien die Leipziger Illustrierte (LI) erstmals mit einem Bild auf der ersten Seite.183 Die 1896 lancierte Berliner Illustrierte Zeitung (BIZ) wurde nicht über den Buchhan178 179 180 181
Wellmer (1881); Lahmann (1887); Berthlen (1887). Mann (1952), S. 114. Ko (2008), S. 153. Siehe z. B. Die Helfershelfer (1880); Briefliche Kuren (1886); Cahnheim (1887); Der Kampf (1895). 182 Siehe Werner Faulstich (2004), S. 199. 183 Stegmann (2006), S. 27.
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del, sondern über den Zeitungshändler vertrieben, was eine enorme Auflagensteigerung und Verbreitung ermöglichte.184 1899 veröffentlichte der Berliner Verleger August Scherl mit seiner Zeitschrift Die Woche eine farbige, 40-seitige direkte Konkurrenz zur angestaubten Gartenlaube, die er 1904 übernehmen sollte.185 Der Berliner Lokalanzeiger erreichte 1899 eine Auflage von 290.000 Stück und überrundete damit die alteingesessene Konkurrenz.186 Leser, die sich mehr für Sensationen denn für Informationen interessierten, konnten seit 1891 zum Boulevardmagazin Criminal-Reporter greifen.187 Ab 1900 übernahmen zahlreiche weitere Anbieter dessen Aufmachungen, die auf eine Überhöhung des nackten Körpers abzielten, den gerade die Gartenlaube bislang durch keusche Abbildungen und Artikel zu verhüllen bemüht gewesen war.188 Die Konkurrenzzeitschrift Über Land und Meer sprang auf diesen Zug auf.189 Dies konnte jedoch ihren Bedeutungsrückgang ebenso wenig verhindern wie das starre Festhalten an der alten Aufmachung seitens der Gartenlaube.190 Angesichts der heraufdämmernden und durchaus erkennbaren Konkurrenzentwicklung hatten Herausgeber und Redaktion der Gartenlaube im Grunde keine Wahl. Die Anbiederung an die neuen Trends konnte nicht gelingen, ohne dass man einen erheblichen Teil der Stammleser verärgerte. Infolgedessen behielt die Zeitschrift ihren Kurs bei, wobei sie sich indirekt von den eigentlichen gesellschaftlichen und sozialen Trends entkoppelte. Diese Problematik wurde durchaus erkannt. Daher konzentrierte man sich zunehmend auf die Befeuerung der Diskussionen um die korrekte und gesundheitsfördernde Erziehung der Kinder und Jugendlichen im Deutschen Reich. Hierbei war es möglich, zugleich die Topoi der nationalen Stärke, Medizin, Biologie und Pädagogik zu verbinden und die Interessen der etablierten Leserschaft zu bedienen. Auch konnte die Gartenlaube so diskret von eigenen Fehleinschätzungen über Säuglingsernährung in den 1860er Jahren ablenken.191 Seit den 1880er Jahren verstärkten sich im deutschsprachigen Raum die Bemühungen von Ärzten verschiedener Disziplinen, die Bedeutung des Stillens der Säuglinge durch die Mutter herauszustellen, um so die künstliche Ernährung zurückzudrängen.192 In der Gartenlaube erschienen neben einigen Artikeln zur Förderung des Stillens193 in den 1890er Jahren ganze Serien zu weiteren pädagogisch-medizinischen Themen: 1893 zur Erhaltung der Körperwärme, 1896 über Untergewicht und Mundhygiene, 1898 zu Kinderkrankheiten194. Damit besetzte die 184 Stegmann (2006), S. 27. 185 Stegmann (2006), S. 30. Die Woche und die Gartenlaube erschienen daraufhin parallel als verlagsinterne Konkurrenzprodukte bis 1944. 186 Maase (2009), S. 64. 187 Gebhardt (2001), S. 188. 188 Maase (2001), S. 133f. 189 Ingrid Otto (1990), S. 208. 190 Daum (1998), S. 370. 191 Siehe Orland (2004), S. 295. 192 Orland (2004), S. 297; Heßling (1998), S. 16. 193 Siehe z. B. Schütz (1895). 194 Guddat (1999), S. 22–26, 38.
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Redaktion – ohne es zu ahnen – ein Gebiet, das auch für die sich nach 1900 entfaltende, von der Gartenlaube aber weitgehend missachtete Lebensreform von eminenter Bedeutung war. Hier wurde ikonographisch und konzeptionell die Jugend als Symbol immerwährender Kraft überhöht.195
195 Zum Jugendkult nach 1900 siehe Stoff (2004), S. 234ff. Bezüglich des Romantizismus in bürgerlichen Betätigungen bei gleichzeitigem Zerfall des alten Bürgertums siehe Mommsen (1987), S. 297.
Ratgeber ohne Rat? Die Medizin in der Gartenlaube zwischen Jahrhundertwende und 1918 Im neuen Jahrhundert tat sich die Gartenlaube schwer angesichts der großen Konkurrenz durch Illustrierte und die Massenproduktion von Zeitungen. 1902 führte der Ullsteinkonzern die Komplettrotationsmaschine ein, so dass man nun in der Lage war, eine bebilderte Illustrierte mit einem Umfang von 16 Seiten in einem Arbeitsvorgang herzustellen.1 Somit war es möglich, tages- bis stundenaktuell zu publizieren. Eine Zeitschrift, die nur einmal pro Woche erschien, musste da geradezu zwangsläufig ins Hintertreffen geraten. 1903 behielten die Gesundheitsautoren der Gartenlaube ihren bisherigen Kurs bei und setzten auf die Schwerpunkte Kindererziehung, Warnung vor „Pfuschern“ und Präsentation neuer Erfolge der experimentellen Forschung. Neu hinzu kamen die Bewerbung heilkundlicher Aktivitäten in den Kolonien sowie verklausulierte Zeitkritik. Der Ohrenarzt Rudolf Haug (1860–1909) warnte vor Apparaturen, die Heilung von Ohrenleiden versprachen.2 Neben trommelfellzerfetzenden „Ohrtrommeln“ und ventilatorisch wirkenden „Ohrenblähapparaten“ galt seine Kritik dem „Audiphon Bernard“: Der Apparat kostet 62 Frank 50 Cts., und der Schlußeffekt ist gewöhnlich der, daß der Patient, nachdem er durch wochen- und monatelanges geduldiges Tragen sich von der Erfolglosigkeit überzeugt hat, den Apparat beiseite legt, mit dem stillen Vorsatze, nie wieder auf einen solchen Leim krabbeln zu wollen.3
Der Dermatologe Oskar Lassar (1849–1907) vollzog erstmals eine Trennung zwischen Naturheilkunde und Kurpfuschern. Letztere seien windige Geschäftemacher, doch habe es in der Geschichte stets auch immer wertvolle Impulse für die Medizin seitens interessierter Laien gegeben: Gewiß wird niemand, selbst nicht der standesgetreueste Arzt leugnen, daß auch Laien zur Bereicherung der medizinischen Wissenschaft beitragen können. Solcher Undankbarkeit wird sich die wissenschaftliche Medizin nie schuldig machen. An Beispielen dieser Art hat es nicht gefehlt. Ein Bauer ist Vater der Hydrotherapie geworden. Ein schwedischer Major hat neue Methoden zur Behandlung von Frauenleiden ausgedacht; ein Teil der neueren Orthopädie und Gymnastik kommt von Laien her; die Massage ist eine wissenschaftliche Vervollkommnung der Knetkunst.4
Diese „Knetkunst“ durfte ihr Propagandist Albert Hoffa (1859–1907) bewerben5, während der Chemiker Julius Stinde (1841–1905) die „wissenschaftlichen Schönheitsmittel“ vorstellte, die sich von denen der Kurpfuscher durch ihren Wert unterschieden6. Allerdings waren gerade auf diesem Gebiet die Grenzen schwimmend, wie die Gartenlaube unfreiwillig unter Beweis stellte, 1 2 3 4 5 6
Stegmann (2006), S. 28. Rudolf Haug (1903). Rudolf Haug (1903), S. 13. Lassar (1903), S. 243. Hoffa (1903). Stinde (1903).
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als einer ihrer Autoren die Einspritzung von Paraffin gegen Hautfalten bewarb.7 Die Hoffnung, damit „beim Säugling wie beim Greise“ Erfolg zu haben, sollte sich nicht erfüllen.8 Vielmehr war der Effekt der Behandlung allenfalls eine Autosuggestion der Betroffenen. Über die Täuschung der eigenen Sinneswahrnehmung schrieb 1903 auch Albert Moll (1862–1939).9 Verwirrungen des Geistes ganz anderer Art stellten für die Autoren der Gartenlaube weiterhin Okkultisten (z. B. Wünschelrutengänger) dar.10 Erheblich wohlwollender wurden die Errungenschaften der modernen Chirurgie und Kriminologie präsentiert.11 Angesichts des immer wieder beschworenen körperlichen Verfalls der städtischen Jugend schien dies wohl besonders relevant zu sein. Insbesondere der Problematik des Augenleidens wurde viel Raum gewidmet.12 Geradezu positiv wirkte dagegen der Aufsatz des Vielschreibers und Literaten Rudolf v. Gottschall (1823–1909). Er betonte, der heutige „Übermut der Jugend“ stehe in krassem Kontrast zu der Tatsache, dass das Deutsche Reich von einem Triumvirat älterer Herren (Moltke, Bismarck, Wilhelm I.) geschaffen worden sei, die vielleicht nicht körperlich, wohl aber geistig der Jugend überlegen gewesen seien.13 Außerdem bewarben verschiedene Autoren Therapiekampagnen selbstloser deutscher Ärzte gegen Krankheiten bei Bergarbeitern14 und die Einführung des Turnunterrichts an Mädchenschulen15. Die rumänische Königin Elisabeth (geb. Elisabeth Prinzessin zu Wied, 1843–1916) empfahl jungen Frauen, sich Tätigkeiten für die Gemeinschaft, z. B. in der Krankenpflege, zuzuwenden.16 Völlig losgelöst von diesen Aneinanderreihungen medizinischer und gesellschaftlicher Diskurse über Gesundheit und Krankheit in Deutschland waren die Artikel über die Aktivitäten deutscher Gelehrter in den Kolonien. Hier wurde ein Barackenlazarett in Kiautschou der modernen Lungenheilstätte Grabowsee bei Berlin als gleichwertig gegenübergestellt.17 Der Medizinalreferent der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes, Emil Steudel (1864–194?), lobte die „deutsche Methode“ der Malariabekämpfung in Kooperation mit Robert Koch.18 Diese bestand darin, die Hauptgebiete der Malaria durch Be7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Eckstein (1903). Eckstein (1903), S. 252. Zu den negativen Folgen der Operation siehe Gilman (1999), S. 232–235. Moll (1903a). Falkenhorst (1903); Moll (1903b). Zu Molls Beweggründen, sich trotz seiner eigenen Hypnose-Studien von der Parapsychologie abzugrenzen, siehe Sommer (2010), S. 267f.; Wolf-Braun (2009), S. 147f. Hagenau (1903a); Blätter und Blüten (1903c); Blätter und Blüten (1903e). Blätter und Blüten (1903a); Hagenau (1903b); Baas (1903); Hermann Cohn (1903); Blätter und Blüten (1903g). Gottschall (1903), S. 658. Walden (1903). F. A. Schmidt (1903). Rumänien (1903), S. 888. Unter dem Pseudonym „Carmen Sylva“ war Elisabeth zu Wied als Schriftstellerin tätig. C. F. (1903), S. 162. Emil Steudel (1903), S. 545.
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völkerungsumsiedlungen zu räumen und gleichzeitig Heilungsversuche an Einheimischen zu unternehmen.19 Steudel ging hier nicht ins Detail, wozu er allen Grund hatte. Denn die deutschen Ärzte versagten bei ihren Impfkampagnen gegen Pocken ebenso wie bei dem Bemühen, die Malaria zu kontrollieren.20 1906 sollte Robert Koch persönlich nach Deutsch-Ostafrika reisen, um die Malaria mit dem Medikament Atoxyl zu bekämpfen. Das Unternehmen endete jedoch in einem Fiasko.21 In den Jahren nach 1903 spielte die Kinder- und Säuglingsfürsorge – herausragend beleuchtet durch die Dissertationen Nasilowskis, Guddats und Turcks – die zentrale Rolle in den medikalen Aufsätzen der Gartenlaube. Unter Federführung bedeutender Universitätsprofessoren wurde die hohe Säuglingssterblichkeit in Deutschland als Skandal herausgestellt und die Fürsorge für Mütter und Kinder gleichermaßen beworben.22 Die Ärzte begriffen sich hierbei als Stellvertreter oder gar Vorgesetzte der Familien.23 Ab 1908 erschien die ärztlich betreute Volksbelehrungszeitschrift Mutter und Kind. 1909 wurde als zentrale Forschungsinstitution in Deutschland und Betreuungshaus für Berliner Säuglinge und ihre Eltern das „Kaiserin Auguste Victoria Haus zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche“ eröffnet.24 1912 wurde hier die „Säuglingsfibel“ vorgestellt – ein Standardwerk aus der Feder Antonie Zerwers (1873–1956), das in Deutschland in 500.000 Exemplaren abgesetzt wurde.25 An der Thematisierung der Problematiken der Säuglingssterblichkeit und mangelnden Aufklärung der Mütter hatte innerhalb des Bildungsbürgertums die Gartenlaube wahrscheinlich einen wichtigen Anteil.26 Prävention von Krankheiten hatte hier schon lange eine wichtige Bedeutung und wurde nun erneut betont.27 Konkret wurden Einführungswerke zur Kinderheilkunde gefeiert, z. B. die Arbeiten Adalbert Czernys (1863–1941).28 Auch konkrete Maßnahmen wie das Wiegen und Messen der Kleinkinder fanden Erwähnung.29 Die Hygienekampagnen wurden durch eine Reihe neuer Produkte begünstigt. 1903 entwickelte der Chemiker Hans Schwarzkopf (1874–1921) das erste Haarwaschmittel in Pulverform, das er „Shampoo“ nannte, 1907 kam die Zahnpasta auf den Markt und ersetzte sukzessive (in den bürgerlichen Haushalten) die klebrigen Zahnpulver.30 Phantasiereich gestaltete Werbeplakate und Verpackungen lockten Käufer an. Wegweisend erwiesen sich hier die öf19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Emil Steudel (1903), S. 546. Eckart (1997), S. 145. Eckart (1997), S. 342ff. Thoms (1994), S. 58; Cantauw-Groschek (1994), S. 70f. Vögele/Halling/Rittershaus (2010), S. 230. Stöckel (1996), S. 253ff. Vögele/Halling/Rittershaus (2010), S. 241. Zur Rolle der Debatte innerhalb des Bürgertums siehe Witzler (1995), S. 192f. Thomalla (1905). Turck (1993), S. 94. Turck (1993), S. 32f. Thoms (2009), S. 105f.
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fentlichkeitswirksamen Plakatkampagnen des Dresdner Unternehmers Karl August Lingner für sein Mundwasser „Odol“.31 Ein weiteres Thema im Zusammenhang mit der Fürsorge für Minderjährige war die mögliche „Überbürdung“ der Schüler in Deutschland.32 Bereits in den 1880er Jahren hatten sich hierzu Ärzte in der Gartenlaube zu Wort gemeldet und u. a. auf gesundheitliche Probleme (Schwächung der Augen) durch falsche schulische Erziehung verwiesen.33 Von den Schülern wurde gleichermaßen Aufopferung und Askese gefordert, ohne dass für diese erkennbar war, weshalb sie sich – insbesondere auf dem Gymnasium – immer neues Wissen aneignen sollten.34 In der Gartenlaube wurde die ungenügende pädagogische Eignung der Lehrkräfte kritisiert35, aber auch darüber diskutiert, ob die Selbstmorde von Gymnasiasten in ihrer pathologischen Disposition und nicht in der Institution der Schule begründet seien36. Insgesamt gingen die Autoren davon aus, dass eine Steigerung körperlicher Aktivität (Turnen) geeignete Ablenkung und zugleich Stärkung der Jugend bieten könnte.37 Auffallend ist, dass die Zeitschrift erneut jede Thematisierung sexueller oder sexualpolitischer Zusammenhänge vermied, obwohl gerade im Zusammenhang mit den „Schülerselbstmorden“ die Abstinenzdiskurse beflügelt wurden.38 Insgesamt begriff sich die Zeitschrift mehr denn je als Mittler zwischen Arzt, Familie, Lehrer, Forschung und Öffentlichkeit. 1903 notierte ein Autor: […] Ehe wir jedoch zur weiteren Betrachtung übergehen, halten wir es „um der Gerechtigkeit willen“ für geboten, an dieser Stelle hervorzuheben, daß ein Mitarbeiter der Gartenlaube, Professor Cohn in Breslau, es war, der schon zu einer Zeit, in der populäre Bearbeitung medizinischer Gegenstände in Professorenkreisen noch mit einer Art Makel behaftet war, es unternahm, mit seinen ausgedehnten Untersuchungen über die Augen der Schüler unter das Volk, d. h. vor den Leserkreis der Gartenlaube zu treten. Hierdurch hat er geradezu bahnbrechend auf die Entwicklung der Schulhygiene eingewirkt. Dadurch gerade wurden erst – auch der Gartenlaube gebührt deshalb ein Anteil an der Einführung der Schulgesundheitspflege – die weitesten und auch die maßgebenden Kreise auf die Wichtigkeit der Schulhygiene aufmerksam gemacht, zumal andere Spezialisten alsbald auf ihren Wissenschaftsgebieten dem Vorgange Professor Cohns nachfolgten.39
Die Präventionskampagnen der Gartenlaube waren indirekt das Eingeständnis, dass die therapeutisch agierende Medizin kein Heilmittel gegen die psychischen und somatischen Probleme von Säuglingen, Schülern oder Müttern gefunden hatte. Eine Hinterfragung sozialer Umstände fand ebenfalls nicht statt. Doch 1910 schien es, als ob die klinisch-experimentelle Forschung in Deutschland gegen die bislang in der Gartenlaube weitgehend negierte Krank31 32 33 34 35 36 37 38 39
Dilg/Terlinden (1993), S. 88; Jütte (2005), S. 272. Siehe Krollick (1903), S. 962ff. Hasse (1881); Turck (1993), S. 96. Herrmann (1991), S. 167. Wychgram (1908). Albert Eulenburg (1910). Siehe auch Albert Eulenburg (1909), S. 192. Turck (1993), S. 70. Sigusch (2008), S. 236ff. Zit. n. Turck (1993), S. 90.
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heit Syphilis ein einfach zu applizierendes und wirksames Heilmittel gefunden hätte: das von Paul Ehrlich und Sahachiro Hata (1873–1938) entwickelte Salvarsan. Es sollte die umfänglichen und nebenwirkungsreichen Quecksilberkuren ablösen und war zugleich das erste Chemotherapeutikum der Welt.40 Damit schien es möglich, unter Umgehung gesellschaftlicher, sozialer oder politischer Reformen – z. B. Prostitutionsfrage, Zulassung von Schutzmitteln, Hinterfragung der sozialen Umstände von Prostitution, Rolle der Männer bei der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten – eine lebensbedrohliche Krankheit auszurotten. Bis zum Ende des Kaiserreiches aber sollten die Debatten um Wirkungslosigkeit, Nebenwirkungen und eben diese gesellschaftspolitischen Zusammenhänge nicht abreißen.41 In aller Öffentlichkeit stritten die Entwickler des Salvarsan mit ihren Gegnern, wobei Letztere sich mit den Sozialdemokraten, Erstere mit den Repräsentanten des Obrigkeitsstaates verbündeten.42 Es ist daher mehr als erstaunlich, dass sich die medizinischen Autoren der Gartenlaube in den Jahren 1910 bis 1918 nur dreimal andeutungsweise mit der Thematik beschäftigten. Ende 1910 behauptete der Sanitätsrat Hugo Dippe (1855–1929), Salvarsan beseitige „alle Erscheinungen der Syphilis“.43 Zudem betonte er, wie wichtig die Serumtherapie grundsätzlich sei: Der Mensch muß der unbeschränkte Herr der Erde werden, er muß alles besiegen und beherrschen, was sich ihm feindlich entgegenstellt, was nach seiner Gesundheit, nach seinem Leben trachtet, und so dürfen wir auch nicht eher ruhen, bis wir nicht diese kleinsten, aber weitaus gefährlichsten und mächtigsten unserer Feinde vollkommen in unsere Gewalt bekommen haben.44
Zu dieser Zeit war bereits eine Reihe von Aufsätzen erschienen, die die Wirkung und vor allem Gefahrlosigkeit der Salvarsantherapie grundsätzlich in Zweifel zogen und die Dippe kaum entgangen sein konnten.45 Mitte 1911 erklärte der Arzt Hans Haenel, Heilsera seien reine Naturprodukte und müssten nur richtig dosiert werden – das Produkt Salvarsan erwähnte er nicht.46 1912 warnte Carl Posner gar vor Überempfindlichkeiten des Körpers gegenüber neuen Sera.47 Eventuell hatte man in der Redaktion der Gartenlaube aus den negativen Erfahrungen mit dem Tuberkulin Robert Kochs Konsequenzen gezogen und wollte sich grundsätzlich nicht mehr an euphorischen Kommentaren zu scheinbar sicher wirkenden neuen Arzneien beteiligen. Dies ist schon deshalb bemerkenswert, weil sich hier die Unabhängigkeit der Redaktion gegenüber den Eigentümern der Zeitschrift ausdrückt. 1904 hatte der Kröner-Verlag die Gartenlaube an den Zeitungsmagnaten August Scherl verkauft. Scherl war der 40 41 42 43 44 45 46 47
Zur vielfältigen Anwendung des Quecksilbers siehe z. B. Ruß (1866). Siehe Mildenberger (2011). Sauerteig (1996a); Sauerteig (2000). Dippe (1910), S. 1104. Dippe (1910), S. 1104. Siehe z. B. Bohac/Sobotka (1910), S. 1100. Haenel (1911), S. 700. Carl Posner (1912), S. 739.
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Vetter der Ehefrau von Ehrlichs wichtigstem Mitarbeiter Wilhelm Kolle (1868–1935) und an einer publizistischen Unterstützung des Salvarsan sozusagen persönlich interessiert.48 Die Unabhängigkeit der Familienzeitschrift hatte sich aber in anderer Hinsicht nach 1904 gewandelt. Bis dahin war die Gartenlaube – abgesehen von einigen Annoncen für Produkte aus dem eigenen Verlag – werbungsfrei gewesen. Scherl, darum bemüht, die Gewinnmargen zu steigern, hatte dies beendet, so dass vor dem Ersten Weltkrieg bis zur Hälfte der Ausgaben aus Werbung bestand. Bisweilen wurde dieses Missverhältnis dadurch kaschiert, dass den redaktionell gestalteten Heften sogenannte „Beilagen“ eingeheftet waren, die sich nur aus Anzeigen zusammensetzten. In Ton, Argumentationsweise und Themengebieten hatte sich durch den Besitzerwechsel allerdings nichts geändert. Kurzzeitig hatte Wilhelm Bölsche gehofft, dass sich die Zeitschrift „im neuen Verlage wieder etwas auf ihre alten freidenkerischen Traditionen statt der Kaffeekränzchen-Versimpelung zu besinnen scheint“.49 Infolgedessen publizierte er 1905 und 1907 zwei Artikel in der Gartenlaube, doch die geäußerten Hoffnungen sollten sich nicht erfüllen.50 Es gab kein Zurück durch das Wasser der Lethe. Auch 1910 spielte die Fürsorge für die schulische Jugend eine zentrale Rolle. Neben der Debatte um „Schülerselbstmorde“51 widmeten sich die Autoren gesundheitlichen Gefahren wie dem Aufwachsen in der Großstadt52, epidemischen Krankheiten53 und der „Errötungsfurcht“54. Erwachsene Leser erhielten Informationen zu diätetischen Kuren55 und wurden wiederholt vor Kurpfuschern56 bzw. – aus der Feder Max Dessoirs (1867–1947) – vor angeblichen Medien und ihren erfundenen Fähigkeiten zu Jenseitskontakten gewarnt57. Der Arzt Ernst v. Düring (1858–1944) ließ in seinem Artikel über den „Hausarzt“ kritische Töne anklingen. Der moderne Kassenarzt sei nur ein „Arzt zweiter Güte“ und nicht mehr der vertrauensvolle Hausarzt früherer Tage.58 Die medizinischen Artikel des Jahres 1911 erinnern in ihrer Argumentationsweise und den Inhalten an die Ära Bock. Der Hygieniker Ferdinand Hueppe (1852–1938) warnte im zweiten Januarheft vor dem schnellen Temperaturwechsel zwischen warmer Stube und kalter Außenluft im Winter.59 Ernst 48 Zum Verhältnis beider Familien siehe Kolle (1972), S. 21. 49 10.12.1904, Brief, Friedrichshagen, Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, abgedruckt in Nöthlich (2002), S. 168. 50 Bölsche (1905); Bölsche (1907). 51 Albert Eulenburg (1910); Offner (1910). Siehe hierzu Susanne Hahn (1996), S. 283–287. 52 Scheffler (1910). 53 Michael Cohn (1910). 54 Hagenau (1910). 55 Fritz Fleischer (1910); Conrad (1910). 56 Feldmann (1910). 57 Dessoir (1910). 58 Düring (1910), S. 38. 59 Hueppe (1911), S. 45.
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v. Düring warb für das richtige Atmen und verurteilte das Tragen des Korsetts.60 Ein Mitstreiter warnte vor Bleivergiftungen durch Geschirr61, ein anderer bekämpfte den „Modeunfug“62. Sein Kollege Arnold Lorand beschrieb den Körper als „chemisches Laboratorium“, das wie eine Maschine funktioniere.63 Das vollkommene Déjà-vu für die älteren Leser der Gartenlaube verhinderte nur die Einflechtung einiger moderner Termini, z. B. „Vitamine“.64 Offenbar bot das Jahr 1911 in der Medizin keinen Stoff für Artikel über ruhmreiche Helden am Skalpell oder im Labor. Es war eher Platz für medizinhistorische Schauergeschichten über die Pest65 und andere Rückblicke auf die Vergangenheit in Europa und der übrigen Welt66. Außerdem gestattete sich die Redaktion einen kleinen Seitenhieb auf die Kurbäder. In Bad Pyrmont war das Kurhaus abgebrannt; Ursache war eine Selbstentzündung in einer Torfmull-Isolierdecke gewesen – und mitnichten Brandstiftung.67 Nur Hugo Dippe vollzog einen späten, jedoch überfälligen Kurswechsel. Er erklärte, in Zukunft würde die Medizin sich weniger mit Infektionskrankheiten und Bakterien beschäftigen als vielmehr mit der Wirkung der inneren Sekretion – die Gartenlaube hatte Anschluss an die endokrinologische Forschung gefunden.68 Auch 1912 setzte Dippe die Neuorientierung der Gartenlaube fort. So schloss er an die neuesten Trends der Krebsforschung an, indem er erklärte, die Krankheit hänge mit einer eventuellen Anlage zusammen.69 Auch betonte er, dass bei der Behandlung nicht nur der Patient und seine Krankheit, sondern auch die Familien in den Heilungsprozess einbezogen werden müssten.70 Ferner verwies er auf die Neuerungen im Arzt-Patient-Verhältnis durch die Gründung der Krankenkassen, wodurch die Ärzte gezwungen seien, sich als selbständige Gruppe und nicht als Ansammlung von Einzelkämpfern zu verstehen.71 Neu in der Gartenlaube war auch die Thematisierung des Rassenbegriffs: Was die schlechten Rassenelemente den Staat und die Gesellschaft kosten, ist zwar ziffernmäßig bis jetzt nicht festgestellt, aber es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es sich hier um ganz enorme finanzielle wie moralische Werte handelt.72
Daher schien mehr denn je die Prävention von Krankheiten in bestehenden und künftigen Generationen angebracht zu sein. Der Wert des Sonnenbades
60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72
Düring (1911), S. 326. Robert (1911), S. 107. Beck (1911). Lorand (1911), S. 779. Aufgrund seiner Kampagnen für einheimische Küche wurde er auch „Sauerkraut-Lorand“ genannt. Hueppe (1911), S. 44. Abels (1911). Heilborn (1911); Asmussen (1911); Hagenau (1911). Blätter und Blüten (1911). Dippe (1911), S. 1039. Dippe (1912a), S. 231. Dippe (1912b), S. 402f. Dippe (1912b), S. 403. Walter (1912), S. 862, zit. n. Turck (1993), S. 114.
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fand ebenso Erwähnung73 wie Studien aus der Ermüdungs- und Dämmerzustandsforschung74 oder der Nährwert der Milch für Erwachsene75 und die Zahnprobleme der Jugend76. Auch die weiblichen Leser der Gartenlaube wurden in der regelmäßigen Beilage Die Welt der Frau erneut auf den Erwerb hygienischer Kenntnisse für den Hausgebrauch gedrillt sowie die Arbeit als Krankenpflegerin beworben.77 Im Vorgriff auf künftige Kriegshandlungen erläuterte der Chirurg Karl Goebel (1867–1940) die deutsche Medizin als gut gerüstet. So habe man die Studien Robert Kochs und Ernst v. Bergmanns (1836–1907) in die Praxis der Wehrmedizin überführt.78 Der Anthropologe Otto Ammon (1842–1916) erklärte im ersten Heft 1913 gar, der Krieg sei an sich ehrenvoller als der Friede; ferner sei er unvermeidlich und verlange nach körperlicher Ertüchtigung der (männlichen wehrfähigen) Deutschen.79 Ein preußischer Stabsarzt glaubte, man könne in künftigen Kriegen Typhus, Ruhr und Cholera vorbeugen: So ist alles geschehen, um in zukünftigen Kriegen in Gegenden, wo es auch immer sei, den unheimlichen Feind der Kriegsseuchen niederzukämpfen und die ganze Wucht der dadurch erhaltenen frischen und ungeschwächten Kräfte auf den Landesfeind zu werfen.80
Die rein somatische Annäherung an Kranke und Krankheitserreger verlangte Hermann Peters, der das „Besprechen“ von Leiden für einen Rückschritt in die Tage der Vorzeit erachtete.81 Darüber hinaus engagierten sich mehrere Autoren in der Bekämpfung von geistig auffälligen Personen, die in psychiatrischen Anstalten dauerhaft asyliert werden sollten.82 Dass für ein Gutachten stets eine individuelle Betrachtung notwendig sei, untermauerte der Psychiater Ludwig Scholz.83 Neben solchen rassenhygienisch anmutenden Einschätzungen waren praxisorientierte Hinweise für zeitgenössische Leser eingestreut: die Empfehlung des Abschlusses einer Krankenversicherung für Dienstboten84 ebenso wie Hinweise zur Gewichtsveränderung85. Auffallend sind die im Jahre 1913 besonders umfangreichen Beilagen zu den eigentlichen Ausgaben, die voller Werbung für „Leichtpuder, „Negergarn“ oder „Radium73 Walden (1912); R. Henning (1912a). 74 Offner (1912); R. Henning (1912b). 75 Meißner (1912). 76 Kunert (1912). Siehe auch Baumgaertner (2004). 77 Ada v. Schmidt (1912); Falkenhorst (1912); Schulze-Brück (1912). 78 Goebel (1912), S. 1023. Dadurch wurden die Ideale des Bürgertums auf das Heer übertragen, siehe Nipperdey (1987), S. 148. 79 Ammon (1913), S. 14f. 80 Lion (1913), S. 135. 81 Peters (1913), S. 320. 82 Fehrmann (1913); Harnisch (1913), S. 619. 83 Scholz (1913), S. 1124. 84 Kalisky (1913), S. 1080. Wie mit Dienstboten umzugehen sei, war den Angehörigen des Bürgertums vielfach unklar; hier half die Gartenlaube, siehe Weber-Kellermann (1981), S. 119. 85 Wie magere Leute (1913).
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wässer“ steckten.86 Letzteres war insofern brisant, da sich im Textteil einige Ausgaben später auch ein Artikel zur heilsamen Wirkung von Radium befand.87 Ferner war dort Werbung für Gesichtscremes88 oder gar ein „neues Heilverfahren“ mittels Sauerstoffkuren abgedruckt89. Den radikalsten Bruch mit der Vergangenheit der Zeitschrift vollzog die zentrale Anzeigenabteilung des Scherl-Konzerns jedoch in Nr. 7/1913. Hier erschien eine Annonce für das Sanatorium von Friedrich Eduard Bilz.
Abb. 7: Werbeanzeige für das „Bilz-Sanatorium“
Spätestens mit dem Jahrgang 1913 war die Gartenlaube nur noch ein familienkompatibler Anzeigenfriedhof ohne jedes klare Programm. Einigendes Band der Autoren war allenfalls ihre Furcht vor Degeneration und friedlicher Zukunft. In diesem Zusammenhang sind die letzten Medizin oder Biologie betreffenden Artikel vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu verstehen: ein Loblied auf Ernst Haeckel90 und die Forderung nach einer Modifikation des Strafgesetzbuches zur dauerhaften Unterbringung „geisteskranker Verbrecher“91. Daneben ein spöttischer Artikel über ländlichen Aberglauben92 sowie der
86 Beilagen 1 und 2 zu Nr. 1/1913. „Negergarn“ war ein spezielles Garn, dessen Hersteller mit dem stilisierten Konterfei eines dunkelhäutigen Menschen warb. 87 Rudolfi (1913). 88 Die Verjüngung (1913). 89 Ein neues Heilverfahren (1913). 90 Kükenthal (1914). 91 Heindl (1914). 92 Groeber (1914).
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Hinweis auf das positive Wirken deutscher Gelehrter im Ausland – das Fürstentum Albanien startete die erste Impfkampagne in seiner Geschichte93. Nach Kriegsausbruch publizierte die Gartenlaube sogleich Berichte über die angeblich perfekte Organisation des deutschen Lazarettwesens.94 Außerdem lieferte ein unter Pseudonym schreibender „Dr. Theo Malade“ chauvinistische Artikel über die angebliche Misshandlung deutscher Kriegsgefangener und „Franctireurs“ im belgischen Leuven (Löwen).95 Hierin folgte die Gartenlaube den politischen Vorgaben des deutschen Kaiserreiches, um die grauenvollen Kriegsverbrechen zu vertuschen. Nach Eroberung der Universitätsstadt Leuven kam es in der Nacht vom 25. zum 26. August 1914 zu einer Verkettung unglücklicher Umstände und Kommunikationspannen zwischen verschiedenen deutschen Einheiten („friendly fire“), worauf die Soldaten – angeheizt durch entsprechende Propaganda – zu dem Fehlschluss gelangten, sie würden von belgischen Kämpfern in Zivil („Franctireurs“) bedroht.96 Daraufhin brannten sie die Innenstadt nieder, ermordeten mindestens 248 belgische Zivilisten und entfesselten ungewollt eine der ersten großen Propagandaschlachten des Krieges.97 Den Vorwurf der Barbarei („Hunnen“) konterte die politische Spitze des Deutschen Reiches mit Pressekampagnen, um die Geschehnisse aus ihrer Sicht darzustellen – wozu auch Malades Artikel zu rechnen ist –, und der Förderung eines „Aufrufs an die Kulturwelt“, den 93 deutsche Wissenschaftler und Künstler unterschrieben.98 Auch 1915 durfte Herr Malade weiter von der Front berichten, zunächst aus Frankreich, ab dem Spätherbst von der Ostfront.99 Dort seien die Einwohner Polen bzw. Juden und „[…] fast ohne Ausnahme ungewaschen, in schmierigen Kaftanen und Kleidern, ausgehungert, ausgemergelt – alles in einem Milieu, daß es einen juckt, wenn man daran zurückdenkt […]“.100 Aus Wilna schrieb er halb schaudernd, halb euphorisch: Scheinbar mischt sich hier alles: Westeuropäertum, Slawismus, Orientalismus. Und doch schreien die Gegensätze – Kitsch und Reinrassigkeit, Ausdruck primitiver Instinkte und alter Kultur. Aber interessant ist das Bild, das daraus entsteht.101
Auch die übrigen Ärzte, die 1915 in der Gartenlaube publizierten, bemühten sich, stets vage zu bleiben. Die Verwundetenfürsorge sei perfekt „in schönen
93 Blätter und Blüten (1914). Zur Episode des „Fürstentums Albanien“ unter Wilhelm zu Wied (1876–1945) siehe Bartl (1995), S. 157–180. 94 Ad. Otto (1914); Professor B. (1914). 95 Malade (1914), S. 828, 967. Herr Malade wohnte laut Auszeichnung im Heft in Treptow bei Berlin. Zur Haltung der Ärzteverbände im Ersten Weltkrieg siehe Tamm (1996). 96 Lipkes (2007), S. 420f. 97 Lipkes (2007), S. 447–454; Horne/Kramer (2001), S. 230–237. 98 Lipkes (2007), S. 578f. 99 Malade (1915), S. 92, 559f. 100 Malade (1915), S. 1059. Dass diese Überlegungen keine Ausnahme waren, zeigte Weindling (1996), S. 228. Zur Fortsetzung dieser rassistischen Einschätzungen im Zweiten Weltkrieg siehe Süß (2003), S. 224. 101 Malade (1915), S. 1104.
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Parks“ organisiert102, die Verletzten würden auf ihre Reintegration in die Gesellschaft vorbereitet103 und mit modernsten Rehabilitationsmethoden (Massage, Orthopädie) versorgt104. Unter ärztlicher Aufsicht würde sportliche Ertüchtigung geübt.105 Der Name des wichtigsten Arztes für die Rehabilitation Verwundeter, Konrad Biesalski (1868–1930), wurde jedoch nicht erwähnt.106 Nur die am medizinisch-hygienischen Laboratorium der Stadt Stuttgart beschäftigte Bakteriologin Huberta v. Bronsart (1892–194?) ließ anklingen, mit welchen Problemen die deutsche Kriegsmedizin zu kämpfen hatte: Milzbrand, Flecktyphus oder gar Pest, dazu Tetanus und Sepsis.107 Sie ließ aber unerwähnt, welche unterschwelligen Hoffnungen manche Ärzte mit diesen hygienischen Herausforderungen verbanden, z. B. die Überlegung, dass vor allem „Minderwertige“ dadurch hinweggerafft würden.108 Manch Hygieniker konstruierte spezielle „Konstitutionstypen“ von Soldaten, die als besonders anfällig galten, um so der Frage nach der möglichen Unfähigkeit der deutschen Militärhygiene entgegenzuwirken.109 1916 war dann wieder von Prophylaxe die Rede: gegen Läuse, die es nun vermehrt in Deutschland gab.110 Auch wurden Nerventonika beworben – der Kriegsverlauf schien nervös zu machen.111 Für die Allergiker unter den Lesern wurde Abhilfe im Fall von Heuschnupfen durch das Pollantin versprochen.112 Berichte über die angeblich so vortrefflich funktionierende Verwundetenversorgung fehlten vollständig. Zu deutlich waren die Missstände in den Schützengräben. Beide Seiten hatten mit Typhus und Fiebererkrankungen der Soldaten zu kämpfen.113 Die Therapie von Giftgasopfern erwies sich als nahezu ausgeschlossen, was nach Möglichkeit in Deutschland verschwiegen wurde.114 Auch die Gartenlaube hielt sich an den Schweigekodex. Die Ärzte in den Lazaretten mussten bei den Verwundeten feststellen, dass diese keineswegs nur unter körperlichen Verletzungen litten, die psychischen Wunden waren vielfach ebenso verheerend. Insbesondere Angehörige des Bürgertums, die sich zunächst begeistert freiwillig gemeldet hatten, vermochten mit dem Grauen des modernen Stellungskrieges nicht umzugehen.115 Sie wurden zu „Kriegshysterikern“ oder „Neurotikern“ erklärt, wenn sie ihre Ext-
102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115
Krause (1915), S. 88. Maschke (1915), S. 134. Heffing (1915), S. 171f. Gerlach (1915), S. 452. Thomann (1996), S. 186, 195. Bronsart (1915), S. 884. Eckart (1996b), S. 315. Prüll (1996), S. 173. In der Sanierungsanstalt (1916), S. 396. Ich bin so nervös! (1916). Reukauf (1916). Atenstaedt (2011), S. 68, 147, 175. Gradmann (1996), S. 143. Riedesser/Verderber (1996), S. 23f.
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remitäten nicht mehr kontrollieren konnten und dienstunfähig wurden.116 Da die Hysterie nicht als Krankheit des Mannes akzeptiert war, wurden die Betroffenen als Simulanten verunglimpft oder mit Suggestionstherapien (Starkstromstöße, Hypnose) drangsaliert.117 Doch von diesen Katastrophen las man in der Gartenlaube nichts. Auch dass der verherrlichte Frauenberuf der Krankenschwester in einem modernen Krieg nichts Heroisches hatte, wurde nicht rezipiert.118 Allerdings beteiligte sich die Familienzeitschrift auch nicht an den chauvinistischen Propaganda-Aktionen zur Überhöhung des Ideals der aufopferungswilligen Rotkreuzschwester, die ab 1916/17 von der Obersten Heeresleitung (OHL) koordiniert wurden.119 Die Leserschaft hatte wohl ihre ganz eigenen Erfahrungen mit dem Unterschied zwischen Propaganda und Wirklichkeit. So notierte die Schriftstellerin Elisabeth Castonier (1894–1975) über ihre eigenen Erfahrungen: Wie alle anderen jungen Mädchen hatte ich mir die Verwundetenpflege romantisch vorgestellt: Limonade reichen, Kissen richten, kühle Hände auf Fieberstirnen legen, Vorlesen und mit Genesenden spazieren gehen – und flirten. Beschützt, auf jedem Schritt außerhalb des Elternhauses chaperoniert, hatten wir von der Wirklichkeit entfernt gelebt. Der Übergang in diese Wirklichkeit war jäh: sie bedeutete Schweiß- und Uringeruch, bedeutete das hilflose Wimmern von Männern, die als Helden ausgezogen waren und jetzt nach ihrer Mutter, ihrer Frau riefen. Die Wirklichkeit war anders als alles, was wir bei dem alten Doktor in Tegernsee gelernt hatten. Sie bestand aus Bettschüsseln reichen und säubern, das Essen servieren und abspülen, aus Handlangerdiensten für die approbierten Schwestern, von denen ich einmal eine hörte, wie sie von meiner Freundin Lisa und mir verächtlich sagte: „Diese blöden Gesellschaftsgänse wollen sich bloß wichtig machen.“120
In der Gartenlaube war man 1917 bemüht, der schwindenden Leserschaft ein möglichst normales Leben vorzugaukeln. Es wurden Fluchtpunkte benannt, z. B. „das deutsche Davos“ Oberstdorf121, und zugleich auf die weiterhin bestehende Notwendigkeit der Perfektionierung der Ausbildung zur idealen Mutter verwiesen122. Zugleich verzichteten die Autoren auf jede Beschönigung der tristen Gegenwart bezüglich der Gefahr von Epidemien und der kritischen Versorgungssituation mit Konsumgütern.123 Doch sei die deutsche Medizin bestens geeignet, alle entsprechenden bakteriologischen Gefahren abzuwenden.124 Die englische Blockade wiederum könne auch als nützliche Hilfe bei einer Hinwendung zu gesunder Ernährung genutzt werden.125 Aus dem Krieg 116 Köhne (2009), S. 42, 47. 117 Riedesser/Verderber (1996), S. 51; Lerner (1996), S. 89; Lerner (2003), S. 89–92. Zur Verschlechterung der Verhältnisse in den psychiatrischen Anstalten siehe Heinz Faulstich (1998). 118 Riesenberger (1996). 119 Siehe hierzu Panke-Kochinke (2004), S. 96f. 120 Castonier (1988), S. 92. 121 Preuß (1917). 122 Klare (1917); Schellwitz (1917). 123 Meißner (1917a); Meißner (1917b). 124 Meißner (1917b), S. 348. 125 Meißner (1917a), S. 128.
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würde so die deutsche Bevölkerung gestärkt hervorgehen. Auch die Soldaten würden entsprechend gut versorgt.126 Hinter der Front sei die Nahrungsmittelversorgung geradezu exzellent.127 Im Januar 1918 war von der gesunden Ernährung aufgrund der englischen Blockade nicht mehr die Rede, stattdessen wurden Hopfenzigaretten als Durchhalteprodukte beworben.128 Und der Reiseschriftsteller Victor Ottmann (1869–1944) äußerte gar die Befürchtung, dass der Krieg vielleicht doch kein so guter Lehrmeister für die Nation sei – er fürchtete die Verrohung der Sitten.129 Diese Ansicht teilten auch viele Ärzte.130 Besonders groß war die Furcht vor einer Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten. An Soldaten, die um die Lebensgefahr in den Schützengräben wussten, prallten die Appelle von „sittlich-moralischer Erziehung“ vor dem Bordellbesuch meistens ab.131 Im Deutschen Reich warnten gerade diejenigen Dermatologen vor dem Anstieg der Geschlechtskrankheiten, die nach 1910 das Salvarsan besonders gelobt hatten.132 Der Widerspruch zwischen der vorgeblichen Existenz eines effektiven Heilmittels und der Propagierung von Prophylaxe und staatlicher Kontrolle des Geschlechtsverkehrs wurde weder im ärztlichen noch im öffentlichen Diskurs thematisiert, die Gartenlaube klammerte ohnehin sexuelle Aspekte stets aus. Dass die jüngeren Leser der Zeitschrift ihre ersten sexuellen Erfahrungen im Bordell oder mit Dienstboten sammelten, war den Herausgebern zwar klar, wurde aber nicht thematisiert.133 In Konterkarierung zu den Überhöhungen der Bakteriologie in den vergangenen Jahren warnte Hermann Stres vor der Malaria, die Deutschland bedrohe. Soldaten von der Ostfront würden sie einschleppen.134 Zur Beruhigung der Leser verwies er auf die großen Vorräte an Chinin und die experimentelle Forschung der deutschen Tropenhygieniker. Die Markteinführung des Malariamedikaments „Bayer 205“ (Germanin) ein Jahr zuvor war dem Autor offenbar entgangen. Auch wusste Stres wenig von der Malariaverbreitung. Es waren mitnichten Soldaten an der Ostfront betroffen, sondern Angehörige der Heeresgruppe F (Palästina) bzw. der in Mazedonien stationierten Truppenteile.135 Die anschwellende Gefahr der „Spanischen Grippe“ hingegen wurde überhaupt nicht registriert.136 Weder 1918 noch 1919 wurde die Epidemie, an der etwa 225.000 Deutsche starben, thematisiert.137 Zwar wurde die Epidemie in der gesamten deutschen Presselandschaft bis Kriegsende ausgeblendet (außer es betraf Tote bei den Kriegsgegnern), doch nach dem Waffenstillstand 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137
Born (1917). Wildberg (1917), S. 694. Stanjek (1918). Ottmann (1918), S. 558. Tamm (1996), S. 20. Sauerteig (1996b), S. 208. Mildenberger (2011), S. 174. Rosenbaum (1982), S. 349. Stres (1918), S. 313. Fantini (1996), S. 243. Barry (2004), S. 171, 362. Jürgen Müller (1996), S. 332.
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thematisierten zahlreiche Publikationsorgane die „Spanische Grippe“ – die Gartenlaube hingegen nicht.138 Auch die andauernde Energiekrise in Deutschland war den Autoren der Gartenlaube scheinbar verborgen geblieben. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb sie die elektrische Raumheizung frenetisch begrüßten, ohne sich Gedanken zu machen, wie die Geräte betrieben werden sollten.139 Weltferne und Sehnsucht nach der heilen Welt hatten endgültig die Redaktion der Gartenlaube übermannt. Die revolutionären Umbrüche am Ende des Jahres beraubten Herausgeber und Autoren ihrer übergeordneten Orientierungspunkte, die Niederlage im Weltkrieg erschütterte ihr Weltbild zusätzlich. Alles, wofür sie – auch auf medizinischem Gebiet – in den letzten Jahrzehnten eingestanden waren, hatte sich als hinfällig, falsch oder überflüssig erwiesen. Anstelle einer kritischen Auseinandersetzung folgte hingegen ungläubiges Schweigen. 1919 stieg der Anteil an Romanen und Gedichten enorm an, die Anzahl der informativen Aufsätze schrumpfte hingegen. Zur Medizin erschien nur eine einzige Artikelserie, die aber völlig unbeeindruckt von den Ereignissen seit dem Sommer 1914 direkt an die Diskurse der Vorkriegszeit anknüpfte: die Nervosität des Nachwuchses.140
138 Witte (2008), S. 13f. Bezüglich der vergeblichen therapeutischen Anstrengungen siehe Witte (2006), S. 291ff. 139 Blümchen (1918). 140 Pototzky (1919).
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Gartenlaube und Medizin in der Weimarer Republik Wer die Gartenlaube 1918/19 durchblätterte, konnte annehmen, der Krieg habe weder Deutschland noch die Leser der Familienzeitschrift näher berührt. Die im Sommer 1914 unterbrochenen Diskussionen um Erziehung der Kinder, Nähbeispiele für Mädchen oder Trends in der Dichtkunst wurden einfach fortgeführt. Dabei ließ sich bereits kurz nach Kriegsende anhand des Verfalls der Währung erkennen, auf welch brüchigen Pfeilern das Selbstverständnis des gehobenen Bürger- und Beamtentums ruhte.1 1921 war das Deutsche Reich auf dem Weg in die Zahlungsunfähigkeit, das Jahr 1923 steht in der historischen Rezeption für die Hyperinflation in Deutschland, die das klassische Bürgertum, aber auch die Beamten an den Rand des finanziellen Ruins trieb. Der Bankrott dieser Gesellschaftsschicht musste direkte Auswirkungen auf die Gartenlaube haben, verstand sich diese doch als Sprachrohr und publizistische Heimat genau dieser Menschen. Schon allein die Preisauszeichnungen der Zeitschrift ließen den Verfall der materiellen Werte erahnen. Heft 1 kostete noch 175 Mark, Heft 6 250, Heft 9 550, Heft 24 1.100, Heft 34 350.000 und Heft 36 400.000 Mark. Erst danach stabilisierte sich der Preis bei 25 bzw. 30 „Goldpfennig“. Doch Untergangsstimmung sucht man im Jahrgang 1923 vergeblich, allenfalls rassistisch aufgeladene Wut über die „Schwarze Schmach am Rhein“.2 Die Vorbereitung junger Frauen auf Ehe oder/und Beruf nahm relativ großen Raum ein3, ebenso die Kindererziehung4. Nur am Rande fanden die wirtschaftlichen Probleme Erwähnung, z. B. bezüglich der Krankenkost oder möglichst naher Erholungsgebiete.5 Wichtig erschien den Autoren, die Leser aufzufordern, in der „dunklen Gegenwart“ als „Lichtträger“ zu wirken6 – oder sich zumindest der ruhmreichen Vergangenheit („70 Jahre ›Gartenlaube‹“) zu entsinnen7. Im Spätherbst druckte die Gartenlaube erstmals eine Bildreportage über die Nationalsozialisten ab, allerdings ohne hagiographische Kommentare.8 Man ging wohl davon aus, dass die Leserschaft wusste, um wen es sich hier handelte. Während die Artikel im redaktionellen Teil so etwas wie Alltag, naturgemäßes Verhalten und eine positive Betrachtung der Welt zu suggerieren versuchten, ließen sich den Annoncenteilen die wahren Interessen der Leser eher entnehmen. Hier dominierten kosmetische Produkte, preiswert und umfassend, insbesondere für die „moderne“ berufstätige Frau, die sich körperliche und seelische Erschöpfung nicht anmerken lassen durfte. Stellvertretend für 1 2 3 4 5 6 7 8
Kerstingjohänner (2004), S. 61–67. Warum (1923). Blüthgen (1923a); Alice Salomon (1923); Der Beruf (1923). Dix (1923); Schweisheimer (1923); M. W. (1923); Margot Gruppe (1923). Baudissin (1923); Blüthgen (1923b). Stier (1923a). Schürmann (1923). Bilderbogen (1923).
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andere steht hier das „ETA-Laboratorium“ in Berlin, das aus einer Hand Hilfe gegen allerlei Anzeichen des körperlichen Verfalls offerierte. Wusste die Redaktion nicht um die Gefährlichkeit oder Nutzlosigkeit dieser Angebote? Zweifellos war den Mitarbeitern der Gartenlaube das Grundsatzurteil des Oberlandesgerichts Dresden aus dem Jahre 1907 bekannt, das festgestellt hatte, dass Anzeigenredakteure für den schädlichen Inhalt von Annoncen zur Verantwortung gezogen werden konnten.9 In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg waren vor allem Geschäftsanzeigen erschienen, die von etablierten Firmen aufgegeben worden waren, gerade im Bereich der Heilmittel. Nun aber konnte offenbar jeder Fabrikant egal welchen Wundermittels in der einst renommierten Gartenlaube eine Annonce schalten. Dies ist umso interessanter, da die Zeitschrift mittlerweile zum Presseimperium Alfred Hugenbergs gehörte, der in seiner Tätigkeit als deutschnationaler Politiker stets bemüht war, den angeblichen Verfall der Sitten sowie von Recht und Ordnung anzuprangern.10
Abb. 8: Werbung für das Laboratorium „ETA“
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Marcetus (1955), S. 924. Zu Hugenberg siehe Holzbach (1981).
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Daran finanziell zu partizipieren, schien ihn nicht zu stören. Seitens der Ärzteschaft agitierte die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums (DGBK) laut, jedoch erfolglos gegen die bedenkenlose Bewerbung fragwürdiger Arzneien. Den von Amts wegen zuständigen Kreisärzten war die Kontrolle über den gesetzlich weitgehend ungeregelten Arzneimittelmarkt bereits Anfang der 1920er Jahre weitgehend entglitten.11 Die pharmazeutische und hygienische Industrie vertrieb ihre neuen Produkte über Drogerien oder gar Friseursalons.12 Die Propagandamaßnahmen der DGBK, z. B. Plakatkampagnen in Arztpraxen, funktionierten nicht13, die Apotheker blieben abseits oder verhökerten selbst fragwürdige Rezepturen14. Die Inflation hatte zur Verarmung der Apothekeninhaber geführt, viele sogar in den Ruin getrieben.15 Nun suchten Apotheker nach neuen Einkommensmöglichkeiten. Jeder „Waschküchenbetrieb“ konnte dank neuer Gerätschaften als Manufaktur Tabletten und Tinkturen herstellen. Vaginalkugeln wurden beispielsweise durch „Wenderoths kombinierte Presse“ zur leicht produzierbaren Massenware.16 Um etwaigen Kontrollen zu entgehen, genügte es, Medikamente nicht als solche, sondern als Vorbeugungsmittel zu deklarieren – die völlige Verkehrung des Präventionsgedankens.17 An der freigiebigen Anzeigenpolitik änderte sich auch nach der Inflationszeit in der Gartenlaube nichts. 1927 konnte hier gar mit dem Vertrieb von Korsetts geworben werden. Die Verurteilung dieses Kleidungsstücks und die Herausstellung seiner gesundheitsgefährdenden Elemente war seit den 1850er Jahren das wohl letzte Bruchstück einer medizinisch-propagandistischen Tradition geblieben. Nun wurde es zum Zwecke der Gewinnoptimierung geopfert. Auch fürchtete man offenbar keine staatlich legitimierten Kläger – oder missachtete bewusst die Vertreter der Republik und ihre Gesetze. 1927 wurde eines der bedeutendsten medizinischen Reformvorhaben der Weimarer Republik abgeschlossen, der Erlass des Reichsgesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Doch in der Gartenlaube fand dieses Gesetz keinerlei Widerhall. Stattdessen beschworen die Autoren eine Rückkehr der heiratsfähigen jungen Damen zu prä-emanzipatorischem Verhalten18 und suchten schwangere junge Frauen auf ihre künftige Mutterrolle vorzubereiten19. Der vormalige Koordinator des Kaiserin Auguste Victoria Hauses, Karl v. Behr-Pinnow (1864–1941), gab eugenische Ratschläge zur Familienplanung.20 Behr-Pinnow war mittlerweile
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Lichthorn (1927), S. 5. Müller-Landgraf (1996), S. 108f. Mitteilungen (1925), S. 6. Apotheken und Kurpfuscherei (1925). Mentrup (1988), S. 179f. Schlick (2008), S. 212. Schlick (2008), S. 225. Wenck (1927); Budde (1927). Böhm (1927); Henkel (1927). Behr-Pinnow (1927), S. 960. Zu Behr-Pinnows Vorkriegsrolle siehe Stürzbecher (1995).
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Vorsitzender des „Deutschen Bundes für Volksaufartung“.21 Seine Verpflichtung als Autor könnte als vorsichtige Hinwendung der Gartenlaube zu eugenischen Themen verstanden werden. Insbesondere verwahrte er sich gegen Heiraten zwischen Deutschen und Nichtdeutschen: „Die Mischung schadet natürlich dem Bestande jeder davon betroffenen Rasse, und man kann sie deswegen vom Standpunkt jeder Rasse aus nur bedauern.“22
Abb. 9: Annoncen aus Die Gartenlaube (1927), Nr. 29, Anzeigenteil
Den Abschluss der medizinischen Tipps und Berichte bildeten diätetische Ratschläge23, ein Artikel über Krebsleiden24, Hinweise zur Schulung von Personal25 und ein Bericht über die Erfolge von Frauen in der Naturwissenschaft (Meitner, Curie)26. Das Niveau der Ausführungen lag erheblich unter dem der Vorkriegszeit – offenbar war man bemüht, Leser aus anderen Gesellschaftskreisen als bisher anzusprechen. Die Auflage der Gartenlaube sank gleichwohl immer weiter. Dazu dürfte auch die weitere wirtschaftliche Schwächung der verbliebenen Leser durch die Wirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre beigetragen haben.
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Schmuhl (1987), S. 97. Behr-Pinnow (1927), S. 899. Heilsame Pflanzen (1927); Schweisheimer (1927). Lekint (1927). Erziehung (1927). Kirchberger (1927).
Glücklich im Reich des Führers? Heilkulturen, Gartenlaube und Nationalsozialismus Das „Dritte Reich“ begann in der Gartenlaube frei von Jubel und Begeisterung für den neuen Staat. Die notwendigen Informationen konnten sich die Leser auch anders verschaffen – die Redaktion war eher darauf bedacht, Normalität und Kontinuität zu vermitteln. In Heft 6 (9.2.1933) war von dem Machtantritt Hitlers die Rede, auf dem Photo zum Artikel war jedoch nur Reichspräsident Paul v. Hindenburg (1847–1934) abgebildet. Dazu passte der Einführungsartikel zum 80-jährigen Jubiläum der Zeitschrift. Man war stolz, sich so erfolgreich den Interessen der Frauen und hierbei Kindererziehung und Gesundheitspflege verschrieben zu haben.1 Hierzu gehörten seit einigen Jahren die Rubrik „Berufsberatung für die Frau“ sowie die Leser-Autor-Korrespondenzartikel unter den Bezeichnungen „Praktikus“ oder „Gesundheits- und Schönheitspflege“. Dazwischen aber prangten weiterhin die zahlreichen Annoncen für Arzneien und „Vorbeugungsmittel“. Die Artikel zur weiblichen Berufsberatung handelten meist von Aktivitäten in Gesundheitsberufen (Krankenschwester, Krankengymnastin, Masseuse). Weiterhin standen Vorbeugung und diätetische Behandlung – unter ärztlicher Aufsicht – im Fokus der Berichterstattung. So erklärte ein anonymer Autor, wie eine Hausapotheke zweckmäßig aufgebaut sein sollte: ein separat von den Lebensmitteln aufgestelltes Schränkchen mit einem umfänglichen Inhalt. Neben Watte, Mullbinden und Pflaster waren Kalkwasser, Leinöl, Fieberthermometer, Ameisenspiritus, Vaseline, Hoffmannstropfen gegen Ohnmachtsanfälle, Baldrian, Salmiakgeist, Nelkenöl sowie Opiumtropfen (als Stopfmittel) vorgesehen. Hinzu kamen noch Rizinusöl, Kräutertees, Glycerin, Bor- und Zinksalbe sowie Lanolin und Kampfer.2 Die Ärztin Alice Henkel schilderte anhand eines Krankheitsbeispiels, wann heiße und kalte Wickel angebracht waren.3 Darüber hinaus gab es wie jedes Jahr eine Reihe von Ratschlägen zur Behandlung kranker Kinder4 und Diätempfehlungen5. Zum wichtigsten Ratgeber in Sachen Diätetik avancierte aber der Schriftsteller Walter v. Hollander (1892–1973), der die Leser u. a. zu sportlicher Aktivität ermunterte: „Unausgenutzte Kraft entwickelt sich nicht. Schlimmer: sie verdirbt, gerät in Gärung, bringt den Organismus in Unordnung, macht melancholisch und häßlich.“6 Anschließend erläuterte er den Leserinnen, wie sie am besten gymnastisch trainieren könnten.7 Hierzu zählten auch Atemübungen und die richtige Körperhaltung.8 1 2 3 4 5 6 7 8
Zum 80. Jahrgang (1933), S. 2. Wie legen (1933), S. 121. Henkel (1933), S. 238. Ernährung (1933); Nasse Halsumschläge (1933). Diätvorschrift (1933); Blutarmut (1933). Hollander (1933a), S. 307. Hollander (1933b). Hollander (1933c); Hollander (1933d).
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Im Laufe des Jahres häuften sich dann aber die Artikel über „Rasse“ und die mögliche Rolle der selbstbewussten Frau für das „Volksganze“.9 Diese gipfelten in Heft 50 in der faktischen Pflichtdefinition, wonach eine Familie Kinder großzuziehen habe.10 Im letzten Heft des Jahres schließlich prangte eine große Annonce für speziellen Kinderzwieback und andere Konsumgüter, die Familien zu benötigen schienen. Wer sich verschönern wollte, konnte zum vielfach beworbenen Shampoo „Nur blond“ greifen und sich so äußerlich den ideologischen Vorgaben des Regimes annähern.
Abb. 10: Werbeanzeige für „Nur blond“
Von eugenischen Maßnahmen war so gut wie nie die Rede – die Redaktion glaubte offenbar, dass die Regelung dieser Problematik am besten innerhalb der familiären Privatsphäre zu organisieren sei. Nur in einer kurzen Notiz verwies die Ärztin Ilse Brugger auf die hohe Kriminalitätsrate unter Fürsorgezög9 10
Charlotte Mayer (1933); Weinberg (1933); Riedel (1933); J. B. (1933a); J. B. (1933b); Wahlert (1933); Solger (1933a); Solger (1933b). E. W. (1933).
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lingen, betonte aber, dass man hier nicht generalisieren dürfe. Einige würden den Sprung in die zivile Gesellschaft stets schaffen.11 Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses wurde nicht rezipiert, die eugenische Praxis, in deren Rahmen z. B. in Hamburg bis 1945 24.000 Menschen sterilisiert wurden, interessierte die Autoren der Gartenlaube nicht.12 Während die staatlichen eugenischen Zwangsmaßnahmen auch 1935 ohne Erwähnung blieben, war eine andere gesundheitspolitische Zielsetzung des nationalsozialistischen Regimes nicht ohne Folgen für den Inhalt der Gartenlaube geblieben. Ein Teil der nationalsozialistischen Führung hegte Interessen für die Naturheilkunde und Homöopathie und förderte deren Vertreter, u. a. durch die Gründung einer „Reichsarbeitsgemeinschaft Neue Deutsche Heilkunde“ im Jahre 1935.13 Vier Jahre später sollten die vormaligen „Kurpfuscher“ zu Heilpraktikern avancieren. 1935 wurden in der Gartenlaube die Kurprogramme Sebastian Kneipps14 ebenso lobend erwähnt wie der Einsatz von volksheilkundlichen Mitteln bei kleineren Gebrechen15. Hinsichtlich der Verwendung von Kohle des Lindenholzes erklärte der Autor „Dr. M.“ gar, die Homöopathie wisse längst um die heilsame Wirkung und nutze das Produkt.16 Überhaupt seien die natürlichen Arzneien preiswert, unschädlich und Teil einer „zukünftigen Medizin“.17 Diese Rückkehr zur Natur sei auch für künftige Generationen nützlich: Wir sind ein Volk, das sich bemüht, zur Natur zurückzukehren, wieder gesund zu werden an Leib und Seele. Wohlan: Machen wir Schluß mit der überfeinerten Küche! Laßt uns herzhaft in unser Schwarzbrot, in ein Stück Fleisch, in einen harten Apfel beißen! Lernen wir wieder kauen! Es wird sich lohnen – mehr noch an unseren Kindern als an uns selbst.18
Manch Leser mögen diese Zeilen eher an die Überhöhung der Mangelernährung im Ersten Weltkrieg erinnert haben. Doch auch andere naturheilkundliche Autoren wie der Arzt Hugo Hertwig verkündeten, man könne mit Hilfe „freier Luft“ und vegetarischer Ernährung sogar endokrine Erkrankungen kurieren (Basedow).19 Dieser Trend zur Bewerbung scheinbar natürlicher Heilmittel setzte sich auch 1936 fort. Nun kamen noch „nächtliche Prießnitzumschläge“20, Blutegelbehandlung21, Apfeldiäten22 und vegetarische
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Brugger (1933), S. 578. Schmuhl (1987), S. 145ff., 161. Siehe hierzu Alfred Haug (1985); Bothe (1991). Zur Rolle der homöopathischen Laienvereine siehe Karrasch (1996), S. 175ff. 14 Die Kneippkur (1935). 15 Der Hausarzt (1935); Vater/Puppe (1935), S. 699. 16 Dr. M. (1935a), S. 122. 17 Dr. M. (1935b), S. 172. 18 Dr. M. (1935c), S. 1152. 19 Hertwig (1935a); Hertwig (1935b). 20 Hertwig (1936a), S. 378. 21 Dr. M. (1936b). 22 Dr. M. (1936a).
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Ernährungsumstellung bei bestimmten Krankheiten (Rachitis) hinzu23. Ratschläge für die diätetisch besorgte Hausfrau lieferte die Schauspielerin Lilly Ackermann (1891–1976, eigentlich Willy Marie Schorer).24 Anni Weber erklärte, wie Diätetik und Behandlung kranker Kinder zusammenwirken sollten.25 Als historischen Übervater präsentierte die Gartenlaube Hufeland.26 Auf eigene Autoren wurde nicht Bezug genommen. Bock war offenbar bereits vergessen. Und der 1903 gefeierte Augenarzt Hermann Cohn war aus rassistischen Gründen aus der hauseigenen Geschichte getilgt worden. Versetzte dieser Kurswechsel, gepaart mit immer inhaltsloseren Artikeln, der siechen Gartenlaube den endgültigen Todesstoß? Ende 1937 wurde sie eingestellt und als Neue Gartenlaube wieder herausgebracht. Vielleicht lag es einfach daran, dass die letzten treuen Leser wegstarben bzw. das Land verließen? Nach dem Erlass der Nürnberger Rassengesetze 1935 war das Leben für Deutsche, die von den Nationalsozialisten als Juden identifiziert wurden, noch beschwerlicher geworden. Auch Familien, die bislang keinen wirtschaftlichen Pressionen ausgesetzt gewesen waren, überlegten nun, das Land zu verlassen. Das deutsch-jüdische Bürgertum verschwand und somit wohl eine wichtige Lesergruppe der Gartenlaube. Manch Leser bzw. Autor hatte schon 1933 befürchtet, dass bei den Bücherverbrennungen bald auch die Werke Heimburgs oder Marlitts auf dem Scheiterhaufen landen könnten.27 Denn diese Romane enthielten kaum verhüllt die Forderung nach einer Aufhebung von religiös oder elitär begründeten Standesvorteilen und die Zulassung der Angehörigen von Minderheiten an die Schaltstellen von Macht und Wissenschaft. In der Novelle „Heideprinzeßchen“ kam Juden explizit eine wohlwollende Rolle zu: In der einsamen Heide erzieht eine Großmutter ihre Enkelin.28 Auf dem Sterbebett erklärt sie ihr, dass sie all ihre moralischen und ethischen Wertvorstellungen – die der Enkelin ein glückliches Leben bereiten werden, wie sich im weiteren Verlauf der Geschichte zeigen wird – ihrer jüdischen Sozialisation verdanke. Diese Herkunft hatte sie lange verleugnet und sich in unglückliche Liebesverhältnisse mit verdorbenen christlichen Adeligen gestürzt. Doch auf dem Totenbett kehrt sie zu ihren Wurzeln zurück.29 Außerdem war die Gartenlaube für jüdische Leser lange Zeit eine einfache Möglichkeit, jüdische Autoren kennenzulernen. So veröffentlichten Berthold Auerbach (1812–1882), Ferdinand Lassalle, Henriette Hertz (1846–1913), Fanny Lewald, Gabriel Riesser (1806–1863) oder auch Moses Montefiore (1784–1885) hier vorab ihre Novellen, Romane, Essays und andere Texte.30 Zwar war der Gartenlaube-Autor Gustav Freytag nicht frei von antisemitischen 23 24 25 26 27 28 29 30
Dr. M. (1936c). Ackermann (1936). Anni Weber (1936). Hartmann (1936). Castonier (1988), S. 209. Wassermann (1978), S. 50. Wassermann (1978), S. 50. Wassermann (1978), S. 54.
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Momenten in seinen Romanen, doch war er mit Juden befreundet und mit einer Jüdin verheiratet, was der Leserschaft sicherlich nicht unbekannt blieb.31 Wie keine zweite Zeitschrift verkörperte die liberale Gartenlaube über Jahrzehnte die Idee, dass Selbstbildung den Aufstieg erleichtere – eine Überlegung, die emanzipationsinteressierten Juden nicht unbekannt war.32 Für eine Werbekampagne zugunsten einer „jüdischen Volksbücherei“ instrumentalisierten die Organisatoren gar das Cover der Gartenlaube mit einem lesenden bürgerlichen Haushalt und fügten stattdessen die ihrer Ansicht nach ideellen Akteure einer jüdischen Familie ein.33 Vielleicht hatte die Furcht vor den Früchten der eigenen Geschichte die Redaktion 1933 veranlasst, so gänzlich realitätsfern zu agieren, um auf gar keinen Fall Aufmerksamkeit zu erregen. In der Geschichtsschreibung wird die Gartenlaube zwar mit der ersten antisemitischen Pressekampagne des Kaiserreichs in Verbindung gebracht, doch scheinen die entsprechenden Gelehrten dabei weder die Zeitsituation noch die folgenden Ereignisse bedacht zu haben.34 Ab Dezember 1874 hatte der Journalist Otto Glagau (1834–1892) eine Serie von zwölf Artikeln in der Gartenlaube publiziert, in der er das unlautere Geschäftsgebaren zahlreicher im Gründerrausch aufgezogener und im Gründerkrach bankrott gegangener Wirtschaftsunternehmen einschließlich der Namen von Akteuren und (adeligen) Förderern schonungslos benannte.35 Im sechsten Artikel war erstmals explizit von den „Söhnen des auserwählten Volkes“ als Profiteure der Wirtschaftskrise die Rede.36 Danach kippte die zuvor vorrangig gegen adelige Förderer zweifelhafter Wirtschaftsunternehmungen gerichtete Serie in einen antisemitischen Jargon. Glagau machte „Juden“ per se zu den Protagonisten des Börsenhandels und fragwürdiger Geschäfte.37 Die entscheidenden Aussagen jedoch, mit denen er sich später schmückte („90 Procent der Gründer und Börsianer sind Juden“), tätigte er nicht in der Gartenlaube, die ihm zudem nicht das Forum gewährte, das er eigentlich haben wollte, wie sich Glagau später beschwerte.38 Sein 1876 publiziertes Buch „Der Börsen- und GründungsSchwindel in Berlin“ erschien keinesfalls zufällig nicht im Verlag von Ernst 31 Wassermann (1983), S. 95. 32 Haibl (2001), S. 220. 33 Haibl (2001), S. 225. Haibl erkennt bei manchen Artikeln in der Gartenlaube einen „antijüdisch gefärbten Blick“ (S. 224). Sie übersieht dabei jedoch, dass die Organisatoren der Volksbücherei beispielsweise mit ihrer Kampagne auch Stereotype verwendeten. Ihrer Annahme, der Artikel über das Testament des zuvor gelobten Leipziger „Wasserpioniers“ Carl Heine sei von Ressentiments geprägt, vermag ich nicht zu folgen, siehe Das Carl Heine’sche Testament (1865). 34 Siehe Wassermann (1978), S. 59; Wassermann (1983), S. 117; Katz (1989), S. 256–260, 269, 276; z. T. auch Weiland (2004), S. 54. 35 Glagau (1874); Glagau (1875a); Glagau (1875b); Glagau (1875c); Glagau (1875d); Glagau (1875e); Glagau (1875f); Glagau (1875g); Glagau (1875h); Glagau (1875i); Glagau (1875j); Glagau (1875k). 36 Glagau (1875e), S. 383. 37 Weiland (2004), S. 51. 38 Glagau (1876), S. XIII; Katz (1989), S. 258; Weiland (2004), S. 50f.
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Keil.39 Glagau war zudem nicht die einzige Person des öffentlichen Lebens, die die enge Verbindung von Presse, Börse und Politik attackierte, doch konnte er für einige Monate die Gartenlaube mit einer Auflage von 382.000 Stück als Medium nutzen. Aber Ernst Keil stand einer antisemitischen Pressekampagne ablehnend gegenüber, und Glagau musste sich nach anderen Verbündeten umsehen. Da er sich zudem im Kulturkampf für die katholische Seite stark machte und die der Gartenlaube traditionell feindselig gegenüberstehenden preußischen Konservativen (Kreuzzeitung) seine antisemitischen Tiraden instrumentalisierten40, wollte die Redaktion der Gartenlaube mit ihrem vormaligen Autor nichts mehr zu tun haben. Die judenfeindlichen Artikel blieben eine Episode, und die Leserschaft dürfte dies auch bemerkt haben. Zwar überhöhten spätere antisemitische Agitatoren und schließlich nationalsozialistische Autoren Glagaus Ausführungen und ernannten ihn zu ihrem Präzeptor, doch kann dies der Gartenlaube schwerlich zum Vorwurf gemacht werden.41 Eine einzelne Artikelserie dürfte kaum zu einer völligen Veränderung der Leserschaft geführt haben. Die Neue Gartenlaube entwickelte kein eigenständiges gesundheitspolitisches Profil. In der Ankündigung in Heft 52/1937 wurde vorrangig auf das „vergrößerte Format“ der im Entstehen begriffenen Zeitschrift verwiesen – und mit Fortsetzungsreportagen geworben.42 Es dominierten Ratschläge zur perfekten Figur, abgelöst von den Annoncen für „Nur blond“.43 Die Rubrik „Gesundheitsdienst“ bot parallel Informationen zu Heilpflanzen und Hormonen.44 Mund- und Zahnhygiene fanden immer wieder Beachtung.45 Ende 1939 erschien eine große Anzeige für künstliche Babynahrung (Heft 52, S. 1106) – von den Kampagnen früherer Tage war nichts mehr geblieben. Auch ein Hinweis auf das Heilpraktikergesetz fehlte. Ebenso wurde die (positive) materielle Situation der Ärzteschaft nicht thematisiert.46 Nach Kriegsbeginn mutierte die Zeitschrift endgültig zum Anzeigenfriedhof für Pharma-Annoncen, eine Trennung von redaktionellem und gewerblichem Teil entfiel. In Heft 27/1940 durfte sich das Togalwerk selbst bewerben. Dazwischen landeten verstreut ein Artikel über die Arbeit der Chirurgen im Krieg oder auch eine Erinnerungsnotiz an Justus v. Liebig.47 Im Nachhinein geradezu makaber wirkte die Aufmachung eines Aufsatzes über die Behandlung keuchhustenkranker Kinder: „Sanatorium Gasanstalt“.48
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Glagau (1876). Katz (1989), S. 260. Weiland (2004), S. 126. Neujahrs-Überraschung (1937). Schlank und Schön (1939a); Schlank und Schön (1939b); Schön und schlank (1939). Gesundheitsdienst (1939a), S. 49; Gesundheitsdienst (1939b). Baumgaertner (2004), S. 33f., 68f. Rüther (1997), S. 162. Helfende Hände (1940); Stehen (1940). Sanatorium Gasanstalt (1940).
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Abb. 11: Werbeanzeigenrubrik „Allerlei Preiswertes und Nützliches“ (1940)
Ansonsten bestanden die Hefte ausschließlich aus trivialen Fortsetzungsromanen und Karikaturen. Eine Änderung des Inhaltes erfolgte zwangsweise durch Erlass der Heilmittelwerbeverordnung (HWVO) am 29. September 1941.49 Sie umfasste gleichermaßen Arzneimittel, ihnen gleichrangig geführte Produkte sowie Therapieverfahren. Dazu zählten explizit Mittel zur Behebung von „Schwangerschaftsbeschwerden“, verjüngende und anregende Mittel (und somit faktisch sämtliche „Sexualia“), Körperpflegemittel sowie Entwöhnungsmittel von Tabak- oder Alkoholabusus. Zudem wurde ausdrücklich eine Werbung verboten, in der „ein Erfolg regelmäßig mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit erwartet werden könne“ (Abschnitt II, § 3, 2b). Auch Hinweise auf angebliche Gesundheitsgefahren des Patienten bei Nichtanwendung des Präparats waren nicht gestattet. Weiter war Fernbehandlung verboten, wodurch esoterische Heilweisen faktisch untersagt waren. Eine ganze Reihe von Krankheiten, insbesondere Infektions-, Geschwulst- und Seuchenerkrankungen bei Mensch und Tier, war von Laienwerbung ausgeschlossen. Dies galt zusätzlich gemäß § 5, Abs. 2, a–h für Schlafmittel, Bromverbindungen, Schmerzmittel, Jodverbindungen, radiumhaltige Arzneien, Abmagerungsmittel, Potenzmittel, Brustvergrößerungsarzneien („Büstenmittel“) und hormon49 Reichsministerium des Innern (1941), S. 587–590.
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haltige Medikamente. Die Anpreisung von Wirkungen mittels Dank- oder Empfehlungsschreiben war untersagt, wissenschaftliche Gutachten nur aus berufener Feder und für Fachpublikum gestattet. Dadurch wurde die Verquickung von Werbung und Artikeln, wie sie in der Neuen Gartenlaube dominierte, faktisch verunmöglicht. Papierknappheit und schwindendes Interesse der Leser sorgten für eine weitere Reduzierung des Inhalts jenseits der sinnfreien Novellen und Kurzgeschichten. 1942 begann die Redaktion daher, anstelle von Artikeln Serien von Photos mit dünnen Kommentaren zu drucken. Hierzu zählten u. a. Serien über das Germanin, die Wirkung von Ultraschall und den Einsatz von Ratten in der Röntgenforschung.50 Zusätzlich gab es einige Ratschläge zum Verhalten bei Erkältungen und zur Wahrung der jugendlichen Schönheit.51 Dem Mangel an Pharmazeutika wurde indirekt Rechnung getragen. Ein ratgebender Arzt empfahl zur Linderung von Erkältungssymptomen „Camphora D1“ – die Homöopathie hatte es positiv in die Gartenlaube geschafft.52 Das Jahr 1942 war zugleich das letzte Jahr, in dem die Redaktion den Lesern ein Inhaltsverzeichnis gewährte, in den folgenden Jahren verzichtete sie darauf. 1943 wurden erstmals und in objektiver Weise psychosomatische Aspekte bei Ausbruch und Dauer von Krankheiten diskutiert. Die Psychologin Charlotte Köhn-Behrens (1909–1964) präsentierte das von Johannes Heinrich Schultz (1884–1970) konzipierte Autogene Training als Möglichkeit zur angeleiteten Selbsttherapie.53 Außerdem stellte sie in einem weiteren Aufsatz die Trennung von Erschöpfung, körperlichen Leiden und der Hysterie vor.54 Nicht nur Frauen, auch Männer seien hiervon betroffen, und eine Therapie müsse die individuellen psychischen Verhältnisse einbeziehen.55 Diese Kehrtwende im Vergleich zu 1942, aber auch zu den rein somatischen Betrachtungsweisen der Jahrzehnte zuvor war vermutlich nicht auf eine eventuelle Einsicht der Autoren und Herausgeber zurückzuführen, sondern den Umständen im „Totalen Krieg“ geschuldet. Die ärztliche Versorgung war 1943 in Deutschland weder in den Städten noch auf dem Lande mehr zuverlässig gewährleistet.56 Der Luftschutzsanitätsdienst als erste Hilfe vor Ort war miserabel organisiert, die zermürbenden Folgen der Luftangriffe selbst, die zunehmende Mangelernährung und die Angst um die Angehörigen begünstigten den Ausbruch psychosomatischer und chronischer Krankheiten.57 Insbesondere aber Betroffene letzterer Leiden wurden im Rahmen der Ressourcenverknappung sukzessive
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Ultraschall (1942); Germanin (1942); Röntgenversuche (1942). Wie bleibe (1942); C. (1942). H. F. (1942), S. 127. Köhn-Behrens (1943a), S. 222. Köhn-Behrens (1943b), S. 350. Köhn-Behrens (1943b), S. 351. Süß (2003), S. 194, 211. Süß (2003), S. 247, 278.
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ausgegrenzt.58 Dass psychisch Kranke gar ermordet wurden, war gerüchteweise schon seit Frühjahr 1940 in der deutschen Bevölkerung bekannt.59 Daher lässt sich die Doppelstrategie der Neuen Gartenlaube leicht erklären. Einerseits wurden die Leser für die individuelle Disposition für Auffälligkeiten und Krankheiten sensibilisiert und ihnen andererseits durch das Autogene Training ein Weg aufgezeigt, die gesundheitlichen Probleme selbst in den Griff zu bekommen, um so dem Kontrollblick der staatlichen Behörden zu entgehen. Berichte über die deutsche Kriegschirurgie oder neueste Trends in der bakteriologischen Forschung waren nur ein einziges Mal zu finden.60 Dabei gab es gerade auf diesem Gebiet große Probleme. Das Serum gegen Fleckfieber stand nur in kleinem Umfang zur Verfügung, ansonsten mussten die Heeressanitätsbehörden auf die Vorbeugemaßnahmen aus den Jahren 1914–1918 zurückgreifen.61 Doch die Autoren der Neuen Gartenlaube zogen es vor, lieber über Chiromantie, bulgarischen Joghurt und eine gesunde Lebensweise zu schreiben.62 Um mit Alexander Mitscherlich (1908–1982) zu sprechen, waren die Mitarbeiter der Neuen Gartenlaube einem „Kaspar-Hauser-Komplex“ verfallen – völlig unbelehrt und unbelehrbar über die realen Lebensumstände und Verhältnisse jenseits der Redaktionsräume, wurden sie langfristig „asozial und kulturverneinend“ und machten sich selbst überflüssig.63 So gab der Schriftsteller Friedrich Freksa (1882–1955) Hinweise zur „wahren Schönheit“ der deutschen Frau.64 Deren Kernkompetenz war jedoch 1943 nicht mehr die Hausfrauenrolle, sondern die Arbeit in der Rüstungsfabrik, wie manch Artikel in der Neuen Gartenlaube offenbarte.65 Hierzu bedurfte es bester Gesundheit, weshalb eine Autorin Hinweise zur Konzentrationssteigerung gab.66 Als Gegenentwurf zur rauen Wirklichkeit diente das Kino: Eine Photostrecke über den Ufa-Film „Gefährtin meines Sommers“ füllte fast ein ganzes Heft, nur unterbrochen von Annoncen für „Chlorodont“-Zahncreme und modische Büstenhalter.67 Die Neue Gartenlaube war endgültig zum Magazin für schmachtende Backfische und einsame Ehefrauen geworden. Kamen die gestressten Gatten von der Front zurück, konnte die Gemahlin Anfang 1944 erfahren, wie sie sich beim Ehekrach zu verhalten hatte.68 Die Überwindung von Hemmungen wurde als notwendig beschrieben sowie Hinweise für das
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Süß (2003), S. 300. Schmuhl (1987), S. 208f. Serum (1943). Süß (2003), S. 224–228. Weniger ist mehr (1943); Möchten Sie 100 Jahre (1943); Lässt sich (1943). Mitscherlich (2010), S. 232. Freksa (1943). Siehe z. B. Frau Meisterin (1943), S. 147. Busowetz (1943). Unser Herr Doktor (1943). Überhaupt wurden Zahnprobleme und ihre rasche Behebung als Teil der Selbstverbesserung des „Volksgenossen“ immer wieder in der Neuen Gartenlaube herausgestellt, siehe Baumgaertner (2004), S. 27f., 33ff., 68. 68 Tusch (1944).
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korrekte Verhalten in der Schwangerschaft gegeben.69 Im Rückgriff auf Alfred Brauchle (1898–1964) erklärte der Autor Hans Fritzsche, „sonnenbehandelte Menschen sind viel widerstandsfähiger gegen Ansteckung und haben viel mehr Heilkräfte im Falle einer doch eintretenden Erkrankung“.70 Zur Untermauerung dieser Einschätzungen lieferte er historische Vorbilder von Paracelsus (1493–1541) bis zu Gustav Jäger (1832–1917). Durch den Verzicht auf „Zivilisationsgifte“ sei eine „universelle Reinigung des Organismus“ möglich, verkündete Fritzsche im vorletzten je erschienenen Heft der Neuen Gartenlaube.71 In der allerletzten Ausgabe fehlen im redaktionellen Teil Hinweise auf die Medizin. Bei den Annoncen hingegen dominieren Angebote zur gesundheitsfördernden Sommerfrische, von ländlichen Privatpensionen – und Heiratsanzeigen. Letztere hatten zunehmend die untersagten pharmazeutischen Sexualia-Angebote ersetzt.
69 Wenn ein Kind (1944); Busowetz (1944). 70 Fritzsche (1944a), S. 153. 71 Fritzsche (1944b), S. 177.
Ausblick Vermissten wohl die Leser der (Neuen) Gartenlaube ihre Zeitschrift, als sie ihr Erscheinen einstellte? Vermutlich nur wenige – man hatte Ende 1944 andere Sorgen als die Planung des nächsten Sommerurlaubs. Auch war die Neue Gartenlaube nicht einmal im Ansatz mit der „alten“ zu vergleichen. Doch auch bei dieser muss differenziert werden. Die Zeitschrift eines Ernst Keil war eine andere als die, die Alfred Hugenberg gehörte. Im Grunde hatte die Gartenlaube bereits vor dem Ersten Weltkrieg hinsichtlich ihres gesundheitswissenschaftlichen, medizinischen oder pharmazeutischen Inhaltes jeden pädagogischen Anspruch und jede Affinität zum tagesaktuellen Geschehen verloren. Ihre Leser versorgten sich bei entsprechendem Interesse aus anderen Quellen. Wer zur Gartenlaube griff, wollte spätestens 1914 nicht zu sehr mit den Widrigkeiten des Alltags belästigt werden. Gleichwohl erfüllte die Zeitschrift so weiter einen Zweck und machte Gewinn – ansonsten wäre sie sogleich eingestellt worden. D. h. für 80.000 bis 150.000 Leser und ihre Familien war die Gartenlaube weiterhin eine nützliche Informationsquelle. Nach 1945 versorgten andere Zeitschriften das Leserpotential. In medizinhistorischer Hinsicht ist die Zeitschrift vielfach von großem Interesse. Nirgendwo sonst lassen sich Anstieg und Verflachung von Popularisierungsdiskursen so genau nachvollziehen. Aneinanderreihung, Austausch, Variation und Uminterpretation von Vorbildern, Akteuren, Denkmodellen und Krankheitsvorstellungen lassen sich hervorragend verfolgen. Auch gestattet die Gartenlaube aufgrund ihres Zielpublikums einen geradezu einzigartigen Blick auf die Wünsche und Interessen des deutschen Bürgertums. Wenn heute von gesundheitlichem Selbstmanagement und der Schwierigkeit der Verankerung des Präventionsgedankens in den Köpfen der Menschen die Rede ist, so lässt sich mit Blick auf die Geschichte sagen, dass der Verzicht auf selbständige Gestaltung der Gesundheit weitgehend gewollt war. Denn selbständiges Handeln verlangt eine enorme Motivation, Ausdauer und die Bereitschaft, das eigene Leben völlig neu zu ordnen und auf vielerlei Genüsse zu verzichten. Statt solcher zeitaufwendiger Torturen war es für viele Deutsche aus den gehobenen Schichten offenbar einfacher, sich dem Gewinnstreben der pharmazeutischen Industrie, niedergelassenen Ärzten und interessierten Apothekern zu unterwerfen – besonders ab dann, als diese Leistungen von dem Gemeinwesen, mit dem sich die Bürger ohnehin identifizierten, über das Krankenkassensystem beglichen wurden.1 Nur im privaten Familienkreis wurden die überkommenen Regeln zur Diätetik und Selbstkontrolle weitergeführt: zum einen, um die Kinder zu überwachen, zum anderen, um sich der eigenen Unabhängigkeit zu versichern. Ein Eindringen des Staates oder aufbegehrender sozialer Schichten in die Refugien des Privatlebens wollten die Leser der Gartenlaube auf keinen Fall dulden. Als dies jedoch gewaltsam erfolgte und zuvor die Konstanz des Bürgertums durch den Verlust übergeordneter Orientierungen 1
Knorr-Cetina (2009), S. 57.
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sowie des Vermögens aufgeweicht worden war, fand sich auch kein Platz mehr für die Zeitschrift, die wie keine zweite die sich selbst als unabhängig verstehenden Bürger als Leser bedient hatte. Als reines Unterhaltungsblatt relauncht, hatte es keine Chance auf Akzeptanz. Was bleibt medizinhistorisch gesehen von der Gartenlaube? Vor allem die Erkenntnis, dass das Interesse des Bürgertums an komplementären Heilweisen von den selbsternannten Ratgebern und Ideologen der Bürger stets als Gefahr angesehen wurde. Zuerst, weil die rationalistischen Autoren der Gartenlaube jede Vorstellung einer nicht kontrollierbaren Natur zurückwiesen, später, weil sich die Naturheilkunde dem Obrigkeitsstaat entzog, den die vormaligen Revolutionäre von 1848 als nationale Heimstatt für sich entdeckt hatten, schließlich, da Naturheilkunde und Homöopathie der gewollten Selbstentmündigung im Wege standen. Wenn auch die Diskurse um Gesundheit oder Krankheit, Wunderglauben oder hygienische Ratschläge längst jeden Bezug zum Heute verloren haben, so bleiben die ideologischen Grabenkämpfe um Deutungshoheit und Bevölkerungskontrolle noch immer relevant. Hierzu gehören immer zwei Akteure: einer, der kontrollieren will, und einer, der es zulässt, weil er sich davon Bequemlichkeit erhofft. Die Geschichte der Gartenlaube und ihrer medikalen Kulturen zeigt aber deutlich, dass diese Unterwerfung nicht zu mehr Freizeit oder Glück führt, sondern langfristig die Zerstörung der eigenen Lebenswelt mit begünstigt.
Abbildungsnachweise Abb. 1
Carl Ernst Bock (1809–1874), entnommen aus Keil, Ernst W.: Prof. Dr. Carl Ernst Bock. Mein Lebensbild. In: Die Gartenlaube (1874), Nr. 30, S. 479–482, hier S. 479 Abb. 2 „Die bucklige, verkrüppelte Frauenleber“, entnommen aus Bock, Carl Ernst: Die bucklige, verkrüppelte Frauenleber, die Frucht des Schnürleibchens und des Unterrocks, eine Quelle des Mißmuthes, der Unzufriedenheit und der Zanksucht. In: Die Gartenlaube (1853), Nr. 26, S. 276–278, hier S. 277 Abb. 3 Zeitgenössische Karikatur des verschreibungswütigen niedergelassenen Arztes, entnommen aus Veth, Cornelis (Hg.): Der Arzt in der Karikatur. Berlin 1927, S. 147 Abb. 4 Annonce für „Bock’s Eisen-Liqueur“, entnommen aus Geschäfts-Anzeigen. In: Straubinger Tagblatt Nr. 104, 6. Mai 1863, S. 424 Abb. 5 Werbung für „Liebig’s Fleisch-Extrakt“, entnommen aus Die Gartenlaube (1913), Nr. 7, Anzeigenteil Abb. 6 Anzeigenpotpourri, entnommen aus Über Land und Meer 9 (1862/63), Nr. 8, S. 128 Abb. 7 Werbeanzeige für das „Bilz-Sanatorium“, entnommen aus Die Gartenlaube (1913), Nr. 7, Anzeigenteil Abb. 8 Werbung für das Laboratorium „ETA“, entnommen aus Die Gartenlaube (1923), Nr. 16 Abb. 9 Annoncen der 1920er Jahre, entnommen aus Die Gartenlaube (1927), Nr. 29, Anzeigenteil Abb. 10 Werbeanzeige für „Nur blond“, entnommen aus Die Gartenlaube (1933), Nr. 19, Anzeigenteil Abb. 11 Werbeanzeigenrubrik „Allerlei Preiswertes und Nützliches“, entnommen aus Die Neue Gartenlaube (1940), Nr. 15, Anzeigenteil, S. IV
Abkürzungsverzeichnis AHZ BIZ DAZ DGBK HWVO ICD-10 LI MPI OHL s. a. SMS SPD sr.
Allgemeine homöopathische Zeitung Berliner Illustrierte Zeitung Deutsche Allgemeine Zeitung Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums Heilmittelwerbeverordnung Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision Leipziger Illustrierte Max-Planck-Institut Oberste Heeresleitung siehe auch Seiner Majestät Schiff Sozialdemokratische Partei Deutschlands senior
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Register Ackermann, Lilly 158 Äther 27, 50 Affenfett 27 Aksakow, Alexander 93 Alaun 119 Albanien 146 Allgemeine homöopathische Zeitung 56 Altschul, Elias 60, 73 Ammon, Otto 144 Amylenhydrat 132 Annaberg 59 Anorexia nervosa 86 Antipyrin 103, 131 Appendizitis 24 Apitsch, Robert 101 Apotheker 22, 26, 53, 58, 62, 69, 99, 153, 166 Assmann, Friedrich W. 31 Asthma bronchiale 51, 99, 103, 128f Atoxyl 139 Auerbach, Berthold 158 Augenspiegel 27, 50 Auskultation 25, 37, 55, 66, 84 Baas, Johann Hermann 118, 123, 128, 138 Balneologie 51, 62f., 86, 124 Baltzer, Eduard 90 Battmann, Carl Ludwig 56 Baumann, Jakob Friedrich 95, 100 Baunscheidt, Carl 81 Bayer 205 s. Germanin Beard, George M. 120 Bebel, August 121 Behr-Pinnow, Karl v. 153f. Behring, Emil v. 127 Bergmann, Ernst v. 144 Berlepsch, Goswina v. 116 Berliner Illustrierte Zeitung 134 Bernard, Claude 28, 82 Besser, Leopold 68 Bezold, Friedrich 119 Bichat, Francois Xavier 22 Biedermann, Karl 32, 36, 54, 59, 79, 83 Biermer, Anton 84 Billroth, Theodor 119, 130 Bilz, Friedrich Eduard 99, 133, 145 Bischoff, Theodor 59 Bismarck, Otto v. 90, 93, 122, 138 Blavatsky, Helena P. 122 Bleichsucht 45, 68, 96 Blutegel 24, 46, 57, 157 Bock, August 31
Bock, Carl Ernst 10, 12–19, 26, 30–104, 112, 117f., 121, 124ff., 129f., 133f., 142, 158 Bölsche, Wilhelm 122, 142 Bönninghausen, Clemens v. 29, 45 Bois-Reymond, Emil du 23, 54f., 121 Bräune s. Croup Bronsart, Huberta v. 147 Brown, John 21f., 25f., 29, 32, 35, 41, 45 Büchner, Ludwig 50, 130, 133 Bürstenbinder, Elisabeth (s. Werner, E.) Carus, Carl Gustav 22, 50 Caspar, Carl Hugo 60 Castonier, Elisabeth 148, 158 Catlin, George 101 Charcot, Jean Martin 29, 120 Chinarinde 51 Chinin 40f., 82, 149 Chloralhydrat 97, 132 Chlorkalk 130f. Cholera 11f., 17–19, 25, 28f., 34–37, 47, 50, 64, 109, 124, 128–131, 144 Cohn, Hermann 118, 128, 140, 158 Contagion 37, 50, 52, 75 Corpus Hippocraticum 45 Croup 60, 71 Daheim 9, 11 Daniels, Roland 77 Darwin, Charles 95, 98, 118, 121ff. Daum, Andreas 30 Davaine, Casimir-Joseph 82 Davidis, Henriette 47 Desmonremeaux, Antonin Jean 83 Deutsche Allgemeine Zeitung 53–57, 60 Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums 153 Diagnostik 25, 27, 50, 55, 66, 75, 85 Dieffenbach, Johann Friedrich 24 Dietl, Joseph 28, 51, 60 Digitalis 82, 118 Diphtherie 125, 130f. Dippe, Hugo 141, 143 Donna Mercedes 106f. Dorfbarbier 9, 39 Dornblüth, Friedrich 88, 118, 126, 129f. Dorpat 82 Dschapei 111 Duchenne, Guillaume Benjamin 67 Düring, Ernst v. 142f. Edelweißkönig 111f. Ehrlich, Paul 119, 141f. Eigenbrodt, Carl 57f., 60
Register Eisenliqueur/Eisenschnaps 62 Elisabeth, Kaiserin v. Österreich 86 Empirie 21–25 Erb, Wilhelm 84 Esmarch, Friedrich v. 118 ETA-Laboratorium 152 Eugenik 12, 153f., 156f. Fechner, Gustav Theodor 93 Fickel, Karl W. 35, 57f. Fieberthermometer 27, 71, 123, 155 Fielitz, Heinrich August 62 Fischer, Alfons 33 Fischer, Heinrich 86 Fleisch 29, 44, 47, 50, 56, 72, 78, 86, 88, 94, 112, 114, 129, 132, 157 Fleischextrakt 87, 89, 96, 115 Föhnsturm 82 Förster, August 62 Frauenemanzipation 39, 78, 96, 115f, 127, 132, 153 Frauenstädt, Julius 73 Frauenstudium 127, 132f. Freksa, Friedrich 163 Freytag, Gustav 65, 71, 105, 111, 158 Friedrich August II v. Sachsen 37 Friedrich Wilhelm IV v. Preußen 70, 86 Fröbel, Friedrich 39, 72 Frumkina, Revekka M. 16 Fuchsin 120 Fürbringer, Paul 118 Fürst, Livius 123 Funke, Otto 97 Gall, Franz Joseph 50 Ganghofer, Ludwig 109–116 Garibaldi, Giuseppe 82 Germanin 149, 162 Glagau, Otto 159f. Glaser, Hermann 105 Gleich, Lorenz 51, 62 Goldelse 91 Goldschmidt, Jonas 62, 95 Gottschall, Rudolf v. 138 Gottwald, Eduard 48 Goullon, Heinrich 55 Gräfenberg 30, 37 Grauvogel, Eduard v. 96 Griesinger, Wilhelm 23 Grippe (s.a. Influenza) 149f. Gründerkrach 123, 159 Gutzkow, Karl 32, 59 Haeckel, Ernst 78, 91, 98f., 121ff., 145 Haenel, Hans 141 Hahn, Theodor 39, 94f., 97
227
Hahn-Hahn, Ida 104 Hahnemann, Samuel 29, 35f., 40, 48, 54– 57, 71, 78, 90 Hamm, Wilhelm 90 Hartmann, Eduard v. 122 Hata, Sahachiro 141 Haubold, Carl 55f., 94 Haug, Rudolf 137 Haupt, Moriz 36 Hausarzt 34, 69, 93, 107, 114, 126, 142 Hebamme 27 Heilpraktiker 15, 157,160 Heinicke, Samuel 97 Heinze, Oscar 126 Helbig, Carl 61f. Helmholtz, Hermann 23, 28, 36, 50 Henkel, Alice 155 Hertwig, Hugo 157 Hertz, Henriette 158 Herz, Auguste 72 Heuschnupfen 147 Heuss, Theodor 115 Heyne, Ludwig 58 Heyse, Paul 115 Hindenburg, Paul v. 155 Hirschel, Bernhard 41, 62, 72 Hirzel, Heinrich 59 Hlawacek, Eduard 117 Höllenstein 58, 74, 94, 98 Hoffa, Albert 137 Hohenlohe, Alexander v. 99 Hollander, Walter v. 155 Homöopathie 14, 17ff., 26, 29, 35, 41f., 45, 47, 49, 51, 54–58, 60, 62, 64f., 68, 70, 73–76, 78, 89, 91, 93, 95, 124, 134, 157, 162, 166 Hueppe, Ferdinand 142 Hufeland, Christoph Wilhelm 22, 29, 35, 51, 70, 126, 158 Hugenberg, Alfred 10, 13, 152, 165 Humboldt, Alexander v. 116 Humoralpathologie 22, 25, 52 Hydrotherapie 37, 39ff., 51, 53, 117, 124, 137 Hygiene 35, 65, 69ff., 78, 83, 120, 123ff., 129, 135, 139f., 147, 160 Hygieneausstellung 124 Hypochondrie 27, 72, 80, 89 Hyrtl, Joseph 26 Hysterie 26, 29, 68, 114, 120, 148, 162 Impfen 46, 131 Inflation 12f., 151, 153 Influenza 127, 130
228
Register
Insulin 132 Jäger, Gustav 164 Jahn, Otto 36 Japan 77 Jeitteles, Isaac 21 Jörg, Johann Christian 30, 54 Johann, König v. Sachsen 53f. John, Eugenie s. Marlitt, Eugenie Jürgensen, Theodor 86 Kaan, Heinrich 91 Kaffee 29, 47, 68, 72, 76, 129 Kaiserin Augute-Viktoria-Haus 139, 153 Kalifornien 99 Kaliumbromid 132 Karlsbad 74, 94, 117 Kartoffelfusel 41 Kehlkopfspiegel 27, 83 Keil, Ernst 9f., 38f., 41, 45, 59, 63, 65, 70, 77, 88, 90f., 93, 98, 105ff., 116, 160, 165 Kiesow, Johann Georg 26 Kindbettfieber 28 Kisch, Enoch Heinrich 127–130 Kissel, Carl 51 Kissingen 86, 89 Klencke, Hermann 101 Kneipp, Sebastian 85, 157 Koch, Robert 119, 126f., 129f., 138f., 141, 144 Köhn-Behrens, Charlotte 162 Kokain 128 Komplettrotationsmaschine 137 Kopal, Gustav 129f. Korsett 42, 52, 61, 74, 85ff.,, 89, 92, 98, 125, 143, 153 Krafft-Ebing, Richard 121 Krankenversicherung 120, 144 Krasen 26, 48f., 52, 72, 78, 80 Krimkrieg 48 Kröner, Adolf 168, 196, 134, 141 Kuhn, Thomas S. 21 Kuhne, Louis 85, 133 Kurbad 65, 74, 89, 99, 124, 143 Kurierfreiheit 15, 100, 117 Kurz, Isolde 115 Kußmaul, Adolf 83 Kymograph 84 Lachmund, Jens 69 Laennec, Réné Theophile 25 Lahmann, Heinrich 133 Laienheiler/Laienheilkunde 27, 30, 36, 85, 103 Lassalle, Ferdinand 77, 158 Lassar, Oskar 137
Lebenskraft 22f., 29, 34, 49f. Leber 42f., 85 Leipziger Gemetzel 54 Leubuscher, Rudolf 42 Leuven 146 Lewald, Fanny 104, 158 Liebig, Justus v. 26, 50f., 62, 87ff., 94ff., 131, 160 Ling, Per Hendrik 33, 118 Lister, Joseph 83, 118 Löwenstein, Adolph 101 Lotte Lore 110 Ludwig, Carl 84 Lutze, Arthur 36 Magnetismus 36, 93 Makrobiotik 22, 35, 51 Malade, Theo 146 Malz 76, 87 Marienbad 56, 70 Marlitt, Eugenie 91f., 100, 105–109, 111, 115, 125, 128 Marx, Karl 77 Materialismus 10, 23, 29, 49f., 68, 70f., 82, 84, 93f., 103, 121 May, Karl 116 Mayer, Julius Robert 23 Mehl 45, 47, 87, 119, 129, 132 Mesmer, Franz Anton 36, 65, 93 Meyer, Veit 55f. Miasma 25, 37, 50, 52, 75, 83, 117 Migräne 45 Milch 40, 45f., 50, 66, 72, 85, 87, 89, 123, 125, 131f., 144 Mitscherlich, Alexander 163 Mittagsschlaf 46, 129 Möllhausen, Balduin 116 Moldenhauer, Fritz 95 Moleschott, Jacob 50f., 87, 94 Moll, Albert 138 Mommsen, Theodor 36 Monsummano 99 Morel, Benedicte 84 Morphium 37, 127f. Mosse, Rudolf 10 Most, Georg Friedrich 34f. Mühlbach, Luise 65 Müller, Clotar 53, 55, 74 Müller, Johannes 22 Müller, Moritz 35 Naturarzt 95f. Naturheilprozess 72, 76, 80, 84f., 89, 96, 100, 112, 117, 124, 126 Nervosität 73, 131, 150
Register Neurasthenie 120, 131 Niemeyer, Felix v. 79f. Niemeyer, Paul 67, 69, 75, 103 Nightingale, Florence 59 Nihilismus 7, 28, 41, 60, 66 Nur blond 156, 160 Nußbaum, Johann Nepomuk 118 Oesterlen, Friedrich 24, 73, 76 Olcott, Henry Steel 122 Opium 21f., 24, 42, 53, 61, 110, 121, 155 Oppolzer, Johann 26, 33, 36f., 40, 44, 51, 53, 71, 81, 85 Osterrieder, Benedikt 60 Ottmann, Victor 149 Otto-Peters, Louise 106 Pallmer, William 65 Paracelsus 28, 164 Paullini, Christian Franz 27 Perkussion 25, 37, 55, 66, 84 Pest 45, 143, 147 Peters, Hermann 144 Pettenkofer, Max v. 64, 83, 87, 90, 118, 124 Pflüger, Eduard 26 Phototherapie 51 Pincus 75 Pinel, Philippe 22 Politzer, Adam 90 Posner, Carl 118. 141 Prel, Carl du 122 Prießnitz, Vincenz 30, 40, 42, 48, 53, 89, 95, 124, 157 Prießnitzbrot 30 Pückler-Muskau, Hermann v. 105 Rachitis 158 Rademacher, Johann Gottfried 35, 40ff., 52, 66 Rausse, J.H. (d.i. Heinrich Franke) 40, 45 Reclam, Carl 62, 95, 101 Reil, Johann Christian 22 Respirator 52, 73f., 95, 101 Revalenta 46 Richter, Hermann Eberhard 42, 67, 76, 81, 95, 100ff. Ringseis, Franz v. 29 Röschlaub, Andreas 21 Rokitansky, Carl 25–28, 32ff., 39f., 49, 72, 78, 81, 90 Roser, Wilhelm 23, 25 Ruß, Karl 100 Rußdorf, Emil v. 51 Salicylsäure 103 Salvarsan 15, 17, 141f., 149 Scabies 66
229
Scherl, August 10, 13, 135, 141f., 145 Schildbach, Karl Hermann 77, 81, 83 Schleiden, Matthias Jakob 23 Schmiedeberg, Oskar 118 Schönlein, Johann Lukas 22f., 25, 53, 82, 86 Schrader, August 48, 104 Schreber, Daniel Gottlieb Moritz 32f., 74, 77, 83, 118 Schroth, Johannes 30, 40, 42, 66, 85, 89, 95, 128 Schüle, Heinrich 121 Schülerselbstmord 140, 142 Schwann, Theodor 23 Schwarzkopf, Hans 139 Schweninger-Kur 131 Seifert, Georg 88 Seitz, Eugen 85 Semmelweis, Ignaz 28, 83 Serum 141, 163 Skoda, Joseph 25f., 28, 33, 37, 51, 86, 90 Skorbut 26 Snow, John 50 Soda 70 Solidarpathologie 26 Spielhagen, Friedrich 104f., 115 Spinalirritation 27 Sprengel, Kurt 22 Stechapfel 51 Sternthal, Hans 26 Stethoskop 25, 27, 93 Steudel, Emil 138f. Steudel, Hellmuth 41 Stollberg, Gunnar 69 Stolle, Ferdinand 9, 39, 104 Stromeyer, Georg Friedrich Louis 25 Sudhoff, Karl 78 Syphilis 60f., 141 Tablette 119, 153 Togal 160 Tuberkulin 15, 17, 126f., 130f., 141 Tuberkulose 52, 74, 80f., 85f., 107, 109, 119 Turnen 33, 51, 54, 140 Typhus 60, 82, 106, 111, 131, 141, 147 Über Land und Meer 9, 11f., 101f., 125, 133, 135 Überbürdung 140 Ullstein, Leopold 10, 137 Ulrichs, Karl Heinrich 91 Uretan 132 Vampirismus 24 Veratrin 82 Verstopfung 26, 51, 89
230
Register
Vierhaus, Rudolf 65 Villemin, Jean-Antoine 85 Virchow, Rudolf 23, 28, 32, 34, 36, 42, 49, 72, 78–81, 98f., 117f., 121, 129, 134 Vitalismus 23f. Vogt, Carl 49f., 82 Voit, Carl 87 Volkmann, Richard v. 83 Wacholder 25 Wagner, Richard 71, 93 Warschau 31 Werner, E. 107f. Westermanns Monatshefte 9
Wied, Elisabeth Prinzessin zu 138 Wiener Schule 28, 36ff., 44, 51, 57, 60, 74, 86, 90f., 94, 96 Wiesbaden 99, 101 Wislicenus, Oskar 60f. Wunderlich, Carl August 23ff., 28, 37ff., 41, 49, 51, 53f., 70f., 73, 76, 78, 82 Wurmb, Franz 57, 60 Zahnpflege 39, 113, 144, 160 Zerwer, Antonie 139 Zimmermann, Max v. 124 Zystoskopie 119
M E D I Z I N , G E S E L L S C H A F T U N D G E S C H I C H TE
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B E I H E F TE
Herausgegeben von Robert Jütte.
Franz Steiner Verlag
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ISSN 0941–5033
Karin Stukenbrock „Der zerstückte Cörper“ Zur Sozialgeschichte der anatomischen Sektionen in der frühen Neuzeit (1650– 1800) 2001. 309 S., kt. ISBN 978-3-515-07734-0 Gunnar Stollberg / Ingo Tamm Die Binnendifferenzierung in deutschen Krankenhäusern bis zum Ersten Weltkrieg 2001. 624 S. mit 4 Abb., kt. ISBN 978-3-515-07733-0 Jens-Uwe Teichler „Der Charlatan strebt nicht nach Wahrheit, er verlangt nur nach Geld“ Zur Auseinandersetzung zwischen naturwissenschaftlicher Medizin und Laienmedizin im deutschen Kaiserreich am Beispiel von Hypnotismus und Heilmagnetismus 2002. 233 S. mit 16 Abb., kt. ISBN 978-3-515-07976-1 Claudia Stein Die Behandlung der Franzosenkrankheit in der Frühen Neuzeit am Beispiel Augsburgs 2003. 293 S., kt. ISBN 978-3-515-08032-3 Jörg Melzer Vollwerternährung Diätetik, Naturheilkunde, Nationalsozialismus, sozialer Anspruch 2003. 480 S., kt. ISBN 978-3-515-08278-5 Thomas Gerst Ärztliche Standesorganisation und Standespolitik in Deutschland 1945–1955 2004. 270 S., kt. ISBN 978-3-515-08056-9 Florian Steger Asklepiosmedizin Medizinischer Alltag in der römischen Kaiserzeit 2004. 244 S. und 12 Taf. mit 17 Abb., kt. ISBN 978-3-515-08415-4
23. Ulrike Thoms Anstaltskost im Rationalisierungsprozeß Die Ernährung in Krankenhäusern und Gefängnissen im 18. und 19. Jahrhundert 2005. 957 S. mit 84 Abb., kt. ISBN 978-3-515-07935-8 24. Simone Moses Alt und krank Ältere Patienten in der Medizinischen Klinik der Universität Tübingen zur Zeit der Entstehung der Geriatrie 1880 bis 1914 2005. 277 S. mit 61 Tab. und 27 Diagr. ISBN 978-3-515-08654-7 25. Sylvelyn Hähner-Rombach (Hg.) „Ohne Wasser ist kein Heil“ Medizinische und kulturelle Aspekte der Nutzung von Wasser 2005. 167 S., kt. ISBN 978-3-515-08785-8 26. Heiner Fangerau / Karen Nolte (Hg.) „Moderne“ Anstaltspsychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert Legimitation und Kritik 2006. 416 S., kt. ISBN 978-3-515-08805-3 27. Martin Dinges (Hg.) Männlichkeit und Gesundheit im historischen Wandel ca. 1800 – ca. 2000 2007. 398 S. mit 7 Abb., 22 Tab. und 4 Diagr., kt. ISBN 978-3-515-08920-3 28. Marion Maria Ruisinger Patientenwege Die Konsiliarkorrespondenz Lorenz Heisters (1683–1758) in der TrewSammlung Erlangen 2008. 308 S. mit 7 Abb. und 16 Diagr., kt. ISBN 978-3-515-08806-0 29. Martin Dinges (Hg.) Krankheit in Briefen im deutschen und französischen Sprachraum 17.–21. Jahrhundert 2007. 267 S., kt. ISBN 978-3-515-08949-4
30. Helen Bömelburg Der Arzt und sein Modell Porträtfotografien aus der deutschen Psychiatrie 1880 bis 1933 2007. 239 S. mit 68 Abb. und 2 Diagr., kt. ISBN 978-3-515-09096-8 31. Martin Krieger Arme und Ärzte, Kranke und Kassen Ländliche Gesundheitsversorgung und kranke Arme in der südlichen Rheinprovinz (1869 bis 1930) 2009. 452 S. mit 7 Abb., 16 Tab. und 5 Ktn., kt. ISBN 978-3-515-09171-8 32. Sylvelyn Hähner-Rombach Alltag in der Krankenpflege / Everyday Nursing Life Geschichte und Gegenwart / Past and Present 2009. 309 S. mit 22 Tab., kt. ISBN 978-3-515-09332-3 33. Nicole Schweig Gesundheitsverhalten von Männern Gesundheit und Krankheit in Briefen, 1800–1950 2009. 288 S. mit 4 Abb. und 8 Tab., kt. ISBN 978-3-515-09362-0 34. Andreas Renner Russische Autokratie und europäische Medizin Organisierter Wissenstransfer im 18. Jahrhundert 2010. 373 S., kt. ISBN 978-3-515-09640-9 35. Philipp Osten (Hg.) Patientendokumente Krankheit in Selbstzeugnissen 2010. 253 S. mit 3 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09717-8 36. Susanne Hoffmann Gesunder Alltag im 20. Jahrhundert? Geschlechterspezifische Diskurse und gesundheitsrelevante Verhaltensstile in deutschsprachigen Ländern 2010. 538 S. mit 7 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09681-2 37. Marion Baschin Wer lässt sich von einem Homöopathen behandeln? Die Patienten des Clemens Maria Franz von Bönninghausen (1785–1864) 2010. 495 S. mit 45 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09772-7
38. Ulrike Gaida Bildungskonzepte der Krankenpflege in der Weimarer Republik Die Schwesternschaft des Evangelischen Diakonievereins e.V. Berlin-Zehlendorf 2011. 346 S. mit 12 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09783-3 39. Martin Dinges / Robert Jütte (ed.) The transmission of health practices (c. 1500 to 2000) 2011. 190 S. mit 4 Abb. und 1 Tab., kt. ISBN 978-3-515-09897-7 40. Sylvelyn Hähner-Rombach Gesundheit und Krankheit im Spiegel von Petitionen an den Landtag von Baden-Württemberg 1946 bis 1980 2011. 193 S. mit 27 Tab., kt. ISBN 978-3-515-09914-1 41. Florian Mildenberger Medikale Subkulturen in der Bundesrepublik Deutschland und ihre Gegner (1950–1990) Die Zentrale zur Bekämpfung der Unlauterkeit im Heilgewerbe 2011. 188 S. mit 15 Abb., kt. ISBN 978-3-515-10041-0 42. Angela Schattner Zwischen Familie, Heilern und Fürsorge Das Bewältigungsverhalten von Epileptikern in deutschsprachigen Gebieten des 16.–18. Jahrhunderts 2012. 299 S. mit 5 Abb. und 2 Tab., kt. ISBN 978-3-515-09947-9 43. Susanne Rueß / Astrid Stölzle (Hg.) Das Tagebuch der jüdischen Kriegskrankenschwester Rosa Bendit, 1914 bis 1917 2012. 175 S. mit 6 Abb., kt. ISBN 978-3-515-10124-0 44. Sabine Herrmann Giacomo Casanova und die Medizin des 18. Jahrhunderts 2012. 214 S. mit 8 Abb., kt. ISBN 978-3-515-10175-2 45. Florian Mildenberger Medizinische Belehrung für das Bürgertum Medikale Kulturen in der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ (1853–1944) 2012. 230 S. mit 11 Abb., kt. ISBN 978-3-515-10232-2
ISBN 978-3-515-10232-2