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German Pages [370] Year 2012
Innozenz III. (1160 / 61) in seiner ganzen päpstlichen Würde mit der Schenkungsurkunde des Klosters San Benedetto. Fresko, 13. Jh., im Kloster San Benedetto in Subiaco.
Klaus Herbers
Geschichte des Papsttums im Mittelalter
Dem Andenken meines Vaters Theodor Herbers
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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ISBN 978-3-534-23170-6 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-74412-1 eBook (epub): 978-3-534-74413-8
Inhalt
Inhalt Geschichte des Papsttums im Mittelalter
I. Einführung: Papstgeschichte des Mittelalters – Chancen, Probleme, Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Papstgeschichtsschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Quellen und ihre Bereitstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungstendenzen, Fragen und Schwerpunkte . . . . . . . . . . . . .
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II. Das frühe Christentum und die Hauptstadt des Römischen Reiches – von Petrus bis zu Leo dem Großen († 461) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bischofsamt und Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biblische Grundlagen und frühe Zeugnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . Archäologische Befunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Apokryphen und weitere Traditionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die frühchristliche Zeit bis zur Konstantinischen Wende (311–313) . . . . Die Konstantinische Wende und die neuen Rahmenbedingungen . . . . Die römische Kirche nach der Konstantinischen Wende: Zur Entwicklung der Roma christiana in Kirchenbau und Liturgie . . . . Römische Führungsposition – Petrinologie und Synoden . . . . . . . . . Die Durchsetzung römischer Ansprüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Römische Prägungen und aufbewahrte Ansprüche als Ausgangsposition III. Vom Ende des weströmischen Reiches (476) bis zum „Bund mit den Karolingern“ (Mitte des 8. Jahrhunderts) . . . . . . . . . . . . . . . . . Übergang ins Mittelalter: Personen und Strukturen . . . . . . . . . . . . Veränderte Rahmenbedingungen in Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . Weltliche und geistliche Herrschaft und die Unantastbarkeit des ersten Sitzes – Standortbestimmungen an der Wende zum 6. Jahrhundert . . . Die Silvesterakten als „Gründungsdokumente“ . . . . . . . . . . . . Päpstliche Konzeptionen und politischer Druck im 6. Jahrhundert? . . Das Zeitalter Papst Gregors I. (590–604) – Wende von der Spätantike zum Mittelalter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register und Registerführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Liber diurnus, Liber pontificalis, päpstliche Ämter und Verwaltung . Die Werke Gregors I. Eine neue Art von Schrift tum? . . . . . . . . .
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter
Rom als politischer und sakraler Raum . . . . . . . . . . . . . . . Landgüter (Patrimonien) – Bewirtschaftung und Einkünfte . . . Über die Grenzen des Imperium Romanum hinaus? Mission und Außenwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gregor und „gregorianisch“ – Nachwirkung und Mythos . . . . Nach dem Pontifi kat Gregors I.: gegen Byzanz? . . . . . . . . . . . . Orientierung zum Reich der Franken . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neuanfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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IV. Die „Anlehnung“ an die Franken (731–882) . . . . . . . . . . . . . . . Kontakt und Distanz: Personen und Strukturen . . . . . . . . . . . . . . Von byzantinischer Herrschaft zum Bund mit den Karolingern (731–799) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grundstrukturen und Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . Kontakte mit den Franken bis 754 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Pippinische Schenkung und Constitutum Constantini . . . Zwischen Rom, Byzanz und Franken: Die Päpste in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frankenreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Römische Verhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leo III. – Verfolgter und Coronator Karls des Großen . . . . . . . . . . Papsttum und Frankenreich bis zum Vertrag von Verdun . . . . . . . . Die Ordnung der italischen Verhältnisse (Hludowicianum und Constitutio Romana) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gregor IV., das Frankenreich und die pseudo-isidorischen Fälschungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Macht und Ohnmacht der Päpste im zerfallenden Karolingerreich . . . Kaisertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überlieferung und Primatsvorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . Mittel der Herrschaft – Rom und Italien . . . . . . . . . . . . . . . . Der Osten: Byzanz, Bulgarien und Mähren . . . . . . . . . . . . . . . Beziehungen zum westlichen orbis christianus . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Die Päpstin Johanna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorzeitige Blüte? – Kommunikation und Überlieferung . . . . . . . . . V. Vom „dunklen Jahrhundert“ zur Kirchenreform (882–1046) . Zwischen stadtrömischen Intrigen und kaiserlichem Einfluss: Strukturen und Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wirren und Adelsherrschaft 882–904 / 911 . . . . . . . . . . . . . Adelsherrschaft und Isolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der „Schulterschluss“ von Kaiser- und Papsttum nach der Kaiserkrönung Ottos I.? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom, Verwaltung und Kulturtransfer im langen 10. Jahrhundert
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Inhalt
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Die Päpste und der orbis christianus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von der urbs zum orbis: Strukturelle Weichenstellung . . . . . . . . . . . . VI. Kirchenreform und Institutionalisierung (1046–1130) . . . . . . . . . . Wendepunkte und Neuausrichtung: Personen und Strukturen . . . . . . Römische und allgemeine Kirchenreform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beginn mit Heinrich III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reformklöster und eremitische Bewegungen . . . . . . . . . . . . . . . Kanonikerbewegung und Reformanliegen . . . . . . . . . . . . . . . . Die frühen Reformpäpste von Leo IX. bis Alexander II. . . . . . . . . . Gregor VII.: Ansprüche und Konflikt – Durchsetzung oder Scheitern? . . Herkunft, Person und Erhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Dictatus papae von 1075, ein Regierungsprogramm? . . . . . . . . Der „Zusammenstoß“ von Gregor VII. und Heinrich IV. (1075–1077) Gegenkönige, Gegenpäpste und die Formierung von Parteiungen . . . Von Urban II. bis zum Schisma 1130: Neuausrichtung und Institutionalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Protagonisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Streitschriften, Rechtstexte und Institutionen . . . . . . . . . . . . . . Die päpstlich initiierte Kreuzzugsbewegung . . . . . . . . . . . . . . . Lösungsversuche des Investiturproblems, das Erste Laterankonzil und die Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Papsttum und weitere Reiche des orbis christianus . . . . . . . . . . . Von der Reaktion zur Aktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Schismen, Orientierung und Konsolidierung: Das 12. Jahrhundert (1130–1198) . . . . . . . . . . . . . . . . Familien, Personen und Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . Schismen und Obödienzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom und die päpstlichen Besitzungen – Historiographie . . . Kirchenrecht, römisches Recht, Rechtsverfahren . . . . . . . Institutionalisierung – Personal, Kurie und Verfahrensweisen Die Päpste in Auseinandersetzung mit den Staufern . . . . . Die Päpste und der übrige orbis christianus . . . . . . . . . . . Institutionalisierung und Verdichtung . . . . . . . . . . . . .
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VIII. Ordnungsmacht in Italien und universale Ansprüche – von Innozenz III. (1198–1216) bis Gregor X. (1271–1276) . . . . Vom staufischen zum angiovinischen Einfluss in Italien: Personen, Familien, Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom und der Kirchenstaat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Innozenz III. (1198–1216) und der deutsche Thronstreit . . . . . . Die Auseinandersetzungen mit Friedrich II. (1215–1250) . . . . . .
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter
Vom Kaisertum zum wiederholten Bann . . . . . . . . . . . . . . . . . Innozenz IV. – der Vollstrecker? Absetzung und Propagandafeldzüge Sizilien und die Wendung zu den Anjou . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Religiöse Bewegungen, neue Orden und Verfahrensweisen . . . . . . . . . Häretische Strömungen und der Albigenserkreuzzug . . . . . . . . . . Die Bettelorden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtsentwicklung und Inquisitionsverfahren . . . . . . . . . . . . . . Mittel und Facetten päpstlicher Herrschaft: Konzilien, Register und „Behörden“, Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Vierte Laterankonzil (1215) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Erste Konzil von Lyon (1245) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Zweite Konzil von Lyon (1274) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register und „Behörden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Universitäten, Wissenschaft, Historiographie . . . . . . . . . . . . . . Der ferne Osten und die muslimischen Nachbarn: Byzanz, Kreuzzüge und Mongolen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein neuer orbis christianus – das Papsttum auf dem Weg zur alleinigen Universalmacht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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XI. Papst gegen Konzil – vom Großen Abendländischen Schisma zu den Reformkonzilien (1378–1449) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom an zwei Orten? Personen und Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Schisma von 1378 und die Spaltung der Christenheit . . . . . . . . . .
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IX. Höhepunkt oder Übersteigerung? Spiritualität, Recht und Macht am Ende des 13. Jahrhunderts (1276–1303) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wendezeiten? Strukturen und Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Süditalien und der Osten zwischen den Häusern Anjou und Aragón . . . Der „Engelpapst“ und Reformströmungen am Ende des 13. Jahrhunderts Bonifaz VIII. (1294–1303) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Heilige Jahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rom, der orbis christianus und der Streit mit Frankreich . . . . . . . . Höhepunkte, Scheitern oder Neuausrichtung? – Zwischenbilanz . . . . . X. „Exil“ oder Chance? Das Papsttum in Avignon (1303–1378) . . Die Stunde Südfrankreichs? Personen und Strukturen . . . . . . Clemens V. und der Templerprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Verhältnis der Kurie zu Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . Neue Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen . . . . . . . . . . Das Avignoneser Papsttum und Deutschland . . . . . . . . . . . Außenbeziehungen, die Neuorganisation des Kirchenstaates und die Rückkehr nach Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erholung in der Fremde? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
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Reflexion, Schriften und Lösungsvorschläge – der Konziliarismus . . . . Nutzlose Konzilien, unverbindliches Vorgeplänkel? Perpignan, Cividale, Pisa (1409) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Konstanzer Konzil (1414–1418) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Papst Martin V. und die Wiedergewinnung des Kirchenstaates . . . . . . Schisma, osmanische Expansion und fortwährende Sitzungen: Die Konzilien von Basel, Ferrara und Florenz (1431–1449) . . . . . . . . . Nach dem Ende von Spaltungen und Konzilien . . . . . . . . . . . . . . .
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XIII. Der Tiefpunkt des Papsttums? Rückblick und Bilanz . . . . . . . . . . . .
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Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Papstliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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XII. Restauration, Humanismus und Renaissance – von Nikolaus V. (1447–1455) bis zu Leo X. (1513–1521) . . . . . . . . . Früh- und Hochrenaissance: Personen und Strukturen . . . . . . . . . . Humanismus und Renaissance – Baupolitik und Mäzenatentum . . . . Kreuzzugspläne und „Europa-Gedanke“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Päpste und die europäische Expansion . . . . . . . . . . . . . . . . . Ämter und Nepotismus – Reformversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . Mittel zur Durchdringung des orbis christianus: Legaten, Heilige Jahre und Pilgerverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruhe vor dem Sturm? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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I. Einführung: Papstgeschichte des Mittelalters – Chancen, Probleme, Aufgaben I. Einführung: Papstgeschichte des Mittelalters
Dass die römische Kirche vom Herrn allein gegründet worden sei, dass allein der römische Bischof zu Recht als universal bezeichnet werde, dass er allein kaiserliche Insignien benutzen könne, dass es jenem erlaubt sei, Kaiser abzusetzen1 – so lauten einige Sätze über die päpstlichen Rechte (1, 2, 8 und 12), die 1075 in das Register Gregors VII. eingefügt worden sind. Sie markieren einen Höhepunkt päpstlicher Macht, etwa 1000 Jahre nachdem sich das Christentum als Religionsgemeinschaft zu formieren begonnen hatte. Das insgesamt wichtigste Zentrum dieser Gemeinschaft lag nun eindeutig in Rom, dort, wo man die Apostel Petrus und Paulus verehrte. Hatte Gregor VII. als Petri Nachfolger damit nicht konsequent das biblische Vermächtnis erfüllt? Die Geschichte des Christentums beginnt zwar im Römischen Reich, aber nicht in Rom. Am See Genezareth – nicht weit von Kapharnaum und vom sogenannten Berg der Seligpreisungen entfernt – findet sich die „Primatskapelle“, die um einen Felsen gebaut ist. Hier soll der Apostel Petrus auf die dreifache Frage hin Jesus seiner besonderen Liebe versichert und dann jeweils die Antwort „Weide meine Lämmer“ beziehungsweise „Weide meine Schafe“ erhalten haben. Aufgeschrieben ist dies im Anhang des Johannesevangeliums (vielleicht von einem Schüler des Johannes, Joh. 21, 15–17). Ob dies eine besondere Auszeichnung des Petrus bedeutete oder ob die Bibelstelle eher mit der dreifachen Verleugnung des Petrus korreliert, wird diskutiert. Jedenfalls dient sie zusammen mit einer weiteren Passage oft dazu, die Vorrangstellung des Petrus zu begründen: Neben dem auch bei Markus (9, 27–30) und Lukas (9, 18–21) verzeichneten Messiasbekenntnis des Petrus handelt es sich dabei um die in Rom später häufig zitierten Worte, die Matthäus jenseits des Jordans, in Cäsarea Philippi, ansiedelt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben, und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.
Vor allem mit diesen Worten aus dem Matthäusevangelium (16, 18–19) wird das Papsttum begründet. Wenige biblische Sätze sind so oft zitiert, wenige aber auch so oft kritisiert worden. Bedeuteten diese Worte einen göttlichen Auftrag an Petrus? Oder wird Petrus hier nur als einer von vielen angesprochen, schreiben doch andere Stellen der Bibel allen Aposteln die Binde- und Lösegewalt zu. Die bis heute unter Theologen anhaltenden Streitigkeiten um die richtige Interpreta-
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Das Innere von Alt Sankt Peter auf einem Fresko des 16. Jhs. in der Basilika von San Martino, Rom.
tion der einschlägigen Bibelstellen müssen eine historische Darstellung nicht belasten, denn zweifellos haben die Passagen eine enorme historische Kraft entfaltet; die eingangs zitierten Positionen Gregors VII. entwickelten sich nicht zuletzt auf der Grundlage dieser biblischen Zeugnisse. Allerdings, im Matthäuszitat 16, 18 wird eine Person angesprochen, keine Institution. Seit wann verbindet sich also mit Petrus und seinen Nachfolgern auch die Vorstellung einer fest gefügten Einrichtung? Blicken wir heute nach Rom, so treten uns Person und Institution gleichermaßen gegenüber, wie 2005 eindrücklich in den letzten Tagen der Krankheit und nach dem Tod Johannes Pauls II. deutlich wurde: Auch wenn der damalige Papst nur noch bedingt handlungsfähig schien, so funktionierte doch die Institution mit diplomatischem Apparat, Beratungsinstanzen und anderen Behörden. Längst ist heute im Vatikan die Kontinuität des Papsttums über den Tod des einzelnen Amtsinhabers hinaus gewährleistet. Jedoch bleibt die
I. Einführung: Papstgeschichte des Mittelalters
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Frage, seit wann und vor allem wie sich aus der Abfolge einzelner Päpste eine über die Einzelperson hinausweisende Institution bildete.
Papstgeschichtsschreibung Das Papsttum ist eine der wenigen geschichtlichen Institutionen, die von der Antike über das Mittelalter bis in die Gegenwart Bestand hatten. Nicht nur die europäische Geschichte ist maßgeblich von ihm bestimmt worden. Schon lange übt es sowohl auf Anhänger wie auch auf Kritiker eine besondere Faszination aus. Weil das Thema aber von unterschiedlichen Grundüberzeugungen her angegangen werden kann, ist die Papstgeschichtsschreibung von Kontroversen gekennzeichnet: Schon seit dem 6. Jahrhundert gab es Schriften und Notizen, die sich nur mit der Geschichte der Päpste befassten. Für die Entstehung einer eigenständigen Geschichtsschreibung zum Papsttum und zu den Päpsten wurde aber die Reformation zentral, denn der Protestantismus sprach dem Papsttum den Rang einer von Gott gestifteten Einrichtung ab. Einigen protestantischen Autoren ging es darum aufzuzeigen, wie „niederträchtig“ jener Weg gewesen sei, den die Päpste hin zu ihren jurisdiktionellen Ansprüchen und zu ihrem weltlichen Reichtum beschritten hatten. Dies wollten zum Beispiel die sogenannten Magdeburger Zenturiatoren mit ihrem Hauptvertreter Flacius Illyricus (1520–1575) dokumentieren. Sie versuchten in ihrem umfangreichen, nach Jahrhunderten (Zenturien) gegliederten Werk zu beweisen, dass sich das Papsttum als Produkt von Betrug und Lüge entwickelt habe. Ihre Historia ecclesiastica (Kirchengeschichte) geriet so über weite Teile entgegen dem eigentlichen Titel zur „Papstgeschichte“.2 Und so wurde nicht ohne eine gewisse Berechtigung bemerkt, dass die Papstgeschichte ursprünglich eine Erfindung des Protestantismus gewesen sei. Aber die katholische Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Caesar Baronius (1538–1607) trat mit seinen Annales ecclesiastici zum Gegenbeweis an. Kontroversen und Polemik blieben für die konfessionell bestimmten Werke in der Folgezeit kennzeichnend. Hieraus ergab sich die Notwendigkeit, immer wieder Beweise und Gegenbeweise zusammenzustellen. Deshalb waren die Auseinandersetzungen von der Sichtung umfänglichen Quellenmaterials begleitet, das zunehmend in Editionen verfügbar gemacht wurde. Die entsprechenden Werke sind noch heute zuweilen wichtige Fundgruben, zumal manches Material nicht oder inzwischen nicht mehr in Archiven oder Bibliotheken vorhanden ist. Hinzu traten quellenkritische Fragen: Waren wirklich alle frühen Papstbriefe echt? Wurde manches vielleicht erst später „zurechtgebogen“ oder zugespitzt? Während die katholische Seite sich stärker mit der Aufarbeitung des Materials beschäftigte, begannen protestantische Forscher seit dem 19. Jahrhundert, zusammenhängende und wertende Überblicke zu verfassen. In Deutschland veröffentlichte der bekannte Historiker Leopold von Ranke 1834– 1836 eine Geschichte der römischen Päpste des 15. bis 19. Jahrhunderts, die bereits 1874 ihre sechste Auflage erlebte. Vielen gilt dieses Werk als eine wichtige Überwindung der in der Papstgeschichte lange dominierenden konfessionellen Geschichtsschreibung, denn Ranke entwickelte eine durchaus neue Sichtweise: Er löste sich aus altprotestanti-
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scher Enge und zeigte sich gegenüber vielen Entwicklungen des Papsttums verständnisvoll, ohne jedoch eine grundsätzlich protestantische Perspektive aufzugeben.3 Vielleicht war für ihn die Beschäft igung mit den Päpsten eher ein ästhetisch zu genießendes Drama, wie es Philipp Funk wenig später im „Hochland“, einer katholischen Zeitschrift, formulierte.4 Dass Papstgeschichte weiterhin vor allem in Deutschland aus einer kritischen Grundhaltung heraus geschrieben wurde, lag vielleicht auch an der Dominanz protestantischer Historiker an deutschen Universitäten, die vielfach sogar die grundsätzliche Ansicht vertraten, dass katholische, „ultramontan“ (also auf Rom bezogen) geprägte Historiker zu großen geistigen Leistungen in der Geschichtsschreibung kaum fähig seien. Der Kulturkampf im Bismarck’schen Kaiserreich verstärkte dieses Vorurteil, rief aber auch katholische Reaktionen hervor. Konflikte innerhalb der katholischen Kirche bewirkten zudem einen weiteren Entwicklungsschub: Nach dem Beschluss zur Unfehlbarkeit des Papstes (wenn dieser ex cathedra in Glaubens- und Sittenfragen urteilt) auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869–1870) kam es zur Abspaltung der Altkatholiken, zu denen sich auch einige Gelehrte bekannten, die dem Papsttum vorwarfen, dieses neue Dogma leite sich aus geschichtlichen Fälschungen her. So bestimmten der Münchener Gelehrte Ignaz von Döllinger (1799–1890) und andere Verfechter alter katholischer Positionen mit zahlreichen Beiträgen die wissenschaft liche Diskussion in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.5 Papstgeschichte wurde damit zeitweise eine bevorzugte Domäne der Altkatholiken, blieb es aber auch weiterhin für Protestanten wie Jacob Burckhardt oder Ferdinand Gregorovius, der sich als Außenseiter mit einer monumentalen Geschichte Roms hervortat.6 Ludwig Pastor, der auf Initiative seiner katholischen Mutter mit erst zwölf Jahren katholisch wurde, empfand es als eine Schande, dass die Päpste von katholischer Seite keine entsprechende Darstellung gefunden hätten. Er wollte die Papstgeschichte Rankes in den Schatten stellen und setzte auf ein breiteres Material: Die 16 Bände für die Zeit seit dem Ausgang des Mittelalters, die 1886–1933 erschienen, bedeuteten eine immense Leistung, blieben aber gleichzeitig für fast jeden Leser erschlagend.7 Will man für das 20. Jahrhundert Autoren aus dem deutschen Sprachraum nennen und diese wiederum vor dem Hintergrund ihrer Konfession einordnen, so sind zunächst die Papstgeschichten von Franz Xaver Seppelt, Erich Caspar und Johannes Haller zu nennen.8 Der Katholik Seppelt schrieb bezeichnenderweise eine Geschichte der Päpste, während sich die Protestanten Haller und Caspar dem Papsttum, also eher der Institution, zuwandten. Jedoch wird bis heute die Faszination der Papstgeschichte zuweilen auch konfessionell angesprochen.9 Erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bestimmte die konfessionelle Orientierung die Perspektiven der Forschung weniger, zumal inzwischen auch Beiträge von Personen vorliegen, die sich keiner der Konfessionen verpfl ichtet fühlen. Die Zeit grundsätzlicher Diskussionen und besonders konfessioneller Polemik scheint weitgehend vorüber zu sein. Weiterhin wird jedoch auch die neuere Papstgeschichtsschreibung von unterschiedlichen Interessen und Zugriffen geprägt: Während etwa die Forschungen Horst Fuhrmanns von den sogenannten pseudo-isidorischen Fälschungen und damit von Texten ausgingen, die den Vorrang der päpstlichen Institution mitbegründe-
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ten,10 und auch Harald Zimmermann sich mit seinen „Papstabsetzungen“ stärker Fragen der Legitimation und Rechtsgeschichte zugewandt hat,11 hob Bernhard Schimmelpfennig die Bedeutung des Papstes als obersten Liturgen Roms hervor und behandelte die Liturgiegeschichte gleichwertig neben der politischen sowie der Dogmen-, Rechts- und Verfassungsgeschichte.12 Über die Beschäftigung mit den Zeremonienbüchern der römischen Kirche13 schlug er eine Brücke zu Fragen der symbolischen Kommunikation, des Zeremoniells und der Sichtbarmachung von Herrschaft, die inzwischen neuere Studien zur Papstgeschichte prägen. Der jüngste Entwurf einer Papstgeschichte im Mittelalter von Thomas Frenz wiederum stellt weniger die Entwicklung als vielmehr die Funktionsweisen und Institutionen vor.14
Die Quellen und ihre Bereitstellung Dass Petri Schlüssel auch jetzt noch die Schlüssel des Mittelalters seien, soll treffend kein Geringerer als Heinrich Georg Pertz, der wichtige Quellen-Editor der Monumenta Germaniae Historica, bemerkt haben. Das Papsttum gilt als die einzige Institution, die von der Antike bis heute in Urkundenwesen, in Rechtsvorstellungen und -verfahrensweisen, in Zeremoniell und vielen anderen Aspekten Kontinuitäten erkennen lässt; es ist eine Institution, die auf Spätantikes und Byzantinisches verweist und die seit dem beginnenden Mittelalter zunehmend universal agierte. Für das Mittelalter könnte man fast sagen, dass das Papsttum eine der wenigen europäischen Institutionen war, wenn mit „Europa“ hier vornehmlich ein lateinisch dominierter Einflussbereich gemeint ist. Grundlage für diese Einsichten ist aber unter anderem der Quellenreichtum der päpstlichen Überlieferung, die in der ganzen Welt ihresgleichen sucht. Deshalb war es nicht nur für die Papstgeschichte, sondern für die Geschichtswissenschaft überhaupt ein Ereignis ersten Ranges, als Papst Leo XIII. (1878–1903) ohne jeglichen Zwang 1881 die Vatikanischen Archive der Wissenschaft öffnete. Dies war der Startschuss für viele wissenschaft liche Großunternehmungen. 1888 wurden das Deutsche Historische Institut (damals noch unter anderem Namen) und die Stützpunkte anderer Nationen in Rom eingerichtet und große, zum Teil bis heute betriebene Forschungs- und Editionsprojekte angestoßen. Die Quelleneditionen und Hilfsmittel zur mittelalterlichen Papstgeschichte sind inzwischen umfangreich.15 Neben den frühen Hilfsmitteln von Philipp Jaffé und August Potthast mit kurzen inhaltlichen Zusammenfassungen (Regesten) der Briefe, Urkunden und Erwähnungen (bis 1198 bzw. 1198–1304) und der Aufnahme päpstlicher Quellen in den jeweils nationalen Quellenreihen (in Deutschland zum Beispiel Monumenta Germaniae Historica und Regesta Imperii) erfasst seit 1896 das Göttinger Papsturkundenwerk / Pius-Stiftung für Papsturkundenforschung die Überlieferungen bis 1198 in den verschiedenen europäischen Empfängerarchiven; für eine Edition der ab 1198 in römischen Registern erhaltenen Papstbriefe zeichnen verschiedene nationale Forschungsprojekte verantwortlich. Briefe und Urkunden bilden den quantitativ größten Anteil der Überlieferung. Diese liegt für die Zeit vor 1198 in ganz Europa verstreut, erst seit Innozenz III. (1198–1216) ist
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das aus Rom verschickte Schriftgut wenigstens in größeren Teilen abschrift lich in römischen Registern überliefert. Auch der seit der Öffnung der Archive auszuschöpfende Quellenreichtum hat die Papstgeschichte zu einem zentralen Forschungsfeld gemacht. Dennoch sollte eine Papstgeschichte des Mittelalters nicht allein auf der Basis dieser Quellen geschrieben werden: Andere Überlieferungen – seien dies etwa Texte zur Liturgie, Rechtssammlungen, Bauten oder andere Monumente – lassen oft Perspektiven von außen auf das Papsttum erkennen, welche die von päpstlichen Quellen vermittelte Binnensicht modifizieren. Selbstbild und Außenwahrnehmung treten oft auseinander und ergänzen sich so in ihrem Quellenwert. Bedeutende Zeugnisse aus dem frühen Mittelalter sind die Tatenberichte (Gesta) beziehungsweise Viten, die teilweise von Zeitgenossen verfasst wurden und bei kritischer Lektüre einen Blick in das Umfeld der Päpste gestatten, ja die römischen Erwartungen an einen „guten“ Papst erkennen lassen. Diese unter dem Kunstbegriff Liber pontificalis zusammengefassten Viten wurden vom 6. Jahrhundert an bis ins ausgehende 9. Jahrhundert fortgeführt. Für das vergleichsweise quellenarme Frühmittelalter ist dieses „Papstbuch“ eine unschätzbare Quelle. Im Hochmittelalter wiederum nimmt dann mit der zunehmenden Universalität des Papsttums die Masse der Überlieferungen immens zu, so dass die Quellensuche und -publikation zur Geschichte des Papsttums immer mehr zur europäischen Aufgabe wird.
Forschungstendenzen, Fragen und Schwerpunkte Angesichts der Materialfülle und der bereits vorliegenden Papstgeschichten muss sich eine übergreifende Darstellung zum Mittelalter an einigen Leitlinien orientieren, die nicht nur das Weglassen und Zuspitzen erleichtern, sondern die auch eine Einbettung in aktuelle Forschungsdiskussionen erlauben. Wichtig erscheint für das vorliegende Buch zunächst eine vornehmlich päpstliche und europäische Perspektive auf das Mittelalter, die eher national bestimmte Blickrichtungen zumindest korrigieren kann. Der oben begonnene Überblick über die Geschichte der Papstgeschichtsschreibung hat sich zunächst vor allem auf deutschsprachige Werke konzentriert und dabei insbesondere konfessionelle Unterschiede zwischen den jeweiligen Zugriffen hervorgehoben. Diese sind aber ein vornehmlich deutsches Phänomen, das in anderen Wissenschaftsnationen nicht in gleicher Form zu beobachten ist. Im europäischen Überblick lassen sich jedoch spezifisch nationale Sichtweisen und Perspektiven der Papstgeschichtsforschung ausmachen: Deutschen Historikern erschien das Papsttum vor allem während der Blütezeit des Kaisertums von Karl dem Großen bis zum Ende der Staufer interessant; Franzosen hingegen betrachteten besonders gern das 14. Jahrhundert, als die Päpste in Avignon residierten, während Italiener ebendiese Zeit eher als „Babylonisches Exil“ der Kirche bezeichneten und zugleich damit haderten, dass die Päpste bis 1870 eine Einigung Italiens behinderten. Diese nationalen Vorlieben und Schwerpunkte sind inzwischen relativiert, denn bei der Einbettung der Papstgeschichte in eine Europäische Geschichte sind notgedrungen viele Nationen beteiligt, die sehr unterschiedliche Perspektiven einbringen.
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An welche jüngeren Forschungen knüpft die hier vorgelegte Darstellung an, welche Schwerpunkte und Leitfragen ergeben sich daraus? Dazu sei eine kurze und keinesfalls vollständige Forschungsskizze zu einigen jüngeren Beiträgen vorgelegt. Ein vor kurzem erschienener Überblick16 hat erneut den Blick auf das Verhältnis zwischen Papst- und Kaisertum gelenkt: Beide Universalgewalten waren während des Mittelalters aufeinander bezogen. Sie praktizierten eine Form der Gewaltenteilung, die freilich nicht in die Felder „säkular“ und „religiös“ aufzuspalten ist. Beide Institutionen waren eng miteinander verschränkt, sie übten eine „doppelte“ Verantwortung aus. Es ist damit zunächst durchaus sinnvoll, das Papsttum als komplementär zum Kaisertum zu betrachten. Eine solche Konzentration des Blicks auf die beiden Universalgewalten wird aber der Einbettung des Papsttums in andere politische Konstellationen nur bedingt gerecht: Besonders seit dem 13. Jahrhundert sind die verschiedenen europäischen Monarchien unbedingt mit in den Blick zu nehmen.17 Erkennt man aber diese zunehmende Bedeutung der Monarchien im Westen seit dem 11. / 12. Jahrhundert, so kommen umgekehrt auch die vielfältigen neueren Studien zur Formierung Europas, insbesondere Lateineuropas,18 kaum ohne einen Blick auf das Papsttum aus. Zwar blieb Europa auch in den päpstlichen Dokumenten grundsätzlich ein eher unspezifischer Abrufbegriff, aber Erwähnungen des Okzidents, der christianitas oder ähnliche Anspielungen tauchen schon im 9. Jahrhundert auf. Fraglich bleibt, inwieweit vor allem Konfliktsituationen – mit der Ostkirche oder mit muslimischen Gegnern an den Grenzen Europas – zu einem solchen neuen Wir-Gefühl beitrugen und damit die schon frühzeitige Vorreiterrolle des Papsttums bei der Entwickung des westlichen Europas unterstreichen.19 Die große Zeit einer päpstlichen Durchdringung Europas begann mit der „papstgeschichtlichen Wende“20 im 11. Jahrhundert. Entsprechend haben neuere Studien diesen Prozess mehrfach mit sehr bedenkenswerten und wichtigen Ergebnissen in den Blick genommen. Strahlten Einflüsse einfach vom römischen Zentrum in die Peripherien aus?21 Welche Desintegrationsprozesse standen den Integrationserfolgen gegenüber?22 In welchem Maße die Ausbreitung päpstlicher Normen, die Akzeptanz päpstlicher Autorität und ihre Institutionalisierung zusammenhängen, bleibt bisher trotz intensiver Forschungen noch weitgehend offen. Untersuchungen zu Institutionen wie dem Kardinalskolleg,23 der Kurie oder der päpstlichen Kammer,24 zur Verbreitung kirchlichen Rechts25 ebenso wie zu den durch die Institutionalisierung geförderten Instrumenten wie dem Legatenwesen,26 verschiedenen Kommunikationsformen27 oder zu der Formierung von Räumen unter päpstlichem Einfluss28 unterstreichen in vielfältiger Weise, wie sehr das hochmittelalterliche Papsttum zur Vereinheitlichung von Recht und Verfahrensweisen, zur Prägung von Räumen und Denkweisen im lateinischen Europa beigetragen hat. Seit 1059 geltende Bestimmungen für den Ablauf der Papstwahl beeinflussten zum Beispiel die Formen der deutschen Königserhebung im späten Mittelalter. Welche Entwicklung der persönlichen Netzwerke ist zu verfolgen? Die Netzwerktheorie, die bisher stärker die Neuzeitforschung beschäft igte, sollte gerade für die Amtsträger in der päpstlichen Umgebung und die daraus ableitbaren Schlüsse genutzt werden.29 Sie kann insbesondere neue Quellencorpora erschließen helfen und durch die Einbeziehung weiterer Personengruppen30 neue Ergebnisse zeiti-
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gen. Erweiterten sich die Personenkontakte einfach von stadtrömischen Familien und Fraktionen über Kardinäle, Legaten und Delegationen zu europäischen Netzwerken? Institutionalisierungsprozesse laden zu vergleichenden Untersuchungen ein, bedenkt man, dass auch viele religiöse Gemeinschaften gerade seit dem 12. Jahrhundert ähnliche Prozesse durchliefen.31 Die neue, zuweilen zentralistische Stärke der Päpste konnte aber ebenso zur Schwäche werden, wenn hierarchisch-monarchische Herrschaft smodelle mit oligarchischkollegialen Modellen in Widerstreit gerieten, wie dies im 14. / 15. Jahrhundert besonders deutlich wird. Forschungen zu theoretischen Schriften und zu neuen personalen Konstellationen und Kommunikationsformen erhellen diesen Prozess.32 Bei einem Blick auf mehr als zehn Jahrhunderte Papstgeschichte scheint aber mancher Zeitabschnitt für Entwicklungsprozesse besonders aufschlussreich. Gerade für wichtige Wendepunkte oder „Achsenzeiten“ mittelalterlicher Papstgeschichte im 8. und 9. Jahrhundert,33 im 12. und 13. Jahrhundert34 oder in der Zeit des Großen Schismas und des Konziliarismus35 liegen inzwischen wesentliche Beiträge mit neuen Ergebnissen vor, denen auch diese Darstellung bei aller notwendigen Beschränkung eine etwas ausführlichere Behandlung einräumen will. Eine klassische Frage schließlich betrifft das Verhältnis von Personen und Institution beziehungsweise von Person und Amt. Wird eine Geschichte der Päpste oder des Papsttums angestrebt? Johannes Haller meinte, für die Frühzeit seien Personen nur schemenhaft zu erkennen, und entschied sich für eine Darstellung der Institution des Papsttums, die bereits recht früh etwa in einer lückenlosen apostolischen Nachfolge (Sukzession) erkennbar wird.36 Inzwischen ist jedoch gezeigt worden, dass auch für Päpste des frühen Mittelalters der Blick auf die Person möglich ist, wenngleich sie vornehmlich als Amtsinhaber erscheinen.37 Deshalb sollte die Frage nicht mit einem Entweder-oder beantwortet werden, denn Personen und Institutionen lassen sich nicht wie auf einem Seziertisch trennen. Trotz dieser grundsätzlich zutreffenden Einsicht wird gleichwohl nach Schüben der Institutionalisierung zu fragen sein. Weiterhin führt die Art der Überlieferung zur Frage nach der Bedeutung von Konzeptionen und Ideen. Finden sich hier nur die Ansichten einer Person? Wann und in welchen Zusammenhängen wurden Theorien als grundlegend akzeptiert und entsprechend gehandelt; wann also entsprachen den Ideen und Ansprüchen faktische Wirklichkeiten? Wie lange dominierte Rom die päpstliche Politik? Neuere Studien haben insbesondere für das frühe Mittelalter das päpstliche Wirken im römischen Umfeld beleuchtet und dabei Liturgie, Ritual und die spezifische Überlieferung des Liber pontificalis, aber auch der Inschriften und verschiedener Brief- und Kanonessammlungen erörtert.38 Diese Forschungen, die Überlieferungsbefunde auch für inhaltliche Interpretationen nutzen, haben besonders die Abschnitte zur frühmittelalterlichen Zeit der hier vorgelegten Papstgeschichte beeinflusst. Die Erweiterung der Quellenbasis betrifft aber nicht nur das frühe Mittelalter. Fragen danach, welches Interesse die Päpste zum Beispiel an der eigenen Zukunft hatten, an Lebensverlängerung oder an Wissenschaft überhaupt, machten es notwendig, neue Quellen in den Blick zu nehmen oder zu erschließen.39 Ob sich der päpstliche Hof von
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weltlichen Höfen stark unterschied,40 wird aus dieser Perspektive fraglich und öffnet den Blick auf eine Kulturgeschichte des Papsttums, die ihren Platz nach der vielfach beschworenen „kulturalistischen Wende“ erst noch erobern muss. Aber auch Fortschritte in der Quellenkritik durch Fragen nach Erinnerung und Gedächtnis führten zu neuen Interpretationen der Papstgeschichte: Wie stark verformte die Erinnerung auch bislang akzeptierte „Tatsachen“? Was wissen wir beispielsweise von Gregor I. und Benedikt von Nursia noch zuverlässig? Oder welche Denkvoraussetzungen bestimmten Innozenz IV. und die Bettelordensmönche aufgrund ihrer juristischen und scholastischen Ausbildung, als es 1245 darum ging, Kundschafter zu den Mongolen zu entsenden?41 Was die Europäisierung für das 12. Jahrhundert ist, bedeutet die Globalisierung für das späte Mittelalter. Schon lange haben die Kreuzzugsforschung und die Byzantinistik auf die Überschreitung europäischer Grenzen im 12. / 13. Jahrhundert verwiesen. An den Auseinandersetzungen und dem Kontakt mit den Mongolen und dem Aufbruch zu neuen Welten im 15. Jahrhundert waren die Päpste zentral beteiligt. Beide Phänomene sind jüngst als wichtige „Knotenpunkte“ für die europäische Geschichte des Spätmittelalters bezeichnet worden.42 In welchem Maße eröffnen sie Perspektiven für eine Papstgeschichte nach der Zeit universaler Ansprüche einer lateinisch-europäischen Christenheit? Was bedeuten diese und weitere Anregungen für die hier vorgelegte Papstgeschichte? Noch heute gebühren dem Papst mehrere Titel und Ämter: Er ist Bischof von Rom, Patriarch des Westens (ein von Benedikt XVI. inzwischen abgelegter Titel), oberster Hirte der Universalkirche. Erst der zuletzt genannte Anspruch macht aus dem Bischof von Rom eigentlich einen Papst. Über lange Zeit agierten die Päpste vielfach nur als römische Bischöfe, konnten jedoch zuweilen ihre päpstlichen Ansprüche durch römische Erfolge erwerben oder festigen. Deshalb müssen die römische Entwicklung ebenso wie die Einzelleistungen bedeutender Personen und die Tendenzen einer Institutionalisierung insgesamt im Auge behalten werden. Fragen des Verhältnisses von Person und Institution betreffen aber zugleich Fragen der Universalität. Wie beeinflussten die individuell oder institutionell formulierten universalen Ansprüche die Formierung Europas jenseits verschiedenartiger Reichsbildungen? Welche Mittel und Wechselwirkungen werden erkennbar? Die Einbeziehung von Fragen nach der Formierung Europas und Formen der Vernetzung lässt Papstgeschichte in einem weiteren Sinne als Kulturgeschichte verstehen, denn insbesondere Netzwerke und Transferprozesse lassen sich kaum oder nicht allein auf theologische, liturgische oder kirchliche Strukturen beschränken. Bevor das Papsttum prägend werden konnte, musste es zunächst selbst geprägt werden. Schreibt man eine Geschichte des Papsttums also auch aus kulturgeschichtlicher Perspektive, dann sind Transformationen und Prägungen (im angedeuteten doppelten Sinn) besonders aufschlussreich. Lagen zum Beispiel die intensive Netzwerkbildung und der damit zusammenhängende Nepotismus auch darin begründet, dass eine Wahlmonarchie wie das Papsttum viel stärker als Erbmonarchien dieser Mittel strukturell bedurfte, zumal das dynastische Regelprinzip eigener Nachkommenschaft grundsätzlich ausschied und bei Verstößen Kritik auf sich zog? Sieht man auf den Einfluss einer werdenden Institution, dann sind deutliche Phasen des eigenen Autoritätsanspruchs
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von Aneignung über Zuschreibung, Einforderung und Bewährung zu erkennen: Aneignung spätantiker Traditionen geschah im 4.–6. Jahrhundert, Zuschreibung höchster Entscheidungskompetenz von außen ist im 9. Jahrhundert mehrfach belegt, die Einforderung dieser Positionen ab dem 11. Jahrhundert führte schließlich zur Bewährung gegenüber Kritik und Anfechtungen im späten Mittelalter. Das Phänomen der Gegenpäpste kann möglicherweise Aufschluss geben über den Prozess der Akzeptanz und Zurückweisung päpstlicher Autorität.43 Wenn das Papsttum Antike, Mittelalter und Gegenwart miteinander verbindet, dann erscheint die Begrenzung dieser Darstellung auf eine der drei Epochen zunächst willkürlich. Jedoch sind die Anfänge übergreifender Konzeptionen und einer ersten Institutionalisierung in stärkerem Maße erst seit der Spätantike zu verzeichnen, erst nachdem das Christentum auch im Römischen Reich verbreitet war. Gleichsam als Fundierung und „Vorgeschichte“ wird ein einleitendes Kapitel vorangestellt, das ins beginnende 5. Jahrhundert führt. Daraus ergeben sich zeitliche Abgrenzungen. Nach Damasus I. (366–384) war es vor allem Papst Leo I., der Große (440–461), der in den letzten Jahren des weströmischen Reiches mit den Denk- und Rechtsfiguren antiker Prägung das gedankliche Fundament für eine neue, tragfähige Institution wesentlich bereicherte. Die Geschichte von Päpsten und Papsttum nahm allerdings anschließend keinesfalls eine zielgerichtete Entwicklung, zumal die Ideen des römischen Bischofs von vielen seiner Mitbischöfe nicht unmittelbar akzeptiert wurden und auch die Versammlungen (Konzilien) im Osten des Reiches andere Modelle kirchlicher Institutionalisierung favorisierten. Will man für die Folgezeit prominente Vertreter nennen, dann sind Gregor I., Nikolaus I., Leo IX., Gregor VII., Alexander III., Innozenz III., Bonifaz VIII. und Benedikt XIII. herauszustellen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, mit Leo X. (1513–1521), dürfte schließlich ein sinnvoller Einschnitt für das Ende dieser Darstellung gegeben sein, der vielleicht zu sehr aus deutscher Perspektive begründet sein mag: Der Medici-Papst nahm nicht nur zugunsten des Papsttums in der Frage Stellung, ob ein Konzil oder der Papst höhere Autorität in der Kirche genieße,44 sondern war auch der erste Kontrahent des Augustinermönches und Professors Martin Luther. Die folgende Darstellung ist in längerer Zeit und in verschiedenen Schüben entstanden; sie fühlt sich den oben skizzierten und weiteren neueren Forschungen verpflichtet. Sie profitiert aber hoffentlich auch von der vielfältigen eigenen Detailarbeit auf dem Gebiet der Papstgeschichte, der Koordination mehrerer Unternehmen zur Papstgeschichte und Papsturkundenforschung ebenso wie von den Diskussionen in verschiedenen Lehrveranstaltungen, von denen eine Übung im Sommer- / Wintersemester 2009 und 2009 / 10 mit der Besprechung einer früheren Fassung des Textes hervorgehoben sei. Um die jeweiligen Schwerpunkte – sowie das Verhältnis von Amt und Person – auch in der Darstellung anzusprechen, wird jedem Kapitel eine kurze einleitende Passage zu den Grundfragen und den wichtigsten Amtsträgern vorangestellt. Außerdem werden die verschiedenen Leitlinien Institutionalisierung, Europäisierung, Netzwerkbildung, Kommunikationsformen, Verfahrensweisen, geistliche und weltliche Herrschaft auch in
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den einzelnen Kapiteln verfolgt. Dabei wird die Wechselwirkung von prägen und geprägt werden besonders beachtet. Die unterschiedliche Länge einzelner Kapitel trägt nicht nur der Tatsache Rechnung, dass manche Umbrüche und langfristige Entwicklungen einzelnen Unterkapiteln zugeschlagen werden mussten, sondern auch der Überlegung, dass gewisse Umbruchzeiten prägend waren oder zumindest besonders aufschlussreich sind. Die gegenüber anderen jüngeren Überblicksdarstellungen häufigere Einschaltung von (übersetzten) Quellenzeugnissen dient der Anschaulichkeit und will Eigenheiten und die besondere Faszination des Materials vermitteln, aus dem der Papsthistoriker sein Wissen gewinnt. Beigefügt sind am Ende eine Zeittafel, eine Papstliste sowie eine orientierende Auswahlbibliographie, die Interessierten weiterführende Informationsmöglichkeiten aufzeigt. Ein ausführliches Verzeichnis der Literatur, die dieser Darstellung zugrunde liegt, müsste den Rahmen des Bandes hingegen zwangsläufig sprengen. Entsprechend beschränken sich auch die Anmerkungen auf knappe Nachweise allein in den Fällen, in denen der Wortlaut einer Quelle belegt oder neue Forschungsthesen besonders hervorgehoben werden sollen. Das Register soll unter anderem ermöglichen, auch Begriffserklärungen im Text, die für spätere Kapitel gegebenenfalls wichtig sind, leichter aufzufinden, und bietet ebenfalls zu den genannten Personen die entsprechenden Daten. Der langen Vorlaufzeit entspricht die Fülle der Danksagungen. Außer mit den verschiedenen Mitgliedern und Mitarbeitern der schon genannten Unternehmungen zur Papstgeschichte und zur Papsturkundenforschung wurde mit weiteren Kolleginnen und Kollegen wiederholt über die Thematik diskutiert. Einige Kapitel – besonders zum frühen Mittelalter – las Herr Dr. Matthias Maser (Erlangen) ebenso kritisch wie Herr Privatdozent Dr. Stefan Weiß (Paris/Augsburg) die Abschnitte zum avignonesischen Papsttum und zum Großen Schisma. Sie verbesserten dadurch den Text in mehrfacher Hinsicht. Herr Dr. Stefan Schröder (Kassel/Erlangen) unterzog alle Kapitel einer kritischen Revision und unterstützte zudem die Bearbeitung des Literaturverzeichnisses, dessen Anfertigung sich Herr stud. phil. Wulf Knickenberg und besonders Frau stud. phil. Miriam Huibens (beide Erlangen) annahmen. Frau stud. phil. Katharina Götz erstellte in kürzester Zeit und sehr zuverlässig das sehr feingliedrige Register. Herr Daniel Zimmermann von der Wissenschaft lichen Buchgesellschaft lektorierte die einzelnen Kapitel vorzüglich und half mit viel Geduld und bestimmtem Drängen, dass die Papstgeschichte doch noch rechtzeitig erscheinen kann. Unter dem Zeitdruck gelitten hat wieder einmal vor allem meine Frau Gertrud. Allen Genannten, den Studierenden und vielen hier nicht namentlich Aufgeführten sei herzlich gedankt. Während der Abschlussphase des Buches verstarb mein Vater, der in seinen letzten Lebensmonaten noch Anteil an der hier vorgelegten Papstgeschichte genommen hat. Seinem Andenken sei das Buch deshalb gewidmet.
II. Das frühe Christentum und die Hauptstadt des Römischen Reiches – von Petrus bis zu Leo dem Großen († 461) Bischofsamt und Personen II. Von Petrus bis zu Leo dem Großen († 461)
Die Frage nach den Anfängen ist gerade für eine noch heute bestehende Institution zentral, jedoch ausgesprochen schwierig zu beantworten. Sie kann auch in einer Geschichte des Papsttums im Mittelalter nur ansatzweise diskutiert werden, um die Grundfragen zu verdeutlichen. Die ersten vier Jahrhunderte des Christentums in Rom sind durch eine zunehmende hierarchische Strukturierung gekennzeichnet; diese intensivierte sich ab dem Zeitpunkt, als das Christentum nach der Konstantinischen Wende zu Beginn des 4. Jahrhunderts offiziell akzeptiert worden war und in eine enge Verbindung mit der politischen Gewalt trat. In dieser Zeit, die von großen, vornehmlich auf Konzilien geführten Diskussionen um Organisationsformen und Glaubensinhalte der christlichen Gemeinde bestimmt war, wurden die wichtigsten frühen Stellungnahmen zu einem römischen Leitungsamt formuliert. Vielleicht spielte der Unterschied von Ost- und Westreich hierbei eine wichtige Rolle, wie manche Forschungen nahelegen.1 Über die einzelnen Personen, die in den ersten zwei Jahrhunderten als Bischof von Rom fungierten, ist kaum etwas bekannt. Ihre Namen werden in der Bischofsliste des Irenäus überliefert, jedoch bleibt die Chronologie ihrer Pontifi kate vielfach unsicher. Erst im dritten Jahrhundert treten einzelne römische Bischöfe deutlicher in Erscheinung, zuvor meist nur, wenn nachträglich wichtige Entscheidungen mit ihrem Namen verknüpft wurden: so Viktor I. (189–198 / 99) im Zusammenhang mit dem Osterfeststreit oder Calixt I. (217–222) im Zusammenhang mit der Trinitätslehre. Die erste sichere Datierung der Papstgeschichte bietet Pontianus (230–235), der in sardinischen Steinbrüchen zum Märtyrer wurde. Stärkere Konturen besitzt auch Stephan I. (254–258), der im Ketzertaufstreit Position bezog und der zuweilen sogar wegen der erstmaligen Formulierung primatialer Ansprüche in eine Linie mit Gregor VII. und Innozenz III. gestellt wurde. Erst nach der Konstantinischen Wende ragen einzelne Personen deutlich heraus: Silvester I. (314–335) als kirchliches Gegenüber des Kaisers Konstantin des Großen, Liberius (352–366) im Rahmen der arianischen Streitigkeiten oder Damasus I. (366–384), der sich gegen einen Gegenkandidaten durchsetzen musste. Anastasius I. (399–402) und Innozenz I. (402–417) formulierten Positionen zum Vorrang des römischen Bischofs, vor allem vertrat jedoch Leo I. der Große (440–461) diesen Anspruch besonders vehement. Aber, obgleich er als einer der bedeutendsten
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Päpste der Spätantike gelten darf, wissen wir über seinen biographischen Hintergrund wenig mehr, als dass er aus einer toskanischen Familie stammte. Auch die Lebenswege der Päpste des 3. und 4. Jahrhunderts können wir vor ihrer Übernahme des römischen Bischofsamtes nur selten erfassen.
Biblische Grundlagen und frühe Zeugnisse Die zahlreichen Papstlisten – auch die heute offizielle des Annuario Pontificio – beginnen alle mit Petrus, obwohl man weder für diesen noch für die Nachfolger in den ersten zwei Jahrhunderten exakte Pontifi katsjahre anzugeben vermag. Deshalb räumen inzwischen sogar katholische Dogmatiker Schwierigkeiten ein, eine päpstliche Kirchenleitung für die Frühzeit zu belegen und den Führungsanspruch Roms auf ein „göttliches Recht“ (ius divinum) zurückzuführen, wie dies noch auf dem Ersten Vatikanischen Konzil 1869–1870 bekräftigt wurde.2 Unabhängig davon, ob man eine göttliche Stift ung des Papstamtes annimmt oder nicht, lässt sich verfolgen, wie sich ausgehend von der erkennbar bevorzugten Stellung des Petrus in verschiedenen Bibelpassagen die Konzeption des Petrusamtes entwickelt hat. Das Neue Testament hebt Petrus mehrfach hervor, nicht nur mit den schon zitierten Worten, die auch die Kuppel von St. Peter in Rom zieren: „Du bist Petrus der Fels […]“. Dem ließen sich Zitate aus dem Johannesevangelium hinzufügen: „Weide meine Lämmer! […] Weide meine Schafe“ (Joh. 21, 15–17). Unstrittig war Petrus einer der frühesten Jünger Jesu, einer der ersten Zeugen der Auferstehung, wie bei Paulus zu lesen ist. Er stand wohl mit Jakobus dem Älteren an der Spitze des Zwölferkollegiums in Jerusalem. In der dortigen Urgemeinde dürften grundsätzlich alle Gemeindemitglieder anstehende Entscheidungen gemeinsam gefällt haben, jedoch scheint dem Zwölfergremium und darin wiederum Petrus in wichtigen Fragen ein bedeutendes Gewicht zugekommen zu sein. Als die Jerusalemer Gemeinde um 42 / 44 nach Christus eine erste Verfolgung erlitt, starb Jakobus der Ältere, während Petrus wahrscheinlich die Flucht gelang. Wir wissen allerdings nicht, wo er sein Missionierungswerk fortsetzte. Die Briefe des Apostels Paulus an die Christen in Rom und das vielleicht in Rom verfasste Schreiben an die Gemeinde von Philippi, welche etwa in den Jahren 45 / 55 nach Christus entstanden, bringen Petrus nicht mit der Hauptstadt des Reiches in Verbindung. Wie diese Schriften allgemein erkennen lassen, dürfte allerdings in Rom schon sehr früh eine Christengemeinschaft innerhalb der recht starken Judengemeinde bestanden haben, obwohl die Jerusalemer Gemeinschaft bis zum Jahre 70 nach Christus, als Titus die Stadt zerstören ließ, eine Spitzenposition behielt. Erst um 96 erwähnt ein Brief der römischen Gemeinde an die Gemeinde von Korinth, der später einem Presbyter oder sogar Papst Clemens zugeschrieben wurde (deshalb oft Pseudo-Clemens), das Wirken von Petrus und Paulus und verbindet es indirekt mit Rom.3 Dieser Brief lässt letztlich nur erkennen, dass Petrus und Paulus in Rom wirkten oder starben, besagt aber nichts über ihre Funktionen in der römischen Gemeinde, die zu dieser Zeit noch gar keine erkennbar festen Strukturen ausgebildet hatte.
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Archäologische Befunde Zum Tod und zu den Gräbern von Petrus und Paulus ist nur wenig gesichert. Das Todesjahr Petri ist unklar. Spätere päpstliche Chroniken präzisieren als Tag den 29. Juni und nennen das Jahr 55, jedoch deuten Indizien eher auf das Jahr 67, in die Zeit des Kaisers Nero. Die Verehrung der Gräber von Petrus und Paulus in Rom ist für die frühchristliche Zeit mehrfach belegt. Seit Mitte des 2. Jahrhunderts gab es in Rom Erinnerungsstätten (tropaia), die an der Straße nach Ostia auf Paulus verwiesen und beim Vatikan auf Petrus, dort, wo später die jeweiligen Kirchen zu Ehren dieser beiden Apostel stehen sollten. An diese Stätten knüpft die Verehrung bis heute an. Die archäologischen Ausgrabungen, die in größerem Maße zuletzt in den Jahren 1940–1949 bei der Errichtung des Grabes Pius’ XI. in den vatikanischen Grotten und dann erneut 1953–1957 stattfanden, konnten die Apostelgräber nicht sicher nachweisen. In St. Paul vor den Mauern ergab sich kein direkter Hinweis auf das erste nachchristliche Jahrhundert, in St. Peter fand man zwar unterhalb der Confessio (der Begriff wird in frühchristlicher Zeit auf das Grab eines Märtyrers übertragen, bezeichnet dann auch das Altargrab bzw. wie in St. Peter die Vorkammer dazu), wo man traditionell die Ruhestätte des hl. Petrus vermutete, ein Grab, das offensichtlich für die anderen Grabstätten als Orientierung diente, aber selbst nicht mehr archäologisch gesichert werden konnte. Eine Inschrift aus dem 2. Jahrhundert weist darauf hin, dass eine Ruhestätte iuxta circum Neronis bestand. Die Archäologie kann also nicht sicher beantworten, ob Petrus in Rom als Blutzeuge (Märtyrer) starb und ob er in der Nekropole am Vatikanischen Hügel individuell bestattet wurde.4 Unstrittig ist hingegen, dass man seit der Mitte des 2. Jahrhunderts in der römischen Gemeinde vom Wirken der beiden Apostel in Rom ausging und dass ihnen Erinnerungsstätten zugewiesen wurden. Diese Tradition wurde schon bald auch außerhalb Roms anerkannt: Kein anderer Ort beanspruchte, die Gebeine der Apostel zu besitzen.
Apokryphen und weitere Traditionen Weiter ausgemalt wurde das Wirken von Petrus seit dem 3. Jahrhundert in frühchristliche Erzählungen, die vor allem in Vorderasien entstanden und heute zu den apokryphen Apostelakten zählen. Mit dem Begriff Apokryphen (griech.: geheim, verborgen) bezeichnet man Schriften, die nicht zu den biblischen Büchern gehören, die sich zwar in deren thematischem Rahmen bewegten, aber als verdächtig galten. Papst Innozenz I. bemerkte 405, dass gewisse Schriften nicht zum Kanon der biblischen Schriften zählen, sondern als Apokryphen gelten sollten.5 Die apokryphen Petrusakten berichten unter anderem vom Wirken des Petrus in Rom, auch von seinem Martyrium mit der Kreuzigung kopfunter. Zahlreiche dieser Geschichten wurden in der Folge bildlich dargestellt. Dies verdeutlicht, wie sehr sich der Kult um Petrus festigte und in welchem Maße sich Themen, die auf eine Sonderstellung des Petrus hindeuten könnten, verbreiteten und damit die Vorrangstellung Roms ins Bewusstsein hoben.
II. Von Petrus bis zu Leo dem Großen († 461)
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Resümiert man die Zeugnisse zu den frühen römischen Traditionen um Petrus, so dürfte es möglich, wenn auch nicht sicher sein, dass Petrus nach Rom kam und dort starb.6 Die genaueren Umstände bleiben unklar; Ausgrabungen bezeugen lediglich eine Verehrungsstätte, die schon früh auf Petrus bezogen wurde. Auch die römische Gemeinde wird relativ früh mit Petrus verknüpft, ohne dass jedoch dem Apostel eine direkte Leitungsfunktion zugeschrieben wurde.
Die frühchristliche Zeit bis zur Konstantinischen Wende (311–313) Billigten aber Zeugnisse von außerhalb Roms der römischen Kirche seit dem 2. Jahrhundert einen Vorrang zu? Hier spielen insbesondere die Stellungnahmen des Kirchenvaters und Bischofs Irenäus (Eireneos) von Lyon († um 202), des frühchristlichen Schriftstellers Tertullian († nach 220) oder des Bischofs Cyprian von Karthago († 258) eine Rolle. Irenäus verwies unter anderem angesichts unterschied licher Glaubensrichtungen auf die Bedeutung einer apostolischen Nachfolge (Sukzession). Unter den Gemeinden mit apostolischem Ursprung wählte er Rom als prominentes Beispiel. Dabei unterstrich er neben der apostolischen Sukzession auch die zweifache Auszeichnung Roms durch Petrus und Paulus, bezeichnete Rom sogar als Ewige Stadt (Roma aeterna). Insgesamt profitierten die römischen Bischöfe von der Tatsache, dass die ihnen anvertraute Christengemeinde in der Reichshauptstadt angesiedelt war. Außerdem sollte der mit der Apostolizität verbundene Begriff cathedra, den später auch Bischof Cyprian von Karthago oder Tertullian verwendeten, langfristig zu einem wichtigen Argument für den Vorrang Roms werden. In ihrer Zeit verwiesen die verschiedenen Zeugnisse jedoch vor allem auf die Anerkennung eines gewissen Ehrenvorrangs innerhalb des Westens, der in der Regel nur bei aktuellen Anlässen evoziert wurde. Ein Lehr- oder Jurisdiktionsprimat, wie er später formuliert und durchgesetzt wurde, stand noch nicht zur Diskussion. Wichtiger ist es deshalb zu skizzieren, wie sich die römische Gemeinde weiterentwickelte. Denn die bald gewonnene Anerkennung und die besondere Stellung Roms basierten auch auf der Prägekraft, welche die dortige Gemeindeorganisation und Liturgie entfalteten. Dabei ist gegenüber der christlichen Frühzeit eine Tendenz zu stärker hierarchischen und verfestigten Strukturen zu beobachten. Zu Zeiten des Papstes Cornelius (251–253) zählte die römische Gemeinde 1500 Witwen und Hilfsbedürft ige, die zu versorgen waren. Daraus hat man eine Größe von insgesamt etwa 30 000 Mitgliedern errechnen wollen. Auch der Klerus, die kirchlichen Amtsträger, war zu dieser Zeit zahlreich: 46 Presbyter, sieben Diakone, sieben Subdiakone, 42 Akolythen, 52 Exorzisten, Lektoren und Ostiarier waren in hierarchischer Gliederung dem Bischof unterstellt, wie Cornelius nebenbei in einem Brief nach Antiochien (253) erwähnt haben soll.7 Der stadtrömische Klerus (griech. kleros = Los, das heißt von Gott durch Los Bestimmte) bildete sich seit dem 2. Jahrhundert als Gruppe heraus, die sich in verschiedene Ämter mit je unterschiedlichem Anteil an der kirchlichen (Weihe-)Gewalt ausdifferenzierte. Der Klerus setzte sich von den „Laien“ ab. An der Spitze stand der Episkop (griech. episkopein = Aufsicht führen, innehaben, abgeleitet: Bischof), der die Gottes-
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dienste leitete und neue Mitglieder durch Taufe aufnahm. Die Treffen mehrerer Episkopen hießen Synoden (Zusammenkünfte). Die Aufgaben der Presbyter (Älteste, abgeleitet: Priester) sind in der Frühkirche nicht ganz sicher erkennbar. In Rom feierten sie an wichtigen Tagen mit dem Episkopen Gottesdienst und leiteten in ihren Teilgemeinden Eucharistiefeiern, bereiteten auch Katechumenen (Anwärter und im Glauben zu Unterweisende) auf die Taufe vor. Die Diakone (Läufer, Diener) übernahmen vom Bischof gestellte Aufgaben besonders in der Sozialfürsorge. Unterhalb dieser mit „höheren Weihen“ ausgestatteten Personen gab es weitere Weihegrade: Die Subdiakone halfen den Diakonen, Akolythen (Diener) schufen wohl die Verbindung zwischen Episkopen und Presbytern und dienten als Helfer der Presbyter, Exorzisten (Beschwörer) betrieben die Dämonenaustreibung, vor allem vor der Spendung der Taufe, Lektoren ([Vor-]Leser) lasen und sangen aus den jeweiligen Schriften in der Liturgie, Ostiarier (Türhüter) kontrollierten den Zugang zu den Kulträumen. Die Größe der römischen Gemeinde und die Zahl der Amtsträger in einem noch weitgehend heidnisch dominierten Rom verweisen auf ausreichend bestehende materielle Grundlagen; entsprechend konnte die Christengemeinde bei Verfolgungen leicht geschädigt werden. Seit Kaiser Trajan (98–117) durften Christen allerdings nur noch verfolgt werden, wenn sie formell angeklagt und für schuldig befunden worden waren. Die allgemeine Zunahme an Christen verbreiterte das soziale Spektrum, besonders Frauen der Oberschicht gehörten bald in großer Zahl zur römischen Christengemeinschaft. Dies trug soziale Spannungen und Konflikte zwischen verschiedenen Gesellschaftsgruppen in die Gemeinde: Calixt I. (217–222) sah sich zum Beispiel dem Widerstand des Presbyters Hippolyt gegenüber, als er alte Grundsätze teilweise neuen Gegebenheiten anpasste. Der Konflikt zwischen Calixt und dem später als Gegenpapst geltenden Hippolyt zeigt zugleich die Konkurrenz der entstehenden Klerikergruppen, denn Calixt stammte aus dem Kolleg der Diakone, Hippolyt war Presbyter. War in diesem Fall ein interner Konflikt bereits deutlich greifbar, so kam es in der Mitte des 3. Jahrhunderts zur Spaltung der Gemeinde (Schisma). Unter Kaiser Decius (249–251), der den Kaiserkult wieder stärken wollte, begann eine große Christenverfolgung (249–251). Manche Christen opferten unter Druck dem Kaiserbild, sie galten als lapsi (Gefallene). Wie diese trotz ihres Abfalls wieder in die Gemeinschaft zu integrieren waren, wurde auch in der römischen Gemeinde diskutiert. Der Pragmatismus des römischen Bischofs Cornelius stand den Positionen des Presbyters Novatian gegenüber, der bei der Bischofswahl unterlag, Gegenbischof wurde und die exklusive Gemeinschaft der Reinen (katharoi) anführte, die selbst über Rom hinaus Anhänger fand. Das situationsgebundene Handeln des Cornelius wurde für die römische Kirche zukunftsweisend; selbst nach einer wirklich bedrohlichen Verfolgungswelle unter Kaiser Valerian (253– 260) wuchs die römische Gemeinde weiter, so dass die letzten großen Nachstellungen unter Diokletian und Galerius, die 302 einsetzten, sie nicht mehr ernsthaft gefährden konnten. Mithin führten die Ausbildung eines hierarchischen Systems von Amtsträgern, die Fixierung eines Kanons von heiligen Schriften und die zunehmend verfestigten kultischen Formen gemeinsamer Gemeindefeiern zu einer Verfestigung, die durch Anpassungsfähigkeit weiter gefördert wurde.
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Der wachsende Grad an Organisation und Konsolidierung seit dem 3. Jahrhundert ist auch räumlich und liturgisch fassbar. Rom wurde entsprechend den Amtsbezirken der Diakone und Subdiakone in (sieben) Regionen eingeteilt. Außerdem erwarb die römische Gemeinde Zoemeterien (Friedhöfe und Grabanlagen) zur Bestattung und benutzte zunehmend feste Gebäude für ihre Gottesdienste. Neben den schon genannten Gedenkstätten für Petrus und Paulus ist die von Calixt I. erworbene Katakombe zu nennen, wo eine noch heute zu besichtigende Gruft für die römischen Bischöfe angelegt wurde. Weitere Festlegungen erfolgten in der Liturgie: Im feststehenden Teil der Messe (Kanon) wurde an die Vorgängerbischöfe aus schweren Zeiten, an Cornelius und Sixtus, erinnert. Es ist aufschlussreich, dass erst im 6. und 7. Jahrhundert weitere Namen hinzugefügt wurden. Allerdings dürfte das Doppelfest des Petrus und des Paulus mit dem Datum des 29. Juni schon im 3. Jahrhundert festgelegt worden sein. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten sicheren Aufzeichnungen zur römischen Gemeinde, weil von nun an Listen mit Antritts- und Todesdatum der römischen Bischöfe geführt wurden (erstmals 235).
Die Konstantinische Wende und die neuen Rahmenbedingungen Vor dem Hintergrund der Entwicklung der römischen Christengemeinde kann die offizielle Erlaubnis des christlichen Kultes in den Toleranzedikten zwischen 311 und 313 auch als Bestätigung der inzwischen errungenen Machtposition der christlichen Kirche gewertet werden. Es war abgesehen von vielen weiteren Gründen politisch klug und an der Zeit, auf die neuen, offenkundigen Entwicklungen einzugehen. Als Kaiser Konstantin (306–337) im Herbst 312 trotz geringer Truppenstärke gegen den Usurpator Maxentius erfolgreich blieb, soll dies späteren Berichten zufolge aufgrund eines Traumgesichtes geschehen sein: An Konstantin sei, so berichtet Lactanz, die Aufforderung ergangen, das himmlische Zeichen Gottes auf den Schilden seiner Soldaten anbringen zu lassen. Und laut Euseb habe Konstantin im Traum sogar erfahren, dass er unter diesem Zeichen siegen werde.8 In der Konsequenz bedeutete die anschließende Hinwendung Kaiser Konstantins I. zur christlichen Religion, die wahrscheinlich nach der siegreichen Schlacht an der Milvischen Brücke (28. Oktober 312) erfolgte, allein schon aufgrund rechtlicher Begünstigungen eine neue Chance für die Kirche. Die später geprägte Bezeichnung „Konstantinische Wende“ deutet die Tragweite an, obwohl erst die Anerkennung als Staatsreligion (Dekret des Kaisers Theodosius I. vom 27. Februar 380) den entscheidenden Schritt bezeichnet. Die darauf folgenden grundlegenden Änderungen der kirchlichen Strukturen mit dem Aufschwung der Missionierung, dem Mönchtum und weiteren Entwicklungen sind später aber nicht von allen als Fortschritt gewertet worden. Wer in der Urkirche, der ecclesia primitiva, das Ideal kirchlich-gemeinsamen Handelns sah, für den bedeutete die Konstantinische Wende den ersten Sündenfall, wie schon Reformer des hohen Mittelalters, später Martin Luther und weitere Reformatoren unterstrichen. Auch allgemeine Vorbehalte sind formuliert worden, weil erst nach der Konstantinischen Wende Eingriffe des Kaisers verstärkt möglich wurden und damit die
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Gefahren der Verweltlichung zunahmen. Ohne sich auf Polemik oder extreme Wertungen einzulassen, bleibt unbestritten, dass die Rolle der römischen Bischöfe seit dem 4. Jahrhundert in stärkerem Maße mit den Schicksalen und den Interessen der weltlichen Machthaber verbunden erscheint. Um die Bedeutung der römischen Bischöfe im 4. und in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts angemessen würdigen zu können, sind deshalb die allgemeinen Rahmenbedingungen im Auge zu behalten, vor allem die Stellung Roms im Gesamtreich und die Entwicklungen der sogenannten Völkerwanderung. Seit Konstantin und seinen Nachfolgern verlor Rom zunehmend sein Gewicht als Reichshauptstadt, denn der Kaiser baute seit 324 das „Neue Rom“ am Bosporus aus, das bald seinen Namen, Konstantinopel, tragen sollte. In der Folge wurde der in Rom zurückgebliebene Senat weitgehend bedeutungslos, profilierte sich zuweilen durch Opposition und ließ noch bis ins 5. Jahrhundert vor allem in Rom Kultstätten des alten Glaubens errichten. Die römischen Bischöfe versuchten hingegen angesichts der entfernt residierenden Kaiser vielfach, ihr eigenes Regiment zu stärken. Einheitstendenzen in Rom kam zustatten, dass die griechischsprachige Bevölkerung Rom zunehmend verließ. Zugleich schrumpfte die Bevölkerung Roms drastisch, man schätzt zuweilen schon für das 4. und 5. Jahrhundert einen Rückgang von 500 000 auf 100 000 Einwohner. Die unterschiedliche Entwicklung in Ost und West sollte große Folgen zeitigen. Die Mobilität neuer gentes während der „Völkerwanderung“ betraf Rom vor allem 410, als die Westgoten, und 455, als die Vandalen vor der Stadt lagerten. Damals bestanden die römischen Bischöfe Innozenz I. und Leo I. ihre Bewährungsproben und erschienen vielen Zeitgenossen als die eigentlichen Herren der Stadt, denn teilweise führten sie die Verhandlungen mit den „Barbaren“. Allerdings ergab sich verstärkt das Problem, dass die meisten neuen gentes wie die Ostgoten oder später die Langobarden, nicht der katholischen Lehre, sondern einer damals weit verbreiteten, aber als häretisch verurteilten Variante, dem sogenannten Arianismus, anhingen. Arius (Areios), ein Presbyter aus Alexandria († 336), hatte eine auf dem Konzil von Nizäa (325) verworfene Position zur Trinitätslehre vertreten, die davon ausging, dass es nur einen höchsten und wahren Gott als Vater gebe. Christus, dem die Gottessohnschaft abgesprochen wurde, galt als höchstes aller Geschöpfe. Der Sohn sei demnach nicht ewig wie der Vater. Im Westen des Römischen Reiches hatte der Arianismus außer bei den (germanischen) gentes wenig Anhänger. Auf lange Sicht brachte hier wohl der Schritt der Frankenkönige zur römischkatholischen Lehre, der mit der Taufe Chlodwigs erfolgte,9 die entscheidende, wenn auch in mancher Hinsicht nicht unproblematische Konsolidierung des Katholizismus.
Die römische Kirche nach der Konstantinischen Wende: Zur Entwicklung der Roma christiana in Kirchenbau und Liturgie Die Konsequenzen der „Wende“ wurden in der Stadt Rom selbst deutlich. Als Konstantin sein Bekehrungserlebnis hatte, bekleideten in Rom Miltiades (310/11–314) und danach Silvester I. (314–335) das Bischofsamt. Beide treten in den zeitgenössischen Quellen
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nicht besonders hervor, erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts sind Anzeichen erkennbar, die eine besondere Wertschätzung Silvesters und seiner Rolle im Zusammenspiel mit Konstantin unterstreichen. Wie in vielen anderen Fällen wurde auch hier erst aus der Rückschau eine einheitlich wirkende Vergangenheit entworfen. Miltiades hatte von Konstantin – gleichsam als Dank für den durch Hilfe des Christengottes gewährten Sieg – das Gelände des Kaiserpalastes auf dem Lateran geschenkt bekommen: Der Kaiser selbst noch hatte darauf eine Basilika zu Ehren des Erlösers, ein Baptisterium (Taufkirche) und wahrscheinlich einen (sicher erst seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesenen) Amtssitz (episcopium) für den römischen Bischof errichten lassen. Auch deshalb wurde die dem Erlöser geweihte Lateranbasilika bis weit ins Mittelalter hinein als Basilica Constantiniana bezeichnet. Sie ist bis heute die Bischofskirche des römischen Sprengels und gilt als Zentrum des christlichen Rom; schon kurz nach ihrer Errichtung hieß sie caput et mater omnium ecclesiarum (Haupt und Mutter aller Kirchen). In diesem Gotteshaus fanden bis zu 10 000 Menschen Platz, das Innere wurde reich ausgestattet: Rechnet man die Edelmetalle zusammen und auf heutige Gewichte um, so kommt man auf ein Gesamtgewicht von 82 Kilogramm Gold und 775 Kilogramm Silber.10 An den sieben Altären neben dem Hauptaltar, wo der Bischof zelebrierte, nahmen wohl sieben Diakone die Gaben der Gläubigen (Brot und Wein) entgegen. Der Lateran lag am Rand des damals (noch dichter) besiedelten Rom; diese Randlage sollte sich später bei Konflikten mit der Einwohnerschaft als günstig erweisen. Neben der Lateranbasilika entstanden weitere Kirchen, die teilweise ebenso auf Stiftungen der kaiserlichen Familie zurückgingen. Als Bauform wurde die in Rom übliche „Mehrzweckhalle“ der Basilika bevorzugt. Die Kaiserinmutter, Helena, die aus Palästina ein Stück vom Kreuzesholz mitgebracht haben soll, errichtete beim Sessorianum eine Andachtsstätte, die später den Beinamen „Jerusalem“ erhielt und heute „Santa Croce in Gerusalemme“ heißt. Andere, später wichtige Kirchen dienten zunächst vor allem der Bestattung von Angehörigen der kaiserlichen Familie und lagen an wichtigen Straßen: S. Marcellino e Pietro (Via Labicana), S. Lorenzo (Via Tiburtina), S. Agnese (Via Nomentana), weiterhin St. Peter auf dem vatikanischen Hügel und S. Sebastiano (Via Appia); vielleicht zählte dazu auch ein kleines Haus über dem Paulusgrab an der Straße nach Ostia vor den Mauern der Stadt. An diesen für Bestattungen vorgesehenen Zoemeterialkirchen fanden anfangs noch keine Eucharistiefeiern statt. Von den genannten Kirchen wurden nur die wichtigsten Grabeskirchen St. Peter und bedingt St. Paul, die vor allem die Erinnerung an die beiden Apostel evozierten, in die stadtrömische Liturgie zunehmend eingebunden. Neben Basiliken und Zoemeterien sei eine dritte Form sakraler Bauten und deren Funktion im frühchristlichen Rom genannt: Seit der Spätzeit Konstantins errichteten Bischöfe und Presbyter, manchmal auch vermögende Laien, sogenannte Titelkirchen in Privathäusern. Oft mals wurden die Kirchen nach dem Stifter, später zunehmend nach einem Heiligen bezeichnet. Hier versahen Presbyter den liturgischen Dienst, sie feierten mit der Hilfe von Ostiariern, Lektoren und Akolythen die Eucharistie, und manche bereiteten mit den Exorzisten auf die Taufe vor. Da es offensichtlich viele Taufwillige gab und da sich die Kindertaufe zunehmend durchsetzte, delegierte der römische Bischof
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seine Taufvollmacht. So wurden an einigen Titelkirchen, aber auch an Zoemeterialbasiliken wie St. Peter oder S. Lorenzo, Baptisterien zur Taufe errichtet. Mit den Titelkirchen entstand aber insgesamt ein Netzwerk, das in der Folge die Stellung der Presbyter an diesen Kirchen stärkte. Römische Titelkirchen bestehen bis heute und sind die den Kardinälen zugewiesenen Kirchen. Das halboffiziöse Papstbuch (Liber pontificalis, vgl. Kapitel III, S. 51) berichtet mehrfach von ihrer Übertragung an römische Priester. Die Zahl der Titelkirchen stieg von 18 auf 25 (um 400). Spätere Verzeichnisse stammen von 499 und 595 (römische Synoden), sowie aus karolingischer Zeit. Die Titelkirchen waren in Rom Vorläufer der Pfarreien, weil die Titelpriester zunehmend sakramentale Befugnisse besaßen. Sie beteiligten sich an der Papstliturgie und erhielten vom Papst zum Zeichen der Gemeinschaft das fermentum (Teil des eucharistischen Brotes), das sie bei den eigenen Feiern in den Kelch legten. Seit dem 8. Jahrhundert blieb nur der erste Priester einer Titelkirche im Presbyterium des römischen Bischofs. Die Vorsteher der Titelkirchen wurden seit dem 8. Jahrhundert auch Kardinäle beziehungsweise Kardinalpriester genannt. Die neue sakrale Topographie der Stadt Rom zeigt, wie sehr die Christen in der alten Reichshauptstadt seit dem 4. Jahrhundert an Bedeutung gewannen, was neben eigenen Bemühungen auch der kaiserlichen Förderung zu verdanken war. Jedoch war Rom noch nicht ausschließlich von Christen bevölkert. Zurückhaltend blieben vor allem die Senatoren und deren Familien, die oft noch den alten Göttern anhingen. Erst zu Beginn des 5. Jahrhunderts wechselten konservative Senatorenfamilien wie die Symmachi oder Nicomachi zum Christentum. Den wohl wichtigen Erfolg der Christianisierung auch bei den Senatorenfamilien lässt das Apsismosaik von S. Pudenziana (von etwa 400) erkennen, denn hier werden Petrus und Paulus in Senatorentracht gezeigt (Abb. S. 31). Die Einheit des Glaubens förderten nicht nur symbolische Akte. Abweichler, die fast alle Päpste der fraglichen Zeit entdeckten, wurden in ihre Schranken gewiesen. Zur Bekämpfung suchten die römischen Bischöfe die Unterstützung der weltlichen Gewalt, die Konstantin und seine Söhne gewährten. Nach dem Wegzug vieler griechisch sprechender Personen in den Osten wurde die lateinische Liturgiesprache leichter durchsetzbar und stiftete Einheit. Allerdings zog sich dieser Prozess bis in das beginnende 5. Jahrhundert hin und verlief nicht ohne Widerstände, wie einzelne griechische Formeln in der Liturgie (z. B. Kyrie eleison) bis heute belegen. Die vom Bischof ausgehende Liturgie band die zahlreichen Kultorte in Rom in verschiedenster Weise zusammen. So feierte der Bischof die Hochfeste in bestimmten Kirchen: Weihnachten (im Westen anders als im Osten am 25. Dezember) in St. Peter, Ostern im Lateran, Pfingsten wiederum in St. Peter. Unsicher ist, inwieweit die nach dem Konzil von Ephesos (431) erbaute Marienkirche (S. Maria Maggiore) sowie weitere vor den Mauern gelegene Basilikalkirchen schon in dieser Zeit in den bischöflichen Gottesdienstzyklus einbezogen waren. Das Anwachsen der römischen Gemeinde, die Zunahme von Sakralbauten und von Klerikern mit verschiedensten Aufgaben veranlassten dazu, Bedingungen für den Klerikerstand genauer zu regulieren. Dies betraf beispielsweise das Zutrittsalter. Seit Papst Zosimus (417–418) mussten Diakone und Presbyter mindestens 25 bzw. 30 Jahre alt sein. Die höheren Kleriker, also Diakon und Presbyter und gegebenenfalls außerhalb
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Thronender Christus mit den Aposteln und den Heiligen Pudenziana und Praxedis (im Hintergrund das Himmlische Jerusalem und die vier Evangelistensymbole). Apsismosaik in S. Pudenziana, Rom, vom Ende des 4. Jh.
Roms auch Bischöfe, wurden meist an einem Termin im Jahr – oft im Dezember – geweiht.11 Im Vorfeld konnte der Lebenswandel der Kandidaten geprüft werden, und seit dem späten 4. Jahrhundert gab es Versuche, den höheren Klerus auf den Zölibat zu verpflichten. Manche Kandidaten wurden nicht akzeptiert, zum Beispiel Personen, die vorher bestimmte Berufe ausgeübt hatten oder die bereits ein zweites Mal verheiratet waren. Aufgrund solcher Ausschlussbestimmungen rekrutierte sich der Klerus bald nur noch aus der gehobenen Mittel-, später auch aus der senatorialen Oberschicht. Die damit entstehende Distanz zur übrigen Bevölkerung verstärkte die Steuerfreiheit des Klerus. Da aber nur Presbyter und Diakone zunehmend zölibatär lebten und der Beruf des Klerikers attraktiv war, bildeten sich auf der Ebene der niedrigeren Weihegrade sogar Familientraditionen und Klerikerdynastien aus; trotzdem blieben Presbyter und Diakone die wichtigsten Weihegrade. Sie waren gleichgestellt, aber die Presbyter hatten in liturgischer Hinsicht größere Rechte, während die Diakone aufgrund ihrer Nähe zum Bischof und der geringen Zahl von sieben meist die größere Chance besaßen, in Rom selbst Bischof zu werden. Der römische Bischof wurde gewählt. Weltliche Kräfte versuchten wiederholt, Einfluss auf die Wahlen zu gewinnen. Wahlberechtigt waren Klerus und Volk; die Berichte lassen erkennen, dass damit in der Regel Presbyter und Diakone sowie die Vornehmen der Stadt Rom gemeint waren. Bei zwiespältigen Wahlen sollten die Mehrheit der Stim-
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men aus dem Klerus und die rechtmäßig erteilte Weihe entscheidend sein. Dies konnte auf lange Sicht zum Beispiel den Einfluss des Bischofs von Ostia steigern, der unter Assistenz von zwei weiteren aus dem römischen Umland (Porto und Albano) stammenden Bischöfen das Weiherecht des künftigen Papstes erlangte. Wie strikt die Grundsätze befolgt wurden, ist nur umrisshaft zu erkennen, denn Parteiungen und Interessen führten zu – in Einzelfällen dokumentierten – zwiespältigen Wahlen, die nicht mit den genannten Mitteln geklärt und entschieden werden konnten. Die Wählerschaft begünstigte Kandidaten aus Rom sowie Personen aus angesehenen, höhergestellten Familien, denn nur diese konnten als römische Bischöfe soziale Pflichten wahrnehmen. Dies wurde immer wichtiger, weil die staatlichen Strukturen für die Versorgung der römischen Bevölkerung zunehmend ausfielen. Armenspeisungen oder Auslösungen von Gefangenen gehörten inzwischen zu den Aufgaben der römischen Bischöfe. Spätestens seit dem Ende des 5. Jahrhunderts war in Rom bei der Aufteilung des kirchlichen Vermögens der vierte Teil für die Armen vorgesehen (daneben je ein Viertel für den Bischof, den Klerus und die kirchlichen Bauten). Das Kirchenvermögen wuchs durch Spenden und testamentarische Vermächtnisse und bestand neben städtischen Immobilien auch aus Landgütern, die nach staatlichem Vorbild verwaltet wurden. Für die praktischen Regelungen waren defensores (Verteidiger) zuständig, deren Name darauf hindeutet, dass sie für eventuell anfallende Streitigkeiten rechtlich beschlagen sein sollten. Sie brachten des Weiteren auch wirtschaft liche Kenntnisse ein. Die Gruppe wurde in einer Gemeinschaft, der schola, von einem primicerius (Oberster im Rang) geleitet. Auch die Schrift führung knüpfte an staatliche Organisationsformen an, denn Rechtsgeschäfte wurden nach römischem Recht weiterhin schrift lich getätigt. Entsprechend waren Notare (abgeleitet von notaria = Kurzschrift) als eine weitere schola unter einem primicerius gruppiert. Für die langfristige Kontinuität der späteren Institution Papsttum wurde besonders wichtig, dass angeblich schon Julius I. (337–352) die Aufbewahrung der Schriftstücke im scrinium (Schrein) begründet haben soll. Damit waren verliehene Rechte, Ansprüche oder andere Entscheidungen langfristig rekonstruierbar. Da dies auf römischen Traditionen aufbaute, pflegten die römischen Bischöfe auch die Kommunikationsformen, wie vorher die Kaiser mit den Provinzstatthaltern: Dekrete und Antworten (responsa). Siricius (384–399), nutzte erstmals den Brieft ypus der Dekretale: Im Jahre 385 schickte er die älteste erhaltene Dekretale, die rechtliche Streitigkeiten regeln sollte, an die spanischen Bischöfe.12 Wenn auch zunächst nur auf Einzelfälle zielend, ergab sich später das kirchliche Recht vor allem aus der abgeleiteten Allgemeingültigkeit der Dekretalen sowie aus den Konzilsbeschlüssen (canones). Der Name „Dekret“ leitet sich von dem wichtigsten rechtssetzenden Verbum solcher Briefe ab: decernere (decretum est = es ist beschlossen worden). Unter Kanones versteht man hingegen allgemein Regeln in verschiedenster Hinsicht; so wird auch das Herzstück der Messe als nach festen Regeln fi xierter Bestandteil, als Canon Missae bezeichnet. Vor allen Dingen bezeichnen Kanones aber kirchliche Rechtssätze, die auf Konzilien beschlossen werden. Wurden damit verschiedene Traditionen römischer Staatlichkeit in Recht, Wirtschaft und Verwaltung aufgegriffen, so förderten Märtyrerkult und Gedenktage eine
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räumlich und zeitlich erkennbare einheitliche Formierung der römischen Kirche. Blutzeugen des Glaubens wurden schon bald besonders geschätzt – eventuell in Anknüpfung an den alten Heroenkult. Die Verlegung von Gebeinen widersprach dem römischen Sakralrecht, deshalb wurden die Märtyrer an ihren Grabesstätten verehrt, und zunächst konnten nach dem Besuch allenfalls Berührungsreliquien mitgenommen werden. Die Bedeutung der Märtyrer wuchs, als unter dem römischen Bischof Liberius um 354 ein Katalog (Chronograph13) erstellt wurde, der deutlich machte, welche Märtyrer für die römische Kirche besonders wichtig waren. Sein Nachfolger Damasus I. ehrte viele Märtyrer zusätzlich durch eigene Gedichte, die als in Stein gemeißelte Epitaphien erhalten sind.14 Die höchste Zahl an Gedenktagen lag zwischen Pfingsten und dem Ende des Kirchenjahres, so dass sich mit dem Weihnachts- und Osterfestkreis bald ein insgesamt abgerundeter Jahreszyklus an Festen ergab. Die jeweiligen Gedenkorte bezogen verschiedene Örtlichkeiten in Rom in einen Gesamtzusammenhang ein. Auch in den feststehenden Teil der Messe, den Kanon, wurden römische Märtyrernamen aufgenommen. Im 6. und 7. Jahrhundert traten die Namen der ersten Nachfolger Petri – Linus, Cletus und Clemens – hinzu. Die Memorierung in jeder Messe hielt das Gedächtnis an die harten Anfänge der römischen Gemeinde ständig wach; ein solche liturgische Memoria dürfte über die Gründungsmythen anderer Gemeinschaften deutlich hinausgegangen sein. Das kulturelle Gedächtnis schuf sich durch Verschrift lichung, Kanonisierung und liturgisches Handeln wichtige Orientierungspunkte; die stetige Wiederholung evozierte in verschiedener Form den Beginn der römischen Gemeinschaft und, darunter besonders prominent, die Rolle von Petrus und Paulus. Die Verbreitung und die Memorierung der wichtigsten fundierenden römischen Namen auch außerhalb Roms gehörten erst einer späteren Zeit an. Nachdem seit dem 7. Jahrhundert zunehmend stadtrömische Heilige in Italien, Gallien und England verehrt wurden, sorgten besonders seit dem 9. Jahrhundert Märtyrerverzeichnisse (Martyrologien) und Kalendare in Burgund und Mitteleuropa für eine weitere Verbreitung.15 Zu den Gedenktagen gehörten die wichtigsten Feste des hl. Petrus: Als Doppelfest gab es den 29. Juni für Peter und Paul; am 22. Februar wurde ein Fest zu Petri Stuhlsetzung (Cathedra Petri) eingeführt, das auf die Bedeutung der sedes apostolica abhob und in dem von der altgallischen Liturgie beeinflussten Martyrologium Hieronymianum (dort zum 18. Januar und 22. Februar) belegt ist. Seit dem 6. / 7. Jahrhundert wurde meist die Berufung Petri auf den 18. Januar, das Fest Cathedra Petri auf den 22. Februar gelegt. Neben diesen Feiertagen festigte eine wichtige ikonographische Darstellung das Bild des Himmelspförtners: In Anlehnung an die traditio legis, die Übergabe des Gesetzes an Mose, wurde nun die traditio clavum, die Übertragung der Schlüssel an Petrus, häufiger dargestellt.
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Römische Führungsposition – Petrinologie und Synoden Der römische Bischof stand nicht nur der römischen und den umliegenden (vor der Stadt: suburbikarischen) Gemeinden vor, sondern er nahm weitere Aufgaben wahr: als Patriarch der westlichen, lateinischen Kirche sowie als Träger eines wie auch immer zu dieser Zeit konzipierten universalen Papsttums. Gerade der mit der letzten Bezeichnung verbundene Führungsanspruch bildete sich nur langsam aus; dies geschah in theoretischen Reflexionen und durch (kirchen-)politische Konstellationen. Die Festigung und Vereinheitlichung der römischen Diözese und des christlichen Lebens in Rom schufen die Voraussetzungen für weiter reichende Formulierungen, denn nun wurde die Frage nach den Anfängen und den Wurzeln dieser Gemeinde dringlicher und aus verschiedenen Perspektiven gestellt. Wie erwähnt ehrte Damasus I. seine Vorgänger durch Ausschmückung einer Bischofsgruft an der Via Appia und würdigte sie in eigenen Epigrammen. Trotzdem fehlten noch immer direkte Verbindungslinien von diesen Vorgängern zu Petrus. Die Brücke schlug ein fi ktiver griechischer Brief, der schon früher geschrieben worden war, aber erst Ende des 4. Jahrhunderts durch den mit Rom in Beziehung stehenden Rufinus von Aquileja († 410 / 411) ins Lateinische übersetzt wurde. Die Schrift zitierte die entscheidende Matthäusstelle, nach der Petrus die Schlüssel des Himmelreiches und die Binde- und Lösegewalt empfangen habe, und führte sodann Papst Clemens (I.) als Nachfolger Petri auf. Das Dokument war zwar in anderem Kontext entstanden; es skizzierte jedoch auch angebliche Mitteilungen Clemens’ an den Herrenbruder Jakobus über die letzten Verfügungen, die Petrus getroffen haben soll. Hier war zu lesen, dass Clemens I. die volle Binde- und Lösegewalt von Petrus empfangen habe. „Ich (Petrus) verleihe ihm (Clemens) die Gewalt zu binden und zu lösen, sodass, was immer er (Clemens) auf Erden entscheidet, im Himmel gutgeheißen wird, denn er bindet, was gebunden, und löst, was gelöst sein soll“.16 Damit wurde gedanklich die Rechtsnachfolge unterstrichen, und der lateinische Text scheint dies römischem Denken entsprechend juristisch klar formuliert zu haben. Römische Kirchenrechtsversammlungen nahmen den Brief schon um 500 auf. Von der Idee der Rechtfolge bedeutete es nur noch einen kleinen Schritt, um allen weiteren Bischöfen auf der cathedra des hl. Petrus bzw. auf der sedes apostolica, dem Apostelsitz, die von Petrus verliehenen Befugnisse beizumessen. Da diese von Gott selbst verliehen waren, bestanden sie unabhängig von der jeweiligen Person und begründeten ansatzweise ein transpersonales Amtsverständnis. Nachdem schon Damasus I. verstärkt von der sedes apostolica gesprochen hatte, versuchte Innozenz I. zu Beginn des 5. Jahrhunderts autoritative Entscheidungen in Glaubensfragen zu fördern, bis Leo I., zu einer Zeit, als das weströmische Reich schon fast untergegangen war und als im Osten noch dogmatische Auseinandersetzungen die Diskussionen bestimmten, den päpstlichen Jurisdiktionsprimat und Universalepiskopat grundlegend festigte: „Indem er juristische, theologische und biblische Argumente miteinander verband, baute er eine Theorie päpstlich-monarchischer Herrschaft auf“.17 Er bediente sich Kategorien des römischen Erbrechtes: Demnach seien die Päpste die Erben der von
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Christus auf Petrus übergegangenen Funktionen. Mit dieser Denkfigur war eine noch stärkere Trennung von Amt und Person vollzogen, was für das mittelalterliche Papsttum langfristig wichtig werden sollte. Die im Amt über die gesamte Kirche und ihre Patriarchen ererbten Gewalten umschrieb Leo I. mit dem Begriff plenitudo potestatis (Fülle der Gewalt, Vollgewalt). Die Anleihen bei zeitgenössischen staatlich-monarchischen Konzeptionen spiegeln sich in den Begriffe deutlich wider: Petrus wird als princeps apostolorum bzw. Petrus und Paulus werden als principes apostolorum (Apostelfürsten) bezeichnet, und dem Papsttum wird der Begriff principatus zugewiesen. Die Bezeichnung principes apostolorum bezog neben Petrus explizit Paulus ein. Schon seit Damasus I. war die doppelte Apostolizität Roms weiter untermauert worden: So hatte zu dessen Pontifikatszeit etwa der sogenannte Ambrosiaster in Rom 13 Paulusbriefe kommentiert.18 Hinzu trat der Ausbau einer Basilika über der Stelle, wo man das Paulusgrab an der Via Appia verehrte. Bildliche Darstellungen deuten eine funktionale Teilung an: Petrus stand stärker für die Binde- und Lösegewalt, Paulus für die Unter weisung der Völker. Damit waren römische Ursprünge für die Jurisdiktions- und Lehrvollmacht doppelt angelegt. Diese zweifache Apostolizität konnte noch stärker genutzt werden, wie eine Predigt Leos I. zum Doppelfest der Apostelfürsten am 29. Juni 441 verdeutlicht.19 Petrus und Paulus traten an die Stelle der Gründergestalten des antiken Rom. Wie Romulus und Remus am Anfang der Geschichte des antiken Rom, so wurden die beiden Apostel als die eigentlichen Schirmherren und „Gründungsväter“ des neuen, des christlichen Rom gefeiert. Ähnlich wie Romulus war Petrus der Wichtigere der Zweiergruppe. Somit führte besonders Leo I. verschiedene, bereits seit dem 4. Jahrhundert anzutreffende Aspekte zur Legitimation einer besonderen Stellung des römischen Bischofs gedanklich zusammen. Dennoch wird über den kurz- wie den langfristigen Einfluss dieser Ideen schon seit langem gestritten. Wie die Predigt Leos verdeutlicht, lag das unmittelbare Wirkungsfeld der Päpste zunächst in Rom selbst. Hier war mit dem Rückgang staatlicher Gewalt das notwendige politisch-administrative Vakuum entstanden, um die skizzierten Positionen nachdrücklich vertreten zu können. Als die neuen „Völker“ der Westgoten und Vandalen 410 und 455 Rom bedrohten, erschienen – wie erwähnt – die jeweiligen Bischöfe Roms, Innozenz I. und Leo I., den Zeitgenossen als wahre Herren der Stadt, die Verhandlungen führten oder Abwehr organisierten. Dieser Zuwachs an Befugnissen und Macht geistlicher Würdenträger verband Rom aber grundsätzlich mit anderen civitates (Städte, Gemeinden) Italiens, wo die Bischöfe ebenfalls immer häufiger „staatliche“ Aufgaben übernahmen. Nur befand sich der römische Bischof eben in der alten Hauptstadt des Reiches und verfügte zudem über eine große, recht einheitlich ausgerichtete Gemeinde. Trotz einer gewissen Unabhängigkeit blieben die Ansprüche Roms und der Päpste in der Zeit nach der Konstantinischen Wende jedoch weiterhin stark von der Stellungnahme des Kaisers abhängig, der sich selbst als oberster Moderator in Religionsfragen verstand. Gerade im Zusammenhang mit Bischofsversammlungen machten die jeweiligen Kaiser ihren Einfluss immer wieder geltend. Auf Synoden oder Konzilien (im Mittelalter weitgehend synonym verwendet), die seit dem 4. Jahrhundert voll ausgebildet waren, erscheint der Kaiser als die beherrschende Gestalt Im Westen verschob sich das Gewicht im Hochmittelalter zugunsten
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des Papstes oder anderer Mitglieder der kirchlichen Hierarchie. Unterhalb der allgemeinen Konzilien tagten Provinzialkonzilien einer Kirchenprovinz oder Bischofssynoden, jedoch nach dem Zerfall des Römischen Reiches in manchen Herrschaften auch Landeskonzilien. Nur selten sind in der Spätantike Ausnahmen von der kaiserlichen Dominanz in religionspolitischen Fragen erkennbar: Die Kaiser erkannten es zum Beispiel – wenn auch erst etwa 40 Jahre später – an, dass auf einer Synode in Sardica (heute: Sofia) 342 / 343 einer der Beschlüsse Rom als kirchliche Appellationsinstanz in Fragen von Disziplin und Lehre herausgehoben hatte.20 Dieses Appellationsrecht ist in der Spätantike bezeichnenderweise kaum geltend gemacht worden, aber wie bei vielen anderen schriftlichen Verlautbarungen griff man später auf diese Sätze zurück. Haben aber Synoden, die vornehmlich im Osten stattfanden, die römische Autorität oder sogar eine Überordnung Roms anerkannt? Konnte beispielsweise Leo I. seine Vorstellungen hier zur Geltung bringen? Die theologischen Streitigkeiten der großen Konzilien im 4. Jahrhundert um die Dreifaltigkeit und um eine Bestimmung der Naturen Christi, besonders die Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel I (381), wurden von geistigen Führern des Ostens bestimmt, Rom spielte nur eine untergeordnete Rolle. 381 untersagte das Konzil sogar allen Bischöfen die Einmischung in die Angelegenheiten anderer Diözesen. Vielleicht förderten solche Begrenzungen auch die Entwicklung der skizzierten Positionen, denn ein 382 in Rom abgehaltenes Konzil formulierte, dass die römische Kirche nicht durch Synodalbeschlüsse, sondern durch Petrus und Paulus, zwei Apostel, begründet worden sei. Dieser Seitenhieb gegen Konstantinopel widersprach indirekt der auf einigen Konzilien vertretenen Lehre von fünf Patriarchaten (Pentarchie).21 Auf dem Konzil in Ephesos 431 war eine päpstliche Delegation anwesend, die mit wuchtigen Worten petrinische Positionen vortrug. In der Konzilssitzung am 11. Juli sagte der römische Vertreter, der hl. Petrus sei das Haupt und der Grundstein der ganzen Kirche, Statthalter sei sein Nachfolger, der jetzige Papst Coelestin I.22 Obwohl diese Äußerungen später im Westen rezipiert wurden, blieben sie zunächst eher „akademische“ Einwürfe. Dies gilt ähnlich für das Konzil von Chalzedon (451). Mit seinem „Dogmatischen Brief“, der von den Gesandten auf der Sitzung vom 10. Oktober verlesen wurde, hatte Leo I. in die Glaubensstreitigkeiten eingegriffen und zu den zwei Naturen Christi (das heißt der göttlichen und der menschlichen) formuliert: „Wir bekennen einen und denselben Christus, den Sohn […], der in zwei Naturen unvermischt, unverwandelt, ungetrennt und ungesondert besteht“. Danach sollen die versammelten Konzilsväter gesagt haben: „Der hl. Petrus hat durch Leo gesprochen“.23 Diese Zustimmung belegt aber kaum, dass in der Mitte des 5. Jahrhunderts die Leitungsfunktion des Bischofs von Rom allgemein akzeptiert wurde, denn die Formulierung deutete in der konkreten Situation zunächst nur an, dass die Konzilsväter mit den Ausführungen Leos voll übereinstimmten. Insgesamt lagen Leos Gestaltungsmöglichkeiten somit eher im Westen. Dies war auch deshalb gegeben, weil schon auf dem Ökumenischen Konzil von 381 Konstantinopel als dem „Neuen Rom“ der gleiche Rang wie dem alten Rom beigemessen worden war. 451 wurde dies auf dem Konzil von Chalzedon bekräft igt. Dabei war die Vorstellung leitend, dass politische und kirchliche Zentren einander entsprechen sollten.24 Insofern
II. Von Petrus bis zu Leo dem Großen († 461)
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war Konstantinopel als Amtssitz bevorzugt, obwohl Rom der gleiche Ehrenrang gebühren sollte. Hier lag eine der Wurzeln für eine zunehmende Auseinanderentwicklung von Ost und West, die sich in vielen Bereichen erkennen lässt: Die Unterschiede in Liturgie, Sprache und Kirchendisziplin sind weitere kennzeichnende Stichworte für einen noch länger andauernden Prozess der Entfremdung. Während im Osten die Verschränkung von weltlicher und geistlicher Gewalt eng blieb, setzte sich im Westen seit dem 5. Jahrhundert langsam, aber langfristig die Vorstellung durch, dass die Kaiser in kirchlichen Fragen der geistlichen Gewalt untergeordnet seien, wie dies bereits Ambrosius von Mailand (374–397) gegenüber Kaiser Theodosius anlässlich dessen drakonischer Bestrafung der aufsässigen Stadt Thessaloniki praktizierte: Indem Theodosius daraufhin die Buße annahm, akzeptierte er, dass er in der Kirche nur Laie war und sich wie andere Christen der Bußübung unterwerfen musste.25 Der römische Bischof Leo I. schrieb entsprechend 457 dem oströmischen Kaiser Leon, dass der Kaiser seine Gewalt hauptsächlich zum Schutz der Kirche besitze, und derselbe Leo ließ sich in seinem Konflikt mit dem Bischof von Arles 445 vom Kaiser die Autorität Roms gegenüber den Westkirchen bestätigen.26
Die Durchsetzung römischer Ansprüche Obwohl also die Bischöfe von Rom im 4. und 5. Jahrhundert – und insbesondere Leo I. – aufgrund ihrer übergreifenden Ansprüche schon als Päpste bezeichnet werden können, bleibt nach dem Blick auf die Konzilien des Ostens die Frage, auf welche Resonanz oder Akzeptanz diese Forderungen im Westen außerhalb Roms stießen. Damit sind im Wesentlichen Gebiete wie Italien, (Süd-)Gallien, Spanien, Afrika und das Illyricum (Teile des Balkans) gemeint, die zum Römischen Reich gehörten oder gehört hatten. Über Leo I., der seine juristische Vorrangstellung gegen den Erzbischof Hilarius von Arles (429–449) durchzusetzen versuchte, berichtet eine spätere Legende, die seit dem 11. Jahrhundert fassbar ist, eine amüsante Geschichte. Dem hochmütigen Leo wird darin ein vorzeitiger Tod zuteil, während Hilarius an seiner statt auf einem wunderbar erhöhten Sitz Platz nehmen kann: Zu den Zeiten war Leo Papst, der […] rief alle Bischöfe zusammen zu einem Concil, und Hilarius kam auch dazu, ob er gleich nicht geladen war. Da er [Hilarius] nun in den Saal trat, sprach zu ihm der Papst ,Du bist Hilarius […] von Gallien, so bin ich Leo, des apostolischen Stuhles Herr und Richter‘. Antwortete Hilarius: ,Wiewohl du Leo heißest, so bist du doch nicht der Löwe vom Stamme Juda, und wiewohl du zu Gericht sitzest, so sitzest du doch nicht auf dem Stuhl der Gerechtigkeit‘. Da stund der Papst mit Grimm auf und sprach: ,Wart ein wenig, bis ich wiederkomme […]‘. Sprach Hilarius: ,So du nicht wiederkommst, wer soll mir für dich antworten?‘ Sprach der Papst: ,Ich werde alsbald wiederkommen und deine Hoffahrt demütigen‘. Also ging der Papst an einen heimlichen Ort, daß er die Notdurft der Natur verrichte; da fuhr in ihn die rote Ruhr und ging ihm all sein Eingeweide zum Leibe heraus; also starb er eines jähen Todes an einer schmählichen Statt.27
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Die in die im späteren Mittelalter weit verbreitete „Goldene Legende“ aufgenommene Geschichte unterstreicht damit – unabhängig vom Wahrheitsgehalt –, dass die Versuche zur Durchsetzung eines päpstlichen Führungsanspruches gegenüber Bischöfen und Erzbischöfen auch im Westen starken Widerstand hervorrufen konnten. Insofern mag die römische Überlieferung ein falsches oder verzerrtes Bild vermitteln, weil sie zur Frühzeit vor allem Texte zu den (später aufgegriffenen) Ansprüchen aufbewahrt hat. In Illyrien, Gallien, Spanien, Norditalien und Nordafrika zeitigten die römischen Ansprüche wenig Erfolge, auch deshalb weil hier starke eigenständige Traditionen bestanden. Am ehesten waren Einflussmöglichkeiten in Mittel- und Süditalien (Italia suburbicaria) gegeben. Daneben sind gewisse kurzfristige Erfolge im Süden Galliens und in Illyrien unter Leo I. zu verzeichnen. Die zuweilen bei den Auseinandersetzungen mit Afrika im Streit um den Pelagianismus, eine nach Pelagius benannte und von Rom bekämpfe Lehre christlicher Anthropologie, wohl von Augustin verwendete Formel „die Sache ist beendet“ (causa finita est) haben wohl erst spätere Apologeten verdreht und Augustin sagen lassen: Rom hat gesprochen, die Sache ist beendet (Roma locuta, causa finita).28 Eine dauernde Aufsicht oder gar Jurisdiktion erreichte Rom bis ins 5. Jahrhundert nirgendwo. Dennoch waren die gelegentlichen Versuche der Päpste von Bedeutung, weil die zugehörigen Schriftstücke gesammelt wurden und später in historisch günstigeren Situationen genutzt werden konnten. Wegen dieser Versuche und den weiterreichenden Ansprüchen scheint mit dem Pontifikat Leos I. ein wichtiger Einschnitt erreicht worden zu sein.
Römische Prägungen und aufbewahrte Ansprüche als Ausgangsposition In einem Zwischenfazit ist festzuhalten: In Rom hatte das Christentum seit dem 4. Jahrhundert – also nach der „Konstantinischen Wende“ – auch durch kaiserliche Stift ungen großen Einfluss gewonnen, die Päpste übernahmen teilweise staatliche Aufgaben, profitierten vom Renommee der alten Hauptstadt. Die Lehre von der Doppelapostolizität begründete eine Theorie des auf Petrus zurückgeführten monarchischen Prinzipates, besonders unter Leo I., und nutzte damit römische Denkfiguren. Die Ansprüche auf Lehr- und Jurisdiktionsautorität konnten aber zunächst nur selten, am ehesten im suburbikarischen Italien realisiert werden. Dies basierte hier zunächst auf der grundsätzlich üblichen Autorität eines jeden Bischofs. Langfristig wurde jedoch mit den archivierten Briefen, die in andere Gebiete des Westreiches gingen, die schrift lich dokumentierte Basis für spätere Ansprüche gelegt, die im Osten allerdings weitgehend erfolglos blieben. Rom und Konstantinopel besaßen seit dem 4. Jahrhundert sehr verschiedene Ausgangspositionen und Ziele. Weil die Päpste in geistlichen Dingen zunehmend dieselbe Autorität wie die Kaiser in weltlichen Dingen beanspruchten, waren Konflikte mit dem byzantinischen Kaiserhof vorprogrammiert. Die lateinische Kultur bot aber beste Voraussetzungen, um eine monarchische Leitung der Kirche zu begründen.29
III. Vom Ende des weströmischen Reiches (476) bis zum „Bund mit den Karolingern“ (Mitte des 8. Jahrhunderts) Übergang ins Mittelalter: Personen und Strukturen III. Vom Ende des weströmischen Reiches (476) bis zum „Bund mit den Karolingern“
Mit Leo I. dem Großen kann man nicht nur aus kirchlicher, sondern auch aus politischer Perspektive die Epoche des mittelalterlichen Papsttums beginnen lassen: Leo formulierte einen politischen Führungsanspruch des Papsttums, der zur Leitlinie der römischen Kirche in den nun einsetzenden politischen Wirren des Frühmittelalters wurde. Bereits kurz nach seinem Pontifi kat änderten sich die herrschaft lichen Strukturen Italiens grundlegend. Mit dem letzten weströmischen Kaiser Romulus ging das weströmische Reich 476 unter, auch wenn manche spätere Herrscher wie der Ostgote Theoderich († 526) noch als Epigonen der römischen Kaiser gelten können. In einer Phase politischer Neuausrichtung musste sich Rom nun sowohl gegenüber Ostrom / Byzanz als auch gegenüber den zahlreichen „germanischen“ Reichsbildungen positionieren. Nicht zuletzt die Gewalterfahrungen der Gotenkriege und der langobardischen Eroberung Nord- und Mittelitaliens bestimmten das Handeln der Päpste in der Mitte des 6. Jahrhunderts. Mit dem Pontifi kat Gregors I., des Großen (590–604), wird jedoch ein weiterer Einschnitt erkennbar, der manchen Interpreten in mehrfacher Hinsicht so deutlich schien, dass sie erst hier die mittelalterliche Epoche der Papstgeschichte beginnen ließen. Dies liegt jedoch auch an der für seine Amtszeit ausgesprochen reichlich erhaltenen Überlieferung, weshalb sich an seinem Pontifi kat verschiedene Gegebenheiten an der Schwelle zum Mittelalter vorzüglich erläutern lassen. Die anschließende Zeit gilt oft als eine Epoche griechischer Einflüsse, bis Rom sich im 8. Jahrhundert zunehmend zu den Franken hin orientierte. Es ist unmöglich, die einzelnen Amtsinhaber von Leo I. bis Gregor II. (715–731) vorzustellen, denn es wären über 50 Vertreter zu berücksichtigen. Sieht man von dem überragend dokumentierten Gregor I. (590–604) ab, so wird seit dem 6. Jahrhundert vor allem das Papstbuch (Liber pontificalis, vgl. unten S. 51) zu einem annähernd zuverlässigen Begleiter, um Herkunft und Vorprägung der einzelnen Päpste wenigstens ansatzweise kennenzulernen. Vielfach erhielten die Kandidaten in der päpstlichen Umgebung ihre Ausbildung und wurden hier einflussreich, dies gilt beispielsweise für den zwar nur kurz amtierenden, aber bedeutenden Gelasius I. (492–496), der durch die Formulierung der Zweigewaltenlehre langfristige Wirkung entfaltete. Mehrfach ist die Herkunft der Vertreter aus den „papstnahen“ Gebieten wie Sizilien, Sardinien oder Süditalien belegt;
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Papst Symmachus (498–514) stammte aus Sardinien, Honorius I. aus Kampanien. Nicht zuletzt konnte die Herkunft auch die späteren (kirchen-) politischen Aktionsfelder der jeweiligen Protagonisten bestimmen. Die kurzen Pontifi kate des 7. Jahrhunderts zeigen, wie kurzatmig manche Auseinandersetzungen mit Byzanz sein konnten oder mussten; nach Gregor I. waren von 25 Päpsten nur Bonifaz IV. (608–615), Bonifaz V. (619–625), Honorius I. (625–638), Sergius I. (687–701), Konstantin I. (708–715) und Gregor II. (715–731) länger als vier Jahre im Amt.
Veränderte Rahmenbedingungen in Italien In Italien war fast gleichzeitig mit Leo I. Kaiser Majorian (457–461) gestorben, der noch einmal versucht hatte, das weströmische Reich in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Unter seinen Nachfolgern gingen dem Reich viele Provinzen nacheinander verloren. Als sich der Skythe Odoaker († 493) nach der Absetzung des jugendlichen und letzten weströmischen Kaisers Romulus 476 zum König erheben ließ, änderte sich wenig daran, dass er zwar de facto in Italien herrschte, aber nicht an der Spitze eines weströmischen Reiches stand; als nach 493 der Westgote Theoderich († 526) an seine Stelle trat, blieb diese Grundtendenz bestehen. Allerdings reichten die Ambitionen weiter, denn weil Theoderich als Beauftragter des oströmischen Kaisers nach Italien gekommen war, fühlte er sich in der Tradition des römischen Imperiums. Bedeutende Mitglieder seines Hofes waren Römer. Dennoch ging er als gotischer Herrscher mit diesen Traditionen nicht völlig unbefangen um, auch weil die Differenz zwischen dem arianischen Bekenntnis der Ostgoten mit dem katholischen der Römer Konfliktstoff barg, wie sich an einer päpstlichen Gesandtschaft gut ablesen lässt: Als Papst Johannes I. (523–526) von Theoderich mit dem für ihn wenig ehrenvollen Auft rag in den Osten geschickt wurde, für die Duldung der im Ostreich verfolgten Goten einzutreten, blieb seine Mission ohne Erfolg, vielleicht aber bewusst, um sich gegen Theoderich zu stellen.1 Er landete wohl 526 in einem gotischen Kerker, galt später in Rom als Märtyrer, für Theoderich allerdings als ketzerischer Tyrann.2 Nach dem Tod Theoderichs (526), der seine letzte Ruhestätte in Ravenna fand, blieb ein Ausgleich zwischen Gotentum, Römertum und Byzanz schwierig. Für Theoderichs minderjährigen Enkel herrschte dessen Mutter Amalaswintha. Schon bald war diese aber als byzanzfreundlich verschrien, wurde 535 gefangen genommen und ermordet. Nicht zuletzt dieser Mord bot einen Anlass für die Gotenkriege des oströmischen Kaisers Justinian, die von 535 bis 553 / 555 dauerten und das antike Rom in mehrfacher Hinsicht grundlegend verändern sollten. Den von den Goten 536 erhobenen König Witigis (536–540) nahm der oströmisch-byzantinische Feldherr Belisar, der den gesamten Kronschatz nach Byzanz schaffen ließ, gefangen. Obwohl ein weiterer ostgotischer König, Totila (542–552), noch einige Erfolge verzeichnen konnte, fiel fast die gesamte Apenninenhalbinsel an die byzantinische Militärmacht. Damit war ganz Italien ein letztes Mal für kurze Zeit mit dem oströmischen Reich vereint. Für Rom und die Päpste bedeuteten die erbittert geführten Kriegshandlungen
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einen eminent wichtigen Einschnitt, der sich in mehrfacher Hinsicht bemerkbar machte. Vor allem verließen viele Römer die Stadt, so dass die Größe und Bedeutung der alten Reichshauptstadt weiter schrumpften. Neben einem allgemeinen demographischen Einbruch führte dies zu einer Entvölkerung von vielen noch in der Antike besiedelten Stadtvierteln, die nun neuen Nutzungen zugeführt wurden. Weil aber vor allem die Oberschicht und die Gebildeten der Stadt den Rücken kehrten, standen in der Folge philosophische Überlegungen und intellektuelle Auseinandersetzungen – auch um Glaubensfragen – nur noch vereinzelt im Vordergrund. Dagegen nahm der Anteil an solchen Christen zu, die zum Beispiel asketische Übungen oder Wundererlebnisse und spirituelle exercitia in den Mittelpunkt ihres Glaubenslebens stellten. Kaum waren die Gotenkriege überstanden, suchten neue Kämpfe die Apenninhalbinsel heim: Trotz mancher Andeutungen in den Quellen ist es wohl eher unwahrscheinlich, dass der byzantinische Feldherr Narses die Langobarden nach Italien gerufen hat. Diese eroberten seit 568 nach ersten Erfolgen in Friaul in zähem Ringen die spätere Hauptstadt Pavia (572). Da sie aber nicht die gesamte Appenninenhalbinsel langobardischer Herrschaft unterwarfen, blieben byzantinische und andere politische Einflusszonen bestehen oder entstanden gar neu. Die Langobarden siedelten vor allem in der Po-Ebene, in der Nordtoskana, aber auch in Umbrien, Spoleto und Benevent. Es bestanden neben dem Königreich mit der Hauptstadt in Pavia um 650 unter der jeweiligen Führung eines dux (ursprünglich Heerführer, Herzog) verschiedene fast selbständige Herrschaftsgebiete (Dukate): Trient, Friaul, Spoleto, Tuszien und Benevent. Die Langobarden ließen zwar der romanischen Bevölkerung ihren katholischen Glauben, bekannten sich aber selbst – wie früher die Ostgoten – zum Arianismus und näherten sich nur langsam – verstärkt seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts – dem Katholizismus an. Gegenüber dem langobardischen Reich und den genannten Dukaten behielten die Byzantiner ihren Einfluss vor allem im „Exarchat von Ravenna“ und in der südlich davon gelegenen Pentapolis, in Istrien, im Dukat von Rom, im Dukat von Neapel, in Süditalien und Sizilien. Dabei vertrat der Exarch (Statthalter) den byzantinischen Kaiser. Innerhalb dieser byzantinischen Einflusszone gewann der hier besonders interessierende Dukat von Rom an Eigenständigkeit. Er unterstand zwar byzantinischer Oberhoheit, aber de facto herrschte der Papst zusammen mit den römischen Großen relativ unabhängig. Rom wurde somit mehr und mehr zu einer „Grenzstadt“ des byzantinischen Reiches, und der Papst musste oft notgedrungen eigenständig handeln, so dass der Weg zu einem Herauswachsen Roms aus dem byzantinischen Einflussbereich seit der langobardischen „Landnahme“ fast angelegt erscheint. Aus dieser Perspektive war die Orientierung hin zu den Franken in der Mitte des 8. Jahrhunderts der Endpunkt einer schon lange vorher einsetzenden Entfremdung von Byzanz. Die neuen politischen Strukturen in Italien zeitigten für die Herrschaft der Päpste konkrete Folgen. Trotz der genannten Einschnitte galt weiterhin das römische Recht, das Justinian neu gesammelt und zur Geltung gebracht hatte. Dieses Recht wurde später in einer Sammlung als Corpus iuris civilis bekannt. Dort stand zum Beispiel in einer Novelle, dass der Bischof des alten Rom unter den Priestern der erste sei, im neuen Rom, also in Byzanz, folge der Bischof im Rang direkt dem Kaiser.3 Damit war der Einfluss
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Roms aus der Sicht des Kaisers auf den Westen beschränkt. Der Papst war aber Bischof von Rom, und im gleichen Gesetzwerk wurden Grundlagen für die weltliche Herrschaft der Bischöfe beschrieben. Demnach sollten Bischöfe gegebenenfalls weltliche Aufgaben wahrnehmen; außerdem bestimmte die pragmatische Sanktion von 554, dass Italiens Bischöfe bei der Einsetzung von lokalen Staatsbeamten mitwirken sollten.4 Im Recht gab es also Bestimmungen, die staatlichen Aufgaben zunehmend in die Verfügungsgewalt der Bischöfe legten oder deren Mitwirken regelten. Weltliche Aufgaben auch des römischen Bischofs waren damit begründet, obwohl Justinian von der praktischen Ausgestaltung wohl andere Vorstellungen als die Päpste hatte. Die dennoch fortbestehende grundsätzliche byzantinische Oberhoheit wird dadurch deutlich, dass die neu erhobenen römischen Bischöfe weiterhin ihre Wahl in Byzanz melden und von dort bestätigen lassen mussten. Der Musterbrief, der dazu im Formelbuch des Liber diurnus (vgl. unten S. 51) überliefert ist, erwähnt nach einer ausführlichen Adresse, dass nach dreitägigem Fasten Klerus, Vornehme und Volk die Wahl eines Kirchenvorstehers vorgenommen hätten, und schließt nach den Unterschriften mit der Bitte um Bestätigung.5 Zum frühen Mittelalter bietet der Liber diurnus weitere wichtige Informationen über die Wahl des Papstes: Papstwahlen waren grundsätzlich Bischofswahlen, an denen sich Klerus und Volk beteiligten, womit vor allem die Presbyter und Diakone sowie die Vornehmsten der Stadt angesprochen waren. Ein kaiserlicher Erlass von 555 hatte schon entsprechende Bestimmungen getroffen.6 Verlangt wurde bei Vakanz eine Benachrichtigung des Exarchen von Ravenna. Dann sollte die Wahl selbst drei Tage nach der Beerdigung des vorigen Papstes erfolgen. Verlangt wurde außerdem eine Niederschrift des Wahlvorgangs, die dann mit den Unterschriften zur Bestätigung durch den Kaiser nach Konstantinopel gesandt wurde. Ständiger Vertreter der Päpste in Byzanz war der sogenannte Apokrisiar (Überbringer der Antwort, dann: Beauft ragter). Die Ausübung dieses Amtes konnte die Karriere begünstigen, wie das Beispiel Papst Gregors des Großen verdeutlicht. In Rom wurden die jeweiligen Kaiserbilder aufgestellt, und das Gebet für den Kaiser wurde gesprochen. Will man die historische Entwicklung des Verhältnisses zwischen Rom und Byzanz in dieser Zeit generell charakterisieren, so muss auf die Zu- und Abnahme solcher Symbole geachtet werden. Insgesamt scheint der Einfluss von Byzanz auf die verbliebenen Besitzungen in Italien nach den Kriegen Justinians kontinuierlich zurückgegangen zu sein. Dies lag auch an wachsenden Bedrohungen für das oströmischbyzantinische Reich. Schon im 6. und 7. Jahrhundert hatte sich der Druck durch die Perser verstärkt; entscheidender wurde die muslimische Expansion. Die Muslime eroberten ab 633 Syrien und Palästina, danach große Teile der byzantinischen Gebiete Nordafrikas; 717 standen sie vor den Toren Konstantinopels. Byzanz waren im 7. Jahrhundert zudem Gebiete auf der Iberischen Halbinsel verloren gegangen; außerdem befand sich der oströmische Kaiser um 700 auch auf dem Balkan und in Griechenland unter Druck, denn dort waren Awaren und Slawen, später Bulgaren nach verschiedenen Wanderungsbewegungen eingedrungen. In dieser Situation der Bedrohung geriet die oströmische „Peripherie“, der Westen, zeitweise aus dem Blick, so dass auch des-
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halb die skizzierten eigenständigen Entwicklungen in Italien kontinuierlich zunehmen konnten. Durch Landvergaben entstand ein neuer Adel, und im 8. Jahrhundert wurden schließlich die erstarkenden Langobarden für die noch in Italien bestehenden byzantinischen Besitzungen zur Bedrohung. In diesem Rahmen bewegte sich die Geschichte der römischen Päpste.
Weltliche und geistliche Herrschaft und die Unantastbarkeit des ersten Sitzes – Standortbestimmungen an der Wende zum 6. Jahrhundert Die wechselhafte politische Situation seit dem ausgehenden 5. Jahrhundert eröff nete Spielräume, so dass manche Päpste teilweise an die schon skizzierten programmatischen Positionen Leos I. anknüpfen konnten. Mit Felix III. (483–492) gelangte erstmals ein Vertreter des senatorischen Adels auf die Cathedra Petri. Der anschließende Pontifi kat Gelasius’ I. bedeutete eine Abrundung des „leoninischen Zeitalters“. Gelasius formulierte schon als Sekretär Felix’ III., dann während des eigenen Pontifi kates einige wichtige Schreiben und steckte päpstliche Positionen gegenüber den Vorstellungen der oströmischen Kaiser ab. Gelasius verfocht die Idee eines Papsttums als Monarchie: Kaiser und Papst seien für die Regierung der Welt – und damit meinte er das Römische Reich – in unterschiedlicher Weise verantwortlich. In seiner „Zweigewaltenlehre“ skizzierte der Papst 494, was den jeweiligen Vertretern obliege. Der Papst besitze die auctoritas, die dazu noch geheiligt (sacrata) sei, dem Kaiser obliege es hingegen, durch kaiserliches Gesetz in geistlichen Angelegenheiten durchzusetzen, was die Autorität der Priester vorschreibe. Seine Konzeption dieses Verhältnisses basierte auf der Grundidee, dass Herrschaft als Gabe Gottes „arbeitsteilig“ funktionieren solle. Weil der König oder Kaiser aber ein Glied der Kirche war, stand er zugleich unter der päpstlichen Herrschaft. Obwohl beide Gewalten nebeneinander rangierten, komme der Autorität der Bischöfe das größere Gewicht zu. In den zentralen Sätzen geht es um eine Unterscheidung der auctoritas sacrata pontificum von der regalis potestas: Zwei sind es nämlich, erhabener Kaiser, durch die an oberster Stelle diese Welt regiert wird: die geheiligte Auktorität (auctoritas) der Bischöfe und die kaiserliche Gewalt (potestas). Von diesen beiden ist die Last der Priester um so schwerer, als sie auch selbst für die Könige der Menschen vor Gottes Gericht Rechnung abzulegen haben. Denn Du weißt es, allergnädigster Sohn, daß Du an Würde zwar das ganze Menschengeschlecht überragst, daß Du dennoch aber vor den Amtswaltern der göttlichen Dinge demütig den Nacken beugst und von ihnen die Mittel zum Seelenheil erwartest. Daran erkennst Du, daß beim Empfang der himmlischen Sakramente […] eher der demütig Nehmende als der Befehlende bist. In diesen Dingen bist Du demnach vom Urteil der Priester abhängig und darfst sie nicht Deinem Willen unterjochen wollen. Wenn nämlich die Bischöfe im staatsrechtlichen Bereiche gerne anerkennen, daß Dir die kaiserliche Macht durch göttliche Anordnung übertragen ist und daß sie deshalb Deinen Gesetzen Gehorsam zu leisten haben, wie muß man dann um so williger denen gehorsam sein, die zur Ausspendung der ehrwürdigen Mysterien bestellt sind! […] Und wenn sich die Gläubigen schon allen Priestern
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter insgesamt innerlich unterwerfen müssen, um wie viel mehr ist dann dem Bischof jenes Stuhles Zustimmung zu leisten, den der höchste Gott selbst über alle Priester gestellt sehen wollte und den seitdem die Gesamtkirche immerdar mit kindlicher Hingabe verehrt hat.7
Anlass zur Formulierung dieser Theorie war die Stellungnahme gegenüber Kaiser Anastasios I. (491–518) in einem Schisma. Obwohl in einer konkreten Situation entstanden, wurden die Kernaussagen später in Rechtssammlungen überliefert und seit der Zeit des „Investiturstreits“ weiter zugespitzt (Zweischwerterlehre, vgl. Lukasevangelium 22, 38 und unten Kapitel VII, S. 161). Solche Sammlungen von Rechtssätzen (Dekretalen und Kanones) entstanden in Rom seit der Zeit Papst Gelasius’ I. Besonders einflussreich wurde diejenige des skythischen Mönches Dionysius Exiguus, der unter Papst Symmachus (498–514) Dekretalen unter systematischen Aspekten zusammenstellte. Seit dem 8. Jahrhundert spielte die als „Dionysiana“ (oder „Dionysio-Hadriana“) bezeichnete Sammlung für das kirchliche Dekretalenrecht eine entscheidende Rolle.8 Gelasius zugeschrieben wird das wohl erst aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts stammende Decretum Gelasianum, das indirekt den Vorrang des Apostels Petrus auf eine neue Weise weiter konturiert, indem es von den fünf Patriarchensitzen drei hervorhebt, die mit dem Apostel Petrus in besonderer Verbindung gestanden haben sollen: „So ist also die römische Gemeinde der erste Sitz des Apostels Petrus, sie, die keine Makel noch Runzeln noch dergleichen hat. Der zweite Sitz ist zu Alexandrien im Namen des seligen Petrus von seinem Schüler, dem Evangelisten Markus, geweiht worden; […] der dritte Sitz desselben seligen Apostels Petrus wird zu Antiochien in Ehren gehalten, weil er dort weilte, bevor er nach Rom kam.“9 Unter einem Patriarchat verstand man in frühbyzantinischer Zeit – etwa ab dem 6. Jahrhundert – den Sitz eines Patriarchen, der mehreren Diözesen vorstand, und ein zugehöriges Territorium, das später im Osten in der Regel ein von Byzanz unabhängiges Reich darstellte (zum Beispiel Bulgarien). Erste Ansätze gab es seit dem 3. Jahrhundert in Ägypten, wo der Bischof in Alexandria den anderen Bischöfen Ägyptens und Libyens übergeordnet schien. In Antiochia waren die Bischöfe von Syrien, Palästina und Kappadokien zusammengefasst. Hier tagten schon im 3. Jahrhundert Synoden. Rom stand grundsätzlich den Bischöfen Italiens vor. Die Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) gestanden den Hierarchen von Konstantinopel und Rom einen Ehrenvorrang zu. Die Ersthierarchen der Diözesen wurden seit 451 (Konzil von Chalzedon) offiziell als Exarchen bezeichnet. Nachdem die Exarchen von Asien, Pontus und Thrakien sich dem Erzbischof von Konstantinopel unterstellt und die Provinzen Palästina I–III sich aus dem Rechtsbereich Antiochias gelöst und Jerusalem unterstellt hatten, waren die fünf klassischen Patriarchate ausgebildet; neben Rom waren dies Konstantinopel, Antiochia, Alexandria und Jerusalem. Die Bedeutung der fünf Sitze führte im Osten zur Lehre von einer Pentarchie als Fünferkollegium (griech. pente = fünf; archein = herrschen). Die Liste von fünf Patriarchaten, die gemeinsam herrschen sollten, begegnet erstmals 451 (Akten des Konzils von Chalzedon). Dies wurde sogar in die Gesetzgebung Kaiser Justinians10 aufgenommen. In den Auseinandersetzungen des 7. (Monotheletismus) und 8. Jahrhunderts (Bilderstreit) wurde im Osten die Bedeutung des Fünfergre-
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miums oft unterstrichen, später – mit Spitzen gegen den römischen Primat – vor allem beim Konzil in Konstantinopel 869 / 70 und beim Bruch zwischen Ost- und Westkirche 1054. Somit waren die oben zitierten, Papst Gelasius I. zugeschriebenen Bemerkungen im Decretum Gelasianum durchaus gegen Konstantinopel gerichtet und petrinischen Vorstellungen verpflichtet, weil Alexandria, Antiochia und Rom als Sitze, an denen Petrus oder einer seiner Schüler gewirkt hatten, hervorgehoben und damit indirekt den beiden anderen Patriarchaten Konstantinopel und Jerusalem übergeordnet wurden. Diese seit dem 5. Jahrhundert belegte römische Interpretation förderte in der Zukunft nicht die Eintracht mit dem Osten. Gelegentliche Anfragen bei Konflikten in Rom dürften kaum die Anerkennung einer römischen Spitzenposition beweisen, denn die entsprechenden Patriarchate suchten in solchen Situationen überall Bundesgenossen. Unter dem zweiten Nachfolger des Gelasius, Papst Symmachus (498–514), wurde die Ablehnung staatlicher Einmischung deutlicher. Bei den Wahlen 498 konkurrierten zwei Strömungen, die sich in ihrer Haltung zu Konstantinopel unterschieden. Gegen Symmachus, der eher in der Tradition seiner Vorgänger eine größere Unabhängigkeit Roms verfolgte, wählte eine andere Gruppe Laurentius, der stärker mit Konstantinopel zusammenarbeiten wollte. Der in Italien herrschende Ostgotenkönig Theoderich erklärte jedoch Symmachus zum rechtmäßigen Papst, da er angeblich früher zum Kleriker geweiht und von einer Mehrheit gewählt worden sei. Dies führte auch zu weiteren Klärungen des Papstwahlverfahrens: Als die Gegenpartei des Laurentius Anklage gegen Symmachus erhob, berief Theoderich eine Synode – nun lud sogar ein König zu einer Synode –, um die Vorwürfe überprüfen zu lassen. Symmachus aber lehnte es ab, wegen sittlicher Verfehlungen durch diese Synode gerichtet zu werden, obwohl dieses Verfahren bisherigen Rechtsnormen entsprach. Niemand dürfe den ersten Sitz richten, hieß es auf einer weiteren Synode italischer Bischöfe 501.11 In den nach Symmachus benannten „Symmachianischen Fälschungen“ versuchten Anhänger des Symmachus, diese Position mit erfundenen Papstprozessen der Vergangenheit zu untermauern. In den Schriften wurde unter anderem eine vermeintliche Synode von Sinuessa zur Zeit Diokletians zitiert, um die Beschlüsse der Synode von 501 zu rechtfertigen. Eine andere Fälschung erfand ein Konzil, das angeblich Papst Silvester I. einberufen haben sollte. Auch diese Texte gehörten bald zu den gleichsam „verfassungsrechtlichen“ Schriften des Papsttums. Wenn jedoch von Fälschungen die Rede ist, so bedeutet das nicht unbedingt, dass die aufgezeichneten Bestimmungen von den gängigen Vorstellungen der Zeit weit entfernt lagen. Sie spitzten vielfach nur bestehende Ansichten juristisch zu. Die Fälschungen stellten jedoch auch eine Grundfrage: Wie sollte man überhaupt einen Papst absetzen, wenn der erste Sitz jedem rechtlichen Zugriff entzogen war? Die in den Symmachianischen Fälschungen vertretene Position unterstrich die göttliche Stiftung des Papstamtes, weshalb spätere Verfahren zur Absetzung von Päpsten immer große rechtliche Probleme zu lösen hatten.12
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Die Silvesterakten als „Gründungsdokumente“ Zu den künftigen Legitimationshilfen gehörte auch eine Erzählung, die in dieser Zeit, in Ansätzen schon im 4., vor allem aber im 5. Jahrhundert aufgezeichnet wurde. Sie bedeutete eine zweite Rückbesinnung auf die Anfänge, in diesem Falle auf die Neuausrichtung der römischen Kirche nach der Konstantinischen Wende. Der unbekannte Autor hob den Anteil Papst Silvesters I. bei der Bekehrung Konstantins und deren Folgen besonders hervor. Die Entwicklung dieser Erzählung illustriert gut, wie sich die Vorstellungen vom Papsttum und von der beanspruchten und wahrgenommenen Herrschaft in Rom entfalteten, bis sie schließlich im seit dem 8. / 9. Jahrhundert belegten Constitutum Constantini (vgl. unten Kapitel IV, S. 71) gipfelten. In methodischer Sicht stellt eine Aufarbeitung dieser Traditionen ein eindrückliches Lehrstück dar, denn wegen der mehrfachen Änderungen lässt sich kaum eine verbindliche Fassung der Erzählung bieten, die eindeutig und ausschließlich auf konkrete Interessen und Verwendungszusammenhänge verweist. Die Grundidee blieb jedoch in den verschiedenen Fassungen gleich:13 Die Geschichte schilderte die Bekehrung Konstantins und wollte unter anderem zeigen, wie Konstantinopel zur Hauptstadt des Reiches avancierte. Papst Silvester I. wurde dabei in die Handlung eingebaut. Insbesondere gehörten zu diesen Actus Silvestri Jugendgeschichten, eine Sequenz zu Taufe und Bekehrung, ein Glaubensdisput sowie manchmal der Bericht über eine Drachenzähmung. Überliefert sind diese „Akten“ in mehr als 350 mittelalterlichen Handschriften, die sich grob in drei unterschiedliche Traditionsstränge einteilen lassen. Diese drei Hauptfassungen nahmen schwerpunktmäßig im 4., im 5. / 6. und im 8. / 9. Jahrhundert Gestalt an. Die Forschung hat gezeigt, wie beispielsweise eine mittlere Fassung bei den Erzählungen zum Glaubensdisput Konstantins die theologiegeschichtliche Entwicklung (nach dem Konzil von Chalzedon 451) berücksichtigte. Andere Mischfassungen runden die Erzählungen durch einen Bericht über den Tod und die translatio (Übertragung) Silvesters ab, denn ab 772 sollen dessen sterbliche Reste in Nonantola verehrt worden sein. An den verschiedenen Ausformungen der Silvesterlegende während des in diesem Kapitel interessierenden Zeitraumes lassen sich die Entwicklungen päpstlicher Ansprüche indirekt ablesen, denn schon die frühesten Fassungen wollten offensichtlich den Eindruck vermitteln, dass eigentlich das Papsttum den hervorragenden Rang Konstantinopels gefördert habe. Im 8. / 9. Jahrhundert wurde diese Geschichte wie gesagt zu einer der berühmtesten Fälschungen des Mittelalters weiterentwickelt, der „Konstantinischen Schenkung“ (Constitutum Constantini), einem Schriftstück, das angeblich Kaiser Konstantin für Papst Silvester I. ausgestellt hatte. Dessen erster Teil folgt in groben Zügen der Silvesterlegende.
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Fresko mit der Darstellung der konstantinischen Schenkung, nach der Kaiser Konstantin Papst Silvester I. die kaiserlichen Herrschaftszeichen Phrygium und Baldachin übergibt. Rom, SS. Quattro Coronati, 1246.
Päpstliche Konzeptionen und politischer Druck im 6. Jahrhundert? Es bleibt die Frage, in welchem Maße die skizzierten Stellungnahmen und Positionsbestimmungen der Realität entsprachen. Die Zweigewaltenlehre war in der Zeit des sogenannten Akazianischen Schismas (benannt nach dem Patriarchen Akazius) zwischen Ostrom und Rom am Ende des 5. Jahrhunderts formuliert worden. Hier ging es um eine Gewichtung des päpstlichen Einflusses gegenüber der Reichsregierung, jedoch scheinen die Bemerkungen aus der päpstlichen Feder in dieser Zeit eher Kommentare denn wirksame Waffen gewesen zu sein. Den bestehenden Druck aus Byzanz, wo immer häufiger eigenständige Positionen formuliert wurden, auf die solche und ähnliche römische Stellungnahmen eher antworteten, verdeutlicht folgende Episode: Um den Monophysiten (Anhänger der Lehre, die Christus nur eine einzige Natur zuschreiben wollte) einen Kompromiss anzubieten, verurteilte Kaiser Justinian der Große die Schriften von drei Theologen aus der Schule Antiochias, die dem Monophysitismus feindlich gegenübergestanden hatten. Im Verbotsedikt war von drei Kapiteln die Rede. Papst Vigilius (537– 555) weigerte sich, dieses Verbot zu übernehmen, und hielt demgegenüber an den alten Konzilsbeschlüssen fest. Deshalb wurde er nach Konstantinopel zitiert und schloss sich dort zwar der Verurteilung der drei Kapitel an, unterstrich aber 548 die Wahrheiten des Konzils von Chalzedon.14 Nach Protesten aus Afrika zog Vigilius dies später zurück, schwenkte aber 553 unter dem Druck Ostroms wieder um. Erst jetzt durfte er nach Rom
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zurückkehren; er starb auf dem Weg. Ein Programm zu eigenständigen theologischen Positionen nützte also wenig, wenn Pressionen eingesetzt wurden. Auch die Nachfolger, Pelagius I. (556–561) und Johannes III. (561–574), folgten der vom Kaiser vorgeschriebenen Ablehnung der drei Kapitel. Durch die römische Haltung in diesem „Dreikapitelstreit“ wurden Mailand und Aquileja ebenso wie Afrika einige Zeit lang dem römischen Einfluss entzogen. Die starke kaiserliche Politik Justinians und der damit verbundene Einfluss von Konstantinopel endeten in Italien erst, als die Langobarden dort auch die politischen Schwerpunkte 568 neu setzten. Die skizzierten Reaktionen hatten jedoch entgegen den Absichten für das alte Rom weder in politischer noch in kirchlicher Hinsicht eine Wiederherstellung des alten Glanzes gebracht. Neue Ansätze lassen sich gut in der Pontifi katszeit Gregors I. erkennen.
Das Zeitalter Papst Gregors I. (590–604) – Wende von der Spätantike zum Mittelalter? Der Pontifi kat Gregors I. wird für die frühmittelalterliche Papstgeschichte als zentral und als Wendepunkt angesehen. Schließlich galt dieser Papst Bonifaz VIII. 1295 sogar als Kirchenlehrer, und schon ein kurzer Blick auf sein Schrifttum lässt ihn als weiteres Bindeglied zwischen Spätantike und frühem Mittelalter erscheinen. Meist wird die von ihm ins Werk gesetzte Englandmission als neue päpstliche Orientierung besonders hervorgehoben. Aber darüber hinaus bündeln sich in seiner Vita und in seinem Pontifi kat zentrale Aspekte, die sowohl einige schon angedeutete Grundtendenzen konkretisieren als auch neue Ansätze unterstreichen. Besonders eindrücklich verdeutlichen dies Charakterisierungen, die uns die Historiographie hinterlassen hat. Der fast zeitgenössische Bericht des fränkischen Geschichtsschreibers Gregor von Tours (573–594) aus dem Jahr 593 ist aufschlussreich und betrifft die Person ebenso wie die inhaltlichen Aspekte des Pontifi kates: Da aber die Kirche Gottes nicht ohne einen Führer sein konnte, wählte das gesamte Volk den Diakon Gregorius zum Papste. Dieser stammte aus vornehmstem Senatorengeschlecht und lebte von Jugend an in der Furcht des Herrn, er gründete aus seinem eigenen Vermögen sechs Klöster in Sizilien und richtete ein siebentes in den Ringmauern der Stadt Rom ein; er übermachte diesen Klöstern so viel Land, wie ausreichte, ihren täglichen Bedarf zu bestreiten; was er sonst hatte, verkaufte er samt seinem ganzen Haushalte und verteilte es unter die Armen. Er selbst, der sonst in Seide ging und im weißen Prachtkleid, schimmernd von Edelsteinen, durch die Stadt einherzuschreiten pflegte, trug von nun an gewöhnliche Kleidung, wurde für den Dienst am Altar des Herrn geweiht und als der siebente Diakon zur Unterstützung des Papstes bestellt. Er zeigte soviel Enthaltsamkeit im Essen, soviel Wachsamkeit im Gebet, soviel Eifer im Fasten, daß sein Magen darunter litt und er sich nur mit Mühe aufrecht erhielt. In den Wissenschaften der Grammatik, der Dialektik und Rhetorik war er so unterrichtet, daß man meinte, er stehe darin sogar zu Rom keinem andren nach; dem hohen Rang, zu dem man ihn jetzt berief, suchte er sorgsam sich zu entziehen, damit ihn nicht wegen dieser Ehrenstellung wieder der Hochmut der Welt beschleiche, dem er abgesagt hatte. Deshalb schickte er auch einen
III. Vom Ende des weströmischen Reiches (476) bis zum „Bund mit den Karolingern“ 49 Brief an den Kaiser Mauricius, dessen Sohn er aus der heiligen Taufe gehoben hatte, und beschwor ihn und bat dringend, er möchte dem Volke ja nicht seine Zustimmung dazu geben, daß es ihn zu solcher Macht und Ehre erhob. Aber Germanus, der Statthalter der Stadt Rom, fing seinen Boten ab, ergriff ihn, zerriß seine Briefe und sandte die Wahlurkunde, welche das Volk ausgestellt hatte, an den Kaiser ab. Und dieser dankte, da er Gregor befreundet war, Gott dafür, daß er eine Gelegenheit gefunden hatte, diesen Mann zu ehren, erließ die Bestätigungsurkunde und gebot ihn einzusetzen. Und als es soweit war, daß er geweiht werden sollte, wütete die Seuche noch in der Stadt […].15
Wie der fränkische Geschichtsschreiber unterstreicht, stammte Gregor aus einer alten römischen Senatorenfamilie, folgte dann aber bezeichnenderweise asketischen Idealen. Aus derselben Familie wie Gregor waren auch schon Felix III. (483–492) und Agapit I. (535–536) zu Päpsten erhoben worden, Gregor gehörte mithin zu einer „Klerikerfamilie“. Die Verantwortung für die Stadt Rom hatte der Vater als Regionar (Verwaltungsbeamter einer der sieben Regionen Roms) wahrgenommen; sein Sohn Gregor wurde 573 Stadtpräfekt. Gregors Horizont prägte die Entsendung als päpstlicher Vertreter (Apokrisiar) nach Byzanz 579. Zuvor hatte er vielleicht teilweise auf ererbten Besitzungen einige Klöster gegründet, bekannt ist S. Andrea auf dem Monte Celio in Rom, wo er selbst als Mönch eintrat. Gregors mögliche Verehrung für den hl. Benedikt wird die Vorstellung seiner freilich umstrittenen Schriften weiter verdeutlichen. Trotz einer insgesamt starken römischen Orientierung stand Gregor zugleich in einer weiter gespannten, spätantik-mediterranen Tradition, denn während seines Aufenthaltes in Byzanz machte er sich unter anderem Erzbischof Leander von Sevilla (578– 600), der in Spanien den Übertritt der Westgoten vom Arianismus zum Katholizismus vorbereitete, zum Freund. Wie andere gelangte auch Gregor 590 angeblich gegen seinen Willen zum Papstamt. Solche zeitgenössischen Bemerkungen in den Quellen sind allerdings eher topisch zu verstehen, denn jeder Erwählte weigerte sich zunächst und betonte die eigene Unwürdigkeit. Von Gregor I. selbst sind eigene Schriften und weitere Quellen aus dem Umfeld überliefert, die es erlauben, an seinem Pontifikat manche Aspekte besser als für seine Vorgänger oder Nachfolger beschreiben zu können. Deshalb seien mit der gebotenen Vorsicht Tendenzen dieser Wendezeit an seiner Person stellvertretend erläutert.
Register und Registerführung Von Gregor I. ist als erstem Papst des Mittelalters ein Register bzw. eine Registerabschrift erhalten, in der 854 Schreiben des Papstes überliefert sind.16 Unter einem Register versteht man die Zusammenstellung des Briefausganges einer „Behörde“ in zusammenfassenden oder gekürzten Einträgen. Päpstliche Register sind wahrscheinlich schon seit Liberius (352–336) und wahrscheinlicher noch ab Leo I. (440–461) geführt worden. Die Registrierung erfolgte teilweise schubweise und erfasste nur einen Teil des Briefausgangs. Vielleicht wurden in diesen päpstlichen Registern neben den ausgestellten Schreiben auch eingehende Schriftstücke verzeichnet. Vorbild waren die in der römisch-
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kaiserlichen Verwaltung geführten Listen (commentarii oder regesta). Nach Gregor I. sind für das Frühmittelalter nur noch die Registerüberlieferungen zu den Pontifi katen Johannes’ VIII. (872–882, zu den Jahren 876–882) sowie Gregors VII. (1073–1085) zu erwähnen. Erst ab Innozenz III. (1198–1216) setzt eine weitgehend geschlossene Registerserie ein, so dass das Jahr 1198 oft mals als „Wasserscheide“ für die Papstgeschichte gilt, weil die Quellen des späten Mittelalters deutlich reicher fließen und dichter als für andere Herrschaften oder Institutionen sind. Die aufgrund des Registers für das frühe Mittelalter außergewöhnlich gute Überlieferung zu Gregors I. Pontifi kat bestätigt den bereits unterstrichenen Befund, dass päpstliche Herrschaft in dieser Zeit im Wesentlichen Rom und das Umland erfasste. Besonders häufig wird in den Schreiben die Verwaltung der päpstlichen Besitzungen in den Patrimonien thematisiert. Aber auch die Anfragen verschiedener geistlicher Würdenträger sowie entsprechende Antworten Gregors I. sind im Register aufgezeichnet. In den teilweise unabhängig vom Register überlieferten Papsturkunden begegnet seit Gregor I. in der Titulatur (Intitulatio) der Urkunden die „Devotionsformel“, die päpstliche Schreiben künftig charakterisieren sollte: Knecht der Knechte Gottes (servus servorum Dei). Es ist nicht sicher, ob in diesen Formulierungen eine besondere Demut Gregors deutlich wird, denn es bleibt strittig, ob er damit im Sinne der Bibelstellen bei Matthäus 23, 11–12 („Der Größte unter euch soll euer Diener sein“), Markus 10, 43 f. oder Lukas 9, 48 nicht sogar noch an Prestige gewann. Es dürfte jedoch zeitbedingt sein, dass dieser Titel sich von den Ansprüchen und hochtrabenden Titulaturen der byzantinischen Patriarchen abhob.
Liber diurnus, Liber pontificalis, päpstliche Ämter und Verwaltung Abgesehen vom Glücksfall der Registerüberlieferung im Falle Gregors I. sind zwei „Bücher“ wichtige Quellencorpora zur frühen römischen Papstgeschichte. Beide dokumentieren hier im Vergleich zu vielen Gebieten Westeuropas eine starke Fortdauer von antiken Verwaltungsformen und einen hohen Grad der Schrift lichkeit. Lässt der als „offiziös“ zu bezeichnende Liber pontificalis – nicht nur bei Gregor dem Großen, sondern auch bei anderen Protagonisten – in einzelnen Lebens- oder besser: Tatenbeschreibungen erkennen, woher ein Papst stammte, welche Institutionen er besonders förderte, welche „politischen“ Ereignisse in seiner Umgebung für aufzeichnenswert angesehen wurden, so macht der Liber diurnus deutlich, welche Formen und Formeln notwendig waren, um beispielsweise die eigene Wahl beim Kaiser anzuzeigen, um bestimmte Urkunden auszustellen, oder um zu klären, wie das nach Rom zu entsendende Glaubensbekenntnis eines Bischofs verfasst sein sollte. Damit rücken beide Dokumente in die Nähe päpst licher Verwaltung, auch wenn bis heute darüber gestritten wird, ob beide Quellencorpora in den Zusammenhang einer wie auch immer gearteten Kanzlei oder teilweise auch – gerade bezüglich der Geschenkauflistungen und Stiftungsnotizen im Liber pontificalis – in den Zusammenhang der Finanzverwaltung entstanden und genutzt wurden.
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Schon in die Zeit vor dem Pontifikat Gregors I. gehört die in der päpstlichen Umgebung entstehende Hofhistoriographie, die man seit 1724 mit dem Kunstbegriff Liber pontificalis (Papstbuch) bezeichnet hat.17 Dieses Buch geht zurück auf frühe Papstlisten im Catalogus Liberianus und im römischen Chronographen von 354, jedoch wurden diese Listen nach und nach ausgeschmückt, bis sie im 6. Jahrhundert kontinuierlich, zeitgleich und mehr oder weniger nach einem bestimmten Schema verfasst wurden. Damit entwickelten sich die kurzen Skizzen der einzelnen Pontifi kate zu wichtigen zeitgenössischen Quellen, die dann besonders aussagekräft ig werden, wenn ihre Form oder ihre Bemerkungen von den üblichen Aufzeichnungsschemata abweichen. Ab dem 8. Jahrhundert finden sich immer regelmäßiger Eintragungen von Schreibern, meist aus der unmittelbaren Umgebung des Papstes, welche die jeweiligen Protagonisten positiv kennzeichneten. Der Liber pontificalis älterer Ausprägung bricht nach 870 (bzw. nach 886) ab; verschiedene Fortsetzungen und Ergänzungen gibt es seit dem 12. Jahrhundert (vgl. Kapitel VII, S. 154). Für die Interpretation der Papstgeschichte vom 6. bis zum 9. Jahrhundert erschließt der Liber pontificalis somit Sichtweisen aus der unmittelbaren päpstlichen Umgebung. Freilich muss man umgekehrt diese Tendenz berücksichtigen, um die jeweiligen Bemerkungen richtig einzuordnen. Später zu datieren ist die Zusammenstellung des Liber diurnus (übersetzt: tägliches Buch, also ein Buch für den täglichen Gebrauch). Die Bezeichnung findet sich zuerst im 11. Jahrhundert in Schriften des Kardinals Deusdedit.18 Da der Liber diurnus etwa um 680 zusammengestellt wurde, darf man ihn mit Vorsicht auch für die Praxis des Schriftverkehrs ab dem 7. Jahrhundert heranziehen. Verwendet wurde das Buch als Kanzleihilfe wohl bis ins 11. Jahrhundert. Es bietet eine Sammlung von Formularen insbesondere für die päpstliche Korrespondenz. Offensichtlich wurden standardisierte Vorlagen für die verschiedensten Rechtsgeschäfte als hilfreich angesehen. So enthält der Liber diurnus Vorlagen für Privilegierungen eines Klosters, für die Verleihung des Palliums (ein Ehrenzeichen für den Papst und für Erzbischöfe). Außerdem bieten einige Formeln (60–63) Hinweise über die Papstwahlen dieser Zeit. In der Forschung ist umstritten, ob mit dem Liber diurnus ein Schulbuch zur Ausbildung päpstlicher Notare vorliegt19 oder ob es tatsächlich ein ständig in Gebrauch stehendes Buch gewesen ist.20 Nicht nur diese beiden wichtigen Quellencorpora, sondern auch weitere Schriften lassen erkennen, wie das Personal und die Aufgaben in der Umgebung des Papstes im 6. / 7. Jahrhundert organisiert waren. Neben den Diakonen finden sich seit dem späten 6. Jahrhundert die Presbyter unter dem Vorsitz eines Archipresbyters (Erzpriester) in einem Kolleg zusammengefasst. Der Archipresbyter oder entsprechend der Archidiakon repräsentierten das jeweilige Gremium gegenüber dem Papst. Als weiterer wichtiger Amtsträger gilt der schon eingeführte primicerius der Notare. Alle drei Personen waren in der Regel an der Leitung der anstehenden Papstwahlen beteiligt. Notare sorgten sich um den Briefwechsel und um dessen Archivierung. Insgesamt klerikalisierten sich die verschiedenen römischen Ämter, und soweit diese attraktiv waren, interessierte dies verschiedene römische Familien, die meist durch diese oder ähnliche Funktionen Einfluss auf die päpstlich-römische Verwaltung gewannen. Weil die Weitergabe solcher Ämter in den großen römischen Familien jedoch auch
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Gefahren für den jeweils amtierenden römischen Bischof mit sich brachte, versuchte Gregor I. verstärkt Mönche als consiliarii (Ratgeber) zu bestellen, die anders als niedere Kleriker zölibatär leben mussten. Vielleicht erweckte Gregor damit den Unwillen der Diakone und Presbyter, die in der Folgezeit die Wahl eines Mönches zum Bischof von Rom tunlichst verhinderten (bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts). Dabei ist zu unterstreichen, dass während des gesamten Mittelalters die Zugehörigkeit zum Mönchsstand fast nie bei einer Wahl ausschlaggebend gewesen zu sein scheint, sondern Mönche wie andere Kandidaten auch in der Regel erst länger in der Umgebung des Papstes lebten, bevor sie selbst für das Papstamt in Betracht gezogen wurden.21 Zunehmende Verwaltung und die Übernahme staatlicher Ordnungsfunktionen deuten weitere Ämter in der päpstlichen Umgebung an. Es gab Spezialisten für die verschiedensten Aufgaben, so einen vestiarius für die Gewänder, einen arcarius und sacellarius für die Einnahmen bzw. Ausgaben. Außerdem wurde oft ein nomenculator bestellt, der Bittschriften annahm und weiterbearbeitete. Wie erreichte man aber diese teilweise sehr attraktiven Positionen? Schon vor Gregor I. gab es das cubiculum (Wohngemach). Im weiteren Sinne wurde damit auch der Kreis derjenigen bezeichnet, die dem Papst ohne größere Kontrolle von außen dienten. Diese vertrauten Personen hießen Kubiculare und stammten meist aus angesehenen Familien. Offensichtlich war ein Dienst im cubiculum eine der wichtigsten Verbindungspositionen zwischen den römischen Oberschichten und einem herausgehobenen Dienst in der Kirche. Gelangte man gar in die schola cantorum, die Sängergruppe in der Umgebung des Papstes, so konnte man als Kleriker weiter aufsteigen. Cubiculum und schola cantorum wurden wichtige Karrieresprungbretter. Allerdings stammten bis ins frühe 8. Jahrhundert selten Päpste aus einer dieser beiden Gruppen. Sie kamen häufiger aus griechischen Familien, die aus dem Ostreich gekommen waren und nach der Eliminierung der meisten senatorischen Familien eine neue „Oberschicht“ bildeten. Ihr Einfluss lässt sich gut an den jeweiligen Personennamen im Liber pontificalis, aber auch in anderen Quellen ablesen.
Die Werke Gregors I. Eine neue Art von Schrifttum? Bibelkommentare und Predigten haben den Ruf Gregors I. als Kirchenlehrer begründet. Einige Predigten soll Gregor vor Mönchen in Konstantinopel (595) gehalten haben, so die bekannten libri morales; weitere Homilien (Predigten) wurden wohl in der Lateranbasilika vorgetragen (593) und später aufgezeichnet (601). Mit diesen Schriften erwarb Gregor sein Renommee als Theologe, insbesondere weil er das im Mittelalter wichtige augustinische Denken weiterentwickelte, dabei aber vielfach schwierige theologische Sachverhalte elementarisierte. Einen Ruf anderer Art gewann Gregor I. durch die Dialogi, deren Autor er trotz geäußerter (Francis Clark), aber nicht allgemein akzeptierter Zweifel wahrscheinlich in Teilen sein dürfte.22 Sie wurden in den mittelalterlichen Klöstern als geistliche Lesungen verwendet; insbesondere handelt das zweite Buch vom „Mönchsvater“ Benedikt von
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Nursia, dessen Lebensgeschichte fast ausschließlich durch diese Texte bekannt ist und dessen Existenz deshalb sogar angezweifelt wurde.23 Die verschiedenen Erzählungen sollten das Wirken Gottes in der Welt auch durch Wunder dokumentieren, deshalb prägten die Dialogi auch die Entwicklung des christlichen Mirakels.24 Als letzte wichtige Schrift Gregors gilt die Regula pastoralis, die in vier Teilen Fragen der Vorbereitungen und Aufgaben eines (Seelen-)Hirten beschreibt. Man hat sogar gemeint, Gregor habe hier auf einfache Weise eine Mönchsregel für Nichtmönche niedergelegt. Zwar bietet das Werk viele Gemeinplätze, die vom heutigen Standpunkt aus platt oder überholt erscheinen mögen, aber offensichtlich traf Gregor gerade mit diesem Werk die seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert zunehmenden asketischen Strömungen, die den Ideen des Mönchtums auf verschiedenen Ebenen entsprachen. Den Erfolg zeigt die Verbreitung der Schrift. So kannten beispielsweise Columban oder König Alfred der Große (871–901) die Regula pastoralis. Insgesamt lag damit eine „Populärliteratur“ christlicher Prägung zur Erbauung vor, die manche augustinischen Vorstellungen erst „volkstümlich“ machte und das lateinische Schrift tum pädagogisierte. Im Vergleich zur antiken Bildung bedeuteten die Schriften sicher einen gewissen stilistischen „Niedergang“, und so wurden Gregor wiederholt „Gedankenarmut“, Plattheit und „Albernheiten“25 vorgeworfen. Auf der anderen Seite griff Gregor aber offensichtlich neue Bedürfnisse auf, die sich entwickelt hatten, nachdem durch die Gotenkriege an vielen Orten Roms und Italiens die Verbindung zur Gedankenwelt der Antike weitgehend abgerissen war.
Rom als politischer und sakraler Raum Gregor I. predigte und schrieb nicht nur, sondern er kümmerte sich auch um die Belange der Stadt Rom. In einem seiner Briefe klagte er, dass nun der letzte noch in Rom tätige Geldwechsler seine Tätigkeit hatte aufgeben müssen. Wie sehr eine solche Notiz den Rückgang des „internationalen“ Handels in Rom belegt, ist strittig. Jedoch dürfte zur Versorgung der römischen Bevölkerung, für welche die Päpste zunehmend zuständig waren, vor allen Dingen auf griechische Getreidelieferungen zurückgegriffen worden sein. Die Verteilung dieser Lebensmittel und die Versorgung der Menschen vor Ort übernahmen inzwischen meist die Diakonien, die Sozialarbeit aus dem Geist christlicher Nächstenliebe leisteten. Die Diakonien lagen in der Regel an Orten, die seit der Spätantike ähnliche Aufgaben wahrgenommen hatten. Sie entwickelten sich erst später zu eigenen Kirchen. Eine befand sich zum Beispiel an der alten Stelle der Annona (Getreideration, abgeleitet von annus, Jahr, jährlicher Ertrag), wo heute die römische Kirche S. Maria in Cosmedin steht. Weil ursprünglich vor allem Griechen den Handel beherrscht hatten, waren viele der Diakonien griechischen Heiligen gewidmet. Ähnlich wiesen zahlreiche Klöster griechischen Einfluss auf, denn besonders nach den Gotenkriegen hatte sich das monastische Leben in Rom verbreitet, und griechische Mönchsgemeinschaften „verwalteten“ ein Viertel der etwa zwei Dutzend Klöster in Rom. Das wichtigste war das Kloster S. Saba auf dem Aventin. Die lateinischen Klöster
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lagen meist bei den Basiliken und nahmen liturgische Aufgaben in den vier oder fünf Basilikalkirchen wahr (Lateranbasilika, St. Peter, S. Maria Maggiore, in geringerem Maße auch bei S. Lorenzo und St. Paul vor den Mauern). Berücksichtigt man diese Zuordnung wichtiger römischer Klöster zu den Basilikalkirchen, so dürfte sich die Zahl der stärker eigenständigen Klöster mit griechischer und römischer Besetzung sogar etwa die Waage gehalten haben. Griechischer Einfluss ist schließlich in der Liturgie, allerdings verstärkt erst nach dem Pontifi kat Gregors des Großen, während des 7. Jahrhunderts, deutlich. Dies betraf besonders den Marienkult. Nachdem in der Ostkirche nach den dogmatischen Streitigkeiten der ersten nachchristlichen Jahrhunderte die Vorstellung von Maria als Gottesgebärerin besonders wichtig geworden war, förderte der verstärkte griechische Einfluss in Rom die Einführung mehrerer Marienfeste samt Prozessionen. Dabei wurden manche Herrenfeste „marianisiert“. Dies betraf zum Beispiel die Darstellung im Tempel am 2. Februar: Mariä Lichtmess, sowie andere Marienfeste (Aufnahme Mariens am 15. August, Mariä Geburt am 8. September). Über die jeweilige „Einführung“ berichtet vor allem der Liber pontificalis. Wenn zunehmend ehemals profane Gebäude zu Kirchen umgewidmet wurden, unterstrich dies die Bedeutung des inzwischen christlichen Rom. Mit Hilfe der „Stationsgottesdienste“ war es möglich, die verschiedenen alten und neuen Kirchen, Basiliken, Titelkirchen und Diakonien in ein umfassendes topographisch-liturgisches System zu integrieren. Dezentrale Gottesdienste waren schon seit dem 4. Jahrhundert in Jerusalem und an anderen Orten üblich gewesen. In manchen Städten der Spätantike, die noch nicht in Pfarreien unterteilt waren, versammelten sich die Gemeindemitglieder an Sonn- und Feiertagen zum Gottesdienst mit dem Bischof. Solche Feiern hießen Stationsgottesdienste, denn sie leiteten sich von statio (Versammlungsort) ab. In Rom entstand seit dem 5. Jahrhundert eine besondere Ordnung, bei der die einzelnen Teilgemeinden zu gewissen Anlässen in Prozessionen von einer Sammelkirche zur Stationskirche zogen. Der Papst feierte zum Beispiel an den Hauptfesten seine statio in einer der Basiliken, hingegen beging er die Sonn- und Wochentage, vor allen Dingen in der Fastenzeit, in Titel- und Diakoniekirchen. Auf diese Weise war der römische Bischof im Laufe des Kirchenjahres immer wieder an verschiedenen liturgischen Orten Roms präsent. Gleichzeitig wurde er damit zur herausragenden Person, die in den verschiedensten Regionen Roms durch liturgische Feiern auch Herrschaftsansprüche anschaulich machen konnte. Die Stadt als bischöflich-päpstlich dominierter Sakralraum wurde durch Umgänge und Prozessionen weiter konstituiert. Teilweise integrierte man Reste vorchristlicher Kulte, besonders an den Festen des 2. Februar (Lichterprozession), am 25. April (Markustag) sowie am 15. August (Mariä Himmelfahrt mit Bezügen zu Elementen eines alten Fruchtbarkeitsfestes).
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Landgüter (Patrimonien) – Bewirtschaftung und Einkünfte Außer um die Stadt Rom bemühte sich Gregor um den verstreuten römischen Kirchenbesitz. Seit Kaiser Konstantin und seinen Nachfolgern war den Kirchen ein nicht unbeträchtlicher Besitz zugewachsen, der sich bis in die Provinzen des Ostens erstreckte. Diese Güter waren zwar durch Kaisergesetz besonders geschützt, aber die politischen Rahmenbedingungen hatten zu Unsicherheiten geführt. Die meist von den Goten annektierten Ländereien waren inzwischen zurückerstattet worden, und es war noch das hinzugefügt worden, was zuvor in den Händen der Arianer gewesen war. Jedoch erlitt die römische Kirche beim Vorrücken der Langobarden immer wieder Verluste in Oberund Mittelitalien. Die Hauptmasse päpstlichen Besitzes lag in Kampanien, Apulien, Lukanien, Korsika und Sardinien, besonders aber in Sizilien. Wertet man die schon genannte Registerabschrift Gregors des Großen aus, so dürfte sich etwa ein Fünftel bis ein Viertel der etwa 850 Briefe auf die Belange des Patrimoniums in Sizilien beziehen.26 Trotz dieser punktuell breiten Überlieferung lässt sich keine flächendeckende Übersicht über den päpstlichen Grundbesitz gewinnen, denn in manchen Gegenden dürfte die päpstliche Verwaltung nicht mehr funktioniert haben. Insgesamt stieg das Papsttum jedoch seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert zum wichtigsten Grundbesitzer in Italien auf. Die schon vorhandenen Besitzungen wurden durch Stiftungen der Oberschicht vermehrt. Gegliedert war der Besitz in Patrimonien, innerhalb derer es einzelne kleinere Güter gab (massa, fundus, villa). Seit dem beginnenden 9. Jahrhundert verlor das Papsttum besonders durch das Vordringen der Araber in Süditalien weiter an Land, abgesehen von zuvor erlittenen kleineren Verlusten in Dalmatien und in Istrien. Ein Teil des Grundbesitzes wurde verpachtet. Dabei gab es zwei übliche Verfahren: die libellarische Pacht und die Emphyteuse. Im ersten Fall wurde ein Grundstück nur für etwa 19 oder 29 Jahre ausgegeben, was allenfalls im Lauf der Zeit längere Besitzketten entstehen ließ. Im zweiten Fall kam es oft zu Formen einer Erbpacht, bei der eine Familie dann für mehrere Generationen gegen die Zahlung eines Anerkennungszinses die Güter bewirtschaften durfte. In der Zeit Gregors des Großen und bis ins späte 7. Jahrhundert hinein dominierte die libellarische Pacht, später jedoch die Emphyteuse. Dies macht wahrscheinlich, dass der Amts- und Militäradel bei der Vergabe dieser Besitzungen offensichtlich zunehmend berücksichtigt werden musste; damit wuchs die Abhängigkeit des Papsttums von diesen Gruppen. Geleitet wurden die Patrimonien durch rectores, die nach den Briefen Gregors I. unter anderem die Abgaben nach Rom weiterleiteten. Sie nahmen zuweilen sogar weitere Aufgaben wahr, die bis zur Ein- und Absetzung von Bischöfen gehen konnten. Ein Brief aus dem Register Gregors I. ist beispielsweise 592 an den Subdiakon und PatrimonienRektor in Sizilien, Petrus, gerichtet27 und besteht aus vielen Abschnitten, deren Anfangssätze ein cognovi, „ich habe erfahren“, enthalten und die zunächst auf verschiedene erhaltene Berichte eingehen, bevor entsprechende Anweisungen erteilt werden. Diese Briefe in der antiken Form der Antwort (Reskript) haben auch zu einer Diskussion päpstlicher Herrschaft unter allgemeinen Aspekten geführt. Ob der Papst rechtssetzend
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eingegriffen hat oder ob seine Regierungsweise hauptsächlich als Reaktion auf die Anfragen zu verstehen ist, wird immer noch diskutiert.28 Insgesamt lässt die Quantität der Briefe jedoch keinen Zweifel daran, wie stark die Verwaltung des Landbesitzes einen Papst wie Gregor I. allein zeitlich belastete.
Über die Grenzen des Imperium Romanum hinaus? Mission und Außenwirkungen Als neue Ausrichtung seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert gilt vielfach die Angelsachsenmission, weil Gregor I. hier deutlich über den angestammten römischen Bereich hinauswirkte. Dies geht bis hin zu Vermutungen, dass Gregor bei seinem Aufenthalt in Byzanz erkannt habe, dass die Zukunft der römischen Kirche außerhalb des alten Imperium Romanum gesucht werden müsse. Es ist gleichwohl problematisch, dem Papst eine solche zielgerichtete Politik zu unterstellen, zumal die Angelsachsenmission keinesfalls nur römisch bestimmt war, denn schon vorher hatten vor allem iroschottische Mönche im Norden der angelsächsischen Reiche erfolgreich missioniert und die Rolle der Merowinger im Frankenreich ist ebenso wenig außer Acht zu lassen.29 Jedenfalls schickte Gregor 596 eine Schar von Mönchen aus seinem römischen Mutterkloster nach England, unter denen sich der bekannte Abt Augustinus befand. Diese römischen Missionare stießen bereits in Gallien auf erste Schwierigkeiten, weil ihrem Plan dort Widerstand entgegengebracht wurde. Erst ein zweiter Anlauf verlief erfolgreicher, unter anderem weil Gregor den Glaubensboten nun einige Empfehlungsschreiben an fränkische Bischöfe mit auf den Weg gab. Der genannte Augustinus wurde in Gallien zum Bischof geweiht und begann sein Missionswerk schwerpunktmäßig in Kent; schon Weihnachten 597 ließ sich König Æthelbert (560–616) taufen. Einige Jahre später, 601, wurden weitere Anweisungen in Rom erbeten. Die neuen Missionare brachten einen Plan für die kirchliche Struktur mit zwölf Bistümern mit, der in dieser Form allerdings nicht umgesetzt wurde, denn die eigentliche Missionierung blieb weiterhin zunächst auf das kleine Königreich Kent mit dem wichtigsten Ort Canterbury beschränkt. Auch deshalb avancierte der Bischof von Canterbury langfristig zum obersten Bischof der englischen Kirche. Größere Wirkungen der römischen Missionierung stellten sich erst zwei Generationen später ein, als in der Synode von Whitby (664) die Ansicht die Oberhand gewinnen konnte, dass Petrus als Heiliger stärker sei als der von den Iroschotten bevorzugte Columba. Seitdem scheint das Bild von Petrus als dem Himmelspförtner im angelsächsischen Raum besonders gepflegt worden zu sein.30 Die von Papst Gregor propagierten Missionierungsmethoden knüpften geschickt an die heidnischen Vorgängerreligionen an, Kirchen sollten zum Beispiel an der Stelle früherer Heiligtümer errichtet werden. In einem Brief an den Abt Mellitus vom 18. Juli 601, der auch in Bedas Kirchengeschichte aufgenommen ist, liest sich dies folgendermaßen: [Gregor betont,] daß die Heiligtümer der Götzen bei diesem Volk keineswegs zerstört werden sollen, daß aber die Götzenbilder, die sich darin befi nden, zerstört werden sollen,
III. Vom Ende des weströmischen Reiches (476) bis zum „Bund mit den Karolingern“ 57 daß Wasser geweiht und in diesen Heiligtümern versprengt, daß Altäre gebaut, Reliquien niedergelegt werden. Denn wenn diese Heiligtümer gut gebaut sind, müssen sie notwendigerweise vom Dämonenkult in die Verehrung des wahren Gottes verwandelt werden, damit dieses Volk, wenn es sieht, daß diese seine Heiligtümer nicht zerstört werden, den Irrglauben aus dem Herzen verbannt und, den wahren Gott erkennend und bewundernd, mit mehr Zutrauen an den Orten zusammenkommt, an die es gewöhnt ist.31
Langfristig prägend für die Missionierung der englischen Gebiete wurde letztlich eine Kombination von römischen und iroschottischen Ansätzen. Diese fruchtbare Mischung beflügelte wahrscheinlich auch die spätere angelsächsische Mission auf dem Kontinent, so dass manche römische Einflüsse auf dem Umweg über England weitere Gebiete in Mitteleuropa erreichten. Es waren dies typische Phänomene von Kulturtransfer, Anverwandlung und (Neu-)Kontextualisierung. Angesichts solcher kaum vorhersehbarer Folgen bleibt es problematisch, Gregor oder dem Papsttum bei der Angelsachsenmission von Anfang an gezielte Planungen zu unterstellen. Weil sich aber diese Orientierung nach Norden für das Papsttum langfristig als fruchtbar erweisen sollte, wurde Gregor aus der Rückschau gerne hierfür als Initiator in Anspruch genommen. Insgesamt blieben Kontakte zu anderen Reichen außer Byzanz jedoch spärlich. Am ehesten sind hier die Einflussnahmen in der Provence beziehungsweise in Arles zu nennen. Hier besaß der Papst kleinere Patrimonien, deren Einkünfte der Bischof von Arles sicherstellen sollte. Die angestrebte Aufsicht des Arlenser Bischofs über die gallischen Bistümer (Vikariat) erzeugte einen regen Briefverkehr (Epistolae Arelatenses), aber keine langfristigen Ergebnisse; allerdings wird die Bedeutung der Merowinger als mögliche neue Orientierung für das Papsttum in diesen Quellen erkennbar.32 Auch Synodalpläne (599) zeitigten keine durchschlagende Wirkung; Chlothar II. setzte 614 verstärkt auf landeskirchliche Strukturen, so dass die Kontakte mit Rom eher auf einzelne Personen beschränkt blieben.
Gregor und „gregorianisch“ – Nachwirkung und Mythos War Gregor I. für die Langzeitwirkungen der Mission auf den Britischen Inseln nur teilweise verantwortlich, so fragt sich allgemein, ob diesem Papst nicht auch viele andere Leistungen unbegründet zugewiesen wurden. War er wirklich der „Vater Europas“, wie Walter Ullmann ihn bezeichnet hat?33 Seine Aktivitäten, die neben Italien vor allem Gallien, Spanien und England betrafen, deuten zwar Neuorientierungen an, ihre Folgen sind jedoch kaum allein aus dem Wirken und den Werken Gregors I. abzuleiten. Eine Würdigung der literarischen Schriften macht insgesamt deutlich, dass Gregor ein in Grammatik, Rhetorik und Dialektik sehr vereinfachtes Latein benutzte, antike Zitate sich nur selten in seinen Werken aufspüren lassen. Dass seine lateinische Prosa bewusst einfach und allgemeinverständlich formuliert ist war angesichts der sprachlichen Voraussetzungen der inzwischen neu christianisierten Gebiete ein notwendiger und wohl auch erfolgversprechender Schritt. Die breite Überlieferung seiner Schriften dürfte außerdem dazu beigetragen haben, dass ihm vieles erst nachträglich zugeschrie-
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter
ben wurde. Ein gutes Beispiel ist der „Gregorianische Gesang“. Die Eigenart römischmelodischer Formen konnte man sich bereits im 9. Jahrhundert nicht mehr anders erklären, als dass man sie auf einen der „wichtigsten Päpste“ des 6. / 7. Jahrhunderts zurückführte. So findet sich in süddeutschen Quellen des 9. Jahrhunderts eine Geschichte dieses angeblich von Gregor I. erfundenen Gesanges, und zahlreiche Vorworte verschiedener Antiphonare schreiben Gregor die Autorschaft zu, obwohl erst Papst Vitalian (657–672) hierzu Wesentliches beitrug.34 Dass seine Gestalt langfristig immer wieder neue Orientierungen legitimierte und damit zugleich mythisch überhöht wurde, zeigen auch die drei verschiedenen Fassungen seiner Lebensbeschreibung.35 Hatten die ältesten noch die Formen klassischer Heiligenviten, so wurde im 9. Jahrhundert eine dritte Vita angefertigt, die nun die Qualitäten Gregors I. auf einer vergleichsweise „intellektuellen Ebene“ herausstrich und damit für spätere Päpste Orientierung bot. Eindrücklich ist das Vorwort dieser dritten Gregorvita, die der Diakon Johannes Hymmonides im Auft rag Papst Johannes’ VIII. verfasste. Das Widmungsschreiben verweist zunächst auf liturgische Bedürfnisse, denn zur Feier der Vigil des hl. Gregor (am 11. März 873) habe keine ausführliche Vita vorgelegen. Die vorhandenen (beiden früheren) Viten des Mönches von Whitby und des Paulus Diaconus seien zu kurz gewesen. Weiter heißt es, Papst Johannes VIII. (872–882) habe den römischen Autor beauftragt, entsprechende Materialien des römischen Archivs zu benutzen; gemeint sind die Jahresbände des Briefregisters, die der Verfasser wohl konsultierte. Johannes Hymmonides unterstreicht weiterhin, er habe die Lebensbeschreibung des Papstes nicht chronologisch, sondern systematisch aufgebaut und außerdem durch bis heute erfahrbare Wunder vermehrt.36 Hier schließt sich ein Kreis: Römische Liturgie und die Benutzung der Registerabschrift führten zu einer neuen Lebensbeschreibung. Und noch etwas Besonderes bietet die dritte Vita: Auf Grundlage von Fresken im römischen Hauskloster Gregors liefert sie eine Beschreibung seines Aussehens sowie das seiner Eltern; hier liegt eines der frühesten Zeugnisse für eine Charakterisierung von Personen vor, die im Ansatz sogar individuelle Züge erkennen lässt: Es wird dann auch in einer kleinen Apsis hinter dem Vorratsraum der Brüder der von der Meisterhand desselben Künstlers auf eine runde Gipsscheibe gemalte Gregor gezeigt. Er hat eine rechte und wohlgebildete Gestalt, ein Antlitz, das zwischen der Länge des väterlichen und der Rundheit des mütterlichen so die Mitte hält, daß es zugleich mit einer gewissen Rundung auf das angenehmste gelängt erscheint. Der Bart ist nach väterlicher Art rötlich und mäßig stark. Das Vorhaupt ist dermaßen kahl, daß er nur in der Mitte der Stirn zwei spärliche, nach rechts zurückgestrichene Löckchen hat. Er trägt eine runde, große Tonsur, schwärzliches, geziemend gekämmtes, bis zur Mitte des Ohrs herabreichendes Haar, hat eine schöne Stirn, hohe und lange, aber schwache Augenbrauen, zwar nicht große, aber offene Augen mit dunkler Pupille, ausgeprägte Tränensäcke. Die Nase geht von der Wurzel der zusammenneigenden Brauen fein auf, wird zur Mitte zu breiter, ist dann ein wenig gebogen und springt am Ende mit offenen Nüstern vor. Er hat einen roten Mund mit vollen und gegliederten Lippen, wohlgebildete Wangen, ein von der Ecke der Kinnladen schicklich vorspringendes Kinn, dunkle und lebhafte Hautfarbe, noch nicht, wie das später eintrat, die Blässe des Magenkranken. Er hat eine sanfte Miene, schöne Hände und feine, zum Schreiben geschickte Finger […].37
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Insgesamt entstand so langfristig ein Bild dieses Papstes, das unter dem Aspekt der Imaginationen und Konstruktionen faszinierend ist, das sich aber oft auch weit von der Wirklichkeit entfernte und durch Erinnerungsvorgänge besonders verformt erscheint. Erst seit einiger Zeit bemüht sich die historische Forschung darum, die Rückführung vieler Neuerungen auf Gregor I. wieder auf ein angemessenes Maß zurückzustutzen, ohne die Wirkmacht der imaginierten Geschichtsbilder zu übergehen.
Nach dem Pontifikat Gregors I.: gegen Byzanz? Ist Gregor der Große nicht zuletzt erst durch seine Nachwirkung „groß“ geworden, so blieb die von ihm begonnene schrittweise Orientierung der Päpste nach Westen hin eine Grundtendenz für das anschließende 7. Jahrhundert. Allerdings verlief dieser Prozess keinesfalls geradlinig und war immer wieder durch ausgesprochen intensive Auseinandersetzungen mit Byzanz gekennzeichnet. Die zeitweise starke Dominanz des Ostens hat sogar dazu geführt, von der „byzantinischen Gefangenschaft“ des Papsttums zu sprechen.38 In dieser Zeit scheinen die byzantinischen Kaiser das Papsttum und den Dukat von Rom teilweise nur als Mittel benutzt zu haben, um eigene Ziele durchzusetzen, insbesondere unter Kaiser Herakleios (610–641). In seine Regierungszeit fällt der Pontifi kat des schon genannten Papstes Honorius I. (625–638), dem wohl die Weiterentwicklung der skizzierten straffen und neuen Organisation der päpstlichen Patrimonien im 7. Jahrhundert vor allem zuzuschreiben ist.39 Dass diese Leistung des Honorius lange Zeit nicht so recht gewürdigt wurde, liegt neben der Überlieferung wohl auch an der Tatsache, dass ein theologisch-kirchenrechtlicher Streit das Bild dieses Papstes verdüstert hat. Es waren dies immer noch Folgen und Probleme der Auseinandersetzung mit Byzanz und mit der Kirche im Osten, die sich aus den konziliaren Festlegungen seit dem fünften Jahrhundert ergeben hatten, dass Christus zwei Naturen (eine menschliche und eine göttliche) besitze. Wegen fortbestehender Widerstände gegen diese Definition vor allem in byzantinisch dominierten Gebieten kam es zu verschiedenen Kompromissangeboten, unter denen der Monenerg(et)ismus und später der Monotheletismus herausragen. Kurz zusammengefasst besagten diese Lehren, in Christus seien zwar zwei Naturen, aber nur eine Wirkkraft (Energie) beziehungsweise ein Wille vorhanden. Byzanz wollte diesen Kompromissformeln durch päpstliche Unterstützung größeres Gewicht verleihen. Honorius I. war sich jedoch wohl der theologischen Probleme der neuen Lehre nicht bis ins Letzte bewusst, als er die Auffassung des Patriarchen von Konstantinopel in Rom bestätigte. Noch im Todesjahr des Honorius erschien ein weiteres Glaubensdekret, die von Kaiser Herakleios verantwortete Ekthesis, mit der die verschiedenen christologischen Streitigkeiten beigelegt werden sollten.40 Im Westen regte sich aber bald Widerstand gegen diese Formulierungen, weil sie den alten Bestimmungen des Konzils von Chalzedon widersprachen. Daraufhin erließ Kaiser Konstans II. 648 ein weiteres Dekret: „Durch göttliche Eingebung erleuchtet wünschen wir die Flamme der Zwietracht zu löschen. Deshalb bestimmen wir für alle unsere Untertanen […], daß von jetzt an die Erörterung, ob Christus einen oder zwei
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Willen besitze, verboten ist. Wer gegen diesen Befehl handelt, wird sich vor dem schrecklichen Gericht Gottes verantworten müssen und darüber hinaus unserer Strafe verfallen, was für einen Bischof die Entlassung, für einen Adligen die Konfiskation seines Besitzes, für einen gewöhnlichen Untertanen Exil und Folter bedeutet“.41 Nach dem Erlass dieser Verfügung, die jede Diskussion von kaiserlicher Seite unterbinden sollte, berief Papst Martin I. (649–653) zu Beginn seines Pontifikates eine Synode in den Lateran (649), auf der ein deutlich anti-byzantinischer Kurs eingeschlagen wurde, denn die Synode lehnte die Formeln des Monenerg(et)ismus und Monotheletismus ab, bekräftigte die alten Festlegungen von Chalzedon und exkommunizierte sogar den Patriarchen von Konstantinopel sowie weitere östliche Geistliche.42 Dies trieb den Konflikt auf die Spitze, weil sich der Widerstand der Synode und des Papstes letztlich gegen ein kaiserliches Gesetz richtete. Da zugleich staatliche Interessen betroffen waren, befahl die kaiserliche Regierung dem Exarchen Olympios, den rebellischen Papst zu verhaften und nach Konstantinopel zu bringen. Es wirft jedoch ein bezeichnendes Licht auf die Machtverhältnisse im Westen des Reiches, dass Olympios, nachdem er in Rom angekommen war, sich mit den dort stationierten kaiserlichen Soldaten gegen den oströmischen Kaiser erhob und sich kurzerhand selbst zum Kaiser des Westens proklamierte. Papst Martin I. stellte sich dem nicht entgegen. Nachdem Olympios bei Kämpfen gegen die Araber 652 getötet worden war, ließ der byzantinische Kaiser Papst Martin I. daher wegen Hochverrates anklagen; der Nachfolger des Olympios in Ravenna setzte den Papst 653 gefangen, seine Truppen verwüsteten den Lateran und nach gut drei Monaten begann in Byzanz einer der größten Schauprozesse des Mittelalters. Die Personen, die eigentlich hätten verklagt werden sollen, das heißt die Offiziere, fungierten als Zeugen der Anklage und retteten mit ihren Aussagen ihre eigene Haut. So war es ein Ergebnis des Prozesses, dass Papst Martin für schuldig befunden, zum Tode verurteilt und nach einer Begnadigung auf die Halbinsel Krim verbannt wurde, wo er bald darauf starb (655).43 In seinen Briefen aus dem Exil zeigte er sich bitter enttäuscht vom römischen Klerus, der inzwischen einen Nachfolger gewählt hatte.44 Das Beispiel Martins I. verdeutlicht, wie gefährlich Widerstand gegen Byzanz im Einzelfall auch im 7. Jahrhundert noch werden konnte. Martins Nachfolger Eugen I. (654–657) wurde unter kaiserlichem Druck gewählt, und die geschilderten Einschüchterungsmaßnahmen in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts führten zu einer gewissen „Byzantinisierung“ des Papsttums in der anschließenden Jahrhunderthälfte. Auch Eugens Nachfolger Vitalian (657–672) konnte sich der byzantinischen Vorherrschaft kaum entziehen. Während seines Pontifi kates kam Kaiser Konstans II. (641–668) sogar 663 noch einmal persönlich nach Rom. Es schien fast so, als ob dieser Kaiser sogar seine Residenz nach Westen verlegen wollte, was angesichts des arabisch-muslimischen Drucks auf Byzanz verständlich gewesen wäre. Allerdings waren die Probleme der verbliebenen byzantinischen Besitzungen in Italien aufgrund der langobardischen Politik ebenso brisant. Waren dies eher machtpolitische Fragen, so wurde Sprengstoff in theologischen Fragen auf dem sechsten allgemeinen Konzil in Konstantinopel 680 / 81 entschärft. Alle Tendenzen, Jesus Christus in irgendeiner Form nur eine Natur zuzuschreiben, wurden abgelehnt;
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damit war der Bezug zum Konzil von Chalzedon wiederhergestellt. Das Konzil, das im Kuppelsaal (troullos) des kaiserlichen Palastes zusammentrat (deshalb wird das Konzil auch als Trullanum I bezeichnet), verkündete die Existenz zweier Willen in Christus und verurteilte alle früheren Gegner dieser Lehre als Ketzer. Zu diesen Gegnern wurde auch der schon erwähnte Papst Honorius I. (625–638) gezählt, der entgegengesetzten byzantinischen Vorschlägen zugestimmt hatte. Die Verurteilung des Honorius hatte ein langes Nachspiel, die „Honoriusfrage“. Nach einer Formel des schon vorgestellten Liber diurnus musste jeder neue Papst künftig zunächst dem Monophysitismus (Einnaturenlehre) und seinen Urhebern abschwören. Und zu diesen Personen gehörte auch Honorius. Bis zum Ersten Vatikanischen Konzil ist der Fall unter dem Aspekt weiter behandelt worden, ob ein Papst (als Person) vom rechten Glauben abgewichen sein konnte und was dies für den Anspruch der apostolischen Sukzession bedeutete.45 Der Konfliktstoff zwischen Ost und West war durch das Konzil von Konstantinopel46 noch nicht endgültig beseitigt, denn eine weitere Konzilsversammlung folgte 692, die wiederum im Kuppelsaal (daher Trullanum II) des kaiserlichen Palastes stattfand. Einige Dekrete dieses Konzils beriefen sich auf frühere Gesetze, die sich indirekt gegen einen eigenständigen Westen richteten. Der Papst war nicht einmal eingeladen worden, wurde aber anschließend zur Unterzeichnung aufgefordert. Papst Sergius I. (687–701) verweigerte die Unterschrift, obwohl ihm das gleiche Schicksal wie Martin I. angedroht worden war. Auch diese Situation führte zu Turbulenzen: Zwei hohe päpstliche Amtsträger, Bischof Johannes von Porto und der päpstliche Ratgeber Bonifaz, wurden festgenommen und nach Konstantinopel gebracht. Die aufgebrachte Menge in Rom hinderte allerdings die kaiserlichen Offiziere und Soldaten daran, Papst Sergius I. selbst festzunehmen. Das Volk soll so erbost gewesen sein, dass der kaiserliche Befehlshaber Angst bekam und sich in seiner Not unter dem Bett des Papstes versteckt haben soll. Weil man des Papstes nicht habhaft werden konnte, wurde Bischof Felix von Ravenna inhaftiert, nach Konstantinopel verschleppt, dort vor Gericht gestellt, verurteilt, geblendet und verbannt.47 Solche Eskalationen lassen sich als ein letztes Aufbäumen deuten, das in einer anderen Lesart die Schwäche von Byzanz und die Stärke Roms belegt. Als wenig später wieder versöhnlichere Töne erklangen, kam es noch einmal zu einem letzten Treffen. Papst Konstantin I. (708–715) wurde zu einem Gespräch nach Konstantinopel zitiert, er folgte der Aufforderung jedoch wahrscheinlich nur unter der Bedingung freien Geleites.48 Es war 710 / 711 der letzte Besuch eines Papstes in der Stadt am Bosporus. Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Papstbesuche auch historisch bedeutend. Papst Konstantin I. weigerte sich aber, irgendwelche inhaltlichen Kompromisse einzugehen. Auch als ein neuer Kaiser in Byzanz, Philippikos Bardanes (711–713), in Rom die Anerkennung des Monotheletismus durchsetzen wollte, blieb er erfolglos. Ein kaiserlicher Gesandter mit dem Befehl, den Papst als Gefangenen abzuführen, scheiterte wiederum an der römischen Bevölkerung, die den byzantinischen Soldaten in einem blutigen Kampf an der Via Sacra entgegentrat. Weiteres Blutvergießen verhinderte nur die Intervention des Papstes. Dies zeigt, in welchem Maße sich die Verhältnisse im Laufe des 7. Jahrhunderts gewandelt hatten. Vielfach wird deshalb auch mit den Jahren 711 / 715
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das Ende der „byzantinischen Epoche“ der Papstgeschichte gekennzeichnet. Allerdings blieb Rom weiterhin formal Teil des byzantinischen Reiches, und Liturgie, Recht und Ritual waren in starkem Maße byzantinisch geprägt. Deshalb sollte man den Einschnitt bei einer umfassenden Würdigung nicht überbewerten.49
Orientierung zum Reich der Franken Die anschließende Zeit von 715 bis 747 lässt sich insgesamt als Übergangsphase bezeichnen, in der das Papsttum verstärkt neue Orientierungen suchte und schließlich bei den Karolingern fand. Diese Neuausrichtung ergab sich auch aus den Streitigkeiten um die Verehrung der Bilder, der im Westen wie im Osten durch die Züge der Muslime umgestalteten politischen Landkarte (711 Überquerung der Meerenge von Gibraltar, 717 Schlacht um Konstantinopel, 732 Schlacht von Tours und Poitiers) sowie der Neutralisierung des Langobardenreiches und der Zusammenfassung päpstlicher Besitzungen und Herrschaftsrechte im Patrimonium Petri. Arabisch-muslimische Bedrohungen und die weiteren Konflikte zwischen Rom und Byzanz hingen zumindest mittelbar zusammen. Der im 8. Jahrhundert dominierende Bilderstreit war begleitet von Auseinandersetzungen um steuerliche Abgaben, da die byzantinischen Kaiser durch die arabischen Eroberungen im Osten wichtiger Einnahmemöglichkeiten beraubt worden waren. Als der Kaiser daher versuchte, die päpstlichen Patrimonien stärker zu belasten, weigerte sich Papst Gregor II. (715–731). Dieser Papst war auch ein wichtiger Kontrahent des Ostens im etwa gleichzeitig ausbrechenden „Bilderstreit“, der durch die muslimische Expansion im Osten eine gewisse Verschärfung erfahren haben könnte. Zwar war gerade im östlichen Bereich die Bilderverehrung schon länger kritisiert worden, aber Kalif Yazid II. hatte 723 für Christen im islamischen Machtbereich sogar ein striktes Bilderverbot ausgesprochen. Als der byzantinische Kaiser 725 nun versuchte, ein allgemeines Bilderverbot zu erreichen, stieß er auf den Widerstand Roms, das kurzfristig mit einer Loslösung vom Reich drohte. Die abweichende römische Position zur Bilderfrage war auch dem unterschiedlichen kulturellen Niveau und den Wirkungsbereichen der Christen im Westen geschuldet, denn gerade für die erst seit kurzem missionierten Völker des Nordens und Westens waren religiöse Bilder mit ihrer didaktischen Funktion zum besseren Kennenlernen des Glaubens vorzüglich geeignet. Entsprechend verteidigte Gregor II. die Bilderverehrung und soll dabei sogar den Kaiser selbst mit den Worten angegriffen haben, dass „der ganze Westen dem Apostelfürsten Treuebeweise liefere, und falls ihr Männer zur Zerstörung der heiligen Bilder herschickt, möchte ich euch lieber warnen: wir werden unschuldig sein an dem Blut, welches dabei vergossen werden wird […] ihr habt kein Recht, dogmatische Satzungen zu erlassen; euer Geist eignet sich nicht für die Lehre, er ist ungeschlacht und kriegerisch“. Der Kaiser soll darauf nur geantwortet haben: „Ich bin König und Priester“.50 Der Streit um die Bilder dauerte weiter an, vor allen Dingen blieben die Positionen im östlichen Reich widersprüchlich, denn das Mönchtum des Ostens war Bildern gegenüber Bildern aufgeschlossen. Dennoch ließ Kaiser Konstantin V. auf einem Konzil 750 die Bilderverehrung für das ganze Reich verbieten.
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Trieb die neue Diskussion, welche viele Gemüter mehr erhitzte als frühere dogmatische Streitigkeiten, die Päpste in die Nähe der „westlichen Völker“? Diese Erklärung greift etwas zu kurz, denn hierfür waren weitere Gründe ausschlaggebend: So wurde diese Hinwendung auch dadurch gefördert, dass die Langobarden zu einer Quelle dauernder Sorge für das Papsttum wurden. Die schon unter Grimoald begonnene Einigungspolitik der langobardischen Teilherschaften erreichte zu Beginn des 8. Jahrhunderts unter König Liutprand I. (712–744) ihren Höhepunkt. In seine Herrschaftsausübung waren bereits viele Romanen eingebunden. Er versuchte, Italien durch die Unterwerfung der duces von Spoleto und Benevent sowie durch Angriffe auf Rom und Ravenna zu einen. Aber erst König Aistulf (749–756) konnte die byzantinische Herrschaft in Mittelitalien weitgehend beenden: 751 eroberte er Ravenna. Als er jedoch auch noch Rom unter seine Oberhoheit bringen wollte, kam es nach vorherigen Sondierungen zu einem offiziellen Hilfegesuch Papst Stephans II. an die Franken. Bereits im Verlauf der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts war die byzantinische Staatsmacht in Person des Exarchen von Ravenna und seiner Beamten zunehmend ausgefallen. Zwar hatte der Exarch Eutychios in der Mitte des 8. Jahrhunderts mit Hilfe des Langobardenkönigs Liutprand seine Hoheit in Teilen Norditaliens nochmals geltend machen können, im römischen Dukat jedoch gab es keinen vom Exarchen eingesetzten dux mehr. Hier bestimmten nun Adel und Papst die Politik, sie waren die neuen Leiter von Heer und Verwaltung. Faktisch war damit der Papst der Regent Roms und des römischen Dukates, obwohl der Kaiser der Souverän blieb. Vor diesem Hintergrund ist der Wunsch nach territorialer Integrität der päpstlichen Herrschaft verständlich, die ab der Mitte des 8. Jahrhunderts sukzessive Wirklichkeit werden sollte.
Neuanfänge Die Zeit von der Mitte des 5. bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts ist durch vielfältige Neuanfänge und gekennzeichnet. Dies war nicht nur durch die grundlegenden politischen Umstrukturierungen in Italien bedingt, sondern auch durch die Entwicklungen in der byzantinischen oder der arabisch-muslimischen Welt. Der Pontifikat Gregors I. mit seiner hervorragenden Überlieferung bietet – vielleicht nicht ganz repräsentative – Einblicke in die Neuausrichtung des Schrift tums und der Verwaltung. Auf antiken Grundlagen entwickelten sich hier neue Positionen und Formen, die auch der neuen Klientel der Christen im Westen Rechnung trugen. Zu diesen Orientierungen gehörten aber auch religiöse Ausdrucksweisen, die stärker der Innerlichkeit verpflichtet waren und damit das Fundament für wichtige monastische Bewegungen legten. Dies geschah unabhängig davon, ob nun Benedikt von Nursia wirklich gelebt hat oder nur ein Konstrukt der Gregor zugeschriebenen „Dialoge“ war. Die Transformation und Anverwandlung spätantiker Formen und Inhalte sowie der Aufbau neuer Netzwerke im 6. und 7. Jahrhundert deuten aber auch darauf hin, dass sich die Ablösung von Byzanz auf dieser Grundlage sukzessive entwickelte.
IV. Die „Anlehnung“ an die Franken (731–882) Kontakt und Distanz: Personen und Strukturen IV. Die „Anlehnung“ an die Franken (731–882)
Das Kapitel könnte aus anderer Perspektive ebenso „Die fortschreitende Ablösung von Byzanz“ heißen, weil sich die Um- oder Neuorientierung der Päpste in mindestens zwei Richtungen über das 8. und 9. Jahrhundert (und darüber hinaus) als ein langer Prozess verfolgen lässt. Man kann mit den ersten Kontakten Gregors III. zu Karl Martell diese Phase beginnen lassen, die über die päpstliche Legitimierung der Karolinger 751 und die Kaiserkrönung Karls 800 bis zu den gemeinhin als groß angesehenen und fast eigenständig agierenden Päpsten in der Mitte des 9. Jahrhunderts reicht. Diese standen aber zugleich – immer noch oder erneut – in Auseinandersetzung mit Byzanz. Papst Nikolaus I., der vielen als exponierter Vertreter päpstlicher Unabhängigkeit gilt, wurde zum Beispiel 867 von einer Versammlung in Byzanz als abgesetzt erklärt. Blickt man auf Liturgie, Zeremoniell, Recht und weitere Aspekte, so blieben die Bezüge zu Byzanz sogar über das 9. Jahrhundert hinaus bestimmend, obwohl gerade unter Karl dem Großen liturgische und rechtliche Vorgaben des Karolingerreiches auch römische Formen langfristig prägten. Insofern sind kulturelle Aneignungs- und Abstoßungsprozesse zu beobachten. Die Päpste dieser Zeit waren zwar nicht allein auf das Karolingerreich und Byzanz fi xiert, wie ein Blick auf die weiteren Teile des orbis christianus zeigen kann, aber die Kontakte des Papsttums zur iberischen und angelsächsischen Welt blieben gegenüber denjenigen zum gesamten Karolingerreich, das immerhin große Teile des heutigen Deutschland und Frankreich, der Benelux-Staaten und Italiens umfasste, eher reduziert. Dennoch entschieden sich päpstliche Führungsansprüche nicht nur im Zusammenwirken und in der Auseinandersetzung mit den Karolingern, sondern in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts auch im Ringen um Einfluss in den slawischen und bulgarischen Ländern, wo das Papsttum vor allem auf konkurrierende byzantinische Interessen stieß. Dabei wurde eine päpstliche Prärogative durch Bittsteller, die ihr Ersuchen um Entsendung von Glaubensboten an den Papst richteten, zuweilen geradezu herausgefordert. Nach wie vor entschied sich aber vieles in Rom selbst, denn die stadtrömischen Familien spannen die Netzwerke, die später einem Papst nützen wie schaden konnten – wie besonders eindrücklich an der Papstgeschichte des 8. Jahrhunderts ablesbar ist. Von den etwa 20 Päpsten der vorgestellten Epoche scheinen einige auch als Person etwas besser greifbar, weil die Überlieferung zu ihnen unter anderem Briefe bereithält,
IV. Die „Anlehnung“ an die Franken (731–882)
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deren Zusammenstellung allerdings oft verschiedenen Absichten der jeweiligen Sammlungen unterlag. Mit Gregor III. (731–741) und dem gelehrten Zacharias (741–752) begegnen letztmals Päpste syrischer und griechischer Herkunft, die jedoch die Annäherung an die karolingischen Franken mitbetrieben haben sollen, die der römische Diakon als Papst Stephan II. (752–757) endgültig vollzog. Dessen Bruder Paul I. (757–767) garantierte zunächst familiäre Kontinuität im Papstamt, die aber bei seinem Tod nicht aufrechterhalten werden konnte, sondern in eine Konkurrenzsituation mündete, in der sich schließlich Stephan III. (768–772), ein Sizilianer und römischer Presbyter, gegen zwei Kandidaten, darunter einen weiteren Favoriten der Langobarden, durchsetzte. Sein Vertrauter Hadrian I. (772–795), der aus römischem Adel stammte, setzte stärker auf die Franken; seine Parteiung und Familie blieben wohl bis in die Zeit Leos III. (795–816), der kein Aristokrat war, einflussreich, wie der Überfall auf Leo 799 verdeutlicht. Leo III. krönte als Papst aber mit Karl erstmals einen (west-)römischen Kaiser. Der auf ihn folgende Papst Stephan IV. (816–817) und Sergius II. (844–847) entstammten der gleichen Familie wie später Hadrian II. (867–872), was gut das Interesse bestimmter familiärer Verbände an der Papstwürde unterstreicht. Paschalis I. (817–824) war vor seiner Wahl Abt von S. Stefano bei St. Peter gewesen, sein Nachfolger Eugen II. (824–827) Archipresbyter von S. Sabina. Nach dem fast unbekannten Valentin (827) erschien Gregor IV. (827–844) öfters an der Seite Kaiser Lothars I. Der schon erwähnte Sergius II. aus der Familie Hadrians II. konkurrierte ganz kurz mit einem Diakon Johannes, nach ihm begegnet mit Leo IV. (847–855) ein Römer, Titelpriester von SS. Quattro Coronati, der mit dem Bau der Leostadt sein Andenken bis heute verewigt hat. Der Römer Benedikt III. (855–858) setzte sich wie sein Vorgänger Leo IV. gegen den ambitionierten und gelehrten Anastasius Bibliothecarius zur Wehr, den sein Nachfolger Nikolaus I. (858– 867) rehabilitierte. Dessen dezidiert formulierte päpstliche Ansprüche führte der genannte Hadrian II. jedoch als „Erbe wider Willen“ nur bedingt fort. Johannes VIII. (872–882) ist vor allem durch eine Teilabschrift seines Registers besser bekannt; nach seinem Pontifi kat nehmen die Quellen zur Papstgeschichte für längere Zeit ab. Chronologisch einteilen lässt sich diese Epoche aus einer politikgeschichtlichen Perspektive am ehesten in die Zeit bis zur Kaiserkrönung Karls 800, in die hochkarolingische Zeit unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen und schließlich die spätkarolingische Zeit nach dem Vertrag von Verdun 843. In sachlicher Hinsicht sind dabei die neuen Strukturen und Phasen des Zusammenwirkens von Karolingern und Päpsten ebenso in den Blick zu nehmen wie die Wirkungsfelder in Rom und außerhalb der Stadt einschließlich der Kontakte zur nichtkarolingischen Welt.
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter
Von byzantinischer Herrschaft zum Bund mit den Karolingern (731–799) Grundstrukturen und Voraussetzungen Die Hinwendung der Päpste zu den Karolingern entstand in einem Kräftefeld, zu dem neben dem Papsttum vor allem Byzantiner, Langobarden und Franken gehörten. Die Angelsachsenmission unter Gregor I., der Sieg des Katholizismus im Merowingerreich sowie die irische und angelsächsische Missionierung auf dem Kontinent und weitere Faktoren erleichterten die Annäherung der Päpste an die neuen Völker des Westens, die Vorgeschichte der päpstlichen Kontakte mit den Merowingerherrschern verdient jedoch sicher noch größere Aufmerksamkeit.1 Rom und die Päpste lösten sich wie bereits unterstrichen zwischen 731 und 774, vielleicht schon etwas früher, also von Gregor II. (715– 731) bis zum Ende der Langobardenherrschaft in Italien, sukzessive von Byzanz, ohne dass dieser Prozess 774 schon völlig abgeschlossen gewesen wäre. Während dieser Zeit gewann die Stadt Rom nicht zuletzt aufgrund verschiedener Bauvorhaben ein immer stärker werdendes päpstliches Gepräge. Ebenso trug der Adel, der sich etwa seit der Mitte des 8. Jahrhunderts zuweilen feierlich als senatus bezeichnete, zum Machtzuwachs der Päpste in Rom bei und versuchte verstärkt, die eigenen Söhne in kirchliche Karrieren zu befördern. Für einzelne Adelsverbände können sogar bestimmte Siedlungskerne innerhalb des Stadtgebietes ausgemacht werden. Die in Byzanz seit dem beginnenden 8. Jahrhundert verschärften, schon geschilderten Auseinandersetzungen um die Bilderverehrung beschleunigten vielleicht den Ablösungsprozess Roms. Da die Päpste einem strikten Bilderverbot nicht folgten, dürften einige in Ostrom verfolgte Mönche, die weiterhin der Bilderverehrung anhingen, als Flüchtlinge nach Rom gekommen sein. In der als „Zeit der griechischen Päpste“ bezeichneten Epoche des ausgehenden 7. und beginnenden 8. Jahrhunderts bestiegen sogar einige „Griechen“, die vor allem aus Syrien oder Palästina nach Rom geflüchtet waren, den römischen Bischofsstuhl. Die Migrationen zeitigten vielfache kulturelle Folgen, aber der persönliche Hintergrund mancher dieser Päpste förderte oft zugleich eigenständige päpstliche Positionen. Die Haltung Roms im Bilderstreit blieb für den Einflussbereich des römischen Bischofs nicht folgenlos, denn der byzantinische Kaiser entzog dem Papst die Jurisdiktion über den Vikariat von Saloniki sowie über Sizilien und Süditalien. Als er seit der Mitte des 8. Jahrhunderts sogar päpstliche Patrimonien in Süditalien und Sizilien beschlagnahmte, beraubte er die Päpste damit wichtiger bisheriger Einflusszonen. Dies betraf die spirituelle Oberhoheit sowie die materiellen Grundlagen. Papst Hadrian I. äußerte sich 791 folgendermaßen über die Verluste in Süditalien: Schon als wir sie [scil. die Kaiser] vor langem zur Wiedererrichtung der heiligen Bilder aufgefordert haben, haben wir auch bezüglich der Diözese der Erzbischöfe und Bischöfe der heiligen, katholischen und apostolischen römischen Kirche protestiert, die sie damals zusammen mit unseren Patrimonien entwendet haben, als sie die heiligen Bilder abge-
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nommen haben; deswegen haben wir sie diesbezüglich ermahnt, diese Patrimonien der heiligen, katholischen und apostolischen römischen Kirche zurückzuerstatten; aber sie haben überhaupt keine Antwort erteilt […].2
Die Reduzierung des päpstlichen Wirkungsbereichs auf Mittel- und Norditalien förderte die neue Orientierung zu den neuen politischen Kräften des Westens. Die Auseinandersetzungen führten jedoch ebenso dazu, dass der Exarch von Ravenna seine Hoheit nur noch in Teilen Norditaliens durchsetzen konnte. Da es in Rom seit der Mitte des 8. Jahrhunderts keinen vom Exarchen eingesetzten dux mehr gab, wurde der erst seit dieser Zeit belegte, als superista bezeichnete Vorsteher des Laterans für die römische Verwaltung immer wichtiger. Römischer Adel und Papst übernahmen damit zunehmend Verantwortung für Heer und Verwaltung, aber auch für die Getreidelieferungen, weil sie nun Rom sowie den römischen Dukat faktisch regierten. In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurden außer dem Verhältnis zu Byzanz drei weitere, eng miteinander verknüpfte Aspekte für die Geschichte des Papsttums bestimmend: 1. das zunehmende Gewicht römischer und mittelitalischer Adelsgruppen, 2. die langobardische Bedrohung und 3. die Verbindungen zu den Karolingern, nachdem diese mit päpstlicher Billigung die Merowinger im Frankenreich abgelöst hatten. 1. Das neu entstehende Kräftefeld machte die „richtige“ Besetzung des Papststuhles für Adelsgruppen noch wichtiger als bisher. Formal wirkten vor allem zwei Gruppen an der kirchlichen und weltlichen Herrschaft der Päpste mit: die iudices de militia und die iudices de clero. Zur ersten Gruppe gehörten die bedeutendsten Vertreter aus Verwaltung und Heer, zur zweiten der primicerius und der secundicerius der Notare, der primicerius der Defensoren, Arkar, Sakellar, Nomenkulator, Vestarar, Vicedominus und der Vorsteher (superista) der Kubikulare. Diese Zweiteilung bleibt aber theoretisch, denn meist versuchten einflussreiche Familien, ihre Vertreter in beide „Gremien“ zu bringen. Von der Besetzung dieser Ämter hing maßgeblich ab, welche „Politik“ der jeweilige Bischof von Rom überhaupt betreiben konnte. Der Papst wurde somit zwar zur wichtigsten Person Roms, aber Adelige und Volk behielten ihr Gewicht, vor allem bei seiner Wahl. Das Ringen des römischen Adels um Einfluss blieb während des gesamten Mittelalters bestimmend; seit dem Pontifikat Pauls I. sollten sich Machtkämpfe römischer Adeliger zunehmend auswirken. Das Gewicht des lokalen Adels ist weiterhin an der Verwaltung der römischen Ländereien seit der Mitte des 8. Jahrhunderts ablesbar. Vielleicht lag einer der Gründe für die Einrichtung der sogenannten – eher in Art einer kirchlichen Grundherrschaft betriebenen – domuscultae durch Papst Zacharias (741–751) darin, den lokalen Adel stärker in seine Schranken zu verweisen. Außerdem war eine Neuorganisation deshalb dringend nötig geworden, weil der wirtschaft liche Rückhalt in Süditalien und Sizilien weggebrochen war, in Rom aber die Versorgung mit Getreide de facto von den Päpsten erwartet wurde. Die Erträge dieser Wirtschaftsbetriebe gingen nach Rom; die Vita Hadrians I. im Liber pontificalis berichtet, dass Lebensmittel in der Portikus des Lateran verteilt wurden.3 Die in den domuscultae arbeitenden Kolonen, Halbfreie, wurden unterschiedlich bezeichnet: als conditionales, tributales, adscripti, censibus adscripti und mansuarii, die Dienste erscheinen als opera, xenia oder angaria.
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2. Neben dem Einfluss verschiedener Adelsgruppen verstärkte sich der langobardische Druck. So hatte insbesondere König Liutprand (712–744) damit begonnen, sein Herrschaftsgebiet auszudehnen. Dies richtete sich zunächst gegen byzantinisch dominierte Regionen im Norden, betraf Rom aber zumindest indirekt. Die Dukate Spoleto und Benevent verbündeten sich mehrfach mit dem Papst gegen die Langobarden. Auch wenn sich die Wogen unter König Ratchis (744–749) wieder glätteten, so bedrohte sein Nachfolger Aistulf (749–756) sogar Rom und wollte im römischen Dukat seine Anerkennung erzwingen. Dies führte Stephan II. zum Hilferuf an die Karolinger. Der weitere langobardische Druck unter König Desiderius (756–774) bewirkte 771 einen Umsturz in Rom; Papst Stephan III. (768–772) wurde genötigt, sich den Langobarden zu fügen. Desiderius bedrängte schon ein Jahr später den neu erhobenen Papst Hadrian I., er solle die Söhne König Karlmanns (768–771) zu Königen salben (und damit indirekt gegen Karl den Großen [768–814] Partei ergreifen). Als 773 Gesandte Hadrians I. bei Karl um militärische Hilfe gegen Desiderius baten, rüstete Karl zum Langobardenkrieg, der noch im selben Jahr begann und 774 mit der Eroberung Pavias, der Absetzung des Desiderius und der Annahme der langobardischen Königswürde durch den Frankenherrscher endete. Deutlich wurde die komplizierte Gemengelage der Interessen in Rom zum Beispiel 767, als nach dem Tod Pauls I. drei Gruppen um den Pontifi kat konkurrierten: die alten Verwaltungsspitzen, eine Parteiung um die bedrängten Grundbesitzer des Umlandes und eine langobardische Gruppierung.4 Mit Stephan III. kam schließlich die erste Fraktion nach harten und grausamen Auseinandersetzungen zum Zuge. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse versuchte Stephan III. mit seinen 769 auf einer Synode erlassenen Bestimmungen zur Papstwahl den Einfluss des höheren Klerus zu steigern und den des Volkes und Adels zu mindern,5 allerdings mit eingeschränktem Erfolg, denn in kaum einer der folgenden Wahlen wurde diese Ordnung erkennbar angewandt. Vielleicht hüllte sich auch deshalb die Vita Hadrians nach dessen Wahl von 772 in Schweigen; sie berichtet jedenfalls keine Details über die Erhebung. Problematisch blieben die Wahlakte aber vor allem deshalb, weil viele der weltlichen Amtsträger inzwischen zumindest zum niederen Klerus gehörten. Ein Papst stammte deshalb in der Regel auch künftig aus einer angesehenen römischen Familie und musste gegebenenfalls die Anhänger seines Vorgängers gewinnen oder zumindest neutralisieren. Im Dekret Stephans III. zur Papstwahl wurden aus der Gruppe der Diakone und Presbyter Kardinäle (unus de cardinalibus presbiteris aut diaconibus) hervorgehoben. Erstmals berichtet auch der Liber pontificalis zu dieser Zeit über sieben Kardinalbischöfe. Sie sollten wöchentlich an der Lateranbasilika den Dienst versehen und sonntags in St. Peter zelebrieren.6 3. Nachdem sich unter dem Langobardenkönig Aistulf der Druck auf die Gebiete des hl. Petrus verschärft hatte, schloss Stephan II., der als erster Papst ins Frankenreich reiste, 754 ein Bündnis mit König Pippin dem Jüngeren. Die Annäherung der Päpste an die Karolinger wird gegenüber anderen Tendenzen der Papstgeschichte wahrscheinlich aber deshalb oft in den Vordergrund gerückt, weil hierzu die Quellen stärker sprudeln. Den Prozess der Orientierung zu den Karolingern dokumentiert unter anderem eine
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Sammlung von Briefen, die Karl der Große 791 zusammenstellen ließ (Codex Carolinus). Es sind fast ausschließlich päpstliche (99) Schreiben an die Karolinger aus den Jahren 739–791. Vielleicht gab es noch einen zweiten Teil mit Briefen von byzantinischen Kaisern, wie man aus der Vorrede ableiten könnte: „Unter der ewigen Regierung unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus im 791. Jahr seit der Fleischwerdung unseres Herrn hat Karl, der herausragende und von Gott gewählte König der Franken und der Langobarden und Patrizius der Römer, im 23. Jahr seiner Herrschaft von göttlichem Rat beeinflusst […] alle Schreiben, die zur Zeit seines Großvaters Karl seligen Angedenkens und des ruhmreichen Vaters Pippin und zu seinen eigenen Zeiten vom höchsten apostolischen Stuhl des Apostelfürsten Petrus oder vom Kaiser an diese gerichtet worden waren, wiederherstellen und neu abschreiben lassen.“7 Jedenfalls bietet das Briefcorpus auch Aufschluss über den Stand der Latinität, die Formen des diplomatischen Verkehrs, vor allem aber zeigt die Sammlung den Willen Karls, die neue Orientierung seines Reichs auch schrift lich zu dokumentieren.
Kontakte mit den Franken bis 754 Verstärkt sind seit der Zeit des Missionars Winfrid-Bonifatius († 754) Bindungen Roms an das Frankenreich festzustellen, denn die angelsächsischen Reformer der fränkischen Kirche hatten römische Ratschläge und Legitimation mehrfach als Richtschnur für ihre Entscheidungen gesucht. Zur Missionierung in Germanien hatte Bonifatius 719 den Auftrag von Papst Gregor II. (715–731) erhalten. Nach der Predigt in Thüringen, Friesland und Hessen reiste Bonifatius 722 zum zweiten Mal nach Rom und wurde dort mit einem Gehorsamseid zum Bischof geweiht, der demjenigen der Bischöfe im römischen Umland entsprach. Bonifatius wurde auch päpstlicher Legat (Gesandter) in Germanien, gründete dort verschiedene Bistümer und fi xierte auf dem Concilium Germanicum (742 / 43) die Kirchenstruktur für das südliche Deutschland. Da römische Entscheidungen immer wieder bemüht wurden, erreichte päpstlicher Einfluss zunehmend Mitteleuropa: Die von Gregor I. zumindest initiierte Missionspolitik auf den Britischen Inseln (vgl. Kapitel III, S. 56 f.) brachte so durch die angelsächsischen Missionare „auf Umwegen“ römische Orientierungen auf den Kontinent. Vielleicht lassen schon die Beschlüsse der römischen Synode von 732 Anzeichen erkennen, dass Gregor II. nicht mehr gewillt war, sich kaiserlichen Vorgaben aus Konstantinopel unterzuordnen. Ob Boten des Bonifatius an dieser Synode teilnahmen,8 bleibt unsicher. Weiterer Handlungsbedarf ergab sich dadurch, dass die Langobarden Rom wiederholt bedrohten. Die Hilferufe Gregors III. an Karl Martell 739 und 740, bei einem erneuten Angriff Unterstützung zu schicken,9 blieben jedoch ohne größere Konsequenzen, weil Karl Martell zum langobardischen Herrscher Liutprand ein relativ gutes Verhältnis pflegte. Unter Papst Zacharias (741–752), dem letzten schreibenden Griechen auf dem Papstthron, kam es zu einem Waffenstillstand mit den Langobarden. Als diese den römischen Dukat 754 jedoch erneut bedrohten, wandte sich Stephan II. (752–757) an die Franken
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und bat um eine Einladung ins Frankenreich. Die päpstliche Annäherung erscheint in den Quellen nicht als einseitiger Prozess, denn gleichzeitig versuchten die Karolinger, ihre de facto königgleiche Stellung als Hausmeier zu legitimieren. Als Pippin der Jüngere 750 / 51 eine Gesandtschaft an Papst Zacharias schickte, um die Herrschaft als König zu übernehmen, soll er zur Bestätigung ein päpstliches Responsum (Antwortschreiben) erhalten haben, in dem der Papst – wohl mit Rückgriff auf augustinische Vorstellungen – betonte, der ordo solle nicht gestört werden und derjenige den Königstitel besitzen, der die Macht habe. So berichten vor allem die Karolingischen Reichsannalen,10 deren hier einschlägige Teile allerdings erst am Ende des 8. Jahrhunderts niedergeschrieben wurden und die damit aus der Rückschau die Anfänge der karolingischen Königsherrschaft sehr einheitlich konstruieren, vielleicht sogar teilweise fi ktiv sind.11 Ob Bonifatius die Salbung, die das neue Königtum sakral untermauern sollte, an Pippin vornahm, ist strittig. Vielleicht berichten dies manche Quellen, weil Bonifatius als Erster den Weg nach Rom geebnet hatte. Für die Papstgeschichte wichtiger sind die Ereignisse von 754, als Stephan II. sich mit Briefen an König Pippin wandte und um Einladung bat. Pippin stimmte diesem Ansinnen zu, vielleicht auch, weil er die Autorität des Papstes für eigene Interessen nutzen wollte. Stephan reiste als erster Papst über die Alpen.12 Auf schwierigen Wegen gelangte er in die Nähe der Königspfalz Ponthion, wo Pippins Sohn Karl, der spätere Karl der Große, ihn Anfang Januar 754 kaiserähnlich empfing. Der Papst traf sodann mit König Pippin zusammen, aber sein Hilfegesuch war im Frankenreich umstritten: Während der König offensichtlich bereit war, den papstfreundlichen Kurs fortzusetzen, stellten sich Teile des fränkischen Adels gegen einen Bruch mit dem Nachbarreich der Langobarden. Wohl deshalb kam sogar Pippins Bruder Karlmann, der sich 747 nach Montecassino zurückgezogen hatte, nach Norden, um mögliche italische Kriegspläne seines Bruders zu verhindern. Pippin ließ ihn in Burgund abfangen und nach Vienne ins Kloster bringen. Zu Ostern (14. April 754) erfolgten in Quierzy weitere wichtige Akte: Neben dem Versprechen der Schwurfreundschaft, dem „Bund gegenseitiger Liebe“, dem Beschluss eines Kriegszuges gegen die Langobarden gehörten wohl Landversprechungen in Mittelitalien (promissio donationis) an den Papst (die nach erfolgtem Sieg zu leisten seien) dazu. Pippin wurde am 28. Juli 754 durch Stephan gesalbt, und ihm wurde die Würde eines patricius (dies war die ranghöchste Position nach dem Kaiser) verliehen. Außerdem salbte der Papst die Söhne Pippins, Karlmann und Karl, ernannte auch sie zu patricii und verbot unter Androhung des Kirchenbannes, jemals einen König aus anderem Hause zu erheben. Die verschiedenen Akte – vom Freundschaftsbündnis über das Schenkungsversprechen bis hin zu Salbung und Patriciuswürde – unterstreichen die Bedeutung, die beide Seiten dem Zusammenwirken beimaßen; sie wurden aber schon damals von König und Papst unterschiedlich interpretiert und werden bis heute kontrovers gedeutet. Für den Papst dürfte neben dem Schenkungsversprechen die Salbung deshalb höchst bedeutend gewesen sein, weil Pippin und seine Söhne hierdurch zum Schutz der römischen Kirche verpflichtet wurden, während die Könige hierin stärker die Legitimation ihrer königlichen Stellung sahen. Gewichtung und Interpretation der ver-
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schiedenen Aspekte13 bedingen die Beurteilung der weiteren Wechselbeziehungen zwischen Päpsten und Frankenkönigen und der in der folgenden Zeit jeweils geforderten Pflichten. In ihrem Handeln bezogen sich künft ige Päpste zweifelsohne situativ auf mehrere Aspekte; jedoch scheint aus päpstlicher Perspektive die Frage des Schutzes vor allem an die Salbung gebunden gewesen zu sein.
Exkurs: Pippinische Schenkung und Constitutum Constantini Bei dem Treffen von Ponthion ging es unter anderem um die (von den Langobarden geraubten) Ländereien und Rechte, die Pippin dem römischen Bischof erstatten sollte. Diese „Pippinische Schenkung“ betraf vor allem den römischen Dukat, der dem hl. Petrus und dessen Nachfolgern vollständig unterstehen sollte. Die weiteren in diesem Dokument genannten Gebiete entsprachen etwa dem Raum, in dem die Päpste bisher kirchlichen Einfluss ausgeübt hatten und den sie nun in ihre weltliche Abhängigkeit bringen wollten oder mussten. Pippin löste seine Versprechungen nach zwei Feldzügen ein und übergab die eroberten Länder in einer Schenkungsurkunde, die in St. Peter hinterlegt wurde (Frühsommer 756). Ob aber ein endgültiges Schenkungsgelöbnis schon 754 oder erst 756 erfolgte, wird diskutiert, und entsprechend sind die späteren Versprechungen Karls von 774 als Wiederholung, Erweiterung oder als fi ktives Programm angesehen worden. Die in der Schenkung genannten Gebiete waren die Keimzelle des Patrimonium Petri, das als „Kirchenstaat“ in unterschiedlichem Umfang bis 1870 Bestand hatte (vgl. Karte 1 im Anhang).14 Umstritten ist, ob schon in dieser Zeit die berühmte Fälschung über die angeblichen Schenkungen Kaiser Konstantins an Papst Silvester I. entstand (Konstantinische Schenkung, Constitutum Constantini) (vgl. Kapitel III, S. 46); zuweilen ist sogar behauptet worden, dieses Schriftstück habe 754 vorgelegen. Weitere Thesen legten die Entstehungszeit in den Pontifi kat Pauls I., manche sogar erst ins 9. Jahrhundert. Sicher kann der Text mit seinen Zuspitzungen nicht vor der Mitte des 8. Jahrhunderts entstanden sein; er zeigt eine gewisse Fixierung auf Byzanz und könnte sich in die Diskussionen um die Ablösung des Papsttums vom Osten gut einordnen.15 Neuere Untersuchungen haben zu einem späteren Zeitpunkt der Zusammenstellung (um 830) geführt, wahrscheinlich in St-Denis (Corbie?).16 Unabhängig von den verschiedenen Vorschlägen zur Datierung und Abfassung bleibt langfristig entscheidend, dass die Fälschung erst seit dem Investiturstreit als Waffe große Bedeutung gewann; sie ist bis ins 15. Jahrhundert, sogar bei Legitimationen der Europäischen Expansion, verwendet worden. Erst im 15. Jahrhundert hat sie der Humanist Lorenzo Valla 1440 als Fälschung nachgewiesen (vgl. Kapitel XII, S. 278).
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Zwischen Rom, Byzanz und Franken: Die Päpste in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts Frankenreich Es ist zwar verlockend, aber zugleich verfälschend, die wichtigen Ereignisse von 754 als Anfang einer zielgerichteten Entwicklung bis zur Kaiserkrönung Karls des Großen zu interpretieren, denn ein Blick auf die stadtrömischen Verhältnisse und auf Byzanz zeigt, wie wechselhaft und verschlungen die Wege sein konnten. Besonders der lange Pontifikat Hadrians I. macht dies deutlich. Ein gescheiterter Eheplan, der die Heirat des Sohnes Kaiser Konstantins mit einer Tochter Pippins vorsah, führte in Rom zeitweise zu höchster Nervosität, insbesondere weil byzantinische Kräfte Pippin zum Eingreifen in den Bilderstreit gewinnen wollten. Es gab einige fränkische Theologen, welche die Positionen von Byzanz favorisierten, wie ein Streitgespräch 766 in Gentilly verdeutlicht. Allerdings konnte diese Theologie auf dem Konzil 769 in römische Vorstellungen „eingebunden“ werden.17 An Ostern (3. April 774) zog Karl der Große nach seinem militärischen Erfolg über das Langobardenreich in Rom ein und wurde dort mit den Ehren eines patricius empfangen. Er erneuerte den Freundschaftsbund seines Vaters und gab Garantien für die „Pippinische Schenkung“. Allerdings unternahm er nicht allzu viel, um diese zu erfüllen. Die Vita Hadrians I. im Liber pontificalis thematisiert Versprechungen, die jüngst eher als Wunschprogramm aus päpstlicher Sicht charakterisiert wurden.18 Warum aber hielt sich Karl nach seinen militärischen Erfolgen nicht an die im Liber pontificalis niedergelegten Versprechungen? Hinderten ihn die verwandtschaft lichen Beziehungen zu den Langobarden, oder sind sie in der Vita Hadriani schlicht falsch aufgeschrieben worden?19 Weiterhin ist denkbar, dass sich Karls Interessen verschoben hatten, nachdem er 774 König der Langobarden geworden war; nur vorher hatte er sich als patrizialer Herr gegen die Langobarden abgegrenzt. Nach der Eroberung von Benevent behielt er sich dieses Gebiet sogar als König aller Langobarden vor. Die jüngeren Annexionen des Desiderius erstattete er, nicht aber Spoleto und Benevent, das seit langem unter langobardischem Einfluss gestanden hatte. Hadrian I. war enttäuscht, und dies zeigt, dass der Papst außerhalb Roms keine zu großen Handlungsspielräume besaß. Konflikte in Pisa, um das Herzogtum Spoleto, um Personalien im Kloster S. Vincenzo al Volturno oder in Benevent und Ravenna sind jüngst erneut umfassend mit dem Ergebnis untersucht worden, dass hier eher der Karolingerherrscher als der Papst die Entwicklungen beeinflussen konnte.20 Papst Hadrian I. bezeichnete den Karolinger 778 trotz seiner höheren Erwartungen in einem Brief als neuen Konstantin, „durch dessen Schenkung die Kirche erhöht worden sei“.21 Erst 781 trug Karl den päpstlichen Ansprüchen teilweise Rechnung, indem er die Herrschaft des damaligen Papstes Hadrian I. vor allem im Dukat von Rom, im Exarchat, in der Pentapolis sowie in der Sabina anerkannte. Dazu gewährte er einige Gebiete im südlichen Tuszien.22 Das Verhältnis verbesserte sich weiter, als Karl 780 / 81
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erneut nach Rom zog und Hadrian I. am 14. / 15. April 781 seinem zweiten Sohn von Hildegard die Taufe auf den Namen Pippin spendete.23 In der Folgezeit beanspruchten die Karolinger allerdings Mitwirkung in theologischen Fragen. Zu den Auseinandersetzungen um die Bilderverehrung und um den sogenannten Adoptianismus (eine in Spanien aufgekommene Lehre, die davon ausging, dass Gottsohn von Gottvater adoptiert worden sei) ließ Karl Theologen aus seinem Reich Stellung beziehen. Die auf einer Synode in Frankfurt 794 gefassten Beschlüsse beschäftigten sich mit beiden Fragen. In Byzanz hatte das zweite Konzil von Nizäa 787 den Bilderstreit beendet. Nach diesen Beschlüssen kam Bildern keine Anbetung (latreia), dafür aber Verehrung (proskynesis) zu. Die in Rom angefertigten Übersetzungen der Konzilsakten ins Lateinische verwischten aber diesen feinen Unterschied – was die sprachlichen Fähigkeiten des damaligen römischen Milieus kennzeichnet – und gaben auch damit den karolingischen Theologen Anlass zur Kritik, die eine solche mangelnde sprachliche Präzision sogar zunächst den Griechen selbst anlasteten. In den Libri Carolini, heute meist Theodulf von Orléans zugeschrieben, wurde eine eigenständige karolingische Position formuliert.24 Die entsprechenden Schriften ließen jedoch Raum, um nicht nur die Bilderfrage zu thematisieren, sondern um Byzanz zu verspotten und demgegenüber Rom und die Päpste hervorzuheben. Das war für den Papst insofern peinlich, als er zumindest durch seine Legaten an den Beschlüssen von Nizäa 787 mitgewirkt hatte. Deshalb bezog Hadrian I. eine eher vermittelnde Position, konnte aber das Konzil in Frankfurt 794 nicht verhindern, das präzise Beschlüsse zur Bilderverehrung fasste.25 Durch seine Theologen beanspruchte Karl somit in theologischen und kirchlichen Fragen Kompetenz und relativierte damit zugleich die Bedeutung Roms.
Römische Verhältnisse Wie bei vielen seiner Vorgänger hatte mit Hadrian I. weniger ein Theologe als vielmehr ein Vertreter des römischen Adels den Papstthron bestiegen. Für die inneren Verhältnisse in Rom ist ein kurzer Blick auf seine Erhebung aufschlussreich, denn diese war maßgeblich durch den primicerius notariorum Theodotus, den Onkel Hadrians, bestimmt.26 Vielleicht stand Hadrian schon nach dem Tod der hohen päpstlichen Amtsträger Christopherus und Sergius an der Spitze einer aristokratischen römischen Gruppierung und konkurrierte sogar mit Paulus Afiarta, einem späteren Vertrauten Papst Stephans III. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass es etwa ein Jahr vor Hadrians Erhebung zu einem Aufstand in Rom gekommen war. In der Folge hatten sich wohl Stephan III. und Paulus Afiarta den Langobarden angenähert. Den Weg zu Hadrians Wahl hatte der genannte Theodotus bereitet, ein ehemaliger dux an der Spitze der Patrimonialverwaltung. Seine Schlüsselrolle in der römischen Verwaltung nutzte er wie schon andere vor ihm. Damit kamen zugleich wichtige Neuerungen in wirtschaftlicher Hinsicht zum Tragen. Hadrian I. stand somit zunächst für den stadtrömischen Adel, karolingischer Ein-
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fluss bei der Wahl ist nicht erkennbar, konnte sich erst später aus der Distanz zu den Langobarden ergeben. Die spätere Neuorientierung der Päpste zu den Karolingern – so wichtig sie langfristig wurde – hatte für die Stadt Rom in der Regel nur dann Konsequenzen, wenn die jeweiligen neuen Beschützer und / oder ihre Vertreter sich dort aufhielten. So kam es zu Bemühungen, in der Nähe von St. Peter eine Kaiserpfalz für die Aufenthalte Karls zu errichten.27 Sichtbarer und im Liber pontificalis mehrfach belegt waren die neuen Formen des Zeremoniells bei den verschiedenen Rombesuchen, die andeuten, wie neue Personengruppen alte Strukturen ablösen konnten. Als Karl der Große 800 in Rom einzog, empfingen ihn unter anderem die scholae peregrinorum (Scholen der Fremden), die sich in Franken, Friesen, Sachsen und Langobarden aufgliederten.28 Unter scholae verstand man in Byzanz eher militärische Verbände, in Rom – neben dem Ort des Unterrichtes – auch Versammlungsorte und schließlich die zugehörigen Personengruppen. Sicher belegt sind die scholae peregrinorum, die wohl zunächst zur Betreuung und Versorgung der eigenen Landsleute in Rom zuständig waren, erstmals 799.29 Indizien erlauben sogar die begründete Vermutung, dass die Scholen von Franken, Friesen, Sachsen und Langobarden ebenso wie die erstmals 790 sicher belegte schola Grecorum schon in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts an institutioneller Kontur gewannen.30 Mit den Scholen war aber außerdem der westliche orbis christianus baulich und personell in der Stadt Rom – genauer: in der Nähe von St. Peter – vertreten. Ein weiterer Aspekt betrifft die Umgestaltung der römischen Sakrallandschaft. Die Schenkungslisten im Liber pontificalis lassen erkennen, welche der römischen Kirchen Hadrian I. und sein Umfeld besonders förderten. Römische Gotteshäuser wurden nicht nur baulich und verschönert, sondern auch mit Reliquien ausgestattet. Aufgrund äußerer Bedrohungen waren viele der früher außerhalb Roms ruhenden heiligen Gebeine in den römischen Stadtbereich übertragen worden. Dies begann im 8. Jahrhundert und zog sich bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts hin.31 Pilger konnten nun nicht mehr nur vor den Toren Roms, sondern auch in den Stadtkirchen wichtige Heiligengebeine verehren. Die gewaltsame Beschaff ung von Reliquien durch Diebstahl oder durch Plünderung, beispielsweise während der Belagerung Roms durch den langobardischen König Aistulf 756, dürfte die neue päpstliche Übertragungspolitik ins Stadtinnere zusätzlich gefördert haben. Die übertragenen corpora blieben aber nicht nur in den stadtrömischen Kirchen, sondern wurden auch zu einem neuen Bindeglied mit dem orbis christianus. Seit Paul I. begann man in Rom, in größerem Maße Reliquien weiterzugeben, nachdem zuvor Reliquienteilungen im Westen meist abgelehnt worden waren. Diese neue päpstliche Haltung seit Mitte des 8. Jahrhunderts wurde zuweilen mit der politischen Neuorientierung des Papsttums weg von Byzanz hin zu den Franken in Zusammenhang gebracht.32 Somit förderten nicht nur Freundschaftsbündnisse und Taufpatenschaften engere Bindungen zwischen den Päpsten und den Frankenherrschern, sondern auch Reliquien, denn sie stifteten Gemeinschaft, weil Schenker und Empfänger sich der Wirkmacht und dem Schutz ihres gemeinsamen Heiligen unterstellten (vgl. unten S. 93–95).33 Diese Phänomene verweisen auf einige „römische“ Konsequenzen, die sich nicht zwingend aus dem Bündnis mit den Karolingern ergaben, die dieses aber zumindest
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begleiteten. Trotz neuer theologischer Kompetenz im Frankenreich blieb Rom in einigen Bereichen richtungsweisend, besonders in Liturgie, Recht und Kirchenorganisation. Zunehmend entwickelte sich die Stadt zum Hort der authentischen Tradition, erschien zumindest vielfach als Orientierungspunkt.34 Hadrian I. hat das neue Verhältnis zu den Karolingern offensichtlich differenziert und nicht in allen Phasen gleichmäßig bewertet; aber verschiedene Gedichte, Inschriften wie das Epitaph und Briefe zeigen, wie sehr er das päpstliche Gebet für die Karolinger hervorhob und wie kontinuierlich er an die Schenkungsversprechen für die römische Kirche erinnerte.35 Das teilweise hieraus resultierende Selbstbewusstsein Karls, der sich als neuer David – als Schützer von Kirche und Reich – sah, war für das Papsttum nicht ohne Sprengstoff, wenn es eine vom Herrscher unabhängige Position erringen wollte. Diese Spannungen sollten unter anderem den Pontifi kat Leos III. bestimmen.
Leo III. – Verfolgter und Coronator Karls des Großen An den Jahren 795–800 lässt sich gut ablesen, wie verschiedene Orientierungen Roms aus dem Gleichgewicht geraten konnten. Der 795 erhobene, neue Papst Leo III. stützte sich auf andere Gruppen als Hadrian I. Als seine römischen Gegner ihn 799 amtsunfähig machen wollten, gelang ihm die Flucht ins Frankenreich. Das Bündnis mit den Karolingern musste seine erste große Bewährungsprobe bestehen. Für das Verhältnis der Päpste zur Stadt Rom zeigen diese Ereignisse, dass trotz aller vorherigen Besuche Karls die Grundstrukturen römischer Politik nicht ohne Weiteres außer Kraft gesetzt werden konnten. Nur ein geschicktes, auf die Führungsschichten Roms Rücksicht nehmendes päpstliches Handeln versprach Erfolg. Mit Leo III. war ein Außenseiter Papst geworden. Schon früh wurde er in der päpstlichen Umgebung erzogen, stach durch Intelligenz und soziales Engagement hervor. Einen Tag nach dem Tod seines Vorgängers Hadrian I. soll er am 26. Dezember 795 von Klerus und Volk gewählt und am Fest des Evangelisten Johannes (27. Dezember) geweiht worden sein. Die schnelle Erhebung mag andeuten, dass seine Anhänger vielleicht die Gunst der Stunde nutzen wollten, um ihren Kandidaten mit einem Überraschungscoup durchzubringen. Leo III. übermittelte kurz nach seiner Erhebung Karl dem Großen (768–814) die Schlüssel vom Petersgrab und das Banner der Stadt Rom. Diese Ehrengaben erinnerten Karl zugleich an Rechte und Pflichten für die römische Kirche und den römischen Dukat. Wegen dieser Bindungen des Empfängers bleibt fraglich, ob Leo damit eine „Oberherrschaft“ des Frankenherrschers anerkannte. Jedoch scheint der neue Papst die Anlehnung an die Franken gesucht zu haben, denn gleichzeitig bat er um die Entsendung eines Boten, der den Treueid abnehmen solle. In den – allerdings nicht häufigen – päpstlichen Urkunden und Briefen wurde außerdem zunehmend nach den Herrscherjahren Karls datiert. Die verschiedenen Baumaßnahmen am Lateranpalast, vor allem am accubitum und am solarium, zeigen jedoch durchaus eigenständige und zugleich römische Impulse
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Die Entsendung der Apostel. Rechts neben der Apsis Christus, Petrus und Konstantin, links Petrus, Leo und Karl. Mosaik im triclinium des Lateran-Palastes, um 796.
Leos III.36 Als programmatisch gelten die im Lateran (triclinium) wohl um 799 / 800 angebrachten Mosaikbilder, die in barocker Umgestaltung sowie in Nachzeichnungen erhalten sind. In der Apsis werden die Apostel zur Missionierung der Welt entsandt, rechts davon überreicht Christus an Petrus die Schlüssel und an Kaiser Konstantin die Fahne, jeweils Symbole für die geistliche und weltliche Gewalt; dies entsprach der Gelasianischen Zweigewaltenlehre. Links übergibt Petrus analog an Leo das Pallium, an Karl eine Fahne. Petrus selbst hatte demnach beiden, Leo und Karl, den Auftrag zur Herrschaft verliehen. Erscheint hier bildlich das päpstliche Programm zum Verhältnis beider Gewalten, das durchaus als konfliktbeladen gelten kann,37 so akzentuiert aus fränkischer Perspektive ein wohl von dem gelehrten Alkuin verfasster Brief Karls, den Abt Angilbert von St-Riquier übermittelte, das Verhältnis anders: „Unsere Aufgabe ist es, allenthalben mit Hilfe der göttlichen Liebe die heilige Kirche Christi gegen Angriffe der Heiden und gegen Verheerung durch Ungläubige mit den Waffen nach außen zu verteidigen und nach innen durch die Erkenntnis des katholischen Glaubens zu stärken. Euch aber, Heiligster Vater, kommt es zu, wie einst Moses, mit zu Gott erhobenen Händen unser Heer zu unterstützen, damit das Christenvolk dank des durch Eure Fürbitte erflehten Segens Gottes über die Feinde seines heiligen Namens immer und überall den Sieg davontrage und der Name unseres Herrn Jesus Christi auf der ganzen Welt verherrlicht werde“.38 In dieser Perspektive unterstützt der Papst vor allem den kaiserlichen Feldherren durch Gebet. Schwierigkeiten in Rom blieben aber bestehen; ab 798 wird dies aus Briefen Alkuins und Arns von Salzburg besonders deutlich, die sich zu Leos Lebenswandel kritisch
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äußern. Bei der Letania Maior, der Bittprozession am Markustag (25. April 799), wurde der Papst schließlich von Gegnern überwältigt, wohl unter maßgeblichem Einfluss des primicerius Paschalis, eines Neffen des verstorbenen Papstes Hadrian I., und des Schatzmeisters, des sacellarius Campulus. Alte Netzwerke schienen weiterhin zu funktionieren. Die Reichsannalen und die ausführlichere Leovita im offiziösen Papstbuch berichten aus der Perspektive des Ergebnisses, der Kaiserkrönung Karls. Deshalb wird die Reise des Papstes ins Frankenreich unterschiedlich bewertet. Nur die Leovita im Liber pontificalis deutet an, dass die Versuche der Gegner, Leo die Augen auszustechen und die Zunge auszureißen, eine wohl geplante Absetzung des Papstes symbolisierten. Die Rückgewinnung des Seh- und Sprechvermögens vermerkt die Vita entsprechend ausführlich als großes Wunder. Aus dieser Perspektive erhielt Leo durch Gott und durch die Fürsprache des hl. Petrus seine Legitimität als Bischof von Rom zurück.39 Erst dann entschied sich der so wieder gerechtfertigte Papst, ins Frankenreich zu reisen; in der päpstlichen Quelle als freier päpstlicher Entschluss, in den Reichsannalen als fränkische Fürsorge dargestellt.40 Leo III. gelangte Mitte September 799 nach Paderborn, das Epos Karolus Magnus et Leo Papa schildert den glänzenden Empfang.41 Auch Leos Gegner kamen dorthin. Jedoch unterscheiden sich die Berichte über die dortigen Verhandlungen. Offensichtlich war die Causa Leonis schwierig. Vielleicht hatten schon vorher karolingische Rechtskundige wie Alkuin und Arn Meinungen ausgetauscht. Zugunsten Leos geltend machen konnten sie vor allem die päpstliche Immunität, den Grundsatz, dass der oberste Stuhl Richter sei, aber nicht gerichtet werde: Prima sedes a nemine iudicatur, so lautete ein auf die Symmachianischen Fälschungen zurückgehender Satz.42 Vielleicht brachte Karl schon in Paderborn ein westliches Kaisertum zur Sprache. Traut man der „Kölner Königsnotiz“, so könnte sogar Byzanz, wo die Kaiserin Irene seit 797 die Herrschaft innehatte, Karl das Kaisertum angeboten haben.43 Die Reichsannalen erwecken den Eindruck von einer Vorbereitungszeit, die vielleicht erklärt, warum Karl erst ein Jahr später als Leo nach Rom zog. Er hatte erst noch zu tun, empfi ng zum Beispiel weit angereiste Gesandtschaften. Die Annalen zeichneten damit das Bild eines universalen Herrschers, dem nur noch der Kaisertitel fehlte. Mit fränkischem Geleit gelangte Leo schließlich wohl Ende November 799 wieder nach Rom. Jedoch gab es ein Jahr später in den Wochen vor Karls Kaiserkrönung nochmals rechtliche Klärungen. Der Papst reinigte sich am 23. Dezember 800 durch einen (aus der Distanz betrachtet umstrittenen) Eid.44 Die Zeiträume der Beratungen deuten an, wie hart die vorangegangenen Verhandlungen gewesen sein müssen. Als Karl im November 800 nach Rom kam, ließ ihn der Papst – in der Perspektive der Reichsannalen – wie einen Kaiser empfangen. Nicht nur im Umkreis Karls gab es Vorstellungen über ein westliches Kaisertum, sondern auch Leo III. hatte seine Sicht über das Verhältnis beider Gewalten zum Beispiel in den schon genannten bildlichen Darstellungen dokumentiert. Wessen Vorstellungen setzten sich schließlich durch, als Leo III. am Weihnachtstag Karl, nachdem dieser sich vom Gebet erhoben hatte, krönte? Die Antwort bleibt kontrovers. Die viel zitierte Bemerkung Einhards in seiner Vita Karls, der Herrscher hätte die Peterskirche an diesem Tag nicht betreten, wenn er von
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den päpstlichen Absichten gewusst hätte, mag andeuten, dass Form und Ausrichtung der Zeremonie eher der päpstlichen „Regie“ und byzantinischen Traditionen verpflichtet waren und weniger den Vorstellungen Karls und seiner Umgebung entsprachen.45 Leo scheint an diesem Tag bestimmend gewesen zu sein. Nach dem Liber pontificalis „machte“ der Papst den Kaiser, er krönte und salbte. Obwohl bis zum 23. Dezember 800 noch von Karl ausgesprochen abhängig, konnte Leo den Ablauf der Kaiserkrönung offensichtlich stark beeinflussen, obwohl sich die widersprüchlichen Quellen nicht zu einem völlig einheitlichen Bild fügen. Ob der Papst sogar einen neuen Kaiser brauchte, um seine Widersacher wirkungsvoll bestrafen zu können, hängt davon ab, wie verbindlich in Rom das Gesetz beachtet wurde, das um 740 der oströmische Kaiser Leon III. (717–741) und sein Sohn Konstantin V. (741–775) erlassen hatten: Nur der Kaiser dürfe Hochverräter richten. Die erste Amtshandlung des neuen Kaisers war jedenfalls der Prozess gegen die Majestätsverbrecher, die zum Tode verurteilt, aber auf päpstliche Fürsprache hin begnadigt wurden.46 Leo III. unterlag auch nach 800 einem anhaltenden karolingischen Einfluss. Die Verhandlungen über das Kaisertum mit Byzanz führten weitgehend die Karolinger (sogenanntes Zweikaiserproblem); seinen Sohn Ludwig ließ Karl 813 ohne päpstliche Beteiligung zum Mitkaiser erheben. Setzte der Papst aber in kirchlichen Fragen eigene Akzente? Nur bedingt, denn seit den Auseinandersetzungen um den Adoptianismus dominierten fränkische Theologen die Diskussionen des Westens. Karls Theologen blieben auch in der Entscheidung um das filioque, also über die Frage, ob der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgehe, bestimmend. Nach einem Streit im Ölbergkloster bei Jerusalem wandten sich die fränkischen Mönche an Leo III. mit der Frage, ob das filioque im Glaubensbekenntnis unverzichtbar sei. Der Papst hielt an der Tradition fest, das filioque im Glaubensbekenntnis wegzulassen. Für ihn war dies jedoch eine zweitrangige Frage, weil das Credo in Rom nur bei der Taufl iturgie gesungen wurde, während es im Frankenreich zu jeder Sonntagsmesse gehörte. Karl der Große ließ von seinen Theologen auf einer Aachener Synode 809 die Verwendung des filioque als rechtmäßig bestätigen.47 Leo III. akzeptierte dies zwar, sprach sich aber gegen eine Einfügung in das Glaubensbekenntnis aus. Auf die Praxis im Frankenreich konnte Leo III. keinen Einfluss ausüben, wenngleich er seine Position deutlich machte, denn wohl schon vorher (wohl 807) hatte er das althergebrachte nicaeano-konstantinopolitanische Symbolum auf zwei Silbertafeln in Griechisch und Lateinisch in der Peterskirche anbringen lassen.48 Langfristig setzte sich dennoch die fränkische Entscheidung auch in Rom durch: Karolingische, nicht römische Festlegungen prägten somit die späteren Auseinandersetzungen zwischen Ost- und Westkirche. Eigenständiges päpstliches Handeln gelang am ehesten, wenn Streitfälle direkt an den Papst herangetragen wurden. Über diese Entscheidungen wissen wir jedoch kaum etwas aus römischen Quellen, für die Leovita des Liber pontificalis blieb ein Papst vor allem Bischof von Rom. Sind hier Schwerpunkte erkennbar? Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit dem stadtrömischen Adel werden seine Fördermaßnahmen auf der rechten Tiberseite interessant. Die schon erwähnten scholae peregrinorum bildeten auch Verbindungsglieder
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zwischen dem orbis christianus und der Ewigen Stadt; ihre Kirchen und ihre Zentren lagen in der Nähe von St. Peter. Dieses Gebiet befestigte Leo III. erstmals mit Mauern und wertete damit einen Teil außerhalb der alten Stadt Rom auf, indem er ihn als eine päpstliche Einflusszone in das Ensemble der Stadt einbezog. Diese Politik setzte nach Leo III. vor allem Leo IV. (847–855) erfolgreich fort. Möglicherweise bezieht sich sogar der Name dieser 852 eingeweihten civitas Leoniana oder Leonina auf Leo III. und nicht auf Leo IV. Mit diesen Maßnahmen versuchte Leo III. vielleicht, alte Strukturen des römischen Stadtadels teilweise aufzubrechen. Von den Scholen der Fremden verweist die schola Saxonum auf Beziehungen zu den Britischen Inseln, die auch durch den sogenannten Peterspfennig unterstrichen werden. 797 soll Papst Leo III. König Offa II. von Mercien als Stifter der Jahresabgabe von 365 Mankusen an den Nachfolger Petri bezeichnet haben.49 Ansonsten berichtet die Leovita fast ausschließlich von Leos Bemühungen um die Kirchen Roms. Neuere Forschungen50 haben das System dieser Schenkungen genauer erfasst und sogar die beschriebenen Bildprogramme auf den Textilien analysiert, die vielleicht sogar theologisch-dogmatische Akzente setzten und diese visualisierten. Geschenke und Reisen banden Rom und das Patrimonium Petri enger an die Päpste; somit handelten diese wie viele andere lokale Machthaber in Italien. Aber der Papst war reicher als viele seiner Konkurrenten: Dies belegen viele Gaben, Kelche, liturgische Bücher oder wertvolle Stoffe. Dass Leo III. besonders großzügig schenken konnte, hing wahrscheinlich auch mit Karls großen Zuwendungen anlässlich der Kaiserkrönung zusammen, zu denen vielleicht Teile des von Karl erbeuteten Awarenschatzes gehörten. Das Bild des jeweiligen Papstes als oberster Schenker in Rom blieb in den Papst viten des Liber pontificalis bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts bestimmend. Wie sehr der fränkische Einfluss in Rom von der Person Karls abhing, zeigen die Entwicklungen nach Karls Tod (28. Januar 814). Grundsätzlich gewann Leo nun an Bewegungsfreiheit. Als sich neue Adelsverschwörer gegen ihn verbanden, wurden diese 815 ohne kaiserliche Mitwirkung als Majestätsverbrecher verurteilt. Kein Karolinger, sondern der Papst selbst leitete nun den Prozess. Zwar untersuchte Karls Enkel Bernhard († 818), dem 812 die Königsherrschaft über Italien übertragen worden war, die Angelegenheit, und der Papst schickte Erklärungen an Kaiser Ludwig den Frommen (814– 840), aber dabei blieb es.51 Diese letzte Episode zeigt zwar Leos Selbstbewusstsein, deutet allerdings auch an, dass der Papst am Ende seines Pontifi kates immer noch nicht unangefochten in Rom regierte. Jedoch lag hier eher ein strukturelles Problem, das vor allem auf fehlende Netzwerke und konkurrierende römische Familien und Parteiungen verweist. Sein Nachfolger Stephan IV. (816–817), der wie die späteren Päpste Sergius II. und Hadrian II. einer sehr vornehmen römischen Familie entstammte, soll die Gegner Leos III. begnadigt haben.52 Der Streit des römischen Adels um die Cathedra Petri, die immer nur punktuelle Einflussnahme eines mächtigen oder profilierten patricius oder Kaisers deuten an, dass es noch lange dauern sollte, bis sich das päpstliche Amt aus diesen regionalen Bezügen befreien konnte, die im Übrigen nie ganz verschwanden. Gleichzeitig ordnet sich aber die Kaiserkrönung Karls in einen größeren Prozess ein, in die Lösung des Papsttums aus
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byzantinischen Bindungen und in die Hinwendung zu den Franken. Das Rom Leos III. verharrte in byzantinischen Traditionen bei den Bauten, im Zeremoniell, bei Absetzungsriten, Reinigungseid, Majestätsverbrecherprozess. Karolingische Formen ersetzten diese Prägungen nicht direkt, nicht ohne Widerstand oder ohne Brechungen; sie griffen eher manches auf oder veränderten es. Deshalb wurde Rom in dieser Zeit nicht nur ein besonders wichtiger Raum für kulturelle Aneignungs- und Abstoßungsprozesse, sondern auch für Misch- und Hybridformen.
Papsttum und Frankenreich bis zum Vertrag von Verdun Die Ordnung der italischen Verhältnisse (Hludowicianum und Constitutio Romana) Dass die Nachfolger Leos III. bis zum Jahr 844 gegenüber den Karolingern wieder stärker eigene Vorstellungen entwickeln und teilweise durchsetzen konnten, lag auch daran, dass sie nicht mehr Karl den Großen, sondern Ludwig den Frommen (814–840) oder dessen Sohn Lothar I. (817 / 840–855) zum Partner oder als Gegenüber hatten. Nach dem Tod Leos III. 816 wurde Lothar als Nachfolger Bernhards von Italien nach blutigen Auseinandersetzungen ohne päpstliche Beteiligung erhoben. Jedoch krönte Stephan IV. (816–817) Ludwig den Frommen 816 in Reims zum Kaiser.53 Das Verhältnis von Kaiser und Papst wurde mit dem Nachfolger Paschalis I. (817–824) genauer in einer Urkunde festgelegt, die nach Ludwig dem Frommen zumeist als (Pactum) Hludowicianum bezeichnet wird.54 Sie knüpfte an ältere Schutz- und Freundschaftsversprechungen an und garantierte dem Papst die römischen Kirchengüter und Hoheitsrechte, die einzeln aufgeführt wurden. Es ging außerdem um die freie Wahl des römischen Bischofs und der notwendigen Bestätigung durch den fränkischen Herrscher, was die früheren Wahlanzeigen nach Byzanz ersetzte. Insgesamt wurden recht große Freiheiten für den Papst festgelegt. Das Hludowicianum gehört zu den „Kaiserpakten“, also denjenigen Abmachungen, die künftig meist anlässlich der Kaiserkrönung zwischen Kaiser und Papst vereinbart wurden. Sie schlossen an die Bestimmungen der Pippinischen Schenkung an und regelten entsprechend territoriale Anliegen, aber auch Fragen der Papsterhebung. Die wichtigsten erhaltenen Abmachungen dieser Art sind das Hludowicianum (817) und das Ottonianum (962), die letzte bekannte stammt von 1020.55 Teilweise wurde – so beim Ottonianum – eine Prunkausfertigung an der Confessio von St. Peter hinterlegt. Insgesamt glichen die Bestimmungen der Kaiserpakten römische und fränkische Interessen aus. In Rom bestimmte nun zunehmend wieder der Papst, der es allerdings wenig später sogar geschehen ließ, dass zwei römische Parteigänger der Franken im Lateran ermordet wurden. Infolgedessen hielt man später päpstliche Gesandte im Frankenreich fest.56 Vielleicht wurden deshalb auch 824 die Bestimmungen des Hludowicianum noch unter Lothar I., dem Sohn Ludwigs des Frommen, der das Unterkönigtum Italien innehatte, präzisiert. 823 hatte Papst Paschalis I. den Karolinger Lothar I., der
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schon 817 von Ludwig nach byzantinischem Vorbild zum Mitkaiser erhoben worden war, in Rom erneut zum Kaiser gekrönt, unter dessen Nachfolger, Eugen II., wurde die Constitutio Romana beschlossen.57 Die neun Kapitel gingen wesentlich genauer als das Hludowicianum auf die praktische Herrschaftsausübung ein. Sie legten im Einzelnen fest: 1. die Sicherheit derjenigen, die unter dem speziellen Schutz von Papst oder Kaiser standen, 2. das Verbot von Plünderungen zu Lebzeiten oder nach dem Tod des Papstes, 3. die Papstwahl durch die Römer, 4. die Bestellung zweier missi (eines päpst lichen und eines kaiserlichen), die dem Kaiser über die Rechtsprechung Bericht erstatten sollten, 5. die Möglichkeit der Römer, ihr jeweiliges Recht selbst zu wählen, 6. die Erstattung der widerrechtlich, teilweise mit Billigung des Papstes entfremdeten Kirchengüter, 7. das Verbot von Räubereien und Gewalttaten an den Grenzen, 8. die kaiserliche Kontrolle der iudices und schließlich 9. die Forderung des Gehorsams gegenüber dem Papst. Anschließend folgt noch der Text eines Treueides, den der jeweilige Papst dem Kaiser vor dessen missus und dem Volk schwören solle. Die neuen Vereinbarungen trugen den Stempel von aktuellen Auseinandersetzungen und bezogen sich stärker als das Hludowicianum auf die Stadt Rom. Es ist in der Forschung über die Bedeutung und das Verhältnis beider Dokumente zueinander gestritten worden; insgesamt begründeten sie eine stärkere Verrechtlichung der Beziehungen von Papst und Kaiser, obwohl künftige Konflikte damit nicht grundsätzlich vermieden wurden. Betrachtet man die Erhebungsberichte der Päpste in der folgenden Zeit, die Rombesuche der Herrscher oder die Kaiserkrönungen, so scheint der Papst auch durch diese Bestimmungen insgesamt an Terrain gewonnen zu haben, obwohl dies stets vom jeweiligen Gegenüber abhing, denkt man an die Konflikte bei den Erhebungen 844, 847 oder 855.58 Die Constitutio gehört aber indirekt in den Rahmen einer von 61 (62) Bischöfen besuchten römischen Synode im November 826, in der Anregungen der karolingischen Kirchen in den dort erlassenen Kanones aufgegriffen wurden.59
Gregor IV., das Frankenreich und die pseudo-isidorischen Fälschungen Der schon im Herbst 827 gewählte, aber erst nach kaiserlicher Zustimmung im Frühjahr 828 geweihte Gregor IV. hatte von allen Päpsten des 9. Jahrhunderts die Cathedra Petri am längsten inne († 844). Der Liber pontificalis hebt wie bei anderen Päpsten auch bei ihm die Sorge um Bauten und Kirchen der Stadt Rom hervor und bemerkt nur knapp, dass und wie sich der Papst auf Bitten Lothars in die kriegerischen Streitigkeiten zwischen Kaiser Ludwig dem Frommen und seinen Söhnen in der Auseinandersetzung auf dem „Lügenfeld“ bei Colmar 833 einschaltete, was insgesamt zu einem Misserfolg führte.60 Der zunehmenden Bedrohung durch sarazenische Piraten versuchte er dadurch entgegenzutreten, dass er beim römischen Hafen Ostia eine Befestigung anlegen ließ, die später nach seinem Namen Gregoriopolis genannt wurde.61 Diesem Beispiel – das seit Konstantin mit dem kaiserlichen Namen für Konstantinopel grundgelegt war – sollten Leo IV. (civitas leonina und Leopolis) sowie Johannes VIII. (Johannopolis) folgen (siehe unten S. 87).
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In Gregors Pontifi katszeit legt die jüngere Forschung inzwischen die Entstehung der pseudo-isidorischen Fälschungen.62 Dieses Werk ist bis heute umstritten, manchen gilt es immer noch als der größte Betrug der Weltgeschichte und als Grundlage für das päpstliche Machtstreben, wie gut aus den Diskussionen auf dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 / 71 hervorgeht. Der Autorname (Isidor Mercator) ist ein Pseudonym. Die Zusammensteller der Schriften nutzten damit die Autorität einer bekannten Person, Isidors von Sevilla. In diesem Sammelwerk finden sich viele normative Verlautbarungen des Apostolischen Stuhles. Unterscheiden lassen sich vier Hauptteile: 1. die Collectio Hispana Gallica Augustodunensis, eine bearbeitete Rechtssammlung aus dem westgotischen Gallien, 2. die Capitula Angilramni, eine angebliche Sammlung von Rechtssätzen Papst Hadrians I. für Bischof Angilram von Metz († 791), 3. die Kapitulariensammlung des Benedictus Levita, 4. die Dekretalen des Isidor Mercator, die echte sowie größtenteils gefälschte oder verfälschte Konzilsbestimmungen und päpstliche Dekretalen von der Frühzeit bis zu Gregor dem Großen († 604) enthalten. Die Texte mischen Echtes und Falsches, kürzen, erweitern oder spitzen zu. Vor allem der vierte Teil, der anfangs im Frankenreich, später in Rom rezipiert wurde, ist für eine Papstgeschichte wichtig. Wenn auch nicht ein Ziel, so scheint zumindest eine Folge gewesen zu sein, die Stellung der Bischöfe zu stärken. Sie wurden durch manche Bestimmungen dem Zugriff der Erzbischöfe entzogen und mussten in den eigenen Diözesen nicht mehr die Konkurrenz der Chorbischöfe (Land- bzw. Hilfsbischöfe) fürchten. In diesem Zusammenhang gewann der Papst als wichtige Appellationsinstanz an Gewicht, denn eine der zentralen Botschaften bestand darin, dass nicht die Erzbischöfe, sondern der Papst – entsprechend den Bestimmungen des Konzils von Sardika (343) – wichtige Angelegenheiten (causae maiores) entscheiden sollte, wie zum Beispiel zwei Auszüge verdeutlichen: Papst Anaklet, 1, 17: „Auf Befehl des Erlösers (selbst) haben die Apostel angeordnet, daß in allen Sachen von größerer Wichtigkeit und Schwierigkeit die Bischöfe an den apostolischen Stuhl appellieren sollen […]“ Felix II., 2, 13: „Zu ihm (gemeint ist Papst Julius I., 337–352; die Stelle bezieht sich auf die Synode zu Sardica 343) als dem Haupt der ganzen Welt habt ihr eure Zuflucht genommen, wie es immer diesem heiligen Stuhl (gemeint ist der römische Stuhl) zugekommen ist.“63 Mit Zielrichtung und Überlieferung hängen die vielfachen Thesen und Vermutungen zur Entstehung zusammen. Lange Zeit vermutete man hinter dem Werk allgemein den Kreis von Klerikern, der von Erzbischof Ebo von Reims (816–835; 840–841) geweiht, aber von dessen Nachfolger Hinkmar (845–882) zurückgesetzt worden war. Inzwischen haben neue Handschriftenstudien ergeben, dass wohl Corbie die Heimat der Zusammensteller war und dass Paschasius Radbertus an deren Spitze gestanden haben könnte. Dies entsprach politischen Entwicklungen im Frankenreich um 835, die zu einer Neutralisierung kirchlicher, teilweise für die Reichseinheit eintretender Reformkreise geführt hatten.64 Neben der Frage nach den Urhebern bleibt diejenige nach den Wirkungen. Anfangs wurden vielleicht einige Gedanken oder Passagen der Sammlung tagespolitisch verwen-
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det. Schon Florus von Lyon 838 und wenig später Hinkmar von Reims haben die Texte oder Teile der Sammlung erwähnt bzw. gekannt.65 Rothad von Soissons soll die pseudoisidorischen Dekretalen 864 nach Rom gebracht haben; 871 wurde in päpstlicher Umgebung vielleicht erstmals aus der Sammlung zitiert.66 Trotzdem wurden die dort niedergelegten Rechtssätze zugunsten des Papsttums und päpstlicher Vorrechte in größerem Maße erst ab dem 11. Jahrhundert genutzt. Weil Entstehungsanlass und Wirkungen zu unterscheiden sind, ist die Sammlung kaum (wie zuweilen geschehen) einfach als Zeugnis päpstlichen Machtstrebens zu bezeichnen. Auch diente sie nicht als Hebel, um später das „Papalsystem“ in Gang zu setzen, denn Schriften wirken vor allem dann, wenn ein Umfeld zur Rezeption bereitet ist. Insofern boten die zusammengestellten Dekretalen zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten, waren aber nicht selbst der Motor für päpstliche Machtansprüche.
Macht und Ohnmacht der Päpste im zerfallenden Karolingerreich Die nach dem Vertrag von Verdun (843) vollzogenen Teilungen im Karolingerreich wirkten auch auf die Papstgeschichte zurück. Vorerst blieb das Kaisertum weitgehend mit dem regnum Italiae verbunden; dies betraf zunächst noch die Karolinger wie Lothar I., Ludwig II., Karl den Kahlen und Karl III., sodann jedoch auch eher in Italien lokal agierende Herrscher wie die Spoletiner (Wido, Lambert). Diese Entwicklung brachte es mit sich, dass die italischen Probleme zunehmend ohne Unterstützung der transalpinischen Teilreiche gelöst werden mussten, zum Beispiel die Bedrohung durch die Sarazenen. Diese Gefahr für Rom und das Patrimonium Petri beschäft igte Leo IV. (847–855), nachdem die Sarazenen 846 erstmals St. Peter geplündert hatten. Unter Johannes VIII. (872–882) wurde der Druck der Sarazenen erneut massiv. Der meist als überragende Gestalt des 9. Jahrhunderts bezeichnete Papst Nikolaus I. (859–867) führte das Papsttum zu einer relativ starken Unabhängigkeit, indem er in byzantinischen Auseinandersetzungen um den Patriarchen Photios Stellung bezog und auch für verschiedene Streitfälle des Westfrankenreiches Entscheidungsgewalt beanspruchte. Vor allem in der Frage nach der Gültigkeit der Ehe Lothars II. entschied er indirekt über das Ende des lotharingischen Mittelreiches (869) mit. Erst nach Johannes VIII., dessen Pontifi kat aufgrund einer überlieferten Teilabschrift seines Registers als der mit am besten dokumentierte des 9. Jahrhunderts bezeichnet werden kann, begann eine Zeit relativ kurzer Pontifi kate, die eine neue Phase einleiteten.
Kaisertum Der Karolinger Ludwig II. nahm seit 844 zunehmend die Rolle Lothars I. in Italien ein. Der Vertrag von Verdun regelte nach den Bruderkriegen die Aufteilung des karolingischen Frankenreiches unter drei Brüdern. Schon die Tatsache, dass dieser Vertrag in Rom hinterlegt wurde, deutet an, welches Gewicht päpstliche Autorität für
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die karolingische Staatlichkeit gewonnen hatte. Für die Päpste waren aber vor allem diejenigen Karolinger entscheidend, die dem regnum Italiae vorstanden und entsprechend auch in Rom Einfluss ausübten; nach der zwiespältigen Erhebung des Papstes Sergius II. kam Ludwig II. nach Rom, vielleicht um den neuen Papst zu bestätigen. Der Papst krönte ihn 844 zum König der Langobarden.67 Kaiserliche Hilfe benötigten aber sowohl Sergius II. als auch sein Nachfolger Leo IV., weil die Abwehrkämpfe gegen die Sarazenen die Päpste und die Stadt Rom allein überfordert hätten. So blieb der selbstbewusst auftretende Papst Leo IV. – soweit dies aus den überlieferten Brieffragmenten, aus Bauwerken, Liturgie und weiteren Hinweisen deutlich wird – auf die Zusammenarbeit mit den Kaisern angewiesen. Leo IV. erhob Ludwig II. sogar an Ostern 850 zum Kaiser;68 damit war die Perspektive verbunden, dass der Papst die Kaiserkrone auch künftig vergeben sollte, hatten doch die Nachkrönungen Ludwigs des Frommen und Lothars I. zunächst nur den Anspruch eines päpstlichen Erhebungsaktes aktua lisiert.69 Die Sicherung des später als Leostadt bezeichneten Gebietes um St. Peter auf dem rechten Tiberufer durch eine große Mauer gelang unter Aufbietung großer Kräfte; die Kaiser waren hieran beteiligt, wurden als Bauherren auf den Inschriften miterwähnt. Die Eigenständigkeit Ludwigs II. zeigte sich bei der „Doppelwahl“ 855, aber auch in Auseinandersetzungen mit Nikolaus I. und Hadrian II. Die kaiserlichen Züge gegen die Sarazenen nach Süditalien waren durchaus erfolgreich, im Februar 871 nahm Ludwig Bari ein. Mit diesen Aktionen versuchte Ludwig II., Teile Süditaliens in sein Reich zu integrieren. Byzanz, dessen Einfluss in manchen Gebieten Süditaliens fortbestand, wollte der Kaiser mit einem Heiratsbündnis für seine Tochter Irmingard gewinnen. Obwohl dies scheiterte, zeugt ein Brief (871) an den byzantinischen Kaiser Basileios I., den vielleicht Anastasius Bibliothecarius verfasst hat, von einem starken Selbstbewusstsein, das vielleicht ganz bewusst stilisiert wurde.70 Als Ludwig II. aber 875 ohne Nachfolger starb, stellte sich auch für Johannes VIII. die Frage, wer künftig das regnum Italiae regieren und gegebenenfalls das Kaisertum erlangen könnte. „Machte“ nun der Papst endgültig den Kaiser? Die in verschiedenen Reichen agierenden Karolinger verfolgten unterschiedliche Interessen, die schon vor Ludwigs Tod zu Verhandlungen zugunsten Karls des Kahlen und Karlmanns geführt hatten. Es kann als eine Neugewichtung der Verhältnisse in Italien angesehen werden, dass der Wille des Papstes nach dem Tod Ludwigs II. für die Zukunft des italischen regnum entscheidend wurde. Allerdings spielten auch Zeitfaktoren eine Rolle, denn gegenüber Karl dem Kahlen kamen die von Angilberga favorisierten Ostfranken Karlmann und Karl etwas zu spät nach Italien. Am 25. Dezember 875, am gleichen Tag wie Karl der Große und damit in hohem Maße symbolisch aufgeladen, wurde Karl der Kahle zum Kaiser erhoben, gesalbt, gekrönt und akklamiert. Die päpstliche Regie war offensichtlich entscheidend, und der mächtige westfränkische Erzbischof Hinkmar von Reims fürchtete sogar einen zu großen päpstlichen Einfluss. Als Geschenk könnte Karl an Papst Johannes VIII. damals die „Bibel von St. Paul“ gewidmet haben; auch soll der Th ron, die heute noch in der Apsis von St. Peter stehende „Cathedra Petri“, ein Geschenk Karls des Kahlen gewesen sein.71 Auf dem Rückweg wurde Karl der Kahle in Pavia (Februar 876) zum italischen König
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gekrönt, und im gleichen Jahr fand in Ponthion ein wichtiges Konzil samt Reichsversammlung auch im Beisein päpstlicher Legaten statt.72 Trotz dieser päpstlichen Dominanz bei der Kaiserkrönung Karls des Kahlen wurde Johannes VIII. der zahlreichen Probleme in Italien kaum Herr. Gegen die Sarazenen leistete der neue Kaiser Karl der Kahle keine Hilfe mehr. Die Spoletiner und andere Aufständische bereiteten zudem Probleme in Rom und Umgebung, so dass Johannes VIII. 878 sogar auf dem Schiffsweg nach Frankreich aufbrach, eine Reise, die in einem Konzil in Troyes gipfelte, auf dem zwar wichtige Weichen gestellt wurden, aber keine langfristige Orientierung der Päpste auf das Westfrankenreich hin festgeschrieben wurde.73 Auch nach seiner Rückkehr war Rom in einem nicht allzu gefestigten Zustand. Es blieb dabei: Kaiser halfen als Schutzherren offensichtlich nur, wenn sie an Ort und Stelle waren.
Überlieferung und Primatsvorstellungen Denn seit dem seligen Gregorius (dem Großen) bis auf den gegenwärtigen Tag scheint kein Bischof von allen, die in der Stadt Rom zur Hohenpriesterwürde erhoben wurden, jenem gleichgestellt werden zu dürfen. Den Königen und Tyrannen gebot er und beherrschte sie durch seine Autorität, als ob er der Herr der Welt gewesen wäre […], so daß man mit Recht glauben mag, daß, von Gott erweckt, in ihm für unsere Zeit ein zweiter Elias erstanden ist, wenn auch nicht dem Leibe, so doch dem Geiste und der Tugend nach.
So charakterisiert Regino von Prüm am Ende des 9. Jahrhunderts rückblickend Papst Nikolaus I.74 In der späten Karolingerzeit sind neben Nikolaus mehrere markante Päpste hervorzuheben; so gab sich zum Beispiel Papst Leo IV. (847–855) gegenüber Byzanz selbstbewusst, wenn er die Beschwerden von sizilischen Bischöfen aufgriff und erklärte, dass nur der römische Stuhl das Ehrenzeichen des Palliums in „ganz Europa“ vergebe.75 Dieses Ehrenzeichen mit liturgischem Charakter (ringförmige Wollstola, von der mit Kreuzen geschmückte Streifen nach vorne und hinten herabhängen) ging auf die römische Beamtenschärpe zurück. Es wurde vom Papst getragen, aber seit dem 9. Jahrhundert für die Erzbischöfe zunehmend verpflichtend, die um das Pallium in Rom selbst nachsuchen mussten. Vor der Übergabe wurde das Pallium auf das Petrusgrab gelegt und versinnbildlichte damit die Verbindung der Erzbischöfe mit Rom. In begleitenden Papsturkunden wurden die mit dem Tragen der Insignie verbundenen Rechte geregelt. Der Pontifi kat Johannes’ VIII. ist durch die Abschrift einiger Registerbände bestens dokumentiert; bei dem insgesamt überragenden Nikolaus I. zeichnet die breite Überlieferung von Briefen in verschiedenen Sammlungen für ein differenziertes Bild verantwortlich, die seine Vorstellungen eines päpstlichen Primates gut erkennen lassen. Dazu bedurfte es jedoch zunächst der Möglichkeiten zur schrift lichen Intervention. So berichtet die Nikolausvita im Liber pontificalis: „Zu Zeiten des seligsten Bischofs wurden so viele und große Anfragen aus verschiedenen Provinzen […] an den apostolischen Stuhl gerichtet, wie aus früheren Zeit überhaupt noch nie erinnerlich war“.76 Die Überlieferung dieser Anfragen sowie der entsprechenden Antworten in verschiedenen Brief-
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sammlungen bestimmten das Bild Nikolaus’ I.; besonders bekannt sind einige größere Konfliktfälle, die Italien, das Westfranken- und Mittelreich, aber auch Byzanz betrafen. Nikolaus zwang den zunächst von Kaiser Ludwig II. unterstützten Erzbischof Johannes VII. von Ravenna, der in römische Rechte eingegriffen hatte, zur Unterwerfung (861). Gegenüber Erzbischof Hinkmar von Reims versuchte der Papst, den Vorrang des päpstlichen Entscheides vor der Synodal- und Metropolitangewalt durchzusetzen, indem er Streitfälle des Bischofs Rothad von Soissons und einiger Reimser Kleriker aufgriff. Die päpstliche Haltung im Ehestreit König Lothars II. gipfelte in der Absetzung der den König unterstützenden Erzbischöfe von Trier und Köln (863). Von 861 bis 867 währte die Auseinandersetzung mit Byzanz, die sich ab 866 durch die Konkurrenz um die Missionierung Bulgariens verschärfte. In allen diesen Streitfällen entschied der Papst aber nicht nur, sondern er begründete seine Urteile mit Zitaten aus früheren päpstlichen Äußerungen, zum Beispiel von Leo I. oder Gelasius I. Dies zeigt wie verläßlich das Archivierungssystem in Rom gewesen sein muss. Aus solchen Schreiben jedoch zu schließen, dass Nikolaus ein Vorläufer der hochmittelalterlichen päpstlichen Weltherrschaft gewesen sei,77 bleibt problematisch. Zumindest begründeten diese Ansprüche keine längerfristige praktische Umsetzung. Deshalb lässt sich im Falle Nikolaus’ I. unmittelbar die Frage nach Anspruch und Wirklichkeit stellen. Allerdings macht die Überlieferung zu seinem Pontifikat deutlich, dass die Bedeutung eines Papstes sich auch aus der Nachwirkung erschließt, denn viele Passagen seiner Briefe gingen in spätere Rechtssammlungen ein und trugen damit zu einem – freilich erst später deutlichen – Führungsanspruch Roms bei. Für das 9. Jahrhundert bleibt jedoch die Frage berechtigt, welche Machtposition ein Papst in dieser Zeit aufgrund der strukturellen Voraussetzungen in der Praxis überhaupt erreichen konnte.
Mittel der Herrschaft – Rom und Italien Neben den seit der Mitte des 9. Jahrhunderts häufiger werdenden Interventionen der Päpste im orbis christianus bot die Stadt Rom ein wichtiges Aktionsfeld, die Bau- und Geschenklisten in den Viten des Liber pontificalis erschließen. Auch bestimmten Parteiungen weiterhin die politischen Auseinandersetzungen. Papst Sergius II. konkurrierte gegen einen römischen Diakon und wurde am Ende seiner Pontifikatszeit zeitweise von seinem Bruder ersetzt; die Spannungen im päpstlichen Umfeld lassen zwei verschiedene Fassungen der Sergiusvita gut erkennen.78 Dass Papst Leo IV. sich energisch durchsetzte, zeigt die Auseinandersetzung mit Anastasius Bibliothecarius, einer der profi liertesten und intellektuell gebildetsten Gestalten Roms in der Mitte des 9. Jahrhunderts. Anastasius sollte später in der „Kanzlei“ Nikolaus’ I. und seiner Nachfolger vor allem bei der Abfassung von Briefen eine wichtige Rolle spielen. Er war zeitweise ein Parteigänger des Kaisers Ludwig II. und hatte 848 unzulässigerweise seine römische Titelkirche S. Marcello verlassen. Ob seine Ambitionen weiter reichten und Leo IV. damals sogar wieder eine stärkere Annäherung an Byzanz in Betracht zog, kann man vermuten, jedoch nicht beweisen. Mehrmals geladen, wurde der päpstliche Konkurrent nach wiederholtem
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Nichterscheinen und Urteilssprüchen endgültig auf einem römischen Konzil im Dezember 853 verurteilt und mit dem Anathem (dem Bann bzw. Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft) belegt. Über den Toren von St. Peter ließ Leo IV. die Urteilssentenz sogar als Inschrift anbringen, machte die Niederwerfung von Opposition damit öffentlich und sichtbar.79 Nach dem Tod Leos IV. im Sommer 855 kam es zu einer schismatischen Wahl, denn Anastasius wurde von einer weitgehend kaiserlichen Parteiung nach Rom geschickt, wo er die Inschriftentafeln mit seiner Urteilssentenz zerstören ließ, um dann den Papstthron im Handstreichverfahren zu „besetzen“. Die verschiedenen symbolischen Akte erwähnt der Liber pontificalis ausdrücklich. Klerus und Volk hatten zuvor schon Benedikt III. gewählt. Erst nach langen Auseinandersetzungen lenkte die kaiserliche Parteiung ein.80 Neu an diesem Schisma war gegenüber früheren strittigen Wahlen, dass nun einer der Kontrahenten auf Seiten des Karolingers Ludwig II. stand, der allerdings fast ausschließlich in Italien agierte und deshalb einflussreich wurde. Es scheint nicht von ungefähr, dass die erste Urkunde, die der schließlich siegreiche Benedikt III. (855–858) für das Kloster Corbie einen Tag nach seiner Weihe ausstellte, eine der eindrücklichsten Arengen (Einleitungspassus in Urkunden und Briefen) dieser Zeit enthält, die den Führungsanspruch Roms bei diesem sonst wenig in Erscheinung tretenden Papst ausdrückt: Weil es bekannt ist, daß der Bischof des römischen Sitzes das Haupt und der Vorsteher (princeps) aller Kirchen Christi ist und an Stelle des Apostelfürsten Petrus handelt, dem Christus den Prinzipat für die Kirche übertragen und gesagt hat: Du bist Petrus und auf diesem Fels werde ich meine Kirche bauen und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben (Mt. 16,18), bleiben bei keinem Gläubigen Bedenken, daß wir allen Kirchen unsere Sorge zukommen lassen und für das Heil, den Frieden und die Ruhe aller Gläubigen in Christo sorgen müssen, damit Schlechtes verbessert, Richtiges bekräft igt, Verdorbenes wiederhergestellt, Intaktes aber bewahrt wird.81
Auch nach den besonders tiefgreifenden Wirren 855 brachen immer wieder Auseinandersetzungen aus; erinnert sei an die Streitigkeiten unter Papst Johannes VIII. zum Beispiel mit dem ambitionierten Formosus, der zeitweise Bischof von Porto war, 876 verurteilt wurde, 883 sein Bistum wiedererlangte und 891 sogar Papst wurde. Der Schwerpunkt päpstlichen Handelns lag insgesamt und trotz eines zunächst – der Briefe und der insgesamt freilich seltenen Reisen wegen – anderen Eindrucks vor allem in Rom und im Umland. Dies ist an vielfachen Bauaktivitäten abzulesen. Instandsetzungen an den alten Aurelianischen Mauern und die Anlage von Befestigungen um St. Peter wurden angesichts der Sarazenenverwüstungen 846 durch Leo IV. mit großem Aufwand bis 852 beendet. Außerdem heben die Papstviten wiederholt die Reparaturen der für das tägliche Leben wichtigen Wasserleitungen der Stadt hervor, die inzwischen aber oft auch zur Heranführung des Taufwassers dienten.82 Aus den reichhaltig genannten Objekten zur Ausstattung von Kirchen und Klöstern haben jüngere Studien unter anderem Schlüsse darauf gezogen,83 welche Gebiete innerhalb der Mauern Roms inzwischen wichtiger geworden waren. Ergänzt werden die Notizen durch neue archäologische Befunde, die andeuten, wo innerhalb der alten
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Mauern weiterhin gesiedelt wurde oder welche Orte im Patrimonium Petri einzelne Päpste förderten. Manche Bauten waren nach den massiven Bedrohungen durch die Sarazenen als Abwehr- und Schutzmaßnahmen in Angriff genommen worden. Trotz gelegentlicher kaiserlicher Hilfe kämpfte der Papst gegen die Bedrohungen oft allein oder mit italischer Unterstützung, so Leo IV. bei einer Abwehrschlacht in Ostia (849).84 Das Fehlen eines in Italien präsenten Kaisers machte sich vor allem nach dem Tod Ludwigs II. (875) bemerkbar. Seit dieser Zeit schloss der Papst zeitweise Bündnisse mit den kleineren süditalischen Herrschaften wie Gaeta, Neapel oder Amalfi, weil die Hilferufe an den Kaiser verhallten. Manche Papstschreiben enthalten sogar konzeptionelle Formulierungen zu den Kämpfen gegen die Muslime, sie bildeten eine gedankliche Grundlage für spätere Äußerungen in der Kreuzzugszeit.85 Trotz der schon über ein Jahrhundert andauernden Orientierung zu den Karolingern gab es wiederholt erkennbare griechenfreundliche Stimmungen in Rom, wie eine Gerichtssitzung in Rom 855 erkennen lässt;86 auch blieben byzantinische Formen im Zeremoniell präsent. Der Lateran wurde als Palast nach byzantinischem Vorbild ausgestattet, vor dem Lateran wurde Recht gesprochen, die dort aufgestellten sedilia waren aus (für Kaiser angemessenem) Porphyr gearbeitet. Dazu traten die zahlreichen Prozessionen und liturgischen Akte, die sich an byzantinische Traditionen anlehnten. Das institutionelle Umfeld der Päpste scheint sich nicht grundlegend geändert zu haben. Allerdings lassen gerade die Überlieferungsquantitäten von Briefen – durch Sammlungen oder Registerabschrift – vermuten, dass die Anfänge einer Institutionalisierung zumindest kurzfristig weiter fortschritten. Nikolaus I. klagte mehrfach über die nicht abreißenden Anfragen, verlangte in verschiedenen Schreiben von wartenden Boten größere Geduld bis zum Empfang ihrer Briefe oder redete gar von einer Osterpause, die die Abfassung von Schriftstücken verhindert habe.87 Krankheit und Amtsunfähigkeit konnten ausgeglichen werden, so am Ende des Pontifikates Sergius’ II., als dieser von seinem Bruder Benedikt ersetzt wurde. Dass Benedikt in einer zweiten Vita des Liber pontificalis als brutal, dumm und wenig sittenstreng galt, wofür das römische Volk mit der Strafe der Sarazenenzüge gebüßt habe, zeigt als eindrückliche Ausnahme, dass die Viten dieses Buches in der Regel geschönt waren.88 Auch liturgisch blieben die Päpste im gesamten Raum der Stadt Rom präsent. Des Festtags wegen begann Nikolaus I. die Rehabilitation Rothads von Soissons in der Kirche S. Agnese,89 und Johannes VIII. stellte mit Blick auf die Vigilfeier des hl. Gregor fest, dass die bisherigen Viten durch eine neue (dritte) ergänzt werden sollte,90 die der Diakon Johannes Hymmonides verfasste. Dies führt zu einem kurzen Blick auf die kulturelle Blüte Roms in den 870er Jahren. Waren in der Zeit zuvor das Karolingerreich und danach dessen Nachfolgereiche vor allem in geistiger Hinsicht vielfach tonangebend gewesen, so ist in den 870er Jahren eine bedeutende literarische Gruppe in Rom belegt. Für eine Geschichte der Päpste sind vor allem Anastasius Bibliothecarius, der neben griechischen Werken auch verschiedene Konzilsakten übersetzte, und der Diakon Johannes Hymmonides, der sich ebenso die griechischen Traditionen aneignete, wichtige Namen. Insgesamt wurden mit verschie-
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denen Werken zugleich Antike und griechische Traditionen für Rom zunehmend nutzbar gemacht, denn zu den literarischen Aktivitäten gehörten Übersetzungen aus dem Griechischen ins Lateinische. In diesen Zusammenhang ordnen sich Überlegungen zum Ende des alten Liber pontificalis ein. Für die letzten Viten – insbesondere diejenigen Nikolaus’ I. und Hadrians II. – sieht man von der Sonderstellung des letzten Fragments zu Stephan V. ab – ist jüngst die Autorschaft des Johannes Hymmonides erneut in die Diskussion gebracht worden.91 Hier könnte – nimmt man die in dieser Zeit entstandene dritte Vita Gregors I. hinzu – eine neue Form päpstlicher Autorität konzipiert worden sein, deren Zukunft allerdings nach dem Tod Johannes’ VIII. 882 zunächst nicht weitergeführt werden konnte.
Der Osten: Byzanz, Bulgarien und Mähren Wurden schon unter Leo IV. und Benedikt III. – hauptsächlich wegen einiger sizilischer Bischöfe – Streitigkeiten mit Byzanz ausgetragen, so spitzten sich diese im Pontifi kat Nikolaus’ I. zu, als im Konflikt der beiden Patriarchen Ignatios und Photios Rom eine Schiedsrichterrolle gewann. Nachdem ein politischer Umschwung (856) in Byzanz Bardas, einen Onkel des Kaisers Michael (842–867), an die Macht gebracht hatte, resignierte der bisher am Hof favorisierte, der rigoristischen Mönchspartei angehörige Patriarch Ignatios nach mehreren Zusammenstößen mit Bardas. An seine Stelle trat der gelehrte Photios, der allerdings unter Missachtung der kanonisch vorgeschriebenen Zeiträume vom Laien zu den geistlichen Würden eines Patriarchen erhoben wurde. Als byzantinische Gesandte mit dessen Antrittsschreiben 860 in Rom erschienen und um die Entsendung päpstlicher Vertreter zu einem Konzil baten, bestimmte Papst Nikolaus zwar Legaten, kritisierte jedoch die unkanonische Erhebung des Photios und forderte päpstliche Rechte über den Vikariat von Thessaloniki zurück. Die päpstlichen Legaten stimmten in Konstantinopel – wahrscheinlich eigenmächtig – einer Verdammungssentenz über Ignatios zu, jedoch wies Nikolaus I. die aus Byzanz eingetroffene Rechtfertigung zurück. Anhänger der ignatianischen Gegenpartei aus Byzanz bestarkten dann den Papst wohl darin, auf einer Synode (863) dem Patriarchen Photios alle geistlichen Würden abzusprechen und Ignatios zu bestätigen. Dies führte in der Folge zu einem Austausch zahlreicher scharfzüngiger Schreiben.92 Einen weiteren Akzent brachte der Streit um Bulgarien. Der 864 in Kontantinopel getaufte Bulgarenfürst Boris erbat 866, vielleicht um sich aus einer Abhängigkeit von Byzanz zu lösen, römische Glaubensboten, jedoch erlaubte Nikolaus dem Bischof Formosus von Porto nach dessen ersten Missionserfolgen nicht, sein angestammtes Bistum zu verlassen und Bischof in Bulgarien zu werden. Auf Anfragen aus Bulgarien antwortete Nikolaus mit einem großen Lehrschreiben in 106 Kapiteln (Responsa).93 Diese Antworten wurden zwar aus einem aktuellen Bedürfnis verfasst, sind aber zugleich eine Zentralquelle für päpstliche Auffassungen und Ansprüche in dieser Zeit. Die Kapitel sprechen neben pastoralen Aspekten liturgische und rechtliche Probleme an und berühren dabei nicht polemisch, aber doch abgrenzend indirekt Streitfragen zwischen Rom
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und Byzanz. Offensiver werden die Responsa zum Beispiel bei der Erläuterung der Patriarchate (Kapitel 92 f.). Gegenüber den anderen Patriarchaten sei Konstantinopel weder eine Apostelgründung noch in den Synodalakten von Nizäa erwähnt, sondern werde des Namens nova Roma wegen und vor allem durch Gunst des Herrschers Patriarchat genannt. Wahrscheinlich aufgrund des eskalierenden Konflikts in Bulgarien unternahm Photios nach mehreren Briefwechseln einen letzten Schritt und ließ Nikolaus I. auf einer Synode im Sommer 867 absetzen und exkommunizieren. Fast gleichzeitig rief er im Herbst 867, nachdem er von Anschuldigungen der Griechen gegen römische Gebräuche in Bulgarien gehört hatte, zu einem Konzil der westlichen Kirche und indirekt zur Abfassung von theologischen Streit- bzw. Verteidigungsschriften auf.94 Die anlässlich des Konzils von Worms (868) auf Wunsch des Papstes formulierte Antwort des Westens auf die „Torheiten der Griechen“ schloss mit den Worten, dies sei gegen die Häresie der Griechen und deren gedankenlosen Tadel zu sagen. Damit erreichten die seit 860 andauernden Auseinandersetzungen zwischen Ost- und Westkirche einen vorläufigen Höhepunkt. Ähnlich wie die im gleichen Zusammenhang auf Empfehlung von Papst Nikolaus I. († 870) entstandenen Werke des Mönches Ratramnus von Corbie († ca. 870) und des Bischofs Aeneas von Paris stellte die in Worms vorgelegte Streit- und Verteidigungsschrift die im Westen geläufigsten Argumente gegen abweichende Gebräuche der Griechen zusammen.95 Diese aus aktuellem Anlass angefertigten Dokumente lassen indirekt erkennen, wie sehr die römische Leitungsfunktion zumindest bei einer bestimmten Gruppe im Frankenreich anerkannt war. Unter Papst Hadrian II. (867–872) änderte sich die Situation. Ein abrupter Machtwechsel in Byzanz (Kaiser Basileios I.) und die Restitution des Ignatios führten zur Verurteilung des Photios 869 in Rom und anschließend in Konstantinopel (869 / 870, VIII. ökumenisches Konzil)96, jedoch dauerte dieser Sieg des Papsttums nicht lange, denn unter Johannes VIII. setzten sich die Auseinandersetzungen fort. Nach dem Tod des Ignatios (877) gelang es Photios nochmals, Patriarch zu werden, und er wurde auf einer weiteren Synode in Konstantinopel (879–880) bestätigt; Papst Johannes VIII. wollte an dessen Anerkennung Bedingungen knüpfen, die aber nicht beachtet wurden.97 Der Streit mit Byzanz lässt vor allem in seiner Phase unter Nikolaus I. gut erkennen, wie argumentierende Schreiben der Päpste in konkreten Konflikten dazu führten, die eigenen Ansprüche immer deutlicher hervortreten zu lassen. Die in den frühen Briefen erkennbare Vorstellung von Photios als einem Abweichler, den zurückzuholen in die Gemeinschaft Aufgabe des Papstes sei, führte etwa ab 865 zunehmend zu einer Ausgrenzung mit teilweise pauschalen Vorurteilen. Diese Position entwickelte sich aber stärker aus der Reaktion heraus; dabei war manches außerdem der zunehmend spitzen Feder des Anastasius Bibliothecarius zuzuschreiben. Die Ausgrenzung der Griechen aus der christlichen Gemeinschaft als Häretiker und Gegner erfolgte erst 867 / 68 in Beantwortung der griechischen Vorwürfe, die im Kern auf den schon 809 im Frankenreich behandelten Streitpunkt des filioque (siehe oben, S. 78) zielten. Dass sich der Papst in dieser Situation an die Franken um Hilfe wandte, scheint insofern folgerichtig. Als Nikolaus aber den Norden in die Auseinandersetzung einbezog, stand der Teil der
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Kirche, in der die lateinische Sprache benutzt wird, wie Nikolaus an Hinkmar von Reims schrieb, dem griechischen Osten, gegenüber.98 Schon zu Beginn des Pontifi kates Hadrians II. und verstärkt unter seinem Nachfolger Johannes VIII. rückte die mährische Mission in den Vordergrund.99 Auch hier bestand Konkurrenz zu Byzanz. Anders als in Bulgarien, das langfristig dem westlichen und päpstlichen Einfluss verloren ging, auch weil Nikolaus I. und Hadrian II. den Bulgaren den gewünschten Römer (erst Formosus, dann Marinus) als Erzbischof verweigerten, waren die Päpste in Mähren erfolgreicher. Schon 863 hatte der Herrscher des „Großmährischen Reiches“, Rastislaw, von Byzanz Glaubensboten erbeten, vielleicht auch um Missionsversuchen aus dem Ostfränkischen Reich ein Gegengewicht gegenüberzustellen. Entsandt wurden die aus Saloniki stammenden Brüder Konstantin-Kyrill und Method. Beide übersetzten die ostkirchliche Liturgie sogar ins Slawische mit eigens dafür entwickelten Schrift zeichen. Als die beiden Missionare 867 nach Rom berufen wurden, brachten sie Papst Nikolaus I. ein wertvolles Geschenk: die Gebeine des hl. Clemens, also einer der Päpste, die als erste Nachfolger Petri gelten. Nachdem Kyrill und Method sich den päpstlichen Weisungen für eine Fortsetzung der Mährermission unterstellt hatten, gestattete Nikolaus I. sogar den Gebrauch der slawischen Kirchensprache.100 Hadrian II. weihte Method zum Bischof von Pannonien und Mähren, jedoch ließ Johannes VIII. später das Slawische als Kirchensprache verbieten.101 Dies stärkte langfristig den Einfluss ostfränkischer Glaubensboten. Die Schüler des Method wichen nach Osten (zu den Serben und Russen) aus und boten mit ihrer Schrift das Vorbild für die spätere „kyrillische“ Schrift. Die Auseinandersetzungen bzw. Kontakte mit Byzanz, Bulgarien und Mähren führten zwar zu unterschiedlichen Ergebnissen, eröffneten jedoch zugleich Aktionsräume, die besonders ein Papst wie Nikolaus I. nutzte und ausfüllte. Die teilweise sehr offensiven päpstlichen Positionen konnte der Verfasser zahlreicher Briefe, Anastasius, aber auch deshalb formulieren, weil Schreiben der päpstlichen Vorgänger ihm durch die Tradition von Schrift lichkeit und Archivierung zur Verfügung standen.
Beziehungen zum westlichen orbis christianus Will man die Beziehungen zu den weiteren Mächten des westlichen orbis christianus charakterisieren, so bleiben im Wesentlichen die Reiche des alten Karolingerreiches, denn Kontakte nach Spanien oder England sind nur spärlich belegt. In Lotharingien, einem Teil des 843 entstandenen Mittelreichs, wo seit 855 Lothar II., einer der drei Söhne Lothars I., herrschte, kam es zum „Ehestreit“. Lothar war mit Theutberga verheiratet, aber aus dieser Ehe war kein Thronfolger hervorgegangen. Deshalb hatte er sich Waldrada zugewandt, die ihm einen Sohn namens Hugo gebar. Lothar II. versuchte deshalb, die Ehe mit Theutberga zu lösen. Auf Aachener Synoden, an denen die Erzbischöfe von Trier und Köln führend beteiligt waren, wurde die Ehe mit Theutberga 860 geschieden und 862 als nicht rechtmäßig anerkannt, so dass der Weg zu einer Ehe Lothars mit
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Waldrada frei schien.102 Der mächtige Erzbischof Hinkmar von Reims widersetzte sich jedoch, Theutberga widerrief ihr Geständnis, Unzucht begangen zu haben, und appellierte an den Papst. Eine neue Synodalverhandlung in Metz (863) urteilte zugunsten Lothars. Eine gegenteilige römische Entscheidung im Oktober 863 führte jedoch zur Absetzung der geistlichen „Drahtzieher“, der beiden Erzbischöfe von Trier und Köln.103 Lothar II. suchte Unterstützung bei Ludwig II., während die beiden Onkel, Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle, ein Bündnis schlossen und ihren Neffen aufforderten, sich dem päpstlichen Spruch zu beugen. Damit nutzten sie als mögliche Erben die päpstliche Entscheidung indirekt auch für eigene Interessen. Der Papstlegat Arsenius zwang Lothar II. 865, Theutberga wieder zu sich aufzunehmen. Ein Jahr später versuchte Lothar II. jedoch, Theutberga abzufinden und sie dazu zu bewegen, selbst beim Papst um Auflösung der Ehe nachzusuchen. 869 erschien Lothar II. schließlich vor Papst Hadrian II. in Rom / Montecassino,104 starb aber auf dem Rückweg ins Frankenreich in Piacenza. Neben den politischen Implikationen in den karolingischen Teilreichen (Sicherung der Nachfolge, Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Kontrahenten) bleiben die selbstbewussten Reaktionen Nikolaus’ I., der mehrfach grundsätzlich Stellung bezog, bemerkenswert. Päpstliche Äußerungen zur Ehe in seinen Briefen gingen in spätere Rechtssammlungen ein; weiterhin griff der Papst in synodale Entscheidungen ein und beschnitt sogar den Handlungsspielraum der Metropoliten. Um den Nachfolger Gunthers von Köln, Willibert, entwickelte sich eine entsprechend lange Diskussion. Die Unterstützung, die der Papst zum Beispiel durch Traktate Erzbischof Hinkmars von Reims erhielt, ist nur teilweise mit der politischen Situation im Westfrankenreich105 zu erklären. Nicht nur die Unfruchtbarkeit Theutbergas, sondern auch der Vorwurf des Inzests mit ihrem Bruder Hugbert spielten vor allem in der Anfangsphase eine Rolle.106 Obwohl manche Forscher sogar schon für diesen Fall Zeit von einem Jurisdiktionsprimat Roms sprechen wollen, so kam der Anlass zur päpstlichen Reaktion doch von den Betroffenen. Weitere wichtige Auseinandersetzungen mit dem Westfrankenreich betrafen die Stellung von Episkopat und Erzbischöfen. Der schon mehrfach genannte Erzbischof Hinkmar von Reims verfolgte nicht nur im Ehestreit Lothars eigene Interessen. Insbesondere im Westfrankenreich entwickelte er die Vorstellung von einer überhöhten Stellung des Erzbischofs, die er auch praktisch anwandte, indem er versuchte, in Diözesanangelegenheiten anderer Bischöfe einzugreifen. Streitpunkte, die in der Folge zu Kontakten beziehungsweise Auseinandersetzungen mit Rom führten, waren unter anderem die von Ebo, seinem umstrittenen Vorgänger, nach 841 vorgenommenen Weihen oder seine Konfrontation mit Bischof Rothad von Soissons, den er sogar absetzen wollte. Auch hier kam es zu langen Konflikten, in denen die Päpste vermittelten und entschieden. In den Zusammenhang dieser Auseinandersetzungen hat man lange Zeit die Entstehung der pseudo-isidorischen Fälschungen eingebettet. Obwohl inzwischen ein früherer Entstehungszeitpunkt ausgemacht werden konnte (siehe oben S. 82 f.), dürften diese Konfliktfelder für das Umfeld und die frühe Rezeption der Rechtssätze Bedeutung gehabt haben; jedenfalls verwandte Nikolaus in den einschlägigen Schreiben zuweilen
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Zitate, welche in ganz ähnlicher Weise die Entscheidungsgewalt des römischen Sitzes unterstrichen. Neben diesen rechtlichen Auseinandersetzungen, die zu großen Teilen im Briefcorpus von Nikolaus I. und Hadrian II. dokumentiert sind, zeigen die überlieferten Papsturkunden weitere Aspekte. Die steigende Zahl von Privilegien mit Schutzformeln belegt, dass in Krisensituationen – zu denen zum Beispiel vor allem im Westfrankenreich die Bedrohungen durch Normannen zählten – päpstlicher Schutz zunehmend erbeten wurde.107 Dies galt auch für die Bretagne, die politische wie kirchenpolitische Unabhängigkeit (von der Metropole Tours) päpstlich legitimieren lassen wollte. Die päpstliche Orientierung auf das Frankenreich – die durch die Überlieferungssituation vielleicht oft etwas überbetont wird – wurde weiterhin durch verschiedene Austauschprozesse gefördert, die eher als langfristige Prägungen in den Blick genommen werden müssen, denn schon im 8. Jahrhundert hatte sich das Frankenreich in verschiedenen Aspekten an Rom orientiert, weil man hier den Hort antiker Tradition vermutete und weil Rom generell als Richtschnur galt.108 Bereits im 8. Jahrhundert sollen liturgische Bücher nach Norden geschickt worden sein. Zugunsten einer einheitlichen Liturgie importierten die Franken zunehmend römische Sammlungen mit liturgischen Gebeten; zunächst das Sacramentarium Gelasianum und dann das Sacramentarium Gregorianum (Hadrian I.) mit den wechselnden Orationen für den zelebrierenden Priester, weiterhin Teile der sogenannten Ordines Romani für Zeremonien und liturgische Handlungen. Im Frankenreich wurden die Gebete nicht sklavisch an bestehende Gebräuche angepasst; durch mehrfache Transferprozesse entstand vielmehr eine fränkisch-römische Mischliturgie. Der Transfer römischer Bücher betraf auch das Kirchenrecht. Hadrian I. übermittelte an Karl den Großen eine Rechtssammlung, die auf den spätantiken skythischen Mönch Dionysius Exiguus zurückging. Dieses Buch, das auch „Dionysio-Hadriana“ genannt wird, bildete fortan eine wichtige Grundlage für das Kirchenrecht, jedoch entfalteten ebenso gallische und westgotisch-spanische Traditionen Einfluss im Frankenreich. Für die Organisation klösterlichen Lebens erbat Karl der Große wohl ebenso von Hadrian I. die Benediktsregel, obwohl diese kaum direkt auf römische Traditionen zurückgeht. Jedenfalls setzte sich diese Mönchsregel im Frankenreich insbesondere seit den Reformen 816 / 17, die Ludwig der Fromme und Benedikt von Aniane förderten, zunehmend durch. Darüber hinaus ist erneut an die bereits erwähnten theologischen Diskussionen zu erinnern, die um 800 in großem Maße durch Gelehrte aus dem Frankenreich bestimmt waren. Vielleicht noch wichtiger waren die Bindungen, die durch Reliquien geschaffen wurden. Der Erwerb römischer Reliquien und deren jeweilige Auswahl waren auch von stadtrömischen Voraussetzungen sowie von den jeweils vorhandenen Schriften bestimmt. Der Papst und die Stadt Rom übergaben die Reliquien in bestimmten Formen und beeinflussten durch die Mitgabe entsprechender hagiographischer Dossiers die weitere Verehrung. Die begleitenden Schriften verdeutlichen, dass auch die Großen der Stadt Rom an den Übergaben beteiligt waren. Ihre Verbreitung und Erweiterung förderte zugleich die Wirkung der Reliquien, denn die römische Herkunft wurde in der
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Regel besonders hervorgehoben. Im karolingischen Mittelreich und in Grenzräumen erscheint die Romorientierung aufgrund der Translationsberichte und der Martyrologien besonders ausgeprägt, mithin dort, wo man neuer Identifi kationshilfen am dringendsten bedurfte. Das Westfrankenreich war in der Mitte des 9. Jahrhunderts weniger betroffen, am ehesten ab den 60er Jahren das an Burgund angrenzende Gebiet. Stellt man die aus Rom nach Norden übertragenen Reliquien zusammen, so wird deutlich, dass die Empfängerinstitutionen in verstärktem Maße in Gebieten lagen, in denen die Missionierung beispielsweise die Festigung von Missionserfolgen anstand. Die beschenkten Orte machten Rom durch die Verehrung römischer Heiliger – auch in liturgischer Form – präsent. Kalendarien und Martyrologien lassen im 9. Jahrhundert erkennen, wie römische Heilige im Frankenreich andere verdrängten.109 Die Rolle des Papstes als Schenker führte in den Schriften zu Ehrenbezeichnungen, welche die Führungsposition Roms unterstreichen; im Brief an Leo IV. aus der Alexander-Translation zum Jahre 851 wird der Papst als religiosus vir, papa und Petri vicarius bezeichnet, Rom gilt als Stadt und Sitz des hl. Petrus, des princeps apostolorum, als Haupt aller Kirchen.110 Dem hl. Petrus gehöre die Binde- und Lösegewalt. Gewiss wurde mit solchen Formulierungen dem Nachfolger Petri noch keine juristische Vorherrschaft zugemessen, aber die besondere Stellung Roms und des Papstes anerkannt. Dabei wurde die päpstliche Autorität an bestimmten Orten und zu gewissen Zeiten besonders bemüht, wenn nämlich Auseinandersetzungen Reliquien sogar zu Waffen in einem aktuellen Streit werden ließen, so im Falle der Bretagne in der Mitte des 9. Jahrhunderts. Dort diente Rom als Orientierung und als Entscheidungsinstanz im Kampf um die Unabhängigkeit von der Metropole Tours. Und in dieser Auseinandersetzung spielten römische Reliquien eine wichtige Rolle. Das Westfrankenreich suchte ansonsten nach 843 oft päpstliche Rechtshilfe, nur selten Reliquien; hier unterschieden sich Ost und West. Außer den Beziehungen, die durch die Reliquiengaben zwischen Schenker und Empfänger entstanden, sind gängige Vorstellungen zu berücksichtigen, wonach der zunächst durch die Reliquien gewährte Schutz gleichzeitig oder später von einem schriftlichen, urkundlichen Schutzversprechen begleitet werden konnte. Der Erwerb römischer Reliquien samt den Folgen gehört in ein Ensemble von Rombeziehungen, die in verschiedensten Zusammenhängen, auch in Baukunst und Liturgie, langfristig prägten und zurückwirkten. Dies ergab sich aus dem Zusammenwirken von Reliquienverehrung und Liturgie. Die Weitergabe der begehrten Teile und ihre Niederlegung zog in der darauf jeweils abgestimmten Liturgie immer wieder die Besinnung auf die neu erworbenen Reliquien nach sich und vergegenwärtigte damit Rom und seine Heiligen. Somit lassen sich die Imitationen römischer Bauten, die Übersendung römischer Bücher und der Erwerb römischer Reliquien auf einen Nenner bringen. Die Erinnerung an Rom und seine Heiligen lenkte damit den Blick auf das Zentrum der westlichen Christenheit. Die Mittel der päpstlichen Kommunikation mit dem orbis christianus erscheinen teilweise „moderner“ als für das 9. Jahrhundert oft angenommen. Die Briefe lassen erkennen, dass auf angemessene „diplomatische“ Gepflogenheiten beim Empfang von kaiserlichen Boten geachtet wurde, dass fehlende Siegel registriert wurden, dass die Legaten
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oft schrift liche und mündliche Botschaften erhielten, wobei zuweilen sogar ein gewisses Misstrauen gegenüber den eigenen Beauft ragten, zum Beispiel gegenüber Arsenius von Orte, sichtbar wird. Harte Strafen drohten, wenn Legaten wie Radoald von Porto in Byzanz angeblich ihre Kompetenzen überschritten hatten. Und wenn Legaten überfallen und päpstliche Schreiben entwendet wurden, so funktionierte die römische Archivierung gut genug, um für Ersatzausfertigungen zu sorgen.111 Das Ensemble der verschiedenen Rombeziehungen hat seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts maßgeblich die Autorität der römischen sedes an verschiedenen Orten im Frankenreich gefestigt und den Boden für die spätere Entwicklung bereitet. Die neue Situation im Frankenreich nach dem Vertrag von Verdun (843) bot hierfür gute Ansatzpunkte, denn nun konnten sich die Rombeziehungen der Teilreiche unterschiedlich gestalten.
Exkurs: Die Päpstin Johanna Vielfach wurde in späterer Zeit zwischen den Pontifikaten Leos IV. und Benedikts III. der Pontifi kat einer Päpstin eingeschoben.112 Seit dem 13. Jahrhundert findet sich eine Päpstin in verschiedenen Chroniken eingefügt, zunächst wohl um 1240 / 50 bei Jean de Mailly. Trotz vieler Varianten ist es meist die Geschichte von einer Frau, die in Männerkleidern Papst wurde. In Mainz geboren, aber englischer Abstammung, verkleidete sie sich als Mann, um mit ihrem Geliebten in Athen studieren zu können. Sie kehrte nach Rom zurück, erwarb sich in der päpstlichen Umgebung Anerkennung und wurde etwa 854 / 855 Papst, bis nach gut zwei Jahren ein Skandal, meist die Geburt eines Kindes bei einer Prozession, den Betrug auffliegen ließ. Eine zwischen St. Peter und dem Lateran auf der Prozessionsstrecke angebrachte Inschrift wurde dann auf den angeblichen Pontifi kat bezogen. Der Pontifi kat der Johanna ist eine Erfindung, bei der im Zuge verschiedener Überlieferungsstränge viele Dinge in unterschiedlichen Kombinationen miteinander verschmolzen wurden. Deshalb ist die Geschichte vor allem mit Blick auf ihre langsame Entstehung und Ausformung seit dem 13. Jahrhundert aufschlussreich, denn in die Papstliste des 9. Jahrhunderts lässt sich der Pontifi kat keinesfalls pressen. Der Erfolg der Erzählung erschließt die Welt des späten Mittelalters und ist spannend, denn sie war nicht nur eine Episode zur Unterhaltung, sondern thematisierte gleichzeitig Fragen des verbotenen Frauenpriesteramtes und ermöglichte Papstkritik. Deshalb wurde die Geschichte in den verschiedensten Schriften des ausgehenden Mittelalters mit unterschiedlichen Akzenten verwendet, so auch bei den Debatten um das päpstliche Amt oder bei Fragen wie: Wann und unter welchen Bedingungen darf man einen Papst absetzen?
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Vorzeitige Blüte? Kommunikation und Überlieferung Die Überlieferung – Briefsammlungen des Codex Carolinus zu Nikolaus I. und Hadrian II., schließlich eine fragmentarische Registerabschrift zu Johannes VIII. – und die je unterschiedlichen Überlieferungschancen der Urkunden haben dafür gesorgt, dass ein gleichmäßiges Bild der Entwicklung dieser Zeit kaum zu zeichnen ist. Dabei scheinen sowohl bei der Ablösung von Byzanz wie auch bei der Hinwendung zu den Franken Appellationen und Anfragen die Formulierung theoretischer Positionen und Ansprüche gefördert zu haben. Klassische Kommunikationsformen wie Briefe und Urkunden sind aber besonders für die zunehmende Hinwendung zu den Franken durch Nachrichten über den Transfer von Liturgie, Recht und Heiligenkulten zu ergänzen, will man einen entsprechenden „Tiefgang“ erreichen. Im Karolingerreich scheinen je nach den Teilreichen und den Pontifi katen unterschiedliche Kontaktformen dominiert zu haben. Der Wirkungsbereich der Päpste nach außen blieb aber trotz der Missionierungen in Bulgarien und im Mährerreich eingeschränkt; die Außenbeziehungen der Päpste betrafen in dieser Zeit vor allem Rom und Italien, das Frankenreich und Byzanz. Byzanz war in Rom weiterhin präsent, so dass Rom, Byzanz und das Frankenreich in ihrem jeweiligen Gefüge betrachtet werden müssen. Dies betrifft Fragen des päpstlichen Besitzes in Italien, das Kaisertum, aber auch theologische und kirchenrechtliche Fragen. Die Ablösung von Byzanz scheint dabei ebenso in hohem Maße gegen Ende des 9. Jahrhunderts durch teilweise polemische Auseinandersetzungen sowie durch literarische Schöpfungen in intellektuellen Milieus weiterverarbeitet worden zu sein. Das Spannungsfeld von Konzeption und Realität blieb jedoch weiterhin bestimmend. Auf ganz verschiedenen Ebenen und an verschiedenen Orten wurden konkurrierende Schlüsseltexte zur Bedeutung der geistlich-päpstlichen Gewalt (teilweise im Verhältnis zum Kaisertum) verfasst oder zusammengestellt: Constitutum Constantini, pseudo-isidorische Fälschungen, Hludowicianum und Constitutio Romana, die nur zum geringsten Teil in Rom entstanden, aber die Verhältnisse in Rom direkt oder indirekt bestimmen wollten oder später sollten. Nimmt man hinzu, dass außer dem offiziösen Liber pontificalis viele weitere Quellen außerhalb Roms zum Beispiel in Briefsammlungen bewahrt wurden, dann wird das karolingische Reich für die heute historisch erschließbaren Kenntnisse über das Papsttum im 8. und 9. Jahrhundert sehr wichtig. Dies ist nicht ohne Bedeutung für die Perspektive und die Wertungen geblieben.
V. Vom „dunklen Jahrhundert“ zur Kirchenreform (882–1046) Zwischen stadtrömischen Intrigen und kaiserlichem Einfluss: Strukturen und Personen V. Vom „dunklen Jahrhundert“ zur Kirchenreform (882–1046)
Der Kaiser feierte in Alamannien den Geburtstag des Herrn. Von da richtete er allmählich seine Reise nach Baiern und verbrachte Ostern in würdiger Weise in Regensburg. Als er dort eine Versammlung gehalten hatte, kehrte er auf die Nachricht von mancherlei Ereignissen aus Italien dorthin zurück. In Rom war nämlich der Bischof des apostolischen Stuhles verschieden, Johannes mit Namen; dieser hatte schon früher von seinem Verwandten Gift erhalten, jetzt aber wurde er von demselben und zugleich anderen Genossen seiner Freveltat, da er ihrer Meinung nach noch länger leben würde als daß ihre Begierde hätte gestillt werden können, da sie sowohl seinen Schatz wie die Leitung des Bistums an sich zu reißen dürsteten, so lange mit einem Hammer geschlagen, bis dieser im Gehirn stecken blieb. Aber auch der Urheber selbst der bösen Tat ist, wie sich unverzüglich herausstellte, aus Schreck über die ringsum lärmenden Haufen, ohne daß ihn einer verletzt oder verwundet hätte, gestorben. Einstimmig bestätigt vom ganzen römischen Volk wurde bestimmt, an seiner Statt Marinus, den man damals in der Stadt Rom für einen Archidiaconus hielt, einzusetzen.1
Mit diesen Worten beschrieb der Fortsetzer der Fuldaer Annalen aus Altaich den grausamen Tod Papst Johannes’ VIII. im Jahr 882. Gut 150 Jahre später schienen sich die Zustände, die konkurrierenden Interessen um das Papstamt, nur bedingt gebessert zu haben, denn König Heinrich III. griff 1046 ein, als drei Päpste um die Cathedra Petri stritten. Damit lässt man vielfach das Zeitalter der Kirchenreform beginnen. War Rom am Ende des 9. Jahrhunderts ein Ort der Intrigen und Machenschaften geworden und dann über längere Zeit geblieben? Caesar Baronius sprach im 16. Jahrhundert von einem „dunklen Zeitalter“, einem saeculum obscurum, andere gar von einer Zeit der „Pornokratie“.2 Noch heute ziehen Kritiker des Papsttums häufig Episoden aus dieser Zeit heran, um eine Grundsatzkritik an Päpsten und Papsttum überhaupt zu formulieren. Ohne berechtigte Kritik ausblenden zu wollen, ist allerdings unter historischen Aspekten ebenso zu fragen, welche Weichen in dieser Zeit für die Entwicklung des Papsttums gestellt wurden. Will man die gut anderthalb Jahrhunderte gliedern, so bietet sich ein Einschnitt mit der Kaiserkrönung Ottos des Großen (962) an, denn seit dieser Zeit gab es wieder in verstärktem Maße eine „Schutzmacht“, die seit dem Pontifi kat Johannes’ VIII. zunehmend in den Hintergrund getreten oder gedrängt worden war. Dies führte gegen Ende des 10. Jahrhunderts sogar zur Erhebung von nicht aus Rom oder
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Mittelitalien stammenden Päpsten – Gerbert von Aurillac oder Silvester II. dürfte der bekannteste sein –, ein Zeichen für den Weg zu universaleren Konzeptionen? Ein Blick auf die etwa vierzig Personen des Zeitraums zeigt, für welch kurze Zeit in dieser Phase die Cathedra Petri oftmals besetzt war. Dies gilt vor allem für die Jahre vor und nach der Jahrhundertwende. Marinus II. (882–884) und Formosus (891–896) gehören zu den wenigen nach Johannes VIII. amtierenden Päpsten des 9. Jahrhunderts, deren Vorgeschichte aufgrund ihrer Aufgaben im Umfeld früherer Päpste (Byzanz oder Bulgarien) etwas besser bekannt ist. Auch der Pontifi kat Stephans V. (885–891) ist aufgrund einiger Registerfragmente aus der Britischen Sammlung etwas breiter belegt. Von den weiteren Päpsten bis zu Sergius III. (904–911) kennen wir in der Regel nur ihre Haltung in den formosianischen Streitigkeiten; Datierungen bleiben oft unsicher. Erst mit dem Antiformosianer Sergius III., 897 schon einmal gewählt, aber erst 904– 911 endgültig fest im Sattel, begannen wieder einige etwas längere Pontifi kate, so von Johannes X. (914–928) oder von Johannes XI. (931–936). Diese beiden Päpste sowie Johannes XII. (955–963) gehören zu den wichtigsten Vertretern der Familie des Theophylakt. Von den Personen nach der Kaiserkrönung Ottos I. 962 ragen Johannes XIII. (965– 972) und Benedikt VII. (974–938) heraus. Der Erste war zuvor Bischof von Narni und Bibliothekar der römischen Kirche gewesen, Benedikt VII. war ein Vetter Fürst Alberichs II. Die „auswärtigen“ Inhaber der Cathedra Petri, Gregor V. (996–999) aus Kärnten und Silvester II. (999–1003) aus Frankreich, kündigen schon neue, universale Tendenzen an. Der mit Gregor V. konkurrierende Johannes XVI. (Philagathos) (997–998) war hochgebildet und in griechischen Traditionen in Süditalien erzogen worden, hatte mehrere, auch kaiserliche Aufgaben wahrgenommen, erlitt aber als „Gegenpapst“ ein schmachvolles Ende. Mit Benedikt VIII. (1012–1024) begann schließlich die Zeit der „Tuskulanerpäpste“; Johannes XIX. (1024–1032) und Benedikt IX. (1032–1045), ein Bruder und ein Neffe des Erstgenannten, folgten.
Wirren und Adelsherrschaft 882–904 / 911 Der Tod Johannes’ VIII. mag – in der Sicht des zitierten Zeitgenossen – als Schlüsselepisode für den Zustand Roms und des Papsttums im ausgehenden 9. Jahrhundert gelten. Gegen die drohende Sarazenengefahr hatte Johannes VIII. meist erfolglos in zahlreichen Briefen kaiserlichen Schutz herbeigefleht; insbesondere nach dem Tod Ludwigs II. lagen die Schwerpunkte der kaiserlichen Herrschaft nicht mehr in Italien. Weder Karl der Kahle noch Karl III. kamen ihm zur Hilfe, so dass er auf Unterstützung von kleineren christlichen Herrschaften in Mittelitalien, wie zum Beispiel Neapel, Benevent usw., angewiesen war. Selbst die Öffnung zu Byzanz hin brachte nicht den gewünschten Erfolg. Manche Zeitgenossen nannten die von den Päpsten erhobenen Kaiser zunehmend schon seit der Mitte des 9. Jahrhunderts imperatores Italiae, Kaiser, deren Einfluss auf Italien beschränkt war und die kaum universale Ansprüche vertraten.3 Nach Karl III. wurde nur noch einmal 896 ein Karolinger, Arnulf, von Papst Formosus zum Kaiser gekrönt. In den Vordergrund schoben sich hingegen die Spoletiner oder auch die Herrscher von
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Ivrea (Berengar), die Formosus 891 und 896 beziehungsweise Johannes X. 915 mit der Kaiserwürde auszeichnete. Auch weil die Hilferufe der verschiedenen Päpste nach Norden vielfach verhallten, wurde das Papsttum mit einer gewissen Konsequenz zunehmend in den Strudel römischer Adelsinteressen und -kämpfe gerissen. Die Bestimmungen des Konzils von Ravenna 898 unterstrichen noch einmal, dass der ordnungsgemäß gewählte Papst nur in Anwesenheit kaiserlicher Gesandter geweiht werden dürfe.4 Dieser Versuch, eine gewisse Ordnung sowie ein Zusammenwirken zwischen Kaiser- und Papsttum wiederherzustellen, blieb jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Gefördert wurden die in Rom immer deutlicheren zentrifugalen Tendenzen auch dadurch, dass die zum Kaiser erhobenen späten Karolinger (wie zuletzt Arnulf) ihre Herrschaft nicht mehr mit dem gleichen Nachdruck wie ihre Vorgänger geltend machen konnten. In dieses Vakuum drang der römische Adel ein, der sich jedoch von demjenigen nördlich der Alpen unterschied, denn es ging diesen Personengruppen sehr konkret vor allem um Einfluss, Gewicht, Ansehen und Reichtum innerhalb der Stadt Rom. Entsprechend eröffnete die Besetzung des Papststuhls – wie schon in früheren Zeiten – für verschiedene Familien wichtige und interessante Möglichkeiten. Wie heftig die Konkurrenz werden konnte, deuten die genannten sehr kurzen Pontifi kate an der Jahrhundertwende an: Von 896 bis 903 / 904 amtierten mindestens acht verschiedene Päpste, einige davon nur wenige Wochen. Allerdings lässt sich diese Zeit nicht nur unter negativen Vorzeichen bewerten, wenn man berücksichtigt, dass die Überlieferung für die Zeit nach 882 dünn ist. Dies gilt vor allem für die Briefe sowie für den Liber pontificalis. Eine Berechnung der Anzahl der in der Regel bei den Empfängern aufbewahrten Urkunden macht zwar deutlich, dass die Quantität dieser Schriftstücke auch nach 882 keineswegs grundsätzlich sank, sondern bis etwa 960 gleich blieb,5 aber es fehlen Briefe und historiographische Notizen. Dennoch lassen die Pontifi kate von Marinus I., Hadrian III., Stephan V. und Formosus in den 880er und 890er Jahren einige eigenständige Akzente erkennen, zumal vor allem dem Pontifi kat Papst Stephans V. durch die außergewöhnliche Überlieferung von Registerfragmenten schärfere Konturen verliehen werden können. Der wenig früher amtierende Marinus I. hatte schon seit etwa 860 in den Auseinandersetzungen mit Byzanz als Legat päpstliche Positionen mehrfach vertreten. Zu Byzanz behielt er ein gespanntes Verhältnis. Ob er den von Johannes bestraften Formosus wieder in sein Bistum Porto einsetzte,6 weil er selbst als Bischof von Cerveteri (Caere) mit dem Wechsel vom Bischofsstuhl auf die Cathedra Petri gegen das Verbot des Wechsels verstoßen hatte, bleibt unklar. Jedenfalls verhandelte er bei einem Treffen mit Karl III. im Juni 883 in Nonantola auch über Reichsangelegenheiten. Im dortigen Kloster wurde der glücklos agierende Hadrian III. (884–885) beigesetzt, als er bei seiner auf Einladung Karls III. angetretenen Reise ins Frankenreich in der Nähe der Abtei verstarb.7 Stephan V. (885–891) wurde mit großer Eile erhoben, nachdem man in Rom vom Tod Hadrians III. in Norditalien erfahren hatte. Mit dem im November 887 abgesetzten Karl III. hatte der neue Papst nur noch wenig zu tun; dessen Nachfolger Arnulf konnte er 890 nicht zu einem Zug gegen die weiterhin einfallenden Sarazenen gewinnen, so dass er sich stärker auf den in der Nähe agierenden Wido von Spoleto verlegen musste, den er
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sogar am 21. Februar 891 zum Kaiser krönte. Besonders griff Stephan erneut in den mährischen Konflikt ein. Wie schon erwähnt hatte Papst Johannes VIII. den Missionaren für das Großmährische Reich erlaubt, die Liturgie auch in slawischer Sprache zu feiern; nun wurde dieses außergewöhnliche Zugeständnis wieder zurückgenommen, nur die Predigt durfte weiterhin in der Volkssprache gehalten werden. In den Auseinandersetzungen mit Byzanz erhielt erst Stephan V. einen Brief mit Anschuldigungen gegen die Erhebung des Papstes Marinus I.,8 aber diese Korrespondenz blieb ohne langfristige Folgen, weil Kaiser Basileios I. am 29. August 886 starb. Die offenen Fragen wurden nicht endgültig gelöst, und noch Formosus tauschte weitere Schreiben – vor allem die Gültigkeit der von Photios gespendeten Weihen betreffend – mit dem Osten aus. Mit Formosus wurde aber 891 – ähnlich wie mit Marinus – nicht nur ein früherer Bischof aus dem römischen Umfeld erhoben, sondern auch eine Person, die an der Bulgarenmission sowie an vielen weiteren Aktivitäten Roms seit dem Pontifi kat Nikolaus’ I. beteiligt gewesen war. Er war aber auch wegen des Vorwurfs, an diversen Verschwörungen mitgewirkt zu haben, 876 verurteilt und erst durch Marinus I. rehabilitiert worden. Weil Formosus schon vor der Papstwahl das Bischofsamt innegehabt hatte, wurde für seine Erhebung vielleicht eine neue Form gefunden, die spätere Quellen inthronizatio nennen.9 In den Auseinandersetzungen zwischen Odo und Karl dem Einfältigen um das Königtum im Westfrankenreich nahm Formosus zunächst zugunsten von Karl Stellung. Die Beziehungen zu den Spoletinern, von denen er am 30. April 892 noch Lambert in Ravenna zum Kaiser erhoben hatte, verschlechterten sich jedoch im Laufe der Zeit zusehends, so dass die Hinwendung zum (ostfränkischen) Karolinger Arnulf sogar am 22. Februar 896 zu dessen Kaiserkrönung führte, dem einzigen „Gegenkaisertum“ im Westen. Das sogenannte Leichengericht des Formosus nach dessen Tod (4. April 896) charakterisiert ähnlich wie das Einleitungszitat zu 882 die Situation Roms in dieser Zeit eindrücklich. Schon Nikolaus I. hatte im Zusammenhang mit der Bulgarenmission seine Bestellung zum Bischof dieser Gebiete abgelehnt, weil Formosus Bischof von Porto sei und ein Bischof seine Diözese nicht verlassen dürfe (Translationsverbot). Nach alten kirchlichen Rechtsvorstellungen sah man das Band zwischen einem Bischof und seiner Diözese wie eine Ehe, äußeres Zeichen für diese Verbindung war der Bischofsring. Wie man eine Ehe nur einmal schließen solle, so dürfe auch kein Bischof die anvertraute Diözese verlassen, wenn dies nicht aus Not (necessitas) geschehe, was im Einzelfalle freilich sehr unterschiedlich interpretiert werden konnte.10 Zwar hatte wohl schon Papst Marinus I. 882 das Translationsverbot für den Wechsel auf die römische sedes verletzt, denn auch er hatte vor seiner Erhebung zum Bischof von Rom das Bistum Cerveteri (Caere) innegehabt, aber erst nach dem Tod des Formosus 896 erhob sich eine breitere Kritik. Papst Stephan VI. klagte seinen Vorgänger Formosus an und ließ den toten Papst sogar exhumieren. In vollem Ornat wurde die Leiche auf den Papstthron gesetzt und ein sogenanntes Leichengericht durchgeführt. Der tote Papst wurde nachträglich für schuldig befunden, öffentlich der Pontifi kalgewänder entkleidet und seine Leiche später in den Tiber geworfen. Dieses Ritual einer verspäteten
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Absetzung lässt verschiedene Formen symbolischer Kommunikation erkennen, vor allem spiegeln mehrere Einzelakte das Einsetzungsritual. Nicht nur kirchenrechtliche Gründe führten zu dieser Leichensynode, denn in großem Maße spielten Konkurrenz und Streit verschiedener Fraktionen eine Rolle. Außerdem hatte Formosus eine Vielzahl von Klerikern geweiht, die seiner Ausrichtung entsprachen. Offensichtlich wollten die „Antiformosianer“ durch die nachträgliche Verurteilung des Papstes auch diese Gefolgschaft in ihre Schranken verweisen. Vor diesem Hintergrund zeigt die Verurteilung des Formosus zugleich das Ringen verschiedener Gruppen, die nur grob mit den in der Forschung üblichen Bezeichnungen Formosianer und Antiformosianer charakterisiert werden können. Mit dem Leichengericht war deshalb auch nicht „alles erledigt“, denn der Papst, der Formosus anklagen und verurteilen ließ, Stephan VI., war selbst vor seiner Papstwahl schon Bischof gewesen, und ihn ereilte schon bald ein ähnliches Schicksal. Die aufgebrachte römische Volksmenge drang in den Lateran ein und brachte den Papst in den Kerker; dort wurde er wenig später von gedungenen Mördern erdrosselt. Unter den verschiedenen Nachfolgern bis 903 häuften sich ähnliche Situationen. Gefangensetzungen, Morde und vergleichbare Gewalttaten scheinen – vor allem wenn man die Streitschriften liest – an der Tagesordnung gewesen zu sein. Aufschlussreich sind die im Zusammenhang mit der Angelegenheit des Formosus entstandenen Schriften.11 Sie wurden noch in den auf den Prozess folgenden zehn bis zwanzig Jahren verfasst, besonders in Mittelitalien, interessanterweise aber vor allem, seitdem Sergius III. 897–898 bei dem Versuch, Papst zu werden, zunächst gescheitert war. Die Schriften trugen dazu bei, dass die kirchenrechtlichen Argumente mit Pro und Contra im Einzelnen erörtert wurden. Ehrgeiz, nicht Notwendigkeit, habe Formosus geleitet, so lautete der Vorwurf, den es zu entkräften galt. Da es aber auch um die von ihm geweihten Kleriker ging, lässt sich das jeweilige Gewicht römischer Parteiungen indirekt ableiten. Denn je nachdem, ob die Weihen der von Formosus erhobenen Kleriker als gültig erachtet wurden oder nicht, waren zugleich verschiedene Klerikergruppen betroffen. Insofern gehören die zunächst rein kirchenrechtlich erscheinenden Streitschriften auch in den Zusammenhang der römischen Adelskämpfe. Sie lassen sich allerdings noch auf einer weiteren Ebene lesen: Durch den Streit um das Translationsverbot wurde indirekt darüber nachgedacht, ob es vielleicht sogar ein Gewinn sein könnte, wenn ein Papst zuvor einem anderen Bistum vorgestanden hatte. Dies waren zugleich Diskussionen über die Frage, inwiefern die römische sedes immer mehr zu einem ganz besonderen Bistum werden und sich damit später grundsätzlich – bei günstigen Voraussetzungen – auch aus stadtrömischen Bindungen befreien konnte. Hierin lag eine langfristige Folge der Streitigkeiten und Streitschriften zu Beginn des 10. Jahrhunderts.
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Adelsherrschaft und Isolation Erst mit dem Pontifi kat Sergius’ III. (904–911), eines Antiformosianers, der schon einmal 897 gegen Johannes IX. zum Papst gewählt worden war (bis 898), stabilisierten sich die Verhältnisse. Sergius gehörte zu einer in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in Rom dominierenden Adelssippe, die als Familie des Theophylakt bezeichnet wird und die einen maßgeblichen, aber teilweise auch verhängnisvollen Einfluss auf die Päpste in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts ausübte. Neben dem Senator und Konsul Theophylakt († ca. 924 / 925) sind vor allem dessen Frau Theodora und die Töchter Theodora die Jüngere und Marozia († vor 936) zu nennen. Papst Sergius III. soll sogar nach manchen bösen Zungen ein Verhältnis mit Marozia gehabt haben. Einige zeitgenössische Kommentatoren – wie der Geschichtsschreiber Liutprand von Cremona und weitere – gehen davon aus, dass der spätere Papst Johannes XI. (931–935) aus dieser Verbindung hervorgegangen sei.12 Liutprand von Cremona, aber auch Benedikt von S. Andrea oder Flodoard von Reims haben das von Marozia dominierte Rom eindrücklich als übel charakterisiert. Von solchen Beschreibungen war es nur ein kleiner Schritt, sogar vom römischen „Hurenregiment“ zu sprechen.13 Obwohl nicht alle Quellennotizen wörtlich genommen werden sollten, so deuten sie unter strukturellen Gesichtspunkten zumindest an, welch großen Einfluss auf das päpstliche Rom manche Zeitgenossen dieser und anderen Familien beimaßen. Offensichtlich konnten sich die Päpste zunächst kaum aus dieser Bevormundung befreien; als Johannes X. Protest gegen die römische Stadtherrschaft des Theophylakt-Hauses erhob, wurde er 928 mit seinem Bruder eingekerkert und wenig später ermordet. Marozia setzte nach anderen, vorherigen Einflussnahmen auf jeden Fall die Wahl ihres eigenen unehelichen Sohnes (sei er nun von Sergius III. abstammend oder nicht), Johannes’ XI. (931– 936), durch, zu dessen ersten Regierungshandlungen es gehörte, Legaten nach Konstantinopel zu entsenden, um dort den vom Kaiser ernannten Patriarchen, einen 16-jährigen Theophylakt (Sohn des Kaisers), zu weihen.14 Allerdings regten sich in der Familie des Theophylakt auch Widerstände gegen die ausschließliche Herrschaft, die Marozia durch ihren Sohn, Papst Johannes XI., ausübte, so dass Marozias ehelicher Sohn Alberich II. gegen die angestrebte Verbindung seiner Mutter mit König Hugo von der Provence einschritt.15 Hugo ging es wohl vor allem darum, neben der Herrschaft über die Provence und Italien auch das Kaisertum langfristig zu erlangen. Alberich II. konnte aber offensichtlich sogar die römische Volksmenge gegen Hugo aufwiegeln, der bei Nacht und Nebel Rom wieder verlassen musste. Daraufhin ließ Alberich seine Mutter einsperren und wurde in den Jahren 933–954 uneingeschränkter Herr in der Stadt Rom. Sein Einfluss reichte sogar so weit, dass er wichtige Personen seines Vertrauens in das Umfeld des Papstes bringen und die Römer davon überzeugen konnte, nach seinem Tod seinen Sohn Oktavian zum Papst zu wählen. Diese Möglichkeit bot sich 955, nachdem Papst Agapit II. (946–955) gestorben war.16 Man könnte fast annehmen, dass Alberich sich an byzantinischen Vorbildern orientierte, denn dort war ja einige Jahre zuvor der Sohn des Kaisers zum Patriarchen erhoben worden. Der Sohn Alberichs, der 955 die Cathedra Petri bestieg, nannte sich allerdings nicht
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mehr Oktavian, sondern war einer der ersten Päpste, der beim Amtsantritt seinen Namen in Johannes XII. wechselte. Dies bürgerte sich seit Ende des 10. Jahrhunderts ein, und bis heute wechselt jeder Gewählte seinen Namen, wenn er zum Papst erhoben wird.17 Der Namenswechsel an sich war nicht ungewöhnlich: Schon Petrus hatte zuvor Simon geheißen, und viele Personen (nicht nur im monastischen Bereich) änderten ihren Namen. Dies taten manche beispielsweise auch nach der Taufe (zum Beispiel Winfried in Bonifatius), da mit einem christlichen Namen häufig die neue Ausrichtung der eigenen Person deutlich gemacht werden sollte. Der früheste Beleg einer Namensänderung bei den römischen Bischöfen bezieht sich auf Johannes II. (533), dessen Name Mercurius vielleicht zu heidnisch erschien. Seit Ende des 10. Jahrhunderts werden Namenswechsel häufiger, so wollte man wohl den Namen Petrus aus einer gewissen Scheu nicht führen (Johannes XIV., Sergius IV.) oder auch mit dem Namen einen programmatischen Akzent setzen, sei es für ein Adelshaus (Benedikt, Johannes) oder für inhaltliche Vorstellungen. Weniger die Tatsache, dass nun die Namen zunehmend geändert wurden, als vielmehr die Situation, in welcher sich dieser Brauch durchsetzte, ist deshalb interessant. Vielleicht wollte Oktavian seinen heidnischen Namen nicht behalten und bestieg deshalb als Johannes XII. den Papstthron. Zugleich unterstrich dieser „Leitname“ die Herkunft, denn erst später scheint der Namenswechsel stärker programmatisch genutzt worden zu sein. Trotz oder wegen der Dominanz der Familie des Theophylakt gab es zu Ende des 9. und zu Beginn des 10. Jahrhunderts durchaus schrift lich geäußerte Vorstellungen darüber, wie das Verhältnis zwischen Kaiser- und Papsttum auszusehen habe. In diese Zeit gehört wohl ein Werk mit dem Titel Libellus de imperatoria potestate in urbe Roma. Die heute nicht mehr handschrift lich vorliegende Schrift haben zuerst die Magdeburger Zenturiatoren entdeckt und herausgegeben, und verschiedene Forscher wollten es auf die Auseinandersetzungen der Päpste mit den Spoletinern am Ende des 9. Jahrhunderts beziehen. Solche Thesen stützten sich beispielsweise auf die Bemerkung des Verfassers, dass keiner der Kaiser und Könige die von Karl dem Kahlen verschleuderten Kaiserrechte in Rom nach dessen Tod (877) zurückgewonnen habe. Andere Forscher datieren die Schrift später, die Vorschläge reichen bis in das 11. Jahrhundert hinein.18 Ob man mit der Abfassungszeit aber allzu weit ins 10. Jahrhundert vorrücken sollte, ist fraglich, denn dem Autor war die Zeit Kaiser Ludwigs II. noch relativ gut vertraut. Ihm ging es darum, dass die Kaiser ihre Stellung und Herrschaft in Rom durchaus zur Geltung bringen sollten. Außerdem kam es dem Verfasser darauf an, dass die Kaiserrechte in Rom auch durch einen Vertreter (missus) des Herzogs von Spoleto gesichert werden sollten. Dies alles verknüpfte der Autor mit einer Darlegung der geschichtlichen Ereignisse, die er aus dieser Grundausrichtung heraus interpretierte. Will man zuspitzen, so findet sich hier eine „kaiserfreundliche“ Gegenposition zur „Konstantinischen Schenkung“: In den frühesten Zeiten glänzte zu Rom die kaiserliche Pracht. Unter der Kaiserherrschaft bestanden mehrere Königreiche, und ihr beugten den Nacken alle Barbarenstämme. […] Nach der Ankunft des eingeborenen Sohnes Gottes und nach dessen glorreicher Himmelfahrt wurde das römische Imperium von Rom nach Byzanz verlegt, das nach
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter dem großen Kaiser Konstantin Konstantinopel genannt wurde. Weil diese Stadt nun im Ruhme des römischen Imperiums erstrahlte, wurde sie das „neue Rom“ genannt, aber dennoch ging das glorreiche alte Rom allem anderen vor. […] Als aber das römische Reich geteilt worden und der Sitz des Kaisertums, der früher nur in Rom war, nach Konstantinopel verlegt worden war, da erhoben sich viele Barbarenstämme gegen die Stadt. Nach dem Zeugnis des Orosius kam es daher zu furchtbaren und zahlreichen Kriegen gegen Rom. Damals wurde Rom durch Patrizier regiert. Dennoch aber war die Stadt ihrem Kaiser noch so untertan, daß dann, wenn nach heidnischer Art ein Kaiser sich in Grausamkeiten gefiel, durch seine Gesandten die hochheiligen Bischöfe von Rom und andere Christen mit mancherlei Foltern die Märtyrerkrone erhielten. Als dann der christliche Glaube wuchs, ging von den Patriziern eine gewaltige Glaubensglut aus, bis die Langobarden in Italien eindrangen. […] Wenn der Kaiser einen Boten schickte, der römische Papst solle nach Konstantinopel vor den Kaiser kommen, dann ließ er alles im Stich und machte sich auf den Weg, auch wenn er sicher wußte, daß er in die Verbannung geschickt werden sollte.19
Die politischen Zustände in Rom verhinderten es jedenfalls nicht, dass einige der anstehenden Probleme Roms oder des Papsttums gelöst wurden. So brachte Johannes X. wohl mit Unterstützung Theophylakts eine Allianz zustande, die in der denkwürdigen Schlacht am Garigliano (Sommer 915) dazu beitrug, die in kleinen Gebieten siedelnden Sarazenen endgültig zu schlagen.20 Hierbei soll der Papst selbst mit in den Kampf gezogen sein. Im Dezember desselben Jahres krönte er Berengar von Friaul (888–924) zum Kaiser,21 der wirklich nur als ein imperator Italiae bezeichnet werden kann. In welchem Maße aber die Päpste dieser Zeit auf den orbis christianus blicken konnten, hing stärker von diesem orbis ab, wie die von Johannes XI. 931 erstmals bestätigte Freiheit für das 910 gegründete Reformkloster Cluny belegen kann.22 Derselbe Papst griff 932 / 933 in byzantinische Angelegenheiten ein, als er wie erwähnt Legaten nach Konstantinopel entsandte, um die Erhebung des Kaisersohnes Theophylakt zum Patriarchen der Stadt am Bosporus zu stützen. Kaiser Romanos I. Lakapenos dankte dem Papst ausdrücklich, die päpstliche Unterstützung sei zwar rechtlich unnötig gewesen, habe aber Widerstände beseitigen helfen.23
Der „Schulterschluss“ von Kaiser- und Papsttum nach der Kaiserkrönung Ottos I.? Johannes XII. ließ schließlich König Otto I. (936–973), der nach Meinung einiger Forscher gerne schon nach 951 zum Erwerb der Kaiserkrone nach Rom gezogen wäre, 24 961 nach Rom rufen, weil der Einfluss Berengars und anderer Magnaten für das Papsttum zunehmend bedrohlich wurde. Mit dem Romzug und der anschließenden Kaiserkrönung begann eine weitere Phase dieses – seitdem vielleicht weniger – „dunklen“ Jahrhunderts, das in Bezug auf die Papstgeschichte nun stärker von ottonischem Einfluss geprägt war. Obwohl 961 vor allem Auseinandersetzungen mit dem Adel Papst Johannes XII. bewogen, Hilfe bei Otto I. zu erbitten, rief ihn auch vielleicht die römische Opposition, die den Papst eines unsittlichen Lebenswandels und der Vernachlässigung
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seiner Amtspflichten bezichtigte. Wichtig wurde für Ottos Kaiserkrönung außerdem der Vormarsch byzantinischer Streitkräfte in Süditalien, die sich sogar mit den Herzögen von Benevent und Capua verständigt hatten. Diese Bedrohungen beunruhigten den Papst außerordentlich. Der Schritt, Otto I. zum neuen Kaiser zu erheben, wurde jedoch insgesamt für das Papsttum, Italien, Deutschland und Europa folgenreich, denn es war nicht einfach nur eine Wiederauflage des päpstlich-karolingischen Bündnisses von 800. Erinnert man sich daran, dass am Ende des 9. Jahrhunderts aus den verschiedensten spätkarolingischen Reichen Kaiserkandidaten zum Zuge kamen und dass im 10. Jahrhundert sogar italische Lokaladelige das Amt bekleideten, so wurde 962– zumindest aus der Rückschau – eine neue Tradition begründet: Das Kaisertum gelangte an das Nachfolgereich Ostfrankens und war künft ig in der Regel an die gleichzeitige Herrschaft im regnum Italiae geknüpft. Nachdem Otto am 31. Januar 962 in Rom ehrenvoll empfangen worden war, krönte Johannes XII. ihn an Mariä Lichtmess (2. Februar 962) zum Kaiser. Nach dem Willen des Papstes sollte er militärischer Schutzherr der römischen Kirche werden und diese Aufgaben künftig wahrnehmen.25 Zwar ging die Initiative von Johannes XII. aus, jedoch dürfte die Zielrichtung den Vorstellungen Ottos I. weitgehend entsprochen haben. Wenig später, am 13. Februar, bestätigte Otto die Schenkung seiner karolingischen Vorgänger an den Papst mit einer berühmten Urkunde, dem Ottonianum, dessen Prunkfassung noch heute erhalten ist. Damit stand Otto in der Tradition kaiserlicher Versprechungen, wie sie seit der karolingischen Zeit durch die sogenannten „Kaiserpakten“ (vgl. Kapitel IV, S. 80 f.) bekannt sind, aus denen Formulierungen übernommen wurden: Im Namen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes, und des Heiligen Geistes. Ich, Otto, von Gottes Gnaden Imperator Augustus, verspreche und gelobe zugleich im Namen meines Sohnes, des ruhmreichen Königs Otto, nach göttlichem Ratschluß durch diesen Vertrag dir, dem heiligen Apostelfürsten Petrus, der die Schlüssel zum himmlischen Königreiche führt, und durch dich deinem Vertreter, dem Herrn Papste Johannes XII., dem obersten und allgemeinen Priester, alles, wie ihr es seit euren Vorgängern in eurer Gewalt und Rechtsprechung gehabt habt und verwaltet habt: Die Stadt Rom mit ihrem Dukat und ihren Vorstädten und mit allen Dörfern und Ländereien, mit Bergen und Gewässern, mit Gestaden und Häfen. 2. Dazu in Tuszien folgende Ortschaften, Burgen, Städte und Dörfer […]. 3. Außerdem das unversehrte Exarchat von Ravenna mit Städten, Ortschaften und Siedlungen und Burgen, wie der Herr Pippin und der Herr Karl, beide herrlichen Angedenkens, die hervorragenden Kaiser, unsere Vorgänger, es dem heiligen Apostelfürsten Petrus und euren Vorgängern schon vor langer Zeit mittels einer Schenkungsurkunde übertragen haben […]. 4. Dazu auch die Pentapolis […]. 5. Dazu auch das Sabinerland, wie es von unserem Vorgänger, dem Herrn Kaiser Karl, dem heiligen Apostel Petrus […] überlassen worden ist […]. 12. Alle diese aufgeführten Provinzen, Hauptstädte, Städte und kleinen Städte und Burgen, Dörfer und Ländereien, dazu die Patrimonien, übertragen wir um unseres eigenen Seelenheiles und um des Seelenheiles unseres Sohnes, unserer Vorfahren und Nachfolger willen und als Dank für den in der Gegenwart von Gott gewährten und in der Zu-
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter kunft von ihm erhofften Schutz dieses ganzen Volkes der Franken deiner schon genannten Kirche, heiliger Apostel Petrus, und durch dich deinem Stellvertreter, unserem geistlichen Vater, dem Herrn Johannes, […] und zwar in der Meinung, daß sie bis zum Ende der Welt seiner Rechtsprechung, seiner Fürstenherrschaft und seiner Gewalt untertan sein sollen. 13. Dementsprechend bestätigen wir auch durch diese unsere Übereignungsurkunde die Schenkungen, welche der Herr König Pippin seligen Angedenkens und später der herrliche Herr Kaiser Karl dem heiligen Apostel Petrus ganz freiwillig dargebracht haben, auch sollen Zensus und Steuer und andere Abgaben, die sonst jährlich zum Palaste des Langobardenkönigs geliefert worden sind, wie die von Tuszien und vom Herzogtum Spoleto, so, wie es in den oben genannten Schenkungsurkunden enthalten ist und wie es zwischen dem Papste Hadrian [I.] seligen Angedenkens und dem Herrn Kaiser Karl abgemacht ist, wann immer der Papst es von den genannten Herzogtümern Tuszien und Spoleto fordert, jährlich zum heiligen Apostel Petrus gebracht werden, unbeschadet unserer Oberherrschaft über die genannten Herzogtümer […]. Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 962, in der 5. Indiktion, im Monat Februar, am 13. Tage dieses Monats. Im 27. Herrschaftsjahre des unbesieglichen Kaisers Otto wurde diese Urkunde ausgefertigt.26
Das Ottonianum sicherte auch kaiserlichen Einfluss bei den Papstwahlen. Jedoch mußte Otto I. seine Position trotz Kaiserkrönung und Ottonianum in der Folge erst noch erobern und festigen.27 Die offensichtlich teilweise unterschied lichen Vorstellungen von Papst und Kaiser führten in der Folge zu mehreren Konflikten. Schon im Herbst 963 kehrte Otto erneut nach Rom zurück, wo er im Dezember auf einer von ihm selbst präsidierten Synode Johannes XII. absetzen ließ; an seine Stelle trat der Laie Leo VIII. (963–965), der innerhalb eines Tages verschiedene Weihen im „Schnellverfahren“ erhielt.28 Vielleicht gehört in diese Zeit auch die Entstehung einer Klausel, die in das erwähnte Ottonianum eingefügt wurde. Demnach sollte der Papst vor seiner Weihe einen Eid schwören und versprechen, dass er allen seinen Verpflichtungen gegenüber dem Kaiser nachkommen werde. Diese Klausel bot die Grundlage für künftige kaiserliche Interventionen. Die Auseinandersetzungen blieben trotz der neuen Konstellation weiterhin von römischen Adelsfamilien mitbestimmt, von denen Crescentier und Tuskulaner am wichtigsten waren. Beide gingen vielleicht auf das schon erwähnte Haus des Theophylakt zurück. In den Jahren 963–965 gab es weitere Konkurrenzen zwischen den Päpsten sowie weitere Absetzungsverfahren, die nur allgemein erwähnt seien.29 Nach dem Tode Johannes’ XII., der vielleicht bei einem Ehebruch verschied, folgte Benedikt V. 964.30 Sein Beiname „Grammaticus“ verweist auf seine Bildung, er war jedoch ohne kaiserliche Einwilligung erhoben worden. Schon wenig später wurde er nach Kämpfen mit dem Kaiser und der römischen Stadtbevölkerung abgesetzt, dem Erzbischof von Hamburg-Bremen zur Bewachung übergeben und auf kaiserlichen Befehl ins Exil nach Hamburg geschickt, wo er am 4. Juli 965 starb.31 Otto I. setzte daraufhin Leo VIII. wieder ein. Erst mit dem Pontifi kat von Johannes XIII. kehrte eine gewisse Ruhe ein. Der vormalige Bischof von Narni und Bibliothekar der römischen Kirche schaffte es, im Ein-
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klang mit Otto I. während dessen Anwesenheit in Italien wieder stabilere Verhältnisse in Rom herzustellen. Insgesamt erwies sich jedoch ähnlich wie in früherer Zeit, dass die neuen römischen Schutzherren in der Regel nur durch die eigene Präsenz in Rom die römische Politik und die Politik der Päpste mit beeinflussen konnten. An Weihnachten 967 krönte Papst Johannes XIII. Otto II. zum Mitkaiser und 972 dessen aus Byzanz stammende Gemahlin Theophanu zur Kaiserin.32 Johannes XIII. half weiterhin, das für die Ostmission wichtige Erzbistum Magdeburg 968 zu errichten. Die entscheidende Passage des einschlägigen Privilegs lautet folgendermaßen: Als nun bei einem Gespräch in der Kirche des heiligen Apostels Petrus über die Lage und das Regiment der ganzen Christenheit, was nützlich ist, nach Gott nützlich besprochen wurde, da teilte der genannte sehr fromme Kaiser Otto unserer Väterlichkeit mit, wie er die Slawen, die er selbst besiegt, kürzlich im katholischen Glauben begründet hatte, und er bat und forderte beharrlich, daß nicht die Schafe, die er selbst Christus gewonnen hatte, wegen des Versagens des Hirten durch die Verschlagenheit des alten Feindes der Verdammung verfielen. Und so haben wir, vielgeliebte Brüder, diesem Gesuch mit Recht Zustimmung gewährt. […] Mit Hilfe seiner Gnade wollen wir und befehlen mit dieser Urkunde, das Kloster zu Magdeburg, im sächsischen Königreiche an der Elbe erbaut, das der vorgenannte sehr fromme Kaiser wegen der neuen Christenheit errichtet hat, in einen erzbischöflichen Sitz umzuwandeln, weil dieser Ort den Heidenstämmen nahegelegen ist, in einen Sitz, der durch untergebene Suff ragane die ganze Herde Gottes zu lenken und zu regieren die Kraft habe. Wir wollen auch und befehlen durch diese Urkunde, daß das Kloster zu Merseburg, das der sehr fromme Kaiser selbst da, wo er die Ungarn niedergeworfen hat, für die Zukunft Gott geweiht hat, zu einem bischöflichen Sitze erhoben werde, der dem Stuhle von Magdeburg untergeben sei.33
Teilweise ist die Gründung des Erzbistums Magdeburg sogar mit den etwa gleichzeitigen Erhebungen von Capua und Benevent zu Erzbistümern verglichen worden,34 jedoch anders als im Falle Magdeburgs erwuchsen dem Papst aus der mittelitalischen Kirchenpolitik Spannungen mit der oströmischen Kirche, weil damit auch in die von Byzanz mitdominierte Kirchenstruktur Süditaliens eingegriffen wurde. Der Einfluss der neuen Kaiser blieb in Italien aber noch länger nicht unbestritten, wie sich wiederholt an Revolten zeigte. Auch der von Kaiser Otto II. (973–983) bestellte Johannes XIV. (983–984) (der seinen Taufnamen Petrus wohl bewusst ablegte) endete nach einer Revolte im Kerker. Mit Otto III. (983–1002) änderte sich die Situation. Obwohl die jüngere Forschung davon abgerückt ist, in diesem Herrscher ausschließlich den idealistischen, schwärmerischen Jüngling auf dem Kaiserthron zu sehen, der außer dem Ziel, Rom wieder zur alten Würde zu verhelfen, keine größeren Konzeptionen erkennen lasse, so bleibt eine besondere Vorliebe Ottos III. für Rom unbestritten. Unabhängig davon, wie man sein angebliches „Programm“ einer Renovatio beurteilt, dürften zwei Päpste, deren Erhebung Otto III. in seiner Herrschaftszeit beeinflusste, Signalwirkung ausgeübt haben. Sowohl Gregor V. (996–999)35 als auch Silvester II. (999–1003) stammten nicht aus Rom. Vielleicht deutete sich damit ein stärker auf Universalität bezogenes Konzept des Papstamtes an. Wie umstritten und unsicher solche Neuerungen jedoch zunächst noch blieben, zeigt die Erhebung Gregors V. (Brun), eines Vetters Ottos III., der aus der königlichen
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Hofkapelle stammte. Als Otto III. Rom wieder verließ und Gregor V. weiter amtierte, wurde unter dem Einfluss der Crescentier ein aus Rossano in Kalabrien stammender Grieche, der mehrere wichtige Ämter bekleidet hatte und Erzbischof von Piacenza geworden war, 997 als Johannes XVI. (Philagathos) zum Gegenpapst erhoben. Otto III. restituierte Gregor V. jedoch wenig später, ließ Johannes XVI. blenden und einkerkern. Die harten Strafen des Kaisers wollen manche Interpreten vor allem darauf zurückführen, dass Johannes erneut gegen den Kaiser gehandelt habe und deshalb keine zweite Buße oder Begnadigung möglich gewesen sei.36 Jedoch gab es auch kirchenrechtliche Vorgaben, die beachtet werden mussten. Mit Silvester II. wurde seit langer Zeit erstmals wieder eine hochgelehrte Persönlichkeit Bischof von Rom. Er hatte sich schon vorher als Gerbert von Aurillac im Okzident einen Namen gemacht, war durch seine Ausbildung und seinen Werdegang – an verschiedenen Schulen Frankreichs und unter anderem im katalanischen Kloster Ripoll, einer Kontaktstelle von gelehrtem Wissen aus westlich-lateinischer und östlich-arabischer Tradition – hervorragend geschult und hatte seine Gelehrsamkeit schon vor seiner Erhebung mehrfach unter Beweis gestellt. 970 / 71 machte er in Rom die Bekanntschaft Ottos I., setzte seine Studien an der Reimser Kathedralschule fort und bestritt 981 eine Disputation mit dem sächsischen Domscholaster Ohtrich in Ravenna, die er glänzend gewann. Nachdem ihn sein Weg an die Spitze der Abtei Bobbio geführt hatte, wurde er Erzbischof von Reims (991–996), bis er 996 in Rom Otto III. traf, dessen Lehrer und politischer Berater er wurde. Als der Gelehrte auf das Betreiben des Kaisers zum Papst erhoben wurde und sich – vielleicht vor allem wegen der Synodaltätigkeit Silvesters I., weniger mit Assoziationen an das Silvesterbild des Constitutum Constantini37 – ebenfalls Silvester nannte, schien von beiden Personen ein „Romprogramm“ angezeigt, wie auch weitere Verlautbarungen dies nahelegen könnten. In Rom entwickelte sich zumindest eine Art „intellektueller Zirkel“, zu dem außer Silvester II. weitere Personen wie Abt Nilus von Grottaferrata († 1004) oder der bald schon bei der Missionierung getötete Bischof Adalbert (von Prag) († 997) gehörten, die für die Entwicklung in Polen, Böhmen oder in Süditalien wichtig wurden. Otto III. unternahm beispielsweise im Einvernehmen mit dem Papst im Jahr 1000 eine Pilgerreise, die ihn zum Grab des hl. Adalbert in Gnesen führte. Diese Gelegenheit führte zur Gründung des Erzbistums Gnesen. Etwa gleichzeitig wurde Ungarn dem päpstlichen Schutz unterstellt, und König Stephan der Heilige (997–1038) erhielt von Papst und Kaiser eine wertvolle Krone zum Geschenk.38 Diese und weitere Aktionen dokumentieren das Zusammenwirken von Otto III. und Silvester II. Nach einem Aufstand der Römer gegen Otto 1001 musste auch der Papst Rom verlassen, das er erst im April 1002 wieder betrat. Ein gutes Jahr später starb er. Ob er und das Papsttum zu Beginn des zweiten christlichen Jahrtausends von einer apokalyptischen Stimmung erfasst wurden, bleibt umstritten.39 Dass manche nach Silvesters Tod am 12. Mai 1003 seine Gelehrsamkeit allerdings auch negativ wahrnahmen, verdeutlichen die zahlreichen Geschichten, die schon bald kursierten. Er sei mit dem Teufel im Bund gewesen und habe auf diese Weise viele seiner Erfolge erreicht. Seine Gebeine kämen selbst im Sarg nicht zur Ruhe und kündigten mit
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Gerassel den Tod eines jeden Papstes an. Dass aber Wissen und Gelehrsamkeit für manche spätere Beobachter sogar den Teufelsbund des Papstes wahrscheinlich machten, verweist auf spätere literarische Gestaltungen, wie die Figur des Doktor Faustus.40 Unter Otto III. und Silvester II. gewann Rom zwar an Gewicht, jedoch nur für kurze Zeit. Offensichtlich war es immer noch verfrüht, universale Funktionen von Rom aus dauerhaft zu beanspruchen und vor allem durchzusetzen. So verschafften sich nach Silvester II. römische Adelsfamilien (besonders Crescentier und Tuskulaner) wieder größeres Gewicht, auch bei der Besetzung des Papsttums. Das Haupt der Crescentier legte sich sogar den Titel des patricius bei. Nach dem Tod Sergius’ IV. (1009–1012), der den Beinamen Os porci (Schweinemaul) trug und angeblich der Sohn eines Schusters war, schlug die Stunde des Adelshauses von Tusculum. Graf Alberich III. († 1044) von Tusculum bezeichnete sich selbst gleichzeitig als römischer Konsul. Benedikt VIII. (1012–1024) der erste der „Tuskulanerpäpste“41 war noch Laie, als er gewählt wurde. Sein Bruder Romanus, römischer Konsul, folgte Benedikt als Johannes XIX. (1024–1033), und der junge Neffe der beiden, Theophylakt, wurde schließlich unter dem Namen Benedikt IX. (1033–1044, 1048) Papst. Schon diese kurzen Bemerkungen zeigen, dass sich die Phase der Tuskulanerpäpste strukturell vom Einfluss des römischen Adels zu Beginn des 10. Jahrhunderts unterschied. Nun war nämlich nicht ein wichtiges Mitglied der Familie im Hintergrund der eigentliche Herrscher Roms, sondern es ging den zentralen Personen der Familie inzwischen darum, das Amt des Papstes selbst zu erlangen; die Verwandten sicherten die Rolle des Papstes als weltlicher Herrscher eher ab. Es liegt auf der Hand, dass diese Form der Adelsherrschaft später – in den Jahren 1044–1046 – leicht ins Kreuzfeuer der Kritik geraten konnte. Jedoch schufen sich die genannten Päpste zweifellos in dieser Zeit ein effizientes System der Machtausübung. Die Herrscher des ostfränkisch-deutschen Reiches, Heinrich II. (1002–1024) und Konrad II. (1024–1039), mischten sich in die römischen Verhältnisse kaum ein, ließen sich jedoch am 14. Februar 1014 und 26. März 1027 in Rom mit ihren Gemahlinnen zum Kaiser krönen.42 Sie unterstützten teilweise die Päpste im Kampf gegen die Crescentier oder bei Auseinandersetzungen in Süditalien; Benedikt VIII. reiste sogar nach Deutschland, um 1020 den Kaiser für militärische Aktivitäten zu gewinnen, und erwies dabei auch dem 1007 neu gegründeten Bistum Bamberg seine Reverenz.43 Trotz aller Kritik, denn auch diese Zeit gehört in vielen Darstellungen noch zum „dunklen Jahrhundert“, sieht die Forschung die Herrschaft der Tuskulanerpäpste inzwischen in manchen Aspekten positiver, weil die Päpste neben Familieninteressen durchaus Ansätze zu einer energischen Reformpolitik zeigten, wie die Synode von Pavia 1022 erkennen lässt, die sich zum Beispiel für eine schärfere Einhaltung des Zölibates einsetzte.44 Trotzdem kam es 1046 in Sutri und Rom zu den Eingriffen Heinrichs III., die eine neue Epoche einleiten sollten. Dies erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die Crescentier erneut Mitkonkurrenten der Tuskulaner wurden. Sie hatten den Kardinalbischof von Sabina als Silvester III. (1045) erhoben, der sich aber nur kurz in Rom halten konnte. Der Tuskulaner, den man mit Geld abgefunden hatte, verschaffte seinem Paten, dem Erzpriester Johannes Gratian, das Papstamt (Gregor VI., 1045–1046); diesen ereilte aller-
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dings wenig später der Vorwurf des Ämterkaufes. Heinrich III. (1039–1056) griff daraufhin auf einer unter seinem Vorsitz veranstalteten Synode 1046 in Sutri ein, zwang Gregor VI. zum Amtsverzicht, suspendierte Silvester und bestätigte die Abdankung Benedikts IX. Dieser Letzte hatte sich aber dem Konzil nicht gestellt und vertrat seine Ansprüche weiter.45
Rom, Verwaltung und Kulturtransfer im langen 10. Jahrhundert Welche strukturellen Änderungen ergaben sich aber im Laufe dieses „langen 10. Jahrhunderts“? Die Formen und Mittel päpstlicher Herrschaft in der Stadt änderten sich entsprechend den Gegebenheiten im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert. Offensichtlich funktionierte die päpstliche Verwaltung – wenn dieser Begriff überhaupt angebracht ist – nur bedingt. Noch mehr als für die Karolingerzeit – die noch beachtenswerte Ausprägungen päpstlicher Schrift lichkeit zeigt – wird man sich von der Vorstellung einer Kanzlei als fester Behörde eher verabschieden müssen. Vielmehr schrieben römische Stadtschreiber (Scriniare, Notare oder Tabellionen) wohl häufig in Auft ragsarbeit auch die päpstlichen Dokumente.46 Nach 962 wird ein gewisser „nördlicher“ Einfluss auf diese Verwaltungsstrukturen erkennbar. So gibt es seit dieser Zeit einen cancellarius (Kanzler nach deutschem Vorbild), außerdem wurde ähnlich wie nördlich der Alpen immer häufiger Pergament anstelle des weniger haltbaren Papyrus als Beschreibstoff verwendet. Nördliche Einflüsse sind an weiteren Phänomenen ablesbar, so in Liturgie und Kult. Das Pontificale Romano-Germanicum, das die Bischofsliturgie betraf, gelangte wohl im Zusammenhang mit der Kaiserkrönung Ottos des Großen nach Rom.47 Auch setzte es Heinrich II. anlässlich seiner Kaiserkrönung 1014 durch, dass wie in seinem Reich künftig auch in Rom das Credo in jeder Sonn- und Feiertagsmesse gebetet wurde. Damit rückten fränkische und römische Liturgie einander näher. Vereinfacht gesprochen drehte sich der für die Karolingerzeit feststellbare Transfer von römischen Schriften und Gebräuchen im 10. / 11. Jahrhundert teilweise um, denn inzwischen waren neue Adaptationen und Kontextualisierungen nördlich der Alpen erfolgt, die nun nach Rom „exportiert“ wurden. Insbesondere das Credo in den Sonntagsmessen (mit dem in der Karolingerzeit diskutierten Zusatz des filioque, vgl. Kapitel IV, S. 78) führte dazu, dass der Westen auch theologisch stärker als Einheit erschien, und nicht zuletzt führte unter anderem das filioque 1054 zum Bruch mit der Ostkirche.48 In Rom gewann der Lateranpalast an Bedeutung; schon seit karolingischer Zeit war die Bezeichnung patriarchium häufiger durch palatium ersetzt worden. Der Kardinalklerus wurde dem Palast zugeordnet. Die sieben Diakone galten als Diakone des Palastes, ebenso die sogenannten „Palastrichter“, deren Funktionen in einer älteren und jüngeren Richterliste (spätestens von 962 und 1030) festgelegt wurden.49 Da Rom wiederum aus zwölf Regionen bestand, gab es bald schon zwölf neue Diakone, die den Regionen zugeordnet waren (diaconi regionarii). Rom galt schon länger als Haupt der Welt (caput mundi), wichtige Städte nördlich der Alpen bezeichneten sich zuweilen sogar als das Zweite Rom, wie Mainz, Trier oder
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Bamberg belegen können. Obwohl vor überzogenen Interpretationen zu warnen ist, kam es gerade in der Regierungszeit Ottos III. zu einer breiten erneuerten Wertschätzung Roms, wenngleich das von Otto III. geförderte Reformprogramm (Renovatio) oft weniger auf die Antike als auf eine Reform des römischen monastischen Lebens zielte.50 Außerdem werden wichtige Ehrenzeichen häufiger nachweisbar. Zu den Symbolen des Papstes gehörte neben dem Pallium und der Tiara (eine Kopfbedeckung, die zu dieser Zeit mit einem Kronreif geschmückt war) nun zusätzlich die Mitra als weitere Kopfbedeckung; diese Zeichen deuten indirekt auf einen universalen Anspruch des Papstes hin. Insbesondere die Tiara sollte langfristig weltliche und universale Herrschaft sinnfällig ausdrücken. Um diese Position zur Geltung zu bringen, bedurfte es jedoch nach wie vor der jeweiligen Anträge, Gesuche und Appellationen an den Papst, denn insgesamt blieben viele Aktionen der Päpste auch in dieser Zeit noch Reaktionen. Dieser Befund gilt für die in der Regel vom Empfänger ausgehenden Klosterprivilegierungen, die zum Beispiel für Cluny oder für andere Reformzentren ausgestellt wurden. Die Errichtung neuer Erzbistümer entsprach in den schon genannten Beispielen von Capua und Benevent auch päpstlichen Vorstellungen, während im Falle Magdeburgs das Interesse Ottos I. überdeutlich wurde. Von auswärtigen Initiativen abhängig war auch die höchste päpstliche Bestätigung eines entsprechenden Rangs heiliger Männer und Frauen. Die ersten, allerdings noch kein neues Recht begründenden Vorläufer zu einem ausgebildeten Kanonisationsverfahren liegen im ausgehenden 10. Jahrhundert, als 993 Bischof Ulrich von Augsburg von Papst Johannes XV. zur Ehre der Altäre erhoben wurde und sein Heiligenkult für die ganze Kirche vorgeschrieben wurde.51 Obwohl es noch einige wenige ähnliche Fälle gab, sollte es noch dauern, bis das verbindliche päpstliche Verfahren weiter ausgeprägt und durchgesetzt wurde.
Die Päpste und der orbis christianus Mit dem Übergang des Kaisertums an die Ottonen und langfristig an deren Nachfolger wurden die deutschen Könige und römischen Kaiser die höchsten Schutzherren der römischen Kirche; sie empfingen diese Würde künftig aber nur vom Papst. Zunächst schien sich der Zugewinn an Bedeutung vor allem zugunsten der Herrscher auszuzahlen, allerdings bedingte das wechselseitige Verhältnis grundsätzlich, dass der Papst bei anderen Machtkonstellationen gegebenenfalls auch im Reich eingreifen konnte. Dies sollte zur Zeit des „Investiturstreites“ deutlich werden. Vereinzeltes universales Handeln der Päpste blieb in dieser Zeit immer noch weitgehend auf die Auseinandersetzung mit Byzanz sowie auf die Nachfolgestaaten des Karolingerreiches beschränkt. Allerdings gab es erste Entwicklungen an den Grenzen dieser Reiche, die in die Zukunft wiesen, denkt man an die Bischofssitze Gnesen und Gran (Esztergom). Die größten Einflussmöglichkeiten bestanden nach wie wor in Italien. Jedoch ist das nördliche Italien weitgehend auszunehmen, das mit der Herrschaft der römischdeutschen Kaiser als regnum Italiae nur bedingt päpstliche Einflüsse erfuhr.
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Die eigentlichen Bemühungen der Päpste und der genannten römischen Adelsgeschlechter betrafen entsprechend vor allem Mittelitalien und die Sicherung des Umlandes Roms. Damit wurde der „Ausbau des Kirchenstaates“ vorangetrieben. Insbesondere versuchten die Päpste, die beiden freien Abteien Farfa und Subiaco an den Grenzen des Patrimonium Petri ihrem Einfluss zu unterwerfen. In Süditalien waren die alten Gebiete um Fondi und Terracina betroffen, die langfristig zum Patrimonium Petri hinzutraten; manche wichtige Klöster in Süditalien wie Montecassino wurden durch Exemtion dem Papst direkt unterstellt. Unter Exemtion, wie sie seit dem 9. / 10. Jahrhundert in den Papsturkunden immer häufiger gewährt wurde, versteht man die Herauslösung einer physischen oder juristischen Person aus dem üblichen Rechtsbereich und gegebenenfalls die Unterstellung unter eine hierarchisch höhere Jurisdiktionsgewalt. Im Falle einer päpstlichen Exemtion wurden Klöster aus der Rechtsgewalt der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Papst unterstellt. Dies baute oft auf Schutzprivilegien in karolingischer Zeit auf. Meistens erfolgte eine solche Exemtion für Klöster nicht vollständig, sondern betraf nur bestimmte Bereiche, die aber fast alle auf Kosten der jeweiligen Bischöfe und ihrer Rechte gingen. So wurden Klöster eventuell von Abgaben an einen Bischof oder von der bischöflichen Disziplinargewalt befreit. Wichtige Klöster im Reich erhielten solche (Exemtions-)Privilegien, zum Beispiel Fulda, Gorze, St. Moritz in Magdeburg, Gandersheim, Essen. Insgesamt stärkte dies die Beziehungen einzelner Institutionen zum Papst, obwohl die Päpste ihre daraus resultierenden Ansprüche oft mals nicht tatsächlich umsetzen konnten. Päpstliche Politik in Süditalien stand immer noch in Auseinandersetzung mit Byzanz. Wichtige Seehafenstädte wie Neapel und Amalfi unterlagen weiterhin teilweise byzantinischem Einfluss. In diesem Zusammenhang ist die schon genannte Errichtung lateinischer Erzbistümer im Süden der Apenninenhalbinsel interessant. Es entstanden damit neue Erzbistümer neben einer bisher bestehenden byzantinischen Tradition. Manche der neuen Erzbistumssitze konkurrierten aber durchaus mit Rom. Dies lässt sich beispielsweise an den Ehrenzeichen des Erzbischofs von Benevent bis ins hohe Mittelalter nachweisen.52 Neben dem Aufbau der neuen Kirchenstruktur in neuen Metropolitanverbänden war der päpstliche Kontakt zu „Rebellengruppen“ in Süditalien zukunftsweisend. Spätestens um 1015 / 1016 erschienen Krieger aus der Normandie in Süditalien. Dort traten sie in den Dienst langobardischer Fürsten und kämpften gegen Sarazenen und Byzantiner. Zuweilen wurden diese Normannen in Süditalien schon von Kaiser Konrad II., später auch von Kaiser Heinrich III. unterstützt. Obwohl von den Päpsten zunächst bekämpft, sollten die Normannen bald in lehnsähnliche Beziehungen zum Papsttum treten. Dabei wechselten Gegnerschaft und Unterstützung in der Folgezeit mehrfach je nach Konstellation. Auch für das ostfränkisch-deutsche Reich und deren Nachbarn im Osten veränderte die Gründung neuer Erzbistümer die kirchliche Landkarte. Jedoch blieb hierbei entscheidend, welche Position die jeweiligen Könige oder Kaiser vertraten. Folgenreich waren die schon erwähnten neuen Kirchenprovinzen im Osten, Magdeburg (968), Gnesen (1000), Gran (1001). Sie entsprachen teilweise neuen Herrschaften an der Peripherie des
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Reiches, die bald durch Zahlung eines Zinses ein besonderes Lehns- und Schutzverhältnis zum Papsttum suchen sollten. Im Reich konnte der Papst in der Regel seinen Einfluss nicht nur durch Exemtionen und die Gründung neuer Erzbistümer unterstreichen, sondern auch durch die zunehmende Entsendung von päpstlichen Legaten, die mehrfach sogar, wie in Gandersheim 1001, den Vorsitz bei Synoden beanspruchten.53 Außer in Süditalien bildeten sich auch in Norditalien im ausgehenden 10. und beginnenden 11. Jahrhundert wichtige Zentren, die zur Vorbereitung der bevorstehenden Kirchenreform beitrugen; Romuald von Camaldoli, Petrus Damiani und Guido von Pomposa wurden prägende Persönlichkeiten. Solche Reformzentren entstanden zunehmend auch im alten Westfrankenreich und in Burgund. Nicht nur weil die königliche Gewalt in Frankreich im 10. und 11. Jahrhundert schwach blieb und Klöster und Bistümer unter adeligem Einfluss verblieben, sondern auch aufgrund karolingischer Traditionen und adeliger Initiativen entstanden hier Reformklöster in größerer Zahl. Am bekanntesten ist das Kloster Cluny, das 910 gegründet wurde und dessen Patron von Anfang an der heilige Petrus war. Schon der Stifter hatte dieses Kloster dem Heiligen Stuhl übertragen. 931 erhielt es ein Exemtionsprivileg, das bis zu den Tuskulanerpäpsten hin immer wieder erneuert wurde.54 Für Reformansätze in Rom wurde Cluny auch deshalb besonders wichtig, weil verschiedene (stadt-)römische Klöster vielleicht nach dem Vorbild Clunys reformiert wurden. An diesen und anderen Beispielen wird gleichzeitig deutlich, wie Exemtionen die traditionellen Kirchenstrukturen schwächen konnten und indirekt die Position des Papsttums stärkten. Insgesamt waren Exemtionen vor allem dort erfolgreich, wo adelige oder weltliche Schutzmächte fehlten bzw. ausgeschaltet werden sollten. Schließlich wurden damit aber fast alle diejenigen Klöster begünstigt, die in die Reformprozesse des 11. und 12. Jahrhunderts maßgeblich eingreifen sollten. Genannt seien Fleury, Fécamp oder im Süden Frankreichs St-Pons-de-Thomières, jedoch auch burgundisch-lothringische Gründungen wie St-Bénigne in Dijon und Gorze. Weil in der spanischen Mark, in Katalonien, königlicher oder adeliger Schutz geringeres Gewicht besaß, fanden sich hier, ähnlich wie in Frankreich, ebenfalls zahlreiche Bittsteller, um päpstlichen Schutz oder die Exemtion zu erlangen. Die Klöster St-Michel de-Cuxa, Ripoll oder Rodas gehören zu diesen Orten.55 Zu den restlichen Reichen der Pyrenäenhalbinsel unterhielten die Päpste aber noch kaum Kontakte, will man nicht manche der verfälschten Zeugnisse des 10. Jahrhunderts auf einen echten Kern zurückführen. Erst mit der Öffnung des nördlichen Spanien während der Herrschaft Sanchos III. (1004–1035), der mehr als nur Navarra beherrschte, scheint französischer und indirekt auch päpstlicher Einfluss verstärkt nach Spanien gekommen zu sein, der sich in der Mitte des 11. Jahrhunderts weiter konkretisieren lässt.56 Die Beziehungen zu England blieben im 10. und 11. Jahrhundert erhalten, erscheinen in den Quellen aber nicht sehr deutlich; meist pilgerten die Erzbischöfe von Canterbury und die von York nach Rom, um das Pallium zu empfangen, weil nur der Papst dieses Ehrenzeichen vergeben durfte. Mit dem Pallium wurden aber Erzbischöfe aus allen Ländern besonders an den Papst gebunden. Die von England ausgehende Missionierung der
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Dänen und Norweger scheint insgesamt weniger unter päpstlichem Einfluss stattgefunden zu haben.
Von der urbs zum orbis: Strukturelle Weichenstellungen Versucht man einige Entwicklungstendenzen des vermeintlichen „dunklen Jahrhunderts“ zu bündeln, so war vieles keinesfalls so dunkel, wie dies zu Beginn des 16. Jahrhunderts gesehen wurde. Vielmehr lassen sich auch manche Entwicklungen – selbst die Turbulenzen an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert – als Geburtswehen verstehen, aus denen ein neues Papsttum erst im 11. / 12. Jahrhundert entstehen sollte. So führten zum Beispiel die Diskussionen um die Translation des Formosus zu neuen, stärker universalen Konzeptionen des päpstlichen Amtes. Insgesamt ist die Zeit bis 962 und die Zeit danach zu unterscheiden, jedoch bedeutete die Dominanz der Ottonen in den Jahren 962–1002 noch nicht, dass der Einfluss der römischen Adelsfamilien endgültig gebrochen war. Rom und die Bischöfe von Rom konnten noch sehr unterschiedlichen Prinzipien des Herrschens folgen. Dennoch sind im 10. Jahrhundert ein Transfer nördlicher Modelle nach Rom sowie Ansätze zu einem stärkeren universalen Handeln der Päpste erkennbar. Die beiden päpstlichen Vertreter Gregor V. und Silvester II. personalisieren diese Tendenzen wohl am eindrücklichsten. Die Umsetzung universaler Ansprüche geschah vielleicht in Süditalien in Opposition zu Byzanz in einem ganz bewussten Prozess kirchlicher Durchdringung, ansonsten führten in der Regel weiterhin Anfragen und Appellationen zu päpstlichen Reaktionen, die zuweilen selbstbewusstes päpstliches Handeln ermöglichten. Dies betraf vor allen Dingen die Legations- und Synodalpolitik, aber auch die Privilegierung durch Schutzverleihungen und Exemtionen. Deutlich wird zudem, dass sich an der Peripherie des alten Karolingerreiches – so in Spanien, Polen, Ungarn, bis nach Kroatien hinein – nun päpstlicher Einfluss zunächst vereinzelt, aber mit insgesamt zunehmender Tendenz bemerkbar machen konnte. Dieser Trend wurde auch durch das grundsätzlich stadtrömisch geprägte Tuskulanerpapsttum nicht umgekehrt. Die Verbindung der Päpste mit dem römisch-deutschen Reich seit 962 führte schließlich dazu, dass die zweifellos noch bestehenden Missstände 1046 Heinrich III. auf den Plan riefen.
VI. Kirchenreform und Institutionalisierung (1046–1130) Wendepunkte und Neuausrichtung: Personen und Strukturen VI. Kirchenreform und Institutionalisierung (1046–1130)
Das Zeitalter der Kirchenreform – das zuweilen unter Betonung nur eines wichtigen Aspektes verkürzt mit dem Etikett „Investiturstreit“ versehen wird – lassen nicht alle Darstellungen mit den Ereignissen von 1046, dem Eingreifen Heinrichs III. in römische Verhältnisse, beginnen. Ohne größere Schwierigkeiten könnten ebenso der Zeitpunkt des Bruches mit Byzanz (1054) oder der Pontifi katsbeginn Gregors VII. (1073), der oft für das Zeitalter sogar namengebend erscheint, als Anfangsdaten gelten. Will man die Zeit bis zum Beginn des Schismas zwischen Innozenz II. und Anaklet II. im Jahre 1130 charakterisieren, so scheint sich eine neue Stellung des Papsttums innerhalb der mittelalterlichen Welt zu entwickeln. Der neue Standort ist nicht nur mit Blick auf die zweite Universalgewalt des Westens, das Kaisertum, zu erörtern, sondern auch in Hinsicht auf die sich neu formierenden und wichtiger werdenden Monarchien, auf die zunehmend in Verbänden zusammengeschlossenen monastischen Gemeinschaften sowie – besonders während der Kreuzzüge – auf weitere „Staaten“ und Gruppen, vor allem im östlichen Mittelmeerraum. In welchem Maße die begleitenden Umgestaltungen in Rom, die mit Schlagworten wie Institutionalisierung, Rationalisierung und Professionalisierung gekennzeichnet werden könnten, Voraussetzungen, Folgen oder Begleiterscheinungen auf dem Weg zur neuen Stellung des Papsttums waren, verlangt nach differenzierten Erklärungen, will man nicht einer Entwicklungslogik das Wort reden, sondern Wechselwirkungen, Anverwandlungen und Hybridisierungen sowie auch frömmigkeitsgeschichtliche Entwicklungen angemessen berücksichtigen. Die Veränderungen der Rahmenbedingungen waren vielfältig; genannt seien im Osten der zunehmende Druck der Seldschuken, in Süditalien die wichtiger werdenden Normannen sowie in den Reichen des Westens und Mitteleuropas vor allem grundlegende Umgestaltungen. Die neue Positionierung Roms und der Streit zwischen regnum und sacerdotium, zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft, gehören in den großen Zusammenhang dieser Umstrukturierungen, die geistige wie soziale und wirtschaft liche Aspekte gleichermaßen betrafen. Auch die neuen Lebensformen der Stadt prägten die mittelalterliche Gesellschaft zunehmend. Marc Bloch erschien dieser Wandel so tiefgreifend, dass er vom Beginn eines zweiten Mittelalters ausging, das er als „zweites Feudalzeitalter“ bezeichnete.1 Die neue Epoche hatte weitere Gesichter: Die
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Verchristlichung des Kriegshandwerks, die Beteiligung der Laien am kulturellen Leben, die Weiterentwicklung von Schulen, die später zur Errichtung von Universitäten führten, gehören dazu. Blickt man auf die Päpste, welche die Zeit prägten, so stechen mehrere, inzwischen auch als Personen besser erkennbare Charaktere hervor, von denen Gregor VII. (1073–1085) am markantesten ist. Will man ihn als eine Art Angelpunkt dieser zuweilen nach ihm bezeichneten Epoche ansehen, so lassen sich vor ihm die sogenannten „deutschen Päpste“ sowie Vertreter verschiedener Reformströmungen benennen; nach Gregor VII. waren wiederum einige Päpste neuen religiösen Bewegungen verpflichtet. Sie hatten sich aber damit auseinanderzusetzen, dass sich Rom zeitweise fest in der Hand der seit 1080 von kaiserlicher Seite gestützten Gegen- oder besser konkurrierenden Päpste befand. Von der Gruppe der vor Gregor VII. erhobenen Päpste dürften Leo IX. (1049–1054), der aus dem lothringischen Reformmilieu stammte, Nikolaus II. (1059–1061), der in Burgund beheimatet war und sich gegen Benedikt X. durchsetzen musste, sowie Alexander II. (1061–1073), der in der Mailänder Domschule ausgebildet worden war und dann Bischof von Lucca wurde, besonders hervorzuheben sein. Die nachgregorianische Zeit war durch den aus der Champagne stammenden, monastisch geprägten Urban II. (1088–1099), den aus der Romagna gebürtigen Paschalis II. (1099–1118) und den burgundischen Calixt II. (1119–1124), der vorher Erzbischof von Vienne gewesen war, in besonderem Maße gekennzeichnet. Diese Päpste konnten nur bedingt in Rom agieren, weil einige starke „Gegenpäpste“, besonders Clemens (III.) (1084–1100) und Gregor (VIII.) (1118–1121), dort zeitweise ziemlich einflussreich wurden.
Römische und allgemeine Kirchenreform Beginn mit Heinrich III. Zunächst brachten eher äußere Ereignisse Bewegung in die Welt des Papsttums. Ein Anlass wird oft im Romzug König Heinrichs III. und in der Synode von Sutri 1046 gesehen. Damals befand sich das Papsttum in einer ausgesprochen verworrenen Lage. Verschiedene Päpste konkurrierten: Papst Benedikt IX., ein Tuskulaner, war im September 1044 aus Rom vertrieben worden, wenig später hatte man einen Crescentier, Silvester III., erhoben, den Benedikt IX. jedoch kurz darauf wiederum seinerseits entmachtete. Aber Benedikt IX. selbst war in Rom nicht unangefochten. Dies führte zu einem zunächst unerwarteten Schritt: Gegen eine Geldzahlung – die Quellen erwähnen zwischen 1000 und 2000 Pfund Silber – fand er sich bereit, die Papstwürde einem anderen zu übertragen, der ab dem 1. Mai 1045 als Gregor VI. seinen Platz einnahm.2 Zunächst scheint niemand Anstoß an diesen Geschäften genommen zu haben. Selbst Heinrich III. hatte ein Treffen mit Gregor VI. vereinbart, nachdem er im Oktober 1046 in Pavia angekommen war. Wenig später muss ihm jedoch zu Ohren gekommen sein, dass Gregor VI. ausgerechnet gegen jenen Grundsatz verstoßen hatte, den die Bestimmungen des Kon-
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zils von Pavia 1022 noch eingeschärft hatten,3 nämlich das Verbot, gegen Geld kirchliche Ämter oder Sakramente zu verkaufen. Dies bezeichnete man schon seit langem als Simonie. Nach der Synode von Sutri am 20. Dezember 1046 mit den entsprechenden Konsequenzen für die konkurrierenden Päpste kam es vier Tage später in Rom zur Wahl eines neuen Papstes, die Heinrich III. entscheidend beeinflusste. Gewählt wurde Bischof Suitger von Bamberg, einer der engsten Vertrauten des Königs,4 der geeignet schien, die lokalrömischen Interessen bei der Besetzung des Papststuhles zu neutralisieren. Diese Erhebung deutet an, dass nun und künft ig bei Besetzungen der Cathedra Petri stärker als bisher zwei divergierende Tendenzen gegeneinander stehen konnten: Sofern die Römer Einfluss gewannen, wählten diese vor allen Dingen den Bischof von Rom, während ein Herrscher, der zum Kaiser gekrönt werden wollte, stärker die universalen Aufgaben des Papstes im Blick hatte. Ansatzweise ließ dies schon der erwähnte Pontifi kat Silvesters II. um die Jahrtausendwende erkennen. So führte nun die Erhebung Suitgers von Bamberg, der den Namen Clemens II. (1046–1047) annahm, am Weihnachtstag 1046 nicht nur zu dessen eigener Inthronisation, sondern folgerichtig zur Kaiserkrönung von Heinrich und Agnes.5 Einige Tage darauf machte eine Synode deutlich, wie eng sich der neue Papst dem Salier verbunden fühlte: Zur Rechten des Papstes wurde dem Kaiser ein Sessel freigehalten, und die Beschlüsse des Konzils bekräftigten Heinrichs Forderungen von Pavia, dass sämtliche simonistische Praktiken mit dem Anathem bedroht werden sollten.6 Mit Clemens II. beginnt die Reihe der „deutschen Päpste“, die sich unter anderem dadurch auszeichneten, dass sie in der Regel sogar ihr Heimatbistum behielten, obwohl dies nach den strengen kanonischen Normen der alten Kirche verboten war.7 Aber schon seit dem 10. Jahrhundert wurden Bischöfe zunehmend problemlos auf die römische sedes erhoben. Dies unterstreicht, dass die Streitigkeiten der formosianischen Zeit zumindest eine Frage geklärt hatten: Der Papst war nicht mehr nur Bischof von Rom, sondern repräsentierte die Spitze der Hierarchie. Doch nicht nur im Verhältnis von Bischofsamt und Papsttum kam es zu neuen Vorstellungen, bei denen die römischen Leitungsaufgaben viel stärker ins Zentrum gerückt wurde. Zuweilen wird sogar behauptet, dass nicht trotz, sondern wegen des königlichen Eingreifens das Papsttum zunehmend in die Lage versetzt wurde und damit begann, die Organisation und Ausrichtung der lateinischen Christenheit neu zu gestalten. Jedoch sind Anlass und Wirkung zu unterscheiden, und es bleibt zu bedenken, wie traditionsgebunden Heinrich III. im Grunde handelte. Auch deshalb hoben sich die königlichen Ansichten von späteren reformerischen Stellungnahmen ab, beispielsweise eines Petrus Damiani oder Gregors VII. Nicht eine vom Papsttum geleitete, reformierte Kirche war das Ziel Heinrichs III., sondern schon eher sollte der römische Bischof stärker in den Zusammenhang der Reichskirche eingebunden werden, wie die doppelte Funktion Clemens II. als Reichsbischof und Papst andeutet. Mit Blick auf diesen ersten Vertreter der „deutschen Päpste“ könnte die Interpretation weiter zugespitzt werden: Wenn der neue Papst auch das Reichsbistum Bamberg verwaltete, dann gehörte er weiterhin zum Reichsepiskopat und war damit in ein System königlicher Herrschaft eingebunden. Ging
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es also in dieser ersten Phase vielleicht eher um eine geistlich-weltliche Zusammenarbeit unter kaiserlicher Führung und weniger um eine vom Papsttum geführte Reformkirche? Ähnlich wie Heinrich III. hatten schon Otto I. oder Otto III. bei ihren Italienzügen Kirchenreform, Papsterhebungen und damit zusammenhängende Fragen behandelt. Auch die Kaiserwürde fassten Heinrich III. und Agnes weniger als Geschenk des Papstes, sondern als unmittelbar von Gott empfangene Würde auf. Deshalb trieb Heinrich III. vielleicht sogar eine auf die Person des Herrschers fi xierte Kirchenpolitik zunächst zu einer weiteren Perfektion, denkt man daran, dass die Investitur der Bischöfe mit dem Hirtenstab und dem Ring seit der Salierzeit eine auch symbolisch verstärkte Einbindung in die königliche Herrschaft bedeutete. Ein solches auf die Person des Herrschers zugeschnittenes Regiment löste jedoch weitere Spannungen aus, die Heinrich III. im Reich schon mehrfach zu spüren bekommen hatte, denn vielleicht hatte er seine Stellung als christlicher Herrscher sogar zeitweise übersteigert. Wichtiger als der Anlass waren die längerfristigen, meist außerrömischen Ursachen, die zur Umgestaltung der römischen Kirche und des Papsttums führten und die sich auf Reformansätze institutioneller und persönlicher Ausrichtung gründeten.
Reformklöster und eremitische Bewegungen Seit mehr als einem Jahrhundert wird darüber diskutiert, inwieweit die Vorstellungen und Praktiken des schon erwähnten Klosters Cluny die römische Kirchenreform beeinflussten. Dienten die Freiheiten, die durch die völlige Herausnahme des Klosters aus der bischöflichen Herrschaft verstärkt wurden, als Vorbild für die angestrebten Freiheiten der Kirche überhaupt? Im monastischen Bereich war die Liturgie das Hauptanliegen der cluniazensischen Richtung der Benediktiner. Entscheidend wurde das bereits vorgestellte Papstprivileg von 931, wonach Cluny auch Mönche aus anderen Konventen aufnehmen durfte. Außerdem wurde Abt Odo vom Papst erlaubt, die Leitung reformbedürftiger Klöster zu übernehmen. Beides war zukunftsweisend, denn es ermöglichte ein schnelles Anwachsen der Reformgruppe und eine im monastischen Bereich neuartige Möglichkeit zur Verbandsbildung. Auch dem cluniazensischen Klosterverband wurde schließlich die Exemtion gewährt, 996 bestätigte dies Papst Gregor V.; eine Urkunde Johannes’ XIX. dehnte das Privileg 1024 sogar auf abhängige Klöster und Priorate aus.8 Der bedeutende Einfluss Clunys auf die kirchlichen Entwicklungen der Zeit wurde dadurch gefördert, dass zwischen 927 und 1109 nur fünf Äbte Cluny vorstanden; diese langen Abtszeiten sorgten für Kontinuität. Andere religiöse Zentren, wie Brogne bei Namur oder Gorze bei Metz, übten vielleicht sogar größeren Reformeinfluss aus, weshalb oft einfach die Frage „Gorze oder Cluny?“ gestellt wurde, um den langfristig stärksten Reformmotor zu ermitteln. Diese Alternative vereinfacht aber unzulässig. Gegenüber Brogne war Gorze auf den ersten Blick wohl deshalb wichtiger, weil von dort Reformideen über Trier ins Reich ausstrahlten. Blickt man insgesamt auf die verschiedenen Zentren der Klosterreform, so fällt auf, dass vor allem Burgund und Lothringen, das alte Mittelreich der Karolinger, von Bedeu-
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tung waren, wenngleich auch Orte im heutigen Deutschland (Hirsau), in Italien (Fruttuaria) und im westfränkisch-französischen Reich (Fleury, St-Victor de Marseille) das breite Panorama der Reformkonvente weiter abrunden. Von diesen Zentren spielte das Kloster Fruttuaria, das der Reformabt Wilhelm von Volpiano gegründet hatte, eine wichtige Rolle. Auch auf andere Reformzentren wie St-Bénigne in Dijon, Gorze, Moyenmoutier oder Fécamp hatte Wilhelm Einfluss.9 Aus diesen Orten stammten zum Beispiel später häufig verschiedene Mitarbeiter der Reformpäpste. Abgesehen von den neuen Klosterverbänden mündete das asketische Streben in neuen Eremitengemeinschaften, die anders als die übrigen zönobitischen Klöster das Ideal der Gottsuche in der Einsamkeit akzentuierten. Der schon genannte Nilus von Rossano war ein angesehener Führer des italisch-griechischen Eremitentums. Er starb 1004 im Kloster Grottaferrata bei Rom. Er wie ein weiterer Eremit, Romuald, hoben im Zusammenhang mit der Verurteilung des Papstes Johannes XVI. Philagatos vor allem ethisch-christliche Normen in das Bewusstsein Ottos III. (vgl. Kapitel V, S. 108). Romualds Vita schrieb etwa ein Menschenalter später sein Schüler, der bekannte Reformer Petrus Damiani († 1072). Die Lebensbeschreibung und der Lebenslauf lassen die Ziele dieses neuen Eremitentums gut erkennen. Romuald wurde um 950–952 in Ravenna als Sohn des Herzogs Sergius geboren und trat mit etwa 20 Jahren in das ravennatische Kloster S. Apollinare in Classe ein, um einen Mord seines Vaters zu sühnen. Nach verschiedenen Reisen kehrte er 987–988 nach Italien zurück und gründete zahlreiche Klöster und Einsiedeleien, darunter Camaldoli, die Keimzelle des Kamaldulenserordens.10 Weitere wichtige eremitisch orientierte Mönchsniederlassungen entstanden in Fonte Avellana sowie in Vallombrosa. Sowohl in den burgundisch-lothringischen als auch in den italischen Zentren wurden somit die unterschiedlichen Reformansätze langfristig entwickelt und vorbereitet. Der genannte Petrus Damiani erhielt 1035 / 36 das Ordenskleid und trat schon bald danach mit verschiedenen (reformerischen) Werken hervor. Ihm ging es nicht nur um das Lob des Eremitentums oder um allgemeine theologische Themen, sondern auch um Kritik an kirchlichen Missständen wie dem Ämterkauf. Dieses Gedankengut gelangte nach Rom, denn Petrus Damiani wurde 1057 Kardinalbischof von Ostia und wirkte von hier aus als römischer Reformer. Weil die „neuen“ Mönche und Eremiten aber oft mals vor allem beteten und meditierten, kamen zunehmend Laien als Konversen (Laienbrüder) ins Kloster, die ihrerseits stärker als zuvor von der monastischen Vorstellungswelt erfasst wurden. In der Folge entwickelten sich neue Frömmigkeitsformen, die manchmal sogar häretische Züge annehmen konnten, denn der Grat zwischen der Praxis intensivierter religiöser Bedürfnisse innerhalb einer Offenbarungsreligion und aus dem religiösen System ausbrechenden ketzerischen Gedanken war schmal. Aus beiden Richtungen kamen Impulse für eine Reform.
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Kanonikerbewegung und Reformanliegen Nicht nur in den vorgestellten monastischen Reformzentren wurden Missstände kirchlicher Praxis deutlich benannt und Alternativmodelle entwickelt, sondern auch in der nicht monastisch verfassten Kirche, denn die Kampfbegriffe der Reform – Simonie, Priesterehe und Investitur – betrafen grundsätzlich weniger das Mönchtum als die übrige Kirche und deren Repräsentanten. Simonie meint den Kauf geistlicher Ämter entsprechend der Geschichte des Simon Magus laut Apostelgeschichte 8, 14, wonach Simon gesehen habe, dass durch die Handauflegung der Apostel der Heilige Geist verliehen wurde, und daraufhin Geld angeboten habe. Petrus habe ihm jedoch entgegnet: „Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du geglaubt hast, die Gabe Gottes für Geld kaufen zu können“. Simonie bedeutet deshalb den Kauf von geistlichen Handlungen (Sakramente und Sakramentalien), aber auch von Ämtern. Schon Gregor der Große unterschied jedoch simonia a manu (Kauf), a lingua (Versprechung) und ab obsequio (Verpflichtung durch Weihe). Die Reformer übernahmen meist die weitgefasste Auslegung.11 Petrus Damiani meinte sogar, dass jede Investitur überhaupt Simonie sei. Besonders in dieser Ausweitung wurde Simonie zu einem Kampfbegriff der Epoche. Ob ein anderer Reformer, Humbert von Moyenmoutier (später Kardinalbischof von Silva Candida), mit seinem Werk Adversus Simoniacos auf die deutliche Position des Petrus Damiani antwortete, ist nicht ganz sicher. Jedenfalls vertrat er eine andere Position: Simonisten erhielten vom Heiligen Geist nicht die gleichen Gaben wie Katholiken, deshalb seien die von ihnen erteilten Weihen wie diejenigen von Häretikern ungültig. Beide Autoren verurteilten also Simonie, zogen aber unterschiedliche Konsequenzen. Damit entstand – in noch stärkerem Maße als zu Beginn des 10. Jahrhunderts nach dem Leichengericht des Formosus – eine neue Streitkultur zu theologisch-kirchlichen Fragen. Wurde vielleicht sogar die Rolle des Priesters nun stärker im Verhältnis zu Sakramenten und Weihen gesehen? Manche Forschungen machen ein neues Priesterbild der Zeit für neue Sichtweisen mitverantwortlich.12 Wie immer man diese Thesen im Einzelnen beurteilt, so waren zweifellos die Diskussionen im 11. Jahrhundert auch von Fragen zu den Sakramenten und zur Rolle der Priester bestimmt. Die zahlreichen Werke und Streitschriften belegen aber zugleich, wie klösterliche und allgemeinkirchliche Reform sich verbinden konnten. Die Ehelosigkeit für Priester (Zölibat), der zweite Streitpunkt der Reformzeit, wurde mehrfach (erstmals 306 in Elvira auf einer Synode) eingeschärft, blieb aber lange nicht verpflichtend. Begründet wurde sie vor allem mit der Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen (Mt. 19, 12 und 1. Kor. 7, 6–7). Ab dem 7. Jahrhundert war der Zölibat für Bischöfe vorgeschrieben, jedoch durften vor der Weihe eingegangene Ehen fortgeführt werden. Seit dem 11. Jahrhundert wurde das Gebot mit Hinweis auf den Nikolaitismus (unter Nikolaiten versteht man Priester, die mit Frauen zusammenleben, vgl. Offb. 2, 6 und 15) verschärft. Dies hing mit Fragen zusammen, die mittelbar das Investiturproblem berührten.13 So wurden die Vererblichkeit weltlicher Güter und die Rechte der Priestersöhne diskutiert.14
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Unter Investitur versteht man schließlich die Einsetzung der Bischöfe durch den Herrscher mit Ring und Stab, jedoch wurde diese Form der Investitur vor allem in Deutschland (besonders seit König Heinrich III.) praktiziert, weniger in Italien, Burgund oder in den westeuropäischen Monarchien. Das Zeremoniell der investitura bedeutete die Übertragung der Verfügungsgewalt (gewere) über eine Sache. Das Zeremoniell mit Handgang und Treueid ähnelte der Begründung eines vasallitischen Verhältnisses. Erst zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde das Wort investire in den Quellen verstärkt verwendet.15 Die Diskussionspunkte Simonie, Priesterehe, Investitur charakterisierten keinesfalls ein völlig neues Reformprogramm. Jedoch lässt sich aus der Neufassung (réécriture) verschiedener Bischofsviten, wie derjenigen des Bischofs Ulrich von Augsburg, nachvollziehen, dass die Diskussion in kirchlichen Kreisen und darüber hinaus zunehmend um diese Themen kreiste. So wird der weltliche Einfluss bei der Amtserhebung Ulrichs in drei aufeinander folgenden Fassungen unterschiedlich dargestellt. Neben Stimmungen kam es auch zu Bestimmungen, vor allem auf Reformsynoden. Das schon genannte Konzil von Pavia 1022 hatte unter anderem bereits festgelegt, der Zölibat solle für alle Kleriker gelten, und neben Papst Benedikt VIII. hatte dem ebenso Kaiser Heinrich II. zugestimmt: I. Daß kein Kleriker eine Frau berühren dürfe […]. II. Daß der Bischof keine Frau haben und mit keiner zusammenhausen darf […]. III. Daß die Kinder von Klerikern, die Kirchenknechte sind, mit all ihrem Besitz Knechte der Kirche sind […]. IV. Daß den Kindern von Geistlichen, die Diener der Kirche sind, kein Richter die Freiheit verspreche […].16
Waren auf dem Konzil von Pavia und auf anderen Versammlungen zunächst alte Normen eingeschärft worden, so trugen neue Kirchenrechtssammlungen, wie die cluniazensisch orientierte des Abbo von Fleury, die Fünf-Bücher-Sammlung oder das Decretum Burchards von Worms, die manche dieser Satzungen übernahmen, dazu bei, dass solche Bestimmungen Richtschnur und Orientierung werden konnten. Jedenfalls haben spätere Verfasser von Reformschriften oder Kompilatoren von Rechtssammlungen diese Vorlagen oft mals benutzt.17 Aber die Diskussionen gingen tiefer, in Traktaten wurden zunehmend auch theologische Neubestimmungen vorgenommen. Bekannt ist der Liber gratissimus des schon genannten Petrus Damiani von 1052. Hier ging es auch um die Frage, ob diejenigen, die unentgeltlich von Simonisten geweiht wurden, in ihren Ämtern belassen werden könnten. Petrus Damiani bejahte dies im Anschluss an Augustinus. Interessanterweise hatten schon die Streitschriften zu Formosus zu Beginn des 10. Jahrhunderts diese Fragen aufgegriffen. In Damians Liber gratissimus heißt es: Wer weiß nicht, daß bis zur Herrschaft dieses gnädigen Königs Heinrich [III.] und bis zur Erhebung des Papstes Clemens [II.] seligen Angedenkens, ja selbst bis zur Erhebung des hochseligen apostolischen Herrn Papstes Leo [IX.], zu dessen Herrschaft sich
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter augenblicklich die heilige Kirche beglückwünschen kann, das Gift der simonistischen Häresie in den weltlichen Reichen geradezu tödlich getobt hat […].
Der große Herr Leo, von dem wir oben gesprochen haben, schreibt vor, alle Kleriker, die von Häretikern geweiht worden sind, auf die Ränge zurückzuführen, die sie schon vorher innegehabt hatten, und er verbietet, daß sie zu höheren Ehren aufsteigen […]. Wir stellen also fest, daß sich Simonisten in keinem Falle von anderen Ketzern unterscheiden und daß sie als schismatische Sekte gleich den anderen fern der kirchlichen Gemeinschaft bleiben müssen, und auch dann, wenn sie von Schismatikern zu höheren Weihen befördert worden sind, müssen sie nach dem Spruch Leos in ihrem Priester- oder anderen Amt bleiben.18
Petrus Damiani unterschied zwischen Priester und Amt: Der wahre und unverkürzte Glaube beinhaltet also, daß wie die Taufe so auch die Priesterweihe durch keinen Schandfleck sündig erscheinender Amtsinhaber beschmutzt wird und daß sie nicht durch das Verbrechen einer fremden Schuld Schaden erleidet, sondern daß derjenige, der geweiht wird – wie lasterhaft und in beliebig große Sünden verstrickt auch jener sein mag, der konsekriert –, deswegen keineswegs durch den Verlust der geheiligten Gabe zugrunde gerichtet und durch keinerlei Minderung der himmlischen Gnade betrogen wird. Denn nicht aus dem Verdienst des Priesters, sondern aus dem Amt, das dieser versieht, wird das Mysterium der Weihe auf einen anderen übertragen […]. Weil dies so ist, weil doch auch jemand, der von einem Häretiker getauft wurde, nicht nochmals getauft wird, sehe ich nicht ein, was es für einen Grund gibt, warum jemand, der von einem sogenannten Simonisten ins Amt befördert wurde, entweder abgesetzt oder nochmals geweiht werden soll.19
Die frühen Reformpäpste von Leo IX. bis Alexander II. Berücksichtigt man diese Ausgangssituation in der Mitte des 11. Jahrhunderts, dann scheint es fast verwunderlich, dass Kaiser und Papst bald heftig streiten sollten, denn König Heinrich III. hatte ja mit den „deutschen Päpsten“, zu denen auch Leo IX. zählt, Reformer seines Reiches nach Rom „vermittelt“. Heinrich III. pflegte enge Beziehungen zu den genannten Reformzentren. Er hatte sogar 1043 eine Frau aus der Familie der Clunygründer, Agnes von Poitou, geheiratet, beteiligte sich an der Friedensbewegung, die mit dem Instrument von pax und treuga Dei Friedensbereiche oder -zeiten zur Eindämmung der Fehde schaffen wollte, er förderte Friedenspredigten und verzichtete auf Simonie. Dies betraf zugleich bisher sichere königliche Einkünfte. Deshalb bleibt die Frage spannend, warum der Reformprozess unter den „deutschen Päpsten“ und weiteren Nachfolgern eine so große Eigendynamik gewinnen konnte. Obwohl die Päpste von 1046 bis 1073 in den meisten Darstellungen unter dem Gesichtspunkt der Kirchenreform vorgestellt werden, sollte man nicht vergessen, dass weitere Aspekte, besonders im Verhältnis zu den Normannen in Süditalien, zu Byzanz, aber auch zu anderen Gebieten, vor allem dem spanischen Raum, ihre Pontifi kate kennzeichnen. Deshalb seien einige Bemerkungen zu Personen und Schwerpunkten erlaubt. Nach dem nur wenige Tage währenden Pontifi kat Damasus’ II. (1047–1048), der als Bischof
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von Brixen zwar schon im Dezember 1047 von Heinrich III. erhoben wurde,20 sich aber dann erst die Herrschaft in Rom mit Hilfe des Herrschers erkämpfen musste, erscheint Leo IX. (1048 / 49–1054) als wichtiger Reformpapst mit einem sehr eigenständigen Profi l. Schon nach seiner Benennung durch Heinrich III. im November / Dezember 1048 erklärte er, sein Amt nur antreten zu wollen, wenn er auch von den Römern einstimmig gewählt werde, was im Februar 1049 erfolgte.21 Königlicher Rückhalt reichte ihm nicht. Wenn seine Namenswahl auf Leo I. verweist, war damit zugleich ein Programm umrissen, denn Leo I. hatte erstmals mit großem Nachdruck Primatsvorstellungen formuliert. Eine wohl im Herkunftsmilieu von Toul entstandene Lebensbeschreibung unterstreicht Leos Bedeutung mit der schönen Geschichte von einem Papagei, den der König von Dalmatien dem Papst geschenkt habe und der ohne große Anleitung die Worte „Ich gehe zum Papst“ sagen konnte. In Rom habe er dann den Nachfolger Petri mit „süß klingender Stimme“ als „Papst Leo“ angesprochen. Der Papagei habe in vielen Situationen durch sein „Papa Leo“ dem Papst immer wieder neue Kraft verliehen.22 Der im Umfeld der lothringischen Reform geprägte ehemalige Bischof von Toul versuchte, die Gefahr der Isolation, die seine beiden Vorgänger in Rom erfahren mussten, durch den Import von Mitstreitern zu reduzieren. Diese Personen bildeten die Grundlage für eine neu ausgerichtete Kurie und das sich formierende Kardinalskolleg. Befreundet war Leo mit Humbert von Moyenmoutier, der 1050 Kardinalbischof von Silva Candida wurde. Neben Humbert avancierten Friedrich, der Sohn des Herzogs von Lothringen und Archidiakon von Lüttich (später Stephan IX.), sowie Hugo Candidus aus dem Vogesenkloster Remiremont, der später als päpstlicher Legat und Kardinalpriester fungierte, zu weiteren päpstlichen Helfern. Dieser Import von Personen ermöglichte es Leo IX., neue Strukturen in Rom zu schaffen, förderte jedoch zugleich eine Entfremdung von der „Reichskirche“. In Imitation der römisch-deutschen Herrscher brachte er seine Ansprüche als Papst durch größere Reisen zur Anschauung, die ihn vor allem nach Süditalien, nach Frankreich und nach Deutschland führten. Er sah sich offensichtlich nicht nur als Bischof von Rom, sondern auch als Papst aller Christen.23 Mit den neuen Herrschaftsmitteln konnten Reformideen und -vorstellungen besser verbreitet oder konkret umgesetzt werden, zumal wenn der Papst außerhalb Roms Synoden präsidierte. Dies geschah zum Beispiel im Oktober 1049 in Reims, wo apostolischen Ansprüchen Santiago de Compostelas entgegengetreten wurde, wenn es kritisch hieß, dass dem Papst der Titel universalis ecclesiae primas et apostolicus vorbehalten sei.24 Dies unterstrich deutlich die Führungsposition des römischen Bischofs. Eine gewisse Stärkung der römischen Positionen resultierte auch aus der Auseinandersetzung mit Byzanz, die am Ende des Pontifi kates Leos IX. zum Bruch zwischen Ost- und Westkirche führte. Die Themen waren nicht neu, Fragen der Bilderverehrung oder des filioque im Credo wurden mindestens seit karolingischer Zeit wiederholt diskutiert; das Zweikaiserproblem und die Streitigkeiten in Süditalien verschärften die schwelenden Auseinandersetzungen.25 Das Ringen um Süditalien trug unter Leo IX. zu besonderen Spannungen bei, denn die Päpste mussten sich dem zunehmenden Einfluss
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der Normannen stellen und stießen damit zugleich auf Interessen von Byzanz. Versuche, den Konflikt beizulegen, führten nicht zum gewünschten Erfolg. Ursprünglich suchte der Papst sogar ein Bündnis mit dem Osten. Jedoch erwuchs aus der Legation unter der Leitung Humberts von Silva Candida, die in Byzanz eine politische und kirchliche Einigung erzielen sollte, ein Konflikt mit dem Patriarchen Michael Kerularios (1043–1058). Dabei führten schließlich offi ziell nicht die konkurrierenden Interessen in Süditalien, sondern Differenzen über die Verwendung ungesäuerten Brotes (Azymen), über das Samstagsfasten und über das filioque zum Bruch. Dennoch standen hinter den theologischen Fragen auch politische Interessen. Ob Humbert die päpstliche Bannbulle am 16. Juli 1054 in der Hagia Sophia gegen den Patriarchen nur als Person oder als Vertreter des Papstes niederlegte, ist umstritten, jedoch verfestigte sich das Schisma erst später. Humbert hat dann in verschiedenen Schriften zu den Streitfragen Stellung bezogen.26 Als dies geschah, war Leo IX. schon gestorben, vielleicht eine indirekte Folge seiner Auseinandersetzungen mit den Normannen. Seit etwa 1015 / 16 standen Normannen aus Nordwestfrankreich im Dienst langobardischer Fürsten, um gegen Byzantiner und Sarazenen zu kämpfen; von den salischen Herrschern wurden sie schließlich sogar belehnt. Einer ihrer profiliertesten Anführer, Robert Guiscard († 1085), unterwarf seit 1046 / 47 Kalabrien. Ihm stellte sich Leo IX. seit 1053 entgegen, weil die Normannen eine Durchsetzung seiner Kirchenpolitik zu verhindern schienen. Nachdem er selbst mit einem Heer in die Schlacht gezogen war, musste er am 18. Juni bei Civitate eine empfindliche Niederlage einstecken, wurde gefangen gesetzt, blieb im Beneventanischen und kam erst Anfang April 1054 wieder nach Rom; wenige Tage nach seiner Rückkehr, am 19. April, starb er in Rom.27 Hermann von Reichenau berichtet über die Normannen und Leos Beteiligung an den Kämpfen durchaus kritisch: Nach Ostern hielt der Herr Papst zu Rom noch eine Synode und marschierte dann mit seinem Heere, wie er geplant hatte, gegen die Normannen. Da baten die Normannen um Frieden und versprachen ihm, sich zu unterwerfen und ihm zu dienen. Sie erbaten seine Erlaubnis, ihre früher ungerechten und gewaltsamen Eroberungen aus seiner Gnade behalten zu dürfen. Aber der Papst schlug diese Bitten ab und forderte die Besitzungen des heiligen Petrus zurück […]. Aber die Normannen waren an Zahl überlegen. […] Vielleicht sollte ein so hochgestellter Priester, anstatt mit Waffengewalt um Vergängliches zu kämpfen, sich auf die Waffen des Geistes beschränken […]. Sie belagerten den Herrn Papst in einer Burg, und als sie schon fast die Festungswälle erstürmt hatten, hob er der Not gehorchend die Strafe des Kirchenbannes, die er früher über sie verhängt hatte, auf. So nahmen sie ihn gefangen, brachten ihn aber in allen Ehren nach Benevent und hielten ihn dort eine Zeitlang fest, ohne ihm die Rückkehr zu erlauben […].28
Erst später sollte Nikolaus II. die Normannen durch Belehnungen fester in die päpstliche Herrschaft einbinden. Trotz dieses Endes dürfte der Pontifi kat Leos IX. aber entscheidende Impulse und vor allem einen neuen Stil nach Rom gebracht haben, der sich bis in die 1070er Jahre weiter entwickeln sollte. Nach Leos Tod griff Kaiser Heinrich III. nochmals in Rom ein und designierte seinen Kanzler, Gebhard von Eichstätt, der am 13. April 1055 in Rom als Papst Viktor II.
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erhoben wurde. Sein bis zum 23. Juni 1057 währender Pontifi kat zeichnete sich zwar durch einen fortgesetzten Reformkurs aus, wie zum Beispiel aus den Synodalbeschlüssen hervorgeht; insgesamt war seine Amtszeit jedoch zu kurz, um größere Akzente zu setzen. Allerdings war der Papst beim Tod Heinrichs III. (1056) zugegen, der ihm seinen noch unmündigen Sohn anempfahl. Für die römische Entwicklung wichtiger wurden die beiden Nachfolger Viktors, die aus der Familie der Tuszier stammten; dabei kam es während der Minderjährigkeit König Heinrichs IV. mit nur spärlichen Kontakten (nimmt man die Königsmutter Agnes aus) zu einer gewissen Entfremdung zwischen den römischen Reformkreisen und dem Königshof. Stephan IX., der erstmals wieder ohne Befragung des königlichen Hofes erhoben wurde und nur etwa ein halbes Jahr Papst war, verfolgte ähnliche Ziele wie Leo IX., unter dem er schon Bibliothekar und Kanzler der römischen Kirche geworden war. Er hatte 1054 an der Gesandtschaft nach Byzanz teilgenommen. Unter ihm erstarkte die Eremitenbewegung in Rom, unter anderem weil nun ein wichtiger Vertreter, der mehrfach genannte Petrus Damiani, Kardinalbischof von Ostia wurde (1057). Der nach Stephans Tod tumultartig in Rom promovierte Benedikt (X.) erhielt schon bald einen von nach Siena geflüchteten Reformkreisen favorisierten Gegenspieler, den aus Burgund stammenden Florentiner Bischof Gerhard, der es schaffte, Benedikt im Januar 1059 in Sutri absetzen zu lassen und ihn zu vertreiben.29 Anschließend zog er in Rom ein, wo er am 24. Januar 1059 geweiht wurde und den – vielleicht programmatischen – Namen Nikolaus II. annahm. Seine Erhebung deutet an, in welche Dynamik das Papstamt geraten war, denn gegen die römischen Kräfte wurde er außerhalb Roms von fünf Kardinalbischöfen erhoben; auch Hildebrand, der spätere Papst Gregor VII., hatte diesen Schritt gefördert. Der Spruch, Hildebrand füttere seinen Nikolaus wie einen Esel im Stall,30 soll damals die Runde gemacht haben. Nicht nur um die eigene Position zu legitimieren, sondern auch um künftige Papsterhebungen von Vorwürfen weltlicher Beteiligung und simonistischen Umtrieben frei zu halten, wurde die wenig später von Nikolaus II. einberufene römische Synode (1059) wegweisend. Nicht mehr der Klerus und das Volk Roms samt kaiserlicher Bestätigung sollten die Papstwahl bestimmen, sondern die Kardinäle. Dahinter stand im entsprechenden Dekret auch der Gedanke, dass der römische Bischof keinen Metropoliten über sich haben könne.31 Das Papstwahldekret, das konzeptionell auf Petrus Damiani zurückging, war ein erster Grundstein für diese zukunftsweisende Entwicklung, denn es schrieb die entscheidende Rolle der Kardinäle bei der Papstwahl fest und stärkte damit deren Position: Deswegen haben wir uns durch das Vorbild unserer Vorgänger und anderer heiliger Väter belehren lassen und entscheiden durch unsere Anordnung, daß beim Tod des Bischofs dieser universalen römischen Kirche zunächst die Kardinalbischöfe mit höchst sorgfältiger Überlegung beraten sollen, daß sie dann möglichst bald die Kardinalkleriker zu sich heranziehen sollen und daß der übrige Klerus und das Volk erst anschließend zum Konsens der neuen Wahl herbeikommen sollen; damit sich nicht die Krankheit der Käuflichkeit bei irgendeiner Gelegenheit einschleicht, bestimmen wir also, daß gottesfürchtige Männer bei der Wahl des nun zu erhebenden Papstes den Vortritt haben, die übrigen aber folgen sollen […]. Weil aber der apostolische Sitz allen Kirchen auf dem Erdkreis vorange-
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter stellt ist und demzufolge über sich keinen Metropoliten haben kann, fungieren zweifelsohne die Kardinalbischöfe anstelle eines Metropoliten, sie sind es nämlich, die den gewählten Bischof in die Spitzenstellung des apostolischen Amtes befördern. Sie sollen aber jemanden aus dem Schoß derselben Kirche wählen, wenn eine geeignete Person ausfindig zu machen ist, oder man soll jemanden aus einer anderen Kirche annehmen, wenn aus der (römischen) selbst keine geeignete Person gefunden wird, und hierbei bleibe unbeschadet die schuldige Ehre und Ehrerbietung gegenüber unserem geliebten Sohn Heinrich […]. Wenn aber die Verworfenheit der schändlichen und ungerechten Menschen so stark geworden sein sollte, daß eine reine, echte und unentgeltliche Wahl in der Stadt (Rom) nicht stattfinden kann, dann sollen die Kardinalbischöfe zusammen mit den gottesfürchtigen Klerikern und katholischen Laien – auch wenn es nur wenige sein sollten – die rechtliche Vollmacht besitzen, den Bischof des apostolischen Sitzes dort zu wählen, wo es ihnen nach ihrer Meinung angemessener erscheint […].32
Wie entscheidend dieses Papstwahldekret war, ist unter anderem an der Tatsache erkennbar, dass es schon wenig später verfälscht wurde. Der Text von 1059 ist deshalb umstritten, weil schon bald eine päpstliche und eine kaiserliche Fassung zirkulierten, die sich im Wesentlichen durch einen sogenannten Königsparagraphen unterscheiden. Die verfälschte Fassung entstand vielleicht 1076 bei oberitalischen Anhängern Heinrichs IV. oder 1084 im Kreise der von Gregor abgefallenen Kardinäle.33 Als Schriftstück hatte das Dekret – so jedenfalls der Befund der handschrift lichen Überlieferung – zwar relativ wenig Erfolg, jedoch setzten sich die Bestimmungen, die in einer spezifischen Situation entstanden waren, mit Präzisierungen langfristig durch. Damit war die Papstwahl nicht nur formalisiert und verfahrensmäßig geregelt, sondern auch deutlich von den Traditionen einer Bischofswahl abgehoben und berücksichtigte kaiserliche Rechte nicht mehr. 1059 wurde auch die Laieninvestitur erstmals verboten. Dies bezog sich aber stärker auf den Niederklerus an Eigenkirchen. Ein weiterer Schritt Nikolaus’ II. wurde ebenso langfristig wichtig: In Süditalien belehnte der Papst 1059 zwei normannische Herrscher: den Grafen Richard von Aversa und Herzog Robert Guiscard.34 Mit dieser neuen päpstlichen Politik wurde eine päpstliche Oberhoheit über Süditalien beansprucht und durchgesetzt. Die Normannen verpflichteten sich als neue Lehnsleute zur Unterstützung des Papstes beziehungsweise, im Falle einer umstrittenen Papstwahl, der „besseren Kardinäle“. Damit waren allerdings auch Reichsrechte in Süditalien infrage gestellt. Das neue Verhältnis schloss ein, dass Normannen im Konfliktfall sogar zu militärischer Hilfeleistung, zur Not gegen die Kaiser, verpflichtet werden konnten. Ein Schisma nach dem Tod von Nikolaus II. zeigt mehr als deutlich die neuen Konstellationen. Die Römer schickten eine Delegation zu König Heinrich IV. Während eine Reformgruppe unter Leitung von Hildebrand (dem späteren Gregor VII.) den Reformer Anselm von Lucca als Alexander II. erhob, favorisierten der deutsche Königshof und Kaiserin Agnes im Verbund mit lombardischen Bischöfen Cadalus von Parma, der als Honorius (II.) zum Papst gewählt wurde. Ähnlich wie schon Nikolaus II. konnte Alexander mit der Hilfe Gottfrieds von Lothringen schließlich 1063 in Rom einziehen; das Papstschisma endete 1064 mit der Absetzung, endgültig jedoch erst mit dem Tode des Honorius 1072.
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Unter Alexander II., der mit zwölf Jahren eine etwas längere Pontifi katszeit gestalten konnte, sollten Reformen nicht auf Rom beschränkt bleiben, wie seine Einflussnahmen im orbis christianus verdeutlichen; neben den erzählenden Quellen und Urkunden sind einige seiner Briefe in der sogenannten Britischen Sammlung fragmentarisch überliefert.35 Seine Neuansätze im Legatenwesen, in der Palliumsvergabe (Forderung des persönlichen Erscheinens in Rom), seine Aktivitäten in der Kirchenreform gegen Simonie und Nikolaitismus, seine Kontakte zu den verschiedensten Institutionen in Europa lassen Alexander als einen wichtigen Reformpapst erscheinen. Mit Blick auf das Reich scheint die Königinmutter Agnes eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Nachdem sie den Schleier genommen hatte (1065),36 wirkte sie von Italien aus und entschied sich schließlich für eine Förderung Alexanders, für den sie auch bei ihrem Sohn warb. Als 1066 in England Harold von Wessex und Wilhelm der Eroberer um den Thron konkurrierten, rief Letzterer das Urteil des Papstes an. Da Wilhelm sich durch Reformen in der Normandie ausgezeichnet hatte, erschien er Alexander II. als der bessere Kandidat. Wilhelm soll sogar die Schlacht von Hastings 1066 mit der Petersfahne gewonnen haben. Alexanders Wunsch, dass Wilhelm England dem Heiligen Stuhl zum Lehen übertrage, erfüllte sich zwar nicht, aber immerhin konnten einige normannische Reformanhänger auf Bischofsstühle befördert werden, so Lanfranc von Bec in Canterbury.37 Alexanders Erfolge in Spanien basierten unter anderem auf der Tätigkeit des rührigen Legaten Hugo Candidus, der gegen die sogenannte mozarabische Liturgie und für römisch-kanonische Rechtsvorstellungen eintrat.38 Die in dieser Zeit verstärkten Kämpfe der „Reconquista“ unterstützte der Papst mit einem Aufruf zur Eroberung von Barbastro 1064, der erstmals Elemente eines Kreuzzugsablasses erkennen lässt.39 Das Reich Aragón wurde zudem päpstlichem Schutz unterstellt.40 Auch in Süditalien könnte sich das Bild des Papstes als Kriegs- und Lehnsherr weiter entwickelt haben. Die Normannen dehnten ihre Herrschaft aus, eroberten die Insel Sizilien und verdrängten muslimischen und byzantinischen Einfluss oder stellten diesen zumindest infrage. An Robert Guiscards Bruder Roger übersandte der Papst eine Petersfahne.41 Reformthemen dominierten stärker bei Alexanders Eingriffen in Oberitalien, vor allem in den Städten. Kritik am alten Klerus führte zuweilen zu Zusammenschlüssen wie der Pataria in Mailand, die gegen verheiratete oder im Konkubinat lebende Priester zu Felde zog. In Mailand aber sandte 1070 Erzbischof Wido Ring und Stab an Heinrich IV., der daraufhin den vornehmen Kleriker Gottfried investierte. Dies bot Anlass zum Widerstand der Mailänder, weil ihr Wahlrecht missachtet worden war. Anführer der Unruhen wurde Erlembald, der vom Papst ein Petrusbanner erhalten hatte. 1072 (nach dem Tod des alten Erzbischofs Wido) wurde sodann Atto im Beisein eines Kardinallegaten erhoben. Der damit schon in Umrissen deutliche Konflikt in Mailand zwischen Papst und Kaiser brach allerdings wegen des Todes Papst Alexanders 1073 noch nicht direkt aus. Blickt man auf die Zeit bis 1073, so ergibt sich keine einheitliche Idee der Reformvorstellungen, die in ihrer Vielfalt am ehesten unter dem Begriff der libertas ecclesiae (Frei-
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heit der Kirche) zusammengefasst werden können und in der Rückbesinnung auf die Urkirche sowie auf apostolische Zeiten ihre Orientierungspunkte besaßen. Während Kloster- und Kirchenreform sich mit langem Vorlauf in gegenseitiger Befruchtung entfalteten, bündelten sich die verschiedenen Reformansätze in Rom in größerem Maße seit dem Pontifi kat Leos IX. Die Bildung einer papstnahen Umgebung, eines „Hofes“ in Anlehnung an das Reich, führte dazu, dass die Reform nun mit mehreren Köpfen auch gegen lokale Adelsinteressen geführt werden konnte. Bis zum Pontifi kat Alexanders II. lösten sich die Reformansätze zunehmend aus den Bindungen an die römisch-deutschen Herrscher und gewannen eine eigene Dynamik. Simonie und Priesterehe waren die wichtigsten Diskussionspunkte, während die Investiturfrage zunächst noch nicht aufgegriffen wurde. Schon deshalb kann die bisher skizzierte Frühphase der Kirchenreform nicht mit dem Etikett „Investiturstreit“ versehen werden.
Gregor VII.: Ansprüche und Konflikt – Durchsetzung oder Scheitern? Herkunft, Person und Erhebung 1073 bestieg aber die Person, die fast unauflöslich mit dem Begriff „Investiturstreit“ verbunden ist,42 Hildebrand, als Papst Gregor VII. die Cathedra Petri. Ob er vorher Mönch war, wie oft behauptet, ist zumindest unsicher.43 Gregor stammte aus einer tuszischen Familie, hatte den unglücklichen Papst Gregor VI. als dessen Kaplan ins Exil nach Deutschland begleitet und war mit Leo IX. nach Rom zurückgekehrt, wo er als Archidiakon wirkte, seit dem Beginn der 1060er Jahre eine zentrale Figur wurde und mehrfach als päpstlicher Legat fungierte. Er dürfte die Reformansätze, die in Rom seit den 1050er Jahren an Bedeutung gewannen, entschieden vertreten und weiter zugespitzt haben, auch deshalb, weil er von tiefer religiöser Leidenschaft ergriffen war, die bis zum Fanatismus reichen konnte. Einige Beiträge der Forschung haben diese persönlichen Voraussetzungen stark berücksichtigt, um die Handlungen des Papstes einsichtiger zu machen. Die Quellenvoraussetzungen für solche Interpretationen sind auch deshalb besser als für andere Pontifi kate, weil aus seiner Amtszeit eine Registerüberlieferung mit zahlreichen seiner Briefe vorliegt.44 Die Erhebung Gregors entsprach aber pikanterweise wohl nicht ganz den neuen, beschlossenen Wahlformen von 1059. Zwar geht das offiziöse Protokoll von einer Wahl durch die Kardinalkleriker aus,45 aber an Abt Desiderius schrieb sogar Gregor VII. selbst am 23. April 1073 in einem etwas anderen Ton: Gregor, den man zum römischen Papst gewählt hat, sendet in Christo Jesu seinen Gruß dem Abte Desiderius vom Kloster des heiligen Benedikt zu Monte Cassino. Unser Herr Papst Alexander ist gestorben. […] Aber plötzlich, als unser Herr Papst in der Erlöserkirche der Erde übergeben wurde, entstand ein großer Tumult und Lärm im Volke, und sie stürzten sich wie im Wahnsinn auf mich, so daß ich mit dem Propheten sagen kann: ,Ich bin im tiefen Wasser, und die Flut will mich ersäufen, ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser,‘ und: ,Furcht und Zittern ist mich ankommen, und Dunkel hat mich überfallen.‘ Aber nun, tief erschöpft daliegend, kann ich nicht mehr sagen und meine
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Bedrängnisse nicht schildern […]. Du selbst aber versäume nicht, so schnell wie möglich zu mir zu kommen, und wisse, daß die römische Kirche dich dringend braucht und auf deine Klugheit vertraut.46
Wie diese Quellenpassage und weitere Notizen – zum Beispiel des Bonizo von Sutri – deutlich erkennen lassen, verstieß Gregors Erhebung eigentlich gegen das Papstwahldekret, so soll es vor allem unter dem Einfluss von Hugo Candidus zu einer tumultuarischen Erhebung gekommen sein. Hildebrand wurde in der Titelkirche S. Pietro in Vincoli sofort inthronisiert und nannte sich wohl nach dem wegweisenden Gregor I. Danach wurden Wahlanzeigen verschickt, nicht jedoch an deutschen König.
Der Dictatus papae von 1075, ein Regierungsprogramm? In der Regel werden Gregors kirchenpolitische Positionen aus dem Dictatus papae hergeleitet, 27 Leitsätzen, die in das Briefregister des Papstes nach der Fastensynode von 1075 eingetragen sind und unter anderem eine Vorrangstellung des Papstes erkennen lassen: Diktat des Papstes. I. Daß die römische Kirche vom Herrn allein gegründet worden sei. II. Daß allein der römische Bischof zu Recht als universal bezeichnet werde. III. Daß ausschließlich jener Bischöfe absetzen oder in den Schoß der Kirche wieder aufnehmen könne. IV. Daß sein Legat allen Bischöfen auf einem Konzil übergeordnet sei, auch wenn er einen niedrigeren Weihegrad besitzt, und daß er gegen diese ein Absetzungsurteil fällen könne. V. Daß der Papst Abwesende ihres Amtes entheben könne. VI. Daß wir mit von jenem Exkommunizierten unter anderem nicht in demselben Haus bleiben dürfen. VII. Daß es jenem allein gestattet ist, entsprechend dem Erfordernis der Zeit neue Gesetze zu schaffen, neue Gemeinden zu bilden, aus einer Kanonie eine Abtei zu machen und umgekehrt sowie ein reiches Bistum zu teilen und arme zu vereinigen. VIII. Daß er allein kaiserliche Insignien benutzen könne. IX. Daß alle Fürsten allein des Papstes Füße küssen sollen. X. Daß allein sein Name in den Kirchen verlesen werde. XI. Daß dieser Name einzigartig ist in der Welt. XII. Daß es jenem erlaubt sei, Kaiser abzusetzen. XIII. Daß es jenem gestattet sei, bei zwingender Notwendigkeit Bischöfe von einem Sitz auf einen anderen zu versetzen. XIV. Daß er jeden beliebigen Kleriker aus der ganzen Kirche weihen könne. XV. Daß ein von jenem Geweihter einer anderen Kirche zwar vorstehen, aber nicht dienen kann, und daß er von keinem anderen Bischof einen höheren Weihegrad empfangen darf. XVI. Daß keine Synode ohne seine Anweisung als allgemein bezeichnet werden darf. XVII. Daß kein Rechtssatz und kein Buch ohne seine Autorität als kirchenrechtlich verbindlich gelten solle.
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter XVIII. Daß sein Urteil von niemandem widerrufen werden dürfe und er selbst die Urteile aller widerrufen könne. XIX. Daß er selbst von niemandem gerichtet werden dürfe. XX. Daß es niemand wage, jemanden zu verdammen, der an den apostolischen Stuhl appelliert. XXI. Daß die größten Rechtsfälle einer jeden Kirche an ihn übertragen werden müssen. XXII. Daß die römische Kirche niemals geirrt hat und nach dem Zeugnis der Schrift auch fürderhin niemals irren wird. XXIII. Daß der römische Bischof, falls er auf kanonische Weise in sein Amt eingesetzt wurde, durch die Verdienste des seligen Petrus unzweifelhaft heilig wird, nach dem Zeugnis des heiligen Bischofs Ennodius von Pavia, dem viele heilige Väter zustimmen, wie es in den Dekreten des seligen Papstes Symmachus überliefert ist. XXIV. Daß es auf seinen Befehl und mit seiner Erlaubnis Untergebenen gestattet sei, Anklage zu erheben. XXV. Daß er ohne eine synodale Zusammenkunft Bischöfe absetzen oder in den Schoß der Kirche wieder aufnehmen könne. XXVI. Daß derjenige nicht für katholisch gehalten werde, der nicht mit der römischen Kirche übereinstimmt. XXVII. Daß er Untergebene vom Treueid gegenüber Sündern lösen kann.47
Nach dieser oft als „Schlüsseldokument“ herangezogenen Quelle wurde der päpstliche Vorrang auf verschiedenen Ebenen beansprucht: in Rechtsprechung, Verwaltung, Liturgie, bei Weihen, aber teilweise auch im „politischen“ Bereich. Die niedergelegten Forderungen waren nicht alle neu, aber vieles erscheint zugespitzt. Teilweise wurden Vorstellungen der Konstantinischen Schenkung aufgegriffen (vgl. oben Kapitel IV, S. 71 f.). Auch ergab sich als Konsequenz, dass die Gelasianische Zweigewaltenlehre nun meist im Sinne einer Überordnung der geistlichen über die weltliche Gewalt interpretiert wurde. Die Forschung hat zuweilen sogar von einem „revolutionären“ Reformprogramm des Papstes gesprochen. Für eine angemessene Einschätzung sind aber die Zusammenhänge und die Überlieferung wichtig, denn bis heute streitet die Forschung darüber, zu welchem Zweck die Sätze des Dictatus papae geschrieben und überliefert wurden. Man hat von der „Sphinx in der Geschichte des kanonischen Rechts“ gesprochen oder weitere Thesen vertreten: Mit den Sätzen sei nur das Inhaltsverzeichnis einer geplanten oder verlorenen Kanonessammlung überliefert; es sei ein Grundsatzpapier zu Unterredungen mit dem deutschen König, zu Unionsverhandlungen mit Byzanz oder das Programm für eine römische Fastensynode gewesen, wie sie seit dem Vorgänger Gregors regelmäßig in Rom abgehalten wurden.48 Für eine Interpretation ist jedenfalls zu berücksichtigen, dass die 27 Sätze außerhalb des Originalregisters nicht stark verbreitet wurden. Obwohl Gregor wahrscheinlich der Autor war und Eigendiktat anzunehmen ist, bleibt deshalb fraglich, inwieweit die hier formulierten Ansprüche wirklich angewendet und umgesetzt wurden. Zumindest machen die Papstbriefe zu konkreten Anlässen und Streitpunkten deutlich, dass Gregor VII. sicher nicht nur anhand dieser Leitsätze charakterisiert und beurteilt werden kann.
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Der „Zusammenstoß“ von Gregor VII. und Heinrich IV. (1075–1077) Nach der Fastensynode 1075 und im Zusammenhang mit der schon erwähnten Bistumsbesetzung in Mailand geriet Gregor VII. mit Heinrich IV. und seinen Räten in Konflikt, denn Heinrich hatte dort gegen die Pataria Gottfried, einen Mailänder Adeligen, investiert. Jedoch war die Besetzung in Mailand eher Anlass als Ursache für den eskalierenden Konflikt49. Gregor VII. schickte Heinrich IV., der im Falle Mailands auch demonstrierte, dass er auf sein Machtmittel der Bischofsinvestitur nicht grundsätzlich verzichten wollte, 1075 ein vorwurfsvolles Schreiben, in dem er sogar androhte, den König gegebenenfalls zu exkommunizieren. Auf der römischen Fastensynode dieses Jahres suspendierte Papst Gregor VII. einzelne nicht erschienene deutsche Bischöfe und lud die fünf Räte Heinrichs IV. vor, die bereits 1073 wegen der Maßnahmen des Königs bei der Besetzung des Erzbistums Mailand exkommuniziert worden waren. Als Heinrich trotzdem auf seinen Positionen beharrte, folgten verschiedene Versammlungen und der Austausch von Schriften. Auf einer Reichsversammlung in Worms (24. Januar 1076), bei der auch römische, papstfeindliche Gesandte anwesend waren, kündigte die Mehrzahl der deutschen Bischöfe dem Papst den Gehorsam auf. In einem Dekret wurde er aufgefordert, von seinem Thron herabzusteigen. Gregor VII. reagierte schnell: Auf der Fastensynode im Februar 1076 belegte der Papst in einem Gebet an den hl. Petrus den König mit dem Bann und löste die Untertanen von ihrem Treueid. Das spaltete in Deutschland Fürsten und Bischöfe, fand aber bei Gegnern Heinrichs Zustimmung. Damit verfestigte der Papst in einer offensiven Verteidigung den Konflikt, der grundsätzlich um den Vorrang und die Ansprüche allgemeiner Art ging – nicht etwa um das Investiturproblem. Die Tragweite zeigt auch die Verbreitung der päpstlichen Worte als „Rundschreiben“, worauf wohl im Reich eine zweite, verschärfte Form des Wormser Schreibens entstand (April 1076). Nachdem Gregor im Sommer 1076 mit Briefen die Opposition gegen Heinrich weiter geschürt hatte, zwang ein Fürstentag in Tribur im Oktober 1076 den König zu Maßnahmen: Heinrich sollte die gebannten Räte entlassen, seine Sentenz gegen den Papst widerrufen und sich dem päpstlichen Spruch unterwerfen; er verliere die Königswürde, wenn er länger als ein Jahr im Bann verharre. Gregor solle jedoch an einer Reichsversammlung (generale colloquium) in Deutschland am 2. Februar teilnehmen. Wie neuere Studien wahrscheinlich machen,50 hatte Gregor eine Reise nach Deutschland schon vorher geplant; das Zeugnis Arnulfs von Mailand verweist auf drei Vermittler für ein solches Versöhnungskolloquium: Abt Hugo von Cluny, Kaiserin Agnes und Markgräfin Mathilde von Tuszien. Das Treffen in Augsburg – wo Heinrichs Gegner Rudolf als Herzog gebot – war aber für den König in der aufgeheizten Stimmung nicht ohne Gefahr. Heinrich kam diesem Risiko zuvor, indem er über die Westalpen nach Oberitalien zog. Im Winter reiste er nach Burgund; der Geschichtsschreiber Lambert von Hersfeld schildert anschaulich, wie er mit wenigen Getreuen unter größten Mühen beim verschneiten Mont Cenis die Alpen überquerte.51 Im Januar wartete Heinrich vor der Burg Canossa, in der Papst Gregor VII. zusammen mit der Markgräfin Mathilde
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von Tuszien Aufenthalt genommen hatte. Mathilde sowie Abt Hugo von Cluny vermittelten beim Treffen zwischen Kaiser und Papst in Canossa. Drei Tage lang, barfuß und im Büßerkleid, wartete Heinrich bei klirrender Kälte, bis er eingelassen wurde, wie weiter berichtet wird. Der Papst formulierte zunächst harte Bedingungen, um den König wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufzunehmen. Nicht ganz unwichtig ist der Zeitpunkt, denn dies geschah am 25. Januar, dem Fest der Bekehrung des Apostels Paulus (Conversio Pauli). Das Messformular des 25. Januar spielt im Introitus (Eingangsgesang) auf den gerechten Richter, den justus judex an. Heinrich wurde somit in Canossa vom Saulus zum Paulus: Der Festtag des neuen Apostels mag für das päpstliche Verständnis, hier einen reuigen Sünder nach dem Beispiel des heiligen Paulus wieder in die Gemeinschaft aufzunehmen, hohe Symbolkraft besessen haben. Zumindest in der päpstlichen Sichtweise scheint dabei der Aspekt der Buße weiter zu tragen als andere Interpretationen, die den Akt eher als ein weltliches Unterwerfungsritual auslegen. Gegner des Papstes, vor allem lombardische Bischöfe, scheinen jedoch den Pakt unterschrieben zu haben. Sie nahmen Gregors Legaten gefangen. Insofern war Canossa ein Versuch, mit Verständigung und in religiösen Formen einen Ausgleich zu finden. Die Opposition gegen Heinrich IV. in Norditalien und im Reich, wo trotz seiner Aussöhnung Rudolf von Rheinfelden als Gegenkönig erhoben wurde, machte dies zunichte. Wie sind der Konflikt und dessen Beilegung in Canossa aus der Perspektive einer Papstgeschichte zu beurteilen? Oft wird gefragt, ob Canossa eine Demütigung oder ein Sieg des Königs war. Diese Frage, die schon die Zeitgenossen unterschiedlich beantworteten, ist wohl falsch gestellt. Auf jeden Fall gab es für Heinrich einen Augenblickserfolg: die Wiedereinsetzung. Die Konzeption des Königtums, die theologische Legitimation des Herrscheramtes, war dennoch beschädigt, will man nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass ein solcher Pakt weder Gewinner noch Verlierer kannte. Johannes Fried kam sogar zu dem Schluss, dass der „Pakt von Canossa“ ein Vertrag war, der nicht langfristig trug.52 Insgesamt geht es wohl weniger um Sieg oder Niederlage. In der bestehenden Situation blieben Heinrich IV. sicher nicht viele Handlungsspielräume. Waren aber Königtum und Papsttum nach diesen Ereignissen verändert? Ob der Papst als die höhere Instanz anerkannt worden war und eine gottunmittelbare Stellung des christlichen Herrschers zumindest infrage gestellt wurde, ist mit Blick auf die weitere Zeit keinesfalls sicher. Und in welchem Maße Max Webers Bemerkung von der „Entzauberung der Welt“ für die Wende 1077 gelten und Canossa zugleich als Chiff re für vielgestaltige Umgestaltungen bezeichnet werden kann, bleibt zu diskutieren.53
Gegenkönige, Gegenpäpste und die Formierung von Parteiungen Die Erhebung eines Gegenkönigs mit Hilfe päpstlicher Legaten und die weiteren Auseinandersetzungen, an der die hinter den Akteuren stehenden Parteiungen besonders beteiligt waren, prägten die deutsche Geschichte – auch in verfassungsgeschichtlicher Hinsicht. Gregor verhielt sich in dieser Frage eher abwartend, jedoch äußerte er sich
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nach Canossa erstmals in Bezug auf Bischofserhebungen in Frankreich ablehnend, so dass hier 1077 die ersten Investiturverbote ausgesprochen wurden. Aber nicht nur der Herrscher, sondern auch der Papst erhielt bald einen Gegenspieler, denn als Heinrich IV. wieder selbstbewusster geworden war, antwortete er auf den erneuten Bannstrahl des Papstes 1080 offensiv. In Brixen ließ er bei einer Synode im Juni 1080 einen Gegenpapst erheben, Wibert von Ravenna, der den Namen Clemens (III.) annahm. In Stellvertretung für alle Kardinäle fungierte dort Hugo Candidus – er setzte Gregor VII. ab. In der Folge wollte Heinrich Rom erobern und belagerte die Ewige Stadt. Ein Erfolg stellte sich erst 1084 ein, als Gregor von den Römern im Stich gelassen wurde und sich in die Engelsburg flüchtete. Ostern 1084 wurde Clemens (III.) inthronisiert und krönte Heinrich und Bertha zu Kaiser und Kaiserin. Seine Position blieb bis Ende des Jahrhunderts durchaus bedeutend, die heute als rechtmäßig geltenden Päpste mussten um Rom ringen. Gregor VII. verschanzte sich in der Engelsburg. Später wurde er dort von den Normannen befreit, die ihn nach Salerno brachten, wo er im Exil am 25. Mai 1085 starb. Seine letzten Worte auf dem Sterbebett sollen gewesen sein: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehasst, also sterbe ich im Exil“.54 Auch wenn sie nicht ganz richtig überliefert sein sollten, so treffen sie das Selbstverständnis Gregors VII. Obwohl die verschiedenen Aktionsfelder im orbis christianus für alle Päpste der Reformzeit noch angesprochen werden, sei schon hier hervorgehoben, dass gerade aufgrund der Registerüberlieferung für den Pontifi kat Gregors VII. gut nachvollzogen werden kann, in welchem Maße sich der Kreis der Empfänger päpstlicher Schreiben erweiterte.55 Mit Gregors Tod war ein Einschnitt erreicht, und seine Bedeutung ist auch daran ablesbar, dass eine ganze Epoche nach ihm bezeichnet wurde. Jedoch war mit ihm keinesfalls das Zeitalter des Reformpapsttums abgeschlossen. Die Beurteilung seiner Leistung hängt auch davon ab, in welchem Maße er seine theoretischen Vorstellungen umsetzen konnte. Vor dem Hintergrund von Anspruch und Wirklichkeit bleibt eine Bilanz des Pontifi kats tendenziell unausgewogen.
Von Urban II. bis zum Schisma 1130: Neuausrichtung und Institutionalisierung Die Protagonisten Die Lösung des Konfliktes zwischen regnum und sacerdotium dauerte bis in die 1120er Jahre. Dies deutet den Tiefgang der Auseinandersetzungen und den zeitweiligen Erfolg des „Gegenpapstes“ Clemens (III.) in Rom an. Es hängt aber auch damit zusammen, dass ab 1088 einige ausnehmend starke Persönlichkeiten die Cathedra Petri innehatten. Die Personen Urban II. (1088–1099), Paschalis II. (1099–1118), Gelasius II. (1118–1119), Calixt II. (1119–1124) und Honorius II. (1124–1130), waren alle Reformideen verbunden und wurden teilweise im monastischen oder im kanonikalen Milieu geprägt. Schon der unmittelbare Nachfolger Gregors VII., Viktor III. (1086–1087), war ein auf Ausgleich
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bedachter Mann; wichtiger wurde Papst Urban II.56 Er stammte aus Chatillon, wurde Archidiakon in Reims und dann Mönch im Reformkloster Cluny, bevor er zum Kardinalbischof von Ostia avancierte. Als Papst suchte Urban II. flexibel nach neuen Möglichkeiten; dabei kam ihm zu Hilfe, dass die Reformbewegung selbst weiterhin kräftig blieb. Sogar der nach wie vor einflussreiche „Gegenpapst“ Clemens III. (Wibert) war Reformen aufgeschlossen, obwohl er grundsätzlich an der Struktur der Reichskirche festhielt. Urban II. erneuerte die Reformdekrete, anerkannte aber im Einzelfall auch Bischöfe, die vom König investiert worden waren. Anfangs stand Urban II. noch unter den Pressionen der kaiserlichen Übermacht, die auch die Erfolge Clemens (III.) begünstigte. Von diesem Druck befreite er sich zunehmend: Er förderte die Ehe zwischen Welf V. und Mathilde von Canossa, konnte die Schwierigkeiten ausnutzen, die Heinrich IV. seit 1093 mit seinem Sohn Konrad hatte, und gewann seit dieser Zeit kontinuierlich an Einfluss. Auf dem Konzil von Piacenza 1095 wurden Bestimmungen zur Weihe von schismatischen Bischöfen und Priestern verabschiedet, in Clermont verbot eine Konzilsversammlung 1095 sogar die vasallitischen Bindungen von Klerikern an den König;57 das hatte noch nicht einmal Gregor VII. gefordert! Urbans Handeln beschränkte sich aber nicht auf Verbote: Die energische Förderung des Mönchtums und zunehmend der neuen Kanonikergemeinschaften, die Unterstützung des Gottesfriedens und vor allem der Aufruf zum Kreuzzug nach einer langen Reise durch Frankreich sind wichtige Stichpunkte seiner Pontifi katszeit. Urbans Nachfolger Paschalis II. erscheint weniger flexibel.58 Er stammte aus Bieda in der Romagna, war Kardinalpriester in S. Clemente und konnte sich als Papst gegen die in Rom noch nach Wiberts / Clemens’ (III.) Tod (1100) erhobenen, eher schwachen „Gegenpäpste“ durchsetzen. In seinen Pontifi kat fällt die intensivierte Diskussion der Investiturfrage in Frankreich und England, die eine Lösung des Gesamtproblems beeinflusste. Partner beziehungsweise Gegenüber des Papstes im Reich war nicht mehr lange Zeit Heinrich IV., den die römische Synode 1102 erneut gebannt hatte, sondern dessen Sohn Heinrich V., der nach seinem Aufstand gegen den Vater und endgültig nach dessen Tod 1106 die Herrschaft erlangte. Ein erstes Abkommen zur Investitur von 1111 war stark von den Interessen Heinrichs V. getragen, vielleicht erpresst, es wurde schon 1112 wieder kassiert.59 Auch insofern war der Pontifi kat Paschalis’ II. eher eine Zeit des Abwartens, teilweise verhärteten sich die Positionen sogar. Gelasius II. war vor seiner Erhebung in Montecassino erzogen worden, danach Kanzler in Rom gewesen. Die Gegenseite erhob allerdings Erzbischof Mauritius von Braga (Gregor VIII.). Weil die Lage in Mittelitalien unsicher blieb, reiste Gelasius unter Begleitung von Kardinälen per Schiff nach Frankreich, wo er am 29. Januar 1119 in Cluny starb. Dort, nicht in Rom, wurde sein Nachfolger gewählt: Erzbischof Guido von Vienne, der aus dem burgundischen Adelsmilieu stammte und als Anhänger der Kirchenreform galt. Als Calixt II. bot er dem Kaiser schon vor seinem Romzug die Hand zum Frieden, unter ihm sollte es zum „Wormser Konkordat“ 1122 sowie zu weiter reichenden Entscheidungen kommen, die teilweise auf dem ersten Laterankonzil 1123 beschlossen wurden. Mit seinen Aktivitäten prägte er verschiedene Teile des orbis christianus und Rom; dies gilt unabhängig davon, ob man hierin die Fortführung traditio-
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neller Politik60 oder auch grundlegende Neuerungen61 erblickt. Mit Honorius II. erlangte dann erneut ein Parteigänger Calixts II. mit Unterstützung des römischen Kanzlers Haimerich und der Familie Frangipani gegen den schon inthronisierten Theobald (Coelestin II.) das Papstamt.
Streitschriften, Rechtstexte und Institutionen Besonders die Streitigkeiten bis 1085, die nicht allein den beiden Protagonisten zugeschrieben werden können, charakterisieren auch die zunehmende Bedeutung der neuen Institutionen – es wurde wichtig, Parteigänger unter den Kardinälen, nicht nur im römischen Adel zu finden. Darüber hinaus wurden die intellektuellen Auseinandersetzungen schärfer und teilweise polemischer, aber ebenso insgesamt argumentativer geführt. Schon die Briefe im Kampfe Gregors gegen Heinrich wurden zuweilen als Rundschreiben verschickt; teilweise entstanden im Laufe der Auseinandersetzungen verschärfte Fassungen. Lange Zeit war die Historiographie vornehmlich ortsbezogen geschrieben worden, jetzt ergriffen viele Autoren für die eine oder andere Universalgewalt Partei. Teilweise inserierten die mittelalterlichen Verfasser Schriftstücke in ihre historischen Darstellungen. Theologische Fragen wurden in Streitschriften diskutiert. Die Debatten nahmen vor allem nach Heinrichs zweiter Bannung 1080 zu. Viele der Streitschriften erfuhren eine stärkere Verbreitung. Sichtet man diese Literatur, so wurden in der Mehrzahl der Werke und Traktate die päpstliche Ansichten vertreten und weiterentwickelt. Arbeitsweisen, Materialaustausch oder konkrete Bezugnahmen und Zitiertechniken hat die Forschung inzwischen nachgewiesen. Insbesondere für Bernold von Konstanz, aber auch für andere Autoren oder die Domschule von Konstanz konnten die Arbeitsweisen genauer erschlossen werden; so ist zum Beispiel erwiesen, welche Handschriften der Historiograph Bernold für seine Kontroversschriften benutzt hat.62 Einzelstudien erlauben es sogar davon auszugehen, dass süddeutsche Gregorianer offensichtlich eine von Bernold hergestellte Exzerptsammlung verwendeten und austauschten.63 Weil viele dieser Autoren die Argumente gegeneinander abwogen, bevor sie ihre Schlüsse zogen, ist ansatzweise bereits das philosophische Prinzip der Scholastik zu fassen, obwohl es gewagt ist, die sich entwickelnde Frühscholastik zu sehr als eine Folge des Investiturstreites zu interpretieren. Die Streitschriftautoren auf beiden Seiten waren fast ausnahmslos Kleriker. Petrus Crassus, der wohl zum Kreis um den Gegenpapst Clemens III. gehörte, griff auf römisches Recht zurück, indem er die Unabsetzbarkeit des Königs mit dem römischen Erbrecht begründete. Die Interpretation von Recht und Kirchenrecht entwickelte sich in den Auseinandersetzungen entsprechend weiter; altes Kirchenrecht wurde verstärkt als Autorität herangezogen und als Legitimation genutzt. Einer der Gründe für den beginnenden Erfolg von Kirchen- und römischem Recht war aber vielleicht, dass auch die weltliche Partei neue Waffen gegenüber hierokratischen Positionen suchte. Insgesamt führte diese Diskussions- und Streitkultur zur weiteren Anlage kirchlicher Rechts-
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sammlungen.64 Auf diese Weise verbreitete sich aber nicht nur das kirchliche und päpstliche Recht, sondern in einer zweiten Phase, etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts, wurde zugleich das römische Recht mit den zugehörigen Denkfiguren im lateinischen Westen bekannt gemacht. Damit sind grundsätzliche Entwicklungen angesprochen, die über einen längeren Zeitraum betrachtet werden müssen, etwa von 1050 bis 1120 / 1130, um die Änderungen und Neuerungen der Epoche überhaupt zu erfassen. Der Streit und die Diskussionen um theologische und kirchliche Fragen förderten die Suche nach geeigneten rechtlichen Waffen. Ältere Sammlungen mit kirchenrechtlichen Aussagen und Satzungen wurden deshalb verstärkt als Kanonessammlungen neu zusammengestellt.65 Waren es teilweise zunächst noch „Zwischensammlungen“, die vielleicht auf der auszugsweisen Abschrift päpst licher Register basierten (wie die Collectio Britannica oder die Collectio tripartita), so vereinten weitere Werke zunehmend Rechtssätze, die unter bestimmten Aspekten geordnet wurden und die als „systematische Sammlungen“ bezeichnet werden. Dabei zeigt die Art der Zusammenstellung oft zugleich die programmatische Ausrichtung: Zu den bedeutenden Sammlungen der Reformer gehören zum Beispiel die sogenannte 74-TitelSammlung, die Sammlung des Anselm von Lucca (um 1086) oder diejenige von Deusdedit (um 1087), etwas später haben Bonizo von Sutri mit seinem Liber de vita christiana und um 1105–1113 Gregorius von Grisogono mit seinem Polycarpus neue Akzente gesetzt. Auch außerhalb Roms wurden vergleichbare Sammlungen erstellt, besonders sind die Ivo von Chartres zugeschriebenen und die Collectio Caesaraugustana zu nennen. Teilweise akzentuieren diese Schriften durch die Aufnahme bestimmter Kanones den Vorrang des römischen Bischofs vor anderen Bischofssitzen. Dieser Trend ist ziemlich eindeutig; sogar Antigregorianer haben den Primat meist anerkannt. Zeitgenössisch hat sich nur eine wichtigere Stimme gegen die herausgehobene Stellung des Papstes erhoben: der normannische Anonymus (um 1100), der die Rolle der Bischöfe und Jerusalems als Mutter aller Kirchen unterstrich.66 Aber dieser Text blieb ohne großen Einfluss. Der Kontakt mit den Kirchen vor Ort (in partibus) wurde intensiviert. Das Legatenwesen gewann seit Alexander II. deutlich an Gewicht, wie nicht nur das Beispiel des schon genannten rührigen Hugo Candidus erkennen lässt. Die päpstlichen Beauftragten wurden immer öfter mit fast päpstlichen Vollmachten ausgestattet; insbesondere galt dies für den 1063 als Legaten entsandten Petrus Damiani. Die zunehmend im gesamten orbis christianus anzutreffenden Legaten stärkten die päpstliche Position und unterstrichen diese an ganz verschiedenen, weit auseinanderliegenden Orten der lateinischen Christenheit. Schon früher hatte es Legaten gegeben (in Byzanz und Ravenna teilweise sogar ständige Legaten), die Einzelauft räge, Missionsangelegenheiten (Bonifatius) oder den Vorsitz von Konzilien wahrgenommen hatten. Diese Tradition wurde nun weiter ausgebaut: Einheimische Bischöfe oder sehr häufig auch Kardinäle erhielten die päpstliche Legation mit voller Gewalt; daneben stand eine vermehrte Zahl von Legaten mit Einzelaufträgen, bis es später, ab Alexander III., zu einer Stufung der Kompetenzbereiche kam. Dies führt zur Charakterisierung des Kardinalats.67 Ursprünglich waren die Kardinäle Helfer beim stadtrömischen Gottesdienst und bei karitativen Aufgaben in Rom
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gewesen. Seit dem 8. Jahrhundert werden Kardinäle mit verschiedenen Aufgaben erwähnt, der Begriff selbst ist schon um 500 nachweisbar. Die im 8. Jahrhundert neben den Kardinaldiakonen genannten Kardinalpresbyter waren die ranghöchsten Priester an den römischen Titelkirchen, die liturgische Aufgaben in den Hauptbasiliken übernahmen. Etwa gleichzeitig werden sieben suburbikarische (aus der Umgebung Roms) Kardinalbischöfe genannt, die an den Lateranbasiliken im Wechsel den liturgischen Dienst einer Woche versahen. Seit der Reformzeit stieg diese Personengruppe zu den wichtigsten Beratern und vor allem Wählern des Papstes auf (siehe oben S. 125 f. zum Papstwahldekret von 1059). Deshalb wurde für den Ausgang der nächsten Papstwahl die Kreierung von Kardinälen entscheidend, zu denen seit Leo IX. auch Nichtrömer gehörten, was die Universalität des Papstamtes insgesamt unterstrich. Die Reformer favorisierten und förderten dabei unterschiedliche Gruppen. Papst Leo IX. und Humbert von Silva Candida konzentrierten sich stark auf den stadtrömischen Klerus und die Kardinalpresbyter, Petrus Damiani und andere Reformer eher auf die Kardinalbischöfe. Zunächst schien das Gewicht der Kardinalbischöfe gegenüber den Kardinalpriestern zu wachsen, wie die unverfälschte Fassung des Papstwahldekrets von 1059 erkennen lässt. Vor allem ab Urban II. nahmen jedoch die Kardinalpresbyter an Bedeutung zu, weil der Papst diese Gruppe, die dem Gegenpapst Clemens (III.) anhing oder angehangen hatte, gewinnen musste. Um 1100 ist ein Kardinalskolleg erkennbar, das langsam zur Mitregierung avancierte. Die Kardinäle (in den Quellen als Brüder, fratres, des Papstes bezeichnet) wurden an päpstlichen Entscheidungen immer stärker beteiligt, berieten im Konsistorium und wurden häufig als Legaten eingesetzt. Die Entwicklung von Schrift und Schrift verkehr im päpstlichen Rom gehörte ebenso zum „Innovationsschub“. Seit Leo IX. ersetzte die karolingische Minuskel weitgehend die römische Kuriale, das Pergament den noch bis ins 11. Jahrhundert häufig benutzten Beschreibstoff Papyrus. Unter diesem Papst begann weiterhin eine Umgestaltung der äußeren Form der Urkunden, die Rota erschien (wie ein königliches Signum) unter den Urkunden mit dem jeweiligen Wahlspruch der Päpste.68 Es handelte sich um ein Zeichen in Kreisform, das in entwickelter Ausprägung die Namen von Petrus und Paulus, den des aktuellen Papstes samt seine Devise bietet. Dies machte Papsturkunden unverwechselbar. Außerdem spiegelte sich die zunehmende Bedeutung der Kardinäle in den Kardinalsunterschriften der „feierlichen Privilegien“, für die der Empfänger freilich eine höhere Zahlung entrichten musste. Auf Reisen begleitete das im Skriptorium organisierte Schreibpersonal die Päpste. Die Bindungen der in den Quellen nun auch als cancellaria bezeichneten Kanzlei an die stadtrömischen Schreiber wurden zunehmend reduziert.69 Mit der langen, etwa 30 Jahre währenden Tätigkeit des Johannes von Gaeta (Gelasius II.) als Kanzler bildeten sich zudem neue Kanzleigebräuche aus. Seit dieser Zeit stand ein Kardinal der international zusammengesetzten Kanzlei vor, die bis ins 14. Jahrhundert die wichtigste päpstliche „Verwaltungsbehörde“ blieb. Kapläne im päpstlichen Umfeld gab es schon längere Zeit, aber erst ab dem 11. Jahrhundert entstand die päpstliche Kapelle. Die hier ausgebildeten Kleriker wurden prinzipiell zu jedem Amt oder Dienst herangezogen. Deshalb setzte sich vielleicht auch zu
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter
Ende des 11. Jahrhunderts anstelle sacrum palatium Lateranense die Bezeichnung curia Romana durch (vielleicht nach Vorbild der Herrscherhöfe, vgl. curia regis). Beim Finanzwesen orientierte sich Urban II. wohl an cluniazensischen Vorbildern. So entwickelte sich die sogenannte apostolische Kammer.70 1099 wird erstmals ein camerarius (Petrus, Mönch aus Cluny) genannt. Manche Streitigkeiten wurden im beginnenden 12. Jahrhundert mit Geld gelöst, so die Erhebung Compostelas zum Erzbistum 1120 / 24;71 jedoch bleibt die Kammer bis zur Abfassung des Liber censuum eher im Dunkeln (vgl. Kapitel VII, S. 154). In manchen Aspekten diente bei diesen neuen römischen Entwicklungen das Königtum als Vorbild, wie für die Reisen, die Urkundengestaltung oder die Organisation der curia wahrscheinlich gemacht werden kann. In einigen Fällen wurden aber auch die in Rom neuen oder anverwandelten Verfahrensweisen und Formen ihrerseits Vorbild. Die hier skizzierten Entwicklungen der Institutionalisierung, die nicht nur das Papsttum, aber dieses ganz besonders betrafen, lassen sich an wortgeschichtlichen Befunden gut erläutern: Abstrakte Begriffe wie papatus (Papsttum) oder cancellaria (Kanzlei) tauchten erst im 11. Jahrhundert auf.72 Zuvor wurden meist nur die Personen, nicht aber ein Ensemble von Personen nach Funktion und Aufgaben in den Quellen genannt.
Die päpstlich initiierte Kreuzzugsbewegung Schon vor Urban II., der 1095 in Clermont zum ersten Kreuzzug aufrief, hatten sich Päpste zuweilen an die Spitze von militärischen Aktionen gestellt; erinnert sei an die Züge Leos IV. und Johannes’ VIII. gegen die Sarazenen oder an diejenigen Leos IX. gegen die Normannen. Alexander II. hatte 1064 den Teilnehmern für die Eroberung des aragonesischen Barbastro Lohn versprochen, Gregor VII. wollte eine militia sancti Petri schaffen und verfolgte einen frühen Kreuzzugsplan.73 Nachdem ein Hilferuf aus Byzanz zur Wiedergewinnung der Heiligen Stätten nach den Erfolgen der Seldschuken in Kleinasien an den Papst herangetragen worden war, gewann der nach Frankreich hin orientierte Papst Urban II. mit seinem Aufruf 1095 auf dem Konzil von Clermont vor allem Adelige aus Frankreich für sein Unternehmen. Insgesamt bündelte dieser Appell, wenn wir den erst aus der Rückschau verfassten Berichten trauen, verschiedene Vorstellungen, die nun auch Laien Möglichkeiten zu gottgefälligem Handeln eröffneten.74 Nach dem Eindruck eines wichtigen Zeitgenossen (Robert von Reims), der jedoch erst nach der Eroberung Jerusalems die angeblichen päpstlichen Worte aufzeichnete, soll die Rede folgendermaßen gelautet haben: Ihr Volk der Franken, ihr Volk nördlich der Alpen, ihr seid, wie eure vielen Taten erhellen, Gottes geliebtes und auserwähltes Volk, herausgehoben aus allen Völkern durch die Lage des Landes, die Katholizität des Glaubens und die Hochschätzung für die heilige Kirche. An euch richtet sich unsere Rede, an euch ergeht unsere Mahnung; wir wollen euch wissen lassen, welcher traurige Anlaß uns in euer Gebiet geführt, welche Not uns hierher gezogen hat; sie betrifft euch und alle Gläubigen. Aus dem Land Jerusalem und
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der Stadt Konstantinopel kam schlimme Nachricht und drang schon oft an unser Ohr: Das Volk im Perserreich, ein fremdes Volk, ein ganz gottfernes Volk, eine Brut von ziellosem Gemüt und ohne Vertrauen auf Gott (Psalm 77, 8), hat die Länder der dortigen Christen besetzt, durch Mord, Raub und Brand entvölkert und die Gefangenen teils in sein Land abgeführt, teils elend umgebracht; es hat die Kirchen Gottes gründlich zerstört oder für seinen Kult beschlagnahmt. Sie beflecken die Altäre mit ihren Abscheulichkeiten und stürzen sie um; sie beschneiden die Christen und gießen das Blut der Beschneidung auf die Altäre oder in die Taufbecken […]. Schon haben sie das Griechenreich verstümmelt und sich ein Gebiet einverleibt, das zu durchwandern zwei Monate Reise nicht hinreichen. Wem anders obliegt nun die Aufgabe, diese Schmach zu rächen, dieses Land zu befreien, als euch? Euch verlieh Gott mehr als den übrigen Völkern ausgezeichneten Waffenruhm, hohen Mut, körperliche Gewandtheit und die Kraft, den Scheitel eurer Widersacher zu beugen. Bewegen und zu mannhaftem Entschluß aufstacheln mögen euch die Taten eurer Vorgänger, die Heldengröße König Karls des Großen, seines Sohnes Ludwig und eurer anderen Könige. Sie haben die Heidenreiche zerstört und dort das Gebiet der heiligen Kirche weit ausgedehnt. Besonders bewegen mögen euch das Heilige Grab unseres Herrn und Erlösers, das von unreinen Völkern besetzt ist, und die heiligen Stätten, die jetzt ohne Ehrfurcht behandelt und mit dem Unrat dieser Leute frech beschmutzt werden. Ihr überaus tapferen Ritter, ihr Sprößlinge unbesiegter Ahnen, entartet nicht, sondern denkt an die Tatkraft eurer Vorfahren! […] Kein Besitz, keine Haussorge soll euch fesseln. Denn dieses Land, in dem ihr wohnt, ist allenthalben von Meeren und Gebirgszügen umschlossen und von euch beängstigend dicht bevölkert. Es fließt nicht vor Fülle und Wohlstand über und liefert seinen Bauern kaum die bloße Nahrung. Daher kommt es, daß ihr euch gegenseitig beißt und bekämpft, gegeneinander Krieg führt und euch meist gegenseitig verletzt und tötet. Aufhören soll unter euch der Haß, schweigen soll der Zank, ruhen soll der Krieg, einschlafen soll aller Meinungs- und Rechtsstreit! Tretet den Weg zum Heiligen Grab an, nehmt das Land dort dem gottlosen Volk, macht es euch untertan! Gott gab dieses Land in den Besitz der Söhne Israels; die Bibel sagt, daß dort Milch und Honig fließen (2. Buch Moses 3, 8). Jerusalem ist der Mittelpunkt der Erde, das fruchtbarste aller Länder, als wäre es ein zweites Paradies der Wonne. Der Erlöser der Menschheit hat es durch seine Ankunft verherrlicht, durch seinen Lebenswandel geschmückt, durch sein Leiden geweiht, durch sein Sterben erlöst, durch sein Grab ausgezeichnet. Diese Königsstadt also, in der Erdmitte gelegen, wird jetzt von ihren Feinden gefangengehalten und von denen, die Gott nicht kennen, dem Heidentum versklavt. Sie erbittet und ersehnt Befreiung, sie erfleht unablässig eure Hilfe. Vornehmlich von euch fordert sie Unterstützung, denn euch verlieh Gott, wie wir schon sagten, vor allen Völkern ausgezeichneten Waffenruhm. Schlagt also diesen Weg ein zur Vergebung eurer Sünden; nie verwelkender Ruhm ist euch im Himmelreich gewiß.75
Die Schwierigkeiten und Erfolge des Ersten Kreuzzuges 1096–1099 können hier nicht im Vordergrund stehen. Aus der Perspektive der Papstgeschichte ist besonders wichtig, dass Urban II. bei diesem Unternehmen als Führer und Sprecher der westlichen Christenheit auftrat. Zwar löste zunächst eine Hilfeleistung für Byzanz die Zusage militärischer Hilfe aus, aber nach der Eroberung Jerusalems (1099)76 führte die Errichtung von Kreuzfahrerherrschaften zu einem Export von westlicher Staatlichkeit und Kirchenordnung in den Osten. Deshalb trug eine neu entstehende kirchliche Hierarchie lateinischer Prägung in den neuen Kreuzfahrerherrschaften zu der für die universalen päpstlichen Ansprüche wichtigen, wenn auch in der Umsetzung keinesfalls konfliktfreien Vorstellung bei, dass
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auch die Kirchen des Ostens dem Papst unterstünden. Schließlich ergab sich langfristig ein weiterer Effekt. Die Notwendigkeit, zwischen Ost und West eine funktionierende Kommunikation herzustellen, wies Rom und dem päpstlichen Hof eine zunehmend wichtige Rolle als Kommunikationszentrum und Drehscheibe zu. Die universal agierenden Ritterorden (vgl. Kapitel VII, S. 166) sollten diese neuen Kommunikationsformen, die sich immer stärker verfeinerten und perfektionierten, weiter unterstützen. Insgesamt gehörten die Kreuzzüge zu einem größeren Prozess, der zu einer Neudefinition der Christenheit (christianitas) führte. Der Papst lenkte die Aktivitäten neu entstehender Adelsgruppen (Ritter) und erschloss Kriegshandwerkern veränderte Formen der Laienfrömmigkeit. Insofern zeigen die Kreuzzüge eindrücklich, wie der Wandel der christianitas und gesellschaft liche Entwicklungen ineinandergriffen und sich bedingten.77 Gleichzeitig hatte sich die lateinische Christenheit auch in anderen Gebieten ausgedehnt, denn die „Reconquista“ (Rückeroberung) in Spanien, die Siege über die Muslime in Süditalien und der Gewinn von neuen Einflusszonen im Osten eröffneten päpstlichen Ansprüchen und Einflüssen immer größere Möglichkeiten. Auf kirchenrechtlicher Ebene läutete der Kreuzzugsablass eine neue Epoche ein. Was aber versteht man unter einem Ablass? Nach heutiger Lehre bedeutet ein Ablass den Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind. Wenn man die Entwicklung der kirchlichen Bußlehre betrachtet, so zeigt sich, dass in der frühen Zeit ein Erlass der Sünden ein hartes, subjektives Bußetun des jeweiligen Sünders voraussetzte. Erst in der Übergangzeit von der öffentlichen zur privaten Buße, etwa vom 6. bis 10. Jahrhundert, verschob sich die Rekonziliation (Wiederversöhnung) mit Gott, an den Anfang des Bußverfahrens; erst anschließend folgte dann die Bußeleistung. Dies förderte in theoretischer Hinsicht eine Unterscheidung von Schuld und Strafe. Gleichzeitig sicherte die Kirche allen Sündern ihre Fürsprache zu, und es blieb weiterhin möglich, Sünder von gewissen, tariflich festgelegten Kirchenbußen zu befreien (Redemptionen). Auf dieser Grundlage sind im 11. Jahrhundert die ersten Ablässe fassbar, bei denen von der Kirchenbuße befreit und die amtliche Fürbitte der Kirche zugesichert wurde. Die Verknüpfung dieser beiden Elemente führte dazu, dass vielfach ein Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen zumindest gedanklich eingeschlossen war. Bei der Resonanz auf den päpstlichen Aufruf zum ersten Kreuzzug ist zugleich zu bedenken, dass manche Personengruppen nicht einbezogen werden konnten, weil die Päpste beispielsweise mit Heinrich IV. 1095 / 96 noch in Konflikt standen. Dies förderte mit anderen Faktoren eine Orientierung der Päpste zu anderen Reichen hin, insbesondere nach Frankreich.
Lösungsversuche des Investiturproblems, das Erste Laterankonzil und die Folgen Wie aber sah das weitere Ringen um eine Einigung zwischen Kaiser und Papst aus? Gregor VII. und Heinrich IV. hatten Positionen abgesteckt, Möglichkeiten zu einem neuen Kompromiss wurden erst später gefunden. Dies war unter den Nachfolgern Gregors
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eher möglich. Schon bei den Konzilien in Piacenza und Clermont (1095) wurden Fragen der Investitur besprochen, Lösungsversuche daneben aber auch theoretisch vorbereitet. Wido von Ferrara versuchte 1086,78 geistliche und weltliche Aufgaben der Bischöfe zu unterscheiden. Jeder Bischof sei demnach Träger geistlicher und weltlicher Rechte. Entsprechend sah Wido die königliche Investitur als gerechtfertigt an und fügte hinzu, dass das Königtum sogar selbst geistlichen Charakter besitze. Weitere Präzisionen lieferte Ivo von Chartres. Er erklärte in einem Brief an Hugo von Lyon,79 Könige dürften ein Bistum an kanonisch Gewählte übertragen. Eine solche concessio sei nicht schädlich, denn sie beziehe sich auf Rechte und Güter, die dem Bischof durch Freigebigkeit des Königs zugestanden würden, der allerdings keine geistlichen Investitursymbole verwenden dürfe. Ivo ließ anders als Wido nur noch eine Bestätigung des weltlichen Herrschers gelten. Er unterschied temporalia und spiritualia, Weltliches und Geistliches. Die Vorschläge Ivos führten zunächst in Frankreich und England zu erfolgreichen Regelungen. Dort war die Debatte um eine Laieninvestitur auch weniger virulent, weil sie nur von einem kleinen Teil der Bischöfe geführt wurde. In Frankreich ging die Entwicklung unter König Philipp I. (1060–1108) dahin, dass die Könige den Bischöfen einen Treueid abnahmen, auf den sich die Überlegungen Ivos vor allem konzentrierten. Ähnliches gilt für England, denn unter König Wilhelm II. (1087–1100) entwickelte sich ein Konflikt mit dem Erzbischof von Canterbury. Der traditionell große Einfluss des englischen Königs auf Bischofsbesetzungen wurde 1107 durch einen Kompromiss geklärt: Die Herrscher verzichteten auf die Investitur mit Ring und Stab, aber die Berücksichtigung ihrer Interessen wurde dadurch sichergestellt, dass die Wahlen am Königshof stattfanden. Der Gewählte musste vor der Weihe dem König für die Temporalien einen Eid leisten. Schwieriger blieb die Situation in Deutschland, wo Heinrich V. (1106–1125) seinem Vater als König gefolgt war. 1110 zog er nach Italien und stellte dort die Reichsgewalt wieder her. 1111 suchte er eine sehr radikale Lösung: Der König sollte völlig auf die Investitur, die kirchlichen Amtsträger ebenso auf alle weltlichen Regalien verzichten. Diese Lösung scheiterte am Widerstand der betroffenen Bischöfe, denen damit ein wichtiger Teil der Subsistenzmittel entzogen worden wäre. Im Vertrag von Ponte Mammolo erreichte Heinrich am 11. April 1111 unter Druck eine Zusicherung Paschalis’ II., ihm tendenziell wieder eine Investitur mit Ring und Stab, zuzubilligen. Zwei Tage später wurde er zum Kaiser gekrönt. Die Fastensynode von 1112 bezeichnete dieses Privileg jedoch als „Pravileg“80; Heinrich V. wurde gebannt. Es sollte noch gut ein Jahrzehnt gerungen werden, bis eine endgültige Lösung 1122 im sogenannten Wormser Konkordat erfolgte. Der König verzichtete in dieser Abmachung auf eine Investitur mit Ring und Stab, jedoch fanden die freien kanonischen Wahlen in Anwesenheit des Königs oder seines Bevollmächtigten statt, was dem Herrscher einen gewissen Einfluss beließ. Der Gewählte sollte dann vom König mit Zepter und Regalien belehnt werden. Überliefert ist das Abkommen in zwei wechselseitigen Dokumenten, dem Heinricianum (als Original noch in Rom) und dem Calixtinum (nur kopial überliefert). Das Heinricianum war an den Papst und die römische Kirche, das Calixtinum an Heinrich adressiert. Waren die Bestimmungen vielleicht nur auf die
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jeweiligen Personen bezogen und damit eingeschränkt gültig? Wurde nur ein späteres Schriftstück verbreitet? Jedenfalls sind die Texte wenig benutzt worden. Im Lateran hat man das Heinricianum mit den besiegten „Gegenpäpsten“ sogar bildlich dargestellt.81 Privileg des Kaisers. Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Ich, Heinrich, von Gottes Gnaden Imperator Augustus der Römer, verzichte aus Liebe zu Gott und der heiligen römischen Kirche und zum Herrn Papste Calixtus und wegen meines Seelenheiles zugunsten Gottes und der heiligen Apostel Petrus und Paulus und der heiligen römischen Kirche auf alle Investitur mit Ring und Stab, und ich gestatte in allen Kirchen, die in meinem Regnum und Imperium liegen, kanonische Wahl und freie Weihe. 2. Besitzungen und Regalien des heiligen Petrus, die vom Beginn dieses Streites an bis zum heutigen Tage zur Zeit meines Vaters oder auch durch mich entfremdet worden sind, erstatte ich der heiligen römischen Kirche zurück […]. 3. Besitzungen aller anderen Kirchen oder von Fürsten oder anderer Laien und Kleriker, die in diesem Streite verlorengegangen sind, werde ich nach dem Rate der Fürsten und der Rechtsgewalt, die ich habe, zurückgeben; was ich aber nicht selbst besitze, werde ich getreulich zurückzugeben befehlen. 4. Und dem Herrn Papste Calixtus und der römischen Kirche und allen, die auf ihrer Seite sind oder waren, gebe ich wahren Frieden. 5. Auch werde ich in allen Fällen, in denen die römische Kirche Hilfe von mir erbitten sollte, ihr getreulich helfen und in allen Stücken, über die sie mir Beschwerden vorträgt, für schuldige Gerechtigkeit sorgen. Das alles ist geschehen mit Zustimmung und nach Beratung mit den Fürsten, deren Namen unterschrieben sind […]. Privileg des Papstes. Ich, Bischof Calixtus, servus servorum Dei, gestehe dir, o mein geliebter Sohn Heinrich, von Gottes Gnaden Imperator Augustus der Römer, das Recht zu, daß die Wahlen von Bischöfen und Äbten im Deutschen Reiche, die zum Regnum gehören, in deiner Gegenwart geschehen sollen, frei von Simonie und Gewalttat; sollte zwischen den Parteien dabei Streit entstehen, dann sollst du mit dem Metropoliten und den Konprovinzialen gemeinsam beraten und entscheiden und dem Würdigsten deine Zustimmung und Hilfe leihen. Der Erkorene aber soll von dir mit dem Zepter die Regalien erhalten und dir dafür das leisten, was er von rechtswegen schuldig ist. 2. In den anderen Teilen deines Imperiums soll der Gewählte binnen sechs Monaten mit dem Zepter von dir die Regalien erhalten und dir dafür leisten, wozu er von rechtswegen verpflichtet ist; ausgenommen davon aber seien alle die bekannten Leistungen an die römische Kirche. 3. In allen Stücken, in denen du bei mir Beschwerde erhebst und Hilfe erbittest, werde ich dir nach Amt und Schuldigkeit beistehen. 4. Ich gebe dir wahren Frieden und ebenso allen, die auf deiner Seite stehen oder gestanden haben zur Zeit dieses Streites.82
Das Abkommen bedeutete keinesfalls eine Niederlage des Königtums, denn die Könige konnten mit diesem Kompromiss ihren Einfluss zunächst weitgehend wahren. Bischöfe waren nun wie andere Reichsfürsten nur lehnsrechtlich an den Herrscher gebunden. In Reichsitalien und Burgund fiel der königliche Einfluss allerdings fast weg. Der Sieg des
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kanonischen Rechtes förderte die weitere Entwicklung eines unabhängigen Papsttums. Interessant für die inzwischen greifbaren Umgestaltungen in institutioneller Sicht war die jeweilige Vorbereitung der Vertragstexte: Calixt beriet diese mit den Kardinälen und Heinrich mit den Fürsten. Dies zeigt die neuen Strukturen, denn solche Verträge wurden offensichtlich inzwischen konsensual vorbereitet.83 Den Abschluss der Streitigkeiten und die tiefgreifenden Veränderungen dokumentiert die Kirchenversammlung, die 1123 in Rom zusammenkam, denn dies war keine partikulare Synode, sondern Calixt II. versammelte die gesamte hohe Geistlichkeit des Westens, um normative Beschlüsse zu fassen. Das erste ökumenische Konzil im Westen seit der Karolingerzeit unterstreicht, welche Position das Papsttum inzwischen beanspruchte, denn de facto war es ein „Papstkonzil“. Die Versammlung von 1123 gilt seit dem 16. Jahrhundert als das neunte ökumenische Konzil (zeitgenössische Bezeichnung: generale concilium). Dort wurde nicht nur der Vertrag mit dem Kaiser ratifiziert, sondern es wurden weitere Beschlüsse gefasst, die in großem Maße ältere Rechtssätze aufgriffen und nur vereinzelt Originalität beanspruchen können.84 Dennoch ging mit diesem Konzil eine Epoche der großen Konflikte und Reformen zu Ende. Es begann ein neuer Abschnitt, denn nicht nur die zusammenfassenden Beschlüsse sind von Bedeutung, sondern langfristig noch wichtiger ist die Tatsache, dass diesem Konzil weitere wichtige, im Lateran abgehaltene Konzilien bis 1215 folgten, Rom also zum maßgeblichen Konzilsort wurde. Außerhalb dieser römischen Versammlungen entschieden inzwischen ohnehin weit häufiger die Kardinäle im Konsistorium die Angelegenheiten der römischen Kirche. Nachfolger des rührigen Calixt II. wurde 1124 Honorius II. aus der Gegend von Imola, auf den sich die Kardinäle aber nur schwer einigen konnten. Sein Pontifi kat kann als Übergangszeit gelten. Bezeichnenderweise war Honorius II. Regularkanoniker und gehörte damit jener Bewegung an, die mehr als die alten monastischen Reformgemeinschaften die zukünftigen Reformen bestimmen sollte. Er hatte beim Wormser Konkordat mitgewirkt. Bei seiner Wahl spielten der Kanzler Haimerich und die Familie der Frangipani eine wichtige Rolle, denn der schon immantierte (also mit den Pontifi kalgewändern eingekleidete), aber noch nicht geweihte und inthronisierte Theobald musste zur Resignation gebracht werden. Honorius bestätigte den Prämonstratenserorden (1126), scheiterte aber weitgehend mit seinen Maßnahmen gegen die Normannen. Bei seinem Tod waren keine eindeutigen Weichen gestellt.
Das Papsttum und weitere Reiche des orbis christianus Ein Blick auf den orbis kann kurz ausfallen, weil vieles bereits angesprochen wurde. Zu den eindrücklichsten Belegen dafür, dass die Päpste im orbis christianus eine neue Stellung einnahmen, gehören die zahlreichen auf verschiedene Päpste gefälschten Schriftstücke. Diese betrafen zum Beispiel in ganz besonderem Maße die Iberische Halbinsel, wo sich nach der „Reconquista“ verschiedene Kirchen mit päpstlicher Legitimation Ansprüche und Einflussbereiche sichern wollten.85 Die Beziehungen zu Byzanz nahmen im
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Laufe der Kreuzzüge eine neue Qualität an, ebenso diejenigen zu den neu entstandenen Kreuzfahrerherrschaften.86 Insgesamt ist jedoch bei den päpstlichen Einflüssen im orbis zu beachten, dass die „kaiserlichen Gegenpäpste“ in diesem Feld kaum Aktionsmöglichkeiten gewannen. Im Zusammenhang mit den Kreuzzügen ist schon kurz erwähnt worden, dass nach dem „Schisma“ von 1054 wiederholt Versuche zur Annäherung an Byzanz gemacht wurden; besonders Urban II. pflegte seit 1089 Kontakte mit Kaiser Alexios. Die Durchführung des Kreuzzuges ließ die vorherigen Beziehungen ein wenig in den Hintergrund treten, obwohl diese relativ intensiv waren. Sie trafen sich bei Urban II. mit Vorstellungen, die er aus den Auseinandersetzungen auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hatte.87 Auf der Iberischen Halbinsel machten nach den Eroberungen von Toledo 1085 und von Tarragona 1089 die verschiedenen päpstlichen Privilegien neben der mehrfach geäußerten Genugtuung über diese Erfolge deutlich, dass die kirchlichen Strukturen in den wieder unter christlicher Herrschaft stehenden Gebieten vielfach neu zu organisieren waren. Nachdem Toledo 1085 erobert worden war, bestellte König Alfons VI. dort schon bald einen ehemaligen Cluniazenser, Bernhard, zum neuen Erzbischof. Urban verlieh ihm die Primatialwürde in Spanien (1088).88 Auch Tarragona wurde wieder Metropolitansitz (1091)89 und löste damit die zwischenzeitlich von Narbonne für die alte Kirchenprovinz wahrgenommenen Rechte ab. Diese neuen Strukturen sorgten für Unruhe und in der Folge versuchten Urban II. und seine Nachfolger, besonders durch Legaten und Personalpolitik Einfluss auf die lange Zeit römischen Gebräuchen verschlossene Iberische Halbinsel zu gewinnen. Die päpstliche Autorität wurde durch Bistumsexemtionen gesteigert. Zwar gab es mit der Gründung Bambergs (1007) im Reich schon ein Bistum, das Rom direkt unterstellt war, aber eine regelrechte Ansammlung solcher exemter Bistümer bietet die Iberische Halbinsel mit Burgos, León, Oviedo (zeitweise auch Compostela und Porto).90 Nach Paschalis II. war es vor allem Calixt II., der die schwierigen Fragen der Rangstreitigkeiten zwischen Toledo und Braga, aber auch zwischen Braga und dem immer selbstbewussteren Santiago de Compostela zu regeln suchte. Der zuletzt genannte Ort erhielt schließlich von Calixt II. 1120 / 24 als neue Metropole die alten Rechte von Mérida zugesprochen.91 Die vielfach vor den Papst getragenen Auseinandersetzungen zeigen, warum und wie die päpstliche Autorität zunahm, denn die streitenden Parteien und die Empfänger von Privilegien suchten das päpstliche Urteil. Dies führte zu zahlreichen Legationen in beiden Richtungen, zu Geldund anderen Geschenken, wie an der Erhebung Compostelas zum Erzbistum besonders gut ersichtlich wird. Ebenso ist eine verstärkte Verbreitung römisch-kanonischer Rechtsvorstellungen festzustellen. Beispielsweise wurde die Kanonessammlung des Polycarpus dem Bischof Diego Gelmírez von Santiago de Compostela gewidmet.92 Diese Zunahme päpstlicher Autorität ordnet sich in ein ganzes Ensemble von Änderungen ein, die die Durchsetzung der römischen Liturgie (erstmals in San Juan de la Peña 1071) und des benediktinisch bestimmten Mönchtums, das kanonische Recht oder auch die Lehnsbindungen einzelner Reiche (Aragón) an den Heiligen Stuhl betrafen. Dabei ist die stärkere Rombindung des Ostpyrenäenraums mit Aragón zuweilen einer Bindung Kastilien-Leóns an Cluny gegenübergestellt worden.93
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In England war nach dem Tod Wilhelms I. (1087) das Machtgebiet unter zwei Söhne geteilt worden. Robert hatte die Normandie, Wilhelm II. das englische Reich erhalten. Während die Normandie auf Seiten Urbans II. stand, schwankte Wilhelm II. noch zwischen den päpstlichen Konkurrenten. Als 1089 der Erzbischof Lanfranc von Canterbury starb, besetzte Wilhelm diesen zentralen Sitz mit Anselm von Bec, der jedoch mit Wilhelm in Konflikt geriet und diesen zur Entscheidung für einen Papstkandidaten zwang. Urban II. entsandte seinen Legaten Walter, der im Lande zwar die Anerkennung des Papstes erreichte, doch setzte Wilhelm durch, dass päpstliche Legaten künft ig nur mit seiner Einwilligung England betreten dürften94. Urban war mit dem insgesamt „flexiblen“ Verhalten seines Legaten nicht völlig zufrieden, und die Situation blieb zunächst in der Schwebe. Erst unter Paschalis II. kam es auch in England zu Auseinandersetzungen um Investiturfragen. In Frankreich fand vor allem Urban II. weitgehend Anerkennung. Vor dem Konzil von Clermont hatte er sich auf einer Frankreichreise Gefolgschaften gesichert.95 In den Ehefragen Philipps I., der seine Gemahlin verstoßen und Bertrada von Montfort, die Frau des Grafen von Anjou, geheiratet hatte, bestätigte Urban zwar den Bannfluch Erzbischof Hugos von Lyon, ließ sich aber durch Versprechungen wiederholt hinhalten. Vielleicht lag es an diesen eigenen Interessen des Herrschers, dass Philipp sich in Fragen der Investitur nicht pointiert gegen päpstliche Vorstellungen äußern konnte, so dass insgesamt geeignete Rahmenbedingungen herrschten, um Ivo von Chartres die gedankliche Lösung einer Trennung von Temporalien und Spiritualien entwickeln zu lassen. Insgesamt entstand gerade in dieser Zeit des Übergangs ein besonderes Verhältnis Frankreichs zum Papsttum, weshalb im Laufe des 12. Jahrhunderts mehrfach von Frankreich als der besonderen Tochter (filia) des Papsttums gesprochen wurde.96 Die Verhältnisse in Süditalien gerieten nach dem Tode Robert Guiscards (1085) in Bewegung. Roberts Sohn Roger I. trat 1089 zu Urban in ein Lehnsverhältnis. Richard von Capuas Herrschaft stand auf schwachen Füßen; er rief 1098 Roger von Apulien zu Hilfe und stellte in der Folge Capua unter die Lehnsoberhoheit Apuliens. Urban II. verlieh für Capua 1098 die apostolische Legation, was eine Sonderstellung innerhalb der sizilischen Kirche bedeutete. Wahl und Investitur der Bischöfe waren zwischen Roger und dem Papsttum umstritten, dabei hielt Roger insgesamt einen weitgehend unabhängigen Kurs von Rom.97 Im Norden Europas setzte Erich von Dänemark gegen die Interessen Liemars von Bremen das Recht auf ein dänisches Erzbistum Lund 1104 durch. Trotzdem wurden wenig später die Bremer Erzbischöfe (zum Beispiel Adalbero II.) von Calixt II. und Innozenz II. nochmals mit Metropolitanrechten im Norden ausgestattet; jedoch waren dies vorläufige Regelungen, wie die weitere Entwicklung im 12. Jahrhundert in Schweden und Norwegen erkennen lässt. In Polen und Ungarn standen Missionsaktivitäten weiterhin auf der Tagesordnung. Boleslaw III. ließ Bischof Otto von Bamberg mit deutschen Priestern nach Pommern gehen. Außerdem entsandte Paschalis II. 1103 einen Legaten, der in Gnesen eine Reformsynode abhielt. In Ungarn hatte König Koloman auf der Synode von Guastalla (1106) den Verzicht auf die Investitur vollziehen lassen und die kirchlichen Fragen der
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Zeit auf Reformkonzilien in Gran zu Beginn des 12. Jahrhunderts diskutiert. Insgesamt banden sich Bischöfe und Erzbischöfe stärker an den Papst. Dies förderte wie in anderen Ländern auch die Tatsache, dass seit Paschalis II. die Verleihung des Palliums strikter gehandhabt wurde.98 Von ganz besonderer Art waren die Beziehungen zu den neuen Kreuzfahrerherrschaften, die schon aufgrund der Entfernung und des vielfach aus dem Westen „importierten“ Personals eigene Strukturen innerhalb eines Umfeldes ausbildete, das von weiteren Religionen und christlichen Denominationen geprägt war.99 In einer klassischen Abhandlung wurden die Beziehungen der Päpste insbesondere zu den jüngeren Monarchien unter dem Aspekt der Lehnsherrschaft interpretiert. Normannen, England, Aragón, später Portugal, aber auch Monarchien des Nordens und Ostens ergaben in dieser Sicht ein Netz. Besonders Gregor VII. habe die Herrschaft aus dem zweiten Satz des Dictatus papae mit der Forderung universaler Gewalt abgeleitet.100 Jedoch hat eine neuere Untersuchung der Einzelfälle geklärt, dass hier von keiner bewussten päpstlichen Lehnspolitik auszugehen ist, sondern vielmehr in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen Lehnsbindungen hergestellt wurden.101 Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie vielfältig die Anlässe, aber auch die Mittel der Päpste waren, um im orbis christianus Autorität zu erheischen.
Von der Reaktion zur Aktion Insgesamt können die Jahre von 1046 bis 1130 als Umbruchszeit gelten, die neben den vorgestellten massiven Einschnitten aus der Rückschau auch erkennen lässt, wie die Institution Papsttum im Inneren und Äußeren maßgeblich gefestigt werden konnte. Die zunächst von Deutschland aus angestoßenen Reformprozesse führten zu Umstrukturierungen, die allgemeine, langfristige Entwicklungen in Gang setzten. Kirchenrecht, Verwaltung, Systematisierungen von Wahlverfahren und Papsterhebung – mit dem „Nebeneffekt“ von Gegenkandidaten und Schismen – deuten stichwortartig diese Umgestaltungsprozesse an. Dass aber das Amt des Bischofs von Rom gegenüber den Aufgaben als Papst der Gesamtkirche zurücktrat, ist an der sehr viel deutlicheren, wenn auch unterschiedlichen Akzeptanz in den verschiedenen Gegenden des orbis christianus ablesbar. Zugleich entwickelten sich die Instrumente, um diese Leitungsfunktion zur Anschauung und Wirkung bringen zu können: das kanonische Recht, das Kardinalskollegium, die Kurie, die Kammer, das Legatenwesen und weitere „Institutionen“. Hier lagen die wesentlichen Entwicklungen und Anknüpfungspunkte für die neue Konzeption und Wirkmacht des Papsttums, das seit dieser Zeit zunehmend agierte und nicht reagierte. Dieser fundamentale Einschnitt ist als „papstgeschichtliche Wende“ bezeichnet worden.102
VII. Schismen, Orientierung und Konsolidierung: Das 12. Jahrhundert (1130–1198) Familien, Personen und Strukturen VII. Schismen, Orientierung und Konsolidierung (1130–1198)
Darstellungen zur Papstgeschichte dieser Zeit rücken unter systematischen Gesichtspunkten oft andere Aspekte in den Vordergrund, als eine chronologische Folge der Päpste unmittelbar erkennen lässt. Häufig gelten die Pontifi kate von Innozenz II. (1130– 1143) bis Eugen III. (1145–1153) als Zeit der Orientierung. Diese gut zwanzig Jahre zeigen eindrücklich verschiedene Schwierigkeiten einer neuen römischen Positionsbestimmung, die nicht mehr nur auf das Reich und das Kaisertum, aber noch nicht vollständig auf den orbis christianus in einer gleichwertigen Weise bezogen war. Entscheidend scheinen gerade in der Anfangsphase persönliche Netzwerke und Familienzugehörigkeiten gewesen zu sein, die sich seit 1124 zunehmend auch am Kardinalskolleg ablesen lassen.1 Gehörte Innozenz II. zur Familie der Frangipani, so gehörte sein Widersacher Anaklet II. (1130–1138) zu den Pierleoni. Zugleich stand Innozenz II. mit Anaklet ein durch das Kloster Cluny geprägter, hochgebildeter Papst gegenüber. Innozenz’ Nachfolger stammten meist aus dem Kreis derer, die ihn gewählt hatten; dies gilt für Coelestin II. (1143–1144), einen früheren Domkanoniker aus Città di Castello, der in der engsten Umgebung Innozenz’ schon als Legat gewirkt hatte, für Lucius II. (1144–1145), der zuvor Kanoniker in San Frediano de Lucca gewesen war, aber auch noch für Anastasius IV. (1153–1154), der 1128 Kardinalbischof von Sabina geworden war. Die Pierleoni blieben dagegen anderweitig in der römischen Politik sichtbar, so führte zum Beispiel ein Bruder Anaklets (Giordano) die seit 1144 stärker werdende kommunale Bewegung in Rom an. Inmitten dieser römischen Wirren kam der Pisaner und Zisterzienser Eugen III. ins päpstliche Amt, der vor allem durch Abt Bernhard von Clairvaux († 1153) unterstützt wurde. Eine Festigung brachte in einer zweiten Phase nach dem Pontifi kat des Papstes Hadrian IV. (1154–1159) – englischer Herkunft und Regularkanoniker – erst der Pontifi kat Alexanders III. (1159–1181), der jedoch zunächst in einer langen Auseinandersetzung mit Friedrich Barbarossa das Verhältnis zum imperium erneut austarieren musste und zudem in den Päpsten Viktor (IV.) (1159–1164), Paschalis (III.) (1164–1168), Calixt (III.) (1168–1178) und Innozenz (III.) (1179–1180) sogar über den Frieden von Venedig (1177) hinaus zeitweise recht aktive Widersacher besaß. Die Päpste von Lucius III. (1181–1185) über Urban III. (1185–1187), Gregor VIII. (1187) und Clemens III. (1187–1191) bis zu Coelestin III. (1191–1198) gelten vielfach als
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter
Wegbereiter des großen Juristenpapstes Innozenz III. Jedoch dürfte es unangemessen sein, ihre Leistung ausschließlich auf eine solche Vorbereitungsrolle zu beschränken, fielen doch zum Beispiel der Dritte Kreuzzug oder die Sizilienpolitik Heinrichs VI. in diese Zeit. Zu einer allgemeinen Einordnung gehören die großen Themen der Epoche: Neben der staufischen Italienpolitik sind es zwei Kreuzzüge (1147–1148 und 1187–1189) sowie der geistige Aufschwung in Europa, der institutionell zu den Universitäten führte – zunächst vor allem in Italien, Frankreich und England. Weiterhin prägte das Ringen mit „Glaubensabweichlern“ und um neue religiöse Lebensformen die Auseinandersetzungen. Der päpstliche Aktionsraum vergrößerte sich während des 12. Jahrhunderts gerade im Osten durch die Kreuzzüge und durch die Kreuzfahrerherrschaften. Vergessen werden sollte außerdem nicht, dass die Missionierung Europas keinesfalls abgeschlossen war, so beispielsweise im Ostseeraum oder im Baltikum, wo Päpste die verschiedenen Aktivitäten unterstützten. Will man ein Leitmotiv für die Papstgeschichte des 12. Jahrhunderts ab 1130 benennen, so stechen weniger die großen Umschwünge als vielmehr die Festigung und der Ausbau von nach der Reformzeit neu errungenen Positionen sowie Prozesse der Institutionalisierung hervor.
Schismen und Obödienzen Der zur Diskussion stehende Zeitraum ist von zwei langen Schismen (1130–1138 und 1159–1177) gekennzeichnet. Der Ausbruch des ersten Schismas war 1130 in Rom unter anderem durch die Konkurrenz der beiden beherrschenden Adelsfamilien, der Pierleoni und Frangipani, bestimmt.2 Mit Strukturen im neu entstandenen Kardinalskolleg beeinflussten sie im Hintergrund das römische Geschehen. Nach dem Tod Papst Calixts II. (1124) waren zwei unterschiedliche Fraktionen der Kardinäle, die jeweils einer der beiden Familien zuneigten, nur vordergründig zusammengebracht worden. Als der größte Machtpolitiker im Umfeld der Kurie galt lange Zeit der ehemalige Kanzler Calixts II., Haimerich, der vielleicht auch bei den Papstwahlen 1130 die Fäden zog,3 jedoch sollte man seine Rolle nicht überbetonen. Familienpolitik war inzwischen auch besser möglich geworden, weil Kardinalsernennungen das künftige Wahlgremium eines neuen Papstes mitbestimmten. Entsprechend war Haimerich schon während des Pontifikates Honorius’ II. (1124–1130) wohl für die Kreation zahlreicher Kardinäle mitverantwortlich.4 Nach dem Tod dieses Papstes brach der Streit zwischen Frangipani und Pierleoni erneut aus und wurde im Kardinalskollegium ausgetragen. Sechzehn jüngere Kardinäle, die den Frangipani nahestanden, wählten in Eile Papst Innozenz II. In derselben Nacht vom 13. auf den 14. April 1130 verweigerten nur wenige Stunden später die übrigen 14 wahlberechtigten Kardinäle einer solchen „überstürzten Wahl“ die Anerkennung und erhoben stattdessen Papst Anaklet II. Obwohl sich kurz darauf sogar zehn Mitglieder der anderen Fraktion dieser Wahl anschlossen und damit Anaklets Wahl eigentlich „gültiger“ war, kam es zum Schisma, denn die verbliebenen Gegner rückten nicht von
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ihrer Position ab, und das Papstwahldekret von 1059 hatte für einen solchen Fall keine Vorsorge getroffen. Anaklet II. behauptete sich zunächst vor allem in Rom und wurde von den reichen Pierleoni – die größeren Einfluss im Stadtregiment besaßen – auch finanziell unterstützt. Innozenz II. floh aus Rom, seine Reise durch den Okzident ist sogar als „Wahlkampftour“ bezeichnet worden.5 In den folgenden Jahren kämpften beide Kandidaten – teilweise mit „harten Bandagen“ – um Anhängerschaften; so war man zum Beispiel nicht zimperlich, sogar die jüdische Herkunft Anaklets II. polemisch auszunutzen.6 Unter strukturellen Aspekten ist eine weitere Entwicklung aufschlussreich: Während man noch ein Jahrhundert zuvor davon hätte ausgehen können, dass der in Rom agierende Papst der rechtmäßige ist, so wurde es inzwischen viel wichtiger, Obödienzen, also Gefolgschaften, im gesamten orbis christianus zu gewinnen. Dies belegt, wie sehr der schon lange bestehende universale Anspruch besonders in solchen Situationen, langfristig aber auch grundsätzlich praktische Bedeutung gewann. In dieser Hinsicht war Innozenz II. erfolgreicher, denn in den drei entscheidenden Ländern Frankreich, England und Deutschland setzten sich zunehmend einflussreiche Personen und Gemeinschaften für ihn ein. In Frankreich konnte er zudem die Unterstützung der immer wichtiger werdenden Zisterzienser gewinnen, an deren Spitze mit Bernhard von Clairvaux ein eifriger Parteigänger Innozenz’ II. stand. Auch der führende Kopf der Prämonstratenser, Norbert von Xanten, vertrat diesen Kurs, und im Reich wurde Innozenz im Oktober 1130 auf einer Synode in Würzburg förmlich anerkannt.7 Große Teile des christlichen Spanien und die meisten Bischöfe der Lombardei folgten ebenso Innozenz. Bei all diesen Gefolgschaften war selbstredend auch politisches oder kirchenpolitisches Kalkül im Spiel. Weiterhin ist zu beachten, dass die religiösen Gemeinschaften, die Innozenz unterstützten, sich von den alten Reformzentren abhoben, denen Anaklet durch seine Zeit in Cluny eher verpflichtet war. Anaklet konnte demgegenüber außerhalb Roms im Wesentlichen nur in Schottland und in Unteritalien / Sizilien Anhänger gewinnen. Trotz der ungleichen Quantität an Obödienzen währte das Schisma längere Zeit, unter anderem weil Rom insgesamt zwar unwichtiger, aber nicht bedeutungslos geworden war. Innozenz hatte dort aber keine Chance. Zwar krönte er am 4. Juni 1133 Lothar von Supplinburg, den Herrscher des römisch-deutschen Reiches, der auch um eine Revision des „Wormser Konkordates“ rang, unter schweren Bedingungen in der Lateranbasilika zum Kaiser,8 musste aber bald wieder selbst diesen Teil der Stadt verlassen, weil die Übermacht Anaklets in der Gegend um St. Peter und in der Innenstadt zu groß war. So endete das Schisma mit dem Tod Anaklets 1138, obwohl mit Viktor (IV.) nochmals ein Gegenpapst erhoben wurde, der sich aber nicht gegen Innozenz II. behaupten konnte, vielleicht weil dieser unter anderem mit Geldgeschenken die Obödienz seines Gegners noch 1138 auflöste.9 Ein Konzil (Zweites Laterankonzil, 1139) schloss das Schisma ab.10 Die Auseinandersetzungen und die schließlich entscheidenden Rückzugsgebiete Innozenz’ II. verdeutlichen unter anderem, wie wichtig inzwischen Frankreich geworden war, denn dort war Innozenz besonders stark unterstützt worden. Schon unter Urban II. und seinen Nachfolgern hatten Frankreich sowie der burgundische
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Raum eine wichtige Rolle gespielt, die sich im 12. Jahrhundert weiter verfestigen sollte.11 Diese und weitere Schwerpunktverlagerungen gehörten zu den langfristigen Entwicklungen der Papstgeschichte. Eine ähnliche Situation wie 1130 ergab sich 1159, nach dem Pontifi kat des energischen Hadrian IV.. Erhoben wurde der päpstliche Kanzler Roland, ein ausgewiesener Jurist, der den Namen Alexander III. annahm. Kaum war er gewählt, forderte eine andere Fraktion Kardinal Oktavian als Papst, der sich Viktor (IV.) nannte. Die Tumulte waren so groß, dass Alexander III. sogar mit einer Mehrheit der Kardinäle Zuflucht im Borgo (Viertel bei St. Peter) suchen musste. Alexander exkommunizierte kurzerhand den „Gegenpapst“ Viktor. Die Gegensätze waren gewachsen, denn schon unter Hadrian IV. hatte der spätere Alexander für Aufsehen gesorgt, unter anderem bei Konflikten mit dem Reichskanzler Rainald von Dassel 1157 in Besançon. Friedrich Barbarossa versuchte, nach der Art römischer Kaiser als Schiedsrichter der streitenden Parteien aufzutreten, und berief für Februar 1160 eine Synode nach Pavia, die zwischen beiden Päpsten entscheiden sollte. Die Einladungsschreiben und die Eröffnungsrede Friedrich Barbarossas zeigen deutlich seine Vorstellungen über Pflichten zur Beendigung eines aufkommenden Schismas,12 denn er stellte sich in die Tradition Konstantins, die Theodosius, Justinian sowie Karl der Große und Otto fortgeführt hätten.13 Alexander beugte sich dem Urteil der Synode nicht, sondern exkommunizierte Friedrich kurzerhand und entband die Untertanen von ihrem Treueid, denn der Kaiser habe kein Recht, über den Papst zu richten.14 Auch in diesem Schisma begann ein Ringen um Obödienzen. Viktor IV. hatte es schwer, denn er wurde außer im Reich kaum irgendwo anerkannt. Der Westen Europas unterstützte fast durchweg Alexander III. Die Auseinandersetzung prägte die Zeit bis 1177. Alexander siegte wohl auch, weil er besser als seine Gegenspieler die neuen Waffen der Schrift und der neuen Verfahren anwendete: Die geschickte Auswahl kompetenter Kardinäle, vielfältige Legationen, zahlreiche Papsturkunden und Dekretalen – die Anzahl der Schriftstücke explodierte während seines Pontifi kates –, delegierte Richter sowie der Kontakt mit Bischöfen, aber auch mit den neuen Orden und religiösen Gemeinschaften des orbis christianus, all dies stützte seine Politik. Dieses Netz an Gefolgschaften befreite ihn von einer einseitigen Fixierung auf das Kaisertum. Stetige Beharrlichkeit kennzeichnet Alexanders Pontifi kat als Übergang auf dem Weg von Gregor VII. zu Innozenz III. Zwar gehört er kaum zu den großen konzeptionell gestaltenden Päpsten, aber die Qualitäten eines treuen und gewissenhaften Verwalters mit ausdauernder und hartnäckiger Sachlichkeit brachten ihm den Erfolg. Vor allem deshalb ging das Papsttum aus seinem Pontifi kat gestärkt hervor, weil diese kontinuierliche Arbeit weiteren Ausbau ermöglichte. Alexander ließ sich von den Angriffen nicht beirren, sondern verfolgte konsequent seine oft juristisch bestimmten Zielsetzungen. Die Zahl der Dekretalen – man schätzt etwa 4500 aus seiner Pontifi katszeit – wurde von keinem seiner Vorgänger nur annähernd erreicht. Diese Rechtssätze schufen ein lebendes Recht, da sie auf aktuelle Bedürfnisse in der Gesellschaft reagierten, und sie erreichten zugleich vielfach die äußerste Peripherie des orbis christianus: von Irland, Schottland, Spanien bis Ungarn und Polen reichen die Spuren dieses Schrift tums. Sieht man den Pontifikat Alexanders III. in einer längeren Kontinuität, so ragte er auch deshalb über die „Gegen-
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spieler“ deutlich heraus, weil diese keine vergleichbar langfristige Wirkung hervorrufen konnten. Der Streit endete, als neue Konstellationen im Norden Italiens entstanden und eine Aussöhnung zwischen Alexander III. und Friedrich Barbarossa ermöglichten, die im Frieden von Venedig 1177 besiegelt wurde. Am Ende des Streits wurde wie nach dem Schisma von 1130–1138 wieder ein Konzil abgehalten, das Dritte Laterankonzil (1179), das weitere Präzisierungen zur Papstwahl brachte (Licet de evitanda). Demnach wurde nun eine Zweidrittelmehrheit nötig, um zum Papst gewählt zu werden. Damit sollten künftige Streitigkeiten um die Gültigkeit einer Papstwahl ausgeschlossen werden, obwohl die konziliaren Festlegungen nicht grundsätzlich neu waren: Zur Vermeidung von Zwietracht bei der Papstwahl haben zwar schon unsere Vorgänger hinreichend klare Anordnungen getroffen, gleichwohl hat die Kirche danach oft durch verwegenen, übertriebenen Ehrgeiz schwere Spaltungen erlitten. Deshalb haben auch wir zur Vermeidung dieses Übels mit dem Rat unserer Brüder (Kardinäle) und mit Billigung des heiligen Konzils eine notwendige Ergänzung beschlossen. Wir bestimmen also wie folgt: Angenommen, ein feindlicher Mensch streut Unkraut aus und unter den Kardinälen kann bezüglich der Papstnachfolge keine volle Einmütigkeit erzielt werden, und angenommen, ein Drittel will sich der erreichten Zweidrittelmehrheit nicht anschließen oder versucht, einen anderen ins Amt zu bringen, dann gilt jener als römischer Bischof, der von zwei Dritteln gewählt und angenommen ist.15
Aus der langen Zeit der beiden Schismen lassen sich drei strukturelle Aspekte hervorheben: 1. Deutlich wird, dass die Herrschaft in der Stadt Rom für den Erfolg eines Papstes nicht mehr allein ausschlaggebend war. Obwohl die stadtrömischen Familien Einfluss zu nehmen versuchten, entschied sich der Erfolg eines Kandidaten inzwischen sogar möglicherweise stärker im orbis christianus. Diese Entwicklung, die im 13. Jahrhundert in dem Rechtssatz „Dort, wo der Papst ist, da ist Rom“ gipfelte, begann zwar schon an der Wende zum 12. Jahrhundert,16 als manche Doppelerhebungen zu „auswärtigen“ Amtsführungen nötigten, aber sie festigte sich durch die beiden langen Schismen des 12. Jahrhunderts. 2. Die Rolle des Kaisers wurde durch die meist abweichenden Obödienzen anderer Reiche gerade während des zweiten Schismas in den Hintergrund gedrängt. Alexander III. konnte auch deshalb nach und nach eine dominante Position aufbauen, weil er gegenüber dem Kaiser andere Gefolgsleute gewann. Dazu zählten aber nicht nur die verschiedenen Reiche, sondern auch einzelne Bischöfe oder die für das Papsttum immer wichtiger werdenden Ordens- und Kanonikergemeinschaften. 3. Vor diesem Hintergrund von Durchsetzung und Durchsetzungsmöglichkeiten spielte die anfängliche Legitimation eine zwar zuweilen untergeordnete Rolle, obwohl man sich weiter bemühte, den Modus der Papstwahl zu präzisieren. Die Auseinandersetzungen des alexandrinischen Schismas beruhten aber auf einer anderen Ausgangslage als desjenigen von 1130, denn durch die schon bestehenden Spannungen zwischen Papsttum und Reich, die 1157 auf der berühmten Reichsver-
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sammlung von Besançon durch den Zusammenstoß eines päpstlichen Legaten mit dem Kanzler Barbarossas, Rainald von Dassel, erstmals ausgebrochen waren, ergab sich 1159 eine andere Situation. Es war deutlich, dass Kardinal Oktavian kaiserfreundlich war, während Kardinal Roland, Kanzler unter Hadrian IV., einen eigenständigeren Kurs gegenüber dem Reich verfolgte. Roland, der spätere Alexander III., vereinte die Mehrheit der Kardinäle auf seine Person (wohl zuletzt sogar zwei Drittel), aber bei der Weihe verhinderten römische Anhänger Oktavians den Akt der Immantation (Ummantelung als Einkleidung).17 Diesen Teil der Erhebung in Rom und nicht die Zahl der Wähler sah aber beispielsweise der staufische Historiograph Rahewin ähnlich wie im Falle des Schismas von 1130 als entscheidend an, wie sein Bericht über das Konzil von Pavia erkennen lässt: Nachdem ungefähr fünfzig Bischöfe in Pavia versammelt waren und man lange über die Papstfrage verhandelt hatte, schien es fast allen das Beste zuzuwarten, bis man noch genauere Kenntnis von den Vorgängen gewonnen und ein weiteres, besser besuchtes Konzil zusammengetreten sei. Schließlich aber gewann die Partei des Herrn Victor die Oberhand, weil ihr die andere mancherlei Rechtsgründe an die Hand gab. (Der Wahl Rolands) war nämlich die Verschwörung gegen das Reich vorausgegangen, Herr Papst Victor war vor jenem mit dem päpstlichen Mantel bekleidet worden, und schon darum allein hatte seinerzeit Innozenz gegen Anaclet gesiegt, der eine größere Anzahl von Wählern, Männer von hervorragender Weisheit und größtem Ansehen aufzuweisen hatte. Außerdem war die Partei Rolands zu den Reichsfeinden übergegangen […]. Wir haben also in der Hoff nung auf Frieden und Eintracht zwischen Königtum und Priestertum den Herrn Victor anerkannt, nachdem wir eine lange Untersuchung geführt hatten über die Zeit und Ordnung bei der Wahl sowie über die neun Kardinäle, die seiner Wahl zuerst zugestimmt und dann wieder von ihr Abstand genommen hatten. Wir stützten uns bei all dem auf das eidliche Zeugnis des Kapitels von Sankt Peter und des römischen Klerus, das uns schrift lich vorgelegt und vom Boten mündlich bestätigt wurde.18
Der Quellenauszug zeigt nicht nur, dass die Immantation eine Ranggleichheit mit dem Kaiser andeuten könnte, sondern lässt weiterhin das – freilich nicht ganz exakt erkennbare – Gewicht der Kanoniker von St. Peter deutlich werden.19 Außerdem werden die Schwerpunkte augenfällig: Die später von Alexander III. bekräft igte Erfordernis einer Zweidrittelmehrheit (Drittes Laterankonzil) stärkte die Bedeutung der Wahl, nachdem die Immantation dagegen lange Zeit den Erhebungsakt am rechten Ort in den Vordergrund gestellt hatte.
Rom und die päpstlichen Besitzungen – Historiographie Die Machtbasis der jeweiligen Päpste hing trotz der neuen Entwicklungen in mancher Hinsicht weiterhin von ihrer Verankerung in Rom mit ab; die Frangipani und Pierleoni waren als stadtrömische Familien bei den Ereignissen von 1130 bedeutend, andere Personen und Netzwerke stiegen in späteren Zeiten auf. Innozenz II. ließ fast alle Kardinäle Anaklets nach dessen Tod 1138 absetzen, so dass sich auch bei der Wahl der Nachfolger
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von Innozenz II. die innozentianische Ausrichtung bis in die 1150er Jahre verfolgen lässt (Coelestin II., Lucius II., Anastasius IV.). In den 1140er Jahren hatte sich in Rom jedoch eine autonome Stadtregierung gebildet. Damit war die päpstliche Hoheit über Rom kaum noch gegeben. Erst nach den Auseinandersetzungen Alexanders III. mit Friedrich I., die 1177 in Venedig formal beendet wurden, kam es unter Clemens III. (1187–1191) 1188 zu einem Vertrag, der dem Papst wenigstens die Hoheit über die Stadt zurückgab, obwohl den Römern die Regierung faktisch zugestanden wurde. Vorausgegangen waren große Auseinandersetzungen seit dem Ende des Pontifi kates von Innozenz II. 1144 wurden verschiedene Stadtadelige Roms vertrieben, bevor eine Kommunalregierung unter der Leitung eines Senates entstand. Ein Mitglied der Familie Pierleoni befehligte die Miliz. Diese autonomen Tendenzen verfestigten sich, seitdem der radikale Reformer Arnold von Brescia in Rom wirkte (1147). Der Senat, nach dessen Wiedererrichtung (renovatio) nun häufig sogar Schriftstücke datiert wurden, fungierte mit Amtsträgern, die ursprünglich der Lateranbasilika zugeordnet waren, und übte teilweise sogar richterliche Befugnisse über die römischen Kirchen aus. Wie weit das Selbstbewusstsein dieser kommunalen Bewegung reichte, zeigt die Tatsache, dass Arnold von Brescia beziehungsweise seine Anhänger sogar den Herrschern Konrad III. und Friedrich I. die Kaiserkrone anboten.20 Langfristig gehörten nach dem Vertrag von 1188, teilweise schon zuvor unter Alexander III., immer mehr römische Adelige dem Senat an. Da aber die adeligen Familien sowohl im Senat als auch im Kardinalskolleg Einfluss suchten, ergaben sich zuweilen Interessensgleichheiten. So wurden in der Folgezeit häufiger Stadtadelige zu Kardinälen erhoben, was im Stadtbild an einigen Adelstürmen und Wappen erkennbar blieb. Erst Papst Innozenz III. gelang es, den Senat zum Beauftragten des Papstes zu machen, so dass sich die Situation im 13. Jahrhundert änderte. Aber nicht nur Rom blieb trotz aller neuen Tendenzen für die päpstliche Herrschaft wichtig, sondern auch das Patrimonium Petri und die Besitzungen in Mittelitalien. So versuchten die Päpste des 12. Jahrhunderts wiederholt, den deutschen Herrschern von Heinrich V. bis zu Heinrich VI. die „Mathildischen Güter“ abzuringen (vgl. Karte 2 im Anhang). Hierunter verstand man Besitzungen in Ober- und Mittelitalien, die zuletzt die Markgräfin Mathilde von Tuszien (Haus Canossa) († 1115) innegehabt hatte. Sie bestanden aus Eigenbesitz sowie aus Reichs- und Kirchenlehen. Mathilde hatte diese Güter 1077 und bestätigend 1102 der römischen Kirche vermacht, sich aber die freie Verfügung vorbehalten. 1111 sprach sie ihr Allod ihrem entfernten Verwandten Heinrich V. zu, der sich 1116 die Mathildischen Güter aneignete. Umstritten zwischen Reich und Papsttum blieben diese Güter bis zur Goldbulle von Eger, in der Friedrich II. 1213 / 14 auf Ansprüche verzichtete. Diskutiert wird in der Forschung die Qualität der Versprechen beziehungsweise der Übertragungsurkunden sowie deren Authentizität.21 Ohne auf Fragen der diplomatischen Kritik im Einzelnen einzugehen, bleibt wichtig, dass die Auseinandersetzung um diese Besitzungen die Kämpfe zwischen Friedrich Barbarossa und den Päpsten stark bestimmte. Als sich Barbarossa mit Alexander III. im Frieden von Venedig 1177 versöhnte, versprach er ihm seine Hilfe bei der Rückgewinnung Roms, sicherte sich aber im Gegenzug die Nutznießung der Mathildischen Güter.22
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Auch Heinrich VI. besetzte die Mathildischen Güter und übte damit 1196 / 97 erheblichen Druck auf die Päpste aus. Somit waren die Besitzungen und Rechte nicht nur eine Machtbasis, sondern zugleich Streitobjekt und Druckmittel, die zudem symbolischen Wert besaßen. Einnahmen aus Gütern dieser Art waren wichtig, denkt man nur daran, wie energisch wenig später Papst Innozenz III. im 13. Jahrhundert verloren gegangene Rechte durch „Rekuperationen“ für die römische Kirche wiedergewinnen wollte. Im Süden Italiens leitete Hadrian IV. mit dem Vertrag von Benevent (1156) eine neue Normannenpolitik ein. Gegen die Kritik von Kardinälen erkannte er das normannische Königtum an, regelte den Lehensbund und schloss mit Wilhelm I. ein Bündnis gegen Byzanz. Andere Besitzungen Roms lagen meist weit verstreut; außerdem beruhten Verpflichtungen oder sogar Zinszahlungen ganzer Königreiche auf unterschiedlichen Rechtstiteln (vgl. oben Kapitel VI, S. 146). Solche und weitere Ansprüche waren wohl schon seit längerer Zeit niedergelegt, wurden aber bald systematisch im Liber censuum ecclesiae Romanae erfasst. Dieses Buch, 1192 vom Kämmerer Cencius (später Papst Honorius III., 1216–1227) angelegt, wurde bis ins 15. Jahrhundert fortgeführt und enthielt eine Auflistung aller dem Heiligen Stuhl zinspflichtigen Kirchen, Städte und Personen nach Kirchenprovinzen und Diözesen geordnet. So konnte man sich bald leicht über alle anfallenden Rechte und Zinse informieren. Daneben wurden weitere Texte zum Zeremoniell, eine Liste exemter Bistümer, die Mirabilia urbis Romae, Registerexzerpte und weiteres Material in den Liber censuum integriert.23 Neben diesen Verschrift lichungen fallen erneuerte Tendenzen zur Historiographie der eigenen Institution auf: In verschiedenen Gebieten knüpfte man an Traditionen der Papstgeschichtsschreibung an, wenn auch teilweise in anderer Form, als dies im älteren Liber pontificalis bis ins 9. Jahrhundert erfolgt war (vgl. Kapitel III, S. 50 f.). Für England wären zum Beispiel Wilhelm von Malmesbury († 1143) oder Johannes von Salisbury († 1180) zu nennen, in Italien etwa Bonizo von Sutri († um 1099). Als eigentlicher Fortsetzer des älteren Papstbuches dürfte allerdings eher der Kardinal Anaklets II., Pandulf, gelten. Er war schon unter Urban II. an die Kurie gekommen, war dann in der Papstkanzlei tätig und trat nach 1130 auf die Seite Anaklets, der ihn 1134 / 35 zum Kardinal erhob. In Frankreich überarbeitete Petrus Guillermus 1142 in einem Priorat von St-Gilles als Bibliothekar den Liber pontificalis. Weder diese Korrekturen noch Pandulfs Fortsetzung kannte Boso, der als Begleiter eines innozentianischen Kardinals 1135 erstmals bezeugt ist. Auch sein Name ist mit der päpstlichen Kanzlei verbunden, die er 1149–1153 leitete. Boso dokumentiert vor allem mit seiner Alexandervita (bis 1178 geführt), dass er vieles aus unmittelbarer Nähe beobachten konnte. Seine Nutzung der Briefe aus den verlorenen päpstlichen Registern scheint trotz mancher Indizien eher gering zu sein.24 Es erscheint dennoch aufschlussreich – auch für ein Institutionenverständnis in der Schismenzeit –, dass die drei zuletzt genannten Personen an den alten Liber pontificalis anknüpften, der Ende des 9. Jahrhunderts (886) abbricht. Danach gab es nur noch einzelne Papstviten, obwohl Bearbeitungen des Spätmittelalters die Viten der Päpste auch mit Glossen kommentierten (Pierre Bohier).
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Kirchenrecht, römisches Recht, Rechtsverfahren Die Tendenzen zur systematischen Erfassung betrafen nicht nur die kirchlichen Besitzungen und Rechte. Wenn auch nicht direkt in Rom, so wurden doch die schon länger bestehenden Bemühungen, kirchliches Recht zu sammeln und zu systematisieren, weiter fortgeführt. Manche neue Bestimmungen wie das Mehrheitsprinzip zur genannten Papstwahlordnung 1179 waren hierdurch vorbereitet worden.25 Um 1140 stellte der Kamaldulensermönch Gratian († 1150) eine Sammlung zusammen, die berühmt wurde. Gratian wollte Rechtssatzungen früherer Zeiten in Einklang bringen. Lehrsätze (distinctiones) und Rechtsfälle (causae) fasste er nach systematischen Gesichtspunkten zusammen (paragraphi oder dicta Gratiani) und belegte sie in Abschnitten (capitula, später canones genannt) mit Stellen aus der Heiligen Schrift, aus Konzilien, Papstbriefen, liturgischen Büchern oder der Patristik (auctoritates). Weil er Widersprüche ausgleichen wollte, hieß das Werk bald Concordia (Concordantia) discordantium canonum (ausgleichende Zusammenstellung der nicht übereinstimmenden Kanones), jedoch ist das Werk eher als Decretum Gratiani bekannt. Es bildete den wichtigsten Teil des bis 1917 gültigen Kirchenrechtes im Corpus iuris canonici. Gratian gilt als Vater der Kanonistik (Kirchenrechtslehre). Das Ordnungsprinzip nach Sachthemen, denen verschiedene Aussagen zugeordnet wurden, um dann die Widersprüche zu einem Ergebnis zu führen, beruhte auf der zunehmend um sich greifenden abwägenden scholastischen Methode des Sic et Non. Neu war aber vor allem, dass Gratian in den dicta Gratiani auch die Probleme erörterte, die sich aus Widersprüchen ergaben.26 Die Kenntnis des Kirchenrechtes und der Rechtssatzungen wurde nicht nur in den entstehenden Universitäten, sondern auch im päpstlichen Umfeld wichtiger. Gewiss hatte es schon vorher Rechtssammlungen gegeben (vgl. Kapitel VI, S. 136), man könnte jedoch folgern, dass Tendenzen zur Verrechtlichung, die sich seit etwa 1050 intensiviert hatten, nun zu einem ersten Abschluss gelangten, obwohl das Kirchenrecht ständig, vor allem bis ins 13. und 14. Jahrhundert weiter ergänzt wurde. Der Einschnitt durch Gratians Werk war aber so stark, dass die Wissenschaft vor- und nachgratianische Sammlungen unterscheidet. Das Decretum Gratiani bildet den ersten Teil des späteren Corpus iuris canonici, dann folgten die Decretales Gregorii IX (Liber extra, etwa ab 1230, mit neuen Rechtssatzungen, die seit Alexander III. in Kraft getreten waren) und der Liber sextus, der 1298 von Bonifaz VIII. verkündet wurde; die nach Clemens V. (1305–1314) benannten Clementinen sowie die Extravaganten (Sätze Johannes’ XXII. samt Extravagantes communes) schlossen das Werk ab.27 Der Entstehungsort der Sammlung ist aufschlussreich, denn Gratian war wohl Magister in Bologna. Aber nicht erst seitdem sein Werk zur Verfügung stand, blühte dort eine Schule des weltlichen und kirchlichen Rechts auf. Die Bedeutung für das Papsttum lag in zwei Aspekten: Gratians Werk griff in großem Maße päpstliche Verlautbarungen auf und verbreitete diese damit im orbis christianus. Zweitens ließen sich die Streitigkeiten, die nach Rom getragen wurden, nun zunehmend mit juristisch geschultem Sachverstand lösen, denn auch widersprüchliche Rechtsaussagen waren hier schon
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exemplarisch diskutiert und einer Lösung zugeführt worden. Dies erhöhte die Rationalität der im universalen Rahmen zu erledigenden Geschäfte. Abgesehen von den Rechtskundigen im römischen Umfeld zeigte sich dies sogar an der Spitze: Schon im 12. Jahrhundert wurden mehrfach Juristen auf die Cathedra Petri erhoben, wie Alexander III., der ein Schüler Gratians und Magister in Bologna gewesen war, oder wie später Innozenz III. Damit gewann das Papsttum einen Innovationsvorsprung vor den meisten Herrschaften dieser Zeit, denen juristischer Sachverstand noch nicht in solchem Maße zu Gebote stand. Dort, wo das Recht unvollständig war, halfen neue Dekretalen. Entsprechend vervielfachten sich seit dem 12. Jahrhundert auch die Verlautbarungen der Päpste zu rechtlichen Problemen. Zugespitzt heißt dies: Erst mit diesen Mitteln wurde es möglich, die Ansprüche eines päpstlichen Primates und anderer Vorrechte in der Praxis mit angemessenen Hilfsmitteln umzusetzen. Zu den theoretischen Äußerungen trat das anwendende Gericht; auch hier wurde das Papsttum zunehmend prägend. Inzwischen nahmen außerdem die Möglichkeiten zu, rechtliche Fragen durch Legaten klären zu lassen28 oder Richter für bestimmte Verfahren zu delegieren, die im Auftrag des Papstes entschieden.29 Über die Zunahme dieser Rechtskultur im 12. und 13. Jahrhundert, die eng mit der Entwicklung der Universitäten und weiteren gesellschaft lichen und kulturellen Veränderungen zusammenhing, lässt sich sogar regional differenziert ablesen, in welch unterschiedlicher Weise und Intensität Vorstellungen und Rechtssätze der päpstlichen Zentrale in die „Peripherien“ vordringen konnten.30 Schon etwas früher als Gratian soll in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts in Bologna ein Magister Irnerius († 1125) gelehrt haben, der sich des wieder entdeckten römischen Rechts, des Corpus iuris civilis, angenommen habe. Unabhängig von der mythischen Überhöhung dieser Gründungsperson31 wurde jedenfalls schon bald in Bologna römisches Recht unter Anwendung der scholastischen Methode gelehrt. Das römische Recht verbreitete sich in der Folge meist zusammen mit dem kanonischen Recht, beide Rechtskulturen drangen somit etwa gleichzeitig in den orbis christianus ein und schufen die Basis für eine europäische Rechtskultur des ius commune. Als zentralisierende Verrechtlichungstendenz kann ebenso das Heiligsprechungsverfahren angesehen werden, das seit Alexander III. als päpstliches Reservat beansprucht wurde, nachdem vorher eher lokale kirchliche Institutionen die jeweiligen Heiligenkulte gefördert hatten.32 Allerdings blieb dieser Anspruch noch in vielen Fällen uneingelöst. Vielleicht trugen auch aufwendige Prozessverfahren und Kosten dazu bei, dass die päpstlichen Heiligsprechungen bis ins späte Mittelalter nicht überhand nahmen.33 Eine Art Zwischenform ist im 12. Jahrhundert häufiger nachweisbar: die Heiligsprechung durch päpstliche Legaten an den entsprechenden Orten; Bernward von Hildesheim oder Rosendus von Celanova sind Beispiele für diese Praxis.34 Mit der Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten, der Entsendung von Legaten und der Festsetzung von delegierten Richtern wurde ebenso wie durch weitere Kanonessammlungen und Kommentare ein einheitlicher Rechtsraum im lateinischen Westen zunehmend herbeigeführt.
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Institutionalisierung – Personal, Kurie und Verfahrensweisen Tendenzen zur Systematisierung und Rationalisierung betrafen nicht nur das Recht, sondern die päpstliche Verwaltung insgesamt. Im frühen Mittelalter waren verschiedene Aufgaben im Lateranpalast, der damals bezeichnenderweise in der Regel noch patriarchium Lateranense hieß, wahrgenommen worden. Diese Aufgaben betrafen Hofund Zentralverwaltung, die meist noch auf den römischen Raum beschränkt blieben. 827 wird erstmals der Ausdruck palatium Lateranense (wie im Übrigen auch in der Konstantinischen Schenkung35) verwendet. Die Neuorientierung des Papsttums auf eine stärker monarchisch verstandene Spitze der Gesamtkirche seit dem 11. Jahrhundert wurde von den bereits vorgestellten neuen Formen der Herrschaft und Verwaltung begleitet und maßgeblich gefördert, wie umgekehrt die neuen Aufgaben zur Ausbildung dieser Strukturen beitrugen. Dabei spielte der Kardinalklerus36 eine entscheidende Rolle; neben dem Recht der Wahl berieten vor allem die Kardinalbischöfe seit dem 11. Jahrhundert den Papst. In diese Rolle wuchsen mit „Verspätung“ auch Kardinalpriester und Kardinaldiakone hinein. So entschieden die Päpste seit dem 12. Jahrhundert in wichtigen Fragen nur noch selten ohne den Rat ihrer „Brüder“. Ab der zweiten Jahrhunderthälfte machten sich die Kardinäle in den regelmäßigen Beratungen des Konsistoriums fast unentbehrlich. Dort wurde ursprünglich Gericht gehalten, später diente das Gremium auch zur Beratung der Päpste. Unter Johannes VIII. tagte das Konsistorium vielleicht zweimal im Monat; unter Innozenz III. tagte es dreimal wöchentlich. Die Zahl der Kardinäle schwankte im 12. Jahrhundert zwischen 26 und 35.37 meist überwog die römische Herkunft; selten gab es eine Mehrheit von außeritalischen Kardinälen. An den Kardinalsunterschriften der Papsturkunden, an Legationsauft rägen und anderen Anzeichen ist ablesbar, wer in der päpstlichen Umgebung besonders wichtig beziehungsweise häufig in Rom anwesend war. Inzwischen ist an einzelnen Personen, zum Beispiel dem Kardinal Hyacinth, untersucht worden, wie auswärtige Aufträge mit Funktionen in Rom zusammenhängen konnten und damit schon damals ein sehr feinmaschiges Netzwerk erkennen lassen.38 Die Funktionseliten lassen sich sogar weiter nach unten verfolgen. Nicht nur 1160 beriefen sich Parteiungen nach der Doppelwahl auf die Kanoniker von St. Peter, sondern auch in anderen Bereichen stand mit diesem Kreis den Päpsten ein Personalreservoir zur Verfügung.39 Kapelle und Kanzlei hingen eng miteinander zusammen. Die Kapläne wurden aus den oft vom Papst selbst geweihten Subdiakonen rekrutiert und nahmen dann in der Kanzlei häufig Aufgaben als Schreiber wahr. Sie waren damit so etwas wie Kardinäle in nachgeordneter Stellung, lebten von römischen Einnahmen (Pfründen) und wurden zuweilen zu Kardinälen promoviert, seltener zu Bischöfen. Die Verwaltung der päpstlichen Einnahmen erfolgte in der sogenannten Kammer, die anfänglich nach dem Modell von Cluny organisiert war. Da die Einkünfte knapp blieben, gab es Versuche, diese unter anderem bei der Ausstellung von Papsturkunden zu steigern. Die Findigkeit, neue Einnahmequellen zu erschließen, ist mehr als einmal
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von Zeitgenossen kritisiert worden, wie verschiedene Texte des 12. Jahrhunderts belegen. So berichtet eine kritisch-satirische Schrift aus dem ausgehenden 11. beziehungsweise dem beginnenden 12. Jahrhundert, wie der Toledaner Erzbischof mit Geldgeschenken nicht nur die Fürsprache der Kardinäle und die Nähe des Papstes erreichen konnte, sondern wie die Gold- und Silberstücke schon so manches andere am päpstlichen Hof möglich gemacht hätten: Sogar Ehrenplätze neben dem Papst könnten mit solcher Unterstützung vergeben werden.40 Wenn in dieser und anderen Geschichten41 die Bedeutung von Gold und Geld karikiert wird, so zeigen sie andererseits, dass die Praktiken wohl gängig waren und dass es ansonsten schwer blieb, Zugang zum Papst zu erhalten. Geld zu entrichten war unter anderem für die Ausstellung von Papsturkunden üblich. Das Beispiel des Hariulf von Oudenburg und seiner Romreise 1141 bietet Informationen zur Vorgeschichte solcher Bittgesuche im Konsistorium, teilweise auch über die konkrete Ausstellung der Urkunden.42 Die Zahl muss über die heute erhaltenen Stücke hinaus enorm gewesen sein, denn der Kanzler hörte angeblich von morgens bis abends Prozessierende an. Nach längerem Warten suchte Hariulf am zweiten Tag den Kanzler auf, bat um Rat und Hilfe (consilium und auxilium) und legte wohl ein Bittgesuch vor. Im Konsistorium saß der Papst erhöht, die Kardinäle rechts, die Römer trugen prachtvolle Kleider, und alle erhoben sich beim Eintreten des Kanzlers. Hariulf warf sich zu Boden, küsste die Füße, bis der Papst ihn aufhob und ihm einen Freundschaftskuss gab. Nach Übergabe von Freundschaftsbriefen und Empfehlungsschreiben ging Hariulf in die Herberge. Am nächsten Tag wurden Zeit und Ort festgesetzt, um im Gemach (cubiculum) zu verhandeln. Die Kardinäle waren anwesend, der Abt saß auf einem Schemel zu Füßen des Papstes. Dann folgten Beweisaufnahme, Verhandlung und Prüfung der Schriftstücke. Als am folgenden Tag dem Abt das Ergebnis der Untersuchung und der Beschluss (consilium) des Gerichtes verkündet wurden, ging es um die Benennung von drei delegierten Richtern und die Abfassung entsprechender Delegationsmandate. Die Frage, ob die Briefe „gefielen“, führte nach einem Besuch beim Kanzler zur Zustimmung, bevor Hariulf mit Grüßen an den französischen König entlassen wurde. Besonders in der Kanzlei nahm das Personal notgedrungen zu, da seit Alexander III. (1159–1181) die Zahl der Papsturkunden sprunghaft anstieg. Dies hing auch mit seinem erfolgreichen Kampf um Obödienzen zusammen; nach 1177 ersetzten seine Urkunden oft diejenigen seiner Gegenspieler. Die (teilweisen) Textvorlagen der Urkunden stammten oft von den Petenten. Anforderungen, Routine und Quantität führten zu neuen Formularbüchern: Albert von Morra (später Papst Gregor VIII., 1187) soll ein Buch (Forma dicendi) zum cursus der Papsurkunden verfaßt haben, jedoch ist dies inzwischen angezweifelt worden.43 Formeln wurden geheim gehalten, um Fälschungen zu vermeiden. Eine Ende des 12. Jahrhunderts aktive Fälscherwerkstatt in Rom unter Papst Coelestin III. wurde erst von Innozenz III. ausgehoben.44 Deutlich wird aber auch, wo die Grenzen einer Kanzlei lagen: 1187 wurden mindestens zwei Urkunden täglich angefertigt (laut Überlieferung), dieser Ausstoß ging danach aber wieder etwas zurück.45 Neben den Konzilien, den Legationen und dem kanonischen Rechtssystem ent-
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wickelten sich die Urkunden der Päpste und der kurialen Amtsträger zu zentralen Instrumenten, um die Vorrangstellung des Papsttums in der westlichen Christenheit (res publica christiana) zu sichern und auszubauen. Schon für die Mitte des 12. Jahrhunderts wurden von der neueren Forschung Arbeits- und Verhaltensweisen festgestellt, „die durch ökonomisch-arbeitstechnische Bedürfnisse sowie unterschiedliche Urkundenformen und Rechtsinhalte bedingt waren“.46 Demnach wurde in dieser Zeit das Fundament für die gewachsene Papstkanzlei gelegt und die Vorbildfunktion für diverse europäische Herrschaften ausgeprägt. Aufgrund einer überaus hohen Leistungsfähigkeit der päpstlichen Behörde, deren Urkundenproduktion in qualitativer wie quantitativer Hinsicht im 12. Jahrhundert einzigartig war, sind Papsturkunden nicht nur in den Archiven Europas und der Welt ausgesprochen stark verbreitet, sondern sie übten auch einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung nationaler, regionaler wie lokaler Urkundenproduktion im gesamten Abendland aus.47 Diese eminente Bedeutung der Papsturkunden prägte die europäische Schrift kultur und förderte Kommunikationsprozesse. So positionierte sich das Papsttum über den politischen Partikularismus eines in Regionen, Reiche und Landesherrschaften zergliederten Abendlandes hinweg als universale Instanz. Die römische Kurie gewann langfristig auch über das Medium der Urkunden herausragende Bedeutung als geistiges und kulturelles Zentrum und förderte europäische Integrations- und Modernisierungsprozesse. Nur ein kurzer vergleichender Blick auf die Empfänger der Urkunden nach Großregionen verdeutlicht, welche Räume besonders päpstlichem Einfluss unterlagen, wenn man zum Beispiel für die Jahre 1181–1187 die wichtigsten Anteile würdigt: Frankreich 32,9 %, Italien 28,9 %, Deutschland 11,4 %.
Anzahl der Papsturkunden nach Empfängerländern/regionen.
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Die Urkundenproduktion sollte aber nicht nur die Leistungsfähigkeit einer zentralen „Behörde“ anzeigen, denn Urkunden stellte die päpstliche Kanzlei dann aus, wenn sie erbeten wurden. Mit dem Besitz eines solchen Schriftstücks musste der jeweilige Empfänger sein Recht aber erst durchsetzen. Dies gelang in der Regel nur, wenn auch der jeweilige Gegner die Autorität der Päpste respektierte, was zunehmend der Fall gewesen zu sein scheint. Deshalb deuten die Quantität und die geographische Verbreitung der Urkunden eben zugleich an, wie sehr das Papsttum von immer mehr Personen und Institutionen im orbis christianus als Instanz von Rechtssetzung und Orientierung anerkannt wurde. Dies geschah zunehmend durch die päpstlichen Legaten, die den Papst nach außen vertraten. Die Stellvertreterfunktion wurde besonders seit Gregor VII. zuweilen in der Bezeichnung ausgedrückt: legatus Romanae ecclesiae, apostolicae ecclesiae / sedis, legatus Romanus. Die Aufgaben der Legaten konnten neben besonderen Aufträgen auch in der Leitung einer Partikularsynode bestehen. Das kanonische Recht unterscheidet verschiedene Kategorien: a) legati a latere (von der Seite des Papstes) b) legati missi (rangniedriger) c) legati nati (Prälaten mit Vollmacht in päpstlicher Stellvertretung für ein Reich oder einen Teil davon). Die Bedeutung von Legaten und Legationen steigerte sich in den Schismen des 12. Jahrhunderts. Alexander III. entsandte zum Beispiel etwa 60 Legationen von fast 150 Legaten a latere, die zu zweit oder dritt aufbrachen. Man kann dies als eine Vorform politischer Diplomatie bezeichnen, wenn auch zunächst noch die Schlichtung von Rechts- und Streitfällen als Aufgabe dominierte. In der Legationstätigkeit konnten viele Fähig- und Fertigkeiten erworben werden. So kam es zu Spezialisierungen, wie bei dem durch drei Legationen nach Spanien geprägten Hyacinth (als Kardinal und Legat), der 1191 als Papst Coelestin III. inthronisiert wurde.48 Die neuen Strukturen spiegelten sich teilweise in der Liturgie; Ordines wurden jedenfalls seit längerer Zeit ab 1140 wieder aufgezeichnet.49 Ablesbar sind die Entwicklungen zum Beispiel bei der Papsterhebung. In diesen Texten und teilweise in der Historiographie wurde im 12. Jahrhundert die Immantation als wichtigster konstitutiver Akt hervorgehoben, wie der oben zitierte Bericht des Rahewin zu 1159 / 1160 zeigt (S. 152). Daneben blieben die Inthronisation und die Besitzergreifung des Lateranpalastes zwar wichtige Elemente, aber diese Akte wurden in ihrer Bedeutung etwas heruntergestuft, als 1179 die Zweidrittelmehrheit bei Papstwahlen verbindlich festgelegt wurde. Die Bedeutung der Einkleidung (Immantation) unterstrich jedoch die angestrebte Ranggleichheit mit dem Kaiser. Die Verwendung von Porphyr als Bau- und Schmuckelement – ursprünglich dem Kaiser vorbehalten – nahm ebenso zu, außerdem wurden zentrale Aussagen der Konstantinischen Schenkung in dieser Zeit mehrfach künstlerisch umgesetzt.50 Vielleicht gehörte auch das exklusive Recht des Papstes, dass künftig nur er an gewissen Altären Roms zelebrieren dürfe, zu einer Tendenz, die päpstliche Stellung besonders hervorzuheben. Dies betraf die päpstliche Kapelle S. Lorenzo im Lateran und die Hauptaltäre der Lateranbasilika und von St. Peter.
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Die Tiara als päpstliche Kopfbedeckung unterstrich die weltliche Herrschaft der Päpste, sie wurde schon im frühen und hohen Mittelalter vereinzelt erwähnt und ihre Verleihung gehörte zur Krönung des Papstes. Das Wort Tiara bezeichnet in der lateinischen Bibelfassung, der Vulgata, die Mitra Aarons. Vorformen sind unter den Namen Camelaucum und frigium (phrygische Mütze) belegt. Der Begriff ist im Westen seit dem 12. Jahrhundert verstärkt, aber vereinzelt belegt (1099 erster Nachweis). Der Papst trug die Tiara im 12. Jahrhundert auch während der Liturgie, erst bei Innozenz III. erschienen Mitra und Tiara als geistliche und weltliche Symbole deutlicher getrennt. Am unteren Rand fand sich ein Kronreif, der im 13. Jahrhundert zu drei Reifen (Triregnum) erweitert wurde.51 Insgesamt dürften für die zahlreichen vorgestellten Entwicklungen die Begriffe Institutionalisierung und Professionalisierung treffend sein. Die zunehmende Bedeutung der Kardinäle, deren Auswahl und Kompetenzen zeigen an, dass Fragen von Schisma und Obödienz nicht mehr allein auf der Ebene von Kaiser und Papst entschieden wurden. Legaten, Urkunden und andere Mittel entfalteten Wirkungen. Dies bedingte aber auf der anderen Seite die Anerkennung von und das Bemühen um Unterstützung durch päpst liche Autorität. Gefördert wurde dies weniger durch theoretische Traktate, sondern eher durch die beharrliche Nutzung dieser Instrumente, wie der Pontifikat Alexanders III. gut erkennen lässt. Die zunehmende Effektivität besaß aber auch ihre Schattenseiten. Gerade in Frankreich und im burgundischen Raum standen einige Personen der zunehmenden Verrechtlichung päpstlicher Herrschaft kritisch gegenüber, denn schließlich hatten manche Reformer des 11. Jahrhunderts eher etwas anderes gewollt. Aus dem Reformorden der Zisterzienser war 1145 Bernhard von Pisa als Papst Eugen III. zum Papst erhoben worden. Sein Ordensbruder, der berühmte Abt Bernhard von Clairvaux, zuweilen als der „ungekrönte Kaiser Europas“ bezeichnet, brandmarkte die Geschäft igkeit, die inzwischen in Rom an der Kurie herrschte, in seinem Werk De consideratione, das er seinem Ordensbruder auf dem Papstthron widmete.52 Hier fand Bernhard scharfe Töne gegen den Lärm und die Geschäft igkeit, welche die Besucher an der Kurie erwarteten. Im Umfeld des Papstes gebe es keinen Raum mehr für Meditation, für Gebet, für christliche Spiritualität, das Papsttum sei inzwischen allzu sehr durch Verweltlichung gefährdet. Natürlich hatte ein solcher Traktat kaum kurzfristige Wirkung, jedoch blieben Bernhards Überlegungen durchaus langfristig aktuell, denn später wurden immer wieder Passagen zitiert. Bernhard versuchte in diesem Werk, das man als „Fürstenspiegel“ bezeichnen könnte, die Position des Papstes durchaus pointiert zu konturieren. Er sei, so Bernhard, der alleinige Stellvertreter Christi auf Erden. Königliche und priesterliche Aufgaben seien in seiner Person vereint, der Papst sei der „höchste Priester und König“. Entsprechend interpretierte Bernhard die schon alte Gelasianische Zweigewaltenlehre (vgl. Kapitel III, S. 43 f.) als Zweischwerter-Theorie zugunsten der Päpste. Der Papst besaß nach seiner Ansicht beide Schwerter (auf der Grundlage von Lukas 22, 38); das geistliche Schwert behalte er selbst, während er das andere an die weltlichen Fürsten weiterreiche. Diese Auffassung von der ausgesprochen wichtigen und erhabenen Stellung des Papstes trieb Bernhard zur Kritik an den päpstlichen Gerichtshöfen und an allen mög-
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lichen kleinlichen Zänkereien. Das Papsttum sollte nach seinem Dafürhalten viel mehr in wichtigen Angelegenheiten des christlichen Glaubens Kraft und Autorität entfalten, denn der Papst sei der höchste monarchische Aufseher (speculator) der Christenheit. Insofern könnte der vorgestellte Traktat Bernhards indirekt belegen, warum sich die zunehmende Bezeichnung der Päpste als Stellvertreter Christi (vicarius Christi) immer häufiger durchsetzte. Eine solche Titulatur stellte noch stärker als der Bezug auf die Petrusnachfolge die Unmittelbarkeit des Papstes zu Gott in den Vordergrund.
Die Päpste in Auseinandersetzung mit den Staufern Vor dem Hintergrund dieser wichtigen strukturellen Entwicklungen lassen sich die Außenbeziehungen der Päpste von 1130 bis 1198 besser würdigen. Ein Blick auf das Reich zeigt, dass ein gewählter und gekrönter König auch noch im 12. Jahrhundert Kaiser werden wollte. Unter anderem dieses Ziel brachte in die Beziehungen von Kaiser- und Papsttum immer wieder Bewegung. Im Oktober 1130 fiel auf einer Synode von Würzburg die Entscheidung Lothars von Supplinburg und der deutschen Kirche zugunsten Papst Innozenz’ II. Maßgeblichen Einfluss dürfte hierbei Norbert von Xanten, der Begründer der Prämonstratenser, gehabt haben, der ähnlichen religiösen Idealen wie Innozenz II. verpflichtet war, die sich zum Beispiel auf die Förderung der Regularkanoniker bezogen. Bei einer Zusammenkunft von Papst und König in Lüttich 1131 war der bedeutende Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux zugegen. König Lothar erwies dem Papst dort den Stratordienst, führte also das Pferd des Papstes am Zügel und hielt ihm darüber hinaus den Steigbügel. Diese Reverenzbezeugung besaß Vorläufer; ob man das Halten des Steigbügels sogar dahingehend deuten kann, dass Lothar damit gleichsam Lehnsmann des Papstes geworden sei, ist aufgrund der wenigen Worte, die Abt Suger von St-Denis dazu überliefert, fraglich.53 Allerdings zog Innozenz in Lüttich und bei seiner weiteren Reise vor allem durch den Westen Europas viele Anhänger auf seine Seite. Erst im Spätsommer 1132 brach Lothar mit einem kleinen Heer nach Rom auf. Hier gestalteten sich die Verhältnisse inzwischen auch für Innozenz etwas günstiger, weil Roger II. in Sizilien beschäftigt war und Anaklet II. nur wenig Hilfe gewährte. Lothar fand in Italien bei einem Teil der Städte Anerkennung, zog Anfang 1133 mit Innozenz II. von Norditalien nach Rom, konnte dort jedoch die Peterskirche und die Leostadt auf dem rechten Tiberufer nicht in Besitz nehmen. Deshalb fand die Kaiserkrönung Lothars und seiner Frau Richenza am 4. Juni 1133 im Lateran statt.54 Fragen der Investitur und der Verleihung der königlichen Regalien wurden in einem eigenen päpstlichen Privileg vier Tage später geregelt.55 Zu den Mathildischen Gütern einigte man sich auf die Nutzung durch den König gegen einen Jahreszins von 100 Pfund Silber und die Anerkennung des Eigentumsrechtes der römischen Kirche.56 Diese Abmachung stärkte Lothar III. und verbreiterte seine Machtbasis in Italien. Unsicher ist die Interpretation des im Lateran angebrachten Gemäldes, das Innozenz II. nach der Kaiserkrönung ausführen ließ. Bildlich wird wohl der höhere Rang des Papstes zum Ausdruck gebracht.57 Interpretierte der Papst die Vorgänge der Kaiserkrönung so, dass Lothar sein Lehnsmann geworden sei? Die For-
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mulierung der Beischrift, „post homo fit papae“, könnte darauf verweisen. Lothar III. scheint diese Sicht nicht geteilt zu haben und leistete dem Papst keine weitere Hilfe bei einem gewünschten Kriegszug gegen Roger von Sizilien. Im Verhältnis zum Reich blieben die Diskussionen um die Mathildischen Güter, die Normannen und um die Situation Roms auch unter Konrad III. (1138–1152), der nicht Kaiser wurde, weiter bestehen. In der Ewigen Stadt war nach dem Tod Anastasius’ IV. (1154) der aus England stammende Papst Hadrian IV. auf die Cathedra Petri erhoben worden, dessen wichtigster Berater der in Bologna ausgebildete Jurist Roland Bandinelli (der spätere Papst Alexander III.) wurde. Wie Hadrian IV. verfocht Roland die Idee, die päpstliche Gewalt sei der weltlichen übergeordnet. In Rom selbst hatte das Papsttum inzwischen einen schweren Stand, weil die schon erwähnte stadtrömische Bewegung in dem genannten Arnold von Brescia, einem Schüler Abaelards, einen Verbündeten gegen die weltliche Herrschaft des Papstes gefunden hatte. Er verbreitete die in Frankreich aufgenommenen Lehren zum kirchlichen Armutsideal in einer radikalisierten Form. Diese römische Situation machte auch Friedrich Barbarossa (1152–1190) zu schaffen. Schon im Vertrag zu Konstanz 1153 hatte er Papst Eugen III. Hilfe gegen die römischen Aufständischen und die Normannen versprochen. Dafür war dem König die Kaiserkrone zugesagt worden. Als Hadrian IV. König Friedrich nach dem ersten Italienzug am 18. Juni 1155 zum Kaiser krönte,58 erschienen die gegenseitigen Erwartungen nicht ganz erfüllt. Die Römer revoltierten noch am Krönungstag, und die Normannengefahr hatte Friedrich nicht eindämmen können. Auch deshalb und angesichts weiterer Bedrohungen durch die Normannen änderte der Papst seine Politik und lehnte sich stärker an die Normannen an. Unter päpstlichem Einfluss kam ein Frieden zwischen dem Normannen Wilhelm I. (1154–1166) und dem byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos (1143–1180) zustande, dessen Truppen 1155 in Süditalien gelandet waren. Hadrian IV. schloss mit den Normannen 1156 in Benevent einen Vertrag, der den territorialen Status quo anerkannte und das Lehnsverhältnis regelte.59 Ein größerer Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt entlud sich auf der Versammlung von Besançon 1157, als ein päpstlicher Legat in Erinnerung an die westliche Kaiserwürde und an Lothar III. von beneficia des Papstes sprach. Waren damit Lehen oder, wie hinterher beschwichtigend interpretiert, nur bona facta, Wohltaten, gemeint? Bezeichnenderweise scheinen jedoch die wichtigen Kontrahenten die jeweiligen Berater oder Beauftragten beider Seiten gewesen zu sein: Roland, der spätere Alexander III., und der Kanzler Rainald von Dassel.60 Das zweite große Schisma des Jahrhunderts, das 1159 begann, prägte die Papst-Kaiser-Beziehungen der künftigen zwei Jahrzehnte.61 Zwar konnte Viktor (IV.) die Herrschaft in Rom zunächst festigen, aber der nach Frankreich geflohene Alexander III. gewann zunehmend an Gewicht. Die nach Viktor IV. erhobenen weiteren konkurrierenden Päpste schränkten im weiter andauernden Schisma und bei der zunehmenden Bedeutung Alexanders III. den kaiserlichen Handlungsspielraum erheblich ein. Alexander III. steigerte seinen Einfluss auch wegen der Auseinandersetzungen Barbarossas mit den lombardischen Städten, die einen wirtschaft lichen Hintergrund
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besaßen.62 Erste kaiserliche Erfolge markierten zwar die Bestimmungen von Roncaglia 1158, wonach die von den autonomen Stadtstaaten eingezogenen Reichsgüter und Reichsrechte zurückgegeben werden sollten. Weitere Konflikte mit Mailand und mit dem 1164 geschlossenen Veroneser Bund – Auftakt zu einer umfassenderen, drei Jahre später entstandenen „Ersten Lombardischen Liga“ – wurden ausgetragen. Jedoch blieb der „falsche“ Papst Alexander III. Barbarossas Hauptgegner. So ließ Rainald von Dassel 1165 auf der Reichsversammlung zu Würzburg durch Eid bekräftigen, dass Alexander III. nicht anerkannt werden dürfe.63 Welche Bedeutung die Heiligsprechung Karls des Großen in diesem Zusammenhang erhielt, wird diskutiert.64 Nach dem katastrophalen Ende von Barbarossas viertem Italienzug (1164–1168) begann der Kaiser eine Politik, die schließlich zum Frieden von Venedig führte. Seit 1167 suchte er, ohne auf Waffen völlig zu verzichten, einen Ausgleich sowohl mit den Lombarden als auch mit dem Papst. Nach einem Vorfrieden mit den Lombarden in Montebello 1175 und weiteren Vorverhandlungen in Anagni sowie in Ferrara 1176 trafen sich Kaiser und Papst schließlich 1177 auf neutralem Boden zum Abschluss eines Friedensvertrages in Venedig. Dort wurde über die Forderungen nach Restitution der päpstlichen Güter sowie über Fragen eines Friedens mit den Lombarden und Normannen verhandelt. Die Friedensfeierlichkeiten erschließen Aspekte der symbolischen Kommunikation, die vor allem dem Bericht des schon erwähnten Kardinals Boso entnommen werden können. Zusammengefasst ergibt sich: Der Staufer wurde vom Bann gelöst; er leistete Alexander III. Marschalldienst und Adoration durch einen Fußkuss. Der Vertrag selbst regelte einen Waffenstillstand mit den Lombarden auf sechs Jahre, mit Sizilien auf 15 Jahre und hielt bis auf Weiteres die Frage offen, was mit den Mathildischen Gütern geschehen solle, auf die beide, Papst und Kaiser, Anspruch erhoben. Die Rezeptionsgeschichte des Friedens von Venedig ist vielfältig und vieldeutig, die Ereignisse dienten schon bald dazu, das Papsttum zu kritisieren, die Geburtsstunde des Liberalismus zu beschwören oder den kaiserlichen Helden in Italien zu ehren. Die meisten Deutungen nutzten für ihre Interpretation vorrangig die zahlreichen Rituale und Zeichen. Vielfach wird dabei außer Acht gelassen, wie sehr liturgisches Handeln auch die jeweiligen Symbole und Gesten der Friedensfeierlichkeiten des sicher bewusst gewählten Ortes Venedig bestimmte. Eine kurze Analyse auf der Basis neuerer Forschungen zeigt die Möglichkeiten und Grenzen, symbolische Akte zu interpretieren.65 Insgesamt gleicht der Friedensschluss aber der liturgischen Rekonziliation eines reuigen Sünders. Entscheidend war dabei nicht nur die Prachtentfaltung in Venedig am 25. Juli 1177, sondern bedeutsam waren auch die Ereignisse, die zuvor in San Nicolò geschehen waren: Erst nachdem der gebannte Staufer dort die „Wohltat der Absolution“ empfangen hatte, konnte er im roten Kaisermantel nach Venedig ziehen. Dies verdeutlichte, dass der Sünder Friedrich nun der Kirche wieder angehörte. In den Zusammenhang von Bußritualen gehören auch die verschiedenen Unterwerfungsszenen: Barfuß und des üblichen Ornates entkleidet warf sich Friedrich zu Boden. Dies bedeutete Reue und die Bitte um Vergebung, wie dies oft mals bei Konzilien praktiziert wurde. Der anschließende Friedenskuss des Papstes symbolisierte Ver-
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söhnung und Verzeihung, und die folgende Erhebung des Kaisers zur päpstlichen Rechten entsprach dem biblischen Schema, von Erniedrigung (humiliatio) und Erhebung (exaltatio). Der Fußkuss versinnbildlichte Ehrerbietung (reverentia) und Gehorsam (oboedientia); jedenfalls hatte Friedrich I. diese Form der Ehrerbietung schon 1155 und 1160 gegenüber den Päpsten Hadrian IV. und Viktor (IV.) praktiziert. Weitere symbolische Akte des Friedens von Venedig fügen sich in die Formen der Büßerrekonziliation sowie in das allgemein übliche Zeremoniell bei Papst-Kaiser-Begegnungen (zum Beispiel der Stratordienst) ein. Über den Ritualen darf aber nicht vergessen werden, dass die öffentlichen Vorgänge auf dem Markusplatz nur Teil mehrerer Rechtshandlungen waren. Dazu gehörten am Anfang und Schluss die eidlichen Zusagen des Kaisers, die vereinbarten Friedensbedingungen einzuhalten. Vergleicht man die Ergebnisse des Vertrages von Venedig 1177 mit dem etwa ein Jahr zuvor abgeschlossenen Vertrag von Anagni 1176, so scheint der Kaiser an Terrain gewonnen zu haben. Alexander III. war jedoch auf einer anderen Ebene erfolgreich, denn seine dauerhafte Anerkennung als Papst durch Barbarossa schlug zu Buche. Mit der damit verbundenen Auflösung der gesamten schismatischen Hierarchie erweiterte sich sein Handlungsspielraum. Damit ergibt sich eine Kluft zu den Symbolhandlungen: Die „Aktenlage“ deutet auf erhebliche Vorteile Barbarossas, die Symbolhandlungen lassen Alexander in besserem Licht erscheinen. Offensichtlich musste – so könnte man folgern – bei Personen unterschiedlichen Ranges die Ehre (honor) des Ranghöheren in der Regel durch eine Genugtuung (satisfactio) gewährleistet werden. Nach außen erschien der Friedensschluss eher als einseitiger Gnadenakt des Höhergestellten, beruhte aber dennoch auf vorherigen Vereinbarungen. Das bedeutet allgemein: Rangordnungen wurden bei Friedensschlüssen nicht außer Kraft gesetzt; der „Sieger“ lässt sich nicht immer an den entsprechenden Gesten und den vielfach polyvalenten Symbolen erkennen. Die Rituale spiegelten demnach keinesfalls die Friedensbedingungen oder die Machtverhältnisse. Trotz des äußerlichen Anscheins blieb der Papst nicht alleiniger Sieger. Die Rituale ergänzten die schrift lichen Abmachungen und setzten sie nur teilweise um. Es gab somit keinen Sieg der Gesten über das Pergament, denn die Schrift behielt ihre Bedeutung.66 Nach dem Pontifi kat Alexanders III. setzte zunächst Papst Lucius III. (1181–1185), der ein treuer Gefolgsmann Alexanders gewesen war, diese Beschlüsse sowie diejenigen des Dritten Laterankonzils um.67 Lucius musste aber schon bald wegen stadtrömischer Erhebungen Rom verlassen. Nicht nur die prekäre Lage im Orient, sondern auch die noch offen gebliebenen Fragen des Friedens von Venedig wollte Lucius III. im Oktober-November 1184 in Verona behandeln. Dabei kam er dem Kaiser weit entgegen, aber unter anderem der Druck aus dem Kardinalskollegium führte zum Abbruch der Verhandlungen. Sein Nachfolger Papst Urban III. (1185–1187) ging in seinem kurzen Pontifi kat ebenfalls von Verona aus nur einige Probleme an, begann jedoch erneut Auseinandersetzungen mit Friedrich Barbarossa. Deren Bandbreite reichte von Fragen des Trierer Bistumsstreits über Forderungen der Regalien und Spolien der deutschen Bischöfe oder der Besetzung des Patrimonium Petri durch Heinrich VI., den Sohn Barbarossas.68
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In die Zeit des nächsten Papstes, der als Gregor VIII. (1187) nur zwei Monate das Papstamt bekleidete, aber schon vorher als Kanzler seit 1178 die päpstliche Kanzlei geprägt hatte, fiel die Nachricht von der Einnahme Jerusalems durch Saladin am 2. Oktober 1187. Die vielfach verschickten Klagen über den Verlust Jerusalems lösten den päpstlichen Aufruf Audita tremendi (29. Oktober 1187) zum Dritten Kreuzzug aus,69 zu dem auch Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz und Philipp von Frankreich aufbrachen. Nach dem Ersten Kreuzzug, der mit der Eroberung Jerusalems (1099) endete, worauf die Errichtung lateinischer Kreuzfahrerherrschaften folgte, sah sich die Kreuzzugsbewegung nach dem Verlust der Grafschaft Edessa (1144) vor neue Aufgaben gestellt. Ein Hilfsgesuch aus Palästina ließ Papst Eugen III. am 1. Dezember 1145 einen Kreuzzugsaufruf verfassen.70 Daneben plante Eugen wohl auch ein Ausweitung im Norden und Südwesten, die Iberische Halbinsel und Züge nach Osten wurden in die Aufrufe einbezogen. Nördlich der Alpen unterstützte vor allem der Abt der neuen Reformgemeinschaft der Zisterzienser, Bernhard von Clairvaux, die Kreuzpredigt. Bernhard von Clairvaux pries auch die neuen, im Heiligen Land entstandenen Ritterordensgemeinschaften der Templer und Johanniter.71 1129 wurde die Templerregel auf dem Konzil von Troyes bestätigt, 1139 bestätigte Innozenz mit der Bulle Omne datum optimum die Gemeinschaft.72 Die aus dem Johannesspital in Jerusalem hervorgegangene Johannitergemeinschaft, 1113 päpstlich genehmigt, erhielt 1154 ein großes Bestätigungsprivileg.73 Diese neuen Gemeinschaften, zu denen weitere hinzutraten, verbanden religiöses Leben, Kampf und Caritas miteinander. Sie waren eine Form der Verchristlichung des Rittertums, griffen Gedanken der kirchlichen Reformbewegungen auf, insbesondere der Laienfrömmigkeit, und entstanden vor allem in Grenzgebieten zum Islam (neben dem Heiligen Land auch auf der Iberischen Halbinsel). Der Dritte Kreuzzug fiel aber bereits in den Pontifikat Clemens’ III. (1187–1191), der nach Rom zurückkehren und durch einen Vertrag mit dem Senat (31. Mai 1188) die schon lange anhaltenden Spannungen zwischen der Stadt Rom und dem Papsttum beilegen konnte, indem er Tusculum preisgab. Um die Durchführung des Kreuzzuges zu sichern, gab Clemens dem Kaiser gegenüber nach. Friedrichs Sohn Heinrich VI., dem die Kaiserkrönung noch zu Lebzeiten des Vaters versprochen wurde, gelobte seinerseits die Restitution des Patrimonium Petri. Ein neuer Konflikt entstand jedoch nach dem Tod König Wilhelms II. von Sizilien am 18. November 1189, weil nun durch die Erbansprüche von Heinrichs Gemahlin Konstanze eine Umklammerung des Patrimonium Petri drohte. Seither begünstigte Clemens III. für die Herrschaft im Königreich Sizilien den Normannen Tankred von Lecce als Konkurrenten Heinrichs VI., ohne jedoch mit diesem direkt zu brechen. Der erst im hohen Alter zum Papst 1191 erhobene Hyacinth (Coelestin III., 1191– 1198) war ein erfahrener Diplomat der Kurie gewesen, der bei dem berühmten Lehrer Petrus Abaelardus studiert hatte, auf mehreren Legationen, vor allem in Spanien, verschiedene Streitigkeiten geschlichtet und dort zu einheitlichem Kampf gegen die Muslime aufgefordert hatte. Er krönte Heinrich VI. (18. April 1191) zum Kaiser, arbeitete jedoch durch die schon in seinem Pontifi kat beginnende Rekuperationspolitik
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(so ließ er den Liber censuum anlegen, siehe oben, S. 154) auch gegen eine Umklammerung des Kirchenstaates durch eine Vereinigung von Kaiserreich und Königreich Sizilien (Unio regni ad imperium), die nach Heinrichs zweitem Sizilienzug 1194 Wirklichkeit wurde. Die Festigung dieser Verhältnisse, wie sie Heinrich VI. Ende 1195 und 1196 mit dem „Erbreichsplan“ betrieb (die Verbindung Deutschlands und Siziliens sollte für künftige Zeiten sichergestellt werden und das deutsche Königtum wie in Sizilien durch Reichsgesetz erblich werden), scheiterte nicht nur an einem Teil der Reichsfürsten, sondern auch an Coelestin III. Beim Werben für diesen Plan in Italien soll Heinrich VI. dem Papst sogar ein „höchstes Angebot“ gemacht haben.74 Was sich dahinter verbirgt, bleibt bis heute umstritten, manche denken an eine finanzielle Absicherung, andere sogar an eine Lehensnahme des Imperiums vom Papst.75 Trotz dieses Angebotes blieb Heinrichs Erbreichsplan ohne Konsequenzen. Auch Heinrichs früher Tod am 28. September 1197 hinderte ihn daran, diese und andere Projekte weiterzuverfolgen.
Die Päpste und der übrige orbis christianus Das Imperium spielte also in der päpstlichen Politik weiterhin eine Rolle, provozierte Konflikte, hatte aber seine Vorrangstellung verloren, unter anderem weil einer der Schwerpunkte päpstlicher Einflussnahmen und päpstlichen Rückhaltes seit dem Zeitalter der Kirchenreform zunehmend Frankreich geworden war. Hier hatten sich die Päpste aber auch mit neuen intellektuellen, teilweise häretischen Strömungen – beispielsweise eines Petrus Abaelardus – auseinanderzusetzen. Eine ähnliche Situation herrschte in Norditalien, wo sich wiederholt Volksaufstände gegen den höheren Klerus bemerkbar machten. Der schon erwähnte Arnold von Brescia, der die Ideen seines in Frankreich tätigen Lehrers Petrus Abaelardus aufgriff und weiterführte, forderte schon bald, der Klerus solle zur apostolischen Armut zurückkehren und nur von den Almosen der Gläubigen leben.76 Solche Positionen konnten dem Papsttum gefährlich werden und entsprechend verdammte Papst Innozenz II. auf dem Zweiten Laterankonzil (1139) Arnold als Ketzer77 (zu Häresien vgl. Kapitel VIII, S. 189–191). Das Gewicht Frankreichs für die Papstgeschichte im 12. Jahrhundert ergibt sich aber nicht nur aus der großen Politik, sondern ebenso sehr aus dem erwähnten Anteil der Papsturkunden für Empfänger im heutigen Frankreich oder den Papstaufenthalten sowie aus den zahlreichen Fällen, die an den Papst herangetragen wurden. Vertraut man der Überlieferung, dann wurden vor allem in Nordfrankreich zunehmend Streitigkeiten durch päpstlich delegierte Richter entschieden;78 diese Entwicklung entsprach wohl besonders der dortigen Rechtskultur im ausgehenden 12. und 13. Jahrhundert. Von allgemeiner Bedeutung war weiterhin die intensivere Förderung der Regularkanoniker, die seit Ende des 11. Jahrhunderts den monastischen Reformgemeinschaften Konkurrenz machten. Das gemeinsame Leben und Gebet von Klerikern, besonders an Dom- und Stiftskirchen, folgte schon seit dem 8. / 9. Jahrhundert gewissen Regelwerken, aber die Reformer des 11. Jahrhunderts fassten die Orientierung auf die
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Apostel und das gemeinsame Leben strenger, vor allem mit Rückgriff auf die Augustinusregel. Diese Regel diente zuweilen auch den Ritterorden als Grundlage.79 Die so entstehenden Regularkanonikergemeinschaften gab es besonders in Italien und im burgundischen Raum, später auch in Deutschland.80 Sie wurden zeitweise zu wichtigen Helfern der Päpste, was die Herkunft von fünf Päpsten belegt, die vorher Kanoniker gewesen waren (Honorius II., Innozenz II., Lucius II., Hadrian IV. und Gregor VIII.). Die Gemeinschaft von St-Ruf, die zunächst im Rhoneraum (bei Avignon) agierte, erlangte zeitweise unter dem maßgeblichen Einfluss Hadrians IV. universale Bedeutung, vor allem in Südwesteuropa.81 Zu den übrigen Gebieten wie Süditalien, Spanien, England, dem Osten und der Levante seien nur einige knappe Bemerkungen angefügt. In Süditalien wurden die Normannen zur wichtigsten Kraft, gegen die auch die Kaiser den Päpsten kaum Unterstützung gewährten. Papst Hadrian IV. nahm Ende 1155 den Kampf gegen die überlegenen Normannen auf. Nach Verhandlungen erkannte Hadrian jedoch wie bereits erwähnt den Normannen Wilhelm I. im Vertrag von Benevent (Juni 1156) als König an, Besitzungen in Süditalien wurden den Normannen übertragen. Dafür leistete Wilhelm den Lehnseid und Zinszahlungen.82 Nach diesem Vertrag hatten die Päpste im Süden den Rücken grundsätzlich frei; erst als Heinrich VI. sich mit Konstanze, der Tochter Rogers II. von Sizilien verlobte und diese kurz darauf heiratete, ergaben sich neue Spannungen. Spanien und Portugal standen ähnlich wie Frankreich angesichts der notwendigen Neuorganisation einer fortschreitenden „Reconquista“ insgesamt unter starkem päpstlichem Einfluss, der durch die Aktivitäten des Zweiten Kreuzzuges im lokalen Bereich weiter intensiviert wurde. Die Eroberungen von Tortosa und Lissabon – teilweise mit auswärtiger Beteiligung – 1146 / 1147 gaben den kriegerischen Aktivitäten neue Impulse. Daneben boten die in der Folge entstehenden Streitigkeiten mit und unter den neu- beziehungsweise wiedererrichteten Metropolitansitzen (Toledo, Santiago, Braga, Tarragona) für verschiedene Päpste den Anlass, vor allem durch Legationen (vgl. oben zu Hyacinth) einzugreifen. Enge Verbindungen knüpften Aragón und Portugal, die sich unter päpstlichen Schutz stellten.83 Das neu entstandene Königreich Portugal suchte besonders die päpstliche Anerkennung, aber erst 1179 bezeichnete Alexander III. Alfonso Henriques in einer Urkunde mit dem Königstitel.84 Die schon früh entstandenen kriegerischen Bruderschaften (cofradía de Belchite u. a.) wurden ebenso wie die langlebigeren spanischen Ritterorden nicht nur vom König, sondern auch von den Päpsten privilegiert. Besonderes Interesse scheint der Ritterorden von Santiago gefunden zu haben, dessen Ordensregel mit dem päpstlichen Legaten Hyacinth diskutiert und von Albert de Morra (später Papst Gregor VIII.) sogar in Rom überarbeitet wurde, bevor Alexander III. 1175 diese und die Rechte des Ritterordens insgesamt bestätigte.85 Nach der Niederlage christlicher Heere gegen die muslimischen Verbände bei Alarcos (1195) setzte Coelestin III. alles daran, ein einheitliches Handeln der Christen gegen die Muslime herbeizuführen.86 In England erreichte Heinrich II. nach den vorangegangenen Th ronwirren eine relativ gute Kontrolle der Kirche. Der Streit mit und um Canterbury verbindet sich mit dem
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dortigen Erzbischof Thomas Becket. Dieser bestritt seit den Konstitutionen von Clarendon (1164) die königliche Gerichtsbarkeit für kriminelle Kleriker. Als Becket 1170 ermordet wurde, gab man dem König hieran die Mitschuld, was zum Eingreifen des Papsttums führte.87 Verbunden war dieser Streit aber mit zahlreichen Legationen. Außerdem ergab sich seit Richard I. Löwenherz und Johann Ohneland, dass nach England zahlreiche Dekrete entsandt wurden. Der Norden Europas erhielt vor allem durch die Tätigkeit des Legaten Nikolaus Breakspear (später Hadrian IV.) endlich die rechtliche Grundlage für eine eigenständige Kirchenorganisation mit dem bereits 1102 / 3 gegründeten Erzbistum Lund, das schon zuvor die kirchlichen Strukturen Skandinaviens geprägt hatte. In den slawischen Gebieten wurde die Unterstützung von Reformsynoden zu einem Merkmal päpstlicher Aktivitäten. Dies galt ebenso für die Unterstützung weiterer Missionierungsaktivitäten im Nordosten Europas. Die seit dem Ersten Kreuzzug etablierte römisch-kirchliche Struktur im Heiligen Land blieb auch nach Jahrzehnten ein Fremdkörper, denn sie war im Grunde ohne Unterstützung des Papsttums, ja geradezu gegen seinen Willen errichtet worden.88 Kein mittelalterlicher Papst besuchte die heiligen Stätten. So blieb die Levante eine romferne Landschaft, die erst seit dem Vierten Laterankonzil stärker integriert wurde.89 Als im Heiligen Land 1144 Edessa verloren ging, wurden Eugen III. und Bernhard von Clairvaux zwar aktiv, aber vor allem die Abwesenheit der wichtigsten Herrscher in Europa auf diesem Kreuzzug festigte die Stellung Eugens III. 1184 führte die kritische Situation im Heiligen Land zu Verhandlungen in Verona. Die Hiobsbotschaft vom Verlust Jerusalems nötigte jedoch die Päpste zu einer Aussöhnung mit Barbarossa, besonders nach dem Verlust Jerusalems 1187 (vgl. oben S. 166). Aus dem übrigen Osten gab es in dieser Zeit zum Teil intensive Kontakte nach Rom. Gerade in Südosteuropa wurden bis 1204 Fragen des Primates immer wieder erörtert und diskutiert.90 Dabei reichten die Beziehungen sogar bis zu solchen mit der armenischen Kirche, die sich am Ende des Jahrhunderts stärker um eine Anbindung an Rom bemühte.91
Institutionalisierung und Verdichtung Innerkirchlich wird die Zeit der Päpste von Lucius III. bis Coelestin III. oft mals etwas verkürzt als Vorbereitung des Pontifi kates des wesentlich bekannteren Innozenz III. gesehen. Dies ist allerdings nur bedingt richtig, denn die „Vorläufer“ besaßen ein durchaus eigenständiges Profi l. Insgesamt dürfte die Zeit nach der Epoche des Reformpapsttums als eine sehr dynamische Epoche der mittelalterlichen Papstgeschichte anzusehen sein, in der sich das Papsttum endgültig zu einem zentralen Ordnungsfaktor Europas formierte. Dies gilt sowohl in Bezug auf die inneren Herrschaftsmittel als auch auf den Radius, den die Bischöfe von Rom als Päpste inzwischen erreichten, auch deshalb, weil ihre Autorität gefragt war. Wenn dabei in der vorhergehenden Darstellung die eher politischen Mittel und Mechanismen im Vordergrund standen, so darf
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nie vergessen werden, dass die Anerkennung päpstlicher Autorität in großem Maße von den jeweiligen Gläubigen abhing, denn die päpstlichen Waffen waren in der Regel rein spiritueller Art. „Größer und dichter“ – mit dieser Formel lässt sich der im 12. Jahrhundert stattfindende Prozess charakterisieren.92 Nicht nur die Ausdehnung, sondern auch die Durchdringung neuer Räume und Gebiete gehörte hierzu: In den Kreuzfahrerherrschaften, in Spanien oder im Norden agierte das Papsttum nun vereinzelt sogar bis nach Island oder Armenien. Neue Strukturen auf der Iberischen Halbinsel und in den sich formierenden Monarchien führten von einer zunächst reaktiven Rolle der Päpste zu aktiver Förderung mit verschiedenen Mitteln. Wichtig wurden neben der Delegationsgerichtsbarkeit die Legaten, die zunehmend dem Kardinalskolleg entstammten, aber in den Ländern ganz unterschiedliche Gestaltungsräume und -möglichkeiten vorfanden. Dies ließ die Päpste für diese Aufgaben zuweilen auf bestimmte Personen zurückgreifen, die sich zu Spezialisten entwickelten. Die neuen Orden des 12. Jahrhunderts dienten den Päpsten ebenso als Helfer. Vor allem in den 1130 und 1159 begründeten Schismen wirkten Zisterzienser und Regularkanoniker auch durch ihre charismatischen Führer vielfach kirchenpolitisch und politisch. Die Schismen waren vielleicht sogar grundsätzliche Katalysatoren. Hatte das Papstwahldekret Nikolaus’ II. von 1059 „Gegenpäpste“ und Spaltungen nicht verhindern können, sondern die Konkurrenzen nur weiter differenziert, indem auch die Familien über das Kardinalskolleg unterschiedlich auf das Papsttum Einfluss nahmen, so scheint nach dem zweiten Schisma dieses Jahrhunderts die Papstwahlordnung von 1179 stabilisierend gewirkt zu haben. Durch die Vorschrift der Zweidrittelmehrheit blieb die Papstwürde mit Ausnahme des kurzen und bedeutungslosen Gegenpapsttums unter Ludwig dem Bayern (vgl. Kapitel X, S. 240) bis zum Großen Schisma 1378 ungespalten. Es ging aber nicht nur um neue Strukturen, denn insgesamt bleiben aber Bemerkungen – beispielsweise zum Kardinalskolleg93 – zutreffend, die unterstreichen, wie schwer System und Personen zu trennen sind. Vielfach entwickelten sich lediglich neu formierte und funktionierende Netzwerke, die Grundlagen für andere Vorgehensweisen boten. Die Stadt Rom war nicht ständig in der Gewalt der Päpste dieser Zeit, was die Tendenzen zur Universalisierung förderte. Wer aber über Rom verfügte, machte dies auch in Liturgie und Zeremoniell deutlich. Erst mit Innozenz III. begann ein Ende der ausschließlichen Beziehung des Papstes zu seiner Bischofsstadt. Die Liturgie als ein konservativer Indikator brauchte allerdings eine gewisse Zeit, bis sie die Transformation des römischen zum universalen Episkopat andeutete. Der von Innozenz III. und später Bonifaz VIII. formulierte hohe Anspruch eines universalen Papsttums lässt sich bereits im 12. Jahrhundert an manchen neu errichteten Monumenten ablesen. Die etwa im Gebrauch des kaiserlichen Porphyrs deutlich werdende imitatio imperii oder die bildliche Darstellung im Lateran mit der Unterordnung des Kaisers unter den Papst sind auch vor dem Hintergrund eines teilweise geschwächten Kaisertums in dieser Zeit zu erklären, denn die Versuche Barbarossas, im Schisma zu agieren, waren nicht nur Zeichen kaiserlicher Stärke, wie der Frieden von Venedig 1177 verdeutlicht. Die Bischöfe scheinen in diesen Auseinandersetzungen aus den Bindungen zum
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König / Kaiser und zum Reich stärker in die kirchliche Hierarchie hinübergetreten zu sein. Sie waren auch an der Auseinandersetzung des Staufers Friedrich I. mit Heinrich dem Löwen in der Folge stark beteiligt, ebenso am Scheitern Heinrichs VI. bei seinem Erbreichsplan.
VIII. Ordnungsmacht in Italien und universale Ansprüche – von Innozenz III. (1198–1216) bis Gregor X. (1271–1276) Vom staufischen zum angiovinischen Einfluss in Italien: Personen, Familien, Strukturen VIII. Von Innozenz III. (1198–1216) bis Gregor X. (1271–1276)
Als Papst Innozenz III. 1198 in den deutschen Thronstreit eingriff, schien päpstliche Politik sich trotz mancher vorhergegangener Einschnitte grundsätzlich nach wie vor an der zweiten Universalmacht, dem Kaisertum, zu orientieren. Am Ende des hier vorgestellten Abschnitts verfasste Martin von Troppau, 1261–1278 apostolischer Pönitentiar in Rom, seine Papst-Kaiser-Chronik, in der die Geschichte von Kaisertum und Papsttum parallel und spaltenweise gegenübergestellt erscheint. Der Autor schrieb rückblickend zu einer Zeit, als die Päpste die Auseinandersetzung mit den Staufern schon beendet hatten. War dies um 1270 nur noch eine Rückschau auf vergangene Epochen des Zusammenwirkens von Papst- und Kaisertum? War eine Ära zu Ende gegangen, oder hatten sich nur die Konstellationen verändert? In den Zeitraum von Innozenz III. bis zu Gregor X., mithin 1198–1276, fallen nach dem herausragenden Pontifi kat Innozenz’ III. nicht nur die letzten großen Kreuzzugsaktivitäten, sondern zugleich Positionsbestimmungen gegenüber den Bettelorden, die weitere Verrechtlichung päpstlicher Herrschaft sowie der Untergang der Staufer und die Zunahme an politischem Gewicht der Anjou beziehungsweise der Kapetinger. In Sizilien lösten die Anjou die Staufer ab; diese Neuorientierung, die das Papsttum maßgeblich herbeigeführt hatte, mag unter Gesichtspunkten der politischen Geschichte als Leitmotiv erscheinen. Für die Papst- und allgemeine Kirchengeschichte wichtiger ist jedoch der Hinweis auf das Vierte Laterankonzil und das Zweite Konzil von Lyon (1274), weil auf beiden Versammlungen viele Fragen neu geregelt wurden, die nicht nur die kirchliche Entwicklung, sondern besonders die Papstgeschichte betrafen. Universale Ansprüche und Positionen wurden aber nicht nur auf den Kirchenversammlungen formuliert, sondern in den zahlreichen Auseinandersetzungen immer wieder erhoben und teilweise durchgesetzt. Dabei weitete sich der Radius nach der Mongolengefahr bis weit nach Osten. Als einen „außerordentliche(n) Mensch(en)“ hat Johannes Haller Innozenz III. bezeichnet.1 Person und Programm scheinen in seiner Person zusammenzufinden. Er festigte Ansehen und Macht des Papsttums im Sinne der hierokratischen Idee der klaren Über- und Unterordnung und brachte das Amt zu einem entscheidenden Höhepunkt. Dies sollte auf einer soliden Machtbasis erfolgen: Mit den „Rekuperationen“ wollte er den Kirchenstaat in einem Umfang „wiederherstellen“, wie dieser zuvor eigentlich nie
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bestanden hatte. Bruno von Segni wurde mit nur 38 Jahren als Innozenz III. zum Papst erhoben, hatte schon unter seinem Vorgänger Coelestin III. in der Kurie wichtige Ämter innegehabt. Seine Ausbildung an der Pariser Universität hatte er in Bologna durch rechtswissenschaft liche Studien weiter vertieft. Mit theologischen Schriften ist er schon vor seinem Pontifi kat hervorgetreten, am bekanntesten ist De miseria humane conditionis, ein Werk, das die Würde des Menschen im Licht der Gnade thematisiert, aber nicht
Der Traum des Papstes Innozenz III. Fresko, um 1300, von Giotto di Bondone in der Kirche S. Francesco in Assisi: Der Heilige Franziskus stützt die vom Einsturz bedrohte Laterankirche.
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mehr abgeschlossen wurde. Die Verbreitung in mehr als 400 Handschriften spricht jedoch für sich.2 Aktivitäten nach seiner Krönung, die der am 8. Januar gewählte Innozenz III. bezeichnenderweise am Fest Petri Stuhlfeier (22. Februar) erhielt, seien durch folgende Stichworte angedeutet: Kirchenstaat und Rekuperationen, Kreuzzug, Reform der Kirche an Haupt und Gliedern sowie Kampf gegen häretische Bewegungen. Wenn der Juristenpapst Innozenz die hierokratische Idee wirklich zu einer Blüte getrieben, eine Art päpstliche Weltherrschaft und Überordnung angestrebt hat, so erschließt sich dies trefflich aus vielen seiner zahlreichen Schreiben. Der dort begegnende Begriff der plenitudo potestatis (Fülle der Gewalt) wurde weniger als Einmischung in alle weltlichen Geschäfte verstanden, denn der Papst wurde in seiner Pontifi katszeit oft als Schiedsrichter angerufen. Die Einheit der christlichen Reiche sah Innozenz als eine seiner Hauptaufgaben, und viele seiner schiedsrichterlichen Entscheidungen lassen sich in diesen Zusammenhang einordnen. Er leitete dies von Gott her; in seiner Dekretale Novit von April 1204 an die französischen Bischöfe heißt es: „Denn da wir uns nicht auf menschliche Anordnung, vielmehr auf göttliches Gesetz stützen“.3 Eine bald erscheinende Studie wird anhand der Briefe und anderer Beobachtungen verdeutlichen, in wie starkem Maße Innozenz nicht nur rechtlich, sondern auch theologisch dachte.4 Die mit Innozenz III. ausgebaute Vorrangstellung des Papsttums versahen seine Nachfolger mit unterschiedlichen Akzenten. Honorius III. (1216–1227) hatte als Kardinal unter seinem damaligen Namen Cencius am Liber censuum gearbeitet, er krönte Friedrich II. zum Kaiser und versuchte, ihn zum Kreuzzug zu bewegen. Der Konfl ikt mit dem Staufer Friedrich II. eskalierte unter Gregor IX. (1227–1241), den eine enge Freundschaft mit Franz von Assisi verband. Dieser Papst beauftragte aber auch Raimund von Peñafort mit der Zusammenstellung des Liber extra, einer Ergänzung des Decretum Gratiani. Die Konfliktfelder mit Friedrich betrafen neben dem Kreuzzug auch das sizilische Reich. Lässt man das Intermezzo Coelestins IV. (1241) außer Acht, so ist die lange Vakanz bis 1243 für die römischen Streitigkeiten und die politischen Unruhen aussagekräftig. Mit Kardinal Sinibald Fieschi als Innozenz IV. (1243–1254) bestieg erneut ein ausgewiesener Jurist die Cathedra Petri. Die letzte Konfrontation mit Friedrich II. kennzeichnet seinen Pontifi kat ebenso wie die Missionierung in Litauen oder die „Auskundschaftung“ bei den Mongolen. Diese und andere Probleme beschäftigten auch das Erste Konzil in Lyon 1245. In den Pontifi kat Alexanders IV. (1254–1261), der stärker spirituell ausgerichtet war, gehört der Untergang des 1204 errichteten Lateinischen Kaiserreiches und die Wiedererrichtung des byzantinischen Reiches. Er griff mehrfach zugunsten der Bettelorden ein, auch in Streitigkeiten an der Pariser Universität. Urban IV. (1261–1264), einer Schuhmacherfamilie aus Troyes entstammend, hatte in Paris studiert und war von Innozenz IV. gefördert worden. Die Situation im Orient und die Frage nach der zukünft igen Herrschaft in Sizilien standen in seiner Pontifi katszeit erneut auf der Tagesordnung. Der Provenzale Clemens IV. (1265–1268) belehnte schließlich Karl von Anjou 1266 mit dem Königreich Sizilien. Obwohl die Gegensätze zwischen kaiserlicher und frankreichfreundlicher Parteiung auch das Kardinalskollegium teil-
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weise polarisierten, gewann mit Gregor X. (1271–1276) ein Kompromisskandidat die Oberhand. Er weilte in Palästina, um ein Kreuzzugsgelübde zu erfüllen, als ihn die Nachricht von seiner Wahl erreichte. Damit sind zugleich seine Aktionsfelder charakterisiert, die sich in Punkten des Zweiten Konzils von Lyon (1274) wiederfinden: Kreuzzug, Union mit den Griechen und kirchliche Erneuerung. Der nur kurz amtierende Papst Innozenz V. (1276) aus Tarentaise war vor seinem Pontifi kat Dominikaner und Erzbischof von Lyon gewesen. Blickt man auf die Päpste in diesem Zeitraum, so fällt ein Aspekt unmittelbar auf: Während die ersten Vertreter, die vor allem gegen Friedrich II. kämpften, aus Italien stammten, wurden seit den 1260er Jahren zunehmend Kandidaten aus dem heutigen Frankreich berücksichtigt, was der päpstlichen Förderung der Anjou in Süditalien entsprach. Das weiter zunehmende Gewicht des Westens spiegelte auch die zweifache Wahl Lyons (1245 und 1274) an den Grenzen des Reichs als Konzilsort. Nicht nur Lyon deutet an, dass die Päpste dieser Zeit vielfach nicht mehr in Rom regierten. Auch in Italien dienten ihnen mehrere Städte des Umlandes als Residenz und Herrschaftsmittelpunkt. Und neben den Frangipani und Pierleoni stiegen neue römische Familien auf: Conti, Annibaldi, Orsini, Colonna und Caetani, die in Konkurrenz zueinander in Rom, im Kirchenstaat, im Kardinalskolleg und an weiteren Stellen ihre Bedeutung ausspielten. Die Epoche war insgesamt eine Zeit der Entfaltung, der Differenzierung, der Verlagerung und ansatzweise schon der Krise. Der Dualismus zwischen Kaisertum und Papsttum wurde zum Höhepunkt getrieben und zu einem Antagonismus gesteigert.5 Eine Hauptursache vieler Abwehrreaktionen lag für das Papsttum in der Umklammerung des „Kirchenstaates“ durch die staufische Herrschaft in Süditalien und Norditalien. Deshalb ist gerade im 13. Jahrhundert der politischen Geschichte etwas größerer Raum zuzugestehen, um diese Umbruchssituation würdigen zu können. Trotzdem sollte man die Papstgeschichte nicht nur aus diesem Blickwinkel betrachten, zumal ganz neue Akzente von außen – zum Beispiel durch die Mongolen – gesetzt wurden und zudem innerkirchliche Themen, aber auch das Ringen um das Verhältnis von Glauben und Wissen in den neuen Orden sowie an den Universitäten die Diskussion bestimmten.
Rom und der Kirchenstaat Der Kampf um die für den Papst günstige Thronfolge im Reich, die Angst vor der Unio regni ad imperium (Vereinigung des Königreichs [Sizilien] mit dem Kaisertum), die erneut nach dem Tod Heinrichs VI. (1197) virulent wurde, erklären die päpstlichen Bemühungen um Konsolidierung und Erweiterung der Position in Mittelitalien, die Innozenz III. auch in den einschlägigen Briefen zum Thronstreit immer wieder mit ansprach. Thronstreit und Rekuperationen in Mittelitalien bedingten einander; es waren zwei Seiten einer Medaille. Zunächst ging es Innozenz III. um die Stadt Rom, wo er nach längeren, bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen und Kämpfen zwischen den Adelsfraktionen
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(1202–1205) erreichte, dass die Senatoren dem Papst einen Treueid leisteten und päpstliche Rektoren die städtischen Amtsträger wieder ersetzten. Der Papst konnte diese Auseinandersetzung auch deshalb für sich entscheiden, weil er über ausreichend Geld verfügte. Während des späteren Konfliktes der Nachfolger Innozenz’ III. wurde die Situation für die Päpste in Rom zunehmend schwierig, weil Adelige und Bürgerschaft versuchten, Autonomiebefugnisse zurückzugewinnen. Viele Päpste wurden nicht mehr in Rom gewählt. Anagni, Viterbo, Orvieto oder Rieti avancierten zu Wahl- und Residenzorten. Dieses Ausweichen in die Campagna Romana war aber nur möglich, weil Innozenz III. mit der Neuorganisation des „Kirchenstaates“ Ernst gemacht hatte. Zu den Gebieten, in denen die Päpste im Umland Einfluss besaßen, gehörte die römische Toskana, das Sabinerland, die Campagna samt dem Küstenstrich, der Maritima. Wichtige Städte wie Viterbo, Narni oder Orvieto verweigerten eine Unterordnung, und Innozenz III. blieb hier nur durch langen Atem siegreich; eine Art „Landtag“ 1207 in Viterbo zeigte ihn als Herrn der Lage. Mit seinen „Rekuperationen“ suchte der Papst auch die Gebiete, die der Senat ursprünglich noch unterwerfen wollte, in die päpstliche Herrschaft zu integrieren. Teilweise verschleierte jedoch der Begriff „Rekuperationen“ den wahren Charakter der Vorgehensweise, denn manche Gebietsgewinne waren Eroberungen auf Kosten kaiserlicher Rechte. Trotzdem scheint Innozenz subjektiv davon überzeugt gewesen zu sein, nur das zurückzuholen, was dem heiligen Petrus ohnehin zustand. Sein Verständnis davon, wie sich Papst- und Kaisertum gerade in Italien zueinander verhalten sollten, bringt sein Sonne-Mond-Gleichnis trefflich auf den Punkt: Wie der Mond sein Licht von der Sonne empfängt, so leuchtet königliche Gewalt umso heller, je enger sie der priesterlichen Würde verbunden ist. Beide Gewalten aber haben ihren vornehmsten Thron in Italien gefunden, das durch göttliche Fügung den Vorrang vor allen Ländern erhalten hat. Darum, wenn wir unsern fürsorgenden Blick wohl auf alle zu richten haben, so müssen wir doch in Sonderheit über Italien mit väterlichem Eifer wachen, wo die Grundmauern des Christenglaubens stehen und durch den Vorrang des apostolischen Stuhles das höchste priesterliche und königliche Fürstentum sich erhebt.6
Der Text wurde im Register Innozenz’ III. korrigiert und auch eine Parallelüberlieferung zeigt Nuancen,7 aber auf Italien bezogen konnte die Aussage konsequenterweise nur bedeuten, dass die ganze Apenninenhalbinsel der päpstlichen Leitung unterstehen sollte; das Kaisertum wurde dagegen in die Schranken verwiesen. Welchen Erfolg Innozenz mit seinen „Rekuperationen“ hatte, verdeutlicht ein Blick auf die Karte 2 im Anhang. Sogar geopolitische Ziele scheinen erkennbar, denn nicht nur das Umland Roms, sondern ein Keil durch Mittelitalien unter päpstlicher Herrschaft erschwerte mögliche Pläne einer Vereinigung Siziliens mit dem Reich. Sichtbar wird römischer Einfluss aus dieser Zeit noch heute an künstlerischen Zeugnissen – so an den Werken der „Kosmaten“-Künstler aus Rom – im heutigen Mittelitalien.
VIII. Von Innozenz III. (1198–1216) bis Gregor X. (1271–1276)
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Innozenz III. (1198–1216) und der deutsche Thronstreit Im Interesse an Italien und dem Kirchenstaat lag auch die Hauptursache für den Streit mit den Staufern, der schon mit der Heirat Heinrichs VI. (vgl. Kapitel VII, S. 166) begonnen hatte. Aufgrund dieser und anderer realer Anlässe wurden in Schriften gleichzeitig theoretische Positionen zur Bedeutung und Stellung des Papsttums entwickelt. Nach dem Tode Heinrichs VI. 1197 brachen in Mittelitalien Aufstände aus, die sich teilweise gegen die strenge „Fremdherrschaft“ richteten. Auch deshalb konnte der dreijährige Friedrich (später Friedrich II.) nicht von Heinrichs Bruder Philipp (von Schwaben) nach Deutschland zur Krönung gebracht werden, sondern er kam zu seiner Mutter Konstanze nach Sizilien. Als diese nur ein Jahr später ihrem Gemahl ins Grab folgte, wurde Papst Innozenz III. nach ihrem Willen Vormund ihres Sohnes. Philipp von Schwaben wollte seinem Neffen Friedrich gleichwohl Anrechte auf die deutsche Krone erhalten. Eine Gegenpartei scharte sich jedoch um den Welfen Otto, der in England aufgewachsen und von Richard Löwenherz zum Grafen von Poitou bestellt worden war. Dieser Otto wurde am 9. Juni 1198 zum König gewählt und am 12. Juli in Aachen gekrönt. Zeitlich kam diese Wahl etwas verspätet, denn der Stauferanhang hatte Philipp von Schwaben gedrängt, sich wählen zu lassen (am 6. und 8. März in Thüringen). Damit waren die Staufer schneller gewesen, aber trotzdem ließ sich trefflich darüber streiten, wer am richtigen Ort gewählt und vor allem gekrönt worden war (Otto in Aachen, Philipp in Mainz). Die Doppelwahl lief in der Folge auf eine Machtprobe hinaus, die in Deutschland vor allem mit wirtschaft lichen Mitteln ausgetragen wurde. Daneben wurde argumentativ gestritten, und hier schaltete sich Innozenz III. ein; er verhandelte mit beiden Kontrahenten, nachdem sich in England Richard Löwenherz für Otto IV., in Frankreich der Kapetinger Philipp II. August für den Staufer ausgesprochen hatte. Das Schriftgut des Papstes zu diesen Fragen wurde wohl von 1199 bis 1209 in einem Sonderregister geführt (Thronstreitregister).8 Seine Entscheidung zugunsten Ottos gab der Papst erst 1200 / 01 in einer berühmten „Überlegung“ (Deliberatio super facto imperii de tribus electis) bekannt.9 Außerdem ist die Bulle Venerabilem, die sich an den Herzog von Zähringen richtet, einschlägig. Die Deliberatio vom 5. Januar 120110 erörtert in grundsätzlicher Weise, warum der Papst überhaupt über diese Personen entscheiden dürfe. Dabei bleibt die wichtigste Begründung, das imperium stehe principaliter et finaliter (nach Ursprung und Bestimmung) dem Papst zu. Diese Gedankengänge schließen die Idee der ebenfalls angesprochenen translatio imperii, der Übertragung des Kaisertums, ein. Zur Zeit Karls des Großen sei das Reich von den Griechen auf die Römer übertragen worden: Die Vergabe der Kaiserwürde an Karl den Großen habe das päpstliche Verleihungsrecht begründet und legitimiere es. Das durch den Papst an den Karolinger übertragene Kaisertum wurde zum historischen Argument. Sieben Mal hat Innozenz diese Denkfigur in seinem Thronstreitregister verwendet,11 vor allem in den Schriften der ersten Jahre, denn nach 1204, nach der Errichtung des Lateinischen Kaiserreiches und dem zwischenzeitlichen „Ende“ von Byzanz, war die Erinnerung an eine Übertragung weniger aktuell. Insgesamt lässt
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der Argumentationsgang die universitäre und juristische Schulung Innozenz’ III. erkennen, wenn er die Kandidaten einzeln nach den Kriterien des Erlaubten, des Geziemenden und des Nützlichen vorstellt. Die Dekretale Venerabilem von März 1202 an den Herzog von Zähringen nahm zum Entscheidungsrecht des Papstes bezüglich der Königswahl in Deutschland weiter Stellung: […] 3. Wahrhaft ig, wir, die wir nach der Pflicht des apostolischen Dienstes jedem einzelnen Recht schulden, wollen ebensowenig, wie wir unser eigenes Recht von anderen usurpiert sehen möchten, uns das Recht der Fürsten aneignen. Daher erkennen wir den Fürsten, denen es nach Recht und alter Gewohnheit zukommt, das Recht, einen König zu wählen, der dann später zum Kaiser erhoben wird, ausdrücklich zu, wie es sich gehört, besonders da Recht und Macht dieser Art ihnen vom apostolischen Stuhle zufließt, der das römische Reich in der Person des Großen Karl von Griechenland auf die Deutschen übertragen hat. 4. Aber auch die Fürsten haben einzusehen und zu erkennen, daß uns das Recht zukommt, die zum König gewählte und zum Kaiser zu erhebende Person zu überprüfen, da wir sie salben, weihen und krönen. Denn es gilt ganz allgemein diese Regel, daß dieser das Recht besitzt, einen Menschen zu prüfen, der ihn in ein Amt einzusetzen hat. Oder wären wir etwa auch zur Salbung, Weihe und Krönung genötigt, wenn die Fürsten nicht in zwiespältiger, sondern sogar in einhelliger Wahl einen gottlosen oder exkommunizierten Mann, einen Tyrannen oder einen Narren zum König gewählt hätten? Da sei Gott vor. […] 6. Da nun jener Herzog nicht am gehörigen Orte und von der richtigen Hand Krönung und Salbung empfing, aber der König da, wo es sich gehört, nämlich in Aachen, und von dem es sich gehört, nämlich von unserem ehrwürdigen Bruder, dem Erzbischof von Köln, erkennen wir nicht Philipp, sondern Otto als König an und nennen ihn auch so […].12
Die hier deutlich angesprochene päpstliche Position ist als glossierte Dekretale in das bis 1917 gültige Gesetzbuch der Kirche aufgenommen worden.13 Das päpstliche Recht über die Vergabe des deutschen Königtums (Zustimmungs- bzw. Approbationsrecht), bis in das 14. Jahrhundert immer wieder beansprucht und bestritten, begründete Innozenz mit der päpstlichen Überordnung. Außer den hierokratischen Ansprüchen sind einzelne Argumente wichtig, denn es wird in der Dekretale Venerabilem darüber diskutiert, an welchem Ort gewählt, wo und durch wen gekrönt werden soll. Dabei wird gefordert, dass bestimmte Fürsten zugegen sein sollten. Insofern wurden neben dem Approbationsanspruch auch Fragen der deutschen Königswahl behandelt, die bis zur Formulierung der Goldenen Bulle (1356) an Kontur gewinnen sollten. Innozenz III. entschied sich sicherlich auch wegen der päpstlichen Interessen an und in Mittelitalien zugunsten Ottos. Der Stauferanhang wurde gebannt, und Otto IV. musste eidlich versichern, den Papst bei den noch ausstehenden Rekuperationen römischer Besitzungen und Rechte zu unterstützen. Die päpstliche Haltung führte jedoch nicht zu klaren Verhältnissen, denn der Episkopat blieb weitgehend staufertreu. Vielleicht ließ sich Innozenz auch deshalb schon bald wieder auf – zunächst geheime – Verhandlungen mit dem Staufer ein, der Zugeständnisse machte.
VIII. Von Innozenz III. (1198–1216) bis Gregor X. (1271–1276)
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Ottos Position wurde nicht nur aus diesem Grund unsicherer, sondern auch, weil sich die europäische Bündnisstruktur verschob. 1207 kamen sogar zwei Kardinallegaten nach Deutschland, um Otto IV. zum Verzicht zu bewegen. Die Verhandlungsergebnisse finden sich nirgendwo dokumentiert, und entsprechend wird heftig über deren Inhalt spekuliert. Eine Einigung wurde nach dem „Königsmord von Bamberg“ hinfällig: Wohl aus Privatrache schlug der bayerische Pfalzgraf Otto von Wittelsbach – früher mit Philipps Tochter verlobt, möglicherweise jetzt aufgrund einer vielleicht geplanten Ehe mit dem Papstneffen gekränkt – Philipp von Schwaben am 21. Juni 1208 in Bamberg mit dem Schwerte nieder. Zuweilen werden diese Ereignisse sogar als politischer Akt gedeutet. Anschließend erkannten jedenfalls sogar Stauferanhänger Otto IV. als König an. Dieser ließ sich am 11. November 1208 in Frankfurt nochmals einmütig zum König wählen, heiratete eine Tochter Philipps von Schwaben und scheint sich zunächst den päpstlichen Wünschen gebeugt zu haben. Mit biblischen Worten nannte der Papst Otto deshalb sogar „den Mann nach meinem Herzen“. Aber schon bald wendete sich das Blatt, und Otto ließ in den von Innozenz zurückeroberten Gebieten Italiens Reichsrechte einfordern. Er zog im August 1209 sogar mit einem eigenen Heer über den Brenner und traf den Papst in Viterbo. Trotz mancher Warnungen krönte Innozenz III. Otto am 4. Oktober 1209 zum Kaiser. 14 Die Enttäuschung folgte auf dem Fuße, denn Otto änderte seine Route in Richtung Sizilien. Eine päpstliche Banndrohung schreckte ihn nicht. In Kalabrien wartete er auf Flottenhilfe aus Pisa. Angeblich soll Friedrich II. schon ein Schiff in Palermo bereitgehalten haben, um nach Afrika fl iehen zu können. Ottos Wortbruch führte zum Bann am 18. November 1209, den Innozenz später (1211) noch einmal erneuerte. Der Papst sah sich von seinem früheren Günstling offensichtlich sehr enttäuscht, mit Bibelworten wie „Es reut uns, den Menschen geschaffen zu haben“ deutete er dies an. Deshalb förderte Innozenz nun Friedrich II., den er bisher in Sizilien hatte halten wollen. Schon im September 1211 riefen einige Fürsten nach dem neuen Willen des Papstes Friedrich II. in Nürnberg zum künftigen Kaiser aus. Der 17-jährige Staufer wurde zum Hoff nungsträger, reiste nach Norden. Noch in Palermo leistete Friedrich einem Papstlegaten den Vasalleneid. Mit dem Schiff bis nach Genua und dann auf dem Landweg gelangte der König nach Norden, um zunächst in Schwaben eine Machtbasis zu gewinnen. Am 5. Dezember 1212 wurde der Staufer in Frankfurt zum König gewählt und am 9. Dezember in Mainz gekrönt. Friedrich II. musste dem Papst ähnliche Versprechungen wie Otto IV. machen, die er am 12. Juli 1213 in den Vereinbarungen von Eger (Goldbulle) niederlegte: Er verzichtete auf die rekuperierten Gebiete Mittelitaliens, auf Spolien und Regalien und auf die Mitwirkung bei Bischofsund Abtswahlen: Wir werden dir, hochheiliger Vater, und allen deinen katholischen Nachfolgern und der römischen Kirche, unserer eigentlichen Mutter, darbieten allen Gehorsam, alle Verehrung und Ergebenheit, mit demütigem Herzen und devotem Sinne, welche unsere königlichen und kaiserlichen Vorgänger euren katholischen Vorgängern bekanntlich dargebracht haben. […] Wir überlassen der römischen Kirche frei und in vollkommener Ruhe alle Besitzungen, die sie wiedergewonnen hat, ob nun unsere Vorgänger oder irgendwelche andere Leute sie ihr entrissen hatten. Um sie zu behaupten, versprechen wir
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter ihr in guten Treuen unsere Hilfe. Wir werden sie nach Kräften bei der Rückgewinnung der Besitzungen unterstützen, die noch nicht zurückgewonnen sind. Wir werden ihr, falls uns derartige Güter in die Hand kommen, diese ohne weiteres übergeben. […] Und wenn wir nach Rom kommen, um die Kaiserkrone zu empfangen, oder wenn wir in Geschäften der Kirche vom apostolischen Stuhl gerufen sind, dann werden wir vom Herrn Papste die Prokuratur und die Steuer (Fodrum) von diesen Gebieten bekommen. Wir werden auch der römischen Kirche helfen, das Königreich Sizilien zu behaupten und zu verteidigen und alle Rechte, die nach unserem Wissen damit zusammenhängen […].15
Die Entscheidung des deutschen Thronstreites war in westeuropäische Zusammenhänge eingebunden. Über England lag das Interdikt (Verbot von gottesdienstlichen und sakramentalen Handlungen in einem Gebiet), weil Johann Ohneland den vom Papst zum Erzbischof von Canterbury geweihten Stephan Langton nicht nach England ließ. Johann wollte sich offensichtlich in der Kirche von Canterbury Königsrechte sichern. In dieser Situation beauftragte Innozenz III. 1213 den Kapetinger Philipp II. August mit der Vollstreckung des Urteils. Das war bei entsprechender Interpretation ein indirekter Freibrief für die Eroberung Englands. Zwar unterwarf sich Johann in letzter Minute im Mai 1213 dem Papst, ging aber selbst zum Angriff gegen den Kapetinger über. Dabei sollte das Bündnis mit Otto IV. helfen. In der Schlacht von Bouvines brachte der Sieg des Kapetingers am 27. Juli 1214 nicht nur einen großen Gewinn für die französische Monarchie, sondern entschied zugleich den deutschen Thronstreit. Otto IV. starb am 19. Mai 1218 auf der Harzburg. Friedrich war hingegen in seiner Position gefestigt und ließ sich am 25. Juli 1215 erneut, am rechten Ort (Aachen), krönen. Bei dieser Gelegenheit wurde der Karlsschrein mit den Gebeinen des 1165 kanonisierten Karls des Großen verschlossen, und der König versprach einen Kreuzzug. Damit war der Thronstreit abgeschlossen, in den Innozenz vielfach einbezogen war, anfangs eher theoretisch, später auch praktisch. Vor allem die Ansprüche zur päpstlichen Approbation sollten längerfristig aufrechterhalten werden.
Die Auseinandersetzungen mit Friedrich II. (1215–1250) Vom Kaisertum zum wiederholten Bann Trotz der verschiedenen Versprechen Friedrichs blieben Ängste in Rom bestehen. Deshalb erklärte der Staufer am 1. Juli 1216 feierlich, er wolle nach der Kaiserkrönung zugunsten seines Sohnes Heinrich auf Sizilien verzichten: In unserem Bestreben, wie der römischen Kirche so auch dem Königreich Sizilien zu dienen, gaben wir das Versprechen und räumen ein und bestimmen, daß wir das Königreich Sizilien, sobald wir die kaiserliche Krone empfangen haben werden, beiderseits der Meerenge der römischen Kirche zum Besitz überlassen, wie wir es ja auch nur allein von ihr besessen haben. Unseren Sohn Heinrich, den wir auf eure Aufforderung hin zum König haben krönen lassen, werden wir aus der väterlichen Gewalt entlassen […].“16
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Das Versprechen sah weiterhin vor, dass bis zur Mündigkeit des kleinen Sohnes Heinrich ein dem Papst genehmer Vormund alle Lehenspflichten gegenüber der Kurie erfüllen solle. Kaum war Innozenz III. jedoch am 16. Juli 1216 in Viterbo verstorben, ließ Friedrich Heinrich nach Deutschland bringen. Dort erhielt er das Herzogtum Schwaben, wenig später den Rektorat über Burgund und wurde auf einem Hoftag in Frankfurt 1220 zum deutschen König gewählt. Der neue Papst Honorius III. (1216–1227) protestierte zwar gegen die Wahl, Friedrich II. entgegnete jedoch, die Fürsten hätten Heinrich ohne sein Wissen spontan gewählt. Im August 1220 brach Friedrich II. von Augsburg nach Rom auf, wo Honorius III. ihn am 22. November 1220 zum Kaiser krönte.17 Der Papst gestand sogar eine Personalunion zwischen Sizilien und dem Reich zu, und Friedrich erklärte im Gegenzug nur seinen Verzicht auf eine Realunion beider Reiche. Bei der Kaiserkrönung erneuerte Friedrich sein Kreuzzugsgelübde. Friedrich II. hatte erreicht, durch einen Umweg über Deutschland als Kaiser ohne Rivalen in sein sizilisches Erbreich heimkehren zu können. Der Nachfolger Honorius’ III., Gregor IX., erscheint auf den ersten Blick weniger „politisch“, denn er war neuen Frömmigkeitsformen gegenüber aufgeschlossen. Aber als Pragmatiker sah er in Friedrich einen gefährlichen Gegner. Bei seinem Kampf gegen den Kaiser dienten ihm Mitglieder der Bettelorden zuweilen als tüchtige Helfer; hiermit standen neue Mittel der Auseinandersetzung zu Gebote. Obwohl der Papst schon nicht mehr an Friedrichs Kreuzzugsversprechen glaubte, sammelte sich auf Friedrichs Geheiß im August 1227 eine große Menge Kreuzfahrer (angeblich ca. 60 000) in Brindisi. Die Sommerhitze begünstigte jedoch den Ausbruch einer großen Seuche, die Tausende dahinraffte. Auch der Kaiser erkrankte und zog zur Genesung in die Heilbäder von Pozzuoli. Gregor IX. behauptete, die Krankheit sei vorgetäuscht, nahm ein Angebot des Kaisers zur Kirchenbuße nicht an und bannte Friedrich II. am 29. September 1227 in der Kirche von Anagni. Richard von San Germano berichtet: Der Papst [Gregor IX.] war deshalb gegen den Kaiser sehr aufgebracht, und ohne die Angelegenheit zu untersuchen, erklärte er ihn am 29. September zu Anagni dem Kirchenbann verfallen, wie es seinerzeit zu San Germano bestimmt worden war. Der Kaiser suchte die Bäder von Pozzuoli auf, während sich der Papst nach Rom begab. […] Gregor berief vielmehr möglichst viele Prälaten nach Rom, exkommunizierte den Kaiser öffentlich am 18. November und sandte hierüber Rundschreiben in alle Teile des Abend landes.18
Dagegen berichtete der stauferfreundliche Historiograph Burchard von Ursberg ein Jahr später (1228) anders über die Parteiungen in Rom, die kriegerischen Auseinandersetzungen und die Flucht des Papstes. Da der Papst an der Exkommunikation des Kaisers festhielt, befahl der Kaiser die mächtigsten und vornehmsten römischen Bürger aus der Familie der Frangepani und andere zu sich, die den hauptsächlichen Einfluß auf das römische Volk ausübten, und verhandelte mit ihnen […]. Darum hetzten sie das Volk auf, als der Papst erneut den Kaiser bannte, so daß er schmählich aus der Stadt vertrieben wurde und in diesem und dem folgenden Jahre in Perugia bleiben mußte. Die Römer begannen dann den Krieg gegen Viterbo, dessen Land und Weinberge sie
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter bis unter die Mauern der Stadt verwüsteten, und sie machten es ebenso mit anderen päpstlichen Landschaften in der Nähe von Rom. Der Papst hetzte dafür den oben genannten König Johannes von Jerusalem und die Grafen Matthäus und Thomas und wen er nur in Tuszien und in der Lombardei dazu gewinnen konnte, gegen die Römer und den Kaiser und gab viel Geld aus, um ein Söldnerheer zu bezahlen.19
Gregor IX. löste die Untertanen vom Treueid und drohte mit der Einziehung des Lehens Sizilien. Friedrich hielt jedoch am Kreuzzugsplan fest und brach Ende Juni 1228 als Gebannter auf. Als er in Akkon gelandet war, wurde er vom dortigen lateinischen Klerus nur verhalten begrüßt. Kurz darauf traf dort ein päpstliches Schreiben ein, das den Umgang mit dem Gebannten verbot.20 Ein militärischer Sieg Friedrichs war aber durch Truppenverluste schwieriger geworden, auch deshalb rückten diplomatische Verhandlungen in den Vordergrund. Förderlich war dabei, dass der Herrscher mit dem Islam und arabischer Kultur in Sizilien in Kontakt gekommen war. Friedrichs Verhandlungen mit dem Gesandten des Sultans führten zu einem am 18. Februar 1229 in Jerusalem geschlossenen Vertrag, für zehn Jahre die meisten der heiligen Stätten an die Christen zurückzugeben. Diese Ergebnisse kritisierte Papst Gregor vielleicht auch deshalb, weil Patriarch Gerold von Jerusalem den Vertrag negativ kommentiert hatte. Ein wichtiger Kritikpunkt des Papstes betraf das – allerdings auch früher nicht konsequent eingehaltene – Verbot, Verträge mit Ungläubigen abzuschließen.21 Die unterschiedlichen Berichte und Bewertungen des Vertrages lassen die jeweiligen Interessen erkennen: Auf der einen Seite stand Friedrich, der sich vom Bann lösen und König von Jerusalem werden wollte, auf der anderen Gregor IX. mit einem klassischen Maximal-Kreuzzugsprogramm. Nach päpstlichen Vorstellungen war Jerusalem den Christen langfristig zu sichern, waren vielleicht auch die Zugeständnisse an die Muslime zu groß. Vielleicht konnte aber Friedrich II. als Gebannter in den Augen des Papstes überhaupt keinen positiven Erfolg erringen. Zwischen diesen Positionen bewegten sich die verschiedenen Protagonisten im Heiligen Land, die stärker eigene Vorteile und die praktische Umsetzung im Auge hatten. Nach der Krönung zum König von Jerusalem und weiteren Feierlichkeiten reiste der Kreuzfahrer Friedrich eilig zurück, wohl auch deshalb, weil der Papst Sizilien angeblich besetzt hatte, was Friedrichs dortige Herrschaft betraf. Gregor IX. hatte während des Kreuzzuges sogar die Nachricht vom Tod des Kaisers verbreiten lassen. An der Grenze zum Kirchenstaat bot Friedrich dem Papst Friedensverhandlungen an, denen sich der Papst nicht entziehen konnte. Geführt wurden sie acht Monate lang unter der Leitung des Deutschordens-Großmeisters Hermann von Salza. Ein im Juli 1230 abgeschlossener Vertrag sah die Lösung Friedrichs vom Bann vor; dafür räumte Friedrich unter anderem freie Bischofswahlen in Sizilien ein und verzichtete auf Ansprüche im Kirchenstaat.22 Als Friedrich II. nach einem Aufenthalt nördlich der Alpen 1235 / 36 die kaiserlichkönigliche Stellung in der Lombardei sichern wollte, fühlte sich der Papst erneut bedroht. In Italien spalteten sich aber die Städte und kleinen Herrschaften (Signorien) zunehmend in Stauferanhänger (Ghibellinen) und Gegner beziehungsweise Anhänger des Papstes (Guelfen). Die Namen leiten sich von den Bezeichnungen für die Staufer und
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Welfen her. Der Ausdruck Ghibellinen bezieht sich auf Waiblingen, einen Herkunftsort der Staufer, während der zweite den Welfennamen direkt aufgreift. Der Krieg Friedrichs gegen die Lombarden begann 1236. Der Kaiser konnte die Lombardei bis auf sechs Städte unterwerfen. Er vermählte seinen Sohn Enzio mit der Erbin zweier sardischer Fürstentümer und erhob ihn zum König von Sardinien. Dies war eine Spitze gegen den Papst, weil dieser aufgrund der Konstantinischen Schenkung (vgl. Kapitel IV, S. 71) die Oberhoheit über diese Insel beanspruchte. 1238 kam es zum endgültigen Bruch zwischen Papst und Kaiser. Gregor IX. formulierte seine Ansprüche mit Rückgriffen auf die Konstantinische Schenkung, aber der Zusammenstoß erfolgte zunächst auf einer politischen Ebene, denn es ging um die Herrschaft über Italien. 1238 schmiedete der Papst in diplomatischer Meisterart mit Genua und Venedig, den beiden seit langem verfeindeten Stadtstaaten, ein Bündnis gegen den Kaiser. Am Palmsonntag 1239 – der Papst wartete nicht einmal den üblichen Gründonnerstag ab – schleuderte Gregor IX. seinen zweiten Bannfluch gegen den Kaiser, der nie wieder aufgehoben werden sollte. Seine Begründung war aber insgesamt schwach: Der Kaiser habe den Frieden von 1230 gebrochen und vertrete eine Gegnerschaft zum Heiligen Stuhl. Die Bannbulle, in jedem Hochamt zu verlesen, begann folgendermaßen: „Wir exkommunizieren und anathematisieren aus der Machtvollkommenheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, der Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen, Friedrich, den man Kaiser nennt, deswegen, weil er in der Stadt Rom gegen die Römische Kirche einen Aufstand angestiftet hat […] Wir exkommunizieren und anathematisieren ihn ferner […]“, und dann folgte eine Reihe von Anklagen und Beschuldigungen, die vor allem auf Wirkung in der Öffentlichkeit abgestellt waren. Friedrich weilte mit großem Gefolge in Padua, als ihm nach einer Woche die Exkommunikation erreichte. Er ließ daraufhin die Bürger ins Stadthaus rufen, und ergriff selbst das Wort, um zu protestieren. Er begann mit Ovid: „Was wir verdient erdulden, mit Leichtigkeit wird es ertragen. Nur die Strafe bedrückt, die unverschuldet uns trifft. […]“ Auf eine weitere päpstliche Schmäschrift folgte die Entgegnung des Kaisers, nicht minder heftig: Zu Beginn der Erschaff ung der Welt hat Gottes vorausschauende und unaussprechliche Fürsorge, an der fremder Rat keinen Teil hat, an die Feste des Himmels zwei Lichter gesetzt, ein größeres und ein kleineres: das größere, daß es den Tag regiere, das kleinere, daß es die Nacht regiere. […] Ebenso hat dieselbe ewige Vorsehung auf der Feste der Erde zwei Herrschaften haben wollen, Priestertum nämlich und Kaisertum, das eine zum Schutz, das andere zur Wehr, auf daß der Mensch, der allzu lange in seine zwei Elemente aufgelöst war, durch zwei Zäume gezügelt würde, und so Friede für den Erdkreis erstünde durch Eindämmung aller Ausschweifungen. Aber der da sitzt auf dem Stuhl der verkehrten Lehre, der Pharisäer, von seinen Genossen gesalbt mit dem Öle der Bosheit, der römische Priester unserer Zeit: er vermißt sich, sinnlos zu machen, was aus Nachahmung himmlischer Ordnung niedergestiegen ist und glaubt vielleicht, so passe er zu den Dingen da oben, die von Naturgesetzen, nicht von Willkür gelenkt werden. Den Glanz Unserer Majestät sinnt er zu verdunkeln: denn mit zur Fabel verwandelter Wahrheit, voll von Lügen, ergehen Briefe in die verschiedenen Teile der Welt. […] Denn er, der Papst bloß dem Namen nach, hat da geschrieben, Wir seien die Bestie, die aus dem Meere steigt, voll
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter Namen der Lästerung, mit des Pardels Buntheit übermalt. Und Wir behaupten, er selbst sei jenes Ungetüm, von dem man liest: es ging heraus ein ander Pferd, ein rotes, aus dem Meere, und der darauf saß, nahm den Frieden von der Erde, daß die Lebenden sich untereinander erwürgten.
Zugleich richtete Friedrich sich an die Könige Europas: „Ihr aber, geliebte Fürsten, beklagt nicht allein Uns, sondern auch die Kirche, die da ist aller Gläubigen Gemeinschaft: denn ihr Haupt ist schwach, ihr Herr gleichsam ein brüllender Löwe, ein Wahnwitziger ihr Prophet, ein Ungläubiger ihr Gatte, ein Besudler des Heiligsten ihr Priester, der unrecht handelt wider das Gesetz. […]“23 Der Bann und die kaiserliche Antwort wurden Ausgangspunkt einer noch heute seitenfüllenden hasserfüllten Publizistik. Gregor IX. bewegte sich oft mals auf einer geistlichen Ebene und charakterisierte den Kaiser in vielen Varianten als den Antichristen. Etwas weniger krass waren die kaiserlichen Pamphlete. In diesen beteuerte Friedrich immer wieder seine Rechtgläubigkeit und versuchte, einzelne Kardinäle oder Kardinalsgruppen für sich zu gewinnen. Aber anders als frühere Kaiser, die im Konflikt mit Rom standen, kam er nie auf den Gedanken, einen Gegenpapst erheben zu lassen. Der Ton war heft ig und polemisch, wie aus einem Schreiben Papst Gregors IX. von 1239 an den Erzbischof von Reims hervorgeht, das nochmals den Kreuzzug Friedrichs wertet: Es steigt aus dem Meer die Bestie voller Namen der Lästerung, die […] ihren Mund öffnet zur Schmähung des göttlichen Namens und nicht aufhört, auf Gottes Zelt und die Heiligen, die in den Himmeln wohnen, die gleichen Speere zu schleudern. […] Unter Verachtung der Schlüsselgewalt der Kirche fuhr er, ohne vom Banne losgesprochen zu sein, nach Syrien hinüber und schloß dort mit dem Sultan, der ihm bloß die Stadtmauern von Jerusalem abtrat und dem er ein großes Heer von Roß und Reitern zur Bekämpfung der Christen übersandte, ein Bündnis auf zehn Jahre. Außerdem überließ er den Tempel des Herrn der Sippschaft des Mohammed, den Sarazenen, die in ihm ihre Gebete herunterschreien, verwandelte sich aus einem Beschirmer in einen Feind und bekämpfte mit allen Kräften unseren ehrwürdigen Bruder, den Patriarchen von Jerusalem, und die Templer. […] Aber alle Welt erfuhr, daß dieser Friedrich, wie er in Syrien in eigener Person die Kirche Gottes verfolgte, sie über dem Meer [in Italien] durch Rainald, den er gegen unseren Rat als Verweser des sizilischen Reiches zurückgelassen hatte, bedrücken ließ […].24
Schon nach dem Bannspruch hatte Friedrich begonnen, sich für einen Krieg mit dem Papsttum zu rüsten. Bei der Vorbereitung des Kampfes wurden Parteiungen in Europa wichtig: In Frankreich dominierten zwar die Sympathien für den Papst, aber der König griff militärisch nicht ein. Die schwerste Enttäuschung für den Papst war sicherlich, dass die meisten Mitglieder des deutschen Episkopates, vor allem Erzbischof Siegfried von Mainz, auf die kaiserliche Seite traten. Nachdem Friedrich in der Lombardei und in der Romagna einige militärische Erfolge erzielt hatte, rückte er im Januar 1240 in den Norden des Kirchenstaates ein. Die Lage der Kurie schien hoffnungslos, weil Friedrich auch in Rom über Anhänger verfügte. Da gelang es dem uralten Papst bei einer Prozession, die Römer umzustimmen. In Weihrauch gehüllt, nahm er die Tiara ab, setzte sie auf den Reliquienschrein mit den
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Häuptern der Apostel Petrus und Paulus und rief: „Ihr Heilige, verteidigt Rom, wenn die Römer es nicht mehr schützen wollen!“ War dies ein Beleg für die tiefe Frömmigkeit des Papstes oder das letzte Mittel, ein Akt der Verzweiflung? Es ist aufschlussreich, dass wohl zu ebendieser Zeit im römischen Milieu eine Prophezeiung entstand, die unterstrich, dass letztlich die römische Kirche Ort der Heilsgeschichte bleiben werde.25 Der Papst berief sogar ein Konzil für Ostern 1241 ein. Friedrich II. erkannte die große Gefahr und versuchte, die Teilnahme an diesem Konzil zu verhindern. Dem Aufruf des Papstes folgten vor allem französische, spanische und lombardische Kleriker, die sich in Genua zur Fahrt nach Civitavecchia einschifften. Friedrich II. konnte sie aber bei der Insel Monte Christo (in der Nähe von Elba) gefangen nehmen, ein schwerer Rechtsbruch. Die in das Königreich Sizilien gebrachten gefangenen Prälaten wurden als wertvolle Pfänder in strenger Haft gehalten. Damit hatte Friedrich II. militärisch gesiegt, und für den Papst gab es keinen Ausweg mehr. Allerdings nutzte der Sieg Friedrich wenig, weil Gregor IX. am 22. August 1241 starb. Er hatte die Auseinandersetzung mit dem Staufer zu einem Antagonismus gesteigert.
Innozenz IV. – der Vollstrecker? Absetzung und Propagandafeldzüge Nach Gregors Tod bestand das Kardinalskollegium nur noch aus zwölf Mitgliedern. Über die Schwierigkeiten einer Wahl berichtet die Kölner Königschronik von 1241: In diesem Jahre starb am 22. August Papst Gregor. Bis zum November blieb der apostolische Stuhl unbesetzt, weil die Kardinäle nicht einig wurden, obwohl sie sozusagen in einem engen Gefängnisse zusammengesperrt waren. Schließlich wählten sie den Kardinal Gaufred, einen Mailänder, der Coelestin IV. genannt wurde und ungefähr siebzehn Tage regierte. Nach seinem Tode gab es ein Jahr und acht Monate keinen Papst, da die Kardinäle sich abermals veruneinigten und keine Wahl vornehmen wollten, bis ihnen die zwei Kardinäle Otto und Jakob zurückgegeben würden, die der Kaiser bei ihrer Rückkehr von der Gesandtschaftsreise aufgegriffen hatte und gefangen hielt […]. Der Kaiser gab die Kardinäle und alle Äbte und Kleriker, die er mit ihnen gefangen genommen hatte, frei. So wurde Papst Innozenz IV. erwählt.26
Das lang andauernde Konklave trägt vor allem die Handschrift des stadtrömischen Adels. Als nach Coelestins Tod viele Kardinäle aus Rom geflohen waren, um neuen Zwangsmaßnahmen zu entgehen, ließ der Senator und Stauferfeind Matteo Rosso Orsini Gegner einkerkern und versuchte, die Papstwahl zu beeinflussen. So zog sich die Sedisvakanz weiter hin, bis im Juni 1243 aus der Familie der Fiesco Innozenz IV., ein Kanonist und Jurist, gewählt wurde. Es gilt nach Alexander III. und Innozenz III. der dritte große „Juristenpapst“. Friedrich II. begrüßte ihn zwar ostentativ als seinen Freund, aber Innozenz IV. war dennoch grundsätzlich der Ansicht, dass das Kaisertum ein Lehen des Papstes sei. Schon bald hieß es, Friedrich habe unter den Kardinälen einen Freund verloren, dafür aber einen Feind als Papst gewonnen. Der Gegensatz zwischen Kaiser und Papst verhärtete sich weiter.
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Der Papst setzte Friedrich schon bald auf dem Konzil von Lyon 1245 ab (siehe unten S. 195–198). Die Auseinandersetzung zwischen Innozenz IV. und Friedrich erreichte danach besonders in Italien einen neuen Höhepunkt, weil sich vor allem hier die verschiedenen Interessen vielfach überlagerten. Zunehmend wurde der Papst in der Propagandistik als Inbegriff des Bösen angeprangert. Friedrich versuchte, seine Machtbasis mit Hilfe der italischen Fürsten und Savoyens zu verbreitern. In dieser Situation – denn die Interessen Frankreichs waren betroffen – sagte Ludwig IX. von Frankreich dem Papst seine Hilfe zu. In der Folge gingen Friedrich mehrere wichtige Städte in Oberitalien verloren. Der Verrat des Kanzlers Petrus de Vinea traf den Kaiser im Jahr 1249, wenig später entging er im letzten Augenblick einem Gift mordversuch. In einem Manifest sprach er von einem Vergiftungsplan des Papstes. Kurz vor Vollendung seines 56. Lebensjahres traf Friedrich dann eine fiebrige Darmentzündung. Er verfasste sein Testament, das unter anderem folgenden Punkt enthielt: Der Kirche sollten die Besitzungen zurückgegeben werden, falls diese die kaiserlichen Rechte respektiere. In der Kutte eines Zisterziensers, durch den Bischof von Palermo ausgesöhnt, verschied der Kaiser am 13. Dezember 1250. Innozenz IV. soll geschrieben haben: „Es freuen sich die Himmel, und die Erde frohlockt.“27 Friedrichs Kampf – auch gegen das Papsttum – bewirkte Weichenstellungen: Das Ende des staufischen Hauses war trotz eines Nachspiels vorgezeichnet. Mit dem Tod des Kaisers, der heute so gerne als moderner Gestalter Siziliens und Italiens gesehen wird, schien für das Papsttum die Sizilienfrage gelöst; die Zukunft schien zumindest offen, um dort die eigenen Lehnsansprüche umzusetzen und zudem universale päpstliche Vorstellungen ohne größere kaiserliche Konkurrenz zu formulieren.
Sizilien und die Wendung zu den Anjou Wie gestaltete sich jedoch die Situation in Sizilien, nachdem das universale Kaisertum an sein Ende gelangt war, das Papsttum gesiegt hatte? Dieser Erfolg sollte nicht darüber hinwegtäuschen, wie eingeschränkt die reale Machtbasis der Päpste blieb. Die überzogenen Ansprüche konnten sich nur bei einem Gegner wie Friedrich II. zu dieser Extremität steigern. Um seine Ziele zu erreichen und um die Söldnerheere zu bezahlen, hatte Papst Innozenz IV. immer wieder neue Geldquellen erschließen müssen. Dies förderte die Entwicklung eines ausgedehnten Abgabewesens, das neben den gewollten Effekten Missbrauch und Missdeutungen ermöglichte und langfristig eher zu Lasten der Institution ging. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts fanden keine vergleichbaren Auseinandersetzungen mehr statt. Die Päpste wollten wahrscheinlich das universale Kaisertum beerben, konnten das entstandene Vakuum aber nicht eigenständig ausfüllen. Insofern zog vielleicht sogar der Niedergang des Kaisertums denjenigen des Papsttums nach sich, wie die in den nächsten Jahrzehnten zunehmende Abhängigkeit der Kurie von Frankreich andeuten mag. In Italien befanden sich Wirtschaft, Literatur und Kultur in einem Aufschwung, vor allen Dingen in den kleinen politischen Territorien, die Unabhängigkeit besaßen oder
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immer wieder erstrebten. Die stärksten Kräfte in Nord- und Mittelitalien wurden ebendiese Kommunen. Auch deshalb konnte Innozenz IV. nach 1250 nicht einfach die Kaiserherrschaft durch die Papstherrschaft ersetzen, denn diese neuen Strukturen überlagerten die alten Parteiungen zwischen Ghibellinen und Guelfen. Anders stand es in Sizilien, das seit 1059 Lehen des Papstes war. Innozenz IV. glaubte, nach dem Tod Friedrichs II. die weitere Entwicklung Siziliens päpstlich dominieren zu können. Aber diese Hoffnungen erfüllten sich nicht, denn schon 1252 landete der Staufer Konrad IV. in Apulien. Innozenz musste sein Lehnsreich deshalb mit Gewalt verteidigen bzw. erobern und suchte dafür Hilfe in England. Schon 1250 hatte er Richard von Cornwall die sizilische Krone angeboten, der jedoch abgelehnt hatte. Da sich auch Karl von Anjou nicht gewinnen ließ, griff Innozenz erneut auf England zurück und setzte den achtjährigen Königssohn Edmund als Kronprätendenten ein. Als Konrad IV. 1253 Capua und Neapel einnahm, folgte 1254 der Bannfluch Innozenz’ IV. über den Staufer, der jedoch im Mai des gleichen Jahres in Apulien starb. Konrads rechtmäßiger Erbe war sein Sohn Konradin. Dennoch war auf staufischer Seite zunächst die Stunde Manfreds gekommen, eines illegitimen Sohnes Friedrichs II., der die Herrschaft in Sizilien an sich reißen konnte. Er unterwarf sich am 27. September 1254 in einem Vertrag dem Papst, erkannte die päpstliche Oberherrschaft an, ließ sich mit Tarent abfinden und wurde Statthalter auf den festländischen Gebieten. Damit schien das Ziel des Papstes zunächst erreicht, aber schon im Oktober 1254 erfolgte der Bruch, der zur militärischen Auseinandersetzung führte. Manfred konnte die noch von seinem Vater in Lucera angesiedelten Sarazenen und Deutsche als Söldner gewinnen, die im Dezember 1254 ein päpstliches Heer vollständig schlugen.28 Im gleichen Monat starb Innozenz IV. 1258, schon im Pontifi kat Alexanders IV., verbreitete sich das Gerücht, der legitime staufische Thronerbe Konradin sei tot. Manfred ließ sich im gleichen Jahr in Palermo zum König von Sizilien und Apulien krönen. Außerdem griff er, obwohl vom Papst inzwischen exkommuniziert, in die mittel- und norditalischen Verhältnisse ein. Mit weiteren militärischen Siegen baute er seine Vormachtstellung aus und errichtete noch einmal kurzfristig die Stauferherrschaft in Italien. Mit Urban IV. (1261–1264) kam ein neuer Grundzug in die kuriale Politik. Die guelfische Partei und Frankreich gewannen an Bedeutung. Dass der französische Einfluss den staufisch-deutschen in Italien zunehmend ablöste, zeigt ein Blick auf die Kardinalsernennungen: Urban kreierte vierzehn Kardinäle, davon stammten sechs aus Frankreich.29 Für diese neue Orientierung war der französische Herrscher Ludwig IX. allerdings nicht ganz leicht zu gewinnen. Er hatte die päpstliche Absetzung Friedrichs II. nie anerkannt und wollte sich über die legitimen Rechte Konradins nicht hinwegsetzen. Schließlich wurde aber Karl von Anjou trotzdem ein ernsthafter Kandidat für das Königreich Sizilien. Er war das jüngste Kind Ludwigs VIII. mit Erbrechten auf Anjou und Maine, hatte seine Machtbasis durch die Heirat mit Beatrix, der Erbin der Provence, im provenzalischen Raum erweitert und konnte dort den Reichseinfluss zurückdrängen. Schon 1252 hatte Innozenz IV. Karl erstmals angeboten, die Herrschaft im Königreich Sizilien anzutreten. Karl suchte ab 1259 von der Provence ausgehend in
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Oberitalien Einfluss zu gewinnen und nahm 1262 mit Papst Urban IV. konkrete Verhandlungen über eine Belehnung mit Sizilien auf, die aber erst am 30. April 1265 zu umfangreichen Abmachungen führten.30 Karl verpflichtete sich hierin, die Rechte der Kirche zu achten, nachdem ihm das Erbkönigreich Sizilien in männlicher und weiblicher Linie übertragen worden war. Er verzichtete weiterhin darauf, die Kaiserwürde oder die Herrschaft über Reichsitalien anzustreben. Über diesen Verhandlungen verstarb Papst Urban IV. schon 1264, aber sein im Folgejahr erhobener Nachfolger Clemens IV. (1265–1268) verfolgte diese Politik weiter. Im Januar 1266 krönte der Papst Karl I. von Anjou in Rom zum König, anschließend traf Karls Heer ein, das am 26. Februar 1266 König Manfred in der Schlacht bei Benevent besiegte. Karl I. versuchte sodann, mit Hilfe der Guelfen eine neue Machtbasis in der Toskana gegen den staufisch-ghibellinischen Einfluss aufzubauen. Aber die Ghibellinen Italiens richteten ihre Hoffnung nun auf den jungen Stauferspross Konradin, dessen Wahl zum deutschen König der Papst nochmals streng verbot. Dennoch machte sich dieser im Herbst 1267 auf den Weg nach Süden; in Verona, Pavia, Pisa, Siena wurde er freundlich aufgenommen. Aussichtslos war der Zug Konradins keinesfalls, denn Karls Herrschaft war noch nicht besonders gefestigt. Konradin konnte sogar im Juli 1268 in Rom einziehen. Papst Clemens IV. residierte zu dieser Zeit nicht dort; die Kurie hielt sich zu dieser Zeit meist in Perugia und Viterbo auf. Die Gegner Karls I. von Anjou in Rom hatten Heinrich von Kastilien, einen Bruder König Alfons’ X., zum Senator gewählt, der sich Konradin anschloss. Nachdem Konradin Rom eingenommen hatte, wich Karl in den nördlichen Teil Siziliens aus. Dort kam es am 23. August 1268 zur für Konradin vernichtenden Entscheidungsschlacht bei Tagliacozzo.31 Wenig später wurde das öffentliche Todesurteil über Konradin auf dem Marktplatz von Neapel vollstreckt. Die Zukunft Europas gehörte einem neuen System verschiedener konkurrierender „Staaten“, keinen universalen Konzeptionen, was für das Papsttum nicht ohne Bedeutung war. Dennoch blieben an der Kurie zunächst Pläne bestehen, das Kaisertum zu erneuern. Diese Möglichkeit schien nach wie vor auf der Basis des deutschen Königtums gegeben. Nachdem im April 1272 Richard von Cornwall gestorben war, erkannte Gregor X. (1271–1276) die Notwendigkeit, die Neuwahl eines Königs in Deutschland zu fördern. Gleichzeitig verlangte der immer noch um die Herrschaft in Deutschland ringende Alfons von Kastilien die Anerkennung und vor allen Dingen die Kaiserkrönung in Rom. Dies lehnte Gregor X. jedoch ab. Im Sommer 1273 erließ er den Befehl, in Deutschland binnen kurzer Frist einen König zu erheben, anderenfalls wolle er einen solchen benennen. Nach einigen Diskussionen und Machtkämpfen wurde Rudolf von Habsburg am 14. Oktober 1273 in Aachen gekrönt. Auf dem Zweiten Konzil von Lyon (1274) ließ sich der Papst versichern, dass der neue König päpstlichen Besitz nicht angreifen wolle. Mit seiner Zusage gab Rudolf von Habsburg die alte staufische Italienpolitik auf. Er versprach dem Papst außerdem einen Kreuzzug. Nachdem Rudolf im Oktober 1275 das Kreuz genommen hatte, wurde die Kaiserkrönung für den Februar 1276 festgelegt. Gregor X. starb aber bereits im Januar 1276 und die auf ihn folgenden Päpste waren durchweg anjoufreundlich.
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Sizilien behielt seine Schlüsselstellung im Mittelmeer. Das Königtum der Anjou festigte sich zwar kontinuierlich, aber durch eine grausame und unbeliebte Herrschaftsweise. Der Fiskalismus wurde fortgesetzt und verstärkt, denn das Land musste Mittel für eine ehrgeizige Ausdehnungspolitik aufbringen. Karl I. stellte sich in die Tradition normannisch-staufischer Bestrebungen und trachtete vor allen Dingen nach einer Eroberung des griechischen Reiches. Er schloss ein Bündnis mit dem letzten lateinischen Kaiser Balduin II. (1228–1261), um Konstantinopel für die Anjou zu erobern. Es wurden schon militärische Operationen eingeleitet, aber der griechische Kaiser Michael VIII. (1259–1282), der neue Herrscher von Byzanz, erwies sich als ebenbürtiger Gegner. Da er verlangte, dass der Papst einen Frieden zwischen ihm und dem König Karl von Sizilien herbeiführe, musste sich Karl auf einen Waffenstillstand einlassen. Die noch zu skizzierenden Verhandlungen mit dem Ziel eines Ausgleichs mit der Ostkirche auf dem Zweiten Konzil von Lyon 1274 erläutern die Position der Päpste, die auch von solchen Machtfragen mitbestimmt war.
Religiöse Bewegungen, neue Orden und Verfahrensweisen Häretische Strömungen und der Albigenserkreuzzug Helfer der Päpste beim Kampf gegen die Staufer waren unter anderem die Bettelorden. Hierin lag aber nur ein politischer Aspekt verschiedener wichtiger innerkirchlicher Entwicklungen. Schon Innozenz III. sah sich mit der Notwendigkeit konfrontiert, auf neue religiöse Bewegungen einzugehen. Bereits im 12. Jahrhundert war im Zusammenhang mit den theologisch-philosophischen Überlegungen deutlich geworden, wie das Ringen um Erkenntnis zugleich das Streiten um den rechten Glauben einschloss. Außerdem förderten die gesellschaft lichen Änderungen und Neuorientierungen ein Nachdenken über Religion und führten zu Vorstellungen, die zuweilen von den in Rom und durch die Kirche propagierten Glaubenssätzen abwichen. Schon seit dem 11. Jahrhundert verschafften sich im lateinischen Westen verstärkt Personen Gehör, die eigenständige, als häretisch bezeichnete Glaubensvorstellungen vertraten. Verstärkt wurden solche Tendenzen dadurch, dass seit der Gregorianischen Reform radikale Prediger und Personen außerhalb des bisherigen kirchlichen Rahmens versuchten, Reformideale anzusprechen und umzusetzen. Manche Wanderprediger wie Tanchelm in Flandern oder Norbert von Xanten, der Gründer der Prämonstratenser (eine Kanonikergemeinschaft), standen schon im 12. Jahrhundert zeitweise wegen einer unkontrollierten Wanderpredigt in der Kritik.32 Auch der bereits erwähnte Arnold von Brescia, der in Rom in der Mitte des 12. Jahrhunderts einflussreich wurde, bezog seine Ideen teilweise aus den Diskussionen, die unter anderem Bernhard von Clairvaux und Petrus Abaelardus im 12. Jahrhundert geführt hatten; er forderte eine radikal arme Kirche nach dem Vorbild apostolischer Zeiten. Besonders im westlichen Europa, in Flandern und Frankreich, aber auch in Oberitalien sind solche Tendenzen deutlich nachweisbar. Stadtentwicklung und Aufschwung der Bildung dürften förderlich gewirkt haben.
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Häretiker waren im 12. Jahrhundert meist durch Einzelentscheidungen verurteilt oder verfolgt worden. Trotzdem hatten schon die Vorgänger Innozenz’ III. das Problem auch rechtlich in den Blick genommen, zum Beispiel zur Kontrolle der Armutsbewegung der Waldenser, einer Laienbewegung, die von dem Lyoner Kaufmann Valdés um 1175 ausging. Zentral war den Waldensern das Armutsgebot, die Gefolgsleute wollten als pauperes Christi leben. Anfänglich lobte sogar Papst Alexander III. diese Lebensform, wollte aber die Verkündigung unter Kontrolle bekommen und gestattete die Predigt nur unter Aufsicht des Klerus. Weil aber Valdés die Zustimmung des Klerus nicht erreichte, machte er sich immer unabhängiger, auch in dogmatischen Fragen. Ohne die einzelnen häretischen Bewegungen hier vollständig vorstellen zu können,33 dürften unter Innozenz III. die Katharer besonderes Gewicht gewonnen haben.34 Ihre Bekämpfung ist mit der Papstgeschichte eng verbunden und vielleicht deshalb exemplarisch. Verbindungen dieser Gruppe zu ähnlichen Bewegungen im östlichen Mittelmeerraum könnten bestanden haben, bleiben aber unsicher, denn schon 1143 sind die ersten Katharer in Köln belegt, bei denen keine „östlichen“ Einflüsse erkennbar sind. Der Name leitet sich von katharoi, die Reinen, her. Die Katharer vertraten eine streng dualistische Lehre. Es gebe einen guten Gott als Schöpfer der Geister und einen bösen Gott, der auch die schlechte sichtbare Welt geschaffen habe. Entsprechend stünden die Seelen der Reinen und die von Gott abgefallene böse Welt gegeneinander. Erlösung sei nur durch Weltenthaltung möglich; jeder Kontakt mit der Welt (Ehe, Geschlechtsverkehr, Fleischgenuss etc.) galt demzufolge als sündhaft. Die Hervorgehobenen dieser Gemeinschaft hießen perfecti, nur sie seien des Heiles wirklich sicher. Das oft mals vorbildliche Leben der Katharer steigerte ihr Ansehen und ihre Verbreitung. Erst ein sogenanntes Katharerkonzil legte 1167 die dualistische Lehre explizit dar. Gleichzeitig wurde eine eigene Bistumsstruktur aufgebaut. Die Forderung nach evangelischer Armut trat in den Hintergrund, und die dualistische Lehre wurde immer wichtiger, indem perfecti von den einfachen Gläubigen (credentes) getrennt wurden. Besonders geschlossen blieb in diesem Prozess der Verkirchlichung die südfranzösische Gruppe um Albi, wovon sich der Name Albigenser herleitet. Die systematischen Reaktionen der Kirche auf diese und andere religiöse Bewegungen setzten im ausgehenden 12. Jahrhundert ein. Die Päpste grenzten aber nicht nur aus, sondern versuchten auch, Terrain zurückzugewinnen. Bei einer Beurteilung der damit verbundenen Ketzergesetzgebung, die in einem späteren Schritt zur Ausbildung der Inquisition führte, ist immer zu bedenken, ob die Lynchjustiz auf der Straße, die es gegenüber den neuen Predigern auch gegeben hat, oder ein kirchenrechtliches Verfahren den Vorzug genießen sollte. Auf dem Dritten Laterankonzil von 1179 hatte Kanon 27 zur Häresie Stellung bezogen. Lucius III. zielte 1184 mit seiner zukunftsträchtigen Dekretale Ad abolendam mit Berufung auf den Kaiser (!) gegen die Waldenser und andere Häretiker,35 Innozenz III. begründete dann am 25. März 1199 mit seiner Dekretale Vergentis in senium36 noch deutlicher, warum das Häresiedelikt als Majestätsverbrechen (das auf das römische Recht zurückgeht) zu ahnden sei. Auf dieser Grundlage konnten Glaubensabweichler rechtlich verfolgt werden. Zu den geistlichen Bemühungen gehörten auch Diskussionen zwischen verschiedenen Ansichten; so kam es 1204 in Anwesenheit König
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Peters II. von Aragón zu einem öffentlichen Religionsgespräch mit dem katharischen Bischof Bernard Simorre in Carcassonne. Aber friedliche Überzeugungsarbeit stieß im Falle der Katharer an Grenzen. Graf Raimund VI. von Toulouse verfiel aufgrund seiner zumindest neutralen, wenn nicht die Albigenser favorisierenden Haltung 1207 dem päpstlichen Bann. Als der päpstliche Legat Peter Castelnau am 14. Januar 1208 bei Arles ermordet wurde, spitzte sich die Situation zu. Weil der Papst vermutete, dass der Graf von Toulouse an dieser Tat nicht unbeteiligt gewesen sei, sie zumindest indirekt gebilligt habe, rief er zum Kreuzzug gegen die Katharer beziehungsweise Albigenser auf. Ein Heer eroberte schon 1209 nach einem Blutbad Béziers. Danach sollte Carcassonne angegriffen werden. Der energische Adelige Simon von Montfort stellte sich in den päpstlichen Dienst und übernahm die Leitung des Unternehmens, er wurde Vizegraf von Béziers und Toulouse. Der Aufruf hatte so großen Erfolg, dass Graf Raimund von Toulouse in richtiger Einschätzung der Situation einlenkte. Er ging nach Rom, um sich zu rechtfertigen. Innozenz III. behandelte ihn zwar zuvorkommend, aber die Situation in Südfrankreich erschien bereits zu verworren. Eine Synode von Montpellier (22. Januar 1211), an der auch der Schwager des Grafen, König Peter II. von Aragón, teilnahm, erneuerte den Bann über Raimund, den Papst Innozenz III. bestätigte. Es ging bei diesen Auseinandersetzungen auch um politischen Einfluss der kapetingischen Monarchie im südlichen Frankreich. Mit Ausnahme von Toulouse und von Montauban eroberte Simon de Montfort schließlich das ganze Land. Verschiedene Ermahnungen des Papstes, Ketzer, aber nicht Katholiken zu bekämpfen und die Gebiete des Königs von Aragón zu schonen, verhallten weitgehend. Im Kampf um Toulouse, das König Peter II. von Aragón mit seinem Schwager verteidigte, fiel der aragonesische König 1213. Zwei Jahre später wurde sogar Toulouse selbst erobert. Danach wendete sich jedoch das Blatt, und Raimund gewann einen großen Teil der Grafschaft zurück. Der Ruf nach einem Eingreifen des Kapetingers führte langfristig dazu, dass der Süden in politischer Hinsicht stärker an den Norden angebunden wurde. Zu Ende waren die Auseinandersetzungen der Päpste mit Häretikern damit nicht, aber neben dem Weg der Gewalt schien der Weg einer friedlichen Einbindung oder rechtlicher Verfahren zunehmend attraktiver.
Die Bettelorden Etwa zur gleichen Zeit gewärtigte das Papsttum eine neue innerkirchliche Variationsbreite spiritueller Vorstellungen und Lebensweisen, die es weitgehend akzeptierte und in feste Bahnen lenkte. Wichtigstes Beispiel waren die Bettelorden, die ähnlich wie manche häretische Bewegungen den Idealen der Urkirche und der vita apostolica nacheiferten. Der Begriff Bettelorden (lateinisch „Mendikanten“) verweist darauf, dass die Lebensgrundlage dieser Gemeinschaften nicht wie bei den alten monastischen Gemeinschaften in eigenen ökonomischen Tätigkeiten lag, sondern dass diese von Almosen lebten. Die päpstliche Billigung interpretierte der Zeitgenosse Burchard von Ursperg jedenfalls als Integrationsversuch:
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter Zu jener Zeit, da die Welt bereits alt wurde, entstanden in der Kirche, deren Jugend sich wie die des Adlers erneuert [Ps. 102, 5], zwei Religionen, die auch vom Apostolischen Stuhle bestätigt worden sind, nämlich die der Minderbrüder und die der Prediger. Sie sind vielleicht aus dem Anlaß approbiert worden, weil einst zwei Sekten in Italien entstanden waren und noch fortbestehen, wovon sich die einen Humiliaten, die anderen Arme von Lyon nannten. Papst Lucius [III.] hatte sie einst den Häretikern zugeordnet, weil man abergläubische Dogmen und Bräuche bei ihnen antraf.37
Der „Predigerorden“ (Ordo fratrum praedicatorum) geht auf Dominikus de Gúzman (deshalb auch Dominikaner) zurück, der um 1170 in Caleruega in Altkastilien geboren wurde. Er hatte nach einem Studium in Palencia angesichts des großen Einflusses der Katharer mit einigen Freunden in Südfrankreich als Prediger gewirkt; 1206 erhielt er von Papst Innozenz III. sogar die Erlaubnis, den Kumanen in Ungarn zu predigen. Aber Dominikus widmete sich vor allem den häretischen Kreisen Südfrankreichs, um durch „Wort und Beispiel“ (verbo et exemplo) zu überzeugen. Die von ihm begründete Gemeinschaft folgte zunächst der Augustinerregel, erst nach dem Vierten Laterankonzil 1215 wurde sie durch mehrere Bullen, zuerst am 22. Dezember 1216 offiziell bestätigt.38 Die Bedeutung der Predigt war vielfach mit einer angemessenen (universitären) Ausbildung verknüpft, weil man anders als mit der kirchlich meist kritisierten Laienpredigt das Wort Gottes qualifiziert verkündigen wollte. Neu war die Forderung, von Almosen zu leben. Ein Generalkapitel (vielleicht nach dem Vorbild der Zisterzienser) sowie eine Hierarchie von Generalmagister, Provinzialoberen und anderen Ämtern sorgten für eine relativ straffe Struktur. Die Gründungen derartiger Gemeinschaften in den Städten, besonders in Universitätsorten, entsprachen neuen gesellschaft lichen Entwicklungen. Dominikus starb 1221 in Bologna und wurde von Papst Gregor IX. 1234 heiliggesprochen. Nach dem Tod des Dominikus entfaltete sich der Orden unter prägenden Gestalten wie Raimund von Peñafort oder Humbert von Romans weiter. Die universitäre Ausrichtung brachte es mit sich, dass große Gelehrte wie Albertus Magnus († 1280) oder Thomas von Aquin († 1274) Ordensangehörige waren. Die qualifizierte Ausbildung konnte in Konfliktsituationen allerdings zu scharfen publizistischen Waffen (wie im Kampf gegen Friedrich II.) führen. Stärker charismatisch erscheint demgegenüber der Begründer der Franziskaner, Franz von Assisi (geb. um 1181 / 82). Der aus reichen Verhältnissen stammende Franz geriet mit seinem Vater in Konflikt und begann ein Leben in Armut. Schon 1210 erhielt er eine mündliche Bestätigung seiner ersten Regel. Seine Gefolgsleute nannten sich Minderbrüder (Minoriten). An der Portiuncula in Assisi liegen die Ursprünge der Gemeinschaft; dort lebte auch Klara von Assisi, die den weiblichen Zweig (Klarissen) begründete. Sogar Laien konnten in der Form des Dritten Ordens (Tertiarier) die neuen religiösen Lebensformen pflegen. Damit gewannen Frauen- und Laienfrömmigkeit zusätzlich an Gewicht. 1220 wollte Franziskus der angewachsenen Brüdergemeinschaft eine dauerhafte Ordnung geben. 1221 wurde deshalb die zweite Regel als regula non bullata verfasst, die Papst Honorius III. 1223 anerkannte.39 Die päpstliche Zustimmung war unter anderem von dem Bestreben getragen, die auf den ersten Blick nicht ganz mit
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päpstlichen Vorstellungen konforme neue Gemeinschaft einzubinden und nicht in die Häresie abgleiten zu lassen. Franziskus starb 1226 und wurde schon zwei Jahre später von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Danach entfalteten die Franziskaner große Wirksamkeit, zumal das Armutsideal den Nerv der Zeit traf, bald aber auch erneute Diskussionen darüber hervorrief, wie radikal apostolische Armut gelebt werden müsse. In der Folge entstanden weitere Bettelorden, so die Karmeliten oder die AugustinerEremiten, obwohl Konzilsbeschlüsse die Gründung neuer Gemeinschaften verboten oder einschränkten. Die Bettelorden haben das religiöse und gesellschaft liche Leben im 13. Jahrhundert maßgeblich geprägt, weil sie mit den Themen Armut, Predigt, Beichte und Mission Bedürfnisse der Zeit aufgriffen. Sie entsprachen damit nicht nur der neuen Stadtgesellschaft, sondern auch den zahlreicher werdenden Universitäten. Außerdem waren sie durch ihre Regeln wesentlich straffer als viele bisherige Gemeinschaften organisiert. Insofern konnten sie ebenso zu wichtigen Helfern der Päpste wie zu deren scharfzüngigen Kritikern werden. Die Rolle der Bettelorden für die Entwicklung des Papsttums lag aber neben der Bedeutung für die Stadtgesellschaft und für die Caritas vor allem in der intellektuellen Komponente sowie speziell in der Bedeutung für eine anspruchsvollere „Überzeugungsmission“. Manche Bischofssitze an den Grenzen der Christenheit – zum Beispiel in Nordafrika – wurden mit Vertretern der Bettelorden besetzt.40 Zur Befreiung oder zum Loskauf von Gefangenen im Mittelmeerraum entstanden in Frankreich und in der Krone Aragón zudem zwei Spezialgemeinschaften: die Trinitarier, die Innozenz III. am 17. Dezember 1198 approbierte, und die Mercedarier, deren nach der Augustinerregel verfasste Ordenssatzung Gregor IX. 1235 billigte.
Rechtsentwicklung und Inquisitionsverfahren Dominikaner waren an der Zusammenstellung von Rechtswerken vielfach beteiligt; sie trugen ebenso das neue Verfahren der Inquisition mit. Die Inquisition gehört grundsätzlich zu den zeitgemäßen Bemühungen, Rechtsverfahren weiter zu formalisieren und zu präzisieren. Seit dem Vierten Laterankonzil 1215 gab es bindende Festlegungen für den Inquisitionsprozess.41 Grundsätzlich sollte Rechtserhebliches erfragt werden (inquirere). Dieses Prozessverfahren war ein wichtiger Schritt zur juristischen Rationalisierung, weil anstatt des früher gegen Kleriker angewandten Infamationsverfahrens, bei dem Eideshelfer und Reinigungseid, gegebenenfalls auch Gottesurteile (zu deren Verbot vgl. unten S. 195) die Unschuld eines Angeklagten erweisen sollten, nun der offiziell zu erhebende materielle Beweis wichtig wurde. Der Inquisitionsprozess war anfangs nur ein Disziplinarverfahren für den Klerus, erst in der Folge wurde er zunehmend auch für Glaubensabweichler (Häretiker) angewandt. Wie man mit diesen umgehen sollte, wurde im Christentum seit der Antike kontrovers beantwortet; ein häufiges Mittel war der Ausschluss aus der Gemeinschaft. Unter anderem die Verschränkung von weltlicher und kirchlicher Herrschaft führte dazu, dass auch weltliche Herrscher gegen Glaubensabweichler vorgingen. Schon 1197 hatte König Peter II. von Aragón Ketzer zu Reichsfeinden erklärt. Kaiser Friedrich II. ordnete in verschie-
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denen Ketzergesetzen härteste Strafen an. Papst Gregor IX. übernahm dies für Rom, und 1232 wurde die Bestimmung auf das ganze Reich ausgedehnt. Häresieverdächtige sollten aufgespürt und einem kirchlichen Gericht überstellt werden. Dabei wurde wichtig, wie der Weg vom Verdacht zum Urteil aussehen sollte. In dem zunehmend auch für Ketzerprozesse angewandten Verfahren spielten Dominikaner und Franziskaner oft mals die Rolle der Inquisitoren, daneben gab es zwei Ankläger. Da eine Verurteilung nur bei eindeutigem Beweis erfolgte, benötigte man ein Geständnis oder mindestens zwei übereinstimmende Zeugenaussagen. Das führte lange Zeit selbst bei Schwerstverbrechern zuweilen zu Freisprüchen. In diesem Dilemma orientierte man sich am römischen Recht: Die Folter wurde schließlich zugelassen, um bei überzeugenden Indizien ein Geständnis zu erzwingen. Dieses Verfahren war schon von italischen Gemeinden oder von Friedrich II. als Mittel römisch-rechtlicher Tradition für weltliche Prozesse rehabilitiert worden. Die Päpste hatten die Folter lange Zeit abgelehnt (so schon Gregor I. oder Nikolaus I.). Innozenz IV. ließ aber seit 1252 (Bulle Ad extirpanda) beim Verbrechen gegen die göttliche Majestät (crimen laesae majestatis divinae) (siehe oben S. 190) die Folter zu. Prozess und Strafe wurden allerdings unterschieden, die Kirche strafte nicht selbst, sondern überstellte die Verurteilten zur Strafe immer an die weltlichen Instanzen; sie übte selbst die Blutgerichtsbarkeit nicht aus, weil sie „nicht nach Blut dürste“ (Ecclesia non sitit sanguinem).
Mittel und Facetten päpstlicher Herrschaft: Konzilien, Register und „Behörden“, Wissenschaft Das Vierte Laterankonzil (1215) Die Orte der drei großen konziliaren Versammlungen sind aufschlussreich: Die erste Synode gehört noch in den Kontext der päpstlich und römisch dominierten Laterankonzilien, während die nächsten in Lyon stattfanden, das zwar an den Grenzen des Reiches lag, aber in vielfältiger Weise nach Frankreich orientiert war. Alle Konzilien waren aber päpstlich bestimmt. In mehrfacher Hinsicht fasste das Vierte Laterankonzil von 1215 wichtige Entwicklungen der vorangegangenen Zeit sowie des Pontifi kates Innozenz’ III. zusammen. Der Papst hatte schon zu Pontifikatsbeginn an eine synodale Versammlung gedacht, um Unionsverhandlungen mit Byzanz zu diskutieren. Nachdem 1204 in der Folge des Vierten Kreuzzugs das Lateinische Kaiserreich am Bosporus entstanden war, hatte sich die Ausgangslage verändert. Auch ein neuer Kreuzzug und die Befreiung des Heiligen Grabes sollten auf dem Konzil besprochen werden. Darüber hinaus plante Innozenz III. die Versammlung als eine Zusammenfassung seiner bisherigen Reformtätigkeit. Das Einladungsschreiben (Vineam Domini Sabaoth) umriss das grundsätzliche Programm: Laster sollten ausgerottet und Tugenden eingepflanzt werden.42 Neben Bischöfen, Äbten, den Generalkapiteln von Cîteaux und Prémontré, den Großmeistern der Ritterorden wurden sogar – eine Neuerung – Vertreter der Kathedral- und Stiftskapitel nach Rom gebeten. Dies verbreiterte die Basis für gesamtkirch-
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liche Beschlüsse. Könige, Fürsten und städtische Vertreter waren vor allem deshalb geladen, weil über einen Kreuzzug geredet werden sollte. So versammelte das Konzil schließlich die wichtigsten Repräsentanten des Abendlandes und des Ostens, auch der Primas der Maroniten sowie der lateinische Episkopat aus den Kreuzfahrerstaaten waren zugegen. Die Ladungsschreiben zeigen, dass Innozenz nicht nur den orbis latinus, sondern in spätantiker Tradition die ganze Christenheit (christianitas) versammeln wollte, was zu einem für mittelalterliche Verhältnisse riesigen Konzil führte (400 Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe, 800 weitere Kleriker). Ein zisterziensischer Zeitgenosse kommentierte, dass eine solche Menge bisher kein Auge geschaut, kein Ohr je gehört habe.43 Das Konzil dauerte fast einen Monat (Sitzungen am 11., 20. und 30. November 1215). Die Eröffnungsrede – wenn auch nur fragmentarisch erhalten – ist erst vor gut 50 Jahren in einer neuen Version bekannt gemacht worden. Auch im Werk Richards von San Germano ist sie teilweise überliefert: „Mich hat sehnlich danach verlangt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, bevor ich leide (Lk. 22, 15)“, heißt es in den Anfangspassagen.44 Von den großen – eher politischen – Entscheidungen lassen sich die Angelegenheit des Patriarchen von Jerusalem für das Heilige Land oder der Bericht des Thedisius von Agde über den Albigenserkreuzzug hervorheben. Bezüglich des Reiches wurde das Königtum Friedrichs II. gegen Otto IV. bestätigt, die englische Magna Charta Libertatum verurteilt, und einige Beschlüsse grenzten deutlich verschiedene häretische Bewegungen aus. Daneben dominierten kirchenpolitische Themen: Das erste Kapitel der Beschlüsse De fide catholica betraf Präzisierungen der Haltung gegenüber den Albigensern, das zweite Kapitel richtete sich gegen den Abt Joachim von Fiore († 1202), der vor allem aufgrund seiner eher apokalyptischen Geschichtstheologie bekannt war und damit zahlreiche Diskussionen hervorgerufen hatte (vgl. Kapitel IX, S. 216). Außerdem wurden innerkirchliche Positionen neu bestimmt, die langfristig vielfach von großer Reichweite waren. Dies betraf Aspekte wie Synoden, Visitationen, Priesterausbildung, die Definition der Transsubstantiation (von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi bei der Wandlung), die Vorschrift von Jahresbeichte und Osterkommunion, das Eherecht, die Regelung des Reliquienkultes nur mit römischer Autorisation, das Verbot der Gottesurteile sowie die zeitgebundenen Kanones 67, 68, 69 und70, die das Wucherverbot für Juden sowie Kleidervorschriften und andere Bestimmungen formulierten.45
Das Erste Konzil von Lyon (1245) Die beiden Konzilien von Lyon veranschaulichen demgegenüber gut die neue Position des Papsttums nach Innozenz III. Vielfach wird mit dem ersten Lyoner Konzil nur die Absetzung Friedrichs II. verbunden, aber dies war keinesfalls der einzige Beschlusspunkt. Wichtig und erhellend für die Geschichte des Verhältnisses zwischen Innozenz IV. und Friedrich II. ist aber die Vorgeschichte zu dieser Versammlung selbst, denn in den Jahren 1243–1244 wurden Verhandlungen beider Parteien um den Ausgleich aufgenommen, die im März 1244 sogar zu einem Vertrag führten. Demnach
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sollte der Kaiser den Kirchenstaat anerkennen und den päpstlichen Schiedsspruch in der Lombardenfrage akzeptieren. Da sich aber die Lombarden einer päpstlichen Entscheidung nicht beugen wollten, verlangte Friedrich eine sofortige päpstliche Absolution. Der Papst hatte derweil schon die Flucht in seine Vaterstadt Genua insgeheim vorbereitet und stellte sich als der vom Kaiser gehetzte Verfolgte hin. So soll Friedrich den Pisanern erklärt haben: „Als ich mit dem Papste Schach spielte und meine Partie so stand, daß ich ihm Schachmatt ansagen oder ihm wenigstens einen Turm nehmen konnte, kamen die Genuesen, fuhren mit ihren Händen über das Schachbrett und warfen das ganze Spiel um“.46 Im Herbst 1244 verließ der Papst Genua und reiste nach Lyon. Am dortigen allgemeinen Konzil nahmen vor allen Dingen englische, französische und spanische Geistliche teil. Die staufische Gesandtschaft, die Thaddäus von Suessa anführte, erreichte nur den Aufschub eines Beschlusses um zwei Wochen. Die Schilderung der Papstpredigt zu Beginn thematisiert deutlich Rangordnungsfragen, aber auch die Verhandlungspunkte des Konzils. Als im Jahre des Herrn 1245 sich unser Herr Papst Innozenz IV. der vielen Gefahren wegen, die wie eine drohende Wolke über der allgemeinen Kirche hingen, nach Frankreich begeben hatte, berief er ein Konzil nach Lyon. Und als an den Vigilien des Heiligen Apostels Petrus das Konzil in der größten Kirche versammelt war, erstieg der Herr Papst nach der Meßfeier die für die vornehmsten Teilnehmer errichtete Tribüne; zu seiner Rechten saß der Kaiser von Konstantinopel, und eine Zahl anderer weltlicher Fürsten saß zu seiner Linken, außerdem die Kardinaldiakone, der Vizekanzler, Magister Narinus aus Neapel mit den Notaren, der die Widerreden aufzuzeichnen hatte, dem Korrektor, den Kaplänen, Subdiakonen und einigen anderen. Etwas niedriger waren die Plätze der Prälaten angeordnet. Genau gegenüber standen die Sessel der drei Patriarchen, dessen von Konstantinopel, von Antiochia und endlich des dritten, von Aquileja. Darum entstand ein Ärgernis, weil die anderen Patriarchen behaupteten, er dürfe nicht an ihrer Seite sitzen, weil er nicht in die Reihe der vier Patriarchen gehöre, und sein Sessel wurde umgestürzt. Um aber einen Skandal zu vermeiden, wurde er wieder aufgestellt, wie man annimmt, auf Wunsch des Herrn Papstes. Im Kirchenschiff rechts saßen auf erhöhten Sitzen die Kardinalbischöfe, auf der anderen Seite die Kardinalpriester, die Erzbischöfe und hinter ihnen die Bischöfe. Auch im Kirchenschiff saßen noch einige Bischöfe, sonst Äbte, die Kapitelpfleger, die Gesandten von Königen und von Kaiser Friedrich. Außer den Genannten waren noch viele andere da. Dann stimmte der Herr Papst das ,Veni creator spiritus!‘ an, und als der Gesang beendet war, sagte er: ,Dominus vobiscum!‘ und alle respondierten: ,Et cum spiritu tuo!‘ ,Oremus!‘ Dann sprach der Kardinal Egidius: ,Flectamus genua!‘ Octavianus respondierte: ,Levate.‘ Dann sprach der Herr Papst selbst ein Gebet, und dann begann der Kaplan Galitianus die Litaneien. Nach deren Beendigung sprach der Herr Papst: ,Oremus‘ mit dem Gebet des heiligen Geistes ,Deus qui corda fidelium‘, und er sprach nicht: ,Dominus vobiscum‘. Hiernach begann der Papst über das Wort des Propheten zu predigen: Ich hatte viele Bekümmernisse in meinem Herzen, aber deine Tröstungen ergötzten meine Seele. Denn […] fünf Schmerzen hielten ihn gefangen: Erstens die Herabwürdigung der Prälaten und ihrer Untergebenen, zweitens der Übermut der Sarazenen, drittens das Schisma mit der griechischen Kirche, viertens die Grausamkeit der Tartaren und fünftens die Verfolgung, der er durch den Kaiser Friedrich ausgesetzt war. […] dann ließ er ein Privileg
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verlesen, das dieser Kaiser, als er noch König war, seinem, des Papstes, Vorgänger ausgestellt hatte. [Es folgen Erörterungen und Anschuldigungen gegen Friedrich II., denen der Richter Thaddäus entgegentritt.] Und in dieser zweiten Sitzung geschah nichts weiteres mehr. Aber der Richter Thaddäus forderte dringend eine dritte Sitzung, da der Kaiser, wie er durch zuverlässige Boten wisse […] seine Reise unterbrochen habe, um zum Konzil zu kommen. Und da der Herr Papst nichts lieber wollte als eine Möglichkeit, die Friedensverträge zwischen sich und dem Kaiser zu erneuern, berief er gegen den Willen zahlreicher Prälaten auf den Montag der folgenden Woche nach dieser zweiten, die an einem Dienstag stattgefunden hatte, die dritte Sitzung. […] […] Dann ließ der Herr Papst mehrere Urkunden verlesen, die sich auf die Wiedergewinnung des Heiligen Landes, auf Hilfe für das Römische Reich und auf einen Aufruf gegen die Tartaren bezogen. […] Und sogleich begann er laut zu äußern, wie sehr er ihn [den Kaiser] vor seiner Erhöhung zum Papste geliebt habe und wie er ihn später geehrt habe und auch noch, las [sic] schon das Konzil einberufen war, und wie er ihn mehr, als Worte ausdrücken können, geschätzt habe. Andere Menschen könnten es ihm wohl kaum nachfühlen, daß er jetzt einen Bannspruch gegen ihn aussprechen müsse. Und auf der Stelle begann er und trug mündlich den Bannspruch gegen ihn vor, und er nahm ihm alle Ehren und das Kaisertum und alle seine Königreiche. Dann wurde vor der Synode noch der schrift liche Text der Bannsentenz verlesen. Nach der Verlesung erhob sich der Herr Papst und stimmte das ,Te deum laudamus!‘ an, und als alle diese Hymne beendet hatten, wurde das Konzil aufgelöst. […] Der Papst ließ an der Urkunde, die die Bannsentenz enthielt, sofort die Siegel aller Teilnehmer befestigen, und so waren bei der Verlesung des Spruches rund einhundertundfünfzig Siegel daran befestigt.47
Die Quellenpassage verdeutlicht mehreres: die Rangfragen und die Bedeutung von Zeichen und Symbolen, den liturgischen Rahmen des Konzils, das damit alten Traditionen folgte. Außerdem werden die Hauptdiskussionspunkte als die fünf Schmerzen stilisiert. Das Verfahren gegen Friedrich II. wird besonders ausführlich dargestellt; sieht man jedoch von der Perspektive ab, so waren durchaus die Mongolenbedrohung und die muslimischen Gefahren – besonders im Heiligen Land – ebenso wichtige Tagesordnungspunkte. Am 17. Juli verlas Innozenz IV. schließlich das Absetzungsdekret gegen Friedrich II. und warf dem Kaiser den Bruch des Friedens von San Germano, Häresie und weitere Verfehlungen vor: Weil wir nun nicht länger schweigen und seine Vergehen hinnehmen können, ohne Christus schwer zu kränken, sehen wir uns in unserem Gewissen gezwungen, uns gegen ihn zu wenden und dem Recht entsprechend zu verfahren. Und wenn wir auch von seinen übrigen Verbrechen zunächst schweigen wollen, so hat er doch vier ganz besonders schwere begangen […]: Oft mals hat er Meineide geleistet, er hat den Frieden, der zwischen der Kirche und dem Reiche wiederhergestellt war, leichtfertig verletzt, er hat auch das Verbrechen des Sakrilegs begangen, indem er Kardinäle der heiligen römischen Kirche und Prälaten und Kleriker anderer Kirchen und Mönche und weltliche Diener auf dem Wege zum Konzil, das unser Vorgänger hatte einberufen lassen, gefangennehmen ließ, und endlich ist er durch offensichtliche, unanfechtbare und schwerwiegende Beweise der Ketzerei verdächtigt.48
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Am Ende der Zeremonie löschten der Papst und die Prälaten die Kerzen und verfluchten den Kaiser. Entsprechend enthielt das Absetzungsdekret auch die Aufforderung zu einer Neuwahl im Reich. Das Erste Konzil von Lyon wird zu häufig ausschließlich mit der Absetzung Friedrichs in Verbindung gebracht. Dagegen lassen weitere Entscheidungen einen breiteren Aktionsradius Innozenz’ IV. und der versammelten Konzilsväter erkennen. So wurde König Sancho II. von Portugal als rex inutilis (unnützer König) abgesetzt. Die von einer portugiesischen Opposition vorbereiteten Schriftstücke erforderten keine so große Eigeninitiative des Papstes wie im Falle Friedrichs II. Aber vielleicht war dieses Beispiel dem Papst ein willkommener Anlass, um seine Möglichkeiten zu demonstrieren, in weltliche Belange bis hin zur Herrscherabsetzung einzugreifen.49 Darüber hinaus reagierten Innozenz und das Konzil auf die besonders im Jahr 1241 erfahrene Bedrohung des Westens durch die Mongolen. Die in Lyon beschlossene und später nach Osten entsandte Gesandtschaft war aber – wie in jüngerer Zeit nachgewiesen wurde – an den Universitäten scholastisch ausgebildet. Die Vertreter des Westens – Mitglieder der neuen Bettelorden – konnten mit diesem westlich strukturierten Frageraster bei ihren Erkundungen nur bedingt die Welt der Mongolen wirklich erfassen.50 Dennoch war damit ein wichtiger Schritt – auch des Papsttums – gemacht, um über den lateinischen Westen hinauszublicken, denn im weiteren Verlauf des 13. Jahrhunderts ist nicht nur ein reger Briefwechsel der Päpste mit den Mongolen belegt, sondern die Erfahrungen führten auch zu neuen langfristigen Expansionsprozessen51 (vgl. Kapitel XII, S. 282–284).
Das Zweite Konzil von Lyon (1274) Als 1274 zum zweiten Mal ein Konzil nach Lyon einberufen wurde, war die Wendung der Päpste von den Staufern zu den Anjou bereits vollzogen, und die Lage im Heiligen Land erforderte einen stärkeren Schulterschluss mit Byzanz. Michael VIII., seit 1261 wieder Kaiser, entsandte eine große Delegation. Die Versammlung wurde von Vertretern aus fast allen europäischen Ländern gut besucht, und es schien eine Art Wende der Kirchengeschichte in den Bereich des Möglichen zu rücken, denn die griechischen Vertreter sprachen sich sogar für eine Anerkennung des römischen Primates aus. Weiterhin wurde die Vorbereitung eines Kreuzzuges erörtert, die neue Situation im Reich seit der Wahl Rudolfs von Habsburg (1273–1291) diskutiert; es wurden Fragen der innerkirchlichen Reform beraten sowie nach manchen leidvollen Erfahrungen die Regelungen zur Papstwahl präzisiert. Am 7. Mai 1274 versammelte sich das Konzil. König Jakob I. von Aragón (1213–1276) war als einziger weltlicher Fürst persönlich anwesend, aber die anderen Reiche hatten sich durch Gesandte vertreten lassen. Außer den Griechen war sogar eine Gruppe von Mongolen angereist. Von den anstehenden Themen war die Kirchenreform am besten vorbereitet, wurde aber am wenigsten behandelt. Mit Thomas von Aquin war ein führender Theologe auf der Anreise gestorben. Für den geplanten Kreuzzug wurde das Ver-
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sprechen des byzantinischen Kaisers Michael verlesen. Auch England, Aragón und Sizilien stimmten einem neuen Kreuzzug grundsätzlich zu. Dieser sollte finanziell durch einen sechsjährigen Zehnt auf alle kirchlichen Einkünfte vorbereitet werden. Strategisch war daran gedacht, mit den Gesandten des Il-Chans von Persien eine gemeinsame Front gegen den Islam aufzubauen. Der Kreuzzug fand schließlich nicht statt, auch deshalb, weil neben mangelndem Interesse mancher Herrscher die Kreuzzugskritik inzwischen eine neue Qualität erreicht hatte; besonders profi liert hatte Humbert von Romans († 1277) kritische Überlegungen formuliert.52 Ebenso wenig war der Union mit den Griechen ein langfristiger Bestand beschieden. Innerkirchlich wurden manche Beschlüsse des Vierten Lateranums und des Ersten Konzils von Lyon fortgeschrieben: Residenzpflicht der Priester oder Erschwerung der Pfründenakkumulation. Außerdem wiederholte die Konstitution Religionum diversitatem das Verbot von 1215, neue Orden und Kongregationen zu gründen. Dies betraf vor allem die Bettelorden. Nur die beiden ältesten, Franziskaner und Dominikaner, wurden von der Bestimmung ausgenommen, Karmeliten und Augustiner-Eremiten sollten auf spätere Weisungen warten. Der Plan, die bestehenden Ritterorden zu einem einzigen zusammenzuschließen, scheiterte am Widerstand der iberischen Reiche. Die beim Zweiten Konzil von Lyon erlassene Dekretale Ubi periculum („Wo Gefahr droht“) regelte Fragen zur Papstwahl und schloss eine Entwicklung ab. Sie sei noch kurz in den Zusammenhang der Wahlverfahren der päpstlichen Wahlmonarchie gestellt. Anlass für die Dekretale waren mehrere ausgesprochen lange Wahlvorgänge im 13. Jahrhundert, die das Papsttum gefährdet hatten. Mit der Dekretale wurde der letzte Schritt einer Abkehr von Bischofswahlen vollzogen (vgl. Kapitel VI, S. 125 f. und VII, S. 151). In der Spätantike und im frühen Mittelalter wurde der Papst von Klerus und Volk Roms gewählt und vom oströmischen Kaiser bestätigt; Präzisierungen des 8. und 9. Jahrhunderts betrafen den Wählerkreis sowie die Rolle des Kaisers. Geweiht wurde der Elekt zum Bischof von Rom durch die Nachbarbischöfe. Das Papstwahldekret Nikolaus’ II. von 1059 zeigte, wie das Papsttum zunehmend zu einer universalen Institution wurde, und brach mit der gängigen Praxis üblicher Bischofswahlen; das Dekret ließ die Wahl eines Nichtrömers ebenso wie die Wahl außerhalb Roms zu. Von nun an wählten vor allem die Kardinalbischöfe den Papst, Kardinalpriester, Volk und Klerus stimmten zu. Eine verfälschte Fassung des Dekrets schloss die Kardinaldiakone mit ein. Papst Alexander III. legte auf dem Dritten Laterankonzil 1179 in seinem Dekret Licet vitanda fest, dass zur Wahl eine Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der Kardinäle nötig sei, deren Gesamtzahl allerdings noch nicht feststand. Grundsätzlich bewährte sich diese Vorgehensweise, dennoch traten in der Folge zuweilen Schwierigkeiten und lange Vakanzen auf. In der Dekretale Ubi periculum von 1274 wurden auch die Wahlmodi geregelt: mündlich, mit Stimmzettel (per scrutinium), durch Wahlmänner aus dem Kreis der Kardinäle oder durch Spontanwahl in pfingstlicher Einmütigkeit (electio quasi per inspirationem) (erst 1621 abschließend festgelegt). Die neue Wahlordnung des Zweiten Konzils von Lyon berücksichtigte zudem die Erfahrungen der langen Vakanzen 1241–1243 und 1268–1271. Um die Einigung auf einen Nachfolger zu beschleunigen, sollten die
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Kardinäle zehn Tage nach dem Tod des Papstes in einem Gemach zusammentreten. Falls keine Einigung erzielt werde, war nach drei Tagen als Speise nur noch ein Gericht, nach fünf Tagen nur noch Wasser und Brot vorgesehen. Im Prinzip blieb dieses Konklavegesetz (mit gewissen Lockerungen) bis heute in Kraft. Zwar wollte man zur Zeit der Reformkonzilien den Wählerkreis erweitern, jedoch war dies nur 1417 möglich und blieb ohne langfristigen Erfolg. Die bis 1274 mehrfach präzisierten Wahlverfahren folgten den Notwendigkeiten einer Wahlmonarchie. Auch deshalb wurden wohl einige Regelungen mittelbar für Wahlverfahren im weltlichen Bereich prägend, nicht zuletzt hat man die Kurfürstenwahl im Reich mit der Imitation kanonischer Wahlverfahren zu erklären versucht.53
Register und „Behörden“ Die breite Dokumentation der Papstgeschichte ab 1198 besitzt nicht nur in der allgemeinen Zunahme von Überlieferung ihren Grund. Das Jahr 1198 gilt seit langem als „Wasserscheide“ für die Quellen zur Papstgeschichte, weil ab diesem Zeitpunkt relativ kontinuierlich die päpstlichen Registerbände erhalten sind. Frühere sind nur in wenigen Ausnahmefällen überliefert (vgl. Kapitel III, IV und VI, S. 49 f., 85 und 128). Seit 1198 ist jedoch das päpstliche Schriftgut in Pergamentbänden zu Briefauslauf, zuweilen auch -einlauf weitgehend kontinuierlich erhalten. Die meist chronologische Anordnung wurde seit Innozenz IV. (1243–1254) teilweise durch eine nach Betreffen ergänzt oder ersetzt. Im Einzelfall wurden Spezialregister angelegt.54 Seit Urban IV. (1261–1264) gab es Kammerregister, die vor allem Angelegenheiten des Kirchenstaates betreffen. Weitere Differenzierungen folgten in späterer Zeit: zum Beispiel die Anlage eines Sekretregisters im 14. Jahrhundert oder eine Zweiteilung in Kommunregister (besonders Gratial- und Justizbriefe) und Sekretregister (vor allem administratives und politisches Schriftgut), obwohl diese Scheidung nicht strikt eingehalten wurde. Weitere Ordnungsschemata werden nach 1378 deutlich, als mehrere Päpste im Großen Abendländischen Schisma um Anerkennung rangen. Die neue Qualität der Überlieferung lässt den Arbeitsgang der päpstlichen „Behörden“ deutlicher erkennen. Manchmal wurden Schriftstücke nach den Originalen, manchmal nach Konzepten, manchmal komplett, manchmal auszugsweise in die Registerbände eingetragen. Vergleicht man die Einträge mit der weiteren Überlieferung, so dürften im 13. Jahrhundert nur etwa 10–20 % der Briefe den Weg in die Register gefunden haben.55 Die Aufzeichnung erfolgte meist auf Wunsch der Bittsteller, was zwar mit Kosten verbunden war, aber zusätzliche Rechtssicherheit bieten konnte, da die Papstregister den Parteien bei Prozessen gegebenenfalls zugänglich gemacht wurden. Die Briefe zeugen insgesamt von einem weiteren Anwachsen der Rechtssprechung an der Kurie. Die Dekretalen, die sich aus den zahlreichen Entscheidungen ergaben, ließ der Papst durch Petrus von Benevent 1209 / 10 sammeln (Compilatio tertia). Die auf Veranlassung Raimunds von Peñafort zusammengestellte Dekretalensammlung (1234) wurde als Liber extra decretum Gratiani (vgl. Kapitel VII, S. 155 f.) hinzugefügt. Erste
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Zeugnisse der Kanzleiordnungen für die Audientia litterarum contradictarum (Anhörungsort / Gerichtshof widersprochener Briefe, also von Briefen, gegen die Widerspruch eingelegt wurde) und für die Pönitentiarie (eine Behörde zur Erteilung von Gnaden, die der Papst nicht selbst vergab, vgl. hierzu Kapitel XII, S. 290 f.) gehören ebenso in die Zeit Innozenz’ III. In Rechtsfragen fungierte manchmal der Papst als Richter, manchmal die Kardinäle. In der audientia sacri palatii wurden meist Benefizialverleihungen behandelt, die weder der Papst noch delegierte Richter entschieden. Erst ab Innozenz IV. waren ständige Auditoren tätig. Die Beratungen fanden in der Rotunde statt. Deshalb entwickelte sich später für das Gericht insgesamt die Bezeichnung Rota. Es wurde nach folgendem Verfahren entschieden: Auf Antrag einer Partei setzte der Vizekanzler einen Auditor ein. Der Vermerk auf der Klageschrift lautete zum Beispiel: „Audiat magister Nicolaus et iustitiam faciat“ (Der Magister Nicolaus möge [den Fall] anhören und Recht sprechen). Die auswärtigen Zeugen wurden meist über die Diözesen einbestellt. Bei förmlichen Verfahren durften die streitenden Parteien und ihre Bevollmächtigten anwesend sein. Anschließend fällten Auditor und Mitauditoren das Urteil. Nach Verkündigung der Entscheidung oblag die Vollstreckung der Kanzlei. Oft blieben die Verfahren schleppend, weil die Parteien gegen Zwischenentscheide appellieren konnten.56 Die Bestechlichkeit gehörte zu den Punkten, die immer wieder gegen diese und andere päpstliche Organe vorgebracht wurden. Gegen Missstände und Korruption ging zum Beispiel Innozenz III. durch Festlegung von Gebühren und Funktionsbereichen vor. Insgesamt wuchs der Verwaltungsapparat. Thesaurare für die Gebiete des Kirchenstaates, verschiedene Ämter innerhalb der Kanzlei, Hofämter für die Küche, das Brot, den Wein und den Marstall sowie weitere Bereiche seien hier nur generell genannt. Die Beteiligung der Gruppen an den Einkünften – so zum Beispiel der Kardinäle – steigerte zugleich den Finanzbedarf des Papsttums insgesamt.
Universitäten, Wissenschaft, Historiographie Die dominierende Bedeutung von Klosterschulen als fast einzige Ausbildungsstätten ging im hohen Mittelalter zurück. Im Zuge der Stadtentstehung waren Stiftsschulen an den Kathedralen immer wichtiger geworden. Sie wurden zu einer Vorstufe und zu einem Ausgangspunkt der Universitäten. Die Leitung einer solchen Kathedral- oder Stiftsschule übertrug der Bischof meist dem Kanzler des Domkapitels. Bei dieser Entwicklung spielte auch das Papsttum eine Rolle. In Paris schlossen sich die Vertreter der vier Fachrichtungen Artes, Decreta, Medizin und Theologie 1209 zu einer Genossenschaft zusammen, der auch Scholaren mit gleichen Interessen beitraten. So entstand dort die universitas magistrorum et scholarum. Diese neue Institution hatte für ein studium generale zu sorgen. Die Päpste wurden oft bei Entscheidungen angerufen, später auch bei Neugründungen oder Streitigkeiten eingeschaltet, wie das Beispiel Paris zeigt. Bei einem Streit der Pariser universitas stellte sich Papst Innozenz III. 1215 auf Seiten der magistri. Mit der Anerkennung des päpst-
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lichen Spruchs war zugleich eine Autonomie der universitas von städtisch-kirchlichen Institutionen erfochten worden, denn eine päpstliche Bestätigung bekräftigte die allgemeine Bedeutung der neuen Institution. Konflikte innerhalb der Universitäten blieben in den ersten Jahren an der Tagesordnung; 1231 wurden Pariser Streitigkeiten auch mit einer Bulle des Papstes Gregor IX. beigelegt. In der Regel wurde zudem bei neuen Universitätsgründungen ein päpstliches Bestätigungsprivileg ausgestellt. Päpstliche Gründungen erfolgten zum Beispiel 1229 in Toulouse, 1244 in Rom oder später in Piacenza. Die Päpste hielten auch deshalb ihre Hand über die Universitäten, weil sie deren Bedeutung für die Kirche erkannten. In den Klosterschulen hatten hauptsächlich Benediktinermönche gelehrt, in den Kathedral-, Dom- und Stiftsschulen waren es meist Welt- oder Regularkleriker, an den Universitäten dominierten die neuen Bettelorden; ab 1217 waren Dominikaner, seit 1219 auch Franziskaner im Lehrkörper vertreten. Damit schien aber die Autonomie der Universität an einem Punkt gefährdet, denn diese Leute schuldeten gleichzeitig ihren Ordensoberen Gehorsam. Dies war Anlass für einen erneuten Konflikt in Paris: 1252 wurde der Beschluss gefasst, kein Mitglied der Bettelorden dürfe mehr einen Lehrstuhl innehaben. Dagegen erhob sich Protest, und die magistri von Paris verkündeten das Einstellen der Vorlesungen. Papst Alexander IV. gab 1255 allerdings nicht nach und konnte seinen Einfluss 1257 weiter geltend machen. Bettelorden und Universitäten befruchteten Diskussionen und weitere geistige Auseinandersetzungen. Insbesondere die Pariser, aber auch die Oxforder Universität trugen zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Glauben und Vernunft bei, die das Papsttum zumindest mittelbar betraf. Nachdem in der Philosophie lange Zeit der Augustinismus dominiert hatte, waren inzwischen durch neu bekannt gemachte Schriften der Antike (Übersetzungen in Toledo und an anderen Orten)57 neue Positionen erarbeitet worden. Das Gedankengut des Aristoteles drang teilweise mit den Kommentaren des Averroes im lateinischen Westen ein. Zwischen Averroismus und Augustinismus stand die neu erarbeitete Synthese des dominikanischen Aristotelismus. Diese Richtung räumte der Vernunft in Glaubensfragen einen größeren Raum als bisher ein. Der Aristotelismus akzeptierte eine eigene, von der Theologie getrennte Philosophie. Diese Position musste sich nach zwei Seiten hin verteidigen: gegen den Averroismus (hier hatten Theologie und Glaube nur eine untergeordnete Bedeutung behalten) und gegen den Augustinismus der Franziskaner. Bahnbrechend für die Ausrichtung des dominikanischen Aristotelismus waren Albertus Magnus († 1280) und sein wichtigster Schüler, Thomas von Aquin, der Oblate in Monte Cassino war und in Neapel (an der 1220 gegründeten „Staatsuniversität“ Friedrichs II.) studierte, sodann bis 1249 Schüler des Albertus Magnus in Paris wurde, wo er in den erwähnten Mendikantenstreit mit hineingezogen wurde. Er starb 1274 auf dem Weg zum Zweiten Konzil von Lyon und hinterließ zwei Hauptwerke, die als „Summen“ bezeichnet werden: Summa contra gentiles („gegen die Heiden“) und Summa theologica. Thomas verband Vernunft und Religion, die zwar geschieden seien, sich jedoch harmonisch ergänzen könnten. 1277 verdammte der Bischof von Paris die Lehrmeinung des Thomas zusammen mit averroistischen Sätzen.
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Die Gegner dieser auf Aristoteles basierenden Lehren hielten an augustinischen Konzeptionen fest. Eine autonome Philosophie neben der Theologie erkannte der Augustinismus nicht an. Aus der Annahme, dass Glaube und Denken, Theologie und Philosophie zusammengehören, ergaben sich die geistigen Wurzeln der Mystik. Anklang fand diese vor allem franziskanische Philosophie in Paris und besonders in Oxford. Am Anfang dieser Richtung stand Alexander von Hales († 1245), ein Pariser Magister. Einer seiner Schüler war der Italiener Bonaventura. Er versuchte zu einer mystischen Durchdringung zu gelangen. In England waren vor allen Dingen die Gestalt des überragenden Robert Grosseteste († 1253), Magister und Kanzler in Oxford, sowie sein bekanntester Schüler Roger Bacon († um 1294) wichtige Repräsentanten dieser Richtung. Die Päpste begleiteten nicht nur den maßgeblich von den Bettelorden getragenen Prozess des geistig-philosophischen Aufbruchs, sondern in ihrem eigenen Umfeld erhielt Wissenschaft, darunter besonders die Medizin ebenso einen neuen Stellenwert. Vor allem medizinisches Wissen hielt am Papsthof Einzug. Nach den Gesta Innocentii III kaufte Papst Innozenz ein Haus für den Arzt des Papstes.58 1213 ist der erste päpstliche Arzt, Giovanni Castellomata, belegt.59 Er wurde unter anderem durch einen Traktat bekannt, der davon handelt, wie man das Älterwerden herauszögern könne. Die Familie Castellomata stammte aus Salerno und war offensichtlich durch die dortigen medizinischen Studien geprägt. Unter Innozenz III. wurde das Hospital Santo Spirito in Sassia60 gegründet, das zur Pflege von Papst und Kardinälen dienen sollte. Bedenkt man die Förderung der Anatomie und die Erwähnung von Medizinexamina in seinen Briefen, so scheinen seit Innozenz III. medizinisches Wissen und kuriales Prestige erstmals stärker verbunden gewesen zu sein. Mehrere päpstliche Ärzte aus dem 13. Jahrhundert sind namentlich bekannt. Petrus Hispanus, der spätere Johannes XXI., war Leibarzt Gregors X. und ist damit vielleicht nur das bekannteste und eindrücklichste Beispiel. Auch weitere Namen wie Albert der Große oder Markus von Toledo könnten in diesem Zusammenhang genannt werden; sie fertigten Medizin an, schrieben Rezepte auf oder bewerteten diese für ihre päpstliche Klientel.61 Hinzu kamen Personen, die sich mit astronomisch-astrologischen Fragen auseinandersetzten, wie Campanus von Novara, dessen Theorica planetarum Papst Urban IV. in Auftrag gab.62 Da es vor dem 13. Jahrhundert kaum Belege zur Medizin am Papsthof gibt, fällt die Belegdichte im 13. Jahrhundert auch im Vergleich zu anderen Höfen auf. Waren die Päpste so sehr an ihrem Körper, an der Möglichkeit der Lebensverlängerung interessiert, dass sogar ein neues Verständnis der Körperlichkeit Einzug hielt?63 Nachdenken über die eigene Institution zeigt die zwischen 1261 und 1278 durch den an der päpstlichen Pönitentiarie (als Beichtvater) tätigen Martin von Troppau († 1278) verfasste, vielleicht von Papst Clemens IV. angeregte chronologische Darstellung, die spaltenförmig Papst- und Kaisergeschichte aufeinander bezog. Damit war das Verhältnis der beiden Universalgewalten aus der Rückschau aufzeichnenswert geworden; es wurde in der Spätfassung auch mit Geschichten wie der Erzählung von einer Päpstin Johanna angereichert, deren Pontifikat Martin in das 9. Jahrhundert legt (vgl. Kapitel IV, S. 95).64 Das Werk Martins hatte großen Erfolg, wie die handschrift liche Überlieferung
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sowie die Fortsetzungen belegen.65 Weitere Historiographen folgten dieser Vorgabe, so zum Beispiel in den Flores temporum. Sie prägten damit einen Zweig der spätmittelalterlichen Historiographie, so dass die Werke vielfach sogar einfach als „Martinschroniken“ bezeichnet werden.
Der ferne Osten und die muslimischen Nachbarn: Byzanz, Kreuzzüge und Mongolen Nach dem Verlust Jerusalems 1187 und den nur eingeschränkten Erfolgen des Dritten Kreuzzugs blieb der Orient für die Päpste auch im 13. Jahrhundert weiterhin aktuell. Mit unterschiedlichem Erfolg erwies sich Innozenz III. als Kreuzzugsförderer – im Osten wie im Westen. Schon deshalb wollte und musste er Frieden unter den verschiedenen politischen Kräften Mitteleuropas stiften. Im Osten war aber Byzanz – wie auch der Dritte Kreuzzug gezeigt hatte – seit dem Ende der Kommenen-Dynastie (1180) als Machtfaktor zunehmend unbedeutend geworden. Der letzte Herrscher dieses Hauses, Manuel I. Kommenos (1143–1180), hatte noch einmal eine groß angelegte Restaurationspolitik bis nach Italien hin versucht, war aber insbesondere an den Normannen und Venezianern gescheitert, die ins östliche Mittelmeer drängten. 1185 eroberten die Normannen Thessaloniki. Der Niedergang von Byzanz verstärkte sich weiter seit der Herrschaft der Angeloi (1185–1204). Kreuzprediger warben für einen neuen Kreuzzug. Unter ihnen befand sich Gottfried von Villehardouin, der Geschichtsschreiber des Vierten Kreuzzugs.66 Der Landweg war für den geplanten Zug fast ausgeschlossen, erstes Ziel sollte Ägypten sein, weil hier die muslimischen Herrschaften am leichtesten zu schwächen waren. Der Markgraf von Montferrat sollte den Zug anführen. Bei einem Treffen dieses Markgrafen mit Philipp von Schwaben und Philipps Schwager Alexios (IV.) (der nach der gewaltsamen Machtübernahme von Alexios III. 1195 mit seinem Vater Isaak eingekerkert wurde, aber später in den Westen floh) wurde beschlossen, auf dem Wege das bedrängte Byzanz zu unterstützen, nachdem Alexios IV. ergebnislos mit Innozenz III. verhandelt hatte. Gottfried von Villehardouin schloss einen sehr teuren Transportvertrag mit Venedig. Vor allem aus finanziellen Gründen waren die Kreuzzugswilligen damit bei fehlenden Mitteln dem Druck Venedigs ausgeliefert. Dies zeigte sich allein schon daran, dass unterwegs kurzerhand Zara an der dalmatinischen Küste für Venedig erobert wurde, was Innozenz III. verboten hatte. Auch der weitere Kreuzzug stand im Zeichen Venedigs und entglitt dem päpstlichen Einfluss. In Byzanz kam es nach mehreren politischen Manövern zu einer Palastrevolution. Daraufhin eroberte das Kreuzheer die Stadt, Konstantinopel wurde zur Plünderung freigegeben. Viele Kreuzfahrerführer gelangten anschließend zu Ämtern und Würden, und Innozenz III. dispensierte sogar die Krieger von ihrem Gelübde zur Weiterfahrt, wenn sie zwei Jahre lang Aufbauhilfe in den neuen lateinischen Reichen leisteten. Jedoch scheint der Papst aber auch über die Entwicklung und besonders die Plünderungen bestürzt gewesen zu sein. Jedenfalls wurde mit den Ereignissen von 1204 und den verübten
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Gräueltaten der Riss zwischen Ost- und Westkirche größer; vielleicht war der Einschnitt für das kollektive Gedächtnis sogar wichtiger als die Ereignisse von 1054. Insgesamt war ein Kreuzzug geführt worden, dessen Ergebnisse kaum den ursprünglichen Zielen des Papstes entsprachen. Die Bemühungen Innozenz’ III. um einen neuen Kreuzzug führten allerdings während seines Pontifi kates nicht mehr zu einem Erfolg. Nur aus dem Rheinland und Lothringen fanden sich viele junge Menschen zum sogenannten Kinderkreuzzug 1212 zusammen.67 Während im Vierten Kreuzzug Byzanz ins Visier geraten war, wurden an anderer Stelle im Westen muslimische Gegner bekämpft.68 Auf der Iberischen Halbinsel hatten die christlichen Herrscher der nordiberischen Reiche bei Alarcos 1195 – auch ihrer eigenen Streitigkeiten wegen – eine Niederlage eingesteckt. Papst Coelestin III. und sein Nachfolger Innozenz III. versuchten, eine einheitliche Front gegen die muslimischen Almohaden zu stärken; Legationen, Kreuzzugsbullen, Erlaubnis zur Kreuzpredigt (22. Februar 1211) und andere Maßnahmen unterstützten das Vorhaben.69 Vor allem, nachdem die Almohaden noch 1211 ein kastilisches Heer geschlagen hatten und der Emir sogar verkündet hatte, er wolle nach der Niederwerfung der christlichen Reiche Spaniens bis nach Rom marschieren, verstärkte der Papst seine Unterstützung. In Spanien selbst koordinierte der fähige Rodrigo Jiménez de Rada, der seit 1209 den Erzbischofsstuhl von Toledo innehatte, die verschiedenen Hilfsangebote.70 Um „ausländische“ Beteiligung an den Kampfeshandlungen wurde geworben, dazu hatte Papst Innozenz III. die Kreuzpredigt auch in Frankreich erlaubt. In der Schlacht von Las Navas de Tolosa blieben die Christen siegreich. Die Schlacht bedeutete den entscheidenden Durchbruch für die Herrschaft der christlichen Reiche auf der Iberischen Halbinsel (16. Juli 1212). In Rom verfolgte man das Geschehen. Innozenz veranstaltete sogar einen Bittgang mit Fasten und schritt barfuß wie ein Büßer mit Klerus und Volk vom Lateran nach Santa Croce in Gerusalemme.71 Den späteren Siegesbericht ließ er öffentlich verlesen und übersetzte ihn angeblich selbst. Insofern wirkte der Sieg der Christen in Las Navas de Tolosa über Spanien hinaus, beeinflusste vielleicht Vorstellungen im gesamten lateinischen Westen, denn er könnte die schmerzlichen Erfahrungen der Verluste von 1187 im Heiligen Land sowie die zwiespältigen Erfahrungen von 1204 kompensiert haben. Der Überblick zum Verhältnis von Kaiser- und Papsttum und zur Sizilienpolitik hat am Rande immer wieder deutlich gemacht, wie sehr auch für die weitere Geschichte des Papsttums – gerade in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts – die Schauplätze im Mittelmeer und im Osten wichtig wurden, denn unter anderem das Ringen um Sizilien war mit verschiedenen Zentren des Mittelmeerraumes verknüpft. Deshalb sei ein kurzer Blick auf die politische Entwicklung erlaubt. Byzanz hatte seit Ende des 12. Jahrhunderts große territoriale Verluste erlitten, die durch den Vierten Kreuzzug 1204 sogar zum Verlust von Konstantinopel geführt hatten. Das durch Gewalt zusammengefügte neue Lateinische Kaiserreich (1204–1261) am Bosporus erwies sich langfristig als wenig lebensfähig. Diese Zeit der lateinischen Fremdherrschaft steigerte eher den Hass der dortigen Bevölkerung. Nutznießer der neuen Strukturen war vor allen Dingen Venedig, teilweise auch Genua, die beide neue
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Stützpunkte im Osten einrichten konnten. Diesen Seemächten stand im Westen Sizilien mit den seit der Normannenzeit grundgelegten Interessen gegenüber. Neben den neuen lateinischen Reichen „überlebte“ aber im Osten das Kaiserreich Nikaia, das sich zum ideologischen Zentrum der alten byzantinischen Herrschaft entwickelte. Die Herrscher von Nikaia blieben von der Mongolengefahr verschont, konnten deshalb aus der seit Mitte des Jahrhunderts zunehmenden Schwäche der neu errichteten lateinischen „Staaten“ Gewinn ziehen und 1261 Konstantinopel zurückerobern. Michael VIII. begründete in Konstantinopel die Herrschaft der Palaiologen. Allerdings blieb der Druck aus dem Westen groß, denn Venedig und Genua mit ihren Handelsinteressen sowie die Ambitionen der Anjou im Mittelmeer standen den byzantinischen Vorstellungen entgegen. Die Päpste waren hiervon eher indirekt betroffen. Allerdings dürften die skizzierten Konstellationen dazu beigetragen haben, dass Pläne zu einer Kirchenunion auf dem Zweiten Konzil von Lyon 1274 verhandelt wurden. Angesichts der Verluste in den Kreuzfahrerherrschaften stellten sich auch neue Aufgaben für die universal agierenden Ritterorden. Der deutsche Orden, ursprünglich „Orden des Spitals St. Mariens vom deutschen Haus“, war nach dem Vorbild anderer Ritterorden, insbesondere der Templer und Johanniter, 1190/1198 von Akkon aus durch Bremer und Lübecker Kaufleute gestiftet worden. Er war aus einer Hospitalbruderschaft entstanden und nahm zunächst wie die meisten anderen Ritterorden Aufgaben im Heiligen Land wahr. Bis 1271 blieb der Hauptsitz der Hochmeister die Burg Montfort bei Akkon. Danach wurde der Orden zunächst nach Venedig verlegt (bis 1309). Schon der vierte Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza, der zwischen Friedrich II. und dem Papst vermittelt hatte, suchte angesichts der immer aussichtsloser werdenden Lage Aufgaben außerhalb des Heiligen Landes. 1211 übertrug ihm König Andreas II. von Ungarn den Schutz des siebenbürgischen Burzenlandes gegen die heidnischen Kumanen, päpstlicher Schutz begleitete die Privilegierungen.72 Dort musste der Deutsche Orden allerdings schon bald wieder weichen, als er sich ein autonomes Territorium aufzubauen begann, denn er stieß auf kirchliche und welt liche Widerstände. In dieser Zeit, als der Orden vielleicht sogar an ein neues Zentrum in Zypern dachte, kam ein Hilferuf aus Masowien, bei der Missionierung im Preußenland mitzuwirken. Die Päpste unterstützten dies und Papst Honorius III. stellte schon am 3. Januar 1225 alle Neubekehrten in Preußen und Livland unter päpstlichen Schutz mit dem Privileg, „allein Christus und dem Gehorsam gegen die römische Kirche (und das heißt: nicht einer weltlichen Gewalt) unterworfen zu sein“.73 Auch der Kaiser förderte die Unternehmungen des Deutschen Ordens (Goldene Bulle von Rimini, März 1226). Damit war die Grundlage für eine Herrschaft des Deutschen Ordens in Preußen geschaffen. Das Papsttum folgte weiter den anfänglichen Schritten: Gregor IX. nahm das Ordensland als Recht und Eigen St. Peters unter päpstlichen Schutz (1234) und verlieh es dem Orden als ewigen Besitz.74 Diese neuen Akzente der Politik wurden schon bald durch weitere Gefahren in andere Richtungen gezwungen, denn die Bedrohungen der Mongolen schufen eine völlig neue Situation. Ein Sohn Dschingis-Chans startete in den Jahren 1237–1242 einen umfassenden Zug nach Westen. Nach großen Eroberungen kam es in Schlesien und Ungarn (1241 / 1242) zu militärischen Auseinandersetzungen. Nur die Nachricht vom
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Tod des Großchans am 11. Dezember 1241 führte die Mongolentruppen wieder zurück. Für den Westen rief Papst Innozenz IV. in dieser Situation zum Kampf auf, der jedoch eher in eine diplomatische und missionarische Perspektive mündete; wichtige Schritte wurden auf dem Ersten Konzil von Lyon 1245 beschlossen. Für die weitere Entwicklung – bis hin zur Europäischen Expansion – war dieser Schritt mehr als zukunftsträchtig (vgl. Kapitel XII, S. 282–284). Dass die Helfer hierbei aus den neuen Bettelorden stammten, zeigt ihren wichtigen Beitrag, um den alten, päpstlich bestimmten orbis christianus latinus zu erweitern.75 Darüber hinaus existieren Spuren von diversen Briefwechseln der Päpste mit islamischen und mongolischen Herrschern.76 Diese Kontakte zeigen, dass auch umgekehrt das Papsttum zwar diff us, aber genauer als zuvor wahrgenommen wurde, wie eine Untersuchung der arabischen Quellen zeigen kann.77 Die Vorstöße der Mongolen nach Westen bedrohten aber auch das bestehende Gefüge der Kreuzfahrerherrschaften, obwohl man dort unterschiedlich auf ihre Feldzüge reagierte. Insgesamt blieb die Situation im Heiligen Land prekär. Die Kreuzzugsbegeisterung war zwar noch keinesfalls abgeklungen, denkt man vor allem daran, dass nicht nur im Orient, sondern inzwischen auch an anderen Stellen des Reiches „Kreuzzüge“ geführt wurden. Dies gilt vor allem für die spanische Reconquista, für die „Albigenserkreuzzüge“ von 1209 bis 1229 oder für die Missionszüge im Baltikum; die Päpste billigten diese Aktionen in der Regel, unterstützten sie meist sogar und nutzten bei der Aufforderung zur Teilnahme Argumentationsfiguren älterer Kreuzzugsaufrufe, gestatteten zudem ab 1187 und besonders im 13. Jahrhundert mehrfach die Erhebung des Kreuzzugszehnten.78 Nach dem problematischen „Kinderkreuzzug“ von 1212 trug sich Papst Innozenz III. weiterhin mit Kreuzzugsgedanken. Schon im Jahre 1213 begann er, für einen neuen Kreuzzug zu werben, der auf dem Vierten Laterankonzil 1215 beschlossen wurde.79 Aber erst nach dem Tod des Papstes versammelten sich die Kreuzfahrer im Juni 1217 im süditalienischen Hafen Brindisi und in Messina. In Frankreich, wo die Albigenserkriege viele Kräfte banden, gab es kaum Interesse; die größte Beteiligung kam aus Österreich und aus Ungarn: König Andreas II. von Ungarn nahm ebenso wie Leopold VI. von Österreich teil. Außerdem traf ein Kontingent von friesischen und niederrheinischen Kreuzfahrern 1218 im Orient ein. Ziel dieses Kreuzzuges war es, das Zentrum der Ayyubidenherrschaft in Ägypten zu treffen und Damiette, einen wichtigen Handelspunkt im östlichen Nildelta, unter christliche Kontrolle zu bringen. Nach einigen zunächst beachtlichen Erfolgen kam es zu Streitigkeiten zwischen dem König Johann von Brienne und dem Kardinallegaten Pelagius von Albano († 1230), der den Oberbefehl beanspruchte. Beim Marsch auf Kairo geriet das Heer der Kreuzfahrer wegen der vom Sultan befohlenen Durchstechung der Nildämme in allergrößte Not. Der im klassischen Verständnis gescheiterte Kreuzzug von Damiette gewinnt aber vor allem deshalb an Interesse, weil neue Formen erprobt wurden, um den Glaubensgegner von der eigenen Sache zu überzeugen. So weilte Franz von Assisi im Lager der Kreuzfahrer. Dort, wo die Waffen versagten, sollte er mit seiner Predigt die christliche Sache fördern. Der päpstliche Legat ließ ihn auch nach anfänglichem Zögern in das Lager des muslimischen Al-Kamil ziehen, der sogar zuhörte, obwohl die erwünschte
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Bekehrung ausblieb. Eine weitere Entwicklung ist bemerkenswert: Der päpstliche Kardinallegat Pelagius von Albano ließ arabisch verfasste Prophetien ins Französische übertragen, den Kreuzfahrern vortragen und diese Prophetien sogar durch Abschriften im Abendland verbreiten.80 Derartige Weissagungen, die den Fall von Damiette voraussagten, trafen sich mit den genannten Vorstellungen, die im Zusammenhang mit den schon genannten Mongolenzügen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts an Bedeutung gewannen: Ein christlicher Priesterkönig Johannes herrsche im ägyptischen oder im asiatischen Raum, und es gelte nur, bis zu seinem Reich vorzudringen, um dort dem christlichen Glauben wieder zur Herrschaft zu verhelfen.81 Am Kreuzzug Friedrichs II. war der Papst allenfalls indirekt beteiligt. Gregor IX. verbot sogar den Doppelkreuzzug Theobalds von der Champagne und Richards von Cornwall in den Jahren 1239–1241. Auf dem Ersten Konzil von Lyon 1245 wurde wieder ein Kreuzzug vereinbart, für den sich König Ludwig IX. von Frankreich zur Verfügung stellte. 1244 war Jerusalem für die Christen erneut verloren gegangen, deshalb war der 1245 gefasste Beschluss aktuell. Ludwig der Heilige erneuerte noch einmal das Pathos des Glaubenskrieges; er scheiterte zwar, aber in den zeitgenössischen Viten, die teilweise später seine Kanonisation mit legitimierten, erscheint er vielfach als moralischer Sieger, der zuweilen sogar Saladin gegenübergestellt wird.82 Mit aller Umsicht bereitete der König von Frankreich den Kreuzzug vor, ein Kreuzzugszwanzigster ließ die Kirchen die finanzielle Hauptlast tragen. Im August 1248 brach Ludwig mit seinem Kreuzheer von Aigues-Mortes aus auf. Das Hauptheer schiffte sich im alten Hafen von Marseille ein. Zunächst richtete sich der Kampf gegen Ägypten. 1249 fiel Damiette, danach wurde Kairo statt Alexandria als weiteres Ziel anvisiert. Schon im Februar 1250 war dieser Vorstoß endgültig festgefahren. Viele der Teilnehmer wurden gefangen genommen, darunter auch König Ludwig IX. Nach einem geschlossenen Vertrag kehrten die meisten Teilnehmer des Heeres zurück, der König begab sich jedoch nach Akkon, bemühte sich um die Freilassung weiterer Gefangener und blieb noch bis 1254 im Heiligen Land. Bevor er den Orient 1254 verließ, hatte er noch einmal Kontakt mit den Mongolen aufgenommen, vielleicht weil er sie als Bundesgenossen gegen die Muslime gewinnen wollte. Viele waren damals der Ansicht, die Mongolen würden sich eher zum Christentum als zum Islam bekehren. Diese teilweise auch in Papstkreisen verbreitete Vorstellung schien vielen Zeitgenossen auch deshalb plausibel, weil offensichtlich einige wenige Nestorianer in frühchristlicher Zeit in das Reich der Mongolen gekommen waren; dies sollten jedenfalls die vom Ersten Konzil in Lyon 1245 nach Osten entsandten Boten unter anderem auskundschaften (vgl. oben S. 198). Insgesamt änderte sich nach dem Abzug Ludwigs des Heiligen schon bald die Situation im Osten. Vor allem die Mameluken sollten ab 1260 bei der Mongolenabwehr im Heiligen Land wichtig werden. Ihre Siege führten aber dazu, dass die im Heiligen Land verbliebenen Christen sich erneut einer islamischen Vormacht gegenübersahen. Ein späterer weiterer Kreuzzug und letzter Versuch Ludwigs IX., das Blatt im Osten zugunsten der Kreuzfahrerstaaten zu wenden, endete 1270 in Tunis, wo der König einer Seuche erlag. Letzte Bastion des Christentums im Heiligen Land blieb bis 1290 / 91 im Wesent-
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lichen Akkon, jedoch gab es seit dem zweiten Konzil von Lyon (1274) eine Vielzahl von Plänen und Initiativen.83
Ein neuer orbis christianus – das Papsttum auf dem Weg zur alleinigen Universalmacht? Mit den vorhergehenden Abschnitten wurden bereits zahlreiche Aspekte übergreifender päpstlicher Politik deutlich, wobei bisher Italien (und durch die Anjou bedingt Frankreich), das Reich, Byzanz, Venedig, die Kreuzfahrerstaaten (sowie die Reconquista auf der Iberischen Halbinsel) und die Mongolen behandelt wurden. Mit Blick auf den orbis christianus agierten die Päpste weiterhin mit den – inzwischen verfeinerten – Mitteln, die im 11. und 12. Jahrhundert ausgebildet worden waren. Mit England geriet Innozenz III. in institutioneller Hinsicht in Konflikt, denn bei der Besetzung des Erzstuhls von Canterbury wollte er Stephan Langton, einen ehemaligen Studienkollegen, durchsetzen und stieß damit auf Widerstand. Dies führte neben blutigen Auseinandersetzungen im eigenen Land auch dazu, dass Innozenz König Philipp II. August von Frankreich dabei unterstützte, gegen England Krieg zu führen. Vor dem Hintergrund des Kampfes zwischen Johann Ohneland und den rebellierenden Baronen ist auch die Magna Charta Libertatum 1215 zu deuten. Nach der Herrschaft Heinrichs III. ab 1216 entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten ein enges Verhältnis Englands zu den Päpsten. Ablesbar ist dies daran, dass in der Abtei Westminster sogar römische Kosmaten im königlichen Auftrag arbeiteten. Hatte das Papsttum aber mit dem Kampf gegen Friedrich II. auch in allgemeiner Hinsicht gesiegt und befand sich auf dem Weg zur Universalmacht? Vordergründig hatte die in dieser Hinsicht positive Prophezeiung der Sibilla Erithea von etwa 1241 Recht behalten. Die Selbstvergewisserung durch Vatizinien hatte funktioniert, wie das 13. Jahrhundert überhaupt als eine Zeit der Papstvatizinien, der Prophetie und Prognostik erscheint.84 Aber die Einschnitte 1245 oder 1250 mit Bannflüchen und Absetzung bis hin zum Tod des Kaisers waren deutlicher als die Beendigung des Konflikts zwischen den Universalgewalten im Frieden von Venedig 1177. Jedenfalls ergab sich mit dem Übergang der Herrschaft in Süditalien von den Staufern an die Anjou eine weiter verstärkte Orientierung der Päpste nach Westen und nach Frankreich hin. Dies bedeutete aber nicht, dass die Päpste diesen Prozess durchgehend bestimmen konnten. Der Papst wurde somit nicht der „wahre Kaiser“, er konnte die Staufer kaum beerben, denn in Sizilien mussten die Päpste mehrfach Rücksicht nehmen, mussten immer noch oft reagieren und konnten nicht agieren. Insofern bot Martin von Troppau mit seiner am Anfang des Kapitels erwähnten PapstKaiser-Chronik in dem inzwischen von den Anjou mitbeherrschten Italien noch einmal einen sehnsuchtsvollen Blick zurück, der zugleich zu einer Meistererzählung oder zumindest zu einem Steinbruch für das späte Mittelalter werden sollte. Wenn auch die Stadt Rom durch konkurrierende andere Zentren etwas in den Hintergrund geriet, so blieben Liturgie und Zeremoniell wichtig. Neben den Erhebungsriten ist für das 13. Jahrhundert die Körperlichkeit des Papstes (verbunden auch mit den
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medizinischen Aktivitäten am Papsthof) untersucht worden. Die Todesrituale veranschaulichen neben den seit dem 9. Jahrhundert belegten Plünderungen auch die Sorge um Einbalsamierung, die verschiedenen respektierten Zeiten sowie die Niederlegung des Leichnams in vorgesehenen Gräbern.85 Langfristiger wirkten andere Umgestaltungen: die Bedrängnis des Reiches von Byzanz und der Aufstieg der italischen Seefahrerstaaten, die Neustrukturierung des Ostens, wo neue Antworten erforderlich waren, auch nach der Bedrohung durch die Mongolen. Neben der intellektuellen Neubestimmung sind Handel, Verträge mit Nichtchristen, friedliche Missionierung und andere Aktivitäten Indikatoren dieser veränderten Situation. Geistesgeschichtliche Herausforderungen forderten aber auch die Lehr- und dogmatische Autorität weiter heraus Dies dokumentieren neben Konzilien auch Rechtssammlungen oder neue Formen der Rechtsprechung (Inquisitionsprozess), die zunehmend bei der Verfolgung von Abweichlern (Häretikern) angewandt wurden. Rationalisierung, Verrechtlichung und die Schaff ung neuer Behörden und Verfahren kennzeichnen damit weiterhin die Mittel päpstlicher Herrschaft im behandelten Zeitabschnitt. Der Papsthof griff jedoch ebenso die Entwicklungen der Zeit auf und prägte diese auch seinerseits. Die theoretischen und übergeordneten Begründungen lieferten aber nicht nur die Gelehrten, sondern auch die scharfzüngigen Schreiben, die beispielsweise in der Auseinandersetzung mit dem Reich und Friedrich entstanden, trugen zu neuen Positionsbestimmungen bei.
IX. Höhepunkt oder Übersteigerung? Spiritualität, Recht und Macht am Ende des 13. Jahrhunderts (1276–1303) Wendezeiten? Strukturen und Personen IX. Spiritualität, Recht und Macht am Ende des 13. Jahrhunderts (1276–1303)
Die Zeit nach dem „Interregnum“ wird mit Blick auf die Reichsgeschichte oft als der Beginn des späten Mittelalters bezeichnet. Dies gilt für Rom und das Papsttum nur bedingt, erscheint doch der Einschnitt am Anfang des 14. Jahrhunderts mit der „avignonesischen Zeit“ zunächst wesentlich markanter. Allerdings wurden die Weichen schon im 13. Jahrhundert gestellt. Mit der Förderung des Hauses Anjou löste das Papsttum keinesfalls die Machtfrage im südlichen Italien; die Interessen verschiedener Mächte am Mittelmeerraum blieben insgesamt zu vielfältig. Insofern gehört dieser vergleichsweise kurze Abschnitt der Papstgeschichte in den Zusammenhang des Ringens um Neubestimmungen, die territorial vor allem den Mittelmeerraum betrafen, innerkirchlich aber ebenso wichtige Richtungsentscheidungen erkennen lassen. Manche Ansätze des Zweiten Konzils von Lyon konnten nicht durchgesetzt werden, unter anderem auch, weil Gregor X. schon am 10. Januar 1276 starb. Die dominierenden und teilweise gegenläufigen Strömungen innerhalb der Kirche, die auch die Papstgeschichte erfassten, betrafen weiterhin Entscheidungen in spirituellen und rechtlichen Positionen. Sie sind relativ gut an zwei sehr gegensätzlichen Vertretern zu verdeutlichen, die das Bild des Papsttums am Ende des Jahrhunderts prägten: an Coelestin V., dem „Engelpapst“, und an Bonifaz VIII. Die Pontifi kate der weiteren Päpste dieser Zeit nach dem Zweiten Konzil von Lyon, von Innozenz V. (1276) bis zu Nikolaus IV. (1288–1292), waren relativ kurz; die Spanne reicht von einigen Monaten bis zu maximal vier Jahren. Zweimal sind die Ordnungszahlen der Päpste irrig oder verwirrend. Martin IV. (1281–1285) hätte eigentlich Martin II. heißen müssen. Dies erklärt sich, weil in manchen Papstkatalogen Marinus I. (882–884) und Marinus II. (942–946) als Martin II. und Martin III. erscheinen. Es gibt einen weiteren Fehler: Johannes XXI. (1276–1277), der aus Lissabon gebürtige Gelehrte auf der Cathedra Petri, hat die Ordnungszahl XXI, obwohl es nie einen Johannes XX. gegeben hat. Daneben fallen die vielfältige Herkunft der Päpste, ihre unterschiedliche Ausbildung und ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen religiösen Gemeinschaften auf. Nach dem Zweiten Konzil von Lyon sind zunächst bis Martin IV. einige Nichtitaliener auf der Cathedra Petri nachzuweisen; in den Fällen, in denen römische Herkunft oder römische Orientierung eine größere Rolle spielten, dominierte der Einfluss der Familien Orsini und Colonna.
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Der 1276 nur ein knappes halbes Jahr amtierende Papst Innozenz V. stammte aus Savoyen, hatte Theologie in Paris studiert und im Dominikanerorden Karriere gemacht. Er erwarb sich mit exegetischen Schriften einen Namen, verfolgte in kirchenpolitischer Hinsicht im Sinne des Lyoner Konzils einen Kreuzzug. Für nur einen Monat folgte ihm Hadrian V. aus Genua, der aber wegen schwerer Erkrankung weder geweiht noch gekrönt wurde. Der einzige aus Portugal stammende Papst, Johannes XXI., hatte nicht nur Philosophie, sondern auch Medizin in Paris studiert und an verschiedenen Orten gelehrt; er weilte einige Zeit am Hof Friedrichs II. und wurde Leibarzt Gregors X. In seinem Pontifi kat spürte er „Irrtümern“ der Pariser Universität nach, wandte sich gegen einen zu radikalen Aristotelismus und versuchte sogar, die Medizin zwischen Logik und Naturphilosophie in einer Summa zu erfassen. Sein Tod scheint Programm gewesen zu sein: Er starb in seinem Studierzimmer, als ein Trakt des Palastes in Viterbo zusammenbrach. Nikolaus III. (1277–1280) gehörte zur römischen Familie der Orsini und betrieb einen machtbewussten, auch den Nepotismus nicht scheuenden Kurs, der das Papsttum teilweise vom Einfluss Karls I. von Anjou löste. Nikolaus konnte zumindest dessen Mittelmeerpläne unterbinden, ohne selbst seinen Kreuzzugsplan zu verwirklichen. Im franziskanischen Armutsstreit vermittelte er durch die Bulle Exiit qui seminat. Der an der Pariser Universität ausgebildete Martin IV. war Kanzler König Ludwigs IX. gewesen, hatte die Frankreichpolitik der Kurie maßgeblich mitbestimmt und wurde wohl unter dem Einfluss Karls I. von Anjou erhoben, dem er als Papst verpflichtet blieb. Er exkommunizierte 1281 den byzantinischen Kaiser Michael VIII. und unterstütze auch nach der „Sizilianischen Vesper“ (1282) weiterhin das Haus Anjou. Diese Einseitigkeit führte zu problematischen Polarisierungen. Honorius IV. (1285–1287) war ein Großneffe Honorius’ III.; er setzte der Politik seines Vorgängers ein Gegengewicht entgegen, ohne den Konflikt zwischen Anjou und Aragón um Sizilien endgültig entschärfen zu können. Als Lehnsherr erhob er päpstliche Ansprüche auf Sizilien und unterstützte die Bettelorden, allerdings vor allem die approbierten Gemeinschaften. Diese Ausrichtung verstärkte Nikolaus IV. (1288–1292), der als erster Franziskanerpapst nach einem ersten Wahlgang sogar zunächst die Übernahme des Papstamtes schlichtweg abgelehnt haben soll. Er verharrte in alten Traditionen, als er Karl II. von Anjou (1285–1309) nach Lehnseid zum König von Neapel-Sizilien krönte; nach dem Fall von Tripolis (1289) und Akkon (1291) scheiterte ein Kreuzzugsplan, während seine Missionsbemühungen im Vorderen Orient und bei den Mongolen erfolgreicher verliefen. Bei den Ämtervergaben bevorzugte er die Colonna-Familie. Coelestin V. (1294), ein Eremit, wurde vor allem auf Betreiben Karls II. von Anjou erhoben und galt vielen als prophetisch herbeigesehnter „Engelpapst“, der aber schon bald resignierte und dem juristisch gebildeten, aus der Caetani-Familie stammenden Bonifaz VIII. (1294–1303) wich. Von seinen Auseinandersetzungen ist diejenige mit Philipp IV., dem Schönen, von Frankreich besonders bekannt. Erfolge wie die Organisation des Kirchenstaates und die Ergänzung des Kirchenrechtes (Liber sextus) geraten leicht aus dem Blickfeld, wenn man seinen Machtwillen bewertet, der sich nicht nur in der Bulle Unam sanctam, sondern auch in der Ausgestaltung der Tiara niederschlug. Um 1300 scheint sich mit ihm noch einmal ein Höhepunkt päpstlicher Ansprüche zu
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manifestieren. War aber wirklich ein Gipfel erreicht, oder waren es nur die letzten großen Worte und Symbolhandlungen, die eine unausweichliche Krise verdeckten?
Süditalien und der Osten zwischen den Häusern Anjou und Aragón Nach 1276 versuchten die Päpste zunächst weiterhin, die auf dem Zweiten Konzil von Lyon (1274) verabredete Kirchenunion mit Byzanz zu stabilisieren, 1276 / 77 erkannte Byzanz unter der Bedingung, weiterhin unterschiedliche Riten pflegen zu können, den römischen Primat an. Aber langfristige Erfolge blieben aus, denn schon nach wenigen Jahren zerbrach die Union, auch weil sich für den östlichen Mittelmeerraum neue Perspektiven ergaben. Unter Nikolaus IV. gingen die letzten wesentlichen Besitzungen im Heiligen Land verloren, am 28. Mai 1291 fiel Akkon. Dafür nahmen Missionsaktivitäten zu. Die Mongolenreisen wurden fortgesetzt; Papst Nikolaus IV. entsandte zum Beispiel den Franziskaner Johannes de Monte Corvino († 1328 / 30) nach Osten,1 später, im Jahre 1307, sollte Clemens V. diesen zum ersten Erzbischof der Hauptstadt Khanbalig (Peking) erheben.2 Sizilien besaß für den Mittelmeerraum eine Schlüsselstellung, unter anderem weil sich hier östliches und westliches Mittelmeer schieden. Der Angiovine König Karl I. stellte sich in die normannisch-staufische Tradition und strebte vor allen Dingen eine Eroberung der noch bestehenden oder ehemals byzantinisch bestimmten Herrschaften an. Diese Zielsetzungen der Anjou standen teilweise päpstlichen Vorstellungen einer Byzanzpolitik entgegen, denn die bereits skizzierten Verhandlungen kirchlicher Kräfte mit dem Osten auf dem Zweiten Konzil von Lyon ließen sich kaum hiermit in Einklang bringen. Dort hatte Kaiser Michael VIII. verlangt, dass der Papst einen Frieden zwischen ihm und König Karl von Sizilien herbeiführe. Schließlich ließ sich Karl auf einen Waffenstillstand ein. Wichtig sollten die Einflüsse der späteren Päpste werden. Nachdem im Januar 1276 Gregor X., der das Konzil von Lyon maßgeblich mitgeprägt hatte, gestorben war, fuhr der Angiovine Karl I. noch einmal ins Heilige Land und besetzte 1277 Akkon. Aber der seit 1277 amtierende Papst Nikolaus III. aus dem Hause der Orsini durchkreuzte die Pläne der Anjou, nachdem er schon zuvor Karl gezwungen hatte, das römische Senatorenamt niederzulegen, das er selbst übernahm. Nach Nikolaus’ Tod (1280) wurde mit Martin IV. ein aus Frankreich stammender Kardinal gewählt. Er wandte sich von der Orientpolitik seiner Vorgänger ab. Aber damit geriet die päpstliche Politik zunehmend und noch stärker in das Schlepptau der Anjou. Verhandlungen mit Byzanz wurden nicht weitergeführt, und Michael VIII. wurde exkommuniziert (1281). Dies geschah vielleicht auch, um eine Allianz von Aragón und Byzanz zu verhindern. Als 1283 der schon lange geplante venezianisch-sizilianische Großangriff auf Griechenland gestartet wurde, bei dem Michael VIII. starb, schien sich eine riesige angiovinische Großherrschaft im Mittelmeerraum anzubahnen. Für Sizilien mit seiner Schlüsselstellung zwischen östlichem und westlichem Mittelmeer wurde den Anjou aber eine Macht aus dem Südwesten Europas bedrohlich: das
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Königreich Aragón, dessen Expansionspolitik unter Jakob I., dem Eroberer, zunächst nur die Iberische Halbinsel betroffen hatte. 1262 hatte Peter III. von Aragón eine staufische Prinzessin, Manfreds Tochter Konstanze, geheiratet, woraus sich später Ansprüche auf Sizilien ableiten ließen. Nachdem er 1276 König von Aragón geworden war, wuchs sein Interesse an diesem Mittelmeerreich. Als Karl seine Projekte im Osten in Angriff nehmen wollte, ging Peter ein Bündnis mit dem byzantinischen Herrscher Michael VIII. ein. Seit 1282 bekämpfte er zudem die Muslime in Nordafrika. Dort soll ihm eine Gesandtschaft den Thron Siziliens angeboten haben. Dies geschah nach einem Zwischenfall in Palermo, wo am Ostermontag 1282 nach der Vesper ein Aufstand stattgefunden hatte. Einige französische Krieger hatten sich unter das Volk gemischt, es entstand ein Handgemenge, dem ein Massaker an den Franzosen beziehungsweise den Anhängern der Anjou folgte („Sizilianische Vesper“). Deren ohnehin nicht beliebte Herrschaft geriet in eine schwere Krise und brach innerhalb weniger Wochen weitgehend zusammen. Viele Sizilianer wollten sich zunächst unmittelbar dem Papst unterstellen, aber andere Kreise setzten eher auf einen tatkräft igen Herrscher, Peter III. von Aragón, der wenig später in Palermo einzog. Papst Martin IV. stand weiterhin auf der Seite der Anjou und exkommunizierte den Aragonesen, weil er ein Lehen der römischen Kurie usurpiert habe. Der entstandene Konflikt zwischen Karl von Anjou und Peter III. von Aragón konnte nicht unmittelbar beigelegt werden. Militärisch unterlagen in der Folge die Anjou den Katalanen und Aragonesen, die 1283 bei Malta siegten. Jedoch war damit der Antagonismus keinesfalls beigelegt; der Papst beauftragte sogar den König von Frankreich mit einem „Kreuzzug“ gegen Aragón.3 Indirekt war dies auch ein Eingeständnis, dass der Papst mit den Anjou auf das „falsche Pferd“ gesetzt hatte. Da aber Karl von Anjou, Peter III. von Aragón und auch der amtierende Papst im gleichen Jahr (1285) starben, blieb die Entscheidung über Sizilien erneut offen. Allerdings hatte Peter kurz vor seinem Tod dem Papst Sizilien restituiert und von diesem die Absolution erhalten. Dennoch gingen die Auseinandersetzungen – unter Beteiligung der nachfolgenden Päpste – weiter. Erst im Frieden von Caltabellotta (1302) wurden die Verhältnisse endgültig geklärt: Der Aragonese Friedrich III. erhielt die Herrschaft über die Insel Sizilien, während der Angiovine Karl II. das Festland mit der Hauptstadt Neapel beherrschen durfte. Bis 1430 blieb das Haus der Anjou in Süditalien weiterhin wichtig, nicht aber auf der Insel Sizilien. Insofern verliefen die Bemühungen der Päpste, ihren Stand als Lehnsherren über Sizilien gegen Aragón zu behaupten, relativ erfolglos. Aragón wurde Vormacht im westlichen Mittelmeerraum und später auch in Süditalien. Die Aragonesen herrschten – mit Unterbrechungen während der napoleonischen Zeit – im Süden Italiens sogar bis 1860. Die Auseinandersetzung in Sizilien betraf zugleich die Orientpolitik. 1285 wehrten die Mameluken im Nahen Osten die Mongolen ab, die sich danach wieder verstärkt gegen China wandten. Die Mameluken ihrerseits eroberten aber 1289 Tripolis, 1291 Akkon; Tiros, Sidon und Beirut gingen kampflos verloren. Als 1291 mit einer Templerburg die letzte christliche Bastion im Heiligen Land unterging, bedeutete dies das Ende des lateinischen Orients. Nur das Königreich Zypern hielt sich noch unter der Dynastie der Lusignan als östlicher „Vorposten der lateinischen Christenheit“ bis ins 15. Jahrhundert.
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Von den großen Ritterorden wichen die Johanniter nach Rhodos (später nach Malta) aus, die Templer gingen nach Zypern und Paris; in Frankreich wurde gut zwei Jahrzehnte später nach einem großen Prozess ihr Untergang besiegelt (vgl. Kapitel X, S. 227– 230). Die Deutschordensritter setzten sich in Venedig fest und verstärkten ihre Aktivität in Preußen (Ausbau der Marienburg) und im Baltikum, wo sie schon seit einiger Zeit ein politisches Aktionsfeld aufgebaut hatten (vgl. Kapitel VIII, S. 206).
Der „Engelpapst“ und Reformströmungen am Ende des 13. Jahrhunderts Die Ereignisse in Sizilien und im Osten waren auch für das Papsttum einschneidend, denn nach dem Untergang der Staufer hatte der neue angiovinische Partner weder zur Stabilisierung im Heiligen Land noch zur Union mit Byzanz noch zur Klärung der sizilianischen Frage beigetragen. Die letzten Jahrzehnte des Papsttums in Rom waren in hohem Maße von den Beziehungen zu Frankreich unter Philipp IV., dem Schönen (1285–1314), bestimmt. Er war entscheidend am Ende des Papsttums in Rom und an der Neuorientierung in Avignon beteiligt. Das zeigen gelehrte Diskussionen: Mit Hilfe des römischen Rechtes bauten Gelehrte am königlichen Hof die Konzeption einer starken königlichen Autorität aus, die keinen Platz für ein der weltlichen Gewalt übergeordnetes Papsttum ließ. Vor dem Zusammenstoß Philipps IV. mit Bonifaz VIII. lag jedoch der Pontifi kat Coelestins V., dessen Person die Spannbreite kirchlicher und päpstlicher Vorstellungen am Ende des 13. Jahrhunderts gut verdeutlicht. 1292 entstand eine zweijährige Vakanz, die rein äußerlich gesehen hauptsächlich durch die Rivalitäten verschiedener Adelsfamilien bedingt war; in Rom spielten nach wie vor die Familien der Orsini und Colonna eine entscheidende Rolle. Die sizilische Frage war noch nach den Auseinandersetzungen der „Sizilianischen Vesper“ in der Schwebe, und im Kirchenstaat herrschten anarchische Zustände, die viele beendet wissen wollten. Da wurde 1294 der 80-jährige Petrus von Morrone zum Papst vorgeschlagen, vielleicht weil er den vielfachen politischen Streitigkeiten fernstand.4 Als der (Orsini-)Kardinal Latino Malabranca angesichts fortbestehender Rivalitäten zwischen Orsini und Colonna Peter von Morrone für das Papstamt ins Spiel brachte, dachte er aber wohl auch an die Frömmigkeit des Kandidaten, denn dieser Peter vereinte in seiner Person spirituelle Tendenzen der Zeit und hatte in einer Einsiedlergemeinschaft, die später unter dem Namen der Cölestiner fortbestand,5 Anhänger um sich geschart. Schon früher, 1263, hatte Papst Urban IV. diese Eremiten dem Benediktinerorden inkorporiert. Die ältere Forschung hat die Wahl Peters von Morrone oft nur als Intrigenspiel Karls von Anjou gesehen. Aber es waren sicher weitere Kräfte bei dieser Erhebung wirksam; Politik und spirituelle Erneuerungsbewegungen spielten gleichermaßen eine Rolle. Besonders innerhalb der Franziskanergemeinschaft bestanden mystische Strömungen, deren Vertreter man als Spirituale der Franziskaner bezeichnet. In diesen Kreisen entwickelte sich auf dieser Grundlage eine Opposition gegen die bestehende Kirche, und
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aus diesem Milieu stammte auch die Prophezeiung von einem künft igen „Engelpapst“, der für eine spirituelle Erneuerung sorgen sollte. Dies gehört in den Zusammenhang von Vorhersagungen (Papstvatizinien), welche die Ankunft eines friedenbringenden Papstes prognostizierten.6 Seit den Werken des Joachim von Fiore († 1202), der in Sizilien und besonders in der Abtei gewirkt hatte, waren apokalyptische Corazza wieder stärker im Umlauf. Joachim hatte schon von Lucius III. 1184 und von Clemens III. 1188 die Erlaubnis zur Aufzeichnung seiner Visionen erhalten. Auf dem Vierten Laterankonzil wurden seine Thesen, die die Dreifaltigkeitslehre betrafen, zwar verurteilt (vgl. Kapitel VIII, S. 195), aber Joachim wurde nie als Häretiker angesehen. Joachims Lehren blieben aktuell, insbesondere verbreiteten sich pseudo-joachitische Strömungen, die sich mit seinen chronologischen Berechnungen auseinandersetzten. Die Einteilung der Geschichte in je eine Zeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes führte zur Hoffnung darauf, im dritten Zeitalter zur Gottesschau zu gelangen. Dabei stehe das Mönchtum dem Papsttum bei, und kontemplative Orden unterstützten diese Entwicklung.7 Coelestin war mit diesen Ideen vertraut, und seine Wahl ist auch vor diesem Hintergrund zu verstehen. Es war eine Wahl nach dem Verfahren der Inspiration, das in ganz besonderer Weise vom Wirken des Heiligen Geistes beim Wahlakt selber ausging. Bezüge auf joachimistisches Gedankengut werden auch durch zahlreiche Heiliggeist-Widmungen seiner Klöster unterstrichen. Symbolisch und den Palmsonntag imitierend mag auch die Ankunft des Papstes in L’Aquila auf einem Esel zu verstehen sein oder die Kreation von zwölf Kardinälen am 18. September 12948. Trotz dieser neuen Impulse – die das Papsttum grundsätzlich aus den politischen Verstrickungen zu lösen schienen – blieb Coelestins Pontifi kat für die Kirchengeschichte, insbesondere die Papstgeschichte, äußerst problematisch. Unter den zwölf neuen Kardinälen befanden sich viele Mönche, die im politischen Geschehen wenig versiert waren. Die geistig-geistlich bestimmte Richtung konnte in der historischen Wirklichkeit kaum bestehen, weil Papst Coelestin V. in seiner Politik dem äußerst starken Einfluss Karls II. von Anjou unterlag – und dies bedingte unter anderem die späteren Urteile der Forschung. In der sizilischen Frage entschied er zugunsten Karls, aber die vielfach Chaos produzierenden Rivalitäten wurden durch eine solche Entscheidung nicht gelöst. Schon bald verzichtete Coelestin V., der Engelpapst, auf seine Würden, in der Adventsfastenzeit wollte er zum Eremitentum zurückkehren. Seinen Amtsverzicht sprach er am 13. Dezember 1294 aus und hatte dafür die notwendigen Stellen des Kirchenrechts zur Hand, die für einen solchen Schritt einschlägig waren. In dieser Hinsicht wurde er von seinen Kardinälen, darunter seinem Nachfolger, Benedikt Caetani, juristisch gut beraten. Es ist der einzige Fall in der Geschichte des Papsttums, dass ein Vertreter auf Würde und Amt verzichtete. Deshalb erregte dieser Schritt schon damals großes Aufsehen. Dante beurteilte Coelestins Verhalten später negativ; der Papst sei aus Feigheit von seinem Amt zurückgetreten, jedoch hielt auch die Bewunderung an, wie die schon baldige Heiligsprechung (1313) (vgl. Kapitel X, S. 230) verdeutlicht. Der abgedankte Papst durfte nach dem Willen seines Nachfolgers zwar nicht in seine Einsiedelei zurückkehren, wie er dies anfangs versuchte. Manche Kräfte – darunter wohl auch der neue Papst Bonifaz VIII. – befürchteten, dass seine Parteigänger sich sei-
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ner Person bedienen und damit ein Schisma heraufbeschwören könnten. Deshalb ließ er seinen Vorgänger inhaft ieren. Im Kastell Fumone bei Ferentino lebte Peter von Morrone bis 1296 in einer Zelle, die man noch heute besuchen kann.
Bonifaz VIII. (1294–1303) Schon am Heiligen Abend 1294 wurde Benedikt Caetani zum neuen Papst gewählt und am 23. Januar 1295 als Bonifaz VIII. inthronisiert. Bonifaz war ein weltfreudiger und theoretisierender Kanonist, der zugleich herrschsüchtig erscheint und die Ansprüche der geistlichen Gewalt auf die Spitze trieb. Ihn kennzeichnete zudem eine gewisse Gier, wenn es um die Bereicherung seiner Person und seiner Familie ging; sein Familienbewusstsein brachte ihn gegen die Familie der Colonna in Stellung. Die Worte eines aragonesischen Gesandten kurz nach seiner Erhebung drücken dies aus: „Der neue Papst beschäftigt sich nur mit drei Dingen: lange zu leben, Geld zu verdienen und seine Familie zu bereichern. […] An etwas Geistiges verliert er keinen Gedanken“.9 Entsprechend lassen sich auf den ersten Blick kaum sympathische Züge des Papstes entdecken, er galt bei vielen Zeitgenossen als einer der meistgehassten Menschen. Manche seiner Charaktereigenschaften haben sogar dazu geführt, dass Kritiker danach fragten, ob er vielleicht der Häresie und dem Averroismus zugewandt gewesen sei, aber diese Vorwürfe wie auch derjenige der Idolatrie bleiben zumindest unpräzise,10 manche speisen sich auch aus den Anklagepunkten des posthumen Prozesses gegen Bonifaz (vgl. Kapitel X, S. 229). Bonifaz VIII. vertrat einen mittelalterlichen Universalismus. Seine Frömmigkeit und sein Pathos wurden von dieser Herrschaftsvorstellung bestimmt. Die Ausgestaltung der päpstlichen Kopfbedeckung, der Tiara, gilt als ein Zeichen für sein monarchisches Verständnis der weltlichen und geistlichen Herrschaft des Papstes.11 Diese Charakterisierungen schließen keinesfalls aus, dass er nicht zugleich für die Gesamtkirche förderliche Entwicklungen begünstigte, so wurde 1298 eine Dekretalensammlung zusammengestellt und als Liber sextus dem Kirchenrecht hinzugefügt.
Das Heilige Jahr Papst Bonifaz VIII. eröffnete das 14. Jahrhundert in Rom mit einer berühmt gewordenen Pilgerfeier. Im alten Rom hatte man ein neues Säkulum mit glänzenden Spielen begangen, aber das Mittelalter hatte diese Tradition nicht weiter gepflegt. Beflügelte vielleicht der Verlust der heiligen Stätten und Orte im Heiligen Land die Vorstellung, dass nun Rom, nicht mehr Jerusalem der „Nabel der Welt“ sei?12 Jedenfalls nahm, nach dem weitgehenden Abschluss der Kreuzzüge am Ende des 13. Jahrhunderts, 1299 das Gerücht zu, man könne im nächsten Jahr durch den Besuch der Peterskirche in Rom große Ablässe gewinnen. Zu Beginn des Jahres 1300 zogen große Volksscharen nach Rom, wie mehrere Chronisten bezeugen.13 Erst nachdem die ersten Pilgermassen schon in der Ewigen Stadt waren, beugte sich Bonifaz VIII. dem Druck und erließ am 22. Februar
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1300 eine Bulle, in der er auf die großen Ablässe früherer Zeiten einging. Er gewährte allen, die während des laufenden Jahres in Rom die Basiliken St. Peter und St. Paul 30 Tage hindurch täglich, als Auswärtige nur 15 Tage lang, besuchten, den vollsten Ablass, wenn sie zuvor reumütig ihre Sünden gebeichtet hätten.14 Jüngere Studien haben deutlich gemacht, dass die Kanoniker von St. Peter maßgeblichen Anteil an den Vorbereitungen dieses ersten Heiligen Jahres in Rom, vielleicht sogar an der Verbreitung von entsprechenden Gerüchten hatten.15 Vorläufer für dieses Jubeljahr finden sich im „Jobeljahr“ des Alten Testamentes, aber ebenso lassen sich Kultakte im Zusammenhang mit der Erhebung von Reliquien als Vorformen dieses römischen Jubeljahres ausmachen. Vielleicht sollten weiterhin eschatologische Vorstellungen benannt werden, denn der Jubiläumsablass schien solchen Tendenzen ebenfalls entgegenzukommen. Es muss ein fürchterliches Gedränge in Rom geherrscht haben, obwohl die Zahlen in den Quellen voneinander abweichen. Bemerkungen darüber, man habe sich auf der Engelsbrücke jeweils rechts gehalten, damit die zur Kirche hinströmenden Massen und die zurückkehrenden besser vorankämen, deuten zumindest die Größe der Volksscharen an.16 Der Erfolg des ersten und auch der folgenden römischen Jubeljahre hängt mit dem Versprechen eines Plenarablasses zusammen, wie ihn die Kirche bis dahin nur Kreuzfahrern zugestanden hatte. Dabei muss man die Formulierung „vollkommen“ wohl dahingehend interpretieren, dass damit die höchste Form der Vergebung gemeint war, die ein Papst überhaupt gewähren konnte. Die seit den Kreuzzügen entwickelte Lehre eines Plenarablasses wurde 1300 auf den Besuch stadtrömischer Kirchen bezogen. Dabei kam dieser Lehre zugute, dass die theologische und kanonistische Diskussion im 13. Jahrhundert die Lehre vom Kirchenschatz aufgestellt hatte, der es ermögliche, die ursprünglich kirchliche Fürbitte zu einem rechtlichen Gnadenerweis umzugestalten. Die Ansammlung guter Werke in diesem Schatz erlaubte es, wenn man juristisch dachte, nicht nur die Kirchenbuße, sondern auch zeitliche Sündenstrafen zu erlassen. Die Verfügung über diesen Kirchenschatz stand aber nur dem Papste zu, so dass die Gewährung von Ablässen zunehmend päpstliches Reservat wurde, nachdem anfangs auch Bischöfe oder andere kirchliche Würdenträger Ablässe versprochen hatten. Dieser Gnadenschatz wurde im Jahr 1300 von den Pilgern reichlich genutzt. Die Bilanz des Heiligen Jahres 1300 war in mehrfacher Hinsicht positiv, es brachte der Stadt, dem Papst und der Kurie, vor allem aber die zu besuchenden Institutionen, hohe Einnahmen, sie alle konnten mit den Zahlen der Pilger und deren Gaben zufrieden sein. Nach Tholomeus von Lucca sind täglich 1000 Peruginer Pfund gespendet worden, Kardinal Stefaneschi beziffert die Jahreseinnahmen von St. Peter und St. Paul auf 51 000 Gulden. Stefaneschi vermerkt aber auch, Bonifaz habe die Geldopfer der beiden Basiliken diesen zum Ankauf von Grundbesitz überlassen, um hieraus den Gottesdienst in den Kirchen zu mehren.17 Insofern profitierten stärker römische Institutionen als das Papsttum selbst von den ökonomischen Konsequenzen des Heiligen Jahres. Insgesamt sprechen damit der späte Zeitpunkt der Verkündigung der Bulle, die spirituelle Betreuung sowie die Erwartungen der Pilger für die These, dass wir die Beweggründe dieser Massenbewegung mit rein ökonomischen Gründen kaum fassen können, sondern viel-
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mehr auf die verschiedenen beteiligten Institutionen sehen müssen. Das Peterskapitel dürfte dabei das Laterankapitel in den Schatten gestellt haben.18 Der Erfolg und die Beliebtheit der Heiligen Jahre in Rom waren so groß, dass man wohl deshalb von einem 100-jährigen Rhythmus die Frequenz auf 50, bald dann sogar auf 33 Jahre senkte und 1475 auf 25 Jahre reduzierte. Ursprünglich sollte der Ablass einem Kreuzablass vergleichbar sein, den man nur einmal im Leben erwerben konnte. Mit der Reduzierung des Intervalls änderte sich die Perspektive, obwohl die noch heute geläufige Redewendung „alle Jubeljahre“ andeutet, dass die römischen Heiligen Jahre etwas Außergewöhnliches blieben.
Rom, der orbis christianus und der Streit mit Frankreich Als das Jubeljahr Rom in großem Maße zu einer Pilgerstadt gemacht hatte, war Bonifaz schon sechs Jahre Papst und hatte die kirchliche Autorität im Kirchenstaat wieder zur Geltung gebracht.19 Vor allen Dingen zog der Kampf mit der Familie Colonna weite Kreise, der umgekehrt zu persönlichen Angriffen auf Bonifaz VIII. führte. Die Vorstellungen, die Bonifaz in politischer Auseinandersetzung mit den europäischen Reichen entwickelte, scheiterten weitgehend. So wurde zum Beispiel der schon erwähnte Friede von Caltabellotta 1302, der die Situation in Sizilien endgültig regelte und zu einem Ausgleich zwischen den Interessen der Anjou und dem Hause Aragón führte, gegen seinen Willen geschlossen. Mit Blick auf das Reich ist zu vermerken, dass Bonifaz VIII. König Adolf von Nassau nicht unterstützte; dennoch exkommunizierte er 1298 – nach der Absetzung Adolfs – den neu erhobenen Albrecht I., den er erst 1303 – nach dem noch zu schildernden Kampf mit Frankreich – „notgedrungen“ anerkannte. Die Waffenstillstände, die er 1295 und 1297 Frankreich und England auferlegen konnte, zeigen aber ebenso wie seine Interventionen 1295 bei der Thronfolge in Ungarn und Polen, worauf Bonifaz VIII. abzielte: Er wollte Schiedsrichter sein. Weltgeschichtliches Format – auch wegen der Spätfolgen – besaß dementsprechend sein Zusammenstoß mit dem französischen König Philipp IV., dem Schönen. In dieser Auseinandersetzung, die mit dem Streit mit der Colonna-Familie verbunden war, wurden päpstlich-hierokratische Ansprüche noch einmal bis zur letzten Höhe getrieben. 1294 stand ein englisch-französischer Konflikt bevor, in den die Kirchen beider Länder hineingezogen wurden. Sowohl Eduard I. von England (1272–1307) als auch Philipp der Schöne von Frankreich (1285–1314) forderten kirchliche Abgaben zur Finanzierung ihrer immensen, vor allem kriegerischen Aufgaben. Hiergegen protestierten in Frankreich die Zisterzienser, und Papst Bonifaz griff in die Auseinandersetzungen ein. Mit der Dekretale vom Februar 1296 Clericis laicos rief er alte päpstliche Forderungen in Erinnerung und drohte bei Nichtbeachtung mit der Exkommunikation.20 Demnach waren Abgaben nur noch mit Erlaubnis des Papstes gestattet, wie aus alten Rechten hergeleitet wurde; der Papst beanspruchte damit indirekt sogar eine Kontrolle des staatlichen Finanzabgabensystems. Diese Forderung besaß Sprengkraft, denn Monarchien wie Frankreich konnten unmöglich auf Leistungen und Abgaben des Klerus verzichten.
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Langfristig war der Papst weder in England noch in Frankreich erfolgreich, sondern musste seine Forderungen schon bald abmildern und teilweise zurücknehmen. Wenig später gestand er zu, lehnsrechtliche Abgaben dürften weiterhin geleistet werden, und 1297 widerrief der Papst die Urkunde in ihrem inhaltlichen Kern fast vollständig. Für mehr als eine – freilich bedeutungsvolle – symbolische Geste mag gelten, dass er in dieser Situation einen Vorgänger Philipps des Schönen, Ludwig IX., heiligsprach (1297),21 hielt der Papst doch dem aktuellen König seinen heiligen Vorgänger vor Augen. Ein wichtiges Vorgefecht der Auseinandersetzung mit Philipp dem Schönen hatte der Papst dennoch zunächst weitgehend verloren. Die Zwänge lagen teilweise auch darin, dass er bei seinen Auseinandersetzungen mit den Colonna freie Hand benötigte. Nachdem Bonifaz im Jahre 1300 durch das erste Heilige Jahr die Bedeutung des Papsttums machtvoll demonstriert hatte, begann im folgenden Jahr eine weitere Phase des Konfliktes mit Frankreich. Ausgelöst wurde der Streit durch den ersten Bischof des neu geschaffenen Bistums Pamiers. Der Bischof Bernard Saisset war wegen der Patronatsrechte über seine Bischofsstadt mit Philipp dem Schönen aneinandergeraten und wurde wegen Hochverrates und wegen häretischer Vorstellungen angeklagt. Als man ihn sogar in Narbonne inhaftierte, war das klerikale privilegium fori, das Recht des Klerikers auf eine eigene Gerichtbarkeit und mithin Schutz vor weltlichem Gericht, verletzt, und der Papst schaltete sich ein. Er forderte die Freilassung Saissets und entzog dem König alle päpstlichen Privilegien, wodurch die frühere Bulle Clericis laicos de facto wieder in Kraft gesetzt wurde. Zum Entscheid lud er den König und den Episkopat zum Ende des Jahres 1301 zu einem Konzil nach Rom. Die Anfangspassage seiner schrift lichen Mahnung war klug formuliert: Ausculta fili, „Höre, mein Sohn“; der Wortlaut der Bulle griff damit die ersten Worte der Benediktsregel auf.22 Wie ein Mönch auf Benedikt und seine Regel sollte der König – so die Suggestion – auf die Worte des Papstes hören. Im weiteren Text sprach der Papst aber nicht nur den konkreten Konfliktfall an, sondern forderte die Überordnung des Papstes über das Königtum. Philipp der Schöne nahm den Fehdehandschuh auf, im Beisein des Königs wurde Ausculta fili verbrannt und die generellen Thesen des Papstes wurden sogar in überspitzter Formulierung durch eine gefälschte Urkunde verbreitet. Damit gewann der Kampf eine propagandistische und publizistische Dimension. Ende Juni 1302 hielt Bonifaz in Anagni eine Ansprache vor den Kardinälen, in der er von einer Unterordnung des Königs unter den Papst ausging. Eine Synode trat zusammen, die aber von Frankreich nur spärlich besucht wurde. Am 18. November 1302 (publiziert wohl erst im Sommer 1303) wurde die Konstitution Unam sanctam erlassen, die wie eine Grundsatzerklärung die übersteigerten hierokratischen Ansprüche Bonifaz’ VIII. deutlich macht: Eine heilige katholische apostolische Kirche müssen wir im Gehorsam des Glaubens annehmen und festhalten. Und wir glauben diese fest und bekennen sie schlicht, und außer ihr gibt es kein Heil und keine Vergebung der Sünden. In ihr ist ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Zur Zeit der Sintflut gab es eine Arche Noahs, und diese deutete im voraus hin auf die eine Kirche. Alles, was nicht in ihr war, wurde vernichtet. Von dieser einen und einzigen Kirche also gibt es nur einen Leib und ein Haupt, Christus nämlich und Christi Stellvertreter, Petrus und Petri Nachfolger; sagt doch der Herr zu Petrus selbst: ,Weide meine
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Schafe‘ (Joh. 21, 17). ,Meine‘ sagt er, und meint das im allgemeinen, nicht nur im einzelnen diese oder jene. Und daraus sieht man, daß er ihm alle anvertraut hat. Sagen also die Griechen oder andere, sie seien Petrus und dessen Nachfolgern nicht übergeben, so müssen sie auch bekennen, daß sie zu den Schafen Christi nicht gehören; denn der Herr sagt bei Johannes: ,Es gibt nur eine Herde und einen Hirten‘ (Joh. 10, 16). Daß dieser über zwei Schwerter zu verfügen hat, ein geistliches und ein weltliches, das lehren uns die Worte des Evangeliums (Lukas 22, 38). Denn als der Apostel sagte: ,Siehe, hier sind zwei Schwerter‘, nämlich in der Kirche …, da antwortete der Herr nicht: ,Es ist zuviel!‘ sondern: ,Es ist genug!‘ Wer nun sagt, in des Petrus Hand sei das weltliche Schwert nicht, der merkt nicht recht auf des Herrn Wort, der da sagt: ,Stecke dein Schwert in die Scheide!‘ (Matth. 26, 52). Beide Schwerter hat die Kirche in ihrer Gewalt, das geist liche und das weltliche. Dieses aber ist für die Kirche zu führen, jenes von ihr. […] Daß aber die geistliche Macht an Würde und Adel jede weltliche überragt, müssen wir umso freier bekennen, als überhaupt das Geistliche mehr wert ist als das Weltliche. Das ersehen wir auch deutlich aus dem Regiment in der Welt. Denn in Wahrheit: Die geistliche Macht hat die weltliche einzusetzen und ist Richterin über sie, wenn sie nicht gut ist. […] Es ist aber diese Macht, auch wenn sie einem Menschen gegeben ist und von einem Menschen ausgeübt wird, keine menschliche, vielmehr eine göttliche, nach Gottes Wort dem Petrus gegeben, ihm und seinen Nachfolgern von Christus selbst, den Petrus, der feste Fels, bekannte, zu dem dann der Herr sagte: ,Was du auf Erden bindest …‘ (Matth. 16, 19). Wer sich also dieser von Gott so geordneten Gewalt widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung … So erklären wir denn, daß alle menschliche Kreatur bei Verlust ihrer Seelen Seligkeit untertan sein muß dem Papst in Rom, und sagen es ihr und bestimmen es.23
Obwohl dieses Schlüsseldokument zur Position eines hierokratischen Papsttums nichts grundsätzlich Neues enthielt, war es die letzte krönende, zugespitzte Zusammenfassung der päpstlichen Ansprüche. Gemäß der Zweischwerterlehre (vgl. Kapitel VII, S. 161) und ihrer Deutung von Bibelstellen unterstrich die Bulle die päpstliche Stellung noch stärker als frühere Dokumente. Jedes menschliche Geschöpf könne das Heil nur innerhalb der römischen Kirche erlangen. Der Text blieb jedoch – obwohl oft als Beleg der hierokratischen päpstlichen Ansprüche zitiert – ähnlich wie der Dictatus papae von 1075 (vgl. Kapitel VI, S. 129 f.) – relativ folgenlos, denn er wurde nicht in das offizielle Kirchenrecht integriert. Erst auf dem Fünften Laterankonzil, als es wiederum einen Konflikt zwischen Rom und Frankreich gab, entsann sich die römische Kirche 1516 dieser Formulierungen. Allerdings löste Unam sanctam, oder besser: der gesamte Streit, eine bedeutende Publizistik aus. Schriften des Aegidius Romanus († 1316) thematisierten beispielsweise später die Möglichkeiten kirchlicher und päpstlicher Macht. Andere Theologen widersprachen diesen Theorien, wie beispielsweise Johannes von Paris.24 Trotz diverser Verhandlungen verschärfte sich der Konflikt mit Frankreich. Philipps Kanzler Wilhelm von Nogaret verbündete sich mit der römischen Familie der Colonna und unterstützte deren Vorwürfe gegen Bonifaz VIII. Es war sogar eine Absetzung des Papstes geplant. Am 12. März 1303 trug Nogaret diverse Anklagen offiziell vor; im Juli 1303 erhob er öffentliche Anklage, in der die Vorwürfe gegen Bonifaz in 29 Punkten aufgelistet waren; vor allem wurde der Häresievorwurf argumentativ herausgearbeitet (Punkte 5 und 6). Um die Anschuldigungen weiter zu belegen, sollte sogar ganz Frank-
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Papst Bonifaz VIII. und das Heilige Kollegium. Italienische Buchmalerei des 14. Jh. aus dem Liber Sextus.
reich befragt werden. Als Antwort auf den Konzilsplan des Papstes ließ Philipp der Schöne den Episkopat, zahlreiche Magister und andere Gelehrte versammeln, die nach Johannes von Viktring folgende Anklagepunkte formulierten: 1. Der Papst sei, wie alle Leute wüssten, der Simonie schuldig. 2. Er behauptete, seine Handlungen könnten niemals als Simonie ausgelegt werden. 3. Er habe seinen Vorgänger, den Papst [Coelestin V.] ermordet, indem er ihn im Kerker gefangen gehalten und aus dem Lichte der Sonne weggeschafft habe. 4. Er sei ganz offenbar ein Wucherer. 5. Er glaube nicht an die Lehre vom heiligen Abendmahle. 6. Er lehre, daß die menschliche Seele sterblich sei und es keine anderen Freuden als die des irdischen Lebens gebe. 7. Er habe das Beichtgeheimnis verletzt, denn er habe einen Kardinal gezwungen, ihm die Beichte eines gewissen spanischen Bischofs zu verraten. Daraufh in habe er dann den Bischof abgesetzt, ihn aber, nachdem er Geld erhalten, wieder ernannt wie vorher. 8. Er habe mit zwei ihm blutsverwandten Nichten im Konkubinat gelebt und habe von jeder einen Sohn, und den einen habe er zum Bischof gemacht.
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9. Dem König von England habe er, damit er gegen den König von Frankreich den Krieg rüsten könne, alle Kirchenzehnten in seinem ganzen Reich auf Dauer von zehn Jahren überlassen. 10. Er habe mit Geld die Sarazenen zum Einfall in Sizilien und zur Austilgung der Christen gereizt, und dadurch seien 30 000 Menschen ums Leben gekommen. Freilich hätten die Christen dennoch zuletzt einen glorreichen Sieg erfochten.25
Als Bonifaz davon erfuhr, begab er sich nach Anagni und wollte ein Konzil versammeln, das Beschlüsse gegen Philipp fassen sollte. Er selbst wies alle Anschuldigungen zurück. Im Sommer 1303 verkündete er eine weitere Bulle, die den Bannfluch über Philipp den Schönen androhte. Dazu kam es jedoch nicht, denn Philipps Kanzler Nogaret hatte inzwischen in Italien Verbindungen vor allem mit dem radikalen Adeligen und Papstgegner Sciarra Colonna geknüpft und eine Verschwörung inszeniert, um die Publikation zu verhindern und den Papst gegebenenfalls gewaltsam nach Frankreich zu entführen. Am 7. September 1303, einen Tag bevor die Bannbulle publiziert werden sollte, sammelte sich eine Truppe unter Nogarets Führung, die zusammen mit Sciarra Colonna in die päpstlichen Paläste eindrang und dort plünderte. Der Papst bot Verhandlungen an, die Nogaret zurückwies. Es kam zu Kämpfen und Handgemengen. Bonifaz VIII. lehnte im vollen Ornat eine Abdankung ab und war sogar bereit zu sterben. Nogaret verhinderte allerdings eine Tötung des Papstes, behielt Bonifaz unter strenger Bewachung, um ihn später nach Frankreich bringen zu können. Aber am 9. September schlug die Stimmung um; die Volksscharen der Umgebung befreiten Bonifaz. Nun mussten Nogaret und seine Truppen flüchten. Damit war der Anschlag auf den Papst, das sogenannte Attentat (oder die Ohrfeige) von Anagni, gescheitert. Bonifaz begab sich nach Rom und starb dort am 19. Oktober 1303. Bonifaz VIII., der als Papst das päpstlich-hierokratische Programm noch einmal in extremer Form formulierte, ist umstritten wie kaum eine Person der mittelalterlichen Papst- und Kirchengeschichte. Peter Herde urteilte, Bonifaz habe „die Mentalität des Aufsteigers […], ein gesundes Gemisch von Kooperationsbereitschaft und Skrupellosigkeit“ gehabt. Seine „große Intelligenz und Streben nach Macht“, sein „Drang nach Geltung und Anerkennung „mischten sich mit dem Instinkt für materiellen Gewinn, für die Mehrung seines Besitzes und seiner Einkünfte und der seines Clans.“26 Bedeutsamer war, dass Bonifaz mit seinen kirchenpolitischen Absichten langfristig scheiterte, denn dies sollte das Papsttum in der folgenden Epoche erheblich belasten. Er hatte die Stellung des Papsttums, wie sie Papst Innozenz III. erstmals zu Beginn des Jahrhunderts formuliert hatte, noch einmal in höchster Vollendung und mit höchsten Ansprüchen eingefordert, zugleich aber den Bogen überspannt, so dass der Absturz umso größer werden konnte. Im Prozess um Bonifaz hatte sein Pontifi kat ein größeres Nachspiel (vgl. Kapitel X, S. 229). Gleichzeitig deutet der Konflikt mit Philipp dem Schönen aber an, wo und in welchen Bereichen die Belastungen und Aufgaben für das Papsttum nach Bonifaz VIII. entstehen sollten.
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Höhepunkte, Scheitern oder Neuausrichtung? Die überzogenen Ansprüche Bonifaz’ VIII. sind vielfach kritisch bewertet worden, jedoch unterschieden sie sich in einzelnen Punkten nur wenig von denen seiner Vorgänger. Für das 13. Jahrhundert ist er insbesondere häufig mit Innozenz III. verglichen worden, dessen Erfolgsbilanz bei ähnlichen Ansprüchen günstiger auszufallen scheint. Dies lag vielleicht an der stärkeren theologischen Ausrichtung Innozenz’ III., aber auch daran, dass sich die politischen Konstellationen geändert hatten: Frankreich und England, zu Beginn des Jahrhunderts in einer Konsolidierungsphase auf die Unterstützung des Papsttums angewiesen, zeigten sich am Ende des Säkulums auch aufgrund der jeweils aktuellen Herrscher als sehr eigenständige Monarchien, die Einmischungen inzwischen energisch zurückwiesen. Nutzbar waren bei Konfrontationen die fortbestehenden Feindschaften der römischen Familien, wie sie zur Zeit Bonifaz’ VIII. durch Caetani und Colonna deutlich wurden. Dazu erweisen weitere Aspekte die letzten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts als eine Wendezeit: Die geplante Union mit der Ostkirche scheiterte, das Heilige Land ging endgültig verloren, und die Übertragung Siziliens an die Anjou erfuhr mit der „Sizilianischen Vesper“ (1282) und dem Aufstieg Aragóns eine ganz neue Richtung. Die Jahre 1302 / 3 verbinden sich eben nicht nur mit dem Attentat von Anagni, sondern auch mit dem Vertrag von Caltabellotta. Dass spirituell orientierte Personen wie Coelestin V. vor dem Hintergrund solcher Konstellationen wenige Chancen hatten, sondern eher rechtliche und dogmatische Ansprüche erhoben wurden, verdeutlicht die Polarisierungen der Zeit. Führten aber die Forderungen der Anjou und die mit Papsterhebungen und Kardinalskreationen begonnene Ausrichtung auf Frankreich nun schließlich nach einem großen Konfl ikt mit dieser Monarchie ins „Avignoneser Exil“ oder bedeutete dies eher ein Ausweichen vor römischen Problemen?
X. „Exil“ oder Chance? Das Papsttum in Avignon (1303–1378) Die Stunde Südfrankreichs: Personen und Strukturen X. Das Papsttum in Avignon (1303–1378)
Die Zeit des avignonesischen Papsttums – gerade aus italisch-italienischer Perspektive oft in Anlehnung an biblische Vorbilder als „babylonische Gefangenschaft“ oder „Exil“ bezeichnet – erscheint aufgrund des neu entstehenden Zentrums päpstlicher Herrschaft in Avignon als eine besonders geschlossene Epoche der Papstgeschichte. Aber auch hier kann die Rückschau trügen: Waren die Weichen seit 1303 so eindeutig gestellt? Seit wann wurde Avignon Residenz? Wie wurde der Kirchenstaat in Italien verwaltet, wie fanden gegebenenfalls Kaiserkrönungen in Rom statt? Welche Rückkehrversuche gab es? Vielleicht muss man die Zeit des avignonesischen Papsttums sogar anders datieren, wenn man die weitgehend von Avignon aus agierenden Päpste im anschließenden Großen Schisma einbezieht. Unstrittig ist jedoch eine sehr deutliche Orientierung auf südfranzösische Repräsentanten des Papsttums, wie ein kurzer Blick auf die Päpste der Epoche erkennen lässt. Sieht man vom „Gegenpapst“ Nikolaus V. ab, so stammte nur der 1303 erhobene Benedikt XI. nicht aus Südfrankreich. Er gehörte dem Dominikanerorden an, wurde im Jahre 1303 in einem von Kardinal Matteo Rosso Orsini und Karl II. von Anjou beeinflussten Konklave erhoben und nahm während seines achtmonatigen Pontifi kats einige Maßnahmen Bonifaz’ VIII. zurück. Sein Nachfolger, der wohl in Vilandraut (Gironde) geborene Clemens V. (1305–1314), hatte in Bologna und Orléans Rechte studiert und war als Erzbischof von Bordeaux im Streit König Philipps IV. mit Papst Bonifaz VIII. neutral geblieben. Er wurde von einer antibonifatianischen Fraktion gewählt und blieb in vielen Entscheidungen von Philipp IV. abhängig, wie sein Verhalten bei der Zerschlagung des Templerordens und beim Prozess gegen Bonifaz VIII. erkennen lässt. Mit Johannes XXII. (1316–1334) bestieg ein Bürgersohn aus Cahors die Cathedra Petri, ein studierter Jurist beider Rechte, der in engem Kontakt zu Karl II. von Anjou stand. Der in Lyon gekrönte Papst förderte entgegen der versprochenen Rückkehr nach Rom den Verbleib der Kurie in der Provence und führte die Auseinandersetzung zwischen Kaisertum und Papsttum mit Ludwig dem Bayern zu einem letzten – mit theoretischen und praktischen Waffen geführten – Kampf, der den Streit um Italien einbezog. Die Entwicklung des päpstlichen Fiskalismus wurde intensiviert und perfektioniert. Im Armutsstreit und auch in der sogenannten Visio beatifica bezog Johannes dezidiert Positionen, die ihn in die Kritik geraten ließen.
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Der Zisterzienser Benedikt XII. (1334–1342), der aus der Gegend von Toulouse stammte, begann ein umfassendes Reformprogramm, das besonders die Administration und die Orden betraf. Sein Nachfolger, Clemens VI. (1342–1352), war Benediktiner und vor seiner Wahl Vertrauter König Philipps IV. gewesen; er praktizierte als Papst eine aufwendige Hofhaltung sowie einen ausgeprägten Nepotismus. Ebenfalls aus der Gegend des heutigen Départements Corrèze stammte sein Nachfolger Innozenz VI. (1352–1362), der als Jurist und Richter in Toulouse gewirkt hatte und bei dessen Wahl es zur ersten, freilich wenig Wirkungen zeigenden Wahlkapitulation der Papstgeschichte kam. Neben einigen zaghaften Reformen bereitete er eine Rückkehr der Kurie nach Rom vor, indem unter anderem Kardinäle zur Rückeroberung und Reorganisation des Kirchenstaates entsandt wurden. Es war aber Urban V. (1362–1370), einem Benediktiner und Juristen, vorbehalten, kurzfristig (1367–1370) nach Rom zurückzukehren. Seine Reformmaßnahmen betrafen neben den schon von seinen Vorgängern angegangenen Punkten (Pfründenhäufung, Häresie, Ordenswesen) auch die Gründung mehrerer Universitäten, die zur besseren Ausbildung der Geistlichen beitrugen. Gregor XI. (1370–1378), ein Neffe Clemens’ VI., führte dann die Kurie (1376 / 1377) endgültig nach Rom zurück; jedoch blieben Reformvorhaben auf der Strecke, was den Nährboden für das Große Abendländische Schisma bereiten half.
Clemens V. und der Templerprozess Begonnen hatte die „avignonesische“ Epoche der Papstgeschichte noch in Rom. Nach dem „Attentat von Anagni“ erfolgte die Beugung der Kurie vor der französischen Monarchie; aber im Oktober 1303 wurde mit Benedikt XI. zunächst für kurze Zeit ein neuer Papst erhoben, der versuchte, die Unabhängigkeit des Heiligen Stuhles zu wahren. Frankreich hielt an einer konfrontativen Politik fest, und Benedikt XI. machte die von seinem Vorgänger gegen den französischen König gerichteten Maßnahmen rückgängig oder milderte diese ab, fand aber wenig Rückhalt bei den Kardinälen. Bald darauf begab sich der neue Papst nach Perugia und wagte es sogar, die Schuldigen von Anagni zu exkommunizieren. Aber diese Maßnahmen griffen nicht, denn nach einem achtmonatigen Pontifi kat starb Benedikt schon am 7. Juli 1304. Anschließend folgte eine richtungsweisende Papstwahl; das Konklave dauerte elf Monate. Eine der beiden Gruppierungen im Kardinalskolleg (die sogenannten Bonifazianer) wollte vor allen Dingen die Anagni-Attentäter bestrafen, eine andere sah eher die Notwendigkeit, stärker mit Frankreich zusammenzuarbeiten. An der Spitze der Gruppierungen standen zwei verschiedene Vertreter der Familie Orsini. Schließlich wurde am 5. Juni 1305 Bertrand de Got, der als Kompromisskandidat galt, trotz des Protestes der fünf „Bonifazianer“ im Kardinalskollegium gewählt. Die Wahl war nur gelungen, weil beide konkurrierende Parteiungen der Kardinäle überzeugt worden waren, dass dieser Mann „ihr Kandidat“ sei. De facto waren aber die Anhänger des alten Papstes einem Irrtum erlegen.
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Bertrand de Got stammte aus der Gascogne, war 1295 Bischof von Comminges und 1299 Erzbischof von Bordeaux geworden. Der Neuerwählte stimmte Ende Juni 1305 der ihm überbrachten Wahlnachricht zu und nahm den Namen Clemens V. (1305–1314) an. Er reiste aber nicht nach Rom, sondern zitierte sechs Kardinäle zur Krönung nach Lyon. An diesem Ereignis zeigt sich ebenso wie an der Wahl der Person, in welchem Maße das Frankreich benachbarte burgundische Königreich (Arelat) für das Papsttum in den Vordergrund rückte. Beim Krönungsumzug am 14. November stürzte eine Mauer ein, hohe Persönlichkeiten kamen um, und der Papst fiel vom Pferd. Hierin sahen manche Beobachter ein böses Omen. Zwar wollte Clemens wohl mehrfach nach Rom reisen, aber es kam nie dazu. Das unstete Umherziehen, das schon die Pontifi kate einiger Päpste des ausgehenden 13. Jahrhunderts gekennzeichnet hatte, die von anderen Orten des Kirchenstaates als von Rom aus regierten, charakterisierte auch die Pontifi katszeit Clemens’ V. Er blieb im Arelat, reiste auch durch Frankreich und durch die zum Kirchenstaat gehörende Grafschaft Venaissin, war aber noch kein avignonesischer Papst. Bordeaux und weitere heimatliche Gefi lde umsorgte er mit geistlichen und weltlichen Gnaden. Damit legte er eine Spur für künftige Entwicklungen. Deutet schon das Itinerar des Papstes die neuen Orientierungen an, so sind diese weiterhin an den Kardinalserhebungen abzulesen. Von den kurz nach seiner Weihe ernannten zehn Kardinälen stammten neun aus Frankreich; die Dominanz von Personen aus diesem Raum an der Kurie sollte sich für die Avignoneser Zeit insgesamt noch weiter verstärken.1 Dem französischen König wurden Vergünstigungen gewährt, die Bulle Unam sanctam wurde zurückgenommen. 1309 nahm die Kurie kurzfristig über Winter Residenz in Avignon in der Provence. Dieses Gebiet gehörte zwar rechtlich noch zum Herrschaftsbereich der Anjou (Neapel) und zum Reich (Arelat), grenzte aber direkt an Frankreich. Als sich Clemens V. 1306 / 07 in Poitiers mit Philipp dem Schönen traf, ging es diesem auch darum, den Templerorden zu entmachten.2 Schon bei der Papstkrönung in Lyon hatte er sich über die Templer beklagt. Natürlich ließ sich trefflich darüber streiten, ob nach dem Untergang der Kreuzfahrerherrschaften die Ritterorden überhaupt weiterhin sinnvolle Institutionen seien. Philipp der Schöne bezeichnete die Templer mehrfach als eine Pestbeule am Leibe Christi. Als Hintergrund für die Anstrengungen zur Auslöschung des Templerordens ist oft der Reichtum des Ordens hervorgehoben worden, bei dem sowohl Eduard von England wie auch Philipp der Schöne hoch verschuldet waren. Dies dürfte aber keinesfalls das einzige Motiv Philipps IV. gewesen sein. Sein Kampf gegen den Templerorden speiste sich nicht nur aus einer allgemeinen Ablehnung, sondern war vielschichtig. Offensichtlich setzten außerdem der König von Aragón sowie andere Personen viele Gerüchte und Schauermärchen über den Templerorden in Umlauf. Philipp IV. hatte 1305 zunächst vorgehabt, alle in Frankreich bestehenden Ritterorden (Johanniter, Templer, Ritter vom Heiligen Grab) unter seiner Leitung als „Großmeister“ zu vereinen. Wollte er – seit 1305 Witwer – mit Geld und Struktur des Templerordens einen Kreuzzug unternehmen?3 1307 ließ Philipp zahlreiche französische Templer verhaften, foltern und verhören. Der Kampf gegen diesen Ritterorden verband sich aber zunehmend mit der „Aufarbeitung“ der jüngeren Papstgeschichte unter Coelestin V. und Bonifaz VIII. Johannes von Viktring berichtet über einige gängige Vorwürfe und Vorschläge:
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter Als in demselben Jahre [1307] der König von Frankreich den Papst Clemens in seinem Gebiet in der Hand hatte, versuchte er ihn oft mit unerhörten Dingen und unternahm viel gegen Gott und die Gerechtigkeit. Denn er forderte, man solle den Papst Bonifatius ausgraben und als Ketzer verbrennen. Als nun der Papst, die Kardinäle und der gesamte Klerus sich widersetzten, ließ er zähneknirschend von seinem Vorsatz ab und [dachte sich] andere Schändlichkeiten [aus]. Denn da er über das Ende eines gewissen Tempelritters schändliche Gerüchte in die Ohren bekommen hatte, begann er diesen Orden zu zerstören und ließ deshalb alle Tempelritter in seinem Reiche festnehmen und nach Paris schaffen. Er versicherte gemeinsam mit dem Papste, sie seien geständig, gottlosen Artikeln anzuhängen, und er befahl seinen Dienern, allen ihren beweglichen und unbeweglichen Besitz, Städte, Burgen und unter welchem Titel ihre Besitzungen auch liefen, für den Staat einzuziehen. Und dies war der erste Artikel: Sie leugneten das Sakrament des Abendmahles; der zweite: Sie glaubten nicht an die Auferstehung der Toten am Tage des Gerichtes; der dritte: Sie seien dem Laster der Sodomie ergeben; der vierte: Wer in ihren Orden eintreten wolle, sei genötigt, den für uns gekreuzigten Herrn zu verleugnen und dem Kruzifi x ins Gesicht zu speien; der fünfte: Sie hätten mit den Sarazenen und dem Sultan gegen die Christen Gemeinschaft angenommen und die Stadt Akka heimlich in die Hände des Sultans gespielt. Im Einverständnis mit dem Papste ließ er auf diese Artikel hin und auf noch andere verbreitete und aufgestellte Vorwürfe hin mehr als fünfhundert Tempelherren verbrennen und wollte sie noch durch andere Torturen zwingen, die in diesen Artikeln ausgesprochenen Vorwürfe einzugestehen. Den Besitz des Ordens übertrug er den Hospitalitern.4
Die in der kurzen Passage dargelegten Vorwürfe waren problematisch und von vielfachen Interessen bestimmt. Eine Darstellung der Verfahren und Verhöre hat im Vergleich der Provinzial- und der Generalkommission deutlich gemacht, dass konforme Aussagen von Verhörten lokal und zeitlich begrenzt sind und in Form der inzwischen etablierten Gewohnheiten solcher Vernehmungen entstanden. Dies könnte im übergreifenden Textvergleich sogar dazu führen, eher von der Unschuld als von der Schuld der Templer auszugehen, die Ergebnisse waren wohl präjudiziert. Hierfür dürfte Philipp IV. hauptverantwortlich gewesen sein.5 Damit wird aber deutlich, wie ein neues kirchliches Rechtsverfahren (vgl. Kapitel VIII, S. 193 f.) von Königen missbraucht werden konnte und damit letztlich dem Einfluss der Kirche entglitt. Die königlichen Initiativen verletzten auf jeden Fall grundsätzlich päpstliche Befugnisse, denn die Templer waren eximiert, sie unterstanden rechtlich nur dem Papst. Deswegen begehrte sogar Clemens V. zunächst auf und ordnete im gleichen Jahr 1307 an, Gut und Besitz der Templer zu schützen. Die Templer widerriefen ihre teilweise unter Folterandrohung erpressten Geständnisse, nach denen sie sich angeblich antichristlicher, häretischer Gepflogenheiten und sexueller Verfehlungen schuldig gemacht hatten. Nachdem jedoch im Mai 1308 eine Versammlung von Baronen und Prälaten in Tours das königliche Verhalten gebilligt hatte, wurde Clemens erneut unter Druck gesetzt. Durch die Vorführung von 72 Templern wollte man den Papst von der Schuld des Ritterordens überzeugen. Clemens erlag dem Druck und berief für das Jahr 1310 ein Konzil ein. Die Möglichkeiten des Königs, Clemens V. und die Kurie zu erpressen, basierten vor allem
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auf drei für den Papst nicht akzeptablen Punkten, die mit der Templerfrage vermengt wurden: 1. Die Kurie sollte dauernd in Frankreich bleiben; 2. Bonifaz VIII. sollte als Ketzer verurteilt werden: 3. Coelestin V. (der Engelpapst) sollte heiliggesprochen werden. Außerdem wollte man sogar den Kanzler Philipps IV., Wilhelm von Nogaret, den maßgeblichen „Drahtzieher“ beim „Attentat von Anagni“, von seiner Schuld freisprechen. Der Prozess gegen Bonifaz VIII. wegen Idolatrie wurde durch ein formales Verfahren 1310 eröff net und 1311 ohne Urteil beigelegt.6 Clemens V. bescheinigte aber Philipp dem Schönen, dass er reinen Glaubens gegen Bonifaz VIII. gehandelt habe, und absolvierte sogar Nogaret. Die Templer endeten schließlich auf dem Scheiterhaufen. In den unter französischem Einfluss stehenden Nachbarländern ereignete sich Ähnliches; in Portugal, Kastilien, Sizilien fanden demgegenüber keine Templerverfolgungen statt, in Deutschland nur vereinzelt. Das Konzil, das 1311 in Vienne zusammentrat, entsprach im Wesentlichen den königlichen Forderungen, jedoch verlangten die Konzilsväter eine erneute Untersuchung der Templeraff äre vor der Konzilsversammlung. 1312 erschien sogar König Philipp IV., im gleichen Jahr sprach Clemens V. ohne Konzilsurteil die Aufhebung des Templerordens aus.7 Im Gegenzug verzichtete Philipp auf eine Weiterführung des Prozesses gegen Bonifaz. Für die Entscheidung war auch die Tatsache wichtig, dass dem damaligen Papst und den Konzilsvätern ein rücksichtsloser, zum Letzten entschlossener König gegenüberstand. Die Templergüter gingen an die Johanniter, in Frankreich hauptsächlich an den König, während in Portugal mit dem Christusorden eine eigene, später für die Europäische Expansion sehr bedeutende Nachfolgeinstitution entstand (vgl. Kapitel XII, S. 284). Das Konzil von Vienne behandelte weitere Fragen, so diejenige eines erneuten Kreuzzugs. Die Versammlung beschloss ebenso den sogenannten Sprachenkanon, den Raimundus Lullus († 1316) und andere seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert immer wieder angemahnt hatten. Sie waren in der Tradition der Bettelorden zunehmend zu der Ansicht gekommen, dass die christliche Religion nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Wort und durch das Beispiel (verbo et exemplo) weitere Anhänger gewinnen solle. Dazu sei es unter anderem nötig, die entsprechenden Sprachen zu beherrschen. Deshalb hatte Raimundus Lullus nach einem eigenen Bekehrungserlebnis in Miramar auf Mallorca eine Sprachschule eingerichtet, wo seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert sogar Arabisch gelehrt wurde. Das Werk, das Raimundus Lullus hinterließ, war für seine Zeit vielleicht verfrüht, ist aber ein wichtiges Zeugnis dafür, inwieweit schon damals ein interreligiöser Dialog möglich war, wie in dem bekannten Büchlein vom Heiden und den drei Weisen erkennbar wird.8 Lullus bezeichnete sich mehrfach selbst als Narren, wurde gleichwohl von mehreren Päpsten empfangen, so von Honorius IV., Nikolaus IV., Coelestin V., Bonifaz VIII. und schließlich auch von Clemens V. Als Beobachter auf dem hier interessierenden Konzil von Vienne wurde sein heiß ersehnter Wunsch erfüllt. Der dort beschlossene „Sprachenkanon“ besagte, dass an den Universitäten Rom, Paris, Oxford, Bologna und Salamanca Lehrstühle eingerichtet und mit Männern besetzt werden sollten, „die genügend Kenntnisse in der hebräischen, griechischen, arabischen und chaldäischen Sprache besitzen“.9
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Das Konzil von Vienne beschloss weiterhin die Aufhebung des Beginenstandes.10 Diese religiöse Bewegung war im 13. Jahrhundert entstanden, seit den vierziger Jahren bezeichnete man mit diesem Ausdruck fromme Frauen, die ohne Gelübde und feste Regel in abgeschlossenen Höfen ein geistliches Leben führten. Diese Frauengemeinschaften gerieten schon im 13. Jahrhundert immer wieder in den Verdacht der Häresie. Weil schon 1215 (Viertes Laterankonzil) und 1275 (Zweites Konzil von Lyon) Ordensgründungen mit Blick auf weitere Bettelorden verboten worden waren, bedeutete der Beschluss von 1311 eine gewisse Fortführung; er mündete allerdings anschließend in Verfolgungen. Der Kanon wurde in die Gesetzessammlung der sogenannten Clementinen aufgenommen, die erst einige Jahre nach dem Tod Clemens’ V. promulgiert wurden (1317). Sie stellen den vierten und letzten Teil des Corpus iuris canonici dar. 1313 wurde Bonifaz’ Vorgänger, Peter von Morrone, heiliggesprochen, aber nicht unter dem Namen Coelestin V.; die Abdankung dieses Papstes wurde somit als gültig anerkannt. Erst im März 1314 fiel das letzte Urteil über die Templer. Der Großmeister Jakob von Molay widerrief noch einmal alle seine Geständnisse. Da ließ ihn Philipp der Schöne in eigenmächtigem Handeln am gleichen Abend (18. März) auf dem Scheiterhaufen hinrichten. In diesem Zusammenhang will eine Erzählung davon wissen, dass Molay König und Papst verflucht habe und deren Tod in 40 Tagen und 40 Wochen vorhergesagt habe. Tatsächlich starb am 30. April 1314 Clemens V. und am 30. November 1314 Philipp der Schöne. Der Templerprozess gehört zu den großen politischen Prozessen des Mittelalters und hat immer wieder das Interesse auf sich gezogen. Er zeigt, wie eine in sich funktionierende religiöse Institution durch vor allem politische Interessen innerhalb kürzester Zeit zerschlagen werden konnte.
Das Verhältnis der Kurie zu Frankreich Auf einer allgemeinen Ebene lassen die geschilderten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Templerprozess und mit dem Konzil von Vienne die neue Orientierung Clemens’ V. deutlich erkennen. Auch anschließend blieb Clemens V. trotz anfänglicher Versuche, nach Rom zu ziehen, in Frankreich und im Arelat. Waren es die Zustände im Kirchenstaat, die den Papst davon abhielten, nach Rom zu gehen? Dies ist wiederholt geltend gemacht worden, vermag aber nur bedingt zu überzeugen, denn die Situation hatte sich gegenüber vorher nicht grundlegend verändert. Vielleicht waren aber auch schlichte Unkenntnis der römischen Verhältnisse und die dazugehörende einseitige Information der Kardinäle, dass eine Rückkehr nicht möglich sei, mit entscheidend.11 In Sizilien herrschte das Haus Aragón, Süditalien hatten die Anjou in ihrer Hand, und im Kirchenstaat musste der Papst mit den Folgen der Reformen Bonifaz’ VIII. fertigwerden. Dieser hatte versucht, die sehr unterschiedlichen Herrschaftsformen einander anzugleichen; allerdings waren manche dieser Neuerungen wieder zurückgenommen worden und führten in der Folge zu zahlreichen lokalen Aufständen, die Clemens V. zunächst im Norden beilegen zu lassen versuchte.
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Ob der Zug des römisch-deutschen Königs Heinrichs VII. nach Italien im Oktober 1310, der am 29. Juni 1311 zur Kaiserkrönung im Lateran durch drei vom Papst beauftragte Kardinäle führte, noch weiter dazu beitrug, dass Clemens in Frankreich verharrte, ist ungewiss. Als der Papst am 20. April 1314 auf dem Weg in die Gascogne bei Carpentras starb, hinterließ er jedenfalls ein vom Papsttum weiterhin verlassenes Rom. Nach der Konklaveordnung sollten die Kardinäle aber an diesem Ort zusammentreten. Die Wahl eines Nachfolgers war nicht leicht, denn schon bald verließen einige Italiener nach Pressionen durch klementinische Parteigänger das Konklave. Sie waren außerdem in eine Minderheit geraten, denn Clemens hatte durch seine Kardinalserhebungen den französischen Einfluss weiter gestärkt.12 Der Boykott der italischen Fraktion dauerte fast zwei Jahre, und als sich die Kardinäle 1316 wieder in Lyon trafen, waren sie auch dem Druck des französischen Königs Philipp V. ausgesetzt. Erst als Napoleon Orsini seine italischen Landsleute überredete, einen Südfranzosen zu wählen, einigte sich das Gremium auf Jacques (Jakob) Duèse aus Cahors, der den Namen Johannes XXII. annahm. Er war von 1310 bis 1312 Bischof von Avignon gewesen; vielleicht bezog er deshalb nach seiner Erhebung die dortige Bischofsresidenz. Erst seit dieser Zeit wurde jedenfalls Avignon zum neuen Sitz des Papsttums. Der Ort hatte gegenüber Rom auch Vorteile. Hier gab es nicht die altbekannten und oft verfeindeten Adelsfraktionen. Außerdem lag die Stadt verkehrsgünstig an der Grenze: noch auf Reichsboden, aber ebenso unter dem Einfluss der Anjou. Erst 1348 kaufte Clemens VI. Avignon von der Königin Johanna I. von Anjou (1343–1382); der damalige Kaiser Karl IV. willigte ein. Außerdem lag benachbart zu Avignon die kleine Grafschaft Venaissin, die seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts dem Papsttum unterstand. Nach dieser örtlichen Festsetzung ergab sich als vordringliche Aufgabe, eine neue Verwaltung aufzubauen. Dies betrieb nach Johannes XXII. besonders Benedikt XII. ab 1334, indem er unter anderem einen neuen Papstpalast erbauen ließ. Damit war die „Ansiedlung“ von Papsttum und Kurie an der Rhône baulich zunächst festgeschrieben. Konnte aber das französische Königtum die in Avignon residierenden Päpste weiterhin wie unter Philipp. IV., dem Schönen, beeinflussen? Nur bedingt, denn nach dem Tod des Königs 1314 gewann das Papsttum wieder an Eigenständigkeit; dies gilt insbesondere für Johannes XXII., wie dessen Beziehungen zu Deutschland gut erkennen lassen. Erst als in Frankreich 1328 das Haus Valois die Herrschaft übernahm, wurde mit Philipp VI. (1328–1350) und später mit Karl V. (1364–1380) das Verhältnis Frankreichs zum Papsttum wieder etwas enger. Zwei Päpste – Clemens VI. und Innozenz VI. – waren zuvor als königliche Kanzler und Berater tätig gewesen. War der Streit Johannes’ XXII. mit Ludwig dem Bayern für das Verhältnis zum Reich bestimmend, so beeinflussten hinsichtlich Frankreich und England die päpstlichen Stellungnahmen und Positionen im Hundertjährigen Krieg (1338–1453) mehrfach das Geschehen. England bestritt die Legitimität der Valois (Eduard III. konnte als Enkel Philipps IV. Ansprüche geltend machen); wichtig für den lang anhaltenden Streit waren jedoch die englischen Besitzungen und Rechte in Frankreich, die England als Erbe der Plantagenets innehatte. Diese Spannungen führten im Krieg zur Verwüstung zahlreicher Landschaften – zum Beispiel in Quierzy oder in der Auvergne –, wovon auch Klös-
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ter und Kirchen betroffen waren. Da die Päpste der avignonesischen Zeit oft aus diesen Gegenden stammten, waren sie an manchen Orten besonders interessiert und standen mehrfach auf Seiten Frankreichs. Manche Kritiker warfen den Päpsten sogar vor, Einnahmen aus England zur Unterstützung der französischen Position einzusetzen, aber dies ist nicht eindeutig zu belegen. Jedoch bestellten die französischen Könige zunehmend Kleriker in den betroffenen Gebieten, beanspruchten also das päpstliche Recht zur Ämterbesetzung und schufen damit zuweilen vollendete Tatsachen. Außerdem wurden teilweise Kreuzzugszehnten ohne Rückzahlungspfl icht zur Verfügung gestellt. England versuchte angesichts dieser Maßnahmen, die päpstlichen Besetzungsrechte von Pfründen und Ämtern einzuschränken. Außerdem wurde die Ausfuhr von Geldern an die Kurie verboten. Dennoch ergibt die Vermittlungstätigkeit der Päpste kein eindeutiges Bild.13
Neue Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen Am neuen Ort, Avignon, entstanden Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen, die sich allerdings erst im Laufe der aufeinanderfolgenden Pontifi kate entwickelten; hier sei das Ergebnis systematisierend vorgestellt. Eine Grundtendenz ist schon angesprochen worden: Durch die neuen Kardinäle richtete sich die gesamte päpstliche Verwaltung in hohem Maße auf den europäischen Westen aus. Unter den Kardinälen dominierten Südund Mittelfranzosen, in geringerem Maße Nordfranzosen und Kardinäle aus Italien oder Spanien. Seit Clemens VI. begegnen viele Limousiner. Nur zuweilen ist unter den Kardinälen ein Engländer anzutreffen. Dagegen gab es keinen Deutschen und kein Mitglied weiterer Herkunft.14 Der sukzessive Bau eines eigenen Palastes in Avignon folgte vor allem Traditionen von inzwischen vielfach ausgebildeten königlichen Höfen und lässt schon äußerlich den Schutz- und Wehrcharakter erkennen. Der Palast veränderte auch die Formen der päpstlichen Öffentlichkeit. So wurden zum Beispiel nach Abschluss der Bauten die liturgischen Feierlichkeiten der Papsterhebung – Wahl und Krönung – ausschließlich im Gebäude vollzogen.15 Dies bedeutete die Transformation einer ursprünglich stark auf den Klerus und auf das Volk von Rom ausgerichteten öffentlichen Liturgie in ein Palastzeremoniell, wie es inzwischen auch an anderen Höfen Europas beobachtet werden konnte. Der Papst war fortan ein dem Volk entrückter Herrscher, der anderen welt lichen Oberhäuptern darin durchaus vergleichbar wurde. Diese Tendenz sollte sich bis ins 20. Jahrhundert erhalten. Palast und Palastliturgie bestimmten außerdem neue Formen der Herrschaft und Repräsentation, denn Empfänge und Gerichtssitzungen fanden in eigenen Räumen statt. Die vermehrten Außenkontakte führten zu neuen Aufgaben und zu neuem Personal. Die erhaltenen reichen Quellen der Apostolischen Kammer lassen erkennen, welche repräsentative und wirtschaft liche Bedeutung dieser Hof während der Avignoneser Zeit gewann.16 Aus einer Außensicht bieten vor allem die Quellen des Archivs der Krone Aragóns unschätzbare Einblicke.17
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Inzwischen hat man diese Quellen auch genutzt, um die Versorgung des päpst lichen Hofes mit Lebensmitteln zu erschließen. Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Ämter und Funktionen quellenmäßig nachzuweisen sind: Jäger, Silberbewahrer, Saalmeister, Intendant; dazu gab es verschiedene Bedienstete im Wasser- und Holzamt oder im Almosenamt. Neben dem päpstlichen Haushalt entwickelten sich Unterhaushalte mit eigenen Küchen und Tischgemeinschaften. So hatten Kämmerer und Thesaurar, aber auch Kardinäle – obwohl sie meist über ein eigenes Palais außerhalb des Palastes verfügten – zuweilen Räume innerhalb des Palastes; dies galt als Zeichen besonderen päpstlichen Vertrauens.18 Die Auslagerung der wichtigen Ämter wie Kanzlei, audientia, Almosenamt und Pönitentiarie in eigene Unterkünfte kann als eine wesentliche Neuerung des 14. Jahrhunderts gelten. Damit unterschied man zugleich Haus und Hof. Manche Häuser der Kurialen sind noch heute zu besichtigen, sie liegen teilweise in Villeneuve-lès-Avignon, auf der rechten Seite der Rhône. Diese Bauten einzelner Amtsträger waren vielleicht anfangs durch Platzmangel bedingt, insgesamt kam es jedoch zu einer strukturellen Neuerung der Verwaltung, denn nach dem Bau des päpstlichen Palastes kehrte man nicht zur alten Ordnung zurück. In die durch die Abkehr vom alten System entstandenen Lücken traten zunehmend die Vertrauten des Papstes, die familiares. In den frühen Quellen zur Avignoneser Zeit meinen die Bezeichnungen officiales und familiares meist noch dieselben Personengruppen; ab der Mitte des Jahrhunderts differenzierten sie sich in zwei Kreise, obwohl weiterhin Überschneidungen bestehen blieben. Wenn Vorsteher von Ämtern päpstliche Kapläne waren, dann gehörten sie in der Regel zum päpstlichen Haushalt. Der Leiter der Kammer befand sich meist in der Umgebung des Papstes; hieraus lässt sich schließen, dass dies eine der wichtigsten „Behörden“ in Avignon war. Die Kurie war wie erwähnt zunehmend regional – im Wesentlichen auf Südfrankreich bezogen – besetzt. Daneben gab es Versuche, das Kardinalskolleg klein zu halten. Nach 1352 kam es zu den ersten bekannten Wahlkapitulationen. Damals forderten die Kardinäle eine Verpflichtung des Erwählten, deren wesentliche Bestimmungen aus folgenden Punkten bestanden: Die Zahl der Kardinäle solle zwanzig nicht übersteigen, der Papst solle bei der Ernennung eines Kardinals an die Zweidrittelmehrheit der Kardinäle gebunden sein, alle Einnahmen der Kurie sollten zwischen Papst und Kardinälen gleichmäßig aufgeteilt werden sowie Papstnepoten von einflussreichen Posten ausgeschlossen werden. Der damals neu gewählte Papst, Innozenz VI., widerrief zwar diese Verpflichtungen nach seiner Erhebung mit Verweis auf die päpstliche Vollgewalt (plenitudo potestatis) und sah sich nicht daran gebunden, aber Tendenzen zu solchen Kapitulationen blieben in der Zukunft bestehen. Ob hiermit ein Ist-Zustand festgelegt wurde oder ein Soll-Zustand beschworen wurde, bleibt umstritten. Jedenfalls war bisher nur das Wahlrecht der Kardinäle, nicht die politische Mitwirkung juristisch festgelegt.19 Geschäftsgang und Behörden veränderten sich weniger. Durch Kanzleiordnungen, wie 1331, wurden Ablauf, Gebühren und andere Details des Schrift verkehrs geregelt.20 Diese Bestimmungen waren zwar vorbildlich, aber Missstände bestanden weiterhin. Benedikt XII. erkannte, dass manche Bitten deshalb nicht weitergeleitet wurden, weil
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die Türhüter und Kammerherrn nicht ausreichend durch „Handsalben“ gepflegt wurden. Deshalb befahl er, auch die Suppliken zu registrieren; seit seinem Nachfolger wurde sogar ein Supplikenregister geführt. Dieses Quellencorpus ist deshalb besonders interessant, weil es nicht nur über die Wohltaten aus Rom oder Avignon Auskunft gibt, sondern über die Wünsche der aus ganz Europa nach Avignon oder später nach Rom ziehenden Bittsteller, wodurch es eine Geschichte Europas „von unten“ erschließen hilft. Palastbau und Hofhaltung waren kostspielig; dies galt umso mehr, weil inzwischen fast alle Funktionsträger in Geld entlohnt wurden und die Zahl des Personals sich erhöhte. In der Avignoneser Zeit wurde die Gesamtkirche fiskalisch am besten erfasst. Auch der neue päpstliche Residenzort wurde damit zu einem wichtigen Finanzplatz; die meisten Bankhäuser besaßen dort eine Niederlassung. Die päpstliche Einrichtung für Finanzen hieß weiterhin Kammer;21 die dort verwalteten Einnahmen speisten sich aus vier Hauptquellen: Ser vitien, Annaten, Spolien und Interkalarfrüchten. 1. Servitien waren ursprünglich Spenden, später Abgaben an den Papst, die seit dem 14. Jahrhundert in Raten gezahlt wurden. Die durch Beschluss des Konsistoriums mit einer Pfründe (beneficium) ausgestatteten Institutionen, besonders Bistümer und Abteien, hatten Servitien zu entrichten. Drei Arten sind zu unterscheiden: Servitia communia bezeichneten Abgaben von Bischöfen und Äbten, die jährlich mindestens 100 Florin einnahmen. Von den Einkünften des ersten Jahres musste ein Drittel des Jahreseinkommens abgegeben werden (hälftig ging dies an Papst und Kardinäle). Servitia minuta (Kanzlei-Sporteln) waren für die Amtsträger der Kanzlei bestimmt und betrugen 3½ % beziehungsweise 5 % der servitia communia. Servitia quindennia mussten alle 15 Jahre von den inkorporierten Pfründen entrichtet werden, wurden aber nicht überall geleistet (zum Beispiel nicht in Deutschland). Bei den Servitien ist zu berücksichtigen, dass inzwischen immer mehr Pfründen durch eine Person akkumuliert werden konnten; dies brachte den Typus des Pfründenjägers hervor. Die damit verbundenen Missstände suchte Johannes XXII. am 19. November 1317 durch die Konstitution Execrabilis einzuschränken.22 Demnach durfte zu einer Pfründe mit Seelsorge (beneficium cum cura) nur eine weitere ohne Seelsorge (beneficium sine cura) hinzutreten (vgl. den davon abgeleiteten Begriff „Sinekure“). Trotzdem gab es weiterhin Pfründenakkumulationen; bald wurden sogar schon die Anwartschaften (Exspektanzen) finanziell erfasst. 2. Neben den Abgaben, die zum Zeitpunkt der Vergabe oder später anfielen, wurden 1306 erstmals Annaten vereinbart, die zunächst die Einkünfte des ersten Jahres von allen freien oder frei werdenden Pfründen in England, Irland und Schottland betrafen.23 Schon vorher hatte es Annaten für die vom Papst verliehenen, nichtkonsistorialen Benefizien gegeben. Aus der Gewohnheit, bei der Ordination Geschenke zu machen, entwickelten sich pflichtmäßige Abgaben, die schon unter Innozenz III. bezeugt sind. Erst seit Clemens V. wurde jedoch der gesamte Jahresertrag beansprucht. Trotz verschiedener Proteste setzten sich die Annaten flächendeckend durch, seit 1326 waren für alle an der Kurie vakanten Pfründen Annaten fällig. Die Höhe blieb allerdings schwankend, manchmal fiel nur die Hälfte des ersten Jahresertrages an. 3. Mit dem Begriff Spolien wurde der Nachlass der Bischöfe, Äbte, Pröpste und Rek-
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toren (also Leiter von Pfarreien) sowie der Kardinäle und Kurialen bezeichnet, der seit Urban V. dem Papst zustand. 4. Bei den „Interkalarfrüchten“ ging es um die Nutzung der Einnahmen von den an der Kurie vakant gewordenen Pfründen. Neben diese päpstlichen Einnahmen traten weitere unregelmäßige Beiträge, so in den Heiligen Jahren, zum Beispiel 1350, als Clemens VI. sogar für die Bewohner Mallorcas einen Ablass mit der Möglichkeit gewährte, statt der Reise eine Geldzahlung zu leisten.24 Entscheidend für die Effektivität dieses Abgabensystems war aber die Realisierung und entsprechend das Einsammeln. Die Gesamtkirche gliederte sich in Kollektorien, die von päpstlichen Kollektoren betreut wurden. Darunter versteht man Personen, welche Abgaben eintrieben, „die nicht am Sitz der Kurie direkt an die apostolische Kammer zu entrichten waren, sondern in partibus gezahlt werden konnten“.25 Eine Untersuchung dieser Personen und Personengruppen bietet die Möglichkeit, bei einer engen Verzahnung von römischen mit jeweils lokalen Quellen Personennetze zu ermitteln, die wie in anderen Bereichen als System zu verstehen sind. Die Kollektoren waren insofern eigentlich weniger päpstliche „Beamte“ als durchaus Mitunternehmer, die eigenverantwortlich die jeweils fälligen Beträge in ihren Distrikten eintrieben.26 Für die Entwicklung der päpstlichen Finanzen spielten die Kollektoren besonders im 14. Jahrhundert eine eminent wichtige Rolle. Ihr Erfolg war an den politischen Rückhalt im jeweiligen Raum gebunden, denn sonst hätte die Durchsetzung von Ansprüchen oder der Transport von Geldmengen über große Entfernungen überhaupt nicht organisiert werden können. Entsprechend besaßen die Kollektoren in verschiedenen Ländern des orbis christianus je nach Zeit und Raum unterschiedliches Gewicht. Verfolgt man Personenkarrieren über einen längeren Zeitraum, dann wird erkennbar, wie bestehende Entwicklungsunterschiede in Europa teilweise auch in diesem Bereich zu einem langfristigen Entwicklungsausgleich von papstnahen und papstfernen Gebieten führten.27 Weil die Einnahmeformen strukturell unterschiedlich waren, schwankten sie auch. Nach der Mitte des 14. Jahrhunderts scheinen die Ausgaben die Einnahmen überstiegen zu haben, so dass die Päpste Kredite bei Banken oder bei Herrschern aufnahmen. Der Bedarf entstand unter anderem wegen der Kriegsführung in Italien. Das avignonesische Papsttum förderte damit die Entwicklung der Geldwechsel und des Bankenwesens; es ist sogar die überspitzte These vertreten worden, dass in der Zeit des avignonesischen Papsttums Voraussetzungen für die Entfaltung des Frühkapitalismus gelegt worden seien.28 Die fiskalische Erfassung förderte selbstredend auch kritische Kommentare: Geldgier und Raffsucht gehörten zu den gängigen Vorwürfen. Man wird mit solcher Kritik aus heutiger Perspektive dem Papsttum des 14. Jahrhunderts indes nicht gerecht, denn eine Institution, wie sie sich entwickelt hatte, die Bischöfe, Gesandte, Herrscher empfing, die eine Kanzlei betrieb, um die Wünsche zahlreicher Bittsteller zu erfüllen, die einen Gerichtshof und ein Kardinalskolleg unterhielt, hatte Ausgaben. Die Einnahmen aus dem Kirchenstaat, deren Nutzung die Päpste seit dem 13. Jahrhundert aufgebaut und organisiert hatten, erreichten seit der Übersiedlung nach Avignon die Päpste dort
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nicht, weil sie vor Ort ausgegeben wurden. Deshalb gab es in der neuen Umgebung neben den skizzierten Möglichkeiten sogar Versuche, auf die Einnahmen des Bistums Avignon zurückzugreifen oder in Avignon autark zu werden, also die Verarbeitung der Rohprodukte in der Umgebung des Hofes sicherzustellen. Der päpstliche Hof in Avignon war damit eine Mischung von Schloss, Kloster und Gutshof.29 Da die Päpste aber in Südfrankreich trotzdem nur noch in geringem Maße aus den Erträgen ihres Grundes und ihrer Besitzungen ent- und belohnen konnten – wie dies jeder mittelalterliche Herrscher tat –, zeichneten sie den Weg zur Geldwirtschaft vor und waren auf diesem Gebiete zukunftsweisend. Hier lag zugleich eine weitere Wurzel für die zuweilen geäußerte Kritik: Wenn ein Herrscher wie der Papst sein Gefolge nicht vom eigenen Landgut ernährte, sondern ihm sogar Geld gab, dann musste er unermesslichen Reichtum besitzen. Berücksichtigt man noch, woher – lokal gesehen – die meisten Gelder flossen, so fällt auf, dass etwa 50 % der Servitien und anderer Einnahmen aus der Heimat vieler Kardinäle und Kurialen, stammten. Deshalb blieb die Bindung zu (Süd)frankreich auch aus finanzpolitischen Gründen zunächst fundamental. Blickt man zusammenfassend auf Verwaltung, Hof und Finanzwesen, so kann man mit Stefan Weiß festhalten, dass der Hof in Avignon zu den frühesten europäischen Höfen zählte und deshalb teilweise Modellfunktion besaß. Aber es war auch ein besonderer Hof – so spielten Frauen hier in der Regel keine Rolle.30
Das Avignoneser Papsttum und Deutschland Deutschland wurde in der Avignoneser Zeit zu einem eher untergeordneten Interessenfeld. Durch die Herkunft der Päpste, den Einfluss der Könige, die skizzierte Rolle Frankreichs und durch den Krieg zwischen Frankreich und England stand Westeuropa insgesamt stärker im Blickfeld. Schon im ausgehenden 13. Jahrhundert war Deutschlands Gewicht in Lateineuropa zurückgegangen, war vor allem das Kaisertum in eine Krise geraten. Nach Rudolf von Habsburg (1273–1291) folgte als König Adolf von Nassau (1291–1298) und dann wiederum ein Habsburger, Albrecht I. (1298–1308), der schon vorher mit Adolf konkurrierte und sich die Zustimmung des Papstes sicherte. Er erkannte die Privilegien des Papstes an, und es wurde vereinbart, mit päpstlicher Zustimmung Albrechts Sohn zum König zu erheben. Dies verschaffte Albrecht in Deutschland Aktionsspielräume. Die Absichten Albrechts, nach dem Tod des letzten männlichen Arpaden 1301 in Ungarn ein mächtiges Territorialreich zu errichten, schlugen jedoch fehl; auch der Böhme Wenzel III. wurde dort von den Anjou verdrängt, die der Papst bei ihrer Herrschaftsübernahme in Ungarn unterstützte. Nach der Ermordung Albrechts I. 1308 war das Königtum in Deutschland wieder vakant. Massive Versuche des machtbewussten Königs von Frankreich, Philipps IV., die künftige Wahl zugunsten Karls von Valois zu beeinflussen, scheiterten. Der König drängte auch Papst Clemens V. zur Stellungnahme, der aber nur ein allgemeines Mahnschreiben verfasste, ohne Karl von Valois namentlich zu empfehlen. Wahrscheinlich war ihm in seiner ohnehin bedrängten Lage (vgl. oben S. 226–230 zum Templerprozess)
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an einem weiteren Einfluss Frankreichs nicht gelegen. Erzbischof Balduin von Trier als einer der wichtigsten Kurfürsten im Reich folgte jedoch nicht den Empfehlungen aus Frankreich, sondern betrieb im Einvernehmen mit Erzbischof Peter von Mainz die Wahl seines eigenen Bruders Heinrich von Luxemburg. Auch die anderen Kurfürsten wurden nach und nach für die Wahl Heinrichs gewonnen, und Papst Clemens V. begünstigte schließlich dessen Kandidatur. Am 27. November 1308 wurde Heinrich VII. in Frankfurt von sechs Kurfürsten gewählt und 1309 gekrönt. Die neue Herrscherfamilie erweiterte schon bald die Machtbasis im Osten. Johann, ein Sohn Heinrichs VII., wurde 1310 mit einer böhmischen Prinzessin verheiratet, sodann mit Böhmen belehnt und 1311 böhmischer König. Neben dieser langfristig bedeutsamen Weichenstellung sind Heinrichs Romzug und die Kaiserkrönung hervorzuheben. Schon im Oktober 1310 begab sich Heinrich VII. nach Italien. Dort wurde er von Dante, einem Ghibellinen, begrüßt. Heinrich empfing in Mailand die lombardische Königskrone und zog dann über Pisa auf dem schwierigen Seeweg weiter nach Rom. Im Mai 1311 konnte er nach Kämpfen gegen die Anjou in der Ewigen Stadt einziehen, und im gleichen Jahr, am Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus (29. Juni), fand die Kaiserkrönung durch drei päpstlich beauftragte Kardinäle (Arnold von Santa Sabina, Nikolaus von Ostia und Luca Fieschi) nach einem eigens festgelegten Krönungsordo statt. Seit 1220 hatte es keine Kaiserkrönung mehr gegeben, aber diejenige Heinrichs wurde nicht vom Papst selbst vollzogen.31 Vom gleichen Tag datiert eine Enzyklika des frisch erhobenen Kaisers, in der die Gewalt eines Universalherrschers beschworen wird; der Kaiser sei nicht nur dem Papst übergeordnet, sondern er habe sogar die Stellvertreterschaft Christi.32 Allerdings ließen sich die schnellen Erfolge Heinrichs VII. in Italien nicht fortsetzen. König Robert von Neapel (1309–1343) lehnte sich gegen den neuen Kaiser auf und besetzte Rom. Als Papst Clemens V. dem Kaiser einen Angriff auf sein Lehnsreich Neapel verbot, wich Heinrich VII. in die Toskana aus und wollte von dort aus gegen Neapel ziehen, starb aber schon am 24. August 1313 bei Buonconvento in der Nähe von Siena. Der Konflikt Heinrichs mit Robert von Neapel belebte die theoretischen Diskussionen. Papst Clemens V. verfasste nach Heinrichs Tod zwei Dekretalen, die auch in die Clementinen aufgenommen wurden. In Romani principes begründete der Papst, dass die von den deutschen Fürsten Erwählten (electi) der päpstlichen Approbation bedürften und als Kaiser dann dem Papst durch einen Treueid verpflichtet seien.33 Die zweite Dekretale beschäft igte sich mit der Frage, ob Robert von Anjou ein Majestätsverbrecher sei. Dies wurde verneint, weil Robert nicht dem Imperium unterstehe, sondern Vasall des Papstes und der Papst dem Kaiser übergeordnet sei. Diese Äußerungen boten, mit weiteren Stellungnahmen zur Position des Papsttums, den Hintergrund für die Auseinandersetzung zwischen dem 1316 gewählten Papst, Johannes XXII., und Heinrichs Nachfolger Ludwig IV. (1314–1347). Die theoretischen Debatten wurden durch die neuen politischen Konstellationen verschärft, denn Ludwig IV., der „Bayer“, rang mit seinem habsburgischen Konkurrenten, Friedrich dem Schönen, und geriet auch deshalb in Auseinandersetzung mit der avignonesischen Kurie. Ludwig IV. – den der Papst erst seit April 1327 abschätzig als den „Bayern“ betitelte – hatte seinen Rivalen Friedrich 1322 militärisch besiegt. Danach sah er sich als
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berechtigt an, die Kaiserkrone zu erlangen. Aber Papst Johannes XXII. blieb unbeugsam, indem er beide Kandidaten weiterhin nur als electi, als Gewählte, bezeichnete. Vielmehr bestätigte der Papst nochmals Robert von Neapel als seinen Stellvertreter in Italien, der gegen Anjou-Gegner im Norden vorging. Diese baten jedoch König Ludwig um Unterstützung, der nach dem Sieg über seinen Konkurrenten Friedrich seit 1323 auch in Oberitalien eingriff. Papst Johannes XXII. erkannte Ludwigs Rechte in Italien nicht an und suchte einen französischen Kandidaten für die deutsche Krone. Wegen seiner Proteste und der Ausübung herrschaft licher Rechte ohne päpstliche Billigung bannte er Ludwig sogar am 23. März 1324.34 Dagegen wehrte sich Ludwig mit der „Sachsenhäuser Appellation“, in der er ein allgemeines Konzil forderte und das Papsttum scharf kritisierte, weil es zur Verfolgung politischer Interessen kirchliche Strafen anwende. Außerdem nannte der König den Papst einen Ketzer, weil er eine bestimmte Richtung der Franziskaner im sogenannten Armutsstreit unterstütze. Der Papst reagierte scharf: mit Absetzung und Exkommunikation sowie mit Interdikt in den Gebieten, die Ludwig unterstützten. Allerdings blieben diese inzwischen zu häufig eingesetzten alten Waffen in einer inzwischen veränderten Gesellschaft stumpf. Gleichzeitig verfolgten Johannes XXII. und die Kurie den orthodoxen Flügel der Franziskaner, so dass sich große Denker wie Wilhelm von Ockham († 1349), Marsilius von Padua († 1342 / 43) und Michael von Cesena († 1342) (ehemaliger Ordensgeneral der Franziskaner) an den Hof Ludwigs flüchteten. Sie alle formulierten ihre Kritik am Papsttum und benannten dessen eigentliche Aufgaben, die von den damaligen päpstlichen Vorstellungen abwichen.35 Wilhelm von Ockham schrieb um 1330: Die weltliche Gewalt ist älter als die geistliche, folglich unabhängig vom Papst. Dieser besitzt auch nicht das Recht, eine Fürstenwahl zu bestätigen: nicht aus Staatsrecht, denn kein Staat würde das konzedieren; nicht aus Kirchenrecht, denn dieses gilt im Staate nur so weit, als es der Fürst bewilligt; nicht aus Gewohnheit, denn sie ist ungültig, wenn sie dem Gemeinwohl schadet […] Christus hat Petrus als oberstes Haupt der Gläubigen eingesetzt und ihm im Geistlichen Gewalt verliehen anzuordnen, was die Kirche in bezug auf die guten Sitten oder die geistlichen Bedürfnisse der Gläubigen tun oder lassen soll, soweit eine solche Gewalt einem Menschen ohne Gefährdung und zum allgemeinen Besten übertragen werden kann. Er hat ihm auch Selbständigkeit und Amtsgewalt gegeben, soweit dadurch nicht die Rechte der Kaiser, Könige, Fürsten und Privatpersonen beeinträchtigt werden, die diese nach Natur-, Völker- oder Zivilrecht schon vor der Offenbarung des Evangeliums besaßen […]. Jedes Königreich, jede Stadtgemeinde, jedes Kollegium und jede Gemeinschaft darf nur eine, schlechthin höchste Obrigkeit haben […].36
Fruchtbar und zukunftsträchtig wurden die Auseinandersetzungen deshalb, weil sie Ansatzpunkte zu neuen theoretischen Positionen boten, die von verschiedenen Denkern aufgeschrieben wurden, von denen Marsilius von Padua und Wilhelm von Ockham nur die bekanntesten sind. Marsilius wurde als Sohn eines bürgerlichen Universitätsnotars um 1290 in Padua geboren und war dort den Ghibellinen verbunden gewesen. Er studierte in Paris, wo er 1312 / 13 als Rektor bezeugt ist. Schon um 1320 erregte er durch seine Thesen das Missfallen des Papstes. Etwa 1324 verfasste er den Defensor pacis (Ver-
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teidiger des Friedens), an dem ein weiterer Vordenker, Johannes von Jandun († 1328), beteiligt war. Mit dem „Verteidiger des Friedens“ war Ludwig der Bayer gemeint. Das Werk führte in letzter Konsequenz zu einer Theorie des weltlichen Staates, dessen Ordnung von Recht und Frieden auch für den Klerus gelten müsse. Die Kirche wurde auf religiöse Aufgaben verwiesen. Weiterhin meinte Marsilius, die Hierarchie mit Herrschund Geldsucht sei nicht mit dem Evangelium vereinbar; außerdem stellte er die biblischgöttliche Begründung des Papsttums in Frage. Weil alle Staatsgewalt auf dem Volkswillen beruhe, gelte dies auch für das Kaisertum. Die Wahl durch die Römer könne zu einer Kaiserkrönung führen, an der ein Papst nicht beteiligt sein müsse. Marsilius begleitete König Ludwig entsprechend auf dessen Romzug 1327 / 28, der zu dessen schon erwähnter Kaiserkrönung führen sollte. Der in Rom zurückgebliebene Sciarra Colonna († 1329), einer der „Attentäter“ von Anagni 1303, krönte Ludwig am 17. Januar 1328 zum Kaiser. Aber schon zuvor hatte Johannes XXII. zum „Kreuzzug“ gegen Ludwig aufgerufen, und am 31. März 1338 erklärte der Papst die Kaiserkrönung und alle weiteren Maßnahmen Ludwigs für nichtig.37 Darauf verkündete Ludwig, von Marsilius beraten, am 18. April 1328 vor der Peterskirche die Absetzung des Papstes, weil dieser von Rom fernbleibe, Krieg gegen das Reich anstifte und ketzerische Lehren vertrete.38 Ludwig erhob sogar einen „Gegenpapst“, Nikolaus V. (1328–1330), der die Kaiserkrönung erneuerte, sich aber eigene Kardinäle schaffen musste. Dies war schwierig, denn obwohl Johannes XXII. in Avignon Gegner hatte, vermochte Ludwig es nicht, einige aus dieser Gruppe für sich beziehungsweise für seinen Papst zu gewinnen. Deshalb stärkte auch Nikolaus V. das Ansehen Ludwigs kaum langfristig; es war nach den Schismen des 12. Jahrhunderts erstmals wieder ein – kläglich gescheiterter – Versuch, mit einem Gegenpapst in die Geschichte des Papsttums einzugreifen. Bis zu Ludwigs Heimkehr aus Italien im Februar 1330 betrieb Johannes XXII. seinerseits die Wahl eines Gegenkönigs in Deutschland. Wunschkandidat war der Franzose Philipp VI. Den Kurfürsten drohte der Papst sogar mit einer eigenmächtigen Besetzung oder Bestellung. Allerdings scheiterte dieses Vorhaben letztlich an Erzbischof Balduin von Trier. Deshalb war die Lage in Deutschland für den heimgekehrten Ludwig zunächst günstig, denn so wenig, wie Ludwig in Avignon ausrichten konnte, so wenig konnte der Papst im Reich bewirken. Zwar geriet Johannes XXII. durch theologische Spekulationen noch in Bedrängnis, aber zu einer Absetzung kam es bis zum Tod des Papstes am 4. Dezember 1334 nicht mehr. Nach der Erhebung des Nachfolgers, Benedikts XII., begannen seit 1335 neue Verhandlungen. Das Papsttum führte diese aber nicht mit einem politischen Partner oder Gegner, sondern Ludwig galt der Kurie weiterhin als Angeklagter in einem kanonischen Prozess. Ludwig betraute daraufhin seine Gesandtschaften mit Bevollmächtigungen und Instruktionen und ließ verschiedene Schriftstücke von ausgewiesenen Rechtsexperten erarbeiten. Letztlich scheiterten die Verhandlungen unter anderem an der Haltung Frankreichs. Schuld daran war sicher auch, dass 1337 die große englisch-französische Auseinandersetzung im Hundertjährigen Krieg begann. Auch deshalb kam es wenig später sogar zu einem Pakt Ludwigs des Bayern mit England (23. Juli 1337).
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In Deutschland verlor das Papsttum an Autorität, denn viele akzeptierten die Maximalforderungen der Kurie nicht mehr. Die Bischöfe erklärten am 27. März 1338, Ludwig der Bayer sei bereit, nach ihrem Entscheid den Konflikt mit dem Papst beizulegen. Sollte dieser nicht auf den Vermittlungsweg eingehen, würden sie selbst weitere Maßnahmen ergreifen. Benedikt XII. lehnte ab und bemerkte, ohne die Kurfürsten sei keine Verständigung möglich. Diese trafen – vielleicht auch wegen des päpstlichen Schreibens – am 15. Juli 1338 in Lahnstein zusammen und schlossen in Rhens ein Bündnis zur Verteidigung von Reichsrechten. Sie erklärten, dass der von allen oder von der Mehrheit der Kurfürsten erwählte deutsche König keiner päpstlichen Approbation bedürfe, um sofort über den Königstitel zu verfügen und zu regieren. Die auf einer Reichsversammlung in Frankfurt am 6. August 1338 erlassene königliche Konstitution Licet iuris ging noch weiter. Demnach sei für das Königtum keine päpstliche Approbation nötig; außerdem begrenzte das Schriftstück die päpstlicherseits erhobenen Ansprüche hinsichtlich Reich und Kaiser. Der von den Kurfürsten oder ihrer Mehrheit Gewählte sei und heiße „wahrer Kaiser“. Wenn der Papst sich weigere, einen König zum Kaiser zu krönen, solle jeder Bischof oder Erzbischof zu dieser Handlung berechtigt sein.39 Damit war das Ringen um den päpstlichen Approbationsanspruch, den schon Innozenz III. im Thronstreit 1198 indirekt geltend gemacht hatte, zu Ungunsten des Papsttums entschieden. Die Auseinandersetzungen minderten aber insgesamt das päpstliche Ansehen in Deutschland. Mehrfach war das Interdikt verhängt worden. Wenn es beachtet wurde, entfremdete es die Bevölkerung langfristig von Kirche und Religion. Der Klerus blieb meist auf Distanz zum Papst, auch weil die deutschen Kleriker an der Kurie kaum Einfluss besaßen. Es gab sogar Gedankenspiele, die deutsche Kirche vom Papsttum zu trennen. Die Kritikpunkte und die Auseinandersetzungen waren also vielfältig; eine Mischung von politischen, theologischen sowie kirchenrechtlichen Fragen machte die Brisanz des Streites zwischen Ludwig dem Bayern und Johannes XXII. aus, denn hier wurde über alte Rechte, grundsätzliche Positionen und neue Herausforderungen gestritten. Die Diskussionen deuteten dabei viele neue Perspektiven an. Macht, Ansehen und Einfluss des Papsttums wurden auf verschiedenen Ebenen diskutiert und kritisiert: einerseits durch die theoretischen Schriften, die eine von Papsttum und Kirche unabhängige, vom Volk ausgehende Staatsgewalt formulierten, andererseits von den Kurfürsten, die ihre Rechte zu König- und Kaisertum gegenüber päpstlichen Ansprüchen weiter festigen konnten. Diese Verknüpfung und die langfristigen Ergebnisse machten den Streit Ludwigs des Bayern mit der Kurie zukunftsweisend, weniger die in ihrer Bedeutung eher beschränkten einzelnen Auseinandersetzungen und Streitpunkte. Auch die Verhandlungen Ludwigs des Bayern mit Clemens VI. führten nicht zu einer Einigung, denn der neue Papst ließ 1343 dem Kaiser erneut den Prozess machen. Clemens setzte jedoch inzwischen noch auf eine andere Karte, denn in Paris hatte er den Luxemburger Karl (später: Karl IV.) während seiner Studienzeit kennengelernt, und diesen baute er gegen Ludwig den Bayern als Konkurrenten auf. Karl durfte sich 1347 vom Prager Bischof statt von dem gebannten Mainzer Erzbischof zum König von
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Böhmen krönen lassen. Außerdem erreichte Karl es, das Bistum Prag aus dem Mainzer Metropolitanverband zu lösen und 1344 als eigenständige Metropole zu errichten. Dieser Karl sollte nach dem Willen Clemens’ VI. neuer König in Deutschland werden. Der Papst forderte deshalb 1346 die deutschen Kurfürsten auf, endlich für das schon lange vakante (!) Reich einen neuen König zu wählen. Fünf Kurfürsten wählten daraufhin am 11. Juli 1346 den Luxemburger Karl. Noch vor Ausbruch größerer Auseinandersetzungen mit seinem neuen Gegenspieler starb Ludwig der Bayer jedoch am 11. Oktober 1347. Der neue König, Karl IV. (1346–1378), verhandelte klug mit der Kurie und wurde 1355 in Rom zum Kaiser gekrönt. 1355 / 56 ordnete er in Nürnberg (mit späterer Verkündigung auch in Metz) das Wahlverfahren für das Reich, was in einem lange verhandelten Gesetzwerk am 10. Januar 1356 als „Goldene Bulle“ publiziert wurde.40 Hier fanden auch die Ergebnisse der Streitigkeiten zwischen Kaiser und Papst eine rechtliche Form: Der erwählte König sollte (ohne eine Beteiligung des Papstes) sogar als künftiger Kaiser gelten. Karl IV. suchte jedoch die Zusammenarbeit mit den Avignoneser Päpsten und auch mit dem französischen Königtum. In diesen Zusammenhang gehört vielleicht sogar die Abtretung des Arelats. Zwar ließ sich Karl IV. noch 1365 zum burgundischen König krönen, aber bereits 1378 ernannte der Kaiser den französischen Thronfolger zum dortigen Reichsvikar. Blickt man insgesamt auf die Beziehungen der Päpste zum Reich, so boten die divergierenden Interessen in Italien zwar weiterhin ein Konfliktpotential, aber das Verhältnis von Kaiser und Papst änderte sich nicht nur durch die dort neu entstehenden Machtverhältnisse und die wichtige Rolle der Anjou, sondern auch durch die theoretischen Diskussionen in Traktaten und Tagesschriften, die den Päpsten vielfach nur noch eingeschränkte Befugnisse zubilligten. Das Ansehen des Papsttums sank weiterhin auch deshalb, weil viele der traditionell beanspruchten Waffen abgenutzt und stumpf geworden waren. So zeigt sich am Streit mit Ludwig dem Bayern auch die Entwicklung des Papsttums von einer übergeordneten Ordnungsmacht zu einem der vielen europäischen Höfe, wofür eindrücklich der Papstpalast in Avignon steht. Die Kritik am Papsttum verstärkte der „Armutsstreit“, der ursprünglich zwischen zwei Richtungen innerhalb der Franziskaner entstanden war. Die „Spiritualen“ warfen den „Konventualen“ vor, die strenge Armut nicht mehr so zu praktizieren, wie bereits Franz von Assisi sie gefordert hatte. Diese Fragen waren schon auf dem Konzil von Vienne 1311 / 12 (vgl. oben S. 229 f.) behandelt worden. Dem Wortführer der Spiritualen, Ubertino von Casale, stand Michael von Cesena gegenüber, den Johannes XXII. unterstützte, indem er die Spiritualen verfolgen ließ. Einen Höhepunkt erreichte diese grundsätzliche Auseinandersetzung im sogenannten theoretischen Armutsstreit, in den sich Johannes XXII. ebenfalls einschaltete. Die Grundfrage lautete: Waren Christus und seine Apostel arm gewesen, hatten sie kein Eigentum besessen? Ein Ordenskapitel bejahte dies 1322 in Perugia, jedoch bezeichnete der Papst diese Behauptung 1323 als häretisch. Auch deshalb flohen verschiedene Ordensmitglieder an den Hof Ludwigs des Bayern, so dass sich dort neben dem Ordensgeneral Michael von Cesena und Wilhelm von Ockham bald auch Marsilius von Padua befand.41
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Für Johannes XXII. trat dieses Aktionsfeld in den Hintergrund, als die Diskussion der sogenannten Visio beatifica, die Johannes seit 1331 und besonders 1332 / 33 in einigen Predigten thematisierte, den Papst in Bedrängnis brachte. In Anlehnung an einige frühchristliche Positionen vertrat der Papst die Meinung, die Seelen der Gerechten schauten Gott erst nach dem Endgericht. Diese Sichtweise entsprach aber nicht der Ansicht der meisten Theologen, und so erschien der Papst vielen als Ketzer; auch der französische König und die Pariser Universität stellten sich in dieser Frage gegen den Papst.42
Außenbeziehungen, die Neuorganisation des Kirchenstaates und die Rückkehr nach Rom Wenn Frankreich und Deutschland / Italien eigene Abschnitte gewidmet wurden, so ist dies wegen des Templer- und Bonifaz-Prozesses sowie wegen der Auseinandersetzungen mit Ludwig dem Bayern gerechtfertigt. Denn nicht zuletzt kann an diesen Konflikten und Verfahren die neue Stellung der Päpste gut verdeutlicht werden. Dies heißt aber nicht, dass die Kontakte mit anderen Ländern brachlagen, vielmehr entwickelte sich, zumal seit der Errichtung des Palastes in Avignon, eine ausgesprochen breite diplomatische Tätigkeit, wie sie besonders eindrücklich in den reichhaltigen Acta Aragonensia im Archiv der Krone Aragón verfolgt werden kann.43 Hieraus lässt sich ein vielfältiges Bild der an der Kurie ein- und ausgehenden Gesandtschaften sowie der damit verbundenen Geschäfte zeichnen. Auch die historiographischen Quellen, so die Viten der avignonesischen Päpste, lassen die Vielfalt der Außenbeziehungen erkennen.44 Schauen wir exemplarisch auf einige der „außenpolitischen“ Felder anhand der avignonesischen Vita Clemens’ VI.,45 die über päpstliche Vermittlungen in Kriegen oder die Bevölkerungsverluste zur Zeit der Schwarzen Pest berichtet. Am meisten betraf der englisch-französische Krieg die Päpste, obwohl man Nachrichten etwa über die Niederlage der Franzosen bei Crécy 1346 oder die mehrmonatige Verteidigung von Calais gegen die englische Übermacht 134746 in einer Papstbiographie zunächst kaum vermutet. Jedoch zeitigten die internationalen Händel Konsequenzen, so trafen zum Beispiel im Pontifi kat Clemens’ VI. die Herzöge von Burgund und Lancaster als Leiter französischer und englischer Delegationen aufeinander. Rom und Italien rücken ins Blickfeld, wenn die Vita vom Zug des Angiovinen Ludwig des Großen, König von Ungarn (1342–1382), erzählt. Ausgelöst wurde dieser Zug durch die Ermordung des nach Neapel verheirateten Ungarnprinzen Andreas 1345, die dessen eigene Frau, Königin Johanna (1343–1382), selbst veranlasst hatte. Der Papst schaltete sich in Ungarn und Italien vermittelnd ein.47 Johanna verkaufte 1348 auch Avignon, über das sie als provenzalische Markgräfin verfügte, an das Papsttum. An weiteren illustren Gästen nennt die Vita Clemens’ VI. neben dem französischen König Johann II., dem Guten (1350–1364), beispielsweise den vertriebenen König von Mallorca. Für die 1341 „wiederentdeckten“ kanarischen Inseln ließ sich Luis de la Cerda, ein Urenkel des kastilischen Königs Alfons des Weisen, von Clemens 1344 belehnen, obwohl die Vita selbst sogar von einem Königtum schreibt.48
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Der orbis christianus war weiter gewachsen. Besonders seit dem Pontifi kat Johannes’ XXII. sind Initiativen, sogar nach Asien ausgreifend, ausführlicher dokumentiert. Der Papst erkannte asiatische Kirchen an und errichtete eine neue Kirchenprovinz in Sultaniyah mit sechs armenischen Suff raganen, weiterhin wurde eine neue Diözese in Quillon in Indien begründet, ebenso traten Äthiopien und Ostafrika ins Blickfeld, nachdem schon Clemens V. 1307 in Peking ein Erzbistum gegründet hatte (vgl. Kapitel IX, S. 213). Rom und Italien schienen aus diesen Perspektiven bis zu Clemens VI. eher Randprobleme gewesen zu sein, obwohl die Päpste verstärkt seit Innozenz VI. trotz ihrer Abwesenheit auf ihre Rechte dort und im Kirchenstaat achteten. 1350 verkündete Clemens VI. sogar ein Jubeljahr, das die Römer vielleicht – auch angesichts zu erwartender Einnahmen – versöhnen sollte. Den Forderungen einer römischen Gesandtschaft hatte Clemens mit diesem Schritt aber nur teilweise entsprochen, denn diese hatte den Papst zum Senator von Rom erklärt und ihn aufgefordert, nach Rom zurückzukehren. Die Vorbereitungen zum Heiligen Jahr 1350 störte Cola di Rienzo († 1354). Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, war er schon bald zu Ansehen gelangt, war mit Petrarca befreundet und verkehrte in Humanistenkreisen. Er wurde zum Sprachrohr eines großen Teils der römischen Stadtbevölkerung, die sich gegen die römische Adelsherrschaft auflehnte. Durch die Lektüre antiker Autoren angeregt, untermauerte er Ansichten, die diesen Zielen entsprachen. Am Pfingstsonntag (20. Mai) 1347 brachte Cola di Rienzo sogar das römische Kapitol in seine Gewalt. Der entsprechende Tag war programmatisch, denn der Volkstribun beanspruchte göttliche Inspiration und ließ sich im Lateran zum Ritter weihen. Dies führte zu einem anspruchsvollen Titel, der eine Mischung aus spirituellen Bezügen und Assoziationen an die Antike darstellte.49 Hiermit brachte er jedoch sowohl Stadtadelige als auch die avignonesische Kurie gegen sich auf, so dass er sich im November 1347 seinen Feinden militärisch stellen musste. Als er sie nicht besiegen konnte, floh er in die Abruzzen. Anschließend ist er am Hof Karls IV. nachweisbar, wo er seine Ansichten auch dem Erzbischof von Prag, Ernst von Pardubitz, vortrug. Karl IV. überstellte ihn schließlich Clemens VI., der einen Häresieprozess gegen ihn einleitete. Allerdings kehrte Cola di Rienzo unter Innozenz VI. nochmals zur Reorganisation des Kirchenstaates nach Rom zurück, wurde aber nach zweimonatiger brutaler Herrschaft in Rom im Oktober 1354 von Aufständischen ergriffen und getötet. Innozenz VI. förderte Reformen am päpstlichen Hof, die unter anderem eine sparsamere Lebenshaltung betrafen. Außerdem sollte die päpstliche Herrschaft im Kirchenstaat wiederhergestellt werden, unabhängig davon, wo der Papst amtierte. Dies erfordete sogar kriegerische, finanziell aufwendige Maßnahmen. Der spanische Kardinal Aegidius (Gil) Albornoz († 1367) wurde als Reorganisator oder sogar „zweiter Gründer des Kirchenstaates“, wie er zuweilen bezeichnet wurde, entscheidend.50 Der spanische Kleriker war 1334 Gesandter des kastilischen Königs Alfons XI. in Avignon gewesen; er gewann nach seiner Erhebung auf den Erzstuhl von Toledo (1338) auch als Gesetzgeber an Routine und Erfahrung. Als 1350 in Kastilien Peter I. den Thron bestieg, begab er sich nach Avignon, wo er bald Kardinal und Leiter der apostolischen Pönitentiarie wurde.
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Schon 1353 entsandte Innozenz ihn als Legaten nach Italien und stellte ihn dort zunächst dem schon genannten Cola di Rienzo an die Seite. Rom, das Herzogtum Spoleto, die Mark Ancona und die Romagna gehörten zu den ersten Aktionsfeldern des Kardinals. Nach 1357 führten jedoch Intrigen, an denen vor allem die Mailänder Familie der Visconti beteiligt waren, dazu, dass Aegidius Albornoz nach Avignon zurückberufen wurde. Vor der Rückkehr verkündete der päpstliche Beauftragte noch auf einem Konzil in Fano den Liber constitutionum S. Mariae ecclesiae, bekannter als die Constitutiones Aegidianae.51 Diese Gesetze waren bis 1816 für den Kirchenstaat in Kraft, und sie haben den Ruhm des Gesetzgebers Aegidius begründet. Aegidius Albornoz kehrte zwar später nochmals nach Italien zurück, konnte aber keine großen Aktivitäten mehr entfalten, zumal der neue Papst 1364 Frieden mit den Visconti schloss und damit manche der früheren Aktivitäten des Aegidius unwichtiger wurden, wenn auch grundsätzliche Probleme im Kirchenstaat blieben. In die Pontifi katszeit des 1362 erhobenen Urban V. gehören deutlichere Versuche, die Kurie nach Rom zurückzuverlegen. Dieser Papst hinterließ auch in anderer Hinsicht seine Spuren: Er trieb – wohl vor dem Hintergrund einer eigenen benediktinischen Vergangenheit – die Kirchen- und Ordensreform voran, er förderte die Gründung neuer Universitäten in Orange (1365), Krakau (1364), Wien (1365) und Fünfk irchen (Pécs, 1367), er schmiedete Kreuzzugspläne, stiftete Frieden im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England und stellte kurzfristig nochmals die Einheit von Ostund Westkirche her (1369 durch das Glaubensbekenntnis von Johannes V. Palaiologos in Rom). Wie stand es aber um Bemühungen, von Avignon wieder nach Rom zurückzukehren? Kaiser Karl IV. hatte den Papst bei einem Besuch 1365 in Avignon dazu aufgefordert.52 Aber eine einfache Rückkehr war immer schwerer geworden. Als Urban V. seinen großen Entschluss zur Rückkehr verkündete, erhoben sich zahlreiche Gegenstimmen. Jedoch ist nicht sicher, was hiervon Propaganda oder Rechtfertigung war. Auch gewichtige auswärtige Stimmen wie die des Frühhumanisten Petrarca erhoben sich. In den Worten Ferdinand Gregorovius liest sich das folgendermaßen: Die Satiren Petrarcas auf Avignon atmen einen patriotischen Haß, der als der wahre Ausdruck des italienischen Nationalgefühls betrachtet werden muß. Er nannte Avignon bald Babylon, bald die Hölle, worin der Cerberus alles verschlinge; nicht eine Stadt sei dies, sondern ein Sitz der Dämonen, ein Pfuhl aller Laster, die irgend Namen haben. Er verglich den Papst mit dem Türme bauenden Nimrod. Seine Briefe sind voll von den anziehendsten Schilderungen des Lebens am päpstlichen Hof und der verdorbenen Sitten jenes Damaskus, wo alles für Gold feil sei und der Strudel der Wollust jede Unschuld rettungslos begrabe. Die bis zum Fanatismus gesteigerte Liebe zu dem verlassenen Rom riß Petrarca zur Ungerechtigkeit hin. Avignon, welchem er den Gegenstand seiner dichterischen Begeisterung und vielleicht seinen Ruhm verdankte, büßte in seinen Augen für die Laster, die der Kurie jener Zeit, nicht dem schuldlosen Boden der Provence angehörten, und die Franzosen konnten vielleicht nicht ohne Grund behaupten, daß diese Laster erst durch die Italiener eingeführt seien, während sie mit nicht minderem Recht erklärten, daß Avignon dem Papsttum nicht ein Exil, sondern ein Asyl dargeboten habe.53
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Vor allem „national“ gesinnte Bewohner Italiens wie Petrarca und andere haben die avignonesische Zeit entsprechend als „Babylonische Gefangenschaft“ des Papsttums bezeichnet und damit für die Epoche ein „Etikett“ erfunden. Bekannt ist ein Mahnschreiben Petrarcas vom 28. Juni, dem Vorabend des Festes Peter und Paul, 1366, das den Papst zur Rückkehr aufrief. Aber Petrarca, der im Haushalt eines Kardinals lebte, schrieb vielleicht auch für seine Gönner. Sollte der „Umzug“ vor den Höflingen gerechtfertigt werden? Katharina von Siena († 1380) malte den Schaden aus, den die Institution durch den fortwährenden Aufenthalt in Avignon nehme; vor allem bedauerte sie den dadurch wachsenden Einfluss der französischen Monarchie auf die Päpste.54 Auch Birgitta von Schweden, die nach verschiedenen Pilgerfahrten 1373 in Rom starb, gehörte zu den Mahnerinnen. Sie hatte in mehreren ihrer Visionen Kritik an Papst Clemens VI. niedergelegt oder niederschreiben lassen und rief zur Umkehr auf.55 Urban V. verließ schließlich am 30. April 1367 Avignon und zog am 16. Oktober in Rom ein. Allerdings reagierte er damit nicht nur auf die Mahnungen dieser wichtigen Personen, sondern Avignon war inzwischen angesichts der Kriegssituation in Frankreich und der umherziehenden Söldnerbanden auch unsicherer geworden. Vor diesem Hintergrund könnte man die literarischen Appelle auch als Rechtfertigung sehen. In Rom residierte Urban V. in St. Peter, das er nach dem Vorbild von Avignon zum Palast erweitern ließ. Petrarca beglückwünschte den Papst mit bewegten Worten: ,Da Israel aus Ägypten zog, das Haus Jakobs aus dem fremden Volk‘: so begann Petrarca mit den Worten des 114. Psalms seinen Glückwunsch an Urban, der jetzt erst Statthalter Christi und Nachfolger St. Peters geworden sei und die Sünden von fünf Vorgängern und von sechzig Jahren an einem einzigen Tage getilgt habe. Der eifrige Italiener verteidigte nochmals seine patria. Er sagte, daß es kindisch sei, Frankreich und Italien überhaupt nur vergleichen zu wollen; denn alles, was die Welt Herrliches besitze, die Kunst und das Wissen, sei Erfindung der Italiener; die größten Dichter, die Redner, die Philosophen und Kirchenväter seien lateinischen Stamms und das Kaisertum wie das Papsttum ein lateinisches Produkt. Die Franzosen nannten Italien schon damals das Land der Toten; aber wenn auch Petrarca bedauern mußte, daß Rom durch Kriege und die lange Abwesenheit von Kaisern und Päpsten zur Ruine geworden sei, so zeigte er doch voll Stolz auf die blühende Kraft von Florenz, Bologna, Venedig und Genua. Er ermahnte den Papst, Rom, das Schönste, was nach dem Ausspruche Virgils die Sonne bescheine, zu bevölkern und wiederherzustellen und auch die alten ehrwürdigen Sitten zurückzuführen.56
In der Tat war in Rom vieles verfallen, dazu gehörten die wichtigsten Hauptkirchen. Erst 1360 war der Lateran durch Brand beschädigt worden. Auch die Kriege des 14. Jahrhunderts hatten Spuren hinterlassen. Vielleicht wegen dieser zahlreichen Probleme gelang es Urban V. nicht, sich in Rom und im Kirchenstaat durchzusetzen. Der Unruhen in Rom überdrüssig, zog der Papst 1368 zunächst nach Viterbo und Montefiascone, wo er eine Residenz ausbaute, kehrte aber dann – von Kardinälen gedrängt, deren Mehrheit sich immer noch aus Südfranzosen rekrutierte, und selbst enttäuscht – 1370 gegen den Rat von Katharina von Siena und Birgitta von Schweden nach Avignon zurück. Noch am 3. Dezember 1370 bestätigte Urban V. jedoch die Regel des Birgittenordens, allerdings in einer verkürzten Form (endgültig erst 1378 approbiert). Er bestätigte damit eine
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Gemeinschaft, die in Schweden (Vadstena) auf Betreiben der hl. Birgitta († 1371) entstanden war, die eine Lebensform für Nonnen bot und sich Visionen, Mystik und Spiritualität gegenüber aufgeschlossen verhielt.57 Gut zwei Wochen später starb der Papst in Avignon (19. Dezember 1370). Erst Urbans Nachfolger, Gregor XI., führte Papsttum und Kurie endgültig nach Rom zurück. Eine Vision, die wiederum die hl. Birgitta von Schweden noch ihrem Seelenführer Alfons Pecha in Rom kurz vor ihrem Tod 1373 aufgetragen hatte, ermunterte angeblich zur Rückkehr in die Ewige Stadt und erinnerte den Papst auch an seine weiteren Aufgaben sowie an eine Reform der Kurie und der Kardinäle.58 Einige Jahre später drängte vor allem Katharina von Siena, die durch ihren geistlichen Führer Raimund von Capua (OP), der später auch ihre Vita verfasste, Kontakte zu Gregor XI. gewann. 1376 reiste sie nach Avignon und wurde durch die Vermittlung Raimunds vom Papst empfangen. Vierzehn ihrer erhaltenen Briefe sind an den Papst gerichtet, sie handeln unter anderem von der Rückverlegung der Kurie nach Rom, von der Notwendigkeit eines Kreuzzuges und von einer dringend anstehenden Kirchenreform.59 Die Vita des Raimund vermerkte später, dass sie den Stellvertreter Christi dazu bewegt habe, an den römischen Sitz zu kommen.60 Allerdings waren inzwischen auch französische Gelder für die Reisekosten eingetroffen, so daß Papst und Kurie mit Hilfe von Söldnern am 13. September 1376 Avignon verließen. Sie fanden allerdings im Kirchenstaat weiterhin ungeordnete Verhältnisse vor, und zahlreiche politische Schwierigkeiten blieben bestehen, nachdem der Papst seit dem 17. Januar 1377 wiederum im Vatikan residierte.
Erholung in der Fremde? Zieht man eine kurze Bilanz, so war nach gut siebzig Jahren avignonesischen Papsttums die Institution sicherlich verändert, aber in mehrfacher Hinsicht auch äußerst beschädigt. Die zeitweise Abhängigkeit von Frankreich und der Ausbau zu einem Hof hatten die alten universellen Ansprüche deutlich reduziert. Hierzu trugen vielleicht auch die durch die Kardinäle geförderten oligarchischen Strukturen bei. Die Versuche, gegenüber Ludwig dem Bayern noch einmal mit diesen Forderungen aufzutrumpfen, scheiterten kläglich, und die nicht mehr umsetzbaren, aber formulierten Ansprüche schadeten dem Ansehen zusätzlich. Das Papsttum entwickelte jedoch einen komplex aufgebauten Hof und wurde zunehmend als eine Macht unter vielen, weniger als universale Institution empfunden. Diesen „Rückzug“ deuten auch die liturgischen und zeremoniellen Akte „innerhalb der Mauern“ an. Damit konnte der Papsthof in manchen Aspekten sogar prägend für die sich entfaltende europäische Hofkultur werden. Dies gilt auch für die Perfektion des Fiskalismus und die Geldwirtschaft. Trotz der Vervollkommnung der fiskalischen Erfassung überstiegen seit Innozenz VI. mit dem Krieg in Italien die Ausgaben die Einnahmen. Wollte man nach Rom zurück, wie dies seit Mitte des 14. Jahrhunderts immer deutlicher wurde, brauchte man weitere Kreditgeber und musste in Kriegshandlungen in Italien investieren. Dieses Dilemma stand hinter vielen Einzelentscheidungen.
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Dem Ansehen schadete zudem die intellektuelle Kritik. Da die Universitäten inzwischen etabliert waren und zudem in vielen Orden gelehrte Köpfe anzutreffen waren, wurde Kritik am Papsttum inzwischen viel häufiger grundsätzlich formuliert; Personen wie Marsilius von Padua, Wilhelm von Ockham und andere begründeten nach den Regeln der Wissenschaft ihre neuen Überlegungen zum Verhältnis der Gewalten. In den Zusammenhang gehören auch Schriften wie Dantes De monarchia. Die in diesem Umfeld entstandene Schule der Monarchisten griff das Papsttum an, jedoch müssen diese Angriffe nicht – wie Gregorovius noch meinte61 – schon als Beginn der Reformation gedeutet werden. Auch die im Reich wichtigen Schriften eines Konrad von Megenberg und anderer formulierten inzwischen oft wesentlich expliziter und intellektueller. Selbst Personen, die dem Papsttum grundsätzlich positiv gegenüberstanden, forderten eine Reform; so war es den spirituell geprägten Frauen Birgitta von Schweden und Katharina von Siena nicht egal, was mit dem Schifflein Petri geschah. Sie und andere kleideten ihre Wünsche in das Bild einer schon häufig angemahnten „Reform an Haupt und Gliedern“, weil zum Beispiel das Stellenbesetzungssystem, der große Finanzbedarf und die Besteuerungspraxis, Entwicklungen, die angesichts der neuen Strukturen in Avignon innerhalb des Systems durchaus notwendig waren, an den Orten der zerstreuten Christenheit vielfach Unverständnis hervorriefen.62 Damit warteten aber in ideeller wie in praktischer Hinsicht wichtige Aufgaben auf die zurückkehrenden Päpste, zumal in Rom inzwischen bei St. Peter „die Ziegen grasten“ und hier kaum die Voraussetzungen für eine neu ansetzende, wirkungsvolle Politik bestanden. Avignon bedeutete aber nicht nur Exil, sondern eröffnete zugleich Chancen, die die Päpste der Zeit teilweise nutzten. Dies gilt nicht nur für das Finanzsystem oder die Ausbildung eines Hofes, sondern zum Beispiel sogar auch für die Reorganisation des Kirchenstaates.
XI. Papst gegen Konzil – vom Großen Abendländischen Schisma zu den Reformkonzilien (1378–1449) Rom an zwei Orten: Personen und Strukturen XI. Vom Großen Abendländischen Schisma zu den Reformkonzilien (1378–1449)
Nur wenige Monate, nachdem der Nachfolger Gregors XI. im April 1378 gewählt worden war, kam es zu einem Schisma, so dass sich ab Anfang 1379 ein in Italien sowie ein in Avignon residierender Papst samt den zugehörigen Kurien gegenüberstanden. Der zuerst gewählte „römische“ Urban VI. versuchte nach der zweiten Papstwahl vor allem, seine Position zu festigen und Obödienzen zu gewinnen. Die wichtigste Zielrichtung war das im Süden Roms gelegene Königreich Neapel der Anjou, die zunächst dem später gewählten Clemens VII. zuneigten. So setzte sich Urban mit Johanna, aber in einer späteren Phase auch mit dem von ihm 1381 gekrönten Karl III. von Durazzo auseinander, der aus der Linie der ungarischen Anjou stammte. Nach dessen Ermordung in Ungarn (1386) scheiterte der Plan, Neapel zu besetzen. 1388 nach Rom zurückgekehrt, überwarf sich Urban VI. erneut mit den Römern und wurde vielleicht sogar Opfer eines Giftanschlags. Obwohl der Papst die Chance hatte, wieder ein römisches Papsttum zu begründen, schmälerten seine schroffe Art, Geldmangel und der Wechsel von zahlreichen fähigen Mitarbeitern nach Avignon die Erfolge seines Pontifi kates. Sein römischer Nachfolger Bonifaz IX. (1389–1404) stammte aus neapolitanischem Adel und zeigte im Schisma eine etwas glücklichere Hand: Er hielt die Obödienzen, bezog gegen König Ludwig II. von Neapel († 1417) und für dessen Gegenspieler, König Ladislaus von Neapel († 1414), Stellung und sicherte insgesamt den bedrohten Kirchenstaat, jedoch erscheint er in manchem als ein Machtmensch. Die durch das Schisma zurückgehenden (etwa halbierten) Mittel kompensierte er mit Strukturen, die starke Kritik hervorriefen: Seine Abhängigkeit von der Medici-Bank, der Verkauf von Ablässen, von Ämtern und andere, neue Formen der Geldbeschaff ung waren schon damals umstritten. Außerdem machten sich manche neapolitanische Adelsfamilien unentbehrlich, so dass der Nepotismus zunahm. Kompromissangebote zur Beilegung des Schismas entwickelte Bonifaz nicht, sondern war vielmehr von der Rechtmäßigkeit seines Pontifi kates überzeugt. Innozenz VII. (1404–1406) war vor seiner Erhebung Professor in Perugia und Padua gewesen, hatte sodann für die Kurie als Kollektor von Abgaben in England fungiert, war 1387 Erzbischof von Ravenna und 1389 schließlich Erzbischof von Bologna geworden. Er versprach im römischen Konklave, alles ihm Mögliche zur Beendigung des Schismas zu tun, jedoch fehlten ihm zur Umsetzung Zeit und Kraft . Nachdem er sich bei der Niederschlagung eines Aufstandes in Rom auf König Ladislaus von Neapel gestützt hatte,
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geriet er zunehmend in dessen Abhängigkeit. Seine Ausbildung trug vielleicht dazu bei, dass er als einer der ersten Päpste den Frühhumanismus förderte. Der zunächst letzte Papst römischer Obödienz vor dem Konstanzer Konzil war Gregor XII. (1406–1415). Wie sein Vorgänger leistete er Wahlkapitulationen, die zur Einheit der Kirche führen sollten. Die geplante Union durch das Konzil von Pisa (1409) endete aber mit der Erhebung eines dritten Kandidaten, Alexanders V., dem wenig später Johannes XXIII. folgte. Nach der Absetzung Johannes’ XXIII. auf dem Konzil zu Konstanz erklärte Gregor XII. am 4. Juli 1415 seinen Rücktritt. Auf der Avignoneser Seite standen den römischen Vertretern im selben Zeitraum nur zwei Repräsentanten gegenüber. Der 1378 gewählte Clemens VII. (1378–1394) war kein „französischer“ Kandidat, denn er war ein Sohn des Grafen Amadeus III. von Genf. Dies erklärt, dass er fast mit dem gesamten europäischen Adel verwandt war und zahlreiche Sprachen beherrschte. Als kluger Taktiker nutzte er seine Herkunft und zog vor allem die westeuropäischen Monarchien geschickt auf seine Seite. Unter anderem weil er sich nach seiner Erhebung in Italien und im Kirchenstaat nicht durchsetzen konnte, kehrte er 1379 Italien den Rücken und zog nach Avignon, wo ihm die noch bestehenden Avignoneser Strukturen zur Verfügung standen. Danach wehrte er Versuche zur Beilegung des Schismas ab. Die hervorstechende Person des Avignoneser Papsttums war jedoch sicherlich Benedikt XIII. (1394–1417), der vorher Pedro de Luna hieß. Als ehemaliger Professor des Kirchenrechts in Montpellier hatte er nach Beginn des Schismas dafür gesorgt, dass Clemens VII. vor allem in Frankreich und in den spanischen Reichen anerkannt wurde. Er war hochgebildet und an vielen Dingen interessiert, zahlreiche Werke sind aus seiner Feder überliefert, seine Bibliothek wurde und wird noch heute erschlossen.1 Nicht zuletzt drang er immer wieder darauf, den schon erwähnten Sprachenkanon des Konzils von Vienne (vgl. Kapitel X, S. 229) umzusetzen. Er wollte das Schisma zeitweise durch eine gewaltsame Eroberung Roms lösen. Im Papstpalast wurde er 1398–1403 vergeblich von Franzosen belagert, die seine Abdankung erzwingen wollten. Auch weitere Absetzungsversuche ließ er ins Leere laufen (1409 Pisa und 1417 Konstanz / Perpignan). Als ihm in Pisa sogar seine Kardinäle die Gefolgschaft aufkündigten, zog er sich nach Peñiscola – an der spanischen Mittelmeerküste gelegen – zurück, wo er 1423 starb, ohne in der Frage des Schismas eingelenkt zu haben; es gab sogar noch zwei Nachfolger, die seine Ansprüche aufrechterhielten. Nach der Lösung des Schismas 1417 auf dem Konstanzer Konzil wurde ein Mitglied der Familie Colonna, Martin V. (1417–1431), Papst. Er war unter Bonifaz IX. apostolischer Protonotar, 1405 Kardinal geworden und seit 1408 an den Unionsverhandlungen beteiligt. Nach Ende des Konstanzer Konzils führte ein langer Weg mit vielen Aufenthalten nach Rom, wo Martin die päpstliche Herrschaft in der Stadt und im Kirchenstaat neu organisierte und damit teilweise restaurativ wirkte. Sein Nachfolger, der aus einer venezianischen Kaufmannsfamilie stammende Eugen IV. (1431–1447), war ein Neffe Gregors XII. und als Augustiner-Eremit in diesem Geist erzogen, hatte aber verschiedene kuriale Ämter durchlaufen und erhielt 1408 den Kardinalspurpur. Wahrscheinlich erfolgte seine Wahl als Kompromiss zwischen Orsini
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und Colonna. Eugen war wesentlich stärker als sein Vorgänger gegen konziliaristische Tendenzen eingestellt und verfocht dies teilweise gegen das Kardinalskolleg. Seine Auflösung des Basler Konzils von 1431 musste er 1433 zurücknehmen. Unter anderem diese Haltung führte zur Erhebung des savoyischen Adeligen Amadeus von Savoyen zum „Gegenpapst“ Felix V. (1439–1449). Zwar gelang ihm die Kirchenunion mit der Ostkirche, jedoch blieben weitere Erfolge eher beschränkt.
Das Schisma von 1378 und die Spaltung der Christenheit Als 1378 nach beinahe 80 Jahren die erste Papstwahl wieder in Rom stattfand, standen die Kardinäle vor einer schweren Entscheidung, denn das römische Volk forderte einen Römer oder wenigstens einen Italiener, vielleicht auch aus Angst, dass der Neuerwählte nach Avignon zurückkehren könnte. Das Konklave beriet unter dem Druck der Stadtbevölkerung bis in die Nacht vom 7. auf den 8. April und entschied sich für eine Person, die nicht dem Kardinalskolleg angehörte: Bartolomeo Prignani, Erzbischof von Bari. Dies war ein Kompromiss, denn dieser war weder Franzose noch Römer, sondern Neapolitaner. Durch seine Nähe zum Haus Anjou stand er auf beiden Seiten oder zwischen den Fronten. Er hatte als Kanzler an der Kurie in Avignon gewirkt und war mit der päpstlichen Verwaltung vertraut. Der gewählte Papst hatte sogar in der johlenden Menge außerhalb des Konklaves gestanden, ohne zu wissen, dass sein Name im Wahlgremium hoch gehandelt wurde. Als das Volk aber am 8. April in das Konklave eindrang, um einem gewählten Römer zujubeln zu können, ergriff die Kardinäle vor dem Mob die pure Angst. Sie waren so eingeschüchtert, dass sie vor der Menge den 80-jährigen römischen Kardinal Francesco de Tebaldeschi als neuen Papst ausgaben. Obwohl dieser sich weigerte „mitzuspielen“, wurde er in einer Kapelle inthronisiert. Einen Tag später bestätigte das Konklave jedoch die Wahl des Erzbischofs von Bari, der dann am Ostersonntag (18. April) 1378 gekrönt wurde und den Namen Urban VI. (1378–1389) annahm. Anfangs schienen alle diese Wahl zu akzeptieren, obwohl schon bald einige Stimmen die Art kritisierten, wie sie zustande gekommen war; so geschehen zum Beispiel in der Predigt eines Franziskaners in der römischen Kirche Ara Coeli. Ebenso ist belegt, dass Geheimschriften durch Kardinäle verfasst beziehungsweise an auswärtige Fürsten versandt wurden. Trotzdem scheint Urban VI. zunächst unangefochten gewesen zu sein. Er machte sich allerdings nicht nur Freunde, als er versuchte, den oligarchischen Herrschaftsstil von Avignon tendenziell durch eine päpstliche Alleinherrschaft zu ersetzen. Die wohl auch durch den Jähzorn des Papstes bedingten Zusammenstöße führten bald zum Bruch des Papstes mit zahlreichen Kardinälen, die im Sommer in Anagni, wohin die Kurie verlegt worden war, zusammenkamen, während Urban VI. in Tivoli weilte. Einige französische Kardinäle erklärten die Wahl Urbans VI. für ungültig, weil sie nicht frei gewesen, sondern unter Furcht und Zwang zustande gekommen sei.2 Dies ließen sie durch Manifeste in ganz Europa verbreiten. Einige waren der Meinung, Urban VI. habe angesichts des Wahlvorgangs kein Recht auf die Papstwürde, vielleicht könne er aber bei einem neuen Wahlgang wiedergewählt werden.
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Schwierigkeiten ergaben sich, weil sich die italienischen Kardinäle den französischen nicht anschließen wollten. Aber mit einer geschickten Taktik überzeugten die abtrünnigen Kardinäle jeden einzelnen Italiener, er könne vielleicht selbst der nächste Papst werden. Aus einer erneuten Wahl am 28. September 1378 ging sodann einmütig Kardinal Robert von Genf hervor, auch deshalb, weil sich die drei italienischen Kardinäle, die sich in dem Glauben wähnten, der künft ige Papst zu sein, der Stimme enthalten hatten. Der Neugewählte nahm den Namen Clemens VII. an. Wer nach diesen Vorgängen als rechtmäßiger Papst zu gelten hatte, bleibt schwer zu beantworten, denn eindeutig war die Lage keinesfalls. Die Kardinäle waren Urban längere Zeit gefolgt, und der Vorwurf der Unfähigkeit (incapacitas) war kirchenrechtlich nicht wirklich einklagbar. Ob die Tumulte bei der Erhebung so schwer wogen, ist zweifelhaft, denn politischen Druck hatte es bei Papstwahlen immer wieder gegeben. Auch die Wahl Clemens’ VII. war sicher nicht unter kanonisch völlig einwandfreien Prinzipien zustande gekommen. Vielleicht waren Tumult und Gewalt erst später vorgeschobene Gründe, um den zweiten Erhebungsakt zu legitimieren, wie neuerdings bemerkt wird.3 Bemerkenswert bleibt aber, dass – abweichend von anderen Schismen – 1378 innerhalb weniger Monate zwei Päpste vom gleichen Gremium gewählt wurden! Insofern lässt sich vom historischen Standpunkt aus nur sagen, dass nach 1378 zwei Päpste konkurrierten, von denen Clemens VII. ab 1379 seinen Sitz in Avignon nahm, nachdem sich beide Päpste gegenseitig exkommuniziert hatten und Clemens in Italien kaum Rückhalt gewonnen hatte. Ob sich Avignon als mögliche künftige Residenz erst im Frühjahr 1379 ergab, ist nicht ganz sicher, denn Gregor XII. hatte kurz vor seinem Tod diese Option schon angedeutet. Ganz uneigennützig war das Verhalten der „französischen“ Kardinäle wohl dennoch nicht, denn einige mussten sicher in Rom um ihren Einfluss und ihre Position bangen. Die nun anbrechende Zeit des Großen Abendländischen Schismas dauerte knapp 40 Jahre. Da sich die Frage der Rechtmäßigkeit kaum entscheiden lässt, gilt die historische Betrachtung vor allem der Frage, wie eine Christenheit mit zwei Päpsten „funktionierte“, wie die jeweiligen Obödienzen beider Kontrahenten das westliche und mittlere Europa über lange Zeit spalteten und damit auch die Politik bestimmten, denn aus den jeweiligen Gefolgschaften der Herrscher ergaben sich ebenso politische Parteiungen und Bündnisse beziehungsweise Gegnerschaften. Ähnliches gilt auf weiteren Ebenen. Die Situation war einschneidend und ist heute schwer vorstellbar. Wie sollte ein einfacher Christ entscheiden, wer damals rechtmäßiger Papst war? Das lateinische Europa zweigeteilt. Frankreich, Schottland, Aragón, Kastilien und Navarra folgten Clemens VII., während der größte Teil Italiens, Deutschland, Ungarn, England, Portugal, Polen und Skandinavien Urban VI. Gehorsam erwiesen. Jedoch verliefen die Trennungslinien nicht so eindeutig, wechselten auch mehrfach; so hatten manche Klöster sogar zwei Äbte und zwei Prioren. Gesamtkirchlich oder von der Funktionalität her gesehen, besaß Clemens VII. zunächst einen gewissen Vorteil, weil der Geschäftsgang der Kurie in Avignon noch gut funktionierte, während er in Rom erst wieder aufgebaut werden musste. Von den beiden Kanzleien scheint diejenige Clemens’ VII. deutlich besser und effektiver gearbeitet zu haben, denn Urban VI. wurde von zahlreichen Personen im Stich gelassen. Deshalb musste er neues Personal rekrutieren, Italiener und Deutsche waren stark vertreten.4
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Ähnliches gilt für die fiskalische Erfassung: Während Avignon die bestehenden Systeme nutzen konnte, musste Rom neue Quellen erschließen. Die Idee, Ablässe gegen Zahlungen zu gewähren, scheint entsprechend bei den römischen Päpsten früher und stärker ausgeprägt. Durch den Ablassverkauf nahm das Wallfahrtswesen großen Aufschwung, denn nun konnten kleinere Heiligtümer mit großen traditionellen Pilgerzentren eher konkurrieren. Mehrere kürzere Fahrten zeitigten – wenn die Hauptmotivation des frommen Reisens der Ablass war – die gleichen Ergebnisse wie eine große Pilgerfahrt.5 Neu an der Gewinnung einzelner Obödienzen war die Tatsache, dass nicht nur Personen oder Personennetzwerke die Zielvorstellungen bestimmten, sondern inzwischen auch territorial geformte Gebiete. Die Monarchien prüften zuweilen ihre Obödienzmöglichkeiten intensiv, wie für Kastilien am Beispiel der Untersuchungen von Medina del Campo (1380–1381) abgelesen werden kann. Das Große Abendländische Schisma wurde auf Seiten der Herrschaften außerdem vielfach mit politischen Zielen verknüpft. Man könnte hier die Konkurrenz der Luxemburger und Böhmens mit den Habsburgern (Wenzel und Leopold III.) und das Angebot der Kaiserkrönung sowie die Gründung des sogenannten Urbansbundes anführen.6 Portugal wechselte in politisch turbulenten Zeiten mehrfach die Obödienz.7 Dies unterschied das Große Abendländische Schisma von den Schismen des 12. Jahrhunderts; die Reiche und Gebiete waren viel stärker als nur Personen in das Geflecht der Gefolgschaften einbezogen. Wie weit die Verwirrung ging, ist etwa daran leicht ersichtlich, dass der Erzbischof Pedro Tenorio von Toledo († 1399) im Kanon der Messe den Papstnamen durch die Formel pro illo qui est verus papa (für den, der wahrer Papst ist)8 ersetzen ließ. Die Situation zeitigte weitere Konsequenzen: Versprechen auf Pfründen, um neue Gefolgsleute zu fi nden, gehörten ebenso zum Waffenarsenal beider Kontrahenten wie sonstige Gunsterweise, um auf der via facti an Terrain zu gewinnen, auch wenn Clemens VII. als geschickter Politiker sogar eine Messe zur Aufhebung des Schismas (de schismate tollendo) entwerfen ließ. Die klassischen päpstlichen Strafmaßnahmen wie Exkommunikation, Interdikt, Verweigerung von Pfründen führten aber zu einem noch weiteren Ansehensverlust des Papsttums. Wurde beispielsweise das Interdikt eingehalten, so entfremdete es die Gläubigen von den religiösen Praktiken. Manche Herrscher zwangen die Kleriker sogar gegen ein bestehendes Interdikt zur Ausübung ihrer liturgischen und sakramentalen Pflichten oder verwiesen sie des Landes oder der Stadt („singen oder springen“), was zu Unsicherheit und zu sozialem Elend führen konnte. In jedem Fall steigerte dies den Antikurialismus und allgemein den Antiklerikalismus. Rom
Avignon
Urban VI. (1378–1389)
Clemens VII. (1378–1394)
Bonifaz IX. (1389–1404)
Benedikt XIII. (1394–1417, † 1423)
Pisa
Innozenz VII. (1404–1406)
Alexander V. (1409–1410)
Gregor XII. (1406–1415)
Johannes XXIII. (1410–1415)
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Reflexion, Schriften und Lösungsvorschläge – der Konziliarismus Wo lagen aber die Hauptschwierigkeiten, um die Spaltung zügig zu beenden? Vor allem waren beide Seiten zunächst nicht daran interessiert nachzugeben. Außerdem waren die Rufe nach Lösung des Schismas verknüpft mit dem Ruf nach Reform, der so alt wie die Kirche selbst war. Die Auseinandersetzung erfolgte auf mehreren Ebenen. Zum einen entstanden Glossierungen zu den Papstviten des Liber pontificalis – wie die von Pierre Bohier –, die besonders die verschiedenen Schismen der Kirchengeschichte hervorhoben. Außerdem entwickelte sich neben literarischen Gestaltungen die Gattung der Schismentraktate, die bis ins 15. Jahrhundert verschiedene Ausprägungen erfuhr und vor dem Hintergrund der aktuellen Situation die geschichtliche Erfahrung evozieren und verarbeiten wollte.9 Die verschiedenen, schon erwähnten Wahlkapitulationen oder die Wahl von 1378 machen insgesamt deutlich, wie wichtig das Kardinalskolleg geworden war, das in extremen Fällen sogar einen neuen Kandidaten erheben konnte. Ohne diese Gruppe war eine Lösung kaum möglich.10 Viele Kardinäle strebten zudem eher eine Oligarchie an, die dem Papst nur einen Platz als primus inter pares zugestand. Diese Vorstellung kollidierte mit Ansprüchen der Päpste auf die alleinige Lenkung der Kirche, denn an einer Oligarchie konnten nur die Kardinäle selbst interessiert sein. Bei den Reformwilligen außerhalb dieses Gremiums fand jedoch der Vorschlag, ein allgemeines Konzil sei das wirkungsvollste Führungs- und Entscheidungsorgan der gesamten Kirche, zunehmend größeren Anklang. Langfristig sollte hierdurch das Schisma beendet werden, auch wenn dies länger dauerte, als von den Verfechtern erwünscht. Schon zwei Jahre nach Ausbruch des Schismas gab es eine Flut von Traktaten, welche die Einberufung eines allgemeinen Konzils befürworteten. Frühere Schriften – wie die des Wilhelm von Ockham (vgl. Kapitel X, S. 239 f.) – hatten die einschlägigen Argumentationen vorbereitet, denn sie gingen teilweise schon von einem neuen Kirchenverständnis aus, auch wenn sie sich oft vor allem gegen die weltliche Macht des Papstes gewandt hatten. In einer späten Phase (1380) äußerte sich zum Beispiel John Wyclif († 1384) mit einer Schrift11, die zunächst eher antipäpstlich als prokonziliar war, denn nach seiner Meinung stimmte das Verhalten der Päpste nicht mit Leben und Lehre Christi überein. John Wyclif war um 1320–1330 in der Nähe von York geboren worden und war den größten Teil seines Lebens an der Universität von Oxford tätig. Nachdem er Doktor der Theologie geworden war, verfasste er mehrere theologische Traktate, jedoch kennzeichnet das Gesamtwerk eher einen Reformer denn einen Theologen.12 Mit einigen seiner provokanten Äußerungen gab er kirchlichen Einrichtungen mehrfach Anlass einzuschreiten. Verfahren gegen ihn hatten jedoch zunächst keinen Erfolg, weil er neben scharfen Gegnern auch einflussreiche Gönner besaß. Auf einem Londoner Provinzialkonzil im Mai 1382 wurden manche seiner Äußerungen als häretisch bezeichnet; ähnlich urteilte ein Konzil im November desselben Jahres in Oxford. Wyclif musste seine Lehrtätigkeit aufgeben, blieb bis zu seinem Tod 1384 Pfarrer in Lutterworth.
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Wyclif, der mit seiner Bibelübersetzung auch breit wirkte, vertrat angesichts des Schismas und der kirchlichen Praxis ein Kirchenverständnis, das sich am Armutsideal orientierte. Zitationen an die Kurie beantwortete er mit wenig unterwürfigen Schreiben und verfasste hierzu sogar einen Traktat: De citationibus frivolis. Seine Kritikpunkte waren vielfältig: Themen wie Reliquien- und Heiligenverehrung, Ohrenbeichte, Fegefeuer, Ablass nahm er kritisch unter die Lupe. Dazu traten eine Ablehnung der kirchlichen Hierarchie sowie eine Prädestinationslehre, die in augustinischer Tradition stand. In seiner Schrift De Christo et suo adversario Antichristo griff er das Papsttum an: Das Papsttum. Wenn der Papst in Lehre und Leben Christo entgegen ist, so ist er der vornehmste Feind Christi … und der hauptsächlichste Antichrist … In Worten ist er dies, weil er Lügen ausstreut. Wenn wir hinsehen auf die Schriften der Apostel, die geschrieben sind aus dem Glauben an den Herrn Jesum Christum, und auf die päpstlichen Schriftstücke, die Bullen und die Dekretalbriefe … dann können wir ersehen, wie wenig sie in ihrem Inhalt übereinstimmen; denn die päpstlichen Schriften sprechen von der Macht in der Welt, die evangelischen Schriften aber von demütiger Flucht aus der Welt.13
Seine Ansichten waren schon vor dem Konstanzer Konzil durch Papst Johannes XXIII. verurteilt worden, auch auf dem Konzil wurden sie zusammen mit denen von Johannes Hus in der achten Sitzung am 4. Mai 1415 verdammt. Man hat Wyclif oft als Vorreformator bezeichnet; inzwischen gilt er eher als Reformer des 15. Jahrhunderts, vor allem weil man erkannt hat, dass Kritik innerhalb der Kirche des 14. und 15. Jahrhunderts nicht nur als die Vorgeschichte zur Reformation Luthers aufgefasst werden sollte.14 Demgemäß bleiben auch steile Thesen fraglich, inwieweit – wie mehrfach behauptet – Wyclifs Kritik am Papsttum das englische Staatskirchentum und indirekt den späteren Gallikanismus vorbereitet habe. Wyclifs Lehren beeinflussten aber den böhmischen Johannes (Jan) Hus, der in Konstanz verurteilt wurde, denn hier lassen sich einige konkrete Bezüge nachweisen. Es gab einen Austausch zwischen den Universitäten in Oxford und Prag, der zunahm, seitdem der englische König Richard II. 1382 die böhmische Prinzessin Anna, eine Schwester des böhmischen Königs Wenzel aus dem Haus der Luxemburger, geheiratet hatte. Außerdem fällt zumindest auf, dass in Böhmen mehr Handschriften Wyclifs als in England überliefert sind, obwohl dies auch den Überlieferungsbedingungen geschuldet ist. Außerdem gab es in Prag Diskussionen um das Werk Wyclifs, in die auch das Papsttum eingriff.15 Unabhängig davon sind eigenständige kirchenreformerische Aktivitäten in Böhmen schon zur Regierungszeit Karls IV. belegt. Ein Zentrum religiös Erweckter befand sich in der 1391 gestifteten Bethlehemkapelle in der Prager Altstadt. Zu diesem Zirkel stieß auch der um 1370 im südböhmischen Husinetz (daher der Name) geborene Johannes Hus. Hus studierte in Prag, wurde 1396 Magister und nach der Priesterweihe 1402 Prediger an der besagten Bethlehemkapelle. Wie originell und gedankenreich Hus selber war, ist auch deshalb umstritten, weil spätere Bewertungen ihn oft mals in eine nationale böhmische Bewegung einordneten. Jedenfalls hat er die Aussagen Wyclifs gut
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„vermarktet“, die schwere scholastische Argumentation selbständig verarbeitet und politisch nutzbar gemacht. Die „nationale“ Komponente entstand dadurch, dass Studenten wohl aus England die Werke Wyclifs mitgebracht hatten. Dessen Schriften wurden noch interessanter, als ein Dekret, das von deutschen Magistern erwirkt worden war, sie 1403 verbot. Das verschärfte Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Tschechen, die sich in der Prager Universität ohnehin zurückgesetzt fühlten. Der Konflikt führte nach dem „Kuttenberger Dekret“ (1409) zum Auszug der deutschen Professoren nach Leipzig. Als die Predigten des Johannes Hus scharfzüngiger wurden, stieß er mit dem Prager Klerus zusammen, und der Erzbischof von Prag, der Hus zunächst unterstützt hatte, aber die Lehren Wyclifs ablehnte, griff ein. Als Hus den Pisaner Papst wegen einer Kreuzzugsbulle, die dieser im Kampf gegen Neapel erlassen hatte, kritisierte, eskalierte der Konflikt, dessen weiterer Verlauf durch Papstschreiben, Predigtverbot, Zitation an die Kurie, schließlich durch Bann und Interdikt gekennzeichnet war. 1412 musste Hus sogar aus dem unruhigen Prag fliehen und sich nach Südböhmen begeben. Dort verfasste er den Traktat De ecclesia, der eklektisch Ideen Wyclifs aufgriff. Demnach wollte Hus die Kirche an Idealen der Bibel und der alten Kirche messen; er vertrat zugleich ein Kirchenverständnis, das von einer Gemeinschaft der Prädestinierten ausging. Wenn man Wyclif und Hus sowie ihre Lehren vergleichend betrachtet, so fällt die Betonung der Prädestination auf; gleichzeitig waren beide in ein politisch hochkonfl iktives Umfeld eingebunden: In England waren es die Lollarden-Aufstände,16 in Böhmen vor allem die Konflikte um die Universität und das Gewicht der böhmischen Nation. Außerdem spitzten sich ihre Positionen aufgrund des Zustandes des Papsttums während des Großen Schismas und der dadurch noch verschärften Missstände weiter zu. Beide Autoren kritisierten eher, fragten nur bedingt nach Lösungsmöglichkeiten für das bestehende Schisma. Der Begriff Konziliarismus, der für diejenigen Theorien und Vorstellungen, die eine Lösung der Probleme von einem Konzil erwarteten, verwendet wird, bezeichnet keine einheitliche Denkrichtung. Benutzt wurde der Terminus erstmals 1438 von Laurentius von Arezzo, zu einer Zeit, als die konziliare Bewegung schon einen ersten Abschluss gefunden hatte und weitgehend Geschichte geworden war.17 Es gab im Laufe des Abendländischen Schismas bis hin zu den Konzilien von Konstanz und Basel einen gemäßigten und einen extremen Konziliarismus. Der gemäßigte gestand dem Konzil in Ausnahmesituationen eine Oberhoheit über den Papst zu; der extreme Konziliarismus stellte die primatiale Stellung des Papstes grundsätzlich infrage und strebte mit der Überordnung des Konzils eine „Demokratisierung“ der Kirchenverfassung an. Die Anfänge des Konziliarismus schöpften aber nicht nur aus aktuellen und theoretischen Überlegungen, sondern basierten auch auf Traditionen der Kanonistik, die unter anderem die Frage nach einer möglichen Papstabsetzung unter dem Aspekt diskutiert hatte, was geschehen müsse, wenn ein Papst Häretiker werde. Dann gelte der Satz, dass der erste Sitz nicht gerichtet werden könne, nicht mehr, wie sich dies schon im Decretum Gratiani behandelt findet.18 Auf der anderen Seite hatten weltliche Herrscher wie Friedrich II. oder Ludwig der Bayer zuweilen schon an Konzilien appelliert.
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In diesem Umfeld gediehen theoretische Traktate von verschiedenen Autoren wie Johannes von Paris, Marsilius von Padua, Wilhelm von Ockham und anderen. Ockham begrenzte aber zum Beispiel noch die Zahl der Fälle, die an ein Konzil zur letzten Entscheidung herangetragen werden könnten. Im Laufe des Großen Abendländischen Schismas vertieften weitere Denker dieses Thema: Heinrich von Langenstein, Dietrich von Nieheim, Pierry d’Ailly oder der Pariser Kanzler Johannes Gerson. An den Universitäten, aber nicht nur dort wurde darüber diskutiert, wie das Papstschisma beendet werden könne. In diesem Zusammenhang entstand eine immer stärkere (teil)öffentliche Diskussion und Streitkultur. Im Wesentlichen wurden drei Wege aufgezeigt, um das Schisma zu beenden: – die via cessionis: Beide Päpste sollten abdanken, um eine Neuwahl zu ermöglichen. Weder die römischen noch die avignonesischen Päpste waren für diesen Vorschlag zu gewinnen. – die via concilii: Ein Konzil solle entscheiden, welcher Papst rechtmäßig sei. Diesen Vorschlag unterstützten vor allem die Universitäten, allerdings gab es kirchenrechtliche und praktische Probleme. – die via compromissi: Beide Päpste sollten den Spruch eines Schiedsgerichtes annehmen. Auch hier gab es praktische Schwierigkeiten. Weil alle drei Vorschläge nicht leicht umsetzbar waren, gewann bald ein vierter Weg an Gewicht, der von unten her gedacht war: die via substractionis. Die Anhänger beider Päpste sollten diesen die Unterstützung entziehen und somit den Gehorsam aufkündigen. Diese Möglichkeit empfahlen vor allem die Pariser Universität und der französische König; allerdings folgte der englische König diesem Vorschlag nicht. Die Lösung durch diesen vierten Weg schien trotz mancher Schwierigkeiten schon am Ende des Jahrhunderts kurzfristig greifbar nahe. Auf der dritten Pariser Synode von 1398 beschloss man, dem Avignoneser Papst die Obödienz zu entziehen. Die entsprechende Urkunde datiert vom 27. Juli 1398,19 der König gab sie feierlich bekannt. In Avignon verließen kurz darauf nacheinander 18 Kardinäle den Palast und begaben sich auf das französische Ufer, nach Villeneuve-lès-Avignon. Es folgte eine Belagerung des Papstpalastes, um Benedikt XIII. unter Druck zu setzen. Ein Waffenstillstand im Mai 1399 verschaffte dem ausharrenden Papst zwar eine gewisse Entlastung, aber Benedikt XIII. wurde in seinem Palast nur notdürft ig versorgt. Der Chronist Martin de Alpartil beklagt die Not: Es fehlte an Wein, Fleisch und Medikamenten, auch deshalb seien einige Kranke gestorben. Schließlich habe man sogar Katzen verspeist.20 Papst Benedikt XIII. setzte sich durch geheime Proteste sogar juristisch zur Wehr, konnte aber erst am 12. März 1403 in abenteuerlicher Flucht aus der Papstfestung entweichen, um nach Château-Renard, in das Gebiet der Grafen von Provence, zu gelangen. Anschließend stellte er sogar seine Obödienz wieder her, aber Verhandlungen mit Rom wurden jetzt unausweichlich. Nach dem Tod des römischen Papstes Innozenz VII. 1406 schien erneut eine Lösung möglich. Nun sah Benedikt XIII. seine Chance und bat die Kardinäle, von einer Neuwahl in Rom abzusehen, jedoch war, bevor seine Gesandten dort eintrafen, ein neuer Papst, Gregor XII., schon gewählt. Eine Einigung zeichnete sich ab, als dieser römische
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Papst sich bereit erklärte, mit seinem Rivalen Benedikt XIII. zusammenzutreffen. Im Vertrag von Marseille (21. April 1407) wurde eine Begegnung in Savona bei Genua verabredet,21 das 1408 in greifbare Nähe rückte. Die beiden Kontrahenten näherten sich bis auf wenige Meilen, aber die Legaten schafften es nicht, einen angemessenen Treff punkt für die Verhandlungen zu finden.
Nutzlose Konzilien, unverbindliches Vorgeplänkel? Perpignan, Cividale, Pisa (1409) Es wurden weitere Orte für eine mögliche Zusammenkunft – Portovenere, Pietrasanta, Carrara, Lucca, Livorno und Pisa – erörtert, jedoch kamen keine entscheidenden Fortschritte zustande. Als Benedikt XIII. schließlich nach einem erneuten Verlust der Obödienz Frankreichs und nach der Ermordung der Herzogs von Orléans (1407) seine wichtigsten Stützen verlor, entschloss er sich zum Abzug aus Portovenere und berief auf Allerheiligen 1408 ein Konzil nach Perpignan ein.22 Allerdings folgten ihm die meisten Kardinäle bei dieser Reise nicht mehr, sondern sie hatten sich schon mit den römischen Kardinälen zusammengeschlossen, um die Probleme mit diesen gemeinsam zu lösen. Die von Gregor XII. abgefallenen Kardinäle versuchten ihrerseits, ein anderes Konzil zustande zu bringen; zunächst sollte es in Montferrat, dann in Pisa tagen. Zahlreiche werbende Aufrufe gingen an die Fürsten, an die kirchliche Hierarchie und an die Städte. Als schließlich das Konzil Benedikts XIII. in Perpignan begann, wurde dort die informatio seriosa verlesen, eine schon 1399 verfasste, mehrfach überarbeitete Schrift, welche die angeblichen Bemühungen Benedikts um die Einheit verdeutlichen sollte. Dieses tendenziöse Dokument ist trotz aller Interpretationsprobleme eine der wichtigsten Quellen aus dieser Zeit des Ringens und Verhandelns.23 Das Konzil war von Teilnehmern aus Spanien und Südfrankreich gut besucht, aber es entsandte nach Pisa nur eine Gesandtschaft, wurde am 26. März 1409 unterbrochen und sogar bis in das Jahr 1416 vertagt, so dass man von einer „Aftersynode“ gesprochen hat.24 Die Anzahl der Besucher auf dem Unionskonzil in Pisa bestätigte den Erfolg der umfangreichen Werbemaßnahmen im Vorfeld. Außer 24 Kardinälen erschienen mehr als 80 Erzbischöfe und Bischöfe, es fehlten vor allem der deutsche König Ruprecht von der Pfalz (1400–1410) sowie die Würdenträger der Iberischen Halbinsel. Das Konzil begann an Mariä Verkündigung (25. März) 1409 im Dom zu Pisa. Formal berücksichtigte auch der Ablauf, dass die Kardinäle – nicht ein Papst – das Konzil einberufen hatten und ein wichtiges Ziel des Konzils darin bestand, den beiden, die sich als Papst auff ührten (pro papa se gerentibus), den Prozess zu machen. Wichtigster Repräsentant war der älteste amtierende Kardinal, daneben spielte das Haupt der französischen Gesandtschaft, der Patriarch von Alexandrien, Simon de Cramaud, eine Schlüsselrolle. Ihm assistierten bei öffentlichen Auftritten oft zwei weitere Patriarchen. Erst nach der Wahl übernahm der neue Papst die Leitung der Synode. Das Konzil tagte in 22 Sitzungen, vorbereitet wurden diese durch die sogenannten
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(auch für die späteren Reformkonzilien wegweisenden) „Nationen“ (deutsche, französische, englische, italienische und provenzalische). Die Eröff nungsrede des Kardinals von Mailand fasste zusammen, was theoretisch zuvor vielfach entwickelt worden war. Dazu gehörte der Grundsatz, dass die Kardinäle ein Konzil einberufen könnten, wenn ein Papst versage. Die Prozesse gegen die beiden amtierenden Päpste wurden von Protestnoten eingeleitet. Eine Abordnung des deutschen Königs Ruprecht, der die römische Obödienz favorisierte, protestierte ebenso wie die Delegationen des Königs Martin von Aragón († 1410) und des Papstes Benedikt XIII. Am 24. April wurden 37 Anklageartikel gegen beide Personen verlesen, die das Papstamt beanspruchten, danach wurde eine Kommission gebildet, und es folgte die Einvernahme von Zeugen. Die vorgebrachten Vorwürfe waren vielfältig, sie berücksichtigten vielleicht zu wenig die Verworrenheiten der Zeit und lasteten vor allem den Einzelpersonen die Schuld für das Schisma an. Dabei gehörten Punkte wie Begünstigung von Häretikern und dergleichen Anschuldigungen zum üblichen „Prozessmaterial“ der damaligen Zeit. Am 5. Juni 1409 wurde das Verfahren abgeschlossen und die Sentenz durch den Patriarchen von Alexandrien, dem die beiden Patriarchen von Antiochien und Jerusalem assistierten, feierlich verlesen: Gregor XII. und Benedikt XIII. wurden als verstockte Häretiker aus der Kirche ausgeschlossen, womit zugleich die Vakanz des Papststuhles gegeben war. Nach den so geschaffenen Voraussetzungen wählte das Konklave vom 15. Juni bis zum 26. Juni den Kardinal von Mailand, Petrus Philargus, der den Namen Alexander V. (1409–1410) annahm. Mit seiner Krönung am 7. Juli endete das Konzil. Inhaltliche Maßnahmen zur Kirchenreform wurden auf eine weitere Kirchenversammlung vertagt, die 1412 stattfinden sollte. Will man das Pisaner Konzil insgesamt beurteilen, so erscheint zwar die Einheit der Konzilsväter bemerkenswert, aber weil weder Gregor XII. noch Benedikt XIII. ihren Platz räumten, war das Schisma zunächst nur erweitert, denn nun rangen drei Päpste in der Christenheit um Anerkennung. Mit Blick auf dieses erweiterte Schisma brachte erst das Konzil von Konstanz den Durchbruch. Ein solches Urteil basiert aber auf einer rückschauenden Perspektive, denn unbestreitbar bereiteten die Diskussionen von Pisa die Arbeit von Konstanz vor, wurden die theoretischen Vorschläge auch erstmals in eine prozessuale Praxis umgesetzt. Vor dem Hintergrund der Erfordernisse der Zeit ist dem Konzil deshalb sicherlich als Erfolg anzurechnen, einen Weg aus dem Schisma gebahnt zu haben, der dann weiter beschritten werden konnte. Wohl auch deshalb wurde die konziliare Idee in der Folge weiter vertieft. Die betroffenen, in Pisa abgesetzten Päpste ignorierten die Beschlüsse weitgehend und suchten auf ihre Weise eine Lösung des Schismas, allerdings mit eingeschränktem Erfolg. Hatte Benedikt XIII. schon zuvor nach Perpignan geladen, so war auch der von Gregor XII. nach Cividale berufenen Synode im Sommer 1409 kein Erfolg beschieden, unter anderem deshalb, weil das Unionskonzil von Pisa in Italien viele Anhänger auf sich vereinigen konnte. So dienten Perpignan und Cividale als Konzilsversammlungen vor allen Dingen dem römischen wie dem Avignoneser Papst dazu, sich der eigenen Anhängerschaft zu versichern. Die Ansprüche von drei Personen blieben vorerst bestehen, denn schon 1410 folgte
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auf Alexander V. als „Pisaner Papst“ Johannes XXIII. Vor allem Spanien hielt weiter zu Benedikt XIII. und König Ruprecht im Reich zu Gregor XII. Dies änderte sich erst, als der Luxemburger Sigismund 1410 auf Ruprecht als deutscher König folgte; er war ein Sohn Karls IV. und hatte schon frühzeitig die neue Linie der Pisaner Vereinbarungen unterstützt. König Sigismund wurde zum wichtigen Wegbereiter des Konzils von Konstanz. Zunächst aber berief Johannes XXIII. gemäß den Beschlüssen von Pisa ein Reformkonzil nach Rom (1412–1413) – Gregor XII. war nach Abschluss des Konzils von Cividale zu König Ladislaus nach Gaeta, später zu Carlo Malatesta nach Rimini geflohen –, auf dem aber wenig entschieden wurde. Der Papst musste sogar der Bedrohungen durch Ladislaus von Neapel wegen die Ewige Stadt verlassen und vor den Toren von Florenz Zuflucht suchen. In dieser verworrenen Situation, als Johannes XXIII. den deutschen König um Hilfe bat, fiel Sigismund für künftige Weichenstellungen endgültig eine wichtige Rolle zu. Besonders bei der Auswahl eines Konzilsortes setzte er Konstanz durch. Dieses Konzil wurde nach Verhandlungen für den 1. November 1414 anberaumt. Die Kardinäle drängten Johannes XXIII. wohl sogar, sich nach dem plötzlichen Tod Ladislaus’ von Neapel nicht der Wiedergewinnung des Kirchenstaates zu widmen, sondern direkt nach Konstanz zu reisen, wo er am 28. Oktober 1414 eintraf.
Das Konstanzer Konzil (1414–1418) Nachdem König Sigismund eine führende Rolle beim Zustandekommen des Konzils und der Wahl des Ortes zugekommen war, hing bei dieser Kirchenversammlung auch weiterhin vieles von ihm ab. Ein dreifaches Anliegen stand auf der Tagesordnung, das die Kirchenunion, die Reform und Glaubensfragen betraf; im Sprachduktus der Zeit: die causa unionis, die causa reformationis und schließlich die causa fidei. Jedoch wurde über weite Phasen der Verhandlungen das Terrain grundsätzlich abgesteckt, Meinungsverschiedenheiten wurden erörtert. Fragen von Rang und Ehre spielten nicht nur in Erklärungen, sondern auch in symbolisch kommunizierten Formen eine Rolle. Kardinal Wilhelm (Guillaume) Fillastre († 1428) berichtet über den Beginn des Konzils: Bei der ersten Zusammenkunft im Bischofspalast in Abwesenheit des Papstes wurde von der italienischen Nation ein Schreiben vorgelegt, in dem als Gegenstand des Konzils in erster Linie die Bestätigung der Beschlüsse des Konzils von Pisa und deren Ausführung durch Gewalt und andere Mittel bezeichnet wurde. Nach Verlesung dieses Schriftstückes legte der Kardinal von Cambrai sofort ein anderes Schreiben vor, welches das Gegenteil forderte. Der Kardinal von St. Markus und einige andere französische Prälaten und Doktoren hatten es schon vorher zu sehen bekommen. Es forderte tatsächlich das Gegenteil; man solle warten, bis die Gesandten des Petrus de Luna und des Angelus Corario ankämen, die man doch wohl anhören müsse. Und so war davon nicht mehr die Rede. Inzwischen wurde gegen einen gewissen böhmischen Ketzer namens Johannes Hus und über die Irrlehre des Engländers Johannes Wiclif verhandelt […].
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Dann traf in der Weihnachtsnacht der König der Römer ein, und nach seiner Ankunft erhob sich ein heft iger Streit. Es waren nämlich auch die Nuntien des Angelus und Petri de Luna eingetroffen, unter denen sich etliche Gegen-Kardinäle befanden. Es ging darum, ob man ihnen gestatten solle, vor dem Konzil im roten Kardinalshut zu erscheinen. Um des Friedens willen wurde entschieden ja, und so konnten sie eintreten.25
Obwohl die drei inhaltlichen Frageprozesse nicht sukzessive diskutiert wurden, seien sie hier nacheinander vorgestellt. Sigismund war realistisch genug, um zu erkennen, dass die Kirchenspaltung vor allem als politisches Problem zu lösen war. Deshalb wurden außer Johannes XXIII. auch die beiden anderen Päpste, Gregor XII. und Benedikt XIII., kontaktiert. Wie in Pisa waren die Teilnehmer nach Nationen gegliedert. Diese berieten in eigenen Versammlungen alle Tagungsordnungspunkte gesondert und entschieden nach Mehrheit. In den Generalsitzungen besaß dann jede Nation nur eine Stimme. Auch deshalb – und nicht nur wegen der Avignoneser Obödienz und Papst Benedikt XIII. – blieb zum Beispiel lange Zeit strittig, ob beispielsweise die Vertreter Aragóns, Kastiliens und Navarras eine gemeinsame spanische Nation bildeten. Dieses Prinzip der Gruppenbildung, das sich am Universitätsbetrieb orientierte, war angesichts der teilnehmenden Massen notwendig, wenn man den orbis christianus halbwegs gleichmäßig berücksichtigen wollte. Wie im Falle der Universitäten kennzeichneten auch diese Nationen nur ungefähr die Herkunft, so gehörten zur deutschen Nation beispielsweise auch Abgesandte aus Nord- und Osteuropa. Außer der deutschen gab es auf dem Konstanzer Konzil eine sehr starke französische Nation, eine italienische und verspätet – erst 1416 – eine spanische. Neben diesen Nationen gestand man als fünfter Untergruppierung dem Kardinalskollegium seit 1415 einen eigenen Status zu. Das Konzil diente unter anderem als Forum für gelehrte Diskussionen, und manche der schon genannten Personen, die zur Erarbeitung konziliarer Ideen beigetragen hatten, waren anwesend: Johannes Charlier, genannt Gerson († 1429), Kanzler der Pariser Universität, dessen Lehrer Pierre d’Ailly († 1420), der auch durch chronologische Studien zur Kalenderreform bekannt geworden ist. Pierre d’Ailly hatte schon 1394 in einer Denkschrift die wichtigsten Punkte zusammengefasst, die das Konstanzer Konzil behandeln sollte.26 Gerson hatte neben anderen konziliaristischen Schriften auch einen Traktat über die Absetzbarkeit der Päpste verfasst.27 Von dem schon zitierten Wilhelm (Guillaume) Fillastre († 1428) ist ein Tagebuch über den Verlauf des Konzils überliefert, das wie die berühmte Chronik des Konstanzer Bürgers Ulrich von Richental nicht nur für die Dekrete, sondern auch für die Hintergründe der Beratungen aufschlussreich ist.28 Bezüglich der vordringlichen Aufgabe des Konzils, der Beendigung des Papstschismas, vertrat der Pisaner Papst Johannes XXIII. die Ansicht, dass eigentlich nur die Beschlüsse von Pisa zu bestätigen seien und er entsprechend als legitimer Papst nicht gerichtet werden könne. Dagegen forderten französische Delegierte erneut die via cessionis. Darüber wurde lange diskutiert. König Sigismund, der Weihnachten 1414 eintraf, ließ im Sinne eines offenen Verfahrens auch die Gesandten von Benedikt XIII. und Gregor XII. ehrenvoll empfangen. Von den drei Päpsten war Gregor XII. unter bestimmten Bedingungen zum Amtsverzicht bereit; dabei ging es auch darum, das Gesicht zu wahren, weshalb es heft ige
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Diskussionen um die Zessionsformeln gab. Johannes XXIII. entzog sich am 21. März 1415 den weiteren Beratungen und Entscheidungen durch heimliche Flucht bei Nacht und Nebel. Dabei half ihm der vorderösterreichische Herzog Friedrich. In Schaffhausen erklärte Johannes, seine Aussagen vor dem Konzil seien erzwungen gewesen, jedoch gelang es ihm nicht, durch diesen Eklat die Konzilsversammlung zu sprengen. Auf Antrag Wilhelm Fillastres wurde sodann am 6. April 1415 das berühmte Dekret Haec sancta beschlossen, das besagte, dass sich jeder, auch ein Papst, dem Konzil unterzuordnen habe.29 Aufgrund solcher und weiterer Überlegungen machte man dem geflohenen Papst den Prozess, der im Mai 1415 mit der Absetzung endete.30 Johannes XXIII. akzeptierte das Urteil und wurde gefangen gesetzt; gnadenhalber gestand man ihm später die Kardinalswürde zu. Leichter war der Fall Gregors XII. Dieser Papst lebte immer noch im Schutze des Fürsten Malatesta und war grundsätzlich zur Resignation bereit, die aber ohne Gesichtsverlust geschehen sollte. So gestattete man seinem Kardinallegaten, das Konzil im Juli 1415 nochmals zu eröff nen, um dann eine feierliche Abdankung Gregors XII. entgegenzunehmen. Später unterstrich der Papst diesen Akt zeremoniell durch die Ablegung der Pontifi kalien im Konsistorium. Er blieb als Kardinal anerkannt und verstarb 1417. Besonders schwierig lagen die Dinge jedoch bei Benedikt XIII. Sehnlich erwartete man das Eintreffen der spanischen Delegation. 1415 war Sigismund sogar zu Verhandlungen nach Perpignan gereist, aber ohne Erfolg, denn dort hatte Benedikt erklärt, er sei lediglich bereit, vor einer Synode in Rom zu erscheinen. Eine Resignation komme nur infrage, wenn eine Papstwahl kanonisch durch den einzigen vor dem Schisma noch rechtmäßig erhobenen Kardinal erfolge. Dies betraf aber nur noch ihn selbst!31 Als dann Konzilsboten nach der Formierung der spanischen Nation in Konstanz 1417 zur Festung von Peñiscola, einer Templerburg aus der Frühzeit des Ritterordens, kamen, konnten sie dort von Benedikt lediglich selbstbewusste Bemerkungen entgegennehmen, die seinen Anspruch als rechtmäßiger Papst unterstrichen. Die Äußerungen Benedikts widerlegte in Konstanz der gelehrte Gerson, indem er dem Avignoneser Papst die Verletzung der Kircheneinheit vorwarf. Auf dieser Grundlage wurde Benedikt im Juli 1417 in Konstanz in Abwesenheit abgesetzt. Obwohl Benedikt diesen Spruch nicht anerkannte, glaubte man nun doch, auch rechtlich den Weg bereitet zu haben, um am 11. November 1417 zu einer Neuwahl schreiten zu können. Sechs Vertreter aus jeder Nation vereinigten sich mit den Kardinälen in einem Konklave, ein Novum in der Geschichte der Papstwahl, das aber einmalig blieb und sich nicht verfestigte. In der schon Pfingsten 1417 verbreiteten Schrift Ad laudem wurde dieses Verfahren ausnahmsweise zugelassen und am 30. Oktober 1417 förmlich beschlossen.32 Die nicht geheime Wahl ergab zunächst kein klares Ergebnis, bis man sich auf das „Akzessverfahren“ einigte, das heißt, dass Wähler sich nach der Stimmabgabe der Mehrheit anschließen durften. Als man damit begonnen hatte, wurde täglich eine Prozession vor dem Konklave abgehalten und das Veni, Creator Spiritus (Komm, Schöpfer Geist) gesungen. Zeitgenossen erwähnen, wie ergriffen alle von dieser Mahnung zur Einmütigkeit gewesen seien. Schließlich fiel die Wahl am 11. November auf Odo
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Colonna, einen Kardinal römischer, später Pisaner Obödienz, der sich nach dem Tagesheiligen Martin V. (1417–1431) nannte und am 21. November gekrönt wurde. Damit war das Schisma offiziell beendet, Martin gilt als Unionspapst.33 Trotzdem blieb ein Problem bestehen, denn Benedikt XIII. kümmerte sich bis 1423 nicht um die Konstanzer Beschlüsse und bewahrte vor allem auf der Iberischen Halbinsel eine nicht geringe Anhängerschaft, die er auch politisch noch nutzte. Was wurde aber aus den beiden weiteren Angelegenheiten, der causa reformationis und der causa fidei, die beide stärker in den Hintergrund gerieten? Nach der Absetzung der verschiedenen Päpste hatte man darüber diskutiert, ob und wie die Fragen der Reform anzugehen seien. Die deutsche Nation war dafür, während andere, besonders die Kardinäle, eher kurialistische Standpunkte und die Meinung vertraten, man könne einen neuen Papst nicht von vornherein binden und müsse zunächst die Neuwahl organisieren. Trotzdem tagten einige Reformkommissionen. Als wichtigstes Ergebnis wurde am 9. Oktober 1417 das Dekret Frequens beschlossen, das unter anderem Generalkonzilien in regelmäßigen Zeitabständen vorschrieb: „Binnen fünf Jahren, vom Ende dieses Konzils an gerechnet, soll das nächste folgen, das nächste sieben Jahre nach dem Ende dessen, das unmittelbar [auf dieses Konzil] folgt. Dann aber sollen sie alle zehn Jahre begangen werden, und zwar für ewig, an Orten, die der Papst einen Monat vor Schluß eines jeden Konzils mit Billigung und Zustimmung des Konzils bestimmt. Wenn es aber keinen Papst gibt, dann soll das Konzil selbst [den Ort] bestimmen und festlegen“.34 Als man in Konstanz am 22. April 1418 das Konzil vertagte, wurde entsprechend festgelegt, in fünf Jahren wieder zusammenzukommen. Ein anderes Dekret forderte, der künftige Papst solle noch vor Ablauf des Konzils Reformforderungen beschließen lassen. Jedoch regelte Martin V. anstehende Fragen in einzelnen Vereinbarungen mit den Nationen. So wurden 1418 tatsächlich mit Deutschen, Engländern und Romanen sogenannte Konkordate abgeschlossen. Diese Form der Übereinkünfte ist aufschlussreich und deutet strukturelle Entwicklungen des Papsttums im 15. Jahrhundert an: Wenn die Päpste bilaterale Verträge aushandelten, dann stellte es sich auf die gleiche Ebene mit den Monarchien und den werdenden Staaten und handelte nicht mehr allgemein, nicht universal. Was also der päpstliche Hof von Avignon und das dortige Zeremoniell schon angedeutet hatten, zeigen die bilateralen Verträge des beginnenden 15. Jahrhunderts auf einer anderen Ebene. Diese Tendenzen sollten an der Stellung des Papstes in der Staatengemeinschaft in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch deutlicher werden. Mit der causa reformationis eng verknüpft war die causa fidei; hier ging es vor allem um die Lehren von John Wyclif und Johannes Hus, deren Vorgeschichte schon skizziert wurde. Die Einladung König Sigismunds für den böhmischen Reformer Hus zum Konzil in Konstanz war mit einem Geleitbrief zum Schutz während der Reise und einer Garantie für ungestörte Anhörung während des Konzils verbunden: Siegmund von Gottes Gnaden römischer König, allzeit Mehrer des Reiches … etc. Ehrwürdige, Erlauchte, Edle und liebwerte Getreue.
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter Wir empfehlen euch allen und jedem einzeln voll Gnaden den Vorzeiger dieses, den ehrbaren Magister Johannes Hus, Baccalaureus der heiligen Theologie und Magister der [freien] Künste, der vom Königreich Böhmen zu dem allgemeinen Konzil, das in Konstanz stattfinden soll, reist und den wir in unseren und des heiligen Reiches Schutz und Schirm aufgenommen haben. Wir wünschen, daß ihr ihm, wenn er zu euch kommt, gut aufnehmen, freundlich behandeln und ihm in Dingen, die die Schnelligkeit und Sicherheit seiner Reise, sei es zu Lande oder zu Wasser, betreffen, förderlich sein wollet. Auch sollt ihr ihm gutwillig und frei erlauben, mit seinen Dienern, Pferden und seiner anderen Habe durch alle Pässe, Häfen, Brücken, Länder, Herrschaften, Gaue, Gerichtsbezirke, Städte, Flecken, Burgen, Dörfer und eure anderen Plätze ohne jede Geldzahlung, Zoll, Steuer oder andere Erhebung und ohne jegliche Behinderung durchzuziehen, zu wohnen, zu verweilen und zurückzukehren. Schließlich wollet und sollet ihn und die Seinen notfalls (noch besonders) mit sicherem und wohlbehaltenem Geleit versehen zu Ehr und Achtung unserer königlichen Majestät.35
Unter dem angesprochenen kaiserlichen Schutz hat der Empfänger offensichtlich mehr als der Aussteller verstanden, was zum späteren tragischen Schicksal des böhmischen Reformers mit beitrug. Verhängnisvoll war außerdem, dass Johannes Hus vor Sigismund in Konstanz eintraf und dadurch seinen Gegnern zunächst ausgeliefert war. Nachdem das Konzil die Lehren Wyclifs verdammt hatte, wurde der persönlich anwesende Hus am 6. Juli 1415 als Ketzer verurteilt und anschließend verbrannt. Sigismund, sein Gönner, protestierte zwar gegen die Entscheidung, aber gab schließlich nach, wohl um das Konzil insgesamt, für das er sich so sehr eingesetzt hatte, nicht zu gefährden. Die causa fidei, die Mitte 1415 in Konstanz abgeschlossen wurde, besitzt somit eine gewisse Tragik, die vor allem darin liegt, dass ein Abweichler von einem Gremium verurteilt wurde, das selbst grundsätzlich neue Reformansätze vertrat und umsetzen wollte. Das Urteil hatte ein längeres Nachspiel. Als ein Detail hatte das Konstanzer Konzil auch die Spendung der Eucharistie sub utraque specie, also in zweifacher Gestalt von Brot und Wein, verboten. Von diesem Ausdruck her wurden die Anhänger des Johannes Hus nicht nur Hussiten, sondern auch Utraquisten genannt. In der katholischen Kirche hatte sich die Spendung nur des Brotes bei der Kommunion erst seit dem Hochmittelalter zunehmend eingebürgert, weil man gerade beim Wein eine Profanierung befürchtete.36 Dem stellten die Anhänger von Jan Hus den Laienkelch gegenüber. Die folgenden „Hussitenkriege“ sollten nicht nur die Herrscher, sondern auch die späteren Päpste noch beschäftigen. Dabei waren die Utraquisten sogar die Gemäßigteren, denn bald schon galten die Taboriten, die den Ort ihres befestigten Lagers im Südböhmischen nach dem biblischen Berg Tabor benannten und daher auch den Namen erhielten, als der radikalere und revolutionärere Flügel der böhmischen Reformer. Seit 1419 strömte das Volk dorthin, um entsprechenden Predigten zu lauschen. Die Auseinandersetzungen (Hussitenkriege) – in welche die Päpste nur indirekt involviert waren – hielten bis zum Konzil von Basel und darüber hinaus an.
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Papst Martin V. und die Wiedergewinnung des Kirchenstaates Für den in Konstanz 1417 neu erhobenen Papst Martin V. traten zunächst andere Aufgaben in den Vordergrund.37 Durch die Wirrnisse des Schismas und die Auflagen des Konzils lastete auf ihm ein großer Erwartungsdruck. Aus der Familie der Colonna stammend war er von Innozenz VII. 1405 zum Kardinal kreiert worden, war dann zur Pisaner Obödienz gewechselt und an den Verhandlungen von Livorno und auf dem Konzil von Pisa beteiligt gewesen. Johannes XXIII. hatte ihn sogar als Legaten in den Kirchenstaat entsandt; außerdem hatte er im Auft rag des Papstes gegen Johannes Hus agiert. Auf dem Konzil von Konstanz stand Martin anfangs noch auf Seiten Johannes’ XXIII., sagte sich aber dann am 4. Mai 1415 von diesem los. An den Reformdekreten des Konzils war er nach seiner Wahl führend beteiligt. In der Praxis schwierig war für den neuen Papst die Zusammenführung von drei „Apparaten“, denn durch die bisherigen Obödienzen standen zwar mehr als genug Personen und Amtsträger zur Verfügung, dagegen jedoch wenig Mittel. Außerdem sollte nach einem Konzilsdekret die Zahl der in päpstlichen Diensten stehenden Personen verringert werden. Ein weiteres, wieder neu entstandenes Problem war der künftige Ort für Papst und Kurie. Sigismund hatte das Konzil und den Konzilsort von Konstanz maßgeblich bestimmt, nach den schon erwähnten Konkordaten soll er Martin V. sogar angeboten haben, seinen Sitz in Deutschland zu errichten. Weil der neue Papst ohnehin als Papst der Deutschen galt, wies Martin jedoch alle einschlägigen Versuche Sigismunds zurück, ihn länger im deutschen Raum zu halten. Er favorisierte Rom; Avignon kam für ihn nicht infrage. Aber der Kirchenstaat in Mittelitalien schien fast nicht mehr zu existieren. Der eigentliche Herr in diesem Territorium war zunächst König Ladislaus von Neapel, später, während des Konzils, wurde der erste große Kondottiere Braccio von Montone (Andrea Fontebraccio, † 1424) dort bestimmend. Außerdem hatten lokale Gewalten an Einfluss gewonnen. Hier stellte sich für Martin eine wichtige Aufgabe, und er bestellte Rektoren und Amtsträger für den Kirchenstaat. Verschiedene diplomatische Verhandlungen begleiteten den gesamten Pontifikat dieses Papstes, wie schon der Reiseweg mit den Aufenthalten von Konstanz in Richtung Italien erkennen lässt. Zunächst begab Martin sich nach dem 16. Mai 1418 mit seiner Kurie nach Genf. Dort blieb er einige Wochen, und in Avignon rechnete man offensichtlich schon mit dem endgültigen Kommen des Papstes. Dann zog die Kurie aber über den Mont Cenis nach Oberitalien. In Mantua wartete der Zug drei Monate, weil unklar war, ob der Weg über Pisa oder Florenz zu nehmen sei; jedenfalls wollte das aufständische Bologna den Papst und seine Begleitung nicht empfangen. In Florenz musste der Papst fast eineinhalb Jahre ausharren, bis er nach Rom ziehen konnte. Die vielen weiteren Zwischenhalte zeigen eindrücklich, wie schwer es war, nach den zahlreichen Wirrungen des vorangegangenen Schismas wieder nach Rom zu gelangen. Am schwierigsten war eine Klärung des Verhältnisses zu dem in Rom einflussreichen genannten Söldnerführer Braccio von Montone. Schon in Florenz musste Martin Zugeständnisse machen, Aufstände in Bologna und der Kampf mit Neapel schoben eine
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militärische Lösung zunächst hinaus, bis Braccio schließlich im Mai 1424 bei der Belagerung von L’Aquila besiegt werden konnte. Ein zweites Problem bereitete das Verhältnis zum angiovinischen Neapel. Um Rom zu befreien, kam der Papst den Anjou großzügig entgegen. Aber selbst die Belehnung Ludwigs III. mit der Krone von Neapel schuf keine endgültige Ruhe, denn die Königin Johanna II. hatte andere Pläne und adoptierte den jungen aragonesischen Alfons V. (†1458), der auch deshalb für Papst Martin V. gefährlich werden konnte, weil er die Ansprüche des in seinem Herrschaftsbereich auf der Iberischen Halbinsel noch amtierenden Benedikt XIII. immer wieder als Druckmittel benutzte.38 Militärische Aktionen gingen vonstatten, in einem Fall schützte den Papst nur die Stärke seiner Rüstung vor dem Tod. Im Frühjahr 1424 verließ der aragonesische König Neapel und kehrte erst wieder unter Martins Nachfolger dorthin zurück. Damit war die Situation im Süden Italiens zunächst entschärft. Weitere militärische Aktionen sollten die Position Martins V. sichern, so unterwarf er Bologna und errichtete damit einen „Nordpfeiler“ im Kirchenstaat (vgl. Karte 3 im Anhang). Vor allem wollte er die Finanzen des Kirchenstaates wieder nutzen, um die Kurie und die Verwaltung in Rom, aber auch den Kirchenstaat selbst wieder aufbauen zu können. Dies gelang teilweise mit den Mitgliedern der eigenen Familie. Trotzdem blieben die Schaff ung von Ämtern und weitere Maßnahmen zur Geldbeschaff ung ein fortwährendes Programm, um die Papstfinanzen vor dem Kollaps zu retten.39 Ein gewisser Erfolg fand jedoch seinen sichtbaren Ausdruck darin, dass Martin V. in Rom ein Bauprogramm beginnen konnte, das seine Nachfolger im großen Stil und mit einem deutlicheren urbanistischen Konzept fortsetzen sollten. Basiliken, Straßen, Brücken und andere Gebäude wurden wieder hergerichtet und verändert: Damit hielt die Renaissance in Rom Einzug. Dies ging nicht ohne Bevorzugungen und Protektion ab, so dass sich beispielsweise von Seiten der Orsini Unmut regte, der sich aber erst nach dem Tod des Papstes stärker entlud. Blickt man auf Martins Aktivitäten in geistig-geistlicher Hinsicht, so fällt die Bilanz magerer aus, obwohl die praktischen Ergebnisse nicht gar so dünn waren, wenn man die konkreten Reformen in partibus im Zusammenhang mit den römischen Instrumenten würdigt.40 Der Papst versuchte, für die hierarschische Spitze so viel wie möglich wiederzugewinnen und die päpstlichen Befugnisse wieder zu stärken. Obwohl er sich grundsätzlich an die Beschlüsse des Konstanzer Konzils hielt, nutzte er die Zeit bis zu der fünf Jahre später anberaumten Synode in diesem Sinne. Nach Ablauf der Konkordate, die fast alle auf fünf Jahre begrenzt waren, kehrte Martin grundsätzlich zur alten Praxis des Reservations- und Provisionswesens zurück, soweit die Konzilsdekrete dies zuließen. Das Dekret Frequens zu regelmäßigen Konzilsversammlungen beachtete er, wenngleich er dazu vielleicht eher von der allgemeinen Meinung gezwungen wurde. Termingemäß tagte 1423 eine nur spärlich besuchte Synode in Pavia, die nach Siena verlegt wurde.41 Deshalb wurden mehrere Reformanliegen weiter hinausgeschoben. Kurz vor seinem Tod berief Martin V. dann – nicht ganz freiwillig – das Konzil von Basel ein. Alles in allem war Martin sicher eher Politiker denn Kirchenreformer, sein hauptsächliches Verdienst liegt darin, die päpstliche Kurie wieder erfolgreich in Rom installiert zu haben. Dies war für die institutionelle Festigung ein Segen, obwohl manche Reformanlie-
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gen von Konstanz dabei zu kurz kamen. Weil der Papst päpstliche Herrschaft in Mittelitalien wieder erfolgreich etablierte, hat man Martin auch als den dritten Gründer des Kirchenstaates bezeichnet und sein Grabstein preist ihn sogar als „Glück seiner Zeiten“ (Temporum suorum felicitas).
Schisma osmanische Expansion und fortwährende Sitzungen: Die Konzilien von Basel, Ferrara und Florenz (1431–1449) War damit der Konziliarismus am Ende, hatte die Restauration gesiegt? Martin V. zeichnete jedenfalls den weiteren Weg des Papsttums in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor. Zunächst gab es aber noch Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass nichtpapalistische Gedankenmodelle und Verfahren durchaus weiter diskutiert und teilweise umgesetzt wurden. Die Einberufung des Basler Konzils und die Vertagungen einzelner Teile dieses Konzils gehören hierzu. Die verschiedenen Abschnitte dieses zweiten großen Reformkonzils reichen von 1431 bis 1449 / 1453 und hängen maßgeblich mit großen politischen Umgestaltungen zusammen, weshalb auf Byzanz und die anderen Kirchen des Ostens sowie auf die Türkengefahr oder die „osmanische Expansion“ kurz eingegangen werden muss. In der Historiographie fiel die Beurteilung des Basler Konzils lange Zeit gegenüber dem von Konstanz weniger positiv aus. Hatte das Konzil von Konstanz ein langes Schisma beendet, so schuf Basel auf den ersten Blick eher neue Spaltungen. Eine solche Einschätzung übersieht aber, dass der Konziliarismus in Basel seinen Höhepunkt erreichte und manches durchaus zukunftsweisend wurde.42 Das Konzil startete indes nicht unter guten Vorzeichen. Martins Nachfolger, Papst Eugen IV. (1431–1447), ein Neffe Gregors XII., der von diesem schon zum Kardinal erhoben worden war, hoffte wohl insgeheim, dass sich das konziliare Treiben ähnlich wie in Pavia und Siena durch Auflösung oder Vertagen selbst ein Ende setzen könnte. Deshalb reiste er erst gar nicht persönlich an, sondern ließ sich durch einen Kardinallegaten vertreten, Julian Cesarini, der aber bei der Eröffnung ebenso wenig anwesend war, weil er einen Hussitenfeldzug befehligen musste. Papst Eugen IV. löste sogar schon im Dezember 1431 das Konzil auf; schließlich verordnete er die Verlegung des Konzils für 1433 nach Bologna. Die Basler Konzilsväter ließen dies aber nicht zu und luden Papst und Kardinäle vor. In dieser Auseinandersetzung musste Eugen schließlich einlenken und die Konzilsauflösung zurücknehmen sowie die bisherigen Beschlüsse des Konzils bestätigen. Dies war ein Sieg des Konzils, und das Ansehen Eugens IV., der auch diverse Probleme im Kirchenstaat (vor allem durch den Druck der Colonna) kaum lösen konnte, sank insgesamt. Das Konzil von Basel fand in der Schrift De concordantia catholica des Nikolaus von Kues († 1464) seine pointiert formulierte konziliare Theorie. Demnach sei der Papst an Beschlüsse des Konzils gebunden. Nach Nikolaus ist der Papst das Haupt, das Konzil der Leib.43 Das Basler Konzil war, was Verfahrensfragen betraf, sicher aber auch das am besten organisierte Konzil des Mittelalters. Statt in Nationen waren die Konzilsväter in vier sachlich orientierte Deputationen gegliedert: Glaubensfragen, Reform, Friedensstiftung
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und Allgemeines. Dabei achtete man darauf, dass in jeder Deputation die verschiedenen Nationen und die verschiedenen Stände (Episkopat, Ordensleute, Klerus und Doctores) gleichmäßig und angemessen vertreten waren. Außerdem galt das Rotationsprinzip: Alle vier Monate wurde neu aufgeteilt, damit die Teilnehmer im Laufe der Zeit mit allen Angelegenheiten befasst waren. Jeden Monat wechselte auch der Vorsitz in den Deputationen; diese tagten dreimal wöchentlich und trafen Entscheidungen nach Mehrheitsprinzip. Für die gesamte Verwaltung, die Organisation und das Programm des Konzils war ein an der Spitze des Konzils stehender Zwölferrat verantwortlich. Auf dem Basler Konzil wurde unter anderem die Hussitenfrage erörtert. Nach Kardinal Cesarinis Feldzug war eine Delegation aus Böhmen zum Konzil eingeladen und Geleit und Redefreiheit zugesichert worden. Die nach den Erfahrungen von Konstanz etwas misstrauischen Böhmen reisten aber erst nach dem Abschluss eines Vertrages unter Führung Prokops des Kahlen nach Basel. Vier Sprecher stellten dem Konzil „vier Prager Artikel“ vor, von denen Prokop sagte, dass ohne ihre Beachtung kein Mensch selig werden könne. Zur Widerlegung beauft ragte das Konzil vier Theologen. Danach wurden die Hussiten aufgefordert, dem Konzil beizutreten und dessen Entscheidungen anzuerkennen. Weitere Glaubensartikel, zu denen sie sich äußern sollten, waren offensichtlich so geschickt ausgewählt, dass sie die Zwietracht unter den Hussiten selbst provozierten und auch die Annahme eines angeblich urchristlichen Hussitismus erschütterten. Deshalb kam es zum Bruch, und die Hussiten reisten ab. Die Konzilsversammlung billigte dies nicht, schickte eine Gesandtschaft nach, und es kam schließlich 1433 mit den „Prager (Basler) Kompaktaten“ zu einem Kompromiss. Der Laienkelch wurde erlaubt, aber nur dort, wo er schon eingeführt war. Hiermit fanden sich zwar die gemäßigten Utraquisten ab, nicht aber die Taboriten, so dass weitere kriegerische Auseinandersetzungen auf der Tagesordnung blieben. Wichtiger für die Papstgeschichte war der ein Jahr nach dem Friedensschluss mit den Böhmen ausgebrochene Streit des Basler Konzils mit dem Papsttum. Er führte noch einmal für kurze Zeit zu einem Schisma, das nicht nur zwei rivalisierende Päpste, sondern auch zwei konkurrierende Konzilien hervorbrachte. Beide Generalsynoden nahmen für sich in Anspruch, die Christenheit insgesamt zu repräsentieren. Betroffen waren die Beziehungen zu Byzanz, denn die beiden Seiten konnten sich nicht einigen, an welchem Ort die Beschlüsse zur Einigung mit den Vertretern der griechisch-orthodoxen Kirche getroffen werden sollten. Die ursprünglich zusammengetretene Konzilsversammlung wollte dies grundsätzlich in Basel erörtern, der Papst aber lieber in Italien, was den bedrängten Griechen auch wegen des Reiseweges eher zusagte. Es kam zum Bruch, denn der Papst bestätigte das Votum einer Minderheit für einen italischen Konzilsort und nahm Kontakt zu den Griechen auf. Die Basler Konzilsväter versuchten erfolglos, Eugen IV. zur Rechtfertigung vorzuladen; der Papst vertagte das Konzil 1437 einfach nach Ferrara. Einige Teilnehmer folgten diesem päpstlichen Vorschlag, so auch der um Ausgleich bemühte Konzilspräsident Cesarini, weil die Union mit den Griechen ein zu wichtiges Thema war. Bei den in Basel zurückgebliebenen Konzilsteilnehmern steigerten sich jedoch die antipäpstlichen Tendenzen, so dass sie die Überordnung des Konzils über den Papst mit verschiedenen Beschlüssen bekräftigten und am 16. Mai
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1439 mit dem Ziel der Absetzung Eugens IV. sogar feststellten, dass derjenige, der die Überordnung eines Konzils nicht beachte, zum Häretiker werde. Jedenfalls gab es jetzt – anders als während des Großen Abendländischen Schismas – nicht zwei konkurrierende Päpste, sondern zwei wettstreitende Konzilien. Trotz ihrer Kritik gingen die Konzilsväter nicht so weit, die Papstwürde ganz abschaffen zu wollen; ein Konzilsausschuss anstelle des Kardinalskollegs wählte am 5. November 1439 Amadeus VIII. von Savoyen zum Papst, einen tüchtigen Fürsten, der sogar 1416 von Sigismund in den Rang des Herzogs erhoben worden war. Er hatte seinem weltlichen Amt entsagt, lebte seit 1434 in der Kartause Ripaille am Ufer der Genfer Sees als Eremit und stand einem Ritterorden des hl. Mauritius vor, der eigentlich zum Schutz des Papsttums und zur Ketzerbekämpfung gegründet worden war. Als Papst nannte er sich nach seiner Wahl Felix V.44 Langfristig hatte dieser Gegenpapst, obwohl diplomatisch versiert und zeitweise mit eigener Kurie, keine Chance. Eugen IV. setzte sich gegen Felix durch und konnte nach Rom zurückkehren, wo er eine von den Colonna angezettelte Erhebung – dort war 1434 die Republik ausgerufen worden – niederschlug. In der Folge stellte sich Frankreich mit der 1438 beschlossenen Pragmatischen Sanktion eher auf die Seite des Basler Konzils. Aragón votierte kurzzeitig zugunsten Felix’ V., wurde aber dann auf die Seite Eugens IV. gezogen, nachdem dieser 1443 Alfons mit Neapel belehnt hatte. In Deutschland folgte König Friedrich III. nach manchen Zugeständnissen 1445 ebenfalls der römischen Obödienz, und Eugens Nachfolger Nikolaus V. (1447–1455) schloss 1448 die sogenannten Wiener Konkordate ab, welche die Beziehungen von Papsttum und Reich bis 1806 regelten. Das Gegenpapsttum ging ebenso wie das Basler Konzil durch Vermittlung des französischen Königs und den Verzicht Papst Felix’ V. zu Ende, jedoch hatte Felix zeitweise eigene Gefolgschaften und sogar ein kleines Kardinalskolleg aufbauen können. Die Rücktrittsverhandlungen beließen ihm zahlreiche Ehrenrechte. 1449 wählten die Basler Konzilsväter den schon in Rom amtierenden Nikolaus V. und lösten die Versammlung 1449 auf. Felix V. starb 1451 als Bischof von Genf. Somit verlief das Konzil von Basel vordergründig gesehen im Sande. Die Beurteilung der Ergebnisse kehrt sich aber auch deshalb manchmal ins Negative, weil die Union mit den Griechen nicht in Basel, sondern auf dem päpstlichen Konzil zustande kam. Daran bemaß sich schon das Urteil vieler Zeitgenossen. Andererseits war das Zeitalter des Konziliarismus um die Mitte des 15. Jahrhunderts anscheinend zu Ende. Die in Konstanz und Basel diskutierten Überlegungen blieben theoretische Waffen; noch später haben Kanonisten und andere Theoretiker eher das Zusammenwirken von Konzil und Papst in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt. Nicht vergessen werden sollten die Basler Beschlüsse, die religiösen Minderheiten eine gewisse Geltung verschafften, wie am Beispiel der Prager Kompaktaten deutlich wird. Die Leistungen der vom Papst nach Ferrara, dann nach Florenz verlegten Synode sind vor allem aus der Perspektive der Griechenunion beurteilt worden. Zu deren Verständnis müssen die Entwicklungen im Osten kurz skizziert werden. Bestimmt waren die Verhandlungen durch die Bedrohung von Byzanz durch das expandierende osmani-
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sche Reich. Schon beim Zweiten Lyoner Konzil 1274 war es kurzfristig zu einer Union von Ost- und Westkirche gekommen. Diese Einheit war jedoch schnell wieder zerbrochen, aber es wurden in der Folge zahlreiche weitere Schreiben zwischen Rom und Byzanz zur Missionierung im Orient sowie zu akuten Problemen ausgetauscht. In Konstanz stand die Unionsfrage zwar auf der Tagesordnung, aber dort wurde die Entscheidung ebenso verschoben wie schon in Siena, kurz nachdem Konstantinopel 1422 von den Türken belagert worden war und sich der byzantinische Kaiser um Hilfe an den lateinischen Westen gewandt hatte. Das Problem des spätbyzantinischen Reiches und der Palaiologendynastie bestand unter anderem darin, dass diese Herrschaft sich nach der Restauration 1261 zunehmend stärker nach Westen, auf den Balkan hin, ausrichtete. In Griechenland bestanden zudem weiterhin Kolonien und Fürstentümer der abendländischen Eroberer. Außerdem entwickelte sich auf dem Balkan eine neue Großmacht: Serbien, das seine Grenzen bis an den Golf von Korinth ausdehnte. Obwohl der kulturelle Einfluss von Byzanz auf dieses Reich groß war, wurde Serbien gleichzeitig zur Konkurrenz. 1330 wurde sogar das bulgarische Zartum besiegt, so dass sich König Stephan Dusan der Große 1345 als Kaiser der Serben und Griechen, von Raszien und dem Römerreich titulierte. In Skopje ließ er sich vom serbischen Patriarchen feierlich krönen. Diese neuen Herrschaftsbildungen waren erst aufgrund eines insgesamt schwachen byzantinischen Reiches möglich geworden. Hier kam es nach dem früh verstorbenen byzantinischen Kaiser Andronikos III. Palaiologos (1328–1341) zu einem Doppelkaisertum. Nun wandte sich der Serbe Stephan, mit neuem kaiserlichem Selbstbewusstsein ausgestattet, gegen einen der Nachfolger, Johannes VI. (1341–1354), der seinerseits bei den kleinasiatischen Türken Hilfe suchte. Sie waren von ihm und von seinem Gegner gerufen worden und kamen über die Dardanellen. Obwohl sie an verschiedenen Orten gute militärische Dienste leisteten, wurden sie gleichzeitig zur Gefahr. Gallipoli besetzten sie 1354 und räumten diese Stellung nicht mehr. Die angeschlagene Dynastie der Palaiologen konnte nur mit genuesischer Hilfe 1354 kurzfristig wieder gefestigt werden. Die osmanische Expansion wurde nicht nur ein wichtiges Thema in den Herrschaften des lateinischen Westens, sondern auch für die päpstliche Politik. Die Türken waren mit anderen Völkern bei den großen, durch die Mongolen verursachten Westbewegungen nach Kleinasien gekommen, an die Grenze zum byzantinischen Kaiserreich. Hier entwickelte sich die Idee eines Glaubenskrieges weiter, schon der Namensgeber der osmanischen Herrschaft, Osman (1288–1326), erhielt den Ehrentitel eines Ghazi oder Glaubensstreiters. Das anatolische Hinterland überließen die Osmanen eher den streitenden Gruppen im Reich der Il-Chane und konzentrierten sich dafür stärker auf die Besitzungen der Byzantiner in Kleinasien. Unter Orchan (1326–1362) stießen die Türken nach Europa vor, teilweise mit dem Ziel der Ansiedlung. 1365 wurde Adrianopel Residenz des Sultans Murad I. (1362–1389). Seit dieser Zeit blieb das Herrschaftsgebiet von Byzanz weitgehend auf die Stadt Konstantinopel beschränkt. Kaiser Sigismund und andere sahen die Gefahren. Er führte ein Heer nach Nikopolis, das allerdings 1396 eine vollständige Niederlage erlitt. Trotzdem wurde Ende des 14. Jahrhunderts der weitere Vorstoß der Türken gestoppt, aber nicht durch Anstren-
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gungen christlicher Reiche, sondern durch eine „neue Front“ der Osmanen im Osten. Die Unterwerfung der türkischen Stämme in Kleinasien hatte die dort entthronten Beys dazu veranlasst, Hilfe aus dem Osten zu rufen, wo in Tamerlan ein mongolisch-türkisches Großreich entstanden war. Der bekannte Timur hatte eine Großherrschaft errichtet, als er 1379 von seiner Hauptstadt Samarkand (nördlich von Kabul, bei Buchara) aufbrach, um den Westen zu unterwerfen. Auf dem Weg gehörten neben anderen vor allem die Osmanen zu den Opfern dieser Expansion. Die Entscheidungsschlacht fand 1402 vor den Toren Ankaras statt und endete für die Osmanen mit einer Katastrophe. Erst 1425 fanden diese Kriege ihren Abschluss. Damit war aber auch die Gnadenfrist für Byzanz weitgehend abgelaufen, die Kaiser Manuel II. Palaiologos (1391–1425) gewährt war. Er hatte den Westen noch nicht erfolgreich um Hilfe bitten können, um sich aus der Position eines türkischen „Vasallen“ zu befreien. Sein Sohn Johannes VIII. (1425–1448) sollte Erfolg haben, vielleicht auch deshalb, weil der lateinische Westen immer wieder von den militärischen Schlägen und Eroberungen mitbetroffen war, so die venezianischen Besitzungen im Orient, aber auch Ungarn und Siebenbürgen, wo die päpstlichen Aufrufe zu einem Kreuzzug gegen die Türken Gehör fanden, aber militärisch kaum erfolgreich verliefen. In dieser Situation kamen byzantinische Gesandte im Sommer 1434 nach Italien. In Venedig waren sie wohl noch unentschlossen, ob sie den Konzilsvätern nach Basel oder der päpstlichen Einladung nach Ferrara folgen sollten. Auf griechischer Seite versuchte man auch, aus beiden Angeboten Vorteil zu ziehen; so ging es beispielsweise um die Bezahlung der hochrangigen Delegation von etwa 700 Griechen mit Kaiser und Patriarch an der Spitze. Deshalb war schließlich ein Angebot aus Florenz, als Konzilsort zu fungieren, dem Papst willkommen, weil dort, vielleicht auch durch das Prestigedenken des Cosimo de Medici „il Vecchio“ († 1464), die Bereitschaft signalisiert wurde, die Kosten des Konzils für eine gewisse Zeit zu übernehmen. In Ferrara waren eher Präliminarien besprochen worden; in Florenz, wo ab Februar 1439 getagt wurde, diskutierte die Versammlung zunächst mit der byzantinischen Delegation vor allem über das schon lange trennende filioque (vgl. Kapitel IV, S. 78). Nach intensivem Meinungsaustausch wurde am 6. Juli 1439 das Unionsdekret in griechischer und lateinischer Sprache unterzeichnet, wonach das filioque und einige andere im Westen befolgte Glaubenssätze in der griechisch-orthodoxen Kirche akzeptiert wurden, außerdem der Primat des Papstes. Das lateinische Schriftstück signierte als Erster der Papst, das griechische der Kaiser, weil der Patriarch zuvor gestorben war. Allerdings fehlte in den Schriften der Hinweis darauf – und das dürfte bei den Verhandlungen für die griechische Seite wichtig gewesen sein –, dass man im Gottesdienst das filioque weglassen dürfe. Es kam im Übrigen zu weiteren Unionen, so mit den Armeniern, den Kopten und den Maroniten, so dass die Bezeichnung Unionskonzil für Florenz, das im Übrigen auch einen Ost-West Kulturtransfer beflügelte, berechtigt ist.45 Im Bereich der orthodoxen Kirche wirkte das Unionsdekret jedoch nicht im beabsichtigten Sinne weiter. Die dort unpopulären Abmachungen wagte man lange wegen der verbreiteten Lateinerfeindlichkeit überhaupt nicht bekannt zu geben. Die Patriarchen von Antiochia und Jerusalem standen so unter Druck, dass sie ihre Florentiner
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Gesandten desavouierten. So verurteilte eine Jerusalemer orthodoxe Synode 1443 die Union. Auch der russische Metropolit Isidor wurde 1441 in Moskau verhaftet und abgesetzt. Er war wie ein römischer Kardinal gekleidet, als er die Union verkünden wollte. Nachdem er geflohen war, kam es zu einem Nachspiel: Als Konstantinopel wie zuvor üblich einen neuen Metropoliten bestellen wollte, erklärte Moskau 1448 die Autonomie und wählte einen Russen zum Moskauer Metropoliten. Isidor tauchte in diesem Zusammenhang aber noch einmal auf, denn er erschien Ende 1452 in Konstantinopel als Papstlegat, um dort einen Unionsgottesdienst zu zelebrieren, jedoch blieben rigorose Vertreter dieser Zeremonie fern. So war es vielleicht nur noch das Tüpfelchen auf dem i, dass am 29. Mai 1453 Sultan Mehmed II. (1451–1481) Konstantinopel eroberte, nachdem die Stadt mehr als zwei Monate belagert worden war. Auch andere Teile westlicher Herrschaftsgebiete gingen zunehmend an die Osmanen verloren (vgl. Kapitel XII, S. 280 f.). Dies betraf zum Beispiel das Herzogtum Athen (1456); 1460 ging das Despotat Morea unter, was zu Fluchtbewegungen nach Italien führte, wo die griechischen Handschriften inzwischen immer mehr geschätzt wurden. Manche Griechen traten in den Dienst des Sultans, manche flohen. Die Kirche des Ostens fand bald vor allem in Moskau ihr neues Zentrum, so dass die Ergebnisse der päpstlichen Unionskonzilien insgesamt keine langfristigen Erfolge zeitigten.
Nach dem Ende von Spaltungen und Konzilien Nachdem Spanien, Neapel, Deutschland, aber auch Frankreich, England und Böhmen in den vorangehenden Abschnitten bereits unter verschiedenen Aspekten angesprochen wurden, kann es nur noch um eine kurze, zusammenfassende Zwischenbilanz gehen. Nach 1378 waren erneut Obödienzen wichtig, aber es gab in vielen Ländern nun ein Spiel mit mehreren Gefolgschaften. Die politischen Begleiterscheinungen des Schismas waren vielfach mit Händen zu greifen. Blieben Frankreich sowie Aragón und Kastilien für die Unterstützung der Avignoneser Päpste zunächst zentral, ebenso die Urteile der Pariser Universität beim Obödienzentzug 1398, so wuchs Deutschlands Einfluss durch die Konzilien. Insgesamt begann nach den Zeiten der Wirren, der Gegensätze, die in Konstanz teilweise ausgeglichen wurden, eine Phase der Restauration, die das Papsttum aber selbstredend nicht mehr in demselben Licht wie zuvor erscheinen ließ. Dabei wurde gleichzeitig vieles an Kritik, die schon im Vorfeld der Konzilien formuliert worden war, aus dem orbis christianus wieder neu angesprochen. Schismenzeit und Konziliarismus erforderten immer wieder ein neues Wechselspiel, bei dem insgesamt deutlich wird, wie vielfältig Interessen mit dem und gegen das Papsttum vertreten werden konnten. Dass die unterlegenen Vertreter, die man oft als „Gegenpäpste“ bezeichnet hat, nicht unwichtig für die Papstgeschichte und die Entwicklung der Geschichte überhaupt waren, zeigt die Person des hochgelehrten Benedikt XIII. Nicht nur seine Werke, sondern auch seine Bibliothek46 verraten einiges über seine Bildung. Außerdem präsidierte er teilweise die bekannte christlich-jüdische Disputation von Tortosa (1413–1414), bei der der päpstliche Arzt, Hieronymus von Santa Fé, ein ehemaliger Jude, eine bedeutende Rolle spielte. Das
XI. Vom Großen Abendländischen Schisma zu den Reformkonzilien (1378–1449)
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Gespräch führte zur Konversion der wichtigsten Juden Aragóns und wurde für die spanische Judenpolitik wegweisend. Dass dem restaurierten Papsttum in Italien anscheinend nicht mehr ein besonders großer Spielraum blieb, Reformen zu vertreten oder voranzutreiben, sondern es eher darauf aus war, im Geflecht der Staaten „mitzuhalten“, zeigt jenseits aller Bewertung die neuen Konstellationen. Die verschiedenen durchdachten und zeitweise praktizierten Neuansätze konnten dennoch – wenn auch vielleicht erst später oder zu spät – vom Papsttum oder anderen Kräften aktualisiert werden. Bedenkt man außerdem, daß schon kurz nach 1378 deutlich wurde, wie sehr in Rom eher hierarchisch, in Avignon stärker kollegial agiert wurde, dann deuteten sich schon mit den Orten Rom und Avignon auch die Perspektiven der späteren Konzilien und der anschließenden Restauration an.
XII. Restauration, Humanismus und Renaissance – von Nikolaus V. (1447–1455) bis zu Leo X. (1513–1521) Früh- und Hochrenaissance: Personen und Strukturen XII. Von Nikolaus V. (1447–1455) bis zu Leo X. (1513–1521)
Die letzte Phase des mittelalterlichen Papsttums bis zu Leo X. (1513–1521), dem Zeitgenossen Luthers, kann unter die Stichworte Restauration, Humanismus und Renaissance gestellt werden. Tendenzen zur Restauration des Papsttums sind seit Martin V. deutlich, auch im Zusammenhang mit den Konzilien der 1440er Jahre. Die Epoche wird mit einer gewissen Berechtigung oft als diejenige Zeit charakterisiert, die zur Reformation führte. Aber dies bleibt nur eine Seite der Medaille, denn selten läuft Geschichte zielgerichtet ab, sondern wird viel öfter erst aus der Rückschau im Sinne einer Entwicklungslogik interpretiert. Deshalb sollte dem Wirken der Päpste im Umfeld des Humanismus und der Renaissance zunächst eigenständige Bedeutung zugemessen werden. Will man die Zeit gliedern, so ließe sich – allerdings etwas künstlich – die Zeit der päpstlichen Früh- und der Hochrenaissance mit dem Einschnitt 1471 unterscheiden. Die Reihe der Päpste lässt Familienstrukturen und das unterschiedliche Gewicht dieser Gruppen erkennen. So stammten Calixt III. und Alexander VI. aus der spanischen Familie Borja (Borgia), Pius II. und Pius III. aus der Familie der Piccolomini oder Paul II. aus derjenigen Eugens IV.; daneben existierten weitere Verbindungen, wie die folgenden Biogramme zeigen können. Papst Nikolaus V. (1447–1455) kam aus Ligurien, studierte in Bologna und konnte schon auf den Konzilien von Ferrara-Florenz diplomatische Erfahrungen sammeln. Nachdem er Bischof in Bologna geworden war (1444), wurde er bereits 1446 zum Kardinal erhoben. Im Konklave 1447 galt er als Kompromisskandidat; er gewährte dem konkurrierenden Papst Felix V. zum Rücktritt großzügige Bedingungen. Nicht erst mit dem Heiligen Jahr 1450 begann er ein römisches Bauprogramm, das von der Förderung gelehrter Studien begleitet war. Herausragende Ereignisse wie die Eheschließung Friedrichs III. mit Eleonore von Portugal und die anschließende Kaiserkrönung verbinden sich mit seinem Pontifikat ebenso wie die Eroberung Konstantinopels durch Mehmed II. Sein Nachfolger Calixt III. (1455–1458) gehört zur Familie der Borja (Borgia), die mit Játiva (Valencia) verbunden ist. Eugen IV. erhob ihn zum Kardinal (1444); als Papst verschrieb er sich vor allem der Förderung der Türkenzüge. Unterstützt wurde er dabei von König Alfons V. (I.) von Aragón-Neapel. Calixts Nepotismus, der auch nach seinem Tod in Schriften kritisiert wurde, führte unter anderem zur Förderung seines Neffen Rodrigo de Borja, der 1492–1503 als Alexander VI. die Cathedra Petri innehatte. Calixt
XII. Von Nikolaus V. (1447–1455) bis zu Leo X. (1513–1521)
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machte ihn 1456 zum Kardinal, 1457 zum Vizekanzler. Alexanders Aktionsraum als Papst war vor allem Italien, mit seinen Kindern betrieb er sogar eine bewusste Dynastiepolitik. Pius II. (1458–1464) ist bezeichnenderweise als bedeutender Humanist viel stärker unter seinem Namen Aeneas Silvio Piccolomini bekannt. Aus Siena und armem Adel stammend, studierte er dort und gehörte sodann einem Deutschland verbundenen Kreis von Kurialen an. Er vertrat zunächst konziliaristische Positionen und hatte sogar den „Gegenpapst“ Felix V. gewählt. Sein Werk ist so umfangreich, dass es sich einer knappen, treffenden Würdigung entzieht. Von Friedrich III. zum Dichter gekrönt (1442) bereitete er dessen Kaiserkrönung vor. Nach seiner Erhebung zum Kardinal (1456) und Papst (1458) widmete er sich energisch der Türkenfrage. Von seinen Werken ist die Satire De curialium miseriis ebenso aufschlussreich wie sein rätselhafter Brief an „Mahomet“/Mehmed (siehe unten S. 281). Seinen Neffen machte er 1460 zum Bischof von Siena, später hatte dieser, wenngleich wegen seiner Gichtkrankheit nur kurz (1503), als Pius III. die Cathedra Petri inne. Paul II. (1464–1471), der aus einer venezianischen Kaufmannsfamilie stammte, wurde durch seinen Onkel Eugen IV. „lanciert“. Nach diversen Aufgaben erlangte er 1440 den Kardinalat von Santa Maria Nuova, wechselte aber 1457 in denjenigen von San Marco. Dort errichtete er neben der Titelkirche einen Palast, den er auch als Papst nutzte und in dem glanzvolle Feste gefeiert wurden (heute Palazzo Venezia). Seine Aufhebung des Abbreviatorenkollegs und der römischen Akademie brachte ihm zwar den Vorwurf des Antihumanismus ein; dies geschah aber wohl wegen des Verdachtes einer Zusammenarbeit mit den Türken. Mit Sixtus IV. (1471–1484) wird verschiedentlich der Beginn der Hochrenaissance in Rom angesetzt. Er wurde bei Savona geboren, war Mitglied des Franziskanerordens und hatte an mehreren Universitäten studiert und gelehrt. Als Ordensgeneral (seit 1464) suchte der zukünftige Papst zwischen den Richtungen der Konventualen und Observanten auszugleichen. Auch als Kardinal (1467) führte er weiterhin ein an monastischen Idealen orientiertes Leben. Hinter seiner Wahl sind der Einfluss des Herzogs von Mailand und die Versprechungen seines Neffen Pietro Riario zu vermuten. Den Letzteren und weitere erhob Sixtus zu Kardinälen, wahrscheinlich um eine fehlende römische Hausmacht durch Nepoten zu kompensieren. Mit der Erweiterung der käuflichen Ämter und mit einem zunehmenden Abgabendruck finanzierte er das ambitionierte Programm, das den Papsthof zum Zentrum humanistischer Ausrichtung (Vatikanische Bibliothek) machte und zugleich zu künstlerischen Höhepunkten (Sixtinische Kapelle) führte. Trotz dieser beeindruckenden Erfolge wurden Nepotismus und Fiskalismus schon von den Zeitgenossen kritisiert. Innozenz VIII. (1484–1492) stammte ursprünglich aus Genua, wuchs aber als Sohn eines späteren Senators und Justizbeamten am Hof von Neapel auf. Er wurde 1473 nach Studien in Padua und Rom Kardinal und 1484 als Kompromisskandidat der Orsini und Colonna erhoben, scheint seinem Amt aber kaum gewachsen gewesen zu sein. Mit der Bulle Summis desiderantes affectibus (1484) legitimierte er inquisitorisches Vorgehen gegen Hexerei im Bezirk des Dominikaners Heinrich Institoris.1 Seinen natürlichen
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Sohn Francesco verheiratete er mit einer Tochter Lorenzos di Medici (1488). Dessen Sohn Giovanni erhob er zum Kardinal, der später, nach den schon vorgestellten Päpsten Alexander VI. und Pius III., als Leo X. die Cathedra Petri innehatte. Für die davor liegende Zeit ist noch Julius II. (1503–1513) aus der Gegend von Savona vorzustellen, der von seinem Onkel Sixtus IV. begünstigt wurde, aber gegen die Borja, insbesondere Alexander VI. stand und deshalb zu Karl VIII. nach Frankreich fliehen musste. Als Papst reorganisierte er den Kirchenstaat, betrieb italienische Politik, förderte aber auch die Kunst, nicht erst nachdem 1506 der Grundstein für Neu-St. Peter gelegt wurde. Leo X. (1513–1521) aus dem Hause Medici war von Innozenz VIII. gefördert worden, teilte aber vor der Jahrhundertwende die wechselvollen Schicksale der Medici-Familie. Nach einer Flucht, die ihn nach Deutschland und Flandern führte, kehrte er 1500 nach Rom zurück und diente – auch als militärischer Befehlshaber – unter Julius II. Die hohen Reformerwartungen bei seiner Wahl erfüllten sich nicht; das Fünfte Laterankonzil schleppte sich bis 1517 dahin. Der Ablasshandel zur Finanzierung der neuen Peterskirche gab Anlass zur Reformation, deren Bedeutung und Bedrohung für das Papsttum Leo X. aber kaum erkannte. Will man Grundzüge in der Abfolge der vorgestellten Personen erkennen, so tritt der Nepotismus deutlich zutage; außerdem werden Tendenzen zu Humanismus, Renaissance und Festen deutlicher. Es zeigt sich aber zugleich eine Beschränkung auf die politischen Verhältnisse in Italien, die das Papsttum vor allem dann universal agieren ließen, wenn Interessen auf der Apenninhalbinsel betroffen waren.
Humanismus und Renaissance – Baupolitik und Mäzenatentum Humanismus und Renaissance gelten meist als Phänomene, die wenig mit Kirche und Papsttum zu tun haben. So werden die Anfänge oft im literarischen und künstlerischen Milieu verortet, in einem zweiten Schritt jedoch zuweilen sehr differenziert ein christlicher und ein weltlicher Humanismus, eine christliche und eine weltliche Renaissance unterschieden. Allerdings ist gerade in jüngerer Zeit deutlich geworden, wie falsch es ist, „fromme“ mittelalterliche Traditionen von dem kritischen, weltlichen Humanismus zu trennen; nur so rechtfertigt sich zum Beispiel die Bezeichnung „Klosterhumanismus“, wenn dieser Ausdruck überhaupt angemessen ist.2 Philosophisch bedeuteten die genannten Bewegungen häufig eine Abwendung von Aristoteles und von der Scholastik zurück zu Plato und zu einem Augustinismus. Mit einer gewissen Berechtigung werden Entstehung und wichtigste Vertreter des Humanismus und der Renaissance meist in Italien verortet. Da sich das Papsttum nach den großen Konzilien in das neue Herrschaftsgefüge Italiens zunehmend einordnete und damit Teil der auf der Apenninenhalbinsel entstehenden „Staatengemeinschaft“ wurde, ergab es sich fast von selbst, dass es an diesen geistigen Strömungen teilhatte beziehungsweise teilhaben musste, um „mithalten“ zu können. Der weitgehende Verzicht auf universale Ordnungsaufgaben zeigte sich ebenso auch in der praktischen Umsetzung der Herrschaft in Rom und im Kirchenstaat.3
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Der Kirchenstaat gehörte in dieser Zeit mit Neapel, Mailand, Florenz und Venedig zu den sogenannten fünf italienischen „Großmächten“. In Lodi war nach Wirren in Mailand 1454, ein Jahr nach der Eroberung Konstantinopels, ein Friede dieser fünf Mächte geschlossen worden. Staatspolitisch ging es nicht nur um ein Gleichgewicht, sondern für das Papsttum und die anderen italischen Mächte auch darum, dass weder Frankreich im Norden noch Spanien im Süden einen zu großen Einfluss auf der Apenninenhalbinsel gewannen. Das ausgehandelte Zusammenspiel funktionierte weitgehend, wurde allerdings durch die Auseinandersetzungen der Päpste mit dem neapolitanischen König Ferrante (Ferdinand) (1458–1494) zeitweise gestört. Phasen des ausgeglichenen Miteinanders schufen aber erst die Rahmenbedingungen dafür, dass in weiten Teilen Italiens in dieser Zeit Wissenschaft , Kunst und Wirtschaft florieren konnten. Dies endete nach „vierzig glücklichen Jahren“ zunächst 1494 mit Streitigkeiten um die Thronfolge Ferrantes in Neapel. Der Herzog von Mailand förderte die schon früher vorhandenen Ambitionen des französischen Königs Karl VIII. (1483–1498), der über die Verwandtschaft mit dem in die Provence geflohenen René von Anjou Anrechte auf Neapel geltend machte. Es kam zur Eroberung Neapels, das Karl als Brückenkopf für einen Kreuzzug nutzen wollte. Karl ritt als rex pacificus auf einem Esel in Neapel ein, allerdings versperrten Mailand und Venedig ihm den Rückweg in Norditalien. Dazu kamen weitere Auseinandersetzungen, weil die Medici aus Florenz vertrieben wurden, wo eine republikanische Regierung – von dem umstrittenen Girolamo Savonarola unterstützt – herrschte. Auch nach dem neapolitanischen Abenteuer blieb Frankreich langfristig an Italien interessiert. Karls Nachfolger König Ludwig XII. (1498–1515) beanspruchte außer Neapel sogar Mailand, aber sein Feldzug nach Italien (1501) scheiterte, und in Neapel regierten wie im Königreich Sizilien (Insel) weiterhin wie seit 1442 aragonesische Herrscher, zeitweise in einer Nebenlinie. Oberitalien blieb ein Zankapfel, bis schließlich Kaiser Karl V. 1525 eingriff und das Mailänder Herzogtum ab 1535 für Habsburg erwarb. In den nach der Jahrhundertwende folgenden Auseinandersetzungen suchten auch die Päpste ihren Vorteil. Weil eines ihrer Hauptziele darin bestand, Frankreich und Spanien von Italien fernzuhalten, stellte sich der letzte hier vorgestellte Papst 1519, nach dem Tod Kaiser Maximilians, gegen die Erhebung des französischen beziehungsweise spanischen Herrschers (Karl V.) zum römisch-deutschen König. Stattdessen favorisierte er den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen – einen der bekanntesten Reliquiensammler der Zeit – als König und wollte vielleicht sogar einem von dessen Gefolgsleuten – man vermutet zuweilen Martin Luther – zur Kardinalswürde verhelfen. Neben diesen politischen Entwicklungen begünstigten weitere Faktoren Italien als Kerngebiet der geistigen und kulturellen Renaissance, denn zahlreiche griechische Gelehrte kamen schon um die Wende von 14. zum 15. Jahrhundert, verstärkt zur Zeit der Reform- und Unionskonzilien, dann erneut nach dem Fall von Konstantinopel (1453) auf die Apenninenhalbinsel. Sie verstärkten Tendenzen einer Rückbesinnung auch auf die antik-griechischen Traditionen (Gemistos Plethon, Bessarion etc.). Für die Papstgeschichte wichtiger wurden in diesem Rahmen die stärker christlich ausgerichteten Humanisten, die durch Personen wie Lorenzo Valla, Marsilius Ficinus,
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Pico della Mirandola benannt werden, die an verschiedenen Orten wirkten. Lorenzo Valla († 1457) war beispielsweise zunächst in Pavia tätig, bis er nach einem Streit an den wichtigen Hof des aragonesischen Königs Alfons V. (el Magnanimo) in Neapel verschlagen wurde und anschließend unter Nikolaus V. nach Rom kam. Er wollte nicht nur neue beziehungsweise alte Schriften entdecken, sondern diese auch kritisch beurteilen. Bekannt sind seine Angriffe auf die Konstantinische Schenkung (vgl. Kapitel IV, S. 71), über die er unter folgendem Titel handelte: De falso credita et ementita Constantini donatione declamatio (1440). Sein Nachweis, dass die Konstantinische Schenkung gefälscht sei, traf den Kern päpst licher Ansprüche und führte sogar zu Vallas Forderung, die Päpste sollten auf die weltliche Herrschaft verzichten.4 Diese Pressionen des Humanisten standen im Zusammenhang eines Angriffs des neapolitanischen Königs auf den damaligen Papst Eugen IV.; theoretische und politisch-praktische Aspekte kamen zusammen. Nimmt man andere Schriften Vallas hinzu, dann wird bei ihm zugleich die Sorge um echte Religiosität und Reform deutlich. Er vertrat keinen antichristlichen, sondern höchstens einen antikirchlichen Humanismus, denn wie ein weiterer Zeitgenosse, Nikolaus von Kues (Cusanus), suchte er den religiösen Frieden, die pax fidei, den dieser mit Blick auf die Muslime nach dem Fall von Konstantinopel (1453) programmatisch formulierte.5 Auch der Vergleich der lateinischen Bibelfassung der Vulgata mit dem griechischen Urtext ergab eine Fülle von neuen Einsichten zur Bibel, die zum Beispiel in den sogenannten Annotationes (1505) eines Erasmus von Rotterdam gipfelten. In diese Zusammenhänge gehören die späteren Bemühungen Luthers um seine Bibelübersetzung.6 Rom war jedoch nicht das Zentrum des italienischen Humanismus, sondern eher Florenz, wo eine „Akademie“ durch Cosimo de Medici gefördert wurde und geistesgeschichtlich einem Platonismus huldigte, wie das Werk des Marsilius Ficinus († 1499) verdeutlicht. Auf aktuelle Fragen der Kirche ging dessen Schüler Pico della Mirandola († 1494) bohrend ein, der christliche Wahrheiten teilweise in paganisierenden Formen formulierte. Diese Denkansätze konnten am Papsttum nicht spurlos vorübergehen. Schon Martin V. hatte Humanisten in die Kurie integriert oder sie mit Aufgaben betraut. So prägte unter anderen Flavius Biondus († 1463) den Duktus der päpstlichen Briefe. Auch der Ort der Unionskonzilien (vgl. Kapitel XI, S. 267–272) war vor diesem Hintergrund nicht unwichtig, denn schon Eugen IV. knüpfte während des Konzils in Florenz mit Humanisten Kontakte. Ein Qualitätssprung verbindet sich in Rom mit dem Pontifi kat Nikolaus’ V. Dieser Papst holte nicht nur Humanisten in seine Umgebung, sondern er förderte Hunderte von Gelehrten, die sich der Übersetzung griechischer Schriften ins Lateinische widmeten. Mit König Alfons V. gilt Nikolaus zu Recht als einer der größten Mäzene der Epoche. Er war der eigentliche Gründer der bis heute größten Schatztruhe der Menschheit, der Vatikanischen Bibliothek. Dies gelang auch, weil er keine Kosten scheute, um Handschriften anzukaufen. Ob die zuweilen in der Forschung geäußerte Bemerkung, diese Gelder hätte er besser zur Verteidigung der Christenheit im Osten verwendet, angemessen ist, sei hier dahingestellt. War Nikolaus V. eher ein großer Förderer dieser neuen Entwicklungen, so kam mit Aeneas Silvio Piccolomini ein wirklicher Humanist als Pius II. (1458–1464) auf den
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Papstthron, der seinen Namen Pius weniger deshalb wählte, weil er so fromm war, sondern weil er seinen Vornamen mit der klassischen Reminiszenz an Pius Aeneas ausstatten wollte. Er gründete 1463 / 64 das „Kolleg der Abbreviatoren“, deren ursprüngliche Aufgabe darin bestand, die Konzepte der Papsturkunden aufzusetzen und die Reinschriften zu kontrollieren, deren Zahl aber nun auf 70 Personen mit käuflichen Stellen anstieg.7 Die Entwicklung der päpstlichen Bibliothek machte schließlich unter Sixtus IV. (1471–1484) weitere Fortschritte, weil nun der zuvor von Paul II. inhaft ierte Humanist Bartolomeo Sacchi, genannt Platina († 1481), zum Leiter avancierte. Für die späte Papsthistoriographie besitzt Bartolomeo Platina besondere Bedeutung. 1421 bei Cremona geboren, hatte er bei Argyropulos in Florenz studiert und war dann in Rom von Pius II. zum Abbreviator ernannt worden. Als Paul II. schon 1464 dieses humanistisch bestimmte Abbreviatorenkolleg auflöste, war Platina vielleicht im Zusammenhang mit der antipäpstlichen Akademie des Pomponio Leto an einem Aufstand beteiligt, wurde ins Gefängnis geworfen, dann aber von Sixtus IV. zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek ernannt. Papst Sixtus widmete er dann seinen Liber de vita Christi ac omnium pontificum (Buch vom Leben Christi und aller Päpste), der durchaus auf früheren Quellen wie dem Liber pontificalis basiert und schon damit ein bestimmtes Bild des Papsttums entwirft, aber durch aktuelle Akzente besonders an Kontur und Interesse gewinnt: Sixtus IV. und Pius II. werden verherrlicht, Paul II. wird hingegen negativ gezeichnet. Ziel war es – wie auch der Titel andeutet –, durch die Darstellung auf die Zustände der Urkirche zu verweisen.8 Wie sich humanistisches Wirken aber noch von heutigem wissenschaft lich-kritischem Vorgehen unterschied, sieht man daran, dass Platina die Geschichte der Päpstin Johanna in seine Darstellung zum 9. Jahrhundert ohne Schwierigkeiten einfügte.9 Die Orientierung auf den Humanismus förderte zugleich von innen heraus papstfeindliche Züge, wie neben der Schrift des Lorenzo Valla das Leben Platinas und sein Aufstand unter Paul II. erkennen lassen. Jedoch scheinen sich in der Folgezeit eher „angepasste“ Humanisten am Papsthof aufgehalten zu haben. Humanistische Gelehrsamkeit drang jedenfalls in die verschiedensten Bereiche des päpstlichen Rom ein: Dies zeigen die Predigten der Papstgottesdienste, weiterhin die Tatsache, dass sich die humanistische Minuskel als Normschrift durchsetzte, oder dass Pius II. hagiographische Dossiers mit stilistisch ausgefeilten Ergänzungen versah, wahrscheinlich zur Heiligsprechung Katharinas von Siena 1461.10 Unmittelbarer als in den Schriften ist die Rückbesinnung auf die Antike heute noch an Bauten und künstlerischen Darstellungen in Rom erkennbar, die vor allem Florentiner Künstlern verdankt werden. Nikolaus V. beschäft igte zum Beispiel den bekannten Fra Angelico († 1455). Unter Sixtus IV. stachen Ghirlandaio († 1494) und Botticelli († 1510) aus der Schar der Künstler hervor; seit Julius II. wurden der bekannte Michelangelo († 1564), seit Sixtus IV. Raffael († 1520) wichtiger. Diese Personen schufen ihre Werke – wie im Grunde überall zu dieser Zeit – nach Auft rag. Unter Sixtus IV. erreichten die Umgestaltungen des Vatikans und Roms zu einer Renaissancestadt ihren ersten Höhepunkt. Der Name des Papstes als künstlerischer Mäzen wirkt bis heute bei einem Besuch der „Sixtinischen Kapelle“ weiter. Unter Julius II. wurde der
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Neubau von St. Peter begonnen (1506 Grundsteinlegung), die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle und die Fresken von Raffael in den Stanzen des vatikanischen Palastes zeugen von dieser künstlerisch sehr fruchtbaren Zeit. Trotz aller antikisierenden Tendenzen dienten die Kunstwerke auch der Selbstvergewisserung päpstlicher Tradition. Betrachtet man die von Raffael gemalten Fresken, die im Auftrag Leos X. entstanden und verschiedene Taten der Namensvorgänger wie Leo III. und Leo IV. thematisierten, so waren dies beispielsweise im Liber pontificalis belegte Begebenheiten, darunter die Wundertätigkeit Leos IV. angesichts der Bedrohung Roms 849.11 Humanismus und Renaissance unterstützten jedoch zugleich weitere Verweltlichungstendenzen, auch im päpstlichen Zeremoniell. Wie seit der avignonesischen Zeit wurde der Vatikan, nicht mehr die Stadt Rom, immer mehr zum Zentrum für die verschiedenen liturgischen Riten und Zeremonien.12 Statt der früher häufig aufgesuchten römischen Stationskirchen wurde nun die Palastkapelle so wichtig, dass sogar die Peterskirche selbst nur noch selten für große Gottesdienste genutzt wurde. Deshalb hat die Forschung sogar vom „Palast als Stadtersatz“ gesprochen.13 Außerdem mischten sich geistliche und weltliche Elemente noch stärker als bisher. So fanden sich in Prozessionen immer häufiger rein weltliche Personengruppen. Der Pontifikat Alexanders VI. ist sicherlich von denjenigen der Renaissancepäpste am meisten kritisiert worden, weil hier die Verwelt lichung des Papsttums einen Höhepunkt erreicht zu haben scheint (vgl. unten S. 286 f.).
Kreuzzugspläne und „Europa-Gedanke“ Obwohl die Förderung von Humanismus, Wissenschaft und Renaissancekunst dieser Epoche der Papstgeschichte ihren Stempel aufgedrückt hat, ordnen sich nicht alle päpstlichen Aktivitäten in diesen Zusammenhang ein. Insbesondere nachdem im Pontifikat Nikolaus’ V. die erste große Förderung des Renaissance-Rom abgeschlossen worden war, regten sich sogar zeitgenössische Stimmen, dass die Aufgaben der Christenheit angesichts der Türkengefahren doch an anderer Stelle als in den Bauwerken Roms lägen. Zwar hatte schon Nikolaus V. seinen Legaten Johannes von Capestrano für einen Türkenfeldzug werben lassen, aber besonders der 1455 erhobene Calixt III. war vom Gedanken eines Kreuzzugs gegen die Türken erfüllt. Mit Werbemaßnahmen und unter dem Einsatz hoher Geldsummen widmete er sich der Türkenabwehr auf dem Balkan. Er unterstützte dabei Ungarn und Albaner, opferte sogar Kunstwerke des Vatikans, um die enormen finanziellen Mittel aufbringen zu können. Mit der Befreiung Belgrads und dem Abzug der Türken am 22. Juli 1456 konnte Calixt III. einen indirekten Erfolg verbuchen. Man hat diesen Sieg auch als das „Wunder von Belgrad“ bezeichnet, bei dem der ungarische Reichsverweser und Kriegsheld Johannes Hunyadi führend war und der Prediger Johannes von Capestrano die Aktionen unterstützte. Allerdings fand Calixt III. mit seinen Ideen nicht in der ganzen Christenheit Anklang, denn in Deutschland wehrte man sich 1456 gegen den Türkenzehnten, und in Paris wollten Universitätsprofessoren deshalb sogar ein eigenes Konzil einberufen.
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Die Türkenfrage blieb unter dem Nachfolger Pius II. akut, dessen Pontifikat verdeutlicht, dass humanistische Interessen und Verteidigung der Christenheit sich nicht notwendigerweise ausschlossen. Vor seiner Erhebung zum Papst hatte er schon als Aenea Silvio Piccolomini auf dem „Reichstag“ in Frankfurt 1454 eine Rede gehalten,14 er berief schon kurz nach seiner Erhebung, am 12. Oktober 1459, einen Kongress nach Mantua und veröffentlichte am Tag danach einen rhetorisch brillanten Kreuzzugsaufruf. Seit Konstantins Zeiten, so der Papst, habe die Kirche keine größere Bedrohung erlebt. Aber er machte Mut: „Oft zwar schwankt das Schiff der Kirche, aber es versinkt nicht, es wird erschüttert, aber es bricht nicht. Es wird bestürmt, aber nicht erstürmt. Gott läßt die Seinen wohl versucht werden, aber nicht erliegen“.15 Jedoch folgten dem gefassten Beschluss des Türkenkrieges keine Taten; vielleicht wollte Pius II. das Problem anders lösen, denn wohl 1461 verfasste er einen an Sultan Mehmed II. (1451–1481) gerichteten Brief, in dem er den Koran widerlegte, die christlichen Glaubenswahrheiten auff ührte und dann mit der Aufforderung schloss, der Sultan solle den christlichen Glauben annehmen. Wenn er sich taufen lasse, so werde der Papst ihm die Krone des östlichen Reiches anbieten. Über diesen Brief wird bis heute kontrovers diskutiert, er bleibt rätselhaft und wurde vermutlich nie abgesandt. Lange Zeit hat man gedacht, dass eine Abhandlung des Nikolaus von Kues, Cribratio Alchorani,16 als Orientierung gedient habe, inzwischen vermutet die Forschung eher den Traktat Contra pincipales errores perfidi Machometi des Juan de Torquemada als wichtige Vorlage.17 Der Traum einer europäischen Allianz gegen die Türken blieb Utopie, aber für Pius’ programmatisches Denken bleibt der Brief ein zentrales Zeugnis: Um also endlich dahin zu gelangen, worauf unsre Rede zielt, um auszusprechen, was uns zum Schreiben drängte, und um Dir schließlich Deinen Ruhm und Dein Heil zu offenbaren, richte Deinen Sinn auf diese wenigen Worte: Wenn Du unter den Christen Dein Reich ausbreiten und Deinen Namen mit Ruhm bedecken willst, dann hast Du nicht Gold, nicht Waffen, nicht Heere und nicht Flotten nötig. Ein kleines Ding jedoch kann Dich unter allen, die heute leben, zum Größten, Mächtigsten und Herrlichsten machen. Du fragst, was es sei. Es ist nicht schwierig zu finden und zu suchen nicht weit. In aller Welt kann man es haben: es ist ein Wassertröpfchen, womit Du Dich taufen lässest, Dich zu den Heiltümern der Christen wendest und an das Evangelium glaubst. Tust Du das, so ist kein Fürst auf dem Erdkreis, der Dich an Ehre überträfe oder an Macht Dir gewachsen wäre. Wir werden Dich Kaiser der Griechen und des Ostens heißen, und was Du jetzt mit Gewalt einnimmst und zu Unrecht festhältst, besitzest Du dann zu Recht. Die Christen werden Dich alle verehren und Dich über ihre Streitigkeiten zum Richter setzen. Die Bedrückten werden von überall zu Dir als ihrem gemeinsamen Schutz ihre Zuflucht nehmen; aus beinah der ganzen Welt wird man an Dich Berufung einlegen; viele werden sich Dir freiwillig unterwerfen, Deinem Tribunal nachfolgen und Dir Tribute entrichten. Es wird Dir vergönnt sein, aufstrebende Tyrannen auszulöschen, den Guten zu helfen, die Schlechten zu bekämpfen; und die römische Kirche wird Dich nicht tadeln, wenn Du auf rechtem Wege wandelst. Gleiche Liebe wird Dir der erste Stuhl erweisen wie den andern Königen, und um so größere, je erhabener Du selber sein wirst. Leicht wirst Du auf diese Weise, ohne Blut und ohne Waffen, viele Reiche erwerben können.18
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Einen letzten Versuch zur aktiven Umsetzung machte Pius II. dennoch. Er wollte sich nach seinem Aufruf 1463 sogar selbst an die Spitze eines militärischen Unternehmens stellen. Schwerkrank reiste er im Juni 1464 nach Ancona, starb jedoch, bevor die Kreuzzugsflotte aufbrechen konnte.19 Seine insgesamt vergeblichen Bemühungen zeigen, dass die Bindekraft des Papsttums offensichtlich nicht mehr ausreichte, um die christlichen Herrschaften des Westens selbst in dieser wichtigen Frage zu einen. Es fehlten zudem die finanziellen Mittel, denn Versuche, durch eine Straff ung des Ablasswesens zusätzliche Ressourcen zu erschließen, scheiterten. So ging die Aufgabe zu gemeinsamen Aktionen an weltliche Herrscher über. Der Bürgerkönig von Böhmen, Georg Podiebrad (1458–1471), bestritt zu Zeiten Pauls II. das Kreuzzugsmonopol des Papstes und versuchte, besonders in den Jahren 1462 bis 1464, eine europäische Allianz der wichtigsten Staaten herzustellen, die er vielleicht auch durch eine hochkarätige Westeuropareise des Leo von Rožmital (1465– 1467) ins Werk zu setzen suchte. Es ging dabei um den Plan einer europäischen Gemeinschaft mit congregatio, pax, unio, fraternitas und amicitia. Das Gremium sollte zuerst in Basel, dann in Frankreich und schließlich in Italien für je fünf Jahre seinen Sitz haben.20 Andere Maßnahmen gegen das Türkenproblem gingen zum Beispiel vom burgundischen Herzog Philipp dem Guten aus;21 die Türkentage des Reiches spielten ebenso eine Rolle (so 1454 in Regensburg), weiterhin die Gründung des St.-Georgs-Ritterordens zum Kampf gegen die Türken im Reich 1469, schließlich der große Christentag in Regensburg 1471 mit dem Beschluss einer Türkensteuer. Aber auch hier scheinen Illusionen genährt worden zu sein, denn so wie Pius II. nach der Konversion Mehmeds die Kaiserkrone vergeben wollte, so strebte wohl auch Friedrich III. zeitweise die Kaiserkrone des Ostens (Nürnberger Reichstag 1466) und damit ein illusionäres Weltkaisertum an. Die verschiedenen Initiativen zur Lösung der Türkenfrage zeigen unter dem Aspekt der Papstgeschichte, wie eingeschränkt universale Ansprüche der Päpste inzwischen gehört oder akzeptiert wurden, geschweige denn umgesetzt werden konnten. Die Nachfolger Pius’ II. gingen auf das Türkenproblem weiterhin ein, konnten aber ebenso wenig konkrete Aktionen bewirken oder beeinflussen. Sie bewegten sich wesentlich stärker im Zusammenhang der italienischen Mächte und kopierten nicht nur deren höfische Formen, sondern auch die militärischen Verteidigungsformen durch Söldner.
Die Päpste und die Europäische Expansion Während Kreuzzugsaktivitäten mit Blick auf den Osten eher im Sand verliefen, begleiteten päpstliche Schriften andererseits einen Expansionsprozess der lateinischen Christenheit. Vor allem seit der portugiesischen Expansion, deren Beginn vielfach mit der Eroberung von Ceuta (1415) datiert wird,22 legitimierten und kanalisierten päpstliche Verlautbarungen diesen Prozess. Hatte bereits die Eroberung von atlantischen Inseln mit der in der Konstantinischen Schenkung niedergelegten, und seit dem 11./12. Jahrhundert wieder verstärkt geltend gemachten Inseltheorie zu Ansprüchen der päpst-
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lichen Oberhoheit geführt23 – Clemens VI. hatte Luis de la Cerda 1344 mit den Kanarischen Inseln belehnt (vgl. Kapitel X, S. 243) –, so erfuhren die weiteren Fahrten entlang der afrikanischen Westküste ebenso päpstliche Unterstützung. Dies hängt damit zusammen, dass der Missionsgedanke seit der Spätphase der Kreuzzüge gedanklich und rechtlich neu verankert wurde. Papst Innozenz IV. sah bereits in einem Kreuzzug die Möglichkeit, künftige Missionsarbeit vorzubereiten, und schloss dabei auch die „Ungläubigen“ außerhalb ehemals christlicher Länder ein.24 Heinrich de Segusio (Hostiensis) († 1270) vertrat etwa zur gleichen Zeit einen christlichen Führungsanspruch gegenüber nichtchristlichen Völkern.25 Auf dieser Grundlage und in der Tradition der auf der Iberischen Halbinsel praktizierten Reconquista26 sowie in der Hoffnung, das Heilige Land auf Umwegen – zum Beispiel über das Reich oder die Hilfe eines Priesterkönigs Johannes27 – wiederzugewinnen, sind die päpstlichen Verlautbarungen einzuordnen. Die Bullen zugunsten Portugals oder einzelner Seefahrer gewannen in entdeckungsgeschichtlicher sowie in völkerrechtlicher Hinsicht zentrale Bedeutung. Besonders wichtig wurden die Privilegien Nikolaus’ V., die über die Dekrete seiner Vorgänger Martin V. und Eugen IV. hinaus andere christliche Völker von den „Entdeckungsfahrten“ ausschlossen. Schon am 18. Juni 1452 erlaubte die Bulle Dum diversas König Alfons V. von Portugal, in Afrika den Kreuzzug voranzutreiben und die neu entdeckten Gebiete zu unterwerfen. Noch entscheidender wurde das Privileg Romanus pontifex vom 8. Januar 1455, bezeichnenderweise kurz nach dem Fall Konstantinopels ausgestellt, in dem die Pflicht der Glaubensverbreitung angesprochen, aber auch die Herrschaft über die Meere legitimiert und anderen zuwiderhandelnden Mächten mit Strafen gedroht wurde. Das Schreiben bezieht sich auf Heinrich den Seefahrer († 1640) und lautet in Auszügen folgendermaßen: Uns ist nun unlängst zu unserer sehr großen Freude, und nicht ohne Frohlocken in unserem Herzen [hervorzurufen], die Kunde zu Ohren gekommen, daß unser geliebter Sohn, der edle Herr Heinrich, Infant von Portugal, Oheim unseres geliebten Sohnes in Christo, Alfons’ des erlauchten Königs von Portugal und der Algarve, den Spuren seines Vaters Johann [João I.] erlauchten Angedenkens, des Königs der beiden Reiche, folgt und von Eifer für das Heil der Seelen und vom Feuer für den Glauben aufs heft igste entbrannt ist und daß er als Katholik und wahrer Streiter für Christus, den Schöpfer aller Dinge, und als so leidenschaft licher und mutiger Verteidiger und entschlossener Verfechter des Glaubens an ihn seit seiner frühesten Jugend mit all seiner Kraft danach trachtet, den allerruhmreichsten Namen des Schöpfers über den ganzen Erdenkreis zu verbreiten, preisen und verehren zu lassen, auch an den entlegensten und [uns] bisher unbekannten Orten, sowie die Feinde [Christi] und des lebenspendenden Kreuzes, durch welches wir erlöst worden sind, nämlich die ungläubigen Sarazenen und alle anderen Heiden in den Schoß des Glaubens zurückzuführen. [Und] wiewohl der obengenannte König Johann die in Afrika gelegene Stadt Ceuta seiner Herrschaft unterworfen und der Infant gegen die besagten Feinde und Ungläubigen – immer im Namen des Königs, zuweilen sogar in eigener Person, unter größten Mühen und Kosten, und nicht ohne Güter und Menschen zu gefährden und zu verlieren – viele Kriege, in denen eine große Anzahl der Bewohner [ihrer Reiche] gefallen sind, geführt hatten, ist er [wie wir hören] trotz so vieler und großer Mühen, Gefahren und
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter Verluste weder entmutigt noch [von der Durchführung seines Vorhabens] abgeschreckt worden. Vielmehr hat er, von Tag zu Tag stärker für die Verfolgung seines löblichen und frommen Vorhabens entflammt, einige einsame Inseln im Ozean mit Gläubigen bevölkert und dort Kirchen und andere heilige Stätten, in denen Gottesdienste gefeiert werden, gründen und errichten lassen. Und infolge der lobenswerten Bemühung und des Eifers der besagten Infanten sind viele Eingeborene oder Bewohner der verschiedenen in jenem Meer gelegenen Inseln zur Erkenntnis des wahren Gottes gekommen und haben die heilige Taufe empfangen zum Ruhm und zur Ehre Gottes wie zur Rettung so vieler Seelen, zur Verbreitung des rechten Glaubens und zur Mehrung des Verehrung Gottes. Als ferner zur Kenntnis dieses Infanten gelangt war, daß es noch niemals oder wenigstens nicht seit Menschengedenken in Übung gewesen ist, mit Schiffen über den Ozean in Richtung der südlichen und östlichen Gestade zu fahren, und daß diese [Möglichkeit] bei uns im Abendland derartig unbekannt ist, daß wir von den Völkerschaften jener Landstriche keinerlei sichere Kunde haben, da glaubte er, Gott einen hohen Dienst zu erweisen, wenn er mit Anstrengung und Ausdauer dieses Meer bis [zum Lande der] Inder, die wie es heißt, Christus verehren, schiffbar machte und infolgedessen mit diesen in Verbindung treten und sie dafür gewinnen könnte, den Christen gegen die Sarazenen und die anderen Feinde des Glaubens beizustehen, desgleichen verschiedene heidnische oder ungläubige Völker, die gleichfalls dort leben, ohne im geringsten von der Irrlehre des gottlosen Mahomet vergiftet zu sein, in beständigem Kampf zu bezwingen und dort den ihnen noch unbekannten heiligen Namen Christi zu verkünden oder verkünden zu lassen […].28
Calixt III. stand mit der Bulle Inter cetera vom 13. März 1456 nicht nach. Er übertrug dem Christus-Orden, der in Portugal 1319 die Nachfolge der Templer angetreten hatte, die geistliche Gewalt über die Gebiete südlich des Kaps Bojador. Wörtlich eingefügt in diese Urkunde wurde die Bulle Romanus pontifex seines Vorgängers. Wichtig ist dabei nicht nur, dass Prinz Heinrich der Seefahrer dem Christusorden vorstand und damit zugleich dessen Expansionspolitik legitimiert wurde, sondern auch, dass das Privileg sogar noch zu entdeckende Gebiete einschloss.29 Die Portugiesen ließen sich ihre Unternehmungen mithin besonders unter den Aspekten der Missionierung und der Kreuzzugsabsichten bestätigen.30 Die Privilegien und Entscheidungen gipfelten schließlich 1493 in der Bulle des aus einer spanischen Familie stammenden Alexander VI., die nach der Umrundung des Kaps der Guten Hoff nung durch die Portugiesen und der ersten Westfahrt des Christoph Kolumbus die Eroberungs- und Missionszonen zwischen Portugal und Spanien aufteilte31 und ein Jahr später im Vertrag von Tordesillas (1494) bekräftigt wurde. Dabei wurde auch auf die Konstantinische Schenkung angespielt; deren durch Lorenzo Valla nachgewiesene Fälschung hatte auf die politische Praxis der Urkundenausstellung offensichtlich wenig Einfluss.
Ämter und Nepotismus – Reformversuche Der größte Teil der päpstlichen und kurialen Einkünfte kam seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wieder aus Rom und aus dem Kirchenstaat, aber dennoch wurden weiterhin Abgaben im ganzen orbis christianus eingesammelt, wie Servitien und Annaten. Ausfälle im Benefizialwesen wurden unter anderem durch den Ausbau des Taxwesens kom-
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pensiert, was vor allem in der Datierungsbehörde (Datarie) Erfolge zeitigte. Außerdem wurde die Zahl der käuflichen Ämter (officia vacabilia) erhöht. Unter Leo X. gab es schließlich 2000 käufliche Ämter, die einen Kapitalwert von etwa 2½ Millionen Goldgulden hatten. Die Schaff ung neuer Ämter half offensichtlich Finanzkrisen oder Finanzbedarf zeitweise zu lösen.32 Insgesamt schwanken die Angaben über die päpstlichen Einnahmen sehr. Eine neue Einnahmequelle brachten die während des Pontifikates Pius’ II. entdeckten Alaungruben bei Tolfa, deren Erlöse zunächst für den Türkenzug verwendet werden sollten. Die Ämter selbst blieben grundsätzlich unverändert, gliederten sich jedoch weiter auf. Vor allem das Kardinalskolleg baute seinen entscheidenden Einfluss aus. Zwar sind nicht für alle Wahlhandlungen die Details belegt, aber die Kardinäle formulierten in der Regel immer wieder dieselben oder ähnliche Forderungen an den zu wählenden Papst. Die seit dem Schisma gängigen Wahlkapitulationen ähneln sich, denn sie enthalten zum Beispiel folgende Punkte: Verpflichtung auf einen Kreuzzug, Kurienreform, Mitwirkungsrechte und Beschränkungen bei der Erhebung von Kardinälen.33 Da die Personen aus der päpstlichen Umgebung in dieser Zeit quellenmäßig zunehmend besser als Individuen zu erfassen sind, ist inzwischen deutlicher geworden, wie groß die Unterschiede unter den Kardinälen sein konnten; es gab reiche und arme Kardinäle. Insgesamt nahmen deren Ausgaben zu, weil der Lebensstil der Renaissancefürsten an den Kardinälen nicht vorbeiging. Zur Stabilisierung der eigenen Herrschaft suchten die jeweiligen Päpste zunehmend, Mitglieder der eigenen Familie in ihrer Umgebung zu installieren. Dies wird als „Nepotismus“ bezeichnet und war grundsätzlich nicht neu, denn schon im frühen und hohen Mittelalter sind Fälle belegt, dass Verwandten und Günstlingen Vorteile bei der Vergabe von Ämtern und Positionen verschafft wurden. Seit Bonifaz VIII., der aus der Familie der Caetani stammte, nahmen diese Tendenzen zu; sie steigerten sich weiter während der avignonesischen Epoche und im Zeitalter des Großen Schismas. Der Höhepunkt wurde jedoch im 15. bis 17. Jahrhundert erreicht, denn jetzt übertrugen die Päpste zuweilen sogar kumulierte Pfründen oder Teile des Kirchenstaates als Lehen und gewährten weitere große Vergünstigungen. Die Konsequenzen dieser Familienpolitik sind besonders unter Calixt III. (Borja), Pius II. (Piccolomini), Sixtus IV. (Rovere), Innozenz VIII. (Cibó), Alexander VI. (Borja) und Leo X. (Medici) festzustellen, deren Familien in verschiedenster Hinsicht reich bedacht wurden.34 Grundsätzlich war der Nepotismus strukturell stärker als in Erbmonarchien angelegt, denn in einer Wahlmonarchie, wie es das Papsttum geworden war, musste bei ständigem Wechsel von zölibatären Klerikern das Umfeld päpstlicher Herrschaft immer wieder neu geschaffen werden. Unsicherheiten in Rom, zum Beispiel durch Gefolgsleute des Vorgängers, konnten durch die Förderung von Personen des eigenen Vertrauens gemindert werden. Die Stellung im Gefüge der italischen Herrschaften begünstigte weitere Missbräuche, und Nepoten leisteten nicht zwangsläufig schlechte Arbeit. Deshalb gehörte es für jeden neuen Papst grundsätzlich dazu, die eigene Familie nicht zu vergessen. Allerdings führte der relativ häufige Wechsel der Familien in der Zeit der Hochrenaissance dazu, dass bei fast jeder Papstwahl neue Gräben aufgerissen wurden; so kam es beispielsweise nach dem
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Tod Sixtus’ IV. zu einem Sturm gegen die Genuesen, denn unter den 34 Kardinälen des verstorbenen Papstes befanden sich sechs Nepoten, die auch zur Verweltlichung des Papsttums und des Kardinalskollegs beigetragen hatten. Ein kurzer Blick auf den Pontifi kat Alexanders VI. (1492–1503), des umstrittensten Papstes der Hochrenaissance, ist in dieser Hinsicht exemplarisch und aufschlussreich.35 Bei seiner Erhebung standen sich zwei Parteiungen gegenüber. Die überlieferten Listen mit den drei Wahlgängen zeigen, dass sich eigentlich keine Seite auf einen schnellen Sieg mit einer Zweidrittelmehrheit einrichten konnte. Aber schon bald, am 10. / 11. August 1492, war der Vizekanzler Rodrigo Borja gewählt. Ein überraschender Sinneswandel? Schon eher waren es simonistische Machenschaften, also Geldzahlungen oder andere Vergünstigungen, die zur Erlangung des Amtes geführt hatten.36 Über diese gängige Praxis regte sich aber zunächst keiner auf. Alexander VI. verdankte die Möglichkeit, ernsthafter Kandidat für das Papstamt zu werden, wohl seinem Onkel, der als Calixt III. der erste Borja-Papst (1455–1448) gewesen war. Er hatte Rodrigo Borja, den späteren Alexander VI., zum Kardinal und Vizekanzler gemacht und mit zahlreichen Benefizien ausgestattet. Der spätere Papst hatte schon damals einen aufwendigen Lebensstil geführt. Die Skandalchroniken erwähnen auch die in den Jahren 1462 bis 1471 geborenen Kinder Pedro-Luis, Jerónima und Isabella, deren Mütter nicht bekannt sind. Aus einer Verbindung mit Vannozza de Cattaneis stammten dann Caesar, Juan, Jofré und Lucrezia. Gerade diese Kinder wurden nach Alexanders Wahl zum Papst fürstlich versorgt.37 Großen Einfluss auf den väterlichen Papst gewann Caesar, der mit 18 Jahren Kardinal wurde, aber bald diesem Amt entsagte und eine französische Prinzessin heiratete. Danach wirkte er in der Romagna und beherrschte diesen Teil des Kirchenstaates. Lucrezia wurde insgesamt dreimal verheiratet: zunächst 1493 mit dem Grafen von Pesaro. Diese Verbindung wurde 1497 angeblich wegen Impotenz des Gatten gelöst. Ihren zweiten Mann, den Neapolitaner Alfonso, brachten 1500 Schergen Caesars im vatikanischen Palast um. In der dritten Ehe Lucrezias mit Alfonso d’Este überstand die Tochter den Tod des Vaters. Alexander unterhielt wohl auch ein Verhältnis zu Giulia Farnese, der Schwester des Kardinals Alessandro Farnese (später Paul III., 1534–1549), und war wahrscheinlich noch der Vater zweier weiterer Kinder, die 1498 und 1503 geboren wurden. Diese Ereignisse und Familiengeschichten bieten bis heute reiches Material für eine bestimmte Art von Geschichtsschreibung, sofern sie dies genüsslich aufspießen will. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass die Zeitgenossen die Qualitäten eines Papstes eher an anderen Kriterien als viele Kritiker heute maßen: im 15. Jahrhundert zum Beispiel an dem Erfolg seiner Herrschaft im Kirchenstaat, an der Politik in Italien oder an der Förderung von Literatur und Kunst. Und politisch war Alexander VI. erfolgreich, denn er war ein hervorragender Taktiker und Politiker zwischen spanischen und französischen Interessen. Dies gipfelte im Abschluss der sogenannten Heiligen Liga im März 1495, an der neben dem Papst Venedig, Mailand, das Reich unter Maximilian I. und Spanien beteiligt waren. Auch im Zusammenhang mit der „europäischen Expansion“ hatte Alexander 1493 jenes berühmte Dokument erlassen, das die Interessen Portugals und Kastiliens gegeneinander abgrenzte (vgl. oben, S. 284).
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Die Auseinandersetzung mit Girolamo Savonarola († 1498) – einem Politiker und „Puritaner“ im Florenz der Medici – ist nicht ganz einfach zu beurteilen. Die Lehren des Volkspredigers Savonarola waren durchaus umstritten und gehören in den Zusammenhang der politischen Entwicklungen in Florenz. Dort waren die Medici 1494 vertrieben worden, und die Predigten Savonarolas hatten eine republikanische Herrschaft gefördert. Die Vorladung Savonarolas vor den Papst betraf weniger theologische Fragen, zu denen sich Savonarola auch äußerte, sondern vor allen Dingen die von Savonarola unterstützte Weigerung der florentinischen Signorie, dem Bündnis der großen italienischen Liga gegen Frankreich beizutreten. Frankreich wollte nämlich ein Konzil einberufen und Alexander VI. durch einen würdigeren Pontifex ersetzen. Nach entsprechenden Weigerungen folgten dann die Exkommunikation Savonarolas und das Interdikt über Florenz.38 Die Angelegenheit gipfelte nach einer Feuerprobe, welche die Stimmung in Florenz umschlagen ließ, in der Hinrichtung Savonarolas im Mai 1498 auf der Piazza della Signoria in Florenz. Gestorben sein soll Papst Alexander VI. im August 1503 nach heftiger Krankheit. Manche Berichte sprechen von einem Giftmordattentat, aber dies ist unsicher, zumindest bleibt manches erklärungsbedürft ig.39 Damit ist aber schon die Beurteilung dieses sehr umstrittenen Pontifikates berührt. Die Quelle, die uns der päpstliche Zeremonienmeister Burkhard von Straßburg hinterlassen hat, enthält viele Passagen, die Anlass dazu geben, Alexander VI. zu verurteilen. Dagegen ist andererseits unterstrichen worden, dass hier eine sehr tendenziöse Darstellung vorliege, vor allem seitdem man einige Interpolationen in einer neapolitanischen Handschrift nachweisen konnte.40 Trotz solcher Relativierungen bieten Leben und Pontifi kat Alexanders VI. genügend Aspekte, die nicht nur aus heutiger Sicht verwerflich erscheinen. In seiner Persönlichkeit verdichten sich jedoch einige Charakteristika, die der gesamten Zeit eigen sind. Durch Häufung und Übersteigerung werden diese vielleicht auch deshalb besonders deutlich, weil die Kardinäle und das weitere Umfeld des Papstes dies ertrugen und sich teilweise ebenso verhielten. Die Missachtung des Zölibates noch als Papst, die Auflösung von Ehen aus politischen Gründen, die Vergabe kirchlicher Ämter gegen hohe Summen, die höchste Form des Nepotismus durch die Versorgung der eigenen Kinder, die Verwaltung des vatikanischen Palastes durch die Tochter Lucrezia, dies alles kulminierte in Alexanders Handeln vor und während seiner Pontifikatszeit. War ein solches Papsttum überhaupt noch zu Reform fähig? Diese Frage ist immer wieder gestellt worden, und es scheint auf den ersten Blick, dass vor allem das römische Umfeld die dazu vorhandenen Ansätze erstickte; hierzu könnte man auf Nikolaus von Kues verweisen. Pius II., der aktiv am Basler Konzil teilgenommen hatte, richtete sich zum Beispiel als Papst gegen die Beschlüsse des Konzils, wenn er mit seiner Dekretale Execrabilis am 18. Januar 1460 die Überordnung des Konzils über den Papst rückgängig machte. Auch der etwas ausführlicher vorgestellte Alexander VI. besaß offensichtlich nicht die Kraft zur Umkehr. Nachdem sein Lieblingssohn Juan durch Mörderhand umgekommen war und der Papst selbst durch einen Deckeneinsturz im vatikanischen Palast nur knapp dem Tod entronnen war, setzte Alexander VI. eine Reformkommission aus würdigen und fähigen Männern ein. Für eine Reform an Haupt und Gliedern
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Papst Julius II. Gemälde von Raffael, 1511.
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leisteten diese Theologen vorzügliche Arbeit, aber eine schon vorbereitete Reformbulle wurde nie ausgefertigt, sondern blieb im Stadium des Entwurfes stecken. Unter Julius II., der nach dem nur 26-tägigen Pontifi kat Pius’ III. noch 1503 Papst wurde (1503–1513), sind ähnliche Tendenzen deutlich. Er betrieb in Italien Machtpolitik, die ihn wegen seiner Gewinne in Oberitalien auf den Widerstand Frankreichs stoßen ließ. Franzosenfreundliche Kardinäle beriefen daraufhin für den Sommer 1511 ein Konzil nach Pisa, um den Papst abzusetzen. Kaiser Maximilian stand diesen Plänen wohlwollend gegenüber, hatte er doch 1511, als der Papst schwer erkrankte, die eigene Kandidatur im Konklave ins Auge gefasst! Wäre dies gelungen, so hätten sich Papstund Kaisertum in einer Person vereint. Vor allem ging es Maximilian aber wohl um die Einnahmen der deutschen Kirche. Gleich mehrere Möglichkeiten für eine solche Konstruktion der Verbindung von Kaiser- und Papsttum enthält ein heute als echt erwiesenes Schreiben: Koadjutor eines regierenden Papstes, Gegenpapst oder sogar rechtmäßig gewählter Papst waren die ins Auge gefassten Möglichkeiten.41 Als das Pisaner Konzil drohte, berief der Papst seinerseits das Fünfte Laterankonzil ein, das von 1512 bis 1517 tagte.42 Die Ausgangssituation ließ es erahnen: Unter Julius II. galten die Sessionen dieses Konzils vor allem der Bekämpfung der Pisaner Synode. Auch bei der Fortführung unter Leo X. standen eher politische als kirchliche Fragen im Vordergrund. Dennoch kann sich das Reformdekret der 9. Sitzung (5. Mai 1514) sehen lassen, blieb aber weitgehend Theorie. So scheint es fast eine zeitliche Koinzidenz zu sein, dass die Reformmöglichkeiten des Fünften Laterankonzils verstrichen und im gleichen Jahr nördlich der Alpen Martin Luther mit seinen Ideen zunehmend von sich reden machte.
Mittel zur Durchdringung des orbis christianus: Legaten, Heilige Jahre und Pilgerverkehr Der Blick nach Norden zeigt zunächst in grundsätzlicher Hinsicht, wie sehr das Ansehen des Papsttums außerhalb Roms und des Kirchenstaates in dieser Zeit gelitten hatte. Es kann jedoch auf die fortbestehenden Beziehungen zum orbis christianus verwiesen werden, die sich aber in der Regel auf die Machtpolitik, die Pfründenvergabe und den Fiskalismus beschränkten und keinesfalls gleichmäßig blieben. Die Bindungen Deutschlands an das Papsttum gingen zurück, Friedrich III. ließ sich 1452 als letzter Herrscher noch in Rom zum Kaiser krönen.43 Das 1448 geschlossene Wiener Konkordat reduzierte päpstlichen Einfluss bei den Bistumsbesetzungen zugunsten des Herrschers. Die Kontakte zu Frankreich waren durch die konkurrierenden Interessen in Italien bestimmt. Obwohl man im Fünften Laterankonzil nochmals eine gewisse Aufhebung der Pragmatischen Sanktion (1438) erreichen konnte, waren Tendenzen zu einer unabhängigen „gallikanischen Kirche“ weiterhin ungebrochen. Dabei ist zwischen Nord- und Südfrankreich zu unterscheiden, denn im Süden konnte man durch kuriale Orientierung Prälatenstellen erhalten und damit auch dem (nord)französischen Königtum Paroli bieten. Tendenzen zum „Staatskirchentum“ zeigten sich ebenso in England. Hier formierte sich schon vor dem endgültigen Bruch mit Rom in Ansätzen eine Landeskirche; beson-
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ders unter den Tudors Heinrich VII. und Heinrich VIII. wurden Bistümer nach königlichen Interessen besetzt. In Spanien blieb das Verhältnis zum Papsttum eng, nicht nur durch die beiden Borja-Päpste. Spanier waren an der Kurie insgesamt relativ stark vertreten, wie auch die päpstliche Unterstützung der Europäischen Expansion deutlich macht (vgl. oben, S. 282–284). Aber auch in Spanien – besonders seit der Herrschaft der Katholischen Könige – wurde die Kirche immer stärker vom Königtum, weniger durch päpstliche Weisungen gelenkt; dies zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass 1482 (1478 schon vom Papst genehmigt) die Inquisitionsgerichtsbarkeit in die Hoheit der Katholischen Könige gelangte.44 Allerdings gab es wichtige Helfer der Päpste auf der Iberischen Halbinsel. So sorgte der Erzbischof von Toledo, Fernando Ximénez de Cisneros, dafür, dass die römische Liturgie bis auf wenige Ausnahmen flächendeckend verbindlich gemacht wurde. Aber ähnlich wie im Falle Frankreichs waren die Beziehungen zu Spanien in starkem Maße von der jeweiligen Italienpolitik bestimmt. Fragt man danach, wie der Kontakt Roms mit den Reichen und Kirchen des orbis christianus funktionierte, so sind die schon mehrfach skizzierten Mittel anzusprechen, die im Wechsel- und Zusammenspiel weiterhin stabil blieben: Kollektoren, Legaten und andere Personengruppen wurden entsandt. Legaten besaßen vielfache Befugnisse ( facultates), die Dispense, Absolutionen, Benefizien und Ähnliches betrafen. Reformanliegen, wie sie die Legation des Kardinals Nikolaus von Kues beabsichtigte (1457), blieben aber ohne größeren Erfolg. Die Legationstätigkeit konnte politische Bereiche einschließen, wie an mehreren Gesandtschaften nach Böhmen zur Verhinderung einer hussitischen Nationalkirche deutlich wird. Legaten wie Branda de Castiglione, der mit Kaiser Sigismund verhandelte, oder Henry Beaufort, der auf dem Frankfurter Reichstag 1427 anwesend war, schließlich auch Raimund Peraudi, der beispielsweise 1501 als Ablassprediger – nach anfänglichen Verboten Maximilians, Reichsboden zu betreten – seine dritte Reise unternahm, waren bestens ausgestattet. Sie hatten eine eigene Legatenkanzlei für den Schrift verkehr. Dabei traten sie sogar in direkten Kontakt mit Theologen, nutzten Fürsten- oder Reichsversammlungen. Am Ende des 15. Jahrhunderts – wie an den Reisen des Raimund Peraudi, die für den Türkenkreuzzug warben oder bereits zu Ablasskampagnen mit finanziellen Absichten wurden, inzwischen mehrfach nachgewiesen wurde – scheinen sich jedoch die lange Zeit bestehende Überlegenheit und die Einflussmöglichkeiten päpstlicher Legaten verringert zu haben. So wurde vor kurzem von einer „zeremoniellen“, aber nicht „politischen Überlegenheit“ päpstlicher Legationen auf dem Weg zur europäischen Diplomatie gesprochen.45 Die Gründe, warum sich Handlungsspielräume verringerten, lagen vor allem in den Spätfolgen der großen Konzilien, in den durch die Konkordate geförderten landeskirchlichen Tendenzen und in der Orientierung päpstlicher Politik auf Italien. Dies bedeutete aber nicht, dass die Kommunikation an verschiedenen Orten nicht äußerst intensiv werden konnte. Raimund Peraudi sammelte 1504 orale hagiographische Traditionen am Dinkelsberg und trug zu deren Verschrift lichung bei.46 Wichtig für die Kommunikation zwischen dem Papsttum und den Kirchen in partibus waren aber zudem die nach wie vor bestehenden Pfründengesuche und Exspektanzen sowie weitere Anliegen, die nach Rom getragen wurden.47 Besonders nahe an Lebenswirklichkeiten sind die Quellen der päpst lichen
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Pönitentiarie, die 1913 wiederentdeckt wurden und seit 1986 als Archiv wissenschaft lich zugänglich sind. Für das 15. Jahrhundert sind bereits große Teile erschlossen.48 Die zahlreichen Einzelfälle zeigen, in welchem Maße kanonisches Recht auch in den Ortskirchen eine Rolle spielte. Am Beispiel der Ehe ist dies inzwischen mehrfach detailliert vorgestellt worden. Viele Fälle lesen sich dabei fast wie novellistische Renaissanceliteratur.49 Eindrücke von Rom und dem Zustand des Papsttums konnten ebenso die Pilger der Heiligen Jahre in ihre Heimat zurückbringen. Diese Ereignisse boten nach wie vor wichtige Anlässe, um die Christenheit in Rom zu versammeln, so in den Jahren 1450, 1475 und 1500. Neu war der Ritus, zu Beginn eines Heiligen Jahres die sogenannte Heilige Pforte zu öffnen. Dies führte wohl Alexander VI. erstmals im Jahr 1500 durch.50 Schon fünfzig Jahre früher waren Nürnberger und weitere Pilger des Jahres 1450 nicht nur von den geistig-geistlichen Gnaden fasziniert, sondern beschrieben zugleich Bauwerke der Antike.51 Romführer und Ablasslisten leiteten die Pilger (Indulgentiae urbis Romae; Mirabilia urbis Romae). Der Erfolg des Heiligen Jahres war so groß, dass die Intervalle erneut verringert wurden. 1475 fand ein weiteres Jubeljahr statt. Liest man die Berichte von Rompilgern, so fällt auf, dass sie insgesamt wenig über das Papsttum, sondern viel mehr über die vielen heiligen Orte in Rom sagen, die Pilger besuchen sollten. Dies zeigt jedoch nur aus einer weiteren Perspektive, wie sehr das Papsttum selbst in der Stadt Rom offensichtlich der Öffentlichkeit und den einfachen Gläubigen entrückt war. Und die Listen zu den römischen Ablässen lassen vor allem deutlich erkennen, dass Rom das Zentrum schlechthin war, wo Reliquien verehrt und Ablässe in großer Zahl erworben werden konnten.52 Dies zeichnete Rom vor anderen großen Pilgerzentren wie Jerusalem oder Santiago de Compostela aus, und nicht zuletzt war insbesondere das ähnlich ablassreiche Jerusalem deutlich schwerer zu erreichen.
Ruhe vor dem Sturm? Wenn man die Reformation als „Sturm“ bezeichnen will, dann waren die Päpste des beginnenden 16. Jahrhunderts zwar nicht ruhig und untätig, aber sie setzten andere Prioritäten. Dies gilt nicht erst für Luthers Kontrahenten, Leo X., sondern das sukzessive aufgebaute System päpstlicher Herrschaft in Rom und Italien seit der Hochrenaissance ließ sich generell nur wenig auf theologische Fragen ein. Zwar leistete das Fünfte Laterankonzil von 1512–1517 beachtliche Arbeit, aber die Ergebnisse blieben Theorie. Die Baupolitik, der Platz des Papsttums unter den fünf italischen Mächten, der Ausbau eines eher weltlichen Hofes trugen dazu bei, Theologie und Pastoral in den Hintergrund treten zu lassen. In politischer Hinsicht wurde Spanien nach 1494 zur Großmacht, was auch den päpstlichen Kurs auf eine große Bewährungsprobe stellte. Eine Institution, die im hohen Mittelalter Europa in vielfacher Hinsicht geprägt hatte, wurde nun ihrerseits noch stärker als früher auch selbst von den Tendenzen der Zeit geprägt und verstärkte diese zugleich. Unter diesem Gesichtspunkt bedeutete die theologisch-religiöse Zurückhaltung eine Ruhe vor dem Sturm; dies betraf jedoch nicht den Glanz eines päpst lichen
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Hofes, der anderen Fürstenhöfen ähnelte. Dabei bleibt wichtig, dass die Zeitgenossen im Umfeld Roms und Italiens deutlich andere Maßstäbe zur Beurteilung anlegten. Universale Perspektiven für die Institution werden in diesen Äußerungen jedoch nur selten angesprochen – sie finden sich am ehesten im Zusammenhang der Auseinandersetzungen mit der Türkengefahr. Was aber in diesem Problemfeld eher rückblickend und defensiv formuliert wurde, erhielt in der Frage der Europäischen Expansion eine bedingt offensive Perspektive. Hier bauten Päpste wie Alexander VI. auf Traditionen der Kreuzzüge oder der Mongolengesandtschaften konsequent auf.
XIII. Der Tiefpunkt des Papsttums? Rückblick und Bilanz XIII. Der Tiefpunkt des Papsttums? Rückblick und Bilanz
Am 15. Juni 1520 unterzeichnete Leo X. eine Bannandrohung gegen Martin Luther, die dieser am 10. Dezember 1520 in Wittenberg verbrannte. Im folgenden Jahr, als die Wormser Gespräche mit dem Reformator stattfanden, starb Leo X. Er war sicher keine Persönlichkeit, die flexibel auf die Herausforderungen der Reformationsidee einging, und so gilt er vielfach als charakterloser Machtmensch, obwohl sich in jüngerer Zeit einige Stimmen positiver äußern und etwa Leos kulturelle Leistungen bei der Förderung des Baus von Neu-St. Peter und der vatikanischen Paläste hervorheben. In vielen Darstellungen erscheint das Renaissancepapsttum als Tiefpunkt und damit natürlicher Einschnitt der Papstgeschichte, insbesondere weil die Reformation ihre Anliegen maßgeblich mit einer Kritik am Papsttum ihrer Zeit verknüpfte. Diese Sicht urteilt allerdings vom Ergebnis her und vor allem aus einer deutschen Perspektive. Tiefpunkte der Papstgeschichte hatte es auch früher gegeben, denkt man nur an das 10. und 11. Jahrhundert. Welche weiteren Aspekte einer historischen Umbruchsituation lassen sich also ausmachen, die es rechtfertigen könnten, vom Papsttum in einer Krise zu sprechen? Die Anliegen der Reformation wurden mit einer Kritik am Papsttum verbunden, waren aber auch von weiteren Aspekten bestimmt. Die Thesen Luthers geißelten vor allem die Praxis des Ablasshandels: Leo X. hatte die Ablassverfügung seines Vorgängers Julius II. unter anderem deshalb verlängert, weil zum Bau der neuen Peterskirche große Geldsummen nötig waren. Auch hier gab es aber Missverständnisse: Luther bezeichnete die Absichten des Papstes zunächst durchaus als rechtens, nahm aber Anstoß an deren Ausdeutung durch die Ablassprediger vor Ort, die Fehlinterpretationen hervorrief. Insbesondere das Verhalten Albrechts, 1513 Erzbischof von Magdeburg, dann seit 1514 Erzbischof von Mainz, zog die Kritik auf sich. Die Konfliktpunkte hatten damit durchaus ihre Wurzeln in Rom, aber mindestens ebenso sehr in lokalen, deutschen Gegebenheiten. Die Reformation erscheint aus einer übergreifenden Perspektive kaum als die notwendige Konsequenz, die sich zwingend aus dem Zustand des Papsttums zur Zeit der Renaissance ergeben hätte. Mehr noch als die von Luther und anderen benannten Missstände scheinen die veränderte politische Situation, die Beschränkung des Papsttums auf den Kirchenstaat und eine auf Italien orientierte Interessenpolitik im Reigen der dortigen Herrschaften dazu beigetragen zu haben, dass die Stimme der Päpste in vielen Ländern nicht mehr gehört und befolgt wurde, unabhängig davon, ob nun würdige oder unwürdige Vertreter die Cathedra Petri innehatten.
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Geschichte des Papsttums im Mittelalter
Der Vierungspfeiler von Neu St. Peter und Reste der alten Basilika auf einer Zeichnung von Maarten van Heemskerck (1532–1536).
Damit erweist sich aber die Zeit der Renaissance und des Humanismus als ein Wendepunkt in der Geschichte eines Papsttums, das durch die Fixierung auf Italien manche ältere universale Ansprüche teilweise selbst aufgab. Es entwickelte aufgrund seiner aktiven Mitgestaltung und Förderung von Renaissancekultur und Humanismus zwar einen enormen Geldbedarf, konnte jedoch auch andere Führungsqualitäten zeigen. Ansatzweise war der Weg in diese Richtung schon seit der avignonesischen Zeit vorgezeichnet. Zugleich änderten sich auch die politischen Horizonte und Bezugsräume päpstlichen Wirkens: Europäische Monarchien wie Frankreich oder England ließen zunehmend Abgrenzungstendenzen gegenüber Rom und das Bestreben zu einer eigenen Kirchlichkeit erkennen; die Entdeckungsfahrten der Iberischen Reiche eröff neten neue, außereuropäische Perspektiven. Aufgrund früherer Erfahrung im Orient oder in Ostasien war das Papsttum durchaus gut gerüstet, um an dieser Entwicklung teilzunehmen. Nicht unbedingt Krise, wohl aber die Notwendigkeit zu neuen Positionsbestimmungen prägte somit das Papsttum des 16. Jahrhunderts, das freilich unbestreitbar angesichts der zunehmend individuellen Herrschaftsgestaltung weltlicher Amtsinhaber eine Schwächung seiner Autorität hinnehmen musste. Seit den bei Matthäus überlieferten Einsetzungsworten „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“, welche die Legitimität und Autorität päpst licher Kirchenleitung begründen sollten, hatten die Nachfolger des Apostels ihr Amt sehr unterschiedlich geprägt: Nach ersten programmatischen Entwürfen eines Leo I., eines Gelasius I. oder Gregor I. waren die Versuche Nikolaus’ I. im 9. Jahrhun-
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dert, die universalen Ansprüche des Papsttums wirklich durchzusetzen, zwar historisch bedeutsam, aber in mancher Hinsicht noch verfrüht. Ein universal handelndes Papsttum erscheint erst zur Zeit des „Investiturstreites“ weitgehend etabliert. Der Weg dahin war vielfältig und keinesfalls geradlinig. Vier „Leopäpste“ können dies rückblickend verdeutlichen: der theoretische Anspruch eines Leo I. (440–461) mit seiner Predigt zur Doppelapostolizität; das stille Bemühen Leos IV. (847–855), auch ohne die Kaiser den Bedrohungen von außen (Sarazenen) zu trotzen und gleichzeitig die Eigenständigkeit Roms gegenüber Byzanz zu sichern; die massive Indienstnahme von Herrschaftsmitteln von nördlich der Alpen unter Leo IX. (1049–1054), der eine im Frühmittelalter teilweise verloren gegangene Organisationsstruktur nun durch neue Elemente ersetzte oder ergänzte; schließlich der Renaissancepapst Leo X. (1513–1521), der in einer engen römischen Perspektive eine andere Welt kaum mehr wahrnahm. Der Blick zurück auf diese Vertreter zeigt aber auch, wie wandlungsfähig das Papsttum war. Lag der institutionelle Erfolg vielleicht auch in der flexiblen Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten? Einige strukturelle Punkte der Entwicklung seien abschließend hervorgehoben: 1. Der Weg des mittelalterlichen Papsttums war keinesfalls ein ungebrochener Weg zur Universalität, sondern zeigt immer wieder Rückschritte, Brüche und Krisen verschiedenster Art. Zunächst ergaben sich diese nach der Konstantinischen Wende, dann mit den Ostgoten und den oströmischen Rekuperationen, schließlich nach der Vernachlässigung Italiens durch Ostrom im 8. Jahrhundert mit der schrittweisen Orientierung zu den Franken hin; dann folgte nach der Verleihung des Kaisertums an die Karolinger die Regionalisierung und eine durch neue Impulse erstarkte Institution im 11. Jahrhundert. Aber auch im Weiteren transformierte sich das Papsttum, wie das späte Mittelalter besonders gut erkennen lässt. Insofern spielten die politischen Konstellationen, in die Rom und Italien, aber auch die weiteren politischen Mächte eingebunden waren, nicht erst im 16. Jahrhundert, sondern schon seit den Anfängen des Papsttums eine gewichtige Rolle. 2. Das Verhältnis von Papst und Bischöfen war von Universalität und Kollegialität bestimmt. Hier sind mehrere Schritte zu unterscheiden. Die besondere Stellung Roms wurde zwar schon in den ersten Jahrhunderten immer wieder unterstrichen, aber kaum durchgesetzt. Die entscheidenden Wendepunkte zu einer gesteigerten Autorität des römischen Sitzes lagen zunächst vor allem in der Initiative verschiedener Empfänger begründet: Appellationen und Gesuche von außen stärkten die römische Position. Zu beobachten war dies vor allem in der Zeit des 9. Jahrhunderts, verstärkt im 11. Jahrhundert. Ein Indiz dafür, dass der Papst nicht nur Bischof von Rom blieb, sondern nun auch die Funktion eines Oberhauptes der Kirche einnahm, waren die Auseinandersetzungen darum, ob ein Bischof von seinem Weihesitz nach Rom wechseln könne; dies wurde heft ig nach dem Pontifi kat des Formosus diskutiert. Gregor V. und Silvester II. bieten Beispiele für eine „Internationalisierung“ am Ende des 10. Jahrhunderts, bis sich die Besetzung der Cathedra Petri mit Nichtrömern als Möglichkeit seit dem Investiturstreit durchsetzte. Ein Indikator für die gleichzeitige Zentralisierung der Institution war die zunehmende Bedeutung der Kardinäle und die von ihnen abhängige Papstwahl, die damit
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Formen der klassischen Bischofswahl hinter sich ließ. Die Kardinäle ihrerseits strebten wiederholt eine oligarchische Kirchenherrschaft an, konnten aber keinesfalls unabhängig von wichtigen (römischen) Familien handeln. 3. Ein weiterer Aspekt betrifft Theorien über die päpstliche Amtsstellung und Legitimationsstrategien, die teilweise programmatisch, aber oft ohne Durchsetzbarkeit in der politischen Praxis ihrer jeweiligen Zeit formuliert wurden. Dennoch lassen sie oft die dahinterstehenden Kräftekonstellationen und Grabenkämpfe erkennen. Immer wieder griffen die Päpste oder meist andere dabei auch zum Mittel der Fälschung. Zu den zentralen Quellen des Frühmittelalters gehören hier vor allem das Constitutum Constantini, die Pseudo-Isidorischen Dekretalen, das Hludowicianum und die Kaiserpakten oder der Libellus de imperatoria potestate. Im Hochmittelalter traten der Dictatus papae und weitere Schlüsseldokumente hinzu: Hatte schon Innozenz III. den Vorrang der geistlichen Gewalt vor dem Kaisertum und allen anderen weltlichen Gewalten gefordert, so kennzeichnet die Bulle Unam sanctam Bonifaz’ VIII. sicher den Höhepunkt solcher papalistischen Ansprüche. Dass sie faktisch nicht mehr durchsetzbar waren, zeigt der Konflikt Johannes’ XXII. mit Ludwig dem Bayern. Ein Approbationsrecht des Papstes wurde in Deutschland nicht anerkannt. Demgegenüber entwickelte sich aber eine Denkrichtung, die aus dem Kirchenrecht argumentierend Fragen der Volkssouveränität und der konziliaren Entscheidung in den Vordergrund rückte, erinnert sei an Marsilius von Padua, Wilhelm von Ockham, später aber auch an Pierre d’Ailly, Heinrich von Langenstein und andere. Das Aufkommen solcher konziliarer Theorien in einer krisenhaften Phase im 14. Jahrhundert und ihre Zurückdrängung im Zuge einer Konsolidierung der päpstlich verfassten Kirche in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts charakterisieren einen wichtigen Umbruch des Spätmittelalters. 4. Tendenzen zur Institutionalisierung und zu dem lange Zeit bestehenden Innovationsvorsprung der römischen Kirche vor anderen staatlichen Formierungen waren im Erbe der römischen Spätantike und insbesondere in der Tradition des römischen Rechts angelegt. Sie sind vor allem im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert besonders deutlich abzulesen: Dies lassen Urkunden und „Behörden“ erkennen, dies zeigt die Schrift lichkeit der Verwaltung und Registerführung oder die kirchenrechtliche Diskussion aller Eventualitäten, wie nicht nur das Decretum Gratiani, sondern auch weitere Rechtssammlungen belegen. Widersprechende Rechtssätze in einen Zusammenhang zu bringen, war Gratians Anliegen. Wer hat Mitspracherecht? Wie kann man einen Papst absetzen? Darf man mit Nichtchristen Verträge schließen? Die Kanonistik bereitete mit solchem Nachdenken vieles vor, was erst im späten Mittelalter praktisch relevant wurde, so etwa den Konziliarismus und die Grundlegung moderner Rechtsverfahren, die sich gegebenenfalls sogar gegen den Papst selbst richten konnten. 5. Von den neu entwickelten Verfahren sind vor allem die Papstwahl und das sich wandelnde Erhebungszeremoniell hervorzuheben. Sie veranschaulichen die wichtige Grundtatsache, wie sehr das mittelalterliche Papsttum eine geistliche und zugleich weltliche Institution war. Das Papsttum als Wahlmonarchie blieb zwar über den gesamten dargestellten Zeitraum von wichtigen Familien und Parteiungen abhängig, löste sich aber durch weitgehend funktionsfähige und stabilisierende Verfahren teilweise von die-
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sen Einflüssen, auch wenn die Namen der großen Familien wie Frangipani, Pierleoni, Colonna, Orsini, Medici oder Borja über Jahrhunderte untrennbar mit dem Papsttum und dessen Besetzung verbunden blieben. Die frühesten Regelungen seit dem 8. Jahrhundert bedachten zunächst eine Eintracht mit dem Kaisertum gegen zu starke Adelsfamilien, schufen aber dann mit dem Papstwahldekret von 1059 ein Wahlgremium der Kardinäle, das durch Mehrheitsverfahren (1179) und Konklaveordnung (1274) eine eindeutige und zügige Abwicklung der Wahlhandlung sicherstellen sollte. Die wichtigen Familien mussten seit dem hohen Mittelalter über das Kardinalskolleg um Einfluss ringen, das freilich zugleich zahlreiche neue Möglichkeiten eröff nete. Entstehende Schismen mit Gegenpäpsten waren zwar auch im 12. Jahrhundert durch Rivalitäten von römischen Familien mitbestimmt, es traten aber weitere Aspekte hinzu: Stadtrömische wie kaiserliche Forderungen oder die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Reformrichtungen konnten ebenso eine Rolle spielen. Es fällt jedenfalls auf, dass seit der Beilegung des Papstschismas 1177 und der Papstwahlordnung 1179 keine größere Nachfolgekrise mehr ausbrach, sieht man von 1378 ab, als vor allem besondere Umstände und Charaktere für das Große Schisma verantwortlich zeichneten. Die damals von der Gegenpartei angeführten Verfahrensfehler erscheinen eher als Vorwand denn als tragfähige Argumente. Wie sehr aber die Papsterhebung sich von einer Wahl durch Klerus und Volk – wie auch bei sonstigen Bischofswahlen – abhob, zeigt das Zeremoniell, das immer weniger „öffentlich“ wurde und mit zahlreichen Akten wie der Krönung die weltliche Herrschaft der Päpste unterstrich, ähnlich wie das seit dem 13. Jahrhundert besser erkennbare Todes- und Begräbniszeremoniell hier grundlegende Einblicke eröffnet. 6. Neben der Institutionalisierung dominierte besonders seit Innozenz III. die Sorge um das eigene Territorium, das zu einem wichtigen Leitmotiv päpstlichen Handelns wurde: Die Lage des Kirchenstaates bestimmte den Kampf gegen den Erbreichsplan Heinrichs VI., die Auseinandersetzungen mit Friedrich II., aber auch danach die nicht immer konfliktfreien Beziehungen zu den Anjou und zum Hause Aragón in Süditalien. Der Kirchenstaat wurde mehrfach „neu“ errichtet: Nach Innozenz III. in der Mitte des 14. Jahrhunderts von Gil Albornoz mit seiner Reise und den Konstitutionen sowie schließlich auch von Avignon aus mit immensem Finanzaufwand, schließlich nach dem Großen Abendländischen Schisma nochmals durch Martin V. Territoriale Besitz- und Herrschaftsansprüche des Papsttums in Mittelitalien bestanden zwar seit der Pippinischen Schenkung, aber erst seit dem 13. Jahrhundert reihte sich das Papsttum mit diesem Territorium ernsthaft in den Reigen der weltlichen Herrscher ein. Dabei wurde die wirtschaft liche Bedeutung päpstlichen Besitzes schon seit den Anfängen deutlich. Neue Ansprüche verzeichnete sodann seit dem hohen Mittelalter der Liber Censuum. 7. Damit hängt zusammen, dass die Päpste seit der avignonesischen Zeit immer weniger eine Kirche repräsentierten, die in der Stadt Rom verankert war. Lag in der Spätantike und im frühen Mittelalter das Aktionsfeld der Päpste eindeutig in Rom, so gab es seit den Auseinandersetzungen des Investiturstreits auch wegen der Schismen mit Päpsten und „Gegenpäpsten“ erfolgreich agierende Nachfolger Petri außerhalb der Ewigen Stadt; Papstgeschichte erscheint hier teilweise als Migrationsgeschichte. Dies verstärkte sich während des 12. Jahrhunderts. Auch nach „Rückkehr“ der Päpste
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wichen diese unter anderem aufgrund stadtrömischer Konstellationen oder aufgrund ärzt licher Ratschläge im 13. Jahrhundert oft in die angenehmeren Orte der Umgebung aus. Mit dem Heiligen Jahr 1300 erhielt Rom – auch als Pilgerziel – einen neuen Wert, der nach dem Verlust des Heiligen Landes wichtig war, für das Papsttum aber nur bedingt weiterwirkte. Nach der avignonesischen Zeit, die am deutlichsten den seit dem 13. Jahrhundert gängigen Satz Ubi papa, ibi Roma, „Wo der Papst, da ist Rom“, unterstrich, blieb Rom selbst nach der Rückkehr Martins V. dorthin für die Päpste vor allem eine regionale Hauptstadt. In Avignon war ein europäischer Hof entstanden, der anderen Höfen ähnelte. Nach der „Rückkehr“ versuchten die Päpste nun auch in Rom Vergleichbares zu schaffen, nicht zuletzt baulich: Der Lateran als Ort des Bischofs von Rom trat zurück, der Vatikan wurde päpstliche Residenz und die Stadt allenfalls durch die verschiedenen Paläste der Kardinäle in den Raum päpstlicher Herrschaft einbezogen. 8. Die immer wieder wechselnde Bedeutung der Stadt Rom und ihrer Eliten kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einer Wahlmonarchie wie dem Papsttum Familien und Gefolge für die einzelnen Amtsinhaber wichtig blieben. Dies galt schon seit der Spätantike, wie herausragende Ereignisse bei zwiespältigen Papstwahlen oder das Attentat auf Leo III. 798 belegen. Die Bedeutung der Familien, die noch im 10. und frühen 11. Jahrhundert wie im Falle der Crescentier oder der Tuskulaner einen direkten Zugriff auf die Papstwürde suchten, verschob sich aber seit dem 11. Jahrhundert. Mit dem Aufstieg der Kardinäle galt es nun, Einfluss auch in diesem Gremium zu erlangen. Familien konnten aus verschiedenen Gründen konkurrieren, es reichte schon die Zugehörigkeit zu verschiedenen Reformrichtungen, wie dies im Falle der Frangipani und Pierleoni um 1130 beobachtet werden kann. Die Parteiungen der Schismen orientierten sich damit häufig zwar programmatisch an politischen Großthemen und Lagerbildungen wie etwa der Guelfen und Ghibellinen, sie waren aber gleichzeitig auch von familiären Loyalitäten und Animositäten bestimmt. Der Aufstieg weiterer römischer Familien im 13. Jahrhundert, wie der Colonna, Orsini oder Caetani, wurde im 14. Jahrhundert durch südfranzösische Einflüsse ergänzt. Und im 15. Jahrhundert deuten neue Familiennamen wie Borja, Medici oder Piccolomini die abermals gewandelte Position des Papsttums im Staatensystem Italiens an. Familienpolitik und Nepotismus glichen aber in einer Wahlmonarchie auch das aus, was in dynastisch gefestigten Herrschaften längerfristig angelegt war, ermöglichten mithin eine gewisse Angleichung an Erbmonarchien. 9. Das Papsttum war in seiner Entwicklung zur Institution in hohem Maße mit Rechtstraditionen und Verrechtlichung verbunden. Dies ist bereits an Rechtssammlungen der Spätantike ablesbar, dies zeigen Konzilsdossiers und weitere Zusammenstellungen seit der Karolingerzeit, bis seit dem 11. Jahrhundert auch recht liche Verfahren und Rechtspraktiken zukunftsweisend wurden. Die rechtliche Durchdringung erfasste aber bald das gesamte kirchliche Leben: Pfründenvergabe, Dispense und Teilhabe am päpstlichen Gnadenschatz waren juristisch geregelt. Waren damit vor allem im 12. und 13. Jahrhundert zukunftsweisende Akzente gesetzt, gilt Ähnliches für die päpstliche Finanzverwaltung und die fiskalische Erfassung des orbis christianus besonders seit
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dem 14. Jahrhundert. Dieser Fiskalismus stieß allerdings besonders im 15. Jahrhundert an seine Grenzen und konnte nur bedingt durch Einrichtung von neuen Ämtern „gerettet“ werden. Die Bedeutung des Papsttums für Europa lag aber nicht nur in Recht und Verfahren – Papstgeschichte ist ebenso Politik-, Verfassungs-, Rechts-, Dogmen- und Liturgiegeschichte zugleich. In dieser umfassenden Perspektive wird sie zur Kulturgeschichte. Von Petrus bis zum Bau der neuen Peterskirche: Die Darstellung dürfte gezeigt haben, wie sehr eine Geschichte des Papsttums kulturelle Prägungen in doppelter (das heißt in aktiver und passiver) Hinsicht erkennen lässt und damit auch ein Schlüssel zur mittelalterlichen Geschichte überhaupt sein kann. In der Zeit nach der sogenannten „Konstantinischen Wende“ waren zunächst Aneignungsprozesse antiker Staatlichkeit und spätantiker Denkfiguren für die Formierung einer päpstlichen Institution entscheidend: So griff Leo I. auf römische Rechtsvorstellungen zurück, um den römischen Primat zu begründen. In den – in ihrer literarischen Qualität bisweilen angezweifelten – Schriften Gregors des Großen wiederum scheinen dann wenig später die Anpassungen an die neuen Reiche und Völker eines anderen, germanisch geprägten Kulturraums auf. Die entstandene Spannung, spätantike oder neuere byzantinische Prägungen einerseits zu erhalten, andererseits aber auch zu transformieren, schloss gleichzeitig das Werben um neue politische Förderer ein, das mit der Schaff ung eines neuen (West)kaisertums 800 den ersten starken und sichtbaren Ausdruck fand. Die Vergabe dieser neuen Kaiserwürde durch das Papsttum konnte die politische Bedeutung der jeweiligen Amtsträger steigern. Dies hing freilich ebenso vom jeweiligen kaiserlichen „Gegenüber“ wie vom stadtrömischen Umfeld ab, das über die Jahrhunderte entscheidend blieb und verdeutlicht, wie die zunehmend universalen Ansprüche der Päpste weiterhin von lokalen Bedingungen und einflussreichen Familien und Personengruppen eingeschränkt wurden. Als geistliches Oberhaupt gewann der Bischof von Rom nur zuweilen auf Konzilien oder durch Lehrschreiben an Autorität. Besonders wichtig aber waren Anfragen um die päpstliche Entscheidung, die in den Antworten zu primatialen Ansprüchen führen konnten. Aktiv eingefordert wurde die Anerkennung dieser Ansprüche in größerem Maße erst ab der Zeit der „papstgeschichtlichen Wende“ im 11. Jahrhundert; hier wandelte sich päpstliche Politik stärker vom reaktiven Handeln zur aktiven Politik. Die neuen Ansprechpartner im größer gewordenen orbis christianus, die beispielsweise das Register Gregors VII. erkennen lässt, prägten auch die neuen Institutionen im Umfeld des Papsttums. Die immer neu zu flechtenden Netzwerke unterstützten zusätzlich das Gewicht des immer mächtiger werdenden Papsttums, konnten jedoch gleichzeitig zu neuen Parteibildungen führen, wie sie zum Beispiel an den großen Schismen 1130 und 1159 ablesbar sind: Obwohl hier römische Familien nach wie vor eine Rolle spielten, ermöglichten diese neuen Netze weitere, weil über Rom hinausweisende Fraktionen. Begünstigten diese Netzwerke die immer häufigere Abwesenheit der Päpste von Rom? Wurde das Papsttum immer unabhängiger von der Stadt Rom? Ja und nein. Rom und die Apostelgräber blieben Orientierungspunkte, aber Abwesenheit war zunehmend möglich – bei Schismen oder zu Zeiten politischer Schwierigkeiten. Die größte Bewäh-
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rungsprobe begann in dieser Hinsicht mit dem Zug nach Avignon im 14. Jahrhundert. Aus dem südfranzösischen und burgundischen Raum geprägte Netzwerke förderten die Verlegung der Kurie, machten aber eine Neuausrichtung in Avignon ebenso möglich, waren vielleicht neben der Schroffheit Urbans VI. auch für das Große Abendländische Schisma mitverantwortlich. Anpassungsfähig blieb die Institution insofern, als nach den theoretischen Debatten des Konziliarismus im 15. Jahrhundert eher der Weg in die Realpolitik Italiens gesucht wurde und das Papsttum sich nicht nur für Humanismus und Renaissance öffnete, sondern sogar selbst zeitweise Träger dieser Entwicklungen wurde. War diese kulturelle Wende des Papsttums im 15. Jahrhundert mit den entsprechenden Begleiterscheinungen der eigentliche Grund, der manchen voralpinen Besuchern das Papsttum fremd erscheinen ließ? Das Papsttum befand sich am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts sicher in einer Krise, die vielschichtig und vielfältig war. Die finanzielle Krise, die durch Ämtervermehrung, fiskalische Erfassung und Ablasskampagnen gelöst wurde, ging einher mit politischen Krisen, zumal nach dem Tod des Königs Ferrante von Neapel 1494. Hinzu trat eine theologische und spirituelle Krise, die jedoch im orbis christianus sehr unterschiedlich wahrgenommen wurde. Wenn freilich der Begriff Krise einschließt, dass sie auch Neues hervorbringt, dann war das Papsttum zu Beginn des 16. Jahrhunderts bei aller Kritik in vielfacher Hinsicht noch keinesfalls am Ende, denn die verschiedenen stabilisierenden Faktoren erwiesen sich langfristig als wirkmächtiger. Wie immer man urteilt, so bleibt die Geschichte des Papsttums auch eine Geschichte der Anverwandlungen und Transformationen, der wechselnden Netzwerke und Institutionalisierungen, der Ansprüche, der Durchsetzung und der Ablehnungen. Diese Vielfalt macht die Auseinandersetzung immer wieder spannend und interessant. Europa entstand nicht nur durch die Tendenzen einer vereinheitlicshenden Papstkirche, denn Integration zeigt stets auch Facetten der Desintegration. Aber das Papsttum war sicher eine Instanz mit vielfältigen Beziehungen zu unterschiedlichen Herrschaften. Es war zudem eine Institution, die verschiedene gesellschaft liche Gruppen unterstützten oder ablehnten und die in ihren Verfahren Vorbild und Orientierung bot, aber meist nicht aufzwang. Diese Entwicklung erstaunt noch heute, weil schon damals die Zwangsmittel zur Durchsetzung von Autorität und Führungsansprüchen weitgehend fehlten, vielmehr die Autorität des Papstes vor allem aus dem Glauben und der Akzeptanz der betroffenen Christen resultierte. Vor diesem Hintergrund zeigt die Geschichte des Papsttums auch, welche Wirkmächte Glauben und Religion entfalten, in Krisenzeiten aber auch einbüßen können.
Anmerkungen
I. Einführung: 1 MGH Epp. sel. II,1, S. 201–208, dt. bei Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 101–103, ausführlich unten Kapitel VI, S. 129 f. 2 Zu den Magdeburger Zenturien vgl. Hartmann, Humanismus; Dies. / Mentzel-Reuters (Hg.), Catalogus. 3 Ranke, Päpste. 4 Fuhrmann, Papstgeschichtsschreibung, S. 152. 5 Zu Döllinger vgl. Denzler / Grasmück (Hg.), Geschichtlichkeit. 6 Gregorovius, Geschichte Roms. 7 Pastor, Geschichte der Päpste. 8 Seppelt, Päpste; Caspar, Papsttum; Haller, Papst tum. 9 Zimmermann, Faszination. 10 Fuhrmann, Pseudoisidor. Fälschungen; Ders., Das Papsttum. 11 Zimmermann, Papstabsetzungen; Ders., Papstgeschichte. 12 Schimmelpfennig, Das Papsttum, S. 8. 13 Schimmelpfennig, Zeremonienbücher. 14 Frenz, Papsttum. 15 Zu den folgenden Quelleneditionen vgl. das Literaturverzeichnis. 16 Mierau, Kaiser und Papst. 17 Zusammenfassend Herbers (Hg.), Europa. 18 Borgolte, Europa entdeckt seine Vielfalt; Ders., Christen, Juden, Musulmanen; Schwinges / Hesse / Moraw (Hg.), Europa; Bartlett, Geburt Europas. 19 Hierzu demnächst Herbers, Lateineuropa. 20 Schieffer, Motu proprio. 21 Johrendt / Müller (Hg.), Zentrum; demnächst: Dies., Homogenisierung (in diesen und in den folgenden Sammelbänden ist trotz deutschsprachiger Titel die internationale Forschung breit vertreten). 22 Borgolte u. a. (Hg.), Integration (mit weiterer Literatur zu und aus diesem Schwerpunktprogramm der DFG); vgl. Detailuntersuchungen in dieser Tradition im Sammelband: Herbers / Johrendt (Hg.), Papsttum. 23 Maleczek, Kardinalskolleg; Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats (mit internationalen Beiträgen). 24 Hierzu wird eine Tagung des Konstanzer Arbeitskreises (Organisation W. Maleczek) Auskunft geben. 25 Kéry, Dekretalenrecht; Dies., Kanonessammlungen; Fleisch, Rechtsstreit. 26 Weiß, Legaten; Zey, Augen des Papstes; Fleisch, Rom und die Iberische Halbinsel; Märtl / Zey (Hg.), Diplomatie. 27 Wetzstein, Zur kommunikationsgeschicht lichen Bedeutung. Anmerkungen zu Kapitel III IV
28 Drossbach / Schmidt (Hg.), Zentrum und Netzwerk. 29 Vgl. z. B. Fleisch, Sacerdotium; Ders., Rom und die Iberische Halbinsel, S. 187 f. u. ö. 30 Johrendt, Diener. 31 Melville / Andenna (Hg.), Ordnung der Kommunikation (erscheint 2012) und der Folgeband Blennemann / Herbers (Hg.), Zentralität (in Druckvorbereitung) (mit internationalen Beiträgen). 32 Miethke, De potestate papae; Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats; Helmrath / Müller (Hg.), Konzilien von Pisa. 33 Vgl. außer den Quellen- und Regestenwerken z. B. Fried, Donation; Hartmann, Hadrian; Hartmann, Kirche und Kirchenrecht; Herbers, Leo; Hack, Codex Carolinus; Scholz, Politik. 34 Vgl. z. B. Hiestand, Leistungsfähigkeit; Hehl u. a. (Hg.), Papsttum in der Welt; Laudage, Alexander III.; Herde / Jakobs (Hg.), Papsturkunde; Müller / Johrendt (Hg.), Zentrum und Peripherie; Herbers / Johrendt (Hg.), Papsttum; Johrendt, Diener; Herbers / Fleisch (Hg.), Erinnerung (alle Sammelbände mit internationalen Beiträgen). Vgl. zum 13. Jahrhundert die Bibliographie von Paravicini Bagliani, Papato nel secolo XIII. 35 Vgl. oben Anm. 32. 36 Haller, Papsttum I, S. VII. 37 Herbers, Personenbeschreibungen, S. 166–168. 38 Herbers, Leo; Hartmann, Hadrian; Hack, Codex; Scholz, Politik. 39 Potestà, Roma nella profezia; Jostmann, Sibilla Erithea Babilonica; Paravicini Bagliani, Corps. 40 Weiß, Versorgung. 41 Fried, Schleier, S. 344–356, Ders., Auf der Suche. 42 Schneidmüller, Grenzerfahrung. 43 Dazu demnächst Harald Müller u. a., Gegenpäpste (Akten einer 2011 veranstalteten Tagung). 44 Bulle „Pastor Aeternus“ vom Dezember 1516. II. Das frühe Christentum 1 Martin, Weg zur Ewigkeit, S. 11; gegen Marschkies, Das antike Christentum. 2 Denzinger, Enchiridion, S. 505–508. 3 Lona, Clemensbrief, S. 156 (mit deutscher Übersetzung); vgl. Martin, Weg zur Ewigkeit, S. 10– 15. 4 Arbeiter, Alt-St. Peter, S. 19 f. 5 Jaffé / Kaltenbrunner Nr. 293; vgl. Jasper, Beginning, S. 22–28. 6 Zwierlein, Petrus in Rom und den Stand der Diskussion bei Heid u. a. (Hg.), Petrus und Paulus in Rom.
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Anmerkungen zu Kapitel III
7 Jaffé / Kaltenbrunner Nr. 106: die einschlägige Passage bei Eusebios, Hist. Eccles. Buch VI cap. 43, dt. hg. von Heinrich Kraft /Philipp Heuser, 1997, S. 314. 8 Bleckmann, Konstantin, S. 26–69 mit weiteren Nachweisen. 9 Becher, Chlodwig, S. 174–203, bes. S. 198 zur Quellenproblematik mit Bezug auf Fried, Schleier, S. 338. 10 Schimmelpfennig, Das Papsttum, S. 21. 11 Diese Notizen fi nden sich in der Regel am Ende der Viten im Liber pontificalis. 12 Jaffé / Kaltenbrunner Nr. 225, vgl. Jasper, Beginning S. 7–41. 13 Die Bezeichnung Chronograph führte Th. Mommsen ein; das Werk ist eine Art Staatskalender, enthält aber auch Teile zur Osterfestberechnung, zu römischen Bischöfen und Heiligen, vgl. MGH SS Auctores Antiquissimi IX, S. 13–148. 14 Ferrua, Epigrammata Damasiana; Hack, Epigramm. Zu Damasus vgl. Reutter, Damasus, S. 57–98. 15 Herbers, Leo, S. 378–393. 16 Der dt. Auszug bei Ullmann, Kurze Geschichte, S. 10; zur Sache Ubl, Schlüsselgewalt, S. 193–198. 17 So Ullmann, Kurze Geschichte, S. 15. 18 Ambrosiastri qui dicitur Commentarius, ed. Vogels, CSEL 81. 19 Vgl. Sermo 82, ed. Chavasse, CCSL 138, S. 509– 518, dt. bei Steeger, Bibl. der Kirchenväter II, S. 242–248. 20 Turner, Conc. I, S. 452–531, bes. S. 460 und 496. 21 Peri, La pentarchia, S. 209–311, hier bes. S. 228 ff.; Schieffer, Papst als Patriarch, S. 433– 451; Morini, Roma, S. 853–870. 22 Mansi, Coll. IV, Sp. 1295. 23 Zum sogenannten „Dogmatische Brief“ auf den so geantwortet wurde, vgl. griech. / lat.-dt. in Conc. Oecumen. Decreta I S. 76–82; ebda S. 75. 24 Vgl. Kanon 17 und 28 des Konzils, griech./lat.dt.: Conc. Oecumen. Decreta I S. 95. 25 Schieffer, Herrscherbuße, bes. S. 334–352 (mit breiter Berücksichtigung grundsätzlicher Konsequenzen). 26 Vgl. Jaffé / Kaltenbrunner Nr. 521, 524 und 532; Novelle 17 Valerians II, Mommsen/Meyer, Codex Theodosianus II, S. 101. Vgl. allgemein Epistolae Arelatenses, MGH Epp. III S. 1–83. 27 Jacobus de Voragine, Legenda aurea, ed. Graesse, S. 98–100, dt. bei Benz, Legenda Aurea, S. 89 f. 28 Wojtowytsch, Papsttum und Konzile, S. 235– 257. 29 Vgl. Martin, Weg zur Ewigkeit, S. 13.
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III. Vom Ende des weströmischen Reiches bis zum „Bund mit den Karolingern“ 1 Jaffé / Kaltenbrunner I, S. 110. 2 Liber pontificalis, ed. Duchesne I S. 276; vgl. Jaffé / Kaltenbrunner I, S. 110.
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Belege bei Caspar, Geschichte II, S. 215, Anm. 2. Caspar, Geschichte, S. 215. Förster, Liber Diurnus, Formel 60. Ullmann, Kurze Geschichte, S. 44. Jaffé / Kaltenbrunner Nr. 632, dt. bei Franzen / Bäumer, Papstgeschichte, S. 74. Vgl. Ullmann, Gelasius, S. 198–212 (mit weiteren Angaben). Widmungsakrostichon: Migne, PL 67, Sp. 135– 137; Dekretalen, Sp. 315–346 (sonst krit. Teileditionen). Jaffé / Kaltenbrunner Nr. 700. von Dobschütz; Decretum Gelasianum; Mirbt, Quellen zur Geschichte, S. 87 Nr. 191, dt. bei Heiler, Altkirchliche Autonomie, S. 204. Vgl. Ullmann, Gelasius, S. 256–259. Nov. 109, 123, 3.22, 131.2; vgl. Gahbauer, Pentarchie theorie, S. 71–74. Jaffé / Kaltenbrunner I, S. 97; vgl. MGH SS Auctores Antiquissimi XII, S. 399–415. Zimmermann, Papstabsetzungen, S. 3 f. Hierzu grundlegend Levison, Konstantinische Schenkung; Pohlkamp, Actus Silvestri, S. 357– 400; Ders., Memoria Silvestri, S. 249–296. Jaffé / Kaltenbrunner I, S. 120; die Akten zum anschließenden Zweiten Konzil von Konstantinopel 553 lat.-dt. in Conc. Oecumen. Decreta I, S. 107–119. Gregor von Tours: Hist. X, 1, MGH SS rer. Merov. I, 1, S. 477–479, dt. Ausgewählte Quellen III, S. 323–329, hier S. 323 f. Editionen: MGH Epp. I–II; vgl. auch Corpus Christianorum Series Latina 140 und 140a; zur Sache und den Registerbriefen: Pitz, Papstreskripte. Vgl. hierzu die Beiträge in Bougard / Sot (Hg.), Liber, Gesta. Santifaller, Liber Diurnus, S. 81 f. (Erstveröffentlichung 1935) S. 290 f. zu Deusdedit. So schon Santifaller, Liber Diurnus, S. 80 (Erstveröffentlichung 1935), S. 289 f.; Pitz, Papst reskripte, S. 264–266. Kortüm, Urkundensprache, bes. S. 385–387; Einzelnachweise bei Santifaller, Liber Diurnus. Schieffer, Hafen; zu Gregor I. S. 242 f. Clark, Pseudo-Gregorian, dagegen Straeten, Hagiographie du Mans; differenziert: Fried, Schleier, S. 344–350. Fried, Schleier, S. 350–357. Heinzelmann, Funktion des Wunders S. 25, 32 und 57. So z. B. Haller, Papsttum I, S. 218. MGH Epp. I–II; Corpus Christianorum Series Latina 140 und 140a. Jaffé / Ewald Nr. 1186; Reg. II 38 (50), MGH Epp. I, S. 134–139; ed. Corpus Christianorum Series Latina 140, S. 141–145. Vgl. beispielsweise zu diesem Brief Pitz, Papstreskripte, S. 85 mit Anm. 26 zu älteren Interpretationen. Pitz vertritt die Ansicht einer reagierenden Regierungsweise des Papstes.
Anmerkungen zu Kapitel IV 29 Stefan Weiß, Vortrag in Erlangen am 31. Oktober 2011. 30 Zwölfer, Sankt Peter. 31 Beda Venerabilis, Kirchengeschichte I, 30, Ausgewählte Quellen, S. 110–113 und Padberg, Christianisierung Europas im Mittelalter, S. 238. Vgl. Reg. XI 56, MGH Epp. II, S. 330 f., Corpus Christianorum Series Latina 140a, S. 961 f. 32 St. Weiß, Vortrag Erlangen am 31. 10. 2011. 33 Ullmann, Kurze Geschichte, S. 50. 34 Heckenbach, Gregorianischer Gesang, Sp. 1688 f. 35 Herbers, Personenbeschreibungen, S. 183–186. 36 Widmungsbrief der Vita: Migne, PL 75, Sp. 61. 37 Migne, PL 75, Sp. 230 f., dt. bei Berschin, Personenbeschreibungen, S. 186–193, S. 191. Vgl. Herbers, Personenbeschreibungen, S. 186 f. 38 Ullmann, Kurze Geschichte, S. 53. 39 Brandes, Finanzverwaltung. S. 102, 221 f. (Anm. 348), 368–384. 40 Mansi, Coll. X, Sp. 992–995. 41 Mansi, Coll. X, Sp. 1029–30, dt. bei Ullmann, Kurze Geschichte, S. 54. 42 Jaffé / Kaltenbrunner I, S. 230. 43 Jaffé / Kaltenbrunner I, S. 232–234. 44 Jaffé / Kaltenbrunner I, Nr. 2081. 45 Papsteid im Liber Diurnus, Nr. 84 (Vaticanus): ed. Sickel, S. 100, ed. Förster, S. 155, Kreuzer, Honoriusfrage, S. 106. Zum Hintergrund Ders., Honoriusfrage, S. 12–101; Thanner, Honorius, S. 1 f. und 183–190. 46 Griech. / lat. -dt. bei Conc. Oecumen. Decreta I S. 124 ff. 47 Vgl. Liber pontificalis, ed. Duchesne I, S. 372– 374. 48 Liber pontificalis, ed. Duchesne I, S. 390 (suscipit sigillum inperialem …). 49 Schimmelpfennig, Das Papsttum, S. 87. 50 Ullmann, Kurze Geschichte, S. 65. IV. Die „Anlehnung“ an die Franken 1 Vgl. Stefan Weiß, Vortrag am 31. 10. 2011 in Erlangen. 2 Brief Hadrians Nr. 2, MGH Epp. V, S. 57 Nr. 2, dt. bei Hartmann, Hadrian, S. 47. 3 Liber pontificalis, ed. Duchesne I, 502. 4 Liber pontificalis, ed. Duchesne I, S. 468–472; Jaffé / Ewald I, S. 283–285; künft ig: Herbers, Konkurrenz. 5 Jaffé / Ewald I, S. 285; MGH Conc. II, 1, S. 74–92, bes. S. 86 f. 6 Kuttner, Cardinalis, bes. S. 146–152; zum Kardinalat vgl. Kapitel VI. 7 MGH Epp. III, S. 476; dt. bei Hartmann, Hadrian, S. 29. Zum Codex Carolinus: Hack, Codex. 8 Mordek, Rom, Byzanz. 9 Jaffé / Ewald Nr. 2249–2252. 10 Jaffé / Ewald I, S. 268. 11 McKitterick, Illusion, S. 1–20; Dies., Anfänge, S. 158–162.
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12 Jaffé / Ewald I, S. 272–274 (auch zu den weiteren Treffen und Akten). 13 Scholz, Politik, S. 58–68 mit Forschungsstand. 14 Partner, Lands of St. Peter, S. 1–41. 15 Hartmann, Hadrian, S. 182–195. 16 Fried, Donatio, kritisch dazu Goodson / Nelson, Roman Contexts, S. 446–467. 17 MGH Conc. II, 1, S. 89–92, Jaffé / Ewald I, S. 285. 18 Liber pontificalis, ed. Duchesne I, S. 494. 19 Hartmann, Hadrian, S. 140 ff. 20 Hartmann, Hadrian, S. 200–256. 21 Jaffé / Ewald Nr. 2423. 22 Böhmer / Mühlbacher Nr. 235b. 23 Jaffé / Ewald I, S. 297. 24 MGH Conc. II, Suppl. 1. 25 MGH Conc. II, 1, S. 110–171. 26 Hartmann, Hadrian, S. 63–79. 27 Brühl, Kaiserpfalz, ND S. 8–18 zu den komplizierten Datierungsfragen. 28 Liber pontificalis, ed. Duchesne II, S. 6. 29 Herbers, Leo, S. 255–259. 30 Schieffer, Karl der Große; Stoclet, Établissements; Herbers, Ost und West, S. 49. 31 Herbers, Leo; Smith, Old saints; Hartmann, Paschalis I. 32 McCulloh, Antiquity. 33 Herbers Leo 354–408; Ders., Rom im Frankenreich, S. 139–155 (ND S. 117–132); Ders., Beitrag der Päpste, S. 60 ff. 34 Schieffer, „Redeamus ad fontem“, S. 67 f.; Herbers, Beitrag der Päpste, S. 51–70. 35 Vgl. Scholz, Politik, S. 86–107. 36 Zur Baupolitik vgl. Luchterhandt, Famulus Petri und Ders., Päpstlicher Palastbau. 37 Scholz, Politik, S. 113–146. 38 MGH Epp. IV, S. 136–138; eine von vielen deutschen Übersetzungen dieser Passage bei Seppelt, Päpste II, S. 185 f. 39 Herbers, Zu Mirakeln im Liber pontificalis, S. 123. 40 Zu den Quellen Jaffé / Ewald I, S. 308–310, neuere Rekonstruktionen bei Jarnut, 799 und die Folgen; Becher, Reise Papst Leos, bes. S. 111 f.; Schieffer, Neues von der Kaiserkrönung. 41 Hierzu Stella, Autore i attribuzione. 42 Zimmermann, Papstabsetzungen, S. 2 f. und S. 27–36. 43 Fried, Papst Leo III.; (differenziert:) Schieffer, Neues von der Kaiserkrönung, S. 9–14. 44 Kerner, Reinigungseid, zusammenfassend S. 159 f. 45 Die Quellen bei Jaffé / Ewald I, S. 310; klassisch: Classen, Karl der Große, S. 74–80. 46 Jaffé / Ewald I, S. 311, vgl. Hageneder, Crimen maiestatis. 47 MGH Conc. II, Suppl. 2 (Einl. von H. Willjung). 48 Vgl. Herbers, fi lioque, S. 47 f. (auch zur Datierung) und allgemein die Beiträge im Band fi lioque-Kontroverse. 49 Jaffé / Ewald, Nr. 2494. 50 Geertman, More veterum, S. 37–70; Bauer, Bild der Stadt Rom, S. 27–48; zu weiteren Quellen
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Anmerkungen zu Kapitel V Luchterhandt, Päpstlicher Palastbau, bes. S. 109–113. Jaffé / Ewald I, S. 315. Jaffé / Ewald I, S. 316 f. Jaffé / Ewald I, S. 317. Hahn, Hludowicianum. Böhmer / Zimmermann Nr. 305 und Nr. 1221. Jaffé / Ewald I, S. 319 f. Jaffé / Ewald I, S. 319; MGH Capit. I, S. 322–324 Nr. 161, vgl. Jaffé / Ewald I, S. 321. Vgl. z. B. Böhmer / Herbers, Nr. 30–32, Nr. 68, Nr. 336–355. Jaffé / Ewald I, S. 321; MGH Conc. II, 2, S. 552– 583. Fried, Ludwig der Fromme; künft ig die Dissertation von Cornelia Scherer, Gregor IV. Liber pontificalis, ed. Duchesne II, S. 81 f. Zechiel-Eckes, Fälschung als Mittel (zusammenfassend mit weiteren Belegen). Dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 63. Zechiel-Eckes, Fälschung als Mittel, S. 6 f., 16– 19 u. ö. Zechiel-Eckes, Fälschung als Mittel, S. 6. Fuhrmann, Pseudoisidor. Fälschungen, S. 266–280. Böhmer / Herbers, Nr. 33. Böhmer / Herbers, Nr. 220. Groth, Kaisertum (erscheint im Archiv für Kulturgeschichte 2012). MGH Epp. VII, S. 385–394; Böhmer / Zielinski Nr. 325. Böhmer / Zielinski Nr. 486; Arnold, Johannes, S. 69–76. Böhmer / Zielinski Nr. 496; Hartmann, Synoden 333–336. Fried, Boso von Vienne; Schmitz / Mordek, Papst Johannes VIII.; Hartmann / Kuttner, New version. MGH SS rer G. [50], S. 94, dt. Ausgewählte Quellen VII, S. 219. Böhmer / Herbers, Nr. 113. Liber pontificalis, ed. Duchesne II, S. 162 ; vgl. auch einige Briefe hierzu bei Böhmer / Herbers. Hauck, Gedanke, S. 1. Liber pontificalis, ed. Duchesne I, S. 97; Herbers, Personenbeschreibungen, S. 178–180. Böhmer / Herbers, Nr. 308. Belege bei Böhmer / Herbers, Nr. 336–355. Böhmer / Herbers, Nr. 374; dt. bei Scholz, Politik, S. 181. Herbers, Wasser, S. 68–71. Geertman, More veterum; Phillips, Gifts of Leo, Herbers, Leo, S. 229–273; Marazzi, Città nuove pontificie, S. 252–262. Böhmer / Herbers, Nr. 197–201 Herbers, Leo, S. 120–127. Herbers, Leo, S. 226. Liber pontificalis, ed. Duchesne II 162; Böhmer / Herbers, Nr. 711, 696 u. ö. Herbers, Personenbeschreibungen, S. 178–180, vgl. oben Kapitel III, S. 51. Böhmer / Herbers, Nr. 747.
90 Herbers, Personenbeschreibungen, S. 183 ff. (mit weiteren Belegen). 91 Bougard, Anastase le bibliothécaire; Herbers, Ende des alten Liber pontificalis, S. 143 mit Anm. 6. 92 Edition dieser Briefe: MGH Epp. VI, S. 433–610; Regesten mit neuestem Forschungsstand: Böhmer / Herbers; vgl. Herbers, 866, bes. S. 16–23. 93 Vgl. hierzu Böhmer / Herbers, Nr. 822 (mit verschiedenen Editionen) sowie die vorige Anmerkung. 94 Böhmer / Herbers, Nr. 857–860. 95 Vgl. MGH Conc. IV, S. 291–307. 96 Akten lat./griech.-dt. bei Conc. Oecumen. Decreta I, S. 160–186. 97 Mansi, Coll 17, Sp. 365–530. 98 Böhmer / Herbers, Nr. 857. 99 Hierzu jetzt Bohemia-Moravia Pontificia, Nr. *5–*37. 100 Vgl. Böhmer / Herbers, Nr. 864. 101 Bohemia-Moravia Pontificia, Nr. *21 und Nr. 26. 102 MGH Conc. IV, S. 7–12 und S. 68–89. 103 MGH Conc. IV, S. 134–138 und S. 147–158; Böhmer / Herbers, Nr. 670. 104 Jaffé / Ewald I, S. 371; MGH Conc. IV, S. 364–371. 105 Brühl, Hinkmariana, S. 55–59 (ND S. 299–303). 106 Böhringer, in MGH Conc. IV, 1, bes. S. 4–7. 107 Vgl. Herbers, Rom im Frankenreich, S. 147–150; Boshof, Traditio Romana, bes. S. 77–82. 108 Vgl. zum Folgenden Herbers, Beitrag der Päpste. 109 Herbers, Rom im Frankenreich S. 155–160. 110 Böhmer / Herbers, Nr. 214. 111 Zu diesen Beispielen vgl. die Regesten Nikolaus’ I. in Böhmer / Herbers. 112 Hierzu Kerner / Herbers, Johanna, bes. S. 63–84. V. Vom „dunklen Jahrhundert“ zur Kirchenreform Ann. Fuldenses, Cont., MGH SS rer. G. i. u. sch. [ 7 ], S. 109; dt. in Ausgew. Quellen 7, S. 135. Das Zitat von Cesare Baronio in deutscher Übertragung bei Zimmermann, Das dunkle Jahrhundert, S. 15, vgl. dort insgesamt S. 15–21. Vgl. Zimmermann, Imperatores Italiae (mit Belegen). Vgl. Jaffé / Löwenfeld I, S. 442. Herbers, Autorität, S. 9–11. Jaffé / Löwenfeld I, S. 425 f. Jaffé / Löwenfeld I, S. 425 und S. 427. Stephan V. antwortete hierauf mit Jaffé / Löwenfeld Nr. 3404; vgl. Zimmermann, Papstabsetzungen, S. 51 f., Anm. 15 und 232. Zusammenfassend Herbers, Formose, S. 692; zur Inthronisation Gussone, Th ron 200–213. Scholz, Transmigration, S. 209–220; Herbers, 866 – Bulgarien, S. 22 f. Hierzu Herbers, Formose; Scholz, Transmigration, S. 220–242. Böhmer / Zimmermann Nr. 101. Zimmermann, Das dunkle Jahrhundert, S. 18 (zu Valentin Ernst Löscher: „Hurenregiment“). Anmerkungen zu Kapitel V
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Anmerkungen zu Kapitel VI 14 15 16 17 18 19
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Böhmer / Zimmermann, Nr. 111. Böhmer / Zielinski, Nr. 1646, 1659 und 1660. Böhmer / Zimmermann, Nr. 254. Hergemöller, Papstnamen. Wattenbach / Levison / Löwe, Geschichtsquellen IV, S. 425 f. Libellus de Imperatoria Potestate in Urbe Roma, ed. Giuseppe Zucchetti (FSI LV, Rom 1920, 191–210), dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 206–211, hier S. 206 f. Böhmer / Zimmermann, Nr. 35. Böhmer / Zimmermann, Nr. 40. Böhmer / Zimmermann, Nr. 105. Böhmer / Zimmermann, Nr. 111 und 116. So z. B. Maleczek, Otto I.; anders: Zielinski, Der Weg. Böhmer / Zimmermann Nr. 294. 13. Februar 962, MGH Const. I, 10–12, S. 20 ff., Böhmer / Zimmermann Nr. 305, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 163–166, hier S. 164 ff.; vgl. Stengel, Entwicklung, S. 218 ff. Vgl. z. B. Laudage, Otto, S. 195–207. MGH Concilia VI, S. 228–239; Böhmer / Zimmermann Nr. 321–331. Zimmermann, Papstabsetzungen, S. 77–98 und S. 235–272. Böhmer / Zimmermann, Nr. 354–357. Böhmer / Zimmermann, Nr. 381 und 384. Böhmer / Zimmermann, Nr. 433 und 492. Zimmermann, Papsturkunden I, S. 282–284, Nr. 154, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 185 f. Huschner, Benevent. Moehs, Gregorius. Althoff, Otto III., S. 100–114. Kortüm, Gerbertus, S. 38–45. Europas Mitte um 1000, II, S. 52–651 (mehrere Beiträge zu Ungarn; vgl. auch die weiteren Aufsätze in diesem Band). Gouguenheim, Fausses terreurs, zusammenfassend S. 199–203; Fried, Aufstieg, bes. S. 58– 68. Von Döllinger, Papstfabeln, S. 184–188. Neben der Geschichte vom Teufelspakt Silvesters II. gehören hierzu weitere Erzählungen. – Die wichtigsten Traditionen zu Silvester kurz bei Böhmer / Zimmermann Nr. 973 und 974. Hierzu Herrmann, Tuskulanerpapsttum. Böhmer / Zimmermann, Nr. 1125 und Böhmer / Frech, Nr. 79. Böhmer / Zimmermann, Nr. 1210–1222. Böhmer / Zimmermann, Nr. 1249. Böhmer / Frech vor allem Nr. 324, 327 und Frech, Die vielen Tode, S. 109–132. Kortüm, Urkundensprache, bes. S. 396–423. Vogel / Elze, Pontifical I, S. XVI f. Böhmer / Frech Nr. 1033. Elze, Sacrum palatium Lateranense, S. 29–33; zu früherer Datierung der älteren Liste Herbers, Leo, S. 239. Görich, Romanus Saxonicus et Italicus, bes. S. 237–274.
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51 Böhmer / Zimmermann, Nr. 713 und 714; Krafft , Papsturkunde und Heiligsprechung, S. 19–25. 52 Huschner, Benevent, bes. S. 92–101; Zielinski, Fra, charta’ e documento pubblico, S. 149–176; Schimmelpfennig, Bischof dem Papst gleich?, S. 391–411. 53 Böhmer / Zimmermann, Nr. 945; Görich, Gandersheimer Streit. 54 Böhmer / Zimmermann, Nr. 110; Hiestand, Überlegungen zu den Anfängen von Cluny, S. 287–309. 55 Engels, Schutzgedanke. 56 Vgl. die Beiträge in Ante el milenario. VI. Kirchenreform und Institutionalisierung Bloch, Feudalgesellschaft, S. 140–153. Zu diesen Ereignissen Böhmer / Frech, Nr. 262– 274 und Frech, Die vielen Tode, S. 109–132. Böhmer / Zimmermann, Nr. 1249; vgl. Kapitel V, S. 109. Böhmer / Frech, Nr. 329 und 331; vgl. Gresser, Clemens, S. 46–56. Böhmer / Frech, Nr. 331; Gresser, Clemens, S. 55 f. MGH Conc. VIII, S. 197–206, bes. S. 204. Böhmer / Frech, Nr. 334; Goez, Papa qui et episcopus; Scholz, Transmigration, S. 188–192. Zu 1024: Böhmer / Frech, Nr. 42; vgl. oben Kapitel V, S. 113. Vgl. Bulst, Klosterreformen Wilhelms (mit der Nennung weitere Reformstätten unter Wilhelms Einfluss) Zur Vita: Freund, Vita. Schimmelpfenning, Das Papsttum, S. 150. Laudage, Priesterbild und Reformpapstum. Denzler, Amtszölibat, S. 1–64. Schimmelpfennig, Zölibat und Lage der Priestersöhne, bes. ND S. 138–150. Vgl. Schieffer, Investiturverbot, S. 13. Böhmer / Zimmermann Nr. 1249; MGH Const. I, S. 70 ff. Nr. 34; dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 236–243, hier S. 242. Allgemeiner Überblick: Kéry, Canonical Collections; Fowler-Magerl, Clavis Canonum. Petrus Damiani: Liber gratissimus, cap. 27, MGH Libelli de lite I, S. 56 f., dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 250. Die Briefe des Petrus Damiani, Teil 1, MGH Briefe der deutschen Kaiserzeit IV, 1, S. 398 und 400 f. Nr. 40, dt. bei Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 51 und 53. Böhmer / Frech, Nr. 388. Böhmer / Frech, Nr. 401–420. Die Touler Vita Leos IX., MGH SS rer. Germ. [70], S. 190–199. Johrendt, Reisen der frühen Reformpäpste; Schilling, Reise Paschalis’ II. MGH Conc. VIII, S. 235 und 239. Bayer, Spaltung, S. 9–18. Bayer, Spaltung, S. 63–106, zu Humbert bes. S. 84 ff. Anmerkungen zu Kapitel VI
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Anmerkungen zu Kapitel VI
27 Böhmer / Frech, Nr. 1078–1089, Nr. 1142 und Nr. 1160. 28 Hermann von Reichenau: Chron., MGH SS V, S. 67–133, hier S. 132 f.; dt. in: Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 267 f., hier S. 168. 29 MGH Conc. VIII, S. 349–351 mit weiteren Belegen. 30 Vgl. Weinfurter, Canossa, S. 88. 31 MGH Conc. VIII, S. 352–407, S. 385; vgl. Schrör, Metropolitangewalt, S. 113 f. 32 Echte Fassung des Papstwahldekrets, ed. Jasper, Papstwahldekret, S. 98–111; MGH Conc. VIII, S. 384–386; dt. bei Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 67 und 69. 33 Neueste Diskussion in MGH Conc. VIII, S. 356 f. mit Anm. 28 und 29. 34 Jaffé / Löwenfeld I, S. 560 f. 35 Zu diesen Fragmenten vgl. Schmidt, Alexander II., S. 224–226 (auch insgesamt zum Pontifikat). 36 Struve, Der planvolle Rückzug, S. 67–83. 37 Schmidt, Alexander II. S. 10–25. 38 Vones Substitution, S. 43–59; zur „mozarabischen“ Liturgie auch Carmassi, Quomodo, S. 209–235. 39 Jaspert, Die Kreuzzüge, S. 23. 40 Fried, Schutz, S. 63–87. 41 Erdmann, Entstehung des Kreuzzugsgedankens, S. 175–177. 42 Blumenthal, Gregor; Schieffer, Papst Gregor VII. 43 Schieffer, War Gregor VII. Mönch? 44 MGH Epp. Sel. I und II. 45 Offi ziöses Protokoll der Wahl Gregors VII., MGH Epp. sel. II, 1, Lib. I, 1, S. 1 f., dt. bei Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 79. 46 Gregors Register, Lib. I, 1, MGH Epp. sel. II, 1, S. 3 f., dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 283. 47 Gregors Register, Lib. II 55a, MGH Epp. sel. II, 1, S. 201–208, dt. bei Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 101–103. 48 Ältere Positionen schon bei Hofmann, „Dictatus Papae“, S. 13–24. 49 Die anschließend genannten Schreiben sind mehrfach übersetzt worden, vgl. z. B. Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 114–137. 50 Fried, Pakt, zusammenfassend S. 197. 51 Lampert von Hersfeld, Ann., MGH SS rer. G. in u. sch. [38], S. 285–289, dt. in: Ausgewählte Quellen Bd. 13, S. 394–399. 52 Fried, Pakt. 53 Weinfurter, Canossa. 54 Dilexi iustitiam et odivi (odio habui) iniquitatem, propterea morior in exilio. 55 Schieffer, Die päpstlichen Register, bes. S. 268 f. 56 Becker, Urban, 2 Bände, der 3. Band ist in Druckvorbereitung. 57 MGH Const. I, S. 561–563 Nr. 393; dt. Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 190–195; Beulertz, Verbot, S. 11 Nr. 9; dt. Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 197. 58 Servatius, Paschalis.
59 60 61 62 63 64 65
66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80
81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94
Vgl. Anm. 80. So Schilling, Guido, S. 614. So z. B. Laudage, Rom und das Papsttum, S. 53. Authenrieth, Domschule von Konstanz. MGH SS rer. Germ. N.S. XIV (I. S. Robinson). Vgl. Kéry, Kanonessammlungen als Fundorte, S. 282 und bes. S. 285–296. Vgl. zu den Sammlungen grundsätzlich Kéry; Canonical collections; Fowler-Magerl, Clavis Canonum und das Handbuch von Hartmann/ Pennington, Medieval Canon Law. Vgl. Pellens, Kirchendenken. Zey, Entstehung und Konsolidierung. Dahlhaus, Rota oder Unterschrift ; vgl. die weiteren Beiträge in Fees (Hg.), Papsturkunden. Klewitz, Cancellaria. Sydow, Cluny und die Anfänge, S. 52–66 (ND S. 38–52). Vgl. unten Anm. 91 f. Tellenbach, Papatus; Klewitz, Cancellaria. Klassisch: Erdmann, Entstehung des Kreuzzugsgedankens, S. 124–127 und 185–211. Hehl, Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, bes. S. 334 f. (Funktionalisierung). Recueil des Historiens des croisades. Hist. occ. III, S. 727–729, dt. bei Borst, Lebensformen, S. 318–320. Vgl. die Beiträge in Bauer / Herbers / Jaspert (Hg.), Jerusalem. Hehl, Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, S. bes. S. 335 f. MGH Libelli de lite I, S. 529–567. MGH Libelli de lite II, S. 642–647; vgl. Herbers, Leo, S. 65 f. zu dort verw. Papstexzerpten. Anspielung auf pravus = verkehrt, unrichtig. Zweisprachiger Druck der wichtigsten Quellen bei Laudage / Schrör, Investiturstreit, S. 200– 221. Herklotz, Beratungsräume; zum Wormser Konkordat; Zey, Romzugsplan, zusammenfassend S. 504; Schilling, Wormser Konkordat. MGH Const. I, S. 159 f. Nr. 107 und S. 160 f. Nr. 108, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 353 f. Laudage, Rom und das Papsttum, S. 45 f.; Schneidmüller, Konsensuale Herrschaft. – Das Eschatokoll ist nicht überliefert. Schilling, Guido, S. 586. Vgl. die Beiträge in Herbers / Fleisch (Hg.), Erinnerung. Hiestand, Papsttum und die Welt, bes. S. 195– 206 Becker, Urban I., S. 227–254 und II, S. 333–375. Jaffé / Löwenfeld, Nr. 5366. Jaffé / Löwenfeld, Nr. 5450. Vgl. die Beiträge in Herbers / Fleisch (Hg.), Erinnerung und Iberia Pontificia I. Jaffé / Löwenfeld Nr. 5601, 5880, 5886 und 6823. Horst, Polycarpus. Vgl. die Beiträge im Ausstellungskatalog Diego Gelmírez. Gambra, Alfonso VI, I, S. 442. Vgl. Jaffé / Löwenfeld, Nr. 5704.
Anmerkungen zu Kapitel VII 95 Becker, Urban II, Karte nach S. 457. 96 Grosse, Fille aînée. 97 Johrendt, Italien als Empfängerlandschaft ; Martin, L’Italie méridionale. 98 Zu den einzelnen Vergleichungen grundsätzlich Martí Bonet, Palio. 99 Hiestand, Papsttum und die Welt. 100 Jordan, Das Eindringen, bes. S. 62 f., siehe oben S. 129. 101 R. Schieffer, künft ig in Festschrift Odilo Engels zum 80. Geburtstag. 102 Schieffer, Motu proprio. VII. Das 12. Jahrhundert 1 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 469–471. 2 Stroll, Jewish Pope; Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 73 f. 3 Schmale, Schisma, S. 93–191. 4 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 471. 5 Johrendt, Vortrag bei der Tagung „Gegenpäpste“ (8.–10. September 2011). 6 Stroll, Jewish Pope, S. bes. S. .156–168 7 Böhmer / Petke, Nr. 252. 8 Böhmer / Petke, Nr. 345. 9 Vgl. z. B. die Chronik von Montecassino, MGH SS 34, S. 607. 10 Lat.-dt.: Conc. Oecum. Decreta II, S. 195–203. 11 Grosse, Fille aînée. 12 Böhmer / Oppl, bes. Nr. 819, 820, 822. 13 Rahewin, Gesta Friderici IV 74, MGH SS rer. G. [46], S. 319. 14 Jaffé-Löwenfeld II, S. 150. 15 Lat.-dt.: Conc. Oecumen. Decreta II, S. 211. 16 Kantorowicz, Zwei Körper, S. 215 f. 17 Rahewin, Gesta Friderici IV 62, MGH SS rer. G. [46], S. 306, vgl. Böhmer / Oppl, Nr. 753. 18 Rahewin, Gesta Friderici IV 81, MGH SS rer. G. [46]; dt. in Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 415 f. 19 Johrendt, Diener, S. 312 f. 20 Vgl. Böhmer / Niederkorn, Nr. 768; Böhmer / Oppl, Nr. 316. 21 Zu den umstrittenen Übertragungen und Fragen vgl. Goez, Schenkungen; Golinelli, Lage Italiens. 22 Vorvertrag von Chioggia (Böhmer / Oppl, Nr. 2278). 23 Fabre / Duchesne, Liber Censuum. 24 Blumenthal, Päpstliche Urkunden, S. 27 f. 25 Laudage, Alexander III., S. 234 f. 26 Friedberg, Corpus I. 27 Friedberg, Corpus II (für alle Texte außer dem Decretum Gratiani). 28 Weiß, Legaten (Verzeichnis der einschlägigen Urkunden). 29 Müller, Delegationsgerichtsbarkeit; Fleisch, Rechtsstreit. 30 Vgl. die Beiträge in Johrendt / Müller (Hg.), Römisches Zentrum. Anmerkungen zu Kapitel VII
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31 Fried, Gräfi n Mathilde. 32 Liber Extra 3,45,1, ed. Friedberg, Corpus II Sp. 650; vgl. jetzt grundlegend zu Prozess und Verfahren Wetzstein, Heilige vor Gericht; zu den einzelnen Kanonisationen und Kanonisationsurkunden: Krafft , Papsturkunde und Heiligsprechung, S. 4 (beide mit reichen Nachweisen und Literatur). 33 Vgl. die Verfahren und Urkunden bei Krafft, Papsturkunde und Heiligsprechung. 34 Herbers, Rosendus. 35 Vgl. Kapitel IV, S. 71 mit weiterer Lit. 36 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 66–87. 37 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats S. 467–479. – Unsicherheiten und Schwankungen in den Listen ergeben sich durch die Schismen. 38 Fleisch, Rom und die Iberische Halbinsel, S. 184–189. 39 Johrendt, Diener, zusammenfassend S. 353– 355. 40 Vgl. Herbers, Papsttum und Iberische Halbinsel, S. 25 (ND S. 237 f.). 41 Benzinger, Invectiva, S. 68–70; Maleczek, Papst und Kardinalskolleg, S. 260 u. ö. 42 Reiches Material bei Lohrmann, Berichte von der Kurie, der die Berichte des 12. und 13. Jahrhundert vorstellt. Zum Beispiel des Hariulf (mit Belegen) S. 316. 43 Schmidt, Gregor VIII. mit weiterer Literatur. 44 Vgl. Fuhrmann, Fälschungen im Mittelalter, S. 546–548 (mit weiteren Beispielen). 45 Hiestand, Leistungsfähigkeit, S. 23–25 (Tabellen zur Urkundenausstellung für den Osten); Herbers, Papsttum und die „vielen“ Italien, S. 32 f. 46 Hirschmann, Päpstliche Kanzlei, S. 14. 47 Vgl. die Beiträge im Band Herde / Jakobs (Hg.), Papsturkunde. 48 Allgemein Zey, Augen des Papstes; zu Hyacinth: Fleisch, Rom und die Iberische Halbinsel. 49 Schimmelpfennig, Zeremonienbücher. 50 Herklotz, Bildpropaganda. 51 Ladner, Ursprung. 52 Bernhard von Clairvaux: De consideratione ad Eugenium papam, Werke lateinisch /deutsch, Innsbruck 1990, Bd. 1, S. 625–827. 53 Hack, Papst-Kaiser-Treffen, S. 515 f.; vgl. Böhmer / Petke, Nr. 266. 54 Jaffé / Loewenfeld I, S. 860; Böhmer / Petke, Nr. 345. 55 Jaffé / Loewenfeld Nr. 7632; Böhmer / Petke, Nr. 352. 56 Jaffé / Loewenfeld Nr. 7633; Böhmer / Petke, Nr. 353. 57 Ladner, Papstbildnisse 2, S. 18 f. T. III, Herbers / Neuhaus, Reich, S. 95. Überschrift des Bildes im Lateran 1122 (Rahewin, Gesta Friderici III, 10 MGH SS rer. Germ. [46] S. 177): „Rex venit ante fores iurans prius Urbis honores / Post homo fit papae, sumit quo dante coronam“.
308
Anmerkungen zu Kapitel VIII
58 Jaffé / Loewenfeld II, S. 111 f., Böhmer / Oppl, Nr. 319. 59 MGH Const. I 588–591, Nr. 413 f., vgl. Herbers, Papsttum und die „vielen“ Italien, S. 29–31 mit weiteren Belegen. 60 Böhmer / Oppl, Nr. 491 und Nr. 492. 61 Laudage, Alexander III., S. 103–221 62 Haverkamp, Herrschaftsformen, zusammenfassend S. 286–311 und S. 729–748. 63 Böhmer / Opll, Nr. 1475. 64 Böhmer / Opll, Nr. 1526 und 1530; neuere Interpretationen bei; Engels, Karl der Große; Herbers, Karl der Große S. 188–193; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 633–642, der die Heiligsprechung stärker in frömmigkeitsgeschichtliche Zusammenhänge stellt. 65 Laudage, Gewinner und Verlierer. 66 Laudage, Gewinner und Verlierer, S. 130. 67 Vgl. hierzu Böhmer / Baaken / Schmidt Nr. 1249– 1252; Böhmer / Opll Nr. 2801. 68 Zu den Verhandlungen Görich, Friedrich Barbarossa, S. 524–535. 69 JL 16019 Böhmer / Schmidt Nr. 1300 (mit neuer Literatur). 70 Jaffé / Loewenfeld Nr. 8796; zu weiteren Fassungen vgl. Grosse, Überlegungen, S. 85–90. 71 Bernhard von Clairvaux: Ad milites Templi. De laude novae militiae, Werke lateinisch / deutsch, Innsbruck 1990, Bd. 1, S. 267–321. 72 Hiestand, Papsturkunden für Templer und Johanniter I, S. 204–210 Nr. 3 und II S. 67–103. 73 Christiane fidei religio, ed. Hiestand, Papsturkunden für Templer und Johanniter II, S. 104– 135. 74 Pfaff, Kaiser Heinrich VI. 75 So nach der Vermutung Hallers auch Stürner, Friedrich II., S. 62; anders Kölzer, Kaiser Heinrich VI., S. 25; zur Sache Csendes, Heinrich VI., S. 184–186 den einschlägigen Belegen 76 Zu Abaelard vgl. Segl, Häresien, S. 218–228. 77 Vgl. Jaffé / Löwenfeld II, S. 885 f.; vgl. Conc. Oecumen. Decreta II, S. 203. 78 Müller, Delegationsgerichtsbarkeit. 79 Elm, Vita Canonica; Jaspert, Frühformen, S. 95–97 (mit weiteren Belegen). 80 Laudage, Ad exemplar, S. 47–71. 81 Vones-Liebenstein, Saint-Ruf. 82 MGH Const. I, S. 588–591; Jaffé / Löwenfeld Nr. 10193. 83 Fried, Schutz; Feige, Anfänge, S. 272–278. 84 Feige, Anfänge, S. 313. 85 Herbers, Papsttum und Iberische Halbinsel, S. 44–48 (ND S. 259–264). 86 Herbers, Papsttum und Iberische Halbinsel, S. 48–52 (ND S. 264–269). 87 Jansen, Wo ist Thomas Becket, S. 129 u. ö. 88 Hiestand, Papsttum und die Welt, S. 185–206. 89 Vgl. Kirstein, Patriarchen von Jerusalem, S. 84– 86. 90 Prinzing, Papsttum. 91 Halfter, Armenien. 92 Hehl, Papsttum in der Welt, S. 9.
93 Maleczek, Kardinalskolleg, S. 207 f. VIII. Von Innozenz III. (1198–1216) bis Gregor X. (1271–1276) Haller, Papsttum III, S. 223. Innozenz III.: De misera humanae conditionis, ed. Maccarone. Liber Extra 2,1,13, ed. Friedberg, Corpus II, Sp. 242–244; dt. im Auszug bei Miethke / Bühler, Kaiser und Papst, S. 98 f. sowie bei Schneidmüller, Grenzerfahrung, S. 62. Vgl. demnächst die Monographie von Werner Maleczek zu Innozenz III.; vgl. Ders., Innocenzo III. Mierau, Kaiser und Papst, S. 95–100 u. ö. Dt. bei Haller, Papsttum III, S. 244 f. Zur Überlieferung im Register vgl. Hageneder, Das Sonne-Mond-Gleichnis; Mierau, Kaiser und Papst, S. 210. Regestum super negotio Romani imperii (= RNI), ed. Kempf. RNI Nr. 29. RNI Nr. 29; dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 482–485. Goez, Translatio, S. 158–166, bes. S. 160. MGH Const. II, S. 505–507, Nr. 398, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 485–487, hier S. 468. Liber Extra I,6,4, ed. Friedberg, Corpus II, Sp. 79–82. Hucker, Otto, S. 95–125; vgl. dort auch zum Folgenden. MGH Const. II, S. 57–59. Nr. 46, 47, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 508 f. MGH Const. II, S. 72 Nr. 58, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 510 f., hier S. 511. Potthast I, S. 559. Richard von S. Germano Chr. priora, MGH SS rer. G. in u. sch. [53], S. 64–66, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 519 Nr. 443; vgl. zur Sache MGH Epp. saec. XIII, I, S. 281–287, Nr. 368–370. Burchard von Ursberg: Chr. (zu 1228), MGH SS rer. G. [16], S. 124, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 521, Nr. 446. Vgl. aus der Perspektive Friedrichs: MGH Const. II, S. 158 f. Nr. 119. Vismara, Impium foedus, S. 179–203; vgl. aber zur Karolingerzeit schon Böhmer / Herbers Nr. 435; zur Sache auch das Zitat (unten Anm. 24). Vgl. die verschiedenen Dokumente des umfangreichen Vertragswerkes MGH Const. II S. 170– 183 Nr. 126–149. Die vorausgehenden Quellenpassagen bei: Huillard-Bréholles, Hist. dipl. Friderici II, V, S. 286 f., 327, 348 f., 305, 378, dt. bei Nette, Friedrich II., S. 102–105; vgl. weitere Quellenauszüge bei van Eickels / Brüsch, Kaiser Friedrich II., bes. S. 324– 365. MGH Epp. saec. XIII, 1, S. 646–654 Nr. 750, dt. Anmerkungen zu Kapitel VIII
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bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 546 f., Nr. 469. Jostmann, Sibilla Erithea Babilonica, zusammenfassend S. 369. Chronica regia Coloniensis, Cont. IV, 1241– 1243, MGH SS rer. G. i. u. sch. [18], S. 281 und 285, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 550 f., Nr. 473. MGH Epp. saec. XIII, 3, S. 24 f. Nr. 32. Zu Lucera vgl. die Skizze zu den aktuellen Forschungen: Clemens / Matheus, Christen und Muslime. Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 481 f. Detailiert hierzu Herde, Karl I., S. 42–47. Herde, Schlacht. Segl, Häresien, bes. S. 268 u. ö. Vgl. Grundmann, Religiöse Bewegungen; Lambert, Ketzerei im Mittelalter, S. 69–226. Zu apokalyptischen und chiliastischen Konzeptionen vgl. Kapitel IX, S. 215 f. Klassisch: Borst, Katharer. Böhmer / Baaken / Schmidt, Nr. 1247 (mit reicher Literatur), vgl. Nr. 1156 zur mög lichen früheren Exkommunikation der Waldenser. Liber Extra 5,7,10, ed. Friedberg, Corpus II, Sp. 782 f. Burchard von Ursperg, Chronicon, MGH SS rer. G. [16], S. 107; dt. bei Pitz, Lust an der Geschichte, S. 371. Potthast I, S. 476 (22. Dez. 1216). Zur Differenzierung: Paolazzi, Regola non bullata (mit weiteren Angaben). Schieffer, Die frühesten Bischöfe. Trusen, Inquisitionsprozeß; allgemein Segl (Hg.), Inquisition. Potthast Nr. 4706, ed. Migne, PL 216 Sp. 823– 827. Kuttner / García García, Eyewitness, S. 123. Kuttner / García García, Eyewitness S. 172. Lat.-dt.: Conc. Oecumen. Decreta II, S. 265–267. Vgl. dt. bei Nette, Friedrich II., S. 119. MGH Const. II, S. 513–516 Nr. 401, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 556–559, Nr. 477. MGH Const. II, S. 508–512 Nr. 400; dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 560–562, Nr. 479, hier S. 560. Der Text ist überliefert: Liber Sextus, I,7,2, ed. Friedberg, Corpus II Sp. 9762–974.. Fried, Auf der Suche, bes. S. 299–332, Schmieder, Europa und die Fremden; Münkler, Erfahrung des Fremden. Lupprian, Beziehungen der Päpste, S. 15–102 (anschließend Edition des Briefwechsels). Cramer, Kreuzpredigt; Schein, Fideles Crucis; Anthony, How to Recover. Klassisch: Schneider, Wechselwirkungen, bes. S. 165–171. Vgl. oben zum RNI, S. 177 f. mit Anm. 8–11. Hageneder, Päpstliche Register. Herde, Audientia.
309
57 Herbers, Wissenskontakte; Maser, Rodrigo; Burnett, Institutional Context, sowie die Beiträge in dem Band Tischler / Fidora (Hg.), Christlicher Norden. 58 Migne PL 214, Sp. XVII–CCXXVIII; Sp. CCXI; eine Neuedition wird von Jochen Johrendt (Wuppertal) vorbereitet; zur Sache vgl. Paravicini Bagliani, Corps, S. 209. 59 Paravicini Bagliani, Corps, S. 208. 60 Drossbach, Christliche „caritas“. 61 Paravicini Bagliani, Corps, S. 214. 62 Register Urban IV. n. 1692, vgl. Paravicini Bagliani, Corps, S. 212. 63 So Paravicini Bagliani, Corps. 64 Vgl. hierzu Kerner / Herbers, Johanna. 65 von den Brincken, Martin von Troppau; Mierau, Einheit; Dies. Datenbanken zur Überlieferung der Chronik und der Fortsetzungen: www.mgh. de / datenbanken / papst-und kaiserchroniken (letzter Zugriff 20. 12. 2011). 66 Menzel, Kreuzzugsidee; Queller / Madden / Andrea, The Fourth Crusade. 67 Menzel, Kinderkreuzzüge. 68 Herbers, Geschichte Spaniens, S. 178–237. 69 Fitz, Las Navas de Tolosa. 70 Maser, Rodrigo, S. 21 f. u. ö.; Herbers, Las Navas de Tolosa. 71 Innozenz Reg. Lib. XV, 181–183, Migne, PL 216 Sp. 697–704, vgl. Signori, Das 13. Jahrhundert, S. 36. 72 Zimmermann, Hospites; Ders., Der Deutsche Orden im Burzenland, S. 77–92 zum Papstschutz. 73 Potthast Nr. 7343. 74 Christiansen, The Northern Crusade. 75 Fried, Auf der Suche; Schmieder, Europa und die Fremden; Münkler, Erfahrung des Fremde, S. 14–43; Reichert, Erfahrung der Welt, S. 181– 205. 76 Lupprian, Beziehungen der Päpste, S. 15–102 mit anschließenden Texteditionen. 77 König, Ausstrahlung des Papsttums. 78 Möhring, Geld zum Kampf, S. 92–99. 79 Conc. Oecum. Decreta II, S. 267–271. 80 Jostmann, Sibylla Erithea, S. 352–354 mit den weiteren Belegen. 81 Knefelkamp, Priesterkönig. 82 Le Goff, Ludwig der Heilige, S. 483–488. 83 Schein, Fideles Crucis; Anthony, How to Recover. 84 So soll Clemens IV. nach seiner Wahl auf dem Weg nach Rom einen Wahrsager aufgesucht haben, vgl. Kolmer, Clemens. 85 Paravicini Bagliani, Corps, S. 119–190 mit zahlreichen Quellenbelegen über das 13. Jahrhundert hinaus. IX. Ende des 13. Jahrhunderts 1 Zu diesen und anderen Aktivitäten Richard, La papauté, S. 144–156; Reichert, Erfahrung der Welt, S. 197.
Anmerkungen zu Kapitel IX
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Anmerkungen zu Kapitel X
2 Reg. Clemens V., Nr. 2300–2301. 3 Klassisch: Strayer, Crusade, S. 102–113. 4 Baethgen, Engelpapst; Herde, Cölestin V., S. 31– 83. Edition der Viten: MGH SS N. S. [23]. 5 Borchardt, Cölestiner. 6 Marini, Celestino V; allgemein: Potestà, Roma nella profezia; Jostmann, Sibilla Eritrea Babilonica, S. 155–181, S. 448 (zur Hs. Vat. Lat. 5129). 7 Grundmann, Joachim von Fiore; Ders., Zur Biographie; Reeves, Joachim; Potestà, Il tempo. 8 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 83 f. 9 Vgl. Bünz, Tag X, S. 74. 10 Grundlegend Paravicini Bagliani, Bonifacio VIII., S. 223–235 und 313–344 11 Vgl. grundlegend Ladner, Ursprung, zur Entwicklung unter Bonifaz VIII., S. 476 f. (mit weiteren Angaben). 12 Johrendt / Schmitz-Esser (Hg.), Der Nabel der Welt? und Johrendt, Alle Wege; zur Metapher, Wolf, Jerusalem und Rom, S. 186. 13 Johrendt, Diener, S. 335–341. 14 Extrav. Comm. 5.9.1, ed. Friedberg, Corpus II, Sp. 1303. 15 Johrendt, Diener, S. 348–350 (mit ausführlichen Belegen). 16 Dante, Inferno, Vers 28–33; vgl. Schimmelpfennig, Romreisen, S. 138. 17 Johrendt, Alle Wege, S. 97 f. (mit weiteren Belegen, vgl. S. 101). 18 Johrendt, Diener, S. 349. 19 Paravicini Bagliani, Bonifacio VIII, S. 196–205 u. ö. 20 Potthast Nr. 24291. 21 Le Goff, Ludwig der Heilige, bes. S. 265–274. 22 Potthast Nr. 25097. 23 Dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 786 f., Nr. 707. 24 Zu diesen Diskussionen und Nachwirkungen insgesamt Miethke, De potestate papae, bes. S. 113–115. 25 Johannes von Viktring: Liber certarum historiarum I, MGH SS rer. G. [36,1], S. 334, dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 787 f., Nr. 709 26 Herde, Die Wahl, S. 141. X. Das Papsttum in Avignon (1303–1378) 1 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 226–232, S. 234 f. und S. 485 (mit Einzelnachweisen). 2 Demurger, Templer, bes. S. 239 f.; das Material ist noch nicht vollständig textkritisch ediert, vgl. Krüger, Schuld oder Präjudizierung, S. 340 f., Anm. 4. Klassisch: Finke, Papsttum und Untergang. 3 Demurger, Templer, S. 277. 4 Johannes von Viktring: Liber certarum historiarum II, 4, MGH SS rer. G. [36,2], S. 1 f., dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 788 f., Nr. 710. Anmerkungen zu Kapitel X
5 So Krüger, Schuld oder Präjudizierung, S. 376 f. nach Auswertung des Prozessmaterials. 6 Dazu ausführlich Schmidt, Bonifaz-Prozeß. 7 Mirbt, Quellen zur Geschichte, S. 164. 8 Klassisch zu Lull: Platzeck; vgl. Th. Pindl (Hg.), Das Buch von Heiden und den drei Weisen, Stuttgart 1998. 9 Can. [24], Conc. Oecum. Decreta II, S. 379 f.; Platzeck, Lull, S. 127. 10 Can. [16] und [28] Conc. Oecumen. Decreta II, S. 374 und 383 f. 11 Favier, Les papes, passim. 12 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 234 f. und 485. 13 Hierzu demnächst die Augsburger Dissertation von Andreas Willershausen. 14 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 485–490. 15 Schimmelpfennig, Organisation, S. 30–55; Ders., Ad maiorem, S. 292–320; Ders., Papal Coronations. 16 Weiß, Versorgung, zusammenfassend S. 436– 441. 17 Finke (Hg.), Acta Aragonensia; Einzelbeispiele: Felten, Verhandlungen. 18 Weiß, Versorgung, S. 191. 19 Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 279–281. 20 Tangl, Kanzleiordnungen, Constitutiones Nr. XI und XII, S. 83–110. – Vgl. die Projektinformationen und vorläufigen Editionen von Andreas Meyer, Kanzleiregeln (www.uni-marburg. de / fb 06 / forschung / webpubl / magpubl / paepstlkanzl, letzter Zugriff 27. 12. 2011). 21 Zu den Anfängen Sydow, Kammer, vgl. oben Kapitel VII, S. 157 f. Grundlegend: Bauer, Epochen der Papstfi nanz, zur hier interessierenden Zeit S. 467–475. 22 Extravag. Joh. XXII, 3, 1, ed. Friedberg, Corpus II, Sp. 1207. 23 Tewes, Deutsches Geld; Beleg zu 1306: S. 210 Anm. 4. 24 Vincke, Jubiläumsablaß, S. 301–306. 25 Schuchard, Kollektoren, bes. S. 321. 26 Schuchard, Kollektoren, S. 14–16. 27 Diese Bezeichnungen in Anlehnung an von Peter Moraw und Rainer C. Schwinges geprägte Begriffe, vgl. z. B. Moraw, Europa im späten Mittelalter, S. 3–10. Vgl. weiterhin die Beiträge in Drossbach / Schmidt (Hg.), Zentrum und Netzwerk. 28 Bauer, Epochen der Papstfi nanz, S. 475. 29 Weiß, Versorgung, S. 322. 30 Weiß, Versorgung, S. 300–302. 31 Vgl. Pauler, Die deutschen Könige, S. 48–50; der Ordo MGH Font. iur. IX, S. 62–69; lat.-dt. in Ausgewählte Quellen 33, Weinrich, Quellen Verfassungsgeschichte, S. 244–251. 32 MGH Const. IV,2, S. 801–804 Nr. 801. Vgl. Schneidmüller, Grenzerfahrung, S. 110. 33 Clement. II, 9 un., ed. Friedberg, Corpus II, Sp. 1147–1150.
Anmerkungen zu Kapitel XI 34 MGH Const. V, S. 692–699 Nr. 881. 35 Miethke, De potestate papae, S. 204–295. 36 Wilhelm von Ockham: Traktat gegen Benedikt V.: Dialogus III, trac. II, 1 / 4, 2 / 17, dt. bei: Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 795 f., Nr. 713 37 MGH Const. VI,1, S. 328 Nr. 427. 38 MGH Const. VI,1, S. 344–360 Nr. 436 und 437; vgl. insgesamt Unverhau, Approbatio. 39 Zeumer, Quellensammlung, S. 184 Nr. 142, dt. Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 771 f. Zur Bedeutung Ludwig des Bayern im Vergleich zu Karl IV. vgl. Menzel, Ludwig, bes. S. 402 und 407. 40 Die Goldene Bulle, ed. Zeumer. 41 Hierzu Miethke, Paradiesischer Zustand, S. 503–532, bes. S. 517–532. 42 Vgl. Ballweg, Ordensreform, S. 155–163. 43 Finke (Hg.), Acta Aragonensia. 44 Baluze / Mollat (Hg.), Vitae. 45 Baluze / Mollat (Hg.), Vitae I, S. 241–308 und II, S. 335–453 (Anm.). 46 Vgl. zur Mythisierung Moeglin, Von der richtigen Art, S. 141–165. 47 Baluze / Mollat (Hg.), Vitae I, S. 243–245 (1. Vita). 48 Herbers, Kanarische Inseln, S. 64 f. (ND S. 211 f.) (mit mehreren Nachweisen); Zimmermann, Geschichte, S. 180 f. 49 „Candidatus Spiritus sancti miles Nicolaus severus et clemens, liberator Urbis, zelator Italiae, amator orbis et tribunus Augustus“, vgl. ähnliche Formulierungen: Baluze/Mollat (Hg.), Vitae I, S. 252 f. (1. Vita). 50 Weiß, Delegierte Herrschaft , S. 67–84 (mit Nachweisen); Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 272 f. 51 Costituzioni Egidiane dell anno 1357, ed. Sella; Schmidt, Neue und alte Handschriften, S. 369– 384. 52 Böhmer / Huber, Nr. 4170a. 53 Dt. bei Gregorovius, Geschichte Rom, 12. Buch, 2. Kapitel, S. 764 f. 54 Katharina von Siena: Epistolario, ed. Dupré Theseider, FSI, Epistolari sec. XIV Nr. 77, S. 313– 315 u. ö. 55 Brigitta von Schweden: Revelationes I cap. 41, ed. C. G. Undhagen (1978); vgl. auch IV cap. 142, ed. H. Aili (1992). 56 Dt. bei Gregorovius, Geschichte Rom, 12. Buch, 2. Kapitel, S. 770 f. 57 Nyberg, Der Brigittenorden, S. 373–396. 58 Vgl. oben Anm. 55. 59 Vgl. oben Anm. 54. 60 „Demum quia Vicarius Jesu Christi deliberavit tunc, ipsa [Caterina] eum inducente, venire ad propriam Sedem Romanam, sicut et feci“ (Leg. Maior AASS April III, 1866, S. 965. Zur Haltung des französischen Hofes Weiß, Onkel und Neffe, bes. S. 159. 61 Gregorovius, Geschichte Roms, Bd. II, 2, S. 785.
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62 Frech, Reform, mit breitem Ausgriff zur Reform-Metapher vom 12. bis 15. Jahrhundert. XI. Vom Großen Abendländischen Schisma zu den Reformkonzilien (1378–1449) Vgl. Berndt / Tischler, Benedikt XIII. (www. spp1173. uni-hd.de / projekte / Mueller-Schauenburg. html) mit weiterer Literatur. Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 305 und S. 316–319. Klassisch Brandmüller, Frage, S. 78–120; zur vorgeschobenen Begründung Izbicki/RolloKoster (Hg.), Companion, S. 9–65. Zutshi, Papal Chancery, S. 201–218. Frankl, Ad-instar-Ablässe; Kühne, Ostensio, S. 626–642; Zur Wertigkeit von Pilgerfahrten Herbers, Wol auf sant Jacobs straßen, S. 143–146 und S. 181 f. Vgl. z. B. Deutsche Reichstagsakten Ältere Reiche I Göttingen 1956, Nr. 92 und Nr. 130. Bernecker / Herbers, Geschichte Portugals. Ehrle, Martin de Alpartil S. 519 (= Anhang ungedruckter Aktenstücke). Lib. pont., ed Pjerovský; Thomas Ebendorfer: Schismentraktat; MGH SS rer. Germ. NS 20; Blumenfeld-Kosinski, Poets. Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 304–324. John Wyclif: De Christo et suo adversario Antichristo, ed. Buddensieg, S. 33–58. Wilks / Hudson, Wyclif, passim; zu Wyclif und Hus weiterhin Lambert, Ketzerei, S. 307–487. John Wyclif, vgl. Anm. 11; dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 799, Nr. 716. Vgl. z. B. die Beiträge in Šmahel / Müller-Luckner, Häresie. Insgesamt zum Hintergrund Šmahel, Hussitische Revolution; Ders., Hus, Hussiten, bes. S. 712–716. Hudson, Reformation; vgl. hierzu Walsh, Rezeption, S. 237–253, bes. S. 244 f. Tierney, Foundations (mit breitem Ausgriff seit dem 13. Jahrhundert); Bäumer (Hg.), Entwicklung; zum Beleg Ders., K., in LexMA V, Sp. 1431 f. Prima sedes a nemine iudicatur, vgl. zum Hintergrund auch Dist. 40, c. 6, ed. Friedberg, Corpus I, Sp. 146. Vgl. Ehrle, Neue Materialien. Martin de Alpartil: Cronica actitatorum temporibus Benedicti XIII pape, ed. Sesma / Agudo, S. 48 f. und 63 f. Vincke, Schriftstücke, S. 27–29. Vgl. Girgensohn, More sanctorum; und die Beiträge in Müller / Helmrath (Hg.), Konzilien von Pisa. – Zu den Quellen: Vincke, Acta concilii Pisani. Vgl. von Langen-Monheim, Informatio seriosa; Baluze / Mollat (Hg.), Vitae IV, S. 391–408. Ehrle, Afterkonzil, S. 652 ff. Finke (Hg.), Forschungen und Quellen, S. 163 ff., dt. bei Lautemann: Geschichte in Quellen, Anmerkungen zu Kapitel XI
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Anmerkungen zu Kapitel XII S. 804 f., Nr. 720 Baluze / Mollat (Hg.) Vitae IV, S. 391–408.. Vgl. zu Fillastre: Prietzel, Guillaume Fillastre, vgl. auch die späteren Reden ed. Ders., Guillaume. Vgl. Insgesamt Helmrath / Müller (Hg.), Konzilien von Pisa. „Tractatus vel Capita agendorum in concilio generali de reformatione ecclesiae“ von ca. 1409. Johannes Gerson, Opera omnia Bd. 3, ed. P. Glorieux, Paris u. a. 1962, S. 294–313 (De auteribi litate pape [sponsi] ab ecclesia). Vgl. Anm. 25; die Chronik Richental, ed. Buck. Lat.-dt.: Conc. Oecumen. Decreta II, S. 403– 451, S. 408–410 (Kurz- und Langfassung); vgl. Morrissey, Haec sancta. Zimmermann, Papstabsetzungen, S. 273–295. Suárez Fernández, Benedicto, S. 235–243, dort auch zum Folgenden. Brandmüller, Konzil von Konstanz, Bd. II, S. 287–298. Studt, Martin, passim. Lat.-dt.: Conc. Oecumen. Decreta II, S. 438 f. (mit Volltext); dt. Auszug bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 819 f., Nr. 734, hier S. 819. Palacky, Documenta magistri, S. 237 f.; dt. bei Lautemann, Geschichte in Quellen, S. 806 f., Nr. 722. Insofern enthielt die schon von Wyclif geforderte Spendung des Sakramentes sub utraque specie auch eine Kritik an der Transsubstantiationslehre. Zu seinem Pontifi kat insbesondere mit Blick auf Deutschland vgl. Studt, Martin. Suárez Fernández, Benedicto. Frenz, Kanzlei, bes. S. 208 ff. Zu Deutschland: Studt, Martin, passim. Brandmüller, Konzil von Pavia-Siena, bes. S. 94– 106. Neubewertungen bei Helmrath, Basler Konzil und Müller / Helmrath (Hg.), Konzilien von Pisa, bes. S. 371–392 (W. Maleczek). Grundlegend zu diesem Werk Lücking-Michel, Konkordanz und Konsens; passim, S. 219–222 zu den Werkausgaben. Lehmann, Bartfrage. Bringmann, Unionskonzil, sowie die weiteren Beiträge im selben Band. Jullien de Pommerol / Monfrin, Bibliothèque pontificale, vgl. das Projekt von Berndt / Tischler, oben Anm. 1.
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XII. Von Nikolaus V. (1447–1455) bis zu Leo X. (1513–1521) Auszüge (dt.): Schulze / Paul (Hg.), Europäische Geschichte, S. 920 ff. Müller, Habit und Habitus, S. 17–31. Studt, Anspruch, S. 116; Maleczek, Zusammenfassung, S. 334 f. Setz, Lorenzo Vallas Schrift ; Ders. (Hg.), De falso. Berger / Nord (Hg.), Vom Frieden. Kunze, Erasmus und Luther, mit weiteren Nachweisen.
Anmerkungen zu Kapitel XII
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Frenz, Kanzlei, S. 208 ff. Bartholomeo Platina, Liber, Rer. Ital. SS III / 1. Kerner / Herbers, Johanna, S. 109–112. Balzert, Carmen sapphicum, S. 201–240. Herbers, Leo, S. 424. Zur Krönung vgl. Schimmelpfennig, Krönung. Schimmelpfennig, Palast als Stadtersatz; Ders., Cappella Sistina. Schulze / Paul (Hg.), Europäische Geschichte, S. 324 f. Franzen / Bäumer, Papstgeschichte, S. 272; Helmrath, Pius II., S. 91 f. Nikolaus von Kues: Opera omnia, Bd. 8, ed. L. Hagemann. Pius Papa Epistola ad Mahumetem, ed. Glei / Köhler (dort in der Einleitung S. 20 f. zu den möglichen Vorlagen); zur Editionslage Helmrath Pius II, S. 124 f. Anm. 152. Dt. bei Schulze / Paul (Hg.), Europäische Geschichte, S. 918 f. Helmrath, Pius II., S. 127–134. Herbers / Plötz, Santiago, S. 99–128; Johanek, Leo von Rožmital, S. 455–480; Paravicini, Leo von Rožmital, S. 253–307. Müller, Kreuzzugspläne, bes. S. 32–104. Boxer, Seabourne Empire. Umfassend bereits Weckmann, Las bulas alejandrinas; Dok. Europ. Expansion Bd. I, S. 195–218. Kommentar zum Liber Extra 3, 34, 8, ed. Friedberg, Corpus II, Sp. 593 f.; Kedar, Canon Law, S. 79–82; Ders., Crusade and Mission, S. 217 (Druck des Kommentars. Kommentar zu derselben Stelle, vgl. Kedar, Crusade and Mission, S. 169 f. Engels, Reconquista. Knefelkamp, Priesterkönig. Dt.: Dok. Europ. Expansion I, S. 224 f.; Davenport, Treaties, S. 13–20, und Monumenta Henricina XII, S. 71–79. Davenport, Treaties, S. 28–30; Monumenta Henricina XII, S. 286–288 Vgl. zusammenfassend de Witte, Les bulles pontificales; Kinzel, Rechtliche Begründung. Weckmann, Las bulas alejandrinas, S. 25–35 und 229–262. Frenz, Kanzlei, S. 201–258 mit Einzelbefunden zu den einzelnen Ämtern. Dendorfer / Lützelschwab (Hg.), Geschichte des Kardinalats, S. 399–408, bes. S. 401 f. Reinhardt, Familien Italiens. Schüller-Piroli, Borgia-Päpste, S. 132–394; Reinhardt, Alexander VI., bes. S. 60–254. Schüller-Piroli, Borgia-Päpste, S. 137–139; Reinhardt, Alexander VI., S. 60–71. Vgl. die Stammtafel bei Schüller-Piroli, BorgiaPäpste, S. 427 f.; Reinhardt, Alexander VI., S. 263. Piper, Savonarola, S. 110 f., S. 118 und 120. Schüller-Piroli, Borgia-Päpste, S. 376–383. Vgl. Schnitzer, Tod Alexanders VI.; Wasner, Unbekannte Handschrift. Reinhardt, Alexander VI., S. 75–77 u. ö. Wiesflecker, Maximilian I., Bd. 4, S. 90–96.
Anmerkungen zu Kapitel XII 42 43 44 45 46 47
Conc. Oecumen. Decreta II, S. 595–655. Hack, Romzugbericht. Herbers, Geschichte Spaniens, S. 308. Studt, Anspruch. Signori, Ein Ablaßprediger. Vgl. für Deutschland: grundlegend das Repertorum Germanicum. 48 Sieben Bände (1998 ff.) zum Zeitraum 1431– 1492, ed. von Schmugge u. a.
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Schmugge, Ehen vor Gericht. Reinhardt, Alexander VI., S. 160–172. Esch, Antiken-Wahrnehmung. Miedema, „Mirabilia Romae“ (zur Rezeption und Verbreitung); Dies., Römische Kirchen; Dies., Rompilgerführer bes. S. 346–397 (zu den mentalitätsgeschichtlichen Implikationen der Ablassfrömmigkeit).
Quellen und Literatur
Das Verzeichnis führt nicht nur die in den Anmerkungen gekürzt zitierten Titel auf, sondern auch die für die Abfassung herangezogene grundlegende Literatur. Hinsichtlich der Quellen musste auf die allgemeinen großen Quellensammlungen zurückgegriffen werden. In den Anmerkungen wird deshalb in knapper Form auf die jeweiligen Editionen verwiesen. Für die frühere Papstgeschichte dienen vor allem die Regesten Jaffés als Orientierung. Die zitierte zweite Auflage wird momentan unter Leitung des Verfassers zu einer dritten völlig neu bearbeiteten Auflage vorbereitet. Mit Hilfe der Konkordanz der neuen Bände, die der Autor schon im Bearbeitungszustand kannte, werden die Leser künft ig auf den aktuellen Stand geführt. Entsprechendes gilt für die Bände der in Göttingen bearbeiteten Regesta pontificum Romanorum und diejenigen der Regesta Imperii. Quellen und Literatur
Quellen und Nachschlagewerke Eine nützliche Aufstellung der Arbeitsmittel und Editionen zur Papstgeschichte bietet in seiner Bibliographie: Frenz, Thomas: Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 2) Stuttgart 1986, 2. Aufl. 2000 (vgl. auch dessen hilfswissenschaft liche Bibliographie unter: http: // www.phil. uni-passau.de / histhw / bibliographie / systematik.html).
Lexika / Handbücher Dictionnaire historique de la papauté, hg. v. Philippe Levillain, Paris 1994; engl. Ausgabe: The Papacy. An Encyclopaedia, 3 Bde., New York u. a. 2002. Die Geschichte des Christentums. Religion – Politik – Kultur, hg. v. Norbert Brox u. a., 14 Bde., Freiburg 1991 ff. Enciclopedia dei papi, a cura di Girolamo Arnaldi per l’Istituto della Enciclopedia Italiana, 3 Bde., Rom 2000. Lexikon der Päpste und des Papsttums (Lexikon für Theologie und Kirche kompakt), Freiburg / Basel / Wien 2001. Lexikon des Mittelalters, 9 Bde., München und Zürich 1980–1998. Reallexikon für Antike und Christentum, bisher 23 Bde., Stuttgart 1950 ff.
Arbeitsmittel / Regesten / Facsimilia / Bibliographien Fees, Irmgard / Roberg, Francesco (Hg.): Bd. 1: Frühe Papsturkunden (891–1054); Bd. 2: Papsturkunden der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts (1057–1098); Bd. 3: Papsturkunden des 12. Jahrhunderts: Feierliche Privilegien (Digitale Urkundenbilder aus dem Marburger Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden 2 / I–III), Leipzig 2006–2010. Jaffé, Philipp (Bearb.): Regesta pontificum Romanorum (bis 1198), 2. Aufl. überarbeitet v. Wattenbach, Loewenfeld, Kaltenbrunner und Ewald (zitiert als Jaffé / Loewenfeld, Jaffé / Kaltenbrunner, Jaffé / Ewald), 2 Bde., Leipzig 1885–1888; ND Graz 1956. (digitale Version unter http: // www.mgh.de / bibliothek / virtueller-lesesaal / ) Paravicini Bagliani, Agostino: Il Papato nel secolo XIII. Cent’anni di bibliografia (1875–2009) (Millennio Medievale 83, Strumenti e studi 23), Florenz 2010. Potthast, August (Bearb.): Regesta pontificum Romanorum inde ab anno post Christum natum 1198 ad annum 1304, bearb. v. August Potthast, 2 Bde., Berlin 1874 / 75; ND 1957. Regesta pontificum Romanorum iubente academia Gottingense (Verzeichnis der erschienenen und in Vorbereitung befi ndlichen Regestenbände und der begleitenden Studien http: // www.papsturkunden.gwdg. de / Pius-Stift ung / Publikationen / publikationen.html) (zitiert als Ländername und pontificia, z. B. Italia pontificia) Regesta Imperii (besonders Papstregesten), begründet v. Johann Friedrich Böhmer (Verzeichnis der erschienenen Regestenbände unter http: // www.regesta-imperii.de / unternehmen / publikationen.html) (zitiert als Böhmer / neuer Bearbeitername). Repertorium Germanicum. Verzeichnis der in den päpstlichen Registern und Kameralakten vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien vom Beginn des Schismas bis zur Reformation, Berlin 1916 ff. (Verzeichnis der erschienenen Bände unter http: // www.dhi-roma.it / rep_germ.html).
Quellen und Literatur
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Papstliste 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51.
Petrus Linus Anenkletus (Cletus) (= Anaklet I.) Clemens I. Evaristus Alexander I. Sixtus (Xystus) I. Telesphorus Hyginus (Yginus) Pius I. Anicetus Soter Eleutherus Viktor I. Zephyrinus Kalixt I. Hippolyt Urban I. Pontianus Anteros Fabianus Cornelius Novatian Lucius I. Stephan I. Sixtus (Xystus) II. Dionysius Felix I. Eutychianus Caius Marcellinus Marcellus I. Eusebius Miltiades Silvester I. Marcus Julius I. Liberius Felix II. Damasus I. Ursinus Siricius Anastasius I. Innozenz I. Zosimus Bonifaz I. Eulalius Cölestin I. Sixtus (Xystus) III. Leo I. Hilarus (Hilarius) Simplicius Felix III. (II.) Gelasius I. Anastasius II. Symmachus Laurentius
30? / 33?–64? / 67? 64? / 67–76? / 79? 79–90? / 92? 90? / 92?–99? / 101? 99? / 101–107? 107?–116? 116?–125? 125?–136? 136? / 138–140? / 142? 140? / 142–154? / 155? 154? / 155?–166? 166?–174? 174?–189? 189–198? / 199? 198? / 199?–217? 217?–222 217–235 (r.), 235 / 236 (ob.) 222–230 230–235 Sept. 28 (r.), 235 (ob.) 235–236 Jan. 3 (ob.) 236 Jan.–250 Jan. 20 (ob.) 251 März–253 Juni(?) 251–258? 253–254 März 5 (ob.) 254 Mai 12–257 Aug. 2 (ob.) 257 Aug. 30–258 Aug. 6 (ob.) 259 / 260 Juli 22–267 / 268 Dez. 26 (ob.) 268 / 269 Jan. 5–273 / 274 Dez. 30 (ob.) 274 / 275–282 / 283 282 / 283–295 / 296 April 22 (ob.) 295(?) Juni 30–304 Okt. 25 (ob.) 307(?) Mai–308(?) Jan. 16 (ob.) 308 / 309 / 310 April 18–308 / 309 / 310 Aug. 17 (ob.) 310 / 311 Juli 2–314 Jan. 11 (ob.) 314 Jan. 31–335 Dez. 31 (ob.) 336 Jan. 18–336 Okt. 7 (ob.) 337 Febr. 6–352 April 12 (ob.) 352 Mai 17–366 Sept. 24 (ob.) 355–358 (r.), 365 Nov. 22 (ob.) 366 Okt. 1–384 Dez. 11 (ob.) 366–367 Nov. 16 (ob.) 384 Dez.–399 Nov. 26 (ob.) 399 Nov. 27–401 Dez. (ob.) 401 Dez. 21–417 März 12 (ob.) 417 März 18–418 Dez. 25 (ob.) 418 Dez. 29–422 Sept. 4 (ob.) 418–419 (r.), 423 (ob.) 422 Sept. 10–432 Juli 27 (ob.) 432 Juli 31–440 Aug. 19 (ob.) 440 Sept. 29–461 Nov. 10 (ob.) 461 Nov. 13–468 Febr. 29 (ob.) 468 März 3–483 März 10 (ob.) 483 März 13–492 März 1 (ob.) 492 März 1–496 Nov. 19 (ob.) 496 Nov. 24–498 Nov. 17 (ob.) 498 Nov. 22–514 Juli 19 (ob.) 498–506 (r.), 506 (ob.)
Papstliste
Papstliste 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93.
Hormisdas Johannes I. Felix IV. (III.) Bonifaz IL Dioskur Johannes IL (vormals: Mercurius) Agapet (Agapitus) I. Silverius Vigilius Pelagius I. Johannes III. Benedikt I. Pelagius II. Gregor I. Sabinianus Bonifaz III. Bonifaz IV. Adeodatus (Deusdedit) I. Bonifaz V. Honorius I. Severinus Johannes IV. Theodor I. Martin I. Eugen I. Vitalian Adeodatus II. Donus Agatho Leo II. Benedikt II. Johannes V. Konon Theodor Paschalis Sergius I. Johannes VI. Johannes VII. Sisinnius Konstantin I. Gregor II. Gregor III. Zacharias Stephan (II.) Stephan II. (III.) Paul I. Konstantin II.
Philipp Stephan III. (IV.) Hadrian I. Leo III. Stephan IV. (V.) Paschalis I. Eugen II. Valentinus Gregor IV. Johannes 102. Sergius II. 103. Leo IV. 104. Benedikt III. Anastasius Bibl. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101.
339
514 Juli 20–523 Aug. 6 (ob.) 523 Aug. 13–526 Mai 18 (ob.) 526 Juli 12–530 Sept. 22(?) (ob.) 530 Sept. 22–532 Okt. (ob.) 530 Sept. 22–530 Okt. 14 (ob.) 533 Jan. 2–535 Mai 8 (ob.) 535 Mai 13–536 April 22 (ob.) 536 Juni 1(?)–537 Nov. 11 (r.), 537 Dez. 2 (ob.) 537 März 29–555 Juni 7 (ob.) 556 April 16 (c.)–561 März 3 / 4 (ob.) 561 Juli 17 (c.)–574 Juli 13 (ob.) 575 Juni 2 (c.)–579 Juli 30 (ob.) 579 Nov. 26 (c.)–590 Febr. 7 (ob.) 590 Sept. 3 (c.)–604 März 12 (ob.) 604 Sept. 13 (c.)–606 Febr. 22 (ob.) 607 Febr. 19 (c.)–607 Nov. 12 (ob.) 608 Aug. 25 (c.)–615 Mai 8 (ob.) 615 Okt. 19 (c.)–618 Nov. 8 (ob.) 619 Dez. 23 (c.)–625 Okt. 25 (ob.) 625 Okt. 27 (el.)–638 Okt. 12 (ob.) 640 Mai 28 (c.)–640 Aug. 2 (ob.) 640 Dez. 24 (c.)–642 Okt. 12 (ob.) 642 Nov. 24 (c.)–649 Mai 14 (ob.) 649 Juli (c.)–653 Juni 17 (d.), 655 Sept. 16 (ob.) 654 Aug. 10 (c.)–657 Juni 2 (ob.) 657 Juli 30 (c.)–672 Jan. 27 (ob.) 672 April 11 (c.)–676 Juni 17 (ob.) 676 Nov. 2 (c.)–678 April 11 (ob.) 678 Juni 27 (c.)–681 Jan. 10 (ob.) 682 Aug. 17 (c.)–683 Juli 3 (ob.) 684 Juni 26 (c.)–685 Mai 8 (ob.) 685 Juli 23 (c.)–686 Aug. 2 (ob.) 686 Okt. 21 (c.)–687 Sept. 21 (ob.) 687 Ende 687–692(?) (ob.) 687 Dez. 15 (c.)–701 Sept. 8 (ob.) 701 Okt. 30 (c.)–705 Jan. 11 (ob.) 705 März 1 (c.)–707 Okt. 18 (ob.) 708 Jan. 15 (c.)–708 Febr. 4 (ob.) 708 März 25 (c.)–715 April 9 (ob.) 715 Mai 19 (c.)–731 Febr. 11 (ob.) 731 März 18 (c.)–741 Nov. (ob.) 741 Dez. 10 (c.)–752 März 22 (ob.) 752 März 23 (el.)–752 März 25 (ob.) 752 März 26 (el.)–757 April 26 (ob.) 757 April (el.), Mai 29 (c.)–767 Juni 28 (ob.) 767 Juni 28 (el.), Juli 5 (c.)–768 Aug. 6 (d.), 769 April 13 (vertrieben) 768 Juli 31 (el.) 768 Aug. 1 (el.), Aug. 7 (c.)–772 Jan 24 (ob.) 772 Febr. 1 (el.), Febr. 9 (c.)–795 Dez. 25 (ob.) 795 Dez. 26 (el.), Dez. 27 (c.)–816 Juni 12 (ob.) 816 Juni 22 (el.)–817 Jan. 24 (ob.) 817 Jan. 25 (el.)–824 Febr. 11 (ob.) 824 Febr. / Mai–827 Aug. (ob.) 827 Aug.–827 Sept. (ob.) 827 Ende–844 Jan. (ob.) 844 Jan. 844 Jan.–847 Jan. 27 (ob.) 847 Jan. (el.), April 10 (c.)–855 Juli 17 (ob.) 855 Juli (el.), Sept. 29 (c.)–858 April 17 (ob.) 855 Aug.–855 Sept. (verjagt), ca. 880 (ob.)
340 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144.
145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152.
Papstliste Nikolaus I. Hadrian II. Johannes VIII. Marinus I. Hadrian III. Stephan V. (VI.) Formosus Bonifaz VI. Stephan VI. (VII.) Romanus Theodor II. Johannes IX. Benedikt IV. Leo V. Christophorus Sergius III. Anastasius III. Lando Johannes X. Leo VI. Stephan VII. (VIII.) Johannes XI. Leo VII. Stephan VIII. (IX.) Marinus II. Agapet (Agapitus) IL Johannes XII. (vormals: Oktavian) Leo VIII. Benedikt V. Johannes XIII. Benedikt VI. Bonifaz VII. Benedikt VII. Johannes XIV. (vormals: Petrus) Bonifaz VII. Johannes XV. Gregor V. (Brun) Johannes XVI. Silvester II. (Gerbert) Johannes XVII. Johannes XVIII. Sergius IV. (Petrus, gen. Os porci Benedikt VIII. (Theophylakt) Gregor (VI.) Johannes XIX. (Romanus) Benedikt IX. (Theophylakt) Silvester III. (Johannes) Benedikt IX. (2. Mal) Gregor Vl. (Johannes Gratianus) Clemens II. (Suitger) Benedikt IX. (3. Mal) Damasus II. (Poppo) Leo IX. (Brun) Viktor II. (Gebhard) Stephan IX. (X.) (Friedrich) Benedikt X. (Johannes) Nikolaus II. (Gerhard) Alexander II. Honorius II. (Cadalus) Gregor VII. (Hildebrand) Clemens III. (Wibert) Viktor III. (Desiderius)
858 April 24 (c.)–867 Nov. 13 (ob.) 867 Dez. 14 (c.)–872 Dez. 14 (ob.) 872 Dez. 14 (el.)–882 Dez. 16 (ob.) 362 882 Dez. 16 (el.)–884 Mai 15 (ob.) 884 Mai 17 (el.)–885 Sept. (ob.) 885 Sept.–891 Sept. 14 (ob.) 891 Okt. 6–896 April 4 (ob.) 896 April–896 April / Mai (ob.) 896 Mai–897 Aug. (ob.) 897 Aug.–897 Nov. (ob.) 897 Dez.–897 Dez. (ob.) 898 Jan.–900 Jan. (ob.) 900 Jan. / Febr.–903 Juli (ob.) 903 Juli–903 Sept. 903 Juli / Sept.–904 Jan. (verjagt) 904 Jan. 29–911 April 14 (ob.) 911 April–913 Juni (ob.) 913 Juli–914 Febr. (ob.) 914 März–928 Mai / Juni (ob.) 928 Mai–928 Dez. (ob.) 928 Dez.–931 Febr. (ob.) 931 Febr. / März–935 Dez. (ob.) 936 Jan. 3–939 Juli 13 (ob.) 939 Juli 14–942 Okt. (ob.) 942 Okt. 30–946 Mai (ob.) 946 Mai 10–955 Dez. (ob.) 955 Dez. 16–963 Dez. 4 (d.), 964 Mai 14 (ob.) 963 Dez. 4 (el.), Dez. 6 (c.)–965 März 1 (ob.) 964 Mai 22–964 Juni 23 (d.), 966 Juli 4 (ob.) 965 Okt. 1–972 Sept. 6 (ob.) 973 Jan. 19–974 Juni (ob.) 974 Juni–974 Juli (vertrieben), s. u. 974 Okt.–983 Juli 10 (ob.) 983 Dez.–984 Aug. 20 (ob.) (2. Mal) 984 Aug.–985 Juli (ob.) 985 Aug.–996 März (ob.) 996 Mai 3–999 Febr. 18 (ob.) 997 April–998 Mai (d.), ca. 1013 (ob.) 999 April 2–1003 Mai 12 (ob.) 1003 Mai / Juni–1003 Nov. 6 (ob.) 1004 Jan.–1009 Juni / Juli (ob.) 1009 Juli 31–1012 Mai 12 (ob.) 1012 Mai 18–1024 April 9 (ob.) 1012 Juni–1012 Dez. (vertrieben) 1024 April 19(?)–1032 (ob.) 1032 Aug. / Sept.–1044 (vertrieben), s. u. 1045 Jan. 20–1045 Febr. 10 (vertrieben), 1046 Dez. 20 (d.) 1045 April 10–1045 Mai 1 (r.), 1046 Dez. 20 (d.) 1045 Mai 5–1046 Dez. 20 (d.), 1047 Nov. (ob.) 1046 Dez. 24 (el.), Dez. 25 (c.)–1047 Okt. 9 (ob.) 1047 Nov. 8–1048 Juli 17 (vertrieben), 1055 / 56 (ob.) 1047 Dez. 25 (ernannt), 1048 Juli 17 (c.)–1048 Aug. 9 (ob.) 1048 Dez. (ernannt), 1049 Febr. 12 (c.)–1054 April 19 (ob.) 1055 März (Investitur), April 16 (c.)–1057 Juli 28 (ob.) 1057 Aug. 2 (el.), Aug. 3 (c.)–1058 März 29 (ob.) 1058 April 5 (el.)–1059 Jan. (vertrieben), 1060 April (d.) 1058 Dez. 6 (el.), 1059 Jan. 24 (c.)–1061 Juli 27 (ob.) 1061 Okt. 1–1073 April 21 (ob.) (Anselm) 1061 Okt. 28–1064 Mai 31 (d.), 1071 / 72 (ob.) 1073 April 22 (el.), Juni 30 (c.)–1085 Mai 25 (ob.) 1080 Juni 25 (el.), 1084 März 24 (c.)–1100 Sept. 8 (ob.) 1086 Mai 24–1087 Sept. 16 (ob.)
Papstliste 153. Urban II. (Odo) 154. Paschalis II. (Rainerius) Theoderich Albert Silvester IV. (Maginulf) 155. Gelasius II. (Johannes) Gregor VIII. (Mauritius Burdinus) 156. Kalixt II. (Guido) Cölestin II. (Thebaldus Buccapecus) 157. Honorius II. (Lambertus) 158. Innozenz II. (Gregorius Papareschi) Anaklet II. (Petrus Pierleoni) Viktor IV. (Gregorius) 159. Cölestin II. (Guido de Castello) 160. Lucius II. (Gerardus) 161. Eugen III. (Petrus Bernardus) 162. Anastasius IV. (Conradus de Subura) 163. Hadrian IV. (Nicolaus Breakspear) 164. Alexander III. (Rolandus Bandinellus) Viktor IV. (Octavianus de Monticelli) Paschalis III. (Guido v. Crema) Kalixt III. (Johannes de Struma) Innozenz III. (Lando v. Sezze) 165. Lucius III. (Ubaldus Allucinguli) 166. Urban III. (Ubertus Crivelli) 167. Gregor VIII. (Albert v. Morra) 168. Clemens III. (Paulus Scolari) 169. Cölestin III. (Hyacinthus Bobo) 170. Innozenz III. (Lothar v. Segni) 171. Honorius III. (Cencius Savelli) 172. Gregor IX. (Ugolinus v. Segni) 173. Cölestin IV. (Goff redo Castiglioni) 174. Innozenz IV. (Sinibaldo Fieschi) 175. Alexander IV. (Rainald v. Segni) 176. Urban IV. (Jacques Pantaleon) 177. Clemens IV. (Guy le Gros) 178. Gregor X. (Tedaldo Visconti) 179. Innozenz V. (Pierre de Tarentaise) 180. Hadrian V. (Ottobono Fieschi) 181. Johannes XXI. (statt: XX) (Petrus Hispanus) 182. Nikolaus III. (Giovanni Caetano Orsini) 183. Martin IV. (Simon de Brion) 184. Honorius IV. (Giacomo Savelli) 185. Nikolaus IV. (Girolamo Masci) 186. Cölestin V. (Pietro del Morrone) 187. 188. 189. 190.
Bonifaz VIII. (Benedetto Caetani) Benedikt XI. (Niccolò Boccasini) Clemens V. (Raymond Bertrand de Got) Johannes XXII. (Jacques Arnaud Dueze) Nikolaus V. (Pietro di Corvaro)
191. 192. 193. 194. 195.
Benedikt XII. (Jacques Fournier) Clemens Vl. (Pierre Roger) Innozenz Vl. (Etienne Aubert) Urban V. (Guillaume de Grimoard) Gregor XI. (Pierre Roger)
Rom: 196. Urban VI. (Bartolomeo Prignani) 197. Bonifaz IX. (Pietro Tomacelli)
341
1088 März 12–1099 Juli 29 (ob.) 1099 Aug. 13 (el.), Aug. 14 (c.)–1118 Jan 21 (ob.) 1100 Sept.–1100 Dez. (d), 1102 (ob.) 1102 Febr.–1102 März (d.) 1105 Nov. 18–1111 (r.) 1118 Jan. 24 (el.), März 10 (c.)–1119 Jan. 28 (ob.) 1118 März 8–1121 (d.) 1119 Febr. 2 (el.), Febr. 9 (c.)–1124 Dez. 13 (ob.) 1124 Dez. 15 (el.), Dez. 16 (r.) 1124 Dez. 15 (el.), Dez. 21 (c.)–1130 Febr. 13 (ob.) 1130 Febr. 14 (el.), Febr. 23 (c.)–1143 Sept. 24 (ob.) 1130 Febr. 14 (el.), Febr. 23 (c.)–1138 Jan. 25 (ob.) 1138 März–1138 Mai 29 (r.) 1143 Sept. 26 (el.), Okt. 3 (c.)–1144 März 8 (ob.) 1144 März 12 (el.)–1145 Febr. 15 (ob.) 1145 Febr. 15 (el.), Febr. 18 (c.)–1153 Juli 8 (ob.) 1153 Juli 12 (el.)–1154 Dez. 3 (ob.) 1154 Dez. 4 (el.), Dez. 5 (c.)–1159 Sept. 1 (ob.) 1159 Sept. 7 (el.), Sept. 20 (c.)–1181 Aug. 30 (ob.) 1159 Sept. 7 (el.), Okt. 4 (c.)–1164 April 20 (ob.) 1164 April 20 (el.), April 26 (c.)–1168 Sept. 20 (ob.) 1168 Sept.–1178 Aug. 29 (r.) 1179 Sept. 29–1180 Jan. (d.) 1181 Sept. 1 (el.), Sept. 6 (c.)–1185 Nov. 25 (ob.) 1185 Nov. 25 (el.), Dez. 1 (c.)–1187 Okt. 20 (ob.) 1187 Okt. 21 (el.), Okt. 25 (c.)–1187 Dez. 17 (ob.) 1187 Dez. 19 (el.), Dez. 20 (c.)–1191 März (ob.) 1191 März 30 (el.), April 14 (c.)–1198 Jan. 8 (ob.) 1198 Jan. 8 (el.), Febr. 22 (c.)–1216 Juli 16 (ob.) 1216 Juli 18 (el.), Juli 24 (c.)–1227 März 18 (ob.) 1227 März 19 (el.), März 21 (c.)–1241 Aug. 22 (ob.) 1241 Okt. 25 (el.), Okt. 28 (c.)–1241 Nov. 10 (ob.) 1243 Juni 25 (el.), Juni 28 (c.)–1254 Dez. 7 (ob.) 1254 Dez. 12 (el.), Dez. 20 (c.)–1261 Mai 25 (ob.) 1261 Aug. 29 (el.), Sept. 4 (c.)–1264 Okt. 2 (ob.) 1265 Febr. 5 (el.), Febr. 15 (c.) 1268 Nov. 29 (ob.) 1271 Sept. 1 (el.), 1272 März 27 (c.)–1276 Jan. 10 (ob.) 1276 Jan. 21 (el.), Febr. 22 (c.)–1276 Juni 22 (ob.) 1276 Juli 11 (el.)–1276 Aug. 18 (ob.) 1276 Sept. 8 (el.), Sept. 20 (c.)–1277 Mai 20 (ob.) 1277 Nov. 25 (ei.), Dez. 26 (c.)–1280 Aug. 22 (ob.) 1281 Febr. 22 (el.), März 23 (c.)–1285 März 28 (ob.) 1285 April 2 (el.), Mai 20 (c.)–1287 April 3 (ob.) 1288 Febr. 22 (el.)–1292 April 4 (ob.) 1294 Juli 5 (el.), Aug. 29 (c.)–1294 Dez. 13 (r.), 1296 Mai 19 (ob.) 1294 Dez. 24 (el.), 1295 Jan. 23 (c.)–1303 Okt. 11 (ob.) 1303 Okt. 22 (el.), Okt. 27 (c.)–1304 Juli 7 (ob.) 1305 Juni 5 (el.), Nov. 14 (c.)–1314 April 20 (ob.) 1316 Aug. 7 (el.), Sept. 5 (c.)–1334 Dez. 4 (ob.) 1328 Mai 12 (el.), Mai 22 (c.)–1330 Aug. 25 (r.), 1333 Okt. 16 (ob.) 1334 Dez. 20 (el.), 1335 Jan. 8 (c.)–1342 April 25 (ob.) 1342 Mai 7 (el.), Mai 19 (c.)–1352 Dez. 6 (ob.) 1352 Dez. 18 (el.), Dez. 30 (c.)–1362 Sept. 12 (ob.) 1362 Sept. 28 (el.), Nov. 6 (c.)–1370 Dez. 19 (ob.) 1370 Dez. 30 (el.), 1371 Jan. 5 (c.)–1378 März 26 (ob.)
1378 April 8 (el.), April 18 (c.)–1389 Okt. 15 (ob.) 1389 Nov. 2 (el.), Nov. 9 (c.)–1404 Okt. 1 (ob.)
342
Papstliste
198. Innozenz VII. (Cosma Migliorati) 199. Gregor XII. (Angelo Correr) Avignon: Clemens VII. (Robert von Genf) Benedikt XIII. (Pedro de Luna) Clemens VIII. (Gil Sánchez Munoz) Benedikt XIV. (Gil Sánchez Munoz)
1404 Okt. 17 (el.), Nov. 11 (c.)–1406 Nov. 6 (ob.) 1406 Nov. 30 (el.), Dez. 19 (c.)–1409 Juni 5 (d.), 1415 Juli 4 (r.), 1417 Okt. 18 (ob.) 1378 Sept. 20 (el.), Okt. 31 (c.)–1394 Sept. 16 (ob.) 1394 Sept. 28 (el.), Okt. 11 (c.)–1409 Juni 5 (d.), 1417 Juli 26 (d.), 1423 Mai 23 (ob.) 1423 Juni 10 (el.)–1429 Juli (r.), 1447 Dez. 28 (ob.) 1425 Nov. 12–1430 (ob.)
Pisa: Alexander V. (Petrus Philargus) Johannes XXIII. (Baldassare Cossa)
200. 201.
202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210. 211. 212. 213.
1409 Juni 26 (el.), Juli 7 (c.)–1410 Mai 3 (ob.) 1410 Mai 17 (el.), Mai 25 (c.)–1415 Mai 29 (d.), 1419 Nov. 22 (ob.) Martin V. (Oddone Colonna) 1417 Nov. 11 (el.), Nov. 21 (c.)–1431 Febr. 20 (ob.) Eugen IV. (Gabriele Condulmer) 1431 März 3 (el.), März 11 (c.)–1439 Juni 25 (d.), 1447 Febr. 23 (ob.) Felix V. (Amadeus v. Savoyen) 1439 Nov. 5 (el.), 1440 Juli 24 (c.)–1449 April 7 (r.), 1451 Jan. 7 (ob.) Nikolaus V. (Tommaso Parentucelli) 1447 März 6 (el.), März 19 (c.)–1455 März 24 (ob.) Kalixt III. (Alonso Borja) 1455 April 8 (el.), April 20 (c.)–1458 Aug. 6 (ob.) Pius II. (Enea Silvio Piccolomini) 1458 Aug. 19 (el.), Sept. 3 (c.)–1464 Aug. 15 (ob.) Paul Il. (Pietro Barbo) 1464 Aug. 30 (el.), Sept. 16 (c.)–1471 Juli 26 (ob.) Sixtus IV. (Francesco della Rovere) 1471 Aug. 9 (el.), Aug. 25 (c.)–1484 Aug. 12 (ob.) Innozenz VIII. (Giovanni Battista Cibo) 1484 Aug. 29 (el.), Sept. 12 (c.)–1492 Juli 25 (ob.) Alexander VI. (Rodrigo Borja) 1492 Aug. 11 (el.), Aug. 26 (c.)–1503 Aug. 18 (ob.) Pius III. (Francesco Todeschini Piccolomini) 1503 Sept. 22 (el.), Okt. 1 (c.)–1503 Okt. 18 (ob.) Julius II. (Giuliano della Rovere) 1503 Nov. 1 (el.), Nov. 26 (c.)–1513 Febr. 21 (ob.) Leo X. (Giovanni Medici) 1513 März 9 (el.), März 19 (c.)–1521 Dez. 1 (ob.) Hadrian VI. (Adriaan Florensz) 1522 Jan. 9 (el.), Aug. 31 (c.)–1523 Sept. 14 (ob.) Clemens VII. (Giulio Medici) 1523 Nov. 19 (el.), Nov. 26 (c.)–1534 Sept. 25 (ob.)
Zeittafel
um 67 96 217 311–313 325 342 / 43 seit Mitte 4. Jh. um 354 381 385 410 431 440–461 441 451 455 476 494 499 526 535–553 590–604 625–638 649 655 680 / 81 739 / 740 751 754 / 56 769 774 773 799 800 817 823 824 833 850 860–869 875 878 882 897 / 98 910 915 962 998 999–1003 1020 1046 1054 1059
Tod des hl. Petrus in Rom (?) Pseudo-Clemens-Brief Konfl ikt zwischen Calixt I. und Hippolyt Konstantinische Wende Konzil von Nizäa Konzil von Sardika: Appellationsmöglichkeiten bei causae maiores an den römischen Stuhl Aufbewahrung von Schriftstücken im scrinium (Schrein) Chronograph: Katalog römischer Märtyrer Konzil von Konstantinopel Erste Dekretale unter Papst Siricius Westgoten in Rom Konzil von Ephesos Pontifi kat Leos I., des Großen: Formulierung von Ansprüchen auf die Leitung der Kirche Predigt zum Fest des 29. Juni: Petrus und Paulus als Gründungsväter Konzil von Chalzedon: „Petrus hat durch Leo gesprochen“ Wandalen in Rom Untergang des Weströmischen Reiches Formulierung der Zweigewaltenlehre unter Gelasius I. Synodalbestimmung zur Papstwahl: Ausschaltung der Gemeinde, Designation des Papstes, sonst Mehrheitswahl durch den Klerus Tod Theoderichs Gotenkriege mit großen Zerstörungen in Rom Pontifi kat Gregors I.: Ende der altkirchlichen Epoche. Bemühungen um die Germanenvölker, Förderung des Mönchtums, Regula pastoralis für den Weltklerus Honorius I. (Honoriusfrage) Laterankonzil: Ablehnung des Monenerg(et)ismus und Monotheletismus Tod Martins I. im Exil (Krim) Konzil von Konstantinopel (Trullanum I) Päpstliche Hilferufe an Karl Martell Päpstliche Legitimation des karolingischen Königtums (Responsum Zacharias›) Bündnis mit Pippin dem Jüngeren Bestimmungen zur Papstwahl Karl der Große in Rom Hilfsgesuch Hadrians I. an Karl den Großen Treffen Leos III. mit Karl dem Großen in Paderborn Leo III. krönt Karl den Großen zum Kaiser Hludowicianum zum Verhältnis von Kaiser und Papst sowie zum Patrimonium Petri Paschalis I. krönt Lothar I. zum Kaiser Constitutio Romana zum Verhältnis von Kaiser und Papst Intervention Gregors IV. auf dem Rot(„Lügen“)feld bei Colmar Leo IV. krönt Ludwig II. zum (Mit-)Kaiser Ehestreit Lothars II. Johannes VIII. krönt Karl den Kahlen zum Kaiser Konzil von Troyes Gewaltsamer Tod Johannes’ VIII. Prozess des Formosus’ (Leichensynode) Gründung des Klosters Cluny Schlacht gegen die Sarazenen am Garigliano Johannes XII. krönt Otto I. zum Kaiser Bestrafung des (Gegenpapstes) Johannes Philagathos durch Otto III. Pontifi kat Silvesters II. Reise Benedikts VIII. nach Bamberg Synode von Sutri Spaltung der Ost- und Westkirche Papstwahldekret
Zeittafel
344 1059 1075 1077 1095 1122 1130 1139 1146 / 47 1156 1157 1159 1177 1179 1187 1188 1191 1199–1209 1204 1209 1215 1220 1230 / 34 1245 1266 1268 1274 1282 1291 1294 1298 1302 1302 1303 1311 / 12 1317 1348 1367–1370 1378 1398 1409 1414–1418 1417 1431–1449 1455 1459 um 1461 1493 1511 1512–1517
Zeittafel Belehnung der Normannen Dictatus papae durch Gregor VII. Der „Pakt“ von Canossa Konzil von Clermont: Kreuzzugsaufruf Urbans II. „Wormser Konkordat“ Schisma zwischen Innozenz II. und Anaklet II. Zweites Laterankonzil Vorbereitungen zum Zweiten Kreuzzug Vertrag von Benevent Hoftag von Besançon Schisma zwischen Alexander III. und Viktor IV. Friede von Venedig zwischen Alexander III. und Friedrich I. Barbarossa Drittes Laterankonzil Dritter Kreuzzug Erneuter Einzug des Papstes in Rom Coelestin III. krönt Heinrich VI. zum Kaiser Th ronstreitregister Vierter Kreuzzug (nach Konstantinopel) Beginn der Albigenserkreuzzüge Viertes Laterankonzil Honorius III. krönt Friedrich II. zum Kaiser Liber Extra Erstes Konzil von Lyon Schlacht von Benevent Schlacht von Tagliacozzo Zweites Konzil von Lyon Sizilianische Vesper Verlust Akkons, Ende der Kreuzfahrerherrschaften Coelestin V., der „Engelpapst“ Liber Sextus Friede von Caltabellotta Bulle Unam Sanctam „Attentat“ von Anagni Konzil von Vienne Clementinen (vierter Teil des Corpus Iuris Canonici) Johanna von Anjou verkauft Avignon an das Papsttum Kurzfristige Rückkehr des Papsttums nach Rom Schisma zwischen Urban VI. und Clemens VII. Pariser Synode: Obödienzentzug Benedikts XIII. Konzil von Pisa Konzil von Konstanz Martin V. und die Beendigung des Papstschismas Konzil von Basel, Unionskonzilien von Ferrara-Florenz Bulle Romanus pontifex zugunsten der portugiesischen Expansion Kongress in Mantua zur Türkenfrage Abgeschickter (?) Brief Pius’ II. an Sultan Mehmed II. Bulle Inter caetera Alexanders VI. zur Aufteilung der neu „entdeckten“ Gebiete Konzil von Pisa Fünftes Laterankonzil
Karten
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen bearbeitet von Katharina Götz Adjektive sind den entsprechenden Substantiven (z. B. „deutsch“ zu „Deutschland“), Personenbezeichnungen ggf. den entsprechenden Toponymen zugeordnet (z. B. „Deutscher“ zu „Deutschland“). Datenangaben beziehen sich bei Herrschern, Päpsten, Bischöfen und Kardinälen auf ihre Regierungszeit. Personen werden bis Mitte des 16. Jhr. unter dem Vornamen angeführt. Begriffe des Sachregisters sind häufig unter dem passenden Oberbegriffen zusammengefasst oder Personen zugeordnet (z. B. „Zweigewaltenlehre“ zu „Gelasius I.“). Quellenbegriffe sind kursiv gesetzt. Die Abkürzungen folgen dem Abkürzungsverzeichnis im Lexikon des Mittelalters, mit Ausnahme von: A. = Abt; ägypt. = ägyptisch; bay. = bayerisch; Bg. = Burg; bibl. = biblisch; böhm. = böhmisch; Dyn. = Dynastie; Fam. = Familie; Fl. = Fluss; Ki. = Kirche; KB = Kardinalbischof; KD = Kardinaldiakon; KP = Kardinalpriester; L. = Land, Landschaft, Region; myth. = mythologisch; O. = Ort; P. = Papst; rel. = religiös; röm. = römisch; V. = Volk, Nation Aachen, O. 177 f., 180, 188 – Synode (809) 78 – Synoden (860, 862) 91 Aaron, bibl. Person 161 Abaelard, siehe Petrus Abaelardus Abendland, siehe Okzident Ablass 127, 140, 217–219, 236, 249, 253, 255, 276, 282, 290 f., 293, 300 Abbo, A. von Fleury († 1004) 121 Abruzzen, L. 244 Adalbero II., Ebf. von Hamburg-Bremen (1123– 1148) 145 Adalbert, Bf. von Prag (983–997), hl. 108 Adaldag, Ebf. von Hamburg-Bremen (937–988) 106 al-Adil I., ägypt. Sultan (1200–1218) 207 Adolf I. von Altona, Ebf. von Köln (1193–1205, 1212–1216) 178 Adolf von Nassau, dt. Kg. (1292–1298) 219, 237 Adoptianismus 73, 78 Adoration, siehe Zeremoniell Adrianopel, O. 270 Aegidius (Gil) Albornoz, KP von S. Clemente (1350–1356), KB von Sabina (1356–1367) 244 f., 297 – Constitutiones Aegidianae 245 Aegidius Romanus, Gelehrter († 1316) 221 Aeneas, Bf. von Paris (856–870) 90 Aeneas Silvius Piccolomini, siehe Pius II. Æthelbert, Kg. von Kent (um 560–616) 56 Afrika (Nordafrika), L. 37 f., 42, 47 f., 179, 193, 214, 244, 283 Agapit I., P. (535–536) 49 Agapit II., P. (946–955) 102 Agnes von Poitou, röm.-dt. Ksn. († 1077) 117 f., 122, 125–127, 131 Ägypten, L. 44, 204, 207 f., 246 Aigues-Mortes, O. 208 Aistulf, Kg. der Langobarden (749–756) 63, 68, 74 Akazius, Patriarch von Alexandria (471–489) 47 – Akazian. Schisma (484–519) 47 Akkon (Akka), O. 182, 206, 208 f., 212–214, 228 Akolyth, siehe Klerus Alamannien, Hzm. 97
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
Alarcos, O. 168, 205 Albano, O. und Bm. 32 Alberich II. von Spoleto, Fs. († 954) 98, 102 Alberich III., Gf. von Tusculum († 1044) 109 Albert von Morra, siehe Gregor VIII. Albertus Magnus, Gelehrter († 1280) 192, 202 f. Albi, O. 190 Albigenser, rel. Bewegung 190 f., 195 – Kreuzzüge 207 Albrecht, Ebf. von Magdeburg (1513–1545), Ebf. von Mainz (1514–1545) 293 Albrecht I., dt. Kg. (1298–1308) 219, 237 Alessandro Farnese, siehe Paul III. Alexander I., P. (105–115), hl. 94 Alexander II. (Anselm von Lucca), P. (1061–1073) 116, 126–128, 130, 136, 138 Alexander III. (Roland Bandinelli), P. (1159–1181) 20, 136, 147, 150–153, 155 f., 158, 160 f., 163–165, 168, 185, 190, 199 Alexander IV., P. (1254–1261) 173, 187, 202 Alexander V. (Petrus Philargus), P. (1409–1410) 250, 259 f. Alexander VI. (Rodrigo de Borja), P. (1492–1503) 274–276, 280, 284–287, 291 f. Alexander von Hales, Magister († 1245) 203 Alexandria, O. 44 f., 208 Alexios, byz. Ks. (1081–1118) 144 Alexios III., byz. Ks. (1195-nach 1210) 204 Alexios IV., byz. Mitkaiser († 1204) 204 Alfons Pecha, Bf. von Jaén (1367–1368) 247 Alfons VI., Kg. von Kastilien (1072–1109) und León (1065–1109) 144 Alfons X., Kg. von Kastilien und León (1252–1284) 188 Alfons XI., Kg. von Kastilien und León (1312–1350) 244 Alfons V., Kg. von Portugal (1446–1481) 283 Alfons V. (I.) (el Magnamino), Kg. von Aragón (1416–1458), Kg. von Neapel (1442–1458) 266, 269, 274, 278 Alfonso Henriques, Kg. von Portugal (1139–1185) 168 Alfonso, Hzg. von Bisceglie († 1500) 286
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Alfonso d’Este, Hzg. von Ferrara († 1534) 286 Alfred d. Gr., Kg. der Angelsachsen (871–899) 53 Algarve, L. 283 Alkuin von York, Gelehrter († 804) 76 f. Almohaden, Dyn. 205 Alpen 70, 99, 110, 131, 166, 182, 289 Altaich, Kl. 97 Albanien, L. 280 Amadeus III., Gf. von Genf († 1367) 250 Amadeus von Savoyen, siehe Felix V. Amalaswintha, ostgotische Kgn. († 535) 40 Amalfi, O. 88, 112 Ambrosius, Bf. von Mailand (374–397), hl. 37 – Ambrosiaster-Kommentar 35 Anagni, O. 164 f., 176, 181, 220, 223 f., 226, 229, 240, 251 Anaklet I., P. (um 79–90 / 92) 82 Anaklet II., P. (1130–1138) 115, 147–149, 152, 154, 162 Anastasios I., byz. Ks. (491–518) 44 Anastasius I., P. (399–402) 22 Anastasius IV., P. (1153–1154) 147, 153, 163 Anastasius Bibliothecarius, Gegenpapst (855) 65, 84, 86–88, 90 f. Anathem 87, 117, 183 Anatolien, L. 270 Ancona, L. und O. 245, 282 Andrea Fontebraccio, siehe Braccio von Montone Andreas II., ung. Kg. (1205–1235) 206 f. Andreas, Gemahl Johannas von Neapel († 1345) 243 Andronikos III. Palaiologos, byz. Ks. (1328–1341) 270 angaria (Abgabendienst), siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Angeloi, Dyn. 204 Angelsachsen, siehe England Angelus Corario, siehe Gregor XII. Angilberga, Gemahlin Ludwigs II. († um 900) 84 Angilbert, A. von St-Riquier († 814) 76 Angilram, Bf. von Metz († 791) 82 Anjou, Dyn. und L. 172, 175, 187–189, 198, 206, 209, 211–215, 219, 224, 227, 230, 237–219, 242 f., 249, 251, 266, 297 Ankara, O. 271 Anna, Gemahlin Richards II. († 1394) 255 Annaten, siehe Papsttum, Abgaben Annibaldi, Fam. 175 Annona, Getreideration 53 Anselm von Bec., Ebf. von Canterbury (1093–1109) 145 Anselm von Lucca, siehe Alexander II. Antiochia, O., L. und Patriarchat 25, 44 f., 47, 106, 259, 271 Apenninenhalbinsel, siehe Italien Apokrisiar, siehe Klerus Apokryphen 24 Apulien, L. 55, 145, 187 L’Aquila, O. 216, 266 Aquileja, O. und Patriarchat 48, 196 Araber, V. 55, 60, 62 f., 108, 182, 229 Aragón, L. und Kgr. 127, 144, 146, 168, 193, 199,
349
212–214, 219, 224, 227, 230, 233, 243, 252, 261, 266, 269, 273, 277, 297 Archidiakon, siehe Klerus Archipresbyter, siehe Klerus Arelat, L. 227, 230, 242 Aristoteles, Philosoph († 322 v. Chr.) 202 f., 212, 276 Arius (Areios), Presbyter in Alexandria († 336) 28 – Arianismus 22, 28, 40 f., 49, 55 Arkar (arcarius, Schatzmeister), siehe Papsttum, Kurie Arles, O. und Ebm. 57, 191 Armenien, L. 169 f., 244, 271 Arn, Ebf. von Salzburg (785–821) 76 f. Arnold de Flaguières, KB von Sabina (1310–1317) 238 Arnold von Brescia, Mönch († 1155) 153, 163, 167, 189 Arnulf von Kärnten, ostfrk. Kg. (887–899), Kg. von Italien (894–899), röm. Ks. (896–899) 98–100 Arnulf von Mailand, Chronist († nach 1077) 131 Arpaden, Dyn. 237 Arsenius, Bf. von Orte († 868) 92, 95 Aryropulos, Humanist († 1487) 279 Asien (Vorderasien, Kleinasien), L. und Exarchat 24, 44, 138, 208, 244, 270 f., 294 Assisi, O. – Portiuncula, Ki. 192 Athen, O. und Hzm. 95, 272 Äthiopien, L. 244 Atlantik, Meer 282 Atto, Ebf. von Mailand (1072) 127 Auctoritas sacrata pontificium, siehe Gelasius I., Zweigewaltenlehre Augsburg, O. 131, 181 Augustinus, Bf. von Hippo (395–430), hl. 38, 52 f., 70, 121, 203, 255 – Augustinismus 202 f., 276 Augustinus, Mönch († 604) 56 Augustiner Chorherren 20 – Regel 168, 192 f. Augustiner-Eremiten, Orden 193, 199, 250 Auvergne, L. 231 auxilium, siehe Zeremoniell Averroes, Philosoph († 1198) 202 – Averroismus 202, 217 Avignon, O. 16, 168, 211, 215, 224–227, 231, 233, 235–238, 240, 242–252, 257, 259, 261–263, 265, 272 f., 280, 285, 294, 297–299 – Papstpalast 231, 233–235, 242, 250, 257 Awaren, V. 42 – Awarenschatz 79 Ayyubiden, Dyn. 207 Baiern, siehe Bayern Balduin, Ebf. von Trier (1307–1354) 238, 240 Balduin II., lat. Ks. (1228–1261) 189 Balkan, L. 37, 42, 270, 280 Baltikum, L. 148, 207, 215 Bamberg, Bm. 109, 111, 117, 144, 179 Barbastro, O. 127, 138 Bardas, byz. Ks. (862–866) 89 Bari, O. und Ebm. 84, 251
350
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
Baronius, Caesar, Kard. (1596–1607) 13, 97 Bartolomeo Prignani, siehe Urban VI. Bartolomeo Sacchi, siehe Platina Basel, O. 282 – Konzil (1431) 251, 256, 264, 266–269, 271, 287 Basileios I., byz. Ks. (867–886) 84, 90, 100 Bayern (Baiern), L. 97 Beatrix, Gemahlin Ottos IV. († 1212) 179 Beatrix, Gemahlin Karls von Anjou († 1267) 187 Beda Venerabilis, Mönch, hl. († 735) 56 Beginen, rel. Bewegung 230 Beirut, O. 214 Belgrad, O. 280 Belisar, oström. Feldherr († 565) 40 Benedictus Levita, Kleriker (Mitte 9. Jh.) 82 Benedikt III., P. (855–858) 65, 87, 89, 95 Benedikt V. „Grammaticus“, P. (964–965) 106 Benedikt VII., P. (974–983) 98 Benedikt VIII., P. (1012–1024) 98, 109, 121 Benedikt IX. (Theophylakt), P. (1032–1045) 98, 109 f., 116 Benedikt (X.), Gegenpapst (1058–1060) 116, 125 Benedikt XI., P. (1303–1304) 225 f. Benedikt XII., P. (1334–1342) 226, 231, 234, 240 f. Benedikt XIII. (Pedro / Petrus de Luna), P. (1394–1409 / 1417) 20, 250, 257–263, 265, 272 Benedikt XVI., P. (seit 2006) 19 Benedikt, Bruder Sergius II., KB von Albano (um 850) 86, 88 Benedikt von Nursia, A. von Montecassino († 547), hl. 19, 49, 52, 63, 128, 220 Benedikt von Aniane, Mönch († 821) 93 Benedikt von S. Andrea, Mönch (Ende 10. Jh.) 102 Benedikt Caetani, siehe Bonifaz VIII. Benediktiner, Orden 118, 144, 202, 215, 226, 245 – Benediktsregel 93, 220 Benelux-Staaten, L. 64 Benevent, O., Hzm. und Ebm. 41, 63, 68, 72, 98, 105, 107, 111 f., 124 – Vertrag (1156) 154, 163, 168 – Schlacht (1266) 188 Berardo, Bf. von Palermo (1213–1252) 186 Berengar von Friaul, Kg. von Italien (888–924), röm. Ks. (915–924) 99, 104 Bernard Saisset, Bf. von Pamiers (1297–1314) 220 Bernhard, Ebf. von Toledo (1086–1124) 144 Bernhard Simorre, Albigenserbf. von Carcassonne (um 1200) 191 Bernhard, A. von Clairvaux (†1153) 147, 149, 161 f., 166, 169, 189 Bernhard, Kg. von Italien (813–818) 79 f. Bernold von Konstanz, Gelehrter († 1100) 135 Bernward, Bf. von Hildesheim (993–1022), hl. 156 Bertha, röm.-dt. Ksn. († 1106) 133 Bertha von Holland, frz. Kgn. († 1093) 145 Bertrada von Montfort, frz. Kgn. († 1117) 145 Bertrand de Got, siehe Clemens V. Besalú, Kl. 113 Besançon, O. 150, 152, 163 Bessarion, KP von SS. XII Apostoli (1439–1449), KB von S. Sabina-Poggio (1449 und 1468–1472), KB von Tusculum (1449–1468) 277
Bettelorden 19, 172 f., 181, 189, 191, 193, 198 f., 202 f., 207, 212, 229 f. Bey, Dyn. 271 Béziers, O. und Gft. 191 Bieda, O. 134 Bilderstreit (Bilderverehrung, Bilderverbot) 44, 62, 66, 72 f. Binde- und Lösegewalt 11, 34 f., 94 Birgitta von Schweden, hl. († 1373) 246–248 – Birgittenorden 246 Bischofswahl 26, 42, 126, 182, 199, 296 f. Bismarck, Otto von, dt. Reichskanzler (1871–1890) 14 Bobbio, Kl. 108 Böhmen, L. und Kgr. 108, 242, 253, 255 f., 260, 263 f., 268, 272, 290 Boleslaw III., poln. Fs. († 1138) 145 Bologna, O. 155 f., 163, 192, 225, 246, 249, 265–267 – Universität 173, 229, 274 Bonaventura, KB von Albano (1273–1274) 203 Bonifaz IV., P. (608–615) 40 Bonifaz V., P. (619–625) 40 Bonifaz VIII. (Benedikt Caetani), P. (1295–1303) 20, 48, 155, 170, 211 f., 215–217, 219–225, 227–230, 243, 285, 296 Bonifaz IX., P. (1389–1404) 249 f. Bonifaz, päpstl. Ratgeber (2. Hälfte 7. Jh.) 61 Bonifaz, Mgf. von Montferrat († 1207) 204 Bonizo, Bf. von Sutri (1078–1082) 129, 136, 154 Bordeaux, O. 225, 227 Boris, bulg. Fs. († 907) 89 Borja (Borgia), Fam. 274, 276, 285 f., 290, 297 f. Boso, KD von SS. Cosmas und Damian (1156–1165), KP von S. Pudenziana (1165 / 66–1178) 154, 164 Bosporus, L. 28, 61, 194, 205 Bouvines, O. – Schlacht (1214) 180 Braccio von Montone (Andrea Fontebraccio), Kondottiere († 1424) 265 f. Braga, Ebm. 144, 168 Branda de Castiglione, KP von S. Clemente (1411–1431), KB von Porto (1431–1443) 290 Bremen, O. 206 Brenner, Pass 179 Bretagne, L. 92, 94 Brindisi, O. 181, 207 Britische Inseln, L. 57, 69, 79 Brixen, Bm. 123 – Synode (1080) 133 Brogne, Kl. 118 Brun von Kärnten, siehe Gregor V. Bruno von Segni, siehe Innozenz III. Buchara, O. 271 Bulgarien, L. und Zarenreich 42, 44, 64, 86, 89–91, 96, 98, 270 – Mission 100 Buonconvento, O. 238 Burchard, Bf. von Worms (1000–1025) 121 Burchard von Ursberg, Historiograph († nach 1231) 181, 191 Burgos, Ebm. 144
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Burgund, L., Kgr. und Hzm. 33, 70, 94, 113, 116, 118 f., 121, 125, 131, 142, 149, 161, 168, 181, 227, 242 f., 299 Burkhard von Straßburg, Zeremonienmeister Alexanders VI. († 1506) 287 Burzenland, L. 206 Byzanz 15, 39–44, 47, 49 f., 56 f., 59–64, 66–69, 71–74, 77 f., 80, 83–86, 88–91, 95 f., 98 f., 102 f., 105, 107, 111 f., 114 f., 122–125, 127, 130, 136, 138 f., 143 f., 154, 173, 177, 189, 194, 198, 204–206, 209 f., 212, 215, 267–271, 295, 299 Cadalus von Parma, siehe Honorius (II.) Caesar Borja, Hzg. von Valentinois († 1507) 286 Caetani, Fam. 175, 212, 224, 285, 298 Cahors, O. 225, 231 Calais, O. 243 Caleruega, O. 192 Calixt I., P. (217–222) 22, 26 f. Calixt II. (Guido von Vienne), P. (1119–1124) 116, 133–135, 142–145, 148 Calixt III., P. (1455–1458) 274, 280, 284–286 Calixt (III.), Gegenpapst (1168–1178) 147 Calixtinum, siehe Worms, Konkordat Caltabellotta, O. – Friede (1302) 214, 219, 224 Camaldoli, Einsiedelei 119 Cambrai, O. 260 camerarius, siehe Papsttum, Kurie, Kammer Campagna Romana, L. 176 Campanus von Novara, Astrologe († 1296) 203 Campulus, Schatzmeister (um 800) 77 Cancellarius, siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut Canon Missae, siehe Liturgie Canossa, Burg und Fam. 131–133, 153 Canterbury, O. und Ebm. 56, 113, 127, 141, 169, 209 Capua, O., Hzm. und Ebm. 105, 107, 111, 145, 187 Carcassonne, O. 191 Carlo Malatesta, Adeliger († 1438) 260, 262 Carpentras, O. 231 Carrara, O. 258 Cäsarea Philippi, O. 11 – Berg der Seligpreisungen 11 Castellomata, Fam. 203 Catalogus Liberianus, siehe Liber Pontificalis cathedra Petri (Papststuhl), siehe Papsttum causa Leonis, siehe Leo III. Cencius, siehe Honorius III. Cerveteri (Caere), Bm. 99 f. Ceuta, O. 282 f. Chaldäer, V. 229 Chalzedon, O. – Konzil (451) 36, 44, 46 f., 59–61 Champagne, L. 116 Charlotte d’Albret, Gemahlin Caesar Borjas († 1514) 286 Château-Renard, O. 257 Chatillon, O. 134 China, L. 214 Chlodwig, frk. Kg. (482–511) 28 Chlothar II., frk. Kg. (584–629) 57
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Christenverfolgung 26 – lapsi 26 Christoph Kolumbus, Seefahrer († 1506) 284 Christopherus, Berater Stephans III. (2. Hälfte 8. Jh.) 73 Christusorden 284 Cibó, Fam. 285 Cîteaux, Kl. 194 Città di Castello, O. 147 Cividale, O. – Konzil (1409) 259 f. Civitate, O. 124 Civitavecchia, O. 185 Clemens I., P. (um 90 / 92–99 / 101) 23, 33 f., 91 Clemens II. (Suitger von Bamberg) (1046–1047) 116, 121 Clemens III., P. (1187–1191) 147, 153, 166, 216 Clemens (III.) (Wibert von Ravenna), Gegenpapst (1084–1100) 116, 133–135, 137 Clemens IV., P. (1265–1268) 174, 188, 203 Clemens V. (Bertrand de Got), P. (1305–1314) 225–231, 235, 237 f., 244 Clemens VI., P. (1342–1352) 226, 231, 233, 236, 241–244, 246, 283 Clemens VII. (Robert von Genf), P. (1378–1394) 249 f., 252 f. Clementinen, siehe Corpus iuris canonici Clermont, O. – Konzil (1095) 134, 138, 141, 145 Cletus, P. (um 79–90 / 92) 33 Cluny, Kl. 104, 111, 113, 118, 121 f., 134, 138, 144, 147, 149, 157 Coelestin I., P. (422–432) 36 Coelestin II., P. (1143–1144) 147 Coelestin III. (Hyacinth), P. (1191–1198) 147, 153, 157 f., 160, 166 f., 169, 173, 205 Coelestin IV. (Gaufred), P. (1241) 173, 185 Coelestin V., der „Engelpapst“ (Petrus von Morrone), P. (1294) 211 f., 215–217, 222, 224, 227, 229 f. – Coelestiner, Eremiten 215 Cola di Rienzo, röm. Staatsmann († 1354) 244 f. Colmar, O. 81 Colonna, Fam. 175, 211 f., 215, 217, 219–221, 224, 250 f., 265, 267, 269, 275, 297 f. Columba d. Ä., Mönch, hl. († 597) 56 Columban d. J., Mönch, hl. († 615) 53 Commentarii, siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut Comminges, Bm. 227 Concilium Germanicum (742 / 43) 69 consilium, siehe Zeremoniell Constitutio Romana, siehe Papsttum, Papstwahl Constitutiones Aegidianae, siehe Aegidius (Gil) Albornoz Constitutum Constantini, siehe Konstantin I. Conti, Fam. 175 Corbie, Kl. 71, 82, 87 Cornelius, P. (251–253) 25–27 Corpus iuris canonici (Decretum Gratiani, Liber
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
extra, Liber sextus, Clementinen, Extravaganten) 155, 173, 200, 212, 217, 230, 238, 256 Corpus iuris civilis 41, 156 Corrèze, Dép. 226 Cosimo del Medici „il vecchio“, Adeliger († 1464) 271, 278 Credo, siehe Liturgie Crescentier, Fam. 106, 108 f., 116, 298 Crécy, O. 243 Cremona, O. 279 Cyprian, Bf. von Karthago († 258) 25 Dalmatien, L. und Kgr. 55, 123, 204 Damasus I., P. (366–384) 20, 22, 32, 34 f. Damasus II., P. (1047–1048) 122 Damiette, O. 207 f. Dänen, V. 114 Dante Alighieri, Dichter († 1321) 238, 248 Dardanellen, L. 270 Datarie, Datierungsbehörde, siehe Papsttum, Kurie David, bibl. Person 75 Decius, röm. Ks. (249–251) 26 Decretum Gratiani, siehe Corpus iuris canonici defensores, siehe Papsttum, Kurie Dekret 32, 134, 169, 256, 262 f., 265 f., 271 Dekretale 32, 44, 150, 156, 200, 287 Delegationsgerichtbarkeit 170 Desiderius von Montecassino, siehe Viktor III. Desiderius, Kg. der Langobarden (756–774) 68 Desiderius von Montecassino, siehe Viktor III. Deusdedit, KP von S. Pietro in Vincoli (vor 1078–1098 / 99) 51, 136 Deutscher Orden 206, 215 Deutschland (Dt. Reich), L. 14, 16 f., 58, 64, 69, 105, 110–112, 114, 116 f., 119, 121–123, 126, 128–132, 135, 142, 144–147, 149, 151, 153, 159, 162, 167 f., 177–179, 181, 184, 187 f., 207, 209 f., 219, 227, 229, 231, 233, 235, 237–243, 248, 252, 256, 259–261, 263–265, 269, 272, 275 f., 280, 286, 289, 293, 296 Diakon , siehe Klerus Dictatus Papae, siehe Gregor VII., Register Diego Gélmirez, Bf. / Ebf. von Santiago de Compostela (1098 / 99–1140) 144 Dietrich von Nieheim, Gelehrter († 1418) 257 Dijon, O. – St-Bénigne, Kl. 113, 119 Dinkelsberg 290 Diokletian, röm. Ks. (284–305) 26, 45 Dionysius Exiguus, Mönch († um 540) 44, 93 – Dionysiana / Dionysio-Hadriana, Kanonessammlung 44, 93 Dispens 204, 290, 298 Doktor Faustus, lit. Figur 109 Domenico Ghirlandaio, Künstler († 1494) 279 Dominikaner (Predigerorden), Orden 175, 192–194, 199, 202, 212, 225 Dominikus de Gúzman, Ordensgründer († 1221), hl. 192 domuscultae, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Dreikapitelstreit 47 f. Dschingis-Chan, Großchan († 1227) 206
Ebo, Ebf. von Reims (816–835, 840–841) 82, 92 Edessa, Gft. 166, 169 Edward I., engl. Kg. (1272–1307) 187, 219, 223, 227 Edward III., engl. Kg. (1327–1377) 231 Eger, O. – Goldene Bulle von Eger (1213 / 14) 153, 179 Egidius Hispanus, KD von SS. Cosmas und Damian (1216–1255) 196 Eigenkirchen 126 Einhard, Historiograph († 840) 77 Eireneos, siehe Irenäus Elba, Insel 185 Elbe, Fl. 107 Eleonore von Portugal, Ksn. († 1467) 274 Elias, bibl. Person 85 Elisabeth, böhm. Kgn. († 1330) 238 Elvira, O. – Synode (306) 120 Emphyteuse, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft England (Angelsachsen), L. 33, 56 f., 66, 69, 91, 95, 113, 127, 134, 141, 145–149, 163, 168 f., 177, 180, 187, 195, 203, 209, 219 f., 224, 233, 235, 237, 239 f., 243, 245, 249, 252, 255–257, 259, 263, 272, 289, 294 – Mission 48, 56 f., 66, 199, 231 Ennodius, Bf. von Pavia (513–521) 130 Enzio, Kg. von Sardinien (1239 / 1249) 183 Episkop, siehe Klerus Episkopat 34, 92, 117, 170, 178, 184, 195, 220, 222, 268 Ephesos, O. – Konzil (431) 30, 36 Erasmus von Rotterdam, Humanist († 1536) 278 Eremiten 119, 125, 215 f. Erich, Kg. von Dänemark (1095–1103) 145 Erlembald, Adeliger († 1075) 127 Ernst von Pardubitz, Ebf. von Prag (1344–1364) 244 Essen, Kl. 112 Étienne, Bf. von Paris (1268–1279) 202 Eugen I., P. (654–657) 60 Eugen II., P. (824–827) 65, 80 Eugen III. (Bernhard von Pisa), P. (1145–1153) 147, 161, 163, 166, 169 Eugen IV., P. (1431–1447) 250 f., 267–269, 274 f., 278, 283 Europa (Lateineuropa, Mitteleuropa) 13, 15–17, 19, 33, 50, 57, 71, 85, 105, 115, 121, 127, 145, 148, 150, 156, 159, 161 f., 168 f., 179, 180, 184, 188 f., 198, 204, 207, 213, 229, 233, 235–237, 247, 250–252, 261, 270, 282, 290–292, 294, 298, 300 Euseb, Bf. von Caesarea (315 / 20–339) 27 Eutychios, Exarch von Ravenna (727–751) 63 Exemtion 112–114, 118, 144 Exkommunikation 60, 88, 129, 131, 150, 178, 181, 183, 187, 212–214, 219, 226, 239, 252 f., 287 Exorzist, siehe Klerus Extravaganten, siehe Corpus iuris canonici Fano, O. 245 Farfa, Kl. 112
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Fécamp, Kl. 113, 119 Felix (II.), Gegenpapst (355–365) 82 Felix III., P. (483–492) 43, 49 Felix V. (Amadeus von Savoyen), P. (1439–1449) 251, 269, 274 f. Felix, Bf. von Ravenna (um 709–725) 61 Ferdinand von Neapel, siehe Ferrante von Neapel Ferentino, O. 217 Fernando Ximénez de Cisneros, Ebf. von Toledo (1495–1517) 290 Ferrante (Ferdinand), Kg. von Neapel (1458–1494) 277, 300 Ferrara, O. 164 – Konzil (1437) 268 f., 271, 274 Fiesco, Fam. 185 filioque 78, 90, 110, 123 f., 271 Fiskalismus 189, 225, 247, 275, 289, 298 Flacius Illyricus, Theologe († 1575) 13 Flandern, L. 189, 276 Flavius Biondus, Historiograph († 1463) 278 Fleury, Kl. 113, 119 Flodoard von Reims, Kanoniker († 966) 102 Florenz, O. 246, 260, 265, 277–279, 287 – Konzil (1439) 269, 271, 274, 278 – Piazza della Signoria 287 – Signorie 287 Florus von Lyon, Diakon († um 860) 83 Fondi, O. 112 Fonte Avellana, Kl. 119 Formosus, Bf. von Porto, P. (891–896) / (Anti-) Formosianer, Leichensynode (897 / 98) 87, 89, 91, 98–102, 114, 120 f. Fra Angelico, Künstler († 1455) 279 Francesco de Tebaldeschi, KP von S. Sabina (1368–1378) 251 Francesco Petrarca, Dichter († 1374) 244–246 Francesco, Sohn Innozenz VIII. († 1519) 275 Frangipani, Fam. 135, 143, 147 f., 152, 175, 181, 297 f. Franken, L. und V. 28, 39, 41, 49, 56, 63, 65–70, 72, 74–77, 80, 82, 84, 86, 90–96, 99 f., 105, 110, 112 f., 119, 138, 295 Frankfurt, O. 179, 238 – Hoftag (1220) 181 – Reichstag (1427) 290 – Reichstag (1454) 281 – Reichsversammlung (1338) 241 – Synode (794) 73 Frankreich, L. 16, 64, 85, 98, 107, 113, 119, 123 f., 133 f., 138, 140 f., 145, 148 f., 154, 158 f., 161, 163, 167, 173–175, 177, 180, 184–186, 189–194, 196, 205, 207–209, 212–215, 219–221, 223–231, 233 f., 237 f., 240, 242 f., 245–247, 250–252, 257–261, 269, 272, 276 f., 282, 286–290, 294, 298 f. Franziskaner (Minderbrüder), Orden 192–194, 199, 202 f., 212, 215, 239, 242, 251, 275 – Armutsstreit 212, 239, 242 Franziskus von Assisi, Ordensgründer († 1226), hl. 173, 192 f., 207, 242 Friaul, L. 41 Friedensbewegung 122 – pax dei (Gottesfrieden) 122, 134 – treuga dei 122
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Friedrich I. Barbarossa, dt. Kg. (1152–1190), röm.-dt. Ks. (1155–1190) 147, 150–153, 163–166, 169–171 Friedrich II., dt. Kg. (1211 / 12–1250), siz. Kg. (1198–1250), röm.-dt. Ks. (1220–1250) 153, 173, 175, 177, 179–187, 192–198, 202, 206, 208–210, 212, 257, 297 Friedrich III., siz. Kg. (1296–1337) 214 Friedrich III., dt. Kg. (1442–1493), röm.-dt. Ks. (1452–1493) 269, 274 f., 282, 289 Friedrich der Schöne, dt. Gegenkönig (1314–1330) 238 f. Friedrich IV., Hzg. von Österreich († 1439) 262 Friedrich der Weise, sächs. Kurfürst († 1525) 277 Friedrich, Archidiakon von Lüttich siehe Stephan IX. Friesland, L. und V. 69, 74, 207 Fruttuaria, Kl. 119 Fulda, O. und Kl. 97, 112 Fulko IV., Gf. von Anjou († 1109) 145 Fumone, Kastell 217 fundus, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Fünfk irchen (Pécs), O. 245 Fußkuss, siehe Zeremoniell Gaeta, O. 88, 260 Galerius, röm. Ks. (305–311) 26 Galitianus, Kaplan (um 1245) 196 Gallien, L. 33, 37 f., 56 f., 82, 93 Gallikanismus 255, 289 Gallipoli, Insel 270 Gandersheim, Kl. 112 f. Garigliano, O. – Schlacht (915) 104 Gascogne, L. 227, 231 Gaufred, siehe Coelestin IV. Gebhard von Eichstätt, siehe Viktor II. Gelasius I., P. (492–496) 39, 43–45, 76, 86, 130, 161, 294 – Decretum Gelasianum 44 f., 296 – Zweigewaltenlehre 39, 43, 76, 130, 161 Gelasius II. (Johannes von Gaeta), P. (1118–1119) 133 f. Gemistos Plethon, Philosoph († 1452) 277 Genezareth, See 11 Genf, O. und Bm. 265, 269 Genfer See 269 Gentilly, O. 72 Genua, O. 179, 183, 185, 196, 205 f., 212, 246, 258, 270, 275, 286 Georg Podiebrad, böhm. Bürgerkg. (1458–1471) 282 Gerbert von Aurillac, siehe Silvester II. Gerhard von Florenz, siehe Nikolaus II. Germanien, L. und V. 28, 39, 69, 299 Germanus, Statthalter von Rom (um 590) 49 Gerold, Patriarch von Jerusalem (1225–1238) 182 Ghibellinen (Stauferanhänger) 182 f., 187 f., 238 f., 298 Gibraltar, Meerenge 62 Gil Albornoz, siehe Aegidius Albornoz Giordano, Bruder Anaklets II. (um 1143) 147
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
Giovanni Sforza, Gf. von Pesaro († 1510) 286 Giovanni Castellomata, päpstl. Arzt († 1258) 203 Giovanni di Medici, siehe Leo X. Girolamo Savonarola, Prediger in Florenz († 1498) 277, 287 Gironde, L. 225 Giulia Farnese, Mätresse Alexanders VI. († 1524) 286 Gnesen, Ebm. 108, 111 f., 145 Goldene Bulle (1356) 178, 242 Golf von Korinth 270 Gordianus, Vater Gregors I., Regionar (6. Jh.) 49 Gorze, Kl. 112 f., 118 f. Goten, V. 39–41, 53, 55 Gottesfrieden, siehe Friedensbewegung, pax dei Gottfried, Ebf. von Mailand (1070–1075) 127, 131 Gottfried, Hzg. von Lothringen († 1069) 126 Gottfried von Villehardouin, Chronist († um 1213) 204 Gran, Ebm. 111 f. – Konzilien (1104–1112) 146 Gratian, Mönch († 1150) 155 f., 296 Gregor I., P. (590–604) 19 f., 39, 48–59, 63, 66, 82, 85, 88 f., 120, 129, 194, 294, 299 – Gregorianischer Gesang 58 – Register 49 f., 55 Gregor II., P. (715–731) 39 f., 62, 66, 69 Gregor III., P. (731–741) 64 f., 69 Gregor IV., P. (827–844) 65, 81 f. Gregor V. (Brun von Kärnten), P. (996–999) 98, 107 f., 114, 118, 295 Gregor VI. (Johannes Gratian), P. (1045–1046) 109 f., 116, 128 Gregor VII. (Hildebrand), P. (1073–1085) 11 f., 20, 22, 50, 115–117, 125 f., 128 f., 131–135, 138, 140, 146, 150, 160, 299 – Register 11, 50, 128–130, 133, 299 – – Dictatus Papae 129 f., 146, 221, 296 Gregor VIII. (Albert von Morra), P. (1187) 147, 158, 166, 168 Gregor (VIII.) (Mauritius von Braga), Gegenpapst (1118–1121) 116, 134 Gregor IX., P. (1227–1241) 173, 181–185, 192–194, 197, 202, 206, 208 Gregor X., P. (1271–1276) 172, 175, 188, 203, 211–213 Gregor XI., P. (1370–1378) 226, 247, 249 Gregor XII. (Angelus Corario), P. (1406–1415) 250, 252, 257–262, 267 Gregor, Bf. von Tours (573–594) 48 f. Gregorius, KP von S. Grisogono (1111–1113) 136 – Polycarpus, Kanonessammlung 136, 144 Griechenland, L. und V. 30, 39, 42, 52–54, 65 f., 69, 73, 88–91, 98, 108, 119, 139, 175, 177 f., 189, 196, 198 f., 213, 221, 229, 268–270, 272, 278, 281 Grimoald, frk. Kg. 63 Großmährisches Reich (Mähren), L. 91, 96, 100 Grottaferrata, Kl. 119 Guastalla, O. – Synode (1106) 145 Guelfen (Papstanhänger) 182, 187 f., 298 Guido, A. von Pomposa († 1046) 113
Guido von Vienne, siehe Calixt II. Guillaume von Fillastre, siehe Wilhelm von Fillastre Gunther, Ebf. von Köln (850–863) 86, 91 f. Habsburger, Dyn. 238, 253, 277 Hadrian I., P. (772–795) 65–68, 72–76, 82, 89, 93 Hadrian II., P. (867–872) 65, 79, 84, 90–93, 96 Hadrian III., P. (884–885) 99 Hadrian IV. (Nikolaus Breakspear), P. (1154–1159) 147, 150, 152, 154, 163, 165, 168 f. Hadrian V., P. (1276) 212 Haimerich, röm. Kanzler, KD von S. Maria Nuova (1123–1141) 135, 143, 148 Hamburg, O. 106 Häresie 90, 119, 122, 167, 173, 189–195, 197, 210, 216 f., 220 f., 226, 230, 242, 244, 254, 256, 259, 269 Hariulf, A. von Oudenburg († 1143) 157 Harold von Wessex, engl. Kg. (1066) 127 Harzburg 180 Hastings, O. – Schlacht (1066) 127 Heilige Liga 286 Heiliges Jahr (Jubeljahr) 217–220, 236, 244, 274, 291, 298 Heiliges Land, siehe Palästina Heinrich de Segusio (Hostiensis), KB von Ostia (1262–1271) 283 Heinrich, Ebf. von Mainz (1328–1346) 241 Heinrich Institoris, Mönch († um 1505) 275 Heinrich II., frk.-dt. Kg. (1002–1024), röm.-dt. Ks. (1014–1024) 109 f., 121 Heinrich III., dt. Kg. (1039–1056), röm.-dt. Ks. (1046–1056) 97, 109 f., 112, 114–118, 121–125 Heinrich IV., dt. Kg. (1056–1105), röm.-dt. Ks. (1084–1105) 125–127, 131–135, 140, 153 Heinrich V., dt. Kg. (1098–1125), röm.-dt. Ks. (1111–1125) 134, 141–143, 153 Heinrich VI., dt. Kg. (1169–1197), siz. Kg. (1194–1197), röm.-dt. Ks. (1191–1197) 148, 153 f., 165–168, 171, 175, 177, 297 Heinrich (VII.), Mitkönig Friedrichs II. († 1242) 180 f. Heinrich VII., röm.-dt. Kg. (1308–1313), röm.-dt. Ks. (1313–1314) 231, 238 Heinrich II., engl. Kg. (1154–1189) 169 Heinrich III., engl. Kg. (1216–1272) 209 Heinrich VII., engl. Kg. (1485–1509) 290 Heinrich VIII., engl. Kg. (1509–1547) 290 Heinrich d. Löwe, sächs. und bay. Hzg. († 1195) 171 Heinrich der Seefahrer, port. Infant († 1460) 283 f. Heinrich von Kastilien, röm. Senator († 1303) 188 Heinrich von Langenstein, Theologe († 1397) 257, 296 Heinricianum, siehe Worms, Konkordat Helena, Kaiserinmutter († 330) 29 Henri de Dreux, Ebf. von Reims (1227–1240) 184 Henry Beaufort, KP von S. Eusebio (1426–1447) 290 Herakleios, byz. Ks. (610–641) 59 Hermann von Salza, Deutschordens-Großmeister († 1239) 182, 206 Hermann von Reichenau, Mönch († 1054) 124
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Hessen, L. 69 Hieronymus von Santa Fé, Arzt († um 1419) 272 Hilarius, Ebf. von Arles (429–449) 37 Hildebrand, siehe Gregor VII. Hildegard, Gemahlin Karls d. Gr. († 783) 73 Hinkmar, Ebf. von Reims (845–882) 82–86, 91 f. Hippolyt, Gegenpapst (217–235) 26 Hirsau, Kl. 119 Hludowicianum, siehe Kaiserpakt(en) Hofk apelle, kgl. 107 Honorius I., P. (625–638) 40, 59 f. Honorius (II.) (Cadalus von Parma), Gegenpapst (1061–1064) 126, 148 Honorius II., P. (1124–1130) 133, 135, 143, 168 Honorius III. (Cencius), P. (1216–1227) 154, 173, 181, 192, 206, 212 Honorius IV., P. (1285–1287) 212, 229 Hospitaliter, siehe Johanniter Hugo Candidus, KP von S. Clemente (1049 / 50– 1075), KB von Palestrina (1089–1099) 123, 127, 129, 133, 136 Hugo, Ebf. von Lyon (1085–1106) 141, 145 Hugo, A. von Cluny († 1109) 131 f. Hugo von Provence, Kg. von Italien (926–946) 102 Hugo, Th ronprädendent († nach 895) 91 Hukbert, Bruder Theutbergas († 864) 92 Humanismus 71, 244 f., 250, 274–281, 294, 300 Humbert von Moyenmoutier, KB von Silva Candida (1050–1061) 120, 123 f., 137 Humbert von Romans, Mönch († 1277) 192, 199 Hundertjähriger Krieg (1338–1453) 231, 240, 245 Husinetz, O. 255 Hussiten (Utraquisten), rel. Bewegung 264, 267 f., 290 – Taboriten 264, 268 Hyacinth, siehe Coelestin III. Iberische Halbinsel, siehe Spanien Idolatrie 217, 229 Ignatios, Patriarch von Konstantinopel (847–858 und 867–877) 89 f. Illyricum, L. 37 Illyrien, L. 38 Immantation, siehe Zeremoniell Imola, O. 143 Imperium, siehe Universal- und Partikulargewalten Imperium Romanum, siehe Römisches Reich Indien, L. 244 Innozenz I., P. (402–427) 22, 24, 28, 34, 35 Innozenz II., P. (1130–1143) 115, 145 f., 148 f., 152 f., 162 f., 166–168 Innozenz III. (Bruno von Segni), P. (1198–1216) 15, 20, 22, 50, 148, 150, 153 f., 156–158, 161, 169 f., 172 f., 175–181, 189–195, 201, 203–205, 207, 209, 223 f., 235, 241, 296 f. – Register 50, 176 Innozenz (III.), Gegenpapst (1179–1180) 147 Innozenz IV. (Sinibald Fieschi), P. (1243–1254) 19, 173 f., 185–187, 194–198, 200 f., 207, 283 Innozenz V., P. (1276) 175, 211 f.
355
Innozenz VI., P. (1352–1362) 226, 231, 234, 244 f., 247 Innozenz VII., P. (1404–1406) 249, 257, 265 Innozenz VIII., P. (1484–1492) 275 f., 285 Inquisition 193 f., 210, 275, 290 Interdikt 180, 239, 241, 253, 256, 287 Interkalarfrüchte, siehe Papsttum, Abgaben Inthronisation, siehe Papsttum, Papsterhebung Investitur 118, 120 f., 131, 133 f., 141 f., 145, 162 – Investiturstreit 111, 115, 128, 135, 295 – Laieninvestitur 126, 141 Irenäus (Eireneos), Bf. von Lyon († um 202) 22, 25 Irene, byz. Ks. (797–802) 77 Irland, L. 66, 150, 235 Irnerius, Magister (†1125) 156 Iroschotten, V. 56 f. Irmingard, Tochter Ludwigs II. († 896 / 97) 84 Isaak II., byz. Ks. (1185–1195 und 1203–1204) 204 Isabella Borja, Tochter Alexanders VI. († 1541) 286 Isidor Mercator, angeblicher Verfasser der pseudo-isidorischen Dekretalen 14, 82 f., 92, 296 Isidor, Ebf. von Sevilla (600–636) 82 Isidor, Metropolit von Kiew († 1463) 272 Islam (Muslime) 17, 42, 60, 62 f., 88, 138, 140, 166, 168, 182, 197, 199, 204 f., 207 f., 214, 278 Island, L. 170 Istrien, L. 41, 55 Italien (regnum Italiae, Apenninenhalbinsel, Oberitalien, Süditalien, Mittelitalien, Norditalien, Unteritalien), L. 16, 33, 35, 37–45, 48, 53, 55, 57, 60, 63 f., 66 f., 70, 79 f., 83–88, 96–99, 101 f., 104–106, 108, 111–114, 119, 121–123, 126 f., 131 f., 134, 140–142, 145, 148–150, 153 f., 157, 159, 162–164, 167 f., 175–179, 182–184, 186–189, 192, 204, 207, 209–211, 214, 223, 225, 230 f., 233, 236, 238–240, 242–247, 249–252, 259–261, 265–268, 271–273, 275–278, 282, 285–295, 297 f., 300 iudices de clero, siehe Papsttum, Kurie iudices de militia, siehe Papsttum, Kurie Ivo, Bf. von Chartres (1090–1115 / 16) 136, 141, 145 – spiritualia 141, 143–145 – temporalia 141, 145 Ivrea, O. 98 Jacques (Jakob) Duèse, siehe Johannes XXII. Jakob, bibl. Person 246 Jakob, KB von Palestrina (1231–1244) 185 Jakob von Molay, Großmeister († 1314) 230 Jakob I., Kg. von Aragón (1213–1276) 198, 214 Jakob III., Kg. von Mallorca (1324–1349) 243 Jakobus der Ältere, Apostel 23 Jakobus, Bruder Jesu, bibl. Person 34 Jakobus Stefaneschi, KD von S. Giorgio in Velabro (1295–1341) 218 Jan Hus, siehe Johannes Hus Játiva, O. 274 Jean de Mailly, Chronist († um 1260) 95 Jerónima Borja, Tochter Alexanders VI. († 1483) 286 Jerusalem, O., Kgr. und Patriarchat 23, 44 f., 54, 136, 138 f., 165, 169, 182, 184, 195, 204, 208, 217, 259, 271, 291
356
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
– Johannesspital 166 – Ölbergkloster 78 – Synode (1443) 272 Joachim, A. von Fiore († 1202) 195, 216 João von Portugal, siehe Johannes von Portugal Jofré Borja, Sohn Alexanders VI. († 1516 / 17) 286 Johann, Ebf. von Prag (1301–1343) 241 Johann Ohneland, engl. Kg. (1199–1216) 169, 180, 209 Johann von Brienne, Kg. von Jerusalem (1210– 1225), lat. Ks. (1231–1237) 182, 207 Johann von Luxemburg, böhm. Kg. (1310–1346) 238 Johann II. „der Gute“, frz. Kg. (1350–1364) 243 Johann (João) I., Kg. von Portugal (1385–1433) 283 Johanna, leg. Päpstin (Mitte 9. Jh.) 95, 203, 279 Johanna I. von Anjou, Kgn. von Neapel (1343–1382) 231, 243, 249 Johanna II. von Anjou, Kgn. von Neapel (1414– 1435) 266 Johannes, Apostel 11, 23, 75 Johannes I., P. (523–526) 40 Johannes II. (Mercurius), P. (533) 103 Johannes III., P. (561–574) 48 Johannes VIII., P. (872–882) 50, 58, 65, 81, 83, 84 f., 87–91, 96–98, 100, 138, 157 – Register 50, 65, 83, 85, 96 Johannes (VIII.), Gegenpapst (844) 65, 86 Johannes IX., P. (897–898) 102 Johannes X., P. (914–928) 98 f., 102, 104 Johannes XI., P. (931–936) 98, 102, 104 Johannes XII. (Oktavian), P. (955–963) 98, 102–106 Johannes XIII., P. (965–972) 98, 106 f. Johannes XIV., P. (983–984) 103, 107 Johannes XV., P. (985–966) 111 Johannes (XVI.) (Philagatos), Gegenpapst (997–998) 98, 108, 119 Johannes XIX. (Romanus), P. (1024–1032) 98, 109, 118 Johannes XXI. (Petrus Hispanus), P. (1276–1277) 203, 211 f. Johannes XXII. (Jacques [Jakob] Duèse), P. (1316–1334) 155, 225, 231, 235, 238–244, 296 Johannes XXIII., P. (1410–1415) 250, 255 f., 260–262, 265 Johannes VII., Ebf. von Ravenna (um 850–878) 86 Johannes de Monte Corvino, Ebf. von Peking (1307–1328 / 39) 213 Johannes, Bf. von Porto (679–692) 61 Johannes von Salisbury, Bf. von Chartres (1176– 1180) 154 Johannes, A. von Viktring († 1347) 222, 227 Johannes Hymmonides, röm. Diakon († um 880 / 882) 58, 88 f. Johannes von Capestrano, Mönch († 1456) 280 Johannes von Paris, Theologe († 1316) 221, 257 Johannes Gerson (Charlier), Theologe († 1429) 257, 261 f. Johannes, myth. Priesterkönig 208, 283
Johannes V. Palaiologos, byz. Ks. (1341–1391) 245 Johannes VI., byz. Ks. (1341–1354) 270 Johannes VIII., byz. Ks. (1425–1448) 271 Johannes von Jandun, Gelehrter († 1328) 240 Johannes (Jan) Hus, Gelehrter († 1415) 255 f., 260, 263–265 Johannes Hunyadi, Heerführer († 1456) 280 Johannes von Gaeta, siehe Gelasius II. Johannes Gratian, siehe Gregor VI. Johannes Paul II., P. (1987–2005) 12 Johanniter (Hospitaliter), Orden 166, 206, 215, 227–229 John Wyclif, Gelehrter († 1384) 254–256, 260, 263 f. Jordan, Fl. 11 Juan de Torquemada, KP von S. Sisto (1439–1446), KP von S. Maria in Trastevere (1445–1455), KB von Palestrina (1455–1463), KB von Sabina-Poggio (1463–1468) 280 Juan Borja, Hzg. von Gandia († 1497) 286 f. Juda, bibl. Stamm 37 Juden, V. 149, 195, 272 f. Julian Cesarini, KD von S. Angelo (1426 / 30–1435), KP von S. Sabina (1435–1444), KB von Tusculum (1444) 267 f. Julius I., P. (337–352) 32, 82 Julius II., P. (1503–1513) 276, 279, 289, 293 Justinian I., röm. Ks. (527–565) 40–42, 44, 47 f., 150 Kabul, O. 271 Kairo, O. 207 Kaiserkrönung 64 f., 72, 77–81, 85, 97 f., 100, 104 f., 110, 117, 162, 166, 180, 181, 188, 225, 231, 238, 240, 274 f. Kaiserpakt(en) 80, 105, 296 – Hludowicianum 80 f., 96, 296 – Ottonianum 80, 105 f. Kaisertum 17, 79, 99, 102 f., 105, 115, 147, 150, 162, 170, 172, 175–177, 183, 185 f., 188, 197, 205, 225, 237, 240, 246, 270, 289, 295–197, 299 Kalabrien, L. 108, 124, 179 Kamaldulenserorden 119, 155 al-Kamil, ägypt. Sultan (1218–1238) 182, 184, 207 Kammer, apostolische, siehe Papsttum, Kurie Kampanien, L. 40, 55 Kanarische Inseln 243, 283 Kanoniker, siehe Klerus Kanonistik (Kanones, Kanonessammlungen, Kanonisches Recht) 18, 32, 44, 81, 130, 136, 144, 146, 156, 256 f., 269, 291, 296 Kanzlei (cancellaria), siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut Kap Bojador 284 Kap der Guten Hoff nung 284 Kapelle, päpstl., siehe Papsttum, Kurie Kapetinger, Dyn. 172, 177, 180, 191 Kapharnaum, O. 11 Kappadokien, L. 44 Kardinalat, siehe Klerus Karl I. d. Gr., frk. Kg. (768–814), röm. Ks. (800–814) 16, 64 f., 68–80, 84, 93, 105 f., 139, 150, 164, 177 f., 180
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Karl II., der Kahle, westfrk. Kg. (843–877), Kg. von Italien (875–877), röm. Ks. (875–877) 83–85, 92, 98, 103 Karl III., frk. Kg. (876–887), Kg. von Italien (879–887), röm. Ks. (881–888) 83 f., 98 f. Karl III., frz. Kg. (893 / 98–923) 100 Karl V., frz. Kg. (1364–1380) 231 Karl VIII., frz. Kg. (1483–1498) 276 f. Karl I. von Anjou, siz. Kg. (1266–1285) 174, 187–189, 212–214 Karl II. von Anjou, Kg. von Neapel-Sizilien (1285–1309) 212, 214–216, 225 Karl III. von Durazzo, Kg. von Neapel (1381–1386) 249 Karl IV., röm.-dt. Kg. (1346–1378), böhm. Kg. (1347–1378), röm.-dt. Ks. (1355–1378) 231, 241 f., 244 f., 255, 260 Karl V. (I.), span. Kg. (1516–1558), röm.-dt. Kg. (1519–1558), röm.-dt. Ks. (1530–1558) 277 Karl Martell, frk. Hausmeier († 741) 64, 69 Karl von Valois, Gf. von Anjou und Maine († 1325) 237 Karlmann, frk. Kg. (768–771) 68, 70 Karlmann, ostfrk. Kg. (879–884) 84 Karmeliter, Orden 193, 199 Kärnten, L. 98 Karolinger, Dyn. 30, 62, 64 f., 67–70, 72–75, 80–85, 87 f., 91 f., 94, 96, 98 f., 105, 110–114, 118, 123, 137, 143, 177, 295, 298 Kastilien (Altkastilien), L. 192, 205, 229, 252 f., 261, 272, 286 Kastilien-León, L. 144 Katalonien, L. 108, 113, 214 Katechumenen 26 Katharer, rel. Bewegung 190–192 – katharoi, rel. Bewegung 26, 190 – Katharerkonzil (1167) 190 Katharina von Siena, hl. († 1380) 246–248, 279 Kent, Kgr. 56 Ketzerei 40, 61, 119, 122, 167, 190 f., 193 f., 197 Ketzertaufstreit 22 Khanbalig, siehe Peking Kirchenbann 70, 124, 131, 133–135, 164, 179, 181–184, 187, 191, 197, 223, 256, 293 Kirchen- und Klosterreform 97, 113, 115, 118, 122, 128, 167, 198, 245, 247, 259, 266 – libertas ecclesiae 127 Kirchenschatz 218 Kirchenstaat (Patrimonium Petri), L. 62, 71, 79, 83, 88, 112, 153, 165 f., 172 f., 175–177, 182, 184, 196, 200, 212, 215, 219, 225–227, 230, 236, 244–250, 260, 265–267, 276 f., 284–286, 289, 293, 297 Kirchenunion 206, 213, 251, 260 Klara von Assisi, Ordensgründerin († 1253) 192 Klarissen, Orden 192 Klerus / kirchliche Ämter 25, 31 f., 42, 60, 68, 75, 87, 125–127, 137, 152, 167, 182, 190, 193, 199, 205, 219, 228, 233, 240 f., 256, 268, 297 – Akolyth 25 f., 29 – Apokrisiar 42, 49 – Archidiakon 51, 128, 134 – Archipresbyter 51
– – – – – –
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Diakon 25–27, 29–31, 42, 48, 51–54, 68, 86, 110 Episkop 25 f. Exorzist 25 f., 29 Kanoniker 134, 147, 151 f., 157, 168, 189, 218 Kardinalat 136, 275 – Kardinal 18, 30, 68, 125 f., 133–137, 143, 148, 150–154, 157 f., 161, 184 f., 187, 195 f., 197, 199–201, 203, 213, 216, 220, 222, 226–228, 230 f., 233–238, 240, 246 f., 250–252, 254, 257–263, 267, 272, 275, 277, 285–287, 289, 295–298 – – Kardinalsernennung, -erhebung, -kreation 148, 187, 224, 227, 231 – – Kardinalsklerus, -kleriker 110, 125, 128, 157 – – Kardinalskolleg 17, 123, 137, 146–148, 153, 165, 170, 174 f., 185, 226, 234, 236, 251, 254, 261, 269, 285 f., 297 – – Konsistorium 137, 143, 157 f., 235, 262 – Kollektor, päpstl. 236 – Legaten 17 f., 69, 73, 85, 89, 94 f., 102, 104, 113, 123, 127–129, 132, 136 f., 144–147, 152, 156, 160 f., 163, 170, 179, 258, 290 – Lektor 25 f., 29 – Ostiarier 25 f., 29 – Presbyter 25 f., 29–31, 42, 51 f., 65, 68 – Regularkanoniker 143, 147, 162, 167 f., 170 – Subdiakon 25–27, 55, 157, 196 Kolleg der Abbreviatoren, siehe Papsttum, Kurie Kollektoren, siehe Klerus Köln, O. 185, 190 Koloman, ung. Kg. (1095–1116) 145 Kolonen (Halbfreie), siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Kommenen, Dyn. 204 Königtum 17, 132, 142, 178, 189, 195, 220, 237, 241–243, 290 Konklave, siehe Papsttum, Papsterhebung Konkordat 290 Konrad von Mergenberg, Gelehrter († 1374) 248 Konrad II., frk. Kg. (1024–1039), röm.-dt. Ks. (1027–1039) 109, 112 Konrad III., dt. Kg. (1138–1152) 153, 163 Konrad IV., dt. Kg. (1237–1254) 187 Konrad, Mitkönig Heinrichs IV. (1087–1098) 134 Konradin, siz. Kg. (1254–1258), Kg. von Jerusalem (1254–1268) 187 f. Konstans II., byz. Ks. (641–668) 59 f. Konstantin I., P. (708–715) 40, 61 Konstantin I., d. Gr., röm. Ks. (306–337) 22, 27–30, 46, 55, 71 f., 76, 81, 104, 150, 281 – Constitutum Constantini (Konstantinische Schenkung) 46, 71, 96, 103, 108, 130, 156, 160, 183, 278, 282, 296 – Konstantinische Wende 22, 27, 35, 38, 46, 295, 299 Konstantin V., byz. Ks. (741–775) 62, 72, 78 Konstantin-Kyrill, Missionar († 869) 91 – Kyrillische Schrift 91 Konstantinopel, O. und Patriarchat 28, 36–38, 42, 44–48, 52, 59–62, 78, 81, 89 f., 102, 104, 139, 189, 196, 204–206, 270, 272, 274, 277 f., 283 – Hagia Sophia, Ki. 124
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
– Konzil (381) 36, 44 – 8. ökumenisches Konzil (869 / 70) 45, 90 – 6. allgemeines Konzil (Trullanum I) (680 / 81) 60 f. – Konzil (Trullanum II) (692) 61 – Kaiserpalast 61 – Synode (867) 90 – Synode (879–880) 90 Konstanz, O. 260 f. – Domschule 135 – Konzil (1414–1418) 250, 255 f., 259–270 – Vertrag (1153) 163 Konstanze, röm.-dt. Ksn. (1191–1198) 166, 168, 177 Konstanze, Kgn. († 1302) 214 Konzil 20, 32, 35 f., 89, 129, 136, 158, 185, 193–197, 210, 223, 228, 239, 245, 251, 254, 256–259–263, 265–269, 272–274, 276 f., 280, 287, 290, 296, 298 f. Konziliarismus 18, 256, 267, 269, 272, 296, 300 – via cessionis 257, 261 – via compromissi 257 – via concilii 257 – via subtractionis 257 Kopten, V. 271 Korinth, O. 23 Korsika, L. 55 Krakau, O. – Universität 234 Kreuzfahrerherrschaft / -staaten 139, 144, 146, 148, 166, 170, 195, 206–209, 227 Kreuzzug 88, 115, 127, 134, 138–140, 144, 148, 166, 168 f., 172 f., 175, 180–182, 184, 191, 194 f., 198 f., 204 f., 207 f., 212, 214, 217, 227, 229, 233, 240, 245, 247, 256, 271, 277, 280–285, 292 Krim, L. 60 Kroatien, L. 114 Kubikular, siehe Papsttum, Kurie Kumanen, V. 192, 206 Kurfürsten 200, 238, 240–242 Kurie (curia Romana), siehe Papsttum Kurie (curia regis) 138 Lactanz, Theologe († um 320) 27 Ladislaus, Kg. von Neapel († 1414) 249 f., 260, 265 Lahnstein, O. 241 Lambert von Ravenna, röm. Ks. (892–898) 100 Lambert, Mgf. von Spoleto (859–879) 83 Lambert von Hersfeld, Chronist († vor 1085) 131 Lancaster, Hzm. 243 Lanfranc von Bec, Ebf. von Canterbury (1070–1089) 127, 145 Langobarden, V. 28, 39, 41, 43, 48, 55, 60, 62 f., 65 f., 68–74, 84, 104, 106, 112, 124 lapsi, siehe Christenverfolgung Las Navas de Tolosa, O. und Schlacht (1212) 205 Lateinisches Kaiserreich 173, 177, 194, 205 Latino Malabranca, KB von Ostia (1278–1294) 215 latreia, siehe Bilderstreit Laurentius, Gegenpapst (498–499) 45 Laurentius von Arezzo, Gelehrter (1. Hälfte 15. Jh.) 256 Leander, Ebf. von Sevilla (578–600) 49 Legaten, siehe Klerus
Lehnsherrschaft 146 Leipzig, O. 256 Lektor, siehe Klerus Leo I., P. (440–461) 20, 22, 28, 34–40, 43, 49, 86, 123, 294 f., 299 Leo III., P. (795–816) 65, 75–80, 280, 298 – causa Leonis 77 Leo IV., P. (847–855) 65, 79, 81, 84–89, 94 f., 138, 280, 295 Leo VIII., P. (963–965) 106 Leo IX., P. (1049–1054) 20, 116, 121–125, 128, 137 f., 295 Leo X. (Giovanni de Medici), P. (1513–1521) 20, 274, 276, 280, 285, 289, 291, 293, 295 Leo XIII., P. (1878–1903) 15 Leo von Romital, böhm. Adeliger († 1485) 282 Leon, oström. Ks. (457–474) 37 Leon III., byz. Ks. (717–741) 78 León, Ebm. 144 Leopold III., Hzg. Von Österreich († 1386) 253 Leopold VI., Hzg. von Österreich († 1230) 207 Levante, L. 168 f. libellarische Pacht, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Liberius, P. (352–366) 22, 33, 49 Liber censuum ecclesiae Romanae 138, 154, 167, 173, 297 Liber diurnus 42, 50 f., 61 Liber extra, siehe Corpus iuris canonici Liber sextus, siehe Corpus iuris canonici Liber pontificalis 16, 18, 30, 39, 50–52, 54, 67 f., 72, 74, 77–79, 81, 85–89, 96, 99, 154, 254, 279 f. libertas ecclesiae, siehe Kirchen- und Klosterreform Libyen, L. 44 Liemar, Ebf. von Hamburg-Bremen (1072–1101) 145 Ligurien, L. 274 Limousin, L. 233 Linus, P. (um 64 / 67–76 / 79) 33 Lissabon, O. 168, 211 Litauen, L. 173 Liturgie 16, 18, 25–27, 29 f., 33, 37, 54, 58, 62, 64, 75, 84, 91, 93 f., 96, 100, 110, 118, 127, 130, 144, 160 f., 170, 197, 209, 233, 247, 253, 290, 299 – Canon Missae 32 – Credo 78, 110, 123 – nicaeano-konstantiopolitanisches Symbolum 78 Liutprand I., lang. Kg. (712–744) 63, 68 f. Liutprand von Cremona, Historiograph († 970 / 72) 102 Livland, L. 206 Livorno, O. 258, 265 Lodi, O. 277 Lollarden, rel. Bewegung 256 Lombardei, L. 126, 132, 149, 163 f., 182–185, 196, 238 – Lombardische Liga, Erste 164 London, O. – Provinzialkonzil (1382) 254 – Westminster, Kl. 209 Lorenzo de Medici, Adeliger († 1488) 275 Lorenzo Valla, Humanist († 1457) 71, 277–279, 284
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Lothar I., Kg. von Italien (822–855), frk. Kg. (843–855), röm. (Mit-)Ks. (823–855) 65, 80, 83 f., 91 Lothar II., frk. Kg. (855–869) 83, 86, 91 f. Lothar III. von Supplinburg, dt. Kg. (1125–1137), röm.-dt. Ks. (1133–1137) 149, 153, 162 f. Lotharingien (Lothringen), L. 83, 91, 113, 116, 118 f., 123, 205 Lübeck, O. 206 Lucca, O. und Bm. 116, 258 – S. Frediano, Kl. 147 Lucera, O. 187 Lucius II., P. (1144–1145) 147, 153, 168 Lucius III., P. (1181–1185) 147, 165, 169, 190, 192, 215 Lucrezia Borja, Tochter Alexanders VI. († 1519) 286 f. Ludwig d. Fromme, frk. Kg. und Ks. (814–840) 65, 78, 80 f., 84, 93, 139 Ludwig d. Deutsche, ostfrk. Kg. (840–876) 92 Ludwig II., Kg. von Italien (839 / 40–875), röm. Ks. (850–875) 83 f., 86–88, 92, 98, 103 Ludwig IV. d. Bayer, dt. Kg. (1314–1347), röm.-dt. Ks. (1328–1347) 170, 225, 231, 238–241–243, 247, 257, 296 Ludwig VIII., frz. Kg. (1223–1226) 187 Ludwig IX., frz. Kg. (1226–1270) 186 f., 208, 212, 220 Ludwig XII., frz. Kg. (1498–1515) 277 Ludwig I. d. Gr., ung. Kg. (1342–1382) 243 Ludwig II. Kg. von Neapel († 1417) 249 Ludwig III., Kg. von Neapel († 1434) 266 Ludwig, Hzg. von Orléans († 1407) 258 Lukanien, L. 55 Lukas, Apostel 11 Luca Fieschi, KD von S. Maria in Via Lata (1300–1336) 238 Luis de la Cerda, kast. Infant († 1348) 243, 283 Lund, Ebm. 145, 169 Lusignan, Dyn. 214 Lutterworth, O. 254 Lüttich, O. 162 Luxemburger, Dyn. 238, 241 f., 253, 255, 260 Lyon, O. und Ebm. 175, 190, 192, 196, 203, 225, 227, 231 – 1. Konzil (1245) 173, 186, 194–199, 207 f. – 2. Konzil (1274) 172, 175, 188 f., 195, 198, 202 f., 206, 208, 211–213, 230, 270 Magdalena de Medici, Adelige († 1519) 275 Magdeburg, Ebm. 107, 111 f. – St. Moritz, Kl. 112 – Magdeburger Zenturiatoren, Gelehrte 13, 103 Magna Charta Libertatum 195, 209 Mähren, siehe Großmährisches Reich Mailand, O., Ebm. und Hzm. 48, 127, 131, 164, 238, 245, 259, 275, 277, 286 – Domschule 116 – Pataria 127 Maine, L. 187 Mainz, O. 95, 110, 177, 242 Majoran, röm. Ks. (457–461) 40
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Mallorca, Insel 229, 236 Malta, L. 214 f. Mameluken, Dyn. 208, 214 Manfred, siz. Kg. (1258–1266) 187 f., 214 Mantua, O. 265 – Kongress (1459) 281 Manuel I. Komnenos, byz. Ks. (1143–1180) 163, 204 Manuel II. Palaiologos, byz. Ks. (1391–1425) 271 Maria, Gottesmutter 54 Marienburg, Bg. 215 Marinus I. (Martin II.), P. (882–884) 91, 97–100, 211 Marinus II. (Martin III.), P. (942–946) 211 Maritima, L. 176 Markus, Apostel 11, 44 Markus von Toledo, Kleriker (2. Hälfte 12. Jh.) 203 Maroniten, rel. Bewegung 195, 271 Marozia, Tochter Theophylakts († vor 936) 102 Marschalldienst, siehe Zeremoniell Marseille, O. – Vertrag (1407) 258 – St-Victor, Kl. 119 Marsilius von Padua, Gelehrter († 1342 / 43) 239 f., 242, 248, 257, 296 Marsilius Ficinus, Humanist († 1499) 277 f. Martin I., P. (649–653) 60 f. Martin II., siehe auch Marinus I. und Martin IV. Martin III., siehe Marinus II. Martin IV. (Martin II.), P. (1281–1285) 211–214 Martin V. (Odo Colonna), P. (1417–1431) 250, 262 f., 265–267, 274, 278, 283, 297 f. Martin de Alpartil, Kleriker († 1441) 257 Martin Luther, Theologe († 1546) 20, 27, 255, 274, 277 f., 289, 291, 293 Martin, Kg. von Aragón (1396–1410) 259 Martin von Troppau, Historiograph († 1278) 172, 203, 209 Masowien, L. 206 massa, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Mathilde, Mgfn. von Tuszien († 1115) 131 f., 134, 153 – Mathildische Güter 153 f., 162–164 Matthäus, Apostel 11 f., 34, 294 Matthäus, Gf. (um 1228) 182 Matteo Rosso Orsini, Senator († 1246) 185 Matteo Rosso Orsini, KD von S. Maria in Portico (1262–1305) 225 Mauricius, byz. Ks. (582–602) 49 Mauritius von Braga, siehe Gregor (VIII.) Mauritiusorden 269 Maxentius, röm. Ks. (306–312) 27 Maximilian I., dt. Kg. (1486–1519), röm.-dt. Ks. (1508–1519) 277, 286, 289 f. Medici, Fam. 20, 249, 276 f., 285, 287, 297 f. Medina del Campo, O. 253 Mehmed II., osmanischer Sultan (1451–1481) 272, 274, 281 f. Mellitus, Bf. von London (604-um 617), Ebf. von Canterbury (619–624) 56 Mendikantenstreit 202 Mercedarier, Orden 193
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
Mercurius, siehe Johannes II. Mérida, Bm. 144 Merowinger, Dyn. 57, 66 f. Merseburg, Kl. 107 Messina, O. 207 Method, Missionar, Bf. von Pannonien und Mähren († 885) 91 Metz, O. 118, 242 – Synode (863) 92 Michael Kerularios, Patriarch von Konstantinopel (1043–1058) 124 Michael von Cesena, Mönch († 1342) 239, 242 Michael III., byz. Ks. (842–867) 89 Michael VIII., byz. Ks. (1259–1281) 189, 198 f., 206, 212–214 Michelangelo Buonarotti, Künstler († 1564) 279 Miltiades, P. (310 / 11–314) 28 f. Milvische Brücke 27 Minderbrüder, siehe Franziskaner Miramar, O. 229 Missus, ksl. 81, 103 Mitra 111, 161 Mittelmeer 115, 189 f., 193, 204–206, 211–214, 250 Mohammed, Prophet († 632) 184 Mongolen (Tartaren), V. 19, 173, 175, 196–198, 206–210, 212, 214, 270 f., 292 Monophysitismus 47, 61 Monotheletismus / Monoenergetismus 44, 59–61 Mont Cenis, Berg 131, 265 Montauban, O. 191 Montebello, Vorfriede (1175) 164 Montecassino, Kl. 70, 92, 112, 134, 202 Monte Christo, Insel 185 Montefiascino, O. 246 Montferrat, O. 258 Montpellier, O. 250 – Synode (1211) 191 Morea, Despotat 272 Mose, bibl. Person 33, 76 Moskau, O. 272 Moyenmoutier, Kl. 119 Mozaraber, V. 127 München, O. 14 Murad I., osmanischer Sultan (1362–1389) 270 Muslime, siehe Islam Namur, O. 118 Napoleon Orsini, KD von S. Adriano (1288–1342) 231 Narbonne, O. und Ebm. 144, 220 Narinus, Gelehrter (um 1245) 196 Narni, O. und Bm. 98, 106, 176 Narses, byz. Feldherr († 605) 41 Navarra, L. 113, 252, 261 Neapel, O., Hzm. und Kgr. 41, 88, 98, 112, 187 f., 202, 214, 227, 238, 243, 249, 251, 256, 265 f., 272, 275, 277 f. Nepotismus 19, 226, 249, 274–276, 285, 287, 298 Nero, röm. Ks. (54–68) Nestorianer 208 Nicaeno-konstantinopolitanisches Symboloum, siehe Liturgie
Nicomachi, Fam. 30 Nikaia, Kaiserreich 206 Nikolaitismus, Nikolaiten 120, 127 Nikolaus I., P. (858–867) 20, 64 f., 83–86, 88–93, 96, 100, 194, 294 Nikolaus II. (Gerhard von Florenz), P. (1059–1061) 116, 124, 126, 170, 199 Nikolaus III., P. (1277–1280) 213 Nikolaus IV., P. (1288–1291) 211–213, 229 Nikolaus V., P. (1447–1455) 269, 274, 278–280, 283 Nikolaus (V.), Gegenpapst (1328–1330) 225, 240 Nikolaus Alberti da Prado, KB von Ostia (1303– 1321) 238 Nikolaus von Kues (Cusanus) , Bf. von Brixen, KP von S. Pietro in Vincoli (1448–1464) 267, 278, 281, 287, 290 Nikolaus Breakspear, siehe Hadrian IV. Nikopolis, O. 270 Nil, Fl. 207 Nilus von Rossano, A. von Grottaferrata († 1004) 108, 119 Nimrod, bibl. Person 245 Nizäa, O. 28, 78, 90 – 1. Konzil (325) 36, 44 – 2. Konzil (787) 73 Noah, bibl. Person 220 Nomenkulator (nomenculator), siehe Papsttum, Kurie Nonantola, O. 46, 99 Norbert von Xanten, Mönch († 1134) 149, 162, 189 Normandie, L. 93, 112, 115, 122, 124, 126 f., 133, 138, 143, 145 f., 154, 163, 166, 168, 189, 204, 206, 213 Normannischer Anonymus (um 1100) 136 Norwegen, L. 114, 145 Notar, siehe Papsttum, Kurie Novatian, Gegenpapst (251–258) 26 Nürnberg, O. 179, 242, 291 – Reichstag (1466) 282 Octavianus, Kleriker (um 1245) 196 Odo, A. von Cluny († 942) 118 Odo, frz. Kg. (888–898) 100 Odo Colonna, siehe Martin V. Odoaker, röm. Kg. († 493) 40 Offa II., Kg. von Mercien (757–796) 79 Ohtrich, Domscholast († 981) 108 Okzident (Abendland), L. 17, 108, 149, 195, 208, 270 Oktavian, siehe Johannes XII. Oktavian, KD von S. Nicola in Carcere (vor 1138), KP von S. Cecilia (1154), siehe Viktor (IV.) Olympios, Exarch von Ravenna (649-ca. 651 / 52), Usurpator 60 opera (Abgabendienst), siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Orange, O. – Universität 245 orbis Christianus 64, 74, 79, 86, 91, 94, 127, 133 f., 136, 143 f., 146 f., 149–151, 155 f., 160, 207, 209, 236, 244, 261, 272, 284, 289 f., 298–300 Orchan, osmanischer Sultan (1326–1362) 270
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Orient, L. 174, 204, 207 f., 212–214, 270 f., 294 Orléans, O. 225 Orosius, Historiograph († um 418) 104 Orsini, Fam. 175, 211–213, 215, 226, 250, 275, 297 f. Orvieto, O. 176 Osman, Ghazi (1288–1326) 270 Osmanen (Türken), V. 267, 269–271, 274 f., 280–282, 285, 290, 292 Osterfeststreit 22 Österreich, L. 207, 262 Ostia, O. und Bm. 24, 32, 81, 88 – Gregoriopolis, Festung 81 Ostiarier, siehe Klerus Ostgoten, V. 28, 295 Ostkirche 17, 45, 54, 78, 90, 110, 123, 205, 224, 245, 251, 270 Ostsee 148 Otto, KD von S. Nicola in Carcere (1227–1244), KB von Porto und S. Rufi na (1244–1251) 185 Otto, Bf. von Bamberg (1103–1139) 145 Otto I., frk. Kg. (936–973), Kg. von Italien (951–973), röm.-dt. Ks. (962–973) 97 f., 104–106, 108, 110 f., 118, 150 Otto II., dt. Kg. (972–983), röm.-dt. Ks. (973–983) 107 Otto III., dt. Kg. (983–1002), röm.-dt. Ks. (996– 1002) 107–109, 111, 118 f. – renovatio imperii Romanorum 107, 111 Otto IV., dt. Kg. (1198–1218), röm.-dt. Ks. (1209–1218) 177–180, 195 Otto von Wittelsbach, bay. Pfalzgf. († 1209) 179 Ottonen, Dyn. 111, 114 Ottonianum, siehe Kaiserpakt(en) Ovid, Dichter († 17) 183 Oviedo, Ebm. 144 Oxford, O. – Konzil (1382) 254 – Universität 202 f., 229, 254 f. Paderborn, O. 77 Padua, O. 183, 239, 249, 275 Palaiologen, Dyn. 206, 270 Palästina (Heiliges Land, Israel), L. 29, 42, 44, 66, 139, 166, 169, 175, 197 f., 206–208, 213–215, 217, 224, 246, 283, 298 Palencia, O. 192 Palermo, O. 179, 187, 214 Pallium 51, 76, 85, 111, 113, 127, 146 Pamiers, Bm. 220 Pandulf, KD von SS. Cosmas und Damian (1134–1135 / 37) 154 Papstamt, Petrusamt, siehe Papsttum Papstbrief, siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut Papsterhebung , siehe Papsttum Papstgeschichte, Papstgeschichtsschreibung , siehe Papsttum Papstkrönung, siehe Papsttum, Papsterhebung Papsttum / Papstamt / Petrusamt (principatus, princeps apostolorum) 11–20, 22 f., 32, 34 f., 43, 45 f., 49, 52, 55, 57, 59 f., 62–67, 71, 79, 83, 96 f., 99, 103–105, 108 f., 112–118, 125, 132 f., 135, 137, 143,
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145 f., 150 f., 153, 155–158, 160–163, 166 f., 169 f., 175–177, 184, 186, 188, 191, 193, 198 f., 201 f., 205–207, 211–213, 215 f., 218, 220 f., 223–225, 227, 231, 236, 238–243, 245–248, 250, 253, 255 f., 259, 263, 267–269, 272–274, 276–280, 282, 285–287, 289–291, 293–300 Abgaben – Annaten 235, 284 – Interkalarfrüchte 235 f. – Servitien 235, 237, 284 – Spolien 165, 179, 235 cathedra Petri (Papststuhl) 34, 67, 79, 81, 84, 97–99, 102, 117, 128, 133, 156, 163, 173, 211, 225, 274 f., 276, 293, 295 kirchliche Grundherrschaft / domuscultae 67 – angaria (Abgabendienst) 67 – Emphyteuse 55 – fundus 55 – Kolonen (Halbfreie) 67 – adscripti 67 – censibus adscripti 67 – conditionales 67 – mansuarii 67 – tributales 67 – libellarische Pacht 55 – massa 55 – opera (Abgabendienst) 67 – Patrimonium 55, 59, 62, 66 f. – rectores 55 – Thesaurar 201, 234 – villa 55 – xenia (Abgabendienst) 67 Kurie (curia Romana) / Ämter 17, 138, 146, 154, 159, 161, 184, 186–188, 200, 203, 212, 214, 218, 225–229, 231, 233–238, 240–242, 244 f., 247, 249–252, 255 f., 263, 265 f., 269, 275, 278, 285, 289 f., 299 – Abbreviatoren 279 – Arkar (arcarius, Schatzmeister) 52, 67 – Datarie, Datierungsbehörde 285 – defensores 32, 67 – iudices de clero 67 – iudices de militia 67 – Kammer (camerarius) 17, 138, 146, 157, 233–236 – Kapelle 137, 157 – Kubikular 67 – Nomenkulator (nomenculator) 52, 67 – Notar 32, 51, 67, 196 – Pönitentiarie 201, 203, 234, 244, 291 – Rota, Gericht 201 – Sakellar (sacellarius) 52, 67 – scholae 32, 52, 74 – superista 67 – vestiarius (Vestarar) 52, 67 – Vicedominus 67 Papsterhebung 80, 118, 125, 146, 160, 233 – Inthronisation 117, 160 – Konklave 185, 200, 225 f., 231, 249, 251, 259, 262, 289, 297 – Papstkrönung 227 – Papstwahl 17, 42, 45, 51, 68, 101, 125 f., 137,
362
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
148, 151 f., 155, 160, 185, 198 f., 226, 233, 249, 251 f., 254, 262, 265, 285, 295–298 – – – Papstwahlordnung des Konzils von Rom (769) 68 – – – Constitutio Romana (824) 81, 96 – – – Papstwahldekret (1059) 126, 129, 137, 149, 170, 199, 297 – – – Papstwahlordnung des 3. Laterankonzils (1179) 155 – – – (Ubi periculum) Papstwahlordnung des 2. Konzils von Lyon (1274) 199 – Papstgeschichte, Papstgeschichtsschreibung 13–16, 18–20, 22, 39, 50 f., 62, 64 f., 68, 82 f., 132, 139, 147 f., 150, 154, 167, 169, 175, 190, 200, 211, 216, 225–227, 268, 272, 280, 282, 293, 297, 299 – Päpstliches Schriftgut / Kanzlei (cancellaria, cancellarius) 110, 137 f., 154, 157–160, 165, 201, 234–236, 251 f. – – commentarii, Verwaltungslisten 50 – – Papstbrief 13, 15, 130, 155 – – Papsturkunde 20, 93, 112, 137, 150, 157–159, 167, 169, 172 f. – – Reskript 55 – – Registerführung (regesta) 49 f., 65, 83, 88, 98 f., 128, 133, 136, 154, 176, 200, 235, 299, siehe auch Gregor I., Gregor VIII., Innozenz III., Johannes VIII. und Stephan V. – Papstvatizinien 209, 216 – Primat, päpstl. 22, 45, 85, 123, 136, 156, 169, 198, 213, 271 – – Jurisdiktionsprimat 34, 92 – – plenitudo potestatis 35, 173, 234 – – sedes apostolica 33 f. – – Schlüsselgewalt (traditio clavum, traditio legis) 33 Papsturkunde, siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut Papstvatizinien, siehe Papsttum Papstwahl, siehe Papsttum, Papsterhebung Papstwahldekret (1059), siehe Papsttum, Papsterhebung, Papstwahl Paris, O. 174, 201 f., 212, 215, 228, 280 – Synode (1398) 257 – Universität 173, 202 f., 212, 229, 243, 257, 261, 272 Paschalis I., P. (817–824) 65, 80 Paschalis II., P. (1099–1118) 116, 133 f., 141, 144–146 Paschalis (III.), Gegenpapst (1164–1168) 147 Paschalis, primicerius (um 800) 77 Paschasius Radbertus, Mönche († 865) 82 Patriarchat 44, 89 Patrizius der Römer (patricius romanorum) 69 f., 72, 79, 109 Patrimonium, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Patrimonium Petri, siehe Kirchenstaat Paul I., P. (757–767) 65, 67 f., 71, 73 f. Paul II., P. (1464–1471) 274 f., 279, 282 Paul III. (Alessandro Farnese), P. (1534–1549) 286 Paulus (Saulus), Apostel 11, 23 f., 27, 29 f., 33, 35 f., 132, 137, 142, 183 f., 238, 246 Paulus Afiarta, Berater Stephans III. (2. Hälfte 8. Jh.) 73
Paulus Diaconus, Mönche († um 797 / 99) 58 Pavia, O. 41, 68, 84, 116, 188, 278 – Synode (1022) 109, 117, 121 – Synode (1160) 150, 152 – Synode (1423) 266 f. Pécs, siehe Fünfk irchen Pedro Tonerio, Ebf. von Toledo (1375–1399) 253 Pedro / Petrus de Luna, siehe Benedikt XIII. Pedro-Luis Borja, Sohn Alexanders VI. († 1488) 286 Peking (Khanbalig), Ebm. 213, 244 Pelagius I., P. (556–561) 48 Pelagius, KD von S. Lucia (1206 / 07–1211), KP von S. Cecilia (1211–1213), KB von Albano (1213– 1230) 207 f. Pelagius, Mönch († 420) 38 – Pelagianismus 38 Peñiscola, O. 250, 262 Pentapolis, Hzm. 41, 72, 105 Pentarchie (Fünferkollegium der Patriarchate) 36, 44 Perpignan, O. 262 – Konzil (1408) 258 – Konzil (1417) 250 Persien 42, 139, 199 Perugia, O. 181, 188, 218, 226, 242, 249 Peter, Ebf. von Mainz (1306–1320) 238 Peter Castelnau, päpstl. Legat († 1208) 191 Peter I., Kg. von Kastilien und León (1350–1369) 244 Peter II., Kg. von Aragón (1196–1213) 191, 193 Peter III., Kg. von Aragón (1262–1285) 214 Petersfahne 127 Peterspfennig 79 Petrarca, siehe Francesco Petrarca Petrus (Simon), Apostel 11 f., 15, 23–25, 27, 30, 33–36, 38, 44 f., 56, 62, 68 f., 76 f., 79, 87, 91, 94, 103, 105–107, 113, 130 f., 137, 142, 162, 176, 183 f., 196, 206, 220 f., 238 f., 246, 248, 294, 299 Petrus Damiani, KB von Ostia (1057–1072) 113, 117, 119–122, 125, 136 f. Petrus, Subdiakon und Patrimonienrector Siziliens (um 592) 55 Petrus, camerarius (um 1099) 138 Petrus von Benevent, Kanoniker († 1219 / 20) 200 Petrus Abaelardus, Mönch († 1142) 163, 166 f., 189 Petrus Guillermus, Mönch (um 1142) 154 Petrus de Vinea, Kanzler Friedrichs II. († 1249) 186 Petrus Crassus, Gelehrter (2. Hälfte 11. Jh.) 135 Petrus Hispanus, siehe Johannes XXI. Petrus von Morrone, siehe Coelestin V. Petrus Philargus, siehe Alexander V. Pfründe 157, 199, 226, 233, 235 f., 253, 285, 289 f., 298 Philagatos, siehe Johannes (XVI.) Philipp von Schwaben, dt. Kg. (1198–1208) 177–179, 204 Philipp I., frz. Kg. (1060–1108) 141, 145 Philipp II. August, frz. Kg. (1180–1223) 166, 177, 180, 209 Philipp IV. „der Schöne“, frz. Kg. (1285–1314) 212, 215, 219–223, 225–231, 237 Philipp V., frz. Kg. (1316–1322) 231
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Philipp VI., frz. Kg. (1328–1350) 231, 240, 243 Philipp der Gute, burg. Hzg. († 1467) 282 Philippi, O. 23 Philippikos Bardanes, byz. Ks. (711–713) 61 Photios, Patriarch von Konstantinopel (858–867, 877–886) 83, 89 f., 100 Phrygien, L. 161 Piacenza, O. und Ebm. 92, 108 – Konzil (1095) 134, 141 – Universität 202 Pico della Mirandola, Humanist († 1494) 278 Piccolomini, Fam. 274, 285, 298 Pierleoni, Fam. 147–149, 152 f., 175, 297 f. Pierre d’Ailly, Gelehrter und KP von S. Grisogono (1411–1420) 257, 261, 296 Pierre Bohier, Mönch († um 1388) 254 Pietrasanta, O. 258 Pietro Riario, Mönch († 1474) 275 Pippin d. J., frk. Kg. (751–768) 68–71, 72, 105 f. Pippin, Kg. des regnum Italiae (781–810) 73 Pippinische Schenkung 71 f., 80, 297 – Schenkungsversprechen 70 f. Pisa, O. 72, 147, 179, 188, 196, 238, 258, 263, 265 – Konzil (1409) 250, 258–261, 265 – Konzil (1511) 289 – S. Maria Assunta, Ki. 258 Pius II. (Aeneas Silvius Piccolomini), P. (1458–1464) 274 f., 278, 279, 281 f., 284 f., 287 Pius III., P. (1503) 274, 276, 289 Pius XI., P. (1922–1939) 24 Plantagenet, Dyn. 231 Platina (Bartolomeo Sacchi), Humanist († 1481) 279 Plato, Philosoph († 348 / 347 v. Chr.) 276, 278 plenitudo potestatis, siehe Papsttum, Primat Po, Fl. 41 Poitiers, O. 62, 227 Poitou, Gft. 177 Polen, L. 108, 114, 145, 150, 219, 252 Polycarpus, siehe Gregorius Pommern, L. 145 Pomponio Leto, Humanist († 1498) 279 Pönitentiarie, siehe Papsttum, Kurie Ponte Mammolo, O. 141 Ponthion, O. 70 f., 85 Pontianus, P. (230–235) 22 Pontus, Exarchat 44 Pornokratie 97 Porto, O. und Bm. 32, 99 f., 144 Portovenere, O. 258 Portugal, L. 146, 168, 198, 212, 229, 252 f., 283 f., 286 Pozzuoli, O. 181 Prädestination 255 f. Prag, O. und Ebm. 242, 256, 268, 269 – Bethlehemskapelle 255 – Universität 255 f. Pragmatische Sanktion (554) 42 Pragmatische Sanktion (1438) 269, 289 Prämonstratenser, Orden 149, 162, 189 Predigerorden, siehe Dominikaner Prémontré, Kl. 194 Presbyter, siehe Klerus
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Preußen, L. 206, 215 Priesterehe 120, 121, 128 Primat, päpstl., siehe Papsttum primicerius 32, 51, 67 principatus, siehe Papsttum / Papstamt / Petrusamt princeps apostolorum, siehe Papsttum / Papstamt / Petrusamt Prokop der Kahle, Priester († 1434) 268 proskynesis, siehe Bilderstreit Protestantismus 13 Provence, L. und Gft. 57, 102, 187, 225, 227, 245, 257, 259, 277 Pseudo-Clemens, siehe Clemens I. pseudo-isidorischer Dekretalen, siehe Isidor Mercator Pyrenäen, Gebirge 144 Quierzy, O. 70, 231 Quillon, Bm. 244 Radoald, Bf. von Porto (853–863) 95 Raffael Santi, Künstler († 1520) 279 f. Rahewin, Historigraph († vor 1177) 152, 160 Raimund Peraudi, KD von S. Maria in Cosmedin (1493–1496), KP von S. Vitale (1496–1499), KP von S. Maria Nuova (1499–1503), KP von SS. Giovanni und Paulo (1503–1505) 290 Raimund von Peñafort, Kanonist († 1275) 173, 192, 200 Raimund von Capua, Mönch († 1399) 247 Raimund VI., Gf. von Toulouse († 1222) 191 Raimundus Lullus, Mönch († 1316) 229 Rainald von Dassel, ksl. Kanzler († 1167) 150, 152, 163 f. Rainald, Reichsverweser in Sizilien (1. Hälfte 13. Jh.) 184 von Ranke, Leopold, Historiker († 1836) 13 Rastislaw, mähr. Fs. († nach 870) 91 Raszien, L. 270 Ratchis, lang. Kg. (744–749) 68 Ratramnus von Corbie, Mönch († um 870) 90 Ravenna, O., Exarchat und Ebm. 40–42, 60, 63, 67, 72, 105, 108, 119, 136, 249 – S. Apollinare in Classe, Kl. 119 – Konzil (898) 99 Reconquista 127, 140, 143, 168, 207, 209, 283 rectores, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Reformation 13, 248, 255, 274, 276, 291, 293 Regalien 162, 165, 179 regalis potestas, siehe Gelasius I., Zweigewaltenlehre Regensburg, O. 97, 282 Regesta, siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut Regino von Prüm, Mönche († 915) 85 Registerführung, päpstl., siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut regnum, siehe Universal- und Partikulargewalten Regularkanoniker, siehe Klerus Reichskirche 117, 123, 134 Reims, O. 80, 86, 134 – Kathedralschule 108 – Synode (1049) 123
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
Rekuperation 154, 166, 172 f., 175 f., 178 Remiremont, Kl. 123 Remus, mythol. Gestalt 35 Renaissance 274–276, 279 f., 285 f., 291, 293–295, 300 René von Anjou, Kg. von Neapel (1435–1480) 277 renovatio imperii Romanorum, siehe Otto III. Reskript, siehe Papsttum, päpstliches Schriftgut responsa 32, 89 f. Restauration 204, 267, 270, 272–274 Rhein, Fl. 207 Rheinland, L. 205 Rhens, O. 241 Rhodos, L. 215 Rhône, Fl. 168, 231, 234 Richard I. Löwenherz, engl. Kg. (1189–1199) 166, 169, 177 Richard II., engl. Kg. (1377–1399) 255 Richard von Cornwall, dt. Kg. (1257–1272) 187, 208 Richard, Gf. von Aversa, Fs. von Capua († 1078) 126, 145 Richard von San Germano, Historiograph († 1244) 181, 195 Richenza, röm.-dt. Ksn. († 1141) 162 Rieti, O. 176 Rimini, O. 260 – Goldene Bulle von Rimini (1226) 206 Ripaille, Kartause 269 Ripoll, Kl. 108, 113 Ritter vom Heiligen Grab, Orden 227 Ritterorden 140, 168, 194, 199, 206, 214 f., 227 f., 262 Robert Grosseteste, Bf. von Lincoln (1235–1253) 203 Robert, Kg. von Neapel (1309–1343) 238 f. Robert Guiscard, norm. Herrscher († 1085) 124, 126, 145 Robert, norm. Fs. († 1134) 145 Robert von Reims, Chronist († 1122) 138 Robert von Genf, siehe Clemens VII. Rodas, Kl. 113 Rodrigo Jiménez de Rada, Ebf. von Toledo (1209–1247) 205 Rodrigo de Borja, siehe Alexander VI. Roger Bacon, Mönch († um 1294) 203 Roger II., siz. Kg. (1130–1154) 162 f., 168 Roger von Sizilien, norm. Herrscher († 1101) 127, 145 Roland Bandinelli, siehe Alexander III. Rom, O. und Hzm. 11–19, 22–119, 122–130, 133–138, 140–158, 160–163, 165 f., 168–170, 172, 175–177, 179–185, 188 f., 191, 194, 199, 202, 205, 209, 211, 215, 217–221, 223–227, 230 f., 233, 235, 238, 240, 242–247, 249–253, 257–263, 265 f., 269 f., 273, 275 f., 278–281, 284 f., 287, 289–293, 295–299 – Ara Coeli, Ki. 251 – Aurelianische Mauer 87 – Aventin 53 – Borgo 150 – Calixtus-Katakomben 27 – cubiculum 52
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Diakonien 54 Engelsbrücke 218 Engelsburg 133 Fastensynode (1075) 129, 131 Fastensynode (1076) 131 Fastensynode (1112) 141 Johannopolis 81 Kaiserpalast 29 Kapitol 244 Konzil (853) 87 Konzil (1301) 220 Konzil (1412–1413) 260 Lateran 29, 30, 60, 67, 80, 88, 95, 101, 142, 162, 170, 205, 219, 231, 244, 298 – Baptisterium 29 – Kaiserpalast 29 – 1. Konzil (1123) 134, 143 – 2. Konzil (1139) 149, 167 – 3. Konzil (1179) 151 f., 165, 190, 199 – 4. Konzil (1215) 169, 172, 192–194, 199, 207, 216, 230 – 5. Konzil (1512–1517) 221, 276, 289, 291 – Lateranbasilika (Basilica Constantiniana, caput et mater omnium ecclesiarum) 29, 54, 68, 149, 153 – Lateranpalast (patriarchium, palatium) 75, 88, 110, 157, 160 – triclinium 76 – S. Lorenzo 160 – Synode (649) 60 Leostadt (civitas Leonina, Leopolis) 65, 79, 81, 162 Monte Celio 49 S. Agnese, Ki. 29, 88 S. Andrea, Kl. 49, 56, 58 S. Clemente, Ki. 134 S. Croce in Gerusalemme, Ki. 29, 205 S. Lorenzo, Ki. 29 f., 54 S. Marco, Ki. 260 S. Marcello, Ki. 86 S. Marcellino e Pietro, Ki. 29 S. Maria in Cosmedin, Ki. 53 S. Maria Maggiore, Ki. 30, 54 St. Paul vor den Mauern, Ki. 24, 29, 54, 84, 218 S. Pietro in Vincoli, Ki. 129 S. Pudenziana, Ki. 30 SS. Quattro Coronati, Kl. 65 S. Saba, Kl. 53 S. Sabina, Kl. 65, 109 S. Sebastiano, Ki. 29 Santo Spirito in Sassia, Hospital 203 S. Stefano, Kl. 65 schola cantorum, grecorum, siehe Papsttum, Kurie, scholae scholae peregrinorum 74, 78 – schola saxonum 79 Senat 66, 153, 166, 176, 213, 244 Sessorianum 29 Stadtschreiber 110 Stationsgottesdienste 54, 280 Synode (732) 69 Synode (826) 81 Synode (1059) 125
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen – – – – – – – – – – – –
Synode (1102) 134 Titelkirchen 29 f., 54, 138 Tropaia, Erinnerungsstätten 24 Universität 229 Vatikan 12, 24, 29, 247, 279 f., 298 – Archiv 15 – Bibliothek 275, 278 f. – Grotten / Apostelgräber 24 – 1. Konzil (1869–1870) 14, 23, 61, 82 – Paläste 280, 287, 293 – Sixtinische Kapelle 275, 279 f. – St. Peter, Ki. 23, 24, 29 f., 54, 65, 68, 71, 74 f., 77–80, 84 f., 87, 95, 149 f., 152, 157, 160, 162, 217–219, 240, 246, 248, 276, 280, 293, 299 – Via Appia 29, 34 f. – Via Labicana 29 – Via Nomentana 29 – Via Sacra 61 – Via Tiburtina 29 – Zoemeterialkirchen 29 f. Romagna, L. 116, 134, 184, 286 Romane, V. 263 Romanos I. Lakapenos, byz. Ks. (920–944) 102 Romanus, röm. Konsul und Hzg., siehe Johannes XIX. Römisches Reich (Imperium Romanum, Ostrom, Westrom), L. 11, 20, 22, 28, 36 f., 40, 42 f., 46, 56, 62, 103 f., 178, 197, 270, 295 f. Romuald von Camadoli, Eremit († 1027) 113, 119 Romulus, mythol. Gestalt 35 Romulus, weström. Ks. (475–476) 39 f. Roncaglia, O. 164 Rosendus von Celanova († 977), hl. 156 Rossano, O. 108 Rota, Gericht, siehe Papsttum, Kurie Rothad, Bf. von Soissons (832–862, 865–869) 83, 86, 88, 92 Rovere, Fam. 285 Rudolf von Habsburg, dt. Kg. (1273–1291) 188, 198, 237 Rudolf von Rheinfelden, dt. Gegenkg. (1077–1080) 131 f. Rufi nus von Aquileja, Mönch († 410 / 11) 34 Ruprecht von der Pfalz, dt. Kg. (1400–1410) 258–260 Russland, L. 91, 272 S. Vincenzo al Volturno, Kl. 72 St-Denis, Kl. 71 St.-Georgs-Ritterorden 282 St-Gilles, Kl. 154 St-Michel-de-Cuxa, Kl. 113 St-Pons-de-Thomières, Kl. 113 St-Ruf, Kl. 168 Sabina, L. 72, 105, 147, 176 sacerdotium, siehe Universal- und Partikulargewalten Sachsen, V. und L. 74, 107 f. Sachsenhausen, O. 239 – Sachsenhausener Appellation (1324) 239 Sakellar (sacellarius), siehe Papsttum Saladin, ägypt. Sultan (1171–1193) 166, 208
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Salamanca, O. – Universität 229 Salbung, siehe Zeremoniell Salerno, O. 133, 203 Salier, Dyn. 117 f., 124 Saloniki, siehe Thessaloniki Samarkand, O. 271 San Germano, O. 181 – Friede (1230) 197 San Juan de la Peña, Kl. 144 Sancho III., Kg. von Navarra (1004–1035) 113 Sancho II., Kg. von Portugal (1223–1248) 198 Sandro Botticelli, Künstler († 1510) 279 Santiago de Compostela, Bm. und Ebm. 123, 138, 144, 168, 291 Sarazenen, V. 81, 83–85, 87 f., 98 f., 104, 112, 124, 138, 184, 187, 196, 223, 228, 283 f., 295 Sardica, siehe Sofia Sardinien, Insel 22, 39 f., 55, 183 Savona, O. 258, 275 f. Savoyen, L. und Gft. 186, 212, 251 Schaffhausen, O. 262 Schenkungsversprechen, siehe Pippinische Schenkung Schisma 26, 44, 87, 115, 122, 124, 126, 134, 144, 146, 148–152, 160 f., 163, 165, 170, 196, 217, 240, 249 f., 252–255, 268, 272, 285, 297, 299 – Großes Abendländisches (1378–1417 / 1423) 18, 170, 200, 226, 252 f., 256 f., 259, 262 f., 265, 267, 269, 273, 285, 297, 300 Schlesien, L. 206 schola, siehe Papsttum, Kurie Scholastik 135, 155 f., 256, 276 Schottland, L. 149 f., 235, 252 Schwaben, L. 179, 181 Schweden, L. 145, 247 Sciarra Colonna, Kard. († 1329) 223, 240 Seldschuken, V. 115, 138 Serbien, L. und Patriarchat 91, 270 Sergius I., P. (687–701) 40, 61 Sergius II., P. (844–847) 65, 79, 84, 86, 88 Sergius III., P. (897; 904–911) 98, 101 f. Sergius IV. „Os porci“, P. (1009–1012) 103, 109 Sergius, Berater Stephans III. (2. Hälfte 8. Jh.) 73 Sergius, Hzg. (10. Jh.) 119 Servitien, siehe Papsttum, Abgaben Sidon, O. 214 Siebenbürgen, L. 206, 271 Siegfried, Ebf. von Mainz (1230–1249) 184 Siegmund, siehe Sigismund Siena, O. 125, 188, 238, 266 f., 270, 275 Sigismund (Siegmund), ung. Kg. (1387–1437), dt. Kg. (1411–1437), böhm. Kg. (1419–1437), röm-dt. Ks. (1433–1437) 260–265, 269 f., 290 Signoria 182 Silvester I., P. (314–335) 22, 28 f., 45 f., 71, 108 – Actus Silvestri 46 Silvester II. (Gerbert von Aurillac), Ebf. von Reims (991–996), P. (999–1003) 98, 107–109, 114, 117, 295 Silvester III., P. (1045–1046) 109 f., 116 Simon Magus, bibl. Person 120
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
Simon de Cramaud, Patriarch von Alexandria († 1423) 258 f. Simon von Montfort, Gf. († 1218) 191 Simonie 117, 120–122, 125, 127 f., 142, 222 Sinibald Fieschi, siehe Innozenz IV. Sinuessa, O. – Synode 45 Siricius, P. (384–399) 32 Sixtus II., P. (257–258) 27 Sixtus IV., P. (1471–1484) 275 f., 279, 285 f. Sizilien, L. und Kgr. 39, 41, 48, 55, 65–67, 85, 127, 145, 148 f., 164, 166 f., 172–174, 176 f., 179–182, 185–189, 199, 205 f., 209, 212–216, 219, 223 f., 229 f., 277 – Sizilianische Vesper (1282) 212, 214 f., 224 Skandinavien, L. 169, 252 Skopje, O. 270 Skythen, V. 40, 44, 93 Slawen, V. 42, 64, 91, 93, 100, 107, 169 Sofia (Sardica), O. und Bm. – Synode (342 / 43) 36, 82 Spanien (Iberische Halbinsel), L. 32, 37 f., 42, 49, 57, 73, 91, 93, 113 f., 122, 127, 140, 150, 160, 166, 168, 170, 185, 196, 205, 209, 214, 233, 244, 250, 258, 260–263, 266, 272, 277, 283 f., 286, 290, 294 spiritualia, siehe Ivo von Chartres Spoleto (Spoletiner), O. und Hzm. 41, 61, 68, 72, 85, 98, 100, 103, 106, 245 Spolien, siehe Papsttum, Abgaben Staufer, Dyn. 16, 148, 152, 164, 171–173, 175, 177–183, 185–189, 196, 198, 209, 213–215 Stefaneschi, siehe Jakobus Stefaneschi Stephan I., P. (254–258) 22 Stephan II., P. (752–757) 63, 65, 68–70 Stephan III., P. (768–772) 65, 68 Stephan IV., P. (816–817) 65, 79 f. Stephan V., P. (885–891) 89, 98–100 – Register 98 f. Stephan VI., P. (896–897) 100 f. Stephan IX. (Friedrich), P. (1057–1058) 123, 125 Stephan Langton, Ebf. von Canterbury (1207–1228) 180, 209 Stephan, ung. Kg. (997–1038), hl. 108 Stephan Dusan d. Gr., Kg. von Serbien (1331–1355) 270 Stratordienst, siehe Zeremoniell Subdiakon, siehe Klerus Subiaco, Kl. 112 Suitger von Bamberg, siehe Clemens II. Sultaniyah, Bm. 244 superista, siehe Papsttum, Kurie Sutri, O. 125 – Synode (1046) 109 f., 116 f. Symmachi, Fam. 30 Symmachus, P. (498–514) 40, 44 f., 130 – Symmachianische Fälschungen 45, 77 Synode 26, 35 f., 44 f., 113, 129, 169, 195, 258, 262, 266 Syrien, L. 42, 44, 65 f., 184 Tabellion 110 Tabor, Berg 264
Taboriten, siehe Hussiten Tagliacozzo, O. 188 Tamerlan, L. 271 Tanchelm, Wanderprediger († 1115) 189 Tankred von Lecce, siz. Kg. (1190–1194) 166 Tarent, O. 187 Tarentaise, O. 175 Tarragona, O. und Ebm. 144, 168 Tartaren, siehe Mongolen Tatenberichte (Gesta) 16 Templer, Orden 166, 206, 215, 225, 227–230, 237, 243, 262, 284 temporalia, siehe Ivo von Chartres Terracina, O. 112 Tertiarier, Orden 192 Tertullian, Schriftsteller († nach 220) 25 Thaddäus von Suessa, Richter († 1248) 196 f. Thedisius, Bf. von Agde (1215–1233) 195 Theobald (Coelestin II.), Papstelekt († 1126) 135 Theobald, Gf. von der Champagne († 1253) 208 Theoderich, ostgot. Kg. († 526) 39 f., 45 Theodora, Frau Theophylakts († nach 916) 102 Theodora d. J., Tochter Theophylakts († um 950) 102 Theodosius I., röm. Ks. (379–395) 27, 37, 150 Theodotus, primicerius notariorum (2. Hälfte 8. Jh.) 73 Theodulf, Bf. von Orléans (798–821) 73 Theophanu, röm.-dt. Ksn. (972–991) 107 Theophylakt, Patriarch von Konstantinopel (933–956) 102, 104 Theophylakt, röm. Senator und Konsul († um 924 / 25) 98, 102–104, 106 Theophylakt, siehe Benedikt IX. Thesaurar, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Thessaloniki (Saloniki), O. und Vikarat 37, 66, 89, 91, 204 Theutberga, Gemahlin Kgs. Lothars II. († nach 869) 91 f. Th ietgaud, Ebf. von Trier (847–863 / 868) 86, 91 f. Tholomeus von Lucca, Historiograph († 1327) 218 Thomas Becket, Ebf. von Canterbury (1162–1170), hl. 169 Thomas von Aquin, Gelehrter und Mönch († 1274) 192, 198, 202 Thomas, Gf. (um 1228) 182 Th rakien, L. und Exarchat 44 Th ronstreit, dt. 172, 175, 180, 241 Thüringen, L. 69, 177 Tiara 111, 160 f., 184, 212, 217 Tiber, Fl. 100, 162 Timur, asiat. Eroberer († 1405) 271 Tiros, O. 214 Titus, röm. Ks. (79–81) 23 Tivoli, L. 251 Toledo, O. und Ebm. 144, 158, 168, 202, 244 Tolfa, O. 285 Tordesillas, O. – Vertrag (1494) 284 Tortosa, O. 168, 272
Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen Toskana (Nordtoskana), L. 41, 176, 188, 238 Totila, ostgot. Kg. (542–552) 40 Toul, Bm. 123 Toulouse, O. und Gft. 191, 226 – Universität 202 Tours, O. und Ebm. 62, 93 f., 228 traditio clavum, traditio legis, siehe Papsttum, Primat Trajan, röm. Ks. (98–117) 26 Translationsverbot 100 f. Transsubstantiation 195 Treueid, siehe Zeremoniell Tribur, O. – Fürstentag (1076) 131 Trient, Hzm. 41 Trier, O. und Bm. 110, 165 Trinitarier, Orden 193 Trinitätslehre 22, 28 Tripolis, O. 212, 214 Troyes, O. 174 – Konzil (878) 85 – Konzil (1129) 166 Tschechien, L. 256 Tudors, Dyn. 290 Tunis, O. 208 Türken, siehe Osmanen Tusculum, L. 109, 166 Tuskulaner, Fam. 106, 109, 116, 298 Tuskulanerpäpste 98, 109, 113 f. Tuszien, Hzm. 41, 72, 105 f., 124, 128, 182 Ubertino von Casale, Mönch († nach 1328) 242 Ubi periculum, siehe Papsttum, Papstwahl Ugedei-Chan, Großchan († 1241) 207 Ulrich, Bf. von Augsburg (923–973) 111, 121 Ulrich von Richental, Historiograph († 1437) 261 Umbrien, L. 41 Ungarn, L. 107 f., 114, 145, 150, 192, 206 f., 219, 237, 243, 249, 252, 271, 280 Unio regni ad imperium, siehe Heinrich VI. Universal- und Partikulargewalten – Imperium 142, 147, 167, 177, 238 – regnum 115, 133 – sacerdotium 115, 133 Urban II., P. (1088–1099) 116, 133 f., 137–139, 145, 149, 154 Urban III., P. (1185–1187) 147, 165 Urban IV., P. (1261–1264) 174, 187 f., 200, 203, 215 Urban V., P. (1362–1370) 226, 236, 245–247 Urban VI. (Bartolomeo Prignani), P. (1378–1389) 249, 251 f., 300 Urbansbund, Zusammenschluss böhm. Adeliger 253 Urkirche (ecclesia primitiva) 23, 27, 128, 191, 279 Utraquisten, siehe Hussiten Vadstena, O. 247 Valdes, Kaufmann († um 1207) 190 Valencia, O. 274 Valentin, P. (827) 65
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Valerian, röm. Ks. (253–260) 26 Vallombrosa, Kl. 119 Valois, Dyn. 231 Vandalen, V. 28, 35 Vannozza de Cattaneis, Mätresse Alexanders VI. († 1518) 286 Venaissin, Gft. 227, 231 Venedig, O. 164, 183, 204–206, 209, 213, 215, 246, 250, 271, 275, 277, 286 – Friede (1177) 147, 151, 153, 164 f., 171, 209 – S. Marco, Ki. 275 – S. Maria Nuova, Ki. 275 – S. Nicolo, Ki. 164 – Palazzo Venezia 275 Verdun, O. – Vertrag (843) 65, 83, 95 Verona, O. 165, 169, 188 – Veroneser Bund 164 vestiarius (Vestarar), siehe Papsttum, Kurie via cessionis, compromissi, concilii, subtractionis, siehe Konziliarismus Vicedominus, siehe Papsttum, Kurie Viktor I., P. (189–198 / 99) 22 Viktor II. (Gebhard von Eichstätt), P. (1055–1057) 124 f. Viktor III. (Desiderius von Montecassino), P. (1086–1087) 128, 133 Viktor (IV.) (Oktavian), Gegenpapst (1159–1164) 147, 149 f., 152, 163, 165 Vienne, O., Kl. und Ebm. 70, 116 – Konzil (1311 / 12) 229 f., 242, 250 Vigilius, P. (537–555) 47 Vikariat 57 Vilandraut, O. 225 villa, siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Villeneuve-lès-Avignon, O. 234, 257 Virgil, röm. Dichter († 19 v. Chr.) 246 Visconti, Fam. 245 vita apostolica 191 Vitalian, P. (657–672) 58, 60 Viterbo, O. 176, 179, 181, 188, 212, 246 Vogesen, Gebirge 123 Völkerwanderung 28 Vulgata 161, 278 Waiblingen, O. 183 Waldenser, rel. Bewegung 190 Waldrada, frk. Kgn. († nach 869) 91 Walter, päpstlicher Legat (um 1090) 145 Welf V., bay. Hzg. († 1120) 134 Welfen, Dyn. 177, 183 Wenzel III., böhm. Kg. (1305–1306) 237 Wenzel IV., böhm. Kg. (1363–1400), dt. Kg. (1376–1400) 253, 255 Westgoten, V. 28, 35, 49, 82, 93 Westkirche 37, 45, 78, 90, 123, 205, 245, 270 Whitby, O. – Synode (664) 56 – Mönch von (1. Hälfte 8. Jh.) 58 Wibert von Ravenna, siehe Clemens (III.) Wido, Ebf. von Mailand (1045–1068 / 71) 127
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Register – Orte und Personen, Wörter und Sachen
Wido, Bf. von Ferrara (1082 / 83-nach 1099) 141 Wido II. von Spoleto, Kg. von Italien (889–894), röm. Ks. (891–894) 99 Wido I., Mgf. von Spoleto (842–859) 83 Wien, O. – Konkordat (1448) 269, 289 – Universität 245 Wilhelm (Guillaume) von Fillastre, KP von S. Marco (1411–1428) 260–262 Wilhelm von Volpiano, A. von St-Bénigne in Dijon († 1031) 119 Wilhelm von Malmesbury, Mönch († um 1143) Wilhelm von Ockham, Mönch († 1349) 239, 242, 248, 254, 257, 296 Wilhelm der Eroberer, engl. Kg. (1066–1087) 127, 145 Wilhelm II., engl. Kg. (1087–1100) 141, 145 Wilhelm I., siz. Kg. (1154–1166) 154, 163, 168 Wilhelm II., siz. Kg. (1166–1189) 166 Wilhelm von Nogaret, Kanzler († 1313) 221, 223, 229 Winfrid-Bonifatius, Missionar († 754) 69 f., 103, 136 Witigis, ostgot. Kg. (536–540) 40 Wittenberg, O. 293 Worms, O. 293 – Konkordat (1122) 134, 141, 143, 149 – – Calixtinum 141 – – Heiniricanum 141 f. – Konzil (868) 90 – Reichsversammlung (1076) 131
Würzburg, O. – Synode (1130) 149, 162 – Reichsversammlung (1165) 164 xenia (Abgabendienst), siehe Papsttum, kirchliche Grundherrschaft Yazîd II., Kalif (720–724) 62 York, O. 113, 254 Zacharias, P. (741–752) 65, 67, 69 f. Zähringer, Fam. 177 f. Zara (heute: Zadar), O. 204 Zeremoniell – Adoration 164 – auxilium 158 – consilium 158 – Fußkuss 129, 158, 164 f. – Immantation 152, 160 – Marschalldienst 164 – Salbung 70 f. – Stratordienst 162, 165 – Treueid 106, 121, 130, 131, 141, 150, 176, 182, 238 Zisterzienser, Orden 147, 149, 161, 166, 170, 186, 192, 195, 219, 226 Zölibat 31, 287 Zosimus, P. (417–418) 30 Zweikaiserproblem 123 Zweischwerterlehre 44, 161, 221 Zypern, L. und Kgr. 206, 214 f.
Abbildungsnachweis Akg-images: S. 31, 222; bpk Berlin: S. 12, 294; Picture-alliance: S. 232; WBG-Archiv: S. 2, 47, 76, 174, 288. Die Karten stammen von Peter Palm, Berlin.
Über den Autor Klaus Herbers, geb. 1951, ist Professor für Mittelalterliche Geschichte in Erlangen/Nürnberg und einer der führenden deutschen Mediävisten zu den Themen Papsttum, spanische Geschichte und zum Jacobus-Kult. Bei der WBG erschienen von ihm »Mirakelgeschichten des frühen und hohen Mittelalters« (2005) und „Pilgerwege im Mittelalter“ (2005, zus. mit Herbert Ohler, Bernhard Schimmelpfennig u. a.) und er ist Autor in der WBG-Weltgeschichte.