Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter: Schriften 1889–1894 3161494946, 9783161494949

Als Schuler des Begrunders des modernen Handelsrechts, Levin Goldschmidt, hat Max Weber in seiner Berliner Dissertation

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German Pages 661 [688] Year 2008

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
Einleitung
Schriften
Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen
Thesen
Lebenslauf
Exegesen
[Rezension von:] Friedrich Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen
[Rezension von:] Anton von Kostanecki, Der öffentliche Kredit im Mittelalter
[Rezension von:] Georg Schaps, Zur Geschichte des Wechselindossaments
[Rezension von:] Angelo Sraffa, Studi di diritto commerciale und ders., La liquidazione delle società commerciali
[Rezension von: Paul] Vinogradoff, Villainage in England
Verzeichnisse und Register
Personenverzeichnis
Glossar
Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur
Quellenregister
Personenregister
Sachregister
Seitenkonkordanzen
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden
Bandfolge der Abteilung II: Briefe
Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften
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Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter: Schriften 1889–1894
 3161494946, 9783161494949

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Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von

Horst Baier, Gangolf Hübinger, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen †, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann †

Abteilung I: Schriften und Reden

Band 1

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Max Weber Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889–1894

Herausgegeben von

Gerhard Dilcher und Susanne Lepsius

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Redaktion: Karl-Ludwig Ay – Ursula Bube – Edith Hanke Die Herausgeberarbeiten wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Freistaat Bayern und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

ISBN 978-3-16-149494-9 Leinen / eISBN 978-3-16-157758-1 unveränderte ebook-Ausgabe 2019 ISBN 978-3-16-149496-3 Hldr Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2008 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde gesetzt und gedruckt von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier. Den Einband besorgte die Großbuchbinderei Josef Spin-ner in Ottersweier.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII

Siglen, Zeichen, Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Anhang zur Einleitung: Gutachten zum Promotions- und Habilitationsverfahren von Levin Goldschmidt und Otto Gierke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

98

Schriften Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

109 139

Thesen Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

341 345

Lebenslauf Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

348 352

Exegesen Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Romanistische Exegese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kanonistische Exegese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Germanistische Exegese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

358 364 384 404

Rezension von: Friedrich Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

440 444

VI

Inhaltsverzeichnis

Rezension von: Anton von Kostanecki, Der öffentliche Kredit im Mittelalter Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

453 457

Rezension von: Georg Schaps, Zur Geschichte des Wechselindossaments Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

468 471

Rezension von: Angelo Sraffa, Studi di diritto commerciale und ders., La liquidazione delle società commerciali Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

475 478

Rezension von: Paul Vinogradoff, Villainage in England Editorischer Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

490 494

Verzeichnisse und Register Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

507

Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

545

Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur . . . . . . . . .

566

Quellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

599

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

612

Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

620

Seitenkonkordanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

648

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

651

Bandfolge der Abteilung II: Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

660

Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

661

Vorwort

Mit diesem Band können wir für die MWG das Erstlingswerk Max Webers vorlegen, das, nicht ganz zu Recht, allgemein als Webers Dissertation bezeichnet wird. In Wirklichkeit lag das Werk, wie in der Einleitung und im Editorischen Bericht näher ausgeführt wird, sowohl der Doktorpromotion wie der Habilitation zugrunde und ist, neben dem von Winckelmann wiederentdeckten verkürzten Druck von Kapitel III als formelle Promotionsschrift, als eigenes Buch zwischen den beiden akademischen Verfahren erschienen. Es handelt sich damit um eine juristische Qualifikationsschrift, die, im Rahmen der ausklingenden Phase der Historischen Schule der Rechtswissenschaft, rechtshistorisch ausgerichtet war, aber immer noch im Zusammenhang mit Fragestellungen des geltenden Rechts stand. Sie sagt somit einiges aus über die juristisch-historische akademische Schulung Webers: damit über Max Weber den Juristen. Die Aufgabe der vorliegenden Edition besteht also auch darin, diese rechtswissenschaftliche Grundlage seiner wissenschaftlichen „Formation“ im Sinne Marras1 für die Weber-Forschung der verschiedenen Fachdisziplinen, die sich heute für sein Werk interessieren und darauf beziehen, deutlich zu machen. Der Einführung in die rechtswissenschaftliche Situation der Zeit, in die spezielle Problemlage im Bereich des behandelten Gegenstandes und den nicht immer einfach nachzuvollziehenden gedanklichen Aufbau des Werkes dient vor allem die Einleitung. Sie verfolgt überdies die juristische Prägung Webers, wie sie sich in dieser Arbeit zeigt, und deren Aufnahme durch die Fachwelt, die dafür einen Spiegel bietet. Der den Inhalt erläuternde und kommentierende Anmerkungsapparat konnte sich deshalb vor allem auf die genauen Nachweise der von Weber herangezogenen Quellenzitate und auf ihre sachliche Einordnung und Erläuterung konzentrieren. Soweit erläuterungsbedürftige Begriffe und Zusammenhänge dagegen öfters auftauchen, finden sich die Erklärungen in gewohnter Weise im Glossar. Das Zusammenspiel von Einleitung, Editorischem Bericht, Anmerkungsapparat und Glossar soll, so war es unser Bemühen, auch dem juristisch und rechtshistorisch nicht speziell vorgebildeten Leser den Weg zu dem wichtigen und bis heute anerkannten Frühwerk Max Webers ermöglichen und erleichtern. 1 Marra, Realino, Dalla comunità al diritto moderno. La formazione giuridica di Max Weber 1882 – 1889. – Torino: G. Giappichelli Editore 1992. Jetzt dazu auch Dilcher, Gerhard, Von der Rechtsgeschichte zur Soziologie. Max Webers Auseinandersetzung mit der Historischen Rechtsschule, in: Juristenzeitung, 62. Jg., 2007, S. 105 – 112.

VIII

Vorwort

Ich habe auf Anfrage der Gesamtherausgeber und des Verlages die Aufgabe der Edition im März 1998 gerne übernommen. Zu dieser Aufgabe gehörte, die Fülle der zitierten Quellen und Literatur aus dem Bereich des römischen, des mittelalterlichen gelehrten und mediterranen Rechts, vor allem des italienischen und spanischen Statutarrechts, zu identifizieren, zu verifizieren (und nicht selten auch zu falsifizieren oder zu korrigieren) und in eine modernen Ansprüchen genügende zitierfähige Form zu bringen, eine Aufgabe, die sich bei anderen Werken Webers nicht in diesem Ausmaß stellt. Angesichts dessen habe ich die Editionsaufgabe nur übernommen, weil Frau Privatdozentin Dr. Susanne Lepsius, damals gerade mit ihrer Dissertation als Editorin des mittelalterlichen Juristen Bartolus hervorgetreten und damit für die vorliegenden Editionsaufgaben hervorragend ausgewiesen, mir ihre Mitarbeit zugesichert hatte. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist zu danken, daß sie hierfür, für die notwendigen Archivreisen und die Beschäftigung einer studentischen Hilfskraft für drei Jahre, 2001– 2004, die finanziellen Mittel bereitgestellt hat. In dieser intensiven Förderungs- und Arbeitsphase konnten die notwendigen Recherchen durchgeführt und die erste Fassung der Edition erstellt werden. Dem geschäftsführenden Herausgeber Professor M. Rainer Lepsius, wie auch dem Vorsitzenden der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Professor Knut Borchardt, danke ich für die Ausräumung mancher Hindernisse auf diesem Wege und freundliche Ratschläge. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat die letzte Phase der Arbeit auch finanziell gefördert. Herr Dr. Ay hat seine Kenntnisse und Erfahrungen stets bereitwillig beratend zur Verfügung gestellt, Frau Dr. Hanke den weiteren Fortgang hilfreich unterstützt, Herr Prof. Gangolf Hübinger zusammen mit ihr die letzte Phase der Abstimmung mit der Gesamtredaktion begleitet. Ihnen allen gilt ein besonderer Dank. Die Leitung und die Verantwortung für die Durchführung des Editionsprojektes lag somit bei mir. Frau Dr. Lepsius hat im Rahmen unseres Arbeitsplanes die notwendigen Archiv- und Bibliotheksrecherchen, besonders in Berlin, durchgeführt. Ihr gelang dabei die Entdeckung der privaten Bibliothek des „Doktorvaters“ Webers, Levin Goldschmidt. Diese galt als verschollen, konnte aber nunmehr innerhalb der Bestände der Humboldt-Universität Berlin identifiziert werden. Da Max Weber sein Werk vor allem mit den Beständen dieser Bibliothek geschrieben hatte, erleichterte dieser Fund die Verifizierung und Kontrolle der Quellenzitate erheblich. Frau Dr. Lepsius trägt die wissenschaftliche Verantwortung für die umfangreichen Quellennachweise in dem Anmerkungsapparat, die nicht nur die Arbeitsweise Webers viel deutlicher nachvollziehbar machen, sondern das Werk erneut für die rechtshistorische Erforschung des mittelalterlichen

Vorwort

IX

Handelsrechts erschließen, ebenso wie für die Erstellung von Personenund Literaturverzeichnis. Sie übernahm damit die Rolle einer verantwortlichen Mitherausgeberin. Die weiteren Erläuterungen, Register und das Glossar wurden in gemeinsamer Arbeit erstellt, wobei sich Frau Studienassessorin Katja Beyrich als studentische beziehungsweise wissenschaftliche Hilfskraft ebenso engagiert wie qualifiziert beteiligte. Die bei einer Edition immer besonders aufwendige „Sorge um den rechten Text“ in der Phase der Drucklegung und des Umbruchs wurde wiederum von der Arbeitsstelle der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter Frau Dr. Hanke in steter Abstimmung mit Verlag bzw. Druckerei maßgeblich unterstützt. Frau stud. iur. Melanie Reuter stand den Herausgebern hierbei und bei der Erstellung der Sach-, Personen- und Quellenregister mit Engagement und Sorgfalt als Hilfskraft, finanziert von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, zur Seite. Unserer Aufgabenverteilung im Editionsprojekt entsprechend ist die Einleitung von mir, sind die Editorischen Berichte von Frau Dr. Lepsius in wechselseitiger Abstimmung verfaßt worden. Frankfurt am Main, im November 2007

Gerhard Dilcher

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

앚 [] […] |: :|

1), 2), 3) 1 , 2, 3 A, B, C A1, A2, B1, B2, C1, C2 Db Q

a , b, c a...a, b...b G

† § & % 씮 8° VIto, VI. X

a a. A. a. a. O. Abh. Abs. Abschn. Abt., Abth. ADHGB ähnl. al. allg., allgem. a. M. Anm.

Seitenwechsel Hinzufügung des Editors Auslassung des Editors Einschub Max Webers Streichung Max Webers Indices bei Anmerkungen der Textvorlage Indices bei Anmerkungen des Editors Siglen für Webers Textfassungen in chronologischer Folge Seitenzählung der Textvorlage Sigle für (nicht paginiertes) Deckblatt in Webers Textvorlage Sigle zum Nachweis von signifikanten Zitatabweichungen Max Webers im Vergleich zu den ihm zugänglichen fremdsprachigen Quellenausgaben (betr. seine Dissertationsschrift und die Exegesen) Indices für textkritische Anmerkungen Beginn und Ende von Varianten oder Texteingriffen Sigle für den Bestand der Privatbibliothek Levin Goldschmidt gestorben Paragraph und Prozent etc., et cetera siehe octavo (Buchformat) Sexto, Liber Sextus (Bonifacii VIII.) (3. Hauptteil des Corpus iuris canonici) Liber Extra (Decretales Gregorii IX.) (2. Haupteil des Corpus iuris canonici) linke Spalte (bei zweispaltigen großformatigen Quellenausgaben) anno (im Jahr) Anmerkung am angegebenen Ort Abhandlung Absatz Abschnitt Abteilung Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch von 1861 ähnlich altera (andere) allgemein am Main Anmerkung

XII

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

a. o. ao sal. App. Apr. Art., art. a. S. Aufl. Aug. Ausg.

außerordentlich anno salutis (im Jahr des Heils) Appendix April Artikel an der Saale Auflage August Ausgabe

b

rechte Spalte (bei zweispaltigen großformatigen Quellenausgaben) bei Buch Bundesarchiv Band, Bände besonders betreffend(er) Bezirk beziehungsweise bezüglich Bürgerliches Gesetzbuch Blatt Bayerische Staatsbibliothek beziehungsweise

b. B. BA Bd., Bde. bes. betr. Bez. bezw. bezügl. BGB Bl. BSB bzw. C. c, c., cap., capit. c., cc. ca. caus. civil. cc. cf. Chart. cia CIL, Corpus Inscript. Lat. cit. Co., Comp. Cod. col. comp., compag. conf. cons., consil. Corpus Inscript. Lat. C. Th. d. D., D d., den. D., Di., Dig.

Causa (Großabschnitt im Decretum Gratiani, dem ältesten Teil des Corpus Iuris Canonici) capitulo, capitulum, Kapitel (Singular) canon, canones (im Decretum Gratiani) circa causarum civilium capitula (Kapitel, Plural) confer (vergleiche) Chartarum compagnia (Handelsgesellschaft) Corpus Inscriptionum Latinarum zitiert Company, Compagnie Codex (Teil des Corpus Iuris Civilis) columna (Spalte) compagnia (Handelsgesellschaft) confer (vergleiche) consilium (Rechtsgutachten) Corpus Inscriptionum Latinarum Codex Theodosianus dictus (der vorerwähnte) Distinctio (Abschnitt im Decretum Gratiani, dem ältesten Teil des Corpus Iuris Canonici) denarius, Denar (Münzangabe) Digesten (Teil des Corpus Iuris Civilis)

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

XIII

d., dmni, dni, dnum, dae das. dass. DDP dec., Decis. def. den. ders. Dez. dgl. d. Gr. d. h. Dig. Dipl. disc., Disc. Disp. diss. jur. diss. phil. dist., Dist. doc. Dr. Dr. iur., Dr. jur. Dr. phil. Dr. rer. pol. Dr. theol. DStB

dominus, domini, dominum, dominae daselbst dasselbe Deutsche Demokratische Partei Decisio (Entscheidung) definitio denarius, Denar (bei Münzangaben) derselbe Dezember dergleichen der Große das heißt Digesten (Teil des Corpus Iuris Civilis) Diplom Discursus Disputatio dissertatio juridica dissertatio philosophica Distinctio (Abschnitt im Decretum Gratiani) Documentum Doctor, Doktor Doctor iuris (juris) Doctor philosophiae Doctor rerum politicarum Doctor theologiae Deutsche Staatsbibliothek

ebd. ed., Edit. Ed. perp., E. Perp. Ed. Rotharis engl. eod. etc. ev., event. Except. LL.RR.

ebenda edidit, edited, editio, Edition (herausgegeben, Ausgabe) Edictum Perpetuum Edictum Rotharis englisch eodem (ebendort) et cetera eventuell Exceptiones Legum Romanorum

f. f., ff., ff f., fol.

frat.

für folgend(e) folio (auf dem Blatt; Blattnumerierung in Handschriften oder alten Drucken) Februar florinus, Goldmünze (Florenz), Gulden Fußnote folio (auf dem Blatt; Blattnumerierung in Handschriften oder alten Drucken) fraterna (meist als fraterna compagnia)

geb. gedr. Geh. gest.

geboren, geborene gedruckt Geheimer gestorben

Feb., Febr. fior., flor. Fn. fol.

XIV

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

ggfs. gl., glo. GStA PK

gegebenenfalls Glosse Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (Berlin)

HA h. c. hg., Hg., Hgg. HGB, H.G.B. Hist. Fris., H. F. Histor. Patriae Monum.; Hist. Pat. Mon.; HPM; H.P.M. (Chart./Leg. Munic., l. Mun.) HRG

Hauptabteilung honoris causa herausgegeben, Herausgeber Handelsgesetzbuch Historiae Frisingensis Historiae Patriae Monumenta (auch mit den Zusätzen: Chartarum/Leges Municipales)

Hrn. h. t. HZ

Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, hg. von Adalbert Erler, Ekkehard Kaufmann, mitbegr. von Rudolf Stammler, 5 Bde. – Berlin: Erich Schmidt Verlag 1971 – 1998. Herrn hoc titulo, unter dem gleichen Titel Historische Zeitschrift

i. Br. i. c. i. e. i. E. i. e. S. i. J. imp. Inc. incl., inkl. Inf. Reg. insbes. ital. I.U.D. i. w. S.

im Breisgau iuris consultorum id est im Elsaß im engeren Sinn im Jahre imprimatur Incorporation, incorporated inclusive Infanterie Regiment insbesondere italienisch Iuris Utriusque Doctor im weiteren Sinn

J. Jahrh. Jan. Jg. Jur. Fak.

Jahr Jahrhundert Januar Jahrgang Juristische Fakultät

K., Kg. kal. Kap. KG KG Kgl., königl. KonkO

König kalendae (römische Datumsangabe: der erste eines Monats) Kapitel Kirchengeschichte Kommanditgesellschaft königlich Konkursordnung

l., L., leg. l., lib.

lex, leges, ley (Gesetz(e)) liber, Buch (bei Gesetzes-, Statutentexten)

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

XV

l., lib. l. c.; l. cit.; loc. cit. Landr., Ldr. lat. lib. lic.

librum, libra (als Münzeinheit) loco citato (am angegebenen Ort) Landrecht lateinisch, latini, latinorum, latinarum liber, Buch (bei Gesetzes-, Statutentexten) Licentatus

m. E. MGH MWG

meines Erachtens Monumenta Germaniae Historica Max Weber-Gesamtausgabe, vgl. die Übersicht zu den Einzelbänden, unten, S. 652 – 654, 660 f. Max Weber-Studienausgabe Weber, Max, Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. 1891, hg. von Jürgen Deininger (Max Weber-Studienausgabe, Abt. I, Band 2). – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1988.

MWS MWS I/2

n., no. n. Chr. ND N. F. Nl. No., No, no., Nr. not. Nov. n.s.

numero, numerus nach Christi Geburt Nachdruck Neue Folge Nachlaß Nummer, numero (Fuß)note November nova series (neue Reihe, neue Folge)

o. o. ä. o. D. OHG, oHG o. J. Okt. o. O. o. V.

ordentlicher oder ähnliches ohne Datum offene Handelsgesellschaft ohne Jahr Oktober ohne Ort ohne Verlag

p, p., P. p., pag. P., Part. Panorm., Panormit. p. D. Phil. Fak. phil. hist. Pisan. Comm. pl. pp., pp, p.p. pp. mm. pr, pr.

Pars pagina, page (Seite) Partidas (für Siete Partidas) Panormitanus per dominum Philosophische Fakultät philosophisch-historisch Pisanae Communis Plural perge perge (und so weiter, und so weiter) pontifices maximi principium; principio (am Anfang; bei Stellenangaben aus dem römischen Recht) Professor

Prof.

XVI

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

Q. qu.

Quintus quaestio (Unterabschnitt im Decretum Gratiani, dem ältesten Teil des Corpus Iuris Canonici)

r

ref. Reg.-Bez. Reg.-Rat Rep. revid. Richtst. Roch. ROHG. Entsch. Rot. Hundred. Rs rubr., Rubr.

recto (Blattvorderseite bei Handschriften oder alten Drukken) Reale (königlich) Rota rubrica (Kapitel bei Statutentexten) recto (Vorderseite), linke Spalte (bei zweispaltig gesetzten Texten) recto (Vorderseite), rechte Spalte (bei zweispaltig gesetzten Texten) reformatio, reformiert Regierungs-Bezirk Regierungs-Rat Repositur revidiert Richtsteig Rochus Reichsoberhandelsgericht, Entscheidungen Rotuli Hundredorum Rückseite (bei Archivalien) rubrum, rubrica (Kapiteleinteilung bei Statutentexten)

S. s. s. S., Sti, Sta sc., scil. Sekt. sen. Sept. Sess., ses. s. o. sog., sogen. sol. Sp. S. P. Q. ss. SS Ssp., Sachsensp. St. stamp. sup. cit. s. u. s. v.

Seite siehe solidus, solidi (Münzeinheit, Florenz), Schilling San, Sanctus, Sancti, Sancta scilicet (nämlich, erläuternd) Sektion senior September Sessio siehe oben sogenannt(er) solidus, solidi (Münzeinheit, Florenz), Schilling Spalte Senatus Populusque sequentes (die folgenden) sacrosancti Sachsenspiegel Sankt, Saint stampato, gedruckt supra citato (oben angeführt) siehe unten sub voce (unter dem Stichwort)

t., tit. t., T., tom. Tit. Tract. Ill. de patr.

titulus (bei Gesetzes-, Statutentexten) tomus, tome, tomo (Band) Titel Tractatus illustrium [jurisconsultorum] de patronatu

R. R. r., rub., rubr. ra rb

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

XVII

u. u. a. u. A. u. ä. ult. unic. u. ö. u. U. usw., u.s.w.

und unter anderem, und anderen und Anderen und ähnliche(s) ultimo (an letzter Stelle, zuletzt) unico [capitulo] und öfter unter Umständen und so weiter

v. v. v. a. v va

verbum, verbo (unter dem Stichwort) von vor allem verso (Blattrückseite bei Handschriften oder alten Drucken) verso (Rückseite), linke Spalte (bei zweispaltig gesetzten Texten) verso (Rückseite), rechte Spalte (bei zweispaltig gesetzten Texten) Fragmenta Vaticana vor Christi Geburt Vertrag, Vertrages Verfasser vergleiche vom Jahr volume, volumen (Band) Vorderseite (bei Archivalien) verba, verbis (unter den Stichworten)

vb Vat. frag., Vat. fr. v. Chr. Ver. Verf. vergl., vgl. v. J. vol. Vs vv. Weber, Marianne, Lebensbild Weber, Börsenwesen

Weber, Handelsgesellschaften Weber, Jugendbriefe

Weber, Lage der Landarbeiter Weber, Landarbeiterfrage

Weber, Römische Agrargeschichte

Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 (Nachdruck = 3. Aufl., ebd. 1984) Weber, Max, Börsenwesen. Schriften und Reden 1893-1898, hg. von Knut Borchardt in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1999/ 2000 (MWG I/5) Weber, Max. Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen. – Stuttgart: F. Enke 1889 (unten, S. 139 – 340) Weber, Max, Jugendbriefe, hg. von Marianne Weber. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) o.J. [1936] (MWG II/1 und 2) Weber, Max, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. 1892, hg. von Martin Riesebrodt. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1984 (MWG I/3) Weber, Max, Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik. Schriften und Reden 1892-1899, hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1993 (MWG I/4) Weber, Max, Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. 1891, hg. von Jürgen Deininger. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1986 (MWG I/2)

XVIII

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

Weber, Solidarhaftprinzip

Weber, Max, Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten, Inaugural-Dissertation. – Stuttgart: Gebrüder Kröner 1889 (unten, S. 190-253) Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß, Teilband 5: Die Stadt, hg. von Wilfried Nippel. – Tübingen J.C.B.Mohr (Paul Siebeck) 1999 (MWG I/22-5) Weber, Max, Wirtschaftsgeschichte. Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hg. von S[iegmund] Hellmann und M[elchior] Palyi, 1. Aufl. – München, Leipzig: Duncker & Humblot 1923 (MWG III/6) Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft (Grundriß der Sozialökonomik, Abteilung III), 1. Aufl. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1922 (MWG I/22-1 bis 6 und I/23) wirklicher

Weber, Die Stadt

Weber, Wirtschaftsgeschichte

Weber, WuG1

wirkl. Z. z. B. Z.f.H.R.; ZHR; Z. f. Handelsr.; Zeitschr. für Handelsr.; Ztschr. f. Handelsr. Z. f. K. R. ZRG GA z. T. z. Z.

Zeile zum Beispiel Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht

Zeitschrift für Kirchenrecht Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung zum Teil zur Zeit

Einleitung

1. Zu Werk und Edition, S. 1 – 2. Studiengang und akademische Lehrer, S. 8 – 3. Gebiete und Schulen der Rechtswissenschaft. Romanisten und Germanisten, S. 14 – 4. Der ‚Doktorvater‘ Levin Goldschmidt und die Handelsrechtswissenschaft, S. 22 – 5. Die Diskussion um die Handelsgesellschaften, S. 29 – 6. Webers ‚Handelsgesellschaften‘: Probleme und Gedankengang, S. 41 – 7. Das rechtshistorische Handwerk in den Exegesen, S. 53 – 8. Max Weber der Jurist: Das Weiterwirken im Werk, S. 57 – 9. Max Weber der Jurist: Das Urteil der anderen, S. 77 – 10. Handelsrechtliche Rezensionen Webers 1890 bis 1894, S. 89 – 11. Weitere rechtshistorische Arbeitspläne, S. 91 – 12. Zu Anordnung und Edition der Texte, S. 95

1. Zu Werk und Edition Max Webers Werk über die Handelsgesellschaften war, als seine Dissertation und als erster Titel seiner Publikationsliste, immer bekannt.1 Dennoch hat diese Arbeit in der Max Weber-Forschung keine nennenswerte Rolle gespielt; auf die Gründe hierfür kommen wir gleich zu sprechen. In der Handelsrechtsgeschichte wird sie jedoch öfters als wichtiger, noch nicht überholter Beitrag erwähnt. In einem führenden Lehrbuch des heutigen Gesellschaftsrechts wird das Werk Webers, zusammen mit der Darstellung seines Lehrers Levin Goldschmidt und anderen Arbeiten aus dessen Kreis, für den aktuellen Forschungsstand zur Herkunft der offenen Handelsgesellschaft aus der städtischen Wirtschaft Norditaliens zitiert.2 Allerdings war die Geschichte des Handelsrechts, nach dem großen Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts, lange eine vernachläs-

1 Seine wirklich erste Publikation bestand aus dem Teilabdruck von Kapitel III der Arbeit unter dem Titel des ‚Solidarhaftprinzips‘ (unten, S. 190 – 253), die in einem engeren Sinne als formelle Doktordissertation galt. Sie wurde erst durch die „Wiederentdeckung“ durch Johannes Winckelmann 1963 (unten, S. 7, Anm. 21) wieder präsent. Vgl. dazu den Editorischen Bericht, unten, S. 109 und 127 f. Wir sprechen jedoch im folgenden weiterhin, wie üblich, von den ‚Handelsgesellschaften‘ als „Dissertation“, hat Weber doch das gesamte Manuskript als Dissertation eingereicht und ist es als solche begutachtet worden. Der Druck des ‚Solidarhaftprinzips‘ hat wissenschaftlich keine eigene Rolle gespielt. 2 Schmidt, Karsten, Gesellschaftsrecht, 4. Aufl. – Köln, Berlin, Bonn, München: Carl Heymanns 2002, § 46 I 2, S. 1360, Anm. 24 (hinfort: Schmidt, Karsten, Gesellschaftsrecht).

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sigte Materie, verständlich aus dem Klima des neuerwachten Nationalismus seit dem Ersten Weltkrieg, das für eine die nationalen Grenzen überschreitende Forschungsaufgabe wenig Interesse finden konnte. Die Bedingungen für die Rezeption einer streng fachlich-rechtshistorischen Arbeit in deutscher Sprache über mittelalterliche Rechtsentwicklungen in Südeuropa waren damit nicht gerade günstig. Erst mit der Entwicklung eines von der Dynamik der Wirtschaft getragenen, europäischen, transatlantischen und globalen Rechts seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wendet man sich wieder der historischen Rückfrage an die „Weltwirtschaft“ des Mittelalters und des von ihr entwickelten Rechts zu. Parallel dazu finden sich in Italien, in den USA, in Deutschland wieder wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit Webers ‚Handelsgesellschaften‘ beschäftigen. Realino Marra stützt seine Analyse der juristischen Prägung Webers vor allem auf dieses Werk.3 Die verständnisvolle Übersetzung durch Lutz Kaelber macht es für den akademischen Gebrauch in Amerika verfügbar.4 Albrecht Cordes nimmt als Rechtshistoriker bewußt die Problemstellung Webers für den nordeuropäischen Hanseraum auf,5 er behandelt damit ein Gebiet, das Weber selbst einst für die Fortführung seiner Arbeiten ins Auge gefaßt hatte.6 Die vorliegende Edition kommt also in einem Augenblick, in dem sie nunmehr diesen Interessen das kritisch gesichtete Material zur Verfügung stellen kann. Der Max Weber-Forschung, wie sie sich in den USA und dann seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Deutschland immer breiter entfaltete, ging es vor allem um Weber den Begründer der neuen Sozialwissenschaften; also Weber den Soziologen, den Nationalökonomen, den Politikwissenschaftler, allenfalls noch um „Weber, den Historiker“.7 Seine ‚Rechtssoziologie‘ wurde eher als soziologisches Werk gesehen. Um Max Weber, 3 Marra, Realino, Dalla comunità al diritto moderno. La formazione giuridica di Max Weber 1882 – 1889. – Torino: G. Giappichelli Editore 1992 (hinfort: Marra, Dalla comunità). 4 Lutz Kaelber bringt 2003 eine englische Übersetzung: Weber, Max, The History of Commercial Partnerships in the Middle Ages. Translated and Introduced by Lutz Kaelber. – Lanham, Boulder, New York, Oxford: Rowman & Littlefield Publishers, Inc. 2003 (hinfort: Kaelber, Commercial Partnerships). 5 Albrecht Cordes findet einen Zugriff auf den spätmittelalterlichen Gesellschaftshandel im Hanseraum über Goldschmidt und Webers Handelsgesellschaften, vgl. Cordes, Albrecht, Gewinnteilungsprinzipien im hansischen und oberitalienischen Gesellschaftshandel des Spätmittelalters, in: Wirkungen europäischer Rechtskultur. Festschrift für Karl Kroeschell zum 70. Geburtstag. – München: C. H. Beck 1997, S. 135 – 149, sowie dessen Habilitationsschrift: Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum. – Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1998. 6 Vgl. dazu in dieser Einleitung unter: 11. Weitere rechtshistorische Arbeitspläne, unten, S. 91 ff. 7 Dazu Mommsen, Wolfgang, Max Weber, in: Wehler, Hans-Ulrich (Hg.), Deutsche Historiker III. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1972, S. 65 – 90, und Kocka, Jür-

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den Juristen, ging es kaum. Wenn Weber allerdings in den USA immer auch als Jurist angesprochen wird, so ist dies sicher auch der Tatsache zuzuschreiben, daß deutsche Juristen als Emigranten von Anfang an die amerikanische Weberrezeption auch im Hinblick auf seine Rechtssoziologie betrieben haben. Auch bestand über Paul Honigsheim, in gewisser Weise auch über Talcott Parsons eine unmittelbarere Webertradition.8 So ist es zu verstehen, wenn Guenther Roth schon 1968 in der Einführung zur amerikanischen Ausgabe von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ zum Verständnis dieses Hauptwerkes auf die Anfänge Webers als Rechtshistoriker zwischen Romanisten und Germanisten und auf die ‚Handelsgesellschaften‘ („The Legal Forms of Medieval Trading Enterprises“) hinweist.9 In dieser Tradition der Wahrnehmung Webers als Jurist steht auch Stephen P. Turners Titel „Max Weber: The Lawyer as a Social Thinker“.10 Eine Aufsatzsammlung, die zwar vor allem der Weber’schen Rechtssoziologie gewidmet ist, aber doch darüber hinausgreifend seine Stellung zu Recht und Rechtswissenschaft behandelt, ging auf zwei italienische Tagungen zurück und zeigt ein entsprechendes internationales Spektrum von Autoren.11

gen (Hg.), Max Weber, der Historiker (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 73). – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1986. 8 Die ‚Rechtssoziologie‘ erfuhr schon 1954 eine amerikanische Übersetzung durch den emigrierten deutsch-jüdischen Juristen Max Rheinstein. Vgl. weiterhin Honigsheim, Paul, Erinnerungen an Max Weber, in: Max Weber zum Gedächtnis. Materialien und Dokumente zur Bewertung von Werk und Persönlichkeit, hg. von René König und Johannes Winckelmann (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 7). – Köln, Opladen: Westdeutscher Verlag 1963, S. 161 – 271 (hinfort: Honigsheim, Erinnerungen), auch in englischer Fassung in: Honigsheim, Paul, The Unknown Max Weber, edited and with an introduction by Alan Sica. – New Brunswick and London: Transaction Publishers 2000, S. 123 – 238. 9 Roth, Guenther, Introduction, in: Weber, Max, Economy and Society. An Outline of Interpretive Sociology, ed. by Guenther Roth and Claus Wittich, vol. 1. – Berkeley, Los Angeles, London: University of California Press 1978 (hinfort: Weber, Economy and Society), S. XXXIII – CX, hier: S. XL – XLII. Vgl. dazu auch den Abschnitt „Max Weber as legal historian“, in: Cambridge Companion to Weber (wie unten, S. 5, Anm. 16). 10 Turner, Stephen P. and Regis A. Factor, Max Weber: The Lawyer as a Social Thinker. – London: Routledge & Kegan Paul 1994 (hinfort: Turner/Factor, The Lawyer). 11 Rehbinder, Manfred und Klaus-Peter Tieck (Hg.), Max Weber als Rechtssoziologe. – Berlin: Duncker & Humblot 1987, dort vor allem in der hier gemeinten Richtung Schiera, Pierangelo, Max Weber und die deutsche Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, S. 151 – 168. Auch der Band Breuer, Stefan und Hubert Treiber (Hg.), Zur Rechtssoziologie Max Webers. Interpretation, Kritik, Weiterentwicklung. – Opladen: Westdeutscher Verlag 1984, nimmt die Anregung der amerikanischen Max WeberForschung auf.

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In Deutschland wurde auch die ‚Römische Agrargeschichte‘, seine weitere juristische Arbeit und Habilitationsschrift, mehr Max Weber „dem Historiker“ zugeordnet.12 Konsequent wurde Weber dann als Althistoriker eingeordnet, ohne seine mediävistische Erstlingsschrift in Betracht zu ziehen. So kam es, daß die Rezeption des neuerdings vieldiskutierten Textes ‚Die Stadt‘ sehr viel stärker auf Initiative von Althistorikern13 denn von Mediävisten geschah, obwohl für Weber die antike Polis wie die mittelalterliche Kommune gleicherweise den Typus der okzidentalen Stadt darstellen und die Entstehung des modernen Kapitalismus mit der letzteren verbunden wird.14 Bei dieser Einordnung als Althistoriker spielt sicher auch die Erinnerung an Webers Beziehung zu Theodor Mommsen eine Rolle, der dem Thema der Agrargeschichte verbunden war und dessen Verständnis der alten Geschichte und des römischen Rechts zweifellos auf Weber einen bedeutenden Einfluß hatte. Dabei wirkte wohl auch die von Marianne Weber aufgrund der Schilderung des Opponenten Walther Lotz berichtete Szene bei der mündlichen Doktordisputation (bei der schon die Thematik der römischen Agrargeschichte eine Rolle spielte), die sich dem Gedächtnis eingeprägt hat:15 Mommsen greift hier selbst kontrovers in die Diskussion ein, stellt aber seinen sachlichen Widerspruch gegenüber dem Jüngeren zurück, um den Fortgang der Promotion nicht aufzuhalten. Seine wissenschaftliche Wertschätzung Webers aber drückt er aus, indem er ihn gleichsam in altgermanischer Weise wissenschaftlich adoptiert: „Sohn, da hast du meinen Speer, meinem Arm wird er zu schwer“. Wohl aufgrund dieser Szene wurde

12 Dazu die Edition durch Jürgen Deininger: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2 (1986). Deininger schildert Webers Studium des römischen Rechtes dort in der Einleitung unter „1. Weber und seine Beschäftigung mit der Antike“, S. 2 ff. 13 Die Edition durch den Althistoriker Wilfried Nippel (Weber, Die Stadt, MWG I/22 – 5, 1999) betont in der Einleitung naturgemäß mehr die althistorischen Bezüge. Maßgebend für die Rezeption vor allem: Meier, Christian (Hg.), Die okzidentale Stadt nach Max Weber (Historische Zeitschrift, Beiheft 17). – München: R. Oldenbourg 1994 (hinfort: Meier (Hg.), Die okzidentale Stadt), und Bruhns, Hinnerk und Wilfried Nippel (Hg.), Max Weber und die Stadt im Kulturvergleich. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000 (hinfort: Bruhns/Nippel, Max Weber und die Stadt). 14 In Meier (Hg.), Die okzidentale Stadt (wie Anm. 13), sind jedoch Aufsätze der Mediävisten Otto Gerhard Oexle, Klaus Schreiner und Ernst Voltmer enthalten, mit denen die Wieder-Wahrnehmung durch die Mediävistik einsetzte. In dem Sammelband Bruhns/Nippel, Max Weber und die Stadt (wie Anm. 13), findet sich die Übersicht von Dilcher, Gerhard, Max Webers „Stadt“ und die historische Stadtforschung der Mediävistik, S. 119 – 143, die die weitgehenden Defizite in der Mediävistik nachweist. 15 Weber, Marianne, Lebensbild, S. 121.

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Mommsen sogar schon als „Doktorvater“ Webers bezeichnet,16 obwohl das Thema der Promotionsarbeit mit Mommsen nichts zu tun hatte und dieser damals seit längerem der philosophischen, nicht der juristischen Fakultät angehörte. Die Zuordnung Webers zur Alten Geschichte ist sicher nicht ohne Berechtigung, war er an dieser doch seit seiner Jugend lebhaft interessiert. Er wendet sich ihr in der römischrechtlichen Habilitationsschrift zu, greift das Thema der römischen Agrarverfassung 1897/98 und nochmals 1909 für das ‚Handwörterbuch der Staatswissenschaften‘ wieder auf und bezieht die Antike immer wieder in seine weitgespannten Betrachtungen und Typologien ein. Eine solche Zuordnung ist aber gleichzeitig durchaus einseitig, wenn man bedenkt, welch wichtigen Hintergrund die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte für die Reflexionen und Typologien in ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, in seiner Vorlesung zur Wirtschaftsgeschichte und nicht zum wenigsten in dem Text ‚Die Stadt‘ bildet.17 Mit der mittelalterlichen, gerade der städtischen Rechtsgeschichte aber hat sich Weber in seiner ersten wissenschaftlichen Arbeit auf das Intensivste beschäftigt; er nimmt auf die dort erörterten Themen immer wieder Bezug, bis hin zu seiner Vorlesung über Wirtschaftsgeschichte im Wintersemester 1919/20. So können Webers ‚Handelsgesellschaften‘ heute ein mehrfaches Interesse beanspruchen: Als sein Erstlingswerk, als eine von ihm vorgelegte rechtswissenschaftliche Leistung, als eine Arbeit auf dem Gebiet der Mediävistik, als Forschung zur mittelalterlichen Stadt und erste Ausarbeitung zur Herausbildung kapitalistischer Wirtschaftsformen. Als Erstlingswerk Webers stehen die ‚Handelsgesellschaften‘ am Ende seiner juristischen Ausbildung und eröffnen ihm gleichzeitig den Weg in eine rechtswissenschaftliche akademische Karriere, die er zunächst erstrebt und dann zugunsten eines weiter ausholenden wissenschaftlichen Weges ausschlägt. Sie geben Zeugnis von dem, was Marra prägnant „la formazione giuridica di Max Weber“,18 also seine geistige Prägung durch die Rechtswissenschaft, nennt. – Als mediävistische Forschungsarbeit legt das Werk den Grund für die wissenschaftliche Vertrautheit Webers mit dem europäischen Mittelalter, eine Vertrautheit, ohne die die geniale Skizze ‚Die Stadt‘ nicht hätte, zwischen anderen drängenden Arbeiten, entstehen kön-

16 Berman, Harold J. und Charles J. Reid, Max Weber as legal historian, in: The Cambridge Companion to Weber, ed. by Stephen Turner. – Cambridge: Cambridge University Press 2000, S. 223 – 239, hier: S. 224: „a doctoral dissertation, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften [...] supervised by Theodor Mommsen [...]“. 17 Weber, WuG 1, Weber, Wirtschaftsgeschichte, vgl. dazu genauer unten, S. 59, und Weber, Die Stadt, MWG I/22 – 5. 18 So der Untertitel der Studie von Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3).

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nen. Die Spuren des Erstlingswerkes zeigen sich denn auch deutlich in diesem hinterlassenen Manuskript aus dem letzten Lebensjahrzehnt Webers – nicht erstaunlich, sieht Weber doch die mittelalterlichen Handelsgesellschaften, sicher zu recht, als eine wichtige Hervorbringung der mittelalterlichen Stadtkultur an. Die innere Verbindung gerade dieser beiden Arbeiten ist offenkundig. Um diese Hintergründe aufzuhellen, soll weiter unten zunächst der juristische Studiengang Webers nachgezeichnet werden. Daß seine Wahl für das Thema der Promotionsarbeit auf das Handelsrecht fällt, hängt mit der Begegnung mit seinem Lehrer Goldschmidt und dessen Stellung zu den Positionen der zeitgenössischen Rechtswissenschaft, insbesondere den beiden Schulen der Romanisten und Germanisten zusammen, die deshalb kurz zu charakterisieren sind. Dies führt uns zu der damaligen Situation der Handelsrechtswissenschaft, welche maßgeblich von Goldschmidt bestimmt wurde. Goldschmidt setzte Weber, nach einer vorausgegangenen Seminararbeit, durchaus „strategisch“ auf das Thema seiner Dissertation an. Um dies einzufangen, ist auch das Umfeld der wissenschaftlichen Diskussion, das maßgeblich von dem Kreis um Goldschmidt und seiner ‚Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht‘ bestimmt wurde, zu skizzieren. Auf die dort vorgestellten Arbeiten nimmt Weber selbst großenteils bezug. Die Schrift Webers hält sich, wie er selbst in einem Brief an seinen Onkel Hermann Baumgarten betont,19 streng im Rahmen eines fachwissenschaftlichen Diskurses, dessen Voraussetzungen und Terminologie selbst dem heutigen Juristen nicht selbstverständlich sind. Eine Skizze der juristischen Probleme und des Gedankenganges der Arbeit soll deshalb dem heutigen Leser einen ersten Zugang bieten. Der Verlauf der Promotion wird genauer im Editorischen Bericht begleitet.20 Die im Rahmen des Promotionsverfahrens erbrachten, drei rechtshistorischen Exegesen werden hier erstmals als bisher unbekannte juristische Leistungen Webers im Anschluß an die Dissertation ediert. Sie stellen gleichzeitig ein interessantes Zeugnis für Praxis und Niveau des Berliner juristischen Promotionsverfahrens dar. Der gesamte Text der ‚Handelsgesellschaften‘ wurde von Weber zwar zur Promotion als Manuskript vorgelegt, von Goldschmidt begutachtet und von der Fakultät akzeptiert, aber zur Erfüllung der Druckpflicht wurde, wie man

19 Brief Max Webers an Hermann Baumgarten vom 31. Dez. 1889, in: Weber, Jugendbriefe, S. 322 (MWG II/2): Er übersende ihm die Arbeit „selbstverständlich nicht sowohl in dem Gedanken, daß Du dieselbe lesen würdest – das ist wirklich ausgeschlossen – da sie nach Lage der Literatur über die rein technisch juristische Frage den Charakter der Einzeluntersuchung streng wahren mußte“. 20 Vgl. unten, S. 115 ff.

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seit einiger Zeit wieder weiß,21 zunächst nur eine Kurzfassung, nämlich das Kapitel III, unter dem etwas umständlichen, aber die Thematik sehr gut charakterisierenden Titel „Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten“ veröffentlicht.22 So ist die Bezeichnung „Webers Dissertation“ doppeldeutig, sie soll dennoch hier wie üblich für den maßgebenden vollen Text der ‚Handelsgesellschaften‘ verwendet werden. – Die Fakultät sah im Verfahren die Kurzfassung als Dissertationsschrift im formellen Sinne der Druckpflicht an und nahm sie als solche zu den Akten. Auf diese Weise konnte, nach einem nicht ganz unstrittigen Fakultätsbeschluß,23 das mittlerweile erschienene vollständige Buch „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen“ im Habilitationsverfahren zum Erwerb der handelsrechtlichen Venia vorgelegt und begutachtet werden.24 Es stellte also, neben der ‚Römischen Agrargeschichte‘ für die römischrechtliche Venia, zugleich auch Webers zweite Habilitationsschrift für die Venia im Handelsrecht dar. Wir verfügen auf diese Weise über drei Gutachten zum vollen Text der ‚Handelsgesellschaften‘, nämlich ein Dissertationsgutachten Goldschmidts sowie je ein Habilitationsgutachten von Goldschmidt und Otto Gierke. Als wichtige Quellen zur Einordnung von Webers Arbeit und seiner Stellung in der Fakultät und seiner Anerkennung im Fach werden sie weiter unten erläutert und im Anhang zu dieser Einleitung abgedruckt.25 Wegen der Rolle der hier edierten Arbeit für Webers Habilitation im Handelsrecht ist in der Einleitung kurz auf die weitere juristische akademische Laufbahn Webers einzugehen, die sich mehr auf das Handels- denn auf das Römische Recht stützte. Dabei ergeben sich noch einmal Beobachtungen zu Webers „formazione giuridica“ aus Gutachten zu Berufungsfragen, die Friedrich Althoff von seiten des preußischen Kultusministeriums angefordert hatte, sowie aus den wissenschaftlichen Plänen Webers selbst. Schließlich sind noch einige Rezensionen Webers aus den Jahren 1890 bis 1894, deren Edition in diesem Band eingefügt ist und die alle Themen 21 Winckelmann, Johannes, Max Webers Dissertation, in: Max Weber zum Gedächtnis (wie oben, S. 3, Anm. 8), S. 10 – 12. 22 Weber, Solidarhaftprinzip, unten, S. 190 – 253. Vgl. dazu oben, S. 1, Anm. 1, und den Editorischen Bericht, unten, S. 109 und 127 f. 23 Dazu Deininger, Jürgen, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“ und ihrer Annahme als Habilitationsschrift, in: Weber, Römische Agrargeschichte (nur in der Studienausgabe), MWS I/2, S. 190 – 196, hier: S. 192 (hinfort: Deininger, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“), sowie im Editorischen Bericht zu den ‚Handelsgesellschaften‘, unten, S. 123 mit Anm. 61. 24 Weber, Handelsgesellschaften, unten, S. 139 – 340, Vgl. dazu unten, S. 77 f., und den Editorischen Bericht, unten, S. 124. 25 Vgl. den Abdruck, unten, S. 98 – 105, und in dieser Einleitung, unten, S. 77 – 80.

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des Handelsrechts behandeln und daher im engen Zusammenhang zu dem edierten Hauptwerk stehen, kurz vorzustellen. Die am Schluß dieser Einleitung dargestellten rechtshistorischen Arbeitspläne Webers werfen, wenn auch unausgeführt, rückblickend ein Licht auf seine Lebensphase als Jurist.

2. Studiengang und akademische Lehrer Der familiäre und verwandtschaftliche Hintergrund Webers und dessen Bedeutung für seinen geistigen Werdegang sind oft und unter verschiedenen Gesichtswinkeln beleuchtet worden, angefangen von der Biographie Marianne Webers bis zur kürzlich erschienenen Familiengeschichte von Guenther Roth.26 Dennoch ist auch hier darauf zurückzukommen, wenn es um Studium und Promotion geht. Da Webers Beschäftigung mit der Antike und dem römischen Recht von Deininger in der Einleitung zur ‚Römischen Agrargeschichte‘ schon ausführlich behandelt ist, brauchen diese Punkte hier nur kurz berührt zu werden.27 Max Webers Entscheidung für das juristische Studium, sein Studiengang und die Promotion sind, neben seiner hervortretenden intellektuellen Begabung, von der familiären Herkunftswelt deutlich geprägt. Weber kommt aus einer familiären Konstellation, die man mit den Stichworten „wirtschaftsbürgerlich“, „bildungsbürgerlich“, Prägung durch eine bestimmte Form des deutschen Protestantismus wie auch politisch durch die Identifikation des deutschen Bürgertums mit Liberalismus und Nationalbewegung umreißen kann. Sein Vater, selbst Jurist, spielte bekanntlich eine nicht unbedeutende Rolle in der Nationalliberalen Partei. Daraus ergaben sich für Weber viele persönliche Beziehungen und die Beschäftigung mit politischen Fragen. Stellungnahmen zu dem zu Ende gehenden Regime Bismarck spielen in den Briefen des jungen Mannes eine große Rolle. Von Anfang an kann man also damit rechnen, daß die politische Funktion des Rechts und rechtspolitische Probleme, die damals im unmittelbaren Zusammenhang mit der nationalen Einigung und den aus ihr folgenden großen Gesetzgebungswerken standen, bei ihm schon in seiner Studienzeit auf hohe Sensibilität stießen. Aus der Familienkonstellation wie vom Vorbild des Vaters her bot sich für einen Sohn, der begabt, breit interessiert und nicht ohne Ehrgeiz und Gefühl seiner öffentlichen Berufung ist, das Studium der Jurisprudenz an.

26 Roth, Guenther, Max Webers deutsch-englische Familiengeschichte 1800 – 1950 mit Briefen und Dokumenten. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 2001. 27 Deininger, Einleitung, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 1 – 54, bes. S. 2 – 24.

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Gleichzeitig gehört es durchaus zum typischen Bild, daß der einseitige Ausbildungsbetrieb der Juristen nicht die ganze geistige Energie des jungen Mannes absorbieren konnte, sondern daneben die seit der Jugendzeit gepflegten Interessen für Geschichte, Philosophie und Politik und Wirtschaft zeitweise durchaus im Vordergrund standen, von den Zeiten intensiver Examensvorbereitung abgesehen. Typisch ist hier die Enttäuschung in der Heidelberger Vorlesung des prominenten „Pandektisten“ Ernst Immanuel Bekker über den mehr juristisch-prozeßrechtlichen ersten Teil, während die später stärker historisch behandelte Ausbildung des archaischen römischen Rechts Webers volles Interesse fand.28 Die Rechtswissenschaft in der Spätphase der Historischen Schule bot aber dem bildungsbürgerlichen Studenten Weber damals durchaus die Brücken zu den historisch-philosophischen Fächern seines Interesses, setzte die Beschäftigung mit ihnen sogar für eine vertiefte wissenschaftliche Betätigung in der Jurisprudenz voraus. Das Kirchenrecht, das Weber in Straßburg bei dem bedeutenden, rechtskritischen Protestanten Rudolph Sohm29 hörte, ergab Verbindungen zur Theologie und zu den religiösen Fragen, die ihn schon von seinem familiären Umfeld her beschäftigten. Die Nationalökonomie etablierte sich, teils in der Philosophischen Fakultät, anknüpfend an die Wirtschaftsgeschichte als Historische Schule, teils in einer erweiterten Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät als Fortführung der alten Kameralistik. Auch hier war für den jungen Weber der Weg nicht weit, und dieser Weg sollte später für ihn bestimmend werden. Studentisches geselliges Leben wie auch die Pflicht zum Militärdienst, die in positiver wie negativer Beleuchtung in Webers Briefen eine so große Rolle spielen, waren ebenfalls typische Bestandteile dieser Lebensphase. Der Militärdienst war dabei für das privilegierte Bürgertum so gemildert, daß er ohne zu großen Zeitverlust mit dem Fortgang des Studiums vereinbar war. Allerdings ging er, in einjährigem Dienst und anschließenden Manöver-Übungen, auf Kosten der Kontinuität der akademischen Ausbildung. Genau diese mehrpolige Konstellation und die aus ihr entstehenden inneren und äußeren Konflikte treffen wir in Webers Briefen und Zeugnissen aus 28 Brief an die Mutter Helene Weber vom 2. Mai 1882, in: Weber, Jugendbriefe, S. 41 (MWG II/1). 29 Zu Rudolph Sohm kurz: Art. Rudolph Sohm 1841 – 1917, in: Kleinheyer, Gerd und Jan Schröder (Hg.), Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 4. Aufl. – Heidelberg: C. F. Müller 1996, S. 374 – 377, mit Literatur (hinfort: Kleinheyer/ Schröder, Deutsche und Europäische Juristen). Er vertrat die bis heute diskutierte „Sohm’sche These“ der wesentlichen Unvereinbarkeit von Kirche und Recht, wirkte auch als angesehener germanistischer Rechtshistoriker und schrieb mit seinen Institutionen „die im 19./20. Jahrhundert erfolgreichste Einführung in das römische Recht“ (ebd., S. 376). Rudolph Sohm vereinigte in seinen Arbeiten die germanistische, kanonistische und romanistische Richtung der Historischen Schule.

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dieser Zeit.30 All dies ist keineswegs außergewöhnlich für einen jungen Mann, der aus gesicherter bürgerlicher Herkunft in das juristische Studium eintritt. Man überschaut, aus familiärer Vermittlung, den Gang und die Anforderungen des Studiums, kennt meist die Professoren, nicht nur der juristischen Fakultäten, nach Namen und wissenschaftlichem Ruf. Den familiären Beziehungen, aber auch der Stellung des Vaters in der Politik verdankt der Sohn – und dies geht dann über das „Normale“ hinaus – den unmittelbaren gesellschaftlichen Zugang zu vielen seiner Hochschullehrer, von Frensdorff über Goldschmidt bis Mommsen. Häufig kann Weber, mit Empfehlungen von zu Hause, „Besuch machen“ – so wie er es als eher komische Szene bei dem jungen Ehepaar v. Wilamowitz-Moellendorff, dem Mommsen-Schüler und später einflußreichen Althistoriker, in Göttingen schildert.31 Zu einer stärkeren Bindung kommt es im Verhältnis zu dem Göttinger Professor des Deutschen Rechts Ferdinand Frensdorff, einem Studienfreund seines Vaters, und dann zu seinem Doktorvater Levin Goldschmidt, ebenfalls einem Bekannten der Familie. In seinem der Dissertation beigefügten Lebenslauf32 erwähnt Weber in hervorgehobener Weise noch den Romanisten Pernice und den Öffentlichrechtler Rudolf von Gneist, einen Vorkämpfer für ein rechtsstaatliches Verwaltungsrecht, der besonders auf das Beispiel Englands hingewiesen hat und somit einen weiten historisch-politischen Hintergrund für ein damals auch stark rechtspolitisches Anliegen heranzog. Durch diese unmittelbare Verbindung mit der akademischen Welt lag für den begabten jungen Mann, neben der dem väterlichen Vorbild entsprechenden Laufbahn in Verwaltung und/oder Politik,33 eine akademische Karriere, der Professorenberuf, von Anbeginn im Blickfeld. Die Promotion wurde aber nicht schon als Entscheidung hierfür, sondern eher als der gegebene und vom Vater gewünschte Abschluß der juristischen Ausbildung eines wissenschaftlich begabten Studenten angesehen. Das Studium ist oft genug beschrieben worden:34 Der engagierte Beginn an der angesehenen ‚liberalen‘ Universität im badischen Heidelberg, die vom Militärdienst bestimmte, durch die Kontakte mit der Familie des Onkels

30 Etwa im Brief an den Vater Max Weber sen. vom 15. März 1885, in: Weber, Jugendbriefe, S. 148 ff. (MWG II/1). 31 Brief an den Vater vom 2. Nov. 1885, in: Weber, Jugendbriefe, S. 183 f. (MWG II/1). Wie Weber berichtet, hatte Frau Mommsen ihn aufgefordert, ihren Schwiegersohn Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff zu besuchen. 32 Ediert unten, S. 352 ff. 33 Weber bewarb sich bekanntlich nach seinem Staatsexamen und Promotion um die Stelle eines Syndikus der Stadt Bremen, die durch die Wegberufung von Werner Sombart frei geworden war, jedoch ohne Erfolg. 34 Neben der Biographie von Marianne Weber vor allem Deininger, Einleitung, in: MWG I/2, S. 4 ff.

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Hermann Baumgarten und Vorlesungen des bedeutenden Kirchenrechtlers und Rechtshistorikers Rudolph Sohm doch auch geistig anregende Zeit in Straßburg, die Rückkehr ins heimatliche Berlin, die die Begegnung mit den Größen der angesehenen Universität brachte, wobei die germanistischen Rechtshistoriker Heinrich Brunner und Georg Beseler, Altliberaler der 1848Zeit und Lehrer Otto Gierkes, besonders zu erwähnen sind. Brunner lenkte vielleicht Webers Blick schon damals auf die Mischung von römischen und germanischen Elementen im Frühmittelalter und das von ihm entdeckte Element des römischen Vulgarrechts,35 die für die Konzeption der ‚Handelsgesellschaften‘ eine Rolle spielen sollten; Beseler wohl auf die genossenschaftliche Struktur der germanischen Rechte,36 die dann das Hauptwerk seines Schülers Gierke bestimmte, welcher als Nachfolger an der Berliner Fakultät deutsche Rechtsgeschichte und deutsches Privatrecht vertrat und deshalb an der Promotion wie Habilitation Webers beteiligt war. – Die letzte Studienphase in Göttingen brachte ebenfalls wichtige Begegnungen, vor allem die gleich zu erörternde mit dem germanistischen Rechtshistoriker Frensdorff. Als Göttinger Student machte Weber dann vor dem Oberlandesgericht Celle das Erste Juristische Staatsexamen, um danach den Referendardienst in Berlin anzutreten. In dieser Berliner Zeit knüpfte Weber den Kontakt zu Goldschmidt, in dessen Seminar er eintrat und die Seminararbeit fertigte, die dann auf Goldschmidts Anregung zur Dissertation ausgebaut wurde. Goldschmidt war mit den Eltern Weber aus der früheren Heidelberger Zeit – er wohnte von 1862– 1870 im elterlichen Haus von Helene Weber – und über eine gemeinsame Zeit als nationalliberale Abgeordnete im Reichstag mit Max Weber sen. bekannt. In die Vorarbeit an der Promotion fällt auch eine Nachricht über geselligen Kontakt der Webers mit dem Ehepaar Goldschmidt,37 auch hier also eine engere persönliche Beziehung. Frensdorff wie Goldschmidt waren jüdischer Herkunft, und in dem wissenschaftlichen Kreis um Goldschmidt hatte es Weber mit weiteren jüdischen Juristen zu tun, wie etwa dem Kieler Germanisten Max Pappenheim, der sein Rezensent in Goldschmidts Zeitschrift38 und später deren Mitherausgeber werden sollte.

35 Vgl. dazu Mayer-Maly, Th., Art. Römisches Vulgarrecht, in: HRG, Band 4 (1990), Sp. 1132 – 1137. Webers Berliner Lehrer Heinrich Brunner bringt als erster den Begriff Vulgarrecht in einer Studie aus dem Jahre 1880. 36 Zu Georg Beseler (1809 – 1888) umfassend: Kern, Bernd-Rüdiger, Georg Beseler. Leben und Werk. – Berlin: Duncker & Humblot 1982, sowie die Übersicht in: Kleinheyer/Schröder, Deutsche und Europäische Juristen (wie oben, S. 9, Anm. 29), Art. Georg Beseler, S. 52 – 56. 37 Brief Max Webers an Hermann Baumgarten vom 27. Nov. 1889, GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7, Bl. 29 – 30 (MWG II/2). 38 Vgl. dazu unten, S. 80.

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Die Wahl Goldschmidts als Betreuer und damit einer handelsrechtlichen Thematik war auch von der Sache her kein Zufall. Weber hatte mit mehreren seiner Hochschullehrer so intensive wissenschaftliche wie auch persönliche Kontakte, daß daraus ein Doktorandenverhältnis hätte hervorgehen können. Vor allem Ferdinand Frensdorff wurde ihm in der Göttinger Zeit zum väterlichen Betreuer, der für das Gebiet des Deutschen Rechts für ihn in einer Art Privatissimum die Rolle einer vertieften wissenschaftlichen Einführung übernahm. Da das Deutsche Recht ja vor allem auf mittelalterlichen historischen Rechtsquellen beruhte, war dies gleichzeitig ein Vertiefungskurs auf diesem Gebiet, auf dem man sicher nicht leicht einen besseren Lehrer finden konnte, war er selbst doch als Herausgeber tätig und verfolgte stets eine streng quellenpositivistische Methode.39 Frensdorff hat denn auch Weber nach dessen Staatsexamen, als dieser schon wieder in Berlin war, eine Promotion angeboten. Aus der Korrespondenz Webers mit Frensdorff, in der er dessen Angebot höflich ausschlägt, sind wir am direktesten über Webers Motive zur Wahl seines Dissertationsthemas informiert.40 Die Vermutung Marras41 erscheint am wahrscheinlichsten, daß Frensdorff ihn zu einer Arbeit auf dem Gebiet des mittelalterlichen deutschen Stadtrechts anregen wollte, einem der wichtigsten Forschungsgebiete des Gelehrten. Weniger wahrscheinlich (aber durchaus möglich) erscheint die Vermutung Kaelbers,42 es habe sich um ein Thema auf dem Gebiet des preußischen Allgemeinen Landrechts gehandelt. Die Andeutung in Webers Brief, an die Kaelber seine Vermutung anknüpft, scheint mir aber mehr auf die allgemeine Examensvorbereitung gemünzt, war die preußische Kodifikation von 1794 doch in weiten Teilen bis zum Inkrafttreten des BGB im Jahre 1900

39 Vgl. den Nachruf auf Ferdinand Frensdorff (geb. 1833) durch Eckhardt, Karl August, in: ZRG GA 52, 1932, S. XI – XVII. Frensdorff beschäftigte sich in seiner Habilitationsschrift mit der Stadt- und Gerichtsverfassung Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, sodann mit der Hanse, der Edition mittelalterlicher deutscher Stadtrechte, den mittelalterlichen deutschen Rechtsbüchern, vor allem dem Sachsenspiegel. 40 Brief an Ferdinand Frensdorff vom 22. Jan. 1887, in: Weber, Jugendbriefe, S. 214 – 216 (MWG II/2). Weber schildert hier seine Examensvorbereitungen und erwähnt dabei sowohl preußisches Landrecht wie römisches Recht. Wegen der Examensvorbereitung könne er sich jetzt nicht auf ein juristisches Doktorexamen gründlich vorbereiten „Es würde nun für mich bezüglich des Themas, welches Sie so freundlich waren mir vorzuschlagen, noch besonders schwierig sein, gerade jetzt – d. h. wenn ich wieder zur ruhigen Arbeit komme – in die betreffenden Materien mit Erfolg einzudringen“ (ebd., S. 215). Danach erwähnt er noch einmal das römische Recht „als Grundlage für die zu gewinnende juristische Bildung“ (S. 216) und sodann das Studium des deutschen Rechts und im Zusammenhang damit das preußische Landrecht. Am Ende wird sehr zurückhaltend der Kontakt mit Goldschmidt erwähnt. 41 Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3), S. 84, Anm. 31. 42 Kaelber, Introduction, in: Kaelber, Commercial Partnerships (wie oben, S. 2, Anm. 4), S. 5.

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noch eine Materie des geltenden Rechts. Weder Frensdorff noch Weber hatten an ihr spezielles wissenschaftliches Interesse gezeigt, wenn auch Frensdorff die Materie in seinen Vorlesungen behandelte. Dagegen hat Weber auch in und nach seiner Dissertation, die sich ja zentral mit italienischem Stadtrecht auseinandersetzt, mehrfach die Absicht geäußert, seine Studien auf die deutschen und nordeuropäischen Stadtrechte auszudehnen.43 Die Annahme ist daher gut begründet, daß Weber sein Interesse für mittelalterliches Stadtrecht und das Städtewesen allgemein unter der Anleitung von Frensdorff entwickelt und diese Thematik seither im Auge behalten hat. Auch mit dem Sachsenspiegel, den Weber dann in einer seiner Exegesen kundig behandelte,44 war Frensdorff gerade in jenen Jahren wissenschaftlich beschäftigt; offenbar verdankte Weber seine sichere Beherrschung der Materie dem Göttinger Privatissimum. Aus der respektvoll formulierten Absage an Frensdorff wird deutlich, daß Weber sich sehr überlegt für das Gebiet seiner weiteren wissenschaftlichen Arbeit und die Schülerschaft bei Goldschmidt entschied. Gegenüber Frensdorff begründet Weber seine weiteren Pläne damit,45 daß er sich zur Festigung seiner juristischen Bildung nunmehr intensiver mit dem römischen Recht, in der damaligen Form des Pandektenrechts die zentrale Materie des geltenden Privatrechts, beschäftigen müsse. Eher beiläufig erwähnt er, daß er unter „der Anleitung von Herrn Geheimrat Goldschmidt“ seine wissenschaftliche Ausbildung vertiefe. Das von Goldschmidt vertretene Gebiet des Handelsrechts beruhte aber nur zum geringeren Teil auf dem römischen Recht, wenn auch Goldschmidt es als Lehr- und Forschungsgebiet mit der Venia für Römisches Recht verbunden hatte.46 Das Handelsrecht wurde als zu entwickelndes Rechtsgebiet nach der damaligen Methode einer „geschichtlichen Rechtswissenschaft“ vielmehr aus dem reichen 43 Vgl. dazu unten, S. 91 ff. Das Handelsrechtspraktikum, das Weber in Göttingen bei dem bedeutenden Germanisten Richard Schröder gehört hatte, scheint seine Wahl weniger beeinflußt zu haben. Vgl. Brief an den Vater Max Weber sen. vom 2. Nov. 1885, in: Weber, Jugendbriefe, S. 182 (MWG II/1). 44 Weber, Germanistische Exegese, unten, S. 424 – 439. 45 In dem oben (S. 12, Anm. 39) schon erwähnten Brief an Frensdorff vom 22. Jan. 1887, in: Weber, Jugendbriefe, S. 214 – 216 (MWG II/2). 46 Weyhe, Lothar, Levin Goldschmidt. Ein Gelehrtenleben in Deutschland. Grundfragen des Handelsrechts und der Zivilrechtswissenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Hamburger Rechtsstudien, Heft 88). – Berlin: Duncker & Humblot 1996, S. 61 f. und 419 – 427 (hinfort: Weyhe, Goldschmidt). Außerdem Scherner, Karl Otto, Die Modernisierung des Handelsrechts im 19. Jahrhundert, in: ders. (Hg.), Modernisierung des Handelsrechts im 19. Jahrhundert (Beihefte der ZHR, Heft 66). – Heidelberg: Recht und Wirtschaft 1993, S. 9 – 17 (hinfort: Scherner, Modernisierung des Handelsrechts), sowie Rückert, Joachim, Handelsrechtsbildung und Modernisierung des Handelsrechts durch Wissenschaft zwischen ca. 1800 und 1900, in: ebd., S. 19 – 66 (hinfort: Rückert, Handelsrechtsbildung).

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Schatz vor allem stadtrechtlicher mittelalterlicher Rechtsquellen aufgebaut und gehörte damit in Deutschland überwiegend zum Arbeitsfeld des Deutschen Rechts, damit der Germanisten.47 Der Ausgriff Goldschmidts über den nationalen Raum, aufgrund seiner Konzeption des Handelsrechts als einer einheitlichen, universalen, auf die Gegebenheiten des Handels ausgerichteten eigenständigen Materie, führte Weber dann zu Arbeiten an italienischen und spanischen Quellen, die im Einflußbereich des gelehrten Rechts, also der am römischen Recht orientierten gemeinrechtlichen Rechtswissenschaft, entstanden waren. Gerade nach Goldschmidts Auffassung waren sie aber vor allem von kaufmännischer Praxis und wirtschaftlichen Bedürfnissen des damals entwickeltsten mediterranen Handelsbereichs geprägt, die sich vor allem in städtischen Statuten und Gerichtsentscheidungen niedergeschlagen hatten. Weber hatte sich damit für ein Gebiet entschieden, das weder der deutschrechtlich-germanischen noch der römischrechtlichen Tradition eindeutig zuzuordnen war, wohl aber seinen über die Fachgrenzen einer dogmengeschichtlich denkenden Jurisprudenz hinausweisenden wissenschaftlichen Interessen entsprach. Die Wahl seines Themas und seines Betreuers muß also aufgrund einer bewußten Auseinandersetzung und Orientierung im Feld der damaligen Rechtswissenschaft, wie Weber sie während seines Studiums kennengelernt hatte, erfolgt sein.48

3. Gebiete und Schulen der Rechtswissenschaft. Romanisten und Germanisten Die Rechtswissenschaft an den deutschen Universitäten des 19. Jahrhunderts war, in der langen Tradition der Bearbeitung des römischen ius civile seit Bologna, in erster Linie auf das Privatrecht ausgerichtet. Dieses war die zentrale Materie der Wissenschaft, seine Kodifikation im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896 wurde als das bedeutendste Werk der nationalen Rechtsvereinheitlichung angesehen. Das Strafrecht, als Reichsstrafgesetzbuch aufgrund der Vorarbeiten schon 1870 kodifiziert, galt vor allem als rechtsstaatliche Errungenschaft, das öffentliche Recht konnte sich nach dem Ende des Alten Reiches 1806 langsam als modernes Rechtsgebiet in Anknüpfung an den Konstitutionalismus der Einzelstaaten und die Reichsverfassung von 1871 entwickeln.49 47 Dazu sogleich unter 3, unten, S. 14. 48 So auch Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3). 49 Stolleis, Michael, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Band 2: Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft 1800 – 1914. – München: C. H. Beck 1992.

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Im Zentrum der juristischen Ausbildung stand während Webers Studium also das Privatrecht in seiner noch nicht kodifizierten Form. Es beruhte auf historischen Quellen, nämlich einerseits dem römischen Recht, vor allem in der Form der justinianischen Kodifikation (um 530 n. Chr.), dem Corpus iuris civilis, andererseits den Rechtsquellen des in Deutschland seit dem Mittelalter gewachsenen partikularen Rechts. Seit dem 18. Jahrhundert wurden die beiden Rechtsgebiete zunehmend verschiedenen Lehrstühlen zugeordnet, nämlich für Römisches Recht einerseits (Romanisten), für Deutsches Recht oder Ius germanicum andererseits (Germanisten). Mit der berühmten Begründung der Historischen Schule der Rechtswissenschaft um 1815 durch den Romanisten Friedrich Carl von Savigny und den Germanisten Friedrich Eichhorn erhielt die deutsche Privatrechtswissenschaft eine neue und tiefgreifende, sowohl historische wie systematische Fundierung,50 die für das gesamte Jahrhundert maßgebend blieb und ihr höchstes internationales Ansehen und Ausstrahlung erwarb. Die Verbindung von historischer Hermeneutik der Quellenforschung und systematischer Kraft dogmatischer Ausgestaltung sicherte ihr die Fähigkeit der Innovation angesichts der raschen gesellschaftlichen Modernisierung des 19. Jahrhunderts, die die am Text einer Kodifikation haftenden exegetischen Schulen in Frankreich und Österreich nicht so entwickeln konnten. Dies mußte gerade für das von Weber für seine Dissertation gewählte Gebiet des Handelsrechts mit seinem engen Bezug zur Wirtschaft von besonderer Bedeutung sein. Das Handelsrecht stellt damals wie heute ein Spezialgebiet des Privatrechts dar, das auf den allgemeinen Lehren des bürgerlichen Rechts, etwa zu Person, Vertrag, Gesellschaftsformen, Eigentum, fußt, Rechtsfiguren, die damals vor allem in dem systematisch ausgebildeten römischen Recht ihre Grundlagen hatten. Andererseits besaß das römische Recht kein spezifisches ausdifferenziertes Handelsrecht. Die Institute des neueren Handelsrechts hatten sich vielmehr als Sondergebiete aus dem Handelsverkehr und Kaufmannsrecht der mittelalterlichen europäischen Städte in ihren unterschiedlichen Rechtskreisen ausgebildet.51 Wegen dieser Quellengrundla50 Die Programmschrift der Schule stellt dar: Savigny, Friedrich Carl von, Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. – Heidelberg: Mohr und Zimmer 1814 (hinfort: Savigny, Beruf); die systematische Durchführung: Ders., System des heutigen römischen Rechts, Band 1 – 8. – Berlin: Veit und Comp. 1840 – 1849, für das Deutsche Recht: Eichhorn, Karl Friedrich, Einleitung in das deutsche Privatrecht mit Einschluß des Lehenrechts, 5. Aufl. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1845. 51 Coing, Helmut (Hg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, 1. Band: Mittelalter (1100 – 1500), Die gelehrten Rechte und die Gesetzgebung. – München: C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1973 (hinfort: Coing (Hg.), Handbuch). Bader, Karl Siegfried und Gerhard Dilcher, Deutsche Rechtsgeschichte. Land und Stadt – Bürger und Bauer im alten Europa. – Berlin, Heidelberg: Springer Verlag 1999, S. 666 – 682, e) Das Recht des Handels und der Kaufleute: Seerecht, Gesellschaftsrecht, Wechselrecht.

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ge waren sie in Deutschland überwiegend in das Arbeitsgebiet der Germanisten als der Vertreter des deutschen Rechts integriert. Die Lehrbücher des Deutschen Privatrechts, die sich angesichts ihrer partikularen Quellen stark an die überlegene Systematik des römischen Rechts anlehnten, enthielten deshalb Abschnitte über das Handelsrecht, während dies in den entsprechenden römischrechtlichen Pandektenlehrbüchern (oder Savignys grundlegendem und programmatischen „System des heutigen Römischen Rechts“) fehlte. Wie zu zeigen sein wird, war es gerade das Anliegen von Webers Lehrer Goldschmidt, die Verbindung der Spezialmaterie des Handelsrechts mit der systematischen und dogmatischen Grundlegung des römischen Rechts herzustellen. Max Weber war dadurch ebenfalls in eine spezifische Zwischenstellung zwischen den Schulen der Romanisten und der Germanisten gerückt, in der er teils im Gefolge Goldschmidts, teils in eigenständigen Reflexionen bis über seine Habilitation hinaus Orientierung suchte, was bis in seine ‚Rechtssoziologie‘ Niederschlag fand.52 Für Goldschmidt und seine gesamte Schule war die wissenschaftliche Grundlegung in der Historischen Rechtsschule unbezweifelbar: Die für diese typische Verbindung von historischer Quellenforschung und darauf begründeter juristischer Dogmenbildung tritt überall zutage; wir werden sie auch in Max Webers Dissertation erkennen können. Daneben aber spielte auch der innerhalb der Historischen Rechtsschule bestehende Gegensatz zwischen Romanisten und Germanisten eine untergründige Rolle, auf die nicht nur die Weber-Literatur, von Honigsheim53 über Roth54 bis Marra,55 hinweist, sondern auf den auch Weber selbst in einem Aufsatz für ein breiteres Publikum eingegangen ist.56 Er wird uns außerdem bei der Frage der erstrebten Venia wie auch bei Berufungsfragen wieder begegnen;57 auch die irrtümliche Angabe von Marianne Weber, Max Weber habe sich außer für römisches und Handelsrecht auch für deutsches Recht habilitiert,58 besitzt in den Plänen Webers einen wirklichen Hintergrund.

52 Dazu unten unter 8 c, S. 67 – 70, und 9 d „Beurteilungen der juristischen Qualifikation in Berufungsfragen“, S. 84 ff. 53 Honigsheim, Erinnerungen (wie oben, S. 3, Anm. 8). 54 Roth, Introduction, in: Weber, Economy and Society (wie oben, S. 3, Anm. 9), S. XXXIV. 55 Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3), S. 163 – 186 (Capitolo Quarto: Tra Romanisti e Germanisti). 56 Weber, Max, „Römisches“ und „deutsches“ Recht, in: MWG I/4, S. 524 – 534 (Erstdruck in: Die christliche Welt. Evangelisch-Lutherisches Gemeindeblatt für Gebildete aller Stände, Leipzig, Nr. 22 vom 30. Mai 1895, Sp. 521 – 525). 57 Vgl. unten, S. 84 ff, 91 ff. 58 Weber, Marianne, Lebensbild, S. 174: „für römisches, deutsches und Handelsrecht“.

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Wie wir sahen, war das Handelsrecht im Rahmen der Historischen Rechtsschule wegen seiner Quellengrundlage fast ganz in den Arbeitsbereich der Germanisten gerückt. Im Rahmen der Schulentwicklung des 19. Jahrhunderts traten aber außer der Quellengrundlage weitere Unterscheidungsmerkmale hervor, die die Differenz zwischen Romanisten und Germanisten markierten, aber auch oft quer zu dieser Grenzziehung verliefen.59 – Die Romanisten besaßen im Corpus Juris Justinians, vor allem dem Zentralteil der Digesten oder Pandekten und der Lehrbuchordnung der Institutionen, ein abgeschlossenes, dogmatisch voll ausgebildetes und inzwischen auch durch das neuartige Systemdenken seit Savigny noch schärfer gegliedertes Recht, das in der „Pandektenvorlesung“ und dem entsprechenden Lehrbuch als geschlossenes Gebiet behandelt wurde. Sie konnten sich deshalb in ihrer rein juristischen Arbeit immer mehr auf eine weitgehend geklärte „positive“ Grundlage normativer Quellen stützen. So konnte bei ihnen ein durchaus fließender Übergang von der „historischen Schule“ zu einer rechtspositivistischen Schule stattfinden.60 Das bedeutete eine weitgehende Abkopplung der juristischen Arbeit von der historischen Erforschung der sozialen, wirtschaftlichen und ideellen Grundlagen, die damit für die römische und antike Rechtsgeschichte, für Rechtssoziologie und Rechtsphilosophie freigesetzt waren. Die juristisch-dogmatische Arbeit dieser Richtung konnte deshalb von dem Gründungsheros aller „kritischen Rechtsschulen“, dem Romanisten Rudolph von Jhering (1818– 1892), wirkungsstark als „Begriffsjurisprudenz“ gebrandmarkt und dieser eine Realund Interessenanalyse des Rechts entgegengesetzt werden61 – damit bot er den Ansatz für neue Richtungen, sowohl einer Rechtssoziologie wie der offenen Methoden von Freirechtsschule und Interessenjurisprudenz, in deren Kraftfeldern der spätere Max Weber stehen sollte. Nur ein Teil der Romanisten blieb der breiten historischen Arbeit (jenseits bloßer Quellenkritik) verbunden, wie vor allem Theodor Mommsen, der zwar Herausgeber der Quellengrundlage aller Pandektistik, des Corpus Juris civilis, wurde, aber in seiner wissenschaftlichen Arbeit sich mehr Themen jenseits einer Zivilrechtsdogmatik, wie dem römischen Staatsrecht und Strafrecht, widmete und als Historiker die berühmte ‚Römische Geschichte‘ schrieb. Er hatte sich damit völlig von der Dogmatik eines Pandektenrechts abgewandt und

59 Dilcher, Gerhard und Bernd-Rüdiger Kern, Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts und die Fachtradition der deutschen Rechtsgeschichte, in: ZRG GA, Band 101, 1984, S. 1 – 46 (hinfort: Dilcher/Kern, Die juristische Germanistik). 60 Wieacker, Franz, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung, 2. Aufl. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1967 (hinfort: Wieacker, Privatrechtsgeschichte), § 23: Die Pandektenwissenschaft und der rechtwissenschaftliche Positivismus, S. 430 ff. 61 Ebd., S. 450 – 453.

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konsequenterweise auch der philosophischen anstelle der juristischen Fakultät angeschlossen. Auch andere Romanisten, wie etwa Ludwig Mitteis, begannen damit, das Recht als Teil einer historischen Altertumswissenschaft zu bearbeiten.62 Dennoch läßt sich festhalten: In der Abwendung von der historischen Arbeit und der Hinwendung zu einer begrifflich-dogmatischen lag ein methodisches Charakteristikum der führenden Strömung der juristischen Romanisten. Schon Savignys „Spezialistendogma“,63 daß nämlich der Jurist als Organ und nicht das Volk direkt die Berufung zur Rechtsfortbildung habe, stand einer Einbeziehung allgemeinhistorischer, politischer und soziologischer Faktoren entgegen. Hier bildet sich nun ein wichtiger methodischer Unterschied zu den Germanisten heraus, der von diesen, vor allem von Otto von Gierke in seinem großen Rückblick,64 als charakteristisch herausgestellt wurde. Schon von ihren, in einzelnen partikularen Rechtskreisen weitgehend ohne die Mitarbeit professioneller Juristen geformten Rechtsquellen her waren sie zum Verständnis dieser Quellen weit stärker auf den historischen und sozialen Kontext verwiesen.65 Die stark verfassungshistorisch aufgebauten Lehrbücher der „Deutschen Rechtsgeschichte“ waren für sie darum auch als Hintergrund der normativen Darstellung im Lehrbuch des „Deutschen Privatrechts“ gegenwärtig, während die Romanisten auch in ihrer „Römischen Rechtsgeschichte“ stärker im Bereich des Juristischen verblieben. Die Verbindung von historischer und dogmatischer Darstellung war also für die Germanisten nicht einfach auflösbar. Hinzu kam, daß die Germanisten die Verfassungsgeschichte und damit das öffentliche Recht stets einbezogen und damit auch den jeweiligen politischen Zusammenhang reflektierten. In Wechselwirkung damit waren die Germanisten, vor allem im Vormärz und seit dem Paulskirchenparlament von 1848/49, politisch in Bezug auf die nationale Einigung und die Rechtsvereinheitlichung durch Gesetzgebung – die Savigny ja abgelehnt hatte – in hohem Maße engagiert, während die Romanisten als politisch eher „quietistisch“ eingestuft wurden. Als Leitfigur

62 Ebd., S. 420. Das maßgebende Werk von Ludwig Mitteis ist: Reichsrecht und Volksrecht in den östlichen Provinzen des römischen Kaiserreichs. – Leipzig: Teubner 1891. Zu Theodor Mommsen: Rebenich, Stefan, Theodor Mommsen. Eine Biographie. – München: C. H. Beck 2002 (hinfort: Rebenich, Theodor Mommsen). 63 Savigny läßt das Recht im Sinne der Romantik wie Sprache und Sitte aus den gemeinsamen Überzeugungen des Volkes (später: Volksgeist) hervorgehen, überträgt aber bei steigender Kultur dem Juristen als Organ des Volkes die Funktion der Rechtsbildung. Savigny, Beruf (wie oben, S. 15, Anm. 50), 2.: Entstehung des positiven Rechts. 64 Gierke, Otto, Die historische Rechtsschule und die Germanisten. – Berlin: Gustav Schade (Otto Francke) 1903 (hinfort: Gierke, Die historische Rechtsschule). 65 Dilcher/Kern, Die juristische Germanistik (wie oben, S. 17, Anm. 59).

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dieser Richtung kann der Verfassungshistoriker und Paulskirchen-Professor Georg Waitz (1813 – 1886)66 gelten, der sich häufig als Lehrer von Webers akademischen Lehrern ausmachen läßt. Aufgrund dieser Ausrichtung gingen viele Germanisten methodisch anders vor als die typisch „pandektistischen“ Romanisten, indem sie nämlich auch bei ihrer juristischen Arbeit weiterhin den sozialen und politischen Hintergrund des Rechts stärker mitreflektierten und damit auch einen steten Praxisbezug des Rechts verbanden.67 Sie folgten auch nicht dem „Spezialistendogma“ der Romanisten, nach dem der Jurist das Volk bei der Rechtsbildung repräsentierte; vielmehr beließen sie die Rechtsbildung in unmittelbarer Verbindung zum Volke. Das zeigte sich vor allem in der Lehre vom Gewohnheitsrecht, bei der der Romanist Puchta gegen Webers germanistischen Lehrer Beseler stand. Beseler maß auch den einzelnen Ständen und Gruppen der Gesellschaft eine rechtserzeugende Kraft zu, so vor allem den Kaufleuten in Bezug auf das Handelsrecht.68 Auf diese Weise bildeten sich auch etwas verschiedene Wertesysteme der „typischen“ Germanisten im Verhältnis zu den „typischen“ Romanisten. Die Germanisten bejahten eine engere Verbindung ethischer Wertungen mit dem Recht, während die Romanisten das Recht eher als selbstgenügsames, autonomes Wissenschaftsgebiet betrachteten. In diesem Sinne konnte Gierke, im Streit mit den Romanisten um den Einfluß auf die Gestaltung des Bürgerlichen Gesetzbuches, programmatisch formulieren: „Deutsches Recht ist soziales Recht“.69 Konsequent wurde darum von den führenden Germanisten der Berliner Fakultät, Brunner und Gierke, einem begriffsjuristisch vorgehenden germanistischen Kollegen, dem Handelsrechtler und späteren Verfassungsrechtler

66 Böckenförde, Ernst-Wolfgang, Die deutsche verfassungsgeschichtliche Forschung im 19. Jahrhundert. Zeitgebundene Fragestellungen und Leitbilder (Schriften zur Verfassungsgeschichte, Bd. 1), 2. Aufl. – Berlin: Duncker & Humblot 1995 (hinfort: Böckenförde, Die verfassungsgeschichtliche Forschung), macht nachdrücklich auf die wichtige Stellung von Waitz aufmerksam, vgl. bes. S. 99 ff. 67 Vgl. vor allem Wieacker, Privatrechtsgeschichte (wie oben, S. 17, Anm. 60), S. 403 – 412, sowie Dilcher/Kern, Die juristische Germanistik (wie oben, S. 17, Anm. 59). 68 Maßgebend sind Georg Friedrich Puchta (1798 – 1846) mit seinem Werk: Das Gewohnheitsrecht, 1. und 2. Theil. – Erlangen: Palm 1828/1837, der den Weg zum Juristenmonopol konsequent zu Ende geht (Wieacker) und Georg Beseler (1809– 1888) mit der Entgegnung: Volksrecht und Juristenrecht. – Leipzig: Weidmann 1843; dort S. 195 ff. zum Handelsrecht. 69 Gierke, Otto, Die sociale Aufgabe des Privatrechts: Vortrag, gehalten am 5. April 1889 in der juristischen Gesellschaft zu Wien. – Berlin: Springer 1889. Dazu PfeifferMunz, Susanne, Soziales Recht ist deutsches Recht. Otto von Gierkes Theorie des sozialen Rechts untersucht anhand seiner Stellungnahmen zur deutschen und zur schweizerischen Privatrechtskodifikation (Zürcher Studien zur Rechtsgeschichte 2). – Zürich: Schulthess 1979.

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Gerber, mit emotional aufgeladenen Metaphern vorgehalten, „daß er die deutsche Seele im deutschen Recht getötet habe“ und „daß er als Totengräber germanischer Rechtsanschauungen seines Amtes waltete“.70 Einen ähnlichen Weg wie Gerber ging der Germanist, Handelsrechtler und spätere berühmte „positivistische“ Staatsrechtler Laband, der neben Goldschmidt Herausgeber der ‚Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht‘ war und mit dem sich Weber in seiner Dissertation inhaltlich und methodisch kritisch auseinandersetzen sollte. Weder zeigte also die Historische Rechtsschule, auf deren Grundlegungen die deutsche Privatrechtswissenschaft auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beruhte, eine einheitliche Ausrichtung, noch war eine methodische Einheit in ihren jeweiligen Untergruppen der Romanisten und Germanisten gegeben. Einigermaßen feststehend waren die jeweiligen Quellengrundlagen, wobei gerade hier allerdings das Handelsrecht nicht ganz eindeutig zuzuordnen war. In der Frage der methodischen Ausrichtung (etwa mehr oder weniger „formalistisch“), der Einbettung des Rechts in ein Wertesystem und damit auch in rechtspolitischen Differenzierungen bildeten sich dagegen Gruppierungen, die sich nicht durchweg an die Grenzen zwischen Romanisten und Germanisten hielten. Ganz aus dem Schema heraus fällt der „revolutionäre“ Ausbruch Rudolph von Jherings über seine Kritik der begriffsjuristischen Methode in eine Einbeziehung der materiellen Welt der Interessen. Da sich Weber bei der Wahl seines Arbeitsfeldes für die Dissertation, bei seinen weiteren wissenschaftlichen Plänen, in seiner methodischen Orientierung wie auch bei der Venia und in Berufungsfragen in dieses Feld der Rechtswissenschaft gestellt sah, scheint es sinnvoll, für eine Zuordnung ein differenziertes analytisches Instrumentarium zu wählen. – Der Rechtshistoriker Bernd-Rüdiger Kern hat vor einiger Zeit vorgeschlagen, eine Vierergruppierung vorzunehmen.71 Danach ist nicht nur eine Zweiteilung nach dem Fachgebiet (der auch die Lehrstuhlumschreibungen folgten) in Romanisten und Germanisten sinnvoll, sondern eine weitere, quer dazu liegende Unterteilung in eine mehr romanistische (also eher rein juristisch-begriffliche) und eine eher germanistische (also offenere und mehr wertbezogene) Methode. Danach gibt es also sowohl romanistische Romanisten wie auch Germanisten, und ebenso germanistische Germanisten wie auch Romanisten. Vor allem Gerber und Laband sind danach als romanistische Germanisten einzuordnen, während manche Romanisten zu der offeneren Metho-

70 Gierke, Die historische Rechtsschule (wie oben, S. 18, Anm. 64), S. 27, übernimmt diese Metapher von seinem Berliner Fakultätskollegen Heinrich Brunner. 71 Kern, in: Dilcher/Kern, Die juristische Germanistik (wie oben, S. 17, Anm. 59), S. 17.

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de der Germanisten neigten.72 Theodor Mommsen dagegen, der Herausgeber des Corpus Juris, entzieht sich in seinem breiten Ausgriff auf alle erreichbaren Rechtsquellen und der Einbettung seiner Darstellung in die politischen und sozialen Verhältnisse der romanistischen Methode und könnte, vielleicht überspitzt, als „germanistischer“ Romanist bezeichnet werden. Dem entspricht durchaus auch Mommsens politisches Engagement auf der Seite der Liberalen.73 Diese vierfache Unterscheidung ist schon deshalb für unser Problem weiterführend, weil sie zeigt, daß Webers Lehrer Goldschmidt weder in Bezug auf sein wichtigstes Rechtsgebiet, das Handelsrecht in seiner europäischen Dimension, eindeutig als Romanist oder Germanist, noch klar als methodisch romanistisch oder germanistisch vorgehend eingeordnet werden kann. Weber selbst hat kurz nach seinem „Ausscheiden“ aus der Jurisprudenz in einem Aufsatz für ein größeres Publikum anhand der anstehenden Verabschiedung des BGB zu den Charakteristika des römischen und des deutschen Rechtes und den methodischen Stärken und Schwächen und Wertbezügen der sie vertretenden Schulen Stellung genommen;74 das Thema hat ihn also nachdrücklich beschäftigt. In seiner ‚Rechtssoziologie‘ am Ende des Kapitels über die Kodifikationen kommt er, worauf Marra aufmerksam macht,75 noch einmal genau auf diesen Punkt der Historischen Rechtsschule und ihrer beiden Ausrichtungen zurück. Er rügt „die historischen Juristen“, sowohl in ihrer pandektistischen Ausrichtung wie die „germanistische Partei der historischen Rechtsschule“ und hebt dagegen das Wechsel- und Handelsrecht hervor, bei dem es gelang, durch die Praxis der Spezialgerichte aufgrund der zu Grunde liegenden „zwingenden ökonomischen Bedürfnisse“ es „wissenschaftlich und schließlich kodifikatorisch ohne Verlust an praktischer Angepaßtheit zu systematisieren“.76 Man kann deshalb mit Marra in diesem Passus der ‚Rechtssoziologie‘ durchaus einen Rückblick Webers auf seine einstmalige Orientierung in der zeitgenössischen Rechtswissenschaft und auf die Wahl des Handelsrechts für seine wissenschaftliche Erstlingsarbeit sehen.

72 Ebd., S. 16 f., Kern zählt zu den „germanistischen“ Romanisten Kierulff, Christiansen und sogar Windscheid. 73 Dazu neuestens Rebenich, Theodor Mommsen (wie oben, S. 18, Anm. 62), bes. Kap. VI „Ich wünschte, ein Bürger zu sein“: Der Politiker, S. 165 – 193. 74 Weber, „Römisches“ und „deutsches“ Recht, MWG I/4, S. 524 – 534, vgl. auch oben, S. 16, Anm. 56. 75 Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3), S. 44 mit Anm. 43. 76 Weber, Recht § 6, in: ders., WuG 1, S. 494 (MWG I/22 – 3).

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4. Der ,Doktorvater‘ Levin Goldschmidt und die Handelsrechtswissenschaft Weber hat den Lehrer, Doktorvater und das Rechtsgebiet seiner Dissertation mit Überlegung gewählt. Über die persönliche Beziehung zwischen Lehrer und Schüler weiß man wenig, weniger als über Webers Beziehung zu vielen anderen seiner Professoren. Die Förderung durch Goldschmidt, die auch die Benutzung von dessen Bibliothek mit einschloß, teilte Weber mit anderen Doktoranden. Die Beauftragung nach der Habilitation mit der Vertretung des erkrankten Goldschmidt beruhte auf dessen Zustimmung und Vorschlag, neben der Wertschätzung der Berliner Fakultät und Webers anerkannter handelsrechtlicher Kompetenz. Mit Levin Goldschmidt (1829– 1897) hatte sich Weber einen Lehrer gewählt, der unter den Größen der Berliner Fakultät dadurch hervorstach, daß er ein neues Rechtsgebiet, das Handelsrecht, wissenschaftlich mitbegründet und gleichzeitig in der Rechtsprechung und Rechtspolitik gefördert hatte. Der Sohn einer Danziger jüdischen Kaufmannsfamilie konnte erst, nachdem die juristische Laufbahn für Bürger jüdischen Glaubens in Folge der revolutionären Ereignisse von 1848 geöffnet worden war, das erstrebte juristische Studium aufnehmen, 1851 in Halle promovieren und, nach Abweisungen in Preußen und Bayern, 1855 im liberalen Baden an der Universität Heidelberg habilitieren und, auf einem zunächst noch langsamen und mühsamen Wege, 1866 eine ordentliche Professur erreichen. Umso bemerkenswerter sind die Ämter in Universität, Gerichtsbarkeit und Rechtspolitik, die ihm danach angetragen worden sind und die er übernommen hat.77 Er blieb während dieser Karriere seinem – bildungsbürgerlich gefärbten – jüdischen Glauben treu und wehrte noch 1880 den wütenden antisemitischen Angriff seines Kollegen und Freundes, des Historikers Treitschke, würdig ab; die Freundschaft ging darüber zu Bruch. Goldschmidts Ansehen als Handelsrechtler führte ihn vom Heidelberger Lehrstuhl als Richter an das erste oberste Gericht des Norddeutschen Bundes beziehungsweise des Deutschen Reiches, nämlich von 1870– 75 an das Oberhandelsgericht in Leipzig. Wichtige Urteile dieser Gründungsphase einer gesamtdeutschen Rechtsprechung tragen Goldschmidts Handschrift. Von hier wurde er 1875 auf den für ihn geschaffenen ersten deutschen Lehrstuhl, der speziell für Handelsrecht ausgewiesen war, an die Berliner Juristische Fakultät berufen. Nachdem er schon seit 1857 die Arbeiten zu den Entwürfen für ein deutsches Handelsgesetzbuch kritisch und gutachtlich begleitet hatte, zeigte sich sein Ansehen auch als Zivilrechtler 77 Vgl. die ausführliche Darstellung bei Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46).

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durch die Berufung zum Gutachter in die Fünferkommission des Bundesrates für die eben begonnenen Arbeiten am deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (1874). Seine rechtspolitische Tätigkeit setzte er dann für kurze Zeit 1875 – 77 als nationalliberaler Abgeordneter im Reichstag fort. Seine wissenschaftliche Tätigkeit galt, wie gesagt, vor allem dem Handelsrecht, daneben aber auch dem allgemeinen Zivilrecht, rechtsmethodischen und -theoretischen Fragen und der Juristenausbildung. Durch eine Vielzahl monographischer Arbeiten zum Wertpapier-, Transport-, vor allem aber und immer wieder zum Gesellschaftsrecht trieb er die wissenschaftliche und rechtspolitische Diskussion voran.78 Durch die Begründung der ‚Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht‘ im Jahre 1858 (in seinem nunmehrigen Hausverlag Ferdinand Enke in Stuttgart, in dem auch Webers Dissertation erscheinen sollte) schuf er ein Forum für die Entfaltung dieses neuen Zweiges des Privatrechts. Er hatte die Redaktion dieser Zeitschrift, die inoffiziell „Goldschmidts Zeitschrift“ genannt wurde, bis zu seinem Tod in Händen. Als ‚Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht‘ stellt sie noch heute das führende Organ des Faches dar. Goldschmidts Einleitungsaufsatz „Über die wissenschaftliche Behandlung des Handelsrechts und den Zweck dieser Zeitschrift“ ist dem 150. Band der Zeitschrift im Jahre 1986 erneut vorangestellt worden, da seine Gedanken trotz der Erweiterung des Faches zu einem umfassenden Wirtschaftsrecht in vielem methodisch maßgebend geblieben sind. Bei dieser Gelegenheit kam es zu erneuten wissenschaftlichen Würdigungen Goldschmidts durch die heutigen Herausgeber dieser Zeitschrift.79 Schließlich sind für Goldschmidts Stellung im Handelsrecht seine, mehrfach wechselnden Konzeptionen seines handelsrechtlichen Handbuchs ins Auge zu fassen, das dem Fach als ausführliche Gesamtdarstellung eine Grundlage geben sollte. Es stellt zugleich den Punkt eines gewissen Scheiterns dar, wobei Schwerpunkte und Schwachpunkte seiner methodischen Konzeption hervortreten. Diese Entwicklung vollzog sich in jenen Jahren, in denen Weber zu seinem Schüler wurde. – Goldschmidt wollte hier in einem

78 Ebd. 79 Großfeld, Bernhard und Papagiannis, Ioannis Men., Levin Goldschmidt, Zur Geschichte des modernen Handelsrechts, in: ZHR, Band 159, 1995, S. 529 – 549 (hinfort: Großfeld/Papagiannis, Goldschmidt), unter Bezugnahme auf den Neuabdruck (in: ZHR, Band 150, 1986, S. 15 ff.) von Levin Goldschmidts Eingangsaufsatz von 1858, Über die wissenschaftliche Behandlung des Handelsrechts und den Zweck dieser Zeitschrift, in: ZHR, Band 1, 1858, S. 1 – 24 (hinfort: Goldschmidt, Über die wissenschaftliche Behandlung). Vgl. auch Schmidt, Karsten, Levin Goldschmidt (1829– 1897), Der Begründer der modernen Handelsrechtswissenschaft, in: Heinrichs, Helmut u. a. (Hg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft. – München: C. H. Beck 1993, S. 215 – 230 (hinfort: Schmidt, Karsten, Goldschmidt).

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großen Werk geschichtliche Grundlegung und dogmatische Entfaltung, systematischen Überblick und Genauigkeit bis ins Detail zusammenzwingen. Die drei verschiedenen Auflagen seines Handbuchs von 1864/68, 1875/83 und 1891 verfolgen aber jeweils verschiedene Aspekte und Konzeptionen dieses umfassenden Anspruchs; keine von ihnen ist zum Abschluß gekommen.80 Dennoch gelten sie bis heute als grundlegende, immer wieder heranzuziehende Werke. Während etwa der erste (und einzige) Band der „zweiten, völlig umgearbeiteten Auflage“ von 1875 die „geschichtlich-literarische Einleitung und die Grundlehren“ in großem, aber knappem historischen und vergleichenden Überblick und klarer, definitorisch-dogmatischer Behandlung der Grundbegriffe, vom Kaufmann bis zu den Handelsgeschäften, bietet, behandelt der einzige Band der „dritten, völlig umgearbeiteten Auflage“ von 1891 als erste Lieferung der ersten Abteilung nur noch die historische Grundlegung: Diese bildet die berühmte ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘. Auch sie bleibt selbst in der Beschränkung auf den historischen Aspekt unabgeschlossen. Der Band behandelt nämlich lediglich die Grundprobleme, die Antike sowie das Mittelalter, soweit es die Kirche und die romanischen Länder betrifft, also wiederum nur einen Ausschnitt unter Ausschluß der germanischen Länder und der Neuzeit. Er umfaßt aber die Thematik von Webers Arbeit und geht, kurz nach deren Erscheinen, auch mehrfach auf diese ein. Trotz des unabgeschlossenen Charakters hat gerade dieses Werk Goldschmidts bis heute seine Geltung behalten, ist es doch ohne Nachfolge geblieben und stellt so auch eine Art Denkmal des umfassenden Anspruchs dar, den dieser erste große Aufschwung der Handelsrechtswissenschaft erhob. Goldschmidt galt damals und gilt bis heute als „Begründer des modernen Handelsrechts“.81 Da die Materie vor der Kodifikation ihre Grundlage überwiegend in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechtsquellen hatte, wurde sie zuvor als Teil des deutschen Privatrechts, damit in der Kompetenz der juristischen Germanisten, behandelt. Sie findet sich dementsprechend weitgehend in den Lehrbüchern dieses Rechtsgebiets. So ist es noch der Fall bei dem Berliner Lehrer Webers, Beseler, in seinem „System des gemeinen deutschen Privatrechts“.82 Als erster hatte Heinrich Thöl (1807– 1884), lange Zeit Professor in Göttingen, das Handelsrecht aus dem Verbund des deutschen Privatrechts als eigenständige Materie herausgelöst, es zwar auf Grundlage derselben

80 Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46), S. 159 – 169. 81 Ebd. sowie Großfeld/Papagiannis, Goldschmidt (wie oben, S. 23, Anm. 79) und Schmidt, Karsten, Goldschmidt (wie oben, S. 23, Anm. 79). 82 Beseler, Georg, System des gemeinen deutschen Privatrechts, 3. Aufl. – Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1873.

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Quellen, aber nach dem methodischen Muster der romanistischen Pandektenwissenschaft behandelt.83 Dabei wahrte er jedoch die Praxisnähe und Verwertung der Empirie (wie etwa der Handelsbräuche), die das Handelsrecht stets ausgezeichnet hatte.84 Er verarbeitete vor allem Entscheidungen des Oberappellationsgerichts Lübeck, jenes Obergerichts der vier Freien Städte des Deutschen Bundes, das mit den Rechtssachen aus den Handelsstädten Frankfurt, Bremen, Hamburg, Lübeck befaßt und damit führend in der handelsrechtlichen Entwicklung war.85 In drei Bänden (1841, 1847 und 1880) legte Thöl die erste gesonderte Gesamtdarstellung dieses Rechtsgebietes vor, das bisher innerhalb der Lehrbücher des Deutschen Privatrechts behandelt worden war. Sie blieb jedoch in Darstellungsweise und Methode auf eine trockene Weise dogmatisch-pragmatisch, ohne den breiteren kulturhistorischen Ansatz, der die Historische Rechtschule seit Savigny und Eichhorn gekennzeichnet hatte. Manches erinnert bei ihm an den historischen Pragmatismus etwa eines Johann Stephan Pütter (1725– 1807) aus der Göttinger Schule, die die Vorgängerin der Historischen Rechtsschule darstellte.86 Als Fortführer des pragmatisch-dogmatischen Ansatzes von Thöl könnte man das Werk des Heidelberger Rechtslehrers Achilles Renaud (1819– 1884) ansehen, das Weber zwar nicht zitiert, auf das sich aber Goldschmidt sowohl in seinem Gutachten zu Webers Arbeit wie in den einschlägigen Passagen seiner ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ bezieht. Renaud ist Germanist. Als solcher gibt er in seinem 1848 erschienenen „Lehrbuch des gemeinen Deutschen Privatrechts“ ein mehrseitiges „Verzeichnis der heutigen Germanisten“.87 Er vertrat darüber hinaus ein breites Fächerspektrum, das auch das französische Recht (zuerst auf seiner Berner Professur) umfaßte, was sich als Materie des (auch deutschen) Partikularrechts durchaus im Spektrum der Germanisten hielt. Renaud war der erste, der den ein-

83 Thöl, Heinrich, Das Handelsrecht, 2 Bde., 5. Aufl. – Leipzig: Fues’s Verlag (R. Reisland) 1873 – 76 (1. Aufl., Göttingen: Dieterich 1841 – 47; 6. Aufl. 1879). 84 Scherner, Modernisierung des Handelsrechts (wie oben, S. 13. Anm. 46), sowie Rückert, Handelsrechtsbildung (ebd.). 85 Bergfeld, Christoph, Handelsrechtliche Entscheidungen des Oberappellationsgerichts der vier freien Städte Deutschlands zu Lübeck, in: Scherner, Karl Otto (Hg.), Modernisierung des Handelsrechts (Beihefte der ZHR, Heft 66). – Heidelberg: Recht und Wirtschaft 1993, S. 67 – 87. 86 Zu Goldschmidts Verhältnis zu Thöl eingehend Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46), S. 505 – 525. 87 Renaud, Achill (Professor der Rechte in Bern), Lehrbuch des gemeinen Deutschen Privatrechts, 1. Band. – Pforzheim: Flammer und Hoffmann 1848, § 50, S. 125 – 134. Derartige Verzeichnisse waren damals durchaus üblich.

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zelnen Handelsgesellschaften lehrbuchartige Darstellungen widmete.88 Er begann jeweils mit einem historischen Aufriß vom Mittelalter bis zur Gegenwart und behandelte dann ausführlich die gegenwärtige Rechtslage aufgrund der neuesten Gesetze. Er verfolgte damit eine eher äußerliche Verbindung von Geschichte und Dogmatik, die weitgehend der Methode von Thöl entsprach. Ein sehr viel weiterer kulturhistorischer Ansatz prägte das Werk jenes Juristen, der als Dritter neben Thöl und Goldschmidt zu den Begründern des Handelsrechts im 19. Jahrhundert gezählt werden kann und auch in Webers Dissertation eine ganz bestimmte Rolle spielte: Wilhelm Endemann (1825– 1899). Nach einer Laufbahn im Gerichtsdienst, Mitarbeit in der Gesetzgebungskommission für die deutsche Zivilprozeßordnung, schließlich Abgeordneter im norddeutschen bzw. deutschen Reichstag, wirkte er seit 1875 als Professor in Bonn. Endemann ist, in der Linie des späteren Rudolf von Jhering, kritisch gegenüber jeder Begriffsjurisprudenz und Dogmatik, ja gegenüber dem Eigenwert des Rechts selbst eingestellt. Statt dessen sieht er die Wirtschaft als die das Recht und insbesondere das Handelsrecht prägende Kraft, jedoch nicht im Sinne eines historischen Materialismus; vielmehr bedeutet ihm die Wirtschaft eine umfassende kulturelle Erscheinung. Er hat ein vielbenutztes Lehrbuch des Handelsrechts geschrieben89 und war Herausgeber eines vierbändigen Handbuchs des Handelsrechts (1881 – 85),90 in welchem er die Abschnitte über ‚Handel und Handelsrecht im allgemeinen‘ und über die ‚Sachen oder Waren‘ selbst übernommen hatte. Bis heute von Bedeutung, und für Webers ‚Handelsgesellschaften‘ am wichtigsten, war jedoch Endemanns zweibändige Monographie, die „Studien in der romanisch-kanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre“.91 Er vertritt hier in einem Durchgang durch die verschiedenen Materien des Handelsrechts, vom Wechsel- über Bank- zu Kauf- und Darlehensrecht, zeitlich weitgespannt vom Hochmittelalter bis zum 17. Jahrhundert, die These, die Entstehung und Gestaltung des Handelsrechts in dieser Zeit sei entscheidend durch das kirchliche Zins- bzw. Wucherverbot geprägt worden. Die meisten Rechtsinstitute des Geldverkehrs und der Wirtschaft seien unter Berücksichtigung, d. h. aber als Umgehung dieser von der kirchlichen

88 Nach einer Arbeit über das Recht der Aktiengesellschaften folgten: Renaud, Achilles, Das Recht der Commanditgesellschaften. – Leipzig: Tauchnitz 1881, sowie der Überblick für ein breiteres Publikum: Über Handelsgesellschaften: Rede zum Geburtsfeste höchstseligen Grossherzogs Karl Friedrich von Baden. – Heidelberg: Mohr 1872. 89 Endemann, Wilhelm, Das deutsche Handelsrecht, 4. Aufl. – Heidelberg: Bangel & Schmitt 1887 (1. Aufl., ebd., 1865). 90 Endemann, Handbuch I – IV, erschienen 1881 – 1885. 91 Endemann, Studien I und II, erschienen 1874 und 1883.

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Lehre vertretenen Verbotsnormen entwickelt worden. Endemann stellt dies auf einer eindrucksvoll breiten kulturhistorischen Grundlage dar. Stil und Inhalt sind dadurch weit von der Methode eines Thöl entfernt. Er stützt sich in seiner Darstellung überwiegend auf die mittelalterliche gelehrte Literatur der Theologen und Kanonisten. Goldschmidt seinerseits kritisiert diesen Ansatz inhaltlich und methodisch; er sucht, seine Konzeption des Handelsrechts in Kritik an dem zu dogmatisch-pragmatischen Thöl einerseits, an dem ihm zu sehr wirtschaftsund kulturgeschichtlichen Ansatz Endemanns andererseits zu definieren.92 Vor allem wirft er diesem die Vernachlässigung der eigentlichen Rechtsquellen und Verkennung der Tatsache vor, daß das Handelsrecht aus der Praxis und nicht aus gelehrter Theorie entstanden sei – beides Gesichtspunkte, die tragend für Webers Arbeit werden sollten. Schon im Vorwort seines Handbuchs von 1868, also vor Erscheinen von Endemanns Studien zur „Wirthschafts- und Rechtslehre“, spricht Goldschmidt von dem „vielseitig anregenden Werk Endemanns“ (hier also auf das Lehrbuch bezogen), „welches sich, zu meiner Freude, eine ähnliche Aufgabe gestellt hatte“.93 Das dadurch veranlaßte Durchdenken habe bei ihm, Goldschmidt, dazu geführt, daß sich einerseits seine sehr abweichenden Grundauffassungen noch schärfer durchbildeten, andererseits sich seine Überzeugung gefestigt habe, daß für „Erkenntnis und Fortbildung unseres bestehenden Handelsrechts allein die auf die Einzelheiten eingehende geschichtlich-dogmatische Prüfung einen sicheren Fortschritt ermöglicht“.94 Genau an dieser Stelle setzt Weber an. Ebenso sehr von der Linie Goldschmidts geleitet wie offenbar von seinen eigenen Überzeugungen getragen, argumentiert er gegen die Gesamtkonzeption Endemanns. Dies gilt vor allem für die Einordnung der Societät (also der Gesellschaft im allgemeinsten Sinne) in die Auseinandersetzung zwischen der Rechtswissenschaft und der kanonistischen Wucherlehre. Indem, so Endemann, diese die reinen Kapitalerträge diskriminierte, aber jeden Ertrag eigener Arbeit erlaubte, habe sie maßgebenden Einfluß auf die Entwicklung des Gesellschaftsrechts ausgeübt, bei der eigene Tätigkeit und Kapital zusammenwirken. Gerade diese Position ist Gegenstand der fortlaufenden Kritik in Webers ‚Handelsgesellschaften‘ und der Gegenpol, gegenüber dem er seine eigene Meinung entwickelt. Goldschmidt betont in der Auseinandersetzung mit Endemann, wie auch überall sonst, die grundlegende Bedeutung, die er der Verbindung von hi92 Goldschmidt, Über die wissenschaftliche Behandlung (wie oben, S. 23, Anm. 79). 93 Goldschmidt, Handbuch des Handelsrechts, 1. Band: die geschichtlich-literarische Einleitung und die Grundlehren, S. X f. (Vorwort zur zweiten Abtheilung des ersten Bandes vom Juli 1868). 94 Ebd., S. XI.

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storischer und dogmatischer Methode zumißt. Darin folgt er genau dem ursprünglichen Ansatz der Historischen Rechtsschule, den Savigny grundsätzlich mit einer tiefgehenden philosophischen Fundierung95 und speziell für die Romanistik, Eichhorn und dann weiter Beseler u. a. für die Germanistik grundgelegt hatten. Protagonisten dieser Methode waren um das Jahrhundertende Windscheid96 für die Romanisten und, noch stärker dem ursprünglichen Ansatz verbunden, Gierke für die Germanisten.97 Beide zielten dabei auf die Kodifikation des Zivilrechts im Bürgerlichen Gesetzbuch. Mit der Kodifizierung aber zerbrach die Verbindung von Geschichte und Dogmatik, die der Normgewinnung aus dem historischen Material diente; die Normen standen jetzt in kodifizierter Form im Gesetzbuch zur Verfügung. Im Handelsrecht aber war die Normierung des geltenden Rechts schon zuvor, nämlich durch die Kodifikation im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch (ADHGB) von 1861, Wirklichkeit geworden. Dennoch hielt Goldschmidt, wie auch andere, nach Vorliegen des Gesetzbuches an der Verbindung von geltendem Recht und Geschichte ausdrücklich fest (wie dies übrigens auch viele Zivilrechtler nach Erlaß des BGB taten). Die Geschichte, die Arbeit ganzer Jahrhunderte nunmehr über Bord zu werfen, sei ein verhängnisvoller Irrtum.98 Die geschichtlichen Quellen aber fänden sich „im Römischen Recht, in Germanischen Rechtsanschauungen, in dem Handelsgebrauch und der Wissenschaft des späteren Mittelalters wie der Neuzeit, in neueren Gesetzgebungen, deren Doktrin und Praxis“.99 Wir werden uns diese Formulierungen sehr gut zu merken haben, bilden doch diese von Goldschmidt entwickelten Felder und Aspekte eine wichtige Linie von Webers Dissertation. In Goldschmidts Arbeiten ist die historische Sicht stets präsent. Wenn es Goldschmidt aber versagt war, seine Gesamtdarstellungen letztlich zu vollenden, so spielt nicht nur Überlastung, die Vielfalt unterschiedlicher Aufgaben und eine im Hintergrund lauernde depressive Krankheit eine Rolle, sondern auch das nie voll theoretisch ausgetragene Spannungsverhältnis zwi-

95 Rückert, Joachim, Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny. – Ebelsbach: Rolf Gremer 1984 (hinfort: Rückert, Idealismus). 96 Wieacker, Privatrechtsgeschichte (wie oben, S. 17, Anm. 60), S. 446 f. u. ö. Etwas anders die neuere Einordnung von Falk, Ulrich, Ein Gelehrter wie Windscheid. Erkundungen auf den Feldern der Begriffsjurisprudenz (Ius Commune, Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte, Sonderheft 38). – Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann 1989 (hinfort: Falk, Windscheid). 97 Wieacker, Privatrechtsgeschichte (wie oben, S. 17, Anm. 60), S. 453 ff. 98 Goldschmidt, Handbuch des Handelsrechts, S. VI. 99 Ebd., S. VI f.

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schen Rechtsgeschichte und Dogmatik.100 In der zweiten Auflage seines „Handbuch des Handelsrechts“ bringt er, vor allem im ersten Band, durchaus die „geschichtlich literarische Einleitung und die Grundlehren“, dies aber in sehr scharfer Ausrichtung auf das geltende Recht. Die ältere Geschichte ist dabei ganz knapp gefaßt, den größten Raum des historischen Teils nimmt die Geschichte der handelsrechtlichen Kodifikationen und der geltenden Gesetze ein. Ganz anders dann sein Ansatz zur dritten Auflage. Von ihr erscheint 1891, wie schon gesagt, die erste Lieferung des ersten Bandes. Er sollte eigentlich nur einen Teil der geplanten ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ und damit nur die historische Grundlegung des Gesamtwerkes bilden. Die Erkrankung Goldschmidts setzte jeder Weiterarbeit ein Ende. Abschließend läßt sich sagen, daß die Unvollendetheit von Goldschmidts Lebenswerk ebenso in seiner Person wie in seinem teils überzogenen Anspruch als auch in dem nicht ganz abgeklärten methodischen Ansatz beschlossen ist. Weber mußte diese Problematik aus der Nähe erleben. Er war selber von ähnlichen Gefahren bedroht. Vielleicht ist sein Bestreben nach begrifflicher und methodischer Klarheit, das sich schon in den ‚Handelsgesellschaften‘ zeigt, von seinen Beobachtungen in dieser Zeit bestimmt.

5. Die Diskussion um die Handelsgesellschaften a. Probleme und Positionen Mit seiner Arbeit über die Handelsgesellschaften begibt sich Weber auf eines der schwierigsten und umstrittensten Rechtsgebiete des zeitgenössischen Handelsrechts. Seine Ausführungen sind deshalb rechtsdogmatisch wie rechtshistorisch voraussetzungsvoll. Das Thema erhielt er von seinem Lehrer Goldschmidt, der selber mit einer lateinischen Arbeit über die Kommanditgesellschaften promoviert hatte.1 Er hat Weber auch in das Gebiet des mediterran-südeuropäischen Rechtskreises geführt. Das entsprach Goldschmidts Konzeption eines auf universalen Prinzipien beruhenden Handelsrechts, welches sich im Mittelalter in diesem führenden Handelsgebiet zuerst und am deutlichsten ausprägen mußte. Die dort entwickelten Rechtsfiguren konnten nach dieser Auffassung gerade wegen dieses universalen Charakters für die gesamte weitere europäische Entwicklung, und damit auch für das deutsche Recht, Grundlegungen bieten und Geltung beanspruchen.

100 Dazu auch Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46), S. 489 ff., insbes. S. 494 – 496. 1 Goldschmidt, De societate en commandite.

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Darum ist die rechtshistorische Forschung zu den Handelsgesellschaften, in deren Zusammenhang Webers Schrift steht, zunächst vor dem Hintergrund der damals bestehenden allgemeinen Rechtslage zu sehen.2 Aus dem mittelalterlichen ius mercatorum war zunehmend ein eigenes Rechtsgebiet des Handelsrechts geworden, dessen Teil das Recht der Handelsgesellschaften bildete. Es hatte, über die älteren Gewohnheits- und Partikularrechte hinaus, in der Gesetzgebung um 1800 eine erste Konsolidierung erfahren. Während das preußische Allgemeine Landrecht von 1794 noch ein ständisches Recht der Kaufleute konzipierte, entwickelte der französische Code de Commerce von 1808 ein Handelsrecht für eine bürgerliche Gesellschaft. Es wurde zusammen mit dem Code civil in den linksrheinischen deutschen Gebieten eingeführt und blieb auch weiterhin in Geltung, bis es durch die deutsche Gesetzgebung abgelöst wurde. Vor allem die Konzeption der Kommanditgesellschaft, wie sie die französische Rechtsentwicklung definiert hatte, wurde weithin beachtet. Anders als das bürgerliche Recht hatte das Handelsrecht sodann, ausgehend von den Bestrebungen des Paulskirchenparlaments, nach längeren Vorbereitungen und Beratungen im Rahmen des Deutschen Bundes, die in Nürnberg stattfanden, eine Kodifikation in Form des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs (ADHGB) von 1861 gefunden. Dieses Gesetz, zunächst in den einzelnen deutschen Staaten unter Führung Preußens in Kraft gesetzt, wurde sodann vom Norddeutschen Bund und dem Deutschen Reich übernommen. Es legte aufgrund der von Praxis, Rechtswissenschaft und Gesetzgebung entwickelten Lösungen und Unterscheidungen jene Typologie handelsrechtlicher Gesellschaftsformen zugrunde, die bis heute im wesentlichen maßgebend geblieben ist: Die offene Handelsgesellschaft mit der Abwandlung der Kommanditgesellschaft als Personengesellschaften auf der einen Seite, die Aktiengesellschaft als organisierte Körperschaft und juristische Person auf der anderen Seite, schließlich als reine Innengesellschaft die stille Gesellschaft, bei der ein Gesellschafter nur intern mit einer Einlage auf Gewinn und Verlust (dies in Unterschied zum Darlehen) beteiligt ist. Die offene Handelsgesellschaft ist nach Art. 85 ADHGB dann gegeben, „wenn zwei oder mehrere Personen ein Handelsgewerbe unter gemeinschaftlicher Firma betreiben und bei keinem der Gesellschafter die Beteiligung auf Vermögenseinlagen beschränkt ist“. Die wissenschaftliche Lehre stellte aber anstelle der (internen) unbeschränkten Beteiligung an der Vermögenseinlage das Merkmal der (nach außen wirksamen) unbeschränkten persönlichen Haftung der Gesellschafter in den Vordergrund. Deshalb wurde dann anstelle des Art. 85 in § 105 des HGB von 1897, das die Angleichung des Handelsrechts an das 2 Eine kurze Übersicht in: Kellenbenz, Hermann, Art. Handelsrecht, HRG, Band 1 (1971), Sp. 1942 – 53. Auch Coing (Hg.), Handbuch (wie oben, S. 15, Anm. 51).

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Bürgerliche Gesetzbuch brachte, formuliert, „wenn bei keinem der Gesellschafter die Haftung gegenüber den Gesellschaftsgläubigern beschränkt ist“, eine bis heute maßgebende Formulierung. Bei dieser Haftungsfrage handelt es sich genau um den Gesichtspunkt, den Weber mit dem Begriff „Solidarhaftprinzip“ thematisiert hat. Schon hieran zeigt sich, wie in der historischen Forschung immer rechtspolitische Aspekte präsent waren und auch auf Rechtswissenschaft und Gesetzgebung einwirken konnten. Die Kriterien Webers, nämlich gemeinsames Vermögen, Handeln unter gemeinsamem Namen (Firma) und unbeschränkte gemeinsame (solidarische) Haftung, entsprechen also noch heute dem geltenden Recht der offenen Handelsgesellschaft. Die Kommanditgesellschaft ist demgegenüber damals wie heute gerade dadurch charakterisiert, daß die Haftung gegenüber den Gesellschaftsgläubigern bei den Kommanditisten auf den Betrag der Vermögenseinlage beschränkt ist (§ 161 HGB, im ADHGB Art. 150, entsprechend bezogen statt der Haftung auf die beschränkte Beteiligung an der Vermögenseinlage). Genau um die historische Begründung dieser unterschiedlichen Konstruktion von offener Handelsgesellschaft und Kommanditgesellschaft geht es in Webers Arbeit. Die Frage ist die, ob die Stellung der Kommanditisten durch eine Beschränkung von Einlage und Haftung eines oder einiger Gesellschafter aus der offenen Handelsgesellschaft hervorgegangen ist, oder ob sie sich aus der Fortentwicklung einer bloßen Kapitaleinlage zu einem Gesellschaftsverhältnis gründet. Für die historischgenetische Sichtweise der damaligen Rechtswissenschaft bedeutet dies einen konstruktiv und dogmatisch erheblichen Unterschied. Einen bedeutsamen historischen Unterschied für die Entstehung der Gesellschaftsformen und ihre Abgrenzung zu Darlehen, Kommissionsgeschäft und stiller Gesellschaft macht es allemal. Die rechtshistorische Erforschung der Herkunft der Gesellschaftsformen und der handelsrechtlichen Rechtsfiguren überhaupt, geleitet von der historisch-dogmatischen Methode der Historischen Rechtsschule, endete nicht mit der gesetzlichen Festlegung im ADHGB von 1861. Sie erlebte vielmehr in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine besondere Blüte, wobei die meisten dieser Arbeiten der Anregung von Goldschmidt zu verdanken und zum Teil in seiner Zeitschrift erschienen sind, wie im folgenden Abschnitt dargestellt wird. Durch die methodische Breite und die Vielzahl der Gesichtspunkte, die die Historische Schule entwickelt hatte, bewegt sich dabei der Diskurs auf einem hohen Niveau jenseits der bloß juristisch-dogmatischen Auseinandersetzungen, aber doch in stetem Bezug auf diese. Dabei wurde deutlich, warum aufgrund seiner Rechts-, Wirtschafts- und Sozialverfassung die römische Antike kein eigentliches Handels- und Gesellschaftsrecht ausgebildet hatte. Es bestand kein Bedürfnis für besondere Rechtsformen zur Koordination von Arbeit und Kapital, weil der römische

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Familienvater sowohl über das Kapital (in der Rechtsform des peculium) wie über die Arbeitskraft (opera) von Haussöhnen, Sklaven und Freigelassenen verfügen konnte. Die römischrechtliche Gesellschaft (societas) blieb somit reine Innengesellschaft, die communio bloße Gütergemeinschaft nach Bruchteilen, die universitas als Körperschaftsbegriff eher auf die Munizipalverfassung bezogen. Damit ergab sich die Notwendigkeit für den aufblühenden mittelalterlichen Handel der Städte des Mittelmeerraums wie des nördlichen Europa seit dem 12. Jahrhundert, rechtliche Formen für die Kooperation von Arbeit und Kapital, d. h. von kaufmännischer Tätigkeit einerseits, Ware und Geld andererseits, zu entwickeln. Diese quellengemäße, in der damaligen handelsrechtlichen Diskussion übliche Terminologie bezeichnete also Kooperationsformen innerhalb des Kaufmannsstandes, nicht etwa den Marx’schen Klassengegensatz. Für den Mittelmeerraum standen im Mittelalter dabei zwar die lateinisch-römischrechtlichen Begriffe zur Verfügung, sie waren aber aus den genannten Gründen zur rechtlichen Regelung der Probleme unzureichend. Deswegen mußten Praxis und Statutargesetzgebung der den Handel tragenden Städte neue Formen entwickeln. Im Bereich des nordeuropäischen Handels entlang den Küsten des Atlantik, der Nord- und der Ostsee boten germanische Gemeinschaftsformen wie Gilde, Hanse und sonstige Genossenschaften einen Ansatzpunkt für Formen kaufmännischer Kooperation. Sowohl im Süden wie im Norden stellte sich die Frage, wie weit Hausgemeinschaft, Familie und Sippe einen Ansatzpunkt für das Handelsrecht darstellten, vor allem dort, wo Arbeit und Kapital in einer Familie zusammenkamen, also Familien- und Erbrecht Grundlage für das sich entwikkelnde Gesellschaftsrecht bildeten. Die Erforschung dieser Zusammenhänge hatte auf diese Weise gleichzeitig eine starke sozialhistorische Dimension. Grundlegend hierfür ist, daß die beherrschende Stellung des römischen paterfamilias nicht in das Mittelalter übertragen wurde und die germanische Gesellschaft eine stärker genossenschaftliche Struktur von Sippe und Familie kannte, ein im einzelnen allerdings streitiges Problem. Aufgrund der von ihm untersuchten Quellen stellte es sich auch als ein Problem für Webers Arbeit, und er sollte später noch in einem eigenen Aufsatz zu Fragen der germanischen Sozialverfassung Stellung nehmen.3 Das Prinzip der Genossenschaft hatte der Paulskirchen-Germanist und Berliner Lehrer Webers, Georg Beseler (1809– 1888), für das germanischdeutsche Recht besonders herausgehoben, indem er gegen die römischrechtliche Theorie der Fiktion (persona ficta) die soziale Realität der Verbände hervorhob; sein Schüler Gierke entwickelte dieses dann zu einem tra3 Weber, Max, Der Streit um den Charakter der altgermanischen Sozialverfassung in der deutschen Literatur des letzten Jahrzehnts, in: MWG I/6, S. 240 – 299.

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genden Prinzip der mittelalterlichen Gesellschaft und des germanischdeutschen Rechts im Sinne einer „realen Verbandspersönlichkeit“ und der dialektischen Ergänzung der Prinzipien von Herrschaft und Genossenschaft.4 Im Zusammenhang der Genossenschaft steht eine weitere, ebenfalls aus dem deutschrechtlichen Quellenbereich erwachsene und von den Germanisten ausgeformte Rechtsfigur: Die gesamte Hand oder Gesamthand.5 Diese war und ist für die Konzeption und Ausgestaltung der Gesellschaftsformen, insbesondere der offenen Handelsgesellschaft, im deutschen Recht zentral. Sie gestaltet im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch weiterhin den Bereich der ehelichen Gütergemeinschaft und der ungeteilten Erbengemeinschaft, wie auch die bürgerlichrechtliche Gesellschaft. Für Weber war diese Rechtsfigur von großer Bedeutung, weil er eine Zuordnung der mittelalterlichen italienischen Gesellschaftsformen zur römischen societas ablehnte, sie aber auch nicht als juristische Personen begreifen wollte. Folglich faßt er sie aus historischen und strukturellen Gründen als Gesamthand auf und lehnt sich hierbei an die zeitgenössischen Germanisten an.6 Die Figur der Gesamthand ermöglicht es, mehrere Personen in ihrer Verbundenheit als Rechtsträger (etwa eines gesellschaftlichen Sondervermögens) wie auch als Haftungsgemeinschaft zu fassen, ohne dafür eine eigene juristische Person konstruieren zu müssen. Dennoch läßt sich den als Gesamthand Verbundenen die Eigenschaft eines Rechtssubjekts zuschreiben, nämlich Träger von Rechten und Pflichten zu sein, zu klagen und verklagt zu werden. Bei der offenen Handelsgesellschaft geschieht dies zudem unter dem eigenen Namen, der Firma. Mit der Figur der Gesamthand werden gerade kleinere Personenverbindungen adäquat erfaßt, weil sie die konkrete Verbundenheit ausdrückt und gemeinsames Handeln erfordert, das gemeinsame Vermögen weder in Bruchteile aufteilt (wie die römische communio) noch einem eigenen, von der Gemeinschaft abgehobenen Rechtssubjekt zuweist (wie bei der Aktiengesellschaft als juristischer Person). In der deutschen Rechtsentwicklung setzt sich deshalb im 19. Jahrhundert unter Führung der Germanisten die Konzeption der offenen Handelsgesellschaft als Gesamthand durch und gilt bis heute.7 In den romani-

4 Dilcher, Gerhard, Genossenschaftstheorie und Sozialrecht. Ein „Juristensozialismus“ Otto von Gierkes?, in: Quaderni Fiorentini per la Storia del Pensiero Giuridico Moderno, anno 3/4, 1974/75, Il socialismo giuridico, t. 1, S. 319 – 365 (hinfort: Dilcher, Genossenschaftstheorie). 5 Buchda, Gerhard, Art. Gesamthand, gesamte Hand, in: HRG, Band 1 (1971), Sp. 1587 – 91; Lepsius, Susanne, Art. Gesamthand, in: HRG, 2. Aufl., Band 2 (2009). 6 Weber, Handelsgesellschaften, unten, S. 330 f. 7 Schmidt, Karsten, Gesellschaftsrecht (wie oben, S. 1, Anm. 2), S. 196 – 211.

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schen Ländern folgte und folgt man dagegen der römischrechtlichen Linie, sie als juristische Person zu verstehen. Unter dem Eindruck einer wichtigen wissenschaftlichen Kampfschrift Gierkes8 schlug die deutschrechtliche Konzeption der Gesamthand auch auf das BGB durch: Während die Erste Kommission die bürgerlichrechtliche Gesellschaft nach dem Vorbild der römischen societas als reine Innengesellschaft entworfen hatte, schloß sich die Zweite Kommission der Konzeption einer nach innen wie außen wirkenden Gesamthand an.9 Weil das Handelsgesetzbuch auf den Grundformen des BGB aufbaut, konnte auf diese Weise eine gemeinsame gesellschaftsrechtliche Konzeption der beiden privatrechtlichen Kodifikationen gewahrt werden. Die historische Arbeit Webers spielt also hier in einem seinerzeit durchaus rechtspolitisch und rechtswissenschaftlich aktuellen Problembereich.

b. Die Publikationen zum Thema im Kreis um Goldschmidt Innerhalb dieses weitgespannten handels- und gesellschaftsrechtlichen Problemfeldes gibt es die Positionen des speziellen wissenschaftlichen Diskurses, in den Weber mit seiner Arbeit einsteigt und auf die er sich ausdrücklich oder stillschweigend immer wieder bezieht. Sie sollen im folgenden anhand der wichtigsten einschlägigen Publikationen kurz abgesteckt werden. Die meisten dieser Arbeiten stammen aus dem Umkreis Goldschmidts. Dies weist nicht nur auf dessen Einfluß auf Webers Fragestellung hin, sondern zeigt auch, wie sein Lehrer selbst zielgerichtet die wissenschaftliche Diskussion in diesem Bereich vorangetrieben hat, dem er von seiner Hallenser Dissertation bis zu seinen späten Publikationen verbunden blieb.10 Zwei wichtige und in der Folgezeit immer wieder zitierte Aufsätze erscheinen etwa zur Zeit der Verabschiedung des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, nämlich 1861 und 1863, in Band vier und Band sechs von Goldschmidts Zeitschrift, also von ihm angeregt oder zumindest akzeptiert. Beide Autoren gehören der Generation Goldschmidts an. – Zunächst behandelt der Rechts- und Staatswissenschaftler Roesler „die rechtliche Natur des Vermögens der Handelsgesellschaften nach römischem Rechte“.11 Er 8 Gierke, Genossenschaftstheorie. 9 Vgl. auch die zeitgenössische Leipziger Dissertation von Kinsberg, Paul, Die gesamte Hand im Gesellschaftsrecht. – Borna, Leipzig: Robert Boske 1912. 10 Die Dissertation wie oben, S. 29, Anm. 1. Eine der letzten Publikationen ist: Goldschmidt, Levin, Alte und neue Formen der Handelsgesellschaft. Vortrag in der Juristischen Gesellschaft zu Berlin gehalten den 19. März 1892. – Berlin: Otto Liebmann 1892. 11 Roesler, Carl Friedrich Hermann, Die rechtliche Natur des Vermögens der Handelsgesellschaften nach römischem Rechte, in: ZHR, Band 4, 1861, S. 252 – 326. Roesler sollte später für die Rezeption deutschen Rechts in Japan wirken.

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geht davon aus, daß die rechtliche Natur der Handelsgesellschaften und damit ihres Vermögens, etwa als juristische Person oder Gesamthand, von der Nürnberger Handelsgesetzgebungskonferenz nicht definiert, sondern die Klärung der Wissenschaft überlassen worden sei. Es würde deshalb einen wesentlichen Gewinn bedeuten, wenn man aus dem römischen Recht Ansätze zu einer „Idee des Handlungsfonds“ (also der rechtlichen Verselbständigung des Gesellschaftsvermögens) gewinnen könnte. Diesen Versuch unternimmt Roesler nun in seiner umfangreichen und gelehrten Abhandlung, der Weber viele seiner römischrechtlichen Gesichtspunkte entnommen hat. Wenn er auch zugeben müsse, daß die Verselbständigung des Vermögens in den Rechtsfiguren der communio, der universitas wie der societas nur unvollkommen stattfinde und diesem Zweck vor allem das dem selbständigen Sklaven oder Haussohn zugewiesene peculium diene, versuche er dennoch, die römischen Rechtsfiguren den Erfordernissen des modernen Gesellschaftsrechts anzunähern und dadurch verwendbar zu machen. Die Arbeit ist damit methodisch der zeitgenössischen Pandektistik zuordnen und konnte für Goldschmidt und seine Schule nicht ganz überzeugend sein. Einen ganz anderen Ansatz bietet der zwei Jahre später erschienene Aufsatz des Leipziger Professors Kuntze,12 wie Goldschmidt gleichzeitig Handelsrechtler und Vertreter des römischen Rechts. Er geht davon aus, der „Assoziationstrieb“ bilde ein beherrschendes Element des modernen Verkehrslebens; er nähert sich damit inhaltlich und methodisch dem Ansatz der Germanisten.13 Das Problem der Handelsgesellschaften stelle „einen der Brennpunkte des modernen Handelsrechts“ dar. Als die drei Haupttypen erkennt er die Handelsgesellschaften im engeren Sinne (offene Handelsgesellschaft und Kommanditgesellschaft), den Aktienverein und die Genossenschaft. Nicht das römische Recht, sondern eher das Eindringen germanischer Rechtsprinzipien habe im Mittelalter zur Ausbildung der entsprechenden Formen geführt. Nach einer Übersicht über die wichtigsten historischen Kräfte und den Stand der Dogmatik entwirft er nun selbst ein System der Handelsgesellschaften. Innerhalb der Klassifikation der kollektiven oder persönlichen Handelsgesellschaften rückt er dabei die offene Handelsgesellschaft und die Kommanditgesellschaft sehr eng zusammen; eine Wertung, der Weber dann widerspricht. Seine weiteren Klassifikationen wie Aktienverein und Genossenschaft berühren dagegen die Weber’sche Thematik weniger, ebenso die Erörterung, wie die Handelsgesellschaften im Rechtssystem einzuordnen seien. Die Abhandlung sollte in ihrer ausgewo-

12 Kuntze, Prinzip und System der Handelsgesellschaften. 13 Gierke, Genossenschaftsrecht I, Einleitung S. 1 – 7.

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genen Darstellung und Methodik für lange Zeit grundlegend bleiben.14 In ihr werden in Quellengrundlage wie Methodik deutlich die Grenzen zwischen juristischer Romanistik und Germanistik kreativ überschritten. Die Diskussion um die mittelalterlichen Wurzeln des Handels- und Gesellschaftsrechts erhält einen neuen Impuls, als der gerade in Halle über Fragen der Gesellschaftsformen promovierte, habilitierte und bald zum Professor ernannte Handelsrechtler Lastig beauftragt wird, die Studie von Endemann über die romanisch-kanonistische Wirtschafts- und Rechtslehre für Goldschmidts Zeitschrift zu rezensieren. Statt einer bloßen Rezension bringt Lastig in den Bänden 1878 und 1879 einen langen Doppelaufsatz,15 in welchem er sich zunächst methodisch und bezüglich der herangezogenen Quellen kritisch mit Endemann auseinandersetzt und sodann, ebenfalls mit vielen langen Quellenzitaten, ein eigenes, abweichendes Bild der Entstehung des Gesellschaftsrechts entwirft. Lastig verwendet dabei weitgehend italienische Quellen, vor allem mittelalterliche Statutarrechte. Weber sollte dann in seiner Abhandlung diese Linie aufnehmen und sich häufig auf dieselben Quellen beziehen. Vor allem wirft Lastig Endemann vor, sowohl die Gesichtspunkte von Wirtschaft und Recht wie auch die verschiedenen Quellenebenen, nämlich die theologische Wucherlehre, die Rechtslehre und schließlich das positive Recht, nicht genügend zu trennen. Die Wucherlehre aber habe keineswegs die Rechtsentwicklung in dem von Endemann behaupteten Maße bestimmt, also Kapital gegen Arbeit benachteiligt, vielmehr habe sich im positiven Recht der Statuten eine eigenständige Entwicklung des Gesellschaftsrechts vollzogen. Nachdem Lastig dies in einer intensiven Diskussion der Quellen dargelegt hat, geht er zunächst zum Wechselrecht über. – Im zweiten Teil seines Aufsatzes (1879) wendet sich Lastig nun ganz dem Gesellschaftsrecht zu. Die rein wirtschaftliche Typologie der verschiedenen Möglichkeiten der Kombination von Geld und Arbeit (pecunia/opera, S. 389 ff.) leite für das Problem des Gesellschaftsrechts in die Irre schon deshalb, weil es auch andere rechtliche Möglichkeiten sowohl des Personenrechts (Auftrag, Dienstvertrag) wie in der Art der Geldanlage (Darlehen, participatio) gebe, um diese Kombinationen zu erreichen. Die Ebene des Gesellschaftsrechts sei erst erreicht, wenn Beteiligung am Gewinn und eine koordinierende, nicht subordinierende Stellung der Beteiligten vereinbart werde. Lastig diskutiert dabei eingehend die Abgrenzungen und Zwischenformen einseitiger Gesellschaften, darunter vor allem die

14 Gierke, Otto, Deutsches Privatrecht, 1. Band: Allgemeiner Teil und Personenrecht. – Leipzig: Duncker & Humblot 1895 (hinfort: Gierke, Deutsches Privatrecht), S. 666 (Gemeinschaften zur gesammten Hand, III. Geschichte) beruft sich deshalb in Anm. 13 ausdrücklich auf Kuntze neben Lastig und Weber. 15 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts I und II.

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schwierige Frage der Einordnung der mittelalterlichen Kommenda oder Accomandita, die dann Weber als Ursprung der Kommanditgesellschaft so eingehend beschäftigen sollte. Das Zentralproblem (S. 426) sei aber die gegenseitige Gesellschaft mit gemeinsamer Rechnung, gemeinsamem Unternehmen unter gemeinsamem Namen und gemeinsamer Haftung, das heißt die heutige offene Handelsgesellschaft. – Im historischen Rückgang stellt Lastig zunächst fest, daß im römischen Recht die societas eine solche Form nicht darstelle, sondern am ehesten die fortgesetzte Erbengemeinschaft. Gerade aus dem Unterschied des germanischen zum römischen Familienverband sei aber die mittelalterliche Entwicklung zu verstehen; im Anschluß an Gierke wird die Sippe des germanisch-deutschen Rechts als genossenschaftliche Einheit definiert. In einer langen Analyse spätmittelalterlicher Florentiner Stadt- und Zunftstatuten, auf die Weber sich später in seinem Florentiner Kapitel beziehen sollte,16 legt Lastig nun dar, wie diese (für ihn also germanischen) mittelalterlichen Prinzipien der Familiengenossenschaft durch vertragliche („Konsortial- und Societätsverhältnisse,“ S. 436) überformt und ersetzt werden. Schon aus der familiengenossenschaftlichen Gesamthaft ergebe sich die Haftung aller Beteiligten (S.445), die in der Erwerbsgesellschaft dann auf die Haftung für Handlungen im gemeinsamen Interesse zu beschränken war. Lastig verzichtet sodann darauf, die angelegten Linien weiter auszuzeichnen, sondern möchte mit seiner Studie auf Basis der Quellen nur ein Gegenbild zu dem von Endemann entworfenen bieten. Schon dieser Schluß macht deutlich, wie sehr Weber, sicher auf Anregung Goldschmidts, an dieser Studie anknüpfte. – Lastig sollte kurz nach seiner Aufsatzfolge, 1881, in Endemanns Handbuch das Recht der Handelsgesellschaften behandeln.17 Wenige Jahre später, in Aufsätzen in Goldschmidts Zeitschrift 1884 und 1885, deren Mitherausgeber er seit geraumer Zeit war, nähert sich der ursprüngliche Germanist, angesehene Handelsrechtler und dann berühmte Staatsrechtler Laband den Problemen von Seiten einer „Dogmatik der Handelsgesellschaften“,18 also nicht in erster Linie von der Geschichte, sondern gerichtet auf das geltende Recht. Laband hatte sich, wie zuvor Gerber, ganz auf die dogmatisch-positivistische Methode eingelassen und sie dann maßgebend ins Staatsrecht übertragen, was zu einer berühmten Kritik von seiten Gierkes führte.19 Labands Ausgangspunkt in seinem Aufsatz ist der zunächst klare Gegensatz zwischen Sozietäten, also Personalgesellschaf16 Vgl. unten, S. 287 – 312. 17 Vgl. Lastig, Handelsgesellschaften. 18 Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften I und II. 19 Gierke, Otto, Labands Staatsrecht und die deutsche Rechtswissenschaft, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich (Schmollers Jahrbuch), N. F. 7. Jg., Heft 4, 1883, S. 1097 – 1195.

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ten, und juristischen Personen. Ein Durchgang durch die Problembereiche und Abgrenzungskriterien zeigt jedoch, daß es in der Praxis ständige Übergänge gebe. Auch die ausführlich untersuchte germanistische Genossenschaftstheorie von Beseler und Gierke könne wegen ihrer fehlenden dogmatischen Trennschärfe diese Probleme nicht lösen. Er selber findet dann in der Haftungsfrage das Kriterium: Soweit die Mitglieder von der unmittelbaren Haftung für gesellschaftliche Verbindlichkeiten befreit sind, handelt es sich um eine juristische Person; so weit auch die Mitglieder selbst für diese Verbindlichkeiten haften, handelt es sich um „Rechtsverhältnisse“, also um Gesellschaften. Dieser Punkt sollte dann für Weber unter dem Stichwort „Solidarhaftung“ von entscheidender Bedeutung werden. – In den weiteren, auf die verschiedenen Kriterien eingehenden Erörterungen Labands behält die Haftungsfrage, die wir hier allein herausheben wollen, eine besondere Bedeutung. Diese unbeschränkte Solidarhaftung der Mitglieder für die Gesellschaftsschulden bilde den strikten Gegensatz zur juristischen Person.20 Vor allem diskutiert Laband auch die Haftung der Gesellschaft und der Gesellschafter im Falle des Konkurses,21 der von Weber immer wieder in die Diskussion eingeführt wird. Dabei wird deutlich gemacht, daß die Trennung von Sondervermögen der Gesellschaft und Privatvermögen der Gesellschafter nicht die Konstruktion einer juristischen Person erfordert. Interessant ist für unseren Zusammenhang auch, wie sich Laband öfters der Argumentationsfiguren des essentiale und der naturalia negotii bedient, die dann auch Weber gerne verwendet, wie er überhaupt mehr auf einzelne Argumentationsfiguren, nicht aber auf den dogmatikorientierten Ansatz Labands zurückgreift. Die nächste hier vorzustellende Arbeit stammt von dem bayerischen Juristen Wilhelm Silberschmidt, der, nur zwei Jahre älter als Weber, zwar in Würzburg promoviert worden war, seine Arbeit aber im unmittelbaren Umkreis von Goldschmidt und auf dessen Anregung geschrieben hatte. Es handelt sich um eine Monographie aus dem Jahr 1894 über die frühmittelalterliche Rechtsform der Kommenda, die Goldschmidt in seinem kurzen Vorwort zwischen Seedarlehen, Kommissionsgeschäft, Assekuranz und den Formen der Assoziation einordnet.22 Die Arbeit behandelt eine teils parallele, teils sich überschneidende Problematik im Verhältnis zu derjenigen, die Weber wenige Jahre später aufgreifen sollte; es geht nämlich um die Rechtsformen, in denen man sich mit einer bestimmten und beschränkten Kapitaleinlage an dem Erfolg des Geschäftes eines anderen beteiligen

20 Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften I, S. 519. 21 Dass. II, S. 19. 22 Goldschmidt, Vorwort, in: Silberschmidt, Die Commenda in ihrer frühesten Entwicklung.

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kann. Es handelt sich also nicht um die historische Linie, die auf die offene Handelsgesellschaft hinführt, sondern eher um das Verhältnis des Seedarlehens zu den späteren Formen der stillen Gesellschaft und der Kommanditgesellschaft. Man kann deshalb davon ausgehen, daß Goldschmidt Weber auf sein Thema auch zum Zweck der Fortführung und Ergänzung der Ergebnisse Silberschmidts angesetzt hat. – In der aus den vorhergehenden Arbeiten schon bekannten Vorgehensweise stellt der Autor die nur sehr beschränkten Ansätze, die das römische Recht bot, zusammen, während die Entfaltung der Problematik sich gerade im frühen Hochmittelalter vollziehe. Um dies zu erforschen, werden die italienischen Seerechte, das statutarische Recht Südfrankreichs und die spanischen Seegesetze durchgemustert, also genau jene Quellen, die wenig später Weber heranzieht. Indem Silberschmidt von den wirtschaftlichen Erfordernissen vor allem des aufblühenden Seehandels ausgeht, kann er die nicht immer klar abgegrenzten Rechtsformen den wirtschaftlichen Bedürfnissen nach Verbindung von Kapital und Arbeit zuordnen. Er sieht so die verschiedenen Formen der Kommenda zwischen bloßem Kommissionsgeschäft und der nur einseitig Kapital mit Arbeit verbindenden societas maris. Er erkennt auf diese Weise in seinen sehr klar zusammengefaßten Ergebnissen, mit denen sich dann Weber kritisch auseinandersetzen sollte, die commendacio oder commenda als gemeinsame Wurzel der Kommandit- wie der stillen Gesellschaft. Durch die Fortentwicklung der einzelnen Rechtsformen, unter anderem auch der participatio, war dann aber für die alte Kommenda später kein Platz mehr. Goldschmidt selbst, offenbar der Anreger dieser Reihe von Abhandlungen, hatte seit seiner lateinischen Dissertation ‚De societate en commandite‘ in Halle von 1851 nichts mehr zur Geschichte einzelner Gesellschaftsformen publiziert. Im Vorwort zu der Arbeit von Silberschmidt betonte er jedoch, er sei „seit Jahren mit eigenen Arbeiten in dieser Richtung befaßt“.23 Dabei meinte er sicher auch den 1888 in seiner Zeitschrift erschienenen Aufsatz über Lex Rhodia und Agermanament.24 Er geht darin aus von dem im hellenistischen Seerecht von Rhodos geregelten und in das römische Recht aufgenommenen Schiffswurf (lex Rhodia de iactu), das in Seenot vorgenommene Opfer eines Teiles der Fracht. Das führt auf die Fragen von communio und societas, wenn es darum geht, wer den Schaden zu tragen hat. Aber auch außerhalb des von der Lex Rhodia beeinflußten Mittelmeerraums spielte das Problem eine Rolle. Goldschmidt findet über die katalanische Verbrüderungsform des Agermanament wie über den nordeuropäischen Schiffsrat Rechtsverbindungen, die für diese Gefahrengemeinschaft rechtliche Lösungen bieten sollten. Dabei entwickelt er ein umfassendes 23 Ebd. 24 Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament.

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Bild der einzelnen Kreise des europäischen Seerechts, indem er den mediterran-romanischen, den fränkisch-atlantischen und den nordeuropäischgermanischen Rechtskreis unterscheidet. Weber fußt offenbar in vielem auf dieser Konzeption und folgt auf dem Weg durch die Quellen des mediterranen Bereichs vielfach diesem Aufsatz, der kurz vor seiner eigenen Beschäftigung mit dem Thema abgeschlossen gewesen sein muß. – Auch in einem vorausgehenden Aufsatz in der Festgabe für Georg Beseler (1885) beschäftigt sich Goldschmidt mit der Seeversicherung, einem für die Formen des Seehandels einschlägigen Themen- und Quellenbereich.25 Ein Doktorand Goldschmidts, der später in die juristische Praxis gehen sollte, Rudolf Lepa, hatte kurz zuvor, 1881, in Goldschmidts Zeitschrift einen Aufsatz zum Kommissionshandel veröffentlicht, also einem Rechtsinstitut, das im Vorfeld des Gesellschaftsrechts als eine Form kaufmännischer Zusammenarbeit eine Rolle spielt.26 Gegen andere Ansichten wies Lepa dessen Ursprünge schon im frühmittelalterlichen mediterranen Seehandel nach. Mit diesen Ansätzen und ihren rechtlichen Zuordnungen sollte sich Weber sodann mehrfach auseinandersetzen. Im gleichen Jahr wie Max Webers Arbeit erschien in Goldschmidts Zeitschrift ein Aufsatz von Max Pappenheim, einem frühen Berliner Schüler desselben und damaligen Kieler Professor für deutsche Rechtsgeschichte, über altnordische Handelsgesellschaften.27 Pappenheim war durch mehrere Arbeiten, u. a. über dänische Schutzgilden, bestens für das nordische Recht ausgewiesen, war also im umfassenden Sinne Germanist. Sein Aufsatz zeigt die Strategie Goldschmidts, der offenbar nach seiner eigenen Arbeit zum atlantischen Rechtskreis und denjenigen von Silberschmidt und Weber zum mediterranen auch den nordischen Rechtskreis gesellschaftsrechtlich-historisch bearbeitet sehen wollte. Pappenheim konnte Webers Arbeit zwar noch nicht verwenden, geht aber im Sinne Goldschmidts auf dieselben Stichwörter und Probleme wie dieser ein; kurz darauf hat Pappenheim in einer der ersten Rezensionen, wiederum in Goldschmidts Zeitschrift, Webers Ergebnisse mit seinen nordischen überwiegend zustimmend, aber auch kritisch verglichen;28 auch diese Rezension ist wohl zu sehen im Rahmen von Goldschmidts Wissenschaftsstrategie, das Gebiet der Handelsgesellschaften historisch breit aufzuarbeiten. Goldschmidt sollte sich dann in seinem Habilitationsgutachten zu Max Weber auf diese Re-

25 Goldschmidt, Zur Geschichte der Seeversicherung. 26 Lepa, Über den Ursprung des Kommissionshandels. 27 Pappenheim, Max, Altnordische Handelsgesellschaften, in: ZHR, Band 36 (N. F. Band 21), 1889, S. 85 – 123. 28 Pappenheim, Max, Rezension Weber, Handelsgesellschaften, in: ZHR, Band 37 (N. F. Band 22), 1890, S. 255 – 259.

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zension berufen.29 – Pappenheim geht aus von der in Norwegen und Island vom 10. bis zum 13. Jahrhundert und darüber hinaus häufig bezeugten Gütergemeinschaft des fèlag und fragt, ob es sich hier um eine Art von Handelsgesellschaft handele. Für unseren Zusammenhang ist dabei interessant, daß Pappenheim an die sehr viel einfacheren nordischen Verhältnisse und weniger juristisch geformten Quellen ganz ähnliche Fragen stellt wie Weber an die mediterranen, ja, seine Ergebnisse immer wieder mit den italienischen in Bezug auf die societas maris und die commenda vergleicht. Eines seiner Ergebnisse, sehr im Sinne Goldschmidts, stellt die für die Geschichte des Handelsrechts sehr bemerkenswerte Tatsache dar, daß gleichzeitig mit der italienischen commenda im Norden aus eigener Wurzel eine rechtliche Ordnung der mit gemeinsamem Vermögen Handel Treibenden entstanden war. Danach fragt er, ob das personenrechtliche Verhältnis der Genossen familienrechtliche Züge, etwa als Blutsbrüderschaft, getragen habe. Das verneint er jedoch, wenigstens für die entwickelte Form. Aus seiner Vertrautheit mit den germanischen Rechtsformen sollte Pappenheim unter diesem Gesichtspunkt in seiner Rezension Bedenken gegen Webers Auffassung der Florentiner Familiengenossenschaften anmelden. Gierke, einer der wenigen Autoren, den Pappenheim zitiert, sollte sich in seinem Habilitationsgutachten diesen Bedenken anschließen.30

6. Webers ,Handelsgesellschaften‘: Probleme und Gedankengang a. Juristische Probleme. Die Quellen Weber tritt mit seiner Arbeit in ein Problemfeld, das durch maßgebende Publikationen schon abgesteckt und markiert ist und in dem ihm durch seinen Doktorvater bestimmte Aufgaben gestellt sind. Innerhalb des Koordinatensystems von Geschichte und Dogmatik legt er das Gewicht eindeutig auf die historische Seite, ohne jedoch die dogmatischen Konsequenzen und die modernen ausgebildeten Gesellschaftsformen als Referenzpunkt aus den Augen zu verlieren. Die Formen der offenen Handelsgesellschaft einerseits, der Kommanditgesellschaft andererseits sind ihm Zielpunkt und Maßstab der Entwicklung, von denen aus er seine Beobachtung immer wieder abklärt und ordnet. Abgrenzungen werden vorgenommen zu funktional ähnlichen Rechtsfiguren, zunächst zur stillen Gesellschaft als reiner Innengesellschaft, zur Beteiligung an einem Unternehmen mittels Darlehens, zum Kommissionsgeschäft und zum Auftrag, bei denen Handeln für einen ande29 Vgl. unten, S. 102. 30 Vgl. unten, S. 104.

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ren vorliegt. Ganz besonders für den Handel der mediterranen Seestädte mit ihrer Trennung von Hafenstadt und Zielort, von heimischen Kapitalgebern, der risikoreichen Fahrt über See unter einem Schiffsführer, dem gewinnbringenden Handel am Zielort stellt sich das Problem ausdifferenzierter Rechtsformen für das Verhältnis von Kapitaleinlage und kaufmännischer Tätigkeit, für die Verteilung von Risiko, Gewinn und Verlust. Dabei sind offenbar die Formen von Auftrag (Mandat), Kommissionsgeschäften, gleichen und ungleichartigen gesellschaftsrechtlichen Beteiligungen zunächst juristisch noch nicht ganz klar abgegrenzt, während die Praxis faktisch unbekümmert voranschreitet. Ebenfalls ist oft nicht ganz deutlich, ob die kaufmännischen Verbindungen auf Vertrag, also auf „Willkür“, wie die mittelalterlichen Quellen, Weber und auch die heutige Rechtsgeschichte sagen, oder auf Blutsverbindung und Geburt gegründet sind. Weber macht, wie er selbst betont, das Vermögensrecht der Gesellschaft und nicht die persönlichen Verhältnisse der Gesellschafter untereinander zum Kriterium seiner Untersuchungen. Damit richtet er den Fokus auf drei Gesichtspunkte: Auf die Frage der Ausbildung eines Gesellschaftsvermögens als Sondervermögen, das abgehoben ist von den Einzelvermögen der Gesellschafter; auf die gemeinsame Solidarhaftung der Gesellschafter, also auf das volle wechselseitige Eintreten für alle Verpflichtungen gegenüber Gesellschaftsgläubigern, das auch die Einzelvermögen der Gesellschafter ergreift; schließlich den Gebrauch einer Firma als Namen, unter dem die Handelnden für die Gesellschaft auftreten. Dagegen bleiben andere Fragen des Gesellschaftsrechts, wie vor allem die interne Geschäftsführungsbefugnis und die Vertretungsverhältnisse nach außen, im Hintergrund. Weber geht weiterhin für die Struktur der behandelten Personalgesellschaften von der von den Germanisten entwickelten Gesamthandslehre aus,31 die damals schon die Bestätigung durch die oberste deutsche Handelsgerichtsbarkeit gefunden hatte. Sie widersprach der Lehre der Romanisten, die in den Spuren der mittelalterlichen Rechtswissenschaft einem Personenverband oder einem Sondervermögen als persona ficta die Eigenschaft als juristische Person zusprach. Diese Lösung wurde im 19. Jahrhundert und wird bis heute von den meisten romanischen Ländern bevorzugt, während das deutsche Recht weiter auf der Gesamthandskonzeption besteht. Für Weber war sie auch für das Mittelalter das zutreffende Deutungsmuster. Schließlich benutzt Weber immer wieder die Konkurssituation zur Abklärung des rechtlichen Charakters der Personen- und Vermögensverhältnis-

31 Vgl. dazu oben, S. 33 f. In der oben erwähnten Darstellung des maßgebenden Handelsrechtlers Thöl, Handelsrecht, S. 300 ff., spielt ebenfalls die Konkursfrage bei der Charakterisierung der offenen Handelsgesellschaft eine wichtige Rolle.

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se.32 Da im Konkurs sämtliche Forderungen aller Gläubiger auf eine haftende Vermögensmasse bezogen und in strenger Rang- und Reihenfolge befriedigt werden sollen, zeigt sich hier Zuordnung und Charakter der einzelnen Forderungen und Rechte in aller Schärfe. Während der Darlehensgeber sein hingegebenes Kapital wie ein Geschäftsgläubiger im Konkurs als Forderung anmelden kann, gehört das Kapital des Kommanditisten, als eines Gesellschafters, umgekehrt zur haftenden Vermögensmasse; der Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft oder der Komplementär der Kommanditgesellschaft haften überdies nach dem Prinzip der Solidarhaftung auch mit ihrem Privatvermögen für Gesellschaftsschulden. Weber benutzt also den Konkurs, der wie die Gesellschaftsformen in den mittelalterlichen italienischen Städten entstanden ist, als das analytische „Scheidewasser“, mit dem er im oft unklaren Geflecht von Rechten und Verbindlichkeiten zwischen einer Mehrzahl von Personen den Rechtscharakter jener auf ihre gesellschaftsrechtliche Qualität hin überprüft. Indem dieses Instrumentarium innerhalb des mittelalterlichen Quellenmaterials greift, bewährt sich gleichzeitig die These, hier an den Anfängen der Entwicklung zu den entsprechenden modernen Rechtsformen zu stehen. Die von Weber in dieser Arbeit so reichlich herangezogenen Quellen lassen sich relativ einfach einordnen. Nur am Anfang der Entwicklung spielt für ihn das römische Recht und erst am Ende, im Spätmittelalter, die auf der Grundlage des römischen und kanonischen Rechtes entwickelte, von Bologna ausgehende Rechtswissenschaft eine Rolle. Weber steht ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Handelsrechts eher distanziert gegenüber. Als Schüler Goldschmidts interessiert ihn dagegen die rechtserzeugende Kraft des Handels selbst, wie sie sich zunächst in Handelsbrauch und Handelsgewohnheitsrecht ausdrückt. Diese werden in Verträgen greifbar, die Weber als Quellen mehrfach heranzieht. In den Städten Oberitaliens und des Mittelmeerraumes findet seit der Bildung städtischer Kommunen im 12.Jahrhundert deren Recht in der Statutargesetzgebung eine schriftliche Aufzeichnung. Hinzu treten noch die Statuten der Gilden und Zünfte der Kaufleute und Produzenten (lat. artes, ital. arti), wobei Weber hier vor allem die Florentiner Quellen, etwa der arte di Calimala, heranzieht. Der größte Teil der von Weber benutzten Quellen stammt aus diesen Statuten; weiterhin zitiert er aus der Rechtsprechung städtischer Gerichtshöfe, oft wie das

32 Im Rahmen der ersten Kodifikationswelle des deutschen Kaiserreiches („Reichsjustizgesetze“, zusammen mit der Zivilprozeßordnung und dem Gerichtsverfassungsgesetz) erging 1877 die Konkursordnung, in der die Einzelentwicklungen der deutschen Staaten zusammengefaßt wurden. Vgl. dazu hier: Uhlenbruck, Wilhelm, Bernd Klasmeyer, Bruno M. Kübler (Hg.), Einhundert Jahre Konkursordnung 1877 – 1977. – Köln, Berlin, Bonn, München: Carl Heymanns 1977.

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päpstliche Gericht Rota genannt, die eben diese Statuten oder städtisches Gewohnheitsrecht anwenden. Die städtischen und zünftischen Rechtsprechungsorgane waren strikt an die statutarische Gesetzgebung gebunden, während das an der Universität gelehrte römische (und kanonische) Recht als gemeines Recht nur subsidiäre Geltung hinter dem Partikularrecht besaß, allerdings als Rechtsordnung höchster Autorität den Juristen stets präsent war und bei Lücken, in Zweifelsfällen wie auch als begriffliches Ordnungsmuster zur Anwendung kam. Weber sieht diesen Einfluß – etwas anders als die heutige Forschung – aber erst am Ende des untersuchten Zeitraums als bedeutsamer an. Anhand des westgotischen und langobardischen Rechts beschäftigt er sich vielmehr zuvor mit dem Einfluß germanischer Rechtsgedanken, die er in den sozialen und rechtlichen Formen der Familiengenossenschaften, vor allem im langobardischen Oberitalien, wirksam sieht. Auf diese Weise muß er auch die von der germanistischen Rechtswissenschaft entwickelten Rechtsformen des germanischen Rechts, vor allem die Genossenschaft und die Gesamthand, in seine Betrachtung mit einbeziehen. Auch der wissenschaftliche Diskurs über diese Rechtsfiguren steht also im Hintergrund von Webers historischer Untersuchung.

b. Zum Gedankengang der Arbeit Seinem Onkel Hermann Baumgarten, Historiker und dem Werdegang des Neffen eng verbunden, wollte Weber bei der Übersendung der ‚Handelsgesellschaften‘ deren volle Lektüre keineswegs zumuten; sie habe den Charakter einer Einzeluntersuchung von notwendigerweise technisch-juristischen Fragen.33 Andererseits loben, wie weiter unten ausführlicher dargestellt,34 die Rezensenten, auch die Nichtjuristen unter ihnen, die Klarheit der Gedankenführung und der Begriffsbildung in Webers Abhandlung. Bei genauerer Lektüre zeigen sich in der Tat eine sehr klare, durch die ganze Arbeit durchgehaltene Methodik, Argumentationsstruktur und Gedankenführung. Sie wird allerdings beim Leser eher als steter Hintergrund vorausgesetzt, als daß sie erläutert würde. Weber greift aber immer wieder die anfangs dargelegten Voraussetzungen und Ansatzpunkte seiner Überlegungen auf und formuliert im Hinblick darauf Zwischenergebnisse. Der Wechsel von Problemaufrissen, von Einzelerörterungen und Quellenbelegen fügt sich dann durchaus in diesen umfassenderen Gedankenaufbau. Eine wichtige Hilfe hierzu bietet die Gliederung. Die Großgliederung der Kapitel beschreibt einen sehr klaren Gedankengang: Nach der Grundlegung in Kapitel I werden in den Kapiteln II und III die Grundformen der Ko33 Brief Max Webers an Hermann Baumgarten vom 31. Dez. 1889, in: Weber, Jugendbriefe, S. 322 (MWG II/2). 34 Vgl. unter 9 b, unten, S. 80 ff.

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operation unter Kaufleuten zunächst in den Seestädten, dann in den Landstädten vorgestellt. Die ersteren werden dann in Kapitel IV am Beispiel von Pisa, die letzteren in Kapitel V am Beispiel von Florenz einer genaueren Analyse unterzogen. In Kapitel VI wird dann die Stellung der Rechtswissenschaft zu den von der Rechtspraxis entwickelten Rechtsfiguren untersucht und einige Schlußfolgerungen gezogen. Die Untergliederung, wie sie übersichtlich im Inhaltsverzeichnis aufgeführt ist, wiederholt sich dann im Text in den Randnoten, die auch als Zwischenüberschriften (als welche sie die englische Edition von Kaelber benutzt) gelesen werden können. Sie führen weit deutlicher als der Text selbst durch den Gedankengang und zeigen auch, wo Weber Zwischenergebnisse formuliert (und meist im Anschluß daran das weitere Vorgehen erläutert). Beachtet man diese Hilfestellung der Gliederung, so wird der Argumentationsstil Webers transparent, in welchem allgemeine Problemerörterung, Hinwendung zu einer Quellengattung, Präsentationen von Quellen und Darstellung der Ergebnisse mit sehr voraussetzungsvollen juristischen Erörterungen oft unvermittelt aufeinanderfolgen. Daraus erklärt sich auch die Zustimmung und das Lob kompetenter Rezensenten (wie auch der Gutachter),35 die der Problematik und dem gedanklichen Stil der Arbeit nahestanden. Sie gehen in ihrem positiven Urteil weit über die mehrfach geäußerte zurückhaltende Selbsteinschätzung Webers hinaus.

c. Inhaltsübersicht aa. Grundlegungen. (Vorbemerkung und Kap. I) In der „Vorbemerkung“ umreißt Weber Fragestellung und Ziel seiner Arbeit. Er geht ausdrücklich von dem doppelten, nämlich einerseits dogmatischen, andererseits historischen Zugang aus, der der Methode der Historischen Rechtsschule (und insbesondere Goldschmidts) entspricht. Er hält diese beiden Aspekte aber in Bezug auf die Handelsgesellschaften, was die neuere Zeit und den modernen Rechtszustand betrifft, für weitgehend geklärt. Dagegen seien die Umstände der anfänglichen Rechtsbildung, vor allem was die auftauchenden „Rechtsgedanken“ wie die Rechtspraxis angehe, noch einer weitergehenden Untersuchung wert. Damit richtet er seine Forschung auf die mittelalterliche Geschichte, behält aber den Bezugspunkt in der gegenwärtigen juristischen Fragestellung. Als zentrales Problem wird das historische Verhältnis von offener Handelgesellschaft und Kommanditgesellschaft bezeichnet. Es soll unter dem Aspekt des Vermögensrechts, also nicht in erster Linie dem der personenrechtlichen Beziehung der Gesellschafter, geklärt werden. 35 Vgl. dazu unten, S. 80 ff., 77 ff.

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In Kapitel I verfolgt Weber zunächst eine mehr dogmatische denn historische Fragestellung, indem er die societas des römischen Rechts der heutigen (d. h. im ADHGB von 1861 normierten) offenen Handelsgesellschaft gegenüberstellt. Wie in der Vorbemerkung angesprochen, geht er von vermögensrechtlichen Fragen aus und stellt darum die begrenzte Außenwirkung der römischen societas klar: Nach außen haftet nur der jeweils Handelnde, also der vertragsschließende socius. Ein haftendes Gesellschaftsvermögen gibt es nicht, was sich vor allem im Fall des – damit für die Gesellschaft ausgeschlossenen – Konkurses zeigt. Es bestehen nur Innenbeziehungen der Gesellschafter, seien sie schuldrechtlicher (Obligation), seien sie sachenrechtlicher Art (Miteigentum pro rata). Das Gegenteil ist der Fall bei der modernen offenen Handelsgesellschaft (oHG). Hier kann ein Gesellschafter nach außen „für die Gesellschaft“ rechtsgeschäftlich handeln; dadurch wird das, vom Vermögen der einzelnen Gesellschafter zu trennende Gesellschaftsvermögen verpflichtet. Was sich hier auf schuldrechtlicher Ebene zeigt, erweist sich auch auf der sachenrechtlichen (dinglichen) Ebene, der des Eigentums: auch hier gibt es eine Zuordnung zum Gesellschaftsvermögen. – In diesem Zusammenhang wird von Weber, wie auch später immer wieder, die Frage der Zwangsvollstreckung und des Konkurses als schärfstes Kriterium und Probierstein für die Qualifikation der materiellen Rechtslage herangezogen. Bei der oHG erweist sich so das Gesellschaftsvermögen als ein „Sondervermögen“ im Verhältnis zum Vermögen der einzelnen Gesellschafter, weil es eine eigene Haftungsmasse darstellt. Für die dann folgende Untersuchung des mittelalterlichen Rechts bleibt die in detaillierten Einzelanalysen (unten, S. 150 – 155) gewonnene Feststellung wichtig, daß auch in der spätrömisch-byzantinischen Rechtsentwicklung der so gesteckte Rahmen der römischen societas als einer bloßen Innengesellschaft mit quotenmäßigen Anteilen, also ein rein obligatorisches Verhältnis, nicht überschritten wird. Für die moderne Gestaltung bietet sich folglich im römischen Recht kein Ansatz. Im Mittelalter dagegen findet sich das Prinzip der Gemeinsamkeit, sei es von Gewinn und Gefahr wie vor allem der Haftung, ähnlich wie bei der modernen oHG. Wie es hierzu kommt, d. h. aus welchen verschiedenen „Vergesellschaftungsverhältnissen“ diese modernen Prinzipien stammen, wird als die zu lösende Frage definiert (S. 156). Schließlich stellt Weber als methodisches Prinzip fest, daß die Entstehung der entsprechenden Rechtsgrundsätze sich nicht einfach aus den wirtschaftlichen Formen (etwa dem Verhältnis von Gütern zu Arbeit) ableiten läßt, sondern einmal entwickelte Rechtsformen bei veränderten Verhältnissen Verwendung finden können. Weber reklamiert hier also eine relative Autonomie der Rechtsentwicklung.

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bb. Seehandelsrecht versus Familiengemeinschaften. (Kap. II und III) In Kapitel II entwickelt Weber einen Grundgedanken der Arbeit: Der Seehandel habe andersartige Gesellschaftsformen als der Landhandel entwikkelt. Der grundlegende Unterschied, der nach Webers Auffassung zwischen Seestädten und Landstädten herrscht (und den er dann bekanntlich in seiner Abhandlung ‚Die Stadt‘ weiterverfolgt), bildet hier Ausgangs- und Gliederungspunkt der weiteren Untersuchung. Vor allem das Rechtsinstitut der Kommenda habe sich im Rahmen des Seehandels entwickelt. Eine Besonderheit des Seehandels liege in der Handelsfahrt als einer einzelnen abgegrenzten Unternehmung und in der besonderen Gefahr, dem Risiko derselben. Weber wendet sich, unter Bezugnahme auf die Arbeiten von Goldschmidt und Silberschmidt, der commenda in den Formen, in welchen Produzent und Händler, Kapitalgeber, Schiffseigner und über See reisender Kaufmann in Verbindung treten, zu. Ein Handelsbrauch, später oft statutarisch festgelegt, entwickelt sich, nach dem der Kommendatar (also der die Geschäfte führende reisende Kaufmann) für seine Tätigkeit ein Viertel des Gewinns erhält. Durch die Ausdehnung des Schiffshandels kommen dann zunehmend mehrere Kommenden auf ihn als Schiffsunternehmer. Durch Absprache der Beteiligten über Risiko und Gewinn entstehe so eine „Societätskommenda“, eine Formulierung, mit der Weber den Schritt von der Beteiligungseinlage zu einer gesellschaftsrechtlichen Form plastisch ausdrückt. Gerade von der Konkurssituation her kann Weber feststellen, daß die Entwicklung einer Solidarhaftung zwischen socius stans (dem heimischen Kapitalgeber) und tractator (dem reisenden Kaufmann) im Bezug auf die Forderungen der Gläubiger auf dem Wege über die Kommenda und die societas maris nicht stattgefunden hat, und zwar bis hinein ins 16.Jahrhundert nicht. Dies muß ihm Anlaß sein, in anderen Bereichen nach den historischen Ursprüngen zu suchen, denn hier handelt es sich bei der Solidarhaftung um ein Wesensmerkmal der späteren Gesellschaftsformen. Aber auch bei den Landhandelsgesellschaften, wie in dem von Genua abhängigen Piacenza, bleibt die Suche nach einer Solidarhaftung aller Gesellschafter und einem Sondervermögen einer Gesellschaft im gesuchten Sinn aber ergebnislos. Im III. Kapitel wendet sich Weber deshalb einem ganz anderen Ansatzpunkt gesellschaftsrechtlicher Bildungen zu, den Gemeinschaften der Familie und der Arbeit (S. 190 – 253), um bei ihnen diese bisher vermißten Merkmale der modernen Gesellschaftsformen in ihren historischen Wurzeln aufzufinden. Grundkategorien bilden hier das gemeinschaftliche Vermögen und die gemeinschaftliche Erwerbstätigkeit. Er sieht dies gegeben in der gemeinsamen Familienwirtschaft des Hausvaters mit Frau und Kindern und deren Fortführung nach dem Tode des Vaters. Den Ansatzpunkt der mittel-

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alterlichen Entwicklung sieht Weber nicht in der umfassenden Rechtsmacht des römischrechtlichen paterfamilias, sondern in der (von der juristischen Germanistik entwickelten) germanischen Gütergemeinschaft. Nicht die Verwandtschaft, sondern die Gemeinschaft des Haushalts (stare ad unum panem et vinum) und die Gemeinschaft der Arbeit seien dabei rechtsbegründend. Eine wichtige Unterscheidung liege darin, ob nun eine durchgehende Einheit des Vermögens gewahrt bleibe oder dieses in Quotenrechte der Beteiligten aufgelöst wird (S. 198). Dafür, diese Gemeinschaft unabhängig von der Verwandtschaft zu entwickeln, lagen nun für Weber wichtige Antriebskräfte im Handwerk vor, und zwar in Bezug auf den Arbeitsgenossen. Aus der Natur der Sache, dem gemeinsamen Wohnen und Arbeiten, bestehe aber eine Ähnlichkeit zum Familienhaushalt. So konnte die Vermögensgemeinschaft auf einen Teil des Vermögens beschränkt und innerhalb dessen Einzelkonten geführt werden. Indem man dann nach dieser sachbezogenen Trennung Familienverhältnisse vertraglich regelte, trat man aus dem Bereich des Familienrechts in den des Societätsrechts. Anhand der Behandlung von Gläubigern in Zwangsvollstreckung und Konkurs prüft Weber nun das Verhältnis der Haftung einzelner Genossen zu der des gemeinsamen Vermögens, also die für ihn so wichtigen Frage der Bildung des Sondervermögens einer Gesellschaft und der Solidarhaftung. Hier setzt Weber sich nun ausführlich mit den von der juristischen Germanistik entwickelten Bindungen der Genossenschaft und der Sippe auseinander (S. 213 – 218). Auf der Grundlage dieser vorausgehenden Klärung wendet sich Weber danach wieder gezielt den Quellen zu. Ihn interessieren nun vor allem städtische Statuten des Mittelmeerraumes (S. 218 ff.). Gegen das starke „Umsichgreifen des römischen Rechts“ (das er eher negativ konnotiert) suchte nämlich das Handelsrecht die mittlerweile in der Praxis ausgebildeten Institute „durch statutarische Fixierung zu behaupten“ (S. 218). Hier folgt Weber sehr deutlich seiner eigenen und Goldschmidts Konzeption einer aufgrund der Bedürfnisse und Usancen des Handels entwickelten, nicht von einer Doktrin geprägten Materie des mittelalterlichen Handelsrechts. Vor allem anhand der Haftungsfrage entwickelt Weber dann die Verselbständigung der Gesellschaft aus dem reinen Familienverband, der Erbengemeinschaft, aber auch die (germanische) Genossenstellung der Söhne gegenüber dem Vater anstelle der dem römischen Recht vertrauten patria potestas und der entsprechenden unselbständigen Stellung der Haussöhne. Entsprechendes gilt auch für die Hilfspersonen im handwerklichen Gewerbe, in dem ebenfalls die Haftungsgemeinschaft jener gilt, die ad unum panem et vinum, also in voller Gemeinschaft der Lebensführung und des Wirtschaftens leben. Weber kontrastiert hierbei immer wieder die romanistische Doktrin und zeitgenössische Jurisprudenz (S. 235 f.) in ihrer Auseinan-

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dersetzung mit dem aus den tatsächlichen Verhältnissen entwickelten Handelsrecht, das meist von der städtischen Statutengesetzgebung bestätigt wird. – Als letzter Schritt wird schließlich der gemeinsame Name der Handelsgesellschafter, die Firma, als Kriterium dafür angesehen, ob ein Kontrakt und die daraus entspringende Verpflichtung sich auf die Gesellschaft, nicht nur auf den Handelnden beziehen. – Nach einer Ausdehnung der Betrachtung auf das Recht der mittelalterlichen Kreuzfahrerstaaten schließt Weber mit einer Abwägung der Einflüsse von Usance, Statuten, Notariatspraxis in ihrem Verhältnis zu den untersuchten Verträgen und dem Einfluß des römischen Rechts.

cc. Pisa versus Florenz. (Kap. IV und V) In Kapitel IV (S. 253 – 286) prüft Weber seine bisher entwickelten Ergebnisse nunmehr am Beispiel Pisa, einer führenden Seehandelsstadt mit besonders früher und reicher statutarischer Überlieferung. Weber zieht vor allem das Constitutum Usus heran, eine Kodifizierung handelsrechtlicher Usancen (begonnen um 1161), die aber erhebliche römischrechtliche Einflüsse aufweist. Zunächst wird methodisch sehr umsichtig erörtert, auf welche Fragen die Quelle Antworten erwarten läßt. Vor allem ist das Constitutum Usus vor dem Hintergrund des in Pisa früh erstarkten, subsidiär geltenden römischen Rechts zu sehen und stellt selber dispositives, also vertraglich abänderbares Recht dar. Als Recht einer Seehandelsstadt ist es vor allem auf das gewohnheitsrechtlich entwickelte Verhältnis von Kapital und Arbeit gerichtet (S. 257), womit wieder der wirtschaftliche Aspekt angesprochen ist. Nach einer Erörterung der verschiedenartigen Gestaltungsmöglichkeiten zwischen ortsansässigem und reisendem Gesellschafter (socius stans und tractator) wendet sich Weber wieder der Grundfrage seiner Abhandlung zu (S. 261): Wird hier durch Abgrenzung eines Sondervermögens die Grundlage für die Ausbildung der offenen Handelsgesellschaft geschaffen? Ein erstes Ergebnis besagt, daß wir hier die Grundlagen der Kommanditgesellschaft, aber nicht der offenen Handelsgesellschaft, vor uns haben (S. 264). Dann (S. 272 f.) wendet Weber sich der vor allem von Silberschmidt vertretenen These zu, die Pisaner Gesellschaftsverhältnisse beruhten auf Familienrecht. Gerade umgekehrt würden die Regeln der societas maris ihrerseits abgewandelt, wenn es sich bei den Beteiligten um Familienmitglieder handelte. Sodann wird wieder das Prinzip der Solidarhaftung aufgegriffen (S. 280 f.). Sie war für Pisa, wie schon zuvor für Genua, offenbar für den Seehandel mit seiner Rollenteilung von socius und tractator ohne Bedeutung. Das Gesellschaftsrecht des Constitutum Usus stellt darum eher das Gegenteil einer solidarischen Haftung dar. – Zusammenfassend wird, in Annäherung an Lastig, festgestellt, daß die Kommendaverhältnisse aus Ver-

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bindungen von Menschen hervorgehen, die ökonomisch und sozial ungleich sind, während die Solidarhaftung aus Verbindungen Gleicher entsteht. Nach der kurzen Erörterung zweier Urkunden als Ergänzung der Untersuchung der normativen Regelungen der Statuten wird als Ergebnis festgestellt, das Pisaner Recht zielte auf Formen der Kommanditgesellschaft und zeigte gerade auf diese Weise deren schroffen Gegensatz zur offenen Handelsgesellschaft. Zu diesem Punkt findet dann auf S. 286 in Fußnote 36 eine längere und sehr konzentrierte Diskussion mit der Auffassung Gierkes statt. In Kapitel V behandelt Weber im Kontrast zur See- und Seehandelsstadt Pisa die Entwicklung des Gesellschaftsrechts in Florenz. Diese Stadt stellt sich dar als von der See abgeschnittene Landstadt mit großen, international bedeutsamen industriellen Vermögen und großen Häusern der Manufakturproduktion, die ihrerseits wieder in mächtigen Zünften organisiert sind. Die Familie ist die natürliche Basis dieser Produktionsweise. Weber lehnt sich im folgenden an die Darstellung von Lastig in den zwei Aufsätzen in Goldschmidts Zeitschrift aus den Jahren 1878 und 1879 an36 und bezieht sich vor allem auf dessen Quellenzitate aus den Zunftstatuten des 14.Jahrhunderts, die er nur teilweise wiederholt, zuweilen aber auch ausführlich im Quellenwortlaut zitiert. Vor allem diskutiert er die Frage der Solidarhaftung, das heißt der Haftung der einzelnen Gesellschafter für Gesellschaftsschulden; sie bedingt zugleich eine Trennung von Gesellschaftsvermögen und Gesellschaftsschulden einerseits von denjenigen der einzelnen Gesellschafter andererseits. Dabei bezweifelt Weber gegen Lastig, daß die zeitlich ältere gemeinsame Haftung der Sippengenossen kausal für die später bezeugte der Gesellschafter gewesen sein müsse. Zwar sind die Florentiner Gesellschaften überwiegend Familiensozietäten, und dies ist auch der Kern ihrer Kontinuität über die Generationen. Doch treten zu ihnen stets nichtverwandte Teilhaber in der gleichen Rechtsstellung (S. 291), so daß die Familienverbindung nicht entscheidend für das Gesellschaftsverhältnis sein kann. Die Wirkung dieser Gemeinschaft nach innen und außen ist aber für die Gesellschaft ganz parallel zur Familiengenossenschaft geregelt (S. 294). Daraus ergibt sich der Sozietätscharakter der Familiengemeinschaft und der Familiencharakter der Sozietät (S. 295). Nunmehr verfolgt Weber die Frage der Haftung, und zwar als solidarische Haftung für Gesellschaftsschulden einerseits, als gesonderte Haftung des einzelnen Gesellschafters für private Schulden andererseits. Die auf S. 295 diskutierten Quellen ordnen eine Solidarhaftung dann an, wenn eine Verpflichtung in ein „Buch der Gesellschaft“ eingetragen ist. Weber sucht so36 Vgl. dazu unter 5 b, oben, S. 36 f.

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dann neben dem akzidentiellen Merkmal der Bucheintragung als Beweismittel nach einem essentiellen und findet dies bei einer Verpflichtungserklärung für die Gesellschaft unter ihrem Namen, der Firma (S. 297 f.). Die anfangs noch schwankende Entwicklung ist um 1400 mit dem Grundsatz abgeschlossen: Wer zur Firma gehört, haftet für die namens der Firma abgeschlossenen Geschäfte (S. 300). Damit erweist sich als Prinzip der offenen Handelsgesellschaft ein Gesellschaftsvermögen, welches im Innenverhältnis und Außenverhältnis identisch ist. Mit Hinweis darauf wird am Ende der Argumentation (S. 311f.) Labands Auffassung zum geltenden Recht der oHG widerlegt, die Bestimmung des Gesellschaftsvermögens könne im Innenverhältnis und im Außenverhältnis auseinanderfallen. Auf diese Weise bekräftigt Weber direkt den aktuellen juristischen Bezug seiner historischen Untersuchung.

dd. Zur Rolle der Rechtswissenschaft und Schlußfolgerungen. (Kap. VI) In Kapitel VI prüft Weber zunächst die Stellungnahmen und den Einfluß der juristischen Wissenschaft (der „zeitgenössischen Jurisprudenz“, der „romanistischen Theorie“, der „Doktrin“) im Hinblick auf die gezeichnete Entwicklung, die ja vor allem auf einer Analyse des Statutarrechts beruhte. Danach schließt er mit einigen zusammenfassenden Überlegungen. Zu Beginn stellt Weber fest, daß in dem untersuchten Zeitraum die für die offene Handelsgesellschaft wesentlichen Grundlagen Firma, Solidarhaftung und Sondervermögen rechtlich ausgeformt worden sind. Auf anderen Wegen habe sich über die accommenda die Kommanditgesellschaft neben dem Kommissionsgeschäft gebildet. Die historische Entwicklung habe damit die juristischen Gesichtspunkte geliefert, durch deren Kombination und Ausbau in der weiteren Geschichte die modernen Gesellschaftsformen geschaffen werden konnten (S. 312 f.). Doch hatte die romanistische Theorie aufgrund ihres Ausgangspunktes in der römischrechtlichen societas mit der Einordnung der ungleichen Beteiligung (Arbeit/Kapital) in der sich entwikkelnden Kommanditgesellschaft Schwierigkeiten. Ihr Zugang beruhe eben auf abstrakter (d. h. theoretisch-juristischer) Konstruktion, nicht auf einer wirtschaftlichen oder sozialen Theorie, die den Zugang zu den tatsächlichen Verhältnissen hätte vermitteln können. Was die offene Handelsgesellschaft angeht, so werde das Merkmal des Sondervermögens von der Rechtswissenschaft vor allem für den Fall des Konkurses diskutiert. Im Anschluß an den Juristen Baldus hat aber auch die Rechtsprechung der Rota von Genua der Gesellschaft den Charakter einer juristischen Person (corpus mysticum) gegeben, um für das Sondervermögen ein entsprechendes Rechtssubjekt zu haben (S. 316 f.). Wenn Weber dies sodann (S. 317) als „historisch und dogmatisch ungerechtfertigt“ bezeichnet, so macht er hier ein Zugeständnis an die aktuelle Rechtslage in

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Deutschland, die die Handelsgesellschaften nicht als juristische Personen, sondern unter der germanistischen Figur der Gesamthand sieht, auf die er später (S. 331) zurückkommt. – Von der Figur der juristischen Person als eigenes Rechtssubjekt ausgehend, konnte aber die Theorie die Solidarhaftung leichter konstruieren, indem sie den handelnden Gesellschafter in einem Auftragsverhältnis (Mandat) oder in einem Geschäftsführungsverhältnis (Institorat) zur Handelsgesellschaft als juristischer Person sah (S. 319). Dies paßte zwar dann in das römischrechtliche System der Pandekten, wurde aber der Stellung des Handelnden als Gesellschafter nicht gerecht. Infolgedessen konnte diese „juristische Konsequenzmacherei“ zu schiefen Ergebnissen in der Praxis führen (S. 320). Die Jurisprudenz bemühte sich nach Weber erst danach, die für die praktische Rechtsentwicklung maßgebenden äußeren Tatbestände mit ihren juristischen Denkformen in Beziehung zu setzen (S. 320 f.). Dabei mußte sie von der Beobachtung der tatsächlich so wichtigen Brüder- und Ehegemeinschaft ausgehen; darüber hinaus arbeitet sie als Kriterium verdienstvoll die Absicht gemeinsamer Erwerbstätigkeit heraus, also jene Merkmale, die Weber selbst anhand des empirischen Materials festgestellt hatte. Den Grund für diese Annäherung von Theorie und Praxis sieht Weber darin, daß studierte Juristen sowohl die Statutenredaktion wie die Rechtsprechung in die Hand genommen hatten (S. 323). Nach weiteren Analysen stellt Weber dann noch einmal grundsätzlich fest, die in den Hörsälen von Bologna und Padua vorgebildeten Juristen hätten wenig Sinn für die wirtschaftliche Bedeutung und den historischen Werdegang der fraglichen Rechtsinstitute besessen, doch habe sich dennoch in der geschilderten Begegnung die klärende Macht der römischen Rechtsgedanken bewährt (S. 326). In einer Untersuchung der Rechtsprechung der Rota von Genua stellt Weber schließlich eine klare Trennung von offener Handelsgesellschaft und Kommanditgesellschaft fest (S. 327 – 330). Aus der ursprünglichen alten Kommenda habe sich damit einerseits die Kommanditgesellschaft, andererseits das bloße, gesellschaftsrechtlich nicht relevante Kommissionsgeschäft entwickelt. – Hiermit ist die Untersuchung Webers zu ihrem Ende gekommen, denn die weitere Entwicklung der behandelten Rechtsinstitute gehe nun aus den Lokalstatuten in die Hand der internationalen Wissenschaft über, die dann die Gesetzgebung der Territorialstaaten bestimmt (S. 330). Zum Schluß berührt Weber noch zwei grundsätzliche historisch-juristische Fragen (S. 330 – 332). In der von ihm betrachteten italienischen Entwicklung werden die Gesellschaften, wie gerade gezeigt, im Ergebnis als juristische Personen aufgefaßt. Nunmehr fragt er, ob sie nicht aber historisch und dogmatisch Gesamthandsverhältnisse seien, so wie es die zeitgenössische deutsche juristische Germanistik (Sohm, Gierke, auch Kuntze)

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herausgearbeitet hat. Diese Frage läßt Weber in der vorliegenden Untersuchung unbeantwortet, weil sie nur unter Heranziehung der deutschen Rechtsentwicklung gelöst werden könne; allein in dieser könnten nämlich die angesprochenen germanischen Rechtsgedanken, die auch auf Italien einwirkten, in hinreichender Deutlichkeit erkannt werden. Eine solche Untersuchung behält er sich für später vor (S. 331). – Für die zweite angesprochene Frage kommt Weber hingegen zu einem kurz umrissenen Ergebnis: Offene Handelsgesellschaft und Kommanditgesellschaft haben eine historisch – und damit für ihn auch in ihrer juristischen Natur – ganz unterschiedliche Grundlage. Die Haftung des Kommanditisten beruht nämlich nicht auf der Teilhabe an einem gemeinsamen Sondervermögen, sondern entwickelt sich aus der Teilnahme an Gewinn und Verlust eines fremden Geschäftsbetriebes. „Während die offene Gesellschaft eine Personengemeinschaft darstellt, ist die Kommanditgesellschaft als Partizipationsverhältnis zu konstruieren“ (S. 332). Das Endergebnis der historischen Untersuchung besteht also in einer theoretisch-dogmatischen Unterscheidung.

7. Das rechtshistorische Handwerk in den Exegesen Wie im Editorischen Bericht näher dargelegt,37 gehörte die Anfertigung von drei Exegesen zu den von der Promotionsordnung aufgestellten Voraussetzungen. Entsprechend zu den drei Traditionssträngen der Historischen Schule handelte es sich dabei um eine romanistische, eine kanonistische und eine germanistische Arbeit, wie sie noch heute teilweise in Juristischen Fakultäten für die Promotion verlangt wird. Zugrunde lag und liegt dem die Auffassung, ein promovierter Jurist müsse die historischen Grundlagen der Rechtsordnung beherrschen und in der Lage sein, selbständig wissenschaftlich mit ihnen umzugehen; eine Anforderung, die im 19. Jahrhundert noch eine unmittelbare Beziehung zur Methode der Historischen Schule und damit zum geltenden Recht besaß. Im Gegensatz zur Doktorarbeit selbst wird also hier keine kreative wissenschaftliche Leistung verlangt, wohl aber der Nachweis der Fähigkeit des Kandidaten, in der Verbindung von historischer und dogmatischer Methode den normativen Sinngehalt einer Quelle zu ermitteln. Insofern ist die Aufgabe einer solchen Exegese wissenschaftlich begrenzter als die einer Seminararbeit, wie sie Weber ja zur Grundlage seiner Dissertation gedient hatte. Exegesen wurden darum auch allgemein nicht publiziert, deshalb bietet die vorliegende Edition der Weber’schen Exegesen erstmals auch einen besonderen Einblick in das Niveau und die Praxis dieser wissenschaftlichen „Schularbeiten“.

37 Vgl. den Editorischen Bericht zu den Handelsgesellschaften, unten, S. 116.

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Weber war sich dieses Charakters der von ihm verlangten Leistungen offenbar sehr genau bewußt. Wohl auch wegen des Zeitdrucks, in dem er sich damals befand, hielt er sich recht genau an die Vorgabe einer historischdogmatischen Erschließung der Quelle, die vor allem auch die Heranziehung von Parallelstellen bei der Interpretation verlangt. Von Weber wie von den Korrektoren wurde dabei auf den exakten Nachweis der weiteren herangezogenen Quellenfundstellen wie auch den der erwähnten wissenschaftlichen Literatur offenbar kein Wert gelegt: Die Kenntnis und Auffindbarkeit derselben wurde anscheinend als selbstverständlich vorausgesetzt. Weber selbst gibt sich bei der Heranziehung und Erörterung von parallelen Quellenstellen größere Mühe, weniger dagegen dabei, die wissenschaftliche Literatur zu den Problemen auszuschöpfen. Lücken in dieser Beziehung werden von den Korrektoren nur milde gerügt, während die Hauptgrundlage der Beurteilung die in der erwähnten Weise vorgenommene Quellenexegese selbst ist. Weber beherrscht sie ganz offenkundig und zeigt dies auch mit einer gewissen Freude, indem er etwa nur die dem rechtshistorisch sachkundigen Juristen notwendigen Hinweise und Begriffe bietet. Allerdings verwendet er eine sehr unterschiedliche Intensität auf die Erörterung der drei Quellenstellen, die sich auch in den unterschiedlichen Bewertungen niederschlägt.38 Mit knappstem Arbeitsaufwand erstellt er offenbar die römisch-rechtliche Exegese, die denn auch die niedrigste Bewertung erfährt. Breiter wendet er sich dem kanonistischen Thema zu. Bei weitem am intensivsten und umfangreichsten – und auch in der Bewertung am erfolgreichsten – handelt er die Sachsenspiegelstelle der deutschrechtlichen Exegese ab. Wohl kam ihm hier die intensive Schulung bei seinem Göttinger Lehrer Frensdorff zugute, vielleicht auch wollte er den neuberufenen germanistischen Handelsrechtler Gierke, der die Aufgabe gestellt hatte, überzeugen. Jedenfalls bleibt diese Gewichtung angesichts der Tatsache, daß Weber später die Venia im römischen Recht erwerben und er allgemein überwiegend den Altertumswissenschaften zugeordnet wird, bemerkenswert. Die sehr unterschiedlich verteilte Arbeitsintensität bezeugt jedenfalls deutlich sein Interesse für Mittelalter und Neuzeit, für deutschrechtliche und kanonistische Materien. Die romanistische Exegese betrifft eine Stelle des klassischen Juristen Julian,39 in der in üblicher Weise eine kurze Charakterisierung des Sachverhalts mit der rechtlichen Analyse und den Folgerungen daraus verbunden ist und die dadurch Anlaß zu genauerer Interpretation in beiden Richtungen

38 Zu den Bewertungen vgl. den Editorischen Bericht, unten, S. 359. 39 Vgl. unten, S. 364 – 383.

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bietet. Sie betrifft einen Sachverhalt, bei dem eine Geldsumme von einem Geber einem Empfänger schenkweise gegeben wird, dieser sie dem Geber aber als Darlehen wieder zurückgewährt. Es fragt sich nun, ob das Geschäft unter die Regeln für die Schenkung oder das Darlehen einzuordnen ist. Weber behandelt diese Stelle nach den schulmäßigen Regeln, bringt aber eine nicht ganz überzeugende und dem Schlußsatz widersprechende Deutung; entgegen dessen ambivalenter Aussage votiert er nämlich eindeutig auf Schenkung. Der Korrektor Eck rügt die mangelnde Berücksichtigung anderer, in der neueren Literatur vorgetragener Erklärungen und die handgreiflich falsche oder einseitige Deutung des Schlusses; wegen der bewiesenen Kenntnis und des Scharfsinns bewertet er sie aber als „genügende Probeleistung“.40 Als kanonistische Exegese wurde Weber ein Canon des Konzils von Trient, der im November 1552 verabschiedet worden war, zugeteilt.41 Er behandelt die Frage, durch welche Zuwendungen an eine neubegründete Kirche oder Kapelle durch den Stifter das Patronatsrecht erworben wird und in wieweit dessen Ausübung dem Recht des Ortsbischofs bzw. des Papstes unterstellt ist. Weber verfolgt sehr kenntnisreich und überlegt die Regelung des Patronatsrechts seit der Karolingerzeit über das klassische Kirchenrecht Gratians und der päpstlichen Dekretalen bis hin zur neueren Territorialgesetzgebung, etwa Frankreichs und Preußens. Interessant ist dabei, daß Weber immer wieder den Einfluß deutschrechtlicher Rechtsvorstellungen wie Munt und vor allem Gewere auf das Patronatsrecht in Erwägung zieht, ein Gesichtspunkt, der bald darauf von dem bedeutenden Kirchenrechtshistoriker Ulrich Stutz zu seiner Lehre von der germanischen „Eigenkirche“ ausgeweitet worden ist. Durch diese Breite der Erörterung kann Weber sein Ergebnis überzeugend begründen, daß nämlich die Regelung des Konzils von Trient wenig Einfluß gehabt habe, vor allem, weil es nur bestehende Meinungen zusammenfaßt und vorhandene Streitfragen nicht klärt. – Die Beurteilung von Hübler moniert deshalb auch nur, daß eine Antinomie zu einer Vorschrift der folgenden Sitzung des Konzils nicht erkannt ist und bewertet die Arbeit mit „recht gut“.42 Als germanistische Exegese erhält Weber eine Stelle aus der klassischen Quelle des mittelalterlichen deutschen Rechts, dem Sachsenspiegel Landrecht.43 Es handelt sich um eine prozessuale Situation, bei der beide Parteien ihr Recht auf ein Landgut als Lehen vor dem Landgericht behaupten. In der Quelle wird diese Situation vor allem anhand der Beweislage, je nach

40 41 42 43

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

unten, unten, unten, unten,

S. 359. S. 384 – 403. S. 359. S. 404 – 439.

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der tatsächlichen Innehabung (Gewere), den aufgebotenen Zeugen (Gewähren)44 und den beteiligten Personen (Freie, Fürsten) durchgespielt. Ein bemerkenswerter Umstand, auf den Weber immer wieder unter rechtlichen wie prozessualen Gesichtspunkten eingeht, liegt darin, daß hier eine Frage des Lehnrechts innerhalb des landgerichtlichen Prozesses behandelt wird. Weber zieht deshalb als weitere Quellen nicht nur den Sachsenspiegel Lehnrecht, sondern auch die späteren prozessualen Lehrbücher des sächsischen Rechts, die Richtsteige Landrechts und Lehnrechts, den Schwabenspiegel und das langobardische Lehnrecht heran. Er behandelt die Thematik sehr klar innerhalb einer Gliederung und mit großer Ausführlichkeit. Dabei setzt er sich überwiegend zustimmend mit den Ansichten der Sachsenspiegelkenner Homeyer und Heusler, eher kritisch mit dem führenden Prozeßrechtler Planck auseinander, während er, wie er am Schluß bemerkt, auf die Ansichten von Laband nicht eingeht. Eine so ausführliche Diskussion der maßgebenden Literatur wie hier leistet Weber in den anderen Exegesen nicht. Am Ende der detaillierten Auseinandersetzung kommt er zu einer beachtlichen Definition des immer wieder schwer zu erfassenden deutschrechtlichen Instituts der „rechten Gewere“ in ihrer spezifisch prozessualen Bedeutung. Danach ordnet er die Stelle in das Verhältnis von Landrecht zu dem sich entwickelnden Lehnrecht ein, ebenfalls eine Leistung, die einen über den Horizont der Quelle hinausgehenden Überblick verlangt. Die Lehnsgerichtsbarkeit zeige sich noch nicht als „eximierter Gerichtsstand“, sondern stehe erst am Anfang der „Entwicklung von Lehnsverbänden, einer genossenschaftlichen Organisation mit monarchischer Spitze“45 – eine Formulierung, die auf Webers späteren soziologischen Zugriff hinweist. Gierke bewertet die Exegese als eine „recht gute Probeleistung“ trotz etwas einseitiger und anfechtbarer Ergebnisse; „allein sie beweist eine ungewöhnliche Quellenkenntnis und große Bewandertheit im mittelalterlichen deutschen Recht“.46 Weber hatte damit seine bei Frensdorff, dem Sachsenspiegelkenner, in Göttingen erworbenen deutschrechtlichen Quellenkenntnisse nicht nur aufs beste eingesetzt, sondern sich auch fachliches Ansehen bei dem kürzlich berufenen Berliner Germanisten erworben, der dann später als Zweitgutachter über die ‚Handelsgesellschaften‘ für die handelsrechtliche Venia zu entscheiden47 und für das Ministerium über die germanistische Qualifikation Webers zu gutachten haben sollte.

44 In der Schreibung Webers werden die beiden Begriffe nicht immer klar unterschieden. 45 Unten, S. 437. 46 Vgl. unten, S. 359. 47 Abdruck des Habilitationsgutachtens im Anhang zur Einleitung, unten, S. 101 ff.

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8. Max Weber der Jurist: Das Weiterwirken im Werk a. Themen und Kontinuitäten Die Max Weber-Forschung, gleich ob sie nun mehr biographisch ansetzt oder mehr eine Analyse des Werkes zum Ziele hat, behandelt allgemein das Studium und die Zeit der neunziger Jahre als eine Art Vorgeschichte. Der „eigentliche“ Max Weber beginnt für sie mit den theoretisch-methodologischen Aufsätzen des Jahrhundertbeginns (ab 1903) und der ‚Protestantischen Ethik‘ von 1904/05.48 Das stimmt überein mit den Erkenntnisinteressen, die auf Max Weber den Begründer der Sozialwissenschaften, vor allem der Soziologie, gerichtet sind. Die ‚Römische Agrargeschichte‘ wird teils dem Althistoriker zugerechnet, teils mit der Studie zur Landarbeiterfrage als Ansatz zu einer historisch-empirisch ausgerichteten Sozialwissenschaft angesehen. Noch weniger gelten die ‚Handelsgesellschaften‘ als Ansatz thematischer Linien und einer theoretischen Fundierung des Gesamtwerkes. Genau diesen beiden Gesichtspunkten, dem Ansatz thematischer Linien und der theoretischen Fundierung des Gesamtwerkes, soll hier nun noch einmal in Bezug auf Webers juristische Orientierung und seine Arbeit an den ‚Handelsgesellschaften‘ nachgegangen werden. Wir konnten beobachten, mit welch hohem Maß an Überlegung Weber Goldschmidt als Betreuer und das Handelsrecht als Gebiet seines wissenschaftlichen Erstlingswerkes gewählt hatte. Charakteristika seiner späteren Arbeitsweise, nämlich die Bearbeitung eines historisch-empirischen Materials verbunden mit dauernder begrifflich-theoretischer Reflexion, haben sich schon deutlich bei der Analyse der ‚Handelsgesellschaften‘ gezeigt. Sie stehen nicht zufällig, sondern im Zusammenhang mit der Konstellation der Spätphase der Historischen Rechtsschule, dem fachlichen und methodischen Nebeneinander von Romanisten und Germanisten sowie der Eigenentwicklung, die das Handelsrecht in jenen Jahren unter Führung von Levin Goldschmidt genommen hatte und in die sich Max Weber mit seiner Arbeit einreiht. Daneben zeigten sich sachliche wie methodische Punkte, in denen Weber durchaus einen eigenen Standpunkt bezog. Marra hat darum nachdrücklich den Anspruch erhoben, das Erstlingswerk und die „formazione giuridica“ in das Bild der wissenschaftlichen Entwicklung Webers einzubeziehen, also das „eigentliche Werk“ nicht erst mit der Jahrhundertwende und nach der Krankheitsphase beginnen zu lassen, damit auch längere Linien der Entwicklung und Kontinuität zu ziehen.49 Auf solche Linien inhaltlicher und theoretischer Kontinuität zwischen dem Früh-

48 Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3), S. 190. 49 Ebd., bes. S. 99, 187 ff. und 190 u. ö.

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werk, verschiedenen Teilen von ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ (vor allem der ‚Rechtssoziologie‘) bis zur späten Vorlesung über ‚Wirtschaftsgeschichte‘ hat Marra hingewiesen.50 In unserer Analyse der ‚Handelsgesellschaften‘ deutete sich an, wie schon hier zwei der zentralen Grundthemen des späteren Weber aufscheinen: nämlich die Ansätze zur Entwicklung des modernen Kapitalismus in der mittelalterlichen Stadtwirtschaft und die Anfänge des okzidentalen Rationalisierungsprozesses in eben dieser Zeit und diesem Bereich.51 Es handelt sich dabei um zwei zentrale Aspekte jenes historischen Prozesses, der nach Weber die Eigenart und das Schicksal der westlichen Kultur begründet. Es soll im folgenden noch genauer beobachtet werden, wie diese großen Themen seines späteren Werkes schon im Beobachtungsfeld der ‚Handelsgesellschaften‘ angelegt sind. Auch hier erweist es sich als interessant, wie weit er Grundgedanken seines Lehrers Goldschmidt aufnimmt und wo er dessen Gesichtskreis schon früh überschreitet. Weber baut seine ‚Handelsgesellschaften‘ auf dem grundlegenden Unterschied zwischen den Formen kaufmännischer Kooperation im Seehandel und im Landhandel auf. Damit folgt er durchaus dem Konzept Goldschmidts, die jeweiligen sachbezogenen Bedürfnisse des Handels seien der Anlaß für die Ausbildung handelsrechtlicher Regeln und Institute. Weber leitete daraus eine grundlegende Typologie der Unterscheidung von See- und Landstädten ab. Sie ist sodann für ihn für die Rolle der Stadt im historischen Prozeß sowohl in der Antike wie im Mittelalter von Bedeutung und spielte später eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung mit den wirtschaftswissenschaftlichen Theorien von „Wirtschaftsstufen“, damit in der Frage nach einem eigenen Typus der „Stadtwirtschaft“ und ihrer Bedeutung bei der Herausbildung des modernen Kapitalismus.52 Die genannte Unterscheidung von See- und Landstädten, die für die Konzeption und die tragende These seiner Dissertation maßgeblich war, behält ihre Bedeutung also während Webers wissenschaftlichem Weg in die Nationalökonomie und Soziologie; sie begleitete ihn bei der Auswertung der Ergebnisse der ‚Römischen Agrargeschichte‘ von 1891, taucht wieder im ‚Objektivitätsaufsatz‘ von 1904 als Frage der Stadtwirtschaft auf und spielt dann eine durchgehende und erhebliche Rolle in dem Text ‚Die Stadt‘.53 Schließlich wird die genannte Unterscheidung in der 1919/20 gehaltenen Vorlesung zur ‚Wirtschaftsgeschichte‘ im Kapitel über „Güter- und Geldverkehr im vorkapitalistischen Zeitalter“ unter verschiedenen Perspektiven in die Problemzusam50 Ebd., passim. 51 Auch hierauf weist Marra mehrfach hin. 52 Nippel, Wilfried, Einleitung, in: Weber, Max, Die Stadt, MWG I/22 – 5, S. 1 – 43, hier: S. 7 – 10. 53 Ebd.

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menhänge eingearbeitet: In den technischen Vorbedingungen unterscheiden sich Land- und Seehandel; dies führte zu verschiedenen Organisations- und damit Rechtsformen.54 Innerhalb dieser Erörterung fügt er die Ergebnisse seiner Dissertation zu Seedarlehen, zu Commenda und societas maris ein. Unter dem Titel der „ökonomischen Betriebsformen des Handels“ verbindet er nunmehr die Entwicklung von Rechenhaftigkeit mit den Vergesellschaftungen des Handels. Damit bezieht er sich auf das Rationalisierungsparadigma und benutzt den Begriff „Vergesellschaftung“ in dem schon angesprochenen sowohl juristischen wie soziologischen Doppelsinn. Dessen soziologischer Aspekt hatte allerdings seinen vollen Hintergrund erst mit der Definition in den „Soziologischen Grundbegriffen“ gewonnen.55 Wie wir sahen, spielte Weber aber schon in seiner Dissertation mit den Begriffen societas, Sozietät und Vergesellschaftung und ging in ihrer Anwendung weit über das Juristische hinaus. Im übrigen stellt er, wie gerade gezeigt, kurz und übersichtlich die hauptsächlichen Ergebnisse seiner Erstlingsarbeit in die Argumentationszusammenhänge seiner späteren Vorlesung ‚Wirtschaftsgeschichte‘. Noch einmal greift er dabei auf Goldschmidts Lehre zurück, wenn er ausdrücklich die Rechtsinstitute aus den Bedürfnissen des Handels hervorgehen läßt.56 Weiter stellt er dann dar, wie die mittelalterlichen Gesellschaftsformen, anders als die Familiengemeinschaft, eine Ermittlung der Gewinnbeteiligung forderten, aufgrund deren zum ersten Mal eine kapitalistische Abrechnung vorzunehmen ist; aus ihr ergibt sich dann der Übergang zum kapitalistischen Dauerbetrieb.57 In einem neuen Zusammenhang wird dann das Thema der Handelsgesellschaften weitergeführt.58 Die Trennung von Haushalt und Betrieb aus der einheitlichen Hausgemeinschaft wird durch die Geldrechnung vorangetrieben, so wie auch der familienfremde Kommendatar als Kapitalgeber die Rechenhaftigkeit in die Familie einführt. Hier ist also wiederum das Thema der Rationalisierung durch die Rechenhaftigkeit des Kapitals ebenso gegenwärtig wie die Gegenüberstellung von Gemeinschaft (Familie) und Vergesellschaftung (Commenda), ohne daß der Sozialwissenschaftler und Nationalökonom Weber in der ‚Wirtschaftsgeschichte‘ von den thematischen Linien und der Terminologie seiner juristischen Dissertation abgehen müßte. Ebenso flicht er weitere The54 Weber, Wirtschaftsgeschichte, S. 180 ff. 55 Weber, WuG 1, S. 21 ff. Zur wissenschaftstheoretischen Bedeutung der Begriffe Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung durch Weber anstelle der Tönnies’schen Substanzbegriffe vgl. Oexle, Otto Gerhard, Kulturwissenschaftliche Reflexionen über soziale Gruppen in der mittelalterlichen Gesellschaft: Tönnies, Simmel, Durkheim und Max Weber, in: Meier (Hg.), Die okzidentale Stadt (wie oben, S. 4, Anm. 13), S. 115 – 159. 56 Weber, Wirtschaftsgeschichte, S. 181. 57 Ebd., S. 184. 58 Ebd., S. 199.

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men seiner Dissertation, nämlich die Rolle gemeinsamen Wohnens und Arbeitens im Hause, die Ausbildung eines Sondervermögens und schließlich einer gemeinsamen Firma, in die wirtschaftshistorische Argumentation ein. Auch die germanistische Rechtsfigur der gesamten Hand, in die er die Haftung der Gesellschafter einordnet, ist ihm im wirtschaftshistorischen Zusammenhang der Erwähnung wert. Von den südeuropäischen Verhältnissen, dem Gegenstand seiner Dissertation, wendet er nunmehr den Blick auch nach Nordeuropa und zu der Hanse mit den dortigen typischen Rechtsformen von Sendeve und Wedderleginge; dies sind Problembereiche, die er schon nach der Promotion für eine rechtshistorische Weiterarbeit in germanistischer Richtung ins Auge gefaßt hatte.59 Die Details können zeigen, wie Weber mit Selbstverständlichkeit die Ergebnisse seiner rechtshistorischen Arbeit in seine Überlegungen als Soziologe und Nationalökonom integriert und hierin weder einen thematischen noch methodischen Bruch sieht. Dieselben Gesichtspunkte und Ergebnisse aus den ‚Handelsgesellschaften‘ hatte er schon in die Manuskripte seiner großen Typologien, die dann in ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ veröffentlicht werden sollten, eingearbeitet;60 darauf ist weiter unten noch zurückzukommen. Die Betrachtung der durchgehenden thematischen und methodischen Linien seines Werkes weisen darauf hin, wie die Arbeiten Webers nach seiner Erkrankung und jenseits der Jahrhundertwende zwar eine Erweiterung der Themenbereiche und des Horizontes (etwa in die Religionssoziologie) wie auch eine theoretische Neubegründung des methodischen Ansatzes, aber keinen grundsätzlichen Bruch bedeutet haben – was für einen vierzigjährigen Wissenschaftler auch wenig wahrscheinlich wäre.61 Vielmehr beschäftigen ihn die Themenkomplexe seiner Dissertation weiterhin, er ordnet sie in neue Gesamtzusammenhänge argumentativ flexibel ein. Festzuhalten bleibt vor allem, daß sich der Bezug auf zwei entwicklungsgeschichtliche Aspekte, die später zu zentralen Paradigmen werden, schon in den ‚Handelsgesellschaften‘ angelegt findet62 und auch später die betreffenden Sachprobleme begleiten: Der Aspekt der Rationalisierung (unter der Chiffre der Rechenhaftigkeit), das Verhältnis von (vorgegebener) Gemeinschaft zu (gewillkürter) Vergesellschaftung und schließlich die Ansätze zur Ausbildung des Kapitalismus vor dem eigentlichen modernen Kapitalismus. Von beidem ist bei dem Lehrer Goldschmidt, innerhalb von dessen Konzept der Entwicklung eines universalen Handelsrechts Webers Dissertation 59 Weber, Wirtschaftsgeschichte, S. 203. Vgl. Kap. 11 dieser Einleitung, unten, S. 92 f. 60 Weber, Max, Hausgemeinschaften, in: MWG I/22 – 1, S. 145 – 154, und Weber, Max, Recht § 2, in: ders., WuG 1, 439 – 441 (MWG I/22 – 3). Dazu auch unten, S. 75, Anm. 15 und 16. 61 So auch Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3), S. 190. 62 Auch dies bei Marra.

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ja entstand, zumindest in dieser expliziten Form nichts zu finden. Wir treffen mit diesen Aspekten also eine frühe eigene Sicht Max Webers, deren Konturen nunmehr in der Abgrenzung zu Goldschmidt und zu den Standpunkten der Romanisten und Germanisten der Historischen Rechtsschule noch weiter geklärt werden sollen. Bei Goldschmidt ist die wichtigste Kategorie, auf die er das Handelsrecht bezieht, die Eigenart von Handel und Verkehr. Sie sind ihm wichtige Kulturerscheinungen, die gewissen historischen Entwicklungen unterliegen, aber universale vorgegebene Strukturen besitzen. Diese erfaßt er unter anderem in der Kategorie der Natur der Sache.63 Weil für Goldschmidt zur Erfassung der Triebkräfte des Handelsrechts Handel und Verkehr eine spezifische Rolle spielen, bettet er diese nicht in eine Kategorie „Wirtschaft“ ein, die bei ihm auch sonst nicht präsent ist. Dies aber tut Weber, und zwar im Ansatz schon in seiner Dissertation; wie gezeigt, führen von dort entsprechende Linien bis in seine ‚Wirtschaftsgeschichte‘. Damit aber kann für Weber der Faktor Kapital eine weit umfassendere Bedeutung gewinnen, die über den Handel hinausweist: Der Faktor Kapital, einmal freigesetzt, zersetzt durch seine immanente Rechenhaftigkeit die Gemeinschaft der Familienwirtschaft und fordert damit „Vergesellschaftung“ in dem angesprochenen juristischen und soziologischen Doppelsinn. Er bereitet auf diese Weise schon in einem vorkapitalistischen Zeitalter den modernen Kapitalismus vor. Bei Goldschmidt dagegen gibt es diesen Zusammenhang und diesen Ausblick, der sicher nicht ohne Kenntnis der marxistischen wie der nationalökonomischen Theorie von Weber erfaßt worden ist, dagegen nicht. Goldschmidt sieht vielmehr Handel und Handelsrecht stärker in einem kulturhistorischen denn in einem spezifisch wirtschaftlichen Zusammenhang. Weber übernahm die Gegenüberstellung von Arbeit und Kapital aus der handelsrechtlichen Literatur. Diese verwendete die genannte Begrifflichkeit aber streng innerhalb der Kooperationsformen des Kaufmannsstandes, also nicht als wirtschaftstheoretische Kategorie oder gar im Sinne der Marx’schen Begründung eines Klassengegensatzes. Bei Weber dagegen klingt die allgemeinere Bedeutung des Faktors Kapital schon in der Dissertation an, wenn er über die Kategorie der Rechenhaftigkeit dessen soziale und ökonomische Wirkungen ins Auge faßt. Auch wenn Weber sich in seiner Erstlingsarbeit im Rahmen einer fachlich historisch-juristischen Arbeit hält, so zeigen sich doch schon deutlich die Ansätze und Perspektiven, unter denen er diesen Rahmen bald überschreiten wird. Gerade deshalb kann er in seinen späteren Arbeiten, in der ‚Stadt‘ wie in der ‚Rechtssoziologie‘ und in der ‚Wirtschaftsgeschichte‘, die einzelnen Problemerörterungen des 63 Goldschmidt, Über die wissenschaftliche Behandlung (wie oben, S. 23, Anm. 79), S. 20 (Einleitungsaufsatz der ZHR).

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Frühwerks unter denselben, nunmehr weiter ausgearbeiteten Aspekten diskutieren und als Belege verwenden.

b. Recht und Gesellschaft Während Weber, über Goldschmidt hinaus, die Bedeutung des Handels anhand des eingesetzten Kapitals in eine übergreifende wirtschaftliche Dimension einbettet, betont er innerhalb des Juristischen die Sonderstellung des Handelsrechts, so wie Goldschmidt sie im Einleitungsaufsatz seiner ‚Zeitschrift‘ dargestellt hatte. Für beide war es sachwidrig, das Handelsrecht einseitig dem Lehr- und Wissenschaftsgebiet des Römischen Rechts oder des Deutschen Rechts, also dem Arbeitsgebiet entweder der Romanisten oder der Germanisten, zuzuordnen. Denn das Handelsrecht hatte wichtige Grundlagen einerseits im römischen Obligationenrecht, andererseits hatte es sich seit dem Mittelalter mit eigenen Rechtsgestaltungen als europäisches Rechtsgebiet, vorrangig im Raum Italiens, aber auch mit eigenständigen Parallelen im germanischen Norden, entwickelt. Goldschmidt knüpfte daran die Forderung, das Handelsrecht als eigenes Lehr- und Wissenschaftsgebiet zu etablieren. Dies gelang ihm auch mit der Einrichtung seines Berliner Lehrstuhls und seiner Zeitschrift. Weber folgte Goldschmidts Ansatz in seiner Dissertation und vertiefte ihn später noch durch weitergehende rechtstheoretische Konsequenzen. Er rechnete der Historischen Rechtsschule64 (dem „fachmäßig historisch gebildeten Juristen“, dem „wissenschaftlichen historischen Purismus“) den Verlust „der Angepaßtheit römischen Rechts an moderne Verkehrsinteressen“ zu, wodurch dann „die Bahn für die abstrakte Rechtslogik ganz frei“ wurde – was er durchaus kritisch sieht, weil ihm dadurch die Pragmatik und sachliche Angemessenheit der Rechtsformen verzerrt wird. Weber beschreibt also als Folge der Pandektistik weniger eine Historisierung der Rechtswissenschaft denn eine Konstruktions- oder Begriffsjurisprudenz, die jedoch das angestrebte Ergebnis („eine rein logische Neusystematisierung des alten Rechts“) nicht voll erreichte. Dies freilich „gelang andererseits der germanistischen Partei der historischen Rechtsschule ebensowenig“ in Bezug auf die von ihr verwalteten Rechtsmaterien. „Denn was an ihnen den Historiker wissenschaftlich reizte, war gerade das irrationale, der ständischen Rechtsordnung entstammende, also antiformale Element in ihnen“. Von diesen beiden entgegengesetzten Wegen, die Aufgabe der Rechtswissenschaft auf dem Wege zur kodifikatorischen Zusammenfassung zu verfehlen und in einen logischen Formalismus oder irrationalen

64 Weber, Recht § 6, in: ders., WuG 1, S. 494 (MWG I/22 – 3), wo sich die folgenden Zitate finden.

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Antiformalismus zu verfallen, ist für Weber allein das Handelsrecht frei geblieben. „Nur die von den bürgerlichen Verkehrsinteressenten autonom an ihre Bedürfnisse angepaßten und durch die Praxis der Spezialgerichte empirisch rationalisierten Rechtspartikularitäten, vor allem also: das Wechselund Handelsrecht, gelang es[,] wissenschaftlich und schließlich kodifikatorisch ohne Verlust an praktischer Angepaßtheit zu systematisieren, weil hier zwingende und eindeutige ökonomische Bedürfnisse im Spiel waren“. Die erste Hälfte des gedrängten Satzes faßt das Ergebnis von Webers Dissertation begrifflich zusammen, die zweite feiert die handelsrechtlichen Kodifikationen als gelungen im Sinne der Goldschmidt’schen Theorie des Handelsrechts. Das Beispiel des Handelsrechts dient Weber hier zum Nachweis dessen, was er allgemein für eine ausgewogene und geglückte Rechtsstruktur hält: eine Verbindung des Formalcharakters des Rechts mit einer aus der Praxis gewonnenen Pragmatik, die eine Angemessenheit der Lösungen der Rechtskonflikte bewirkt, welche durch eine übertriebene Systematisierung und Theoretisierung gefährdet ist. Wir erkennen hier in der ‚Rechtssoziologie‘ genau die Position wieder, mit der Weber in seiner Dissertation die aus der städtischen Rechtspraxis des mittelalterlichen Handels gewonnenen Ergebnisse gegen die Systematisierung durch die „romanistische Doktrin“65 verteidigt. Nunmehr weitet er in der ‚Rechtssoziologie‘ diesen Standpunkt zu einer rechtstheoretischen Beurteilung von Rechtsordnungen überhaupt aus. In diesem Zusammenhang verspricht jener Punkt von Webers Argumentation in den ‚Handelsgesellschaften‘ Aufschluß, der von den Gutachtern kontrovers bewertet wurde. Goldschmidt lehnt in seinem Habilitationsgutachten wie in der kurz darauf erschienenen ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ Webers Meinung in diesem Punkt ab, während Gierke, ebenfalls in seinem Habilitationsgutachten wie in seinem 1895 erschienenen ‚Handbuch des Deutschen Privatrechts‘, sich Weber, gegen die Meinung Goldschmidts, ausdrücklich anschließt.66 Die Auseinandersetzung, deren rechtshistorischer Kern dem heutigen Leser zunächst nur mit Mühe verständlich wird, verdient Aufmerksamkeit nicht nur deshalb, weil Webers Standpunkt hier mit dem des Germanisten und nicht mit dem seines Lehrers übereinstimmt, sondern auch darum, weil Weber selbst die Frage für so wichtig hielt, daß er ihr eine literarische Kontroverse mit Goldschmidt widmen wollte. Dabei ging es Weber neben der inhaltlichen auch um methodi-

65 Unten, S. 312 ff. Diese Argumentation durchzieht das gesamte Kap. VI, das Zitat unten, S. 323. 66 Vgl. die Gutachten, unten, S. 104 ff., sowie Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, S. 279 ff., und Gierke, Deutsches Privatrecht (wie oben, S. 36, Anm. 14), S. 666, bes. Anm. 12 und 13.

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sche Fragen; dies ergibt sich aus der Bemerkung im Brief an Lujo Brentano, ihm erscheine die Kritik Goldschmidts „juristisch-formal“.67 In einem für Weber offenbar wichtigen Punkt seiner Arbeit spricht er damit also die Formalismus-Problematik an, die er dann in seiner ‚Rechtssoziologie‘ entfalten sollte. Offenbar schätzt Weber seinen eigenen Standpunkt methodisch weniger juristisch und weniger formal ein. Was steht als grundsätzliche Position dahinter? Weber argumentiert an der fraglichen Stelle der ‚Handelsgesellschaften‘, der Neuansatz des mittelalterlichen italienischen Stadtrechts gehe nicht von der römischen societas aus, sondern von der langobardisch-germanischen Familiengemeinschaft; diese umfassende Gemeinschaft des Hauses und des Vermögens werde dann im Zeichen der Rechenhaftigkeit des Kapitals zu vertraglich begründeten Gesellschaftsformen umgestaltet.68 Diese Vergesellschaftung gehe zwar von der Familie aus, umfasse im Rahmen des Hauses aber auch Nichtverwandte und stelle daher eher eine „Arbeitsgesellschaft“ denn eine Sippengemeinschaft dar. Doch sieht er, und darin stimmt er mit Gierkes genossenschaftsrechtlichem Ansatz überein, einen genetischen Übergang von der stärker faktisch-sozial begründeten Familiengemeinschaft zur rechtlich-willentlich geschaffenen, also „gewillkürten“ Gesellschaftsform. Von diesem Vorgang der internen Umwandlung her begründet Weber die gemeinsame und solidarische Haftung der Gesellschafter nach außen. Dies stellt eine Art soziologische Begründung der Entstehung der Gesellschaftsform dar; man kann gleichsam die Ausdifferenzierung der Rechtsregeln, die sich dann in einem Gesellschaftsvertrag niederschlagen, aus dem vorausgehenden, von der sozialen Einheit von Sippe und Haus geprägten Verband beobachten. Die starke Betonung, die Weber der Gemeinschaftsform des stare ad unum panem et vinum gibt, unterstreicht dieses, sein rechtssoziologisches Interesse.69 Den Übergang zur willentlichen Gestaltung durch Vertragsakt sehen übrigens beide als wichtig an.70 Für Weber aber hat er genetischen Charakter; damit teilt er die Sichtweise der Germanisten, die es immer wieder mit der Verschriftlichung gewohnheitlicher Traditionen zu normativem Recht zu tun haben, während die Romanisten sich überwiegend auf der Ebene einer juristischen Schriftkultur bewegen. 67 Brief Max Webers an Lujo Brentano vom 20. Feb. 1893, in: Weber, Jugendbriefe, S. 363 (MWG II/2). 68 Weber, Handelsgesellschaften, unten, S. 224 f. u. ö. 69 Der Ausdruck findet sich in den Quellen, zitiert etwa in den ‚Handelsgesellschaften‘, unten, S. 213 f. (Bergamo) und S. 227 (Cremona), wird dann argumentativ aufgenommen von Weber, unten, S. 230 f. und 233 f. 70 Weber verwendet hier immer wieder das quellengemäße rechtshistorische Fachwort „gewillkürt“. Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, S. 271, spricht von „voluntar“.

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Goldschmidt läßt sich in seiner ‚Universalgeschichte‘ zwar anfangs auf den Ansatz Webers ein (wie er auch in mehreren Punkten Gierke zustimmt), schlägt jedoch dann einen gedanklichen Haken, wenn es zur Haftung der Gesellschafter gegenüber Dritten kommt.71 Zwar ist auch ihm diese keineswegs aus der römischen societas als einer Innengesellschaft abzuleiten. Die „eigenthümliche Verbindung“ der compagnia ruhe auf germanischen wie auf modernen, stark durch römisches Recht beeinflußten Prinzipien. Zurückzuweisen sei aber der Versuch, die „romanische Handelsgesellschaft ausschließlich auf den germanischen Familien- oder nur auf den Haus-Verband der Genossen zu basieren“;72 er wird neben Lastig „insbesondere Weber“ zugeschrieben. Statt dessen konstruierte Goldschmidt in einer längeren, von umfangreichen Anmerkungen begleiteten Argumentation die Haftung der Gesellschaft über ein römischrechtliches Vertretungsverhältnis zum jeweils auftretenden Gesellschafter, eine „präsumptive wechselseitige praepositio institoria“.73 Er sieht damit das „treibende moderne Prinzip [...] wesentlich nur in der von Hauswirthschaft u. dgl. losgelösten Firmengemeinschaft und der prinzipiell für jeden Gesellschafter gewohnheitsrechtlich anerkannten Befugniß zum verbindenden Gebrauch der gemeinsamen Firma“. Es handelt sich also um zunächst geringe Unterschiede in der historischen Herleitung moderner Rechtsprinzipien, die jedoch in der damaligen Situation von Goldschmidt wie Gierke und vor allem auch Weber für wichtig gehalten wurden. Ohne daß hier inhaltlich Stellung zu der Auseinandersetzung genommen werden soll, läßt sich doch feststellen, daß Webers Einordnung von Goldschmidts Argumentation als „juristisch-formal“ im Vergleich zu seiner eigenen zutreffend ist. Goldschmidt verläßt nämlich in seinem Gedankengang die Auseinandersetzung darüber, wie ein juristisch neues Prinzip sich aus den Gemeinschaftsformen des früheren Mittelalters gemäß den Bedürfnissen des Handels organisch herausgeformt haben könnte und geht statt dessen zu einer juristischen Konstruktion über, nämlich einer im Außen- wie im Innenverhältnis wirksamen Vertretungsmacht des jeweiligen Gesellschafters für die Gesellschaft. Goldschmidt übernimmt diese juristische Konstruktion auf der Grundlage des römischrechtlichen Institorats von den Romanisten, obwohl es sich bei diesem Institut nicht um Vertretung einer Gesellschaft, sondern eines einfachen Erwerbsgeschäfts handelt und obwohl die direkte Stellvertretung weder dem römischen noch dem älteren germanischen Recht entsprach.74 Goldschmidt läßt die Gesellschaft aus einem juristischen Außenverhältnis entstehen, Weber entwickelt sie aus internen Gemeinschaftsformen. 71 72 73 74

Zum folgenden ebd., S. 271 ff. Ebd., S. 285 f. Ebd., S. 282, ähnlich im Habilitationsgutachten, unten, S. 103 f. Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, S. 275 f.

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Weber billigt diesem Punkt, der in der langen komplexen Argumentation Goldschmidts sich schließlich doch als zentral erweist, also mit Recht eine größere grundsätzliche Bedeutung zu: Es geht nämlich darum, ob überhaupt beim Verständnis der Entstehung von Rechtsfiguren im Mittelalter stärker die zu Grunde liegenden Sozialstrukturen einbezogen werden sollen, oder ob man zur Erklärung auf auch entfernter liegende, vom römischen Recht ausgebildete, juristische Regeln zurückgreift. Webers methodisches Vorgehen entspricht hier dem der Germanistik. Nicht zufällig verbinden Weber wie auch Gierke diesen Punkt mit der germanistischen Figur der Gesamthand, die sich auch aus einem hohen Maß an tatsächlicher Verbundenheit herleitet. Goldschmidt hatte dagegen einem formal-juristischen und damit inhaltlichen wie methodischen „romanistischen“ Argument den methodischen Vorzug gegeben. Allen Beteiligten war offenbar, aufgrund der damals geführten intensiven Debatten zwischen romanistischen und germanistischen Standpunkten, der grundsätzliche Aspekt der diffizilen Detailfrage durchaus gegenwärtig. Weber entzieht also, wie Goldschmidt, seine Quellen und ihre Interpretation einer einseitigen Zuordnung zum römischen oder germanischen Recht. Vielmehr sieht er, auch hier ganz wie Goldschmidt, die neuen Formen der Handelsgesellschaften aus den Bedürfnissen des mittelalterlichen Handels hervorwachsen. Für Weber kann das römische Recht zwar keine unmittelbare Lösung anbieten, begleitet aber diesen Vorgang gleichsam als Rationalisierungsfaktor. Während in den Seestädten in den Rechtsformen der Kommenda ein Ausgleich der unterschiedlichen Interessen von Kapitalgebern und reisendem Kaufmann stattfindet, die jedoch nicht zur Gesellschaftsform führt, wächst für Weber die eigentliche Form der offenen Handelsgesellschaft in den Landstädten aus der Wirtschaftseinheit von Familie und Haus, woraus sich dann die Bildung eines Sondervermögens und der Solidarhaftung erklären lassen. Diese Art der Herleitung entspricht in ihrem Ausgriff auf die sozialen Strukturen zur Erklärung der Rechtsbildung dem methodischen Vorgehen der Germanistik (aber auch der historischen Methode eines Theodor Mommsen). In diesem Punkt sucht Weber eine gegenüber Goldschmidt stärkere methodische Anlehnung an die „eigentlichen“ Germanisten, was ihm konsequenterweise eine Ablehnung von Goldschmidt und eine Zustimmung von Gierke einträgt. In Webers Gedankengang ist es nun folgerichtig, wenn er sich hier nicht nur stark auf langobardisches Recht, sondern auch auf die germanistische Rechtsfigur der Gesamthand bezieht und die Fiktion einer juristischen Person durch die romanistische Doktrin (von Bartolus bis zu Savigny und seiner Schule) ablehnt. Goldschmidt machte in seiner Darstellung in der ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ die ersten Schritte durchaus mit, gibt aber dann der Erklärung der neuen Rechtsformen der Han-

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delsgesellschaften durch die Übernahme einer juristischen Konstruktion den Vorzug. Weber greift bei seiner genetischen Erklärung auf soziale Strukturen zurück, läßt Recht aber keineswegs im Sozialen oder Ökonomischen aufgehen; vielmehr grenzt er die Bereiche in ihren Entwicklungsgesetzen deutlich voneinander ab. Die Betonung der Eigenständigkeit des Rechts gegenüber der Theologie in Abgrenzung zu Endemann haben wir bereits beobachtet. Schon zu Beginn der ‚Handelsgesellschaften‘ formuliert Weber als prinzipiellen Standpunkt die Autonomie des Rechts und einzelner rechtlicher Figuren, die sich in kontingenten Verhältnissen ausgebildet haben und in ihrer weiteren Geschichte dann zu ganz anderen Zwecken und in anderen Funktionen eingesetzt werden können, die mit ihren Entstehungsbedingungen nichts mehr zu tun haben.75 Damit hat Weber sich von dem Goldschmidt’schen Paradigma der direkten Korrespondenz zwischen dem Handelsrecht und den universalen Bedürfnissen des Handels abgesetzt. Weber billigt dem Recht einen mehr instrumentellen Charakter zu, der dem von ihm postulierten formalen Charakter des ausgebildeten (und damit ausdifferenzierten) Rechts entspricht.

c. Zur Kontinuität des Rechtsbegriffs: von den ‚Handelsgesellschaften‘ zur ‚Rechtssoziologie‘ Die gerade gemachten Beobachtungen haben zweierlei gezeigt. Max Weber setzt einmal die Ergebnisse seiner Erstlingsschrift in seinen späteren Werken immer wieder argumentativ in andere größere Zusammenhänge hinein. Zum anderen hält er an seiner Begründung für die Ausbildung der offenen Handelsgesellschaft aus der mittelalterlichen Familien- und Erwerbsgemeinschaft gegen die Kritik Goldschmidts (und mit Unterstützung Gierkes) auch aus grundsätzlichen methodischen Erwägungen fest. Diese beiden Beobachtungen sollen hier zu einer dritten zusammengeführt werden: Daß sich nämlich Weber ein Verständnis von der Funktion von Recht in den ‚Handelsgesellschaften‘ erarbeitet hat, welches er auch in seiner ‚Rechtssoziologie‘ zugrunde legt und theoretisch weiter entfaltet. Es geht hier nicht um die begriffliche Definition, in der er Recht mit der Einsetzung von Zwangsgewalt verbindet.76 Diese spielt in den ‚Handelsgesellschaften‘ keine Rolle. Wohl aber verfolgt er in diesem Werk die Entwicklung normativer Regeln von Handelsbrauch zu Gewohnheitsrecht, von Konvention zu („gewillkürten“) Kontraktverhältnissen und weiter deren Übernahme in Sta-

75 Weber, Handelsgesellschaften, unten, S. 156. 76 Weber, Max, Die Wirtschaft und die Ordnungen, in: ders., WuG 1, S. 369 – 373 (MWG I/22 – 3).

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tuten und Gerichtspraxis, schließlich die Bearbeitung der Praxis durch die Rechtswissenschaft mit dem Bestreben, die Ergebnisse in deren Begrifflichkeit und Systematik einzufügen. Weber verfolgt hier in sehr differenzierter Weise eine historisch-genetische Linie von tatsächlicher Übung (es sei nur an die ihm so wichtige Gemeinschaft des stare ad unum panem et vinum erinnert) zu vertraglichen, gerichtlichen und gesetzlichen und schließlich wissenschaftlichen Normierungen. Das ist, nach der in der ‚Rechtssoziologie‘ entwickelten Typologie, der Weg von Sitte zu Konvention zu Recht,77 von traditional zu rational legitimiertem Recht. In der historischgenetischen Darstellungsweise der rechtshistorischen Erstlingsarbeit stellt er den Übergang als eine differenzierte Beschreibung eines Weges juristischer Rationalisierung dar. Schon hier, vor allem im Schlußkapitel der Dissertation, deuten sich die späteren Typologien der Wirtschafts- und Rechtssoziologie als Interpretationskategorien an. Aber auch umgekehrt lassen sich die Hintergründe der oft etwas schroff nebeneinander gesetzten gedanklichen Konstrukte der ‚Rechtssoziologie‘ im Lichte der ‚Handelsgesellschaften‘ oft besser verstehen und die widersprüchlichen Interpretationen, die der Rechtsbegriff der ‚Rechtssoziologie‘ in der Literatur erfahren hat,78 auflösen. Aus den ‚Handelsgesellschaften‘, ergänzt durch die schon angeführte Bemerkung in der ‚Rechtssoziologie‘ über den Charakter des Handelsrechts, wird sehr deutlich, wie Max Weber den Weg einer zunehmenden Rationalisierung des Rechts keineswegs als durchweg positiv, auch nicht als historisch eingleisig und unausweichlich sieht. Im Gegenteil macht er in den ‚Handelsgesellschaften‘ ganz deutlich, wie er ein Übergewicht von Verwissenschaftlichung, der Doktrin, der Prinzipien und der Systematisierung, über Erfahrungswissen und juristische Pragmatik als Gefahr und Verzerrung der Angemessenheit der Rechtsordnung gegenüber den Sachproblemen ansieht. Deswegen steht er der Einarbeitung des pragmatisch entwikkelten Gesellschaftsrechts in die Systematik der spätmittelalterlichen Rechtswissenschaft außerordentlich skeptisch gegenüber und sieht sie als

77 Dazu ebd., S. 374 – 381. 78 Die Standpunkte und Einordnungen der Autoren in Breuer, Stefan und Hubert Treiber (Hg.), Zur Rechtssoziologie Max Webers. – Opladen: Westdeutscher Verlag 1984, sowie in Rehbinder, Manfred und Klaus-Peter Tieck (Hg.), Max Weber als Rechtssoziologe. – Berlin: Duncker & Humblot 1987 (hinfort: Rehbinder/Tieck, Weber als Rechtssoziologe), stehen zueinander in vielfältigen und unaufgelösten Widersprüchen. Jetzt ist vor allem heranzuziehen die gehaltreiche Analyse von Gephart, Werner, Gesellschaftstheorie und Recht. Das Recht im soziologischen Diskurs der Moderne. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1993 (hinfort: Gephart, Gesellschaftstheorie), S. 419 – 588: Die Rationalisierung des Rechts und die Irrationalität der Moderne: Max Weber. Vgl. auch die Edition der Rechtssoziologie durch denselben in MWG I/22 – 3.

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positiv nur dort, wo Juristen wirkten, die gleichzeitig Kontakte mit der Praxis in Gericht und städtische Gesetzgebung hatten. Im übrigen greift Weber dann lieber auf die den mittelalterlichen gesellschaftlichen Formen mehr entsprechenden Rechtsfiguren des langobardischen Rechts und der Germanistik zurück. Nicht dem prinzipiell-systematischen Denken der gelehrten Juristen, wohl aber „der klärenden Macht der römischen Rechtsgedanken“79 spricht er eine im positiven Sinne rationalisierende Wirkung zu. In der ‚Rechtssoziologie‘ werden Webers Bewertungen weit weniger deutlich, weil er hier (in einem unvollendeten Werk) die Typologien oft schroff unverbunden nebeneinander setzt, nicht aber historisch-genetisch verbindet oder dialektisch auflöst. Das gilt vor allem für die Kategorie der „formalen Rationalisierung des Rechts“.80 Ihr wäre der begrifflich-systematische Überschuß, den Weber in Bezug auf die Handelsgesellschaften der mittelalterlichen „romanistischen Doktrin“ zuschreibt, zuzuordnen. Die Vorbehalte, die Weber gegenüber dieser Form der Rationalisierung des Rechts hegt, kommen auch in der ‚Rechtssoziologie‘ an den verschiedensten Stellen zum Ausdruck. Am deutlichsten wird dies dort, wo er den hochsystematischen und abstrakten Charakter der modernen Kodifikationen mit dem fürstlichen Absolutismus verbindet.81 Von dieser Charakterisierung nimmt er in der mehrfach zitierten Stelle82 eben nur das kodifizierte Handelsrecht aufgrund der praxisnahen Entstehungsweise aus. Eine Ausgeglichenheit zwischen abstrakter Rationalität und sachnaher Pragmatik sieht er dagegen in dem von den klassischen römischen Juristen entwickelten Recht wie auch im englischen common law, also Rechtsordnungen, die pragmatisch als „Fallrecht“ von einem der Gestalt von „Rechtshonoratioren“ relativ nahestehenden Juristenstand geprägt sind.83 Dem abstrakt-systematisierenden Rechtswissenschaftler, sei es des Spätmittelalters, sei es der „Begriffsjurisprudenz“ seiner Zeit, gilt Webers Sympathie offenbar nicht, damit auch nicht einer auf die Spitze getriebenen formalen Rationalisierung des Rechts. Wieweit Weber hierin von der kritischen Rechtstheorie Rudolph von Jherings beeinflußt ist, ist bisher noch wenig geklärt worden; nur Stephen P.

79 Weber, Handelsgesellschaften, unten, S. 326. 80 Weber, Recht § 5, in: ders., WuG 1, S. 467 ff. (MWG I/22 – 3). 81 Weber, Recht § 6, ebd., S. 481 ff., bes. S. 492. 82 Ebd., S. 494. 83 Vgl. vor allem Rechtssoziologie § 4 „Die Typen des Rechtsdenkens und die Rechtshonoratioren“ (WuG 1, S. 455 – 464; MWG I/22 – 3) und § 8 „Die formalen Qualitäten des modernen Rechts“ (ebd., S. 502 – 512). Dort besonders aufschlußreich zum Zusammenhang S. 509: einerseits die „rein logische Rechtssystematik [...] Konsequenzen der sich selbst überschlagenden wissenschaftlichen Rationalisierung“, andererseits das „englische Rechtsdenken [...] in weitestgehendem Maße eine ‚empirische‘ Kunst“.

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Turner insistiert nachdrücklich auf diesem Punkt.84 Bei den Germanisten sieht Weber stärker das irrationale, antiformale Element des Rechts wirksam – was bei ihm keineswegs einfach negativ gemeint ist. In seinem Aufsatz über ‚römisches und deutsches Recht‘ von 1895,85 der manches deutlicher sagt, weil für ein größeres Publikum geschrieben, weist er vor allem die nationalistischen Untertöne der „populären Wald- und Wiesengermanisten“ und die einseitige Zuordnung von deutschem Recht als „sozial“, von römischem Recht als „bürgerlich“ und „kapitalistisch“ zurück, während er die „ernste Kritik der Rechtsformen z. B. des bürgerlichen Gesetzentwurfs, die von hervorragenden wissenschaftlichen germanistischen Autoritäten ausgeht“ (gemeint also Gierke!), ausdrücklich davon abhebt. Webers scharfe Kritik einer ideologisch verzerrten rechtspolitischen Diskussion, die er in diesem Aufsatz entwickelt, dürfte als theoretisches Fundament wohl auf den interessenjuristischen Ansatz Jherings zurückgehen, der vor allem von Turner für Weber als Rechts- und Sozialtheoretiker in Anspruch genommen wird. Wieweit er diesen schon seinem Rechtsbegriff in den ‚Handelsgesellschaften‘ zugrunde gelegt hat, ist nicht ganz klar erkenntlich, wenn auch Zwecke und wirtschaftliche Interessen hier immer wieder erwähnt werden.

d. Die Vorprägung des „Idealtypus“ durch die Methode der Historischen Rechtsschule Schließlich soll noch einmal die Frage aufgegriffen werden, inwieweit die stark begrifflich-normativ vorgehende Methode des Sozialwissenschaftlers Weber durch seine Erfahrung mit der Jurisprudenz seiner Zeit geprägt ist und sich schon in den ‚Handelsgesellschaften‘ zeigt. Sicher haben die Art seiner begrifflichen Definitionen der „soziologischen Grundbegriffe“ in ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘, vor allem aber die Konzeption des Idealtypus, ihren theoretischen Hintergrund erst in der erkenntnistheoretischen Auseinandersetzung Webers mit dem Neukantianismus und im Streit um die wissenschaftliche Begründung der Sozialwissenschaften gewonnen. Eine so weit ausgreifende theoretische Reflexion hat Weber, soweit ersichtlich, während seiner juristischen Karriere nicht getrieben. Wohl aber hat er sich, wie wir sahen, innerhalb der methodischen Richtungen der Rechtswissenschaft seiner Zeit sehr bewußt orientiert. Seine wissenschaftliche Vorerfahrung im Zusammenspiel von empirisch-historischer und begrifflich-normativer Ar-

84 Turner/Factor, The Lawyer (wie oben, S. 3, Anm. 10), Nachweise im Index unter Ihering. Weniger Gewicht mißt ihm Gephart, Gesellschaftstheorie (wie oben, S. 68, Anm. 78), Index unter Ihering, bei. 85 MWG I/4, S. 524 – 534, Zitat: S. 532, sowie oben, S. 16, Anm. 56.

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beitsweise in der Rechtsgeschichte war also für seine spätere Ausrichtung bestimmend gewesen.1 In seiner Dissertation steigt Weber keineswegs einfach empirisch in den Fluß der Geschichte ein. Er versichert sich vielmehr vorher genau seiner Forschungsfrage, der anstehenden Sachprobleme, des zu vermessenden historischen Weges und der für seine Untersuchung zu verwendenden Begrifflichkeit.2 Sein Erkenntnisziel ist die historische Genese gewisser Rechtsfiguren und Rechtsinstitute und deren daraus folgende rechtssystematische Bedeutung. Ausgangspunkt ist ihm das Fehlen entsprechender Rechtsformen im römischen Recht, den Endpunkt der Entwicklung bedeuten ihm die Formen der Kommanditgesellschaft und der offenen Handelsgesellschaft in ihrer Ausformung im 19. Jahrhundert. Deren Merkmale stehen im wesentlichen aber schon am Ende der untersuchten Epoche des Mittelalters fest. Sie müssen sich also in dem untersuchten Zeitraum ausgebildet haben. Unter den juristischen Merkmalen der Handelsgesellschaften wählt er dann die Bildung des Sondervermögens, die solidarische Haftung der Gesellschafter und die Bildung einer Form von Rechtssubjektivität unter der Firma des Handelsunternehmens als Untersuchungsgegenstand aus, während er die persönlichen Rechtsbeziehungen der Gesellschafter, etwa interne Willensbildung, Geschäftsführung und Handlungsvollmacht, in den Hintergrund stellt. An diesen herausgestellten Kriterien, und an ihnen allein, mißt er sodann den Befund der Quellen. Dadurch findet er heraus, daß sich bei der Kommenda in den Seestädten eine Zusammenführung dieser Kriterien nicht finden läßt, dies aber auf dem Weg über die Familiengenossenschaften in den Landstädten zu erkennen ist. Aus dieser doppelten Beobachtung zieht er dann wiederum rechtssystematische Schlüsse, daß nämlich die Kommanditgesellschaft als Form ungleicher Beteiligung von Kapital und Arbeit und die offene Handelsgesellschaft als Verbindung Gleicher genetisch verschieden und darum auch systematisch nicht zusammengehörig sind. Dieser Unterscheidung liegt deutlich eine Analyse der Interessenstruktur zugrunde. Es fällt auf, wie sehr dabei seine rechtshistorische Begriffsbildung und ihre Verwendung der des Idealtypus gleicht. Er stellt später den Idealtypus als ein von dem Wissenschaftler aus Elementen der Wirklichkeit gebildetes 1 Dieser Zusammenhang wird selten thematisiert. So aber Schiera, Pierangelo, Max Weber und die deutsche Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, in: Rehbinder/ Tieck, Weber als Rechtssoziologe (wie oben, S. 68, Anm. 78), S. 151 – 168, dort: S. 153: „[...] den Methodologen Weber, der beim Recht und den Juristen [...] auch für den Kern seiner Neuerung, den Idealtyp, in der Schuld steht“. Marra, Dalla comunità (wie oben, S. 2, Anm. 3), verfolgt das Problem durchgehend, vgl. bes. S. 15. 2 Weber, Handelsgesellschaften, in Kap. I, unten, S. 144 – 156.

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Konstrukt oder als Utopie dar, mit dessen Hilfe und an dessen Maßstab die empirische Wirklichkeit analytisch kontrolliert beschrieben werden kann.3 In den ‚Handelsgesellschaften‘ dagegen entnimmt er zunächst seinen normativen Maßstab, nämlich die ausgebildete Form der offenen Handelsgesellschaft, der geschichtlichen Entwicklung. Er folgt also hier einem teils organologisch-idealistischen, teils teleologisch-historistischen Denkmuster der Historischen Rechtsschule. Um analytisch genau vorgehen zu können, bildet er dann einen „Typus“ aus den Merkmalen Sondervermögen, Solidarhaftung und Firma. Im Ergebnis hat er damit ein normatives Konstrukt gewonnen, das er nun gegen den Fluß der Geschichte als Mittel genauer und kontrollierter Erkenntnis einsetzen kann. Dieses Konstrukt verwendet er in ganz entsprechender Weise, wie er später den Idealtypus verwendet wissen will: nämlich zu einem analytisch kontrollierten Vermessen der empirisch vorgefundenen Realität, indem festgestellt wird, ob die gewählten Kriterien erfüllt oder nicht erfüllt sind. Nach den gewählten Kriterien untersucht Weber in den Kapiteln seiner Einzeluntersuchungen Quellenschicht um Quellenschicht und kommt im Bereich der Seestädte zu einem am Ende negativen, im Bereich der Landstädte zu einem weitgehend positiven Ergebnis: Nur in den Landstädten hat sich die fragliche Form ausgebildet. Seine gesamte, oft etwas schwerfällige argumentative Vorgehensweise wie auch die intellektuelle Überzeugungskraft seiner Ergebnisse, die ihm von seinen Gutachtern wie Rezensenten bescheinigt wird und auf denen der bleibende Wert seiner Arbeit beruht, gründen sich auf dieser seiner Methode. Das Vorgehen Webers beruht hier noch auf der Arbeitsweise der Historischen Rechtsschule, durch historische Forschung zur Klärung begrifflicher Rechtsfragen beizutragen. Dieses Erkenntnisziel verlangte, hinter der einzelnen rechtshistorischen Quelle begriffliche Strukturen von höherem Abstraktionsgrad zu erkennen oder zu entwickeln, also auf induktivem Wege Normen zu bilden. Diese Methode, vor allem in ihrer romanistisch-pandektistischen Variante, ist als „isolieren“ und „generalisieren“ charakterisiert worden.4 Die Romanisten besaßen dabei als Material eine bereits begrifflich gefaßte und ausdifferenzierte Rechtsmaterie im klassischen römischen Recht. Diese wurde dann durch die Pandektenwissenschaft des 19. Jahrhunderts noch genauer analysiert und durch Rechtsbegriffe höherer Ab-

3 Bekanntlich entwickelt in dem „Objektivitätsaufsatz“ von 1904: Weber, Max, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band 19, 1904, S. 22 – 87 (MWG I/7), bes. S. 64 ff. 4 Turner/Factor, The Lawyer (wie oben, S. 3, Anm. 10), bes. S. 131 im Anschluß an den deutschen Romanisten Fritz Schulz.

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straktionsstufe, bei Savigny etwa „Rechtsgeschäft“ und „Willenserklärung“, systematisierend zusammengefaßt. Das bedeutete im Sinne von Webers Rechtssoziologie einen weiteren Schritt formaler Rationalisierung. – Etwas anders waren die Grundlagen des (freilich ähnlichen) Vorgehens bei den Germanisten. Ihren Rechtsquellen hafteten noch stärker die sozialen Verhältnisse an, denen sie entstammten, waren sie doch weitgehend aus einer unwissenschaftlichen Praxis hervorgegangen. Die bewußt „germanistischen“ Germanisten versuchten, nicht einfach die Methode der Romanisten nachzuahmen (wie etwa Gerber und Laband es taten), sondern die andere Quellengrundlage zu nutzen zur Entwicklung alternativer, auch inhaltlich „sozialer“, kollektivrechtlich und genossenschaftlich angelegter Rechtsfiguren.5 Dazu gehörte auch die Gesamthand und damit die Form der über die römische societas hinausführenden Gesellschaft. Um mit den Romanisten konkurrieren zu können, mußten diese Rechtsfiguren aber zu einer entsprechenden rechtsdogmatischen Klarheit entwickelt, also ebenfalls isoliert und generalisiert werden. Um die germanistische Eigenart zu behalten, durfte andererseits die Beziehung zum sozialen Kontext nicht gänzlich gelöst, sondern mußte weiter mitreflektiert werden. In diesem Sinne durfte sich die methodisch „germanistische“ Germanistik nicht in ein reines Spiel innerhalb einer Begriffswelt begeben, wie sie Jhering in seinen kritischen Schriften als Begriffsjurisprudenz karikiert und kritisiert hatte.6 Auch wenn man in der heutigen Beurteilung der sogenannten Pandektenwissenschaft diese Überzeichnung zurücknimmt,7 so bleibt doch bestehen, daß erst in der Kritik Jherings durch die Einführung der Kategorien von Zweck und Interesse der Blick auf die Verbindung des normativen Rechtssystems zur Welt der gesellschaftlichen Sachverhalte entschieden geöffnet wurde. Hieran konnten sich nicht nur die Methode der Rechtsanwendung durch Freirechtsschule und Interessenjurisprudenz anschließen,8 sondern hierdurch wurde auch eine Rechtssoziologie, wie sie dann fast gleichzeitig

5 Dilcher/Kern, Die juristische Germanistik (wie oben, S. 17, Anm. 59), Dilcher, Genossenschaftstheorie (wie oben, S. 33, Anm. 4). 6 Wieacker, Privatrechtsgeschichte (wie oben, S. 17, Anm. 60), S. 450 ff.; Schröder, Jan, Art. Rudolf von Jhering, in: Kleinheyer/Schröder, Deutsche und Europäische Juristen (wie oben, S. 9, Anm. 29), mit neuerer Literatur, S. 220 – 227. 7 Vgl etwa Falk, Windscheid (wie oben, S. 28, Anm. 96); Haferkamp, Hans-Peter, Georg Friedrich Puchta und die „Begriffsjurisprudenz“ (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, Band 171). – Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann 2004 (hinfort: Haferkamp, Puchta). 8 Für die methodisch später maßgebende Schule der Interessenjurisprudenz ist Mitbegründer Philipp Heck (1858 – 1943), der fast gleichzeitig mit Weber bei Goldschmidt mit seerechtlichen Arbeiten promoviert und habilitiert. Vgl. Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46), S. 528 ff., in dem Doppelportrait der GoldschmidtSchüler Weber und Heck. Bei Heck ist der Einfluß Jherings allgemein anerkannt.

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Eugen Ehrlich und Max Weber begründet haben, erst denkbar.9 Bei Webers Lehrer Goldschmidt gewinnt dagegen eine seit Savigny untergründig wirksame „induktive Methode“ wieder größeres Gewicht, nämlich das Recht aus den tatsächlichen Erscheinungen und den Lebensverhältnissen abzuleiten.10 Dies geht überein mit der historisch-genetischen Methode der Historischen Rechtsschule. Allerdings gelingt Goldschmidt keine theoretisch tragende Begründung der Verbindung des induktiv historisch-genetisch Ermittelten zum normativ-begrifflich gefaßten positiven Recht.11 Bei den „germanistisch“, das heißt weniger begriffsjuristisch vorgehenden Germanisten wirkte dagegen der historisch-empirische induktive Ansatz der Historischen Rechtsschule stärker fort, war er doch einerseits von ihrer Quellenbasis, andererseits von ihrem national-politischen Anliegen abgestützt. Ansätze Jacob Grimms und Beselers fortführend, basiert das Werk Gierkes auf einer historisch-organologisch begründeten Verbindung von Recht und Lebenswirklichkeit.12 So sind ihm insbesondere die menschlichen Verbände Wirklichkeiten, die dem Recht vorgegeben sind und zu denen sich das Recht in angemessener Weise zu verhalten hat („reale Verbandspersönlichkeit“). Deswegen lehnt er die romanistische These ab, mit der juristischen Person schaffe das Recht eine Fiktion. Dort, wo die körperschaftlichen Strukturen eines Verbandes stark ausgeprägt sind, ist für ihn ihre Anerkennung in der Form der juristischen Person angemessen. Wo dagegen die Verbandsstruktur auf der personalen Verbundenheit beruht, entspreche dem die Rechtsfigur der Gesamthand.13 Die Gesamthandstheorie, der, wie wir sahen, Weber in den ‚Handelsgesellschaften‘ folgt, hat ihre Grundlage also in einem theoretischen Vorverständnis des Verhältnisses von Recht zu Lebenswirklichkeit. Dieses Vorverständnis teilt Weber zwar nicht in seinen romantisch-organologischen Grundlagen, doch kommt er

9 Eugen Ehrlich (1862 – 1922), meist als gemäßigter Angehöriger der Freirechtsschule eingeordnet, veröffentlichte seine ‚Grundlegung der Soziologie des Rechts‘ 1913. Jetzt umfassend Vogl, Stefan, Soziale Gesetzgebungspolitik, freie Rechtsfindung und soziologische Rechtswissenschaft bei Eugen Ehrlich. – Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2003. 10 Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46), S. 472, 491. 11 Ebd., S. 495. 12 Wieacker, Privatrechtsgeschichte (wie oben, S. 17, Anm. 60), S. 453 ff. Böckenförde, Die verfassungsgeschichtliche Forschung (wie oben, S. 19, Anm. 66); Dilcher, Genossenschaftstheorie (wie oben, S. 33, Anm. 4). 13 Gierke, Deutsches Privatrecht (wie oben, S. 36, Anm. 14), § 80 (Gemeinschaften zur gesammten Hand), S. 663 f., bietet unter I. ‚Begriff‘ und II. ‚Wesen‘ ein konzentriertes Bild der Verbindung tatsächlicher und rechtlicher Elemente, während er anschließend unter III. (Geschichte) die Ausdifferenzierung der verschiedenen Formen (einschließlich der Handelsgesellschaften unter Zitierung von Weber) aus der fortgesetzten Hausgemeinschaft skizziert.

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von seinem Standpunkt zu ähnlichen Konsequenzen was die Verbindung von Recht und gesellschaftlicher Wirklichkeit angeht. Darum kommt es ihm darauf an, die Herausbildung gewillkürter, kontraktlicher Rechtsformen der Handelsgesellschaft aus den tatsächlichen Formen der Familiengemeinschaft, der Erbengemeinschaft und der Lebens- und Erwerbsgemeinschaft des stare ad unum panem et vinum auf das genaueste zu verfolgen. Darum muß Weber seine Begründung, die auf der kausalen Verbindung von Lebenswirklichkeit und Rechtsform beruht, gegen die rein juristische Konstruktion einer Vertretung nach außen nach den Regeln des römischen Institorats durch Goldschmidt so erbittert verteidigen. Goldschmidt selbst erliegt bei seiner Begründung hier dem von Weyhe beobachteten Bruch zwischen induktiver, historisch-genetischer Methode und begrifflich-dogmatischem Vorgehen,14 indem er auf einmal nur auf der letzteren Ebene argumentiert. Weber folgt dem Ansatz Goldschmidts, Recht aus Lebenswirklichkeit herzuleiten, also mit Hilfe der germanistischen Methode konsequenter als dieser selbst. Weber kann die Ergebnisse seiner historisch-genetisch vorgehenden Erstlingsarbeit später ohne Bruch in die großen Typologien seiner soziologischen Ausarbeitungen einfügen. Das beruht offenbar darauf, daß für ihn die Grundauffassung vom Verhältnis des Rechts zur Gesellschaft die gleiche geblieben war. So sind die Ergebnisse seiner Dissertation vor allem an zwei Stellen in den als ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘ postum zusammengefügten Texten enthalten: Die Grundthese seiner ‚Handelsgesellschaften‘ findet sich im Unterabschnitt der Erstausgabe: „Die Auflösung der Hausgemeinschaft: Änderungen ihrer funktionellen Stellung und zunehmende ‚Rechenhaftigkeit‘. Entstehung der modernen Handelsgesellschaften“. Hier werden die Themen der Dissertation im Lichte der neuen soziologischen Themenstellung und der von Max Weber inzwischen entwickelten Forschungsparadigmen prägnant dargestellt.15 In der ‚Rechtssoziologie‘ wird in § 2 („Die Formen der Begründung subjektiver Rechte“) die Frage von Verbandsbildung und Rechtspersönlichkeit erörtert. Mit den Ergebnissen und Begründungen aus den ‚Handelsgesellschaften‘ lehnt er für Verbandsformen dieser Art die juristische Person ab und erklärt die Figur der Gesamthand aufgrund der personenbezogenen Vergesellschaftung für angemessen.16 Auch hier zeigt sich deutlich, wie seine späteren soziologischen Typenbildungen die Er-

14 Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46), S. 495. 15 Weber, Max, Hausgemeinschaften, in: MWG I/22 – 1, S. 145 – 154 (zur Überschrift der Erstauflage vgl. ebd., S. 145, textkritische Anm. p), aufs engste verbunden mit den Paradigmen des Übergangs von der Vergemeinschaftung zur Vergesellschaftung, der Rechenhaftigkeit des Kapitals und dem Prozeß der Rationalisierung. 16 Weber, Recht § 2, in: ders., WuG 1, S. 439 – 441 (MWG I/22 – 3).

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gebnisse seiner frühen rechtshistorischen Schrift mühelos integrieren können. Vor allem die Paradigmen des Rationalisierungsprozesses, der Wirkung der Rechenhaftigkeit des Kapitals und der Unterscheidung von Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung liegen seinen Ausführungen schon in der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ zugrunde. Gerade diese Gesichtspunkte kamen schließlich auch in seiner Darstellung ‚Die Stadt‘ in einem gegenüber den ‚Handelsgesellschaften‘ breiteren, thematisch aber auf ihnen aufbauenden Kontext zur Entfaltung. Daraus ergibt sich, daß Weber die Ansätze seines idealtypischen Denkens schon im Rahmen seiner rechtshistorischen Methode entwickelt hat. Die „aufsteigende“ Bildung allgemeinerer, also „typologischer“ Begriffe aus dem vorgefundenen Quellenmaterial entsprach der generalisierenden und typisierenden Vorgehensweise der Historischen Rechtsschule („Genealogie der Begriffe“).17 Die „absteigende“ Überprüfung der idealtypisierend gebildeten Begriffe an vorgefundener Realität entspricht der Anwendung der begrifflich gebildeten Norm auf den Fall, also der Rechtsanwendung. Die sogenannte Begriffsjurisprudenz läßt den gesamten Vorgang im begrifflich-normativen Bereich spielen und sieht auch die Anwendung auf den realen Fall der Lebenswirklichkeit als einen rein logisch-deduktiven Vorgang. Gerade hier setzt die Kritik des späteren Jhering, von Gierke, der Freirechtsschule und der Interessenjurisprudenz an.18 Schon der Weber der ‚Handelsgesellschaften‘ braucht sich von dieser Kritik nicht getroffen zu fühlen. Er trennt einerseits historisch-genetische von rechtsdogmatischer Erkenntnis.19 Er verbindet andererseits die Bildung inhaltlicher Rechtsregeln mit gesellschaftlichen Strukturen und Interessen, wahrt dabei aber die Autonomie der Ausbildung formalen Rechts.20 Indem er das Verhältnis von begrifflicher Normativität zu empirischer Realität als Wechselwirkung sieht, kann er sowohl zu einem objektiven Idealismus der Begriffsbildung wie zu einem historistischen Positivismus Distanz halten.21 Die kurzen eingestreu-

17 Zu diesem von Puchta entwickelten Denkmodell Wieacker, Privatrechtsgeschichte (wie oben, S. 17, Anm. 60), S. 400 f. Heute differenzierter und stärker zurückgenommen Haferkamp, Puchta (wie oben, S. 73, Anm. 7), bes. S. 7 f., S. 447. 18 Dazu u. a. Haferkamp, ebd., besonders im Verhältnis zu Jhering. 18 In seiner zusammenfassenden Betrachtung der Ergebnisse stellt Weber zunächst fest (Handelsgesellschaften, unten, S. 330), daß diesen eine dogmatische und praktische Bedeutung kaum zukomme, wohl aber eine historische Klärung erreicht sei, die „in der juristischen Natur der Basis der Vergesellschaftung“ liege (unten, S. 332). Es gelingt ihm hier offenkundig noch nicht, das Verhältnis von Recht und Sozialem klar zu bestimmen, da er noch zu sehr vom Rechtlichen her denkt. 20 So als methodisches Postulat zu Anfang Weber, Handelsgesellschaften, unten, S. 156. 21 Zum in der Historischen Rechtsschule mit Savigny angelegten „objektiven Idealismus“ Rückert, Idealismus (wie oben, S. 28, Anm. 95), zu ihrem Verhältnis zu der ver-

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ten theoretischen und methodischen Anmerkungen in den ‚Handelsgesellschaften‘ deuten zumindest an, daß ihm schon hier die Problematik bewußt war. Auf seinem Wege zum Sozialwissenschaftler mußte er die Art seiner Begriffsbildung, die er in Anlehnung an die Methode der Historischen Rechtsschule entwickelt hatte, nur stärker im Bereich des Sozialen statt des Rechtlichen zentrieren, konnte dann aber das Recht in seine Typenbildungen voll einbauen. Eine Betrachtung der Kontinuitätslinien in Webers Werk zeigt also, wie einerseits sein Rechtsdenken über die Geschichte den gesellschaftlichen Realitätsbezug von Anfang an einschloß, andererseits seine „formazione giuridica“ gerade im Methodischen auf sein späteres Werk als Sozialwissenschaftler wirkt.

9. Max Weber der Jurist: Das Urteil der anderen a. Die Gutachten zu den ‚Handelsgesellschaften‘ Zum vollen Text von Webers ‚Handelsgesellschaften‘ liegen drei akademische Gutachten vor: Das Dissertationsgutachten Goldschmidts zur Manuskriptfassung und die Gutachten von Goldschmidt und Gierke im Habilitationsverfahren zur inzwischen vorliegenden Druckfassung, bezogen auf die Frage der handelsrechtlichen Venia.22 Da Max Weber seine Arbeit für die Drucklegung nur unwesentlich überarbeitet hatte,23 betreffen die drei Gutachten denselben Text. Vor der Begutachtung für die Habilitation war ein nicht ganz einhelliger Fakultätsbeschluß ergangen,24 nach dem der verkürzte Druck des ‚Solidarhaftprinzips‘ als formelle Dissertation angesehen wurde und der gesamte Text deshalb für die Habilitation noch nicht konsumiert war; beide Habilitationsgutachten gehen kurz auf diesen Punkt ein. Alle drei Gutachten stellen ausführliche, differenzierte, nachdrücklich positive und die Leistung Webers hoch bewertende wissenschaftliche Stellungnahmen dar. Goldschmidts Promotionsgutachten hebt vor allem den Stil („die gut und durchsichtig geschriebene Abhandlung“), mehrfach die Methode („mit gut durchdachten wirthschaftlichen und juristischen Ge-

schiedenen Ausprägungen von „Positivismen“ sozialwissenschaftlicher, historischer und juristischer Art ist immer noch umfassend Wieacker, Privatrechtsgeschichte (wie oben, S. 17, Anm. 60), Fünfter Teil, S. 348 – 513, heranzuziehen. 22 Die Gutachten sind im vollen Wortlaut im Anhang zu dieser Einleitung, unten, S. 98 – 105, wiedergegeben. 23 Vgl. dazu den Editorischen Bericht zu den ‚Handelsgesellschaften, unten, S. 126 f. 24 Deininger, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“ (wie oben, S. 7, Anm. 23), S. 194.

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sichtspunkten“, „sehr umsichtig gegen zu weit gezogenen Folgerungen“, „die selbstverständlich zahlreichen Hypothesen sind als solche gekennzeichnet“) und die breite quellenmäßige Grundlage der Arbeit hervor. In allen diesen Punkten setzt ja, wie wir erkennen können, die Arbeit Webers die Linien der Schule Goldschmidts fort. Dieser hebt dann die Vorzüge der Arbeit gegenüber den Vorläufern (Lastig, Silberschmidt, Endemann, Renaud) hervor und stellt sich auf Webers Seite gegen Laband, Roesler, Endemann, zu einzelnen Punkten auch gegen Gierke und Lastig. Indem Goldschmidt den Gedankengang referiert, hebt er interessanterweise mehrfach positiv die Stellen hervor, an denen Weber das Einwirken germanischer Rechtsgrundsätze feststellt und deren Bewahrung gegenüber dem römischen Recht durch die statutarische Gesetzgebung behandelt. Auch die von Weber ins Auge gefaßte Fortsetzung der Forschung in Richtung der germanischen Gesamthand erwähnt er ausdrücklich. Dies ist nicht uninteressant für die Interessenrichtung und Methodik Goldschmidts wie auch für die Anregungen, die er Weber im Seminar gegeben haben mag. – Von einer einseitig romanistischen, antigermanistischen Einstellung Goldschmidts in Bezug auf das Handelsrecht kann also keine Rede sein. – Die Ergebnisse Webers in Bezug auf die römische societas, die Kriterien der solidarischen Haftung, des Sondervermögens, die Abgrenzung von Kommenda, Kommanditgesellschaft, offener Handelsgesellschaft und stiller Gesellschaft (Partizipation), des Verhältnisses von Familiengemeinschaft, Haushalt und gesellschaftsrechtlichen Formen (Sozietät) billigt Goldschmidt offenbar durchgehend. Mit hoch angesetzten Kriterien (sehr anspruchsvoller, die wissenschaftliche Erkenntnis sehr erheblich fördernder Beitrag) begründet Goldschmidt das Prädikat „vorzüglich“. Zu Beginn seines Habilitationsgutachtens, etwa zwei Jahre später und nach Einarbeitung von Webers gedrucktem Werk in seine ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ erstellt, nimmt Goldschmidt zunächst auf die Bewertung der Doktordissertation („damals magna oder gar summa cum laude zensuriert“) und die formelle Zulassung als Habilitationsschrift Bezug.25 Er begnügt sich hier mit einer ganz kurzen Gliederungsübersicht und hebt sodann wiederum die Anordnung des Stoffes und die Methode der Untersuchung als originell hervor. Er bezieht die inzwischen erschienenen Rezensionen Schmollers und Pappenheims mit ihren außerordentlich positiven Bewertungen mit ein, schließt sich aber einem Bedenken Pappenheims in der Beurteilung des rechtlichen Verhältnisses der germanischen Familiengenossenschaft zur Hausgemeinschaft an; dies sei als eine noch offene Forschungsfrage aber kein Einwand gegen die Arbeit. Sodann hebt Gold-

25 Vgl. unten, S. 101.

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schmidt die sehr erheblichen Fortschritte in handelsrechtlichen Fragen hervor, die Weber methodisch und durch die Einbeziehung von weiteren Quellengebieten gegenüber seinen Vorgängern erzielt habe. Hier betont er auch die Bedeutung der von Weber behandelten gemeinschaftlichen Firma. In einem Punkt meldet er jedoch, entgegen seinem Votum im Promotionsgutachten, inhaltliche Bedenken an, hatte er sich doch hier aufgrund zwischenzeitlicher Überlegungen in der ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘26 auf eine andere Interpretation festgelegt: Die Solidarhaftung ergab sich ihm nicht mehr aus einer Fortentwicklung der Hausgemeinschaft, sondern aus der Haftung der Auftraggeber für das Handeln des Beauftragten (Institorat). Dennoch steht er nicht an, die Arbeit als eine hervorragende Leistung für die Geschichte des Handelsrechts und voll geeignet zum Zwecke der Habilitation zu bewerten. Gierke schließt sich diesem Ergebnis voll an, stellt aber seinerseits in zwei Punkten seine inhaltlich abweichenden Meinungen in typisch germanistischen Materien dar: Einerseits bezweifle er mit Pappenheims Rezension (und Goldschmidts Gutachten) Webers Einordnungen (von Hausgemeinschaft und germanischer Familiengenossenschaft), andererseits folge er nicht den Bedenken des Erstzensors gegen die Herleitung der Haftungsgemeinschaft aus deutschrechtlichen Gemeinschaftsverhältnissen; er stellt sich also in dem Hauptpunkt der Differenz auf die Seite Webers gegen Goldschmidt. Gierke mußte sich in diesen spezifisch germanistischen Punkten natürlich herausgefordert fühlen, stellt sie aber dann als schwierige wissenschaftliche Streitfragen sofort wieder in den Hintergrund der Bewertung. Inhaltlich billigt er der Schrift vollkommen die Qualität einer Habilitationsleistung zu, greift aber dann noch einmal die formelle Frage der Identität der eingereichten Dissertationsschrift mit der gedruckten, für die Habilitation vorgelegten Fassung auf, die ihm offenbar durch den von Goldschmidt erwähnten Fakultätsbeschluß noch nicht ganz erledigt erscheint. Allerdings räumt er ein, auch die hier zum ersten Mal gedruckten Teile allein, vor allem „die durch Spezialforschung hervorragenden Abschnitte IV – VI S. 97 – 166“ seien voll geeignet für die Erstreckung der Venia auf das Gebiet des Handelsrechts. – Die oft geäußerte Meinung, Gierke habe aus germanistischer Sicht Bedenken gegen eine handelsrechtliche Venia für Weber gehegt,27 läßt sich also aus diesem Gutachten keineswegs belegen, es sei denn, man wäre der Ansicht, Gierke habe dies hinter den formellen Verfahrensbedenken verborgen. Wenn Gierke, wie nicht ohne Grund vermutet worden ist, in der Fakultätssitzung vom 10. November 1891 zu der Opposition gehörte,

26 Vgl. Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, S. 279 – 282. 27 Wohl aufgrund der Darstellung von Honigsheim, Erinnerungen (wie oben, S. 3, Anm. 8), S. 205.

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die gegen die formelle Zulassung der ‚Handelsgesellschaften‘ als Habilitationsleistung war,28 so hat er dieses Bedenken jedenfalls bei der Annahme der Arbeit nicht mehr aufrechterhalten.29 Die Gutachten bestätigen in ihrem Stil, in der Art ihrer Begründungen und der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Meinungen das Niveau der Berliner Fakultät und sprechen die hohe Wertschätzung für Webers wissenschaftliche Leistung deutlich aus.

b. Das Echo der Rezensionen Das Werk Webers wird in den wichtigsten Fachzeitschriften sehr bald nach Erscheinen, überwiegend in den Bänden des Jahrgangs 1890, angezeigt und rezensiert. Das Echo ist einhellig sehr positiv, es wertet das Buch als einen wichtigen und das bisherige Bild ergänzenden Beitrag zur Geschichte der Handelsgesellschaften. Es stimmt also voll mit dem Eindruck der Gutachter überein. Die ausführlichste Würdigung und die einzige eingehendere kritische Auseinandersetzung mit den ‚Handelsgesellschaften‘ findet sich in Goldschmidts ‚Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht‘ durch den Goldschmidt-Schüler und jungen Kieler Professor Pappenheim,30 der im vorausgehenden Band derselben Zeitschrift eine zu Webers Thematik parallele Studie zu den Handelsgesellschaften im mittelalterlichen Norden veröffentlicht hatte.31 Er war also ein ausgesprochener Germanist und in das Thema bestens eingearbeitet; wenn hier ein Spezialist für den europäischen Norden mit der Rezension einer Arbeit über den mediterranen Bereich beauftragt wird, so beruht dies wiederum auf der Konzeption Goldschmidts eines sich entwickelnden universalen Handelsrechts. In der fünf Seiten umfassenden Besprechung würdigt Pappenheim zunächst die quellenmäßige Fundierung der Arbeit und stimmt den Ergebnissen im allgemeinen zu, vor allem auch in Bezug auf die unterschiedlichen historischen Ursprünge von offener Handelsgesellschaft und Kommanditgesellschaft, die er selbst auch für den Norden festgestellt habe. Der Verfasser habe sich dadurch „auf eine vielversprechende Art in die juristische Literatur eingeführt“. Sodann folgt jene kritische Auseinandersetzung, der sowohl Goldschmidt wie auch Gierke in ihren Habilitationsgutachten zustimmen. Sie betrifft den Punkt, in dem Weber „in Übereinstimmung freilich mit der herrschenden Ansicht“ sowohl 28 Deininger, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“ (wie oben, S. 7, Anm. 23), S. 194. 29 Vgl. dazu auch den Editorischen Bericht zu den ‚Handelsgesellschaften“, unten, S. 123 f. mit Anm. 61. Deininger, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“ (wie oben, S. 7, Anm. 23), S. 196. 30 Pappenheim, Max, in: ZHR, Band 37, 1890, S. 255 – 259. 31 Vgl. oben, S. 40.

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bei der Hausgemeinschaft zwischen Vater und Söhnen wie im Falle der Brüder als Miterben ein gemeinsames Vermögen annimmt und dies als einen Ursprung des Sondervermögens ansieht. Der Vater sei aber, meint Pappenheim, auch nach germanischem Recht vielmehr als alleiniger Eigentümer des Vermögens anzusehen, mit gewissen Bindungen allerdings an die Rechte der Erben. Als Grundlage eines gemeinschaftlichen Sondervermögens könne somit allein die Brüdergemeinschaft gelten. Entgegen Webers Meinung sei es aber hier sehr wohl die Verwandtschaft, nicht die Gemeinschaft des Haushalts als eine „Gemeinschaft der Arbeit“, die die Vermögensgemeinschaft begründe. Pappenheim diskutiert dabei sowohl die von Weber herangezogenen Stellen des langobardischen Edikt Rotharis wie des Sachsenspiegels, geht also, wie Weber, in der für die Historische Schule typischen Weise von den gemeinsamen Grundstrukturen aller germanischen Rechte vom Norden bis nach Italien aus. Ausdrücklich stimmt Pappenheim dann in seiner sehr differenzierten Auseinandersetzung Webers Sicht für die letzte historische Stufe der Entwicklung zu, in der aus der gewachsenen Haus- und Erwerbsgemeinschaft durch die Willenseinigung des Vertrages ein Gesellschaftsverhältnis gebildet wird. In der ‚Historischen Zeitschrift‘ bespricht Heyck die ‚Handelsgesellschaften‘ Webers.32 Er bezeichnet sie als „klar und bestimmt geführte Untersuchungen“ und mißt ihnen Bedeutung außer für die Rechtsgeschichte zugleich auch für die Wirtschaftsgeschichte zu. Nach einer kurzen, klaren und konzentrierten Zusammenfassung des Inhalts weist der Rezensent darauf hin, die von Weber angesprochene Weiterverfolgung der deutschrechtlichen Einflüsse „würde sich zunächst hauptsächlich mit der von beachtenswerthester Seite aufgestellten Ansicht zu begegnen haben, daß die gesammte Hand die Grundlage der offenen Handelsgesellschaft sei“. Zweifellos ist damit die germanistische Theorie Otto Gierkes gemeint. Weiterhin hebt die Besprechung Webers Widerlegung der Theorie Endemanns (freilich ebenfalls ohne Namensnennung) hervor, das kanonische Verbot des Zinsdarlehens habe die Geldanlage in Erwerbsgesellschaften bewirkt. Webers Arbeit wird also vom Rezensenten deutlich in die größeren rechtshistorischen Streitfragen hineingestellt. In seinem ‚Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft‘ übernimmt Gustav Schmoller es selber, Webers ‚Handelsgesellschaften‘ vorzustellen.33 Er betont die Bedeutung der Rechts- und Wirtschaftsformen der Unternehmungen für die nationalökonomische Forschung und hebt da-

32 Heyck, Eduard, in: HZ, Band 65, 1890, S. 299 – 301. Heyck hatte 1885 über Genua promoviert und war Universitätsprofessor für Geschichte und später Archivrat. 33 Schmoller, Gustav, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich, 14. Jg., 2. Heft, 1890, S. 389 – 390 [725 – 726].

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bei die Bedeutung von Rechtsgeschichte und Jurisprudenz hervor. Die rechtsgeschichtlichen Fortschritte auf diesem Arbeitsfelde seien sehr stark Goldschmidt und seinen Schülern zu verdanken. Die neueste Arbeit von Max Weber verbinde „ein eindringliches Quellenstudium mit vorsichtiger wirtschaftlicher und scharfer juristischer Analyse“ und stelle einen ganz erheblichen Fortschritt dar. Auch Schmoller bringt dann eine kurze, sehr konzentrierte Inhaltsangabe unter Hervorhebung aller zentralen Punkte. Er empfiehlt das Buch den Interessenten „aufs angelegentlichste“. Das ‚Literarische Centralblatt‘ bringt eine Anzeige von Karl Schäfer (K. Schfr.),34 in der die Bedeutung des Themas hervorgehoben und der Autor ermutigt wird, über die gedruckten Quellen hinaus in die Erforschung des gesamten Quellenmaterials einzutreten. Vor allem aber beeindruckt den Rezensenten neben Webers streng wissenschaftlicher Methode „das ungemein Anschauliche und Faßliche seiner Denk- und Darstellungsweise, der klare, wohlgeordnete Gedankenaufbau und die greifbare Wiedergabe“, was er dann am Ende noch als die dem Verfasser eigentümliche architektonische Gestaltungsgabe rühmt – eine bemerkenswert positive Bewertung des schwierigen und begrifflichen Stils Webers. In der ‚Kritischen Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft‘ stellt Menzinger das Werk mit einer kurzen, korrekten Inhaltsangabe vor.35 – Ähnlich geschieht dies im ‚Archiv für Bürgerliches Recht‘ durch Ring,36 der auch anschließend sogleich die Einwände vorstellt, die Pappenheim kurz zuvor in seiner Rezension vorgebracht hatte. – In den ‚Jahresberichten der Geschichtswissenschaft‘ werden ebenfalls Pappenheims Aufsatz zum nordischen Recht, Webers Werk und Pappenheims Einwände dagegen in einer Rezension zusammen vorgestellt.37

c. Die Rezeption in Goldschmidts ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ Für die Wirkungsgeschichte von Webers Werk am wichtigsten ist wohl die Tatsache, daß Goldschmidt sich in seiner ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ von 1891 über lange Passagen immer wieder, überwiegend zustimmend und die Ergebnisse aufnehmend, in dem schon in dem Habilitationsgutachten angesprochenen Punkt jedoch kritisch und seine eigene Ge34 Schäfer, Karl, in: Literarisches Centralblatt, No. 4, 1890, S. 111. 35 Menzinger, Leopold, in: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft, N. F. Band 15, 1892, S. 28 f. Menzinger hatte 1880 über ein römisch-rechtliches Thema in München promoviert und wurde bayrischer Beamter. 36 Ring, Viktor, in: Archiv für bürgerliches Recht, Band 4, 1890, S. 394 f. Ring war Kammergerichtsrat in Berlin und hatte mehrere Werke zum Handelsrecht, insbes. Gesellschaftsrecht veröffentlicht. 37 Jahresberichte der Gesichtswissenschaft, im Auftrage der Historischen Gesellschaft zu Berlin, hg. von I. Jastrow, 12. Jg., Heft 2, 1889, S. 426 f.

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genmeinung begründend, auf Webers soeben erschienenes Werk bezieht. Weber selbst hat dieser Kritik Goldschmidts zu einer gewissen Aufmerksamkeit verholfen,38 indem er in zwei Briefen, die später in den Jugendbriefen ediert wurden, auf sie eingeht. Er spricht in beiden Fällen im Zusammenhang mit seinen weiteren wissenschaftlichen Arbeitsplänen darüber, daß er auf die Kritik Goldschmidts erwidern wolle. In dem Brief an die Mutter vom 17. Juni 1891 erwähnt er Pläne zu einer Arbeit für die Erlangung der Venia docendi im Handelsrecht, „welche mehr als eine Kritik der Ausführungen Goldschmidts gegen mich enthalten würde“,39 also das Problem in ein weiteres Umfeld stellen sollte. Fast zwei Jahre später, am 20. Februar 1893, gesteht Weber in einem Brief an Lujo Brentano zu, er habe bei Bearbeitung der ‚Handelsgesellschaften‘ seinerzeit die allgemeineren Unterlagen noch viel zu wenig beherrscht. „Auch jetzt, wo ich von diesem Arbeitsgebiet etwas abgetrennt bin, ist dies nur in geringem Maße der Fall, so daß ich der Kritik Goldschmidts in der ‚Universalgeschichte‘, die mir juristisch-formal erscheint, noch nicht, wie ich wollte, entgegentreten konnte“.40 Goldschmidts unvollendetes großes Werk, die ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ von 1891, umfaßte neben den einleitenden Teilen als Hauptteil die „Ergebnisse der romanischen Rechtsbildung im Mittelalter“. Während er es im Textteil versteht, große Linien zu ziehen und Zusammenhänge aufzuweisen, setzt er sich in dem Fußnotenteil, der oft die Hälfte bis zu Dreiviertel der Seite umfaßt, zur Begründung detailliert mit Quellen und Literatur auseinander. Wie Kaelber ausgezählt hat, handelt es sich um mehr als 30 genaue Zitate von Webers Arbeit, die ganz überwiegend zur Bestätigung seiner Meinung dienen, allenfalls ein Drittel davon zitieren Weber kritisch oder mit Einschränkungen.41 Goldschmidt stützt seine Darstellung vielfach auf Weber: zunächst auf Seite 244 bis 250, wo es um die im Handel tätigen Personen geht. Auf das ausführlichste zieht er aber Weber, neben zahlreichen anderen deutschen und italienischen Autoren, auf Seite 254 bis 290 fast Seite um Seite in den Fußnoten in der Behandlung der „gesellschaftlichen Unternehmungen“ heran. Nicht selten stützt er sich dabei auf Silberschmidt und Weber gegen andere Autoren wie Lastig und Renaud. Eine solche sehr genaue kritische Sichtung der Literatur entspricht dem Stil Goldschmidts. Webers Empfindlichkeit gegen die Kritik Goldschmidts er-

38 Vgl. dazu Kaelber, Introduction, in: Kaelber, Commercial Partnerships (wie oben, S. 2, Anm. 4), S. 11 ff., bes. S. 13 mit Anm. 38. 39 Brief Max Webers an Helene Weber vom 17. Juni 1891, in: Weber, Jugendbriefe, S. 333 (MWG II/2). 40 Brief Max Webers an Lujo Brentano vom 20. Feb. 1893, in: Weber, Jugendbriefe, S. 363 (MWG II/2). 41 Kaelber, Introduction, in: Kaelber, Commercial Partnerships (wie oben, S. 2, Anm. 4), S. 12.

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scheint darum zunächst übertrieben. Vor allem teilt Goldschmidt gleich zu Beginn (S. 254) Webers Grundthese – freilich ohne ihn hier schon zu erwähnen –, daß die commenda die Grundlage der Kommanditgesellschaft und stillen Gesellschaft darstelle, während die offene Handelsgesellschaft aus anderer Wurzel später entstanden sei. Gegen die germanistisch begründete Herleitung der Erwerbsgesellschaft aus der Familie (Kuntze, Lastig, Lattes) stimmt er Webers Differenzierung nach Familie, Haus, Erwerbsgemeinschaft und vertraglicher Übereinkunft zu.42 Allerdings verlegt Goldschmidt in einer sehr diffizilen Argumentation das Gewicht für die Bildung der Handelsgesellschaft auf das letztere Element und meint dabei vor allem, die Beauftragung der Gesellschafter untereinander zur Vertretung nach außen in der Form des Institorats habe zur Bildung der eigentlichen Gesellschaft und ihres Sondervermögens geführt. Dabei setzt sich Goldschmidt in mehreren sehr langen Fußnoten kritisch mit einzelnen Quellenauslegungen Webers und anderer auseinander.43 Diese Begründung meint Weber wohl in dem erwähnten Brief an Brentano mit „juristisch-formaler“ Auslegung. In der Tat widerspricht Goldschmidt hier auch der Grundthese Webers, die Sozietätsformen hätten sich aus faktischen Formen der Familiengemeinschaft langsam über die Haus- und Erwerbsgemeinschaft zur vertraglich-gewillkürten Form der Handelsgesellschaft gebildet. Während Weber also einen innergesellschaftlich-soziologischen Vorgang der Rechtsbildung annimmt, der dann erst Wirkungen nach außen entfaltet, bietet Goldschmidt eine rein juristische Erklärung, die die Ausbildung der Handelsgesellschaft daraus ableitet, daß diese mit Hilfe eines vorgegebenen Instituts des römischen Rechts nach außen vertreten wurde. Webers Stärke dagegen lag in dem soziologischen Ansatz und der scharfen Unterscheidung der mittelalterlichen zur römischen Familienstruktur, da das römische Recht für eine Fortentwicklung der reinen Innengesellschaft keinen Anlaß bot. So ist es zu bedauern, daß es nicht mehr zu einer Auseinandersetzung Webers mit dem Standpunkt Goldschmidts gekommen ist, in der dieser Gesichtspunkte inhaltlich und methodisch weiter hätte geklärt werden können.

d. Beurteilungen der juristischen Qualifikation in Berufungsfragen Max Webers akademische Karriere nach seiner Habilitation vollzog sich zunächst, wie damals durchaus üblich, an der eigenen, der Berliner Fakultät. Durch die Erkrankung von Goldschmidt war hier unmittelbar nach der Habilitation ein Lehrbedarf im Bereich des Handelsrechts im weiteren Sinne ent-

42 Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, S. 272, Anm. 123, bes. auch S. 280, Anm. 154. 43 Ebd., S. 280 f. in Anm. 154, S. 282 f. Anm. 155, S. 284 ff., jedoch mit vielen Weber zustimmenden Bemerkungen.

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standen, wenn auch der germanistische Ordinarius Otto Gierke für das Sommersemester 1892 schon neben Goldschmidt Handelsrecht, jeweils zu anderen Tagen und Zeiten, angekündigt hatte; wohl ein Hinweis auf eine gewisse Konkurrenz der beiden Ordinarien in diesem Fach. Weber übernahm zunächst die Vorlesungen über Versicherungsrecht und hielt in den folgenden Semestern Lehrveranstaltungen überwiegend aus dem weiteren Bereich des Handelsrechts, weit weniger aus dem des römischen Rechts. Der weiteren Vakanz durch die andauernde Erkrankung Goldschmidts verdankte er dann die Ernennung zum besoldeten Extraordinarius zum Wintersemester 1893/94, bei der ihm die Fürsprache seines Lehrers, das Wohlwollen Althoffs im Ministerium, aber auch die Wertschätzung in der Berliner Fakultät zugute kamen. Weber hat bis einschließlich Sommersemester 1894 an der Berliner Fakultät ein breites Spektrum von Lehrveranstaltungen in diesem Bereich angeboten. Diese endete mit der Aufnahme der Lehrtätigkeit als ordentlicher Professor der Nationalökonomie in Freiburg im Herbst 1894. Der besondere für Goldschmidt geschaffene Berliner Lehrstuhl mit dem Schwerpunkt Handelsrecht in der Verbindung zum römischen Recht wurde auf Wunsch der Fakultät so nicht weitergeführt; das Handelsrecht wurde nun vor allem von den germanistischen Ordinarien Brunner und Gierke betreut. Die traditionelle Zuordnung des Handelsrechts war damit wiederhergestellt, Goldschmidts spezifische Fächerkombination und Spezialisierung auf das Handelsrecht blieb damit Episode. In der Zwischenzeit waren im Berliner Ministerium, und das heißt damals bei Althoff,44 einige Berufungen im Gespräch, aus denen sich interessante Bewertungen im Hinblick auf Max Webers juristische Qualifikation ergeben.45 Aus ihnen läßt sich auch die zähe Legende, von Seiten Gierkes und auch Althoffs hätten erhebliche Vorbehalte gegen Weber bestanden, widerlegen. Vielmehr ergibt sich aus allen Stellungnahmen wie auch aus der Behandlung der Berufungsfrage durch Althoff eine allseitige hohe Wertschät-

44 Zu dem „System Althoff“ vgl. Brocke, Bernhard vom, Hochschul- und Wissenschaftspolitik in Preußen und im Deutschen Kaiserreich 1882 – 1907: Das „System Althoff“, in: Baumgart, Peter (Hg.), Bildungspolitik in Preußen zur Zeit des Kaiserreichs. – Stuttgart: Klett-Cotta 1980, sowie Brocke, Bernhard vom (Hg.), Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftspolitik im Industriezeitalter, Das „System Althoff“ in historischer Perspektive. – Hildesheim: Lax 1991 (hinfort: vom Brocke (Hg.), Wissenschaftsgeschichte). Darin besonders: Spinner, Helmut F., Das „System Althoff“ und Max Webers Kritik, die Humboldtsche Universität und die Klassische Wissensordnung: Die Ideen von 1809, 1882, 1914, 1919, 1933 im Vergleich. – ebd., S. 503 – 563. 45 Auf das Gutachten von Heinrich Brunner in Bezug auf Weber und seine Einordnung in die Kategorien eines Romanisten oder Germanisten hat zuerst John, Michael, Politics and the Law in late nineteenth-century Germany. The Origins of the Civil Code. – Oxford: Clarendon Press 1989, S. 121 mit Anm. 61, aufmerksam gemacht. Ich danke Herrn Kollegen Michael John für freundliche Auskünfte.

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zung Webers, dessen besondere und universelle Begabung schon damals durchaus erkannt wurde. Im Februar 1893 gehen bei Althoff von diesem angeforderte Stellungnahmen46 der bedeutendsten juristischen Germanisten ein, nämlich Heinrich Brunner in Berlin, Otto Gierke in Berlin und Richard Schröder in Heidelberg, alle drei ehemalige Lehrer Webers, die beiden ersten an Promotion wie Habilitation beteiligt. Offenbar sind die Stellungnahmen bezogen auf die Frage der Nachfolge in Marburg nach dem nach Gießen berufenen Verfassungshistoriker und Staatsrechtler Hermann Rehm.47 Anscheinend war als Nachfolger an einen Germanisten mit öffentlichrechtlicher Kompetenz gedacht; jedenfalls werden diese Qualifikationen bei den diskutierten Aspiranten gegeneinander abgewogen. Bei Max Weber wird von allen Gutachtern die hohe Qualifikation betont, daneben seine Eignung für die zu vertretenden Fächer erörtert. Nachdem Brunner über den Berliner germanistischen Privatdozenten Hübner durchaus wohlwollend gutachtet, jedenfalls „ist tüchtiges Mittelgut von ihm zu erwarten“, fährt er fort: „Als geistig bedeutender schätze ich Weber. Er hat sich zwar zunächst für Handelsrecht und römisches Recht habilitiert, gedenkt aber völlig Germanist zu werden, wozu er jedenfalls das Zeug hat. Durch seine vortreffliche Arbeit über römisches Agrarwesen hat er sich als Romanisten und Rechtshistoriker, durch sein Buch über die Verhältnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland aber auch als tüchtigen Germanisten legitimiert. Deutsches Recht hat er allerdings noch nicht gelesen. Wohl aber liest der in diesem Semester, seit Goldschmidt krank geworden, Handelsrecht und Wechselrecht“.48 – Hieran ist sicher zunächst die souveräne Art, fachliche Qualifikationen einzuschätzen, bemerkenswert. Die ‚Römische Agrargeschichte‘ wertet er nicht nur als romanistische, sondern in weiterem Sinne als rechtshistorische Leistung. Damit hebt er ihren historischen Ansatz, gemeint wohl im Gegensatz zu dem dogmatischen der Pandektistik, hervor und sieht darin eine Qualifikation auch für einen germanistisch-rechtshistorischen Lehrstuhl. Brunner wußte aus den Schriften und Äußerungen Webers von dessen Plänen einer Weiterarbeit auf germanistischem Gebiet und zählt bemerkenswerterweise die Landarbeiter-

46 GStA PK, I. HA, Rep. 92, Althoff A I., Nr. 62, Blatt 115Vs – 123Vs. 47 Zu Rehm: Friedrich, Manfred, Art. Rehm, Hermann, in: Neue Deutsche Biographie, hg. von Hans Günter Hockerts, Band 21. – Berlin: Duncker & Humblot 2003, S. 282 b – 283 b. Rehm, Max, Der Staatsrechtslehrer Hermann Rehm (1862 – 1917), in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Band 119, 1963, S. 130 – 136. Hermann Rehm, 1862 – 1917, war nach Promotion und Habilitation in München 1891 – 93 Extraordinarius für Staats-, Völker- und Kirchenrecht und Deutsche Rechtsgeschichte in Marburg. 48 Gutachten Heinrich Brunner (wie oben, Anm. 46), Blatt 116Vs.

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studie als germanistische Qualifikation (neben der Lehrtätigkeit im Handelsrecht) auf, wohl im Hinblick auf ihren partikularrechtlich-preußischen (und rechtspolitischen) Gegenstand und ihre sozial- und verfassungshistorische Methode. Brunner, durch den Berliner Lehrstuhl und durch sein großes Lehrbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Großmeister seines Faches,49 hatte also keine Einwendungen gegen eine weitere akademische Karriere Webers als juristischer Germanist. Otto Gierke, Brunner nach seinen grundlegenden Werken über das Genossenschaftsrecht an Ansehen im Fach nicht nachstehend, äußert sich ebenfalls vergleichend über Hübner und Weber, die beide „uneingeschränktes Lob“ verdienten. Weber habe sich zwar nicht für deutsches, sondern für römisches und Handelsrecht habilitiert, aber er „besitzt eine gründliche germanistische Bildung und würde sich gern dem deutschen Recht widmen, ist auch ein so selten vielseitig und zugleich tief angelegter Geist, daß er durchaus als eine der Ausnahmeerscheinungen unter den jüngeren juristischen Docenten betrachtet werden muß. Er wird jeder Universität zur Zierde gereichen“.50 Weber sei zwar nicht auf eine Tätigkeit im öffentlichen Recht vorbereitet, werde sich aber leichter als Hübner hineinfinden. Gierke wußte also die germanistische Bildung Webers zu schätzen und stimmte mit Brunner, trotz der fehlenden Venia, voll einer germanistischen Qualifikation Webers zu. Hiermit ist wohl endgültig die von Honigsheim aufgebrachte Legende,51 es habe tiefgreifende Spannungen zwischen Gierke und Weber in diesem Punkt gegeben, ad acta zu legen; eher wollte Gierke Weber stärker in das germanistische Lager hinüberziehen. Auch die nette Anekdote, die Marianne Weber (die Gierke ja auch zu den akademischen Lehrern Webers gezählt hat), von einer Schottlandreise im Sommer 1895

49 Brunner, Heinrich, Deutsche Rechtsgeschichte. – Berlin: Duncker & Humblot 1887. 50 Gutachten Otto Gierke (wie oben, S. 86, Anm. 46), Blatt 118Rs – 119Vs. 51 Vgl. Honigsheim, Erinnerungen (wie oben, S. 3, Anm. 8). Honigsheim berichtet dort mehrfach von Differenzen zwischen Weber und Gierke, bezüglich der Habilitation im Handelsrecht, ebd., S. 205 und 212: „[...] vor allem Gierke bei Webers Habilitation in Berlin mächtig aufgeregt; denn die Kombination einer venia legendi für römisches und Handelsrecht, die Weber anstrebte und auch erhielt, die dünkte diesem eingefleischten Germanisten denn doch untragbar“. Honigsheim spricht dann von „freundlich-feindlichen Beziehungen“, auch von einer unterschiedlichen Beurteilung des Althusius innerhalb des Naturrechts. Der Gegensatz ist sicher vorhanden – vorher, S. 200, schildert Honigsheim kritisch die Verankerung Gierkes und der historischen Rechtsschule in der Romantik –, ist aber wohl von Weber oder Honigsheim etwas dramatisiert worden. Die englische Fassung findet sich in Honigsheim, Paul, The Unknown Max Weber. Edited and with an introduction by Alan Sica. – New Brunswick, London: Transaction Publishers 2000, s. v. Gierke.

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berichtet,52 spricht durchaus in dieser Richtung. Sie zitiert aus einem Brief Webers an die Mutter: Er erblickte beim Einsteigen auf einen Dampfer „das germanische Bardengesicht Gierkes“, und es schließt sich ein offenbar außerordentlich heiteres Zusammensein an, das mit viel Gelächter und einem „Essen wie im Teutoburger Walde“ endete; also nicht nur fachliche Wertschätzung, sondern ein sehr entspanntes und freundschaftliches persönliches Verhältnis zwischen den damals an Lebensalter und Position so ungleichen Männern. Schließlich äußerte sich in der Berufungsfrage auch Richard Schröder, Professor in Heidelberg und durch sein Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, in erster Auflage 1889 erschienen,53 ebenfalls in der ersten Reihe seines Faches. Er lobt Hübner und Weber gleichermaßen, hält es aber für beider Entwicklung nicht für richtig, „wenn sie auf eine Stelle jetzt berufen würden, deren Schwerpunkt doch im öffentlichen Recht liegen müßte“. Webers Schwerpunkt aber liege im Handelsrecht. Althoffs eigene hohe Wertschätzung für Weber ergibt sich aus dem Briefwechsel, in dem der Ruf nach Freiburg und die Bleibemöglichkeiten in Berlin behandelt werden und der auf mehrere Gespräche in dieser Sache Bezug nimmt. Althoff hält an seinem Angebot für Berlin fest, betont aber mehrmals, er lasse Weber in Bezug auf Freiburg freie Hand. In einem Brief vom 3. April 1894,54 von einer militärischen Übung in Posen geschrieben, erläutert Weber in etwas gewundener Sprache den maßgebenden Gesichtspunkt seiner Entscheidung für Freiburg, der zugleich die Entscheidung gegen eine juristische akademische Laufbahn darstellt: „Bei der Eigenart der Fächer, für welche combiniert ich mich interessiere, kann ich mir nicht vorstellen, daß nicht leicht innerhalb der juristischen Fakultäten ein als Lebensstellung auszugestaltender Platz jemals für mich zu finden sein wird“. Mit Dank für das gewährte außerordentliche Wohlwollen erbittet Weber von Althoff in höflicher Weise weiter dessen Rat auch unter Berücksichtigung dieses Momentes. – Althoff antwortet postwendend: „Aus Ihrem werthen Brief ersehe ich, daß Sie bereit sind, dem Rufe Folge zu leisten. Ich stehe diesem Vorhaben mit gemischten Gefühlen gegenüber. Daß ich Sie sehr ungern von hier scheiden sehe, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Andererseits aber kann ich Ihnen nicht verdenken, daß Sie die Wirksamkeit als Ordinarius an

52 Weber, Marianne, Lebensbild, S. 219 ff., bes. S. 220 f. 53 Schröder, Richard, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte. – Leipzig: Verlag Veit & Comp. 1889. In Göttingen hatte Weber seinerzeit bei Schröder ein Handelsrechtspraktikum gehört und mit ihm persönlichen Kontakt gehabt, vgl. Brief Max Webers an Max Weber sen. vom 2. Nov. 1885, in: Weber, Jugendbriefe, S. 181, insbes. S. 182 (MWG II/1). 54 Brief Max Webers an Friedrich Althoff vom 3. Apr. 1894, GStA PK, I. HA, Rep. 92, Nl. Althoff B, Nr. 194, Bd. 2, Blatt 40Vs – 41Rs (MWG II/2).

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einer kleinen Universität und auf Gebieten, die Ihnen mehr zusagen, vorziehen. Ich zweifle nicht, daß einige Jahre Freiburg Ihnen für Ihre ganze Entwicklung von förderlichstem Einflusse sein werden. Und so füge ich mich in die Nothwendigkeit, auf Sie für einige Zeit zu verzichten, indem ich Ihnen zugleich ein herzlichstes ‚au revoir‘ zurufe“.55 Obwohl damit der Grund für einen erbetenen Besuch entfalle, werde, so notiert Althoff in einem Postscriptum, ihm ein gelegentlicher Besuch Webers natürlich äußerst angenehm sein. – Der Briefwechsel zeigt die Wertschätzung Althoffs für Weber ebenso sehr wie seinen Wunsch, Weber später wieder für eine preußische bzw. die Berliner Universität zu gewinnen. Die Legende von dem latenten Spannungsverhältnis Althoffs zu Weber findet zumindest für diese Periode keinerlei Bestätigung; auch Marianne Weber schildert das Verhältnis Althoffs zu ihm in diesem positiven Sinne.56 Weber wendet sich ja auch später gegen das „System Althoff“ aus anderen, allgemeineren Gründen.57

10. Handelsrechtliche Rezensionen Webers 1890 bis 1894 Die hier veröffentlichten Rezensionen Webers bedürfen keiner ausführlichen Vorstellung in der Einleitung; die für die Einordnung notwendigen Daten werden in den Editorischen Berichten mitgeteilt. Weber schreibt, ganz offensichtlich im Hinblick auf seine geplante wissenschaftliche Laufbahn in der Jurisprudenz, die fünf Rezensionen mit großer Ausführlichkeit und gedanklicher Intensität. Vier von ihnen erschienen in Goldschmidts ‚Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht‘; drei davon gelten Themen der mittelalterlichen deutschen Handelsrechtsgeschichte, die vierte einem italienischen Werk zum geltenden Handelsrecht Italiens. Die fünfte Rezension erschien in der führenden rechtshistorischen Zeitschrift, der Zeitschrift der SavignyStiftung, dem Thema aus dem englischen Mittelalter entsprechend in der germanistischen Abteilung. Für die Rezensionstätigkeit in der ‚Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht‘ war Anknüpfungspunkt natürlich die Beziehung Webers zu Goldschmidt, vielleicht auch zu seinem Rezensenten Pappenheim, der im Jahr 1892 in die Redaktion der Zeitschrift eingetreten war. Auch die besprochenen Autoren Conze, Schaps und v. Kostanecki kamen aus dem Umkreis Goldschmidts (bei Kostanecki als Wirtschaftswissen-

55 Ebd. 56 Weber, Marianne, Lebensbild, S. 174. 57 Vgl. die Äußerungen Max Webers zum „System Althoff“, in: Verhandlungen des IV. Deutschen Hochschullehrertages zu Dresden am 12. und 13. Oktober 1911. – Leipzig: Verlag des Literarischen Zentralblattes für Deutschland (Eduard Avenarius) 1912, bes. S. 72 – 76 (MWG I/13), sowie vom Brocke (Hg.), Wissenschaftsgeschichte (wie oben, S. 85, Anm. 44).

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schaftler war Schmoller Dissertationsgutachter), sie sind ungefähre Altersgenossen Webers und waren ihm wahrscheinlich persönlich bekannt. Wenn ihre Themen auch die deutsche Rechtsgeschichte betreffen, so haben sie doch auch Beziehungen zur sachlichen Thematik von Webers Dissertation. Gesichtspunkte seiner Dissertation und den Vergleich zu der ungemein reicher entfalteten Rechts- und Wirtschaftsgeschichte Italiens („neben deren Kreditoperationen […] sich [scil. diejenigen in Deutschland] wie ein Stilleben ausnehmen“)58 zieht Weber in seinen Besprechungen stets mit heran. Die Arbeit von Schaps behandelt überdies Probleme des Wechselrechts in der Sicht der führenden italienischen Theoretiker und Gerichte, die Weber nicht nur in seiner Dissertation, sondern wohl auch anhand seiner wechselrechtlichen Vorlesungen im Auge hatte und weiter bearbeiten wollte („Referent hofft sich mit ihm auf diesem Arbeitsgebiet noch öfter zu begegnen und Veranlassung zur Auseinandersetzung zu finden“).59 Weber bemüht sich stets, in diesen Rezensionen neben intensiven Auseinandersetzungen mit Einzelfragen der Quellen und der juristischen Einordnung auch auf allgemeine Gesichtspunkte einzugehen; er stellt sich gleichsam für die Beurteilung der Arbeit nicht nur in das Thema hinein, sondern sucht auch einen leitenden Gesichtspunkt oberhalb des Themas. Bei der Besprechung der Arbeit v. Kostaneckis zieht Weber nicht nur den erwähnten Vergleich zu Italien, sondern entwirft auf eineinhalb Seiten „die historisch wesentlichen Züge des damaligen Kreditwesens in den Städten“60 Deutschlands, um sodann die vom Verfasser untersuchten Verhältnisse der Herzogtümer Braunschweig und Lüneburg juristisch und wirtschaftsgeschichtlich dem einzuordnen. – Bei der Besprechung der Arbeit von Sraffa zum italienischen Handelsrecht macht Weber sehr treffende Bemerkungen zum andersartigen Stil und den Vorzügen der „besseren italienischen Arbeiten auf diesem Gebiet“.61 Dazu gehört neben der Berücksichtigung der ausländischen, vor allem deutschen juristischen Literatur die Eleganz der Schreibweise und die Durchsichtigkeit der Gedankenfolge, auch die Beschneidung „der bei uns zu einer Kalamität ersten Ranges gewordenen Fußnotengeschwulst“, ein Bedenken, dem er in seinen eigenen späteren Arbeiten durchaus folgt. Andererseits: „der Versuch historisch-genetischer Entwickelung des geltenden Rechts […] wird vom Verfasser auch da nicht gemacht, wo das positive Recht einem solchen Versuch den breitesten Raum läßt, und andererseits fehlt jeder Zug einer genialen dogmatischen

58 59 60 61

So Weber, Rezension von Kostanecki, unten, S. 457. Weber, Rezension von Schaps, unten, S. 472. Weber, Rezension von Kostanecki, unten, S. 459. Weber, Rezension von Sraffa, unten, S. 478.

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Konstruktionsmechanik, wie sie bei Thöl und Laband zu finden ist“.62 Weber stellt bei dem Autor also erstaunt das Fehlen der beiden methodischen Charakteristika der deutschen Historischen Schule der Rechtswissenschaft fest, der historisch-genetischen Entwicklung von Normen des geltenden Rechts, aber auch jener dogmatischen Konstruktionskunst, die mit dem eher kritisch gemeinten Begriff einer Begriffsjurisprudenz bezeichnet wird. Weber hat, wie oben gezeigt wurde, in seiner Dissertation von beidem methodischen Gebrauch gemacht. Die Rezension in der Savigny-Zeitschrift galt einer Sammlung von Studien Vinogradoffs, eines damals in Rußland, dann seit 1903 aber in Oxford lehrenden Gelehrten, der in England hoch angesehen war und aufgrund der besprochenen Studien „was perhaps the greatest authority in his time on the feudal laws and customs of England“.63 Heinrich Brunner kannte ihn von einem Berliner Studienaufenthalt, war wohl auch sein Lehrer und hat als Herausgeber der Savigny-Zeitschrift sicherlich die Rezension an Weber gegeben, dessen umfassendes Interesse für die rechts- wie sozialhistorischen Aspekte der Agrarverfassungsgeschichte ihm bekannt war. Dies zeigt gleichzeitig deutlich Brunners Vertrauen in Webers mediävistische und germanistische Kompetenz, denn neben Fragen römischer Kontinuitäten und der Ausformung der Gutsherrschaft geht es in dem Werk entscheidend um den Einfluß der angelsächsischen Einwanderer und ihrer Sozialstruktur auf die Ausbildung freier bäuerlicher Gemeinden in England, die Vinogradoff entschieden gegen eine Herleitung aus der (römischen) Unfreiheit vertritt. Das später in einem größeren Aufsatz bekundete Interesse Webers an der Sozialverfassung der germanischen Völker64 schlägt sich schon hier nieder. Weber hat also, ausgehend vom Themenbereich seiner Dissertation, durch diese, oft zu einer kleinen Abhandlung ausgearbeiteten Rezensionen seine Kompetenz für ein breites Feld von Themen der Rechts-, Wirtschafts-, Sozial- und Verfassungsgeschichte dargestellt.

11. Weitere rechtshistorische Arbeitspläne Marianne Weber hat, wie gezeigt, irrtümlich angenommen, Weber habe bei seiner Berliner Habilitation neben der römischrechtlichen und handelsrechtlichen auch die Venia für deutsche Rechtsgeschichte erhalten.65

62 Ebd., S. 479. 63 Art. Vinogradoff, Sir Paul Gavrilovich, in: Encyclopedia Britannica, vol. 12, 15th ed., 1994, S. 381. 64 Weber, Der Streit um den Charakter der altgermanischen Sozialverfassung, MWG I/6, S. 240 – 299. 65 Weber, Marianne, Lebensbild, S. 174.

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Auch dieser Irrtum besitzt aber eine Grundlage an innerer Wahrheit. Max Weber hat sich, wie wir gesehen haben, während seines Studiums intensiv mit deutscher Rechtsgeschichte beschäftigt, hat in seiner Dissertation teilweise auf germanistischem Gebiet gearbeitet und stand auch in seiner Methode als Rechtshistoriker den Germanisten nahe; die Größen dieses Faches sahen ihn als wissenschaftlich hinreichend ausgewiesen für eine Professur für Deutsche Rechtsgeschichte. Darüber hinaus erstrebte er aber in den hier zuletzt betrachteten Jahren seit seiner Dissertation eine weitere Qualifikation und eine Ausdehnung seiner Venia auf dieses Fach. Das entsprach sicher auch berufungsstrategischen Überlegungen, da viele deutsche Fakultäten das Handelsrecht lieber traditionell mit deutscher Rechtsgeschichte verbunden sahen, andererseits das römische Recht eher einem typischen Pandektisten anvertrauen wollten, der Weber nicht war. Die oben dargestellten Erwägungen und Begutachtungen im Umkreis Althoffs anläßlich der Marburger Berufungsfrage zeigen die Relevanz solcher Überlegungen. Eine germanistische Erweiterung seiner Venia entsprach aber durchaus auch den wissenschaftlichen Interessen Webers selbst, der die dogmatische Fächertrennung für die rechtshistorische Forschung von seiner Konzeption her als sinnwidrig ansehen mußte und gerade deshalb zu dem universalhistorischen Ansatz Goldschmidts gestoßen war. Weber hatte schon in den ‚Handelsgesellschaften‘ insbesondere für Italien germanischen, vor allem langobardischen Rechtsformen und Rechtsprinzipien einen wichtigen Rang neben der römischrechtlichen Tradition zugesprochen. Er war darin methodisch weiter gegangen als sein Lehrer Goldschmidt; der wichtigste Punkt ihrer wechselseitigen Kritik, Herkunft der Handelsgesellschaft aus der Familien- und Arbeitsgenossenschaft oder aus einer Rechtsfigur der Vertretung nach außen (Institorat), betraf auch die Herleitung aus germanisch beeinflußten Neubildungen oder aus römischrechtlicher Kontinuität. Schließlich forderte die Konzeption der Handelsgesellschaften als Gesamthand, nicht als juristische Person, die Weber in allen seinen Schriften mit Überzeugung vertrat, eine Einbeziehung der deutschen und nordeuropäischen Rechtsbereiche. Gerade weil Weber gegenüber Goldschmidt als prägend für die Entwicklung des Handelsrechts nicht einfach die wirtschaftlichen Bedürfnisse, sondern auch die autonome Entwicklung von Recht innerhalb kontingenter rechtlicher Traditionen ansah, mußte er die Frage der Entwicklung germanistischer Rechtsprinzipien ernst nehmen. Wollte er weiter als Rechtshistoriker arbeiten oder die Rechtsentwicklung in ihrer europäischen Dimension zum Gegenstand seines Werkes machen, so war für ihn die Arbeit auf diesem Gebiet der Rechtsgeschichte geboten.

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In der Tat führt eine Spur, die die innere Beschäftigung Webers mit diesem Thema zeigt, von der Korrespondenz mit Frensdorff66 und den Hinweisen in den ‚Handelsgesellschaften‘67 weit in die neunziger Jahre. In einem Brief an seinen Göttinger Lehrer erwähnt er als zu untersuchende Quellen deutsche städtische Statuten; in der Dissertation weist er unter anderen Quellen auf den Sachsenspiegel,68 dessen Kenntnis er in seiner Exegese bewiesen hatte. Bevor die Fakultät die Langfassung der ‚Handelsgesellschaften‘ als Ausweis für die handelsrechtliche Venia akzeptiert hatte, plante Weber im Juni 1891 eine eigene weitere Arbeit für die Erlangung der handelsrechtlichen Venia docendi, mit Sicherheit in der angegebenen Richtung auf das deutsche Recht, das auch seine damaligen Rezensionen behandelten. – Gemäß dem ersten seiner Vorschläge für die Probevorlesung von 1891 hätte er sich mit dem Thema „Praepositio institoria und Hausgemeinschaft in der Geschichte der offenen Handelsgesellschaft“ beschäftigt, also genau dem Punkt, in welchem Webers mehr germanistische und Goldschmidts mehr romanistische Interpretation sich gegenübertraten. Klugerweise wählte die Fakultät nicht dieses Thema, das auf eine Konfrontation Webers mit seinem akademischen Lehrer hinausgelaufen wäre. Wie wir dem Brief an Lujo Brentano vom Februar 1893 entnehmen können,69 bewegte diese Frage ihn aber weiterhin. Als es zur selben Zeit um die Marburger Berufung ging, teilte Weber Althoff mit,70 er plane zur Zeit germanistische Studien „auf dem Gebiet des Concurs- und Handelsrechts“ mit dem Ziel, die Venia für deutsches Recht zu erlangen (also eine Erweiterung der Venia durch die Berliner Fakultät im Sinne der Erinnerung von Marianne Weber). Ende 1892 hatte er zu einer Berufungsfrage bemerkt, „weil ich formell die venia für deutsche Rechtsgeschichte noch nicht habe“.71 Allerdings wurde ihm, wie wir sahen, die entsprechende Qualifikation von den Größen des Faches auch ohnedies zugebilligt. All diese Überlegungen standen sicher noch unter berufungsstrategischen Gesichtspunkten. Diese aber traten zurück nach seiner Berufung nach Freiburg auf einen Lehrstuhl für Nationalökonomie. Auch auf Betreiben

66 Vor allem im Brief vom 11. Jan. 1888, in: Weber, Jugendbriefe, S. 283 f. (MWG II/2): „Ich hoffe noch dazu zu kommen, auch die deutschen städtischen Statuten daraufhin durchzugehen [...]“. 67 Weber, Handelsgesellschaften, unten, S. 331. 68 Ebd., unten, S. 203, Fn. 14; S. 331. 69 Der schon mehrfach zitierte Brief an Lujo Brentano vom 20. Feb. 1893, in: Weber, Jugendbriefe, S. 363 (MWG II/2). 70 Brief Max Webers an Friedrich Althoff vom 3. März 1893, in: GStA PK, I. HA, Rep. 76, V a Sekt. 2, Tit. XIV, Bd. 5, Nr. 11 (MWG II/2). 71 Brief Max Webers an Hermann Baumgarten vom 1. Dez. 1892, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7 (MWG II/2).

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Webers wurden die Wirtschaftswissenschaften dort aus der philosophischen in eine Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät eingegliedert.72 Weber nahm die dadurch gegebene Gelegenheit wahr, trotz einer erheblichen Lehrbelastung in seinem neuen Fachgebiet auch rechtswissenschaftliche Lehrveranstaltungen in größerem Umfang anzubieten. Neben einem Handelsrechtspraktikum im Sommersemester 1895 und im Sommersemester 1896 las er einmal vierstündig eine germanistische Hauptvorlesung, obwohl das Fach durch einen eigenen Ordinarius vertreten war: im Wintersemester 1895/96 „Geschichte des deutschen Rechts“. Die für das Wintersemester 1896/97 angekündigte Vorlesung „Deutsche Rechtsgeschichte“ hielt er nicht, weil er für den kurzfristig beurlaubten Gerhart von SchulzeGaevernitz einsprang und fünfstündig „Nationalökonomie“ las. Leider haben sich, soweit ersichtlich, zur rechtsgeschichtlichen Vorlesung keine Vorlesungsmanuskripte oder Mitschriften erhalten. Die Vorlesung erfordert traditionell einen vollen Durchgang von der germanischen über die mittelalterliche deutsche Rechts- und Verfassungsgeschichte bis hin zu den Entwicklungen des 18. und 19. Jahrhunderts, jedoch unter Ausschluß des römischen Rechts. Weber mußte sich also mit diesen Materien für die Vorlesung intensiver, zumindest in Form einer Übersicht, befassen. Wie sehr er im Rahmen seiner agrarhistorischen Interessen die Geschichte der germanischen Völker weiterhin im Blick hatte, zeigt sein Aufsatz (und Vortrag in St. Louis) zur altgermanischen Sozialverfassung von 1905.73 Zuvor hatte er in Berlin schon für das Sommersemester 1894 eine „preußische Rechtsgeschichte“ angekündigt, die wohl ebenfalls im Mittelalter zu beginnen, dann ausführlicher das preußische Allgemeine Landrecht von 1794 und die SteinHardenbergschen Reformen als Kern- und Höhepunkte zu behandeln hatte. Als „Partikularrecht“ im Gegensatz zu dem römischen „gemeinen Recht“ stellten diese Materien ebenfalls Gegenstände der germanistischen, nicht der romanistischen Rechtsgeschichte dar. Für Webers Selbstverständnis

72 Vgl. dazu Biesenbach, Friedhelm, Die Entwicklung der Nationalökonomie an der Universität Freiburg i. Br. 1768 – 1896. Eine dogmengeschichtliche Analyse. – Freiburg i. Br.: Eberhard Albert 1969, S. 213 ff. (2. Die Errichtung der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultäten 1896). Die oben im Text erwähnten Seminare und Vorlesungen sind verzeichnet in: Ankündigung der Vorlesungen welche im SommerHalbjahre 1895 auf der Großherzoglich Badischen Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau gehalten werden. – Freiburg i. Br.: Chr. Lehmann 1895, S. 5 (Seminar), und für das Sommer-Halbjahr 1896, ebd. 1896, S. 5 (Seminar); für das WinterHalbjahr 1895/96, ebd. 1895, S. 5 (Vorlesung) und für das Winterhalbjahr 1896/97, ebd. 1896, S. 4 (angekündigte, aber nicht gehaltene Vorlesung – vgl. dazu auch MWG III/1). 73 Weber, Der Streit um den Charakter der altgermanischen Sozialverfassung, MWG I/6.

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als Jurist ist außerdem die intensive Beschäftigung mit dem Börsenwesen in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre einzubeziehen, auf die Knut Borchardt anläßlich der Edition hingewiesen hat.74 Sie führte ihn noch einmal mitten in neue rechtshistorische, rechtspolitische und juristisch-dogmatische Probleme. Weber hat sich also bis über die Mitte der neunziger Jahre ausführlich mit der mittelalterlichen und neuzeitlichen Rechtsgeschichte als akademischer Lehrer beschäftigt. Wenn er sich 1895 inmitten der Auseinandersetzungen um die Gestaltung des BGB nach romanistischen oder germanistischen Rechtsprinzipien gegenüber einem größeren Publikum zu der Frage und der Charakterisierung von römischem und deutschem Recht äußert,75 so steht dies also nunmehr nicht mehr isoliert zwischen den ‚Handelsgesellschaften‘ und der ‚Rechtssoziologie‘, sondern inmitten einer kontinuierlichen Beschäftigung mit juristischen und rechthistorischen Problemen seit seiner Dissertation und Habilitation. Max Weber ist auch insofern als Jurist zu sehen, als er nicht nur durch Studium und den Weg der wissenschaftlichen Qualifikation in diesem Fach nachhaltig geprägt ist, sondern sich darüber hinaus in einer kontinuierlichen und in sich konsequenten Linie mit Einzel- wie Grundfragen des Rechts und seiner Geschichte auseinandergesetzt hat.

12. Zu Anordnung und Edition der Texte An erster Stelle wird Max Webers Dissertation über die Handelsgesellschaften als der zentrale Text ediert. Dessen vollständiger Druck erschien im Oktober 1889. Ihm zugehörig und als Variante berücksichtigt ist der früher publizierte textidentische Teildruck „Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft“ als Kapitel III.76 Weil zu den Dissertationsdrucken keine Manuskripte oder parallele Texte überliefert sind, bot die reine Textwiedergabe keine Schwierigkeiten. Eine Besonderheit ergab sich aber aus der für Weber ganz ungewöhnlichen Vielzahl der (lateinischen, mittelalterlich-italienischen und spanischen) Quellenzitate, die sowohl aus dem Sachthema wie aus dem Charakter als akademische Prüfungsleistung folgen. Sie mußten nachgewiesen und gegebenenfalls richtiggestellt werden. Um hier die Übersichtlichkeit des Textes und des Anmerkungsapparates zu wahren, wurde als Kürzel die Sigle Q eingeführt, die sich, wie genauer im Editorischen Bericht nachgewiesen, auf die 74 Borchardt, Knut, Einleitung, in: Weber, Börsenwesen, MWG I/5, bes. S. 94 – 98. 75 Weber, ‚Römisches‘ und ‚deutsches‘ Recht, MWG I/4, S. 524 – 534, sowie oben, S. 16, Anm. 56. 76 Vgl. unten, S. 190 – 253.

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von Weber benutzten Quellenwerke bezieht. Dem formellen Dissertationsdruck, also dem Teildruck von Kapitel III als ‚Solidarhaftprinzip‘, waren der Promotionsordnung gemäß die „Thesen“ für die zum Doktorexamen gehörige Disputation sowie ein „Lebenslauf“ beigefügt; außerdem wurde der seinerzeit eingereichte handschriftliche Lebenslauf ermittelt.77 Alle drei Texte sind nach dem Haupttext ediert. Die drei in den Universitätsakten überlieferten Gutachten zum vollen Text der ‚Handelsgesellschaften‘ stellen ein wichtiges Material für den Ablauf der Verfahren (Promotion und Habilitation) und zur Einordnung der ‚Handelsgesellschaften‘ selbst dar, jedoch keinen zu edierenden Text. Sie haben deshalb ihren passenden Platz im Anhang zu dieser Einleitung, die sie vielfach verwertet, gefunden.78 Die Herausgeber der Gesamtausgabe und die Editoren waren sich einig, daß die von Weber im Rahmen des Promotionsverfahrens erstellten drei rechtshistorischen Exegesen79 hier mit ediert werden sollten, stellen sie doch bemerkenswerte Dokumente der juristischen Arbeitsweise und Kenntnisse Webers dar. Da sie sachlich der Promotionsarbeit unter- und zugeordnet sind, wurde hier aber von dem streng chronologischen Prinzip abgewichen und diese Texte hinter dem der Dissertation abgedruckt, obwohl die (handschriftliche) Fassung dieser Texte vor den beiden Druckausgaben der Dissertation liegen, während die verlorene handschriftliche Fassung der ‚Handelsgesellschaften‘ ihnen zeitlich voraus ging. Es folgen weiterhin fünf Rezensionen Webers aus der Zeit von 1890– 1894.80 Das ergibt zwar eine chronologische Überschneidung mit MWG I/4, ist aber sachlich begründet, weil sich die besprochenen Werke alle mit Fragen des Handelsrechts beschäftigen und dadurch thematisch mit der Dissertation und der durch ihre Einbeziehung in das Habilitationsverfahren erlangten handelsrechtlichen Venia Webers in Verbindung stehen. Sie haben ihren Ort der Chronologie gemäß hinter Dissertation und Exegesen gefunden. Die üblichen Verzeichnisse und Register beschließen den Band. Die an Max Weber interessierte Leserschaft verschiedenster Fachrichtungen – Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler, Historiker und Juristen verschiedener nationaler Traditionen – werden jeweils nur zu einem Teil mit den juristischen und historischen Gegenständen und Terminologien der edierten Texte vertraut sein. Darum wurde der sachgerechten Verteilung und inneren Verbindung der Erläuterungen auf die Anmerkungen, die die unmittel-

77 78 79 80

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

unten, unten, unten, unten,

S. 345 – 347 und 352 – 357. S. 98 – 105. S. 364 – 439. S. 444 – 452, 457 – 467, 471 – 474, 478 – 489, 494 – 503.

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barsten Informationen geben, auf das Glossar mit etwas ausführlicheren Erläuterungen häufiger vorkommender Begriffe und Zusammenhänge, schließlich auf die breitere Schilderung der wissenschaftsgeschichtlichen, thematischen und biographischen Einbettung in der Einleitung und den Editorischen Berichten besondere Sorgfalt gewidmet. Doch konnte dieser Apparat nicht zu sehr mit ständigen Querverweisen belastet werden. Der Leser wird, dieses Verteilungsprinzip im Sinn haltend, die gesuchten Informationen am jeweiligen Ort zu finden wissen. Er möge verzeihen, wenn ihm einiges bekannt und zu ausführlich, anderes zu knapp behandelt erscheint; hier waren angesichts der zu vermutenden unterschiedlichen Ansprüche Kompromisse unausweichlich.81

81 Ähnlich Borchardt, Knut, Einleitung, in: Weber, Börsenwesen, MWG I/5, S. 109 f.

Anhang zur Einleitung Gutachten zum Promotions- und Habilitationsverfahren von Levin Goldschmidt und Otto Gierke 1. Levin Goldschmidt, Gutachten vom 23. Februar 1889 über Max Webers Dissertation „Geschichte der Handelsgesellschaften im südeuropäischen Mittelalter“ Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253 („Die Erteilung akademischer Würden (Promotionen), vom 5. Juli bis 10. Aug. 1889“), Blatt 36Vs – Rs. Das von Goldschmidt selbst handschriftlich abgefaßte Gutachten nimmt bis auf einen größeren Rand oben und auf der linken Seite den gesamten Raum des Blattes auf der Vorder- und Rückseite ein. Bei Seitenverweisen des Gutachters, die sich auf das eingereichte handschriftliche Manuskript Webers beziehen (vgl. dazu unten, S. 126 f.), werden in eckigen Klammern die entsprechenden Seiten des unten edierten Textes angefügt.

Die Dissertation des Herrn Kammergerichtsreferendars Max Weber „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im südeuropäischen Mittelalter“ bezeichnet sich als einen bloßen Beitrag für die Entwicklungsgeschichte eines der wichtigsten Institute des heutigen europäischen Handelsrechts. Gleich seinen Vorgängern Lastig, Silberschmidt, Endemann und Renaud sucht er, mit gutem Grund, den Ursprung des Instituts in den Mittelmeerländern, insbesondere in Italien. Während aber Renaud das Quellenmaterial nur in völlig unzureichender Weise berücksichtigt, Endemann sich ganz auf die kanonistisch-theologische Literatur beschränkt, Lastig vornehmlich aus ungedrucktem und daher schwer kontrollierbarem Statutarrecht schöpft, hat der Verfasser, gleich Silberschmidt, das ganze gedruckt vorliegende statutarische und Urkunds-Material, vornehmlich auch das bisher nur wenig berücksichtigte Spanische sorgfältig benutzt, dazu die wichtigste Literatur und Spruchpraxis bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts (vgl. die „Quellen- und Literaturübersicht“ am Schlusse [unten, S. 333 – 340]) in Betracht gezogen. Verdient so die gut und durchsichtig geschriebene Abhandlung schon wegen der breiten quellenmäßigen Grundlage alles Lob, so tritt noch Folgendes hinzu: Während die tüchtige Schrift von Silberschmidt sich auf die Anfänge der commenda bzw. Kommanditgesellschaft und stillen Gesellschaft beschränkt, faßt Weber vorwiegend die Rechtsbildung der offenen Handelsgesellschaft ins Auge, zu welcher er sich aber durch eine sorgfältige Analyse der älteren commenda in ihren verschiedenen Gestaltungen den Weg

Promotionsurkunde Max Webers, 1. August 1889 (Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Bl. 45)

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bahnt. Dazu operiert der Verfasser überall mit gut durchdachten wirthschaftlichen und juristischen Gesichtspunkten aber sehr umsichtig gegen zu weit gezogene Folgerungen aus lückenhaftem Quellenmaterial. Als Hauptdifferenzen zwischen der römischen societas (auch quaestus) und der heutigen offenen Handelsgesellschaft wird in der Einleitung hervorgehoben die solidarische Haftung der Gesellschafter und die Existenz eines gesellschaftlichen Sondervermögens (S[iehe] auch die richtige Polemik gegen Laband S. 13, 14, 203, 204 [unten, S. 150 f., 311 f.]); nicht berücksichtigt ist das dritte Moment des gegenseitigen Vertretungsrechtes. Unter Zurückweisung der Rösler’schen Gegenthese, daß schon die römische (normale) societas die Anfänge eines besonderen Gesellschaftsvermögens aufweise (S. 15 f. [unten, S. 152 f.]), wird versucht, die allmähliche Herausbildung der (beiden) Hauptdifferenzen im mittelalterlichen Societätsrecht aufzuweisen. Richtig wird mehrfach hervorgehoben, daß das Interesse des Handels dem eindringenden römischen Recht gegenüber zur Festhaltung germanischer Rechtssätze geführt habe. Den ersten Haupttheil bildet die Darstellung der seehandelsrechtlichen Societäten (S. 21 ff. [unten, S. 157 – 190]). Interessante Anknüpfungspunkte bietet bereits die etwas zu kurz analysierte L[ex] Wisigothorum (S. 23 [unten, S. 157 – 159]); gut dargestellt sind die wirthschaftlichen Entwicklungsphasen der (einseitigen) commenda und der societas maris (S. 25 ff. [unten, S. 159 – 165], 31 ff. [unten, S. 165 – 169]) wobei auf den gemeinsamen Societätsfonds der letzteren hingewiesen wird (S. 33 ff. [unten, S. 167]) und, gegen Lastig, das Verhältniß von commenda und participatio in das richtige Licht tritt (S. 35, 36 [unten, S. 167 – 169]). Wie bereits hier in der „nationalen Form des genuesischen Seehandels“ – Anfänge einer abgesonderten Befriedigung des socius stans aus dem Societätsfonds hervortreten (S. 46 ff. [unten, S. 177 – 181]), so findet sich bei Anwendung dieser Societätsform auf den Landhandel (S. 50 ff. [unten, S. 182 – 190]), das interessante Verhältniß der mehreren socii stantes (Piacenza, S. 55 ff. [unten, S. 185 – 188]). Der zweite Hauptteil (S. 60 ff. [unten, S. 190 – 253]) verfolgt die Hausgenossenschaft mit ungetheiltem Vermögen seit Ed[ictum] Rotharis durch die Lombarda, das italienische Statutarrecht und die Praxis hindurch. Diese Erörterungen greifen in schwierige Fragen des germanischen Familienrechts ein. Besonders wichtig ist, daß die Haushaltungsgemeinschaft sich rechtlich von den Familienbanden emancipiert, insbesondere in der Anwendung auf den Handwerkerstand, gemeinsame Haftung für Deliktsund andere Schulden erzeugt (S. 71 ff. [unten, S. 200 – 204] 80 ff. [unten, S. 210 ff.]), weiter zur Haftung des Gemeinguts (S. 83 ff. [unten, S. 213 ff.]) und des Einzelguts (S. 85 ff. [unten, S. 216 – 218]) führt, sich auch gegen das eindringende römische Recht statutarisch (Spanien, Venedig u. sonst[ige]) behauptet (S. 92 ff. [unten, S. 218 – 226]).

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Nun tritt neben und vor die Hausgemeinschaft im sich entwickelnden Großbetrieb die gemeinsame stacio, welche zur Trennung von Societätsschulden von den Privatschulden der einzelnen socii, zum Gesellschaftersondervermögen (besonders interessant Verona: S. 120 ff. [unten, S. 246 f.]), zur Entwicklung der (freilich hier nur gestreiften) Gesellschaftsfirma (S. 121 ff. [unten, S. 247 – 250]) führt, die häufigen Stipulationen der SolidarHaftung (S. 126 ff. [unten, S. 251 – 252]) werden im Sinne einer Befestigung geltenden Gewohnheitsrechts aufgefaßt. Demnächst werden die im Vorstehenden aus dem Gesamtmaterial gewonnenen Ergebnisse in besondere Beziehung auf Pisa (S. 129 ff. [unten, S. 253 – 286]) und Florenz (S. 177 ff. [unten, S. 287 – 312]), für welche reiches Statutenmaterial vorliegt, geprüft. In Pisa (ältere Zeit) ist die offene Gesellschaft nicht nachweisbar, wohl aber Kommanditgesellschaft und participatio (stille Gesellschaft), und ergibt sich das interessante Resultat, daß die Hausgemeinschaft, insbes. Erbengemeinschaft, durch Anwendung der Grundsätze der societas maris handelsrechtliche Modifikation erfahren hat (S. 158 ff. [unten, S. 272 – 277]). Eine Einschaltung betrifft das (von Endemann verdunkelte) Verhältniß der commenda zum zinsbaren Darlehen (S. 152 ff. [unten, S. 268 – 277]), während S. 175 not. 33 [unten, S. 286, Fn. 36 (sic!)] gegen Gierke’s (und Anderer) Auffassung der Kommanditgesellschaft als einer Modifikation der offenen Handelsgesellschaft – m. E. mit gutem Grund – Stellung genommen wird. Für Florenz wird richtig – gegen Lastig – die zu einseitige Zurückführung der Solidarhaftung auf die Familiengemeinschaft reprobiert (S. 179 ff. [unten, S. 288 – 292]), die wechselseitige Einwirkung von Hausgemeinschaft und Societät (S. 186 [unten, S. 295]), die Bildung der Firma (S. 189 ff. [unten, S. 297 – 300]), des Gesellschaftervermögens (insbes. im Statut der Arte di Calimala S. 191 ff. [unten, S. 300 – 302]) dargelegt. Ein letzter Abschnitt (S. 205 ff. [unten, S. 312 – 332]) verfolgt endlich die vielfach unterstellte Auffassung, des unmittelbar aus dem Gesellschaftsrecht herausgewachsenen Instituts in der juristischen Literatur und Praxis[;] den Abschluß findet der Verfasser in den Entscheidungen der Genuesischen Rota und dem Genuesischen Statut 1588/9 [unten, S. 326 – 328]. Über das Verhältniß zur germanischen Gesamthand will sich der Verfasser erst nach näherer, vorbehaltener Untersuchung dieses Instituts aussprechen. Die vorstehende Analyse ergibt, daß die umfangreiche Schrift als ein sehr anspruchsvoller, die wissenschaftliche Erkenntniß sehr erheblich fördernder Beitrag zur Geschichte des europäischen Handelsrechts zu bezeichnen ist, und daß sie, auch hinsichtlich der Methode – wenngleich vielleicht einzelne Wiederholungen zu vermeiden gewesen wären – das Prädikat vorzüglich

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unbedenklich verdient. Einzelne Ergänzungen können noch bei der Drucklegung erfolgen. Die selbstverständlich zahlreichen Hypothesen sind als solche gekennzeichnet. – Berlin, 23. Februar 1889 Goldschmidt

2. Levin Goldschmidt, Gutachten vom 14. Dezember 1891, und Otto Gierke, Gutachten vom 18. Dezember 1891 zu Max Webers „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen“, sowie Fakultätsvotum vom 18. Dezember 1891 im Habilitationsverfahren Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144 („Die Habilitationen und Nostrifikationen der Privatdozenten von 1887 – 1892“), Blatt 204Vs – 205Rs. Das vier Seiten lange, handgeschriebene Schriftstück ist mittig geteilt. Die beiden handgeschriebenen Gutachten nehmen jeweils die rechte Spalte ein. Die linke Spalte ist für die Voten der Fakultätsmitglieder im Umlaufverfahren reserviert. Bei Seitenverweisen der Gutachter, die nun auf die gedruckte Arbeit Webers Bezug nehmen, werden in eckigen Klammern die entsprechenden Seiten des unten edierten Textes angefügt. Die linke Hälfte (Bl. 204Vs) trägt in der Hand Levin Goldschmidts die Überschrift:

Zur Habilitation von Herrn Gerichtsassessor Dr. Max Weber. Auf der rechten Blatthälfte (Bl. 204Vs – 205Vs) folgt in der Hand Levin Goldschmidts:

Max Weber. Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen. 170 S. 8. Stuttgart 1889. F. Enke. Nachdem die Fakultät beschlossen hat, daß die vorstehende Schrift, welche der Fakultät bereits (ganz oder zum großen Theile) als Doktordissertation des Assessor Dr. Weber vorgelegen hat und damals magna oder gar summa cum laude zensuriert ist, als formell hinreichende Probeschrift für die Habilitation im Handelsrecht erachtet werden soll, bleibt zu prüfen, ob dieselbe materiell dem § 57 der Statuten entspricht. Ihr Inhalt ist in Kürze folgender: Nach einer gedrängten, aber mancherlei neue Gesichtspunkte eröffnenden Übersicht über das römische Societätsrecht (S. 3 – 15 [unten, S. 144 – 155]) erörtert der Verfasser in zwei Hauptabschnitten: die seehandelsrechtlichen Societäten, d. h. die mittelalterliche commenda mit ihren mannigfachen Spielarten (S. 15 – 43 [unten, S. 157 – 190]), und

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die Familien- und Arbeits-Gemeinschaft, in welcher er die Quelle der heutigen offenen Handelsgesellschaft findet (S. 44 – 96 [unten, S. 190 – 253]). Diesen Untersuchungen, welche sich über ein ausgedehntes Quellengebiet verbreiten, folgt eine detaillirte Untersuchung des Pisanischen Rechts (S. 97 – 127 [unten, S. 253 – 286]) und des Florentinischen Rechts (S. 128 – 148 [unten, S. 287 – 312]). Den Schluß bildet eine gedrängte Übersicht der Ergebnisse der juristischen Literatur (S. 149 – 166 [unten, S. 312 – 332]). Beigefügt ist ein recht lehrreiches Quellenregister (S. 167 – 170 [unten, S. 333 – 340]). Originell ist die Anordnung des Stoffes und die Methode der Untersuchung. Die zum Theil fremdartigen Gestaltungen des mittelalterlichen Rechts und den Gang der Entwickelungsgeschichte versucht der Verfasser unter wirthschaftlichen Gesichtspunkten zu begreifen und zu erklären. Nach dieser Richtung hin hat seine Arbeit lebhafte Anerkennung Schmoller’s gefunden (Jahrb[uch] f[ür] Gesetzgebung, Volkswirthschaft etc. XIV S. 726 ff.). Derselbe bezeichnet sie als „einen ausgezeichneten Beitrag zur Geschichte der mittelalterlichen Familienwirthschaft und der Handelsgesellschaften in Italien. Sie verbindet ein eindringliches Quellenstudium mit vorsichtiger wirthschaftlicher und scharfer juristischer Analyse; ohne die Ergebnisse im Einzelnen prüfen zu können, glaubt Referent doch die Arbeit dem Besten, was wir auf diesem Gebiete haben, gleichstellen, sie als einen ganz erheblichen Fortschritt bezeichnen zu dürfen.“1 Nicht minder anerkennend äußert sich von rechtsgeschichtlichem Standpunkt über dieselbe M[ax] Pappenheim (Z. f. Handelsrecht XXXVII S. 255 ff.).2 Der Referent hebt hervor, daß das gedruckte italienische und spanische Quellenmaterial gründlich u. möglichst vollständig benützt ist, daß auf zahlreiche schwierige Fragen zuverlässig Antwort ertheilt ist. Dagegen erhebt er freilich Widerspruch gegen die von Weber vertretene, nicht eigentlich dem Handelsrecht angehörige Auffassung der altgermanischen Hausgemeinschaft, namentlich hinsichtlich der postulierten rechtlichen Hausgemeinschaft zwischen dem Vater und dessen noch unabgeschichteten Söhnen (S. 256 – 257), sowie dagegen, daß Weber in der Gütergemeinschaft der Familiengenossen nicht sowohl das Familienverhältniß als die Hausgenossenschaft für ausschlaggebend erachtet (S. 257 – 259). Auch ich theile diese Bedenken, glaube aber auf dieselben an dieser Stelle nicht näher eingehen zu dürfen, zumal es sich um ein noch sehr

1 Rezension von Gustav Schmoller, in: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft des Deutschen Reichs, 14. Band, 1890, S. 725 – 726. Das Zitat findet sich auf S. 725. 2 Rezension von Max Pappenheim, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 37. Band, 1890, S. 255 – 259.

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dunkles Gebiet altgermanischen Rechts handelt und nur eine sehr detaillierte Untersuchung insbes. des altlangobardischen Rechts zu tieferen Ergebnissen führen kann. Was aber die handelsrechtlichen Fragen anlangt, so hat unzweifelhaft Weber einen sehr erheblichen Fortschritt erzielt. Außer den zwar ausführlichen, aber ohne jede Kenntniß der älteren Quellen gemachten Untersuchungen von Endemann (Studien), lagen nur die sehr aphoristischen Entwicklungen von Lastig, die fleißigen aber wesentlich nur statistischen Mittheilungen über den Inhalt der italienischen Statutenrechte von Lattes, namentlich für die commenda die fleißigen und sehr sorgfältigen Untersuchungen von Silberschmidt vor. Das von diesen Schriftstellern benützte Material hat nun Weber sehr erheblich erweitert, das bereits benutzte neu mit kritischem Sinn durchforstet und erhebliche neue Resultate gewonnen. Insbesondere hat er bereits im ältesten Pisanischen Statutenrecht (Constitutum Usus) die Anfänge einer rechtlichen Selbständigkeit des Gesellschaftervermögens nachgewiesen, überhaupt diese ebenso wichtige wie schwierige Quelle gründlich prelustriert; er hat unter Benutzung auch sehr entlegenen Urkundenmaterials (Familienzeugnisse der Alberti bei Passerini, Gli Alberti, Archives de l’Orient latin I. II), auf die offene Handelsgesellschaft neues Licht geworfen, die Hausgemeinschaft oder noch genauer die Laden- bezw. Komptoir-Gemeinschaft hier in den Vordergrund gerückt und die von Lastig u. A. nahezu ignorierte Bedeutung der gemeinschaftlichen Firma richtig, namentlich als für die spätere Entwickelung ausschlaggebend, gewürdigt. Freilich hat er sich, m. E., noch zu sehr von gewissen Grundanschauungen Lastig’s leiten lassen, ist diesem zu sehr in der Auslegung des älteren Florentinischen Rechts gefolgt und hat in gleichem Sinn auch andere italienische Statutenrechte (insbes. Stat[uta] domus mercatorum Verone) interpretiert. Ein nicht unerheblicher Theil des bereits gedruckten, aber schwer zugänglichen Urkundenmaterials war ihm noch unbekannt; daß er von den bereits gedruckten, aber noch nirgends genannten Marseiller Urkunden (Blancard 1885)3 keine Kenntniß hatte, darf ihm nicht zum Vorwurf gereichen. Durch umfassende Benutzung des ganzen zugänglichen Quellenmaterials bin ich jedoch vielfach zu anderen Auffassungen gelangt und es hat sich namentlich die relative Richtigkeit der von Weber, wie von Lastig u. A. mit Unrecht bekämpften Institoratspräsumtion herausgestellt, die unbeschränkte und Solidar-Haftung der Gesellschafter aber nicht als Ausfluß der Hausgemeinschaft ergeben, vielmehr als deren Quelle das all3 Goldschmidt bezieht sich hier auf das in seiner privaten Bibliothek vorhandene Werk: Blancard, Louis, Documents inédits sur le commerce de Marseille au moyenage, t. 1, 2. – Marseille: Barlatier-Feissat 1884 – 85.

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mählich zum Gewohnheitsrecht verdichtete übliche Auftragsrecht herausgestellt. (Meine Universalgeschichte des Handelsrechts 1891 S. 280 ff. wo zu den einzelnen abweichenden Behauptungen Weber’s Stellung genommen ist).4 Demungeachtet stehe auch ich nicht an, die Weber’sche Schrift als eine hervorragende Leistung für die Geschichte des mittelalterlichen Handelsrechts zu bezeichnen. Sie bekundet gründliche Kenntniß, Scharfsinn und selbständige wissenschaftliche Kraft des Verfassers. Sie ist unzweifelhaft als eine für den Zweck der Habilitation im Gebiete des Handelsrechts voll ausreichende Probeschrift anzusehen. Berlin 14. Dezember 1891.

Goldschmidt

Es folgt gleichfalls jeweils auf der rechten Blatthälfte (Bl. 205Vs – Rs) in der Hand Otto Gierkes:

Vorstehender Beurtheilung der Leistungen Webers für die Geschichte des Handelsrechts schließe ich mich im Ergebniß durchaus an. Wenn ich meinerseits die [bei Gierke: den] Bedenken Pappenheims gegen die germanistische Grundlegung die Verfassers theile, andererseits auch durch den ersten Herrn Censor von der Unrichtigkeit derjenigen Aufstellungen des Verfassers, welche die handelsgesellschaftliche Haftungsgemeinschaft und Vertretungsmacht an deutschrechtliche Gemeinschaftsverhältnisse anknüpfen, nicht überzeugt bin, so will ich auf diese Punkte hier um so weniger eingehen als der Streit darüber schwerlich in Kürze endgültig geschlichtet werden wird, dem Verdienste des Verfassers aber etwaige Fehlgriffe auf einem so dunklen Gebiet keinen Eintrag thun. Mir scheint es unzweifelhaft, daß die gedruckt vorliegende Arbeit „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter“, an und für sich betrachtet, eine vollkommen ausreichende Grundlage bildet, um ihrem Verfasser die venia legendi auch für Handelsrecht zu ertheilen. Scheidet man aber auch aus dieser Schrift den Theil aus, der unter dem Titel „Entwicklung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten“ als Dissertation gedruckt ist, so ist das in der Schrift nun Veröffentlichte m. E. hinreichend, um für den Fall der Zulassung der römischrechtlichen Habilitationsschrift die Erstrekkung der venia auf Handelsrecht zu rechtfertigen. Denn die gedruckte 4 Goldschmidt, Levin, Universalgeschichte des Handelsrechts, 1. Lieferung (Handbuch des Handelsrechts, 3. Aufl., 1. Band: Geschichtlich-literärische Einleitung und die Grundlehren, 1. Abtheilung: Universalgeschichte des Handelsrechts, 1. Lieferung). – Stuttgart: Ferdinand Enke 1891, S. 280 – 290, insbes. Fn. 154 f.

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Dissertation bildet hier nur den Abschnitt III S. 44 – 96 [unten, S. 190 – 253]. Sowohl Abschn[itt] I – II S. 1 – 43 [unten, S. 144 – 189], als vor Allem die durch Spezialforschung hervorragenden Abschn[itte] IV – VI S. 97 – 166 [unten, S. 253 – 312] sind hier zuerst gedruckt. Dagegen hat freilich das Ganze bereits als Dissertation der Fakultät vorgelegen; irgend Erhebliches mindestens ist an dem eingereichten Manuskript später nicht geändert. Berlin, 18. Dec[ember] 91 O[tto] Gierke Chronologisch schließen sich die Voten der Fakultätsmitglieder in verschiedenen Händen auf der linken, ersten Blatthälfte (Bl. 204Vs), als Vermerke im Umlaufverfahren an:

Berlin d[en] 18. Dece[m]b[e]r 1891. Circulirt samt d[en] Probeschriften nach § 57 d[er] Statuten [bei] d[en] übrigen Herren Ordinarien Kohler z. Z. dec[anus], Gneist für die Zulassung Gneist 18/12, Gelesen Hübler – Eck 18/12 – Dernburg – Pernice – Berner – Gelesen H[einrich] Brunner. gelesen Hinschius

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Schriften

Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen.

Editorischer Bericht

I. Zur Entstehung Die hier vorgelegte Edition beruht auf der 1889 erschienenen Druckfassung von Webers Schrift ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften‘. Sie dürfte weitgehend dem nicht erhaltenen Manuskript entsprochen haben, das er für das Promotionsverfahren an der Universität Berlin einreichte und auf das sich Levin Goldschmidt in seinem ersten Gutachten bezog. Der formellen Druckverpflichtung kam Weber mit einem Teilabdruck unter dem Titel ‚Entwickelung des Solidarhaftprinzips‘ nach, der dem Kapitel III. der gedruckten Langfassung entspricht (zum Verhältnis der beiden Texte, unten, S. 127 f.). Als erste wissenschaftliche Arbeit Webers entstand die Promotionsschrift parallel zu seiner praktischen Ausbildung als Rechtsreferendar, die er bei verschiedenen Berliner Justizbehörden sowie in einer Anwaltskanzlei absolvierte. Das Rechtsreferendariat war damals von zwei juristischen Staatsexamina flankiert: Das erste Examen (Referendarexamen) schloß das Universitätsstudium ab; das daran anschließende, damals noch vierjährige, Rechtsreferendariat wurde mit dem zweiten, sogenannten großen Examen (Assessorexamen) beendet. Dieses große Examen war auch damals die Zugangsvoraussetzung für alle juristischen Berufe. Auf Webers praktische juristische Tätigkeit im Rahmen seines Referendariats wird im folgenden einzugehen sein, um seine juristische Prägung besser nachvollziehen zu können, die bislang in der Weber-Forschung kaum berücksichtigt worden ist. Daher werden die wichtigsten Stationen von Webers Rechtsreferendariat bis zu seinem zweiten Staatsexamen (unten, S. 110 – 115, 120 f.) vorgestellt. Über die Promotion (unten, S. 115 – 121) hinaus bildete die ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ die zweite Säule in Webers Habilitationsverfahren (dazu unten, S. 122 – 126).

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

1. Levin Goldschmidt und Webers Interesse für das Handelsrecht Bereits während seines juristischen Studiums zwischen 1882 und 1886 in Heidelberg, Berlin und Göttingen interessierte sich Max Weber für Fragen des Handelsrechts. An der Universität Göttingen nahm er im Wintersemester 1885/86, das zugleich sein siebtes und letztes Studiensemester war, unter anderem an einem Handelsrechtspraktikum bei Richard Schröder, Professor für Deutsches Recht und Handelsrecht, teil.1 Vermutlich anläßlich des Handelsrechtspraktikums bei Schröder beschäftigte sich Max Weber auch – erstmals soweit wir wissen – mit der Geschichte von Handelsstädten, über die er seinem Bruder Alfred in dieser Zeit Auskunft und Belehrung erteilte.2 Am 17. Februar 1886 erhielt Weber in Göttingen seine Exmatrikulation, um sich in den „Schlund“ des ersten juristischen Staatsexamens („Referendarienexamen“) zu stürzen.3 Für diese erste Prüfung mußte er zunächst eine wissenschaftliche Aufgabe innerhalb von sechs Wochen schriftlich bearbeiten. Hierfür ließ ihm die juristische Prüfungsordnung die Wahl eines Themas aus den sechs möglichen Bereichen: gemeines Zivilrecht, deutsches Privatrecht, Handelsrecht, Kirchenrecht, Civilprozeßrecht oder Strafrecht.4 Da Webers schriftliche Examensarbeit nicht erhalten ist,5 muß offen bleiben, ob er die durch die juristische Prüfungsordnung gebotene Möglichkeit wahrnahm, sich bereits zu diesem Zeitpunkt im Bereich des geltenden Handelsrechts zu qualifizieren. Ab dem 7. März rechnete Weber täglich mit der Zusendung der entsprechenden Prüfungsaufgabe,6 die er dann bis zum 13. April 1886 bearbeiten wollte. Diesen Termin konnte er jedoch nicht ein-

1 Brief an Max Weber senior vom 2. Nov. 1885, in: Weber, Jugendbriefe, S. 182 f. (MWG II/1). 2 Brief an Alfred Weber vom 13. Dez. 1885, in: Weber, Jugendbriefe, S. 194 f. (MWG II/1), zu einem Netz griechischer Kaufmannstädte und über die Zeit der wirtschaftlichen Blüte der Hansestädte. 3 Brief an Helene Weber vom 17. Febr. 1886, in: Weber, Jugendbriefe, S. 202 (MWG II/1), in dem Weber sich auch Gedanken darüber machte, ob er zur Vorbereitung auf das juristische Examen nicht besser zu einem juristischen Repetitor gegangen wäre. 4 § 6 des Regulativs vom 6. Dez. 1875 zum Gesetz über die Juristischen Prüfungen vom 6. Mai 1869, in: Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, Band 37, 1875, Nr. 47, S. 255 – 260, ließ die wissenschaftliche Hausarbeit im Ersten Staatsexamen auf den Gebieten Gemeines Civilrecht, Deutsches Privatrecht, Handelsrecht, Kirchenrecht, Civilprozeßrecht und Strafrecht zu. 5 Briefliche Anfragen durch Susanne Lepsius vom 12. Dez. 2002 beim Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv, vom 18. Febr. 2003 beim Brandenburgischen Landeshauptarchiv sowie vom 18. Febr. 2002 beim Landesarchiv Berlin blieben ergebnislos. Soweit derzeit ermittelbar, ist die Dienstakte Max Webers als Rechtsreferendar, die entsprechende Unterlagen enthalten müßte, in keinem dieser Archive erhalten. 6 Brief an Alfred Weber vom 7. März 1886, in: Weber, Jugendbriefe, S. 205 (MWG II/1).

Editorischer Bericht

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halten, weshalb er um die nach dem preußischen Ausbildungsregulativ mögliche Fristverlängerung bitten mußte und mit der mündlichen Prüfung Anfang Mai, jedenfalls im ersten Termin nach Ostern rechnete.7 Nach der Begutachtung der Examensarbeit durch die Prüfungskommission sahen die für Weber einschlägigen gesetzlichen Prüfungsanforderungen des weiteren eine mündliche Prüfung vor, bei der bis zu sechs Kandidaten gleichzeitig geprüft werden konnten.8 Diese mündliche Prüfung legte Weber am 15. Mai 1886 am Oberlandesgericht Celle ab,9 das seinem letzten Immatrikulationsort Göttingen nächstgelegene, örtlich zuständige Oberlandesgericht, und hatte damit das erste Examen bestanden. Im Laufe seines anschließenden Rechtsreferendariats von Juni 1886 bis Juni 1890, für das er in den Bezirk des Kammergerichts Berlin gewechselt und damit auch in den Kreis seiner Familie zurückgekehrt war,10 entschloß Weber sich zu einer juristischen Promotion in Berlin. Dies bedeutete zugleich, daß er auf ein Angebot des Göttinger Professors Ferdinand Frensdorff, bei ihm zu promovieren, nicht eingehen wollte.11 Während seiner praktisch-juristischen Ausbildungszeit nahm Weber auch an Seminarveranstaltungen der Berliner Rechtshistoriker teil. Offenbar um Anregungen zu einem Dissertationsthema zu erhalten, belegte er während seines Referendariats an der Universität Seminare bei Alfred Pernice (Professor für Römisches Recht) und Levin Goldschmidt (Professor für Handels-, Wechsel- und Seerecht).12 7 Brief an Helene Weber vom 31./20. März 1886, in: Weber, Jugendbriefe, S. 210 – 212 (GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 3, Blatt 119Rs, hier die Datierung auf den 20. März) (MWG II/1). Der Abschnitt zur Verzögerung des Termins für sein erstes juristisches Staatsexamen fehlt in den gedruckten Jugendbriefen, im Original ist der Passus mit Bleistift (von Marianne Weber getilgt?) durchgestrichen. 8 §§ 5 – 8 des Regulativs vom 1. Mai 1883 zum Gesetz über die Juristischen Prüfungen, in: Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, Band 45, 1883, Nr. 18, S. 131–136. Zur preußischen Referendarsausbildung allgemein: Ebert, Ina, Die Normierung der juristischen Staatsexamina und des juristischen Vorbereitungsdienstes in Preußen (1849–1934). – Berlin: Duncker & Humblot 1995, S. 108– 162 (hinfort: Ebert, Normierung der juristischen Staatsexamina). 9 Siehe unten, S. 355, Z. 8. 10 In Preußen waren drei Jahre Universitätsstudium (abgeschlossen durch die erste Prüfung) und anschließend vier Jahre Referendarzeit (abgeschlossen mit der sog. Großen juristischen Staatsprüfung) der gesetzlich vorgesehene Regelfall einer juristischen Ausbildung, um dann im höheren Justizdienst die Stelle eines Richters, Staatsanwaltes, Rechtsanwaltes oder Notars bekleiden zu können. §§ 1, 5, 6, 10 des Gesetzes über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdienst vom 6. Mai 1869, in: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. – Berlin: Gesetz-Sammlungs-Debits- und Zeitungs-Komtoir 1869, Nr. 7408, S. 656 – 658. 11 Brief an Ferdinand Frensdorff vom 22. Jan. 1887, siehe oben, Einleitung, S. 12, Anm. 40. 12 Ausweislich seines Lebenslaufs (unten, S. 354, Z. 17 / Z. 10) nahm er außerdem an einem Seminar des Nationalökonomen August Meitzen teil, bei dem er jedoch nicht den juristischen Doktorgrad erlangen konnte.

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Im Wintersemester 1887/88 nahm er an dem handelsrechtlichen Seminar Goldschmidts teil, für das er sich schon im Sommer 1887 durch die Lektüre und Auswertung der einschlägigen italienischen und spanischen Statuten vorbereitet hatte. Er beklagte sich allerdings, daß „das Zeug in uralten, schändlichen Dialekten geschrieben [ist], so daß man sich wundert, daß die Menschen selbst das Kauderwelsch verstanden haben. Nun also, ich hatte tüchtig zu tun und wenn dabei nicht viel, sondern nur wenig herausgekommen ist, so kann ich weniger dafür als die italienischen und spanischen Stadträte, die gerade das nicht in die Statuten gesetzt haben, was ich darin suchte.“13 Im Laufe des Wintersemesters arbeitete er an dem Thema weiter, für das er „hunderte von Statuten“ durchsah, und fühlte sich durch die positive Reaktion Goldschmidts auf sein Seminarreferat ermutigt, das Thema zu einer Doktorarbeit auszuweiten.14 Da die Bestände der juristischen Seminarbibliothek wie auch der Universitätsbibliothek in Berlin damals sehr bescheiden waren, durfte Weber die Privatbibliothek Levin Goldschmidts benutzen. In Goldschmidts umfangreicher Privatbibliothek konnte Weber beinahe alle von ihm zitierten mittelalterlichen Statutentexte vorfinden15 sowie erhebliche weitere Bestände an Statuten, die er nicht auswertete. Darüber hinaus hatte Goldschmidt auch die einschlägige, ausländische handelsrechtliche Literatur zusammengetragen, die in Deutschland damals schwer erhältlich gewesen sein dürfte.16 Levin Goldschmidt war mit der Familie Weber seit seiner Heidelberger Zeit, in der er im Hause von Webers Großeltern Fallenstein gelebt hatte, gut bekannt.17 Überdies waren Levin Goldschmidt und Max Weber senior in 13 Brief an Emmy Baumgarten vom 21. Okt. 1887, in: Weber, Jugendbriefe, S. 274 (MWG II/2). 14 In einem Brief vom 11. Jan. 1888 an Ferdinand Frensdorff berichtet Weber, viel Arbeit gehabt zu haben, „eine kleine Seminararbeit für das Goldschmidt’sche Seminar, aus welcher sich vielleicht bei gründlicher Durcharbeitung eine Dissertation entwickeln könnte, fertig zu stellen, wobei die leserliche Abschrift zahlreiche Tage allein in Anspruch nahm.“ Siehe Weber, Jugendbriefe, S. 283 (MWG II/2). 15 Die von Weber benutzten Titel, die sich auch in Goldschmidts Privatbibliothek befanden, sind mit der Sigle G im „Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur“, unten, S. 566 – 597, hervorgehoben. 16 Auf Goldschmidts umfangreiche, über 3.000 Titel fassende Privatbibliothek mit wichtigen Quellentexten, ohne die seine Forschungen zur mittelalterlichen Handelsgeschichte kaum denkbar wären, geht Weyhe, Goldschmidt (wie oben, S. 13, Anm. 46), nicht ein. Auch aufgrund einer Nachfrage bestätigte Lothar Weyhe mit Brief vom 25. April 2000 an Gerhard Dilcher, bei seinen, allerdings durch die deutsche Teilung noch erheblich eingeschränkten, Forschungen nicht auf den Verbleib von Levin Goldschmidts Bibliothek gestoßen zu sein. Im Einzelnen dazu unten, S. 135, Anm. 24, S. 566 – 597. 17 So berichtete Max Weber in einem Brief an Hermann Baumgarten vom 27. Nov. 1889, die ganze Familie Weber sei tags zuvor bei Goldschmidts eingeladen gewesen, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7, Blatt 29 – 30 (MWG II/2). Levin Gold-

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den Jahren 1873 – 1875 gemeinsam Reichstagsabgeordnete der Nationalliberalen Partei. Die Familien pflegten auch in Berlin gesellschaftlichen Verkehr. Im Verlauf des Sommers und Herbstes 1888 und damit nach seinem Militärdienst in Posen scheint Weber seine Seminararbeit zu einem umfangreichen Manuskript ausgearbeitet zu haben, das er dann im Februar 1889 als Dissertation zur Begutachtung durch Levin Goldschmidt einreichen sollte (vgl. unten, S. 116, 126 f.). Die Studie ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften‘ wurde also in der knappen Zeit von nur 13/4 Jahren angefertigt. Zeitlich parallel zu seinen Studien für die Seminar- und Doktorarbeit leistete Weber sein Rechtsreferendariat in Berlin ab. Die sog. preußische „Referendarien“ausbildung lief in genau definierten Zeiträumen und Stationen ab, die auch Weber absolvieren mußte. Nach dem einschlägigen Regulativ für die juristische Ausbildung waren zunächst sechs Monate bei einem Amtsgericht (in Webers Fall also ungefähr von Juni 1886 bis Ende November 1886), dann ein Jahr bei einem Landgericht (Dezember 1886 bis Ende November 1887),18 vier Monate bei der Staatsanwaltschaft (Dezember 1887 bis Ende März 1888),19 sechs Monate bei einem Rechtsanwalt oder Notar (April bis Ende September 1888), noch einmal ein Jahr bei einem Amtsgericht (Oktober 1888 bis September 1889) und schließlich sechs Monate an einem Oberlandesgericht – das in Berlin aus historischen Gründen Kammergericht hieß – (Oktober 1889 bis Ende März 1890) zu durchlaufen.20 Weber war nach seinen eigenen Angaben im Lebenslauf „bei den Rixdorfer, Berliner und Charlottenburger Justizbehörden“ beschäftigt. Da er diese Orte nicht alphabetisch aufzählte, dürfte die Reihung der chronologischen Abfolge der Stationen entsprochen haben, die er demzufolge beim Amtsgericht Rixdorf, beim Landgericht und bei der Staatsanwaltschaft Berschmidt war bereits seit seiner Heidelberger Zeit mit der Familie von Max Weber senior befreundet, insbesondere unterhielt Adele Goldschmidt eine enge Freundschaft mit Helene Weber. 18 Am 22. Jan. 1887 schrieb er an Ferdinand Frensdorff, seit zwei Monaten beim Landgericht Berlin in Strafkammersachen tätig zu sein, was er weder angenehm noch unangenehm empfinde, jedoch gerne eine Unterbrechung beim Militär in Kauf nähme, in: Weber, Jugendbriefe, S. 214 (MWG II/2). Am 16. Juni 1887 berichtete er dann wieder an Frensdorff, am Landgericht an der Zivilkammer beschäftigt zu sein und sich nicht mehr als „degenerierte Species eines Kanzlisten, sondern ein vielfach der Verwendung zugänglicher Jurist“ zu fühlen, in: Weber, Jugendbriefe, S. 247 (MWG II/2). 19 Am 11. Jan. 1888 schrieb Weber an Ferdinand Frensdorff, täglich bis 3 Uhr bei der Staatsanwaltschaft beschäftigt zu sein, in: Weber, Jugendbriefe, S. 284 (MWG II/2). Am 17. Feb. 1888 berichtete er Emmy Baumgarten, „wieder einmal in die Verbrechergegend der Jurisprudenz verschlagen“ worden zu sein, also wohl bei der Staatsanwaltschaft tätig zu sein, in: Weber, Jugendbriefe, S. 284 (MWG II/2). 20 § 23 des Regulativs vom 1. Mai 1883 zum Gesetz vom 6. Mai 1869 über die Juristischen Prüfungen, in: Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, Band 45, 1883, Nr. 18, S. 131–136.

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lin und schließlich beim Amtsgericht Charlottenburg abgeleistet hätte. Seine Rechtsanwaltsstation verbrachte Max Weber in der damals prominenten Berliner Kanzlei des Rechtsanwaltes Justizrat August von Simson,21 dem Sohn des ersten Reichsgerichtspräsidenten, mit der repräsentativen Adresse Berlin, Pariser Platz 1.22 An der Universität in Berlin zu promovieren, bot sich für Weber an, weil er während seines Berliner Referendariats im Hause seiner Eltern leben konnte. Da das Rechtsreferendariat unbezahlt war, war Weber durchaus auf die Unterstützung durch Kost und Logis in seinem Elternhaus angewiesen.23 Auch liegt die Vermutung nahe, daß Max Weber bereits zu diesem Zeitpunkt eine wissenschaftliche Laufbahn in Preußen nicht ausschließen wollte, weshalb er sich den besonders hohen Anforderungen der Berliner Fakultät an ihre Doktoranden stellen wollte, wie dies auch Marianne Weber später betonen sollte.24 An den preußischen Universitäten war allgemein zur Erlangung einer Professur eine Inauguraldissertation neben der Habilitation Voraussetzung. Insbesondere bedurfte es an der Berliner juristischen Fakultät, im Gegensatz zur Promotion an anderen, vor allem süddeutschen Universitäten wie etwa in Heidelberg,25 wo Weber sein Studium begonnen hatte, einer ausgearbeiteten wissenschaftlichen Dissertation. Auch Webers Vater, der 1858 den juristischen Doktorgrad an der Universität Göttingen erlangt hatte, hatte dort keine schriftliche Dissertation vorlegen müssen.26 Vor diesem 21 Angaben zu Webers Referendardienst ergeben sich aus seinem handschriftlichen Lebenslauf, unten S. 354, Z. 9 / Z. 22. Seine Personalakte aus dem Rechtsreferendariat scheint nicht erhalten zu sein, s. oben, S. 110, Anm. 5. 22 Zur Kanzlei von John Simson und August von Simson kurz: Maier-Reimer, Georg, Ernst Wolff (1877–1959). Führender Anwalt und oberster Richter, in: Heinrichs, Helmut u. a. (Hg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft. – München: C.H. Beck 1993, S. 643 – 654, hier S. 644. 23 Zur unbesoldeten Tätigkeit der Rechtsreferendare und dem entsprechenden sozialen Hintergrund der angehenden Juristen vgl. Ebert, Normierung der juristischen Staatsexamina (wie oben, S. 111, Anm. 8), S. 330 – 333. Weber, Marianne, Lebensbild, S. 158, 168, 172 und 176, beschreibt anschaulich Webers lange Ausbildungsjahre, insbesondere die zunehmend als Problem empfundene materielle Abhängigkeit von seinem Elternhaus. 24 Weber, Marianne, Lebensbild, S. 120. 25 Vgl. etwa den Fall des mit Max Weber gleich alten Juristen Ernst Freund, dem späteren Begründer des wissenschaftlichen Verwaltungsrechts in den USA, dem Weber vielleicht bei seinem Studium in Berlin oder Heidelberg begegnet war. Freund, wie Weber 1864 geboren, wurde lediglich aufgrund einer mündlichen Prüfung in Heidelberg bereits im Jahr 1884 zum Dr. jur. promoviert. Zu Ernst Freund: Lepsius, Oliver, Verwaltungsrecht unter dem Common Law: amerikanische Entwicklungen bis zum New Deal. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1997, S. 12. 26 Max Weber senior legte zwei lateinisch verfaßte Exegesen in Göttingen vor, eine 16 Seiten lange kanonistische und eine 20 Seiten lange romanistische Exegese, aufgrund derer er zum Doctor utriusque iuris promoviert wurde. Roth, Guenther, Max

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Hintergrund ist Webers eigene Ungeduld wie auch die seiner Familie über die Dauer des Promotionsverfahrens nachvollziehbar. Weber selbst beklagte sich einige Male über seine Familie, der jegliches Verständnis fehle, warum sich seine Promotion so lange hinziehe.27

2. Promotionsverfahren Das Promotionsverfahren in Berlin bestand zu Webers Zeiten aus (1) der Annahme der Dissertation durch die Fakultät, nachdem ein positives Votum des Doktorvaters vorlag, (2) der positiven Bewertung von drei Exegesen aus den Gebieten des römischen, kanonischen und germanischen Rechts, (3) einer mündlichen Prüfung, (4) der Drucklegung der Dissertation samt Disputationsthesen und (5) dem erfolgreichen Abhalten einer Disputation über Thesen des Doktoranden, die vom Inhalt der Dissertation verschieden sein mußten. Die von Max Weber angefertigten Exegesen und Disputationsthesen werden unabhängig vom Text der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ ediert.28 (1) Max Weber stellte den Antrag auf Zulassung zur juristischen Doktorprüfung am 16. Februar 1889. Zu diesem Zeitpunkt absolvierte er erneut eine Station seines Referendariats bei einem Amtsgericht (wohl Amtsgericht Charlottenburg, s. oben, S. 113 f.). Sein Antrag auf Eröffnung des Promotionsverfahrens folgte den statutenmäßigen Voraussetzungen für eine Promotion, die er mit den entsprechenden Dokumenten nachwies: Nach den Voraussetzungen der Berliner Universität mußte man während dreier Jahre nach dem Abitur (sog. Akademisches Triennium) ein Rechtsstudium an einer in- oder ausländischen Universität absolviert haben.29 Seinem Gesuch

Webers deutsch-englische Familiengeschichte 1800 – 1950. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 2001, S. 373. 27 So in einem Brief an seinen Onkel Hermann Baumgarten vom 30. Sept. 1887, in: Weber, Jugendbriefe, S. 271 (MWG II/2) (dass. auch: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7, Blatt 26 – 28, mit einer in den Jugendbriefen ausgelassenen Passage, in der er sich über seine Familie beklagt, die ihn nicht hinreichend zum Arbeiten kommen lasse). Ähnlich in einem Brief an Emmy Baumgarten vom 21. Okt. 1887, in: Weber, Jugendbriefe, S. 275 (MWG II/2), in dem auch nur davon die Rede ist, alle fragten, wann Max das „Doktorexamen“ machen würde. 28 Siehe unten, S. 345 – 347 und S. 364 – 439. 29 §§ 88, 89 der Statuten der Juristischen Fakultät von 1838, in: Die Königl[iche] Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Systematische Zusammenstellung der für dieselbe bestehenden gesetzlichen, statutarischen und reglementarischen Bestimmungen, bearbeitet von Universitätsrichter Dr. [Paul] Daude. – Berlin: H.W. Müller 1887, S. 83–116. Im Folgenden werden die Universitätsstatuten der Juristischen Fakultät durchweg nach dem Exemplar in: GStA PK, I. HA, Rep. 76, Va Sekt. 2, Tit. III,

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fügte Weber einen den Statuten entsprechenden handgeschriebenen Lebenslauf,30 Abschriften seiner Immatrikulationen, seines Abiturzeugnisses und eine Abschrift seiner Dissertation bei. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die handschriftliche Langfassung seiner Doktorarbeit „Geschichte der Handelsgesellschaften nach südeuropäischen Quellen“ bereits bei seinem Doktorvater Levin Goldschmidt zur Bewertung eingereicht. Außerdem beantragte Weber in seinem Schreiben an die Fakultät, ihm sogleich die drei Exegesenstellen aus den Bereichen des römischen, kanonischen und germanischen Rechts zur schriftlichen Bearbeitung zuzuteilen,31 die gemäß § 93 der Fakultätsstatuten von jedem Kandidaten auszuarbeiten waren. Diese waren ebenso wie der Lebenslauf in Latein abzufassen. Von diesem Erfordernis wurde jedoch zu Webers Zeiten an der Juristischen Fakultät allgemein abgewichen. So konnte Weber alle drei Exegesen, wie auch den Lebenslauf auf deutsch verfassen. Ungewöhnlich – im Vergleich zu anderen in den Universitätsakten erhaltenen Promotionsanträgen – erscheint jedoch Webers Antrag, ihm sogleich die Exegesenstellen zur Bearbeitung zu benennen. Denn zunächst sollte gemäß der Statuten die gesamte Fakultät Gelegenheit haben, sich davon zu überzeugen, daß die eingereichte Dissertation überhaupt ausreichend war, um im Promotionsverfahren fortfahren zu können (§§ 90– 92 der Statuten der Juristischen Fakultät). Da das von Weber eingereichte Prüfstück auf den damaligen Dekan der juristischen Fakultät, Ernst Eck, „prima facie einen günstigen Eindruck“ machte, forderte er bereits am 18. Februar 1889 seine Kollegen Otto Gierke und Bernhard Hübler auf, eine germanistische beziehungsweise kanonistische Quellenstelle zur Exegeseausarbeitung an Weber auszugeben, während er selbst die romanistische Aufgabe stellte. Die Quellenstellen aus den drei genannten Teilbereichen der Rechtsgeschichte (Digesten 12.1.20; Concilium Tridentinum, Sessio 14 de reformatione cap. 12, sowie Sachsenspiegel Landrecht II Art. 42) wurden Weber am 21. Februar 1889 mitgeteilt.32 Die drei Exegesen werden in diesem Band als Teil des Prüfungsverfahrens ediert.33 Offenbar wollte Weber mit

Nr. 8 („Acta Rechts- und Staatswissenschaftliche Facultät der Universität Berlin – März 1834–April 1917“) zitiert. 30 Ediert als Lebenslauf 1, unten, S. 352, 354, 356, linke Spalte. 31 Antrag Webers an den Dekan Ernst Eck vom 15. Febr. 1889, zur juristischen Doktorprüfung zugelassen zu werden, in: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 29Vs, Blatt 30Vs – 31Vs (handgeschriebener Lebenslauf), Blatt 32Vs (Antrag an die juristische Fakultät vom 16. Febr. 1889 auf Zulassung zur Promotion zur juristischen Doktorwürde samt handschriftlichem Vermerk des Dekans mit der Benennung der drei von Weber als Exegesen zu bearbeitenden Textstellen). 32 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 37Vs. 33 Edition unten, S. 364 – 439.

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seinem Antrag auf gleichzeitige Begutachtung der eingereichten Dissertation durch Goldschmidt und auf Nennung der exegetisch zu bearbeitenden Quellenstellen sein ihm und seiner Familie bereits äußerst langwierig anmutendes Promotionsverfahren beschleunigen. Er brachte sich damit jedoch andererseits um die Möglichkeit, eine der drei Exegesen durch seine Prüfer erlassen zu bekommen. Dies war möglich, wenn der Doktorvater nach Prüfung der eingereichten schriftlichen Dissertation befand, in dieser sei bereits einer der drei Teilbereiche in ausreichender Breite abgehandelt worden. Hierfür wäre jedoch zunächst eine eingehende Beurteilung der Dissertation durch Levin Goldschmidt erforderlich gewesen. Möglicherweise rechnete Weber aber auch nicht darauf, daß im Falle seiner Dissertation eine der Exegesen erlassen werden könne, weil er überwiegend mit italienischem, mittelalterlichem Statutenmaterial arbeitete. Für eine eindeutige, ausreichende Qualifikation im romanistischen Bereich hätte er dagegen wohl überwiegend mit antiken römischen Quellen arbeiten müssen, für eine solche im germanistischen Bereich wäre eine tiefere Durchdringung deutschrechtlichen Quellenmaterials erforderlich gewesen sein. Webers Doktorvater Goldschmidt fertigte recht bald nach Webers Promotionsantrag, nämlich am 23. Februar 1889, ein ausführliches Gutachten über die Dissertation an, in dem er die Arbeit als „vorzüglich“ lobte.34 Ein Zweitgutachten war bei Dissertationen damals nicht erforderlich. Damit konnte im nächsten Verfahrensschritt ein Termin zur mündlichen Doktorprüfung anberaumt werden. (2) Die zunächst erforderliche Bearbeitung der Exegesen ging jedoch Weber anscheinend nicht so rasch von der Hand, wie er es sich erhofft hatte. So entschuldigte sich Weber mit einem Brief vom 27. April 1889 an den Dekan Ernst Eck, daß er aufgrund erheblicher „dienstlicher Belastungen“ im Referendariat bisher die Exegesen noch nicht fertigstellen konnte, kündigte aber an, diese in den nächsten anderthalb Wochen abzugeben. Zugleich bat er bereits um einen Prüfungstermin möglichst Ende Mai oder Anfang Juni, um noch etwas Zeit zur Vorbereitung zu haben.35 Schließlich konnte er die Exegesen am 9. Mai 1889 einreichen und beantragte erneut, einen mündlichen Prüfungstermin anzuberaumen, um so das Verfahren ordnungsgemäß weiterzuführen.36 Wenige Tage später, am 12. Mai, hatten Eck, Hübler und Gierke Webers Exegesen korrigiert und jeweils mit den Noten „genügend“, „recht gut“, „recht gut“ bewertet.37 34 Zum Abdruck der verschiedenen Gutachten zu Webers ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 98 – 105. 35 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 38Vs. 36 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 39Vs. 37 Zu den Exegesen und ihren Bewertungen im Einzelnen, siehe den Editorischen Bericht zu den Exegesen, unten, S. 358 – 361.

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(3) Als mündlichen Prüfungstermin hatte der Dekan mittlerweile, Webers Wünschen entsprechend, den 28. Mai 1889 angesetzt. Zu der mündlichen Prüfung sollten nach den Statuten alle Mitglieder der Fakultät erscheinen und den Kandidaten reihum prüfen, der Dekan am Schluß (§§ 94– 96 der Fakultätsstatuten). Anscheinend wurden die Statuten mittlerweile auch in diesem Punkt nicht mehr so strikt angewendet. Jedenfalls wurde Weber ausweislich der Fakultätsprotokolle lediglich durch die Professoren Dernburg, von Gneist, Hinschius, Brunner – nicht also von seinem Doktorvater Goldschmidt – geprüft. Weber erhielt die Note „magna cum laude“,38 äußerte sich aber im nachhinein mit recht gemischten Gefühlen über den Prüfungsstil der einzelnen Professoren: „Ich habe jetzt die Sache glücklich hinter mir und bin ja noch mit einem blauen Auge davon gekommen (magna cum laude) […] bei mündlichem Examen hatte ich aber den Eindruck, daß es sich zu sehr auf dem Niveau der Prüfung eines sechssemestrigen Studenten bewegte. Wenn man längere Zeit von der Universität fort ist, hat man eine große Anzahl der in Kollegheften üblichen Schuldistinktionen und Daten vergessen, man hat aber doch nach anderer Richtung hin sein Wissen bedeutend erweitert und anders fundiert, und das kommt vielleicht bei der Art von Prüfung, wie sie Gneist und Dernburg mit mir veranstalteten, nicht recht zur Geltung. Dagegen hob sich die Art, wie die beiden anderen Examinatoren, Hinschius und Brunner, fragten, bedeutend ab. Ich hätte mich von ihnen recht gerne noch eine Weile weiter ausquetschen lassen, denn es war wirklich etwas dabei zu lernen.“39 (4) Als letzte Stufe des Promotionsverfahrens fand anschließend die feierliche öffentliche Disputation statt. Zu dieser sollte der Kandidat nach den Universitätsstatuten eine gedruckte Fassung seiner Dissertation unter Einschluß eines Lebenslaufs und mit den zu disputierenden Thesen in 150 Exemplaren bei der Universitätsregistratur einreichen (§ 99 der Statuten). Sicherlich in Absprache mit der Fakultät nahm Weber lediglich das dritte Kapitel seines umfangreicheren Manuskripts, nämlich den Teil zu den „Fa38 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, 16 Jur. Fak.-Protokolle, Blatt 80Vs. In dem Protokoll ist ebenfalls vermerkt, daß 374 Mark Prüfungsgelder an 11 Ordinarien verteilt worden seien. Diese Summe wurde von den beiden Doktorkandidaten erhoben, die an diesem Tag ihr examen rigorosum bestanden, nämlich Weber und Fürstenau. Ausweislich der Statuten von 1838 (§ 115) waren für die Doktorprüfung Prüfungsgebühren in Höhe von 100 Talern in Gold und außerdem 5 Reichstaler courant an die Universitätsbibliothek zu entrichten. Umgerechnet in die durch das deutsche Münzgesetz vom 4. Dez. 1871 sowie vom 9. Juli 1873 festgelegte neue Reichswährung in Mark bedeutete dies rund 300 Mark Prüfungsgebühren und 15 Mark Gebühren für die Universitätsbibliothek. 39 Brief an Hermann Baumgarten vom 30. Juli 1889, in: Weber, Jugendbriefe, S. 312 f. (MWG II/2) (dass., GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7, Blatt 43 – 44. – Datierung eher auf 30. Mai).

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milien- und Arbeitsgemeinschaften“ als separaten Dissertationsdruck aus der Langfassung seiner Untersuchung40 heraus und veröffentlichte diesen bei der Druckerei Kröner in Stuttgart unter dem Titel „Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten“. Diese 60 Seiten lange Schrift ist in den Dissertationsprüfungsakten Webers erhalten und trägt auf der nicht paginierten Seite [3] den Hinweis „Nachstehende Untersuchung bildet einen Teil einer unter dem Titel ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen‘ im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart soeben erscheinenden Abhandlung, welche der Fakultät ganz vorgelegen hat und von welcher mit Genehmigung derselben nachstehender Abschnitt als Dissertation besonders veröffentlicht wird.“41 Wie aus einem Brief an Emmy Baumgarten hervorgeht, war Max Weber im Juli 1889 täglich mit der Korrektur der Druckbogen beschäftigt.42 Von den insgesamt 150 nach den Statuten zu druckenden Exemplaren dieses kürzeren Dissertationsdrucks sind zwei Exemplare in Webers Prüfungsakten der Humboldt-Universität Berlin überliefert,43 weitere Exemplare sind im Leihverkehr der Bibliotheken erhältlich. Es gilt aber als ein Verdienst von Johannes Winckelmann, daß er Anfang der 1960er Jahre die WeberForschung erstmals auf die Existenz dieses kürzeren Dissertationsdruckes hingewiesen hat.44 (5) Max Weber hatte in einem Brief vom 12. Juli an den Dekan Ernst Eck den 1. August 1889 als möglichen Disputationstermin vorgeschla40 Es war text- und seitenidentisch mit dem später gedruckten Kapitel III. der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, s. unten, S. 127 f. 41 Weber benannte in diesem Dissertationsprüfdruck (S. [3]) im Anschluß an den zitierten Vermerk bereits alle sechs Kapitel, wie sie wenige Monate später in seiner längeren Schrift ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften‘ vorkamen. Siehe dazu unten, S. 139, Anm. b. 42 Brief an Emmy Baumgarten vom 14. Juli 1889 aus Charlottenburg, in: Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 (MWG II/2): „das greuliche Corrigieren der Druckbogen, von denen in letzter Zeit alle halbe Tage einer kam“, nähere sich nun dem Ende. 43 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Nr. 33, 44. 44 Winckelmann, Johannes, Max Webers Dissertation, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 7, 1963, S. 10–12. Siehe dazu auch die Editorischen Berichte zu Thesen und Lebenslauf, unten, S. 341 – 344 und 348 f. Ein anderes Exemplar befand sich ausweislich des Besitzstempels zunächst in der Bibliothek des Reichsgerichts in Leipzig und hat in die Bibliothek des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt a.M., Eingang gefunden. Daneben läßt sich diese Ausgabe auch in zahlreichen anderen Bibliotheken nachweisen, so in der Staatsbibliothek Berlin, in den Universitätsbibliotheken Kiel, Göttingen, Hamburg, TU München, LMU München, Eichstätt, Würzburg und der Bayerischen Staatsbibliothek München.

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gen,45 welcher auch von der Fakultät gewählt wurde. Auf diesen Tag hatte sich Weber an mehreren Sonntagen im Juli mit den von ihm benannten Opponenten, seinem Cousin Otto Baumgarten sowie seinen Freunden Walther Lotz und Karl Mommsen, dem zweitältesten Sohn Theodor Mommsens, vorbereitet. Lediglich Karl Mommsen war Jurist, während Baumgarten Theologe und Lotz Nationalökonom waren. Nichtjuristen als Opponenten bei der Disputation zu benennen, war nach den Fakultätsstatuten nicht untersagt, aber auch nicht unbedingt üblich. Webers feierliches Promotionsverfahren fand direkt im Anschluß an die glücklich verlaufene Disputation mit seinen Opponenten, in der die berühmte Intervention durch Theodor Mommsen erfolgte, am 1. August 1889 statt.46 Unter diesem Datum ist auch die lateinische Promotionsurkunde Webers ausgestellt.47 Insgesamt wurde er dieser Urkunde zufolge mit der Note „magna cum laude” promoviert, obwohl die Dissertation selbst von Goldschmidt als „vorzüglich” begutachtet worden war. Nachdem er sein Promotionsverfahren am 1. August 1889 abgeschlossen hatte und die vollständige Arbeit unter dem Titel „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter“ Anfang Oktober erschienen war, verspürte er wenig Stolz auf den Abschluß der Dissertation, als er diese im Verwandtenkreis verschickte. Er bezeichnete sie als sein „Schmerzenskind“, das ihm „unverhältnismäßige Scherereien“ gemacht habe.48 Insbesondere beunruhigte ihn die Ungewißheit, wann er bei einer wissenschaftlichen Laufbahn die ersehnte wirtschaftliche Unabhängigkeit von seinem Elternhaus erlangen würde. Es war ihm daher besonders wichtig, auf jeden Fall das Rechtsreferendariat mit dem zweiten, sogenannten großen Examen, abzuschließen und damit die Qualifikation für alle juristischen Berufe 45 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 43 (MWG II/2). Dieser Brief ist lediglich mit der Anrede „Hochverehrter Herr Geheimrat“ versehen und auf einem persönlichen Briefpapier geschrieben, einem Papier in kleinerem Format als die großen Bögen, auf denen Weber seine formalen Anträge im Promotionsverfahren an die Juristische Fakultät zu Berlin adressierte, in denen er den Dekan, Prof. Ernst Eck, mit „Euer Hochwohlgeboren“ ansprach. Da sowohl Ernst Eck wie Levin Goldschmidt Geheimräte waren, könnte der Brief auch an Goldschmidt gerichtet gewesen sein, der ihn zu den Promotionsakten ablegen ließ. 46 Zu den Opponenten und dem Eingreifen Theodor Mommsens siehe den Editorischen Bericht zu den Thesen, unten, S. 342 f. 47 Sie ist überliefert in: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 45. Abbildung, oben, nach S. 98. 48 Brief vom 30. Juli 1889 an Alfred Weber, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 4, Blatt 25 – 26 (MWG II/2). Ähnlich in einem Brief vom 31. Dez. 1889 an Hermann Baumgarten, in dem er diesem die gedruckte ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ übersandte und meinte, dieser werde sie „kaum lesen, da sie nach Lage der Literatur über die rein technisch-juristische Frage den Charakter der Einzeluntersuchung streng wahren mußte“, in: Weber, Jugendbriefe, S. 322 (MWG II/2).

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zu erlangen. So stand das Jahr 1890 überwiegend im Zeichen des Assessorexamens, unterbrochen von einer erneuten Militärübung in Posen. Im Juni und Juli 1890 steckte Max Weber mitten in der schriftlichen Assessorarbeit, die anscheinend in der zweiten Augusthälfte 1890 abzugeben war.49 Nach den Anforderungen des preußischen Justizministeriums für das zweite Examen bestand dieses aus einer mündlichen und einer schriftlichen Prüfung und sollte im wesentlichen praktischen Charakter tragen.50 Diese schriftlichen Prüfungsarbeiten Webers haben sich nicht auffinden lassen51 und können daher hier nicht herangezogen werden. Anschließend fand eine mündliche Prüfung in einem Kreis mit bis zu sechs Referendaren gleichzeitig statt. In ihr war ein freier Aktenvortrag zu halten, auf den sich die Kandidaten drei Tage lang vorbereiten konnten. Für die große Staatsprüfung konnten die Noten „ausreichend“, „gut“ oder „mit Auszeichnung“ vergeben werden.52 Am 18. Oktober 1890 bestand Max Weber die Große (zweite) juristische Staatsprüfung, wohl mit der Note „ausreichend“,53 und wurde zum Gerichtsassessor ernannt.54

49 Briefe an Helene Weber vom 16. Juni aus Charlottenburg, in: Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446; und vom 30. Juli 1890, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 3, Blatt 146–147 (noch zweieinhalb Wochen bis zur Abgabe). Brief an Alfred Weber vom 27. Juli 1890, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 4, Blatt 27 – 28 (MWG II/2). 50 § 10 des Gesetzes über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdienst vom 6. Mai 1869, in: Gesetzsammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1869. – Berlin: Hofdruckerei 1869, Nr. 7408, S. 656 – 658. 51 Anfragen bei den entsprechenden Archiven, die Webers Personalunterlagen aus der Referendarzeit enthalten könnten, blieben ergebnislos, s. oben, S. 110, Anm. 5. 52 § 37 – 39 des Regulativs vom 1. Mai 1883, betreffend die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdienst, in: Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtsprechung, Band 45, 1883, Nr. 18, S. 131–136. 53 Da Max Weber die Note in seinem Lebenslauf zur Habilitation (GStA PK, I. HA, Rep. 76, Va Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 49, Bd. 2, Blatt 205Vs – 206Rs, 205Rs) nicht besonders hervorhebt, wird man davon ausgehen dürfen, daß er diese mit „ausreichend“ absolvierte. Im Jahr 1890 wurden in Preußen insgesamt 649 Kandidaten im Großen juristischen Staatsexamen geprüft. Davon erhielt lediglich ein Kandidat die Zensur „ausgezeichnet“, 72 Kandidaten erhielten „gut“ und 457 „ausreichend“. Andere Notenstufen gab es damals noch nicht. 119 Referendare bestanden die Prüfung nicht. Der Oberlandesgerichtsbezirk mit den meisten Kandidaten war der Bezirk des Kammergerichts (OLG) Berlin mit 170 Referendaren, zu denen Weber gehörte. Bericht des Präsidenten der Justizprüfungskommission, Stölzel, vom 5. März 1891 für das zurückliegende Jahr 1890, in: Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, Band 53, 1891, Nr. 13, S. 79 – 82. Zu den Notenstufen im ersten und zweiten juristischen Staatsexamen, die sich erst allmählich ausdifferenzierten, s. allgemein auch: Ebert, Normierung der juristischen Staatsexamina (wie oben, S. 111, Anm. 8), S. 156– 158, 257 – 260. 54 § 11 des Gesetzes über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdienst vom 6. Mai 1869, in: Gesetzsammlung für die Königlichen Preußi-

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3. Zur Rolle der „Geschichte der Handelsgesellschaften“ bei der Habilitation Webers an der Berliner juristischen Fakultät Nachdem sich die Aussicht auf eine Syndikusstelle bei der Handelskammer in Bremen nicht erfüllt hatte,55 griff Max Weber auf den bereits seit längerem gehegten Plan einer Habilitation zurück. Neben der Habilitationsschrift im römischen Recht, die er seit dem Winter 1890 forcierte,56 wollte er nunmehr die gesamte Schrift „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter“ verwenden, um die Venia für Handelsrecht zu erlangen. Denn nur deren Kapitel III war unter dem Titel „Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten“ für die Dissertation offiziell verwendet worden, das sich als separater Dissertationsdruck so auch in den Promotionsakten der Berliner juristischen Fakultät befand. Implizit gab Weber damit zwischenzeitliche Überlegungen auf, seine Quellenstudien zum mittelalterlichen Handels- und Kommissionsgeschäft auch auf den deutschrechtlichen Bereich zu erweitern und sich genauer mit der germanischen Gesamthand zu beschäftigen oder eine eigene, neue Studie auf dem Gebiet des Handelsrechts zu beginnen.57

schen Staaten 1869. – Berlin: Hofdruckerei 1869, Nr. 7408, S. 656 – 658. Folgerichtig wurde mit Datum vom 31. Okt. 1890 der „Referendar Dr. Weber im Bezirk des Kammergerichts“ zum Gerichtsassessor ernannt. Vgl. Mitteilung in: Justiz-MinisterialBlatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, Band 52, 1890, Nr. 39, S. 268. 55 Brief vom 10. Juli 1890 an Hermann Heinrich Meier, Präses der Handelskammer in Bremen, in: Archiv der Industrie- und Handelskammer Bremen (MWG II/2). Zu Webers Bewerbung in Bremen s. Kaelber, Commercial Partnerships (wie oben, S. 2, Anm. 4), S. 20. Konsul Hermann Heinrich Meier hatte im Jahr 1857 den Norddeutschen Lloyd in Bremen gegründet und war 1878–1884 für die Nationalliberale Partei Abgeordneter im Reichstag. 56 Zu Max Webers römischrechtlicher Habilitationsschrift: Deininger, Jürgen, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 55 – 60. Deininger konnte allerdings nicht auf die Archivalien im Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zurückgreifen und trug diese dann in der Studienausgabe von Webers Römischer Agrargeschichte nach. Vgl. Deininger, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“, MWS I/2 (wie oben, S. 7, Anm. 23), S. 193–196. Daher sei im folgenden der Ablauf von Webers Habilitation, allerdings konzentriert auf seine handelsrechtliche Qualifikation, zusammengefaßt dargestellt. 57 Brief vom 11. Jan. 1888 an Ferdinand Frensdorff, auch die deutschen städtischen Statuten noch auf die Frage des Vermögens der offenen Handelsgesellschaft durchgehen zu wollen, in: Weber, Jugendbriefe, S. 284 (MWG II/2). Am Ende seiner veröffentlichten Doktordissertation hatte er auch Pläne angedeutet, sich aufgrund einer Sachsenspiegelstelle zum Gesellschaftsrecht auch mit der germanischen Gesamthand beschäftigen zu wollen, s. unten, S. 331. Dagegen klagte er im Jahr 1891 bei

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Vielmehr stellte der „Gerichtsassessor“ Weber am 22. Oktober 1891 an die juristische Fakultät zu Berlin das Gesuch, zur Habilitation zugelassen zu werden und dazu in die Prüfung seiner Schriften eintreten zu wollen. Weber beantragte die Venia docendi an erster Stelle im Handelsrecht, an zweiter Stelle für Römisches (Staats- und Privat-)Recht. Für die Prüfung der Schriften reichte er je zehn Exemplare seiner ‚Römischen Agrargeschichte‘, der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ und der ‚Entwickelung des Solidarhaftprinzips‘ ein, die am 2. November durch den Dekan Josef Kohler an die Ordinarien der Fakultät verteilt wurden.58 Am 5. November wies Kohler Max Weber dann auf die einschlägigen Vorschriften der Statuten der juristischen Fakultät zu Berlin hin, nämlich §§ 45, 53, 54,59 und erhob die fälligen Prüfungsgebühren.60 In einer Fakultätssitzung vom 10. November 1891 wurde mit Mehrheit beschlossen, daß die Schrift ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften‘ für die Promotion noch nicht „verbraucht“ war, also im Habilitationsverfahren berücksichtigt werden könne und daher erneut zu begutachten sei.61 seiner Mutter, nach Abschluß der Arbeiten für die römische Agrargeschichte im Handelsrecht zu keiner echten „Arbeit für die Erlangung der venia docendi auch für Handelsrecht gekommen [zu sein], die mehr als eine Kritik der Ausführungen Goldschmidts gegen mich enthalten würde“. Brief vom 17. Juni 1891 an Helene Weber aus Schrimm, in: Weber, Jugendbriefe, S. 333 (MWG II/2). 58 Gesuch Max Webers vom 22. Okt. 1891, in: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 187Vs–187aVs (MWG II/2). Vgl. zum Habilitationsverfahren Webers anhand der im Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin erhaltenen Akten: Gängel, Andreas und Schaumburg, Michael, „Sollten noch weitere Vorschläge erforderlich sein …“. Max Webers Habilitation an der Juristischen Fakultät der Berliner Universität, in: Staat und Recht, Bd. 38, 1989, S. 332 – 334 (hinfort: Gängel/Schaumburg, „Sollten noch weitere Vorschläge erforderlich sein …“). 59 § 45 der Fakultätsstatuten beschränkte die möglichen Veranstaltungen, die Privatdozenten abhalten durften. Insbesondere durfte ein Privatdozent nur Veranstaltungen in den Bereichen des Rechts abhalten, für die er eine Venia legendi besaß, und die nicht vorzugsweise von Professoren gelesen werden sollten. § 53 sah vor, daß das Recht eines Privatdozenten an der Fakultät zu lesen, suspendiert war, wenn er während zweier Semester keine Vorlesungen übernahm. § 54 schließlich stellte klar, daß kein Privatdozent aufgrund seiner Anciennität Anspruch auf Beförderung zum Professor habe und daß derartige Beförderungen erst nach Ablauf von drei Jahren beantragt werden konnten. Der Antrag sollte an die Fakultät gestellt werden, die dann dem Ministerium hierüber berichten sollte. 60 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 188Vs; sowie ebd., Universitätskurator W 63 (Personalakte Max Weber), Blatt 2. Für die Prüfung wurden 68 Mark erhoben, in denen ein Anteil von 15 Mark zugunsten der Universitätsbibliothek enthalten war. Dies entsprach der noch von der Talerwährung ausgehenden Vorschrift der Universitätsstatuten (§ 64), die für einen in Berlin Promovierten 20 Taler Prüfungsgebühr zuzüglich 5 Taler zugunsten der Universitätsbibliothek an die Universitätskasse festsetzte. 61 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 16, Blatt 90Vs. Allerdings fiel diese Entscheidung nicht einstimmig, sondern lediglich mit einer Mehrheit

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Über Webers gedruckt vorliegende ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ fertigten am 14. bzw. 18. Dezember Levin Goldschmidt und Otto Gierke erneut Gutachten an, in denen sie der Fakultät die Annahme dieser Schrift als Habilitationsschrift empfahlen.62 In seinem neuerlichen Gutachten äußerte Goldschmidt nunmehr deutlich kritischere Töne gegenüber Webers Arbeit, als er es noch in seinem Dissertationsgutachten getan hatte. Vor allem vermißte Goldschmidt eine Auswertung der in seiner Privatbibliothek vorhandenen Marseiller Urkunden.63 Goldschmidt bezog sich zudem in dem Gutachten auf seine Kritik an Webers gedruckter Dissertation, die er in seiner ‚Universalgeschichte des Handelsrechts‘ ausgeführt hatte. Beide Gutachten sind der Einleitung als Anlage hinzugefügt (oben, S.101 – 105). Am Rand von Goldschmidts Habilitationsgutachten unterschrieben die neun übrigen juristischen Ordinarien und nahmen damit, wie es die Fakultätsstatuten (§ 57) erforderten, Kenntnis von den Gutachten zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘. Die juristische Fakultät der Universität Berlin bestand damals aus den elf Ordinarien Albert Friedrich Berner (Strafrecht, Rechtsphilosophie), Heinrich Brunner (deutsches Privatrecht, deutsche Rechtsgeschichte), Heinrich Dernburg (Pandektenrecht, preußisches Privatrecht), Ernst Eck (römisches Recht, Pandektenrecht), Otto Gierke (deutsches Privatrecht, deutsche Rechtsgeschichte), Levin Goldschmidt (Handels-, Wechsel-, Seerecht), Rudolf von Gneist (öffentliches Recht, Strafrecht), Paul Hinschius (Kirchenrecht, preußisches Privatrecht, Verwaltungsrecht), Bernhard Hübler (Kirchen-, Staats-, Völkerrecht), Josef Kohler (Zivil- und Strafrecht, Prozeßrecht, Rechtsphilosophie) und Alfred Pernice (römisches Recht und römische Rechtsgeschichte). Als auch die Gutachten zu seiner Schrift ‚Die römische Agrargeschichte‘ zwischen dem 15. und 18. Dezember 1891 vorlagen,64 reichte Weber im weiteren Fortgang des Habilitationsverfahrens am 18. Dezember fünf Vorschläge für seine Probevorlesung ein. Bis auf das zweite Thema bewegten

von 7 zu 3 Stimmen, siehe auch schon Deininger, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“, MWS I/2 (wie oben, S. 7, Anm. 23), S. 196. 62 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 207Vs – 208Vs (Goldschmidt) und unmittelbar fortgesetzt auf Blatt 208Vs–Rs (Gierke). 63 Blancard, Louis, Documents inédits sur le commerce de Marseille au moyen-age, 2 vols. – Marseille: Barlatier, Feissat 1884 – 85. 64 Gleichzeitig lagen der Fakultät auch die Gutachen zur Römischen Agrargeschichte vor: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 190Vs – 202Rs (!) (Eck), Blatt 203Vs (Dernburg) sowie Blatt 203Vs–Rs (Pernice). Diese Unterlagen wurden von Jürgen Deininger, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 64 – 67, nicht ausgewertet. Dagegen ist der wesentliche Inhalt dieser teilweise durchaus kritischen Bewertungen der Berliner Professoren wiedergegeben von Deininger, Zur Entstehung der „Römischen Agrargeschichte“ (wie oben, S. 7, Anm. 23), S. 195.

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sich die von ihm benannten Themen im Grenzbereich zwischen Handelsund römischem Recht. Das erste Thema lautete: ‚praepositio institoria und Hausgemeinschaft in der Geschichte der offenen Handelsgesellschaft (Besprechung von Goldschmidt, Handelsrecht I, S. 271 f.)‘. Weber griff mit diesem Themenvorschlag eine frühere Überlegung auf,65 auf die Passagen in Goldschmidts ‚Universalgeschichte‘ von 1891, in denen Goldschmidt sich sehr kritisch mit Webers Dissertation auseinandergesetzt hatte, zu replizieren. Das zweite Thema war: ‚Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen possessio und Vindicationsproceß aus der Geschichte des römischen Grundeigentumsbegriffs‘. Thema drei lautete: ‚Privat- und Verwaltungsrecht im römischen Societätsrecht‘. Als viertes Thema benannte er: ‚Der Gesetzentwurf betr[effend] die Gesellschaften mit beschränkter Haftung‘ und schließlich als fünftes Thema: ‚Die Gewerbegesellschaft ohne Firma im jetzigen Recht‘.66 Am 24. Dezember wurde Weber mitgeteilt, daß sich die Fakultät für das letztgenannte Vortragsthema entschieden habe.67 Weber kam dieser Anforderung mit einer entsprechenden Probevorlesung am 19. Januar 1892 nach.68 Auch die Probevorlesung nahm Weber also rasch in Angriff, sah doch § 60 der Fakultätsstatuten eine Vorbereitungszeit von vier Wochen nach Bekanntgabe des Themas vor. Schließlich sollte als dritter Teil des Habilitationsverfahrens den Fakultätsstatuten entsprechend noch eine öffentliche Antrittsvorlesung stattfinden. Hierfür hatte Weber mit Schreiben vom 12. Januar 1892 an die Fakultät zwei Themen auf dem Gebiet des römischen Rechts vorgeschlagen, nämlich (1) ‚Die Rechtsformen der gewerblichen Unternehmungen im römischen Altertum‘ und (2) ‚Die Wandlung des ländlichen Arbeitsmarktes in der römischen Kaiserzeit‘.69 Wie schon bei der Probevorlesung entschied sich die Fakultät

65 Siehe oben, S. 123, Anm. 57. Brief vom 17. Juni 1891 an Helene Weber, in: Weber, Jugendbriefe, S. 333 (MWG II/2). Zum Inhalt von Goldschmidts Kritik, oben, S. 63 – 67. 66 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 188aVs – Rs. 67 In der Fakultätssitzung vom 22. Dez. 1891 hatten zwei Professoren für Thema drei und acht Professoren für Thema fünf gestimmt. Vgl. Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 16, Blatt 92Vs. 68 Aktennotiz des Dekan Kohler vom 24. Dez. 1891 bezüglich des fünften Themas, in: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 189; Mitteilung Kohlers vom 14. Jan. 1892, ebd. Blatt 207Vs. Die Probevorlesung fand um 18 Uhr in der Wohnung des Dekans Kohler statt. An ihr beteiligten sich ausweislich der Fakultätsprotokolle Goldschmidt und der Dekan Kohler, vgl. Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 16, Blatt 92Rs. 69 Brief Webers vom 12. Jan. 1892 an die Fakultät, in: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 206Vs–Rs (MWG II/2). Dagegen gehen Gängel/Schaumburg, „Sollten noch weitere Vorschläge erforderlich sein …“ (wie oben, S. 123, Anm. 58), S. 333 f., Anm. 16, davon aus, Weber habe sieben Themen für die Probevorlesung unterbreitet. Zu seiner öffentlichen Antrittsvorlesung über „Die

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jedoch nicht für das erste von Weber benannte Thema. Bereits am 22. Januar wurde Webers öffentliche Antrittsvorlesung auf den 1. Februar 1892 angesetzt, mit der zugleich Webers Habilitation formal abgeschlossen wurde.70 Die öffentliche Vorlesung erfolgte damit in Webers Fall sehr zügig, denn nach § 62 der Fakultätsstatuten war ihm hierfür eine Frist von drei Monaten, nachdem die Probevorlesung gehalten worden war, zu gewähren. Diesen Zeitraum schöpfte Weber längst nicht aus; er strebte also auch im Habilitationsverfahren wie schon im Promotionsverfahren nach möglichster Verfahrensbeschleunigung. Antragsgemäß wurde Max Weber die Venia docendi für Handelsrecht und römisches Recht verliehen. Noch am 1. Februar meldete der Dekan Josef Kohler die vollzogene Habilitation dem Kultusministerium.71

II. Zur Überlieferung und Edition 1. Überlieferung Max Weber reichte zunächst – wie aus den Universitätsakten hervorgeht – am 16. Februar 1889 ein umfangreiches Manuskript seiner Doktorarbeit zur Einleitung seines Promotionsverfahrens ein. Dieses Manuskript ist nicht überliefert und trug vermutlich den von der später gedruckten Ausgabe leicht abweichenden Titel „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften nach südeuropäischen Quellen“. Diese Manuskriptfassung muß Goldschmidt für sein Gutachten vom 23. Februar 1889 vorgelegen haben. Goldschmidt zitierte nämlich in seinem Dissertationsgutachten das Werk mit diesem Titel. Darüber hinaus nahm Goldschmidt auf die gleiche Kapitelabfolge Bezug, wie sie in der später gedruckten ‚Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter‘ vorliegt,1 zitierte aber deutlich höhere Seitenzahlen (bis zu Seite 205 ff.). Der zunächst von Weber vorgelegte Text umfaßte damit mehr Seiten als seine später als Langfassung gedruckte ‚Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter‘ (170 Seiten). Es dürfte sich daher um ein handschriftliches Manuskript gehandelt haben. Aufgrund der gleichen Kapiteleinteilung und des jeweils proportional längeren Kapitelumfangs ist jedoch davon auszugehen, daß Webers ursprüngliches Manuskript weitgehend Wandlung in der Rechtslage der ländlichen Arbeiter in der römischen Kaiserzeit“ vgl. auch Deininger, Jürgen, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 67. 70 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 144, Blatt 209Vs. 71 GStA PK, I. HA, Rep. 76, Va Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 49, Bd. 2 („Die Privatdozenten in der juristischen Fakultät der Universität Berlin und deren Remuneration” von 1861 – 1898), Blatt 203Vs – 204Vs. 1 Siehe oben, S. 98 – 101.

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textidentisch mit der später gedruckten ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ war. Allerdings scheint Weber für den Druck der Langfassung drei Fußnoten am Ende des vierten Kapitels eingefügt zu haben,2 weil Goldschmidt in seinem Gutachten auf eine Aussage in dem nicht mehr vorhandenen, handschriftlichen Exemplar der Arbeit auf S. 175 not. 33 Bezug nahm. Die inhaltlich einschlägige Fußnote trägt jedoch in der gedruckten ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ die Fußnotenziffer 36.3 Dieses Ausgangsmanuskript ist jedoch ebensowenig wie Webers Zeugnisse und die übrigen für das Promotionsverfahren einzureichenden Nachweise (vgl. oben, S. 115 f.) in den Promotionsakten erhalten, weil sie ihm nach Abschluß der mündlichen Prüfung am 28. Mai 1889 zurückgegeben worden sind4 und auch nicht über die familiäre Überlieferung erhalten sind. Mit Erlaubnis der Fakultät (oben, S. 118 f.) nahm Max Weber aus diesem vollständigen Manuskript das Kapitel III und druckte es unter dem Titel „Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten“ (56 Seiten Text mit Anmerkungen, plus 2 Seiten Thesen, plus 2 Seiten Lebenslauf), wahrscheinlich in den statutenmäßig erforderlichen 150 Exemplaren. Dieser Teildruck mußte rechtzeitig als Grundlage für Webers Disputation samt der darin enthaltenen Thesen und dem Lebenslauf am 1. August 1889 der Fakultät und dem Ministerium vorgelegen haben,5 also kurz zuvor gedruckt worden sein. Auf S. [3] dieses für die Disputation verwendeten Teildrucks verwies Weber darauf, daß es sich lediglich um ein Kapitel aus dem zeitgleich erscheinenden Werk ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften‘ handele und nannte bereits alle weiteren Kapitel des im Druck befindlichen Gesamtwerkes.6 Gedruckt wurde die Dissertationsausgabe ‚Entwickelung des Solidarhaftprinzips‘ ebenso wie der Text der Langfassung seiner Promotionsschrift ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ bei den Gebrüdern Kröner in Stuttgart,7 die somit ihre Druckplatten für den Text doppelt verwenden konnten und nur die Paginierung zwischen den beiden Druckvorgängen auswechseln und Kopfzeilen

2 Siehe unten, S. 283 – 286, Fn. 33 – 35. 3 Siehe unten, S. 286, Fn. 36. 4 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 37Vs. 5 In den Dissertationsprüfungsakten Max Webers sind zwei Exemplare der Kurzfassung enthalten, in: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 31 und 43. 6 Siehe unten, S. 139, textkritische Anm. b. 7 Die ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ trägt auf der Innenseite des Titelblattes (S. [2]) den Vermerk „gedruckt Brüder Kröner Stuttgart“, während die ,Entwickelung des Solidarhaftprinzips‘ auf dem Titelblatt lediglich die Angabe „Stuttgart. Druck von Gebrüder Kröner“ enthält, s. unten, nach S. 189.

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für die ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ einfügen mußten.8 Als gedrucktes Buch erschien Webers Langfassung dann unter dem Titel „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter“ und wurde durch den Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart ab dem 7. Oktober 1889 zum Preis von 6.Mark vertrieben.9 Enke war auch Levin Goldschmidts Hausverlag, in dem er sein „Handbuch des Handelsrechts“ und die „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“ drucken ließ. Der Verbleib von Druckvorlage und Fahnen ist ungeklärt, auch ließen sich weder ein Verlagsvertrag noch ein Briefwechsel Webers mit den beiden Verlagen nachweisen.10 Der Edition liegt die umfangreichere Druckausgabe, die unter dem Titel: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1889 (B), erschienen ist, als Fassung letzter Hand zugrunde. Der Teildruck, der zuerst unter dem Titel: Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten. Inaugural-Dissertation. – Stuttgart: Druck von Gebrüder Kröner 1889 (A), erschienen ist, ist identisch mit dem Text des Kapitels III „Die Familien- und Arbeitsgemeinschaften“ (unten, S.190 – 253), während die im Anhang zu diesem Dissertationsdruck abgedruckten Thesen und der Lebenslauf keine Entsprechung in Fassung B haben und daher hier separat ediert werden (unten, S. 345 – 347 und 352– 356). Alle Abweichungen der Fassung A zur Fassung B werden im textkritischen Apparat nachgewiesen. Die abweichende Paginierung der Fassung A wird bei Kapitel III marginal mitgeführt. Wiederabgedruckt wurde die ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ anschließend auch noch in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Sozialund Wirtschaftsgeschichte, hg. von Marianne Weber. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1924, S. 312 – 443. Allerdings wurde für diese Ausgabe

8 Bei der Druckfassung „Entwickelung des Solidarhaftprinzips“ fand sich in der Kopfzeile nur eine einfache Paginierungsangabe (mittig und mit Strichen versehen, z. B. – 50 –), während bei der Langfassung zur „Geschichte der Handelsgesellschaften“ Kolumnentitel eingefügt wurden. 9 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige, Leipzig, Nr. 234 vom 7. Okt. 1889, S. 5073. 10 Bereits Marianne Weber konnte anläßlich des Wiederabdrucks der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ in den Gesammelten Aufsätzen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte keinen Verlagsvertrag in den Unterlagen Max Webers aufspüren, vgl. Hanke, Edith, „Max Webers Schreibtisch ist nun mein Altar“, Marianne Weber und das geistige Erbe ihres Mannes, in: Ay, Karl-Ludwig und Knut Borchardt (Hg.), Das Faszinosum Max Weber. Die Geschichte seiner Geltung. – Konstanz: UVK Verlag 2006, S. 29 – 51, hier S. 35, Anm. 32 (hinfort: Hanke, Marianne Weber). Auch im Verlag Kröner war keine Korrespondenz mit Max Weber oder ein Verlagsvertrag erhalten, wie eine Briefauskunft vom Verlag Georg Thieme, der den Kröner Verlag übernommen hat, an Horst

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ein völlig neuer Seitenumbruch und eine neue Seitennumerierung eingefügt, jedoch Webers Vorwort mit Danksagung und Gliederungsmarginalien weggelassen, sowie eine pro Zwischenüberschrift neu einsetzende Fußnotennumerierung angebracht.11 Die Erstausgabe der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ wurde schließlich text- und seitengleich bei Bonset, Amsterdam 1970, nachgedruckt.12 Der Text der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ ist als Volltext in zwei neueren CD Rom’s aufgenommen und dort beispielsweise als Volltext recherchierbar.13 Eine reine Textfassung ist mittlerweile auch über das Internet abrufbar, gibt allerdings keinen satzidentischen Eindruck vom Original. Es fehlen dort die Seitenzahlen und Webers Marginalien.14

2. Erhaltene handschriftliche Quellenauszüge und Notizen Webers aus seinen Vorarbeiten zur Geschichte der Handelsgesellschaften Offenbar bereits für seine Seminararbeit im Seminar von Levin Goldschmidt (siehe oben, S. 111 – 113) hatte Max Weber im Sommer 1887 eine Exzerptkladde mit Quellenauszügen und Definitionen angelegt.15 Es handelt sich um ein kleinformatiges, liniertes Heft, das auf der Innenseite den Vermerk trägt: „1887. Italienische und spanische Statuten. Handelsrecht und gemeines Privatrecht“.16 Dort sah Weber – in der Struktur ähnlich wie bei seiner späteren, im Rahmen der Vorstudien für seine Habilitationsschrift angeferBaier vom 16. Nov. 1978 bestätigt. Schließlich ergab eine schriftliche Anfrage von Susanne Lepsius beim Deutschen Literaturarchiv in Marbach, Cotta-Archiv, ebenfalls, daß dort kein Briefwechsel Webers mit dem Kröner-Verlag vorhanden ist; briefliche Auskunft von Dipl. Bibliothekarin Birgit Slenzka vom 10. April 2006. 11 Der Verlag Enke sträubte sich zunächst gegen den Wiederabdruck in den von Marianne Weber herausgegebenen Gesammelten Schriften; vgl. Hanke, Marianne Weber (wie oben, S. 128, Anm. 10), S. 35, Anm. 32. 12 Zu den Paginierungsabweichungen dieser Ausgaben siehe die Seitenkonkordanzen, unten, S. 648 – 650. 13 Mohr Siebeck (Hg.), Digitale Bibliothek: Max Weber CD-Rom; Infosoftware, Max Weber im Kontext. Gesammelte Schriften und Vorträge. CD-Rom für Windows 95/ 98/ NT. 14 http://www.textlog.de/weber_handel.html [Stand: Nov. 2007]. 15 Weber schrieb in einem Brief vom 30. Juli 1887 an seinen Bruder Alfred, ab sofort vormittags von 9 bis 12 Uhr italienische Stadtstatuten zu lesen, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 4, Blatt 13 – 14 (MWG II/2). Seine zunächst schmale Quellenbasis baute er in wenigen Monaten aus, denn er schrieb im Oktober 1887 an Emmy Baumgarten, er habe hunderte von Statutensammlungen in der Bibliothek durchgesehen und „wenn dabei nicht viel, sondern nur wenig herausgekommen ist, so kann ich weniger dafür als die italienischen und spanischen Stadträte, die gerade das nicht in die Statuten gesetzt haben, was ich darin suchte“. Brief vom 21. Okt. 1887 an Emmy Baumgarten aus Charlottenburg, in: Weber, Jugendbriefe, S. 273 f. (MWG II/2). 16 Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.

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tigten Kladde17 – meist ausschließlich auf der rechten Seite jeweils ein deutsches, unterstrichenes Schlagwort vor, unter dem er fremdsprachige Quellenauszüge sowie teilweise eigene, inhaltliche Auswertungen zu der jeweiligen Stelle verzeichnete. Insgesamt finden sich so 31 zumeist locker beschriebene Seiten zu den Stichworten: „Haussohn; Kaufmann (Definition); Kaufladen; Kaufmännische Bücher; Marken; Märkte; Makler; Miethe; Pacht; Personalexecution; Pfandrecht; Proceß; Proceß, kaufmännischer; Proceß (Konkurs);18 Parere;19 Eheliches Güterrecht; Wucher; Schuldscheine, kaufmännische; Stellvertretung, directe; Vertreter; Weiber; Zehnte; Zünfte“.20 Anhand der dort ausgezogenen Quellenbeispiele lassen sich Rückschlüsse ziehen, welches die von Weber in einem ersten Arbeitsgang konsultierten Quellen waren. Weber fertigte in dieser Exzerptkladde nämlich ausschließlich Auszüge aus den Statuten von Brixen und Brescia, aus den Siete Partidas, den Statuta civilia domus mercatorum Verone sowie aus dem Statuto dell’Arte di Calimala in Florenz an. Es fehlen jedoch noch die verschiedenen, für Webers Argumentation besonders wichtigen Pisaner Statuten in der Edition von Bonaini, die Statutenausgaben in den Historiae Patriae Monumenta sowie die juristischen Autoren und Gerichtsentscheidungen des 14. bis 16. Jahrhunderts. Vom Abdruck dieser Exzerptmaterialien, die lediglich den Charakter von Vorstudien tragen, wurde bei der Edition abgesehen. Einen Eindruck mag jedoch die nebenstehende Abbildung aus dieser Kladde vermitteln. Die kleine, sehr enge und nicht besonders deutlich lesbare Handschrift Webers in diesen Exzerpten läßt besser nachvollziehen, wie es zu einigen der Abschreibfehler und Verwechslungen, etwa bei Kapitelangaben, gekommen ist, die im Folgenden in den Anmerkungsapparaten zum Text der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ nachgewiesen werden.

3. Edition Da es sich bei Webers „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften“ um eine akademische Prüfschrift handelte, mußte er hier eine breite Literaturund Quellenbasis heranziehen und den wissenschaftlichen Standards entsprechend zitieren. Anders als in vielen seiner späteren Schriften stellt daher das Ineinandergreifen des bereits von Weber angefertigten Fußnoten-

17 Vgl. mit Abbildungsnachweis und Transkriptionen Deininger, Jürgen, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 67 – 79. 18 Im Anschluß an das Stichwort finden sich lediglich acht unbeschriebene Seiten. 19 Das Stichwort ließ sich nicht eindeutig lesen. 20 Unter dem Stichwort „Zünfte“ findet sich mit sieben eng beschriebenen Seiten die ausführlichste Eintragung.

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apparates mit wörtlichen Quellenzitaten und Quellennachweisen einerseits und der Herausgeberanmerkungen in zweifachen Apparaten andererseits besondere Anforderungen. Die Edition ermöglicht aber auch einen spezifischen, einmaligen Blick in Webers wissenschaftliche Werkstatt und den für ihn typischen Umgang mit Quellen. A. Textgestaltung und textkritischer Apparat

a) Textgestaltung. Der Text der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ ist überwiegend in Frakturschrift gedruckt, wovon lateinische, italienische und spanische Quellenzitate in Antiquaschrift abgesetzt sind. Diese unterschiedlichen Druckbilder können in der folgenden Edition nicht wiedergegeben werden. Da die Frakturschrift keine Großbuchstaben für Umlaute enthält, wurden gemäß den Editionsrichtlinien stillschweigend Ae, Oe, Ue durch Ä, Ö, Ü ersetzt. Ebenso fehlt der Frakturschrift der Großbuchstabe „i“, der mit „J“ wiedergegeben wurde. Die Edition fügt an den entsprechenden Stellen ein „I“ ein. Verweise Webers auf bestimmte Seiten seines Werkes werden stillschweigend auf die Paginierung der vorliegenden Edition umgestellt. Fehlerhafte Seiten-Querverweise Webers werden im textkritischen Apparat vermerkt. Webers Fußnotenzählung in B, die kapitelweise vorgenommen ist, bleibt unverändert. Von Weber zur Hervorhebung gesperrt gesetzte Worte werden kursiv wiedergegeben. Webers marginale Gliederungsangaben dienten im Original als Kolumnentitel und standen zusätzlich außen neben dem Text. Diese Neuausgabe gibt lediglich die Hauptkolumnentitel (bezogen auf die Kapitelangaben) sowie die Marginalien in Petitdruck am Anfang des entsprechenden Textblocks wieder. b) Behandlung von Druck- und Zitatfehlern. Hinsichtlich der zahlreichen Schreib-, Zitat- und Nachweisfehler wurde möglichst wenig in Webers Text eingegriffen und insbesondere bei den deutschen Textpassagen anders als bei fremdsprachigen, zumeist dem Mittelalter entstammenden Textwiedergaben verfahren: Nur offensichtliche Druckversehen im deutschen Text werden stillschweigend korrigiert. Andere Versehen Webers im deutschen Text werden dagegen emendiert und Webers ursprüngliche Schreibung im textkritischen Apparat verzeichnet (vgl. unten, S. 179, Anm. k: „anküpfte“, sowie S. 253, Anm. h). Ebenso werden von Weber falsch geschriebene Eigennamen von Zeitgenossen (z. B. Rößler statt Roesler; Nöldeke statt Nöldecke) emendiert und im textkritischen Apparat belegt (unten, S. 152, Anm. b). Bei mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Namen ist jedoch eine größere Varianz der Schreibung möglich, so daß hier nicht textkritisch eingegriffen wurde. Aufklärung bietet in diesen Fällen der Sacherläuterungsapparat oder das Personenverzeichnis.

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Eine gesonderte editorische Behandlung erforderten die fremdsprachigen Quellenzitate. Dort sind teilweise erhebliche Abweichungen von dem von Weber zugrundegelegten Quellentext zu verzeichnen. Die abweichende, z. T. unvollständige oder fehlerhafte, Wiedergabe bleibt jedoch in Webers Text unverändert, weil bezüglich der Quellenzitate dem Grundsatz gefolgt wurde, möglichst wenig in Webers Zitate einzugreifen. Die inhaltlich und grammatikalisch fast immer bessere Schreibung der Textstelle in der Quellenausgabe sowie die Wiedergabe von Kapitelüberschriften und Eigennamen werden bei erheblichen Abweichungen zwischen Webers wörtlichem Zitat und dem Originalquellentext im textkritischen Apparat angegeben und mit der Sigle Q gekennzeichnet. Q steht damit für signifikante Abweichungen in fremdsprachigen Quellenzitaten der Weber in Berlin zugänglichen Ausgaben. Die Sigle Q im textkritischen Apparat kann also für jeweils unterschiedliche Quellenausgaben stehen und bezeichnet die jeweils von Weber in Bezug genommene Ausgabe. Der genaue Fundort und Nachweis der Quelle ist jeweils der zusätzlichen Sacherläuterung am Ende des Zitats zu entnehmen. Für die wenigen Fälle, in denen die von Weber genannte Ausgabe nicht ermittelbar war, wird in der Sacherläuterung auf die von den Herausgebern benutzte Ausgabe verwiesen.21 Als erheblich wurden dabei solche Abweichungen betrachtet, aufgrund derer es in der von Weber wiedergegebenen Form zu Sinnentstellungen (völlig abweichende Wörter) oder zu fehlerhaften grammatikalischen Formen (Vertauschung von Singular- und Pluralformen, Indikativ- und Konjunktivformen, abweichende Kasus, fehlerhafte Zeitenfolge) als in der zitierten Quelle kommt. Da fast alle von Weber benutzten Quellenausgaben identifiziert und aufgrund der Identifikation der Goldschmidtbibliothek weitgehend anhand der gleichen Drucke überprüft werden konnten, die auch Weber benutzt hat, konnte durchweg eine solche Richtigstellung der Quellenzitate unter der Sigle Q im textkritischen Apparat erfolgen. Auf diesen sei daher ausdrücklich und durchgängig zur Überprüfung von Webers Arbeitstechnik und Quellengenauigkeit verwiesen. Weder emendiert noch im textkritischen Apparat belegt werden dagegen solche Abweichungen Webers von der von ihm zitierten fremdsprachigen Quelle, die zu keinen inhaltlichen Abweichungen führen, zum Beispiel Konsonantenverdoppelungen („coleccion“/„collecion“), Laut- und Buchstabenverschiebungen (z. B. „Ioannes“/„Johannes“, „societas“/„sotietas“, „mictere“/„mittere“, „botthege“/„botteghe“). Oft sind derartige, lautliche Varianten bereits in den von Weber benutzten Quellenausgaben uneinheitlich abgedruckt, so daß eine weitere, von Weber eingeführte Variante demgegenüber 21 Sie wird ebenfalls im „Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur“, unten, S. 566 – 597, direkt hinter der von Weber angegebenen Ausgabe ausbibliographiert und mit einem eigenen Kurztitel versehen.

Editorischer Bericht

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als nicht ins Gewicht fallend einzuordnen war. Ebenso wird eine bei Weber von der zitierten Quelle abweichende Interpunktion durchgängig nicht vermerkt, weil diese bereits in den frühneuzeitlichen Druckausgaben nicht unbedingt korrekt erscheint beziehungsweise in den damals zugrunde gelegten Originalhandschriften gar nicht zu finden gewesen sein dürfte. Bei den fremdsprachigen Zitaten sowie bei Webers Zitatangaben, insbesondere bei Kapitelnumerierungen, finden sich häufig Abweichungen zwischen der korrekten Angabe in der Quellenausgabe und Webers Wiedergabe. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, daß Weber stellenweise seine eigene Handschrift bei den von ihm angefertigten Quellenexzerpten (oben, S. 129 f.) nicht mehr richtig entziffern konnte oder auch Zitate nicht genau notiert hatte. Er hatte, wie bereits erwähnt (oben, S. 113 – 115, 117, zu dem Zeitdruck, unter dem er sich beim Abfassen der Arbeit sah), ein erhebliches Quellencorpus in einem sehr kurzen Zeitraum ausgewertet, um möglichst rasch den Doktorgrad zu erlangen, und diese Quellen mit seiner durch die vielen „stumpfsinnigen Schreibarbeiten“ während des Rechtsreferendariats ohnehin verschlechterten Handschrift in seine Exzerptkladde exzerpiert.

c) Vervollständigung von Angaben Webers. Auch abgesehen von offensichtlichen Druckversehen oder Abschreibfehlern ist Webers Umgang mit den Quellen recht frei. Beispielsweise kürzt er in Urkunden vorkommende Personen- oder Ortsnamen durchweg ab. Um die Quellen insofern besser im Zusammenhang lesbar zu gestalten, werden solche Namen in Webers Haupttext in eckigen Klammern ausgeschrieben ergänzt. Häufig herangezogene Quellenausgaben kürzt Weber im Verlauf seiner Arbeit immer stärker ab und verwendet daher verschiedene Kürzel für dieselbe Quelle, z.B. Histor. Patriae Monum., Hist. Pat. Mon., HPM. Diese wurden soweit erforderlich im Haupttext in eckigen Klammern aufgelöst oder mit den verschiedenen von Weber verwendeten Abkürzungen ins Abkürzungsverzeichnis aufgenommen. Auf eine Auflösung plausibler Abkürzungen wurde verzichtet, soweit sie in einer unmittelbar anschließenden Sacherläuterung bereits aufgelöst sind beziehungsweise eine Abkürzung für die Quelle im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur festgelegt ist. Wenn Weber selbst mit Auslassungspunkten kennzeichnet, daß er eine Quelle abgekürzt wiedergibt, wird dies als „…“ im edierten Text beibehalten (unten, S. 209, Fn. 28). In den Sacherläuterungen werden die unvollständigen Zitate nur dann ergänzt, wenn sich an den ausgelassenen Stellen inhaltlich bemerkenswerte Differenzierungen zu Webers Hauptthesen ergeben. Dagegen werden von Weber vorgenommene Auslassungen, die er nicht kenntlich macht, im textkritischen Apparat unter der Sigle Q vervollständigt, soweit sie inhaltlich relevante Aussagen enthalten.22 Bemerkens22 Siehe unten, S. 162, Anm. f.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

werterweise beziehen sich die von Weber ausgelassenen Quellenstellen (ausgewiesene und nicht kenntlich gemachte) häufig auf Frauen. So scheint Weber mit einer gewissen inhaltlichen Absicht verfahren zu sein, soweit er die wirtschaftliche Bedeutung der Mitgift von Ehefrauen oder der Erbanteile von Töchtern für juristisch irrelevant hielt, oder allgemeiner die in den mittelalterlichen italienischen Statuten häufigen parallelen Substantivbezeichnungen für Männer und Frauen ausließ und derartige Auslassungen teilweise nicht einmal mit Auslassungszeichen kenntlich machte (vgl. 199, Anm.p, q; S. 205, Anm. 60; S. 206, Anm. 64; S. 235, Anm. 92; S. 303, Anm. 66). Denn gerade bei der mittelalterlichen Haus- und Erwerbsgemeinschaft als Solidargemeinschaft ging es Weber augenscheinlich darum, vor allem die Rolle der männlichen Familienmitglieder und deren Arbeit, nicht aber das in Form der Mitgift eingebrachte Vermögen der Frauen hervorzuheben. B. Erläuterungsapparat

a) Querverweise innerhalb der Geschichte der Handelsgesellschaften. Webers außerordentlich zahlreiche, meist sehr allgemein gehaltene Querverweise innerhalb seines Werkes werden entsprechend den Editionsgrundsätzen in einer Sacherläuterung präzisiert, in der auf die entsprechenden Seitenzahlen der hier vorgelegten Edition verwiesen wird. b) Zitate aus mittelalterlichen Quellen. Weber schwankt in der Verwendung der Titel und z. T. auch der benutzten Ausgaben. Beispielsweise verwendet er teilweise von ihm eingeführte Kurztitel oder neben dem lateinischen Titel eine vom Quellenherausgeber vorgenommene Übersetzung des Titels in eine moderne Fremdsprache. Aufklärung und Hinweise zur Identifizierung der jeweils von Weber herangezogenen Quelleneditionen bieten der Sacherläuterungsapparat sowie das „Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur“, unten, S. 566 – 597. Die zahlreichen von Weber zitierten italienischen und spanischen Quellen lagen ihm zumeist jeweils in einem frühneuzeitlichen Druck vor, der meist nicht mehr den heutigen quellenkritischen Standards genügt. Andere Quellen konnte er in neueren Ausgaben des 19. Jahrhunderts benutzen. Auffällig ist, daß Weber allem Anschein nach nicht die zu seiner Zeit modernsten Texteditionen benutzt hat. So zitierte er das Corpus iuris civilis in der Ausgabe durch Kriegel, beispielsweise nach der 11. Aufl. 1866, jedoch nicht in der zur Standardausgabe gewordenen Edition durch Theodor Mommsen aus dem Jahr 1872.23 Auch die leges Lon-

23 Den gleichen Befund machte Deininger, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 82 f. Siehe für ein Beispiel unten, S. 153, Anm. 23.

Editorischer Bericht

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gobardorum bzw. Lombarda dürfte Weber noch nach einem Druck aus dem frühen 16. Jahrhundert zitiert haben. Weber verwendete ausweislich seines eigenen Literaturverzeichnisses die Ausgabe durch Nicolaus Bohier, Lyon 1512 (unten, S. 338) und zitierte auch eine Randglosse Bohiers wörtlich (unten, S. 193, Anm. 6), statt die entsprechenden, moderneren Ausgaben durch Friedrich Bluhme (Edictus Langobardorum, S. 1 – 225, sowie zur Lombarda Vulgata, S. 607 – 638) bzw. Alfred Boretius (Liber Legis Langobardorum Papiensis, S. 289 – 585) in den Monumenta Germaniae Historica, Legum, tomus IV. – Hannover: Hahn 1868, heranzuziehen. Die von Weber gebotenen, wörtlichen Lombardazitate weisen somit eine größere textliche Nähe zur Bohier-Ausgabe als zur MGH-Ausgabe auf. Um den Sacherläuterungsapparat zu entlasten, weist der textkritische Apparat an den betreffenden Stellen unter der Sigle Q die Abweichungen Webers vom lateinischen Quellentext der Bohier-Ausgabe nach (unten, S. 193, 209, Fn. 28). Hätte man dagegen die MGH-Ausgabe zugrunde gelegt, wäre eine erhebliche größere Anzahl von Abweichungen Webers zu dokumentieren gewesen. Der weit überwiegende Teil der von ihm zitierten Quellen war Max Weber in Goldschmidts Privatbibliothek zugänglich.24 Durch deren Auffinden ist es in fast allen Fällen möglich gewesen, Webers Zitate und Belege anhand derjenigen Exemplare zu überprüfen, die er nach eigener Aussage vorrangig benutzt hat.25 In zahlreichen Fällen erwiesen sich Webers Angaben zunächst als unzutreffend. Die eigentlich von Weber gemeinten Stellen konnten jedoch fast durchgängig identifiziert werden, weil sich einige Fehler im Verlauf der editorischen Arbeit als typisch für seine Arbeitsweise herausgestellt haben. So verwechselte er häufig Seiten- und Kapitelzahlen, vertauschte einzelne Zahlen in einem Kapitel oder einer Jahresangabe oder ließ aus Versehen eine Zahlstelle aus (S. 179, Anm. 93; S. 195, Anm. 17; S. 199, Anm. 34; S. 203, Anm. 51 und öfter). Die vermutlich von Weber gemeinten Kapitel werden im Sacherläuterungsapparat angeführt. Dabei wird teilweise eine Begründung für Webers Versehen versucht. Weitere typische Flüchtigkeitsfehler und Verwechslungen Webers lassen sich anhand der Sacherläuterungen rekonstruieren. Beispielsweise hat er bei der Quellensammlung der Archives de l’Orient latin nicht genau zwischen den beiden Bänden und den verschiedenen Teilen innerhalb der Einzelbände unterschieden26 oder bei einem Zitat aus den Pisaner Statuten ausgerechnet die beiden Kapitel über Gesellschaften zwischen Familien-

24 Die entsprechenden Titel werden im „Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur“, unten, S. 566 – 597, mit einem G gekennzeichnet. 25 Siehe Weber in seiner Vorbemerkung zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, unten, S. 144, Anm. 6. 26 Siehe unten, S. 175, Anm. 84.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

mitgliedern und zwischen Fremden (extraneos) vertauscht.27 Als besonders eindrucksvoll mag das Beispiel eines von Weber nur flüchtig gelesenen oder falsch notierten Quellentitels unter der Angabe „Zorzi, Practica del foro veneto“ dienen, die sich in keiner Bibliothek nachweisen ließ. Dagegen konnte in der Berliner Staatsbibliothek mit großer Sicherheit das von ihm zitierte Werk identifiziert werden. Es handelt sich um eine anonym gedruckte „Pratica del foro veneto“, die dem venezianischen Patrizier Marcus Antonius Zorzi gewidmet ist, weshalb sich dessen Name in Webers Titelwiedergabe findet.28 Um bei allen Quellen die von Weber oft nur skizzenhaft angedeuteten Kapitelangaben möglichst genau zu identifizieren, werden im Sacherläuterungsapparat stets auch die Seitenzahlen angeführt und gegebenenfalls inhaltliche Hinweise gegeben, soweit die von Weber herangezogene Stelle nicht seine Argumentation zu tragen scheint. Soweit nicht schon Weber die jeweilige Kapitelüberschrift des von ihm zitierten Quellenabschnittes nennt, wird diese in der erläuternden Anmerkung durchweg angeführt, um so eine inhaltlich systematische Einordnung des Zitates in den ursprünglichen Kontext zu ermöglichen. Teilweise ergibt sich so, daß Weber auch scheinbar fernliegende Statutenkapitel heranzog, soweit es in seine allgemeine Argumentationslinie paßte (vgl. S. 154, Anm. 25). Da Weber bei der Nennung seiner Quellen zwischen dem lateinischen Titel und der Bezeichnung bzw. Übersetzung des gleichen Quellentitels in moderne Sprachen (französisch, italienisch, spanisch) schwankt,29 wird in der Sacherläuterung der jeweilige Titel in der gedruckten Quellenausgabe angegeben und somit einheitlich der Kurztitel verwendet, wie er im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur von den Editoren festgelegt wurde.30 Außerdem werden in den Sacherläuterungen, soweit möglich, bei allen von Max Weber zitierten Quellen die mittelalterlichen Entstehungsjahre mitgenannt. Dadurch läßt sich am besten nachvollziehen, wie er Quellen aus den unterschiedlichsten Zeiträumen zu einer genetischen Betrachtung zusammenzog (vgl. beispielsweise S. 198, Fn. 9, 10) und sich insoweit ganz als Schüler von Goldschmidts evolutionistischer Betrachtungsweise erwies.

27 Siehe unten, S. 205, Anm. 61. 28 Siehe unten, S. 224, Anm. 39. 29 Z. B. „Tavola de Amalfa“ bei Weber, unten, S. 172, Fn. 25, während die Edition des lateinischen Textes, die von Laband vorgelegt wurde, den Titel „Tabula Amalfitana“ trägt. Der umgekehrte Fall liegt beim „Statut maritime“ vor, dem durch den französischen Editor Pardessus eingefügten Titel einer lateinischen Quelle, den Weber, insofern konsequent der Quellensprache folgend, als „Statuta navium“ wiedergibt, siehe unten, S. 174, Fn. 28, Anm. 80. 30 Siehe unten, S. 566 – 597.

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c) Zitierweise von Rechtsquellen und Gesetzestexten. Die von Weber nach der im 19. Jahrhundert üblichen Zitierweise angeführten Stellen des römischen und kanonischen Rechts, also mit vorangestellten abgekürzten Namen des Kanons oder Kapitels (kanonisches Recht) beziehungsweise Name des Digestenfragments (lex) gegebenenfalls mit Paragraph vor der Titelangabe (römisches Recht), etwa D. 63 § 5 pro socio,31 werden nach der heute üblichen „philologischen Zitierweise“ in reiner Nummernzählung von der größeren zur kleineren Einheit (Buch – Titel – lex – Paragraph bei Digesten und Codex) aufgelöst, im vorliegenden Fall also zu Dig. 17.2.63.5. Gesetzestexte und Gesetzesausgaben werden in den Sacherläuterungen unter dem Datum ihres Inkrafttretens zitiert, während sie von Max Weber teilweise auch unter dem (früheren) Datum ihrer Verabschiedung angeführt wurden. Dagegen werden im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur insbesondere bei alten Gesetzestexten die späteren Erscheinungsjahre der verwendeten Ausgabe angegeben. d) Erläuterung von Fachtermini. Einzelne juristische Fachbegriffe werden nur dann, wenn sie einmalig vorkommen, in den Sacherläuterungen erklärt, gegebenenfalls wird ausdrücklich auf sachlich weiterführende Glossareinträge hingewiesen. Von Weber gerne verwendete latinisierende Fremdwörter, die keine Fachbegriffe im engeren Sinne sind, werden gleichfalls an Ort und Stelle in einer Sacherläuterung in heutiges Deutsch übersetzt (z.B. „Nupturient“, unten, S. 252, Fn. 73). Soweit sie dagegen von Weber als echte juristische Fachbegriffe für wiederkehrende Probleme verwendet werden, sollte die Einleitung (oben, S. 29 – 32, 41 – 46) neben dem Glossar (unten, S. 545 – 565) herangezogen werden. e) Kein vollständiger Nachweis von Quellen und Sekundärliteratur. Im Erläuterungsapparat konnte und sollte gemäß den Editionsrichtlinien kein Versuch gemacht werden, den Stand der Wissenschaft zur Zeit von Webers Arbeit abzubilden. Nur die von Weber ausdrücklich angeführten Werke wurden soweit möglich genau nachgewiesen. Erst recht konnten dort keine Aussagen zur Stichhaltigkeit von Webers Thesen im Einzelnen gemacht werden oder mit dem Stand der heutigen wissenschaftlichen Debatte verglichen werden. Diese Arbeit muß künftigen Einzeluntersuchungen vorbehalten werden, für die diese Edition dienende Funktion hat, indem sie Webers Text möglichst genau hinsichtlich seiner Quellen und seines zeitgenössischen wissenschaftlichen Umfeldes aufschließt.

31 Siehe unten, S. 142, Anm. 14.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Ebenso sind die Benutzer der hier vorgelegten Edition zur genaueren inhaltlichen Auseinandersetzung mit Webers Quellenzitaten weiterhin auf die Originaltextausgaben zu verweisen, die im folgenden nicht vollständig zur „Unterfütterung“ Webers abgedruckt werden konnten, um den Gesamtband nicht zu umfangreich werden zu lassen. Anhand des für die Edition vervollständigten Quellen- und Literaturverzeichnisses32 sind die von Weber benutzten Ausgaben jedoch nunmehr zu identifizieren und gegebenenfalls heranzuziehen. Weiterhin können aufgrund des notwendig beschränkten Umfangs des Gesamtbandes Webers lateinische und italienische Zitate nicht paraphrasiert oder übersetzt werden. Insoweit erweist sich die Übersetzung von Webers ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ durch Lutz Kaelber als hilfreich, weil er sämtliche Quellenzitate vom Lateinischen, Spanischen etc. ins Englische übersetzt.33 Im Gegensatz zur hier vorgelegten Edition folgt Kaelber jedoch durchgängig noch der Quellenwiedergabe Max Webers, ohne sie anhand der gedruckten Originalquellen überprüft zu haben. Eine große Anzahl der von Weber zitierten Quellenwerke finden sich heute in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. In diese Bibliothek ist der gesamte Bestand der Privatbibliothek Levin Goldschmidts, mit der Weber gearbeitet hat (oben, S. 112), eingegangen, nachdem Goldschmidt seine Bücher testamentarisch der Friedrich-WilhelmsUniversität vermacht hatte. Diese Werke wurden im Literaturverzeichnis, unten, S. 566 – 597, mit einem vorangestellten G kenntlich gemacht. Daneben lassen sich viele der von Weber verwendeten, selteneren frühneuzeitlichen Quellenausgaben auch in der Staatsbibliothek Berlin nachweisen, die ausweislich ihrer Bibliotheksstempel auch schon in der königlichen Bibliothek zu Webers Zeiten vorhanden waren und daher von ihm dort benutzt worden sein könnten. Seltene Quellen, die heute weder in Berlin noch in der Bibliothek des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt a.M. vorhanden sind, wurden für die Edition in italienischen Bibliotheken konsultiert. Ob Weber diese Quellen indirekt zitiert hat oder sie aus anderen deutschen Bibliotheken (etwa aus der Göttinger oder Heidelberger Universitätsbibliothek) kannte, wurde für die Edition nicht eigens überprüft. Italienische Bibliotheken hat Weber selbst jedenfalls für seine ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ sicher nicht aufgesucht.

32 Siehe unten, S. 333 – 340, 566 – 597. 33 Kaelber, Commercial Partnerships (wie oben, S. 2, Anm. 4).

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Inhalt

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a

Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen.a 앚 bIn

dankbarer Verehrung dem Herrn Geheimen Justizrat Professor Dr. Goldschmidt zugeeignet.b 앚

5

A [3] B [III]

cInhalt.1

B [V]

Seite Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 I. 10

15

Römisches und heutiges Recht. Gang der Untersuchung . . . . . . . .

A [1] B [I]

144

Societas und offene Handelsgesellschaft 144. – Römisches Recht der societas 145. – Modernes Recht der offenen Handelsgesellschaft 147. – Angebliche Ansätze zur Wandlung der römisch-rechtlichen Grundsätze: 1) D. 63 § 5 pro socio 152. – 2) D. 44 § 1 de aed[ilicio] edicto 152. – 3) Argentarii 153. – 4) lexd Malacitana c. 65 153. – Negatives Ergebnis für das römische Recht 155. – Gang der Untersuchung. Verhältnis der wirtschaftlichen und rechtlichen Gesichtspunkte 155. a A: Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der juristischen Doktorwürde von der Juristischen Fakultät der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin genehmigt und zugleich mit den angehängten Thesen am 1. August 1889 öffentlich zu verteidigen von Max Weber, Kammergerichts-Referendar. Opponenten: Herr Pfarrer, lic. O[tto] Baumgarten, Herr Kammergerichts-Referendar K[arl] Mommsen, Herr Dr. phil. W[alther] Lotz. Vgl. dazu auch den Faksimile-Abdruck, unten, nach S. 189. b – b A: Nachstehende Untersuchung bildet einen Teil einer unter dem Titel: „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen“, im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart soeben erscheinenden Abhandlung, welche der Fakultät ganz vorgelegen hat und welcher mit Genehmigung derselben nachstehender Abschnitt als Dissertation besonders veröffentlicht wird. Die gesamte Arbeit wird folgende Kapitel enthalten: 1. Römisches und heutiges Recht. Gang der Untersuchung. 2. Die seehandelsrechtlichen Societäten. 3. Die Familien- und Arbeitsgemeinschaften. 4. Pisa. Das Societätsrecht des Constitutum Usus. 5. Florenz. 6. Die juristische Litteratur. Schluß. c – c (S. 190) Fehlt in A. d Unten, S. 153: Lex 1 Abweichungen zu den Überschriften und Randglossen im edierten Text werden textkritisch nachgewiesen. Nicht dokumentiert werden Abweichungen in den Satzzeichen, der Numerierungsgestaltung und den Hervorhebungen.

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II. Die seehandelsrechtlichen Societäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1) Die Kommenda und die Bedürfnisse des Seehandels 157. – Die lex Wisigothorum und der Seehandel 158. – Wirtschaftliche Grundlagen der Kommenda 159. – Societätscharakter der Kommenda 163. – Wirtschaftliche Stellung der Parteien bei der Kommenda 163. – 2) Die societase maris 165. – Rechtlicher Charakter der societas maris 166. – Wirtschaftliche Bedeutung 168. – 3) Geographisches Gebiet der Kommendaverhältnisse 170. – Spanien 170. – Sizilienf, Sardinien 172. – Trani, Ancona 172. – Amalfi 172. – Pisa 173. – Venedig 173. – Genua 174. – 4) Vermögensrecht der Seesocietäten 177. – Der Societätsfonds 177. – Anfänge einer Sondervermögensbildung 179. – Societätsobligationen 180. – Ergebnis 181. – 5) Die Landkommenda und die Kommanditen 182. – Die Landkommenda 182. – Anfänge der Kommandite, Piacenza 184. – Bedeutung der Landkommenda 188. 앚 B VI III. Die Familien- und Arbeitsgemeinschaften2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

10

15

190

Die gemeinsame Familienwirtschaft 190. – Vermögensrechtliche Folgen der Familienwirtschaft. Gütergemeinschaft 191. – Juristische Grundlage des Gemeinschaftsverhältnisses. Haushaltsgemeinschaft 195. – Gang der vermögensrechtlichen Entwickelung. Anteilsrechte der Konsorten 196. – Haushaltsgemeinschaften außerhalb der Familie 201. – Handwerkersocietäten 201. – Gemeinsame Grundlagen dieser Gemeinschaften 203. – Gemeinsame Eigentümlichkeiten 205. – 1) Beschränkung auf männliche socii 205. – 2) Ausschluß der Immobilien 206. – Wandlungen in den Vermögensverhältnissen 206. – Rechtsverhältnis gegen dritte. Haftungsverhältnisse auf verwandtschaftlicher Grundlage 208. – Haftungsverhältnisse auf Grundlage der Haushaltsgemeinschaft 210. – Doppelte Bedeutung der Haftung der Gemeinschaft 211. – 1) Haftung des gemeinsamen Vermögens 211. – 2) Persönliche Haftung der Genossen 213. – Ursprung und Entwickelung der Haftung der Hausgenossen 216. – Die Familien- und Arbeitsgemeinschaften in den Statuten. Vorbemerkungen 218. – Spanien 218. – Venedig 222. – Die übrigen Kommunalstatuten Italiens 226. – Haftung der unselbständigen Genossen 229. – Die Abschichtungspflicht bei den Familiengemeinschafe Unten, S. 165: Societas

f Unten, S. 172: Sicilien

2 Überschriften und Randglossen der Fassung A sind identisch mit denen der edierten Textfassung B, unten, S. 190 – 253. Die Kapitelzählung III fehlt in Fassung A, vgl. unten, S. 190.

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Inhalt

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ten 232. – Privat- und Gemeinschaftsschulden 237. – Solidarhaftung außerhalb der Familie. Gemeinsame stacio 237. – Privat- und Geschäftsschulden 238. – Gesellschaftliches Sondervermögen 240. – Gewerbegesellschaften und Handelsgesellschaften 245. – Merkmale der offenen Gesellschaften und der Societätskontrakte. Firmag 247. – Urkundenh 250. IV. Pisa. Dasi Societätsrecht des Constitutum Usus . . . . . . . . . . . . . . . .

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253

Das Constitutum Usus 253. – Gebiet des Usus 255. – Natur der Rechtssätze des Usus 257 – Societätsrechtlicher Inhalt: j I. Die societas maris j 257 f. – Rechtliche Differenzierungk. Bedeutung der Kapitanie 258. – Vermögensrecht der societas maris 261. – Sondervermögen 261. – 1) Verhältnis zu den Privatgläubigern 262. – 2) Stellung der socii zum Gesellschaftsfonds 262. – 3) Stellung zu den Gesellschaftsgläubigern 263. – 4) Umfang des Gesellschaftsvermögens 263. – Ergebnis. Kommanditgesellschaft. 264. – II. Societät ohne Sondervermögen. lDare ad portandum in compagniaml 265. – III. Societät 앚 mit fixierter Dividende. mDare ad proficuum marism 267. – Bedeutung der Wucherdoktrin für das Societätsrecht 269. – IV. Die societas maris und die Familiengemeinschaft 272. – Angeblicher Ursprung der societas maris aus Familienassociationen 273. – Natur der Familiengemeinschaft 274. – Die fortgesetzte Erbengemeinschaft in Pisa 276. – Vita communis: 1) Voraussetzungen 277. – 2) Wirkungen 278. – Societas omnium bonorum 280. – Das Solidarhaftprinzipn in Pisa 280. – V. Die Compagnia de terra 281. – Verschiedenheit der Grundlagen der Kommanditen von der offenen Gesellschaft 283. – Societätsurkunden 284. – Ergebnis 286. V. Florenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

30

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B VII

287

Industrielle Vermögen in Florenz 287. – I. Statutarisches Material: Gang der Entwickelung 288. – A.o Bedeutung der Verwandtschaft für die gesellschaftliche Solidarhaft 289. – Analogien der Familie mit den Societäten 291. – 1) Schiedsgerichte 291. – 2) Haftung und Abschichtungspflicht 292. – 3) Persönliche Verhältnisse des socius 293. – 4) Haussohn und Kommis 294. – Societätscharakter der Fa-

g Unten, S. 247: Die Firma h Unten, S. 250, folgt: über Kontrakte von Gesellschaften i Das fehlt unten, S. 253. j Folgt unten, S. 258, als separater Abschnitt. k B: Differenziierung l Textpassage unten, S. 265, in Klammern gestellt. m Textpassage unten, S. 267, in Klammern gestellt. n Unten, S. 280: Solidarhaftsprinzip o Gliederungsbuchstabe fehlt unten, S. 289.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

miliengemeinschaft und Familiencharakter der Societät 295. – B.p Vermögensrecht der Societäten: Societätsschulden und Privatschulden 295. – Merkmale der Societätsschulden: 1) Eintragung in die Bücher 296. – 2) Kontrahieren namens der Societät 297. – Ausschluß der Privatgläubiger vom Zugriff auf das Societätsvermögen 300. – II. qUrkundliches Material q: Handelsbücher der Alberti und Peruzzi 302. – Haushaltsgemeinschaft 302. – Societätsverträge als Grundlage der Gemeinschaft 305. – Grundkapital und Einlage des socius 305. – Sondervermögen des socius außerhalb der Gemeinschaft: 1) Immobiliarvermögenr 306. – 2) Mobiles Privatvermögen 306. – Ders Erbrezeß der Alberti von 1336 308. – Ergebnis 311. VI. Die juristische Litteratur. Schluß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

B VIII

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312

Die juristische Litteratur und ihr Verhältnis zu den Societäten 312. – 1) Kommanditverhältnisse 313. – 2) Offene Handelsgesellschaft: a. Sondervermögen 315. – b. Solidarhaftung. Mandats- und Institoratspräsumtion 317. – Ver앚hältnis zu den wirklichen Grundlagen der Solidarhaftung 320. – Ergebnisse der Arbeit der Jurisprudenz für die internationale Entwickelung. Societätsfirma 323. – Die Dezisionen der Rota von Genua und die genuesischen Statuten von 1588/9. Abschluß der Entwickelung 326. – Schluß. Möglichkeit dogmatischer Verwertung der gewonnenen Ergebnisse 330. tQuellenübersicht

B [1]

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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333t 앚

Vorbemerkung. Dogmatisch ist der grundsätzliche Unterschied zwischen der societas des römischen Rechts und der wichtigsten Gruppe der modernen Gesellschaftsformen, der handelsrechtlichen, speziell der offenen Handelsgesellschaft, oft erörtert und genügend aufgeklärt.1 Historisch ist die Entwickelung der modernen Grundsätze aus dem Verkehrsleben der Mittelmeerländer, speziell Italiens, von wo aus p Gliederungsbuchstabe fehlt unten, S. 295. q Unten, S. 302: Urkundliche Quellen r Unten, S. 306: Immobilienvermögen s Der fehlt unten, S. 308. t Fehlt in B; entsprechend der Überschrift, unten, S. 333, ergänzt. 1 Die Abgrenzung von „dogmatisch“ und „historisch“ in diesem Absatz folgt aus der rechtswissenschaftlichen Methode Webers, siehe die Einleitung, oben, S. 14 ff., bes. S. 15 f.

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Vorbemerkung

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der internationale Handelsverkehr sie als für sich praktikabel allgemein übernahm, in den Hauptzügen klargestellt.2 Wie aber, besonders in den früheren Entwickelungsstadien, sich im einzelnen die Rechtsbildung gestaltet hat, – ob hier ganz neue Rechtsgedanken, aus den schnell sich vervielfältigenden Bedürfnissen des Tages erwachsen, durch Übergang in den Handelsgebrauch und von da in das Handelsgewohnheitsrecht, sich Anerkennung verschafften, oder ob und inwiefern eine Anknüpfung an vorgefundene Rechtsinstitute stattfand, ist vielfach noch nicht außer Zweifel gestellt, und da das von Lastig1) in Aussicht gestellte umfassende Werk über die Handelsgesellschaften, welches, nach den bisherigen Proben zu schließen, auf einer Fülle uns unzugänglichen urkundlichen Materials zu fußen in der 앚 Lage sein wird, noch auf sich warten läßt,3 darf der Versuch immer noch als lohnend gelten, im Anschluß an die bisherigen Arbeiten, auf Grund des gedruckten Materials eine konkretere Vorstellung von den hier für die Entwickelung wesentlichen Motiven zu gewinnen. Nach Lage des mir zugänglichen Quellenmaterials kann hiernach, wie vorweg zu bemerken ist, die Illusion nicht aufkommen, als ob die hier zu gewinnenden Ergebnisse nicht selbst in den Hauptpunkten wesentliche Korrekturen auf Grund mir unzugänglichen, insbesondere handschriftlichen Materials, zu gewärtigen hätten2).

B2

1) Dessen Aufsatz in der Zeitschr. für Handelsr. Bd. 34 den Ausgangspunkt der nach- B 1 stehenden Arbeit bildet.4 앚 2) Es ist aus diesem Grunde auch von Quellenkritik im folgenden abzusehen gewesen. B 2 Es soll nur das Bild, welches das gedruckt vorliegende Material bietet, zur Darstellung gebracht werden. 앚

2 Weber bezieht sich hier auf Goldschmidts Konzeption eines „universalen“ Handelsrechts in seinem Handbuch des Handelsrechts sowie auf die Ergebnisse der überwiegend aus der Schule Goldschmidts hervorgegangenen Studien, siehe die Einleitung, oben, S. 22 ff., 34 ff. 3 Die in Aussicht gestellte Studie sollte erst fast dreißig Jahre nach ihrer Ankündigung erscheinen: Lastig, Gustav, Die Accomendatio. Die Grundform der heutigen Kommanditgesellschaften in ihrer Gestaltung vom XIII. bis XIX. Jahrhundert und benachbarte Rechtsinstitute. – Halle a. S.: Buchhandlung des Waisenhauses 1907. 4 Weber meint hier die Veröffentlichungen von Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts I und II, die jedoch bereits in der Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht, Band 23, S. 138 – 178, bzw. in Band 24, S. 387 – 449, und nicht im Band 34, erschienen sind.

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Daß die nachstehende, aus Erweiterung und Umarbeitung einer seiner Zeit im Seminar des Herrn Geheimrat Goldschmidt in Berlin vorgelegten Arbeit5 entstandene Untersuchung sich nicht als Geschichte der offenen Handelsgesellschaft, sondern als Beitrag zur Geschichte der Handelsgesellschaften überhaupt bezeichnet, wird der Inhalt rechtfertigen. Nur einzelne Institute des Vermögensrechtes sowohl der offenen als der Kommanditgesellschaft sind hier zu beleuchten versucht. Allerdings nehme ich an, daß dieselben besonders geeignet sind, den Gegensatz beider historisch klarzustellen. Benutzt ist, wie bemerkt, nur gedrucktes Material und auch dies nur, soweit es in der Berliner Bibliothek und dem Privatbesitz des Herrn Geheimrat Goldschmidt, welcher mir die Benutzung seiner reichen Bibliothek6 gütigst gestattete, zugänglich war. Weniger neue Gesichtspunkte, als vielleicht eine Korrektur und konkretere Umgrenzung der bereits gewonnenen können hiernach das Ergebnis bilden. 앚

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I. Römisches und heutiges Recht. Gang der Untersuchung. Societas und offene Handelsgesellschaft. Auf welche Rechtssätze es bei der nachfolgenden Untersuchung in erster Linie ankommt, erhellt leicht, wenn man sich die wesentlichsten Gegensätze der römischen societas und der modernen offenen Handelsgesellschaft vergegenwärtigt. Die Gegenüberstellung beider bedarf zunächst, damit wirkliche Vergleichspunkte gewonnen werden, der näheren Begrenzung. Die offene Handelsgesellschaft kann nicht füglich der römischen societas überhaupt entgegengestellt werden, da sie der letzteren gegenüber zunächst einen Spezialfall darstellt; sondern sie kann

5 Weber hatte im Wintersemester 1887/88 am handelsrechtlichen Seminar Goldschmidts teilgenommen und eine nicht überlieferte, rechtshistorische Seminararbeit angefertigt. Siehe auch den Editorischen Bericht, oben, S. 112 f. 6 Über den Bestand von Goldschmidts Bibliothek, siehe den Editorischen Bericht, oben, S. 135 mit Anm. 24.

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nur mit einem Fall der societas verglichen werden, in welchem dieselbe dem gleichen Zwecke dient, wie die heutige offene Handelsgesellschaft, – denn ein Charakteristikum des römischen Societätsbegriffes ist es eben, daß er für die verschiedenen faktischen Gestaltungen nicht auch verschiedene Rechtssätze zur Verfügung stellt, sondern eine allgemein anwendbare Schablone darstellen will. Wenn also der offenen Handelsgesellschaft wesentlich ist einmal der Zweck des Erwerbes durch Handel und ferner, wie HGB. Art. 85 es ausdrückt,1 daß bei keinem der Gesellschafter die Beteiligung auf Vermögenseinlagen be앚schränkt ist, endlich, im Gegensatz zur „Gelegenheitsgesellschaft“, daß jener Zweck durch dauernde gemeinsame gewerbsmäßige Thätigkeit, nicht durch Zusammenwirken zu einzelnen, gelegentlich unternommenen Geschäften erreicht werden soll, – so werden wir uns eine entsprechende Spezialgestaltung einer römischen societas vorzustellen haben, um kommensurable Größen zu gewinnen. Alsdann nun läßt sich die Differenz im wesentlichen etwa wie folgt formulieren: Römisches Recht Nach römischem Recht entstehen durch den Abder societas. schluß einer derartigen societas unter den Kontrahenten Obligationen, sie sind einander zu den zur Erreichung des Societätszweckes erforderlichen Leistungen verpflichtet, in unserem Falle also dazu, ihre Arbeitskraft und, soweit nötig, Kapital zum Betriebe des Geschäfts herzugeben, die von einem socius dem Vertrage gemäß zu Societätszwecken eingegangenen Verbindlichkeiten sich bei der Abrechnung anteilsweise anrechnen zu lassen, – gemäß dem Vertrag gemachte Auslagen ebenso dem socius zu erstatten, – Forderungen, welche ihnen aus unter den Societätszweck fallenden Geschäften erwachsen sind, pro rata dem socius anzurechnen, bezw. den Ertrag herauszugeben, – die aus derartigen 1 Weber bezieht sich in diesem Absatz auf die Definition der offenen Handelsgesellschaft in Art. 85 Abs. 1 des ADHGB (verabschiedet 24. Juni 1861). Art. 85 ADHGB verlangt als weiteres, von Weber nicht genanntes Kriterium den Betrieb des Handelsgewerbes unter einer „gemeinschaftlichen Firma“. Die Anforderung der „dauernden gemeinsamen gewerbsmäßigen Thätigkeit“ findet sich nicht im Gesetzeswortlaut, sondern wurde von der Handelsrechtswissenschaft und ihr folgend von Weber aus dem gesetzlichen Merkmal des „Handelsgewerbes“ sowie aus der Kontrastierung zur „Gelegenheitsgesellschaft“ in Art. 266 ff. ADHGB abgeleitet.

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Geschäften erworbenen dinglichen Rechte mit dem socius zu kommunizieren.2 – Es kann wünschenswert sein, verfügbare Barmittel in einer arca communis, Societätskasse, niederzulegen, die Einkünfte aus den für Societätszwecke geschlossenen Geschäften zunächst in sie fließen zu lassen. Aus ihr ist dann der socius, welcher aus dergleichen Geschäften Zahlungen zu leisten hat, die Mittel dazu zu entnehmen befugt wie verpflichtet. Ihr Inhalt steht im anteilsweisen Eigentum der socii, dient im übrigen nur der Vereinfachung der Abrechnung und der Ersparung jedesmaliger anteilsweiser Zahlungen; die Quote des darin befindlichen Barvorrates ist ein Vermögensstück des socius wie andere auch, dem Zugriff seiner Gläubiger regelmäßig ohne weiteres unterworfen. Dritte kann die Societät, als lediglich ein Komplex obligatorischer Beziehungen 앚 unter den socii, nichts angehen, – ein Geschäft, welches ein socius auf Rechnung der Societät mit dritten eingeht, unterscheidet sich in seinen Wirkungen in keiner Weise von irgend einem auf private Rechnung abgeschlossenen Geschäft; sind Geschäfte, welche auf Rechnung der Societät gehen, von Verlust begleitet, so ist dies nach außen lediglich Verlust desjenigen, welcher das Geschäft schloß; zu seinem Vermögen gehört alsdann allerdings ein Anspruch auf quotenmäßige Erstattung3 gegen die socii, und dieser Anspruch kommt auch in die Aktivkonkursmasse.4 Ein Konkurs findet nur über das Vermögen des einzelnen statt und unter Beteiligung nur derjenigen als Gläubiger, mit welchen er kontrahiert hat, darunter also eventuell auch der socii. Insbesondere sind nicht etwa die arca communis und die gemäß dem Societätsvertrage kommunizierten Gegenstände mögliches Objekt eines über dies „Societätsvermögen“ zu eröffnenden besonderen Konkurses; ein solcher Konkurs wäre ein Unding, er würde nichts finden, worauf er sich erstrecken könnte, da alles, was zu diesem „Societätsvermögen“ gehört, ohne Rest aufgeht in den an allen einzelnen Gegenständen pro rata be2 Die dinglichen Rechte werden also vergemeinschaftet, d.h. an ihnen wird Miteigentum der Gesellschafter begründet (unten formuliert als „anteilsweises Eigentum“). Weber geht hier von dem lateinischen Wort „communis“: gemeinsames (Eigentum) aus und bildet daraus das deutsche Verb „kommunizieren“. 3 Siehe Glossar: pro rata, unten, S. 560. 4 Zur Bedeutung des Konkurses für die Qualifizierung der Rechtsbeziehung der Gesellschafter untereinander und der Zugriffsmöglichkeiten der Gläubiger, vgl. Glossar: Konkurs, unten, S. 556, sowie die Einleitung, oben, S. 38, 42 f.

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stehenden Miteigentumsanteilen, und da diese ihrerseits Stücke anderer Vermögen, derjenigen der einzelnen socii sind, – da mithin ein solcher Konkurs nicht nur ein Subjekt, sondern auch ein Objekt, welches er ergreifen könnte, vergebens suchen würde. Die Konstruktion der offenen Handelsgesellschaft stellt sich dem scharf gegenüber: Modernes Recht Das Bestehen einer solchen beschränkt zunächst der offenen seine Wirkungen keineswegs auf das Verhältnis Handelsgesellschaft. zwischen den socii, es ist vielmehr eine Thatsache, welche auch von dritten nicht ignoriert werden kann. Diejenigen Geschäfte, welche ein nach Maßgabe des Gesellschaftsvertrages dazu berechtigter socius für Rechnung „der Gesellschaft“ abschließt, ergreifen alle Gesellschafter ohne weiteres in gleicher Weise. Ein dritter, wenn aus solchen Geschäften verpflichtet, muß sich gefallen lassen, daß auch ein anderer socius, als sein Kontrahent, sie „für die Gesellschaft“ gegen ihn auf den vollen Betrag 앚 geltend macht, er kann umgekehrt als Berechtigter sie außer gegen seinen Kontrahenten auch gegen die anderen socii in solidum und daneben auch gegen „die Gesellschaft“, d. h. zu Lasten des Gesellschaftsvermögens, geltend machen. Dies Gesellschaftsvermögen, als wesentlich charakteristisches Moment, steht im engen Zusammenhang mit jener aktiv und passiv über die Person des Kontrahenten hinausreichenden Wirkung5 von Rechtshandlungen eines socius. Denn da diese letztere nicht hinsichtlich aller von einem socius geschlossenen Geschäfte, sondern nur hinsichtlich der „für die Gesellschaft“ geschlossenen Platz greift, so folgt, daß die obligatorischen Beziehungen, in welche ein socius tritt, ganz verschiedene Bedeutung gewinnen, je nachdem er dies nur auf eigenen Namen oder „für die Gesellschaft“ thut, während andererseits alle „für die Gesellschaft“ geschlossenen Geschäfte, gleichgültig von welchem socius sie geschlossen sind, untereinander gleichmäßige Bedeutung haben.

5 Auch die anderen Gesellschafter werden also berechtigt (aktiv) oder verpflichtet (passiv). Sie erwerben damit eigene Forderungen und Verbindlichkeiten, obwohl nur der handelnde Gesellschafter den Vertrag geschlossen hat. Weber leitet von „contrahere“ (im Sinne von einen Vertrag schließen) die Bezeichnung Kontrahent für den handelnden Gesellschafter ab.

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Es entstehen also obligatorische Berechtigungen und Verpflichtungen, welche sich von den übrigen Aktiven und Passiven im Vermögen jedes Gesellschafters in ihrer Bedeutung wesentlich unterschieden, untereinander aber sich gerade in dem unterscheidenden Merkmal gleichen. Ebenso finden sich dingliche Rechte, – an den „für die Gesellschaft“ erworbenen species,6 – welche der quotenmäßigen Verfügung der einzelnen socii nach den Regeln des römischen Miteigentums nicht unterliegen, über welche der socius vielmehr nur so und insoweit, als er nach dem Gesellschaftsvertrage bezw. nach Societätsrecht 7 dazu berechtigt ist, verfügen kann. Auch diese Rechtsobjekte also unterscheiden sich in ihren rechtlichen Beziehungen sehr wesentlich von allen anderen Gegenständen in dem Vermögen eines der socii und sind gerade in dem unterscheidenden Merkmale untereinander gleichgestellt. Wenn nun sowohl bei den obligatorischen, als bei den dinglichen Rechten dieser Kategorie die erwähnten Unterschiede Folge der Beziehung auf den Gesellschaftszweck sind, so gewinnt damit die arca communis des römischen Rechts, wenn wir 앚 sie als diese Vermögensstücke umfassend denken, eine andere Bedeutung. Die Rechte, welche zu ihr gehören, scheiden sich scharf von den übrigen Vermögensstücken der socii, die Verfügung darüber ist gleichmäßig geregelt, die Teilrechte der einzelnen sind, solange die Gesellschaft dauert, nicht unmittelbar wirksam, weichen vielmehr den in Gemäßheit des Gesellschaftsrechts darüber getroffenen Verfügungen; sie sind diesen gegenüber das schwächere Recht, so daß weder die Privatgläubiger des socius im Exekutionswege8 unmittelbar diese Objekte, resp. die Quotenanteile daran angreifen können, noch dieselben als einzelne unmittelbar in den Konkurs des socius fallen. Ebenso scheiden sich andererseits die jenem Komplex als Passiva zugehörigen Verbindlichkeiten scharf dadurch von den Verpflichtungen eines einzelnen socius, daß sie, und nur sie, die arca communis im obigen Sinne unmittelbar belasten und zum direkten Zugriff auf sie berechtigen, derart, daß bei einer Auseinandersetzung nur das nach 6 Mit species sind die einzelnen Gegenstände gemeint, auf die sich die dinglichen Rechte beziehen. 7 Societätsrecht ist hier als allgemeines, bindendes Recht für Handelsgesellschaften im Gegensatz zu den vertraglichen Regelungen des Gesellschaftsvertrages gemeint. 8 Gemeint ist hier die Einzelzwangsvollstreckung, jedoch nicht der Konkurs. Vgl. Glossar: Exekution, unten, S. 550, sowie die Einleitung, oben, S. 42 f.

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ihrem Abzug Verbleibende dem Vermögen des socius, bezw. seiner Konkursmasse, zufällt. Sofern man nun einen Komplex von Rechten, welche alle einem bestimmten Zweck dienen, über welche gleichmäßig in besonders geregelter Art verfügt wird und auf welchen besondere Lasten ruhen, ein „Vermögen“ nennen will, – und die Berechtigung dieser Bezeichnung unterliegt keinem begründeten Zweifel, – so kommt dieser Charakter auch der Gesamtheit jener oben geschilderten rechtlichen Beziehungen zu. Aus der arca communis ist ein Sondervermögen, das „Gesellschaftsvermögen“, geworden, es ist nun ein geeignetes Objekt für Zwangsvollstreckung und Konkurs, überhaupt eine Grundlage für alle sonstigen, von einem Vermögen versehenen rechtlichen Funktionen vorhanden, und es ist das Bestehen von Rechten und Verbindlichkeiten zwischen diesem Vermögen und den einzelnen socii begrifflich nicht ausgeschlossen1). 앚 Sind nun hier auf seiten des Objekts die Merkmale des Vermögens vorhanden, so liegt das dogmatische Bedürfnis nahe, ja es ist im Interesse der Präzision des Ausdrucks fast unumgänglich, dafür auch ein Subjekt, oder doch etwas einem Subjekt Entsprechendes, dessen Funktionen Versehendes zu finden. Eine Handhabe hierfür bietet die Verwendung der Firma. Prinzipiell ist sie nur eine Art praktischer Breviloquenz, denn sie dient nur zur Zusammenfassung der auf Rechnung „der Gesellschaft“ im obigen Sinne laufenden Vermögensbeziehungen. In der Anschauungsweise des Geschäftsverkehrs aber gewinnt die Firma eben dadurch leicht eine Art von Persönlichkeit, d. h. die Personifikation derselben ist die Handhabe, um Sätze, welche zwar im praktischen Leben sich relativ einfach und natürlich geben, – wie z. B. den: daß wer in ein bestehendes Geschäft eintritt, für dessen ältere Schulden haftet u. a., – welche aber in ihrer juristischen

1)

ROHG. Entsch. Bd. 5 S. 206.9 앚

9 Reichsoberhandelsgericht, Entscheidungen in Civilsachen, 5. Band (Urteil vom 14. Febr. 1872), S. 204 – 207, S. 206.

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Konstruktion keineswegs einfach sind,10 durch ein plastisches Bild anschaulich und damit praktikabel zu machen. Wenn es daher auch juristisch zu einer wirklichen Personifikation der Firma nicht kommt, so wird doch, soweit das systematische Bedürfnis reicht, es ermöglicht, daß die „Firma“, – das „Geschäft“, – die „Gesellschaft“, – einzelne wichtige Funktionen eines Rechtssubjektes erfüllt. Es ergibt sich leicht aus dem bisher Gesagten, daß die Grundlage dieser Entwickelungen mit in erster Linie die beiden eng miteinander zusammenhängenden Institute der solidarischen Haftung und des gesellschaftlichen Sondervermögens sind. Wesentlich diese beiden Institute sollen im folgenden einer historischen Betrachtung unterzogen werden, zu welchem Behuf allerdings ein Eingehen auf die Entwickelung der Gesellschaftsformen überhaupt, schon der Gewinnung des Gegensatzes wegen, nicht entbehrt werden kann2). 앚 Bevor wir auf die Grundlagen der mittelalterlichen Societätsentwickelung kommen, ist wenigstens in aller Kürze die hier nicht zum

2) Von der vorstehend skizzierten Darstellung des Rechts der offenen HandelsgesellB8 B 9 schaft weicht Laband – in der Zeitschr. für Handelsr. 앚 Bd. 30, 31 – prinzipiell insofern ab, als bei ihm die Vermögensfunktion des Gesellschaftsfonds wohl zu kurz kommen dürfte. – Aus Abneigung gegen die in der Doktrin übliche Unterscheidung der „inneren“ und „äußeren“ Seite des Verhältnisses – ein Gegensatz, dessen Verwertung er selbst Bd. 30 S. 5 l. c. doch nicht ganz entraten kann – behandelt er als das der offenen Handelsgesellschaft Charakteristische nur die Haftung nach außen. Bei der Absonderung des Gesell-

10 Die juristische Konstruktion war zu Webers Zeit nicht einfach, weil das Handelsgesetzbuch das Problem nicht ausdrücklich geregelt hatte und das Problem von Gerichten und in der wissenschaftlichen juristischen Literatur unterschiedlich gelöst wurde. So regelte ADHGB Art. 22 die Weiterführung des Firmennamens bei Geschäftsübernahme, Art. 24 die Weiterführung des Firmennamens bei Eintritt in ein Geschäft anderer, ohne jeweils auf die Frage einzugehen, ob darin auch eine Übernahme der Schulden des bisherigen Geschäftes zu sehen war. Ob in der Geschäftsübernahme ein derartiger Übergang auch der Passiva zu sehen war, war zur Zeit Webers in der Handelsrechtswissenschaft umstritten und wurde von den Gerichten unterschiedlich entschieden. Die damals herrschende Meinung setzte für einen Schuldenübergang jedoch öffentliche Bekanntmachung der Übernahme oder eine ausdrückliche vertragliche Vereinbarung voraus. Vgl. Puchelt, Ernst S., Commentar zum Allg. deutschen Handelsgesetzbuch, mit besonderer Berücksichtigung der Praxis des Reichsoberhandelsgerichts. – Leipzig: Roßbergsche Buchhandlung 1874, zu Art. 24 ADHGB, S. 49 – 52. Lediglich für die offene Handelsgesellschaft wurde in Art. 113 ADHGB ausdrücklich festgesetzt, daß ein neu eintretender Gesellschafter für die bereits bestehenden Verbindlichkeiten der Gesellschaft haftete, unabhängig, ob sich durch seinen Eintritt die Firma änderte.

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erstenmal aufgeworfene Frage11 zu erörtern, ob nicht etwa schon im römischen Recht wenigstens Ansätze zu einer Überwindung der rein obligatorischen Natur der 앚 societas und ihrer Beschränkung auf Wirkungen inter socios sich finden.

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schaftsfonds als Sondergut handle es sich nur um ein Rechtsverhältnis inter socios, das obligatorische Mitrecht des einen beschränke den anderen in der vollständigen Herrschaft über sein Vermögen, – Beweis: die Größe des Gesellschaftsvermögens sei nicht Gegenstand eines Rechtes dritter, insbesondere der Gläubiger.12 Dies zugegeben, ist dagegen zu sagen, daß zwar nicht die Größe, aber allerdings die Existenz eines Gesellschaftsvermögens Gegenstand des Rechts auch dritter ist. Das Gesellschaftsvermögen kann ökonomisch gleich Null sein, juristisch besteht es, und zwar nicht ohne wichtige Konsequenzen auch für die ökonomische Sachlage, und die socii können auf keine Weise hindern, daß es besteht und daß die Rechtsfolgen dieses Bestehens eintreten. Laband will den Ausschluß der Privatgläubiger vom Gesellschaftsvermögen dadurch motivieren, daß die Gläubiger des einzelnen socius nicht mehr Rechte haben könnten als dieser selbst, – nemo plus juris transferre potest quam habet ipse,13 – und der socius werde ja eben durch die obligatorischen Ansprüche der anderen socii beschränkt; allein auch ein Privatgläubiger, welcher solidarischer Privatgläubiger aller einzelnen socii wäre, würde nicht Gesellschaftsgläubiger sein, und überdies bleibt problematisch, wie obligatorische Rechte der anderen socii die besagte dingliche Wirkung des Ausschlusses der Gläubiger von den dem socius zustehenden Anteilen an den Gesellschaftssachen erzeugen sollten. Ständen dem Privatgläubiger nur Rechte der einzelnen anderen socii entgegen, so müßte die bloße Nichtgeltendmachung dieser Rechte ihn zum Gesellschaftsgläubiger machen und ihm den Zugriff ermöglichen, was nicht der Fall ist. Bei einer römischen societas entsteht dadurch, daß die socii im einzelnen Fall, als Bürgen z. B., solidarisch haften, noch kein Gesell앚schaftsvermögen, auch bezüglich der argen- B 10 tarii, bei welchen die Haftung eine gesetzliche ist, ist von einem derartigen Institut nichts bekannt. Auch historisch werden wir die große Rolle, welche gerade das Bestehen eines gemeinsamen Vermögens in der Entwickelung gespielt hat, zu verfolgen Gelegenheit haben. Richtig ist nur, daß die offene Handelsgesellschaft das Charakteristikum des Sondervermögens mit bestimmten anderen Gesellschaftsformen, wie bekannt, teilt, und daß stets die Stellung derartiger Sondervermögen mit den Haftungsverhältnissen auf das innigste zusammenhängt. 11 Vgl. etwa die im folgenden Abschnitt (unten, S. 152 – 154) von Weber genannte Literatur sowie zeitgenössisch auch: Treitschke, Gewerbegesellschaft, S. 144 f.; Dernburg, Heinrich, Pandecten, 2. Band. – Berlin: H.W. Müller 1886, S. 329 f. 12 Weber meint wohl einerseits Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften I, S. 515 – 519 (strikte Ablehnung der Existenz eines gesonderten, nach außen wirkenden Gesellschaftsvermögens), andererseits Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften II, S. 4 – 6 (Absonderung eines Gesellschaftsvermögens, das nicht die äußeren Rechtsbeziehungen der Gesellschafter betrifft). Siehe dazu die Einleitung, oben, S. 37 f. 13 Dig. 50.17.54 (Ulpian im 46. Buch des Ediktskommentars): „nemo plus iuris ad alium transferre potest quam ipse habet“. Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften II, S. 9, spricht sinngemäß von diesem allgemeinen Rechtssatz, ohne das lateinische Zitat anzuführen.

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Angebliche Ansätze zur Wandlung der römischrechtlichen Grundsätze.

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Im allgemeinen muß dies entschieden in Abrede gestellt werden, für das Gebiet des Privatrechts unbedingt. 1. D. 63 § 5 Man könnte in einzelnen Bestimmungen eine pro socio. Überschreitung jener Grenzen finden wollen. So wenn dem socius das Recht gegeben wird – D. 63 § 5 pro socio14 – bei Zahlungsunfähigkeit eines socius sich an diejenigen anderen socii zu halten, welche ihren Teil von demselben voll beigetrieben haben. Diese anscheinende Überschreitung der rein quotenmäßigen Regelung des Verhältnisses ist indessen nur eine Konsequenz der Natur der actio pro socio, bei welcher – es handelt sich nur um das Verhältnis unter den socii – die bona fides gleichmäßige Teilung der Verluste fordert. 2. D. 44 § 1 de Roesler b 3) hat ferner D. 44 § 1 de aed[ilicio] ed[icaaed[ilicio] edicto.a to]15 herangezogen: Proponitur actio ex hoc Edicto in eum, cujus maxima pars in venditione fuitc, quia plerumque venaliciarii ita societatem coëunt, ut quidquid agantd, in commune videantur agere; aequum enim Aedilibus visum est, vel in unum ex his, cujus major pars, aut nulla parte 앚 minor esset, aedilicias actiones competere, ne cogature emptor cum singulisf litigare. – In der That liegt in dieser, der Praxis des Marktgerichts entwachsenen Bestimmung eine von den Juristen durch die präsumtive InteressenCf. gegen Laband: Gierke, Die Genossenschaftstheorie und die deutsche Rechtsprechung S. 438.16 3) Zeitschr. für Handelsr. Bd. 4.17 앚 a B: eod. edictr. Vgl. dazu auch die Inhaltsübersicht, oben, S. 139. c Q: fuerit d Q: agunt e Q: cogeretur f Q: multis

b B: Rößler

14 Dig. 17.2.63.5. 15 Dig. 21.1.44.1. 16 Die zitierte Stelle findet sich bei Gierke, Die Genossenschaftstheorie und die deutsche Rechtsprechung, S. 938, und nicht S. 438. Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften II, S. 485 – 495, lehnte umgekehrt Gierkes Genossenschaftsbegriff in dessen zuvor entstandenem Werk ab und bezog sich dabei auf dieselbe Stelle bei Gierke, die er jedoch richtig zitierte. 17 Das lateinische Zitat findet sich bei Roesler, Rechtliche Natur des Vermögens, S. 265 f. Webers Zitat „singulis“ (vgl. Anm. f) beruht auf einem Zeilensprung bei seiner Lektüre von Roeslers Zitat. Dort heißt es erst eine Zeile später „cum singulis sit“. Weber ließ also eine Zeile von Roeslers Zitat aus.

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gemeinschaft der venaliciarii18 als billig motivierte, juristisch nicht weiter analysierbare Singularität vor, deren Grundlage im Societätsrecht nicht zu suchen ist. Die präsumtive Societät19 wird nicht als rechtliches Fundament der erweiterten Klage, sondern nur als legislatorisches Motiv der Aedilen dargestellt. 3. Argentarii. Schon eher könnte das Verhältnis der plures argentarii als eine wirkliche Modifikation der römischen Auffassung gelten. Die davon handelnden Quellenstellen4) ergeben in der That eine wohl aus Besonderheiten des Litteralkontrakts20 und der Buchführung („nomina simul facta“) der Bankiers hervorgehende Rechtsbildung, jedoch nicht eigentlich ein Institut des Societätsrechts. Das Bestehen einer Societät wird nicht als der Rechtsgrund hervorgehoben. 4. Lexg Malacitana Thatsächlich aus dem Rechtsgrund der Societät c. 65. hervorgehende Solidarberechtigungen enthält dagegen anscheinend das Statut der latinischen Colonia Malaca5) in 4) D. 9 pr. de pactis:21 Si plures sint, qui eandem actionem habent, unius loco habentur. B 11 Ut puta plures sunt rei stipulandi vel plures argentarii, quorum nomina simul facta sunt … unum debitum est, – und D. 34 pr. de recept[is arbitris] (III, 8):22 Si duo rei sunt aut credendi aut debendi et unus compromiserit … videndum est, an si alius petat, vel ab alio petatur, poena committatur. Idem esth in duobus argentariis, quorum nomina simul eunt (erunt Hal[oander]).23 5) Cf. Mommsen, Stadtrechte zu der im folgenden cit. Stelle.24 앚

g Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 139: lex h est fehlt in Q. 18 Sklavenhändler. 19 Aufgrund der bloßen Interessengemeinschaft unterstellte, jedoch nicht ausdrücklich durch Vertrag abgeschlossene Gesellschaft (vgl. in Dig. 21.1.44.1: videantur agere). 20 Dieser Vertragstyp wurde verwendet, um eine bestehende Geldschuld in eine andere, neue Schuld umzuwandeln. Er wurde durch Eintragung einer Lastschrift im Hausbuch, also dem Einnahmen- und Ausgabenbuch des Familienvaters, rechtswirksam vorgenommen. 21 Dig. 2.14.9pr. 22 Dig. 4.8.34pr. 23 Digestorum seu Pandectarum libri quinquaginta, ed. Gregorius Haloander. – Nürnberg: Johann Petreius 1529, hat bei der Stelle Dig. 4.8.34, S. 193, in der Tat wiedergegeben: „[…] Idem in duobus argentariis, quorum nomina simul erunt.“ Auch in der von Weber verwendeten Ausgabe von Kriegel, Corpus iuris civilis I, findet sich S. 133, Fn. 11, die erwähnte Lesung „erunt“ mit Verweis auf die Haloander-Ausgabe. Weber hat also wohl nicht direkt mit der vergleichsweise seltenen Haloanderausgabe aus dem 16. Jahrhundert gearbeitet. 24 Die von Weber im folgenden zitierte Stelle ist stärker interpunktiert bei Mommsen, Stadtrechte, S. 385, c. 65. Die Stelle findet sich auch, gleichfalls stärker interpunktiert,

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der, hinsichtlich der Bedeutung des Ausdrucks „socius“ freilich nicht zweifelsfreien Bestimmung: Lex Malac[itana] c. 65 (es handelt sich um den Verkauf der praedes praediaque):25 … ut ei qui eos praedes cognitores ea praedia mercati erunt praedes socii heredesque eorum i[i]quei ad quos ea res pertinebit de is rebus agere easque res petere persequi recte possit. 앚 B 12

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Also: der socius des Käufers hat eine direkte Klage wie der heres. Zu berücksichtigen ist, daß wir uns auf dem Boden des Verwaltungsrechts befinden und ein durch die Hand des Magistrats geschlossener Kontrakt vorliegt. Wie weit hier die besondere Natur der öffentlichrechtlichen leges contractus6) einwirkt,26 und daher das Privatrecht cessiert, steht dahin7). Cf. Heyrovsky´ k, Die leges contractus.27 In der Kaiserzeit begegnet die entsprechende Bestimmung auch sonst, cf. lex Metalli Vipascensis Z. 5 (Bruns, Fontes p. 247) conductori socio actorive ejus und weiter passim.28 Aus republikanischer Zeit ist mir Ähnliches nicht bekannt. Die lex Julia municip[alis] Z. 49 (Bruns, Fontes p. 104) spricht nur von „redemptorei, quoi e lege locationis dari oportebit, heredeive eius“ im verwandten Fall.29 6)

7)

i [ ] in Q und B. k B: Heyrowsky bei Bruns, Fontes, p. 1: Leges, c. 4: „Leges coloniarum et municipiorum“, no. 3: Lex Malacitana, S. 141 – 150, S. 147. 25 Im Stadtrecht für Malaca (heutiges Malaga, in der römischen Provinz Baetica, Südspanien, ungefähr aus der Zeit 81 bis 84 n. Chr.) geht es nach der Überschrift des c. 65 um „Ut ius dicatur e lege dicta praedibus et praedis vendundis“, also um den Verkauf der Habe des Bürgen und der verpfändeten Grundstücke. 26 Das heißt, die normative Wirkung eines (hier öffentlich-rechtlichen) Vertrages verdrängt ggfs. das Privatrecht. 27 Heyrovsky´, Leges contractus, S. 1 f., erläutert drei unterschiedliche Vorstellungen von leges contractus. Weber dürfte hier die dritte Variante vor Augen haben, wonach bei Verkäufen von öffentlichem Land der Magistrat seitens des Staates auftritt und daher eine besondere Verbindlichkeit aller Klauseln des vereinbarten Kaufvertrages eintritt, die das Privatrecht verdrängt. 28 Die lex Metalli Vipascensis ist ein aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammendes Gesetz, mit dem das Münzwesen in den römischen Kolonien geregelt wurde. Die von Weber angeführte Stelle findet sich bei Bruns, Fontes, p. 2: Negotia, c. 1: Leges dictae communi sacrove usui destinatis, no. 10: Lex Metalli Vipascensis, S. 247 – 250, S. 247, Z. 5. 29 Die lex Julia Municipalis dagegen stammt entweder aus dem Jahr 69 oder 45 v. Chr., also aus republikanischer Zeit. In ihr werden Regelungen zur Polizei in Rom sowie zum Status römischer Munizipalstädte getroffen. Das von Weber angeführte Zitat findet sich bei Bruns, Fontes, p. 1: Leges, c. 3: Leges publicae populi Romani post XII tabulas late, no. 18: Lex Julia municipalis, S. 101 – 104, S. 104, Z. 48 – 50.

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Auf dem Boden des Privatrechts8) finden wir jedenfalls auch im spätrömischen und im Recht der Basiliken und ihrer Scholien9) noch keine Modifikationen der alten Grundsätze.30 Daß jene erwähnten Spezialrechtssätze oder daß lokale Rechtsbildungen des Vulgärrechts Anknüpfungspunkte für die spätere, dem mittelalterlichen Großverkehr angehörige Entwickelung der von uns zu behandelnden Institute geboten haben sollten, dafür fehlt zum mindesten jeder Anhalt. Negatives Ergebnis für das römische Recht.

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Gang der Untersuchung. Verhältnis der wirtschaftlichen und rechtlichen Gesichtspunkte. Wie im römischen Recht, so bezeichnet nun auch im Mittelalter, namentlich in den italienischen Quellen, der Aus앚druck „societas“ nicht sowohl ein individuell gestaltetes Rechtsverhältnis, als vielmehr eine allgemeine Kategorie von Verhältnissen, deren gemein8) Mit Lastigs in der cit. Abh.31 skizzierter historischer Ansicht uns auseinanderzusetzen fehlt vor umfangreicherer Darlegung derselben die Veranlassung und hier der Raum. Ob die Herbeiziehung des Kollationsrechts ein glücklicher Gedanke ist, muß dahinstehen, bekanntlich ist dasselbe ein relativ nicht altes Institut. 9) Bemerkenswert könnte sein, daß das. „societas“ auch den Inhalt der arca communis, den Societätsfonds bezeichnet, entsprechend, wie später in Italien. Doch findet sich dieser abgekürzte Ausdruck schon D. 63 § 3 pro socio32 z. B. 앚

30 Bei den Basiliken handelt es sich um ein Gesetzbuch der römisch-byzantinischen Kaiser aus dem 9. Jahrhundert, das als Ergänzung der justinianischen Gesetzgebung dienen sollte. Dieses wurde in den Scholien, also Kommentaren, verschiedener byzantinischer Juristen des 12. Jahrhunderts juristisch bearbeitet. Griechische Auszüge mit lateinischen Übersetzungen aus diesen Rechtsquellen, soweit sie das Seerecht betreffen, finden sich etwa als Excerpta juris orientalis, in: Pardessus, Collection I, S. 179 – 209 (S. 179 – 191: Ex basilicon libris; 195 – 208: einige Scholien), – einer Quellensammlung, die Weber auch sonst häufig verwendet. 31 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts I, S. 427, sieht die Wurzeln der gegenseitigen Gesellschaft im Konsortium der gesetzlichen Erben, das allmählich auch auf die durch Testament eingesetzten Erben erweitert wird. Es begründet eine Kollationspflicht der Erben untereinander, die also die bereits zu Lebzeiten des Erblassers von diesem erhaltene Vermögensgegenstände „einzuwerfen“ (conferre, bzw. collatum, daher: Kollation) bzw. auf das Erbe in Anrechnung zu bringen haben. 32 Weber zitiert hier Dig. 17.2.63.3. In diesem Paragraph wird die Haftung der Gesellschafter mit den Worten „ex ipsa societate debeatur“ umschrieben, woraus Weber schließt, eine „arca communis“, also eine gemeinsame Kasse, habe bestanden.

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sames Merkmal, bei höchst differenter rechtlicher Struktur, darin besteht, daß, sei es der Gewinn, sei es die Gefahr, oder die Kosten einer Unternehmung, oder mehrere dieser Eventualitäten, auf gemeinsame Rechnung mehrerer gehen sollen. Aus welchem der verschiedenen Vergesellschaftungsverhältnisse die Prinzipien der heutigen offenen Handelsgesellschaft stammen, ist im wesentlichen unsere Frage. Wir können behufs Lösung derselben nicht einfach von der Form aus, in welcher bei der heutigen offenen Handelsgesellschaft Sachgüter und Arbeitsleistungen kombiniert sind, rückschließend, die wirtschaftlich ähnliche Funktionen versehenden Gebilde des mittelalterlichen Rechts abgrenzen und dann konstatieren, wann unter denselben ein der offenen Handelsgesellschaft ähnliches, historisch auf sie hinabführendes Institut erscheint und uns auf dessen Betrachtung beschränken. Denn wir haben es nicht mit der wirtschaftlichen Seite der Frage zu thun, sondern mit der Genesis von Rechtsgrundsätzen und sind a priori nicht berechtigt zu der Annahme, daß im vorliegenden Fall rechtliche und wirtschaftliche Differenzen von Anfang an annähernd koinzidierten. Es ist vielmehr möglich, daß die maßgebenden Rechtsgrundsätze ursprünglich auf wirtschaftlich weit abliegenden Gebieten entstanden sind und daß die thatsächlichen Verhältnisse, welche durch sie reguliert wurden, sich völlig verändert haben. Wir müssen daher – übrigens auch der durch den Gegensatz zu gewinnenden Begrenzung wegen – unsere Betrachtung auf die Hauptgruppen der uns rechtshistorisch entgegentretenden Gesellschaftsformen ausdehnen. Für das Recht sind besonders geartete, vom wirtschaftlichen Standpunkt aus oft äußerliche Merkmale maßgebend. Gerade diese Eigentümlichkeit der Rechtsbildung ergibt aber, daß da, wo infolge wirtschaftlicher Differenzen äußerlich markante Unterschiede des Thatbestandes hervortreten, wir zu der Vermutung berechtigt sind, daß auch verschiedene und 앚 somit gesondert zu betrachtende Rechtsformen zur Entstehung gelangt sein werden. Hiernach bestimmt sich dasjenige Maß wirtschaftlicher Gesichtspunkte, welches in einer Betrachtung wie der folgenden Platz finden darf und soll, und ferner ergeben sich hiernach die Abschnitte der folgenden Erörterung, wie sich zeigen wird, aus der Natur des Gegenstandes von selbst. 앚

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1. Die Kommenda und die Bedürfnisse des Seehandels.

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Daß der Handel in größerem Maßstabe im Mittelalter zuerst in den mittelländischen Seestädten anzutreffen ist, ist ebenso begreiflich wie historisch sicher. Speziell in den am westlichen Mittelmeerbecken liegenden Seestädten ist er schwerlich je ganz erloschen. Hier hat denn auch ein wesentlich dem Um- und Absatz von Gütern durch Seehandel dienendes Geschäft, die Kommenda, seine Heimat, insbesondere wohl im Verkehr der westitalienischen mit der spanischen Küste1). Dieser mittelländische Seeverkehr hat schon in alter Zeit im Obligationenrecht eigenartige Grundsätze entwickelt. Schon das römische Recht hatte im foenus nauticum und der lex Rhodia besondere Rechtssätze aufgestellt1 unter Rücksichtnahme auf die besondere Art des Risikos, welches der Seehandel zu tragen hat. Gerade diese Institute sind durch die Zeit der Völkerwanderung hindurch nie ganz obsolet geworden, wir treffen sie bekanntlich in den frühesten mittelalterlichen Rechtsquellen wieder an2). Aber das Mittelalter, weniger als das antike Recht sich bindend an die Konsequenzen 앚 der juristischen Analyse, hat die Tragung der Gefahr auf diesem Gebiet überhaupt selbständigen Regeln zu unterstellen versucht. – Wer im Seehandel Gläubiger oder Partizipant geworden ist, der – so etwa ist der Gedankengang – ist beides nicht für einen resp. an einem kontinuierlichen Gewerbebetrieb geworden, er kreditiert resp. partizipiert vielmehr zum Behuf resp. an der einzelnen Unter-

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Cf. l[ex] Wisig[othorum] l. XII t. III von den „transmarini negotiatores“.2 B [15] Cf. jetzt Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament, Zeitschr. für Handelsr. Bd. 35.3 앚 1)

2)

1 Einzelregelungen zum foenus nauticum finden sich in Dig. 22.4, zur lex Rhodia in Dig. 14.2. 2 Lex Wisigothorum, liber XI (nicht: XII), titulus III „De transmarinis negotiatoribus“, S. 205 – 206. Dagegen behandelt der von Weber zitierte titulus III in liber XII die neuen Judengesetze in Spanien. 3 Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament, S. 38, spricht davon, daß sich die römischrechtlichen Regelungen „sicher im ganzen romanischen, vielleicht auch im ältesten germanischen Rechtsgebiet […] unverkennbar“ wiederfinden.

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nehmung der speziellen Seefahrt, – denn der Seehandel ist kein einheitlicher Betrieb, sondern eine Serie einzelner Unternehmungen, deren jede ihr individuelles Risiko hat. Die lex WisigoDies Risiko, welches, den damaligen Verkehrsverthorum und hältnissen entsprechend, weitaus der wichtigste der Seehandel. Faktor war, mit welchem man rechnen mußte, soll nun auf die an der Unternehmung irgendwie Beteiligten verteilt werden, – dies ist das legislatorisch wichtigste Problem, deshalb ist zunächst die Art der Beteiligung juristisch wenig differenziert, sie erscheint hier relativ irrelevant; „commendare“ und „commodare“ bezeichnet in der lex Wisigothorum zuerst jedes Hingeben auf Rückgabe, in specie oder in genere, vom Depositum4 bis zum Darlehen, – später jedes Hingeben in lukrativer Absicht, gleichgültig in welche römischrechtliche Kategorie das betreffende Geschäft fallen würde. Gerade das ist charakteristisch, daß der lex Wisigothorum Verhältnisse wie die eines Gläubigers zum Schuldner, eines Partizipanten zum Unternehmer, eines Kommittenten zum Kommissionär, im Seehandel nicht disparat erscheinen3). Der wirt3) Vom Depositum und der Verkaufskommission spricht die l[ex] Wisig[othorum] unter derselben Rubrik: de rebus praestitis l. V t. V c. III. Deponieren und Darleihen geht c. VIII eod. ineinander über.5 Daß wesentlich an Seehandel gedacht ist, zeigt die Überschrift (v[erbo] naufragium) zu c. V eod., in welchem Bestimmungen enthalten sind, die direkt an spätere statutarische Festsetzungen betr. die Kommenda erinnern.6 – Die lex Langobardorum, für ein Binnenvolk berechnet, legt dem Kreditnehmer die Gefahr auf, d. h. er hat nach den Regeln des Darlehens ohne Rücksicht auf das Prosperieren des UnB 17 ternehmens, zu welchem kreditiert ist, zu 앚 restituieren (l[ex] Long[obardorum] Liutpr[andi]a 131),7 die zunächst an den Seehandel denkende l[ex] Wisig[othorum] teilt

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a B: Luitpr. 4 Beim „depositum“ (Verwahrung) wird Rückgabe derselben Sache („in specie“), beim Darlehen Rückgabe dagegen aus der Gattung („in genere“) geschuldet. 5 Lex Wisigothorum, liber V, titulus V, S. 107 – 110, behandelt allgemein „De commendatis et commodatis“. Das c. III, S. 107, trägt die Rubrik „De rebus praestitis, incendio vel furto exterminatis“, in c. VIII (Rubrik: „De reddendis usuris“), S. 109, geht es sowohl um das „comendare“ von Geld gegen „usura“ wie auch um das „creditum“. 6 Die Überschrift von Lex Wisigothorum, liber V, titulus V, c. V, S. 108, lautet: „De rebus commendatis et casu quocumque in naufragium missis“. 7 Weber zitiert hier ausnahmsweise (s. oben, S. 134 f.) die Leges Liutprandi (aus dem Jahr 733 n. Chr.) anscheinend nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae Historica. Ebd., c. 131, S. 164, behandelt die von Weber geschilderte Rückzahlungspflicht beim Darlehen, selbst dann, wenn dem Entleiher das geliehene Geld gestohlen worden war.

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schaftliche 앚 Zweck aller ist eben hier wesentlich gleichartig: Export und Reimport nach und von überseeischen Märkten; die ökonomischen Requisitenb für diesen Zweck sind stets wesentlich dieselben: einerseits Arbeitsleistung beim Einkauf von Waren, dann zum Behuf des Transports über See, endlich die spezifisch handelstechnische Leistung des Absatzes der Waren auf fremden Märkten, – andererseits Kapital zur Anschaffung der Waren und der Transportmittel. Die Beschaffung dieser Erfordernisse im Wege der Arbeitsteilung und des Kapitaleinschusses, event. Kredits, ist das Bedürfnis, welchem hier alle jene Geschäfte zu dienen haben; Regelung des Risikos und Gewinns unter den Beteiligten ist das wesentliche Problem für die Rechtsbildung schon in der lex Wisigothorum. Wirtschaftliche Diesen selben Bedürfnissen soll nun auch dasjenige Grundlagen Rechtsinstitut dienen, welches unter dem Namen der Kommenda. Kommenda eine spezielle juristische Ausgestaltung erfahren hat und schon in älterer Zeit ganz vorzugsweise die Rechtsform geworden war, deren sich der überseeische Handel bediente. Es ist bekannt4), daß die Kommenda ein Geschäft ist, durch welches jemand die Verwertung von Waren eines andern, auf dessen Gefahr, gegen Gewinnanteil übernimmt. Ob sie, nach Goldschon beim Depositum und der Verkaufskommission die Gefahr eigenartig und abweichend von den römischen Grundsätzen (l. V tit. V c. III), noch origineller beim zinsbaren Darlehen (eod. c. IV: de pecunia perdita et usuris ejus) zu Spekulationszwecken (vv. „sub condicione receperitc“, d. h. es ist stipuliert, zu welcher Unternehmung das aufgenommene Geld verwendet werden soll).8 Immer ist der Deponent, Verkaufskommissionär, Kreditgeber ebenso wie der Gegenteil an dem Risiko des Unternehmens beteiligt. 4) Goldschmidt, De societate en commandite 1851; Silberschmidt, Die Kommenda in ihrer frühesten Entwickelung.

b B: Requisite c Q: susceperit 8 Lex Wisigothorum, liber V, titulus V c. III, S. 107, legt fest, daß der Entleiher eine Sache, die ihm gestohlen worden war, nur dann zurückgeben muß, wenn der Dieb gefunden wurde; bleibt der Dieb unerkannt, sollen sich Verleiher und Eigentümer jeweils die Hälfte des Verlustes teilen. In c. IV (Rubrik „De pecunia perdita et usuris eius“), S. 108, wird dann festgelegt, daß der Kreditgeber bei zufälligem Untergang der Kreditsumme nur noch die Rückzahlung der Darlehenssumme, nicht jedoch den vereinbarten Zins, verlangen kann.

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schmidts Vermutung, schon dem römischen Vulgarrecht angehört, bleibt hier dahingestellt5), wir verfolgen sie nur für das Mittelalter. 앚 Der primitivste Zustand des Seehandels: daß der Produzent resp. der von ihm kaufende Händler persönlich ein Schiff ausrüstet und auf diesem die Tauschobjekte aus- und einführt, ist zu der Zeit, wo uns dies Institut entgegentritt6), schon überwunden. Bereits in den ältesten Rechtsquellen steht der patronus navis als derjenige, welcher die Schiffe stellt, den Kaufleuten gegenüber, welche auf ihnen ihre Güter persönlich geleiten; auch darüber hinaus ist die Arbeitsteilung schon fortgeschritten: der Großkaufmann schickt statt seiner einen fattore (italienisch), messatged (catalonisch)7), der zu ihm

5) Goldschmidt in der cit. Abh. Zeitschr. für Handelsr. Bd. 35 앚 S. 80 inkl. 107. Bestätigungen dieser Ansicht in Einzelheiten werden an geeigneter Stelle erwähnt werden.9 6) Nach Silberschmidts Nachweisungen in der venezianischen collegantia im 10. Jahrhundert, nach Goldschmidt in der cit. Abh. Z. XXXV S. 80, 81, noch früher in der crewkoinwniva des pseudorhodischen Seerechts.10 7) Cf. die Stat[uten] von Trani (b. Pardessus, Collection des lois maritimes)11 und die Costums de Tortosa (b. Oliver, El derecho de Cataluña).12 Das Alter der ersteren ist allerdings bekanntlich nicht unbestritten, die Entwickelungsstufe unseres Instituts aber eine frühe.

d Q: missatge 9 Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament, S. 80 f. und Fußnote 107. Mit der „geeigneten Stelle“ verweist Weber wohl nach unten, S. 185. 10 Silberschmidt, Commenda in ihrer frühesten Entwicklung, S. 37 – 43 (Titel leicht abweichend bei Weber). Nach Silberschmidt wird in Venedig als „collegantia“ bezeichnet, was andernorts „societas“ heißt. Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament, S. 81, übersetzt den hellenistischen Quellenbegriff crewkoinwniva mit „crediti societas“, wörtlich „Kreditgesellschaft“. Zum pseudorhodischen Seerecht, s. Glossar: lex Rhodia, unten, S. 557. 11 Weber meint wohl Ordonnance maritime de Trani (anno 1063), in: Pardessus, Collection V, c. XVIII, S. 243. Dort ist italienisch von einem „fattore“ des Kaufmannes die Rede. Pardessus, Collection V, erörtert, S. 219 – 223, die problematischen Datierungsfragen dieser Statuten und entscheidet sich dann für das Jahr 1063. 12 Costums de Tortosa, in: Oliver, Derecho in Cataluña, liber IV, rubr. XVIII „De comodato“, c. III, S. 194, nennt den „missatge“. Die Costums von Tortosa stammen aus dem Jahr 1279.

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in dauerndem Dienstverhältnis steht, mit; der Schiffseigner, in Spanien meist eine Rhederei8), bestellt seinerseits einen Bediensteten als patronus navis. Nun war die Weiterentwickelung verschieden möglich. – Einerseits konnte statt der Mitsendung des Bediensteten es vorteilhaft erscheinen, ad hoc einen dritten, mit den Verhältnissen des Absatzgebietes Vertrauten, zu engagieren, welcher die Sachen auf dem Schiff geleitet und für Rechnung des Auftraggebers verkauft, wobei seinem selbständigen Handeln ein verschieden weiter Spielraum belassen, namentlich entweder das Schiff von dem Auftraggeber gemietet oder dem Beauftragten die Besorgung der Transportmittel seinerseits ganz überlassen werden konnte. Andererseits konnte dies Engagement dadurch gespart werden, daß statt des mitge앚sendeten factor der Schiffer selbst gegen Vergütung den Vertrieb der Waren übernahm9). Je umfangreicher der Betrieb wurde, um so empfehlenswerter mußte es erscheinen, anstatt die Handlungsgehilfen auf lange Seereisen in ihnen unbekannte Länder zu

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8) So im Consolato del mare.13 Auch die Urk[unde] in Arch[ives] de l’Orient latin I p. 431 setzt eine Rhederei voraus.14 앚 9) Die Notariatsurkunden des Giovanni Scriba in Genua (Histor. Patriae Monum. B 19 Chartarum tom. II) Nr. 261, 328, 329, 306 und öfter,15 aus der Zeit von 1155 ff. geben für alle diese Modalitäten Beispiele. In 329 und 306 sind Schiffer und Kommendatar nicht identisch. In den Stat[uten] von Trani und Cost[ums] de Tortosa ist in Ermangelung des factor der Schiffer ex lege Kommissionär. Cf. Decis[iones] Rotae Genuensis XX.16

13 Gemeint ist Consolat de la mer. Ebd., S. 49 – 368, werden die Schiffseigner durchgängig als „personers“ bezeichnet und dagegen der bedienstete Schiffsführer „senyor de la nau“ genannt. Vgl. etwa ebd., c. III [48] (Rubrik: „De personer qui no volrá ò no porá fer la part promese“), S. 50 und öfter. Weber zitiert die Quelle in einer italienisierten Form als „consolato del mare“, während sie in der Edition ihres französischen Herausgebers Pardessus als „consolat de la mer“ bezeichnet wird und in der baskischen mittelalterlichen Form „consolat de la mar“ heißt. 14 Bei der von Weber zitierten Urkunde in Archives de l’Orient latin I, S. 431, handelt es sich um einen offensichtlich nicht einschlägigen Brief Papst Urbans IV. an die Patriarchen von Antiochien und Jerusalem. Wahrscheinlich meint Weber aber eine Urkunde vom 19. Nov. 1279, in: Archives de l’Orient latin I, S. 531, in der es um einen Geldkredit geht. 15 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, no. 261 (Sp. 299, 21. Aug. 1155), no. 328 (Sp. 339, 10. Juli 1156), no. 329 (Sp. 339 f., 11. Juli 1156), no. 306 (Sp. 327, vom 3. Mai 1156). 16 Decisiones Rotae Genuae (und nicht Genuensis) XX, f. 78ra – 79vb, behandelt den Fall einer gemischten Land- und Seehandelsgesellschaft, bei der von mehreren Brüdern einer der „patronus in mari“, ein anderer „patronus in terra“ ist.

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schicken, lieber mit den Verhältnissen vertraute Kommissionäre mit dem Vertrieb zu betrauen, welch letztere dann naturgemäß, wie in Genua das konstante Wiederkehren derselben Namen in den Notariatsurkunden zeigt, bald ein selbständiges Gewerbe aus der Übernahme derartiger Aufträge machten. Die Vergütung eines solchen Beauftragten konnte nun demselben teils in Form einer festen Remuneration gewährt (so: Hist. Pat. Mon. Chart. II Nr. 261),17 teilweise aber – wie dies in Genua im 12. Jahrhundert die Regel war – konnte der Kommissionär am Gewinn beteiligt werden10), und dies ist das gewöhnlich Kommenda genannte Verhältnis. Die Vorzüge dieser Beteiligung des Kommissionärs als Selbstinteressenten leuchten ein, überdies aber entsprach sie den Verhältnissen: Während der Beauftragte ursprünglich lediglich Organ des Auftraggebers18 ist, mußte sich dies ändern, 앚 je weniger bei steigender Konkurrenz es genügte, die Waren einfach auf den üblichen auswärtigen Markt zu werfen, je mehr vielmehr die richtige Benutzung der Nachfrage, überhaupt selbständiges Handeln erforderlich wurde. Der Kommendatar fungierte hier wie ein Unternehmer, folglich war nicht mehr eine feste Ablöhnung wie die eines Bediensteten, sondern die Beteiligung am Unternehmergewinn die seiner Leistung angemessene Gegenleistung. 10) Die Normalurkunde für die Kommenda in den cit. genuesischen Notariatsurkunden lautet z. B. l. c. Nr. 243 (von 1155):19 Ego … profiteor me accepisse in societatem a te … lib[ras] 50e, quas debeo portare laboratum usque Alexandriam f et de proficuo quod ibi Deus dederit debeo habere quartam et postg reditum debeo mittere in tua potestate totam prescriptam societatem … Die Kosten des Unterhalts des Kommendatars fallen regelmäßig dem Kommendanten, andere Kosten dem Kommendatar zur Last. – Die zu Grunde liegende einseitige Natur des Kontrakts ist in der Urkunde angemessen durch die Quittungsform zum Ausdruck gebracht. 앚

e Q: 127

f Q: Salernum In Q folgt: vel ex hinc apud siciliam

g post fehlt in Q.

17 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, no. 261 (Sp. 299, Urkunde des Giovanni Scriba vom 21. Aug. 1155). 18 Als Organ hat er im Gegensatz zum Kommissionär keine eigene Entscheidungsbefugnis. 19 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, no. 243 (Sp. 287, Urkunde des Giovanni Scriba vom März 1155).

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Ein Societätselement – die Kommenda heißt von Anfang an auch societas – enthält das Geschäft in dieser Gestaltung insofern, als zwar die Gefahr auch hier dem Kapitalisten blieb, dagegen die Kosten der Fahrt und des Vertriebes nach bestimmten Kategorien (cf. Anm. 10) und, wie bemerkt, der Gewinn anteilsweise verteilt wurde. Die internationale Stellung des Instituts zeigt sich darin, daß über den Verteilungsmaßstab ein später meist statutarisch als dispositives Recht fixierter Handelsgebrauch dahin sich feststellte, daß der Kommendatar von dem Reingewinn 1⁄4 als Tantieme erhält (cf. Anm. 10).20 Wirtschaftliche Stel- Der Kommendant kann bei diesem Geschäft lung der Parteien Produzent oder Zwischenhändler der Produkte des bei der Kommenda. Hinterlandes11), er kann überhaupt Exporteur sein, also Ware, oder Importeur, also Geld, kommendieren, oder beides, so daß der Erlös der exportierten Waren zum Reimport verwendet wird (in Genua wird letzterer Fall technisch implicare12) genannt). Societätscharakter der Kommenda.

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11) Zwischenhändler: Chart. II Nr. 306 (1156):21 Nos M[archio dormitor] et A[lexander B 20 Ingonis Naselli] profitemur nos accepisseh a te W[ilielmo Neuta] 8 pecias sagiei et volgia que constant j tibi lib[ras] 24. has debemus portare laboratumk apud Palermuml et inde quo voluerimus dum insimul erimus etc. 12) L. c. Nr.m 337 (1156):22 Ego … profiteor me accepisse a te … (folgen die Waren) unden debeo tibi bizantios 100o … et eos debeo portare ad tuum resicum apud Babiloniam et implicare in leccap etq brazili … et adducere ad tuum resicum etc. – Die Ansicht von Lepa, Ztschr. f. Handelsr. Bd. 26 S. 448,23 daß accommenda und implicita sich dadurch unterschieden hätten, daß bei ersterer der Kommendatar durch „Anteil am Geschäftsgewinn“, bei letzterer durch 앚 einen Prozentsatz des Werts des Objekts entschädigt B 21 worden sei, wird durch die dafür citierte Stelle aus Casaregis (Disc[ursus] 29, 9) wohl nicht dargethan. Implicare dürfte vielmehr wenigstens nach den genuesischen Urkunden

h In Q folgt: in comendacione i Q: sagre j Q: contant k In Q folgt: ambo l Q: Salernum m B: Rr. n Q: de quibus o Q: 110 p Q: lacca q Q: vel 20 In der oben, S. 162, Fußnote 10, von Weber zitierten Urkunde des Giovanni Scriba heißt es „quartam debeo habere“. Dies ist die in der Quelle übliche Bezeichnung für den Gesellschaftergewinnanteil. Weber setzt diesen mit der Tantieme, einer Gewinnbeteiligung für einen leitenden Angestellten, gleich. Vgl. oben, S. 162, Anm. 19. 21 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, no. 306 (Sp. 327, Urkunde des Giovanni Scriba vom 3. Mai 1156). 22 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, no. 337 (Sp. 344, Urkunde des Giovanni Scriba vom 19. Aug. 1156). 23 Lepa, Über den Ursprung des Kommissionshandels, S. 448 mit Fußnote 49. Da auch schon Lepa in seiner Fußnote Casaregis, Discursus legales, disc. 29, 9, zitiert, dürfte Weber Casaregis indirekt nach Lepa angeführt haben.

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In 앚 den beiden letzten Fällen ist notwendig die Stellung des Kommendatars besonders selbständig, er kann hier nur deshalb nicht materiell als der Unternehmer gelten, weil das Geschäft nicht auf seine Rechnung geht. Der Kommendant steht hier regelmäßig zum Markt nur noch in loser Beziehung13), der Kommendatar hat sich als selbständige Instanz dazwischen geschoben. Während grundsätzlich zunächst ein Kommendant einem Kommendatar gegenübersteht und zur Mitnahme von Waren außer dem kommendierten Gut es der besondern Erlaubnis des Kommendanten bedarf, wird später die Deklaration der außer der Kommenda noch mitgeführten Waren (cf. Hist. Pat. Mon. Chart. II 346, 424, 655 und oft)24 formell zwar in den Urkunden festgehalten, aber die Übernahme in älterer Zeit die im Text angegebene Bedeutung gehabt habenr, ein im Geschäftsgebrauch üblicher, unserm „Anlegen, Investieren“ entsprechender Ausdruck gewesen sein gleich dem heutigen impiegare. Auch Thöl ist, ohne weiteren Beleg als die cit. Stelle aus Casaregis, der Ansicht, der Akkommendatar habe Gewinnanteil, der Implizitar Provision erhalten.25 Für die ältere Zeit muß dies, wie gesagt, bis auf weiteres bezweifelt werden. 13) L. c. Nr. 340 zeigt, daß das Kommendieren schon zum Bankiergeschäft geworden war.26 Cf. die venezianischen Gesetze gegen das Kommendieren der Banken vom 28. IX. 1374 und vom 21. XI. 1403 (abgedruckt bei Lattes, La libertà delle banche a Venezia).27 앚

r Fehlt in B; haben sinngemäß ergänzt. 24 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Urkunden des Giovanni Scriba, no. 346 (Sp. 348 f., 21. Aug. 1156), no. 424 (Sp. 393, 28. Juni 1157), no. 655 (Sp. 521, 15. Aug. 1158). In den Urkunden no. 346 und no. 655 ist jedoch nur von dem in die Gesellschaft eingelegten Kapital die Rede, nicht von zusätzlichen Waren. Nur in no. 655 wird vereinbart, daß der eine Gesellschafter Waren eines weiteren Gesellschafters vereinbarungsgemäß mitführt, nämlich: „tres minos parrios Solimani ad eius resicum vendendos et implicandos“. 25 Thöl, Handelsrecht I, § 41 Commanditgesellschaft – Rechtsverhältnis, S. 187 f., verweist gleichfalls in seiner Fußnote 5 auf Casaregis, disc. 29, 9, den dann auch Weber heranzog. 26 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, no. 340 (Sp. 346, Urkunde des Giovanni Scriba vom 20. Aug. 1156). Weber schließt wohl aus der Tatsache, daß eine der dort genannten Personen, die Geld in die „societas“ eines Dritten einlegt, als Ingo bancherius bezeichnet wird, es habe sich um ein Bankiersgeschäft gehandelt. 27 Lattes, Libertà delle banche a Venezia, S. 34 f. (no. 8 vom 28. Sept. 1374) und S. 44 f. (no. 12 vom 21. Nov. 1403). Lattes, ebd., S. 39, interpretiert diese Verbote dahin, daß lediglich das Kommendieren der Bankiers von fremdem Geld in langfristige, riskante Geschäfte, wie insbesondere der Handel mit Eisen, Blei und Silber, im Anlegerinteresse unterbunden werden sollte.

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mehrerer Kommenden und außerdem eigenen Gutes und ein Geschäftsbetrieb in großem Maßstabe mit mehreren eigenen Schiffen und gemeinsam mit seinen Familienmitgliedern seitens des Kommendatars ist doch, wie die genuesischen Urkunden zeigen, nichts Ungewöhnliches mehr. Es ist dies zunächst nur wirtschaftlich erheblich und ändert für die juristische Auffassung ebensowenig etwas, als dies an und für sich durch das später zu betrachtende Verhältnis ge앚schieht, daß mehrere Kommendanten desselben Kommendatars sich behufs Teilung des Risikos und Gewinns associieren und so eine Societätskommenda entsteht.

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2. Die Societass maris.

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Eingreifendere Neuerungen sind die Konsequenz einer anderen Gesellschaftsform, der sogenannten societas maris, in welcher die zunächst, vom kapitalistischen Standpunkt aus betrachtet, einseitige Kommenda den Übergang in eine Societät mit zweiseitiger Kapitaleinlage vollzieht. Die für Beurkundung dieses Verhältnisses in Genua gewöhnliche Form ist folgende: Chart. II 293 v. J. 1165:28 W[ilielmus Buronus] et I[do de Rica] professi fuerunt se ad invicem societatem contraxisse 200 librarum, in qua quidem duas partes W[ilielmum Buronum] et terciam I[donem] contulisse pariter confessi fuerunt. Hanc omnem societatem nominatus I[do] laboratum debet portare Bugiamt etu hinc ubi voluerit. In reditu utriusque capitali extracto proficuum debet per medium dividere etc. Soweit rückwärts uns die Kommenda bezeugt ist, ebensoweit auch diese Societät; trotzdem ist Silberschmidt beizustimmen, welcher sie für die jüngere Form29 hält.14) Der Kommendatar, dessen Stel14)

Ein Blick in die Urkunden lehrt, daß die societas maris gegenüber der Kommenda, B 22

s Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 140: societas

t Q: Luzeam u In Q folgt: ex

28 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 319, (no. 293, Urkunde des Giovanni Scriba vom 16. April 1156, und nicht 1165, wie Weber schreibt). 29 Silberschmidt, Commenda in ihrer frühesten Entwicklung, insbes. S. 43 (zu Venedig), S. 53 (zu Pisa) und S. 106 (allgemein zur „societas maris“).

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lung, wie bemerkt, eine selbständigere werden mußte, war nunmehr auch materiell, seitdem das Geschäft mit auf seine Rechnung ging, zum mindesten zum Mitunternehmer geworden. Rechtlicher Charak- Das dieser Form im Gegensatz zur Kommenda ter der societas Charakteristische ist nun wesentlich die Gemeinmaris. samkeit der Gefahr. 앚 – Nicht etwa die Art der Gewinnverteilung. Erhielt bei der Kommenda der Kommendatar bei einer Einlage von 0 1⁄4 des Gewinns, so erhält er hier usancemäßig15) bei einer Einlage von 1⁄3 des Gesamtkapitals, von welchem der Kommendant 2⁄3 aufbringt, 1⁄2 des Gesamtgewinns, also 1⁄6 mehr, als pro rata auf ihn entfallen würde, also von den pro rata auf den Kommendatar entfallenden 2⁄3 des Gewinns 1⁄4. Auch die Verteilung

welche als im Zweifel gewollt gilt, den Charakter einer Spezialberedung hat;30 oft ergreift B 23 sie nur einen Teil der mitge앚führten Waren (Chart. II 34831 z. B. und oft). Der Consolato del mare hält es für der besonderen Rechtfertigung bedürftig, daß ein eigene Waren mitführender socius ebenso günstig gestellt sei wie ein Kommendatar. Der Grund liege in der größeren Garantie, die er biete: „perçó com comendataris van per lo mon mults qui en tot ço que portan ne an alguna cosa. Encora mas si aquelles comandes no eran que hom los fa, irien à onta. Encora mas si aquelles comandes se perden, ells no y en res, perço car à ells no costarà res del lur ne y perdena res … è en axi lo senyor de la nau ò leny no pot ne deu esser de pijor condició que un altre comendatari.“32 15) Chart. II 428:33 A. wirft 200, B. 100 und seine Arbeitskraft ein, der Gewinn wird à 1⁄ geteilt und bemerkt: „cum ista societas nominatur.“ Verhalten sich die Gütermengen 2 beider Teile nicht wie 2⁄3 zu 1⁄3, so gilt die societas nur als für zwei in diesem Verhältnis stehende Beträge geschlossen; was überschießt, gilt als Kommenda und wird besonders berechnet (Chart. II 34834 und oft). a Q: perdran 30 Weber versteht also die „societas maris“ als eine Spezialabrede (= Spezialberedung). Nach den Urkunden können durch diese Spezialberedung weitere Waren für andere Befrachter außerhalb des vereinbarten Gesellschaftsvermögens mitgeführt werden. 31 Weber meint aus den Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, vermutlich Sp. 348 f. (no. 346 – und nicht no. 348 – vom 21. Aug. 1156). In dieser Fallgestaltung werden Geldsummen, nicht Waren, getrennt vom eigentlichen Gesellschaftsvermögen mitgeführt. 32 Gemeint ist Consolat de la mer, c. 167 [213] (Rubrik: „Declaració del precedent“), S. 189. Zu den unterschiedlichen Bezeichnungen dieser Quelle, s. oben, S. 161, Anm. 13. Weber zitiert hier eine ergänzende Rubrik zu dem vorangehenden Kapitel: „De empediment à comanda“, ebd., S. 189 – 192. 33 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 395 f. (no. 428, Urkunde des Giovanni Scriba vom 2. Juli 1157). Allerdings wird der Gewinn erst geteilt, nachdem A. sein eingebrachtes Kapital herausgenommen hat. 34 Weber meint wohl auch hier wieder Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 348 f. (no. 346, 21. Aug. 1156).

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der Kosten ist keine andere als bei der Kommenda.16) – Sondern allein die Gemeinschaft des Risikos ergibt den Unterschied. Die Waren des reisenden socius (tractator nach der Terminologie in Pisa) werden mit denen des socius stans (so heißt in Pisa der nur mit Einlage Beteiligte) in einen Topf geworfen, eine Beschädigung der Waren eines von beiden trifft beide gemeinsam, ist eine Minderung des Societätsgutes. Der Gewinn aus den Waren ist nicht Gewinn desjenigen, der sie eingeworfen hat, sondern fällt in die Teilungsmasse. – Es gibt einfach über das Societätsgut nicht 앚 mehr gesonderte Konti des stans und des tractator, sondern es wird für das Societätsgut ein Konto – Kapitalkonto der Societät, würden wir sagen – eröffnet und diesem zu- und abgeschrieben (wenn auch nicht buchmäßig, so ist doch rechnerisch der Vorgang schon für die damalige Zeit so zu denken). Mit diesem Konto wird nun operiert, die Urkunden enthalten mannigfache Abreden darüber, welche Ausgaben und Einnahmen dies Konto belasten, bezw. ihm zu gute kommen („venire in societatem“, cf. Chart. II 380, 457, 487, 604, 619, 729, 734, 910 und oft);35 mehrere solche Konti können in den verschiedensten Abrechnungsverhältnissen untereinander stehen. In dieser Entwickelung ist nun zwar ein prinzipieller Unterschied von der Kommenda an sich vielleicht nicht zu erkennen, abgesehen von jener Bildung eines gemeinsamen Fonds, – allein die Existenz irgend welcher erheblicher Differenzen kann deshalb nicht mit Lastig in Abrede gestellt werden.36 Gerade in dem normalerweise die Kommenda Charakterisierenden, der Tragung der Gefahr durch den Kommendanten, ist eine Änderung eingetreten. Sowenig es eine normale Kommenda ist, wenn, was vorkommt, die 16)

Meist als selbstverständlich vorausgesetzt, gelegentlich erwähnt: Chart. II 340.37 앚

35 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, alles Urkunden des Giovanni Scriba: no. 380 (Sp. 366 f., 27. Nov. 1156); no. 457 (Sp. 414, 16. Aug. 1157); no. 487 (Sp. 429 f., 28. Aug. 1157); no. 604 (Sp. 490 f., 14. Mai 1158); no. 619 (Sp. 500, 27. Juni 1158); no. 729 (Sp. 561, 13. Okt. 1158); no. 734 (Sp. 563 f., 29. Okt. 1158); no. 910 (Sp. 666 f., 9. Juli 1169). 36 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 422 – 424, betont die unterschiedlichen wirtschaftlichen Funktionen, die die Kommenda annehmen konnte, ohne daß daraus ein grundsätzlicher juristischer Konstruktionsunterschied abgeleitet werden könne. 37 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 346 (no. 340, Urkunde des Giovanni Scriba vom 20. Aug. 1156).

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Gefahr dem Kommendatar zur Last gelegt wird17), so wenig ist es juristisch unerheblich, wenn durchweg bei der societas maris das Unternehmen nicht mehr auf Rechnung nur des einen socius geht, welcher dadurch „Chef“ des Geschäfts wird, dem der tractator seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt, – sondern daß hier jeder auch die Gefahr der Einlage des anderen trägt. Wirtschaftliche Auch wirtschaftlich ist der Unterschied erheblich. Bedeutung. Wenn schon bei der Kommenda, besonders der Geldkommenda, die Tendenz dahin geht, den Kommendatar zu einer selbständigen Zwischeninstanz zwischen Kommendant und Absatzgebiet zu gestalten, so noch mehr hier, wo der tractator selbst sein 앚 Kapital im Unternehmen stecken hat, und ganz besonders, wenn ihm mehrere socii stantes mit Geldeinlagen gegenüberstehen. Je mehr die Thätigkeit des tractator unter schwieriger werdenden Marktverhältnissen an Wichtigkeit steigt, um so mehr mußte wirtschaftlich er als der Unternehmer, die stantes als Partizipanten erscheinen. Nicht mehr der stans ist es dann, welcher fremde Arbeitskraft in seinen Dienst nimmt, sondern der tractator nimmt das Kapital der stantes in seinen Dienst, gewährt ihnen Gelegenheit zu lukrativer Anlage. Unzweideutig drückt sich letztere Auffassung darin aus, daß die Statuten die Einlage in eine societas maris als besonders geeignete Art der Anlage von Mündelgeldern und ähnlichen zeitweilig werbend anzulegenden Kapitalien behandeln18). Trotzdem nun die societas maris wirtschaftlich diese BeChart. II 576 (ein Fall der Landkommenda, s. u.).38 앚 Constit[utum] legis Pisanae civitatis (bei Bonaini, Statuti inediti della città di Pisa Vol. II) c. 21.39 Stat[uten] v. Pera c. 108.40 Vergl. den Eid der Mitglieder der genuesischen 17) 18)

38 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 473 (no. 576, Urkunde des Giovanni Scriba vom 14. Febr. 1158). Die Besonderheit des Falles besteht hier jedoch darin, daß nicht der Kommendatar selbst mit dem eingelegten Geld unternehmerisch tätig wird, sondern seinerseits seinem Neffen das Kapital zur weiteren Investition überläßt („de quibus debeo facere laborare in confeccione nepotem meum“). Eine abweichende Risikoverteilung läßt sich nicht erkennen. Zu dieser Urkunde vgl. auch unten, S. 183, Fn. 38; allgemein zur Landkommenda unten, S. 182 – 189. 39 Constitutum legis Pisanae civitatis, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. XXI „De tutoribus et curatoribus“, S. 733 – 740, insbes. S. 735. Hiernach ist die Anlage von Mündelgeldern sowohl in eine „societas maris“ (bis zu einem Drittel des Geldes), aber eben auch die Vergabe als Kredit („ad usuram“; bis zu zwei Denar pro Pfund im Monat) zulässig. 40 Statuti di Pera, liber 2, c. 108, S. 663 („De pecunia minorum collocanda“). Eine Bevorzugung der Anlage von Mündelgeld in „societates“ (die in der Quelle nicht als

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deutung annehmen konnte und thatsächlich oft annahm, ist dies auf ihre juristische Struktur ohne Einfluß geblieben. Eine juristische Differenz ist nicht vorhanden, mag wirtschaftlich in casu die Arbeit des reisenden socius oder das Kapital des stans als im Dienste der anderen Partei stehend aufzufassen sein. Im letzteren Fall wird niemand anstehen, die Stellung des socius stans als die eines an Gewinn und Verlust eines fremden Geschäfts mit seinem Kapital Partizipierenden, das Verhältnis wirtschaftlich als „Partizipation“ zu bezeichnen, – und es muß daher der Auffassung von Lastig widersprochen werden, welcher lebhaft gegen die Unklarheit protestiert, welche darin liege, daß man die Kommendaverhältnisse mit der participatio in Beziehung setze.41 Erstere können sehr wohl auch als Partizipation fungieren19). 앚 bürgerlichen Eidgenossenschaft, Compagna communis, von keinem nicht Zugehörigen Geld in societatem zu nehmen (Breve della compagna v. 1157).42 19) Lastig will vielmehr die Kommendaverhältnisse als „einseitige 앚 Arbeitsgesell- B 26 schaft“ von den „einseitigen Kapitalgesellschaften“, welche er participatio nennt, scharf trennen. Allein welches von beiden Verhältnissen vorliegt, ist auch bei der soc[ietas] maris eine wirtschaftliche Frage, deren Beantwortung davon abhängt, wer wirtschaftlich als „Chef“ des Geschäfts, als Unternehmer, anzusehen ist – möglicherweise keiner von beiden, d. h. beide zugleich. Lastig polemisiert scharf und wohl mit Recht gegen Endemanns Theorien von der societas pecunia-opera etc.43 (in Endemanns Studien zur romanisch-canonischen Wirtschafts- und Rechtslehre),44 als Hineintragen wirtschaftlicher Gesichtspunkte in juristische Betrachtungen, allein auch Lastigs Kategorien sind inklusive der „participatio“ wirtschaftliche. Die Partizipation insbesondere kann mannigfache Rechtsformen annehmen, eine technische juristische Bedeutung, welche die societas maris ausschlösse, ist aus dem gedruckten Quellenmaterial meines Wissens nicht ersichtlich. Lastig selbst gesteht für die spätere Zeit eine „Verwischung“ zu;45 wir werden noch in Pisa speziell sehenb,46 daß die societas maris gerade in ihrer Blütezeit verschieden, auch b B: ehen societas maris spezifiziert werden) ergibt sich nur mittelbar daraus, daß bei Verlust des darin angelegten Kapitals Tutoren und Kuratoren von Schadensersatzansprüchen des Mündels kraft statutarischer Anordnung freigestellt werden. Die Genuesen hatten die Stadt Pera am Goldenen Horn in Kleinasien im Jahr 1261 erobert und dort eine Kolonie, mit eigenem Podestà und Verwaltungsapparat, errichtet. 41 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 423. 42 Breve della compagna, documento II, S. 178a – 179a, 181a – 182a. 43 Vgl. Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 391 (unter Bezug auf Endemann, Studien I, S. 363 ff.), sowie S. 409, Fn. 1, S. 419 und S. 445. 44 Der genaue Titel von Endemanns Werk lautet: Studien in der romanisch-kanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre. 45 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 421, zu einer Verwischung der Tatbestände schon aufgrund der widersprüchlichen Quellenterminologie. 46 Unten, S. 258 – 263.

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3. Geographisches Gebiet der Kommendaverhältnisse. Es ist hier nicht der Ort, auf Grund des außerordentlich reichen Materials den Entwickelungsgang der Kommenda und societas maris in den einzelenen Kommunen zu verfolgen; hinsichtlich Pisas soll eine gesonderte Betrachtung in Kapitel IV nachgeholt werden,47 da das dortige Recht für unsere Zwecke ein Spezialinteresse bietet. – Eine gedrängte Übersicht des Materials über die Kommendaverhältnisse in den einzelnen Ländern aber gehört insofern hierher, als es für uns von Interesse ist, die nicht lokale, sondern internationale Bedeutung dieser Institute zur Anschauung zu bringen. In der That finden dieselben sich rund um das Mittelmeer. Spanien. In Spanien knüpft die Rechtsentwickelung an die oben cit. Stellen der lex Wisigothorum48 und der entsprechenden des Fuero Iuzgo49 an, ist aber wenig selbständig, entsprechend 앚 dem zumeist in fremden Händen liegenden Handel20). Wesentlich wird das genuesische Recht kopiert, der Schwer-

als Partizipationsmodus, funktionieren kann und dort (in Pisa) zu diesem Behufe auch B 27 speziellere, sonst fehlende, juristische Distinktionen auf앚gestellt sind. „Partizipation“ ist an und für sich kein juristischer, sondern ein wirtschaftlicher Begriff. 20) Die Cortes de Agramuntc v. 1118,50 das Fuero de Guadalajara behandeln die mercatores ohne weiteres als Ausländer,51 der Consolato del mare c. 172, 175 enthält genuesisches Recht;52 in Barcelona geben Bestimmungen von 1258 völlig genuesisches Recht c B: Agromont 47 Unten, S. 253 – 286. 48 Oben, S. 157 – 159. 49 Fuero Iuzgo, l. 5 tit. 5, c. 3: „De rebus praestitis, incendio, vel furto exterminatis“, S. 71a, und c. 5: „De rebus commendatis, et casu quocumque in naufragium missis“, S. 71b. 50 Weber zitiert hier offenbar: Carta de poblacion de Agramunt (und nicht Agromont) aus dem Jahr 1113 (und nicht 1118, wie Weber schreibt), in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 400 – 402. Diese enthält jedoch lediglich strafrechtliche Bestimmungen, so daß wohl die sich unmittelbar anschließenden Fueros für Compostela aus dem Jahr 1113, in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 409, in dem Kaufleute und Pilger gleichgestellt behandelt werden, gemeint sein dürften. 51 Fuero de Guadalajara 1133, in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 509, behandelt nur Kaufleute, die jedoch nicht ausdrücklich als Ausländer bezeichnet werden. 52 Weber meint aus Consolat de la mer, wohl c. 173 [218] (Rubrik: „De comanda de nau“), S. 195 f., (denn c. 172 [217] behandelt die hier nicht einschlägig erscheinende Geldkommenda), und c. 175 (Rubrik: „De comanda que algún pendrá lo comú, ò sparsa“), S. 198 f.

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punkt des Interesses liegt nicht auf der Kommenda und nicht im Seehandelsrecht, sondern – so auch im Consolato del mare53 – im Seeschiffahrtsrecht, den Verhältnissen der Rheder zum Schiffer . Das rapide eindringende römische Recht absorbierte dann schon im 13. Jahrhundert die nationale Rechtsentwickelung bis auf wenige Modifikationen21). Nur in Barcelona22) hielt sich das Institut. Die Siete Partidas kennen auch hier nur römisches Recht.54

wieder;55 die Leyes de Recopilacion l. VII t.d X l. 356 haben Vorschriften gegen den Schiffahrtsbetrieb von Ausländern, in deren Händen sich speziell der Großhandel befunden zu haben scheint. 21) Die Costums de Valencia von 1258 wenden die Grundsätze des receptum an;57 in Mallorca herrscht in den Stat[uten] v. 1433 das reine römische Recht.58 Die Costums de Tortosa haben bei der Encomienda (l. IX r. 23) Modifikationen.59 22) Statutarische Bestimmungen darüber finden sich aus den Jahren 1271, 1283, 1304,

d B: 1 53 Gemeint ist Consolat de la mer. Ebd., c. 165 [210] – 176 [221], S. 186 – 201, behandeln jedoch schon den Überschriften zufolge recht ausführlich die Kommenda. Zu den unterschiedlichen Bezeichnungen der Quelle, s. oben, S. 161, Anm. 13. Erst in den c. 181 [226] – 193 [238], S. 204 – 222, wird dann das Seeschiffahrtsrecht behandelt. 54 Vgl. zur „societas“: Siete Partidas, p. V, tit. X („De las compaña que fazen los mercaderos y los otros omes entresi“), f. 33vb – 36rb. 55 Vgl. etwa Ordonnance sur la police de la navigation de Barcelona (anno 1258), in: Pardessus, Collection V, c. XIV, S. 343. 56 Nueva Recopilacion de Leyes, liber 7, titulus 10, lex 3 (Rubrik: „Que ninguna mercaderia, ni otra cosa se pueda cargar en navio de estrangero, aviendo navio de natural, y la diferencia sobre los fletes, y tassacion dellos la determine la justicia“), S. 222b – 223a. 57 Der bibliographisch korrekte Titel lautet Coutume de Valence. Die Coutume stammt aus dem Jahr 1250 – nicht 1258. Weber meint vermutlich die Stellen ebd., liber II, rub. XVI, § 5, S. 334 („Ereu del nauxer, ò del tauerner, è de l’hostaler sie tengut de la comanda que será feyta al pare, axí com lo pare, çó es à saber segons la part de que ell heretará en los bens del padre“) und liber IX, rub. XXVII, § IV, S. 338 („Los comits è l’s nauxers de les galeres“). In diesen Quellenstellen kommt allerdings der Ausdruck „receptum“ nicht vor, vielmehr betont der Herausgeber Pardessus, Collection V, S. 338, Fn. 5, daß es vergeblich sei, hier römisch-rechtliche Grundsätze zu suchen. Vielmehr seien „causes locales“ für diese Regelung ausschlaggebend. 58 Gemeint sind die Ordinacions de Mallorca, bzw. lateinisch Ordinationes novae. Diese stammen aus dem Jahr 1413, nicht 1433, wie Weber schreibt. Sie enthalten überwiegend Regeln zur Gerichtsbarkeit in Kaufmannsangelegenheiten. 59 Costums de Tortosa, liber IX, rub. 26 („Iste sunt consuetudines et usus maris“, und nicht rubr. 23, wie Weber schreibt), § 23, S. 457.

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Die sicilianischen und sardinischen Städte haben, soviel ersichtlich, mangels selbständigen Großhandels das Institut nicht entwickelt23). 앚 Trani. Ancona. Im Seerecht von Trani24) werden noch die selbständigen Kommendatare nur als Surrogat der gewöhnlich mitgeschickten Faktoren des Kaufmanns erwähnt. Amalfi. In Amalfi finden sich in der Kolonna25) die in der Kommenda entwickelten Gedanken zu einer RisiSiciliene . Sardinien.

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1343 b. Pardessus, Collection des lois maritimes60 und Capmany, Memorias historicas sobre la marina, comercio y artes de la antigua ciudad de Barcelona, Madrid 1779.61 23) Aus den Stat[uten] von Palermo c. 76 kann wohl geschlossen werden, daß der Großhandel in ausländischen Händen lag.62 In Sassari (Sardinien) werden gelegentlich Kommenden von Ausländern an Inländer erwähnt.63 Die gesamte dürftige Quellenausbeute in Spanien, Unteritalien und den Inseln läßt zwar ersehen, daß das Institut bekannt war, zugleich aber, daß eine originale Entwickelung desselben dort nicht zu suchen ist. 앚 24) Angeblich von 1063 (nach Pardessus), das Alter ist bekanntlich bestritten.64 Die B 28 Stat[uten] v. Ancona v. 1397 schließen sich an Trani an.65 25) Cf. Laband zu der von ihm in der Zeitschr. für Handelsr. Bd. 7 publizierten Tavola de Amalfa66 und Silberschmidt in der cit. Abh.67

e Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 140: Sizilien 60 Es handelt sich um: Pragmatique de 1271, in: Pardessus, Collection V, S. 347; Extrait du Recognoverunt proceres de 1283, ebd., S. 348; Pragmatique de 1304, ebd., S. 349 – 351; Ordonnance des magistrats de Barcelone 1343, ebd., S. 371 – 373. Nach den Anmerkungen von Pardessus, ebd., wurden alle diese Bestimmungen in die Constitutions de Cathalunya aufgenommen. 61 In Capmany, Memorias historicas, sind keine Statuten, sondern nur Privilegien enthalten. Vermutlich meint Weber: Capmany, Codigo, als dessen anderes Quellenwerk, in dem die zitierten Statuten enthalten sind, und auf das auch schon Pardessus, Collection V, S. 347, Fn. 4, S. 348, Fn. 4, S. 349, Fn. 3, also den Fußnoten zu den oben, Anm. 60, zitierten Quellenstellen, hingewiesen hatte. Lediglich der Text der Ordonnance von 1343 ist vor Pardessus, Collection V, S. 371, Fn. 1, auch schon von Capmany, Memorias historicas, t. II, S. 419, publiziert worden. 62 Antiquissimae Panhormitani consuetudines, c. 76 („Campsores quicumque sint sive cives sive exteri possunt cambium tenere“), S. 57. 63 Vgl. Statut de Sassari (anno 1316), c. 132, S. 282. 64 In der Ordonnance maritime de Trani (anno 1063), in: Pardessus, Collection V, ist lediglich vom Faktor und sonstigen Beauftragten die Rede, vgl. ebd., c. 18, S. 243. Zu den Datierungsproblemen der Ordonnance, siehe oben, S. 160, Anm. 11. 65 Gemeint ist: Statut maritime d’Ancône (anno 1397), in: Pardessus, Collection V, S. 116 – 198. 66 Gemeint ist: Laband, Tabula Amalfitana. Max Weber kombiniert den lateinischen und italienischen Titel. Laband, Seerecht, ebd., S. 305 – 307, geht allerdings nicht von einem primitiven Küstenhandel aus und sieht in der colonna eine Vorläuferform der Kommanditgesellschaft. 67 Gemeint ist Silberschmidt, Commenda in ihrer frühesten Entwicklung, S. 51.

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ko- und Gewinnbeteiligung der Schiffsbesatzung verwertet, wie sie nur für einen primitiven Küstenhandel mit relativ kleinen Kapitalien anwendbar ist. Das eigentliche, dem Großhandel angehörige Institut scheint dort nicht selbständig entwickelt worden zu sein26). Die sämtlichen bisher erwähnten Küstengebiete mit Ausnahme von Barcelona haben einen eigenen, dauernden Großhandel nicht besessen und deshalb das Institut oder doch seine charakteristischen Grundsätze zwar gekannt, aber nicht originell und nicht zu der kasuistischen Vollständigkeit entwickelt, wie das in den großen italienischen Seestädten der Fall war. Pisa. Von diesen wird hier Pisa behufs besonderer Betrachtung (Kapitel IV)68 ausgeschieden. Venedig. Venedig hat in der collegantia, welche Silberschmidt dort schon für das 10. Jahrhundert nachweist,69 ganz die Grundsätze der Kommenda und societas maris entwickelt, 앚 wie die erhaltenen Urkunden27) klar ergeben. Aus die-

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26) Die Consuetudines civitatis Amalphiae (ed. Volpicella) von 1274 c. 14 stellen neben die societas vascelli (= Colonna) die soc[ietas] maris, aber ohne deren eigentümliche Grundsätze;70 insbesondere wird der Gewinn in dubio pro rata geteilt. Daß die soc[ietas] maris hierher importiert ist, nicht originell entwickelt, wird auch durch die von dem Statut für erforderlich erachtete besondere Motivierung dafür wahrscheinlich, daß den Kapitalisten die Gefahr der Unternehmung treffe. 앚 27) Auseinandersetzungsurkunde von 1081 (Archivio Veneto VI p. 318);71 genannt B 29 werden: rogadia, transmissum, commendacio, collegantia. Davon ist transmissum wohl ein Frachtgeschäft, vielleicht mit Schifferkommenda, commendacio ist wohl, wie sonst oft, Depositum, collegantia die societas maris, ob aber, nach Silberschmidt, rogadia die einseitige Kommenda ist, bleibt zweifelhaft.72 Aus l. III c. 3 der venezianischen Statuten geht hervor, daß collegantia sowohl die Form der Seesocietät umfaßt, bei welcher auch der tractator eine Einlage macht, als die bloß einseitige Kommenda.73 Möglicherweise ist

68 Unten, S. 253 – 286. 69 Silberschmidt, Commenda in ihrer frühesten Entwicklung, S. 37 – 43. 70 Weber zitiert: Consuetudini della città di Amalfi, c. 14 (Rubrik: „De pecunia danda in societate“), S. 26, und latinisiert den Namen der Quelle. 71 Weber meint wohl eine Urkunde (vom Juli 1051 und nicht 1081), in der zwei Brüder alle Mobilien und Immobilien auseinandersetzen, die sie in die von Weber genannten Unternehmungen eingebracht hatten, in: Carte del Mille, in: Archivio Veneto VI, S. 317 – 319, bes. S. 318. 72 Vgl. Silberschmidt, Commenda in ihrer frühesten Entwicklung, S. 46, der dort den Quellenbegriff „commendatio“ verwendet und nicht ausdrücklich von einer einseitigen Kommenda spricht. 73 Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, liber 3, c. 3 (Rubrik: „De collegantiis qualiter earum proventus dividi debeant et quod cartule pro uno et eodem viatico aequalem vigorem habeant“), f. 33v – 34r.

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sen geht zugleich hervor, daß auch hier der Träger der collegantia der eigentliche Unternehmer sein kann; die collegantia bildet eine Form werbender Kapitalanlage28).74 Genua. Unzweifelhaft ist in der Verfassung, in welcher die Kommenda und societas maris uns in den Statuten rogadia die Übernahme einer Kommission gegen festen Entgelt, also die Vorstufe der Kommenda. Die Bezeichnung „roga communis“ findet sich in den venezianischen Statuten (Promissiones maleficii c. 22), und zwar wird dort demjenigen, welcher communis rogam vel marinariumf acceperit, die poena dupli angedroht für den Fall der Kontraktbrüchigkeit. Pardessus (Collect[ion] V p. 19) erklärt communis roga als „arrhes payées au nom de la ville pour engagement sur gle navireg de l’état“.75 Die Beziehung auf die Seefahrt ist auch aus der cit. Statutenstelle ersichtlich. Ferner ist aus l. III c. 2 der venezianischen Statuten (die grundlegende Redaktion fand bekanntlich zu Anfang des 13. Jahrhunderts statt) als Zweck der rogadia Vertrieb von Waren ersichtlich.76 Aus l. I c. 48 ist nichts zu ersehen.77 Hiernach bleibt das Verhältnis unklar. 28) Urkunden Arch[ivio] Veneto XX p. 75 von 1150, p. 76 von 1191, auch p. 325.78 Das Bankgesetz v. 21. XI. 1403 zeigt, daß die collegantia auch von Banken zur Kapitalanlage benutzt wurde.79 Cf. auch Stat[uta] navium von 1235 (Pardessus V p. 20 f.).80

f Q: marinaritiam g Q: les navires 74 Siehe Glossar: Kapital, werbendes, unten, S. 555. 75 Statut criminel de Venise (anno 1232), in: Pardessus, Collection V, c. 22 (Rubrik: „Qui acceperit communis rogam, seu alicujus navis marinaritiam, et servitium non fecerit, reddat in duplum“), S. 19 f., legt also die doppelte Summe des Geschuldeten als Vertragsstrafe fest. Die von Weber verwendete Quellenbezeichnung „Promissiones maleficii“ stimmt der Sache nach, findet sich aber nicht wörtlich. Unter den von Pardessus, ebd., S. 19, Fn. 3 erwähnten „arrhes“, auch: arrha, versteht man nach griechisch-römischem, aber auch fränkischem Recht, ein „Angeld“, das die Rechtswirksamkeit eines Vertrages bewirkt. 76 Statuta Veneta, liber 3, c. 2 (Rubrik: „Quod qui receperit alicujus bona, sive in Rogadiam, sive in Collegantiam suo creditori exprimat ordinatim qualiter investiverit, et vendiderit, et egerit“), f. 44r, gleichfalls in: Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, liber 3, c. 2, f. 33v. Die Statuten datieren vom 6. Sept. 1242. 77 Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, liber 1, c. 48 (Rubrik: „De habere, quod per rogadiam, vel transmissum petitur, et qualiter super hoc iudices procedere debeant“), f. 19v. 78 Weber meint wohl die Urkunden no. 91, S. 75 (vom April 1191, und nicht 1150), no. 93, S. 76 f. (Juli 1192, nicht 1191, wie Weber schreibt), sowie no. 105, S. 325 (Februar 1194), in: Carte del Mille e del Millecento, in: Archivio Veneto XX. 79 Das Bankgesetz findet sich, wie Weber oben, S. 164, Fn. 13, angibt, bei Lattes, Libertà delle banche a Venezia, S. 44 f. (no. 12, Rubrik: „Bancherii scriptae non possunt navigare, nec extra mittere per terram vel per mare aliquas merces vel denarios, nisi pro quanto fecerint impraestito et de medietate plus“). 80 Das Statut maritime de 1255 (und nicht 1235, wie Weber schreibt) oder Statuta navium, in: Pardessus, Collection V, S. 20 – 59, enthält keine Angaben zur collegantia, trifft jedoch etwa in c. 31 (Rubrik: „De patronis, qui non possunt esse marinarii“),

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und Urkunden von Genua, an welches sich die südfranzösischen Statuten anlehnen29), entgegentritt, die normale Gestaltung beider Institute zu erblicken. Die genuesischen Vertragsformulare werden wörtlich benutzt von sämtlichen Nationen des Mittelmeers in dem großen internationalen 앚 Handelsverkehr im Orient zur Zeit der Kreuzzüge30). In Genua selbst ist die Form der Kommenda und societas maris anscheinend die nationale Rechtsform des Fernhandels. Kein außerhalb der compagna communis Stehender darf an dieser Form teilnehmen; in den Urkunden treten die ersten Geschlechter der Stadt, die Auria und Spinulla u. a., vorzugsweise häufig als Kommendanten auf. Sehr oft hat derselbe Kommendant sein Kapital gleichzeitig in mehreren, auf die differentesten Artikel bezüglichen societates stecken. Die statutarischen Bestimmungen sind von Silberschmidt ausführlich analysiert, soweit das juristische Interesse reicht;81 es soll

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29) Nizza in den Hist. Pat. Mon. Leg. Munic. T. I,82 Marseille von 1253 und Montpellier b. Pardessus.83 앚 30) Notariatsakten des Nikolaus Dens und des Antoninus de Quarto in Aïas in Armeni- B 30 en und des Lambertus de Sambuseto in Famagusta auf Cypern aus dem 13. Jahrhundert in Arch[ives] de l’Orient latin vol. I, I.84 Alle Nationen des Mittelmeeres sind vertreten. Die Urkunden lehnen sich fast wörtlich an die Formulare des Giovanni Scriba in Genua an. Ein eigener orientalischer Ausdruck findet sich für die soc[ietas] maris – iatenum, von tchaten, zusammenlegen = collegantia.85 앚

S. 28 f., Bestimmungen, daß der Geldgeber („patronus“) in der Regel nicht Schiffsführer („marinarius“) sein dürfe. 81 Vgl. Silberschmidt, Commenda in ihrer frühesten Entwicklung, S. 57 – 59. 82 In den Statuta et privilegia civitatis Niciae findet sich lediglich ein Kapitel, das auf die „societas“ eingeht, nämlich c. „De extraneis morantibus in societate“, Sp. 47. 83 Statut de Marseille de 1253 – 1255, in: Pardessus, Collection IV, insbes. liber III, c. 25 (Rubrik: „Qualiter societates et commande repeti possunt“), S. 268 f., sowie: Établissements de Montpellier, in: Pardessus, Collection IV, S. 255 f. 84 Vgl. Acta Friderici de Platealonga e registro Nicolai Dentis notarii, in: Archives de l’Orient latin I, C. Documents – II. Chartes Nr. 9, hg. von Cornelius Desimoni, S. 443 – 492, sowie die Acta Petri Bargoni e registro Antonini de Quarto, ebd., S. 493 – 534 (beide Notariatsüberlieferungen betreffen Beirut und Aïas in Armenien, für das Jahr 1274 beziehungsweise 1279). Urkunden für Famagusta auf Zypern (Zeitraum 1299 – 1300) sind dagegen abgedruckt als Acta Lamberti de Sambuceto, in: Archives de l’Orient latin II, Documents – I. Chartes Nr. 1 („Actes genois de Famagouste“), hg. von Cornelius Desimoni, S. 5 – 120. 85 Der Ausdruck „iatenum“ findet sich in der Urkunde Nr. XIX (7. März 1274, ausgestellt in Aïas) der Acta Friderici de Platealonga, in: Archives de l’Orient latin I, S. 453; ebd., Fn. 8, wird „iatenum“ von einem türkischen Verb „tchaten“ abgeleitet, was dem

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daher hier nicht abermals ausführlich darauf zurückgekommen werden. Im wesentlichen enthalten sie dispositives Recht, regeln das Verhältnis unter den socii, und auch hier geben sie kein vollständiges Bild. Sie wie alle italienischen Statuten enthalten vielmehr – was für die Interpretation von Bedeutung ist – wesentlich einzelne Punkte, welche in praxi zweifelhaft geworden waren und Schwierigkeiten machten. Solche entstanden insbesondere über die gerade wegen des Schwankens der wirtschaftlichen Bedeutung zwischen „einseitiger Arbeitsgesellschaft“ und „einseitiger Kapitalgesellschaft“ (in Lastigs Sinn)86 oft zweifelhafte Frage, inwieweit der Kommendatar Anweisungen des Kommendanten bezw. socius stans während der Reise nachzukommen habe, wie weit er zu Abweichungen von der vorgesehenen Route ohne eigene Gefahr befugt sei, ferner 앚 naturgemäß über die Folgen des Todes des tractator im Auslande und dergl. Die Unselbständigkeit des tractator ist die Regel, das Gegenteil wird meist besonders stipuliert durch die Klausel, er solle die societas tragen, quocunque iverit. Die statutarischen Bestimmungen in Genua sind bezüglich dieses Instituts ungemein stabil geblieben, noch die Redaktion von 1567 enthält nennenswerte Änderungen nicht. Erst in der Statutenausgabe von 1588/9 finden sich erhebliche Differenzen,87 von denen noch die Rede sein wird31). Damals hatten die Kommenda und die societas maris in ihrer alten Form eine größere Bedeutung im Handelsverkehr längst nicht mehr; der Handel selbst hatte andere

31)

Cf. letztes Kapitel.88 앚

Quellenherausgeber Desimoni zufolge soviel wie „cargaison commandite“ bedeuten soll. 86 Vgl. Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 422 f., der hier typologisch zwei Gesellschaftsmodelle unterscheidet: Bei der „einseitigen Arbeitsgesellschaft“ trägt einer der Gesellschafter ausschließlich durch Arbeit zum Erreichen des Gesellschaftszweckes bei, bei der „einseitigen Kapitalgesellschaft“ geschieht dies dadurch, daß ein Gesellschafter lediglich durch das zur Verfügungstellen von Kapital dazu beiträgt. 87 Gemeint ist: Statuta et Decreta Communis Genuae (anno 1567), liber IV, c. 43 – 53, f. 107r – 112v, sowie Statutorum civilium reipublicae Genuensis (anno 1588/89), liber IV, c. 12 – 14, S. 202 – 220. 88 Unten, S. 326 – 330.

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Bahnen eingeschlagen, der Seeverkehr des Mittelmeers stand nicht mehr obenan in der Welt, und seine alten Formen mußten anderen Platz machen, welche freilich zum Teil auf deren Schultern stehen. Die Urteilssammlungen des 16. Jahrhunderts – die Decisiones Rotae Genuensis, Rotae Lucensis, Rotae Florentinae, Rotae Romanae – erwähnen der Kommenda und societas maris in ihrer alten Form nicht mehr.

4. Vermögensrecht der Seesocietäten.

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Welche Bedeutung haben nun diese bis hierher historisch und geographisch von uns verfolgten Institute für die hier behandelte Frage? Wir haben im obigen gesehen, daß ein bestimmter Einschuß von Kapital dieser Societät von Anfang an wesentlich ist, daß dieser Einschuß sogar mit ihrem Namen, als „societas“, bezeichnet wird, als sei er ihr eigentlicher Repräsentant. Welche Stellung also nimmt dieser Fonds 앚 gegenüber dem übrigen Vermögen der socii und welche nach außen ein? Der Societätsfonds. Zunächst ist es eben einfach ein Fonds, ein Komplex von Rechtsobjekten, welcher zum Behuf der Auseinandersetzung besondere Berechnung dessen erfordert, was als Gewinn in ihn hineinfällt, als Verlust aus ihm abgeht. Da er bezüglich der Gefahr und der Verteilung des Gewinnes besonderer Abrechnung unterliegt, so muß er von den übrigen vom tractator mitgeführten Waren und Kapitalien gesondert werden, er bildet ein besonderes Konto; und wie die heutige Buchführung sich der anschaulichen Vorstellung bedient, als seien die Konti Rechtssubjekte und hätten untereinander Forderungen und Schulden, so wird auch in den genuesischen Urkunden die societas mit dem, was in sie hineinfällt und was sie belastet, wie eine Art Rechtssubjekt behandelt. Hat aber damit dieser Fonds auch nur im Verhältnis unter den socii die Stellung eines Sondervermögens gewonnen? Sicherlich ebensowenig wie ein heutiges Buchkonto, und um so weniger dritten gegenüber. Die Verhältnisse der Kommenda und societas maris sind an sich vollkommen auch auf dem Boden des römischen Rechts möglich, die Urkunden erinnern in der Fassung an diejenige, wel-

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che wir für die römische societas kennen32). Das ganze Verhältnis ist durch For앚derungsrechte der socii untereinander vollständig juristisch darstellbar.

32) Vergl. die oben angeführten Urkunden mit folgender römischen Societätsurkunde, einem Siebenbürger Triptychon aus dem Jahre 167 n. Chr. (Corpus Inscript. Lat. III 950):89 hInter Cassium Frontinum et Julium / Alexandrum societas dani(st)ariae (= Bankiergeschäft) ex / X kal. Januarias q[uae] p[roximae] f[uerunt] Pudente e(t) Polione cos. in prid(i)e idus Apriles proximas venturas ita conve/n(i)t, ut quidq(ui)d in ea societati arre/natum fuerit lucrum damnumve acciderit / aequis portionibus s(uscip)ere debe–– bunt. / In qua societate intuli(t Juli)us Alexander nume/ratos sive in fructo X –– ducentos / sexaginta (qu)ingentos, et Secundus Cassi Palumbi servus a(ctor) intulit X septem ipr … tiu … ssumi Alburno … d(ebe)bit). / In qua societ(ate) siquis d(olo 앚 –– unum … / (denarium) B 33 ma)lo fraudem fec(isse de/)prehensus fue(rit) in a(sse) uno X –– –– –– unum X X X … alio inferre deb(ebit) / et tempore perac(t)o de(ducto) aere alieno sive / summam s(upra) s(criptam) s(ibi recipere sive), si quod superfuerit,/ dividere d(ebebunt) pp.h Das Wort „arrenatum“ ist grammatikalisch dunkel. Mommsen bei Bruns, Fontes p. 269 (ed[itione] 5) nimmt an, es bedeute „sub arrha mutuo datum“.90 Näher scheint die Annahme eines vulgären Compositum ad-re-nasci für alles, was aus einer Kapitalanlage als

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_ für „denarios“ finden sich ebenso wie die h – h Die Zeichen / für Zeilenumbruch und X Klammern – diese allerdings eckig –, in der Edition von Bruns, vgl. Anm. 90. i Bei Q steht an den von Weber durch Auslassungspunkte gekennzeichneten Stellen: pr[o Fron]tin[o … (27) … mi]ssum 89 Es handelt sich um ein in drei Teile zerbrochenes Wachstäfelchen aus Siebenbürgen, das Weber daher als „Triptychon“ anspricht. Weber zitiert hier nach Bruns, Fontes, pars secunda: Negotia, c. 6: „Societas“, S. 268 f. Bruns zitiert hier seinerseits das Dokument aus dem Corpus inscriptionum latinarum I, no. 3.950, hg. von Theodor Mommsen, und datiert es (S. 268) auf 167 n. Chr. Eckige Klammern bei Bruns zum Zeichen der Ergänzung wandelt Weber hier in runde Klammern um und verschiebt sie teilweise; die von Weber punktierten Stellen sind teilweise Auslassungen gegenüber dem von Bruns edierten Text, teilweise finden sich die Auslassungen auch schon bei Bruns, vgl. die textkritischen Anm. h und i. 90 Bruns, Fontes, S. 268, Fn. 7, erläutert zu „arrenatum“: „vox ignota quid significet, parum intelligitur; fortasse, ‚sub arra mutuo datum‘ nam pro pignore etiam arra dicebatur“. In der Fußnote verweist Bruns anschließend auf Theodor Muther, Sequestration und Arrest im römischen Recht. – Leipzig: Hirzel 1856, S. 369. Es ergibt sich, daß Mommsen diese Anmerkung nicht verfaßt hat, weil sie auch schon in den Vorauflagen von Bruns, Fontes, zu lesen war, an denen Mommsen noch nicht als Bearbeiter mitgewirkt hatte. Mommsen gab jedoch den 3. Band, Teil 2 des Corpus inscriptionum latinarum heraus, in dem er den gleichen Societätsvertrag ediert (Mommsen, CIL III, 2, S. 950: „Tabellae ceratae no. 13: cautio societatis“). Dort, S. 951, Fn. 5, erläutert Mommsen das Wort „arrenatum“ jedoch nicht, sondern verweist auf Zangemeisters Erläuterung, „arrenatum“ hänge mit „pignus“ und „arrabona“ zusammen. Mommsen bemerkt im übrigen, es kämen in dem Vertrag zahlreiche Worte „barbarischer Herkunft“ vor, die sich aus lateinischen und griechischen Wortbestandteilen zusammensetzten.

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Dieser prinzipielle Standpunkt des genuesischen Rechts ist nun aber nicht ganz unerschüttert geblieben. Es finden sich Ansätze, welche den Anfang einer weitergehenden Entwickelung bedeuten. Ein solcher ist insbesondere darin zu finden, daß die Statuten dem socius stans an den Societätssachen, d. h. an den in die Societät eingebrachten und den aus Societätsgeld erworbenen Objekten, ein Recht – wie wir sagen würden – „auf abgesonderte Befriedigung“91 einräumen33). Damit sind praktisch die zur Einlage gehörigen 앚 oder ihr zugeschriebenen Anfänge einer Sondervermögensbildung.

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Gewinn oder Verlust dem Kapital „hinzu-er-wächst“, zu liegen. Dies würde zu der bei der Kommenda üblichen Vorstellungsweise passen. Charakteristisch – es wird noch bei Besprechung der Aestimation in Pisa davon zu reden sein92 – ist ferner die Veranschlagung auch der nicht bar eingebrachten Gegenstände in Geld, auch ein wesentliches Merkmal der mittelalterlichen, besonders der pisanischen societas maris. – Die ganze Urkunde gibt wieder einen Wahrscheinlichkeitsbeweis dafür, daß die Seesocietät an römisches Vulgärrecht anknüpftek. 33) Gleichlautend in den verschiedenen Redaktionen der genuesischen Statuten: Dattasches Fragment IV de pecunia ad statutum terminum accepta, Stat[uta] Perae l. V c. 211:93 … der socius hat den Vorzug, „et praesumaturl … pecuniam velm rem illam quae inventa fuerit in ejus (scil. des reisenden socius) mobilin a tempore quo pecuniam illam acceperit … processisse velo comparatap esse de pecunia illa vel qsocietate aut accomendacione acceptaq“ … Es gilt also der Grundsatz: pretium succedit in locum rei und 앚 vice versa. Ebenso Sta- B 34 tuta et Decreta Communis Genuae 1567 l. IV c. 43.1 Es erinnert dies an die utilis rei vindicatio bezüglich der Dotalsachen; auch die dos war ja ein auf dem halben Wege der Entwickelung zum Frauenvermögen stehen gebliebenes Institut. k B: anküpfte l Q: praesumam m Q: et n Q: bonis o Q: et q – q Q: societatis vel acomendationis, excepta re

p Q: comparatam

91 Rechtstechnisch: außerhalb der Konkursmasse. Siehe Glossar: Absonderungsrecht, unten, S. 545. 92 Unten, S. 263 f. 93 Das Zitat findet sich im Frammento di Breve Genovese, c. VI („De pecunia in societate vel mutuo aut accomendatione accepta“), S. 82 – 84, S. 83 und nicht in c. IV. Denn dort geht es um den einfachen Geldkredit. Das Frammento wurde von Pietro Datta herausgegeben und daher von Weber als „Dattasches Fragment“ bezeichnet. Eine ähnliche Formulierung findet sich für eine genuesische Tochterkolonie in den Statuti di Pera, liber 5, c. 211 („De societatibus, acomendacionibus et mutuis et que ad ea pertinent“), S. 739 – 742, insbes. S. 739: „Si autem fuerit ultra capitale et lucrum ita presumptum quod superfluum fuerit teneat, sed faciat inde caucionem restituendi aliis si tantum aparuerit quod habere non debeat veniendo socio.“ Weber bildet hier wie unten, S. 180, Anm. 3, einen lateinischen Quellentitel. 1 Statuta et Decreta communis Genuae von 1567, liber IV, c. 43 (Rubrik: „De pecunia accepta in societatem, accomendatione, vel mutuo“), f. 107v. Zur rei vindicatio utilis, unten, S. 181, Anm. 8.

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oder aus ihren Mitteln erworbenen Vermögensstücke dem Zugriff der Privatgläubiger des reisenden socius entzogen, nur die Gewinnquote fiel in seine Konkursmasse. Daß andererseits die Privatgläubiger des socius stans jedenfalls bei Geldkommenden nicht unmittelbar den Societätsfonds angreifen konnten, ergibt die Natur der Sache, sie können vom tractator nur Herausgabe des capitale und lucrum, welches dem stans zukommt, fordern. Mithin mußte unter allen Umständen über den Societätsfonds eine besondere Auseinandersetzung stattfinden. SocietätsWie aber stand es, wenn der reisende socius im Beobligationen. trieb des Geschäftes Schulden gemacht, Forderungen erworben hatte? Die nomina2 gehören nach ausdrücklicher Bestimmung der Statuten zu den vom Vorzugs- und Absonderungsrecht des socius mitbetroffenen Objekten, nach den Statuta Perae kann der stans dieselben auch ohne weiteres einklagen, als seien es seine eigenen34). Was die im Betriebe der Geschäfte der societas kontrahierten Schulden anlangt, so sind sie an sich natürlich – daran besteht kein 34) L. c. „possit petere totum debitum de quanto sibi contigeritr per quantitatem sue societatis vel accomendacionis“,3 – es wird der Fall des Bestehens mehrerer Kommenden an denselben Kommendatar vorausgesetzt. Auch Stat[uta] Perae 216 scheint ähnliche Bedeutung zu haben.4 Die rechtliche Behandlung erinnert an die Art, wie im Konkurse des Kommissionärs an Forderungen, die für Rechnung des Kommittenten erworben wurden, dem letzteren ein Absonderungsrecht gewährt wird, § 38 Konk[urs]-Ordnung.5 Cf. letztes Kapitel, wo der spätere Übergang der Kommenda in das Kommissionsgeschäft berührt ist.6 앚

r Q: contingerit 2 Mit „nomina“ sind Forderungen im Gegensatz zu Sachen („res“) gemeint. 3 Statuti di Pera, liber 5, c. 211 („De societatibus, acommendacionibus et mutuis et que ad ea pertinent“), S. 741. Weber führt hier einen nicht in der Quelle vorkommenden lateinischen Titel für die Statutenausgabe ein. 4 Statuti di Pera, liber 5, c. 216 (Rubrik „De audiendo socio presente vel absente“), S. 746. Der „socius stans“ wird hier umschrieben als der socius „qui Ianue erit“. 5 Gemeint ist § 39 KonkO (vom 10. Febr. 1877 für das Deutsche Reich), weil § 38 KonkO die Aussonderung behandelt. Möglicherweise grenzt Weber hier zudem nicht scharf zu § 40 KonkO, der ein Recht auf abgesonderte Befriedigung demjenigen Gläubiger gewährt, der ein Faustpfandrecht an einer Forderung hat, und § 44 KonkO ab, wonach auch der Gläubiger, der sich in einer Gesellschaft o.ä. mit dem in Konkurs gefallenen Gemeinschuldner befindet, abgesonderte Befriedigung seiner Forderung verlangen kann. 6 Unten, S. 327 – 330.

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Zweifel – einfach Schulden des tractator. 앚 Es findet sich in den Quellen keine Andeutung, daß auch der socius stans durch sie verhaftet wurde. Stehen aber vielleicht die materiell für Rechnung der Societät dem tractator kreditierenden Gläubiger zu dem Societätsfonds in irgend einer Sonderbeziehung? Es findet sich35) keine ausdrückliche Bestimmung darüber in den Quellen. Immerhin ist zu bemerken, daß die Statuten der Bestimmung betr. das unbedingte Vorrecht des socius im Konkurse an den präsumtiven Societätssachen die Beschränkung ausdrücklich beifügen: „nisi sit res illa, de qua venditor nondum sit pretium consecutus“ (Stat[uta] Perae l. cit. c. 211, Stat[uten] v. 1567 c. 43).7 Besonders deutlich drücken sich auch die Statuten von Albenga36) aus dem 14. Jahrhundert, unter genuesischem Einflusse stehend, aus, welche in dem bezeichneten Falle dem Verkäufer eine rei vindicatio utilis8 geben. Da nun der tractator wesentlich Kauf- und Verkaufsgeschäfte für die societas abschloß, so waren damit die Hauptgläubiger der societas durch ein noch stärkeres Vorrecht als der socius auch diesem gegenüber geschützt. Ergebnis. Es wird nach alledem zugegeben werden müssen, daß in der That einige Anfänge dazu da waren, den

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B 35 Pisa bleibt hier außer Betracht, wie bemerkt.9 Stat[uten] v. Albenga: et tunc presumam et habebo pecuniam et rem illams in ejus bonis … processisse et comparatam esse de pecunia illa vel societatis vel accomendacionis excepta re illa, de qua venditor nondum sit pretium consecutus, in qua venditor habeat vendicationem rei venditae donec sibi de pretio fuerit satisfactum.10 앚 35)

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s In Q folgt: que inventa fuerit 7 Weber zitiert hier die Statuti di Pera, liber 5, c. 211 (Rubrik „De societatibus, acomendacionibus et mutuis et que ad ea pertinent“), S. 739 – 742, insbes. S. 740, und die Statuten von Genua aus dem Jahr 1567, vgl. dazu oben, S. 179, Fn. 33, mit Anm. 93 und 1. Pera war der Name eines Stadtteils von Konstantinopel und war von 1273 – 1453 eine Genueser Kolonie. 8 Klage des Eigentümers gegen den Besitzer auf Herausgabe der Sache nach klassischem römischen Recht. Für Mitgiftangelegenheiten wurde beispielsweise eine analoge Klageform (actio utilis) der Frau gegenüber ihrem Ehemann und ggfs. dessen Erben nachgebildet, s. oben, S. 179, Anm. 1. 9 Zu Pisa siehe unten, Kapitel IV, S. 253 – 286. 10 Statuti d’Albenga, pars secunda, S. 241 – 242 („De pecunia in acomendatione vel societate accepta“). Die Statuten sind jedoch nicht aus dem 14. Jahrhundert, wie Weber schreibt, sondern stützen sich auf eine Kompilation aus dem Jahr 1484, gedruckt sind die Statuten 1519. Vgl. zur Datierung Valsecchi, Statuti d’Albenga, prima pars, S. 6 f.

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Komplex von Rechten und Verbindlichkeiten, welcher durch die im Betriebe der societas geschlossenen Geschäfte gebildet wurde, nach Art eines Sondervermögens besonderen Schicksalen zu unterwerfen. Aber in der That nur Anfänge; namentlich ist die Stellung der Gläubiger zum Societätsfonds nicht durchgebildet; das Verhältnis ist in der Entwickelung auch in dieser Beziehung wenig weiter gelangt, als über eine Art 앚 der Konstruktion, wie sie heute für den Konkurs des Kommissionärs benutzt wird, um den Verkaufskommittenten zu schützen.11 Das Vorhandensein der gekauften Sachen ist die Voraussetzung. Die Vermögenstellung des Societätsfonds ist eine höchst fragmentarische; trotz der gedachten Modifikationen trifft hier37) noch zu, was Lastig über die juristische Struktur dieser Societäten sagt:12 daß wesentlich nach außen der tractator, nach innen der socius stans der Berechtigte war – letzteres natürlich nur, sofern der stans im einzelnen Fall der Unternehmer war. Vollends ist klar, daß das Prinzip der solidarischen Haftung hier seine Grundlage nicht haben kann. Schärfer als dadurch, daß das Verhältnis des socius stans zu den Gläubigern des tractator in Konkursvorrechten am Vermögen des letzteren zur Erscheinung gelangt, konnte kaum zum Ausdruck gebracht werden, daß der stans selbst, mit seinem nicht in der societas steckenden Vermögen, zu den Gläubigern des tractator, auch soweit sie mit letzterem mit Bezug auf zur Societät gehörige Sachen kontrahiert hatten, nicht in Beziehung trat. Dies ist in Genua nach den Statuten von 1567 noch ebenso wie im 13. Jahrhundert.

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5. Die Landkommenda und die Kommanditen. Die Kommenda ist, wie wir im bisherigen sahen, ein seehandelsrechtliches Institut, sie findet sich in älterer Zeit in den Binnenstädten, soweit bekannt, gar nicht. Wo Die Landkommenda.

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Nicht mehr für Pisa. 앚

11 Weber geht hier vom Absonderungsrecht des Gläubigers (vgl. oben, S. 179, Anm. 1) aus, das er mit der römischen „rei vindicatio“ gleichsetzt. 12 Vgl. Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 415 f.

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enorme Entfernungen zu überwinden waren, Verständigung der socii und Kontrolle nicht möglich war, fand sich die Kommenda am Platz. Der Landhandel, in älterer Zeit an den Verkehr von Markt zu Markt gebunden, bedurfte ihrer nicht, auch 앚 legte der äußere Gang des Landverkehrs den Gedanken der Risikoteilung nicht so nahe wie die Besonderheit des Schiffsverkehrs. Trotzdem findet sich in dem „societas terrae“, „compagnia di terra“ genannten Institut eine Verwertung der Grundsätze der Seesocietäten, auf welche kurz einzugehen ist. Für die Hingabe von Kapital gegen Gewinnanteil zum Geschäftsbetrieb auf dem Lande finden sich den Seesocietäten fast gleichartige Formulare verwendet38). Als materielle Differenz fällt zunächst wesentlich auf, daß hier die Societät nicht auf ein individualisiertes Unternehmen abgeschlossen, sondern auf eine bestimmte zeitliche Dauer des Betrie-

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38) Chart. II 545:13 I[terius] magister de antelamo t(? arte lane?)t et G[uido] mag[ister] B 37 de antelamo a(arte lane?)a contraxerunt societatem in quam I[terius] l[ibras] 10 et G[uido] contulit l[ibras] 30. Ex his usque 5 annos debet facere pred[ictus] G[uido] calcionariosb … et de proficuo … IVam habere debet I[terius] et 3⁄4 G[uido] pro fideli tamen cura … ab ipso G[uidone] adhibenda vel sol. 20 de proficuo primum habere debet ante divisionem vel sol. 5 de parte ipsius I[terii] … (beiläufig ein deutlicher Beweis dafür, daß nicht die Gewinnteilung, sondern die Risikogemeinschaft die Societät ausmacht). 325:14 L[anfrancus Piper] dedit in societatem B[ernardo Porcello] lib[ras] 50 quas idem se accepissec confessus est. has idem B[ernardus] debet tenere usque 5 annos expletos et laborare cum eis in Ianua unde eas removere non debet sine licencia ipsius L[anfranci]. De omni proficuo quod deus in eis dederit L[anfrancus] duas partes et B[ernardus] terciam habere debet … L[anfrancus] stellt die stacio zum Betriebe. 576:15 Ego … accepi a te … lib[ras] 8d in societatem de quibus debeo facere laborare in confeccione nepotem meum … et de proficuo quod inde consequitur medietatem tibi debeoe. capitale tuum super me salvum erit et illud tibi restituam … usque prox[imum] fest[um] S. Michaël. … 앚

t Fehlt in Q. a Fehlt in Q. b Q: calcionarias c Q: suscepisse d In Q folgt: denariorum ianuensium e Q: dabo 13 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 459 (no. 545, Urkunde des Giovanni Scriba vom 30. Dez. 1157). Der zweimalige Einschub „(? arte lane ?)“ findet sich nicht in der Quelle, Weber deutet anscheinend den in der Quelle genannten Familiennamen „Antelamo“ als Zunftzugehörigkeit zur Wollweberzunft (Arte lane). 14 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 337 f. (no. 325, Urkunde vom 6. Juli 1156). 15 Historiae Patriae Monumenta, chartarum II, Sp. 473 (no. 576, Urkunde vom 14. Febr. 1158).

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bes eingegangen wird. Der Kapitalist beteiligt sich hier an dem Risiko und Gewinn eines Gewerbebetriebes. Im übrigen kann auch hier im einzelnen Fall sowohl der Gewerbetreibende sich in großer Abhängigkeit 앚 vom Kapitalisten befinden39), als der letztere nur als ein Partizipant an dem Gewerbebetriebe des ersteren aufzufassen sein40). Die Statuten von Genua enthalten über die societas terrae nichts Erwähnenswertes. Die Kapitalanlage zur See war wohl unbedingt lukrativer und ein übermächtiger Konkurrent. Es handelt sich hier ja überhaupt wesentlich um eine Übertragung seehandelsrechtlicher Grundsätze auf Binnenlandsverhältnisse, denen sie ursprünglich fremd waren. Ein anderes, historisch weit erheblicheres Beispiel hierfür finden wir in den Statuta mercatorum41) von Piacenza, einer Stadt, welche (wie c. 72, 89, 155, 131, 132, 133, 165, 560 der Statuten zeigen)16 ihr eigenes Recht ganz auf den vorwiegenden Verkehr mit Genua, dessen nächstes Hinterland sie bildete, zugeschnitten hatte. Anfänge der KomSchon für den Seehandel war davon die Rede, mandite. Piacenza. daß unter mehreren, demselben socius tractans gegenüberstehenden socii stantes – ein zweifellos immer häufiger werdendes Verhältnis – das Bestehen einer gewillkürten Societät möglich war. Aber auch für den Fall, daß eine solche nicht bestand, und gerade für diesen war augenscheinlich eine Regulierung ihres gegenseitigen Verhältnisses unentbehrlich. 39) 40) 41)

So in der Urkunde Nr. 325 der vorigen Note.17 So in Nr. 576 der Note 38.18 Aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts.

16 Statuta antiqua mercatorum, in: Statuta varia civitatis Placentiae, S. 3 – 183, c. 72 („Quod non inchantentur banche, volte, sue domus extra civitatem placencie“), S. 22; c. 89 („Ne quis mercator Placencie somam alicuius forasterii faciat suam causa excusandi pedagium“), S. 27 f.; c. 155 („Capitulum officialium candellarum cere etc.“), S. 43; c. 131 („Capitula super caricis piperis Januensibus“), S. 37; c. 132 und c. 133 („De eodem“), S. 38; c. 165 („Ne pecten vel capicium ad vellatas Januam vel aliquo defferatur“), S. 45 und c. 560 („De conventionibus Janue“), S. 147. Die früheste Schicht der Statuten von Piacenza stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. 17 Siehe oben, S. 183, Anm. 14. 18 Siehe oben, S. 183, Anm. 15.

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So regeln denn auch in der That die genuesischen Statuten42) die Teilung von Societätssachen, welche der Kommendatar zurückschickt, die Liquidation unter ihnen, falls er stirbt; die Tendenz liegt vor, eine gewisse Gemeinsamkeit des Risikos und Gewinns aus bestimmten die Reise betreffenden Umständen, unter den stantes herbeizuführen, eine Tendenz, welche bekanntlich im früheren Mittelalter auch sonst, besonders in der Art wirksam war, wie die Grundsätze der lex 앚 Rhodia de jactu über ihren römischrechtlichen Geltungsbereich hinaus verwertet wurden43). In Piacenza ergibt sich auf Grund der Statuten folgendes: Die Stat[uta] antiqua mercatorum Placentiae c. 76 bestimmen, daß bei einem von mehreren „communiter“ gemachten „creditum“ alles von dem Schuldner Beigetriebene verteilt werden solle, auch das, was ein auswärtiger Schuldner etwa einem der Gläubiger einzahle.19 Ferner c. 144: Wenn jemand von einem auswärtigen socius einen Brief erhält, in qua aliquid de cambio etf negociatione legatur, muß er denselben sofort seinen socii zeigen.20 Macht er vorher ein Geschäft und nutzt also privatim die Konjunktur aus, so muß er den socii partem dare44). Anschließend ferner an c. 76 noch: Hat einer der in commune creditores den übrigen denunziert, daß er eine Geschäftsreise ad recuperandum creditum, also im gemeinsa-

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Stat[uta] Perae c. 211.21 앚 Cf. die Ausführungen von Goldschmidt in der cit. Abhandlung über lex Rhodia und B 39 Agermanament.22 44) Wie der Zusammenhang zeigt, handelt es sich nur um das Verhältnis unter socii, der nicht, wie Lastig annimmt,23 um eine Pflicht, den Kurszettel auswärtiger Plätze Börse bekannt zu geben, um unlautere Spekulationen zu vermeiden. 앚 42) 43)

f Q: vel 19 Gemeint sind die Statuta antiqua mercatorum, in: Statuta varia civitatis Placentiae, c. 76 („De illis qui comune creditum habent extra Placentinum“), S. 24. 20 Statuta antiqua mercatorum, in: Statuta varia civitatis Placentiae, c. 144 („De pena accipientis aliquod breve etc.“), S. 40. 21 Siehe oben, S. 179 – 181, Anm. 93, 3, 4, 7. Zu Pera, oben, S. 168, Anm. 40. 22 Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament, S. 89 f., betont, daß sich das „rohere aber modernere“ Recht der lex Rhodia gegenüber dem feiner ziselierten Recht der Basiliken im westlichen Mittelmeerraum durchgesetzt habe. 23 Vgl. Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts I, S. 165, der sich hier seinerseits auf c. 144 der Statuta antiqua mercatorum Placentiae beruft. Siehe oben, S. 167, Anm. 36.

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men Interesse, unternehmen wolle, und wollen die übrigen zu den Kosten nicht beitragen, so behält er das Beigetriebene bis auf Höhe seines Anteils allein; hat er „parabola sociorum“ etwas beigetrieben und hiervon einen Teil ohne Schuld verloren – „totum damnum de societate sit“.24 Endlich nach c. 145 sollen, falls ein socius auf der Geschäftsreise ohne Wissen der anderen socii etwas „de suo“ mitführt, Gewinn und Kosten, welche darauf entfallen, geteilt werden, als wäre es Societätsgut.25 Der Thatbestand scheint hiernach zu sein, daß eine Societät besteht, welche in Piacenza dauernd domiziliert ist – c. 144, 145, 77 cit.26 – und von welcher ein oder mehrere socii dauernd sich auf Handelsreisen befinden, die übrigen, mit Kapital beteiligten sich in Piacenza aufhalten. Cap. 582, 앚 583, 509 eod.27 scheinen von derselben species von Societäten, angewendet auf Familiengenossen, zu sprechen45). Hiernach gewinnt man den bestimmten Eindruck, daß es sich hier um ein Verhältnis handelt, bei welchem ein Konsortium von mehreren die Stellung einnimmt, welche bei der einfachen societas maris dem socius stans zukommt; aus ihrer Mitte geht der tractator hervor, welchem gegenüber sie jedoch, so wie dies bei der societas maris ursprünglich auch der Fall ist, eine leitende Stellung einnehmen. Die Gemeinschaft der socii stantes scheint hier der „Unternehmer“, der „Chef“ des Geschäfts in dem mehrfach gebrauchten Sinn zu sein, was schon darin seinen Grund hatte, daß die stantes dauernd am Ort der Societätsniederlassung sich aufhielten, der jeweilige tractator aber sich auf Reisen befand. Geschah 45) Die Pflicht zur Rechnungslegung wird eingeschärft für den Fall, daß ein mercator „pecuniumg communem cumh fratribus penes se“ hat.28 앚

g Q: pecuniam h In Q folgt: fratre seu 24 Weber referiert hier den Inhalt der c. 77 f. der Statuta antiqua mercatorum, in: Statuta varia civitatis Placentiae, S. 24. 25 Statuta antiqua mercatorum, in: Statuta varia civitatis Placentiae, c. 145 („De lucro dividendo inter socios etc.“), S. 40. 26 Siehe oben, S. 185, Anm. 19 f. 27 Statuta antiqua mercatorum, in: Statuta varia civitatis Placentiae, c. 582 („Quod filius familias“), S. 152; c. 583 („De eodem“), S. 152. Statt c. 509, S. 135, der von „De cureriis induendis“ handelt und daher nicht einschlägig ist, meint Weber vermutlich c. 589 („De racione reddenda per fratres“), S. 154. 28 Statuta antiqua mercatorum, in: Statuta varia civitatis Placentiae, c. 589 („De racione reddenda per fratres“), S. 154.

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der Betrieb des von einer derartigen Societät unternommenen Gewerbes an Ort und Stelle durch den tractator, so mußte es möglich sein und, der allgemeinen, von uns beobachteten Tendenz des Societätsrechtes entsprechend, immer mehr zur Regel werden, daß die nur mit ihrem Kapital beteiligten, associierten socii stantes mehr und mehr zu einer species von Partizipanten wurden, unter denen nur eben ein besonderes Associationsverhältnis bestand, mit anderen Worten: zu Kommanditisten. Denn, wie sich bei Betrachtung des pisanischen Rechts noch näher ergeben wird:29 wenn hinter den lückenhaften Stellen der Statuten von Piacenza der geschilderte Thatbestand steckt, so haben wir hier die Anfänge der Kommanditgesellschaft, in sehr unklarer Entwickelung, vor uns. Die Stellung der Kommanditisten zum Komplementar (tractator) ist keineswegs stets entsprechend der heutigen gewesen. Die ältere Sachlage ist die, daß die Kommanditisten (socii stantes) die eigentlichen Unternehmer, der tractator 앚 ihr Organ ist. Reste finden sich noch später. Ausdrücklich wird die Herleitung der Kommandite aus diesen Associationen mehrerer Kommendanten desselben Kommendatars in der hier dargelegten Weise von Casaregis bezeugt46). Noch Fierli47) unterscheidet accomandita regolare und irregolare und versteht unter der ersteren diejenige Gesellschaft, bei welcher die Kommanditisten Eigentümer ihrer Einlagen blieben; die Form, bei welcher der Komplementar allein Träger der Societät ist, gilt ihm für irregulär. Auch der Grundsatz der Nichthaftung der Kommanditisten über den Betrag ihrer Einlage hinaus ist infolge der Verschiedenheit ihrer Stellung gelegentlich immer

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46) Disc[ursus] 29 Nr. 4, 6, 7, 19, 24 – 28,30 erläutert bei Thöl, H[andels]R[echt] (1879) I B 41 § 102 Anm. 11.31 Nur ist die von Thöl für den Kommendatar gebrauchte Bezeichnung institor bei der Bedeutung, die dieser Begriff in der Dogmatik des Gesellschaftsrechts gewonnen hat, irreführend. 47) Fierli, Della società chiamata Accomandita.32

29 Siehe unten, Kapitel IV, S. 253 – 286. 30 Casaregis, Discursus legales, Discursus 29, no. 4, S. 94a; no. 6, S. 94a; no. 19, S. 95a; no. 24 – 28 (als Beifügungen zu no. 19), S. 95a. 31 Vgl. Thöl, Handelsrecht I, S. 345 f., Fn. 11. Thöl setzt hier den „accomendatarius“ mit dem Institor gleich, der eine Gewinnbeteiligung (und keine Provision) erhält. 32 Fierli, Della società chiamata accomandita, S. 21 – 30 (c. 3: „Dell’Accomandita Regolare, e Irregolare“), insbes. S. 21 zur Definition und Abgrenzung der beiden Begriffe.

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wieder in Frage gestellt worden, wie noch Fierli berichtet.33 Das Vorzugsrecht der Societätsgläubiger am Societätsfonds (lokal später „sportello“ genannt) hat, wie Fierlis Citate ergeben, gleichfalls lange Zeit gebraucht, bis es zu wirklicher juristischer Klarheit gelangt war.34 Immerhin sind gewisse essentialia der Kommanditgesellschaft, ein persönlich voll haftender und nur mit der Einlage haftende socii, und, wie wir in Genua sehen, auch Anfänge zu einem Sondervermögen vorhanden. Bedeutung der Der Normalfall der societas terrae ist die GestalLandkommenda. tung in Piacenza nicht, derselbe liegt vielmehr in den citierten genuesischen Urkunden vorgezeichnet; hiernach ist das Institut gegenüber den Seesocietäten durchaus sekundär geblieben. Eine Modifikation scheint im allgemeinen hinsichtlich der Tragung der Gefahr stattgefunden zu haben, welche in höherem Maße dem tractator zur Last fällt, nach dem constit[utum] usus befreit ihn nur der Nachweis von vis major von voller Rückerstattung48), während bei der societas maris den 앚 socius stans die Beweislast dafür trifft, daß der tractator durch seine Schuld Verluste

48) Constit[utum] us[us] rubr. XXVI.35 Cf. Consuetud[ines] civ[itatis] Amalfiae 앚 B 42 a. 1274 c. 14.36 Die Wendung „salvumi in terra“, welche bei der Seesocietät eine gesteigerte Haftung des tractator bezeichnet (z. B. Stat[uta] Perae c. 214),37 scheint die Haftung bis auf vis major zu bedeuten (cf. Goldschmidt, Festgabe für Beseler S. 210 ff.).38

i Q: salvam 33 Fierli, Della società chiamata accomandita, c. 5, S. 34 – 42 (zu den Verpflichtungen bei der Accomandita), c. 10, S. 78 – 88, insbes. S. 79, Fn. 1 (Grundsatz der Nichthaftung der Kommanditisten über den Betrag ihrer Einlage hinaus). 34 Weber spielt hier wieder auf die Situation des Konkurses an. 35 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. XXVI („De his que dantur ad proficuum de terra in botteca vel alio loco“), S. 906 – 909, insbes. S. 907. Dort ist der Oberbegriff für den Fall der Haftungsbefreiung jedoch „casus fortuitus“, der sich in „vis major“ (von der Weber hier allein spricht) und „periculum, cui resisti non potest“ unterteilt. 36 Weber bildet einen lateinischen Titel zu: Consuetudini della città di Amalfi, c. 14 („De pecunia danda in societate“), S. 26. Hier wird jedoch eine unterschiedliche Risikoverteilung bei der „societas terrae“ und „societas maris“ festgelegt, ohne daß von „vis major“ o.ä. die Rede wäre. 37 Statuti di Pera, liber 5, c. 214 („De acomendatione et societate alicuius“), S. 744 f., insbes. S. 745, zum Zitat. 38 Goldschmidt, Zur Geschichte der Seeversicherung, S. 210 – 213, setzt insbes. S. 212, einer Klausel „a rischio“ die Formulierung „assalvi in terra“ entgegen, mit der je nach Vertragsart der Gläubiger das Risiko tragen soll.

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herbeigeführt resp. daß er weniger verloren habe, als dieser behauptet49). Im allgemeinen scheint sich für die societas terrae weder für die Art der Tragung der Gefahr und der Kosten, noch für die Gewinnverteilung eine so feste Usance gebildet zu haben, wie bei den Seesocietäten50). Diese Societätsform hat denn auch, soviel bekannt, eine erhebliche Rolle nicht mehr zu spielen gehabt; die Partizipation hat sich in den Binnenlandsverhältnissen verschiedener Formen bedient, unter welchen die kommendaartige societas terrae wohl keine der erheblichsten gewesen ist. Wir werden in Pisa noch einmal auf sie zu sprechen kommen.39 Unsere bisherige Betrachtung hat ergeben, daß die Grundlagen der solidarischen Haftung in den bisher behandelten Instituten nicht zu suchen ist; gerade die Struktur, welche in der Landsocietät, beim Betriebe eines Ladengeschäftes (apotheka s. Anm. 38),40 das gesamte Rechtsverhältnis annahm, schloß den Gedanken aus, daß der Kapitalist, welcher den Betriebsfonds ganz oder zum Teil hergegeben hatte und nur eine Gewinnquote als Gegenleistung erhielt, überdies irgend welche Garantie gegenüber den Gläubigern des Geschäfts zu übernehmen gesonnen gewesen wäre. Für die als Muster verwendete Seesocietät konstatierten wir schon oben, daß eine persönliche Haftung der socii stantes der Struktur derselben geradezu zuwider gewesen wäre. Wenn wir ferner auch gewisse Ansätze einer Sondergutsbildung fanden, so kann darin doch nicht die Grund앚lage des von uns hier gesuchten Sondervermögens liegen. Ob ein indirekter Einfluß denkbar ist, bleibt hier noch dahingestellt51) . Wir haben bisher nur seerechtliche oder an seerechtliche sich anlehnende Institute einer Betrachtung unterzogen und wenden uns nun der Untersuchung der Societätsformen des Binnenlandes 49) 50) 51)

Ausdrücklich bestimmt in den Stat[uten] von Marseille (b. Pardessus) c. 24.41 Cf. die Urkunde in Anm. 38.42 앚 Cf. letztes Kapitel.43 앚

39 Unten, S. 281 – 283. 40 Oben, S. 183, Fn. 38. In den dort angeführten Quellen wurde das Ladengeschäft jedoch ausschließlich als „stacio“ und nicht als „apotheca“ bezeichnet. 41 Statut de Marseille, in: Pardessus, Collection IV, liber 3, c. 24, S. 268. 42 Oben, S. 183, Fn. 38. 43 Unten, S. 312 – 332, 317 – 321.

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zu, wobei hier unter dem Recht des „Binnenlandes“ stets, der Kürze halber, dasjenige verstanden sein soll, welches mit dem Seehandel nicht prinzipaliter, wie die bisher erörterten Rechtssätze, in Verbindung steht.c 앚

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III.a Die Familien- und Arbeitsgemeinschaften. Zu den ältesten Verhältnissen, welche zur Bildung gemeinschaftlicher Vermögen mit dem Zwecke gemeinschaftlicher Erwerbsthätigkeit führen mußten und rechtlich geregelt erscheinen, gehört die gemeinsame Familienwirtschaft des Familienvaters mit Frau und Kindern, der Familiengenossen nach dem Tode des Familienvaters im gemeinsamen Hause. Die Schwierigkeit, in den mauerumschlossenen Städten zu selbständigem Anbau Terrain und Barmittel zu erlangen, verbunden mit der bekannten Abneigung gegen das Wohnen unter fremdem Dache gegen Zins, welches fast wie ein Aufgeben der persönlichen Freiheit erschien, ließ dem Haussohn und dem Miterben oft nur die Wahl zwischen Realteilung des gemeinsamen Hauses durch Zwischenwände1) oder Fortsetzung der häuslichen Gemeinschaft. Ersteres hatte naturgemäß seine Grenzen, und so finden wir es in Italien, nicht nur in ländlichen Verhältnissen, wo uns derartiges 앚 natürlich scheint, sondern gerade in den Städten häufig, ja geradezu regelmäßig, daß einerseits auch die verheirateten Söhne im Hause des Vaters verbleiben und daß andererseits die Erben den gemeinsamen Haushalt dauernd und oft durch mehrere Generationen fortsetzen.

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Die gemeinsame Familienwirtschaft.

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1) In der That enthalten die älteren Statuten detaillierte Vorschriften über das bei derartigen Hausteilungen zu beobachtende Verfahren. Cf. z. B. Breve Curiae Arbitrorum v. Pisa c. 4 (bei Bonaini, Statuti inediti della città di Pisa).1 앚

c (S. 139) – c Fehlt in A. a Fehlt in A. 1 Breve curiae arbitrorum, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, S. 1031 – 1058, c. 4 („De divisionibus domorum ad gaudimentum, que sunt iuxta Arnum vel alibi“), S. 1035 f.

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Die vermögensrechtliche Wirkung dieses Verhältnisses nun mußte eine species der germanischen Gütergemeinschaften sein; eine rein individualistische Konstruktion, als Individualvermögen des Hausherrn ohne jedes Anrecht der Kinder bezw. als communio der Miterben, lag dem mittelalterlichen Recht fern. Der Hausvater, welcher mit seiner Deszendenz unabgeteilt lebt, verfügt über die Mittel der Gemeinschaft, allein der Unterschied vom römischen Recht ist, wie sich zeigen wird,2 daß während in dem letzteren die übrigen Hausgenossen neben dem Vater nicht als Mitberechtigte, sondern allenfalls nur als Destinatäre eines Teils der Einkünfte des als Individualvermögen des paterfamilias konstruierten Hausgutes in Betracht kommen, hier grundsätzlich Anrechte aller Hausgenossen bestehen; dieselben werden durch die hausherrliche Gewalt zwar in wesentlichen, aber nicht in allen Beziehungen gebunden; auch Verfügungen des Haussohnes sind geeignet, das gemeinsame Vermögen zu belasten. Unter Miterben, welche die Gemeinschaft fortsetzen, ist an sich jeder zu Lasten des gemeinschaftlichen Vermögens zu verfügen berechtigt, das Vermögen dient allen einzelnen je nach Bedürfnis und ohne erkennbare prinzipielle Schranke. Der Gegensatz zur römischen communio liegt außer in dem letzteren Gedanken namentlich auch darin, daß die Anrechte der einzelnen nicht als ideelle Anteile zu selbständigen, des Verkehrs fähigen Objekten gestaltet sind; der Gedanke quotenmäßiger Mitrechte tritt während des Bestehens der Gemeinschaft überhaupt nicht als Maßstab für die Berechtigungen der einzelnen hervor; ihre Bedürfnisse werden vielmehr, seien sie groß oder klein, wie gesagt,3 aus der gemeinsamen Kasse ohne Anrechnung zu Lasten des einzelnen bestritten, in welche andererseits, – 앚 was gleichfalls besonders charakteristisch ist, – der gesamte Erwerb des einzelnen, sei er groß oder gering, ohne irgend welche Anrechnung zu seinen persönlichen Gunsten eingeworfen wird. Das letztere erscheint, näher besehen, fast noch erstaunlicher als jener Mangel einer Anrechnung der Ausgaben, – in unseren heutigen Verhältnissen sind wir gleichfalls gewohnt, daß der Vater seinen Kindern die für sie während der Zeit ihrer Zugehörigkeit zum Vermögensrechtliche Folgen der Familienwirtschaft. Gütergemeinschaft.

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2 Unten, S. 233 f. 3 Oben, S. 145 ff.

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elterlichen Haushalt aufgewendeten Kosten in dubio, von besonderem Anlaß dazu abgesehen, nicht anrechnet, dagegen erscheint uns, zum Unterschiede vom römischen Recht, das Korrelat dazu, die Erwerbsgemeinschaft, nicht als das Naturgemäße, vielmehr umgekehrt – man kann vom prinzipiellen Standpunkt sehr wohl fragen: mit welchem Recht? – es mehr oder weniger als selbstverständlich, daß der Sohn seinen eigenen Erwerb für sich behält. Der Mangel irgend welcher Anrechnung erscheint nun dem alten Recht als naturale2) der Gütergemeinschaft. Daß dies der Grundgedanke war, ersehen wir gerade aus den Beschränkungen, welche die Quellen, da die unbedingte Gemeinschaft alles Erwerbes und aller Ausgaben im Geschäftsleben zu unbilligen Resultaten führen mußte, schon früh normierten. Schon die älteste 앚 von dem Verhältnis handelnde Quellenstelle betrifft solche Einschränkungen:

2) Noch Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales de bcommercio et mercaturab (Genua 1698), Disc. 49, in einem Rechtsgutachten in einem Teilungsprozesse in Florenz führt den Beweis für das Vorliegen einer societas omnium bonorum aus folgenden Symptomen, welche als „notissima illac societatis domnium bonorumd requisita“ bezeichnet werden: „communis habitatio, lucrorum communicatio et nunquam ratio reddita“. Ähnlich verwertet wird der Mangel der Ab- und Anrechnung in Disc. 50 eod. Zu vergleichen ist auch die Unterscheidung in Disc. 52 eod. zwischen societas particularis und universalis nach den gleichen Gesichtspunkten, indem nämlich die soc[ietas] universalis daran zu erkennen sei, daß contractus activi et passivi, dispendia et emolumenta per consocios omnium bonorum facta et acquisatae non curantur, sed habita dumtaxat contemplatione ad bona de tempore divisionis faciendae, partitio fieri debet aequaliter.4 앚

b B: commuciis et cambio Zur Emendation vgl. Anm. 4. c In Q folgt: tacitae d Q: universalis e Q: acquisita 4 Der Titel zu Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales, ist in der Quellenübersicht, unten, S. 340, richtig wiedergegeben, allerdings gibt Weber jeweils Genua als Druckort an, obwohl aus dem Jahr 1698 nur eine Ausgabe in Genf erschienen ist. Disc. 49 („Florentina divisionis pro Bartholomaeo N. cum illius nepotibus“), ebd., S. 188b – 192a, S. 190, no. 10 (Webers Zitate). In dieser Untersuchung setzt Ansaldus die „societas universalis“ mit der „communio omnium bonorum“ gleich, weshalb Weber hier die beiden Bezeichnungen zu „societas omnium bonorum“ zusammenzieht und damit dem antiken römischen Verständnis annähert. Disc. 50 („Romana bibliotecae pro Catharina Corva de Tinassiis cum Josepho Sangermano administratore“), S. 192a – 198b, S. 196, no. 25 (die von Weber gemeinte Stelle). In diesem Fall geht es um eine „societas particularis“. Disc. 52 („Interamnen. Laudi. pro Francisco et aliis de Girardis cum Iosepho de Girardis“), S. 201a – 205a, S. 202a, no. 7 (Webers Zitate). Ansaldus unterscheidet hier die „societas universalis“ von der „societas particularis“.

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Lex Langobardorum l. II Rubr. de successionibus:5 Rex Rothar: … Si fratres post mortem patris in casa communi remanserint, et unus ex ipsis in obsequio regis aut cum judice aliquas res acquisierit, habeat in antea absque portione fratrum, et que foris in exercitu acquisierit commune sit cum fratribus quos in communi casa dimiserit, et si quis alicui de suprascriptis fratribus garathinx (Boherius = donatio)6 fecerit, habeat in antea ille cui factum fuerit, et si quis ex ipsis duxerit uxorem et de rebus communibus meta data fuerit: quando alter uxorem tulerit aut quando ad divisionem faciendam venerintf, simili modo de communibus rebus ei refundatg aliud tantum quantum ille alter frater in meta dederit. hpaterna autem vel materna substantiah quod reliquum fuerit inter se equaliter dividant … Töchter, welche heiraten, erhalten, was ihr Mundwalt,7 Vater oder Brüder ihnen in die nuptiarum8 mitgeben, und sind damit abgefunden. Ferner werden Bestimmungen darüber getroffen, in welcher Weise die in die casa communis zurückkehrende Witwe ihre Aussteuer wieder einzuwerfen und mit welcher Quote sie eventuell später bei der etwaigen Teilung zu berücksichtigen ist3). 3) Die Stelle ist in die Lombarda gleichlautend übergegangen.9 Die Kommentatoren A 7 B 47 der letzteren aus dem 12. Jahrhundert, Ariprand und Albertus (ed. Anschütz, Die Lom-

f Q: venerit g Q: refundatur

h Q: paterne vel materne substantie

5 Weber zitiert hier die sog. Lombarda nach der alten Druckausgabe (1512) von Nicolaus Bohier, die er auch in seiner Quellenübersicht angibt, s. unten, S. 338. Er zitiert also nach den Leges longobardorum, liber 2, rubr. [14] „de successionibus“, l. [11] „Si fratres post mortem“, f. 55v. Weber hat wohl nicht die moderne Edition des Liber Legis Langobardorum Papiensis, S. 326b, in der zu seiner Zeit bereits 20 Jahre alten Ausgabe in den Monumenta Germaniae Historica durch Alfred Boretius (Monumenta Germaniae historica, leges in folio, tomus IV. – Hannover: Hahn 1868) benutzt, wie sich daraus ergibt, daß der dort edierte Text erheblich von Webers wörtlichen Zitaten abweicht. 6 Weber nimmt hier Bezug auf die Anmerkung c) zu „garathinx“ in den Leges longobardorum, liber 2, rubr. [14] „Idem [= Rex Rothar, Hgg.]: De successionibus“, l. [14], f. 55v. Die Randglosse trägt keine Namenssigle, so daß Weber den Autor der Anmerkung mit dem Gesamtherausgeber dieser frühesten Druckausgabe der Lombarda, Nicolaus Bohier, gleichsetzt. 7 Inhaber der Muntgewalt, der Geschlechtsvormundschaft. 8 Am Hochzeitstag. Weber nimmt hier Bezug auf Leges longobardorum, liber 2, rubr. [14] „De successionibus“, l. [11] „Si fratres post mortem“, f. 55v. 9 Daß die von Weber zitierte Stelle auch in die Vulgatversion der Lombarda aus dem Ende des 11. Jahrhunderts eingegangen ist, ergibt sich beispielsweise aus der An-

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Also nur das in obsequio regis und cum judice Erworbene fällt nicht in die Gemeinschaft, und nur die meta10 der Frau, welche ex communi gegeben wird, soll, wenn geteilt wird, angerechnet werden, sonst gehen alle Einnahmen, selbst 앚 Erwerb „in exercitu“, und alle Ausgaben auf gemeinsame Rechnung. Was die Gemeinschaft der Ausgaben anlangt, so war sie unter den einfachen Verhältnissen der älteren Zeit, in welcher sich dieselben auf die alltäglichen Bedürfnisse beschränkten und der Kredit noch keine Rolle spielte, nicht so bedenklich, als es scheinen möchte. Die Gemeinschaft der Einnahmen anlangend, so erschien, wie auch sonst hervortritt, gemeinsame Arbeit und Erwerbsthätigkeit in gemeinsamer Behausung als das unter Familiengenossen naturgemäße Verhältnis4)i, die Familie ist nach der Anschauung der Zeit noch in erster Linie eine, und zwar die natürlich gegebene, „Produktionsgemeinschaft“, nicht nur, wie uns als die Regel erscheint, eine bloße „Konsumtionsgemeinschaft“. Sie war insbesondere in den italienischen Städten die Basis weitgehender Vergesellschaftung.

bardakommentare des kAriprand und Albertusk, Heidelberg 1855) haben sie nicht kommentiert.11 앚 4) Cf. den Zwang zu häuslicher Arbeit gegen den Haussohn im Breve Pisan[i] A 8 B 48 Comm[unis] v. 1286 l. I c. 118,12 die Erlaubnis, durch häusliche Arbeit verdiente (bene servientes) Söhne letztwillig zu begünstigen in der Lombarda, Rubr. De eo quod pater filiis vel filiabus necesse habet relinquere.13 Es werden weiterhin noch mehrfache Symptome dieser Auffassung begegnen.

i Index 4) fehlt in A, B. k A, B: Ariprand und Albertus merkung von Bluhme zu c. 167 („De fratres, qui in casam cummunem [sic!] remanserent“) des Edictus Rothari, in: Monumenta Germaniae historica, Leges in folio tomus IV. – Hannover: Hahn 1868, S. 38, Z. 60. 10 Langobardisches Wort für die Ausstattung der Braut. 11 Ariprand und Albertus erörtern nach Anschütz, Lombarda-Commentare, lediglich die Passagen der Lombarda zum Erbrecht von Schwestern und Töchtern. 12 Breve Pisani communis (anno 1286), liber primus, c. 118 („De patre, ne dispotestur a filio“), in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa I, S. 226. Der von Weber erwähnte Zwang besteht darin, daß nur Söhne, die nicht zugunsten des gemeinsamen Haushaltes arbeiten („dummodo filius et filii eorum acquisitum debeant operari in communi domus“), enterbt werden dürfen. 13 Weber bezieht sich auf Leges longobardorum, liber 2, rubr. [20] „Rex Limprandus: De eo quod pater filiis vel filiabus necesse habet relinquere“, f. 60r – 61r.

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Dabei ist nun festzuhalten, daß von Anfang an nicht das der Familiengemeinschaft mit zu Grunde liegende Verwandtschaftsverhältnis das wesentliche Moment sein konnte. Die häusliche Gemeinschaft der Familie umfaßte an sich schon außer den Angehörigen der Familie noch andere Personen5): auch das häusliche Dienstpersonal galt von alters 앚 her als Hausgenosse, und seine Handlungen haben für die Familie rechtliche Konsequenzen, auf welche wir gelegentlich noch zurückkommen werden.14 Für die vermögensrechtliche Seite konnte in der Zeit des beginnenden Großverkehrs nicht die Verwandtschaft an sich Bedeutung gewinnen, sondern die Gemeinschaft des Haushalts, das „stare ad unum panem et vinum“,15 wie die Quellen sie nennen, welche wesentlich charakterisiert wird durch die damit verknüpfte Gemeinschaft der Arbeit 6). Juristische Grundlage des Gemeinschaftsverhältnisses. Haushaltsgemeinschaft.

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5) Dies ist für andere Verhältnisse bei Gierke, Genossenschaftsrecht I S. 14 f. bemerkt (cf. besonders S. 23).16 – Wo Gierke das Verhältnis zwischen Sippe und Haushalt bespricht, findet er den Unterschied wesentlich in der im Gegensatz zu der Genossenschaft der Sippe „despotischen Organisation der häuslichen Gemeinschaft“; es ist aber zu bemerken, daß die häusliche Gemeinschaft auch da, wo nicht ein Hausvater an der Spitze steht, sondern wo sie von Gleichberechtigten gebildet wird, und hier sogar ganz vornehmlich, ihre eigenartigen 앚 Wirkungen übt; auch ist in Italien, wenigstens im langobar- A 9 B 49 dischen Recht, nicht, und noch weniger im süditalischen, der Gedanke eines „despotischen“ Eigenrechts des Vaters für die Organisation der Familie maßgebend. 6) Baldus, Consilia IV 472:17 „cohabitatio sola non facit societatem“ in Verbindung mit Cons[ilia] II 74, wonach gleiche Teilung des durch die „industria“ der fratres communiter

14 Unten, S. 216 ff. 15 Das Zitat bezeichnet die allgemein gemeinschaftsstiftende Funktion der Kommensalität, also von gemeinsamen Mahl und Trunk. Vgl. als Beispiele die unten zitierten Quellen aus Bergamo, S. 213 f., und Cremona, S. 227. 16 Gierke, Genossenschaftsrecht I, S. 11, unterscheidet zwischen der Familie als engerer häuslicher Gemeinschaft, in der das „herrschaftliche“ Prinzip überwiege, und der Familie als Geschlecht oder Familienkreis, die genossenschaftlich organisiert sei. Die von Weber weiter unten verwendete Kennzeichnung der häuslichen Gemeinschaft als „despotisch“ stammt nicht von Gierke. Vielmehr zitiert und kritisiert Gierke, ebd., S. 15, Fn. 2, Wackernagels einseitige Schilderung des Hauses als „despotische Regierungsform“, ohne die genossenschaftliche Sippenverfassung zu berücksichtigen. 17 Baldus, Consilia IV. 472 („Super primo puncto quia cohabitatio societatem facit“), f. 98ra; II. 74 („Res communiter acquisita ex industria duorum fratrum aequaliter pertinent ad eos.“), f. 16ra; II. 451 behandelt die nicht einschlägige Kaufpreiserfüllung bzw. Konsumtion. Wahrscheinlich verwechselt Weber dies mit dem einschlägigen: III. 452 („Duo fratres advocati, qui bona omnia communia simul possiderunt et fructus perceperunt simul participando onera et lucra, an teneantur alter alteri communicare bona

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Wer nicht in dem gemeinsamen Hause mit lebt, wird von den Folgen der Gemeinschaft nicht ergriffen, – das geht schon aus der citierten Stelle der Lombarda hervor,18 und das Constit[utum] Usus von Pisa7) sagt ausdrücklich, daß eine absentia, durch welche ein anderes domicilium begründet werde, die Gemeinschaft aufhebe. Das gemeinsame Haus in Verbindung mit der darin betriebenen gemeinsamen Erwerbsthätigkeit ist also das für 앚 die vermögensrechtliche Seite Wesentliche, – und auf diese Seite kommt es uns in erster Linie an. Gang der vermögens- Der Gang der vermögensrechtlichen Entwickelung rechtlichen Entwickeist nun dadurch charakterisiert, daß, wie wir lung. Anteilsrechte der Konsorten. sahen,19 schon die lex Langobardorum Beschränkungen der unbedingten Vermögensgemeinschaft kennt: gewisse Einnahmen des Genossen fallen nicht in die Gemeinschaft, gewisse Ausgaben muß er sich anrechnen lassen. Mit habitantes Erworbenen eintreten sollte. Cf. auch Cons[ilia] II 451; ferner III 30: das ererbte gemeinsame Vermögen soll nach Stämmen, das erarbeitete nach Köpfen geteilt werden. Cons[ilia] I 19 verlangt in strengerer Anlehnung an die romanistische Anschauung Nachweis des Abschlusses einer societas, welche sonst aus dem Zusammenwohnen in Verbindung mit gemeinsamer Arbeit präsumiert wird. II 260 macht denn auch die in I 19 getroffene Entscheidung dadurch wieder unschädlich, daß, wenn ein Teilhaber nicht nachweisen kann, woher er etwas erworben hat, angenommen werden soll, er habe es ex communi erworben, und damit die Gemeinsamkeit trotz des mangelnden Nachweises der Absicht, für die Gemeinschaft zu erwerben, gesichert bleibt. 7) Bonaini, Statuti inediti della città di Pisa Vol. II p. 880.20 앚

empta proprio nomine et dicantur contrahere societatem et per quos actus inducatur societas“), f. 120rb; III. 30 („Qualiter debeant dividi bona et fructus inter fratres“), f. 8vb – 9ra, insbes. f. 9ra; I. 19 („Tres sunt fratres A.B.C. simul viventes in eadem domo ad unum panem et vinum“), f. 6ra – va; II. 260 scheint nicht einschlägig, weil Fragen des Minderjährigen, seines Kurators und die Bestätigung des Vertrages durch den mittlerweile volljährig Gewordenen, behandelt werden, Weber meint wohl das aufgrund undeutlich notierter Zahlen leicht zu verwechselnde I. 260 („Unus videlicet Johannes ex quinque fratribus de voluntate matris vendidit“), f. 69vb – 70va. 18 Oben, S. 193. 19 Oben, S. 193 – 195. 20 Constitutum Usus (anno 1161), in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 880, regelt jedoch vorrangig, anders als Weber schlußfolgert, daß in bestimmten Fällen von absentia dennoch von einer fortbestehenden Familiengemeinschaft auszugehen ist: „Absentia vero hic ea intelligatur, qua non mutatur, vel constituitur in alio loco domicilium, nisi communiter domicilium mutarent.“

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dieser Anrechnung ist ein nicht unwesentlicher Schritt gemacht. Der einzelne mußte nun in der Gemeinschaft der Berechnung halber eine Art – wenn auch nicht ein buchmäßiges – Konto erhalten, und fiel einmal nicht mehr aller Erwerb in die Gemeinschaft, so lag die Tendenz zur weiteren Beschränkung nahe. Aber auch für die juristische Betrachtung ergaben sich wichtige Konsequenzen. Sobald man einmal anfing zu rechnen und einzelne Einnahmen und Ausgaben als speziell einem einzelnen zu gute kommend bezw. seinen Anteil belastend anzusehen8), – und sobald die Gemeinschaft in das eigentliche Geschäftsleben eintrat, war beides unvermeidlich, – mußte sogleich die prinzipielle Frage entstehen, wer von den Beteiligten überhaupt als selbständig anteilsberechtigt zu gelten habe – z. B. ob Haussöhne? –, es mußte überhaupt die Beteiligung des einzelnen an der Gemeinschaft mehr unter dem Begriff des Anteils gedacht werden und die Tendenz 8) Welche verwickelte Kasuistik die Konsequenz dieser Notwendigkeit zu rechnen bil- A 10 B 50 dete, geht aus den zahlreichen Entscheidungen des Baldus über die Frage, was bei gemeinsamem Haushalt zu kommunizieren sei, genügend hervor. S[iehe] darüber Cons[ilia] I 21, 97, 260, II 87, 347, IV 189, 239, 335, 461, V 40, 65, 234, 259, 284, 372 und sonst gelegentlich.21 Die schon in der Lombarda – cf. obige Stelle22 – Veranlassung zu besonderer Bestimmung gebende Frage der Anrechnung der Mitgift von Ehefrauen bezw. der dos steht auch hier mit im Vordergrund. 앚

21 Baldus, Consilia I. 21 („Primo de expensis consumptis factis in nepote ex filio“), f. 6va – b; I. 97 („Quidam Johannes de Diano e Ianua quaesivit aliqua bona non de pecunia communi“), f. 27va – b; I. 260 („Unus videlicet Iohannes ex quinque fratribus“), f. 69vb – 70vb; II. 87 („Quidam contraxit societatem cum Nicolam“), f. 18ra; II. 347 („Quaeritur: pater misit filium ad studium et tam in studio quam in doctoratu fecit magnas expensas“), f. 88ra; IV. 189 („Non venit casus fortuitus“), f. 40ra; IV. 239 („Certo certius est quod illud quod ex militari industria quaeritur, non est communicandum fratribus“), f. 48va; IV. 335, f. 68vb: Das hier von Weber angeführte consilium von Baldus scheint nicht einschlägig, weil es um die Appellation gegen ein Mandat, also einen Auftrag geht. Welche Stelle Weber meinte, konnte nicht identifiziert werden; IV. 461 („Lippus habuit tres filios“), f. 95vb – 96ra; V. 40 („Considerato primo puncto dicendum est quod sive consideremus naturam societatis simplicem“), f. 11ra; V. 65 („Si unus ex fructibus et stipendiis acquisivit pecunias“), f. 18vb; V. 234 („Mattheus Valli habuit tres filios“), f. 55ra; V. 259 („Quidam nomine Titius habuit duos filios“), f. 59vb – 60ra; V. 284 („Proponitur in facto quod magister Gulielmus de Dulis de ponte Curono contraxit societatem omnium bonorum“), f. 65va; V. 372, f. 86rb – va: Die angeführte Stelle paßt nicht, weil es um die Anwendbarkeit des Stadtstatuts geht und darum, ob dieses gegen das ius commune verstößt. Welches consilium Weber meinte, konnte nicht ermittelt werden. 22 Leges longobardorum, liber 2, rubr. [14] „De successionibus“, und oben, S. 193, mit Anm. 8.

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haben, sich wie eine Societätseinlage zu gestalten. Alsdann aber mußte auch die juristisch folgenreichste Frage zur Entscheidung gelangen: ob sich das Familienvermögen in eine 앚 communio mit Quotenrechten der Beteiligten auflösen, oder ob aktiv und passiv eine auch den Anteilsrechten der Genossen gegenüber durchgreifende Einheit des Vermögens gewahrt bleiben würde. Nach der ersteren Richtung ist am weitgehendsten infolge nordischer23 Reminiszenzen9) die Auffassung des süditalisch-sizilianischen Rechts10), wonach das Familienvermögen quoten앚mäßig un9) Analogien finden sich im altfriesischen und im Recht der von der Ostsee gekommenen Burgunder. S[iehe] Brünneck, Siziliens mittelalterliche Stadtrechte;24 Pappenheim, lLaunegild und Garethinxl stellt die Stelle c. 51,1 lib[er] leg[is] Gundeb[adi]m mit Westgötalagen25 I Arf ¯|paer b[alker] 9 pr[incipio] zusammen.26 10) In Sorrento (Consuetudines rubr. 43) erwirbt der Vater für sich nur den Verdienst aus eigener Arbeit, von dem ererbten Vermögen verwaltet er, solange die Kinder im gemeinsamen Hause wohnen, die Einkünfte zum gemeinsamen Unterhalt, nach Großjährigkeit der Kinder aber (rubr. 43 cit.) erfolgt,27 sobald dieselben nicht mehr mit ihm leben (rubr. 7, cf. Consuet[udines] v. Neapel r. 7),28 Teilung der Einkünfte unter Vater,

l A, B: Launegild und Garethinx m A, B: Gundobad. 23 Ein Zusammenhang könnte gegeben sein durch die ursprüngliche Herkunft der süditalienischen Normannen aus Skandinavien. 24 Brünneck, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte, S. 11 – 13, verweist als Analogie zum normannisch-byzantinischen Recht in Sizilien auf das dänische Recht des 13. Jahrhunderts in Seeland und Schonen. 25 Es handelt sich um das älteste der schwedischen „Landschafts“-Rechte. Es gibt davon zwei Fassungen aus dem 13. Jahrhundert in altschwedischer Sprache, die aufgrund einer laghsage (Rechtsvortrag) eines „Gesetzsprechers“ auf der Thingversammlung des entsprechenden Gerichtsverbandes der Westgoten im Südwesten Schwedens aufgezeichnet und redigiert worden sind. 26 Pappenheim, Launegild und Garethinx, S. 60, verweist auf I. LI 1 lib[er] leg[is] Gundeb[adi], wo es heißt „ut pater cum filiis propriam substantiam aequo iure divideret.“ Pappenheim, ebd., S. 61 und Fn. 116, zitiert die von Weber angeführte Stelle aus dem Westgötalagen. „Arf|¯p aer b[alker]“ bedeutet soviel wie „Abschnitt (balker) vom Erben (arf)“. 27 Consuetudini della città di Sorrento, rubr. 43: „De filiis petentibus portionem patribus et matribus“, S. 59, und rubr. 7: „De filiis nolentibus cum patre, vel e converso, morari, seu de alimentorum praestatione“, S. 23 – 25. Die Consuetudini – hier von Weber in der lateinischen Form consuetudines angeführt – von Sorrent wurden um 1306 von dem Juristen Bartholomäus von Capua aufgesetzt und von König Karl II. von Sizilien bestätigt. 28 Consuetudines Neapolitanae, tit. VII: „De alimentis praestandis“, consuetudo I, Sp. 653 f., und consuetudo II, Sp. 675 f. Weber verwendet im folgenden die Bezeichnungen Statuten und consuetudines im gleichen Sinn, obwohl nach den Quellenbezeichnungen die lokalen Rechtstexte in Süditalien durchweg die Selbstbezeichnung als consuetudines/consuetudini tragen.

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ter Vater und Kinder verteilt erscheint, der Vater inter vivos und mortis causa nur ebenso wie jedes Kind über eine bestimmte Quote verfügen kann. Mutter und Kinder nach Virilportionen29 und können die Söhne (rubr. 43) auf Teilung klagen. Also communio der Familienglieder. Die Statuten von Catania v. 1345 (Tit. III Consuet[udo] unica) drücken das gleiche Verhältnis so aus: die Güter der Familienglieder würden „unum corpus“.30 Die Statuten von Messina (aus der Hohenstaufenzeit),31 Caltagirone (v. 1299)32 und die Ordinaciones terrae Noti33 bestimmen die Anteilsquote des Vaters näher, und zwar zeigt sich, daß der Vater und jedes Familienglied nur über seine Quote, aber über diese auch ohne weiteres, zu verfügen berechtigt ist; das Statut von Messina c. 33 hält ausdrücklichen Ausschluß der Teilungsklage bei Lebzeiten der Eltern für nötig,34 wovon das Statut von Caltagirone die Ausnahme macht: „nisi pater emancipetn eum vel eam“. Die, soviel bekannt, älteste gesetzliche Erwähnung derartiger Verhältnisse ist die Novella Rogerii vom Jahre 1150 (griechisch und lateinisch):35 o„… sio genitor in vita habuerit 3 liberosp … consuetudo est ex omni substantia eorum ipsum obtinere duas partes, id est 8 uncias, filios autemq terciam“. Das Prinzip der part disponible des Code36 ist hier bereits auf die Verhältnisse inter vivos angewendet.

n Q: emancipat o A, B: … „si p In Q folgt an den von Weber mit Auslassungspunkten gekennzeichneten Stellen: masculos scilicet duos foeminamque q In Q folgt: cum sorore eorum habere 29 Mit Virilportion ist zunächst die Verteilung des Erbes unter den Söhnen nach gleichen Anteilen gemeint; von Weber, der hier auch Mutter und Kinder nennt, im Sinne von „Teilen nach Köpfen“ in einem allgemeineren Sinne verwendet. 30 Consuetudines civitatis Cataniae (anno 1345), tit. III., consuetudo unica, S. 106. 31 Consuetudines et statuta civitatis Messanae (aus der Zeit des Staufers Friedrich II.), c. 2 („Pater et mater viventes quid possint filiae nubenti vel filio emancipato de bonis suis dare“), S. 81. 32 Consuetudines civitatis Calatagironis, c. 24 („In quibus casibus filii possunt petere partem suam viventibus parentibus“), S. 190. 33 Der genaue Quellenkurztitel lautet: Ordinationes terrae Noti (anno 1341), c. I, S. 163. 34 Gemeint ist das c. 3 („Patre et matre viventibus an filius possit de bonis eorum aliquid petere“) – und nicht c. 33 – der Consuetudines et statuta civitatis Messanae, S. 82. 35 Auf diese Novelle Rogers II. verweist schon Brünneck, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte, Teil B: Systematische Darstellung, S. 14, die abgedruckt ist bei Brünneck, ebd., Teil A: Anhang III, c. I, S. 241. An der von Weber mit drei Auslassungspunkten gekennzeichneten Stelle werden die drei Kinder spezifiziert als „masculos scilicet duos, foeminamque“, s. Anm. p. 36 Um die „quotité disponible“ oder „portion disponible“ geht es etwa im französischen Code civil (auch: Code Napoléon, anno 1804), Art. 913 und Art. 919. Nur über diesen Teil seines Vermögens kann der Erblasser testamentarisch frei verfügen, während er abhängig von der Zahl seiner Kinder einen gesetzlich festgelegten Anteil für seine Kinder und seine Ehefrau zurückbehalten muß. Auf den Zusammenhang des

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Derartig ist die Rechtsauffassung im übrigen Italien nie gewesen11). Die pekuniäre Bedeutung des Verhältnisses für den einzelnen trat auch hier naturgemäß mehr in den Vordergrund, und deshalb mußte, nachdem die Gemeinschaften als solche im großen Geschäftsleben zu funktionieren begannen, sein Anrecht an dem gemeinsamen Vermögen in wichtigen Beziehungen als Einlage in ein gemeinsames Geschäft qualifiziert werden, – allein ein Zerfall des Familienvermögens in Idealquoten trat nicht in der Weise wie in Süditalien ein; die prinzipielle Einheit des Vermögens blieb gewahrt; die diesen Gemeinschaften eigentümlichen Grundsätze voller Erwerbsgemeinschaft und prinzipiell unbeschränkter VerfüDas unvermittelte Nebeneinanderstehen des normännischen und byzantinischen A 12 B 52 Rechts in Sizilien, wo das Personalitätsprinzip37 erst in 앚 den Constitutiones Regni Siciliae K[aiser] Friedrichs II (l. II t. 17)38 aufgehoben wurde (noch 1286 kommt in Amalfi in einer Urkunde b. Volpicella, Consuet[udini] d’Amalfi die Deklaration „vivens lege Romana“ vor),39 mag die unmittelbare Übertragung des Begriffs der römischen communio auf das germanische Familieneigentum begünstigt haben. S[iehe] die sizil[ianischen] Statuten und über sie Brünneck l. cit.40 11) Auch das langobardische Recht hat Neigung zur Ausgestaltung des Familienvermögens nach den Grundsätzen quotenmäßigen Anrechtes der Genossen gehabt, wie die Urkunden des Registrum Farfense (Il Regesto di Farfa pubbl[icato] della Soc[ietà] rom[ana] di stor[ia] pat[ria] vol. II, Rom 1879) deutlich zeigen (cf. Brunner in den Mitt[eilungen] des Instit[uts] f[ür]r österr[eichische] Geschichtsforschung Bd. 2 S. 10 f.).41 In den Städten ist diese Entwickelung aber, wie das Folgende zeigen soll, nur partiell mitgemacht worden. 앚 r A, B: d. sizilisch-normannischen Rechts mit dem bretonisch-französischen Recht und späteren Code Civil hatte auch schon Brünneck, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte, Teil B: Systematische Darstellung, S. 21, Fn. 1, hingewiesen. 37 Im Unterschied zum (meist späteren) Territorialitätsprinzip knüpft das Personalitätsprinzip an die Abstammung der betroffenen Personen an, wie z.B. langobardisches oder römisches Recht in Norditalien. Es können also in einem Territorium Personen verschiedenen Rechts zusammenleben, beispielsweise in Sizilien Personen normannischen und byzantinischen Rechts. 38 Constitutiones regni Siciliae, liber II, tit. 17: „De iure Francorum in iudiciis sublato“, S. 129a – 130b. 39 Gemeint ist wohl eine Urkunde zur Rubrik c. 12 („De alienatione rerum parentum sine consensu filiorum“) der von Volpicella herausgegebenen Consuetudini della città di Amalfi, S. 24, Z. 12. Die Urkunde selbst datiert vom 5. Jan. 1285 und findet sich ebd., S. 73, Fn. 60. 40 Brünneck, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte, Teil B: Systematische Darstellung, S. 12 – 24, 28 – 30. 41 Brunner, Registrum Farfense, S. 10 – 12, für das langobardische Recht der portio patris.

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gungsmacht aller einzelnen Beteiligten über das gemeinsame Vermögen waren augenscheinlich in hohem Maße geeignet, der Gemeinschaft Aktionsfähigkeit im Geschäftsleben zu verleihen. HaushaltsgemeinAber eben aus diesem letzteren Grunde liegt schaften außerhalb keine Veranlassung vor, weshalb wir uns diese der Familie. Grundsätze als zunächst auf die Familienangehörigen beschränkt zu denken haben sollten. Wie schon hervorgehoben,42 umfaßte auch die häusliche 앚 Gemeinschaft der Familie neben deren Angehörigen noch andere Personen, und da schon die Lombarda nicht wesentlich das verwandtschaftliche Element, sondern das Faktum der häuslichen Gemeinschaft als maßgebend betrachtet,43 waren die Rechtssätze, welche auf diese Gemeinschaft Anwendung fanden, ganz ebenso anwendbar, wenn die gleichen Grundlagen: gemeinsamer Haushalt und gemeinsamer Erwerb durch Arbeit, unter Nichtverwandten vorhanden waren. Thatsächlich haben auch im mittelalterlichen Recht sich nirgends die Wirkungen der häuslichen Gemeinschaft auf Verwandte beschränkt. Es hat vielmehr auch außerhalb der Familie derartige Gemeinschaftsverhältnisse gegeben und sind diese völlig gleichartig behandelt worden. Und zwar in älterer Zeit zunächst auf dem Boden des Handwerks. HandwerkerDaß in den Binnenstädten die Bedingungen für eisocietäten. nen großen Fernhandel erst allmählich mit ihrem Erstarken nach außen sich einstellten, ist schon oben berührt und bemerkt,44 daß naturgemäß ihr Handel zunächst in dem Transport ihrer Produkte an den nächsten Marktplatz, event. Seehafen, bestand, welcher dann das weitere übernahm, also mehr im Absatz, als im Umsatz von Gütern, daß also gewerbliche Arbeit die Grundlage ihres Wohlstandes bilden mußte12), wie denn gewerbepolizei-

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12) Der Gegensatz von Seehandels- und Industrieplätzen ist von Lastig klar betont A 13 B 53 (Entwickelungswege und Quellen des Handelsrechts).45 Einschränkend gegen zu scharfe Fassung des Gegensatzes und generalisierende Schlüsse Goldschmidt Z. f. Handelsr.s 23

s A, B: Handelr. 42 Oben, S. 195. 43 Weber bezieht sich auf die Lombarda, oben, S. 193, Fn. 3, mit Anm. 9. 44 Oben, S. 182 – 189. 45 So insbesondere Lastig, Entwickelungswege und Quellen des Handelsrechts, „Zweites Buch: Florenz“, S. 231 – 238.

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liche Vorschriften einen der umfangreichsten Bestandteile aller ihrer Statuten bilden. Die gewerbliche Arbeit aber ist zunächst Sache des Handwerks, und demgemäß finden sich hier die Anfänge der Gesellschaftsbildung. Dabei war nun für die Bildung gemeinsamer Fonds 앚 durch Zusammenschuß von Kapitalien oder für eine Vergesellschaftung nach Art der einseitigen Kommenda zunächst weniger Bedürfnis und Möglichkeit vorhanden13); that sich der Handwerker mit einem Genossen zusammen, so geschah es zu gemeinsamer Arbeit, um mit ihm die Thätigkeit in der Werkstatt und im Verkaufsladen zu teilen; und da diese seine Thätigkeit sich wesentlich in seiner Behausung abspielte, welche prinzipaliter zugleich auch Laden und Werkstatt war, so wurde der Arbeitsgenosse von selber zum Hausgenossen und teilte Tisch und Haushalt, der unselbständige „Geselle“, – famulus, factor, – so gut wie der selbständige „Genosse“, – socius –; das stare ad unum panem et vinum46 ist naturale dieser Arbeitsgesellschaft (um sie so zu nennen), und dies ist für die rechtliche Gestaltung des Verhältnisses von augenscheinlicher Bedeutung. Nur der Ursprung dieser Gesellschaftsformen im

S. 309 ff.47 Lattes (Il diritto commerciale nella legisl[azione] stat[utaria]) folgt Lastig, sieht aber mehr auf übersichtliche Zusammenstellung der sich findenden Rechtssätze, als auf historische Entwickelung und kommt sein als Einführung in das Statutarrecht vorzüglich brauchbares Buch für unsere rechtshistorischen Zwecke weniger in Betracht.48 앚 13) Auf die Verwertung der Kommendat als Rechtsform für das Verhältnis eines HausA 14 B 54 industriellen zum Arbeitgeber kommen wir in dem Kapitel über pisanisches Recht kurz zu sprechen.49

t A, B: Kommanda 46 Oben, S. 195, Anm. 15. 47 Goldschmidt, Rezension zu Lastig, S. 309 – 313, insbes. S. 311, betont, daß Genua als Seestadt keineswegs eine reine Handelsstadt gewesen sei, während Florenz als die andere prototypisch als Landhandelsstadt von Lastig untersuchte Stadt erst spät Zunftstatuten erlassen habe, die nicht unbedingt prägend für die weitere Entwicklung des Handelsrechts waren. 48 Eindeutige Hinweise, daß Lattes, Alessandro, Diritto Commerciale, Lastigs Unterscheidung in Seehandels- und Industriestädte nachvollzöge, gibt es nicht. Lattes, ebd., S. 71, kritisiert sogar ausdrücklich Lastig und meint seinerseits, in Genua hätten sich die Kaufleute so umfangreich am Handel beteiligt, daß dort die kirchliche Antiwuchergesetzgebung von Anfang keine Aussicht auf Durchsetzung gehabt hätte. 49 Unten, Kapitel IV, S. 281 – 286. Da bei der Kommenda kein Arbeitsverhältnis im heutigen Sinne vorliegt, handelt es sich eher um einen „Auftraggeber“ als um einen „Arbeitgeber“.

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Handwerk14) erklärt es, daß noch später bei der Großindustrie und den pekuniär weltbeherrschenden Handelssocietäten der gemeinschaftliche Haushalt zwar, wie wir sehen werden,50 nicht mehr ein notwendiges oder das wesentlichste, aber doch ein erhebliches Kriterium bildet14a) u. 앚 Gemeinsame GrundDer Einfluß dieses Elements auf die ganze lagen dieser GemeinStruktur derartiger Gesellschaftsformen ist unschaften. verkennbar. Denn daß die Stellung eines solchen socius in eminent höherem Grade, als es bei der Societät ohnehin der Fall ist, ein Vertrauensverhältnis sein mußte, ist klar, sie verhält sich zu derjenigen eines Partizipanten etwa wie diejenige eines Dienstboten zu der eines ad hoc gemieteten Lohnarbeiters. Auch das Familienartige des Verhältnisses ist augenfällig, es ist, abgesehen von der Verwandtschaft, ganz der Thatbestand der Hausgemeinschaft der Familie vorhanden, und wenn wir deshalb Haussohn und famulus bezw. factor, socius und unabgeteilten Miterben 14) Cf. die bei Baldus, Consilia V 25 geschilderte „Societät“ von Schlächtern, die an derselben banca stehen.51 14 a)v S[iehe] ferner folgende Stelle des Sachsenspiegels (B[uch] I Art. 12):52 Swô brudere oder andere lûte ir gut zu samene habn, erhôen si daz mit irre kost oder irme dînste, der vrome ist ir aller gemeine, dazselbe ist der schade. Swaz aber ein man mit sîme wîbe nimt, das en teilt he mit sînen brûdern nicht (dazu cf. die Stelle der l[ex] Langob[ardorum]).53 Verspilt aber ein man sîn gût oder verhûret erz oder verguftet erz mit gift oder mit kost, dâ sîne brûdere oder die ir gût mit ime gemeine habn, nicht zûphlicht en habn, der schade den her daran nimet, sol sînes eines sîn, und nicht sîner brûdere noch sîner gewerken, die ir gût mit ime gemeine habn. – Fast regelmäßig werden in den ital[ienischen] Statuten die Handwerker mit zu den mercatores gerechnet und in den Statuten der letzteren ihre Verhältnisse mit geregelt. 앚

u A, B: 14) v In A, B fehlt Fußnotenziffer 14 a). 50 Unten, S. 288 – 297. 51 Weber meint bei Baldus, Consilia V. vermutlich 125 (Rubrik: „An exercentes promiscue unam artem, vel negociationem modo unus, modo alius in una apotheca dicantur, vel praesumantur socii“), f. 30ra – b. Denn das von Weber zitierte consilium des Baldus, V. 25, f. 8ra, behandelt eine „societas omnium bonorum“, bei der Brüder in unabgeteilter Erbengemeinschaft leben. Diese Rechtsform liegt jedoch bei Handwerkern im gemeinsamen Betrieb meist nicht vor. 52 Weber zitiert hier Sachsenspiegel, Landrecht wohl nach der Ausgabe Weiske, Sachsenspiegel, Buch 1, Art. 12, S. 21, nicht jedoch die Homeyersche Ausgabe, die er in seiner germanistischen Exegese, unten, S. 405, Anm. 1 und passim, zugrundelegt. 53 Weber bezieht sich hier erneut auf Leges longobardorum, liber II, rubr. [14] „De successionibus“, siehe oben, S. 193.

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in sehr wesentlichen Punkten gleich behandelt finden15), so wird es dafür einer besonderen Erklärung nicht bedürfen; man wird auch nicht sagen können, es seien hier „familienrechtliche“ Grundsätze auf andere Verhältnisse übertragen, sondern gleiche Grundlagen führten zu paralleler Rechtsbildung, da gerade die für das Vermögensrecht maßgebenden Verhältnisse bei beiden gleichartig vorlagen. Die Beziehungen der Arbeitsgenossen waren der Natur der Sache nach dem Verhältnis zwischen Gliedern eines Familienhaushalts ähnlich, und andererseits war der Familienhaushalt, wollte er zugleich Grundlage eines Gewerbebetriebes sein, genötigt, seine Buchführung, sein Auftreten nach außen, kurz: alle in vermögensrechtlicher Beziehung erheblichen Momente, nach Art einer Gewerbegesellschaft zu gestalten. So koinzidierten bei beiden die rechtlich relevanten Momente16). Nur daß bei der Familiengemeinschaft die Grundlage, der gemeinsame Haushalt, schon a priori besteht, welcher bei der Arbeitsgemeinschaft inter extraneos erst gewillkürt und geschaffen werden muß. Daher den Quellen die Familiengemeinschaft, wie es in gewisser Art auch zutreffend ist, als das primäre 앚 Institut erscheint, und deshalb da, wo beide gemeinsam behandelt werden, an der Spitze steht. In den Städten sind, als das mittelalterliche Recht seinen Bildungsprozeß begann, die alten sippschaftlichen Grundlagen des öffentlichen und Privatrechts bereits verschollen, hier wie sonst sind an deren Stelle andere, rein wirtschaftliche, getreten17).

Wir kommen bei Florenz darauf speziell zurück.54 Cf. die Sachsenspiegelstelle in Note 14.55 Daß die Gewerke56 als solche in Gütergemeinschaft leben, versteht sich dem Sachsenspiegel hiernach von selbst. 앚 17) Cf. hierzu für andere Verhältnisse Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im MitA 16 B 56 telalter I S. 288 Anm. 3,57 und v. Inama-Sternegg, Deutsche Wirtschaftsgeschichte S. 75 Anm. 1.58 Von Bedeutung sind hier auch die Ausführungen Heuslers, Institutionen Bd. 2

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54 Unten, Kapitel V, S. 291 – 295. 55 Oben, S. 203, Fn. 14 a. 56 Bezeichnung für die Mitglieder einer deutsch-rechtlichen Gewerkschaft, d.h. einer bergrechtlichen Genossenschaft von Miteigentümern. 57 Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter I, S. 288, Fn. 3. Lamprecht erörtert die Marknutzung im Moselland, jedoch keine innerstädtischen Wirtschaftsfragen. 58 Inama-Sternegg, Deutsche Wirthschaftsgeschichte I (nicht: Wirtschaftsgeschichte), S. 75, Fn. 1, hebt die Bedeutung des Geschlechtsverbandes für die gemeinsame Bewirtschaftung von Land hervor. Auch er behandelt keine innerstädtischen, „rein wirtschaftlichen“ Fragen.

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III. Die Familien- und Arbeitsgemeinschaften

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Die gewerbliche Arbeit ist die gemeinsame Quelle der Struktur der Gemeinschaftsverhältnisse innerhalb und außerhalb der Familien. Gemeinsame Zwei Eigentümlichkeiten dieser GemeinschaftsverEigentümlichkeiten. hältnisse mögen schon hier kurz konstatiert werden. 1. Beschränkung Einmal die Beschränkungen ihrer eigentümlichen auf männliche socii. Wirkungen auf die männlichen18) Mitglieder der 19) Gemeinschaft . Also: nur die arbeitenden, erwerbenden, im Geschäftsleben selbstthätigen Glieder sind mögliche Subjekte des gemeinschaftlichen Vermögens, ein neuer Beweis dafür, daß die gemeinsame Erwerbsthätigkeit auf „gemeinsamen Gedeih und Verderb“ den Augangspunkt bildet. S. 304 ff.59 Wo liegendes Gut den Hauptbestandteil der Vermögen bildet, geht die Tendenz auf Gütertrennung und Individualeigen, wo Mobiliarvermögen und gewerbliche Arbeit, auf Gütergemeinschaft. 18) Cf. Ansaldus de Ansaldis, Discursus legalesa de commercio et mercatura. Genua 1698 Disc. 49, wonach die Frage der Beteiligung der Schwestern gemeinrechtlich streitig gewesen sein soll.60 19) Const[itutum] Usus Pis[ane] Civ[itatis] b. Bonaini, Rubr. De societate inter extraneos facta: „inter laicos et masculos“.61 Fernere Beispiele werden noch zur Sprache kommen, besonders in Venedig.62 Auch die Lombarda spricht nur von fratres, und die lex

a A, B: legalis Vgl. dazu Anm. 60. 59 Heusler, Institutionen II, S. 303 – 305, erörtert die unterschiedliche Behandlung von Mobiliar- und Immobiliarvermögen, allerdings einerseits unter dem Gesichtspunkt des ehelichen Güterrechts, also der fehlenden Eigentumsrechte von Töchtern am Grundstücksvermögen ihrer Herkunftsfamilie, und andererseits unter dem Gesichtspunkt der Errungenschaftsgemeinschaft der Eheleute an dem während der Ehe erwirtschafteten Mobiliarvermögen. 60 Offenbar handelt es sich hier um einen Lesefehler von Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales, s. Anm. a. Der Titel ist unten, S. 249, Fn. 66, und S. 340, richtig wiedergegeben. Disc. 49, S. 191b, no. 25 f., erörtert, daß nach gemeinem Recht eine stillschweigend entstehende „societas universalis“ eines Mannes mit seinen Schwestern möglich gewesen sei, dies jedoch nach Gewohnheitsrecht unüblich sei („de consuetudine non servatur“), weswegen eine ausdrückliche gesellschaftsvertragliche Vereinbarung ratsam sei, um eine Gesellschaft sicher zu begründen. 61 Das Zitat findet sich im Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, in c. 21 „De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“, S. 876 – 883, S. 880 – und nicht im Kapitel c. 22 „De societate inter extraneos facta“, S. 883 – 897, wie Weber schreibt. 62 Unten, S. 222 – 226.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Zweitens der regelmäßige Ausschluß der Immobilien von der Zugehörigkeit zum gemeinsamen Fonds. Wie schon bei den Seesocietäten die Vorrechte der Societätsgläubiger 앚 sich auf das mobile Kapital beschränken20), so ist auch hier nur das Mobiliarvermögen Gegenstand der Gemeinschaft und ihrer speziellen Wirkungen21). Das gemeinsame Haus war der Ausgangspunkt der Entwickelung und die Grundlage der Gemeinschaft, allein es wird, soviel ersichtlich, nicht zu dem Gemeinschaftsvermögen gerechnet22), und die übrigen Immobilien stehen stets außerhalb desselben. Also nur das werbende Kapital63 ist das Material für die Fortentwickelung. Wandlungen in den Indem somit die Vermögensgemeinschaft nicht Vermögensmehr eine allgemeine war, sondern nur einen Teil verhältnissen. der Vermögen der Beteiligten umfaßte, und indem, wie gesagt, die Beteiligung des einzelnen damit in weitgehendem 2. Ausschluß der Immobilien.

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Burgund[ionum] kennt eine Gemeinschaft des Vaters mit den Söhnen, obwohl sie eheliche Gütergemeinschaft nicht kennt.64 앚 20) Stat[uta] Perae c. 20.65 A 17 B 57 21) Stellen sind in den von Lattes, Diritto commerciale § 6 Note 5 und 6 zusammengestellten Citaten über Ausschluß der Immobilien vom Handelsrecht enthalten.66 Im übrigen kommen wir bei Florenz darauf zurück.67 22) Es unterliegt nicht der speziellen Art der societätsmäßigen Verfügung der Teilhaber; so wenig als heute ein socius etwa die Firma veräußern kann, so wenig konnte er die damalige Grundlage der Gemeinschaft, das gemeinsame Haus, belasten oder veräußern.

63 Siehe unten, Glossar: Kapital, werbendes, unten, S. 555. 64 Zur Lombarda siehe oben, S. 558, und Glossar: Lombarda, unten, S. 193. Im langobardischen Recht sind auch einige Vorschriften zum gesetzlichen Erbteil von Töchtern, allerdings nur im Verhältnis zu unehelichen Söhnen enthalten, siehe etwa: Leges longobardorum, liber II, rubr. [14] „De successionibus“, l. [6] „Si quis dereliquerit filiam legitimam unam“ – c. [9] „Si fuerint filii legitimi et naturales et sorores“, f. 55r. Zur lex Burgundionum vgl. z.B. tit. 78 („De hereditatum successione“), S. 123 f., sowie tit. 51, no. 3 („De his qui debitas filiis substantiae suae non tradiderint portiones“), S. 115. 65 Statuti di Pera, S. 575 f., liber 1, c. 20, behandelt: „De iuramento calumpnie“ und enthält keine Aussage zum Ausschluß von Immobilien von der Zugriffsmöglichkeit der Societätsgläubiger. Weber meint möglicherweise liber 5, c. 211 („De societatibus, acomendacionibus et mutuis et que ad ea pertinent“), S. 739 – 742. Dort werden bezüglich der Mobilien die socii gegenüber sonstigen dritten Gläubigern bevorzugt. 66 Lattes, Alessandro, Diritto commerciale, § 6, S. 76 – 79, insbes. S. 79, Fn. 5. Lattes verweist auf Parma anno 1255, Bologna anno 1245, Florenz anno 1299, Pesaro anno 1532, Siena anno 1644; S. 79, Fn. 6: Verweis auf Pavia anno 1295, Piacenza anno 1321, Mailand anno 1396, Brescia anno 1429, Bergamo anno 1491. 67 Unten, Kap. V, S. 305 – 307.

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Maße die Natur einer Einlage, eines Konto, welches er bei der Gemeinschaft hat, annahm, entstand auch das Bedürfnis, diesem Konto als Ganzem die Natur eines selbständigen Rechtsobjekts in höherem Maße zu teil werden zu lassen, insbesondere die Möglichkeit von Verfügungen über dasselbe als solches für einzelne Fälle zuzulassen. In der That finden wir in Testamenten und Erbrezessen der Florentiner Familie der Alberti23), daß über das Konto des Teilhabers verfügt, dasselbe unter die Interessenten verteilt und letztere auf dasselbe angewiesen werden. Es entstand ferner das Bedürfnis, auch das nicht zur Kommunion gehörige Kapital des Genossen fruchtbar, am liebsten bei der eigenen Societät, anzulegen, und wir finden dann das eigenartige Verhältnis, daß der einzelne in doppelter Art am Geschäft beteiligt ist: einmal mit dem Betrage, welcher 앚 seinen Anteil am Gemeinschaftsvemögen darstellt, und ferner mit dem bei der Gemeinschaft nutzbar angelegten Kapital, als Partizipant, entsprechend dem Nebeneinanderlaufen von societas und Kommenda in den genuesischen Urkunden24). Später nun begann man auch in den Familien die alten, früher ex lege eintretenden Gemeinschaftsverhältnisse vertragsmäßig und auf Zeit zu schaffen25), womit die Familiengemeinschaft auch formell auf den Boden des Societätsrechts tritt26). Wir gelangen dann auch hier zu

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Passerini, Gli Alberti di Firenze.68 Cf. unten bei Florenz.69 앚 A 18 B 58 Cf. unten bei Florenz.70 25) Cf. die Urkunden der Alberti und Peruzzi in Florenz.71 26) Man schuf sogar, wie die Urkunde Nr. 36 des Registrum Farfense (cf. Note 11) zeigt,72 die Familiengemeinschaft selbst durch Vertrag. In der cit. Urkunde nehmen zwei in Kommunion lebende Brüder ihren Onkel in die Hausgemeinschaft auf: te … affratamus et in tertia portione … heredem esse volumus. Der Fall betrifft eine ländliche Haus23) 24)

68 In Passerini, Gli Alberti di Firenze II, sind verschiedene Testamente abgedruckt, beispielsweise diejenigen des Albertus de Lapo degli Alberti vom 9. Juli 1348 (ebd., S. 137 – 143), des Niccolò d’Iacopo degli Alberti vom 6. Aug.1376 (ebd., S. 155 – 185), des Gherardo degli Alberti vom 23. März 1393 (ebd., 195 – 198). Der unten, S. 308 – 311, von Weber behandelte Erbrezeß der Söhne Alberti von 1336 findet sich ebd., S. 15 f. und 19 – 32. 69 Unten, Kap. V, S. 308 ff. 70 Unten, S. 308 ff. 71 Unten, S. 296 f. 72 Weber bezieht sich hier auf die Auswertung Brunners, Registrum Farfense, den er schon oben, S. 200, Fn. 11, zitiert hatte.

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dem Begriff der „Einlage“, als einer Quote, mit welcher der socius an Gewinn, Verlust und Kapital der Gemeinschaft beteiligt ist, – wie bei der societas maris. Aber es fragt sich, ob diese Einlage hier dieselbe Bedeutung hat, wie bei den Kommendaverhältnissen, und darüber können wir nur entscheiden, wenn wir die andere, hier weitaus wichtigere, Seite des Verhältnisses, die Wirkungen nach außen, dritten gegenüber, betrachtet haben. Wir müssen zu diesem Behufe, nachdem zuletzt vorgreifend Ergebnisse einer späteren Entwickelung bezeichnet worden sind, wieder auf die Anfänge derselben zurückgehen. Rechtsverhältnis Die Erscheinung, daß rechtlich relevante Thatgegen dritte. sachen über die Person des unmittelbar Beteiligten Haftungsverhältnisse auf verwandthinaus Rechte und Pflichten erzeugen, findet sich schaftlicher Grundunzweifelhaft zuerst auf dem Boden der Sippe, in lage. der Pflicht des Eintretens der Genossen füreinander und den entsprechenden Rechten. Insbesondere bilden Pflicht und Recht der Privatrache eine Art obligatio 앚 ex delicto,73 an welcher aktiv und passiv jeder Genosse in geregelter Weise beteiligt ist; die betreffenden Rechtssätze sind noch im späteren Mittelalter nicht völlig verschwunden27). Nachdem die aktive und passive Wergeldobligation74 schon durch die leges barbarorum fast eine rein vermögensrechtliche Natur an-

kommunion. Brunner a. a. O. (Note 11) S. 12 f. hat auf die Analogie der Vergesellschaftung Verwandter zu Handelszwecken hingewiesen.75 앚 27) Cf. die im Const[itutum] Legis Pisan[e] civ[itatis] l. II c. 77 getroffenen StrafbestimA 19 B 59 mungen für den Fall, daß die Privatrache sich gegen den Falschen richtet.76 73 Es entsteht eine schuldrechtliche Verbindlichkeit aus dem eigentlich strafrechtlichen Delikt (obligatio ex delicto), was Weber sodann gleich wieder aufgreift. 74 Seit den germanischen Stammesrechten wird bei Totschlag statt der verwirkten Sippenrache ein Wergeld festgesetzt, das an die Sippe des Erschlagenen zu leisten ist. Das Prinzip wurde im Laufe des Mittelalters nur langsam verdrängt. 75 Brunner, Registrum Farfense, S. 12 f., zitiert eine langobardische Urkunde aus dem Jahr 754, aufgrund derer er die mittelalterliche Handelsgesellschaft aus der „ganerbschaft“, also der unabgeteilten Miterbschaft ableitet. „Affratare“ als vertragliche Verbrüderung zur Gesellschaft sieht Brunner ebd. zuerst bei landwirtschaftlichen, nicht kaufmännischen Societätsverhältnissen als konstituierend an. 76 Weder das Constitutum Legis Pisanae civitatis (ungefähr aus dem Jahr 1233), noch das Constitutum Usus, beide in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa, enthalten ein c. 77. Weber meint wohl eine Regelung des Breve Pisani Communis (anno 1286), liber tertius (nicht 2. Buch, wie Weber schreibt) „De maleficiis“, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa I, S. 359 – 466, c. 77 („De facientibus vindictam“), S. 462 f., die Privatrachen (vindicta) unter Strafe stellt.

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genommen hatte, scheint eine prinzipielle Schranke gegen den Gedanken einer Haftung auch für obligatorische Schulden nicht mehr vorhanden zu sein, zumal wenn der Mangel scharfer Scheidung des Delikts vom zivilen Unrecht in Betracht gezogen wird. In der That finden sich Ansätze dazu in der Lombarda, aber freilich nur unter Verhältnissen, wo zu den rein verwandtschaftlichen Beziehungen noch eine vermögensrechtliche hinzukommt28). Diese wirtschaftliche Grund앚lage fehlte der Sippschaft an und für sich, sie war, wenigstens zu der Zeit, als der Kredit eine Rolle zu spielen begann, keine Wirtschaftsgemeinschaft und hat es deshalb niemals über die Haftung aus Delikten hinaus gebracht, auf dem Boden der Geschäftsobligationen war sie nicht aktionsfähig, das verwandtschaftliche Moment nicht verwertbar. 28) Rubr. De debitis et guadimoniis et que liceat pignorare vel non.77 Rex Rothar: Nulli liceat alium pro alio pignorare, excepto illo qui gaphans esse invenitur id est coheres ejus proximior quib ad illius hereditatem si casus evenerit venturus est. – „Gaphans“ erklärt Albertus: „id est proximior qui ad illius hereditatem venturus est.“78 Also die Haftung ist auf den Nächstversippten beschränkt, trifft diesen aber schon bei Lebzeiten des Schuldners; die Beziehung zur hereditas wiegt vor. Inwieweit die Haftung der Erben hiervon ihren Ausgang genommen hat, steht dahin. Ferner: eod. R[ex] Limprandus c:79 d [„]Si quis debitum fecerit et res suas vendiderit et tale fuerit illud debitum, quod solvere non possit et filius ejus per uxorem suam aliquid acquisiverite vel postea sibi per quodcunque ingenium laboraverit postquam genitor ejus omnes resf gvenum daveritg vel pro debito suo creditoribus suis dederit: aut a publico intromissush fuerint; non habeant facundiam creditores res ejus quas filius ejus de conjuge sua habere videtur vel postea conquisivit aut laboravit … distrahendi … sic tamen ut … prebeat sacramentum quod de rebus patris vel matris sue si ipsa in mundio patris mortua fuerit nihil apud se habeat nec alicuii commendaverit …[“]80 Ariprand macht hieraus den trivialen Satz, daß, wer nichts

b Q: que c Q: idem d Q: ipsum e Q: conquisierit f In Q folgt: suas daverit h Q: intromisse i Q: alieni

g Q: venun-

77 Leges longobardorum, liber 2, rubr. [21]: „De debitis et guadimoniis et que liceat pignorare vel non“, l. [3]: „Nulli liceat“, f. 61r. 78 Weber zitiert hier Lombarda, liber Secundus, tit. XXI „De debitis et guadimoniis, et quae liceat pignorare vel non“, nach: Anschütz, Lombarda-Commentare, S. 115 – 119. Dort, S. 118, erläutert Albertus, anders als Weber zitiert, „gafans“ als „id est proximior succedens ab intestato“. 79 Gemeint ist der langobardische König Liutprand. 80 Das wörtliche Zitat stammt aus einem Gesetz König Liutprands aus dem Jahr 724, in: Leges longobardorum, liber 2, rubr. [21]: „De debitis et guadimoniis et que liceat pignorare vel non“, l. [20]: „Si quis debitum“, f. 63r. Weber verwendet die ungewöhnliche Schreibung „Limprand“ für den langobardischen König Liutprand, weil er, wie in seinem Literaturverzeichnis angegeben (siehe unten, S. 338), mit der Ausgabe der Leges longobardorum durch Nicolaus Bohier gearbeitet hat, in der sich durch-

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Auf dem Gebiete der Haushaltungsgemeinschaft nun finden wir einerseits die Haftung für Delikte eines Beteiligten zu Lasten der übrigen29); die folgende Erörterung wird aber ergeben, daß dieselbe gänzlich zurückgetreten und schließlich verschwunden ist gegenHaftungsverhältnisse auf Grundlage der Haushaltsgemeinschaft.

aus der Erbschaft habe, auch nicht als Erbe für Schulden hafte.81 Die Lombarda aber spricht, wie auch Pappenheim, Launegild und Garethinx S. 70 hervorhebt,82 nicht von A 20 B 60 Haftung des Erben 앚 nach dem Tode des Erblassers, sondern von Haftung bei Lebzeiten desselben und schafft in der zweiten Stelle dem Sohn aus gewissen Erwerbsarten von der Haftung freies Vermögen, wobei die Beziehung zu den res patrisk wieder als das Wesentliche hervortritt. – Ob etwas und was die Stelle bei Petrus, Except. LL. RR. l. IV c. 53 bedeutet, daß der Vater aus dem Kontrakt des servus und filius hafte, – „si in rem patris versum estl, in solidum“, ist dunkel.83 Vielleicht heißt es: wenn sie in Sachen des Familienhaushalts kontrahieren. 29) Die Statuten von Cremona (1388 rubr. 495) und von Massa (1592, der Stoff ist älter) l. IV c. 17 lassen den Hausherrn und Vater für durch das Gesinde oder den Haussohn zugefügten Schaden ohne Einschränkung haften.84 In Sizilien hob eine Konstitution von 1282 (Pardessus V S. 255) die wechselseitige Haftung der filii, patres, fratres für Delikte auf, „cum poena suos tenere debeat authores“.85 Andere Statuten (Stat[uta] Bonon[iae] v. J. 1250 ff. l. II c. 8,86 Pisa, Const[itutum] Usus 4587 – ein späterer Zusatz –, Vicen-

k In Q folgt: dominique

l Q: esse; in Q folgt: probari potest, tunc

weg diese Schreibung des Eigennamens findet, und nicht die zu seiner Zeit modernere Ausgabe in den Monumenta Germaniae Historica verwendet hat, vgl. zu Webers Quellen, Editorischer Bericht, oben, S. 134 f. und oben, S. 193, Anm. 5. 81 Lombarda, liber Secundus, tit. XXI „De debitis et guadimoniis, et quae liceat pignorare vel non“, in: Anschütz, Lombarda-Commentare, S. 115. Danach haftet ein Sohn für die Schulden seines verstorbenen Vaters weder mit dem Vermögen seiner Ehefrau noch mit dem, was er selbst erarbeitet hat, soweit er nichts geerbt hat. 82 Pappenheim, Launegild und Garethinx, S. 70 f., zitiert Liutprand, c. 57. 83 Das Zitat findet sich mit teilweise ausführlicherem Text, den Weber ohne Kenntlichmachung ausläßt, in: Petri Exceptiones Legum Romanorum, c. 52 („De contractu Filiorum vel Servorum“), S. 422 – nicht c. 53, wie Weber schreibt. 84 Statuta civitatis Cremonae, c. 495 (Rubrik „Quod dominus teneatur pro famulis in damnis datis“), S. 160; Statuta Massae, liber IV, c. XVII („Quod in damnis datis pater pro filio, dominus pro famulo et familia teneatur“), S. 200. 85 Constitution de 1282, in: Pardessus, Collection V, cap. 50 („Quod pro fugientibus a galeis, non capiantur filii pro patribus, vel e converso fratres pro sororibus, nec uxores pro maritis“), S. 255. In der Quelle werden also auch Frauen erwähnt. 86 Statuta Bononiae (anno 1250), liber II, rubrica VIII (anno 1252): „De filio familias quomodo debeat puniri si fecerit mallefitium“, S. 262. 87 Weber meint wohl den Zusatz zum Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 49 („Si quis de penis publicis et ex quibus causis Commune a privato exigere potest“), S. 989, Fn. 1, – nicht c. 45. Dort geht es allerdings um eine Einschränkung der deliktischen Haftung gegenüber der Kommune, nicht gegenüber einem Verletzten.

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über der Wirkung, welche Kontraktschulden eines Genossen für die übrigen haben, und diese letztere ist lediglich auf dem Boden dieser Gemeinschaftsverhältnisse erwachsen. Immerhin findet sich eine Reminiszenz an die Priorität des Deliktsgesichtspunktes darin, daß die nicht ex delicto entspringende Haftung an einem Punkte einsetzt, wo in den Augen des jugendlichen Rechts das zivile 앚 Unrecht dem Delikt am meisten verwandt erscheinen mußte: im Exekutionsrecht, und hier insbesondere im Konkurse des fugitivus. Von den meisten Statuten wird die Haftung der Genossen am ausführlichsten, von einigen nur bei Gelegenheit des Konkurses erörtert. Das ist nicht ohne historische Erheblichkeit. Doppelte BedeuEs tritt nämlich bei unseren Gemeinschaftstung der Haftung verhältnissen die Haftung nach außen in zwei nicht der Gemeinschaft. nur dem Grade nach voneinander verschiedenen Bedeutungen auf: 1) als Belastung des gemeinsamen Vermögens durch die Schulden des Genossen und 2) als persönliche Mithaftung der Genossen, als Schuldner, füreinander. 1. Haftung des Stellt man sich nun die Verhältnisse konkret gemeinsamen vor, so war offenbar bei Schulden eines Beteiligten Vermögens. für den Gläubiger die wesentliche praktische Frage zunächst, woran er eventuell im Vollstreckungswege wegen dieser Schulden sich halten, ob er namentlich unmittelbar in das gemeinsame Haus vollstrecken lassen konnte. Diese Frage hat die Rechtsentwickelung bejaht, und unzweifelhaft hat die Auffassung des Haushalts als eines Ganzen, über welches zu verfügen und welches zu vertreten – wenn auch nicht in gleichem Maße – grundsätzlich jeder Genosse berufen war – eine Auffassung, welche im privaten und öffentlichen Recht auch sonst von erheblicher Bedeutung war, za, Stat[uten] v. 1264 III c. quod dominus, Modena, Stat[uten] v. 1327 ref. l. IV c. 10)88 zeigen durch die Einschränkungen der Haftung für Delikte, namentlich solche der Haussöhne, welche sie einführten, die früher bestandene unbedingte Haftung. – Von dem hierher gehörigen Inhalt der Stat[uten] von Florenz wird noch die Rede sein.89 앚

88 Statuti del Comune di Vicenza, liber III, c. „Quod dominus teneatur pro servo, et pater pro filio“, S. 118 f.; Statuta civitatis Mutine (Modena), liber IV, c. 10 („De filio familias vel fratre alicujus delinquente“), S. 382 f. 89 Unten, S. 291 f.

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die zu Grunde liegende juristische Denkform gebildet30). Diese Art der Haftung31) stellte sich also prak앚tisch in dem Satze dar, daß aus

30) Für andere Verhältnisse: In Vicenza werden die öffentlichen Lasten auf die Häuser umgelegt (Stat[uten] v. 1264 l. II c. ult[imo]),90 in Mailand auf die Familien (Stat[uten] v. 1502 fol. 81, cf. schon wegen des bannus Stat[uten] v. 1217 I a[m] E[nde]), deren Glieder solidarisch dafür haften;91 in Modena kann (Stat[uta] 1327 ref. I 165) jedes Familienglied die der Familie als solcher obliegende Wehrpflicht ableisten;92 in Siena (Stat[uten] v. 1292) zahlt die einzelne gewerbl[iche] Niederlassung, nicht die Person, das Zunftgeld;93 in Moncalieri (Stat[uten] v. 1388 H. P. M. l. Mun.m I col.n 1450)94 werden die Forderungen der fratres communiter viventes untereinander nicht in das Vermögen eines jeden behufs Einkommensteuerschätzung eingerechnet. Ein Blick in das Stat[uto] dell’Arte di CalimaA 22 B 62 la von Florenz 앚 zeigt, wie dort die einzelne bottega und die einzelne societas als lokale Grundlage der Zunftorganisation galt.95 31) Für das röm[ische] Recht lag die Sache einfacher. Für den pater familias haftete die gesamte familia, für den filius familias dessen Leib; die manus injectio96 gegen ihn mochte dann wohl den Vater zur Zahlung für ihn veranlassen, – das mittelalterl[iche] Recht würde Verpflichtungsfähigkeit ohne Vermögensfähigkeit nicht angenommen haben, – für die unabgeteilten Miterben haftete röm[isch]-rechtl[ich] dessen Erbquote, die negoziabel war, – dem mittelalterl[ichen] Recht lag diese Abstraktion fern. 앚

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m A, B: Mon. n A, B: vol. 90 Statuti del Comune di Vicenza, liber II, c. ultimo („Quod sorores cum fratribus equaliter non dividant“), S. 116. Nach der Auseinandersetzung der Brüder wird jeder, der für sich wohnt, getrennt zu den Kriegslasten herangezogen. 91 Möglicherweise meint Weber hier die Statuta Mediolani I (anno 1502), cap. 379 („De colono debitore, non recipiendo si denunciatum fuerit“), f. 129r – 131r. Zum „bannus“ vgl. die Statuten von 1216 (und nicht 1217, wie Weber schreibt), die Weber wohl anhand der Ausgabe Liber consuetudinum Mediolani 1869, rubr. 1 („De iudicis civilibus“), S. 10, zitiert, weil die entsprechende Passage – möglicherweise von ihm – im Exemplar der Berliner Staatsbibliothek mit Bleistift angestrichen ist: „Sed si plures in simul stantes ad unum panem et vinum pro eodem debito et non ex causa maleficii in blasmo vel in banno positi fuerint, non nisi unum bannum vel blasmum et unam locairam solvere compellantur“. Ebenso auch Liber consuetudinum Mediolani 1876, c. 1 („De iudicis civilibus“), Sp. 864. 92 Statuta civitatis Mutine, liber I, c. 165 („Quod filius pro patre, et pater pro filio possit ire in cavalcatus“), S. 164. 93 Möglicherweise meint Weber Statuti de’lanajuoli di Siena, dist. VIII, c. 7 („Quando alcuno de’signori face contra alcuno capitolo di Consuetudo“), S. 265. Danach haftet etwa ein „compagnus“ für Verstöße seines Mitzunftgenossen gegen die Zunftordnung. 94 Statuta civitatis Montiscalerii, col. 1450: „Quod frater in comunione permanens cum fratre non teneatur registrare iura vel actiones quas habet contra fratrem sed in comuni registro ponantur.“ 95 Vgl. etwa Statuto dell’ Arte di Calimala, liber 2, c. 9 („Che Calimala s’intenda ove ha alcuno fondaco o bottega d’alcuno dell’Arte“), S. 299. 96 Symbolisches Handanlegen des Gläubigers an den Schuldner zur Einleitung der privaten Zwangsvollstreckung im ältesten römischen Recht.

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Schulden eines Genossen, welche dieser nicht zahlt, die Exekution auf den vollen Betrag in das ganze Haus geht. Daß dies der Grundgedanke ist, zeigt sich auch darin, daß, wo die Statuten schon eine Beschränkung der unbedingten Haftung alles im gemeinsamen Hause Vorfindlichen eingeführt haben, dieselbe dadurch praktisch verwirklicht wird, daß zunächst alles, was sich im Hause befindet, gepfändet wird; der statutarisch ganz oder teilweise Eximierte muß dann, nach unserer Redeweise, die Interventionsklage anstrengen97 und den Rechtsgrund der Beschränkung nachweisen: Stat[uta] Commun[is] Vicentiae 1264 l. III c. de emancipationibus:98 [„]… quicquid filius habet, hoc totum praesumatur de bonis parentum habere, nisi expressim et liquide possint probare … se acquisivisse ex officio vel successione vel … alia … justa causa …[“] Ebenso Stat[uta] Massae (gedr. 1592) für die communio fraterna.99 Liber tertius causarum civilium communis Bononiae (gedr. 1491):100 Emanzipierte Söhne haben dem exequierenden Gläubiger nachzuweisen, daß sie vor Entstehung der betr. Schuld emanzipiert sind. 2. Persönliche HafDies ist also Haftung des gemeinsamen Vermögens tung der Genossen. und Haftung der Genossen mit ihrem Anteil an demselben füreinander, noch nicht direkte Beziehung der Schuld eines Genossen auf den andern als Selbstschuldner. Den Unterschied beider finden wir deutlich erkannt in 앚 den Statuti del paratico e foro della Università de’ mercatanti von Bergamo (revid. 1479, der Inhalt ist älter, Ausg. v. 1780): 97 Wer sich darauf beruft, persönlich oder sachlich ausnahmsweise nicht der Zwangsvollstreckung in das Gut der Hausgenossenschaft zu unterliegen, muß dies durch eine eigene Klage geltend machen und somit intervenieren. 98 Weber latinisiert hier den italienischen Titel der Statutenausgabe: Statuti del Comune di Vicenza, liber IV – und nicht liber III –, c. „De emancipationibus“, S. 170. Bei dieser Vorschrift geht es vor allem darum, ehemalige Haussöhne, die lediglich zum Nachteil der Gläubiger des Familienvaters von ihrem Vater emanzipiert, also von diesem für volljährig erklärt worden waren, weiterhin mit ihrem Vermögen auch den Gläubigern des Vaters gegenüber haften zu lassen. 99 Statuta Massae, liber III, c. LXXVII („De haereditate pro indiviso retenta et de communione fraterna“), S. 167 f. 100 Weber meint vermutlich folgende Stelle: Liber tertius causarum civilium Bononiae, liber I, Rubrik: „De contractibus actibus cum minoribus et filiis familias faciendis“, f. 71r – 72v.

A 23 B 63

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

c. 92:1… quod patres et filii masculi … et fratres stantes ad unum panem et vinum … talium fugitivorum teneantur et obligati sint creditoribus in solidum et contra eosa procedi possit … realiter tantum … sed si intromiserintb se de negociatione, tunc … teneantur sicut eorum ascendentes pp. Also: die Schuld eines Genossen an und für sich macht die anderen noch nicht zu Schuldnern, sondern belastet nur – „realiter“ – das gemeinsame Vermögen. Es kommt uns aber gerade auch auf die persönliche Haftung an. Die Haftung der Sippschaftsgenossen war eine solche, und ebenso wird sich zeigen,2 daß es die Haftung der Hausgenossen und später der socii der offenen Gesellschaft auch in ihren frühesten Gestaltungen stets gewesen ist. Es ist keineswegs ohne weiteres zulässig, auch diese persönliche Haftung auf die Beziehung der Genossen zu dem gemeinschaftlichen Vermögen juristisch zu fundieren; wenn insbesondere Sohm in der soeben erscheinenden Abhandlung32) aus dem Prinzip der gesamten Hand, welches diesen Gemeinschaften zu Grunde liege, die „Schuldengemeinschaft“ der Genossen, als Korrelat der Erwerbsgemeinschaft, ableitet, so soll der Verwertung des Gesamthandsbegriffs an dieser Stelle nicht entgegenzutreten versucht werden33), indessen würde zunächst logisch doch zu postulieren sein, daß diese Schuldengemeinschaft sich eben auch nur so weit erstrecke, wie die Erwerbsgemeinschaft, d. h. eben auf das Vermögen, welches gemeinsam war und gemeinsam wurde. Darüber aber geht die Solidarhaftung gerade grundsätzlich hinaus. Wenn ferner Sohm A 23 B 63

32) 33)

Die deutsche Genossenschaft, aus der Festgabe für Windscheid.3 Cf. den Schluß.4 앚

a In Q folgt: et quemlibet eorum b Q: intromisisset 1 Statuti e privilegi del paratico e foro della università de’mercanti di Bergamo, c. 92 („Che i Padri e Figliuoli maschi maggiori di dieciott’anni, e Fratelli viventi in commune col fuggitivo, siano obligati in solido a’Creditori Mercantili […]“), S. 60. Schon nach der Überschrift, aber auch an den von Weber mit Auslassungszeichen gekennzeichneten Stellen sind nur Söhne über 18 Jahre gemeint. 2 Beispielsweise unten, S. 225 – 231. 3 Sohm, Die deutsche Genossenschaft, S. 19 – 24. 4 Unten, S. 330 f., bes. Fn. 41.

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das Mitglied der Gesamthand in Ausübung eines 앚 „ihm, als Mitglied, zuständigen Verwaltungsrechts“ handeln läßt, so ist dies, auf unsere Fälle angewendet, für die Erklärung der Belastung des gemeinsamen Vermögens in späterer Zeit und bei der heutigen offenen Handelsgesellschaft wohl verwertbar; ist indessen die im folgenden versuchte Darstellung richtig, wonach die Beschränkung der Haftung auf die „für das Geschäft“ geschlossenen Kontrakte eine zwar im Wesen der Sache liegende notwendige, aber doch erst historisch entwickelte Einschränkung der alten unbedingten Haftung bedeutet, so ist die Anwendbarkeit jener Formulierung für diesen älteren Rechtszustand, die historische Grundlage des späteren, nicht unbedenklich (wo bleibt dabei die Haftung für Delikte?). Vollends ist sie, soweit die persönliche Solidarhaftung in Frage kommt, zu beanstanden: aus einem „Verwaltungs“-Recht können Konsequenzen logisch doch nur für das verwaltete Vermögen eintreten34). Es ist daran festzuhalten, daß bei der Haushaltsgemeinschaft nicht sowohl das etwa vorhandene gemeinsame Vermögen, als die damit von alter Zeit her verbundene Arbeitsgemeinschaft, die Gemeinschaft des gesamten Erwerbslebens35), ein in der That wohl „personenrechtlich“5 zu nennendes Verhältnis, das Maßgebende war, und dies Moment findet sich auch bei den späteren Gestaltungen bis zur heutigen offenen Handelsgesellschaft wieder und bildet den wesentlichen Gegensatz gegen die Kommanditverhältnisse.

A 24 B 64

34) Cf. Sohm S. 30: „die Gewalt, über die Vermögensanteile auch dieser (der anderen) A 24 B 64 Mitglieder zu verfügen.“6 35) Dies ist auch die Auffassung der zeitgenössischen juristischen Litteratur. Baldus, Consilia III 451.7 앚

5 Weber versteht hier „personenrechtlich“ nicht im Sinne der Personenhandelsgesellschaft (dieses trifft auf die OHG und die KG zu), sondern nur im Sinne der unbeschränkten persönlichen Haftung aller Gesellschafter, die beim Kommanditisten nicht vorliegt. 6 Sohm, Die deutsche Genossenschaft, S. 30. 7 Baldus, Consilia III. 451 („Duo fratres unus maior natu, alter minor steterunt simul“), f. 120rb. In diesem Fall bejaht Baldus jedoch im Ergebnis die Frage, ob eine Mitgift eines Bruders Bestandteil der „societas omnium bonorum“ wird. Es geht also gerade nicht um die Arbeitsgemeinschaft der männlichen Gesellschaftsmitglieder.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Die persönliche Haftung der Genossen knüpft nun in den Quellen gerade an den mehr oder weniger deliktartigen Fall des Konkurses an. Es ist nicht ausgeschlossen und – etwas Bestimmteres nach der positiven oder negativen Seite hin kann nicht behauptet werden – es spricht eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Erinnerung an die alte Haftung der 앚 Versippten füreinander von Einfluß auf die Rechtsbildung gewesen ist bezw. dieselbe erleichtert hat. Aber mehr auch nicht. Die Entwickelung selbst hat sich zweifellos außerhalb der Sippschaftsgedanken vollzogen und zwarc erst, als das verwandtschaftliche Moment nicht mehr geeignet war, eine Rolle zu spielen. Der eine Gedanke war nicht „aus dem anderen hervorgegangen“, sondern an seine Stelle getreten. Wie in den Gemeindeverhältnissen an Stelle der sippschaftlichen Genossenschaft die lokale Flurgemeinschaft auf Grundlage der Vizinität8 trat, welche bei der Besiedlung vermutlich regelmäßig mit jener koinzidierte, so hier an Stelle der Familie deren für das Geschäftsleben wichtigste vermögensrechtliche Eigentümlichkeit, der gemeinsame Haushalt und die Gemeinschaft des Erwerbslebens. Daß der neuere Grundsatz sich aus dem älteren entwickelt habe, kann nicht erwiesen werden und ist schwerlich eine zutreffende Kennzeichnung der Veränderung. Der vicus enthielt vermutlich nie ausschließlich Sippschaftsgenossen, der gemeinsame Haushalt war sicher nie ein ausschließlich bei Versippten vorkommendes Verhältnis. Dort hat die definitive Seßhaftwerdung und die Art der agrarischen Wirtschaft, hier die Art, wie das Erwerbsleben der Gemeinschaften in den Städten sich äußerlich gestaltete, andere und neue Grundlagen, welche ihrem Wesen nach von den alten prinzipiell differierten, an die Stelle der letzteren gesetzt36). Ursprung und Entwickelung der Haftung der Hausgenossen.

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A 25 B 65

36) Die Formulierung des Verhältnisses bei Lastig erscheint mir hiernach nicht durchweg annehmbar.9 앚

c Fehlt in A, B; zwar sinngemäß ergänzt. 8 Gemeint ist das Rechtsverhältnis der Genossen des Dorfes (vicus) aufgrund von Nachbarschaft. 9 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 431 f., geht davon aus, zunächst sei die germanische Sippe genossenschaftliche Grundlage u.a. für gemeinsames Wirtschaften gewesen, bis sich dann überall die Beziehung allmählich auf die Familienangehörigen eingeengt und auch dort lediglich die tatsächlich zusammenwohnenden Familienmitglieder umfaßt habe. Lastig macht hier keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen agrarischen und städtischen Wirtschaftsformen.

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Daß nun die Haftung der Hausgenossen im älteren Recht eine prinzipiell unbeschränkte war, geht schon daraus allgemein hervor, daß die Richtung der statutarischen Rechtsentwickelung andauernd auf Beschränkung dieser Haftung ging. Daß dem so war, lag in den Verhältnissen. Ein volles Einstehen des einen Genossen für den anderen hatte in alter Zeit, bei primitiven Handels- und Kreditverhältnissen, nichts Bedenkliches; die damals vorkommenden Verbindlichkeiten des einzelnen gingen ebenso selbstverständlich 앚 zu Lasten der gemeinsamen Kasse, wie etwa heute der Hausvater die Krämer- und Handwerkerrechnungen der Familienglieder mit oder ohne Murren begleicht; die Konsequenz des Lebens auf gemeinsamen Gedeih und Verderb ist eben, daß die Kontrakte eines alle angehen37). Schwerlich hat, das ist zuzugeben, das Rechtsbewußtsein dabei in älterer Zeit zwischen den beiden prinzipiell verschiedenen Gedanken: Haftung des gemeinsamen Vermögens und Haftung aller Genossen, stets geschieden38). Die Unterscheidung lag fern, solange die Vermögensgemeinschaft eine im wesentlichen vollständige war. Dagegen mußten – und im Verhältnis nach außen noch mehr als unter den socii – Schwierigkeiten entstehen, als mit wachsender Bedeutung des Kredits die Schuldverbindlichkeiten des einzelnen einen Charakter gewannen, welcher die Haftbarmachung der Genossen für dieselben lediglich auf Grundlage des gemeinsamen Haushalts häufig unbillig erscheinen ließ. Andererseits war gerade die unbedingte Haftung geeignet, die Gemeinschaft im Geschäftsleben, als Kreditbasis, aktionsfähig zu machen. Diese Kreditwür-

A 26 B 66

37) Das Const[itutum] Usus Pisan[e]d civ[itatis] definiert die häusliche Gemeinschaft: A 26 B 66 „si de communi in una domo vixerint et contractus et similia communiter fecerint, sive absentes sive praesentese, sive funo absente, altero praesente etc.f “10 38) Soweit dafür juristisches Verständnis vorhanden war, betrachtete man letzteres als juristische Konsequenz des ersteren, so Baldus, Consilia V 125: die socii sind verhaftet, weil das corpus societatis, das Gesellschaftsvermögen, verhaftet ist.11 앚

d A, B: Pisen. e In Q folgt: sint f Q: unus presens, absens alius sit, ex quo communiter vivere ceperunt 10 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. XXI („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883, S. 880. 11 Baldus, Consilia V. 125, f. 30rb.

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digkeit wäre auch bei Beschränkung der Haftung auf den Betrag des Anteils des einzelnen – ein sonst naheliegender Gedanke – aufgegeben worden. Für die Fälle, in welchen das Interesse des Kredits der Gemeinschaft überwog, mußte also die Haftung festgehalten werden. Wie löste die Rechtsentwickelung dies legislatorische Problem? Die Familien- und Mit dieser Fragestellung gelangen wir endlich zur Arbeitsgemeinquellenmäßigen Darstellung. Derselben ist im vorschaften in den Statuten. stehenden vielfach vorgegriffen worden, weil der Vorbemerkungen. lückenhafte Zustand der 앚 Quellen es erforderlich machte, eine allgemeine Grundlage zu schaffen, damit ersichtlich sei, auf welche Fragen es wesentlich ankommt. Zur Würdigung des Inhalts der Statuten ist erforderlich, außer dem enormen Aufschwung des Handels und der Industrie mit zahlreichen neuen Bedürfnissen de lege ferenda12 das Umsichgreifen des römischen Rechts zu berücksichtigen. Der letztere Einfluß muß als ein sehr starker gedacht werden; gerade ihm gegenüber suchte das Handelsrecht die älteren, ihm konvenierenden Institute durch statutarische Fixierung zu behaupten. Spanien. Für die Art des Eindringens des römischen Rechts liefern die allerdings spärlichen spanischen Quellen den deutlichsten Beweis. Aus den älteren Ortsstatuten ergibt sich, daß ursprünglich der Gedanke der aus der Familiengemeinschaft folgenden solidarischen Haftung dem spanischen Recht bekannt war. Das fuero de Daroca von 1142 setzt voraus, daß der Vater für die Schulden seines Sohnes in dubio haftet38 a); daß dies und die Soli38 a) Es stellt dem Vater anheim (Muñoz, Colleccion de fueros municipales, Madrid 1847): Si quis habuerit filium prodigum vel lusorem … desafillet illum si voluerit in consiliog et si non receperit illum postea non respondeat pro illo. – Desafillare ist also = ausstoßen aus der Hausgemeinschaft (S. 534 bei Muñoz).13

g Q: concilio 12 Lateinisch für: auf dem Wege neuer Gesetzgebung. 13 Fuero von Daroca von 1142, in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 534 – 543. Das Zitat findet sich auf S. 543, nicht S. 534. Der Begriff „desafillare“ ist in dieser Ausgabe nicht erläutert.

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darhaftung von Miterben füreinander in der That als Regel angesehen wurde, ergeben indirekt andere39) gleichalterige Quellen. 앚

39) Die fueros de Medinacelih (bei Muñoz S. 435),14 wohl aus dem Anfang des 12. Jahrh. (angeblich schon von Alfons I. Batallador) halten ausdrückliche Bestimmung der Nichthaftung für nötig, ebenso schließt das Privileg Alfons VII. für Toledo von 1118 die Haftung der Frau und Kinder hinsichtlich des Mutterguts der fugitivi besonders aus.15 Ähnliches geht aus dem Fuero von Peralta von 1144 (S. 546 bei Muñoz) hervor.16 Das Fuero Viejo de Castiella von 1250, neu redigiert 1395 aus altem Rechtsstoff (aus der Zeit des „Emperador“ Alfons VII., der Cortes von Najera ), spricht die solidarische Haftung der Miterben für Nachlaßschulden ausdrücklich aus: l. V t. III:17 Todo ome o muger que mueri, dejan fijos que redenk lo suo 앚 de 5 sueldos en ariba, e A 28 B 68 deve el muerto debda manifiesta a otro ome, aquel a quien deve la debda, puede prendarl los fijos e coger la debda si fallaram en que e aquel fijo que pagaran la debda puede mandar a los otros riedeso que lop ayuden a pechar aquella debda quel pagò por suo padre, pues eredaron suos bienes tambien como el.

h A, B: Medinacoeli i Q: muere k Q: ereden lare n Q: pagare o Q: erederos p Q: le

l In Q folgt: quelquier de m Q: fal-

14 Fuero de Medinaceli, in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 435 – 443. Nach einer Herausgeberangabe, S. 435, Fn. 1, stammen diese Fueros entweder von Alfons I. Batallador, nach 1124, oder aber von König Pedro, um 1200. Weber meint wohl die Bestimmungen auf S. 437 – nicht S. 435 – unten: „Qui fuere á poblacion, ó exier de temino de viyala, venga al conceylo de la viyla […]“. 15 Es handelt sich um das Fuero de 1118 á los Mozárabes, Catellanos y Francos de Toledo, in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 363 – 369. Weber meint wohl S. 366. Dort wird u.a. geregelt, daß ein Verräter, der aus der Stadt Toledo flieht, sein Vermögen an den König einbüßt, während seine Frau und Kinder in der Stadt bleiben dürfen und ungestört ihre jeweilige „portio“ genießen sollen. 16 Fuero von Peralta von 1144, in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 546 – 550, S. 550 oben, und nicht S. 546. 17 Weber meint: Fuero viejo de Castilla, libro V, tit. II „De las erencias, e di como los erederos deben pagar las debdas e pechar un pecho ante que ayan partido“, c. 3, S. 126 – und nicht tit. III, wie Weber schreibt. Das Fuero Viejo de Castilla – Weber schreibt stets abweichend von der von ihm zitierten Madrider Ausgabe 1771, s. unten, S. 333, Anm. 4 und S. 575, im Titel Castiella – enthält Einzelerlasse kastilischer Könige, nämlich von Alfonso VI. de Viejo von Kastilien (1072 – 1109), Alfons VII. el Emperador (11./12.Jh.) bis Pedro 1394. Die Fueros von Nágera – und nicht Cortes von Najera – stammen aus dem Jahr 1076 und wurden 1124 und 1134 von Kaiser Alfons von Spanien bestätigt. Die Fueros von Nágera sind abgedruckt in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 287 – 298.

220 A 28 B 68

Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Noch das fuero de Sta Cristina von 121240) bezeichnet die Miterben, welche nach kastilischem Recht solidarisch haften41), ebenso wie die italienischen Statuten, als socii.18 Diese Ansätze wurden durch den Einbruch des römischen Rechts vollkommen beseitigt. Schon die Cortes de Valencia von 1250 machen die Haftung des Vaters für den Sohn von seinem Konsens abhängig.19 Das große Gesetzgebungswerk Alfons’ IX. aber, die Siete Partidas, redigiert zwischen 1256 und 1265, machte den Versuch, das römische Recht unverfälscht nach Spanien zu importieren. Es wird übernommen: das S[enatus] c[onsul]tum Macedonianum (Part. V 1, 6),20 der Begriff des peculium castrense etc. (2 eod.),21 die actio exercitoria, institoria, quod jussu P. V 22, 8),22 indem die Haftpflicht auf diese Fälle beschränkt wird, das ganze römische Societätsrecht inkl. der societas omnium bonorum (mit allen Definitionen der Pandekten 40) 41)

Bei Muñoz.23 Cf. Note 39.

18 Allerdings ist nicht klar, ob mit „socii“ in der Quelle wirklich die Miterben gemeint sind. 19 Vermutlich bezieht sich Weber für die Cortes von Valencia auf die synoptische Zusammenstellung der Titelrubriken der Fueros antiguos de Valencia mit den Costums de Tortosa bei Oliver, Historia del derecho en Cataluña I, S. 437b: „Nel fill per lo pare nel pare per lo fill emancipat nel libert per lo patró sia demanat“. 20 Siete Partidas, partida V, titolo 1, ley 4, f. 2vb – und nicht l. 6, wie Weber schreibt –, enthält sinngemäß die Regelungen des sogenannten Senatus consultum Macedonianum. Dieser römische Senatsbeschluß, ungefähr aus den Jahren 69 – 79 n. Chr., sah vor, daß einem Gläubiger, der einem „filiusfamilias“ ein Darlehen gegeben hat, keine Klage gegen diesen gewährt wird. Es handelt sich um eine Bestimmung zum Schutz des Minderjährigen. Sie findet sich in Dig. 14.6.1. 21 In Siete Partidas, partida V, titolo 1, ley 2, f. 2vb, ist von „nummos peculiares“, also von „einzelnen Münzen“, nicht direkt vom „peculium castrense“ die Rede. 22 Die „actio exercitoria“ und „institoria“ in: Siete Partidas, partida V, titolo 1, ley 7, f. 3rb – va. Vgl. Glossar: actio institoria, unten, S. 545. Mit der „actio exercitoria“ klagt ein Gläubiger gegen den Schiffsreeder wegen eines Rechtsgeschäfts, das der Gläubiger mit dem Schiffsführer eingegangen war. Die „actio quod iussu“ richtet sich gegen den Vater/Herrn aus einem Rechtsgeschäft, das der Sohn oder Sklave aufgrund einer von Vater/Herrn erteilten Ermächtigung abgeschlossen hat. Diese Klage ist in Siete Partidas, partida V, titolo 1, ley 6, f. 2vb – und nicht in V 22,8 wie Weber schreibt, denn ein 22. Titel findet sich dort nicht –, eingegangen. 23 Fuero de Sancta Christina – bei Weber: Cristina – von 1212, erlassen von Alfons IX. von Leon, in: Muñoz y Romero, Fueros municipales, S. 224 – 226, Weber meint wohl S. 225 „Homo qui moraverit in Zamora“.

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über societas leonina, Anrechnung der Auslagen des socius), alles dies ausdrücklich erstreckt auf die „compania que fazen los mercaders y los otros omesq para poder gañarr algo mas de ligaro ayuntado ssu aver en uno“ (P. V t. X).24 Die Leyes de Recopilacion betonen dann (L. V t. XIII l. 1)25 noch besonders, daß, abgesehen von besonderer Abmachung, nicht solidarisch, sondern pro rata, gehaftet werde. Mehr fast als irgendwo anders hat hier das römische Recht wirklich durchgegriffen; die späteren Rechtsquellen enthalten nur dürftige Reste42) der älteren Auffassung. 앚 42) In Barcelona ist die Haftung für andere ex lege später nicht bekannt, wie die im Kommentar des Marquilles (De usaticis sbarchinonensibus; gedruckts 1491) für Lehnrechtsverhältnisse als Besonder앚heit hervorgehobene Ausnahme (S. 337) zeigt.26 Für A 29 B 69 Mallorca kommt nur etwa das Verbot der emancipatio in fraudem creditorum27 (Ordinac[iones] novae v. 1413) als Reminiszenz in Betracht.28 Einige Partien der Costums de Tortosa (b. Oliver, El derecho de Cataluña) zeigen die Durchbrechung des alten Rechts in wunderlicher Weise. Über die Societät enthalten sie nur dürftige Sätze römischer Schablone, eine Besonderheit nur insofern, als der Gewinn extractis capitalibus nicht pro rata der Einlage, sondern „mig par mig“, nach Köpfen geteilt werden soll. Bezügl[ich] der Erbengemeinschaft aber zeigt doch wohl die höchst

q In Q folgt: entresi r Q: ganar s A, B: barchinonensibus (gedruckt 24 Weber zitiert hier wörtlich die Titelüberschrift zu Siete Partidas, partida V, titolo 10, f. 33vb – 36rb. Die „societas leonina“ wird ebd., ley 4, S. 34rb, behandelt. 25 Nueva Recopilacion de Leyes, liber V, tit. XVI („De los contratos, obligaciones, i fianzas, i deudas, i seccion de bienes, que hacen los deudores“), S. 782a – und nicht tit. XIII („De los pesos y medidas para comprar“). Bei einer Verpflichtung von zwei Personen soll jeder „por la mitad“ haften. Von einer abstrakten pro rata-Haftung ist nicht die Rede. 26 Die Angabe Webers konnte nicht genau identifiziert werden. Gemeint ist möglicherweise einerseits der normative Text der Usatges de Barcelona, liber IV, cap. 26 („Que lo fill no sia convengut per lo pare: ne lo pare per lo fill“), f. 103rb, oder liber X, (Rubrik: „Quals homs del vasall sien dits homens del principe e quels no e en quines coses son tenguts al principe aquests e aquelles“), f. 206va – 207ra, die nur in einer Druckausgabe von 1495, nicht 1491 identifiziert werden konnte, s. unten, S. 334 mit Anm. 10, S. 596, sowie den Kommentar des Marquilles, Comentaria super usaticis Barchinonensibus (gedruckt 1505, s. unten, S. 582), rubr. 127 („Quod si filii“), f. 337ra-vb, zum Stichwort „de manu teneat“. 27 Ein Gläubiger des Haussohnes wäre im Falle von dessen betrügerischer Emanzipation insofern benachteiligt, als er durch sie den Vater als Schuldner verliert. Vgl. auch oben, S. 212 f. 28 Ordinacions de Mallorca (aus dem Jahr 1413), c. 70 („Quod nullus debitor emancipet filium suum nisi per actum matrimonii et quod bona per filium empta quae fuerant patris possint per creditores exequi emancipatione non obstante“), S. 38.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Daß es sich bei diesen „Resten“ aber in der That um Spuren einer älteren Auffassung, nicht um gewillkürte Abweichungen vom gemeinen Recht handelt, bestätigt die Rechtsentwickelung in Venedig. Uns interessiert hier wesentlich das in den venezianischen Statuten wiederholt erwähnte Institut der „fraterna compagnia“, worunter daselbst die fortgesetzte Erbengemeinschaft verstanden wird. In Betracht kommt folgende Stelle:

A 29 B 69 Venedig.

A 30 B 70

l. III c. 4 de fraterna compagnia.29 Volumus quod fratres mortuo patre remaneant in fraterna compagnia quamdiu divisi non fuerint. Idem in germanis consanguineis filiis fratrum inter se et cum patruis. Et anon procedat 앚 ultraa fraterna compagnia.b Sorores autem inter se et cum fratribus wunderliche Bestimmung, daß die Erbteilungsklage nach 30 Jahren verjährt und dann ein Zwang zur Teilung nicht mehr möglich sein solle: – l. III, rubr. XIII, c. XV: „de XXX ans avantc los uns no poden forçar los altrosd que venguen daquela cosa a parcio …“ –, daß hier auf ältere unverstandene Verhältnisse römische Formulare angewendet worden sind. Die Teilung „per frayresca“ (l. VI r. II c. I) bei der Erbgemeinschaft der Brüder ist wohl in irgend einer Hinsicht eine Reminiszenz älterer eigenartiger Grundsätze über Erbkommunionen.30 Die späteren Lokalstatuten haben mehr handwerkspolizeilichen Inhalt (so die Stat[uten] v. Burgos, das fuero de Salamanca).31 Auf spanischem Boden ist alsdann, soviel ersichtlich, für die Ausbildung des Societätsrechtes ein originaler Beitrag nicht mehr geleistet worden. Die Praxis ecclesiastica et secularis des Gonzalo Suarez de Paz (Ausg. Frankfurt 1613) kennt als Klageformular überhaupt nur die actio pro socio unter den Genossen,32 diese nur insoweit an italienisches Recht erinnernd, als das petitum auf Benennung von arbitri (contadores) zur Auseinandersetzung geht. Cf. dazu unten bei Florenz.33 앚 a In Q nicht hervorgehoben. b Punkt fehlt in A. c Q: aenant

d Q: altres

29 Statuta Veneta, liber III, c. 4 („De fraterna compagnia“), f. 45r, ebenfalls in: Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, liber III, c. 4 f. 34v. 30 Die Formulierung „mig par mig“, oben, S. 221, Fn. 42, findet sich in: Costums de Tortosa, liber IV, rubr. XX: „De societate“, c. 4, S. 200. Zur Verjährung der Erbteilungsklage und dem wörtlichen Zitat bei Weber: Costums de Tortosa, liber III, rubr. XIII „De particio de hereus e d’altres persones et finium regundorum“, c. 15, S. 148. Die Teilung „per frayresca“ in: Costums de Tortosa, liber VI, rubr. II „En qual guisa germans deuen tornar en particio los bens“, c. 1, S. 270. 31 Vgl. Ordenanzas de Burgos, c. 131, 134, 135, 137, sowie Fuero de Salamanca, c. 218, 220 – 223, S. 65 f. (zur Erbschaftsteilung). 32 Suarez de Paz, Praxis ecclesiasticae, tomus III, caput 6 § 7 „De actione pro socio“, S. 363a – 365a. Die „contadores“ bei der Auseinandersetzung der „societas“ kommen bei no. 15, S. 364b vor. 33 Unten, S. 291 f.

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non sint in frat[erna] cia, sed faciante inter se sorores rationes eorum tantum que habuerint a patre vel avo vel aliquo alio de superioribus … et etiam cum fratribus si fratres inter se remaneant in frat[erna] cia nisi et ipsi divisionem fecerint. Si pater … aliqua specialiter dimiserit filio… illud non erit def frat[erna] cia. Also: die fraterna compagnia wird gebildet mit dem Vermögen der Brüder; es gibt Vermögen, welches ihr nicht zugehört, das ist das specialiter Hinterlassene und das Erbteil der Schwestern. Das letztere befindet sich zwar in der Gemeinschaft, aber es steht mit ihr nur im Abrechnungsverhältnis (rationes faciant), ist ein bloßes Konto. Die Zugehörigkeit der fratres zu der Gemeinschaft bedeutet also mehr. Was? Das sieht man noch nicht. Der Anklang aber an die früher citierte Lombarda-Stelle34 ist unverkennbar. Auf dies Verhältnis und verwandte bezieht sich nun ein Passus des Rechtshilfevertrages zwischen Venedig und Cattaro von 133543): „… Item quod fratres, existentes in fraterna societate, teneantur cuilibet debito facto per aliquem ipsorum, cum hocg condicione, quod ille frater qui noluerit teneri debito fratris sui, ante debitum contractum debeat fecisse cridari per riparium dicte terre in platea het scribih per notarium in quaterno communis se nolle tenerii adk debitum fratrisl, et taliter … minime teneatur. – Item quod socii, habentes societatem, ad invicem teneantur ad debitum factum per aliquem ipsorum, quod si fecerit cridari et scribi se nolle teneri, ut de fratribus proxime scriptum est supe앚rius etc.“ Auch weiterhin wird erwähnt: „frater sive socius habens societatem fraternam cum illo.“

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43) In den Monum[enta] spect[antia] hist[oriam] Slavor[um] meridional[ium] Vol. I A 30 B 70 Zagrab[iae] 1868 Nr. 696.35 앚

e Q: facient f Q: in l In Q folgt: sui

g Q: hac

h Q: (et scribi)

i Q: tenere

k In Q folgt: aliquod

34 Leges longobardorum, liber II, rubr. [14] „de successionibus“, l. [11] „Si fratres post mortem“, f. 55v. Vgl. oben, S. 193. 35 Monumenta spectantia historiam Slavorum Meridionalium I, Nr. 696, S. 464 – 466, Webers Zitat auf S. 464.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Wir sehen hier zunächst bezüglich der cia fraterna, daß ihre Folge ex lege die solidarische Haftung war 44), nur ein Protest unter bestimmten Formen schützt dagegen. Und charakteristisch ist, daß dieser Konsequenz hier, im Verkehr mit Cattaro, und nicht in den Statuten,36 Erwähnung geschieht. Also: für den Verkehr in Venedig verstand sich die Haftung von selbst und bedurfte nicht der Festsetzung, nur im internationalen Verkehr war die besondere Konstatierung opportun. Ganz ebenso bei der societas, die hier prägnant neben die Erbengemeinschaft gestellt wird: auch sie und die aus ihr folgende Solidarhaftung wird in den Statuten nicht erwähnt, nur der fremden Kommune gegenüber wird auf sie Bezug genommen. Der Zweck obiger Statutenstelle ist daher jedenfalls nicht die Einführung, sondern wahrscheinlich die Einschränkung der fraterna compagnia auf eine begrenzte Zahl von Generationen. Die Tendenz der Gesetzgebung geht überhaupt in dieser Richtung. Denn wenn auch noch im 17. Jahrhundert Zorzi 45) die Teilungsklage der „fraterna“ als praktisch behandelt, so ist doch die wesentlichste Seite des Instituts, die Wirkung nach außen, schon aufgehoben durch folgendes Gesetz:37 A 31 B 71

44) Die Ansicht Manins (Giurisprudenza Veneta), daß der Bruder nur bei Konsens hafte, ist für die ältere Zeit unrichtig.38 45) Pratica del foro Veneto p. 35.39 앚

36 Gemeint sind die venezianischen Statuten, siehe oben, S. 222 mit Anm. 29. 37 Das folgende Gesetzeszitat findet sich wörtlich beispielsweise bei Prioli, Correttion delle leggi, Rubrik: „In materia di obligatione de Beni di Fraterna“, f. 175r. Es handelt sich hierbei um eine Korrektur Priolis – und nicht Zorzis – zu dem bei Weber nachfolgend wörtlich abgedruckten Beschluß des Großen Rates von Venedig vom 7. Juli 1619, durch den frühere gesetzliche Bestimmungen abgeändert wurden. 38 Vgl. Manin, Veneta Giurisprudenza, S. 47 f. Weber vertauscht die Wortreihenfolge im Titel. 39 [Argellati], Pratica del foro Veneto, S. 35, behandelt die Zuständigkeit des aus drei Richtern bestehenden Gerichts „Proprio“, unter anderem für Auseinandersetzungen bei Teilung der fraterna: „Che vivesse in fraterna, e volesse dividersi cita qui li Fratelli, Zii, o figliuoli de’Fratelli à veder nascer Terminazione à divider, e la mattina, che cade la citazione, si fa la Terminazione, quale può esser impugnata coll’ordine solito; fatta poi la medesima, e ricusando le parti divider volontariamente, in tal caso fa il Giudice le divisioni detracto aere alieno. “ Die anonym gedruckte, aber von Francesco Argellati verfaßte, Pratica ist dem venezianischen Patrizier Marcus Antonius Zorzi gewidmet, stammt aber nicht von diesem, wie Webers Zitat vermuten ließe. Sie ist im 18. und nicht im 17. Jahrhundert gedruckt, s. unten, S. 586.

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1619. 7. Luglio. Nel Magg[iore] Cons[iglio] Essendo per Legge nello Statuto nostro deciso che la fraterna cia s’intenda, quando li fratelli non sono tra di essi divisi nelle faccoltà e occorrendo ch’alcuno, ò per mal giornom ò per altro contraza debiti, li Beni di tutta la facoltà sono sottoposti e così ne rimane il danno e pregiudizio anco à quelli che non ne hanno havuto colpa … andaràn parte: 앚 che nell’ avvenire non possa il fratello di fraterna in alcuna maniera senza l’assenso espresso dell’ altro fratello,40 obbligarlo … ma ogni obbligazione … s’intenda sempre propria e sola di quel fratello che l’havesse contratta, e i Beni della sua specialità e della sua porzione di fraterna a lui spettanti obbligati à opegno, nono quelli d’altri fratelli …

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Also gerade die Solidarhaft erschien als eine unerträgliche Konsequenz der Erbengemeinschaft. Was man deshalb dieser letzteren nahm, war der Charakter als Societätsfonds, der ihr vorher ex lege eigen war. Denn daß dies ursprünglich der Fall war, geht schon aus der Beschränkung auf die männlichen Mitglieder hervor, auf diejenigen also, welche durch persönliche Thätigkeit in die Geschäfte der Societät eingreifen; neben ihnen sind die Schwestern nur event. „Partizipantinnen“. Das Statut von 1619 läßt also die Qualität des Societätsfonds nur noch den durch Societätsvertrag geschaffenen Vermögensgemeinschaften. Damit gewinnen wir ein Motiv der Entwickelung: die gemeinsame Wirtschaft der Familiengenossen, einst ein Hauptträger der Association, tritt zurück und verschwindet endlich ganz, um rein vertragsmäßigen Grundlagen Platz zu machen. Noch in Venedig ist, wie der Vertrag mit Cattaro ergibt,41 dies nur so zur Erscheinung gekommen, daß der einzelne Miterbe durch Protest resp. Reservation bewirken kann, daß er nicht als compagno behandelt wird. In den anderen italienischen Städten liegt später, wie die Bücher der Alberti und Peruzzi46) klar ergeben, 46) Passerini, Gli Alberti di Firenze; Peruzzi, Storia del commercio e dei banchieri di A 32 B 72 Firenze. Cf. unten bei Florenz.42 앚

m Q: governo n Q: l’ Andarà

o Q: pagar con

40 Weber läßt hier, ohne es zu kennzeichnen, andere Verpflichtungsmöglichkeiten, die die Quelle vorsieht (Unterschrift, öffentliche Urkunde, Auftrag), aus. 41 Oben, S. 223. 42 Siehe dazu insgesamt, unten, S. 302 – 311, bes. S. 305.

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das Verhältnis umgekehrt so, daß nicht schon die Eigenschaft als Miterbe den socius macht, sondern daß auch die Familiengenossen einen besonderen, zeitlich begrenzten Vertrag schließen (womit die Notiz zum öffentlichen Register43 regelmäßig verknüpft ist) und nun erst socii mit allen Wirkungen 앚 sind. Damit treten dann die Familiensocietäten völlig in den Kreis der übrigen Gesellschaften ein, ihre Besonderheit ist wesentlich, daß eben auf dem Boden des schon vorhandenen gemeinsamen Vermögens und Erwerbslebens sich eine Societät besonders leicht begründen ließ47). Das venezianische Recht hat neben der Rechtsentwickelung im übrigen Italien seinen eigenen Weg verfolgt, wenig berührt von der Ausbreitung des römischen Rechts, aber eben deshalb auch ohne erheblichen Einfluß auf die gemeinrechtliche Weiterbildung. Die letztere, eben weil unter verschiedenen sich kreuzenden Einwirkungen stehend, bietet keineswegs durchweg ein so einfaches Bild dar, wie wir in Venedig gewannen.44 Die übrigen Den von uns als Ausgangspunkt der EntwickeKommunalstatuten lung angenommenen Satz, daß, wer mit einem anItaliens. deren in voller Gemeinschaft des gesamten Erwerbslebens in gemeinsamer Haushaltung lebt, sei es als Genosse der Familiengemeinschaft, sei es als socius des Handwerkers und kleinen Geschäftsmannes in der Werkstatt (stacio) oder im Laden (taberna, bottega), welch letztere in alter Zeit mit der Behausung zusammenfielen, für den Genossen als Schuldner mithaftet, finden wir in fast allen Statuten der wichtigeren Binnenstädte enthalten. Von der Gemeinschaft der Familiengenossen handeln folgende Stellen: 47) Der sonstige Inhalt der venezianischen Statuten ist belanglos, bemerkenswert nur etwa, daß l. I c. 37 die Haftung des Vaters für eine durch carta kontrahierte Schuld des Haussohns besonders ausgeschlossen wird.45 Die großen durch carta kontrahierten Kreditgeschäfte mochten wohl, wie oben hervorgehoben, Anlaß zu der Beschränkung der Haftung zuerst gegeben haben. 앚

43 Weber verweist hier auf frühe Formen des Handelsregisters. 44 Oben, S. 222 – 226. 45 Statuta Veneta, liber I, c. 37 („Quod cartula, quam facit Filius familias non valeat, nisi duo de examinatoribus in ea subscripserint/Che le carte, che fa il Figlio di Famiglia non vagliano, se doi de li Ezaminadori non sottoscrivano“), f. 18v, ebenfalls in: Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, liber I, c. 37, f. 17v/18r.

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Liber civilis urbis Veronae c. 150 (bestimmt die gegenseitige Haftung von Vater und Sohn).46 Statuta communis Vissi l. III c. 19.47 Statuten von Rom aus dem 14. Jahrhundert (ed. Camillo Re) c. 108: Haftung der fratres dictorum mercatorum campsorum vel qui in communi cum eis vixerint.48 앚 Liber tertius causarum civilium communis Bononiae, gedruckt 1491: dem Gutsherrn haften mit dem colonus49 die mit ihm „in eadem familia vel communione vel societate“ Lebenden.50 Statuta mercatorum von Cremona von 1388 rubr. 101 bis 126, betreffend die fugitivi: Verhaftet sind patres, fratres, filii … socii … et qui cum eis stant ad unum panem et vinum;51 entsprechend: Statuta civitatis Cremonae von 1388 rubr. 495.52 Statuta Massae, gedruckt 1582, l. III c. 77: Si fratres paternam hereditatem indivisam retinuerint et simul in eadem habitatione et mensa vitam duxerint, so hat jeder ein präsumtives Mandat, namens der Gemeinschaft zu kontrahieren.53 Statuta Burgi et Curie S[ancti] Georgii vom Jahre 1422: Haftung von Vater und Sohn füreinander,54 46 Liber iuris civilis urbis Veronae, c. 150 („Quando filius familias pro patre, & minor pro majore habetur“), S. 112. 47 Statuta comunis Vissi, liber III, rubr. 19 („De filio familias commictente malefitium“), S. 57. 48 Statuti della città di Roma (del secolo XIV), liber I, c. 108 („De mercatoribus et campsoribus fallutis capiendis per Senatores“), S. 70 f. Hiernach haften allerdings im fallimento des Vaters nur diejenigen Söhne, die älter als 14 Jahre sind, automatisch als Erben. 49 Unter colonus versteht man in der Spätantike wie im Mittelalter einen unfreien Landpächter im Status einer Halbfreiheit. 50 Liber tertius causarum civilium Bononiae, liber II, Rubrik „Quod omnes et singuli de familia cuiuslibet coloni laboratoris partiarii sint et esse intelligantur efficaciter obligati in solidum“, f. 109v – 110r, insbes. f. 110r. 51 Weber zitiert hier die Statuta mercatorum Cremone, in: Statuta civitatis Cremonae, cap. 101 – 126, S. 232 – 238. Webers Zitat stammt aus c. 107 („ Rubrica de personis quae obligati sunt creditoribus fugitivis ex causa ipsius fugitivi“), S. 234. 52 Statuta civitatis Cremonae, c. 495 („Quod dominus teneatur pro famulis in damnis datis“), S. 160. 53 Statuta Massae, liber III, c. 77 („De haereditate pro indiviso retenta et de communione fraterna“), S. 167 f. Daneben finden sich in Massa keine Bestimmungen zur Haftung einer „societas“. Die Statuten von Massa erschienen 1592, nicht 1582, in Lucca; vgl. dazu die Quellenübersicht, unten, S. 338. 54 Statuta Burgi et Curie Sancti Georgici, c. 19 („De contractibus filiorum familias“), S. 32 f.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Statuti della Mercanzia di Brescia c. 91 bis 107, betreffend fugitivi: die Haftung trifft alle mit ihnen zusammen Lebenden außer diejenigen famuli, welche nicht Partizipanten (commis intéressés) sind.55 Statuti e privilegi del Paratico e foro della università de’ mercanti di Bergamo c. 89: es haften „filii et fratres qui cum eis stant ad unum panem etp vinum et fratres et socii ejusdem negotiationis qipsum negociumq exercentes et omnes alii descendentes talium fugitivorum,“ ferner c. 92, 93 eod.56 Statuti della honoranda Università d’Mercatanti della inclita città di Bologna riformati l’anno 1600 rubr. 60 und fol. 48.57 Einige der citierten Statuten sind noch ungedruckt und nur in Auszügen von Lastig in der mehrfach citierten Abhandlung publiziert.58 A 35 B 75

Ein Teil dieser Statuten (Massa, Bergamo, Bologna) stellt neben die Haushaltsgemeinschaft die Gemeinschaft der앚selben stacio, mensa, negociatio, oder spricht von socii neben den Familiengenossen. Nur auf die stacio und die socii ohne besondere Erwähnung der Familiengemeinschaft beziehen sich folgende Statutenstellen: Statuta antiqua mercatorum Placentiae aus dem 13. Jahrhundert c. 550: si plures permaneantr in una stacione et unus eorum merp In Q folgt: unum

q Q: ipsam negotiationem

r Q: permanent

55 Statuti della mercanzia di Brescia, c. 91 – 107, S. 55 – 63. 56 Statuti e privilegi del paratico e foro della università de’mercanti di Bergamo, c. 89 („Che contro i figli e fratelli del fuggitivo indivisi, e di lui compagni di negozio procedere si possa realmente, e ancora personalmente, se parera a consoli“), S. 59; c. 92 („Che i Padri e Figliuoli maschi maggiori di dieciott’anni, e Fratelli viventi in commune col fuggitivo, siano obligati in solido a’Creditori Mercantili, realmente però, non personalmente“), S. 60; c. 93 („Che i compagni nel negozio decotto, ed i fautori de’fuggitivi siano obbligati a debiti de’medesimi“), S. 60. 57 Die Rubriken der von Weber im Titel leicht abweichend zitierten, s. unten, S. 338, Anm. 39 und S. 594, Statuti de la honoranda universitate de li mercatanti de Bologna sind nicht numeriert. Weber meint möglicherweise die Rubrik „Chi se intende essere fugitivo o cessante“, f. 91v. Auch hier wird eine Haftungsbeschränkung für minderjährige Söhne statutiert. 58 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 438 – 444, der hier statuta antiqua mercatorum civitatis Placentiae, statuta populi Fiorentini (anno 1324 und anno 1355), Statuto dell’Arte di Calimala, statuta mercatorum Florentiae, statuti de mercanti della città di Cremona, statuta della mercanzia di Brescia, statuti della honoranda università dei mercatanti di Bologna anführt.

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catum fecerit … quod quilibet ipsorum teneatur in totum … si fuerint socii in illas stacione. Entsprechend Cap[itula] de fugitivis von 1341.59 Statuta domus mercatorum Veronae III c. 85, die weiter unten noch zu behandelnde Stelle.60 Statuta urbis Mutinae a[nno] 1327 reformata l. III rubr. 22: Haftung der socii; dazu der Zusatz: „et intelligantur socii quantum ad predicta qui in eadem stacione vel negociatione morenturt vel mercantur ad invicem[“].61 Statuti de’ Lanajuoli del 1292 von Siena Dist. II c. 22.62 Statuti dei Mercanti di Spalato von 1312 (bei Lastig).63 Statuti del Corte del 1376 von Lucca (bei Lastig).64 Statuten von Arezzo (Ausgabe von 1580) l. II rubr. 42: Solidarhaftung der socii für nomine societatis geschlossene Kontrakte.65 Haftung der unEs haftet grundsätzlich jeder zur Gemeinschaft selbständigen Gehörige, auch der unselbständige: Haussohn, GeGenossen. selle, Handlungsgehilfe. Der Grad der Haftung ist bei den letztgenannten Personen allerdings ein verschiedener. Allein es zeigt sich, daß auch bei den famuli und laboratores die Ten-

s Q: ipsa

t Q: morantur

59 Statuta antiqua mercatorum Placentiae, c. 550 („Quod socii teneantur in solidum etc.“), S. 145. Bestimmungen zu flüchtigen Schuldnern (fugitivi) finden sich in den allgemeinen kommunalen Statuten von Piacenza aus dem Jahr 1391 – nicht 1341, bzw. 1350 für den Zusatz, wie Weber schreibt –, nämlich den Statuta antiqua communis (anno 1391), im gleichen Hauptband, den: Statuta varia civitatis Placentiae, c. „Capitula de mercatoribus fugitivis“, S. 201. 60 Statuta civilia domus mercatorum Veronae, liber III, c. 85 („Qui reperirentur esse socii palam teneatur unus pro altero de mercandaria“), S. 70. Siehe auch unten, S. 240. 61 Statuta civitatis Mutine, liber III, c. 22 („De eo qui dederit aliquod in credentiam“), S. 301. 62 Statuti de’lanajuoli di Siena, distinctio II, c. 22 („In che modo si convento l’uno compagno per l’altro“), S. 215. 63 Statuto municipale di Spalato (anno 1312), in: Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 446. Nach der bei Lastig zitierten Stelle handelt es sich um einen Auszug aus den allgemeinen Stadtstatuten, nicht aus speziellen Kaufmannsstatuten, wie Webers Titelangabe lautet, dort c. 123. 64 Statuti della Corte di Lucca (anno 1376), in: Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 446 f. Nach Lastig handelt es sich um die Statuten des Kaufmannsgerichts „corte de’mercanti“. 65 Liber statutorum Arretii, liber II, c. 42 („De obligatione sociorum“), S. 115 f.

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denz der Statuten vielmehr auf eine Einschränkung einer früheren unbegrenzten Gleichstellung mit den selbständigen Genossen als in umgekehrter Richtung gegangen ist. So wird den genannten Personen gelegentlich untersagt, Gegenstände, welche dem 앚 Hause gehören, ohne Konsens zu verkaufen48), so daß nach den älteren Grundsätzen sie eine weitgehende Legitimation gehabt haben müssen, in einer den Chef bindenden Weise zu verfügen, was eben aus ihrer Stellung als Hausgenossen resultiert sein wird. Wir kommen auf die Stellung der famuli noch bei Florenz kurz zurück.66 Uns interessiert hier wesentlich die gleichartige Behandlung des Haussohns mit diesen unselbständigen Kräften des Hauses, welche zugleich besonders deutlich den charakteristischen Unterschied gegen das römische Recht zeigt. Letzteres, welches nach Verschwinden des halbmythischen Gentilvermögens67 nur Individualvermögen kannte, fühlte mit steigender Kreditbedürftigkeit des Verkehrs gleichfalls das Bedürfnis, die Bedeutung einer Verbindlichkeit, welche ein Haussohn übernahm, zu regulieren und, mangels anderer brauchbarer Gesichtspunkte, entnahm es die Grundlagen dafür dem Pekuliarrecht der Unfreien.68 So ist die einzige wirkliche Sondervermögensbildung, welche, dem dringenden Bedürfnis des Handels entgegenkommend, in der actio tributariaa entwickelt wurde,69 aus dem Gebiet des Sklavenrechts hervorgegangen. Das mittelalterliche Recht stand hier vor der Aufgabe, die Verhältnisse zwar unselbständiger, aber auch privatrechtlich rechtsfähiger Hausgenossen zu regeln. Bei den Haussöhnen ist, wie früher bemerkt,70 stets der Gedanke einer Mitberechtigung, mehr 48)

Stat[uta] domus mercator[um] v. Verona l. III c. 12.71 앚

a A, B: tributoria 66 Unten, S. 291 – 295. 67 Das nur für die Vorzeit überlieferte Vermögen einer römischen gens (Familienverband). 68 Sondergut (peculium), das ein Sklave vom Vermögen des Herrn abgesondert zur eigenen Verwaltung erhalten hat. Vgl. Glossar: peculium castrense, unten, S. 559. 69 Die actio tributaria – und nicht tributoria, wie Weber schreibt, s. Anm. a – ist eine Deliktsklage gegen den Herrn wegen arglistig vorgenommener, ungerechter Verteilung des Gewinns aus dem peculium (siehe Glossar: peculium, unten, S. 559). 70 Zur Stellung des Haussohnes, siehe oben, S. 191, 196 – 201. 71 Weber meint aus Statuta civilia domus mercatorum Veronae, liber III, c. 13 („Nullus laborator impignet, vel alienet aliquod laborerium“), S. 52, und nicht c. 12, S. 51.

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oder weniger klar, wirksam gewesen, der Haussohn ist ein Genosse wie die anderen auch, nur die hausherrliche Gewalt, nicht ein schrankenloses Alleineigentum des Vaters beschränkt ihn. Die Folge ist nun für die Frage: wie weit der Haussohn, d. h. hier der mit seinem Vater ad unum panem et vinum72 lebende Sohn, die Familie verpflichten könne? eine bunte Mannigfaltigkeit der Antworten, wobei jedoch nie ganz die Anlehnung an den Gedanken fehlt, daß im Grunde der Haussohn ein Genosse sei wie ein anderer und also auch seine Kontrakte grund앚sätzlich die gleiche Wirkung haben müßten wie die jedes anderen Genossen49).

A 37 B 77

49) Für Delikte fand, wie wir sahen,73 eine gewisse Haftung ursprünglich statt. Was A 37 B 77 Kontrakte anlangt, so lassen einige Statuten die Familie ohne weiteres haften. So in Piacenza (c. 201 vv. „patres“ ),74 Visso,75 – anderwärts, in Brescia (Stat[uti] della Mercanzia c. 61),76 Bergamo (Cap[itula] de fugitivis v. 1341 p. 203, 205 l. c.),77 S[an] Giorgio,78 kann diese gleichfalls vorhandene Haftung durch Protest, wie bezüglich der fratres in Venedig,79 abgewendet werden. In einigen Statuten ist das Kontrahieren mit dem Haussohn, der im väterlichen Hause lebt, verboten. In Bologna (l. III caus.b civil. c. 72),80 Mon-

b A, B: cons. 72 Oben, S. 195. 73 Oben, S. 208 – 211. 74 Weber meint wohl die Statuta antiqua communis (anno 1391), in: Statuta varia civitatis Placentiae, c. „Capitula de mercatoribus fugitivis“, S. 201, und nicht c. 201. Vgl. oben, S. 229, Anm. 59. 75 Statuta comunis Vissi, liber III, rubr. 19 („De filio familias commictente malefitium“), S. 57. 76 Statuti della mercanzia di Brescia, c. 91 („Dei beni dei fuggitivi“), S. 55, und nicht c. 61. 77 Das Kapitel „De fugitivis von 1341“ entstammt – wie oben, S. 229 mit Anm. 59, bereits erwähnt – aus den Statuta varia civitatis Placentiae, „Capitula de mercatoribus fugitivis“, S. 199 – 210, und nicht aus den Statuten von Bergamo. Weber meint wohl S. 203 und 206, nicht S. 205, der Quelle. In den Statuten von Bergamo dagegen ist nur in c. 89, S. 59, eine Haftung für flüchtige Familienmitglieder statuiert, vgl. oben, S. 227, Anm. 56. 78 Gemeint sind die Statuta Burgi et Curie Sancti Georgici, c. 19 („De contractibus filiorum familias“), S. 32 f. Siehe auch schon oben, S. 227, Anm. 54. 79 Vgl. Statuta Veneta, liber I, c. 40, f. 19v, ebenfalls in: Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, liber I, c. 40 („Qui fecit cartulam alicui, filius eius divisus nihil respondebit, filius autem eius non divisus semper tenebitur“), f. 17v/18r; liber III, c. 4 („De fraterna compagnia“), f. 34v/35r, oder liber III, c. 60 („Si duo habent Possessionem insimul et alter eorum aedificat, alteri non debet nocere“), f. 49v/50r. 80 Weber meint aus: Liber tertius causarum civilium Bononiae, liber I (Rubrik „De contractibus actibus cum minoribus et filiis familias faciendis rubrica“), f. 72r – und nicht c. 72.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Die Hausgemeinschaft ist dabei stets vorausgesetzt: der „filius seorsum a patre habitans“81 tritt aus diesem Verhältnis heraus. Nur die vor der Trennung der Wirtschaft von Vater oder Sohn gemachten Schulden treffen noch nach der Trennung den anderen Teil50). Das Eindringen des römischen Rechts hat diese Entwickelungen später meist zum jus commune übergeführt. Die Beschränkung der Haftung hatte auch hier bei den größeren, durch carta kontrahierten Schulden Bedürfnis zu werden begonnen51), auf sie paßte der alte Gedanke, Die Abschichtungspflicht bei den Familiengemeinschaften.

calieri, Lodi (Statuti vecchi c. 46) und Nizza82 wird dem Sohn, der nicht vom Vater getrennt wohnt und nicht Kaufmann ist, die Verpflichtungsfähigkeit überhaupt abgesprochen. Letzteres zeigt einmal, daß man sich die Verpflichtungsfähigkeit des Haussohns offenbar, wenn man sie überhaupt anerkannte, nur als eine zu Lasten der Familie wirkende vorstellen konnte, ferner aber, daß gerade das Kaufmannsrecht im Interesse des Kredits an den alten Grundsätzen festhielt. Auch das direkte Verbot, mit dem Haussohn zu kontrahieren, kann nur in der Rechtsansicht seinen Grund haben, daß, wenn jemand mit dem Sohn kontrahierte, das Vermögen der Familie den Schaden zu tragen haben würde. Auch die Statuten von Bologna (liber tertius caus. civil. fol. 54 c.c) lassen erst mit der Trennung des Sohnes vom Vater die Verpflichtungsfähigkeit des ersteren beginnen (nur wer seorsum habitat und Kaufmann ist, wird banniert).83 50) Stat[uten] v. Piacenza c. 514.84 51) Stat[uten] v. Venedig l. I c. 37.85 앚

c Zu erwarten wäre die Zahlangabe des Kapitels. 81 Gemeint ist der aus der Hausgemeinschaft wirtschaftlich ‚abgeschichtete‘ Sohn. 82 Möglicherweise meint Weber: Statuta civitatis Montiscalerii, col. 1450. Allerdings geht es dort nicht um die fehlende Verpflichtungsfähigkeit des Haussohnes, sondern um Klagen der Familienmitglieder untereinander. Statuti vecchi di Lodi (anno 1205), c. 46, S. 36 f.: „Quod filii familias et minores quibus bonis est interdictum non obligentur“. Statuta et privilegia civitatis Niciae, c. „De contractu cum filiofamilias negotiatore“, Sp. 52. Jedoch wird in den Statuten von Nizza entgegen Webers Aussage grundsätzlich die Gültigkeit von Verträgen anerkannt, die ein Haussohn unter Duldung seines Vaters abgeschlossen hatte. 83 Liber tertius causarum civilium Bononiae, liber I (Rubrik „De creditoribus agentibus in bonis debitorum et de offerentibus aliis creditoribus“), f. 54r. Die Quelle enthält jedoch keine Kapitelnumerierung, wie das „c.“ in Webers Angabe vermuten läßt. Der Ausdruck des „seorsum habitat“ findet sich jedoch nicht hier, sondern in der oben, S. 231, Anm. 80, angeführten Stelle „De contractibus“. Auf eine Bannierung, also eine Verpflichtung unter Androhung des Bannes, ist nur in einem Umkehrschluß zu schließen. 84 Statuta antiqua mercatorum Placentiae, c. 514: „Quod filii illius defuncti qui recepisset terminum“, S. 137. 85 Statuta Veneta, liber I, c. 37, f. 18v, ebenfalls in: Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, liber I, c. 37, f. 17v/18r. Siehe auch oben, S. 226.

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daß das Vermögen den Bedürfnissen aller Genossen diene, daher für die Ausgaben und also Schulden aller hafte, nicht, denn hier handelte es sich nicht mehr um Bedürfnisse der ein앚zelnen, sondern um spekulative Thätigkeit von nicht vorherzusehender finanzieller Tragweite. Allein nicht immer wurden die römischrechtlichen Grundsätze verwendet. Es findet sich vielmehr hier noch eine interessante Sonderentwickelung. Mit dem bloßen Faktum des Aufhörens der häuslichen Gemeinschaft soll nach den alten Grundsätzen die Haftung der Familie aufhören. Allein undenkbar war es, das so zu verstehen, daß die Haftung sich danach richten sollte, ob der Sohn sich dauernd innerhalb oder außerhalb derselben Wohnung mit dem Vater aufhielt. Die wesentliche Seite der Gemeinschaft war ja, das ist schon oft betont, nicht die Verwandtschaft, auch nicht das räumliche Zusammensein, sondern beides nur, weil und soweit damit Wirtschaftsgemeinschaft verbunden war. Der alte gemeinschaftliche Haushalt enthielt eine solche, denn der Haushalt umfaßte in seinem Budget, wie heute bei dem kleinen Mann, alles, was eingenommen und ausgegeben wurde. Wenn es heißt, daß mehrere ad unum panem et vinum stehen, so heißt das in alter Zeit: jeder Erwerb und jede Ausgabe ist in dubio gemeinsam, denn das gesamte wirtschaftliche Gebaren des Handwerkers dreht sich um die leibliche Existenz, um panis und vinum, die italienische Formel für den unentbehrlichen Lebensunterhalt. Der Fabrikant später legt sich sein „Haushaltungsunkostenkonto“ an52), für den Familienvater der alten Zeit würde dies Konto in Soll und Haben alles umfassen, was überhaupt durch seine Hände läuft. Demnach kann die Aufhebung der Hausgemeinschaft auch nur als Aufhebung der Erwerbsgemeinschaft rechtliche Bedeutung haben. Wirtschaftet der Sohn außerhalb des elterlichen Hauses für gemeinschaftliche Rechnung mit dem Vater, so ist er noch socius panis et vini mit ihm im alten 앚 Sinne. Lebt er im Hause des Vaters und wirtschaftet nicht gemeinschaftlich mit

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52) Eine Entwickelung dahin werden wir in Florenz bei den Peruzzi und Alberti wahr- A 38 B 78 nehmen.86 Zunächst laufen auch dann noch bei ihnen alle Ausgaben für Geschäfts- und Haushaltsbedürfnisse promiscue, allein immerhin scheinen diese Ausgaben schon getrennt von den großen Geschäftskonten gebucht worden zu sein, als „Unkosten“. 앚

86 Unten, S. 302 – 312.

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ihm, so ist er trotz der gemeinsamen Behausung nicht socius panis et vini des Vaters53). Mithin muß unter Trennung des Haushalts Trennung der Erwerbsgemeinschaft verstanden werden, der Vater hat sich mit dem Sohn auseinanderzusetzen. Was konnte aber unter dieser Auseinandersetzung verstanden sein? Der Form nach verlangen die Statuten meist carta publica.87 Aber auch materielle Erfordernisse sind vorhanden. Der Vater hat bei der Auseinandersetzung den Sohn abzuteilen, und zwar mit der „legitima pars“,88 dem dem Sohne „zukommenden“ Teil. Es gibt also einen solchen und zwar ist es nach den oberitalischen Statuten offenbar in dubio ein voller Kopfteil54): Piacenza, Capit[ula] de fugitivis a[nno] 1341, Zusatz von 1350: der Vater muß für den Sohn solidum zahlen oder „ipsi filio obligato assignare partem legitimam omnium bonorum suorum … super qua quatenus attigeritd creditor solucionem suam consequatur“.89 Nur diese datio partis gilt als reale Abschichtung des Sohnes und unzweideutig wird dies von den Statuten als Konsequenz des latenten Anteilsrechts des Sohnes aufgefaßt55). Der uns und schon der A 39 B 79

53) Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus im Eingang erklärt es für gegen das Naturrecht und daher unzulässig, wenn die Statuten bestimmen wollten, „quod pater teneretur pro filio nisi filius patri referat quaestum“.90 54) Die originellen Teilungsgrundsätze des sizilisch-süditalischen Rechts finden sich hier nicht allgemein; cf. jedoch die folgende Note. 55) Die Stat[uten] von Vicenza erkennen bei Delikten die Haftung der Familie auf den Kopfteil des ganzen Vermögens an: Stat[uta] comm[unis] Vicent[iae] 1264 l. III rubr. quod dominus teneatur pro servo et pater pro filio: Der Vater haftet, „ita quod persona patris pro virili porcione cum aliis filiis computeture“.91 Die Stat[uten] von Modena stel-

d Q: atingerit e Q: computentur 87 Das heißt vor allem notarielle Urkunden. 88 Gemeint ist der gesetzliche Erbteil. 89 Statuta antiqua communis (anno 1391, und nicht 1341), in: Statuta varia civitatis Placentiae, S. 211. Das Kapitel lautet dort ausführlicher als in Webers Verweis: c. „Capitula de mercatoribus fugitivis“, S. 211. 90 Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus, pars II, „Circa secundam partem principalem“, f. 133rb. Petrus de Ubaldis diskutiert diese Fragen im Zusammenhang mit Spezialregelungen der Kaufmannsstatuten. 91 Weber latinisiert hier den Titel der Quellenausgabe. Es handelt sich um Statuti del Comune di Vicenza, liber III, c. „Quod dominus teneatur pro servo, et pater pro filio“, S. 118 f. Das Zitat selbst auf S. 119. Siehe auch oben, S. 211 mit Anm. 88.

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romanistischen Auffassung 앚 der zeitgenössischen Jurisprudenz56) fast haarsträubend erscheinende Satz, daß der Sohn, wenn sein Vater ihm eine selbständige Wirtschaft überweist, seinen Anteil schon bei Lebzeiten des Vaters verlangen kann, gilt als so selbstverständlich, daß diejenigen Statuten, welche – wohl unter romanistischem Einfluß, ihn nicht anerkennen, ihn ausdrücklich ausschließen57). Gerade daß uns dieser Satz haarsträubend erscheinen will, zeigt

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len für jede Kategorie von Familienmitgliedern einen eigenen Teilungsmodus auf: Delinquiert der Haussohn, so daß „bona ejus devastari deberent“, 앚 so wird in der Art gerech- A 40 B 80 net und geteilt, daß auf den Vater 1⁄2 kommt, die andere Hälfte zwischen den Söhnen pro rata geteilt gedacht wird, die so ermittelte Quote wird konfisziert.92 Delinquiert der Vater, so wird 1⁄2 des Vermögens konfisziert, 1⁄2 bleibt den Kindern. Also auch der Vater ist nur anteilsweise berechtigt. Cf. Sizilien und Süditalien.93 56) Carpano in dem Kommentar zu den Mailänder Statuten erklärt es für unerfindlich, wie es juristisch zu denken sei, daß die legitima schon zu Lebzeiten des Erblassers fällig werde.94 57) Padua 12./13. Jahrh.: Der Vater soll nur zur Alimentation, nicht zum dare partem an den Sohn gehalten sein, aber doch nur „fnisi justumf videbitur potestati vel rectorig de parte arbitrio ejus dandoh“. Ebenso Massa.95 Am entschiedensten drücken sich die Stat[uten] von Mailand von 1502 aus:96 fol. 150: Si pateri filiumk emancipaverit, partem debitam ljure naturael bonorum suorum assignare compellatur. Auch hier sind es wieder nur die Söhne, welche in der geschilderten Weise behandelt werden. 앚

f In Q nicht hervorgehoben. g In Q folgt: quo pro tempore fuerit h Q: danda i In Q folgt: vel ascendens masculus k In Q folgt: vel descendentem l In Q nicht hervorgehoben. 92 Statuta civitatis Mutine, liber IV, c. 10 („De filio familias vel fratre alicujus delinquente“), S. 382 f. Im Statutentext ist jedoch ausdrücklich auch davon die Rede, daß die nicht beschlagnahmten Vermögensbestandteile zwischen Söhnen und Töchtern, bzw. Brüdern und Schwestern gleichmäßig geteilt werden sollen. Siehe auch oben, S. 211. 93 Oben, S. 198, Fn. 10. Allerdings geht es in den dort von Weber herangezogenen Stellen allgemein um die Quotenverteilung unter den Familienmitgliedern im Erbfall und nicht um die Haftung für Schadensersatzforderungen gegen ein Familienmitglied. 94 Statuta ducatus Mediolanensis I, c. 416 „De filiofamilias“, S. 730 – 754, insbes. Carpanos Anmerkungen, S. 754, no. 257 – 263. 95 Statuti del Comune di Padova, liber 2, c. XVI („De mulieribus“), Nr. 589: „Quod Pater non compellatur dare partem filio“, S. 191. Als Beleg aus den Statuta Massae meint Weber vermutlich liber 3, c. VI („De filiis naturalibus“), S. 116. Dort geht es allerdings darum, daß ein Vater sich entscheiden kann, ob er uneheliche Söhne durch laufende Zahlung von Alimenten oder durch Auszahlung des dritten Teils vom gesetzlichen Erbteil abfinden kann. 96 Weber meint: Statuta Mediolani II (anno 1502), c. 485 („De parte assignanda filio emancipato“), f. 157v, nicht f. 150.

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den Niederschlag der großen Wandlung, welche unsere sozialen und wirtschaftlichen Anschauungen erlitten haben, auf das Güterrecht der Familien. Die Würdigung des Satzes nach dieser Seite gehört nicht hierher. Aber das geht mit Sicherheit aus dem Gesagten hervor, daß eine solche Regelung nur da Platz greifen konnte, wo die Anschauung, daß auch der unselbständige Haussohn anteilsberechtigter Genosse sei und an sich seine Kontrakte das Vermögen der Familie belasten, im Rechtsbewußtsein lebendig war. Zugleich sehen wir auch die praktischen Grundlagen der Bedeutung der sogen. „emancipatio legis Saxonicae“97 in anderem Lichte. Die Abschichtungspflicht als Konsequenz der Trennung des Haushalts war übrigens sicherlich auch ein starkes Motiv für Aufrechterhaltung der Gemeinschaft. 앚 Die Statuta communis Vicentiae vom Jahre 1264 lib. III in der Rubrik: „quod dominus teneatur pro servo et pater pro filio“98 zeigen uns auch ferner, daß der Hausdiener auch hinsichtlich der Legitimation zur Verpflichtung seines Herrn dem Haussohn gleichgestellt war, und dies, nicht aber, wie die romanistische Jurisprudenz annahm,99 das Institorat oder eine „vermutete Vollmacht“, ist die historische Grundlage der gesetzlichen Verpflichtungsmacht der famuli und factores und der heutigen „Handlungsbevollmächtigten“ und -Gehilfen.

97 Die oben beschriebene „haarsträubende“ Konsequenz der Emanzipation, des Ausscheidens des Sohnes entsprach also dem sächsischen Recht. Vgl. Sachsenspiegel I, Art. 13 „Von abgesunderten kindern“, in der Ausgabe des Sachsenspiegel Landrecht durch Weiske, S. 10 f. Noch im sächsischen Privatrecht des 19. Jahrhunderts endete die väterliche Gewalt mit der selbständigen Begründung eines eigenen Haushaltes der volljährigen Kinder, die auch gegen den Willen des Vaters vorgenommen werden konnte und zur Herausgabepflicht des dem jeweiligen Kind zustehenden Vermögens an das Kind führte, vgl. etwa: Haubold, Christian Gottlieb, Lehrbuch des Königlich-Sächsischen Privatrechts, 1. Band, 3. Aufl. – Leipzig: Hahn 1847, S. 92 f. 98 Weber zitiert den lateinischen Titel zu: Statuti del Comune di Vicenza, liber III, c. „Quod dominus teneatur pro servo, et pater pro filio“, S. 118 f. Siehe auch oben, S. 211, Anm. 88 und S. 234, Fn. 55 mit Anm. 91 99 Zur Konstruktion in der romanistischen Jurisprudenz (über Institoratshaftung bzw. vermutete wechselseitige Aufträge) siehe unten, S. 317 – 320, sowie ebenso noch in der Handelsrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, beispielsweise bei Thöl, Heinrich, Das Handelsrecht als gemeines in Deutschland geltendes Privatrecht mit Berücksichtigung des außerdeutschen Handelsrechts. – Göttingen: Dieterichsche Buchhandlung 1841, § 37, S. 114.

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Außerdem aber sehen wir an diesem eigentümlichen Institut der Ausschichtungspflicht – und damit kommen wir auf die oben gestellte Frage1 zurück: wie das Problem der Einschränkung der Haftung der Gemeinschaft für Schulden der Genossen von den Statuten gelöst worden ist? – daß es Fälle gab, in welchen diese Beschränkung thatsächlich in der Weise herbeigeführt ist58), daß nur die Quote, man kann mit Rücksicht auf das früher über den Societätscharakter der Familiengemeinschaft Bemerkte sagen: nur die Einlage des Genossen, das Kapital, welches er in der Gemeinschaft stecken hat, der Betrag, mit welchem er an derselben interessiert ist, den Gläubigern haftet. So ist es hier mit dem Anteil des Haussohnes am väterlichen Vermögen, nur diesen Anteil belasten seine Schulden. Daß andererseits diese Art der Regelung nicht allgemein auf die von uns besprochenen Gemeinschaften angewendet wurde, sahen wir bereits.2 Die volle Haftung ist, wie sie die ursprüngliche Konsequenz war, so auch später beibehalten worden, und wir haben auch ferner bereits konstatiert, daß gerade das Handelsrecht sie beibehielt. Wir werden dem entsprechend annehmen, daß die alten Haftungsprinzipien gerade für Gemeinschaften und für Obligationen, welche sich auf einen unter das Handelsrecht fallenden Geschäftsbetrieb beziehen, fortbestanden. Damit kommen wir auf den wichtigen Gegensatz von Geschäftsgläu앚bigern und Privatgläubigern. Wo wurde die Grenze zwischen Schulden, welche die Gemeinschaft und alle Genossen belasten, und solchen, welche nur eine Verhaftung des eigenen Vermögens des kontrahierenden Genossen, in Verfolg derselben eine Ausschichtung seines Anteils aus der Gemeinschaft herbeiführten, gezogen, nachdem wir beides als mögliche Rechtsfolge der Obligationen eines Genossen konstatiert haben? Solidarhaftung Daß die Solidarhaftung auf Grund der häuslichen außerhalb der Gemeinschaft nicht auf Familienglieder beFamilie. Gemeinsame stacio. schränkt war, zeigen uns die oben zusammengestellten Statuten,3 welche zum Teil diese BeschränPrivat- und Gemeinschaftsschulden.

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Oben, Oben, Oben, Oben,

S. 220, 222 – 226. S. 233. S. 190 – 236. S. 200, Fn. 11.

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kung nicht enthalten, zum Teil die ad unum panem et vinum stantes noch neben den Familienangehörigen aufführen. Daß die häusliche Gemeinschaft außerhalb der Familie auf dem Gebiet des Handwerks zu suchen ist, wurde schon gesagt.5 Allein aus dem Handwerk wurde eine Industrie von internationaler Bedeutung, und an die Stelle der Wohnung des Handwerkers, welche zugleich seine Werkstatt und sein Laden war, traten umfangreiche fabrikartige Betriebe. Bei derartigen Betrieben aber konnte die häusliche Gemeinschaft der Genossen keineswegs mehr die Regel, geschweige denn das charakteristische Merkmal der Erwerbsgemeinschaft bilden. Die Änderung nach dieser Richtung war schon gegeben, sobald Wohnung, Werkstatt und Verkaufslokal nicht mehr naturgemäß zusammenfielen, wie es beim Kleinhandwerker der Fall war. Die botteghe, staciones, tabernae wurden in günstigen Stadtvierteln gemietet, gemeinsame häusliche Wirtschaft koinzidierte keineswegs mehr regelmäßig mit gemeinsamem Betrieb in derselben bottega, die Konsorten konnten in verschiedenen botteghe verschiedene Gewerbe betreiben, die socii derselben bottega jeder einen gesonderten Haushalt führen. Da sich nun das praktische Interesse der solidarischen Haftung für den Kredit auf die Geschäftsschulden konzentrierte, so war im Falle solcher Trennung die gemeinsame stacio, die Grundlage der Erwerbsgemeinschaft, auch die geeignete Grundlage für die solidarische Haftung, das für den Verkehr nicht mehr kontrollierbare 앚 Moment der Haushaltsgemeinschaft mußte als nebensächlich in den Hintergrund treten. Wir finden demgemäß die gemeinsame stacio schon in den oben citierten Statutenstellen6 als selbständige Haftungsgrundlage neben die Haushaltsgemeinschaft gestellt. Die „negotiatio“ in der dort citierten Stelle der Statuti del paratico di Bergamo ist dabei schon eine abstraktere Auffassung der stacio, „das Geschäft“.7 Privat- und Zunächst aber ist lediglich die konkrete Werkstatt, Geschäftsschulden. bezw. der Kramladen, gewissermaßen „Träger“ der Gemeinschaft59). Die Konsequenz ist, daß nunmehr die Wirkungen 59) Einige Statuten bestimmen, daß wer aus einer Societät austritt, die bottega den andern socii lassen müsse. Cf. ferner die Urk[unde] von 1271 bei Campori in der Prefa-

5 Oben, S. 201 – 206. 6 Oben, S. 228 – 230, mit Anm. 56. 7 Oben, S. 228.

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der Obligationen über die Person des Kontrahierenden hinaus nur eintreten für die in dem Betriebe der stacio geschlossenen, auf diesen Betrieb bezüglichen Kontrakte: „sopre aquelle cose … soprem le quali serannon compagni“, wie das Statut der lanajuoli von Siena l. c. sagt.8 Dieser Gedanke, daß die Solidarhaftung nur eintreten soll für Geschäfte, welche im Betrieb des gemeinsamen Gewerbes, für Rechnung der Societät, würden wir sagen, geschlossen sind, war den Verhältnissen nach naheliegend, aber prinzipiell außerordentlich wichtig. Naheliegend war er, weil er eine einfache Konsequenz der Anknüpfung der Societät und ihrer Folgen an die gemeinsame stacio bildete. Es wäre widersinnig gewesen, hätte man zwei socii, welche außerhalb des gesellschaftlichen Geschäftsbetriebes nicht in vermögensrechtlichen Beziehungen zu einander standen, gegenseitig für Haushaltungsschulden 앚 haftbar machen wollen. Auch für die Hausgemeinschaft der Familie finden sich Anfänge der Entwickelung dahin, nur die im Interesse des gemeinsamen Haushalts gemachten Schulden mit der Konsequenz der Haftung der Gemeinschaft auszustatten60), und wohl ebenso alt, als die Loslösung der Geschäftsgemeinschaft von der Haushaltsgemeinschaft, ist der

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zione der Ausgabe der Stat[uten] v. Modena.9 Das Breve dei Consoli della Corte dei mercatanti v. 1321 in Pisa bestimmt c. 80: „… se alcuno mercatante … comperasse alcuna cosa u merce u avere alcuno et de la parte di qualio merce intra loro u differenzia d’avere fosse … non patrò … di quelle avere … dare oltrep una parte, non dividendo quellaq parte per lo numero dei mercatanti et persone ma per numero de le botthege.“10 Also die Kommanditanteile werden nach botteghe, nicht nach Köpfen geteilt, das Geschäft, nicht die Individuen sind berechtigt. 앚 60) Nach den Stat[uten] von Lodi von 1390 (rubr. 244) sind die Kontrakte von Haus- A 44 B 84 söhnen nur dann gültig, wenn sie in Geschäften des väterlichen Hauses geschlossen sind.11 Nur solche Geschäfte sollen also das Haus verbinden. 앚

m Q: sopra n Q: saranno o Q: quele p Q: ultra q Q: quelle 8 Statuti de’lanajuoli di Siena (um 1298/1292), distinctio II, c. 22 („In che modo si convento l’uno compagno per l’altro“), S. 215, siehe oben, S. 229. 9 Möglicherweise meint Weber Camporis Vorbemerkungen zu den Statuta civitatis Mutine, S. CCXLII und CCXLIII, in denen zweimal die Rede ist von einem Vertrag über eine „bottega“ aus dem Jahr 1271. Allerdings wird dort keine Urkunde zitiert. 10 Breve dei consoli a[nno] MCCCXXI, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa III, c. 80: „Di partire le merce per le boteghe“, S. 266. 11 Laudensium Statuta, rubr. 244 „De filiis familias“, f. 62v – 63r. Mit „verbinden“ ist hier die Verpflichtung des gesamten Hauses im Sinne von „verbindlich sein“ gemeint.

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Gedanke, daß nur die auf das gemeinsame Geschäft bezüglichen Obligationen ohne weiteres alle socii angehen. Die Statuta antiqua mercatorum Placentiae c. 550 und die Reformacio vom Jahre 1325 c. 6 sprechen die Haftung der socii ejusdem stacionis daher auch nur für die Schulden aus, welche für ein mercatum der Societät gemacht werden.12 Die Statuta domus mercatorum von Verona l. III c. 85 enthalten diesen Grundsatz gleichfalls;13 von den Statuten von Lodi und Arezzo wird alsbald die Rede sein.14 Außerhalb der florentinischen Statuten, deren Inhalt besonders behandelt werden soll,15 ist der Inhalt der Statuten in dieser wichtigen Beziehung einigermaßen dürftig. Die Ausdrucksweise der citierten Stellen läßt zwar darauf schließen, daß man den Satz als selbstverständlich dachte. Eine Erörterung aber über die alsdann brennend werdenden Fragen: 1) des Verhältnisses der Societätsgläubiger, d. h. der Gläubiger im Betriebe des Geschäfts kontrahierter Schulden, zu den Privatgläubigern und 2) der Privatgläubiger zu dem Geschäftsvermögen, enthält das statutarische Material außerhalb von Florenz direkt nicht. Gesellschaftliches Die zweite dieser Fragen ist nun für die Stellung Sondervermögen. des Gesellschaftsvermögens von entscheidender Bedeutung. Wie stellt sich das „Geschäft“ den Privatgläubigern gegenüber und wie gegenüber dem Privatvermögen der Gesellschafter? Was ist überhaupt unter diesem „Geschäft“ zu verstehen, finden sich 앚 insbesondere Spuren einer Konstruktion derart, wie wir sie für das Vermögen der heutigen offenen Handelsgesellschaft konstatieren mußten, ein „Sondervermögen“ der Gesellschaft? Was das Verhältnis nach Innen, unter den socii, anlangt, so haben wir gesehen,16 daß bereits in der Lombarda für die Familienkommunionen erhebliche Beschränkungen der unbedingten Gemein-

12 Statuta antiqua mercatorum Placentiae, c. 550 („Quod socii teneantur in solidum“), S. 145. Mit Reformacio vom Jahr 1325 meint Weber wahrscheinlich die Statuta mercatorum recentioria anno 1323 – und nicht 1325 – im gleichen Hauptband, den Statuta varia civitatis Placentiae, c. 6 „De racione reddenda fienda contra et adversus dominos societatum“, S. 187 f. 13 Statuta civilia domus mercatorum Veronae, liber III, c. 85 („Qui reperirentur esse socii palam teneatur unus pro altero de mercandaria“), S. 70. Siehe auch oben, S. 229. 14 Unten, S. 242 – 244, 247 f. 15 Unten, S. 294 – 300. 16 Oben, S. 193 – 196.

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samkeit eintreten. Die betreffenden Sätze der Lombarda finden sich nun in den Statuten mit teilweise wörtlichen Anklängen wiederholt: 5

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Stat[uten] von Mailand v. 1216 rubr. XIV.: … fratresr, inter quos est quoddam jus societatiss, quicquid in communi domo vivendo acquisierintt, inter eos commune erit.17 Stat[uten] v. Mailand von 1502 (gedruckt Mailand 1502) fol. 150: Itemu fratres quoque, inter quos est quoddam jus societatis, illud obtineantv ut quicquid etc. … que nonw habeant locum in quesitis ex successione … necx etiam occasione donationis … vel dotis … et intelligantur fratres stare in communi habitatione etiam si contingat aliquem ex pred[ictis] fratribus se absentare ex causa concernentiy communem rem …18 Stat[uten] v. Massa (gedr. 1532) l. III c[.] 77:19 Si fratres paternama hereditatem indivisam retinueruntb et simul in eadem habitatione etc mensa vitam duxerint, quicquid ex dlaboribus, industria, aut ipsorum, vel alicujus negociatione vel ex ipsa hereditate … vel aliunde, ex emtione venditione, locatione vel contr[actu] emphyteotico acquisitum fuerit, totum debeat esse commune … quamvis frater acquirens nomine proprio contraxisset … ita ut non conferature acquisita ejusf deducto aere alieno. idem quoque r In Q folgt: quoque s In Q folgt: illud per nostram consuetudinem obtinet, ut t Q: acquisiverint u Q: Inter v Q: obtineat w In Q nicht hervorgehoben. x nec fehlt in a In Q folgt: vel avitam b Q: retinuerint c A, B: Vet Q. y Q: concernente d – d (S. 242) In Q durchgängig keine Hervorhebungen. e Q: conferantur f Q: nisi

17 Gemeint ist im Liber consuetudinum Mediolani 1869, rubr. XIII – und nicht rubr. XIV –: „De societatibus et sociis rubrica et de socedis“, S. 55, in dem Berliner Exemplar dieser Ausgabe ist diese Passage mit Bleistift, evt. von Weber, angestrichen. Der gleiche Text auch in Liber consuetudinum 1876, Sp. 887 f. 18 Das Zitat findet sich in Statuta Mediolani II (anno 1502), gedruckt 1552 – nicht 1502 – cap. 485: „De parte assignanda filio emancipato“, f. 157v – und nicht f. 150, wie Weber schreibt. Zur Ausgabe siehe unten, S. 336 mit Anm. 23 und S. 591. 19 Statuta Massae, gedruckt 1592, und nicht 1532, liber III, c. 77 („De haereditate pro indiviso retenta et de communione fraterna“), S. 167 f. Durch die Auslassungen im Zitat, die Verwendung von „eius“ statt richtig „nisi“ und dem Singular bei „conferatur“, s. Anm. e, f, entsteht bei Webers Wiedergabe der Quelle der Eindruck einer auf diesen einen Bruder beschränkten Haftung. Aus dem Quellentext ergibt sich jedoch, daß alles, was gemeinschaftlich durch das Handeln eines Bruders erworben wurde, erst dann unter die Brüder verteilt werden soll, nachdem die gemeinschaftlichen Schulden bei Dritten bezahlt worden sind.

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servetur in aliis debitis quomodocunque contractis si pervenerint in utilitatemd communisg, et non aliter … Folgt die früher cit. Stelle20 앚 über die Solidarhaftung auf Grund präsumtiven Mandats. Stat[uti] vecchi di Lodi c. 16: Consuetudo est, quod fratres et patrui et alii qui nunquam se diviserunt simulh habitantes vel istantes quicquid acquirentk, acquiritur in communi … Ausnahme: legatum, hereditas, donatio, similia … et debituml quod fecerint sitm commune. Et ita quod ex eo debito fratres inter se pro partibus contingentibus ipso jure habeant actionem ad debitum solvendum nisi sit debitum fidejussorisn vel maleficii vel alterius sui proprii negotii i.21 Stat[uten] von Modena, reform[iert] i[m] J[ahr] 1327 l. III rubr. 22: Si aliquis mercator vel aliquis de aliqua artium dederit aliquido in credentia licet ille qui dederit sit absens, socii tamen possint petere si debitor negaverit et si confiteatur rem emisse a socio absenti … alii non possint petere et id in quo socius est obligatus pro societate eo absente et alii solvere teneantur si confiteantur vel probaturp contractum factum esse pro societateq … et intelligantur socii22 – folgt die oben bereits citierte Definition der socii als Hausgenossen.23 Es besteht zwischen diesen Stellen eine gewisse Stufenfolge. Die Statuten von Mailand lehnen sich offenbar an die Lombarda an. Alles mit Ausnahme der besonders bezeichneten lucra24 fällt in die

d (S. 241) – d In Q durchgängig keine Hervorhebungen. g Q: communem h Q: sunt i – i In Q durchgängig keine Hervorhebungen. k Q: acquirunt l In Q folgt: si m Q: est n Q: fidejussorie o In Q folgt: alicui p Q: probetur q In Q nicht hervorgehoben. 20 Oben, S. 227, Z. 14 – 16. 21 Statuti vecchi di Lodi, c. 16 („Quod comunia sint inter fratres aquisita“), S. 28. Nach „negotii“ ist in der Quelle als weitere Ausnahme genannt: „vel nisi sit suspecta persona, vel bisclacerius vel similes.“ 22 Statuta civitatis Mutine, liber III, c. 22 („De eo qui dederit aliquod in credentiam“), S. 301. 23 Zu Webers Zitation der Statuta civitatis Mutine, oben, S. 229 mit Anm. 61. 24 Weber verwendet „lucra“ als Oberbegriff für die drei in der Quelle genannten Fälle, nämlich Erbfolge, Schenkung und Mitgift.

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Gemeinschaft61). In Massa ist umgekehrt positiv dasjenige bezeichnet, was in die Gemeinschaft fällt.25 Es sind, außer den Aufkünften der ge앚meinsamen hereditas, die Erträgnisse lästiger26 Geschäfte. Dabei ist wichtig, daß (r. „quamvis … nomine proprio contraxisset“) als regelmäßig vorausgesetzt wird, daß der socius Kontrakte, welche die Gemeinschaft angehen, auch namens der Gemeinschaft abschließt. Im Verhältnis unter den socii soll dies nach den Statuten von Massa gleichgültig sein, aber sehr wohl könnte gerade darin implizite der Satz angedeutet gefunden werden, daß nach der passiven Seite hin dies im Verhältnis zu dritten anders wäre. Diese Vermutung wird verstärkt durch die angeführte Stelle der Statuten von Modena.27 Die von einem socius „pro societate“ geschlossenen Kontrakte fallen – offenbar aktiv und passiv – in der Art in die Gemeinschaft, daß jeder socius im Rechtsstreit über dieselben ad causam28 legitimiert ist. Diese unmittelbare Wirkung betonen auch die Statuten von Massa l. c.: die Gemeinschaft besteht nicht in römischer Art,29 so, daß nur der Reinerlös an dieselbe abzuführen wäre, sondern die entstehenden Obligationen sind direkt aktiv und passiv solche der Gemeinschaft. Am deutlichsten drücken sich die Statuten von Arezzo in der oben citierten Stelle30 aus:

A 47 B 87

c. 42: Quilibet socius alicujus negociationis mercantiae seu artis in qua … socios habeat, et contraxerit obligationem, dominium, 61) Die Anlehnung an die Lombarda zeigt namentlich die – abgesehen von den quae- A 46 B 86 sita ex successione, welche wohl im alten Recht nicht in Frage kamen – zu konstatierende Identität der auf besondere Rechnung gehenden lucra (cf. oben). Wie in der Lombarda das Frauengut und der Kaufschilling,31 so spielt bei Baldus in den Anm. 8 citierten Stellen32 die dos in der Gemeinschaft bezüglich der Frage ihrer besonderen Anrechnung eine erhebliche Rolle. 앚

25 Oben, S. 241 f. 26 Lästige Geschäfte meint hier solche Geschäfte, aus denen Verbindlichkeiten erwachsen. 27 Gemeint sind die Statuta civitatis Mutine, siehe oben, S. 229 und 242. 28 Das heißt zur Vertretung der Rechtssache im Prozeß. 29 Weber hebt hier wieder auf den Unterschied der römischen societas zur mittelalterlichen Personengesellschaft ab (siehe oben, S. 32, 35, und oben, S. 144 – 147). Weber bezieht sich auf die Statuten von Massa, oben, S. 210 mit Anm. 84. 30 Zu den Statuten von Arezzo, siehe oben, S. 229, Anm. 65. 31 Gemeint ist wohl das Angeld auf einen Vertrag („arrha“). 32 Oben, S. 197, Fn. 8.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

possessio et actio ipso jure et etiam directa queratur alteri socio … Zahlung an einen befreit auch gegenüber den anderen, … et insuper quilibet socius etiam in solidum teneatur ex obligatione vel contractu pro altero ex sociis rcelebrato pro dicta societate vel conversis in ear, et d[ictorum] sociorum bona … intelligantur obligata …

A 48 B 88

Also die materiell oder formell für Rechnung „der Gesellschaft“ geschlossenen Geschäfte haben im Verhältnis unter den socii und, wie wir bei Modena und Arezzo sahen,33 auch nach außen besondere Rechtsfolgen, welche darin bestehen, daß sie eben als Geschäfte nicht des socius, sondern „der Societät“ gelten. Wenn wir uns nun der in Kapitel I 앚 entwickelten Konstruktion des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft erinnern, so finden wir, daß mit dieser Unterscheidung zwischen Rechten und Verpflichtungen „der Gesellschaft“ und solchen der einzelnen alle wesentlichen Momente zur Sondervermögensbildung gegeben sind. Wenn, wie wir sahen,34 schon in den Verhältnissen der societas maris gewisse Ansätze dazu vorhanden waren, den Societätsfonds zu verselbständigen und auch im Verhältnis zu dritten auf sein Bestehen Rücksicht zu nehmen, so muß dies bei diesen Societäten, welche gerade von dem Verhältnis zu dritten ausgingen, viel weitgehender der Fall gewesen sein. Es gibt Vermögensstücke, an denen (Modena) das Anrecht des einzelnen gegenüber der „namens der Societät“ getroffenen Verfügung zurücktritt, und es gibt Schulden eines socius als solchen, wegen deren, wie wir sahen,35 die Vollstreckung unmittelbar in die Gemeinschaft stattfindet.36 Welches ist nun die Stellung der Gläubiger derjenigen Schulden, welche die Gemeinschaft nicht in dieser Weise belasten, der „Privatgläubiger“? Dem Satz der Statuten von Lodi, Modena und Arezzo, daß pro societate kontrahierte Schulden die Solidarhaftung der socii zur Folge haben, kann das Korrelat, daß andere Schulden diese Folge nicht haben, nicht gefehlt haben.37 Nun scheiden aber die Quellen, wie ber – r In Q nicht hervorgehoben. 33 34 35 36 37

Oben, Oben, Oben, Oben, Oben,

S. 229, 238. S. 177 – 182. S. 240 – 244. S. 242 f. S. 242 f.

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merkt,38 die Frage der persönlichen Haftung der socii nicht von der an sich verschiedenen: ob das gemeinsame Vermögen von den Gläubigern angegriffen werden kann. Wir werden daher annehmen, daß die Privatgläubiger auch das Gesellschaftsvermögen nicht haben unmittelbar angreifen können. Ist es aber denkbar, daß sie demselben gegenüber gar keine Rechte gehabt haben? Schwerlich: wir haben gesehen,39 daß wegen Obligationen des Haussohnes, die nicht als zu Lasten der Gemeinschaft laufend gelten, sondern ihn selbst allein treffen, – insbesondere Deliktschulden – die Gläubiger Ausschichtung desjenigen aus der Gemeinschaft fordern konnten, was als Anteil ihres Schuldners am gemeinsamen Vermögen galt. Umgekehrt erwähnen die Statuten da, wo 앚 es sich nicht um solche Schulden, sondern um diejenigen handelt, welche eine Belastung der Gesamtheit herbeiführen, insbesondere um Handelsschulden, die Ausschichtung nicht, sondern lassen, wie die obige Aufzählung zeigt, patres, filii, fratres dafür in solidum haften. Es ergibt sich also die Scheidung: 1) Gemeinschaftsschulden; sie belasten das ganze Vermögen der Beteiligten und diese persönlich. 2) Privatschulden; sie involvieren Ausschichtungsrecht und -pflicht. Ist dies bei der Familiengemeinschaft so, so werden wir mit Grund annehmen, daß die gleiche Scheidung auch für die anderen Gemeinschaften stattgefunden haben wird. Indessen außerhalb von Florenz erwähnen die Statuten davon nichts, – auf die Florentiner Statuten aber kommen wir gesondert zurück.40 GewerbegesellWir haben mithin gesehen:41 eine Schuld, welche schaften und Handelsein socius materiell oder formell für Rechnung gesellschaften. resp. namens der Societät kontrahiert, macht das Societätsvermögen und die einzelnen socii haftbar. Dabei müssen wir uns erinnern, daß wir uns, wenn hier von „societas“, von „im Betriebe der Societät“ oder „für deren Rechnung“ geschlossenen Kontrakten die Rede ist, noch immer nicht auf dem rein handelsrechtlichen Gebiet bewegen. Wir befinden uns zwar nicht mehr auf dem Gebiet der Haushaltsgemeinschaft, wir haben gesehen,42 daß die Gewerbe- bezw. 38 39 40 41 42

Oben, S. 238 f. Oben, S. 222 – 226, 232 – 238. Unten, S. 287 – 293, 300 f. Oben, S. 226 – 231. Oben, S. 226 – 231, 237 – 240.

A 49 B 89

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Geschäftsgemeinschaft (stacio, bottega) ihr gleichgestellt, teilweise – je nach dem Entwickelungsgrade des statutarischen Rechts – ihr succediert ist. Von der Haftung auf Grund dieser Gemeinschaft wurden aber nicht nur die am kommerziellen Betriebe Beteiligten, sondern auch die in der Werkstatt an der Arbeit, also im technischen Betriebe Beschäftigten betroffen, und ferner Selbständige wie Unselbständige. Die spätere Beschränkung auf die selbständigen Genossen fand sich in der citierten Stelle der Statuten der Mercanzia von Brescia.43 Die Entwickelung war aber inzwischen auch nach der Seite hin fortgeschritten, daß die von der gewerblichen Arbeit, dem Handwerk, ausgegangene Solidarhaftung ihre hervorragendste 앚 Bedeutung im Handel erlangte. Sie begann nun das eigentlich gewerbliche Gebiet auszuscheiden und von den Gewerbegenossen nur die im kommerziellen Betrieb Thätigen, die Handelsgesellschafter, ihren Regeln zu unterstellen. Dieser Schritt ist, wie ich glaube, Gegenstand folgender Stelle der Statuta domus mercatorum von Verona: l. III c. 85.44 Item ordinamus, quod quilibet mercator istius civitatis possit habere societatem cum alio de Verona simul et ad invicem, squamvis non s essent de uno et eodem misterio. Et quod illi, qui reperirentur esse socii palam teneantur unus pro alio de illo debito et mercanderia vel de misterio quam et quod fecerint stando simul et permanendo in societate: Quod autem praejudicare non debeat alicui mercatori vel de misterio qui non esset socius palam et non steterit simul in societate et stacione: nec praejudicet etiam stando in stacione et essendo socius palam: dummodo non esset praesens, cum socio, ad accipiendam mercanderiam et non promitteret de solvendo eam. Also als socii im Sinne des Handelsrechts sollen nur gelten: 1) diejenigen, welche „palam“ und „in eadem stacione“ ein Geschäft als socii betreiben: damit sind Partizipanten und alle nicht persönlich

s In Q nicht hervorgehoben. 43 Oben, S. 228, mit Anm. 55. 44 Statuta civilia domus mercatorum Veronae, liber III, c. 85 („Qui reperirentur esse socii palam teneatur unus pro altero de mercandaria“), S. 70. Siehe auch oben, S. 229, 240.

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am Betriebe Beteiligten ausgeschlossen; 2) von diesen wieder aber nur diejenigen, welche an der kommerziellen Seite des Geschäfts, an dem geschäftlichen Auftreten nach außen beteiligt sind: das wollen die Statuten mit dem letzten Satze der citierten Stelle sagen62). Damit sind die nur in der Werkstatt bei der Produktion, 앚 im technischen Betriebe, Beschäftigten ausgeschlossen. Das idem misterium45 ist, wie die Stelle sagt, irrelevant, das alte Requisit des „eandem artem exercere“ weggefallen. Die Solidarhaftung ist von ihrer ursprünglichen Grundlage losgelöst, von dem gemeinsamen Betrieb eines Handwerks auf den gemeinsamen Betrieb eines Handelsgewerbes übergeführt. Merkmale der offeDamit ist nun aber auch die Antwort auf die Frage: nen Gesellschaften welche Merkmale entscheiden darüber, ob in casu und der Societätskontrakte. jemand socius in diesem Sinne, ein Kontrakt ein Diet Firma. Geschäft der Societät ist? ihrer letzten Wandlung entgegengeführt. Solange die gemeinsame bottega und stacio es war, welche das Societätsverhältnis ausmachte, war sowohl ein Merkmal für den mithaftenden socius als solchen, als auch für diejenigen Kontrakte, welche als Societätskontrakte zu gelten hatten, ohne weiteres gegeben: das Kontrahieren im gemeinsamen Laden. Aber der Handelsverkehr im großen kannte keinen Laden. Die Statuten von Arezzo (loc. cit.)46 geben daher als Definition nur:

A 51 B 91

„ … et intelligantur socii, qui invicem pro talibus se tractant et publice pro sociis habentur …“

62) Es kann nicht gemeint sein, daß beide zugegen sind und kontrahieren, da es heißt, A 50 B 90 daß „unus pro alio“ haften soll. Sondern es wird hier dasselbe gemeint sein, was das Const[itutum] Usus von Pisa als Definition des communiter vivere gibt: si contractus et similia communiter fecerint, wo auch nicht gemeinsames Kontrahieren gemeint ist, wie der weitere Verlauf der Stelle deutlich zeigt (cf. Pisa).47 앚

t Die fehlt im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 141. 45 Es wird nur noch darauf Bezug genommen, daß jemand dasselbe Gewerbe ausübt, lateinisch: „ministerium“, italienisch: „mestiere“. 46 Das Zitat findet sich in: Liber statutorum Arretii, liber II, c. 42 („De obligatione sociorum“), S. 116, vgl. auch schon oben, S. 243, für den Kontext der Stelle. 47 Unten, S. 278, Z. 1 – 5.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

und die Stat[uta] domus mercatorum von Verona sprechen in der citierten Stelle von socii „palam“.48 Als Merkmal für diejenigen Geschäfte, welche als Societätsgeschäfte mit den entsprechenden Rechtsfolgen zu gelten haben, gibt das Statut von Arezzo an: solche, die „pro dicta societate celebrata“ sind, und bestimmt ferner:

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„et si quis contraxerit nomine alterius praesumatur pecunia fuisse illius cujus nomine contractum fuerit“ (Fortsetzung obiger Stelle).

A 52 B 92

Ebenso entscheiden die Statuten von Modena danach, ob die Geschäfte „pro societate“ geschlossen worden waren oder nicht.49 Also die unter dem Namen der Societät geschlossenen Kontrakte belasten die Societät. Hier also war der gemeinsame Name der Gesellschaft an die Stelle der gemeinsamen taberna getreten. Es lag nahe, dies Merkmal 앚 auch für die Frage, wer als socius zu gelten habe, zu verwerten. Und dies ist geschehen. Wie vor der taberna, dem Geschäftslokal des Kleingewerbetreibenden, der Ladenschild die Namen der Inhaber trug und der dritte Kontrahent im allgemeinen annehmen durfte, daß derjenige, dessen Namen darauf aushing (cujus nomen „expenditur“), zu den socii in unserm Sinn gehörte, so schuf sich der Großhandel in der Firma, dem gemeinsamen Namen der Handelsgesellschafter, sozusagen einen ideellen Ladenschild. Wie nur die nomine societatis geschlossenen Kontrakte Societätsgeschäfte sind, so ist nur der persönlich haftender socius, auf dessen Namen die Kontrakte geschlossen werden, der mit in der Firma steht (auch dies heißt noch später, in den Dezisionen Rota Genuensis und den Statuten von Genua von 1588/89 u[cf. den Schluß]u „cujus nomen expenditur“).50 Zwar gibt es für beides noch andere Kriterien: für die Eigenschaft als socius die Eintragung im öffentlichen Register51 (welches schon seit dem 13. Jahr-

u [ ] in A, B. 48 Oben, S. 246 mit Anm. 44. 49 Statuta civitatis Mutine, liber III, cap. 22 („De eo qui dederit aliquod in credentiam“), S. 301, siehe auch oben, S. 242. 50 Decisiones Rotae Genuae, dec. 7, f. 33vb no. 3, dec. 12, f. 45rb no. 3. Statutorum civilium reipublicae Genuensis, liber 4, cap. 12 („De societatibus seu rationibus mercatorum“), S. 202. 51 Oben, S. 226, Anm. 43.

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hundert in zahlreichen Kommunen bestand), – für die Eigenschaft einer Schuld als Societätsschuld die Eintragung in die Bücher der Societät. Was die Eintragungen im öffentlichen Register anlangt, so ist nicht erwiesen, daß sie ursprünglich dem Zweck dienten, die Inhaber der einzelnen Firmen dem Publikum ersichtlich zu machen63); daß sie später auch dazu benutzt wurden, zu ermitteln, ob jemand socius eines bestehenden Geschäftes war, ist nicht zu bezweifeln64). Die Eintragung in die Bücher der Gesellschaft anlangend, so ist sie allerdings ein sicheres Kennzeichen, allein sie hat die Natur eines Beweismittels: die Nichteintragung einer Societätsschuld in die Societätsbücher kann dem Gläubiger nicht geschadet haben65). Vor allem aber: sowohl die Ein앚tragung in die öffentlichen Register als die Buchung zu Lasten der Societät kommt ganz ebenso auch bezüglich der Kommanditisten66) und bezüglichv der Schulden des Societätsfonds bei der societas maris67) vor. Dagegen das Kontrahieren unter gemeinsamem Namen zu Lasten eines gemeinsam betriebenen Geschäfts kommt nur hier vor, nur bei der offenen Gesellschaft wird der socius des Kontrahierenden behandelt, als hätte er selbst kontrahiert, und deshalb kann nur hier das Ge-

A 53 B 93

63) Für Lastigs Ansicht (in der oft cit. Abh.), wdaß die Immatrikulation zum Zweck der A 52 B 92 Feststellung der Gerichtsbarkeit gedient hätte,w enthalten, soviel ersichtlich, die gedruckten Materialien Anhaltspunkte nicht.52 64) Cf. das unten unter Florenz bei Anm. 5 angeführte Schreiben aus dem J[ahr] 1303.53 65) Cf. unten bei Florenz.54 앚 66) Cf. Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales de commercio Disc. 51; die Eintragung A 53 B 93 soll den Kommanditisten vom gewöhnlichen Partizipanten unterscheiden.55 67) Cf. im vorigen Kapitel.56

v A, B: bezw. w – w A, B: daß sie die Immatrikulation zum Zweck der Feststellung der Gerichtsbarkeit gedient hätten, 52 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 401. Lastig folgert aufgrund seiner Kenntnis der Archive in Pisa und Lucca, die Eintragung habe dem „Nachweis der Jurisdiktionsuntertänigkeit“ gegolten. Da Weber in seiner Untersuchung nur mit gedruckten Quellen arbeitet, setzt er sich hier von der Position Lastigs ab. 53 Unten, S. 290, Fn. 5 mit Anm. 12. 54 Unten, S. 296 – 300. 55 Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales, disc. 51: „Florentina Societatis pro Petro Strozza, cum ratione bancaria de Saminiatis, et Strozziis“, S. 198b – 201a, insbes. S. 200a, no. 8 – 12. 56 Oben, S. 179 – 182.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

schäft und der einzelne Kontrakt auf seinen Namen gehen. Aus dem „pro societate“ Kontrahieren ist, als die „Firma“ eine selbständigere Existenz zu gewinnen begann, das Kontrahieren unter dem „usato nome della compagnia“68), eben der Firma der Societät, welche nicht mehr notwendig die Namen aller socii enthielt69), geworden70). Urkunden aüber Dementsprechend drückt sich das Verhältnis der Kontrakte von damaligen offenen Handelsgesellschaft nach außen a Gesellschaften. urkundlich darin aus, daß, während der tractator bei der societas maris nichts in Händen hat als seinen Societätskontrakt, worin über die Ver앚teilung des Gewinns verfügt und die Reiseroute festgestellt wird, hier der socius, welcher im Ausland für die Societät auftritt, Vollmachten besitzt, in welchen ihn seine socii zum „procurator et certus nuntius“ bestellen und sich für seine Kontrakte in solidum aufzukommen verpflichten, und daß in Kontrakten unter Bezugnahme auf dies „instrumentum procurae“ der Abschluß namens des Kontrahenten und seiner socii erfolgt. Derartige Urkunden sind uns erhalten, in großer Zahl namentlich aus

68) Cf. unten unter Florenz und die daselbst citierte Stelle der Stat[uti] della hon[oranda] università de mercatanti di Bologna v. 1509 fol. 67.57 69) Ähnliches aber auch schon früher. Besonders bei den Familiensocietäten pflegt nur der Name des, oft weltbekannten, Hauses genannt zu werden: societas Aczarellorum de Florentia (die Acciajuoli) in der Urk[unde] König Roberts v. Sizilien bei Buchon, Nouvelles recherches sur la Principauté française de Morée, Paris 1843, Bd. 1 S. 46.58 70) Um Mißverständnissen vorzubeugen, mag noch besonders betont werden, daß die Entwickelung des Instituts der Firma im obigen in keiner Weise erschöpfend hat geschildert werden sollen. Ohne Hereinziehung der Entwickelung der Grundsätze des Stellvertretungsrechts im Mittelalter kann die rechtshistorische Grundlage der Gesellschaftsfirma – ein zweifellos wichtiger Punkt in der Geschichte des Gesellschaftsrechts – nicht vollständig zur Darstellung gebracht werden. Für unsern Zweck genügt es, von der Thatsache auszugehen, daß die Firma dem gemeinschaftlichen Laden in den im Text angegebenen Beziehungen succediert ist. 앚

a – a Textpassage fehlt im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 141. 57 Unten, S. 298 mit Anm. 42. Der korrekte Titel der Kaufmannsstatuten von Bologna lautet: Statuti de la honoranda universitate de li mercatanti de Bologna. 58 Buchon, Nouvelles Recherches I, S. 46, erwähnt eine Urkunde Roberts von Anjou, König von Sizilien-Neapel, vom 19. Jan. 1323 für die Acciaiuoli. Im Text ist allerdings von einer „chonpagnia“, nicht von einer „societas“ die Rede.

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einem der Mittelpunkte des internationalen Verkehrs, dem christlichen Orient71).59 Angesichts dieser Urkunden nun erhebt sich für uns eine letzte prinzipielle Frage. Zur Zeit der Abfassung der hier in Bezug genommenen Urkunden, gegen Ende der Zeit der Kreuzzüge, bestand der Grundsatz der Solidarhaftung allerdings schon zu Recht, – allein die Formulare vererbten sich damals durch Jahrhunderte, und sollte nicht der Gedanke nahe liegen, die gesetzliche solidarische Haftung für den Niederschlag des in den Urkunden usancemäßig enthaltenen Versprechens der Haftung in solidum zu halten und mithin anzunehmen, daß aus der immer wiederkehrenden Solidarhaftsstipulation eine Präsumtion dafür, daß unter socii Haftung in solidum gewollt sei und daraus das entsprechende Gewohnheitsrecht entstanden sei?72) – Es muß zunächst bemerkt werden, daß daraus, daß 앚 Ur-

A 55 B 95

71) Arch[ives] de l’Orient latin Vol. II Docum[ents] p. 5: Ego Raffus Dalmacusb facio, A 54 B 94 constituo et ordino meum certum nuncium et procuratorem Lanfrancum de Lenariac socium meum presentem etc. Wörtlich gleichlautend bestellt dann umgekehrt Lanfrancus de Lenariad den Raffus Dalmacuse zu seinem certus nuntius und procurator.60 Ähnliche Urkunden mit dem Versprechen der Haftung für die Kontrakte des socius in solidum finden sich in derselben Publikation, entnommen den Notariatsregistern von Notaren in Famagusta auf Cypern, Ajaccio in Armenien und ähnl. ca. 100. 72) Schon die Lombarda spricht l. II rubr. de debitis et quadimoniis a[m] E[nde] von cartae mit Solidarhaftsklausel.61 Ebenso die Collectio sexta novellarum Dmni Justiniani imperatoris cap. de duobus reis promittendi.62 앚

b Q: Dalmacius

c Q: Lavania d Q: Lavania

e Q: Dalmacius

59 Gemeint sind die lateinischen Kreuzfahrerstaaten. 60 Urkunde des Lambertus de Sambuceto Nr. 2 vom 29. Dez. 1299 (Raffus Dalmacius setzt Lanfrancus ein), in: Archives de l’Orient latin II, S. 6 – und nicht S. 5, wie Weber schreibt –, sowie die Urkunde Nr. 3, S. 6 f., vom gleichen Tag (Lanfrancus de Lavania setzt Raffus Dalmacius zum „certus nuntius et procurator“ ein). Webers abweichende Schreibung „Lenaria“, s. Anm. c, dürfte auf seine schwer lesbare Notizschrift zurückzuführen sein (siehe oben, S. 130). Urkunden in Famagusta auf Zypern sind in: Archives de l’Orient latin II, S. 5 – 120, ediert, während Urkunden für Aïas/Ajaccio in Armenien von den Notaren Federigus de Platealonga und Nicolaus Dens stammen und abgedruckt sind in: Archives de l’Orient latin I, S. 443 – 534. 61 Leges longobardorum, liber II, rubr. [21]: „De debitis et guadimoniis et que liceat pignorare vel non“, l. [23] „Ut omnis solutio atque compositio“, f. 64v – 65r. 62 Weber meint die collatio septima – und nicht collectio sexta. Siehe Novellae imperatoris Justiniani, A. 7.9 (heutige Zitierweise: Nov. 99), tit. – und nicht cap. – „De duobus reis promittendi“, S. 264b – 265b.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

kunden des früheren Mittelalters eine bestimmte Abmachung enthalten, für die damalige Zeit nicht im entferntesten folgt, daß die betreffende ausdrücklich stipulierte Wirkung des Rechtsverhältnisses nicht auch ohnehin ex lege aus demselben gefolgt sei, im Gegenteil: Diese Naturalia pflegen die damaligen Notariatsinstrumente besonders ausführlich und in deskriptiver Breite zu enthalten73), für die in Bezug genommenen Urkunden lagen überdies mannigfache Veranlassungen vor, die Klausel betreffend die Solidarhaft ausdrücklich aufzunehmen. Es handelte sich hier um internationale Relationen, und wie die Florentiner Zunftstatuten noch des 14. Jahrhunderts, als die Solidarhaftung der socii dort längst als Rechtssatz feststand, im Interesse der Sicherheit des Verkehrs mit dem Ausland, den Societäten vorschrieben, ihre auswärtigen Vertreter mit urkundlicher Vollmacht zu versehen, so sprach auch hier das gleiche Bedürfnis für eine derartige Beurkundung zum Zweck der Legitimation. Zu letzterem Zwecke besonders deshalb, weil überseeischer Verkehr in Frage stand, im Seeverkehr aber die Kommenda zu Hause ist und ein reisender „socius“ daher in die Lage kam, mangels besonderer Legitimation über seine Berechtigung, die socii solidarisch zu verpflichten, als tractator einer Kommandite angesehen zu werden. Wesentlich aber spricht gegen die angedeutete Eventualität der, wie ich glauben möchte, im Verlauf dieses Kapitels erbrachte Nachweis, daß die Richtung der statutarischen Rechtsbildung nicht, wie man für den Fall einer Entwicke-

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73) Man müßte sonst geneigt sein, aus einem Ehekontrakt aus dem J[ahr] 1279 (Arch[ives] de l’Orient latin I p. 525), geschlossen in Ajaccio in Armenien, in welchem die Nupturientin unter Konventionalstrafe (!) verspricht, „stare et habitare tecumf in tua domo“, „gnec jacereg cum alio viro“, ferner Gehorsam , und der Nupturient: „victum et vestitum convenienter dare“, zu schließen, daß diese Pflichten der damaligen Ehe an sich nicht eigen waren.63 앚

f In Q folgt: et g Q: sive jaceam 63 Archives de l’Orient latin I, C. documents, II. Chartes, no. XLVIII, vom 31. März 1279, S. 520 f., und nicht S. 525. Die vertraglich vereinbarte Strafe (Konventionalstrafe), falls die Braut („Nupturientin“ bei Weber) eine vertraglich vereinbarte Ehepflicht verletzt, besteht in massiven Körperstrafen, nicht in einer einfachen Geldstrafe wie der Ausdruck „Konventionalstrafe“ nahelegen könnte. Der Bräutigam umgekehrt unterwirft sich nicht entsprechenden Strafen, verpfändet jedoch sein zukünftiges Vermögen an die Braut und verpflichtet sich, für ihren Unterhalt zu sorgen.

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IV. Pisa. Societätsrecht des Constitutum Usus

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lung der Solidarhaft aus Verkehrsusancen annehmen müßte, auf Sicherung und Ausdehnung des Prinzips, sondern auf dessen 앚 Beschränkung und Begrenzung auf den Fall des Betriebes eines gemeinsamen Handelsgewerbes geht. Damit ist nicht ausgeschlossen, daß es auch für die statutarische Rechtsentwickelung von Erheblichkeit war, für welche Fälle der Verkehr die Solidarhaft zu stipulieren pflegte, und da die Notariatsurkunden sichtlich unter dem Einfluß der römischen Rechtsauffassung der Jurisprudenz stehen, so kann ihre Fassung in der That einh Kanal gewesen sein, durch welchen die Betrachtungsweise der Juristen dem Verkehr und damit der Rechtsbildung näher trat. – Davon kurz im Schlußkapitel.64 Vorerst soll noch an einigen Rechtsgebieten, für welche das sonst lückenhafte statutarische Material etwas umfangreicher zur Verfügung steht, der Nachweis versucht werden, daß die in den vorstehenden beiden Kapiteln gegebene Schilderung die Prüfung an dem Inhalt derjenigen Rechtsquellen besteht, welche uns die behandelten Institute in umfassender, wenn auch zum Teil lokal gefärbter Gestalt vorführen. 앚

a

IV. Pisa.b Societätsrecht des Constitutum Usus.

A 56 B 96

B [97]

Wir haben die Darstellung dessen, was uns über das pisanische Societätsrecht bekannt ist, einem besonderen Kapitel vorbehalten namentlich deshalb, weil uns in Pisa statutarische Rechtsquellen entgegentreten, welche, offenbar in kodifikatorischer Absicht kasuistisch durchgearbeitet, eine sehr anerkennenswerte Beherrschung der Begriffe des römischen Rechts1)

20 Das Constitutum

Usus.

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1) Cf. z. B. allein schon die Verwertung des echt römischen Begriffs der Bereicherung – B 97 id, quo factus est locupletior – z. B. S. 887 bei Bonaini (Statuti inediti della città di Pisa) Vol. II unten,1 bei Instituten, welche nicht dem Pandektenrecht angehören. Der Besitz

h A, B: im a – a (S. 340) Fehlt in A; in A folgt: Thesen und Lebenslauf, beides gesondert ediert, unten, S. 341 ff. und 348 ff. b Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 141, folgt: Das 64 Unten, S. 317 – 326. 1 Das von Weber angeführte Zitat findet sich in leichter Abwandlung in: Constitutum Usus (anno 1160), in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 887: „acceptor […] non in plus quam factus est locupletior […] teneatur“.

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B 98

Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

und ein relativ sehr hohes Vermögen hervortreten lassen, in den wirtschaftlichen Erscheinungen das juristisch Relevante zu erkennen, namentlich aber, im Unterschiede z. B. von Genua, die legislatorische Fähigkeit, den im Laufe der Entwickelung eines Instituts neu hervortretenden wirtschaftlichen Unterschieden durch juristische Differenzierung gerecht zu werden. Hervorragendes Interesse verleiht den pisanischen Rechtsquellen auch ihr relativ hohes Alter. Das Constitutum Usus, die für uns wesentlich in Betracht kommende Rechtsquelle, ist datiert vom Jahre 1161 der pisanischen = 1160 unserer Ära;2 es stammt aber aus 앚 diesem Jahre wohl sicher nicht die erste Redaktion, wie es auch nicht die letzte war2).

der Pandektenhandschrift3 war wohl nicht ohne erheblichen Einfluß – cf. die statutar[ischen] Bestimmungen über dieselbe (Brevec Pis[ani] comm[unis] et compagn[ie] 1313 l. I c. 247).4 앚 2) Vgl. Schaube, Das Konsulat des Meeres in Pisa S. 2, 3, 149 und dazu Goldschmidt, B 98 Zeitschr. für Handelsr. Bd. 35 S. 601.5 c B: (Beve 2 Seinem Prolog zufolge datiert das Constitutum Usus vom „Vortag der Kalenden des Januar 1161“. Vgl. Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, S. 814. Da in Pisa der sogenannte Annuntiationsstil bei Datumsangaben galt, wonach das neue Jahr bereits am 25. März des Vorjahres begann, datiert Weber hier richtig auf 1160, und zwar auf den 31. Dez. 1160, zurück. 3 In der Augustinerkirche S. Pietro in Vincolis zu Pisa lag seit dem 11. Jahrhundert ein Manuskript des vollständigen Digestentexts (griechisch „Pandectae“), das im 15. Jahrhundert von Florenz erbeutet wurde und humanistischen Juristen als Grundlage diente, um einen besseren Digestentext zu edieren. Im mittelalterlichen universitären Unterricht wurde dagegen die sogenannte „littera Bononiensis“ verwendet, die ihrerseits wohl auf eine frühe Abschrift aus der Pisaner Handschrift zurückzuführen sein dürfte. 4 Breve Pisani communis anno MCCCXIII cum correctionibus et additamentis anno MCCCXXXVII, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, liber I, c. 247 („De pandecta exemplanda in cartis caprettinis“), S. 253. Auch schon im Breve Pisani communis (anno 1286), in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa I, S. 55 – 535, liber 1, c. 30 („De actis, privilegiis, memorialibus, registris et iuribus pisani Comunis, et de pandecta Communis pisani“), S. 87 f., wurden die Pandekten erwähnt. Der Statutentext trägt allerdings nur den Titel Breve Pisani communis. Weber entnahm den Zusatz „et compagnie“ wohl dem unmittelbar im Anschluß abgedruckten Breve del popolo et delle compagne del comune di Pisa (anno 1313), in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, S. 443 – 641, in dem die Pandektenhandschrift jedoch nicht erwähnt wird. 5 Schaube, Konsulat des Meeres, beschäftigt sich S. 2 f. und S. 149, mit der Datierungsproblematik des Constitutum Usus. Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament, S. 323, 379, erwähnt 1160 als Entstehungsjahr zumindest des Prologs zum Constitutum Usus.

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Wenn auch die Natur dieses Statuts näher zu erörtern hier nicht der Ort ist, sind doch einige Bemerkungen erforderlich über die Stellung, welche diese Kodifikation – denn eine solche will das Constitutum Usus nach seiner Vorrede sein,6 – zu den übrigen Rechtsquellen einnimmt, insbesondere zu dem Constitutum Legis,7 der Sammlung des pisanischen Partikularrechts, und zu dem, wie die Statuten als selbstverständlich voraussetzen, subsidiär geltenden gemeinen Recht,8 – eine Stellung, welche an des Verhältnis des heutigen Handelsrechts zum bürgerlichen Recht in manchen Beziehungen erinnert. Gebiet des Usus. Das von dem Constitutum Usus beherrschte Gebiet wird festgestellt durch Aufzählung derjenigen Thatbestände, welche unter den Usus fallen, ist mithin objektiv begrenzt, nicht subjektiv, als Standesrecht, etwa der Kaufleute; wie unser Handelsgesetzbuch die Handels-„Sachen“9 dem Handelsrecht unterstellt, so das Constitutum Usus sich die „causae pertinentes ad usum“. Die Bearbeitung dieser Usus-Sachen kommt einem Spezialgerichtshof, der Curia previsorum apud eccles[iam] Sti d Ambrosii, seit 1259 Curia Usus genannt,10 zu, dessen Zuständigkeit, wenn im Prozeß vor den Zivilgerichten ein nach Usus zu beurteilendes Verhältnis zur Sprache kommt, auf Antrag durch Interlokut11 auf Überweisung an die Curia Usus festgestellt wird.

d B: Si 6 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, Prolog, S. 813 f. 7 Constitutum Legis (aus dem Jahr 1233, mit Nachträgen von 1241 – 1281), in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, S. 643 – 809, siehe auch unten, S. 256, Anm. 13. 8 Siehe Glossar: gemeines Recht, unten, S. 552. 9 Das deutsche Handelsrecht grenzt sein Anwendungsgebiet einerseits (objektiv) durch den Begriff Handelsgeschäfte von dem des Bürgerlichen Gesetzbuchs ab. Daneben sind alle Geschäfte eines Kaufmanns im Betrieb seines Handelsgewerbes nach Handelsrecht (subjektiver Anknüpfungspunkt) zu beurteilen. Vgl. zum zeitgenössischen Handelsrecht Art. 271 – 277, 1, 4 – 11 ADHGB. 10 Vgl. zur Curia Usus: Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 2 („De iudicibus et reclamatoribus“), S. 815, mit Anm. 3. Die Datierung des Zusatzes auf das Jahr 1259, die Weber vornimmt, ergibt sich nicht aus der Quelle. 11 Ein Interlokut ist ein Neben- oder Zwischenurteil in einem Gerichtsverfahren, das keine Entscheidung über die Hauptsache trifft, aber selbständig anfechtbar ist. Es kann beispielsweise über die Zuständigkeit des Gerichts, über die Zulassung von Beweismitteln etc. ergehen.

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Über den Bereich des Usus ergibt die Aufzählung der Quellen3), daß derselbe keineswegs einen in sich geschlossenen, einer systematischen Gliederung fähigen Komplex von Rechtsverhältnissen darstellt, sich vielmehr über das gesamte Gebiet des Privatrechts verzweigt. Aus dem Immobiliarsachenrecht, dem Recht der öffentlichen Wege und Flüsse, dem ehelichen 앚 Güterrecht, dem Nachlaßregulierungsverfahren, den Marktverhältnissen, Besitzrecht, Societätsrecht, Darlehen, Deliktsobligationen,12 fallen einzelne Verhältnisse unter den Usus. Ein Prinzip darin zu finden ist unmöglich: es ist kein solches vorhanden. Den Gegensatz zum Usus bildet die lex, und zwar, wie die Einleitung in das Constitutum Usus ausführt, sowohl die lex Romana, nach welcher die civitas Pisana im allgemeinen lebt, als die lex Langobarda, aus welcher sie „quaedam retinuit“, als endlich die im Constitutum Legis niedergelegte, zur Ergänzung des subsidiären gemeinen Rechts bestimmte Partikulargesetzgebung.13 Der Usus muß also eine nach dem Bewußtsein der Zeitgenossen an keine dieser Quellen sich anschließende gewohnheitsrechtliche Entwickelung darstellen. Er stellt sich – eine allgemeine Analyse soll hier nicht versucht werden –, soweit das Gebiet des Handelsrechts, insbesondere des Societätsrechts betroffen wird, wesentlich dar als Usance,14 teils lokale, teils internationale; die darin enthaltenen Rechtssätze sind überwiegend dispositiver Natur, soweit sie dies nicht sind, sind sie augenscheinlich jünger und noch in der Ent-

3)

Bonaini, Statuti inediti della città di Pisa Vol. II. p. 835.15 앚

12 Gemeint sind Schuldforderungen aus unerlaubter Handlung, also Schadensersatzansprüche. 13 Nach dem Prolog des Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, S. 813, lebt die civitas Pisana einerseits nach der „lex Romana“, andererseits auch „retentis quibusdam de lege Longobarda“. Zukünftige einzelne „leges“ sollen nach dem Prolog, ebd., S. 814, nur zulässig sein, wenn sie dem Inhalt des Constitutum Usus, der Niederschrift aller geltenden, bisher nur mündlich überlieferten Rechtssätze, nicht entgegenstehen. Beim Constitutum Legis, siehe oben, S. 255, Anm. 7, handelt es sich um ein solches späteres Gesetz. 14 Usance ist hier im Sinne des unten, S. 273, erwähnten Handelsbrauchs verwendet. Siehe auch Glossar: Usance, unten, S. 565. 15 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 5 („Que questiones ad usum, et que ad leges mittantur“), S. 833 – 843.

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wickelung begriffen4), beziehen sich überdies auf jene dispositiv normierten Verhältnisse bezw. setzen voraus, daß dieselben den dispositiven Normen entsprechend fixiert zu werden pflegten, – so daß hier im allgemeinen der Handelsgebrauch als Grundlage zunächst eines Handelsgewohnheitsrechts und demnächst der statutarisch festgestellten Normen zu betrachten ist. Natur der RechtsDie Konsequenz für uns ist, daß wir im Constitusätze des Usus. tum Usus im wesentlichen (nicht durchweg) solche Rechtssätze auf unserem Gebiet nicht zu finden erwarten können, welche ihrem Wesen nach von vornherein eben nicht dispositiver, sondern zwingender Natur waren, die einfache ipso jure eintretende Folge 앚 gewisser Thatbestände sind. Dazu gehört in erster Linie die Solidarhaftung, wie wir sie oben kennen lernten.16 Thatsächlich fehlt denn auch über dieselbe jede direkte Äußerung; inwieweit die betreffenden Verhältnisse als trotzdem vorhanden sich bemerkbar machen, wird unten noch erörtert werden.17 Die Nichtexistenz des Prinzips darf jedenfalls nicht aus seiner Nichterwähnung im Constitutum Usus geschlossen werden. Überdies liegen auch in betreff des unbedingten Vorherrschens des Seehandels in Pisa die Verhältnisse ähnlich wie in Genua. Auch aus diesem Grunde werden wir erwarten, die dem Seehandel adäquaten Rechtsformen der Kombination von Kapital und Arbeit hier in besonders breiter Ausführung zu finden. SocietätsrechtDies ist nun in der That der Fall. Die Kapitel des licher Inhalt. Constitutum Usus über diese Institute sind das Umfangreichste, was wir an Quellenmaterial darüber überhaupt besitzen. –

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4) Z. B. die besonders wichtigen Sätze über Konkursvorrechte der creditores hentice,18 B 99 welche sich offenbar noch nicht zur Klarheit der Darstellung und Vorstellung durchgearbeitet haben, S. 839 l. c.19 앚

16 Oben, S. 210 – 220, 237 – 247. 17 Unten, S. 277 – 281. 18 Zur Erklärung, unten, S. 260, Fn. 10. 19 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 5 („Que questiones ad usum, et que ad leges mittantur“), S. 833 – 843, S. 839, bes. Anm. 2.

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Wir finden5) die societas maris ausführlich erörtert und insbesondere den von Genua her bekannten Normalfall in derjenigen species, welche als „societas inter stantem et in aliquod tassedium euntem“ bezeichnet wird, die Association eines Exporteurs mit einem tractator, mit Gewinnteilung halb und halb, falls der stans 2⁄3, der tractator 1⁄3 zusammenschießen. Dieses Anteilverhältnis und im andern Fall die quarta proficui sind auch hier naturalia negotii. In Genua konnte nun, wie wir sahen,20 im einzelnen Fall, wirtschaftlich betrachtet, entweder der tractator nur ein abhängiges Organ des stans, oder ersterer der eigentliche Unternehmer, der stans aber wesentlich nur partizipierender Kapitalist sein. Auch in Pisa dient dieselbe Rechtsform beiden Thatbeständen, jedoch ist in dem Begriff der Kapitanie dieser Unterschied auch juristisch zur Geltung gekommen. 앚 6) ist – dem Wortsinn entsprechend Rechtliche Differen- Capitaneus zierung. Bedeutung – derjenige socius, welchen wir oben als „Chef“ des der Kapitanie. Geschäfts, als den thatsächlichen Unternehmer bezeichnet haben.21 Nach dem Constitutum Usus kann sowohl der stans als der tractator „capitaneus“ sein. Derjenige nun, welcher es ist, hat die Disposition über das Unternehmen in seiner Gesamtheit, insbesondere darf ein socius, welcher nicht capitaneus ist, von dem Unternehmen nicht nach eigenem Ermessen zurücktreten, der stans nicht seine Einlage zurückziehen, der tractator nicht die Reise unterlassen, während der capitaneus – vorbehaltlich wohl des Ersatzes des dem anderen nachweislich entstehenden Schadens – dazu offenbar befugt war. Es ist dies in der That der entscheidende Punkt, die übrigen Differenzen ordnen sich dem unter. Capitaneus ist also derjenige, welcher nach der Absicht des Societätsvertrages I. Die societas maris.

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5) 6)

Const[itutum] Usus c. 22 de societate inter extraneos facta p. 883 l. c.22 앚 S. 884 l. c.23

20 Oben, S. 165 – 169. 21 Oben, S. 174 – 176, 186 f. 22 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, insbes. S. 883 f. 23 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), insbes. S. 883 f.

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die Verwaltung als Ganzes führt, – die vertragsmäßigen Rechte der anderen socii sind dem gegenüber spezielle Befugnisse. Dies kommt angemessen auch darin zum Ausdruck, daß, wenn der stans capitaneus ist, der tractator nicht ohne Erlaubnis noch andere Kommenden für dieselbe Reise für seine Rechnung übernehmen kann; – thut er es, so fällt, falls er eigenes Gut mitnimmt, 1⁄4 des lucrum, nimmt er aber von dritten kommendiertes Gut mit, aller daraus gezogene Gewinn in die societas7). Im entgegengesetzten Fall gilt als selbstverständlich, daß der tractator an seinem Unternehmen sich beteiligen lassen kann, soviel Personen er will, und er nur8) auf denjenigen Mindererlös haftet, der sich dadurch ergibt, daß er weniger Kapital in die Unternehmung verwendet hat, als er nach dem Kontrakt sollte. Im allgemeinen, mangels besonderer Abmachung des Gegenteils, gilt nach dem Statut der tractator als capita앚neus9) – es ist also auch hier schon die oben im allgemeinen erörterte Entwickelung24 dahin gegangen, daß der socius stans in der Regel als ein Kapitalist aufzufassen ist, welcher sich mit einer Einlage an einem fremden Unternehmen beteiligt. Dies ist um so mehr der Fall, als nach dem Constitutum Usus es die Regel ist, daß bei einer Unternehmung ein tractator mehreren stantes gegenübersteht. Diese mehreren

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7) Das „jus capitanie“ auf S. 893 l. c. („capitanie jure salvo“) bezeichnet wohl das Recht des Gewinnbezugs durch den tractator, wenn er, – durch die societas, wenn der socius stans der capitaneus ist.25 8) S. 884 in der Mitte.26 앚 9) S. 884 l. c.27 B 102

24 Oben, S. 168 f. 25 Weber bezieht sich im Haupttext weiterhin auf die Seiten 883 – 885 von Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897. Die von Weber im Text angesprochene Gewinnverteilung findet sich ebd., S. 885 oben. Allerdings ist dort nur die Regel formuliert, daß der aus dem mitgeführten Gut eines Dritten erzielte Gewinn mit dem „capitaneus“ (= stans) geteilt werden soll. Soweit der Dritte aber ausnahmsweise ausdrücklich anderes bestimmt hat, kann der erzielte Gewinn auch allein dem „tractator“ zukommen. Weder das von Weber in Fn. 7 erwähnte „jus capitanie“ noch die Formulierung „capitanie jure salvo“ finden sich ausdrücklich in der Quelle, auch nicht auf S. 893, die Weber zitiert. 26 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 884. 27 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 884 unten.

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„socii ejusdem hentice“10) und ihr Verhältnis untereinander, besonders die Verteilung des Gewinns und der Gefahr unter sie, wird von dem Constitutum Usus ausführlich erörtert. Wir fanden das Verhältnis bereits in Genua und, in eigentümlicher Ausbildung, in Piacenza.28 An letzterem Ort insbesondere konstatierten wir, daß hier die mehreren Kommendanten noch als die eigentlichen Unternehmer zu gelten hatten. Der jedesmalige tractator stellt nur ihr gemeinsames, aus ihrer Mitte genommenes Organ dar. So kann das Verhältnis auch nach dem Constitutum Usus liegen, und es ist dieser Fall sogar besonders breit in dem Kapitel über die societas inter extraneos facta behandelt.29 Es ist dann einer der socii stantes der capitaneus der Gesellschaft, der tractator ist von ihm abhängig11), an ihn erfolgt die Rechnungslegung, er liquidiert die Societät nach Beendigung der Seefahrt. Indessen, wie das Statut selbst sagt, ist es keineswegs die Regel, daß ein socius stans capitaneus ist. Ist es aber der tractator12), so muß umgekehrt er Liquidator der Gesellschaft sein und ist, wie schon gesagt,30 an eine Anweisung der stantes nicht gebunden – event. 앚 natürlich schadenersatzpflichtig –, die stantes sind vielmehr ihrerseits verpflichtet, ihm die einmal gemachte Einlage zu belassen. Immerhin13) stehen ihnen auch hier

10) S. 839 (Zusatz): „inter socios ejusdem hentice seu societatis maris etc.“; hentica = ejn␽hvkh, Einlage. Die griechische Herkunft des Wortes ist wieder ein Wahrscheinlichkeitsbeweis für die oströmische Abstammung des Instituts.31 11) Er ist insbesondere an ein Mandat zur Rückkehr und Aufgabe der Reise gebunden. 12) Der Fall ist nicht in extenso in den Quellen erörtert. Nur seine Existenz, und zwar als Regel, konstiert32 nach S. 884 l. c.33 앚 13) Cf. über das ganze Verhältnis S. 886 ff. l. c.34 B 103

28 Oben, S. 163 – 166 für Genua und S. 186 f. für Piacenza. 29 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897. 30 Oben, S. 176, 182. 31 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 5 („Que questiones ad usum, et que ad leges mittantur“), S. 833 – 843, S. 839, Anm. 2. 32 Konstiert wird hier offenbar abgeleitet von lat. „constat“ = es steht fest. Siehe auch unten, S. 306, Anm. 75. 33 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 884: „Non tamen stans capitaneus socius intelligatur, nisi nominatim ut capitaneus sit inter eos convenerint.“ Hieraus schließt Weber, daß in den übrigen Fällen der „tractator“ der „capitaneus“ der Gesellschaft war. 34 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 886.

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weitgehende Kontrollrechte zu, auch der Gedanke, daß sie grundsätzlich die Unternehmer waren, ist nicht ganz erloschen, insbesondere scheint man die Vindikation bezw. Bereicherungsklage35 der stantes gegen dolose Besitzer vom tractator unredlicherweise veräußerter Societätssachen, also eine Wirkung der Verfügungsbeschränkung des tractator auch gegen dritte, zugelassen zu haben. Vermögensrecht Die Hauptfrage für uns ist auch hier – einmal: wie der societas maris. steht es mit dem Vermögensrecht dieser societas, besteht ein gesellschaftliches Sondervermögen? und falls ja, können wir in dieser Vermögensentwickelung die Grundlage der Ausbildung der offenen Handelsgesellschaft finden? – In der That ist nun zu bemerken, daß das Constitutum Usus Rechtssätze enthält, welche in ähnlicher Weise wie in Genua, nur ungleich klarer und bewußter, den durch die Einlagen der socii gebildeten Fonds, die „hentica“, einem Sonderschicksal unterwerfen. Sondervermögen. Das Statut, welches die Differenzen inter socios ejusdem hentice seu societatis maris und zwischen diesen und den Gläubigern dem Usus unterstellt, fügt dieser Bestimmung eine Bemerkung über die Konkursvorrechte dieser Personenklassen hinzu, welche schon durch ihr Stehen an dieser Stelle14) als jüngerer Zusatz charakterisiert ist.36 Ihr Inhalt interessiert uns besonders. 14)

S. 839 l. c.37 앚

35 Vindikation ist nach römischem Recht die sachenrechtliche Herausgabeklage gegenüber jedermann; die Kondiktion (Bereicherungsklage) hingegen bezeichnet lediglich die schuldrechtliche Herausgabeklage zwischen zwei bestimmten Personen. Die beiden Klagen haben mit § 985 (sachenrechtlich) bzw. §§ 812 ff. (schuldrechtlich) in das BGB Eingang gefunden. Da die Vindikation gegenüber allen dritten Personen wirkt, ist sie Ausdruck des starken Schutzes des Eigentümers. 36 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 5 („Que questiones ad usum, et que ad leges mittantur“), S. 833 – 843, S. 839, Fn. 2. Im Haupttext wird den Gläubigern des Ehemannes ein vorrangiges Zugriffsrecht auf dessen Vermögen zugebilligt, noch vor eventuellen Vorzugsrechten seiner Ehefrau, soweit es sich bei den Schulden des Ehemannes um Gesellschaftsschulden handelt. In einem Zusatz jüngeren Datums (= Fn. 2 der Quelle) werden dann die von Weber im folgenden ausgeführten Bestimmungen zur unterschiedlichen Stellung verschiedener Gesellschaftsgläubiger getroffen. 37 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 5 („Que questiones ad usum, et que ad leges mittantur“), S. 833 – 843, S. 839.

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Es wird in dieser Stelle gesagt: 1. Verhältnis zu den I. daß bei einem Streit „inter sociose et alios crediPrivatgläubigern. tores, qui non sint creditores ejusdem hentice, licet creditores sint priores tempore“, – die socii vorgehen sollen in rebus societatis f, während „in aliis bonis secundum ordinem juris observetur“. Also: die socii können inter앚venieren und Freigabe des Societätsguts fordern von denjenigen Gläubigern, welche nicht zu Lasten der hentica kontrahiert haben (Privatgläubigern des tractans, würden wir sagen). 2. Stellung der socii II. Es ist ferner gesagt, daß „inter socios ejusdem zum Gesellschaftshentice seu societatis maris, licet aliqui socii sint fonds. priores tempore et habeant etiam hypothecas, tamen in praedictis bonis (scil. societatis), ejus, quod quisque sociorum recipere habet, communiter admittantur et per libram dividant“. Also mehrere socii stantes, denen ein tractator gegenübersteht (denn dies ist die gedachte Situation: vv. socii ejusdem hentice), sollen das Societätsgut nach Quoten teilen, es soll also: 1) Niemand von ihnen durch Zwangsvollstreckung für sich wegen seiner Einlage ein Vorrecht vor den anderen erlangen, 2) Niemand von den socii seine Illaten38 in natura zurückverlangen können, – dies ist nicht ausdrücklich gesagt, ergibt sich aber einmal schon als Korrelat und Konsequenz des Satzes zu 1, ferner direkt daraus, daß auch hier wie bei der genuesischen societas maris die wesentliche Funktion der Societät die Gemeinsamkeit der Gefahr ist, also nicht mehr die einzelnen Sachen in Betracht kommen, sondern Gewinn und Verlust nur auf Rechnung der Gesamtheit geht, wie das Constitutum Usus festsetzt, indem es bestimmt, daß, wenn bei einer Societät „havere mixtum“, d. h. ungeteilt gemeinsames Vermögen, vorhanden sei, Gewinn und Verlust per libram39 geteilt werden solle15).

15)

S. 884 l. c.40 앚

e In Q folgt: societatis maris vel terrae f In Q nicht hervorgehoben. 38 Einlagen. 39 Gemeint dürfte hier sein Teilung mit der Waage bzw. Haftungsauslösung als formalem Rechtsakt (per aes et libram). 40 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 884.

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III. Die Gläubiger des tractator, mit welchen derselbe mit Bezug auf die Societätssachen kontrahiert hat, sind nicht persönliche Gläubiger der socii stantes. Dies ist ebenfalls nicht direkt gesagt, ergibt sich aber, mir wenigstens unzweifelhaft, aus der Art, wie diese Haftungsverhältnisse durch Konkursvorrechte konstruiert sind,41 indem die hentica dem 앚 Zugriff der creditores hentice unterliegt, – das sagt ihr Name –, sie also in bezug auf die hentica den socii gegenüber und diese wieder den Privatgläubigern gegenüber privilegiert sind. Eine auf persönliche Mithaft der socii stantes gegründete Societät bedürfte dieser, vielmehr augenscheinlich auf die Konstruktion bei der societas maris in Genua zurückleitenden, Konstruktion nicht; – die Societätsgläubiger sind eben gegenüber den socii stantes nur creditores hentice. 4. Umfang des IV. Die hentica beginnt in der geschilderten Weise Gesellschaftszu funktionieren mit dem Moment, wo die dazu vermögens. gehörigen species zu einem Societätsfonds zusammengefaßt sind. Letzteres ist juristisch vollzogen, nachdem16) die betreffenden Wertobjekte, nach Feststellung ihres Geldwertes (aestimatio) faktisch zusammengebracht (mixta), sobald sie also „eingebracht“, und zwar: zu einem bestimmten Werte eingebracht sind. Sind sie noch nicht ästimiert, so sind sie noch nicht Societätsgut, denn dann steht noch nicht fest, zu welcher Quote die socii durch ihre Einbringung anteilsberechtigt geworden sind, – da aber auf das Konto des socius der Kapitalwert der Sachen, nicht diese selbst, kommen, und durch diesen Kapitalwert die Anteilsberechtigung des socius an dem Societätsgut ausgedrückt wird, so ist seine Feststellung ein Essentiale des juristischen Vorganges17), welcher eben darin bestehen soll, daß für den socius eine Quote der hentica an die Stelle der eingebrachten Sachen tritt. Der Zusammenhang 3. Stellung zu den Gesellschaftsgläubigern.

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B 105 S. 885 l. c.42 Cf. die römischen Vorschriften über dos aestimata.43 Für die Anknüpfung dieser Societäten an römische Antezedenzien (aus dem Vulgärrecht, wie Goldschmidt, lex Rho16)

17)

41 Siehe oben, S. 42 f., zur Situation des Konkurses. 42 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 885. 43 Vgl. für den Schätzwert der als dos gegebenen Gegenstände beispielsweise Dig. 23.4.12.3; Dig. 23.4.29; Dig. 23.4.32. Die „dos aestimata“ ist jedoch kein Fachterminus im engeren Sinne.

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eines nicht ästimierten Wertobjekts mit der hentica ist nur ein faktischer, es geht mit Gewinn und Verlust auf besondere Rechnung und erst der bei einer Veräußerung an die Stelle tretende Geldbetrag fällt in die gemeinsame Masse. – 앚 Ergebnis. Als Resultat ergibt sich mir – rebus sic stantibus, Kommanditd. h. bis eine plausiblere Erklärung der sonst schwer gesellschaft. verständlichen Sätze des Constitutum Usus gelungen ist, – daß wir hier die vermögensrechtlichen Grundlagen der Kommanditgesellschaft vor uns haben. Alle wesentlichen Requisiteng derselben sind hier aus- oder doch vorgebildet. Ein „persönlich haftender“ Gesellschafter, der tractator18), – ein Komplex von Wertobjekten, welcher dem Zugriff der Privatgläubiger entzogen ist, an welchem während des Bestehens der Gesellschaft die Anteilsrechte der socii zurücktreten und an welchem sie nicht als Gläubiger, sondern als Teilhaber berechtigt sind, damit also ein Sondervermögen, welches der proratarischen44 Befriedigung der Gesellschaftsgläubiger vorweg dient, – endlich Gesellschafter, welche nur mit ihrer Einlage haften, – das sind alle Merkmale eines wirklichen kommanditären Gesellschaftsvermögens, wenn auch in juristisch noch unvollkommener Gestalt. Unvollkommen besonders deswegen, weil die Existenz des Gesellschaftsvermögens, we-

dia und Agermanament, annimmt),45 insbesondere den Contractus aestimatorius – cf. D. 44 pro socio – liegt in dieser Behandlung der aestimatio ein abermaliger starker Wahrscheinlichkeitsbeweis. 앚 18) Die persönliche Haftung des tractator ist hier so wenig zweifelhaft, wie in Genua,46 B 106 obwohl sie im Const[itutum] Us[us] nicht ausdrücklich konstatiert ist. Sie ergibt sich ebenso, wie manches andere, aus der Natur der Sache. Es ist mißlich, mit nicht unmittelbar durch Quellenstellen zu belegenden Behauptungen zu operieren. Das Societätsrecht des Const[itutum] Usus ist aber trotz des großen Umfangs, der die Aufnahme auch nur der wichtigsten Stellen aus den Quellen hier unmöglich macht, lückenhaft gerade da, wo Rechtssätze in Betracht kommen, deren Bestehen den Zeitgenossen nicht zweifelhaft und also der Fixierung nicht bedürftig erschien. Diese Rechtssätze sind deshalb aus dem verwandten Recht anderer Städte und eventuell als Konsequenz aus der nun einmal vorhandenen Struktur des Verhältnisses zu ergänzen. 앚 g B: Requisite 44 Vgl. Glossar: pro parte/ pro rata, unten, S. 560. 45 Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament, S. 80, Anm. 106, zitiert Dig. 17.2.44 (D. 44 pro socio) als Beleg für die seerechtliche „commenda“, nicht aber bezüglich der römischen Vorschriften der „dos aestimata“. Ausgiebig behandelt dagegen Silberschmidt, Commenda, S. 14 f., die Stelle Dig. 17.2.44. 46 Siehe oben, S. 165 – 169.

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nigstens soweit der Inhalt der Quellen ersehen läßt, nach außen erst in der Zwangsvollstreckungsinstanz zur Erscheinung gelangt; vorher ist nur der tractator Kontrahent, und die mit ihm in Societätsgeschäften kontrahierenden Gläubiger haben nur das voraus, daß sie an einzelnen Exekutionsobjekten,47 – den im obigen Sinne zum Gesellschaftsvermögen gehörigen, absolut privilegiert sind. Das ganze Verhältnis ist rein ro앚manistisch konstruiert, „die Gesellschaft“ als solche ist noch nicht als möglicher Kontrahent48 auf eigene Füße gestellt, die Möglichkeit eines besonderen Konkurses über sie ist wohl unzweifelhaft noch nicht gedacht, das Bestehen des Sondervermögens kommt zur Erörterung vielmehr nach den Quellen nur bei Zwangsvollstreckung bezw. Konkursverfahren gegen denjenigen socius, welcher das Vermögen in Händen hat und verwaltet, den tractator. – II. Societät ohne Bisher ist nur der Fall erörtert, daß durch ZuSondervermögen. sammenschuß der Einlagen mehrerer socii ein h (Dare ad portandum Fonds gebildet wird, welcher in mehreren Beziein compagniam.)h hungen die Funktionen eines Sondervermögens versieht. Es ist aber im Constitutum Usus auch der Fall einer rein einseitigen Einlage in ein Unternehmen gegen Gewinnanteil, wie in der genuesischen Kommenda – quarta proficui für den Unternehmer – enthalten. Die sehr lückenhaften Bemerkungen über diese, als „dare ad portandum in compagniam“ bezeichnete Form ergeben19) zunächst, daß das in dieser Weise Hingegebene, wenn es ästimiert49 war, mit der hentica – dem in der Unternehmung steckenden Kapital des Kommendatars oder dritter – kommuniziert50 wird. Doch soll dies, wie das Statut sagt, den socii nicht präjudizieren. Letzteres kann nur heißen, daß wer in dieser Weise in eine Societät einlegt, dadurch weder socius henticae noch creditor henticae im obigen 19)

S. 885.51 앚

h – h Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 141, fehlen die Klammern. 47 Gegenstände der Zwangsvollstreckung, vgl. Glossar: Exekution, unten, S. 550. 48 Gemeint ist als Vertragspartner, nicht als Gegner. 49 Geschätzt im Sinne einer „aestimatio“, siehe oben, S. 263. 50 Zu gemeinsamem Eigentum gemacht. 51 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 885.

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Sinne wird, sondern nur, wie ein heutiger stiller Gesellschafter, Gläubiger des tractator, dem er die Einlage macht. Er soll, wie das Statut bestimmt, nicht einmal dadurch, daß er sich thätig an der tractatio beteiligt, ,socius‘ – d. h. Kommanditist – werden. Den Schaden, den die socii durch das Kommunizieren seiner Einlage mit der hentica etwa erleiden, soll er ersetzen, – es scheint also das „Einbringen“ im obigen spezifischen Sinn nicht naturale des ad portandum in compagniam Gegebenen zu sein. Das Hingegebene 앚 kann der tractator weiter kommendieren auf seine Gefahr, wozu er bei der societas maris nicht befugt ist. Als der wesentliche Unterschied erscheint hiernach, daß die Einlage hier nicht als hentica im technischen Sinne behandelt wird, sonach auch die vom Statut ausdrücklich für die hentica und die societas maris speziell normierten Haftungsverhältnisse nicht eintreten. Es scheint also hier kein Gesellschaftsvermögen entstanden zu sein, und damit wäre der Unterschied dieser Form von der societas maris dem nach dem Handelsgesetzbuch zwischen „stiller“ Gesellschaft und Kommanditgesellschaft bestehenden an die Seite zu stellen. Die Kommanditgesellschaft mit Gesellschaftsvermögen ist unzweifelhaft die juristisch höhere Form; es hätte eine gewisse Berechtigung gehabt, wenn Lastig unter „participatio“ diejenigen Verhältnisse zusammengefaßt hätte,52 bei welchen nur eine durch Obligationen unter den Beteiligten geschützte Anteilnahme an Gewinn und Verlust eines Unternehmens ohne Sondervermögensbildungen eintritt, und ihnen die societas maris entgegengestellt hätte, – das hätte eine juristische und nicht, wie seine Unterscheidung je nach der Art, wie Kapital und Arbeit kombiniert sind, eine nur wirtschaftliche Differenz dargestellt. Jene Differenz zwischen Societät mit und Societät ohne Sondervermögen ist aber nicht etwas von vornherein Vorhandenes, – wir haben sie in Genua nur undeutlich und indirekt erkennen können.53 Sie konnte erst zur Klarheit mit dem Moment kommen, wo bei dem ursprünglich im Barhandel verwerteten Institut der Kom52 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 421 – 426. Lastig geht hier auf Fragen der Sondervermögensbildung gar nicht ein, sondern hebt hervor, der Charakter der „participatio“ als Societätsverhältnis sei im Mittelalter recht stark betont worden, um nicht das Verdikt der Kirche gegen wucherische Geldanlagen auf sich zu ziehen. 53 Oben, S. 167 f., 180 – 182.

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menda und societas maris die Notwendigkeit, die Haftungsverhältnisse nach außen klar zu stellen, dadurch eintrat, daß auch im überseeischen Handelsverkehr in umfangreicherem Maße kreditiert wurde. In Genua fanden wir noch ziemlich embryonale Ansätze einer Vermögensbildung, die hochstehende juristische Technik der Statutenredaktoren in Pisa ist schon in früherer Zeit, wie wir sahen,54 weiter gelangt. Nach dem Gesagten erscheint es unrichtig, wenn Silber앚schmidt in der Kommenda die Anfänge der Kommandit- und in der societas maris diejenigen der offenen Handelsgesellschaft finden will.55 Die societas maris ist vielmehr die Grundlage der Kommanditgesellschaft, die Kommenda aber, soweit sie ein einseitiges Verhältnis blieb, hatte die Tendenz, sich zu einer einfachen Partizipationsart zu entwickeln und ist als eigenartiges Institut schließlich verschwunden, wie sie schon im Constitutum Usus, wie wir sahen,56 in der datio ad portandum in compagniam nur noch sehr stiefmütterlich behandelt wird. Letzteres erklärt sich und zugleich ein fernerer Beweis für die Richtigkeit unserer Ansicht von der Stellung, welche die Kommenda einnahm und der Richtung, nach welcher sie sich umbildete, wird geliefert durch die Bestimmungen des Constitutum Usus über ein noch weiter nach dem Gebiet der einfachen Kreditgewährung hin gravitierendes Verhältnis, welches unter dem Namen „dare ad proficuum de mari“ ausführlich geregelt wird20). III. Societät mit Auch dies ist, nach den Quellen, ein „accipere fixierter Dividende. havere ad proficuum de mari in aliquo tassedio ad i(Dare ad proficuum maris.)i tractandum in hentica“, und schon die Bezeichnung beweist zur Genüge, daß die Kommenda die historische Grundlage ist, was übrigens auch aus den völlig übereinstim20)

Const[itutum] Usus c. 24: de his quae dantur ad proficuum maris.57

i – i Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 141, fehlen die Klammern. 54 Oben, S. 261. 55 Vgl. Silberschmidt, Commenda, S. 29, 32, 76 u. ö. Anders als Weber schreibt, steht im Mittelpunkt von Silberschmidts Überlegungen jedoch die Unterscheidung von „accomandita“ und stiller Gesellschaft. 56 Oben, S. 265 f. 57 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 24 („De his que dantur ad proficuum maris“), S. 900 – 905.

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menden Bestimmungen über zahlreiche formelle Fragen und daraus hervorgeht, daß, wenn aus irgend einem Grunde die besondere hier übliche Art der Gewinnteilung nicht eintritt, auf die quarta proficui als subsidiäre lex contractus58 zurückgegriffen wird (welche z. B. der kontraktbrüchige Teil zu zahlen hat, „ac si re vera socius esset“).59 Äußerlich zeigt sonst das Verhältnis wenig Ähnlichkeit mit seinen Vorfahren. Für die Einlage ist nämlich in Pisa usancemäßig ein Tarif von fixierten Maximalgewinnanteilssätzen festgestellt, deren prozentuale Höhe sich nach der Lage des Bestimmungshafens richtet21). Diese Sätze sind von dem 앚 Unternehmer als „Kapitalsmiete“ zu zahlen, grundsätzlich wie immer der Gewinn aus dem Unternehmen sich stellen mag; bei Nachweis, daß ein geringer oder gar kein Gewinn – schuldloserweise – erwachsen ist, findet Rabatt nach bestimmten Grundsätzen statt, auch wird von der vollen Kapitalserstattung nur bei Nachweis kasueller Verminderung abgesehen. Das Institut liegt zwischen Seedarlehen und Societät, doch möchte ich es nicht mit Schröder 22) als Modifikation des ersteren,60 sondern eher als einen durch dem Seedarlehen entnommene Sätze modifizierten Spezialfall der Einlagesocietät, Kommenda, ansehen, Const[itutum] Usus c. 25: constitutio j de prode maris.61 앚 Bei Endemann Bd. 4 § 46, Wagner, Seerecht I S. 25 Nr. 61. Goldschmidt (Festgabe für Beseler S. 204) nennt das Institut ein gesellschaftlich modifiziertes Seedarlehen. Ich möchte die im Text versuchte historische Anlehnung desselben an die Kommenda mit Rücksicht auf den erwähnten Satz, daß die Grundsätze der letzteren subsidiarisch eintreten sollen, wenigstens für die Gestaltung der Haftungsverhältnisse für gerechtfertigt halten. Der Ausdruck „Spezialfall“ ist allerdings etwas zu scharf, soll aber nur in dieser Beschränkung festgehalten werden. 앚 21)

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j Q: De constitutione 58 Hier soll also die statutarische Regelung der quarta proficui die Vertragsbestimmungen normativ ergänzen, also eine verbindliche Vertragsbestimmung (lex contractus) vornehmen. Siehe auch oben, S. 154, Anm. 26. 59 Die Formulierung ließ sich nicht im Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, an den von Weber in diesem Kontext zitierten Kapiteln auffinden. 60 Schröder, Bodmerei, in: Endemann, Handbuch IV, S. 235 – 258 (= § 46), bes. S. 239. Weber bezeichnet das Verhältnis allerdings nicht wie Schröder als Bodmerei. Wagner, Seerecht I, S. 25, Anm. 61, führt c. 25 des Constitutum Usus als frühes Beispiel einer Prämienversicherung an. Wagner wurde bereits von Goldschmidt, Zur Geschichte der Seeversicherung, S. 204, zitiert. 61 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 25 („De constitutione facta de prode maris non nominato“), S. 905 – 906.

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– einen Fall, dessen Gestaltung sich erklärt aus dem abnehmenden Risiko des Verkehrs mit den klassifizierten, sämtlich am westlichen Mittelmeerbecken belegenen Häfen und der zunehmenden Sicherheit, bei Geschäften auf einem bestimmten Markt einen durchschnittlich berechenbaren Gewinn zu machen. Auch der Zweck des Geschäfts ist augenscheinlich prinzipaliter nicht Kreditgewährung, sondern Gewinnbeteiligung. Das Nähere interessiert uns nicht. Wir sehen hier eine offenbare Weiterbildung der zuletzt geschilderten Partizipationsart, hervorgerufen durch den zunehmenden regelmäßigen Geschäftsverkehr mit den im Tarif genannten Häfen, welche jene fixierten Dividenden ermöglichte. Da nun, wie gesagt, auch dies Verhältnis – das zeigt auch seine Behandlung im Anschluß an die societas maris – sich an die Kommenda angeschlossen hat, finden wir auch hier, daß der von Lastig angenommene schroffe Gegensatz zwischen einseitiger Arbeits- 앚 und einseitiger Kapitalgesellschaft nicht das maßgebende Motiv der Entwickelung gewesen ist. Das dare ad proficuum de mari ist später verschwunden, ein Statutenzusatz verbot alles Hingeben von Kapital gegen certum lucrum, die betreffenden Kapitel des Constitutum Usus sind kassiert, auch sonst, wo das Wort usura vorkommt, dasselbe durch unverfänglichere ersetzt. Bedeutung der Es mag bei dieser Gelegenheit kurz auf eine Wucherdoktrin für Auseinandersetzung mit derjenigen Ansicht eindas Societätsrecht. gegangen werden, welche die Entwickelung der mittelalterlichen Societäten wesentlich auf die kanonische Wucherdoktrin zurückführen will, wohin besonders Endemann gehört23). Diese Ansicht nimmt an, daß insbesondere die in der damaligen Doktrin als societas pecunia-opera bezeichneten Kommendaverhältnisse ihre eigenartige Struktur wesentlich dadurch erhalten haben, daß sie die Form gewesen seien, unter welcher das Kapital sich

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23) Studien zur romanisch-kanonischen Wirtschafts- und Rechtslehre. – Gegen ihn cf. B 111 Lastig in der cit. Abhandlung.62 앚

62 Endemann, Studien I, S. 1 – 5, 343, 360 – 371 (hier zur „societas pecunia cum opera“). Der genaue Titel von Endemanns Werk lautet jedoch: Studien in der romanischkanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre. Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, setzt sich auf S. 388 – 406, mit Endemann auseinander.

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dem kanonischen Verbot des zinsbaren Darlehens zu entziehen gesucht habe. Deshalb habe man selbst Verhältnisse, welche sich wirtschaftlich offenbar als Darleihen von Kapital gegen festen Zinsgenuß darstellten, als Societät konstruiert. – Es ist nun bekannt, wie man seiner Zeit in ähnlicher Weise den Rentenkauf als ein verschleiertes zinsbares Darlehen mit hypothekarischer Sicherheit hat historisch erklären wollen und daß diese Auffassung inzwischen als aufgegeben angesehen werden kann. Die Untersuchungen von Arnold u. a.63 haben ergeben, daß der Rentenkauf sich allmählich aus den Leiheverhältnissen an Grundeigentum in den Städten entwickelt hat und daß er einem durchaus selbständigen wirtschaftlichen Bedürfnis genügte, keineswegs aber der Hauptsache nach Lückenbüßer für das fehlende zinsbare Darlehen war, – wenn auch später, aber erst nachdem das Institut sich bereits selbständig entwickelt hatte, das Anlage suchende Kapital es auch als Ersatz für die mangelnde Form der 앚 zinsbaren Hypothek verwertete. Was die Societätsverhältnisse anlangt, so geht wohl aus der bisherigen Darstellung zur Genüge hervor, daß auch hier die juristische und wirtschaftliche Entwickelung auf eigenen Füßen stand. Wir haben aber andererseits allerdings auch gesehen,64 daß in der That die Form der Kommenda und societas maris zum Zweck der Kapitalanlage, selbst für Mündelgelder, benutzt wurde, – dies auch nach den pisanischen Statuten. Indessen einmal war damals die Entwickelung dieser Societäten bereits auf der höchsten im Mittelalter überhaupt von ihnen erreichten Stufe angelangt, und dann ist es auch wirtschaftsgeschichtlich entschieden eine gewaltige Übertreibung, anzunehmen, das so angelegte Kapital habe diesen Modus hauptsächlich gewählt, weil man ihm den sonst natürlichen Weg, zinsbar ausgeliehen zu werden, verschlossen habe. Dies ist nicht nur nicht erweislich, sondern es kann das Gegenteil als sicher gelten. Im damaligen Verkehr hat, noch ehe man daran dachte, das kanonische Wucherverbot auch außerhalb des forum conscien-

63 Arnold, Eigentum in den deutschen Städten, S. 87 – 94. 64 Siehe oben, S. 168 f. Auch schon Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts I, S. 419, hatte betont, daß sich die „societas maris“ zur Anlage von Mündelgeldern empfohlen habe, wie Weber nun ausführt.

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tiae65 ernstlich als praktisch zu behandeln, das reine zinsbare Darlehen eine relativ recht unerhebliche Rolle gespielt. Anlagebedürftiges Kapital pflegt auch heute sich nicht in großen Dimensionen dem privaten Personalkredit, welchem das zinsbare Darlehen grundsätzlich angehört, zuzuwenden, noch weniger damals; – ein öffentliches Kreditwesen bestand damals wenigstens nicht in der Art, daß es einem chronischen Bedürfnis etwaiger Kapitalisten entgegengekommen wäre. Verfügbares Kapital wandte sich vielmehr, soweit es nicht im Kauf und Wiederausleihen von Immobilien, der überlieferten Form des kapitalistischen Immobilienverkehrs, Verwendung und Anlage fand, in unserem Rechtsgebiet dem Seehandel zu. Die Form des reinen Darlehens war aber für diesen die wenigst geeignete. Die Rückzahlung eines zum Zweck des Unternehmens einer Seereise aufgenommenen Darlehens mußte in dem Fall, daß das Unternehmen von einer Katastrophe betroffen wurde, höchst problematisch erscheinen – daher das römische foenus 앚 nauticum,66 und das in den Statuten mit der Kommenda konkurrierende Seedarlehen des Mittelalters, daher hier die Kapitalanlage in Form der Beteiligung an der Gefahr gegen Gewinnanteil, welch letzteren der aufblühende, daher kapitalbedürftige Handel gern gewährte. Es entsprach diese Form aber auch, wie früher ausgeführt,67 der Auffassung des mittelländischen Seeverkehrs, der ältesten Stätte des Großhandels, welchem es nicht in den Sinn wollte, daß die Hingabe von Kapital zum Zweck einer überseeischen Expedition nicht als eine Beteiligung an derselben, also auch an ihrem Risiko, gelten sollte. Darin änderten sich die Ansichten, als dies Risiko der Durchschnittsberechenbarkeit zugänglicher wurde. Hieraus, und nicht aus dem Bedürfnis einer subtilen Konstruktion behufs Umgehung des Wucherverbots, erklärt sich die Beteiligung des Kapitalisten an der Gefahr und der Umstand, daß auch Rechtsverhältnisse, welche wirtschaftlich dem Darlehen nahe stehen, noch als Societäten mit fixierter Dividende konstruiert erscheinen. Als

65 Das forum conscientiae (= forum internum) bezeichnet den Gewissensbereich, für den die Kirche im Rahmen der nichtöffentlichen Beichte Zuständigkeit beansprucht und aufgrund der Sünde die Kirchenbuße verhängt. Als Gegenbegriff steht das forum externum für das öffentliche (Staf-)Gerichtsverfahren. 66 Siehe oben, S. 157. 67 Oben, S. 265 f.

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die Wucherdoktrin – wenn man eine solche als bestehend anerkennen will – auf dem wirtschaftlichen Kampfplatz erschien, war die Entwickelung der Societätsformen – das hat Lastig gegen Endemann scharf betont68 – längst vollendet. Die Rolle, welche das kanonische Verbot alsdann gespielt hat, ist auch in Italien keine kleine gewesen (fast alle Statuten nehmen zu ihm Stellung, – wie? ist hier nicht zu erörtern), aber die Entwickelung eines neuen Rechtsinstituts oder auch nur die Fortentwickelung eines bestehenden ist auf unserem Gebiet, soviel ich sehe, nicht darauf zurückzuführen, es hat hier einzelne Institute, so das dare ad proficuum maris, verkümmern lassen und sonst hemmend, aber nicht schöpferisch gewirkt. Gerade daß das Verhältnis des proficuum maris, welches sich augenscheinlich der Konstruktion als Societät am schlechtesten fügt und am geeignetsten für ein Paradigma der Endemannschen Theorie scheint, offenbar vor der Herrschaft der Wucherdoktrin zur Ausbildung gelangt ist und später, als jene Doktrin wirklich zu Bedeutung gelangte, ihr 앚 zum Opfer fiel, und zwar nicht der Art der Regulierung des Risikos, sondern des certum lucrum69 wegen, zeigt deutlich, daß nicht das Wucherverbot der Grund seiner eigentümlichen Struktur war. Wir kehren zur Betrachtung des pisanischen Societätsrechts zurück. IV. Die societas Denn wir haben noch gewisse Spezialgestaltungen maris und die der allgemeinen, oben dargestellten70 Form der Familiengemeinschaft. Seesocietät zu erörtern, welche grade unser Interesse zu erregen geeignet sind und von dem Constitutum Usus in einem besonderen Kapitel: „de societate inter patrem et filium et inter fratres facta“, behandelt werden24). Die societas maris nämlich erleidet gewisse Modifikationen, wenn eine Societät der dargestellten Art zwischen Familiengliedern geschlossen wird, und davon soll jetzt die Rede sein. 24)

C[apitulo] 21.71 앚

68 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, insbes. S. 419. 69 Der festbestimmte Gewinn knüpft an das kanonische Wucherverbot an, siehe oben, S. 269 ff. 70 Oben, S. 165 – 169, 258 – 265. 71 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883.

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Als irrtümlich muß hier namentlich die von Silberschmidt aufgestellte Ansicht72 bestritten werden, daß die pisanischen Societäten gerade aus dem Familienrecht ihren Ursprung genommen haben sollten: – indem nämlich, wenn ein Familienglied, insbesondere ein Haussohn, mit Geld der Familie eine Handelsreise unternahm, sich das Bedürfnis herausgestellt habe, durch Verabredungen, welche alsdann allmählich eine gewisse Usance entwickelt hätten, die Verteilung des Gewinnes zu regeln; diese Usancen seien dann, auch wo derartige Unternehmungen mit dem Gelde eines extraneus gemacht worden seien, zu Grunde gelegt worden. Daß dem nicht so ist und vielmehr umgekehrt die Grundsätze, welche bei der societas maris unter extranei galten, auf den Fall einer Societät unter Familienmitgliedern modifiziert angewendet wurden, ergibt vorläufig schon die Fassung des Statuts, welches stets bei Darstellung der societas inter patrem et filium et inter fratres facta auf die bei der societas inter extraneos facta geltenden Rechtssätze als in dubio anwendbar verweist, erstere als einen besonderen Fall 앚 der letzteren behandelt, wie jeder Blick in das betreffende Kapitel lehrt. Die zusammenhängende Darstellung wird zeigen, daß diese Fassung dem thatsächlichen Verhältnis entsprach. Vorausgesetzt aber, daß dies der Fall, so enthalten die Societäten unter Familiengliedern neben diesen allgemeinen auch speziell ihnen angehörige, modifizierende Elemente, deren Inhalt zu erörtern sein wird, und von welchen es sich fragt, welches ihre Quelle gewesen sein mag. Zunächst ist festzustellen, daß das rein verwandtschaftliche Element hier bedeutungslos ist. Wenn ein nicht in potestate, d. h. nicht im gemeinsamen Hause befindlicher Sohn oder Bruder mit seinem Vater bezw. Bruder eine societas eingeht, so wird sie als societas extraneorum behandelt25). Angeblicher Ursprung der societas maris aus Familienassociationen.

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72 Weber bezieht sich hier auf Silberschmidt, Commenda, S. 34. Das von Weber in Bezug genommene c. 21 des Constitutum Usus besagt, daß nur für emanzipierte Söhne eine Gesellschaft zwischen Vater und Sohn wie zwischen „extranei“ möglich sei, verweist also auf das unmittelbar anschließende Kapitel der „societas maris inter extraneos facta“ (c. 22). 73 Weber zitiert hier allerdings wieder das für die Familiengemeinschaft nicht unmittelbar einschlägige Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 887. In dieser Quellenstelle geht es

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Gemeinsame Arbeit auf Grundlage gemeinsamen Haushalts ist auch hier das ökonomische naturale des Familienlebens. Deshalb gibt das Statut dem Vater ein Recht auf die Arbeitsleistung der Söhne in seinem Hause und aus demselben Grunde wird, wenn der Sohn mit Kapital des Vaters den Seehandel betreibt, mangels Abmachungen der Gewinn pro rata geteilt, während wenn der Vater reist, er stets die quarta proficui von dem als Anteil des Sohnes Mitgeführten, „sicut havere esset extranei“, bezieht, außerdem aber für sich behält „totum quod per operam sive alio modo acquisiveritk“.74 Die Arbeitsleistung des Sohnes wird im ersten Fall nicht entgolten, sie gebührt dem Vater ohne weiteres. Der Vater ist in derartigen Fällen naturgemäß stets capitaneus75 der Societät, welche im übrigen ganz den Regeln der societas extraneorum entspricht und bei welcher auch die übliche Art der Gewinnverteilung stipuliert zu werden pflegte. Natur der Die vermögensrechtlichen Konsequenzen der FamiFamilienliengemeinschaft sind auch hier die uns sonst begemeinschaft. kannten, – das Familienvermögen wird nicht als reines Individualvermögen behandelt, es ist zum gemeinsamen Unterhalt aller Beteiligten bestimmt. Der Vater darf deshalb nach dem Statut 앚 nicht nach Belieben solche Societäten mit den einzelnen Söhnen eingehen, durch welche die übrigen zurückgesetzt würden. Thut er es dennoch, so fällt aller Gewinn daraus ihm, d. h. dem gemeinsamen Vermögen zu. Wenn nun der Vater ltrotz deml, daß das Vermögen ungeteilt ist, mit den einzelnen Söhnen societates einzugehen überhaupt imstande ist, so muß notwendig auch dem nicht abgeteilten Sohne schon jetzt im Rechtssinn Vermögen überhaupt zustehen, sonst könnte er nichts einwerfen. Der Gedanke liegt nahe, daß – entsprechend dem früher Entwickelten76 – an dem gemeinsamen Vermögen Konti eröffnet waren, derart, daß, unbeschak Q: acquisierit

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jedoch um eine „societas“, die ein Haussohn mit einem Dritten auf Geheiß seines Vaters eingeht: „Si alicui in potestate constituto, mandato, iussione vel prece ipsius in cuius potestate est, vel eo ratum habente, compagnia facta fuerit; qui compagniam recepit, si liber est, et qui in potestate habet, in solidum teneatur; et solutio unius liberet alterum“. 74 Ebd., S. 877, Z. 6 – 7 (Webers Zitat). 75 Siehe oben, S. 258 ff. 76 Oben, S. 197 f., 263 f.

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det der Geschlossenheit des Gesamtvermögens nach außen, im Verhältnis untereinander das einzelne beteiligte Familienglied auf eigene Rechnung und Gefahr als Unternehmer oder als Partizipant sich am Geschäftsleben beteiligen konnte. Dies findet seine Bestätigung darin, daß nach pisanischem Recht die früher erörterte Abschichtungspflicht des Vaters77 im Fall eines Delikts des unabgeteilten Sohnes bestand, hiernach also auch in dieser Beziehung der Anteil am gemeinsamen Vermögen das eigene, der Exekution zugängliche Vermögen des einzelnen darstellte. Uns hat der Gedanke einer solchen quotenmäßigen Mitberechtigung in einer Familiengemeinschaft nichts Befremdliches unter Miterben, Brüdern, überhaupt Gleichstehenden, – daß aber auch unter Vater und Söhnen das Verhältnis so gedacht wurde, erscheint uns weniger naturgemäß. Wir finden aber in den dem 14. Jahrhundert angehörigen, unten zu erwähnenden Rechnungen der Peruzzi und Alberti in Florenz,78 daß in der That auch wo zweifellos ungeteilter Haushalt bestand, die Söhne bei Lebzeiten ihres Vaters neben diesem häufig mit Konti in bestimmter Höhe in der handeltreibenden Familiensocietät beteiligt werden; nach außen hat in dubio der Vater die Familie zu vertreten, – er unterzeichnet den Societätsvertrag und macht die Einlage, aber er macht sie in solchen Fällen „per se et filios suos“.79 Daß diese Auffassung der Mitrechte der Familienglieder, als quotenmäßiger Anteile am gemeinsamen Vermögen, der 앚 Familie einen gewissen Societätscharakter gab, ist schon früher hervorgehoben,80 auch bemerkt, daß diese Behandlungsweise nur entstehen konnte, aber auch entstehen mußte, wo das Kapital der Familie durch Generationen hindurch im wesentlichen Handlungsvermögen war. Die pisanische societas inter patrem et filium facta81 birgt, so viel ist aus dem Gesagten zu erkennen, in sich verschiedene Elemente: 77 Oben, S. 234 – 238. 78 Unten, S. 307, Fn. 30. 79 Bei Passerini, Gli Alberti di Firenze II, S. 25, heißt es beispielsweise in einer Ausgabenrechnung vom 1. Mai 1334: „per se o per sua famiglia“. Weber latinisiert hier also den italienischen Quellentext und schränkt den Sinn auf die Söhne (filios) ein. 80 Oben, S. 225 f., 233 mit Fn. 52. 81 Weber verwendet hier die einschlägige Kapitelüberschrift des Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883, in abgekürzter Form.

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rein usancemäßige, auf dem Boden des Vertragsrechts erwachsene und solche, welche dem Familienvermögensrecht entstammen und uns das gemeinsame Vermögen von Anteilsrechten der Beteiligten, auch der Haussöhne, beherrscht zeigen, so wie wir dies auch anderwärts, am schroffsten in Unteritalien, fanden.82 Diese beiden Elemente sind aber zu scheiden, die erstere Kategorie entstammt nicht dem Familienrecht; die Quellen heben immer hervor, daß, wo Vater und Sohn wirkliche socii seien, die societas eine „nominata“, eine ausdrücklich stipulierte sei, anderenfalls tritt die societätsmäßige Gewinnverteilung nicht ein,83 – folglich ist deren Basis eben allein der Vertrag. Die fortgesetzte Eigentümlich nun ist diese Mischung auch bei derErbengemeinschaft jenigen Societät, welche das Statut konkret als sociein Pisa. tas inter fratres facta bezeichnet26), und unter welcher es das Gesellschaftsverhältnis unter mehreren unabgeteilten Miterben versteht. Der Vater kann nach dem Statut durch letztwillige Verfügung eine solche societas unter seinen Erben begründen, ebenso können die Erben die Gemeinschaft als Societät fortsetzen, – ersterenfalls, wenn nicht sofort Widerspruch erhoben wird, in beiden Fällen so lange, bis eine ausdrückliche Aufkündigung erfolgt. Obwohl nun letztere grundsätzlich jederzeit freisteht, wäre es doch unrichtig zu sagen, daß folglich das Verhältnis nur auf dem Konsens der socii beruhe, also prinzipiell ausschließlich ein gewillkürtes sei. Das Bestehen des Renuntiationsrechts84 ist etwas sehr Verschiedenes von B 117

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82 Oben, S. 198 f. mit Fn. 10. 83 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883, S. 876 f., geht als Regelfall davon aus, daß Vater und nicht emanzipierter Sohn ausdrücklich vertraglich eine Gesellschaft („societas nominata“) begründen, bei der auch die Gewinnverteilung vertraglich festgelegt wird. Durch das Constitutum Usus wird im folgenden festgesetzt, wie der Gewinn zwischen Vater und Sohn zu verteilen ist, wenn kein ausdrücklicher Gesellschaftsvertrag zwischen ihnen geschlossen worden ist. Es wird dabei danach differenziert, ob Vater oder Sohn geschäftlich tätig waren und ob sie eigenes Kapitel oder Kapital des jeweils anderen eingesetzt haben. 84 Recht auf Aufkündigung, Rücktritt. 85 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883, S. 878 f. Hier geht es vor allem um das Renuntiations-, also Ablehnungsrecht volljähriger Erben, die sich nicht an der vom (verstorbenen) gemeinsamen Vater begründeten Gesellschaft beteiligen wollen.

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dem Bestehen der societas auf Grund eines Vertrages. Dies zeigt 앚 sich praktisch darin, daß der Miterbe eben bis zur Renuntiation gebunden ist und unabhängig von einer besonderen Willenserklärung socius wird; daß ferner für die Renuntiation in verschiedenen Fällen Präklusivfristen86 bestehen und daß, wenn einer der Erben handlungsunfähig ist, ihm gegenüber resp. von ihm eine Renuntiation überhaupt unmöglich ist. Also: es bedarf grundsätzlich zur Auflösung, nicht ebenso unbedingt aber zur Begründung des Verhältnisses einer Willenserklärung des Miterben. Für die Begründung der Societät bildet vielmehr das Surrogat der besonderen Willenserklärung offenbar die communis vita der Miterben, wie schon daraus hervorgeht, daß das Statut für Miterben anordnet, daß, „etiamsi non communiter vixerint“,87 ohne ausdrücklichen Vertrag Teilung des Gewinns, welchen ein Miterbe aus dem Betrieb von Geschäften mit dem gemeinsamen Mobiliarvermögen gezogen habe, pro rata eintrete, dagegen bei expressus consensus der Gewinn und das Risiko wie bei socii geteilt werden solle. Der expressus consensus steht also hier in seiner Wirkung der communis vita gleich. Vita communis. Ist dies der Einfluß der vita communis für das Be1. Voraussetzungen. stehen einer Societät, so müssen wir nun fragen: welche Bedeutung hat sie an und für sich ohne diese spezielle Beziehung? Die juristischen Merkmale der vita communis im hier besprochenen Sinn gibt das Constitutum Usus folgendermaßen an27): 1) „si de communi in una domo vixerint“, – also Gemeinschaft der Häuslichkeit und, wie sich zeigen wird,88 auch des Haushalts; eine absentia, welche ein anderes domicilium begründet, hebt die Gemeinschaft auf; 27)

S. 879.89 앚

86 Fristen, nach deren Ablauf eine Rechtsausübung ausgeschlossen (präkludiert) ist. 87 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883, S. 879, Z. 16 (Webers Zitat). 88 Unten, S. 278 f. 89 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883. Die von Weber unter 1) bis 3) gemeinten und zitierten Stellen finden sich ebd., S. 880 – und nicht S. 879.

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2) „et contractus et similia communiter fecerint“, – d. h. nicht, daß beide stets zusammen den Kontrakt schließen, sondern daß sie ihn auf gemeinsame Rechnung schließen, 앚 wie der Zusatz zeigt: „sive absentes sive praesentes sint, sive unus praesens alius absens“; 3) Vorhandensein eines gemeinsamen Kapitals ist nicht erfordert, es genügt das Zusammenleben, um „de eo, quod tunc acquisiverint“, die Wirkungen der Gemeinschaft eintreten zu lassen. Also nicht auf Kapital, sondern auf gemeinsame Arbeit ist auch hier das Verhältnis gegründet. Dies wird auch dadurch bestätigt, daß die Wirkungen dieser Gemeinschaft nur eintreten sollen, wenn – eine Reminiszenz an die compagnia fraterna in Venedig – sie „inter masculos“ besteht. Nur wer seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt, ist Genosse. 2. Wirkungen. Die Wirkungen dieser Kommunion stellen sich dahin, daß 1) aller Erwerb gemeinsames Eigentum wird bis auf die zum unmittelbaren persönlichen Gebrauch bestimmten Mobilien: „de eo quod tunc acquisiverint si aliquid eis praeter convenientia vestimenta remanserit, de acquisitu eorum sit commune“28). Macht ein Teilhaber mit fremdem Gelde ein Geschäft, so gebührt der gesamte Gewinn daraus der Gemeinschaft. Hat er Sondervermögen neben der Gemeinschaft und verwendet dies oder die hier wie sonst außerhalb der Gemeinschaft bleibende dos seiner Ehefrau zu Unternehmungen, so wirft er 1⁄4 des lucrum in die Gemeinschaft ein, – juristisch klar und konsequent, denn sein voller Arbeitsertrag, welchen nach Societätsrecht die quarta proficui darstellt, gebührt der Gemeinschaft, 3/4 gelten als Kapitalgewinn29). 2) Jeder einzelne Beteiligte ist an und für sich befugt, über das gemeinsame Vermögen zu disponieren und damit Geschäfte zu machen. Das Statut gibt zwar den anderen Beteiligten ein Wider28) 29)

S. 880 l. c.90 S. 882 l. c.91 앚

90 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883, S. 880. 91 Ebd., S. 882.

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spruchsrecht binnen zweitägiger Präklusivfrist, der Widerspruch hat aber nur die Wirkung, daß das Geschäft, soweit der Unternehmer dasselbe auf sein Konto unternimmt, auf seine privative Rechnung geht, soweit es 앚 darüber hinaus Mittel in Anspruch nimmt, der Widersprechende zwar für das auf sein Konto Entnommene am Gewinn beteiligt ist, aber im Verhältnis unter den Konsorten nicht am Risiko. Also ist ein einzelner Teilhaber auch über sein Konto hinaus mit dem Vermögen Geschäfte zu machen legitimiert; solange die anderen die Gemeinschaft nicht aufheben, können sie dies nicht hindern. Für die von einem Teilhaber auf eigene Rechnung abgeschlossenen comperae92 haben die anderen ein Eintrittsrecht (nach Art der heutigen offenen Handelsgesellschaft). 3) Der persönliche Bedarf der Teilhaber wird aus dem gemeinsamen Vermögen bestritten, und zwar an sich lediglich nach Bedürfnis des einzelnen. Für den Fall, daß jemand übermäßigen Aufwand macht, hat das Statut den anderen Konsorten ein Widerspruchsrecht eingeräumt, jedoch nur mit der Wirkung, daß im Verhältnis unter den socii er das nach billigem Ermessen zu viel Entnommene von Erhebung des Widerspruchs an auf sein Konto zu nehmen hat. Es ist diese anscheinend absonderliche Regelung ein klarer Beweis für die Richtigkeit der oben vertretenen Auffassung,93 daß die Entwickelung im allgemeinen in der Richtung der Beschränkung der prinzipiell rechtlich schrankenlosen Dispositionsrechte der Teilhaber verlief. So viel über die communis vita des pisanischen Rechts. Wir sahen oben,94 daß die communis vita, wo sie besteht, bei letztwillig angeordneten Societäten oder wo von den Miterben ein Geschäftsbetrieb in den Formen der societas maris unterhalten wird, den ausdrücklichen Abschluß eines Societätskontraktes ersetzt, sie dokumentiert den animus associandi. Die Societät unter Miterben beruht somit nicht ausschließlich auf Vertrag. Aber trotzdem ist auch in ihr das Element des Vertragsmäßigen enthalten. Die Quellen legen Gewicht darauf, daß auch diese Societät eine „societas nomi-

92 Erwerbung durch Kauf. Weber übernimmt hier den Quellenbegriff des Constitutum Usus. 93 Oben, S. 226, 277. 94 Oben, S. 195 f.

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nata“95 sei. Aus dem Recht der societas maris nimmt sie den Modus der Gewinnverteilung auf, – während an sich bei der vita communis aller Erwerb allen Konti gleichmäßig zu gute kommt, 앚 tritt da, wo eine societas der gemeinsam Wohnenden angenommen wird, die Gewinnteilung nach den Kommendagrundsätzen ein, und gerade dies Moment hat seinen Ursprung offenbar nicht im Familienvermögensrecht, sondern in den auf dem Boden des dispositiven Rechts stehenden Rechtsregeln über die societas maris. Societas omnium Wir haben bisher die volle Haushaltsgemeinschaft bonorum. nur unter Familiengenossen kennen gelernt. Über gleichartige Verhältnisse unter Nichtverwandten enthält das Constitutum Usus nur die dürftigen Bemerkungen über die societas omnium bonorum und die societas lucri30), letztere von ersterer dadurch sich unterscheidend, daß sie eine Errungenschaftsgemeinschaft darstellt, während bei der societas omnium bonorum das gesamte Endkapital nach Köpfen geteilt wird. Bei der societas omnium bonorum ist – und dies erinnert an die Bestimmung der lex Langobardorum über die brüderliche Gemeinschaft – nur feudum und libellaria96 von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Welcher Thatbestand sonst den angegebenen Begriffen entsprach, ist undurchsichtig und nur zu vermuten, daß sie die der communis vita unter Familienmitgliedern entsprechenden Verhältnisse inter extraneos betrafen. Das SolidarhaftsWenn wir nach alledem fragen, wie sich zu den sämtprinzipm in Pisa. lichen geschilderten Instituten das Prinzip der Solidarhaftung stellt, so ist zunächst auch hier wieder zu betonen, daß 30)

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m Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 141: Solidarhaftprinzip 95 Siehe oben, S. 276, Anm. 83. Zur ausdrücklich durch Vertrag begründeten Gesellschaft unter Brüdern als Miterben vgl. auch Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 21 („De societate inter patrem et filium et inter fratres facta“), S. 876 – 883, S. 879. Diese Sozietät wird allerdings nicht durch einen Vertrag der Brüder untereinander begründet, sondern der Vater hatte zu Lebzeiten, in seinem Testament, „inter suprascriptos heredes […] societatem ordinaverit“, also eine Gesellschaft der Erben untereinander angeordnet. 96 Ausgeschlossen sind also Lehens- und Pachtverhältnisse an Land. Zu ähnlichen Bestimmungen der Leges Langobardorum siehe oben, S. 193 f., 208 f. 97 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 22 („De societate inter extraneos facta“), S. 883 – 897, S. 883. Der technische Begriff der „societas omnium bonorum“ findet sich in der Quelle lediglich umschrieben.

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aus dessen Nichterwähnung nicht sein Nichtbestehen in Pisa gefolgert werden darf; insbesondere scheint die Struktur der erörterten Haushaltsgemeinschaft nach innen die Solidarhaftung, d. h. hier die Haftung des gesamten gemeinschaftlichen Vermögens, nach außen zu postulieren. Daß es nicht erwähnt wird, würde sich, wenn die hier vertretene Ansicht richtig ist, daraus erklären, daß die solidarische Haftung in Pisa, wie in Genua, für den im Mittelpunkt stehenden Seehandelsverkehr keine Bedeutung hatte, da derselbe sich der 앚 Rechtsform der commenda bediente. Das in dem Constitutum Usus enthaltene Societätsrecht hat infolgedessen mit der Solidarhaft nicht nur nichts zu thun, sondern bildet sogar einen Gegensatz dazu. V. Die Compagnia Die Rechtsformen der Seehandelsgesellschaften de terra. wiederholenn sich nun auch hier, wie in Genua und Piacenza, auf dem Lande. Dem dare ad proficuum maris entspricht das „dare ad proficuum de terra in bottegha vel alio loco“31), nur fällt hier die Tarifierung der Kapitalmiete weg und ist das ganze Verhältnis noch darlehensartiger gestaltet, indem der tractator nur durch Nachweis von vis major liberiert wird. Die compagnia de terra32) kann verschiedene Gestaltungen annehmen, – sie kann zunächst sich auf eine Handelsreise beziehen, wie bei der societas maris, nur hier auf eine Reise zu Lande. Sie kann auch – und nur dieser Fall bietet Besonderheiten – einen Geschäftsbetrieb in einem Laden, „bottega“, betreffen. 31) 32)

C[apitulo] 26 l. c.1 Const[itutum] Us[us] c. 23 de compagnia de terra p. 897 l. c.2 앚

n B: widerholen 1 Vgl. Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 26 („De his que dantur ad proficuum de terra in botteca vel alio loco“), S. 906 – 909. Weber gleicht also die Kapitelüberschrift der Quelle im Zitat seines Haupttextes an seinen Satzbau an und verwendet die italianisierende Form „bottegha“. Ebd., S. 907, findet sich der von Weber gebrauchte Ausdruck „vis major“, der dort als Unterfall zufälligen Sachuntergangs definiert wird: „Est autem fortuitus casus vis maior vel periculum, cui resisti non potest.“ 2 Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 23 („De compagnia de terra“), S. 897 – 900, S. 897.

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Bei dieser Form wird, dem geringeren Risiko des Kapitalisten entsprechend, der Unternehmeranteil auf 1⁄3 des lucrum angenommen, was bei Einlagen von 1⁄4 (tractator) und 3⁄4 (Kapitalist) Teilung halb und halb ergibt. – Nun unterscheidet das Statut auch hier, ob der tractator selbständiger Unternehmer ist („cum jam de suo quis negotiationem facere paratus ofuit velo alterius“)3 – alsdann ist die Einlage rein einseitig, der tractator gibt pro rata 2⁄3 des Gewinnes heraus und steht im übrigen ganz selbständig, der Kapitalist ist Partizipant; – oder ob der tractator nur ein mehr oder weniger abhängiges Organ des Kapitalisten ist. Letzterenfalls ist der tractator meist an eine bestimmte bottega gebunden, auf welche hin der Kapitalist mit ihm kontrahiert, er darf nicht über seinen Viertelsanteil hinaus fremdes Gut dritter als Einlage annehmen. Ein offenbar späterer Zusatz, welcher 앚 direkten Zwang gegen den tractator, die bestimmte bottegha zu beziehen, ausschließt,4 läßt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf dessen ursprüngliche Zulässigkeit schließen und macht es damit wahrscheinlich, daß, angesichts dieser weitgehenden Abhängigkeit, der tractator in bottega der Successor des hörigen Handwerkers in derselben Weise gewesen ist, wie der fattore, famulus, Kommis derjenige des unfreien Gesindes und der Kommendatar derjenige des unfreien Kargadors.5 Bestimmteres darüber zu ermitteln ist nicht möglich, – der Gedanke liegt aber sehr nahe, daß die societas de terra mit dem in der eben geschilderten Weise unselbständigen tractator auch die Rechtsform war für dasjenige Verhältnis des Großindustriellen zum Arbeiter, welches wir heute mit „Hausindustrie“ bezeichnen. Wie die Bestimmungen des Constitutum Usus ergeben, behält sich bei dieser Association der Fabrikant gegen Gewinnanteil eine Art Bezugsmonopol (durch o Q: fuerit vel de 3 Das Zitat findet sich in: Constitutum Usus, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa II, c. 26 („De his que dantur ad proficuum de terra in botteca vel alio loco“), S. 898, Z. 20 – 21. 4 Weber meint hier wohl die Regelung ebd., S. 899: „Eum autem cum suo havere bottegam vel domum intrare et manere, pro sua voluntate constringere non possit.“ Warum Weber dies für einen späteren Zusatz hält, ist nicht erfindlich, steht die Stelle doch in der Ausgabe Bonainis im laufenden Haupttext direkt im Anschluß an die zunächst von Weber zitierte Stelle. 5 Begleiter der (Schiffs-)Ladung. Die Bezeichnung Kargador findet sich nicht im Text des Constitutum Usus. Vermutlich spielt Weber hier auf den Quellenbegriff „carga“ an, wie er sich in einigen spanischen Quellen findet. Siehe oben, S. 171, Anm. 56; S. 175, Anm. 85.

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das Verbot, Einlagen dritter anzunehmen) an den Arbeitsprodukten des tractator vor, er stellt ihm das Handwerks- und Hausgerät und oft – eine Art Cottage-System6 – die Wohnung bezw. bottega33). Verschiedenheit der Ist dem so, so haben wir hier wieder einen Beleg für Grundlagen der die interessante Beobachtung, – welche sich den Kommanditen von der offenen Ausführungen von Lastig nähert,7 – daß die KomGesellschaft. mendaverhältnisse und was sich daran anschließt, in weiterer Linie auch die Kommandite, 앚 ihren Ausgangspunkt von der Association von wirtschaftlich und man kann sogar sagen sozial ungleich Stehenden nimmt, während die solidarische Haftung aus Gemeinschaften Gleichstehender und prinzipiell an einem Vermögen mit gleichen Dispositionsbefugnissen Ausgestatteter erwachsen ist. So viel sehen wir, daß die pisanischen Societäten nicht der Boden sind, aus dem jenes Prinzip hervorging. Die Frage kann nur sein, ob vielleicht die Art der Abgrenzung des Societätsvermögens auf die Gestaltung der Sondervermögen überhaupt, also auch der offenen Gesellschaft, Rückwirkungen gehabt hat. Insbesondere wäre es möglich, daß die Beschränkung der Haftung auf die bottega und was zu ihr gehört, welche nach Analogie der societas maris bei der compagnia de terra stattgefunden haben muß – die Quellen sagen darüber nichts –, die Entwickelung der früher geschilder-

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33) Näher auf die Rechtsform der unzweifelhaft vorhandenen Hausindustrie einzuge- B 123 hen ist hier nicht der Ort. Alle von Stieda, Die deutsche Hausindustrie,8 aufgestellten ökonomischen Kennzeichen dieses Instituts treffen aber für das im Text geschilderte Verhältnis zu. In fast allen Statuten kehrt ferner das Verbot dieser Art von „societates“ zwischen Großhändlern oder Großindustriellen und den Handwerksmeistern wieder. Natürlich verfolgte dies Verbot nicht den sozial-politischen Zweck des Schutzes der Arbeitnehmer und des Handwerks, jedenfalls nicht in erster Linie, sondern den des Schutzes der übrigen Großindustriellen gegen die Konkurrenz des mit Hausindustriellen billiger Produzierenden und gegen die Monopolisierung des gesamten Angebotes von Arbeit im Interesse einzelner. – S[iehe] u. Note 35.9 앚

6 Nach dem englischen Cottagesystem wurde dem Arbeiter ein Teil des Lohns nicht in barem Geld ausgezahlt, sondern er bekam statt dessen eine verbilligte Wohnung gestellt (engl. cottage, „Hütte, Landhaus“). 7 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 423. 8 Stieda, Die deutsche Hausindustrie, S. 115 – 155, zur hausindustriellen Produktion. Stieda erwähnt jedoch nicht den Fall, daß der Fabrikant auch die Wohnung bzw. „bottega“ stellt. Auch den Begriff „Cottage-Industrie“ verwendet Stieda nicht. 9 Unten, S. 286, Fn. 35.

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ten10 Beschränkung der Haftung bei der offenen Gesellschaft auf das Geschäftsvermögen erleichtert hat. Auch die Art der Buchung des Societätsgutes auf besonderem Konto, wie sie sich aus den genuesischen Urkunden und aus der Natur der Sache bei den Seesocietäten ergibt,11 kann von Einfluß gewesen sein. Nach Lage der Quellen muß dies aber dahingestellt bleiben. SocietätsWährend, wie aus der bisherigen Erörterung herurkunden. vorgehen dürfte, die pisanischen Statutenp relativ viel Material für die historische Untersuchung des Societätsrechts ergeben, ist die urkundliche Ausbeute eine recht spärliche. – Zwei bei Bonaini abgedruckte Urkunden geben Beispiele für die gegensätzliche Bedeutung der compagnia de terra als 1) Arbeitsmiete12 gegen Gewinnanteil und 2) „Kapitalmiete“ gegen Gewinnanteil.

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Unter 1 gehört folgende Urkunde von 1337:13 Toccius maliscalcus … posuit semetipsum cum domnaq Cia … ad standum et morandum cum ea ed ejus familia ad artem … maliscalcier et fabrorum faciendam et exercendam in apotheca ipsius dae Ciae et extra, ubicumque lucrum … percipiendum erit, hinc ad annum unum … et ei ejusque 앚 familiae … serviet pp. Der Gewinn soll in manus Ciae gelangen, Toccius erhält 45 sol. Salär per Monat und 1⁄4 des lucrum.

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Hier ist Zia capitanea societatis, Toccius ist teils Gesinde – dafür das Salär, teils engagierter tractator – dafür der Gewinnanteil. Unter 2 fällt die Urkunde von 1384:14 Carbone … ligator bellaruma de Florentia … et Joannes filius d[icti] Carbonis ferrovecchius … ex una parte, et Berthus p B: Staten q Q: domina

r Q: mascalcie

a Q: ballarum

10 Oben, S. 195 – 201. 11 Siehe oben, S. 167 f. 12 Weber spielt hier auf den römisch-rechtlichen Begriff „locatio conductio operarum“ (= Dienstmiete) an. Auch Endemann, Studien I, S. 353 ff., 360 ff., hatte zwischen einer „societas opera cum opera“ und einer „societas pecunia cum opera“ unterschieden. 13 Documenti che servono ad illustrare il Breve dei fabbri, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa III, no. VI (Urkunde vom 23. Sept. 1337), S. 968 f. [eigentlich nach korrekter Seitenzählung: 896 – 897], S. 968 [richtige Zählung: 896]. 14 Documenti che servono ad illustrare il Breve dei fabbri, in: Bonaini, Statuti inediti di Pisa III, no. V (Urkunde vom 22. Okt. 1384), S. 894 – 968 [richtig: 896], S. 894 f.

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furnarius … ex una etb alia parte fecerunt … societatem … in arte … de ferrovecchiis, vendendi ad minutum et alia faciendi per d[ictum] Johannem … in quadam apotheca posita in civ[itate] Pisana conducenda … In qua … societate d[ictus] Johannes mittat … suam personam et industriam … Et d[ictus] Berthus mictetc … flor[enos] 200 auri … in florenis, mercantiis pp. … investiendisd per d[ictum] Johannem in mercantiis pp. … Et debet d[ictus] Johannes … esse caput et major in dicta apotheca conducenda pp. Nach Abzug der pensioe apothecae, der Unterhaltskosten des Johannes und eines Dieners und der alia que solent detrehyf de similibus societatibus wird der Rest des Gewinnes, nach 4 Jahren das Endkapital halb und halb geteilt. Die Ricordi des Miliadusso Baldiccione de’ Casalberti von Pisa zeigen uns einen Kapitalisten, welcher, wie dies auch in Genua zu verfolgen ist, gleichzeitig und dauernd sein Kapital in den verschiedensten Unternehmungen zur See und zu Lande anlegt, meist in Societäten34). 앚 34) Arch[ivio] storico ital[iano] App. t. VIII. Einfache Kommenda z. B. 1344: Commuc- B 125 cio … e Barone suo figliolo de Piombino dînog dare a me Mil[iadusso] Bald[uccione] … che li diei hloro in compagniah idi pescarai in Corsica fior. 6 d’oro e altretanti ne die’ loro Andrea Masso …15 Gewinnquote ist als selbstverständlich nicht angegeben, ebenso: 1344:16 Commuccio … de’ dare a me M[iliadusso] Bald[uccione] … che li diei in Cia ad 앚 andare in Corsicha a la parte … a mio risco di mare e di gente fior. 12. Darunter ist no- B 126 tiert, daß die 12 Fiorini nebst 1 fior. 12 sol.17 Gewinn ausgezahlt sind. – Comp[agnia] di terra: Urk[unde] von 1357:18 50 fiorini sind in bottega kommendiert, … e non li de’ mettere in mare e se Dio li fa bene de’ fare bene a me e se danno lo simile, la parte che ne ktoccha a 3 mili donarik, – offenbar bloße Partizipation ohne Einmischungsrecht.

b Fehlt in Q. c Q: mictat d Q: investiendos e Q: pentio f Q: detrhay g Q: de’ h Fehlt in Q. i Q: ad andare k Q: teccha a’ miei denari

15 Ricordi di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano, S. 22 (Urkunde vom 12. April 1344). Bereits in der Quelle schwankt die Schreibung des Eigennamens zwischen Meliadus und Miliadusso sowie zwischen Baldiccione und Baldaccione. 16 Im folgenden zitiert Weber aus derselben Quellenstelle. Es schließt sich S. 23 eine Urkunde vom 6. Sept. 1344 an, aus der Weber jedoch nicht zitiert. 17 Weber nimmt weiterhin Bezug auf die gleiche Urkunde vom 12. April 1344, in: Ricordi di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano, dort S. 22, ist jedoch von 20 solidi, und nicht 12, die Rede. 18 Ricordi di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano, S. 31 (Urkunde vom 16. März 1357).

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Eine Urkunde über Association eines Fabrikanten mit einem Arbeiter35) findet sich bei Bini (I Lucchesi a Venezia I p. 50)19 und bestätigt die oben vertretene Auffassung20 der wirtschaftlichen Bedeutung dieser Art von Societäten auch für diese Stadt. – Im übrigen steht urkundliches Material nicht zur Verfügung. Ergebnis. Als Resultat der Betrachtung des pisanischen Rechts ergibt sich, daß, wo das Constitutum Usus von Societäten handelt, kommanditeartige Verhältnisse vorliegen. – Der historisch scharfe Gegensatz zwischen diesen Rechtsformen und 앚 der offenen Handelsgesellschaft36) tritt gerade hier deutlich hervor. 앚

35) Joannes q[uondam] lBuncontei Paltorisl tintor ex parte una, et Cinciusm q[uondam] Tedaldini et Franciscus filius Campanari … mercatores sete et filugelli pro se ipsis … intendentes simul compagniam et societatem facere in arte tingendi … setam et filugellum … et propterea apothecam communem et masseritias et alia utilia et necessaria habere … Joannes … exercebit et operabit artem tintorie bona fide … custodiendo et gubernando feliciter setam et filugellum … und zwar in einer zu erwerbenden bottega.21 Er erhält 500 librae angewiesen und Hausgerät, 1⁄2 des Gewinnes behält er. Eine Societät mit dritten darf er nicht machen und für andere nicht färben. Eine derartige Monopolisierung der Arbeitskraftn für einen Fabrikanten ist vermutlich dasjenige Verhältnis, welches die Quellen mit dem Verbot der societates mit Handwerkern treffen wollen. Der Grund des Verbotes ist, wie schon in Note 33 bemerkt wurde,22 wohl weniger der sozial-politische des Handwerksschutzes, als die darin gesehene Beschränkung der Konkurrenz und die daraus befürchtete Preissteigerung. Das oben berührte23 alte Abhängigkeitsverhältnis der Arbeiter und Handwerker tritt noch in der Unterstellung aller zu einer Branche gehörigen Hilfs-Kleingewerbe unter die Zunft der betreffenden Branche zu Tage. 앚 36) Die historische Thatsache, daß beide aus verschiedenen Quellen stammen, ist für B 127 die Beurteilung mancher dogmatischer Auffassungen nicht ohne Gewicht. Wenn Gierke (Die Genossenschaftstheorie und die deutsche Rechtsprechung) die offne Handelsgesellschaft als ein personenrechtliches Verhältnis bezeichnet, so kann dies insofern in dem von ihm dabei verstandenen Sinn acceptiert werden, als die gesamte vermögensrechtliche Persönlichkeit der socii in der That durch das stare ad unum panem

l Q: Boncontri Paltonis m Q: Ciuccus

n B: Arbeitkraft

19 Weber meint bei Bini, I Lucchesi a Venezia I, S. 56, und nicht S. 50. 20 Oben, S. 268 – 270. 21 In der von Bini (oben, Anm. 19) abgedruckten Urkunde ist allerdings davon die Rede, daß das Geld für eine „apotheca“ und deren Einrichtungsgegenstände (massarizie) aufzuwenden ist, nicht, wie Weber schreibt, für den Erwerb einer „bottega“. Die Eigennamen lauten in der Quelle: Joannes q[uondam] Boncontri Paltonis sowie Ciuccus q[uondam] Tedaldini, wovon Weber deutlich abweicht. 22 Oben, S. 283, Fn. 33. 23 Oben, S. 202 f., 282 ff.

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V. Florenz. Die Entwickelung des Handelsrechts in Florenz ist bereits von Lastig wiederholt paradigmatisch als Gegensatz zu derjenigen in den Seestädten Italiens aufgefaßt und dargestellt worden. Florenz war in der Zeit, als die selbständige statutarische Rechtsbildung in den Kommunen begann, eine Landstadt, welcher der Zugang zum Meer, der einzigen von Zollschranken freien Handelsstraße, durch das vorliegende Pisaner Gebiet versperrt wurde. Nicht der eigentliche Groß- und Fernhandel konnte hier die Grundlage der Kapitalbildung darstellen, und die Rechtsformen, in welchen er sich bewegte, konnten eine originale Industrielle Vermögen in Florenz.

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et vinum berührt wird, – aber G[ierke] will nun (S. 454 l. c.)24 für die Kommanditgesellschaft eine begriffliche Konstruktion aufstellen, wonach dabei ein „beschränktes Stück vermögensrechtlicher Persönlichkeit“, des Kommanditisten nämlich, engagiert sei, was für die Aktienkommanditgesellschaft zu der denn doch ungewöhnlichen Konstruktion „fungibel gewordener Personen“25 führt. Es ist nun dogmatisch immerhin nicht recht ersichtlich, wie die auf einen bestimmten Kapitalbetrag fixierte Beteiligung des Kommanditisten dazu kommen soll, ein Stück einer vermögensrechtlichen Persönlichkeit in anderem Sinne darzustellen, als dies bei irgend einer anderen obligatorischen Beziehung der Fall sein würde. Der Kapitalist stellt keinen aliquoten Teil26 seiner Arbeitskraft oder seines Vermögens als solcher zur Verfügung, sondern einen fixierten Geldbetrag, wie ein Darlehensgläubiger, sein Erwerbsleben in seiner Gesamtheit wird in keiner Weise durch das Societätsverhältnis affiziert. Historisch vollends sehen wir, daß, während die offene Handelsgesellschaft in der That aus Verhältnissen hervorgeht, welche man personenrechtliche im obigen Sinn27 nennen kann, die Kommanditgesellschaften aus ganz anderen Antezedentien hervorgingen, bei welchen von vornherein von einer Beziehung auf das gesamte Erwerbsleben bei dem (späteren) Kommanditisten nicht die Rede war, die Bedeutung des Geschäfts, zu welchem er wesentlich durch sein Kapital mitwirkte, vielmehr für ihn auf die Höhe seiner Einlage beschränkt blieb. Es findet nicht eine Stufenleiter statt, auf welcher die Kommanditgesellschaft die nächste Stufe vor der offenen Gesellschaft ist, sondern die offene Gesellschaft steht den anderen Formen historisch und dogmatisch gleich scharf gegenüber. 앚

24 Gierke, Genossenschaftstheorie, S. 453 – 455. Die Kennzeichnung der Aktienkommanditgesellschaft als „fungible Kommanditistengesamtheit“ dort, S. 455. 25 Bei der Kommanditgesellschaft auf Aktien sind die Kommanditanteile in Aktien verbrieft, so daß ein leichterer Austausch der Kommanditisten über den Handel der Aktien möglich ist. Der Ausdruck „fungibel gewordener Personen“ findet sich nicht bei Gierke, Genossenschaftstheorie, den Weber hier ansonsten referiert. 26 Einen beliebigen Anteil. 27 Oben, S. 286, Fn. 36.

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Ausgestaltung hier nicht erfahren1). Sondern die Erwerbsthätigkeit fand sich auf die gewerbliche Arbeit hingewiesen; große industrielle Vermögen bildeten die Grundlage der ökonomischen Macht der Stadt, und auch die großen Konsortien, welche im 14. Jahrhundert die pekuniären Stützen König Eduards von England,1 der Anjou in Neapel, der Lateiner in Griechenland, der guelfischen Partei in Italien darstellten, wurden gebildet von den großen Häusern der Zünfte, speziell aus den Kreisen der Tuchmanufaktur, – aus der Arte di Calimala gingen die 앚 Peruzzi, Alberti, Bardi, Acciajuoli hervor. Das ökonomische Problem, diese industriellen Vermögen durch die Generationen hindurch zu erhalten, war auch das legislatorische Problem der Zunftstatuten. Zweifellos tritt in den ersten Stadien der Entwickelung der Güterumsatz gegen die Produktion zurück, und wir werden demgemäß eine kräftige Entwickelung der Arbeitsgemeinschaften erwarten, speziell der Familiengemeinschaften; – d. h. die Familie ist die natürliche Basis der industriellen Gemeinschaft, und nur die von den Vätern auf die Söhne und Enkel sich fortsetzende straffe Zusammenfassung der großen Kapitalien konnte deren Machtstellung Dauer verleihen. I. Statutarisches Das ist nun in der That der Fall. Material. Gang der Lastig hat2) die Entwickelungsreihe, welche die Entwickelung. Generalis balia von 1309, die Statutenredaktionen von 1320, 1321, 1324, 1355, die Statuten der Arte di Calimala und die Statuta mercatorum von 1393 bilden, dargestellt und durch Nebeneinanderstellung der Parallelstellen anschaulich gemacht.

1) Die Kommendaverhältnisse werden nur beiläufig im Statuto dell’ Arte di Calimala (bei Emiliani-Giudici, Storia dei comuni) I c. 59 erwähnt.2 앚 2) In der cit. Abh. in der Zeitschr. für Handelsr.3 앚 B 129

B 128

1 Gemeint ist König Eduard III. von England. 2 Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 59 („Di costringere chi ricevesse danari d’altrui a recare di restituirglieli“), S. 241 f. Das Statut ist im 3. Band „Documenti“ bei Emiliani-Giudice, Storia dei communi italiani, abgedruckt. In der Quelle wird eine Haftung des Kaufmanns für Waren eines anderen Kaufmanns ausgeschlossen, soweit er diese nur aus Gefälligkeit mitgenommen hatte. 3 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 433 – 445. Lastig behandelt dort die von Weber im Haupttext aufgelisteten Statuten, führt aber im Gegensatz zu Weber deren Unterschiede nicht so sehr auf eine Entwicklungsreihe zurück als vielmehr auf die unterschiedlichen Adressaten der verschiedenen Regelungen.

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Es ist wesentlich die oben generell geschilderte Entwickelung,4 welche insbesondere darin hervortritt, daß als Voraussetzung der Solidarhaftung zu dem „communiter vivere“ der älteren Quellen später das „eandem mercantiam et artem exercere“ hinzutritt. Die Nebeneinanderstellung der einzelnen Quellenzitate soll hier nicht wiederholt werden. – Bedeutunga der Ver- In den älteren Redaktionen findet sich an erster wandtschaft für die Stelle die Solidarhaft der „fratres carnales“ comgesellschaftliche Solidarhaft. muniter viventes erwähnt, und Lastig hat auch hieraus ein – in der That nicht unerhebliches – Argument für die Priorität der rein verwandtschaftlichen Gesichtspunkte entnommen.5 Es ist – um hierauf noch einmal kurz einzugehen – unzweifelhaft, daß die Haftung der Sippschaftsgenossen füreinander, aus gewissen Thatbeständen, das ältere Institut ist, indessen scheint es zu weit zu gehen, deshalb zu schließen, daß die 앚 spätere, auf der häuslichen Gemeinschaft beruhende Solidarhaftung aus jener „hervorgegangen“ ist. In Florenz ist schon vor der frühesten der von Lastig citierten Statutenredaktionen6 die Solidarhaftung der socii anerkannter Grundsatz: Die Custodes nundinarum Campanie et Brie, die Meßpolizeibehörde der Champagnermessen, requirieren 1278 die Behörden von Florenz wegen der Schuld eines gewissen, flüchtiggewordenen Lapo Rustichi mit dem Ersuchen, ihn und „ejus socii“ realiter und personaliter zu exequieren3).7 Die-

B 130

3) Giornale Storico degli Archivi Toscani I p. 246.8 In dem Excitatorium S. 252 das. B 130 betr. dieselbe Sache findet sich auch schon die romanistische Institorats-Konstruktion

a Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 141, geht voran: A. 4 Oben, S. 195 f., 202 ff., 237 ff. 5 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 436 f. 6 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 433 – 435, zitiert als älteste Statuten aus Florenz die Statuta Mercantiae aus dem Jahr 1320 bzw. die Statuta Populi Florentini von 1321. 7 Siehe dazu im Glossar: Exekution, unten, S. 550. 8 Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia, S. 247 – 249. Die in Webers Haupttext erwähnten custodes nundinarum Campanie – von „Brie“ ist hingegen in dem Dokument nicht die Rede – bitten mit einer gesiegelten Urkunde vom 27. März 1279 die „consules mercatorum“ Callismale, also der Florentiner Wollweberzunft, gegen den Florentiner Kaufmann Lappus (nicht: Lapus) Rustichi und seine socii vorzugehen.

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selbe Behörde richtet 1300 an die französischen Gerichte das Ersuchen um Vollstreckung der Schuld eines gewissen Guido Pazzi von der Florentiner Societät der Scali, welche jener „nomine suo et dictorum sociorum suorum“ auf den Champagnermessen kontrahiert habe, „per suorum et dicte societatis venditionem bonorum“4). Im Jahre 1303 remonstriert ein von der Kommune Florenz wegen Nichtzahlung einer Societätsschuld bannierter9 angeblicher Florentiner Bürger hiergegen mit dem Bemerken5), er sei nicht socius gewesen, und behauptet: B 131

„que li livres et l’escripture toute dou dit Françoiz furent venuesb a Paris … par la quele 앚 escriture il ne fu onques trouvez comme compains … Item que la coustume de la dite vile de Florence est telc que qui est compains d’aucune compaignie, ses nonsd est portés au Conses de la vile et autrement il n’est pas tenus compains“. verwertet:10 „quod dictus Bartolus et Grifus fratres et Johannes Adimari mercatores predicti, dictum Lapum pro ipsis ipsorumque societatis totius nomine, constituerant in solidum … actorem et nuntium specialem negotiorumque gestorem, prout in instrumento … vidimus …“ Die bezogene Urkunde wird nicht als Rechtsgrund der Haftung, sondern als Identitäts- und Legitimationsnachweis angeführt, auch erst in dem zweiten Briefe. 4) In einer in London 1284 ausgestellten Quittung (Balduzzi Pegolotti, Della decima e di varie altre gravezze imposte del comune di Firenze t. II p. 324) bekennt Simone Gherardi, della compagnia di Messese Thomaso Ispigliati e di Lapo Ughi Spene: … che io ò ricevatof e avuto per me e per li compagni de la vandetta compagnia etc.11 5) Giorn[ale] Stor[ico] degli Arch[ivi] Tosc[ani] I p. 272.12 앚 b Q: veues

c Q: tele

d Q: nous

e Q: Messer

f Q: ricevuto

9 Gemeint ist die Sanktion durch den Schuldbann. 10 Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia, S. 251 – 254. Es handelt sich um einen besiegelten Brief der „campsores“ aus der Champagne, die sich beschweren, daß in dem genannten Fall (siehe oben, S. 289, Anm. 8) immer noch keine Zahlung aus Florenz erfolgt sei. Das von Weber angeführte Zitat findet sich ebd., S. 252. 11 Die von Weber zitierte Quittung vom 6. Jan. 1284 aus London findet sich nicht bei Balducci (nicht: Balduzzi) Pegolotti, sondern im Urkundenanhang zu Pagnini, Della mercatura de’Fiorentini, S. 324. Dieses Werk befindet sich im zweiten Band des von Pagnini herausgegebenen Sammelwerks „Della decima e di varie altre gravezze imposte dal comune di Firenze“. Dagegen findet sich Balducci Pegolottis „Pratica della mercatura“, ein mittelalterlicher Traktat des Handelsrechts, im 3. – und nicht 2. – Band des Sammelwerkes: Pagnini, Della decima. 12 Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia, S. 272 f. Urkunde vom 10. Nov. 1303, in der sich der in Frankreich lebende Florentiner Bürger Estienne gegen eine persönliche Haftung der Gesellschafter mit der Begründung wehrt, er sei nicht Gesellschafter geworden.

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Die Kompagnie der Scali, von deren Sturz Villani zum Jahre 1326 berichtet,13 bestand in der Weise, wie in diesem Jahre, schon über 100 Jahre, desgleichen bestanden die Societäten der Alberti und Peruzzi schon im 13. Jahrhundert in derselben Art wie später. Wenn also die Statuten noch später die Haftung der fratres carnales an die Spitze stellen, oder ausschließlich erwähnen, so geschieht das wohl a potiori:14 die Florentiner Societäten sind ganz überwiegend Familiensocietäten. Dies mit gutem wirtschaftlichem Grunde: die Achillesferse aller damaligen und auch heutiger Associationen inter extraneos ist der Auseinanderfall mit dem Tode eines socius und die Notwendigkeit, alsdann früher oder später – selten ohne schwere Verluste – zu liquidieren. Diese gefährliche Eventualität reduzierte sich bei den auf einer, durch Generationen fortgesetzten, Haushaltungsgemeinschaft beruhenden Familienassociationen ganz erheblich, der Fortbestand, die Kontinuität des industriellen Vermögens, hatte hier eine feste natürliche Grundlage. Nichtsdestoweniger ist es auch bei den Familiensocietäten die Regel, daß außer den Mitgliedern der den Mittelpunkt bildenden Familie, welche der Gesellschaft den Namen gibt, noch andere Teilhaber vorhanden sind, deren Rechtsstellung dann die gleiche ist, wie die Papiere der Alberti und Peruzzi zweifelsfrei ergeben. Jede Societät der hier besprochenen Art hat, das wurde schon früher hervorgehoben,15 einen gewissen familienartigen Charakter, der sich aus dem engen persönlichen, durch die ursprünglich stets damit verbundene Gemeinschaft des Haushalts verstärkten, Vertrauensverhältnis der socii ergab. Die durchweg analoge Behandlung der socii und der Familiengenossen ist denn auch in Florenz scharf durchgeführt. 앚 Analogien der Streitigkeiten unter Familiengenossen wie unter Familie mit den socii werden hier wie anderwärts nicht im ordentSocietäten. 1. Schiedsgerichte lichen Prozeßwege ausgemacht, – ursprünglich offenbar der Unschicklichkeit des gerichtlichen Zwei-

13 Weber zitiert Villani, Cronica, die entsprechenden Zitate finden sich in Villani, Croniche, liber X, c. IV („Del fallimento della compagnia degli Scali di Firenze“), S. 9 (4. Aug. 1326). 14 Es handelt sich um einen Argumentationstopos vom Stärkeren zum Schwächeren. 15 Oben, S. 195 – 203.

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kampfs16 unter solchen Personen wegen, – sondern durch ex officio und zwangsweise anzuordnende arbitria erledigt6). 2. Haftung und Die Haftung des gesamten Hauses, – bei der SocieAbschichtungstät grundsätzlich auch der fattori und discepoli, bei pflicht. der Familie auch der Haussöhne, für den Chef bezw. Vater, und umgekehrt, – ist von den Statuta Populi et Communis Florentiae l. II c. 110 und von den Zunftstatuten (an den von Lastig citierten Stellen) gleichmäßig anerkannt.17 Hinsichtlich der Haftung der Familiengenossen haben dann die Statuten auch hier die eigentümliche, uns schon anderwärts begegnete Abschichtungspflicht18 – und das entsprechende Recht – der Familie bezüglich des Erbteils des überschuldeten Mitgliedes an die Stelle der unbedingten Haftung gesetzt; – und ganz analog ist für die Societäten die Bestimmung im Stat[uto] dell’ Arte di Calimala (I c. 62),19 wonach sich die Exekution richtet gegen „compagni e compagnia e gli altri … salvo che se’l maggiore o lo scrivano di quella compagnia … giurasse … che quello compaB 132

6) Stat[uta] Populi et Communis Florentiae, definitiv redigiert 1415, Edit. Friburg-Florentiae, l. II c. 66. Statuto dell’ A[rte] di Calimala I 60. Vergl. die in fast allen Statuten wiederkehrende Unfähigkeit der socii, als Zeugen füreinander aufzutreten und ihr entsprechendes Zeugnisverweigerungsrecht z. B. Decis[iones] Rotae Lucensis 35.20 앚

16 Der gerichtliche Zweikampf war das Hauptbeweismittel der germanischen, etwa auch der langobardischen, Rechte. Dieser Weg (der ordentliche Prozeßweg) konnte durch Schiedsurteil („arbitrium“) vermieden werden. 17 Statuta Populi et Communis Florentiae (anno 1415) I, liber 2, rubr. 110 („De obbligatione filii familias, et qualiter pater pro filio conveniatur“), S. 201 – 203. In dieser Quelle ist jedoch nur von einer Haftung der Verwandten auf- und absteigender Linie füreinander die Rede. Dagegen werden die „discepoli“ oder „fattori“ nicht, wie Weber schreibt, gleichermaßen haftbar gemacht. Eine Haftung der „discepoli“ und „fattori“ dürfte Weber hingegen bei Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 443 f., gefunden haben, der dort seinerseits aus den Statuti de la universitate de li mercatanti de Bologna di 1550, rubr. 15, damit jedoch keiner Florentiner Quelle, zitiert. 18 Zur Abschichtungspflicht siehe oben, S. 232 – 237. 19 Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 62 („Della esecuzione delle sentenze e comandamenti e condannagioni“), S. 245. 20 Statuta Populi et Communis Florentiae I, liber 2, rubr. 66 („De compromissis fiendis inter consortes“), S. 162 – 164. In der Quelle wird die verpflichtend gemachte gütliche Streitbeilegung jedoch als „compromissum“ – und nicht als „arbitrium“ – bezeichnet. Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 60 („De le questioni de’compagni, consorti, e congiunti commettere“), S. 242 – 244; Decisiones Rotae Lucensis, dec. 35, S. 345a – 346b. Der im Haupttext, S. 291 f., von Weber angesprochene Zweikampf als Beweismittel wird in diesen Quellen nicht mehr vorgesehen, sondern es werden allein Urkunden oder Zeugenaussagen erwähnt.

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gno, per cui si domanda, non abbia del suo nella compagnia, in questo caso non siano tenuti di pagare per lui. E se … dicessog che egli avesse meno … hfacciasi l’eccecuzione solo inh quellai quantità che s’hak …“ 5

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Es handelt sich hier, nicht zu vergessen, um „Privatgläubiger“, und wir finden darin eine Bestätigung der 앚 früheren Darstellung21 von den ersten Entwickelungsstadien: an die Stelle der Haftung ohne weiteres und der unmittelbaren Exekution in die Gemeinschaft tritt auch bei der Societät die Ausschichtungspflicht und der Anspruch der Gläubiger auf Auseinandersetzung7). 3. Persönliche VerWie bei den Familiengenossen, so erstreckt sich hältnisse des socius. auch bei den socii die Wirkung der Gemeinschaft auf das gesamte Erwerbsleben und auch auf alle wichtigen persönlichen Verhältnisse. Verheiratung außerhalb von Florenz, also außerhalb der Möglichkeit der Kontrolle, ist ohne Erlaubnis der Compagnie dem socius, factor und discipulus nicht gestattet8); dieselben dürfen, solange sie zu einer Compagnie der Zunft gehören, aus letzterer nicht austreten9); sie dürfen nicht neben den Geschäften der Compagnie noch eigene Geschäfte machen10).

Cf. für heutiges Recht HGB Art. 119, 120, 126, 127.22 Statuto dell’ Artel di Calimala I c. 75.23 9) Eod. c. 81.24 10) Eod. c. 67.25

7)

8)

g Q: dicesse

h Q: che sia i Q: quello k Q: v’ ha l B: Arch.

21 Oben, S. 244 ff. 22 Art. 119, 120, 126, 127 ADHGB (in der Fassung von 1872), S. 44, 46 f. Hiernach kann der Gläubiger nicht direkt in Gegenstände der Gesellschaft vollstrecken lassen, sondern nur in den Gesellschafteranteil, bzw. er muß zunächst die Auseinandersetzung der Gesellschaft betreiben, um den Gesellschafteranteil in Geld ausbezahlt zu erhalten. 23 Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 75 („Che niuno compagno o discepolo tolga moglie fuor di Firenze“), S. 260 f. 24 Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 81 („Di quelli che sono tenuti di rispondere sotto i Consoli di Calimala“), S. 265 – 267. Ein eventueller Austritt aus der Gesellschaft und der Zunft muß hiernach durch besondere Beweisanforderungen nachgewiesen werden, um nicht allzu einfach der Jurisdiktion des Zunftgerichts zu entgehen. 25 Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 67 („Che i compagni, fattori, e discepoli non possano fare fuori di Firenze altri fatti che della compagnia sua“), S. 249 – 250.

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Die Stellung des kaufmännischen fattore – Kommis, – und discepolo – Lehrling – ist in einer derjenigen des Haussohns sehr analogen Weise geregelt. Wie der Haussohn, so erwirbt grundsätzlich der fattore alles der Gemeinschaft, welcher er als unselbständiges Glied angehört11); er sowohl wie der discepolo haften ferner für die Schulden der Gesellschaft, der Gläubiger kann sich unmittelbar an sie halten, die Statuten verpflichten für den Fall, daß dies geschieht, nur den Chef, für sie einzutreten und sie zu liberieren12). Erst 1393 wurde die persönliche Haftung dieser Personen aufgehoben13). Die Gerichtsbarkeit über den Chef ist notwendig zugleich Gerichtsbarkeit über dessen fattori und discepoli14). Die Legitimation des fattore zur Verpflichtung 앚 der Societät wurde schon erwähnt.26 Nach alledem, – die nähere Erörterung des Verhältnisses der Lehrlinge und Kommis gehört nicht hierher, – ist der Parallelismus zwischen Societät und Fami4. Haussohn und Kommis.

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11) Tractatus Consulum Artium et Mercatorum R. 17 – in die Statutenredaktion von 1415 aufgenommen L. IV das.27 12) L. c. R. 18.28 13) Tractatus de cessantibus et fugitivis R. 14.29 14) Tract[atus] Cons[ulum] Art[ium] et Merc[atorum] R. 19.30 앚

26 Oben, S. 202 ff., 236. 27 Weber zitiert hier den „Tractatus et materia consulum artium et mercatorum“, abgedruckt in: Statuta Populi et Communis Florentiae II, liber 4, speziell rubr. 17 („Quod factores dona et lucra restituant“), S. 172. 28 Statuta Populi et Communis Florentiae II, liber 4: „Tractatus et materia consulum artium et mercatorum“, rubr. 18 („Quod mercatores teneantur discipulos liberare“), S. 172. 29 Es konnte nur identifiziert werden: Statuta Populi et Communis Florentiae I (anno 1415), liber 3: „Tractatus de cessantibus et fugitivis“, rubr. 14 („De factoribus et discipulis sotietatis aliquorum mercatorum cessantium, quod non teneantur pro magistris et quod ea in quibus ipsi tenentur dictis magistris solvere debeant“), S. 539 – 541. Weber nennt in seiner Quellenübersicht, unten, S. 337, eine Ausgabe, die nicht aufgefunden werden konnte. Weber dürfte die im Haupttext genannte Jahreszahl 1393 für die Statuta Mercatorum Florentiae aus Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 441, Fn. 1, übernommen haben. In Lastigs Kapitelüberschrift findet sich noch nicht die Bezeichnung als „Tractatus de cessantibus et fugitivis“. In diesen Quellenstellen wird eine persönliche Haftung nur nach dem wirksamen Handeln eines Gesellschafters begründet; discepoli oder fattori, wie Weber im Haupttext schreibt, werden gar nicht erwähnt. 30 Statuta Populi et Communis Florentiae II, liber 4: „Tractatus et materia consulum artium et mercatorum“, rubr. 19 („Quod discipulus sequatur forum magistri sui“), S. 172.

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liengemeinschaft in den Verhältnissen auch der unselbständigen Glieder der Gemeinschaft unverkennbar. Societätscharakter Die Frage ist aber, ob daraus eine Herübernahme der Familienaus dem Familienrecht zu den Societäten zu folgern gemeinschaft und Familiencharakter ist. Unzweifelhaft haben die uns hier beschäftigender Societät. den Societäten eine in mehr als einer Beziehung eigenartige Gestalt, welche aus einem Societätsverhältnis an sich nicht folgt. Dieselbe erklärt sich indessen durchaus durch die, dem Ursprung dieser Societäten aus dem Handwerk entstammende, Verbindung derselben mit einer Gemeinschaft des Haushalts, welche ein die gesamten persönlichen Verhältnisse des Genossen beeinflussendes Vertrauensverhältnis involvierte. Dagegen enthalten andererseits die Rechtssätze über die Familiensocietäten zahlreiche nach unserer Auffassung befremdende Bestimmungen, welche nur bei einer Betrachtungsweise erklärlich sind, die in dem neugeborenen Sohn des Hauses schon den künftigen Kommis und späteren Compagnon des väterlichen und großväterlichen Geschäfts sieht. Die Arbeitsgemeinschaften und noch die späteren großen industriellen Associationen haben in ihren ersten Entwickelungsstadien ein auch der Familie eigentümliches Moment, den gemeinsamen Haushalt, mit seinen Konsequenzen in sich aufgenommen, die Familie aber hat sich als Societät konstituiert, – so etwa wäre das Verhältnis beider zu formulieren und dahin scheint mir die Auffassung von Lastig restringiert werden zu müssen.31 Vermögensrechtm Schon in den frühesten uns bekannten Florentiner der Societäten. Rechtsquellen ist die Regelung der Haftung der Societätsschulden und Privatschulden. Genossen dahin fortgeschritten, daß nicht alle beliebigen Schulden eines socius, sondern nur gewisse Kategorien, die Societätsschulden, zur solidarischen Haftung führen sollen, und die nächste legislatorische Frage ist nun, welches Kriterium dafür aufzustellen sei, ob eine Schuld Societätsschuld ist oder nicht. 앚 Die Generalis balia von 1309 macht die socii haftbar für Schulden, „in quantum socios tangeret“, insoweit eine Schuld sie „anm Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 142, geht voran: B. 31 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 432 und S. 445, leitet die „gewillkürte reine Erwerbsgesellschaft“ generell aus der Familiengemeinschaft ab.

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geht“.32 Was aber geht sie an? Dafür mußte ein im Verkehr praktikables Merkmal gegeben werden. Merkmale der Socie- Von Anfang an hat hier die Buchführung Bedeutätsschulden. tung gewonnen. Wie wir schon bei der societas ma1. Eintragung in die Bücher. ris die Notwendigkeit besonderer Buchung des Societätsgutes betonten,33 so und noch mehr war hier eine gesonderte Buchführung über den Geschäftsbetrieb unentbehrlich. Das Bestehen einer solchen ergeben auch die bisherigen Publikationen aus den Büchern der Alberti und Peruzzi15). Schon die Statuten von 1324 bestimmen nun:

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„Et quicunque recipere debet aliquam pecuniae quantitatem adscriptam alicujus libri societatis alicujus quilibet sociorum net obligaturn in solidum.“34 Ebenso das Statut der Arte di Calimala I 88: „a pagare tutti e ciascuno debiti, i quali egli overo alcuno de’ suoi compagni fosse tenuto di dare ad alcuna persona i quali debiti fossono scritti nel libro della loro compagnia.“35

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15) Passerini, Gli Alberti di Firenze. Peruzzi, Storia del commercio e dei banchieri di Firenze. Besonders in letzterem Buch sind Bücherauszüge enthalten.36 앚

n Q: sit obligatum 32 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 433, Sp. a. Bei der generalis balia handelt es sich um eine Kommission, die im Jahr 1309 beauftragt war, die Statuten der Florentiner Mercanzia zu reformieren. Inhaltlich geht es bei der von Weber nach Lastig zitierten Stelle um Vollstreckungstitel, die ausländische Gläubiger gegen Florentiner „socii“ erwirkt haben. 33 Oben, S. 167 f., 177 f. 34 Weber zitiert hier die Statuta Populi Fiorentini (anno 1324), liber II, rubr. 54 („Quod omnes socii teneantur debitis contractis ab uno socio“) nach Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 439, Sp. a. 35 Weber zitiert hier Statuti dell’Arte di Calimala, liber I, c. 58 („Che ciascuno compagno sia costretto in tutto per li debiti del compagno“), S. 241 – und nicht c. 88. 36 Vgl. etwa die Verträge zwischen Charoccio di Lapo degli Alberti und Iachopo, Bartolomeo und Tommaso fratelli e figliuoli del detto Charoccio von 1336, in: Passerini, Gli Alberti di Firenze II, S. 19 – 32; Peruzzi, Storia del commercio, libro quinto „Spese domestiche dei Fiorentini“, c. 3 („Sistema di vita e spese di famiglia“), S. 365 – 372 und öfter im Text.

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Und die Statuta mercatorum von 1393:

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„Si vero aliquis … promissionemo fecerit etiam ignorante … socio … et ratio talis debiti … reperiretur descripta in aliquo libro ydoneo talium sociorum … quilibet talium sociorum sit … in solidum obligatus.“37 Dieser Grundsatz geht also durch. Allein naturgemäß konnte er nicht ausreichen. Die Haftung dritten gegenüber, ein Recht des Gläubigers, konnte nicht von der Buchungsart des Schuldners allein abhängig gemacht werden. Die Buchung hat die Natur eines Beweismittels. Neben diesem accidentiellen Kennzeichen mußte es ein 앚 essentielles38 geben: es kam eben darauf an, welche Schulden zu Lasten der Societät zu buchen waren. 2. Kontrahieren Handelte es sich, wie in den früheren, kleinen Vernamens der Societät. hältnissen, um den Geschäftsbetrieb von einem Kaufladen aus, so war der Abschluß im Laden oder vom Laden aus das von selbst gegebene Kennzeichen. Im späteren und Großverkehr kam dies nicht in Frage. Während eine Stelle (Rubr. 14) des Tractatus de cessantibus et fugitivis39 die officiales entscheiden läßt, ob eine Schuld der societas vorliegt oder nicht, wird schon in einer (bei Lastig abgedruckten) Stelle der Statuten von 1324,40 in den späteren Redaktionen, und in dem Statuto dell’ Arte di Cali-

o In Q folgt: vel obligationem 37 Weber zitiert hier anscheinend nach Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 441 f., die Statuta Mercatorum (Florentiae) (anno 1393), bes. S. 442. Die gleiche Stelle findet sich auch in den von Weber ebenfalls benutzten Statuta Populi et Communis Florentiae II (aus dem Jahr 1415), liber 4: „Tractatus et materia consulum artium et mercatorum“, rubr. 16 („Quod quilibet sociorum teneatur in solidum ad debita contracta“), S. 171. 38 Der Gegensatz „essentia (substantia)“ – „accidentia“ ist für die aristotelischscholastische Kategorienlehre bis hin zur Rechtswissenschaft des frühen 19. Jahrhunderts grundlegend. 39 Statuta Populi et Communis Florentiae I, liber 3: „Tractatus de cessantibus et fugitivis“, rubr. 14 („De factoribus et discipulis sotietatis aliquorum mercatorum cessantium, quod non teneantur pro magistris et quod ea in quibus ipsi tenentur dictis magistris solvere debeant“), S. 539 – 541, speziell S. 540 unten. 40 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 438 f., der sich hier auf die Statuta Populi Fiorentini (anno 1324) liber II, rubr. 54 („Quod omnes socii teneantur debitis contractis ab uno socio“) bezieht.

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mala41 das einfache Kontrahieren eines socius mit der Erklärung, er kontrahiere namens der Societät, für genügend zur Verpflichtung der socii nach außen erachtet und neben der Eintragung in die Bücher der Societät als genügendes Fundament für den Anspruch des Gläubigers gegen die socii hingestellt. Die spätere Form dieses „asserere se facere pro se et sociis suis“ ist das Kontrahieren unter der Firma, wie die Statuti della honoranda università de’ mercatanti von Bologna von 1509 (fol. 67) zeigen;42 nach denselben beschränkt sich die Haftung der socii für einander aus Wechseln auf die beiden den hier erwähnten entsprechenden Fälle, daß entweder 1) der Gläubiger die Eintragung der Schuld in die Bücher der Societät nachweist, oder 2) auf dem Wechsel der „propio e usato nome della compagnia“ gebraucht ist. Letzteres entspricht mithin dem Kontrahieren „pro se et sociis suis“ hier. Auch in Florenz also finden wir die Grundlagen des späteren Kontrahierens unter der Firma der Gesellschaft als rein formalen Kennzeichens der Societätsobligationen. Allein doch nur recht unentwickelt. Einmal ist der Begriff der Firma weit entfernt, ein feststehender zu sein. Es heißt in den Statuten: „asserendo … se facere pro se et sociisp suis.“43 Zunächst also: wer sind seine socii, nachdem das Merkmal des gemeinsamen Haushalts oder der gemeinsamen taberna 앚 nicht mehr ausreichte? Die einfache Definition: diejenigen, welche mit ihm unter einer Firma ein Geschäft betreiben16), fehlt noch. Während die Statuten von 1324 und 1355 die 16)

„Quorum nomina expenduntur“ heißt es später.44

p In Q nicht hervorgehoben. 41 Weber zitiert hier wohl das Statuto dell’Arte di Calimala (anno 1332), liber I, c. 58 („Che ciascuno compagno sia costretto in tutto per li debiti del compagno“), nach Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 440 f. 42 Gemeint sind die von Weber mit leicht abweichendem Titel zitierten: Statuti de la honoranda universitate de li mercatanti de Bologna, c. [20]: „De littere de cambio“, f. 67r. 43 Statuta Populi et Communis Florentiae II, liber 4: „Tractatus et materia consulum artium et mercatorum“, rubr. 16 („Quod quilibet sociorum teneatur in solidum ad debita contracta“), S. 171. Den Wegfall der Beschränkung in den Statuten von 1415 hatte auch schon Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 441, Fn. 1, bemerkt. 44 Diese Formulierung findet sich insbesondere in den von Weber mehrfach herangezogenen genuesischen Statuten, siehe oben, S. 179 f., und unten, S. 327 f. Siehe Statutorum civilium reipublicae Genuensis, liber IV, c. 12 („De societatibus seu rationibus mercatorum“), S. 202.

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„publica fama ipsos socios esse“, d. h. wohl: den Umstand, daß die Betreffenden sich nach außen so geriert haben, wie socii, entscheiden läßt,45 geben die späteren Redaktionen ein Merkmal überhaupt nicht an. Dann aber war man – wohl zum Teil unter dem Einfluß der romanistischen Theorie46 – ängstlich mit der Abstellung der Solidarhaft rein auf die Erklärung des kontrahierenden socius, daß er für die Societät kontrahiere, und verlangte deshalb die Einwilligung eines oder mehrerer socii zur Wirksamkeit des Kontrakts gegen die Societät17). Derartige, sich in den Statuten findende Bestimmungen sind nicht etwa Reste einer früheren beschränkteren Geltung der Solidarhaftung, sondern eine spätere Einschränkung rechtspolizeilicher Natur18), welche etwa auf dem gleichen Brett steht mit der Bestimmung des Stat[uto] dell’Arte di Calimala19), daß von Amts 17) Stat[uten] v. 1324 u. 1355: dummodo nullus socius possit q (hiernach wohl nicht nur im Verhältnis unter den socii) contrahere debitum in civitate vel districtu Florentiae ex quo aliquis socius vel socii teneantur …, nisi talis obligatio fiat de consensu saltem duorum aliorum de ipsor societate.47 18) Die Bestimmung in voriger Note beschränkt ihre Wirkung auf den Distrikt von Florenz. Daß die Bestimmung eine Neuerung im beschränkenden Sinn enthält, ergibt sich daraus, daß das Stat[uto] dell’ A[rte] di Calimala sie nicht kennt, sondern erst in den Additamenta von 1341 sub II nachträgt.48 19) I c. 66.49 앚

q In Q nicht hervorgehoben. r Q: ipsa 45 Weber zitiert hier nach Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 439. Es handelt sich um die Statuta Populi Fiorentini (anno 1324), liber II, rubr. 54 („Quod omnes socii teneantur debitis contractis ab uno socio“), sowie um die parallele Formulierung in den Statuta Populi Fiorentini (anno 1355), liber II, c. 58 („Quod omnes socii teneantur debita contracta ab alio socio“). Das von Weber angegebene wörtliche Zitat ist aus der in den Quellen als negative Beweislastregel formulierten Wendung entnommen: „non obstante quod ille qui socius est, se neget sotium esse dummodo probetur per famam publicam ipsos sotios esse vel fuisse […]“. 46 Gemeint ist hier die Theorie der auf das römische Recht gegründeten mittelalterlichen Rechtswissenschaft. Vgl. zu Webers kritischer Haltung gegenüber den Einflüssen der mittelalterlichen Rechtswissenschaft oben, S. 51 – 53, 218 – 222, 232 – 236, und unten, S. 312 – 329. 47 Weber zitiert hier erneut die Florentiner Statuten von 1324 und 1355 nach Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 440, siehe dazu oben, S. 296, Anm. 34. 48 Statuto dell’Arte di Calimala, Additamenta von 1341 zum Kapitel 64 der Statuten, S. 393. 49 Statuto dell‘Arte di Calimala, liber I, c. 66 („Di fare Procuratore che fie mandato fuori di Firenze per le compagnie“), S. 248.

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wegen darauf zu halten sei, daß ins Ausland reisenden socii eine unbeschränkte urkundliche Vollmacht seitens der Societät gegeben werde; damit ist die Legitimation des socius zur Verpflichtung seiner socii nicht erst geschaffen, sondern nur dem Sicherheitsbedürfnis des internationalen Verkehrs Rechnung getragen. Die Statuta mercatorum von 1393 und die in die Statutensammlung von 1415 überge앚gangene Redaktion haben jene Beschränkungen wieder fallen lassen. Sie verlangen nur, daß „taliss contractus esset vel fuisset de aliqua vel super aliqua re spectanti et pertinenti ad societatem seu trafficum hujusmodi sociorum“,50 überlassen also die Art, wie dies festgestellt werden soll, dem Richter; es muß sich nur um ein zum Betriebe der Societät gehöriges Geschäft handeln. Damit ist diese Entwickelung für Florenz abgeschlossen, die definitive Feststellung des Grundsatzes, daß, wer zur Firma gehört, „cujus nomen expenditur“, haftet für die namens der Firma abgeschlossenen Geschäfte, gehört der früher skizzierten internationalen Entwickelung an.51 Ausschluß der Wenn nun also nur gewisse von einem socius konPrivatgläubiger vom trahierte Schulden das Societätsvermögen belasten, Zugriff auf das Societätsvermögen. so ist das Korrelat, daß also die übrigen Schulden des socius dasselbe unberührt lassen. Diese Konsequenz zieht, – und damit ist das Sondervermögen definitiv konstituiert, – das Statuto dell’ Arte di Calimala in folgender Stelle (I c. 56):52 Wenn ein socius obligiert ist, „in sua specialità a suo nome per carta o per scrittura di sua mano secondo che è principale, o per mallevadore, ove non si faccia menzione della compagnia della quale fosse compagno, fattore overo discepolo … sia costretto cotale obligato nella sua persona e ne’ suoi beni solamente … s In Q folgt: obligatio vel 50 Weber zitiert mit leichter Abwandlung aus den Statuta mercatorum Florentiae von 1393, in: Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 441. Den Wegfall der Beschränkung in den Florentiner Statuten von 1415 hatte auch schon Lastig, ebd., S. 441, Fn. 1, bemerkt. Entsprechend die Statuta Populi et Communis Florentiae II, liber 4: „Tractatus et materia consulum artium et mercatorum“, rubr. 16 („Quod quilibet sociorum teneatur in solidum ad debita contracta“), S. 171, Z. 4 – 6. 51 Oben, S. 243 – 245, 297 f. 52 Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 56 („Che niuna compagnia sia obbligata per ispeciali debiti de’compagni“), S. 240 f.

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niuno di quella compagnia possa essere costretto nè molestato … veramente sia … avesse alcuni beni in quella compagnia, sia tenuto la compagnia di rispondere interamente di quelli beni per taleb obligato e conviutoc.“ 5

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Die Art der Regelung in dem am Schluß gedachten Falle, durch Ausschichtung des socius, wurde schon erwähnt.53 Ob über das Gesellschaftsvermögen ein besonderer Konkurs möglich ist, wird nirgends gesagt, es ist an eine solche Möglichkeit schwerlich gedacht. Machte eine Societät Bankrott, so werden die Privatgläubiger schwerlich dem Konkurse fern geblieben sein, und das Privatvermögen der socii ist jedenfalls un앚mittelbar mit von dem Konkurse ergriffen worden. Die Rechte der Gesellschaftsgläubiger am Sondervermögen treten dann, wie sie noch Fierli 20) schildert, als Recht auf vorzugsweise Befriedigung54 aus dem „sportello“ in die Erscheinung. Wo die Quellen von dem finanziellen Sturz großer Gesellschaften sprechen, so dem der Scali 1326 und der Bardi, Peruzzi u. a. 134521), behandeln sie die Compagnia als den Falliten55 und sagen, daß dieselbe für „cessante e fugitiva“ erklärt wurde.56 20) 21)

Della Società chiamata Accomandita.57 Villani, Croniche storiche X c. 4.58

a Q: se

b Q: cotale

c Q: convinto

53 Oben, S. 292 f. 54 Die Gesellschaftsgläubiger sollen also vor den sonstigen Konkursgläubigern eine Begleichung ihrer Forderungen verlangen dürfen. 55 Die Gesellschaft wird im Konkurs also wie ein Bankrotteur behandelt; sie geht unter, „falliert“. 56 Der Ausdruck „cessantes et fugitivi“ für die ganze Gesellschaft findet sich nicht bei Villani, vgl. unten, S. 301, Anm. 58. In dem sog. „Tractatus de cessantibus et fugitivis“, in den Statuta Populi et Communis Florentiae I, liber 3, S. 517 – 546, werden durchgängig nur natürliche Personen (Kaufleute, fattori, discepoli) als „cessantes et fugitivi“ behandelt, nicht jedoch die „societas“ als Ganze. 57 Weber bezieht sich bei Fierli, Della società chiamata accomandita, wohl auf c. 15 („Del concorso e prelazione dei Creditori“), S. 141 – 167, insbes. S. 158 f. 58 Weber zitiert Villani, Cronica. Die entsprechenden Zitate finden sich in Villani, Croniche, liber X, c. 4 („Del fallimento della compagnia degli Scali di Firenze“) (anno 1326), S. 9, sowie Villani, Croniche, liber XI, c. 88 („Del male stato chébbono la compagnia de’Bardi e quella de’Peruzzi per la detta guerre, e tutta la città di Firenze“), S. 170 – 172. Allerdings ergibt sich nach Villani eher eine Datierung des Bankrotts der Bardi und Peruzzi auf das Jahr 1337/38 als auf 1345 (so aber Weber im Haupttext).

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Auf das, was uns über die Verhältnisse dieser schon öfter erwähnten59 großen Societäten urkundlich bekannt ist, ist hier schließlich noch in kurzem einzugehen. Es ist nicht viel: am meisten ist noch enthalten in Auszügen aus den Büchern der beiden großen, der Arte di Calimala angehörigen Bankiersfamilien der Alberti und Peruzzi, welche in einzelnen Partien, nicht nach juristischen Gesichtspunkten und, was die Peruzzi anlangt, überdies dilettantenhaft und von nicht sachkundiger Hand, veröffentlicht sind22). Immerhin finden wir auch in diesen Bruchstücken die von uns geschilderte Entwikkelung wieder. HaushaltsZunächst tritt deutlich als Naturale der Gesellgemeinschafte. schaft der gemeinsame Haushalt hervor. Die Notizen aus dem libro segreto des Giotto Peruzzi aus den Jahren 1308ff.60 und andere enthalten Abrechnungen der socii über die für gemeinsame Rechnung gemachten Auslagen23) für den persönlichen Unterhalt –: Brot, Pökelfleisch, Wein, Pferde, Wachslichter, Taschengeld (danari borsinghi), Dienstboten –, und davon ungetrennt die Ausgaben für die Bedürfnisse des Kontors und WarenlaII. dUrkundliche Quellen.d Handelsbücher der Alberti und Peruzzi.

22) Passerini, Gli Alberti di Firenze. Peruzzi, Storiaf del commercio e dei banchieri di Firenze. Cf. Goldschmidt, Zeitschr. für Handelsr. Bd. 14 S. 660.61 23) Auch nach Baldus, Consilia II 260 werden die Haushaltungskosten in dubio einfach de communi bestritten.62 앚

d – d Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 142: Urkundliches Material e B: Haushaltgemeinschaft f B: storia 59 Oben, S. 206 f., 225 f., 275. 60 Die hier und im folgenden erwähnten unterschiedlichen Ausgabenarten des Giotto Peruzzi finden sich bei: Peruzzi, Storia del commercio, p. 1, libro quinto: „Spese domestiche dei Fiorentini“, c. 3 („Sistema di vita e spese di famiglia“), S. 365 – 372, insbes. S. 370, die Abrechnungen für den Zeitraum 1. Nov. 1308 bis 1. Nov. 1309 (III. 1308, tom. I, p. 2), für das Jahr 1310 (1309, item, pag. 3), sowie für den Zeitraum November 1310 bis Juni 1311 (1310, tomo II, pag. 52). 61 Die Ausgabe bei Passerini, Gli Alberti di Firenze II („Documenti“), enthält neben den Geschäftsbüchern auch sonstige Familiendokumente. Peruzzi, Storia del commercio, verwebt die Urkunden und Quellenbelege wörtlich in den laufenden Haupttext. Mit seiner Kritik an der dilettantischen Veröffentlichung durch Peruzzi schließt sich Weber einer Kritik an, die auch schon Goldschmidt, Rezension zu Peruzzi, S. 660, geäußert hatte. 62 Bei Baldus ist wohl der erste Band der Consilia gemeint und nicht der zweite, wie Weber schreibt. Siehe Baldus, Consilia I. 260, f. 69vb – 70va, insbes. f. 70rb, no. 2 und no. 3.

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gers, Formulare für Pergament앚urkunden und für Geschäftsbücher, Wachs zum Siegeln, Schreibmaterial u. a. Diese Auslagen sind von dem die Kasse führenden socius aus der Compagniekasse gemacht und werden dann auf die einzelnen beteiligten Familien umgelegt24). Nun ist eine Entwickelung bemerkbar. Im Jahre 1313 er-

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24) Z. B. Peruzzi: t. I p. 2 der codici 1308:63 Sono lire 698. 16. 8 a fiorini che Tommaso B 140 Peruzzi e Compagni nostri pagarono per me Giotto Peruzzi per la terza parte di spese di casa e famigliag comune col detto Tommaso e con Arnoldo miei fratelli la quale fue da Kalen novembre 1308 a K[alen] nov[embre] 1309 – – l. 698. 18.h 8.i 64 1309 p. 3: Sono l. 933. 4. 10 a fiorini che Tommaso etc. pagarono etc. per la terza parte di spese di casa, di famiglia, per fazioni di comuni, di cavalli e di fanti, pane e vino e a nostra e loro kspese comunik con Tommaso suddetto e Arnoldo nell’ a. 1310 pero in spese in questo libro nel 137 – – – – – l. 933. 4.10.l 65 1310 … per spese della mia famiglia per calzare, vestire, danari borsinghi, più 35 fiorini d’oro giocati e 45 fior. d’oro per spese di mobilia al bagno a Menzonam come appare al libro della compagnia.66 1312 … di mangiare e bere, salario di masnadieri, di fanti e lanciullin e spese di cavalli e fazioneo di comune e altre spese che facep a comune …67

g In Q folgt: a h Q: 16. i Nachfolgender Absatz fehlt in B. k Q: spesa comune l Nachfolgender Absatz fehlt in B. m Q: Morsona n Q: fanciulle o Q: fazioni p Q: fece 63 Peruzzi, Storia del commercio, p. 1, libro quinto: „Spese domestiche dei Fiorentini“, c. 3 („Sistema di vita e spese di famiglia […] tolto del libro segreto di Giotto di Peruzzi“), S. 365 – 372. Weber zitiert hier S. 370, die Abrechnung für den Zeitraum 1. Nov. 1308 bis 1. Nov. 1309 (in den von Peruzzi zitierten Ricordanze der Peruzzi: III. 1308, tom. I, p. 2). Es handelt sich um dreiteilige Münzangaben, nämlich „libra 698, [solidi] 16, [denarii] 8“. In Florenz bestand zu dieser Zeit 1 £ (librum) aus 20 solidi (fiorini grossi d’argento). Jeder solidus bestand seinerseits aus 12 denari (fiorini piccioli). Also 1 £ = 20 s. = 240 d. Der Umrechnungskurs von Goldfiorini in (Silber) grossi schwankte je nach Wertrelation der Edelmetalle. 64 Peruzzi, Storia del commercio, ebd., S. 370, die Abrechnung für das Jahr 1309, die 1310 vorgenommen wurde (in den von Peruzzi zitierten Ricordanze der Peruzzi: III. 1309, tomo I, p. 2). 65 Peruzzi, Storia del commercio, ebd., S. 370, die Abrechnung für den Zeitraum November 1310 bis Juni 1311 (in den von Peruzzi zitierten Ricordanze der Peruzzi: III. 1310, tomo II, pag. 3). 66 Peruzzi, Storia del commercio, ebd., S. 371, die Abrechnung für den Zeitraum November 1311 bis November 1312 (in den von Peruzzi zitierten Ricordanze der Peruzzi: III. 1312, tomo II, pag. 52). Direkt hier anschließend läßt Weber eine Abrechnung für das Jahr 1311 aus, in der es hauptsächlich um die Kleidungskosten für die Ehefrau und die Kinder ging. 67 Peruzzi, Storia del commercio, ebd., S. 370 f., die Abrechnung für den Zeitraum November 1312 bis November 1313 (in den von Peruzzi zitierten Ricordanze der Peruzzi: III. 1312, tomo II, pag. 52).

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scheinen als gemeinsam dieselben Auslagen, wie eben genannt, mit Ausnahme jedoch, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, der Kosten der Bekleidung und des Taschengeldes; diese letzteren gehen auf spezielle Rechnung dessen, welcher sie macht25). Eine dem entsprechende Änderung findet sich gleichfalls in einem Erbrezeß der Alberti vom 1. Mai 1334. Hiernach soll für die Zukunft, – bis dahin waren die Auslagen behandelt worden wie bei den Peruzzi, – jeder die Kosten der Bedürfnisse seiner eigenen Familie selbst tragen. Ausgenommen davon sind die Kosten der gemeinschaftlichen Tafel und einiges Entsprechende; diese sollen gemeinsam bleiben und umgelegt werden; jedoch wird offen앚bar wegen der verschiedenen Stärke der beteiligten Familien, ein fixierter Betrag vorweg einer jeden von ihnen zur Last geschrieben und erst der Rest wird gleich verteilt26).

25) … per la terza parte di spese di casa, di famiglia, e fazione di comune e altre, senzaq vestimenti nè calzamenti nè danari borsinghi, spese in comune col detto Tommaso mio fratello e con Ridolfo di Donato mio nepote …68 앚 26) Vom 1. Mai 1334 an soll zwischen Carroccio, Duccio und Alberto di Lapo dei AlB 141 berti eine Abrechnung der Art stattfinden, daß „ciascheduno quelle della sua propria famiglia del suo proprio le debba fare, chome bene piacerner a ciachuno,“ dagegen „sle speses chessi fart a chomune, cioè alla tavola nostra, ove chomunemente partecipiamo, e le spese chomuni a minuto diputau a presente affare per noi a Jacopo di Charoccio … queste cotali tassiamo, che ne debba tocchare per anno a Charoccio l. 300 piccioli e a Duccio l. 250 piccioliv e a Alberto l. 200 piccioli l’anno. E fummo in achordo che se la detta spesa fosse maggiore che quel chotale piu fosse per terza intra noi e se la detta spesa fosse minore che anche quel meno fosse per terzo intra noi.“69 In gleicher Weise wird ein Limitum für den Aufwand gesetzt, welcher auf gemeinsame Kosten für Logierbesuch gemacht werden darf. Was darüber hinausgeht, hat der einzelne zu tragen. Die Verteilung der Kosten auf die einzelnen muß, da das ganze mobile Vermögen der Brüder in der Societät angelegt war, durch Anrechnung auf das Konto des Betreffenden erfolgt sein.

q In Q nicht hervorgehoben. r Q: piacerae v In Q folgt: per anno

s Q: la spesa t Q: fare

u Q: diputate

68 Peruzzi, Storia del commercio, ebd., S. 370 f., die Abrechnung für das Jahr 1313 (in den von Peruzzi zitierten Ricordanze der Peruzzi: III. 1313, tomo I, pag. 97). 69 Weber folgt hier Passerini, Gli Alberti di Firenze II, doc. 4, S. 25. Die Obergrenze für den Logieraufwand wird dort auf £ 720 piccioli pro Jahr oder £ 60 im Monat festgesetzt.

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Diese Änderungen, bei welchen wir uns an die in Pisa konstatierten Erscheinungen erinnern, geben ein unverkennbares Beispiel für die früher generell geschilderte70 Tendenz der Rechtsentwickelung, die ursprünglich unbeschränkte Verfügungsfreiheit des einzelnen socius den Verhältnissen entsprechend zu begrenzen. Societätsverträge Kommen wir nun auf die Basis des Gemeinschaftsals Grundlage verhältnisses, so ist dieselbe formell eine vertragsder Gemeinschaft. mäßige. Zwar setzt sich die Gemeinschaft des Haushalts von Generation zu Generation fort, Teilnehmer sind dauernd dieselben Personen und deren Deszendenz; aber es wird formell jedesmal eine zeitlich, auf eine bestimmte Anzahl von Jahren, beschränkte Gesellschaft durch schriftlichen Societätsvertrag27) geschaffen und die Anteilsrechte der Teilnehmer wechseln bei jeder Erneuerung. 앚 Grundkapital und Das Grundkapital der Societät – il corpo della comEinlage des socius. pagnia – setzt sich aus den Einlagen der socii zusammen. Diesen Einlagen, welche in der Regel, soviel ersichtlich, runde Summen darstellen, wird Gewinn und Verlust zu- und abgeschrieben. Die Einlage darf der socius nicht vermehren oder vermindern vor der Generalrechnung, saldamento della compagnia28), die im allgemeinen alle 2 Jahre aufgemacht wird. Bis dahin bleibt die Einlage auch beim Tode des socius vinkuliert71 und maßgebend für die Gewinn- und Verlustverteilung. Erst beim saldamento kann er die Einlage dem Betrage nach ändern und ist dann von da an entsprechend der vergrößerten oder verkleinerten Höhe derselben als socius beteiligt, sein neues Kapitalkonto wird mit diesem Betrage eröffnet. Da sich erst beim saldamento der etwaige Gewinn ergibt, so sind zweifellos auch „Entnahmen“ des socius vorher überhaupt auf 27) 28)

Bei Peruzzi l. c. sind mehrere Societätsverträge abgedruckt.72 앚 Stehend wiederkehrende Abrede in den Societätsverträgen.

70 Oben, S. 272 f. 71 Die Einlage bleibt mit dem Gesellschaftsvermögen verbunden, abgeleitet von lateinisch „vinculum“, die Fessel. 72 Siehe Peruzzi, Storia del commercio, p. 1, S. 363.

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sein Kapitalkonto nicht zulässig29), sondern, wie wir oben sahen,73 auch die persönlichen und Haushaltsbedürfnisse bestreitet die Societätskasse und legt sie später um. (Vielleicht oder vielmehr höchst wahrscheinlich hat man später die gemeinsame Haushaltskasse von der Societätskasse getrennt). Das Societätsvermögen war hiernach ein formell geschlossenes. Sondervermögen des Die Einlage des socius umfaßte nicht sein gesamtes socius außerhalb der Vermögen. Gemeinschaft. 1. ImmobilienZunächst bleibt außerhalb des Societätsvermövermögen.a gens der Immobiliarbesitz. Gemeinsame Immobilien finden sich, insbesondere ist das Haus in Florenz, welches die Niederlassung der Gesellschaft bildet, offenbar gemeinsam. Aber aus den Societätsverträgen und Abrechnungen scheint hervorzugehen, daß man nur die Einlagen an Kapital berechnete und buchte, die Auseinandersetzung und die Berechnung der Anteile sich nur auf das mobile Vermögen bezog. Es entspricht das ja 앚 dem oben generell Erörterten.74 Der wesentliche Teil des anscheinend, den damaligen Gewohnheiten entsprechend, sehr umfangreichen Immobiliarbesitzes stand aber im Sondereigentum der Teilhaber und kam für die Gemeinschaft überhaupt nicht in Betracht. In den Florentiner Familien findet sich bekanntlich ein starker Besitz an Häusern und Häuseranteilen. Das Immobiliarvermögen der einzelnen socii wird aber in den Societätsverträgen gar nicht erwähnt. 2. Mobiles PrivatIndessen auch Mobiliarvermögen besitzen die socii vermögen. außerhalb des Gesellschaftsfonds, und darunter, was für uns besonders wesentlich ist, Kapitalien, welche werbend bei der Compagnie angelegt sind und doch nicht zur Einlage gehören. In fast allen Societätsverträgen wird Bestimmung über diejenigen Gelder getroffen, welche ein socius „fuori del corpo della com29) Auch nicht auf seinen Gewinnanteil, denn das Vorhandensein eines solchen konstiert75 erst bei der Abrechnung. 앚

a Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 142: Immobiliarvermögen 73 Oben, S. 303 f., Fn. 24 – 26. 74 Oben, S. 206. 75 Verbform, abgeleitet von lateinisch „constat“ im Sinne von: es steht fest, siehe oben, S. 260 mit Anm. 32.

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pagnia“76 hat. Da nun das Charakteristikum des corpo della compagnia ist, daß der socius seinen Anteil daran nicht vor der Abrechnung verändern kann, so muß angenommen werden, daß jene anderen Kapitalien nicht in dieser Weise vinkuliert sind. Sie würden also ein Konto des socius darstellen, welches er vermehren oder vermindern kann auch zu anderen Zeiten als bei der Generalrechnung. Dem entspricht, – und dies ist wirklich mehrfach in den Societätsverträgen ausdrücklich gesagt –, daß sie auch nicht in derselben Weise wie die Einlagen der socii am Gewinn und Verlust partizipieren können. In der Regel scheinen sie von der Societät dem socius verzinst worden zu sein, wie ein heutiges jederzeit kündbares Depot30). 앚

30) Societätsvertrag der Peruzzi v. J. 1300 (b. Peruzzi l. 3 c. 2 Nr. 6).77 Am Schluß: Ordi- B 143 nato si è quando faremo ragione di detta compagnia che ciascuno abbia sua parte siccome toccherà per migliajo; ancora si è ordinato che quelli compagni che tengono de’ loro danari bfuori del corpob della compagnia e dovranno riaverli da essa la compagnia ne dovec a quei cotali a ragione dell’ 8 per cento l’anno. Societätsvertrag der Alberti v. 1322:78 … il corpo della compagnia diciamo che sia in somma l. 25 000 a fiorini e ciascuno 앚 debbad partire per sua parte per gli denari che met- B 144 terà per suo corpo di compagnia del guadagno e perditoe che Iddio ne desse; e que’ denari che si metterano fper lo g corpof siano obbligati alla detta compagnia e niuno neh posse traere nè avere per niuno modo, salvo che quando si facesse il saldamento della regionei della detta compagnia e sek avesse alcuno che ne volesse traere, si possa in questo modo che da quello saldamento inanzi debbal abbattere di sua parte e di suo corpo di compagnia quanti danari eglim traesse e quei che rimangono s’intendono essere sua parte. Ancore se … volesse al saldamento … mettere … piu danari … debban dal saldamento …

b In Q nicht hervorgehoben. c Q: doni d Q: debbia e Q: perdita f In Q nicht hervorgehoben. g Fehlt in Q. h Q: glene i Q: ragione k Q: v’ l Q: debbia m In Q folgt: ne n Q: debbia 76 Der Ausdruck bezeichnet die Geldsummen, die ein socius als Privatvermögen außerhalb der Gesellschaft verwaltete, vgl. als Quellenausdruck die Abrechnungen bei Peruzzi, Fn. 30, und unten, S. 308, 310. 77 Peruzzi, Storia del commercio, p. 1, libro terzo, c. 2 („Delle compagnie mercantili“ – „Scrittura mercantile delle due compagnie Peruzzi e Alberti“), S. 223 – 246, Webers Zitat auf S. 232. 78 Weber zitiert den Vertrag – wie den Angaben am Ende des Zitats, unten, S. 308, Fn. 30, zu entnehmen ist – nach Passerini, Gli Alberti di Firenze II (und nicht I), S. 14 – 18, Webers Zitat auf S. 15 f. (und nicht auf S. 25, wie Weber, unten, S. 308, Fn. 30, am Ende, schreibt). Weber verwendet hier von der Quelle deutlich abweichende Schreibungen, ohne daß es zu größeren Sinnentstellungen kommt.

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Die beste Übersicht des ganzen Verhältnisses gibt der Erbrezeß der Brüder Carroccio, Duccio und Alberto di Lapo del Giudice dei Alberti vom Jahre 1336 über das Vermögen ihres 1319 verstorbenen Vaters, welches also bis dahin, 17 Jahre hindurch, ungeteilt geblieben war. Die wesentlichen Bestimmungen desselben mögen daher hier Platz finden31). Lapo del Giudice hat bei seinem Tode 1200 l[ibra] in der Kompagnie als Einlage stecken gehabt. Bei der Teilung 1336 sind vorhanden: l. 22 300p dentro il corpo della compagnia l. 10 308 sol. 18 den. 6 fuori delq corpo della cia, zusammen l. 32 608 sol. 18 den. 6r an Mobiliarvermögen, wozu l. 4 785 an Immobilien (zum Taxwert) kommen, zusammen l. 37 393 sol. 18 den. 6 an Teilungsmasse. Hiervon sollen l. 4 008 sol. 18 den. 6 für gemeinsame Rechnung der Brüder bei der Compagnie „in Accomandigia“ gegeben werden. Das kann heißen: in Depot gegen Zinsen oder als quasi-Kommenda, also gegen Gewinnanteil. Im vorliegenden Fall scheint zunächst ersteres wahrschein앚licher; allein an sich konnte, wie in Genua die Kommenda neben den Societätsgütern, so hier eine Kommenda neben der Einlage stehen. Der socius wäre dann zugleich offener Gesellschafter mit Einlage und stiller Teilhaber, die Ge-

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Alberti von 1336.

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inanzi partire per gli denari che vollà mettere … E ciascuno de’ detti compagni che avrà danari snella detta compagnia, oltres i denari che avrà per il suo corpo, stea al provvedimento degli altri compagni p.p. (t. I p. 25). Entsprechend schon der Vertrag der Alberti von 1304 b. Peruzzi.79 31) Abgedruckt bei Passerini, Gli Alberti di Firenze.80 앚

o Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 142, geht voran: Der p Q: 30 302 q Q: dal r Q: 5 s – s In Q nicht hervorgehoben. 79 Peruzzi, Storia del commercio, p. 1, libro terzo, c. 2 „Delle compagnie mercantili“, S. 240. 80 Passerini, Gli Alberti di Firenze II, Nr. 4: „Memorie domestiche scritte di mano di Caroccio di Lapo Alberti, e cominciate nel 1336“, S. 19 – 32. Weber stellt hier und im folgenden die Einzelposten, die in der Quelle im laufenden Text als Zahlworte erörtert werden, tabellenförmig in arabischen Zahlen zusammen und „verbessert“ diese an einigen Stellen, wie er selbst anmerkt, siehe unten, S. 309, Fn. 33. Vgl. auch unten, S. 310, die textkritischen Anm. t – w.

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winnanteile wären vermutlich verschieden. Daß in casu auch letzteres Verhältnis gemeint sein kann, zeigt die in demselben Rezeß erwähnte Bestimmung des Testaments des Vaters, wonach die Söhne sich mit 200 fior. für Rechnung jedes Enkels an der Compagnie beteiligen sollen und daß die vorgedachte Kommendierung die Ausführung dieser Bestimmung darstellt32). Der von dem Kapital von l. 37 393 sol. 18 den. 6 nach Abzug jener l. 34 008 sol. 18 den. 6 verbleibende Rest von l. 33 385 sol. – den. – soll unter die drei Brüder verteilt werden und zwar soll, da in den Anteilen der älteren Brüder die in die Gemeinschaft gefallenen Mitgiften ihrer Frauen enthalten sein müssen, Carroccio 500 l[ibra] mehr als Duccio und dieser 1000 l[ibra] mehr als Alberto erhalten. Es erhalten also: Carroccio l. 11 795 Duccio l. 11 295 Alberto l. 10 295 womit das Kapital von wie oben l. 33 385 aufgeteilt ist. Diese Erbteile werden nachgewiesen wie folgt: Es erhalten33): 앚

32) Gerade daraus, daß im vorliegenden Fall vertragsmäßig die Entnahme von Beträ- B 145 gen und usifrutti81 auf das kommendierte Kapital ausgeschlossen wird, geht hervor, daß solche Entnahmen auf derartige, außerhalb des corpo della Cia stehende Beträge sonst zulässig waren. 33) Die Zahlen sind bei Passerini, sei es durch schlechte Abschrift oder Druckfehler stark entstellt, das Resultat stimmt rechnerisch nicht. Die von mir vorgenommenen Korrekturen mögen sich hier nur durch das dadurch gewonnene klare rechnerische Resultat rechtfertigen, eine Erörterung jeder einzelnen Verbesserung verlangte unverhältnismäßigen Raum.82 앚

81 Italienische Form von „usus fructus“ = Fruchtziehung, Nießbrauch. Die aus Kapital gezogenen Früchte sind Zinsen. 82 Webers Kritik an der angeblich mangelhaften Quelle (Passerini, Gli Alberti di Firenze, siehe oben, S. 308, Anm. 80) erscheint vor allem deshalb problematisch, weil offen bleibt, ob die festzustellenden Abweichungen von seinen Zahlen und denen in der Quellenausgabe auf bewußte (sehr zahlreiche) Korrekturen Webers zurückgehen oder eventuell mit Übertragungsfehlern einhergehen. Beispielsweise enthält allein Zeile drei in Webers Tabelle, siehe unten, S. 310, drei von der durch Passerini edierten Quelle abweichende Zahlangaben. Siehe zu Webers Vorgehen auch oben, S. 308, Anm. 80.

Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

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d. –

Zusammen

l. 4 785 s. –

d. –

Alberto

l. 2 030 s. – d. –

l. 22 300 s. –

d. –

Duccio

l. 2 030 s. – d. –

l. 6 776 v s. 13 d. 4

l. 6 300 s. –

Carroccio 1) An Immobilen ….

l. 7 766 s. 13 d. 4u

1. 1 498 s. 6 d. 8

d. –

725 s. – d. –

2) Dentro il corpo della cia ….. l. 7 766 s. 13t d. 4

l. 1 498 s. 6 d. 8

l. 33 385 s. –

l.

3) Fuori del corpo della cia ….. l. 3 303 s. 6w d. 8

l. 10 295 s. – d. –

l. 37 393 s. 18 d. 6

l. 4 008 s. 18 d. 6

l. 11 295 s. – d. –

Hierzu die akkommendierten: ergibt als Gesamtkapital obige:



v Q: 6 766 w Q: 7

t Q: 18 u Q: 3

l. 11 795 s. – d. –

Zusammen

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Wir sehen also, daß jeder socius besitzt: 1) Immobiliarvermögen, welches außerhalb jeder Verbindung mit der Societät steht. 2) Mobiliarvermögen, welches, soviel ersichtlich, außer Beziehung zur Societät steht; 3) Mobiliarvermögen, welches bei der Societät, sei es zinsbar, sei es gegen Gewinnanteil (nicht als zinsloses Depot, wie die Erwähnung der usifrutti zeigt) belegt ist. 4) Vermögen innerhalb des corpo della compagnia. Ergebnis. Der Ausdruck corpo della compagnia entspricht dem lateinischen corpus societatis, letzterer bedeutet in der Sprechweise der Juristen, z. B. des Baldus34), im Verhältnis nach außen das Gesellschaftsvermögen, also das Sondervermögen der offenen Handelsgesellschaft. Hier heißt derselbe Ausdruck das Sondervermögen im Verhältnis nach innen, wie aus dem Gesagten hervorgeht. Wie die Statuten ein Sondervermögen nach außen, so konstituieren die Societätsverträge ein solches nach innen, gegenüber den socii; und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das Gesellschaftsvermögen nach außen mit demjenigen im inneren Verhältnis identisch ist35). Daß dies Zusammenfallen kein zufälliges oder von der juristischen Betrachtung zu ignorierendes ist, bedarf nicht der Ausführung, es war der historischen Entwickelung der offenen Handelsgesellschaft nach notwendig, der Stellung der Gesellschaft als Subjekt eines Vermögens allein entsprechend. Dies zur Anschauung zu bringen, war der wesentliche Zweck der Aussonderung und gesonderten Darstellung der Florentiner Quellen. Das Ergebnis ist von Bedeutung für die Stellungnahme der historischen Betrachtung zu Labands Auffassung.83 앚

B 147

Consilia V 125.84 B 147 Natürlich nicht wegen der Identität des Ausdrucks corpo della compagnia und corpus societatis, sondern weil schlechterdings nicht erdenklich ist, was sonst im Verhältnis nach außen dasjenige sein sollte, was jemand „nella compagnia“ hat (St[atuto] dell’ A[rte] di Cal[imala] I c. 62 sup. cit.),85 als eben die hier geschilderte Einlage. 앚 34)

35)

83 Zur Auffassung von Laband, Dogmatik der Handelsgesellschaften I und II, siehe auch die Einleitung, oben, S. 37 f. 84 Baldus, Consilia V. 125 („Quidam Iohannes Iacobi emit certos castranos“), f. 30ra – b. 85 Statuto dell’Arte di Calimala, liber I, c. 62 („Della esecuzione delle sentenze e comandamenti e condannagioni“), S. 245. Siehe auch oben, S. 292 f.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Dies um so mehr, als auch der Gegensatz des bei der offenen Handelsgesellschaft nach dem Gesagten juristisch notwendigen Begriffs der Einlage in das Sondervermögen gegen eine bloße Kapitalbeteiligung beleuchtet wird. Wie der in dem Erbrezeß der Alberti vorkommende Fall zeigt, ist der socius, welcher Kapital werbend bei der Societät anlegt, wegen dieses Kapitals noch nicht Teilhaber an dem Gesellschaftsfonds. Sondern das Sondervermögen besteht neben diesen Partizipationsverhältnissen. – Wenn nun Laband sagt, das Bestehen eines Gesellschaftsvermögens sei für den Begriff der heutigen offenen Handelsgesellschaft rechtlich gleichgültig, weil zufällig: das Verhältnis inter socios könne auch als Darlehen oder als Partizipation reguliert sein, so ist dagegen zu sagen: daß wenn unter den socii eines der letzteren Verhältnisse stattfindet, trotzdem und außerdem doch noch das gesellschaftliche Sondervermögen besteht.86 Daß es nach außen, mag es wirtschaftlich gleich Null sein, juristisch doch existiert, wurde schon in der Einleitung gesagt. Es ist aber ferner auch zu konstatieren, daß hier das Verhältnis nach innen entscheidend auf dasjenige nach außen einwirkt: alles, was im Verhältnis unter den socii Gesellschaftsvermögen ist, ist es auch im Verhältnis zu den Gläubigern. 앚

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Wir haben hiermit die Entwickelung der von uns behandelten Institute bis zu einem Punkte verfolgt, wo für die offene Handelsgesellschaft alle wesentlichen Grundlagen: Firma, Solidarhaftung, Sondervermögen, gewonnen sind. Wir haben ebenso, um den Gegensatz zu gewinnen, die Kommanditgesellschaft von ihren Anfängen an bis zu einer Stufe der Entwickelung betrachtet, welche der rechtlichen Struktur nach von ihrer heutigen Bedeutung nicht mehr allzuDie juristische Litteratur und ihr Verhältnis zu den Societäten.

86 Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften I, S. 497 f., 509 f. und S. 519. Laband formuliert dort pointiert: „es gibt kein selbständiges Gesellschaftsvermögen, weder aktives noch passives, sondern nur ein für Gesellschaftszwecke abgesondertes Vermögen der Gesellschafter“. Indem Weber diese Auffassung Labands ablehnt, nähert er sich seinerseits wieder Gierke, Genossenschaftstheorie, S. 438 – 449, an.

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fern abliegt. Der späteren Rechtsbildung, welche hier nicht behandelt werden kann, waren damit die juristischen Gesichtspunkte geliefert, durch deren Kombination und Ausbau sie den modernen Verhältnissen entsprechende Gesellschaftsformen zu schaffen in der Lage war. – Es sollen hier nur noch einzelne Punkte zur Sprache kommen. Zunächst das Verhältnis der zeitgenössischen Jurisprudenz zu den vorstehend betrachteten Instituten. 1. KommanditWas die Kommanditverhältnisse anlangt, so hätten verhältnisse. dieselben, als auf dem Boden des Vertragsrechts stehend, der romanistischen Theorie erhebliche Schwierigkeiten nicht verursachen dürfen. Und doch ist dies der Fall, und es muß in Übereinstimmung mit Lastigs Bemerkungen gegen Endemann,1 bei einer Betrachtung der juristischen Litteratur jener Zeit davon ausgegangen werden, daß eine solche nur die Bedeutung haben kann, zu zeigen, wie die romanistische Juris앚prudenz es, zum Teil nicht mit Glück, versucht hat, sich mit Instituten, deren historische Erfassung ihr fern lag, abzufinden. Die Consilia des Baldus und die einschlagenden Schriften anderer geben davon genügend Zeugnis. Die von ihnen behandelte societas „pecunia-opera“ (in qua alter imposuit pecuniam, alter operam) soll die Kommenda vorstellen1).

B 150

1) Conf. die quarta proficui bei Baldus, Consilia II 87.2 Die Kommenda ist in der Form, B 150 wie Baldus sie sich vorstellt, sicher nie vorgekommen. Daß nur der Gewinn, nicht das ganze Endkapital geteilt werde, und daß mangels Gewinn das Kapital ganz zurückgezahlt werde, was B[aldus] offenbar für abnorm hält, motiviert er damit, daß eben die societas auf „lucrum dividere“, nicht auf „capitale dividere“ geht. Dagegen ist er der abenteuerlichen Ansicht, der Verlust werde zwischen beiden Teilen gleich geteilt, wenn also (!) das ganze Kapital verloren gehe, so trage der Kommendant 1⁄2 und der tractator habe also (!) noch 1⁄2 herauszuzahlen trotz des Totalverlustes: Consil[ia] IV 65, 214, 453.3 Auch

1 Siehe Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 421 – 424, der sich gegen Endemann richtete. Zur Auseinandersetzung zwischen Endemann und Lastig bzw. Goldschmidt und seinen Schülern, ob und welchen Einfluß die kanonistische Wucherlehre auf die Ausbildung des mittelalterlichen Handels- und Gesellschaftsrechts hatte, siehe die Einleitung, oben, S. 26 ff. 2 Baldus, Consilia II. 87 („An in societate, in qua unus ponit pecuniam, alter operam“), f. 18ra. 3 Baldus, Consilia IV. 65 („Meus Lellus posuit pecunia, et Ioannes debebat ponere operam“), f. 17ra ; IV. 214 („Ut apparet ex tenore iuste fuit contracta societate uno ponente pecuniam, id est 400 flor., altero operam“), f. 44rb. Weber meint hingegen wohl Baldus, Consilia III. 453 („Committere pecuniam alicui mercatori ad partem lucri percipiendam committere, an et quando licitum sit“), f. 120va – vb – nicht Band IV der Consilia.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Historisch wird dabei der ursprüngliche Zweck derselben im Seehandel nicht berücksichtigt. In dogmatischer Beziehung gehen die Juristen, – offenbar infolge der romanistischen Ansicht, daß „socii“ grundsätzlich einander gleichstehende und gleichberechtigte Kontrahenten sein müssen, – von der Vorstellung aus, der Kommendatar bringe „sich selbst“, seine Arbeitskraft, als Einlage in die Gesellschaft ein, wie der Kommendant sein Kapital, seine Arbeitsleistungen seien seine „fructus“, entsprechend den Zinsen des Kapitalisten2), – 앚 ohne dabei zu erkennen, daß ein derartiges Bild, wenn gelegentlich, zum Zweck der Anschaulichkeit verwendet, eine zulässige Spielerei, wenn aber darauf eine juristische Konstruktion aufgebaut werden soll, Unsinn ist. Den späteren Schriftstellern hat dann, wie Endemann nachgewiesen hat,4 bei diesen Societäten mehr noch die Frage, ob und wann dieselben unter das Wucherverbot fallen, Kopfzerbrechen gemacht. Wir sahen, daß einzelne Abarten der Kommenda dem Wucherverbot wirklich zum Opfer fiedie Glossatoren, Roffredus u. a., hatten ähnliche Vorstellungen.5 Nur besondere Abmachung (die nach B[aldus] gültig ist, was andere bezweifeln) kann dem Kapitalisten das Risiko allein aufbürden. Also die juristische Konstruktion würde hier zu einer völlig unsinnigen Begünstigung des Kapitals führen, ein Beweis, daß nicht alle Ansichten der Juristen der Wucherdoktrin zur Last fallen. 2) Am ausdrücklichsten bei Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus III 12,6 wo die Verpflichtung des Kommendatars zur Rückzahlung des vollen Kapitals, wenn weder Gewinn noch Verlust erzielt worden ist, damit motiviert wird, daß die operae des Kommendatars dem interusurium7 des Kapitalisten entsprechen, er also ebenso wie letzterer nur an den Früchten Anteil haben könne. Angelus de Periglis de Perusio, De societatibus P[ars] I

4 Endemann, Studien I, S. 387 – 408. 5 Weber dürfte hier den Verweis auf eine ähnliche Ansicht des „Roffredus“ aus Baldus, Consilia III. 453 („Committere pecuniam alicui mercatori ad partem lucri percipiendam committere, an et quando licitum sit“), f. 120va – vb, entnommen haben. Allerdings verweist Baldus dort auf eine ähnliche Meinung des „Goff.“ [gemeint: der Kanonist Goffredus de Trani] – und nicht auf einen „Glossator Roffredus“, wie Weber ungenau schreibt – und dessen nur in Handschriften überlieferten Kommentar zu Corpus Iuris Canonici, Liber Extra, X 5.19 „De usuris“. 6 Weber zitiert aus Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus, wohl pars IV – und nicht pars III – no. 3, f. 138ra. Petrus unterscheidet dort allerdings die Fälle, daß die eingebrachte Arbeit einmal dem „interusurarium“ (zulässiger Zinsgewinn, der nicht gegen das Wucherverbot verstößt, also keine „usura“ darstellt) des eingebrachten Kapitals entspricht und andererseits den von Weber nicht genannten Fall, daß die eingebrachte Arbeit genauso hoch zu bewerten sei wie das ganze eingebrachte Stammkapital. 7 Gemeint sind zwischenzeitlich gezogene Zinsen.

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len3), im übrigen hat dasselbe wohl sicherlich die Theoretiker mehr als die Praxis beunruhigt. Auch zeigt die ganze Art der Behandlung und Erörterung bei den Juristen, daß nicht irgend eine durchdachte und konsequent durchgeführte wirtschaftliche oder gar soziale Theorie ihrer Betrachtungsweise zu Grunde liegt, sondern daß ihre einzelnen Entscheidungen lediglich ein Ergebnis abstrakter Konstruktion sind. 2. Offene HandelsUns interessiert hier mehr das Verhalten der Jurisgesellschaft. prudenz gegenüber der offenen Handelsgesellschaft. a) Sondervermögen. Anlangend zunächst das Sondervermögen, so ist dasselbe, soviel ersichtlich, in der Litteratur nicht speziell behandelt; die Rechte der Societätsgläubiger und ihr Verhältnis zu den Privatgläubigern ließen sich juristisch in die Form von Konkursprivilegien8 bringen, wie wir in Pisa sahen;9 die socii gegenüber den Privatgläubigern und die Societätsgläubiger gegenüber den socii werden daher zunächst nur als statutarisch privilegierte Gläubiger aufgefaßt worden sein. Franciscus 앚 de Porcellinis von Padua4) gelangt dann, in Übereinstimmung mit den Genueser

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no. 210 operiert mit ähnlichen Be앚griffen, indem er argumentiert: die Teilung des Endka- B 151 pitals geschieht nicht so, daß der Kapitalist sein Kapital, der tractator ebensoviel als Wert seiner Person herausnimmt, der Rest geteilt wird (also: Anfangskapital 100, Endkapital 300: Kommendant 100, tractator 100, 100 geteilt), sondern die Person des tractator steht dem Kapital des Kommendanten gleich, also zieht der Kommendant sein Kapital (100), der tractator seine Person (0) heraus, der Rest (200) wird geteilt. 3) Nach Baldus ist, wenn die Gefahr nicht den Schuldner allein trifft, – was beim dare ad prof[icuum] maris in Pisa nicht der Fall war, – auch procentuale lucrum zulässig.11 앚 4) De duobus fratribus Quaestio 1.12 B 152

8 Hier: Vorzugsrechte im Konkurs, siehe Glossar: Konkurs, unten, S. 556, sowie die Einleitung, oben, S. 42 f. 9 Oben, S. 263 – 265. 10 Angelus de Periglis de Perusio, De societatibus, pars I, no. 2, f. 131ra – vb, insbes. no. 2, f. 131ra. 11 Weber bezieht sich offenbar – wie oben, S. 314 mit Anm. 5 – erneut auf Baldus, Consilia III. 453, no. 2, f. 120va. Allerdings erörtert Baldus vorrangig, welcher Prozentsatz vom Gewinn als Gesellschaftergewinnausschüttung vereinbart werden darf, ohne daß die societas eigentlich ein wucherisches Darlehen verschleiere. Konkret hält Baldus bis zu 8 % vom Gewinn für die maximal zulässige Vereinbarung. Siehe oben, S. 267 f., zum „dare ad proficuum maris“. 12 Franciscus de Porcellinis, De duobus fratribus, quaestio 1, f. 173va – 177rb, bes. no. 13, f. 174ra.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

Statuten5) zu dem Satz, daß auch auf die Illaten13 des socius (Kommendanten) der römische Gedanke: „res succedit in locuma pretii et pretium in locum rei“14 Anwendung finde. Die socii seien in bezug auf das Societätsgut als una persona anzusehen. Mit alledem ist ein Sondervermögen nicht entwickelt, sondern der Societätsfonds ist etwa mit der römischen dos auf eine Linie gestellt. Nach der entgegengesetzten Seite hin liegt es, wenn schon Baldus von einem corpus societatis spricht6) und unter Berufung auf ihn und andere in den Dezisionen der Rota von Genua die societas ein „corpus mysticum“7), eine juristische Person genannt wird.15 Hierbei ist der Societätsfonds als Sondervermögen entwickelt, aber nicht als Gesellschafts-, sondern als Korporationsvermögen. Denn mag nun der Ausdruck corpus societatis schon bei Baldus das Rechtssubjekt – die Gesellschaft – oder das Rechtsobjekt – deren Vermögen – bezeichnen, – das letztere ist wahrscheinlicher8), – jedenfalls ist klar, daß der Anlaß für die juristische Personifikation der societas für

Stat[uta] Perae lib.V c. 207.16 Baldus, Consilia V 125.17 7) Decis[iones] Rotae Genuensis 7: „quia societas est corpus mysticum ex pluribus nominibus conflatum“.18 8) Mit Rücksicht auf den Sprachgebrauch im Verhältnis nach innen corpo della compagnia, cf. unter „Florenz“ am Schluß.19 5)

6)

a Q: loco 13 Einlagen, siehe oben, S. 262, Anm. 38. 14 Das ursprüngliche Zitat bei Franciscus de Porcellinis, De duobus fratribus, quaestio 1, f. 173va – 177rb, lautet nur „res succedit in loco pretii et econtra“. 15 Zum Begriff „juristische Person“ s. Glossar: Korporation, unten, S. 556. Zu dem historischen und juristischen Problem, das hier angesprochen wird, nämlich dem Verhältnis einer Personengesamtheit (wie der OHG) zu einer Korporation (mit der Eigenschaft einer juristischen Person) hatte kurz zuvor Otto Gierke, Genossenschaftsrecht III, ausführlich Stellung bezogen, was weder hier noch nachfolgend Erwähnung findet (siehe dazu die Einleitung, oben, S. 32 ff.). 16 Statuti di Pera, liber V, c. 207 („De illo qui iverit in cursu sine licencia socii“), S. 736. Nach der Quelle geht es stets um das in die societas eingebrachte Kapital, nicht um sonstige eingebrachte Vermögensgegenstände. 17 Baldus, Consilia V. 125 („Quidam Iohannes Iacobi emit certos castranos“), f. 30ra – b. Siehe auch oben, S. 217, Fn. 38. 18 Decisiones Rotae Genuae, dec. 7, f. 33rb – 35ra. Webers Zitat findet sich ebd., no. 9, f. 34rb. 19 Oben, S. 307 f., 311, Fn. 35.

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die Jurisprudenz in der Beobachtung lag, daß die Konstruktion mittels Konkursprivilegien nicht ausreichte, daß man vielmehr dem Societätsfonds den Charakter eines Vermögens zugestehen müsse, für welches man alsdann ein Subjekt nur durch die Auffassung der societas als einer Korporation gewinnen zu können glaubte. Daraus ergab sich dann, daß: 1) gesta extra societatem non obligant consortiumb, sed solum cipsum contrahentemc 9), während 2) wenn ein 앚 socius als solcher kontrahiert, „qui habetd unume obligatum, fhabet etf alterum et ipsamg societatem“ (das Gesellschaftsvermögen), denn: „quicquid scribiturh per isocium habentem facultatem nominisi expendendik, dicitur scriptum ab ipso corpore seu societate, non ab ipsis ut particularibus“10). Die Darstellung der Societät als einer aus mehreren „nomina“ zusammengesetzten Person zeigt, daß die Personifikation der Firma das Mittel zur Konstruktion der selbständigen Existenz der Gesellschaft war. Die Auffassung der Societät als einer juristischen Person war, darüber waltet kein Zweifel mehr ob, historisch und dogmatisch ungerechtfertigt, allein sie hat die klare Ausscheidung des Gesellschaftsfonds als eines Sondervermögens aus dem Privatvermögen der socii in der Rechtsentwickelung ebenso zweifellos sehr erleichtert: der damaligen Jurisprudenz stand eine andere Kategorie nicht zu Gebote. b) Solidarhaftung. War so die romanistische Konstruktion des GesellMandats- und Institoschaftsvermögens, nachdem man einmal die Kateratspräsumtion. gorie der juristischen Person zur Anwendung brachte, nicht besonders schwierig, so machte die Solidarhaftung den Juristen um so mehr zu schaffen. Die naturgemäße Abhilfe 9) 10)

Decis[iones] R[otae] Gen[uensis] 12.20 앚 Decis[iones] R[otae] Gen[uensis] 7.21

b Q: consocios c Q: ipsos contrahentes d Q: habeat e In Q folgt: ex ipsis f Q: haberet etiam g Fehlt in Q. h In Q folgt: vel dicitur i – i Q: epistolam a dictis nominibus, seu ab uno ex eis habente facultatem nomine societatis k In Q folgt: subscriptam 20 Decisiones Rotae Genuae, dec. 12, f. 43vb – 45rb. Webers Zitat im Haupttext, ebd., no. 16, f. 45rb, allerdings mit Abweichungen, vgl. die textkritischen Anm. b und c. 21 Decisiones Rotae Genuae, dec. 7, f. 33rb – 35ra. Die von Weber mit grammatikalischen Abweichungen zitierten Stellen finden sich ebd., no. 8, f. 34ra, und ebd., no. 10, f. 34rb.

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Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter

war, daß man den kontrahierenden socius als präsumtiven Vertreter der übrigen socii auffaßte. Man nahm zunächst die Präsumtion eines Mandats zu Hilfe, behandelte ihn als procurator11) oder mandatarius exigendi12) 22 der übrigen und suchte dementsprechend darauf hinzuwirken, daß womöglich eine gegenseitige Bevollmächtigung expressis verbis urkundlich ausgefertigt werde13). Indessen entsprach diese Konstruktion den thatsächlichen Verhältnissen wenig, indem es im höchsten Grade abnorm erscheinen mußte, für den Fall des Mangels einer ausdrücklichen Vollmacht – 앚 und gerade auf diesen kam es an – dieselbe mit ihren ungemein einschneidenden Wirkungen zu präsumieren. Die gelegentlich vorkommende Auffassung der socii als gegenseitiger Bürgen14) reichte zur Erklärung ihrer Haftung als prinzipaler Selbstschuldner23 nicht aus15), ebensowenig konnte die Anknüpfung an die Mithaft der argentarii

Decis[iones] Rotae Florentinae 55.24 Decis[iones] Rotae Florentinae 107.25 13) Dies der Ursprung der Urkunden in Archives de l’Orient latin, welche alle diese Rechtsform verwenden.26 앚 14) Baldus, Consilia V 155.27 B 154 15) Sie ist indessen wohl die Grundlage der in der Decis[iones] Rotae Romanae P. III d. 16828 begegnenden Auffassung der socii als Korrealschuldner.29 11)

12)

22 Beim procurator handelt es sich um einen Geschäftsführer mit Vertretungsvollmacht für eine Vielzahl von Rechtsgeschäften, während der Mandatar auf ein Geschäft, hier die Ermächtigung, eine Forderung einzuziehen, beschränkt ist. 23 Im Regelfall haftet ein Bürge nur subsidiär, als Ausfallbürge. Nur bei der „gefährlicheren“ und daher ausdrücklich zu vereinbarenden „selbstschuldnerischen Bürgschaft“ verzichtet der Bürge ausdrücklich auf die Einrede der Vorausklage (gegen den Hauptschuldner), so daß also in diesem Fall der Gläubiger sogleich gegen den Bürgen vorgehen konnte. Damit übernimmt der Bürge die primäre oder „prinzipale“ Haftung. 24 Decisiones Rotae Florentinae, dec. 55, S. 122b – 130a. Von einem „tacitum mandatum“, also einem stillschweigenden Auftrag, ist ebd., no. 40 – 42, S. 128, die Rede. 25 Decisiones Rotae Florentinae, dec. 107, S. 226b – 227a, insbes. ebd., no. 8 f., S. 227. 26 Siehe für ein Urkundenbeispiel mit einer wechselseitigen Einsetzung als „nuntius“ und „procurator“ oben, S. 250 f. mit Fn. 71, Anm. 60. 27 Baldus, Consilia V. 155 („Premissis quibusdam verbis pertinentibus ad societatem contrahendam“), no. 1 aE, f. 38va. 28 Decisiones Rotae Romanae, pars 3, dec. 169 – und nicht 168 –, S. 71a, no. 1 – 4. 29 Im Gegensatz zu Solidarschuldnern haften die Korrealschuldner nicht für die gesamte Schuldsumme, sondern von Anfang nur in Höhe ihres (Gesellschafts-) Anteils.

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in Rom, welche bei Petrus de Ubaldis angedeutet wird16), befriedigen, indem die mit Solidarhaft verbundenen Gemeinschaften keineswegs wesentlich Bankgeschäfte betrieben. Man glaubte vielmehr schließlich, im römischen Institorat die juristische Formel für das Institut finden zu können. Wie bei dem institor der Pandekten,30 so handelte es sich hier um Haftung für in einem Geschäftsbetriebe, welchem der Kontrahierende als Verwalter vorsteht, und welcher materiell auf Rechnung anderer, – hier der Gesamtheit der socii (aber einschließlich des Kontrahenten, das ist schon die erste Differenz vom römischen Recht), – geht, geschlossene Kontrakte. Wie für den institor so wird für den socius in solidum gehaftet rein auf Grund dessen, daß er in dem Geschäftsbetrieb thätig ist ohne besonderes Vollmachtsverhältnis. Wenn endlich – das schien besonders wesentlich – mehrere Personen einen gemeinsamen institor haben, so haften sie für ihn ein jeder in solidum. Man nahm demgemäß wechselseitige praepositio institoria31 der socii an und, wie bekannt, ist diese Auffassung dauernd die herrschende geblieben17). Auch sie führte, wo man mit der Verwendung der römischen Begriffe Ernst machte, zu erstaunlichen Resultaten: Carpano in seinem Kommentar zu den Statuten von Mailand zieht die Konsequenz, daß die Solidarhaftung nur da eintrete, wo ein einzelner socius namens 앚 der Societät kontrahiere; wenn dagegen etwa bei De duob[us] fratribus IX.32 Noch bei v. Treitschke, Die Gewerbegesellschaft, und namentlich bei Thöl, Handelsrecht.33 앚 16)

17)

30 Das Institorat wird in den Pandekten oder Digesten vor allem an folgenden Stellen behandelt: Dig. 14.1.1.25; 14.1.2; 14.1.3; 14.3.13.2. 31 Einstellung als „institor“. Der Institor oder Faktor wird vom Inhaber eines Erwerbsgeschäftes mit der Erledigung aller oder bestimmter im Geschäftsbetrieb anfallender Geschäfte betraut. (Siehe Glossar: actio [institoria], unten, S. 545). 32 Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus, pars IX, f. 161ra – 162vb, ebd. no. 1, f. 161r erwähnt die Haftung der „argentarii“, allerdings am Beispiel der Städte Florenz und Venedig, nicht Rom. 33 Treitschke, Gewerbegesellschaft, S. 86 f. und S. 155 f., hält die Institoratshaftung zunächst in den Fällen für gegeben, in denen für einen Faktor oder abhängig Beschäftigten der Gesellschaft gehaftet wird. Eine Institoratshaftung darüber hinaus für die anderen Gesellschafter hält er nur dann für gegeben, soweit diese ihre gesellschaftsrechtlichen Befugnisse überschreiten (ebd., S. 87). Eine wichtigere Rolle spielt die Institoratshaftung der Gesellschafter füreinander demgegenüber bei Thöl, Handelsrecht I, § 38 („Collectivgesellschaft, Rechtsverhältnis“), S. 169 f.

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Abschluß eines Kontraktes namens der Societät sich alle socii persönlich beteiligt hätten, könne nicht Solidarhaftung, sondern nur Haftung pro rata eintreten, indem dann ja jeder socius selbst und für sich kontrahiere, also kein institor vorhanden und damit der Rechtsgrund der solidarischen Haftung weggefallen sei18). Wieder ein Beweis dafür, wie weit juristische Konsequenzmacherei Grundlage der einzelnen Entscheidungen der Juristen ist und wie wenig man deshalb berechtigt ist, darin Ausflüsse einer tiefliegenden philosophischen oder sozialen Theorie zu sehen. – Im allgemeinen stieß man sich an der von Carpano aufgeworfenen Schwierigkeit nicht, wiewohl auch andere Schriftsteller sie erwähnen19). Verhältnis zu den Trotz dieser Versuche einer rein romanistischen wirklichen GrundKonstruktion konnte sich aber die Jurisprudenz lagen der Solidarhaftung. doch unmöglich der Beobachtung verschließen, daß die Solidarhaftung, wie sie thatsächlich in Übung war, nicht an die erwähnten juristischen Denkformen, sondern an ganz konkrete äußere Thatbestände anknüpfte. Es mußten deshalb diese Thatbestände mit jenen Denkformen in Beziehung gesetzt werden, was nicht immer gelang. Daß die Haushaltsgemeinschaft der historische Ausgangspunkt der Entwickelung war, tritt auch in der juristischen Litteratur hervor. Das Thema der duo fratres communiter viventes ist in den größeren juristischen Werken wiederholt erörtert, außerdem aber zum Gegenstand von MoB 155

18) 19)

Carpano zu cap. 483 der Stat[uten] v. 1502 Note 1.34 Bartolus und Petrus de Ubaldis. Petrus de Ub[aldis], De duob[us] fratr[ibus] IX.35

34 Weber meint hier die Erläuterung von Horatio Carpano, in: Statuta ducatus Mediolanensis II, c. 483 („De sociis et socedis – De acquisitionibus per fratres in communi domo, vel habitationes viventes, post mortem patris, quod communia debent esse inter eos“), S. 374a – 385a. Für das von Weber angeführte Problem ist einschlägig Carpanos Erläuterung zu ebd. Kapitel, no. 215, S. 382a – und nicht no. 1, wie Weber schreibt. Denn in no. 1 geht es um die stillschweigend angenommene Solidarhaftung der Familiengenossen für die Verbindlichkeiten der gemeinsamen Haushaltsführung. 35 Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus, pars IX, f. 161ra – 162vb, bezieht sich speziell in f. 161rb auf Bartolus de Saxoferrato. Auch Bartolus hatte einen, allerdings nicht fertiggestellten, Traktat „De duobus fratribus“ geschrieben, den Weber jedoch anscheinend nur vermittelt über Petrus de Ubaldis zitiert. Ersterer ist beispielsweise abgedruckt in: Bartolus de Saxoferrato, Consilia, Quaestiones et Tractatus. – Venedig: Baptista de Tortis 1529/1530 (ND Bartolus de Saxoferrato, Commentaria IX. – Rom: Cigno Galileo Galilei 1996), f. 110ra – 111va.

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nographien gemacht worden20). Soviel möglich, wurde das römische Schema der societas omnium bonorum angewendet, die wirkliche Grundlage, der gemeinsame Haushalt, spielt nur die Rolle, die oben dargestellten Präsumtionen für das Bestehen eines Mandatsoder Institoratsverhältnisses im obigen Sinn 앚 zu rechtfertigen, eine Betrachtungsweise, welche dem Wesen des Verhältnisses wenig entsprach. Indessen hat sie doch andererseits für dessen Fortbildung auch günstige Wirkungen gehabt. Indem die Jurisprudenz die Gemeinschaft des Haushaltes, später der stacio oder taberna, nur als Symptom des Bestehens einer Societät betrachtete, mußte sie darauf hingeführt werden, durch Analyse des Thatbestandes diejenigen Momente zu entwickeln, welche ihr als für den Societätscharakter charakteristisch sich darstellten. So betonen denn die Juristen zunächst, daß es nicht auf das Zusammenwohnen als solches ankomme, sondern darauf, daß dies Zusammenwohnen in der Absicht der Erwerbsgemeinschaft stattfinde. Eine mit dem Ehemann zusammenlebende Ehefrau, so führt die Rota Florentina Dec. 65 aus,36 ist deshalb nicht socia des Mannes; denn ihr Zusammenleben hat prinzipaliter einen anderen Rechtsgrund, als die Absicht gemeinsamer Erwerbsthätigkeit. Entsprechend ist es bei gemeinsam lebenden fratres. Auch hier ist nicht die einfache cohabitatio der Rechtsgrund der Haftung21), sondern die mit derselben verbundene Absicht gemeinsamer Arbeit und gemeinsamen Erwerbes. Diese Absicht fand die Jurisprudenz in der Abwesenheit kontomäßiger

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20) Cf. Petrus de Ubaldis de Perusio, De duobus fratribus, Franciscus de Porcellinis von Padua, De duobus fratribus. 앚 21) Baldus, Consilia IV 472: Cohabitatio non facit societatem.37 B 156

36 Decisiones Rotae Florentinae, dec. 65 („Domina Elisabeth de Benozis egit tanquam socia sui viri in apotheca pizicarie“), S. 162, no. 3. Nach dieser Rotaentscheidung ist jedoch eine „societas“ zwischen Ehemann und Ehefrau grundsätzlich möglich, wenn sie ausdrücklich vereinbart wurde. Sie kann jedoch nicht durch stillschweigenden Konsens begründet werden. Im vorliegenden Fall erachtete die Rota das bloße, bereits durch die Ehe gebotene Zusammenleben nicht als ausreichenden Nachweis einer „societas“. Der ausdrückliche Abschluß eines Gesellschaftsvertrages konnte in diesem Fall jedoch nicht bewiesen werden. 37 Baldus, Consilia IV. 472 („Super primo puncto quia cohabitatio societatem facit“), f. 98ra. Siehe zu dieser Quellenstelle auch oben, S. 195 f., Fn. 6.

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Abrechnung unter den fratres ausgedrückt22). Alles dies sind Merkmale, die, wie wir sahen,38 auch im prak앚tischen Leben bestanden. – War die wesentlichste Seite die Absicht gemeinsamer Erwerbsthätigkeit, so mußte sich diese Absicht äußerlich in entsprechender Weise dokumentieren. Baldus verlangt gemeinsame „negociatio“23) und im Anschluß daran, daß jeder der Beteiligten, seien es Familienglieder oder extranei, auch wirklich eine Erwerbsthätigkeit entfalte, als „negociator“ auftrete24). Die Konsequenz, daß auch nur der Gewinn aus dieser Erwerbsthätigkeit in die Gemein-

22) Petrus de Ubaldis im Eingange seiner Schrift De duob[us] fratr[ibus]. Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales de commercio Disc. 49. Baldus, Consilia V 482 zählt als Kriterien für die societas omniml bonorum inter fratres auf: 1) coarctatio in una domo, 2) commensalitas (vixisse communi sumptu), 3) lucrorum communicatio, 4) defensio communis in litibus, 5) communio bonorum pro indiviso, 6) publica fama super societate omnium bonorum. Keiner dieser Gründe (außer dem ad 6) soll allein die Präsumtion ergeben. Immer aber soll negotiatio communis nötig sein.39 앚 23) Cf. Schluß der vorigen Note.40 B 157 24) Baldus, Cons[ilia] V 125 (Societät von Schlächtern); V 172: nur erwerbsfähige und erwerbende Mitglieder sind socii; I 19: nur bei Bestehen einer Societät fällt Erwerb ex industria fratrum in die Gemeinschaft (cf. III 30); III 451: nicht die cohabitatio, sondern actus sociales frequenter facti ergeben die Präsumtion.41 Petrus de Ubaldis l. c. III, 2.42

l Q: omnium 38 Oben, S. 302 – 307. 39 Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus, pars II, f. 133rb, no. 1: bei der stillschweigend abgeschlossenen „societas“ reicht die Ausschüttung von Gewinn auch ohne Abrechnung im Einzelnen für die Vermutung, daß eine echte „societas“ vorliegt. Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales, disc. 49, no. 9 & 10, S. 189b – 190a; Baldus, Consilia V. 482 („Primo videtur dicendum probatam esse societatem omnium bonorum“), f. 118ra – b. Die von Weber im folgenden im Nominativ genannten sechs Kriterien finden sich bei Baldus. 40 Baldus, Consilia V. 482, f. 118ra – b. Nach der Quelle soll die Präsumtion („probatio semiplena“) einer echten „societas“ entstehen, wenn die Anforderungen zwei bis vier (vgl. oben, S. 322, Fn. 22) erfüllt sind und wenn außerdem noch ein Zeitraum von zehn Jahren gemeinsamer Tätigkeit hinzu kommt. 41 Baldus, Consilia V. 125 („Quidam Iohannes Iacobi emit certos castranos“), f. 30ra – b; V. 172 („Super praedictis punctis praemittendum est“), f. 43ra – b; I. 19 („Casus est talis: tres sunt frates“), f. 6rb; III. 30 („Qualiter debeant dividi bona et fructus bonorum inter fratres“), f. 8vb – 9ra; III. 451 („Duo fratres, unus maior natu, alter minor“), f. 120rb. 42 Gemeint ist bei Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus, wohl pars III, f. 133vb, no. 2 & 3.

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schaft fällt, ist denn auch alsbald gezogen, lucrum anderer Art ist „Adventizgut“25).43 Eine weitere Konsequenz ist, daß demnach die auf Rechnung der Societät gehenden Geschäfte auch formell von anderen geschieden werden mußten. Ein solches formelles Merkmal fand die Jurisprudenz in dem Satz, daß nur „nomine communi“ – auch formell für Rechnung der Gemeinschaft – geschlossene Geschäfte diese angehen26), ein Satz, zu welchem sowohl die Mandats- als die Institoratspräsumtion hindrängte. Mit Aufstellung dieses Merkmals befand sich die Jurisprudenz wiederum auf dem Boden der praktischen Rechtsentwickelung, welche, wie wir sahen,44 zu dem gleichen Resultat gelangte. Daß letzteres geschah, war vielleicht zu einem Teil mit das Verdienst der Juristen, in deren Händen die Statutenredaktion sowohl als die gerichtliche Praxis zum wesentlichen Teil lagen und welche diese Konsequenzen klar entwickelt hatten. Ergebnisse der Arbeit Immerhin war die Solidarhaftung auf dem Grunde der Jurisprudenz für des bloßen Bestehens einer derartigen Gemeindie internationale Entwickelung. schaft eine der romanistischen Doktrin nicht beSocietätsfirma. queme, weil trotz aller Umdeutung 앚 nicht recht in die römische Schablone passende Erscheinung. Baldus erkennt, gegenüber dem nun einmal geltenden Recht, sie als bestehend an, aber durch seine einzelnen Entscheidungen geht offenbar das Bestreben, durch Steigerung der Schwierigkeiten für den Beweis der Absicht der Parteien, daß ihre Gemeinschaft eine societas sein solle, das mißliebige Institut thunlichst einzuschränken27). Carpano in seinem Kommentar zu den Statuten von Mailand zweifelt sehr, ob 25) 26) 27)

Baldus, Cons[ilia] I 120.45 Petrus de Ubaldis l. c. III, 2.46 앚 Cf. Consilia V, 125, 402.47

43 Unter Adventizgut versteht man das zufällig, ohne Erwerbsabsicht hinzukommende Gut, beispielsweise Erbschaften. 44 Oben, S. 319. 45 Baldus, Consilia I. 120 („Quidam Antonius Zaninus et Franciscus fratres steterunt in communione haereditatis“), f. 33rb – vb. 46 Siehe oben, S. 322, Anm. 42. 47 Baldus, Consilia V. 125, f. 30ra – b, bes. f. 30rb. Die Stelle Consilia V. 402, f. 96va – 97ra, ist dagegen nicht einschlägig, weil es um den Beweis mit Hilfe von notariellen Urkunden geht. Möglicherweise meint Weber Baldus, Consilia IV. 472: („Super primo puncto, quia cohabitatio societatem facit“), f. 98ra, oder auch Baldus, Consilia V. 482: („Primo videtur dicendum, probatam esse societatem“), f. 118ra – b.

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nicht cap. 415 der Statuten von 1498,48 betreffend die Abschichtungspflicht des Vaters zu gunsten der Gläubiger des Sohnes, contra divina et humana jura sei28), und sucht damit die Erschwerung des Beweises zu rechtfertigen, welche er für erwünscht hält. Zu cap. 481 der Statuten von 1502,49 betreffend die unabgeteilt lebenden Brüder, bemerkt er, man müsse sich vor derartigen Gemeinschaften hüten, „wie vor dem Feuer“29), denn sie könnten nur zum Ruin aller Beteiligten führen. Jedenfalls wirkte die juristische Auffassung energisch darauf hin, daß die Eigenschaft der haftenden socii und der Societätskontrakte als solcher durch ausdrückliche Bezugnahme und Nennung der Namen in den Kontrakten konstatiert wurde und daß diese namentliche Bezeichnung, das Kontrahieren „nomine societatis“ eins der sichersten Kriterien der Unterscheidung von den Privatschulden wurde. Das war von dauernder Bedeutung. Denn als die alten Grundlagen der Haftung: gemeinsamer Haushalt, gemeinsame stacio, bottega, taberna, im internationalen Verkehr ihre Bedeutung verloren und nun ein anderes Merkmal für die zu Lasten der Societät gehenden Kontrakte und für die aus denselben haftenden Personen Bedürfnis wurde, gewann die 28) Note aaa: denn es sei unnatürlich, daß jemand bei seinen Lebzeiten sich beerben lassen müsse.50 29) Note b: Ab istis societatibus et communionibus abstinendum est tanquam ab igne.51 앚

48 Weber meint Statuta ducatus Mediolanensis I (erlassen am 20. Okt. 1498 durch Ludwig Sforza), c. 416 („De filiosfamilias“), S. 741, – und nicht ebd., c. 415 („De is, qui prohibentur esse de collegio iudicum Mediolani“). 49 Weber meint aus Statuta ducatus Mediolanensis II, vermutlich c. 483 („De sociis et socedis – De acquisitionibus per fratres in communi domo, vel habitationes viventes, post mortem patris, quod communia debent esse inter eos“), S. 374 – 385a. Siehe oben, S. 320, Anm. 34. Das von Weber zitierte c. 481 paßt nicht, weil es dort um „De poena inquietantis aliquem occasione alicuius decimae contra pacta facta inter partes“ geht. Auch stammen diese Statuten aus dem Jahr 1552 und nicht 1502. Siehe oben, S. 320, Anm. 34. 50 Gemeint sind: Statuta ducatus Mediolanensis I, c. 416 („De filiofamilias“), no. 209 (= Note aaa von Horatio Carpano), S. 741b. In der Quelle geht es jedoch nicht vorrangig um die Abschichtungspflicht des Sohnes, sondern um die Haftung des Vaters für den Sohn. Anders als es Weber wiedergibt, ist in der Quelle formuliert: „Quod pater teneatur pro filio ex dispositione alicuius statuti dicitur esse contra dispositionem iuris naturalis et Divini […] cum sit odiosum“. 51 Statuta ducatus Mediolanensis II, c. 483 („De socedis“), no. 63 (= Note b von Horatio Carpano), S. 377a.

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Vorarbeit der Jurisprudenz praktische Bedeutung. Sie hatte den Grundsatz, 앚 daß nur Geschäfte, die für Rechnung der Societät geschlossen wurden, die socii angehen, juristisch konstruiert, sie hatte ferner die Societät als eine Personengesamtheit, ein „corpus“, personifiziert und hatte endlich den Usus durchgesetzt, daß bei derartigen Kontrakten das Kontrahieren für Rechnung aller socii besonders hervorgehoben wurde, daß also die Societät nach außen als ein Ganzes unter einer die Namen der socii enthaltenden Kollektivbezeichnung30), einer eigenen Firma31), auftrat, – und sie konnten nunmehr die Konsequenz ziehen: die Absicht, eine societas mit Solidarhaftung einzugehen, sei daraus zu entnehmen, daß die Betreffenden einen Kollektivnamen annehmen und unter ihm ihre Kontrakte schließen; derjenige, dessen Namen in der Kollektivfirma enthalten sei – „cujus nomen expenditur“ –, sei solidarisch haftender socius; Kontrakte, welche unter der Kollektivfirma geschlossen werden, seien Societätskontrakte. Diese Grundsätze, und damit die Möglichkeit klarer Scheidung zwischen der offenen Gesellschaft und den Kommanditverhältnissen, sind in der That in das Handelsrecht übergegangen, wie wir schon oben sahen;52 und daß dies geschehen, ist, wie mir scheint, wesentlich auch ein Verdienst der Jurisprudenz, welches eine Einschränkung des an die Spitze des Kapitels gestellten Urteils53 über deren Verhältnis zum Recht ihrer

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30) „Corpus mysticum ex pluribus nominibus m conflatum“ in der früher citierten Dezi- B 159 sion der Rota Genuensis.54 31) Über die Firma cf. die Abh. v. Dietzel, Jahrb[uch] des gem[einen] Rechts Bd. 4 und die Anm. 70 zu Kap. III.55 앚

m In Q nicht hervorgehoben. 52 Oben, S. 317 – 320. 53 Siehe oben, S. 312 ff., zu den Schwierigkeiten, die die mittelalterliche Jurisprudenz Weber zufolge mit der Einordnung der durch die Handelspraxis geschaffenen Institute des Gesellschaftsrechts hatte. 54 Decisiones Rotae Genuae, dec. 7, f. 33rb – 35ra, insbes. f. 34rb. Siehe Weber, oben, S. 316, Fn. 7. 55 Dietzel, Handelszeichen und Firma, S. 255 – 258 und S. 273 – 280. Weber verweist nach oben, S. 250, Fn. 70. Allerdings geht Dietzel davon aus, das Führen einer gemeinsamen Firma habe lediglich zur Folge, daß Forderungen nur gegen die Gesellschaft geltend gemacht werden konnten, leitet daraus jedoch nicht ab, daß die Gesellschafter solidarisch haften sollten, wie Weber dies im Haupttext im folgenden tut.

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Zeit involviert. Der wirtschaftlichen Bedeutung und dem historischen Werdegang der Rechtsinstitute stand sie vielfach fern – dies Urteil muß aufrecht erhalten bleiben – und man wird nach dieser Richtung an einen in den Hörsälen von Bologna und Padua vorgebildeten Juristen billigerweise nur bescheidene Ansprüche stellen dürfen, – aber die klärende Macht der römischen Rechtsgedanken bewährte sich auch hier auf fremdem Gebiet. Dies anschaulich zu machen, war der Zweck der vor앚stehend skizzierten Übersicht über die juristische Litteratur, welche auf eine auch nur annähernde Vollständigkeit oder darauf, die dogmengeschichtliche Entwickelung im ganzen klargestellt zu haben32), keinen Anspruch macht. Die Dezisionen der Das Ergebnis dieser Arbeit der Rechtswissenschaft Rota von Genua und tritt am vollständigsten in den Dezisionen der Rota die genuesischen Statuten v. 1588/9. von Genua zu Tage, eines mit gelehrten Richtern Abschluß der Entbesetzten Gerichtshofes33), welche zun ihrer Zeit wickelung. eine zweifellos internationale Bedeutung erlangt haben. In Genua, einer der Wiegen der Kommanditen, wie wir sahen,56 war die brennende Frage der Praxis des Gesellschaftsrechts notwendig die Scheidung der offenen Handelsgesellschaft von den Kommanditverhältnissen, der persönlich haftenden socii von den Kommanditisten. In der That ist nun diese Scheidung scharf durchgeführt. Besonders in dem großen Millionenprozeß Pallavicini c/a. Grimaldi (Decis. 14) nimmt die Rota prinzipiell Stellung, betont, daß die Institoratspräsumtion keineswegs überall Platz greife, wo

32) Dies ist bei Endemann, Studien, umfassender geschehen.57 Nur die Consilia des Baldus kommen bei ihm im Verhältnis zu ihrer Bedeutung wohl zu kurz. – Im obigen ist namentlich die Glosse und was sich an sie anschließt, außer Betracht gelassen worden.58 33) Stat[uten] v. Genua v. 1588/9 l. I c. 7: constans ex tribus doctoribus exeris o.59

n Fehlt in B; zu sinngemäß ergänzt. o Q: exteris 56 Oben, S. 161 – 168, 174 – 182. 57 Endemann, Studien I, S. 387 – 408, zum Solidarhaftprinzip in der gelehrten juristischen Literatur. 58 Gemeint ist hier die „glossa ordinaria“ des Accursius ungefähr aus dem Jahr 1240, die als Standarderläuterungswerk zum „Corpus Iuris Civilis“ maßgebend wurde, siehe auch Glossar: Gemeines Recht, und Glossatoren, unten, S. 552 und 553. 59 Statutorum civilium reipublicae Genuensis (anno 1588/1589), liber I, c. 7 („De Rota civili et eius Iurisdictione“), S. 11.

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Kaufleute in einem Societätsverhältnis stehen (gegen Bartolus)34), insbesondere dann nicht, wenn vertragsmäßig nur einer der socii die Verwaltung habe und das Geschäft so führe, daß nur er als Kontrahent nach außen auftritt, wenn also die Kontrakte nicht auf den Namen auch der anderen socii gehen35) und die dritten Kontrahenten mithin nicht „fidem eorum secuti sunt“36), d. h. also, wenn deren persönlicher Kredit nicht Kreditbasis der Societät ist. Es ist also nur der socius, auf dessen Namen kontrahiert wird und der seinerseits das Recht hat, namens der socii zu kontra앚hieren, offener Gesellschafter. Nur unter dem Namen der Societät geschlossene Kontrakte gehen die socii, quorum nomina expenduntur, an, andere sind propria negotia des Kontrahierenden37). Die bekannte duplex persona60 des socius erscheint auf der Bildfläche38). Diesen Rechtszustand, welcher, wie die Rota betont, aus dem gemeinen Recht abgeleitet ist, haben dann, während die Statuten von 156761 davon noch nichts enthalten, die Statuten von 1588/89 lib. IV cap. 12 und 13 aufgenommen39). Es ist daselbst das Ergebnis der Entwickelung zu folgenden Rechtsformen gestaltet: 1) Societät von mehreren Personen, welche unter ihrem gemeinschaftlichen Namen ein Geschäft betreiben mit Solidarhaf-

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Decis[iones] XII no. 67 f.62 Eod. no. 48.63 36) Eod. no. 97.64 앚 37) Decis[iones] 7.65 B 161 38) Eod. 39) De societatibus seu rationibus mercatorum (cap. 12 l. c.):66 Socii sive participes societatis seu rationis quorum nomen in ea expenditur, teneantur in solidum pro omnibus gestis et erga omnes et singulos creditores rationis seu societatis. 34)

35)

60 Nämlich als Gesellschafter und als Einzelperson. 61 Gemeint sind die von Weber bereits erwähnten Statuta et Decreta Communis Genuae. Siehe auch oben, S. 176. 62 Gemeint ist: Decisiones Rotae Genuae, dec. XIV – und nicht XII –, no. 66 – 68, f. 90va – b. Die Kernaussage findet sich bereits in no. 66, die Wendung gegen Bartolus in no. 68. 63 Decisiones Rotae Genuae, dec. XIV, no. 47 – nicht 48 –, f. 55ra – b. 64 Decisiones Rotae Genuae, dec. XIV, no. 96 f., f. 61ra. Die Formulierung lautet, von Weber geringfügig abweichend wiedergegeben: „nisi fidem praeponentium secuti fuissent“. 65 Decisiones Rotae Genuae, dec. VII, no. 8, f. 34ra. 66 Statutorum civilium reipublicae Genuensis, liber IV, c. 12 („De societatibus seu rationibus mercatorum“), S. 138 – 140. Webers Zitat findet sich auf S. 138.

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tung der socii gegenüber den creditores societatis und nur ihnen gegenüber (offene Handelsgesellschaft); 앚 2) Societät von mehreren Personen, von welchen eine das Geschäft auf ihren Namen betreibt, die anderen mit Kapitaleinlagen an demselben beteiligt sind. Die letzteren haften nicht persönlich, sondern mit ihrer Einlage. Nach der Decis. 14 der Rota von Genua,67 welche eine derartige Societät betrifft, scheint es, daß auch die nur mit Kapital beteiligten socii einen gewissen Einfluß auf die Art der Geschäftsführung gehabt haben, sonst hätte die Frage nicht entstehen können, ob der geschäftsführende socius (is qui complementum dat, – Dec[isiones] R[otae] G[enuensis] 18,68 – der Komplementar) als ihr institor zu betrachten sei. Es liegt darin eine Reminiszenz daran, daß ursprünglich sie, nicht der Komplementar, als die Unternehmer zu gelten hatten. Dies ist offenbar die Kommanditgesellschaft. Bei diesen beiden Gesellschaften gibt es ein Gesellschaftsvermögen in dem von uns festgehaltenen Sinn. Es ist bei Vergleichung von c. 12 l. IV dieser Statuten69 mit den alten Statutenredaktionen Socii seu participes quorum nomen non expenditur, non intelligantur nec sint in aliquo obligati ultra participationem seu quantitatem pro qua participant et nihilominus percipere possint pro eorum rata participationis lucra et beneficia … Creditores hujusmodi societatum sive rationum, sive sint sub nomine unius tantum, sive pluriump … in rebus et bonis societatum seu rationum praeferantur quibuscunque aliis creditoribus sociorum singulorum, vel proprio vel quovis alio nomine, et in dictis rebus et bonis dicti creditores intelligantur et sint potiores et anteriores tempore, hypotheka et privilegio, ita ut praeferantur et praeferri debeant dotibus et aliis quibuscunque excepto eo qui rem suam vel quondam suam praetenderet. De accommendis et implicitis (cap. 13 l. c.).70 Hier werden die Bestimmungen der älteren genues[ischen] Statuten über die Kommenda mit hier nicht interessierenden Änderungen wiederholt, inkl. der Bestimmungen über Vorzugsrechte der Gläubiger und socii am kommendierten Gut. 앚 p In Q folgt: sive in dominio sive extra. 67 Decisiones Rotae Genuae, dec. XIV, f. 50rb – 68ra, insbes. no. 47 f., f. 55ra, zur Stellung des Institor. 68 Decisiones Rotae Genuae, dec. XVIII, f. 74ra – 76ba, insbes. no. 15, f. 75vb, zur Rechtsvermutung, daß derjenige, der für einen anderen ein „complementum“ zahlt, auch „administrator“ sei. 69 Statutorum civilium reipublicae Genuensis, liber IV, c. 12 („De societatibus seu rationibus mercatorum“), S. 138 – 140. 70 Statutorum civilium reipublicae Genuensis, liber IV, c. 13 („De accomendis et implicitis“), S. 140 – 143. Zu den Vorzugsrechten der Gläubiger insbes. S. 141.

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(Stat[uta] Perae 207)71 offensichtlich, daß ersteres Kapitel eine Weiterbildung der in den letzteren enthaltenen Ansätze enthält, und es unterliegt ferner bei Durchsicht des cap. 12 l. c. keinem Zweifel, daß die dort geschilderte Societät ohne Solidarhaftung das Entwickelungsprodukt der societas maris ist. Die alte einseitige Kommenda ist im folgenden Kapitel behandelt,72 und es ist aus den am Schlusse gegebenen Definitionen ersichtlich, daß sie zum Kommissionsgeschäft geworden ist. Es hat sich also das alte einheitliche Rechtsinstitut der Kommenda nach zwei Richtungen entwickelt: nach der einen Seite durch die societas maris hindurch zur Kommandite, nach der anderen zum Kommissionsgeschäft40). Da nun in cap. 12 l. c. die, wie wir annehmen, 앚 aus den alten, bei der Kommenda vorhanden gewesenen Ansätzen entwickelte Konstruktion des gesellschaftlichen Sondervermögens für offene und Kommanditgesellschaft gleichmäßig verwertet wird, so erscheint hiermit wahrscheinlich gemacht, daß, wie oben als möglich hingestellt wurde,73 die Sondervermögensbildung bei den Kommendaverhältnissen von Einfluß auf die Art der Entwickelung und Konstruktion des Gesellschaftsvermögens bei der offenen Handels-

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40) Vergl. Lepa in der Zeitschr. f. Handelsr. Bd. 26 S. 438 f.74 Nur datiert Lepa, wie mir B 162 scheint, die Ausmünzung des Kommissionsgeschäftes als solchen wohl zu weit zurück. Den alten Kommendatar kann man nicht als Kommissionär bezeichnen. Er ist, wie früher gezeigt,75 entweder unselbständiges Organ des Kommendanten, oder, in seiner späteren Stellung 앚 selbst Unternehmer, welcher nur das Kapital des Kommendanten in seinem B 163 Geschäft als Einlage vernutzt. Die quarta proficui als Provision zu fassen, ist doch wohl nicht angängig, jedenfalls, wie mir durch die Darstellung in Kap. II dargethan erscheint,76 nicht der Auffassung der Zeitgenossen entsprechend. Diese faßte ihn als socius; er schloß die Geschäfte nicht ausschließlich für fremde Rechnung. Die Loslösung des Kommissionsgeschäfts liegt später, doch ist hier nicht der Ort darauf einzugehen. Scharf ist der Gegensatz allerdings nicht. 앚

71 Statuti di Pera, liber V, c. 207 („De illo qui iverit in cursu sine licencia socii“), S. 736. 72 Statutorum civilium reipublicae Genuensis, liber IV, c. 13 („De accomendis et implicitis“), S. 206 – 210. 73 Oben, S. 182, 187 – 190. 74 Lepa, Über den Ursprung des Kommissionshandels, erkennt schon in den Statuten von Trani (anno 1063) Ansätze des Kommissionshandels, ebd., S. 441 und S. 445 f. 75 Oben, S. 161 ff. 76 Oben, S. 160 – 165.

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gesellschaft gewesen ist. – Die Statuten von Genua von 1588/977 sind hier noch erörtert worden, einmal, weil sie den Gegensatz der Kommandite und der offenen Gesellschaft in besonders klarer Nebeneinanderstellung enthalten, dann, weil an ihnen der Einfluß der Jurisprudenz ersichtlich ist, indem die Bestimmungen über die offene Gesellschaft der gemeinrechtlichen Praxis, wie sie vorstehend geschildert wurde, offenbar entnommen sind. Im übrigen war diese Untersuchung an ihrem Ende angelangt, nachdem wir die behandelten Institute in den Lokalstatuten bis zu dem Punkte verfolgt hatten, wo, zunächst auf dem Boden der Wissenschaft, die internationale Entwickelung einsetzt und den lokalen Gewohnheitsrechten die Rechtsbildung aus der Hand nimmt. Wie dann das Produkt dieser internationalen Entwickelung seinerseits wieder Eingang in die moderne Territoriallegislation gefunden hat, gehört nicht mehr hierher. Schluß. Möglichkeit Fragt man nun nach der dogmatischen und prakdogmatischer Vertischen Bedeutung der Ergebnisse vorstehender wertung der gewonnenen Ergebnisse. Untersuchungen, so muß konstatiert werden, daß eine solche ihnen in ihrer Vereinzelung nicht in irgend beträchtlichem Maße zukommt. Dies 앚 wäre vielleicht anders, wenn aus denselben die Antwort auf eine Frage hervorginge, welche hier nur aufgeworfen, nicht beantwortet werden soll, nämlich die nach dem Verhältnis des Instituts der gesamten Hand zu den als Grundlagen der offenen Handelsgesellschaft ermittelten Instituten. Aufgeworfen muß diese Frage werden, weil, wie bekannt, von hervorragenden Seiten41) die gesamte Hand als Grundlage der 41)

Gierke, Sohm und zuerst Kuntze in der Zeitschr. f. Handelsr. Bd. 6.78 앚

77 Es handelt sich um die Statutorum civilium reipublicae Genuensis (anno 1588/ 1589). 78 Gierke, Genossenschaftsrecht I, S. 982 – 986, betont etwa den Vertragscharakter der OHG und lehnt eine Ableitung aus der Genossenschaft ab. Ders., Genossenschaftsrecht II, S. 935 – 944, zum Gemeinschaftsprinzip bei den Handelsgesellschaften, ohne daß diese Körperschaftsstatus erlangen, Genossenschaftsrecht III, S. 383 – 385, zur genossenschaftlichen Gesamtverbindlichkeit allgemein, und S. 956 – 958, zur Verbindlichkeit zur gesamten Hand. Gierke, Genossenschaftstheorie, S. 435 – 486; Sohm, Die deutsche Genossenschaft, S. 23 – 27. Kuntze, Prinzip und System der Handelsgesellschaften, bes. S. 208 – 216, legt ähnlich wie Weber den Akzent auf den Ursprung jeglichen Associationstriebes in der Familie, erörtert allerdings nicht den Fall der OHG, sondern nur den der KG.

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VI. Die juristische Litteratur. Schluß

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offenen Handelsgesellschaft vertreten worden ist, und zwar so entschieden, daß die Frage in der That zunächst so gestellt werden müßte: Ist die offene Handelsgesellschaft historisch und dogmatisch Gesamthandsverhältnis oder etwas anderes? und alsdann erst eventuell: was? Unbeantwortet muß die Frage hier aus verschiedenen Gründen bleiben. Einmal, weil sie zunächst eine terminologische ist, indem der Begriff der gesamten Hand in seiner Anwendung auf Schuldverhältnisse bekanntlich keineswegs allseitig auf das Kontrahieren communi manu beschränkt wird; – diese Frage der Terminologie hinsichtlich eines deutschrechtlichen Instituts79 kann aber nicht auf dem Boden des romanischen Rechtsgebiets ausgefochten werden. Dasselbe gilt aber, mag die Antwort auf jene Frage ausfallen wie sie will, für die weiter entstehende, ob die hier als rechtshistorische Vorfahren der offenen Handelsgesellschaft in Italien angesehenen Institute unter jenen Begriff fallen. Der letztere ist ein rein germanischer und, wenn wir auch im Laufe der Untersuchung darüber, wie weit germanische Rechtsgedanken für die von uns verfolgte Entwickelung bestimmend waren oder eine anderweite Provenienz anzunehmen ist, nicht unerhebliche Anhaltspunkte gewonnen haben, so wäre es doch ungerechtfertigt, ohne Feststellung dessen, was auf dem Boden des reinen deutschen Rechts an Parallelen vorhanden ist, darüber eine definitive Entscheidung treffen zu wollen; ohne Feststellung aber, wie weit das deutsche Recht beteiligt ist, geht eine Erörterung über das Verhältnis der 앚 hier behandelten Institute zu den deutschen Rechtsgedanken der gesamten Hand im Dunkeln. Und da diese Frage bei Eintritt in eine dogmatische Erörterung des Instituts sofort brennend wird, so muß eben eine solche suspendiert werden bis zur Ermittelung und Analyse der dem deutschen Rechtsgebiet angehörigen gleichartigen Institute, – daß es solche gibt, zeigt die in Kap. III. Anm. 14 citierte Sachsenspiegelstelle.80 Diese Untersuchung muß aber einer gesonderten Betrachtung vorbehalten bleiben.81

79 Hier kommt der Gegensatz zwischen römischem und deutsch-germanischem Recht in der Sicht der historischen Schule des 19. Jahrhunderts (siehe die Einleitung, oben, S. 14 – 21) zum Tragen. 80 Oben, S. 203, Fn. 14 a. 81 Zu diesem Vorhaben Webers siehe den Editorischen Bericht, oben, S. 122 mit Anm 57.

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Nach einer anderen Richtung dürfte dagegen immerhin ein Ergebnis zu konstatieren sein. Die historische Betrachtung kann die offene Handelsgesellschaft und die Kommanditgesellschaft nicht als zwei, auf prinzipiell gleicher Grundlage ruhende, nur dem Grade nach verschiedene Gesellschaftsformen behandeln. Das Sondervermögen ist ihnen gemeinsam, aber zu dessen Entwickelung sind sie von gänzlich verschiedenen Ausgangspunkten aus gelangt, und ferner ist die Vermögensfähigkeit nicht eine nur diesen Gemeinschaftsformen zukommende, also zwar eine sehr wesentliche, aber nicht ihre in erster Linie charakteristische Eigenschaft. Die letztere kann nur in der juristischen Natur der Basis der Vergesellschaftung liegen, und diese ist eine bei beiden grundverschiedene. Die Kommanditgesellschaft hat eine von derjenigen der offenen Handelsgesellschaft weit abliegende Vergangenheit. Die sogenannte „Haftung“ des Kommanditisten kann in keiner Beziehung neben diejenige des offenen Handelsgesellschafters gestellt, als eine Abschwächung und Beschränkung der letzteren gefaßt werden. Denn dem geschichtlichen Werdegang nach ist es überhaupt nicht gerechtfertigt, von einer „Haftung des Kommanditisten“ zu sprechen42). Er „haftet“ nicht, sondern er partizipiert mit seinem Kapital an Gewinn und Verlust – das ist die Auffassung der italienischen Quellen – eines fremden Geschäftsbetriebs und kann deshalb seine Ein앚lage nur deducto aere alieno82 zurückverlangen bezw. muß sie zur Deckung der Schulden einzahlen. Die offene Gesellschaft ergreift die gesamte vermögensrechtliche Persönlichkeit der socii, die vermögensrechtliche Persönlichkeit der Kommanditisten bleibt von der Kommanditgesellschaft unberührt. Die Kreditbasis ist eine grundverschiedene. Während die offene Gesellschaft eine Personengemeinschaft darstellt, ist die Kommanditgesellschaft als Partizipationsverhältnis zu konstruieren. 앚 42)

Vergl. auch Lastig in Endemanns Handbuch Bd. 1.83 앚

82 Gemeint ist: nach Abzug der Schulden gegenüber Dritten. 83 Lastig, Handelsgesellschaften, S. 319.

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Quellenübersicht

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Quellenübersicht.1 a1.

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Spanien. Lex Wisigothorumb bei Lindenbrog S. 1–238. Fuero Iuzgo en Latin y Castellano, Madrid 1815. Fueros francos, ed. Helfrich-Clermont c, Berlin–Paris 1860. Colleccion de fueros municipales y cartas pueblas de los reinos de Castiella, Leon, Corona de Aragon y Navarra – p. D. Tomas Muñoz y Romero, Tom. I, Madrid 1847.2 Nueva Recopilacion de Leyes, Madrid 1745.3 Fuero Viejo de Castiella, Madrid 1774.4 Ordenamiento de Leyes de Alcalád, Madrid 1774. Ordenanzas de Burgos, Madrid 1647.5 Ordinacions y sumari dels privilegs, consuetuds y bons usos del regne de Mallorca, Mallorca 1663.6 Costums de Tortosa bei Oliver, El derecho de Cataluña7 T. IV, Madrid 1881. Consolat del mar bei Pardessus, Collection des lois maritimes.8

a – a (S. 340) Petitdruck in B. b B: Wisigothonum c B: Helffrich-Clermont d B: Alcalà 1 Eingriffe in Max Webers Angaben zu Literatur- und Quellenausgaben wurden auf ein Minimum beschränkt. Abweichungen in der Klein- und Großschreibung, bei den Endungen von Städtenamen (z.B. „Mutinae“/„Mutine“, „Veronae“/„Verone“, „Placentinae“/„Placentiae“), bei Bindewörtern und Artikeln (z.B. „et“/„ac“, „della“/„la“) wurden nicht nachgewiesen, ebenso wurde auf den Nachweis von zeitbedingten Varianten in der Schreibweise (z.B. „z“/„c“, „c“/„k“, „th“/„t“) oder bei Konsonantenverdoppelungen („l“/„ll“ oder „m“/„mm“) verzichtet. Für den korrekten und heute üblichen Titelnachweis wird auf die Einträge im „Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur“ (unten, S. 566 – 597) verwiesen. Weicht Webers Schreibung des für die Titelsuche entscheidenden Substantivs ab, wird im Sacherläuterungsapparat der entsprechende Kurztitel angeführt. Abweichende Angaben zu Ausgaben, Druckorten etc. werden in den Sachanmerkungen erläutert. Lediglich Abweichungen in der Schreibung der Autorennamen und nicht nachweisbare Wörter wurden emendiert. 2 Gemeint ist: Muñoz y Romero, Fueros municipales. In der Druckausgabe heißt es Coleccion. 3 Es konnte nur eine Ausgabe 1772 identifiziert werden. 4 Es konnte nur eine Ausgabe 1771 identifiziert werden. 5 Es konnte nur eine Ausgabe 1774 identifiziert werden. Dort heißt es im Titel Castilla, nicht Castiella. 6 Gemeint sind: Ordinacions de Mallorca. 7 Der genaue Titel des Hauptwerkes lautet: Oliver, Historia del derecho en Cataluña. 8 Gemeint ist: Consolat de la mer. Max Weber vermischt hier die in der Ausgabe von Pardessus verwendeten Kolumnentitel. Im Text, oben, S. 161, 166 und 170, spricht er hingegen von: Consolato del mare.

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Stat[uten] v. Barcelona u. einzelne Verordnungen bei Pardessus.9 Las Siete Partidas del sabio Rey don Alfonso Nono per las cuales son deremidas y determinadas las cuestiones y pleytos que en España occurren. Con la glosa del egregio dotor Alfonso Diaz de Montalvo. Commentarii Jacobi de Marquilles super usaticis barchinonensibus, 2. Ausg., Barcelona 1502.10 Gonzali e Suarez de Paz, Praxis ecclesiastica et secularis, Francofurti 1613. Capmany fy de Monpalauf, Memorias historicas sobre la marina, commercio y artes de la antigua ciudad de Barcelona, Madrid 1779. 앚 2. Südfranzösische Statuten bei Pardessus l. c.11 3. Sizilien und Unteritalien. Statuten bei Brünneck, Siziliens mittelalterliche Stadtrechte.12 Constitutiones Regni Siciliae Imperatoris Friderici, Folio-Ausgabe.13 Tabula Amalfitana, ed. Laband, in der Zeitschr. für Handelsr. Bd. 7. Le Consuetudini della città di Amalfi, ed. Volpicella, Napoli 1849. Consuetudini della città di Sorrento, ed. Volpicella, Napoli 1869. Stat[uten] v. Trani, Sassari, Ancona bei Pardessus.14 4. Genua. Dattasches Fragment, ed. Desimoni, in den Atti della Società Ligure di storia patria I.15 e Lies: Gonzalo

f B: y Monpalan

9 Vgl. bei Pardessus, Collection de lois maritimes, Ordonnance sur la police de la navigation de Barcelona. 10 Marquilles, Comentaria super usaticis Barchionensibus, erschien in der 2. Ausgabe 1505 (und nicht 1502). 11 Gemeint sind, wie Weber oben, S. 175, Fn. 29 mit Anm. 83, erwähnt: Établissements de Montpellier und Statut de Marseille, beide in: Pardessus, Collection IV, S. 255 – 289, s. unten, S. 574, 589. 12 Gemeint ist: Brünneck, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte. 13 Diese seltene folio-Ausgabe war zu Webers Zeit in der königlichen Bibliothek vorhanden und befindet sich heute in der Staatsbibliothek Berlin, genaue bibliographische Angaben s. unten, S. 570. 14 Die Statuten bzw. Verordnungen sind alle bei Pardessus, Collection V, S. 237 – 247 (für Trani), S. 281 – 284 (für Sassari) und S. 116 – 198 (für Ancona) abgedruckt. 15 Gemeint ist: Frammento di Breve Genovese.

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Breve della compagna in den Historiae Patriae Monumenta Leg[es] Municip[ales].16 Statuten v. Pera, ed. Promis, in den Miscellanea di storia Italiana edita per cura della r[egia] deputazione di storia patria T. XI, Torino 1820.17 Statuti d’Albenga, ed. Valsecchi g, Albenga 1885. Statuta et Decreta Communis Genuae, Venetiis apud Dominicum Nicolinum 1567. Statutorum civilium reipublicae Genuensis libri VI, Genua 1609. 5. Pisa. Bonaini, Statuti inediti della città di Pisa. 6. Venedig. Videbis lector hoc in volumine Statuta Veneta i[n] f[ine]: stamp. in Venetiis 1528.18 Novissimum Statutorum et Venetarum Legum Volumen (A. Gryphi), Venetiis 1779.19 Einzelgesetze bei Pardessus,20 andere bei Lattes, Della libertà delle banche a Venezia.21

g B: Valeschi 16 Das „Breve della compagna“ ist in den Historiae Patriae Monumenta erst in Band 18, Turin 1901, Sp. 5 – 14, ediert von Cornelius Desimoni, erschienen; eine Ausgabe, die Max Weber zur Abfassung der „Handelsgesellschaften“ noch nicht benutzt haben konnte. 1889 lag lediglich eine Edition bei Olivieri, Serie dei consoli del Comune di Genova (1858), vor. 17 Die „Statuti di Pera“ in der von Max Weber genannten Ausgabe sind 1870 (nicht: 1820) erschienen. 18 Es handelt sich um eine alte Statutenausgabe, die noch kein richtiges Frontispiz besitzt und auf der vordersten Seite, wie Weber schreibt, mit den ungewöhnlichen Worten „Videbis lector hoc in volumine Statuta Veneta“ beginnt, und die Druckort sowie Jahreszahl noch wie eine Inkunabelausgabe ganz am Ende des Bandes, auf dem rückwärtigen Deckblatt (daher: „in fine: stampato“) angibt. Im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur, s. unten, S. 592, und in den Sacherläuterungen bibliographisch wiedergegeben als: Statuta Veneta. 19 Eine entsprechende Statutenausgabe erschien 1709 und 1729 in Venedig bei Pinelli; eine Ausgabe von 1779 ist hingegen nicht belegt. Ob es sich bei „A. Gryphi“ um einen Lesefehler für den Herausgeber A. Mocenigo handelt oder um eine fehlerhafte Angabe des Verlagnamens, konnte nicht aufgeklärt werden. 20 Vgl. z.B. das „Statut maritime von 1255“ (bei Pardessus, Collection V, S. 20 – 59), das Max Weber oben, S. 174, Fn. 28 mit Anm. 80, erwähnt hat. 21 Max Weber bezieht sich oben, S. 164, Fn. 13 mit Anm. 27, auf die beiden bei Lattes, Libertà delle banche a Venezia, abgedruckten Bankgesetze vom 28. Sept. 1374 und vom 21. Nov. 1403.

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7. Mailand. Liber consuetudinum Mediolani 1216 in den H. P. M. Dieselben Stat[uten] ed. Lambertenghi 1869.22 Statuta Mediolani, Mediolani 1502.23 Statuta Ducatus Mediolanensis, ed. Carpano, Francofurti 1611. 8. Verona. Leges et statuta civitatis Veronae, Vicentiae 1478.24 Liber civilis urbis Veronae, ed. Bart[olomaeo] Campagnola, Veronae 1728. Statuta domus mercatorum Veronae.25 9. Florenz. Stat[uten] bei Emiliani-Giudici, Storia dei communi italiani, Firenze 1866.26 Stat[uten] bei Fierli, Della società chiamata Accomandita 1846.27 Stat[uten] bei Lastig, Zeitschr. für Handelsr. Bd. 24.28 앚 Statuta Populi et Communis Florentiae publica auctoritate collecta, castigata et praeposita ao sal. 1415. Friburgi, 3 Bde.

22 Den Liber consuetudinum Mediolani zitiert Weber hier in der Edition durch Lambertenghi in den Historiae Patriae Monumenta sowie außerdem hier eine separate Ausgabe ebenfalls herausgegeben von Lambertenghi, die zu Webers Zeit in der königlichen Bibliothek vorhanden war und sich heute in der Staatsbibliothek Berlin befindet. Diese Ausgabe führte Weber im Text (oben, S. 212, Fn. 30) an. Die selbständige Ausgabe durch Lambertenghi ebenso wie eine weitere selbständige Ausgabe befanden sich daneben in der Goldschmidtbibliothek. Letztere ist allerdings herausgegeben von Francesco Berlan und bereits im Jahr 1868 gedruckt – diese hat Weber anscheinend jedoch nicht benutzt. Für die bibliographischen Angaben siehe das Literaturverzeichnis, unten, S. 581. 23 Max Weber bezieht sich offenbar auf den 2. Band der Statuten aus dem Jahr 1502, der aber erst 1552 gedruckt vorlag. Vgl. dazu auch die Erläuterung oben, S. 241, Anm. 18. 24 Es konnte nur die Ausgabe: Leges municipales seu statuta magnifice civitatis Verone aus dem Jahr 1477 (nicht 1478) identifiziert werden. Die Ausgabe wird von Weber im Text nicht zitiert. 25 Der vollständige Quellentitel lautet: Statuta civilia domus mercatorum Veronae und bezeichnet damit die allgemeinen zivilrechtlichen Normen der Kaufmannsgilde. 26 Max Weber zitiert anhand der Ausgabe von Emiliani-Giudici ausschließlich das Statuto dell’Arte di Calimala von Florenz. 27 Fierli, Della società chiamata accomandita, ist in zwei Ausgaben überliefert: Florenz: A. Brazzini 1803, sowie eine Ausgabe Macerata: A. Mancini 1840, jedoch keine Ausgabe von 1846, wie Weber schreibt. In der Goldschmidtbibliothek befand sich lediglich die Ausgabe von 1803, die daher von den Editoren herangezogen wurde. 28 Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts II, S. 433 – 445, gibt auszugsweise verschiedene Statutentexte der Stadt Florenz wieder, so z.B. die oben, S. 288, von Max Weber genannten: Generalis balía von 1309, Statutenredaktionen von 1320, 1321, 1324 und 1355, die Statuten der Arte di Calimala und die Statuta mercatorum von 1393.

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Tractatus de cessantibus et fugitivis, ed. Fuchs (Programm), Marburg 1865.29 10. Übrige Städte. Stat[uten] v. Como, Vercelli, Novara, Brescia, Bergamo, Nizza, Moncalieri, Ivrea in H. P. M. Leg. Munic.30 Brescia: Statuti della Mercanzia di Brescia. Brescia 1788. Visso: Statuta communis Vissi, ed. Santoni. Camerino 1884.31 Modena: Statuta civitatis Mutinae a. 1337 reformata, in Monumenti di Storia patria, Serie degli Statuti I.32 Piacenza: Statuta Varia civitatis Placentiae, Parma 1860, in Monumenta historica ad provincias Parmae et Placentiae spectantia. Ferrara: Statuta urbis Ferrariae. Ferrara 1624. S. Giorgio: Statuta Burgi et Curie Sti Georgii, in Monumenti Legali del Regno Sardo Disp. IV.33 Siena: Statuti de’ lanajuoli del 1292 ss., in Collezione di opere inedite e rare T. I. Bologna 1869.34 Sinigaglia: Statutorum et Reformationum magnif[icae] civit[atis] Senae Gallicae volumen 1584.35 Rom: Statuten ed. Camillo Re, Rom 1880.36

29 Es konnte lediglich ein Abdruck des „Tractatus de cessantibus et fugitivis“ als Anhang zu den Statuta Populi et Communis Florentinae I, S. 517 – 546, ermittelt werden (vgl. dazu oben, S. 294 mit Anm. 29 und S. 297 mit Anm. 39). Möglicherweise meint Max Weber hier: Fuchs, Carl, Beiträge zum Civilproceß, 2. Band: Das Concursverfahren. – Marburg: Elwert 1863, S. 16 f., wo Fuchs ausführlich auf den Tractatus eingeht. Was Weber mit dem Zusatz „Programm“ meinte, konnte nicht aufgeklärt werden. Das Werk von Fuchs stand Max Weber in der Goldschmidtbibliothek zur Verfügung. 30 Alle genannten Statuten sind ediert in: Historiae Patriae Monumenta, Leges municipales; die Einzelnachweise finden sich im Literaturverzeichnis, unten, S. 577. Die Statuten von Nizza und Moncalieri hat Max Weber im Text (z.B. oben, S. 175, Fn. 29 und S. 212, Fn. 30) zitiert, die von Como, Vercelli, Novara, Bergamo und Ivrea jedoch nicht. 31 Gemeint sind: Statuta comunis et populi Vissi. 32 Die von Max Weber mehrfach zitierten Statuten von Modena (Statuta civitatis Mutine) stammen aus dem Jahr 1327 (nicht 1337). 33 Der Titel und Ortsname lautet korrekt: Statuta Burgi et Curie Sancti Georgici. Was mit Webers Zusatz „Disp. IV“ gemeint sein könnte, konnte nicht aufgeklärt werden. 34 Die Edition der Statuti de’lanajuoli di Siena stammt aus dem Jahr 1863 (nicht 1869). 35 Der Ortsname in der Statutenausgabe lautet korrekt: Statutorum […] civitatis Senogallie. Diese Statutenausgabe zitiert Weber in seinem Text nicht. 36 Gemeint sind: Statuti della città di Roma.

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Lodi: Laudensiumh Statuta. Lodi 1586. Statuti vecchi di Lodi, ed. C[esare] Vignati, Milano 1884. Bergamo: Statuti e privilegi del Paratico e foro della università de’ Mercatanti di Bergamo. Bergamo 1780.37 Bologna: Liber tertius causarum civilium communis Bononiae, gedruckt 1491. Statuta Bononiae a. 1250ss., in Monumenti Istorichi38 pertinenti alle provincie della Romagna. Statuti della honoranda università de’ mercatanti di Bologna a. 1509.39 Padua: Statuti del Comune di Padova dal sec[olo] 12. all’ a. 1288.40 Massa: Statuta Massae, gedr. Lucae 1592. Arezzo: Liber statutorum Aretii, Florenz 1580. 11. Italien im allgemeinen: Lex Longobardorum seu capitulare divini et sacratissimi Caroli magni imperatoris et Franciae regis ac novellae constitut[ionum] dni Justiniani imp[eratoris] p[er] dnum Nic[olaum] Boherii.41 Anschütz, Die Lombarda-Kommentare des Ariprand und Albertus. Heidelberg 1855. 앚 Petri exceptiones legum Romanarum bei Savigny, Gesch[ichte] d. R[ömischen] R[echts] im M[ittel]-A[lter].42 Spruchsammlungen: Rotae Genuae de Mercatura et rebus ad eam pertinentibus Decisiones. Francofurti 1603.43

h B: Landensium 37 Gemeint sind: Statuti e privilegi del paratico e foro della università de’mercanti di Bergamo. 38 Der genaue Titel des Hauptwerkes lautet: Monumenti Istorici pertinenti [usw.] 39 Gemeint sind: Statuti de la honoranda universitate de li mercatanti de Bologna. Sie stammen aus dem jahr 1509, gedruckt 1511. 40 Die Quellenedition enthält Statuten bis zum Jahr 1285 (nicht 1288). 41 Weber zitiert offenbar: Leges Longobardorum. Vgl. dazu auch oben, S. 193, Anm. 5. 42 Gemeint sind: Petri Exceptiones Legum Romanorum (nicht: Romanarum). 43 Gemeint sind: Decisiones Rotae Genuae. Max Weber zitiert im Text allerdings häufig: Rotae Genuensis. In der Goldschmidtbibliothek wäre Weber eine Ausgabe der Decisiones aus Venedig 1582 zugänglich gewesen, er zitiert jedoch eine andere Ausgabe, vgl. unten, S. 572, anhand derer auch seine Zitate überprüft wurden.

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Decisiones Rotae Florentinae, ed. Hieron[ymus] Magonius, Francofurti 1600. Decisiones Rotae Lucensis, Lucae 1580/1.44 Decisiones Rotae Romanae, ed. Verallus i. Urkunden: Historiae Patriae Monumenta, Chartarum Tom. II. Archives de l’Orient latin Vol. I, II. Documents. Archivio Veneto T. VI, XII.45 Monumenta spectantia historiam Slavorum Meridionalium Vol. I, Zagrabiae 1868. Ricordi di Miliadusso Baldiccione de’ Casalberti Pisano, im Arch[ivio] Storico Italiano App. Tom. VIII.46 Ricordanze di Ghido di Filippo di Guidonek dell’ Antella e de suoi figliuoli e discendenti, im Archivio Storico Italiano T. IV. Estratto del epistolario della Repubblica Fiorentina, im Archivio Storico Italiano, Nova Serie Tom. VI.47 Urkunden bei Bini, I Lucchesi a Venezia. Urkunden bei Buchon, Nouvelles Recherches sur la principauté française de Morée. Urkunden im Giornale Storico degli Archivi Toscani Tom. I. Urkunden bei Passerini, Gli Alberti di Firenze. Urkunden bei Peruzzi, Storia del commercio e dei banchieri di Firenze.

i B: Veraller

k B: Ghidone

44 Die Decisiones Rotae Lucensis aus dem Jahr 1580/81 sind der zuvor genannten Ausgabe der Decisiones Rotae Florentinae beigebunden und somit 1600 in Frankfurt erschienen. 45 Soweit ersichtlich, hat Max Weber (oben, S. 173 f., Fn. 27 und 28) nur die Urkunden Carte del Mille e del Millecento, in: Archivio Veneto VI und XX (nicht XII), verwendet. 46 Gemeint ist: Ricordi di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano. Max Weber verwendet hier die in den Kopfzeilen der Ausgabe verwendete Schreibweise Miliadusso. 47 Weber meint wohl: Capei, Pietro, Saggio di documenti tratti da un epistolario della Repubblica Fiorentina, in: Archivio Storico Italiano, n. 11, n.s. VI, 1857, S. 9 – 26. Im Text wird dieser Quellenband von Max Weber jedoch nicht zitiert.

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Zeitgenössische Litteratur: Baldi de Ubaldis Consilia, Francofurti 1589.48 Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus  im Tractatus et aliis sociis  Illustrium Franciscus de Porcellinis de Padua,  Jurisconsultorum. De duobus fratribus  Angelus de Periglis de Perusio, De  societatibus Ansaldi de Ansaldis Discursus legales de commercio et mercatura, Genua 1688.49 Anmerkung. Vorstehende Quellenübersicht verfolgt keinen bibliographischen, sondern lediglich den Zweck, eine Übersicht des mir zugänglich gewesenen Quellenmaterials zu geben.a a 앚

a (S. 333) – a Petitdruck in B. a (S. 253) – a Fehlt in A; in A: Thesen und Lebenslauf, beides gesondert ediert, unten, S. 341 ff. und 348 ff. 48 Gemeint ist: Baldus, Consilia. 49 Es konnte keine Ausgabe dieses Werkes mit dem Druckort „Genua 1688“ identifiziert werden. Vermutlich meint Weber die Ausgabe: Genevae (Genf), die 1698 im Verlag fratres de Tournes erschienen und heute in der Staatsbibliothek Berlin eingestellt ist. In der Goldschmidtbibliothek hätte Weber nur eine Ausgabe Köln 1751 zur Verfügung gestanden. Schließlich existiert noch eine Ausgabe Rom: Dominicus Antonius Herculis 1689, die jedoch in Berlin zu Webers Zeit, soweit ersichtlich, nicht vorhanden war. Im Text oben, S. 192, Fn. 2 und S. 205, Fn.18, gab Weber eine Ausgabe von 1698, allerdings mit dem Druckort Genua, an. Vermutlich handelt es sich hier um eine Verkettung von Abschreib- bzw. Lesefehlern.

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Editorischer Bericht

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Thesen

Editorischer Bericht

I. Zur Entstehung Als letzte Stufe des Promotionsverfahrens fand für Max Weber am 1. August 1889 die öffentliche Disputation statt. Damit war gemäß § 105 der seit 1838 gültigen und im wesentlichen unveränderten Statuten der juristischen Fakultät der feierliche Promotionsakt verbunden.1 Die öffentliche Disputation sollte nach § 98 der Statuten nicht später als sechs Monate nach dem mündlichen Examen stattfinden.2 Da Weber letzteres am 28. Mai 1889 mit der Note „magna cum laude“ bestanden hatte,3 fand seine Disputation nur zwei Monate später statt. Bereits am 12. Juli schrieb Weber an den Dekan und schlug den 1. August als Termin für die Disputation vor,4 der in Berlin gerade noch innerhalb der Vorlesungszeit des Sommersemesters lag. Gemäß § 99 der Statuten konnten in der Disputation entweder über die Dissertation oder über Thesen des Kandidaten, die zuvor vom Dekan gebilligt werden mußten, diskutiert werden. Weber entschied sich dafür, über fünf Thesen zu disputieren. Diese sollten nach den Fakultätsstatuten im Anhang zu dem gedruckten Exemplar der Dissertation neben einem Lebenslauf5 ab-

1 Zum Ablauf des Promotionsverfahrens insgesamt siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 115 – 121. 2 Vgl. Die Statuten der juristischen Fakultät vom 29. Jan. 1838, in: Die Königl[iche] Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Systematische Zusammenstellung der für dieselbe bestehenden gesetzlichen, statutarischen und reglementarischen Bestimmungen, bearbeitet von Universitätsrichter Dr. [Paul] Daude. – Berlin: H.W. Müller 1887, S. 83 – 116. Im folgenden wird ein amtliches Exemplar in den einschlägigen Akten des Kultusministeriums (Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten): GStA PK, I. HA, Rep. 76, Va Sekt 2, Tit. III, Nr. 8 („Acta Rechtsund Staatswissenschaftliche Faculät der Universität Berlin – März 1834–April 1917“) verwendet. 3 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. Protokolle, Blatt 80 (Prüfung am 28. Mai 1889), Jur. Fak. 195 (Doktorandenbuch), Nr. 31 (Verzeichnis von Webers Doktorprüfung). Siehe auch den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften’, oben, S. 118. 4 Brief an den Dekan Ernst Eck vom 12. Juli 1889, in: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 43Vs (MWG II/2). 5 Zu den von Weber angefertigten Lebensläufen siehe unten, S. 352 – 356.

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Thesen

gedruckt und in 150 Exemplaren an die Universitätsregistratur abgeliefert werden, um sie von dort an die Mitglieder des Ministeriums, an alle Professoren der Berliner Universität und an die Opponenten zu verteilen. Zur Disputation mußte Weber gemäß § 103 der Statuten drei Opponenten benennen. Üblicherweise benannte man befreundete Studienkollegen, die selbst im Promotionsverfahren standen oder dieses gerade erst abgeschlossen hatten. Die Universitätsstatuten setzten bei den Opponenten jedoch weder ein abgeschlossenes Hochschulstudium noch ein juristisches Studium voraus; allerdings mußten die Opponenten von der Fakultät zuvor gebilligt worden sein. Weber wählte drei persönliche Freunde als Opponenten, von denen lediglich einer Jurist war: Otto Baumgarten, Walther Lotz und Karl Mommsen, den zweitältesten Sohn Theodor Mommsens. Otto Baumgarten war Theologe und ein sechs Jahre älterer Cousin Webers, mit dem er seit seiner Studienzeit in Heidelberg engen Kontakt hielt. Seit 1888 war Otto Baumgarten Prediger am Waisenhaus in Rummelsburg. Walther Lotz war 1887 in Straßburg als Nationalökonom promoviert worden, wo Weber ihn während seines Militärjahres kennengelernt hatte. Lotz hielt sich 1888/89 in Berlin auf, um praktische Kenntnisse im Bankwesen zu gewinnen. Karl Mommsen, ein Jugendfreund Webers aus Charlottenburg, war der einzige Jurist unter den dreien und wie Weber Rechtsreferendar am Kammergericht. Im Juli 1889 überarbeitete Max Weber die Druckbogen für die gedruckte Prüfschrift ‚Entwickelung des Solidarhaftprinzips’ und bereitete sich daneben an mehreren Sonntagen mit seinen Opponenten auf die Disputation vor.6 Alle drei Opponenten waren ordnungsgemäß auf dem Deckblatt von Webers Doktordissertation als „Herr Pfarrer, lic. O. Baumgarten, Herr Kammergerichts-Referendar K. Mommsen, Herr Dr. phil. W. Lotz“ verzeichnet.7 Am Tag der Disputation sollten Dekan, Opponenten sowie der Doktorand Max Weber nach den Statuten in schwarzen Roben erscheinen, wobei Weber vom „unteren Catheder“ in der Aula aus disputieren und die in der vom Dekan festgelegten Reihenfolge Opponierenden widerlegen sollte (§§ 102, 103 der Statuten). In der anschließend möglichen, freien Opposition aller Universitätsangehörigen (§ 103 der Statuten) trug sich dann die berühmte 6 Brief an Emmy Baumgarten vom 14. Juli 1889 aus Charlottenburg (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446; MWG II/2): „das greuliche Corrigieren der Druckbogen, von denen in letzter Zeit alle halbe Tage einer kam“ nähere sich nun dem Ende. Brief an Helene Weber vom 17. Juli 1889 aus Charlottenburg (GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 3, Blatt 143 – 145; MWG II/2), in dem Weber schilderte, Lotz sei mit einer Masse volkswirtschaftlicher Literatur erschienen, und Karl Mommsen sei neben Homeyer, Nasse etc. auch für Skat und Billard vorbeigekommen. 7 Vgl. dazu oben, S. 139, textkritische Anm. a, sowie die Abbildung zwischen S. 190 und S. 191.

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Szene zu, daß Theodor Mommsen zur zweiten These Webers das Wort ergriff und von dessen Antwort zwar inhaltlich anscheinend nicht überzeugt, aber doch hinreichend beeindruckt war, um anschließend zu äußern: „Sohn, da hast Du meinen Speer, meinem Arm wird er zu schwer.“8 Auch in seiner späteren Rezension zu Webers ‚Römischer Agrargeschichte’ griff Mommsen Max Webers These von der Ackerumlegung in der „colonia“ an.9 Vermutlich erschien Theodor Mommsen, der kein Mitglied der juristischen Fakultät war, bei Webers Disputation, weil er ihn aus seinem Seminar schätzte und durch seinen Sohn Karl auf die bevorstehende Disputation hingewiesen worden war. Vier der fünf von Weber gewählten Thesen spiegelten weitgehend die wichtigsten Tätigkeitsbereiche der damals an der Berliner Juristenfakultät lehrenden Professoren wider. Die Thesen eins und drei dürften aus Webers romanistischer beziehungsweise kanonistischer Exegese10 hervorgegangen sein, also eher den Pflichtstoff abgedeckt haben. Dagegen geben die Thesen zwei, vier und fünf Zeugnis für Webers staatswissenschaftliche und handelsrechtliche Interessen. Mit der fünften These zu Fragen der Ansiedelungskommission und des Normalrentengutvertrages griff Weber ein Thema auf, das ihn bereits während seines Militärdienstes in Posen beschäftigt hatte. Dort hatte er mit dem dortigen Landrat Nollau einige Güter der Ansiedelungskommission besichtigt.11 Auch durch seinen Vater, der als Abgeordneter des Preußischen Abgeordnetenhauses an der Gesetzgebung über die Ansiedelungskommission beteiligt war, könnte er schon früh mit den juristischen Fragen der ostelbischen Güter in Berührung gekommen sein.12 Diese These entspringt einer frühzeitigen Beschäftigung Webers mit dem Thema, das ihn dann in seinen späteren Arbeiten zur Landarbeiterfrage beschäftigen sollte. Die vierte These dürfte auf die währungstechnischen Interessen seines Freundes und Opponenten, des Nationalökonomen Walther

8 Diese Begebenheit ist durch Walther Lotz überliefert, vgl. Weber, Marianne, Lebensbild, S. 121. Dazu auch Deininger, Jürgen, Einleitung, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 57f., Anm. 14 und 15. 9 Siehe unten, S. 345, Anm. 5. Gegen diese Rezension Mommsens, für deren „reiche Belehrung“ Weber ihm am 10. Febr. 1892 noch gedankt hatte (Deutsche Staatsbibliothek, Berlin, Nl. Theodor Mommsen, unpaginiert; MWG II/2), wollte Weber dann, wie er seinem Onkel Hermann Baumgarten mitteilte, zum „Feldzug rüsten“. Vgl. Brief vom 28. April 1892 an Hermann Baumgarten aus Charlottenburg, in: Weber, Jugendbriefe, S. 344 (MWG II/2). 10 Zu den beiden Exegesen siehe unten, S. 364 – 403. 11 Briefe an Helene Weber vom 23. Aug. 1888 aus Posen, in: Weber, Jugendbriefe, S. 308 (MWG II/2), sowie vom 14. Sept. aus Gnesen, ebd., S. 309 (gekürzt), vollständig in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 3, Blatt 139 – 142 (MWG II/2). 12 Siehe unten, S. 347, Anm. 11.

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Lotz, zurückzuführen sein.13 Daneben hatte aber auch Webers Lehrer Goldschmidt einen Aufsatz zu den Umrechnungsfragen von Gold- und Silberkurantwährung in Österreich verfaßt.14 Auffällig ist, daß Weber keine These zu einem im engeren Sinne germanistischen Feld gewählt hat, obwohl Otto Gierke, der Webers germanistische Exegese gestellt und korrigiert hatte, und der zweite bedeutende Vertreter der germanistischen Rechtsgeschichte in Berlin, Heinrich Brunner, als Fakultätsmitglieder an der Disputation ebenso wie zuvor am mündlichen Examen15 teilgenommen haben dürften.

II. Zur Überlieferung und Edition Ein Manuskript der fünf Thesen ist nicht erhalten. Sie sind ausschließlich in den eigens für das Promotionsverfahren gedruckten Exemplaren des Dissertationsdrucks: Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten. – Stuttgart: Gebrüder Kröner 1889, S. 57f. (A), abgedruckt.16 Diese Prüfschrift mußte vor der mündlichen Disputation am 1. August 1889 gedruckt worden sein und den Professoren sowie Opponenten zu diesem Termin vorliegen. Die Thesen sind im Erstdruck in einer Frakturschrift gesetzt, die lateinischen Fachtermini (condictio certi, colonia, municipium) in Antiqua abgesetzt, was beim Abdruck in der Edition nicht wiedergegeben werden kann.

13 Siehe zu Walther Lotz: Borchardt, Knut, Einleitung, in: Weber, Max, Börsenwesen, MWG I/5, S. 100f. 14 Siehe unten, S. 346, Anm. 9. 15 Siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften’, oben, S. 118 f. 16 In der Langfassung ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften’ sind die Thesen dagegen nicht abgedruckt. Zum Verhältnis der beiden Arbeiten siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften’, oben, S. 126 – 128. – Die Prüfungsthesen wurden später erneut veröffentlicht und bekanntgemacht von Johannes Winckelmann, Max Webers Dissertation, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 7, 1963, S. 10 – 12, der dadurch erstmals das Augenmerk der Forschung auf diesen kürzeren Dissertationsdruck lenkte.

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1. Die, als wahrscheinlich anzunehmende, abstrakte Fassung der formula1 der sog. condictio certi widerstreitet der Annahme nicht, daß diese Klage ihrer Entstehung und späteren Entwickelung nach ein begrenztes Gebiet materieller Klaggründe umfaßt hat.2 2. Nicht die Neubesiedelung, aber die Art der Ackerumlegung (Flurverkoppelung) und Kartierung ist dauernd, bis in die späte Kaiserzeit, Begriffsbestandteil der colonia3 gewesen und hat, solange es einen materiellen Unterschied derselben von dem municipium4 gab, diesen dargestellt.5 3. Nach geltendem preußischem Recht werden bei Parochialdismembrationen6 neubegründete Kirchengemeinden, auch wenn die Mittel zur Begründung ausschließlich von der Gemeinde aufgebracht worden sind, nicht patronatfrei.7 1 Im Formularprozeß der klassischen römischen Zeit war der Richter noch streng an die Klageformel gebunden und konnte nicht abweichend vom klägerischen Anspruch nur einen Teil des Verlangten zusprechen. 2 Die Frage war zur Zeit Webers umstritten. Baron, Die Condictionen, S. 1ff., 21ff. und 32ff., hatte die condictio certi als rein abstrakte Klage aufgefaßt, bei der nicht nach den Gründen für die unrechtmäßige Vermögensverschiebung gefragt werden sollte. Dagegen hatte insbesondere Bekker, Zur Lehre von Condictionen, S. 94 – 100, darauf hingewiesen, daß bereits die antiken römischen Juristen daneben versucht hatten, die materiellen Gründe für die condictio certi zu systematisieren. Max Weber ist in seiner romanistischen Exegese, unten, S. 375 f., ausführlicher auf die Kontroverse eingegangen. 3 Eine colonia ist eine von Rom unterjochte Stadt, die durch dort angesiedelte frühere Einwohner Roms eine neue Bürgerschaft erhalten hat („Pflanzstadt“). 4 Römische Stadt mit eigener Verfassung und Selbstverwaltung, deren Bürger zugleich römische Bürger sind. 5 Dieser These widersprach später Theodor Mommsen, Zum römischen Bodenrecht, in: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie, 27. Band, 1892, S. 108 – 114. Mommsen setzte sich dort insbesondere mit Webers Römischer Agrargeschichte kritisch auseinander, weil Weber den Aspekt römischen Individualeigentums überbetont und die im römischen Recht daneben angelegten Vorstellungen eines Gesamthandseigentums entsprechend vernachlässigt hatte. Ebd., S. 108, nahm Mommsen auf eine „frühere Unterredung“ mit Weber Bezug, in der dieser bereits die deutliche rechtliche Unterscheidung von „municipium“ und „colonia“ hervorgehoben habe, die er nunmehr schriftlich ausgeführt habe. Es dürfte sich dabei um die anerkennende Debatte Mommsens mit Weber anläßlich dessen mündlicher Doktorprüfung gehandelt haben, die Weber, Marianne, Lebensbild, S. 121, schildert. 6 Aufteilung von Kirchengemeinden in mehrere, unabhängige neue Pfarrgemeinden. 7 Zu den Patronatsrechten allgemein siehe Hinschius, Paul, System des katholischen Kirchenrechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, 2. Band. – Berlin: I. Gutten-

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4. Eine Verpflichtung der österreichischen Eisenbahnen, ihre alternativ auf Zahlung in Gulden ö[sterreichischer] W[ährung] oder in Thalern Silberkurant lautenden Kupons zum Umrechnungssatz von 1 Thaler = 3 Mark in deutschem Golde einzulösen, kann aus Art. 14 § 2 des deutschen Münzgesetzes vom 9. Juli 18738 allein nicht hergeleitet werden, und zwar selbst dann nicht, wenn die Einlösung nach Wahl an deutschen Plätzen versprochen war.9 앚 5. Die rechtliche Zulässigkeit des „Wiederkaufsrechts“, welches im § 5 des von der Ansiedelungskommission für Posen und Westpreußen aufgestellten Normalrentengutsvertrages – Anl[age] XIII zu Nr. 42 der Drucksachen des Abgeordnetenhauses Sess[ion] 1888/8910 – dem Fiskus auch für den Fall des Eigen-

tag (D. Collin) 1878, S. 408, mit Fn. 4, zu den unterschiedlichen Ansichten in dieser Frage. Hinschius spricht sich in dem von Weber erörterten Fall für ein Patronatsrecht der bisherigen Gemeinde über die neu gegründete aus, während Autoren wie Schulte oder Lippert dem Laienpatronatsherrn der bisherigen Gemeinde ein sich an der neuen Gemeinde fortsetzendes Patronatsrecht zusprächen. 8 Das Deutsche Münzgesetz vom 9. Juli 1873 trifft in Art. 14 § 2 Umrechnungsbestimmungen für inländische und für den inländischen gleichgestellte, ausländische Gold- und Silbermünzen in die neue Reichsgoldwährung. Entgegen seines Namens war der Gulden österreichischer Währung von 1858 bis 1892 eine Silbermünze. 9 Mit Umrechnungsfragen von österreichischen Eisenbahnkupons aufgrund des Reichsmünzgesetzes hatte sich bereits Goldschmidt, Levin, Zusatz [zum Beitrag von: Ladenburg, Noch einmal die österreichischen Kuponsprozesse], in: Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht, 33. Band, 1886, S. 250 – 253, beschäftigt. Möglicherweise ging Weber in seiner Disputation jedoch auch von den Ansichten seines Heidelberger Lehrers Bekker, Ernst Immanuel, Über die Couponsprocesse der österreichischen Eisenbahngesellschaften und über die internationalen Schuldverschreibungen. – Weimar: Böhlau 1881, insbes. S. 87 – 93, aus. 10 Anlagen zu den Stenographischen Berichten II, Aktenstück Nr. 42: „Denkschrift über die Ausführung des Gesetzes vom 26. April 1886, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelung in den Provinzen Westpreußen und Posen“, S. 1204b – 1216b. In der Anlage XII, ebd., S. 1266 – 1268, ist der Musterentwurf für den Ankauf eines zuvor von der preußischen Ansiedelungskommission von polnischen Rittergutsbesitzern und Bauern erworbenen Gutes durch einen deutschen „Kolonisten“ abgedruckt. Meistens erfolgte der Erwerb eines solchen Gutes nicht durch einmalige Kaufpreiszahlung, sondern durch langjährige Rentenzahlungen des Neugutsbesitzers an die Ansiedelungskommission (daher Webers Bezeichnung des „Normalrentengutsvertrages“). Die von Weber angeführte Bestimmung zum Wiederkaufsrecht durch den preußischen Fiskus in den Fällen mangelhafter Bewirtschaftung der Hofstelle oder auch der vom Fiskus nicht ausdrücklich genehmigten Weitergabe der Hofstelle selbst im Wege des Erbgangs findet sich in dem Mustervertrag allerdings erst in § 8 Abs. 3, ebd., S. 1267b, und nicht in § 5, wie Weber schreibt.

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tumswechsels durch Erbgang vorbehalten wird, ist nach geltendem preußischem Recht nicht zweifelsfrei.11 앚

11 Nach den Bestimmungen des Allgemeinen Landrechts für die Preussischen Staaten (von 1794), 1. Theil, 11. Titel §§ 311, 264, 265, konnte der Wiederkäufer – in Webers Fall also der preußische Staat – einem Dritten gegenüber ein zu seinen Gunsten vereinbartes Wiederkaufsrecht nur dann geltend machen, wenn die Sache verkauft und übergeben, bzw. bei einer Immobilie der Eigentumsübergang im Hypothekenbuch eingetragen worden war. Ähnlich wie beim Vorkaufsrecht war also Eigentumsübergang auf einen Dritten durch ein Rechtsgeschäft, nicht aber durch Erbgang Voraussetzung für ein weiter bestehendes Wiederkaufs- bzw. Vorkaufsrecht des Staates. § 8 Abs. 3 des Normalrentengutsvertrages formulierte demgegenüber ein weites Wiederkaufsrecht des preußischen Staates gegen den „Erwerber der Hofstelle und seine Rechtsnachfolger“, soweit diese ihre vertraglichen Pflichten verletzten oder der Hof ohne Genehmigung des Fiskus, auch im Erbgang, weitergegeben würde. In der Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses vom 20. März 1889, in der die Denkschrift samt Anlagen zur Debatte stand, wurde eine mögliche, von Weber in seiner These monierte Unvereinbarkeit dieser Bestimmung des Normalrentengutvertrages mit dem geltenden preußischen Recht nicht beanstandet. Vgl. Stenographische Berichte über die Verhandlungen der durch Allerhöchsten Erlaß vom 28. Dez. 1889 einberufenen beiden Häuser des Landtages: Haus der Abgeordneten, Bd. 1. – Berlin: W. Moeser Hofbuchdruckerei 1889, 38. Sitzung vom 19. März 1889, S. 1169 – 1195.

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Lebenslauf

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I. Zur Entstehung Bereits zur Einleitung des Promotionsverfahrens mußte ein angehender Doktorand nach § 89 der seit 1838 in Kraft stehenden und im wesentlichen unveränderten Statuten der juristischen Fakultät einen lateinischen Lebenslauf „unter Angabe des Religionsbekenntnisses und der bisherigen Studien des Ansuchenden“ einreichen.1 Fünfzig Jahre nach Erlaß der Statuten forderte die juristische Fakultät anscheinend nicht mehr streng einen lateinischen Lebenslauf, ebensowenig wie eine auf Latein abgefaßte Dissertation. So reichte Weber mit dem Antrag auf Eröffnung des Promotionsverfahrens am 15. Februar 1889 seinen handgeschriebenen Lebenslauf auf Deutsch ein,2 ebenso wie er auch die Dissertation entgegen der ursprünglichen statutarischen Anforderungen auf Deutsch abgefaßt hatte. In diesem handschriftlichen Lebenslauf machte Weber genauere Angaben über seine fachlichen Interessen und über seine geplanten, weiteren Forschungsschwerpunke als in den beiden nachfolgend verfaßten Lebensläufen. Da Weber die weiteren Stufen des Promotionsverfahrens erfolgreich absolvierte,3 konnte er seine Dissertation zum Druck geben. In diesem Dissertationsdruck sollte gemäß § 99 der Statuten der juristischen Fakultät erneut ein Curriculum Vitae samt Angabe des Religionsbekenntnisses abgedruckt werden. Als Anhang zur Dissertation ‚Entwickelung des Solidarhaftprinzips’ mußte dieser Lebenslauf zu Webers Disputation am 1. August 18894 ge1 Vgl. Die Statuten der juristischen Fakultät, vom 29. Jan. 1838, in: Die Königl[iche] Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Systematische Zusammenstellung der für dieselbe bestehenden gesetzlichen, statutarischen und reglementarischen Bestimmungen, bearbeitet von Universitätsrichter Dr. [Paul] Daude. – Berlin: H.W. Müller 1887, S. 83 – 116. Im folgenden wird ein amtliches Exemplar in den einschlägigen Akten des Kultusministeriums (Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten) verwendet: GStA PK, I. HA, Rep. 76, Va Sekt 2, Tit. III, Nr. 8 („Acta Rechts- und Staatswissenschaftliche Facultät der Universität Berlin – März 1834– April 1917“). 2 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 29Vs. 3 Vgl. den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften’, oben, S. 115 – 121. 4 Zur Disputation vgl. den Editorischen Bericht zu den Thesen, oben, S. 341 – 344.

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druckt vorliegen. Er ist vermutlich kurz zuvor von Weber geschrieben worden. Dieser zweite Lebenslauf im Rahmen seines Promotionsverfahrens liegt also gedruckt vor. In ihm legte Weber im Vergleich zu seinem handschriftlichen Lebenslauf, und anders als manche seiner Kommilitonen, besonderen Wert auf die korrekte Nennung der Geheimratstitel seiner Professoren. Im Zuge seines Habilitationsverfahrens legte Max Weber im Oktober 1891 nochmals einen leicht abgeänderten Lebenslauf vor. Da die gedruckte Langfassung ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften’ auch im Habilitationsverfahren eine Rolle spielte, wird hier auch der dritte von Weber für seine wissenschaftliche Laufbahn abgefaßte Lebenslauf ediert.

II. Zur Überlieferung und Edition Die insgesamt drei für das Promotions- und Habilitationsverfahren abgefaßten Lebensläufe Max Webers werden hier synoptisch abgedruckt. In der linken Spalte wird der handschriftliche Lebenslauf ediert, den Max Weber zusammen mit seinem Promotionsantrag vom 15. Februar 1889 bei der juristischen Fakultät einreichte, Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 30Vs– 31Vs (A). Er findet sich auf einem Papierdoppelbogen, von dem Weber jeweils nur die rechte Blatthälfte fortlaufend beschrieben hat, so daß der Lebenslauf die vordere Außenseite und beide Innenseiten umfaßt. Die rückwärtige Außenseite blieb unbeschrieben. Der gedruckte Lebenslauf, der zur Doktordisputation am 1. August 1889 vorgelegt werden mußte, erschien als Anhang zum Dissertationsdruck: Entwickelung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten. – Stuttgart: Gebrüder Kröner 1889, S. 59f. (B),5 und wird hier in der mittleren Spalte ediert. Ein Manuskript hierzu ist nicht überliefert, so daß die Druckfassung ediert wird. Die Hervorhebungen der Personennamen finden sich in der Druckvorlage. Der dritte überlieferte Lebenslauf vom Oktober 1891 ist überliefert in der Akte „Die Privatdozenten in der juristischen Fakultät der Universität Berlin und deren Renumeration von 1861 – 1898“, GStA PK, I. HA, Rep. 76, Va Sektion 2, Tit. IV, Nr. 49, Bd. 2,

5 Thesen und Lebenslauf wurden später erneut von Johannes Winckelmann abgedruckt, der die Forschung erstmals auf den Dissertationsdruck Webers hinwies, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 7, 1963, S. 10 –12. – Zum Verhältnis von Dissertationsdruck zur vollständigen Fassung ‚Zur Geschichte der Handelsgesellschaften‘ siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 126 – 128.

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Blatt 205Vs – 206Rs (C),6 und wird in der rechten Spalte ediert. Er ist von dritter Hand auf einem Papierdoppelbogen jeweils auf der rechten Blatthälfte geschrieben und füllt dreieinhalb der vier Seiten, ist aber von Max Weber durch seine eigenhändige Überschrift auf der ersten Seite und seine Unterschrift auf der letzten Seite eindeutig autorisiert.

6 Auszüge finden sich bei: Deininger, Jürgen, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 65f.

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Handgeschriebener Lebenslauf 1889 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 30Vs

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Lebenslauf des Candidaten der juristischen Doktorwürde Referendar Max Weber.

Geboren am 21. April 1864 zu Erfurt, evangelischer Confession, besuchte ich, Carl Emil Maximilian Weber, nach Übersiedelung meiner Eltern, – Dr. jur. Max Weber, z. Z. Stadtrat in Berlin 10 und Helene, geb. Fallenstein –, nach Berlin, zunächst die Doebbelin’sche Privatschule, dann, nach weiterer Übersiedelung nach Charlottenburg, das hiesige Kgl. Kaiserin-Augusta15 Gymnasium. Nach bestandener Reifeprüfung bezog ich 1882 die Universität Heidelberg und hörte daselbst während dreier Semester Collegien bei den Geh. Räthen und Professoren 20 Bekker, Karlowa, Herm[ann] Schulze, Heinze der juristischen, K[uno] Fischer, Knies und Erdmannsdörfer der philosophischen Facultät, besuchte ferner die juristischen Übungen des 25 Geh. Rathes Bekker und die historischen des Prof. Erdmannsdörfer. Von Ostern 18831 bis ebenda 1884 diente ich in Straßburg i. E. beim 47. Inf. Reg. und war gleichzeitig bei der Universi30 tät daselbst immatrikuliert; ich belegte juristische Vorlesungen und ein historisches Seminar bei Prof. Baumgarten.2 Von Herbst 1884 bis ebenda 1885 hörte ich an der Berliner Universität 35 Vorlesungen bei den Geh. Räthen und Professoren Beseler, Dernburg, Gneist, Brunner, Aegidi; im Wintersemester 1885/6 hörte ich in Göttingen 앚 A [30 Rs] bei den Geh. Räthen und Professoren 5

Lebenslauf.

Geboren am 21. April 1864 zu Erfurt, besuchte ich, Karl Emil Maximilian Weber, evangelischer Konfession, nach Übersiedelung meiner Eltern, Dr. Max Weber, zur Zeit Stadtrat von Berlin, und Helene, geb. Fallenstein, nach Berlin, zunächst die Döbbelinsche Privatschule daselbst und seit 1872 das Königl. Kaiserin-Augusta-Gymnasium zu Charlottenburg, an welchem Ort meine Eltern derzeit ansässig sind. Ostern 1882 zur Hochschule entlassen, bezog ich nacheinander die Universitäten Heidelberg, Straßburg, Berlin, Göttingen, wurde nach bestandener erster juristischer Staatsprüfung am 4. Juni 1886 als Referendar vereidigt und arbeite zur Zeit am Königl. Amtsgericht in Charlottenburg. Während meiner Studienzeit hörte ich zunächst in Heidelberg juristische Vorlesungen und Übungen bei den Herren Geheimen Hofräten Bekker, Karlowa, Heinze und H[ermann] Schulze, philosophische bezw. nationalökonomische bei den Herren Geheimen Hofräten K[uno] Fischer und Knies und historische Vorlesungen und Übungen bei Herrn Professor Erdmannsdörffer; in Straßburg, woselbst ich zugleich der Militärpflicht genügte, belegte ich Vorlesungen bei den Herren Professoren Sohm und Bremer und historische Übungen bei Herrn Professor Baumgarten; in Ber-

1 Nach Weber, Jugendbriefe, S. 76 – 82 (Brief vom 22. Okt. 1883 an seine Mutter Helene; MWG II/1) leistete Weber erst seit ca. Mitte Oktober Militärdienst in Straßburg. Dieser dauerte bis Ende September 1884 (Brief vom 29. Sept. 1884 an Max Weber sen.; MWG II/1), ebd., S. 134 – 137. 2 Gemeint ist Hermann Baumgarten.

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Lebenslauf des Gerichtsassessors Dr. jur. Max Weber aAm

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C 205 Vs

21. April 1864 wurde ich, Carl Emil Max Weber, evangelischer Confession, zu Erfurt geboren. Meine Eltern, Dr. jur. Max Weber, damals Stadtrat in Erfurt, jetzt Stadtrat in Berlin und Landtags- sowie früher auch Reichstagsabgeordneter, und Helene, geb. Fallenstein, übersiedelten 1868 nach Berlin, sowie 1872 nach Charlottenburg. Ich besuchte zunächst die Döbbelin’sche Privatschule zu Berlin, sodann das Königl. Kaiserin-AugustaGymnasium zu Charlottenburg und, mit dem Zeugnis der Reife seitens der letzteren Anstalt versehen, von Ostern 1882 an die Universität Heidelberg, woselbst ich in der juristischen Fakultät immatrikuliert wurde. Abgesehen von philosophischen, nationalökonomischen und historischen Vorlesungen bei den Herren Professoren K[uno] Fischer, Knies und Erdmannsdörfer, welche ich dort besuchte, habe ich von Dozenten meines Faches namentlich die Herren Professoren E[rnst] I[mmanuel] Bekker und H[ermann] Schulze, außerdem die Herren Professoren Heinze und Karlowa gehört. Vom Herbst 1883 – 1884 genügte ich in Straßburg i. E. meiner Militärpflicht, daneben, soweit dies angängig war, meine Studien fortsetzend. Mit einiger Regelmäßigkeit habe ich daselbst aber nur Vorlesungen des Herrn Professor R[udolph] Sohm daselbst gehört. 앚 Vom C [205 Rs] Herbst 1884 – 1885 studierte ich in Berlin und hörte daselbst Vorlesungen der Herren Professoren Aegidi, Beseler,

a – a (S. 357) Von dritter Hand geschrieben.

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Lebenslauf 1 Dove, v. Bar, Frensdorff Vorlesungen und besuchte die Praktika der Professoren Regelsberger und R[ichard] Schröder. 5 Nach am 5. Mai 1886 bestandenen Staatsexamen war ich bisher bei den Rixdorfer, Berliner und Charlottenburger Justizbehörden und bei Herrn Justizrat von Simson in Berlin als Re10 ferendar beschäftigt und hörte während dieser Zeit noch juristische und staatswissenschaftliche Vorlesungen bei den Herrn Geh. Räthen Dernburg und Wagner, besuchte ferner die Se15 minare der Herrn Professoren Pernice, Geheimrath Goldschmidt und Geheimrath Meitzen. Während meiner Studienzeit habe ich mich mit einigen Teilen des römischen Rechts, nament20 lich des Erbrechts, Agrarrechts und einzelnen Partien des römischen öffentlichen Rechts, später, im Anschluß an nationalökonomische Studien, mit deutschen Agrar- und Ge25 meindeverhältnissen, zuletzt mit der Geschichte des Handelsrechts, resp. einzelnen Partien desselben auf Grund der spanischen und italienischen Rechtsquellen, außerdem mit 30 dem deutschen öffentlichen Recht, beschäftigt, und beabsichtige, in Zukunft mich insbesondere dem Studium des älteren deutschen Rechtes, insbesondere des Agrarrechts, unter 35 Heranziehung auch des römischen Agrarrechts, sowie der Geschichte des Handelsrechts auf Grund eingehenden Studiums deutscher und italienischer Rechtsquellen, unter Be40 rücksichtigung auch des handelsrechtlichen Gehalts der römischen A 31 Vs Rechtsquellen und ferner fort앚dau-

Lebenslauf 2 lin hörte ich Vorlesungen bei den Herren Geheimen Räten Beseler, Brunner, Gneist, Aegidi, und während meiner praktischen Ausbildungs앚zeit B 60 bei Herrn Geheimrat Dernburg und 5 Übungen bei den Herren Geheimen Räten Goldschmidt und Pernice, sowie staatswissenschaftliche Vorlesungen bei Herrn Professor Adolf Wagner und Übungen bei Herrn Geheimrat Meit- 10 zen; in Göttingen Vorlesungen bei den Herren Geheimen Räten Dove, v. Bar, Frensdorff und Übungen bei den Herren Professoren Regelsberger und R[ichard] Schröder. Allen meinen 15 Herren Lehrern, namentlich aber den Herrn Geheimen Räten Goldschmidt, Frensdorff und Pernice wegen meiner theoretischen Vorbildung, und wegen meiner praktischen Ausbildung insbe- 20 sondere dem Rechtsanwalt Herrn Justizrat v. Simson in Berlin, statte ich hiermit den wärmsten Dank ab. Am 28. Mai 1889 bestand ich magna cum laude das juristische Doktorexamen. 앚 25

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Brunner, Gneist. Während meines letzten Semesters, Winter 1885/86 in Göttingen habe ich Vorlesungen bei den Herren Professoren von Bar, Dove, Frensdorff gehört und an den Übungen der Herren Professoren Regelsberger und R[ichard] Schröderb teilgenommen. Am 15. Mai 1886 bestand ich beim Oberlandsgericht Celle das erste juristische Staatsexamen und bin von da an bis Mitte Juni 1890 in und bei Berlin zur praktischen Ausbildung als Referendar beschäftigt gewesen. Am 18. October 1890 bestand ich die große juristische Staatsprüfung und wurde zum Assessor ernannt, jedoch, da mir die von mir zum Behufe wissenschaftlicher Studien erbetene Verwendung in Berlin nicht gewährt wurde, auf meinen Antrag bis Ende 1891 aus dem Staatsdienst beurlaubt. – Inzwischen hatte ich während des Vorbereitungsdienstes Vorlesungen bei den Herren Professoren Dernburg und A[dolph] Wagner gehört und war es mir von den Herren Professoren Goldschmidt und Pernice gestattet worden, ihren Seminarien beizuwohnen. Eine für das Seminar des Herrn Geheimrat Goldschmidt verfaßte Arbeit habe ich nach weiterer Um- und Ausarbeitung unter dem Titel „Zur Geschichte der 앚 Handelsgesellschaf- C 206 Vs ten“c 1889 erscheinen lassen, ein Teil derselben hat als Doctordissertation der juristischen Fakultät in Berlin vorgelegen unter dem Titel: „Entwicklung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten“. b C: Schroeder c Anführungszeichen fehlt in C.

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ernd der Beschäftigung mit dem öffentlichen Recht, insbesondere der Geschichte des Verwaltungsrechts im Mittelalter, zuzuwenden. Ich beabsichtige zunächst dder zweiten juristischend Staatsprüfung mich zu unterziehen. Wegen meiner bisherigen juristischen Vorbildung bin ich den oben genannten Herrn Dozenten, namentlich auch Herrn Professor Regelsberger und Herrn Geheimrath von Bar in Göttingen und Herrn Prof. Pernice in Berlin, ganz besonders aber, für viele im persönlichen Verkehr empfangene Anregungen den Herrn Geheimen Justizräthen Frensdorff in Göttingen und Goldschmidt in Berlin zu dauerndem Dank verpflichtet. Die der hohen Fakultät überreichte Dissertation entstammt der Erweiterung und Umarbeitung eines Referates in den handelsrechtlichen Übungen des Herrn Geheimen Raths Goldschmidt.

d A: die zweite juristische

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Die gedachte Fakultät hat mich nach „magna cum laude“ bestandener Prüfung am 1. August 1889 zum Doctor promoviert. Ich bin seitdem bestrebt gewesen[,] meine Kenntnisse auf dem Gebiete des Handelsrechts zu vervollkommnen und habe mich außerdem im Anschluß an Studien, zu welchen mich der Besuch der agrarhistorischen Übungen des Herrn Geheimrat Meitzen anregte, eingehender mit Teilen der römischen Rechtsgeschichte, namentlich auch mit römischeme Staats- und Verwaltungsrecht beschäftigt. Ich habe versucht[,] einige Probleme der römischen Rechtsgeschichte unter Zuhülfenahme wirtschafts- und sozialhistorischer Gesichtspunkte zu behandeln und nach dieser Richtung zunächst jetzt eine Schrift „Die Römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht“ veröffentlicht, welche 앚 wesentlich die- C [206 Rs] jenigen Gesichtspunkte darlegen sollte, von welchen ich in einer größeren Zahl von Spezialuntersuchungen ausgehen werde. Daneben beabsichtige ich[,] mich eingehender als bisher mit mittelalterlichem Verwaltungs- und Verkehrsrecht und unter diesem Gesichtspunkte mit dem deutschen Recht zu beschäftigen, und zwar einerseits historisch, namentlich mit der Geschichte des Gesellschaftsrechts im germanistischen Rechtsgebiet, andererseits mit modernem öffentlichem (Staats- und Verwaltungs) Recht. – a Charlottenburg, October 1891f

e C: römischen a (S. 353) – a Von dritter Hand geschrieben. f Auf die eigenhändige Orts- u. Datumsangabe folgt in C die eigenhändige Unterschrift: Dr. Max Weber

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Exegesen

[Exegesen]

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I. Zur Entstehung Nach Abgabe seiner wissenschaftlichen Dissertation bestand der zweite Schritt in Webers Promotionsverfahren1 darin, die nach den Universitätsstatuten erforderlichen exegetischen Bearbeitungen zu Quellenstellen aus den Bereichen des römischen, kanonischen und germanischen Rechts anzufertigen. Gleichzeitig mit dem formellen Antrag an die Fakultät, das Promotionsverfahren zu eröffnen, bat Weber am 16. Februar 1889 darum, ihm die entsprechenden Stellen zur Exegese zuzuteilen. Die Quellenstellen wurden ihm am 18. Februar durch den damaligen Dekan der Juristischen Fakultät und Professor für Römisches Recht, Ernst Eck, mitgeteilt. Im einzelnen sollte Weber mit Digesten 12.1.20 das Verhältnis von Schenkung und Darlehen beleuchten (romanistische Exegese), mit Concilii Tridentini Sessio XIV, de reformatione cap. 12, die Regelungen des Tridentiner Konzils zum Kirchenpatronatsrecht bearbeiten (kanonistische Exegese) und mit Sachsenspiegel Landrecht II.42 Fragen des Besitzes an Lehensgut und sonstigem Grundeigentum (Gewere) erläutern (germanistische Exegese). Mit dem Antrag, sofort die Stellen zur Bearbeitung zugeteilt zu erhalten und nicht erst auf eine Begutachtung der zugleich eingereichten Dissertation durch Goldschmidt zu warten, wie es statutenmäßig üblich gewesen wäre, brachte Weber sich um die Möglichkeit, eventuell von einer der drei erforderlichen Exegesen dispensiert zu werden, wenn bereits die Dissertation ein ausreichendes Verständnis auf einem der drei Gebiete aufwies.2 Nachdem Weber am 27. April brieflich dem Dekan angekündigt hatte, die Exegesen aufgrund seiner starken dienstlichen Belastung im Rechtsreferendariat erst später als vorgesehen abgeben zu können,3 reichte er sie schließlich am 9. Mai 1889 zur Begutachtung ein. Alle drei Exegesen wur-

1 Zu Voraussetzungen und Ablauf des Promotionsverfahrens siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 115 – 121. 2 Siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 116 f. 3 Siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 117.

Editorischer Bericht

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den von Dekan Eck sogleich an die Aufgabensteller zur Korrektur weitergeleitet. Mit der Benotung am schnellsten war Otto Gierke, der bereits am 10. Mai 1889 die Sachsenspiegelexegese Webers als „recht gute Probeleistung“ bewertete. So führte er im Einzelnen aus: „Sie ist in den Ergebnissen vielfach anfechtbar und schließt sich etwas einseitig an Heuslers Lehren an; allein sie beweist eine ungewöhnliche Quellenkenntniß und große Bewandertheit im mittelalterlichen deutschen Recht.“4 Am 12. Mai 1889 begnügte sich Bernhard Hübler mit der kurzen Bemerkung, Weber habe bei seiner kanonistischen Exegese „die Antinomie mit der ses. XXV c. 9. de ref[ormatione] nicht erkannt“, aber „abgesehen davon“ sei „die Arbeit recht gut“.5 Schließlich zeigte sich Ernst Eck selbst bei der Korrektur von Webers romanistischer Exegese am 14. Mai 1889 deutlich am kritischsten: „Der Verf[asser] hat es merkwürdiger Weise ganz verschmäht, irgend welche von anderen gegebene Erklärung der Stelle, (z. B. die letzte von Degenkolb im Archiv f[ür die] civ[ilistische] Pr[axis] 71[,] S. 58) zu berücksichtigen. Ich halte auch seine Auffassung der Schlußentscheidung für handgreiflich falsch; denn er versteht die Worte ‚utrumque (d. h. sowohl Schenkung als Darlehen) valere‘ dahin, daß das ganze Geschäft nur als Schenkung gelte. Aber immerhin beweist der Verf. bei seinen einzelnen Ausführungen soviel Kenntniß u. Scharfsinn, daß man die Arbeit als genügende Probeleistung gelten lassen muß.“ Eck bewertete daher Max Webers romanistische Exegese lediglich als „genügende Probeleistung“.6 Im Aufbau seiner romanistischen Exegese befolgte Weber das noch heute übliche Schema einer Digestenexegese: Nach Abschrift der lateinischen Textstelle erörterte er zunächst die ursprüngliche Herkunft des zu bearbeiteten Digestenfragmentes nach (1) Autor, hier also Julian, (2) nach der Stellung innerhalb von dessen Werk, hier Julians 18. Buch der Digesten (beides zusammen als „Inskription“ bezeichnet), und (3) nach Stellung und Anordnung der Textstelle in der durch Justinian bearbeiteten, autoritativen Fassung der Digesten, hier Digesten 12.1.20.7 Der Hauptteil von Webers Ausführungen8 besteht anschließend in (4) der Analyse des juristischen Regelungsgehaltes der Stelle unter Heranziehung von parallelen und wider4 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Blatt 42Vs (Begutachtung Gierkes auf dem Deckblatt von Webers germanistischer Exegese). Die eigentliche Exegese Webers trägt, ebd., die archivalische Nummer 35, ebenso von späterer Hand wie bei den beiden anderen Exegesen. 5 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Nr. 41Vs (Begutachtung Hüblers auf dem oberen rechten Rand von Webers kanonistischer Exegese). 6 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Nr. 40Vs (Begutachtung Ecks auf dem Deckblatt von Webers romanistischer Exegese). 7 Siehe Webers Gliederungsabschnitte 1 und 2, unten, S. 365 – 369. 8 Seine Gliederungsabschnitte 3 bis 6, unten, S. 369 – 383.

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sprüchlichen anderen Digestenstellen, sowie (5) dem Ausblick und Vergleich auf das geltende Zivilrecht.9 Bei der Bearbeitung der ihm zugeteilten drei Textstellen zeigte sich Weber durchweg kaum interessiert, sich mit der zeitgenössischen Sekundärliteratur zu den entsprechenden Stellen auseinanderzusetzen. Beispielsweise zog er in seiner kanonistischen Exegese nicht den sachlich einschlägigen Beitrag des Berliner Kirchenrechtlers Paul Hinschius zum Patronatsrecht10 heran, ohne daß dies von dem Korrektor Hübler beanstandet worden wäre. Die von Ernst Eck bemängelte fehlende Auseinandersetzung mit einem neueren Aufsatz von Degenkolb nahm Weber dagegen so ernst, daß er diesen Aufsatz später in seiner Rezension zu Heinrich Conze seinerseits zitierte.11 Bei den von Max Weber in seiner romanistischen und kanonistischen Exegese herangezogenen Quelleneditionen handelte es sich nicht um die zu seiner Zeit jeweils modernste Textausgabe.12 Nur so sind seine langwierigen Ausführungen zur möglicherweise falsch bezifferten Inskription in seiner romanistischen Exegese zu erklären.13 Auch die von dem Korrektor seiner kanonistischen Exegese, Bernhard Hübler, vermißte Gegenüberstellung mit einer anderen Norm des Tridentiner Konzils hätte Weber nicht übersehen können, wenn er die damals neueste Edition der Konzilsverhandlungen durch Richter herangezogen hätte.14 Dort hätte Weber den von Hübler als fehlend monierten Gegensatz zu einer anderen Bestimmung des Tridentiner Konzils bereits in der Fußnote zu der von ihm zu interpretierenden Stelle verzeichnet finden können. Deutlich mehr Mühe gab sich Weber demgegenüber bei der Sachsenspiegelexegese. Hier verwendete er die damals maßgebliche Edition von Homeyer, in der er auch die neuere Sekundärliteratur zu der von ihm zu interpretierenden Stelle finden konnte. In der Homeyer’schen Ausgabe wurde bereits auf die dann auch von Weber ergänzend konsultierten Schriften von Planck, Nitzsch und Rückert hingewiesen. Durch ihren durchdachten Aufbau und eine vorangestellte Gliederung mit Verweisen auf die folgenden Seitenzahlen hebt sich die germanistische Exegese neben ihrer Länge ge9 Webers siebter und letzter Abschnitt, unten, S. 383. 10 Hinschius, Paul, Zur Geschichte der Inkorporation und des Patronatsrechts, in: Festgaben für August Wilhelm Heffter zum 3. August 1873, hg. von Ludwig Heydemann u. a. – Berlin: Weidmann’sche Buchhandlung (J. Reimer) 1873, S. 1 – 28, zur Vorgeschichte des Patronatsrechts im Mittelalter. 11 Siehe den Editorischen Bericht zur Rezension von Conze, unten, S. 441. 12 Den gleichen Befund bezüglich der von Weber herangezogenen Textausgaben im Rahmen seiner ‚Römischen Agrargeschichte‘ machte Deininger, Jürgen, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 81 – 83. 13 Siehe unten, S. 365, Anm. 4 – 6. 14 Siehe oben, S. 359 und unten, S. 399, Anm. 78.

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genüber den anderen beiden Texten deutlich ab. In seiner Exegese kontrastierte Weber die von ihm zu interpretierende Sachsenspiegelstelle noch mit weiteren mittelalterlichen Quellen, etwa mit Urkunden aus der Sammlung Meichelbecks, aus dem Codex diplomaticus Anhaltinus und dem römisch-rechtlichen bearbeiteten Lehenrecht in den Libri feudorum. Diese mittelalterlichen Quellen hatte er vielleicht in den gemeinsamen Lektüreseminaren zum mittelalterlichen Recht in Göttingen, bei Ferdinand Frensdorff, kennengelernt.15

II. Zur Überlieferung und Edition Die drei für das Promotionsverfahren anzufertigenden Textexegesen gab Max Weber am 9. Mai 1889 bei der Juristischen Fakultät zur Bewertung ab. Sie sind als Manuskripte Webers in seinen Promotionsakten erhalten: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 253, Nr. 40 (romanistische), 41 (kanonistische), 35 (germanistische Exegese), 42 (Bewertung der germanistischen Exegese) und werden der nachstehenden Edition zugrunde gelegt (A). Weber hat die Exegesen auf großformatigen Doppelbögen angefertigt, wobei er jeweils Vorder- und Rückseite eines Blattes beschrieb und jeweils ungefähr ein gutes Drittel am Rand frei ließ. Am längsten ist die germanistische Exegese, die 39 Seiten Text (ein unpaginiertes Deckblatt samt Korrektorenvermerk, bei insgesamt 10 doppelseitig beschriebenen Doppelblättern) umfaßt, während die romanistische 20 Seiten (fünf doppelseitig beschriebene Doppelblätter plus Deckblatt samt Korrektorenvermerk) und die kanonistische Exegese 18 Seiten (vier doppelseitig beschriebene Doppelblätter und ein angehängtes Blatt), jeweils einschließlich der Abschrift der zu interpretierenden Stelle umfaßt. Max Weber numerierte nur die Seiten der germanistischen Exegese. Diese werden marginal als A 1, A 2 etc. mitgeführt. Bei der romanistischen und kanonistischen Exegese fehlt eine eigenhändige oder Archivzählung. Die Seitenangaben wurden von den Editoren nachgetragen und daher in Klammern gestellt. Da es sich um doppelseitig beschriebene Blätter handelt, werden die Seiten „Vs“ (Vorderseite) und „Rs“ (Rückseite) gezählt, also A (1 Vs), A (1 Rs) etc. Bei der germanistischen Exegese wird das von Weber nicht paginierte Deckblatt als Db Vs und Db Rs ausgewiesen.

15 In einem Brief vom 24. Jan. 1886 an Helene Weber berichtete Weber, mit Frensdorff „in einer Art privatissimum“ gemeinsam mittelalterliche Urkunden zu lesen, in: Weber, Jugendbriefe, S. 200 (MWG II/1). Vgl. allgemein zur Bedeutung von Ferdinand Frensdorff für Webers rechtshistorische Ausbildung die Bandeinleitung, oben, S. 11 – 14.

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Exegesen

In diesen Prüfungsarbeiten schrieb Weber in seiner üblichen Kanzleischrift und setzte davon lateinische Zitate in einer lateinischen Schreibschrift ab. Diese Unterschiede können bei der folgenden Edition nicht abgebildet werden. Sprachliche Eigenheiten Max Webers (z. B. „adhoratorisch“, unten, S. 376, Z. 18 f.; „päbstlich“, unten S. 402, Z. 7, Z. 16, oder „allmälig“, unten, S. 390, Z. 24; S. 431, Z. 5) werden beibehalten. Einschübe und Tilgungen, die eindeutig von Weber selbst vorgenommen wurden, werden nach den für die Briefbände üblichen Editionspraxis behandelt, d.h. Einschübe mit diakritischen Zeichen im Haupttext und getilgte Worte im textkritischen Apparat nachgewiesen. Die verwendeten diakritischen Zeichen sind im Verzeichnis der Siglen, Zeichen, Abkürzungen (oben, S. XI) erklärt. Entsprechend der Editionsregeln werden stillschweigend ss (z. B. „Process“) in ß sowie die Anfangsumlaute, die Weber als Ae, Ue schreibt, in Ä, Ü umgewandelt. Soweit Weber in den Exegesen Fußnoten einfügt und diese mit Sternchen kennzeichnet, werden diese stillschweigend in fortlaufende Fußnotenzählung umgewandelt. Wenn sich Unterstreichungen eindeutig als Hervorhebungen Webers, beispielsweise um einen Gegensatz deutlich hervortreten zu lassen, identifizieren lassen, werden sie kursiv wiedergegeben. Soweit dagegen Unterstreichungen nicht von Webers Hand stammen, ist davon auszugehen, daß die drei begutachtenden Professoren richtige oder bemerkenswerte Passagen in Webers Arbeit bei ihren Korrekturen hervorhoben. Solche Unterstreichungen werden daher als nicht von Webers Hand stammend lediglich im textkritischen Apparat vermerkt. Webers doppelte Trennungsstriche werden mit dem heute üblichen, einfachen Trennungsstrich wiedergegeben. In seinen Exegesen verwendet Weber teilweise römische Zahlen mit kleingeschriebenem „i“. Diese werden in der Edition mit den entsprechenden arabischen Zahlen wiedergegeben. Da Weber seine germanistische Exegese gründlicher als die übrigen Exegesen bearbeitete, versah er sie mit Kopfzeilen entsprechend seiner jeweiligen Titelrubrik im Inhaltsverzeichnis. Diese Kopfzeilen werden im Folgenden nicht abgebildet. Dagegen wird jeweils am Rand die schon von Weber vorgenommene neue Überschrift eines Abschnittes marginal beigefügt. Die im Inhaltsverzeichnis angegebenen Seitenverweise Max Webers werden stillschweigend an die Seitenzählung der Neuedition angeglichen. Von den Quellenvorlagen abweichende Zitationen Max Webers (z. B. in der germanistischen Exegese, unten, S. 406 Anm. q, S. 419 Anm. h und S. 423 Anm. n) werden im Text unverändert stehen gelassen, im textkritischen Apparat aber unter der Sigle Q (für die jeweilige Quelle) annotiert.16 16 Zur Verwendung der Sigle Q vgl. auch den Editorischen Bericht zur ,Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 132.

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Im Sacherläuterungsapparat werden die von Weber in der seinerzeit üblichen Zitierweise angeführten Stellen aus dem kanonischen Recht nach heutiger Zitierweise wiedergegeben und dabei die folgenden Abkürzungen für die Bücher, Titel und canones des Corpus iuris canonici verwendet: Di. Distinctio (Decretum Gratiani, prima pars), unterteilt in c. canones C. Causa (Decretum Gratiani, secunda pars), unterteilt in qu. quaestiones, und c. canones X Liber Extra (Decretales Gregorii IX.), unterteilt in Titel und capitula, nur durch Zahlenangaben ausgedrückt, etwa X 3.38.3, dabei bezeichnet 3.38 den Titel, die letzte 3 das capitulum. VI. Liber Sextus (Bonifacii VIII.), unterteilt in Titel und capitula, nur durch Zahlenangaben ausgedrückt, etwa VI. 3.19, dabei bezeichnet 3.19 den Titel, es könnte nun noch ein capitulum hinzukommen. Die Beschlüsse und Dekrete des Konzils von Trient werden in der Ausgabe von Richter17 zitiert und sind nach Sitzungstagen (Sessio), Name des Titels und canon angegeben. Beim Nachweis von Digestenstellen wird in runden Klammern zusätzlich bei jeder Stelle die Inskription als Beleg für die Herkunft des jeweiligen Digestenfragments aus den verschiedenen Schriften der römischen Juristen angegeben, weil Max Weber häufig mit diesem Nachweis argumentiert.

17 Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini.

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Exegesen

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Interpretation der von der Hohen Juristischen Fakultät gestellten romanistischen Textstelle (D 20 de rebus creditis XII,1) durch den Candidaten der juristischen Doktorwürde Referendar Weber.a 앚 D. 20 de rebus creditis XII, 1:1 Idem (Iulianus) libro XVIII. Digestorum:2 Si tibi pecuniam donassem, ut tu mihi eandem crederes, an credita fieret? Dixi, in huiusmodi propositionibus non propriis verbis nos uti; nam talem contractum neque donationem esse, neque pecuniam creditam; donationem non esse, quia non ea mente pecunia daretur, ut omnimodo penes accipientem maneret, creditam non esse, quia exsolvendi causa magis daretur, quam alterius obligandi. Igitur si is, qui pecuniam hac condicione accepit, ut mihi in creditam daret, acceptam dederit, non fore creditam; magis enim meum accepisse intelligi debes. Sed haec intelligenda sunt propter subtilitatem verborum, benignius tamen est, utrumque valere.

a In A folgt die handschriftliche Stellungnahme von Ernst Eck, vgl. dazu den Editorischen Bericht, oben, S. 359, mit Anm. 6. 1 Dig. 12.1.20. 2 Das Webers Exegese zugrundeliegende Digestenfragment Dig. 12.1.20 stammt laut allen zu Webers Zeiten einschlägigen Ausgaben der Digesten aus dem 18. Buch der Digesten Julians. Keine Ausgabe enthält eine Inscription mit dem Hinweis auf das 17. Buch Julians, wie Weber, unten, S. 366, argumentiert. Dagegen stammt tatsächlich aus dem 17. Buch Julians das später von Weber zitierte Fragment Dig. 39.5.1, siehe unten, S. 365, Anm. 6.

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Was zunächst die Inscription3 vorstehender Stelle angeht, so befaßt sich das 18. Buch der Digesten Julians, wie aus D 15 § 1 de dona[tionibus] inter virum et uxorem,4 wo „libro octavo decimo“ ausgeschrieben ist, auch sicherer hervorgeht, als aus den in Zahlzeichen geschriebenen, den Schreibfehlern zugänglicheren Inscriptio앚nen, mit den Verhältnissen der res uxoria. Lenel (Ed. perp. p. 242 A. 8)5 glaubt, der Fall unserer Stelle sei – es ist nicht recht ersichtlich, in welchem Sinn – als Parallele herangezogen worden. Die Inscriptionen im Tit[el] Digest[en] de donationibus (lex 1, 14)6 undb de mortis causa donationibus (l. 13, 14)7 zeigen dagegen, daß Julian die Schenkung im 17. und 18. Buch mehrfach behandelte. Es scheint hiernach, daß die Lehre von den Schenkungen wesentlich im Anschluß an das eheliche Güterrecht, wohl bei Gelegenheit der Besprechung der Schenkungen unter Ehegatten, also wahrscheinlich im Eingange des von den Dotalklagen handelnden Edictstitels,8 von den Commentatoren9 behandelt wurde. Diese im Edict nicht enthaltene Materie in einem als Edictscommentar angelegten Werke unterzubringen, hatte seine Schwierigkeiten, und es ist aus

b In A folgt: 3 Bezeichnung der Quellenangabe in der Überschrift eines Digestenfragments, die aus dem Namen des Juristen, dem Titel seines Werkes sowie der dortigen, ursprünglichen Buchnummer der Fundstelle besteht. 4 Dig. 24.1.15.1. Dieses Fragment stammt von Ulpian (32. Buch zu Sabinus). Im Text des Fragments wird auf eine Frage Julians im 18. Buch der Digesten verwiesen. 5 Lenel, Edictum Perpetuum, tit. XX § 130, S. 242 Anm. 8, verweist für die Klage aus Dotalsachen nach Auflösung der Ehe (actio rei uxoriae) auf Julian 17 und 18, die in Dig. 12.1.20 Eingang gefunden haben, sowie als Parallelstelle zu letzterer auf Dig. 23.3.47. 6 Dig. 39.5.1 (Julian im 17. Buch der Digesten) und Dig. 39.5.14 (Julian im 17. Buch der Digesten). 7 Dig. 39.6.13 (Julian im 17. Buch der Digesten) und Dig. 39.6.14 (Julian im 18. Buch der Digesten). 8 Edikt des römischen Prätors, in dem die Formeln der zulässigen Klagen römischer Bürger untereinander aufgeführt wurden. Die Dotalklagen, also Klagen im Zusammenhang mit der Mitgift der Ehefrau (dos), regelte der Ediktstitel „De dotis collatione“, in: Lenel, Edictum perpetuum, tit. XXV § 145, S. 275 f. 9 Gemeint sind hier die römischen Juristen der Kaiserzeit, die das Edikt erläutert haben, darunter auch Julian. Unter Kaiser Hadrian, um 130 n. Chr., wurden die Jurisdiktionsedikte des Prätors abschließend zum „edictum perpetuum“ zusammengefaßt.

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anderen Inscriptionen (D 2 de donat[ionibus],10 D. 15.16.17.18.19 de mort[is] causa donat[ionibus])11 앚:ersichtlich:앚, daß Julian die Schenkung auch bei andern Gelegenheiten behandelt hat. Hierauf bleibt der Zusammenhang, in welchem etwa die Stelle gestanden haben könnte, dunkel, und nur das ist wahrscheinlich, daß nicht, wie Lenel meint, der einzelne Fall als Parallele herangezogen war,12 sondern daß sie sich in einem größeren, die Lehre von den Schenkungen ausführlicher behandelnden Abschnitt befand. Ein 앚:auch nur entfernter:앚 Zusammenhang mit der nächstfolgenden Stelle – l. 2113 – ist nicht erkennbar, und die Inscription macht auch hier Schwierigkeiten. Im 48. Buch behandelt Julian die Interdicte,14 so viel ersichtlich, und es ist nicht recht klar, an welchen 앚 Zusammenhang Lenel, der die Stelle zum Interdikt „Quam hereditatem“ (E. Perp. 363) citiert, gedacht hat. Es ist wohlc l. „XVIII“ zu corrigieren.15

c In A folgt: 10 Dig. 39.5.2 (Julian im 60. Buch der Digesten). 11 Dig. 39.6.15 (Julian im 27. Buch der Digesten), Dig. 39.6.16 (Julian im 29. Buch der Digesten), Dig. 39.6.17 (Julian im 47. Buch der Digesten), Dig. 39.6.18 (Julian im 60. Buch der Digesten), Dig. 39.6.19 (Julian im 80. Buch der Digesten). 12 Lenel, Edictum Perpetuum, tit. XX § 130, S. 242, behandelt die Frage der „soluto matrimonio dos quemadmodum petatur“ und führt als Parallelstellen zum vorliegenden Digestenfragment an: Ulpian 33, 34, Paulus 36, 37, Gaius 11, Julian 17 und 18. Bei letzterem (Julian 18) verweist Lenel dagegen in der Fußnote darauf, daß sich der Rest der Darstellung des Rechts der actio rei uxoriae in Dig. 12.1.20 und in Parallele dazu in Dig. 23.3.47, 23.4.18, 24.3.31, 35.2.85, 39.6.14, 24.1.15.1, 24.2.4, 23.3.5.13 findet. 13 Auch bei der „nächstfolgenden Stelle“, Dig 12.1.21, handelt es sich um ein Julianfragment, das nach seiner Inskription auf das 48. Buch Julians zu den Digesten verweist. 14 Als Interdikte bezeichnet man gebietende als auch verbietende Befehle des Prätors. Mit dem Interdictum quam hereditatem wird der Besitzer einer Erbschaft, der sich nicht auf eine Klage des Erben einläßt, gezwungen, diesem den Besitz an der Erbschaft zu übertragen. 15 Lenel, Edictum Perpetuum, tit. XLIII § 229, S. 363, Anm. 10 und 12, unter dem Titel „A quo hereditas petetur, si rem nolit defendere“. Es ist nicht ersichtlich, warum Weber glaubt, hier eine Korrektur vornehmen zu müssen, da sowohl die Textausgabe der Digesten durch Kriegel, die Weber benutzt, wie auch die Mommsen’sche Ausgabe in der Inskription vermerken, die Stelle stamme ursprünglich aus dem 18. Buch Julians.

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Nicht unwesentlich für die Interpretation wäre die Feststellung, ob in unserer Stelle ein Responsum16 enthalten ist, also ein Fall aus der Praxis thatsächlich vorlag, oder ob es sich nur um eine zu Lehrzwecken gemachte Supposition resp. eine im theoretischen Unterricht dem Juristen vorgelegte Frage handelt. Setzen wir nämlich den ersteren Fall, so ergiebt sich als Zweck des in Frage stehenden Geschäfts offenbar, die eine der beiden beteiligten Personen schenkungshalber zum Gläubiger der anderen zu machen, und zwar soll erstererd ersichtlich die „actio certae pecuniae creditae“, die sogenannte „condictio certi“,17 verschafft werden. Zu diesem Behufe schenkt die eine Partei der anderen einen Barbetrag mit der Auflage, ihr denselben darlehensweise zurückzuzahlen. Es würde sich alsdann fragen, warum die Parteien diesen umständlichen Weg beschreiten und nicht den ungleich einfacheren der Verbalobligation.18 Wie aus Cicero pro Q. Roscio19 einerseits und aus Paulus in Dig. 2 § 5 de R[ebus] C[reditis]20 und Ulpian in D. 24 eod.21 andererseits für die Zeit vor und nach Julian zweifelsfrei feststeht, konnte durch Stipulation von certa pecunia dieselbe Klage wie durch Adnumeration22 verschafft werden. Wenn die Parteien trotzdem den in 앚 unserer Stelle beschriebenen Weg einschlagen, so liegt der Gedanke nahe, daß für die Verwen-

d A: erstere; in A von Korrektor Eck am Rand mit senkrechtem Strich markiert und korrigiert zu: ersterer 16 Rechtsgutachten der römischen Juristen für Einzelfälle. Bedeutendere Juristen, wie Julian, hatten vom Kaiser das Privileg des „ius publice respondendi“ erhalten, das heißt, das Recht, im Namen und mit der Autorität des Kaisers solche Gutachten zu erteilen. 17 Bei der Klage auf eine bestimmte Geldsumme bzw. auch der Klage auf Herausgabe einer bestimmten Geldsumme (certa pecunia) hatte der Richter nur die Wahl, in die genau bezifferte Geldsumme zu verurteilen oder freizusprechen, dagegen konnte er nicht lediglich einen Teilbetrag zusprechen. 18 Verbindlichkeit aus (bloßem) formfreiem mündlichen Versprechen. Hierzu gehörte insbesondere die Stipulation. 19 Cicero, Oratio pro Quinto Roscio comoedo, 4, 11 – 12. 20 Dig. 12.1.2.5 (Paulus im 28. Buch zum Edikt). 21 Dig. 12.1.24 (Ulpian im einzigen Buch zu den Pandekten). 22 Reale Geldauszahlung, durch die der Darlehensgeber eine actio certae pecuniae als Klagformel gegen den Darlehensnehmer erhält, die anders als eine condictio auch Zinsen umfaßte.

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dung der Stipulation ein rechtliches Hindernis vorlag, und dies könnte nicht wohl in etwas Anderem liegen, als in den bekanntlich noch zur Zeit der fragmenta Vaticana23 praktischen Bestimmungen der lex Cincia,24 welche bei schenkungshalber unter personae non exceptae vorgenommenen Stipulationen die Klage durch exceptio legis Cinciae entkräfteten. Um eine Umgehung dieses Gesetzes also würde es sich handeln. – Bei einem nur zu Lehrzwecken construierten Fall dagegen fällt dies weg und bietet der Thatbestand überhaupt nichts Auffallendes, da die römische Jurisprudenz sich zum Zwecke der Demonstration auch der Aufstellung unpraktischer 앚:thatsächlicher:앚 Hypothesen, wie die Casuistik25 in der Testamentsklage und sonst zeigt, nicht enthielt. Welche von beiden Eventualitäten nun vorliegt, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Die Digesten Julians enthalten bekanntlich sowohl Responsae als Lehrstoff. Daß eine Schulerörterungf vorgetragen wird, – auch Hermogenian D 33 § 1 de donat[ionibus]26 behandelt theoretisch den gleichen Fall –, dafür spricht die Fassung der Stelle in sofern, als die Frage nicht, wie überwiegend bei den Responsa, auf die Zulässigkeit oder Unzulässigkeit einer bestimmten Klage – hier der Condiction – sondern abstrakt dahin gefaßt ist: „an credita fieret“. Auch die Bezeichnung der Parteien mit „ego“ und „tu“ ist mehr im Styl praktischer Übungen, ebenso die ganze Erörterung, welche zunächst die Consequenzen der Begriffe von „donare“ und „credere“ zieht und dann deduc앚tiv zu dem Resultat

e In A unterstrichen von Korrektor Eck. f In A unterstrichen von Korrektor Eck. 23 Rechtsbuch aus dem Anfang des 4. Jahrhunderts n. Chr. mit Auszügen aus den Juristenschriften und Kaisererlassen, das meist wegen seines höheren Alters zum Vergleich mit Parallelstellen in den jüngeren Digesten herangezogen wird. Erhalten ist lediglich ein bruchstückhaftes Palimpsest in einer vatikanischen Handschrift, woraus sich der Name ableitet. 24 Ein vom Volkstribun Marcus Cincius Alimentus erfolgreich in die Volksversammlung eingebrachtes (rogiertes) und daher nach ihm benanntes Plebiszit aus dem Jahr 204 v. Chr., der Lex Cincia „De donationibus et muneribus“, wodurch den Beschenkten untersagt wurde, übermäßige Schenkungen anzunehmen. Von diesen Beschränkungen ausgenommen waren dem Schenker nahestehende Personen, die personae exceptae. Text: Fragmenta Vaticana, § 266, S. 216 – 220, C. Th. 8.12.5. 25 Mit Kasuistik bezeichnet man das Ausgehen oder Erörtern von juristischen Einzelfällen zum Zwecke der Lehre. Die entwickelten Fälle und Fallabwandlungen können dadurch den Charakter von Hypothesen annehmen. 26 Dig. 39.5.33.1 (Hermogenian im 6. Buch der Epitome iuris).

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für den einzelnen Fall gelangt. Bei den Responsa ist die Fassung in der Regel die, daß die Entscheidung des Spezialfalls mit „respondit“ vorangestellt wird und dann die Begründung folgt. Der Ausdruck „propositio“ wäre in beiden Fällen denkbar; andererseits könnte die Wendung: „in hujusmodi propositionibus non propriis nos verbis uti“, welche doch wohl von der Redeweise des nicht juristischen Publikums spricht, den Gedanken, daß doch ein praktischer Fall vorgelegen habe, wieder näher legen. gAlles in Allem ist nichts mit Sicherheit zu sageng, wenngleich die Wahrscheinlichkeit eher gegen ein Responsum spricht. Wir können jedenfalls die obige Hypothese über den von den Parteien bei der Hin- und Herschiebung des Geldes verfolgten Zwecke für die Interpretation nicht verwerten. 3.

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Bei Betrachtung der Stelle kann zunächst, als von secundärem juristischem Interesse und zweifelhaftem Alter, ausgeschieden werden der letzte Satz derselben. Während nämlich die Stelle im Übrigen die Ansicht aufstellt und begründet, daß aus dem geschilderten Geschäft weder eine Schenkung noch ein creditum resultiere, hebt der letzte Satz das gewonnene Ergebnis dadurch wieder auf, daß er es als „benignius“ bezeichnet, Beides für gültig zu erachten.27 Daß dieser Satz nicht von Julian herrührt, ist angesichts des „dixi“ wohl sicher. Daß nach heutigem Recht in der in unserer Stelle geschilderten Art, wenn die Absicht der Parteien darauf geht, dem zu Beschenkenden ein Anspruch ver앚schafft werden hkann, ist auch nicht zweifelhaft. Natürlich ist die Klage nichth als Klage aus einem Darlehen, sondern aus einer schenkungshalber übernommenen Verpflichtung zu substanziiereni, – wovon noch unten.28 Uns interessiert wesentlich die rechtshistorische Frage nach dem Grunde der Bedenken Julians gegen die Natur des Geschäfts als donatio und creditum. g – g In A Unterstreichung und Ausrufezeichen am rechten Rand von Korrektor Eck. h – h In A Fragezeichen von Korrektor Eck am rechten Rand; die Worte kann, Natürlich und nicht sind von demselben unterstrichen. i A: substanzisieren 27 Weber nimmt hier Bezug auf die letzten Worte des von ihm zu interpretierenden Digestentextes, siehe oben, S. 364. 28 Siehe unten, S.373 – 375.

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Nunmehr handelt es sich um die Ermittlung Dessen, was überhaupt in der Stelle zur Erörterung gestellt ist. Aus dem „eandem“ im ersten Satz und dem „acceptam dederit“ im weiteren Verlauf ist zu entnehmen, daß die Absicht dahin geht, daß der Beschenkte die erhaltenen Geldstücke in specie29 zurückerstattet. Noch deutlicher wird dies durch die denselben Fall behandelnde l. 33 § I D. de donat[ionibus].30 In unsererk Stelle wird nun zunächst die Frage aufgeworfen, ob die Übergabe der Geldstücke mit der bezeichneten Auflage eine Schenkung darstelle. Dies ist eindeutig. Nicht so die fernere Frage: ob ein creditum vorliege? Denn es kann gemeint sein: 1) ob in der Hingabe des Geldes an den Beschenkten mit der Auflagel, sie zu creditieren, ein creditum liege, oder ob in der, jener Auflage entsprechenden, Rückgabe an den Schenker ein gültiges creditum zu finden ist. – Der dritte Satz (vv. „Igitur si“ pp)31 behandelt die letzte Frage; spricht der vorhergehende Passus (vv. „creditam non esse“ pp) von der ersteren? Es 앚 scheint dies zunächst näherliegend; bei der gegenteiligen Annahme muß man im ersten Satz als stillschweigend mit enthalten voraussetzen, daß die Geldstücke der Verabredung gemäß auch 앚:wirklich:앚 zurückgegeben worden sind. Daß eine solche Ergänzung bei der gedrängten Diktion der Stelle deren Sinn Zwang anthäte, läßt sich andererseits nicht behaupten, und mit Rücksicht auf das „quia exsolvendi causa ...m daretur“ des zweiten Satzes dürfte doch anzunehmenn sein, daß das „an ocredita fieret“ sich auf die zweite der oben gedachten Alternativen bezogo. Es ist aus der Stelle nicht ersichtlich, daß der Hingabe des Geldesp eine Stipulation vorausgegangen wäre, das Gegenteil liegt vielmehr in der Situation. Mithin konnte von dem Schenkenden keinesfalls in Frage kommen, ob er „exsolvendi causa“ gebe, sondern wenn man in der Hingabe der k In A unterstrichen von Korrektor Eck. l In A folgt: m Auslassungszeichen in A. n In A unterstrichen von Korrektor Eck. o – o In A unterstrichen von Korrektor Eck sowie Zusatz am rechten Rand von demselben: gewiß! p In A Einschub von Korrektor Eck am rechten Rand: an den Beschenkten. 29 Siehe Glossar: species, unten, S. 563. 30 Dig. 39.5.33.1, siehe oben, S. 368, Anm. 26. 31 Weber bezieht sich hier auf die in der Exegese zu behandelnde Stelle, oben, S. 364.

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Geldstücke mit der Auflage, dieselben zurückzugeben, überhaupt eine numeratio32 erblickte, so geschah es zweifellos „ob causam futuram“, also „obligandi causa“. Dagegen trifft allerdings für den Beschenkten zu, daß er „exsolvendi causa“ zurückzahlt. 5

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5. Die Frage, ob in dem Geschäft eine Schenkung liege, wird mit der Motivierung verneint, das Geld solle nicht „omnimodo penes accipientem“ bleiben. Man ist leicht geneigt, auch hier für eineq etwaige ursprüngliche Fassung an eine Anknüpfung an die lex Cincia zu denken. Bekanntlich nahm man auf Grund dieser lex zur Zeit der fragmenta Vaticana an, 앚 daß über personae exceptae bei beweglichen Sachen die bloße Übergabe, auch mit Absicht und Wirkung des Eigentumsüberganges, nicht genüge, sondern daß noch die Zuständigkeit des interdictum Utrubi33 für den Beschenkten, ralso halbjährigerr 34 nicht vitiöser Besitz,35 hinzukommen müsse. Es ist nicht wahrscheinlich, daß der Eingang der Stelle ursprünglich auch diese Bestimmungen der lex Cincia heranzog, denn die Ansicht Julians ging nicht dahin, daß die Schenkung nicht gültig, anfechtungsfrei, zu stande gekommen sei (dies wird in den fragm[enta] Vat[icana] ständig mit: „non est perfecta“ ausgedrückt), sondern dahin, ess liege gar keine Schenkung vor, aus begrifflichen Gründen, weil die Absicht der Parteien gar nicht auf eine solche geht.

q die > eine r – r In A unterstrichen und Fragezeichen am linken Rand von Korrektor Eck. s In A folgt: 32 Zur (Ad-)numeration siehe oben, S. 367, Anm. 22. 33 Ein seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. bekanntes Verbot, mit dem der Prätor beiden Parteien in einem Besitzstreit untersagte, in Bezug auf die strittige Sache Gewalt anzuwenden oder Selbsthilfe zu üben. Vgl. Gaius, Institutiones IV, 148 – 151, 160, und Dig. 43.31 unica. 34 Diese Worte sind von dem Korrektor Eck wohl deshalb unterstrichen und mit Fragezeichen versehen worden, weil im Text des interdictum (Dig. 43.31) lediglich davon die Rede ist, daß in einem Besitzstreit derjenige geschützt wird, der innerhalb des letzten Jahres vor Erlaß des interdictum den längeren fehlerfreien Besitz innehatte. Daraus schließt Weber, es müsse sich um mindestens halbjährigen Besitz gehandelt haben. 35 Unter vitiösem Besitz versteht man – als Gegenbegriff zum fehlerfreien Besitz – den mit Rechtsfehlern behafteten, insbesondere den anfechtbaren oder unrechtmäßigen Besitz, letzteres insbesondere wenn der Besitzer bösgläubig ist, also weiß, daß er kein Recht zum Besitz hat.

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Sicher aber hat die Frage der Gültigkeit ex l[ege] Cincia in unserer Stelle niemalst in Verbindung gestanden mit der anderen daselbst erörterten Frage: nach der Gültigkeit des beabsichtigten creditum. Denn es wird auch hier nicht davon gesprochen, daß der Klage des Beschenkten Einwendungen entgegenstehen, sondern Julian ist der Ansicht, daß begrifflich kein creditum vorliege. Hierfür könnte nun die lex Cincia und die Ungültigkeit der Schenkung dann von Erheblichkeit sein, wenn anzunehmen wäre, daß die zurückgegebenen nummi etwa vorher in Folge jener Ungültigkeit gar nicht in das Eigentum des Beschenkten übergegangen wären. Denn, daß zum Zustandekommen des creditum an Geld der Übergang des Eigentums 앚 an 앚:den:앚 Geldstücken erforderlich, aber auch genügend sei, war, wie 앚:u. a.:앚 gerade die einschränkende l. 34 D. mandati36 zeigt, schon zu Julians Zeit und von ihm anerkannt. War also der Beschenkte Eigentümer geworden, so genügt die Rückgabe an den Schenker in dieser Richtung den Erfordernissen des creditum. – Der Beschenkte nun war Eigentümer geworden. Die lex Cincia wäre hierfür kein Hindernis gewesen. Die Ungültigkeit aus ihr wird per exceptionem geltend gemacht (Vat. frag. 266),37 und die Revokationsklage38 ist 앚:wohl:앚 eine persönliche1) (obwohl Vat. fr. 293 Schwierigkeiten macht vv. „dominum factum“, „si ex donatione te non fuisse dominum monstretur“).39 Jedenfalls aber ist in unserer Stelle das Eigentum übergegangen, andernfalls könnte nicht die Frage entstehen, ob die Rückgabe der Geldstücke an den Schenker eine Zahlung „exsolvendi“ oder „credendi causa“ darstelle. Sie wäre keins von beidem und im strengen 앚:römischen:앚 Sinn, den wir 1)

Savigny, System IV p. 198.40 앚

t In A unterstrichen von Korrektor Eck. 36 Dig. 17.1.34. (Africanus im 8. Buch der Quaestionen). 37 Fragmenta Vaticana, § 266, S. 216 – 220. Die Formulierung „non est perfecta“ (bei Weber, oben, S. 371) findet sich dort nicht. Man liest etwa: „Ea propter, quod non habuit filius tuus dominium, si quae affirmas, uera sunt, obligare pacto suo creditori non potuit; nec quod sine effectu gestum est, uindicationem tui iuris impedit.“ (S. 220f.). 38 Klage auf Rückgängigmachung der Schenkung. 39 Fragmenta Vaticana, § 293, S. 248 – 251, S. 250 aE, 251. 40 Savigny, System des heutigen römischen Rechts IV, S. 197. Savigny schloß die Eigenschaft der Revokationsklage als einer rein persönlichen Klage aus der Tatsache, daß sie unvererblich war.

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bei einer von Wortinterpretation ausgehenden Stelle anzuwenden berechtigt sind, überhaupt keine „numeratio“, wenn der Schenkende nur schon in seinem Eigentum stehende Geldstücke zurückerhielte. Auch der typische Ausdruck „meumu accepisse intelligi debes“ läßt mit Bestimmtheit darauf schließen, daß der Berechtigte, also der Schenker, wegen eines obligatorischen, nicht eines dinglichen, Anspruchs befriedigt worden ist. Später nahm man, wie D 33 § 1 de donat[ionibus]41 zeigt, keinen Anstand, Übergang des Eigentums anzuerkennen, und es scheintv, daß dies auch schon die Auffassung Julians gewesen ist. 앚 aSomit hat die lex Cincia in unserer Stelle aller Wahrscheinlichkeit nach nie eine Rolle gespielt.a Die umständliche Feststellung dieser Thatsache war deshalb wünschenswerth, weil die Stelle einiges Auffallende enthält und man geneigt sein könnte, den Grund dafür in Streichungen der Compilatoren42 zu suchen. Auffallend nämlich ist immerhin die Begründung der Ansicht, daß eine Schenkung nicht vorliege. Dies soll begrifflich deshalb nicht der Fall sein können, weil das gegebene Geld nicht „omnimodo“ beim Beschenkten bleiben sollte. Es wird also das Geschäft nicht als Ganzes betrachtet, sondern in einer uns unjuristisch erscheinenden Weise in seine einzelnen Akte auseinandergerissen, dann nur der Akt der Hingabe der Geldstücke an den Beschenkten als Schenkungsakt ins Auge gefaßt und constatiert, daß dies ein solcher nicht sein könne. Es hängt diese Behandlungsweise mit der wiederholt 앚:zu:앚 constatierenden Auffassung der Schenkung als eines modus acquirendi seitens der römischen Jurisprudenz 앚:zusammen:앚. Unmittelbares Erwerbsobjekt waren für den Beschenkten nun allerdings die Geldstücke. Das Alter der lex Cinciab läßtc annehmen, daß schon die republikanische Jurisprudenz den Begriff der Schenkungd eingehend erörtert haben wird, dabei wird jedenu „suum > „meum v In A folgt: a – a In A unterstrichen von Korrektor Eck. b In A folgt: c In A folgt: d In A folgt: 41 Dig. 39.5.33.1 (Hermogenian im 6. Buch der Epitome iuris). 42 Bei der Redaktion und Zusammenstellung der Digesten anhand der älteren Juristenschriften nahm die von Justinian eingesetzte Gesetzgebungskommission (Compilatoren) Texteingriffe und Anpassungen der Rechtsterminologie an die Rechtszustände des 6. Jahrhunderts n. Chr. vor. Derartige spätere Interpolationen aufzuspüren und auszuscheiden war ein wichtiges Ziel der romanistischen Forschung des 19. Jahrhunderts.

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falls festgestellt sein, daß die causa donandi von der causa credendi sich dadurch unterscheide, daß im ersteren Fall das Gegebene „penes accipientem“ bleiben sollte. Da dies nun bei der Übertragung des Geldes in unserem 앚 Falle anders war, so paßte er eben nicht unter die causa donandi. Dies ist der wahrscheinliche Grund der Entscheidung in unserer Stelle. Wie D. 1 de donat[ionibus] zeigt, war Julian sehr vorsichtig in Bezug auf die Ausdehnung des Begriffs der Schenkung, die donatio sub modo ist ihm 앚:überhaupt:앚 nur improprie eine donatio, sondern klingt (vv. „cum aliquid secutum erit“) an das dare ob causam an; letzteres aber hatte die alte Civil앚:rechts:앚jurisprudenz im Anschluß an das creditum entwikkelt.43 Die älteren Juristen scheinen überall, wo es sich nicht um eine reine Übertragung von Rechten handelte, mit der Verwendung des Begriffs und der Bezeichnung donatio sehr vorsichtig gewesen zu sein, die donatio sub modo und die mortis causa donatio haben offenbar, wie die cit[ierte] Stelle Julians zeigt, nicht mühelos den Platz bei der Schenkungslehre errungen (über die donatio ante nuptias cf. Justinian im Institutionentitel de donationibus)[.]44 – Alles Consequenz dessen, daß die donatio für die ältere Jurisprudenz jedenfalls nicht den generellen Charakter hatte, den wir ihr heute geben, sondern als causa spezieller Rechtsakte, insbes. der Tradition und Stipulation, und, bei res mancipi, daneben als ein concreter, charakteristischer Rechtsakt, mancipatio nummo uno,45 zur Erscheinung kam. – Daß nun in einer Übertragung von Geld in der Art, wie in unserer Stelle erörtert, auch in andren Beziehungen nicht eine Geldzahlung, mit den vollen Wirkungen einer solchen, gefunden wurde, zeigen D. 55, 61 und 67 de solut[ionibus],46 wo die Frage 앚 verneint 43 Dig. 39.5.1 (Julian im 17. Buch der Digesten). Dort ist die Rede von einer „donatio sub conditione“, nicht wie Weber zitiert „donatio sub modo“. 44 Institutiones 2.7.3. Die Institutionen als systematisches Einführungslehrbuch in das römische Recht wurden von dem Juristen Gaius um 161 n. Chr. verfaßt. Die Gesetzgebungskommission unter Kaiser Justinian schöpfte aus diesen Anfängerlehrbuch und erklärte die Institutionen als Lehrbuch zusammen mit den Digesten, Codex und Novellen im 6. Jh. n. Chr. für rechtsverbindlich. 45 Spezieller förmlicher Eigentumsübertragungsakt durch Klopfen mit einer Kupfermünze an die Waage und Sprechen einer Übereignungsformel, der lediglich bei den vier „res mancipi“, den besonders wichtigen Eigentumsgegenständen (italische Grundstücke, Sklaven, Großvieh und Feldservituten) erforderlich war. 46 Dig. 46.3.55 (Ulpian im 61. Buch zum Edikt), Dig. 46.3.61 (Ulpian im 5. Buch zu Plautus), Dig. 46.3.67 (Marcellus im 13. Buch der Digesten).

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wird, ob in einer rein formalen Hingabe von Geld mit der Bedingung, es wieder zurückzugeben, eine gültige und wirksame solutio liege. Während diese Behandlungsweise aber in diesen Stellen eine Loslösung vom reinen Formalismus enthält, führt sie in der unsrigen in dieser Beziehung offenbar zum umgekehrten Ergebnis. 6.

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Unsere Stelle spricht der Rückgabe des geschenkten Geldes an den Schenker die Qualität des creditum ab, mit der Motivierung, der Beschenkte habe das Geld zunächst nicht obligandi, sondern exsolvendi causa. Diese Begründung ist auffallend, sie kann mit der Auffassung des Paulus z. B. in D. 68 de V[erborum] O[bligationibus]47 nicht bestehen: denn wenn hier, ohne daß Paulus die Bedenken Julians zu teilen andeutet, stipuliert wird: „pecuniam te mihi crediturum spondes?“[,] so würde bei stipulationsmäßiger Hingabe des Geldes offenbar dieselbe Argumentation zutreffen, wie sie Julian 앚:in unserer Stelle:앚 vorbringt. Der Letztere scheint sonach einer älteren, ziemlich formalistischen Interpretationsweise zu folgen, wie auch der Schlußsatz der Stelle andeuten will. Ist dies aber der Fall, so fragt sich, in welchem formalen Moment die Nötigung zu jenem Bedenken lag. Der Ausdruck „verborum subtilitas“ leitet zunächst auf die Vermutung, daß die Fassung der actio, welche dem Beschenkten verschafft werden sollte, den Anlaß bot. Da diese Klage die sog. „certi condictio“ ist, so gelangen wir damit auf die Frage, ob dieselbe in ihrer Fassung einen Schuldgrund enthielt und damit An앚laß zur Verbalinterpretation bot. Eine Würdigung der Litteratur über diese Controverse ist hier nicht angängig, doch aber darf die Frage selbst wohl nicht ignoriert werden. Es ist bekannt, daß das eine Extrem der sehr geteilten Ansichten die Meinung von Baron bildet, wonach die Condiction (d. h. natürlich 앚:hier immer:앚 die „certi condictio“) weder einen Schuldgrund in der formula enthalten noch in ihrer Anwendbarkeit irgend eine Grenze gekannt haben soll, sondern sich nur der Kläger getraute, im Lauf des Prozesses eine Schuld des Bekl[agten] an ihn in der intendierten Höhe darzuthun,48 – während andererseits Bekker in 47 Dig. 45.1.68 (Paulus im 2. Buch zum Edikt). 48 Baron, Die Condictionen, S. 34 f., geht davon aus, beim Darlehen entspreche die Klagformel der condictio derjenigen bei einer actio certae creditae pecuniae.

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seiner Kritik von Baron die Denkbarkeit eines derartigen Rechtsmittels bestreitet und gegenüber Cicero’s Äußerungen in der Rede pro Q. Roscio49 nur zugeben will, daß aus den drei dort angeführten Schuldgründen: adnumeratio, stipulatio, expensilatio,50 damals mit der gleichen Formel geklagt werden konnte.51 Nun sind Bekker’s praktische Bedenken gegen Baron sehr überzeugend. Auch kann Ulpian in D. 9 pr. de R[ebus] C[reditis]52 nicht wörtlich dahin verstanden werden, daß jedes Rechtsverhältnis, welches klagbare Rechte gab, damit die con[dictio] certi erzeuge, – andernfalls wäre jede weitere Ausführung, insbes. § 9 derselben Stelle,53 unnötig, und auch aus Cicero a. a. O.54 ist ein Schluß über die Anwendbarkeit der fragl[ichen] Klage außerhalb der drei genannten Schuldgründe nicht wohl möglich. Aber allerdings wird man Ulpian, auch nach erheblichen Abstrichen 앚:a conto der Compilatoren:앚,55 glauben müssen, daß zu seiner Zeit aus jeder Art von Rechtsverhältnissen die Condiction unter Umständen erwachsen konnte, es fragt sich nur, unter welchen Umständen, und aus Cicero’s cit[ierter] Rede wird immer앚hin, soviel man auch auf Rechnung ihres adhoratorischen56 Charakters setzt, doch auch der Schluß nicht zu umgehen sein, daß die 앚:betr[effende]:앚 actio jedenfalls über den Schuldgrund sich in soweit ausschwieg, daß von den drei bei Cicero erwähnten, immerhin der Form nach recht differenten, Schuldgründen jeder darunter paßte, was für die Stipulation durch D 24 de R[ebus] C[reditis] bestätigt wird.57 Es müssen aber noch andere Thatbestände unter dieser formal Raum gefunden haben. Daß die condictio indebiti und überhaupt die ganze Reihe der condictiones

49 Cicero, Oratio pro Quinto Roscio comoedo, 4, 11 – 12. 50 Einer der bekannten Litteralkontrakte. Durch schriftliche Eintragung einer Lastschrift (expensum ferre) in seinem Hausbuch gewann der Gläubiger eine Buchforderung gegen seinen Schuldner, ohne daß eine reale Geldauszahlung stattgefunden hatte. 51 Weber referiert Bekker, Zur Lehre von Condictionen, S. 98 f. 52 Dig. 12.1.9pr (Ulpian im 26. Buch zum Edikt). 53 In Dig. 12.1.9.9 (Ulpian im 26. Buch zum Edikt) geht es um den Fall, daß jemand eine bestimmte Geldsumme zunächst bei einem anderen hinterlegt und diesem später die Summe als Darlehen gibt. Dem Geldgeber steht dann sofort die condictio certi zu. 54 Siehe oben, S. 376, Anm. 49. 55 Zu den Kompilatoren der Digesten, siehe oben, S. 373, Anm. 42. 56 Weber meint wohl adhortatorisch, also (er)mahnend (von lat. adhortari). 57 Dig. 12.1.24 (Ulpian im einzigen Buch der Pandekten).

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ob causam datorum58 ihre Entwicklung im Anschluß an die Klage wegen pecunia credita genommen haben, indem die zu condicierende Summe wie eine creditierte behandelt wurde, bezeugt für die cond[ictio] indebiti Gaj[us] III, 91,59 wo dieser Zusammenhang noch so eng ist, daß in Frage kommt, ob diese Klage nicht, da ein pupillus60 nicht aus einem creditum verpflichtet werden könne, gegen ihn unzulässig sei, – und bei den übrigen Condictionen liegt eine Beziehung zum creditum doch noch rechtlich näher. Also kann die Formel der creditum-Klage eine solche Angliederung nicht geradezu ausgeschlossen haben. Wenn die lex Julia municipalis lin[ea] 44 f. sogar 앚:für:앚 den Fall der Eintreibung von Straßenverbesserungskosten von den Adjacenten eine Klage „uti de pec[unia] credita“ giebt,61 soe spricht dies noch entschiedener für eine sehr allgemeine Fassung der Formel dieser letzteren Klage. Es muß sogar sehr wahrscheinlich erscheinen, daß sie einen Schuldgrund nicht enthalten hat, da selbst eine so allgemein gefaßte Bezeichnung, wie etwa der Zusatz „ex credito“ die Möglichkeit der Ausdehnung der Klage auf die oben 앚 bezeichneten Fälle problematisch erscheinen ließe. Die von Voigt für die Aufnahme der causa in die Formel citierte l. 18 D. de O[bligationibus] et A[ctionibus] beweist eher das Gegenteil,62 denn stünde die causa in der Formel, so wäre der Zweifel gegenstandslos. Ulpian D 61 de judic[iis], in einer der Inscription nach dem Commentar zum Edictstitel de rebus creditis zugehöri-

e In A folgt: 58 Weber meint wohl „ob causam datam“, also Bereicherungsklagen, bei denen man die ursprünglich gegebene Sache herausverlangen (kondizieren) kann, weil der erhoffte Zweck, weshalb sie ursprünglich gegeben worden war, nicht eingetreten ist. 59 Gaius, Institutiones III § 91, S. 169. 60 Mündel, Unmündiger. 61 In der lex Julia municipalis aus dem Jahr 45 v. Chr. wurde der Rechtsstatus der römischen Munizipien und allgemein der Provinzverwaltung definiert. Zum Text: Lex [tabulae Heracleensis, dicta] Julia municipalis, a. 709 (d. h. 45 v. Chr.), in: Bruns, Fontes, p. 1: Leges – cap. III: Leges publicae populi Romani post XII. tabulas lati, no. 18, S. 101 – 110, S. 103 f., Z. 41 – 45. 62 Dig. 44.7.18 (Julian im 54. Buch der Digesten). Voigt, Condictiones, S. 428, 433, zitiert nur Dig. 44.7.19. Nach dem Zusammenhang geht es dort allerdings um das Versprechen einer Mitgift, durch das der Versprechensempfänger mit einem creditor oder emptor gleichgestellt wird.

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gen Stelle,63 behandelt die nach Meinung des Celsus64 bedenkliche Ansicht, daß in judicium deduciert werde der Schuldgrund, „de quo actum est“, 앚:eine Ansicht:앚, welche schwerlich aufgestellt 앚:und von Ulpian so, wie daselbst geschieht, corrigiert:앚 werden konnte, wenn dasselbe in der Formel stand. Endlich in D 14 § 6 de exc[eptione] rei jud[icatae] stellt Paulus für die Frage der Consumtion65 anscheinend die Condiction als Personalklage ohne causa neben die Realklage non expensa causa.66 Der Eid in jure67 scheint lediglich auf „sibi dari oportare“ bezw. „se dare non oportere“ gestellt zu sein (D 14 de jurej[urando]).68 Bei Gajus IV, 34 scheint an die Fiction sich unmittelbar das „tam si p[aret] d[are] o[portet]“69 ohne causa anzuschließen.70 Bedenken kann nur Gaj[us] IV, 55 („ex testamento dari sibi oportere intenderit“) erregen,71 während D 82 § 1 de leg[atis] I nichts besagt.72 Wenn Lenel, der im Übrigen das Fehlen der causa in der Formel annimmt, eine besondere Klage ex testamento aufstellt,73 so ist die Begründung, daß diese Klage eine causa enthalten habe, petitio principii; die fernere, daß diese Klage äußerlich unterschieden gewesen sein müsse, da sie zur Litiscreszenz74 führte, wäre nur genügend, wenn Lenel auch für die 63 Dig. 5.1.61 (Ulpian im 26. Buch zum Edikt), de rebus creditis. 64 In Dig. 5.1.61 setzt sich Ulpian folgendermaßen mit Celsus auseinander: „solemus dicere, id venire in iudicium, de quo certum est inter litigantes, sed Celsus ait, periculosum esse ex persona rei hoc metiri […].“ 65 Eine Forderung wird konsumiert und erlischt somit, wenn bisherige Gläubiger- und Schuldnerstellung in einer Person zusammenfallen. 66 Dig. 44.2.14.2 (Paulus im 70. Buch zum Edikt). 67 „In jure“ bezieht sich auf die klassische römische Zweiteilung des Verfahrens, wobei im ersten Prozeßabschnitt (in iure) vor dem Prätor nur die Rechtsfrage definiert wird und der Prätor die einschlägige Klagformel gewährt. Im zweiten Prozeßabschnitt, der Beweisphase (apud iudicem), werden dann die tatsächlichen Voraussetzungen für den Anspruch geklärt, gegebenenfalls durch die Beweisaufnahme, und der Klage entweder stattgegeben oder sie wird abgewiesen. 68 Dig. 12.2.14 (Paulus im 3. Buch zum Edikt). 69 Es handelt sich um eine typische Wendung innerhalb der Klagformel: „wenn es dem Richter gut scheint, soll er den Beklagten verurteilen, dem Kläger das Geschuldete zu geben.“ 70 Gaius, Institutiones IV. 34, S. 235 f. 71 Gaius, Institutiones IV. 55, S. 242. 72 Dig. 30.1.82.1 (Julian im 32. Buch der Digesten). 73 Lenel, Edictum Perpetuum, tit. XVII § 95, S. 187 f., zur Formel der actio certae creditae pecuniae im Zusammenhang mit diesen Quellenstellen. 74 Wenn der verurteilte Beklagte im gesonderten Vollstreckungsverfahren seine Schuld (erneut) bestreitet, wird er im Falle seines Unterliegens zum doppelten Betrag

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Darlehensklage den analogen Grund: daß dieselbe zur Formalstipulation führte, gelten ließe. Alles in Allem spricht Vieles für ein Fehlen der causa und liegt ein entscheidender Gegengrund nicht vor. 앚 Aber daraus, daß die condictio einen Schuldgrund nicht enthielt, ist keineswegs der Schluß zulässig, daß sie auf alle Schuldgründe anwendbar war. Das Gebiet von credere und von condictio ist allerdings im späteren Recht (Voigt, Cond[ictiones] S. 267ff.)75 nicht mehr identisch; alle Wahrscheinlichkeit aber spricht dafür, daß dies ursprünglich der Fall war, und insbesondere die Stelle der lex Rubria76 über die Condiction läßt darauf schließen. Über die Grenze des creditum in seiner ältesten Gestalt ist Klarheit nicht zu gewinnen, schwerlich war sie annähernd so weit wie die spätere Bedeutung von „fidem sequi“, sicher wohl nicht bei pecunia credita. D. 34 pr. mandati, D 9 § 9 de R[ebus] C[reditis] und D 15 eod.,77 welche eine Entwicklungsreihe darstellen, lassen erkennen, daß für 앚:die:앚 ältere Zeit nicht daran zu denken ist, daß aus jedem Contraktsverhältnis ein creditum und, was für l. 34 mandati wohl damit zusammentrifft, eine certi condictio resultierte: „alioquin dicendum“, bewirkt l. 34 cit., „ex omni contractu nuda pactione pecuniam creditam fieri posse.“ Der alte Begriff der adnumeratio ist für die Begrenzung allerdings nicht wohl maßgebend, – wohl auch schon zu Cicero’s Zeit nicht mehr, dessen Kunstgriff in der Rede pro Roscio wohl eben in dem Versuch der Verwendung dieses Begriffs in seiner alten Enge besteht, – aber entschieden hat die Entwicklung der Condiktionen Anschluß an eine das Geben und Nehmen als wesentlich festhaltende Bedeutung von „pec[unia] credita“ suchen müssen. Daraus erklärt sich die eigentümliche Begrenzung der condictio furtiva

der in dem Urteil festgelegten Summe verurteilt, der Streitgegenstand und die Kosten wachsen also an (Litiscrescenz). 75 Voigt, Condictiones, insbes. S. 270f. 76 Ein zwischen 49 und 42 v. Chr. erlassenes Gesetz, in dem die Jurisdiktion städtischer Beamter in der Gallia cisalpina definiert wurde. Vgl. Bruns, Fontes, p. 1: Leges – cap. III: Leges publicae populi Romani post XII. tabulas lati, no. 16: Lex Rubria de Gallia Cisalpina, S. 95 – 100. Dort geht es allerdings um Noxal- und Deliktsklagen, nicht um Kondiktionen. 77 Dig. 17.1.34pr (Africanus im 8. Buch der Quästionen), Dig. 12.1.9.9 (Ulpian im 26. Buch zum Edikt), Dig. 12.1.15 (Ulpian im 31. Buch der Digesten).

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(D. 1, 10 de cond[ictione] furt[iva])78 und die schon cit. l. 34 mandati, sowie 앚 die der Praxis überlassene, deshalb für uns verwischte Begrenzung der sog. „Bereicherungscondictionen“. So wird denn auch noch spät, von Paulus, D 2 § 3 de R[ebus] C[reditis] nur gesagt, daß „interdum“ ein Creditum stattfinde, ohne daß Geld gegeben und genommen werde (pecunia „proficiscitur“f).79 Die ganze Entwicklung läßt sich so denken, daß ursprünglich die sog. „certi condictio“ die aus der lex Silia80 hervorgegangene Klage auf certa pecunia war, eingeführt wohl wesentlich, um den nicht rein solemneng Obligationsformen, adnumeratio und stipulatioh, welche als ijuris gentium81 vielleicht gerade damals als civilrechtlich wirksam anerkannt wurdeni, und dem Litteralcontrakt82 eine angemessene Klageform zu gewähren, also gerade für die Geschäftsobligationen. Für diese Zeit bestand dann offenbar ein Bedürfnis nach Aufnahme einer causa in die Formel nicht: wurde die Formel „si paret dare oportere“ begehrt, so war damit klar, daß ex credito, d. h. aus einem der 앚:damals noch:앚 kwenigen möglichen 앚:dahin gehörigen:앚 Thatbeständek, geklagt wurde. Dann ist teils, wie in der lex l앚:Julia municipalis:앚l z. B., durch Spezialgesetz, teils durch die Jurisprudenz der älteren Zeit, welche „causa“ und „titulus“ so eifrig behandelte, die Ausdehnung erfolgt, derart, daß schließlich die lex Rubria die condictio certae creditae pecuniae allen anderen f Q: „proficiscatur“ g A: solennen h In A Fragezeichen am rechten Rand und unterstrichen von Korrektor Eck. i – i In A unterstrichen von Korrektor Eck. k – k In A Fragezeichen am rechten Rand und Unterstreichung von Korrektor Eck. l Rubria > Julia municipalis 78 Dig. 13.1.10.1. (Ulpian im 38. Buch zum Edikt). 79 Dig. 12.1.2.3 (Paulus im 28. Buch zum Edikt). 80 Die lex Silia, wohl aus dem frühen 3. Jahrhundert v. Chr., gewährte eine neue abstrakte Klagformel (die legis actio per condictionem), mit der auf Rückzahlung einer bestimmten Geldsumme geklagt werden kann und bei der der Klaggrund nicht angegeben werden braucht. Vgl. Gaius, Institutiones IV.19, S. 233. Vgl. Bruns, Fontes, p. 1: Leges – cap. III, no. 3: Lex Silia de ponderibus publicis, S. 44. 81 Ius gentium ist im Gegensatz zum ius civile der römischen Bürger das Recht der nichtrömischen Bürger untereinander wie auch das anwendbare Recht bei Verträgen zwischen Nichtrömern und Römern. Es sieht weniger strenge Form- und Klagevorschriften für Verträge vor. 82 Dieser Vertragstyp, der auch Nichtrömern offenstand, wurde verwendet, um eine bestehende Geldschuld in eine andere, neue Schuld umzuwandeln. Die Umwandlung geschah durch einen schriftlichen Buchungsvorgang im Hausbuch, siehe oben, S. 376, Anm. 50, zur „expensilatio“.

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Klagen gesondert gegenüberstellt. Immer aber ist eine Schranke, und immerhin eine relativ enge, in der oben angedeuteten, hier nicht weiter zu untersuchenden, Richtung geblieben. Der Thatbestand, um welchen es sich 앚:in casu:앚 handelte, wurde in diesem späteren Stadium, wie D 61 de judic[iis] wahrscheinlich macht,83 앚 (womit auch Quintil[ianus] d[e] O[ratore] 4,2,684 und Gell[ius] N[octes] A[tticae] 14,2,485 zu vereinigen sind) in jure festgestellt; und je nachdem gab dann der Praetor eine Klage unter sponsio tertiae partis86 oder mit Litiscreszenz87 pp. Damit war nicht jede Möglichkeit des Zweifels gehoben, und die früher citierten Stellen2) zeigen auch, daß Zweifel entstanden, – allein das Institut wäre so doch weniger abnorm als nach Baron’s Darstellung[.] m Treten wir hiermit wieder an unsere Stelle 앚:heran:앚m so ergiebt sich, daß, soviel ersichtlich, 앚:weder:앚 die Formel noch die allgemeine Natur der actio de certa pecunia credita Anlaß zu der formalistischen Behandlung des Falles gaben. Die Formel enthielt vermutlich überhaupt nichts Näheres über die Voraussetzungen der Klage;n die allgemeine Natur der letzteren gab der Praxis es in die Hand, die Fälle der Anwendbarkeit festzustellen, und die Praxis verfuhr hierbei nach allgemeiner Annahme (Pernice, Labeo)88 앚:auch:앚 nach Billigkeitsgesichtspunkten. Welcher Hinderungsgrund bestand also für die Praxis, die Klage auch in unserem Fall zu gewähren? Es muß angenommen werden, daß die causa solvendi und die causa credendi der älteren Auffassung für schlechthin incompatibel galten. Wenn, wie Heimbach (Creditum p. 19)89 annimmt, das Cre2)

Namentlich D 61 de judic[iis].90 앚

m – m In A unterstrichen von Korrektor Eck. n In A folgt: 83 Dig. 5.1.61pr (Ulpian im 17. Buch zum Edikt). 84 Quintilianus, Institutionis oratoriae libri, 4.2.6, S. 164. 85 Gellius, Noctes Atticae, liber XIV, caput 2, no. 4 – 8, S. 322 f. 86 Bei der condictio certae pecuniae versprach der Beklagte für den Fall seines Unterliegens dem Kläger einen Strafzuschlag in Höhe eines Drittels der Klagsumme. Dies sollte Fälle mißbräuchlichen Prozessierens unterbinden. 87 Zur Litiscrescenz siehe oben, S. 378 f., Anm. 74. 88 Pernice, Labeo D, S. 102 – 104. 89 Heimbach, Creditum, S. 20, weist darauf hin, daß „pecunia credita“ aus Schuldknechtschaft und Darlehensnexum hervorgegangen ist. 90 Siehe oben, S. 377 f., Z. 23 ff.

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ditum historisch aus dem Darlehensnexum hervorgegangen ist, so würde dies nicht unerklärlich sein. Der scharfe correlative Gegensatz von nexi mancipatio und nexi solutio hätte sich alsdann in dem Gegensatz von 앚 expendere und adpendere (Voigt XII Taf[eln], § 22. 39ff.)91 fortgesetzt, wie er ferner auch in der oscharfen Sonderung der Hausbücher in solche über obligatorische (Expensilationen und -relationen)92 und solutorische (Acceptilationen93 und -relationen) Akte zum Ausdruck kommto (Voigt, in der Abh[andlung] der sächs[ischen] Ak[ademie])94 und endlich auch bei den Verbalobligationen die Correlation von Stipulation und Verbalacceptilation ergiebt. Gerade bei den nach dem Vorstehenden der Condiktion ursprünglich unterstellten Obligationsformen findet sich sonach die scharf p formale Gegenüberstellung obligatorischer und liberatorischer Rechtsakte (vor der Aufnahme der exc[eptio] doli in das Edikt erfolgte die Liberation wohl nur durch actus contrarius),95 und darin wird für die ältere Jurisprudenz die begriffliche Unmöglichkeit gelegen haben, in einer Zahlung beide Funktionen, die solutorische und die obligatorische, vereinigt zu denken. Dieselbe Anschauung liegt auch der von Pomponius in D 11 de statul[iberis]q (40,7)96 referierten eigentümlichen Entscheidung des Aristo zu Grunde: „Si heres pecuniam donasset statulibero, ut sibi eam daret, et liber esset, non fieri liberum Aristo ait, sed si in plenam ei donasset, fieri liberum.“ Die Zulassung des statuliber, welche ihm zur Erlangung der Freiheit verhelfen soll: und in diesem Sinn etwas einer obligatorischen Zahlung Analoges darstellt, wird dadurch, daß der Erbe ihm das Geld zu dieser Zahlung mit der Auflage

o – o In A senkrechter Strich mit Fragezeichen von Korrektor Eck am rechten Rand. p In A folgt: q A: eletal. 91 Voigt, XII Tafeln I, 1 § 22 Anm. 39 ff., S. 209 f. 92 Zur Expensilatio siehe oben, S. 376, Anm. 50. 93 Die Acceptilatio ist ein reiner Verbalkontrakt in spezieller Frage- und Antwortform zum Erlaß einer Verbindlichkeit. Es handelt sich damit um den Konträrakt zur Stipulation. 94 Voigt, Über die Bankiers, S. 541 – 548, 552 – 565. 95 Ein dem ursprünglichen Rechtsakt konträrer, ihn dadurch aufhebender Akt. 96 Dig. 40.7.11 (Pomponius im 14. Buch zu Sabinus). Beim statuliber handelt es sich um einen freigelassenen Sklaven, dem unter einer Bedingung die Freiheit verliehen

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schenkt, es zum Zweck der Erlangung der Freiheit zu verwenden, eine solutorische und ist dadurch unfähig geworden, das 앚 gewünschte Resultat zu erzielen. 7. 5

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Für das heutige Recht hat die vorstehend besprochene Stelle in Folge des Schlußsatzes, wie schon oben bemerkt,97 nur in sofern Interesse, als dadurch constatiert ist, – was übrigens ohnehin keinem Zweifel unterliegen würde, – daß ein Geschäft der dort geschilderten Art, der Form, in welches es sich kleidet, ungeachtet, 앚:einfach:앚 reine schenkungshalber übernommene Verpflichtung darstelltr und deshalb allen für Schenkungen bestehenden sBeschränkungen unds Formvorschriften unterliegtt, der Nachweis, daß es diesen genügt hat, auch zum Klagefundament gehört. 앚

r – r In A Unterstreichung und Anmerkung von Korrektor Eck am linken Rand: das kann doch nimmermehr in den Worten ,utrumque (sc. et pactum donationis et mutuum) valere‘ gefunden werden! s – s In A unterstrichen von Korrektor Eck. t In A unterstrichen von Korrektor Eck. wurde, im vorliegenden Fall also unter der aufschiebenden Bedingung, eine Geldsumme zurückzuzahlen. 97 Siehe oben, S. 369, Anm. 27, sowie Text, oben, S. 364, Z. 20 f.

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aInterpretation

der von der Hohen Juristischen Fakultät gestellten canonistischen Textstelle durch den Candidaten der juristischen Doktorwürde bReferendar Weberb.a Concilii Tridentinis Sessio XIV De reformatione cap. XII:1 Nemo, etiam cuiusvis dignitatis ecclesiasticae vel saecularis, quacunque ratione, nisi ecclesiam, beneficium aut cappellamc de novo fundaverit et construxerit, seu iam erectam, quae tamen sine sufficienti dote fuerit, de suis propriis et patrimonialibus bonis competenter dotaverit, ius patronatus impetrare aut obtinere possit aut debeat. In casu autem fundationis aut dotationis huiusmodi institutio episcopo, et non alteri inferiori reservetur. Das vorstehende Decret ist als solches am 25. November 15512 publiziert worden.

a – a In A am rechten Rand von Dekan Eck: Hrn. Collegen Dr. Hübler zur gef[älligen] Begutachtung. B[erlin] 9/5.89. Eck. Am rechten Rand folgt in A die Stellungnahme von Bernhard Hübler, vgl. dazu den Editorischen Bericht, oben, S. 359 mit Anm. 5. b In A unterstrichen, vermutlich von Dekan Eck. c A: capellam 1 Quellentext nach Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, Sess. XIV de reformatione vom 25.11.1551, c. XII, S. 98. Weber nennt nicht die amtliche Überschrift der zu interpretierenden Quellenstelle, nämlich „Nemo nisi ex fundatione vel dotatione ius patronatus obtineat“. Außerdem löst Weber die in der Edition verwendete Abkürzung „c.“ fälschlich als „cap.“, und nicht als „can[on]“, auf. Möglicherweise benutzt Weber diese Auflösung, weil der Vorlagetext, über den die Prälaten berieten, zunächst in „capita“ gegliedert, vgl. Theiner, Acta concilii Tridentini I, post sess. XIII, S. 597a, dort noch in anderer Numerierung und mit leicht anderem Ausgangswortlaut als c. 13 bezeichnet war. 2 Zur Zeit des Konzils von Trient galt noch der julianische Kalender, es handelt sich also nach moderner Zeitrechnung um den 5.12.1551. Die entsprechenden modernen Daten werden im folgenden in runden Klammern im Anschluß an das in der Quelle abgedruckte Datum angegeben.

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Zur Würdigung seiner allgemeinen Tendenz ist daran zu erinnern, daß einerseits auch in der damaligen Periode des Concils die episcopalistische Richtung eine ziemliche Bedeutung behauptete, die Stärkung der Stellung des episcopus ordinarius gegen den Andrang der Privilegien von oben und unten, Reservationen3 und Exemtionen4 auch damals ein wesentliches Thema der Reforma-앚 tionsdecreta 앚:bildete:앚 (cf. aus derselben Session c. 4 c. 13 de ref.).5 Andererseits verhinderte der während dieser Zeit vorsitzende Cardinallegat Crescentius, Cardinal S[ancti] Marcelli, welcher einen fast unumschränkten Einfluß übte, ein stärkeres Hervortreten dieser Tendenz (Gieseler, K[irchen]G[eschichte] § 56).6 Daß wir in den Bestimmungen unseres Kapitels nicht eine besonders scharfe und stark abweichende Stellungnahme gegenüber dem früheren Recht zu erwarten haben, geht aus den Verhandlungen in den Congregationen deutlich hervor. Soweit die Theiner’schen Publikationen ersehen lassen,7 sind die in der 24. Sitzung

3 Bestimmte Rechtshandlungen (sakramentale Absolution von Sünden, Lossprechung von Kirchenstrafen, im vorliegenden Fall: Besetzungen von Kirchenämtern) werden einem oberen kirchlichen Jurisdiktionsträger reserviert. Dies wurde von den Päpsten häufig ausgenutzt, um in die inneren Angelegenheiten einer Diözese einzugreifen. 4 Der Begriff bezeichnet die Herausnahme von Personen, Klöstern, Orden und Gebieten aus den territorialen Grundformationen von Pfarrei, Bistum, Kirchenprovinz und deren Unterstellung unter den nächsthöheren Oberen bzw. den Papst. Das Konzil von Trient versuchte, durch die Einschränkung von Exemtionen die bischöflichen Rechte und die Diözesen zu stärken. 5 Sess. XIV de reformatione vom 25.11.1551 (= 5.12.1551), in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, c. 4, S. 88, untersagt es, Kleriker vom Korrektionsrecht seitens der zuständigen Ortsbischöfe auszunehmen. Der c. 13, ebd., S. 98, schreibt den örtlichen Patronen vor, ihren Kandidaten für ein Benefizium ausschließlich dem zuständigen Ortsbischof zu präsentieren. 6 Als päpstlicher Gesandter im Range eines Kardinals (Kardinallegat) präsidierte Kardinal Marcellus Crescentius, Kardinal der Marser, und nicht Kardinal S. Marcelli, wie Weber schreibt, den Verhandlungen des Konzils von Trient und vertrat papalistische Standpunkte, um den Episkopalismus einzudämmen. Zu seiner Rolle für den Ablauf des Konzils vgl. Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte III. 2 § 4 (und nicht § 56, wie Weber zitiert), S. 520 – 542, insbes. S. 521 – 526. Zu ihm siehe Personenverzeichnis: Crescentius, unten, S. 515. 7 Die Diskussion um den auf der 14. Session schließlich verabschiedeten, hier von Weber interpretierten Text, fand am 23.11.1551 (= 3.12.1551) statt und ist abgedruckt bei Theiner, Acta concilii Tridentini I, post sess. XIII, S. 597a – 599b.

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publizierten Reformationsdecrete8 nach im Wesentlichen nur redaktionellen Änderungen (cf. die Ansprache der Legaten in der Congregation vom 24. November und die Bemerkung des Bischofs von Verdun am Tage vorher) und ohne daß in der Debatte erhebliche Gegensätze hervorgetreten wären, angenommen worden. Der einzige ernstliche Einwand, welcher in der Congregation vom 23. November vom Erzbischof von Syrakus erhoben wurde, war (cf. die Ansprache des Legaten am 24. November): „reformationem propositam esse superfluam, et in iure latius contineri.“9 – Im folgenden kann nicht das Patronatsrecht im Allgemeinen erörtert, sondern es sollen nur diejenigen Fragen hervorgehoben werden, für welche das Dekret möglicherweise von Erheblichkeit sein kann. Das Dekret betrifft nun zunächst 1) eine Frage, welche vorher controvers war, nachher controvers blieb und noch heute, wenn auch überwiegend, so doch nicht einstimmig in einem Sinne beantwortet wird: die nämlich, ob die drei bekannten Erwerbsgründe des Patronatsrechts: fun앚datio, constructio, dotatio,10 cumulativ vorliegen müssen, oder ob ein einzelner zur Begründung des Patronatsrechts genügt. Hier beginnt die Schwierigkeit bereits bei der Terminologie. Bekanntlich wohnt in der canonistischen Litteratur den Ausdrücken fundatio sowohl als constructio eine engere und eine weitere Bedeutung bei: fundatio heißt sowohl Fertigstellung einer Kirche, „Begründung“ allgemein, also je nach den Umständen die „constructio“ und ev. die „dotatio“ mit umfassend, als im engeren Sinn, Hingabe eines fundus zum Zweck des Kirchenbaus.d Constructio d In A folgt: 8 Weber meint hier wohl die auf der 14. Session publizierten Dekrete, siehe seine Ausgangsstelle, oben, S. 384. In Sess. XXIV de reformatione vom 11.11.1563 (= 21. 11.1563) hingegen behandelten die c. 11, c. 18, in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, S. 346, 378 f., Fragen von Privilegien und Ehrentiteln, bzw. die Verwaltung einer unbesetzten Pfarrei. 9 Theiner, Acta concilii Tridentini I, post sess. XIII, S. 599a. Das von Weber angeführte Zitat geht allerdings auf den episcopus Virdunensis, also den Bischof von Verdun zurück. Der Bischof von Syrakus hatte dagegen grundsätzlicher geäußert: „Reformatio, quae proponitur, videtur minima, cum majora expectentur; et quod dicitur de commendis, tollatur“, vgl. Theiner, ebd., S. 598b. 10 Siehe zu den drei Arten, ein Patronat zu begründen, Glossar: Patronat, unten, S. 559.

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heißt gelegentlich: Herstellung einer Kirche, also incl. der „fundatio“,11 ev. der „dotatio“, andererseits auch nur: Aufführung des Kirchengebäudes (s. über den Sprachgebrauch Phillipse K[irchen]R[echt] VII p 695f).12 Das nimmt den Äußerungen der Quellen die Eindeutigkeit. Im Gratianischen Decret13 findet sich noch nichts auf die spätere Controverse Bezügliches und insbesondre ist aus c. 26.27[,] C. XVI qu. 714 kein Schluß darauf zu entnehmen, daß die bloße „fundatio“ einer Kirche im späteren Sinne das Patronat nicht giebt. Für die Auffassung dieser Stellen kam das Patronatrecht noch nicht in Frage. Letzteres hat sich, wie bekannt, erst durch die Überwindung der im Decret (cf. c 33–36[,] C. XVI qu.7)15 noch deutlich zum Ausdruck kommenden Rechtsansicht entwickeln können, welche demjenigen, welcher eine Kirche hergestellt hatte, an ihr eine dem Eigentum sich nähernde Gewere zuschrieb. Ob, wie Heusler (I p. 314f.)16 annimmt, dabei der Gedanke einer munt17 des Kirchenherren zu Grunde lag, kann hier dahinstehen, jedenfalls wurde die Kirche dabei als Rechtsobjekt behandelt, und ob nicht 앚 die Gewere des Herrn als grundsätzlich auch das Recht des Abbruchs der Kirche umfassend galt, ist nicht unzweifelhaft, das oft citierte Kapitular Karls d. Gr.18 spricht eher dafür als dagegen.

e A: Philipps 11 Herstellung bedeutet also hier im Gegensatz zur „Aufführung des Kirchengebäudes“ volle funktionsgerechte Ausstattung einschließlich der Schenkung des erforderlichen Grundstücks. 12 Phillips, Kirchenrecht VII, S. 695 f., behandelt entgegen Weber das Problem der durch die Säkularisierung weggefallenen persönlichen Patronate. Die von Weber erörterten Fragen von fundatio und constructio finden sich bei Phillips, S. 720, 735. 13 Siehe Glossar: Decretum Gratiani, unten, S. 548. 14 C.16 qu.7 c.26 und c.27, in: Friedberg, Decretum Gratiani, Sp. 807 f. 15 C.16 qu.7 c.33 – 36, in: Friedberg, Decretum Gratiani, Sp. 809 f. 16 Heusler, Institutionen I, S. 315, stellt dar, daß durch die Dotation das Eigentumsrecht am Kirchengut dem jeweiligen Heiligen übertragen wurde, während der weltliche Herr die munt (im Sinne von Vogtei) behielt. 17 „Munt“ im deutsch-rechtlichen Sinne bedeutet ein personenrechtliches Gewaltverhältnis, ähnlich der heutigen Vormundschaft. 18 Bereits Heusler, Institutionen I, S. 316, verwies auf ein entsprechendes Kapitular Karls des Großen aus dem Jahr 794, c. 54, in: Capitularia regum Francorum, in: Monumenta Germaniae historica, Leges I, no. 28, S. 78.

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Die für später aus den Urkunden (Meichelbeck, Hist. Fris. 113. 173. 179)19 sich ergebende Auffassung, daß dem Grundherren, welcher auf seinem Boden eine Kirche baut, die Verfügung darüber in soweit zusteht, als dadurch ihr Bestand nicht gefährdet wird, also sicher einschließlich der vollen Collation20 des Pfarrers, hat zum notwendigen Correlat, daß er den letzteren nötigenfalls sustentierte, wie der die Dotierung der ministri ecclesiae in c 26[,] C. XVI qu. 7 als selbstverständliche Consequenz der „fundatio“ behandelt wird. Bevor in dieser Beziehung Garantien gegeben werden, consecrierte der Bischof die Kirche nicht (c. 26 cit[.]: collata prius dotatione); die Urkunden bei Meichelbeck (H. F. I, 2 No 304. 314. 331. 374)21 aus der Karolingerzeit ergeben, daß die Consecration erfolgte, nachdem vorher eine bindende Zusage über die Höhe der Dotation gegeben war, und daß dann nach erfolgter Consecration die Dotierung erfolgte. Daß es vorher anders gehalten wurde und die Kirche dies Ergebnis erst erkämpfen mußte, ergeben die Capitularien bei Benedict Levita (No 292. 468 앚:c. VII:앚).1) 22 Die zahlreichen Kirchengründungen fallen naturgemäß A (2 Rs)

1) Dieselben zeigen, daß die Grundherren den Bischöfen das Recht, sich um die Höhe der dos zu kümmern, bestritten. Dies soll anders werden: omnia ad Episcopi ordinationem ...f pertineant. 앚

f Auslassungszeichen in A. 19 Weber meint wohl Meichelbeck, Historiae Frisingensis I/2, no. 114, und nicht no. 113, S. 87, sowie die Urkunden, ebd. no. 173, S. 115, und no. 179, S. 117 f. (alle aus der Regierungszeit Karls des Großen). In allen geht es um testamentarische Verfügungen einer bereits erbauten Kirche oder Kapelle an eine Freisinger Kirche, bei der ausdrücklich die zu der Kirche dazugehörenden Grundstücke mitübertragen werden. 20 Im Kirchenrecht die Bezeichnung für die rechtmäßige Übertragung eines erledigten Kirchenamtes an eine geeignete Person durch den Kirchenoberen, meist den Bischof. 21 In den Urkunden bei Meichelbeck, Historiae Frisingensis I/2, no. 304, S. 164, no. 314, S. 166 f., no. 330 – und nicht 331 –, S. 175, sowie no. 374, S. 199 f. (alle aus der Regierungszeit Ludwigs des Frommen) wurde zunächst eine Kapelle auf Eigengrund erbaut, der Ortsbischof zur Weihe eingeladen und bevor dieser die Konsekration der Kirche vornahm, die Ausstattung der Kirche dem Bischof auf dessen Anfrage hin versprochen. Diese Dotation wird jedoch in der lateinischen Urkundensprache noch als „hereditare“ und nicht als „dotare“ bezeichnet. Die von Weber zitierte Urkunde no. 331, S. 176, hat dagegen einen anderen Regelungsgegenstand, nämlich die Übertragung eines beneficium an den Bischof. 22 Benedict Levita, Capitularia, liber 3 (nicht l. VII, wie Weber schreibt), c. 292 („Ut dotes ecclesiarum simul cum ipsis ecclesiis semper ad proprii episcopi pertineant dispositionem“), S. 121a, und ebd. c. 468 („De ecclesiis et dotibus earum ut ad epi-

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in die große innerdeutsche Colonisationszeit,23 und damals erledigte sich Alles regelmäßig dadurch, daß der parzellierende Grundherr die Kirche in gleicher Weise mit Hufen ausstattete, wie die übrigen Ansiedler; natürlich war sein Recht an den Äckern der Kirche 앚 grundsätzlich kein wesentlich anderes als dasjenige an der übrigen aufgeteilten Feldmark, nur daß er wohl in Folge der canonischen Verbote keinen Zins erhob, während andererseits bei dem auf die Lebenszeit des Inhabers beschränkten Besitzrecht die Rechtsstellung des Grundherren besonders stark zum Ausdruck kam. Die entschiedenen Proteste der Kirche lassen erkennen, daß dieg Grundherren die Ein- und Absetzung der Pfarrer als Ausfluß ihres generellen Verfügungsrechts in Anspruch nahmen (cf. auch für Italien die Urkunden bei Muratori Ant[iquitates] I, 129, 463)[.]24 Die ganze Sachlage aber ergiebt, daß hiernach bei den kleineren, wesentlich ländlichen, Pfarreien, für welche später das Patronatrecht wesentlich praktisch wurde, regelmäßig von einer Verteilung der einzelnen Leistungen – fundatio pp. im späteren Sinne – unter verschiedenen Personen nicht die Rede sein konnte. „Fundator“ ist deshalb in älteren Urkunden wohl stets nicht derjenige, welcher einen fundus gegeben hat, sondern Jemand, welcher eine Kirche „begründet“, also auch für ihren Unterhalt gesorgt hatte, meist wohl ein Grundherr. Nur die dotatio der Kirche wird nicht immer als unmittelbar in der fundatio enthalten angesehen, deshalb wahrscheinlich, weil sie sich, wie oben dargestellt, als ein äußerlich besonders hervortretender Akt darstellte, dessen dingliche Seite, die Tradition bezw. Deponierung der Urkunden am Altar, sich nach geschehener Consecration, also nachdem eine 앚:consecrierte:앚 Kirg seitens der > die scopi semper dispositionem pertineant“), S. 132b. Diese beiden Quellenstellen zitiert – unter Angabe des richtigen Buchs bei Levita – Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts, § 188, S. 557, Fn. 21. 23 Die „Binnenkolonisation“, also der Ausbau der Waldgebiete u. ä. im 11. und 12. Jahrhundert, vor allem durch den Zisterzienserorden, sowie die ostelbischen Besiedlungen. 24 Muratori, Antiquitates I, Sp. 129 (Gründungsurkunde eines Hospitals aus dem Jahr 729). Dort gründet allerdings der Presbyter selbst das Hospital, ein Einsetzungsrecht des Pfarrers durch den Patron ist nicht erkennbar. Muratori, ebd., Sp. 463 – 465 (Placitum aus dem Jahr 945), in dem es um widerstreitende Besitzrechte an einer Kirche geht, ohne daß die Frage der Pfarrereinsetzung vorkommt.

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che bereits vorhanden war, vollzog (cf. die oben cit. Urk[unden]25 und c. 9 D I de consecrat[ione] sowie c 1 C 1 qu 2.).26 앚 Mit dem Siege der Kirche im Investiturstreit änderte sich die Auffassung. Das prinzipiell die volle Verfügung umfassende, nur durch den Zweck der Anstalt beschränkte Recht des fundator schlägt in das Gegenteil um: es stehen ihm, nach canonischer Theorie als remuneratorische Conzession2) 27 der Kirche, einzelne Ehrenrechte und Befugnisse bei Verwaltung und Besetzung der Pfarre zu, aber nicht mehr als Ausfluß seines umfassenden Rechts, – im Gegenteil, Baldus versucht das Patronatrecht als Servitut28 an der Kirche zu construieren (dagegen Innocenz IV. cf. Rochus de Curte im Tract[atus] de jure patr[onatus] ill[ustrium] J[uris]Cons[ultorum] I p. 367).29 Diese Auffassung involvierte die Möglichkeit, daß Jemand auch ohne vollständige Herstellung und Dotierung einer Kirche von den kirchlichen Behörden das Patronat concediert wurde, sie führen überhaupt zu einer viel weitergehenden Einmischung der letzteren in die Verhältnisse auch der grundherrlichen Kirchen, und die Frage der Besetzung der Pfarrer etc. wird nunmehr regelmäßig bei Consecration h앚:einer nun gegründeten:앚h Kirche zum Gegenstand besonderer Erörterung gemacht worden sein.3) Welche Leistungeni alsdann den Anspruch auf Einräumung der in dem nunmehr sich entwickelnden „Patronat“ enthaltenen Befugnisse zu geben geeignet waren, war Sache der Praxis festzustellen; wie die letztere sich, unter jedenfalls sehr allmäliger Verdrängung der älteren Anschauung (cf. Dove in Richter, K[irchen-] 2) 3)

c.3 X h. t: potestate, in qua eos (fundatores) ecclesia hucusque sustinuit.30 Meichelb[eck] l. c. No 179.31 앚

h – h der > einer nun gegründeten i In A folgt: 25 Siehe oben, S. 388 mit Anm. 19 und 21. 26 De consecratione, Di. 1 c.9, in: Friedberg, Decretum Gratiani, Sp. 1296, und C.1 qu.2 c.1, in: Friedberg, Decretum Gratiani, Sp. 407 f. 27 Eine als Aufwandsentschädigung gedachte freiwillige Leistung. 28 Persönliche Dienstbarkeit an einer Sache zugunsten des Patronatsherrn. 29 Rochus de Curte, Tractatus de Jure patronatus, „et dotavit“, S. 390b, no. 4, nennt die abweichenden Stimmen des Baldus de Ubaldis und Innozenz’ IV. 30 X 3.38.3, in: Friedberg, Decretum Gratiani, Sp. 610. 31 Meichelbeck, Historia Frisingensis I/2, no. 179, S. 117 f. Zum Inhalt der Urkunden, siehe oben, S. 388, Anm. 19.

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R[echt]),32 im Einzelnen entwickelt hat, könnte nur eine urkundliche Spezialuntersuchung ergeben. Die Quellen der Auffassung der Glosse, welche der 앚 bekannte Vers: „patronum faciunt dos aedificatio fundus“ wiedergiebt, sind nicht bekannt. Die Glosse (zu c 23 C XVI qu 7)33 nimmt augenscheinlich an, daß jede dieser drei Voraussetzungen für sich genüge. In den Decretalen ist später von den Entstehungsgründen des Patronats ausdrücklich nur in einer Stelle der Compilatio secunda, welche als c. 25 X h. t. III, 3834 in die endgültige Redaction übergegangen ist, die Rede. Daselbst scheint unter der „constructio“ ecclesiae, an welche der Erwerb des Patronats geknüpft wird, die Bereitstellung einer Kirche incl. der Hergabe des Bodens verstanden zu sein. Es ist nicht zweifelhaft, aber wahrscheinlich, daß als regelmäßiger Erwerbsgrund in dieser Stelle nur die volle Fundation im älteren Sinne gedacht ist, wahrscheinlich besonders deshalb, weil am Schluß der Stelle von „fundatio“ und zwar offenbar im engeren Sinne („per fundationem quoque“) gesprochen und anscheinend dem fundator nicht das volle Patronatsrecht, insbes. nicht das Präsentationsrecht,35 gewährt wird, sondern nur der honor possessionis und die Competenz. Ein starkes Schwanken der Praxis und ein Behandeln der Frage von Fall zu Fall war aber die Consequenz der oben gedachten Situation. Die Glosse hat sich bei ihrer Darstellung vermutlich an diejenigen Ausdrücke gehalten,k welche man, wiel „fundatio“, „constructio“, „dotatio“, da sie in den k In A folgt:

l In A folgt:

32 Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts § 188, S. 553 – 560. Die von Weber benutzte 7. Auflage des Richter’schen Lehrbuchs wurde grundlegend von Richard Dove überarbeitet, ohne daß kenntlich gemacht wurde, welche Teile von Richter bzw. Dove stammten. 33 C.16 qu.7 c.23 und glo. „piae mentis“, in: Decretum Gratiani, Lyon 1559, S. 766a. Dort auch der oben von Weber zitierte Vers. 34 Die nach dem Decretum Gratiani erlassenen Papstdekretalen, vor allem der Päpste Clemens III. und Coelestin III., wurden zunächst in der nicht offiziellen Sammlung der Compilatio secunda zwischen 1210 und 1215 gesammelt, bevor diese Dekretalen in das spätere, offizielle Corpus Iuris Canonici, genauer den Liber Extra, Eingang fanden. Vgl. zur Einteilung der Kirchenrechtssammlung, Glossar: Liber Extra, Liber Sextus, unten, S. 557 f., und zur Zitierweise, oben, S. 363. Weber nimmt hier Bezug auf X 3.38.25, wobei er schon in der Ausgabe Friedbergs, Decretalium collectiones, Sp. 617, Anm. 1, den Verweis finden konnte, diese Dekretale stamme ursprünglich aus der Compilatio secunda, III.24.2. 35 Recht des Patronatsherrn, die Person des Pfarrers vorzuschlagen.

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Urkunden und Erlassen häufig waren, mehr oder weniger als technische behandelte, und sie dann so, wie geschehen, interpretiert. Innocenz IV. in seinem Apparatus zum Titel de jure 앚 patronatus vertritt diese Ansicht der Glosse („acquiritur …m jus patronatus tribus ex causis pp.“, darunter: „territoriin ad ecclesiam fundandam collatione“,36 also ist die Hingabe des fundus nicht = fundatio, andererseits: Gl[osse] ad c. un[icum] in VIto h. t. III, 19: „quia …o fundaverat, i.e. donaverat fundum“).37 Auch die Glosse zum Sextus38 ist dieser Meinung. Der entgegengesetzten, daß also nur fundatio im weitesten Sinne genüge, war, und zwar, wie es scheint im Gegensatz zu seiner 앚:noch:앚 in der Summe ad tit. X de j[ure] patr[onatus] (ad ders. II p. 180)p 39 festgehaltenen Ansicht, zuerst Panormitanus in seinen Consilia (II 106 n. 2),40 unter der sehr schwachen Motivierung, daß nach Gl[osse] ad c. 30 C XVI qu. 741 eine ungenügende Dotierung nicht ausreiche, dies also noch weniger der Fall sei, wenn der Erbauer gar keine dos42 gebe. Ob in der Praxis Zweifel entstanden, ist ohne weitgehende urkundliche Form Auslassungszeichen in A. in A. p In A folgt:

n Anführungszeichen fehlt in A. o Auslassungszeichen

36 Innozenz IV. (Sinibaldus Fliscus), Commentaria, X 3.38, no. 2, f. 440ra. 37 VI.3.19 unic., Casus (nicht glosse) „Aliquis laicus“, in: Liber Sextus, Sp. 564. 38 Die Kirchenrechtssammlung Papst Bonifaz VIII. von 1298 wird als „Sechste“ bezeichnet, weil sie sich unmittelbar an den in fünf Bücher eingeteilten Liber Extra von 1234 anschließt. Siehe Glossar: Liber Sextus, unten, S. 558. 39 Panormitanus, Commentaria, zu X 3.38 „De jure patronatus“, f. 179rb, no. 6, betont, daß entweder constructio oder fundatio oder datatio ausreichend sind, um das Patronatsrecht zu erlangen. Panormitanus erörtert weiterhin die Frage, ob eine nicht ausreichende Ausstattung (dotatio) der neuen Kirche dennoch das Patronatsrecht verleihen könne, kommt jedoch entgegen Webers Aussage zu dem Ergebnis, daß dies jedenfalls dann der Fall sei, wenn mehrere Personen unterschiedliche kleinere Beträge für die dotatio aufbringen, insgesamt jedoch aber eine ausreichende Finanzierung der neuen Kirche gewährleistet ist. 40 Panormitanus, Consilia II.106, f. 172rb, no. 2, hält dagegen auch hier daran fest, daß nur eine Schenkung, die so großzügig wie eine dos ausfällt, das ius patronatus verleihen könne, während jede geringere Schenkung den Schenker lediglich zum benefactor mache. Nur fundatio, also Hergabe des Grundstücks, soll ihm zufolge dagegen nicht ausreichend sein. 41 Weber führt hier die Zählung der Friedberg’schen Textausgabe (C.16 qu.7 c.30) an. In den Textausgaben, die die Glosse enthalten, handelt es sich um die gl. „aliquid“ zu C.16 qu.7 c.27, in: Decretum Gratiani cum glossis, Sp. 767: „non tamen propter quamlibet rem modicam datam ante consecrationem, efficitur quis patronus, nisi tantum dederit quid sufficiat ad necessaria ministrorum et ad luminaria […].“ 42 Hier gemeint ist die kirchenrechtliche Dotierung.

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schung nicht festzustellen, in der Litteratur traten in den im Tractatus de jure patronatus43 zusammengestellten Monographien deren Verfasser alle, zum Teil unter ausdrücklicher Reprobation des Panormitanus, unter Berufung auf Innocenz IV. für die Auffassung des letzteren ein. Eine von der Litteratur schließlich bejahte, für die Interpretation unserer Stelle weniger erhebliche, Frage blieb nur, ob der Erwerb auch durch 40jährige Ersitzung geschehen könne.44 Jedenfalls war, als die Frage dem Tridentinum vorlag, die Ansicht, daß jeder der drei wahrgedachten Erwerbsgründe einzeln ausreiche, als die herrschende zu betrachten, wie für das Particularrecht z. B. der 앚 Erlaß Philipp’s II. für die Franche Comtéq vom 2. XI. 1572 (Le Plat VI p. 215f.)45 beweist, in welchem fondation, construction, dotation, als selbständige Erwerbsgründe aufrecht erhalten wurden. Aus den von Theiner publizierten Verhandlungen über die in Sess[ion] XIV publizierten Reformationsdecrete46 ist wenig über deren beabsichtigten Sinn zu ersehen. Unzweifelhaft, wenn auch nicht unbestritten, ist die Absicht der Synode, die bisherige 40jährige Ersitzung und die Ersitzung überhaupt, als Erwerbsgrund abzuq A: Conté 43 Weber bezieht sich hier auf Antonius de Butrio, Lectura de jure patronatus, Rochus de Curte, De Jure patronatus, Ioannes de Anania, Lectura in titulum de iure patronatus. 44 Ein dingliches Patronatsrecht kann ein Nichtberechtigter durch Ersitzung erwerben, soweit er gutgläubig ist, einen Besitztitel, also ein Recht zum Besitz, hat und 40 Jahre lang das Patronat innehatte. Die Ersitzung erst nach 40 Jahren bedeutete eine Privilegierung kirchlicher Grundstücke im Gegensatz zu weltlichen Grundstücken, deren Herausgabe der wahre Eigentümer dagegen unter unterschiedlichen Voraussetzungen bereits nach 10, 20 bzw. 30 Jahren nicht mehr verlangen konnte. Vgl. zum Eigentumserwerb am dinglichen Patronat etwa Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts, § 188, S. 562, Fn. 11, und insbes. S. 564, Fn. 22. Zur Abgrenzung von der 100jährigen Verjährung, siehe unten, S. 394, Anm. 47, S. 400 f., Anm. 83. 45 In Le Plat, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini VI, S. 215 ff., geht es um die Anmerkungen des Bischofs von Verdun zu den Reformationsdekreten des Konzils noch während des Konzils. Weber meint wohl den Erlaß Philipps II. „Ordonnance du Roy Philippe II envoyé au conseil supréme seu parlement du comté de Bourgoigne“ und verwendet den Ausdruck Franche-Comté für die historische Bezeichnung der Freigrafschaft Burgund (Bourgogne). Der Erlaß vom 2. Nov. 1572 (= 12.11.1572) findet sich in: Le Plat, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini VII, S. 214 – 223, siehe unten, S. 396, Anm. 56. 46 Die Verhandlungen sind publiziert in: Theiner, Acta concilii Tridentini I, post sess. XIII, S. 597a – 599b, siehe oben, S. 385, Anm. 7.

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schaffen; die Immemorialpraescription47 ist in Sess. XXV c 9 de ref.48 dem Zusammenhange nach und consequenterweise nur als Surrogat des Beweises des ordnungsmäßigen Erwerbes aufgenommen. Der Sprachgebrauch des Conzils ist nicht gleichmäßig: Phillipsr (K[irchen]R[echt] VII p. 723)49 nimmt an, daß fundatio in unserer Stelle im engeren, c 9 de ref. Sess. XXV in weiterem Sinn gebraucht sei. Die Fassung unserer Stelle legt zunächst den Schluß nahe, das Conzil habe die Erwerbsgründe auf zwei beschränken wollen, nämlich: 1) fundatio et constructio, copulativ, 2) dotatio. Gestützt wird diese Ansicht durch die Fassung, welche die vorberatende Deputation der Congregation unterbreitet hatte: „Quod nemo cuiusvis dignitatis ad aliqua beneficia, etiam de novo erigenda, etiam ratione augendi cultum divinum aut numerum beneficiatorum, vel alia quacunque causa, nisi is ecclesiam ipsam fundaverit seu iam erectam, quae sine sufficiente dote fuerit, de 앚 suis propriis et patrimonialibus bonis, non autem ex fructibus beneficiorum unitorum, competenter dotaverit, jus patronatus impetrare possit

r A: Philipps 47 Immemorialpräskription bezeichnet hier die Verjährung des Herausgabeanspruchs des wahren Eigentümers gegen den nichtberechtigten, rein faktischen Inhaber des Patronats nach 100 Jahren. Durch die Verjährung ersitzt der Nichtberechtigte de facto das dingliche Patronatsrecht. Die Immemorialpräskription (Verjährung wegen „unvordenklicher Zeit“), greift im Gegensatz zur nur 40jährigen Verjährung (siehe oben, S. 393, Anm. 44) erst dann ein, wenn der Besitzer keinen Besitztitel hat. 48 In den vorbereitenden Diskussionen zu Session XXV c.9 de reformatione vom 17.11.1563 (= 27.11.1563) äußerte einerseits der Bischof von Vigo Bedenken und schlug vor: „et statuatur, quod nullum juspatronatus admittatur, nisi ex dotatione et fundatione, et quod episcopi cogant patronos ad ostendendum eorum titulum infra mensem“, in: Theiner, Acta concilii Tridentini II, post Sess. XXIV, S. 482a. Während der Session XXV selbst sprach sich am 3.12.1563 (= 13.12.1563) der Bischof Séez ablehnend aus: „minus etiam placet decretum de exemptionibus capitulorum, in quo tolluntur exemptiones ex fundatione, et ab immemorabili“, in: Theiner, ebd., Sess. XXV, S. 504a. Zur Schlußfassung im amtlichen Text siehe Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, Sess. XXV, c. 9, S. 449. 49 Phillips, Kirchenrecht VII, S. 723, nennt in den Anm. 10 und 11, bereits die von Weber zu erörternde Antinomie zwischen Sess. XIV de ref. cap. 12 (fundatio ungleich constructio) und Sess. XXV de ref. cap. 9 (fundatio gleich constructio).

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aut debeat.“ (Act[a] Gen[eralia] p. 597,50 auch bei Le Plat IV p. 277.).51 Da die Änderungen der Congregation redaktionelle waren, so könnte man annehmen, daß das „et construxerit“ nur hinzugefügt sei, um die Bedeutung des „fundaverit“ noch klarer zu machen. Dafür, daß schon in der ersten Redaktion das „fundaverit“ incl. der Erbauung der Kirche gemeint war, spricht auch der Gegensatz: „jam erectam“.52 Auch in der Debatte über c. 9 de ref. in Sess. XXV werden (Theiner II p. 482)53 als Erwerbstitel des Patronats nur „fundatio et dotatio“ genannt. Hiernach hätte das Conzil „fundatio“ in dem Sinn genommen, daß darunter die Fertigstellung der Kirche zum Gebrauch verstanden war; ausschließlich nur der Dotierung, welche, wie schon früher angedeutet,54 in älterer Zeit gewöhnlich der Consecration erst nachfolgte und sich dadurch leichter als ein selbständigers Akt markierte. Wir würden also im Sinn des Conzils 앚:nur:앚 zwei Erwerbsgründe haben: Hingabe des Grundes und Erbauung der Kirche einerseits und Dotierung andererseits. Fernliegend wäre diese Regelung nicht; Fagnani’s Bedenken gegen die Zulassung der fundatio i.e.S. als Erwerbsgrund stützen sich wesentlich darauf, daß, wer einen fundus zum Kirchbau hergiebt, damit doch noch keine Kirche „de non esse ad esse ducit“ und deshalb dent Titel „patronus“ nicht verdiene.55 Schwer verständlich wäre dann allerdings die Zulassung der dotatio als selbständigen Erwerbsgrundes. Auch ist die Ausdrucksweise des Conzils in 앚 den Reformationsdecreten nicht immer sehr präcis und läßt

s A: selbstständiger

t In A folgt:

50 Gemeint ist die Vorberatung vom 21.11.1551 (= 1.12.1551), in: Theiner, Acta concilii Tridentini I, post Sess. XIII anno 1551, S. 597a, no. 13. 51 Le Plat, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini IV, S. 275 – 277: Capita reformationis super quibus canones formabuntur per doctores deputatos, mon. 442; S. 277: wörtliches Zitat wie im Webertext, d. h. Weber hat nach dieser Ausgabe und nicht nach Theiner zitiert, wie sich aus Kommasetzung und Kasusbildung ergibt. 52 Mit den direkten Zitaten bezieht sich Weber hier auf die Ausgangsstelle der Exegese, oben, S. 384. 53 Siehe oben, S. 394, Anm. 48. 54 Siehe oben, S. 388 f. 55 Fagnani, Commentaria in secundam partem tertii libri Decretalium, „De iure patronatus“, c. „quoniam“, X 3. 38. 3, S. 236 [234], no. 29.

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sich nicht pressen.4) 56 Immerhin könnte eine Änderung des bestehenden Rechts oder die Absicht einer solchen durch die Schwierigkeiten erklärt werden, welche den älteren Canonisten die Construction der fundatio i.e.S. als eines mit der tradicio juris57 der Erbauung der Kirche seitens irgend Jemandes wirkenden Erwerbsgrundes machte. Alles in Allem dürfte zwar keine Sicherheit, aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür sprechen, daß das Conzil die Erwerbsgründe des Patronats auf die oben bezeichneten beiden hat beschränken wollen. War diese Absicht vorhanden, so ist sie aber von der Praxis einfach ignoriert worden. Es blieb gemeinrechtlich58 nach wie vor 앚:nur:앚 streitig, ob alle drei Momente zusammentreffen müssen oder ob eines genügt. Das bei Hinschius citierte baierische Konkordat spricht von Erwerb „sive per dotationem sive per fundationem sive per constructionem[“],59 während allerdings das Allgem. Landrecht II 11 § 519 60 dem das Patronat zuspricht, welcher eine Kirche „baut oder hinlänglich dotiert.“ Was nun den neben der fundatio et constructio vom Conzil noch anerkannten Erwerbsgrund, die dotatio, angeht, so hat auch hier das Conzil eher nur Controversen veranlaßt, als alte entschieden. Eine vorgefundene Controverse war, ob eine nach erfolgter Conse-

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4) Auch der cit. Erlaß Philipps II. stellt zuerst (Le Plat VII p. 215) nur fundation et dotation, dann aber (p. 217) trotzdem fondation, dotation, construction untereinander. 앚

56 Le Plat, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini VII, mon. MXCIV, vom 2. Nov. 1572: „Ordonnance du Roy Philippe II envoyé au conseil supréme seu parlement du comté de Bourgoigne“, S. 214 – 223. Weber dürfte sich speziell auf ebd., S. 216 unten, beziehen: „[...] pour donner effects aux reparations, unions et translations de benefices, desertes, anniversaires, fundations et commutations de dernieres volontez et executions d’icelles prescrites et ordonnances par divers decrets dudit saint concile, et a ce qu’elles soyent aulcun destourbier [217] ou empeschement reçeues, observées, accomplies et entretenues par tous, et que les bonnes et pieuses intentions des laycs a la fondation, dotation, construction d’eglises, aulmosnes, services divines, decrets et aultres pieuses œuvres ne soyent aulcunement diverties […]“. 57 Weber meint mit tradicio iuris wohl, daß an den Stifter mit der Erbauung der Kirche auch das Recht am Grund und Boden übergeht. 58 Vgl. Glossar: Gemeines Recht, unten, S. 552. 59 Hinschius, Das landesherrliche Patronatrecht, S. 81, verweist auf das bayerische Konkordat vom 5.6.1817, art. 11. 60 Allgemeines Landrecht für die Preussischen Staaten, 2. Teil, 11. Titel § 569, und nicht § 519.

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cration gegebene dos einen titulus bildet. Da, wie oben gesagt,61 die reale Collation der dos in älterer Zeitu erst nach der Consecration zu erfolgen pflegte, war die Frage 앚 wohl nur die, ob die dos vor der Consecration der Kirche bindend zugesagt sein mußte. Man hielt dies teilweise (so Baldus ad tit. Cod. de usufr[uctu])62 deshalb für erforderlich, weil das Patronat eine Servitut sei und mit einer solchen eine consecrierte Kirche nicht mehr belastet werden könne. Dies sei rechtlich nur möglich, so lange die Kirche noch ungeweiht, basilica, sei. Hingegen und gegen die Auffassung des Patronats als Servitut hatte schon Innocenz IV. (ad tit. X de j[ure] pat[ronatus])63 sich gewendet und die Späteren (Rochus de Curte p. 366, 367, Joannes Andreae, Panormitanus)64 sind ihm darin meist gefolgt. Zur Zeit des Tridentinums war jedenfalls die Ansicht, daß man bei klar erhellender diesbezüglicher Absicht auch eine schon bestehende Kirche dotieren könne, allgemein angenommen (Panorm. cons. II, 106)[.]65 Hiernach werden auch die Worte des Decrets „seu jam erectam“ nicht nur auf eine eben erbaute basilica, sondern auch auf eine schon geweihte Kirche zu beziehen sein. Dagegen hat das Conzil mit der Wendung: „quae …v sine sufficienti dote fuerit“ lediglich Anlaß zu Zweifeln gegeben: Daß nicht jede[,] wenn gleich unerhebliche, Ergänzung einer nicht ganz ausreichenden Dotierung einen titulus zum Patronatsrecht bilde, war vorher nie zweifelhaft (Gl[osse] in c. in h.t. in VIto)66 und ist sicheru In A folgt: v Auslassungszeichen in A. 61 Siehe oben, S. 388. 62 Baldus de Ubaldis, Commentaria in Codicem, Cod. 3.33 rubr., f. 231vb, no. 1, spricht jedoch zurückhaltend nur von „quasi servitutes“. 63 Sinibaldus Fliscus, Commentaria X 3.38.5, f. 440rb. 64 Rochus de Curte, Tractatus de Jure patronatus, „et dotavit“, S. 390b – 391b, no. 4 schließt sich hier an die Auffassungen des Johannes Andreae an, der, anders als die Reihung der Autorennamen durch Weber nahelegt, der früheste der hier genannten Autoren ist. Rochus de Curte nennt die von Weber genannten, weiteren Quellenstellen, etwa auch die Auffassung des Panormitanus in seinem consilium 28, zweiter Band, daß auch eine Dotierung nach bereits erfolgter Weihung der Kirche dem Stifter das Patronatsrecht verleihe. 65 Panormitanus, Consilia II.106, f. 172rb. 66 Casus „Aliquis laicus“, in: Liber Sextus, VI.3.19 unic., Sp. 564b, geht nicht ausdrücklich auf das Problem der ausreichenden Dotierung ein, sondern formuliert als Voraussetzung für das Entstehen eines Patronatsrechts: „aliquis laicus habebat iuspatronatus in aliqua ecclesia; quia forte eam fundaverat, id est, donaverat fundum ad eam aedificandam: vel eam aedificavit, vel dotavit, vel omnia fecit simul […].“

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lich durch das Tridentinum nicht geändert. Fraglich war dagegen, ob nicht überhaupt nur eine vollständige 앚:Dotierung bzw.:앚 Neudotierung genügte, und zwar wurde dies von der herrschenden Ansicht bejaht (Roch. de Curte def. IX n 5 gegen Panormit. Consil. XV)[.]67 Ob nun das Conzil sich bei Redaktion dieses Decrets darüber klar ge앚wesen ist, daß dem Wortlaut desselben nach auch bei Ergänzung einer dos und unter welchen Umständen alsdann der Erwerb des Patronates eintreten sollte, ist bei der unpräzisen Fassung billig zu bezweifeln. Es ist für diese Frage mit dem Decret nichts anzufangen. Hinschius interpretiert es dahin, daß die Vermehrung so bedeutend sein müsse, daß sie als „die Hauptursache für das Inslebentreten oder die Fortsetzung der Anstalt“ erscheint.68 Es wird hierauf auf das Einvernehmen mit den zuständigen kirchlichen Behörden im einzelnen Fall ankommen. Dagegen ist allerdings anzunehmen, daß das Conzil die Frage, ob ev. auch bei unzulänglicher Dotierung ein Patronat entstehen könne, durch den Ausdruck „competenterw dotavit“ entsprechend der Glosse und der herrschenden Meinung (Roch. de Curte def. IX n. 16)69 hat verneinen wollen. Der Inhalt des „competenter“ wird nach der zur Zeit des Conzils herrschenden Ansicht zu bestimmen sein. Im Anschluß an die Glosse ging diese dahin, daß, abgesehen von den gottesdienstlichen Bedürfnissen, bei den Collegiatkirchen70 die dos zum Unterhalt sämmtlicher ministri, beix anderen zum Unterhalt wenigstens eines Priesters und eines minister (Panorm. u. Roch. de C[urte] def. IX n. 15 Tract. ill. de patr. p 379)71

w A: „competenter“ > „competenter x In A folgt: 67 Rochus de Curte, Tractatus de Jure patronatus, „et dotavit“, S. 391b, no. 5, setzt sich an dieser Stelle kritisch mit Panormitanus, Consilia II.28, f. 110ra, und nicht mit consilium 15, wie Weber schreibt, auseinander. Nach Rochus vertrat Panormitanus die Auffassung, daß jemand, der auch nur eine beliebige, auch sehr kleine dos verliehen habe, das Patronatsrecht erwerbe. 68 Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts III, § 137, S. 24, Anm. 2. 69 Rochus de Curte, Tractatus de Jure patronatus, „et dotavit“, S. 395a, no. 16, spricht allerdings von der „dos congrua“, nicht von „competenter dotavit“. 70 Kirchen, an denen die geistlichen Funktionen von einem Kollegium von Weltklerikern wahrgenommen werden. 71 Rochus de Curte, Tractatus de Jure patronatus, „et dotavit“, S. 394b, no. 15 – S. 395a, der auf ein cons. 89 des Panormitanus verweist. Vgl. Panormitanus, Consilia, II.89, f. 159rb, no. 6 f., der hier entgegen seiner in seinem Kommentar vertretenen Auf-

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ausreichen müsse. Die ältere Auffassung, an den Normalfall ländlicher Neubesiedlungen anknüpfend, hatte (Hostiensis)72 eine Vollhufe für genügend erklärt. Die Wendung: „de suis propriis et patrimonialibus bonis“ bezieht sich augenscheinlich und wie die oben 앚 bereits citierte73 ursprüngliche Fassung der Deputationsvorlage (vv. „non autem ex fructibus beneficiorum unitorum“) zeigt, auf die in der Litteratur wiederholt aufgeworfene und verneinte Frage, ob auch Dotation mit den Mitteln eines bestehenden beneficium dem betreffenden Beneficiaten persönlich das Patronatrecht verschaffe.74 An welchen Fall der unio beneficiorum das Conzil dabei gedacht hat, ist nicht ganz klar; in den Stellen, wo die Union75 behandelt wird (Sess. XXI c. 7 de ref.[,]76 Sess. XXIV c 15 de ref.),77 ist auch der Fall der unio per subiectionem einer Patronatskirche mit einer ecclesia libera erwähnt.78 Möglicherweise schwebte der Deputation der

fassung als Minimalausstattung verlangt, die dos müsse mindestens zum Unterhalt eines Priesters und eines Klerikers zum ordnungsgemäßen Abhalten der Messe ausreichen. 72 Hostiensis († 1271) wird hier als Vertreter der älteren Auffassung genannt. Hostiensis, Commentaria, X 3.40.7, c. „cum sicut“, S. 160ra, no. 3, hatte die Ausstattung einer Patronatskirche mit einer Hufe Land für ausreichend erachtet. Weber dürfte diese Ansicht des Hostiensis vermittelt über Rochus de Curte, Tractatus de Jure patronatus, „et dotavit“, S. 394a, no. 14, übernommen haben. 73 Siehe oben, S. 394 f. 74 Es geht hier um die Frage, ob bei der Ausstattung der Kirche mit einem Lehen der Lehensherr oder der Lehensmann (Beneficiat) das Patronatsrecht innehat. 75 Mit Union wurde in diesem Zusammenhang erörtert, eine verarmte Patronatskirche einer anderen Kirche zu unterstellen, so daß diese für die Unterhaltung von Gebäude und Klerikern zu sorgen hatte. 76 Sess. XXI de ref., c. 7 vom 16.7.1562 (= 26.7.1562), in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, S. 120. 77 Sess. XXIV de ref., c. 15 vom 11.11.1563 (= 21.11.1563), in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, S. 369. 78 Einschlägig ist für die Frage der Union von bislang freien beneficia mit einer Patronatskirche die von Weber hier nicht ausdrücklich zitierte Stelle Sess. XXV de ref., c. 9 vom 4.12.1563 (= 14.12.1563), in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, S. 450: „Insuper accessiones, per viam unionis factae de beneficiis liberis ad ecclesias iuri patronatus, […] ita ut praedicta beneficia libera eiusdem naturae cum iis, quibuscum uniuntur, efficiantur, atque sub iure patronatus constituantur, hae si nondum plenarium sortitae sunt effectum, vel deinceps ad cuiusvis instantiam fient, […] simul cum unionibus ipsis per surreptionem obtenate intelligantur […]“. Auch Hübler hatte in seiner Korrektur zu Webers Exegese bemängelt, daß Weber auf diese Antinomie nicht eingegangen war, siehe den Editorischen Bericht, oben, S. 359.

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Fall vor, daß der Patron einer per subiectionem unierten Parochie den Patronat über die gesammte unierte Parochie beanspruchen könnte (cf. Roch. de Curte def. IX n 19 p 390).79 Jedenfalls hat man bei der definitiven Redaktion diese spezielle Beziehung fallen lassen und den Satz allgemein gefaßt (cf. auch die Congreg[atio]y Concilii, Entsch[eidung] v[om] 12. VIII. 1741 und 4. IV. 1778, No 1 und 5 bei Richter ad h. t.).80 Über die Frage, welche Art von Patronatrecht (dingliches oder persönliches) durch die zulässigen Titel erworben werde, hat sich das Conzil nicht geäußert, – deshalb nicht, weil schon damals gemeinrechtlich das persönliche Patronatsrecht als das im Zweifel entstehende angesehen wurde, – eine Ansicht, welche historisch erst nach völliger Überwindung des Gedankens, daß der Grundherr als solcher eine gewere an der Kirche habe, möglich war (Phillipsa VII p. 670, Hinschius, Z.f.K.R. II p. 419f).81 앚 Der Ausdruck „aut obtinere“ scheint die Absicht des Conzils auszudrücken, auch die bereits bestehenden Patronatrechte einer Nachprüfung in Bezug auf ihre Erwerbsart zu unterwerfen. Daß das Conzil sich mit derartigen Absichten getragen hat, ergaben auch die Verhandlungen über c. 9 de ref. Sess. XXV, die Zulassung der Immemorialpräscription bezog sich, wenn auch wohl nicht, wie gelegentlich behauptet wird,82 nur, so doch wesentlich auch auf die schon bestehenden Patronate.83 Jedenfalls ist nach dieser Richtung y A: Congeg. a A: Philipps 79 Bei Rochus de Curte, Tractatus de Jure patronatus, „et dotavit“ no. 19, S. 396, geht es jedoch um die Stellung mehrerer Patrone zueinander. Welche Stelle bei Rochus Weber gemeint haben könnte, konnte nicht ermittelt werden. 80 Sess. XXV de ref., c. 9, in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, S. 450, no. 1 (eine Resolution des Konzils aus Todi, vom 12.8.1741), und S. 451, no. 5 (eine Resolution des Konzils aus Tivoli, vom 4.4.1778). 81 Weder Phillips, Kirchenrecht VII, S. 670, noch Hinschius, Succession im Patronatrechte, S. 419 f., sprechen in diesem Zusammenhang von „gewere“, sondern vom Eigentum am Grund und Boden. Sie grenzen dabei ab, daß nach gemeinem Recht der persönliche Patronat die Regel, das dingliche Patronatsrecht hingegen die Ausnahme gewesen sei. Nach dem preußischen Allgemeinen Landrecht bestand allerdings eine Vermutung für das dingliche Patronatsrecht. 82 Zur kirchenrechtlich umstrittenen Frage, ob ein Erwerb des Patronatsrechts durch 40jährige Ersitzung in Betracht komme, siehe Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts, § 188, S. 562, Fn. 11. 83 Sess. XXV de ref., c.9, in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, S. 450, ordnet an, daß alle durch Inkorporation vor mehr als 40 Jahren unierten Besitzver-

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hin das Decret noch weniger praktisch geworden als nach anderen (der öfter cit. Erlaß Philipp’s II.84 z. B. baut auch nach dieser Richtung vor). 2) Die ferner noch in der Stelle erörterte Frage ist die, wem die Institution des vom Patron Ausersehenen gebührt. Bekannt ist, daß den Inhalt der Rechtsentwicklung in dieser Hinsicht in früherer Zeit zunächst die energische Einschränkung der Befugnisse des Patrones bildet. Während, wie schon hervorgehoben,85 die ältere germanische Auffassung die Befugnis der Einund Absetzung der Pfarrer in der Gewere des Patrons an der Kirche selbstverständlich enthalten sah, verlangen die Canones bei Gratian zu solchen Verfügungen schon den Consens des Bischofs, woraus sich dann weiterhin das Verhältnis dahin entwickelte, daß die Befugnisse des Patrons als Präsentationsrecht gefaßt wurden. Diese Entwicklung war aber im Ganzen bereits abgeschlossen, weiter gefördert hat das Conzil sie nicht. Noch Rochus de Curte hatte allerdings zu registrieren gehabt, daß einzelne Patrone 앚 mit Connivenz86 des Pabstes das volle Collationsrecht87 ausübten und daß in solchem Fall dies gültig geschehen konnte, wobei wohl wesentlich an Patronate von Landesherren zu denken ist. Die energische Redeweise des nächstfolgenden Dekrets (c 13 d[e] ref.)88 läßt darauf schließen, daß das Conzil dieser Art Privilegien ein Ende zu machen beabsichtigte. Unsere Stelle aber richtet sich jedenfalls nicht wesentlich gegen die Patrone, sondernb beabsichtigtc festzustellen, wem die Candidaten vom Patron zu präsentieren sind. Es ist der Schlußpassus des b In A folgt:

c In A folgt:

schiebungen nur darauf geprüft werden sollen, ob sie durch gewaltsame Verschiebungen an die Hauptkirche gelangt sind, ebenso wie ein vor mehr als 40 Jahren erworbenes Patronatsrecht nur durch Verjährung erlangt werden kann, wenn die Ausstattung als nützlich erachtet wird. Zur Frage der 40jährigen und der Verjährung „seit unvordenklicher Zeit“ (Immemorialpräskription), siehe oben, S. 393, Anm. 44, S. 394, Anm. 47. 84 Gemeint ist die die „Ordonnance du Roy Philippe II envoyé au conseil supréme seu parlement du comté de Bourgoigne“, in: Le Plat, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini VII, S. 214 – 223, siehe oben, S. 396, Anm. 56. 85 Siehe oben, S. 400, Anm. 81. 86 Stillschweigende Duldung, die als Zustimmung ausgelegt wird. 87 Recht zur Einsetzung des Pfarrers, während beim Präsentationsrecht die endgültige Entscheidung über den Kandidaten kirchlichen Institutionen vorbehalten blieb. 88 Sess. XIV de ref., c. 13, in: Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini, S. 98.

A (8 Rs)

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A (9 Vs)

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c. 12 erst bei der definitiven Redaktion hinzugekommen, ebenso war, wie die Theiner’schen Akten ergeben, in c 13 die ausdrückliche Erwähnung des episcopus ordinarius in der Fassung der Deputation nicht enthalten, sondern ist erst auf Verlangen des Bischofs von Calahorra in der Congregation vom 23. November zugefügt.89 – Nun war der Grundsatz, daß die Institution des Präsentierten dem Bischof zustand, als solcher nicht mehr zweifelhaft, durchbrochen jedoch durch eine große Zahl päbstlicher Privilegien. Solche bestanden jedenfalls in zahlreichen Einzelfällen, namentlich anschließend an Incorporationen und dergl., überdies galten die legati a latere90 und die apostolischen Delegaten91 als zur Reservation von Patronatspfründen legitimiert (Ant[onius] de Butrio c. 28, Ioan[nes] de Anania Ju[ris] c[onsul]t[us], d[e] j[ure] p[atronatus] II p 236).92 Sarpi in seiner Conzilsgeschichte (B[uch] IV c 8) behauptet nun, die Stelle richte sich gegen das von den 앚 Päbsten häufig an Patrone verliehene Privileg, den Candidaten jedem Beliebigen zur Institution präsentieren zu dürfen.93 Es scheint aber, daß c. 13, welcher ungleich energischer gefaßt ist, sich gegen Privilegien aller Art richtete, jedenfalls die möglichste Ausschließlichkeit des bischöflichen Rechts anstrebte. Bei der definitiven Redaktion von c. 12 ist dann unter Beschränkung auf die „inferiores“, also abgemildert, das Verbot auch in dies Capitel aufgenommen worden. Die früher (c. 6 X de instit[utionibus] III, 7)94 regelmäßige Institution durch die Archidiakonen war in praxi wohl allgemein bereits beseitigt, sie werden unter den inferiores nicht speziell zu suchen sein. Eine

89 Theiner, Acta concilii Tridentini I, post XIII sess., vom 23.11.1553 (= 3.12.1553), S. 599a. In der Rede des Bischof von Calahorra geht es jedoch nur um das Ordinationsrecht der Titularbischöfe, also um eine Überarbeitung des vorgeschlagenen c. 5, nicht um eine Aufnahme des „epicopus ordinarius“ in den von Weber herangezogenen c. 13. Aus den Theiner’schen Akten ergibt sich nicht, aufgrund welchen Vorschlages die Formulierung „institutio episcopo, et non alteri inferiori reservetur“ in die endgültige Textfassung des c. 12, de reformatione, aufgenommen wurde. 90 Gesandte des Papstes mit zeitlich begrenztem Auftrag. 91 Ständige Gesandte des Papstes, ohne diplomatischen Charakter. 92 Antonius de Butrio, Lectura de Jure patronatus, c. 28, S. 42b–S. 44, no. 18; Ioannes de Anania, Lectura in titulum de iure patronatus c. 8, S. 58b, no. 5. 93 Sarpi, Geschichte des Konzils II, Buch 4, Kapitel 8, S. 172 f. 94 X 3.7.6, in: Friedberg, Decretalium Collectiones, Sp. 485 f.

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selbständige Bedeutung kommt dem Schlußsatz, namentlich neben c. 13, jedenfalls nicht zu. – Alles in Allem ist sonach die Ausbeute aus unserer Stelle für die Geschichte und Theorie des Patronatrechts eine bescheidene. Weder hat sie, abgesehen von dem Ausschluß der Ersitzung, neues Recht geschaffen, noch hat sie die Rechtsentwicklung in irgend wesentlichen Punkten zum Abschluß gebracht. Dieselbe war vielmehr im Allgemeinen bereits abgeschlossen und die bis dahin bestandenen und erörterten Controversen existierten weiter. Namentlich hat die spätere Litteratur über das Patronatrecht das Dekret, soviel ersichtlich, kaum beachtet, bei Erörterung der Streitfragen wird stets auf die Glosse zurückgegangen, wie dies noch heute geschieht. Welchen Einfluß das Decret in den Gebieten, wo das Tridentinum über앚haupt damals zur praktischen Anerkennung gelangte, auf die Praxis de Patronatrechts geübt hat, ist ohne Spezialuntersuchungen nicht zu ermitteln. Nach dem öfter citierten Beispiel der Franche Comtéd 95 zu schließen, dürfte dieser ein bescheidener gewesen sein. 앚

d A: Conté 95 Siehe oben, S. 396, Fn. 4, und S. 401.

A (9 Rs)

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[Germanistische Exegese]

A Db Vs

aBearbeitung

der von der Hohen Juristischen Fakultät gestellten germanistischen Textstelle (Sachsenspiegel, Landrecht II, 42)

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durch den Candidaten der juristischen Doktorwürde, Referendar Weber.a 앚 A [Db Rs]

Inhalt. Allgemeiner Zusammenhang. S 406 Zu § 1: S 408 I.b Praktische Bedeutung der Lehengewere – S 408 – Wird in Art. 42 vorhandene Gewere behauptet? – S 410 – Bedeutung von „gewere“ in § 1 – S 411 – II.c Die Gewährschaft bei abgeleitetem Besitzrecht – S 412 – Mögliche Fälle bei Ziehen auf den Geweren:d 1. Der Gewere nur eder einene Partei erscheint – S 413 f. – Stellung der Geweren im Proceß – S 414 – 2. Die Geweren beider Parteien erscheinen – S 415 – 3. Der Gewere keiner Partei erscheint. – S 416 – III.f Consequenzen des Unterliegens der einen Partei:g 1. für dash Verhältnis zu ihrem Lehenherren – S 418 – 2. für die Rechte des Lehenherren – S 419 Zu § 2: S 422 Alter des § 2 – S 422 – Möglichkeit rechter gewerei zu Lehen:k Doppelte Bedeutung von „rechte gewere“. – S 423 – Differenz der älteren und der späteren Rechte? – S 425 –

a – a In A Randnotiz des Dekans Ernst Eck: Hrn. Collegen Dr. Gierke zur gef[älligen] Begutachtung. B[erlin] 9/5 89 Eck. In A folgt die handschriftliche Stellungnahme von Gierke, siehe dazu den Editorischen Bericht, oben, S. 359 mit Anm. 4. b Fehlt unten, S. 408. c Fehlt unten, S. 412. d Unten, S. 413, heißt es: Geweren e Unten, S. 414, heißt es: einer f Fehlt unten, S. 418. g Unten, S. 418, heißt es: Partei h Unten, S. 418, heißt es: ihr i Unten, S. 423, heißt es: Gewere k Unten, S. 423, heißt es: Lehen

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Die Gewere von Jahr und Tag in den Rechtsbüchern:l – S 425 – 1. Im mSachsenspiegel, Landrecht II 43m § 1 – S 426 – 2. Im Schwabenspiegel – S 427 – Consequenzen für die Interpretation von Ssp. II,n 42 – S 428 – 3. Im Richtsteig Landrechts – S 429 – Anknüpfung der rechten gewere zu Lehen an die processualische Bedeutung des Lehenbesitzes von Jahr und Tag. – S 431 Zu § 3: S 433 Processualische Stellung der Fürsten – S 433 – Natur des „ingebornen“ Dienstmanneso – S 435 –

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Zu § 4: S 436 Anerkennung pdes Lehenverhältnissesp im Landgericht – S 436 – Gegenseitige Stellung von Land- und Lehengericht – S 436 – Änderung in den späteren Rechtsquellen – S 438 – Ergebnis S 438 앚

Der Sachsenspiegel und die Richtsteige sind nach Homeyer,1 der Schwabenspiegel je nach Angabe nach Laßberg und Gengler2 citiert. An Litteratur sind, ohne an den einzelnen Stellen citiert zu sein, benutzt die bei Homeyer citierten Schriftsteller3 und Heusler’s Institutionen,4 sowie die Aufsätze von Sohm in der SavignyZeitschrift.5 – Sachsenspiegel, Landrecht, Buch II Artikel 42: (nach Homeyer)6 § 1. Sve so klaget up enen anderen, he neme ime gut, dat ir ieweder ime to lene seget; secget se’t in von tven herren, ir ieweder sal

l Unten, S. 425, heißt es: Rechtsbüchern. m Unten, S. 426, heißt es: Sachsensp. Landr. o Unten, S. 435, heißt es: Dienstmanns II A 43 n Unten, S. 428, heißt es: II p Unten, S. 436, heißt es: der Lehenverhältnisse 1 Homeyer, Richtsteig Landrechts, und Homeyer, Sachsenspiegel. 2 Laßberg, Schwabenspiegel, und Gengler, Schwabenspiegel. 3 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht, S. 271, nennt beispielsweise Planck, Beweisverfahren; Nitzsch, Ministerialität und Bürgertum; Heusler, Institutionen I und II. 4 Heusler, Institutionen II. 5 Es konnte lediglich ein Aufsatz Sohms in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, 1. Band, 1880, zum Thema identifiziert werden: vgl. Sohm: Fränkisches Recht. 6 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 42, S. 271 f.

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sinen geweren to dinge bringen; sve gewerd werd de be halt; sves gewere nicht ne kumt die verlüset, of se’t beide sunder gewere anspreket unde to like mit deme gude belent sin. § 2. Hevet aver ir en ene rechte were an deme gude jar unde dach gehat ane rechte wedersprake, he ne verlüset dar mede nicht, of ime sin gewere afweke dut to rechter werscap, deste he’t selve 앚 vor sta na sime rechte[.] § 3. Doch mogen die vorsten geweren enen man mit enem openen brieve besegelt, deste se mede senden enen iren ingeborenen dinstman, die’t gut vorsta an irer stat; den brief sal man antwerden deme uppe den man klaget to getüge der klage, of he’s dar na bedarf. § 4. Secget aver se in dat gut to beide de dor umq 7 tveiet von enem manne, vor den solen sie komen to rechte over ses weken, unde die richtere sal tvene boden mede senden, die dar horen, wie behalde oder wie verliese. Sve verluset de geweddet dem richtere unde gift dem anderen sine bute. 앚 Der allgemeine Zusammenhang, in welchem die obigeTextstelle steht, ist leicht ersichtlich. Nachdem in den vorhergehenden Artikeln von anderen Gegenständen – Schadensklagen,8 Frohnung9 von Grundstücken durch den Richter10 – gehandelt ist, beginnt in Art. 42 – unserer Stelle – die Erörterung der Immobiliarklagen, und zwar behandelt Art. 42 den Fall, daß ein Gut von zwei Prätendenten11 als ihr Lehen angesprochen wird, – Art. 43 den Streit zwischen einem Lehen- und Eigentumsprätendenten und zwischen zwei Eigentumsprätendenten, von welchen Einer Erbgang, der Andere ein Rechtsgeschäft als Ti-

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A 3 Allgemeiner

Zusammenhang

q Q: umme 7 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 42, S. 272. 8 Weber bezieht sich auf Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 40, S. 268 – 270; dort geht es vor allem um Schäden durch Vieh. 9 Heute meist Fronung. Auf die karolingische Zeit zurückgehende gerichtliche Vollstreckungsmaßnahme in Grundstücke, im sächsischen Recht vor allem bei Ungehorsam gegenüber Ladung oder Urteil verhängt. 10 Weber bezieht sich auf Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 41, S. 270 f. 11 Prätendenten sind konkurrierende Anwärter auf den Rechtstitel des Lehens oder des Eigentums.

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tel angiebt,12 Art. 44 die rechte Gewere, Fruchtziehung des titulierten Besitzers13 und den Beweis der Eigengewere.14 Speziell den hier zu betrachtenden Inhalt des Art. 42 anlangend, so ist 1) inr §§ 1–3 der Fall besprochen, daß die beiden Ansprecher15 ihr Recht von zwei verschiedenen Herren herleiten, – alsdann soll – § 1 – jeder seinen Geweren16 앚:Besser: Gewähren, Gewährsmann:앚, also seinen angeblichen Lehenherren, mit zur Stelle bringen; wessen Herr nicht erscheint, der unterliegt, vorausgesetzt, daß sie das Gut, „sunder gewere“ ansprechen und „to like belent“ sind. Hat aber – § 2 – Einer von beiden eine „rechte were“ von „jar und dach“,17 so unterliegt er in Folge des Ausbleibens seines Geweren nicht, 앚 sondern kann das Gut selbst vertreten „na sime rechte“. Ein Fürst als Lehensherr kann – § 3 – die Gewährschaft seines Lehensmannes durch einen Dienstmann18 mit offenem besiegelten Briefe19 übernehmen. – Leiten aber 2) beide ihr Recht von demselben Lehensherren ab – § 4 –, so verweist sie der Richter vor diesen und sendet Boten zum Anhören von dessen Entscheidung mit. Die getroffene Entscheidung ist alsdann präjudiziell auch für den Ausgang des landgerichtlichen Prozesses.20 r In A folgt: 12 Weber bezieht sich auf Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 43, S. 273. 13 Nutzungen des Grundstücks durch den Besitzer, dem ein Rechtstitel (hier Erbrecht, Schenkung oder Leihe) zur Seite steht. 14 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 44, S. 273 f. 15 Siehe Glossar: Ansprechen, Ansprecher, unten, S. 546. 16 Hier wird das Wort nicht im Sinne des deutschrechtlichen dinglichen Besitzrechts (siehe dazu Glossar: Gewere, unten, S. 552), sondern im Sinne einer „Gewährschaft“, eines „Gewähren“ gebraucht, siehe Glossar: Gewährschaft, unten, S. 552. Im hier edierten Text ist auf die doppelte Bedeutung des Wortes, auf die Weber selber anspielt, zu achten. 17 Siehe Glossar: Jahr und Tag, unten, S. 555. 18 Der Dienstmann wird hier unspezifisch als Bote im Dienst des Herren bezeichnet. 19 Der Brief ist also nicht mit dem Siegel verschlossen, sondern im Sinne einer Urkunde mit offen anhängendem Siegel gemeint. 20 Der Sachsenspiegel ist in die Bücher Landrecht und Lehnrecht eingeteilt und kennt dementsprechend (wie das mittelalterliche Recht allgemein) zwei verschiedene Prozeßarten, nämlich vor dem Landgericht als dem ordentlichen Gericht der Freien und vor dem Lehnshof des Lehnsherren für dessen Lehnsmannen. Hier wird das Urteil des Lehngerichts bindend auch für einen eventuellen landgerichtlichen Prozeß über das Grundstück.

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Dies der Zusammenhang im Allgemeinen. Die Einzeluntersuchung kann unmöglich die zahlreichen Fragen, welche für die Interpretation der Stelle von Erheblichkeit sind, eingehend behandeln, auch die betreffende Litteratur und die darin enthaltenen Controversen nicht umfassend zu würdigen versuchen, – allein allerdings muß das Verhältnis zu dem Gesammtinhalt wenigstens der sächsischen Rechtsbücher21 klargestellt, die in Betracht kommenden rechtshistorischen Fragen constatiert und versucht werden, zu ermitteln, ob die Stelle für die Beantwortung der einen oder anderen von ihnen Bedeutung haben kann.

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§ 1. Die Parallelstelle zu diesem § ist Richtsteig Landrechts Art. 21.22 In letzterer Stelle sind die Antezedentien des Prozesses concreter dahin formu-앚 liert, daß Jeder der beiden Prätendenten von dem Gutspächter den Zins eingefordert und wegen desselben gepfändet hat. Der Pächter wendet sich alsdann an das Landgericht mit der Bitte um Findung eines Urteils, worauf er, der Pächter, die Zinszahlung so lange einstellen dürfe, bis Einer der beiden sein Recht an dem Gute dargethan habe. (Der Richtsteig bemerkt aber noch besonders, daß das Verfahren ebenso verläuft, wenn nicht der Pächter, sondern Einer der Prätendenten die Klage erhebe). Ebenso schildert der Richtsteig Lehnrechts 29 § 8 den Streitfall.23 Der Landrichter solle alsdann beiden Ansprechern zunächst das Gut verbiePraktisches

Bedeutung der Lehengewere.

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s In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, geht voran: I. 21 An die beiden Bücher des Sachsenspiegels (siehe Glossar: Sachsenspiegel, unten, S. 561) schließt sich eine breite Literatur zum sächsischen Recht an. Weber meint hier neben dem Sachsenspiegel die beiden Bücher zum sächsischen Prozeßrecht, nämlich den Richtsteig Landrechts und den Richtsteig Lehnrechts aus der ersten bzw. zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Diese stammen von dem bzw. aus dem Umkreis des gelehrten Glossators des Sachsenspiegels, Johann von Buch, und zeigen dementsprechend auch Einflüsse des römisch-kanonischen Verfahrensrechts, geben aber vor allem die sächsische Gerichtspraxis wieder. Sie waren Weber in der Ausgabe Homeyers zugänglich. 22 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 21, S. 162 – 167, insbesondere § 5, S. 166. Der Richtsteig des Landrechts ist nach der Homeyer’schen Ausgabe in Kapitel, nicht in Artikel, wie Weber schreibt, unterteilt. 23 Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 29 § 8, S. 530.

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ten und das Weitere in der Weise veranlassen, wie es im Landrecht II, 42 – unserer Stelle – verordnet sei. Dies ist für uns deshalb von Interesse, weil dadurch klarer wird, worum es sich in Fällen wie dem unsrigen regelmäßig handelte. Die Lehengewere äußert sich hiernach praktisch in der Regel nicht darin, daß der Belehnte das Gut selbst bewirtschaftet, – wie besonders Richtst[eig] Lehnr[echts] 29 zeigt, – sondern darin, daß er von dem auf dem Gute sitzenden Zinsmann den Zins zieht. Der Zinsmann ist, da er vor dem Landrichter Gerichtsstand hat, als freier Pächtert 24 gedacht. Der Sachsenspiegel setzt für die ihm maßgebenden ostfälischen Verhältnisse das Vorhandensein sowohl freier Zinsleute (Landr[echt] I 54, II 53, 59 § 1, III 77),25 als freien, auf Lohn und Kündigung angenommenen ländlichen Gesindes (I, 22)26 앚 auf den Gütern als Regel voraus; sie bilden den Stand der Landsassen (nicht, wie die Glosse zu Landr[echt] I 54 annimmt, der Pfleghaften).27 Das Correlat ausgedehnter Lehnbarkeit des Grundeigentums ist hier wie in England ein starker freier Pächterstandu; der belehnte Gutsherr ist damals regelmäßig noch nicht selbstwirtschaftender Landwirt, sondern anderweit in Anspruch genommen. In Richtst[eig] Lehnr[echts] 20 § 4 wird der charakteristische Unterschied zwischen Lehens- und Zinsmann darin gefunden, daß Letzterer das Gut selbst bewirtschaftet („selver bearbeitet edder bekostit In A Unterstreichung und Fragezeichen am rechten Rand von Korrektor Gierke. u In A Unterstreichung und Fragezeichen am rechten Rand von Korrektor Gierke. 24 Gierke setzt wohl deshalb hinter „Pächter“ ein Fragezeichen, weil ein Zinsmann auch unfrei sein kann. 25 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 54, S. 207 f. (Rechte von Zinsherren und Zinsmann); ebd. II. 53, S. 281 (was der Zinsmann mit vom Gut führt); und ebd. II. 59 § 1, S. 287 (Lichtmeß als Kündigungstermin bei der Zinsleihe); sowie ebd. III. 77, S. 373 (Rechte und Pflichten der Erben des Verpächters, der vor Ablauf der Pachtzeit stirbt). 26 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 22 § 2, S. 179 (aus dem Erbe soll in erster Linie dem Gesinde, „ingesinde“, der ausstehende Lohn gezahlt werden, Gesinde soll bis zum 30. Tag gehalten werden, zuviel gezahlter Lohn braucht nicht zurückgezahlt werden). 27 Weber übernimmt die Glosse zum Sachsenspiegel (siehe Glossar: Glosse zum Sachsenspiegel, unten, S. 553) aber aus Homeyers Erläuterung. Vgl. Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 54, S. 208: „Die Gl[osse] nimmt die Zinsleute für die in I. 2 genannten plechhaften, welche ihr Gut haben ,umme dat se id myden umme erfplege to erven‘“. Bei Pfleghaften handelt es sich um Freie minderen Rechts, siehe Glossar: Pfleghafte, unten, S. 560.

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get“), Ersterer nicht.28 Nichtdestoweniger hat der zinsziehende Lehensmann die Gewere des Gutes, eine Bestätigung der Heusler’schen Ansicht,29 daß die Gewere dem zusteht, welcher die, natürlichen oder juristischen, Früchte des Objektes genießt (cf. S[ächsisches] Lehnr[echt] 14 § 1)[.]30 Wird in Art. 42 Die für uns wichtigste Frage ist nun zunächst, ob vorhandene Gewere die beiden Prätendenten im vorliegenden Fall die behauptet? Gewere 앚:als bereits vorhanden:앚 beanspruchen, oder ob, wie Planck1) annimmt, beide auf Grund des erlangten titulus31 das Gut, an welchem sie eine gewere noch nicht erlangt haben, in Anspruch nehmen. Der Schlußsatz des § 1: „of se’t beide sunder gewere ansprecket“ scheint anzudeuten, daßv der § 1 sich auf das Ansprechen ohne gewere bezog. Indessen der Gegensatz dazu ist im § 2 nicht: Ansprechen mit gewere überhaupt, sondern: mit gewere von Jahr und Tag. wRichtst[eig] Landr[echts] 21w ferner spricht davon, daß der Unterliegende das Gut mit Buße und Gewette32 lassen solle, d. h. doch: sich der beanspruchten gewere 앚 entsagen. Der Schlußpassus des § 1 (von „of se’t“ an) enthält 앚:aber überdies:앚 einen nur in den späteren Homeyer’schen Handschriftengruppen33 vorfindlichen Zusatz, ebenso wie § 2, und soll daher hier zunächst außer Betracht bleiben und mit § 2 zusammen behandelt werden. 1)

Das deutsche Gerichtsverfahren II p. 602[.]34 앚

v In A folgt: w § 4 > Richtst. Landr. 21 28 Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 20 § 4, S. 477. In der Stelle selbst ist nur von verschiedenen Stufen von Zinsmännern die Rede, nicht ausdrücklich von einem Lehensmann. 29 Heusler, Institutionen II, S. 22. 30 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 14 § 1, S. 169. In der Quelle ist von „tins“ die Rede, der im juristischen Sinne eine Kapital„frucht“ ist. 31 Nach Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren, ebd., haben die beiden Prätendenten bereits vor der Eigentumsübertragung vor Gericht (Auflassung) eine Rechtsposition (titulus), die einen Anspruch auf Einräumung der gewere gibt, siehe auch oben S. 406, und unten, S. 414, Anm. 54. 32 Siehe Glossar: Gewette, unten, S. 553. 33 Bei den Homeyer’schen Handschriftengruppen in der Ausgabe des Sachsenspiegels sind die Varianten jeweils in den Fußnoten angefügt. Vgl. Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 42, S. 271, Anm. 9. Auf diese Glossenstelle bei Homeyer hatte auch schon Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.2, S. 602, Anm. 5, hingewiesen. 34 Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.2 § 68, S. 602.

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In seinem ursprünglichen Umfang enthält § 1 keine Andeutung, daß beim Vorhandensein von gewere der Fall anders liege. Art. 43 § 1 spricht ebenfalls vom Ansprechen „mit geliker werex“,35 und Art. 44 § 1 behandelt die „rechte gewere“.36 Dem Zusammenhang nach ist also wahrscheinlich, daß jeder der Ansprecher gewere behauptet.37 Homeyer, der das Gegenteil annimmt, vermißt eine Entscheidung für den Fall, daß beide Teile gewere, aber Keiner jährige Gewere behauptet. Den Ausdruck „sunder gewere“ des Schlußpassus ist aber auch in der cit. Richtsteig-Stelle als Gegensatz zur jährigen gewere gebraucht, somit wäre dann auch hier gerade der wichtigste Fall nicht erörtert, was nicht wohl denkbar ist. Bedeutung von Vor Allem: was heißt im vorliegenden Fall über„gewere“ in § 1 haupt „gewere“? Daß jeder Teil eine vorausgegangene Leheninvestitur38 behauptet, ist selbstverständlich. Die Leheninvestitur aber als symbolische Investitur giebt nach allgemeiner Ansicht und dem Zeugnis der Quellen (S[ächsisches] Lehnr[echt] 39 § 3,39 aV[etus] au[ctor]a S[achsen]sp[iegel] I 46 25)40 sofort „gewere“. Schwerlich kann[,] wie Planck (a. a. O.)41 annimmt, unter „gewere“ bin Art. 43 § 1b: „faktischer Besitz“ verstanden werden, 앚:so:앚 auch in der späteren Fassung des § 1 nicht, des Gegensatzes des § 2 wegen, – es würde für den Fall, daß beiderseits Besitz behauptet wird,c eine Entscheidung

x In A unterstrichen von Korrektor Gierke. a Alternative Lesung: Vorm. b hier > in Art. 43 §1 c In A folgt: 35 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 43 § 1, S. 273. 36 Ebd. II. 44 § 1, S. 273. 37 Vgl. Homeyer, System des Lehnrechts, S. 399 – 401, 409. 38 Investitur ist die rechtsförmliche Einweisung des Lehnsmannes in die dingliche Berechtigung an dem Lehnsgut, die meist durch Übergabe von Symbolen öffentlich vollzogen wurde. 39 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 39 § 3, S. 215 f.: „Of en man enem anderen gut uplet vo sime herren, tohant so hevet he die gewere an’me gude, die des erren mannes was die’t lit“. 40 Weber meint vermutlich Homeyer, Auctor vetus. Dort ist in I. § 45 f., S. 91, der den symbolischen Akt der Lehensinvestitur beschreibt, allerdings nicht die von Weber hervorgehobene Rechtsfolge der sofortigen Erlangung von gewere genannt. Ebd., I. 25, S. 84, geht es um die Erbschaft eines Lehens, ohne daß spezielle Fragen der Gewere angesprochen sind. 41 Planck, Beweisverfahren, § 142, S. 283 – 285.

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fehlen. 앚 Auch die Sachlage, wie sie nach dem oben Gesagten regelmäßig sich stellte, spricht dagegen, daß der faktische Besitz, welchen ja der Zinsmann inne hatte, für das Recht des Lehensmannes die von Planck angenommene Bedeutung hatte, während andererseits die Pfändung des Zinsmannes doch nur auf Grund präsenter gewere bezw. deren Inanspruchnahme erfolgen konnte. Überhaupt aber ist nicht wohl denkbar, daß, wenn beide Parteien die gewere auf Grund der Investitur behaupten,d die fernere Behauptung, im faktischen Besitz sich zu befinden, noch Bedeutung haben konnte. Ist einmal 앚:in:앚 einem Rechtsstreit die causa42 der gewere in Frage gekommen, so wird die Berufung auf hebbende gewere, als die schwächere Behauptung, nicht mehr gehört (Richtst[eig] Landr[echts] 26 § 4).43 Hiernach erscheint es wahrscheinlich, daß § 1 auch in der späteren Fassung alle Fälle umfaßte, in welchen nicht die jährige Gewere des § 2 – über welche unten44 – behauptet wurde, daß aber der § 1 auch in seiner ursprünglichen Fassung mit der Frage des faktischen Besitzes nichts zu thun hatte, sondern von dem Fall handelt, in welchem Jeder der beiden Prätendenten die gewere beansprucht und seine Ansprüche durch Berufung auf die fortgehabtee Investitur substanziiert. – Dief Gewährschaft Ist der Rechtsstreit anhängig geworden, so soll bei abgeleitetem nach § 1 jede Partei ihren Gewährsmann, also den Besitzrecht Lehenherren, auf welchen sie sich beruft, „to dinge“45 bringen. Das Prinzip, daß wer eine gewere zu 앚 abgeleitetem Recht behauptet, zu deren Durchführung gegen Dritte seines Rechtsurhebers als geweren bedarf, stellt der Schwabenspiegel46 in der Parallelstelle (c 177 § 1 bei Gengler[,] c 207 bei Laßberg)47 ganz allgemein auf. Der Sachsenspiegel erwähnt in seiner ursprünglichen Fassung die Gewährschaft außer in unserem Fall ausdrücklich d In A folgt: voran: II.

e A: forttgehabte

f In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, geht

42 Siehe Glossar: causa, unten, S. 547. 43 Homeyer, Richtsteig Landrecht, cap. 26 § 4, S. 184. 44 Siehe unten, S. 420. 45 Zu Gericht. 46 Zum später entstandenen Schwabenspiegel, siehe Glossar: Schwabenspiegel, unten, S. 562. 47 Gengler, Schwabenspiegel c. 177 § 1, S. 149; Laßberg, Schwabenspiegel, c. 207 („Da zwene geliche ansprache uf ein gût hant“), S. 99.

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nur als Gewährschaft des Verkäufers für den Käufer (III 4 § 2), doch ergiebt III 548 die gleiche Verpflichtung auch für den Verpfänder und Commodanten,49 und auch die Consequenzen des Nichterscheinens sind dieselben: der beklagte Inhaber der abgeleiteten gewere verliert die Sache. Für uns ist wichtig, daß ebensowenig wie die ursprüngliche Fassung des § 1 unserer Stelle die für die übrigen Fälle abgeleiteter Gewere citierten Stellen eine Frist für die Notwendigkeit der Zusicherung des auctor50 und für dessen entsprechende Verpflichtung erwähnen. Beim Verkäufer von Immobilien nahm beides naturgemäß dann ein Ende, wenn der Käufer auf Grund gerichtlicher Auflassung51 „rechte Gewere“ durch Ablauf der Praeclusivfrist erlangt hatte. Aber noch die spätere Redaktion erwähnt (I 9 § 5) dieg an sich 앚:zeitlich:앚 unbegrenzteh Verpflichtung. – Da ferner in den übrigen citierten Fällen die abgeleitet Berechtigten, welche den auctor zuziehen, zweifellos die gewere haben, werden wir in diesen Analogien 앚:überdies:앚 eine entschiedene Bestätigung unserer 앚:obigen:앚52 Auffassung finden dürfen, daß dies auch in unserem Fall so ist, d. h. daß auch die beiden Prätendenten unseres § 1 jeder für sich präsente Gewere behauptet. 앚 Mögliche Fälle bei Da der gewere „to dinge“ gebracht werden soll, Ziehen au den muß also zunächst ein entsprechendes, darauf lauGewereni tendes Urteil gefunden und die Verhandlung des Streites auf das nächste Ding vertagt werden, falls die bezogenen Lehenherren nicht anwesend sind (Richtst[eig] Landr[echts] l. c. § 2)[.] Auch bei der Herbeiführung dieses Urteils wird übrigens

g A: der weren:

h A: unbegrenzten

i In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, heißt es: Ge-

48 Einschlägig ist vor allem jedoch Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht III. 4 § 2, S. 303, daneben auch Landrecht III. 5 § 1, S. 305. 49 Nach römischem Recht wie auch nach dem Kopfregest bei Homeyer müßte es eigentlich „Commodatar“ heißen, also der Entleiher. 50 Im römischen Recht ist der „auctor“ Gewährsmann bei Verkauf und Eigentumsübergabe. 51 Zur Auflassung, einem noch heute verwendeten Rechtswort, siehe Glossar: Auflassung, unten, S. 546. Im vorliegenden Kontext hatte die Auflassung zur Folge, daß der Erwerber die Gewere erlangen konnte. Durch gerichtliche Auflassung wurde die Beweislage gesichert. 52 Siehe oben, S. 411, Z. 5 f.

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vom Richtsteig l. c. der Pächter als Beteiligter erwähnt, er scheint als Interessent selbständig zur Urteilsfrage legitimiert gewesen zu sein. Bei Fortsetzung des Prozesses kann nun der Fall eintreten, daß entweder 1) beide in Bezug genommenen Lehenherren die Gewährschaft übernehmen, oder 2) nur der Gewere der einen Partei, oder endlich 3) Keiner von Beiden. 1. Der Gewere Unsere Stelle erörtert nun nur den Fall ad 2: Wesnur einer j Partei sen Gewere nicht kommt, der verliert, und zwar in erscheint. dem im Richtsteig l. c. behandelten Fall, da er sich durch Pfändung des Pächters des Gutes „unterwunden“53 hat, nach allgemeinen Grundsätzen mit Buße und Gewette. Planck nimmt an,54 daß diesek Sachfälligkeit ohne jede weitere Beweisführung seitens des Gegners eintrete. Dies würde indessen im deutschen Gerichtsverfahren doch wohl ohne Analogie sein. Selbst der Eigentumsprätendent des Art. 43 § 1 muß selbdritt mit Schöffen schwören,55 der erscheinende Gewere des Gegners des Unterliegenden in unserem Falle wird vermutlich ähnlich gestellt sein. 앚 Stellung der GeDenn der erscheinende Gewere übernimmt perweren im Prozeß. sönlich die Führung des Prozesses (cf. II 36 § 856 und I 9 § 5 S[ächsisches] L[an]dr[echt]),57 nach Sachsensp[iegel] III 83 § 358 soll der Mann, welcher des Gewerenl zur Unterstützung bedarf, ihm das Gut in die Gewere geben (Planck, Ger[ichts]V[er]f[ahren] I p 541),59 offenbar, um seine Sachlegitimation zu bej In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, heißt es: der einen k In A folgt: l In A Wortendung von Korrektor Gierke unterstrichen und dessen Bemerkung am rechten Rand: ? Doch des Geweren! 53 Im deutschen Recht im Sinne von „bemächtigen“ verwendet. 54 Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.2 § 68, S. 602. 55 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 43 § 1, S. 273. Nach dieser Stelle schwört der Eigentumsprätendent mit „tvier scepenen getüge“, und nicht nur zu dritt, vgl. auch Glossar: selbdritt, unten, S. 562, das Weber hier im Sinne gehabt haben dürfte. 56 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 36 § 8, S. 266. 57 Ebd. I. 9 § 5, S. 166. 58 Ebd. III. 83 § 3, S. 381. 59 Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.2, S. 541, spricht entgegen Weber lediglich davon, der gewere könne verlangen, ihm für die Dauer des Prozesses die gewere einzuräumen, nicht jedoch davon, daß dies geschehen soll.

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gründen (auch dies ein für Heusler’s Ansicht von der Gewere sprechender Satz), und es wird verfahren, als sei der Gewere von Anfang an der Beklagte gewesen. 2. Die Gewerenm Tritt in denn beiden in der Stelle nicht erörterten, beider Parteien möglichen Fällen derjenige ad 1 ein so wird hiererscheinen nach anzunehmen sein, daß beide angebliche Lehenherren als Parteien den Rechtsstreit aufzunehmen haben und nun principaliter ihr Recht zur Sache zur Erörterung kommt. Daß dem thatsächlich so war, zeigt die den Fall ausführlicher behandelnde Parallelstelle im Schwabenspiegel (l. c.). – Die Constitutio Friderici, II feud[orum] 27 § 8,60 scheint für derartige Fälle, wo mehrere Lehensherren in Frage kamen, zum Zwecke der Feststellung der Parteirollen ovorgesehen zu habeno, daß der Richter sich durch Zeugnis von zwei der „provincia“ der Streitenden angehörigen Männern über den bisherigen ruhigen („absque rapina“) Besitzstand informieren und die betreffenden Besitzer vorläufig schützen solle. Im Richtsteig Landrechts wird gelegentlich dem Gerichtsumstand61 eine ähnliche Rolle – Zeugnis über den ruhigen Besitzstand – zugeteilt, wenn nämlich die Parteien beide sich auf hebbende were, Keiner sich auf etwas Stärkeres: – titulierte Gewere – beruft. Indessen 앚 handelt es sich dabei – das ist der nicht unwesentliche Unterschied – offenbar stets um eine unter den Parteien definitive Regelung auch des Rechts an der Sache. Die bloße hebbende were gewinnt nur Bedeutung, weil die Parteien ihr Recht nicht auf stärkere Grundlagen, – titulierten Besitz –, zu stützen vermögen. Als Provisorium kennt der Richtsteig nur das Verbot des Richters an beide Parteien, sich der Sache zu unterwinden: Dies eine Consequenz der bekannten Eigentümlichkeit des deutschen m In A Endung vermutlich von Gierke angestrichen und mit Fragezeichen am rechten Rand versehen. n In A folgt: o A: vor ; vorgesehen zu haben sinngemäß ergänzt. 60 Es handelt sich um den Landfrieden Friedrich Barbarossas mit den Anfangsworten „De pace tenenda“, den er 1152 für alle Gebiete des römisch-deutschen Reichs erließ und der als eine der wenigen mittelalterlichen Kaiserkonstitutionen in die Libri Feudorum Eingang fand, nach denen Weber hier auch zitiert: Libri Feudorum II. 27 § 8, S. 62b. 61 Im deutschrechtlichen Gericht, dem Ding, waren die dingpflichtigen Männer der Gerichtsgemeinde im Gericht versammelt und bildeten den ,Umstand‘, d. h. sie ,umstanden‘ im Kreis den Richter. Siehe auch Glossar: Ding, unten, S. 549.

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Rechts, daß ihm der Begriff des Possessorium62 nicht bekannt ist, einer Eigentümlichkeit, welche auch für die Erledigung des dritten der oben als möglich bezeichneten63 Fälle von Bedeutung ist. 3. Der Gewere Wie nämlich steht es, wenn Keiner von beiden keiner Partei Geweren kommt? erscheint Würde in einem solchen Fall schließlich überhaupt keine Partei eine nach irgend einer Richtung stärkerep 앚:Behauptung aufzustellen:앚 vermögen, so müßte nach der Theorie des Sachsenspiegels gemäß L[an]dr[echt] III 21 mit Teilung des Objects verfahren werden.64 Welche Thatsachen aber waren in einem Fall, wie dem unsrigen, geeignet, eine Partei als die relativ besser berechtigte erscheinen zu lassen? Es handelt sich dabei wesentlich um die Frage, ob die ältere Gewere als solche den Vorzug gab, oder ob, römischem Rechtsgedanken entsprechend, der präsente Besitzstand geschützt wurde, es sonach eventuell auf den Nachweis der jüngsten ruhigen Besitzhandlungen ankam, in casu also regelmäßig darauf, 앚 wer nachweislich zuletzt ungestört eine Pachtrate erhoben hatte. Eine erschöpfende Erörterung dieser Frage würde eingehende Ermittlungen über die gesammte Entwicklung des Besitzrechtes voraussetzen und hier zu weit führen. Die oben cit.65 Stelle der Constitutio Friderici geht allerdings auf den letzten ruhigen Besitzstand zurück, jedoch nur im Sinne des Summariissimum66 und sicher unter romanistischem Einfluß. Bei Beschränkung auf das Gebiet der sächsischen Rechtsbücher ergiebt sich für eine derartige Auffassung kein Anhalt, dagegen allerdings dafür, daß der nachweislich frühere Erwerb der Gewere als maßgebend galt. Im Lehenhofe war dies nach Richtsteig Lehenr[echts] 29 §§ 1, 367 zweifellos der Fall, und wenn Rückert in unserer Stelle keine Spur einer Berufung auf älteren faktischen Besitzq oder ältere Investitur finden will,68 so widerspricht dem wenigstens die verbreitetste Lesart p In A folgt: q A: Besitz, 62 Bezeichnung für die römisch-rechtliche Besitzschutzklage. 63 Siehe oben, S. 414. 64 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht III. 21 § 1, S. 316 f. 65 Siehe oben, S. 415. 66 Vorläufiges Besitzschutzverfahren, das den gegenwärtigen, rein faktischen Besitz lediglich für die Dauer des Prozesses über das Besitzrecht schützt. 67 Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 29 § 1, S. 523; cap. 29 § 3, S. 525. 68 Rückert, Sachenrecht der Rechtsbücher, S. 162 f.

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des bei § 2 zu erörternden69 späteren Zusatzes am Schluß des § 1: „of se …r to like (Var[iante]: gliche) mit deme gude belent sin“70 jedenfalls für die Zeit der Abfassung dieses Passus. Bei § 2 wird ferner zur Erörterung kommen,71 daß die Bedeutung der jährigen Gewere, soweit sie nicht mit der gerichtlichen Auflassung zusammenhängt, wesentlich in der Praeclusion grade der auf ältere Gewere gestützten Ansprüche beruht zu haben scheint. Nach alle Dem war der Zeitpunkt der Belehnung jedenfalls von wesentlicher Bedeutung; er mußte dann eventuell von der Partei, welche, als die sich auf ältere Belehnung stützende, zum Beweise kam, mit getüge72 (im 앚 Lehenhofe war im entsprechenden Fall Schwur selbsiebent erfordert) dargethan werden.73 Wenn sonach, falls Keiner der beiden Gewährsmänner erschien, die Parteien selbst ihr Recht vertreten konnten – und wie sollte der Streit anders erledigt werden? – so ist doch,s wenn die bisherige Darstellung richtig ist, Planck im Unrecht mit der Annahme, daß überhaupt die Zuziehung des geweren nur fakultativ gewesen sei, dert Belehnte auch persönlich sein Recht durch andere Beweismittel habe ausführen können.74 Dies scheint eben prinzipiell nicht der Fall zu sein. Die 앚:im Eingang citierte:앚75 Richtsteig-Stelle spricht entschieden dagegen, und ebenso unser § 1, wenn man nicht, wie Planck, ihn auf einen Fall bezieht, wo Keiner der Prätendenten gewere behauptete (worüber oben gehandelt ist),76 ebenso endlich Landr[echt] I 9 § 5.77 Es scheint umgekehrt, daß das Zie-

r Auslassungszeichen in A. s In A folgt: t In A folgt: 69 Siehe unten, S. 426. 70 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 42 § 1 S. 271, Fn. 6. Auf das Textstufenverhältnis dieser Passage hatte auch Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.2, § 68, S. 602, Fn. 5, hingewiesen. 71 Siehe unten, S. 425. 72 Mit Zeugen. 73 Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 29 § 7, S. 530. 74 Weber setzt sich hier wohl von Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.2, § 65, S. 544, ab. Planck spricht jedoch nicht von anderen Beweismitteln, sondern davon, daß von einer Beweisaufnahme überhaupt abgesehen werden könne, wenn sich der Anspruch klar überschauen lasse. 75 Siehe oben, S. 408, bei Anm. 22. 76 Siehe oben, S. 416, Z. 6 – 8. 77 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 9 § 5, S. 166 f.

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hen auf den Geweren bei abgeleitetem Besitzrecht (beim Immobile also bei allem außer Erbgang)u durchaus erforderlich war und principaliter immer geschah; erschien der Gewere nicht, so war der ein abgeleitetes Besitzrecht Behauptende nur dann näher zum Beweise, wenn der Gegner noch schwächer „gewert“ war als er. – Zu constatieren ist noch, daß die Stelle in ihrer ursprünglichen Fassung für die Notwendigkeit der Zuziehung der Geweren eine Frist nicht enthielt, ebenso wie dies auch im Übrigen im Sächs[ischen] Landrecht in der Homeyer’schen ältesten Textredaktion nirgends der Fall ist. – Consequenzena des Unsere Stelle befaßt sich, wie gesagt,78 allein mit Unterliegens dem Fall, daß nur einer der beiden Geweren erder einen Parteib scheint, und knüpft daran die Folge, 앚 daß der Gegner unterliegt. Welches sind nun die Consequenzen dieses Ausgangs? 1. für ihrc VerhältSolche ergeben sich: I)d für das Verhältnis des Unnis zu ihrem terlegenen zu seinem Lehenherren. Der LehensLehenherren mann hat naturgemäß gegen seinen Herren regelmäßig den Anspruch auf Gewährleistung gegen Ansprüche Dritter. Von der Gewährschaftspflicht im Allgemeinen spricht das Sächsische Landrecht in I 9 § 5, von derjenigen des Lehenherren in III 83 § 2.79 Zur Erörterung kommt diese Verpflichtung indessen schon zur Zeit der älteren Redaktionen des Sachsenspiegels nicht im Land-, sondern im Lehengericht. Nach S[achsen]sp[iegel] Lehenr[echt] 49 kann der Mann den sich weigernden Herren durch Klage bei dem Lehengericht des eventuellen Oberlehensherren zur Leistung der Gewährschaft zwingen.80 Die Entwährung81 des Mannes hat ferner nach Richtst[eig] Lehenr[echts] 1882 zure möglichen Folge: u In A Fragezeichen und Notiz am linken Rand von Korrektor Gierke: Okkupation? a In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, geht voran: III. b In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, heißt es: Partei: c In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, heißt es: das d 1) > I) e In A folgt: 78 Siehe oben, S. 414. 79 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht III. 83 § 2, S. 381. 80 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 49 § 1, S. 228. 81 Mit Entwährung ist die Entziehung der gewere gemeint, siehe Glossar: gewere, unten, S. 552 f. 82 Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 18 § 2, S. 474.

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1) falls dem Herrn der Streit verkündet war, eine Klage des Mannes im Lehengericht auf „irstadinge“83 wegen zu Unrecht unterbliebener 앚:(oder erfolgloser):앚 Gewährleistung, – f§ 2:f Zu Unrecht unterblieben ist nach lehenrechtlichen Grundsätzen die Gewährschaftsübernahme dann nicht, wenn: a) der Mann den Herrn im Prozeßwege zur Belehnung genötigt hat (S[achsen]sp[iegel] Lehenr[echt] 33),84 oder wenn b) der Mann schuldhafterweise Bruch an seiner Lehengewere erlitten, sich verschwiegen85 oder, nach späterem, bei § 2 zu erörterndem,86 Recht, einen Anderen die jährige Gewere durch Versäumnis der Besitzergreifung hat gewinnen lassen.87 – Die Entwährung kann andererseits zur Folge haben: 앚 2) eine Klage des Herren im Lehengericht gegen den Mann wegen unterlassener „kundigung“88 – § 1: Soviel zur Klarstellung des Verhältnisses zwischen Lehenherrn und Mann. Uns interessiert mit Rücksicht auf die später zu berührende Frage89 des Verhältnisses von Land- und Lehengericht, daß die beiden eben erwähnten, offenbar auf Entschädigungsleistung gerichteten Klagen im Lehengericht verhandelt werden sollen. 2.g für die Rechte II) Welche Consequenzen das Nichterscheinen des der Lehenherren Lehensherren und das daraus resultierende Unterliegen des Lehensmannes für das Recht des Ersteren hat, ist keineswegs ebenso klar. Ist er praecludiert? Die Glosse scheint das Gegenteil anzunehmen. Sie bemerkt zu § 1 bezüglich des Lehnsherren: „secge du cumest nicht umeh din len dar, mer du cumest dar, dat du’s dime manne bekennist, dar mede ledigistu em der ge-

f A: § 2, h Q: umme

g A: 2); Emendation entsprechend der Inhaltsübersicht, oben, S. 404.

83 Im Sinne von Erstattung, Entschädigung, Vergütung. In der später in Bezug genommenen Stelle Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 33 § 1, S. 208, ist von „irstaden“ die Rede. 84 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 33 § 2, S. 208. 85 Wer einen Eingriff in seine Rechte längere Zeit ohne Widerspruch duldet, hat sich verschwiegen, d. h. die Geltendmachung seines Rechtes verwirkt. 86 Siehe unten, S. 429 ff. 87 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 33 § 1, S. 207 f. 88 Der Begriff Kündigung ist der mittelalterlichen Quellenterminologie entnommen und hier im Sinne von Verkündung, Bekanntmachung verwendet. 89 Siehe unten, S. 436 ff.

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walt.“90 Andererseits kann die cit. Stelle Richtst[eig] Lehenr[echts] 18,91 wonach der Herr gegen den entwährten Vasallen im Lehenhofe klagt, den Schluß nahelegen, daß der Herr sich nur an ihn halten könnte. Indessen ist dies doch nicht anzunehmen. Richtst[eig] Lehenr[echts] 17 behandelt den Fall der Nichtkündigung der Ansprache92 gleich mit unberechtigter Verpfändung oder Verlehnung des Gutes durch den Mann. Nach cap. 18 eod. ist aber der Herr befugt, in diesen letzteren Fällen sich des Gutes zu unterwinden.93 Auch für den Fall, daß dem Herren gekündigt 앚:und er als Gewere geladen:앚 wurde, kann er nur als contumax94 behandelt worden sein und ist daher (arg[umento] S[achsen]sp[iegel] L[an]dr[echt] I 70 § 1,95 cf. Planck, Ger[ichts]-V[er]f[ahren] I p. 54)96 nicht definitiv seines 앚 Rechts verlustig. Das scheint dann auch S[ächsisches] Lehenr[echt] 33 § 197 in Verbindung mit Richtst[eig] Lehenr[echts] 1798 zu meinen mit der Vorschrift, daß der 앚:depossedierte:앚 Mann sich, um den Herrn nicht zu schädigen, „binnen rechter tit“, d. h. doch wohl: binnen Jahr und Tag, der gewöhnlichen Contumazialfrist, des Gutes unterwinden solle, damit, offenbar, diese Frist nicht gegen den Herren ablaufe. Vorher ist der Herr offenbar nicht praecludiert. Auchi richtet sich die Klage des Herrn im Lehenhofe nur darauf, der Mann habe das Gut „aus seiner Gewere gelassen“ (R[ichtsteig] Lehnr[echts] 17), d. h. den Herrn in die Lage gesetzt, nun die fremde Gewere erst durch Nachweis seines Rechts brei In A folgt: 90 Glosse zu Sachsenspiegel Landrecht II. 42, schon bei Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 42, S. 272. 91 Gemeint ist die oben, bei S. 417, Anm. 77, von Weber bereits zitierte Stelle Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 18 § 2, S. 474. 92 Der Lehensmann, dem also von einem Dritten die Sache aus seiner gewere genommen worden ist, muß dies dem Lehensherren verkünden, damit dieser rechtlich gegen den Dritten vorgehen kann. Bei Nicht(ver)kündigung der Ansprache droht dem Lehensherren Rechtsverlust (Schaden). Zur Kündigung siehe oben, S. 419, Anm. 88; siehe auch Glossar: Ansprechen, unten, S. 546. 93 Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 17, 18, S. 149 – 151, nennt jedoch andere Zusammenhänge (dreierlei treulose Besitzaufgabe, Herr gegen Mann). 94 Siehe Glossar: contumacia, unten, S. 548. 95 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 70 § 1, S. 226. 96 Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.1, S. 547. 97 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 33 § 1, S. 207 f. 98 Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 17, S. 472.

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chen zu müssen. Schärfer ist die Auffassung des langobardischen Lehenrechts. Nach II Feud[orum] 4399 ist der Lehnsmann allein zur Prozeßführung über das Lehen befugt und wirken, wenn nicht Collusion1 vorliegt, seine Handlungen gegen den Herrn wie dessen eigene. Indessen die Auffassung des langobardischen Rechts ist wohl überhaupt eine abweichende. Die Constitutio Friderici de pace tenenda II Feud[orum] 27 § 7,2 welche unsren Fall betrifft, behandelt den investitor,3 welcher vom Vasallen im Streitfall zur Stelle gebracht wird, als Zeugen, was entschieden nicht die Auffassung des deutschen Rechts von der Stellung des Geweren ist, wie wir sie oben4 constatierten. Vielmehr liegt nach deutscher Rechtsauffassung das Verhältnis wohl so, daß der Lehensmann, als Inhaber der Gewere, der richtige Beklagte für Dritte ist, daß er seine Gewere gegen Dritte jedoch nur dann aus eigenem Recht behaupten kann, wenn der titulus, 앚 auf welchen der Dritte seinen Anspruch stützt, nicht ein stärkerer ist, als der seinige (cf. hierzu Art. 43 § 2,5 von welchem noch die Rede sein wird),6 daß dagegen an sich seine Gewere als zu abgeleitetem Recht bestehend, sich auf das Recht seines Verleihers stützt und er des Letzteren daher zur Vertretung nach Außen bedarf, überhaupt principaliter stets auf das Recht des Herren zurückgegriffen wird, daß ferner der Verlust des Rechts des Lehensmannes 앚:an Dritte:앚 im Prozeßwege gegen den Herren in sofern Wirkungen übt, als darin ein Bruch der Gewere des Lehensmannes liegt, der Herr daher genötigt ist, behufs Wiedererlangung des Gutes sein Recht zu substantiieren und gegenüber dem Dritten, welcher den Lehensmann entwährt hatte, der Fernere zum Beweise ist, daß endlich, wenn der Herr als Gewere zur Übernahme der j Vertretung des Gutes geladen wird und nicht erscheint, das gegen den Lehensmann ergehende Urteil gegen ihn, den Herrn, die allgemeinen Contumazialfolgen gehabt haben muß. Die Bedeu-

j In A folgt: 99 Libri Feudorum II. 43 „De controversia inter vasallum et alium de beneficio“, S. 77. 1 Arglistiges Zusammenwirken zu Lasten eines Dritten. 2 Libri Feudorum II. 27 § 8, S. 62b. 3 Der Lehensherr, der den Vasallen mit Lehen investiert. 4 Siehe oben, S. 414 f. 5 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 43 § 2, S. 220f. 6 Siehe unten, S. 429.

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tung derk Frist von Jahr und Tag 앚:hierbei:앚 wird alsbald noch zur Sprache kommen.7 앚 § 2.

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Der Schlußsatz des § 1 und der § 2 unserer Stelle sind in der ältesten Gruppe der Homeyer’schen Handschriften nicht enthalten.8 Die auf dieser älteren Form des Sachsenspiegels beruhenden Bearbeitungen desselben, wie sie im Spiegel deutscher Leute9 und im Schwabenspiegel vorliegen, enthalten den Passus nicht und ist derselbe somit unzweifelhaft ein späteres Einschiebsel. Der Schlußsatz des § 1 beschränkt die in diesem § gegebene Regel, daß der Lehensmann seinen Geweren zu Dinge zu bringen hat und, wenn er ihn nicht bringt, unterliegt, auf den Fall, daß beide Prätendenten das Gut – nach einer Lesart: – „sunder gewere“ – nach einer anderen: – „mit geliker gewere“ – 앚:ansprechen:앚 und „to like“, – nach anderer Lesart: „in dem jare“ – belehnt sind. Hat Einer ohne „rechte weddersprake[“]10 eine „rechte Gewere von Jahr und Tag“ an dem Gut, so verliert er trotz des Ausbleibens des Geweren nicht, sondern kann das Gut selbst vertreten. Das Correlat dazu bildet die – gleichfalls in den älteren Handschriften fehlende – Bestimmung Sachsenspiegel III 83 § 2,11 welche die Gewährschaftspflicht des Herrn auf Jahr und Tag beschränkt, d. h. auf die Zeit, während welcher der Lehensmann das Gut noch nicht selbst vertreten kann (cf. die Correlation von usus und auctoritas im XII-Tafel-Recht).12 Alter des § 2

k In A folgt: 7 Siehe unten, S. 426. 8 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 42, S. 271 f., setzt die Schlußpassage von § 1 (von „of se’t beide sunder gewere …“) und den gesamten § 2 in Kursivdruck, der laut seiner Einführung, ebd., S. 104, spätere Zusätze gegenüber den ältesten Versionen des Textes kenntlich macht (ebd., Anm. 9). 9 Siehe Glossar: Deutschenspiegel, unten, S. 549. 10 Wenn jemand das Gut Jahr und Tag in rechter Gewere hat, ohne daß ein Anderer rechtsförmlich seine Rechte geltend macht („rechte weddersprake“), so kann er nunmehr ohne den Gewährsmann (Lehensherren) selbst seine Rechte an dem Gut gerichtlich verteidigen. 11 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht III. 83 § 2, S. 381. 12 Weber macht hier zur Erläuterung den zeitlichen Sprung zu der ältesten erhaltenen Rechtsquelle aus der Frühzeit Roms (um 450 v. Chr.), dem XII-Tafelgesetz. Welche Stelle Weber meinte, konnte nicht ermittelt werden; während sich „auctoritas“ z. B. in tabula III, no. 7, bei: Bruns, Fontes, S. 21, findet, ist „usus“ dort nicht nachgewiesen.

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Aus dem Gegensatz, in welchen § 2 unserer Stelle zum vorhergehenden § gestellt ist, geht, wie schon zu § 1 erörtert,13 hervor, daß der, der Lesart nach zweifelhafte, letzte Passus 앚 des § 1 den Fall bezeichnen will, daß Keiner von beiden Prätendenten sich auf rechte Gewere im Sinne des § beruft, nicht aber, wie Homeyer (S[achsen]sp[iegel] II,2 p. 399)14 meint, daß Keiner von beiden „Besitz“ habe. Alsdann ergiebt sich ein annähernd klarer Sinn, welchen Homeyer in der Stelle nicht findet. – Möglichkeit rechter Die juristische Möglichkeit eines im Landgericht Gewerel zu Lehenm geltend zu machenden rechten Geweren zu Lehen Doppelte Bedeutung von „rechte hat Heusler (Institut[ionen] II p. 15) entschieden gewere“. bestritten.15 Es sei unmöglich, daß eine Vergabung im Lehenhofe, außerhalb des öffentlichen Gerichts,16 praecludierende Wirkung gehabt habe. In unserer Stelle wird nun, vorausgesetzt, daß „rechte Gewere“ im Sachsenspiegel die ihr allgemein beigelegte Bedeutung hat, doch eine solche Wirkung angenommen. Aber allerdings ist es nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, daß die Stelle, ein späterer Zusatz, auch einer 앚:späteren:앚 noch nicht ganz vollendeten Rechtsentwicklung angehört. Im Sächs[ischen] Landrecht in seinem ursprünglichen, durch Homeyer festgestellten Umfang ist die rechte Lehengewere überhaupt nicht erwähnt. Sachsensp[iegel] II 44 § 1 sagt zwar ganz allgemein: „Svelk gutn man in geweren hevet jar unde dach ...o die hevet dar an ene rechte gewere“,17 – allein es erscheint sehr wahrscheinlich, daß hier „rechte gewere“ nicht im Sinn einer Praeclusion aller Einsprecher gemeint ist. Es ist aus dem Wortlaut des cit. Art. 44 § 1 überhaupt nicht zu ersehen, daß das Institut der rechten Gewere zu Eigen anknüpft an die Auflassung im rechten Dinge, und daß diese rechte Gewere also keineswegs entsteht auf Grund eines bloßen „in gel In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, heißt es: gewere m In der Inhaltsübersicht, oben, S. 404, heißt es: Lehen: n In Q folgt: en o Auslassungszeichen in A.

13 Siehe oben, S. 410 f. 14 Gemeint ist Homeyer, System des Lehnrechts, S. 400. 15 Gemeint ist bei Heusler, Institutionen II, S. 23 f. – und nicht S. 15 –, insbesondere Anm. 11. 16 Gemeint ist das öffentliche Gericht im Sinne der vom König abgeleiteten, in der Regel gräflichen Gerichtsbarkeit (landgerichtliches Ding), während der Lehenshof (curia parium) lediglich im Kreise der Lehensleute abgehalten wird. 17 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 44 § 1, S. 273.

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weren haben“. Und doch ist 앚 dies auch fürp das Sachsenspiegelrecht nach I 52 § 118 wohl schwer zu bezweifeln, und letzte Stelle zusammen mit I 34 § 219 zeigt auch zugleich, daß diese Form der Übertragung und die daran anknüpfende rechte Gewere nach Jahr und Tag ganz wahrscheinlich auf die Praeclusion der Ansprüche der Erben Bezug hat. Art. 44 § 1 l. c. läßt eine so enge Begrenzung nicht erkennen, und andererseits wieder ist nirgends gesagt, daß für ein Austhun von Land ohne Auflassung Erbenlaub nötig war, q앚:vielmehr spricht S[achsen]sp[iegel] I 52 § 2 für das Gegenteil:앚q. Wir werden daher zunächst von der Annahme ausgehen, daß die in Art. 44 § 1 erwähnte „rechte gewere“ keinen unmittelbaren Bezug auf die Praeclusion von Ansprüchen hat. Heusler findet ihren Sinn darin, daßr Jahr und Tag die „raubliche gewere“, welche sonsts ignoriert wird, zu einer prozessualisch zu berücksichtigenden gewere machen. Es kommt nach der gleichen Richtung die Parallelstelle im Schwabenspiegel in Betracht, welcher die rechte Gewere des A[rtikels] 44 § 1 cit. dahin interpretiert, daß darunter ein nur mit „gerichte“ zu beseitigendes Besitzverhältnis verstanden wird, d. h. doch wohl: eine prozessualische Position des Inhabers, welche ihm zunächst im Prozeß ein genaues Substanziieren seines Erwerbsgrundes erspart, ihm vielmehr ermöglicht, den Rechtsgrund seiner gewere nur im Allgemeinen (t „zuu erkauftem Eigen“ z. B.) zu bezeichnen und den Gegner nötigt, wie wir sagen würden, „petitorisch“20 zu klagen, seine Erwerbsart und die Gültigkeit des Titels im Einzelnenv zu behaupten2), worauf dann der Bewerte,21 2) Dies soll im folgenden unter „Substanziieren“ verstanden werden. Den Gegensatz bildet die bloße Behauptung: daß etwas (vorher verkauftes) Eigen der Partei sei. In Art. 43 § 1 앚:z. B.:앚 siegt der Eigentumsprätendent ohne Substanziierung, cf. Sohm.22 앚

p auf > für q – q Einschub am rechten Rand. r In A folgt: s In A folgt: t In A folgt: u In A folgt: v In A folgt: 18 Ebd. I. 52 § 1, S. 204. 19 Ebd. I. 34 § 2, S. 191. 20 Bei einer petitorischen Besitzschutzklage wird auf das Recht zum Besitz abgestellt, während mit der possessorischen Besitzschutzklage lediglich Einräumung bzw. Verteidigung des tatsächlichen Besitzes verlangt wird. 21 Der Bewerte ist der tatsächliche Inhaber der gewere. 22 Sohm, Fränkisches Recht, S. 42 – 51. Sohm setzt sich allerdings vorrangig mit Sachsenspiegel Landrecht I. 43 auseinander.

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wenn er gleich starke Behauptungen aufstellt, immer noch näher zum Beweise ist. 앚 Wenn wir also die „rechte gewere“ des Art. 44 § 1 in diesen Zusammenhang bringen, so fragt sich weiter, ob etwa auch unser § 2 nur von rechter Gewere in diesem Sinn spricht, nicht von einer eher an die gerichtliche Auflassung anknüpfenden entsprechenden Praeclusivfrist: Dies ist aber nicht der Fall. Einew Parallelstelle im Richtsteig Landrechts (27 § 2)23 zeigt deutlich, daß der Kläger hier durch die Berufung des Beklagten auf rechte Gewere zu Lehen mit seiner Klage vollständig praecludiert ist (s. u.).24 Differenz der Kennt also wirklich der Sachsenspiegel in seinem älteren und der ursprünglichen Umfang eine rechte Lehengewere späteren Rechte? in diesem Sinn nicht, so fände sich eine Differenz gegen die spätere Fassung; ob und ev. warum eine solche 앚:thatsächlich:앚 vorhanden ist, bedarf der Aufklärung, und müssen wir daher noch in eine weitere Erörterung über diesen Punkt eintreten. Die Gewere von Insofern man die rechte Gewere, als 앚:mit:앚 PraeJahr und Tag in den clusivwirkung versehene Gewere von Jahr und Tag, Rechtsbüchern.x mit der gerichtlichen Auflassung, dem Aufgebot und Friedwirken25 des Richters in Zusammenhang bringt, so ist die Consequenz zu ziehen, daß eine rechte Gewere 앚:zu Lehen:앚 in diesem Sinne undenkbar war, so lange der alte Gedanke, daß die Hundertschaftsgerichte26 die einzigen wirklich öffentlichen Gerichte seien, alle daneben bestehenden nur eine Quasijurisdiction innerhalb genossenschaftlicher Verbände üben und nur über deren Interna, lebendig blieb. Dies ist mithin der notwendige Ausgangspunkt. Wie sich 앚:nun:앚 die gegenseitige Stellung von Land- und Lehengericht im Sachsenspiegel verhielt, darauf wird noch bei § 4 zu kommen sein:27 der Sachsenspiegel 앚 stellt, wie sich dort zeigen w Die > Eine

x In der Inhaltsübersicht, oben, S. 405, heißt es: Rechtsbüchern:

23 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 27 § 2, S. 187. 24 Siehe unten, S. 429 f. 25 Zur Sicherung der Auflassung wurde oft ein Prozeßverfahren angeschlossen, in welchem der Richter die Anwesenden dreimal aufforderte, Einsprüche geltend zu machen. Danach sprach der Richter aufgrund seiner Banngewalt dem Erwerber ,Frieden‘ für sein Gut zu, d. h. Verbot jeder Besitzstörung. 26 Nach der klassischen rechtshistorischen Lehre zur Zeit Webers bestand eine ursprüngliche germanische Einteilung des Volkes in Hundertschaften, der auch die Gerichtsverfassung gefolgt sei. 27 Siehe unten, S. 436 ff.

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wird, einy Übergangsstadium dar. Entsprechend scheint sich die Stellung zder Rechtsbücher z zur rechten Gewere formulieren zu lassen…a. 1. Im bSachsensp. 1. In Art. 43 § 1 des Sächs[ischen] Landrechts ist Landr. II A 43b § 1. die Rede von einem Streit um ein Grundstück, welches der eine Teil zu Lehen, der andere zu Eigen anspricht. Sprechen sie es mit „geliker were“ an, so soll der Eigentumsprätendent näher zum Eid sein. Es ist nun, obwohl der Gedanke mit Rücksicht auf die Ausdrucksweise in Art. 42 § 1 naheliegt, doch nicht wahrscheinlich, daß als der entgegengesetzte Fall der gedacht ist, wo Einer eine rechte Gewere im Sinne der den Gegner präcludierenden jährigen Gewere behauptet, der Andere nicht. Wäre dies gemeint, so hätte es gesagt werden müssen: der Richtsteig, welcher die rechte Gewere zu Lehen in diesem Sinne kennt, behandelt, wie wir bald sehen werden,28 den gleichen Fall anders. Ebenso ist nicht wohl denkbar, daß als Gegensatz eine Ungleichheit im Alter der Gewere gedacht ist, dergestalt, daß der Lehenprätendent nicht unterliegt, wenn er ältere Gewere nachweist. Dies deshalb, weil es höchst auffällig wäre, wenn der Lehensmann gegenc einen Lehenprätendenten stets des Geweren bedürfte, gegen den Ansprecher, welcher Eigen behauptet, nicht. Halten wir uns an die Bedeutung, welche das „to like“ in Art. 42 § 2 und im Richtsteig hat, so ergiebt sich als mögliche Interpretation die, daß die Stelle als Gegensatz den Fall im Auge hat, daß der Lehensmann jährige Gewere geltend zu machen in der Lage ist, d앚:und zwar jährige Gewere in dem Sinn des „in Geweren haben“ während Jahr und Tag ohne Widersprache, also nicht als Frist nach einem eAkt – Investitur pp. –, sonderne als thatsächliche unangefochtene Fruchtziehung während eines Jahres,f –:앚d und daß diese jährige Gewere diejenigen Folgen hat, welche ihr der Schwabenspiegel in der citierten Stelle giebt. Dies ge앚winnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß offenbar die Entscheidung in Art. 43 § 1 so ge-

y Unsichere Lesung. z des Sachsenspiegels > der Rechtsbücher a Auslassungszeichen in A. b Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 405, heißt es: Sachsenspiegel, Landrecht II 43 c In A folgt: d – d Einschub am rechten Rand. e A: Akt, – Investitur pp. – sondern f In A folgt: 28 Siehe unten, S. 429 ff.

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meint ist, daß der Eigentumsprätendent ohne weitere Substanziierung einfach zum Schwur dahin zugelassen wird: daß das Grundstück sein (erkauftes, ererbtes pp.) Eigen sei. Im entgegengesetzten Fall, bei jähriger Gewere des Lehensmannes, hätte er seine Behauptung näher zu substanziieren gehabt. Erhöht wird diese Wahrscheinlichkeit dadurch, daß fast unmittelbar darauf, Art. 44 § 1 (die Einteilung in Artikel folgte bekanntlich dem Urtext) von der jährigen Gewere die Rede ist. – Planck nimmt an, der obsiegende Eigentumsprätendent des Art. 43 § 1 habe gar nicht zu beschwören: daß das Grundstück sein Eigen, sondern nur: daß es Eigen sei, nämlich zu Eigen, nicht zu Lehen, ausgethan zu werden pflege.29 Sei dies mit Schöffenzeugnisg constatiert, so siege der Eigentumsprätendent stets über den Lehensmann ob. Bei letzterer Behauptung ist das „mit gelike were“ des § 1 Art. 43 übersehen, und im Übrigen erscheint es höchst anomal, daß Jemand, der einen Beweis gar nicht führt, daß ein Recht ihm zustehe, deshalb obsiegen sollte, weil er glaubhaft macht, es stehe dem Gegner nicht zu; auch ist diese Deutung nur die Consequenz der von Planck versuchten, in dieser Weise nicht zulässigen Scheidung, je nachdem faktischer Besitz vorliege oder nicht. Gegen Plancks gesammte Ausführung spricht auch dieh Parallelstelle im Schwabenspiegel. 2. Im Schwaben2. Diese letztere (c. 178 bei Gengleri)30 läßt hier spiegel ebenso den Lehensmann seinen Geweren zuziehen, wie in dem Fall des Streites zwischen zwei Lehenpräten앚denten. Daß dies jüngeren Rechts sein sollte, ist nicht wohl denkbar, die Tendenz ging umgekehrt auf Abschwächung der Stellung des Geweren. Es scheint nicht zweifelhaft, daß auch nach Sachsenspiegelrecht der Lehensmann 앚:im Fall des A[rtikels] 43 § 1:앚 berechtigt war, den Geweren zuzuziehen, das Sächs[ische] Lehenrecht verlangt in den zu § 1 citierten Stellen die „kundigung“ doch offenbar zu dem Zweck[,] damit der Herr in den Proceß eintreten konnte. Folglich

g Schöffen in A von Korrektor Gierke gestrichen. h In A folgt: i Laßberg > Gengler 29 Vgl. Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I. 2, S. 600. 30 Gengler, Schwabenspiegel, c. 178, S. 150.

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spricht Art. 43 § 1 nur von dem Fall, daß der Lehensmann ohne Geweren sein Recht ausführt. Alsdann unterliegt er, ist unsere Deutung richtig, bei noch nicht jähriger Gewere sofort dem Eide des Gegners selbdritt, bei jähriger Gewere nur der substanziierten Klage und dem gewöhnlichen Beweise (Eid selbsiebent). Consequenzen für Übertragen wir dies auf unsere Stelle 앚:– Art. 42 –:앚, die Interpretation so ist zunächst zu bemerken, daß wir es in derselvon Ssp. IIj 42 ben mit Ansprechen zu thun haben, welche durch Ziehen auf den Geweren substanziiert sind 앚:und:앚 daß aus diesem Grunde der Beklagte, nach der ursprünglichen Fassung der Stelle ohne Unterschied, ob jährige Gewere vorlag oder nicht, seines Geweren bedurfte. Daraus erklärt sich, daß scheinbar der Beklagte, wenn der Kläger nur Lehen beanspruchte, ungünstiger gestellt war, als wenn derselbe Eigentum behauptete, indem er 앚:im ersten Fall:앚 nach dem ursprünglichen Text stets schon durch das Erscheinen des gegnerischen Geweren überwunden war, während dies nach Art. 43 § 1 gegen den Eigentum beanspruchenden Gegner nur der Fall war bei „geliker were“. – kDie Stufenfolgek war also die: Behaupteten beide Teile Gewere zu Lehen an 앚 dem Gute, so waren an sich beide Behauptungen gleich stark. Stärker wurde die Behauptung einer Partei erst dadurch, daß dieselbe ihren Anspruch der Entstehung nach substanziierte, d. h. auf den Geweren zog. Die zu § 1 citierte Parallelstelle im Richtsteig zeigt, daß die Aufforderung an die Parteien, ihren Anspruch in dieser Weise zu substanziieren, durch Urteil ausgesprochen werden konnte. Zog nur eine Partei auf einen Geweren, so unterlag zweifellos die andere sofort, alsl welche die schwächere, weil unsubstanziierte, Rechtsbehauptung aufstellte. Zogen beide auf je einen Geweren, so waren ihre Behauptungen wieder gleich stark und wurde nun nach § 1 verfahren. Welche Rolle spielte nun in unserem Falle nach dem Recht des unvermehrten Sachsenspiegeltextes die Gewere von Jahr und Tag? Es ist bereits zu § 1 die Ansicht vertreten worden, daß in dem Fall unserer Stelle das Ziehen auf den Geweren stets erforderlich war. Dies auch schon aus dem Grunde, weil andernfalls gar nicht erkennbar war, ob die Parteien ihr Recht von demselben oder von verschiedenen Herren herleiteten; im ersteren Fall j Im Inhaltsverzeichnis, oben, S. 405, heißt es: II, k Der Gedankengang > Die Stufenfolge l In A folgt:

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aber war, wie § 4 zeigt, das Lehengericht zuständig. Nachdem aber einmal die Vorladung des Geweren erfolgt war, konnte, wenn die oben über Art. 43 § 1 entwickelte Ansicht31 richtig ist, eine Berufung auf jährige Gewere der Partei, welche von ihrem Geweren im Stich gelassen war, nicht mehr gegen den gewerten Gegner nützen: der letztere hatte durch Ziehen auf den Geweren seine Klagem dem Erwerbsgrund nach substanziiert, der Gegner, 앚 welchem dies nicht gelungen war, war der Stärkere und ohne Weiteres ferner zum Beweise. Es würden also mit der bisherigen Darstellung im Einklang stehen, wenn für den Fall des Art. 42 der Sachsenspiegel die jährige Gewere mit der hier zuletzt erörterten Wirkung: – Nötigung des Gegners, seinen Anspruch dem Erwerbsgrund nach („petitorisch“) zu begründen –, nicht gekannt hätte. Die Richtigkeit vorstehender Interpretation, insbesondere auch derjenigen zu Art. 43 § 1[,] wird übrigens bestätigt durch die Analogie des Falles Art 43 § 2, wo der Streit zwischen zwei Ansprechern behandelt wird, von denen der eine sich auf Kauf, der andere auf Erbgang stützt. Art. 43 § 2 läßt hier ohne Weiteres den Erbprätendenten näher zum Beweise sein, die denselben Fall behandelnde Stelle Richtsteig Landrechts 25 § 2o zeigt, daß dies nur der Fall war, wenn der Gegner seinenp Geweren nicht zur Stelle brachte.32 Die geschilderte Art der Behandlung geht also 앚:wohl:앚 durch alle Fälle von Gewere zu abgeleitetem Recht durch: Dritten gegenüber bedarf der zu abgeleitetem Recht Besitzende stets der Zusicherung des Geweren, – dadurch 앚:aber:앚, daß er ihn zuzieht, zwingt er den Gegner, seinen Erwerbsgrund im Einzelnen darzulegen, er kommt also in die Stellung des im Besitz der Gewere Befindlichen im Prozesse, und es ist aus dem Richtsteig bekannt, daß das Bestreben jeder Partei zunächst dahin ging, sich diese günstige Position zu verschaffen. 3. Im Richtsteig 3. Für den in qS[achsen]sp[iegel] Art. 43 § 1q beLandrechts. handelten Fall 앚 enthält nun der Richtsteig Landrechts (27 § 2) eine entschiedene Änderung. Die Stelle erörtert zu-

m In A folgt: n In A folgt: Ssp. Art. 43 § 1

o 1 > 2 p den > seinen

31 Siehe oben, S. 426. 32 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 25 § 2, S. 178.

q unserer Stelle >

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nächst den Fall, daß beide Parteien „sunder gewere“,33 d. h., wie der Gegensatz zeigt, ohne jährige Gewere, ansprechen, und behandelt ihn wie Art.r 43 § 1. Dann aber spricht sie von dem Fall, daß der Lehenprätendent sich auf rechte Gewere von Jahr und Tag beruft. Der Gegner, welcher das Grundstück als sein Eigen beansprucht, wendet ein, er habe noch nicht 30 Jahre geschwiegen, worauf ihm entgegnet wird, daß diese Frist nur bei Verschweigung an Erbeigen und gegen den Richter erfordert werde, hier aber handele es sich um Lehengewere.34 Dieser letztere Einwand greift durch, der Eigentümer ist also hier durch Ablauf der Frist von Jahr und Tag nicht nur in die Rolle des nicht in der Gewere befindlichen Klägers gedrängt, sondern völlig praecludiert.35 Der Ansprecher zu Eigen,36 welcher in dieser Stelle den Nichtablauf der dreißigjährigen Verschweigungsfrist geltend machen will, behandelt damit die Leheninvestitur als außergerichtlichtliche Übertragung von Rechten an Immobilien. Dem Sachsenspiegel ist trotz der imperativen Form von I 52 § 137 auch die außergerichtliche Eigentumsübertragung noch bekannt, wie I 2938 und, für die späteren Redaktionen, I 9 § 539 ergiebt. Nach der bei Homeyer abgedruckten Glosse zu ersterer Stelle faßte man als das Wesentlichste an der gerichtlichen Auflassung die Praeclusion der Erben nach Jahr und Tag auf.40 Eins außergerichtlicher Akt hatte diese Folge nicht, und der 앚 Eigentumsprätendent in der Richtsteig-Stelle beruft sich offenbar darauf, daß die Leheninvestitur vom Standpunkt des Landrechts aus eine außergerichtliche Übertragung sei. Dies ist zweifellos richtig vom Standpunkt der älteren Rechtsauffassung r In A folgt:

s Unsichere Lesung.

33 Sinngemäß richtig laut Kopfregest; im Text bei Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 27 § 1, S. 187, heißt es allerdings nicht „sunder gewere“, sondern: „unde hebbe gi beide nene gewere daranne, so vrag, wedder du icht neger tu behaldende sist dines egenes an deme gude, edder it jene tu lene neger tu behaldende si“. 34 Es handelt sich um den Einwand des Lehenprätendenten gegen den Eigentumsprätendenten (aufgrund von Erbeigen), daß im Falle der Lehensgewere nicht eine Verschweigungsfrist von dreißig Jahren, sondern nur von Jahr und Tag gilt. 35 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 27 § 2, S. 187. 36 Gemeint ist also der Eigentumsprätendent. 37 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 52 § 1, S. 204, schreibt vor, daß Eigentumsübertragungen nur mit Erbenlaub und im echten Ding (s. Glossar, unten, S. 550 und 549: Ding) erfolgen dürfen. 38 Ebd. I. 29, S. 188. 39 Ebd. I. 9 § 5, S. 166. 40 Ebd. I. 52 § 1, S. 204 Anm. 7.

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aus; da er aber nicht damit durchkommt, muß die Leheninvestitur zur Zeit des Richtsteiges doch unter den außergerichtlichen Übertragungen eine besondre Stellung eingenommen haben. Und zwar vermutlich nach zwei Richtungen. Einmal in sofern, als der Gedanke, daß der Lehenhof kein öffentliches Gericht sei, sich allmälig verlor, andererseits in sofern, als es scheint, daß die Notwendigkeit des Erbenlaubes für die Verlehnung und damit der Gedanke, die rechte Gewere im Sinne der jährigen Praeclusivfrist auch auf Lehen auszudehnen, erst jüngeren Datums zu sein scheint. S[achsen]sp[iegel] I 52 § 2 kennt den Erbenlaub nur für den Fall der Eigentumsübertragung. Von diesem Fall war die Praeclusivwirkung der Auflassung im ersten Ding,41 twelche dem fränkischen Recht entstammtt und in Ostfalen jedenfalls nur importiert war, ausgegangen, und zwar zu einer Zeit, wo es höchst fraglich ist, ob eine Erblichkeit des Lehenverhältnisses auf Seite des Herrn schon auch nur annähernd als Regel galt. Wenn hiernach der Gedanke der rechten Gewere zu Lehen erst der späteren Rechtsentwicklung angehörtu, so fragt sich doch, ob sie bei ihrem Aufkommen an Vorhandenes anknüpfen konnte. Anknüpfung der Wir sahen oben,42 daß die jährige Gewere in dem rechten Gewere zu Sinne, welchen der Schwabenspiegel ihr beilegt, im Lehen an die processualische Land앚gericht für den Fall unserer Stelle – Art. 42 § I Bedeutung des – nicht in Frage kam. Wohl aber wurde sie im LeLehenbesitzes von Jahr und Tag. henhofe beachtet. Ihre Wirkungen daselbst sind folgende: 1) gegen den bestreitenden Herren kommt der Mann, welcher sich auf Gewere von Jahr und Tag beruft, zum Eineide,43 – Sächs[isches] Lehenr[echt] 13 a§ 1 –;a 44 t In A Fragezeichen von Korrektor Gierke am rechten Rand. u ist > angehört a A: § 1; – 41 Nach altem Recht waren Rechtshandlungen wie Ladung, Auflassung u. a. auf drei ordentlichen Dingversammlungen vorzunehmen. Siehe auch Glossar: Ding, unten, S. 549. Hier tritt die Ausschlußwirkung nach Weber schon im ersten Ding ein. 42 Siehe oben, S. 426. 43 Während die zum Beweise berechtigte Partei, die „näher zum Beweise“ ist, im deutschrechtlichen Prozeß in der Regel zusammen mit mehreren (zu dritt, siebent, zwölft) Eidhelfern den formellen Beweis zu erbringen hatte, konnte eine Partei in bestimmten Rechtslagen berechtigt sein, allein durch den eigenen Eid den vollen Beweis zu erbringen. Das ist hier aufgrund der Gewere der Fall. Siehe Glossar: Gerichtseide, unten, S. 552. 44 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht Art. 13 § 1, S. 166.

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2) er ist überhaupt näher zum Beweise, als wer sich nicht darauf berufen kann, mithin praecludiert er Prätendenten, welche sich auf ältere Gewere berufen, sofern er selbst in der Lage ist, den Erwerb seines Rechts eidlich zu erhärten (Homeyer S[achsen]sp[iegel] II, 2 p 409),45 – S[ächsisches] Lehnr[echt] 37 § 3, 26 § 9, 38 § 1,46 – eine Wirkung, welche auch I Feud[orum] 26 § 1 kennt (cf. II. Feud[orum] 33 pr.),47 – und zwar ist diese Praeclusion eine vollständige und entspricht offenbar der Wirkung des an die gerichtliche Auflassung anknüpfenden rechten Gewere zu Eigen. Nun liegt der Gedanke nahe, daß diese Wirkungen der jährigen Gewere im Lehenhofe allmälig auch außerhalb desselben Bedeutung gewonnen haben mögen. Wir werden bei § 4 darauf zu sprechen kommen,48 wie weit die Gerichtsbarkeit des Lehenhofes schon im Sachsenspiegel wie eine dem Landgericht coordinierte angesehen wird. Es ist deshalb sehr begreiflich, und keineswegs so unnatürlich, wie Heusler annimmt,49 wenn auch die Akte im Lehenhofe als quasi-öffentliche behandelt und der Investitur auch außerhalb des Lehenhofes eine der Auflassung analoge Wirkung zugeschrieben wurde. Die alte Publizität der landgerichtlichen Akte war ohnehin im 14. Jahrhundert eine wesentlich fiktive.50 – 앚 Daß die Anerkennung nur allmälig erfolgte, geht ausb Richtsteig 27 cit. hervor. Derselbe erkennt die praecludierende Wirkung der rechten Lehengewere an, läßt aber doch den Lehensmann nur mit seinem Herren obsiegen, ein Recht der ursprünglich unbedingt erforderlichen Zuziehung des Geweren. Ob 앚:in:앚 der Sachsenspiegelstellec 앚:A[rtikel] 43 § 1:앚 der Lehensmann 앚:gegen die unsubstanzi-

b In A folgt: c In A folgt: 45 Weber meint wohl: Homeyer, System des Lehnrechts, S. 410. 46 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht, Art. 37 § 3, S. 212; Art. 26 § 9, S. 198; Art. 38 § 1, S. 213. 47 Libri Feudorum I. 26 § 1, S. 32 a; II. 33, S. 68b. 48 Siehe unten, S. 436 ff. 49 Weber meint wohl: Heusler, Institutionen II, S. 29 f. 50 Das alte (Land-)Gericht fand grundsätzlich unter Beteiligung aller Dinggenossen, des ,Umstandes‘ (siehe oben, S. 415, Anm. 61) und damit öffentlich statt, während im Lehnsgericht nur die Lehnsmannen anwesend waren. Durch die Veränderungen der Gesellschaft und der Gerichtsverfassung im Spätmittelalter war die Öffentlichkeit des Landgerichts und damit die Publizität der dort vorgenommenen Akte nur noch fiktiv.

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ierte Klage:앚 ohne Geweren siegend 앚:würde:앚, ist zweifelhaft. Alles in Allem schließen wir also: Die „rechte Gewere“ ist nicht ein einheitliches Institut; der Ausdruck begreift zweierlei unter sich: einmal die Praeclusivfrist von Jahr und Tag bei der gerichtlichen Auflassung, zusammenhängend mit dem Beispruchsrecht der Erben,51 andererseits den thatsächlichen Besitz von Jahr und Tag, welchere dem, welcher sich darauf berufen konnte, die Rolle des Beklagten zuwies und den Gegner zur Substanziierung seines titulus zwang. Aus beiden ist in der geschilderten Art die rechte Gewere zu Lehen erwachsen, correlativ mit der Ausdehnung des Erbenlaubes auf Lehen. Der § 2 unserer Stelle aber enthält die rechte gewere zu Lehen im Sinn der Praeclusion des Gegners, ebenso wie der Richtsteig. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, daß entweder der Verfasser des Richtsteiges selbst, Johann von Buch, Urheber des Zusatzes in unserer Stelle ist oder daß doch dieser Zusatz unter dem Einfluß des Richtsteiges aufgenommen worden ist. Die praecludierende Wirkung für unseren Fall ist auch im Richtst[eig] Landr[echts] 21 § 452 (dazu cf. S[achsen]sp[iegel] II 3 § 3 und III 39 § 3 wegen des Vertagungsrechtes, welches die besondere Stellung des sich auf jährige Gewere berufenden zeigt)53 und für Kaufeigen54 eod. 23 § 355 ausdrücklich constatiert. –f 앚 § 3.

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Die Fürsten sollen von der Verpflichtung, persönlich als Geweren vor Gericht zu erscheinen, entbundeng und berechtigt sein, mit der gleichen Wirkung die Gewährschaft durch einen besiegelten Brief, welcher von Processualische Stellung der Fürsten

d A: siegte e In A folgt: f In A folgt am unteren Rand des Blattes ein horizontaler Strich in der Hand Webers. g In A folgt: 51 Siehe Glossar: Erbenlaub, unten, S. 550. 52 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 21 § 4, S. 165 f. 53 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht II. 3 § 3, S. 230; III. 39 § 3, S. 330. 54 Während das ererbte Gut („Erbeigen“) durch Sippenrecht („Erbenlaub“, siehe Glossar, unten, S. 550) gebunden war, stand das (vor allem in den Städten geldwirtschaftlich) erworbene „Kaufeigen“ in der individuellen Verfügungsmacht des Eigentümers. 55 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 23 § 3, S. 170.

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einem ihrer Ministerialen56 vor Gericht zu produzieren ist, zu übernehmen. Die Glosse meint, dies habe seinen Grund darin, daß ihr persönliches Erscheinen der Unbefangenheit der Verhandlung schädlich sein könnte.57 Der Richtsteig führt es darauf zurück, daß persönliches Erscheinen dem Fürsten unschicklich sei. Thatsächlich handelt es sich um ein der sonstigen Stellung der Fürsten conformes Privileg derselben.58 Wie der Fürst durch bloßes praeceptum59 Eigentum aufläßt („praeceptalis traditio“ nennen sich die zahlreichen bezügl. Urkunden des Codex diplomaticus Anhaltinus),60 so übernimmt er durch praeceptum die Gewähr. Anfänge finden sich bekanntlich in der Karolingerzeit (Cap[itulare] Carlm[anni] de 884 c 11 bei Pertz),61 den Endpunkt bildet der Satz „Ad centas nemo synodalis vocetur“ in der Constitution Friedrichs II, die volle Exemtion des Herrenstandes.62 Nach dem Sprachgebrauch des Sachsenspiegels sind unter Fürsten zweifellos die vom Reiche mit Fahnlehen63 Bedachten zu verstehen (S[ächsisches] Lehenr[echt] 71 § 21).64 Der Schwabenspiegel geht weiter und giebt jedem Lehenherrn das Recht[,] durch Brief und Siegel Gewährschaft zu leisten, ver56 Ministerialen sind (ursprünglich unfreie) Dienstmannen, die im 12./13. Jahrhundert zum niederen (ritterlichen) Adel aufsteigen, jedoch zu besonderen Diensten in Gericht und Verwaltung ihres Herren verpflichtet bleiben. 57 Glosse zu Sachsenspiegel Landrecht II. 42 § 3, in: Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht, S. 272: „wen, quemen si selve, so vorchte sic en arm man unde alle di eme nutte weren tu sime rechte“. 58 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 21 § 2, S. 164, spricht sogar davon, es sei dem Fürsten unmöglich (unvormogelik) vor Gericht zu erscheinen. 59 Der Besitz wird also durch urkundliche Anweisung übertragen, nicht durch eine tatsächliche Handlung übergeben. 60 Möglicherweise meint Weber Beispiele einer Güterübertragung durch „praeceptum“, die anschließend beurkundet wurden, wie sie sich beispielweise in Codex diplomaticus Anhaltinus I, no. 4, S. 4 f. (vom 21.9.937): „[…] et ut haec nostrae traditionis auctoritas plena vigeat firmitate, iussimus hoc praeceptum conscribi […]“, ähnlich ebd., no. 22, S. 16 f. (1.10.948), no. 23, S. 17 f. (6.12.950) durch König Otto I., finden. 61 Capitulare Karlmanns vom März 884, in: Monumenta Germaniae historica, Leges I, c. 11, S. 553. Weber zitiert hier nach der zu seiner Zeit allein vorliegenden Edition durch Georg Heinrich Pertz, in der Reihe der MGH, Leges in folio. 62 Das Zitat findet sich im Statutum in favorem principum vom 1. Mai 1231, bestätigt durch Kaiser Friedrich II. im Mai 1232, in: Monumenta Germaniae historica, Leges II, S. 282, Z. 35. 63 Fahnlehen hießen nach dem Symbol der Investitur die reichsunmittelbaren Lehen der weltlichen Fürsten. 64 Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht Art. 71 § 21, S. 291.

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weist auch in der dem § 1 unserer Stelle entsprechenden c 177 § 1 (Gengler)h 65 alle Lehensachen, auch bei Ziehen auf verschiedene Geweren, an den Lehenhof, was nur möglich war, wenn man, wie bekanntlich später thatsächlich der Fall, alle Lehen in hie앚rarchischer Ordnung als in letzter Linie vom Reiche degendienendk ansah. – Dieser Gedanke ist im Sachsenspiegel in der HeerschildHierarchie66 zwar vorgebildet, aber noch nicht bestimmend für die Stellung des Lehenswesens im Rechtssystem. Natur des „ingeWas den „ingebornen“ Dienstmann betrifft,67 so bornen“ Dienstkönnte man zunächst annehmen, daß darunter vermannsl standen sei: ein Sachse. Wahrscheinlicher ist doch, daß sich der Ausdruck auf eine bestimmte Kategorie von Dienstleuten bezog. Der Schwabenspiegel hat „inwarteste“, eine andere Lesart des Sachsenspiegels „ingesessene“. Letzeres ließe auf einen belehnten Dienstmann schließen. Die häufigen Fälle, in denen urkundlich die Vertretung durch einen Dienstmann vorkommt (s. d[ie] Urk[unden] b[ei] Meichelbeckm Hist. Fris. I, 2 p. 119, 161, 222, 194, 213, 558 pp.)68 lassen nichts ersehen, außer daß der missus69 wohl stets ritterlich ist. Der Ausdruck ist so unbestimmt, daß sich nichts näheres, auch nicht für das Verhältnis dieses Dienstmannes zu dem Nitzsch’schen scararius,70 an welchen man sich erinnert fühlt, ermitteln läßt.

h (Laßberg) > (Gengler) k Unsichere Lesung. S. 405, heißt es: Dienstmannes m A: Meichebeck

l In der Inhaltsübersicht, oben,

65 Gengler, Schwabenspiegel, c. 177 § 2, S. 149. 66 Mit einer Staffelung vom König bis zum kleinen Lehnsritter in sieben Heerschilden entwirft der Sachsenspiegel eine pyramidenförmige Hierarchie der Lehnsordnung. Der Name Heerschild entstammt dem militärischen Aufgebot. 67 Weber nimmt nunmehr Bezug auf seine Ausgangsstelle Sachsenspiegel Landrecht II. 42. 68 Meichelbeck, Historiae Frisingensis I/2, no. 181, S. 118 f.; no. 302, S. 161; no. 417, S. 222; no. 368, S. 194; no. 401, S. 212 f.; no. 1340, S. 558. In diesen Fällen handelt es sich um missi des Richters. Die Urkunden stammen aus der Regierungszeit Karls des Großen oder Ludwigs des Heiligen; die letzte Urkunde dagegen aus dem Jahr 1169. 69 Weber meint hier den vom Herren gesandten Dienstmann, der den „offenen Brief“, s. oben, S. 407, Anm. 19, überbringt und bezieht sich bei seiner Behauptung auf die zitierten Urkunden, in denen verschiedentlich von einem „missus“, teilweise auch von einem „nuntius“ die Rede ist. 70 Nitzsch, Ministerialität und Bürgertum, S. 50, zufolge sind „scararii“ Unfreie, die einen Teil ihrer Dienste als berittene Boten ableisteten.

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Die Vorschrift, daß dem Unterliegenden der Gewährschaftsbrief auszuhändigen sei, offenbar zwecks Gebrauch bei der Regreßklage, ist ebenfalls ein Zusatz, doch älteren Datums, als § 2, da ihn der Deutschenspiegel nicht übernommen hat.n 앚 § 4.

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Nach § 4 soll, wenn beide Prätendenten sich auf denselben Herren berufen, der Landrichter sie vor letzteren verweisen. Richtst[eig] Landr[echts] 21 § 5 bemerkt dazu, daß das weitere Verfahren sich alsdann nach Lehenrecht richte, ebenso die Frage, wer vor dem Herrn gewinne.71 Es findet also Verweisung an den Lehenhof und Lehenprozeß statt. Der Landrichter schickt aber seine Boten mit und nimmt amtlich Kenntnis davon, wer im Lehenhofe unterliegt, den letzteren verurteilt er seinerseits in Buße und Gewette.72 Daß das Landgericht die Lehensverhältnisse keineswegs ignorierte, wurde schon oben zu § 2 hervorgehoben;73 wir haben insbesondere gesehen, daß die Lehengewere auch im Landgericht respektiert wird[,] was in der That naturgemäß war, da die Gewere an sich von ihrer causa unabhängig (Heusler)74 und letztere nur von Bedeutung ist, wo unsere Prätendenten sich auf Gewere berufen und nun in Frage kommt, welche Behauptung die stärkere ist. Gegenseitige StelAber es ist dies nicht der einzige Fall, in welchem lung von Landder Landrichter von den Lehenverhältnissen Notiz und Lehengericht nimmt. Richtst[eig] Land[rechts] 18 zählt außerdem noch den in I 9 § 2 und I. 14 des Sächs[ischen] Landrechts erwähnten Fallp auf, wo das Lehenverhältnis allerdings mehr eine

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Anerkennung oder Lehenverhältnisseo im Landgericht

n In A folgt zum Abschluß des Blattes ein horizontaler Strich von Max Webers Hand. o In der Inhaltsübersicht, oben, S. 405, heißt es: des Lehenverhältnisses p Fehlt in A; Fall sinngemäß ergänzt. 71 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 21 § 5, S. 166. 72 Buße ist eine Ausgleichszahlung an den Prozeßgegner, das gewette ist eine Zahlung an das Gericht. Zur Gewette siehe auch oben, S. 410, und Glossar: Gewette, unten, S. 553. 73 Siehe oben, S. 423 – 425. 74 Sinngemäß findet sich dies bei Heusler, Institutionen II, S. 23 – 25. Siehe zur causa auch oben, S. 412, Anm. 38, und Glossar: causa, unten, S. 547.

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Incidentfrage75 bildet.76 In dem Fall von S[achsen]sp[iegel] III 84 § 277 und Richtst[eig] Lehenr[echts] 15 § 1278 erkennt dagegen das Landgericht sogar über das Vorliegen oder Nichtvorliegen des Falles der Lehensverwirkung. Grade für die ältere Zeit war die Unterstellung unter das Landgericht 앚 selbstverständlich. Die freien Inhaber von Precarien und Beneficien79 haben sicher ihrem Recht entsprechenden gerichtlichen Schutz genossen. So lange der Herr dem oder den Inhabern von Beneficien als Einzelnen gegenüberstand, konnte von einer besonderen Jurisdiction über diese Verhältnisse keine Rede sein; erst die Entwicklung von Lehensverbänden, einer genossenschaftlichen Organisation mit monarchischer Spitze, konnte diese Consequenz für die Verhältnisse unter den Genossen haben[,] und daß Dem so war und die Lehenjustiz als Gerichtsbarkeit der Genossenschaft bezüglich der ihrer Sphäre angehörigen Vermögensobjecte 앚:und zwar wie schon zu § 1 hervorgehoben,80 einschließlich der Frage der Regreßpflicht des Herren,:앚 aufgefaßt wurde, zeigt grade besonders deutlich unsere Stelle. Sie zeigt namentlich, daß die Lehengerichtsbarkeit sich noch zur Zeit des Sachsenspiegels nicht als etwas einem eximierten (dinglichen oder persönlichen) Gerichtsstand Ähnliches fassen läßt: das Landgericht ist an sich zuständig auch bei einem Streit über ein Lehen unter Lehenspersonen desselben Verbandes, es ist nur das Urteil der Genossenschaft über ihre internen Angelegenheiten maßgebend und bindend auch für das Urteil des öffentli-

75 Eine für die prozessuale Ausgangsfrage „incidenter“, d. h. als eine Voraussetzung, zu klärende Frage. 76 Homeyer, Richtsteig Landrechts, cap. 18, S. 152. Nach der Rubrik zu diesem Kapitel handelt es sich um die Fälle Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 9 § 21 und I. 14. Der dritte hier genannte Fall ist Webers zu interpretierende Hauptstelle ebd. II. 42. 77 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht III. 84 § 2, S. 381. Hier handelt es sich um Fälle der Lehensverwirkung aufgrund von Gewalt, wenn beispielsweise der Lehensmann seinen Lehensherrn tötet oder umgekehrt, so daß sich die Zuständigkeit des Landgerichts aus der Straftat ergibt. 78 Gemeint ist bei Homeyer, Richtsteig Lehnrechts, cap. 15 § 11, S. 467, und nicht § 12, denn dieser Paragraph behandelt die Frage, welchem Zeugen der Vorrang zu geben ist, wenn der eine auf Landrecht, der andere auf Lehenrecht schwört, bzw. falls es zum Widerspruche zwischen Zeugen des Lehensmanns und des Lehensherrn kommt. 79 Dauerpachtverhältnisse und Lehen. 80 Siehe oben, S. 419.

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chen Gerichts. Jenes genossenschaftliche Parere81 holt der Landrichter amtlich durch seine Boten ein. Daß darin, wenn nicht juristisch, so doch faktisch, eine weitgehende Anerkennung der Jurisdiktion des Lehenhofes als einer coordinierten lag, ist einleuchtend. Der Termin vor dem Lehenhofe wird auf über sechs Wochen anberaumt, entsprechend den gebotenen Dingen zum Behuf der Beweisaufnahme im Landgericht. Änderung in den Spätere Rechtsquellen gehen weiter. Wenn der späteren RechtsSchwabenspiegel c. 177 (b[ei] Gengler) auch den quellen im § 1 unserer Stelle behandelten Fall vor die Lehengerichte verweist, 앚 so hängt diese Entwicklung mit der seit Friedrich II fast vollständigen Exemtion derjenigen Klassenq, welche als Lehenherren in Betracht kamen, von der ordentlichen Jurisdiction zusammen, und damit ist der dem Verhältnis von Landund Lehengericht früher zu Grunde liegende Gedanke verlassen und hat die Lehengerichtsbarkeit in der That den Charakter einer Spezialjurisdiktion angenommen. – Ergebnis. Alles in Allem markiert also die interpretierte Stelle in verschiedenen Beziehungen in charakteristischer Weise die rechtshistorische Stellung des Sachsenspiegels. Die prozessuale Stellung der Fürsten hatte sich schon während der Spiegler82 schrieb, geändert, in den Verhältnissen von Land- und Lehengericht stellt der Sachsenspiegel ein Übergangsstadium dar, für die Bedeutung der rechten Gewere außerhalb der gerichtlichen Eigentumsauflassung und der Praeclusion der Erben tritt dies, wie wir sahen,83 sogar in den verschiedenen Redaktionen des Sachsenspiegels zu Tage. Wir glaubten hier erkennen zu können, wie das Institut der Gewere von Jahr und Tag, als eines von Consequenzen für die prozessuale Stellung des Inhabers begleiteten thatsächlichen „in gewere haben“ von Jahr und Tag, der Ausdehnung der Praeclusivfrist von Jahr und Tag, welche ganz anderer Provenienz war, die Wege ebnete. Ein sehr klares Bild hat sich dabei nicht fest-

q In A folgt: 81 Stellungnahme, Gutachten des Gerichts. 82 Mit Spiegler ist der Verfasser des Sachsenspiegels, also nach heutiger Auffassung Eike von Repgow, gemeint. 83 Siehe oben, S. 425 f.

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stellenr lassen, ist aber die aufgestellte Ansicht richtig, so liegt dies in der Natur dieses eine Verwischung darstellenden Prozesses. 앚 Daß thatsächlich eine solche Verwischung des Unterschiedes der an die Auflassung anknüpfenden, vom thatsächlichen Besitzzustand unabhängigen Verschweigungsfrist von Jahr und Tag mit dem „in gewere haben“ von Jahr und Tag, welches den Gegner zur substanziierten Darlegung seines Rechts zwang, den Standpunkt des Sachsenspiegels darstellt, ergiebt am deutlichsten S[achsen]sp[iegel] I 34 § 2:84 hier ist aus der alten „sessio triduana“85 unter Einfluß der fränkischen Verschweigungsfrist ein thatsächlicher (ledikliker) Besitz von Jahr und Tag von der Auflassung an (denn eine solche ist vorausgegangen, da sonst die Erben erst nach 30 Jahren sich verschweigen) geworden. – Also bildet der Standpunkt des Sachsenspiegels auch hier eine Übergangsstufe. Vergessen darf natürlich nicht werden, daß wir im Sachsenspiegel nur ein Bild – oft von zweifelhafter Reinheit – haben, wie sich die im Flusse befindlichen Rechtszustände im Kopfe eines constructiv angelegten Theoretikerss aus den Kreisen der Schöffen gestalteten. Auf urkundliche Ermittlungen mußte aber hier verzichtet werden und ist deshalb die Theorie der Rechtsbücher in der Weise entwickelt worden, als ob sie congruent mit dem jedesmal geltenden Recht gewesen wäre. – Ein Eingehen und eine Würdigung der Controversen in der Litteratur verbot sich von selbst; – es ist fast jeder Schritt bestritten und bestreitbar. Hier ist versucht worden, im Anschluß an Homeyer und Heusler, ohne den Versuch einer Würdigung der Ansichten von Laband,86 und ohne 앚 näheres Eingehen auf Planck’s Stellung, zu einem möglichen, vielleicht: wahrscheinlichen, Ergebnis zu gelangen. 앚

r entfalten > feststellen

s In A folgt:

84 Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht I. 34 § 2, S. 191, lautet: „Svelk man sin gut gift unde dat weder to lene untveit, dem herren hilpt de gave nicht, he ne behalde dat gut in sinen ledichliken geweren jar unde dach. Sint mach he’t sekerliken jeneme weder lien, so dat he, noch nen sin erve, nen egen dar an bereden mach“. 85 Die „sessio triduana“ bezeichnet im ältesten fränkischen Recht einen formellen Akt bei vertraglichen oder erbrechtlichen Grundstücksübertragungen. Er bestand aus der dreitägigen symbolischen Besitzergreifung durch einen Treuhänder (salmann) des Erwerbers. 86 Laband, Vermögensrechtliche Klagen, S. 205 – 239, insbes. S. 236 – 239.

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Rezension von: Anton von Kostanecki

[Rezension von:] Friedrich Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen

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I. Zur Entstehung Neben der Vorbereitung auf das schriftliche Assessorexamen, das für den Sommer 1890 bevorstand,1 beschäftigte sich Weber nach der Veröffentlichung der Langfassung seiner Dissertation im Oktober 1889 weiterhin mit Fragen des mittelalterlichen Handels- und Wirtschaftsrechts, wie die Rezensionen zu Conze und Kostanecki2 zeigen. Beide Besprechungen dürfte er gemeint haben, wenn er am 31. Dezember 1889 an Hermann Baumgarten schrieb, er säße an „einigen Rezensionen“ für Goldschmidts Zeitschrift.3 Beide erschienen im selben Jahrgang in unterschiedlichen Heften der von seinem akademischen Lehrer Goldschmidt mitherausgegebenen „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“. Bei der hier edierten Besprechung handelt es sich um die erste von Max Weber verfaßte und in einem wissenschaftlichen Organ publizierte Rezension. Friedrich Conze, geboren am 24. Dezember 1864 in Halle a. S., wuchs in Berlin auf und besuchte wie Weber das Kaiserin Augusta-Gymnasium in Charlottenburg. Zwei Jahre nach Weber legte er dort Ostern 1884 das Abitur ab. Im Wintersemester 1888/89, also ein Jahr später als Weber, nahm

1 In einem Brief an Alfred Weber vom 30. Juli 1889, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 4, Blatt 25 – 26 (MWG II/2), zeigt sich Weber zufrieden, daß er die Dissertation beendet habe, und wendet seinen Blick den Herausforderungen des kommenden Jahres zu: „muß auch wenn allmälig, so doch ernstlich daran denken, daß in zehn Monaten bereits ein anderer, sehr energischer Filter für mich bereitsteht“. Am 31. Dez. 1889 schrieb Weber in einem Brief an Hermann Baumgarten, sein zweites Staatsexamen stünde am „Jahresanfang“ bevor, in: Weber, Jugendbriefe, S. 322 (MWG II/2). Tatsächlich war Weber bis Mitte Juni 1890 als Rechtsreferendar tätig und bestand mit der mündlichen Prüfung am 18. Okt. 1890 die große juristische Staatsprüfung. Zu Webers Referendarzeit siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 110 – 115, 121 f. 2 Siehe unten, S. 457 – 467. 3 Brief an Hermann Baumgarten vom 31. Dez. 1889 (wie oben, Anm. 1). Zusammen mit diesem Brief sandte Weber seinem Onkel Hermann Baumgarten ein Exemplar der gedruckten Doktorarbeit.

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Conze am Seminar von Levin Goldschmidt teil. Aus dem Seminar ging seine juristische Dissertation „Kauf nach hanseatischen Quellen“ hervor, die Weber in der vorliegenden Rezension bespricht. Conze dankte im Vorwort seiner Arbeit Goldschmidt dafür, daß er die „Arbeit veranlaßt und mir bei Ausführung derselben mit seinem Rate zur Seite gestanden hat“. Zwar hatte Conze am 31. Juli 1889 die Arbeit als Inauguraldissertation an der juristischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn verteidigt, seit April 1889 war er jedoch bereits Kammergerichtsreferendar in Charlottenburg.4 Weber kannte also Conze sicherlich persönlich. Conze zog für seine Untersuchung „Kauf nach hanseatischen Quellen“ deutsche und nordeuropäische Quellen heran. Daher dürften die Ergebnisse Weber für seine eigenen geplanten Untersuchungen zum deutschen Handelsrecht interessiert haben.5 In die Rezension ließ Weber seine Quellenkenntnisse aus dem südeuropäischen Raum einfließen, der für Conze kein Untersuchungsgegenstand war, und ergänzte daneben Conzes deutschrechtliches Material mit eigenen Funden aus Sachsenspiegel und Code Civil.6 Aus der von Weber zusätzlich angeführten Sekundärliteratur läßt sich sein seit dem Dissertationsverfahren weiterentwickeltes Interesse an rechtshistorischen und staatswissenschaftlichen Fragen ablesen. So hatte er den nun in der Rezension zitierten Aufsatz Degenkolbs zum Vorvertrag7 in seiner romanistischen Exegese noch nicht herangezogen, was ihm sein Prüfer, Ernst Eck, in der Zensur vorgehalten hatte.8 Die von Weber als Ergänzung zu Conze zitierte, „neueste Schrift“ von Naudé 9 über „Deutsche städtische Getreidehandelspolitik“ ist als historische Dissertation bei Gu-

4 Dies ergibt sich bereits aus dem Deckblatt sowie aus dem Lebenslauf im Anhang zur gedruckten Dissertation Conzes, Kauf nach hanseatischen Quellen. Conzes Vater war Generalsekretär des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, seit 1877 o. Prof. für Archäologie, und Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. 5 In einem Brief an seinen Göttinger Mentor Ferdinand Frensdorff vom 11. Jan. 1888 (Weber, Jugendbriefe, S. 284; MWG II/2) drückte Max Weber seine Hoffnung aus, „auch die deutschen städtischen Statuten daraufhin [also auf die Entwicklung der vermögensrechtlichen Struktur der offenen Handelsgesellschaft, Zusatz der Herausgeberin] durchzugehen und so doch mit dem deutschen Recht in Berührung zu bleiben, obgleich ich im Übrigen in erster Linie römische Rechtsgeschichte zu arbeiten mir vorgenommen und bisher auch ausgeführt habe“. Allerdings könnten diese Zeilen auch nur beschwichtigend gemeint gewesen sein, weil Frensdorff Weber stets die rechtshistorische Arbeit auf dem Gebiet der deutschen Rechtsgeschichte hatte nahelegen wollen, siehe die Bandeinleitung, oben, S. 12. 6 Vgl. unten, S. 447 f., Anm. 19 – 22, 27 f.; S. 449, Anm. 31 f., 36; S. 451, Anm. 46 f. und S. 452, Anm. 49. 7 Siehe unten, S. 450, Anm. 40. 8 Siehe den Editorischen Bericht zu den Exegesen, oben, S. 359 mit Anm. 6.

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stav Schmoller entstanden, am 9. Mai 1889 cum laude in Berlin verteidigt10 und als Buch am 8. Juli veröffentlicht worden.11 Naudé gab in dem seiner Dissertation beigefügten Lebenslauf an, unter anderem auch bei dem Privatdozenten für Geschichte, Hoeniger, studiert zu haben, der seinerseits ein Freund Webers war.12 Auch Naudés Arbeit dürfte Weber daher aufgrund persönlicher Bekanntschaft mit dem Autor, wohl vermittelt über Hoeniger, vertraut gewesen sein. Im Jahr 1892 unternahm Weber jedenfalls mit einem nur mit dem Nachnamen Naudé bezeichneten Bekannten eine Wanderung von Straßburg aus.13 Bereits in dieser ersten Rezension ließ Weber erkennen, sich mit dem Inhalt der besprochenen Werke aufgrund seiner eigenen wissenschaftlichen Interessen auseinanderzusetzen. Beim Schreiben des Textes unterschied er daher nicht genau zwischen dem Inhalt und eigenen exkursartigen Ausführungen. Im Jahr 1891 formulierte er etwa: „Ich fand deshalb immer, daß Rezensionen sich am besten als Ausnutzung völliger Ruhe, auf dem Kanapee liegend, ausarbeiten lassen – aber jetzt würde ich, wollte ich mich auf mein hiesiges Kanapee legen, unweigerlich einschlafen […] .“14 9 Vgl. unten, S. 446, Anm. 11. 10 Wilhelm Naudé, am 13. März 1866 in Berlin geboren, studierte nach dem Abitur 1885 zunächst Geschichte, unter anderem bei Heinrich von Treitschke und Gustav Schmoller, seit 1888 zusätzlich auch Rechtswissenschaften. Er arbeitete an den Acta Borussica mit – der zentralen Quellensammlung zur preußischen Geschichte, begründet von Gustav Schmoller –, habilitierte sich 1896 und erhielt am 28. Okt. 1903 den Titel eines (außerplanmäßigen) Professors verliehen. Diese biographischen Angaben sind den Universitätsakten zu entnehmen, Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Phil. Fak. 1221, Blatt 192 – 198 (Lebenslauf und Habilitationsverfahren) sowie ebd., Phil. Fak. 1437, Blatt 242 (Verleihung des Professorentitels). 11 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige, Jg. 56, 1889, Bd. 3 (Juli-Sept.), Nr. 156 vom 8. Juli 1889, S. 3521. 12 Vgl. Brief an Hermann Baumgarten vom 30. Sept. 1887 aus Charlottenburg (Weber, Jugendbriefe, S. 272 f.; MWG II/2) sowie einen Brief an Alfred Weber vom 30. Juli 1889 aus Charlottenburg (GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 4, Blatt 13 – 14; MWG II/2), in dem er berichtete, mit Robert Hoeniger und Karl Mommsen Skat gespielt zu haben. Bereits in einem Brief an Hermann Baumgarten vom 14. Juli 1887 (GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7, Blatt 17 – 19; MWG II/2), hatte Weber berichtet, bei Dr. Hoeniger, der sich im letzten Winter habilitiert habe, eine Vorlesung zur „Städteentwicklung im Mittelalter“ zu hören (die entsprechende Passage fehlt in: Weber, Jugendbriefe, S. 176). In einem Brief an Hermann Baumgarten vom 3. Jan. 1891 (Weber, Jugendbriefe, S. 329; MWG II/2), berichtete Weber, donnerstags „regelmäßig Altersgenossen in unserer ‚staatswissenschaftlichen Gesellschaft‘ [zu sehen],“ wodurch er „zu einem Drittel Nationalökonom geworden“ sei. Vgl. auch den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 120. 13 Brief an Clara Weber vom 21. Sept. 1892 aus Straßburg, GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 23, Blatt 6 – 8 (MWG II/2). 14 Brief an Helene Weber vom 17. Juni 1891, in: Weber, Jugendbriefe, S. 333 (MWG II/2).

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II. Zur Überlieferung und Edition Ein Manuskript Max Webers ist nicht überliefert. Der Abdruck folgt dem Text, der in der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von L[evin] Goldschmidt, Fr[iedrich] von Hahn, H[ugo] Keyßner, P[aul] Laband, E[mil] Sachs, 37. Band (= Neue Folge 22. Band), 1890, 1. Heft, S. 268 – 271, am 18. März 1890,15 erschienen ist (A). Dem Text geht im Original eine offensichtlich von der Redaktion der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht hinzugefügte „VI.“, also sechste Rezension, voraus. Die Rezension ist gezeichnet: „Charlottenburg 1889. Dr. Max Weber“. Der Originaltext ist in einer Frakturschrift gesetzt, die Umlaute für Großbuchstaben nicht enthält. Gemäß der Editionsregeln wurden hier Ae, Ue stillschweigend durch Ä, Ü ersetzt. Der im Druck vorgenommene Schriftwechsel von Fraktur zu Antiqua für fremdsprachige Ausdrücke wird hier nicht wiedergegeben. Historisch bedingte Schreibweisen, wie z. B. „Waare“ (unten, S. 445, Z. 3), wurden beibehalten.

15 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige, Jg. 57, 1890, Bd. 1 (Jan. – März), Nr. 63 vom 18. März 1890, S. 1463.

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[Rezension von:] A 268

Friedrich Conze: Kauf nach hanseatischen Quellen. (Dissertation.) 8. (115 S.) Bonn 1889. Die vorstehende Arbeit zeigt uns auf Grund eines Quellenkreises, bezüglich dessen rechtshistorischer Bedeutung man der Auffassung des Verfassers (auf S. 115) nur wird beitreten können, die Umrisse eines Rechtsinstituts, welches dem Gebiet des Mobiliarverkehrs angehört, wo die Rezeption des römischen Rechts angeblich außer unbeholfenen Ansätzen tabula rasa vorgefunden haben soll. Im Gegensatz dazu gibt die Schrift des Verfassers uns juristisch scharf begrenzte Rechtssätze; freilich zeigt sich auch, daß dieselben überwiegend nicht speziell deutschen Rechtsgedanken entspringen, sondern derart aus international vorhandenen Verkehrsbedürfnissen hervorgegangen sind, daß meist geradezu die Ergänzung des vom Verfasser benutzten Materials aus italienischen und selbst spanischen Quellen möglich ist. Wie gegenüber diesen Bedürfnissen schon vor der Rezeption der „nationale“ Gedanke zurückwich,1 erweist u. A. der vergebliche Kampf desselben gegen den Lieferungskauf (§ 21).2 – Der Verfasser gewinnt durch die Gliederung des Stoffs nach systematischen Gesichtspunkten, indem er somit mehr einen Querschnitt als eine Entwickelungsreihe bietet, den Vortheil einer durch anziehende Sachlichkeit und Durchsichtigkeit der Darstellung erhöhten klaren Übersichtlichkeit. – Besonders reichhaltig und dankenswerth ist der Abschnitt (§ 34) über Gewährleistung für Mängel, das späte Aufkommen der Nachrüge verborgener Mängel und die vorromanistische Existenz des im Art. 350 des HGB.’s niedergelegten Rechtsgrundsatzes3 sind

1 Zum Problem einheimisches versus römisches Recht siehe die Einleitung, oben S. 14 – 21. 2 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 21 („Der Lieferungskauf“), S. 51 – 55. Beim Lieferungskauf verpflichtet sich der Verkäufer zur Lieferung einer Sache, die er sich selbst erst beschaffen muß, während nach älterem deutschem Recht der Verkäufer die zu verkaufende Sache in seiner Gewere haben mußte. 3 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 34 [im Text heißt es § 23] („Die Geltendmachung der Mängel durch den Käufer“), S. 93 – 106, zitiert das allgemeine deutsche Handelsgesetzbuch nicht. Weber hingegen dürfte Art. 347, 349 ADHGB meinen,

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quellenmäßig konstatirt, ebenso kurz aber klar im § 31 der quellenmäßige Nachweis des deutschrechtlichen Satzes geführt, daß Abwesenheit der Ansprüche Dritter zur „Lieferbarkeit“ der Waare gehört. Streiten ließe sich mit dem Verfasser über die Berechtigung der Hineinziehung der gewerbepolizeilichen Bestimmungen (§§ 3–7)4 in die sonst privatrechtliche Erörterung. Der Natur der Sache nach können dieselben in diesem Zusammenhang nicht leicht ganz zu ihrem Recht kommen. Allerdings wird dabei die terminologische Abgrenzung des „Vorkaufs“5 als: 1. Kauf außerhalb der städtischen Märkte, 2. „In den Kauf Fallen“6 und 3. Lieferungskauf, gewonnen. Im Übrigen kann hier nicht auf eine Würdigung der gesammten, theils neue Gesichtspunkte, theils und hauptsächlich eine konkretere Basis schon vorhandener bietende Darstellung eingegangen werden. Nur folgende Bemerkungen zu einzelnen Punkten mögen hier Platz finden: Zu § 4f.7 Der Verfasser handelt hier, wie bemerkt, vom „Vorkauf“ in seiner gewerbepolizeilichen Bedeutung: 1. Kauf außerhalb des städtischen Marktes und 2. Verkauf an Andere als diejenigen, welche nach 앚 Vorschrift der betreffenden Marktordnung die Vorhand haben. Die hierunter gehörigen, vom Verfasser (§ 3) getadelten Bestimmungen der Statuten sind überwiegend das noth-

wonach beim Handelskauf die gelieferte Ware sofort auf Mängel zu untersuchen und zu rügen ist, weil man spätere Mängel nicht mehr geltend machen kann. Verborgene, d. h. bei Übernahme der Sache durch den Käufer nicht sofort feststellbare Mängel können nach dem ADHGB auch später (daher „Nachrüge“ bei Weber), nicht später als sechs Monate nach Lieferung gerügt werden, wenn der Käufer seine Gewährleistungsrechte nicht verlieren wollte. Der von Weber angeführte Art. 350 ADHGB verwehrt dagegen einem betrügerisch mangelhafte Ware verkaufenden Händler die Berufung auf die kurzen Rügefristen der Art. 347, 349 ADHGB. 4 Gewerbepolizeilich meint hier den umfassenden, älteren Polizeibegriff, siehe Glossar: Polizei, unten, S. 560. In den §§ 3 – 7 erörtert Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 10 – 18, Fragen des Abschlusses des Kaufvertrages, insbesondere das Verbot des Vorkaufs, die Pflicht, auf dem Markt zu kaufen. 5 Das Vorkaufsrecht sichert ein (entweder dingliches oder obligatorisches) Vorrecht auf Erwerb einer Sache vor anderen Käufern. Solche Rechte waren im Mittelalter sehr verbreitet. 6 Beim „In den Kauf Fallen“ tritt ein Bürger zu einem bereits abgeschlossenen Kaufvertrag hinzu und verlangt vom Käufer, einen Teil der Ware gegen Abstandszahlung zu übernehmen, von Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 7, S. 16 – 18, erörtert. 7 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 4 (Vorkauf), S. 10 – 11, § 5, S. 11 – 14.

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wendige Produkt der eigenthümlichen Situation, in welcher sich der in den Hansastädten herrschende Großkaufmannsstand befand, indem er suchen mußte, die Interessen des Rohstoff-Exporthandels – seine eigenen – mit dem Konsumenten-Standpunkt der an Zahl starken städtischen Arbeiterklassen und der Zünfte thunlichst zu vereinigen.8 So ist weder die S. 16 citirte Bestimmung der Dortmunder Statuten (I art. 30 p. 34),9 noch die S. 17 citirte der Lübischen Kaufmannsordnung (Lüb[isches] Urk[unden] B[uch] II Nr. 100)10 singulär, sondern findet, besonders in Hamburg, aber auch sonst, Parallelen. In dieser Beziehung bildet die neueste Schrift von Naudé (in Schmoller’s Forschungen)11 die wirthschaftshistorische Ergänzung der Bemerkungen des Verfassers. Zu § 8.12 Der hier erwähnte Auktionsmodus durch Ausgebot herrschte an holländischen Plätzen bei den großen Rohstoffauktionen noch bis vor Kurzem und wird erst jetzt durch die in Antwerpen übliche Form der Auktion mittelst Angebots verdrängt.13

8 In der von Weber in Bezug genommenen Stelle bei Conze, ebd., S. 10 – 12, tadelt Conze nicht selbst die Statuten, sondern gibt den Tadel eines anderen Autoren wieder. Auch spricht Conze dort nicht von „Interessen des Rohstoff-Exporthandels“ oder dem „Konsumenten-Standpunkt der städtischen Arbeiterklassen“. Es handelt sich hier also um Webers Interpretation. 9 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 17, Fn. 1, zitiert für Dortmund Frensdorff, Ferdinand, Dortmunder Statuten und Urtheile. – Halle a.S.: Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses 1882, Art. 30, p. 34. Das Singuläre an den Dortmunder Statuten besteht für Conze darin, daß alle Bürger und nicht nur die Zunftgenossen in einen günstigen Kaufvertrag eintreten können. 10 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 17, Fn. 5, zitiert das Lübische Urkundenbuch II, no. 1001 – und nicht Nr. 100, wie Weber schreibt –, p. 922. 11 Naudé, Deutsche städtische Getreidehandelspolitik. Es handelt sich um Naudés Dissertation, die 1889 in der von der Gustav Schmoller herausgegebenen Reihe Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen erschien, s. den Editorischen Bericht, oben, S. 442, Anm. 10, 11. 12 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 8 (S. 18 – 20), behandelt die deutschrechtliche Versteigerungsform durch Ausgebot. Hierbei macht der Verkäufer ständig neue Angebote zu meist sinkenden Preisen an die Umstehenden, bis der erste von ihnen annimmt. Diese Form grenzt Weber von der bis heute üblichen, aus dem römischen Recht stammenden Versteigerungsart durch Angebot ab. Dabei machen die Käufer reihum stets steigende Angebote und bleiben nur solange an ihr Gebot gebunden, bis ein höheres gemacht wird. 13 In dem in Bezug genommenen Abschnitt spricht Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 18 – 20, von den Auktionspraktiken der Lübecker, Leipziger und Altmärker Messen, nicht jedoch von Antwerpen.

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Zu § 9f.14 In der Frage nach der Natur des deutschrechtlichen Kaufvertrages (Real- und Formal- oder Konsensualkontrakt)15 entscheidet sich der Verfasser nach umsichtiger Prüfung seines Quellenmaterials im Wesentlichen für die besonders von Stobbe (Zeitschr[ift] für Rechtsgesch[ichte] XIII S. 216f.)16 gegebene Auffassung, jedoch mit größerer Bestimmtheit, als dies von Stobbe geschehen. Wozu aber die im § 10 unternommene Scheidung bindender, klagbarer und „beweisbarer“ Verträge?17 welche der Verfasser auf S. 14 durch die meines Erachtens nicht zutreffende Bemerkung wieder aufhebt, ein Vertrag, welchen der Beklagte eidlich ableugnen könne, sei „nicht bindend gewesen“.18 Vgl. dagegen in Sachsenspiegel I, 7 den ersten und zweiten Satz mit einander,19 dann Sachsenspiegel I, 6 § 320 als Übergang zur modernen Auffassungsweise,21 und z. B. Code civil art. 1715.22 Die Unterscheidungen des

14 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 9 (S. 20 – 23), behandelt die Frage, wann nach deutschem Recht „Perfektion“, also Abschluß eines schuldrechtlichen Kaufvertrags zustande kommt. 15 Siehe Glossar: Kontrakt, unten, S. 556. 16 Conze, Kauf nach hanseatische Quellen, S. 21, stellt zunächst die ältere Auffassung Stobbes dar, der erst die Konsensualtheorie vertreten hatte, dann aber in Stobbe, Reurecht und Vertragsschluß, S. 216 f. – dem hier von Weber angeführten Titel –, die Realtheorie beim Kaufvertrag vertritt. Danach ist ein Kaufvertrag nicht schon aufgrund der Einigung zwischen Verkäufer und Käufer, sondern erst nach Übergabe der Kaufsache perfekt. 17 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 10 (S. 23 – 25), unterscheidet, ob nach den hanseatischen Quellen die sog. Perfektion des Kaufvertrages bedeutet, daß der Vertrag bindend, klagbar oder beweisbar ist. 18 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 10, S. 24 – und nicht S. 14 –, hält nach älterem deutschen Recht den Vertrag für nicht bindend, weil der Käufer durch einen einfachen Eid leugnen kann, daß er je zustande gekommen sei. 19 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 24, Fn. 3, verweist zwar auf Sachsenspiegel Landrecht I. 7, unterscheidet aber nicht zwischen Satz 1 und Satz 2, wie Weber vorschlägt. In Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht, I. 7, S. 164, geht es um die einfachere Beweisbarkeit des vor Gericht abgegebenen Versprechens im Vergleich zum bloßen außergerichtlichen Versprechen, an das der Versprechende aber gleichfalls gebunden sein soll. 20 Conze zitiert diese Quellenstelle nicht. Nach Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht, I. 6 § 3, S. 163, geht es um den Vorrang des Eides vor dem Beweismittel der Zeugen. 21 Weber zieht hier Quellen aus einem anderen Rechtsbereich zu anderen sachlichen Zusammenhängen (bei den Sachsenspiegelstellen: Erbrecht, beim Code civil: Mietrecht) heran, um die Entwicklung überzeitlicher Rechtsprinzipien darzulegen. 22 Conze zitiert diese Stelle aus dem französischen Code civil nicht. In Art. 1715 Code civil geht es darum, wie man gegebenenfalls durch Zeugen den Abschluß eines

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Verfassers beruhen wohl darauf, daß es Verträge gibt, welche nur in dem Sinn bindend (aber dann auch klagbar) sind, daß eine Partei nicht ohne Rechtsfolgen zurücktreten kann, und daß die prozessuale Frage, wer im Streitfall näher zum Beweise ist, bei Darstellung des deutschen materiellen Rechts nicht ignorirt werden darf. Das Verhältniß der prozessualen zu den materiellrechtlichen Gesichtspunkten wäre aber wohl anders, als vom Verfasser geschehen, zu formuliren – was hier zu weit führen würde. Zu § 14f.23 Daß Weinkauf und Gottespfennig24 nicht bloß konfirmatorische Bedeutung haben, ist einleuchtend dargethan. Wenn der Verfasser, wie es scheint, in § 1925 andeuten will, daß der Weinkauf speziell deutsch, der Gottespfennig wenigstens nordeuropäisch sei,26 so stehen dem die italienischen und spanischen Quellen entgegen (z. B. für 앚 Florenz Stat[uto] dell’ Arte di Calimala II 18,27 spanisches Privileg von 1366, abgedruckt in der Zeitschr. für Handelsr. XXX S. 409;28 die präsumtive Reugeld-Natur29 in dena a A: der Miet- (nicht: Kauf-)vertrages beweisen könne, soweit der Mietvertrag nicht schriftlich abgefaßt worden war. 23 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 14 (S. 28 – 36), lautet „Perfektion durch Hingabe des Gottespfennigs“; § 15, S. 36 – 41, lautet „Perfektion durch Weinkauf“. 24 Beides sind Formen, in denen durch ein „Angeld“ (arrha) ein entgeltlicher Vertrag formell befestigt wurde. Beim Gottespfennig (denarius Dei) wurde das Angeld für fromme Zwecke verwendet, beim Weinkauf mit Vertragszeugen vertrunken. 25 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 19, S. 50, faßt die Ergebnisse zum Großkapitel II „Abschluß des Kaufvertrages“ zusammen. 26 Conze, ebd., S. 50, erwähnt den Weinkauf in den „Städten Deutschlands und den nordischen Reichen, vor allem Dänemark“, den Gottespfennig in allen „Handelsplätzen der Hanse“ von Nowgorod bis London, in Flandern und in der Champagne. 27 Statuto dell’Arte di Calimala, lib. II c. 18 („Che in ogni mercato si dia e dare si debbia lo denaro di Dio“), S. 304 f., setzt bei Strafe von 20 Schillingen fest, daß jeder Verkauf von Tuchen durch einen Kaufmann der Arte di Calimala in Florenz nur gültig sein soll, wenn zuvor der „denaro di Dio“, der Gottespfennig, vom Käufer gezahlt worden war. 28 Weber zitiert das „spanische Privileg“ nach Ehrenberg, Makler, Hoteliers und Börse, S. 409, Fn. 5, der zwar ein „spanisches Privileg“ erwähnt. Der Sache nach geht es jedoch um ein Privileg für spanische Kaufleute in Brügge, das auch in einem Inventar des Brügger Archivs erhalten ist. Es ist daher problematisch, die Quellenstelle, wie Weber es tut, als Beispiel einer spanischen Quelle heranzuziehen und von den nordeuropäischen Quellen, die Conze verwendet hat, abzusetzen. 29 Das „Angeld“, das eigentlich die formelle Gültigkeit des Vertrages festigen sollte, konnte für den Fall des Rücktritts vom Vertrag u.ä. als „Reugeld“ dem Vertragsgegner verfallen.

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Siete Partidas V, 5, l. 730 scheint Neueinführung zu sein, was zu der Ansicht des Verfassers auf S. 33 Anm. 2 stimmen würde). Besonders kommt in Betracht Stat[uta] domus mercatorum von Verona l. III c. 15,31 wo der dem Makler gegebene und von diesem praesentibus partibus weiterbegebene denarius Dei an die heutige Begebung der Schlußnote erinnert,32 – eine Stelle, welche auch bei dem citirten Privileg Eduard’s I. (Anm. 5 auf S. 29) zu den Worten „inter principales personas“ zu vergleichen ist;33 auch zu Gunsten der Stobbe’schen Auffassung der winkopeslude34 (Anm. 7 auf S. 37)35 kann sie als Analogie von Erheblichkeit sein. C. 90 ebenda36 spricht für die Richtigkeit der Annahme des Verfassers, daß der Weinkauf das ältere Institut sei; im Interesse der Armen wird hier der Weinkauf für künftig verboten, offenbar weil zu oft die Annehmlichkeiten dieses Modus dem frommen Zweck des denarius Dei vorgezogen wurden. Zu § 21.37 Den bekannten Kontrakt der Bernsteindrechsler in Lübeck mit Zwischengroßhändlern (Lüb[isches] Urk[unden] B[uch] 30 Siete Partidas, partida 5, titolo 5, ley 7, cap.: „Quien deve ganar la sseñal que fue dada porrazon de compra ssi la vendida non sse acabare“, f. 11rb. 31 Weber meint wohl c. 65, nicht c. 15, der Quelle: Statuta civilia domus mercatorum Veronae, l. III, c. 65 (Rubrik: „Nullum mercatum, a decem libris superius, valeat sine messeto, & denario Dei: Et messetus illud non compleat, absente emptore“), S. 65. 32 Weber zieht hier einen Vergleich zur Schlußnote eines Handelsmaklers im modernen Handelsrecht (Art. 74 f. ADHGB). In der Schlußnote stellt der Makler nach Abschluß eines Geschäfts eine Urkunde über Parteien, Gegenstand und Vertragsbedingungen aus. Die Schlußnote dient zum Beweis für den Abschluß und Inhalt des Rechtsgeschäfts (Art. 77 ADHGB). 33 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 20, mit Fn. 5, zitiert wörtlich ein Privileg König Eduards I. für deutsche Kaufleute aus dem Jahr 1303, in dem er die Verbindlichkeit aller mit einem „denarius dei inter principales personas“ geschlossenen Verträge garantiert. 34 Die Vertragszeugen, die das Weinkaufgeld vertrunken haben. Siehe oben, S. 448, Anm. 23. 35 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 37, Fn. 7, betont die zunehmende Bedeutung der Zeugen als das entscheidende juristische Element des Weinkaufs, der mehr und mehr zu einem „trockenem“ wurde. Auch Stobbe, Reurecht und Vertragsschluß, S. 235, sieht eine Entwicklung, daß die „winkopeslude“ im Lauf der Zeit zu einfachen Geschäftszeugen werden. 36 Mit c. 90 meint Weber hier möglicherweise die im Anschluß an das jeweilige Statutenkapitel gedruckten Correctiones statutorum zu den Statuta domus mercatorum Veronae. Dort ist auf S. 98, nicht in c. 90, noch einmal die Rede von dem „denarius Dei“. Außerdem wird dort später eine zusätzliche Niederschrift des getätigten Kaufs in einem Buch verlangt. 37 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 21, S. 51 – 55, lautet „Der Lieferungskauf“.

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VI Nr. 581)38 würde auch Ref[erent] unbedenklich als Kauf konstruiren: die Hilfskonstruktion mittelst des pactum de emendo39 als Lückenbüßers ist unerwünscht; die z. B. auch von Degenkolb (Archiv für civ. Praxis Bd. LXXI S. 82)40 erwähnte moderne Tendenz, derartige Verträge über nicht voll bestimmte, aber entweder jetzt oder künftig objektiv bestimmbare Objekte im Handel als Kauf zu fassen, entspricht sicherlich älteren Auffassungen. Wirthschaftlich hat allerdings bei obigem Kontrakt die schiefe Ebene zum hausindustriellen Betrieb hinab bereits begonnen, juristisch aber läge zu einer Änderung der Konstruktion selbst dann noch ein Anlaß nicht vor, wenn eine Monopolisirung der gesammten Arbeitsleistung (Verbot, für Andere zu arbeiten) stattfände und die Art der Herstellung seitens des „Verlegers“41 speziell vorgeschrieben wäre. Erst die mindestens theilweise Lieferung des Rohstoffes durch den Kapitalisten bildet, wie wirthschaftlich einen der wichtigsten, so juristisch den entscheidenden Schritt. Über die wirthschaftsgeschichtliche Bedeutung jenes Vertrages cf. Stieda, Hausindustrie S. 117.42 Zu § 24.43 Das geringe Quellenmaterial über die wichtige Frage des Übergangs der Gefahr44 bei Distanzgeschäften ist in dankenswerther Weise geboten. Der Rechtssatz, daß die Gefahr schon mit der Absendung übergeht, ist erst mit der Entwicklung gesicherter Verkehrsverhältnisse möglich und nachdem sich feste Kundschaften gebildet hatten, welche periodisch regelmäßig größere Quantitäten bezogen. Der umgekehrte Satz liegt in den älteren Absatzverhältnissen begründet: der Verkäufer bringt seine Waare an geeigne38 Nach Conze, S. 55, Fn. 2, findet sich der berühmte Vertrag der Lübecker Bernsteindrechsler aus dem Jahr 1422 im Lübischen Urkundenbuch VI, Nr. 586, und nicht als Nr. 581. 39 Vorvertrag auf Abschluß eines Kaufvertrags. 40 Degenkolb, Zur Lehre vom Vorvertrag, S. 82 ff. 41 Verleger ist jeder Unternehmer, der die Produktion als Auftragsarbeit an selbständige Betriebe vergibt und diesen das Vormaterial liefert. 42 Stieda, Die deutsche Hausindustrie, S. 117 ff., interpretiert den gleichen Vertrag der Lübecker Bernsteindrechsler unter wirtschaftlichen Aspekten. 43 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, § 24, S. 58 – 62, lautet „Übergang der Gefahr“. 44 Siehe Glossar: Gefahr, unten S. 552. Insbesondere in den Fällen, daß Verkäufer und Käufer nicht am gleichen Ort sind, es sich also um ein Distanzgeschäft handelt, ergeben sich Probleme, ob für eine auf dem Lieferweg untergegangene Sache noch der Kaufpreis entrichtet werden muß.

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te Märkte und sucht dort die Gelegenheit zum Absatz. Mit Recht ist der Verfasser vorsichtig in Schlüssen aus den Absendungsprotesten des Lüb[ischen] Urk[unden] B[uchs] V Nr. 396 und 399.45 Nr. 399 anlangend, so 앚 ist der Thatbestand ergänzend aus Nr. 401 und 40846 zu ermitteln. Ein Spediteur in Riga hat für einen Dorpater Kommittenten sieben Ballen nach Lübeck zur Weitersendung über Hamburg nach Brügge verschifft. In Lübeck ist zufolge eines Unfalls ein Ballen in unbefugte Hände gelangt. Nach Lübeck gelangen nur 1. ein Protest des Rigaer Spediteurs über die richtige Absendung von sieben Ballen, 2. ein Protest des Brügger Empfängers über Empfang von nur sechs Ballen, mit dem Ersuchen, den fehlenden zu ermitteln und zu beschlagnahmen, da derselbe ihm – dem Empfänger – gehöre, 3. eine Reklamation des Dorpater Absenders um Ausantwortung des beschlagnahmten Ballens bezw. des hinterlegten Erlöses; er – der Absender – habe „to deme wasse edder gelde vor Gode recht unde is sunder twyvel syn bodem gewest“.47 Da die Urkunde ad 3 die letzte in der Sache ist, hat offenbar der Absender vom Destinatär in Brügge Zahlung für den siebenten Ballen nicht erhalten, also thatsächlich die Gefahr getragen. – Den Vertrag im Lüb[ischen] Urk[unden] B[uch] V Nr. 14448 über von Lübeck nach Bergen zu versendenden Hopfen möchte Referent etwas abweichend vom Verfasser (S. 61) interpretiren. Dersel45 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 62, Fn. 1, zitiert allerdings Band VII, und nicht Band V, des Lübischen Urkundenbuchs für die von Weber hier bestätigten Fälle. 46 Diese beiden Urkunden samt der darin geschilderten Fälle kommen bei Conze nicht vor. Weber hat hier anscheinend ergänzend herangezogen: Lübisches Urkundenbuch VII, Nr. 401, S. 376 f. (vom 29. Juni 1430) und VII, Nr. 408, S. 385 – 387. In Nr. 401 bestätigen die Älterleute der deutschen Hanse in Brügge einem in Brügge ansässigen Kaufmann, daß die ihm von Riga über Lübeck und Hamburg gesandte Ware nicht unversehrt in Brügge angekommen ist. In Nr. 408 (vom 30. Juli 1430) beschwert sich der Rat von Dorpat beim Rat von Lübeck, wie schlecht ein Lübecker Schiffer mit der ihm anvertrauten Ware umgegangen sei. Bei den von Weber im folgenden genannten Urkunden ad 1, ad 2, ad 3 dürfte es sich somit um die Urkunden Nr. 399 (vom 24. Juni 1430, Protest des Rigaer Kaufmanns, daß er die Ware richtig abgesendet habe, von Weber als Absendungsprotest bezeichnet), 402 und 408 respektive, handeln. 47 Lübisches Urkundenbuch VII, Nr. 408, S. 387. 48 Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen, S. 61, Fn. 2, erörtert die von Weber genannten Fälle des Verderbs und Untergangs der Ware nicht, sondern interpretiert den Fall so, daß vor der Übergabe der Ware an den Käufer der Verkäufer generell die Gefahr trägt, insbesondere für deren Vernichtung durch Seeräuber.

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be besagt, daß Verkäufer unter allen Umständen die Gefahr der Vernichtung durch Untergang des ganzen Schiffs trägt, die Gefahr des Verderbs und sonstiger Beschädigung der Waare dagegen, wenn das Schiff in Bergen anlangt, nur für den Fall der Ausraubung durch Piraten („risico di mare e di gente“ der italienischen Urkunden),49 nicht aber für sonstige, nur die Waare treffende Unfälle. Daß sich die Abwälzung der Gefahr auf den Käufer zuerst hinsichtlich solcher Beschädigungen und Minderungen der Waaren entwickelte, welche dieselben, ohne daß dem Schiff etwas zustieß, also in der für den am Bestimmungsort nicht anwesenden Versender am schwersten kontrollirbaren Weise, trafen, erscheint naheliegend. 앚

49 Vgl. etwa die Ricordi di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano von 1344, S. 22 f., die Weber in seiner Geschichte der Handelsgesellschaften, siehe oben, S. 285, Fn. 34 mit Anm. 15, 17 in Bezug nimmt.

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[Rezension von:] A[nton] von Kostanecki, Der öffentliche Kredit im Mittelalter

Editorischer Bericht

I. Zur Entstehung Parallel zur Rezension der Dissertation von Friedrich Conze1 arbeitete Max Weber um die Jahreswende 1889/90 an der Besprechung der gedruckten Dissertation von Anton von Kostanecki.2 Kurz nach seinem eigenen Promotionsverfahren rezensierte Weber damit die zweite, gleichfalls in Berlin entstandene Dissertation. Kostanecki, geboren am 9. Januar 1866, stammte aus Posen und hatte nach dem Abitur 1884 vier Jahre lang in Berlin Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Geschichte studiert. In einem Seminar bei Goldschmidt – möglicherweise dem gleichen, an dem Weber teilgenommen hatte – hatte Kostanecki die Anregung zu seiner Dissertation erhalten, wie aus dem Dissertationsgutachten seines akademischen Lehrers, Gustav Schmoller, vom Januar 1889 hervorgeht. Allerdings bemängelte Schmoller, daß Kostanecki als Pole die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrsche, und gab ihm die Arbeit zur sprachlichen Überarbeitung zurück. Nachdem Kostanecki diese Überarbeitung bis Februar 1889 vorgenommen hatte, bestand er am 7. März 1889 das „examen philosophicum“ mit der Note „magna cum laude“ und verteidigte die Dissertation (Prädikat: „doctrine et acuminis documentum laudabile“) am 29. Juni 1889.3 Während Kostaneckis Dissertation,

1 Siehe oben, S. 440. 2 Weber berichtet in einem Brief vom 31. Dez. 1889 aus Charlottenburg seinem Onkel Hermann Baumgarten, einige Rezensionen für Goldschmidts Zeitschrift in Arbeit zu haben (GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7, Blatt 45 – 48; MWG II/2). Diese Passage fehlt in dem Abdruck des entsprechenden Briefes in: Weber, Jugendbriefe, S. 323. 3 Vgl. Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Phil. Fak. 289, Blatt 99 (lateinischer Lebenslauf), Blatt 103 (Gutachten Schmollers), Blatt 107 (Promotionsschrift bestehend aus 32 Druckseiten mit dem Zusatz auf dem Innendeckblatt: „Die vorliegende Dissertation bildet den Anfang einer als 1. Heft des 9. Bandes der ‚Staats- und socialwissenschaftlichen Forschungen‘, herausgegeben von Gustav Schmoller, erscheinenden Arbeit“), Blatt 125 (Doktorurkunde).

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Rezension von: Anton von Kostanecki

wie sie sich in den Universitätsakten findet, 32 Seiten, also zwei Druckbogen, lang war, ist die in Schmollers Staats- und socialwissenschaftlichen Forschungen Band 9 als Heft 1 gedruckt erschienene Version 125 Seiten lang.4 Diese längere Fassung besprach Weber in der folgenden Rezension. Da Weber in der Rezension gewisse Schwierigkeiten Kostaneckis mit der deutschen Sprache erwähnte,5 ist davon auszugehen, daß Weber auch ihn persönlich, sicherlich aus dem Umfeld von Goldschmidts Schülern kannte. Möglicherweise gehörte Kostanecki zu dem Kreis junger Historiker und Nationalökonomen, mit denen Weber sich, vermittelt über Robert Hoeniger, „gelegentlich“ in der später sogenannten „Donnerstagsgesellschaft“ traf.6 Die ausführliche inhaltliche Auseinandersetzung Max Webers mit Kostaneckis ‚Öffentlichem Kredit‘ deutet bereits seine Interessen am öffentlichen Kredit- und Anleihewesen an, wie sie beispielsweise in seinen späteren Börsenschriften zum Ausdruck kommen. Auch in seiner ‚Römischen Agrargeschichte‘ sollte Weber dann die antike und mittelalterliche Finanzwirtschaft miteinander vergleichen und hierfür auf Kostaneckis Werk zurückgreifen.7 Auch in seiner Rezension machte Weber einen mehr als eine Seite langen Exkurs zum „Kreditwesen in den Städten“,8 um sich, wie zuvor schon mehrfach in seiner ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘,9 kritisch mit der Wucherlehre Endemanns auseinander zu setzen. Weber ergänzt die von Kostanecki genannte Literatur um neuere Titel. Hierzu gehört die historische Doktorarbeit von Heinrich Mack, die dieser am 12. Oktober 1889 in öffentlicher Disputation in Berlin verteidigt hatte. Auch Mack hatte seiner Disputation lediglich das erste Kapitel, bestehend aus 38 Druckseiten, zugrunde gelegt, aber schon in dem den Promotionsakten beiliegenden Dissertationsdruck angekündigt,10 daß die gesamte Schrift als Heft 33 der Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte,

4 Kostanecki, Der öffentliche Kredit, wurde am 8. Juli 1889 von Duncker & Humblot als Neuerscheinung gemeldet. Vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige, Jg. 56, 1889, Bd. 3 (Juli – Sept.), Nr. 156, S. 3521. 5 Siehe unten, S. 458, Z. 22 – 26. 6 Siehe den Editorischen Bericht zur Rezension von Conze, oben, S. 442. 7 Vgl. Deininger, Jürgen, Editorischer Bericht, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 59, Anm. 21. 8 Siehe unten, S. 458 – 462. 9 Vgl. Weber, Geschichte der Handelsgesellschaften, oben, S. 269 mit Anm. 62; S. 313 mit Anm. 1 und S. 326, Fn. 32 mit Anm. 57. 10 Das 38 Druckseiten umfassende Disputationsexemplar trug den Titel „Beiträge zur Finanzgeschichte der Stadt Braunschweig im XIII. und XIV. Jahrhundert“ und erschien Breslau: Wilhelm Koebner 1889.

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herausgegeben von Otto Gierke, erscheinen würde.11 Aus dieser vollständigen Schrift zitiert Weber in der Rezension zu Kostanecki.12 Mit Siegfried Freund, geboren am 23. Juni 1867 in Breslau, erwähnt Weber einen weiteren Kommilitonen aus dem Goldschmidt’schen Schülerkreis lobend.13 Freund war am 22. November 1887 Opponent bei der Disputation eines anderen Goldschmidt-Schülers, Georg Schaps, dessen größere Studie „Zur Geschichte des Wechselindossamentes“ Weber ebenfalls noch separat besprechen sollte.14 Freund selbst studierte in Berlin Nationalökonomie und Rechtswissenschaften, nahm möglicherweise am gleichen Goldschmidt-Seminar teil, in dem auch Weber die Anregung zu seiner Dissertation erhalten hatte, und legte am 2. Juli 1888 die juristische Doktorprüfung „magna cum laude“ ab.15 Seine für die Doktorprüfung gedruckte Dissertation umfaßte 58 Seiten. Eine längere Fassung dieser Arbeit scheint er nicht angefertigt zu haben. Aufgrund seiner persönlichen Kontakte im universitären Umfeld konnte Weber in dieser wie in anderen Rezensionen bereits kurz nach ihrem Erscheinen auf neueste Literatur zurückgreifen und zugleich ein Panorama der im Grenzbereich von Handels- und Wirtschaftsrecht sowie Nationalökonomie an der Berliner Universität entstehenden Arbeiten seiner Altersgenossen entwerfen.

II. Zur Überlieferung und Edition Ein Manuskript von Max Webers Hand ist nicht überliefert. Der Abdruck folgt dem Text, der in der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von L[evin] Goldschmidt, Fr[iedrich] von Hahn, H[ugo] Keyßner, P[aul] Laband, E[mil] Sachs, 37. Band (= Neue Folge 22. Band) 1890, 2. Heft,

11 Heinrich Mack, geboren am 27. Januar 1867, stammte aus Braunschweig. In seinem Lebenslauf schrieb er, in Berlin seit 1886 unter anderem bei Hoeniger, Hübler, Treitschke, Wattenbach und Weizsäcker studiert zu haben. Sein Doktorvater war Julius von Weizsäcker. Goldschmidt oder Schmoller wurden von ihm nicht als Lehrer genannt. Vgl. Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Phil. Fak. 291, Blatt 243 (Lebenslauf), Blatt 248 (Dissertation). 12 Die Arbeit erschien dann bereits als Heft 32 der ‚Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte‘ unter dem Titel „Die Finanzverwaltung der Stadt Braunschweig bis zum Jahr 1374“. – Breslau: M. & H. Marcus 1889. Diese längere Arbeit umfaßte 111 Druckseiten. Aus ihr zitierte Weber, siehe unten, S. 459, Z. 6 – 8; S. 461, Z. 13. 13 Siehe unten, S. 464, Anm. 27. 14 Siehe unten, S. 471 – 474. 15 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 249, Blatt 34 (Lebenslauf), Blatt 46 (Dissertation).

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S. 592 – 598, erschienen ist (A). Dem Text geht im Original eine offensichtlich von der Redaktion der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht hinzugefügte „XXIX.“, also neunundzwanzigste Rezension, voraus. Die Rezension ist gezeichnet: „Charlottenburg 1890. Dr. Max Weber“. Der Originaltext ist in einer Frakturschrift gesetzt, die Umlaute für Großbuchstaben nicht enthält. Gemäß der Editionsregeln wurden hier Ae, Ue stillschweigend durch Ä, Ü ersetzt. Der im Druck vorgenommene Schriftwechsel von Fraktur zu Antiqua für fremdsprachige Ausdrücke wird hier nicht wiedergegeben. Historisch bedingte und schwankende Schreibweisen, wie z. B. „wirthschaftlich“, „socialwissenschaftlich“/„sozialwissenschaftlich“ oder „antizipirt“, wurden beibehalten.

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A[nton] von Kostanecki. Der öffentliche Kredit im Mittelalter. Nach Urkunden der Herzogthümer Braunschweig und Lüneburg. (Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen, herausgegeben von Gustav Schmoller, Bd. IX Heft 1.) Die vorstehende, auf gründlicher Durcharbeitung des in den Urkundenbüchern von Sudendorf, Hänselmann u. A.1 für die Kreditgeschichte in den braunschweigisch-lüneburgischen Städten und Territorien vorhandenen Materials beruhende Arbeit wird zweifellos den Juristen noch schätzenswerthere Ausbeute liefern als den Nationalökonomen, und fast möchte Referent bedauern, daß sie nicht noch mehr den Charakter einer rechtshistorischen Untersuchung angenommen, und die, wie mir scheinen will, weit weniger hervortretenden wirthschaftlichen Gesichtspunkte nicht noch mehr als Mittel zum Zweck verwerthet hat. – Es kann freilich nicht zweifelhaft sein, daß eine umfassende Geschichte des mittelalterlichen öffentlichen Kredits sich auf eine breitere Grundlage wird stellen und namentlich die italienischen Städte heranziehen müssen, neben deren Kreditoperationen die vom Verfasser geschilderten Vorgänge in Braunschweig-Lüneburg immerhin quantitativ und qualitativ sich wie eine Art Stillleben ausnehmen. Nichtsdestoweniger aber lassen sich gerade die juristisch wesentlichen Züge der wichtigeren, mit großer Gleichmäßigkeit überall wiederkehrenden Erscheinungen auf dem Boden einer Spezialuntersuchung sehr wohl analysiren, wie dies auch der soliden und gedankenreichen Erörterung des Verfassers in sehr dankenswerther Weise gelungen ist.

1 Gemeint sind Sudendorf, Hans Friedrich Georg Julius, Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, 11 Bände. – Hannover: Rümpler 1859 sowie Hänselmann, Ludwig, Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, im Auftrag der Stadtbehörden herausgegeben, 3 Bände. – Braunschweig: Schwetschke 1873 – 1905. Daneben verwendet v. Kostanecki auch die Urkundenbücher der Städte Göttingen und Hannover sowie die Sammlung Genglers, Codex iuris municipalis, die Weber in seiner Rezension nicht namentlich erwähnt.

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Nach einer Übersicht über Quellen und Literatur in Kapitel I gibt der Verfasser in Kapitel II und III2 einen kurzen Abriß der politischen und rechtlichen Grundlagen des öffentlichen Kredits in den Herzogthümern und antizipirt als Ergebniß der folgenden Spezialuntersuchung: Entwicklung der Kreditgeschäfte von der Form der Satzung3 mit Nutznießungseinräumung und Kauf auf Wiederkauf zu speziell fundirten Rentenversprechen und weiter zur Ausgabe von Rentenbriefen ohne spezielle Fundirung,4 indem den rein obligatorischen Geschäftsformen zufolge des damaligen Rechtszustandes nur eine nebensächliche Bedeutung zugekommen sei. Der Verfasser führt sodann eingehender aus, wie für die Kreditgeschäfte der Herzoge die schwerfälligen lehensrechtlichen Formen, insbesondere das Pfandlehen,5 dauernd verwendet wurden, während die städtische Leihe die Möglichkeit ungleich leichterer Zerlegung des Erträgnisses eines Grundstückes in zirkulationsfähige Geldrenten und damit eines fast modernen Kreditverkehrs bot. 앚 Kapitel IV und V geben die nähere Ausführung der Entwicklung der städtischen und der herzoglichen Kreditverhältnisse, und es soll hier auf die Ausführungen des Verfassers mit einigen Bemerkungen eingegangen werden, weniger im Sinne einer Kritik, als Zwecks einer noch stärkeren Betonung einzelner Gesichtspunkte, welche insofern erwünscht erscheinen könnte, als nach dem Eindruck des Referenten die Darstellung in diesen Kapiteln gelegentlich wohl etwas schwer lesbar ist, was übrigens dem Verfasser, welcher der deutschen Sprache nicht als Muttersprache mächtig ist,6 in keiner Weise zum Vorwurf gereichen kann. 2 Die Kapitelüberschriften bei Kostanecki, Der öffentliche Kredit, lauten: Kapitel I: „Litteratur und Quellen“, S. 1 – 2, Kapitel II: „Politische Grundlagen des öffentlichen Kredits“, S. 3 – 10, Kapitel III: „Rechtliche Grundlagen des öffentlichen Kredits“, S. 11 – 25. 3 Satzung ist hier als deutsch-rechtliches Institut, d. h. als Vertrag und nicht als Norm, zu verstehen. 4 Hier im wörtlichen Sinne der Radizierung auf Grundstücke, d. h. Haftungsobjekt für Zahlung war gegebenenfalls ein Grundstück. 5 Beim Pfandlehen wird als Sicherung für die Rückzahlung eines Kredits ein Herrschaftsrecht als Pfand gegeben und für die Pfanddauer als Lehen übertragen, wodurch zwischen Pfandnehmer und Pfandgeber zusätzlich zum Pfandverhältnis ein Lehensverhältnis begründet wird. 6 Anton Kostanecki stammte aus Posen, seine Muttersprache war Polnisch. Zu den damit verbundenen Problemen bei seinem Promotionsverfahren vgl. den Editorischen Bericht, oben, S. 453, sowie Personenverzeichnis, unten, S. 526.

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Zu Kapitel IV.7 Der Verfasser führt uns die Entwicklung des städtischen öffentlichen Kredites in der zweiten Hälfte des vierzehnten und dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts an dem Beispiel der Städte Lüneburg und Braunschweig vor. Seine Arbeit erfährt hinsichtlich Braunschweigs eine willkommene Ergänzung durch die inzwischen erschienene Schrift von Mack (Die Finanzverwaltung der Stadt Braunschweig bis zum Jahre 1374, in Gierke’s Untersuchungen Heft 32),8 welche ungefähr mit dem Zeitpunkt abschließt, in welchem der Verfasser einsetzt, im Gegensatz zum Verfasser aber auch ungedrucktes Material benutzt hat. Im Interesse der Übersichtlichkeit der Darstellung des Verfassers wäre es vielleicht gewesen, wenn er das Verhältniß seiner Resultate zu dem bisher schon über die städtische Wirthschaft der Zeit Bekannten und von ihm als bekannt Vorausgesetzten noch deutlicher zur Anschauung gebracht und die von ihm dargestellte lokale Entwicklung in noch höherem Grade als Spezialfall allgemeiner typischer Erscheinungen behandelt hätte. Bekanntlich sind die historisch wesentlichen Züge des damaligen Kreditwesens in den Städten die folgenden: Im Laufe und gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts tritt mit dem Anschwellen des Budgets ein rasches Anwachsen der Verschuldung ein. An diesem Wachsthum hat die zinsbare, zu festgesetzten Terminen oder nach Kündigung rückzahlbare, Anleihe einen nur nebensächlichen, namentlich nicht konstanten Antheil, sie steht darin mit der Zwangsanleihe und der direkten Vermögensund Personalsteuer gleich; alle diese Aufkünfte gehören im Allgemeinen nicht in den regelmäßigen städtischen Haushalt. In demselben bildet dagegen der Rentenverkauf, und zwar in den beiden Formen der ewigen und der Leibrenten,9 einen ständigen Posten von großer Bedeutung, gelegentlich machen die für Verkauf neuer 7 Bei Kostanecki, Der öffentliche Kredit, lautet das Kapitel IV: „Der städtische Kredit“, S. 26 – 55. 8 Gemeint ist die historische Dissertation von Heinrich Mack, Finanzverwaltung. Zum Promotionsverfahren von Mack vgl. den Editorischen Bericht, oben, S. 454, mit Anm. 10. 9 Mit Rente wird im folgenden durchgängig ein arbeitsloses Einkommen bezeichnet, hier speziell aus der Überlassung von Kapital herrührend. Im Gegensatz zur ewigen Rente (Erbrente) wird bei der Leibrente auf die Lebenszeit des Berechtigten oder sogar auf einen kürzeren Zeitraum abgestellt, s. auch Glossar: Rentenkauf, unten, S. 561.

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Renten, Verzinsung, Konversion10 und Amortisation der alten ausgeworfenen Beträge mehr als die Hälfte des gesammten Budgets in Einnahme und Ausgabe aus. Der Zinsfuß schwankt stark, fixirt sich aber seit Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts in auffallender Regelmäßigkeit auf fünf Prozent bei erblichen und zehn Prozent bei Leibrenten, und zwar zuerst in den Seestädten und größeren Verkehrsplätzen (in Lübeck schon Mitte des vierzehnten Jahrhunderts); von da drang er zu den kleineren Plätzen, 앚 er entsprach also offenbar der Situation des Weltmarkts. Die Städte drücken, sobald normale Zeiten eintreten und ihr Kredit steigt, durch Konversionen, theils in der Form der Herabsetzung des Zinsfußes, theils in der von Kapitalnachschüssen, den Zinsfuß stets wieder auf dies Niveau herab. Die anscheinend aller Versicherungstechnik Hohn sprechende Möglichkeit eines allgemein giltigen Zinsfußes von zehn Prozent für Leibrenten ist in ihren thatsächlichen Voraussetzungen noch unaufgeklärt. Keinenfalls ist das kanonische Wucherverbot der Grund,11 die Bulle Nikolaus V. von 1452, welche jenen Zinsfuß zuließ,12 hinkte der romanistischen Doktrin, welche zuerst 6 : 1, später (Baldus) 10 : 1 als zulässige Relation zwischen Kapital und Leibrentenzins ansah,13 und letztere wieder der thatsächlichen Entwicklung nach, durch welche, wie bemerkt, diese Relation schon vorher als Regel sich festgestellt hatte. Die im Wege des Rentenverkaufs beschafften relativ erheblichen und das Bedürfniß des städtischen Haushalts oft sehr bedeutend übersteigenden Kapitalien haben die Städte dann theils, wie 10 Bei der Konversion wird ein altes in ein neues Vertragsverhältnis umgewandelt, hier Erbrenten in Leibrenten umgewandelt. Der andere Weg, sich von den besonders lästigen Erbrenten zu befreien, konnte darin bestehen, die Hauptanleihesumme, insbesondere in Verbindung mit den periodischen Zinszahlungen zurückzuzahlen, die Rente also zu amortisieren. 11 Hier wendet sich Weber im Gefolge Goldschmidts, wie schon in seiner Dissertation, gegen Endemanns Wucherlehre als wesentlichen Faktor der Entstehung des mittelalterlichen Handelsrechts. Siehe die Einleitung, oben, S. 26 ff. Auf die kanonistische Wucherlehre geht dagegen Kostanecki, der öffentliche Kredit, an keiner Stelle ein. 12 Nikolaus V. erließ 1452 eine Bulle für das Königreich Aragon, in der er als Privileg das Recht verlieh, statt einen Kredit zu Wucherzinsen aufzunehmen, Renten zu 10 % Zinsen auszugeben. Diese Bulle fand keinen Eingang in die Kirchenrechtssammlungen wie einige parallel lautende Vorgängerbestimmungen. Weber dürfte sich hier auf Endemann, Studien II, S. 113 f., beziehen. 13 Weber dürfte diese, bei Kostanecki, Der öffentliche Kredit, nicht vorkommenden Ausführungen zur romanistischen Wucherlehre und speziell den Aussagen des Baldus ebenfalls aus Endemann, Studien II, S. 147, übernommen haben.

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meist die italienischen und von den deutschen z. B. Frankfurt, zur Gründung von oder Betheiligung an Banken benutzt, theils haben sie, indem sie die aufgenommenen Gelder wieder gegen Renten ausliehen, ihrerseits Bankgeschäfte damit betrieben und theilweise das Bankgewerbe geradezu monopolisirt (so z. B. Göttingen).14 Die Gründe für dies Verfahren waren später wohl rein fiskalischer Art, ursprünglich aber scheint, während der Geschlechterherrschaft,15 das egoistische Motiv für die herrschenden Familien darin gelegen zu haben, durch Intervention der Stadt sich selbst billigen Realkredit zu verschaffen (in Braunschweig nahm die Stadt damals häufig das Geld zu höheren Zinsen auf a als der Zinsfuß war, zu welchem sie es den Geschlechtern auf deren Häuser wieder auslieh, cf. Mack a. a. O. S. 77).16 Um den Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts tritt zeitweise, in Folge des Sinkens des Zinsfußes, vielleicht auch aus Anlaß der umfangreicheren Entwicklung eines ehelosen Rentierstandes17 in dieser in jeder Beziehung sterilen Zeit, eine von den Städten durch möglichste Konversion von Erbrenten in Leibrenten ausgenutzte Tendenz zur Bevorzugung der letzteren Art der Kapitalsanlage hervor, welche indessen nach einigen Jahrzehnten wieder schwindet. Nach wie vor bleiben für Noth- und Kriegsfälle, wo die Renten nicht unterzubringen waren, kurzfristige Anlehen gegen hohe Zinsen im Gebrauch, schlimmsten Falls unter Verpfändung von Realien, oft auch unter Stellung auswärtiger Bürgen. Die komplizirteren Erscheinungsformen kommen hier nicht in Betracht und sind nur aus den italienischen Quellen erschöpfend a A: auf, 14 Kostanecki, Der öffentliche Kredit, S. 41, erläutert die Monopolisierung der Wechsel bei der Stadt Göttingen, wodurch diese eine monopolistische Stellung im Geldund Kreditwesen erlangt habe. 15 Kostanecki, ebd, S. 43, 54 f., weist für Braunschweig nach, daß der ausschließlich aristokratisch besetzte Rat (daher Geschlechterherrschaft) die Stadt durch Mißwirtschaft und Eigeninteressen immer weiter in die Verschuldung absinken ließ. 16 Mack, Finanzverwaltung, S. 78, zieht den Schluß, die im Rat vertretenen Geschlechter hätten aus egoistischen Motiven Leibgedinge verkauft, also hoch verzinsliche Anleihen getätigt, um für sich selbst und ihre Verwandten Hypothekenanleihen zu erwerben. 17 Als Rentier im weiteren Sinne bezeichnet man einen Bezieher von Einkünften aus Vermögen aller Art, s. oben, S. 459 f., Anm. 9 und 10, zur Rente und der Konversion von Erb- in Leibrenten.

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zu veranschaulichen. Eine Bearbeitung derselben wäre höchst erwünscht, die Darstellung lediglich unter dem Gesichtspunkt der Wucherdoktrin, wie sie Endemann (Studien, bes. Bd. II)18 gibt, will und kann nichts Vollständiges bieten. 앚 In das skizzirte allgemeine Bild gliedert sich die Darstellung des Verfassers von den Verhältnissen Lüneburgs und Braunschweigs ohne erhebliche Abweichungen ein. Wir sehen in Lüneburg gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts sich mehrere Schuldenregulirungen unter ziemlich groben Formen vollziehen. Die in der vorausgegangenen Bedrängniß aufgenommenen Darlehensschulden werden theils durch erzwungene Übernahme seitens der in der Saline begüterten Bürger19 oder durch Verpfändung von Realien und eventuell Ämtern untergebracht, theils werden Rentenschulden, das heißt damals zunächst stets: dinglich radizirte Rentenschulden – „dinglich“ im deutschrechtlichen Sinne20 –, kontrahirt. Man wird diesen ganzen Prozeß der Ersetzung rein obligatorisch, auf Grund des allgemeinen Kredits der Stadt, kontrahirter Nothanleihen (besonders Kriegsanleihen) durch Pfand- und Rentenschulden zutreffend als Umwandlung von „schwebenden“ in „fundirte Schulden“ charakterisiren dürfen. Die staatswirthschaftliche Bedeutung ist dieselbe. Der heute juristisch so schwer zu bezeichnende Gegensatz beider Arten von öffentlichen Schulden entspricht damals der Bezeichnung: „fundirt“ ist eine Schuld, sobald sie als Rente aus einem Gegenstande konstituirt ist, an welchem eine Gewere stattfinden kann (Grundstücke, Renten, Realsteuern, Ämter u.s.w.). Wie der Verfasser weiter zeigt, geht nun aber die fernere Entwicklung dahin, an Stelle dieser speziellen, vom Verfasser als „naturalwirthschaftlich“ bezeichneten Fundirung der Renten wiederum „nicht speziell fundirte“ Renten treten zu lassen. Während nämlich bei der eben erwähnten Form der rentenverkaufende Rath 18 Endemann, Studien II, 103 – 138, zum Rentenvertrag. 19 Lüneburg ist eine der Salzstädte, in denen ein privilegierter Teil der Bürgerschaft erbliche Anrechte der Salzgewinnung besitzt. Zu den von Weber hier geschilderten Vorgängen siehe Kostanecki, Der öffentliche Kredit, S. 34 – 37. 20 Weber grenzt hier die im deutschen Recht unmittelbare Verbindung zur Sache ab von dem beispielsweise von Savigny vertretenen römisch-rechtlichen Abstraktionsprinzip. Zur Fundierung oder Radizierung von Forderungen siehe die Erläuterung von Weber selbst, oben, S. 459 f.

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die Rente entweder auf eine spezielle Einnahmequelle anweist, oder dem Gläubiger verspricht, er werde bei Weiterverleihung des Geldes seinen, des Rathes, Rentenschuldner seinem Gläubiger benennen oder gar denselben veranlassen, dem Gläubiger ein Zahlungsversprechen abzugeben – so daß der Rath hier nur als Kreditvermittler und Delkredere-Garant21 erscheint –, wird später eine solche Beziehung des Gläubigers zu einzelnen Schuldnern oder bestimmten Hebungen der Stadt22 nicht mehr hergestellt, sondern nur Zahlung der Rente aus den bereitesten Einkünften der Stadt versprochen. Treffend verweist der Verfasser auf die Analogie des Gegensatzes der älteren zu den neueren landschaftlichen Pfandbriefen.23 – In Braunschweig ist die Schuldenregulirung von 1396 von beherrschendem Interesse. Sie stellt sich als eine Schulden-Konsolidation und -Konversion großen Maßstabes dar. Von rechtshistorischem Interesse ist dabei namentlich, daß die sich ganz in den heutigen Formen – Aufkündigung unter Angebot neuer, niedrigerer Renten – vollziehende Konversion offenbar rechtlich auf keine Bedenken stieß. Der Verfasser meint, deshalb, weil „die Rentengewere je nach Belieben des Schuldners entweder endgiltige oder nur einstweilige Befriedigung des Gläubigers bildete“ 앚 (S. 48 Anm. 3) und daher „vom Standpunkt des Pfandrechts aus“ die beliebige Rückzahlung zulässig erschienen sei.24 Man nimmt aber im Allgemeinen umgekehrt an, daß die Ablösbarkeit der Renten ein Moment gewesen sei, welches nebst anderen die Verbindung der Satzung mit dem Rentenkaufe, welche den Übergang zur modernen Hypothek bildet, erleichtert habe. Für die Frage nach den rechtshistorischen Grundlagen des Satzes, daß die gekauften Renten im Zweifel gegen Rückzahlung der Kaufsumme ablösbar seien, ist 21 Der Delkredere-Garant übernimmt die Garantie dafür, daß der Dritte die Verbindlichkeit aus dem abgeschlossenen bzw. vermittelten Geschäft erfüllt. 22 Unter Hebungen versteht man Einkünfte der Stadt, die aus einer bestimmten Einnahmequelle erhoben werden. 23 Zum Übergang von Pfandbriefen der älteren Landschaft zur neueren vgl. Kostanecki, Der öffentliche Kredit, S. 39. 24 Das wörtliche Zitat findet sich mit leicht abweichender Schreibung bei Kostanecki, Der öffentliche Kredit, S. 48, Haupttext und Fn. 2 – nicht Fn. 3. Die braunschweigische Schuldenregulierung in den Jahren 1396 bis 1406 brachte Kostanecki zufolge durch eine Senkung des Zinssatzes von 10 auf 3 % eine Verringerung der städtischen Schulden von 29.515 Mark auf 8.959 Mark.

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also nichts gewonnen. Wo die Ablösbarkeit aller Renten, auch der nicht gekauften, sondern aus Leiheverhältnissen herrührenden, statutarisch festgestellt wurde, wie in Lübeck im dreizehnten Jahrhundert, scheint es doch (cf. Pauli, Wieboldsrenten S. 75ff.),25 daß die gekauften Renten dem Rückkauf ex lege schon vorher unterlagen. Die Entwicklung in Lübeck zeigt nur, daß das kanonische Wucherverbot, an dessen Einwirkung man zu denken geneigt ist, auch hier nur post festum die vorhandene Tendenz stärken konnte; thatsächlich verhalfen wohl liberalisirende, dem Interesse der in den Städten noch maßgebenden Hausbesitzer (Rentenschuldner) entspringende Strömungen der grundsätzlichen Ablösbarkeit zur Herrschaft. Eins aber kann aus diesem Anlaß jedenfalls bemerkt werden: daß es wohl nicht gerechtfertigt ist, die Entscheidung der alten Streitfrage26 nach der rechtlichen Zulässigkeit einseitiger Kündigungen von Anleihen im heutigen Recht zu Gunsten derselben lediglich oder wesentlich auf den Pandektensatz „dies adjectus pro debitore est“ zu stützen, wie dies in der Hauptsache z. B. in der verdienstlichen Schrift von Freund („Die vorzeitige Rückzahlung und einseitige Konversion von verzinslichen Anlehen“) geschieht.27 Wie die heutigen öffentlichen Anleihen im Wesentlichen einem 25 Pauli, Wieboldsrenten, insbes. S. 77, erläutert, daß dem Eigentümer beim Rentenkauf lediglich ein sogenanntes Näherrecht zustand, er also die vereinbarte Rente zurückkaufen konnte, nicht jedoch ein Widerspruchsrecht gegen einen geplanten Weiterverkauf der Rente geltend machen konnte. Pauli zitiert hierfür die Statuten von Prag, Brünn, Braunschweig. Dieses Werk wurde von Kostanecki nicht zitiert. 26 Zur Zeit Webers unterschied man in der juristischen Dogmatik zwischen tilgungspflichtigen und ewigen Anleihen, bei denen unterschiedliche Kündigungs- und Rückkaufsmöglichkeiten, meist nur noch für den Schulder, bestanden, vgl. zum Ganzen etwa zeitgenössisch: Cohn, Georg, Die Kreditgeschäfte, in: Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechts, hg. von Endemann, Wilhelm, 3. Band, Buch 3: Die Handelsgeschäfte. – Leipzig: Fues’s Verlag (R. Reisland) 1885, Abschn. 3 – 12, S. 862 – 865. 27 Freund, Vorzeitige Rückzahlung, S. 14, zitiert den Rechtssatz der Digesten/ Pandekten (Dig. 45.1.41.1) korrekt und abweichend von Weber als „diei adjectio pro reo est, non pro stipulatore“. Nach klassischem römischem Recht ist damit gemeint, daß ein vereinbarter Rückzahlungstermin für ein Darlehen nur im Interesse des Schuldners und Beklagten („reus“) liegt, so daß dieser gegebenenfalls ein Darlehen auch früher zurückzahlen darf und damit insgesamt geringere Zinsen entrichten muß. Siegfried Freund hatte mit dieser Abhandlung als Dissertation bei Goldschmidt im Juli 1888 den juristischen Doktorgrad erworben. Vgl. auch den Editorischen Bericht, oben, S. 455, und das Personenverzeichnis, unten, S. 519. Im Originaltitel von Freunds Werk heißt es abweichend zu Webers Wiedergabe: „Conversion“ sowie „Anlehn“.

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mittelalterlichen Rentenanlehen ungleich ähnlicher sehen als irgend einer romanistisch zu konstruirenden Geschäftsform, so sind auch die rechtshistorischen Vorfahren der Konversionen von heute auf dem Boden der mittelalterlichen Kreditgebahrung namentlich der Städte zu finden, und die rechtliche Analyse der letzteren ist meines Erachtens für die Entscheidung der heutigen Streitfrage wichtiger als das Verfolgen der oft willkürlichen Konstruktionen der romanistischen Doktrin der gleichen Zeit. – Zu Kapitel V.28 Es ist offenbar von wesentlichem Interesse, von welchem Zeitpunkte der Entwicklung an man die Schuldverschreibungen und Pfandbriefe der braunschweig-lüneburgischen Herzoge als öffentliche Schuldverschreibungen zu bezeichnen berechtigt ist. Sie unterscheiden sich zunächst in keiner Weise von den Schuldverschreibungen und Pfandsatzungen anderer Grundherren. Erst gleichzeitig mit der Herausbildung des Begriffes des Territoriums aus dem Komplex grundherrlicher und obrigkeitlicher Befugnisse, welcher vorher die Landeshoheit ausmachte, beginnt die Entwicklung eines Territorialkredits dadurch, daß die Nachfolge in die Schuld, bezw. das Pfandeinlösungsrecht an die Nachfolge in die 앚 Landeshoheit geknüpft und die ständische Bede-Bewilligung29 die Grundlage des Kredits der Herzoge wurde. Die juristischen Differenzen dieses Zustandes gegen den früheren sind ersichtlich recht bedeutende. Während vorher ohne „Fundirung“ der Schuld auf ein spezielles Immobile nach deutschem Recht jeder Todesfall auf Seite des Schuldners den Bestand der Obligation auch rechtlich in Frage stellte, war, wo das Territorium als solches, regelmäßig durch den Dazwischentritt der Stände, als das belastete Objekt erschien, ein unsterblicher Schuldner geschaffen. Die Regulirung, man kann auch hier sagen: „Fundirung“, der „schwebenden“ herzoglichen Verbindlichkeiten mit Zuziehung der Stände ist also hier identisch mit der Umwandlung rein privater Schulden in „öffentliche“.

28 Das Kapitel V bei Kostanecki, Der öffentliche Kredit, lautet: „Der herzogliche Kredit“, S. 56 – 87. 29 Die Bede, eigentlich Bitte, ist eine Vermögenssteuer (des Landesherren, der Städte), die an die Zustimmung der Besteuerten (der Landstände, der Bürger) gebunden war.

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Im Übrigen sind, der Natur des Materials entsprechend, hier die für die Rechtsgeschichte des öffentlichen Kredits werthvollen Gesichtspunkte weniger hervortretend, sehr dankenswerth dagegen die Nachweisungen des Verfassers über die verwaltungstechnischen Konsequenzen der Schlösserverpfändung und den Zusammenhang mit dem sich bildenden Amtsbegriff und die Darstellung des herzoglichen Anweisungswesens, auf welches der Verfasser noch in Kapitel VI in einem Vergleich mit den englischen Vorläufern des modernen Checks zurückkommt. Zu Kapitel VI.30 Die Erörterungen in diesem Kapitel über den „Verkehr mit öffentlichen Schuldverschreibungen“ stehen ihrem rechtshistorischen Gehalt nach im Vordergrund, wennschon man von der Mehrzahl der vom Verfasser dargestellten Erscheinungen wird sagen können, daß sie auch bei privaten Schuldverschreibungen vorkommen konnten und vorkamen, wie der Verfasser übrigens selbst konstatirt. Die Stellung der Rentenbriefe an Order31 gelangt in der üblichen Stufenfolge zur Herrschaft – als Inhaberbriefe kommen sie, nach dem Verfasser, damals nicht vor –, dagegen ist es von großem Interesse, an der Hand der Darstellung des Verfassers die fortschreitende Mobilisirung der herzoglichen Lehen und Pfänder zu verfolgen. Während einerseits die Herzoge aus naheliegenden Gründen die Ausstellung reiner Orderpfandbriefe vermieden und zunächst die Investitur,32 später wenigstens die Ausstellung eines neuen Pfandbriefes für den Pfanderwerber als obligatorisch festzuhalten suchten, drängte der Verkehr, von der Verwerthungsklausel im Pfandbriefe33 ausgehend, dahin, das Recht an dem Pfandgrundstück lediglich von der Innehabung des Briefes abhängig zu machen. 30 Das Kapitel VI bei Kostanecki, Der öffentliche Kredit, lautet: „Der Verkehr mit öffentlichen Schuldverschreibungen“, S. 88 – 120. 31 Durch Order wird die genannte Person – und nur diese – ausdrücklich zur Geltendmachung des Rechtes legitimiert, während für die Forderung aus dem Inhaberbrief bereits der Besitz des Papiers Legitimierungswirkung hat. 32 Hier zeigt sich noch die oben erwähnte lehnrechtliche Konzeption, in dem die Einweisung in den Besitz der Pfandsache gefordert wird. 33 In der Verwertungsklausel wird bestimmt, ob, wann und wie der Pfandnehmer die Pfandsache bei Nichtrückzahlung des Darlehens durch den Pfandgeber verwerten darf, also sie an (nur bestimmte) Dritte weiterveräußern oder in sein Eigentum überführen, sie also ohne Gerichturteil selbst verwerten darf. Vgl. Kostanecki, Der öffentliche Kredit, S. 90 – 95.

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Die gehaltreiche Darstellung des Verfassers kann hier auch auszugsweise nicht wiedergegeben werden. – Meines Erachtens mit Recht tritt er Platner’s Auffassung34 des dritten Pfanderwerbers als Singularsuccessors35 des ersten Pfandnehmers entgegen. Schon die Aufnahme der Verpflichtung gegen den dritten Erwerber in die Urkunde spricht dagegen und kann als sicheres Zeichen für ein originäres Recht jedes Briefnehmers als solchen 앚 betrachtet werden. – Der Verfasser erörtert dann noch das Verhältniß der herzoglichen Pfandverschreibungen zu den späteren Hypothekenbriefen einer-, den modernen Staatsschuldscheinen andererseits. Etwas gezwungen ist meines Erachtens die Heranziehung des modernen Staatsschuldbuchs als Analogon zu den in der Übertragbarkeit mehr gebundenen Arten der Schuldverschreibungen. Ebenso bietet die Nebeneinanderstellung herzoglicher Verpfändungen zu gesammter Hand und veräußerlichen Antheilen mit den großen italienischen Zollpachtkommanditen und Banken36 der Differenz in den Dimensionen wegen und auch weil die vom Verfasser erwähnten herzoglichen Pfandgeschäfte weder eine eigentliche korporative Organisation ins Leben rufen noch sonst sich stark von anderen ephemeren Erscheinungen unterscheiden, nicht viele Vergleichspunkte. Fruchtbarer ist die schon erwähnte Erinnerung an die englischen Tallies und Exchequer bills37 bei Erörterung des herzoglichen Anweisungswesens. – Niemand wird die Schrift des Verfassers ohne wesentliche Erweiterung seines Wissens auf dem Gebiete des mittelalterlichen geschäftlichen Verkehrs aus der Hand legen. 앚

34 Mit Platner, Wiederkauf, setzt sich Kostanecki, Der öffentliche Kredit, S. 106 – 108, kritisch auseinander und verweist (S. 107, Fn. 1) auf eine Afterverpfändungsurkunde, die Weber im folgenden erwähnt. 35 Wäre der dritte Pfandnehmer Singularsuccessor, also Einzelrechtsnachfolger, würde er in alle Rechten und Pflichten des ersten Pfandnehmers eintreten. Dagegen hebt Weber im Gefolge Kostaneckis, Der öffentliche Kredit, S. 107, den originären, also eigenständigen Rechtserwerb des dritten Pfandnehmers hervor. 36 Bereits Kostanecki, Der öffentliche Kredit, S. 115, erwähnte die Entstehung einer Genueser Bank 1407, bei der Anleihen nur durch Umbuchungen in einem „cartularium“ übertragen werden konnten. 37 Sowohl bei den älteren „tallies“ (ursprünglich Kerbhölzern) und den später üblichen „bills of exchequer“ handelt es sich um seit etwa 1660 in England übliche verzinsliche, indossierbare Anleihepapiere. Siehe hierzu sowie zu dem Vergleich mit den Anleihen der braunschweigischen Herzöge: Kostanecki, ebd., S. 118 – 120.

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Rezension von: Georg Schaps

[Rezension von:] Georg Schaps, Zur Geschichte des Wechselindossaments

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I. Zur Entstehung Bald nach seiner Habilitation verfaßte Max Weber die folgende Rezension zum Wechselrecht für Goldschmidts „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“. Seit dem Sommersemester 1892 vertrat Weber die Professur seines im Mai erkrankten Lehrers Levin Goldschmidt1 und klagte in verschiedenen Briefen über die damit einhergehende große Unterrichtsbelastung.2 In dieser Zeit setzte er sich neben seiner Arbeit an der Landarbeiterstudie nochmals mit den Themen seiner Doktorarbeit auseinander und plante erneut, Goldschmidts Kritik an seiner Doktorarbeit entgegenzutreten.3 Vermutlich aufgrund seiner Arbeitsbelastung beschränkte er sich in der folgenden Rezension jedoch auf eine referierende und lobende Darstellung des Inhalts, ohne eigene exkursartige Ausführungen einfließen zu lassen. Inhaltlich konnte Weber mit der Besprechung von Schaps’ Monographie, die am 11. März 1892 erschienen war,4 an seine Studie zum mittelalter1 GStA PK, I. HA, Rep. 76, Va Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 45, Bd. 5, Blatt 141 ff. 2 Brief an Hermann Baumgarten vom 18. April 1892 aus Charlottenburg, in dem er klagt, seine Arbeitskraft überschätzt zu haben, in: Weber, Jugendbriefe, S. 343 (dass., GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 7, Blatt 59 – 62, dort mit der Datierung 28. April; MWG II/2); Brief an Theodor Mommsen vom 25. Dez. 1892, infolge starker Arbeitsbelastung nicht an Abendgesellschaften teilnehmen zu können (DStB Berlin, Nl. Theodor Mommsen; MWG II/2). Briefe an Clara Weber vom 26. Nov. 1892 und vom 7. Jan. 1893, in: Weber, Jugendbriefe, S. 355 und 357 (MWG II/2). 3 Zur Kritik Goldschmidts, die sich teilweise auch schon in seinem Gutachten für Webers Habilitation im Handelsrecht andeutete, siehe den Anhang zur Einleitung, oben, S. 101 – 104, sowie Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, S. 279 – 290. Mit dieser Kritik wollte sich Weber bereits in der Probevorlesung im Rahmen seines Habilitationsverfahrens auseinandersetzen. Allerdings wählte die Berliner Fakultät ein anderes Thema für die Probevorlesung aus. Siehe den Editorischen Bericht zur ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘, oben, S. 125. Auch noch in einem Brief an Lujo Brentano vom 20. Febr. 1893 äußerte Weber die Absicht, Goldschmidts Kritik entgegentreten zu wollen. Vgl. Weber, Jugendbriefe, S. 363 (dass., BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Blatt 177 – 178; MWG II/2). 4 Vgl. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige, Jg. 59, 1892, Nr. 59 vom 11. März 1892, S. 1503.

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lichen Handelsrecht anknüpfen. Es zeichnen sich hier bereits Webers künftige Interessen an den rechtlichen Fragen von öffentlichen Anleihen, ihrer Umlauffähigkeit und dem Handel mit ihnen, also von ‚Börsenfragen‘ im weiteren Sinne ab.5 Die von Weber in der Rezension angeführten Autoren des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handelsrechts hatte er durchgängig bereits in seiner ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ zitiert. Auch seine in der Rezension vertretene Einschätzung, von den „italienischen Theoretikern“ keine sichere Antwort zu den praktischen Fragen des Charakters von Wertpapieren erhalten zu können,6 hatte Weber bereits im sechsten Kapitel der ‚Geschichte der Handelsgesellschaften‘ in anderem Zusammenhang formuliert,7 womit er die einschlägigen Thesen seines Lehrers Goldschmidt wieder aufgriff.8 Georg Schaps war Weber sicherlich persönlich bekannt. Denn Schaps, geboren am 11. Mai 1867 in Breslau, hatte unter anderem in Berlin Rechtswissenschaften studiert und am Goldschmidt-Seminar teilgenommen, in dem er die Anregung zu seiner Dissertation erhalten hatte. Schaps blieb seinem Berliner Lehrer Goldschmidt über das Promotionsverfahren hinaus verbunden, wie aus der Widmung seines späteren, hier von Weber besprochenen Buches ‚Zur Geschichte des Wechselindossaments‘ hervorgeht: „Meinem hochverehrten Lehrer Herrn Geh. Justizrat Prof. Dr. L. Goldschmidt in dankbarer Verehrung zugeeignet.“ Am 14. Dezember 1887 wurde Schaps nach der öffentlichen Disputation, in der mit Siegfried Freund ein weiterer literarischer Gewährsmann Webers9 Opponent war, „magna cum laude“ promoviert. Der Titel seiner nicht zu einer selbständigen Veröffentlichung ausgebauten, im Druck 68 Seiten langen Dissertation war „Das Selbsteintrittsrecht des Kommissionärs nach H.G.B. Art. 376 und 377“. Bereits das Thema dieser nur als Dissertationsdruck vorliegenden Doktorarbeit dürfte Weber sehr interessiert haben, hatte er doch mehrfach überlegt, historisches Material für eine Studie zum Kommissionsgeschäft zusammen-

5 Brief an Gustav Schmoller vom 23. Febr. 1894 aus Berlin, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Gustav Schmoller, Nr. 186 unpaginiert (MWG II/2), in dem er Schmoller für die Übersendung einschlägiger Artikel dankte, die er in seinem Handelsrechtspraktikum für die Behandlung der Börsen-Enquete verwenden könne. 6 Siehe unten, S. 474, Z. 9 – 11. 7 Siehe oben, S. 313 f., 317 – 320. 8 Zu Goldschmidts These, das Handelsrecht als Kaufmannsrecht zu verstehen, bei dessen Ausbildung (universitätsgebildete) Zivilisten und Kanonisten eher gehindert hätten, vgl. Borchardt, Knut, Einleitung, in: Weber, Börsenwesen, MWG I/5, S. 96 f. 9 Zu ihm oben, S. 455, sowie Personenverzeichnis, unten, S. 519 f.

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zustellen, um damit zusätzlich noch die Venia docendi für deutsches Recht zu erwerben.10

II. Zur Überlieferung und Edition Ein Manuskript ist nicht überliefert. Der Abdruck folgt dem Text, der in der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von L[evin] Goldschmidt, Fr[iedrich] von Hahn, H[ugo] Keyßner, P[aul] Laband und M[ax] Pappenheim, 41. Band (= Neue Folge 26. Band), 1893, 2. Heft, S. 627 – 629, erschienen ist (A). Dem Text geht im Original eine offensichtlich von der Redaktion der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht hinzugefügte „XXIV.“, also vierundzwanzigste Rezension, voraus. Die Rezension ist gezeichnet: „Charlottenburg, Mai 1893. Dr. Max Weber“. Der Originaltext ist in einer Frakturschrift gesetzt, der dort vorgenommene Schriftwechsel zu Antiqua für fremdsprachige Ausdrücke wird hier nicht wiedergegeben. Historisch bedingte Schreibweisen, wie z. B. „Nöthigung“, „Ergebniß“ oder „Indossirbarkeit“, wurden beibehalten.

10 Brief an Helene Weber vom 17. Juni 1891, in: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 3, Blatt 148 – 150 (MWG II/2). Dieser Abschnitt fehlt in: Weber, Jugendbriefe, S. 333. Vgl. zu Webers Absicht, auch die formale Qualifikation im deutschen Recht nachzuholen, die Bandeinleitung, oben, S. 43 f., 53, 87, 91 – 95.

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[Rezension von:] Georg Schaps. Zur Geschichte des Wechselindossaments. 8. (187 S.) Stuttgart 1892, Ferdinand Enke.

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Diese vortreffliche Arbeit bringt keineswegs nur, wie der Titel vermuthen lassen könnte, einzelne Beiträge zu der bisher noch in sehr wesentlichen Punkten kontrovers gebliebenen Frage nach der historischen Vergangenheit des praktisch wichtigsten Instituts des modernen Wechselrechts, sondern sie gibt eine umfassende Geschichte des Indossaments1 bis zu dessen (im Allgemeinen) gleichartiger Ausgestaltung im Recht der westeuropäischen Staaten (Italien, Frankreich, Deutschland, England, Niederlande, Skandinavien) zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Eine Weiterführung bis auf die Gegenwart hätte wohl keine Schwierigkeiten geboten; eine in der Sache liegende Nöthigung, auch die modernste Entwicklung hereinzuziehen, bestand jedoch, da alle wesentlichen Züge in dem Zeitpunkt, mit welchem der Verfasser abbricht, feststanden, in keiner Weise. Innerhalb der so gesteckten zeitlichen Grenzen erörtert der Verfasser in prägnanter und oft sehr glücklicher Darstellungsform zunächst die älteste Gestaltung der Wechselbegebung, speziell die Rechtsstellung der ursprünglichen vierten Wechselperson (Präsentant),2 dann die Cession3 von Wechseln, Order-, Stellvertretungs- und Inhaberklauseln (Abschnitt I), dann (Abschnitt II) die Entstehung des Indossaments um das Ende des 16. Jahrhunderts und endlich (Abschnitt III) dessen Geschichte im 17. Jahrhundert

1 Ursprünglich auf die Rückseite des Wechsels (in dossa) gesetzte schriftliche Verfügung, mit der der Inhaber (Indossant) das Recht aus dem Papier auf den Indossatar überträgt. Dadurch kann der Wechsel umlaufen. 2 Die Grundkonstellation der Wechselbegebung geht von drei Personen aus: Aussteller, Empfänger und Bezogener. Der Aussteller möchte eine Geldzahlung an den Empfänger bewirken und stellt hierfür einen Wechsel an den Bezogenen, meist eine Bank aus, die die im Wechsel bezeichnete Summe an den Empfänger gegen Vorlage des Wechsels auszahlt. Der Bezogene nimmt dann den Aussteller aus dem Wechsel auf Rückzahlung der ausbezahlten Summe in Anspruch. Der Empfänger kann unter Umständen einen Präsentanten als Vertrauensperson des Empfängers am Ort des Bezogenen einschalten, der, als (vierte) Person, die Abwicklung des Wechselgeschäfts erleichtert, jedoch nicht rechtlich erforderlich ist. 3 Abtretung.

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in den einzelnen Ländern. Naturgemäß konzentrirt sich das Interesse auf die beiden ersten, speziell den zweiten Abschnitt. Herangezogen werden namentlich in umfassendster Weise die italienischen Theoretiker des Handelsrechts, neben Baldus, Scaccia, Straccha, Casaregis, Raphael de Turri auch fernerliegende, und die Praxis der italienischen gelehrten Gerichte4 neben dem sonstigen neuerdings erschlossenen urkundlichen Quellenmaterial. Es verlohnt sich nicht, bei dieser Gelegenheit mit dem Verfasser über diese und jene einzelne Quelleninterpretation zu rechten; Referent hofft[,] sich mit ihm auf diesem Arbeitsgebiet noch öfter zu begegnen und Veranlassung zur Auseinandersetzung zu finden. Die Hauptsache ist, daß der Verfasser in allen wesentlichen Punkten zweifellos die schwierige Frage theils definitiv gelöst, theils, soweit es das Quellenmaterial zur Zeit gestattet, der Lösung entgegengeführt hat, und das ist meines Erachtens unbedenklich der Fall, mögen im Einzelnen auch Zweifel bleiben. Sehr gut gelungen ist namentlich die Zurückweisung der Herleitung des Indossaments aus der Skontration oder dem sog. Giro-Aval;5 der Verfasser weist überzeugend nach, daß es sich insbesondere bei dem letzteren nicht 앚 um ein unentwickeltes Indossament, sondern um einen Wechsel in der Person des Ausstellers bezw. des Remittenten handelt, welcher zwar ähnliche wirthschaftliche Funktionen versehen kann wie das heutige Indossament, aber juristisch dadurch wesentlich von ihm verschieden ist, daß es sich um eine Succession von Wechselpersonen vor Kreirung des Wechsels handelt und welcher, vor allen Dingen, nicht das Indossament aus sich heraus hat entstehen lassen.

4 Schaps verwendet vor allem Entscheidungen der seit dem 16. Jahrhundert gegründeten, verschiedenen italienischen und spanischen Obergerichte (Rotae), so Monachus, Decisiones Florentinae 1619, Decisiones Rotae Genuae, Fontanella, Decisiones Sacri senatus Cathaloniae 1640. 5 Schaps, Wechselindossament, S. 41 – 47, setzt sich zunächst mit den Stimmen auseinander (Martens, Frémery, Biener, Kuntze u. a.), die den Wechsel aus der Skontration, also dem bargeldlosen Zahlungsverkehr auf den mittelalterlichen Messen, ableiten wollten. Sodann widerlegt Schaps, Wechselindossament, S. 61 – 64, die von Götz und Kuntze vertretene Theorie, nach welcher das Indossament dem Aval (Form der Wechselbürgschaft) seine Entstehung verdanken soll. Das Aval ist seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar und bedeutete eine Verbürgung für Zahlung der Wechselsumme, die durch einen Vermerk auf dem Wechsel selbst vorgenommen wurde.

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Das Ergebniß der eigenen Untersuchung des Verfassers, welche der in den Hauptpunkten schon von Biener 6 vertretenen Hypothese (Ersatz der vorherigen Benennung des Präsentanten und seiner Aufnahme in den Wechsel durch nachträgliche Bezeichnung), aber unter quellenmäßiger Begründung und Lösung der bisher noch verbliebenen Schwierigkeiten beitritt, ist nicht gerade ein überraschendes. Nachdem die Untersuchungen Goldschmidt’s in der „Universalgeschichte“7 den Garantieeffekt zu Lasten des Ausstellers als Folge des subintelligirten8 Wechselversprechens nachgewiesen hatten, lag die Vermuthung nahe, daß es sich bei dem Garantie-Effekt des Indossaments, welcher bisher die wesentliche Schwierigkeit für die Annahme der sonst nächstliegenden Biener’schen Aufstellung bot und doch auch allein zu den sonst versuchten Herleitungen, insbesondere aus dem Giro-Aval, geführt hat, um einen ähnlichen Vorgang handeln werde. Diese Vermuthung wird durch die Resultate des Verfassers bestätigt. Nicht völlig erledigt erscheint dem Referenten die Frage nach etwaigen Beziehungen zwischen dem Ausschluß der Einreden gegen den Indossatar und der Orderklausel,9 wie sie die Bestimmungen der Mehrzahl der älteren Wechselordnungen über die Nothwendigkeit der Orderklausel für die Indossirbarkeit der Wechsel meines Erachtens doch vermuthen lassen (cf. allerdings Goldschmidt, Universalgeschichte S. 449 und die Bemerkungen des Verfassers auf S. 75). Die vom Verfasser S. 118 citirte Ansicht des Cardinale de Luca (Supplem[en-

6 Schaps, Wechselindossament, S. 73, schließt sich Biener, Abhandlungen aus dem Gebiete der Rechtsgeschichte II, S. 87, an, verweist aber auch darauf (S. 74), daß sich Biener in seiner späteren Untersuchung: Biener, Friedrich August, Wechselrechtliche Abhandlungen. – Leipzig: Tauchnitz 1859, S. 51, 138, 145, dann doch wieder der Skontrationstheorie, also der Übertragung des Wechsels durch Umschreibung in den Skontrationsbüchern auf den Messen, angeschlossen habe. Schaps – als GoldschmidtSchüler – resümiert, diesen Meinungswechsel hätte Biener wohl nicht vollzogen, wenn ihm schon die Untersuchungen Goldschmidts bekannt gewesen wären. 7 Weber meint wohl die Stelle: Goldschmidt, Universalgeschichte, S. 432, zur Tratte. 8 Weber verwendet hier den latinisierten Begriff „subintelligirten“ im Sinne von „unterstellten“. 9 Die Orderklausel ermächtigt zur Weitergabe des Wechsels durch Indossament und stellt sicher, daß der Wechsel nur an namentlich auf dem Wechsel genannte Personen weitergegeben wird.

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tum] de camb[iis] disc. 36),10 welcher die Einreden zu Gunsten des Erwerbers ex causa onerosa ausschließt, nicht dagegen – was der Verfasser nicht beachtet – im Falle des „lukrativen“ Erwerbes, auch wenn es sich um ein Vollindossament handelt, könnte auf die Vermuthung führen, daß der Werthpapiercharakter der Wechselurkunde schon damals dabei mitgespielt hätte, wenn nicht die Ablehnung derartiger „germanistischer“ Konstruktionen durch die damalige Theorie dagegen spräche. Zuzugeben ist, daß die Quellen, so viel bis jetzt ersichtlich, eine sichere Antwort nicht ertheilen, bei den italienischen Theoretikern ist dies auch lediglich selbstverständlich. Den Zweifeln des Verfassers (S. 3), ob D. 11 de novation[ibus] („creditori vel cui jusserit“)11 in der That die antike Orderklausel enthalte oder doch auf sie schließen lasse, schließt Referent sich an: die Stelle spricht doch wohl nur von dem Fall, daß der Schuldner auf Anweisung 앚 des Gläubigers einer konkreten Person, welche als stipulator auftritt, ein die bestehende Schuld novirendes12 Zahlungsversprechen leistet.

10 Schaps, Wechselindossament, S. 118, zitiert mit anderen Fundstellen als Weber sie hier wiedergibt, de Luca, De cambiis, supplementum, disc. 33, sowie ebd., supplementum de creditis et debitis, disc. 163. Schaps zufolge hatte de Luca entschieden, daß der Vollindossatar sich die persönlichen Einreden gegen den Wechselaussteller nur dann selbst entgegenhalten lassen mußte, wenn er den Wechsel unentgeltlich (ex causa lucrativa) erworben hatte, nicht jedoch, soweit er diesen entgeltlich erworben hatte (ex causa onerosa). Für Schaps ist an dieser Stelle vor allem die Differenzierung zwischen Voll- und Procura-Indossatar entscheidend. Diese Überlegung greift Weber jedoch nicht auf. 11 Schaps, Wechselindossament, S. 3, Fn. 9, zitiert die hier von Weber wiedergegebene Stelle Dig. 46.2.11 (der vollständige Digestentitel lautet „De novationibus et conventionibus“) und verweist darauf, daß hierin eine Orderklausel zu sehen sei, wie schon Goldschmidt, Universalgeschichte I, S. 387 ff., ausgeführt habe. 12 Ein neues Schuldverhältnis vertraglich an die Stelle eines alten setzend.

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[Rezension von:] Angelo Sraffa, Studi di diritto commerciale, und ders., La liquidazione delle società commerciali

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I. Zur Entstehung Die nachfolgende Rezension zweier Bücher des Paduaner Professors für Handelsrecht Angelo Sraffa auf dem Gebiet des geltenden italienischen Gesellschaftsrechts sind Ausdruck von Webers fortdauerndem wissenschaftlichem Interesse an Fragen des Handels- und Gesellschaftsrechts. Auch auf rechtshistorischem Gebiet plante Weber, nun eine Studie zum Kommissionsgeschäft, also zum Verkauf unter eigenem Namen, aber auf fremde Rechnung, im Mittelalter weiterzuverfolgen.1 Möglicherweise wollte er mit dieser Studie seine deutschrechtliche Qualifikation nachträglich unter Beweis stellen. Wie schon in seiner ‚Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter‘ interessierte sich Weber bei der Besprechung von Sraffa vor allem für den Fall des Konkurses einer Personengesellschaft, weil sich dort besonders gut die Fragen der Struktur und Rechtspersönlichkeit der Gesellschaft aufzeigen ließen. In die Rezension ließ Weber zahlreiche Detailkenntnisse zum geltenden deutschen Handelsrecht einfließen. Sraffa selbst hatte dagegen vorwiegend seine Fragestellung auf das italienische Recht ausgerichtet und das deutsche Handelsrecht allenfalls in Grundzügen berücksichtigt.2 Weber dürfte mit seinen weiterführenden Hinweisen angestrebt haben, dem deutschen Leser der Rezension die Einordnung der italienischen Dogmatik durch den Vergleich mit dem geltenden deutschen Gesellschaftsrecht zu erleichtern.

1 Brief Max Webers an Gustav Schmoller vom 24. Okt. 1893, in dem er berichtete, zunächst „in der alten Spur“ bleiben und die Vorläufer des Kommissionsgeschäftes im Mittelalter untersuchen zu wollen. Vgl. GStA PK, VI. HA, Nl. Gustav Schmoller, Nr. 186 unpaginiert (MWG II/2), sowie die Rezension von Schaps, oben, S. 472, Z. 7 – 11. Zum Zusammenhang mit Webers Börsenstudien: Borchardt, Knut, Einleitung, in: Weber, Börsenwesen, MWG I/5, S. 92, Anm. 5. Vgl. zu diesem Projekt auch den Editorischen Bericht zur Rezension von Schaps, oben, S. 469 f. 2 Siehe etwa unten, S. 482, Z. 17 und S. 483, Z. 11 f.

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Daneben verwies Weber, wie schon in den Rezensionen zu Conze und Kostanecki,3 verschiedentlich auf neuere deutsche Studien, die im Umfeld seines Freundeskreises und Berliner Universitätsumfeldes entstanden waren. Hierzu gehört die Berliner Dissertation des Goldschmidt-Schülers Oskar Francken ‚Die Liquidation der offenen Handelsgesellschaft in geschichtlicher Entwicklung‘, die Weber lobend gegenüber Sraffa hervorhebt.4 Francken, geboren am 2. Juli 1869 in Aachen, studierte unter anderem in Berlin Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Er wurde mit einem Auszug aus dieser Arbeit unter dem Titel „Die Liquidation der Offenen Handelsgesellschaft in ihrer Entwicklung im französischen Recht“ am 5. August 1890 bei Goldschmidt promoviert, der die Arbeit mit „vorzüglich“ bewertete.5 Die gedruckte vollständige Fassung der Arbeit unter dem Titel ‚Die Liquidation der offenen Handelsgesellschaft in geschichtlicher Entwicklung‘ erschien am 10. Oktober 1890.6 Aus ihr zitierte Sraffa in seiner Untersuchung ‚Studi di diritto commerciale‘. Bei der von Max Weber daneben erwähnten Arbeit von Arnold Nöldeke ‚Die Fortdauer der offenen Handelsgesellschaft während der Liquidation‘ handelt es sich um eine Straßburger Dissertation aus dem Jahr 1887. Möglicherweise hatte Weber den nur ein knappes Jahr jüngeren Nöldeke (geb. am 22. August 1865) in Straßburg kennengelernt, als er 1883/84 dort einen Teil seines Militärdienstes ableistete und einige Universitätsveranstaltungen besuchte. Nöldeke wie Francken wurden aber auch schon von Sraffa, teilweise allerdings kritisch, verarbeitet. Die von Weber angeführte Schrift von André, ‚Die Einrede des nichterfüllten Vertrages‘ (1890),7 war dessen Göttinger Habilitationsschrift. Auch Fritz André hatte seine akademische Laufbahn an der Berliner Juristischen Fakultät begonnen. Am 3. Mai 1884 war er in Berlin bei Ernst Eck lediglich „rite“ mit der Dissertation ‚Die Lehre vom Schatzkauf nach römischen und gemeinem Recht‘ promoviert worden.8 Noch im Jahr 1896 äußerte die Berliner Fakultät in einem Schreiben an das Kultusministerium Bedenken gegen eine Versetzung Andrés von Göttingen nach Berlin wegen seiner nicht über-

3 Siehe oben, S. 444 – 452, 457 – 467. 4 Siehe unten, S. 488, Anm. 47. 5 Auch hier findet sich auf dem Deckblatt der in den Promotionsakten befindlichen Dissertation der Zusatz, daß es sich um einen Auszug aus einer umfassenderen Arbeit handele, die demnächst bei F. Enke, Stuttgart erscheinen würde. Zu Francken: Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 254, Blatt 89 (Lebenslauf), Blatt 97 (Dissertation). 6 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige, Jg. 57, 1890, 4. Bd. (Okt. – Dez.), Nr. 236 vom 10. Okt. 1890, S. 5444. 7 Siehe unten, S. 481, Anm. 15. 8 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, Jur. Fak. 244, Blatt 299.

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zeugenden wissenschaftlichen Leistungen.9 Neben diesen Schriften seiner Studienkollegen zog Weber auch einen Aufsatz Ernst Ecks, seines Berliner Promotionsdekans, der zugleich seine romanistische Exegese korrigiert hatte, zusätzlich zu der von Sraffa ausgewerteten Literatur heran.10 Der zweite von Weber besprochene Band Sraffas, ‚La liquidazione delle società commerciali‘ erschien bereits 1899 in Florenz in zweiter Auflage.

II. Zur Überlieferung und Edition Ein Manuskript Webers ist nicht überliefert. Der Abdruck folgt dem Text, der in der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, hg. von L[evin] Goldschmidt, Fr[iedrich] von Hahn, H[ugo] Keyßner, P[aul] Laband, M[ax] Pappenheim, 42. Band (= Neue Folge 27. Band), 1894, 1. Heft, S. 314– 320, am 13. Januar 189411 in der Rubrik „Literatur“ erschienen ist (A). Dem Text ist im Original eine offensichtlich von der Redaktion der Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht hinzugefügte Zahl „II.“, also zweite Rezension, vorangestellt. Die Rezension ist gezeichnet: „Berlin, November 1893. Max Weber“. Der Originaltext ist in einer Frakturschrift gesetzt, die Umlaute für Großbuchstaben nicht enthält. Gemäß den Editionsregeln wurde Ue stillschweigend durch Ü ersetzt. Der im Druck vorgenommene Schriftwechsel von Fraktur zu Antiqua für fremdsprachige Ausdrücke wird hier nicht wiedergegeben. Historisch bedingte Schreibweisen, wie z. B. „Giltigkeit“, „Muth“ oder „registriren“, wurden beibehalten.

9 Brief vom 31. Jan. 1896, ebd., Jur. Fak. 493, Blatt 104. 10 Siehe unten, S. 480, Anm. 13. 11 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige, Jg. 61, 1894, 1. Bd. (Jan. – März), Nr. 10 vom 13. Jan. 1894, S. 266.

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1. Angelo Sraffa. Studi di diritto commerciale (La vendita di cosa altrui nel diritto commerciale. – L’articolo 106 del codice di commercio. – Le società irregolari e il diritto accordato ai soci dall’ articolo 99 dia codice di commercio. – Giurisprudenza controversa sulle assicurazioni. – La vendita d’un’ azienda commerciale e il pagamento dei debiti). – 8. (155 p.) Pisa 1891. 2. Derselbe. La liquidazione delle società commerciali. 8. (205 p.) Firenze 1891. Die Arbeiten des begabten Verfassers, von denen die oben an zweiter Stelle genannte von Vivante (Studi bibliogr[afici] di diritto commerciale in der Rivista italiana per le scienze giuridiche 1892) einer etwas herben Kritik unterzogen worden ist,1 tragen die üblichen Vorzüge der besseren italienischen Arbeiten auf diesem Gebiet an sich: eingehende Berücksichtigung auch der fremden, zumal der deutschen, juristischen Literatur, daneben Eleganz der Schreibweise, hervortretend auch in thunlichster Beschneidung der bei uns zu einer Kalamität ersten Ranges gewordenen Fußnotengeschwulst, und eine die Kritik erleichternde Durchsichtigkeit der Gedankenfolge. Nicht zu leugnen ist andererseits, daß die Behandlungsweise eine für uns fremdartige ist: Verstöße der Praxis, welche wir in einer Anmerkung beiläufig registriren würden, werden mit einer gewissermaßen behaglichen Breite erörtert und andererseits die schwierigsten Konstruktionsfragen mit einem gewissen bon sens und wesentlich unter dem Einfluß des Bestrebens, die einzelnen Paragraphen der italienischen Kodifikationen in zweckentsprechender Weise zu harmonisiren, erledigt. Vielleicht hat gerade der Umstand, daß Italien diese umfassenden Kodifikationen hinter sich hat,2 verstärkend auf diese Eigenthümlichkeiten gewirkt. Der a di fehlt bei Sraffa. 1 Vivante, Diritto commerciale, S. 82 – 98. Vivante setzt sich, insbesondere S. 96 – 98, mit den Studien Sraffas auseinander und bemängelt, dieser habe nicht hinreichend neuere deutsche Studien, vor allem diejenige von Francken, Die Liquidation der Offenen Handelsgesellschaft, berücksichtigt. 2 Der Codice Civile trat in Italien am 1. Jan. 1866 in Kraft. Der Bereich des Handelsrechts wurde durch den Codice di Commercio, zunächst seit 1866, dann in einer neuen Fassung zum 1. Jan.1883 kodifiziert. In Deutschland waren dagegen im Jahr

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Versuch historisch-genetischer Entwickelung des geltenden Rechts, wie er uns bei Vivante entgegentritt, wird vom Verfasser auch da nicht gemacht, wo das positive Recht einem solchen Versuch den breitesten Raum läßt, und andererseits fehlt jeder Zug einer genialen dogmatischen Konstruktionsmechanik, wie sie bei Thöl und Laband zu finden ist.3 I. Die „Studi“ bieten fünf gesonderte Untersuchungen: Die erste Abhandlung4 erörtert den Art. 59 des Codice di commercio,5 welcher den Handelskauf von nicht im Eigenthum des Verkäufers 앚 befindlichen Sachen (vendita commerciale della cosa altrui) für giltig und den Verkäufer zum Erwerb und zur Übergabe (acquisto e consegna) des Verkaufsobjekts, eventuell zum Schadensersatz verpflichtend erklärt, in seinem Verhältniß zum Civilrecht. Für letzteres stellt Art. 1459 des Codice civile6 entsprechend dem Art. 1599 des Code civil7 den Grundsatz der Nichtigkeit des Verkaufs fremder Sachen auf, allerdings, wie Sraffa nachweist, nicht wie im französischen Recht als absolute, sondern als relative Nichtigkeit zu Gunsten des Käufers. Es sind Thatbestände sehr verschiedener Art, welche der gedachte Art. 59 umfaßt. Zwar daß auch der Verkauf seitens des Verkaufskommissionärs darunter begriffen sei, weist Sraffa mit Recht zurück. (Seine Begründung: die Giltigkeit des kommissionsweisen Verkaufs beruhe auf „präsumtiver“ Zustimmung des Kommitten1893/94, als Weber schrieb, die Kodifikationsarbeiten am Bürgerlichen Gesetzbuch und die erforderliche Anpassung des Handelsgesetzbuchs (von 1861/1870) daran im vollen Gang. 3 Gemeint ist hier die als Begriffsjurisprudenz bezeichnete Methode der Rechtswissenschaft des späteren 19. Jahrhunderts. Siehe dazu auch die Einleitung, oben S. 17 – 21, 26, 62. Weber meint hier wohl speziell die Arbeiten von Thöl, Handelsrecht I, und Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften I und II. 4 Sraffa, Studi di diritto commerciale, S. 3 – 56, beschäftigt sich in einem ersten Abschnitt mit: „La vendita di cosa altrui nel diritto commerciale“. 5 Codice di Commercio (verabschiedet 1882, in Kraft getreten 1883, Italien), Tit. 7 (Della vendita), Art. 59 formuliert: „La vendita commerciale della cosa altrui è valida. Essa obbliga il venditore a farne l’acquisto e la consegna al compratore, sotto pena del risarcimento dei danni“. 6 Codice Civile (1866, Italien), Tit. 6 (Della vendita), capo 3 (Delle cose che non se possono vendere), Art. 1459 formuliert: „La vendita della cosa altrui è nulla: essa può dar luogo al risarcimento dei danni […]“. 7 Code civil (1804, Frankreich), Tit. 6 (De la vente), c. 3 (Des choses qui peuvent être vendues), Art. 1599 formuliert: „La vente de la chose d’autrui est nulle: elle peut donner lieu à des dommages-intérêts […]“.

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ten,8 ist allerdings verfehlt; weder handelt der Kommissionär als direkter Stellvertreter, noch ist etwa der dritte Käufer nur durch exceptio doli9 gegen die Vindikation10 des Kommittenten geschützt, sondern die historische Entwickelung aus der commenda ergibt und die dogmatische Analyse bestätigt, daß die Konstruktion der dinglichen Rechtsverhältnisse von dem Begriff des Kommissionsgutes und der eigenartigen rechtlichen Natur der Verfügungsgewalt des Kommissionärs auszugehen hat.) Dagegen gehört, wie er mit Recht hervorhebt, sowohl der Fall des Blanko-Lieferungsverkaufs (Art. 338 des deutschen Handelsgesetzbuchs)11 als derjenige des Verkaufs einer fremden species hierher, also alle die auch von der kanonistischen Doktrin zusammengefaßten und gemeinsam perhorreszirten Fälle, in welchen der Verkäufer das Verkaufsobjekt noch nicht besitzt. Mit Recht bekämpft Sraffa die Auffassung der Anschaffungspflicht als einer accessorischen obligatio faciendi,12 dagegen ist es kaum konsequent, wenn er die rechtliche Bedeutung der Verpflichtung zur Verschaffung des Eigenthums im Wesentlichen für das italienische Recht ebenso zu begrenzen scheint, wie dies von Eck (Verpflichtung des Verkäufers zur Gewährung des Eigenthums, am Schluß)13 für das auf der gerade entgegengesetzten Grundlage ruhende moderne Pandektenrecht geschieht. Die Frage, ob nicht der Käufer mindestens im Wege einer „exceptio non rite adimpleti contractus“14 in der von André (Einrede des 8 Vgl. Glossar: Kommission, unten, S. 556. 9 Einwand der Arglist. 10 Anspruch des Eigentümers gegen den Besitzer auf Herausgabe des Eigentums. 11 ADHGB (zwischen 1861 und 1865 in den verschiedenen deutschen Staaten in Kraft getreten), Tit. 2 (Vom Kauf), Art. 338 spricht nicht vom „Blankolieferungsverkauf“, sondern vom Verkauf „vertretbarer Sachen“, bei dem, auch soweit es sich um ein Handelsgeschäft handelt, die Vorschriften über den Kauf Anwendung finden sollen. Sraffa erwähnt diese Vorschrift nicht. 12 Als einer bloßen Nebenpflicht. Sraffa, Studi di diritto commerciale, S. 46, schließt sich dagegen Thöl, Handelsrecht § 74, an und sieht die Pflicht des Verkäufers einer Gattungssache schon durch den Verkauf in Gegenwart des Käufers als erfüllt an. Damit geht die Gefahr, den Kaufpreis zahlen zu müssen, auf den Käufer über. Entgegen der von Max Weber benutzten Ausgabe von Thöl (siehe unten, S. 596) dürfte Sraffa eine ältere Ausgabe von Thöls Standardwerk herangezogen haben, etwa Thöl, Heinrich, Das Handelsrecht als gemeines in Deutschland geltendes Privatrecht mit Berücksichtigung des außerdeutschen Handelsrechts, 1. Band. – Göttingen: Dieterichsche Buchhandlung 1841, S. 247 – 250. 13 Eck, Verpflichtung des Verkäufers, S. 42. 14 Einrede des nicht ordnungsgemäß erfüllten Vertrages.

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nicht erf[üllten] Vert[rages] S. 185)15 gebrauchten, gerade hier praktikablen Bedeutung die Zulassung zum Beweise, daß ihm durch den Übertragungsakt materiell kein Recht verschafft sei, beanspruchen könne, durfte nicht umgangen werden. Im Übrigen befaßt sich die Abhandlung mit dem Nachweise, daß die Bestimmung des Art. 59 lediglich die obligatorischen Rechtsbeziehungen betreffe, ein Nachweis, der fast überflüssig erscheinen müßte, wenn nicht die Praxis einiger italienischer Gerichte seltsamer (und doch charakteristischer) Weise seine Bedeutung auch auf die dinglichen Rechtsverhältnisse (also entsprechend dem Art. 306 des deutschen Handelsgesetzbuches)16 zu er앚strecken und z. B. die Wirksamkeit auch der Verpfändung einer fremden Sache aus ihm herzuleiten versucht hätten. – Die zweite Abhandlung17 behandelt die Voraussetzungen des Einzelangriffs der Gläubiger gegen die nach italienischem Recht (Art. 106 des Codice di commercio)18 solidarisch und unbeschränkt, aber nur subsidiär als Garanten der Gesellschaft haftenden offenen Handelsgesellschafter. Der Nachweis, daß fruchtlose Exekution gegen das Gesellschaftsvermögen erfordert werde, wird als gelungen gelten dürfen, obwohl die vorgebrachten Gründe wesentlich den Charakter von Opportunitätsrücksichten an sich tragen und auch als solche theilweise recht fragwürdig sind. Die unglückliche, aber aus Doktrin, Legislative und Praxis Italiens nicht

15 André, Einrede des nicht erfüllten Vertrages, S. 185, erörtert lediglich den „nicht erfüllten Vertrag“ als Formulierungsvorschlag für eine künftige Kodifikation des allgemeinen Zivilrechts in Deutschland. Von einer Einrede („exceptio non rite adimpleti contractus“) ist bei ihm schon auf S. 48 die Rede. 16 ADHGB, Tit. 2 (Vom Kauf), Art. 306 regelt die Möglichkeiten eines gutgläubigen Erwerbs: „Wenn Waaren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe veräußert oder übergeben worden sind, so erlangt der redliche Erwerber das Eigenthum, auch wenn der Veräußerer nicht Eigenthümer war. Das früher begründete Eigentum erlischt. Jedes früher begründete Pfandrecht oder sonstige dingliche Recht erlischt, wenn dasselbe dem Erwerber bei der Veräußerung unbekannt war“. Diese Vorschrift wird von Sraffa nicht herangezogen. 17 Der zweite Untersuchungsabschnitt bei Sraffa, Studi di diritto commerciale, S. 57 – 81, ist überschrieben: „L’articolo 106 del codice di commercio“. 18 Art. 106 des Codice di commercio hatte festgesetzt: „i soci in nome collectivo sono obbligati in solido per le operazioni fatte in nome e per conto della società sotto la firma da essa [...]“.

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mehr zu beseitigende Personifikation der offenen Gesellschaft19 wird der juristischen Konstruktion zu Grunde gelegt und dagegen wird, wenn man jene Auffassung einmal als zu Recht bestehend anerkennen muß, nichts zu erinnern sein. Auch historisch unrichtig ist aber die Annahme, daß die nach italienischem Recht subsidiäre Natur der Einzelhaftung mit der Rechtspersönlichkeit der Gesellschaft nothwendig zusammenhänge und nur aus ihr zu erklären sei. Wo die Solidarhaftung in den mittelalterlichen Quellen als subsidiäre auftritt, – dies ist für die Haftung der socii mit Sicherheit meines Wissens nirgends, mit Wahrscheinlichkeit aber mehrfach für die ursprünglich wesensgleiche Haftung der fattori und discepoli, welche regelmäßig nur für den Fall des Konkurses erwähnt wird, zu konstatiren,20 – da hat dies mit der damals nur sehr vereinzelt vertretenen Auffassung der offenen Gesellschaft als „corpus mysticum“21 nichts zu thun, ebenso wenig wie jetzt z. B. die Umwandlung der Haftung der socii in eine nur subsidiäre im Falle des Gesellschaftskonkurses nach Art. 122 des deutschen Handelsgesetzbuches.22 – Die dritte Abhandlung,23 welche die Frage erörtert, ob die im Art. 99 des Codice di commercio24 den Gesellschaftern gegebene Befugniß, mangels rechtzeitiger Registrirung der (offenen, Kommandit-, Aktien-) Gesellschaft, deren Auflösung zu verlangen bezw. die Einzahlung der Einlage zu verweigern, durch Nachholung der Formalien vor Erhebung des Auflösungsanspruches beseitigt wird, hat geringeres allgemeines Interesse. Die verneinende Antwort des 19 Im Gegensatz zum deutschen Recht verleiht das italienische Recht dieser Handelsgesellschaft den Charakter einer juristischen Person. Sraffa, Studi di diritto commerciale, S. 64, formuliert unter Bezugnahme auf Art. 77 des italienischen Codice di commercio: „la società commerciale costituisce rispetto ai terzi un ente collettivo distinto dalla persona dei soci […]“. 20 Siehe Weber, Geschichte der Handelsgesellschaften, oben, S. 216 – 228. 21 Siehe Glossar: Korporation, unten S. 556. 22 ADHGB, Art. 122 sieht vorrangig eine bevorzugte Befriedigung der Gesellschaftsgläubiger im Falle des Konkurses der Gesellschaft vor: „Im Falle des Konkurses der Gesellschaft werden die Gläubiger derselben aus dem Gesellschaftsvermögen abgesondert befriedigt und können aus dem Privatvermögen der Gesellschafter nur wegen des Ausfalls ihre Befriedigung suchen.“ Sraffa erwähnt diese Bestimmung nicht. 23 In seiner dritten Teiluntersuchung setzt sich Sraffa, Studi di diritto commerciale, S. 83 – 97, mit: „Le società irregolari e il diritto accordato ai soci dall’articolo 99 Codice di commercio“, auseinander. 24 Sraffa, ebd., S. 86, zitiert bereits Art. 99 des Codice di commercio.

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Verfassers hätte meines Erachtens in erster Linie darauf gestützt werden können, daß es sich ersichtlich um ein jus singulorum25 handelt und dieser Charakter der keineswegs glücklichen Bestimmung auf ihrem im öffentlichen Interesse liegenden Zweck, die Eintragung zu erzwingen, beruht. – Die vierte Abhandlung26 bespricht einige Kontroversen des Versicherungsrechts in drei Einzeluntersuchungen, von welchen die erste die bekannte Frage des Eintritts der Versicherungssumme in den Pfandnexus der versicherten Sache27 und zwar in spezieller Anwendung auf die italienische Seeversicherung betrifft. Bei der Übersicht über den Stand der 앚 Gesetzgebung des Auslandes ist dem Verfasser der § 30 des preußischen Gesetzes vom 5. Mai 187228 anscheinend entgangen. Zuzugeben ist ihm, daß die gemeinrechtlich herrschende Ansicht, welche (dogmatisch zweifellos konsequent) den Satz pretium succedit in locum rei29 für die Versiche-

25 Sraffa, ebd., S. 88, stimmt einem Urteil des Turiner Kassationsgerichts zu, wonach die gesetzliche Bestimmung des Art. 99 Codice di commercio unwirksam ist, weil die Publikation der Gesellschaft im öffentlichen Interesse liege und daher die einzelnen Gesellschafter („singoli“) kein Recht haben können, vor Registrierung der Gesellschaft wegen Formmängeln zurückzutreten. 26 Der vierte Teilabschnitt bei Sraffa, Studi di diritto commerciale, S. 99 – 130, lautet: „Giurisprudenza controversa sulle assicurazioni“. Er unterteilt sich seinerseits in drei Teilbereiche (Nr. 1, S. 101 – 113, zur Haftungserstreckung bei Pfandgläubigern; Nr. 2, S. 114 – 122, zur Frage des Haftungsausgleichs und Gefahrtragung und Nr. 3, S. 123 – 130, zur Abdingbarkeit von Verjährungsregeln im Handelsrecht), auf die Weber im Folgenden Bezug nimmt. 27 Das Pfandrecht des Pfandgläubigers der (mittlerweile untergegangenen) Sache setzt sich also als Pfandrecht an der Versicherungssumme als Ersatz für die Sache fest. Es findet damit eine sog. Surrogation der Versicherungssumme statt. 28 Weber meint das preußische Gesetz über den Eigenthumserwerb (vom 5. Mai 1872). Der § 30, letzte Alternative, sieht vor, daß dem Hypotheken- und Grundschuldgläubiger neben dem Grundstück zusätzlich haften sollen: „die dem Eigenthümer zufallenden Versicherungsgelder für Früchte, bewegliches Zubehör und abgebrannte oder durch Brand beschädigte Gebäude, wenn diese Gelder nicht statutenmäßig zur Wiederherstellung der Gebäude verwendet werden müssen oder verwendet worden sind.“ Auch hier handelt es sich also um eine Frage des Pfandnexus, allerdings nicht im engeren handelsrechtlichen Sinne. 29 Im gemeinen Recht wurde der Rechtsgrundsatz geprägt „solum in universalibus iudiciis pretium succedit in locum rei et rei in locum pretii, in particularibus secus“ (so etwa bei Bartolus von Sassoferrato in der Kommentierung zu Dig. 5.5.22). Eine Surrogation kam danach vor allem bei Sachgesamtheiten wie der Erbschaft in Betracht. Sraffa, S. 102, und mit ihm weitere Autoren hielten es für problematisch, daß im Handelsrecht dagegen der zweite Teil des gemeinrechtlichen Satzes „in particularibus pretium non succedit loco rei“ (Hervorhebung der Herausgeberin) zur Anwendung

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rungssumme nicht anerkennt, schwere praktische Inkonvenienzen im Gefolge hat. Dieselben ergeben sich aber wesentlich daraus, daß bei der heutigen Natur des Pfandrechtes, speziell der Hypothekenund Schiffspfandrechte, das versicherbare Interesse des Eigenthümers der Pfandobjekte nicht mit deren Sachwerth identifizirt werden dürfte, ein Prinzip für seine anderweitige Bemessung aber bisher nicht gefunden ist. Lasten, welche den Charakter der preußischen Grundschuld haben, müßten da, wo die Pfandhaftung der Versicherungssumme nicht gilt, durchweg voll in Abzug gebracht und nur die Hyperocha30 als seitens des Eigenthümers versicherbar anerkannt werden, wenn man mit der herrschenden Ansicht Ernst machen wollte. – Im Einzelnen bieten sonst auch hier die Ausführungen des Verfassers, da sie sich auf Interpretation positiver Bestimmungen der italienischen Kodifikationen beschränken, für uns ein näheres Interesse nicht, und dies gilt aus den gleichen Gründen auch für die beiden anderen Einzeluntersuchungen dieses Abschnittes, von denen die eine (Nr. II) den Umfang der den Versicherern zur Last fallenden Kosten der Erhaltung und Bewahrung, die andere (Nr. III) Fragen der Verjährung des Anspruchs aus der Versicherung behandelt. Dagegen verdient die fünfte Abhandlung,31 welche den Verkauf einer Handlung,32 speziell die Frage des Schuldenübergangs nach italienischem Recht bespricht, um dieses ihres Gegenstandes willen zweifellos Beachtung. Der Verfasser kommt zu dem sehr einfachen Ergebniß, daß eine Haftung des Erwerbers nur aus dem Übernahmevertrage nach Maßgabe der Vorschriften über die Verträge zu Gunsten Dritter stattfinden könne; alle anderen in Betracht kommenden Momente, insbesondere die Anzeige der Übernahme durch Cirkular, haben ihm nur eventuell als Beweismittel für die Thatsache der geschehenen Übernahme Bedeutung. Sehr kurz komme und somit eine Surrogation der Versicherungssumme verhindert werde. Auf den Grundsatz „pretium succedit in locum rei“ hatte Weber auch in seiner Geschichte der Handelsgesellschaften, siehe oben, S. 179, Fn. 33, verwiesen. 30 Hyperocha bedeutet Überschuß. Zur preußischen Grundschuld siehe oben, S. 483, Anm. 28. 31 Die fünfte Abhandlung bei Sraffa, Studi di diritto commerciale, S. 131 – 154, beschäftigt sich mit „La vendita d’un’azienda commerciale e il pagamento dei debiti“. 32 Im Sinne eines Handelsgeschäftes, eines Betriebs.

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wird jeder Gedanke an einen Einfluß der Fortführung der Firma abgefertigt. Den Muth, seine Ansicht dahin zusammenzufassen, daß der Übergang des Geschäfts mit der Haftung des Erwerbers für die Schulden schlechterdings nichts zu thun habe, die letztere sich einfach nach allgemeinen Grundsätzen vollziehe, hat der Verfasser trotzdem nicht gehabt. Und doch wäre das allein konsequent gewesen, denn der Verfasser ist wohl kaum berechtigt, ohne Annahme einer Universalsuccession33 dem Erwerber z. B. auch Schulden, die er bei der Übernahme der Passiven nicht kannte, aufzubürden. Er muß vielmehr seinerseits folgerichtiger Weise für jede einzelne Schuld den Nachweis der besonderen vertragsmäßigen Übernahme fordern. 앚 Mit der Auffassung des Verfassers hängt es zusammen, daß er die Frage nach dem juristischen Begriff der „Handlung“ (azienda) und speziell der „Veräußerung“ einer solchen gar nicht stellt. Hält er sie für identisch mit der Summe der ihrem Zweck gewidmeten Vermögensobjekte, oder der Aktiven und Passiven des „Geschäfts“? Es scheint so, denn er spricht gelegentlich (S. 140) im Anschluß an Vivante34 von einer „unversitas facti“. Hier vor Allem wären die historischen Anknüpfungspunkte, welche die mittelalterliche Gewerbeverfassung bietet, aufzusuchen gewesen. Unter einem System voller Gewerbefreiheit wäre ein Rechtsbegriff der „Veräußerung eines Gewerbebetriebes“ schwerlich entstanden. Dagegen mußte er entstehen, wo der Betrieb eines Gewerbes auf einen mehr oder weniger festen Kreis von Genossen35 gebunden war, wie das in der einen oder anderen Art – im Einzelnen sehr verschieden – in der Vergangenheit durchweg die Regel bildete. Fand hier von b Todes wegenb oder durch zulässigen Übergang inter vivos eine Succession in eine schon bestehende Gewerbeberechtigung statt, so war

b A: Todeswegen 33 Nachfolge in alle Rechte und Pflichten. 34 Sraffa, Studi di diritto commerciale, spricht erst auf S. 142 von einer „universitas facti“ und bezieht sich hierbei (S. 143) auf Vivante, Temi veneta, 1888, S. 305, wie auch auf den von Weber durchweg abgelehnten Endemann, Wilhelm, Das Deutsche Handelsrecht, systematisch dargestellt, 3. Aufl. – Heidelberg: Bangel & Schmidt 1876, § 17, den Weber in seiner Rezension bezeichnenderweise nicht erwähnt. 35 Voraussetzung für die Ausübung des Gewerbes war eine Zunft- oder Innungszugehörigkeit des Erwerbers.

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dies ein Rechtsübergang so gut wie der Erwerb irgend eines anderen Privatrechtes, allein keineswegs war identisch damit der Erwerb der Objekte, welche zum Betriebe des Gewerbes gedient hatten oder etwa der Aktiven und Passiven des bisherigen Inhabers. Wer eine bestehende „Fleischbank“ oder etwa eine Apotheke erwarb, wird zwar regelmäßig das Inventar und die schwebenden Verbindlichkeiten übernommen haben, aber keineswegs waren diese Objekte und Rechtsbeziehungen der eigentliche Gegenstand der Rechtsnachfolge, sondern diesen bilden die rechtlich erworbene und geschützte Unternehmerposition, also eine rechtliche Qualifikation des Subjekts. Was hat nun die Zerstörung der alten gewerblichen Organisationen hieran geändert? An Stelle der rechtlichen Organisation des Gewerbes trat das gerade Gegentheil: es ist – sozial, aber auch juristisch – der gleiche Vorgang, wie wenn die Privatrechte einer Hüfnergenossenschaft36 am Boden beseitigt und die freie Okkupation und Konkurrenz, wie auf dem römischen ager publicus,37 verbunden mit bloßem Besitzesschutz, an die Stelle gesetzt würde. Nicht mehr ein jus quaesitum38 zum Gewerbebetrieb, sondern die bloße Thatsache des Betriebes begründet die Rechtsstellung als Unternehmer. Es gibt für das Privatrecht ein Recht zum Betriebe eines konkreten Gewerbes im früheren Sinne (grundsätzlich) nicht mehr, weil (grundsätzlich) Jeder bezw. jeder Qualifizirte hierzu dasselbe Recht hat, der konkrete Gewerbebetrieb ist als solcher (grundsätzlich) nicht mehr Gegenstand eines Privatrechtes, sondern begründet eine thatsächliche Unternehmerstellung, an welche sich, wie an ) den Sachbesitz, Rechtsfolgen (Firmenrecht, Zeichenrecht knüpfen können, es gibt keine Rechtsnachfolge mehr in den Betrieb eines Gewerbes, wohl aber eine Succession, wie in den Besitz, so hier in die thatsächliche Unternehmerposition. Die Herbeiführung dieser Succession ist der Gegenstand der „Veräußerung des Geschäfts“, also nicht 앚 eine Succession in bestimmte Vermögensobjekte oder in die Gesammtheit oder irgend einen Theil der Akti-

36 Genossenschaften von Inhabern einer Hufe, bei der der Erwerb des Grundstücks an die Mitgliedschaft in der Genossenschaft geknüpft war. 37 Eroberte Gebiete, die als Beute in den Besitz des römischen Staates übergingen. 38 Wohlerworbenes Recht.

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ven und Passiven des Geschäftes, sondern in die Unternehmerstellung des Subjekts.39 Das ist z. B. auch für die Interpretation des Art. 22 des deutschen Handelsgesetzbuchs40 wichtig (die Stellung auch der deutschen Praxis ist hier noch eine ziemlich unsichere), und auf diese Natur des rechtlichen Vorgangs beim Übergang eines „Geschäfts“ muß Rücksicht nehmen, wer die Frage nach seinen Rechtswirkungen erörtert. Die Aufgabe ist, historisch und demnächst dogmatisch zu ermitteln, in wie weit in solchem Fall der Eintritt in die Verbindlichkeiten unter dem früheren Rechtszustand Rechtsfolge des Übergangs war oder sein konnte, und in wie weit das jetzige kaufmännische Rechtsbewußtsein sich in unmittelbarem Anschluß an die frühere Rechtslage etwa fortentwickelt hat. – Keinenfalls aber durfte diese schwierige Frage so, wie es der Verfasser thut, von der Hand gewiesen werden. II. Die Abhandlung über die Liquidation der Handelsgesellschaften zeigt die gleichen Vorzüge und Mängel. Mit Recht hebt Vivante (l. c.)41 den wesentlich ornamentalen Charakter der historischen und rechtsvergleichenden Partien hervor. Für das römische Recht durfte der Verfasser sich, wenn er überhaupt auf die Natur der arca communis eingehen wollte, nicht auf Zurückweisung der Aufstellung, daß der Gläubiger eine Vorzugsbefriedigung daraus hätte beanspruchen können, beschränken; er mußte auch die weit zweifelhaftere, meines Erachtens ebenfalls zu verneinende Frage erörtern, ob den Gesellschaftern etwa ein Vorabzugsrecht nach Art des Art. 44 unserer Konkursordnung42 auch gegenüber den Gläubigern des socius zukomme, und dafür ist die Interpretation der vom Verfasser in anderem Zusammenhang

39 Also des Veräußerers. 40 Zur Zeit Webers war umstritten, ob in der Firmenübernahme auch eine Schuldenübernahme zu sehen war. Siehe zur Interpretation des Art. 22 ADHGB zu Webers Zeit, oben, S. 150 mit Anm. 10. 41 Vivante, Diritto commerciale, S. 96 – 98. 42 Weber meint die Konkursordnung vom 10. Febr. 1877, die allerdings in Paragraphen und nicht in Artikel unterteilt ist. § 44 KonkO sieht ein Recht auf abgesonderte Befriedigung für den Mitgesellschafter, den Miteigentümer und den sonstigen Mitgemeinschafter im Fall des Konkurses des Gemeinschuldners vor. Siehe Glossar: Absonderungsrecht, unten, S. 545.

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erwähnten l. 27 pro socio43 weit wesentlicher als l. 82 eod.44 Unrichtig ist es ferner, historisch unbedingt und für das heutige Recht mindestens außerhalb des französisch-italienischen Rechtsgebiets, die jetzige Sonderstellung des Gesellschaftsvermögens mit der Rechtspersönlichkeit der Gesellschaften in kausalen Zusammenhang zu bringen; ich glaube auch meinerseits (Zur Geschichte der Handelsgesellschaften S. 33f.)45 den Ursprung der daran bestehenden Vorzugsrechte in den Rechtssätzen über die commenda nachgewiesen zu haben: hier liegt die gemeinsame Quelle des cit[ierten] Art. 44 der deutschen Konkursordnung, der privilegirten Stellung des Gesellschaftsvermögens und des Kommissionsgutes. Die Bedeutung der Ausführungen des Verfassers reicht, auch wo man ihm in seiner nicht ungeschickten Polemik gegen Francken und Nöldeke c (namentlich Kap. IV)46 Recht geben wird, nicht an deren Arbeiten heran. In der Sache selbst legt der Verfasser der juristischen Konstruktion mit 앚 Recht nicht die Supposition einer besonderen societas ad liquidandum (Francken) zu Grunde,47 bekämpft auch zutreffend die Ansicht, daß nach Auflösung der Gesellschaft alsbald eine bloße communio eintrete, und bekennt sich seinerseits zu der durchaus zulänglichen Annahme einer Fortdauer der Gesellschaft mit rechtlich gebundener Zweckbestimmung. Da der Untergang der Gesellschaft als Rechtsfolge der Auflösung nicht kraft dispositiven Rechtssatzes eintritt, so wird man ihm auch

c A: Nöldecke 43 Sraffa, Liquidazione delle società commerciali, S. 7 f., zitiert Dig. 17.2.27 im Zusammenhang mit der fehlenden Rechtspersönlichkeit der societas nach antikem römischen Recht. 44 Sraffa, ebd., S. 3, zitiert Dig. 17.2.82, um entgegen Nöldeke, Die Fortdauer der offenen Handelsgesellschaft, zu unterstreichen, daß das antike römische Recht sehr wohl eine arca communis und damit ein Gesellschaftsvermögen kannte. 45 In diesem Band, oben, S. 179. 46 Sraffa, Liquidazione delle società commerciali, setzt sich mit Francken, Die Liquidation der Offenen Handelsgesellschaft, auf S. 45 – 51, mit Nöldeke, Die Fortdauer der offenen Handelsgesellschaft, auf S. 54 – 58, ausführlich auseinander. Beide Male handelt es sich um Passagen aus dem zweiten Kapitel von Sraffas, Liquidazione delle società commerciali, und nicht um das vierte Kapitel (S. 192 – 270). 47 Gemeint ist eine eigene Form der Gesellschaft im Liquidationsstadium. Sraffa, Liquidazione delle società commerciali, setzt sich insbesondere S. 46 – 48, 55, mit dieser Position Franckens, Die Liquidation der Offenen Handelsgesellschaft, auseinander.

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darin beitreten (gegen Nani und theilweise Nöldeke d),48 daß die zu Recht erfolgte Auflösung nicht durch Willensakt der socii rückgängig zu machen ist; dagegen hätte andererseits der Standpunkt des Verfassers sehr wohl den Schluß zugelassen, ja eigentlich gefordert, daß bei mangelnder materieller causa dissolutionis eine Reaktivirung möglich sei. Es ist ein erheblicher Mißstand, daß nach der, so viel mir bekannt, herrschenden Praxis z. B. ein zu Unrecht eröffnetes Konkursverfahren zwar wieder aufgehoben, die formal dadurch aufgelöste Gesellschaft aber nicht reaktivirt werden kann. Die eingehende Darstellung der Rechtssätze über die Rechtsstellung der Liquidatoren und die einzelnen Liquidationsakte, wie sie der Verfasser gibt, bietet Veranlassung zu speziellerem Eingehen für uns nicht; sie ist mit äußerst schätzenswerther gründlicher Berücksichtigung der italienischen und fremden Praxis umfassend durchgeführt, wie am Schluß dieser Bemerkungen, welche naturgemäß in erster Linie die Bedenken, zu welchen Methode und Ergebnisse des Verfassers Anlaß geben, zu betonen hatten, noch besonders hervorgehoben werden mag.

d A: Nöldecke 48 Mit Nani, Questioni, und Nöldeke, Die Fortdauer der offenen Handelsgesellschaft, setzt sich Sraffa, Liquidazione delle società commerciali, S. 64 – 67, auseinander.

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Rezension von: Paul Vinogradoff

[Rezension von: Paul] Vinogradoff, Villainage in England

Editorischer Bericht

I. Zur Entstehung Als Weber die folgende Rezension im Frühjahr 1894 verfaßte, näherte sich seine Berliner Zeit dem Ende. Am 25. April 1894 wurde er zum Wintersemester 1894/95 in Freiburg zum ordentlichen Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft ernannt.1 Die Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte informierte in demselben Band, in dem die hier edierte Rezension Max Webers erschien, über Webers Berufung nach Freiburg.2 In seinem letzten Berliner Semester, dem Sommersemester 1894, hielt Weber erstmals eine Vorlesung ‚Agrarrecht und Agrargeschichte‘ ab,3 in der er ähnliche Fragen der Agrarverfassung, der Fluraufteilung und der Entstehung der Gutswirtschaft bei den Römern, Kelten und Germanen wie in der folgenden Rezension ansprach und dabei ausdrücklich auf Seebohm und Vinogradoff verwies.4 Bereits zuvor hatte Weber vergleichbare Proble1 Mommsen, Wolfgang J., Einleitung, in: Weber, Landarbeiterfrage, MWG I/4, S. 40, Anm. 139 (Ernennung in Freiburg). 2 In den vermischten Personalnachrichten am Ende des Bandes der Savigny-Zeitschrift, in der die nachstehende Rezension erschien, findet sich die Notiz: „Der außerordentliche Professor der Rechte Dr. Max Weber in Berlin ist als Nachfolger des nach Wien berufenen ordentlichen Professors der Staatswissenschaften Dr. von Philippovich nach Freiburg i. Br. berufen worden.“ Vgl. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, Bd. 15, 1894, S. 196. 3 Ausweislich des gedruckten Vorlesungsverzeichnisses der Berliner Universität las Weber im Sommersemester 1894 neben der agrarrechtlichen und agrargeschichtlichen Vorlesung auch Handels- und Seerecht, Handels- und Seerechtsgeschichte, Handelrechtspraktikum, Versicherungsrecht und Versicherungswesen, Preußische Rechtsgeschichte. Vgl. Verzeichniss der Vorlesungen, welche auf der FriedrichWilhelms-Universität zu Berlin im Sommer-Semester vom 16. April 1894 bis 15. August 1894 gehalten werden. – Berlin: o.V. 1894, S. 4. 4 Weber, Max, Agrarrecht und Agrargeschichte, MWG III/5, S. 117, 134 und 136. Ebenso sollte Weber auf dieses Buch von Vinogradoff in seiner Freiburger Vorlesung zur Agrarpolitik im Sommersemester 1895 (ebd., S. 171 und 175) und in seiner Heidelberger Vorlesung zum gleichen Thema im Wintersemester 1897/98 (ebd., S. 207 und 215) verweisen. Vgl. Aldenhoff-Hübinger, Rita, Editorische Vorbemerkung, in: Weber, Max, Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik. Vorlesungen 1894 – 1899, MWG III/5, S. 67f.

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me in der ersten These seiner Disputation formuliert, die ihn danach vor allem in der ‚Römischen Agrargeschichte‘ sowie bei seiner Studie zur ‚Lage der Landarbeiter‘ in den ostelbischen Gebieten in den Jahren 1891 bis 1893 beschäftigen sollten.5 Daraus dürfte zu erklären sein, daß Weber in seiner Rezension zu Vinogradoff dessen Befunde für England in einem Exkurs von über einer Seite an einem „gleichmäßigen Typus der mittelalterlichen Gutswirtschaft“ im westlichen Europa6 maß und den Übergang vom römischen Kolonat zur mittelalterlichen Gutswirtschaft besonders akzentuierte. Im Hintergrund standen dabei für Weber augenscheinlich die Forschungen des Berliner Professors für Statistik und Nationalökonomie, August Meitzen, dessen Thesen Weber wohl aus dessen Vorlesungen und aus dem persönlichen Umgang mit ihm kannte.7 Denn das große Werk Meitzens zu ‚Siedelung und Agrarwesen der Westgermanen und der Ostgermanen, der Kelten, Römer, Finnen und Slawen‘, das Weber in der Rezension „sehnlichst“ erwartete,8 konnte er zur Zeit der Abfassung der Rezension noch nicht anführen. Es erschien in drei Bänden erst im Jahr 1895 in Berlin. Mit seiner Arbeit zur englischen Dorfgemeinschaft wurde Vinogradoff 1884 in Moskau promoviert. Anschließend arbeitete er sie um und publizierte sie 1892 auf Englisch. In dieser Fassung besprach Max Weber das Werk, ohne den genauen Entstehungszusammenhang zu erklären. Ähnlich wie es 1895 auch Meitzen tun sollte, griff Paul Vinogradoff in seinem Buch zur englischen Dorfgemeinschaft die Seebohm’sche These einer seit römischen Zeiten durchgehenden Unfreiheit der bäuerlichen Hintersassen an.9 Daraus dürfte sich Webers große Zustimmung zu Vinogradoffs Werk erklären lassen. Paul Vinogradoff, ein gebürtiger Russe, hatte als 21jähriger im Jahr 1875/ 76 mit einem russischen Begabtenstipendium in Berlin vorrangig Rechtswissenschaften studiert und dabei Seminare von Heinrich Brunner und Theodor Mommsen besucht.10 Obwohl Max Weber zu jung war, um ihn da5 Riesebrodt, Martin, Editorischer Bericht, in: Weber, Lage der Landarbeiter, MWG I/3, S. 18 – 24; Deininger, Jürgen, Einleitung, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 43 – 54; Mommsen, Wolfgang J., Editorischer Bericht zu „Die ländliche Arbeiterverfassung“, in: Weber, Landarbeiterfrage, MWG I/4, S. 157 – 159 sowie S. 223, Anm. 1. 6 Siehe unten, S. 495, Z. 21 – 23. 7 Zu Meitzens Bedeutung für Webers agrarhistorische Interessen vgl. Deininger, Einleitung, in: Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 11, Anm. 54, S. 14 – 18. Auch widmete Weber seine Habilitationsschrift Meitzen, vgl. Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. [92]. 8 Siehe unten, S. 499, Anm. 25. 9 Siehe unten, S. 499, Anm. 26. 10 Frederick Maurice Powicke in seinem Nachruf auf Vinogradoff, in: English Historical Review, vol. 41, 1926, S. 236 – 241; sowie Allen, C. K., Art. Vinogradoff, in: Dictionary of National Biography (1922 – 1930). – Oxford: University Press 1937, S. 871b – 874a.

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mals persönlich kennengelernt zu haben, war ihm bei seiner Rezension bewußt, daß Vinogradoff ein Mitglied des „Berliner germanistischen Seminars“ war.11 In dieser Zeit hatte Vinogradoff sicherlich auch mit Meitzen, der seit 1875 außerordentlicher Professor an der Berliner Universität war, Kontakt und erhielt von ihm erste Impulse für seine Studie. Anhand der Berliner Universitätsakten läßt sich jedoch weder nachweisen, daß Vinogradoff, geboren am 1. Dezember 1854, von 1884– 1887 „probationary professor“, also außerordentlicher Professor, in Berlin war, noch daß er einen juristischen Doktorgrad der königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin erworben hat.12 Eine Rezension zu Vinogradoffs ‚Villainage in England‘ publizierte im gleichen Jahr wie Weber der Leipziger Wirtschaftshistoriker August von Miaskowski in der Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte.13 Ähnlich wie Weber betonte er, daß Vinogradoff zu recht und gegen Seebohm den Umbruchscharakter vom antiken Kolonat zur mittelalterlichen Dorfverfassung und Grundherrschaft belegt habe. Für die Savigny-Zeitschrift für Rechtsgeschichte sollte Weber auch noch ein späteres Werk Vinogradoffs, wahrscheinlich „The Growth of the Manor“ (1905), besprechen. Weber mußte die Rezension jedoch wegen zeitlicher Überlastung an Ulrich Stutz, den für Rezensionen zuständigen Herausgeber der germanistischen Abteilung der Savigny-Zeitschrift, zurückgeben.14

II. Zur Überlieferung und Edition Max Weber fertigte, wohl als Grundlage für seine Rezension und die agrarrechtlichen Vorlesungen, recht umfangreiche Exzerpte aus Vinogradoffs ‚Villainage in England‘ an,15 die als bloße Vorstudien in der Max Weber-Gesamtausgabe nicht ediert werden. Ein Manuskript des Rezensionstextes ist dagegen nicht überliefert. Der Abdruck folgt dem Text, der in der Zeitschrift

11 Siehe unten, S. 494, Z. 21 f. 12 So aber Corpus Christi College Oxford, Biographical Register 1880 – 1974, hg. von P.A. Hunt und N.A. Flanagan. – Oxford: University Press 1988, S. 41 f. 13 Miaskowski, August von, Paul Vinogradoff, Villainage in England. Essays in mediaeval English history. Oxford, Clarendon Press, 1892, in: Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte, 2. Band, 1894, S. 141 – 147, S. 143 (zu den genaueren Entstehungszusammenhängen von Vinogradoffs Arbeit). 14 Korrespondenzen Webers mit Ulrich Stutz vom 20. Jan. 1906 (Übernahme der Rezension), vom 22. Juli 1906 und vom 22. Mai 1908 (Absage), in: Weber, Max, Briefe 1906 – 1908, hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen (MWG II/5). – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1990, S. 27, 118, und S. 576 mit Anm. 2. 15 Das Exzerpt ist im Nachlaß Webers erhalten: GStA PK, VI. HA, Nl. Max Weber, Nr. 31, Bd. 2, Bl. 221Vs – 228Rs.

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der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, hg. von E[rnst] I[mmanuel] Bekker, A[lfred] Pernice, R[ichard] Schröder und H[einrich] Brunner, 28. Band (= Germanistische Abteilung 15. Band), 1894, S. 187 – 192, erschienen ist (A). Die Rezension ist gezeichnet: „Berlin, April 1894. Max Weber“. Der Originaltext ist in einer Antiquaschrift gesetzt, die die Umlaute für Großbuchstaben und das „ß“ nicht enthält. Gemäß den Editionsregeln wurden Ae, Ue stillschweigend durch Ä, Ü und „ss“ durch „ß“ ersetzt. Max Webers eigenwilliger Wortgebrauch von „allmälig“ sowie historisch bedingte Schreibweisen, wie z. B. „Frohnhofswirthschaft“, „Construction“ oder „skizzirte“, wurden beibehalten.

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Rezension von: Paul Vinogradoff

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Vinogradoff, Villainage in England. Essays in English mediaeval history. Oxford 1892, 464 S. 8°. Es darf ohne die Gefahr einer Übertreibung gesagt werden, daß wir in dieser Schrift die bedeutendste agrarhistorische Erscheinung zum mindesten des letzten Jahrzehnts vor uns haben. Dies, obwohl die Bezeichnung „Essays“ der Form nicht nur, sondern mehr noch dem gerade nach der historischen Seite fragmentarischen Inhalt der Schrift entspricht, und obwohl nicht ausgeschlossen ist, daß die weitere Forschung – namentlich in Bezug auf die vielleicht auch hier noch unterschätzte Bedeutung des freien bäuerlichen Elements – Ergänzungen zu den Ergebnissen des Herrn Verf[assers] liefert, welche das Gesammtbild der ländlichen Zustände nicht unwesentlich gegenüber seiner Auffassung verschieben könnten. – An dieser Stelle kann nicht sowohl eine Kritik als eine kurze Charakterisirung der Bedeutung des elegant geschriebenen, ein ungewöhnlich umfassendes Material mit ebenso ungewöhnlichem Geschick verarbeitenden Buches versucht werden. Jedenfalls bezeugt sein Inhalt in gleicher Weise die juristische Schulung wie die wirthschaftliche Einsicht des Verf[assers], welcher z. Z. Professor in Moskau ist, aber dem Berliner germanistischen Seminar angehört hat.1 Die Schrift behandelt für England einen charakteristischen und wichtigen typischen Ausschnitt aus der Geschichte der Rittergüter. Will man diese im großen Umriß und unter Ignorirung der Besonderheiten unter einen einheitlichen Gesichtspunkt bringen, so muß man für das 앚 Mittelalter von dem freilich nur local nachweisbaren und in seiner Reinheit auch nie allgemein vorhanden gewesenen Zustand ausgehen, daß der Grundherrschaft zwar ein gutsherrlicher Haushalt, aber nicht eine Gutswirthschaft2 im Sinne eines 1 Gemeint ist das germanistisch-deutschrechtliche Seminar der juristischen Fakultät. Vgl. dazu den Editorischen Bericht, oben, S. 491 f., und den Eintrag zu Vinogradoff im Personenverzeichnis, unten, S. 543. 2 Während die Grundherrschaft sowohl Land in Eigenbewirtschaftung des Grundherren mit Hörigen wie auch Ausgabe von Land zu verschiedenen Leiheformen und Abgabepflichten umfaßt, kennt die Gutsherrschaft nur die Form der unmittelbaren Bewirtschaftung des Gutshofs des Herren.

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landwirthschaftlichen Großbetriebes entsprach. Landwirthschaftlicher Unternehmer war nicht der Gutsherr, sondern seine Hintersassen, er bezog von ihnen kraft seiner Stellung als Grundherr – „als Civilliste“,3 könnte man sagen – in der Hauptsache Naturalabgaben zur Sustentation seines Haushalts und Dienste mehr persönlichera als wirthschaftlicher Art. Nur Fragmente eines eigenen Wirthschaftsbetriebes hatte sich in den früher römischen Provinzen der dortige Gutsherr erhalten, im Übrigen hatte der allmälige und unvermeidliche Verfall der großen Sclavenbetriebe im Verlauf einer Entwickelung, die bereits im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung erkennbar einsetzte, dazu geführt, daß der Bruchtheil des Areals, welchen der possessor4 in „eigener Regie“ behielt, immer weiter zusammenschrumpfte, und dieser Proceß setzte sich noch während und unmittelbar nach der Völkerwanderung fort. – Im weiteren Verlauf des Mittelalters aber kehrte er sich in sein Gegentheil um. Unter dem Einfluß der steigenden Ansprüche an die Lebenshaltung wurde der Grundherr wieder in höherem Grade Landwirth, seine Unternehmerstellung verbreiterte sich relativ und absolut, die bisher in der Hauptsache nur tributpflichtigen abhängigen Wirthschaften wurden zu einer Arbeitsorganisation in seinem Interesse combinirt[,] und es entstand der in seinen allgemeinen Zügen bekannte, im westlichen Europa wesentlich gleichmäßige Typus der mittelalterlichen Gutswirthschaft. Der weitere Gang der Entwickelung war nun aber verschieden. Im östlichen Deutschland wuchs die Unternehmerstellung des Gutsherrn auf Kosten der abhängigen Wirthschaften und verschlang schließlich im Laufe dieses Jahrhunderts deren größere Hälfte, indem sie ihre Inhaber zu Landarbeitern herabdrückte. Der Gutsherr ist nunmehr, statt wie einst durch Deputate5 der abhängigen Wirthschaften sustentirt zu werden, der einzige landwirthschaftliche Unternehmer und entlohnt umgekehrt seine Arbeiter in Deputaten. In Frankreich räuma A: persönlicher, 3 Weber verwendet hier den aus dem Recht der konstitutionellen Monarchie stammenden Begriff für mittelalterliche Zustände, um den Beitrag zum persönlichen Lebensunterhalt eines Herren zu kennzeichnen. 4 Das Wort bezeichnet den Besitzer als Inhaber der unmittelbaren Sachherrschaft im Unterschied zum Eigentümer. 5 Entlohnung in bemessenen Naturalien.

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te, noch ehe ein solches Stadium der Entwickelung eintreten konnte, die Revolution mit den Gutsherren gewaltsam auf. In England dagegen vollzog sich unter dem Einfluß des frühen siegreichen Eindringens der Geldwirthschaft schon im 13. und 14. Jahrhundert die Auflösung der Frohnhofswirthschaft6 in anderer Form, welche übrigens nach den ansprechenden Untersuchungen Wittichs (Zeitschr[ift] f[ür] Social- u[nd] Wirthsch[afts]-Gesch[ichte] II, 1)7 in Niedersachsen eine gewisse Analogie findet: der Gutsherr gab seine Unternehmerposition wieder auf und zog sich auf den Bezug von Geldrenten zurück, damit die wirthschaftliche und sociale Emancipation der englischen Bauernschaft, im weiteren Verlauf freilich auch ihre Depossedirung und Ersetzung durch die modernen Pächter vorbereitend. Die Frohnhofswirthschaft spielte also in England nur die Rolle eines Intermezzo. Dies Intermezzo nun – und zwar unter dem Gesichtspunkt eines solchen – schildert Vinogradoff. Den Beginn der Umwandlung in die moderne 앚 Wirthschaftsverfassung bezieht er in die Darstellung ein, während er den Ursprung der Gutsverfassung dahingestellt läßt und einer späteren besonderen Arbeit vorbehält, welcher man mit Interesse entgegensehen darf. „Essay“ I8 der Schrift behandelt zunächst die aus den juristischen Theoretikern und der gerichtlichen Praxis ersichtliche juristische Construction der Lage der villani.9 Es wird nachgewiesen, daß nach der herrschenden Rechtsanschauung das Moment der persönlichen Abhängigkeit überwog; den Hauptbeweisgrund bildet die Behandlung der villani als Ungenossen10 seitens der Königl[ichen] Gerichte. Es ergiebt sich aber sofort, daß diese Auffassung nur den Charakter eines theoretischen Constructionsversuches an sich trug. 6 Bewirtschaftung aufgrund der Verpflichtung von Hörigen zu körperlicher Arbeit für den Herrn (Fron). 7 Wittich, Entstehung des Meierrechts, S. 47 – 59. 8 Der Titel des Essay I lautet: „The peasantry of the feudal age“, in: Vinogradoff, Villainage in England, S. 43 – 220. 9 Bezeichnung für abhängige Bauern (von lat. „villa“, engl. „villain“). Vinogradoff setzt sie zunächst (ebd., S. 44 – 46) weitgehend dem römischen Sklaven gleich, differenziert dann aber in der von Weber im Folgenden referierten Weise, mehr im Sinne der mittelalterlichen Hörigkeit. 10 Deutung Webers: Das Wort Ungenosse betont den Standesunterschied der abhängigen „villani“ zu den Freien, welche ihren Gerichtsstand unmittelbar vor dem Königsgericht haben.

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Criminalrechtlich wird der Unterschied des status grundsätzlich durchweg ignorirt, verwaltungsrechtlich ist das seinem ganzen Wesen nach auf die freie Gemeinde zugeschnittene Institut der frankpledge11 auf sie erstreckt. Civilrechtlich endlich gilt zwar die Theorie, daß der villanus nur für den Herrn erwerben könne, und es kommt in der That vor, daß der dominus vom villanus gekauftes Land als ihm erworben an sich nimmt (cf. die p. 359 Anm. 2 angeführte Stelle); der villanus kann ferner vom Herrn in ganz beliebiger Weise verwendet, also insbesondere seiner Stelle willkürlich entsetzt werden. Allein nicht nur ist testamentarische Verfügung über villani rechtlich unmöglich und ist der Klageschutz wegen „intolerabilis iniuria“,12 welchen Azo den servi gegen den dominus giebt, nach Bracton insbesondere auch auf die „waynage“, das Akkergeräth, der villani erstreckt, sondern es gilt ferner schon im frühen Mittelalter der Satz, daß die bloße Thatsache einer erblichen Landbeleihung des villanus seitens des Herrn („sibi et heredibus suis“) Ersteren persönlich frei macht, auch die nicht erbliche Beleihung in Form einer convention ihm wenigstens die Contractsklage giebt, während später jedes agreement zwischen Herrn und villanus überhaupt nach der Praxis zur Folge hat, daß er als frei behandelt und mit der assisa novae disseisinae13 geschützt wird. Das entscheidende Kriterium ist also thatsächlich das „tenere in villenagio“1) 14 und damit die Natur der geschuldeten Dienste nach Umfang (ungemessene im Gegensatz zu gemessenen) und Art (niedere im Gegensatz zu höheren). Daß die Behandlung der villani in 1) Demgemäß lautet die Einlassungsverweigerung eines Dritten gegen den Unfreien A 189 bei Klagen des villanus wegen Entsetzung: villanus est et tenet in villenagio. 앚

11 Vinogradoff, Villainage in England, S. 66, erläutert, daß als Anknüpfungspunkt für policeyrechtliche Regelungen (siehe Glossar: Polizei, unten, S. 560) alle Einwohner zu einem, ursprünglich freien, genossenschaftlichen Institut, der „frankpledge“ zusammengefaßt wurden, auch wenn nicht alle Einwohner tatsächlich frei waren. Hieraus differenzierte sich dann das „tithing“ als genossenschaftliches Gericht der freien Männer aus. 12 Nach Azo Verletzung von Leib und Leben (vgl. Vinogradoff, Villainage in England, S. 74), während Bracton den Schutz weiterfaßt und auch Beschädigung von Sachen darunter faßt. 13 Förmliche Klage auf Wiedergewährung des Besitzes, wenn erst vor kurzem (nove) die Besitzentziehung stattgefunden hat. 14 Villenagium ist die Bezeichnung des Rechts und der daraus folgenden Verpflichtung, nach dem die villani ihr Land innehaben.

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der Legaltheorie überhaupt den historischen Antecedenzien nicht entspricht, schließt V[inogradoff] aus der rechtlichen Behandlung des Besitzstandes der königlichen Domänenbauern auf dem zur Zeit Eduards des Bekenners im Besitz der Krone gewesenen Lande (gleichgiltig ob es etwa inzwischen in private Hände gekommen war), des sog. ancient demesne,15 welches hier erstmalig eine wirklich erschöpfende Behandlung findet. Der Besitzstand ist villenagium, wird nicht durch carta, sondern durch surrender übertragen16 und ist von dem gewöhnlichen Verfahren vor den könig앚lichen Gerichten ausgeschlossen. Es findet unter den tenentes17 und gegen den Lord nur ein Quasiproceß (ursprünglich wohl Administrativproceß) mittelst des breve de recto18 über den Besitzstand und im Fall ungerechter Belastung eine Art Verwaltungsstreitverfahren statt auf Grund des Writ of Monstraverunt, dessen juristischen Charakter V[inogradoff] hübsch entwickelt.19 Andererseits sind die Dienste bei dieser „villain socage“20 auf anc[ien]t demesne grundsätzlich gemessene, soweit es sich um die Besitzstände auf dem Bauernlande handelt, während auf dem Sallande21 auch gewöhnliche villani vorkommen. Mit Recht schließt V[inogradoff], daß wir hier die ältere, sächsischeb Gestaltung22 der Rechtsstellung der villani vor uns haben und daß demgemäß die Annahme wenigstens nicht unzulässig ist, daß die Rechtsstellung der gewöhnlichen villani, welche ursprünglich „customary freeholders“23 waren, nicht Folge und Ausfluß ihrer grundsätzlichen Rechtlosigkeit, sondern der von den Grundherren durchgesetzten Versagung der Klage vor den königlichen Gerichten sei. b A: sächsiche 15 Mit der normannischen Eroberung Englands unter König Wilhelm im Jahr 1066 war alles Land königliches Land („royal demesne“) geworden und wurde dann wieder zu Lehen ausgegeben. 16 Die Besitzübergabe erfolgt also nicht durch Urkunde, sondern rein tatsächlich. 17 Tatsächlicher Inhaber des vom Herren vergebenen Landes. 18 Klage auf Wiedereinräumung des Besitzes gegen den Herrn, auch „writ of right“, beschrieben bei Vinogradoff, Villainage in England, S. 101. 19 Weber bezieht sich hier auf Vinogradoff, Villainage in England, S. 101 f. 20 An den Freeholder angelehnte Rechtsstellung des villanus (ebd., S. 108 – 113). 21 Land in unmittelbarer herrschaftlicher Verwaltung und Bearbeitung. 22 D.h. die älteste auf die angelsächsische Einwanderung zurückgehende, freiere Rechtsstellung vor der normannischen Eroberung 1066. Siehe Vinogradoff, Villainage in England, S. 123. 23 Freibauern aufgrund von Gewohnheitsrecht.

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Schon der vorstehend skizzirte erste Abschnitt wendet sich, trotzdem der Verf[asser] fast jede Polemik vermeidet, im Ergebniß ersichtlich gegen Seebohm’s (English Village Community, deutsch von v. Bunsen) geschickte, aber willkürliche und theilweise doch auch recht oberflächlich gearbeitete Geschichtsconstruction. Noch mehr ist dies in dem zweiten, die Arbeitsorganisation der Güter behandelnden Essay24 der Fall. – V[inogradoff] geht hier aber m. E. noch nicht weit genug, und es werden wohl erst durch das sehnlichst erwartete Erscheinen des großen Meitzen’schen Werkes25 auch hier die durch Seebohm erschütterten Fundamente der mittelalterlichen Agrargeschichte wieder in ihr Recht eingesetzt werden. Seebohm negirte bekanntlich – und zwar nicht nur für England, sondern für ganz Westeuropa – die freie bäuerliche Gemeinde als entwickelungshistorisch ins Gewicht fallend, suchte die Gutsverfassung unmittelbar aus der spätrömischen abzuleiten und die Gestaltung der Lage der ackerbauenden Bevölkerung ganz allgemein als ein langsames Aufsteigen aus vollem Sclaventhume aufzufassen. Eine der wichtigsten Stützen dieser Ansicht war seine Annahme, daß die typische germanische Hufenauftheilung der Fluren schon an sich ein Merkmal der Gutsherrlichkeit und Unfreiheit der Bauern gewesen sei. Die Flurauftheilung rühre wirthschaftlich von dem gemeinsamen Pflügen der Flurgenossen her und habe im Übrigen dem Zwecke der Lastenvertheilung gedient. Von Vinogradoff werden zunächst die letztgenannten beiden Hypothesen zurückgewiesen. Weder stimmt die Steuer- und Lastenhufe regelmäßig mit der agrarischen Unterlage, noch geht die Hufengröße mit der Zahl der Zugthiere parallel. Dagegen tritt er der Ansicht Seebohm’s,26 daß die gleichmäßige Hufenauftheilung mit Gemengelage das charakteristische „Gehäuse“ gutsherrlicher arbeitspflichtiger Gemeinden gewesen sei, wenigstens für die von ihm behandelte Zeit keineswegs dergestalt entgegen, wie es in den 24 „The Manor and the Village community“, in: Vinogradoff, Villainage in England, S. 223 – 409. Zur deutschen Ausgabe von Seebohms Werk, s. unten, S. 588. 25 Weber meint Meitzen, August, Siedelung und Agrarwesen der Westgermanen und Ostgermanen, der Kelten, Römer, Finnen und Slawen, 3 Bände. – Berlin: Wilhelm Hertz 1895. Vgl. dazu auch den Editorischen Bericht, oben, S. 491. 26 Mit Seebohm, English Village Community, setzt sich Vinogradoff, ebd., etwa S. 34 f., 209 ff., kritisch auseinander. Noch deutlicher grenzte sich dann später auch Meitzen, Siedelung und Agrarwesen, S. 194, von Seebohms Thesen ab.

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Verhältnissen begründet gewesen wäre. Das hat freilich seinen Grund darin, daß ihm das exacte Material der Flurkarten, welches uns für Deutschland zur Verfügung steht und den streng rechnerischen Beweis des Gegentheils er앚möglicht, für England fehlte. Einzelne Quellenstellen (so z. B. Rot[uli] Hundred[orum] II 501b 27 für Soham) lassen ihn deshalb ganz allgemein die Coincidenz von unregelmäßiger Auftheilung mit Geldzahlung und regelmäßiger Hufenlage mit Arbeitspflicht annehmen (S. 200 unten und Essay II C. IV28 a[m] E[nde]). Zu einem nicht geringen Theil wird diese Erscheinung wohl darauf zurückzuführen sein, daß, wo neben arbeitspflichtigen Stellen rentenpflichtige Grundstücke in den Gutsherrschaften vorkommen, letztere theils Rotthufen,29 theils spätere Vergebungen von Allmendland, theils unvollkommen vereinödete oder verkoppelte Hufen sind. Im Übrigen aber ist aus den deutschen Flurkarten der entgegengesetzte Schluß zu ziehen: daß, wo überhaupt die typische Hufenauftheilung vorherrscht, die freien Siedlungen grundsätzlich und mit peinlicher Sorgfalt das Princip der Gleichstellung der Hüfner vermittelst einer rechnerisch genau gleichen Auftheilung der Gewanne unter sie durchführen, dagegen die gutsherrlichen Siedlungen, bei welchen die Willkür des Herrn den Siedelnden die Planlage zuwies, von der stricten Durchführung dieses Princips sehr häufig absehen konnten und absahen und deshalb kein rechnerisch durchsichtiges Flurkartenbild ergeben. Man kann im Allgemeinen sagen, daß das massenhafte Vorkommen der gleichmäßigen Hufenauftheilung in einem Bezirke einer der stärksten Beweise für die ursprüngliche Freiheit der dort ansässigen Bevölkerung ist (weit abgeschwächter V. Essay II C. IV).30 Ein Eingehen auf die Einzelheiten der Vinogradoff’schen Darstellung verbietet der Raum. Im höchsten Grade ansprechend und

27 Vinogradoff, Villainage in England, S. 199, Fn. 3, zitiert in genau der gleichen abgekürzten Form wie Weber. Gemeint ist: Rotuli hundredorum tempore Henrici III. et Eduardi I. in turri Londinensi et in curia receptae scaccarii Westminsteri asservati. – London: by command of King George III 1818. 2. Band, S. 501, Sp. b. 28 Kapitel 4 von Essay II ist überschrieben „The lord, his servants and free tenants“, in: ebd., S. 313 – 353. 29 Unter Rotthufen versteht man aus Rodungsland zugeteiltes Bauerngut in der Größe einer Hufe. 30 Vinogradoff, ebd., Essay II, Kapitel 4, S. 353.

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lehrreich ist die Art, wie im Cap. V des ersten31 und den Cap. III32 und IV des zweiten Essay die Incongruenz bezw. nur annähernde Congruenz der von der Legaltheorie33 acceptirten juristischen mit der wirthschaftlichen und socialen Scheidung von „frei“ und „unfrei“ dargelegt und historisch begründet wird. Wer diese eigenartigen Unklarheiten an einer modernen Analogie verstehen will, muß sich in die Details der wirthschaftlichen und rechtlichen Lage unserer ostelbischen Instleute34 und „freien“ Arbeiter vertiefen – diese beiden bekannten Kategorien entsprechen in der heutigen so gewaltig veränderten Arbeitsverfassung dennoch im Wesentlichen den unfreien und freien Bauern in der mittelalterlichen Gutswirthschaft. Fraglich ist demc Ref[erenten], wie schon im Eingang angedeutet, ob die freie Bauernschaft in ihrer Stellung und Bedeutung vom V[er]f[asser] in Ess[ay] II C. IV und Ess[ay] I C. VI35 zutreffend eingeschätzt ist. Ein näheres Eingehen darauf verbietet sich hier. – Sehr ansprechend sind dagegen wiederum die allerdings mehrfach stark hypothetischen Ausführungen (II C. V)36 über die Spaltung der alten einheitlichen halimote der ceorls in court baron und customary court37 – freie und unfreie Versammlung mit entsprechend

c Fehlt in A; dem sinngemäß ergänzt. 31 Kapitel 5 des Essay I ist betitelt: „The servile peasantry of manorial records“, in: ebd., S. 138 – 177. 32 Kapitel 3 des Essay II ist überschrieben: „Rural work and rents“, in: ebd., S. 278 – 312. 33 Gemeint ist die mittelalterliche Wissenschaft des gelehrten Rechts, die von vorgefundenen Begriffen des römischen Rechts ausgeht. 34 „Hofgänger“ oder Instleute als kontraktlich gebundene Tagelöhner kamen vor allem in der ostdeutschen Form der Gutsherrschaft vor. Sie hatten auf dem Herrengut zu arbeiten, durften aber in beschränktem Umfang auch Eigenwirtschaft auf Pachtland treiben. Vgl. etwa Riesebrodt, Martin, Editorischer Bericht, Anhang, in: Weber, Max, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. 1892 (MWG I/3). – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1984, S. 42 f. 35 Essay II, Kapitel 4 „The lord, his servants and free tenants“, Vinogradoff, Villainage in England, S. 313 – 353; Essay I, Kapitel 6 lautet „Free peasantry“, ebd., S. 178 – 210. 36 Essay II, Kapitel 5 ist überschrieben „The manorial courts“, ebd., S. 354 – 396, bes. S. 362 – 366. 37 Der halimote bezeichnet die Dingversammlung der freien Männer (ceorls, als Gegenbegriff zu villani), aus der sich dann die beiden von Weber genannten Gerichtshöfe ausdifferenzierten, vor denen dann der suitor gemäß seiner jeweiligen ständischen Stellung seine Sache vorbringen konnte.

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verschiedener Stellung der suitors – und die Stellung der free tenants zum manor überhaupt. Die Anknüpfungspunkte an die vor dem Feudalzeitalter liegenden Zustände sind überall, besonders hübsch auch bei den court rolls38 und den Übertragungsformen unfreien Landes, aufgezeigt; die Einzelausführung folgt hoffentlich bald. 앚 Alles in Allem bildet die geistvolle Schrift schon durch die strenge Quellenmäßigkeit der Behandlung eines Stoffes, den ohne die stete Mitarbeit der „Phantasie“ nach Lage der Quellen Niemand – auch der Verf[asser] nicht – für uns verständlich interpretiren könnte, einen im Ganzen doch sehr wohlthuenden Gegensatz gegen Seebohm’s geistreich naschende Art. Die durch des Letzteren Hypothesen nahegelegte Vergleichung mit spätrömischen Zuständen vermeidet Vinogradoff. Sie liegt an sich nahe. Zwar bei einem Theil der Institute, welche besonders frappante Ähnlichkeiten mit römischen Verhältnissen aufweisen: so der virgate de wara (Steuerhufe) mit dem römischen iugum39 und vor Allem der ganzen Rechtslage der villani mit derjenigen der coloni40 in den spätrömischen excommunalisirten Gutsbezirken, erklärt sich die Verwandtschaft einfach daraus, daß ähnlich geartete Rechtsinstitute sich international wiederholen, weil sie der Natur der Sache überall gleichmäßig entsprechen. Andererseits ist aber eine Continuität der Entwickelung von den spätrömischen Gutswirthschaften zu den frühmittelalterlichen schlechterdings nicht zu bezweifeln. Nur bewegt sich diese Entwickelung nicht, wie Seebohm glaubte,41 in 38 Vinogradoff, Villainage in England, S. 372 – 374, erläutert altertümliche Übertragungsformen von Land durch Übergabe eines Stricks an den Pächter, der somit entweder „tenant by the verge“ oder „tenant by copy of the court roll“ ist. 39 Vinogradoff, Villainage in England, S. 242, erwähnt die „virgate de wara“, „iugum“ bzw. „iuga“ (ebd., S. 309), aber nicht in dem von Weber hier verwendeten Sinn. Weber, Römische Agrargeschichte, MWG I/2, S. 274 ff., hatte sich mit „iugum“ als Grundsteuereinheit in diokletianischer Zeit intensiv beschäftigt. 40 Die spätrömischen „coloni“ hatten im Unterschied zu den Sklaven („servi“) eine der mittelalterlichen Grundhörigkeit ähnliche Verpflichtung zur Bebauung eines bestimmten Grundstücks. 41 Seebohm, English Village Community, S. IX, wirft zunächst die Frage auf, ob für England von ursprünglichem „serfdom“ oder „freedom“ der bäuerlichen Hintersassen auszugehen sei, und kommt, S. 438 f., zu dem Ergebnis, daß ursprünglich „settled serfdom under a lordship“ geherrscht habe, während dann „during the 1.200 years over which the direct English evidence extends the tendency has been towards more and more freedom“.

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einer sich gleichbleibenden, nämlich (vom Standpunkt der Hintersassen) ausschließlich aufsteigenden Richtung, und ferner ist keineswegs jemals die ganze oder doch fast die ganze Landbevölkerung in Gutswirthschaften organisirt gewesen, sondern diese stellen nur einen Ausschnitt des Gesammtbildes, welches das platte Land bot, dar, dessen quantitatives Verhältniß zum ganzen gewechselt hat und schon deshalb auch nach Vinogradoffs Arbeit noch problematisch geblieben ist. Es darf gehofft werden, daß der bedeutende und geistvolle Schriftsteller, mit dem diese kurzen Bemerkungen sich zu beschäftigen hatten, uns bald eine ebenso glückliche Erörterung auch der noch offen gebliebenen Probleme liefern möchte.

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Dieses Verzeichnis berücksichtigt nur Personen, die im Text Max Webers selbst Erwähnung finden. Ausgenommen davon sind die in den von Weber zitierten mittelalterlichen Vertragsurkunden genannten Personen. Dynastien und Familien werden im Glossar aufgeführt. Die Einträge erfolgen in der Schreibung Max Webers.

Aegidi , Ludwig Karl James (10.4.1825 – 20.11.1901). Jurist, Politiker, Schriftsteller, Geh. Legationsrat. Bis August 1851 Studium u. a. der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Berlin und Göttingen; 1853 Habilitation und Privatdozent für Rechtsenzyklopädie, Kirchenrecht, Staats- und Völkerrecht in Göttingen, befreundet mit  Frensdorff; 1854 a.o. Professor für dieselben Fächer in Erlangen; 1859 – 68 Geschichtslehrer am akademischen Gymnasium in Hamburg; begründete dort 1861 „Das Staatsarchiv, Sammlung der offiziellen Aktenstücke zur Geschichte der Gegenwar t“, das er bis 1871 leitete; 1868 o. Professor des Staatsrechts in Bonn; 1871 durch Bismarck als Vortragender Rat in die politische Abteilung des Auswärtigen Amtes berufen, Leiter des Pressewesens; seit 1877 Honorarprofessor an der juristischen Fakultät der Universität Berlin. Einer der Begründer der freikonservativen Partei. Lehrer Max Webers in Berlin. Albertus (12. Jahrhundert). Italienischer Rechtsgelehrter. Schüler des  Ariprand, der vermutlich in Piacenza die dem Ariprand zugeschriebene „Summa Lombardae secundum Ariprandum“ verfaßte. Bei der von Max Weber verwendeten Edition durch  Anschütz wird noch Ariprand als Verfasser genannt. Alfons I. Batallador (um 1073 – 1134). König von Aragón und Navarra (seit 1109). Nach Annulierung der Ehe mit Urraca, Tochter und Erbin König Alfons’ I. von Kastilien und León, und somit der gescheiter ten Ausdehnung seines Reiches im Jahr 1114, Vorkämpfer der christlichen Reconquista; verzichtete 1127 auf den spanischen Kaisertitel im Tausch gegen Gebiete; starb 1134 nach einer Niederlage gegen die Mauren an den Folgen seiner Verletzungen. Alfons VII . (1105 – 1157). König von Kastilien und León (seit 1126), spanischer Kaiser (seit 1135). Als Sohn der Königin Urraca, die in erster Ehe mit  Alfons I. Batallador verheiratet gewesen war, und des Grafen Raimund von Burgund, befriedete er das sich auflösende Königreich; am 26. Mai 1135 in León zum Kaiser gekrönt; die Teilung seines Königreichs zwischen seinen beiden Söhnen, Sancho (Kastilien) und Ferdinand (León), machte das Bemühen um die imperiale Vormacht auf der Iberischen Halbinsel zunichte.

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Alfons IX . (1171 – 1230). König von León (seit 1188). Er widmete sich vor allem dem innerem Wiederaufbau und der Reconquista; verminderte die Macht des Adels durch Unterstützung der Gemeinden; 1188 Einberufung der curia regia nach León, an der erstmals Repräsentanten des städtischen Bürgertums teilnahmen; hier tagten die Cortes (politische Versammlungen mit Vertretern aus Adel, Klerus und städtischen Gemeinden), in denen später Gesetze zum Schutze von Leib und Gut aller Untertanen gegen Machtmißbrauch und Willkür geschaffen worden, die später mit der „Magna Charta“ verglichen wurden. 1219 Gründung der Universität Salamanca. Alfons X. (26.11.1221 – 4.4.1284). König von Kastilien und León (seit 1252); auch „der Weise“ („El Sabio“) genannt wegen seiner Förderung von Künsten und Wissenschaften. Zahlreiche Werke sind unter seinem Namen überliefert („Estoria de España“, „Cantigas de Santa Maria“, „Libros del saber de astronomía“); strebte Kastiliens Vorrangstellung als kulturelles Zentrum an und war um die Vereinheitlichung der kastilischen Gesetzgebung bemüht; unter seiner Regierung entstand eine umfassende Gesetzessammlung, die seit dem 16. Jahrhundert als Siete Partidas ( Glossar) bezeichnet wird. André , Fritz (24.12.1859 – 17.6.1927). Jurist, Geh. Justizrat. 1878 – 82 Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen, Leipzig und Berlin, 1884 Promotion zum Dr. iur. in Berlin; 1891 Habilitation und Privatdozent in Göttingen, 1892 o. Professor ebd., 1899 o. Professor für römisches und bürgerliches Recht in Marburg; 1892 – 96 Mitglied der Hilfsarbeiter-Kommission für das BGB. Artikel zum Schuldrecht in den Kommentaren  Plancks und Achills zum BGB. Angelus de Ubaldis (1328 – 1407). Italienischer Rechtsgelehrter. Bruder von  Baldus und  Petrus de Ubaldis; seit 1345 Studium in Perugia, u. a. bei Baldus und  Bartolus; 1351 Promotion zum Doctor legum in Perugia und bis 1384 Professor ebd., 1384 – 86 in Padua; 1386 Vikar des Bischofs von Arezzo; seit 1388 Professor in Florenz, mit Unterbrechung 1394 – 98 in Perugia. Er verfaßte eine Lectura zum „Corpus iuris civilis“ sowie zahlreiche consilia. Er wird oft verwechselt mit Angelus de  Periglis de Perusio. Ansaldus de Ansaldis (auch: Ansaldo degli Ansaldi, Ansaldus Ansaldi) (7.10.1651 – 7.12.1719). Italienischer Jurist. Studium der Rechtswissenschaften und Promotion zum Dr. iur. in Pisa; anschließend Anwalt in Rom; wurde auditor und decanus der päpstlichen Rota Romana. Werke u. a.: „ Discursus legales de commercio et mercatura“ (1689), „Parere al Gran Duca“ (o.D.), „Decisiones Rotae Romanae“ (1704), „Il Trionfo della Fede“ (1717). Anschütz , August (9.1.1826 – 2.8.1874). Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin, 1848 Promotion zum Dr. iur. in Heidelberg; 1852 Habilitation und Privatdozent für deutsches und französisches Recht in Bonn, 1855 a.o. Professor ebd., 1859 o. Professor für deutsches Recht in

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Greifswald, seit 1862 o. Professor des Privatrechts, der Rechtsgeschichte, des Handelsrechts und des Staatsrechts in Halle. Seit 1864 Mitherausgeber des „Archiv für die civilistische Praxis“. Rechtshistorische Werke sowie Arbeiten zum Handelsrecht und zum französischen Privatrecht. Herausgeber der „Lombarda-Commentare des Ariprand und Albertus“ (1855), „Summa legis Langobardorum“ (1870).

Antonius de Butrio (1338 – 1408). Italienischer Jurist. Studium in Bologna, 1384 Promotion im Zivilrecht, 1387 Promotion in der Kanonistik; lehrte in Bologna und Ferrara; umfangreiche Kommentare zum „Liber Extra“ und „Liber Sextus“, veröffentlichte weiterhin „De emptionibus et venditionibus“, „Lectura de iure patronatus“, „De notario“. Antonius de Quarto (um 1279) . Genuesischer Notar in Aïas (oder Ayas), dem armenischen Haupthafen in Kilikien, sowie den Hafenstädten Beyruth (heutiges Beirut) und Laodicis (auch Laodikeia oder Latkia) im damaligen Königreich Armenien. Argellati , Francesco (8.5.1712 – 13.2.1754). Jurist, Schriftsteller. Studium der Rechtswissenschaften in Padua, dort 1736 promoviert; Mitwirkung beim Bau der Befestigungsanlagen von Mailand, Ernennung zum königlichen Ingenieur. Verfasser von Novellen sowie einer ohne Autorenangabe gedruckten „Pratica del foro Veneto“, die Weber zitiert, sowie eines biographischen Werkes „De praeclaris iurisconsultis Bononiensibus“. Ariprand (12. Jahrhundert). Italienischer Rechtsgelehrter. Vermeintlicher Verfasser der „Summa Lombardae secundum Ariprandum“, die aber wohl von seinem Schüler  Albertus geschrieben wurde. Titius Aristo (1./2. Jahrhundert n. Chr.). Römischer Jurist. Vermutlich unter Trajan im „consilium“ des Kaisers; überwiegend als Anwalt und Gerichtsredner tätig. Ratgeber der römischen Juristen Neratius und  Celsus.

Arnold , Wilhelm Christoph Friedrich (28.10.1826 – 2.7.1883). Jurist, Rechtsund Kulturhistoriker. Studium der Rechtswissenschaften in Marburg, Heidelberg und Berlin, 1849 Promotion zum Dr. iur. in Marburg; 1850 Habilitation und Privatdozent in Marburg, 1855 o. Professor für deutsches Recht und Rechtsgeschichte in Basel, 1863 o. Professor für Naturrecht, Staatsrecht und Nationalökonomie in Marburg. 1881 – 83 Reichtagsabgeordneter. Vertreter des germanistischen Zweiges der historischen Schule der Jurisprudenz im Gefolge  Savignys; Schüler und späterer Freund Leopold von Rankes; baute die Ortsnamenforschung als historische Hilfswissenschaft aus. Werke: „Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte im Anschluß an die Verfassungsgeschichte der Stadt Worms“ (2 Bände, 1854), „Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten“ (1861), „Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme“ (1875, 2. Aufl. 1881).

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Azo (gest. 1220). Italienischer Jurist. Studium des Zivilrechts in Bologna unter Johannes Bassianus, Doctor legum, dort spätestens seit 1190 Rechtslehrer, Lehrer u. a. von  Roffredus de Epiphanis aus Benevent. Berater und Gutachter in öffentlichen und privaten Rechtsangelegenheiten. Werke: „Apparatus glossarum“ zu allen Teilen des „Corpus iuris civilis“; Commentum zum Digesten-Titel „De diversis regulis iuris“, daneben Distinctiones, Brocardica und Quaestiones . Azos Codex-Vorlesung hat sein Schüler Alexander de Sancto Aegidio mitgeschrieben und ausgearbeitet (sog. Codex-Kommentar des Azo). Baldus de Ubaldis (2.10.1327 – 28.4.1400). Italienischer Rechtsgelehrter. Studium des Zivilrechts in Perugia, u. a. bei  Bartolus de Saxoferrato, sowie des kanonischen Rechts, Doctor utriusque iuris; 1347 – 57, 1364 – 76 und 1379 – 90 Zivilrechtslehrer in Perugia, 1357 – 58 in Pisa, 1358 – 64 in Florenz, 1376 – 79 in Padua und 1390 – 1400 in Pavia; schrieb Kommentare zum „Corpus iuris civilis“, dem „Liber Extra“ und einen Glossenapparat zum Vertrag von Konstanz (1183), der als „glossa ordinaria“ seit Ende des 15. Jahrhunderts mit dem Vertragstext in das „Corpus iuris civilis“ aufgenommen wurde, ferner zahlreiche Monographien; gilt als bedeutendster italienischer Kommentator nach  Bartolus. Balduzzi (auch: Balducci) Pegolotti , Francesco (1275 – 1345). Florentiner Kaufmann und Verfasser von Handbüchern für Kaufleute. Arbeitete in Diensten der Bardi ( Glossar) 1315 in Antwerpen, 1317 in London und 1324 – 27 auf Zypern. Für sein Werk „Practica della mercatura“ (1339/40), in dem er die wichtigsten Handelsrouten und -bräuche des 14. Jahrhunderts beschreibt, ist er bis nach Asien gereist. Bar , Karl (auch: Carl) Ludwig von (24.7.1836 – 20.8.1913). Jurist, Geh. Justizrat. 1853 – 57 Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin, 1858 Promotion zum Dr. iur.; danach Auditor und Richter beim Obergericht in Göttingen; 1863 – 66 Habilitation und Privatdozent an der Universität Göttingen, 1866 o. Professor des Strafrechts und Zivilprozesses in Rostock, 1868 in Breslau, seit 1879 in Göttingen. 1890 – 93 Mitglied des Reichtags. Verfaßte neben dem „Handbuch des deutschen Strafrechts“ (1882) zahlreiche Arbeiten zum Privat- und Strafrecht. Lehrer Max Webers in Göttingen. Baron , Julius (1.1.1834 – 9.6.1898). Jurist. 1851 – 54 Studium der Rechtswissenschaften in Breslau und Berlin, 1855 Promotion zum Dr. iur. utriusque in Berlin; 1860 Habilitation in Berlin, 1869 a.o. Professor für römisches Recht und Zivilrecht ebd., teilweise auch im Stadtgericht und im Justizministerium tätig; 1880 o. Professor in Greifswald, 1883 in Bern, 1888 in Bonn. Werke: „Pandekten“ (1872), „Abhandlungen aus dem römischen Civilprozess“ in 3 Bänden (1881 – 87), von denen Weber Band 1 „Die Condictionen“ (1881) in seiner romanistischen Exegese zitiert, sowie „Geschichte des römischen Rechts“ (1884).

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Bartolus de Saxoferrato (auch: Sassoferrato) (1313/1314 – vor Nov. 1357). Italienischer Rechtsgelehrter. Studium des Zivilrechts in Perugia und seit Herbst 1333 in Bologna; 1334 Doctor legum; praktische Tätigkeit vor allem als Assessor der Podestà in Todi, in Cagli bei Perugia und Pisa; seit 1339 Rechtslehrer in Pisa und seit 1342 in Perugia, u.a Lehrer von  Baldus de Ubaldis. Umfangreiche Kommentare zum gesamten Corpus iuris civilis, daneben Verfasser von juristischen Monographien (tractatus) und Konsilien (Rechtsgutachten). Baumgarten , Hermann (28.4.1825 – 19.6.1893). Historiker und Publizist. 1842 – 48 Studium der Philologie und Geschichte in Jena, Halle, Leipzig, Bonn und Göttingen; 1848 zunächst Gymnasiallehrer, dann Redakteur der „Deutschen Reichszeitung“ in Braunschweig; anschließend zu historischen Studien in Heidelberg und München, 1859 als Publizist in Berlin; 1861 o. Professor der Geschichte und Literatur am Polytechnikum in Karlsruhe, seit 1872 o. Professor in Straßburg. Schwager  Helene Webers; Max Weber besuchte Veranstaltungen seines Onkels während seines Militärdienstes in Straßburg. Baumgarten, Otto (29.1.1858 – 21.3.1934). Evangelischer Theologe. 1882 – 87 im badischen Kirchendienst, 1888 Lizentiat und Habilitation in Halle; 1888 Prediger am Waisenhaus in Berlin-Rummelsburg; 1890 Privatdozent für Theologie in Berlin, a.o. Professor in Jena, 1894 – 1926 o. Professor für Praktische Theologie in Kiel. 1912 – 21 Vorsitzender des Evangelisch-Sozialen Kongresses; Mitglied der DDP; 1919 Mitglied der deutschen Friedensdelegation. Sohn von  Hermann und Ida Baumgarten, einer Schwester  Helene Webers, der Mutter von Max Weber. 1883 kurze Ehe mit Emily Fallenstein, der Tochter des Halbbruders von Helene Weber, Otto Fallenstein. Vetter von Max Weber, mit dem er seit der Studienzeit freundschaftlich verbunden war. Opponent bei Webers Doktordisputation. Bekker , Ernst Immanuel (16.8.1827 – 29.9.1916). Jurist, Geh. Rat. 1844 – 47 Studium der Rechtswissenschaften in Berlin, Heidelberg u. a., nach juristischem Vorbereitungsdienst 1849 Promotion zum Dr. iur. in Berlin; 1853 Habilitation und Privatdozent für römisches Recht in Halle, 1855 a.o. Professor ebd., 1857 o. Professor der Rechte in Greifswald, 1874 Nachfolger Windscheids in Heidelberg. Befreundet u. a. mit  Bruns,  Pernice und  Mommsen; Herausgeber der „Kritischen Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ und des „Jahrbuchs des gemeinen deutschen Rechts“, neben juristischen Arbeiten („Die Aktionen des römischen Privatrechts“, 2 Bände, 1871 – 73) breites publizistisches Wirken im Bereich der Geistesund Naturwissenschaften. Lehrer Max Webers in Heidelberg. Benedict Levita (Diakon Benedictus) (9. Jahrhundert). Name des unbekannten Verfassers einer Sammlung falscher Kapitularien (1319 Stücke), in den Umkreis der Fälschungen Pseudo-Isidors gehörend. Die Sammlung schließt

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an die 4 Bücher der echten Sammlung des Ansegis an und betrifft inhaltlich nahezu alle Gebiete des Kirchenrechts. Er suchte den Anschein zu erwekken, als wären die Gesetze aus der Zusammenarbeit von staatlicher und kirchlicher Autorität entstanden.

Beseler , Georg Karl Christoph (2.11.1809 – 28.8.1888). Jurist, Geh. Ober-Justizrat. 1827 – 31 Studium der Rechtswissenschaften, anschließend Promotion zum Dr. iur. in Kiel; 1833 Habilitation und Privatdozent ebd. Nach Verweigerung der Bestätigung des Doktordiploms durch den König von Dänemark Promotion und 1834 Habilitation in Heidelberg, Privatdozent für Deutsches Privatrecht ebd., 1835 a.o. und 1836 o. Professor für römisches Recht in Basel, 1837 in Rostock, 1842 in Greifswald und seit 1859 o. Professor für deutsche Rechtsgeschichte und deutsches Privat-, Handels- und Staatsrecht in Berlin. 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1849 – 52 des preußischen Abgeordnetenhauses und 1874 – 91 des deutschen Reichstages. Er entwickelte die Genossenschaftstheorie, die später von  Gierke historisch begründet wurde. Hauptwerk: „System des gemeinen deutschen Privatrechts“ (3 Bände). Lehrer Max Webers in Berlin. Biener , Friedrich August (5.2.1787 – 1861). Jurist, Geh. Justizrat. Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig und Göttingen, 1804 Promotion zum Dr. iur. in Leipzig; 1807 Habilitation und Privatdozent ebd., seit 1810 durch Empfehlung  Savignys o. Professor der Rechte in Berlin, dort Vorlesungen für Lehnrecht, Kriminalrecht und -prozeßrecht, 1834 Entlassung infolge Krankheit. Arbeiten vor allem zur juristischen Literaturgeschichte. Bini , Telesforo (19.1.1805 – 15.7.1861). Italienischer Bibliothekar, Prälat. Studium am bischöflichen Seminar in Lucca, 1828 Ordination zum Priester, 1828 Bibliothekar an der öffentlichen Bibliothek in Lucca; Mitglied der Akademie Luccas, förderte die 1828 gegründete Ordenskongregration der Rosminianer; Lehrer Herzogs Karls III., 1847 – 51 Leitung der Zeitschrift „La Pragmalogia cattolica“, danach bis mindestens 1857 des „Araldo della Pragmalogia cattolica“. Verfasser einer Studie zu Luccheser Kaufleuten in Venedig, die Weber verwendete. Boherius (auch: Bohier, Boyer), Nicolas de (eigentlich: Boerius , Niccolo) (?.5.1469 – 20.6.1539). Französischer Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Montpellier, 1497 wegen der Pest nach Bourges, dort Anwalt und Rechtslehrer, 1507 – 15 Mitglied im großen Rat Ludwigs XII., seit 1515 Präsident des Parlements in Bordeaux; früher Herausgeber der Leges Longobardorum. Bonaini , Francesco (20.7.1806 – 28.8.1874). Italienischer Jurist und Theologe. Studium der Rechtswissenschaften und Theologie in Florenz, 1825 Promotion zum Dr. iur., 1826 zum Dr. theol. ebd., im selben Jahr Professor für kanonisches Recht in Pisa, 1843 Bibliothekar der Universität. 1852 an der

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Gründung der Kommission zur Organisation der toskanischen Archive in Florenz beteiligt, 1855 Leiter des Zentralarchivs ebd.; gab im 6. Teil des „Archivio storico italiano“ eine Sammlung pisanischer Chroniken heraus, ferner „Statuti inediti della città di Pisa dal XII al XIV secolo“ (3 Bände), die beide ausführlich von Weber in seiner Dissertation verwendet wurden, sowie die „Cronache e storie inedite della città di Perugia dal 1150 al 1563“ und schließlich die „Acta Henrici VII, Romanorum imperatoris“.

Bracton , Henry de (1210 – 1268). Englischer Jurist. Zunächst Schreiber (clericus) eines königlichen Richters, 1245 Reiserichter (Justice in eyre). 1247 – 57 Richter am königlichen Gerichtshof „King’s Bench“ und damit zum Kreis der königlichen Rechtsberater gehörend; alleiniger Autor oder Überarbeiter des vom königlichen Richter William of Raleigh in Auftrag gegebenen Traktats „De legibus et consuetudinibus regni Angliae“ sowie des vielbenutzten „Notebook“, das ca. 2.000 Fälle aus der Rechtsprechung der königlichen Gerichtshöfe referiert und kommentiert. Bremer , Franz Peter (13.11.1832 – 1.4.1916). Jurist. Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie in Bonn; 1857 – 62 juristischer Vorbereitungsdienst ebd.; 1863 Promotion zum Dr. iur.; 1864 Privatdozent ebd., 1868 a.o. Professor der Rechte in Göttingen, 1870 o. Professor für Römisches Recht in Marburg, dann in Kiel und 1872 – 97 in Straßburg. Werke u. a.: „Rechtslehrer und Rechtsschulen im Römischen Kaiserreich“ (1868), „Hypothek und Grundschuld“ (1869). Lehrer Max Webers in Straßburg. Brünneck , Wilhelm von (7.3.1839 – 10.4.1917). Jurist, Geh. Justizrat. 1858 – 62 Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Berlin und Halle, 1862 Promotion zum Dr. iur. in Halle; 1867 – 77 zu privaten wissenschaftlichen Studien in Königsberg, seit 1886 o. Professor für Deutsches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte in Berlin. Herausgeber der Statuten von Sizilien und Autor zahlreicher Arbeiten überwiegend zur mittelalterlichen Rechtsgeschichte. Brunner , Heinrich (21. oder 22.6.1840 – 11.8.1915). Jurist und Rechtshistoriker, Geh. Justizrat. Seit 1858 Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und historischen Hilfswissenschaften in Wien, 1861 – 63 Mitglied des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 1864 Promotion zum Dr. iur.; 1865 Habilitation und Privatdozent für Deutsches Privatrecht und Deutsche Rechtsgeschichte in Wien, 1866 a.o. Professor, 1868 o. Professor in Lemberg, 1870 in Prag, 1872 in Straßburg und seit 1873 als Nachfolger  Homeyers in Berlin; seit 1887 Leiter der Leges-Abteilung der „Monumenta Germaniae Historica“; gilt als Begründer der modernen deutschrechtshistorischen Forschung. Hauptwerke: „Deutsche Rechtsgeschichte“ (2 Bände, 1887/92), „Deutsches Privatrecht“ (3 Bände, 1895 – 1917). Lehrer Max Webers in Berlin.

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Bruns , Carl Georg (24.2.1816 – 10.12.1880). Jurist, Geh. Justizrat. 1835 – 38 Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen, Heidelberg und Tübingen, 1838 Promotion zum Dr. iur. in Tübingen, dort auch 1840 Habilitation; 1844 a.o. und 1849 o. Professor des römischen Rechts in Rostock, 1851 in Halle, wo er Mitglied des Universitätsspruchkollegiums war, 1857 in Tübingen, seit 1861 in Berlin als Nachfolger unter anderem von  Savignys. 1861 einer der Begründer der „Zeitschrift für Rechtsgeschichte“ (seit 1880 „Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte“ genannt), für die Weber mehrere Rezensionen verfaßte. Buchon , Jean Alexandre (21.5.1791 – 29.4.1846). Französischer Publizist und Historiker. Nach Mitarbeit bei verschiedenen Zeitungen („Censeur européen“ , „Renommée“) 1828 zum Inspektor der königlichen Archive berufen, seines Amtes aber aufgrund einer regierungsfeindlichen Äußerung bald wieder enthoben, 1828 einer der Gründer des „Panthéon littéraire“; veröffentlichte zwischen 1824 und 1841 drei Chroniken sowie in den folgenden Jahren zahlreiche Werke zur französischen Geschichte, darunter die von Weber zitierten „Nouvelles recherches sur la principauté française de Morée“ . Campagnola , Bartholomaeus (auch: Bartolommeo) (1692 – 6.10.1781). Italienischer Geistlicher. 1715 Priesterweihe, seit 1727 Priester in Santa Cecilia in Verona; als Kanzler des Domkapitels Arbeit an den Quellen zur Stadtgeschichte Veronas; Herausgeber des von Max Weber benutzten „Liber juris civilis urbis Veronae“ (1728). Campori, Cesare (15.8.1814 – 5.9.1880). Italienischer Schriftsteller und Gelehrter. Besuch des Collegio S. Carlo in Modena, seit 1833 Privatstudien und schriftstellerische Arbeit im Haus seiner adligen Familie; Mitarbeit an den Zeitschriften „Educatore storico“, „L’Italia centrale“ und „L’Indipendenza italiana“; gab u. a. die von Weber zitierten „Statuta civitatis Mutine del 1327“ sowie „Raimondo Montecuccoli, la sua famiglia e i suoi tempi“ und die „Storia del Collegio S. Carlo“ heraus. Capmany y de Monpalau (auch: Capmany y Montpalau oder: Capmani i de Montpalau), Antonio de (24.11.1742 – 14.11.1813). Spanischer Philologe und (Rechts-)Historiker. 1759 – 70 in der Armee, 1770 zu Studien nach Madrid, seit 1777 an der königlichen Akademie für Geschichte und seit 1790 „secretario perpetuo“ ebd. Werke: „Memorias históricas sobre la marina, comercio y artes de la antigua ciudad de Barcelona“ (2 Bände), die Weber in seiner ,Geschichte der Handelsgesellschaften‘ heranzieht, daneben „Teatro histórico-critico de la elocuencia española“ (5 Bände) und „Filosofia de la eloquencia“ (2 Bände). Carpano , Horatio (auch: Carpanus, Horatius) (17. Jahrhundert). Rechtsgelehrter und Schriftsteller in Mailand. Werke: „Lucubrationes iuris muncipalis Mediolanensis“, „Commentarius in 4 insigniores novarum constitutionum pa-

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ragraphos, nempe Homicida“. Max Weber benutzte seinen Kommentar zu den „Leges et statuta Ducatus Mediolanensis“.

Casaregis , Josephus Laurentius Maria de (auch: Casaregi, Giuseppe Lorenzo) (9.8.1670 – 8.8.1737). Italienischer Rechtsgelehrter. Seit 1686 Studium in Pisa, 1691 Promotion zum Dr. iur. und Dozent ebd.; zeitgleich Anwalt, Rechtsberater und Richter in seiner Heimatstadt Genua. Im Oktober 1717 an den Gerichtshof nach Siena gerufen, 1717 – 37 an der Rota Florentina. Sein Hauptwerk „Discursus legales de commercio“ in 3 Bänden (1707 – 29, mehrere Auflagen) ist eine Sammlung von Rechtsfällen. Publius Iuventius Celsus (2. Jahrhundert n. Chr.). Römischer Jurist. 106 Praetor, 129 Konsul sowie Statthalter der Provinzen Thracia und Asia und Mitglied im „consilium“ Hadrians. Wie sein Vater Haupt der prokulianischen Rechtsschule. Hauptwerk: „Digesta“ in 39 Büchern.

Clermont , G. de (? – ?). Zusammen mit  Adolph Helfrich Herausgeber der spanischen „Fueros francos“, die Max Weber benutzte. Conze , Friedrich (24.12.1864 – nach 1943). Preußischer Beamter, Wirkl. Geh. Ober-Reg. Rat. Studium der Rechtswissenschaften, Philologie, Geschichte und Archäologie in Bonn, Leipzig und Berlin, 1888/89 Teilnahme am Seminar von  Goldschmidt, auf dessen Anregung 1889 Promotion zum Dr. iur. in Bonn; 1900–08 Landrat in Moglino (Reg.-Bez. Bromberg), 1908 Vortragender Rat im preußischen Ministerium des Innern; später Ministerialdirektor im preußischen Wohlfahrtsministerium, Leiter der Abteilung für Wohnungs- und städtisches Siedlungswesen. Seine Disser tation „Kauf nach hanseatischen Quellen“ wurde von Max Weber rezensiert. Crescentius, Marcellus (1500 – 28.5.1552). Italienischer Jurist und Kleriker. Studium der Rechtswissenschaften in Bologna, Doctor utriusque juris; 1529 unter Papst Klemens VII. in das Kollegium der Rota-Auditoren aufgenommen, bis 1542 diesem angehörig, 1534 Bischof der Marser in Unteritalien, 1542 Ernennung zum Kardinal, seit 1546 Administration des Erzbistums Conza bei Neapel unter Verzicht auf das Bistum der Marser; leitete 1551/52 unter Papst Julius III. als einziger Legat und erster Präsident das in Trient zum zweiten Mal versammelte Konzil. de Curte , Rochus  Rochus de Curte. Datta , Pietro (gest. 1875). Historiker, Archivar, Gelehrter. Aus Padua stammend, Herausgeber des von Weber zitierten „Frammento di Breve Genovese del Consolato de’Placiti“, weiteres Werk: „Della libertà del comune di Nizza“ (1859).

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Degenkolb , Heinrich (25.10.1832 – 2.9.1909). Jurist, Geh. Hofrat. Studium der Rechtswissenschaften in Berlin, 1855 Promotion zum Dr. iur. ebd., lehrte anschließend in Tübingen, seit spätestens 1900 o. Professor für römisches Recht und Zivilrecht in Leipzig. Freundschaft mit  Theodor Mommsen seit gemeinsamen Studienaufenthalten in Italien. Arbeiten vor allem zum Zivilund Prozeßrecht. Della Torre , Raffaele  Raphael de Turri. Dens , Nicolaus  Nicolaus Dens. Dernburg , Heinrich (3.3.1829 – 23.11.1907). Jurist, Geh. Justizrat. Studium der Rechtswissenschaften in Gießen und Berlin, 1850 Promotion zum Dr. iur. in Gießen; 1851 Habilitation und Privatdozent in Heidelberg, 1854 a.o. Professor in Zürich als Nachfolger  Theodor Mommsens, 1855 o. Professor ebd., 1862 o. Professor für römisches Recht in Halle, 1873 o. Professor des römischen und preußischen Rechts in Berlin. Mitglied des preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit; einer der Begründer der „Kritischen Zeitschrift für die gesamte Rechtswissenschaft“; zahlreiche Arbeiten zum römischen, preußischen und deutschen bürgerlichen Recht. Lehrer Max Webers in Berlin. Desimoni , Cornelio (16.9.1813 – 29.6.1899). Italienischer Historiker, Archivar und Jurist. Studium und 1836 Promotion zum Dr. iur. in Genua. Herausgeber zahlreicher Quellen zur mittelalterlichen Geschichte Genuas, darunter „Breve consolare genovese“ und der „Leges Genuenses“ in den Historiae Patriae Monumenta sowie wissenschaftlicher Berater bei der Urkundenedition der „Archives de l’Orient latin“; Mitbegründer der Società ligure di storia patria, deren Vizepräsident er 1876 wurde; 1884 erster Direktor des neu zusammengefaßten Archivio di Stato di Genova, 1890 Superintendent aller ligurischen Archive. Diaz de Montalvo, Alfonso (um 1400 – 1499). Spanischer Rechtsgelehrter. Stadtrichter in Madrid und Murcia, Lehrer für Zivilrecht und kanonisches Recht in Lerida und Salamanca, Ratgeber der „Reyes catholicos“, der spanischen Könige Juan II. und Heinrich IV. Er stellte in dieser Funktion die „Ordenanzas reales de Castilla“ zusammen, hat ferner die „Siete Partidas“ von König  Alfons X. herausgegeben und kommentiert. Dietzel , Gustav (27.2.1827 – 24.4.1864). Jurist. Seit 1846 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig und Jena, 1851 Promotion zum Dr. iur. in Jena, danach juristischer Vorbereitungsdienst in Leipzig; 1853 Habilitation in Leipzig, 1855 a.o. Professor ebd., 1862 o. Professor des römischen Rechts in Kiel.

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Dove , Richard (27.2.1833 – 18.9.1907). Jurist, Geh. Justizrat. Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Heidelberg, 1855 Promotion zum Dr. iur. in Berlin; 1859 Privatdozent und 1860 zugleich Hilfsarbeiter im Evangelischen Oberkirchenrat ebd.; 1862 a.o., 1863 o. Professor für Kirchenrecht und deutsches Recht in Tübingen, 1865 für deutsches Privatrecht, Kirchenrecht, deutsche Staats- und Rechtsgeschichte in Kiel und seit 1868 in Göttingen. 1861 Gründung der „Zeitschrift für Kirchenrecht“. 1871 Mitglied im ersten Reichstag, seit 1875 im Preußischen Herrenhaus. Lehrer Max Webers in Göttingen. Eck , Ernst (21.8.1838 – 6.1.1901). Jurist, Geh. Justizrat. 1857 – 60 Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Heidelberg, 1860 Promotion zum Dr. iur. in Berlin, danach bis 1865 Gerichtsassessor; 1866 Habilitation und Privatdozent für römisches Recht in Berlin, 1871 a.o. Professor, 1872 o. Professor in Gießen, 1873 in Halle a.S., 1877 in Breslau, 1881 trat er zusammen mit  Pernice die Nachfolge von  Bruns in Berlin an. Seit 1888 Mitglied der Berliner juristischen Gesellschaft, seit 1893 Mitglied des Vorstandes. Im Promotionsverfahren Dekan der Juristischen Fakultät und Gutachter der romanistischen Exegese Max Webers. Eduard der Bekenner (um 1005 – 5.1.1066). König von England (seit 1042). Sohn König Ethelreds II.; hielt sich während der Herrschaft der dänischen Könige in England zumeist am Hof der Herzöge der Normandie auf, 1041 von seinem Stiefbruder Hardeknut nach England geholt. Er starb kinderlos und wurde später heilig gesprochen. Der von ihm testamentarisch eingesetzte Harold wurde 1066 in der Schlacht von Hastings von Wilhelm dem Eroberer besiegt, womit die Normannenherrschaft in England begann. Eduard I. von England (17.6.1239 – 7.7.1307). König von England (seit 1272). Aus dem Hause der Plantagenets stammend, wurde er 1272 nach dem Tode seines Vaters Heinrich III. von den englischen Baronen als König anerkannt und 1274 gekrönt; reformierte Justiz und Verwaltung, beschränkte die Zuständigkeit der kirchlichen Gerichte auf die Angelegenheiten der Kirche; unter ihm entstanden die „Hundred rolls“ und in ihrer Folge zahlreiche Statuten. Eduard III. von England (13.11.1312 – 21.6.1377). König von England (seit 1327). Ältester Sohn König Eduards II. aus dem Hause Plantagenet; wurde zum König proklamiert, nachdem sein Vater 1327 abgesetzt worden war. Unter seiner Herrschaft begann 1337 der Hundertjährige Krieg, dessen hohe Kosten nicht nur zu vielen Zugeständnissen an das Parlament führ ten, sondern 1343 auch zur Zahlungsunfähigkeit des Königs. Dies zog für zahlreiche Florentiner Bankhäuser der ( Glossar:) Acciajuoli, Bardi, Peruzzi und Scali, die ihm zur Kriegführung in Frankreich Kredite gegeben hatten, den Bankrott nach sich.

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Emiliani-Giudici , Paolo (3.6.1812 – 14.8.1872). Italienischer Schriftsteller, Historiker und Politiker. 1840 Austritt aus dem Dominikanerorden von Palermo; 1849 kurzzeitig Professor der Eloquenz an der Universität Pisa, 1859 Sekretär der Florentiner „Academia delle belle arti“, 1859 – 63 Professur für Ästhetik an der Florentiner Akademie, 1867 – 70 Abgeordneter der italienischen Nationalversammlung. Werke u. a.: „Storia delle belle lettere in Italia“ (1844), „Storia dei municipi italiani“ (2 Bände, 1851), ausgeweitet zu: „Storia dei comuni italiani“ (3 Bände, 1864 – 66). Endemann , Wilhelm (24.4.1825 – 10.6.1899). Jurist. 1843 – 46 Studium der Rechtswissenschaften in Marburg und Heidelberg; nach dem Examen in Marburg 1846 Referendariat beim Obergericht zu Kassel, 1851 Stelle eines öffentlichen Anklägers beim Kassler Stadtgericht, dann Gehilfe des dor tigen Staatsanwaltes, 1852 Unterstaatsprokurator in Rinteln, seit 1855 Assessor in Fulda; 1862 Dr. iur. h.c. und o. Professor für Zivilprozeß- und Handelsrecht in Jena, 1875 o. Professor in Bonn. Gilt neben  Thöl und  Goldschmidt als bedeutendster Vertreter der Handelsrechtswissenschaft im 19. Jahrhundert. Werke u. a. „Das deutsche Handelsrecht“ (1865), „Studien in der romanisch-kanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre“ (2 Bände, 1874/83) und das „Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechts“ (4 Bände, 1881 – 85). Enke , Ferdinand (8.10.1810 – 8.12.1869). Verleger. Begründer der gleichnamigen Verlagsfirma in Stuttgart, deren Schwerpunkte die Naturwissenschaften, Rechts- und Staatswissenschaften bildeten; zum Verlagsprogramm gehörten seit 1858 die „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“ und die „Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts“ (1871 – 80); 1874 übernahm der Sohn Alfred Enke die Verlagsleitung. Max Webers Arbeit „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften“ wurde dort verlegt. Erdmannsdörffer , Bernhard (24.1.1833 – 1.3.1901). Historiker, Geh. Hofrat. Seit 1852 Studium der klassischen Philologie und Geschichte in Jena, 1857 Promotion zum Dr. phil. bei Johann Gustav Droysen in Jena, Studien in Italien, 1858 Habilitation mit einer Aktenstudie über die italienisch-deutschen Handelsbeziehungen im Mittelalter und Privatdozent in Jena; 1859 in Italien als Beauftragter der Historischen Kommission bei der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften; 1861 – 81 zusammen mit Droysen Herausgabe der Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des großen Kurfürsten in Berlin; 1862 Privatdozent ebd., 1863 Lehrer und 1869 a.o. Professor an der Kriegsakademie in Berlin, 1873 o. Professor in Greifswald, 1873 in Breslau und seit 1874 als Nachfolger Heinrich von Treitschkes in Heidelberg. Lehrer Max Webers ebd. Fagnani, Prospero (2.7.1588 – 17.8.1678). Italienischer Rechtsgelehrter. 1608 Doctor beider Rechte in Perugia, anschließend Professor an der Universität Sapienza in Rom, 1613 – 26 Sekretär der heiligen Konzilskongrega-

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tion; sein Hauptwerk „Commentaria in quinque libros decretalium“ (1661, 8 Teilbände, darunter ein vielgerühmter Indexband; zahlreiche spätere Ausgaben) gilt als die wissenschaftlich klarste und umfassendste Durchdringung des Kirchenrechts seit dem Konzil von Trient. Max Weber zitierte in seiner kanonistischen Exegese aus einem Teilband dieser Ausgabe.

Fierli , Gregorio (11.3.1744 – 11.8.1807). Italienischer Anwalt und Verfasser juristischer Werke. Studium der Rechtswissenschaften und 1766 Promotion zum Dr. iur. im Zivilrecht in Pisa, anschließend Anwalt in Florenz; seit 1780 Mitglied der Akademie von Cortona. Werke u. a.: „Observationes practicae ad curiam florentinam“ (1796), „Della società chiamata accomandita“ (1803), „Del diritto dell’entratura secondo i nostri statuti delle arti“ (1805). Fischer , Kuno (23.7.1824 – 5.7.1907). Philosoph, Wirkl. Geh. Rat. Studierte in Leipzig und Halle zuerst Philologie, später Theologie und Philosophie, 1847 Promotion zum Dr. phil. in Halle; 1850 Habilitation und Privatdozent für Philosophie in Heidelberg; Kontakte zu Gervinus und Strauß, 1853 Entzug der Venia legendi wegen angeblich pantheistischer Gesinnung, 1856 o. Professor in Jena, seit 1872 o. Professor in Heidelberg. Hauptwerk: „Geschichte der neueren Philosophie“ (8 Bände, 1852 – 93). Lehrer Max Webers in Heidelberg. Fliscus, Sinibaldus  Innozenz IV. Francken , Oskar (2.7.1869 – nach 1906). Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Leipzig, seit 1889 in Berlin; 1890 Examen und juristischer Vorbereitungsdienst in Köln; 1890 Promotion zum Dr. iur. in Berlin; anschließend Regierungsassessor in seiner Heimatstadt Aachen, 1904 – 06 Regierungsrat ebd. Weber zitiert die überarbeitete Fassung seiner juristischen Doktorarbeit „Die Liquidation der Offenen Handelsgesellschaft in geschichtlicher Entwicklung“ (1890). Frensdorff , Ferdinand (17.6.1833 – 31.5.1931). Jurist, Geh. Justizrat. Studierte in Heidelberg, Göttingen und Berlin Rechtswissenschaften, 1857 Promotion zum Dr. iur.; 1860 Habilitation in Göttingen, 1866 a.o. und 1873 o. Professor des deutschen Rechts ebd.; Mitherausgeber der älteren deutschen Stadtrechte in den „Monumenta Germaniae Historica“; Schwerpunkt seiner Forschungen war die niedersächsische und hanseatische Rechtsgeschichte. Freund von  Max Weber sen. und Lehrer Max Webers in Göttingen. Freund , Siegfried (23.6.1867 – 31.12.1910). Jurist, Geh. Reg.-Rat. Studium in Breslau und Berlin, 1888 Promotion zum Dr. iur. bei  Goldschmidt; Abteilungsvorsitzender im Patentamt und Verfasser juristischer Abhandlungen; arbeitete hauptsächlich auf den Gebieten des Rechts der Anleihen und des Warenzeichenrechts. Weber zitiert seine Dissertation „Vorzeitige Rückzahlung und einseitige Conversion von verzinslichen Anlehn“.

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Friedrich II. (26.12.1194 – 13.12.1250). Kaiser, römisch-deutscher König, König von Sizilien und Jerusalem. Aufgewachsen in Palermo, stand er lange Jahre unter der Vormundschaft von Papst Innozenz III. Nach Volljährigkeit Aufbau eines zentralistischen Herrschaftssystems im Königreich SizilienNeapel, 1224 Gründung der Universität Neapel, Aufbau einer Kriegs- und Handelsflotte, um die Seevorherrschaft von Pisa und Genua zurückzudrängen. 1231 Erlaß der „Konstitutionen von Melfi“ (Liber Augustalis) für Sizilien, der ersten staatlichen Rechtskodifikation seit Kaiser  Justinian. Seine Regierungszeit war geprägt von erneuten Auseinandersetzung mit den lombardischen Stadtkommunen und mit den Päpsten. Nur selten im Reich nördlich der Alpen, erließ er hier das „Statutum in favorem principum“ (1231) und den Mainzer Reichslandfrieden (1235). Gaius (gest. 178 n. Chr.). Römischer Rechtslehrer. Zur Rechtsschule der Sabinianer gehörig. Hauptwerk: „Institutiones“, ein Anfängerlehrbuch in vier Büchern zum römischen Privat- und Zivilprozeßrecht, das bereits in der Antike weit verbreitet war. Aulus Gellius (2. Jahrhundert n. Chr.). Römischer Rechtsgelehrter und Literat. Studium der Grammatik und Rhetorik in Rom und Philosophie in Athen, anschließend in Rom u. a. als Richter bei iudicia privata tätig. Sein einziges Werk, die „Noctes Atticae“ in 20 Büchern, ist eine Kompilation aus Anekdoten und Wissen seiner Zeit aus den Bereichen der Geschichte, Rechtswissenschaft, Philosophie, besonders aus Grammatik und Literaturkritik.

Gengler , Heinrich Gottfried Philipp (25.7.1817 – 29.11.1901). Rechtshistoriker. 1841 Promotion zum Dr. phil. in Gießen und 1842 zum Dr. iur. in Erlangen; 1843 Habilitation für Strafrecht, aber bereits 1841 o. Professor für deutsches Recht in Erlangen, 1893 emeritiert; gab das Landrecht des „Schwabenspiegels“ heraus (1851) sowie „Beiträge zur Rechtsgeschichte Bayer ns“ (4 Teile, 1889 – 99) und „Die deutschen Stadtrechte des Mittelalters“ (1852); konnte von seinem Hauptwerk „Codex iuris municipalis Ger manici medii aevi“ nur den 1. Band 1867 veröffentlichen. Gherardi , Simone (13./14. Jahrhundert). Florentiner Bankier. Seit 1284 Prokurist der Bankgesellschaft des Tommaso di Spigliato Mozzi; seit 1298 Mitgesellschafter der Bank von Lapo und Ruggero Spini und Leiter von deren römischer Filiale. Gierke , Otto Friedrich (seit 1911:) von (11.1.1841 – 11.10.1921). Rechtshistoriker, Geh. Justizrat. Studierte 1857 – 60 Rechtswissenschaften in Berlin und Heidelberg, 1860 Promotion zum Dr. iur. in Berlin; 1865 Gerichtsassessor; auf Anregung  Beselers Habilitationsschrift über Geschichte und Recht der deutschen Genossenschaft, 1867 Habilitation und Privatdozent für deutsches Recht in Berlin, 1871 a.o. Professor in Berlin, 1872 als Nachfolger  Stobbes o. Professor der Rechte in Breslau, 1884 in Heidelberg,

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1887 als Nachfolger  Beselers o. Professor des deutschen Privat- und Staatsrechts in Berlin; befreundet mit Gustav Schmoller, Lujo Brentano, Wilhelm Dilthey. Werke u. a.: „Das deutsche Genossenschaftsrecht“ (4 Bände) und „Das deutsche Privatrecht“ (3 Bände). Beurteilte Max Webers germanistische Exegese im Rahmen des Promotionsverfahrens und erstellte ein Zweitgutachten zu Webers „Geschichte der Handelsgesellschaften“ im Rahmen von dessen Habilitationsverfahren.

Gieseler , Johann Carl Ludwig (3.3.1792 – 8.7.1854). Kirchenhistoriker, evangelischer Theologe. Studium in Halle; 1812 Lehrer an der Lateinschule der dortigen Franckeschen Stiftungen; 1817 Promotion zum Dr. phil. in Halle; Konrektor am Gymnasium in Minden, 1818 Direktor des Gymnasiums in Kleve; 1819 o. Professor der Theologie in Bonn, 1831 für Kirchen- und Dogmengeschichte und Dogmatik in Göttingen. Hauptwerk: „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ (3 Bände, 1824 – 53). Giovanni Scriba (12. Jahrhundert). Genuesischer Notar, von dessen Hand Urkunden aus den Jahren 1154 bis 1160 erhalten sind, herausgegeben in den „Historiae Patriae Monumenta“. Gneist , Heinrich Rudolf Hermann Friedrich von (13.8.1816 – 22.7.1895). Jurist und Politiker, Wirkl. Geh. Rat. Studierte in Berlin, Schüler  Savignys; 1833 – 36 juristischer Vorbereitungsdienst; 1838 Promotion zum Dr. iur. in Berlin; 1839 Habilitation und Privatdozent in Berlin; 1841 Assessor, seit 1847 unbezahlter Hilfsarbeiter beim preußischen Obertribunal; 1845 außerplanmäßiger, a.o. Professor der Rechte in Berlin, 1850 Entlassung aus dem Richteramt aus politischen Gründen, 1858 o. Professor in Berlin; 1858 – 93 (mit Unterbrechung 1862) Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, 1868 – 84 Mitglied des Reichstags. Werke u. a.: „Das heutige englische Verfassungs- und Verwaltungsrecht“ (3 Bände, 1857 – 63). Lehrer Max Webers in Berlin. Goldschmidt , Levin (30.5.1829 – 16.7.1897). Jurist, Geh. Justizrat. 1851 Promotion zum Dr. iur. in Halle; 1855 Habilitation, 1860 a.o. Professor für Handelsrecht, römisches Recht und Rechtsenzyklopädie und 1866 – 70 o. Professor für Handelsrecht und preußisches Recht in Heidelberg, seit 1875 in Berlin als erster Ordinarius für Handelsrecht; 1858 Gründung der „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“; 1870 – 75 Richter am Bundes- bzw. Reichsoberhandelsgericht in Leipzig; 1875 – 77 Reichstagsabgeordneter für die Nationalliberale Partei; gilt als Begründer der modernen Handelsrechtswissenschaft. Mit der Familie Weber befreundet; Lehrer und Doktorvater Max Webers in Berlin. Gratian (1. Hälfte 12. Jahrhundert). Italienischer Rechtsgelehrter. Mönch, lehrte wahrscheinlich als Magister praktische Theologie im Kloster St. Felix und Nabor in Bologna. Betrieb als erster die kirchliche Rechtswissenschaft

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als selbständigen Wissenszweig, als „theologia practica externa“, getrennt von der übrigen Theologie; von ihm selbst oder Schüler n wurde zwischen 1120 und 1150/60 das in den verschiedensten Sammlungen zerstreute kirchliche Rechtsmaterial in einer einheitlichen Sammlung zum Studium und kirchlichen Gebrauch, der „Concordia (Concordantia) discordantium canonum“, später „Decretum Gratiani“ ( Glossar) genannt, zusammengefaßt.

Haloander, Gregorius (ursprünglich: Meltzer, auch als Hofmann und Salzmann erwähnt) (1501 – 1531). Rechtsgelehrter. 1521 – 22 Studium in Leipzig, zwischen 1523 und 1527 Promotion zum Dr. legum in Italien; Rückkehr nach Deutschland und 1527 Herausgabe einer neuen Edition des „Corpus iuris civilis“ mit den im Mittelalter weitgehend unbekannten griechischen Textteilen, 1529 Druck der Pandekten und Institutionen, 1530 des Codex, 1531 der griechischen Novellen mit lateinischer Übersetzung. Hänselmann , Ludwig (4.3.1834 – 22.3.1904). Historiker, Archivar. Seit 1854 Studium der Geschichtswissenschaft in Jena, Mitglied von Johann Gustav Droysens historischem Seminar, 1856 Hauslehrer in Mecklenburg, seit 1865 in der Verwaltung des Staatsarchivs Braunschweig tätig, 1887 wurde ihm der Grad Dr. iur. h.c. an der Universität Göttingen verliehen. Arbeiten über die Geschichte Braunschweigs und Verfasser kulturhistorischer Erzählungen, Herausgeber des „Urkundenbuchs der Stadt Braunschweig“ (3 Bände, 1873 – 1905). Heimbach , Gustav Ernst (15.11.1810 – 24.1.1851). Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, 1834 Promotion zum Dr. iur.; 1840 a.o. Professor für römisches Recht ebd., Vorlesungen auch im Kirchen- und Prozeßrecht. Herausgeber verschiedener Schriften zum römischen Recht; „Anonymi liber de actionibus“, „Observationum juris Romani liber, in quo de certi condictione disputatio et ad legis quae de Gallia Cisalpina dicitur, cap. XXI commentarius“, veröffentlichte neben „Anekdota zur byzantinischen Gesetzgebung“ (1838 – 43) auch eine „Lehre von dem Creditum“ (1849). Heinze , Carl Friedrich Rudolf (10.4.1825 – 18.5.1896). Jurist, Geh. Hofrat. 1844 – 47 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, 1847 Promotion zum Dr. iur. ebd.; 1847 – 1852 juristischer Vorbereitungsdienst, anschließend Karriere in der Staatsanwaltschaft, zuletzt 1. Staatsanwalt am Bezirksgericht in Dresden; seit 1862 Publikationen in verschiedenen juristischen Fachzeitschriften; 1865 o. Professor für Strafrecht, Strafprozeß und Rechtsphilosophie in Leipzig, 1866 – 71 Vertreter der Universität Leipzig in der I. sächsischen Kammer, 1873 o. Professor für Strafrecht in Heidelberg. Werke zum Geschworenengericht, zur Abschaffung der Todesstrafe und Kommentierung zum Entwurf eines Strafgesetzbuches für den norddeutschen Bund. Lehrer Max Webers in Heidelberg.

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Helfrich (eigentlich: Helfferich ), Adolph (8.4.1813 – 26.5.1894). Philosoph. Studium in Tübingen, danach Gymnasiallehrer in Frankfurt am Main, 1842 Privatdozent, später a.o. Professor der Philosophie in Berlin; seit 1866 Aufgabe der Lehrtätigkeit und Europareisen, seit 1873 in Heilanstalten wegen Geisteskrankheit. Quellenherausgeber und Verfasser zahlreicher Schriften auf kultur-, sprach-, rechts- und religionsgeschichtlichen Gebieten, u.a „Die christliche Mystik“ (1842), „Skizzen und Erzählungen aus Irland“ (1858), „Entstehung und Geschichte des Westgothen-Rechts“ sowie einer Edition der von Weber zitierten spanischen „Fueros francos“. Henricus de Segusia  Hostiensis. Hermogenian ( us ) (3./4. Jahrhundert n. Chr.). Römischer Jurist. Gehörte vermutlich zu Diokletians „consilium“. Seine Sammlung der Konstitutionen Diokletians, der „Codex Hermogenianus“ ging in Auszügen in den „Codex Iustinianus“ ein. Heusler , Andreas (30.9.1834 – 2.11.1921). Schweizer Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Basel, Göttingen und Berlin, 1856 Promotion zum Dr. iur. in Berlin bei F. L. Keller, auch von  Brunner und  Gierke beeinflußt; 1856 – 58 Mitarbeit am Basler Archiv; 1858 Habilitation und Privatdozent für Zivilprozeß in Basel, 1863 – 1913 und 1915 – 17 o. Professor für deutsche Rechtsgeschichte und Zivilprozeßrecht an der Universität Basel. Neben der Lehrtätigkeit auch im Richteramt und politisch tätig, 1866 – 1902 Mitglied des Basler Großen Rats, 1882 – 1920 Leiter der „Zeitschrift für schweizerisches Recht“; verfaßte u. a. „Die Gewere“ (1871) und die „Institutionen des deutschen Privatrechts“ (2 Bände, 1885/86). Ausarbeitung der Basler Zivilprozeßordnung (1875). Heyrovsky´, Leopold (14.11.1852 – 17.2.1924). Tschechischer Jurist. Studium in Prag, 1876 Promotion zum Dr. iur. ebd., Besuch der Universität Berlin, 1878 Habilitation im römischen Recht in Prag, 1882 a.o. Professor, 1890 o. Professor für römisches Recht an der Universität Prag. Die von Max Weber zitierte Arbeit „Über die rechtliche Grundlage der leges contractus bei Rechtsgeschäften zwischen dem römischen Staat und Privaten“ (1881) ist die einzige auf deutsch veröffentlichte Arbeit, danach wechselte Heyrovsky´ an die tschechische juristische Fakultät. Hinschius , Paul (15.12.1835 – 13.12.1898). Evangelischer Kirchenrechtslehrer, Geh. Justizrat. Seit 1852 Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin, u. a. bei  Richter, 1855 Promotion zum Dr. iur. in Berlin und juristischer Vorbereitungsdienst; 1859 Habilitation für Kirchenrecht und Zivilprozeß in Berlin; 1863 a.o. Professor für Kirchenrecht, Deutsches Recht und Zivilprozeß in Halle a. S., seit 1865 in Berlin, 1868 o. Professor des Kirchen- und Staatsrechts in Kiel, seit 1872 in Berlin. Reichstagsabgeordneter und Mitglied des preußischen Herrenhauses; einflußreicher Berater der

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preußischen Regierung im Kulturkampf; gab die erste kritische Ausgabe der Pseudoisidorischen Dekretalen (1863) heraus und verfaßte ein vielbändiges, nicht abgeschlossenes Kirchenrechtslehrbuch sowie zahlreiche Studien zum Patronatsrecht, auf die sich Weber in seiner kanonistischen Exegese stützte.

Homeyer, Carl Gustav (13.8.1795 – 20.10.1874). Rechtshistoriker, Geh. Ober-Tribunalsrat. Studium der Rechtswissenschaften in Berlin, Göttingen und Heidelberg, 1821 Promotion zum Dr. iur. und Habilitation in Berlin; 1824 a.o. und seit 1827 o. Professor in Berlin. Seit 1854 Mitglied des preußischen Herrenhauses. Werke u. a.: Erste kritische Edition des „Sachsenspiegels“ (1827), Verzeichnis der „Deutschen Rechtsbücher des Mittelalters“ (1856), „Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis“ (1857). Hostiensis (eigentlich: Henricus de Segusia) (kurz vor 1200 – 25.10. bzw. 6.11.1271). Päpstlicher Diplomat und Kanonist. Studium beider Rechte in Bologna, vor 1233 Priesterweihe, 1235 Ernennung zum Prior des Kathedralkapitels von Antibes, 1244 – 50 Bischof von Sisteron, bis 1250 – 62 Erzbischof von Embrun, anschließend Kardinalbischof von Ostia, daher Hostiensis genannt; seit 1236 in diplomatischen Diensten der Päpste (u. a.  Innozenz’ IV.) und der französischen Könige; 1239 vermutlich als Archidiakon in Paris gab er Unterricht über die Dekretalen. Werke: „Summa aurea“ (abgefaßt 1239 – 53), „In quinque libros Decretalium lectura“, „Lectura super novellas Innocentii IV.“. Hübler , Bernhard (25.5.1835 – 23.4.1912). Kirchenrechtshistoriker, Geh. Oberregierungsrat. Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Genf, seit 1859 juristischer Vorbereitungsdienst in Preußen, 1863 Promotion zum Dr. iur. in Breslau; 1865 Habilitation, 1868 a.o. Professor in Berlin, 1869 in Freiburg i. Br., 1870 Konsistorialrat im preußischen Kultusministerium, seit 1880 o. Professor für Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrecht in Berlin; beurteilte Webers kanonistische Exegese im Rahmen des Promotionsverfahrens. Inama-Sternegg , Karl Theodor (auch: Inama von Sternegg ). (20.1.1843 – 28.11.1908). Nationalökonom, Wirkl. Geh. Rat. Seit 1860 Studium der Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Geschichtswissenschaft in München, 1865 Promotion zum Dr. rer. pol. in München; 1864 – 67 juristischer Vorbereitungsdienst; 1868 Habilitation und Privatdozent für Staatswissenschaften in München, 1868 a.o. Professor ebd., 1871 o. Professor in Innsbruck, 1880 Professor für politische Ökonomie in Prag. 1881 Leitung der administrativen Statistik in Wien, zugleich Honorarprofessor an der Wiener Universität, an der er ein statistisches Seminar einrichtete, seit 1884 auch Präsident der statistischen Zentralkommission in Wien. Innozenz IV . (eigentlich: Sinibaldus Fliscus) (um 1195–bis 7.12.1254). Papst (seit 1243). Studium beider Rechte in Bologna, Auditor an der Kurie, Rektor

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der Marken und Legat in Oberitalien, 1227 Kardinal. Verkündete erneut die Zweischwertertheorie; unterstützte die gegen  Friedrich II. erhobenen Gegenkönige, konnte aber die Macht des Staufers nicht brechen; Bedeutung für die Kirchengeschichte durch umfangreiche gesetzgeberische Tätigkeit, Verfasser eines bedeutenden Dekretalenkommentars „Apparatus in quinque libros decretalium“.

Ioannes de Anania (auch: Giovanni d’Anania) (um 1400 – 17.2.1457). Italienischer Rechtsgelehrter. Studium beider Rechte in Bologna, 1423 Promotion zum Doctor utriusque iuris, anschließend Rechtslehrer ebd; 1443 universitäre Laufbahn für politische und geistliche Ämter aufgegeben; 1448 Erzdiakon. Werke u. a.: „Commentarius super V. libro Decretalium“, „Disputatio in materia alienationis feudi“, „Tractatus de jubileo“ sowie der von Weber in seiner kanonistischen Exegese zitierte Kommentar „Lectura in titulum de iure patronatus“. Johann von Buch (ca. 1290 – nach 1356). Jurist aus ritterlichem Geschlecht der Altmark (Buch bei Tangermünde). Studium teilweise in Bologna (1305), 1333 – 55 am Hof der Wittelsbacher Markgrafen von Brandenburg tätig, u. a. als Hofrichter und capitaneus generalis der Mark (1336); schuf mit der Glosse zum Sachsenspiegel Landrecht (nach 1325) und dem „Richtsteig Landrechts“ (um 1335) wissenschaftliche Bearbeitungen des sächsischen Rechts und somit die Grundlagen für das bis zum 19. Jahrhundert neben dem ius commune anerkannte gemeine Sachsenrecht. Johannes Andreae (um 1270 – 7.7.1348). Italienischer Rechtsgelehrter. Studium des römischen und kanonischen Rechts in Bologna, Promotion zum Doctor decretorum ebd., lehrte seitdem kanonisches Recht in Bologna, zwischenzeitlich (1307–09 und 1319) in Padua. Gilt als der berühmteste der großen Dekretalisten, dessen Tod das Ende der Epoche der klassischen Kanonistik markiert. Faßte in seinen Werken die kanonistische Lehre seiner Zeit zusammen. Seine Kommentare zum Liber Sextus (1298, Kommentar 1301) und den Clementinae (1317, Kommentar 1322) wurden als „Glossa ordinaria“ rezipiert. Salvius Julian (2. Jahrhundert n. Chr.). Römischer Jurist. 148 Konsul sowie Statthalter u. a. der Germania inferior und Mitglied im kaiserlichen „consilium“; erstellt 130 im Auftrag des Kaisers Hadrian die endgültige Redaktion des „edictum perpetuum“, also des die Klagformeln für Rechtsverletzungen enthaltenden praetorischen Edikts; Hauptwerk: „Digesta“ in 90 Bücher n.

Justinian (482 – 565 n. Chr.). Römischer Kaiser (527 – 565). Vereinte noch einmal weite Teile des Römischen Reiches unter seiner Herrschaft und initiierte die für die europäische Rechtsgeschichte grundlegende Sammlung des Corpus Iuris Civilis, indem er eine Gesetzgebungskommission einberief, die

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in den Jahren 528 – 534 die römischen Juristenschriften und Gesetze zusammenfaßte. Als Corpus Iuris Civilis wurde die Sammlung erst im 16. Jahrhundert bezeichnet.

Karlowa , Otto (11.2.1836 – 3.1.1904). Jurist, Geh. Hofrat. Studium der Rechtswissenschaften und Geschichte bis 1859 in Berlin, u. a. bei  Thöl und Waitz, in Jena und Göttingen; seit 1860 juristischer Vorbereitungsdienst in Bückeburg; 1862 Promotion zum Dr. iur. in Bonn; Privatdozent für römisches Recht ebd., 1867 o. Professor in Greifswald, zuerst für Zivilprozeß und Strafrecht, dann für römisches Recht, 1872 als Nachfolger  Goldschmidts o. Professor des römischen Rechts in Heidelberg. Hauptwerk: „Römische Rechtsgeschichte“ (2 Bände, 1901, nicht ganz vollendet). In seiner Bonner Zeit befreundet mit  Bremer; Lehrer Max Webers in Heidelberg. Knies , Karl Gustav Adolf (29.3.1821 – 3.8.1898). Historiker und Nationalökonom, Geh. Hofrat. 1841 – 45 Studium der Staats- und Rechtswissenschaften in Marburg, 1846 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg, im gleichen Jahr Habilitation und Privatdozent für Geschichte und Staatswissenschaften ebd., 1849 maßgeblich an der Gründung des Polytechnikums in Kassel beteiligt, 1852 Lehrer an der Kantonsschule in Schaffhausen, 1855 o. Professor für Kameralwissenschaften in Freiburg i. Br., 1862 – 65 Direktor des badischen Oberschulrats für Mittel- und Volksschulen, 1865 – 96 o. Professor für Staatswissenschaften in Heidelberg. Lehrer Max Webers in Heidelberg. Kostanecki , Anton von (9.1.1866 – 4.1.1941). Polnischer Nationalökonom. Seit 1884 Studium der Rechtswissenschaften, u. a. bei  Goldschmidt, der Nationalökonomie und Philosophie in Berlin, 1889 Promotion zum Dr. phil. bei Gustav Schmoller ebd. Nach praktischen Tätigkeiten, u. a. bei der Internationalen Bank in Berlin, 1901 – 10 Universitätsprofessor für Ökonomie in Freiburg i.Br., 1910 – 14 am Polytechnikum in Lemberg, 1914 – 19 Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Krakau, von dor t Abordnung zum Wiederaufbau der Universität Warschau, dort 1917 – 19 Rektor und seit 1919 Professor für Rechtswissenschaften und Politische Wissenschaften. Werke: „Der öffentliche Kredit im Mittelalter“ (1889), das Max Weber rezensierte; Schriften zum Handels- und Wertpapierrecht, zum Eigentumsrecht, seit 1912 auch auf polnisch. Kuntze , Johannes Emil (25.11.1824 – 11.2.1894). Jurist, Geh. Hofrat. 1843 – 47 Studium in Leipzig, anschließend juristischer Vorbereitungsdienst, 1851 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; Habilitation und Privatdozent für Handelsrecht und römisches Recht ebd., 1856 a.o. Professor, 1869 o. Professor der Rechte ebd. Vorsitzender des königlich Preußischen Literarischen Sachverständigen-Vereins.

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Laband , Paul (24.5.1838 – 23.3.1918). Jurist, Wirkl. Geh. Rat. Studium der Rechtswissenschaften in Breslau, Heidelberg und Berlin, 1858 Promotion zum Dr. iur. in Breslau; 1861 Habilitation mit einer Schrift über den Schwabenspiegel und Privatdozent in Heidelberg, 1864 a.o., 1866 o. Professor für deutsches Recht in Königsberg, 1872 für Staatsrecht in Straßburg. 1880 – 1911 Mitglied des Staatsrates für Elsaß-Lothringen, anschließend der ersten Kammer des neuen Landtags in Elsaß-Lothringen. Mitherausgeber juristischer Zeitschriften, u. a. der „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“. Lambertus de Sambuseto (auch: Lambertenghi de Sambuceto ) (13./14. Jahrhundert). Genuesischer Notar, an verschiedenen Orten im Mittelmeerraum tätig, u. a. 1289 in Caffa (heutiges Feodosija, im Mittelalter der Sitz der bedeutendsten Faktorei der Genuesen im Schwarzmeerraum), 1292 im ligurischen Chiàvari, 1300/01 im zypriotischen Famagusta, das 1373 bis 1464 von den Genuesen besetzt war. Seine Urkunden sind im Notariatsarchiv in Genua überliefert. Lamprecht , Karl (25.2.1856 – 11.5.1915). Historiker, Geh. Hofrat. Studium der Geschichtswissenschaft, Nationalökonomie und Rechtswissenschaften in Göttingen, Leipzig und München, 1878 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; 1879 – 80 Lehrer an Gymnasien und Hauslehrer in Köln; 1880 Habilitation und Privatdozent in Bonn, 1885 a.o. Professor, 1890 o. Professor für Geschichte in Marburg, seit 1891 in Leipzig. Arbeiten zur Landes-, Nationalund Universalgeschichte. Laßberg , Friedrich Leonhard Anton Freiherr von (13.5.1798 – 30.6.1838). Jurist, Wirkl. Geh. Rat. Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg, Heidelberg, Göttingen und Jena, 1819 Promotion zum Dr. iur. in Jena. Seit 1820 am sigmaringischen Oberamt beschäftigt, 1825 – 28 Leitung dieses Amtes, 1836 Direktor des Hofgerichts und der Landesregierung. Historische und kirchenrechtliche Aufsätze, Edition des „Schwabenspiegels“ nach einer Handschrift von 1287 (postum 1840). Lastig, Gustav Heinrich Franz (6.2.1844 – 21.12.1930). Jurist, Geh. Justizrat. 1865 – 70 Studium der Rechtswissenschaften in Königsberg, Leipzig, Halle, 1870 Promotion zum Dr. iur. in Halle; 1871 Habilitation und Privatdozent in Halle, 1873 a.o. Professor und 1878 o. Professor für Preußisches Recht, Bürgerliches Recht, Deutsches Privatrecht, Handels- und Wechselrecht in Halle. Werke ausschließlich zum Handelsrecht. Lattes , Alessandro (18.3.1858 – nach 1931). Italienischer Jurist. 1905 Dozent an der Universität Turin, 1908 Prof. für italienische Rechtsgeschichte in Cagliari, 1909 in Modena, 1912 in Parma, seit 1914 in Genua. Veröffentlichungen zum italienischen Statutar- und Gewohnheitsrecht, u. a. „Il diritto commerciale nella legislazione statutaria delle città italiane“ (1884).

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Lattes, Elia (25.4.1843 – 1.6.1925). Italienischer Jurist. 1863 Promotion zum Dr. iur. in Turin; Professor für griechisches und römisches Altertum an der kgl. „Accademia scientifico-letteraria“ in Mailand. Arbeiten zum antiken Handelsrecht und Bankwesen sowie zur etruskischen Sprache und zu Inschriften. Lenel , Otto (13.12.1849 – 7.2.1935). Jurist, Rechtshistoriker. Geh. Rat. Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Leipzig und Berlin, u. a. bei  Goldschmidt, 1871 Promotion zum Dr. iur. in Heidelberg; 1876 Habilitation in Leipzig, 1882 o. Professor für römisches Recht in Kiel, 1884 in Marburg, 1885 in Straßburg, 1907 in Freiburg i. Br. Arbeiten zum römischen Recht und Zivilrecht; rekonstruierte das unter Hadrian endgültig redigierte Edikt des Stadtprätors und die Ediktskommentare: „Beiträge zur Kunde des prätorischen Edikts“ (1878), „Das Edictum perpetuum“ (1883). Lepa , Rudolf (4.11.1851 – ca. 1920). Jurist, Geh. Justizrat. 1870 Studium der Geschichtswissenschaft und Philosophie, 1871 der Rechtswissenschaften in Königsberg; seit 1875 Rechtsreferendariat und anschließend als Richter am Stadtgericht, seit 1881 am Landgericht zu Berlin kommissarisch tätig; 1883 Promotion zum Dr. iur. in Berlin bei  Goldschmidt; 1889 – 91 Amtsrichter am Landgericht zu Memel, 1892 – 1902 Landrichter in Berlin, 1903 bis mindestens 1914 Kammergerichtsrat in Berlin. Le Plat , Josse (auch: Jodocus) (18.11.1732 – 6.8.1810). Kirchenrechtshistoriker. 1766 Doctor iuris utriusque in Löwen, dort 1768 Prof. für römisches Recht und seit 1775 Professor für Kirchenrecht. Da er sich in Belgien für den Josephinismus einsetzte, mußten seine Vorlesungen teilweise unter Polizeischutz stattfinden; 1787 floh er in die „Vereinigten Niederlande“, wo er von den Janseniten gut aufgenommen wurde; 1806 Prof. für römisches Recht und Rektor der Rechtsschule in Koblenz. Verfasser u. a. von „Canones et decreta SS. oecumenici et generalis concilii Tridentini“ (1779), „Monumentorum ad historiam concilii Tridentini“ (7 Bände, 1781 – 87), von denen Weber zwei Bände in seiner kanonistischen Exegese heranzieht. Limprandus  Liutprand. Lindenbrog , Friedrich (28.12.1573 – 9.9.1648). Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Leyden; anschließend Reisen nach England, Frankreich und Italien, 1608 Licentiat der Rechte in Basel (dort 1624 Dr. iur.), kehrt im selben Jahr als Anwalt in seine Heimatstadt Hamburg zurück. Autor philologischer Abhandlungen und Editor; seine Bibliothek bildete den Grundstock für Hamburgs Stadtbibliothek. Liutprand . Langobardischer König (712 – 744). Hervorgetreten als langobardischer Gesetzgeber; Übertritt zum römischen Katholizismus; mit dem fränkischen Hausmeier Karl Martell verbündet.

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Lotz, Walther (21.3.1865 – 13.12.1941). Nationalökonom. 1887 Promotion zum Dr. rer. pol. in Straßburg, 1888/89 Beschäftigung im Bankfach; 1890 Habilitation bei Lujo Brentano in Leipzig, 1891 Honorar-Professor, 1892 a.o. Professor, 1897 – 1935 o. Professor in München. Arbeiten über Finanzwissenschaft. Seit der Studienzeit mit Max Weber befreundet und neben  Otto Baumgarten Opponent bei Webers Doktordisputation. Luca , Johannes Baptista de (auch: Giovanni Battista) (1614 – 5.2.1683). Rechtsgelehrter und Kardinal. 1635 Doctor utriusque iuris. Praktizierte als Anwalt in Neapel und Rom, von Innozenz XI. zum auditor an der Rota Romana ernannt, 1681 Kardinal und Mitglied verschiedener Congregationen; schrieb „Theatrum veritatis et justitiae, sive decisivi discursus ad veritatem editi in forensibus controversiis, canonicis et civilibus“ (5 Bände, 1706–08), von denen Weber den fünften Band zitiert. Mack , Heinrich (27.1.1867 – 18.9.1945). Archivar. Studium der alten Sprachen, Erdkunde und Geschichte bei  Erdmannsdörffer in Heidelberg, seit 1886 in Berlin; 1889 Promotion zum Dr. phil. in Berlin; anschließend Lehrer am Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig, 1895 Hilfsarchivar an dem 1860 von  Hänselmann gegründeten Stadtarchiv Braunschweig, später dessen Direktor. Verschiedene Schriften zur Geschichte der Stadt Braunschweig sowie Mitarbeit am Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, das Weber in seiner Rezension zu Kostanecki zitiert; weitere Schriften über die Geschichte der Stadt Braunschweig. Magonius , Hieronymus (16. Jahrhundert). Rechtsgelehrter aus Orvieto. Doctor utriusque iuris, Auditor an der Rota von Florenz und Lucca; veröffentlichte „Decisiones caussarum tam Rotae Florentinae quam Rotae Lucensis“ (1578). Mai , Angelo (3.7.1782 – 8.9.1854). Italienischer Bibliothekar und Kleriker. Seit 1804 Studium der Geisteswissenschaften in Neapel, der Theologie in Rom und Orvieto, 1808 Priesterweihe ebd., 1810 „scrittore“ an der Bibliotheca Ambrosiana in Mailand, 1819 als Kustos der Bibliotheca Vaticana nach Rom berufen, seit 1833 zudem Sekretär der Kongregation „De propaganda fide“; 1838 Ernennung zum Kardinal. Herausgeber der „Fragmenta Vaticana“. Manin, Daniele (13.5.1804 – 22.9.1857). Italienischer Jurist und Politiker. Studium der Rechtswissenschaften in Padua; 1830 Anwalt in Venedig; 1849 zum Diktator der Republik Venedig gewählt, die nach Aufständen für die Unabhängigkeit des lombardisch-venezianischen Königreichs von Österreich im August 1848 ausgerufen worden war; nach Kapitulation Venedigs Flucht nach Paris; dort als Sprachlehrer und Journalist tätig. Herausgeber eines Handbuchs „Della Veneta giurisprudenza“ (1848).

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Marquilles, Iacobus (auch: Jacobo) de (14./15. Jahrhundert). Spanischer Rechtsgelehrter. Studium in Lerida; 1428 Generalvikar des Bischofs von Vich (Katalonien), Jordi d’Ornós (Bischof 1424 – 45); Kaplan der Kathedrale von Barcelona; Vizekanzler unter König Martin I. (1395 – 1410) von Aragón und Sizilien; beendete 1448 sein Hauptwerk „Comentaria super usaticis Barchinonensibus“, gedruckt 1505. Meichelbeck , Carl (29.5.1669 – 2.4.1734). Kirchenhistoriker. 1687 Novize im Benediktinerkonvent Benediktbeuern, legte 1688 die Gelübde ab; 1692 – 95 Studium der Theologie an der Benediktineruniversität Salzburg; 1694 Priesterweihe; 1697 – 1705 Lehrertätigkeiten in Freising, Rott am Inn und Benediktbeuern; 1708 zum Historiographen der bayerischen Benediktinerkongregation berufen sowie Archivar des eigenen Konvents. 1722 – 27 erstellte er eine auf urkundliches Material gegründete zweibändige Bistumsgeschichte; daneben Chronik des Konvents und zahlreiche historische Arbeiten. Weber verwendet seine „Historiae Frisingensis tomi quinque“ (1724). Meitzen , August (16.12.1822 – 19.1.1910). Nationalökonom und Verwaltungsbeamter, Geh. Regierungsrat. Seit 1843 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Jena, 1848 Promotion zum Dr. phil. in Breslau; 1853 – 56 Bürgermeister der Stadt Hirschberg im Riesengebirge, 1856 – 65 Spezialkommissar für gutsherrlich-bäuerliche Auseinandersetzungen in Breslau, 1865 – 72 Mitglied des preußischen statistischen Bureaus und 1872 – 82 Geheimer Regierungsrat am kaiserlichen statistischen Amt des Deutschen Reiches; seit 1875 zugleich a.o. Professor der Statistik und Nationalökonomie in Berlin, 1892 o. Professor in Berlin; einflußreich in Max Webers Habilitationszeit. Mommsen, Karl (10.4.1861 – 28.7.1922). Jurist, später Direktor der Mitteldeutschen Kreditbank in Frankfurt a. M. Zweitältester Sohn von  Theodor Mommsen; mit Max Weber befreundet und wie dieser im Jahr 1889 Rechtsreferendar am Kammergericht in Berlin und neben  Otto Baumgarten und  Walther Lotz Opponent bei Webers Doktordisputation. Mommsen, Theodor (30.11.1817 – 1.11.1903). Jurist und Historiker, Geh. Rat. 1834 – 43 Studium der Philologie und Rechtswissenschaften in Kiel (damals Dänemark); ebd. 1843 Promotion im römischen Recht zum Dr. iur. und zum Dr. phil.; 1844 – 47 Studienreisen nach Frankreich und Italien; 1848 Redakteur bei der Schleswig-holsteinischen Zeitung in Rendsburg; 1848 a.o. Professor der Rechte in Leipzig; 1850 wegen Teilnahme am sächsischen Maiaufstand entlassen; 1852 o. Professor für Römisches Recht in Zürich und seit 1854 in Breslau; seit 1858 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1861 – 87 o. Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Berlin. 1873 – 79 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, 1881 – 84 des Reichstags. Schuf mit dem „Corpus inscriptionum latinarum“ (1863 – 86) die Grundlagen für die moderne Epigraphik; Hauptwerke: „Römische Geschichte“ (Bände 1 – 3, 1854 – 56, Band 5, 1885; dafür 1902 Nobelpreis für Literatur), „Das Römische Staatsrecht“ (3 Bände

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in fünf Teilen, 1871 – 88). Mit der Familie Weber befreundet; sein Sohn Ernst heiratete 1894 Max Webers Schwester Clara. Bei der Doktordisputation Max Webers 1889 kritisierte Mommsen Webers Thesen zur römischen Agrargeschichte, bezeichnete ihn jedoch gleichzeitig öffentlich als seinen intellektuellen Nachfolger.

Muñoz y Romero , Tomás (29.10.1814 – 17.10.1867). Spanischer Archivar und Gelehrter. Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie; 1857 Ernennung zum Professor der Paläographie an der 1856 gegründeten Hochschule für Diplomatik in Madrid; 1866 Ernennung zum königlichen Beauftragten am nationalen historischen Archiv ebd.; Mitarbeit an verschiedenen Zeitschriften und Autor verschiedener bibliographischer, historischer und juristischer Werke. Muratori, Ludovico Antonio (21.10.1672 – 23.1.1750). Italienischer Historiker, Jurist und katholischer Theologe. Nach juristischen und kirchlichen Studien in Modena 1695 Priesterweihe; anschließend Bibliothekar an der Ambrosiana in Mailand; seit 1700 Leiter der „Biblioteca Estense“; u. a. Veröffentlichung italienischer Geschichtsquellen: „Rerum italicarum scriptores ab a. 500 ad 1500“ (28 Bände, 1723 – 51), „Antiquitates Italicae medii aevi“ (6 Bände, 1738 – 42), von denen Weber den Band 1 zitiert; sowie „Annali d’Italia dal principio dell’era volgare sino all’anno 1749“ (12 Bände, 1744 – 49). Nani , Cesare (28.8.1848 – 1899). Italienischer Rechtshistoriker. 1870 Promotion in Turin, seit 1878 o. Professor für italienische Rechtsgeschichte ebd. Werke u. a.: „Responsabilità delle amministrazioni ferroviarie“ (1874), „Studi di diritto longobardo“ (1877) und „Storia del diritto privato italiano“ (postum 1902). Naudé , Wilhelm (13.3.1866 – 7.1.1904). Historiker. Seit 1884 Studium der Geschichte und 1888 – 92 der Rechtswissenschaften in Berlin, schon während des Studiums Mitarbeit an den „Acta borussica“; 1889 Promotion zum Dr. phil. in Berlin; 1896 Habilitation und Privatdozent für Geschichte an der Universität und Lehrer an der Kriegsschule in Berlin, 1903 außerplanmäßiger Professor ebd. Max Weber verwendet seine Dissertation „Deutsche städtische Getreidehandelspolitik vom 15. – 17. Jahrhundert“ (1889). Nicolaus de Tudeschis  Panormitanus. Nicolaus (auch: Nikolaus ) Dens . (13. Jahrhundert). Genuesischer Notar um 1274 in Aïas (oder: Ayas), dem Haupthafen im damaligen Königreich Armenien. Nikolaus V. (6.3.1447 – 24./25.3.1455). Theologe, Papst. Theologiestudium in Florenz, dort Verbindungen zum Florentiner Humanismus; sammelte im Dienst des Bischofs von Bologna diplomatische Erfahrungen auf den Re-

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formkonzilien von Basel, Ferrara-Florenz. 1444 zum Bischof von Bologna, 1446 zum Kardinal erhoben, seit 1447 als Kompromißkandidat des Konzils zum Papst gewählt. Er gilt als erster Renaissancepapst, der zahlreiche Bauprojekte in Rom initiierte, aber auch 1453 nach der Eroberung Konstantinopels (erfolglos) zu einem Türkenkreuzzug aufrief. Er erließ eine für die kirchliche Antiwuchergesetzgebung wichtige Bulle.

Nitzsch , Karl Wilhelm (22.12.1818 – 20.6.1880). Historiker. Seit 1839 Studium der Geschichte und Philosophie in Kiel und Berlin; 1842 Promotion zum Dr. phil. in Kiel; 1843 Italienreise, 1844 Habilitation und Privatdozent für Geschichte in Kiel; 1848 a.o. Professor, 1858 o. Professor in Kiel; 1862 o. Prof. für Geschichte in Königsberg, seit 1872 in Berlin; 1875 Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, 1878 Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Schriften zur römischen, hansischen, staufischen und ditmarschen Geschichte mit besonderem Interesse für wirtschaftliche Fragestellungen; Weber benutzte sein Werk „Ministerialität und Bürgertum im 11. und 12. Jahrhundert“ in seiner germanistischen Exegese. Nöldeke , Arnold (auch: Arnoldt) Karl Heinrich (22.8.1865 – 24.2.1945). Jurist, Senator. Studium der Rechtswissenschaften in Straßburg, München und Göttingen, um 1887 Referendar in Straßburg; ebd. Promotion zum Dr. iur.; Amtsrichter in St. Amarin im Oberelsaß, 1894 Landrichter in Hamburg, 1910 Oberlandesgerichtsrat am Hanseatischen Oberlandesgericht. 1919 – 31 Senator der Hansestadt Hamburg; in dieser Funktion Leiter des Justizwesens und Präses des Statistischen Landesamts. Max Weber zitiert seine juristische Doktorarbeit „Die Fortdauer der offenen Handelsgesellschaft während der Liquidation“ (1887). Oliver y Esteller (auch: Estellez), Bienvenido (2.12.1836 – 1907). Spanischer Rechtsgelehrter und Anwalt. 1859 Dr. utriusque iuris in Valencia, 1858 – 63 Anwalt ebd., 1863 – 68 Vizesekretär des Gerichtshof in Barcelona; nach mehrjährigem Aufenthalt in Puerto Rico Ernennung zum a.o. Professor für kanonisches Recht in Valencia; daneben Anwalt. Hauptwerk: „Historia del Derecho en Cataluña, Mallorca y Valencia“ (4 Bände, 1876 – 81), von dem Weber Band 1 und 3 zitiert. Panormitanus (auch: Nicolaus de Tudeschis) (1386 – 1445). Italienischer Rechtsgelehrter und Geistlicher. Nach Studium in Bologna und Padua Lehrer des kanonischen Rechts in Bologna, Parma (1412 – 18) und Siena (1419 – 30); seit 1425 Abt von S. Maria de Maniaco (Diözese Messina); zuerst 1433 als Gesandter Papst Eugens IV. auf dem Basler Konzil, auf dem er ab 1436 die Politik Alfons’ V. von Aragon und Sizilien vertrat; 1440 Kardinal. Gilt als letzter bedeutender Kanonist des Mittelalters . Pappenheim , Max (2.2.1860 – 3.2.1934). Jurist, Geh. Justizrat. Studium in Berlin, Leipzig und Berlin, 1881 Promotion zum Dr. iur. in Berlin, Schüler  Goldschmidts; 1884 Habilitation und Privatdozent in Breslau, 1888 a.o.

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Professor und im gleichen Jahr o. Professor für Deutsches Recht und Handelsrecht in Kiel. Seit 1892 Mitherausgeber der „Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht“; Arbeiten vor allem zum Seehandelsrecht. Rezensent von Max Webers Doktorarbeit.

Pardessus , Jean-Marie (11.8.1772 – 27.5.1853). Französischer Rechtsgelehrter, Anwalt und Politiker. Nach dem Studium Richter in seinem Geburtsort Blois, 1806 Bürgermeister ebd., 1807 – 11 Mitglied der Abgeordnetenkammer in Paris; 1815 – 30 Professor für Handelsrecht in Paris, 1810 – 30 conseiller an der „cour de cassation“, 1829 Präsident des „conseil de surveillance“ der „École des chartes“. Werke: Quellensammlung unter dem Titel „Collection de lois maritimes“ (von der Weber die Bände 1, 2, 4 und 5 zitiert, sowie „Cours de droit commerciale“ (4 Bände, 1813 – 17) und „Tableau du commerce avant la découverte de l’Amérique“ (1834). Passerini ( Orsini de’Rilli ), Luigi (31.7. oder 31.10.1816 – 18.1.1877). Genealoge und Publizist. Studium in Volterra und Pisa; 1871 – 74 Leiter der Nationalbibliothek in Florenz; Abgeordneter der italienischen Nationalversammlung für Bibbiena (Arezzo); veröffentlichte überwiegend Genealogien toskanischer Familien , z. B. die der Familie Alberti ( Glossar). Pauli , Carl Wilhelm (18.12.1792 – 18.3.1879). Jurist. Seit 1811 Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen, seit 1814 in Göttingen, 1816 Promotion zum Dr. iur. ebd.; anschließend Rechtsanwalt in Lübeck; 1820 – 43 Sekretär, ab 1843 Rat am hanseatischen Oberappellationsgericht; Beschäftigung mit lübischer Geschichte und lübischem Recht. Hauptwerke: „Abhandlungen aus dem Lübischen Rechte“ (4 Teile, 1837 – 65), von dem Weber Teil 4 verwendet, und die „Lübeckischen Zustände im Mittelalter“ (3 Bände, 1847 – 1878). Iulius Paulus (160 – 230 n. Chr.). Römischer Jurist. Mitglied im „consilium“ unter Septimius Severus. Advokat, Rechtslehrer und Respondent. Von ihm sind über 80 Werktitel und mehr als 300 „libri“, darunter Monographien zu einzelnen Rechtsgebieten, Gutachtensammlungen, Bemerkungen zu Schriften anderer Juristen, v.a. zu Labeo, bekannt.

Pegolotti , Francesco Balducci  Balduzzi Pegolotti, Francesco. Periglis de Perusio , Angelus de (gest. 1446 oder 1447). Jurist in Perugia, dort ca. eine Generation später tätig als  Angelus de Ubaldis, mit dem er nicht zu verwechseln ist. Weber zitiert seinen Traktat „De societatibus“. Pernice , Alfred (18.8.1841 – 23.9.1901). Jurist, Geh. Justizrat. Studium der Philologie und Rechtswissenschaften in Halle, Göttingen und Tübingen; 1862 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig, 1863 zum Dr. iur. in Halle, seit 1863 juristischer Vorbereitungsdienst in Greifswald; dort unter dem Einfluß  Bekkers Entscheidung für römisches Recht, 1867 Habilitation und Privatdozent in Halle, 1870 a.o. Professor, 1871 o. Professor für Strafrecht in Halle, 1872

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o. Professor für Römisches Recht in Greifswald, 1877 wieder in Halle, 1881 in Berlin; dort enger Kontakt zu  Theodor Mommsen. Hauptwerk: „Labeo, Römisches Privatrecht im ersten Jahrhundert der Kaiserzeit“ (3 Bände, 1873 – 1900). Lehrer Max Webers in Berlin.

Pertz , Georg Heinrich (28.3.1795 – 7.10.1876). Historiker, Geh. Oberregierungsrat. Studium zunächst der Theologie, dann der Geschichtswissenschaft in Göttingen, 1816 Promotion zum Dr. phil. ebd., anschließend Mitarbeiter am Königlichen Archiv und an der Bibliothek in Hannover, 1821 Archivsekretär, 1827 Archivrat ebd., 1842 Oberbibliothekar in Berlin; seit 1819 Mitarbeiter an der von Freiherr vom Stein gegründeten „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ (Monumenta Germaniae Historica/MGH), zuständig für die karolingischen Periode, übernahm 1831 nach dem Tod des Freiherrn vom Stein zusammen mit Johann Friedrich Böhmer die Direktion der MGH, nach dessen Tod deren alleiniger Direktor (1863 – 73). Peruzzi , Giotto di Arnoldo (gest. 9.8.1336). Florentiner Bankier und Kaufmann. Zeitweise Prior und Konsul der „Arte dei mercanti“; folgte 1330 seinem Bruder  Tommaso Peruzzi in die Direktion des Familienbetriebes, der seit 1335 nach ihm „Giotto di Arnoldo Peruzzi e compagni“ genannt wurde. Peruzzi , Simone Luigi (? – ?). Verfasser des von Max Weber zitierten Buches „Storia del commercio e dei banchieri di Firenze […] del 1200 al 1345“. Peruzzi , Tommaso di Arnoldo (gest. 1333). Florentiner Bankier und Kaufmann. Trat 1308 die Leitung des Familienbetriebes an, der seitdem nach ihm „Tommaso di Arnoldo Peruzzi e compagni“ genannt wurde; 1299, 1316, 1321 Prior und 1303 Konsul der Wollweberzunft (Arte di Calimala). Petrus . Weitgehend unbekannter französischer Autor, wohl aus der Gegend von Valence. Verfasser der Schrift „Exceptiones legum Romanorum“ aus dem frühen 12. Jahrhundert. Petrus de Ubaldis (1340 – 1400). Italienischer Rechtsgelehrter. Wie seine Brüder  Baldus und  Angelus de Ubaldis Schüler des  Bartolus; Doctor legum, Rechtslehrer in seiner Heimatstadt Perugia sowie in Pavia, Padua und Avignon. Philipp II . (21.5.1529 – 15.9.1598). König von Spanien (seit 1556). Sohn Kaiser Karls V. und Isabellas von Portugal; erhielt 1554 das Königreich Neapel von Karl V., 1555 die Niederlande und 1556 die Herrschaft über die spanischen Besitzungen mit den Königreichen Kastilien und Aragon sowie die Franche Comté, allerdings nicht die Kaiserkrone. Sein Regierungsstil war von streng katholischer Erziehung geprägt; er betrieb die Fortsetzung des unter Karl V. 1545 begonnenen Tridentiner Konzils, das seit 1562 unter maßgeblicher spanischer Beteiligung in Trient weitergeführt und 1564 abgeschlossen wurde; übernahm die Konzilsdekrete für seine Besitzungen; Vorkämpfer der Gegenreformation.

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Phillips , Georg (6.1.1804 – 6.9.1872). Rechtshistoriker und Kirchenrechtler. Seit 1822 Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Göttingen, 1825 Promotion zum Dr. iur. in Göttingen; 1826 Habilitation für deutsches Recht in Berlin, 1827 a.o. Professor ebd.; 1833 Ministerialrat in München; 1834 Professor für Geschichte und nach wenigen Monaten o. Professor der Rechte ebd., verlor seine Anstellung im Zusammenhang mit der Lola-Montez-Affäre, 1850 o. Professor in Innsbruck, 1851 für Kirchenrecht und Deutsche Rechtsgeschichte in Wien. Hauptwerk: „Kirchenrecht“ (8 Bände, 1848 – 72). Planck, Johann Julius Wilhelm von (22.4.1817 – 14.9.1900). Jurist, Geh. Reg.Rat. Vater des Physikers Max Planck. Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen und Jena, 1837 Promotion zum Dr. iur. in Jena; 1839 Habilitation in Göttingen, 1842 – 45 o. Professor für römisches Recht und Zivilprozeßrecht in Basel, dort zugleich Strafrichter; 1845 – 50 o. Professor und Richter am Oberappellationsgericht in Greifswald, 1850 o. Prof. für Kriminalrecht, Strafprozeßrecht und Zivilprozeßrecht in Kiel, dort mehrfach Rektor, seit 1867 o. Professor in München. Werke u. a.: „Die Mehrheit der Rechtsstreitigkeiten im Prozeßrecht“ (1844), „Systematische Darstellung des deutschen Strafverfahrens auf Grundlage der neuen Strafprozeßordnungen seit 1848“ (1857), „Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter“ (2 Bände, 1879), das Weber in seiner germanistischen Exegese zitiert, sowie „Lehrbuch des deutschen Zivilprozeßrechts“ (1887/96). Platner , Eduard (30.8.1786 – 5.12.1803). Jurist, Geh. Hofrat. Zunächst Studium der Philologie in Leipzig, anschließend der Rechtswissenschaften, 1809 Promotion zum Dr. iur. in Leipzig; 1811 a.o. Professor, 1814 o. Professor der Rechte in Marburg. Widmete sich vor allem dem römischen Recht und dem Naturrecht. Sextus Pomponius (2. Jahrhundert n. Chr.). Römischer Rechtslehrer. Bekleidete wohl keine Staatsämter; er gilt als Anhänger der sabinianischen Rechtsschule, zu seinem umfangreichen Werk gehört ein Handbuch („Enchiridium“) zur römischen Rechtsgeschichte mit ausführlichen Kommentaren zum ius civile und zum Edikt des Prätors, von dem Auszüge in den Digesten erhalten sind.

Porcellinis ( de Padua ), Franciscus de (gest. 1453). Rechtsgelehrter aus Padua. Lehrte römisches und kanonisches Recht an den Universitäten Padua und Ferrara. Hauptwerke: „Tractatus de duobus fratribus“ (1566), den Weber zitiert, sowie ein „Tractatus de beneficio inventarie et eius conficiendi forma“ (1612). Porro Lambertenghi , Giulio (4.11.1811 – 22.11.1885). Mailänder Anwalt und Historiker. Einer der Initiatoren der „società storica Lombarda“, Bibliothekar an der „Biblioteca Trivulziana“; veröffenlichte die „Statuti delle strade ed acque del contado di Milano fatti nel 1346“ (1869) und den „Catalogo dei manoscritti della Biblioteca Trivulziana“ (1884). Herausgeber von Quellen zur Mailänder Geschichte in den „Historiae Patriae Monumenta“.

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Promis , Vincenzo (8.7.1839 – 19.12.1889). Italienischer Anwalt, Historiker und Numismatiker. Dr. iur. in Turin. Mitarbeiter und von 1874 – 89 Bibliothekar und Archivar des königlichen Hofes in Turin. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Turin. Werke u. a.: „Tasse per rifiuto a diverse cariche nella repubblica fiorentina nel secolo 15“ (1876), „Su una tessera romana: poche parole“ (1880), „Monete di zecche italiane“ (1882). Herausgeber der von Weber verwendeten „Statuti della colonia genovese di Pera“ (1870). Marcus Fabius Quintilian ( us ) (35/49 – ca. 95 n. Chr.). Römischer Rhetoriklehrer und Anwalt. Rhetorikstudium in Rom, seit 59 in seiner Heimat Spanien, begleitete 68 den zum Kaiser ernannten spanischen Statthalter Galba nach Rom, seitdem dort Rhetoriklehrer und Anwalt. 71 – 90 erster staatlich besoldeter Rhetoriklehrer in Rom; zu seinen Schülern gehörte Plinius der Jüngere; begann 92 die Arbeit an seinem Hauptwerk „Institutio oratoria“, die ausführlichste erhaltene Darstellung der antiken Rhetorik, die in 12 Bücher n 95 n. Chr. erschien.

Raphael de Turri (eigentlich: Della Torre , Raffaele) (nach 13.5.1579 – 21.3. 1666). Genuesischer Rechtsgelehrter und Politiker. 1600 – 06 Rechtsstudium in Rom, Bologna und Parma; erhielt 1607 sein erstes politisches Amt als Vikar von Chiavari; 1619 Überarbeitung der strafrechtlichen Teile der Stadtstatuten von Genua; Werke u. a.: „La congiura del Vacchero“ (1628), „Controversie Finariensis adversus Senatorem Lagunum, Cyrologia“ (1642). Max Weber zitiert seinen: „Tractatus de cambiis“ (1641). Re , Camillo (1840 – 1890). Italienischer Rechtsgelehrter. Studierte Rechtswissenschaften bei Ilario Alibrandi, dessen Nachfolger er als Professor für römisches Recht an der (neuen) vatikanischen Universität wurde. Herausgeber der „Statuti della città di Roma“ (1880), die Weber zitierte. Regelsberger , Ferdinand (10.9.1831 – 28.2.1911). Jurist, Geh. Justizrat. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Leipzig, 1857 Promotion zum Dr. iur. in Erlangen; 1858 Habilitation und Privatdozent für Zivilrecht ebd., auch an verschiedenen bayerischen Gerichten tätig; 1862 a.o. Professor für römisches Recht, 1863 o. Professor in Zürich, 1868 o. Professor für Zivilrecht in Gießen, 1872 in Würzburg, 1881 in Breslau, 1884 in Göttingen. Lehrer Max Webers ebd. Richter, Aemilius Ludwig (15.2.1808 – 8.5.1864). Evangelischer Kirchenrechtslehrer. 1826 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig; 1829 Habilitation für Kirchenrecht in Leipzig, 1836 a.o. Professor ebd., 1838 o. Professor für Kirchen- und Zivilprozeßrecht in Marburg, 1846 in Berlin. Für den preußischen Evangelischen Oberkirchenrat, ebenso wie im preußischen Kultusministerium tätig. Zu seinen Schülern gehörten u. a.  Dove,  Hinschius und  Hübler. Hauptwerk: „Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts“ (1842, in zahlreichen späteren Auflagen).

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Robert von Anjou (1278 – 20.1.1343). König von Sizilien (seit 1309), seit 1297 Herzog von Kalabrien. Seine Regierungszeit war bestimmt von Auseinandersetzungen zwischen Anjou und Aragón, ferner durch die Kämpfe zwischen Guelfen und Ghibellinen, in denen er von den Guelfen Mittelitaliens als natürlicher Führer betrachtet wurde. Signore in Florenz, gebildeter Förderer der Künste, beispielsweise von Francesco Petrarca. Rochus de Curte (auch: Curtius) (15./16. Jahrhundert). Italienischer Jurist. Rat des Markgrafen von Montserrat, lehrte um 1515 in Pavia, anschließend Senator in Mailand. Werke u. a.: „De consuetudine“, „Tractatus de Jure patronatus“. Roesler, Carl Friedrich Hermann (18.12.1834 – 2.12.1894). Jurist, Staatswissenschaftler. Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie, 1860 Promotion zum Dr. iur. in Erlangen und zum Dr. rer. pol. an der staatswirtschaftlichen Fakultät in Tübingen; 1861 Habilitation an der philosophischen Fakultät in Erlangen, 1861 o. Professor für Staatswissenschaften in Rostock; 1878 Rechtsberater des japanischen Auswärtigen Amtes; seit 1885 hauptsächlich für den Geh. Staatsrat im deutschen Ministerialdienst tätig; lebte seit 1893 in Bozen. Hauptwerk: „Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts“ (unvollendet, Band 1, 1872/73), daneben ein langer Aufsatz zur „Rechtlichen Natur des Vermögens der Handelsgesellschaften nach römischem Rechte“, den Max Weber zitierte. Roffredus Beneventanus de Epiphanio (um 1170 – nach 1244). Beneventer Rechtsgelehrter. Lehrer des römischen Rechts in Bologna und seit ca. 1215 in Arezzo, auch Rechtsexperte für die toskanischen Kommunen; gelegentlich Unterricht an der 1224 gegründeten Universität Neapel und zugleich Richter in Benevent; zeitweise als Unterhändler für  Friedrich II. bei Papst Gregor IX., spätestens seit 1234 Advokat bei der römischen Kurie. Werke u. a.: „Quaestiones“, „Libelli de iure canonico“, „De libellis et ordine iudiciorum“. Rothari (um 606 – 652). Langobardischer König (seit 636) und Herzog von Brescia. Arianischen Glaubens förderte er dennoch das katholische Kloster Bobbio; erließ 643 den Edictus Rothari, überwiegend eine Sammlung langobardischen Gewohnheitsrechts. Rückert, Ludwig (1830 – 1884). Jurist. 1852 Promotion zum Dr. iur. in Göttingen; 1857 Habilitation in Erlangen. 1871 bis zu seinem Tode Oberbürgermeister von Pößneck in Thüringen. Werke: „Der Begriff des gemeinen deutschen Privatrechts“ (1857), „Untersuchungen über das Sachenrecht der Rechtsbücher, zunächst des Sachsenspiegels“ (1860). Sarpi , Paul (eigentlich: Paolo) (24.8.1552 – 14. oder 15.1.1623). Venezianischer Theologe und Geschichtsschreiber. 1565/66 Eintritt in den Servitenorden, 1567 – 70 Studium in Mantua, Promotion zum Dr. theol., seit 1570

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Theologe am bischöflichen Hof ebd.; 1574 zur Durchführung der Kirchenreform nach Mailand entsandt; 1578 Leitung des venezianischen Servitenklosters, 1579 Prior der venezianischen Ordensprovinz, 1585 – 88 Generalprokurator seines Ordens an der römischen Kurie, dann wieder in Venedig. Seine „Istoria del Concilio Tridentino“ (8 Bände, geschrieben zwischen 1610 – 1618) stützt sich auf authentische private Nachrichten und Quellen aus venezianischen Archiven und erschien wegen der antipäpstlichen Tendenz wohl ohne sein Wissen unter dem Pseudonym Pietro Soave Polano 1619 in England (anschließend Übersetzungen ins Deutsche und Französische, erst später ist die erste italienische Ausgabe nachweisbar).

Savigny , Friedrich Carl von (21.2.1779 – 25.10.1861). Jurist, Rechtshistoriker, Geh. Justizrat. 1795 – 99 Studium der Rechtswissenschaften in Marburg und Göttingen, 1800 Promotion zum Dr. iur. in Marburg; Habilitation und Privatdozent ebd., 1803 a.o. Professor ebd., 1808 o. Professor in Landshut, 1810 o. Professor für römisches Recht in Berlin, berufen auf Veranlassung Wilhelm von Humboldts. 1814 Begründer der „Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft“; seit 1817 Staatsrat in der Justizabteilung; 1841 – 48 Lehrer des preußischen Königs Wilhelm IV.; 1842 – 48 Leiter des Ministeriums für Gesetzgebungsrevision, danach Rückzug ins Privatleben. Savigny gilt als Begründer der historischen Rechtsschule. Hauptwerke: „Geschichte des Römischen Rechts im Mittelalter“ (6 Bände, 1815 – 31) und das „System des heutigen römischen Rechts“ (8 Bände, 1840 – 49). Scaccia, Sigismondo (1. Hälfte 17. Jahrhundert). Italienischer Rechtsgelehrter. Arbeiten zum Handels- und Zivilprozeßrecht, aber auch philologische Studien: „Tractatus de appellationibus“ (1612), „Tractatus de judiciis causarum civilium, criminalium et haereticalium“ (1618), „Tractatus de commerciis et cambio“ (1618). Schaps , Georg (11.5.1867 – 22.8.1918). Jurist. 1884 – 87 Studium der Rechtswissenschaften in Breslau, Leipzig und Berlin, auf Anregung  Goldschmidts 1887 Promotion zum Dr. iur. bei diesem in Berlin; 1888 – 91 juristischer Vorbereitungsdienst in Breslau und Hamburg, seit 1892 im preußischen Justizdienst; 1918 Landgerichtsdirektor in Hamburg und wenig später Richter am Reichsgericht. Max Weber rezensiert sein Werk „Zur Geschichte des Wechselindossaments“ (1892). Schaube , Adolf (16.12.1851 – 26.7.1936). Historiker. Dr. iur. h. c.; seit 1889 Gymnasialprofessor am Kgl. Gymnasium in Brieg (Bez. Breslau); wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Geschichte des Handels und Handelsrechts im Mittelalter und zur Kulturgeschichte Siziliens. 1899 – 1918 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses für Ohlau-Brieg. Werke u. a.: „Das Konsulat des Meeres in Pisa“ (1888), „Handelsgeschichte der romanischen Völker“ (1906).

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Schmoller, Gustav (seit 1908) von (28.6.1838 – 27.6.1917). Nationalökonom. 1857 – 61 Studium der Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie in Tübingen. 1864 a.o. Prof., 1865 o. Prof. in Halle, 1872 in Straßburg und 1882 – 1912 in Berlin; dort 1882-89 zugleich Inhaber des Nationalökonomischen Lehrstuhls der Landwirtschaftlichen Hochschule. Seit 1884 Mitglied im preußischen Staatsrat, seit 1895 für die Berliner Universität Mitglied im preußischen Herrenhaus. Führender Vertreter der jüngeren Historischen Schule der Nationalökonomie; Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik und seit 1890 dessen Vorsitzender. Als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften Leiter des Editionsprojekts „Acta Borussica“; 1876 Begründer der Reihe „Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen“, in der die von Weber besprochene Schrift Kostaneckis erschienen war; seit 1881 Herausgeber des „Jahrbuchs für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich“ („Schmollers Jahrbuch“), in dem er Webers Dissertation rezensierte. Schröder , Richard Karl Heinrich (19.6.1838 – 3.1.1917). Jurist, Rechtshistoriker, Geh. Rat. Seit 1857 Studium der Rechtswissenschaften, 1861 Promotion zum Dr. iur. in Berlin; Dr. phil. h. c.; 1861 – 63 juristischer Vorbereitungsdienst in Berlin und Stettin; 1863 Habilitation und Privatdozent, 1866 a.o. Professor, 1870 o. Professor in Bonn, 1873 in Würzburg, 1882 in Straßburg, 1885 in Göttingen als Nachfolger  Thöls, 1888 Professor für deutsche Rechtsgeschichte, deutsches Recht und Handelsrecht in Heidelberg als Nachfolger  Gierkes. Mitherausgeber der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte; Mitarbeit an Endemanns „Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechts“; Hauptwerke: „Geschichte des ehelichen Güterrechts“ (2 Bände, 1863 – 74), „Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte“ (1889). Schulze (auch: Schulze-Gävernitz ), Hermann Friedrich (seit 1888:) von (23.9.1824 – 28.10.1888). Jurist, Hofrat. Vater von Gerhart Schulze-Gävernitz. 1842 – 45 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie in Jena, Leipzig und Berlin, 1846 Promotion zum Dr. iur. in Jena; 1848 Habilitation und Privatdozent für Staats- und Verwaltungsrecht, Rechtsgeschichte und Rechtsencyclopädie in Jena, zudem Lehrer für Landwirtschaftsrecht am landwirtschaftlichen Institut seines Vaters, 1850 a.o. Professor in Jena, 1857 o. Professor für Staatsrecht in Breslau, 1869 – 88 Kronsyndikus und Mitglied des preußischen Herrenhauses; seit 1878 o. Professor für Reichs-, Staats- und Verwaltungsrecht in Heidelberg, 1881 – 88 Vertreter der Universität Heidelberg in der I. Kammer der badischen Ständeversammlung. Zahlreiche Arbeiten zum Staatsrecht des deutschen Reiches und Landesstaatsrechts, zur Rechtsgeschichte, zum Verwaltungsrecht und zur Polizeiwissenschaft. Lehrer Max Webers in Heidelberg. Seebohm , Frederic (23.11.1833 – 6.2.1912). Britischer Bankier, Historiker und Anwalt. Studium der Sprach- und Literaturwissenschaft in Edinburgh, Cambridge und Oxford. Seit 1856 Mitglied der Anwaltsvereinigung (bar) am

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Middle Temple und hauptberuflich Bankier in Hitchin (Hertfordshire); veröffentlichte historische Arbeiten vor allem über die englische Dor fgemeinschaft.

Silberschmidt , Wilhelm (17.7.1862 – 6.3.1939). Jurist, Geh. Rat. 1879 – 83 Studium der Rechtswissenschaften in Würzburg und 1881 – 82 in Berlin u. a. bei  Goldschmidt, 1883 Promotion zum Dr. iur. in Würzburg (gedruckt mit einem Vorwort von Goldschmidt), Promotion zum Dr. rer. pol.; Staatsanwalt an verschiedenen Gerichten; 1916 Habilitation und Privatdozent in München, 1918 – 33 Honorarprofessor für Arbeits-, Versicherungsrecht, Bürgerliches Recht, Handels- und Sozialrecht, Patent-, Wettbewerbs- und Urheberrecht ebd.; Mai 1919 – 29 Rat am Obersten Landesgericht ebd.; Dissertation: „Die Commenda in ihrer frühesten Entwicklung bis zum 13. Jahrhundert“ (1884). Simson , August von (17.9.1837 – 3.3.1913). Geh. Justizrat, Rechtsanwalt und Notar. Sohn des 1888 in Preußen durch Verleihung des Schwarzen Adlerordens geadelten Reichsgerichtspräsidenten Eduard von Simson. Max Weber war Rechtsrefendar in August von Simsons Berliner Kanzlei, die sich an der prestigeträchtigen Adresse Pariser Platz 1 befand. Sinibaldus Fliscus  Innozenz IV. Sohm , Rudolph (auch: Rudolf) (29.10.1841 – 15.5.1917). Jurist, Geh. Rat. Studium und 1864 Promotion zum Dr. iur. et phil. in Rostock; 1864 – 66 bei Paul von Roth in München Mitarbeiter an der „Sammlung baierischer Rechtsquellen“; 1866 Habilitation und Privatdozent für deutsches Recht und Handelsrecht in Göttingen, 1870 a.o. Professor für Kirchenrecht und deutsches Recht in Freiburg i. Br., 1870 o. Professor ebd., 1872 in Straßburg, seit 1887 in Leipzig. Wirkte 1896 als Anhänger Friedrich Naumanns bei der Gründung des Nationalsozialen Vereins mit. Werke zur Verfassungs- und Kirchengeschichte. Lehrer Max Webers in Straßburg. Sraffa , Angelo (19.12.1865 – 14.12.1937). Italienischer Jurist. Promotion zum Dr. iur. in Pisa; Professor für Handelsrecht an den Universitäten Macerata, Parma und Turin, 1916 – 34 an der Universität Bocconi in Mailand, dort seit 1926 Rektor. 1891 Mitbegründer der „Rivista di diritto commerciale“ (seit 1903: „Rivista del diritto commerciale e del diritto delle obbligazioni“). Weber rezensierte seine Werke „Studi di diritto commerciale“ (1891) und „La liquidazione della società commerciali“ (1891). Stieda , Karl Wilhelm (1.4.1852 – 21.10.1933). Nationalökonom, Geh. Hofrat. 1869 – 73 Studium der Staatswissenschaften in Dorpat, 1873 – 75 in Berlin, Straßburg und Paris; 1875 Promotion zum Dr. rer. pol. in Tübingen; 1876 Habilitation und Privatdozent für Staatswissenschaften in Straßburg; 1878 a.o. und 1879 o. Professor der Nationalökonomie und Statistik in Dorpat; 1881 zum kaiserlichen Regierungsrat am statistischen Amte des Deutschen Reiches in Berlin ernannt; 1884 o. Professor der Staatswissenschaften in Ro-

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stock, seit 1898 in Leipzig. Werke zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit.

Stobbe , Johannes Emil Otto (28.6.1831 – 19.5.1887). Jurist. 1849 zunächst Studium der Philologie in Königsberg, später der Rechtswissenschaften; 1853 Promotion zum Dr. iur. ebd., Studien in Leipzig und Göttingen; 1855 Habilitation und Privatdozent, 1856 a.o. Professor für Deutsches Recht in Königsberg, 1856 o. Professor ebd., 1859 o. Professor für Deutsches Recht und Staatsrecht in Breslau, 1872 in Leipzig. Werke: „Geschichte der deutschen Rechtsquellen“ (2 Bände, 1860) sowie das „Handbuch des deutschen Privatrechts“ (5 Bände, 1871 – 85). Straccha , Benvenuto (1509 – 1578). Italienischer Rechtsgelehrter. 1533 – 38 Studium der Rechtswissenschaften in Bologna; seit 1538 in Ancona als Anwalt und Verfasser juristischer Abhandlungen; verfaßte den handelsrechtlichen Traktat „De mercatura sive de mercatore“ (1553). Suarez de Paz , Gonzalo (gest. 16.7.1590). Spanischer Rechtsgelehrter. Doctor iuris canonici, dann Professor des kanonischen Rechts in Salamanca; anschließend Magistrat am Gerichtshof von Coruña. Werke: „Praxis ecclesiasticae et saecularis … tomi tres“ (1583). Sudendorf , Hans Friedrich Georg Julius (März 1812 – 25.2.1879). Historiker und Archivar, Geh. Archivrat. Studium der Theologie in Osnabrück, Göttingen und Halle; seit 1842 am königlichen Archiv und an der königlichen Bibliothek in Hannover tätig, 1862 Archivrat, 1875 – 77 Staatsarchivar. Herausgeber des Urkundenbuchs der Herzöge von Braunschweig, zahlreiche Schriften zur niedersächsischen Landesgeschichte. Theiner , Augustin (11.4.1804 – 8.8.1874). Katholischer Theologe. Zunächst Jurist, auf Studienreise in Rom zum Priester geweiht, Eintritt in den Orden der Oratorianer; durch zahlreiche Werke hohes Ansehen, Präfekt des Vatikanischen Archivs (1855); verlor aber 1870 während des ersten Vaticanums seine Stellung, weil er angeblich der Opposition Konzilsmaterial zugespielt hatte. Werke u. a.: „Geschichte der geistlichen Bildungsanstalten“ (1835); „Geschichte des Pontifikats Clemens’ XIV.“ (1853); Herausgeber u. a. der „Annalen des Baronius“ (1856 ff. und 1864 ff.) und der „Acta genuina ... concilii Tridentini“ (1874, in Rom auf dem „Index verbotener Bücher“), die Weber in seiner kanonistischen Exegese zitiert. Thöl , Heinrich (6.6.1807 – 16.5.1884). Jurist, Geh. Justizrat. 1826 – 29 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig und Heidelberg, 1829 Promotion zum Dr. iur. in Heidelberg; 1830 Habilitation und Privatdozent in Göttingen sowie a.o. Beisitzer des Spruchkollegiums der Universität Göttingen, 1837 a.o. Professor in Göttingen, 1842 o. Professor in Rostock als Nachfolger  Beselers, seit 1849 o. Professor für Deutsches Recht in Göttingen. Zahlreiche Werke zum Handelsrecht.

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Torre , Raffaele della  Raphael de Turri. Treitschke , Georg Karl (27.12.1783 – 5.9.1855). Jurist, Geh. Justizrat, Promotion zum Dr. iur., Accise-Inspector, Oberhofgerichts- und Consistorial-Advocat zu Leipzig, 1835 – 45 Appellationsrat zu Dresden. Werke zum Handelsund Wechselrecht. Ubaldis, Angelus de  Angelus de Ubaldis. Ubaldis, Baldus de  Baldus de Ubaldis. Ubaldis, Petrus de  Petrus de Ubaldis. Domitius Ulpian (170 – 223 n. Chr.). Römischer Jurist. Schüler und „assessor“ Papinians, folgte diesem als Leiter der Kanzlei „a libellis“; 222 unter Alexander Severus als „praefectus annonae“ bezeugt; anschließend „praefectus praetorio“ und kaiserlicher Konsiliar; 223 bei einem Prätorianeraufstand ermordet. Seine Schriften bilden über ein Drittel des Digestentextes im „Corpus iuris civilis“.

Valsecchi , Antonio (29.7.1799 – 18.1.1882). Jurist. 1823 Promotion zum Dr. iur. in Padua; 1827 Professor für römisches Recht ebd., 1852 wegen Engagements für die anti-österreichische italienische Nationalbewegung seines Amtes enthoben; 1866 Leiter der Bibliothek von Padua; seit 1874 in Venedig ansässig. Verallus, Paulus Aemilius (gest. ca. 1574). Süditalienischer Geistlicher, Kardinal. Bischof von Carpaccio (Süditalien), Auditor an der Rota Romana, seit 1553 Erzbischof von Rossano (Süditalien), auf dem Konzil von Trient sehr aktiv; veröffentlichte die „Decisiones aureas causarum sacri palatii apostolici“ (gedr. 1626). Vignati , Cesare (14.9.1814 – 24.6.1900). Italienischer Historiker. Studium am theologischen Seminar in Mailand; leitete zwanzig Jahre lang die „Gazetta provinciale“ in seiner Heimatstadt Lodi und verfaßte historische Werke, u. a.: „Storia diplomatica della lega lombarda“ (1866), „Laus Pompeja“ (1879); Herausgeber der „Statuti vecchi di Lodi“ (1884), die Max Weber verwendete. Villani , Giovanni (um 1280 – 1348). Florentiner Kaufmann und Geschichtsschreiber. Bruder von  Matteo Villani. Villani , Matteo (ca. 1285 – 12.7.1363). Florentiner Kaufmann und Schriftsteller. Mitglied einer vom 13. bis 15. Jahrhundert in Politik, Handel und Bankwesen bedeutenden Familie, die zuerst in der Kompanie der Peruzzi ( Glossar), später v. a. als Gesellschafter der Kompanie der Buonaccorsi tätig

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war. Seit 1319 leitete Matteo die Filiale der Buonaccorsi in Neapel. Er war nicht nur in Florenz, sondern auch in Süditalien, in Flandern und in Frankreich (Avignon) tätig. Von der Krise der Florentiner Handels- und Bankhäuser im 14. Jahrhundert betroffen, konnte die Familie ein beachtliches politisches und soziales Prestige bewahren, v. a. durch die Bekanntheit der Chroniken, die Matteo neben seinem Bruder  Giovanni und seinem Sohn Filippo verfaßte.

Vinogradoff , Paul (1.12.1854 – 19.12.1925). Russischer Historiker und Jurist. Seit 1871 Studium der Geschichtswissenschaft in Moskau, anschließend 1875/76 Studien bei  Theodor Mommsen und  Brunner in Berlin; eine Berliner Promotion zum Dr. iur. läßt sich nicht nachweisen; 1883 zu Studienzwecken für das von Max Weber später rezensierte Werk „Villainage in England“ in London, 1884 mit dieser Arbeit Promotion zum Dr. phil. in Moskau; 1887 Professor für Geschichte in Moskau, 1901 Amtsniederlegung aus Protest gegen die eingeschränkte Redefreiheit; Übersiedlung nach England, seit 1903 Mitglied der juristischen Fakultät Oxfords. Hauptwerk: „The Outlines of Historical Jurisprudence“ (unvollendet, Bände 1 und 2, 1920/22). Vivante , Cesare (6.1.1855 – 1939). Italienischer Jurist. Promotion zum Dr. iur. in Padua; 1882 – 89 Professor für Handelsrecht an der Universität Parma, 1889 – 98 in Bologna sowie 1898 – 1930 in Rom; daneben Anwalt und Vorsitzender der Kommission zur Reform des Handelsgesetzbuchs und anderer Gesetzgebungskommissionen; zusammen mit  Sraffa Mitbegründer der „Rivista di diritto commerciale, industriale e marittimo“. Werke: „Il contratto di assicurazione“ (3 Bände, 1885 – 90), Handbücher zum italienischen Handels- und Versicherungsrecht. Voigt , Moritz (10.9.1826 – 7.11.1905). Jurist. Seit 1845 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, 1852 Promotion zum Dr. iur. ebd.; 1853 Habilitation, 1864 a.o. Professor in Leipzig, o. Honorarprofessor für Römisches Recht ebd.; auch Anwalt und Notar. Werke: „Das jus naturale, aequum et bonum et jus gentium der Römer“ (4 Bände, 1856 – 75), „Die XII Tafeln“ (2 Bände, 1883/84), „Römische Rechtsgeschichte“ (3 Bände, 1892 – 1902). Volpicella , Luigi (21.6.1816 – 14.5.1883). Neapolitanischer Jurist und Richter. Präsident des neapolitanischen Appellationsgerichtes. Werke u. a.: „Della patria e della famiglia di Tommaso Aniello d’Amalfi“ (1844), „Del diritto di albinaggio“ (1848); Herausgeber der „Degli antichi ordinamenti marittimi della città di Trani“ (1852), „Consuetudini della città di Amalfi“ (1849) und „Consuetudini della città di Sorrento“ (1869), die Max Weber verwendete. Wagner , Adolph (25.3.1835 – 8.11.1917). Nationalökonom, Wirkl. Geh. Rat. Studium in Göttingen und Heidelberg, 1857 Promotion zum Dr. phil. in Göttingen; 1858 Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Handelsakademie in Wien, 1863 an der kaufmännischen Fortbildungsanstalt

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in Hamburg, 1865 o. Professor der Statistik in Dorpat, 1868 o. Professor der Staatswissenschaften in Freiburg i. Br. und 1870 in Berlin. 1882 – 85 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, seit 1910 des preußischen Herrenhauses; übernahm nach dem Tode Raus die Herausgabe des „Rau’schen Handbuches der politischen Ökonomie“ und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet des Geld-, Kredit- und Bankwesens. Führender deutscher Nationalökonom neben Gustav Schmoller. Er gilt als Hauptvertreter der sog. Kathedersozialisten.

Wagner , Rudolf (3.10.1851 – 3.6.1885). Jurist. Studium zunächst der Orientalistik, dann der Rechtswissenschaften in Leipzig und seit 1874 in Göttingen, 1878 Promotion zum Dr. iur. in Leipzig; 1880 Privatdozent, 1884 a.o. Professor ebd.; 1884 Studien in Italien. Hauptwerk zusammen mit  Pappenheim: „Handbuch des Seerechts“ (1884). Weber, Helene, geb. Fallenstein (15.4.1844 – 14.10.1919). Tochter von Friedrich Georg Fallenstein und Emilie Fallenstein, geb. Souchay. 1863 Heirat mit  Max Weber sen., Mutter Max Webers; von strenger religiöser Erziehung und sozialem Engagement geleitet; gründete einen Hauspflegeverein, ehrenamtlich im Jugendheim und der Wohlfahrtszentrale für Berlin-Charlottenburg tätig; 1904 als erste Frau in Preußen Mitarbeiterin in der Charlottenburger Stadtverwaltung für das Armenwesen. Weber , Max sen. (30.5.1836 – 10.8.1897). Stadtrat, Vater Max Webers. 1858 Promotion zum Dr. iur. in Göttingen (ohne Dissertationsschrift); 1859 bei der Pressestelle des preußischen Staatsministeriums tätig, 1862 – 68 Stadtrat in Erfurt, 1869 – 93 Stadtrat in Charlottenburg; seit 1868 auch nationalliberales Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses für Ascherleben-Halberstadt-Wernigerode; 1872 – 77 und 1879 – 84 Reichstagsabgeordneter für verschiedene Wahlkreise. Weiske , Julius (4.10.1801 – 10.3.1877). Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, Heidelberg und Göttingen, Promotion zum Dr. iur. utriusque; 1826 Privatdozent in Leipzig, danach a.o. Professor des deutschen Rechts ebd. Redakteur und Autor am „Rechtslexikon für Juristen aller deutscher Staaten etc.“ und Herausgeber einer Ausgabe des „Sachsenspiegel Landrecht“. Wittich , Werner (5.8.1867 – 11.8.1937). Nationalökonom. 1891 Promotion zum Dr. rer. pol. in Straßburg; 1901 – 18 a.o. Professor ebd.; 1919 Annahme der französischen Staatsbürgerschaft; Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte und Kultur des Elsaß, v.a. „Deutsche und französische Kultur im Elsaß“ (1900).

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Dieses Verzeichnis berücksichtigt Begriffe und Familien, die Max Weber in seinem Text nennt. Die Einträge erfolgen in der Schreibweise Max Webers.

Abschichtung, Ausschichtung, Abteilen. Ausscheiden einer einzelnen Person aus einer Vermögens- bzw. Haftungsgemeinschaft, etwa einer Erbengemeinschaft, durch Übertragung ihres individuellen Anteils. Absonderungsrecht. Recht auf vorzugsweise Befriedigung im  Konkurs. Während beim Aussonderungsrecht ein Gegenstand aus der Konkursmasse ausgeschieden wird und dem Gläubiger zur Verfügung steht, wird beim Absonderungsrecht der Gläubiger innerhalb des Konkurses aus dem Ersteigerungserlös eines bestimmten Gegenstandes bevorzugt vor anderen Gläubigern befriedigt. Acciajuoli (Familie). Ursprünglich aus Bergamo stammende Familie, die am Anfang des 12. Jahrhunderts nach Florenz übersiedelte; kam zu Reichtum aufgrund der von Leone di Riccomanno Ende des 13. Jahrhunderts gegründeten Handelsgesellschaft; Bankiers der Anjou von Neapel, des Papstes, des Ordens von Jerusalem und Eduards III. von England; gehörten als eines der großen florentinischen Geschlechter jener Führungselite an, die Florenz bis um die Mitte des Jahrhunderts politisch und wirtschaftlich lenkte, wie auch die  Alberti,  Bardi,  Peruzzi und  Scali. Als Kreditgeber Eduards III. auch von dessen Zahlungsunfähigkeit in den 1340ern mitbetroffen. accomandita  Kommenda. Accommenda  Kommenda. actio. Spezifische Klagformel des römischen Rechts, mit der förmlich vor dem Prätor als Gerichtsmagistrat der Prozeß eingeleitet werden mußte. Von daher auch allgemeiner (zivilrechtlicher) klagbarer Anspruch; auch spezifisch als actio institoria ( institor), actio executoria ( Exekution). actio pro socio. Klageberechtigung eines einzelnen Gesellschafters gegen einen anderen Gesellschafter auf Erfüllung seiner Gesellschaftspflichten; im römischen Recht bei bestehender Gesellschaft nur eingeschränkt zugelassen ( societas,  socius).

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Aedil. Unterbeamter im alten Rom, vor allem mit polizeilicher Kompetenz in Marktsachen. aestimatio. Schätzung, Veranschlagung des Wertes. Alberti (Familie, mit Beinamen „de Giudice“). Große Florentiner Bankiersfamilie neben den  Acciajuoli,  Bardi,  Peruzzi und  Scali; ursprünglich Rittergeschlecht aus der Nähe von Arezzo. Nach erfolgreichem Tuchimport aus Flandern und später eigener Tuchproduktion, spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts Geldverleiher und Bankiers der Päpste. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gelten sie als das größte Bankhaus Europas; in dieser Funktion im 15. Jahrhundert von den Medici abgelöst. Rechnungsbücher der Alberti sind aus der Zeit von 1302 – 48 erhalten. Ansprechen, Ansprecher. Im deutschrechtlichen Verfahren Bezeichnung für das Geltendmachen eines Anspruchs bzw. den Anspruchsteller. Weber leitet die Bezeichnung aus der ihm vorgelegten Sachsenspiegelstelle für die Exegese ab, in der von „anspreket“ (= „anspricht“) die Rede ist. arca communis. „Geldkiste“, gemeinsame Kasse. argentarii. Personen, die zum Betreiben öffentlicher Geldgeschäfte autorisiert sind, öffentliche Bankiers in Rom. Arte. Zunft oder Gilde in den italienischen Städten, wie die Florentiner Tuchzunft der  Arte di calimala oder die Sieneser lanajuoli. Arte di Calimala . Florentiner Zunft der Tuchkaufleute in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, aktiv auch im Handel der Champagnemessen. Auflassung. Rechtsförmliche Aufgabe des Besitzrechts an einem Grundstück durch den Veräußerer zugunsten des Erwerbers, durch die dieser das Eigentum an Grundstück erwirbt. Auria (Familie). Ursprünglich lombardische Familie (aus Como), die seit dem 12. Jahrhundert in Genua ansässig war; Familie von Künstlern und Bildhauern. Ausschichtung  Abschichtung. Aussonderungsrecht  Absonderungsrecht. Bann, bannus . Obrigkeitliche Gewalt oder Gebot. Davon auch (Stadt-)Verbannung als obrigkeitliche Sanktion. bannieren. Mit Bann belegen, verbannen. Bardi (Familie). Florentiner Bankiersfamilie, die aus Rubaldo bei Florenz stammte und vermutlich im Lauf des 12. Jahrhunderts nach Florenz übersie-

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delt war. Ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgreich in Handelsund Bankgeschäften gehörten die Bardi ab dem 14. Jahrhundert zu den führenden Geschlechtern in Florenz neben den  Acciajuoli,  Alberti,  Peruzzi und  Scali; wie diese hart von der konjunkturellen Krise der 1340er Jahre getroffen. Vor allem die Zahlungsunfähigkeit Eduards III. von England verursachte den Bankrott der Kompanie; die Bardi blieben aber weiterhin reiche und einflußkräftige Bürger.

bona fides . Redlichkeit, guter Glaube. Wichtige Rechtsfigur des römischen Rechts. Breve . Frühe Form, meist beschworener Satzungen italienischer Städte (bei Weber: Pisa und Genua); eigentlich Verzeichnis der Eide der Amtsträger. Brief . Das Wort kann auch eine Urkunde bezeichnen. Calimala  Arte di Calimala. carta. Urkunde. causa. Der Rechtsgrund für ein bestimmtes Rechtsgeschäft, so etwa ein Kauf für die Übertragung des Eigentums. collegantia. Seit dem 10./11. Jahrhundert auftretende venezianische Beteiligungsform eines Kapitalgebers am Seehandel, zwischen Darlehen ( foenus nauticum) und gesellschaftsrechtlicher Beteiligung einzuordnen. Die collegantia entspricht somit weitgehend der  Kommenda. commenda  Kommenda. communio. Im römischen Recht Gemeinschaft von Vermögensrechten Mehrerer, die nicht wie die  societas auf einem Gesellschaftsvertrag beruht. compagna (communis ) . In Genua Bezeichnung der bürgerlichen Eidgenossenschaft (sonst meist coniuratio, communio iurata), die die Stadtgemeinde oder Kommune bildet. condictio. Römischrechtliche Bereicherungsklage, mit der die Geldsumme oder der Gegenstand, die ohne Rechtsgrund in das Vermögen des Beklagten geflossen sind, zurückgefordert werden. Die verschiedenen Formen der condictio finden sich wieder im deutschen bürgerlichen Recht als Fälle der ungerechtfertigten Bereicherung. consilium, consilia. Gutachten der mittelalterlichen Rechtsgelehrten, die eine eigene, später oft durch gedruckte Sammlungen verbreitete juristische Literaturgattung bildeten.

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Consolat del mar (auch: libro del consolat del mar). Rechtssammlung des einflußreichen Seegerichts von Barcelona, der consules del mar, das seit 1347 mit königlicher Legitimation judizierte. Sie enthält teils älteste Handelsbräuche, teils spätmittelalterliches Statuten- und Satzungsrecht des westlichen Mittelmeeres und erhält, vor allem in einer italienischen Fassung (consolato del mare, so meist bei Weber zitiert), fast gemeinrechtliche Geltung im Mittelmeerraum. Constitutum legis, Constitutum usus. Zwei pisanische Rechtsaufzeichnungen, begonnen in den 60er Jahren des 12. Jahrhunderts und bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts fortlaufend ergänzt. Während das Constitutum legis Rechtssatzungen der Bürgerschaft enthält, geht das Constitutum usus auf die Gewohnheitsrechte zurück, wobei beide jedoch eng miteinander verbunden sind. Den beiden Rechtsmaterien entsprachen zwei verschiedene Gerichtshöfe, was möglicherweise der Anlaß zu der Aufzeichnung war. Die beiden Constituta gehören zu den frühesten und umfangreichsten städtischen Gesetzeswerken des Mittelalters. constructio  Patronat. contumacia, contumax, Contumacialverfahren, Contumacialfrist. Erscheint der Beklagte auf ordnungsgemäß zugestellte Klage nicht, so kann er im Versäumnisverfahren ohne weitere Beweiserhebung verurteilt werden. Auch allgemeiner verwendet für den Ausschluß der Geltendmachung von Rechten aufgrund von Säumnis. corpus, corpus mysticum  Korporation, Körperschaft . Corpus iuris civilis. Seit dem 12. Jahrhundert übliche Bezeichnung für die unter Kaiser Justinian geschaffene „Kodifikation“ des römischen Rechts aus den Jahren 533 – 534 n.Chr. Dazu rechnen Institutionen,  Pandekten, Codex Justinianus und die justinianischen Novellen. Cortes . Ständeversammlungen mit Beratungs- und Gesetzgebungsfunktionen in Spanien und Portugal seit dem späten 12. Jahrhundert. creditum. Das Geschuldete, der Kredit. Beim Sachkredit wird Rückgabe der Sache in specie ( Spezies), beim Geldkredit üblicherweise Rückgabe aus der  Gattung geschuldet. Decretum Gratiani. Bald üblich gewordener Name der Concordantia discordantium canonum, der Sammlung und Ordnung des älteren kirchlichen (kanonischen) Rechts durch den Magister der Grammatik Gratian zwischen 1120 –1160. Das Decretum Gratiani ist der grundlegende erste Teil des Corpus iuris canonici, des erst 1917 durch eine Kodifikation abgelösten Rechts der katholischen Kirche.

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Delikt. Neben der strafrechtlichen Bedeutung auch Vergehen im zivilrechtlichen Sinne, unerlaubte Handlung, aus der die verletzte Person gegen den Täter einen Buß- bzw. Schadensersatzanspruch erwirbt (obligatio ex delicto). Gegensatz ist eine vertragliche  Obligation. Depositum. Verwahrung. Eine Sache, die durch einen Realkontrakt zum Zwecke der unentgeltlichen Aufbewahrung übergeben ist; auch das durch die Hinterlegung begründete schuldrechtliche Verhältnis. Im Gegensatz zum Darlehen wird Rückgabe derselben Sache ( Spezies), nicht nur aus derselben  Gattung geschuldet. Deutschenspiegel, Spiegel deutscher Leute. Drittes mittelalterliches deutsches Rechtsbuch nach dem  Sachsenspiegel und dem  Schwabenspiegel, wahrscheinlich in Augsburg 1275/76 entstanden. Er ist ebenfalls in Land- und Lehnrecht geteilt und verwendet außer dem Sachsenspiegel römisches und kanonisches Recht, wie auch weitere Quellen des deutschen Rechts. Digesten  Pandekten . Ding, (skandinavisch und althochdeutsch:) thing . Es handelt sich um die in den germanischen Sprachen verbreitete Bezeichnung für die Versammlung einer Rechtsgemeinschaft, wie sie Tacitus’ Germania c. 12 schon für die germanischen Stämme berichtet. Sie behandelt als „Landgemeinde“ auch politische Fragen, wird aber dann vor allem zur Gerichtsversammlung, der unter einem Richter die Urteilsfindung zukommt. Max Weber sollte von daher später die Kategorie der „dinggenossenschaftlichen Justiz“ entwickeln. dingliches Recht. Direktes Recht einer Person auf eine Sache oder an einer Sache, im Gegensatz zu den schuldrechtlichen (obligatorischen;  Obligation) Beziehungen zwischen Personen, die eventuell auch auf Herausgabe einer Sache gehen können. Das umfassendste dingliche Recht ist das Eigentum. Vor allem im  Konkurs zeigt sich der Unterschied zwischen stärker geschützten dinglichen und (bloß) obligatorischen Rechten. dispositiv, dipositives Recht. Im Gegensatz zu zwingendem Recht vertraglich abänderbar. Doktrin . Wissenschaftliche Lehre, Lehrsatz, Theorie. dolos. Bösgläubig, arglistig, betrügerisch, von  dolus (Arglist, Vorsatz, böser Wille). dolus . Römischrechtlicher Begriff, Vorsatz im strafrechtlichen wie zivilrechtlichen Sinne, hier auch spezifisch Arglist.

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dos, Dotal-. Heiratsgut der Ehefrau, Mitgift; im römischen wie im mittelalterlichen Recht als Beitrag der Frau bzw. Frauenfamilie zu den ehelichen finanziellen Lasten in das Vermögen des Ehemannes gegeben. dotatio  Patronat. Einlage. Kapitalanteil bzw. Quote, mit der ein Gesellschafter am Gesellschaftsvermögen beteiligt ist. einseitige Kapitalgesellschaft, einseitige Arbeitsgesellschaft . Die Einseitigkeit bezieht sich darauf, daß von einem Gesellschafter entweder nur Kapital oder nur Arbeitsleistungen eingebracht werden. Emanzipation. Entlassung des  Haussohnes bzw. eines Kindes aus der väterlichen Gewalt (manus), nach altrömischen Recht durch den Formalakt der  mancipatio, im Mittelalter in den Formen verschiedener Rechtstraditionen (etwa emancipatio legis Saxonicae) vorgenommen. Entwerung, Entwährung. Entziehung der  Gewere. Erbengemeinschaft (auch: fortgesetzte Erbengemeinschaft ). Ungeteilte Rechtsgemeinschaft aller Erben an dem Nachlaßvermögen. Erbenlaub. Die Zustimmung des oder der nächsten Erben zu bestimmten Verfügungen über das (zukünftige) Erbgut, vor allem Liegenschaften, war nach mittelalterlichem deutschem Recht erforderlich, um eine spätere Anfechtung des Geschäftes auszuschließen. Erbrezeß  Rezeß. essentiale. Das „Wesentliche“ einer Sache oder eines Vorganges, gemäß der aristotelischen und mittelalterlich-scholastischen Trennung von essentialia und accidentialia. Bei Weber auch als „Natur des Gegenstandes“ u. ä. ( naturale). exceptio. Juristisch eine Einrede im technischen Sinne, die vom Beklagten gegen einen Anspruch ( actio) geltend gemacht wird. Exekution . Hier im juristischen Sinne die obrigkeitliche zwangsweise Durchsetzung eines privatrechtlichen Anspruchs einer Person gegen eine andere Person aufgrund eines gerichtlichen Titels, etwa eines Urteils. Sie steht als Einzelzwangsvollstreckung im Gegensatz zur Gesamtvollstreckung im  Konkurs. exequieren . Die Exekution betreiben.

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factor, fattore (ital.) . Eigentlich: Handelnder, Täter, dann im mittelalterlichen Italien der fattore, der Helfer, Handlanger, Geselle oder famulus in einem Unternehmen. famulus. Bediensteter, zu unselbständiger Arbeit verpflichteter Geselle. Farfa. In langobardischer Zeit begründete Benediktinerabtei in der Sabina im Herzogtum Spoleto in der Nähe von Rom. Das Kloster wurde von den Karolingern reich beschenkt und erlebte seit dem 11. Jahrhundert eine erneute Blüte. Die reichen Besitztümer und Rechtstitel wurden im  Registrum Farfense aufgezeichnet; dadurch stellt dieses auch eine wichtige Rechtsquelle dar. filius familias  Haussohn. Firma (von lat. firmare: bekräftigen). Der Handelsname eines Unternehmens, insbes. der gemeinsame Name der Handelsgesellschafter, unter dem sie rechtsverbindlich handeln und unterzeichnen; im Mittelalter gebildeter handelsrechtlicher Begriff. foenus nauticum . Seedarlehen. Darlehen für den Seetransport, bei dem nach hellenistischem Recht der Geldgeber die Gefahr des Untergangs der Sache bzw. des Geldes trägt, dafür aber erhöhte Zinsen nehmen darf. Fonds (von lat. Fundus). Von Weber definiert als Komplex von Rechtsobjekten, aus denen sich das  Sondervermögen der Gesellschaft bildet. fraterna compagnia . Aus der  Erbengemeinschaft von unabgeschichtet ( Abschichtung) lebenden Brüdern gebildete Gesellschaftsform. Fuero. Spanisches Rechtswort, abgeleitet von forum (Marktplatz, Gericht). Bezeichnet die, meist auf Gewohnheitsrecht zurückzuführenden, oft in der Gerichtsversammlung formulierten mittelalterlichen spanischen Rechtsaufzeichnungen, schließlich die örtliche oder regionale Rechtsordnung als solche. Die älteren fueros gehen oft auf westgotisches Recht zurück. Fuero Iuzgo (eigentlich: fuero iudicum). Aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts stammende, vulgarsprachliche Fassung der  lex Wisigothorum, also der völkerwanderungszeitlichen westgotischen Rechtsaufzeichnung. Sie fand vor allem in Andalusien und Murcia Anwendung sowie in den durch die Reconquista von den Arabern wiedergewonnenen Gebieten und blieb bis weit in die Neuzeit in Kraft. fugitivus . Der Flüchtige, der wegen drohenden Konkurses flüchtige Schuldner. fundatio  Patronat.

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Gattung, Gattungsschuld. Bei einem Schuldverhältnis, etwa einem Kauf oder einem Darlehen, kann eine bestimmt bezeichnete Sache ( Spezies) oder eine der Gattung nach bestimmte (in genere) geschuldet sein. Gefahr, Gefahrtragung . Das der Gewinnbeteiligung entsprechende Risiko des zufälligen oder durch höhere Gewalt verursachten, also von keiner Seite verschuldeten, Unterganges des Handelsgutes. Gemeines Recht . Das mittelalterliche jus commune oder gemeine Recht bestand aus den beiden universalen Ordnungen des römischen und des kanonischen Rechts, die durch die Rechtswissenschaft gemeinsam bearbeitet und durch allgemeine Lehren verbunden waren. Es beanspruchte allgemeine, allerdings nur subsidiäre Geltung hinter dem Partikularrecht (etwa den städtischen Statuten), welches sich an ihm jedoch in Bezug auf Rationabilität und Begrifflichkeit messen lassen mußte. Gerichtseide. Im germanisch-mittelalterlichen Prozeß wurde über die Klage meist aufgrund von Reinigungseiden des Beklagten entschieden. Dieser konnte mit sogenannten Eidhelfern, deren Zahl sich nach der Schwere des Klagvorwurfs richtete (selbdritt, selbsiebent, selbzwölf), die Klage abwehren. Gesamthand. Gemeinschaft mehrerer Personen an einem Sondervermögen, über das sie nur zusammen „zur gesamten Hand“ verfügen können. Die Lehre von der Gesamthand wurde aufgrund mittelalterlicher Quellen von der juristischen Germanistik als eigene Rechtsfigur neben der Bruchteilsgemeinschaft einerseits, der juristischen Person als Rechtssubjekt andererseits entwickelt. Als Gesamthandsgemeinschaften sind u. a. die Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die offene Handelsgesellschaft, die eheliche Gütergemeinschaft und die Erbengemeinschaft konstruiert. Gesellschaftsvermögen  Sondervermögen,  Vermögen. Gewährschaft. Nach den mittelalterlich-germanischen Rechten hatte ein Veräußerer in vielen Fällen eine Art Verbürgung für den Bestand der von ihm übertragenen Rechte, etwa des Eigentums, zu leisten. Wurde die übertragene Sache von einem Dritten im Prozeß herausverlangt, so konnte durch Zug auf den Gewähren dieser in den Prozeß einbezogen werden. Gewere (auch: were ). Von der juristischen Germanistik herausgearbeiteter, im einzelnen umstrittener Zentralbegriff des älteren deutschen Sachenrechts. Obwohl in vieler Hinsicht umfassender als die römischrechtliche possessio angelegt, kann die Gewere am ehesten durch den Begriff des Besitzes verdeutlicht werden. Die Gewere gab vor allem im Prozeß ein Beweisvorrecht über das Recht an einer Sache, besonders Grund und Boden, was dann im Lehnrecht bzw. im Lehensprozeß von Bedeutung war (Lehengewe-

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re). Den Entzug der Gewere bezeichnet man als Entwerung. Von der Gewere ist die  Gewährschaft zu unterscheiden, die Weber sprachlich nicht immer genau unterscheidet.

Gewette . Im mittelalterlichen deutschrechtlichen und insbesondere sächsischen Gerichtsverfahren hatte die unterlegene Partei der obsiegenden Partei eine Buße, dem Gericht eine Gewette zu zahlen. gewillkürt. Mittelalterliches Rechtswort, das, im Unterschied zu Willkür im modernen Wortgebrauch, das durch Willensakt mehrerer Personen oder einer Gemeinschaft gesetzte Recht bezeichnet. Es kann also sowohl Vertragsrecht wie Satzungen bezeichnen und grenzt sich damit einerseits vom Gewohnheitsrecht, andererseits vom allgemein geltenden Recht ab. Das Prinzip der Subsidiarität ( gemeines Recht) konnte darum auch durch den Satz ausgedrückt werden: „Willkür bricht Landrecht, Landrecht bricht gemeines Recht“. Gewinn, Gewinn ( ver ) teilung . Überschuß über das investierte Kapital bei der kaufmännischen Unternehmung. Teilhabe am Gewinn (z. B. als Gesellschafter) steht im Gegensatz zu bloßer Verzinsung des Kapitals (z. B. beim Darlehen). Glossatoren, Glosse. Als Glossatoren bezeichnet man die ersten Generationen gelehrter Juristen der von Bologna im 12. Jahrhundert ausgehenden Rechtsschule, die den Text des römischen (und entsprechend des kanonischen) Rechts durch sog. Glossen (kurze erläuternde oder verweisende Randbemerkungen) kommentierten. Durch den Juristen Accursius wurde um 1240 die nunmehr feststehende, abschließende Glossa ordinaria zum justinianischen  Corpus iuris civilis geschaffen, die die wichtigste Grundlage für die Anwendung des römischen Rechts bildete ( gemeines Recht). Glosse zum Sachsenspiegel. Der märkische Ritter Johann von Buch, der in Bologna studiert hatte, glossierte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit der erlernten dialektisch-wissenschaftlichen Methode den  Sachsenspiegel im Sinne einer Verbindung des heimischen mit dem gelehrten  gemeinen Recht. In der Neuzeit wird der Sachsenspiegel nur zusammen mit der Glosse verbreitet und gedruckt. Gütergemeinschaft, germanische . Die germanische Gütergemeinschaft wurde von der Rechtslehre des 19. Jahrhunderts als Gesamthandsverhältnis ( Gesamthand) aufgefaßt. Sie beruht in der Regel auf der ehelichen oder familiären Verbindung. Handelsbrauch, Handelsgewohnheitsrecht. Als Handelsbrauch bezeichnet man das im Handelsleben bloß Übliche, die Handelssitte, während dem Handelsgewohnheitsrecht die Überzeugung der Verbindlichkeit zugrunde

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liegt und es damit zur Rechtsnorm erhebt. Der Übergang ist fließend ( Usance).

Handelsgesellschaft . Die dem Handelsrecht angehörigen Gesellschaftsformen, die sich in Personengesellschaften ( offene Handelsgesellschaft,  Kommanditgesellschaft) und Körperschaften mit dem Status der juristischen Person (Aktiengesellschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung) unterteilen. Handlungsgehilfe. Rechtsbegriff des deutschen Handelsrechts. Er bezeichnet denjenigen, der aufgrund eines entgeltlichen Arbeitsvertrages zur Leistung kaufmännischer Dienste in einem Handelsbetriebe verpflichtet ist, ohne selbst Kaufmann zu sein. Weber setzt ihn mit dem mittelalterlichen  factor, fattore gleich. Haussohn. Nach römischen Recht endete die väterliche Gewalt (patria potestas) nicht mit der Volljährigkeit, sondern erst mit dem Tod des Hausvaters ( paterfamilias) oder gegebenenfalls mit der  Emanzipation. Die Hauskinder (filii, filiae familias) sind zwar persönlich frei, damit auch ehefähig, aber nicht eigenständig vermögensfähig. Haussöhne gewinnen, u. a. über das vom Hausvater eingeräumte Sondervermögen des  peculium, auch in der Spätantike nur beschränkte Vermögensfähigkeit. Die mittelalterlichen Rechte kennen dagegen mit der Volljährigkeit die juristische Handlungsund Vermögensfähigkeit der erwachsenen Söhne, die jedoch häufig in der Gütergemeinschaft der Familie verblieben ( Erbengemeinschaft). hentica. Besonders in Pisa gebräuchliche Bezeichnung für die  societas maris. heres. Der vollberechtigte Erbe römischen Rechts, der zur Universalsukzession in den Nachlaß berufen ist. in dubio. Im Zweifelsfall, Beweisregel. Innengesellschaft . Personengesellschaft mit rechtlicher Wirkung nur nach innen unter den Gesellschaftern, ohne Außenwirkung gegenüber Dritten. in solidum  Solidarhaftung. in specie, in genere  Spezies,  Gattung. institor, Institorat. Der institor des römischen Rechts ist vom Inhaber eines Erwerbsgeschäfts mit dessen Führung insgesamt oder in Bezug auf einzelne Geschäfte betraut. Er wird darum auch als  factor bezeichnet. Die actio institoria ( actio) ist von seiten eines Dritten gegen den Geschäftsinhaber aufgrund eines Rechtsgeschäfts des Dritten mit dem institor gerichtet.

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inter extraneos . Unter Außenstehenden, etwa Nicht-Familienmitgliedern. Jahr und Tag, jar und dach . Die wichtigste Frist des mittelalterlich-deutschen Rechts bezeichnet entweder das „runde“, um einen Tag aufgerundete Jahr oder den nächsten ordentlichen Gerichtstag (meist nach sechs Wochen) nach Ablauf eines Jahres. jus commune  gemeines Recht. Kanonisches Recht. Bezeichnung des altkirchlichen und katholischen Kirchenrechts, nach der Einteilung in canones (von canon: Satzung, Regel). Das kanonische Recht bildet mit dem römischen Zivilrecht (ius civile) das mittelalterliche ius commune oder  gemeine Recht. Kapital, werbendes. Als „werbendes Kapital“ werden von der Wirtschaftswissenschaft die Investitionen bezeichnet, die den laufenden Geschäften eines Unternehmens zur Verfügung stehen, d. h. variables, liquides oder mobiles Kapital. Der Gegensatz ist das konstante oder feste Kapital, das etwa in Immobilien angelegt ist. Kapitalist . Hier der Gesellschafter, der mit Kapital an der Gesellschaft beteiligt ist. Kolonna . Besondere, weitgehend der  Kommenda entsprechende Gesellschaftsform in Amalfi. Kommanditgesellschaft. Nach modernem Recht eine der  offenen Handelsgesellschaft ähnliche Form der Personengesellschaft. Während bei dieser alle Gesellschafter gleich, unbeschränkt und gesamthänderisch (  Gesamthand) haften, haben in der Kommanditgesellschaft nur der oder die Komplementäre diese Stellung, dagegen sind der oder die Kommanditisten nur mit einer Vermögenseinlage, und damit beschränkt, an der Gesellschaft beteiligt. Die unterschiedlichen historischen Grundlagen der beiden Gesellschaftsformen sind Gegenstand von Webers Untersuchung. Kommanditist  Kommanditgesellschaft. Kommenda, Kommendator, Kommendant (auch: commenda, von lat. commendare: anvertrauen). Frühmittelalterliche gesellschaftsähnliche vertragliche Form der Kapitalbeteiligung am Handel eines anderen. Der Kommendator oder Kommendant vertraute dem Kommendatar (z. T. auch als  tractator bezeichnet) Waren oder Geld an, mit denen dieser dann meist in der Fremde Handel trieb. Die Gefahr des Untergangs trug in der Regel der Kommendant. Zwischen Kommendator und tractator besteht Gewinnbeteiligung. Die Vorläuferschaft für die Entwicklung der Handelsgesellschaften ist

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streitig ( Kommanditgesellschaft, offene Handelsgesellschaft). Unterbegriffe sind Landkommenda (bezogen auf Handel zu Land) oder Geldkommenda (im Gegensatz zu anvertrauten Waren).

Kommission , Kommissionsgeschäft , Kommissionär , Kommittent . Das Kommissionsgeschäft wird im Unterschied zum Vermittlungsgeschäft (Makler) von einem Kaufmann, dem Kommissionär, im eigenem Namen, jedoch für Rechnung eines anderen, des Kommittenten, vorgenommen. Kommunion  communio. Komplementar, Komplementär  Kommanditgesellschaft. Konkurs. Im Gegensatz zur Einzelzwangsvollstreckung ( Exekution), bei der der Grundsatz der Priorität des Zugriffs gilt, wird bei dem im mittelalterlichen Stadtrecht entwickelten Konkurs (von lat. concursus creditorum: Zusammenlaufen der Gläubiger) ein Verfahren auf anteilsmäßige Befriedigung aller Gläubiger des überschuldeten Gemeinschuldners eröffnet ( Absonderungsrecht,  Vorzugsrecht). Kontrakt. Durch gegenseitiges Einverständnis begründetes Rechtsverhältnis, insbesondere der formgemäße, nach Zivilrecht einklagbare Vertrag. Er begründet demgemäß ein Schuldverhältnis, eine  Obligation. Den Gegensatz zur Obligation aus Kontrakt bildet die Obligation aus  Delikt. Konzil von Trient. Tridentinum. Das Konzil von Trient setzte sich die Reform der katholischen Kirche als Gegenbewegung zur protestantischen Reformation zur Aufgabe. Von Papst Paul III. nach Trient einberufen, tagte es in drei Sitzungsperioden im Zeitraum von 1545 bis 1563. Weber setzte sich in seiner kanonistischen Exegese mit einzelnen Reformbeschlüssen, insbesondere zum Patronatsrecht ( Patronat), auseinander. Korporation, Körperschaft (abgeleitet von lat. corpus: Körper). Der Begriff bezeichnet einen durch Zusammenschluß von Menschen gebildeten Verband, dem eine, über eine gesamthänderische Verbundenheit ( Gesamthand) hinausgehende, eigene Rechtspersönlichkeit zukommt. Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Juristen der römischrechtlichen Schule bezeichnen die mit eigener Rechtsfähigkeit ausgestattete juristische Person als corpus mysticum, da es sich um ein als solches unsichtbares Rechtssubjekt handelt. langobardisches Lehnrecht. Die als Libri Feudorum bezeichnete Sammlung enthält Gesetze der deutschen Kaiser, Entscheidungen städtischer Lehnskurien, juristische Traktate und gelehrte Zusammenfassungen des Lehnrechts der Lombardei, bes. Mailands, vor allem aus dem 12. Jahrhundert. Es wurde dem justinianischen  Corpus iuris civilis angefügt und erhielt da-

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durch als Teil des gelehrten Rechts europaweite Verbreitung. Bis ins 19. Jahrhundert wurde es gelehrt und angewandt.

langobardisches Recht  lex Langobardorum. leges barbarorum. Von den Humanisten des 16. Jahrhunderts geprägte Sammelbezeichnung für die Gesetzgebungen der germanischen Völker im Übergang von Spätantike zum Frühmittelalter ( lex Burgundionum,  lex Langobardorum,  lex Wisigothorum). Lehengewere  Gewere. lex Burgundionum. Gesetzgebung der Könige des Burgunderreiches um Lyon, seit Anfang des 6. Jahrhunderts. lex Langobardorum. Das im 7. und 8. Jahrhundert unter verschiedenen Königen aufgezeichnete Recht der Langobarden in Italien, beginnend mit dem Edikt König Rotharis von 643, fortgeführt vor allem von König Liutprand. Das langobardische Recht wurde von einer Rechtsschule an der Pfalz von Pavia weiter gesammelt, erläutert und glossiert (Liber Papiensis) und schließlich in einer Lombarda (auch Lex longobarda, Langobardorum) genannten Fassung systematisch zusammengefaßt (11. Jahrhundert). Weber zitiert meist diese Fassung. Das langobardische Recht fand auch weiterhin neben dem  gemeinen Recht im mittelalterlichen Italien Anwendung. lex Rhodia. Das der Insel Rhodos zugeschriebene hellenistische Seerecht fand als lex Rhodia de iactu im römischen Recht Aufnahme und wurde im  Corpus iuris civilis Justinians (Dig. 14.2.1 und 2) dem mittelalterlichen Recht tradiert. Es sieht für den Fall, daß in Seenot Fracht über Bord geworfen wird, einen anteiligen Ausgleich unter den Befrachtern vor (Seewurf). lex Wisigothorum (auch: Visigothorum ). Die Sammlung der unter westgotischer Herrschaft in Spanien und Südwestfrankreich 418 – 711 erlassenen Königsgesetze. Sie fanden, vor allem der sog. liber judiciorum in der Fassung des  Fuero Juzgo, bis in die Neuzeit in Spanien Anwendung. Leyes de Recopilacion. Private oder herrscherliche Sammlung neuer Gesetze in Spanien, oft systematisch gegliedert. Berühmtes Beispiel: Nueva Recopilacion de Leyes, offizielle Sammlung neuerer kastilischer Gesetze seit 1481, die im Jahr 1567 von Philipp II. formell verabschiedet wurde. Liber Extra . In fünf Bücher unterteilte Sammlung neuerer päpstlicher Dekretalen, die im Jahr 1234 von Papst Gregor IX. im Anschluß an das  Decretum Gratians als zweites Buch des Corpus iuris canonici veröffentlicht wurde.

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Liber Sextus . Dritte Sammlung der päpstlichen Dekretalen im Corpus iuris canonici. Der Name (sextus) soll bereits nach dem Willen Papst Bonifaz’ VIII., der dieses Gesetzbuch im Jahr 1298 erließ, den Anschluß an den aus fünf Büchern bestehenden  Liber extra verdeutlichen. Libri Feudorum  Langobardisches Lehnrecht. Liquidator, Liquidation, liquidieren. Liquidation bedeutet die Auflösung und Abwicklung eines mehrseitigen Rechtsverhältnisses, hier vor allem einer Gesellschaft. Der Liquidator ist verantwortlich für die Berechnung und Auszahlung der Anteile. Lombarda  lex Langobardorum. lucrum . Gewinn, Vermögensvermehrung im Gegensatz zu Schaden. mancipatio. Spezieller förmlicher Eigentumsübertragungsakt des frühen römischen Rechts. Mandat. Beauftragung und Ermächtigung zur unentgeltlichen Besorgung von Geschäften für einen anderen (Auftraggeber). Munt . Die personenrechtliche Gewalt der germanischen Rechte, heute noch im Begriff Vormundschaft lebendig. Sie kam vor allem dem Hausvater zu, war aber weniger rigide als die römische patria potestas ( paterfamilias,  Haussohn). naturale, Naturale. In der Rechtstheorie die wesentliche soziale oder ökonomische „natürliche“ Grundlage eines Rechtsinstituts. Ähnlich ist die Argumentation mit der Natur der Sache, die bei Weber öfters und in verschiedenen Formulierungen anklingt. naturalia negotii  naturale. Objekt  Rechtsobjekt. Obligation, Obligationenrecht, obligatorisches Recht. Schuldrechtliche Verbindlichkeit zwischen einem Schuldner und einem Gläubiger, dem daraus eine Forderung oder ein Anspruch erwächst. Gegensatz ist das  dingliche Recht, das einer Person in Bezug auf eine Sache zusteht, wie vor allem das Eigentum. Offene Handelsgesellschaft. Aus den mittelalterlichen Gesellschaftsformen bildete das Allgemeine deutsche Handelsgesetzbuch von 1861 im 2. Buch eine im wesentlichen bis heute beibehaltene Typisierung der handelsrechtlichen Gesellschaftsformen. Die offene Handelsgesellschaft stellt dabei als

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Grundform der Personalgesellschaft eine  Gesamthand dar, in der – im Gegensatz zur  Kommanditgesellschaft – bei keinem der Gesellschafter die Beteiligung und die Haftung auf eine Vermögenseinlage beschränkt ist.

Pandekten. Die Pandekten oder Digesten sind der Hauptteil des  Corpus iuris civilis Justinians (um 530 n. Chr.), in welchem die Aussagen der klassischen römischen Juristen des 1. bis 3. Jahrhunderts gesammelt und in einer gewissen Systematik geordnet sind. Die vorangestellten Institutionen bieten dagegen einen kurzen, lehrbuchhaften Überblick. Die große Wirkung des römischen Rechts sowohl im Mittelalter wie auch in der Historischen Rechtsschule des 19. Jahrhunderts ging vor allem von diesem reichen, konkreten Material der Fallerörterung aus. Die deutsche Historische Schule des römischen Rechts im 19. Jahrhundert wird darum auch gerne als „Pandektenwissenschaft“ bezeichnet. Partizipant, participatio, Partizipation. Allgemein Teilhabe, Teilhaber, insbesondere in Bezug auf Gewinn und Verlust der wirtschaftlichen Unternehmungen eines Anderen. Weber benutzt den von Lastig eingeführten Begriff, billigt ihm jedoch keine juristische, sondern lediglich wirtschaftliche Bedeutung zu. paterfamilias. Der römische Hausvater, dem die volle personenrechtliche Gewalt über die Hausangehörigen, in der Form der manus über die Ehefrau, der patria potestas über die Hauskinder ( Haussohn) und des dominium über die Sklaven zustand und der allein über das Familienver mögen verfügungsberechtigt war. Siehe aber auch  peculium. Patronat, Kirchenpatronat . Der Kirchenpatron ist der (in der Regel adlige) Stifter einer Kirche, dem für die von ihm getragene Ausstattung und Kirchenbaulast gewisse Rechte bei der Bestellung des Pfarrers zustanden bzw. zustehen. Die Leistung des Patrons kann im Zurverfügungstellen des Grundes und Bodens (fundatio), im Erbauen (constructio) wie auch in der dauernden Ausstattung, insbesondere zur Besoldung des Pfarrers (dotatio) liegen. peculium. Sondervermögen des römischen Rechts, das der Hausvater ( paterfamilias) einem  Haussohn oder einem Sklaven zur eigenen Verfügung überlassen konnte. Das peculium castrense war das im Heeresdienst aus Sold und Beute erworbene Vermögen, über das Haussöhne durch Testament verfügen konnten. Pera . Auch Galata genannt, eine Vorstadt von Konstantinopel, die nach dem vierten Kreuzzug 1203 den Genuesen übertragen worden war und von ihnen unter eigenem Recht und Verwaltung zu einem Handelsstützpunkt ausgebaut wurde.

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Persönlichkeit  Rechtssubjekt. Peruzzi (Familie). Florentiner Familie. Von ca. 1250 bis ca. 1350 zu den wirtschaftlich und politisch mächtigsten Familien gehörig, neben den  Acciajuoli,  Alberti,  Bardi und  Scali; Handelskompanie der Peruzzi seit 1274 bezeugt, seit 1308 von Tommaso di Arnoldo geleitet und dessen Namen tragend; neben dem Hauptsitz in Florenz Filialen in den bedeutenden Handelszentren des Mittelmeerraums und Westeuropas. Wie andere Florentiner Familien bedeutende Kreditgeber, u. a. des Königs von England, daher 1343 Bankrott, als Eduard III. die Rückzahlungen einstellte. Pfleghafte. Im  Sachsenspiegel ein besonderer Stand von Freien minderen Rechts, etwa im Vergleich zu den schöffenbar Freien. Sie waren auf Königsland angesiedelt und unterstanden deshalb der besonderen „Pflege“ des Grafen, einschließlich einer Abgabe und beschränkter Verfügungsgewalt über den Boden. Polizei, polizeilich. Im Gegensatz zum engen, auf Sicherheit und Ordnung beschränkten rechtsstaatlichen Polizeibegriff umfaßte der ältere, am Gemeinwesen (politia) orientierte Polizeibegriff der sog. „Policeyordnungen“ alle Maßnahmen der guten Ordnung und Wohlfahrt. praecludiert, Praeclusion, Praeclusivfrist. Durch Zeitablauf bewirkter Ausschluß der Geltendmachung bestimmter Rechte. Präsumtion, präsumieren. Im spätrömischen und mittelalterlichen Prozeß die gesetzlich angeordnete Vermutung von Tatumständen, die dann keines weiteren Beweises bedürfen. Meist kann eine Vermutung jedoch durch ausdrücklichen Gegenbeweis widerlegt werden. pro parte, pro rata. Maßstäbe der Teilung von Haftung und Gewinn in Gesellschaftverhältnissen. Pro parte bedeutet eine Zurechnung nach Köpfen, pro rata nach der Höhe der Einlage. Einen Gegensatz zu beiden Prinzipien bildet die  solidarische Haftung bzw. Berechtigung. quarta proficui. Anteilsrate auf ein Viertel des Gewinns. rata  pro parte, pro rata. Rechtsobjekt. Jeder Gegenstand, auf den sich Rechte (Eigentum u. ä.) richten können ( dingliches Recht); Gegensatz  Rechtssubjekt. Rechtssubjekt. Rechtssubjekt ist jeder, der Träger von Rechten sein kann, also vor allem natürliche und juristische Personen.

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Registrum Farfense . Sammlung der Urkunden und Handschriften des seit den Karolingern von den Kaisern immer wieder reich dotierten Klosters  Farfa in der Sabina bei Rom. Die frühmittelalterlichen Urkunden des Klosters bieten ein reiches Anschauungsmaterial für das früh- und hochmittelalterliche langobardische Recht ( lex Langobardorum), für das sie Weber heranzieht. Rentenkauf. Neubegründung oder Veräußerung/Erwerb des Rechts auf wiederkehrende Geld- oder Naturalleistung, das in der Regel als Reallast auf einem Grundstück o. ä. ruhte. Da dieses Recht oft durch Hingabe von Kapital erworben wurde, konnte der Rentenkauf mit dem mittelalterlichen Zinsbzw. Wucherverbot ( usura) in Konflikt geraten. Dennoch war er in ganz Europa in vielen Formen außerordentlich verbreitet und aus der mittelalterlichen Wirtschaft nicht wegzudenken, da mit ihm das Zinsverbot umgangen werden konnte. res mancipi  mancipatio. responsum (pl. responsa ). Gutachtliche Antwort eines Rechtsgelehrten im alten Rom auf eine offizielle Anfrage um Rechtsauskunft. Rezeß. Auseinandersetzung, Vergleich, in einer Urkunde schriftlich niedergelegtes Verhandlungsergebnis, insbes. gemäß der Wortbedeutung aufgrund eines „Rücktritts“ (lat. recedere) von Ansprüchen bzw. einem Teil derselben. So etwa Erbrezeß. rhodisches Seerecht  lex Rhodia. Richtsteig Landrechts und Lehnrechts  Sachsenspiegel. Risiko  Gefahr. romanistische Theorie, romanistische Jurisprudenz. Die Theoriebildung der auf das römische Recht gegründeten, von der Schule von Bologna ausgehenden (mittelalterlichen) Rechtswissenschaft ( Glossatoren,  gemeines Recht,  Doktrin). Rota. Nach dem kirchlichen Kollegialgericht der Rota Romana benanntes weltliches Kollegialgericht der oberitalienischen Städte, z. B. die Rota Genuensis, Florentina, Lucensis (Lucca). Die Entscheidungen dieser Gerichte werden im 16. Jahrhundert als Decisiones im Druck publiziert. Sachsenspiegel. Zentrale Rechtsquelle des mittelalterlichen deutschen Rechts, etwa 1220 – 1234 wohl in Altzelle, Bistum Meißen von Eike von Repgow als private Rechtsaufzeichnung des sächsischen Rechts ver faßt. Er besteht aus zwei Büchern, Landrecht und Lehnrecht. An den Sachsenspiegel

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knüpften weitere Gattungen von Rechtsliteratur des Spätmittelalters an, so die prozeßrechtlich ausgerichteten „Richtsteige“ zu beiden Bücher n des Sachsenspiegels (Richtsteig Landrechts bzw. Lehnrechts) und eine das römische Recht heranziehende Glossierung ( Glosse zum Sachsenspiegel).

Scali (Familie). Florentiner Familie aus dem borgo di Sesto, besaß eines der ältesten Bankhäuser der Stadt, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu den reichsten Familien von Florenz gehörig, neben den  Acciajuoli,  Alberti,  Bardi und  Peruzzi, Mitte des 14. Jahrhunderts wie die anderen Bankhäuser von der Zahlungsunfähigkeit Eduards III. von England betroffen. Schuldrecht  Obligation. Schwabenspiegel. Verbreiteter Name des „kaiserlichen Rechtsbuchs“, das 1275/76 nach dem Vorbild des  Sachsenspiegels und des fast gleichzeitigen  Deutschenspiegels wohl im Umkreis der Augsburger Franziskaner entstanden ist und demgemäß außer deutschem Recht in erheblichem Umfang von Gedanken des römischen und des kanonischen Rechts beeinflußt ist. Seedarlehen  foenus nauticum. selbdritt, selbsiebent  Gerichtseide. Siete Partidas. Seit 1256 in mehreren Ausarbeitungen (1290 revidierte Fassung) unter König Alfons X. („El Sabio“, der Weise) von Kastilien-León ausgearbeitetes, umfassendes Rechtsbuch. Erst 1348 als subsidiäres Recht in Kraft gesetzt, wird es seit dem 16. Jahrhundert nach seinen sieben Teilen Siete Partidas genannt. Es stellt eines der einflußreichsten Gesetzeswerke des Mittelalters dar. Sippe. Im Gegensatz zum Haus der genossenschaftlich organisierte, weite Verband der kognatischen, also über die männliche wie weibliche Linie laufenden, Verwandschaft bei den germanischen Völkerschaften. societas. Die römische societas konnte sich als Erwerbsgesellschaft durch formfreien Zusammenschluß der socii ( socius) bilden und entsprechend leicht aufgelöst werden. Sie erzeugte keine Vertretungsmacht nach außen ( Innengesellschaft). Wurde ein Gesellschaftsvermögen gebildet, so entstand intern eine  communio als Bruchteilsgemeinschaft (Gegensatz  Solidarberechtigung). Die römische societas lieh den weit spezifischeren und verbindlicheren Gesellschaftsformen des mittelalterlichen Handelsrechts darum wenig mehr als den Namen. Auch die Gütergemeinschaft der societas omnium bonorum ist in ihrer ausgeprägten Form, insbes. der brüderlichen Erbengemeinschaft, ein Ergebnis der mittelalterlichen Gesell-

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schaftsformen. Die Entwicklung der  societas maris wird von Weber als mittelalterliche Sonderform des Seehandels eingehend dargestellt.

societas leonina. Gesellschaft, in der einer der Gesellschafter das bestimmende Übergewicht, die Rolle des „Löwen“ (daher leonina) hat, insbesondere weil er nur am Gewinn, nicht auch am Verlust der Gesellschaft beteiligt ist. societas maris . Speziell auf die Bedürfnisse des Seehandels abgestellte mittelalterliche Gesellschaftsform, bei Weber in Gegensatz gestellt zu den meist auf Familienverhältnissen gegründeten Gesellschaftsformen der Landstädte. Societätsfonds  Fonds. socius . Gesellschafter, Genosse ( societas,  stans,  tractator,  actio pro socio). Solidar-, solidarisch, Solidarität. Vom römischen Recht entwickelt (lat. in solidum: aufs Ganze), im heutigen bürgerlichen Recht als Gesamtgläubigerund Gesamtschuldnerschaft. Hierbei können unter mehreren Gläubigern jeder vom Schuldner die ganze Leistung, jedoch insgesamt nur einmal verlangen; bzw. der Gläubiger kann bei mehreren (Solidar-)Schuldnern von jedem die volle Leistung, jedoch nur einmal verlangen. Die zahlreichen genossenschaftlichen Rechtsbildungen des Mittelalters boten die Grundlage für die Entfaltung solidarischer Rechtsbeziehungen ( Gesamthand). Ein Gegensatz ist die Haftung pro rata ( pro parte, pro rata). Sondervermögen. Aus dem allgemeinen Vermögen einer Person ausgeschiedene und unter besondere Bindungen (etwa eines Gesellschaftsverhältnisses) gestellte Vermögensmasse. Für Weber eines der Kriterien für die Herausbildung einer wirklichen Handelsgesellschaft. species, Speziesschuld. Sie liegt vor, wenn in einem Schuldvertrag die geschuldete Sache konkret (in specie) und nicht nur der  Gattung nach bestimmt ist. Spiegel deutscher Leute  Deutschenspiegel. Spinola, Spinula (Familie). Genuesische Familie. Eine der größten genuesischen Familien im 12. und 13. Jahrhundert, die zusammen mit den Doria, Grimaldi und Fieschi die sog. „quattuor gentes“ bildete. Zum ältesten städtischen Adel gehörend vermehrten die Spinola ihr Vermögen, indem sie Einkünfte aus Grundbesitz und Fiskalrechten in den Seehandel investierten und ihre Einflußzone innerhalb der Stadt erweiterten. stacio. Bude, Werkstatt.

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stans, socius stans . Der am Ort bleibende Gesellschafter, im Gegensatz zum reisenden  tractator. stare ad unum panem et vinum . Lebens- und  Tischgemeinschaft (deshalb Brot und Wein) des Hauses. statutum, Statuten. Gesetzgebung als selbstgeschaffenes Recht der italienischen Kommunen bzw. städtischen Korporationen wie der Kaufleute oder Zünfte; auch für deutsche Stadtrechte verwendeter Begriff. stiller Gesellschafter, stiller Teilhaber . Der stille Gesellschafter ist an dem Handelsgeschäft eines anderen nur mit einer Einlage, die in dessen Vermögen übergeht, beteiligt. Er haftet darum nur mit der Einlage und ist am  Gewinn nach Maßgabe der Abrede mit dem Inhaber beteiligt. Dies unterscheidet die stille Gesellschaft vom Darlehen, das auf Zinsen geht. Die stille Gesellschaft ist aus historischen Vorbildern zu einem der Gesellschaftstypen des deutschen Handelsgesetzbuchs entwickelt worden. stipulatio, stipulieren. Die stipulatio gehört zu den förmlichen (ursprünglich rituellen) Geschäften des römischen Rechts. In genau entsprechender Frage und Antwort wurde ein mündliches Schuldversprechen abgegeben, das durch die Einhaltung dieser Form verbindlich war (Verbalobligation;  Obligation). Der ursprüngliche Wortsinn kann zum bloßen „vertraglich vereinbaren“ verblassen. Subjekt  Rechtssubjekt. Tischgemeinschaft. Ursprünglich archaische, sowohl in den antiken wie in den germanischen Gesellschaften angelegte Form der Vergemeinschaftung, die im Mittelalter durch die christliche Mahlgemeinschaft noch bestärkt wird. Aus der tatsächlichen Gemeinsamkeit von Trunk und Mahl ( stare ad unum panem et vinum) ergaben sich ein Friedensgebot und Ansätze zu einer Rechtsgemeinschaft. tractator, socius tractans. Der auf Handelsreise gehende und unmittelbar Handel treibende Gesellschafter, im Gegensatz zum socius stans ( stans), der in der Heimatstadt bleibt und mit Kapital an der Unter nehmung beteiligt ist. Tridentinum  Konzil von Trient. università, universitas. Der römischrechtliche Begriff der universitas wurde im Mittelalter, zuerst von der Kanonistik, zu einer umfassenden Bezeichnung aller Arten von Personenverbänden erweitert, so etwa der Bürgerschaft, von Zünften und Korporationen, auch der Studenten als Universität.

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Usance. Technischer Begriff für Handelsbrauch, der bei entsprechender Geltungsüberzeugung als Gewohnheitsrecht Quelle des Handelsrechts werden kann ( Handelsbrauch, Handelsgewohnheitsrecht). usura. Zinsnahme im Sinne der kirchlichen Wucherlehre, darum ein nach kirchlichem Recht verbotenes Geschäft. Verbindlichkeiten  Obligationen. Vermögen. Wirtschaftlicher Begriff, der juristisch Unterschiedliches wie Forderungen, Eigentum an Geld, beweglichen Sachen und Grundstücken u. ä. umfassen kann,  Sondervermögen. vis major. Höhere Gewalt, stärkere, nicht beeinflußbare äußere Einwirkung als aufgrund bloßen Zufalls. Begriff im Rahmen der Gefahrtragung ( Gefahr). Vorzugsrecht. Recht auf vorrangige Befriedigung in der Zwangsvollstrekkung vor den die Vollstreckung betreibenden Gläubigern ( Exekution). Vulgarrecht, Vulgärrecht. Das Gewohnheitsrecht unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen des römischen Reiches (von lat. vulgus: Volk), das sich in der Spätantike und dem Frühmittelalter auch nach dem Abbrechen der Tradition des klassischen römischen Juristenrechts (das in den  Pandekten des justinianischen Corpus iuris eine Sammlung erfuhr) als angewandtes Recht weiter hielt. Wergeld. Manngeld, nach den germanischen Rechten ( leges barbarorum) Buße für die Tötung eines Menschen, die vom Täter oder seinen Verwandten an die Angehörigen des Getöteten entrichtet wurde. Wergeld wurde, zumindest ursprünglich, nur für Freie (Männer und Frauen) geleistet; es diente vor allem dem Ausgleich der Ehr- und Ansehenskränkung der verletzten Sippe und war darum nach Stand, Geschlecht, Alter u. ä. gestuft. Durch Zahlung von Wergeld, gerichtlich oder durch Vereinbarung festgelegt, wurde die Sühnung der Tat durch Blutrache und Fehde ausgeschlossen. werben  Kapital, werbendes. Willkür  gewillkürt. Zinsverbot  usura. Zwangsvollstreckung  Exekution.

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Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

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Mit * gekennzeichnete Werke wurden von Weber verwendet, jedoch nur unvollständig, z. B. nur mit Autorennamen, oder fehlerhaft angegeben; der genaue Titel ist von den Editoren erschlossen. Mit G gekennzeichnete Titel befanden sich in der Privatbibliothek von Levin Goldschmidt, die Max Weber zur Anfertigung seiner Dissertation benutzen durfte. Zitiert Max Weber seltene Ausgaben, die den Editoren trotz eingehender Recherchen nicht verfügbar waren, werden zunächst die von Max Weber genannten bibliographischen Angaben angeführt, dann die Ausgabe, die den Editoren zur Überprüfung vorlag. Beide Ausgaben werden mit gesonderten Kurztiteln versehen. Bei antiken Autoren und häufig aufgelegten Ausgaben der juristischen Standardtexte, insbesondere des Corpus Iuris Canonici und des Corpus Iuris Civilis, ist nicht in jedem Fall deutlich, mit welcher Ausgabe Weber gearbeitet hat. Es sind hier die Max Weber zugänglichen Ausgaben genannt. Die Titel werden nach Möglichkeit entsprechend der Zitierweise Max Webers aufgenommen. Bei größeren Abweichungen weisen die von den Editoren gebildeten Kurztitel auf die bibliographisch korrekte Titelerfassung hin. In diesem Verzeichnis stehen die von den Editoren benutzten Kurztitel und Siglen in Klammern.

Abgeordnetenhaus, Preußisches  Anlagen zu den Stenographischen Berichten. Acta genuina sacrosancti oecumenici concilii Tridentini  Theiner, Acta concilii Tridentini I und II. Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch nach der Schlußfassung der durch die deutsche Bundesversammlung berufenen Kommission. Authentischer Abdruck. – Nürnberg: Friedrich Korn’sche Buchhandlung 1861. (ADHGB ) Allgemeines Landrecht für die Preussischen Staaten, 2. Aufl. – Berlin: Gottfried Carl Nauck 1794, 1. Band, Theil 1, Tit. 1 – 11; 3. Band, Theil 2, Tit. 10 – 12. ( Allgemeines Landrecht für die Preussischen Staaten ) André, Fritz, Einrede des nicht erfüllten Vertrages im heutigen gemeinen Recht. – Leipzig: Breitkopf u. Härtel 1890. ( André, Einrede) Angelus de Periglis  Periglis de Perusio, Angelus de. * Anlagen zu den Stenographischen Berichten über die Verhandlungen der durch die Allerhöchste Verordnung vom 28. Dezember 1888 einberufenen beiden Häuser des Landtages. Haus der Abgeordneten während der 1. Ses-

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sion der 17. Legislaturperiode 1889, 2. Band: no. 7 – 71. – Berlin: W. Moeser Hofbuchdruckerei 1889, S. 1204b – 1216b; 1266 – 1268. ( Anlagen zu den Stenographischen Berichten II ) Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales de commercio et mercatura. – Genevae: fratres de Tournes 1698. ( Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales ) Anschütz, August, Die Lombarda-Commentare des Ariprand und Albertus. Ein Beitrag zur Geschichte des germanischen Rechts im zwölften Jahrhundert. Nach den Handschriften zum erstenmale herausgegeben. – Heidelberg: Mohr 1855. ( Anschütz, Lombarda-Commentare) Antiquae Collationes statuti veteris Civitatis Pergami, hg. von Gabriele Rosa, in: Historiae Patriae Monumenta 16: Leges municipales, t. 2, pars 2. – Augustae Taurinorum: apud fratres Bocca 1876, Sp. 1921 – 2086. ( Antiquae Collationes statuti veteris Civitatis Pergami ) * Antiquissimae felicis S.P.Q. Panhormitani consuetudines, in: Brünneck, Wilhelm von, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte. – Halle: Max Niemeyer 1881, S. 1 – 78. ( Antiquissimae Panhormitani consuetudines ) Antonius de Butrio, Lectura de Jure patronatus, in: Lecturae et tractatus de jure patronatus excellentissimorum et clarissimorum iuris utriusque luminum. – Francofurti: officina Nicolai Bassaei 1581, p. 1 – 51. ( Antonius de Butrio, Lectura de Jure patronatus ) Archives de l’Orient latin, hg. von der Société de l’Orient latin, 1. und 2. Band. – Paris: Leroux 1881, 1884. ( Archives de l’Orient latin I und II ) Archivio Storico Italiano, t. 4, n.s., a. VI, App. t. VIII  Ricordanze di Ghido di Filippo di Guidone;  Capei, Saggio di documenti;  Ricordi di cose familiari di Meliadus Baldiccione de’ Casalberti. Archivio Veneto VI, XX  Carte del Mille. Argellati, Francesco  Pratica del foro Veneto. * Arnold, Wilhelm, Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, mit Urkunden. – Basel: Georg 1861. ( Arnold, Eigentum in den deutschen Städten) Baldiccione de’Casalberti, Miliadusso  Ricordi di cose familiari di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano. Baldus de Ubaldis, In primum, secundum et tertium Codicis librum commentaria. – Venetiis: apud Iuntas 1577. ( Baldus de Ubaldis, Commentaria in Codicem )

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–, Consiliorum seu responsorum volumina quinque. – Francofurti: impensis Sigismundi Feyerabendii 1589. ( Baldus, Consilia I-V ) G Balduzzi

(Balducci) Pegolotti, Francesco, Pratica della mercatura – e copiato da un Codice manoscritto esistente in Firenze nella Biblioteca Riccardiana, in: Pagnini, Giovanni Francesco (Hg.), Della decima e di varie altre gravezze […] imposte dal comune di Firenze, t. 3. – Lisbona, Lucca: Giuseppe Bouchard 1766. (Balducci Pegolotti, Pratica della mercatura)

* Baron, Julius, Abhandlungen aus dem römischen Civilprozess, 1. Band: Die Condictionen. – Berlin: Simion 1881. ( Baron, Die Condictionen ) * G Bekker, Ernst Immanuel, Zur Lehre von Condictionen und adjecticischen Klagen, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung, 4. Band, 1883, S. 92 – 108. (Bekker, Zur Lehre von Condictionen) Benedict Levita, Capitularia, in: Monumenta Germaniae Historica, Leges [in folio] II, pars altera: Capitularia spuria, canones ecclesiastici, bullae pontificum, hg. von Georg Heinrich Pertz. – Hannoverae: Hahn 1837, S. 17 – 158. (Benedict Levita, Capitularia). * Biener, Friedrich August, Abhandlungen aus dem Gebiete der Rechtsgeschichte, 2. Band: Begründung des Criminal-Rechts und Processes nach historischer Methode. – Leipzig: Tauchnitz 1848. (Biener, Abhandlungen aus dem Gebiete der Rechtsgeschichte II) G

Bini, Telesforo, I Lucchesi a Venezia, alcuni studi sopra i secoli XIII e XIV, 1. Band. – Lucca: Felice Bertini 1853. (Bini, I Lucchesi a Venezia I)

Boherius, Nicolaus  Leges longobardorum. G Bonaini,

Francesco, Statuti inediti della città di Pisa dal XII al XIV secolo, 1., 2. und 3. Band. – Firenze: G. P. Vieusseux 1854, 1870 und 1857. (Bonaini, Statuti inediti di Pisa I, II und III) Breve della compagna di Genova, Anhang zu: Olivieri, Agostino, Serie dei consoli del Comune di Genova, in: Atti della Società ligure di storia patria, vol. 1. – Genova: Tommaso Ferrando 1858, S. 176 – 194. (Breve della compagna) Brünneck, Wilhelm von, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte nach alten Drukken und Handschriften mit einer Einleitung und dem Inhalte nach systematisch dargestellt. – Halle: Max Niemeyer 1881. (Brünneck, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte)

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Brunner, Heinrich, Das Registrum Farfense – ein Beitrag zur Rechtsgeschichte der italienischen Urkunde, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 2. Band, 1881, S. 3 – 14. (Brunner, Registrum Farfense) G Bruns,

Carl Georg (Hg.), Fontes iuris Romani antiqui, 5. erweiterte Aufl., bearbeitet von Theodor Mommsen. – Freiburg i. Br.: Mohr (P. Siebeck) 1887. (Bruns, Fontes) Buchon, Jean Alexandre, Nouvelles recherches sur la principauté française de Morée et ses hautes baronnies à la suite de la quatrième croisade, faisant suite aux „Ecclaicissements historiques, généalogiques et numismatiques sur la principauté française de Morée“. – Paris: imprimeurs unis 1843. (Buchon, Nouvelles Recherches) Canones et Decreta Concilii Tridentini 씮 Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini. Capei, Pietro, Saggio di documenti tratti da un epistolario della Repubblica Fiorentina, in: Archivio Storico Italiano t. 11 n.s., a. VI, 1857, S. 9 – 26. (Estratto del epistolario della Repubblica Fiorentina) * G Capmany y de Monpalau, Antonio de, Codigo de las Costumbres maritimas de Barcelona, hasta aqui vulgarmente llamado Libro del Consulado. – Madrid: Antonio de Sancha 1791. (Capmany, Codigo) G –, Memorias históricas sobre la marina, comercio y artes de la antigua ciudad de Barcelona, 2 Bände in 3 Teilbänden. – Madrid: Antonio de Sancha 1779. (Capmany, Memorias historicas)

Carpano, Horatio 씮 Statuta ducatus Mediolanensis. Le carte del Mille e del Millecento che si conservano nel R. Archivio notarile di Venezia trascritte da Baracchi, Antonio, in: Archivio Veneto, hg. von Deputazione di Storia Patria per la Venezia, anno III, tomo VI, 1873, S. 293 – 321, und ebd., anno X, tomo XX, 1880, S. 314 – 330. (Carte del Mille, in: Archivio Veneto VI und XX) G Casaregis,

Josephus Laurentius Maria de, Discursus legales de commercio, 1. Band, 2. Aufl. – Venetiis: ex typographia Balleoniana 1740. (Casaregis, Discursus) Cicero (Marcus Tullius Cicero), Pro Quinto Roscio comoedo, in: Orationes, vol. I., hg. von Carl Ludwig Kayser (editio stereotypa). – Lipsiae: Bernhard Tauchnitz 1861, S. 69 – 84. (Cicero, Oratio pro Quinto Roscio comoedo)

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Code civil des Français. Édition originale et seule officielle. – Paris: Imprimerie de la Republique 1804. (Code civil) Codex diplomaticus Anhaltinus, hg. von Otto von Heinemann, 1. Band: 936 – 1212, 2. Band: 1212 – 1300. – Dessau: Barth 1867, 1875. (Codex diplomaticus Anhaltinus I und II) Codice civile del Regno d’Italia. – Torino: stamperia reale 1865. (Codice civile) G

Il codice di Commercio del Regno d’Italia approvato colla legge 2. aprile 1882, testo definitivo illustrato col richiamo dei lavori preparatori de legislativi. – Venezia: Pietro Naratovich 1882. (Codice di Commercio)

Colleccion de fueros municipales y cartas  Muñoz y Romero, Tomás (Hg.), Coleccion de fueros municipales. Commentarii Iacobi de Marquilles  Marquilles, Iacobus de. G

Consolat de la mer, in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes antérieures au XVIII siècle, 2. Band, c. 12 : Compilation connue sous le nom de Consolat de la mer. – Paris: Imprimerie Royale 1831, S. 49 – 368. (Consolat de la mer) Consolat del mar/ Consolato del mare  Consolat de la mer. G

Constitution de 1282 (Extraits d’une), in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. 31: Droit maritime des deux-Siciles. – Paris: Imprimerie Royale 1839, S. 253 – 256. (Constitution de 1282)

Constitutiones regum regni utriusque Siciliae mandante Friderico II. Imperatore per Petrum de Vinea Capuanum pretorio praefectum et cancellarium concinnatae novissima hac editione summa cura recognitae, et innumeris prope, quibus antea scatebant, erroribus, omnino purgate ad fidem antiquissimi palatini Codicis cum Greca earumdem versione e regione latini textus adposita quibus nunc primum accedunt assisiae regum regni siciliane et fragmentum quod superest regesti eiusdem imperatoris ann. 1239 et 1240. – Neapel: ex regia typographia, ex museo Francisci Daniele 1786 (Constitutiones regni Siciliae) G Constitutum Legis Pisanae civitatis, in: Bonaini, Francesco, Statuti inediti della città di Pisa dal XII al XIV secolo, 2. Band. – Firenze: G. P. Vieusseux 1870, S. 643 – 809. (Constitutum Legis Pisanae civitatis) G

Constitutum Usus Pisanae civitatis, in: Bonaini, Francesco, Statuti inediti della città di Pisa dal XII al XIV secolo, 2. Band. – Firenze: G. P. Vieusseux 1870, S. 811 – 1026. ( Constitutum Usus Pisane civitatis)

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Consuetudines civitatis Calatagironis, in: Brünneck, Wilhelm von, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte. – Halle: Max Niemeyer 1881, S. 181 – 196. (Consuetudines civitatis Calatagironis) G Consuetudines

clarissimae civitatis Cataniae, in: Brünneck, Wilhelm von, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte, ebd., S. 101 – 134. (Consuetudines civitatis Cataniae)

* G Consuetudines et statuta nobilis civitatis Messanae: suique districtus obtentae et approbatae in contradictorio judicio, in: Brünneck, Wilhelm von, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte. – Halle: Max Niemeyer 1881, S. 79 – 100. (Consuetudines et statuta civitatis Messanae) * Consuetudines Neapolitanae cum glossa Napodani. – Neapoli: Antonii Cervonii 1775. (Consuetudines Neapolitanae) G

Le consuetudini della città di Amalfi ridotte a miglior lezione ed annotate, hg. von Luigi Volpicella. – Napoli: Fibreno 1849. (Consuetudini della città di Amalfi) Le consuetudini della città di Sorrento, ora per la prima volta messe a stampa, hg. von Luigi Volpicella. – Napoli: Fibreno 1869. (Consuetudini della città di Sorrento) Conze, Friedrich, Kauf nach hanseatischen Quellen, Diss. jur., Bonn, 1889. – Bonn: Universitätsbuchdruckerei von Carl Georgi 1889. (Conze, Kauf nach hanseatischen Quellen) Corpus Inscriptionum latinarum, consilio et auctoritate Academiae litterarum Regiae Borussicae editum, 3. Band: Inscriptiones Asiae provinciarum Europae Graecarum Illyrici latinae, hg. von Theodor Mommsen, pars posterior: Inscriptionum Ilyrici partes VI.VII […] instrumenta Dacia. – Berolini: Georg Reimer 1873. (Mommsen, CIL III,2) * Corpus Iuris Canonici  Friedberg, Emil (Hg.). * Corpus Iuris Civilis  Kriegel, Albert und Moritz (Hg.). Costums de Tortosa, in: Oliver y Esteller, Bienvenido, Historia del Derecho en Cataluña, Mallorca y Valencia. Código de las Costumbres de Tortosa, tomo IV. – Madrid: Miguel Ginesta 1881, S. 9 – 479. (Costums de Tortosa) * G La coutume de Valence de 1250 (Extraits de), in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. Droit maritime de la Catalogne et de l’Aragon. – Paris: Imprimerie Royale 1839, S. 333 – 338. (Coutume de Valence)

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de Curte, Rochus, Tractatus de Jure patronatus, in: Lecturae et tractatus de jure patronatus excellentissimorum et clarissimorum iuris utriusque luminum. – Francofurti: officina Nicolai Bassaei 1581, p. 268 – 431. (Rochus de Curte, Tractatus de jure patronatus) Dattasches Fragment  Frammento di Breve Genovese. Decisiones aureae causarum sacri palatii apostolici quas R[everendus] P[ater] D[ominus] Paulus Aemilius Verallus Rossanensis primum archiepiscop[us] Caputaquen. deinde episcop[us] dum eiusdem sacri palatii Rota auditor esset, e dominorum coauditorum originalibus miro ordine transumpsit et collegit, nunc demum in commodum et utilitatem tam in Romana quam in aliis quibuscunque curiis causas tractantium editae, cura et industria r[everendi] d[omini] Pauli Granutii Lucensis i[uris] u[triusque] c[onsultoris] et prothonot[arii] apost[olici] [...]. – Venetiis: apud Ioannem Salis 1626. (Decisiones Rotae Romanae) Decisiones caussarum tam Rotae Florentinae quam Rotae Lucensis, hg. von Hieronymus Magonius, I.U.D. Urbevetanus Magnificus, Camillus Lepido, Valerius Valleria, Horatius Rovatus. – Francofurti: ex collegio Musarum Novenarum Paltheniano 1600. (Decisiones Rotae Florentinae) Decisiones Rotae Genuae de mercatura et ad eam pertinentibus, hg. von Marcus Antonius Bellonius. – Francofurti: Sauris 1603. (Decisiones Rotae Genuae) Decisiones Rotae Lucensis annorum 1580/81 auctoribus magnificis dominis Camillo Lepido Mirandulano, Valerio Vallaria Placentino, Horatio Rovato Brixiensi iurisconsultis dicte Rotae auditoribus, beigebunden an: Decisiones caussarum tam Rotae Florentinae quam Rotae Lucensis, hg. von Hieronymus Magonius. – Francofurti: ex collegio Musarum Novenarum Paltheniano 1600, S. 303 ff. (Decisiones Rotae Lucensis) Decisiones Rotae Romanae  Decisiones aureae causarum sacri palatii apostolici. * Decretales Gregorii IX. suis commentaris illustratae [...] in glossis restitutae. – Paris: apud Gulielmum Merlin 1561. (Liber Extra) Decretalium Collectiones  Friedberg, Emil (Hg.), Decretalium Collectiones. Decretum Gratiani  Friedberg, Emil (Hg.), Decretum Gratiani. * Decretum Gratiani universi iuris canonici pontificias constitutiones [...] una cum glossis. – Lugduni: Joannes Ausultus 1559. (Decretum Gratiani cum glossis)

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Degenkolb, Heinrich, Zur Lehre vom Vorvertrag, in: Archiv für die civilistische Praxis, 71. Band, 1887, S. 1 – 92. (Degenkolb, Zur Lehre vom Vorvertrag) Deutschenspiegel  Spiegel deutscher Leute. Deutsches Handelsgesetzbuch  Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch. * Deutsches Münzgesetz vom 9. Juli 1873, in: Reichsgesetzblatt 1873, no. 953, S. 233 – 240. (Deutsches Münzgesetz) Diaz de Montalvo, Alfonso  Siete Partidas. Dietzel, Gustav, Das Handelszeichen und die Firma. Ein Beitrag zur Hausmarke, in: Jahrbuch des gemeinen deutschen Rechts, 4. Band, 1860, S. 227 – 308. (Dietzel, Handelszeichen und Firma) Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia nei secoli XIII e XIV e singolarmente il loro concorso alle fiere di sciampagna, in: Giornale Storico degli Archivi Toscani che si pubblica dalla Soprintendenza generale agli Archivi del Granducato, 1. Band, S. 247 – 274, beigebunden an: Archivio Storico Italiano n.s., t. 5, p. 1, 1857. (Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia) Drucksachen des Abgeordnetenhauses  Anlagen zu den Stenographischen Berichten. G Eck, Ernst, Verpflichtung des Verkäufers zur Gewährung des Eigenthums nach Römischem und gemeinem Deutschen Recht, in: Festschrift für Karl Witte zum 60jährigen Doktorjubiläum am 10. April 1874, hg. von der Juristenfakultät an der Universität Halle-Wittenberg. – Halle: Buchhandlung des Waisenhauses 1874, S. 1 – 43. (Eck, Verpflichtung des Verkäufers)

Edictus Rothari, hg. von Friedrich Bluhme, in: Monumenta Ger maniae historica, Leges [in folio], hg. von Georg Heinrich Pertz, 4. Band.: Leges Langobardorum. – Hannoverae: Hahn 1868, S. 3 – 90. (Edictus Rothari) Ehrenberg, Richard, Makler, Hoteliers und Börse vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 30. Band, 1885, S. 403 – 468. (Ehrenberg, Makler, Hoteliers und Börse) G

Emiliani-Giudici, Paolo, Storia dei comuni italiani, 3. Band: Documenti. – Firenze: Felice le Monnier 1866. (Emiliani-Giudici, Storia dei comuni italiani)

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Endemann, Wilhelm (Hg.), Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechts, 4 Bände. – Leipzig: Fues 1881 – 1885. (Endemann, Handbuch I – IV) G

–, Studien in der romanisch-kanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts, 2 Bände. – Berlin: Guttentag (D. Collin) 1874, 1883. (Endemann, Studien I und II)

Estratto del epistolario della Repubblica Fiorentina  Capei, Saggio di documenti. G Établissements

de Montpellier (Extrait des), in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 4. Band, c. 26: Droit maritime de la France. – Paris: Imprimerie Royale 1837, S. 255 f. (Établissements de Montpellier)

* G Excerpta juris orientalis seu graeco-romani ad rem nauticam pertinentia, in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 1. Band, c. 5: Droit maritime de l’empire d’Orient. – Paris: Imprimerie Royale 1828, S. 179 – 208. (Excerpta juris orientalis) Fagnani, Prospero, Commentaria in secundam partem tertii libri Decretalium. – Romae: expensis Ioannis Casoni, ex typographia Iacobi Fei Andreae filii 1661. (Fagnani, Commentaria in secundam partem tertii libri Decretalium) Farfa  Brunner, Heinrich, Registrum Farfense;  Regesto di Farfa. Ficker, Julius (Hg.), Spiegel deutscher Leute  Spiegel deutscher Leute. G

Fierli, Gregorio, Della società chiamata accomandita e di altre materie mercantili secondo le leggi, e statuti veglianti in Toscana, parte 1. – Firenze: Antonio Brazzini 1803. (Fierli, Della società chiamata accomandita)

Fragmenta Vaticana  Iuris civilis anteiustiniani Vaticana fragmenta. G

Frammento di Breve Genovese del Consolato de’Placiti scoperto a Nizza e comunicato alla società dal cavaliere Pietro Datta, hg. von Cornelio Desimoni, in: Atti della Società Ligure di storia patria, 1. Band. – Genova: Tommaso Ferrando 1858, S. 77 – 90. (Frammento di Breve Genovese) * G Francken, Oskar, Die Liquidation der Offenen Handelsgesellschaft in geschichtlicher Entwicklung. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1890. (Francken, Die Liquidation der Offenen Handelsgesellschaft). Freund, Siegfried, Vorzeitige Rückzahlung und einseitige Conversion von verzinslichen Anlehn, Diss. jur. Berlin. – Berlin: Buchdruck von Gustav Schade (Otto Francke) 1888. (Freund, Vorzeitige Rückzahlung)

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* Friedberg, Emil (Hg.), Decretalium Collectiones (Corpus Iuris Canonici II). – Lipsiae: B. Tauchnitz 1879. (Friedberg, Decretalium Collectiones) * – (Hg.), Decretum Gratiani (Corpus Iuris Canonici l). – Lipsiae: B. Tauchnitz 1879. (Friedberg, Decretum Gratiani) Fuero de Salamanca, publicado ahora por vez primiera con notas, apéndices y un discurso preliminar, por J. Sanchez Ruano. – Salamanca: imp. D. Sebastian Cereo 1870. (Fuero de Salamanca) Fuero Iuzgo en Latin y Castellano cotejado con los mas antiguos y preciosos códicos. – Madrid: Ibarra 1815. (Fuero Iuzgo) El fuero viejo de Castilla sacado, y comprobado con el exemplar de la misma obra, que existe in la Real Biblioteca de esta Corte, y con otros MSS, publícano con notas historicas y legales los doctores Ignacio Jordán de Assó y del Río, y Miguel de Manuel y Rodriguéz. – Madrid: Joachín Ibarra 1771. (Fuero viejo de Castilla) Fueros francos: Les communes françaises en Espagne et en Por tugal pendant le moyen-age; Étude historique […], hg. von Adolph Helfferich und G. de Clermont. – Berlin, Paris: frères Unger 1860. (Fueros francos) Gaius  Institutiones. Gellius (Aulus Gellius), Noctes Atticae, hg. von Martin Hertz. – Lipsiae: Tauchnitz 1835. (Gellius, Noctes Atticae) Gengler, Heinrich Gottfried Philipp, Des Schwabenspiegels Landrechtsbuch, 2. Aufl. – Erlangen: Deichert 1875. (Gengler, Schwabenspiegel) * Gesetz über den Eigenthumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke, Bergwerke und selbständigen Gerechtigkeiten vom 5. Mai 1872, in: Preußische Gesetzsammlung 1872, no. 8034, S. 433 – 445. (Gesetz über den Eigenthumserwerb) Gierke, Otto, Das deutsche Genossenschaftsrecht, 1. Band: Rechtsgeschichte der deutschen Genossenschaft, 2. Band: Geschichte des deutschen Körperschaftsbegriffs, 3. Band: Die Staats- und Korporationslehre des Altertums und des Mittelalters und ihre Aufnahme in Deutschland. – Berlin: Weidmann 1868, 1873, 1881. (Gierke, Genossenschaftsrecht I, II und III) –, Die Genossenschaftstheorie und die deutsche Rechtsprechung. – Berlin: Weidmann 1887. (Gierke, Genossenschaftstheorie)

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Gieseler, Johann Carl Ludwig, Lehrbuch der Kirchengeschichte, 3. Band, 2. Abteilung, Vierte Periode, 1. Abschnitt, in 3 Teilen. – Bonn: Adolph Marcus 1853. (Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte III,2) Giornale Storico degli Archivi Toscani  Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia. Goldschmidt, Levin, De societate en commandite, specimen I, diss. jur. HalleWittenberg 1851. – Halis: Gebauer 1851. (Goldschmidt, De societate en commandite) * –, Handbuch des Handelsrechts, 1. Band: Die geschichtlich-literarische Einleitung und die Grundlehren, 2. völlig umgearbeitete Aufl. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1875. (Goldschmidt, Handbuch des Handelsrechts) –, Lex Rhodia und Agermanament. Der Schiffsrath. Studie zur Geschichte und Dogmatik des Europäischen Seerechts, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 35. Band, 1888, S. 37 – 90 und S. 321 – 397. (Goldschmidt, Lex Rhodia und Agermanament) –, Rezension von: Entwicklungswege und Quellen des Handelsrechts. Von Gustav Lastig, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 23. Band, 1878, S. 309 – 313. (Goldschmidt, Rezension zu Lastig) –, Rezension von: Das Konsulat des Meeres in Pisa. Von Gustav Schaube, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 35. Band (N.F. 20. Band), 1888, S. 600 – 602. (Goldschmidt, Rezension zu Schaube) –, Rezension von: Storia del commercio e dei banchieri di Firenze. Von Simone Luigi Peruzzi, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 14. Band, 1870, S. 660 – 662. (Goldschmidt, Rezension zu Peruzzi) * –, Universalgeschichte des Handelsrechts, 1. Lieferung (Handbuch des Handelsrechts, 3. völlig neu umgearbeitete Aufl., 1. Band: Geschichtlich-literärische Einleitung und die Grundlehren, 1. Abtheilung: Universalgeschichte des Handelsrechts, 1. Lieferung). – Stuttgart: Ferdinand Enke 1891. (Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts I) –, Zur Geschichte der Seeversicherung, in: Juristische Abhandlungen. Festgabe für Georg Beseler zum 6. Januar 1885, hg. von Heinrich Brunner u. a. – Berlin: Hertz 1885, S. 203 – 219. (Goldschmidt, Zur Geschichte der Seeversicherung) Gratian  Decretum Gratiani;  Friedberg, Emil (Hg.), Decretum Gratiani. Handelsgesetzbuch, deutsches  Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch.

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G

Heimbach, Gustav Ernst, Die Lehre von dem Creditum nach den gemeinen in Deutschland geltenden Rechten. – Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1849. (Heimbach, Creditum) Helfrich, Adolph  Fueros francos. Heusler, Andreas, Institutionen des deutschen Privatrechts, 1. und 2. Band (Systematisches Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft, 2. Abt., 2. Teil). – Leipzig: Duncker & Humblot 1885, 1886. (Heusler, Institutionen I und II) G Heyrovsky ´ , Leopold, Über die rechtliche Grundlage der leges contractus bei Rechtsgeschäften zwischen dem römischem Staat und Privaten. – Leipzig: Breitkopf & Härtel 1881. (Heyrovsky´, Leges contractus)

* Hinschius, Paul, Das landesherrliche Patronatrecht gegenüber der katholischen Kirche. – Berlin: Nicolaische Buchhandlung 1856. (Hinschius, Das landesherrliche Patronatrecht) –, System des katholischen Kirchenrechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, 3. Band. – Berlin: Guttentag 1883. (Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts III) –, Über die Succession im Patronatrechte säcularisierter geistlicher Institute. Mit Rücksicht auf den sog. Kölner Patronatsstreit, in: Zeitschrift für Kirchenrecht, 2. Band, 1862, S. 412 – 436. (Hinschius, Succession im Patronatrechte) Historiae Patriae Monumenta edita iussu Regis Caroli Alberti VI, chartarum t. 2: „Chartae ab anno DCC ad annum MCCLXXXXIX Ursonis Notarii Genuensis“, hg. von Thomas Vallaurius. – Augustae Taurinorum: ex officina regia 1853. (Historiae Patriae Monumenta, chartarum II) G – dass., 16, Leges municipales, t. 1 und t. 2, pars 1 und 2. – Augustae Taurinorum: apud Bocca 1838, 1876. (Historiae Patriae Monumenta, Leges municipales I, II. 1 und II. 2)

* Homeyer, Carl Gustav, Der Auctor Vetus de beneficiis, in: ders., Des Sachsenspiegels Zweiter Teil nebst den verwandten Rechtsbüchern, 2. Band: Der Auctor Vetus de beneficiis, Das Görlitzer Rechtsbuch und das System des Lehnrechts. – Berlin: Ferdinand Dümmler 1844, S. 75 – 171. (Homeyer, Auctor Vetus) –, Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis. – Berlin: Reimer 1857. (Homeyer, Richtsteig Landrechts) –, Der Richtsteig Lehnrechts, in: ders., Des Sachsenspiegels Zweiter Teil nebst den verwandten Rechtsbüchern, 1. Band: Das sächsische Lehnrecht

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und der Richtsteig Lehnrechts. – Berlin: Dümmler 1842. (Homeyer, Richtsteig Lehnrechts) –, Des Sachsenspiegels Erster Theil oder das Sächsische Landrecht nach der Berliner Handschrift vom Jahr 1369, 3. Aufl. – Berlin: Ferdinand Dümmler 1861. (Homeyer, Sachsenspiegel Landrecht) –, Das sächsische Lehnrecht, in: ders., Des Sachsenspiegels Zweiter Teil nebst den verwandten Rechtsbüchern, 1. Band: Das sächsische Lehnrecht und der Richtsteig Lehnrechts. – Berlin: Dümmler 1842, S. 1 – 140. (Homeyer, Sachsenspiegel Lehnrecht) –, System des Lehnrechts der sächsischen Rechtsbücher, in: ders., Des Sachsenspiegels Zweiter Teil nebst den verwandten Rechtsbüchern, 2. Band: Der Auctor Vetus de beneficiis, Das Görlitzer Rechtsbuch und das System des Lehnrechts. – Berlin: Ferdinand Dümmler 1844, S. 261 – 640. (Homeyer, System des Lehnrechts) * Hostiensis (Henricus de Segusia Cardinalis), In tertium decretalium librum commentaria. – Venetiis: Iuntas 1581. (Hostiensis, Commentaria) Inama-Sternegg, Karl Theodor, Deutsche Wirthschaftsgeschichte, 1. Band: Deutsche Wirthschaftsgeschichte bis zum Schluss der Karolingerperiode. – Leipzig: Duncker & Humblot 1879. (Inama-Sternegg, Deutsche Wirthschaftsgeschichte) Innozenz IV. (Sinibaldus Fliscus), Commentaria in quinque libros decretalium. – Francofurti: Sigismund Feyerabendt 1570. (Innozenz IV., Commentaria) Gaii et lustiniani Institutiones iuris romani, hg. von Clemens August Carl Klenze und Eduard Böcking. – Berolini: G. Reimer 1829. (Institutiones) Ioannes de Anania, Lectura in titulum de iure patronatus, in: Lecturae et tractatus de jure patronatus excellentissimorum et clarissimorum iuris utriusque luminum. – Francofurti: officina Nicolai Bassaei 1581, p. 52 – 81. (Ioannes de Anania, Lectura in titulum de iure patronatus) Iuris civilis anteiustiniani Vaticana fragmenta e codice rescripto, hg. von Angelo Mai und Alexander August von Buchholtz. – Regimonti Borussorum (= Königsberg): Bornträger 1828. (Fragmenta Vaticana) Kardinal de Luca  Luca, Johannes Baptista de. Konkursordnung vom 10. Febr. 1877, in: Reichsgesetzblatt 1877, no. 1171, S. 351 – 389. (Konkursordnung, KonkO)

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Kostanecki, Anton von, Der öffentliche Kredit im Mittelalter. Nach Urkunden der Herzogthümer Braunschweig und Lüneburg. Diss. phil. Berlin 1889 (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Heft 37 = Band 9, Heft 1). – Leipzig: Duncker & Humblot 1889. (Kostanecki, Der öffentliche Kredit) Kriegel, Albert und Kriegel, Moritz (Hg.), Corpus iuris civilis, 1. Band: Institutionen, Digesten. – Leipzig: Baumgärtner 1866. (Kriegel, Corpus iuris civilis I) Kuntze, Johannes Emil, Prinzip und System der Handelsgesellschaften, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 6. Band, 1863, S. 177 – 245. (Kuntze, Prinzip und System der Handelsgesellschaften) Laband, Paul, Beiträge zur Dogmatik der Handelsgesellschaften [in 2 Teilen], in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 30. Band (N.F. 15. Band), 1884, S. 469 – 532, und ebd., 31. Band (N.F. 16. Band), 1885, S. 1 – 62. (Laband, Zur Dogmatik der Handelsgesellschaften I und II) – (Hg.), Das Seerecht von Amalfi (La Tabula de Amalfa), in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 7. Band, 1864, S. 296 – 337. ( Laband, Tabula Amalfitana) * –, Die vermögensrechtlichen Klagen nach den sächsischen Rechtsquellen des Mittelalters. – Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1889. (Laband, Vermögensrechtliche Klagen) Lamprecht, Karl, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. Untersuchungen über die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf Grund der Quellen zunächst des Mosellandes, 1. Band: Darstellung. – Leipzig: Dürr 1886. (Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter I) Laßberg, Friedrich Leonhard Anton Freiherr von, Der Schwabenspiegel oder schwäbisches Land- und Lehen-Rechtbuch, nach einer Handschrift vom Jahr 1287. – Tübingen: Ludwig Friedrich Fues 1840. ( Laßberg, Schwabenspiegel) Lastig, Gustav Heinrich Franz, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts [in 2 Teilen], in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 23. Band (N.F. 8. Band), 1878, S. 138 – 178, und ebd., 24. Band (N.F. 9. Band), 1879, S. 387 – 449. (Lastig, Beiträge zur Geschichte des Handelsrechts I und II) –, Entwickelungswege und Quellen des Handelsrechts. – Stuttgart: Enke 1877. (Lastig, Entwickelungswege und Quellen des Handelsrechts) –, Die Handelsgesellschaften, in: Endemann, Wilhelm, Handbuch des Deutschen Handels-, See- und Wechselrechts, 1. Band: Einleitung. – Leipzig:

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Fues’s Verlag (R. Reisland) 1881, S. 310 – 427. (Lastig, Handelsgesellschaften) G

Lattes, Alessandro, Il diritto commerciale nella legislazione statutaria delle città italiane. Studii. – Milano, Napoli, Pisa: Ulrico Hoepli 1884. (Lattes, Alessandro, Diritto commerciale) G Lattes, Elia, La libertà delle banche a Venezia dal secolo XIII al XVII secondo i documenti inediti del R[eale] archivio dei Frari, con due orazioni contro e per la libertà e pluralità delle banche pronunciate negli anni 1584 – 1587 dal Senatore Veneziano Tommaso Contarini. – Milano: Valentiner e Mues 1869. (Lattes, Libertà delle banche a Venezia)

Laudensium Statuta seu iura municipalia. – Laude Pompeia: apud Vincentium Taietum 1586. (Laudensium Statuta) Leges Liutprandi [additae ad Edictum Langobardorum], in: Monumenta Germaniae historica, Leges [in folio], hg. von Georg Heinrich Pertz, 4. Band: Leges Langobardorum. – Hannoverae: Hahn 1868, S. 96 – 175. (Leges Liutprandi) Leges longobardorum seu capitulare divi ac sacratissimi Caroli magni imp(er)atoris et Francie regis ac novelle constitutiones domini Justiniani imperatoris cum praefaciuncula et annotationibus in ipsas leges et constitutiones novellas per […] dominum Nicolaum Boherii iuris utriusque interpretem […] editis nusquam impresse. – Lugduni: J. Mareschal für S. Vincent 1512. (Leges longobardorum) Leges municipales seu statuta magnifice civitatis Verone. – Vicentiae: Henricus de Sancto Urso 30. April 1477. (Leges municipales seu statuta magnifice civitatis Verone) Lenel, Otto, Das Edictum Perpetuum. Ein Versuch zu dessen Wiederherstellung. – Leipzig: Bernhard Tauchnitz 1883. (Lenel, Edictum Perpetuum) Lepa, Rudolf, Über den Ursprung des Kommissionshandels, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 26. Band (N.F. 11. Band), 1881, S. 438 – 482. (Lepa, Über den Ursprung des Kommissionshandels) Le Plat, Josse, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini potissimum illustrandam spectantium amplissima collectio, t. 4: complectens monumenta a 16. februarii 1548 ad annum 1561; t. 6: complectens monumenta a 13. aprilis 1563 usque ad finem concilii, variaque alia quae finito concilio conscripta sunt; t. 7: complectens monumenta concilii in Belgio et Gallia admissionem et publicationem spectantia. – Lovanii: typographia academica 1784, 1786, 1787. (Le Plat, Monumentorum ad historiam concilii Tridentini IV, VI und VII)

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Lex Langobardorum  Leges longobardorum. Lex Romana Burgundionum, hg. von August Fr. Barkow. – Gryphiswaldae: C. A. Koch 1826. (Lex Burgundionum) Lex Wisigothorum, in: Lindenbrog, Friedrich, Codex legum antiquarum in quo continentur leges Wisigothorum et al. – Francofurti: apud Johannem et Andream Marnio et consortes 1613, S. 1 – 238. ( Lex Wisigothorum) Liber civilis urbis Veronae  Liber iuris civilis urbis Veronae. G

Liber consuetudinum Mediolani anno 1216, hg. von Iulius Porro Lambertenghi, in: Historiae Patriae Monumenta 16: Leges Municipales, t. 2, pars 1. – Augustae Taurinorum: apud fratres Bocca 1876, Sp. 848 – 972. (Liber consuetudinum Mediolani 1876) G Liber consuetudinum Mediolani anno M.CC.XVI collectarum, hg. von Iulius Porro Lambertenghi. – Augustae Taurinorum: ex typis regiis 1869. (Liber consuetudinum Mediolani 1869)

Liber Extra  Decretales Gregorii IX. G

Liber iuris civilis urbis Veronae ex codice quem Wilhelmus Calvus scripsit, hg. von Bartolomaeus Campagnola. – Verona: Bernus 1728. (Liber iuris civilis urbis Veronae) * Liber sextus Decretalium Bonifacii VIII. [...] una cum Clementinis et Extravagantibus eorumque glossis restrictis. – Venetiis: Dusin 1584. (Liber Sextus) Liber statutorum Arretii. – Florentiae: officina Georgii Marescoti 1580. (Liber statutorum Arretii). G Liber

statutorum consulum Cumanorum justicie et negotiatorum, hg. von Antonius Ceruti, in: Historiae Patriae Monumenta 16, Leges municipales, t. 2, pars 1. – Augustae Taurinorumi fratres Bocca 1876, Sp. 1 – 122. (Liber statutorum consulum Cumanorum) Liber tertius causarum civilium communis Bononiae. – Bononiae: per Balthasarem Azzoguidonem 1491. (Liber tertius causarum civilium Bononiae) * Libri Feudorum, beigefügt den Institutiones divi Caesaris Justiniani quibus iuris civilis elementa singulari methodo libris quattuor comprehenduntur: cum Accursii commentariis et doctissimorum virorum annotationibus. omnia diligentissimè purgata et recognita. Accessit rerum et verborum insignium index locupletissimus, editio postrema. – Venetiis: Bevilaqua 1569. (Libri Feudorum)

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Listine o odnosˇ ajih izmedju juzˇ noga slavenstva i mletacˇ ke republike, hg. von Sime Ljubic´, Buch I: od godine 960 do 1335 (Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium, ed. Academia scientiarum et artium Slavorum meridionalium vol. 1). – Zagreb: fr. Zˇupana (Albrechta i Fidlera) 1868 (Monumenta spectantia historiam Slavorum Meridionalium I) Lombarda  Leges longobardorum. Lübisches Urkundenbuch, hg. von dem Vereine für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, Abth. 1: Codex diplomaticus Lubecensis, Theil 1, 2., 5., 6. und 7. Band. – Lübeck: Asschenfeldt 1843, 1877 und 1881. (Lübisches Urkundenbuch I, II, V, VI und VII) Luca, Johannes Baptista de, Theatrum veritatis et justitiae, liber 5, pars II: De cambiis. – Venetiis: Balleoni 1734. (de Luca, De cambiis) Mai, Angelo, Fragmenta Vaticana  Iuris civilis anteiustiniani Vaticana fragmenta. Mack, Heinrich, Die Finanzverwaltung der Stadt Braunschweig bis zum Jahre 1374 (Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte, hg. von Otto Gierke, Heft 32). – Breslau: M. & H. Marcus 1889. (Mack, Finanzverwaltung) G

Manin, Daniele, Della Veneta Giurisprudenza civile, mercantile e criminale. Discorso tratto del primo volume dell’opera intitolata Venezia e le sue lagune. – Venezia: figli T. Gattei 1848. (Manin, Veneta Giurisprudenza) Marcus Fabius Quintilianus  Quintilianus. Marquilles, Iacobus de, Comentaria super usaticis Barchinonensibus. – Barcelona: Ioannes Luschner für Ioannes Andreas Riquer 1505. (Marquilles, Comentaria super usaticis Barchinonensibus) Meichelbeck, Carl, Historiae Frisingensis, tomi primi, pars altera: instrumentaria. – Augsburg: Veith 1724. (Meichelbeck, Historiae Frisingensis I/2) Mommsen, Theodor, Die Stadtrechte der lateinischen Gemeinden Salpensa und Malaca in der Provinz Baetica (Abhandlungen der königlich Sächsischen Akademie der Wissenschaften, 3. Band). – o.O., o.J. [wohl Leipzig 1857], S. 364 – 507. (Mommsen, Stadtrechte) – (Hg.)  Corpus Inscriptionum latinarum [III, 2]. Monumenta Germaniae historica, Leges [in folio], 1. Band: Capitularia regum Francorum, hg. von Georg Heinrich Pertz. – Hannoverae: Hahn 1835 (Monumenta Germaniae historica, Leges I)

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Monumenta Germaniae historica, Leges [in folio], 2. Band: tomi primi supplementa: Constitutiones et acta regum Germanicorum, hg. von Georg Heinrich Pertz. – Hannoverae: Hahn 1837. (Monumenta Germaniae historica, Leges II) Monumenta spectantia historiam Slavorum Meridionalium  Listine o odnsˇajih izmedju juzˇnoga slavenstva i mletacˇke republike. Muñoz y Romero, Tomás (Hg.), Coleccion de fueros municipales y cartas pueblas de las reines de Castilla, Leon, Corona de Aragon y Navarra, 1. Band. – Madrid: Jose Maria Alonso 1847. (Muñoz y Romero, Fueros municipales) Muratori, Ludovico Antonio (Hg.), Antiquitates Italicae medii aevi, tomus I. – Mediolani: ex typographia societatis palatinae 1738. (Muratori, Antiquitates I) * Nani, Cesare, Questioni relative alle società commerciali in liquidazione, in: Il foro italiano, 16. Band, 1891, Sp. 328 – 338. (Nani, Questioni) * Naudé, Wilhelm, Deutsche städtische Getreidehandelspolitik vom 15. – 17. Jahrhundert, mit besonderer Berücksichtigung Stettins und Hamburgs (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Heft 36 = Band 8, Heft 5). – Leipzig: Duncker & Humblot 1889. (Naudé, Deutsche städtische Getreidehandelspolitik) Nicolaus de Tudeschis  Panormitanus, Commentaria;  Panormitanus, Consilia. * Nitzsch, Karl Wilhelm, Ministerialität und Bürgertum im 11. und 12. Jahrhundert. Ein Beitrag zur deutschen Städtegeschichte. – Leipzig: B. G. Teubner 1859. (Nitzsch, Ministerialität und Bürgertum) Nöldeke, Arnold, Die Fortdauer der offenen Handelsgesellschaft während der Liquidation. – Straßburg: R. Schultz & Comp. 1887. (Nöldeke, Die Fortdauer der offenen Handelsgesellschaft) Novellae domini imperatoris Justiniani seu Authenticorum collationes. – Venetiis: Bevilacqua 1569. (Novellae imperatoris Justiniani) Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen, duabus in partibus divisum Aloysio Mocenigo Venetiarum principi dicatum. – Venetiis: ex typographia ducali Pinelliana 1729. (Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen) Nueva Recopilacion de las Leyes. – Madrid : Pedro Marin 1772. (Nueva Recopilacion de Leyes)

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Oliver y Esteller, Bienvenido, Historia del Derecho en Cataluña, Mallorca y Valencia. Código de las Costumbres de Tortosa, 4 Bände. – Madrid: Miguel Ginesta 1872 – 1881. (Oliver, Derecho en Cataluña I, III und IV) Olivieri, Agostino  Breve della compagna. El Ordenamiento de Leyes que d. Alfonso XI en las Cortes de Alcalá de Henares el ano 1348, hg. von Ignacio Jordán de Assó y del Río und Miguel de Manuel y Rodriguéz. – Madrid: Ibarra 1774. (Ordenamiento de Leyes de Alcalá) Ordenanzas de la muy noble y muy mas leal ciudad de Burgos, cabeza de Castilla y camera aprobadas per su Magestad y Senores de su real y supremo consejo de Castillo. – Madrid: Fernandez 1774. (Ordenanzas de Burgos) Ordinacions y sumari dels privilegis, consuetuts y bons usos del regne de Mallorca, donats a al estampa per Antoni Moll. – Mallorca: Pera Guasp 1663. (Ordinacions de Mallorca) G Ordinationes,

consuetudines et instituta facta et edita per universitatem terrae Noti, in: Brünneck, Wilhelm von, Siciliens mittelalterliche Stadtrechte. – Halle: Max Niemeyer 1881, S. 161 – 179. (Ordinationes terrae Noti)

G Ordonnance

maritime de Trani de 1063, Extrait des Statuts du Royaume des deux Sicile relatifs au droit maritime, in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. 31: Droit maritime des deux-Siciles. – Paris: Imprimerie Royale 1839, S. 237 – 247. (Ordonnance maritime de Trani)

G

Ordonnance sur la police de la navigation de 1258, in: Pardessus, JeanMarie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. 30: Droit maritime de la Catalogne et de l’Aragon, ebd., S. 339 – 346. (Ordonnance sur la police de la navigation de Barcelona) * G Pagnini, Giovanni Francesco, Della decima e delle altre gravezze, della moneta, e della mercatura de’Fiorentini fino al secolo XVI, t. 2, parte terza: Della mercatura de’Fiorentini. – Lisbona, Lucca: Giuseppe Bouchard 1765. (Pagnini, Della mercatura de’ Fiorentini) Panormitanus [Nicolaus de Tudeschis], Commentaria in tertium Decretalium librum, t. 6. – Venetiis: apud Iuntas 1617. (Panormitanus, Commentaria) –, Consilia, Tractatus et Quaestiones. – Venetiis: apud Iuntas 1578. (Panormitanus, Consilia) G

Pappenheim, Max, Launegild und Garethinx. Ein Beitrag zur Geschichte des germanischen Rechts (Untersuchungen zur deutschen Staats- und

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Rechtsgeschichte, hg. von Otto Gierke, Band 14). – Breslau: Wilhelm Koebner 1882. (Pappenheim, Launegild und Garethinx) G

Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes antérieures au XVIII siècle, 1., 2., 4. und 5. Band. – Paris: Imprimerie Royale 1828, 1831, 1837 und 1839. (Pardessus, Collection I, II, IV und V)

G Passerini,

Luigi, Gli Alberti di Firenze: genealogia, storia e documenti, parte 1: Genealogia e storia; parte 2: Documenti. – Firenze: M. Cellini 1869. (Passerini, Gli Alberti di Firenze I und II)

Pauli, Carl Wilhelm, Die sogenannten Wieboldsrenten oder die Rentenkäufe des Lübischen Rechts größtentheils aus ungedruckten Quellen (Abhandlungen aus dem Lübischen Rechte, Theil 4). – Lübeck: Rhoden 1865. (Pauli, Wieboldsrenten) Periglis de Perusio, Angelus de, De societatibus, in: Tractatus illustrium in utraque tum pontificii tum caesarei iuris facultate iurisconsultorum De contractibus licitis ex multis in hoc volumen congesti additis plurimis etiam nunquam editis [...], tomus VI, p. I. – Venetiis: signum Aquilae renovatae 1584, f. 130vb – 132vb. (Periglis, De societatibus) G

Pernice, Alfred, Labeo, Römisches Privatrecht im ersten Jahrhundert der Kaiserzeit, Teil D = 2. Band, 2. Abteilung. – Halle: Niemeyer 1873. (Pernice, Labeo D) G

Peruzzi, Simone Luigi, Storia del commercio e dei banchieri di Firenze in tutto il mondo conosciuto dal 1200 al 1345. Compilata su documenti in gran parte inediti. – Firenze: M. Cellini e comp. 1868. (Peruzzi, Storia del commercio) Petri Exceptiones Legum Romanorum, in: Savigny, Friedrich Carl von, Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter, 2. Band. – Heidelberg: Mohr 1834, Anhang I. A., S. 321 – 428. (Petrus, Exceptiones) Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus, in: Tractatus illustrium in utraque tum pontificii tum caesarei iuris facultate iurisconsultorum De contractibus licitis ex multis in hoc volumen congesti additis plurimis etiam nunquam editis [...], tomus VI, pars I. – Venetiis: signum Aquilae renovatae 1584, f. 133ra – 173rb. (Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus) Phillips, Georg, Kirchenrecht, 7. Band, 2. Abteilung. – Regensburg: Georg Joseph Manz 1872. (Phillips, Kirchenrecht VII) Planck, Johann Julius Wilhelm von, Das Beweisverfahren, in: ders., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter. Nach dem Sachsenspiegel und

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den verwandten Rechtsquellen, 2. Band. – Braunschweig: C. A. Schwetschke und Sohn (M. Bruhn) 1879. (Planck, Beweisverfahren) –, Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter. Nach dem Sachsenspiegel und den verwandten Rechtsquellen, 1. Band, 1. und 2. Hälfte. – Braunschweig: C. A. Schwetschke und Sohn (M. Bruhn) 1878, 1879. (Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren I.1 und I.2) Plat  Le Plat. * Platner, Eduard, Der Wiederkauf, eine deutsch-rechtsgeschichtliche Abhandlung, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, 4. Band, 1864, S. 123 – 167. (Platner, Wiederkauf) Porcellinis de Padua, Franciscus de, De duobus fratribus, in: Tractatus illustrium in utraque tum pontificii tum caesarei iuris facultate iurisconsultorum De contractibus licitis ex multis in hoc volumen congesti additis plurimis etiam nunquam editis [...], tomus VI, parte I. – Venetiis: signum Aquilae renovatae 1584, f. 173rb – 189ra. (Porcellinis, De duobus fratribus) [Argellati, Francesco], Pratica del foro Veneto che contiene le materie soggette a ciaschedun Magistrato, il numero de’Giudici, la loro durazione, l’ordine, che suole tenersi nel contestare le cause, e le formule degli atti più usitati, umiliata a sua eccelenza il signor Marc’Antonio Zorzi, patrizio Veneto. – Venedig: Agostino Savioli 1737 (Pratica del foro Veneto) * Prioli, Antonio, Correttion per Decreto dell’eccellentissimo Maggiore Consiglio essendo Correttori delle Leggi li Clarissimi signori, in: Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen 1729, f. 173v – 176v. (Prioli, Correttion delle leggi) G Quintilianus (Marcus Fabius Quintilianus), Institutionis oratoriae libri XII, hg. von Eduard Bonnell. – Lipsiae: B. G. Teubner 1882. (Quintilianus, Institutionis oratoriae libri)

Re, Camillo  Statuti della città di Roma. G

Il Regesto di Farfa compilato da Gregorio di Catino, hg. von Ignacio Giorgi und Ugo Balzani (Biblioteca Società romana di Storia patria, 2. Band). – Roma: presso la società 1879. (Il Regesto di Farfa)

Registrum Farfense  Brunner, Heinrich, Registrum Farfense. Reichsoberhandelsgericht, Entscheidungen in Civilsachen, hg. von den Räthen des Reichsoberhandelsgerichts, 5. Band. – Stuttgart: Ferdinand

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Enke 1872. (Reichsoberhandelsgericht, Entscheidungen in Civilsachen, 5. Band) * Richter, Aemilius Ludwig (Hg.), Canones et Decreta Concilii Tridentini ex editione Romana a. MDCCCXXXIV. – Lipsiae: Bernhard Tauchnitz 1853. (Richter, Canones et Decreta Concilii Tridentini) –, Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts, mit besonderer Rücksicht auf deutsche Zustände, bearbeitet von Richard Dove und Wilhelm Kahl, 7. Aufl. – Leipzig: Tauchnitz 1874. ( Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts) Richtsteig Landrechts  Homeyer, Carl Gustav, Richtsteig Landrechts. Richtsteig Lehenrecht/Lehnrechts  Homeyer, Carl Gustav, Richtsteig Lehnrechts. Ricordanze di Ghido di Filippo di Guidone dell’ Antella de suoi figliuoli e discendenti, in: Archivio storico Italiano, t. 4, 1843, S. 5 – 24. (Ricordanze di Ghido di Filippo di Guidone) Ricordi di cose familiari di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano dal 1339 al 1382 pubblicati per cura del prof. Francesco Bonaini e annotati dal medesimo e da Filippo-Luigi Polidori, in: Archivio storico Italiano, hg. von der Deputazione Toscana di Storia Patria, Appendice t. VIII. – Firenze: Giovanni Pietro Vieusseux 1850, S. 9 – 71. (Ricordi di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano) Rochus de Curte  Curte, Rochus. Roesler, Carl Friedrich Hermann, Die rechtliche Natur des Vermögens der Handelsgesellschaften nach römischem Rechte, in: Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht, 4. Band, 1861, S. 252 – 326. (Roesler, Rechtliche Natur des Vermögens) Rotae Genuae de Mercatura et rebus ad eam pertinentibus Decisiones  Decisiones Rotae Genuae. * Rückert, Ludwig, Untersuchungen über das Sachenrecht der Rechtsbücher, zunächst des Sachsenspiegels. – Leipzig: Hinrich 1860. (Rückert, Sachenrecht der Rechtsbücher) Sachsenspiegel  Homeyer, Carl Gustav;  Weiske, Julius.

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Sarpi, Paul, Geschichte des Konzils von Trident, übersetzt von W. Winterer, 2. Band, 2. Aufl. – Mergentheim, Leipzig: L. Herbig 1844. (Sarpi, Geschichte des Konzils II) Savigny, Friedrich Carl von, System des heutigen römischen Rechts, 4. Band. – Berlin: Veit & Comp. 1841. (Savigny, System des heutigen römischen Rechts IV) – (Hg.)  Petri Exceptiones Legum Romanorum. G Schaps,

Georg, Zur Geschichte des Wechselindossaments. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1892. (Schaps, Wechselindossament)

Schaube, Adolf, Das Konsulat des Meeres in Pisa. Ein Beitrag zur Geschichte des Seewesens, der Handelsgilden und des Handelsrechts im Mittelalter (Staats- und Socialwissenschaftliche Forschungen, hg. von Gustav Schmoller, Heft 33 = Band 8, Heft 2). – Leipzig: Duncker & Humblot 1888. (Schaube, Konsulat des Meeres) Schröder, Richard, Die Bodmerei, in: Handbuch des Deutschen Handels-, See- und Wechselrechts, hg. von Wilhelm Endemann, 4. Band, 1. Abteilung: Das Seerecht. – Leipzig: Fues’s Verlag (R. Reisland) 1884, S. 235 – 258. (Schröder, Bodmerei) Schwabenspiegel  Gengler, Heinrich Gottlieb Philipp;  Laßberg, Friedrich Leonhard Anton Freiherr von. * Seebohm, Frederic, Die englische Dorfgemeinde in ihren Beziehungen zur Gutsherrlichkeit, zu der ursprünglichen Stammesverfassung, zur Flureinteilung und Feldgemeinschaft. Ein Beitrag zur Geschichte der Volkswirtschaft. Nach der 3. Aufl. aus dem Englischen übersetzt von Theodor von Bunsen. – Heidelberg: Carl Winter 1885. (Seebohm, Die englische Dorfgemeinde) –, The English Village Community: examined in its relations to the manorial and tribal systems and to the common or open field system of husbandr y. An essay in economic history. – London: Longmans, Green & Co. 1883. (Seebohm, English Village Community) Las Siete Partidas del sabio Rey don Alfonso Nono por las quales son derimidas las questiones, è pleytos que en España occurren. Sabaimente sacadas de las leyes canonicas y civiles. Con la Glossa del insigne Dottor Alfonso Diez de Montalvo. E con las addiçiones, emmiendas, è decisions que por los Reyes sucessores fueron fechas. Nuevamente sobre todos los exemplars hasta aora publicados, corregidas y ordenadas. – Lyon: Alonso Gomez, Henrique Toti 1550. (Siete Partidas)

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Silberschmidt, Wilhelm, Die Commenda in ihrer frühesten Entwicklung bis zum 13. Jahrhundert: Ein Beitrag zur Geschichte der Commandit- und der stillen Gesellschaft. – Würzburg: Stuber 1884. (Silberschmidt, Die Commenda in ihrer frühesten Entwicklung) Sinibaldus Fliscus  Innozenz IV. G

Sohm, Rudolph, Die deutsche Genossenschaft, in: Festgabe für Ber nhard Windscheid zum 22. Dez. 1888, hg. von der Leipziger Juristenfakultät. – Leipzig: Duncker & Humblot 1888, S. 3 – 43 [= S.142 – 181]. (Sohm, Die deutsche Genossenschaft) * –, Fränkisches Recht und römisches Recht. Prolegomena zur deutschen Rechtsgeschichte, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 1. Band, 1880, S. 1 – 84. (Sohm, Fränkisches Recht) Spiegel deutscher Leute [Deutschenspiegel] der Innsbrucker Handschrift, hg. von Julius Ficker. – Innsbruck: Wagner 1859. (Spiegel deutscher Leute) Sraffa, Angelo, La liquidazione delle società commerciali. – Firenze: Giuseppe Pellas 1891. (Sraffa, Liquidazione delle società commerciali) –, Studi di diritto commerciale (La vendita di cosa altrui nel diritto commerciale [...]). – Pisa: Spoerri 1891. (Sraffa, Studi di diritto commerciale) G

Statut criminel de 1232 (Extrait du), in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. 29: Extraits des Statuts de Venise et de l’Autriche relatifs au droit maritime. – Paris: Imprimerie Royale 1839, S. 19 f. (Statut criminel de Venise) G

Statut de Marseille de 1253 à 1255 (Extrait du), in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 4. Band, c. 26: Droit maritime de la France. – Paris: Imprimerie Royale 1837, S. 256 – 289. (Statut de Marseille) G Statut

de Sassari de 1316 (Extrait du), in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. 32: Droit maritime de la Sardaigne. – Paris: Imprimerie Royale 1839, S. 281 – 284. (Statut de Sassari)

G Statut

maritime d’Ancône de 1397, in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. 30: Droit maritime des États pontificaux, ebd., S. 116 – 198. (Statut maritime d’Ancône)

G

Statut maritime de 1255 = Statuta navium, in: Pardessus, Jean-Marie, Collection de lois maritimes, 5. Band, c. 29: Droit maritime de Venise et de l’Autriche, ebd., S. 20 – 64. (Statut maritime de 1255)

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G

Statuta antiqua mercatorum a[nno] ca. MCC, hg. von G. Bonora, in: Statuta varia civitatis Placentinae, in: Monumenta historica ad provincias Parmae et Placentiae spectantia. – Parma: ex officina Petri Fiaccadorii 1860, S. 5 – 184. (Statuta antiqua mercatorum Placentiae) Statuta Bononiae anno 1250 ss., in: Dei Monumenti Istorici pertinenti alle provincie della Romagna, series prima: Statuti, 1. Band: Statuti di Bologna dall’anno 1245 all’anno 1267, hg. von Luigi Frati. – Bologna: Regia tipografia 1863. (Statuta Bononiae) Statuta Burgi et Curie Sancti Georgici (anno 1422), in: Monumenti Legali del Regno Sardo dal secolo XII al XV, raccolti ed illustrati per cura di una società di giureconsulti. – Augustae Taurinorum: T. Degiorgis 1858. (Statuta Burgi et Curie Sancti Georgici) G Statuta civilia domus mercatorum Veronae, hg. von Hortensius Pignolati. – Verona: H. Discipulus 1598. (Statuta civilia domus mercatorum Veronae) G Statuta

civitatis Cremonae accuratius quam antea excusa, et cum archetipo collata. – Cremona: apud Christophorum Draconium typographum & Petrum Bozolam, socios 1578. (Statuta civitatis Cremonae)

G Statuta

civitatis Eporediae, hg. von Petrus Datta, in: Historiae Patriae Monumenta 16, Leges municipales, t. 2, pars 2. – Augustae Taurinorum: apud fratres Bocca 1876, Sp. 1091 – 1344. (Statuta civitatis Eporediae)

G Statuta

civitatis Montiscalerii, anno 1388, hg. von Petrus Datta, in: Historiae Patriae Momumenta, Leges municipales, t. 1. – Augustae Taurinorum: officina regia 1838, Sp. 1351 – 1588. (Statuta civitatis Montiscalerii) G Statuta

civitatis Mutine, anno 1327 reformata, hg. von Cesare Campori (Monumenti di Storia patria delle provincie Modenesi, serie degli Statuti I). – Parma: Pietro Fiaccadori 1864. (Statuta civitatis Mutine)

G

Statuta communis Vercellarum ab anno MCCXLI, hg. von Giovambatista Adriani, in: Historiae Patriae Momumenta 16, Leges municipales, t. 2, pars 2. – Augustae Taurinorum: apud fratres Bocca 1876, Sp. 1088 (III) – 1388. (Statuta communis Vercellarum) Statuta communis Vicentiae  Statuti del Comune di Vicenza. G

Statuta communitatis Novariae, hg. von Antonius Ceruti, in: Historiae Patriae Momumenta 16, Leges municipales, t. 2, pars 1. – Augustae Taurinorum: apud fratres Bocca 1876, Sp. 507 – 808. (Statuta communitatis Novariae)

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Statuta comunis et populi civitatis Vissi antiqui et fidelis jussa vel disposta ante anno 1461, hg. von Milziade Santoni Camers. – Camerino: T. Mercurius Succ. Borgarelli 1884. (Statuta comunis Vissi) Statuta domus mercatorum Veronae  Statuta civilia domus mercatorum Veronae. Statuta ducatus Mediolanensis ex legibus atque constitutionibus imperatorum, regum et sancti Romani Imperii in Longobardia vicariorum itemque ex decretis ducum, vicecomitum, et magistratus municipalis, collecta, ac in certos titulos digesta. In quibus pleraeque consuetudines, et iura gentilia veterum germanorum ab imperatoribus ac regibus Gothis, Longobardis, Francis et Theutonis in Italiam introducta et in communium legum valorem proposita, continentur et observantur, commentariis luculentissimis illustrata, et cum iure communi civili atque canonico collata ab Horatio Carpano, i.c. collegii Mediolanensis nobilissimo ex quibus quicquid ad obscuriorum difficilium et controversarum, circa statuta municipalia in imperio Romano et regnis Europaeis quaestionum explicationem requiritur, depromi decidique potest. – Frankfurt: sumptibus Petri Kopffii, excudit Ioannes Saurius 1611 (Statuta ducatus Mediolanensis I) [Statuta ducatus Mediolanensis] Horatii Carpani iurisconsulti Commentaria absolutissima in alteram iuris municipalis partem quae novissima dicitur non minori quam priora studio elaborato. – Frankfurt: excudebat Romanus Beatus, sumptibus Nicolai Bassaei 1600 (Statuta ducatus Mediolanensis II) Statuta et Decreta communis Genuae, hg. von Antonius Maria Visdominus. – Venetiis: Dominicus Nicolinus 1567. (Statuta et Decreta Communis Genuae) G

Statuta et privilegia civitatis Niciae, hg. von Fridericus Sclopis, in: Historiae Patriae Momumenta, Leges municipales, t. 1. – Augustae Taurinorum: officina regia 1838, Sp. 41 – 241 (Statuta et privilegia civitatis Niciae)

Statuta Massae. – Lucca: Vincentius Brusdaghius 1592. (Statuta Massae) Statuta Mediolani cum apostillis clarissimi viri iureconsulti Mediolanensis d[omini] Catelliani Cottae in meliorem formam quam antehac typis excusa, 1. Band (anno 1421) und 2. Band (anno 1502). – Milano: apud Iohannem Antonium Castellionaeum, impensis domini Iohannis Baptistae et fratrum de Sereno 1552. (Statuta Mediolani I und II) Statuta Perae  Statuti della colonia genovese di Pera. G Statuta

Populi et Communis Florentiae publica auctoritate collecta, castigata et praeposita anno salutis 1415, 3 Bände. – Friburgi: Michael Kluch [1778] – 1783. (Statuta Populi et Communis Florentiae I–III)

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G

Statuta urbis Ferrariae reformata anno Domini 1567 novissime excussa. – Ferrara: apud Franciscum Succium typographum 1624. (Statuta urbis Ferrariae)

G Statuta varia civitatis Placentinae, in: Monumenta historica ad provincias Parmae et Placentiae spectantia. – Parma: ex officina Petri Fiaccadorii 1860. (Statuta varia civitatis Placentinae)

Statuta Veneta emendatissima eisdem de novo additis correctionibus in creatione Serenissimorum Principum […] Barbadici, Lauretani, Grimani et inclyti Andree Griti. – Venedig: Bernardino Benalio et compagno 1528. (Statuta Veneta) Statuten von Albenga  Statuti d’Albenga. Statuten von Ancona  Statut maritime d’Ancône. Statuten von Arezzo  Liber statutorum Arretii. Statuten von Barcelona  Ordonnance sur la police de la navigation. Statuten von Bergamo  Antiquae Collationes statuti veteris Civitatis Pergami. Statuten von Bologna  Liber tertius causarum civilium communis Bononiae;  Statuta Bononiae;  Statuti de la honoranda universitate de li mercatanti de la Citade de Bologna. Statuten von Brescia  Statuti Bresciani (HPM);  Statuti della mercanzia di Brescia. Statuten von Burgos  Ordenanzas de la muy noble […] ciudad de Burgos. Statuten von Catania  Consuetudines clarissimae civitatis Cataniae. Statuten von Como  Liber statutorum consulum Cumanorum. Statuten von Cremona  Statuta civitatis Cremonae. G Statuten von Florenz, in: Fierli, Gregorio, Della società chiamata accomandita e di altre materie mercantili. – Macerata: a spese di Emidio Cesarini, co’ tipi di Alessandro Mancini 1840. (Statuten von Florenz)

Statuten von Genua [von 1567]  Statuta et Decreta communis Genuae. Statuten von Genua [von 1588/89]  Statutorum civilium reipublicae Genuensis.

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Statuten von Ivrea  Statuta civitatis Eporediae. Statuten von Lodi  Laudensium Statuta;  Statuti vecchi di Lodi. Statuten von Mailand [von 1216]  Liber consuetudinum Mediolani. Statuten von Mailand [von 1502]  Statuta Mediolani. Statuten von Mallorca [von 1413]  Ordinacions de Mallorca. Statuten von Marseille  Statut de Marseille. Statuten von Massa  Statuta Massae. Statuten von Messina  Consuetudines et statuta nobilis civitatis Messanae. Statuten von Modena  Statuta civitatis Mutine. Statuten von Moncalieri  Statuta civitatis Montiscalerii. Statuten von Nizza  Statuta et privilegia civitatis Niciae. Statuten von Novara  Statuta communitatis Novariae. Statuten von Padua  Statuti del Comune di Padova. Statuten von Palermo  Antiquissimae felicis S.P.Q. Panhormitani consuetudines. Statuten von Pera  Statuti della colonia genovese di Pera. Statuten von Piacenza  Statuta varia civitatis Placentinae;  Statuta antiqua mercatorum. Statuten von Rom  Statuti della città di Roma. Statuten von Sassari  Statut de Sassari. Statuten von Siena [von 1292]  Statuti de’lanajuoli del 1292. Statuten von Trani  Ordonnance maritime de Trani. Statuten von Valencia  Coutume de Valence. Statuten von Venedig  Statut criminel;  Novissimum Statutorum ac Venetarum Legum Volumen;  Statuta Veneta. Statuten von Vercelli  Statuta communis Vercellarum.

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Statuten von Verona  Leges municipales seu statuta magnifice civitatis Verone;  Liber iuris civilis urbis Veronae;  Statuta civilia domus mercatorum Veronae. Statuten von Vicenza  Statuti del Comune di Vicenza. Statuten von Visso  Statuta comunis et populi civitatis Vissi. G

Gli Statuti d’Albenga, hg. von Antonio Valsecchi. – Albenga: T. Craviotto e figlio 1885. (Statuti d’Albenga)

G Statuti Bresciani del secolo XIII, hg. von Federico Odorici, in: Historiae Patriae Momumenta 16, Leges municipales, t. 2, pars 2. – Augustae Taurinorum: apud fratres Bocca 1876, Sp. 1584 (23) – 1584 (274). (Statuti Bresciani) G

Statuti de’lanajuoli del 1292 ss., in: Statuti Senesi scritti in volgare ne’secoli XIII e XIV e pubblicati secondo i testi del r. Archivio di Stato in Siena, hg. von Filippo-Luigi Polidori, 1. Band (Collezione di opere inedite o rare dei primi tre secoli della lingua, 4. Band). – Bologna: Gaetano Romagnoli 1863. (Statuti de’lanajuoli di Siena) Statuti del Comune di Padova dal secolo 12. all’anno 1285, hg. von Nicola Bruni. – Padua: F. Sacchetto 1873. (Statuti del Comune di Padova) Statuti del Comune di Vicenza, anno 1264, hg. von Fedele Lampertico (Monumenti storici publicati dalla r[eale] deputazione Veneta di storia patria, serie seconda: Statuti, vol. 1). – Venezia: R. Deputazione Veneta di storia patria 1886. (Statuti del Comune di Vicenza) Statuti del paratico e foro della università de’mercanti  Statuti e privilegi del paratico e foro della università de’mercanti. G Statuti de la honoranda universitate de li mercatanti de la cita de Bologna compilati de l’anno 1509. – Bologna: Benedictus Hectoris 1511. (Statuti de la honoranda universitate de li mercatanti de Bologna) G Statuti della città di Roma del secolo XIV, hg. von Camillo Re (Biblioteca dell’Accademia storico-giuridica, vol. 1). – Roma: tipografia della Pace 1880. (Statuti della città di Roma) G

Statuti della colonia genovese di Pera, hg. von Vincenzo Promis, in: Miscellanea di storia Italiana edita per cura della regia deputazione di storia patria per le antiche Provincie e la Lombardie, 11. Band. – Torino: fratelli Bocca 1870, S. 513 – 780. (Statuti di Pera)

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Statuti della mercanzia di Brescia e suo distretto con aggiunta della versione italiana del latino testo, Sebastiano Antonio Crotta. – Brescia: stampe Bossini 1788. (Statuti della Mercanzia di Brescia) Statuti di Pera  Statuti della colonia genovese di Pera. Statuti e privilegi del paratico e foro della università de’mercanti della città e distretto di Bergamo del 1457, coll’approvazione del serenissimo dominio Veneto. – Bergamo: Vincenzo Antoine 1780. (Statuti e privilegi del paratico e foro della università de’mercanti di Bergamo) Statuti vecchi di Lodi del XIII secolo, hg. von Cesare Vignati. – Milano: Bertolotti di dal Bono 1884. (Statuti vecchi di Lodi) G Statuto dell’Arte di Calimala (Florenz), in: Emiliani-Giudici, Paolo, Storia dei comuni italiani, 3. Band: Documenti. – Firenze: Felice le Monnier 1866, S. 171 – 428. (Statuto dell’Arte di Calimala) G Statutorum

civilium reipublicae Genuensis libri VI. – Genuae: apud Pavonem 1609. (Statutorum civilium reipublicae Genuensis)

Statutorum et Reformationum magnifice civitatis Senogallie volumen in sex libros distinctum, excussum et castigatum atque per eximios dominos auditores ducales confirmatum anno M.D.XXXVII et ad hanc novam impressionem restitutum anno M.D. LXXXIIII. – Pesaro: apud Hieronymum Concordiam 1584. (Statutorum et Reformationum civitatis Senogallie volumen) * Statutum in favorem principum, in: Monumenta Germaniae historica, Leges [in folio], hg. von Georg Heinrich Pertz, 2. Band: Constitutiones regum Germaniae. Capitularia […]. – Hannoverae: Hahn 1837, S. 282 f. (Statutum in favorem principum) Stieda, Wilhelm, Litteratur, heutige Zustände und Entstehung der deutschen Hausindustrie. Nach den vorliegenden gedruckten Quellen (Schriften des Vereins für Socialpolitik, Band 39: Die deutsche Hausindustrie Band 1). – Leipzig: Duncker & Humblot 1889. (Stieda, Die deutsche Hausindustrie) Stobbe, Otto, Reurecht und Vertragsschluß nach älterem deutschen Recht, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, 13. Band, 1878, S. 209 – 259. (Stobbe, Reurecht und Vertragsschluß) Suarez de Paz, Gonzalo, Praxis ecclesiasticae et saecularis in qua acta processuum omnium utriusque forum causarum cum actionum formulis Hispano sermone composita. – Francofurti: Palthenius 1613. (Suarez de Paz, Praxis ecclesiastica)

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Tabula Amalfitana, Tavola de Amalfa  Laband, Paul (Hg.), Das Seerecht von Amalfi. Theiner, Augustin (Hg.), Acta genuina sacrosancti oecumenici concilii Tridentini sub Paulo III., Julio III. et Pio IV. pontificibus maximis, ab Massarelli, Angelo conscripta. – Zagrabiae: societas bibliophila 1874, 1875. (Theiner, Acta concilii Tridentini I und II) Thöl, Heinrich, Das Handelsrecht, 1. Band, 6. Aufl. – Leipzig: Fues 1879. (Thöl, Handelsrecht I) Treitschke, Georg Karl, Die Lehre von der unbeschränkt obligatorischen Gewerbegesellschaft und von Commanditen. Nach römischem Recht, mit Rücksicht auf neuere Gesetzgebungen, 2. Aufl. – Leipzig: Carl Heinrich Reclam sen. 1844. (Treitschke, Gewerbegesellschaft) Ubaldis, Baldus de  Baldus de Ubaldis. Ubaldis, Petrus de  Petrus de Ubaldis. Urkundenbuch der Stadt Lübeck  Lübisches Urkundenbuch. Usatges de Barcelona i constitutiones de Catalunya. Usatici barchinonenses. – Barcelona: Pere Miquel 1495. (Usatges de Barcelona) Valsecchi, Antonio  Statuti d’Albenga. Vignati, Cesare  Statuti vecchi di Lodi del XIII secolo. Villani, Giovanni, Cronica a miglior lezione ridotta coll’aiuto de’testi a penna, 5. Band. – Firenze: Il Magheri 1823. (Villani, Cronica) Villani, Giovanni, Croniche storiche a miglior lezione ridotte coll’aiuto dei testi a penna, 5. Band. – Milano: Borroni et Scotti 1848. (Villani, Croniche) Vinogradoff, Paul, Villainage in England. Essays in English Mediaeval History. – Oxford: Clarendon Press 1892. (Vinogradoff, Villainage in England) G Vivante,

Cesare, Studi bibliografici di diritto commerciale, in: Rivista italiana per le scienze giuridiche, 13. Band, 1892, S. 82 – 98. (Vivante, Diritto commerciale) Voigt, Moritz, Über die Bankiers, die Buchführung und die Litteralobligation der Römer (Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, Nr. XII = Abhandlungen der

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königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, Nr. XXIII). – Leipzig: S. Hirzel 1888. (Voigt, Über die Bankiers) –, Über die Condictiones ob causam und über Causa und Titulus im allgemeinen. – Leipzig: Voigt & Günther 1862. (Voigt, Condictiones) –, Die XII Tafeln, 1. Band: Geschichte und allgemeine juristische Lehrbegriffe der XII Tafeln nebst deren Fragmenten. – Leipzig: A. G. Liebeskind 1883. (Voigt, XII Tafeln I) Volpicella, Luigi  Consuetudini della città di Amalfi;  Consuetudini della città di Sorrento. Wagner, Rudolf, Handbuch des Seerechts, 1. Band (Systematisches Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 3, Teil 3). – Leipzig: Duncker & Humblot 1884. (Wagner, Seerecht I) Weber, Max, Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter. Nach südeuropäischen Quellen. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1889 (in diesem Band, oben, S. 139 – 340). (Weber, Geschichte der Handelsgesellschaften) * G Weiske, Julius (Hg.), Der Sachsenspiegel nach der ältesten Leipziger Handschrift, 6. Aufl., hg. von R. Hildebrand. – Leipzig: Fues’s Verlag (R. Reisland) 1882. (Weiske, Sachsenspiegel) Wittich, Werner, Die Entstehung des Meierrechts und die Auflösung der Villikationen in Niedersachsen und Westfalen, in: Zeitschrift für Social- und Wirthschaftsgeschichte, 2. Band, 1894, S. 1 – 61. (Wittich, Entstehung des Meierrechts)

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Quellenregister

Quellenregister

Das Register erfaßt die im Band genannten antiken und mittelalterlichen Autoren sowie sonstige Rechtsquellen. Zu den von Weber benutzten Ausgaben vgl. oben, S. 129 f., 134 – 137. Für die wichtigsten Quellencorpora (Corpus iuris civilis, Corpus iuris canonici, Statuten, Urkunden) wurden Oberbegriffe gebildet, unter die dann die jeweiligen spezifischen Quellen alphabetisch aufgenommen wurden. Für längere Quellenangaben wurden die im Literaturverzeichnis (oben, S. 566 – 597) eingeführten Kurztitel bzw. Titel benutzt und nach Möglichkeit auf die dort vollständig erfaßten Einträge verwiesen. Die zahlreichen von Weber verwendeten Statutenausgaben und Editionen von örtlichem Recht wurden nach den heute gebräuchlichen geographischen Bezeichnungen alphabetisch unter der Rubrik „Statuten, örtliche Rechtsnormen“ angeordnet. Soweit aus einer Stadt unterschiedliche Normen von Weber zitiert wurden, sind ältere vor jüngeren, allgemeine Stadtstatuten vor spezielleren Zunftstatuten eingeordnet. Quellenstellen stehen jeweils links, Seitenverweise rechts. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede.

Albertus, [Commentaria in Lombardam] 193f., 209, 338 (Allgemeines deutsches) Handelsgesetzbuch (1861/1872) 566 Art. 1 Art. 4 – 11 Art. 22 Art. 24 Art. 74 Art. 75 Art. 77 Art. 85 Abs. 1 Art. 113 Art. 119 Art. 120 Art. 122 Art. 126 Art. 127 Art. 266 Art. 271 – 277 Art. 306 Art. 338 Art. 347 Art. 349 Art. 350 Art. 376 Art. 377

255 255 150, 487 150 449 449 449 145 150 293 293 482 293 293 145 255 481 480 444 f. 444 f. 444, 445 469 469

Allgemeines Landrecht (Preußen 1794) 566 § 264 § 265 § 311 § 519 § 569

347 347 347 396 396

Ansaldus de Ansaldis, Discursus legales de commercio et mercatura 340, 567 disc. 49 disc. 50 disc. 51 disc. 52

192, 205, 322 192 249 192

Antonius de Butrio, Lectura de Jure patronatus 392, 402, 567 Archives de l’Orient latin 175, 251 f., 339, 567

Archivio Veneto 339, 567 씮 auch: Carte del Mille e del Millecento [Argellati, Francesco] 씮 Pratica del foro Veneto

600

Quellenregister

Ariprand, [Commentaria in Lombardam] 193 f., 209 f., 338

Basiliken 씮 Excerpta juris orientalis

Auctor vetus de beneficiis 씮

l. 3 c. 292 l. 3 c. 468 l. 7 c. 292 l. 7 c. 468

Benedict Levita, Capitularia 568 Sachsenspiegel

Baldus de Ubaldis – Commentaria 567 in Cod. 3.33

397

– Consilia 340, 568 cons. I.19 cons. I.21 cons. I.97 cons. I.120 cons. I.260 cons. II.74 cons. II.87 cons. II.260 cons. II.347 cons. II.451 cons. III.30 cons. III.451 cons. III.452 cons. III.453 cons. IV.65 cons. IV.189 cons. IV.214 cons. IV.239 cons. IV.335 cons. IV.453 cons. IV.461 cons. IV.472 cons. V.25 cons. V.40 cons. V.65 cons. V.125 cons. V.155 cons. V.172 cons. V.234 cons. V.259 cons. V.284 cons. V.372 cons. V.402 cons. V.482

196, 322 197 197 323 196, 197, 302 195 197, 313 196, 302 197 195, 196 196, 322 215, 322 195 313 – 315 313 197 313 197 197 313 197 195, 321, 323 203 197 197 203, 217, 311, 316, 322 f. 318 322 197 197 197 197 323 322, 323

Balduzzi (Balducci) Pegolotti, Francesco, Pratica della mercatura 290, 568

388 388 388 388

Bini, Telesforo, I Lucchesi a Venezia 286, 339, 568

Buchon, Jean Alexandre, Nouvelles recherches sur la principauté française de Morée 250, 339, 569 Bürgerliches Gesetzbuch (Deutschland, 1896/1900) § 812 § 985

261 261

Capitularia regum Francorum 씮 Herrscherkonstitutionen: Karl d. Große, Karlmann

Carpano, Horatio, Commentarii in statuta ducatus Mediolanensis 235, 319 f., 323 f., 336

Carte del Mille e del Millecento 173 f., 339, 569

Casaregis, Josephus Laurentius Maria de, Discursus legales de commercio 163, 187, 569

Cicero, Marcus Tullius, Pro Quinto Roscio comoedo 4, 11 – 12

367, 376, 379, 569

Code civil (Frankreich, 1804) 199, 570 Art. 913 Art. 919 Art. 1599 Art. 1715

199 199 479 447

Codex diplomaticus Anhaltinus 361, 434, 570

601

Quellenregister

Codex Justinianus 씮 Corpus iuris civilis: Codex

Codex Theodosianus C. Th. 8.12.5

368

De consecratione Di. 1 c. 9 390

– Compilatio Secunda (um 1210 – 1215) Comp. sec. III.24.2

391

Codice civile (Italien, 1865) 570

– Liber Extra (1234) 572

Art. 1459

X 3.7.6 X 3.38.3 X 3.38.25 X 5.19

479

Codice di commercio (Italien, 1882) 570 Art. 59 Art. 77 Art. 99 Art. 106

479, 481 482 478, 482, 483 478, 481

Compilatio secunda 씮 Corpus iuris canonici, Compilatio secunda

Consolat de la mer/Consolat del mar (Barcelona) 161, 171, 333, 570 c. 165 c. 172 c. 173 c. 175 c. 181 – 193

171 170 170 170 171

Constitutiones (regum) regni (utriusque) Siciliae 570 l. 2 tit. 17

200, 334

Constitutum Legis 씮 Statuten, örtliche Rechtsnormen: Pisa

Constitutum Usus 씮 Statuten, örtliche Rechtsnormen: Pisa

Corpus inscriptionum latinarum 571 I.3.950

178 f.

Corpus iuris canonici – Decretum Gratiani (ca. 1140) 575 C. 1 qu. 2 c. 1 C. 16 qu. 7 c. 23 C. 16 qu. 7 c. 26 C. 16 qu. 7 c. 27 C. 16 qu. 7 c. 30 C. 16 qu. 7 c. 33 – 36

390 391 387 f. 387, 392 392 387

402 390 391 314

– Liber Sextus (1298) VI. 3.19 unic.

363, 392, 397

Corpus iuris civilis – Codex Cod. 3.33

397

– Digesten Dig. 2.14.9pr Dig. 4.8.34pr Dig. 5.1.61 Dig. 5.5.22 Dig. 12.1.2.3 Dig. 12.1.2.5 Dig. 12.1.9pr Dig. 12.1.9.9 Dig. 12.1.15 Dig. 12.1.20 Dig. 12.1.21 Dig. 12.1.24 Dig. 12.2.14 Dig. 13.1.10.1 Dig. 14.1.1.25 Dig. 14.1.2 Dig. 14.1.3 Dig. 14.2 Dig. 14.3.13.2 Dig. 14.6.1 Dig. 17.1.34 Dig. 17.2.27 Dig. 17.2.44 Dig. 17.2.63.3 Dig. 17.2.63.5 Dig. 17.2.82 Dig. 21.1.44.1 Dig. 22.4 Dig. 23.3.5.13 Dig. 23.3.47

153 153 377 f., 381 483 380 367 376 376, 379 379 358 f., 364 – 383 366 367, 376 378 380 319 319 319 157, 185 319 220 372, 379 488 264 155 152 488 152 157 366 365, 366

602 Dig. 23.4.12.3 Dig. 23.4.18 Dig. 23.4.29 Dig. 23.4.32 Dig. 24.1.15.1 Dig. 24.2.4 Dig. 24.3.31 Dig. 30.1.82.1 Dig. 35.2.85 Dig. 39.5.1 Dig. 39.5.2 Dig. 39.5.14 Dig. 39.5.33.1 Dig. 39.6.13 Dig. 39.6.14 Dig. 39.6.15 Dig. 39.6.16 Dig. 39.6.17 Dig. 39.6.18 Dig. 39.6.19 Dig. 40.7.11 Dig. 43.31 Dig. 44.2.14.2 Dig. 44.7.18 Dig. 44.7.19 Dig. 45.1.44.1 Dig. 45.1.68 Dig. 46.2.11 Dig. 50.17.54

Quellenregister 263 366 263 263 365, 366 366 366 378 366 364, 365 366 365 368, 370, 373 365 365, 366 366 366 366 366 366 382 371 378 377 377 464 375 474 151

– Institutionen Inst. 2.7.3

374

– Novellae Nov. 99

251

Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia 289 f., 339, 573 씮 auch: Urkunden: Frankreich

Edictus Rothari 99, 193, 194, 573 씮 auch: Lombarda; Leges longobardorum

Estratto del epistolario della Repubblica Fiorentina 339, 574 Excerpta juris orientalis seu graecoromani ad rem nauticam pertinentia 155, 574 Fagnani, Prospero, Commentaria 574 in X 3.38.3

395

Fragmenta Vaticana (Iuris civilis anteiustiniani Vaticana fragmenta) 578 § 266 § 293

368, 370, 372 f. 372

Frammento di Breve Genovese 334, 574 c. 4 c. 6

179 179

Fuero de Daroca 씮 Statuten, örtliche Rechtnormen: Daroca Fuero Iuzgo 170, 333, 575

Cortes de Agramunt 170

l. 5 t. 5 c. 3

de Curte, Rochus, Tractatus de Jure patronatus 390, 392, 397 f., 400 f., 572

Fuero viejo de Castilla (1250, redig. 1395) 333, 575

Dattasches Fragment 씮 Frammento di

l. 5 t. 2 c. 3 l. 5 t. 3

Breve Genovese

Decretum Gratiani 씮 Corpus iuris

170

219 219

Fueros francos 333, 575

canonici: Decretum Gratiani

Gaius, Institutiones iuris romani 575

Deutschenspiegel 씮 Sachregister

Inst. III. 91 Inst. IV.19 Inst. IV. 34 Inst. IV. 55 Inst. IV. 148 – 151 Inst. IV. 161

Digesten 씮 Corpus iuris civilis: Digesten

377 380 378 378 371 371

603

Quellenregister

Aulus Gellius, Noctes Atticae 575 14.2.4

381

Gerichtsentscheidungen – Katalonien, Senatus 472 – Reichsoberhandelsgericht, Entscheidungen in Civilsachen 149, 586 f. – Rota, Florenz (Decisiones caussarum) 177, 318, 321, 339, 472, 572 – Rota, Genua (Decisiones) 161, 177, 248, 316 f., 325 – 328, 338, 472, 572 – Rota, Lucca (Decisiones) 177, 292, 339, 572 – Rota, Rom (Decisiones aureae) 177, 318, 339, 572

– Friedrich II. (Statutum in favorem principum, 1231) 434, 438, 595 – Philipp II. (Kg. v. Spanien, für Franche Comté) 393, 396, 401, 403

Historiae Patriae Monumenta, Chartarum 씮 Urkunden: Genua Hostiensis (Henricus de Segusio Cardinalis), Commentaria 399, 578 in X 3.40.7

399

Innozenz IV. (Sinibaldus Fliscus), Commentaria 578 in X 3.38 in X 3.38.5

392 f. 397

Interdictum Utrubi 씮 Corpus iuris

– Tivoli (bischöfliche Entscheidung, zum Konzil von Trient) 400

civilis: Dig. 43.31

– Todi (bischöfliche Entscheidung, zum Konzil von Trient) 400

Iohannes de Anania, Lectura in titulum de iure patronatus 392, 402, 578

Gesellschaftsverträge 씮 Urkunden, Inschriften, Societätsverträge

Konkordat (Bayern, 1817) 396

Gesetz über den Eigenthumserwerb (Preußen, 1872) 575 § 30

483

Giornale storico degli archivi toscani, vol. 1 씮 Documenti riguardanti il commercio dei Fiorentini in Francia

Handelsgesetzbuch 씮 Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch Herrscherkonstitutionen

Konkursordnung (Deutschland, 1877) 578 § 38 § 39 § 40 § 44

180 180 180 180, 487 f.

Konzil von Trient (1545 – 1552, 1562/63) (Theiner, Acta concilii) 596 post Sess. XIII

384, 385 f., 393, 395, 402 385 358, 384 – 403 385, 401 – 403 399 386 399 386 394 359, 394 f., 399, 400

– Friedrich I. (röm.-dt. Ks., Landfrieden v. 1152) 415f., 421 씮 auch: Libri feudorum II.27 § 8

Sess. XIV, c. 4 Sess. XIV, c. 12 Sess. XIV, c. 13 Sess. XXI, c. 7 Sess. XXIV, c. 11 Sess. XXIV, c. 15 Sess. XXIV, c. 18 post Sess. XXIV Sess. XXV, c. 9

– Friedrich II. (Constitutiones regni Siciliae) 200

Leges Liutprandi (733 n. Chr.) 580

– Karl d. Große (Kapitular, 794) 387 – Karlmann (Kapitular, 884) 434 – Roger II. (Sizilien, Novella v. 1150) 199

c. 131

158

604

Quellenregister

Leges longobardorum 196, 280, 338,

Liber legis Gundobadi

580

l. 1 c. 51

l. 2 rubr. 14 l. 2 rubr. 20 l. 2 rubr. 21

193, 197, 203, 206, 223 194 209, 251

Lex Burgundionum (Lex Romana Burgundionum) 205 f., 581 tit. 51 tit. 78

206 206

Lex Cincia 씮 Fragmenta Vaticana § 266

198

Liber legis longobardorum Papiensis 193

Libri feudorum 361, 581 I.26 § 1 II.27 § 7 II.27 § 8 II.33pr II.43

432 421 415, 421 432 421

154, 377, 380

Lombarda 196, 201, 205, 209 f., 223, 241 f., 251 씮 auch: Leges longobardorum

Lex Langobardorum 씮 Leges

Lübisches Urkundenbuch 씮

Lex Julia Municipalis (69/45 v. Chr.)

longobardorum

Urkunden: Lübeck

Lex Malacitana 씮 Statuten: Malaga Lex Metalli Vipascensis (1. Jh. n. Chr.) 154 Lex Rhodia de iactu 씮 Corpus iuris civilis: Dig. 14.2

Lex Romana Burgundionum 씮 Lex Burgundionum

Lex Rubria (49 – 42 v. Chr.) 379 f. Lex Silia (3. Jh. v. Chr.) 380 Lex Wisigothorum 170, 333, 581 l. 5 tit. 5 c. 3 l. 5 tit. 5 c. 4 l. 5 tit. 5 c. 5 l. 5 tit. 5 c. 8 l. 11 tit. 3

158 f. 159 158 158 157

Leyes de Recopilacion 씮 Nueva

Luca, Johannes Baptista de, De cambiis 473 f., 582 Manin, Daniele, Della Veneta Giurisprudenza 224, 582 Marquilles, Iacobus de, Comentaria super usaticis Barchinonensibus 221, 334, 582 l. 4 c. 26 221 씮 auch: Statuten: Barcelona

Meichelbeck, Carl, Historiae Frisingensis 씮 Urkunden: Freising Monumenta spectantia historiam Slavorum Meridionalium 223 – 225, 339, 582

Münzgesetz (Deutschland, 1873) 573 Art. 14 § 2

346

Recopilacion de las Leyes

Nicolaus de Tudeschis 씮 Panormitanus

Liber Extra 씮 Corpus iuris canonici: Liber Extra

Normalrentengutvertrag (Preußen, 1886) 346

Liber Sextus 씮 Corpus iuris canonici:

Novella Rogerii II. (1150) 199

Liber Sextus

605

Quellenregister

Novellae, Novellen 씮 Corpus iuris civilis: Novellen

Nueva Recopilacion de las Leyes 333, 583 l. 5 tit. 13 l. 1 l. 5 tit. 16 l. 7 tit. 10 l. 3

221 221 171

Pagnini, Della mercatura de’Fiorentini 290, 584

Quintilianus (Marcus Fabius Quintilianus), Institutionis oratoriae libri XII 586 4.2.6

381

Regesto di Farfa 씮 Urkunden: Farfa Reichsoberhandelsgericht 씮 Gerichtsentscheidungen: Reichsoberhandelsgericht

씮 auch: Urkunden: London (1284)

Ricordanze di Ghido di Filippo di Guidone dell’Antella 339, 587

Panormitanus [Nicolaus de Tudeschis]

씮 auch: Urkunden: Florenz

– Commentaria 584 in X 3.38

392

씮 auch: Urkunden: Pisa

– Consilia 584 II.15 II.28 II.98 II.106

Ricordi di cose familiari di Meliadus Baldiccione de’Casalberti Pisano (1344) 285, 339, 452, 587

398 398 398 392, 397

Passerini, Gli Alberti di Firenze 207, 275, 296, 302, 304, 307 – 310, 339, 585 씮 auch: Urkunden: Florenz

Periglis de Perusio, Angelus de, De societatibus 314 f., 340, 585 Peruzzi, Storia del commercio (Florenz) 225, 296, 302 – 305, 307 f., 339, 585 씮 auch: Urkunden: Florenz

Petri Exceptiones Legum Romanorum 210, 338, 585 Petrus de Ubaldis, De duobus fratribus 234, 314, 319 – 323, 340, 585 Porcellinis de Padua, Francisus de, De duobus fratribus 315 f., 340, 586 Pratica del foro Veneto 224, 586 Prioli, Antonio, Correttion per Decreto delle leggi 224, 225, 586

Rota Fiorentina, Rota Lucchese, Rota Romana 씮 Gerichtsentscheidungen Sachsenspiegel – Auctor Vetus de beneficiis Buch 1, § 25 Buch 1, § 46

411 411

– Landrecht Buch 1, Art. 6 § 3 Buch 1, Art. 7 Buch 1, Art. 9 § 2 Buch 1, Art. 9 § 5 Buch 1, Art. 9 § 21 Buch 1, Art. 12 Buch 1, Art. 13 Buch 1, Art. 14 Buch 1, Art. 22 § 2 Buch 1, Art. 29 Buch 1, Art. 34 § 2 Buch 1, Art. 52 § 1 Buch 1, Art. 52 § 2 Buch 1, Art. 54 Buch 1, Art. 70 Buch 2, Art. 3 § 3 Buch 2, Art. 36 § 8 Buch 2, Art. 41 Buch 2, Art. 42 Buch 2, Art. 42 §§ 1 – 4

446 447 436 413 f., 417 f., 430 437 203 f., 331 236 436, 437 409 430 424, 439 424, 430 424, 431 409 420 433 414 406 358, 404 – 439 407

606 Buch 2, Art. 42 § 1 Buch 2, Art. 42 § 2

Buch 2, Art. 42 § 3 Buch 2, Art. 42 § 4 Buch 2, Art. 43 Buch 2, Art. 43 § 1 Buch 2, Art. 43 § 2 Buch 2, Art. 44 Buch 2, Art. 44 § 1 Buch 2, Art. 53 Buch 2, Art. 59 § 1 Buch 3, Art. 4 § 2 Buch 3, Art. 5 § 1 Buch 3, Art. 21 § 1 Buch 3, Art. 39 § 3 Buch 3, Art. 77 Buch 3, Art. 83 § 2 Buch 3, Art. 83 § 3 Buch 3, Art. 84 § 2

Quellenregister 410 – 412, 417, 419, 422 f., 426 f., 437 f. 410, 412, 417, 419, 422 f., 425 f., 433, 436 434 425, 429, 436 406, 407 411, 414, 426 – 430, 432 429 407 411, 423 – 425, 427 409 409 413 413 416 433 409 418, 422 414 437

– Lehnrecht Art. 13 § 1 Art. 14 § 1 Art. 26 § 9 Art. 33 § 1 Art. 33 § 2 Art. 37 § 3 Art. 38 § 1 Art. 39 § 3 Art. 43 § 2 Art. 49 § 1 Art. 71 § 21

431 410 432 419 f. 419 432 432 411 421 418 434

– Richtsteig Landrechts Cap. 18 Cap. 21 Cap. 21 § 2 Cap. 21 § 4 Cap. 21 § 5 Cap. 23 § 3 Cap. 25 § 2 Cap. 26 § 4 Cap. 27 § 1 Cap. 27 § 2

436, 437 410 413, 434 433 408, 417, 436 433 429 412 430, 432 425, 429, 430

– Richtsteig Lehnrechts Cap. 15 § 11 Cap. 15 § 12

437 437

Cap. 17 Cap. 18 § 2 Cap. 20 § 4 Cap. 29 § 1 Cap. 29 § 3 Cap. 29 § 7 Cap. 29 § 8

420 418, 420 409, 410 416 416 417 408 f., 428

Schwabenspiegel Cap. 177/ 207 Cap. 178

412, 415, 424, 426, 435, 438 427

Senatus consultum Macedonianum 씮 Corpus iuris civilis: Dig. 14.6.1

Siete Partidas 171, 334, 588 p. 5 tit. 1 l. 2 p. 5 tit. 1 l. 4 p. 5 tit. 1 l. 6 p. 5 tit. 1 l. 7 p. 5 tit. 5 l. 7 p. 5 tit. 10 p. 5 tit. 10 l. 4 p. 5 tit. 22 l. 8

220 220 220 220 449 171, 221 221 220

Sinibaldus Fliscus 씮 Innozenz IV. Sizilien, Constitution de 1282 210, 570 Societätsverträge 씮 Urkunden, Inschriften, Societätsverträge

Statuten und örtliche Rechtsnormen – Agramunt, Cortes de (1113) 170 – Albenga, Statuti 181, 335, 594 – Alcalá, Ordenamiento de Leyes de 333, 584 – Amalfi, Consuetudini della città (1274) 200, 334, 571 c. 12 c. 14

200 173, 188

– Ancona, Statut maritime (1397) 172, 334, 589 – Arezzo, Liber statutorum 338, 581 l. 2 c. 42

229, 243, 247 f.

607

Quellenregister – Barcelona, Ordonnance sur la police de la navigation (1258) 170 f., 334, 584

– Burgus et curia S. Giorgici 씮 San Giorgio Canavese, Statuta

– Barcelona, Ordonnance des magistrats (1343) 172

– Caltagirone, Consuetudines civitatis (1299) 571

– Barcelona, Pragmatique (1271) 172 – Barcelona, Pragmatique (1304) 172 – Barcelona, Usatges 596 lib. IV, cap. 26 lib. X

221 221

– Bergamo, Statuti e privilegi del paratico … de’ mercatanti (1479) 238, 338, 595 c. 89 c. 92 c. 93

228, 231 213 f., 228 228

– Bologna, Liber tertius causarum civilium 213, 227, 232, 338, 581 l. 1, rubr. De contractibus 213, 231, 232 l. 1, rubr. De creditoribus agentibus 232 l. 2, rubr. Quod omnes et singuli 227 l. 3 c. 72 231 – Bologna, Statuta Bononiae (1250) 338, 590 l. 2 c. 8

210

– Bologna, Statuti della honoranda universitate de li mercatanti (1509) 228, 250, 298, 338, 594 – Bologna, Statuti de la universitate de li mercatanti (1550) rubr. 15

292

– Bononia 씮 Bologna – Brescia, Statuti della mercanzia di 337, 595 c. 61 c. 91 c. 91 – 107

231 231 228

– Burgos, Ordenanzas 333, 584 c. 131 c. 134 c. 135 c. 137

222 222 222 222

c. 24

199

– Catania, Consuetudines clarissimae civitatis (1345) 199, 571 tit. 3 cons. 1

199

– Como (Cumae), Liber statutorum consulum 337, 581 – Compostela, Fuero de (1113) 170 – Cremona, Statuta civitatis (1388) 590 c. 495

210, 227

– Cremona, Statuta mercatorum (1388) 227 rubr. 101 – 126 rubr. 107 rubr. 495

227 227 227

– Daroca, Fuero de (1142) 18 – Dortmund Art. 30

446

– Eporedia 씮 Ivrea – Ferrara, Statuta urbis 337, 592 – Florenz, Generalis balia (1309) 288, 295, 336 – Florenz, Statuta mercatorum (1393) 228, 288, 294, 297, 300, 336 – Florenz, Statuten von (14. Jh.) 211, 228, 288 f., 336, 592 Statuta populi Fiorentini (1324) l. 2 rubr. 54 296 – 299 Statuta populi Fiorentini (1355) l. 2 c. 58 299 – Florenz, Statuta populi et communis (1415) 336, 591 l. 2 rubr. 66 292 l. 2 rubr. 110 292 l. 3 301 l. 3 rubr. 14 294, 297 nach l. 3: Tractatus de cessantibus et fugitivis 337 l. 4 rubr. 16 297 f., 300

608 l. 4 rubr. 17 l. 4 rubr. 18 l. 4 rubr. 19

Quellenregister 294 294 294

– Florenz, Statuto dell’Arte di Calimala (1332) 43, 100, 130, 212, 228, 336, 595 l. 1 c. 56 l. 1 c. 58 l. 1 c. 59 l. 1 c. 60 l. 1 c. 62 l. 1 c. 64, Zusatz (1341) l. 1 c. 66 l. 1 c. 67 l. 1 c. 75 l. 1 c. 81 l. 1 c. 88 l. 2 c. 9 l. 2 c. 18

300 f. 296, 298 288 292 292 f., 311 299 299 293 293 293 296 212 448

– Genua, Breve della compagna 335, 568 – Genua, Statuta et Decreta (1567) 176, 327, 335, 591 l. 1 c. 7 l. 4 c. 43 l. 4 c. 43-53

326 179, 181 176

– Genua, Statutorum civilium reipublicae (1588/89) 248, 330, 335, 595 l. 4 c. 12 – 14 l. 4 c. 12 l. 4 c. 13

176 248, 298, 327 – 329 327 – 329

– Guadalajara, Fuero de (1133) 170 – Ivrea (Eporedia), Statuta civitatis 337, 590 – Lodi, Statuti vecchi (1205) 338, 595 c. 16 c. 46

242 232

– Lodi, Laudensium Statuta (1390) 338, 580 rubr. 244

239

– Lucca, Statuti della corte [de’ mercanti] (1376) 229 – Mailand (Mediolanum), Liber consuetudinum (1216) 336, 581 rubr. 1 rubr. 13 rubr. 14

212 241 241

– Mailand, Statuta ducatus/Statuta (1498/1502) 336, 591 I. c. 379 I. c. 415 I. c. 416 II. c. 481 II. c. 483 II. c. 485

212 324 235, 324 324 320, 324 235, 241

– Malaga (Malaca; 81 – 84 n. Chr.), Lex Malacitana c. 65

153

– Mallorca, Ordinacions/Ordinationes novae (1413) 171, 333, 584 c. 70

221

– Marseille, Statut de (1253 – 1255) 175, 334, 589 l. 3 c. 24 l. 3 c. 25

189 175

– Massa, Statuta 235, 243, 338, 591 l. 3 c. 6 l. 3 c. 77 l. 4 c. 17

235 213, 227, 241 210

– Medinaceli, Fuero de (Anfang 12. Jh.) 219 – Mediolanum 씮 Mailand – Messina, Consuetudines et statuta (Mitte 13. Jh.) 199, 571 c. 2 c. 3 c. 33

199 199 199

– Modena (Mutina), Statuta civitatis (1327) 234 f., 243, 248, 337, 590 f. l. 1 c. 165 l. 3 c. 22 l. 4 c. 10

212 229, 242, 248 211, 234 f.

– Moncalieri (Montiscalieri), Statuta civitatis (1388) 231 f., 590 col. 1450

212, 231

– Montpellier, Établissements 175, 334, 574 – Mutina 씮 Modena – Nágera, Fueros de (1076) 219

609

Quellenregister – Neapel, Consuetudines 571 rubr. 7

198

– Nizza (Nicia), Statuta et privilegia civitatis 175, 337, 591 c. De extraneis morantibus in societate 175 c. De contractu cum filiofamilias negotiatore 232 – Noto, Ordinationes terrae (1341) 199, 584 c. 1

199

– Novara, Statuta communitatis 337, 590 – Padua (Padova), Statuti del Comune (13. Jh.) 235, 338, 594 l. 2 c. 16

235

– Palermo (Panhormitanum), Antiquissimae consuetudines 567 c. 76

172

– Pera, Statuti della colonia genovese 180, 335, 594 l. 1 c. 20 l. 2 c. 108 l. 5 c. 207 l. 5 c. 211 l. 5 c. 214 l. 5 c. 216

206 168 316, 329 179 – 181, 185, 206 188 180

– Peralta, Fuero de (1144) 219 – Piacenza (Placentiae), Statuta varia civitatis 337, 592 – Piacenza, Statuta antiqua communis (1391) c. De mercatoribus fugitivis 229, 231, 234 – Piacenza, Statuta antiqua mercatorum 184, 240, 590 c. 72 c. 76 c. 77 c. 89 c. 131 c. 132 c. 133 c. 144 c. 145 c. 155

184 185 186 184 184 184 184 185 f. 186 184

c. 165 c. 509 c. 514 c. 550 c. 560 c. 582 c. 583 c. 589

184 186 232 228 f., 240 184 186 186 186

– Piacenza, Statuta mercatorum recentioria (1323) 240 c. 6

240

– Pisa, Breve communis (1286) 335 l. 1 c. 30 l. 1 c. 118 l. 3 c. 77

254 194 208

– Pisa, Breve communis [et compagnie] (1313) l. 1 c. 247

254

– Pisa, Breve curiae arbitrorum 335 c. 4

190

– Pisa, Breve della compagna (1157) 169 – Pisa, Breve dei consoli (1321) 335 c. 80

239

– Pisa, Constitutum Usus (1160) 49, 208, 217, 247, 255, 570 Prolog c. 2 c. 5 c. 21 c. 22 c. 23 c. 24 c. 25 c. 26 c. 45, Zusatz c. 49, Zusatz

255 f. 255 256 f., 260 – 262 196, 205, 217, 247, 272, 273, 275 – 280 205, 253, 258 – 260, 262 f., 265, 273, 280 281 267 268 188, 281 f. 210 210

– Pisa, Constitutum Legis (ca. 1233) 208, 255f., 570 c. 21 l. 2 c. 77

168 208

– Placentia 씮 Piacenza

610

Quellenregister

– Rom, Statuti della città (14. Jh.) 337, 594 l. 1 c. 108

227

– Salamanca, Fuero de 222 c. 218 c. 220 – 223

222 222

– San Giorgio Canavese (Sanctus Georgicus), Statuta Burgi et Curie (1422) 227, 231, 337, 590 c. 19

227, 231

– Sancta Christina, Fuero de (1212) 220 – Sassari, Statut de (1316) 172, 334, 589 c. 132

172

– Senigallia, Statutorum et reformationum civitatis volumen 337, 595 – Siena, Statuti de’lanajuoli (1292) 212, 239, 337, 594 dist. 2 c. 22 dist. 8 c. 7

229, 239 212

– Venedig, Bankgesetze 164, 174, 335 – Venedig, Rechtshilfevertrag mit Cattaro (1335) 223 – 225 – Venedig, Statut Criminel (1232) 589 c. 22

174

– Venedig, Statut maritime (1255) 174, 335, 589 c. 31

174

– Venedig, Novissimum Statutorum 174, 335, 583 l. 1 c. 37 l. 1 c. 48 l. 3 c. 3

226 174 173

– Venedig, Statuta Veneta 174, 231, 335, 592 l. 1 c. 37 l. 1 c. 40 l. 3 c. 2 l. 3 c. 4 l. 3 c. 60

226, 232 231 174 231 231

– Sizilien, Konstitution/Constitution (1282) 210, 570

– Vercelli, Statuta communis 337, 590

– Sorrent, Consuetudini della città (um 1306) 334, 571

– Verona, Leges municipales seu statuta civitatis (1477) 336, 580

rubr. 7 rubr. 43

198 198 f.

– Spoleto (Spalato), Statuti dei Mercanti (1312) 229 – Spoleto, Statuto municipale (1312) c. 123

229

– Toledo, Fuero á los Mozárabes, Castellanos y Francos (1118) 219 – Tortosa, Costums de (1279) 160 f., 220, 221, 333, 571 l. 3 rubr. 13 c. 15 l. 4 rubr. 20 c. 4 l. 6 rubr. 2 c. 1 l. 9 c. 23 l. 9 c. 26

222 222 222 171 171

– Trani, Ordonnance maritime (1063) 160, 172, 329, 334, 584 – Valencia (Valence), Coutume de (1250) 171, 571 – Valencia, Fueros antiquos 220

– Verona, Liber iuris civilis urbis 336, 581 c. 150

227

– Verona, Statuta civilia domus mercatorum 336, 590 l. 3 c. 12 l. 3 c. 13 l. 3 c. 15 l. 3 c. 65 l. 3 c. 85

230 230 449 449 229, 240, 246, 248

– Vicenza, Statuti del Comune (1264) 594 l. 2, c. ult. 212 l. 3, c. quod dominus teneatur 210 f., 234, 236 l. 3, c. de emancipationibus 213 l. 4, c. de emancipationibus 213 – Visso, Statuta comunis et populi 337, 591 l. 3 c. 19

227, 231

Quellenregister

Statutum in favorem principum (1231) 씮 Herrscherkonstitutionen: Friedrich II.

Suarez de Paz, Gonzalo, Praxis ecclesiasticae 222, 334, 595

611

– Kotor (Cattaro, Montenegro) 223 – 225, 339, 583 – Kreuzfahrerstaaten 175, 250 – 252, 318, 339, 567, 569 – London (1284) 290

Tabula Amalfitana 172, 334, 596

– London (Privileg Kg. Eduards I. für Hansekaufleute, 1303) 449

Tractatus de cessantibus et fugitivis

– Lübeck 446, 449 – 451, 582

337 씮 auch: Statuten: Florenz, Statuta populi et communis (1415), nach liber 3

– Lucca 286, 339, 568 – Modena (1271) 238 f. – Pisa (14. Jh.) 284 f., 339, 452, 587

Tridentinum 씮 Konzil von Trient Urkunden, Inschriften, Societätsverträge (nach geographischem Zielgebiet)

– Siebenbürgen (167 n. Chr.) 178 f. – Soham (England, Rotuli hundredorum) 500 – Venedig 173 f., 339, 569

– Amalfi (1286) 200 – Anhalt 361, 434, 570 – Aragon (Privileg Papst Nikolaus’ V., 1452) 460 – Braunschweig-Lüneburg 457 – Brügge (Privileg f. span. Kaufleute, 1366) 448 – Farfa 200, 207 f., 586 – Florenz 207, 275, 289, 296, 302 – 305, 307 – 310, 339, 585, 587

Usatges de Barcelona (Usatici barchinonenses) 씮 Statuten: Barcelona; 씮 auch: Marquilles, Iacobus de, Comentaria super usaticis Barchinonensibus

Vaticana Fragmenta 씮 Fragmenta Vaticana

Villani, Giovanni, Croniche storiche 291, 301, 596

– Frankreich 290

Westgötalagen 198

– Freising 388, 390, 435, 582

Zwölftafeln (Rom, ca. 450 v. Chr.)

– Genua 160 – 168, 183 f., 189, 577

382, 422

– Italien 389

Personenregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Mittelalterliche Personennamen sind unter dem Vornamen eingeordnet, es sei denn, sie tragen bereits einen verselbständigten Familiennamen (Alberti). Wird im Text auf Familiennamen und nicht auf einzelne Personen Bezug genommen, sind diese Namen im Sachregister nachzuschlagen (Acciajuoli).

Accursius 326 Adriani, Giovambatista 590 Aegidi, Ludwig Karl James 352–354, 507 Sextus Caecilius Africanus 372, 379 Alberti, Alberto di Lapo del Giudice dei 304, 308–310 Alberti, Bartolomeo di Charoccio dei 296 Alberti, Carroccio di Lapo dei 296, 304, 308–310 Alberti, Duccio di Lapo dei 304, 308–310 Alberti, Giacopo di Charoccio dei 296 Alberti, Lapo del Giudice dei 308 Alberti , Tommaso di Charoccio dei 296 Albertus 193, 194, 209, 507 Aldenhoff-Hübinger, Rita 490 Alfons I. Batallador (König von Aragón und Navarra) 219, 507 Alfons VI. 219 Alfons VII. (König von Kastilien und León, spanischer Kaiser) 219, 507 Alfons IX. (König von León) 220, 508 Alfons X. (König von Kastilien und León) 334, 508 Marcus Cincius Alimentus 368 Allen, C. K. 491 Althoff, Friedrich 7, 85 f., 88 f., 92 f. André, Fritz 476, 480, 481, 508, 566 Angelus de Ubaldis 508 Angelus de Periglis 씮 Periglis de Perusio, Angelus de Ansaldus de Ansaldis 192, 205, 249, 322, 340, 508, 567 Anschütz, August 193, 194, 209 f., 338, 508 f., 567 Antonius de Butrio 393, 402, 509, 567 Antonius de Quarto 175, 509 Argellati, Francesco 224, 509, 586

Ariprand 193, 194, 209, 509 Titius Aristo 382, 509 Arnold, Wilhelm 270, 509, 567 Assó y del Río, Ignacio Jordán de 575, 584 Ay, Karl-Ludwig 128 Azo 497, 510 Baden, Karl Friedrich von 26 Bader, Karl Siegfried 15 Baier, Horst 128 f. Baldiccione de’Casalberti, Miliadusso 285, 339, 452, 587 Baldus de Ubaldis 51, 195, 197, 203, 215 f., 243, 302, 311, 313 f., 316, 318, 321 – 323, 326, 340, 390, 397, 460, 472, 510, 567 f. Balduzzi Pegolotti, Francesco 290, 510, 568 Balzani, Ugo 586 Bar, Karl Ludwig von 354 – 356, 510 Baron, Julius 345, 375 f., 381, 510, 568 Barkow, August Fr. 581 Bartholomäus von Capua 198 Bartolomeo Campagnola 씮 Campagnola, Bartholomaeus Bartolus de Saxoferrato 66, 320, 327, 483, 511 Baumgart, Peter 85 Baumgarten, Emmy 112 f., 115, 119, 129, 342 Baumgarten, Hermann 6, 11, 44, 93, 112, 115, 118, 120, 343, 352, 440, 442, 453, 468, 511 Baumgarten, Otto 120, 139, 342, 511 Bekker, Ernst Immanuel 9, 345 f., 352 f., 376, 493, 511, 568 Bellonius, Marcus Antonius 572

Personenregister Benedict Levita 388, 389, 511 f., 568 Bergfeld, Christoph 25 Berlan, Francesco 336 Berman, Harold J. 5 Berner, Albert Friedrich 105, 124 Beseler, Georg 11, 18, 24, 28, 31, 38, 40, 74, 352 – 354, 512 Biener, Friedrich August 472, 473, 512, 568 Biesenbach, Friedhelm 94 Bini, Telesforo 286, 339, 512, 568 Bismarck, Otto von 8 Blanchard, Louis 103, 124 Bluhme, Friedrich 135, 194, 573 Böckenförde, Ernst-Wolfgang 19, 74 Böcking, Eduard 578 Boherius, Nicolas de 135, 193, 209, 338, 512, 580 Bonaini, Francesco 130, 168, 188, 190, 194, 196, 205, 208, 210, 217, 239, 253, 255, 256, 257 – 263, 265, 267 f., 272 f., 275 – 278, 280 – 282, 284, 335, 512 f., 568, 570, 587 Bonifaz VIII. (Papst) 363, 392, 581 Bonora, Giuseppe 590 Borchardt, Knut 95, 97, 128, 344, 469, 475 Boretius, Alfred 135, 193 Bracton, Henry de 497, 513 Bremer, Franz Peter 352, 513 Brentano, Lujo 64, 83 f., 93, 468 Breuer, Stefan 3, 68 Brocke, Bernhard vom 85, 89 Bruhns, Hinnerk 4 Brünneck, Wilhelm von 198, 199, 200, 334, 513, 567 f., 571, 584 Brunner, Heinrich 11, 19 f., 85 – 87, 91, 105, 118, 124, 200, 207, 208, 344, 352, 354 f., 491, 493, 513, 569 Bruni, Nicola 594 Bruns, Carl Georg 154, 178, 377, 379 f., 422, 514, 569 Buchda, Gerhard 33 Buchholtz, Alexander August von 578 Buchon, Jean Alexandre 249, 339, 514, 569 Bunsen, Theodor von 499, 588 Calvus, Guilelmus 581 Campagnola, Bartholomaeus 336, 514 Campori, Cesare 238, 239, 514, 590 Capei, Pietro 339, 569

613

Capmany y de Monpalau, Antonio de 172, 334, 514, 569 Cardinale de Luca 씮 Luca, Johannes Baptista de Carpano (Carpanus), Horatio 235, 319 f., 323, 336, 514 f., 569, 591 Casaregis, Josephus Laurentius Maria de 163 f., 187, 472, 515, 569 Publius Iuventius Celsus 378, 515 Ceruti, Antonius 581, 590 Christiansen, Johann Jakob 21 Marcus Tullius Cicero 367, 376, 379, 569 Clemens III. (Papst) 391 Clermont, G. de 333, 515, 575 Coelestin III. (Papst) 391 Cohn, Georg 464 Coing, Helmut 15, 30 Conze, Alexander 441 Conze, Friedrich 89, 360, 440 – 443, 444 – 452, 453 f., 476, 515, 571 Cordes, Albrecht 2 Cotta, Cattellianus 591 Crescentius, Marcellus 385, 515 Crotta, Sebastiano Antonio 595 de Curte, Rochus 씮 Rochus de Curte Daude, Paul 115, 341, 348 Datta, Pietro 179, 334, 515, 574, 590 Degenkolb, Heinrich 359 f., 441, 450, 516, 573 Deininger, Jürgen 4, 7 f., 10, 77, 80, 122, 124 f., 130, 134, 343, 350, 360, 454, 491 Della Torre, Raffaele 씮 Raphael de Turri Dernburg, Heinrich 105, 118, 124, 151, 352, 354 f., 516 Desimoni, Cornelio 175 f., 334, 516, 574 Diaz de Montalvo, Alfonso 334, 516, 573 Dietzel, Gustav 325, 516, 573 Dilcher, Gerhard 4, 15, 17 – 20, 33, 73 f., 112 Dove, Richard 354 f., 390, 391, 517 Ebert, Ina 111, 114 Eck, Ernst 55, 105, 116 f., 119 f., 124, 341, 358 – 360, 364, 367 – 373, 380 – 384, 404, 441, 476, 480, 517, 573 Eckhardt, Karl August 12 Eduard der Bekenner 498, 517 Eduard I. (König von England) 449, 500, 517 Eduard III. (König von England) 288, 517

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Personenregister

Ehrenberg, Richard 448, 573 Ehrlich, Eugen 74 Eichhorn, Karl Friedrich 15, 25, 28 Eike von Repgow 438 Emiliani-Giudici, Paolo 288, 336, 518, 573, 595 Endemann, Wilhelm 26 f., 36 f., 67, 78, 81, 98, 100, 103, 169, 268 f., 272, 284, 313 f., 326, 332, 454, 460, 462, 464, 485, 518, 574, 588 Enke, Ferdinand 139, 471, 518 Erdmannsdörffer, Bernhard 352 f., 518 Factor, Regis A. 3, 70, 72 Fagnani, Prospero 395, 518 f., 574 Falk, Ulrich 28, 73 Fallenstein, Emilie 112 Fallenstein, Georg Friedrich 112 Ficker, Julius 589 Fierli, Gregorio 187 f., 301, 336, 519, 574, 592 Fischer, Kuno 352 f., 519 Fliscus, Sinibaldus씮 Innozenz IV. Fontanella, Johannes Petrus 472 Francken, Oskar 476, 478, 488, 519, 574 Frati, Luigi 590 Frederigus de Platealonga 251 Frémery, Achille 472 Frensdorff, Ferdinand 10 – 13, 54, 56, 93, 111 – 113, 122, 354 – 356, 361, 441, 445, 519 Freund, Ernst 114 Freund, Siegfried 455, 464, 469, 519, 574 Friedberg, Emil 387, 390 – 392, 402, 575 Friedrich I. Barbarossa (röm.-dt. Kaiser) 415 Friedrich II. (röm.-dt. Kaiser) 199, 200, 334, 434, 437, 520 Friedrich, Manfred 86 Fürstenau, Hermann 118 Gaius 366, 371, 374, 377 f., 380, 520, 578 Gängel, Andreas 123, 125 Aulus Gellius 381, 520, 575 Gengler, Heinrich Gottfried Philipp 405, 412, 427, 435, 438, 457, 520, 575 Gephart, Werner 68, 70 Gerber, Carl Friedrich von 20, 37, 73 Gherardi, Simone 290, 520 Ghido di Filippo di Guidone dell’Antella 339, 587 Gierke, Otto 7, 11, 18 – 20, 28, 31, 34 – 38,

41, 50, 52, 54, 56, 63 – 66, 70, 74 – 81, 85 – 88, 98 – 105, 109, 116 f., 124, 152, 195, 286, 287, 312, 316, 330, 344, 359, 404, 409, 411, 414 f., 418, 427, 455, 459, 520 f., 575 Gieseler, Johann Carl Ludwig 395, 521, 576 Giovanni Scriba 161, 162 – 168, 175, 183, 521 Giorgi, Ignacio 586 Gneist, Rudolf von 10, 105, 118, 124, 352, 354 f., 521 Goffredus de Trani 314 Goldschmidt, Adele 113 Goldschmidt, Levin 1, 6 f., 10 – 14, 16, 20 – 29, 31, 34 – 41, 43, 45, 47 f., 50, 57 – 67, 73 f., 77 – 80, 82 – 86, 89, 92 f., 98 – 105, 110 – 113, 116 f., 120, 123 – 129, 135 f., 138 f., 143, 144, 157, 159 f.,185, 188, 201, 202, 254, 263, 264, 268, 302, 313, 336, 340, 344, 346, 354 – 356, 358, 440 f., 443, 453 – 455, 460, 464, 468 – 470, 473, 474, 476 f., 521, 576 Gratian 55, 387, 391, 401, 521 f., 572, 575 Gregor IX. (Papst) 363, 572 Gregorio di Catino 586 Grimm, Jacob 74 Großfeld, Bernhard 23 f. Hadrian (röm. Kaiser) 365 Haferkamp, Hans-Peter 73, 76 Hahn, Friedrich von 443, 455, 470, 477 Haloander, Gregorius 153, 522 Hanke, Edith 128 f. Hänselmann, Ludwig 457, 522 Haubold, Christian Gottlieb 236 Heck, Philipp 73 Heimbach, Gustav Ernst 381, 522, 577 Heinemann, Otto von 570 Heinrich III. (König von England) 500 Heinrichs, Helmut 23, 114 Heinze, Rudolf 352 f., 522 Helfrich, Adolph 333, 523, 577 Henricus de Segusia 씮 Hostiensis Hermogenian(us) 368, 373, 523 Hertz, Martin 575 Heusler, Andreas 56, 204, 205, 359, 387, 405, 410, 415, 423 f., 432, 436, 439, 523, 577 Heyck, Eduard 81 Heydemann, Ludwig 360 Heyrovsky´, Leopold 154, 523, 577

Personenregister Hinschius, Paul 105, 118, 124, 345 f., 360, 396, 398, 400, 523 f., 577 Hockerts, Hans Günter 86 Hoeniger, Robert 442, 454 f. Homeyer, Carl Gustav 56, 203, 342, 360, 405, 406 – 409, 410 f., 412 – 414, 416 f., 418, 419 – 421, 422 f., 425, 429, 430, 431, 432, 433 f., 436 f., 439, 447, 524, 577 f. Honigsheim, Paul 3, 16, 79, 87 Hostiensis (Henricus de Segusia) 399, 524, 578 Hübler, Bernhard 55, 105, 116 f., 124, 359 f., 384, 399, 455, 524 Hübner, Rudolf 86 – 88 Inama-Sternegg, Karl Theodor 204, 524, 578 Innozenz IV. (Sinibaldus Fliscus) 390, 392 f., 397, 524f., 578 Ioannes de Anania 393, 402, 525, 578 Jastrow, Ignaz 82 Jhering, Rudolph von 17, 20, 26, 69 f., 73, 76 Johann von Buch 408, 433, 525 Johannes Andreae 397, 525 John, Michael 85 Salvius Julian 54, 359, 364, 365 – 375, 377, 525 Julius, Georg 457 Justinian (röm. Kaiser) 17, 359, 373, 374, 525 f., 578, 583 Kaelber, Lutz 2, 12, 45, 83, 122, 138 Karl der Große (fränkischer Kaiser) 387, 388, 434, 435 Karl II. (König von Sizilien) 198 Karlmann (fränkischer Hausmeier) 434 Karlowa, Otto 352 f., 526 Kayser, Carl Ludwig 569 Kellenbenz, Hermann 30 Kern, Bernd-Rüdiger 11, 17 – 21, 73 Keyßner, Hugo 443, 455, 470, 477 Kierulff, Johann Friedrich Martin 21 Kinsberg, Paul 34 Klasmeyer, Bernd 43 Kleinheyer, Gerd 9, 11, 73 Klenze, Clemens August Carl 578 Knies, Karl 352 f., 526 Kocka, Jürgen 2 f. Kohler, Jospeh 105, 123 – 126

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König, René 3 Kostanecki, Anton von 89 f., 440, 453 – 456, 457 – 467, 476, 526, 579 Kriegel, Albert und Moritz 134, 153, 366, 579 Kübler, Bruno M. 43 Kuntze, Johannes Emil 35, 52, 84, 330, 472, 526, 579 Laband, Paul 20, 37 f., 51, 56, 73, 78, 91, 99, 137, 150 – 152, 172, 311 f., 334, 439, 443, 455, 470, 477, 479, 527, 579 Lambertenghi, Iulius Porro 씮 Porro Lambertenghi, Giulio Lambertus de Sambuseto 175, 251, 527 Lampertico, Fedele 594 Lamprecht, Karl 204, 527, 579 Lapus Rustichi 289 Laßberg, Friedrich Leonhard Anton Freiherr von 405, 412, 435, 527, 579 Lastig, Gustav Heinrich Franz 36 f., 49 f., 65, 78, 83 f., 98 – 100, 103, 143, 155, 167, 169, 176, 182, 185, 201 f., 216, 249, 266, 269, 270, 272, 283, 287 – 289, 294, 295, 297, 298 – 300, 313, 332, 336, 527, 579 f. Lattes, Alessandro 84, 103, 164, 174, 202, 206, 335, 527, 580 Lattes, Elia 164, 174, 335, 528, 580 Lenel, Otto 365 f., 378, 528, 580 Lepa, Rudolf 40, 163, 329, 528, 580 Le Plat, Josse 393, 395 f., 401, 528, 580 Lepsius, M. Rainer 492 Lepsius, Oliver 114 Lepsius, Susanne 33, 110, 129 Limprandus 씮 Liutprand Lindenbrog, Friedrich 333, 528, 581 Lippert, Heinrich Ludwig 346 Liutprand 209, 528 Lotz, Walther 4, 120, 139, 342 – 344, 529, 580 Luca, Johannes Baptista de 473, 474, 529, 582 Ludwig der Fromme 388 Ludwig der Heilige 435 Mack, Heinrich 454 f., 459, 461, 529, 582 Magonius, Hieronymus 339, 529, 572 Mai, Angelo 529, 578, 582 Maier-Reimer, Georg 114 Manin, Daniele 224, 529, 582 Manuel y Rodriguéz, Miguel 575, 584

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Personenregister

Ulpius Marcellus 374 Marquilles, Iacobus de 221, 334, 530, 582 Marra, Realino 2, 5, 12, 14, 16, 21, 57 f., 60, 71 Martens, Georg Friedrich von 472 Marx, Karl 31, 60 Mayer-Maly, Theodor 11 Meichelbeck, Carl 361, 388, 390, 435, 530, 582 Meier, Christian 4, 59 Meier, Hermann Heinrich 122 Meitzen, August 111, 354, 357, 491 f., 499, 530 Menzinger, Leopold 82 Miaskowski, August von 492 Mitteis, Ludwig 18 Mocenigo, Andrea 335 Mommsen, Karl 120, 139, 342 f., 442, 530 Mommsen, Marie Auguste (geb. Reimer) 10 Mommsen, Theodor 4 f., 10, 17 f., 21, 66, 120, 134, 153, 178, 342 f., 345, 366, 468, 491, 530 f., 568, 571, 582 Mommsen, Wolfgang J. 2, 490 – 492 Monachus, Antonius 472 Montalvo, Alfonso Diez de 334, 588 Muñoz y Romero, Tomás 170, 218 – 220, 333, 531, 583 Muratori, Ludovico Antonio 389, 531, 583 Nani, Cesare 489, 531, 583 Nasse, Erwin 342 Naudé, Wilhelm 441 f., 445, 531, 583 Nicolaus de Tudeschis 씮 Panormitanus Nicolaus Dens 175, 251, 531 Nikolaus V. (Papst) 460, 531 f. Nippel, Wilfried 4, 58 Nitzsch, Karl Wilhelm 360, 405, 435, 532, 583 Nöldeke, Arnold 131, 476, 488 f., 532, 583 Nollau (Landrat) 343 Odorici, Federico 594 Oexle, Otto Gerhard 4, 59 Oliver y Esteller, Bienvenido 160, 220, 221, 333, 532, 571, 584 Olivieri, Agostino 335, 568, 584 Otto I. (röm.-dt. König und Kaiser) 434 Pagnini, Giovanni Francesco 290, 568, 584

Panormitanus 392 f., 397 f., 532, 584 Papagiannis, Ioannis Menelao 23 f. Pappenheim, Max 11, 40 f., 78 – 82, 89, 102, 104, 198, 210, 470, 477, 532 f., 584 Pardessus, Jean-Marie 70 f., 136, 155, 160, 161, 171, 172, 174 f., 189, 210, 333 – 335, 533, 570 f., 574, 584 f., 589 Parsons, Talcott 3 Passerini (Orsini de’Rilli), Luigi 103, 207, 225, 275, 296, 302, 304, 307, 308 f., 339, 533, 585 Pauli, Carl Wilhelm 464, 533, 585 Iulius Paulus 366, 367, 375, 378, 380, 533 Pedro (Infant von Portugal) 219 Pegolotti, Francesco Balducci 씮 Balduzzi Pegolotti, Francesco Periglis de Perusio, Angelus de 314, 315, 340, 533, 585 Pernice, Alfred 10, 105, 111, 124, 354 – 356, 381, 493, 533 f., 585 Pertz, Georg Heinrich 434, 534, 568, 573, 580, 582, 595 Peruzzi, Giotto di Arnoldo 302 f., 534 Peruzzi, Simone Luigi 225, 296, 302, 304, 305, 307 f., 339, 534, 585 Peruzzi, Tommaso di Arnoldo 303, 534 Petrus (Glossator) 210, 338, 534, 585 Petrus de Ubaldis 210, 234, 314, 319 – 323, 340, 534, 585 Pfeiffer-Munz, Susanne 19 Philipp II. (König von Spanien) 393, 396, 401, 534 Philippovich, Eugen von 490 Phillips, Georg 387, 394, 400, 535, 585 Pignolati, Hortensius 590 Planck, Johann Julius Wilhelm von 56, 360, 405, 410 – 412, 414, 417, 420, 427, 439, 535, 585 f. Plat 씮 Le Plat Platner, Eduard 467, 535, 586 Polidori, Filippo-Luigi 587, 594 Sextus Pomponius 382, 535 Porcellinis (de Padua), Franciscus de 315, 316, 320, 340, 535, 586 Porro Lambertenghi, Giulio 336, 535, 581 Powicke, Frederick Maurice 491 Priorli, Antonio 224, 586 Promis, Vincenzo 335, 536, 594 Puchelt, Ernst S. 150 Puchta, Georg Friedrich 19, 73, 76 Pütter, Johann Stephan 25

Personenregister Marcus Fabius Quintilian(us) 381, 536, 586 Raphael de Turri 472, 536 Re, Camillo 227, 536, 586, 594 Rebenich, Stefan 18, 21 Regelsberger, Ferdinand 354 – 356, 536 Rehbinder, Manfred 3, 68, 71 Rehm, Hermann 86 Reid, Charles J. 5 Renaud, Achilles 25 f., 78, 83, 98 Rex Rothar 씮 Rothari Rheinstein, Max 3 Richter, Aemilius Ludwig 363, 384 – 386, 389, 390 f., 393 f., 399, 400, 401, 536, 587 Riesebrodt, Martin 491, 501 Ring, Viktor 82 Robert von Anjou 250, 537 Robert von Sizilien 씮 Robert von Anjou Rochus de Curte 390, 393, 397 f., 399, 400 f., 537, 572 Roesler, Carl Friedrich Hermann 34 f., 78, 99, 131, 152, 537, 587 Roffredus Beneventanus de Epiphanio 314, 537 Rosa, Gabriele 567 Roth, Guenther 3, 7, 16, 114 Rothari 209, 537, 573 Rückert, Joachim 13, 28, 76 Rückert, Ludwig 360, 416, 537, 587 Sachs, Emil 443, 455 Sarpi, Paul 402, 537 f., 588 Savigny, Friedrich Carl von 15–18, 25, 28, 66, 73 f., 76, 338, 372, 462, 490, 538, 585, 588 Scaccia, Sigismondo 472, 538 Schäfer, Karl 82 Schaps, Georg 89 f., 455, 468 – 470, 471 – 474, 538, 588 Schaube, Adolf 254, 538, 588 Schaumburg, Michael 123, 125 Scherner, Karl Otto 13, 25 Schiera, Pierangelo 3, 71 Schmidt, Karsten 1, 23 f., 33 Schmoller, Gustav 78, 81 f., 90, 102, 441 f., 446, 453, 455, 457, 469, 475, 539 Schreiner, Klaus 4 Schröder, Jan 9, 11, 73 Schröder, Richard Karl Heinrich 13, 86, 88, 110, 268, 354 f., 493, 539, 588 Schulte, Johann Friedrich 346

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Schulz, Fritz 72 Schulze , Hermann Friedrich 352 f., 539 Schulze-Gaevernitz, Gerhart von 94 Sclopis, Fridericus 591 Seebohm, Frederic 490 – 492, 499, 502, 539 f., 588 Sica, Alan 87 Silberschmidt, Wilhelm 38 – 40, 47, 83, 98, 103, 159 f., 165, 172 f., 175, 264, 267, 273, 540, 589 Simson, August von 114, 354, 540 Simson, John 114 Sinibaldus Fliscus 씮 Innozenz IV. Slenzka, Birgit 129 Sohm, Rudolph 9, 11, 52, 214 f., 330, 352 f., 405, 424, 540, 589 Sombart, Werner 10 Spinner, Helmut F. 85 Sraffa, Angelo 90, 475 – 477, 478 – 489, 540, 589 Stieda, Karl Wilhelm 283, 450, 540 f., 595 Stobbe, Johannes Emil Otto 446, 449, 541, 595 Stolleis, Michael 14 Straccha, Benvenuto 472, 541 Stutz, Ulrich 55, 492 Suarez de Paz, Gonzalo 222, 334, 541, 595 Sudendorf, Hans Friedrich Georg Julius 457, 541 Theiner, Augustin 384, 385, 386, 393, 394, 395, 402, 541, 596 Thöl, Heinrich 24 – 27, 42, 91, 164, 187, 236, 319, 479, 480, 541, 596 Tieck, Klaus-Peter 3, 68, 71 Torre, Raffaele della 씮 Raphael de Turri Treiber, Hubert 3, 68 Treitschke, Georg Karl 22, 151, 319, 442, 455, 542, 596 Turner, Stephen P. 3, 5, 69 f., 72 Ubaldis, Angelus de 씮 Angelus de Ubaldis Ubaldis, Baldus de 씮 Baldus de Ubaldis Ubaldis, Petrus de 씮 Petrus de Ubaldis Uhlenbruck, Wilhelm 43 Domitius Ulpian 151, 365 f., 367, 374, 377 f., 379 – 381, 542 Urban IV. (Papst) 161 Vallaurius, Thomas 577 Valsecchi, Antonio 181, 335, 542, 594

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Personenregister

Verallus, Paulus Aemilius 339, 542, 572 Vignati, Cesare 338, 542, 595 Villani, Giovanni 291, 301, 542, 596 Villani, Matteo 291, 542 f. Vinogradoff, Paul Gavrilovich Sir 91, 490 – 493, 494 – 503, 543, 596 Visdominus, Antonius Maria 591 Vivante, Cesare 478 f., 485, 487, 543, 596 Vogl, Stefan 74 Voigt, Moritz 377, 379, 382, 543, 596 f. Volpicella, Luigi 200, 334, 543, 571 Voltmer, Ernst 4 Wacknernagel, Wilhelm 195 Wagner, Adolph 354 f., 543 f. Wagner, Rudolf 268, 544, 597 Waitz, Georg 19 Wattenbach, Wilhelm 455 Weber, Alfred 110, 120, 129, 442 Weber, Clara 442, 468 Weber, Helene 9, 11, 83, 110 f., 113, 123, 125, 342 f., 352 f., 442, 470, 544 Weber, Marianne 4, 8, 10, 16, 87 – 89, 91, 93, 111, 114, 128 f., 343, 345 Weber, Max –, Agrarverhältnisse im Altertum1, 2, 3 (1897, 1898, 1908/09) 5 –, Agrarrecht und Agrargeschichte (Vorlesung 1894) 490 –, Antrittsvorlesung, öffentliche (1892) 125 f. –, Assessorexamen 씮 Staatsexamen –, Berlin, Berufungsfrage und Lehrtätigkeit (1892 – 1894) 85 – 89, 468, 490 –, Börsenwesen (1895) 95, 454 ,469, 475 –, Disputation, öffentliche (1889) 4, 96, 115, 118 – 120, 127, 341 – 344, 345 – 347, 348 f., 491 –, Dissertation 씮 Promotion/Promotionsverfahren –, Dissertationsgutachten, -begutachtung 7, 77, 98 – 101, 109, 117, 120, 124, 126 f. –, Exzerptkladde 129 f. –, Freiburg, Berufung und Lehrtätigkeit (1894 – 1897) 88 f., 93, 490 –, Gerichtsassessor 121 – 123 –, Gutachten 씮 Dissertationsgutachten, Habilitationsgutachten –, Habilitation/Habilitationsverfahren (1892) 7, 78 – 80, 101, 104, 109, 111, 121 – 126, 348 f., 468 –, Habilitationsgutachten 7, 101 – 105

–, Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland (1892) 57, 86, 343,468, 491 501 –, Lebenslauf (1889/1891) 116, 118, 121, 127f., 348 – 350, 352 – 357 –, Militärdienst, Militärübung 9, 113, 121, 343, 352 f., 476 –, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) 58, 72 –, Promotion/Promotionsverfahren (1889) 7, 110 f., 115 – 120, 122f., 125 – 127., 348f., 355, 358, 361, 400 –, Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus (1904/05) 57 –, Rechtsreferendariat (1886 – 1890) 109 – 115, 117, 120 f., 133, 354 f., 358, 440 –, Referendariatsexamen 씮 Staatsexamen –, Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht (1891) 4 f., 57 f., 86, 122 – 124, 343, 345, 357, 360, 454, 491 –, „Römisches“ und „deutsches“ Recht (1895) 16, 21, 70, 95 –, Seminar, handelsrechtliches (bei Goldschmidt, 1887/88) 112 f., 129, 144, 355 –, Staatsexamen, erstes juristisches (Referendariats-) und zweites juristisches (Assessor-)Examen 110 f., 120 f., 354 – 356, 440 –, Der Streit um den Charakter der altgermanischen Sozialverfassung in der deutschen Literatur des letzten Jahrzehnts (1904) 32, 91, 94 –, Syndikusstelle in Bremen 10, 122 –, Venia docendi/legendi 7, 79, 91 – 93, 96, 104, 122 – 126, 470, 475 –, Wirtschaft und Gesellschaft 3, 5, 58, 70, 75 –, WuG/Gemeinschaften 60, 75 –, WuG/Recht 2 f., 21, 58, 60 – 63., 68 f., 75, 95 –, WuG/Die Stadt 4f., 58, 61, 76 –, WuG/Die Wirtschaft und die Ordnungen 67 –, WuG/1. Lieferung/Soziologische Grundbegriffe 59 –, Wirtschaftsgeschichte (Vorlesung 1919/ 20) 5, 58 – 60

Personenregister Weber, Max sen. 8, 10 f., 13, 88, 343, 352 f., 544 Wehler, Hans-Ulrich 2 Weiske, Julius 203, 236, 544, 597 Weizäcker, Julius von 455 Weyhe, Lothar 13, 22, 24 f., 29, 73 – 75, 112 Wieacker, Franz 17, 19, 28, 73 f., 76 f. Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von 10 Wilhelm I. (König von England) 498

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Winckelmann, Johannes 1, 3, 7, 119, 344, 349 Windscheid, Bernhard 21, 28, 73 Wittich, Claus 3 Wittich, Werner 496, 544, 597 Wolff, Ernst 114 Zorzi, Marcus Antonius 136, 224

Sachregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Familiennamen wurden hier und nicht im Personenregister angeführt. Die aufgenommenen Schlagworte und Fachtermini schließen sich eng an die von Weber verwendete Terminologie an und folgen der Schreibung Max Webers. Gegebenenfalls werden daher Querverweise auf sachlich entsprechende Begriffe angebracht. Die Bezeichnung von Ortsnamen variiert in den Texten Max Webers und den von ihm herangezogenen Quellen (z.B. Mediolanum für Mailand). Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Einträge unter der heute üblichen Bezeichnung aufgenommen; Querverweise von den älteren Schreibungen sind eingefügt. Detaillierte Einträge zu städtischen Statuten und anderen Rechtsquellen finden sich im Quellenregister; Querverweise führen zu den entsprechenden Einträgen.

Aachen 476 Abgeordnetenhaus, preußisches 343, 346, 347, 566f. Abhängigkeit, persönliche 496 Abrechnung 146, 303, 304, 306 Abschichtung 274, 545 – Pflicht zur 275, 292, 324 씮 auch: Ausschichtung; Emanzipation Absonderungsrecht 179 f., 545 Abstammung 200 Abstraktionsprinzip, römischrechtliches 462 Abteilen 씮 Abschichtung Acceptilation 382 씮 auch: Buchung Acciajuoli (Florentiner Familie) 250, 288, 545 Accomandigia, akkommendiert 308, 310 accomandita 187, 267 씮 auch: Kommenda Accommenda 씮 Kommenda Ackerumlegung 345 actio 375 f., 545 씮 auch: Klage, Klagformeln actio certae pecuniae creditae 367, 375, 378, 380 f. actio exercitoria 220 actio institoria 220 actio pro socio 152, 222, 545 actio quod jussu 220 actio rei uxoriae 365f.

actio tributaria 230 actus contrarius 382 adnumeratio 367, 371, 376, 379 f. Adventizgut 323 Aedil 152f., 546 aestimatio, Aestimation 263 f., 546 affratare 208 Agermanament 39 Agrargeschichte, mittelalterliche 499 Agrarverfassung 490 – Geschichte der 91 씮 auch: Personenregister: Weber, Max: „Römische Agrargeschichte“. Aïas, Ajaccio (Stadt in Kleinasien, Armenien) 175, 251 f. Aktiengesellschaft (AG) 30 Aktienkommanditgesellschaft, Kommanditgesellschaft auf Aktien 287 Aktienverein 35 Albenga 씮 Quellenregister: Statuten Alberti (Florentiner Familie) 207, 225, 233, 275, 288, 291, 296, 302, 304, 546 씮 auch: Erbrezeß der Alberti Alcalá (de Henares) (Stadt bei Madrid) 씮 Quellenregister: Statuten Alimentation 235 Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch (ADHGB) 28, 30f., 444, 566 씮 auch: Quellenregister: Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch

Sachregister Allgemeines Landrecht, preußisches 12, 30, 400, 566 씮 auch: Quellenregister: Allgemeines Landrecht Allmendland 500 Althistoriker 4 Altmark 446 Amalfi 172 f., 200 씮 auch: Quellenregister: Statuten Amortisation 460 Amt, Ämter 462 Amtsbegriff 466 Analogien 413 ancient demesne 498 Ancona 씮 Quellenregister: Statuten Angebot (bei Auktion) 446 animus associandi 279 Anjou 288 Anleihe –, ewige 464 – Kündigung von 464 –, öffentliche 459, 469 –, tilgungspflichtige 464 Anrechnung 196 f. – der Mitgift 197 – keine in der Gütergemeinschaft 192 Anrecht 200 Ansatz, universalhistorischer 92 Ansiedler 389 Ansiedlungskommission, preußische 343, 346 Ansprechen, Ansprecher 407f., 410f., 426, 428 – 430, 546 Anspruch, obligatorischer 373 Anstalt 390 Anteil 197, 199, 234 f., 276, 305, 307, 314 씮 auch: Gesellschaftsanteil Anteilsberechtigung 263 Anteilsrechte 264 Antiformalismus, irrationaler 62f. Antike, römische 31 Antisemitismus, antisemitisch 22 Antiwuchergesetzgebung 202 Antwerpen 446 Anweisung 466, 474 apotheca, Apotheke 285, 486 씮 auch: bottega; Laden, Ladengeschäft: stacio; taberna Aragon 460 Arbeit 27, 31 f., 36, 39, 47, 49, 61, 71, 134, 159, 195, 198, 201, 257, 266, 269, 274, 278, 284, 288

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–, gemeinsame 194, 322 –, gewerbliche 205 씮 auch: Kapital Arbeiter 282, 286 –, „freie“ 50 –, städtische 446 Arbeitgeber 202 Arbeitnehmer 283 Arbeitsgemeinschaft 102, 204, 215, 225, 288, 295 Arbeitsgenossen 204 Arbeitsgesellschaft 202 –, einseitige 169, 176, 550 Arbeitskraft 145, 166, 168, 278, 287 Arbeitsleistung 450 Arbeitsorganisation 495, 499 Arbeitspflicht 500 Arbeitsverfassung 501 Arbeitszwang 194, 314 arbitri (contadores) 222 arbitria 292 arca communis 146, 148 f., 155, 487, 546 Archidiakone 402 Archives de l’Orient latin 135, 567 씮 auch: Quellenregister: Archives de l’Orient latin Arezzo 240, 244 씮 auch: Quellenregister: Statuten argentarii 151, 153, 318, 546 Armenien, armenisch 175, 251 f. arrenatum 178 arrha 174, 243, 448 Arte 43, 183, 546 Arte di Calimala 100, 288, 296, 299, 302, 546 씮 auch: Quellenregister: Statuten, Florenz assisa novae disseisinae 497 Association 283 –, industrielle 295 Assoziationstrieb 35, 330 Auflassung 410, 413, 434, 438 f., 546 Auftragsgeber 161 f., 202 Auftragsrecht 104 Auktion 446 Auria (Familie) 175, 546 Auseinandersetzung (der Familiengemeinschaft, der Gesellschaft) 234, 293 씮 auch: Abschichtung Ausgebot 446 Auslagen 302, 304 Ausländer 171

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Sachregister

Ausschichtung 237, 245, 301 – Pflicht zur 293 씮 auch: Abschichtung; Emanzipation Aussonderungsrecht 씮 Absonderungsrecht; Bankrott; Konkurs Ausstattung 399 Aussteuer 193 Autonomie des (formalen) Rechts 67, 76 Autoren, juristische 130 Baetica (röm. Provinz) 154 Bank 319, 461, 467 Bankgesetz 164, 174, 335 Bankier 302 Bankiersgeschäft 164 Bankrott 301 씮 auch: Absonderungsrecht; Konkurs Bann, bannus 212, 546 bannieren, Bannierung 232, 290, 546 Barcelona 170 – 173, 221 씮 auch: Quellenregister: Statuten; Usatges Bardi (Florentiner Familie) 288, 301, 546f. basilica 397 Basiliken 씮 Quellenregister: Excerpta juris Bauern –, freie 494, 496, 499, 501 씮 auch: Domänenbauern Bayern, bayrisch 22, 119 Bedarf, persönlicher 279 Bede-Bewilligung 465 Bedürfnisse – des mittelalterlichen Handels 66 –, ökonomische 21, 63 Befriedigung, vorzugsweise 301 씮 auch: Gläubiger, Befriedigung Begriffe – Genealogie der 76 –, römischrechtliche 32 Begriffsbildung 44 Begriffsjurisprudenz, begriffsjuristisch 17, 19, 26, 62, 73, 76, 479 씮 auch: Konstruktion; Konstruktionskunst Beichte 271 Beirut 175 Bekanntmachung (des Besitzverlusts) 419 Bekleidung 304 Belehnung 417

beneficium 399, 437 씮 auch: Lehen Bereicherung 253 –, ungerechtfertigte 377 씮 auch: condictio Bereicherungsklage 261 Bergamo 64, 195, 206, 231, 567 – Statuten von 228, 337f. 씮 auch: Quellenregister: Statuten Bergen 451 f. Berlin, Berliner 11 f., 22, 24, 32, 34, 40, 56, 62, 80, 82, 84 – 89, 91, 93, 98, 101, 104 f., 109 – 120, 123 – 126, 136, 138 f., 143, 212, 340 f., 344, 352 – 356, 360, 384, 404, 440 – 442, 453 – 455, 468 f., 477, 490 – 493 – Fakultät, juristische 118 – 120, 122 f., 127, 341, 343, 348, 355, 476 – germanistisches Seminar an der Universität zu Berlin 492, 494 – Kammergericht 111, 113, 121, 342, 441 – königliche Friedrich-WilhelmsUniversität 109, 114, 342, 346, 476, 490 – 492 Bern, Universität 25 Besitz 371, 411 f., 416, 418, 423 f., 498 –, faktischer 416, 427, 439 –, titulierter 415 씮 auch: Gewere Besitzrecht 389 Besitzschutzklage –, petitorische 424, 429 –, possessorische 424 Besitzschutzverfahren 416 Beteiligung an Vermögensgemeinschaft 206 Betrachtung, historische 332 Betrieb –, hausindustrieller 450 씮 auch: Hausindustrie 씮 auch: Dauer-; Geschäfts-; Gewerbe-; Groß-; Sklavenbetrieb Betriebsfonds 189 Betriebsübernahme, Betriebsübergang 484 – Haftung, Schulden bei 486 씮 auch: Geschäftsübergang Beweis, Beweise 481, 484 Beweislast 188 Beweismittel 249, 297, 417 Beweisrecht 425 Beweisregel 299 Beyruth 씮 Beirut

Sachregister Beziehung –, familiäre 10 –, obligatorische 씮 Obligationen Bezugsmonopol 282 Bibliothek, Bibliotheken – königliche Bibliothek Berlin 138 – Privatbibliothek Goldschmidt 112, 124, 132, 135, 138, 144, 336 – 338, 340 – Staatsbibliothek Berlin 136, 138, 212, 334, 336, 340 – Universitätsbibliothek HumboldtUniversität zu Berlin 118, 138, 144 Billigkeit 381 Binnenland 189 Binnenstäde 201 Bischof 388, 401f. – von Calahorra (Stadt in der Region Rioja, Spanien) 402 – von Séez (Stadt im Departement Savoie, Frankreich) 394 – von Verdun 386, 393 – von Vigo 394 Blanko-Lieferungsverkauf 480 Bologna 14, 43, 52, 206, 326 – Statuten von 228, 338 씮 auch: Quellenregister: Statuten bona fides 152, 547 Bononia, Bononiensis 씮 Bologna Bonn, Bonner 26, 441, 444 Börsenfragen 469 Bote, Boten 435, 436, 438 bottega 226, 238, 239, 246, 247, 281 – 283, 324 씮 auch: apotheca; Kaufladen; Laden, Ladengeschäft; stacio; taberna; Werkstatt Braunschweig, Braunschweig-Lüneburg 90, 454, 455, 456 f., 459, 461 – 463, 464 Bremen 10, 25, 122 Brescia 206 – Statuten von 130, 337 씮 auch: Quellenregister: Statuten Breslau 455, 469 Breve 169, 190, 194, 239, 254, 335, 547 breve de recto 498 Brief, besiegelter 433 f., 547 Brixen, Statuten von 130 Bodmerei 268 Bruder, Brüder 193, 212, 213, 223, 235, 245, 273, 304, 324 씮 auch: filiusfamilias; Haussohn; Sohn

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Brüdergemeinschaft 52, 81, 280 씮 auch: compagnia fraterna Brügge 448, 451 Bucheintragung (als Beweismittel) 51 Bücher – der Societät 298 –, kaufmännische 130 씮 auch: Geschäftsbücher; Handelsbücher Buchführung 177, 204, 296 – des Bankiers 153 Buchung 297, 380 씮 auch: Acceptilation Budget 459 씮 auch: Haushalt, städtischer Bürge, Bürgen 151, 318 Bürger 446 Bürgerliches Gesetzbuch (Deutschland, 1896/1900) 14, 23, 28, 31, 33 f., 479 씮 auch: Quellenregister Burgos, Statuten von 222, 333 씮 auch: Quellenregister: Statuten Burgund 393 Burgus et curia sancti Georgici 씮 San Giorgio Canavese Buße 410, 414, 436 씮 auch: Gewette Calahorra (Stadt in der Region Rioja, Spanien) 402 Calatagironus 씮 Caltagirone Calimala 씮 Arte di Calimala Caltagirone (Stadt in der Provinz Catania, Sizilien) 199 씮 auch: Quellenregister: Statuten campsores 290 capitanea 284 capitaneus 258 f., 274 carta 226, 232, 234, 547 씮 auch: Urkunden Catania 씮 Quellenregister: Statuten Cattaro 223 – 225 causa 377 – 379, 381, 412, 436, 547 씮 auch: Schuldgrund Celle 11, 111, 355 – Oberlandesgericht 355 ceorl 501 certum lucrum 272, 278, 315, 323 씮 auch: Gewinnquote; quarta proficui; Wucher Champagne 289, 290, 448

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Sachregister

Charlottenburg, Charlottenburger 113 – 115, 121, 342, 352 – 354, 357, 440 – 443, 456, 470 check 씮 Scheck Code civil (Frankreich, 1804) 30, 199, 200, 441, 570 씮 auch: Quellenregister: Code civil Code de Commerce, französischer 30 Codex Iustinianus 137 Codice Civile (Italien, 1865) 478, 570 씮 auch: Quellenregister: Codice civile Codice di Commercio (Italien 1882) 478, 570 씮 auch: Quellenregister: Codice di commercio cohabitatio 195, 321 f. collatio septima 251 collegantia 160, 173 f., 547 colonia 344, 345 colonus, coloni 227, 502 commenda 씮 Kommenda common law 69 communio 32, 35, 191, 198, 200, 488, 547 communio fraterna 213 communio omnium bonorum 192 communis vita, communiter vivere 247, 279 f. 씮 auch: fraterna compagnia; Haus; Hausgemeinschaft; Haushaltsgemeinschaft; vita communis Como 씮 Quellenregister: Statuten compagna, compagna communis 169, 175, 547 compagnia 250, 301 compagnia di terra 183, 281, 283 f. compagnia fraterna 55, 222 – 224, 278 씮 auch: Brüdergemeinschaft Compagnie 291, 293, 308 compagno, Compagnon 225, 295 comperae 279 compilatio secunda 391 Compostela 170 compromissum 292 condictio 368, 375 – 379, 547 씮 auch: Bereicherung; legis actio per condictionem condictio certi 344, 345, 367, 375 f., 379f. condictio indebiti 376 f. condictio ob causam datam 376 f. consilium, consilia 326, 547 Consolat del mar 161, 166, 171, 548, 570 Constitutio Friderici de pace tenenda 씮

Quellenregister: Herrscherkonsitutionen, Friedrich I.; Libri Feudorum II.27 §8 Constitutum Legis 255 f., 548 Constitutum Usus 49, 254, 256f., 259 f., 262, 267, 269, 277, 282, 286, 548 constructio 386, 391, 394, 396 씮 auch: Patronat consuetudines 198 씮 auch: Statuten; Quellenregister: Statuten contractus aestimatorius 264 contumacia, contumax, Contumacialverfahren, Contumacialfrist 420 f., 548 corpus, corpus mysticum 325, 482, 548 씮 auch: Korporation, Körperschaft Corpus iuris civilis 15, 17, 548 – Ausgabe von Kriegel 134, 579 씮 auch: Quellenregister: Corpus iuris civilis corpus societatis, corpo della compagnia 305, 307, 309 – 311, 316 씮 auch: Gesellschaftsvermögen; societas, Grundkapital und Vermögen Cortes 170, 219f., 548 Cottage-System 283 court baron 501 court rolls 502 creditores hentice 257 씮 auch: Gläubiger creditum 185, 369 f., 372, 375, 377, 379 f., 548 씮 auch: Darlehen Cremona 64, 195 – Statuten von 228 씮 auch: Quellenregister: Statuten Cumae, Cumanus 씮 Como Curia Usus 255 Custodes nundinarum 289 customary court 501 Dänemark, dänisch 198, 448 Danzig, Danziger 22 dare ad portandum in compagniam 265 – 267 dare ad proficuum de mari 267, 269, 272, 315 dare ad proficuum de terra in bottegha vel alio loco 281 Darlehen 55, 158, 220, 271, 281, 312, 358, 367, 369, 375, 379, 381, 466 –, wucherisches 315

Sachregister –, zinsbares 270 씮 auch: Kredit Darlehensgläubiger 287 Darlehensnexum 382 Darlehensschulden 462 Daroca (Stadt in Provinz Saragossa, Spanien) 씮 Quellenregister: Statuten Dauerbetrieb, kapitalistischer 59 Decretum Gratiani 387, 548, 572 씮 auch: Quellenregister: Corpus iuris canonici Dekretalen 391 Delikt 209 – 211, 215, 230, 245, 275, 549 Delkredere-Garant 463 denarius Dei 448 Depositum 158, 549 Depot 307 f. Deputat 495 desafillare 218 Despotie 195 Deutschenspiegel, Spiegel deutscher Leute 422, 436, 549, 563, 589 Deutsches Münzgesetz 씮 Quellenregister: Münzgesetz Deutschland, deutsch 138, 448, 449, 453 f., 461, 471, 476, 478, 479 – 481 deutschrechtlich 462 씮 auch: Recht, deutsches Dienstbote 302 Dienstmann 407, 435 Dienstpersonal 195 Digesten 137, 254, 359, 363, 364 – 383, 559 씮 auch: Pandekten; Quellenregister: Corpus iuris civilis Digestenexegese 359 Ding 413, 415, 431, 501, 549 –, echtes 430 –, rechtes 423 Dinggenossen 432 dingliches Recht 146, 151, 480 f., 549 discepolo 292 – 294, 301, 482 Dispositionsbefugnis, Geschäftsführung 258 dispositives Recht 176, 280, 549 Distanzgeschäfte 450 씮 auch: Lieferungskauf; Versendungskauf Dividende 267, 269 Dogmatik 41, 149 dogmatisch-historisch 45, 52, 54, 86, 142, 331 dogmatisch-praktisch 330

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Doktrin 28, 51, 549 –, romanistische 48, 62, 323, 460 dolos 261, 549 dolus, exceptio doli 382, 480, 549 Domänenbauern 498 domicilium 196, 277 dominus 497 donatio 365, 369 Donnerstagsgesellschaft 442, 454 Dorfverfassung, mittelalterliche 492 Dorpat 451 Dortmund, Dortmunder Statuten 446 dos, Dotal- 179, 316, 388, 392, 397 f., 550 씮 auch: Frauengut; Mitgift dos aestimata 263 Dotalklagen 365 dotatio, Dotation, Dotierung 386, 388 f., 392, 394 – 397, 399, 550 씮 auch: Patronat duplex persona 327 Edict, Edikt (des röm. Prätor) 365, 382 Edikt Rotharis 81, 99 씮 auch: Quellenregister: Edictus Rothari Ehefrau 134, 197, 210, 261, 321, 365 Ehegemeinschaft 52 Ehegütergemeinschaft 씮 Gütergemeinschaft, eheliche Ehegüterrecht 씮 Güterrecht, eheliches Ehemann 321 Eichstätt 119 Eid 378, 414, 417, 428, 447 씮 auch: Eineid; Gerichtseide Eidhelfer 431 Eidgenossenschaft, bürgerliche 169 Eigengewere 407 씮 auch: Besitz Eigenkirche, germanische 55 Eigentum, Eigentümer 387, 400, 428, 430 –, gemeinsames 278 Eigentumsanteile, ideelle 191 Eigentumserwerb – Anrechnung von 194 – außerhalb der Gemeinschaft 197 – cum judice 194 – in obsequio regis 194 Eigentumsprätendent 406, 426 f., 430 Eigentumsübergang 371 f. Eigentumsübertragung 410 Eigentumsvermutung 196 Eigentumsverschaffungspflicht 480 씮 auch: Gewähren, Gewährschaft

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Sachregister

Einbringen 266 Eineid 431 f. Einigung 212 Einkommensteuer 212 Einlage 166 – 168, 173, 179, 187f., 200, 207f., 221, 237, 258 – 268, 275, 282f., 287, 305f., 308, 311f., 314, 328f., 482, 550 씮 auch: Illaten; Kapitaleinlage; societas, Einlage; Vermögenseinlage Einlagesocietät 268 씮 auch: Kommenda Einreden 474 einseitige Kapitalgesellschaft 169, 176, 550 씮 auch: Arbeitsgesellschaft, einseitige Einwanderung, angelsächsische 498 Einwendungen 372 Eisenbahnen 346 Element, antiformales 62 emancipatio 236 emancipatio in fraudem creditorum 221 Emanzipation 221, 234, 236, 550 씮 auch : Abschichtung, Ausschichtung England, englisch 10, 91, 288, 467, 471, 491, 494, 496, 500, 502 – normannische Eroberung 498 Enterbung 194 Entwerung, Entwährung 418, 550 Entwicklung 208, 233, 252f., 270, 293, 295, 300, 305, 311 f., 326 f., 329 f., 459, 480, 487, 496, 502 –, dogmengeschichtliche 326 –, historische 332 –, historisch-genetische 479 Entwicklungsreihe 288, 379 Episkopalismus 385 Erbauseinandersetzung 씮 Erbteilung Erbeigen 430 Erben 209, 433 Erbengemeinschaft 37, 48, 75, 221 f., 224 f., 550 –, fortgesetzte 190, 276 –, unabgeteilte 203 Erbenlaub 424, 430, 431, 433, 550 Erbgang 406, 418, 429 Erbprätendent 429 Erbquote 212 Erbrecht 447 – von Schwestern und Töchtern 134, 194 Erbrente 459 f., 461 Erbrezeß 207, 312 – der Alberti 304, 308 – 311 씮 auch: Rezeß

Erbschaft 210, 242, 483 Erbteil 292 –, gesetzlicher 206 씮 auch: legitima pars Erbteilung, Erbteilungsklage 199, 222, 224, 308 Erfüllung (einer Verbindlichkeit) 375, 381 f. 씮 auch: ex solvendi causa; solutio Erfurt 352 f. Erörterung, dogmatische 331 Errungenschaftsgemeinschaft 205, 280 Ersitzung, vierzigjährige 393, 403 Erwerb –, gemeinsamer 201, 322 –, gutgläubiger 481 Erwerbsgemeinschaft 75, 100, 134, 192, 200, 214 – 216, 233, 238, 295, 321, 324 Erwerbsgrund 393 – 395, 397 Erwerbstätigkeit, gemeinsame 52, 194, 196 essentia, accidentia 297 essentiale, essentialia 38, 188, 550 exceptio 372, 550 exceptio doli 382, 480 씮 auch: dolus exceptio legis Cinciae 368 exceptio non rite adimpleti contractus 480, 481 Exceptiones Legum Romanorum 씮 Quellenregister: Petri Exceptiones Exchequer bills 467 Exegese, Exegesen 6, 13, 53 – 56, 93, 96, 115 – 117, 343f., 441, 477 Exekution 148, 213, 275, 293, 550 씮 auch: Zwangsvollstreckung Exemtionen, eximiert 385, 434, 437 f. exequieren 213, 289, 550 expensilatio 376, 380, 382 ex solvendi causa 375 씮 auch: Erfüllung extranei 322 Fabrik, Fabrikant 233, 238, 282, 286 씮 auch: Hausindustrie factor 161, 172, 202 f., 282, 293 f., 551 씮 auch: famulus; fattore Fahnlehen 434 Fallit 301 Famagusta (Stadt auf Zypern) 175, 251 Familie 32, 47, 50, 66, 238 f. Familienassociationen 291 Familieneigentum, germanisches 200

Sachregister Familiengemeinschaft 75, 102, 204, 207, 218, 226, 272, 273, 288, 295 –, langobardisch-germanische 64 Familiengenossen, Familiengenossenschaften 71, 194, 225 –, germanische 78f. Familiengeschlechter 461 Familiengesellschafter 135 f. Familienhaushalt 204 Familienkommunion 씮 communio; Kommunion Familienmitglieder, männliche 134 Familienrecht 48 f. –, germanisches 99 Familiensozietäten 50, 250, 291 Familienvater 씮 paterfamilias Familienverband, germanischer 65 Familienvermögen 198, 200 Familienwirtschaft 61, 190 famulus, famuli 202 f., 228, 230, 282, 551 씮 auch: factor, fattore; Geselle Farfa (Abtei in der Sabina, zwischen Rom und Rieti) 551 씮 auch: Quellenregister: Regesto di Farfa fattore 160, 282, 292, 301, 482 씮 auch: factor; famulus fèlag 41 씮 auch: Gütergemeinschaft Fernhandel 175, 201, 287 Ferrara 씮 Quellenregister: Statuten Fiktion 378 filiusfamilias 130, 194, 197, 199, 203, 206, 210 – 212, 214, 218, 220, 221, 227, 229 – 232, 234, 235, 236 f., 239, 245, 273, 274, 275, 551 –, emanzipierter 213 –, unehelicher 235 – Verpflichtungsgeschäft des 232 씮 auch: Haussohn; Sohn Finnen 491, 499 Firma 31, 33, 42, 49, 51, 60, 65, 72, 100, 149, 247 – 250, 298, 312, 317, 325, 485 f., 551 –, gemeinschaftliche 79, 103 – Persönlichkeit, Personifikation durch die 149 f. 씮 auch: Gesellschaft, Vertretung; Name, gemeinsamer; societas, Vertretung Firmenübernahme 487 Fiskus 346 Flandern 448

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Florenz, Florentiner, florentinisch 41, 43, 45, 49f., 100, 102 f., 139, 177, 192, 202, 204, 206 f., 211 f., 222, 233, 245, 249 f., 254, 275, 287 – 312, 319, 477, 478 – Rota 씮 Quellenregister: Gerichtsentscheidungen – städtische Statuten 37, 228, 240, 316, 336f. 씮 auch: Quellenregister: Statuten – Urkunden 씮 Quellenregister: Urkunden – Zunftstatuten 37, 252, 288, 292 씮 auch: Arte di Calimala Fluraufteilung 490 Flurgemeinschaft 216 Flurkarten 500 foenus nauticum 157, 271, 551 Fonds 177, 261, 265, 551 –, gemeinsamer 167, 202, 206 씮 auch: arca communis; Gesellschaftsvermögen; societas, Vermögen Formalismus 375, 381 –, logischer 62 – Problematik des 64 Formalvertrag 447 Formula 씮 Klageformeln; Prozeßformel Formular 251 –, römisches 222 Formularprozeß, römischer 345 forum conscientiae 270f. Fragestellung, juristische 45 fragmenta Vaticana 368, 371 Franche Comté 393, 403 Frankfurt am Main 25, 119, 138, 461 frankpledge 497 Frankreich, französisch 15, 137, 161, 199 f., 290, 470, 479, 495 fraterna compagnia 222 – 224, 551 씮 auch: Brüdergemeinschaft; compagnia fraterna fratres 321 f. 씮 auch: Bruder, Brüder; Erbengemeinschaft; Hausgemeinschaft fratres carnales 291 fratres communiter habitantes 195f. fratres communiter viventes 320 Frau, Frauen 190, 210, 219, 309 Frauengut 243 씮 auch: dos free tenants 502 freeholders 498 Freiburg 85, 88 f., 93 f., 490

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Sachregister

Freiheit, wirtschaftliche und rechtliche 501 Freirechtsschule 17, 73, 76 Freising 씮 Quellenregister: Urkunden Fremde, als Gesellschafter 136 씮 auch: Familiengesellschafter Fronhof 496 Fronung 406 Früchte 483 Fruchtziehung 426 Fuero 170, 218 – 220, 222, 333, 551 씮 auch: Quellenregister: Fuero; Quellenregister: Statuten fugitivus 211, 229, 231, 234, 551 fundatio, fundator 386, 388 – 392, 394 – 396 씮 auch: Patronat Fürsten 433 „Fußnotengeschwulst“ 90, 478 ganerbschaft 208 garathinx 193 Gattung, Gattungsschuld 158, 480, 552 씮 auch: in genere Gefahr 47, 155, 163, 168, 176 f., 188 f., 262, 271, 315, 552 – Gemeinsamkeit der 166 Gefahrtragung, Gefahrübergang 157, 167, 262, 450 – 452, 483, 552 Gehäuse 499 Geld 163 Geldrente 458, 496 Geldschulden 370 Geldstücke 370, 372 f. Geldwirtschaft 496 Gelegenheitsgesellschaft 145 Gemeinde, freie 497, 499 gemeines Recht 44, 205, 222, 255, 483, 552 Gemeinsamkeit, Prinzip der 46 Gemeinschaft 60, 200, 206, 237, 243, 293 f. – Aufhebung der (durch Abwesenheit) 196 – des Hauses 64 Gemeinschaftsschulden 245 Gemeinschaftsvermögen 207 Generalis balia 288, 295, 296 Generalrechnung 305 Genf 192 Genossen, Genossenschaft, genossenschaftlich 32 f., 35, 48, 190, 195 f., 202, 208, 211, 213, 330, 425, 437 f., 485 f. –, bergrechtliche 204

Genossenschaftstheorie, germanistische 38 Gentilvermögen 230 Genua, genuesisch 47, 49, 52, 81, 99, 100, 161 – 163, 165, 168 – 170, 174 – 177, 179, 181 f., 184 f., 188, 192, 202, 207, 254, 257 f., 260 f., 263 f., 266 f., 281, 285, 330, 334, 340, 568, 574 – Bank von 467 – Rota von 51 f., 100 씮 auch: Quellenregister: Gerichtsentscheidungen – Statuten von 298, 315f., 327 f., 335 씮 auch: Quellenregister: Statuten – Urkunden 씮 Quellenregister: Urkunden Gericht 290 –, italienisches 481 Gerichtsassessor 121, 123 Gerichtsbarkeit 249, 294 Gerichtseide 552 씮 auch: Eid; Eineid; selbdritt; selbsiebent Gerichtsentscheidungen 130 씮 auch: Quellenregister: Gerichtsentscheidungen Gerichtspraxis 323, 472, 481, 487, 496 Gerichtsstand 437 Gerichtsumstand 415 Gerichtsverfahren, deutsches 414 Gerichtsversammlung 501 Germanen 490 – Ostgermanen 491, 499 – Westgermanen 491, 499 Germanisten, Germanistik, germanistisch 3, 6, 13, 15 f., 18 – 20, 24 f., 33, 35 f., 53, 62 – 64, 66, 70, 73, 344 씮 auch: Recht, deutsches Gesamthand 33 – 35, 52, 60, 66, 73, 75, 78, 92, 214 f., 330f., 442, 467, 552 –, germanische 100, 122 Gesamthandslehre 42 Gesamthandsverhältnis 52 Gesamthandstheorie 74 Gesamtkapital 310 Geschäft, gemeinsames 240 Geschäftsbetrieb 237, 332 Geschäftsbücher 302, 303 씮 auch: Gesellschaft, Bücher der Geschäftsführung, Geschäftsführer 318 씮 auch: Dispositionsbefugnis; societas, Geschäftsführung Geschäftsgemeinschaft 239, 246

Sachregister Geschäftsgläubiger 237 Geschäftsleben 197 Geschäftsschulden 238 f., 241 Geschäftsübergang 485, 487 Geschäftsvermögen 240 Geschichte, Geschichtswissenschaft 41 씮 auch: Agrargeschichte; historisch; Rechts-; Wirtschaftsgeschichte Geschichtskonstruktion 499 Geschlechtsherrschaft 461 Geschlechtsverband 204 씮 auch: Sippe Geselle 202, 229 씮 auch: famulus; fattore Gesellschaft – Auflösung der 488 f. – befreiende Leistung an die 244 – Bücher der 249 씮 auch: Geschäftsbücher – Fonds der 306, 312 – Haftung der 65 – Innenverhältnis der 240 – in Liquidation 488 – Rechtspersönlichkeit der 475, 488 – Sondervermögen der 38, 42, 46, 48 f., 51, 60, 72, 81, 84, 99 f., 149 f., 177, 182, 188 f., 240, 244, 261, 264 – 266, 278 –, staatswissenschaftliche 442 –, stille 씮 stille Gesellschaft – Verpflichtung der 243 f., 250 – Vertrag der 205, 226 – Vertragsschluß in fremden Namen 247 – Vertretung der 147, 248 씮 auch: Firma; Name, gemeinsamer; societas, Vertretung Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) 125 Gesellschafter – Definition des 246 –, offener 308, 327 – persönliche Haftung des 30, 244, 248 씮 auch: Haftung, persönliche der Gesellschafter Gesellschaftsanteil 197 Gesellschaftsformen, Entwicklung der 150 Gesellschaftsgläubiger 261, 263 f., 301, 482 Gesellschaftsrecht 357 –, italienisches 475

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Gesellschaftsvermögen 35, 46, 99, 147, 149, 151, 245, 265, 275, 328, 488, 552 씮 auch: arca communis; corpus societas; Gesellschaft, Fonds; Gesellschaft, Sondervermögen Gesetz über den Eigenthumserwerb 씮 Quellenregister Gesetzgebung –, justinianische 155 –, römisch-byzantinische 155 Gesinde 210, 284 –, ländliches 409 Gestaltungen, faktische 145 Gewähren, Gewährschaft 56, 407, 412 – 414, 418 f., 422, 434, 552 Gewährsmann 413 Gewalt des Hausvaters 191 Gewerbe 187, 486 Gewerbebetrieb 184, 204, 212, 486 씮 auch: Betrieb Gewerbefreiheit 485 Gewerbegesellschaft 204 Gewerbepolizei, gewerbepolizeilich 445 Gewerbeverfassung 485 Gewere 55 f., 358, 387, 400 f., 410 – 417, 420 f., 423, 426 – 429, 444, 462, 552f. –, jährige 430 – 432 –, rechte 407, 424 f., 433 씮 auch: Besitz; Eigen-; Lehen-; Rentengewere Gewere, Gewähre, Gewährsmann 407, 413, 418 Gewerke 204 Gewette 410, 414, 436, 553 씮 auch: Buße gewillkürt, Willkür 42, 184, 204, 276, 295, 553 Gewinn 42, 156, 159, 162 – 164, 167, 177, 179, 184 – 186, 262, 266, 268, 305, 307, 332, 553 씮 auch: societas, Vertrag; Vertrag Gewinnanteil 183, 271, 284 Gewinnbeteiligung 36, 59, 208, 269 Gewinnquote 180, 189 씮 auch: certum lucrum; quarta proficui; societas, Gewinn; Wucher Gewinnteilung 258 f., 268, 553 – nach Köpfen 221, 222 – pro rata 166, 173, 274, 277 씮 auch: quarta proficui; societas, Gewinnverteilung Gewinnverteilung 166, 189, 250, 553

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Sachregister

Gewohnheit, Gewohnheitsrecht 19, 67, 205 씮 auch: Handelsbrauch; Usance Gießen 86 Giro-Aval 472f. Glauben, jüdischer 22 Gläubiger 182, 206, 297 f., 328, 474 – Befriedigung der 487 Glossatoren 314, 408, 553 Glosse 326, 391, 398, 403, 409 f., 419, 553 Glosse zum Sachsenspiegel 409, 553 Gottespfennig 448 씮 auch: denarius Dei Göttingen 10f., 13, 24 f., 54, 56, 88, 93, 110 f., 114, 119, 138, 352, 355 f., 361, 441, 457, 461, 476 Griechenland, griechisch 155, 288 Großbetrieb 495 Großhandel, Großhändler 173, 287, 449 Großindustrie, Großindustrieller 203, 282 Großkaufmann 160 Großverkehr 297 Grundeigentum 270, 409 Grundherr 388 – 390, 465, 495 Grundherrschaft 492, 494, 500 Grundsätze, seehandelsrechtliche 184 Grundschuld, preußische 484 Grundschuldgläubiger 483 Guadalajara 씮 Quellenregister: Statuten Guelfen 288 Güter, ostelbische 343 Gütergemeinschaft 192, 204, 205 –, eheliche 206 –, germanische 48, 191, 553 Güterrecht, eheliches 130, 205, 365 Gütertrennung 205 Güterumsatz 201 Gutsherr 409, 495 Gutsherrlichkeit 499 Gutsverfassung 496, 499 Gutswirtschaft 503 –, mittelalterliche 491, 494 f., 501 –, spätrömische 502 Haftung 212, 318, 324 –, beschränkte 215, 217, 237, 241 – des Gesellschaftsvermögens 211, 214 – des Kaufmanns 288 – des Kommanditisten 332 –, gemeinsame 50 –, persönliche der Gesellschafter 211, 214, 216 f., 226, 229, 290, 294

– pro rata 145 f., 221, 235, 264 –, solidarische 481 씮 auch: Solidarhaft, Solidarhaftung –, unbeschränkte 237 halimote 501 씮 auch: Ding Halle a.S., Hallenser 22, 34, 39, 440 Hamburg, Hamburger 25, 119, 445, 451 Handel 202, 218, 246 – Bedürfnisse des 58 f. –, nordeuropäischer 32 – Usancen des 48 Handels- und Wirtschaftsrecht, mittelalterliches 440 Handelsbeziehungen, internationale 143, 247, 252 Handelsbrauch, Handelsgebrauch 43, 47, 67, 143, 163, 257, 553f. 씮 auch: Gewohnheit, Gewohnheitsrecht; Usance; Verkehrsusance Handelsbücher 302 씮 auch: Geschäftsbücher Handelsgesellschaft 143f., 246, 248, 487, 554 –, altnordische 40 –, offene 씮 offene Handelsgesellschaft Handelsgesetzbuch (HGB) 22, 255 Handelsgesetzgebung 257 Handelsgewerbe 247, 253 Handelsgewohnheitsrecht 43, 143, 257, 553f. 씮 auch: Usance; Verkehrsusance Handelskammer 122 Handelskauf 445, 479 Handelspraxis 489 Handelsrecht 13, 15, 17, 22 f., 62, 110, 123, 125 f., 245, 255 f., 325, 354 –, deutsches 255, 441, 475 –, mittelalterliches 468 f. –, universales 14, 60, 80, 143 씮 auch: Handelsbeziehungen, internationale Handelsrechtspraktikum 110, 469 Handelsrechtswissenschaft 24, 236 Handelsreisen 186 Handelssache, Definition 255 Handelsstädte 110 Handlungsgehilfe 161, 229, 554 Handwerker, Handwerk 48, 202 f., 233, 238, 246 f., 282, 286, 295 Handwerkersocietäten 201 Handwerkspolizei 222

Sachregister Hannover 457 Hanse 60, 446 Hansestädte 110, 445 Haus 306 –, gemeinsames 66, 190, 206, 211 – 213, 239, 295, 298 씮 auch: fraterna compagnia; Haushaltsgemeinschaft Hausbesitzer 464 Hausbuch 380 Hausdiener 236 Hausgemeinschaft 32, 78 f., 93, 103, 125, 134, 194, 207, 218, 238 f., 277, 289 – Aufhebung der 233 – Haftung der 292 – zwischen Vater und Söhnen 81 씮 auch: fraterna compagnia; Haus; Haushaltsgemeinschaft; vita communis Hausgenosse, Hausgenossenschaft 99, 102, 195 Haushalt 211, 494 –, gemeinsamer 195, 197, 201, 204, 216 f., 275, 302, 321, 324 –, städtischer 460 씮 auch: Budget Haushaltsgemeinschaft, Haushaltungsgemeinschaft 195, 201 f., 210, 228, 237, 239, 245, 274, 281, 291, 302, 305, 320 씮 auch: stare ad unum panem et vinum Haushaltskasse 306 Haushaltungskosten 302 씮 auch: fraterna compagnia; Haus; Hausgemeinschaft; vita communis Hausindustrie, Hausindustrieller 202, 282f., 450 씮 auch: Verleger Häuslichkeit 277 Haussohn 276, 292, 294, 554 씮 auch: filiusfamilias Hausvater 193, 195 – Gewalt des 191 씮 auch: paterfamilias Heerschild-Hierarchie 435 Heerschildordnung 435 Heidelberg, Heidelberger 9 – 11, 22, 25, 88, 110, 112 – 114, 138, 342, 352 f., 490 hentica 260 – 263, 265 – 267, 553 씮 auch: Einlage; Illaten; Kapitaleinlage; societas, Einlage; Vermögenseinlage hereditas 209, 243 씮 auch: Erbschaft heres 154, 554

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Herrschaft, herrschaftliches Prinzip 195 Herzöge –, braunschweig-lüneburgische 465 –, braunschweigische 467 Hinterland 184 Hintersassen 503 Historiae Patriae Monumenta 130, 162, 164, 175, 212, 337, 567, 577, 581, 590 historisch 177, 286, 311, 314, 332 씮 auch: dogmatisch-historisch; Entwicklung, historische Historische (Rechts-)Schule 9, 15 – 17, 20, 28, 31, 45, 57, 61 f., 72, 74, 76 Hochzeitstag (in die nuptiarum) 193 Hofgänger 501 höhere Gewalt 씮 vis major Holland, höllandisch 446 Hörigkeit 496 Hufe 389, 486, 499 f. Hundertschaftsgerichte 425 Hypothek 270, 461, 463, 484 Hypothekenbrief 467 Hypothekenbuch 347 Hypothekengläubiger 483 Idealquoten 200 Idealtypus 70 f. Illaten 262 씮 auch: Einlage; Kapitaleinlage; societas, Einlage; Vermögenseinlage Immatrikulation 249 Immemorialpraescription 394, 400 씮 auch: Praeclusion; Verjährung Immobiliarbesitz 306 Immobiliarvermögen 311 Immobilien 205 f., 271, 308, 310, 413, 430 in dubio 173, 192, 218, 233f., 273, 275, 302, 554 in genere 158, 554 씮 auch: Gattung in solidum 147, 210, 214, 244f., 250f., 290, 296f., 319, 554 씮 auch: Solidarhaft, Solidarhaftung in specie 158, 370, 554 씮 auch: Spezies Individualeigentum, römisches 345 Indossament 471 – 474 씮 auch: Wechselindossament industria 322 씮 auch: Arbeit Industrie 218, 238 씮 auch: Hausindustrie

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Sachregister

Industriestädte, Industrieplätze 201, 202 Inhaberbriefe 466 Inkorporation 400 Innengesellschaft 씮 stille Gesellschaft Inscription 365, 377 institor, Institorat 52, 65, 75, 79, 84, 93, 236, 289, 320, 328, 554 –, römisches 319 씮 auch: Mandat; praepositio institoria; Vertretung; Vollmacht Institoratspräsumtion 103, 321, 323 Institut, seehandelsrechtliches 182 Institutionen 374 Instleute 501 inter extraneos 204, 260, 273, 280, 291, 555 Interdictum 366 Interdictum quam hereditatem 366 Interdictum Utrubi 371 Interesse, juristisches 175 Interessenjurisprudenz 17, 73, 76 Interlokut 255 Interpolation 373 Interventionsklage 213, 262 Inventar 486 Investitur 413, 416, 430, 432, 466 씮 auch: Lehensinvestitur Investiturstreit 390 Irstadinge, irstaden 419 Island, isländisch 41 Italien, italienisch 14, 36, 39, 92, 98, 104, 138, 142, 155, 194 f., 200, 203, 220, 222, 225 f., 331, 272, 275, 288, 338 f., 389, 461, 471 f., 478, 479, 489 – Quellen 354, 444, 448 – Unteritalien 276 iugum 502 ius 씮 jus ius civile 380 ius mercatorum 30 Ivrea (lat.: Eporedia, Stadt in der Provinz Turin, Italien) 씮 Quellenregister: Statuten Jahr und Tag 407, 410, 420, 422, 424 – 426, 428, 430, 433, 438 f., 555 Japan, japanisch 34 Jurisdiktionsuntertänigkeit 249 Jurisprudenz 235, 253, 313, 317, 382 –, romanistische 씮 Romanisten –, römische 368, 373, 380 –, zeitgenössische 51

씮 auch: Begriffs-; Interessenjurisprudenz; Konstruktion Juristen 311, 315 –, byzantinische 155 –, italienische 469 –, jüdische 11 –, studierte 52 juristisch 169, 178 juristisch-formal 64 f., 83 jus capitanie 259 jus commune 232, 555 씮 auch: gemeines Recht jus gentium 380 jus publice respondendi 367 jus quaesitum 486 Kaiserreich, lateinisches in Konstantinopel 288 Kammergericht 씮 Berlin, Kammergericht Kanonisches Recht 137, 363, 384 – 403, 408, 555 Kanonisten 396, 469 Kapital 27, 31 f., 36, 39, 49, 61, 71, 145, 159, 168, 175, 177, 179, 183, 186 f., 257, 263, 266, 269 f., 275, 278, 284 f., 306, 313 f., 329, 332, 459, 460 –, mobiles 206, –, werbendes 168, 174, 206, 306, 312, 555 씮 auch: Arbeit Kapitaleinlage 42, 167, 187, 200, 208, 237, 258, 262, 265 f., 268, 305 f., 308, 312, 314, 328, 332 – in der Gesellschaft 198 –, zweiseitige 165 씮 auch: Konto Kapitalgesellschaft 씮 einseitige Kapitalgesellschaft Kapitalgewinn 278 씮 auch: certum lucrum; quarta proficui; societas, Gewinn; Wucher Kapitalien 177, 306 Kapitalist, Kapitalisten, Kapitalismus 60, 163, 173, 184, 189, 259, 271, 282, 287, 314 f., 450, 555 –, moderner 4 f., 58 Kapitalsmiete 268, 281, 284 Kapitanie 258 씮 auch: capitanea; capitaneus Kapitular, Kapitularien 387 f., 582 씮 auch: Quellenregister: Herrscherkonstitutionen

Sachregister Kardinallegat 385 Kargador 282 Karolinger 434 Kasse, gemeinsame 191, 217 씮 auch: arca communis; Fonds Kastilien (Castilla) 씮 Quellenregister: Fuero viejo di Castilla Kasuistik 197 Katalonien, katalanisch 39, 160, 172, 333 Kauf 429, 450, 458 Kaufladen 130, 297 씮 auch: apotheca; bottega; Laden, Ladengeschäft; stacio; taberna; Werkstatt Kaufleute 255, 301 Kaufmann 128, 130, 232 Kaufmannsrecht 469 Kaufmannsstatuten 229 Kaufschilling 243 Kaufvertrag, deutsches Recht 447 Kelten 490 f., 499 Kiel 40, 80, 119 Kind, Kinder 190, 199, 219 씮 auch: filiusfamilias; Haussohn; Tochter Kirche – Weihe der 397 씮 auch: Konsekration 씮 auch: Kollegiatkirche; Union (der Kirchen) Kirchenamt 385 Kirchenbau 386, 395 Kirchenbuße 271 Kirchengemeinde 345 Kirchenherr 400 f. Kirchenpatronat 씮 Patronat Kirchenrecht 9, 11, 110 Kirchenreform 386 Klageformeln 씮 actio; Bereicherungs-; Besitzschutz-; Dotal-; Erbteilungsklage; Interdictum; Interventions-; Kontrakts-; Personal-; Regreß-; Revokationsklage; writ Klarheit, juristische 188 Kodifikationen 253 –, deutsche 479, 481 –, italienische 478, 484 Kollation 388, 397, 401 Kollegiatkirche 398 Kollusion 421 Köln, Kölner 119 Kolonat 491 f. Kolonien, römische 154

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Kolonisation, innerdeutsche 389 Kolonna 172, 555 Kommandite 283, 286, 329f. Kommanditgesellschaft (KG) 30f., 35, 51 – 53, 71, 98, 144, 215, 264, 266 f., 287, 312, 325, 328 f., 330, 332, 555 – Anfänge der 187 – auf Aktien 287 씮 auch: Aktienkommanditgesellschaft Kommanditist 187, 249, 266, 287, 326, 332, 555 Kommenda, commenda 37 – 39, 41, 47, 49 – 52, 59, 71, 84, 98 f., 157, 159, 162 f., 165 – 168, 170, 173 – 175, 177, 182, 207 f., 252, 259, 264, 265 – 271, 280 f., 283, 285, 288, 308, 313, 327 f., 480, 488, 555f. –, einseitige 202, 329 씮 auch: accomandita Kommendant, Kommendator 163 f., 168, 176, 260, 313 f., 316, 329, 555 Kommendatar 162 – 166, 168, 172, 176, 265, 282, 314, 329 Kommendaverhältnisse 49, 169 Kommendierung 309 Kommentatoren 193 Kommis 282, 294 f. Kommission 480, 556 Kommissionär 158, 162, 182, 329, 469, 479 f., 556 Kommissionsgeschäft 51 f., 122, 329, 469, 475, 556 Kommissionshandel 40 Kommittent 158, 556 Kommodant 413 Kommodatar 413 Kommune 224, 290 –, mittelalterliche 4 –, städtische 43 Kommunion 207, 240 씮 auch: communio Kompagnie 씮 Compagnie Kompilatoren (des römischen Rechts) 373, 376 Komplementar, Komplementär 328, 556 씮 auch: tractator Kondiktion 씮 condictio Königsgericht 496, 498 Konkordat, baierisches 396 Konkurrenz 286 Konkurs 38, 42 f., 46 – 48, 51, 146 – 148, 181f., 211, 216, 265, 301, 475, 482, 556 씮 auch: Absonderungsrecht; Bankrott

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Sachregister

Konkursmasse 149, 180 Konkursordnung 180, 578 Konkursprivilegien 315, 317 Konkursprozeß 130 Konkursverfahren 489 Konkursvorrechte 257, 261 Vorzugsrecht im 487f. Konsekration (einer Kirche) 388 – 390, 395, 397 Konsens 321 Konsensualvertrag 447 Konsolidation (von Schulden) 463 Konsorten 238, 279 Konsortien 288 Konstantinopel 181 Konstruktion 315, 480 –, germanistische 474 –, juristische 65, 149 f., 317, 439, 450, 465, 478 f., 482, 488, 496 –, romanistische 265, 320 씮 auch: Begriffsjurisprudenz; Geschichtskonstruktion Konstruktionskunst, dogmatische 91 Konsumtion 378 Konsumtionsgemeinschaft 194 Konto 167, 177, 197, 207, 223, 233, 274 f., 279, 284, 305 – 307, 321 Kontor 302 Kontrakt, Kontrakte, kontrahieren 231, 239, 243, 298 f., 319, 327, 556 –, ehelicher 252 씮 auch: Vertrag Kontraktschulden 211 Kontraktsklage 497 Konvention 68 Konversion (von Schulden) 460, 463, 465 Konzil von Trient, Tridentinum 55, 358, 360, 363, 384 – 403, 556, 564, 580, 588, 596 씮 auch: Quellenregister: Konzil von Trient Korporation, Körperschaft 317, 330, 556 씮 auch: corpus mysticum; Person, juristische Korporationsvermögen 316 Korrealschuldner 318 Kosten 186, 304 Kredit 194, 209, 217, 226, 230, 267, 289, 465 – Geschichte des 457 –, persönlicher 327 –, öffentlicher 457, 465 씮 auch: Darlehen

Kredit- und Anleihewesen, öffentliches 454 Kreditbasis 332 Kreditvermittler 463 Kreuzfahrerstaaten, mittelalterliche 49 씮 auch: Quellenregister: Urkunden Kreuzzüge 175 Kronland 씮 Domänenbauern Küstenhandel 173 lanajuoli 씮 Quellenregister: Siena, Statuti de’lanajuoli Laden, Ladengeschäft 189, 247, 281, 297 씮 auch: Firma; Name, gemeinsamer; Gesellschaft, Vertetung; societas, Vertretung Ladenschild 248 씮 auch: Firma laghsage 198 Land, Übertragung von 502 씮 auch: Auflassung Landarbeiter 495 Landeshoheit 465 Landgericht 113, 408, 419, 423, 432, 437 f. Landhandel 47, 58 f., 183 Landhandelsstadt 202 Landkommenda 182 – 184, 188 Landrecht 56 Landrichter 436 Landsassen 409 Landsocietät 189 Landstadt, Landstädte 47, 50, 58, 66, 71 f., 287 씮 auch: Landhandelsstadt Landtag, preußischer 347 Langobardisches Lehnrecht 56, 421, 556 Langobardisches Recht 44, 69, 195, 200, 206, 557 씮 auch: Rechtsformen, langobardische; Quellenregister: Edictus Rothari; Lombarda Lauda nova, Laudensis 씮 Lodi Lebensunterhalt 302 Lebenswirklichkeit 74 f. Legaltheorie 501 legati a latere 402 leges barbarorum 208, 557 Leges Liutprandi 씮 Quellenregister Leges longobardorum 134 f. 씮 auch: Quellenregister legis actio per condictionem 380 legitima pars 234 씮 auch: Erbteil

Sachregister Legitimation, traditional-rationale 68 Lehen 55, 406, 423, 428 Lehengericht 418 f., 429, 438 Lehengewere 409, 419, 436, 557 –, rechte 425 씮 auch: Gewere Lehenhofe 416 f., 431 f., 435 f., 438 Lehenprätendent 426 f., 430 Lehensgerichtsbarkeit als Spezialjurisdiktion 438 Lehensherr 407, 412 f., 415, 418, 422 Lehensinvestitur 411, 431 씮 auch: Investitur Lehensmann 409, 410, 412, 418, 422 Lehensverband, Lehensverbände 437 Lehnbesitz 358 Lehnrecht 458 –, langobardisches 씮 Langobardisches Lehnrecht –, sächsisches 427 씮 auch: Quellenregister: Sachsenspiegel Lehnrecht Leibrente 459 – 461 Leipzig, Leipziger 22, 34 f., 119, 445, 492 – Oberhandelsgericht 22 lex Burgundionum, lex Romana Burgundionum 557 씮 auch: Quellenregister lex Cincia 368, 371 – 373 lex contractus 154, 268 lex Julia municipalis 씮 Quellenregister lex Langobardorum 158, 196, 209, 256, 557 lex Rhodia de iactu 39, 557 씮 auch: Quellenregister lex Romana 256 lex Rubria 379f. lex Silia 380 lex Wisigothorum 99 씮 auch: Quellenregister Leyes de Recopilacion 557 씮 auch : Quellenregister: Nueva Recopilacion de las Leyes Liber Extra 557 씮 auch: Quellenregister: Corpus iuris canonici, Liber Extra Liber Sextus 558, 581 씮 auch: Quellenregister: Corpus iuris canonici, Liber Sextus Liberalismus 8 Libri Feudorum 558 씮 Quellenregister: Libri feudorum

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Libro del consolat del mar 씮 Consolat del mar Lieferungskauf 444f. 씮 auch: Versendungskauf Liquidator, Liquidation, liquidieren 260, 291, 487, 489, 558 Litiscreszenz 378, 381 littera Bononiensis 254 Litteralkontrakt 153, 380 Lloyd, norddeutscher 122 locatio conductio operarum 284 Lodi, Statuten 240, 244, 338 씮 auch: Quellenregister: Statuten Lohnarbeiter 203 Lombarda 135, 193 f., 196 f., 201, 205, 208, 210, 223, 241 – 243, 251, 558 씮 auch: lex Langobardorum; Quellenregister: Leges Longobardorum London 290, 448 Lübeck 12, 25, 460, 464 Lübisches Urkundenbuch 씮 Quellenregister: Urkunden Lucca – Archiv 249 – Rota 씮 Quellenregister: Gerichtsentscheidungen – Statuten 씮 Quellenregister: Statuten – Urkunden 씮 Quellenregister: Urkunden lucrum, lucra 180, 242 f., 259, 269, 272, 278, 282, 284, 313, 315, 323, 558 씮 auch: certum lucrum; Gesellschaft, Gewinn der; Gewinn; Sondereinkünfte Lüneburg 90, 457, 459, 462 Lyon 135 Madrid, Madrider 219 Mailand, Mailänder 206 – Statuten von 212, 235, 241 f. 319, 323 f., 336 씮 auch: Quellenregister: Statuten Makler, Handelsmakler 130, 449 Malaga (Lex Malacitana) 153, 154 Mallorca 171, 221 씮 auch: Quellenregister: Statuten mancipatio 382, 558 mancipatio nummo uno 374 Mandat 52, 260, 558 –, präsumtives 242, 321 씮 auch: institor; Stellvertreter Mandatar 318 Mandatspräsumtion 318, 323

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Sachregister

Mängelgewährleistung 444 Mann, Männer 205, 215, 225, 261 Manufaktur 50 manus injectio 212 Marken 130 Markt, Märkte 130, 164 – Kauf außerhalb der 445 –, städtischer 445 Marktordnung 445 Marktplatz 201 Marseille 103, 124 씮 auch: Quellenregister: Statuten marxistisch 61 Massa (Gemeinde in der Toskana) 235, 243 – Statuten von 228 씮 auch: Quellenregister: Statuten Mediävisten, Mediävistik 4f. Medinaceli (Ort in Kastilien, nordwestl. von Madrid) 219 Mediolanum 씮 Mailand mensa 228 Messana 씮 Messina messatge 160 Messe, Messen, mittelalterliche 446, 472 Messina (Messana) 씮 Quellenregister: Statuten Meßpolizeibehörde 289 meta 194 Methode –, dogmatisch-positivistische 37 –, genetische 136 씮 auch: Entwicklung, historischgenetische Miete 130 Mietrecht 447 Mietvertrag 448 Minderjähriger 220 Ministerialen 434 Miteigentum 147 f. Miterbe, Miterbengemeinschaft, ungeteilte(s) 203, 208, 212, 219 f., 277 Mitgift 134, 242, 309, 365, 377 씮 auch: dos; Dotalklagen; Frauengut Mithaft 318 Mittelmeer 170, 177 Mitunternehmer 166 Mobiliarvermögen 205 f., 277, 306, 308, 311 Mobilien 278 Mobilisierung (des Bodens) 466 Modena 212, 244

– Statuten von 229, 234f., 239, 242 f., 248 씮 auch: Quellenregister: Statuten Monarchie, konstitutionelle 495 Moncalieri (Montiscalieri, Stadt in der Provinz Turin, Italien) 212, 231 f. 씮 auch: Quellenregister: Statuten Monopolisierung 283, 286, 450 Montiscalieri 씮 Moncalieri Montpellier 175 씮 auch: Quellenregister: Statuten Monumenta Germaniae Historica 135, 193, 210, 582 Morée (Morea; Fürstentum auf der Peleponnes, seit 13. Jh. Lehensabhängigkeit von Karl von Anjou) 339 Moselland 204 Moskau 491, 494 München 82, 86 Mündel 377 Mündelgelder 168, 270 Mundwalt 193 municipium 344, 345 Munt, Muntgewalt 55, 193, 387, 558 Münze 씮 Währung Münzgesetz, deutsches 346 Mutina 씮 Modena Mutter 199 Muttergut 219 씮 auch: dos; Frauengut Nachlaßschulden 219 Nachrüge 444 Nágera (Najera, Ort in Navarra, Spanien) 219 Näherrecht 464 Name, gemeinsamer, gemeinschaftlicher 248, 327 씮 auch: Firma; Gesellschaft, Vertretung; societas, Vertretung Nationalbewegung 8 Natur der Sache 502 Natur des Gegenstandes 156 Naturalabgaben 495 Naturale 192, 202, 266, 274, 302, 558 naturalia negotii 38, 258, 558 Neapel (Napoli) 250, 288 씮 auch: Quellenregister: Statuten negociatio 228, 238, 322 Neukantianismus 70 Nichtigkeit 479 Nichtverwandte 201 Nicia 씮 Nizza

Sachregister Niederlande 471 씮 auch: Holland Niederlassung 306 Niedersachsen 496 Nizza (Nicia) 175, 232 씮 auch: Quellenregister: Statuten Nordeuropa, nordeuropäisch 80, 448 Normalrentengutvertrag 343, 346 Normannen, normannisch 198, 200, 498 Norwegen, norwegisch 41 Notariatsinstrumente 252 Notariatsregister 251 Notariatsurkunden 162 Noto (Stadt in der Provinz Syrakus, auf Sizilien) 씮 Quellenregister: Statuten Novation 474 Novellen 251, 338, 580, 583 Novara 씮 Quellenregister: Statuten Nowgorod 448 Nueva Recopilacion de las Leyes 씮 Quellenregister numeratio 씮 adnumeratio Nupturientin 137 Nürnberg, Nürnberger 30, 35 Objekt 씮 Rechtsobjekt obligatio ex delicto 208 Obligation(en) 46, 145, 147 f., 209, 245, 266, 287, 298, 465, 481, 558 씮 auch: Kontrakt; Vertrag Obligationenrecht, obligatorisches Recht 151, 157, 558 offene Handelsgesellschaft 30, 35, 37, 46, 49f., 52 f., 71, 83, 98, 103, 125, 144 f., 147, 156, 215, 240, 244, 250, 261, 267, 279, 283, 286 f., 311 f., 315, 325 f., 328 – 332, 558f. – Auflösung der 482 – Gesellschaftsvermögen der 481 – Haftungsverhältnisse der 481 – Prinzip der 51 – Rechtspersönlichkeit der 482 – Registrierung der 482 Onkel 207 Orderklausel 473 Orderpfandbriefe 466 Ordenamiento de Leyes de Alcalá 씮 Quellenregister, Statuten Orient 175, 251 –, christlicher 251 씮 auch: Kreuzfahrerstaaten Ostelbien 491, 501 Österreich 15, 344, 346

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Ostfalen, ostfälisch 40, 409, 431 Oxford 91, 494 Pacht, Pächter 130, 496 Pächterstand 409 pactum de emendo 450 씮 auch: Kaufvertrag; Vorvertrag Padua 52, 235, 326, 475 – Statuten von 338 씮 auch: Quellenregister: Statuten Palermo 씮 Quellenregister: Statuten Pallavicini c/a. Grimaldi, Entscheidung 326 Pandekten 254, 319, 559 씮 auch: Digesten; Quellenregister: Corpus iuris civilis, Digesten Pandektenlehrbücher 16 Pandektenrecht 17, 253, 480 Pandektenwissenschaft, Pandektistik 25, 35, 62, 72f. Panormium, Panhormitanum 씮 Palermo Papalismus 385 Papst 385, 401f. Parere 130, 438 Parma 206 part disponible 199 Partei, nationalliberale 113, 122 participatio 씮 Partizipant Partikulargesetzgebung 256 Partikularrecht 393 Partizipant, participatio, Partizipation 99, 157 f., 168 f., 184, 187, 189, 203, 207, 225, 228, 246, 266 f., 269, 275, 282, 285, 312, 332, 559 Partizipationsverhältnis 53, 332 paterfamilias 32, 48, 191, 212, 213, 233, 559 씮 auch: Hausvater Patron 씮 Kirchenherr Patronat, Kirchenpatronat 345, 358, 391, 559 씮 auch: constructio Patronatsherr 387 Patronatsrecht 55, 346, 360, 386, 389 f., 397 –, dingliches 400 –, persönliches 400 patronus navis 160 Pavia 206 peculium, Pekuliarrecht 32, 35, 230, 559 Pera (Stadtteil von Konstantinopel, genues. Kolonie) 169, 180, 181 씮 auch: Quellenregister: Statuten

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Sachregister

Peralta 219 Pergamum 씮 Bergamo Person, juristische 30, 33, 35, 38, 51 f., 74 f., 316 f. persona ficta 42 Personalexecution 130 Personalitätsprinzip 200 Personalklage 378 Personalkredit 271 Personalsteuer 459 Personengemeinschaft 53 Personengesamtheit 316 Personengesellschaft 243, 475 Persönlichkeit 씮 Rechtssubjekt Peruzzi (Florentiner Familie) 207, 225, 233, 275, 288, 291, 296, 301 f., 304, 560 Pesaro 206 petitorische Klage 씮 Besitzschutzklage; Possessorium Pfandbrief 463, 465 Pfandlehen 458 Pfandnexus 483 Pfandrecht 130, 484 Pfandschulden 462 Pfändung 412, 414 Pfandverschreibung 467 씮 auch: Verwertungsklausel Pfarrei 386 Pfarrer 388 f., 391 Pfleghaften 409, 560 Piacenza 47, 99, 184 – 188, 206, 231, 234, 260, 281 – Statuten von 228, 232, 240 씮 auch: Quellenregister: Statuten Pisa, pisanisch 45, 49f., 100, 102, 139, 165, 167 f., 173, 179, 181 f., 194, 196, 205, 208, 210, 217, 247, 253 – 286, 287, 305, 315 – Archiv 249 – Pandektenhandschrift 254 – S. Pietro in Vincolis 254 – Statuten von 103, 130, 135, 190, 194, 208, 239, 253 – 287, 335 씮 auch: Quellenregister: Statuten – Urkunden 씮 Quellenregister: Urkunden Placentia 씮 Piacenza Podestà 169 Polen, polnisch 346, 453, 458 Polizei, Polizeirecht, rechtspolizeilich 201, 222, 289, 299, 445, 497, 560 Polis, antike 4 portio patris 200 Posen 113, 121, 346, 453, 458

Possessorium, possessor 416, 495 praeceptalis traditio 434 Praeclusion, praecludiert 277, 413, 420, 423, 425 f., 431 – 433, 438, 560 – sich verschweigen 419, 430, 439 – von Jahr und Tag 438 씮 auch: Einwendungen; Verjährung Praeclusivfrist, Präklusivfrist 277, 279, 413, 425, 431 – 433, 438 praepositio institoria 125, 319 씮 auch: institor; Mandat; Vertretung; Vollmacht Prag 464 Präklusion 씮 Praeclusion Präsentationsrecht 391, 401 f. Präsumtion 321 f., 560 씮 auch: Rechtsvermutung Prätendent 410, 412 f., 417, 423 씮 auch: Eigentumsprätendent Prätor 366, 371, 378, 381 –, römischer 365 Praxis, Praxisnähe, Praxisbezug 19, 25, 27 f., 32, 48, 52, 68 f. –, kaufmännische 14 –, gemeinrechtliche 330 씮 auch: Handelspraxis precarium 437 pretium succedit in locum rei 483, 484 Preußen, preußisch 22, 30, 110, 483 f. Priester 398 Prinzip –, genossenschaftliches 195 –, herrschaftliches 195 Privatbibliothek Goldschmidt 씮 Bibliothek, Privatbibliothek Goldschmidt Privatgläubiger 180, 237, 240, 244f., 293, 301, 315 Privatrache 208 Privatrecht 204, 256, 486, –, deutsches 24, 110, 444, 447, 458, 462, 470 씮 auch: Recht, deutsches –, römisches 123 씮 auch: Recht, römisches Privatschulden 245, 324 Privatvermögen 307f. Privileg, Privilegien 385, 386, 401 f., 434 pro parte 280, 560 pro rata 320, 560 씮 auch: Gewinnteilung, pro rata; Haftung, pro rata

Sachregister Produktionsgemeinschaft 194 Prokurator 318 Promotion, Promotionsverfahren 씮 Personenregister: Weber, Max prossessio 125 Protestantismus 8 Protest 451 Provision 329 Prozeß 130 –, kaufmännischer 130 –, landgerichtlicher 407 ff. Prozeßformel 375 – 378, 380 f. 씮 auch: actio; Klageformeln Publizität 432 pupillus 377 quarta proficui 258, 265, 268, 274, 278, 313, 329, 560 Quellenedition 360 Quittung 290 Quote 146, 148, 198 f., 262 f., 275, 285 rata 씮 pro parta; pro rata Rationalisierung – des Rechts 68 f. –, formale 73 Rationalisierungsparadigma 59 Rationalisierungsprozeß 76 –, okzidentaler 58 Realvertrag 447 Rechenhaftigkeit 59 f. – des Kapitals 64, 76 씮 auch: Konto Rechnung –, eigene 259 –, gemeinsame 194 Recht und Wirtschaft 156 Recht, Rechte 36, 68 –, alfriesisches 198 –, altgermanisches 103 –, altlangobardisches 103 –, bretonisch-fränzösisches 200 –, bürgerliches 255 – der Burgunder 198 –, byzantinisches 200 –, dänisches 198 –, deutsches 12, 56, 331, 344, 354, 357, 407, 415 f., 431, 441, 445, 448, 462, 469, 475, 482 씮 auch: Germanisten, Germanistik, germanistisch –, deutsches, mittelalterliches 359

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–, deutsches, öffentliches 354 –, dingliches 씮 dingliches Recht –, dispositives 씮 disposives Recht – formaler Charakter des 67 –, fränkisches 431, 439 –, französisches 25, 476, 479 –, französisch-italienisches 488 –, gemeines 씮 gemeines Recht –, genuesisches 170 –, germanisches 11, 331, 358, 401 –, italienisches 222, 475, 481 f., 484, –, kanonisches 씮 Kanonisches Recht –, langobardisches 씮 Langobardisches Recht –, mittelalterliches 191 –, normannisch-byzantinisches 198, 200 –, obligatorisches 씮 Obligationenrecht –, öffentliches 204, 356 –, oströmisch-byzantinisches 260 –, pisanisches 202 –, preußisches 345, 347 –, positives 479 –, römisches 4, 8, 13, 15, 35, 39, 43, 48 f., 78, 99, 125 f., 137, 139, 142, 145, 151, 155, 157, 160, 171, 177, 191 f., 200, 218, 220 – 222, 230, 232 f., 253, 255, 263, 289, 299, 323, 326, 345, 354, 357 f., 408, 413, 416, 444, 445, 462, 464, 476, 482, 487, 488, 501, 502 –, sächsisches 236, 406 f., 444, 498 –, schwedisches 198 –, sizilianisch-süditalienisches 198, 234 –, sizilianisch-normannisch 199 f. –, venezianisches 226 –, westgotisches 44 Rechtsauffassung, deutsche 421 Rechtsbildung, soziologischer Vorgang 84 rechtsdogmatisch 29 Rechtsentwicklung 323, 401, 403, 444 Rechtsformen, langobardische 92 Rechtsgedanke –, deutscher 444 –, germanischer 44, 53 –, römischer 52, 69, 416 Rechtsgeschäft 406 Rechtsgeschichte –, deutsche 441 –, germanistische 344, 357 –, preußische 490 –, römische 357, 441

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Sachregister

Rechtsgrund 424 씮 auch: causa Rechtsgrundsätze, Rechtsprinzipien – Genesis von 156 –, germanische 35, 78 rechtshistorisch 29 Rechtshonorationen 69 Rechtsinstitute, Werdegang der 326 Rechtskreis –, fränkisch-atlantischer 40 –, mediterran-romanischer 40 –, nordeuropäisch-germanischer 40 Rechtsobjekt 148, 177, 207, 316, 387, 560 Rechtsprechung 44 Rechtsreferendariat 씮 Personenregister: Weber, Max Rechtssätze –, dispositive 256 –, germanische 99 Rechtssoziologie 73 Rechtssubjekt 33, 150, 177, 560 Rechtsübergang 486 Rechtsvermutung 328 씮 auch: Präsumtion Rechtswissenschaft 68 –, mittelalterliche 299 씮 auch: Germanisten; Jurisprudenz; Romanisten Redaktion 400 Reeder, Reederei 씮 Rheder, Rhederei Reformationsdekret 386, 393, 395 Register, öffentliche 226, 249 Registrum Farfense, Regesto di Farfa 200, 207, 208, 561, 586 Regreßklage 436 Regreßpflicht 437 rei vindicatio 179, 181 Reich, römisch-deutsches 415 Reichsoberhandelsgericht 150 – Entscheidungen 씮 Quellenregister: Gerichtsentscheidungen. Reichsstrafgesetzbuch 14 Reichstag (deutscher) 113, 122 Reklamation 451 Remuneration 162 Rente 458 f., 461, 463 Rentenbriefe an Order 466 Rentengewere 463 Rentenkauf 270, 463, 561 Rentenschulden 462, 464 Rentenverkauf 460 Rentenzahlungen 346

Renuntiation, Renuntiationsrecht 276 f., 279 res mancipi 374, 561 씮 auch: mancipatio res succedit in locum pretii et pretium in locum rei 316 Reservationen 385 Responsum 367, 369, 561 Reugeld 448 Revokationsklage 372 Revolution, französische 496 Rezeß 309, 561 씮 auch: Erbrezeß Rheder, Rhederei 161, 171, 220 Rhodisches Seerecht 씮 lex Rhodia Richter 300 Richtsteig Landrechts 408, 411, 415, 417, 425, 433, 561, 587 씮 auch: Quellenregister: Sachsenspiegel, Richtsteig Landrechts Richtsteig Lehnrechts 56, 408 f., 416, 420, 426, 431, 561, 587 씮 auch: Quellenregister: Sachsenspiegel, Richtsteig Lehnrechts Riga 451 risico di mare e di gente 452 씮 auch: Gefahr Risiko 42, 158 f., 164, 167, 184 f., 269, 272, 314, 561 씮 auch: Gefahrtragung; vis major Rittergut 494 Rixdorf, Rixdorfer 113, 354 rogadia 173 f. Rom,Römer, römisch 117, 125, 153, 154, 159, 177 f., 191, 200, 253, 316, 319, 321, 326, 340, 363, 365, 368, 372 f., 380, 441, 462, 486, 490 f., 495, 496, 499, 502 – Rota 씮 Quellenregister: Gerichtsentscheidungen – Statuten 씮 Quellenregister: Statuten Romanisten, Romanistik, romanistisch 3, 6, 15 f., 18 – 20, 36, 62, 66, 72, 235, 299, 313 f., 344, 416, 465 romanistische Theorie, romanistische Jurisprudenz 51, 236, 561 씮 auch: Recht, römisches römischrechtlich 462 씮 auch: Recht, römisches Rota 44, 51f., 100, 177, 318, 326 – 328, 472, 561 씮 auch: Quellenregister: Gerichtsentscheidungen

Sachregister Rummelsburg 342 Rußland, Russen 491 Sache –, fremde 481 – Natur der 61 Sachenrecht 46, 261 Sachsen, Sachse, sächsisch 382, 416, 418, 420, 427, 432 – 436, 498 Sachsenspiegel 13, 54 f., 81, 93, 331, 360 f., 407 f., 416, 418, 431, 441, 561f. 씮 auch: Quellenregister Sakrament 385 Säkularisierung 387 Salamanca 씮 Quellenregister: Statuten San Giorgio Canavese (Sanctus Georgicus, Gemeinde in Provinz Turin, Italien) 231 씮 auch: Quellenregister: Statuten Sancta Cristina, Christina (Stadt in Katalonien, Spanien) 씮 Quellenregister: Statuten Sardinien 172 Sassari (Stadt auf Sardinien) 172 씮 auch: Quellenregister: Statuten Satzung 458 Scali (Florentiner Familie) 291, 301, 562 scararius 435 Schadensersatz 258, 260 Schatzkauf 476 Scheck (check) 466 Schenkung 55, 242, 358 f., 369, 373, 383 – unter Bedingung 374 – unter Eheleuten 365 – von Todes wegen 374 – Wirksamkeit der 371 – Verbot von 368 Schiedsgerichte 291 Schiff 160 f., 165, 452 Schiffer, Schiffsführer 42, 161, 171, 175, 220, 451 Schiffpfandrecht 484 Schiffsausrüstung 160 Schiffseigner 47, 161 씮 auch: Rheder Schiffsuntergang 452 씮 auch: lex Rhodia; Gefahr Schiffsunternehmen 47 Schlußnote 449 Schöffen 414 Schöffenzeugnis 427 Scholien 155

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Schonen (Provinz in Südschweden) 198 Schottland 87 Schuldbann 290 Schulden 210 Schuldengemeinschaft 214 Schuldenübergang 484 Schuldgrund 376, 378f. 씮 auch: causa Schuldknechtschaft 381 Schuldner 209 Schuldnerflucht – Haftung bei 231 씮 auch: fugitivus Schuldrecht 씮 Obligation Schuldscheine, kaufmännische 130 Schuldverhältnis 331 Schuldverschreibungen 465, 467 –, öffentliche 466 Schwabenspiegel 56, 405, 422, 431, 562 씮 auch: Quellenregister: Schwabenspiegel Schwestern 205, 223, 225, 235 씮 auch: Tochter Seedarlehen 59, 268, 562 씮 auch: Darlehen; foenus nauticum; Kredit Seegesetze, spanische 39 Seehafen 201 Seehandel 39 f., 47, 49, 58 f., 157 f., 257, 271, 314 Seehandelsstädte 201, 202 Seehandelsverkehr 281 Seeland (dänische Insel) 198 Seerecht 189 –, italienisches 39 –, rhodisches 씮 lex Rhodia Seeschiffahrtsrecht 171 Seesocietät 179, 183, 189 Seestädte 47, 58, 66, 71 f., 157, 460 –, italienische 287 –, mediterrane 42 –, spanische 157 –, westitalienische 157 씮 auch: Seehandelsstädte Seeverkehr 177, 252 Seeversicherung, italienische 483 selbdritt 414, 428, 562 씮 auch: Gerichtseide Selbstschuldner, prinzipaler 318 selbsiebent 417, 428, 562 씮 auch: Gerichtseide Senatus consultum Macedonianum 220 Sendeve 60

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Sachregister

Senigallia (Senogallia, Stadt in Provinz Ancona, Italien) 씮 Quellenregister: Statuten Servitut 390, 397 servus 497, 502 씮 auch: Sklaven Siena 206, 212 씮 auch: Quellenregister: Statuten Siete Partidas 130, 171, 220f., 334, 449, 562, 588 씮 auch: Quellenregister: Siete Partidas Singularsuccessor 467 Sinigaglia 씮 Senigallia Sippe, Sippschaft 32, 37, 48, 64, 195, 204, 208 f., 216, 289, 562 Sippengenossen 50 Sitte 68 Sizilien, sizilianischen 172, 198, 199 f., 210, 235, 250 – Statuten von 334, 570 씮 auch: Quellenregister: Statuten Skandinavien, skandinavisch 198, 471 Sklaven 230 씮 auch: servus Sklavenbetrieb 495 Skontration 472 Slawen 491, 499 societas 32, 35, 37, 145, 151, 155, 163, 177, 196, 207, 562f. – Abrechnung der 304 f. 씮 auch: Abrechnung – Auseinandersetzung der 293 – Austritt aus 293 – Beendigung, Liquidation, Auflösung der 260, 277, 279, 291 – Beweis des Vorliegens einer 323 – Einbringen von Sachen in 263 – Eingehen einer 322 – Einlage der 316, 328, 329 씮 auch: Illaten; Kapitaleinlage; Vermögenseinlage – Entnahmen aus 305, 309 – Firma einer 206 씮 auch: Gesellschaft, Vertretung; Name, gemeinsamer; societas, Vertretung – Geschäftsführung der 327 f. – Gewinn der 278, 322 씮 auch: Verlust – Gewinnverteilung in 276f., 280, 282, 284 f., 306, 313, 315, 322 – Gläubiger der 328

– Grundkapital der 305 – Haftung der 295, 297, 318, 325 씮 auch: Haftung, persönliche der Gesellschafter – Haftungsbeschränkung der 284 – Haftungsverhältnisse der 268 – Kasse der 303 씮 auch: arca communis; Fonds; Kasse – Miteigentum der, nach Quoten 263 – römisches Recht der 33, 46, 65, 73, 99, 101, 125, 144 f., 151, 178, 243 – Schuld der 297 – Sondervermögen der 씮 Gesellschaft, Sondervermögen – Vermögen der 278, 296, 301, 306, 311, 316, 328, 332 – Verpflichtung der 297 – 299 – Vertrag der 277 – 279, 280, 305, 321, 324 f. – Vertretung der 275, 278, 294, 297, 323 f., 327 씮 auch: Firma; Gesellschaft, Vertretung; Name, gemeinsamer – Weisungsbefugnis der 260 societas extraneorum 273 f. societas inter extraneos facta 260 societas inter patrem et filium facta 275 societas leonina 221, 563 societas lucri 280 societas maris 41, 47, 59, 165 – 170, 173 – 177, 186, 244, 249f., 258, 262, 266 f., 269f., 272, 279f., 283, 296, 329, 563 societas omnium bonorum 192, 215, 220, 280, 321f. societas opera cum opera 284 societas pecunia-opera 169, 269, 284, 313 societas particularis 192 societas terrae 183, 188 f. 씮 auch: Landhandelsstadt societas universalis 192, 205 Societät 65, 181 – Begriff der 145 – Familiencharakter der 50 – Gläubiger der 181, 240, 315 – Kapitalkonto der 167 –, präsumtive 153 – Schuld der 249 – Schulden der 180 Societätsfonds 155, 180 – 182, 188, 225, 244, 263, 316, 317, 563 씮 auch: arca communis; Fonds; Kasse; societas, Vermögen

Sachregister Societätsgut 167 Societätskasse 146 Societätskommenda 165 Societätsniederlassung 186 Societätsobligationen 180, 298 Societätsrecht 48, 148, 207 씮 auch: societas, römisches Recht der Societätsvermögen 146, 306 Societätsvertrag 258, 306f., 311 Societätszweck 145, 147 socius, socii 145, 147 f., 151 f., 154, 167, 176, 180, 185 f., 188, 202 f., 206, 220, 228, 240, 258 f., 262 – 264, 266, 276, 290 f., 293, 295, 299 – 301, 306 f., 311 f., 314 – 316, 319, 324, 326 f., 329, 563 socius stans, stantes 47, 49, 167 – 169, 176, 179 – 182, 184, 186, 189, 260, 262, 564 socius tractans 184, 564 Sohn, Haussohn, Haussöhne 288, 309, 324 씮 auch: filiusfamilias Solidarberechtigungen 153 Solidargemeinschaft 134 Solidarhaft, Solidarhaftung, Haftung, solidarische 31, 42 f., 47 – 52, 64, 72, 99 f., 147, 150, 182, 189, 214 f., 218f., 220 f., 224 f., 237, 239, 242, 244 – 247, 250 – 253, 257, 280 f., 283, 289, 295, 299, 312, 317, 319 f., 323, 325, 327 – 329, 482, 563 –, unbeschränkte 38 solutio 382 씮 auch: Erfüllung; ex solvendi causa Sondereigentum 306 Sondereinkünfte 242 Sondervermögen 278, 280, 283, 300, 311 f., 315 – 317, 329, 332, 563 씮 auch: Gesellschaft, Sondervermögen Sorrent (Stadt in der Provinz Neapel, Italien) 198 씮 auch: Quellenregister: Statuten Sozialwissenschaften 57 Spalato 씮 Spoleto Spanien, spanisch 39, 99, 157, 161, 170 – 172, 218, 220 – 222, 472 – Quellen 14, 95, 102, 131, 134, 282, 333f., 354, 444, 448 – Statuten 112, 129, 333f. 씮 auch: Quellenregister: Fuero Spediteur 451 Species, Spezies, Speziesschuld 148, 158, 370, 480 563 씮 auch: in specie

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Spiegel deutscher Leute 씮 Deutschenspiegel Spinola, Spinula (genuesische Familie) 175, 563 Spoleto (Spalato) 씮 Quellenregister: Statuten sponsio tertiae partis 381 sportello 188, 301 St. Louis 94 Staatsbibliothek, Berlin 씮 Bibliotheken, Staatsbibliothek Berlin Staatsexamen, Staatsexamina, juristische 씮 Personenregister: Weber, Max Staatsrecht –, deutsches 357 –, preußisches 357 –, römisches 123, 357 stacio 226, 228, 237 – 239, 246 f., 321, 324, 563 씮 auch: apotheca; bottega; Kaufladen; Laden, Ladengeschäft; taberna; Werkstatt Stadt, Städte 204, 270 –, braunschweigisch-lüneburgische 457 –, deutsche (mittelalterliche) 122, 456, 461 –, griechische 110 –, italienische 139, 190, 200, 216, 225, 355, 457, 461 –, okzidentale 4 씮 auch: Binnen-; Handels-; Hanse-; Industrie-; Landhandels-; Seehandelsstädte Stadtrecht, mittelalterliches deutsches 12 f. Stadtwirtschaft, mittelalterliche 58 Stammesrechte, germanische 208 Stände 465 Standesrecht 255 stans 258 f., 261, 564 씮 auch: socius stans stare ad unum panem et vinum 48, 64, 68, 75, 195, 202, 231, 233, 238, 286 f., 564 씮 auch: Haushaltsgemeinschaft; Tischgemeinschaft statuliber 382 씮 auch: Sklaven Statuta mercatorum 288 Statutargesetzgebung 32, 43 Statutarrecht 36, 202 – in Südfrankreich 39 –, pisanisches 103 씮 Quellenregister: Statuten

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Sachregister

Statuten, statutum 136, 202, 238, 247, 464, 564 – der deutschen Städte 441 – der Hansestädte 445 –, florentinische 240 –, italienische 99, 102 f., 112, 117, 129, 134, 176, 203, 220, 226 – 229, 234 f., 237 –, spanische 98, 102, 112 f., 129, 218, 222 –, städtische 48 –, städische, deutsche 93, 122 –, südfranzösische 175 Statutengebung 323, 328 –, florentinische 288, 294, 297, 299 –, pisanische 267, 269, 273 Statutenredaktionen 297, 299 f., 323, 328 Statutum in favorem principum 434, 595 Stellvertreter 480 –, direkte 130 Stellvertretungsrecht, mittelalterliches 250 stille Gesellschaft, stiller Gesellschafter, stiller Teilhaber 30, 41, 266, 267, 308, 564 씮 auch: Partizipant, participatio Stipulatio, Stipulation 251, 367 f., 370, 374 – 376, 379 f., 382, 564 Strafrecht 110 Straßburg, Straßburger 9, 11, 342, 352 f., 442, 476 Struktur, juristische 182 Stückschuld 370 씮 auch: species, Speziesschuld Stuttgart 23, 119, 127f., 139, 349, 476 Subjekt 씮 Rechtssubjekt Südeuropa 441 Südfrankreich, südfranzösisch 39 – Statuten von 175, 334 Süditalien 235 suitors 502 Sukzession 485 f. Summariissimum 416 surrender 498 Surrogation 483 Synode 393 Systematik (des römischen Rechts) 16 Systemdenken (seit Savigny) 17 taberna 226, 238, 248, 298, 321, 324 씮 auch: apotheca; bottega; Kaufladen; Laden, Ladengeschäft; stacio; Werkstatt Tagelöhner 501

Tallies 467 Taschengeld 304 Technik, juristische 267 Teilhaber 264 씮 auch: stille Gesellschaft, stiller Teilhaber Teilungsklage der Erbengemeinschaft 199 씮 auch: Erbteilung, Erbteilungsklage Teilungsquote 193 Territorialitätsprinzip 200 Territorialkredit 465 Territoriallegislation 330 Territorium 465 Testament 207, 309, 497 Testamentsklage 368 Theologie 67 Theoretiker, juristische 472, 496 씮 auch: Jurisprudenz; Konstruktion theoretisch-dogmatisch 53 Theorie 52 –, gelehrte 27 씮 auch: romanistische Theorie Thingversammlung 198 Tibur, Tiburtinum 씮 Tivoli Tischgemeinschaft 564 씮 auch: stare ad unum panem et vinum tithing 497 titulus 406 f., 410, 415, 421, 433 씮 auch: Rechtsgrund Tivoli 400 Tochter, Töchter 193, 205, 235 Todi (Stadt in Provinz Perugia, Italien) 400 Toledo 씮 Quellenregister: Statuten Tortosa 씮 Quellenregister: Statuten tractator 47, 49, 167 f., 176, 177, 180 f., 186 – 188, 250, 258 – 266, 282, 284, 313, 315, 564 – Gläubiger des 182 – persönliche Haftung des 264 traditio 396 씮 auch: Übergabe Tradition 374 transmissum 173 Tridentinum,Trient 씮 Konzil von Trient Turin, Turiner 483 Übergabe (einer Sache) 479 Übertragung von Land 502 Umrechnungskurs 303 Umstand 432

Sachregister Ungenossen 496 Union (von Kirchen) 399 Universalsukzession 485 università, universitas 32, 35, 213, 228, 298, 338, 564 Unterhalt 252 Unteritalien 334 Unternehmer 158, 162, 164, 168, 186 f., 258, 261, 265, 268, 275, 282, 328f., 486 –, landwirtschaftlicher 495 Unternehmergewinn 162 unum corpus 199 씮 auch: Gemeinschaftseigentum; corpus mysticum Urkunden 133, 164, 167, 173, 175, 177, 200, 226, 250 – 252, 303, 323, 449 –, florentinische 290, 292 –, genuesische 165, 188, 207 –, italienische 452 –, langobardische 208 – von Marseille 103 –, mittelalterliche 361 –, spanische 98 – von Pisa 284 씮 auch: carta; Quellenregister: Urkunden Urteilsfrage 414 Urteilssammlungen des 16. Jahrhunderts 177 Usance 189, 251, 256, 268, 276, 565 씮 auch: Gewohnheit; Handelsbrauch usura 269, 565 Valencia 220 씮 auch: Quellenregister: Statuten Vasallen 421 Vater 198, 210, 218, 220, 221, 226 f., 231 f., 234, 245, 276, 288, 309 – Abschichtungspflicht des 275, 324 씮 auch: Hausvater; paterfamilias Vaticana Fragmenta 씮 Quellenregister: Fragmenta Vaticana Venedig, venezianisch 99, 136, 160, 164, 165, 173f., 205, 222 – 226, 278, 319 – Statuten von 173f., 222, 224 f., 232, 335 씮 auch: Quellenregister: Statuten – Urkunden 씮 Quellenregister: Urkunden Venia docendi für deutsches Recht, für Handelsrecht, für römisches Recht 씮 Personenregister: Weber, Max Veräußerung 485 Verbalobligation 367, 382

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Verband 씮 Lehensverband Verbandsmöglichkeit, persönliche 33 Verbandspersönlichkeit, reale 74 Verbindlichkeiten 씮 Obligationen Verbrüderung 208 Vercelli (Stadt in Piemont, Italien) 씮 Quellenregister: Statuten Verfügung – Recht der 206 f. –, testamentarische 199 Verfügungsbeschränkung 261 Verfügungsfreiheit 305 Verfügungsmacht 200f. Vergemeinschaftung 76, 265 Vergesellschaftung 59, 60, 75 f., 194, 202, 208, 332 Verhältnisse –, personenrechtliche 215, 286 f., 295 –, soziale 73 Verheiratung 293 Verjährung 393, 401, 483, 484 Verkauf fremder Sachen 479 Verkaufsladen 202 Verkehr 296 –, internationaler 300, 330 Verkehrsinteresse, modernes 62 Verkehrsrecht, deutsches 357 Verkehrsusancen 253 Verlag Bonset 129 Verlag Ferdinand Enke 119, 128 f., 471 Verlag Gebrüder Kröner 127 f. – Druckerei 119, 127f. Verlag Georg Thieme 128 Verleger 450 Verlust 177, 179, 262, 266, 305, 307, 332 – Beteiligung am 208 Vermögen 149, 565 –, ererbtes 198 –, mobiles 304 Vermögenseinlage 30 f. 씮 auch: Einlage; Illaten; Kapitaleinlage; societas, Einlage Vermögensgemeinschaft 206 Vermögensteuer 459 Vermögensteilung – nach Köpfen 196 – nach Stämmen 196 Verona 100 – Statuten von 103, 130, 336 씮 auch: Quellenregister: Statuten Verpfändung 420 Verpflichtungen 씮 Obligationen

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Sachregister

Verschuldung 459 Versendungskauf 451 씮 auch: Lieferungskauf Versicherung 484 Versicherungsrecht 483 Versprechen 447 Vertrag, Verträge 207, 226, 485 –, beweisbare 447 –, klagbare 447 – Konsensualtheorie des 447 – Realtheorie des 447 – zugunsten Dritter 484 씮 auch: Kontrakt; Gesellschaft, Vertrag; societas, Vertrag Vertragsformulare, genuesische 175 씮 auch: Quellenregister: Urkunden: Genua Vertragsstrafe 174 Vertretung 130 –, präsumtive 318 씮 auch: Gesellschaft, Vertretung; institor; Mandat; societas, Vertretung; Vollmacht Vertretungsrecht 99 Verwaltungsrecht 125, 154, 356 –, deutsches 357 –, römisches 357 Verwandtschaft 195, 289 Verwertungsklausel 466 씮 auch: Pfandrecht Verwirkung 437 Vicenza, Vicentia 씮 Quellenregister: Statuten village socage 498 villani 502 villenagio 497 villenagium 498 vindicta 씮 Privatrache Vindikation 261, 480 Vindikationsprozeß 125 virgate de wara 502 Virilportionen 199 vis major 281, 565 Visso (Stadt in den Marken, Italien) 231 씮 auch: Quellenregister: Statuten vita communis 277, 289 씮 auch: communis vita; fraterna compagnia; Haus; Hausgemeinschaft; Haushaltsgemeinschaft Vogtei 387 Völkerwanderung 495 Volljährigkeit 198, 213

Vollmacht, Handlungsvollmacht 236, 399 씮 auch: institor; Mandat; Vertretung Vollstreckung 244, 250, 290 Vollstreckungstitel 296 Vollstreckungsverfahren 378 Vorkauf 445 Vorkaufsrecht 347 Vorvertrag 450 씮 auch: pactum de emendo Vorzugsrecht 328, 565 Vulgarrecht 56, 155, 565 –, römisches 160 Währung –, mittelalterliche 303 –, österreichische 344, 346 Ware, Waren 163 f., 177 waynage 497 Wechsel 461, 472 f. Wechselindossament 455, 469 Wechselordnungen 473 Wechselpräsentant 471 Wechselrecht 471 Wedderleginge 60 Wehrpflicht 212 Weiber 130 Weinkauf 448 f. werben 씮 Kapital, werbendes Were 씮 Gewere Wergeld 208, 565 Werkstatt 202, 237 f., 246f. 씮 auch: apotheca; bottega; Kaufladen; Laden, Ladengeschäft; stacio; taberna Wertbezüge 21 Wertesysteme 19 Wertpapiere 469, 474 Westeuropa, westeuropäisch 471, 491, 495, 499 Westgötalagen 198 Westgoten 198 Westpreußen 346 Widerspruch 씮 Renuntiation Wiederkauf 458 Wiederkaufsrecht 346, 347 Willkür 씮 gewillkürt; Vertrag winkopeslude 449 씮 auch: Weinkauf Wirtschaft, wirtschaftlich 36, 168 f. Wirtschaftsgemeinschaft 233 Wirtschaftsgeschichte 9, 81 Wirtschaftsstufen 58 Witwe 193

Sachregister wohlerworbenes Recht 486 씮 auch: jus quaesitum writ de Monstraverunt 498 writ of right 498 Wucher, Wucherdoktrin 130, 266, 269, 272, 313, 454, 462 씮 auch: usura Wucherverbot 씮 Zinsverbot Würzburg 38, 119 Zahlungsversprechen 474 Zehnte 130 Zeitschrift für das Gesammte Handelsrecht 23, 34, 37, 89, 440 Zession 47 Zeugen 292, 437, 447, 449 Zeugnisverweigerungsrecht 292 Zinsen, Verzinsung 307, 314, 460 Zinsfuß 460 f. Zinsmann 409, 410, 412 Zinsverbot, kirchliches 26f., 36, 269 – 271, 314, 389, 460, 464, 565 씮 auch: usura; Wucher

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Zinszahlung 408 Zisterzienserorden 389 Zivilgerichte 255 Zivilisten 469 Zivilprozeßrecht 110 Zivilrecht 479 –, gemeines 110 씮 auch: gemeines Recht Zollpacht, Zollpachtkommanditen 467 Zunft, Zünfte 50, 130, 288, 293, 446 씮 auch: Arte di Calimala Zunftgeld 212 Zunftgenossen 446 Zwangsanleihe 459 Zwangsvollstreckung 46, 48, 149, 213, 262, 265, 565 씮 auch: Exekution Zweikampf, gerichtlicher 291 f. Zwischenhändler 163 Zwölftafelgesetz (5. Jh. v. Chr., Rom) 씮 Quellenregister: Zwölftafeln Zypern 175, 251

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Seitenkonkordanzen

Seitenkonkordanzen

Die Seitenkonkordanzen beziehen sich auf die bisher gebräuchlichen Voreditionen des in diesem Band edierten Textes „Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter“. Es handelt sich um: GASW 1+2 Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1924; 2. unveränderte Aufl. 1988. Die Paginierung des Textzeugen, der der Edition zugrunde liegt, wurde dem edierten Text marginal beigefügt. MWG I/1

GASW1+2

MWG I/1

GASW1+2

139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170

312 312 312 312 312/313 313/314 314 314/315 315/316 316/317 317/318 318/319 319 319/320 320 320/321 321 321/322 323 323/324 324/325 325 325/326 326/327 327 327/328 328/329 329 329/330 330/331 331 332

171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202

332 332/333 333 333/334 334 334/335 335/336 336/337 337 337/338 338 338/339 339/340 340 341 341/342 342/343 343 343/344 344/345 345/346 346 346/347 347 348 348/349 349 349/350 350 350/351 351 351/352

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Seitenkonkordanzen MWG I/1

GASW1+2

MWG I/1

GASW1+2

203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251

352/353 353 354 354/355 355 355/356 356/357 357 357/358 358 358/359 359/360 360 360/361 361/362 362/363 363 363 363/364 364 364/365 365/366 366/367 367 367/368 368/369 369 369/370 370 370/371 371/372 372 372/373 373 373/374 374/375 375/376 376/377 377 377/378 378 378/379 379/380 380/381 381/382 382 382/383 383/384 384/385

252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300

385 385/386 386 386/387 387/388 388 388/389 389/390 390 390/391 391/392 392/393 393 393/394 394/395 395/396 396/397 397 397/398 398/399 399/400 400/401 401 401/402 402/403 403/404 404 404/405 405/406 406/407 407 407/408 408/409 409 409/410 411 411/412 412 412/413 413/414 414 414/415 415 415/416 416/417 417 417/418 418 418/419

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Seitenkonkordanzen

MWG I/1

GASW1+2

MWG I/1

GASW1+2

301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320

419/420 420 420/421 421 421/422 422/423 423 424 424/425 425 425/426 426/427 427 428 428/429 429 429/430 430/431 431 431/432

321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340

432 432/433 433/434 434 434/435 435/436 436/437 437 437/438 438/439 439 439/440 440/441 441 441 441 442 442 442/443 443

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe Abteilung I: Schriften und Reden

1. Aufbau der Gesamtausgabe In der Max Weber-Gesamtausgabe werden die veröffentlichten und die nachgelassenen Texte Max Webers mit Ausnahme seiner Exzerpte, Marginalien, Anstreichungen oder redaktionellen Eingriffe in die Texte anderer wiedergegeben. Berichte anderer über Webers Reden, Diskussionsbeiträge und Vorlesungen werden nur dann wiedergegeben, wenn ein autoreigener Zeuge nicht überliefert ist. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, so werden alle mitgeteilt. Editionen der Texte Webers, die er nicht selbst zum Druck gegeben hat, werden nur dann berücksichtigt, wenn dem betreffenden Herausgeber Manuskripte vorlagen, die uns nicht mehr überliefert sind. Jedem Band ist eine Konkordanz mit den bisher gebräuchlichen Ausgaben beigegeben. Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen: Abteilung I: Schriften und Reden Abteilung II: Briefe Abteilung III: Vorlesungen

2. Aufbau der Abteilung I: Schriften und Reden Die Abteilung I umfaßt Max Webers veröffentlichte und nachgelassene Schriften und Reden, unter Einschluß seiner Diskussionsbeiträge und Stellungnahmen. Ebenso werden Paralipomena, Entwürfe und andere Vorarbeiten mitgeteilt. Einzelne Äußerungen sind uns nur durch Zeitungsberichte, Sitzungsprotokolle, Kongreßprotokolle und ähnliches überliefert. Solche Ersatzzeugen werden dann in die Ausgabe aufgenommen, wenn sie in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der betreffenden Rede oder Stellungnahme Webers entstanden. Außerdem sind Texte wiedergegeben, die er zusammen mit anderen Personen verfaßte oder unterzeichnete. Für die Verteilung der Texte auf die Bände werden zwei Kriterien verwendet: der Sachzusammenhang und die Chronologie. Dadurch werden thematisch und zeitlich nahestehende Texte zu Bänden vereinigt und die Schwerpunkte des Werkes in ihrer zeitlichen Folge und ihrem Nebeneinander sichtbar gemacht. Jeder Bandtitel enthält deshalb eine thematische und eine zeitliche Angabe. Für die thematische Angabe wird entweder ein Titel von Weber verwendet oder, wo dies wegen der Vielfalt der Texte nicht möglich ist, ein seinem Wortgebrauch nahestehender Titel neu gebildet. Jedem Bandtitel ist ferner eine Zeitangabe

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MWG Abteilung I · Aufbau und Editionsregeln

zugeordnet. Dabei bezieht sich die erste Jahreszahl auf das Datum der Veröffentlichung des ersten, die zweite auf das Datum der Veröffentlichung des letzten in den Band aufgenommenen Textes. Bei Texten aus dem Nachlaß ist das Entstehungsjahr maßgebend. Dies gilt sowohl für Texte, die uns im Original vorliegen, als auch für solche, von denen wir nur noch eine Edition aus dem Nachlaß besitzen, weil das Original inzwischen verloren ist. Wo das Datum der Entstehung auch nicht annähernd ermittelt werden kann, wird der Text am Ende des Bandes eingeordnet, dem er thematisch nahesteht. Bände mit einem oder mehreren nachgelassenen Texten tragen als zweite Jahreszahl 1920, Webers Todesjahr, wenn wir Hinweise haben, daß er an diesen Texten bis zu seinem Tode arbeitete. Für die Bandfolge ist das Chronologieprinzip maßgebend. Über die Stellung eines Bandes in der Bandfolge entscheidet das Datum des ersten darin abgedruckten Textes. Abweichend davon sind die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie“ und das Textkonvolut „Wirtschaft und Gesellschaft“ an das Ende der Abteilung gestellt. Dies ergibt sich aus der besonderen Überlieferungslage. Die Abteilung I hat folgenden Aufbau: Band

1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889 – 1894 Hg. von Gerhard Dilcher und Susanne Lepsius; 2008

Band

2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. 1891 Hg. von Jürgen Deininger; 1986 (Studienausgabe 1988)

Band

3: Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. 1892 Hg. von Martin Riesebrodt; 2 Halbbände, 1984

Band

4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892 – 1899 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff; 2 Halbbände, 1993

Band

5: Börsenwesen Schriften und Reden 1893 – 1898 Hg. von Knut Borchardt in Zusammenarbeit mit Cornelia Meyer-Stoll; 2 Halbbände, 1999, 2000

Band

6: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften und Reden 1893 – 1908 Hg. von Jürgen Deininger; 2006

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Band

7: Zur Logik und Methodologie der Kultur- und Sozialwissenschaften Schriften 1900 – 1907

Band

8: Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1900 – 1912 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Peter Kurth und Birgitt Morgenbrod; 1998 (Studienausgabe 1999); Ergänzungsheft 2005

Band

9: Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1904 – 1911

Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften und Reden 1905 – 1912 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Dittmar Dahlmann; 1989 (Studienausgabe 1996)

Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1908 – 1912 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer; 1995 (Studienausgabe 1998)

Band 12: Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1908 – 1920 Band 13: Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1908 – 1920 Band 14: Zur Musiksoziologie Nachlaß 1921 Hg. von Christoph Braun und Ludwig Finscher; 2004

Band 15: Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914 – 1918 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger; 1984 (Studienausgabe 1988)

Band 16: Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918 – 1920 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schwentker; 1988 (Studienausgabe 1991)

Band 17: Wissenschaft als Beruf 1917/1919 – Politik als Beruf 1919 Hg. von Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Birgitt Morgenbrod; 1992 (Studienausgabe 1994)

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Band 18:

Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/ Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1904 – 1920

Band 19:

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1915 – 1920 Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Petra Kolonko; 1989 (Studienausgabe 1991)

Band 20:

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916 – 1920 Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Golzio; 1996 (Studienausgabe 1998)

Band 21:

Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1911 – 1920 Hg. von Eckart Otto unter Mitwirkung von Julia Offermann; 2 Halbbände, 2005

Band 22:

Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß 22 – 1: Gemeinschaften Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Michael Meyer; 2001

22 – 2: Religiöse Gemeinschaften Hg. von Hans G. Kippenberg in Zusammenarbeit mit Petra Schilm unter Mitwirkung von Jutta Niemeier; 2001 (Studienausgabe 2005)

22 – 3: Recht 22 – 4: Herrschaft Hg. von Edith Hanke in Zusammenarbeit mit Thomas Kroll; 2005

22 – 5: Die Stadt Hg. von Wilfried Nippel; 1999 (Studienausgabe 2000)

22 – 6: Materialien und Register Band 23:

Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie Unvollendet 1919 – 1920

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3. Aufbau der Bände Jeder Band enthält eine Einleitung des Herausgebers, die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers, denen jeweils ein Editorischer Bericht vorangestellt ist, Verzeichnisse und Register. Innerhalb der Bände sind die Edierten Texte chronologisch geordnet. Bei von Weber veröffentlichten Texten ist das Datum der Veröffentlichung, bei nachgelassenen Texten das Datum der Entstehung maßgebend. Äußerungen Webers, über die wir nur Ersatzzeugen besitzen, werden im zweiten Teil eines Bandes zusammengefaßt und nach dem Datum der Äußerung wiederum chronologisch angeordnet. Einzelnen Bänden sind Anhänge beigegeben. Darin finden sich zunächst Texte, die Weber mit anderen Personen zusammen verfaßte oder unterzeichnete, gegebenenfalls Hinweise auf verlorene Texte sowie auf Dokumente.

4. Bandeinleitung Die Einleitung des Herausgebers informiert über die Anordnung, die thematischen Schwerpunkte und über den wissenschaftsgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte. Enthält ein Band mehrere Texte, geht die Einleitung außerdem auf deren Zusammenhang ein. Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte sowie die Geschichte von Nacheditionen dagegen bleiben in der Regel außer Betracht. Die Einleitung berichtet ferner über bandspezifische Editionsfragen, z. B. über sprachliche Eigentümlichkeiten Webers und deren editorische Behandlung. Alle textspezifischen Informationen geben die Editorischen Berichte.

5. Editorische Berichte Jedem Text ist ein Editorischer Bericht vorangestellt, der über dessen Entstehung, Entwicklung und Überlieferung sowie über editorische Entscheidungen informiert. Er ist in die Abschnitte „Zur Entstehung“ und „Zur Überlieferung und Edition“ gegliedert.

5.1 „Zur Entstehung“ Dieser Abschnitt skizziert die historisch-politischen, wissenschaftlichen und biographischen Zusammenhänge, in denen ein Text steht. Er stellt ferner seine Entstehung und Entwicklung dar. Sofern mehrere Fassungen eines Textes vorliegen, wird deren Verhältnis zueinander beschrieben.

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5.2 „Zur Überlieferung und Edition“ Dieser Abschnitt informiert über Textbefund und Überlieferungslage. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, wird dargelegt, welche der Fassungen Edierter Text und welche Variante ist. Ferner werden alle weiteren editorischen Entscheidungen begründet. Dazu gehört unter anderem auch die Behandlung textspezifischer Eigentümlichkeiten.

6. Texte Bearbeitung und Präsentation der Texte folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe von drei Apparaten: dem Korrekturen- und dem Variantenapparat, die zum textkritischen Apparat zusammengefaßt sind, und dem Erläuterungsapparat.

6.1 Textkritischer Apparat Der textkritische Apparat hat in erster Linie zwei Aufgaben: Aufweis der Textentwicklung und Nachweis der Texteingriffe.

6.1.1 Textentwicklung Liegt ein Text in mehreren autorisierten Fassungen vor, ist eine Fassung zum Edierten Text bestimmt. Dies ist in der Regel die Fassung letzter Hand. Jede zur Variante bestimmte Fassung wird im textkritischen Apparat mitgeteilt, in der Regel mit Hilfe eines negativen Apparats. Wo es die Sachlage erfordert, insbesondere bei umfangreichen Varianten, ist der positive Apparat oder die synoptische Darstellung gewählt. Die früheste oder einzige Fassung eines Textes trägt die Sigle A. Spätere Fassungen sind in chronologischer Folge mit B, C usw. bezeichnet.

6.1.2 Texteingriffe Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenhang zerstören. Der Eingriff wird dadurch nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat dann Lesarten in Voreditionen oder andere Verständnishilfen an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. In folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen Apparat vorgenommen: a) Bei der Gestaltung von Überschriften, Zwischentiteln, anderen Gliederungsmerkmalen (z. B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht.

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b) Bei Umlauten: Sie werden – soweit sie Folge der zu Webers Zeit üblichen Drucktechnik sind – der heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden, sofern sie schwer verständlich und heute nicht mehr üblich sind, in eckigen Klammern ausgeschrieben. d) Bei offensichtlichen Druckfehlern: Sie werden korrigiert (z. B. „Erleicherung“, „aucht“). e) Bei Interpunktionsfehlern: Sie werden bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß“-Sätzen korrigiert. In allen anderen Fällen werden eingefügte Satzzeichen durch eckige Klammern kenntlich gemacht. f) Bei der Numerierung von Anmerkungen: Sie werden text- oder kapitelweise durchgezählt. Entsteht dadurch eine Abweichung gegenüber Webers Zählung, so wird dies im Editorischen Bericht vermerkt. g) Bei der Einfügung von Titeln und Zwischenüberschriften: Sie werden in eckige Klammern gesetzt und im Editorischen Bericht begründet

6.2 Erläuterungsapparat Der Erläuterungsapparat dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Zitate und der Literaturangaben sowie der Sacherläuterung.

6.2.1 Zitate Webers Zitate werden überprüft. Sind sie indirekt, unvollständig oder fehlerhaft, gibt der Apparat den richtigen Wortlaut wieder. Hat Weber ein Zitat nicht belegt, wird es im Apparat nachgewiesen. Ist uns der Nachweis nicht möglich, so lautet die Anmerkung: „Als Zitat nicht nachgewiesen“.

6.2.2 Literaturangaben Webers Literaturangaben werden überprüft. Sind sie nicht eindeutig oder fehlerhaft, werden sie ergänzt oder berichtigt, wenn möglich, unter Verwendung der von Weber benutzten Ausgabe. Es wird dafür ein Kurztitel verwendet. Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur. Verweist Weber ohne nähere Angaben auf Literatur, so ist sie, wenn möglich, im Apparat nachgewiesen. Literaturangaben des Herausgebers werden beim ersten Auftreten vollständig aufgeführt, bei Wiederholungen wird ein Kurztitel verwendet.

6.2.3 Sacherläuterung Erläutert werden Ereignisse und Begriffe, deren Kenntnis für das Verständnis des Textes unerläßlich erscheint. Informationen über Personen finden sich im Personenverzeichnis am Ende des Bandes. Erfordert eine Textstelle darüber hinausgehende Informationen über eine Person, so bietet sie der Apparat. Sachliche Fehler Webers werden im Apparat berichtigt. Für Wörter aus fremden Schriftsy-

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stemen verwendet der Editor in seinen Erläuterungen die Transliteration nach den heute gültigen Richtlinien.

6.3 Präsentation Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen Webers Text und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite. Edierter Text und Varianten sind gleichwertig. Die Varianten werden so präsentiert, daß der Leser die Textentwicklung erkennen kann. Kleine lateinische Buchstaben verbinden den Edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie stehen hinter dem varianten oder emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische Anmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index den Anfang und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge (amit Amerikaa). Die Ersatzzeugen von Webers Äußerungen, auf die wir zurückgreifen müssen, stimmen nicht immer überein. In solchen Fällen sind sie alle ohne Wertung aufeinanderfolgend oder synoptisch wiedergegeben. Zeitungsberichte enthalten in der Regel einen redaktionellen Vorspann, Zwischentexte oder Nachbemerkungen; Sitzungs- und Kongreßprotokolle geben auch Beiträge anderer Redner wieder. Wenn diese Texte in unmittelbarem sachlichen Zusammenhang mit Webers Äußerungen stehen, werden sie entweder in Form eines Regests, wörtlich in kleinerer Drucktype oder im textkritischen Apparat mitgeteilt. Die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers und die Erläuterungen des Herausgebers sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden. Um die Herausgeberrede von Webers Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt.

7. Verzeichnisse und Register Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis. 2. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen. 3. Ein Literaturverzeichnis: Es enthält die von Weber zitierte Literatur vollständig bibliographisch erfaßt. Auf den Titel folgt in Klammern der vom Editor in seinen Erläuterungen gebrauchte Kurztitel. 4. Ein Personenverzeichnis: Aufgenommen sind alle Personen, die Weber erwähnt, mit Ausnahme allgemein bekannter (z. B. Bismarck, Wilhelm II.) und in Literaturangaben genannter Personen. Es liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt ggf. die verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Das Personenverzeichnis hat den Zweck, den Erläuterungsapparat zu entlasten.

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5. Ein Personenregister: Es verzeichnet sämtliche von Weber und vom Editor erwähnten Personen einschließlich der Autoren der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. 6. Ein Sachregister: Es enthält alle wichtigen Begriffe und Sachbezeichnungen. Ist ein Begriff für einen Text thematisch, werden nur zentrale Stellen und besondere Bedeutungen verzeichnet. Es verzeichnet ferner alle geographischen Namen, mit Ausnahme der Verlagsorte in Literaturangaben und der Archivorte. Es werden die Namen benutzt, die im deutschen Sprachraum vor 1920 üblich waren oder amtlich gebraucht wurden. Kann ein Ort nicht als bekannt vorausgesetzt werden, wird zur Erläuterung die Verwaltungseinheit nach dem Gebietsstand von 1920 (z. B. Kreis, Regierungsbezirk) und ggf. auch der heute amtliche Name beigefügt. Personen- und Sachregister erfassen Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Einem Band können weitere Verzeichnisse, wie z. B. Glossare, Konkordanzen, Maß- und Gewichtstabellen sowie Karten beigefügt sein.

8. Indices und Zeichen Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern mit runder Schlußklammer (1), 2), 3) ...) kennzeichnen Webers eigene Anmerkungen. b) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 ...) und in von a) abweichender Schrift markieren die Erläuterungen des Editors. c) Kleine lateinische Buchstaben (a, b, c ...) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgende Zeichen werden verwendet: d) Das Zeichen 앚 gibt die Stelle des Seitenwechsels nach der ursprünglichen Paginierung einer Textfassung wieder. e) Das Zeichen [ ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor.

Bandfolge der Abteilung II: Briefe

Band Band Band Band Band

1: 2: 3: 4: 5:

Jugendbriefe bis 1886 Briefe 1887 –1894 Briefe 1895 –1902 Briefe 1903–1905 Briefe 1906 –1908 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1990

Band 6: Briefe 1909 –1910 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1994

Band 7: Briefe 1911 –1912 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2 Halbbände, 1998

Band 8: Briefe 1913 –1914 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2003

Band 9: Briefe 1915 –1917 Hg. von Gerd Krumeich und M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2008

Band 10: Briefe 1918 –1920 In Band 10 werden als Nachträge auch solche Briefe aufgenommen, die nach Erscheinen der einschlägigen Bände noch aufgefunden werden oder die nicht datierbar sind.

Bandfolge der Abteilung III: Vorlesungen und Vorlesungsnachschriften

Band 1: Allgemeine („theroretische“) Nationalökonomie. Vorlesungen 1894 – 1898 Band 2: Praktische Nationalökonomie. Vorlesungen 1895 – 1899 Band 3: Finanzwissenschaft. Vorlesungen 1894 –1897 Band 4: Arbeiterfrage und Arbeiterbewegung. Vorlesungen 1895 – 1898 Band 5: Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik. Vorlesungen 1894 – 1899 Hg. von Rita Aldenhoff-Hübinger; 2008

Band 6: Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Mit- und Nachschriften 1919 –1920 Band 7: Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie). Mit- und Nachschriften 1920